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German Pages 310 Year 2014
ZETEMATA MONOGRAPHIEN ZUR KLASSISCHEN ALTERTUMSWISSENSCHAFT BEGRÜNDET VON ERICH BURCK UND HANS DILLER IN VERBINDUNG MIT THOMAS BAIER UND DIETER TIMPE HERAUSGEGEBEN VON ECKARD LEFÈVRE UND GUSTAV ADOLF SEECK HEFT 147
Lust am Lesen Literarische Anspielungen im Frieden des Aristophanes von FABIAN ZOGG
VERLAG C.H.BECK MÜNCHEN
Die vorliegende Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich im Frühjahrssemester 2013 auf Antrag von Prof. Dr. Manuel Baumbach und Prof. Dr. Peter von Möllendorff als Dissertation angenommen.
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. 1. Auflage 2014 © Verlag C.H.Beck oHG, München 2014 ISSN 1610-4188 ISBN Buch 978 3 406 65972 0 ISBN eBook 978 3 406 65973 7 Die gedruckte Ausgabe dieses Titels erhalten Sie im Buchhandel sowie versandkostenfrei auf unserer Website www.chbeck.de. Dort finden Sie auch unser gesamtes Programm und viele weitere Informationen.
FÜR LAURA
INHALTSVERZEICHNIS VORWORT ..................................................................................................... 9 1. EINLEITUNG .......................................................................................... 13 1.1 Terminologie und Fokussierung............................................................ 13 1.2 Der Frieden als Lesetext....................................................................... 16 1.3 Intertextualitätssignale im Frieden ....................................................... 23 1.4 Intertextuelle Lektüre des Friedens ...................................................... 30 1.5 Lust am Lesen literarischer Anspielungen ............................................ 33 2. LITERARISCHE ANSPIELUNGEN IM FRIEDEN ........................... 38 2.1 Achaios ................................................................................................. 38 2.2 Aischylos............................................................................................... 43 2.2.1 Ar. Pax 318–323 ............................................................................ 44 2.2.2 Ar. Pax 1175–1178......................................................................... 48 2.3 Archilochos ........................................................................................... 52 2.3.1 Ar. Pax 601–604 ............................................................................ 53 2.3.2 Ar. Pax 1295–1304 ........................................................................ 58 2.4 Äsop...................................................................................................... 70 2.5 Datis...................................................................................................... 84 2.6 Euripides ............................................................................................... 89 2.6.1 Ar. Pax 72–81 ................................................................................ 94 2.6.2 Ar. Pax 114–123........................................................................... 103 2.6.3 Ar. Pax 124–126 .......................................................................... 108 2.6.4 Ar. Pax 135–139 .......................................................................... 112 2.6.5 Ar. Pax 140–149 .......................................................................... 114 2.6.6 Ar. Pax 150–156 .......................................................................... 121 2.6.7 Ar. Pax 520–534 .......................................................................... 124 2.6.8 Ar. Pax 720–724 .......................................................................... 128 2.7 Homer ................................................................................................. 130 2.7.1 Ar. Pax 1088–1098 ...................................................................... 135 2.7.2 Ar. Pax 1265–1294 ...................................................................... 144 2.8 Ion aus Chios ...................................................................................... 163 2.9 Kratinos............................................................................................... 167 2.10 Melanthios ........................................................................................ 169 2.11 Pherekrates........................................................................................ 175 2.12 Simonides ......................................................................................... 179 2.13 Sophokles.......................................................................................... 184 2.14 Stesichoros........................................................................................ 196
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Inhaltsverzeichnis
3. ZUSAMMENFASSUNG ....................................................................... 213 4. ANHÄNGE ............................................................................................. 216 4.1 Tabellen............................................................................................... 216 4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?............................................ 219 5. STELLENREGISTER ........................................................................... 260 6. LITERATURVERZEICHNIS ............................................................... 278 6.1 Verwendete Textausgaben................................................................... 278 6.1.1 Fragment-Sammlungen................................................................ 278 6.1.2 Einzelautoren und -werke ............................................................ 278 6.2 Weitere Literaturangaben.................................................................... 279
VORWORT Literarische Anspielungen in den Komödien des Aristophanes weckten nach Ausweis der Scholien seit der Antike das Interesse der Forschung, sodass gegen Ende des 19. Jh.s gesagt werden konnte, es sei nicht mehr einfach, der Literatur, die sich mit der „parodic side of Aristophanes“ beschäftigt, etwas Neues hinzuzufügen. 1 Dennoch fehlt meines Wissens eine Monographie, welche alle literarischen Anspielungen eines Stücks nicht nur im Detail untersucht, sondern auch die kulturellen Implikationen dieses Befunds in den Fokus rückt. 2 Der Frieden wurde einerseits gewählt, weil er besonders reich an intertextuellen Bezügen zu verschiedenen Referenztexten ist.3 Der Protagonist Trygaios verweist alleine schon durch seinen Namen auf dieses intertextuelle Sinnpotential: Die Wurzel Τρυγ- erinnert zunächst an τρυγάω „abernten“ und τρύξ „neuer Wein“, doch sie spielt auch auf Aristophanes’ Bezeichnung τρυγῳδία für die Komödie an, die in Anlehnung an τραγῳδία gebildet wurde.4 Andererseits ist der Frieden zwar durch viele Kommentare gut erschlossen,5 aber von der Forschung verhältnismässig wenig beachtet worden.6 Erst in den letzten Jahren haben sich Untersuchungen zu den literarischen Anspielungen in dieser Komödie gehäuft,7 wobei eine systematische Aufarbeitung bislang fehlt. ___________________________ 1 2
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Vgl. MURRAY 1891, 1. In dieser Arbeit wurde versucht, die Forschung bis ins Jahr 2012 zu überblicken (neuere Publikationen konnten nur teilweise berücksichtigt werden). Vgl. jedoch bereits VAN DE SANDE BAKHUYZEN 1877, viii in seinem Buch „De parodia in comoediis Aristophanis“: „At in tali librorum copia nihil praetermittere admodum difficile est, et si forte mihi accidit ut de nonnullis tacuerim quorum opioniones afferendae fuissent aut tamquam mea protulerim quae iam ab aliis essent occupata, lectores mihi ignoscere velint.“ Vgl. dazu SOMMERSTEIN 1985, xvii und RUFFELL 2011, 316. Vgl. Ach. 499f. mit TAPLIN 1983; DOBROV 2001, 97f.; HALL 2006, 328–333; ZANETTO 2006; KANAVOU 2011, 98–100; RUFFELL 2011, 347.414f. Der Kommentar von OLSON 1998 war für diese Untersuchung am wichtigsten. Vgl. ausserdem DINDORF 1837; RICHTER 1860; PALEY 1873; BLAYDES 1883; VAN HERWERDEN 1897; MERRY 1900; SHARPLEY 1905; VAN LEEUWEN 1906; GRAVES 1911; ROGERS 1913; PLATNAUER 1964; SOMMERSTEIN 1985; PADUANO 2002; MARZULLO 2003; EWANS 2012, 240–264. Zu den wichtigsten Ausnahmen gehören OLCOTT 1973 und CASSIO 1985a. Der Aufsatzsammlung von ROCHEFORT-GUILLOUET 2002 mit dem Titel „Analyses & réflexions sur Aristophane, La Paix“ konnte ich kaum etwas abgewinnen. Vgl. besonders HALL 2006, 321–352; PLATTER 2007, 108–142; SCHIRRU 2009, 99– 103; TELÒ 2010; RUFFELL 2011; HALL 2013; RAWLES 2013; TELÒ 2013.
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Vorwort
Arbeiten wie diese, meine für den Druck aktualisierte und leicht gekürzte Dissertation, sind ohne vielseitige Unterstützung durch das Umfeld nicht möglich. Meinem Doktorvater, Prof. Dr. Manuel Baumbach möchte ich – neben vielem anderen – vor allem dafür danken, dass er über die Jahre hinweg zahllose Seiten von mir gelesen und mit mir diskutiert hat: Ein solch intensiver Austausch ist unersetzlich. Prof. Dr. Peter von Möllendorff hat nicht nur das Zweitgutachten bei der Doktoratsprüfung übernommen, sondern meine Arbeit ausserdem durch entscheidende Anregungen zu sämtlichen Kapiteln weitergebracht. Dr. Christian Utzinger hat neben dem Beisitz bei der Doktoratsprüfung auch wertvolle Korrekturhinweise geliefert. Die Lehrstuhlinhaber der Klassischen Philologie an der Universität Zürich, Prof. Dr. Ulrich Eigler und Prof. Dr. Christoph Riedweg, haben mich unterstützt, indem ich im Rahmen einer Seminar-Assistenzstelle doktorieren durfte. Dem „Fonds für Altertumswissenschaft, Zürich“ danke ich für einen grosszügigen Beitrag an den Druck der Freiexemplare. Bei Prof. Dr. Eckard Lefèvre und Prof. Dr. Gustav Adolf Seeck möchte ich mich sehr herzlich für die Aufnahme des Buchs in die Reihe Zetemata bedanken. Ungemein viel profitiert habe ich zudem von Gesprächen über mein Forschungsprojekt mit Stylianos Chronopoulos, Nicola Dümmler, Laura Gemelli, Anna Karger, Rebecca Lämmle, Calum Maciver, Urs Müller, Laura Napoli, Raphael Schwitter und Thomas Trüb. Zudem bin ich Prof. Dr. Horst Sitta und Dr. Hans Jörg Schweizer zu grösstem Dank verpflichtet, da sie die gesamte Arbeit Korrektur gelesen haben – bestehen gebliebene Unzulänglichkeiten habe ich mit Sicherheit nachträglich verschuldet. Ausserdem möchte ich allen, die auf meine E-Mails geantwortet und mir unveröffentlichte Manuskripte zur Verfügung gestellt haben, für ihr Vertrauen danken. Riesigen Dank möchte ich auch meinen Eltern aussprechen – insbesondere dafür, dass sie mir bei all meinen Wünschen und Plänen immer beigestanden haben. Gewidmet ist dieses Buch Laura Napoli: Nur mit ihr konnte ich immer wieder den nötigen Abstand finden, um meine Arbeit mit neuem Schwung voranzutreiben – ὦ φιλτάτη, δεῦρ’ ἐλθὲ καὶ δός µοι κύσαι. Abkürzungen wie IG, LFE, LIMC, LSJ und RE werden gemäss „Der Neue Pauly“ Bd. 3 (1997) XII–XXXVI verwendet. Zeitschriften werden entsprechend der „Année philologique“ (online unter www.annee-philologique.com [Stand 2013]) abgekürzt. TLG steht für „Thesaurus Linguae Graecae: A Digital Library of Greek Literature“ (online unter http://stephanus.tlg.uci.edu [Stand 2013]). Antike Autoren und Werktitel werden grundsätzlich nach „Der Neue Pauly“ Bd. 3 (1997) XXXVI–XLIV abgekürzt. Dabei sind folgende Änderungen und Ergänzungen zu beachten: Aiol. = Aiolos; Androm. = Andromeda; Ar. = Aristophanes; Aristod. = Aristodemos; Aristom. = Aristomenes; Bell. = Bellerophontes; carm. conv. = carmina convivalia; Cert.
Vorwort
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Hom. et Hes. = Certamen Homeri et Hesiodi; Daid. = Daidalos; Dikt. = Diktyulkoi; Diph. = Diphilos; Epich. = Epicharm; Epig. = Epigonoi; Erechth. = Erechtheus; Eub. = Eubulos; Eup. = Eupolis; Glauk. = Glaukos Potnieus; Hdn. = Herodianos; Hippon. = Hipponax; Ichn. = Ichneutai; Inach. = Inachos; Krap. = Krapataloi; Kratin. = Kratinos; Kreus. = Kreusa; Lampr. = Lamprokles; Lemn. = Lemniai; Melanth. = Melanthios; Mom. = Momos; Myrm. = Myrmidones; Nikoph. = Nikophon; Oin. = Oineus; Pand. = Pandora; Pherekr. = Pherekrates; Philet. = Philetairos; Phokyl. = Phokylides; Plat. com. = der Komödiendichter Platon; Prom. L. = Prometheus Lyomenos; Pyt. = Pytine; Quaest. Hom. = Quaestiones Homericae; Sapph. = Sappho; Sem. = Semonides; Sis. = Sisyphos; Sthen. = Stheneboia; Tel. = Telephos; Theb. = Thebais; Thy. = Thyestes; Tim. = Timotheos; Vit. Aisop. = Vita Aesopi.
Die deutschen Übersetzungen sind meine eigenen und dienen der Verdeutlichung meines Verständnisses der wichtigsten Texte dieser Arbeit. Sie verdanken der Aristophanes-Forschung und dabei insbesondere den Kommentaren von SOMMERSTEIN 1985 und OLSON 1998 viel. Alle Jahresangaben beziehen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf die Zeit vor unserer Zeitrechnung. Mit Begriffen wie „Leser“, „Forscher“ etc. ist immer auch die weibliche Form „Leserin“, „Forscherin“ etc. gemeint.
1. EINLEITUNG Aristophanes’ Komödien waren bei vielen Aufführungen erfolgreich und sind es noch heute. Ein Teil der Forschung sollte sich nur schon aus diesem Grund darauf konzentrieren, die Wirkung seiner Stücke während einer Inszenierung zu interpretieren.8 In den Einleitungskapiteln wird jedoch argumentiert, dass Aristophanes’ Texte von Anfang an auch für die Lektüre gedacht waren. Eine Lektüre des Aristophanes ist demnach nicht nur aus rezeptions- oder wirkungsästhetischer Sicht geboten – also nicht nur, weil seine Texte gelesen wurden und noch immer gelesen werden –,9 sondern sie ist durch den Text selbst vorgesehen. Eine Fokussierung auf die Wirkung der Komödien des Aristophanes beim Lesen ist für die Forschung genauso wichtig wie eine Untersuchung ihrer Wirkung bei einer Inszenierung.10 Die folgenden theoretischen Ausführungen helfen nicht nur beim Abwägen, ob eine literarische Anspielung vorliegt, sondern auch bei der Frage, wie mit einem solchen intertextuellen Bezug in einer Komödie des Aristophanes umzugehen ist.
1.1 Terminologie und Fokussierung „An intertextual theory bent on clarity and precision has to make methodological decisions which restrict the field of inquiry.“ (PLETT 1991, 7)
In dieser Arbeit wird von einem weiten Text-Verständnis ausgegangen 11 und „Intertextualität“ als Oberbegriff für alle Erscheinungen von „Text“-Bezügen
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TAPLIN 1977 gilt als Initialzündung für „Performance Studies“ im Bereich der antiken Dramen (vgl. dazu REVERMANN 2006a, 11 und HALL 2007, 2; für einen Überblick vgl. CSAPO 2010). Die Monographie „Aristophanes’ Peace: Problems of Staging and Stage Action“ von OLCOTT 1973 wurde kaum rezipiert, hat jedoch einen wichtigen Grundstein für derartige Untersuchungen über den Frieden gelegt. Zur Unterscheidung von Rezeptions- und Wirkungsästhetik vgl. ISER 41994, 8. Vgl. dazu bes. SILK 2000, 4–6; vgl. ebenso ZIPFEL 2001, 308 zu diesem Fokus der Literaturwissenschaft in der Dramenforschung. TAPLIN hat seine einseitige Haltung von 1977 (bes. S. 12) später relativiert (vgl. TAPLIN 1986, 168 Anm. 26). Vgl. jedoch z. B. REVERMANN 2006a, 9. Zur Vielseitigkeit des Text-Begriffs vgl. die Beiträge in KAMMER/LÜDEKE 2005. Zu einem weiten oder engen Text-Verständnis in der Intertextualitätsforschung vgl. z. B. MÜLLER 1994, 148; MÖLLENDORFF 1995a, 17; FOWLER 1997, 128–130; VÖLKEL 2010, 2–4. Angesichts des weiten Textverständnisses kann auf andere Oberbegriffe
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1. Einleitung
verwendet. Die Bezeichnung soll hier ohne ideologische Konnotation für den „Bezug eines Texts auf andere Texte“ verstanden werden.12 Dieses Verständnis von Intertextualität schliesst Arbeiten mit den unterschiedlichsten Forschungsgegenständen ein: Untersuchungen der Bezüge im Frieden zu Mythos und Ritual, zu Festen, zu Musik und Tanz, zu philosophischen Diskursen, zu historischen Ereignissen etc.13 können genauso als intertextuelle Studien im weitesten Sinne aufgefasst werden wie die hier im Fokus stehende Untersuchung der literarischen Anspielungen. Diese anderen Formen von Intertextualität im Frieden werden in dieser Arbeit nur behandelt, wenn sie für das Verständnis einer literarischen Anspielung wichtig sind. Das Adjektiv „literarisch“ wird verdeutlichend hinzugesetzt, um mythologische, historische etc. Anspielungen explizit auszuschliessen. 14 Der Begriff der „Anspielung“ ist weit verbreitet 15 und eignet sich für Komödien wie diejenigen des Aristophanes16 besonders gut, da er das Wort „Spiel“ in sich trägt.17 Die Intertextualitätsforschung hat zu Recht betont, dass auch chronologisch ___________________________
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wie „Interdiskursivität“ (vgl. dazu SEGRE 1982) oder „Intermedialität“ (vgl. dazu HANSEN-LÖVE 1983) verzichtet werden. Vgl. PFISTER 1985, 11 und BURDORF/FASBENDER/MOENNIGHOFF 32007, s. v. Intertextualität. Der von KRISTEVA 1966 geprägte Begriff „Intertextualität“ kann heute verwendet werden, ohne ihre poststrukturalistischen Ansätze zu implizieren. Für treffende Definitionen vgl. GENETTE 1982, 8 und LACHMANN 1990, 60, für einen Forschungsüberblick vgl. bes. ALLEN 2000 und ORR 2003. Vgl. BOWIE 1993, 9 zu „intertextual relations“ mit Mythos und Ritual. Zu Festen vgl. HALL 2006, 337f. Bezüglich Musik und Tanz denke man z. B. an die „Kreisel des Karkinos“ in Pax 864 (vgl. dazu ROOS 1951, 205–209 und ROBSON 2006, 170f.). Zu philosophischen Diskursen vgl. z. B. Pax 832–841 mit der Vorstellung, dass Menschen nach ihrem Tod zu Sternen werden (vgl. dazu Anm. 943). Bei historischen Ereignissen denke man an Stellen wie Pax 215–219, wo die Ereignisse von Pylos genannt werden (vgl. dazu OLSON 1998 ad loc.). In vergleichbarer Weise kann verdeutlichend von „Literaturparodie“ gesprochen werden (vgl. z. B. GUGLIELMINO 1928, 29–129). Auch Sprichwörter werden dadurch ausgeklammert (zu Sprichwörtern bei Aristophanes vgl. ROEMER 1908, 243–246). Zu den einflussreichsten Beiträgen innerhalb der Klassischen Philologie gehören PASQUALI 1942, CONTE 1974 und HINDS 1998. Für einen Überblick vgl. jetzt BARAZ/VAN DEN BERG 2013, 1–4. Wenn von Aristophanes oder einem anderen Autor gesprochen wird, ist immer das Bild des Autors gemeint, das sich aus seinen überlieferten Texten ergibt. In der Terminologie ECOS ist der Unterschied zwischen „Autore Modello“ und „autore empirico“ zu betonen (ECO 1979, 60–66). Zur Problematik der Autorintention vgl. in der Aristophanes-Forschung u. a. GOLDHILL 1991, 188–201; BOWIE 1993, 9–11.293; SILK 2000, 3.42f.; HESK 2000, 230–232.235; MÖLLENDORFF 2002, 187f.; PLATTER 2007, 1–6; WRIGHT 2012a, 10–16. Vgl. dazu ROSEN 2013, 81 sowie mein Kapitel 1.5 zum Lese-Vergnügen beim Aufdecken literarischer Anspielungen. Zu Literatur als Spiel generell vgl. ANZ 1998, 33– 76 (bes. S. 43 zum Begriff der „Anspielung“).
1.1 Terminologie und Fokussierung
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später entstandene Texte die Lektüre eines Textes beeinflussen.18 Dennoch soll hier versucht werden, den Fokus auf intertextuelle Bezüge zu Texten zu richten, die vor dem Frieden entstanden sind.19 Als weitere Einschränkung bleiben in dieser Arbeit Anspielungen auf Aristophanes’ eigene Komödien unberücksichtigt, sofern nicht gleichzeitig auf einen anderen literarischen Text angespielt wird.20 Ausserdem werden Einzeltextreferenzen von Systemreferenzen unterschieden,21 wobei der Fokus in dieser Arbeit auf den Einzeltextreferenzen liegt.22 Damit sind Bezüge zu konkreten Textstellen gemeint, während Systemreferenzen auf eine Gattung, eine Diskursform, einen Autor, einen Mythos etc. als Ganzes verweisen. 23 Die Komödien-Forschung kennt diese Unterscheidung insbesondere aus dem Dialog 24 mit der Tragödie, wo oft zwischen Parodie (Einzeltextreferenz) und Paratragödie (Systemreferenz) unterschieden wird.25 Der Verlust der Mehrheit aller in Aristophanes’ Komödien aufgerufenen Texte macht eine klare Trennung zwischen Einzeltext- und Systemreferenz in vielen Fällen schwierig. Die im Frieden aufgerufenen Texte werden hier „Referenztexte“ genannt, die Summe all dieser Texte wird als „Bezugshorizont“ bezeichnet.26 Der Rezipient wird durch „Intertextualitätssignale“, die in Kapitel 1.3 kategorisiert werden, auf einen anderen Text aufmerksam gemacht. Die Übereinstimmungen zwischen dem Frieden und dem Referenztext können als „Einschreibungen“ oder „intertextuelle Spuren“ im Frieden bezeichnet werden.27 Wenn lediglich vorgegeben ___________________________ 18 19
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Zum Einfluss späterer Texte auf die Lektüre eines Textes vgl. z. B. FOWLER 1997, 130 oder EDMUNDS 2001, 159–163. Zur Festlegung der intertextuellen Lektüre auf das Publikationsdatum eines Textes vgl. auch STOCKER 1998, 11. Meine vorsichtige Formulierung begründet sich dadurch, dass das Entstehungsdatum einiger potentieller Referenztexte des Friedens heute unbekannt ist (vgl. dazu auch Kapitel 1.4). Vgl. dazu Kapitel 2.1. Eine Berücksichtigung der intertextuellen Bezüge zu anderen Komödien des Aristophanes hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt. Da jede Komödie des Aristophanes als ein eigener Text anzusehen ist, wird bei Bezügen zwischen zwei Komödien von „Intertextualität“ und nicht von „Intratextualität“ gesprochen (anders SFYROERAS 2008). Zur Definition von Intratextualität vgl. bes. SHARROCK 2000 und HESK 2000, 227. Vgl. dazu BROICH/PFISTER/SUERBAUM 1985, 48–77 und EDMUNDS 2001, 143–150. Wenn sich Systemreferenz und Einzeltextreferenz allerdings überschneiden (vgl. dazu VERWEYEN/WITTING 2010, 57), werden beide Phänomene besprochen. Deshalb werden z. B. Gebete im Frieden des Aristophanes (vgl. dazu KLEINKNECHT 1937 und HORN 1970) nur besprochen, wenn auf ein konkretes Gebet angespielt wird oder eine sonstige Einzeltextreferenz vorliegt. Zum Begriff des literarischen Dialogs vgl. FISHELOV 2010, 14–29. Vgl. z. B. SILK 2000, 350–435 oder BAKOLA 2010, 120–122. Vgl. LACHMANN 1990, 60 zu „Referenztext“. Für eine Zusammenstellung anderer Begriffe hierfür („Subtext“, „Intertext“, „Hypertext“ etc.) vgl. HELBIG 1996, 76 und EDMUNDS 2001, 138f. Zum Begriff „Bezugshorizont“ vgl. KLAWITTER/OSTHEIMER 2008, 107 und mein Kapitel 1.3. Vgl. HELBIG 1996, 80 zu diesen beiden Begriffen.
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1. Einleitung
wird, dass ein literarischer Dialog mit einem anderen Text vorliegt, wird von „Pseudointertextualität“ und „pseudointertextuellen Anspielungen“ gesprochen.28
1.2 Der Frieden als Lesetext Der Frieden des Aristophanes wurde – historisch betrachtet – für unterschiedliche Rezipienten verfasst. Die Diversität der Zuschauer an den Städtischen Dionysien des Jahres 42129 (bezüglich Alter, bezüglich Bildung, vermutlich auch bezüglich Geschlecht etc.) wurde in der Forschung zu Recht immer wieder betont. 30 Jeder Zuschauer der Erstaufführung muss die literarischen Anspielungen anders verstanden haben, da die Voraussetzungen für jeden einzelnen unterschiedlich waren. In dieser Arbeit wird nicht versucht, einen historischen Rezipienten zu rekonstruieren.31 Vielmehr wird im Sinne einer Untersuchung der „intentio operis“32 einer Textstrategie der Aristophanes-Komödien gefolgt, die in ihrer Maximalform nachgezeichnet wird. Aus der historischen Pluralität der Rezipienten hat Aristophanes in Eccl. 1155f. zwei Gruppen herausgegriffen: τοῖς σοφοῖς µὲν τῶν σοφῶν µεµνηµένοις κρίνειν ἐµέ, / τοῖς γελῶσι δ’ ἡδέως διὰ τὸ γελᾶν κρίνειν ἐµέ. Die σοφοί werden von den ἡδέως γελῶντες getrennt. Die Komödie ist für ein Publikum von „intellectuals“ und „others who looked merely for amusement“ verfasst;33 diese beiden Rezeptionshaltungen sind in die Ekklesiazusen eingeschrieben und ___________________________ 28 29
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Vgl. zu diesen Begriffen HEBEL 1991, 141f. Zur Aufführung des heute erhaltenen Friedens an den Städtischen Dionysien im Jahr 421 vgl. Ar. Pax Hyp. 3,47–49 mit SLATER 1988, 45–47; zu späteren Wiederaufführungen vgl. MASTROMARCO 2006, 147–154 und REVERMANN 2006a, 66–80. Zur Illustration vgl. Abb. I in DOVER 1972. Die Aussage von WALCOT 1971, 35, dass Aristophanes sich nicht an eine „élite audience“ richtete, ist genauso verfehlt wie die Behauptung von VICKERS 1997, xxiv, Aristophanes habe nicht „for peasants and potters“ geschrieben (vgl. dazu SLATER 1993, 10; MASTROMARCO 1994, 141–159; HALL 2006, 196–206; OLSHAUSEN 2009; ROSELLI 2011). Die Frage nach Frauen im Publikum wird kontrovers diskutiert (vgl. dazu z. B. OLSON 1998 ad Pax 966f.; STOREY/ALLEN 2005, 48f.; SEIDENSTICKER 2010, 32–34; ROSELLI 2011, 158–194; RUFFELL 2011, 272f.; HUGHES 2012, 207f.). Für eine solche Untersuchung vgl. etwa BOWIE 2007. Zur Problematik bei historischen Lesern, deren Kernpunkte auch für den historischen Rezipienten im Theater gelten, vgl. z. B. MARTINDALE 1993, 9f., ISER 41994, 52, LYNE 1994, 196–198, EDMUNDS 2001, 103f. und SCHMITZ 2002, 101. Zur „intentio operis“ im Gegensatz zu „intentio auctoris“ und „intentio lectoris“ vgl. ECO 1987, 37. Generell zu diesem Thema vgl. auch ECO 1979, 50–66. Zu diesen Umschreibungen vgl. USSHER 1973 ad loc. Zur Bedeutungsbreite von σοφός vgl. auch SILK 2000, 46 mit Anm. 11 und WRIGHT 2012a, 25–30. In Eccl. 1155f. wird die Bezeichnung σοφοί nicht bloss zur Schmeichelei verwendet, da die ἡδέως γελῶντες als gleichwertiges Gegenstück genannt werden.
1.2 Der Frieden als Lesetext
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können auch für die anderen Komödien des Aristophanes funktionalisiert werden.34 Seine Komödien enthalten somit den Hinweis, dass ein Rezipient ihrem Sinnpotential gerecht werden kann, indem er sich ihre „klugen Elemente“ (τῶν σοφῶν) vor Augen führt. Dazu gehören die literarischen Anspielungen,35 deren Dechiffrierung durch die σοφοί vom Text vorgesehen ist. Auch wenn in dieser Arbeit einer in Aristophanes’ Komödien eingeschriebenen Textstrategie nachgespürt wird, so bleiben die Resultate der jeweiligen intertextuellen Lektüre doch massgeblich vom heutigen Standpunkt geprägt. 36 Am deutlichsten wird dies sichtbar, wenn man sich die fragmentarische Überlieferung der meisten Referenztexte vergegenwärtigt.37 Mehrere im Folgenden zusammengestellte Argumente weisen darauf hin, dass die Komödien des Aristophanes für die σοφοί nicht nur zur Betrachtung während der Erstaufführung, sondern auch für die Lektüre im Anschluss geschrieben wurden. Seine Texte wurden demnach nicht nur für unterschiedliche Rezipienten, sondern auch für unterschiedliche Rezeptionsformen verfasst. Bereits ab dem 8. oder 7. Jh. existierten die nötigen Voraussetzungen für die Produktion griechischer Bücher.38 Die früheste Thematisierung des Buchhandels stammt aus der Entstehungszeit des Friedens:39 Eupolis erwähnt einen Ort auf dem Markt, „wo Bücher zu kaufen sind“;40 der Begriff „Bücherverkäufer“ ist in zwei Fragmenten von Aristomenes und Nikophon erstmals belegt;41 in den Vögeln nennt Aristophanes einen Ort auf der Agora, wo die Athener von einem Buchhändler Kopien von Ratsbeschlüssen kaufen konnten;42 Platons Sokrates zufolge können auf dem Marktplatz ausserdem günstige Bücher von Anaxagoras erworben werden. 43 ___________________________ 34
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Zu vergleichbaren Aussagen bei Aristophanes vgl. bes. Nub. 526f.535 sowie Vesp. 1048f. mit ROEMER 1905, 8f.80f.89; MASTROMARCO 1987, 242f.; HUBBARD 1991, 116.248; DOVER 1993, 32; NIEDDU 2004, 358 mit Anm. 85; NAPOLITANO 2007, 48f.; WRIGHT 2012a, 146. Zur vermutlich auf Aristophanes zurückgehenden Zweiteilung des Publikums in Aristot. pol. 1342a,18–21 vgl. HUNTER 2009, 13. Vgl. z. B. Ran. 1104, wo der Chor die folgenden Szenen mit Aischylos und Euripides als Anhäufung von σοφίσµατα (vgl. dazu DOVER 1993 ad Ran. 17) bezeichnet. Vgl. generell dazu MARTINDALE 1993, 35. Zu dieser Schwierigkeit bei der intertextuellen Lektüre vgl. Kapitel 1.4. Vgl. dazu PFEIFFER 1968, 17–25 und POWELL 2009. Die Sekundärliteratur zum Lesen und Schreiben in der griechischen Antike ist kaum noch überschaubar. Vgl. z. B. THOMAS 2009 für einen Überblick und WERNER 2009 für einen bibliographischen Abriss (zu Aristophanes sind LOWE 1993 und SLATER 1996 zu ergänzen). HARRIS 1989, 84f. mit Anm. 92. Eup. fr. 327: οὗ τὰ βιβλί’ ὤνια. Das Fragment ist sicher vor 410 (der terminus ante quem für Eupolis’ Tod; vgl. dazu STOREY 2003, 52–60) zu datieren und stammt vielleicht aus dem an den Lenäen 421 aufgeführten Μαρικᾶς (vgl. KASSEL/AUSTIN 1986 Bd. 5, 485f.). Vgl. Aristom. fr. 9 (βιβλιοπώλην) und Nikoph. fr. 10,4 (βιβλιοπώλαις). Vgl. Av. 1288 mit DUNBAR 1995 ad loc. Vgl. Plat. apol. 26d–e mit PFEIFFER 1968, 27 und PÉBARTHE 2006, 72.
18
1. Einleitung
Dass im 5. Jh. Bücher verfügbar waren und gehandelt wurden, 44 wird zudem durch die Vasenmalerei bestätigt, in der ab dem Beginn des 5. Jh.s immer häufiger Buchrollen abgebildet werden.45 Auch die Erwähnung verschiedener Arten von Schriftstücken in Aristophanes’ Komödien zeigt die gestiegene Bedeutung des geschriebenen Wortes:46 Papyrusdokumente eines Statutenverkäufers (z. B. Av. 1035–1057);47 Orakelbücher (z. B. Equ. 109–201);48 Rechnungsbücher (z. B. Nub. 18–24);49 der Prosatext eines Sophisten (fr. 506);50 ein Äsop-Fabelbuch (Pax 129f.; Av. 471);51 poetische Texte.52 Die genauen Implikationen von Ar. Ran. 1113f. bleiben umstritten: Zum Abschluss des eigentlichen Agons und vor der Fortsetzung des weiteren Wettkampfs zwischen Aischylos und Euripides versichert der Chor den Tragödiendichtern, dass die Zuschauer nicht ungebildet seien, ἐστρατευµένοι γάρ εἰσι, / βιβλίον τ’ ἔχων ἕκαστος µανθάνει τὰ δεξιά. Früher wurde diese Stelle oft als Beleg für ein grosses Lesepublikum in Athen angeführt.53 Es ist jedoch weniger verfänglich und für meine Argumentation ausreichend, in Ran. 1113f. lediglich eine weitere Bestätigung für die Existenz von Lesern literarischer Texte zu sehen.54 Ein früher literarischer Beleg für einen Leser, der allein ist, stammt aus einem Fragment des euripideischen Erechtheus, in welchem der Chor das Lesen „der Tafeln, durch die die Weisen bekannt sind“, als Freude in Friedenszeiten preist.55 ___________________________ 44
45 46 47 48 49 50 51 52
53 54
55
Vgl. dazu TURNER 21977, 19–23; HERINGTON 1985, 45–47.201–206; HARRIS 1989, 84f.; BLANCK 1992, 114; LOWE 1993; WILLI 2003, 153–155; PÉBARTHE 2006, 71–76; MÜLLER 2006, 6–9; WRIGHT 2012a, 62f. Für weitere Literaturangaben vgl. auch WERNER 2009, 335f. Vgl. IMMERWAHR 1964 und 1973. Zu weiteren wichtigen archäologischen Belegen für das Lesen im 5. Jh. vgl. BLANCK 1992, 22–30. Vgl. dazu insbesondere LOWE 1993 und SLATER 1996. Vgl. dazu LOWE 1993, 67. Vgl. dazu FONTENROSE 1978, 158–165; LOWE 1993, 67f.; DILLERY 2005, 225f. Mit dem γραµµατεῖον in den Wolken ist wegen Ar. fr. 163 (τὴν µάλθαν ἐκ τῶν γραµµατείων ἤσθιον) ein Wachstäfelchen gemeint (vgl. DOVER 1968a ad Nub. 19). Zu Ar. fr. 506 vgl. PFEIFFER 1968, 30. Zur Bedeutung des Buchs für die Sophisten generell vgl. neben PFEIFFER 1968, 16–56 auch WILLI 2003, 153–155. Der Ausdruck οὐδ’ Αἴσωπον πεπάτηκας in Av. 471 impliziert ein Fabelbuch (vgl. dazu NØJGAARD 1964, 471–475; WEST 1984, 121f.; SCHIRRU 2009, 73–78). Vgl. neben der in Ran. 53 erwähnten Andromeda des Euripides auch die in Nub. 1353–1390 genannten Texte von Simonides und Aischylos sowie die Rede aus Euripides’ Aiolos. So beispielsweise WILAMOWITZ-MOELLENDORFF 1889, 124 (für weitere Vertreter dieser Ansicht vgl. WOODBURY 1976, 356 Anm. 17). Vgl. zu dieser Bewertung von Ar. Ran. 1113f. u. a. SEDGWICK 1947, 1f.; WOODBURY 1976; HARRIS 1989, 87; BONANNO 1990, 269f.; VAN ERP TAALMAN KIP 1990, 14f.; DOVER 1993, 34 mit Anm. 68; RUSSO 1994, 203f.; SLATER 1996, 104 mit Anm. 15; GELZER 2005, 104f.; MASTROMARCO 2006, 143f.; PÉBARTHE 2006, 72. Vgl. Eur. fr. 369,6f. mit KNOX 1985, 9; DOVER 1993 ad Ran. 52f.; SCHMITZ 2008, 4. Für weitere frühe literarische Belege zum stillen Lesen vgl. z. B. GRIEP 2005, 68–75.
1.2 Der Frieden als Lesetext
19
Eindeutig auf das Lesen eines poetischen Textes verweisen die berühmten Verse 52–54 aus den Fröschen, in denen Dionysos Herakles erklärt, warum er auf dem Weg in die Unterwelt sei: καὶ δῆτ’ ἐπὶ τῆς νεὼς ἀναγιγνώσκοντί µοι / τὴν Ἀνδροµέδαν πρὸς ἐµαυτὸν ἐξαίφνης πόθος / τὴν καρδίαν ἐπάταξε πῶς οἴει σφόδρα. Obwohl auch diese Stelle nicht darauf hindeuten muss, dass das Lesen von Dramen verbreitet war,56 belegt sie doch unbestritten, dass es möglich war, eine Tragödie zu lesen, die einige Jahre früher aufgeführt worden war.57 Dass sich dies nicht auf die Stücke von Euripides beschränkte, zeigt sich auch in Vers 151 der Frösche: Bei seiner Wegbeschreibung in die Unterwelt nennt Herakles unter den dort im Schlamm liegenden Sündern auch diejenigen, welche eine Rede aus einer Tragödie des Morsimos abgeschrieben haben.58 Darüber hinaus deutet auch die Beschäftigung der Sophisten mit poetischen Texten auf deren Lektüre hin.59 Mit Xenophon und Platon werden die Belege immer häufiger;60 Aristoteles sagt schliesslich in seiner Poetik explizit, dass Tragödien ihr Wesen auch durch das Lesen offenbaren.61 Es liegen keine expliziten Zeugnisse dafür vor, dass die historische Person Aristophanes Bücher las oder über eine Privatsammlung von Buchrollen verfügte. Doch aus seinen Texten ergibt sich das Bild eines Dichters, der literarische Texte aus der Lektüre kannte und vermutlich auch selber Papyrus-Bücher besass.62 Am besten lässt sich dies in der Helena-Episode der 411 aufgeführten Thesmophoriazusen nachweisen, da die über eine längere Passage aufgerufene Euripides-Tragödie heute noch erhalten ist.63 In Thesm. 855–928 spielen Euripides und sein Verwandter Elemente der 412 aufgeführten Helena nach. An längeren intertextuellen Spuren können neun sich vollständig entsprechende 64 und zwei sich beinahe vollständig entsprechende65 Verse sowie ein wegen der ___________________________ 56 57 58 59 60 61 62
63 64
65
Vgl. WOODBURY 1976; HARRIS 1989, 110 mit Anm. 198; MASTROMARCO 2006, 144– 146; SANSONE 2012, 10f. Die Andromeda des Euripides wurde 412 aufgeführt (vgl. Eur. Androm. test. ii). Vgl. Ar. Ran. 151 mit NIEDDU 2004, 350 und SCHMITZ 2008, 3f. Vgl. dazu die Literaturangaben in Anm. 50. Vgl. z. B. Xen. mem. 1,6,14 sowie für weitere Stellen KENYON 21951, 21f.; KLEBERG 1967, 8–10; TURNER 21977, 23. Aristot. poet. 1462a,11–13: ἔτι ἡ τραγῳδία καὶ ἄνευ κινήσεως ποιεῖ τὸ αὑτῆς, ὥσπερ ἡ ἐποποιία· διὰ γὰρ τοῦ ἀναγινώσκειν φανερὰ ὁποία τίς ἐστιν. Vgl. dazu KENYON 21951, 22; KLEBERG 1967, 4; KNOX 1985, 9; REYNOLDS/WILSON 3 1991, 5; LOWE 1993, 71; RUSSO 1994, 203f.; NIEDDU 2004, 349–360; MASTROMARCO 2006, 141f.; SCHMITZ 2008, 5. Vgl. dazu bes. NIEDDU 2004, 336 sowie LOWE 2007, 47. Ar. Thesm. 855 = Eur. Hel. 1; Ar. Thesm. 856 = Eur. Hel. 2; Ar. Thesm. 864 = Eur. Hel. 52; Ar. Thesm. 866 = Eur. Hel. 49; Ar. Thesm. 871 = Eur. Hel. 68; Ar. Thesm. 906 = Eur. Hel. 558; Ar. Thesm. 908 = Eur. Hel. 562; Ar. Thesm. 909 = Eur. Hel. 563; Ar. Thesm. 911 = Eur. Hel. 565. Vgl. Ar. Thesm. 859 mit Eur. Hel. 16 und Ar. Thesm. 912 mit Eur. Hel. 566.
20
1. Einleitung
Überlieferung der Helena unsicherer66 Vers gezählt werden. Dazu kommen fünf sich vollständig entsprechende67 und drei sich beinahe vollständig entsprechende68 Versteile sowie ein Vers, der auf zwei Helena-Stellen anspielt.69 Diese komplexe Intertextualität ist nicht denkbar, ohne dass Aristophanes die ein Jahr zuvor aufgeführte Tragödie des Euripides als Lesetext zur Verfügung hatte.70 Auch ein Blick auf die Acharner aus dem Jahr 425 erweist den Komödiendichter als Leser des Euripides: Die Dichte der Anspielungen auf den 438 aufgeführten Telephos,71 den Aristophanes sogar 27 Jahre nach seiner Erstaufführung in den Thesmophoriazusen von 411 wieder in zwei Szenen aufruft (466–519; 689–761), lässt sich anders nicht erklären.72 GELZER kommt bei seiner Untersuchung der Anspielungen auf Aischylos und Euripides in den Fröschen zum gleichen Resultat.73 Als Leser des Friedens lassen sich heute erst die alexandrinischen Gelehrten mit Sicherheit fassen, deren Kommentare teilweise in den Scholien erhalten sind.74 Diese dokumentieren ein reges Interesse am Verständnis der literarischen Anspielungen.75 Angesichts des aufkommenden Buchhandels und der erwiesenen Möglichkeit, eine Tragödie wie die Helena des Euripides kurz nach ihrer Aufführung zu lesen, ist die Annahme naheliegend, dass die Texte der Alexandriner, welche die Grundlage für die heute erhaltenen Handschriften sind, auf die Buchtradition zurückgehen:76 Aristophanes war ein Leser und hat sich vermutlich selbst um die Verbreitung seiner Stücke im Buchhandel gekümmert, damit ___________________________ 66
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Eur. Hel. 561 scheint aufgrund des gleichen Anfangs wie Hel. 562 ausgefallen zu sein und wird von den Herausgebern aus Ar. Thesm. 907 ergänzt. Eine vollständige Entsprechung ist zwar wahrscheinlich, aber nicht mehr beweisbar (vgl. AUSTIN/OLSON 2004 ad Thesm. 907). Ar. Thesm. 860a = Eur. Hel. 17a; Ar. Thesm. 862a = Eur. Hel. 22a; Ar. Thesm. 865a = Eur. Hel. 53a; Ar. Thesm. 868a = Eur. Hel. 56a; Ar. Thesm. 910a = Eur. Hel. 564a. Vgl. Ar. Thesm. 874a mit Eur. Hel. 460a, Ar. Thesm. 878b mit Eur. Hel. 461b und Ar. Thesm. 886a mit Eur. Hel. 466a. Vgl. Ar. Thesm. 905 mit Eur. Hel. 72 und 557. Weitere intertextuelle Bezüge zwischen Ar. Thesm. und Eur. Hel. werden von SOMMERSTEIN 1994 ad Thesm. 855–923 (und ad loc.), AUSTIN/OLSON 2004, lx–lxii (und ad loc.), NIEDDU 2004 und WRIGHT 2012a, 156–162 diskutiert. Zur Datierung des Telephos ins Jahr 438 vgl. Eur. Tel. test. ii mit PREISER 2000, 64. Vgl. dazu z. B. JOUAN 1989, 27f. Man vergleiche besonders Ach. 497f. mit Eur. fr. 703, Ach. 540 mit Eur. fr. 708, Ach. 541 mit Eur. fr. 708a, Ach. 543 mit Eur. fr. 709 und Ach. 555f. mit Eur. fr. 710. Vgl. dazu RAU 1967, 19–42; DOBROV 2001, 33–53; OLSON 2002, liv–lxi; ROSEN 2005, 255–261; PLATTER 2007, 143–175. Vgl. GELZER 2005 (bes. S. 102–104). Für einen Überblick zu den Aristophanes-Scholien vgl. die Prolegomena in HOLWERDA 1982 sowie DUNBAR 1995, 31–49 und DICKEY 2007, 28–31. Vgl. dazu DANE 1988, 20. Die erste Phase der Überlieferungsgeschichte antiker Dramen ist aufgrund der wenigen Zeugnisse umstritten (vgl. dazu ERBSE 1961, 216; GELZER 1970, 1550,21– 1552,52; WILSON 2007b, 1–3; SOMMERSTEIN 2010, 400–403).
1.2 Der Frieden als Lesetext
21
seine Zeitgenossen die Komödien auch in dieser Form rezipieren konnten. 77 Doch selbst wenn er sich nicht persönlich darum bemühte, weist alles darauf hin, dass seine Komödien nach der Aufführung auch als Lesetexte verfügbar waren. In der neueren Forschung hat sich zu Recht die Annahme durchgesetzt, dass es im Athen des 5. Jh.s kein grosses Lesepublikum für Dramen gab: Auch wenn die genaue Verbreitung der elementaren Lese- und Schreibfähigkeit noch immer unterschiedlich eingeschätzt wird,78 so wird heute doch meist vermutet, dass poetische Texte wie die Komödien eines Aristophanes nicht von der breiten Masse gelesen wurden.79 Als Leser seiner Texte kommen hingegen die σοφοί in Frage, die Aristophanes, wie zu Beginn dieses Kapitels gezeigt wurde, als Adressaten seiner Komödien explizit erwähnt hat. Zu ihnen gehörten einerseits andere Komödiendichter, Tragödiendichter und sonstige Autoren. Andererseits lässt sich aus Texten wie dem platonischen Symposion schliessen, dass diese zur Zeit des Aristophanes einen regen Dialog mit weiteren Gebildeten wie Ärzten, Politikern und Philosophen führten, welche somit ebenfalls als potentielle Leser poetischer Texte in Frage kommen. Nach einer Aufführung bestand demnach für die gebildeten Theatergänger die Möglichkeit, den Frieden auch noch zu lesen.80 Die schriftlichen Fassungen dürften noch aus einem anderen Grund beliebt gewesen sein. Dionysos musste in Aristophanes’ Fröschen auf einen Text zurückgreifen, weil er auf einem Schiff unterwegs war:81 Auch wer demnach einer Aufführung nicht beiwohnen konnte, war darauf angewiesen, dass verpasste Dramen als Lesetexte zur Verfügung standen.82 Darüber hinaus dürfte die Verbreitung des Lesens bis gegen Ende des 5. Jh.s dazu beigetragen haben, dass Dramen auch ausschliesslich gelesen und nicht vorgängig bereits im Theater
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Vgl. dazu besonders ROSEN 1997, 411 mit Anm. 48; SILK 2000, 350 mit Anm. 1; WRIGHT 2012a, 60–66.141–171 (anders z. B. RECKFORD 1987, xi und RUSSO 1994, 203.242). Zur Tragödienüberlieferung vgl. KNOX 1985, 15 und MASTRONARDE 1994, 40. Zur ἔκδοσις allgemein vgl. DORANDI 2000, 103–128. Vgl. etwa das Standardwerk von HARRIS 1989, 65–115 gegenüber PÉBARTHE 2006, 33–67 und MISSIOU 2011, 143–149. Wichtig ist die oft zu wenig berücksichtigte Unterscheidung verschiedener Grade und Arten der Lese- und Schreibfähigkeit (vgl. dazu THOMAS 2009 und MISSIOU 2011, 133–142). Vgl. dazu die Literaturangaben in meiner Anm. 54. Vermutlich ist auch bei Aristophanes’ Komödien von einer Trennung in Wiederaufführungen (vgl. dazu Anm. 29) für ein grösseres Publikum und Lesetexte für Spezialisten auszugehen, wie dies für andere Autoren vermutet wurde (vgl. z. B. HUBBARD 2004, 93 zu Pindar). Vgl. dazu SANSONE 2012, 11. Vgl. dazu KNOX 1985, 8: „Not everyone in Athens could attend, and for those who could not as well as for the rest of the Greek world, which admired Athenian drama as much as it feared Athenian imperialism, written copies of the plays must have been in demand.“
22
1. Einleitung
gesehen wurden.83 Das systematische Zusammenstellen der literarischen Anspielungen lässt sich zwar erst für die hellenistischen Gelehrten bezeugen, auch im 5. Jh. müssen solche Leser jedoch bereits existiert haben. Diese σοφοί können als Vorläufer der Alexandriner angesehen werden: Zur Zeit von Aristophanes bildete sich eine Elite heraus, welche an literarischen Anspielungen interessiert war und sich damit auch während einer Lektüre auseinandersetzen wollte.84 Der Fokus auf die Lektüre eines Dramas hat insbesondere bei einem Punkt Unterschiede zur Folge gegenüber einer Arbeit, die der Bedeutungsgenerierung während einer Aufführung nachspürt. Ein Leser hat – genügend otium vorausgesetzt – mehr Zeit: Er kann nicht nur innehalten, um über eine Stelle nachzudenken, 85 sondern ein Werk auch mehrmals rezipieren. Zudem kann er sich Kenntnis über diejenigen Referenztexte aneignen, welche ihm bei der ersten Rezeption noch unbekannt sind. Aristophanes’ Anspielungen sind so angelegt, dass sie im Theaterkontext funktionieren: Für eine Intertextualitätsanalyse würde es das Leser-Postulat nicht zwingend brauchen.86 Doch ein Rezipient im Theater hat kaum Zeit, um den weiteren Implikationen eines literarischen Dialogs im Detail nachzugehen. Die Bezüge zu anderen Texten prasseln auf ihn nieder. Würde er einem Gedanken länger nachhängen, würde er den weiteren Verlauf der Inszenierung verpassen. Die in dieser Arbeit vorgelegte intertextuelle Lektüre wird den zeitlichen Rahmen einer Aufführung nicht berücksichtigen, sondern ausführlich auf die Wirkung der Intertextualität auf einen Leser eingehen. Die vielen Verweise auf die Theatersituation verorten den Frieden immer wieder an den Städtischen Dionysien im Jahr 421.87 Man denke beispielsweise an die ausführliche Thematisierung des Todes von Kleon und Brasidas.88 Des___________________________ 83
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Für die historischen Leser muss dies nicht bedeuten, dass bei jedem Signal sämtliche Papyri einer Bibliothek durchsucht wurden oder bei jeder Homer-Anspielung die genaue Stelle noch einmal nachgeschlagen wurde – die σοφοί kannten zu Aristophanes’ Zeit ohnehin mehr Referenztexte auswendig als heute. Zum Anfang der Komödienforschung vgl. jetzt auch LOWE 2013, der diesen allerdings primär mit den alexandrinischen Tragikern in Verbindung bringt. Vgl. dazu etwa OLSON 1992, 304; generell zum Unterschied von Aufführung und Lektüre vgl. auch WILES 1987, 141 und SLATER 1993, 9. Die Komplexität der Anspielungen deutet nicht darauf hin, dass alle Zuschauer Leser waren. Vgl. dazu ROEMER 1905, 65–68; SCHLESINGER 1937; HARRIOTT 1962; DOVER 1972, 188f.; TAPLIN 1977, 17; FRANCO 1988; HARRIS 1989, 86f.; VAN ERP TAALMAN KIP 1990, 15–19; MASTROMARCO 2006. Anders z. B. PFEIFFER 1968, 28. Zur Topikalität der Komödien des Aristophanes vgl. z. B. TAPLIN 1986, 174; LOWE 2007, 25; STOREY 2010, 221–223. Zu metatheatralischen Verweisen bei Aristophanes vgl. bes. SLATER 2002. Zur Berücksichtigung der Zeitumstände in einer Intertextualitätsstudie vgl. CONTE 1986, 49. Zum Tod von Kleon und Brasidas im Kampf um Amphipolis im Sommer 422 vgl. Thuk. 5,10; zum Widerstand dieser zwei Politiker gegen den Frieden vgl. bes. Pax 259–284 (vgl. dazu auch Thuk. 5,16,1). Der Friedensschluss („Nikias-Frieden“) kam
1.3 Intertextualitätssignale im Frieden
23
halb sollte sich ein Leser ständig darum bemühen, Aristophanes’ Stücke in seinem „theatre of the mind“ aufzuführen:89 „When we read a play, what we are doing – or what we should be doing – is hearing and seeing the play in the theatre of the mind. If we do not, then we are failing to do justice to the appropriate genre – a possible but perverse and unproductive procedure.“
Ein Leser muss für sich beispielsweise den Flug des Trygaios auf dem Mistkäfer visualisieren. Der Versuch der Rekonstruktion der Bühnenkonventionen und ihrer möglichen Umsetzungen an einer bestimmten Stelle darf nicht ausbleiben. Gelegentlich werden in dieser Arbeit verschiedene Inszenierungsmöglichkeiten erwogen, ohne dass eine klare Entscheidung getroffen werden kann: In diesen Fällen lässt der heute überlieferte Text mehrere Arten der Aufführung zu.90
1.3 Intertextualitätssignale im Frieden Die Subjektivität eines intertextuellen Lesevorgangs wird durch Signale eingeschränkt. Die „interpretive community“ wird zu beurteilen haben, ob die hier vorgeschlagenen Kategorisierungen und die darauf aufbauende Lektüre überzeugend sind.91 Denn was LYNE in einem für die Klassische Philologie zentralen Artikel zur Intertextualitätsdebatte als schwierigste theoretische Frage bezeichnete, hat in der Forschung noch immer zu wenig Beachtung gefunden:92 „When is an intertext readable and identifiable enough actually to constitute an intertext?“93 Die unterschiedlichen Ansichten darüber haben dazu geführt, dass Kapitel 4.2 dieser Arbeit sehr ausführlich geworden ist: Hier werden auch in der Forschung postulierte Einzeltextreferenzen diskutiert, die mich nicht überzeugt haben. Obwohl im Folgenden eine theoretische Erörterung der Intertextualitätssignale versucht wird, lässt sich bei umstrittenen Fällen eine gewisse subjektive Komponente nicht gänzlich vermeiden. Es soll bereits hier betont werden, dass ich beim Akzeptieren einer literarischen Anspielung eher zurückhaltend bin. Angesichts des geringen Prozentsatzes der überlieferten Literatur scheint mir ___________________________
89 90
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sogleich nach den Städtischen Dionysien 421 zustande, an denen der Frieden aufgeführt worden war (Thuk. 5,20). Für Einzelheiten vgl. OLSON 1998, xxv–xxxi. Das folgende Zitat stammt aus TAPLIN 1978, 3. Vgl. dazu auch TAPLIN 1977, 19; WILES 1987, 140; STOREY/ALLAN 2005, 52–55. Dies gilt gerade etwa für Details über den Flug des Trygaios (vgl. Kapitel 2.6.1). Wenn ein Leser bereits eine Aufführung des Friedens gesehen hat, darf er sich bei einer Fokussierung auf den Text davon nicht zu stark beeinflussen lassen und muss von den spezifischen Festlegungen dieser Inszenierung abstrahieren können. Vgl. FISH 1980, 173 zu „marks“, welche eine „interpretive community“ erkennt. Eine frühe Ausnahme innerhalb der Aristophanes-Forschung ist SCHLESINGER 1937, der einen wichtigen Beitrag zur „identification of parodies“ geschrieben hat. LYNE 1994, 189.
24
1. Einleitung
eine vorsichtige Haltung bei der Bewertung von semantischen und lexikalischen Übereinstimmungen geboten. Ein literarischer Dialog kann unterschiedlich deutlich signalisiert sein: Auf der linearen Skala von keinem Signal bis zu starker Signalisierung werden in dieser Arbeit explizite und implizite Intertextualitätssignale unterschieden.94 Ein explizites Intertextualitätssignal liegt vor, wenn jeder Leser, der über grundlegende Sprachkenntnisse verfügt, 95 bemerkt, dass ein anderer Text aufgerufen wird. Auch wenn der Leser einen Referenztext nicht identifizieren kann, weiss er aufgrund eines expliziten Signals, dass Literatur thematisiert wird und der Frieden auf einen anderen Text verweist. Als Illustrationsbeispiel soll Pax 1096– 1098 dienen:96 ΤΡ.
ἀλλ’ ὁ σοφός τοι νὴ ∆ί’ Ὅµηρος δεξιὸν εἶπεν· „ἀφρήτωρ, ἀθέµιστος, ἀνέστιός ἐστιν ἐκεῖνος, ὃς πολέµου ἔραται ἐπιδηµίου ὀκρυόεντος.“
Trygaios: Aber der kluge Homer, bei Zeus, sagte doch scharfsinnig: „Sippenlos, gesetzlos, herdlos ist jener, welcher den Bürgerkrieg liebt, den fürchterlichen.“
Auch wenn ein Leser noch nie etwas von Homer gehört hat, erkennt er doch, dass die auf Vers 1096 folgenden zwei Zeilen ein Ausspruch einer anderen Person sind. Bemüht er sich anschliessend darum zu erfahren, wer Homer ist, erfährt er, dass es sich bei diesem um einen Dichter handelt, und merkt, dass in diesen Versen explizit Literatur thematisiert wird. Dem Leser einer modernen Textausgabe kann die Präsenz und Länge des intertextuellen Bezugs zusätzlich durch graphemische Signale angezeigt werden.97 Das explizite Intertextualitätssignal wird in diesem Beispiel ausserdem von einem Hinweis auf den Referenztext begleitet (Homer), der dem Leser die Identifikation der konkreten Passage erleichtert.98 Wenn die genaue Stelle unbekannt ist, hat der Rezipient das Korpus ___________________________ 94
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Meine Kategorisierung wurde am stärksten von HELBIG 1996 beeinflusst (mit Forschungsüberblick S. 17–57). Die Parodie-Forschung fokussiert meist auf Parodiesignale zu Ungunsten der Intertextualitätssignale (zur Trennung vgl. WÜNSCH 1999, 225; zur Fokussierung vgl. z. B. ROSE 1993, 36–45). Zu dieser wichtigen Einschränkung vgl. RIFFATERRE 1978, 4f. Der Tabelle 1 in Kapitel 4.1 lässt sich entnehmen, welche literarischen Anspielungen im Frieden explizit signalisiert sind. Zu graphemischen Signalen vgl. HELBIG 1996, 121–126 und BRENDEL/MEIBAUER/STEINBACH 2007, 9. Im Theater standen andere Mittel wie Musik, Haltung, Gestik und Vortragsstil zur Verfügung, um eine Thematisierung von Literatur zu verdeutlichen (vgl. dazu z. B. DOVER 1993, 34; ROCCONI 2007; MASTROMARCO 2008, 145– 150). Graphemische Signale im Frieden deuten nicht immer auf eine literarische Anspielung hin (vgl. z. B. Pax 43–48). Neben expliziten Hinweisen auf den konkreten Referenztext gibt es auch implizite wie das Metrum und die Stilistik (vgl. dazu das Folgende). Wenn explizite Inter-
1.3 Intertextualitätssignale im Frieden
25
nach dem Referenztext der literarischen Anspielung zu durchsuchen. Er wird die Verse 63f. aus dem 9. Buch der Ilias finden (vgl. Kapitel 2.7.1). Sollten diese beiden Hexameter und der dazugehörige Kontext nicht zur intertextuellen Enzyklopädie99 des Lesers gehören, muss er sich kundig machen, um die literarische Anspielung im Frieden verstehen zu können. Alle explizit signalisierten literarischen Anspielungen im Frieden werden auch durch weniger deutliche Hinweise signalisiert. Ausserdem können auf starke Intertextualitätssignale im weiteren Verlauf der Komödie schwächere Signale zum gleichen Referenztext folgen.100 Umgekehrt können auch zunächst schwache Signale durch anschliessende starke Signale intensiviert werden.101 Grundsätzlich gilt für eine intertextuelle Lektüre, dass jede Inkongruenz102 in einem Text dahingehend geprüft werden muss, ob sie durch eine literarische Anspielung zu erklären ist. Konkret bedeutet dies, dass das Korpus nach lexikalischen Entsprechungen in den vor dem Frieden überlieferten Texten zu durchsuchen ist. Da Aristophanes’ Texte zu einem hohen Grad aus Inkongruenzen bestehen,103 müssen viele Verse des Friedens in dieser Hinsicht überprüft werden. Ein implizites Intertextualitätssignal liegt demnach vor, wenn sich eine Inkongruenz als intertextueller Bezug zu einem anderen Text erweist.104 Eine Inkongruenz kann hinsichtlich der Metrik auftreten. 105 Nicht alle Metrumwechsel deuten aber auf einen intertextuellen Dialog hin: 106 Die Äusserungen des Chors sind beispielsweise regelmässig in verschiedenen Metren gehalten und führen deshalb zu einer metrischen Inkongruenz. Für literarische Anspielungen sind insbesondere die plötzlichen Metrumwechsel inmitten einer ___________________________
99 100
101 102
103 104 105 106
textualitätssignale ohne Hinweise auf den Referenztext vorliegen, fehlen wichtige Hilfsmittel zum Verständnis einer Szene (vgl. z. B. Kapitel 2.13). Zum Begriff der intertextuellen Enzyklopädie vgl. ECO 1987, 53–56. Vgl. z. B. die impliziten Signale in Pax 154–156 zu Eur. Bell. nach den expliziten in Pax 135–139 und Pax 146–148. Zu intertextuellen „Teasern“ vgl. auch MÖLLENDORFF 2003, 28–30. Vgl. Kapitel 2.6.2. Der Begriff der „Inkongruenz“ stammt aus der Parodie-Forschung (vgl. z. B. ROSE 1979, 21–25 und SANGSUE 2007, 207–214). Zu den weiteren Bezeichnungen für dieses Phänomen gehören „ungrammaticality“ (RIFFATERRE 1978, 4f.), „rupture“ (RABINOWITZ 1987, 65–75), „interference“ (PLETT 1991, 11), „Leerstelle“ (ISER 4 1994, 286) und „deiktische Zeichen“ (HELBIG 1996, 73). Vgl. dazu SEEL 1960, 43–49; GELZER 1970, 1544,6–17; SILK 2000, 136–159. Der Tabelle 1 in Kapitel 4.1 lässt sich entnehmen, welche literarischen Anspielungen im Frieden implizit signalisiert sind. Vgl. generell dazu GELZER 1970, 1523,32–34; MASTROMARCO 1994, 150–152; PARKER 1997, 4f.; ZIMMERMANN 2010, 468. Vgl. zur Metrik der Komödien des Aristophanes bes. WHITE 1912; ZIMMERMANN 1984, 1985 und 1987; PARKER 1997; OLSON 1998 ad loc.; ZIMMERMANN 2010. Vgl. auch KLOSS 2001, 70 zur metrisch unmarkierten Äusserungsform bei Aristophanes.
26
1. Einleitung
Passage ergiebig: Beispielsweise folgen mit den Versen 154–172 des Prologs auf jambische Trimeter unvermittelt anapästische Dimeter. Eine Untersuchung dieser Inkongruenz zeigt, dass sie sich durch eine Anspielung auf den Bellerophontes des Euripides erklären lässt.107 Auch in prosodischen Details können metrische Inkongruenzen darauf hinweisen, dass eine intertextuelle Spur vorliegt: Die Konsonantenverbindung -γρ- bildet im jambischen Trimeter der Komödie gewöhnlich nicht Position. Die Längung der ersten Silbe von ὑγρόν in Pax 140 ist eine metrische Inkongruenz, welche durch eine literarische Anspielung auf eine Tragödie erklärt werden kann.108 Am häufigsten erweisen sich stilistische Inkongruenzen als implizite Intertextualitätssignale. 109 WILLI hat 2003 nicht nur einen wichtigen Appendix zur Grammatik des Aristophanes vorgelegt, sondern auch das, was in dieser Arbeit mit stilistischer Inkongruenz bezeichnet wird, treffend beschrieben: „In a given passage, a linguistic feature is stylistically marked if its stylistic level departs significantly from that of its context.“110 Wie bei der Metrik deuten die meisten Wechsel im Stil nicht auf literarische Anspielungen hin:111 Wenn in Pax 43–48 beispielsweise die Worte eines Ioniers wiedergegeben werden und der Dialekt dabei zum Ionischen wechselt,112 liegt zwar eine stilistische Inkongruenz vor, sie erklärt sich jedoch nicht durch eine literarische Einzeltextreferenz. 113 Andere Stilwechsel deuten hingegen auf einen intertextuellen Bezug hin: In Pax 749, inmitten der Anapäste der Parabase, wird οἰκοδοµέω metaphorisch für das Dichten verwendet. Dieser Sprachgebrauch ist nur noch in fr. 100 von Pherekrates belegt, mit dem Pax 749 einen Dialog führt.114 Neben dem Lexikon können stilistische Inkongruenzen auch in Bereichen wie Dialekt, Morphologie, Syntax, Wortbildung und Klang auf eine literarische Anspielung hindeuten.115 Wenn ein Leser eine Komödie des Aristophanes in seinem „theatre of the mind“ rekonstruiert, kann er auch Inkongruenzen hinsichtlich der Inszenierung bemerken. Theoretisch wären rein visuelle Verweise auf andere Bühnenstücke denkbar, doch diese wären heute kaum noch fassbar, da beinahe ausschliesslich ___________________________ 107 108 109 110 111
112 113 114 115
Vgl. dazu Kapitel 2.6.6. Vgl. dazu Kapitel 2.6.5 und insbesondere die Literaturangaben in Anm. 646. Vgl. BLÄNSDORF 1993, 59f. zum Stilwechsel als wichtigstem Intertextualitätssignal in der Antike. Vgl. NÜNLIST 2009, 218 zu Scholien-Bemerkungen darüber. WILLI 2003, 4 (vgl. die Seiten 232–269 für den Appendix zu „Aristophanes’ Attic: A Grammatical Sketch“). Vgl. zum Stil des Aristophanes bes. auch SILK 2000, 98–159. Stilistische Inkongruenzen sind in bestimmten Passagen einer Komödie durchaus gewöhnlich. Man denke z. B. an das dorische Alpha in lyrischen Partien. Gleichwohl muss bei jeder dieser Inkongruenzen geprüft werden, ob sie auf einen literarischen Dialog hinweist. Vgl. zum Ionischen hier CASSIO 1985a, 105f. mit Anm. 1; OLSON 1998 ad loc.; COLVIN 1999, 265f. Vgl. dazu die Besprechung von Pax 43–48 in Kapitel 4.2. Vgl. dazu Kapitel 2.11. Für Beispiele aus der lateinischen Literatur vgl. WILLS 1996, 19–24.
1.3 Intertextualitätssignale im Frieden
27
die Texte selbst überliefert sind. Wenn der Text des Friedens eindeutige Aufschlüsse über die Inszenierung zulässt, kann deren Rekonstruktion intertextuell auf eine andere Inszenierung verweisen.116 Der Flug des Trygaios in Pax 82–178 steht in einem intertextuellen Dialog mit dem Flug des Bellerophontes in der gleichnamigen Tragödie des Euripides. Neben verschiedenen anderen expliziten und impliziten Intertextualitätssignalen zu dieser Tragödie deutet auch die aus dem Text rekonstruierte Darstellung des Flugs auf einen Dialog hin.117 Wird bei der Untersuchung einer Inkongruenz ein potentieller Referenztext gefunden, muss abgewogen werden, ob die Länge der lexikalischen Entsprechung und die Häufigkeit bzw. Verbreitung eines Ausdrucks eine Erklärung der Inkongruenz durch einen intertextuellen Verweis auf diesen konkreten Einzeltext rechtfertigen. Hierfür gibt es keine festen Massstäbe,118 und ein gewisses Mass an Subjektivität ist bei dieser Entscheidung nicht zu vermeiden.119 In Pax 1301b findet sich mit der Form τοκῆας eine stilistische Inkongruenz, die durch einen intertextuellen Dialog erklärt werden könnte: Die im Frieden vorliegende Verbindung von τοκῆας und einer Form von καταισχύνειν ist nur noch in Alk. fr. 6,13f. belegt. Diese Seltenheit des Ausdrucks kann zum Anlass genommen werden, hier eine Einzeltextreferenz anzusetzen.120 Allerdings ist zu betonen, dass die geringe Menge der überlieferten Literatur einen heutigen Rezipienten in die Irre führen kann. Vorsicht ist insbesondere bei lexikalischen Übereinstimmungen mit Tragödien geboten. Auch wenn bei der Sprache der Komödien und der Tragödien eine gewisse „reluctance to overlap“ festgestellt werden kann, verwenden doch beide Gattungen Kunstsprachen, die Gemeinsamkeiten aufweisen.121 Ausserdem ist gerade in Bezug auf die Tragödie hervorzuheben, dass heute nur ein winziger Teil der Texte überliefert ist. Übereinstimmungen mit einer bestimmten Tragödien-Passage müssen mit dem gesamten Vergleichsmaterial im erhaltenen Korpus abgeglichen werden. Um eine Einzeltextreferenz annehmen zu können, muss eine Inkongruenz im Frieden deutlich durch eine bestimmte Stelle aus den überlieferten Texten aller Tragiker erklärt werden ___________________________ 116
117 118
119 120 121
Vgl. auch BONANNO 2006 zur Frage, ob das ἐκκύκληµα in Aristophanes’ Acharnern und Thesmophoriazusen als „dispositivo paratragico“ fungiert. Die Erwähnung der Andromeda-Aufführung in Thesm. 1059–1061 bestätigt, dass Aristophanes auf Tragödien als Inszenierungen anspielen konnte (vgl. dazu MASTROMARCO 2008, 145–149). Zu einem frühen Beispiel von „performative cross-referencing in Greek drama“ vgl. REVERMANN 2006b, 100. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1. Es lässt sich beispielsweise keine allgemein gültige Mindestlänge einer intertextuellen Spur festlegen. WILLS 1987 hat gezeigt, dass auch eine intertextuelle Spur vorliegen kann, wenn es sich bloss um ein einziges Wort handelt. Viele der in Kapitel 4.2 abgelehnten Anspielungen hängen von einer solchen Entscheidung ab. Vgl. dazu Kapitel 2.3.2. Vgl. dazu WILLI 2002, 118.
28
1. Einleitung
können.122 Wenn lediglich die metrische oder stilistische Form tragödientypisch ist, sich jedoch keine konkrete Tragödien-Stelle vom restlichen Korpus abhebt, ist eine Systemreferenz anzunehmen.123 Wie die expliziten können auch die impliziten Intertextualitätssignale einen Hinweis auf den Referenztext enthalten. Die dorische Vokalisierung von δαµώµατα in Pax 797 deutet beispielsweise auf einen Referenztext in dorischem Dialekt hin. Dieser Hinweis wird dadurch bestätigt, dass die Scholien eine literarische Anspielung auf Stesichoros bezeugen.124 Auch der Inhalt kann bei der Suche nach dem Einzeltext dienlich sein: Die Erwähnung des „Pegasoslein“ hilft bei der Klärung der stilistischen Inkongruenzen in Pax 76. Die Identifizierung des Referenztextes wird erleichtert, da Pegasos im Bellerophontes des Euripides auf der Bühne auftrat.125 Die expliziten und impliziten Intertextualitätssignale führen zu einem Korpus an Texten, auf die der Frieden anspielt. Ein Leser muss sich Kenntnis über die Texte dieses Bezugshorizonts erwerben. In Pax 1096–1098 erwähnt Trygaios – wie oben gezeigt wurde – zwei Verse aus Homer. Ein Zuschauer im Theater kann ohne das entsprechende Vorwissen weder beurteilen, ob diese Verse wirklich aus Homer stammen, noch den genauen Kontext mitberücksichtigen. 126 Ein Leser hingegen kann den Hinweisen auf Aussertextliches nachgehen. Durch den Fokus auf die Intertextualitätssignale und eine Lektüre des Friedens kommt diese Arbeit ohne die in der Intertextualitätsforschung zentrale Debatte über das Vorwissen eines Rezipienten 127 aus. Dies gilt gerade bei den Komödien des Aristophanes in hohem Masse, da seine Texte, im Vergleich etwa zu Tragödien, eine grosse Anzahl an expliziten Signalen enthalten. Wer den literarischen Anspielungen während einer Lektüre nachspürt, kann sich alle im Frieden signalisierten Referenztexte in seiner intertextuellen Enzyklopädie aneignen. ___________________________ 122 123
124 125 126
127
Vgl. dazu z. B. GRIFFITH 1984, 286 und DOVER 1993, 25. Vgl. Kapitel 4.2 für Beispiele. Dies bedeutet natürlich nicht, dass eine Stelle im Frieden nicht auch auf mehrere Referenztexte gleichzeitig anspielen kann. Allerdings ist hierbei immer zu prüfen, ob auch sonst Bezüge zu allen Texten vorliegen. Falls dies nicht der Fall ist und sich alle Signale im Frieden durch den Dialog mit einem der möglichen Referenztexte erklären lassen, wird bei der Lektüre nur dieser berücksichtigt (vgl. z. B. die Besprechung von Pax 135 und 155 in Kapitel 4.2). Vgl. dazu Kapitel 2.14. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1. In wesentlich durch Anspielungen geprägten Szenen sind zumindest einige von Aristophanes’ Einzeltextreferenzen klar signalisiert, damit jeder Zuschauer realisieren konnte, dass Literatur thematisiert wird, auch wenn nicht alle Referenztexte oder sogar die Kontexte der aufgerufenen Stellen bekannt waren. Vgl. dazu HARRIOTT 1962; DOVER 1972, 188f.; STOREY 2003, 299; MASTROMARCO 2006, 154–170; REVERMANN 2006b; TELÒ 2010, 280; HOLZBERG 2010, 25; RUFFELL 2011, 322. Vgl. SCHULTE-MIDDELICH 1985, 210–213; STILL/WORTON 1990, 1f.; VAN ERP TAALMAN KIP 1990, 21–41; FARRELL 1991, 23f.; SLATER 1993, 9f.; EDMUNDS 2001, 46f.
1.3 Intertextualitätssignale im Frieden
29
Der Bezugshorizont ist auch bei der Bewertung, ob an einer konkreten Stelle eine Anspielung vorliegt oder nicht, von zentraler Bedeutung. Wenn ein Text nachweislich zum Bezugshorizont des Friedens gehört, wird man auch ein schwächeres Intertextualitätssignal oder eine geringere lexikalische Übereinstimmung eher für einen Hinweis auf einen literarischen Dialog halten. Da beispielsweise in Pax 1270 ein explizit signalisierter Bezug zu den Epigonoi vorliegt, halte ich auch in Pax 1273–1276 und Pax 1286f. einen Dialog mit diesem Epos für die beste Erklärung der metrischen und stilistischen Inkongruenzen. Bei dieser Argumentation kann auch der Bezugshorizont anderer Komödien des Aristophanes einen Anhaltspunkt bieten. Die alleinstehende Anspielung auf den Telephos des Euripides (Pax 528) ist vor dem Hintergrund der Telephos-Anspielungen in den Acharnern leichter als intertextueller Bezug zu akzeptieren. Allerdings muss betont werden, dass jeder Text eines Autors einen unterschiedlichen Bezugshorizont haben kann und das Gesamtwerk eines Autors keine Kontinuität aufweisen muss. In Kapitel 2 wird dafür plädiert, an 31 Stellen im Frieden Referenztexte mitzulesen (vgl. Tabelle 1 in Kapitel 4.1 für einen Überblick).128 An zwei dieser Stellen (Pax 356; 603f.) werden sicherlich, an zwei weiteren (Pax 1273–1276; 1286f.) wahrscheinlich zwei verschiedene Texte aufgerufen. Beinahe in der Hälfte der Fälle wird auf Tragödiendichter angespielt: Bei neun dieser vierzehn Stellen handelt es sich um ein Stück des Euripides;129 dazu kommen vereinzelte Anspielungen auf Aischylos bzw. den ihm zugeschriebenen Prometheus (Pax 320; 1177), Achaios (Pax 356), 130 Sophokles (Pax 699) und Melanthios (Pax 1013f.). Den zweitgrössten Anteil hat das Epos (Pax 1097f.; 1270; 1273–1276; 1286f.), wobei drei dieser vier Stellen in der Szene mit dem Sohn des Lamachos vorkommen. Je dreimal aufgerufen werden andere Komödien (Kratinos’ Pytine in Pax 603f. und 700–703; Pherekrates’ Krapataloi in Pax 749) und Stesichoros (Pax 775–780; 796–799a; 799b–801), von dem alle Anspielungen aus den beiden Oden der Parabase stammen. Zwei Stellen enthalten einen intertextuellen Dialog mit Archilochos (Pax 603f.; 1298–1301a). Dazu kommen vereinzelte Anspielungen auf Äsop (Pax 129–134), das Lied von Datis (Pax 289–291), Simonides (Pax 736), Ion (Pax 835–837), das Certamen Homeri et Hesiodi (Pax 1280– 1283) und Alkaios (Pax 1301b). ___________________________ 128
129 130
Neben diesen 31 Stellen gibt es zwei mit pseudointertextuellen Anspielungen: Zu Pax 746f. vgl. Kapitel 4.2; zu Pax 1090–1094 vgl. Kapitel 2.7.1. Für einen Überblick über literarische Anspielungen, die in der Forschung zu Unrecht postuliert wurden, vgl. Tabelle 2 in Kapitel 4.1. Dazu gehören sieben Anspielungen in Pax 76–156 sowie die Anspielungen in Pax 528 und 722. Beim Momos des Achaios handelt es sich vermutlich um ein Satyrspiel (vgl. Kapitel 2.1). Pax 356 spielt ausserdem auf Vers 1081 von Aristophanes’ Wespen an.
30
1. Einleitung
1.4 Intertextuelle Lektüre des Friedens „La lecture est un acte d’intertextualisation […]“ (GRIVEL 1982, 240)
Die Intertextualität eines Textes kann hinsichtlich verschiedener Funktionen untersucht werden.131 Im Zentrum von Kapitel 2 steht die Frage nach der poetischen Funktion der literarischen Anspielungen: Der semantische Mehrwert, der sich aus dem Dialog mit anderen Texten ergibt, ist in den Fokus gerückt. 132 Innerhalb dieser Funktion der Intertextualität kann generell eine autoren- und eine leserzentrierte Perspektive unterschieden werden. 133 Die in dieser Arbeit eingenommene leserzentrierte Herangehensweise konzentriert sich nicht auf die Frage, was Aristophanes mit seinen Anspielungen bezweckt haben könnte,134 sie untersucht vielmehr, wie literarische Anspielungen auf einen Leser wirken, wenn dieser die Referenztexte mitliest. Durch die Anwesenheit eines expliziten Intertextualitätssignals oder durch eine Inkongruenz, die sich als implizites Intertextualitätssignal erweist, wird der Leser zur Berücksichtigung eines Referenztextes aufgefordert. Das Mitlesen von dessen Kontext reichert die Bedeutung des Friedens an.135 Die Einzelheiten dieses Vorgangs und die daraus resultierenden Konsequenzen an den konkreten Stellen können nicht auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Vielmehr ist der semantische Mehrwert, welcher durch die Anwesenheit einer literarischen Anspielung generiert wird, in jedem Fall einzeln zu bewerten. Es lassen sich jedoch einige Aspekte zusammenstellen, welche jede intertextuelle Lektüre im Frieden beeinflussen. Dazu gehören insbesondere die Art und Stärke des Intertextualitätssignals, die Form des Wortlauts im Referenztext gegenüber der intertextuellen Spur im Frieden,136 die Länge der intertextuellen Spur und die Berücksichtigung der Figurenebene in der Komödie sowie im aufgerufenen Text. ___________________________ 131
132 133
134
135 136
Vgl. CULLER 1981, 111 zum Bedarf von „multiple strategies“ und „different focuses and restrictions“, wenn mit Intertextualität gearbeitet wird. Vgl. auch DANE 1984, 21f. zu verschiedenen Funktionen der Intertextualität bei Aristophanes. Vgl. dazu STOCKER 1998, 80–87. Als wichtige Untersuchung zu dieser Funktion der Intertextualität bei Aristophanes sei HUBBARD 1991 genannt (vgl. bes. S. 40). Die traditionelle Unterscheidung durch die Verwendung von „Anspielung“ für eine autorzentrierte und „Intertextualität“ für eine leserzentrierte Perspektive (vgl. dazu FOWLER 1997) wird in der jüngeren Forschung nicht mehr aufrechterhalten. Zu den beiden Perspektiven vgl. z. B. EDMUNDS 2001, 19–38 und 39–62. Fragen wie diejenige nach der Ehrerbietung (vgl. JOUAN 1989, 17) oder nach den „attitudes of the parodist“ (vgl. ROSE 1979, 28–33) stehen somit nicht im Zentrum dieser Arbeit. Für eine theoretische Behandlung des intertextuellen Lektürevorgangs vgl. PLETT 1991, 16 und STOCKER 1998, 101–109. In dieser Arbeit werden bezüglich Wortlaut des Friedens im Unterschied zum Referenztext keine allgemeinen Kategorien vorgeschlagen (vgl. dazu z. B. RAU 1967,
1.4 Intertextuelle Lektüre des Friedens
31
Die intertextuelle Lektüre des Friedens wird durch mehrere Schwierigkeiten erschwert. Zunächst ist das grosse Problemfeld der textlichen Unsicherheiten und des Textverlusts zu nennen. Einerseits kann der Wortlaut bei Aristophanes selbst umstritten sein und eine intertextuelle Lektüre somit von einem Unsicherheitsfaktor abhängen.137 Andererseits liegen aber insbesondere in Bezug auf die Referenztexte verschiedene textliche Schwierigkeiten vor. Von den 31 in Kapitel 2 besprochenen literarischen Anspielungen ist der Referenztext nur gerade in fünf Fällen vollständig erhalten,138 wobei noch drei Spezialfälle hinzukommen.139 Oft sind die intertextuellen Bezüge nur aufgrund einer Notiz in den Scholien bekannt, weshalb moderne Untersuchungen literarischer Anspielungen in den Komödien des Aristophanes stark davon beeinflusst sind: 140 Würde beispielsweise die Randbemerkung in der Venediger Handschrift141 zu Pax 126 fehlen, wäre heute nicht bekannt, dass hier auf die Stheneboia des Euripides angespielt wird. Die moderne Forschung müsste unter diesen Umständen von einer Systemreferenz ausgehen. Es gibt keinen Anlass, grundsätzlich an den ScholienAngaben zu zweifeln.142 Allerdings sind sie oft unbefriedigend,143 da sie einerseits textlich problematisch, 144 nicht eindeutig 145 oder nur sehr dürftig 146 sein ___________________________
137 138
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140 141
142 143 144 145
146
14–16 oder KUGELMEIER 1996, 3f.), doch die Art der Einbettung einer intertextuellen Spur beeinflusst eine intertextuelle Lektüre immer. Die Stärke des Signals in Pax 603 hängt z. B. von einer Textentscheidung ab (vgl. Kapitel 2.3.1). In Pax 1097f., 1273–1276 und 1286f. wird auf die Ilias, in Pax 320 auf den unter Aischylos’ Tragödien überlieferten Prometheus und in Pax 1298–1301a auf eine vermutlich vollständig erhaltene Archilochos-Elegie angespielt. In Pax 356 wird sowohl auf den verlorenen Momos des Achaios als auch auf die erhaltenen Wespen des Aristophanes angespielt; die ursprünglichen Referenztexte zu Pax 129–134 (Äsop-Fabel vom Adler und vom Mistkäfer) und zu Pax 1280–1283 (Certamen Homeri et Hesiodi) sind verloren, erhalten ist in beiden Fällen jedoch eine spätere Version dieser Werke. Vgl. dazu NÜNLIST 2009, 230f. Die Scholien der Handschrift Venetus Marcianus 474 (V) sind auch für den ursprünglichen Wortlaut der Referenztexte die wichtigsten: In acht Fällen ist dieser ausschliesslich in V bewahrt (zur Bedeutung dieser Scholien vgl. HOLWERDA 1982, xi–xii und OLSON 1998, lii–liii). Vgl. dazu DOVER 1968b, 826. Vgl. dazu MITSDÖRFFER 1954, 62. Vgl. dazu z. B. Anm. 1061. Als Beispiel für nicht eindeutige Scholien-Angaben sei erwähnt, dass nicht immer klar ist, welches Verhältnis zwischen Frieden und Referenztext angenommen wird. Die Angaben gleichen in diesen Fällen einem „cf.“ in modernen Kommentaren (vgl. dazu NÜNLIST 2009, 231). Für ein Beispiel, wie eine solche Scholiastenangabe missverstanden wurde, vgl. Anm. 532. Das Wesen und die Überlieferung der Scholien bedingen, dass in der Regel nur spärliche Zusatzangaben über die literarischen Anspielungen erhalten sind. Vgl. dazu z. B. Kapitel 2.14.
32
1. Einleitung
können. Andererseits werden Bezüge zu Texten postuliert, welche nicht überzeugend sind.147 Zudem finden sich zu einigen in dieser Arbeit angenommenen literarischen Anspielungen in den Scholien keine Hinweise.148 Vor diesem Hintergrund könnten weitere Einzeltextreferenzen vermutet werden, die heute nicht mehr fassbar sind.149 Zusammenfassend gesagt können sich aufgrund der Überlieferungssituation antiker Texte in Bezug auf die Referenztexte insbesondere die folgenden spezifischen Unsicherheiten ergeben: die Datierung eines möglichen Referenztextes (vor oder nach dem Frieden?); 150 die Autorschaft eines Referenztextes; 151 die Textform eines Referenztextes zur Zeit des Aristophanes;152 die Vollständigkeit eines Referenztextes;153 die Kontextualisierung eines Fragments im nicht erhaltenen Referenztext. BAKER hat die Unsicherheiten bei der Kontextualisierung von Fragmenten treffend veranschaulicht:154 Würden wir aus den Wolken nur Vers 1366 kennen (ἐγὼ γὰρ Αἰσχύλον νοµίζω πρῶτον ἐν ποιηταῖς), müssten wir annehmen, Aristophanes habe Aischylos in dieser Komödie gelobt. Da uns heute jedoch auch der folgende Vers bekannt ist, wissen wir, dass gerade das Gegenteil der Fall war (Nub. 1367: ψόφου πλέων, ἀξύστατον, στόµφακα, κρηµνοποιόν). Die fragmentarische Überlieferung der meisten Referenztexte des Friedens hat zur Folge, dass der konkrete Kontext im aufgerufenen Text in der Regel nur schwierig oder überhaupt nicht zu fassen ist. In jedem Unterkapitel von Kapitel 2 wird eine Rekonstruktion der nur fragmentarisch erhaltenen Referenztexte mit einem Fokus auf die im Frieden aufgerufenen Passage versucht.155 Dabei muss ein generelles methodologisches Problem beachtet werden: Es besteht die Gefahr, dass aus dem Frieden auf den Referenztext geschlossen und auf dieser Basis dann der Frieden intertextuell gelesen wird. Wenn keine These zum ursprünglichen Kontext eines Fragments überzeugend ist, muss auf den Versuch des Mitlesens des weiteren Kontextes verzichtet werden. Aus theoretischer Sicht ___________________________ 147 148
149 150 151 152 153 154 155
Als Beispiel sei Pax 185 erwähnt, wo ein intertextueller Dialog mit dem Σκίρων von Epicharm vermerkt wird (vgl. Kapitel 4.2). In Pax 135 wird erneut ein intertextueller Dialog mit Eur. Bell. fr. 306 geführt, was die Scholien jedoch nur bei der ersten Anspielung in Pax 76 im Detail vermerkt haben (vgl. Kapitel 2.6.1 und 2.6.4); zu Pax 320 wird keine Anspielung auf [Aischyl.?] Prom. 994 erwähnt (vgl. Kapitel 2.2.1); bei den epischen Versen des Sohnes von Lamachos wird nur zu Pax 1270 gesagt, dass es sich um den ersten Vers der Epigonoi handle, weitere Angaben fehlen (vgl. Kapitel 2.7.2); der – allerdings nur schwach signalisierte – literarische Dialog mit Alkaios in Pax 1301b wird nicht vermerkt (vgl. Kapitel 2.3.2). Vgl. dazu z. B. KOMORNICKA 1967, 59. Vgl. dazu z. B. Kapitel 2.11 oder die Besprechung von Pax 603f. in Kapitel 4.2. Vgl. Kapitel 2.10 zur Frage, wessen Medea hier erwähnt wird. Vgl. insbesondere die Kapitel 2.4 und 2.7.2 (zum Certamen Homeri et Hesiodi). Vgl. als Beispiel dazu Anm. 314. Vgl. BAKER 1904, 123. Wenn die Referenztexte erhalten sind, wird auf eine Beschreibung verzichtet.
1.5 Lust am Lesen literarischer Anspielungen
33
ist bemerkenswert, dass eine intertextuelle Lektüre durch den Verlust eines Referenztextes nicht ärmer werden muss, sondern auch angereichert werden kann, da verschiedene Möglichkeiten durchgespielt und gegeneinander abgewogen werden müssen.156 Wenn der Referenztext hingegen erhalten ist oder wenn sich der Kontext eines fragmentarisch überlieferten Referenztextes rekonstruieren lässt, ist der intertextuelle Lektürevorgang durch eine weitere, wohlbekannte theoretische Schwierigkeit belastet: Wie viel Kontext soll mitgelesen werden?157 In einer Komödie des Diphilos behauptet ein Sprecher, wohl selbst ein Parasit, Euripides habe Parasiten geliebt und zitiert hierfür drei Verse aus dessen Tragödien. Darauf fragt die Sprecherin, vermutlich die Protagonistin Synoris, woher diese Verse stammen. Die Antwort lautet: τί δέ σοι µέλει; / οὐ γὰρ τὸ δρᾶµα, τὸν δὲ νοῦν σκοπούµεθα.158 Diese beiden Verse enthalten zwar eine bei der Rezeption von literarischen Anspielungen mögliche Haltung,159 die aber nicht für die Textstrategie der σοφοί angenommen werden kann. Wenn ein Signal auf einen anderen Text verweist, ist dieser immer zu berücksichtigen und sein Kontext ist immer mitzulesen.160 Allerdings kann eine intertextuelle Lektüre zum Resultat führen, dass der aufgerufene Kontext für den Frieden keine starke Relevanz hat und auf ein Mitlesen des erweiterten Kontextes verzichtet werden kann.161
1.5 Lust am Lesen literarischer Anspielungen „Der Grund, warum die grosse Mehrheit aller Leute Gedichte, Romane und Stücke lesen, liegt darin, dass sie sie vergnüglich finden.“ (EAGLETON 41997, 184)
Aristophanes’ Frieden ist stark geprägt von expliziten Intertextualitätssignalen und von Inkongruenzen, die einen Dialog mit anderen Texten anzeigen können. Einige dieser Bezüge sind als Einzeltextreferenzen (vgl. Kapitel 2), andere als Systemreferenzen (vgl. Kapitel 4.2) zu lesen. Hinsichtlich der Wirkung der literarischen Anspielungen ist zu beobachten, dass sich kein Programm fassen lässt, mit dem Aristophanes systematisch auf seine Rezipienten einwirken wollte: ___________________________ 156
157 158 159 160 161
RIFFATERRE hat betont, dass die intertextuelle Lektüre auch bei einem Verlust des Referenztextes weiter funktioniert (vgl. bes. 1980, 6 und 1981, 5). Allerdings gilt es seine These dahingehend zu ergänzen, dass der „mécanisme intertextuel“ dadurch anders funktioniert und reicher wird. Für eine theoretische Erörterung dieses Problems vgl. EDMUNDS 2001, 139–143. Diph. fr. 74,10f. Zu den Sprechern vgl. KASSEL/AUSTIN 1986 Bd. 5, 96f. MASTROMARCO 2006, 164 Anm. 60 spricht von einem „spettatore medio ateniese“. Vgl. dazu EDMUNDS 2001, 139. Vgl. dazu Kapitel 2.6.7; in anderen Kapiteln wird dies als Möglichkeit erwogen (vgl. z. B. Kapitel 2.1).
34
1. Einleitung
Sein Dialog mit Euripides ist nicht als konsequente Polemik gegen den Tragödien-Dichter zu verstehen; 162 seine Anspielungen auf andere KomödienDichter haben keine konkrete politische Botschaft;163 seine Komödien konstruieren sich im Dialog mit der Tragödie nicht als „Quelle ästhetischer, kultureller, moralischer und politischer Autorität“164. Vielmehr greift Aristophanes sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Diskurse zu.165 Als Beispiel für diesen Umgang mit der literarischen Tradition seiner Zeit seien die in Kapitel 2.7.1 und 2.7.2 diskutierten Homer-Anspielungen im Frieden genannt, welche an drei verschiedenen Stellen sehr unterschiedlich eingesetzt werden:166 In Pax 1097f. verwendet Trygaios zwei Ilias-Verse aus einer Rede Nestors, um den Orakeldeuter Hierokles davon zu überzeugen, dass ein Friedensschluss mit den Spartanern zu begrüssen sei. Homer wird in dieser Szene für Trygaios’ Friedenspläne vereinnahmt und als Befürworter der Abkehr vom Krieg aufgerufen. Auf der anderen Seite spielt der Sohn des Lamachos in Pax 1273– 1276 und 1286f. auf Kampfszenen der Ilias an, woraufhin er von Trygaios aufgrund des kriegerischen Inhalts dieser Verse kritisiert und vom Hochzeitsfest ausgeschlossen wird. Homer kann somit als Kriegsdichter erscheinen, doch aus seinen Epen können ebenso gut Argumente für den Frieden gewonnen werden. Trygaios kann in Pax 1089 sogar behaupten, Homer habe die folgenden fünf Verse gedichtet, obwohl sie in seinen Epen nicht belegt sind. Aristophanes legt in seinen Komödien demzufolge das ambivalente Potential Homers offen und schreibt sogar selbst daran weiter. Aristophanes wirft demzufolge mehr Fragen auf, als er beantwortet, und gibt diese den Rezipienten für die Zeit nach der Aufführung mit.167 In dieser Hinsicht kann auch die komplexe Intertextualität seiner Komödien verstanden werden: Aristophanes überlässt den σοφοί seiner Zeit Texte voller literarischer Anspielungen, welche diese entschlüsseln können. Das Aufspüren von Inkongruenzen und das Eruieren, ob eine Einzeltext- oder eine Systemreferenz vorliegt, ob ein konkreter Text und sein Kontext aufgerufen werden, inwiefern eine Anspielung dann die intertextuelle Lektüre einer Szene beeinflusst – dies ist ein wesentlicher Bestandteil des Sinnpotentials seiner Komödien, dies ist der semantische Mehr___________________________ 162
163 164 165 166 167
Vgl. zu dieser Ansicht z. B. VAN LEEUWEN 1876, 5–12; PASSOW 1897 und 1898; GUGLIELMINO 1928, 48; PUCCI 1961 (z. B. S. 394). Vgl. dagegen bereits MURRAY 1891, 3 sowie den treffenden Monty-Python-Vergleich von ROSEN 2005, 257 und WRIGHT 2012a, 145. Vgl. dazu besonders SIDWELL 2009 und meine Kritik an seinem Ansatz in Kapitel 4.2 zu Pax 347. Zu Aristophanes’ Komödien als „source of aesthetic, cultural, moral, and political authority“ vgl. RUFFELL 2011, 339. Vgl. dazu z. B. PLATTER 2007, 179 und WRIGHT 2012a, 10–16. Vgl. dazu insbesondere MÖLLENDORFF 1995a, 208; MAGNELLI 2004, 163–165; PLATTER 2007, 123f.; REVERMANN 2013, 122–124. Vgl. dazu MÖLLENDORFF 2002, 190–194.
1.5 Lust am Lesen literarischer Anspielungen
35
wert, dem die σοφοί nach einer Aufführung nachspüren möchten. Hier lässt sich eine Lust am Überprüfen der Inkongruenzen, eine Lust am Lesen literarischer Anspielungen greifen. Dionysos erklärt Herakles in Aristophanes’ Fröschen, er sei auf einem Kriegsschiff gewesen und habe die Andromeda des Euripides gelesen. Dabei habe plötzlich ein heftiges Verlangen (πόθος) sein Herz erschüttert168 – ein Verlangen, wie er später explizit sagt, nach Euripides (πόθος / Εὐριπίδου).169 Die Lektüre einer Tragödie seines Lieblingsdichters habe ihn dazu veranlasst, eine Reise in die Unterwelt anzutreten, um diesen heraufzuholen. Dionysos möchte dringend weitere Stücke von Euripides, da die aktuellen Dichter schlecht seien. 170 Der durch die Lektüre ausgelöste πόθος Εὐριπίδου belegt das Konzept der „Lust nach einem Autor“ bei Aristophanes.171 Nach einer Komödien-Aufführung könnten die σοφοί ein ähnliches Verlangen verspürt haben wie Dionysos, einen πόθος Ἀριστοφάνους. Sie hatten jedoch nicht die gleiche Möglichkeit wie der Theatergott in den Fröschen, der in die Unterwelt reisen konnte, um den geliebten Dichter heraufzuholen. Sie konnten sich auch nicht auf eine Wiederaufführung verlassen: Wenn sie ihr Verlangen stillen wollten, waren sie auf die Lektüre von Aristophanes’ Texten angewiesen.172 Für die σοφοί dürfte die Rezeption der literarischen Anspielungen im Theater bis zu einem gewissen Grad unbefriedigend gewesen sein. Wenn das entsprechende Vorwissen zu den jeweiligen Referenztexten vorhanden war, entwickelten sich nämlich weitere Bedeutungsebenen und zusätzliche Assoziationen. Im Theater stand aber nicht genügend Zeit zur Verfügung, um über die intertextuellen Bezüge genauer nachzudenken, da das Stück in hohem Tempo weiterging.173 Aristophanes’ literarische Anspielungen weckten bei den σοφοί demnach ein Verlangen nach weiterer Klärung der komplexen Intertextualität. Bereits unmittelbar nach der Aufführung dürften erste Diskussionen über deren Verständnis geführt worden sein. 174 Erst während des Lesens kann jedoch allen Intertextualitätssignalen und Inkongruenzen nachgespürt werden: Nur ein Leser kann innehalten, um über eine Stelle nachzudenken. Natürlich ist auch in Bezug ___________________________ 168
169 170 171
172 173 174
Ran. 52–54: καὶ δῆτ’ ἐπὶ τῆς νεὼς ἀναγιγνώσκοντί µοι / τὴν Ἀνδροµέδαν πρὸς ἐµαυτὸν ἐξαίφνης πόθος / τὴν καρδίαν ἐπάταξε πῶς οἴει σφόδρα. Vgl. dazu auch Kapitel 1.2. Ran. 66f.: τοιουτοσὶ τοίνυν µε δαρδάπτει πόθος / Εὐριπίδου. Vgl. Ran. 72 (οἱ µὲν γὰρ οὐκέτ’ εἰσίν, οἱ δ’ ὄντες κακοί) und die darauf folgende Diskussion mit Herakles. Vgl. auch Ran. 83f. über Agathon: (ΗΡ.) Ἀγάθων δὲ ποῦ ’στιν; (∆Ι.) ἀπολιπών µ’ ἀποίχεται, / ἀγαθὸς ποιητὴς καὶ ποθεινὸς τοῖς φίλοις. Zu ποθεινός als „missed“ bzw. „longed for“ vgl. DOVER 1993 ad loc. Vgl. SANSONE 2012, 11 zu diesem Punkt in Bezug auf die Tragödien des Euripides. Vgl. dazu Kapitel 1.2. Vgl. dazu MASTROMARCO 1984, 74, der von „discussione tra spettatori colti“ spricht.
36
1. Einleitung
auf die Anspielungen die „Lachlust“ 175 ein Grund für das Lesen von Aristophanes’ Texten: Oft können subtilere Pointen erst entdeckt werden, wenn die Musse einer Lektüre zur Verfügung steht. Viel bedeutender bei den intertextuellen Bezügen ist aber die Lust danach, ihr weiteres Sinnpotential zu entschlüsseln. SANSONE hat das Lesen eines antiken Dramas kürzlich treffend mit dem Lesen einer Partitur verglichen, was heute auch nur wenige Spezialisten machen – doch solche beschreiben das Lesen der Noten sogar als die bestmögliche Rezeptionsform.176 In seinem Buch „Literatur und Lust: Glück und Unglück beim Lesen“ hat ANZ 1998 eine Vermutung zum Ursprung des Lesevergnügens formuliert: „Die Geschichte des Lesevergnügens beginnt vielleicht beim Spuren-Lesen auf der Jagd, bei dem jene Hirnregionen aktiv sind, die später die Kulturtechnik des Lesens ermöglichen.“177 Die Freude am Entdecken intertextueller Spuren ist hiermit vergleichbar. ANZ geht an einer anderen Stelle explizit auf den zusätzlichen Lustgewinn beim Lesen anspielungsreicher Literatur ein: Es handle sich um ein „lustvolle[s] Spiel“, bei dem der Leser „seine Wissenskompetenz auf die Probe stellt und im Falle des Erfolgs geniesst“178. Die Lust am Entdecken von literarischen Anspielungen könne mit „Bewältigung von Schwierigkeiten“ erklärt werden. Studien würden belegen, dass sich ein Kind nur so lange für ein Spiel interessiere, wie dieses Schwierigkeiten bereite; Ähnliches gelte auch für die „Freude am Erkennen von intertextuellen Bezügen oder Nachahmungen“ 179 . Bereits Aristoteles hat, wie ANZ weiter ausführt, „das Betrachten einer Nachahmung als eine Art lustvolles Rätselspiel, als spielerische Bewältigung der Schwierigkeit beschrieben, in der Nachahmung das Nachgeahmte zu identifizieren“180. Mit dem Wiedererkennen von Bekanntem seien Gefühle wie „Stolz, Beruhigung oder auch Belustigung“ verbunden.181 Ein einsichtiges Beispiel dafür, dass durch literarische Anspielungen und das Aufrufen von Referenztexten zusätzliche Bedeutungsebenen entstehen, bietet Pax 528 (ἀπέπτυσ’ ἐχθροῦ φωτὸς ἔχθιστον πλέκος): Die Komik dieses Verses lässt sich nur verstehen, wenn bekannt ist, dass das ursprüngliche τέκος am ___________________________ 175
176 177 178 179 180
181
Zum Begriff der „Lachlust“ vgl. ANZ 1998, 172–204. Zur Komik als Hauptwirkung der literarischen Anspielungen in Aristophanes’ Komödien vgl. z. B. KOMORNICKA 1967, 63 oder FRANCO 1988, 220f. Für theoretische Abhandlungen zur Entstehung der Komik bei Aristophanes vgl. u. a. FLASHAR 1996; KLOSS 2001; ROBSON 2006; RUFFELL 2011, 54–111. SANSONE 2012, 9f. ANZ 1998, 31. Anz 1998, 43. ANZ 1998, 69. ANZ 1998, 69. Vgl. Aristot. poet. 1448b,15–17: διὰ γὰρ τοῦτο χαίρουσι τὰς εἰκόνας ὁρῶντες, ὅτι συµβαίνει θεωροῦντας µανθάνειν καὶ συλλογίζεσθαι τί ἕκαστον, οἷον ὅτι οὗτος ἐκεῖνος. ANZ 1998, 70.
1.5 Lust am Lesen literarischer Anspielungen
37
Versende (vgl. Eur. Tel. fr. 727) durch πλέκος ersetzt wurde.182 Dieser semantische Mehrwert ist, das entsprechende Vorwissen über den ursprünglichen Vers vorausgesetzt, auch bei einer Aufführung fassbar. Doch bereits die weiteren Implikationen des intertextuellen Dialogs – etwa Überlegungen, ob die Berücksichtigung des aufgerufenen Kontextes eine zusätzliche Sinnebene freilegt –183 lassen sich nur bei einer Lektüre greifen, bei der ein Rezipient seinen Gedanken nachgehen kann, ohne den Fortlauf des Stücks zu verpassen. Für ein detailliertes Verständnis von Aristophanes’ literarischen Anspielungen ist es in jedem Fall zentral, den Kontext eines aufgerufenen Textes zu rekonstruieren und mitzuberücksichtigen.184 Bei den oben genannten Beispielen von Homer-Anspielungen ist dies noch deutlicher als in Pax 528: Die drei unterschiedlichen Aufrufungen sind während einer Inszenierung höchstens oberflächlich fassbar. Aristophanes’ Komödien, die treffend als „pot-pourri de tous les genres littéraires connus en son temps“ bezeichnet wurden,185 konnten demnach dazu anregen, eine Komödie nach der Aufführung noch zu lesen. Im folgenden Kapitel 2 wird bei jeder Einzeltextreferenz im Frieden gezeigt, wie eine Szene durch den literarischen Dialog mit einem (oder mehreren) Referenztext(en) eine semantische Bereicherung erfährt. Nach dem Aufdecken der intertextuellen Spuren bereitet diese aktive Verständnisarbeit den σοφοί zusätzliches Vergnügen: Der Leser macht sich ein Bild von den aufgerufenen Kontexten, vergleicht dieses mit der Einbettung der Referenztexte im Frieden und beschreibt die zusätzlich generierte Bedeutung. Dies ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Lust am Lesen literarischer Anspielungen.
___________________________ 182 183 184 185
Vgl. dazu HARRIOTT 1962, 2f. und MASTROMARCO 2006, 160f. Vgl. dazu Kapitel 2.6.7. Vgl. dazu auch TELÒ 2010, 280f. TRÉDÉ 2000, 130.
2. LITERARISCHE ANSPIELUNGEN IM FRIEDEN Die folgenden Unterkapitel sind alphabetisch geordnet nach den Autoren, auf die im Frieden angespielt wird. Die dabei gewählte Betrachtung einzelner Szenen lässt sich durch das massgebliche Strukturierungsprinzip von Aristophanes’ Komödien rechtfertigen. Der Frieden kann zwar nach dem jeweiligen Ort der Handlung in drei Abschnitte unterteilt werden: die Ereignisse vor Trygaios’ Haus (bis Pax 178), im Himmel (bis Pax 818) und nach der Rückkehr auf der Erde.186 Ausserdem lassen sich für eine Grobstrukturierung formale Einschnitte wie die Parodos (Pax 301–345), die Parabase (Pax 729–818) und die Nebenparabase (Pax 1127–1190) nennen.187 Viel entscheidender für die Struktur von Aristophanes’ Komödien sind jedoch die Auftritte und Abgänge der Figuren, welche seine Werke in einzelne Szenen unterteilen.188 Auch bei dieser Intertextualitätsstudie hat sich gezeigt, dass eine solche Strukturierung dem Text gerecht wird, da die literarischen Anspielungen von Szene zu Szene stark variieren. Dieses Gliederungsprinzip bedingt freilich auch, dass intertextuelle Bezüge zu Texten verschiedener Autoren im gleichen Kapitel behandelt werden, wenn sie eng miteinander verknüpft sind.189
2.1 Achaios In Pax 356 liegen mit ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι mehrere stilistische Inkongruenzen vor: In der Komödie wäre anstelle von ξύν/σύν mit Dativ eher µετά mit Genitiv zu erwarten; 190 δορί ist ein ausgeprägt poetischer Dativ; 191 das anaphorische ___________________________ 186 187
188 189 190 191
Vgl. dazu THIERCY 1999, 74. SOMMERSTEIN 1984, 148 hält Pax 1310–1316 für einen weiteren Akttrenner. Seine Annahme von fünf Akten im Frieden ist jedoch sehr gesucht. Vgl. zur Gliederung des Friedens auch LANDFESTER 1977, 153–155; PICKARD-CAMBRIDGE 21962, 221f.; MÖLLENDORFF 2002, 71f. Vgl. dazu POE 1999. Für einen Überblick vgl. Tabelle 1 in Kapitel 4.1. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 356. Zur Verteilung von ξύν und σύν im Attischen vgl. ausserdem THREATTE 1980, 553f. Vgl. LSJ s. v. δόρυ. Die weiteren vier Belege bei Aristophanes verdeutlichen dies: In Ach. 1188 liegt eine Anspielung auf Euripides (vgl. OLSON 2002 ad loc.) und in Ran. 1289 eine Anspielung auf Aischylos vor (vgl. DOVER 1993 ad loc.); auch ἐλθόντες δορί in Lys. 1151 ist ein poetischer Ausdruck (vgl. HENDERSON 1987 ad loc.); zu Vesp. 1081 (auch ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι) vgl. das Folgende.
2.1 Achaios
39
Asyndeton eines präpositionalen Kolons erhöht die Stillage. 192 ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι ist auch in Vers 1081 der Wespen belegt.193 Die Scholien zu Pax 356 und Vesp. 1081 zeigen, dass diese Inkongruenzen implizite Intertextualitätssignale sind, die auf einen Vers aus dem Momos des Achaios verweisen. 194 Während Schol. Ar. Vesp. 1081 lediglich τοῦτο Ἀχαιοῦ, ἀπὸ τοῦ Μώµου δράµατος festhält, ist in Schol. Ar. Pax 356d auch der Rest des jambischen Trimeters erhalten.195 Dass die Dramen dieses Tragödien- und Satyrspieldichters zum Bezugshorizont des Aristophanes gehören können, zeigt auch eine Anspielung in Ran. 184 auf das Satyrspiel Aithon des Achaios (fr. 11).196 In Pax 356 liegt demnach ein intertextueller Dialog mit dem Momos des Achaios und Aristophanes’ eigenen Wespen vor. Der Tragödiendichter Achaios stammte aus Eretria auf Euböa.197 Die in der Suda genannten Lebensdaten und die Angabe, er sei ein wenig jünger als Sophokles gewesen, werden durch die Anspielungen auf seine Stücke in den Wespen (422), dem Frieden (421) und den Fröschen (405) glaubhaft gemacht.198 Der vermutlich ab der Mitte und bis zum Ende des 5. Jh.s aktive Dichter scheint insbesondere für seine Satyrspiele geschätzt worden zu sein. 199 Eine Beschreibung seines Werks ist angesichts der geringen Überreste schwierig.200 Der in Pax 356 aufgerufene Momos wird im Verlauf der intertextuellen Lektüre diskutiert. Ar. Pax 353–356 (ΧΟ.)
καὶ γὰρ ἱκανὸν χρόνον ἀπολλύµεθα καὶ κατατετρίµµεθα πλανώµενοι
___________________________ 192 193 194 195 196 197
198 199 200
Vgl. KANNICHT 1969 ad Eur. Hel. 235–237 zu diesem Stilmittel. Zur Überlieferung in Vesp. 1081 und Pax 356 vgl. PLATNAUER 1964 ad Pax 356; MACDOWELL 1971 ad Vesp. 1081; OLSON 1998 ad Pax 356. Anapher und Asyndeton sind auch sonst in den wenigen Achaios-Fragmenten belegt: vgl. SCHLOEMANN in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 493 Anm. 13. Vgl. Achaios fr. 29. Zur jambischen Metrik von Pax 356 (3tr+cr) vgl. ZIMMERMANN 1987, 35; PARKER 1997, 266f.; OLSON 1998 ad Pax 345–360. Vgl. dazu DOVER 1993 ad Ran. 184. In Thesm. 162 wird Alkaios und nicht Achaios genannt (vgl. dazu meine Anm. 355). Die wenigen Testimonien sind in SNELL/KANNICHT 21986, 115 gesammelt. Vgl. zum Leben und Werk des Achaios auch DRAGO 1935/1936; HOFFMANN 1951, 85–88; SUTTON 1980, 69–73; SCHLOEMANN in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 491–493; CIPOLLA 2003, 139–223; LÄMMLE in ZIMMERMANN 2011, 658f. Vgl. Achaios test. 1. Vgl. Achaios test. 6 mit SCHLOEMANN in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 492 und LÄMMLE in ZIMMERMANN 2011, 658. Vgl. SNELL/KANNICHT 21986, 115–128 für die erhaltenen Fragmente. In test. 7 ist ein Urteil über seinen Stil erhalten (vgl. SCHLOEMANN in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 493).
40
2. Literarische Anspielungen im Frieden εἰς Λύκειον κἀκ Λυκείου ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι.
(Chor:)
Denn genug lange Zeit gehen wir zugrunde und werden aufgerieben, wenn wir zum Lykeion und vom Lykeion mit Speer, mit Schild irren.
Achaios Mom. fr. 29
Ἄρης ὁ λῃστὴς ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι
Der Räuber Ares mit Speer, mit Schild
Ar. Vesp. 1081–1083201 (ΧΟ.)
εὐθέως γὰρ ἐκδραµόντες ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι ἐµαχόµεσθ’ αὐτοῖσι, θυµὸν ὀξίνην πεπωκότες, στὰς ἀνὴρ παρ’ ἄνδρ’, ὑπ’ ὀργῆς τὴν χελύνην ἐσθίων·
(Chor:)
Denn sogleich rannten wir mit Speer, mit Schild heraus und kämpften mit ihnen, trunken von saurem Zorn, Mann neben Mann stehend, aus Wut auf die Lippe beissend.
Intertextuelle Lektüre: Die Parodos des Friedens (301–345) endet damit, dass Trygaios dem Chor ein schönes Leben in der Zukunft verspricht, sobald die Friedensgöttin befreit sei. Die anschliessende Szene, welche zu ihrer Bergung führen wird, beginnt mit einem Lied (346–360), in dem sich der Chor einen derart schönen Tag wünscht, wie ihn Trygaios soeben in Aussicht gestellt hat. Das Verlangen danach wird mit den Mühen des Krieges begründet, welche der Chor in der letzten Zeit erleiden musste. Man habe lange genug zum Lykeion einrücken müssen, um auf eine militärische Expedition zu gehen (353–356).202 Den Abschluss des Chorlieds bildet die Aufforderung an Trygaios, Anweisungen für das weitere Vorgehen zu geben (357–360). Aus den Scholien zu Pax 356 ist zwar der Rest des Achaios-Verses bekannt, auf den hier angespielt wird – „der Räuber Ares“ war „mit Speer, mit Schild“ bewaffnet –, damit handelt es sich jedoch um das einzige erhaltene Fragment aus dem Momos des Achaios. Der Dramentitel ist auch für Sophokles bezeugt, wo insbesondere ἀναστῦψαι in fr. 421 nahelegt, dass es sich um ein Satyrspiel handeln muss.203 Es liegt folglich nahe, den Momos des Achaios ebenfalls für ein Satyrspiel zu halten. 204 Zudem deutet die Titelfigur selbst, der personifizierte ___________________________ 201
202 203 204
WILSON 2007a setzt ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι in Ar. Vesp. 1081 zwischen Anführungsund Schlusszeichen, in Pax 356 jedoch nicht. In dieser Arbeit wird konsequent auf diese Form der Markierung bei solchen Anspielungen verzichtet. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 356 zum Lykeion, das auch als Truppentreffpunkt diente, und zu Speer und Schild als zwei Grundbestandteilen der Hoplitenausrüstung. Zum Momos des Sophokles vgl. fr. 419–424 und dazu PEARSON 1917, 77f. sowie SCHEURER/BIELFELDT in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 363–367. In STEFFEN 1935, 181, wo das Fragment unter den Satyrspielen aufgenommen ist, fehlt ein Hinweis zur Unsicherheit dieser Zuweisung; auf der anderen Seite würde
2.1 Achaios
41
Tadel, auf ein Satyrspiel hin.205 Es lässt sich heute nicht mehr nachweisen, ob die beiden gleich benannten Dramen von Sophokles und Achaios ähnlichen Inhalts waren – zumal auch die Fragmente zum Satyrspiel des Sophokles sehr gering und wenig aussagekräftig sind: Momos, der personifizierte Tadel, ist aus der Mythologie als Urheber des trojanischen Krieges und als Kritiker der Götter bekannt; eine dieser Erzählungen könnte den Hintergrund von einem der Satyrspiele oder von beiden geboten haben.206 Der erweiterte Kontext von Achaios fr. 29 ist demnach weitgehend unbekannt, und es ist für den heutigen Leser unmöglich, genau einzuschätzen, inwiefern dieser die Lektüre des Friedens ursprünglich bereichert haben könnte. Ohnehin drängt sich bei dieser intertextuellen Spur die Frage auf, ob die Kontexte von Momos und Wespen mitgelesen werden sollen. Die zweimalige Verwendung von ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι durch Aristophanes innerhalb kürzester Zeit könnte auch auf ein „geflügeltes Wort“ hindeuten,207 das losgelöst vom ursprünglichen Kontext verwendet wurde. Viele Rezipienten haben den Ausdruck vielleicht gekannt oder sogar selbst aktiv verwendet, doch möglicherweise hat nur noch ein σοφός wie der Scholiast gewusst, wer den Ausdruck ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι geprägt hatte. Gerade für einen solchen Rezipienten lässt sich im Frieden aber eine weitere Pointe vermuten, wenn die ursprünglichen Kontexte berücksichtigt werden: Die Relevanz des Momos für den Frieden ist aufgrund der desolaten Überlieferungslage des Referenztextes schwierig zu beschreiben. Da sich beim Berücksichtigen der Wespen jedoch eine Wirkung erkennen lässt, die auch für andere Bezüge der beiden Komödien postuliert werden kann (vgl. das Ende dieses Kapitels), wird im Folgenden vorgeschlagen, in Pax 356 beide Referenztexte mitzulesen. Wenn der unmittelbare Kontext des Achaios-Fragments mitgelesen wird, muss aufgrund der modernen Beleglage von einer Gleichsetzung der Chormitglieder des Friedens mit Ares ausgegangen werden.208 Diese schildern ihr Erscheinen bei der Rekrutierung so, wie Ares im Momos des Achaios dargestellt worden war – ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι. Eine Gleichsetzung mit dem Kriegsgott könnte als Überhöhung der kriegerischen Leistungen gelesen werden. Durch einen Vergleich mit Ares höchstpersönlich würde sich der Chor als stolz über die früheren Kriegs___________________________
205
206 207 208
man in SNELL/KANNICHT 21986, 123 einen expliziten Verweis auf das gleichlautende Satyrspiel des Sophokles erwarten. Vgl. dazu SUTTON 1980, 72; SCHLOEMANN in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 544; CIPOLLA 2003, 218. Vgl. auch GUGGISBERG 1947, 109 zu personifizierten Abstrakta als Titel von Satyrspielen. Vgl. dazu SCHEURER/BIELFELDT und SCHLOEMANN in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 363–367 und 544. So RAU 1967, 193 zu Vesp. 1081. Vgl. generell dazu WRIGHT 2012a, 150–156. Die intertextuelle Lektüre von RUFFELL 2011, 328 baut auf der – wie oben gezeigt wurde – nicht überzeugenden Annahme auf, dass es sich beim Momos um eine Tragödie handelt.
42
2. Literarische Anspielungen im Frieden
leistungen darstellen, bei denen er wie der Kriegsgott gekämpft habe. Dadurch könnte er implizit einem Feigheitsvorwurf entgegentreten: Er flüchte sich nicht in den Frieden, weil er den Krieg scheue. Vielmehr habe er wie Ares gekämpft, als dies nötig war. Nun sei es nach dieser langen Kriegsphase aber an der Zeit, in ein ruhigeres Leben überzugehen und die Vorteile des Friedens zu geniessen. Die Gleichsetzung des Chors mit dem Kriegsgott könnte aber auch als ironische Untergrabung der scheinbar ernsthaften Aussage gelesen werden,209 sofern eine komische Darstellung oder eine Verspottung von Ares im Momos angenommen wird, was insbesondere deshalb nicht unwahrscheinlich ist, weil es sich bei diesem Drama sehr wahrscheinlich um ein Satyrspiel handelt. Zudem könnte die Bezeichnung des Kriegsgotts als „Räuber“ in diese Richtung weisen, da der Begriff mit stark negativer Konnotation verwendet werden konnte.210 Es bleibt allerdings unklar, wer Ares einen λῃστής nennt und in welchem Kontext diese Worte gesprochen werden. Der Verlust des weiteren Kontextes sowie des nahezu gesamten Referenztextes verunmöglicht eine Entscheidung zwischen unterschiedlichen Lesarten. Die Überlieferungslage führt dazu, dass die intertextuelle Lektüre durch das Nebeneinander verschiedener Möglichkeiten, welche gegeneinander abgewogen werden müssen, angereichert wird.211 Der intertextuelle Dialog mit Vers 1081 der Wespen ist leichter zu beschreiben, da der Referenztext erhalten ist. Im Epirrhema der Parabase (Vesp. 1071–1090) möchte der Chor erklären, warum alle Mitglieder einen Stachel haben (1071– 1074). Aus diesem Grund werden einzelne Ereignisse der Kriege gegen die Perser, welche in 1082 (ἐµαχόµεσθ’ αὐτοῖσι) gemeint sind, 212 erwähnt, ohne dass jedoch ein historischer Bericht über eine bestimmte Schlacht geliefert wird.213 Unter den Persern heisse es noch immer, es gebe nichts Tapfereres als eine athenische Wespe (1089f.). Die Verbindung ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι wird in einer Erzählung über die Perserkriege verwendet, welche durch die WespenIdentität des Chors zwar auch komische Züge trägt, im Grundton aber dennoch auf den Kriegsruhm der Athener abzielt. Auch im Frieden findet sich ξὺν δορὶ ξὺν ἀσπίδι in einer Äusserung des Chors. Wie gezeigt wurde, kann sie hier ebenfalls als Teil einer Verherrlichung der eigenen Kriegsleistungen gelesen werden. Der Kontext des Friedens ist im Unterschied zu den Wespen jedoch stark von der Vorfreude auf eine Zeit nach den militärischen Aktionen geprägt. Damit distanzieren sich die Chormitglieder des Friedens einmal mehr von den___________________________ 209 210
211 212 213
Anders RAU 1967, 194, der an dieser Stelle keine komische Pointe annahm. Vgl. z. B. Eur. Cycl. 223 (λῃσταί τινες κατέσχον ἢ κλῶπες χθόνα;) und Alc. 766 (πανοῦργον κλῶπα καὶ λῃστήν τινα) mit PARKER 2007 ad Alc. 766, der von „strong language“ spricht. Vgl. dazu Kapitel 1.4 mit Anm. 156. Die Perser werden in Vesp. 1078 und 1089 durch die Bezeichnung „Barbaren“ genannt (vgl. dazu SOMMERSTEIN 1983 ad loc.). Vgl. MACDOWELL 1971 ad Vesp. 1078–1088 und SOMMERSTEIN 1983 ad Vesp. 1078.
2.2 Aischylos
43
jenigen der Wespen und werden nun, da Kleon und Brasidas gestorben sind,214 als Anhänger einer friedlichen Welt dargestellt: Ein vergleichbarer intertextueller Dialog der beiden Chöre der Aristophanes-Komödien kann in den heftigen Tanzbewegungen während der Parodos,215 in Pax 348f.,216 in den Versen 751– 760 der Parabase 217 und in der namentlichen Entsprechung des Chormitglieds Charinades218 gesehen werden.
2.2 Aischylos Die einzige überzeugende Anspielung auf eine Tragödie, die mit Sicherheit von Aischylos geschrieben wurde, findet sich in Pax 1177.219 Die stilistischen Inkongruenzen des Ausdrucks ξουθὸς ἱππαλεκτρυών verweisen als implizite Intertextualitätssignale auf fr. 134 seiner Myrmidonen. Dieses Drama gehört auch zum Bezugshorizont der Vögel, der Frösche und der Ekklesiazusen.220 Auf eine Gesamtrekonstruktion der fragmentarisch erhaltenen Tragödie wird hier verzichtet, 221 da im Folgenden dafür plädiert wird, dass der Frieden nur auf den unmittelbaren Kontext des Referenztextes anspielt, der im Verlauf der intertextuellen Lektüre thematisiert wird. Die Formulierung ὡς κυκάτω καὶ πατείτω πάντα καὶ ταραττέτω in Pax 320 enthält stilistische Inkongruenzen, welche sich als Intertextualitätssignale zu Vers 994 des Prometheus Desmotes erweisen. 222 Die Verfasserschaft der Aischylos ___________________________ 214 215 216 217 218
219 220 221
222
Vgl. dazu Anm. 88. Zum Dialog der Parodos des Friedens mit den Wespen vgl. HUBBARD 1991, 151 und SLATER 2002, 121 mit Anm. 25 (OLSON 1998 ad Pax 331f. ist skeptisch). In Pax 348f. kann ein direkter Bezug zu den Wespen gesehen werden. Vgl. dazu HUBBARD 1991, 151 und RUSSO 1994, 133 (OLSON 1998 ad loc. ist skeptisch). Vgl. dazu HUBBARD 1991, 148–150 und meine Anm. 1446. Der fiktive Name (vgl. dazu SOMMERSTEIN 1998 ad Eccl. 51 und KANAVOU 2011, 103) ist neben Vesp. 232 und Pax 1155 nur noch in einer Buleutenliste des Jahres 336/335 belegt (vgl. SOMMERSTEIN 1983 ad Vesp. 232 und OLSON 1998 ad Pax 1155). Die Namensentsprechung ist intertextuell bedeutsam, da Charinades in den Wespen einer der Kleon-freundlichen Richter ist (vgl. dazu bes. Vesp. 242–244 mit MACDOWELL 1971, 3f. und SOMMERSTEIN 1983, xvii), im Frieden dagegen ein Bauer Charinades genannt wird (vgl. Pax 1155–1158). Auch HUBBARD 1991, 151 Anm. 36 weist auf die Namensentsprechung hin. Weitere in der Sekundärliteratur postulierte Anspielungen werden in Kapitel 4.2 diskutiert (für einen Überblick vgl. Tabelle 2 in Kapitel 4.1). Vgl. Av. 800 und 1420 (mit DUNBAR 1995 ad loc.); Ran. 932, 992 und 1264f. (mit TARKOW 1982, 5f. und DOVER 1993 ad loc.); Eccl. 392f. (mit USSHER 1973 ad loc.). Vgl. dazu Aischyl. Myrm. fr. 130–142 mit LASSERRE 1946; GARZYA 1991–1992; WEST 2000, 340; MICHELAKIS 2002, 23; SOMMERSTEIN 2008, 134–149; RAMELLI 2009, 297–321; SOMMERSTEIN 22010, 242–245. In der Forschung wurden Aristophanes-Anspielungen auf den Prometheus bislang insbesondere aufgrund der Verfasser- und der Datierungsfrage behandelt (vgl. etwa
44
2. Literarische Anspielungen im Frieden
zugeschriebenen Tragödie bleibt weiterhin umstritten.223 Der Versuch, eine Anspielung in einem Aischylos-Kontext der Wolken und der Frösche auszumachen und damit zu zeigen, dass zumindest Aristophanes Aischylos für den Verfasser des Prometheus hielt, ist nicht ohne überzeugende Bedenken geblieben.224 Für die im Folgenden vorgeschlagene intertextuelle Lektüre ist der Name des Autors nicht entscheidend.225 Gleichwohl wird die Anspielung hier im Kapitel zu Aischylos behandelt. Hinsichtlich der Datierung wird davon ausgegangen, dass die Tragödie bereits zur Zeit von Aristophanes’ Acharnern existierte.226 Der Kontext des Referenztextes wird im Verlauf der intertextuellen Lektüre vorgestellt. 2.2.1 Ar. Pax 318–323227 ΤΡ. ΧΟ. ΤΡ.
ἐξολεῖτέ µ’, ὦνδρες, εἰ µὴ τῆς βοῆς ἀνήσετε· ἐκδραµὼν γὰρ πάντα ταυτὶ συνταράξει τοῖν ποδοῖν. ὡς κυκάτω καὶ πατείτω πάντα καὶ ταραττέτω, (320) οὐ γὰρ ἂν χαίροντες ἡµεῖς τήµερον παυσαίµεθ’ ἄν. τί τὸ κακόν; τί πάσχετ’, ὦνδρες; µηδαµῶς πρὸς τῶν θεῶν, πρᾶγµα κάλλιστον διαφθείρητε διὰ τὰ σχήµατα.
Trygaios: Ihr werdet mich zugrunde richten, ihr Männer, wenn ihr nicht mit dem Geschrei aufhört. Denn er [sc. Polemos oder Kleon] wird herausrennen und all dies mit seinen Füssen zusammenrühren. ___________________________
223
224
225 226
227
BECKER 1915, 53–61; GRIFFITH 1977, 11; FLINTOFF 1983; CITTI 1987; BEES 1992; BEES 1993, 22f.). Interessanterweise wurde Pax 320 in dieser Diskussion kaum beachtet, obwohl viele Kommentare auf die Ähnlichkeiten mit Prom. 994 hinweisen (z. B. PALEY 1873, VAN LEEUWEN 1906, PLATNAUER 1964, SOMMERSTEIN 1985 und OLSON 1998 ad loc.). Vgl. dazu z. B. die zu unterschiedlichen Resultaten gelangenden Monographien von MÉAUTIS 1960 (echt), HERINGTON 1970 (echt), GRIFFITH 1977 (unecht), PATTONI 1987 (echt) und BEES 1993 (unecht) sowie die Forschungsgeschichten in LEFÈVRE 2003, 11–19 und RUFFELL 2012, 13–19. Die Frage bleibt auch in jüngeren Diskussionen umstritten, vgl. etwa LEFÈVRE 2003, 135–146 (unecht), PODLECKI 2005a, 195– 200 (echt), BEES 2009, 18–24 (unecht) und HERINGTON 2009, 294f. (echt). Die von GRIFFITH 1984, 286–291 vorgebrachten Bedenken gegen FLINTOFF 1983, insbesondere diejenigen allgemeiner Natur auf S. 286, gelten auch für den zweiten Versuch von CITTI 1987. Vgl. dazu auch PODLECKI 2005a, 195. Hinweise auf die Datierung könnten Anspielungen in den Rittern und den Vögeln bieten: Vgl. dazu RAU 1967, 175–177; GRIFFITH 1977, 11f.; BEES 1992; BEES 1993, 22f.; DUNBAR 1995 ad Av. 199f.; Ruffell 2012, 18. Vgl. auch WEST 1990, 65 Anm. 15 zu Ar. Ach. 704 und [Aischyl.?] Prom. 2 (vgl. aber dagegen BEES 1993, 23). Die generellen Zweifel von LEFÈVRE 2003, 138 an Bezügen zwischen Aristophanes und dem Prometheus Desmotes sind unberechtigt. Zum Subjekt in Pax 319 und 320 vgl. die intertextuelle Lektüre; zu Text und Erklärung von ὡς in Pax 320 vgl. Anm. 233.
2.2 Aischylos
45
Chor:
(320) (tanzt intensiver) Er soll nur alles zusammenmischen, zertreten und aufrühren, denn wir können heute wohl nicht aufhören, uns zu freuen. Trygaios: Was ist das für ein Übel? Was ist los mit euch, Männer? Zerstört auf keinen Fall, bei den Göttern, die wunderschöne Sache durch eure Tanzschritte.
[Aischyl.?] Prom. 992–996 (ΠΡ.)
πρὸς ταῦτα ῥιπτέσθω µὲν αἰθαλοῦσσα φλόξ, λευκοπτέρῳ δὲ νιφάδι καὶ βροντήµασι χθονίοις κυκάτω πάντα καὶ ταρασσέτω· γνάµψει γὰρ οὐδὲν τῶνδέ µ’ ὥστε καὶ φράσαι πρὸς οὗ χρεών νιν ἐκπεσεῖν τυραννίδος.
(Prometheus:) Angesichts dessen soll eine brennende Flamme geschleudert werden, und mit weissflügligem Schneesturm und Gedonner aus der Erde soll er [sc. Zeus] alles zusammenmischen und aufrühren. Denn nichts davon wird mich beugen, dass ich sage, durch wen er zwangsläufig von seiner Alleinherrschaft vertrieben wird.
Intertextualitätssignal(e): In Pax 320 sind das Homöoteleuton in κυκάτω … πατείτω … ταραττέτω, die Alliterationen in κυκάτω καί und πατείτω πάντα sowie die Häufung der stimmlosen Verschlusslaute als stilistische Inkongruenzen zu werten.228 Eine Untersuchung der einzelnen Begriffe zeigt, dass Aristophanes die Verbindung von κυκᾶν und ταράττειν mehrfach verwendet hat:229 Ach. 688: ἄνδρα Τιθωνὸν σπαράττων καὶ ταράττων καὶ κυκῶν Equ. 251: ἀλλὰ παῖε καὶ δίωκε καὶ τάραττε καὶ κύκα Equ. 692: ὠθῶν κολόκυµα καὶ ταράττων καὶ κυκῶν
Vor Aristophanes ist die Verbindung der beiden Verben einzig in [Aischyl.?] Prom. 994 belegt. Die morphologische Entsprechung mit dem Imperativ der 3. Person Singular zwischen dem Frieden (κυκάτω … καὶ ταραττέτω) und dem Prometheus (κυκάτω … καὶ ταρασσέτω) sowie die Übereinstimmung im Objekt πάντα sprechen für einen intertextuellen Dialog dieser beiden Textstellen. In der ähnlichen Fortsetzung mit „Denn nicht(s)“ im Frieden (321: οὐ γὰρ ἄν) und im Prometheus (995: γνάµψει γὰρ οὐδέν) kann eine Bestätigung für die literarische Anspielung gesehen werden.230 Da Ach. 688, Equ. 251 und Equ. 692 weniger Übereinstimmungen mit Pax 320 und Prom. 994 aufweisen, werden sie im Folgenden vom intertextuellen Dialog weitgehend ausgeschlossen.
___________________________ 228 229
230
Vgl. dazu auch MARZULLO 1988/1989, 210. Vgl. ausserdem Equ. 866f. (ἐὰν δ’ ἄνω τε καὶ κάτω τὸν βόρβορον κυκῶσιν, / αἱροῦσι· καὶ σὺ λαµβάνεις, ἢν τὴν πόλιν ταράττῃς) und Pax 654 (καὶ κύκηθρον καὶ τάρακτρον). Vgl. dazu MARZULLO 1988/1989, 220 (Prom. 985 als Stellenangabe für γὰρ οὐδέν ist hier ein Druckfehler).
46
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Intertextuelle Lektüre: Die Parodos des Chors wird durch den Hilferuf des Trygaios in Pax 296–300 eingeleitet. Der Protagonist braucht Unterstützung bei der Bergung der Friedensgöttin, welche möglichst schnell vonstatten gehen muss, damit Polemos nicht eine neue Mörserkeule herstellen und die griechischen Städte vernichten kann. Die Freude der Chormitglieder ist so gross, dass Trygaios sie um Zurückhaltung und Ruhe bitten muss. Sie könnten durch ihr Geschrei Polemos (309f.) oder „jenen Kerberos da unten“ (313–315) herauslocken, welche ihr Unterfangen gefährden würden. Wegen der Charakterisierung des „Kerberos“ als παφλάζων καὶ κεκραγώς besteht kein Zweifel darüber, dass hiermit Kleon gemeint ist,231 der nach seinem Tod im Vorjahr wieder auferstehen und sich den Friedensbemühungen widersetzen könnte. Trygaios lässt es in Vers 319 offen, ob nun Polemos oder Kleon herausrennen und alles zusammenrühren könnte,232 falls der Chor nicht von seinem Geschrei ablässt. Obwohl der Anfang der Reaktion darauf in Pax 320 textlich umstritten ist,233 bleibt die Bedeutung klar: Polemos oder Kleon sollen doch alles „zusammenmischen, zertreten und aufrühren“ – der Chor werde heute trotzdem nicht aufhören, sich zu freuen. Mit den Worten ὡς κυκάτω καὶ πατείτω πάντα καὶ ταραττέτω spielt der Chor auf eine Äusserung des Prometheus im Prometheus Desmotes an.234 Seit Beginn der Tragödie ist dieser an einen Felsen gekettet, weil er zu menschenfreundlich war und sich der Macht von Zeus widersetzt hatte (z. B. Prom. 8– 11.226–241). In Vers 941 tritt Zeus’ Bote Hermes auf und erkundigt sich nach dem Geheimnis, das Prometheus über die Zukunft von Zeus wisse:235 Bereits in ___________________________ 231 232
233
234
235
Vgl. OLSON 1998 ad Pax 313–315. Die natürlichste Lesart ist die Aufnahme des Subjekts aus Pax 313–315 (Kerberos/Kleon), doch die Ambiguität bleibt bestehen, da zuvor Polemos erwähnt wurde und im Drama aufgetreten war (vgl. OLSON 1998 ad Pax 319f.). Anders z. B. PLAT2 NAUER 1964 ad Pax 319 (Polemos ist Subjekt) und SOMMERSTEIN 2005 ad Pax 319 (Kleon ist Subjekt). Ich halte die Erklärung von OLSON 1998 ad loc., der den überlieferten Text im Unterschied zu WILSON 2007a ohne crux desperationis druckt, für überzeugend: „An odd and elliptical construction, probably equivalent to (ἴσθι) ὡς [e.g. 237, 496; Ach. 333; Nu. 209; Lys. 32] ἡµῖν οὐ µελήσει εἰ κυκᾷ vel. sim.“ Vgl. auch RENEHAN 2006, 32 zum Imperativ der 3. Sg. in dieser Konstruktion (weitere Stellen in KÜHNER/GERTH 3 1898, 238f.). Mögliche Konjekturen wären: καί von BLAYDES, was gegen OLSON 1998 ad Pax 320 paläographisch nicht unwahrscheinlich ist (so RENEHAN 2006, 33 und WILSON 2007b, 105); συγ- wird von WILSON 2007b, 105 bevorzugt, der hier oder zumindest im kritischen Apparat seiner Ausgabe hätte erwähnen müssen, dass auch diese Konjektur von BLAYDES 1883, 318 stammt. Zur Interpretation der Anspielung auf den Prometheus Desmotes in Pax 320 vgl. insbesondere MARZULLO 1988/1989, 219–221, dessen politischer Lesart hier allerdings nicht gefolgt wird. Allgemeinere Ähnlichkeiten zwischen den beiden Dramen wurden von ALBINI 1971, 24 und CASSIO 1985a, 30 zusammengestellt (jeweils ohne auf Pax 320 einzugehen). Vgl. zur Schlussszene des Prometheus Desmotes bes. LEFÈVRE 2003, 43–50.
2.2 Aischylos
47
755–770 hatte der Protagonist der Tragödie Io gegenüber geäussert, dass Zeus einen Sohn zeugen werde, der ihn von seiner Herrschaft vertreibt.236 Doch Prometheus denkt nicht daran, sein Wissen Hermes gegenüber preiszugeben. Zeus könne alles machen, er werde sein Geheimnis hüten, solange er nicht befreit werde (987–996). Prometheus bleibt auch nach der Androhung einer Strafe (1007– 1035) hart und geht am Ende des Stücks mit seinem Geheimnis unter. Prometheus nennt unter den Strafen von Zeus, die er nicht fürchtet, auch κυκάτω πάντα καὶ ταρασσέτω (994), auf das im Frieden angespielt wird. Zunächst fällt die Attisierung von ταρασσέτω (Prom.) zu ταραττέτω (Pax) auf, durch welche die intertextuelle Spur an die Normalsprache der Komödie angepasst wird. Durch die Veränderung am Anfang und die Einfügung von καὶ πατείτω wurde der jambische Trimeter des Prometheus ins Metrum der Parodos im Frieden (katalektischer trochäischer Tetrameter) eingefügt. Diese Detailbeobachtungen erweisen die Äusserung des Chors weniger als fremde Stimme, sondern vielmehr als Verinnerlichung der Worte des Prometheus. Die Protagonisten der jeweiligen Dramen, Trygaios und Prometheus, sind in ihrer Eigenart als Menschenfreunde und Kämpfer gegen das Unrecht von Zeus von vornherein vergleichbar.237 Indem der Chor nun in Pax 320 im Gespräch mit Trygaios die Worte des Prometheus aufgreift, erweist auch er sich als vehementer Unterstützer der Anliegen dieser beiden.238 Durch die Anspielung drückt er aus, dass ihn nicht nur die Gefahren, welche durch Polemos und Kerberos/Kleon drohen, unberührt lassen, sondern dass er sich (wie Prometheus) auch nicht um allfällige Konsequenzen des Zeus kümmert, der in beiden Dramen als Menschenfeind dargestellt wird.239 Damit setzt sich der Chor des Friedens auch von der Haltung des Chors im Prometheus ab. Die Okeaniden haben zwar von Beginn an mit Prometheus sympathisiert und sich auch explizit von Zeus’ Haltung distanziert;240 im finalen Gespräch zwischen Prometheus und Hermes raten sie dem Protagonisten der Tragödie aber dazu, dem Willen des Zeus zu folgen.241 Als sich Prometheus weigert, folgen sie ihm zwar in den Untergang,242 dennoch weichen sie durch diese zögerliche Haltung entschieden von derjenigen des Chors im Frieden ab, der im ganzen Stück als Helfer des Trygaios auftritt. ___________________________ 236 237 238 239
240 241 242
Vgl. auch bereits Prom. 167–171 und 517–525. Zur Verteilung der Prophezeiungen des Prometheus im Stück vgl. GRIFFITH 1983, 16–19. Vgl. dazu CASSIO 1985a, 30. In der ursprünglichen Inszenierung wurde die emotionale Ergriffenheit des Chors durch sein verstärktes Tanzen untermauert (vgl. OLSON 1998 ad Pax 319f.). Vgl. dazu CASSIO 1985a, 30 und MARZULLO 1988/1989, 220. Zu Zeus im Frieden vgl. insbesondere die Verse 58f., 62f. und 371f.; zu Zeus im Prometheus vgl. BEES 2009, 260–309. Vgl. z. B. Prom. 144–151. Prom. 1036–1039. Prom. 1063–1070.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
Neben Polemos und Zeus könnte auch Kleon der Bergung der Friedensgöttin im Weg stehen. In den Rittern hat Aristophanes den Politiker wiederholt mit den beiden Wortstämmen von κυκᾶν und ταράττειν beschrieben, die der Chor in Pax 320 verwendet: 243 Alle drei Belege bezeichnen Kleons Tätigkeit als Demagoge.244 Auch in Pax 654 nennt Trygaios den Politiker καὶ κύκηθρον καὶ τάρακτρον. Der Chor deutet mit seiner Anspielung in Pax 320 somit nicht nur an, dass er sich wie Prometheus nicht vor den Drohungen des Zeus fürchtet, sondern der Chor impliziert auch, dass ihn die von Kleon auch nach seinem Tod noch ausgehende Gefahr nicht davon abhalten kann, sich über die bevorstehenden Friedenszeiten zu freuen. Hermes zeigt in Pax 371f. Trygaios und dem Chor die möglichen Folgen ihres Vorhabens auf: Wer die Friedensgöttin befreit, den werde Zeus mit dem Tod bestrafen. Durch die Anspielung in Pax 320 wird die Reaktion auf diese Warnung des Hermes vorweggenommen: 245 Trygaios und der Chor denken nicht daran, sich vor Zeus zu fürchten, sondern sie bemühen sich darum, auch den Götterboten von ihrem Plan zu überzeugen. Ein solcher Seitenwechsel des Hermes, der im Frieden und im Prometheus die Befehle von Zeus ausführt,246 wäre in einer Tragödie – zumindest in dieser Form –247 kaum denkbar und ist im Prometheus auch nicht eingetreten. Die Prometheus angedrohten Strafen werden am Ende des Stücks vollzogen, während Trygaios nichts mehr von Zeus hört, obwohl er die Friedensgöttin gegen seine Weisung befreit hat. Erneut ist dem komischen Helden vorbehalten, was einem tragischen Helden verwehrt blieb.248 2.2.2 Ar. Pax 1175–1178 (ΧΟ.)
ἢν δέ που δέῃ µάχεσθ’ ἔχοντα τὴν φοινικίδα, τηνικαῦτ’ αὐτὸς βέβαπται βάµµα Κυζικηνικόν· κᾆτα φεύγει πρῶτος ὥσπερ ξουθὸς ἱππαλεκτρυὼν τοὺς λόφους σείων· ἐγὼ δ’ ἕστηκα λινοπτώµενος.
(Chor:)
Wenn es aber irgendwo nötig ist, im purpurroten Militärmantel zu kämpfen, dann bekommt er [der Taxiarch] selbst eine Färbung aus Kyzikos. Und dann flieht er als Erster wie ein flinker Pferdehahn, der seine Federn schüttelt. Und ich stehe wie ein Netzbewacher da.
___________________________ 243 244
245 246 247
248
Vgl. MARZULLO 1988/1989, 213–219 (bes. S. 218 zur Verbindung mit Kleon). Vgl. die bereits oben im Kapitel über das Intertextualitätssignal erwähnten Stellen Equ. 251, 692 und 866f. Zum Verständnis der Metapher der beiden Verben vgl. NEWIGER 1957, 27–30. Auch πατεῖν wird in Equ. 166 von einem Demagogen verwendet (vgl. OLSON 1998 ad Pax 320), allerdings nicht von Kleon selbst. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 320. Vgl. dazu CASSIO 1985a, 30. Der Meinungswechsel von Hermes ist massgeblich durch Bestechung mit Fleisch und Gold motiviert (vgl. Pax 192.378f.423–425; zum „hungry Hermes“ vgl. VERSNEL 2011, 309–378). Vgl. dazu die Kapitel 2.6.1 und 2.6.4.
2.2 Aischylos
49
Aischyl. Myrm. fr. 134249
†ἀπὸ δ’ αὖτε† ξουθὸς ἱππαλεκτρυὼν στάζει †κηρόθεν τῶν† φαρµάκων πολὺς πόνος
… tropft der flinke Pferdehahn …, die grosse Farbarbeit
Intertextualitätssignal(e): Der Ausdruck ξουθὸς ἱππαλεκτρυών in Pax 1177 ist eine stilistische Inkongruenz. Beide Wörter sind selten belegt und fallen in der Normalsprache der Komödie auf: Das Adjektiv ξουθός findet sich noch fünfmal in Aristophanes, davon dreimal von einem Vogel (Av. 214.676.744) und zweimal in der gleichen Wendung ξουθὸς ἱππαλεκτρυών (Av. 800 und Ran. 932). Diese beiden Stellen werden nicht nur für die intertextuelle Lektüre von zentraler Bedeutung sein, sie enthalten auch die einzigen zusätzlichen Belege für den „Pferdehahn“ in den Komödien des Aristophanes.250 Auch vor Aristophanes ist dieses Wort bloss einmal belegt, in Aischyl. Myrm. fr. 134,1, ebenfalls in der Wendung ξουθὸς ἱππαλεκτρυών. Darüber hinaus wird die Kombination der beiden Vokabeln im Gespräch zwischen Aischylos, Euripides und Dionysos in Ran. 930–935 explizit Aischylos zugewiesen. Der Tragödiendichter gibt hierbei sogar einen Hinweis auf den ursprünglichen Kontext, der zu den beiden Versen des Myrmidonen-Fragments passt,251 das in den Scholien zum Frieden überliefert ist.252 Ein intertextueller Dialog zwischen Pax 1177 und Aischyl. Myrm. fr. 134 ist demnach unbestreitbar. Intertextuelle Lektüre: Das Antepirrhema in Pax 1172–1190 setzt sich deutlich vom idyllischen Inhalt der restlichen Nebenparabase ab 253 und beinhaltet eine Beschimpfung der Taxiarchen durch den Chor.254 In Vers 1173 werden die drei Federn der Helmbüsche und „ein sehr heller purpurroter Militärmantel“ als ihre Attribute angegeben. 255 Sobald es zu einem Kampf komme, verlieren sie die Kontrolle über ihren Stuhlgang256 und fliehen als Erste „wie ein flinker Pferdehahn, der seine Federn schüttelt“ (1177f.). Der Chor hingegen halte trotz drohender Gefahr die Stellung.257 Der ἱππαλεκτρυών war ein Fabelwesen ohne bekannte mythologische Bedeutung und wurde zur Zeit des Aischylos oft auf Vasen ___________________________ 249 250 251 252 253 254 255 256 257
Der heillos verdorbene Wortlaut wird in der intertextuellen Lektüre thematisiert. Zum Boten als Sprecher vgl. die Literaturangaben in Anm. 266 sowie Anm. 268. Dazu kommt aus der gleichen Szene in den Fröschen noch der Beleg in Vers 937. Vgl. dazu das Folgende in der intertextuellen Lektüre. Zum schwierigen Verständnis der Scholien hier vgl. Anm. 265. Zum idyllischen Inhalt des Rests der Nebenparabase vgl. Kapitel 4.2; zum inhaltlichen Anschluss hier vgl. MOULTON 1981, 98f. und OLSON 1998 ad Pax 1172–1190. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 444 zum politischen Amt des „tribal hoplite-commander“. Pax 1173: τρεῖς λόφους ἔχοντα [sc. ταξίαρχον] καὶ φοινικίδ’ ὀξεῖαν πάνυ. Zu dieser Bedeutung von βέβαπται βάµµα Κυζικηνικόν in Pax 1176 vgl. OLSON 1998 ad loc. (anders LORENZONI 1994, 151f.). Vgl. OLSON 1998 ad Pax 1178 zu ἐγὼ δ’ ἕστηκα λινοπτώµενος.
50
2. Literarische Anspielungen im Frieden
dargestellt. 258 Auf diesen Abbildungen ist es vorne ein Pferd und hinten ein Hahn. Der Vergleich mit den reitenden Taxiarchen wird somit einerseits durch den purpurroten Militärmantel ermöglicht, der den ausgebreiteten Flügeln des Hahns ähnelte; 259 andererseits ist durch die Wiederholung der Federn in 1178 (vgl. bereits 1173) auch mit diesem Attribut eine Verbindung der Taxiarchen mit den Pferdehähnen angelegt. 260 Aristophanes hat das aus der Ikonographie bekannte Bild dahingehend variiert, dass er für den vorderen Teil des Fabelwesens einen Hahn (mit Federkamm) voraussetzte.261 Pferde waren mit den Taxiarchen insbesondere deshalb vergleichbar, weil diese als Reiter vorzustellen sind und Pferde traditionell mit Schnelligkeit verbunden wurden, 262 worauf vermutlich auch das in seiner Bedeutung umstrittene Attribut ξουθός hindeutet.263 Da die Federn im Bild der Taxiarchen geschüttelt werden (Pax 1178: σείων), ist an eine besonders eilige und somit besonders feige Flucht zu denken. Im Epirrhema des Agons der Frösche (907–970) kritisiert Euripides seinen Kontrahenten Aischylos ab Vers 923 für die Verwendung unverständlicher und noch nie gehörter Ausdrücke. Dionysos stimmt zu und führt als Beispiel dafür an, dass er sich lange überlegt habe, um was für einen Vogel es sich beim ξουθὸς ἱππαλεκτρυών handle.264 Aischylos antwortet darauf verärgert: σηµεῖον ἐν ταῖς ναυσίν, ὦµαθέστατ’, ἐνεγέγραπτο (Ran. 933). Das aus den Scholien bekannte Myrmidonen-Fragment, auf das in Vers 1177 des Friedens angespielt wird, ist in seinem Wortlaut heillos entstellt.265 Dennoch lässt sich vor dem Hintergrund der Frösche verstehen, in welchem Kontext Aischylos den Pferdehahn erwähnt hat-
___________________________ 258 259 260
261 262 263 264 265
Vgl. LIMC s. v. Hippalektryon. Vgl. MAZON 1904 ad Pax 1177 und TAILLARDAT 21965, 134–137. Vgl. TAILLARDAT 21965, 136 Anm. 6; OLSON 1998 ad Pax 1177; TOTARO 1999, 133. Aristophanes spielt auch sonst gerne mit der Ähnlichkeit von Helmbuschfedern und dem Kamm eines Hahns, was im Griechischen beides durch λόφος bezeichnet werden konnte (vgl. die Belege in TOTARO 1999, 133). Vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 1177. Die Verbindung von ὠκύς und ἵππος ist schon bei Homer oft belegt (z. B. in Il. 3,263 und 4,500). Vgl. DUNBAR 1995 ad Av. 214; TOTARO 1999, 133f.; FIRINU 2011, 79f. (anders OLSON 1998 ad Pax 1177: „brownish-yellow“; vgl. generell dazu SILK 1983, 317–319). Ran. 930–932: ∆ι. νὴ τοὺς θεούς, ἐγὼ γοῦν / ἤδη ποτ’ ἐν µακρῷ χρόνῳ νυκτὸς διηγρύπνησα / τὸν ξουθὸν ἱππαλεκτρυόνα ζητῶν τίς ἐστιν ὄρνις. Vgl. RADT 1985 ad loc. Auch der Wortlaut vor dem aischyleischen Text in Schol. Ar. Pax 1177a.α ist umstritten. HOLWERDA 1982 druckt den Text mit cruces desperationis ab: ὡς φοινικᾶ πτερὰ ἔχοντος δηλονότι τοῦ παρ’ Αἰσχύλου †πολλάκις† κληθέντος ἱππαλεκτρυόνος, ὃν ἀεὶ κοµῳδοῦσι, †λεχθέντος† ἐν Μυρµιδόσιν. Andere wie METTE 1959 greifen in den Text ein und stellen um: … ὅτι τοῦ παρ’ Αἰσχύλῳ {πολλάκις} κληθέντος „ἱππαλεκτρυόνος“, ὃν ἀεὶ κοµῳδοῦσιν, {λεχθέντα ἐν µυρµηδόσιν} µέµνηται.
2.2 Aischylos
51
te.266 Er war offenbar als Emblem auf eines der griechischen Schiffe gemalt,267 welche durch die Trojaner in Brand gesteckt worden waren.268 Die Folge dieser Ereignisse, welche in den Myrmidonen dem Achill berichtet wurden, ist aus der Ilias bekannt: Aufgrund der akuten Gefahr hat Achill Patroklos erlaubt, an seiner Stelle in den Kampf einzugreifen. Diese Kontextualisierung des Referenztextes zeigt, dass der Chor des Friedens die Taxiarchen mit einem ξουθὸς ἱππαλεκτρυών vergleicht, der in den Myrmidonen des Aischylos auf ein Kriegsschiff der Griechen vor Troja gemalt war. Der ξουθὸς ἱππαλεκτρυών ist somit auch ein Zeichen für einen der bekanntesten und gewaltigsten Kriege der griechischen Welt. In den Spott gegen die feigen Taxiarchen integriert der Chor eine Erinnerung an die Ereignisse vor Troja. Möglicherweise sollte das Emblem bei Aischylos für Schnelligkeit (Pferd) und Aggressivität (Hahn) im Kampf stehen. Aristophanes hat die Ambivalenz einer Verbindung von Pferd und Hahn ausgenutzt und es zu einem feigen Fabelwesen umgeschrieben. Damit könnte er sich indirekt mit einer kritischen Frage an Aischylos wenden, ob sich ein solches Tier für ein Emblem auf einem Kriegsschiff eigne. In den Fröschen erklärt Euripides, aischyleische Begriffe wie ξουθὸς ἱππαλεκτρυών seien unverständlich. 269 Dionysos, der Gott des Theaters, hat sich lange den Kopf über die Identität des Vogels zerbrochen und selbst an Eryxis gedacht.270 Bereits im Frieden könnte man an eine Interpretation des Ausdrucks aus den Myrmidonen denken. Durch die Verwendung in einem Vergleich mit den Taxiarchen wird das Emblem auf dem Schiff so gedeutet, dass es einen feigen athenischen Politiker darstellt. Die Aischylos-Tragödie wird hierdurch auf eine witzige Weise umgeschrieben. In den Vögeln bestätigt Aristophanes diese Lesart der Myrmidonen, die bei ξουθὸς ἱππαλεκτρυών an einen athenischen Politiker denken lässt: Auch der militärisch engagierte Dieitrephes wird in Vers 800 mit diesem Ausdruck charakterisiert.271
___________________________ 266
267 268
269 270 271
Zum Kontext von Aischyl. Myrm. fr. 134 vgl. LASSERRE 1946, 137; GARZYA 1991– 1992, 392; WEST 2000, 340; MICHELAKIS 2002, 23; SOMMERSTEIN 2008, 145; RAMELLI 2009, 639 Anm. 170; SOMMERSTEIN 22010, 243f.; FIRINU 2011, 78. Zu solchen Emblemen auf griechischen Schiffen vgl. Eur. Iph. A. 231–302 und MORRISON/WILLIAMS 1968, 197f. Das von einem Boten beschriebene Feuer führte dazu, dass der ξουθὸς ἱππαλεκτρυών, welcher mit viel Aufwand gemalt worden war (φαρµάκων πολὺς πόνος), zu „tropfen“ begann (στάζει). Euripides nennt weitere Ausdrücke in Ran. 929 (γρυπαιέτους χαλκηλάτους καὶ ῥήµαθ’ ἱππόκρηµνα) und Ran. 937 (τραγελάφους). Vgl. dazu DOVER 1993 ad loc. Zu Eryxis vgl. STOREY 1995, 183f. und SOMMERSTEIN 1996 ad Ran. 934 (anders DOVER 1993 ad Ran. 934). Zu Dieitrephes vgl. SOMMERSTEIN 1987 und DUNBAR 1995 ad Av. 798.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
2.3 Archilochos Nachdem der Waffenhändler und seine stummen Begleiter im Anschluss an Pax 1264 die Bühne verlassen haben,272 treten zwei für das Hochzeitsfest gekleidete Knaben aus Trygaios’ Haus auf, um zu urinieren und die Lieder noch einmal zu üben, die sie beim anschliessenden Symposion vortragen werden (1265–1267). Der erste Knabe stimmt nach Trygaios’ Aufforderung zum Singen epische Kriegsverse an. Es stellt sich heraus, dass er der Sohn des Generals Lamachos ist.273 Trygaios vertreibt diesen Knaben und fordert auch den zweiten, den Sohn des als Feigling bekannten Kleonymos, zum Singen auf. In den Worten ᾆσον πρὶν εἰσιέναι τι (Pax 1296) liegt durch die Aufforderung zum Singen eines Liedes ein explizites Intertextualitätssignal vor. In der Ausgabe von WILSON 2007a wird die Einschreibung durch graphemische Signale verdeutlicht. Auch in metrischer Hinsicht finden sich Inkongruenzen: Nach dem jambischen Trimeter in Pax 1297 folgen ein elegisches Distichon (1298f.), zwei Hexameter (1300f.) und dann wieder jambische Trimeter (1302–1304).274 Zudem weicht die Stilistik in diesen Versen von der Normalsprache der Komödie ab. 275 Bereits in den Scholien zu Pax 1298 findet sich der Schüssel zu diesen expliziten und impliziten Intertextualitätssignalen: Der Knabe trägt Verse des Archilochos vor. Hiermit gehören dessen Gedichte unzweifelhaft zum Bezugshorizont des Friedens.276 In Pax 1301b wird zudem die Frage zu stellen sein, ob auch ein intertextueller Bezug zu einem Fragment des Alkaios vorliegt. Neben dieser Szene mit dem Sohn des Kleonymos wird Pax 601–604 als zweite Szene des Friedens mit einem Bezug zu Archilochos diskutiert.277 Darin liegt zugleich ein intertextueller Dialog mit Kratin. fr. 211 aus der Pytine vor.278 Die Gedichte des Archilochos sind bekanntlich nur fragmentarisch überliefert. Er ist insbesondere als früher Vertreter der Jambographie bekannt, wobei er ungefähr gleichzeitig wie Semonides gelebt haben dürfte.279 Der Begriff ἴαµβος steht ___________________________ 272 273 274
275 276
277 278 279
Zum Personal in dieser Szene vgl. OLSON 1998 ad Pax 1210–1264. Zur Aufforderung von Trygaios vgl. Pax 1268f.; zur Identifizierung des Knaben in Pax 1289f. und zur intertextuellen Lektüre der Szene vgl. Kapitel 2.7.2. PRETAGOSTINI 1995, 169f. vermutet ausserdem, dass die daktylischen Verse des Knaben lyrisch waren und gesungen wurden. Für eine Aufführung könnte auch der Vortragsstil als implizites Intertextualitätssignal gewertet werden (vgl. zu diesen Signalen Anm. 97). Vgl. z. B. κάλλιπον (= κατέλιπον) in Pax 1299 mit OLSON 1998 ad loc. Zu den wichtigsten Arbeiten zur Intertextualität zwischen Aristophanes und Archilochos gehören ROSEN 1988, KUGELMEIER 1996, 169–178, BOWIE 2002 und ROSEN 2013. Vgl. ausserdem die Literaturangaben in Anm. 1277. Für eine weitere von der Forschung postulierte Anspielung auf Archilochos-Gedichte vgl. Kapitel 4.2 mit Anm. 1305. Zu Eup. fr. 392 vgl. die Besprechung von Pax 603f. in Kapitel 4.2. Vgl. z. B. BROWN 1997, 43f. zu Archilochos und S. 70–72 zu Semonides.
2.3 Archilochos
53
dabei für eine Art Dichtung, die vom jambischen Rhythmus geprägt war. Allerdings scheinen nicht bloss das Metrum, sondern besonders der Inhalt und möglicherweise auch der Anlass, an welchem die Gedichte vorgetragen wurden, massgebend für die Verwendung der Bezeichnung gewesen zu sein. 280 Neben diesen Gedichten in jambischen Rhythmen, welche seit der Antike in τρίµετρα, τετράµετρα und ἐπῳδοί unterteilt werden, sind von Archilochos auch Elegien (ἐλεγεῖα) überliefert. 281 Der Dichter ist für seinen beissenden Spott berühmtberüchtigt,282 mit dem er seine Gegner in den Selbstmord getrieben haben soll.283 Eine Lektüre der Fragmente zeigt aber, dass die persönliche Invektive nur einen Teil der Dichtung des Archilochos ausmachte.284 Für die intertextuelle Lektüre des Friedens sind ausschliesslich ein Fragment in trochäischen Tetrametern und eine Elegie von Bedeutung, in deren überliefertem Wortlaut keine persönliche Verspottung enthalten ist. Ihre möglichen Kontexte werden während der intertextuellen Lektüre rekonstruiert. Die beiden für den Frieden relevanten Gedichte scheinen zwar nicht gegen bestimmte Personen gerichtet gewesen zu sein, zeigen aber wie andere Gedichte des Archilochos ein Interesse am kritischen Dialog mit der Gesellschaft.285 2.3.1 Ar. Pax 601–604286 (ΧΟ.) ΕΡ. (Chor:)
ἀλλὰ ποῦ ποτ’ ἦν ἀφ’ ἡµῶν τὸν πολὺν τοῦτον χρόνον ἥδε; τοῦθ’ ἡµᾶς δίδαξον, ὦ θεῶν εὐνούστατε. ὦ λιπερνῆτες γεωργοί, τἀµὰ δὴ ξυνίετε ῥήµατ’, εἰ βούλεσθ’ ἀκοῦσαι τήνδ’ ὅπως ἀπώλετο. Aber wo war sie (zeigt auf Friedensgöttin) denn diese lange Zeit fern von uns? Erkläre uns dies, o wohlwollendster der Götter.
___________________________ 280
281 282 283
284 285 286
Vgl. WEST 1974, 22f.; NAGY 1979, 243; BARTOL 1993, 30–41; BROWN 1997, 14f.; STEINRÜCK 2008, 7; CAREY 2009, 149–151; zur Geschichte der Bedeutung des Begriffs ἴαµβος vgl. ROTSTEIN 2010. Vgl. GERBER 1997a, 3 mit Anm. 9 zu diesen Begriffen in der Antike und die entsprechende Einteilung in der Ausgabe von WEST 21989. Vgl. bereits Pind. P. 2,52–57 mit GENTILI 1988, 107 und BROWN 1997, 49 mit Anm. 26 sowie generell dazu BURNETT 1983, 55–76. Vgl. dazu ausführlich und kritisch BROWN 1997, 49–69 (vgl. auch RANKIN 1977, 47– 56; CAREY 1986; CAREY 2009, 153; KIVILO 2010, 104–106; BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 139 mit Anm. 8). Hier zeichnet BROWN 1997, 49–69 am einseitigen Bild, das von Archilochos seit der Antike verbreitet ist, weiter. Ausgewogener ist z. B. RANKIN 1977, 85–97. Vgl. CAREY 1986, 67; BARTOL 1993, 71–74; BROWN 1997, 42.69 (vgl. auch S. 87f. zum Unterschied bei Hipponax). Die Text-Abweichung von WILSON 2007a in Pax 603 wird unter „Intertextualitätssignal(e)“ diskutiert. Vgl. WILSON 2007b, 107 zum Wortlaut an dieser Stelle: „I feel very uncertain here.“
54
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Hermes:
Ihr bedürftigen Bauern, hört doch auf meine Worte, wenn ihr vernehmen wollt, wie diese zugrunde ging.
Archil. fr. 109 λιπερνῆτες πολῖται, τἀµὰ δὴ συνίετε ῥήµατα. Ihr bedürftigen Bürger, hört doch auf meine Worte.
Kratin. Pyt. fr. 211 ὦ λιπερνῆτες πολῖται, τἀµὰ δὴ ξυνίετε … Ihr bedürftigen Bürger, hört doch auf meine …
Intertextualitätssignal(e): Nach einem Chorlied in den Versen 582–600, in dem die Friedensgöttin in Kretikern und Päonen begrüsst und erfreut empfangen worden ist,287 fragt der Chor in 601f., wo sie denn die ganze Zeit gewesen sei. Das Metrum wechselt dabei zum katalektischen trochäischen Tetrameter und bleibt bis zum Ende der Erläuterungen von Hermes gleich.288 Diese Inkongruenz erweist sich in Pax 603 als implizites Intertextualitätssignal zu einem im gleichen Versmass verfassten Gedicht von Archilochos, von dem uns die Scholien ein Fragment erhalten haben (fr. 109). Da Archilochos für dieses Versmass bekannt war,289 gibt die metrische Inkongruenz des Friedens einen Hinweis auf diesen Referenztext. In den Scholien wird ausserdem ein katalektischer trochäischer Tetrameter aus der Pytine von Kratinos erwähnt, wodurch ein intertextueller Bezug zu zwei Texten vorliegt.290 Es gibt keinen Grund, in Pax 603f. nur eine Anspielung auf Archilochos oder auf Kratinos zu sehen.291 Auch die Gewichtung des Bezugs lässt sich nicht zugunsten von einem der Referenztexte verschieben: Pax 603f. spielt sowohl auf Archilochos als auch auf Kratinos an. Ob man ausserdem einen Stilwechsel als weiteres implizites Signal annehmen möchte, hängt massgeblich davon ab, für welchen Text man sich in Pax 603 entscheidet. Die direkte Überlieferung bietet in allen Handschriften ὦ σοφώτατοι γεωργοί. Bei Diod. 12,40,6 (= Ephor. FGrH 70 F 196) und Aristod. FGrH 104 F ___________________________ 287 288
289 290 291
Vgl. ZIMMERMANN 1984, 236–241 und OLSON 1998 ad Pax 345–360 zur Metrik. Die Verse 601–656 bilden eine metrische und inhaltliche Einheit. Auf die katalektischen trochäischen Tetrameter in Pax 601–650 folgt ein trochäischer Pnigos in 651–656 (vgl. WHITE 1912, 437 und OLSON 1998 ad Pax 601–650). Inhaltlich kann Hermes’ Rede als halber epirrhematischer Agon bezeichnet werden (so GELZER 1960, 151–153.170f. und STOREY 2003, 301f.; vgl. auch CASSIO 1985a, 79–85 und IMPERIO 2004, 15f.). Vgl. dazu SNELL 52010, 23. Zu Kratinos und seiner Pytine vgl. auch Kapitel 2.9. KYRIAKIDI 2007, 93 hält den Bezug zu Archilochos in Pax 603f. für weniger bedeutsam. SLATER 2002, 282f. Anm. 39 erwägt das Gegenteil.
2.3 Archilochos
55
16 hingegen ist der Vers mit ὦ λιπερνῆτες γεωργοί erhalten. Entweder ist λιπερνῆτες in der indirekten Überlieferung aus Archilochos’292 oder Kratinos’ Wortlaut in den Text gelangt,293 oder das seltene Wort λιπερνῆτες wurde in der direkten Überlieferung von Pax 603 durch die verbreitete Anrede σοφώτατοι ersetzt.294 Eine inhaltliche Argumentation kann zwar keine sichere Entscheidung bieten, doch eine Anrede des Chors als „arme Bauern“295 erscheint etwas wahrscheinlicher als eine Anrede als „weise“.296 Ausserdem gibt Diodor Ephoros als Vorlage für seine Ausführungen an. Falls auch dieser Wortlaut auf den Historiker des 4. Jh.s zurückzuführen ist, liegt die indirekte Überlieferung viel näher bei Aristophanes als die direkte Überlieferung.297 Obwohl die Gefahr besteht, dass hier ein deutlicherer Bezug zu Archilochos und Kratinos gesehen wird, als er ursprünglich im Text war, scheint die Lesart λιπερνῆτες plausibler: Im Frieden stand aufgrund der Adressaten zwar γεωργοί anstelle von πολῖται, das seltene Adjektiv sollte jedoch als weitere Inkongruenz und als Verstärkung zum metrischen Signal implizit auf den intertextuellen Dialog hindeuten. Intertextuelle Lektüre: Nachdem Trygaios und der Chor die Friedensgöttin mit Hilfe von Hermes geborgen haben, fragt der Chor den Gott, wo diese während der langen Zeit gewesen sei (601f.). Hermes erklärt das Verschwinden der Göttin in einer durch Zwischenbemerkungen unterbrochenen Rede.298 Nach der Anrede ___________________________ 292 293 294
295
296
297 298
Für WESTS Wortlaut von Archil. fr. 109 argumentiert BOSSI 21990, 165f. überzeugend. Die Unsicherheiten sind hier viel geringer als beim Wortlaut von Pax 603. So argumentieren z. B. CASSIO 1985a, 84 Anm. 7 und OLSON 1998 ad Pax 603f. Vgl. PLATNAUER 1964 ad Pax 603; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 603f.; CASADIO 1994, 167; GERBER 1999, 149. Die Bemerkung von OLSON 1998 ad Pax 603f., dass eine Korruption zu σοφώτατοι schwierig zu erklären wäre, ist nicht überzeugend: Seltene Wörter werden in der Überlieferung oft durch häufigere ersetzt (vgl. dazu WEST 1973, 22f.). Es kann sich bei σοφώτατοι nicht um eine Glosse handeln, da dies inhaltlich unpassend wäre (WILSON 2007b, 107; zur Bedeutung von λιπερνής vgl. meine Anm. 295). Ein Schreiber könnte aber durch ähnliche Anreden bei Aristophanes beeinflusst worden sein, vgl. Nub. 575 (ὦ σοφώτατοι θεαταί) und Ran. 700 (ὦ σοφώτατοι φύσει) mit PLATNAUER 1964 ad Pax 603. Zur Erklärung von λιπερνής als „arm“ vgl. LSJ s. v. λιπερνής; SOMMERSTEIN 1985 ad loc.; BOSSI 21990, 164–166; KUDLIEN 1994, 129f.; DE MARTINO/VOX 1996, 613; HUMMEL 1997; OLSON 1998 ad loc. Auch wenn die antike Erklärung als Verbindung aus λιπ- und ἔρνος volksetymologisch wäre (so BEEKES 2010 s. v. λιπερνής, vgl. aber FRISK 1970 s. v. λιπερνής), könnte sie bereits in der archaischen Zeit die Bedeutung geprägt haben. Zu diesem Argument vgl. PLATNAUER 1964 ad Pax 603; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 603f.; ROSEN 1988, 19 Anm. 42. Der Erklärungsversuch von WILSON 2007b, 107 zu σοφώτατοι, dass Hermes dem Chor mit dieser Anrede für sein Interesse an den Ursachen des Kriegs gratuliere, scheint doch etwas zu gesucht. Vgl. dazu SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 603f. Die folgende Kontextualisierung der Anspielung basiert auf den Kommentaren von SOMMERSTEIN 1985 ad loc. und OLSON 1998 ad loc. sowie CASSIO 1985a, 87–103.
56
2. Literarische Anspielungen im Frieden
mit dem doppelten intertextuellen Bezug in 603f. sagt er, dass der Krieg mit Pheidias begonnen habe.299 Da Perikles unter anderem nicht in dessen Unglück mithineingezogen werden wollte (606), habe er mit dem megarischen Beschluss, der die mit Sparta verbündete Stadt vom athenischen Handel ausschloss, den Krieg entfacht (609). Weil sich niemand mehr habe finden lassen, um den panhellenischen Krieg zu stoppen, sei die Friedensgöttin verschwunden (614). Trygaios (615f.) und der Chor (617f.) bemerken, dass sie nicht gewusst haben, dass Pheidias am Kriegsausbruch beteiligt gewesen ist. Anschliessend beschreibt Hermes zunächst das Verschulden der athenischen Verbündeten (619–623), dann dasjenige der Spartaner (624–631) und schliesslich dasjenige der Athener (632– 647a), um am Ende zu betonen, dass all dies das Werk des Lederverkäufers (Kleon) gewesen sei (647b–648a). Hier greift Trygaios ein und fleht den Gott an, den verstorbenen Politiker nicht mehr zu erwähnen. Diese komisch verzerrten Kriegsgründe300 leitet Hermes mit einer Anspielung auf die Tetrameter des Archilochos ein. Er beginnt seine kritische Darstellung mit den Worten des archaischen Dichters, dessen Verse oft einen kritischen Dialog mit der Gesellschaft enthielten.301 Hermes wird durch diesen intertextuellen Bezug zunächst in seiner Funktion als Lehrer des Chors bestärkt. Da in der Antike auch Archilochos’ Gedichte in katalektischen trochäischen Tetrametern als „Jamben“ galten, 302 inszeniert sich der Gott hier ausserdem als tadelnder Dichter.303 Dies gilt insbesondere für den Abschnitt in Pax 632–647a, in dem er auf das Verschulden aller Athener und damit auch auf das Verschulden von Trygaios, dem Chor sowie den Zuschauern zu sprechen kommt. In den heute erhaltenen Fragmenten aus den Tetrametern sind die von Hermes verhandelten Themen Krieg und Politik sehr verbreitet.304 In der Archilochos-Forschung wird vorgeschlagen, dass das Fragment in den Zusammenhang von fr. 116305 gehört und eine Aufforderung an die Bürger von Paros eröffnet hat, die Insel Thasos zu ___________________________ 299
300
301 302 303
304 305
Pax 605 ist zwar textlich umstritten, aber inhaltlich eindeutig (vgl. dazu CAZZULO 1995, 62, SOMMERSTEIN 2001 ad loc. und WILSON 2007b, 107; zu früheren Konjekturen vgl. den kritischen Apparat von ZACHER 1909). Dies gilt beispielsweise für Pheidias als Ursache des Kriegs (vgl. dazu SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 605 sowie GELZER 1970, 1458, 31–38 und ROSEN 2010, 261f.; anders MACDOWELL 1995, 186–192). Vgl. zur komischen Verzerrung der Rede von Hermes auch RECKFORD 1987, 8 und HARVEY 1994, 48. Zu Perikles als Auslöser des Kriegs bei Aristophanes vgl. auch DE STE. CROIX 1972, 236f. und CORSINI 1991, 82f. Vgl. dazu die Einleitung dieses Kapitels mit Anm. 285; zum Vortrag jambischer Gedichte bei öffentlichen Treffen vgl. BARTOL 1993, 65–70. Vgl. die Literaturangaben in Anm. 280. Grundsätzlich ist die Lektüre von ROSEN 1988, 19f. in dieser Hinsicht überzeugend (zurückhaltender ist KUGELMEIER 1996, 171f.). Vgl. auch HUBBARD 1991, 71–78 zur Funktion des „blame poet“ in den Rittern. Hier sei besonders an die Fragmente 88–115 erinnert, zu denen WEST 21989 in seiner Ausgabe den Titel „De militia. De Thaso. De re civili“ gesetzt hat. Archil. fr. 116: ἔ͜α Πάρον καὶ σῦκα κεῖνα καὶ θαλάσσιον βίον.
2.3 Archilochos
57
kolonialisieren.306 Dies ist zwar eine plausible Hypothese, sie lässt sich jedoch angesichts der heutigen Überlieferung nicht beweisen. Als ziemlich sicher kann lediglich gelten, dass Archilochos’ lyrisches Ich eine belehrende Rede (vgl. τἀµὰ δὴ συνίετε / ῥήµατα) an sein Publikum richtete, mit dem er – wie Hermes mit seinen Gesprächspartnern – ein gutes Verhältnis hatte.307 Ob diese Rede beim Jambographen den ernsthaften Duktus aufrechterhielt, ist heute nicht mehr fassbar, da Sprecher und erweiterter Kontext gleichermassen unbekannt sind. Die Rede des Hermes entwickelt sich nach und nach zur komischen Verzerrung einer politischen Belehrung. Wenn dies bei Archilochos nicht der Fall gewesen sein sollte, würde Aristophanes hier die Aufrufung des tadelnden Jambographen durchbrechen und durch den Kontrast ein humoristisches Potential freilegen. Andernfalls würde sich die Rede des Hermes auch im weiteren Verlauf mit dem Fortgang der Rede des Archilochos decken. Gleichzeitig spricht Hermes auch wie eine Figur aus der Pytine des Kratinos. Das Metrum und die Ansprache an die Bürger deuten auf einen Agon oder eine Parabase hin.308 Indem Aristophanes einen Gott Worte des Kratinos äussern lässt, könnte man zunächst an eine Nobilitierung des Komödienrivalen im Frieden denken.309 Wenn man sich allerdings den ambivalenten Charakter von Hermes vor Augen führt, der sich etwa erst durch Bestechung vom Plan des Trygaios überzeugen lässt,310 wird man in dieser Anspielung eher eine gegenteilige Bewertung von Kratinos durch Aristophanes angelegt sehen. Auch die folgenden Überlegungen zum erweiterten Kontext der beiden Komödien deuten darauf hin, dass Aristophanes hier subtil gegen Kratinos – und zwar insbesondere gegen seinen Umgang mit Archilochos – anschreibt. In der Pytine hat sich Kratinos mit dem Vorwurf von Aristophanes auseinandergesetzt, er sei ein Alkoholiker geworden und gehöre als Dichter der Vergangenheit an. Indem er sich selbst als Ehemann der personifizierten Komödie inszenierte, rehabilitierte er am Ende des Stücks vermutlich seinen Status als weininspirierter Dichter gegen die Verspottung durch Aristophanes. Kratinos spielt in der Pytine wiederholt auf Archilochos an.311 Deshalb wird angenommen, dass auch fr. 211 aus einem Kontext stammt, in dem Kratinos mit einer Anspielung auf den Jambographen eine explizite metapoetische Aussage einleitete (oder ___________________________ 306
307 308 309 310 311
Die Vermutung wird z. B. bei SCHNEIDEWIN 1838, 182, BOSSI 21990, 165, DE MARTINO/VOX 1996, 612f. und GERBER 1999, 149 geäussert. Zur Kolonialisierung von Thasos vgl. GRAHAM 1978. Vgl. dazu KUDLIEN 1994, 138f. Vgl. RUFFELL 2002, 159; OLSON 2007, 85; BAKOLA 2010, 62f.; BILES 2011, 142. Zu Hermes’ Rede als halber epirrhematischer Agon im Frieden vgl. Anm. 288. Vgl. dazu etwa Ar. Equ. 526–530; vgl. jedoch auch den Anschluss in Equ. 531–536. Vgl. dazu Anm. 247. Zum Inhalt der Pytine und ihren Archilochos-Anspielungen vgl. Kapitel 2.9.
58
2. Literarische Anspielungen im Frieden
zumindest implizit eine solche andeutete).312 Indem Aristophanes nun Hermes eine politische Erklärung mit diesen Worten eröffnen lässt, bringt er die Worte des Archilochos wieder in ihren ursprünglichen, politischen Kontext zurück. Etwas überspitzt formuliert würde Aristophanes dadurch seinem Gegner das literarische Vorbild, das dieser mehrfach für die Beschreibung seiner Dichterpersona verwendet hat, entreissen.313 Er würde die Umschreibung und poetische Neubesetzung des Jambographen rückgängig machen und sich damit implizit auch gegen Kratinos’ Umgang mit dieser literarischen Tradition wenden. Aristophanes wird Archilochos in Pax 1295–1304 erneut zum politischen Dichter machen, indem er seine Elegie vom Zurücklassen des Schildes den kriegerischen Versen des Lamachos-Sohnes gegenüberstellt. Dies könnte man als weitere Betonung verstehen, dass Archilochos nicht so gelesen werden soll, wie Kratinos dies in seiner Pytine getan hat. 2.3.2 Ar. Pax 1295–1304 (ΤΡ.)
ποῦ µοι τὸ τοῦ Κλεωνύµου ’στὶ παιδίον; ᾆσον πρὶν εἰσιέναι τι· σὺ γὰρ εὖ οἶδ’ ὅτι οὐ πράγµατ’ ᾄσει· σώφρονος γὰρ εἶ πατρός. ΠΑΙ∆ΙΟΝ Βʹ „ἀσπίδι µὲν Σαΐων τις ἀγάλλεται, ἣν παρὰ θάµνῳ ἔντος ἀµώµητον κάλλιπον οὐκ ἐθέλων.“ ΤΡ. εἰπέ µοι, ὦ πόσθων, εἰς τὸν σαυτοῦ πατέρ’ ᾄδεις; (1300) Π. Βʹ „ψυχὴν δ’ ἐξεσάωσα –“ ΤΡ. κατῄσχυνας δὲ τοκῆας. ἀλλ’ εἰσίωµεν. εὖ γὰρ οἶδ’ ἐγὼ σαφῶς ὅτι ταῦθ’ ὅσ’ ᾖσας ἄρτι περὶ τῆς ἀσπίδος οὐ µὴ ’πιλάθῃ ποτ’, ὢν ἐκείνου τοῦ πατρός. (Trygaios:) Wo ist mein kleiner Knabe des Kleonymos? (der zweite Knabe tritt zu Trygaios heran) Sing etwas, bevor du hineingehst. Denn ich weiss genau, du wirst keine Schwierigkeiten besingen. Du bist nämlich der Sohn eines verständigen Vaters. Knabe B: „Ein Saier zwar rühmt sich meines Schildes, den ich als tadellose Waffe bei einem Busch gegen meinen Willen zurückgelassen habe.“ Trygaios: (1300) Sag mir, du kleiner Schniedel, singst du über deinen eigenen Vater? Knabe B: „ Aber ich rettete mein Leben –“ ___________________________ 312
313
Zur Kontextualisierung von Kratin. fr. 211 vgl. Kapitel 2.9 mit den Literaturangaben in Anm. 967. Eine Bestätigung für einen metapoetischen Kontext bei Kratinos könnte fr. 392 aus einem unbekannten Stück von Eupolis liefern, der mit ähnlichen Worten die Rezeption von Dichtung thematisierte (vgl. dazu STOREY 2003, 300–303 und OLSON 2007, 112f.). Zu Datierung und Wortlaut von Eup. fr. 392 vgl. die Besprechung von Pax 603f. in Kapitel 4.2. Ähnlich KYRIAKIDI 2007, 93. Anders SLATER 2002, 282f. Anm. 39, der die Vermutung eines dankbaren Tributs an Archilochos äussert.
2.3 Archilochos
59
Trygaios: Und du hast deine Eltern beschämt. Aber wir wollen hineingehen. Denn ich weiss klar und deutlich, dass du das, was du eben über den Schild gesungen hast, niemals vergisst, da du der Sohn jenes Vaters bist. (der zweite Knabe geht hinein)
Archil. fr. 5314 ἀσπίδι µὲν Σαΐων τις ἀγάλλεται, ἣν παρὰ θάµνῳ, ἔντος ἀµώµητον, κάλλιπον οὐκ ἐθέλων· αὐτὸν δ’ ἐξεσάωσα. τί µοι µέλει ἀσπὶς ἐκείνη; ἐρρέτω· ἐξαῦτις κτήσοµαι οὐ κακίω. Ein Saier zwar rühmt sich meines Schildes, den ich bei einem Busch als tadellose Waffe gegen meinen Willen zurückgelassen habe. Mich selbst aber habe ich gerettet. Was kümmert mich jener Schild? Fort mit ihm! Ich werde sogleich einen nicht schlechteren erwerben.
Alk. fr. 6,13–16315 καὶ µὴ καταισχύνωµεν [⏑ ‒ ⏑ ‒ ἔσλοις τόκηας γᾶς ὔπα κε̣[ιµένοις οἲ] τᾶνδ[⏑ ‒ x ‒ ⏑ ‒ x τὰν πό[λιν ‒ ⏑ ⏑ ‒ ⏑ ‒ ‒ Und wir wollen nicht … unsere edlen Eltern beschämen, welche unter der Erde liegen, und die … die Stadt …
Intertextuelle Lektüre:316 Nachdem Trygaios den Sohn des Lamachos, der beim Hochzeitsfest epische Kriegslieder vortragen wollte, vertrieben hat (Pax 1265– ___________________________ 314
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Im Folgenden wird Archil. fr. 5 als vollständiges Gedicht verstanden, da nichts darauf hindeutet, dass es nur ein Teil einer längeren Elegie ist (vgl. CAMPBELL 1967, 145 und WEST 21989, 3; anders FRÄNKEL 21960, 56 Anm. 3). Neuere Argumente für Archil. fr. 5 als vollständiges Gedicht bei DI BENEDETTO 1991, 16 und MAYER 2006, 17f. mit Anm. 13 (gegen OBBINK 2005, 20f.). Wer WESTS Text in Archil. fr. 5,3 folgt, darf mit OLSON 1998 ad Pax 1301 vermuten, dass Aristophanes zu ψυχήν änderte, da sonst αὐτόν auf πατέρ’(α) im Einwurf des Trygaios bezogen und nicht als ἐµαυτόν verstanden worden wäre. Die Abweichung vom Referenztext besteht in diesem Fall aus Verständnisgründen und erklärt sich durch die Einbettung in den neuen Kontext (anders LOSCALZO 1997, 12–14). Vgl. zum Text hier CAMPBELL 1967, 145; TARDITI 1968, 65f.; GERBER 1970, 16; WEST 1974, 118; DI BENEDETTO 1991, 21–27; DE MARTINO/VOX 1996, 597; KUGELMEIER 1996, 32f.; GENTILI/CATENACCI 32007, 89. Die fehlenden Silben der alkäischen Strophe wurden zur Verdeutlichung des genauen Textverlusts hinzugesetzt. Die Unsicherheit über eine Anspielung auf Alk. fr. 6 wird im Folgenden diskutiert. Als mögliche Ergänzungen in Vers 13 nennt VOIGT 1971 im kritischen Apparat ἀνανδρίᾳ und ἀναλκίᾳ. Das explizite Intertextualitätssignal wurde bereits zu Beginn des Kapitels über Archilochos ausführlich besprochen. Zu den wichtigsten Beiträgen zur intertex-
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
1294),317 ruft er nach dem zweiten der in 1265 aufgetretenen Knaben, dem Sohn des Kleonymos (1295).318 Dieser werde im Unterschied zum Sohn des Generals „keine Schwierigkeiten besingen“, denn er sei der „Sohn eines verständigen Vaters“ (1297). Dass diese Charakterisierung von Kleonymos ironisch zu verstehen ist,319 zeigt ein kurzer Blick auf diejenigen Szenen im Frieden, in denen der athenische Politiker bereits erwähnt wurde:320 Die Reaktion des Chors in Pax 446 – wenn einer der Friedensgöttin im Weg steht, soll er das Gleiche wie Kleonymos erleiden –321 impliziert eine schändliche Tat des Politikers. In den Versen 670–678 fragt Hermes Trygaios, wer der Friedensgöttin während ihrer Abwesenheit übel- und wer ihr wohlgesinnt gewesen sei. Kleonymos sei bei weitem ihr bester Freund gewesen, gibt Trygaios zur Antwort. Denn wenn er einmal als Soldat ausgerückt sei, habe er seine Waffen sogleich wieder weggeworfen.322 Kleonymos wird im Frieden so eingeführt, dass mit dem Auftritt seines Sohns eine Erwartungshaltung generiert wird. Damit unterscheidet sich die Szene von der vorherigen mit dem Sohn des Lamachos, in welcher die Enthüllung der Identität des Knaben eine abschliessende Pointe geliefert hatte.323 In der zweiten Szene ist der Rezipient neugierig, was der Sohn des Deserteurs im Unterschied zum Sohn des Generals vortragen wird. Nach dem ersten elegischen Distichon (1298f.) wird der Knabe durch Trygaios unterbrochen und gefragt, ob er mit diesem Gedicht, das vom Zurücklassen des Schilds im Kampf handelt, über seinen eigenen Vater singe (1300). Der Inhalt des Liedes wird wie in der Szene mit dem Sohn des Lamachos mit der Identität ___________________________
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tuellen Lektüre dieser Szene gehören KLOSS 2001, 86–88; HALL 2006, 347–351; PLATTER 2007 130–135; TELÒ 2013; CHRONOPOULOS (im Erscheinen). Die intertextuelle Lektüre der vorangehenden Szene (vgl. Kapitel 2.7.2) ist für das Verständnis dieses Kapitels sehr zentral. Zu Kleonymos vgl. STOREY 1989, 255f.; OLSON 1998 ad Pax 446; ORNAGHI 2008; RUFFELL 2011, 408; GRIFFITH 2012, 279f. Der athenische Politiker wurde bereits in jeder erhaltenen Aristophanes-Komödie vor dem Frieden verspottet (vgl. STOREY 1989, 249–255). Als historischer Hintergrund der Anklage wegen ῥιψασπία wird entweder die athenische Niederlage bei Delion im Herbst 424 (so u. a. SCHWERTFEGER 1982, 269) oder der Vorwurf der ἀστρατεία (STOREY 1989, bes. 256–260) vermutet. Für HEATH 1987a, 28 ist auch etwas eigentlich Unwesentliches als historischer Hintergrund denkbar, das von Aristophanes komisch verdreht wurde. SIDWELL 2009, 214f. vermutet bei Kleonymos’ ῥιψασπία eine Darstellung in einer anderen Komödie als Hintergrund (vgl. generell zu seinem Ansatz die Besprechung von Pax 347 in Kapitel 4.2). Vgl. dazu OLSON 1998 ad loc. und ZIMMERMANN 2009, 34. ORNAGHI 2008, 42–44 sieht auch in Pax 1186 einen Hinweis auf Kleonymos. Pax 444–446: (ΤΡ.) κεἴ τις ἐπιθυµῶν ταξιαρχεῖν σοὶ φθονεῖ / εἰς φῶς ἀνελθεῖν, ὦ πότνι’, ἐν ταῖσιν µάχαις – / (ΧΟ.) πάσχοι γε τοιαῦθ’ οἷάπερ Κλεώνυµος. Pax 677f.: εἰ γάρ ποτ’ ἐξέλθοι στρατιώτης, εὐθέως / ἀποβολιµαῖος τῶν ὅπλων ἐγίγνετο. Zum Wortspiel mit ὑποβολιµαῖος hier vgl. OLSON 1998 ad loc. Vgl. Pax 1290 mit OLSON 1992, 317 sowie mein Kapitel 2.7.2.
2.3 Archilochos
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des Vortragenden verbunden. Zugleich wird hiermit deutlich gemacht, dass der Spott der Szene in erster Linie gegen den Vater des Knaben gerichtet ist. Ohne auf Trygaios einzugehen, was wiederum Entsprechungen in der vorangehenden Szene hat (vgl. 1270b–1272 und 1275), singt der Knabe den Beginn des dritten Verses seines Liedes (ψυχὴν δ’ ἐξεσάωσα). Obwohl Trygaios daraufhin festhält, dass der Sohn seine Eltern beschämt habe, fordert er ihn zum Eintreten auf und lädt ihn im Unterschied zu Lamachosʼ Sohn zum Festessen ein. Denn die Vermutung des Protagonisten des Friedens hat sich bestätigt: Der Sohn des Kleonymos hat im Unterschied zum anderen Knaben keine „Schwierigkeiten“ (1297) besungen. Es sei auch nicht mehr nötig, weiter zu üben, denn bei diesem (feigen) Vater werde er das Gedicht (eines Feiglings) mit Sicherheit niemals vergessen und mit Leichtigkeit vortragen können (1302–1304). Trygaios wechselt mit dieser vierten und letzten Attacke gegen Kleonymos und seine Familie324 wieder zum jambischen Trimeter zurück und wendet sich anschliessend mit einer Aufforderung zum Essen an den Chor (ab 1305). Bereits in den Scholien werden die Verse 1298f. als elegisches Distichon von Archilochos identifiziert. Zu Pax 1301 heisst es weiterhin, dass dies die Fortsetzung des gleichen Gedichts sei.325 Doch Trygaios lässt den Knaben nicht ausreden und unterbricht ihn mitten im Hexameter. Das Ende der kurzen Elegie, in der die Gleichgültigkeit des Sprechers gegenüber dem Verlust seines Schildes als Pointe formuliert wird, kann nicht mehr vorgetragen werden. Vielmehr muss sich der Rezipient die Kenntnis des erweiterten Kontextes vergegenwärtigen, um die Intertextualität in dieser Szene verstehen zu können. Die Archilochos-Anspielung in Pax 1298–1301 wurde sehr unterschiedlich gelesen. Eine der jüngsten Deutungen ist sicherlich unberechtigt: Die „Archilochean martial elegy“ wird hier nicht vom Symposion ausgeschlossen.326 Die kurze Zusammenfassung der Szene hat gezeigt, dass der Sohn des Kleonymos vielmehr beim Festessen zugelassen wird. Genauso wenig kann hier von einer unverblümten Kritik an Archilochos gesprochen werden, 327 denn in der Szene des Friedens wird der Sohn eines Deserteurs dem Sohn eines Generals als verhältnismässig positives Beispiel gegenübergestellt: Kleonymosʼ Sohn singt die Elegie des Archilochos, in der dieser seinen Schild zurückliess, und wird daraufhin ins Haus gebeten. Da er mit diesem Gedicht allerdings dennoch seine Eltern beschämt habe (1301b), handelt es sich um einen komplexeren intertextuellen Dialog, für dessen Beschreibung zunächst eine ausführlichere Annäherung an das Verständnis von Archil. fr. 5 versucht werden soll. ___________________________ 324 325
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Pax 1296f.; 1300; 1301b; 1302–1304 (vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 1295–1304). In der Archilochos-Ausgabe von WEST 21989 fehlt der Hinweis, dass Schol. Ar. Pax 1301 den Text bis ἐρρέτω in Zeile 4 überliefert. Zur Überlieferung in Archil. fr. 5,3 vgl. meine Anm. 314. So HALL 2006, 348f. Vgl. dazu CASADIO 1994, 165f.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
Bei einem Busch habe der Dichter seinen Schild zurücklassen müssen, über den sich nun ein Thraker freue.328 Sein eigenes Leben aber habe er gerettet. Der Wert des Schildes wird dem Wert des Lebens untergeordnet, da er sich einen ebenso guten Schild wieder kaufen könne. Mit der Erwähnung eines Thrakers wird das Gedicht im Kontext der Kolonialisierung von Thasos verortet, bei welcher der historische Archilochos in Kontakt mit diesen Völkern gelangt war.329 Zunächst sind zwei Missverständnisse über dieses Kurzgedicht zu diskutieren. Archilochos hat seinen Schild nicht weggeworfen, sondern gegen seinen Willen zurückgelassen (κάλλιπον οὐκ ἐθέλων). Wer aus den wenigen Angaben ein poetisches Setting konstruieren möchte, darf nicht von einer Schlachtreihe ausgehen, aus welcher der Dichter geflohen war. Vielmehr könnte man sich vorstellen, dass er seinen Schild bei einem Busch (παρὰ θάµνῳ) zurückliess (κάλλιπον), um zu ruhen, und dann unerwartet überfallen wurde, woraufhin ein schneller Rückzug nötig war.330 In diesem Gedicht wird angedeutet, dass eine Flucht im Krieg unter gewissen Umständen ein probates Mittel sein kann, womit der Kern des zweiten Missverständnisses benannt ist. Die Aussage des Archilochos wurde oft als starker Gegensatz zu den heroischen Werten der Ilias verstanden. Es ist insbesondere das Verdienst von SCHWERTFEGER 1982, für das Verständnis von Archil. fr. 5 Belege gesammelt zu haben, bei denen Ilias-Helden fliehen, ohne dadurch Schande auf sich zu ziehen.331 Der Dialog der Elegie von Archilochos mit dem homerischen Epos ist zwar unbestritten vorhanden, doch er wurde in dieser Hinsicht wiederholt falsch gedeutet.332 Zur Erklärung der beiden Missverständnisse lohnt sich ein kurzer Blick auf einen Aspekt der frühen Rezeption des Archilochos, der auch für das Verständnis der Anspielung im Frieden wichtig ist. Von den Spartanern soll Archilochos nach seiner Ankunft wieder vertrieben worden sein, weil sie erfuhren, dass er geschrieben habe, es sei im Krieg besser, ___________________________ 328 329 330
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Zu den Saiern heisst es bereits in Schol. Ar. Pax 1298d: ἔστι δὲ ἔθνος Θρᾴκης. Zu Archilochos und Thasos vgl. Anm. 306. Vgl. dazu u. a. GERBER 1970, 15; LOSCALZO 1997, 12f.16f.; GENTILI/CATENACCI 3 2007, 87f. Als Beispiel dafür, dass bei diesem Gedicht vielfach vom Wegwerfen des Schildes gesprochen wird, seien die einflussreiche Untersuchung von DOVER 1964, 209 („that Archilochos himself threw away his shield“) und aus dem Bereich der Aristophanes-Forschung HALL 2006, 348 („Archilochusʼ famous elegy about throwing away his shield“) erwähnt. Auch in die Literatur zur Hoplitengeschichte hat sich das Missverständnis eingeschlichen (vgl. SCHWARTZ 2009, 148). Die wichtigste Stelle (mit der Flucht der Griechen zu Beginn des 8. Buches der Ilias) wird auch in Kapitel 2.7.2 diskutiert. Zum Verlust der Waffen als lebensrettende Massnahme im epischen Kampf vgl. auch Od. 14,276–280 (und dann Batr. 225). Eine Überbewertung des Gegensatzes zwischen Ilias–Ethik und Archilochos findet sich u. a. in FRANYÓ/GAN/SNELL 21981, 126 oder PLATTER 2007, 134. Für eine ausgewogene Darstellung zum Verhältnis von Archilochos und Homer vgl. FOWLER 1987, 3–52 (bes. S. 40f. zu Archil. fr. 5). Der These von STEINRÜCK 2008 kann ich wenig abgewinnen.
2.3 Archilochos
63
seine Waffen wegzuwerfen als zu sterben.333 Während diese erst bei Plutarch belegte Rezeption auch eine spätere Erfindung sein kann, ist mit einem Fragment aus einer unbekannten Prosaschrift des Kritias ein Rezeptionszeugnis aus dem 5. Jh. überliefert. Darin wirft er Archilochos vor, dass dieser schlecht über sich selbst gesprochen habe. Das Schändlichste sei sein Eingeständnis gewesen, dass er den Schild weggeworfen habe.334 Schon in der frühen Rezeption wurde Archilochos vom Dichter, welcher den Schild gegen seinen Willen zurückgelassen hat, zum Feigling, der den Schild weggeworfen hat.335 Dies kann mit einem historischen Wechsel in der Kampftechnik zusammenhängen: Im klassischen Hoplitenkampf war der Rückzug eines einzelnen Kriegers ungleich verheerender für die gesamte Truppe.336 Aus diesem Grund wurde ein ῥίψασπις im klassischen Athen mit ἀτιµία, dem Entzug der Bürgerrechte, bestraft.337 Durch diese Entwicklung dürfte sich leichter erklären, warum Archilochos bereits in der frühen Rezeption zum Paradebeispiel für einen Deserteur werden konnte.338 Für die Zeit des Archilochos lässt sich aus diesen Überlegungen heraus kein starker Bruch mit heroischen Werten annehmen. Dies ist gewissermassen durch einen erst 2005 edierten Archilochos-Papyrus bekräftigt worden.339 Dieser zeigt nämlich, dass die Flucht im Krieg auch sonst ein Thema seiner Elegien war und fr. 5 in dieser Hinsicht als weniger aussergewöhnlich gelten muss. Die Flucht der Griechen, als sie auf ihrer Reise nach Troja in Mysien bei Telephos landeten, dient in diesem Fragment als Exemplum für die Verteidigung gegen einen ___________________________ 333
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Plut. mor. 239b: Ἀρχίλοχον τὸν ποιητὴν ἐν Λακεδαίµονι γενόµενον αὐτῆς ὥρας ἐδίωξαν, διότι ἐπέγνωσαν αὐτὸν πεποιηκότα ὡς κρεῖττόν ἐστιν ἀποβαλεῖν τὰ ὅπλα ἢ ἀποθανεῖν. Kritias fr. 44 (ed. DIELS/KRANZ 61952): εἰ γὰρ µή, φησίν, ἐκεῖνος τοιαύτην δόξαν ὑπὲρ ἑαυτοῦ εἰς τοὺς Ἕλληνας ἐξήνεγκεν, οὐκ ἂν ἐπυθόµεθα ἡµεῖς οὔτε ὅτι … καὶ τὸ ἔτι τούτων αἴσχιστον, ὅτι τὴν ἀσπίδα ἀπέβαλεν. Vgl. dazu ROSEN 2007, 248–255 und ROTSTEIN 2007. Interessanterweise heisst es auch bereits bei Anakreon, der sich in die Tradition der Schild-Gedichte einschreibt, in fr. 381 ἀσπίδα ῥίψας ποταµοῦ καλλιρόου παρ’ ὄχθας. Vom Gedicht des Alkaios über seinen Verlust der Waffen ist nur wenig erhalten (vgl. dazu auch das Folgende). Immerhin heisst es aber in der Einleitung Strabons zu den zwei erhaltenen Versen ebenfalls, Alkaios habe seine Waffen weggeworfen, vgl. Alk. 401B a: … τὰ ὅπλα ῥίψαντα φυγεῖν. Auf diesen Punkt hat insbesondere SCHWERTFEGER 1982 hingewiesen (vgl. auch HANSON 1989, 64f.; LOSCALZO 1997, 16f.; SCHWARTZ 2009, 146f.; anders ALONI/IANUCCI 2007, 122f.). Vgl. dazu bes. SCHWERTFEGER 1982, 264–273 und SCHWARTZ 2009, 152f. Die Rolle des Aristophanes bei dieser Lesart des Archilochos-Gedichts wird im Anschluss noch diskutiert. Für die moderne Archilochos-Forschung ist bei solchen Missverständnissen zudem der Einfluss der Deutungen von FRÄNKEL und SNELL nicht zu unterschätzen. Vgl. dazu generell RÖSLER 1980, 14–18, BURNETT 1983, 15 mit Anm. 2 und insbesondere FOWLER 1987, 2–13. Die editio princeps der „neuen“ Archilochos-Fragmente ist OBBINK 2005. Im Folgenden ist die Rede vom längsten Fragment (fr. 1).
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
Feigheitsvorwurf.340 Die neue Elegie liefert zudem ein gutes Argument dafür, die jambischen Verse in iamb. adesp. fr. 38 Archilochos zuzuschreiben:341 Sie thematisieren, dass eine Flucht (5: τὸ µὲν φυγεῖν) keine Schande bewirken muss (8: οὔ σε τοῦτ’ ᾔσχυνεν). Dazu kommt Archil. fr. 139, das nur sehr lückenhaft überliefert ist: ἀσπιδ in Zeile 1, ἔντος in Zeile 5 und τήνδεκαλ̣ in Zeile 7 (vgl. κάλλιπον in fr. 5,2) könnten gleichwohl auf ein weiteres Gedicht mit ähnlichem Inhalt hindeuten.342 Während für Archil. fr. 5 selbst „kein Widerspruch zur Adelsethik“ der epischen Tradition angenommen werden darf,343 führt Aristophanes diese Gegenüberstellung deutlich vor, indem er nach dem Sohn des Lamachos mit seinem Vortrag kriegsepischer Verse den Sohn des Kleonymos auftreten lässt, der die Elegie vom Zurücklassen des Schildes zu singen beginnt. Mit dieser Gegenüberstellung von Archilochos und Homer schreibt Aristophanes an der Umdeutung des Gedichts mit: Im Mund des Sohnes des Kleonymos, des notorischen ῥίψασπις, wird das Gedicht zur Legitimierung für das Desertieren. Aristophanes hat das Bild des Feiglings Archilochos durch diese Szene im Frieden mitgeprägt und den Jambographen gewissermassen der Seite der Kriegsgegner zugeteilt. Wenn man an die programmatische Verkündung in Archil. fr. 1 denkt, in der sich der Dichter als θεράπων µὲν Ἐνυαλίοιο ἄνακτος vorstellt, lässt sich – zumindest nach heutigem Kenntnisstand über sein Werk – vermuten, dass Aristophanes hier Archilochos nicht gerecht wird.344 Dieses Spiel mit Referenztexten, diese Neubesetzung literarischer Tradition ist höchst humorvoll, typisch aristophanisch und wie bei seinem literarischen Dialog mit Euripides nicht als direkte Kritik am Dichter zu werten.345 Der Sohn des Lamachos war von Trygaios zweimal in einen kurzen Dialog verwickelt worden, sodass er nicht aussschliesslich kriegerische Verse vortrug (vgl. Pax 1279 und 1288–1290). Demgegenüber besteht der Auftritt des Sohnes von Kleonymos einzig darin, zweieinhalb Verse einer Elegie des Archilochos vorzutragen. Durch diese deutlich kürzere Gestaltung der Szene wirkt der zweite Auftritt eines Knaben weder repetitiv noch ermüdend. Trygaios unterbricht den ___________________________ 340
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Während die Passage mit der Flucht der Griechen weitgehend lesbar ist, sind die ersten vier Verse schlecht überliefert. Da in Zeile 3 aber κακότητα und in Zeile 4 φυγεῖν φευγ gelesen werden kann, thematisierten die ersten Verse vermutlich, dass es manchmal nötig sei zu fliehen und dass dies nicht als Feigheit ausgelegt werden dürfe. Zu dieser Interpretation des Fragments vgl. bereits OBBINK 2005, 20 und dann besonders OBBINK 2006, 7; WEST 2006, 12.15; DʼALESSIO 2006, 21f.; MAYER 2006, 15f.; ALONI/IANNUCCI 2007, 208; SWIFT 2012, 142–146. So argumentiert nach dem Fund des neuen Archilochos-Fragments jetzt auch WEST 2006, 12. Vgl. ausserdem DʼALESSIO 2006, 21f. Vgl. KERKHECKER 1996. Dies ist die Formulierung von BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 140. Vgl. dazu auch RANKIN 1977, 3. Vgl. dazu Kapitel 1.5 mit Anm. 162.
2.3 Archilochos
65
Vortrag mit 1301b, weshalb das zweite Distichon nicht vollständig vorgetragen wird. Der Protagonist des Friedens greift unmittelbar ein, bevor der Sohn des Kleonymos sagen kann, dass er sich einen neuen Schild kaufen könne (Archil. fr. 5,4: ἐξαῦτις κτήσοµαι οὐ κακίω). Man kann sich leicht denken, dass Trygaios zum gegenwärtigen Zeitpunkt gerne auf diesen Zusatz verzichtet: Die Friedensgöttin wurde soeben befreit, an künftige Auseinandersetzung soll momentan nicht erinnert werden. Der Sohn des Kleonymos wird mit seiner Elegie zwar toleriert, da er über das Zurücklassen des Schildes, eines Symbols des Krieges,346 singt. Durch die Unterbrechung wird jedoch ein wesentlicher Teil des Gedichts ausgespart und seine Umschreibung und Neubesetzung weitergeführt. Ein Knabe wie der Sohn des Kleonymos könnte diese Elegie des Archilochos aus der Schule kennen. Gerade aufgrund dieser Szene im Frieden wurde vermutet, dass Archilochos im 5. Jahrhundert Teil des Unterrichts wurde.347 Da hier die Gefahr eines Zirkelschlusses lauert, soll in beide Richtungen weitergedacht werden. Wenn diese Elegie in der Schule gelesen wurde, war sie im Publikum weiter bekannt und Aristophanes’ Spiel mit der literarischen Tradition konnte von einem grösseren Rezipientenkreis nachvollzogen werden. Wenn jedoch nicht jeder Knabe Archil. fr. 5 aus der Schule kannte, könnte hier eine weitere Pointe gesehen werden. In Kapitel 2.7.2 wird gezeigt, dass der Sohn des Generals Lamachos ein guter Kenner von Kriegsversen ist und sich insbesondere für Dichtung interessiert, die seinen Namensvetter Tydeus zum Inhalt hat; Tydeus wird als persönlicher Held des Lamachos-Sohnes eingeführt. Archilochos könnte hier auf vergleichbare Weise als Idol der Familie des Kleonymos vorgestellt sein. In diesem Fall wäre es alles andere als selbstverständlich, dass ein Knabe diese Verse auswendig kennt – sofern es sich nicht um den Sohn des Kleonymos handelt, der sich in der Welt der aristophanischen Komödie hierfür aus inhaltlichen Gründen brennend interessieren musste. Grundsätzlich sind sowohl kriegerische Inhalte wie jene des Sohnes von Lamachos als auch Elegien als Themen bei Symposien denkbar. 348 Aristophanes kreiert hier jedoch nach der Bergung der Friedensgöttin einen Zustand, bei dem nur Letztere tragbar sind und Kriegsepen ausgeschlossen werden. Die Pointe liegt also darin, dass der Sohn des Kriegsverweigerers Kleonymos im Unterschied zum Sohn des Lamachos zum Hochzeitsfest zugelassen wird. Damit legitimiert sich das Verhalten des Sohnes von Kleonymos zwar nicht vollständig – ___________________________ 346 347 348
Zum Schild als Symbol des Krieges im Frieden vgl. HALL 2006, 349–351 und CAMEROTTO 2007, 139. Vgl. BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 145, wo die Stellenangabe Pax 1290 ein Versehen sein muss. Zum Symposion als Aufführungsort von Kriegsversen vgl. auch Kapitel 2.7.2. Zu Symposien und öffentlichen Festen als Aufführungsort von Elegien vgl. BOWIE 1986, 16–18; BARTOL 1993, 51–57; GERBER 1997b, 92–94; ALONI 2009, 170. Anders WEST 1974, 11, der für Archil. fr. 5 „a less formal military setting: the poet is a soldier on watch with companions“ vermutete.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
man denke an κατῄσχυνας δὲ τοκῆας (Pax 1301b) –, es wird aber über das Verhalten eines Kriegsfanatikers wie des Sprösslings der Lamachos-Familie gestellt. Da Trygaios in Pax 1301b die Schande erwähnt, die der Sohn des Kleonymos über seine Eltern bringt, wird er zwar zum Fest zugelassen, aber gleichzeitig auch für sein Verhalten kritisiert. „Here is no moral consistency“, schreibt WHITMAN 1964, 39 und fährt fort: „The shield-loser is admitted to the feast, but is taunted at the same time.“ Diese Widersprüchlichkeit, welche bei Aristophanes grundsätzlich nicht zu überraschen vermag, verleitet zu einem weiterführenden Gedanken: Die neue Welt, die Trygaios mit der Bergung der Friedensgöttin eingerichtet hat, soll nicht gänzlich ohne Figuren bleiben, die ein Komödiendichter verspotten kann. Für den Fortbestand seiner Gattung braucht Aristophanes auch in Zukunft Individuen wie Kleonymos, welche Angriffsflächen für seine Spässe liefern. Doch ein Sohn aus der Familie des Lamachos, der etwa in den Acharnern eine zentrale Rolle spielte, wäre aufgrund seiner Gefährdung des neugewonnenen Friedens zu riskant. Kleonymos hingegen ist harmlos genug: Wenn Krieg droht, rennt er ohnehin davon, und somit ist er als Objekt des Spotts herzlich willkommen. Durch diese Aufnahme des zweiten Knaben könnte Aristophanes auch die Wichtigkeit der Komödie und ihre Funktion in der Gesellschaft betonen. Mit der ersten Unterbrechung des Knaben in Pax 1300 nimmt Trygaios das daktylische Versmass auf. Diese metrische Inkongruenz ist kein Hinweis auf einen intertextuellen Dialog. Bereits die Ansprache ὦ πόσθων349 lässt vermuten, dass hier nicht auf einen anderen Text verwiesen, sondern mit dem Kontrast zwischen Komödiensprache und daktylischem Hexameter eine Pointe herbeigeführt wird. 350 Bei Trygaiosʼ zweiter Unterbrechung in Pax 1301b führt die Form τοκῆας den Stil des Distichons weiter und fügt sich in die für Hexameter übliche Sprache ein. 351 Auch diese Abweichung von der komödientypischen Sprache könnte auf einen intertextuellen Dialog hinweisen: 352 Das Substantiv τοκεύς ist bei Aristophanes nur hier belegt; eine Verbindung von τοκῆας und einer Form von καταισχύνειν findet sich vor Pax 1301b nur noch in Alk. fr. 6,13f.353 Abgesehen von dieser Stelle findet sich kein Hinweis darauf, die äoli___________________________ 349 350 351 352
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Vgl. dazu HENDERSON 21991, 109 und OLSON 1998 ad loc. Vgl. dazu insbesondere KLOSS 2001, 87f. Attisch wäre τοκέᾱς zu erwarten (mit Quantitätsmetathese gemäss SCHWYZER 1939, 245f.). Vgl. dazu WILLI 2003, 242 mit Anm. 53. Vgl. dazu GALLAVOTTI 1948, 92; VOIGT 1971, 181; BONANNO 1973/1974; CAVALLINI 1986, 92; CASADIO 1994, 166 mit Anm. 28; PRETAGOSTINI 1995, 170; KUGELMEIER 1996, 42; SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 1301; HALL 2006, 348. Aus sprachlicher Sicht sprechen nur diese beiden Punkte für einen Bezug zu Alkaios. Die Form τοκῆας selbst ist in Hexameterdichtung genauso wenig aussergewöhnlich (vgl. z. B. Il. 14,296; Od. 20,67; Hes. theog. 469; erg. 185; scut. 90) wie das Verb καταισχύνειν, das in der Odyssee zweimal in einem ähnlichen Kontext belegt ist
2.3 Archilochos
67
schen Gedichte des Alkaios zum Bezugshorizont des Friedens zu rechnen.354 Da sein Name in den Komödien des Aristophanes aber zweimal erwähnt wird und ausserdem eine literarische Anspielung mit explizitem Intertextualitätssignal bekannt ist, erscheint ein Dialog mit seinen Texten grundsätzlich denkbar. 355 Somit bleibt für Pax 1301b zunächst die bis zu einem gewissen Grad subjektive Frage entscheidend, ob die Länge dieser lexikalischen Entsprechung und die Seltenheit der Verbindung der zwei Vokabeln ausreichen, um hier einen intertextuellen Bezug zu Alk. fr. 6 zu sehen. Allerdings hat BONANNO ein zusätzliches Argument für die Präsenz von Alkaios angeführt.356 Mit fr. 401B ist die Spur eines Gedichts belegt, in dem dieser den Verlust seiner Waffen357 in der Schlacht gegen die Athener bei Sigeion thematisiert hat.358 In diesem Alkaios-Fragment kann ein Dialog mit Archil. fr. 5 gesehen werden.359 Bei der Aufrufung dieser Archilochos-Elegie im Frieden wird zwar nicht direkt auf Alk. fr. 401B angespielt, da kein Signal vorliegt. Dennoch kann ein Rezipient aufgrund der Einschreibung des Alkaios in den Diskurs über den Verlust der Waffen eher bereit sein, hier die Präsenz einer intertextuellen Spur des äolischen Lyrikers anzunehmen. Im Folgenden wird vorgeschlagen, Alk. fr. 6 in Pax 1301 mitzulesen, obwohl die Signale zu diesem Referenztext nur schwach sind. Von den ersten beiden alkäischen Strophen ist genug überliefert, um den Inhalt paraphrasieren zu können: Der Dichter befindet sich gemeinsam mit anderen auf einem Schiff, das von einer weiteren Welle bedroht wird. Er rät dazu, das Schiff gegen das Wasser zu sichern und in einen geschützten Hafen zu fahren (1–8). Das Vokabular und der Inhalt der dritten und der vierten Strophe weisen darauf
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(Od. 24,508.512; vgl. zudem Od. 16,293 = 19,12). Auch ein Beleg von καταισχύνειν bei Aristophanes ist nicht auffällig (vgl. Av. 1451 und Nub. 1220). Vgl. Kapitel 4.2, wo ich eine literarische Anspielung in Pax 1127–1139 auf Alk. fr. 338 ablehne. Alkaios wird bereits in Ar. fr. 235 aus den ∆αιταλῆς von 427 zusammen mit Anakreon erwähnt (ᾆσον δή µοι σκόλιόν τι λαβὼν Ἀλκαίου κἀνακρέοντος). Vgl. ausserdem die Aufzählung der Dichter in Thesm. 162 (mit AUSTIN/OLSON 2004 ad loc. zum Text gegen KUGELMEIER 1996, 290–297). Für die Anspielung von Vesp. 1232–1235 auf Alk. fr. 141,3f. findet sich in Vesp. 1231 mit ᾄσοµαι ein explizites Intertextualitätssignal. Für die Annahme weiterer Anspielungen auf Alkaios vgl. RÖSLER 1980, 92f. sowie die Indizes von CAVALLINI 1986 und KUGELMEIER 1996. BONANNO 1973/1974, 193. Zum Unterschied von Schild (Archilochos) und Waffen (Alkaios) vgl. SCHWERTFEGER 1982, 263 mit Anm. 31. Der historische Kontext ist in die zwei erhaltenen Zeilen eingeschrieben: Ἄλκαος σάος †ἄροι ἐνθάδʼ οὐκυτὸν ἁληκτορίν† / ἐς Γλαυκώπιον ἶρον ὀνεκρέµασσαν Ἄττικοι. Zur Einleitung Strabons vgl. Anm. 335. Das Gedicht wird auch bei Hdt. 5,95 im Rahmen der Schlachtschilderung erwähnt. Vgl. dazu PAGE 1965, 152–161. Vgl. z. B. MARTIN 1972, 103–106 (anders RÖSLER 1980, 110f.).
68
2. Literarische Anspielungen im Frieden
hin, dass diese Eröffnung als Bild zu lesen ist:360 Die Aufforderungen, man solle nicht feige zögern (9f.), sich an früher erinnern (11), seinen Mann stehen (12) und die edlen Eltern, welche tot sind, nicht beschämen (13f.), machen im Kontext eines unmittelbar drohenden Seesturms wenig Sinn. 361 Von den vier mit Sicherheit noch zum gleichen Gedicht gehörenden Strophen ist wenig erhalten.362 Auffallend ist insbesondere das gut lesbare Wort µοναρχίαν (27), welches die Vermutung bestätigt, dass nur die ersten beiden Strophen vom Bild des bedrohten Schiffs geprägt waren und anschliessend ein Übergang zur konkreten Situation anzunehmen ist. Schon Herakleitos, der Verfasser der Quaestiones Homericae, welcher die ersten drei Verse als Beispiel einer Allegorie zitiert und vielleicht auch den Rest des Gedichts noch kannte,363 brachte die Strophen mit dem Tyrannen Myrsilos in Verbindung. Ausserdem ist von den Scholien des Papyrus nur ein Wort gut lesbar und zwar gerade Μυρσίλου.364 Viel genauer kann die historische Verortung heute aufgrund der mangelnden Informationen über den geschichtlichen Kontext und aufgrund der bruchstückhaften Überlieferung des Gedichts nicht mehr erfolgen.365 Als Hauptaussage kann zusammenfassend gesagt werden, dass etwas Feindliches auf den Dichter und seine Freunde zukommt, die in Verteidigungsstellung sind: „‚Hier kommt die Woge, wir müssen reagieren‘ – dies ist der Tenor des Gedichts.“366 Trygaios unterbricht den Sohn des Kleonymos demnach mit einem Bezug zu einer Aufforderung des Alkaios, in einer schwierigen Situation durchzuhalten.367 Sowohl sprachlich als auch metrisch wird der Wortlaut des Referenztextes adaptiert, um den zweiten Teil des Hexameters zu füllen und den Knaben mitten im Vers nach der Zäsur κατὰ τρίτον τροχαῖον zu unterbrechen.368 Durch diese Anpassung an den neuen Kontext wirkt die Anspielung nicht als fremde Stimme, sondern Trygaios verinnerlicht die Worte des Lyrikers und macht sie zu seinen eigenen. Im Unterschied zu Alkaios wird im Frieden kein Appell an den Knaben gerichtet, sondern Trygaios sagt ihm, er habe seine Eltern bereits beschämt (κατῄσχυνας δὲ τοκῆας). Der Junge hat schon gegen das verstossen, was ___________________________ 360
361 362 363 364 365 366 367 368
SLATER 1976 und BOWIE 1986, 17, die das Gedicht nicht als Bild lesen möchten, überzeugen nicht (vgl. dazu PAGE 1965, 182–185; CAMPBELL 1967, 288; MARTIN 1972, 26–29.56f.; RÖSLER 1980, 126–134; BURNETT 1983, 150–153; GENTILI 1988, 197–215; MACLACHLAN 1997, 142–145; LIBERMAN 1999, 24). Generell zu „Schiffsgemeinschaft = Lebensgemeinschaft“ vgl. KAHLMEYER 1934, 39–47. Vgl. dazu PAGE 1965, 184f.; MARTIN 1972, 56; RÖSLER 1980, 130–134. Mit Vers 29 begann vermutlich ein neues Gedicht (vgl. LIBERMAN 1999, 24). Herakl. Quaest. Hom. 5,8. Zum Begriff der Allegorie hier vgl. GENTILI 1988, 198. Vgl. dazu VOIGT 1971, 181. Vgl. dazu PAGE 1965, 179–197 und RÖSLER 1980, 130–132. RÖSLER 1980, 131. Vgl. auch MARTIN 1972, 62 und GENTILI 1988, 205. Dies ist im ersten Teil des Satzes, auf den Pax 1301 anspielt, auf den Punkt gebracht, vgl. Alk. fr. 6,12f.: νῦν τις ἄνηρ δόκιµος γε̣[νέσθω / καὶ µὴ καταισχύνωµεν … Vgl. dazu PRETAGOSTINI 1995, 170, der den Hexameter für lyrisch hält.
2.3 Archilochos
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Alkaios in seinem Gedicht hatte verhindern wollen.369 Durch die Anspielung erhält Trygaiosʼ Tadel eine literarische Verankerung, und aufgrund der hohen Stillage der Worte – gerade im Unterschied zu Pax 1300 und 1302–1304 – wird der Ton seiner Aussage gewichtiger. Hinsichtlich der Beschämung unterscheiden sich die beiden Kontexte in einem zentralen Punkt. Bei Alkaios wird ein Sohn davor gewarnt, seine Eltern zu beschämen, wenn er sich nicht ihrer würdig erweist; bei Aristophanes hingegen beschämte der Sohn des Kleonymos seine Eltern, indem er die Feigheit seines Vaters publik machte. Im Frieden hat die eigentliche Schandtat der Vater selbst begangen. Indem vom literarischen Muster abgewichen wird, dass die Söhne schlechter als ihre Väter sind,370 wird Kleonymos erneut scharf kritisiert: Üblicherweise sind es die Söhne, welche die Väter enttäuschen, doch in diesem Fall ist der Vater selbst derjenige, der die Schandtat verübt hat. Dass Trygaios dem Knaben, der das Archilochos-Gedicht über den SchildVerlust vortrug, mit einem intertextuellen Bezug zu einer Anweisung des Dichters antwortet, der in einem anderen Gedicht selbst davon spricht, dass er in einem Kampf die Waffen nicht habe retten können (vgl. oben zu fr. 401B), kann als subtiler Humor von Seiten des Aristophanes verstanden werden. Trygaios’ Kritik am Knaben würde bei dieser Lesart gewissermassen intertextuell entwertet, indem gerade der Dichter als moralische Instanz aufgerufen wird, der selbst im Sinne der Anklage schuldig war. In einer Komödie des Aristophanes ist immer damit zu rechnen, dass ernsthaft klingende Verhaltensvorschriften gleich wieder durchbrochen und komisch relativiert werden. Bei der Funktion der Alkaios-Anspielung kann aber auch gefragt werden, wie Aristophanes an der literarischen Tradition weitergeschrieben hat. Zunächst lässt sich ganz allgemein festhalten, dass er den lyrischen Dichter durch seine Anspielung – wie bereits in fr. 235 aus den ∆αιταλῆς von 427 – im Symposionskontext seiner Zeit verortet hat.371 Der Knabe möchte bei der Friedensfeier des Trygaios Archilochos-Verse vortragen. Trygaios führt seine Worte mit einer Alkaios-Wendung fort und nimmt damit den Diskurs des Knaben auf. Den Jambographen Archilochos hat Aristophanes zum Schild-Wegwerfer und Deserteur gemacht, indem er gerade dieses Gedicht in den Mund des Sohnes von Kleonymos legte. Aus der polyvalenten Tradition des Alkaios greift er nicht etwa sein Gedicht über den Waffen-Verlust auf, sondern er etabliert ihn durch seine Anspielung als moralische Instanz,372 deren Glaubwürdigkeit man allerdings – wie ___________________________ 369 370 371 372
Vgl. dazu CAVALLINI 1986, 92. Vgl. dazu SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 1301. Zu Ar. fr. 235 vgl. Anm. 355; vgl. auch RÖSLER 1980, 94 zu Alkaios-Gedichten im Kontext von Symposien. Aristophanes muss nicht der Erste gewesen sein, der Alkaios’ Verlust der Waffen anders bewertet hat als den Schild-Verlust des Archilochos. Vielleicht hatte Alkaios sein Kriegsverhalten im schlecht erhaltenen Gedicht näher erklärt und war deshalb nicht zum ῥίψασπις abgestempelt worden (vgl. dazu BROWN 1983, 3f.).
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
soeben gezeigt – gleich wieder beeinträchtigt sehen könnte. Wer im Anschluss an MARTIN in Alk. fr. 6 einen Dialog mit Archil. fr. 105, bei dem es sich gemäss Herakl. Quaest. Hom. 5,2–4 auch um eine Seefahrtsallegorie handelt, sieht,373 könnte die intertextuelle Verflechtung der Szene und die Neubewertung der literarischen Tradition durch Aristophanes noch weiter verfolgen. Da jedoch bereits die Signale in Pax 1301 zu Alk. fr. 6 schwach sind, wird hier auf weitere Lektürevorschläge verzichtet.
2.4 Äsop Trygaios erklärt in Pax 129, er habe die Idee für die Wahl eines Mistkäfers als Transportmittel „in den Fabeln von Äsop“ (ἐν τοῖσιν Αἰσώπου λόγοις) gefunden.374 Durch die Erwähnung des Autors (Αἰσώπου) und seines Werks (λόγοις) liegt ein explizites Intertextualitätssignal mit konkreten Hinweisen zur Identität des Referenztextes vor.375 Trygaios nennt anschliessend auch die Kernelemente der aufgerufenen Fabel: Ein Mistkäfer flog zu den Göttern (130) aus Zorn gegen einen Adler (133), „an dem er sich rächte, indem er seine Eier herausrollte“ (134). Die Form und der Kontext der äsopischen Fabel zur Zeit des Aristophanes sind heute nicht mehr unmittelbar fassbar, da die wichtigsten Zeugnisse aus späterer Zeit stammen. Ein heutiger Rezipient muss sich für die Lektüre von Pax 127–139 primär auf die im Folgenden genannten Belege zur Fabel vom Adler und vom Mistkäfer stützen: Ar. Pax 127–139 ΠΑ. ΤΡ. ΠΑ. ΤΡ. ΠΑ. ΤΡ.
τίς δ’ ἡ ’πίνοιά σοὐστὶν ὥστε κάνθαρον ζεύξαντ’ ἐλαύνειν εἰς θεούς, ὦ παππία; ἐν τοῖσιν Αἰσώπου λόγοις ἐξηυρέθη µόνος πετηνῶν εἰς θεοὺς ἀφιγµένος. (130) ἄπιστον εἶπας µῦθον, ὦ πάτερ πάτερ, ὅπως κάκοσµον ζῷον ἦλθεν εἰς θεούς. ἦλθεν κατ’ ἔχθραν αἰετοῦ πάλαι ποτέ, ᾤ’ ἐκκυλίνδων κἀντιτιµωρούµενος. οὔκουν ἐχρῆν σε Πηγάσου ζεῦξαι πτερόν, (135) ὅπως ἐφαίνου τοῖς θεοῖς τραγικώτερος; ἀλλ’, ὦ µέλ’, ἄν µοι σιτίων διπλῶν ἔδει· νῦν δ’ ἅττ’ ἂν αὐτὸς καταφάγω τὰ σιτία, τούτοισι τοῖς αὐτοῖσι τοῦτον χορτάσω.
___________________________ 373 374 375
Vgl. MARTIN 1972, 105f. (anders RÖSLER 1980, 111 mit Anm. 191). Zu λόγος in Pax 129 als Begriff für Fabeln vgl. VAN DIJK 1997, 82–84. Zu µῦθον (Pax 131) und πάλαι ποτέ (Pax 133) als weitere Hinweise auf eine Fabel vgl. VAN DIJK 1997, 204. Zu den wichtigsten Arbeiten über die Aristophanes-Anspielungen auf Äsop gehören EWBANK 1980, VAN DIJK 1997, 188–229, PERTSINIDIS 2009, SCHIRRU 2009 und HALL 2013.
2.4 Äsop
71
Kind:
Was ist das für eine Idee von dir, einen Mistkäfer anzuspannen und zu den Göttern zu reiten, mein Papi? Trygaios: In den Fabeln von Äsop fand ich, (130) dass er als Einziger der Geflügelten zu den Göttern gelangte. Kind: Du erzählst eine unglaubhafte Geschichte, Vater, Vater, darüber, wie ein übel riechendes Tier zu den Göttern kam. Trygaios: Er kam früher einmal aus Zorn gegen einen Adler, an dem er sich rächte, indem er seine Eier herausrollte. Kind: (135) Hättest du folglich nicht den Flügel des Pegasos aufzäumen müssen, damit du den Göttern tragischer erschienest? Trygaios: Aber, meine Liebe, das würde doppelte Nahrung brauchen. Nun aber werde ich mit eben dem, was ich selbst an Nahrung verspeise, diesen mästen.
Schol. Ar. Pax 130α ὁ λόγος τοιοῦτός ἐστιν. ἁρπάζοντος τοῦ ἀετοῦ τοὺς νεοττοὺς τοὺς τοῦ κανθάρου [καὶ] ὁ κάνθαρος τὰ ᾠὰ τοῦ ἀετοῦ ἐκκλέψας ἐξεκύλισεν ἕως τοσούτου, ἕως ἦλθε πρὸς τὸν ∆ία. κατηγοροῦντος δὲ τοῦ ἀετοῦ προσέταξεν ὁ Ζεὺς τῷ ἀετῷ ἐν τῷ αὐτοῦ RV τοῦ ∆ιὸς V κόλπῳ νεοττεύειν. ἐπειδὴ δὲ τὰ ᾠὰ εἶχεν ὁ Ζεύς, περιίπτατο τὸν ∆ία ὁ κάνθαρος. ὁ δὲ ἐκλαθόµενος ἀνέστη ὡς σοβήσων ἐκ τῆς κεφαλῆς αὐτὸν καὶ κατέαξε τὰ ᾠά. ὁ δὲ λόγος πρὸς ἀδίκους ἐστίν, ὅτι οὐδεµία ἐστὶν αὐτοῖς ἀσφάλεια, οὐδ’, ἂν εἰς τὸν κόλπον τοῦ ∆ιὸς καταφύγωσι, διαφεύξονται τὴν τιµωρίαν. RV So geht die Fabel: Als der Adler die Jungen des Mistkäfers raubte, stahl der Mistkäfer die Eier des Adlers und rollte sie bis zu diesem Zeitpunkt heraus, bis dieser zu Zeus ging. Auf die Beschuldigung des Adlers hin ordnete Zeus an, dass der Adler in seinem Schoss (R)/im Schoss von Zeus (V) ein Nest baue. Als Zeus die Eier aber hatte, flog der Mistkäfer um Zeus herum. Dieser vergass sie, stand auf, um ihn von seinem Kopf zu verscheuchen, und zerbrach die Eier. Die Fabel richtet sich gegen die Ungerechten, weil sie keine Sicherheit haben und, auch wenn sie in den Schoss von Zeus fliehen, der Bestrafung nicht entgehen werden. (RV)
Schol. Ar. Pax 130β ἐν τοῖς λόγοις Αἰσώπου φέρεται ἐχθρεῦσαι ἀετὸν καὶ κάνθαρον. ὁ µὲν γὰρ ἁρπάζων ἦν τοὺς νεοττοὺς τοῦ κανθάρου, ὁ δὲ τὰ ᾠὰ τοῦ ἀετοῦ ἐκκυλίων συνέτριβεν. ὁρῶν οὖν εἰς φθορὰν αὐτοῦ τὸ γένος ἐρχόµενον ἄνεισι πρὸς τὸν ∆ία καὶ λέγει τὴν συµφοράν. ὁ δὲ τὸν αὐτοῦ οἰκτείρας ὄρνιν ἐπὶ τὸν αὐτοῦ κόλπον νεοττεύειν ἐκέλευσε· καὶ ἦν ἔχων ἐν τοῖς κόλποις ὁ Ζεὺς τὰ ᾠά. τοῦτο µαθὼν ὁ κάνθαρος εἰς οὐρανοὺς ἄνεισι καὶ πρὸς τῇ τοῦ ∆ιὸς ἀνέρχεται κεφαλῇ. ὁ δὲ εὐθὺς ἀναπηδήσας τοῦ θρόνου τὸν κάνθαρον ἀποτινάξασθαι θέλων ἔλαθε τὰ ᾠὰ συντρίψας τοῦ ἀετοῦ. Lh In den Fabeln von Äsop wird berichtet, dass ein Adler und ein Mistkäfer verfeindet sind. Denn der eine hat die Jungen des Mistkäfers geraubt, der andere die Eier des Adlers herausgerollt und zerdrückt. Da der Adler also sah, wie sein Geschlecht ins Verderben geriet, ging er hinauf zu Zeus und erzählte von seinem Unglück. Dieser bemitleidete seinen Vogel und forderte ihn auf, in seinem Schoss zu nisten; und Zeus behielt die Eier in seinem Schoss. Sobald der Mistkäfer dies bemerkte, ging er in den Himmel hoch und gelangte zu Zeus’ Kopf hinauf. Als dieser sogleich von seinem Thron aufsprang, weil er den Mistkäfer abschütteln wollte, zerdrückte er die Eier des Adlers, ohne es zu merken. (Lh)
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
Vit. Aisop. G 135–139376 „[…] οὕτως ὁ λαγὸς ὑπὸ ἀετοῦ διωκόµενος κατέφυγεν πρὸς τὸν κάνθαρον δεόµενος αὐτοῦ ὅπως αὐτὸν διασώσῃ. ὁ δὲ κάνθαρος ἱκέτευεν τὸν ἀετὸν µὴ παραβλέπειν αὐτοῦ τὴν αἴτησιν, κατορκώσας αὐτὸν κατὰ τοῦ ∆ιὸς εἰς τὸ µὴ καταφρονῆσαι τὴν σµικρότητα αὐτοῦ. ὁ δὲ ἀετὸς τῇ πτέρυγι τὸν κάνθαρον ῥαπίσας ἥρπασεν τὸν λαγὸν καὶ διασπαράξας κατέφαγεν. (136) ὁ κάνθαρος ὀργισθεὶς συνεπετάσθη τῷ ἀετῷ καὶ κατασκοπήσας αὐτοῦ τὴν νοσσιάν, ἐν ᾗ ἦν συνστρέψας ὁ ἀετὸς ὠά, [καὶ] ἀπελθὼν377 συνέτριψεν αὐτά. ὁ ἀετὸς παραγενάµενος ἐδεινοπάθει, ζητῶν τὸν τοῦτο ποιήσαντα ἐπὶ τὸ διασπαράξαι. τοῦ δὲ καιροῦ φθάσαντος εἰς ὑψηλότερον τόπον ὠὸν ἐγέννησεν ὁ ἀετός. ὁ κάνθαρος ἐπιστὰς πάλιν καὶ τὰ αὐτὰ πράξας ἀνεχώρησεν. ὁ ἀετὸς ἐθρήνει τὰ τέκνα, λέγων ἐκ τοῦ ∆ιὸς εἶναι χόλον ἵνα µᾶλλον τῶν ἀετῶν τὸ γένος σπανισθῇ. (137) τοῦ δὲ καιροῦ ἐπιστάντος, δυσφορῶν ὁ ἀετὸς οὐκ ἐπὶ τὴν νοσσιὰν ἐφύλαξεν τὰ ὠά, ἀλλ’ ἀναβὰς εἰς Ὄλυµπον ἔθηκεν τὰ ὠὰ ἐπὶ τὰ γόνατα τοῦ ∆ιός, εἶπεν ὅτι ‚δὶς µὲν τὰ ὠὰ ἀφανῆ µοι γεγόνασιν, τὸ δὲ τρίτον σοὶ αὐτὰ παρατίθεµαι, ἵνα αὐτὰ διασώσῃς.‘ ὁ κάνθαρος ἐπιγνοὺς τοῦτο, πλήσας ἑαυτὸν πολλῆς κόπρου ἀνέβη πρὸς τὸν ∆ία καὶ περιεπέτατο αὐτοῦ τῇ ὄψει. ὁ Ζεὺς θεασάµενος ζῷον ἀκάθαρτον φοβηθεὶς ἀνεπήδησεν, καὶ ἐπιλαθόµενος ὅτι εἶχεν ἐν τῷ κόλπῳ ὠά, κατέαξεν αὐτά. (138) τούτου δὲ γενοµένου ὁ Ζεὺς ἤσθετο τὸν κάνθαρον ἠδικῆσθαι, παραγενοµένου δὲ πρὸς αὐτὸν τοῦ ἀετοῦ λέγει ‚δικαίως ἀπώλεσας τὰ τέκνα τὸν κάνθαρον ἀδικήσας.‘ ὁ κάνθαρος λέγει ‚οὐ µόνον ἐµὲ ἠδίκησεν, ἀλλὰ καὶ εἰς σὲ µεγάλως ἠσέβησεν· κατὰ γὰρ σοῦ ἐξορκισθεὶς οὐκ ἐφοβήθη, ἀλλὰ τὸν ἱκέτην µου ἀπέκτεινεν. οὐ παύσοµαι δέ, ἐὰν µὴ ἐπὶ πλεῖστον αὐτὸν κολάσωµαι.‘ (139) ὁ Ζεὺς µὴ θέλων τὸ τῶν ἀετῶν γένος σπανισθῆναι ἔπειθε τὸν κάνθαρον καταλλαγῆναι, µὴ πειθοµένου δὲ αὐτοῦ µετέβαλε τὸν καιρὸν τῶν ἀετῶν, ὅτε µὴ φαίνεται ὁ κάνθαρος ἐπὶ τῆς γῆς. ὁµοίως καὶ ὑµεῖς, ἄνδρες ∆έλφιοι, µὴ ἀτιµάσητε τὸ ἱερὸν τοῦτο εἰς ὃ (ὃν cod.) ἐγὼ κατέφυγον, κἀν εἰ µικρός ἐστιν ὁ ναός, ἀλλ’ ἐνθυµήθητε τὸ τοῦ κανθάρου καὶ αἰδέσθητε ∆ία Ξένιον καὶ Ὀλύµπιον.“ „[…] So wurde der Hase vom Adler verfolgt, floh zum Mistkäfer und bat um seine Rettung. Der Mistkäfer flehte den Adler an, nicht über dessen Bitte hinwegzusehen, und liess ihn bei Zeus schwören, dessen Kleinheit nicht zu verachten. Aber der Adler schlug den Mistkäfer mit seinem Flügel, packte den Hasen, zerriss ihn und frass ihn. (136) Weil der Mistkäfer erzürnt war, flog er mit dem Adler mit, beobachtete sein Nest, in dem der Adler die Eier gesammelt hatte, und zerdrückte sie, als dieser fort war. Als der Adler zurückkam, klagte er laut über sein Leid und machte sich auf die Suche nach demjenigen, der dies gemacht hatte, um ihn zu zerreissen. Als der Zeitpunkt gekommen war, legte der Adler seine Eier an einem höheren Ort. Der Käfer kam wieder hin, machte das Gleiche und zog sich zurück. Der Adler trauerte über seine Kinder und sagte, der Zorn stamme ___________________________ 376
377
Die Papyri zu Vit. Aisop. deuten darauf hin, dass G dem Archetyp der Vita näher steht als W (vgl. dazu JOUANNO 2006, 15f. und KARLA 2009a). Da die in W überlieferte Fassung in Vit. Aisop. 135–139 zudem sehr nahe beim Wortlaut von G ist, wird hier nur G abgedruckt und im Folgenden der Fokus auf dieser Fassung liegen. Einer der grösseren Unterschied besteht darin, dass Äsop in G zu einem Musentempel (Vit. Aisop. G 134) und in W zu einem Apollontempel (Vit. Aisop. W 134) flieht (vgl. dazu MÖLLENDORFF 1994, 142 Anm. 2). Der Text kann hier nur gerettet werden, wenn ἀετός als Subjekt verstanden wird (vgl. dazu PAPATHOMOPOULOS 1989, 105).
2.4 Äsop
73
von Zeus, er wolle das Geschlecht der Adler kleiner werden lassen. (137) Als der Zeitpunkt da war, bewahrte der verärgerte Adler seine Eier nicht im Nest auf, sondern ging zum Olymp, legte die Eier auf die Knie von Zeus und sagte: „Zweimal sind meine Eier verschwunden, das dritte Mal lege ich sie zu dir, damit du sie beschützt.“ Als der Käfer dies bemerkte, belud er sich mit viel Mist, ging hoch zu Zeus und flog um sein Gesicht herum. Als Zeus das unreine Tier sah, erschrak er, sprang hoch und – weil er vergessen hatte, dass er Eier in seinem Schoss hatte – zerbrach sie. (138) Nachdem dies geschehen war, realisierte Zeus, dass der Mistkäfer unrecht behandelt worden war, und sagte bei der Ankunft des Adlers: „Zu Recht hast du deine Kinder verloren, weil du den Mistkäfer unrecht behandelt hast.“ Der Mistkäfer sagte: „Er hat nicht nur mich unrecht behandelt, sondern er hat auch dir gegenüber stark gefrevelt. Denn obwohl ich ihn bei deinem Namen schwören liess, liess er sich nicht einschüchtern, sondern tötete den bei mir um Schutz Flehenden. Und ich werde keine Ruhe geben, wenn ich ihn nicht bis zum Äussersten bestraft habe.“ (139) Da Zeus das Geschlecht der Adler nicht kleiner machen wollte, versuchte er den Mistkäfer zu überzeugen, sich zu versöhnen. Als dieser sich aber nicht überzeugen liess, änderte er die Brutzeit der Adler auf einen Zeitraum, zu dem der Mistkäfer nicht auf der Erde ist. Auf gleiche Weise sollt auch ihr, Männer aus Delphi, dieses Heiligtum, zu dem ich geflohen bin, nicht entehren, auch wenn der Tempel klein ist, sondern an das Schicksal des Mistkäfers denken und Zeus Xenios und Olympios achten.
Aisop. 3 Ἀετὸς καὶ κάνθαρος Ἀετὸς λαγωὸν ἐδίωκεν· ὁ δὲ ἐν ἐρηµίᾳ τῶν βοηθησόντων ὑπάρχων, ὃν µόνον ὁ καιρὸς παρέσχε, κάνθαρον ἰδών, τοῦτον ἱκέτευεν. ὁ δὲ παραθαρσύνας αὐτόν, ὡς ἐγγὺς ἐλθόντα τὸν ἀετὸν ἐθεάσατο, παρεκάλει µὴ ἀπάγειν αὐτοῦ τὸν ἱκέτην. κἀκεῖνος ὑπεριδὼν τῆν σµικρότητα ἐν ὄψει τοῦ κανθάρου τὸν λαγωὸν κατεθοινήσατο. ὁ δὲ ἀπ’ ἐκείνου µνησικακῶν διετέλει παρατηρούµενος τοῦ ἀετοῦ τὰς καλιὰς καί, εἴ ποτε ἐκεῖνος ἔτικτε, µετάρσιος αἰρόµενος ἐκύλιε τὰ ὠὰ καὶ κατέασσε, µέχρις οὗ πανταχόθεν ἐλαυνόµενος ὁ ἀετὸς ἐπὶ τὸν ∆ία κατέφυγεν – ἔστι δὲ τοῦ θεοῦ ἱερὸς ὁ ὄρνις – καὶ αὐτοῦ ἐδεήθη τόπον αὐτῷ πρὸς νεοττοποιίαν ἀσφαλῆ παρασχεῖν. τοῦ δὲ ∆ιὸς ἐν τοῖς κόλποις αὐτοῦ τίκτειν ἐπιτρέψαντος αὐτῷ, ὁ κάνθαρος τοῦτο ἑωρακώς, κόπρου σφαῖραν ποιήσας ἀνέπτη καὶ γενόµενος κατὰ τοὺς τοῦ ∆ιὸς κόλπους ἐνταῦθα καθῆκεν. ὁ δὲ Ζεὺς ἀποσείσασθαι τὴν κόπρον βουλόµενος, ὡς διανέστη ἔλαθεν τὰ ὠά ἀπορρίψας. ἀπ’ ἐκείνου τέ φασιν περὶ ὃν καιρὸν οἱ κάνθαροι γίνονται τοὺς ἀετοὺς µὴ νεοττεύειν. ὁ λόγος διδάσκει µηδενὸς καταφρονεῖν, λογιζοµένους ὅτι οὐδεὶς οὕτως ἐστὶν ἀδύνατος ὡς προπηλακισθεὶς µὴ δύνασθαι ποτε ἑαυτὸν ἐκδικῆσαι. Adler und Mistkäfer Ein Adler verfolgte einen Hasen. Da dieser keine Helfer zur Verfügung hatte und er einen Mistkäfer sah, der in diesem Moment als Einziger anwesend war, flehte er ihn an. Der sprach ihm Mut zu und, als er sah, dass der Adler in die Nähe kam, forderte diesen auf, den bei ihm um Schutz Flehenden nicht wegzuführen. Weil jener dessen Kleinheit verachtete, verspeiste er den Hasen unter den Augen des Mistkäfers. Da dieser sich an das Unrecht von jenem erinnerte, beobachtete er die Nester des Adlers fortwährend, und jedes Mal, wenn jener Eier legte, hob er sich in die Höhe, rollte die Eier heraus und zerbrach sie, bis der Adler, von überall vertrieben, zu Zeus floh – denn der Vogel ist dem Gott heilig – und ihn bat, ihm einen sicheren Ort für den Nestbau bereitzustellen. Als Zeus ihm
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
erlaubte, in seinem Schoss Eier zu legen, sah der Mistkäfer dies, formte eine Mistkugel, flog hinauf und, als er beim Schoss des Zeus angekommen war, liess sie dort fallen. Da Zeus den Mist von sich abschütteln wollte, merkte er beim Aufstehen nicht, dass er die Eier wegwarf. Daher komme es, sagt man, dass die Adler zu der Zeit nicht nisten, zu der die Mistkäfer da sind. Die Fabel lehrt, man soll keinen verachten und bedenken, dass keiner so machtlos ist, dass er sich nicht eines Tages rächen kann, wenn er durch den Schmutz gezogen wurde.
Die Geschichte vom Adler und vom Mistkäfer ist heute besonders aus Fabelsammlungen bekannt,378 deren Erste jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit erst im Hellenismus zusammengestellt wurde.379 Die abgedruckte Version der Fabel in Aisop. 3 entstammt einer solchen Sammlung, der sogenannten Collectio Augustana, die im 2. oder 3. Jh. n. Chr. entstanden sein dürfte.380 Für das 5. Jh. v. Chr. ist hingegen davon auszugehen, dass Fabeln immer in einen narrativen Kontext eingebettet waren.381 Ihre Hauptfunktion in der archaischen und klassischen Zeit war die Unterstützung einer Argumentation in einer anderen literarischen Gattung, beispielsweise in einem Lehrgedicht oder in einer Komödie.382 Bis zum 5. Jh. war der Name Äsop zum Synonym der Gattung geworden, und einige Fabeln wurden im Kontext seines legendenhaften Lebens erzählt.383 Eine Vorstellung davon liefert die Vita Aesopi, die in der heute erhaltenen Form allerdings wie die Collectio Augustana später entstanden ist.384 In der Vita wird die Fabel vom Adler und vom Mistkäfer im Kontext von Äsops Aufenthalt in Delphi erzählt (vgl. oben G 135–139).385 Äsop sei in Ungnade gefallen,386 und man habe ihm deswegen eine goldene Opferschale aus Apollos Tempel ins Gepäck geschmuggelt. Wegen dieses Vergehens angeklagt und auf dem Weg zur Hinrichtung habe Äsop zu einem Musentempel387 fliehen können und die Fabel ___________________________ 378 379 380 381 382
383 384
385 386 387
Man denke etwa an die Ausgabe von NICKEL 2005. Die erste Fabelsammlung wird Demetrios von Phaleron zugeschrieben (vgl. dazu JOUANNO 2006, 13 und HOLZBERG 32012, 24–29). Vgl. SCHIRRU 2009, 39–55 und HOLZBERG 32012, 3f.; anders ADRADOS 1999, 60–67. Vgl. dazu MEULI 1954, 77.86f.; NAGY 1979, 282f.; SCHIRRU 2009, 9–12. Zum Lehrgedicht vgl. Hes. erg. 202–212. Zur Funktion der Fabel in der archaischen und klassischen Zeit vgl. MEULI 1954; EWBANK 1980, 75f.; WEST 1984, 106f.; JEDRKIEWICZ 1987, 35–39; ZAFIROPOULOS 2001, 12–19; HOLZBERG 32012, 13f. Vgl. dazu VAN DIJK 1997, 98–104. Schon der erste historische Beleg über Äsop (Hdt. 2,134) stammt aus dem „realm of legend“ (vgl. WEST 1984, 117). Die Vita Aesopi bzw. der „Äsop-Roman“ ist in der heutigen Form vermutlich etwa in die gleiche Zeitspanne wie die Fabelsammlung der Collectio Augustana (2./3. Jh. n. Chr.) zu datieren (vgl. dazu JOUANNO 2006, 16f. und HOLZBERG 32012, 80–93; anders HÄGG 2012, 101). Zu Äsop in Delphi vgl. bes. WIECHERS 1959 sowie JEDRKIEWICZ 2009, 192–196; KURKE 2011, 85–94; STEINER 2012, 31. NAGY 1979, 279–288 diskutiert Äsops Tadel an den Bewohnern von Delphi ausführlich. Vgl. dazu neben der Vita auch Schol. Ar. Vesp. 1446. Zum Unterschied in Vit. Aisop. W 134 vgl. Anm. 376.
2.4 Äsop
75
vom Adler und vom Mistkäfer erzählt, um den Delphiern zu verdeutlichen, dass sie im Falle einer ungerechtfertigten Hinrichtung einer Strafe nicht entgehen werden. Doch die Bemühungen waren erfolglos: Äsop musste sich von der Klippe stürzen. Die Delphier wurden in der Folge von einer Seuche heimgesucht, mit der sie für Äsops Ermordung büssten. Zudem sei er von den Griechen, Babyloniern und Samiern gerächt worden, sobald diese davon erfuhren.388 Die Verse 1446–1449 der Wespen zeigen, dass die Fabel vom Adler und vom Mistkäfer bereits zur Zeit des Aristophanes in den Kontext von Äsops Aufenthalt in Delphi eingebettet war:389 ΦI. Β∆. ΦΙ.
Αἴσωπον οἱ ∆ελφοί ποτ’ –
ὀλίγον µοι µέλει. φιάλην ἐπῃτιῶντο κλέψαι τοῦ θεοῦ· ὁ δ’ ἔλεξεν αὐτοῖς ὡς ὁ κάνθαρός ποτε – οἴµ’ ὡς ἀπολεῖς µε τοῖσι σοῖσι κανθάροις.
Β∆. Philokleon:
Einst haben die Delphier Äsop – Bdelykleon: Das kümmert mich wenig. Philokleon: angeklagt, eine Schale des Gottes gestohlen zu haben. Dieser erzählte ihnen aber, dass der Mistkäfer einst – Bdelykleon: Ach, wie du mich umbringen wirst mit deinen Mistkäfern!
Dieser und weitere Belege weisen auf eine schriftlich fixierte Vita Aesopi als erweiterten Kontext der im Frieden aufgerufenen Fabel hin.390 Der heutige Rezipient muss bei der intertextuellen Lektüre vom narrativen Rahmen der erhaltenen Vita ausgehen, obschon diese Fassung lange Zeit nach Aristophanes geschrieben wurde. Auch der genaue Inhalt der Fabel selbst ist in Einzelheiten unklar, da die Versionen in Schol. Ar. Pax 130α, Schol. Ar. Pax 130β, Vit. Aisop. G 135–139 und Aisop. 3 allesamt später zu datieren sind und insbesondere hinsichtlich der Auslösung des Streits voneinander abweichen.391 ___________________________ 388 389
390
391
Vit. Aisop. G 140–142. HUBBARD 1991, 34 hält Vesp. 1446–1449 für einen „hint about his [sc. Aristophanes’] next play“. Umgekehrt gibt es in Pax 127–134 keine Intertextualitätssignale, welche das Mitlesen der Wespen fordern. Weitere frühe Belege zu Äsops Aufenthalt und Tod in Delphi sind in VAN DIJK 1997, 196 Anm. 61 gesammelt. Zu weiteren Belegen für eine frühe Fassung der Vita vgl. CATAUDELLA 1942; LA PENNA 1962, 273–284; SCHIRRU 2009, 46–55 (anders JEDRKIEWICZ 2012, 200–202). Zur schriftlichen Fixierung der Vita vgl. auch Anm. 51. Die Fabel vom Adler und vom Mistkäfer wurde auch als Kontext von Sem. fr. 13 vorgeschlagen (vgl. z. B. MEULI 1954, 72f.; WIECHERS 1959, 12 Anm. 14; KARADAGLI 1981, 17f.; wohl zu Recht skeptisch sind z. B. WEST 1984, 112 und MÖLLENDORFF 1994, 144 Anm. 4; vgl. zudem VAN DIJK 1997, 149f. und STEINER 2008, 88).
76
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Intertextuelle Lektüre: Mit Vers 80 erscheint der Protagonist des Friedens, auf einem Mistkäfer fliegend, auf der Bühne.392 Einer seiner Sklaven verwickelt ihn sogleich in ein Gespräch über seine Absichten. Trygaios wolle zu Zeus fliegen, um ihn zu fragen, was dieser mit den Griechen geplant habe (102–106). Da der Sklave seinen Herrn nicht von diesem Vorhaben abbringen kann, ruft er in den Versen 111–113 nach dessen Kindern. Sie sollen ihren Vater anflehen, sie nicht zu verlassen und nicht in den Himmel zu fliegen. Der Auftritt seiner Töchter in Pax 114–123 spielt auf den Aiolos des Euripides an und wird in Kapitel 2.6.2 diskutiert. Auf ihre Frage, welchen Weg er für die Reise in den Himmel vorgesehen habe, antwortet Trygaios, dass er nicht mit dem Schiff reisen, sondern fliegen werde (124–126).393 Hierauf folgt die oben abgedruckte Frage der Kinder, warum er dazu einen Mistkäfer anspanne (127f.). Der Vater erklärt, er wisse aus den Fabeln Äsops, dass dieser als einziges Flügeltier je zu den Göttern gelangt sei (129f.). Die Töchter bezweifeln in ihrer Entgegnung die Glaubhaftigkeit dieser Geschichte (131f.), woraufhin der Vater den Inhalt der Fabel paraphrasiert (133f.).394 Auf die Frage der Kinder, ob er nicht besser Pegasos aufgezäumt hätte, um den Göttern tragischer zu erscheinen (135f.), folgt ein weiteres Argument, das für einen Mistkäfer spreche: Für ein Pferd hätte er die doppelte Nahrung gebraucht; den Mistkäfer könne er mit seinem eigenen Kot füttern (137–139).395 Für die Rekonstruktion der Fabel vom Adler und vom Mistkäfer zur Zeit des Aristophanes sind diejenigen Informationen am verlässlichsten, die im Frieden selbst genannt werden und auch in allen späteren Versionen enthalten sind.396 Ein Mistkäfer flog zu den Göttern (Pax 130: εἰς θεοὺς ἀφιγµένος), weil er einem Adler feindselig gesinnt war (Pax 133: κατ’ ἔχθραν αἰετοῦ). Die Feindschaft hatte dazu geführt, dass der Mistkäfer dem Adler aus Rache die Eier aus dem Nest gerollt hatte (Pax 134: ᾤ’ ἐκκυλίνδων κἀντιτιµωρούµενος). Alle bekannten Versionen stimmen zudem darin überein, dass der Adler daraufhin Zeus bat,397 seine Brut für ihn zu bewachen, dieser jedoch seine Aufgabe nicht erfüllen konnte, da ihn der Mistkäfer daran hinderte.398 Die Meinungsänderung von Zeus wird nur in der Vita ausführlich beschrieben (G 138), was damit zusammenhängen könnte, dass die Figur Äsop in diesem Kontext betonen möchte, wie sich ___________________________
392 393 394 395 396 397 398
Auch wenn man dieser Annahme folgt, deutet im Frieden kein Signal auf die Texte dieses Jambographen hin. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1. Dabei wird erneut auf Euripides angespielt (vgl. dazu Kapitel 2.6.3). Diese Zusammenfassung der Fabel geschieht nicht „in a rather distorted form“, wie DOVER 1972, 132 Anm. 1 behauptet. Vgl. dazu VAN DIJK 1997, 205 mit Anm. 121. Zu Pax 135–139 vgl. auch die intertextuelle Lektüre in Kapitel 2.6.4. Zur Fabel vom Adler und vom Mistkäfer vgl. besonders MÖLLENDORFF 1994, ADRADOS 2003, 6–8 und STEINER 2012, 29–36. Zu Zeus als göttliche Autorität in Äsops Fabeln vgl. VERSNEL 2011, 327f. Der Mistkäfer flog entweder bloss um Zeus herum (Schol. Ar. Pax 130α und β; Vit. Aisop. G 137) oder liess auch noch eine Mistkugel auf ihn fallen (Aisop. 3).
2.4 Äsop
77
die Götter von den Delphiern abwenden werden. Doch auch die restlichen Versionen mit einem fabula docet zeigen, dass Zeus am Ende den Mistkäfer und nicht mehr den Adler unterstützt. Die genaue Form des ἐπιµύθιον ist für die Zeit des Aristophanes zwar nicht mehr fassbar, doch der Inhalt der Fabel deutet klar darauf hin, dass zum Ausdruck gebracht werden soll, dass sich auch schwächere Wesen nach einem ihnen zugefügten Unrecht rächen können.399 Auch wenn das aitiologische Element der Fabel mit der Verlegung der Brutzeit der Adler bereits damals existierte, ist es für die Lektüre des Friedens kaum relevant.400 In der Version der Scholien zum Frieden hat der Adler die Jungen des Mistkäfers getötet und somit die Feindschaft ausgelöst.401 In der Vita und in Aisop. 3 hingegen gelangt ein schutzsuchender Hase zum Mistkäfer, der sich gegenüber dem Adler erfolglos für seinen Schützling einzusetzen versucht. Innerhalb des Friedens fehlt ein Hinweis auf einen Schutzsuchenden. 402 Das Kompositum ἀντιτιµωρούµενος (Pax 134) könnte andeuten, dass sich der Mistkäfer auf die gleiche Art rächt, wie ihm der Adler geschadet hatte.403 Die Vorsilbe ἀντι- würde somit anzeigen, dass auf die in den Scholien überlieferte Version ohne Hase angespielt wird.404 Zudem lässt sich die Flucht des Hasen zum Mistkäfer überzeugend mit der Flucht Äsops zu den Musen in der Vita zusammenbringen, die als spätere Neuerung erklärt werden kann.405 Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass im Frieden auf die Version der Fabel vom Adler und vom Mistkäfer angespielt wird, in welcher der Adler die Jungen des Mistkäfers tötete.406 ___________________________ 399
400 401
402 403
404
405 406
Vgl. die „Moral“ der Fabel in Schol. Ar. Pax 130α, Vit. Aisop. G 139 und Aisop. 3 sowie dazu ROTHWELL 1995, 235f., wobei die Grundthese dieses Artikels nicht überzeugt (vgl. KLOSS 2001, 107 Anm. 221 und PERTSINIDIS 2009), und HOLZBERG 3 2012, 18. In der Fabelversion mit dem Hasen (vgl. dazu das Folgende) kommt das Element der Supplikation dazu (vgl. ZAFIROPOULOS 2001, 130–132). MÖLLENDORFF 1994, 152 Anm. 19 argumentiert für eine späte Hinzufügung des Aitions, das in den Scholien zum Frieden nicht enthalten ist. Vgl. neben den oben abgedruckten Schol. Ar. Pax 130α und Schol. Ar. Pax 130β auch Schol. Ar. Pax 129α zu Äsop: τοῦ µυθοποιοῦ. φέρεται γὰρ αὐτοῦ µῦθος ἐχθρεῦσαι ἀετὸν καὶ κάνθαρον ἐκ τοῦ ἑκάτερον αὐτῶν θατέρου τὰ ᾠὰ διασπᾶν. Vgl. auch SCHIRRU 2009, 98 Anm. 208, der in Ar. Vesp. 1446–1449 Hinweise für die Version ohne Hasen entdeckt hat. Vgl. MÖLLENDORFF 1994, 146 (Zustimmung bei SCHIRRU 2009, 23 Anm. 11 und 101 Anm. 217; VAN DIJK 1997, 205 Anm. 123 hält diese Erklärung – allerdings ohne Gegenargumente anzuführen – für unplausibel). In Pax 626 drückt ἀντιτιµωρούµεναι auch aus, dass sich die Athener auf die gleiche Art gerächt haben (vgl. dazu OLSON 1998 ad loc.). Falls die Scholien zu dieser Stelle auf die alexandrinische Zeit zurückgehen, ist diese Version der Fabel auch zeitlich näher bei Aristophanes als diejenige in der Vita und in Aisop. 3. MÖLLENDORFF 1994, 148–153. Anders VAN DIJK 1995, 146, der die Version ohne Hase für eine Vereinfachung hält. Bei dieser Version der Fabel löst sich auch das „Entsprechungsproblem“ von STEINER 2012, 32: „The greedy and sacrilege-committing eagle obviously stands for
78
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Da der genaue Wortlaut der Fabel vom Adler und vom Mistkäfer zur Zeit des Friedens nicht mehr eruiert werden kann, ist unklar, ob in Pax 127–134 eine intertextuelle Spur aus Äsops Text vorliegt. Die Fabel wird in der Komödie paraphrasiert und somit in ihrer Gesamtheit aufgerufen. Trygaios verleiht der Anspielung eine explizite Funktion, indem er sie als Begründung für die Wahl seines Transportmittels in den Himmel anführt.407 In erster Linie will er die Adressaten nicht von der „Moral“ der Fabel überzeugen, dass sich Stärkere nicht unbestraft an Schwächeren vergehen können, sondern seinen Töchtern erklären, welche „Idee“ 408 dahintersteckt, dass er gerade einen Mistkäfer angespannt hat. Die Fabel wird somit in gewisser Weise zweckentfremdet: Ihre eigentliche Wirkungsintention tritt in den Hintergrund, Trygaios benutzt sie vorderhand ausschliesslich, um sich für die Transportmittelwahl zu rechtfertigen.409 Dennoch setzt er seine Kenntnis dieser Fabel auch in einem argumentativen Kontext ein. Der Sklave und die Töchter wollen ihren Herrn und Vater davon abhalten, in den Himmel zu fliegen. Die Situation ist somit durchaus angemessen für eine Fabel, doch Trygaios ruft die ursprüngliche Kernaussage dieser Fabel nicht explizit auf den Plan. Die Komödie funktioniert den Fabeldiskurs erfolgreich um und verwendet ihn für ihre eigenen Zwecke: Trygaios kann die Einwände der zweiflerischen Kinder in den Wind schlagen und nach dem kurzen Gespräch in den Himmel fliegen. Die Moral der Fabel und ihre über die Tiere transportierten Aussagen werden von Trygaios zwar nicht ins Zentrum gestellt, gleichwohl wird ein Rezipient dadurch, dass alle wesentlichen Elemente der Fabel in geraffter Form wiedergegeben werden und in dieser expliziten Form auf den Referenztext angespielt wird, dazu aufgefordert, den Kontext der Fabel vom Adler und vom Mistkäfer mitzulesen. Zudem lässt die zentrale Bedeutung des Mistkäfers seit dem ersten Vers der Komödie vermuten, dass über diese Anspielung noch weitere Sinnebenen freigelegt werden. Es wird sich zeigen, dass auch dem ἐπιµύθιον der Fabel im Frieden eine zentrale, von Trygaios jedoch nicht explizit erwähnte Funktion zugewiesen werden kann. Zunächst lohnt es sich, die Entsprechungen auf der Figurenebene zu untersuchen.410 In der Scholiastenversion der Fabel fliegt der Mistkäfer in den Himmel, weil seine Jungen getötet worden sind. Trygaios bezeugt wiederholt, dass er im ___________________________
407
408 409 410
the Delphians, but more puzzling is the question of whether to match up Aesop with the beetle or the hare – or perhaps to understand the human protagonist as a composite of elements of each.“ Vgl. dazu auch das Folgende. SCHIRRU 2009, 103 bezeichnet diese „funzione“ der Fabel als „eziologica“, da sie das ganze Unternehmen von Trygaios motiviere. VAN DIJK 1997, 205 nennt diese Funktion „explanatory“. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 127 und RUFFELL 2011, 342 zur Bedeutung von ἐπίνοια (gegen RAU 1967, 95, der mit „Absicht“ übersetzt). Vgl. dazu auch OLSON 1998, xxxv und SCHIRRU 2009, 102. Vgl. VAN DIJK 1997, 209f. und generell dazu SCHIRRU 2009, 14.
2.4 Äsop
79
Interesse aller Griechen unterwegs sei411 und inszeniert sich somit über die ÄsopAnspielung als deren „Vater“. Auf der Seite der Opfer entspricht die gefressene Mistkäferbrut den im Peloponnesischen Krieg Gefallenen.412 Ein attischer Bauer wie Trygaios könnte in der letzten Zeit selbst Verwandte verloren haben, für die er nun Gerechtigkeit fordert. Durch die Erwähnung der Fabel setzt sich der Protagonist des Friedens mit dem Mistkäfer gleich. Diese Entsprechung wird nicht bloss angedacht, sondern sie wird auf der Bühne dargestellt:413 Trygaios fliegt auf dem Mistkäfer in den Himmel und gleicht sich somit auch in der Inszenierung dem Rächer in der Fabel an. In einer Komödie kann die Geschichte vom Adler und vom Mistkäfer nicht nur erzählt, sondern sie kann vor den Augen der Zuschauer visualisiert werden. Dem Adler der Fabel entspricht der Zeus der Komödie. Noch bevor Trygaios auf der Bühne zu sehen ist, beschwert er sich aus dem Innern des Hauses gegenüber Zeus,414 und sein Sklave betont gleich dreimal, dass sich Trygaios dem Gott gegenüberstellen möchte.415 Auch nach seinem Auftritt auf die Bühne erklärt er sogleich, dass er zu Zeus in den Himmel fliegen werde, um ihn zu fragen, was er mit den Griechen geplant habe.416 In Äsops Fabel fliegt der Adler zu Zeus, der ihn zunächst beim Beschützen seiner Eier unterstützt. Als der Gott jedoch vom Unrecht des Vogels erfährt, wechselt er die Seite und vertritt die Anliegen des Mistkäfers. Dies wirft für den Rezipienten des Friedens die Frage auf, was nach der Ankunft des Trygaios bei Zeus geschehen wird. Wird Trygaios Mistkugeln auf Zeus abwerfen, wie es in einer Version der Fabel heisst?417 Wird Zeus einsehen, dass den Griechen (wie dem Mistkäfer in der Fabel) Unrecht geschehen ist, und Frieden stiften? Die wichtigsten Entsprechungen zwischen dem Frieden und der Fabel lassen sich folgendermassen zusammenfassen: Frieden Fabel
Opfer Griechen junge Mistkäfer
Rächer Trygaios Mistkäfer
Täter Zeus Adler
Trygaios’ Anspielung auf die äsopische Fabel lässt sich auf jeden Fall als Drohung an Zeus lesen, da der Mistkäfer am Ende gegenüber dem Adler zu seinem ___________________________ 411 412
413 414 415 416 417
Man beachte Trygaios’ Worte in Pax 58f., 62f., 93 und 105. VAN DIJK 1997, 209f. versucht, die Entsprechungen mit der Hasen-Version der Fabel aufzuzeigen, doch die Griechen sind im Unterschied zum Hasen keine Bittsteller gegenüber Trygaios. SCHIRRU 2009, 102. Pax 62f.: ὦ Ζεῦ, τί δρασείεις ποθ’ ἡµῶν τὸν λεών; / λήσεις σεαυτὸν τὰς πόλεις ἐκκοκκίσας. Vgl. Pax 56–59, 66–68 und 76f. Vgl. Pax 103–106. Vit. Aisop. W 137 (eine der wenigen Abweichungen von G); Aisop. 3. Vgl. dazu SCHIRRU 2009, 103.
80
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Recht kommt. Im weiteren Verlauf der Komödie wird sich zeigen, dass Zeus gar nicht mehr im Himmel ist, Hermes sein Haus hütet und Polemos das Zepter übernommen hat.418 Dadurch erhöht sich die Spannung, da die Entsprechung mit der Fabel durchbrochen wird und eine geradlinige Lösung des Konflikts nicht mehr wahrscheinlich scheint. Trygaios muss nun einen eigenen Weg finden und kann sich nicht mehr auf eine Idee aus der Fabel verlassen. In Pax 236–288 beobachtet er Polemos und seinen Sklaven Kydoimos bei der Zerstörung der griechischen Städte. Sobald diese abgetreten sind, ruft er den Chor herbei, um die Friedensgöttin zu befreien (289–300). Hierfür braucht er jedoch auch die Unterstützung von Hermes, der sich anfangs auf die Seite seines Gebieters Zeus stellt und dabei dringend von einem solchen Unterfangen abrät.419 Der Götterbote entspricht somit dem Zeus der Fabel nicht nur, weil Trygaios bei seiner Ankunft im Himmel auf ihn trifft, sondern auch, weil er wie Zeus in der Fabel die Seiten wechselt. Der Mistkäfer kann Zeus überzeugen, weil er vom Adler ungerecht behandelt wurde. Trygaios versucht es zunächst auch mit Argumenten,420 doch er überzeugt Hermes letztlich erst durch eine Bestechung.421 Somit wird die durch die Fabel-Aufrufung generierte Erwartungshaltung, dass Trygaios im Himmel zum Ziel kommen wird, erfüllt. Allerdings emanzipiert sich das Vorhaben allmählich von der Vorlage der Fabel. Für die Reise in den Himmel war der Mistkäfer noch von zentraler Bedeutung. Bei der Überzeugung des Gegenspielers im Himmel musste sich Trygaios bereits eigene Kniffe einfallen lassen. Für die Rückkehr ist der Mistkäfer nicht mehr vonnöten. Er ist mittlerweile in den Dienst des Zeus eingetreten.422 Über eine Weiterschreibung an der literarischen Tradition findet die Komödie ihren Weg, ihren ganz eigenen Weg, um gegen Zeus’ Unrecht vorzugehen. Wenn der erweiterte Kontext der Fabel, die Äsop-Vita, berücksichtigt wird, ergibt sich eine zusätzliche Ebene von Entsprechungen: Äsop erzählt die Fabel, weil er vom Tod bedroht ist. Ähnlich laufen im Frieden die Griechen Gefahr, wegen Zeus vernichtet zu werden.423 Wie die Delphier Äsop zu Unrecht angeklagt haben, so betont auch Trygaios, dass den Griechen der Untergang zu Unrecht bevorstehe.424 Äsop warnt die Delphier mit der Fabel vom Adler und vom Mistkäfer davor, ihn hinzurichten und droht somit künftige Rache an: ___________________________ 418 419 420 421 422 423 424
Vgl. Pax 195–209. In seiner Diskussion mit Trygaios erwähnt Hermes Zeus mehrmals (vgl. Pax 371, 376 und 380). Vgl. bes. Trygaios’ Rede über die Verschwörung von Selene und Helios ab Pax 406. Vgl. Pax 423–425 und Anm. 247. Vgl. Pax 720–724 mit Kapitel 2.6.8. Vgl. Vit. Aisop. G 134 sowie Pax 58f. und 62f. Man denke an Vit. Aisop. G 127f., wo die Delphier eine Goldschale in Äsops Gepäck schmuggeln, um ihn des Diebstahls bezichtigen zu können, und an die Fragen des Trygaios in Pax 58f. und 62f.
2.4 Äsop
Frieden Fabel Äsop-Vita
Opfer Griechen junge Mistkäfer Äsop
81
Rächer Trygaios Mistkäfer wird angedroht
Täter Zeus Adler Delphier
In der Vita hat Äsop die Fabel dem ἐπιµύθιον entsprechend eingesetzt und vor der ungerechten Behandlung eines Schwächeren gewarnt. 425 Im Frieden wird dieses Fabel-Potential – wie soeben gezeigt – zwar nicht explizit ins Zentrum gestellt, da Trygaios die Erzählung aufgrund der Wahl des Transportmittels erwähnt, doch es kann auch in der Komödie funktionalisiert werden. Die Vita kann nun als „lebensweltlicher“ 426 Beweis für die Richtigkeit der Fabelmoral verstanden werden. Die Delphier liessen sich nicht von Äsop überzeugen, töteten ihn und wurden dafür anschliessend bestraft. Vor diesem Hintergrund erwartet ein Rezipient der Komödie noch stärker, dass das Unterfangen von Trygaios gelingen wird, zumal sich der Protagonist des Friedens über den Vita-Kontext auf die Stufe der Götter erhebt. Denn die Seuche, welche die Delphier in Vit. Aisop. G 142 heimsucht, muss als göttliches Eingreifen verstanden werden.427 Die Fabel generiert auch abgesehen vom unmittelbaren und vom erweiterten Kontext zusätzliche Bedeutung im Frieden. Zunächst lohnt sich eine Fokussierung auf die Figurenebene der Komödie. Der Vater kennt zwar eine Äsop-Fabel, doch er weiss ihre übertragene Bedeutung nicht zu dekodieren.428 Er nimmt den Inhalt wörtlich und glaubt an die Geschichte, dass ein Mistkäfer einst zu Zeus flog. Durch die Bezeichnung als λόγος in Pax 129 drückt er die Verlässlichkeit der Fabel aus, wohingegen die Töchter anschliessend von ἄπιστον … µῦθον sprechen (131) und damit ihre Zweifel am Inhalt bekunden. 429 Sie halten die Fabel – zumindest im wörtlichen Sinne – für unglaubwürdig, da ein derart übel riechendes Tier kaum je zu den Göttern gelangen konnte (132).430 Gerade mit diesem Einwand üben die Töchter eine Art rationalistische „Mythen“-Kritik,431 welche insbesondere aus dem Mund von Kindern komisch wirkt.432 Platon erwähnt µῦθοι als Elemente der Erziehung.433 Trygaios’ Töchter haben diese Ent___________________________ 425 426 427 428 429 430 431 432 433
Zur Funktion der Fabel vom Adler und vom Mistkäfer in der Vita vgl. MERKLE 1992, 113f.; MÖLLENDORFF 1994, 143; VAN DIJK 1997, 196; STEINER 2012, 30–32. Die Vita ist eigentlich als „fictional biography“ zu lesen (vgl. KARLA 2009b). Zur Bedeutung von Apollo und Zeus in der Vita vgl. JEDRKIEWICZ 2009, 195f. Äsopische Fabeln erscheinen bei Aristophanes als Teil der elementaren Ausbildung und wecken eher „‚low-class‘ associations“, vgl. dazu HALL 2013, 283. Zur Unterscheidung von λόγος und µῦθος hier vgl. EWBANK 1980, 212f.; VAN DIJK 1997, 204f.; SCHIRRU 2009, 129–131. Dies wäre eine Befleckung der göttlichen Sphäre (vgl. dazu auch Pax 182–187 mit TORDOFF 2011, 185–187). Vgl. dazu PUCCI 1961, 300f., der die Kritik jedoch gegen Euripides gerichtet sieht. Vgl. dazu TAAFFE 1993, 38. Vgl. Plat. rep. 377a mit EWBANK 1980, 213.
82
2. Literarische Anspielungen im Frieden
wicklungsphase weit hinter sich: Durch ihren Zweifel an der Fabel stellen sie sich intellektuell sogar über ihren eigenen Vater. Auch seine Aussage in Pax 130, der Mistkäfer sei „als Einziger der Geflügelten“ zu den Göttern gelangt, kann in dieser Hinsicht gedeutet werden. Da er wissen sollte, dass zumindest der Adler auch schon zu den Göttern gelangt war, 434 wird vorgeführt, dass seine Argumentation nicht stichhaltig ist. Der Gegensatz zwischen Vater und Töchter wird danach weiter verstärkt, indem Trygaios nach dem expliziten Verweis auf den äsopischen Referenztext auch noch den wesentlichen Inhalt der Fabel zusammenfasst (133f.) und sie somit als glaubhaft und verlässlich ausweisen möchte. Unmittelbar anschliessend schlagen die Töchter ihrem Vater vor, anstelle des Mistkäfers Pegasos aufzuzäumen, um den Göttern tragischer zu erscheinen (Pax 135f.).435 Damit wird der literarische Dialog zwischen dem Mistkäfer der ÄsopFabel und dem Pegasos in Euripides’ Bellerophontes explizit eröffnet. 436 Der Gegensatz ist aber auch implizit in den Versen 127–134 angelegt, da gerade während der Aufrufung der Fabel sowohl Ausdrucksweise als auch Metrik nahe bei der Tragödie sind.437 Diese „Verbindung heterogener Sphären“438 wird im gesamten Prolog des Friedens ausgekostet. Ein grosser Teil der Komik der Euripides-Anspielungen entsteht dadurch, dass die Attribute des mythischen geflügelten Pferds auf ein stinkendes Insekt übertragen werden. 439 Auch im grösseren Rahmen betrachtet stehen äsopische Fabeln als „lowly prose storytelling“ gerade auf der entgegengesetzten Seite der Skala von Euripides-Tragödien.440 Trygaios, Bellerophontes und der Mistkäfer haben im Wesentlichen das gleiche Ziel: Alle möchten zu Zeus gelangen, um sich gegen einen Missstand zu wehren. Obwohl der Protagonist des Friedens seinen Mistkäfer zweimal mit Pegasos anspricht,441 begründet er die Wahl seines Transportmittels in Pax 127–134 mit der äsopischen Fabel und weigert sich in Pax 135–139, die Tradition des Bellerophontes fortzuführen und Pegasos anzuspannen. Denn der Mistkäfer war bei seinem Unterfangen erfolgreich gewesen, Bellerophontes jedoch am Ende der Tragödie ___________________________ 434 435 436
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Vgl. dazu EWBANK 1980, 213 und OLSON 1998 ad loc. VAN DIJK 1997, 205 hält diese Beobachtung für „hypercritical“. Zur intertextuellen Lektüre von Pax 135–139 vgl. Kapitel 2.6.4. DUCHEMIN 1957, 281f. möchte die Verbindung der äsopischen Fabel mit dem Flug des Bellerophontes aus dem babylonischen Etana-Mythos erklären. Die Übereinstimmungen sind jedoch zu gering (vgl. dazu auch VAN DIJK 1997, 206 Anm. 133). Vgl. RAU 1967, 95 zur tragischen Sprache hier und OLSON 1998 ad Pax 124–149 zur Metrik. Vgl. auch Kapitel 4.2 zur Vermutung von Einzeltextreferenzen zu Tragödien in diesen Versen. MÖLLENDORFF 1995a, 205. Vgl. dazu VILARDO 1976, 75f., DAVIES/KATHIRITHAMBY 1986, 11f., VAN DIJK 1997, 206f. und meine Kapitel 2.6.1–2.6.6. HALL 2013, 295 kreierte für diese „Aesopic parody of a tragic episode“ den Begriff der „Aesopification“. Vgl. KURKE 2006, 8f. Vgl. Pax 76 und 154 mit meinen Kapiteln 2.6.1 und 2.6.6.
2.4 Äsop
83
gestorben.442 Trygaios greift auf eine literarische Tradition mit einem positiven Ausgang zurück und verspricht sich dadurch auch selbst Erfolg im Himmel. Mit der Fabel mobilisiert er dabei eine Gattung, welche der Alten Komödie in vieler Hinsicht ähnlich ist.443 Der Fortgang des Friedens zeigt, dass die Wahl des Mistkäfers eine gute Entscheidung war: Trygaios wird den Himmel erreichen und somit die erste Hürde seines riskanten Vorhabens meistern. In seiner Antwort auf den Vorschlag der Kinder, Pegasos aufzuzäumen, verliert Trygaios über die soeben genannten Implikationen seiner Entscheidung kein einziges Wort. Vielmehr liefert er eine komödientypische Begründung: Da er seine Exkremente an den Mistkäfer verfüttern könne, brauche er nur die Hälfte des Proviants (Pax 137–139). Das Insekt wird somit gerade wegen seiner Assoziationen mit Fäkalien bevorzugt. Das humoristische Potential eines Mistkäfers wird in vielen weiteren Teilen der Komödie ausgeschöpft:444 Möglicherweise beginnt dies bereits im allerersten Vers des Friedens, wo in τῷ κανθάρῳ zunächst auch ein Hinweis auf den Komiker Kantharos, der wohl an den Städtischen Dionysien des Jahres 422 gesiegt hatte, vermutet werden kann. 445 Die ersten Szenen der Komödie sind voll von skatologischem Humor446, der vom Mistkäfer ausgeht.447 Dabei sticht die Verspottung von Kleon in den Versen 43–48 hervor, wo ein Sklave des Trygaios sagt, ein Ionier könnte auf die Idee kommen, dass der Mistkäfer auf Kleon hindeute, weil dieser in der Unterwelt „Dünnschiss isst“.448 Auch die groteske Idee mit dem ab Vers 80 rekonstruierbaren visuellen Eindruck des Flugs auf der Käferattrappe449 bietet Anlass zu bester Komödienunterhaltung. 450 Trygaios selbst gibt im Prolog mehrere Beispiele von Fäkalhumor zum Besten (vgl. z. B. Pax 96–101 und 157–176). Ausserdem macht er in Pax 140–145 zwei Wortspiele, welche auf weiteren Bedeutungen von κάνθαρος ___________________________ 442 443
444 445 446 447 448
449 450
Vgl. dazu EWBANK 1980, 213f.; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 133; VAN DIJK 1997, 205f.; SCHIRRU 2009, 127. Vgl. dazu EWBANK 1980, 276f.; HUBBARD 1991, 150f.; JOUANNO 2006, 38–44; RUFFELL 2011, 343. Für Anspielungen in der Vita auf Aristophanes’ Komödien vgl. GOINS 1989 und HALL 2013, 281f. Im Unterschied zu CANESSA 1998 halte ich eine verstärkt dionysische Bedeutung des Mistkäfers im Frieden für nicht überzeugend. So SOMMERSTEIN 1985 ad loc. (vgl. auch VAN DIJK 1997, 207 Anm. 146; CANESSA 1998, 249f.; HENDERSON 1998, 428 Anm. 1). Vgl. zu skatologischem Humor besonders HENDERSON 21991, 187–203 und ROBSON 2006, 53f.; zum Frieden vgl. auch VILARDO 1976, 57f. Zu diesem komischen Potential des Mistkäfers vgl. DOVER 1972, 132 Anm. 1 und VAN DIJK 1997, 206. Pax 47f.: „δοκέω µέν, ἐς Κλέωνα τοῦτ’ αἰνίσσεται, / ὡς κεῖνος ἐν Ἀΐδεω σπατίλην ἐσθίει.“ Zum Wortlaut ἐν Ἀΐδεω vgl. OLSON 1998 ad loc. und WILSON 2007b, 100. Zum Flug des Trygaios vgl. auch mein Kapitel 2.6.1. Zum Begriff „grotesk“ für den Flug des Trygaios vgl. STEIGER 1934, 178. Vgl. dazu NEWIGER 1957, 112; DOVER 1972, 132 Anm. 1; VAN DIJK 1997, 206f.
84
2. Literarische Anspielungen im Frieden
beruhen. 451 Die letzte Erwähnung des Mistkäfers in Pax 720–724 enthält mit dem Hinweis auf den Kot Ganymeds als neue Speise ein weiteres Beispiel skatologischen Humors.452 Diese unvollständige Liste von Komik, die durch den Mistkäfer generiert wird,453 soll illustrieren, wie Aristophanes über den lokalen, explizit signalisierten intertextuellen Bezug zur Äsop-Fabel hinaus das komische Potential dieses Transportmittels ausgeschöpft hat.
2.5 Datis Indem Trygaios in Pax 289 τὸ ∆άτιδος µέλος ankündigt, thematisiert er explizit Literatur und eröffnet einen intertextuellen Dialog. Zudem ist die mediale Verbalform χαίροµαι in Pax 291 als stilistische Inkongruenz anzusehen, die als implizites Intertextualitätssignal auf eine literarische Anspielung hinweisen könnte. Deswegen wurde dieser Vers in der Textausgabe von WILSON 2007a zu Recht durch Anführungs- und Schlusszeichen als Anspielung ausgewiesen. Trygaios’ Einführung des ∆άτιδος µέλος mit den Worten νῦν τοῦτ’ ἐκεῖν’ in Pax 289 deutet darauf hin, dass der Kontext des Liedes zur Zeit des Aristophanes bekannt war. 454 Für den heutigen Rezipienten ist die genaue Bedeutung der Passage rätselhaft, und es lassen sich lediglich verschiedene Hypothesen gegeneinander abwägen.455 Ar. Pax 289–291 ΤΡ.
νῦν τοῦτ’ ἐκεῖν’· ἥκει τὸ ∆άτιδος µέλος, ὃ δεφόµενός ποτ’ ᾖδε τῆς µεσηµβρίας, „ὡς ἥδοµαι καὶ χαίροµαι κεὐφραίνοµαι.“
Trygaios: Das ist es nun! Hier kommt das Lied von Datis, der sich einmal über Mittag einen runterholte und sang: „Wie froh, gefreut und entzückt ich bin!“
Skolion über den persischen General Datis, in dem dieser spricht (?)456 „ὡς ἥδοµαι καὶ χαίροµαι κεὐφραίνοµαι.“ „Wie froh, gefreut und entzückt ich bin!“
___________________________ 451 452 453 454 455 456
Vgl. OLSON 1998 ad Pax 142f. und ad Pax 145 sowie mein Kapitel 2.6.5 (zu Κανθάρου λιµήν in Pax 145 vgl. auch KANAVOU 2011, 102). Vgl. dazu auch mein Kapitel 2.6.8. Vgl. dazu auch EWBANK 1980, 214f. und VAN DIJK 1997, 206–209. Vgl. dazu MOLITOR 1986, 128 und OLSON 1998 ad Pax 289f. Das ∆άτιδος µέλος wird ausführlich diskutiert von VAN LEEUWEN 1888, 435–438; RAUBITSCHEK 1957; MOLITOR 1986; CHRONOPOULOS (im Erscheinen). Diese Vermutung zum Referenztext wird in der intertextuellen Lektüre begründet. Dort wird auch die Übersetzung „gefreut“ erklärt. Bei SNELL/KANNICHT 21986, 154 ist die Stelle unter einem Tragödiendichter Datis aufgeführt (vgl. dazu das Folgende).
2.5 Datis
85
Intertextuelle Lektüre: Polemos und Kydoimos sind unmittelbar vor Pax 289 von der Bühne abgetreten, um den fehlenden Stössel zur Zerstörung der griechischen Städte herzustellen. Trygaios freut sich in den drei im Zentrum dieses Kapitels stehenden Versen über diese günstige Gelegenheit, um die Friedensgöttin zu befreien. Denn unmittelbar nach Vers 291 fordert er die Griechen auf, ihm bei seinem Unterfangen zu helfen, was zur Parodos des Chors führt. Trygaios verleiht seiner Freude Ausdruck, indem er sich an das „Lied von Datis“ erinnert, der einmal beim Onanieren über Mittag gesungen hat. 457 Dies ist in erster Linie eine der bei Aristophanes beliebten Obszönitäten, welche als derber Humor die Komik der Szene anreichert und die fröhliche Stimmung von Trygaios ausdrückt. 458 In Aristophanes’ Dramen werden insbesondere Sklaven mit Selbstbefriedigung in Zusammenhang gebracht.459 Ausserdem scheint es ein vermutlich in einer Komödie verwendetes Sprichwort gegeben zu haben, nach dem Lyder dieser Tätigkeit über Mittag nachgehen.460 Die Zeitangabe τῆς µεσηµβρίας in Pax 290 und der persische Ursprung des Namens könnten darauf hindeuten, dass Datis ein Sklave war oder mit einem solchen gleichgesetzt wurde.461 Beim Versuch, den Kontext der Aussage von Pax 289–291 zu rekonstruieren, ergeben sich für den heutigen Leser insbesondere folgende Fragen: Wer war Datis? Was ist mit ∆άτιδος µέλος gemeint, „Lied des Datis“ oder „Lied über Datis“? Wie ist die mediale Form χαίροµαι zu deuten? In den Scholien sind auf die erste Frage zwei verschiedene Antworten überliefert, und es ist damit dokumentiert, dass das Verständnis der Stelle bereits in der Antike Schwierigkeiten zu bereiten begann. Die Scholien sind sich einig, dass es sich bei Datis um den persischen General handelt, der im Auftrag von Dareios im Jahr 490 in Marathon gegen die Athener gekämpft hat. 462 Die zweite Erklärung, es handle sich bei Datis um einen Tragödiendichter, um einen Sohn des Karkinos, ist nur in einem Scholion überliefert und wird dort abgelehnt.463 VAN LEEUWEN ging der Frage nach, warum der Sohn eines athenischen Tragikers einen persischen Übernamen erhalten haben könnte: 464 In späterer Zeit ist der Begriff δατισµός belegt für ___________________________ 457 458 459 460 461 462 463
464
Zum Onanieren in der Komödie vgl. bes. HENDERSON 21991, 220–222. Vgl. treffend dazu OLCOTT 1973, 118: „The obscenity and the joking reference to Datis symbolize the light-hearted spirit of the moment.“ Vgl. bes. Ar. Equ. 24–29 und Ran. 542–548 mit HENDERSON 21991, 220f. Zu Λυδὸς ἐν µεσηµβρίᾳ vgl. com. adesp. fr. 944 und dazu ORTH 2009, 290f. Der Name Datis ist wohl auf einer altpersichen Inschrift belegt (vgl. LEWIS 1980). Schol. Ar. Pax 289a–g; vgl. Hdt. 6,94–119 zu Datis und der Schlacht bei Marathon. Schol. Ar. Pax 289b: τινὲς ∆ᾶτιν λέγουσι τὸν τραγικὸν κακῶς ὑπονοοῦντες· ἐκεῖνος γὰρ υἱὸς ἦν Καρκίνου, οὗτος δὲ ὕπαρχος Περσῶν. Zur Aufnahme von Datis als Tragödiendichter in SNELL/KANNICHT 21986, 154 vgl. meine Anm. 471. Vgl. VAN LEEUWEN 1888, 435–438. Die Angabe, dass Datis der Sohn von Karkinos ist, findet sich auch in Schol. Ar. Ran. 86b und ist kaum lediglich eine Scholiastenerfindung, da sie sich nicht ohne Weiteres aus Aristophanes’ Komödien ergibt.
86
2. Literarische Anspielungen im Frieden
jemanden, der nicht gut griechisch spricht;465 vermutlich konnte bereits zur Zeit des Aristophanes jemand in diesem Fall als Datis bezeichnet werden. Pax 291 enthält den grammatikalischen Fehler χαίροµαι für χαίρω.466 Die mediale Form wurde unterschiedlich erklärt: als ionische Form; 467 als Ausdruck der „selfgratification“;468 als Teil des reimenden Verses mit ἥδοµαι … κεὐφραίνοµαι.469 Die am weitesten verbreitete Erklärung als sprachlicher Fehler hat jedoch den Vorteil, dass sie eine Begründung für die Verleihung des Übernamens Datis an jemanden wie den Sohn des Karkinos liefern kann.470 Dieser scheint (z. B. von einem Komödiendichter) so bezeichnet worden zu sein, weil er nicht richtig griechisch spreche. Vermutlich ist damit Xenokles gemeint, welcher selbst als Tragödiendichter tätig war und von Aristophanes mehrfach verspottet wurde.471 Wenn Xenokles Datis genannt werden konnte, erklärt sich auch die Verwirrung in den Scholien, die manchmal von drei und manchmal von vier Söhnen des Karkinos sprechen.472 RAUBITSCHEK hat sich der von VAN LEEUWEN nicht gestellten Frage gewidmet, warum ein Athener gerade Datis genannt werden konnte, wenn er schlecht griechisch sprach.473 In Plat. leg. 698c–d und Diod. 10,27 ist überliefert, dass der persische General Datis im Jahr 490 nach der Eroberung von Eretria Boten nach Athen sandte, um seinen Herrschaftsanspruch kundzutun. Dabei könnte er sich einer fehlerhaften griechischen Sprache bedient haben und ungewollt sprichwörtlich geworden sein.474 MOLITOR hat ∆άτιδος µέλος als „Lied des Datis“ ver___________________________ 465
466
467 468 469
470 471
472 473 474
Vgl. zum Begriff δατισµός etwa [Hdn.] Philet. 6, dessen Erklärung sich auf Ar. Pax 289 bezieht: Χαίρω ἐρεῖς, οὐχὶ χαίροµαι· εἰ δὲ µή, ἁµάρτηµα ἁµαρτήσεις ὃ καλεῖται δατισµὸς ἀπὸ ∆άτιδος τοῦ Πέρσου, ὅστις πρῶτος εἶπεν ὅτι χαίροµαι, πλανηθεὶς τῷ ἔθει τῶν Ἀττικῶν. Vgl. zudem Schol. Ar. Pax 289g und generell zum Begriff δατισµός PLATNAUER 1964 ad Pax 289–291. Vgl. Schol. Ar. Pax 289; PLATNAUER 1964 ad Pax 289–291; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 291; OLSON 1998 ad Pax 291; KLOSS 2001, 49f.; WILLI 2003, 257. Vgl. mit WILAMOWITZ-MOELLENDORFF 1903, 43 die Verbalformen ἔρχω und κάθω des Phrygers in Tim. fr. 791,155f. (für ἐλεύσοµαι und καθεδοῦµαι); vgl. mit OLSON 1998 ad Pax 291 auch ὀρκῆσι des Skythen in Ar. Thesm. 1179 (für ὀρχείσθω gemäss SOMMERSTEIN 1994 ad loc. oder ὀρχησάσθω gemäss AUSTIN/OLSON 2004 ad loc.). So BERS 1984, 111f. und CASSIO 1985a, 149 (vgl. dagegen COLVIN 1999, 291f.). HENDERSON 21991, 221. RADT 1988, 6 vergleicht ῥέγκεται in Ar. Equ. 115 (πέρδεται καὶ ῥέγκεται) und χέσαιτο in Equ. 1057 (χέσαιτο γάρ, εἰ µαχέσαιτο). Vgl. zu diesen Medialformen in den Rittern bereits die Scholien und PLATNAUER 1964 ad Pax 289–291. Aus diesem Grund wurde mit „gefreut“ statt „erfreut“ übersetzt. Vgl. Ar. Nub. 1260–1265; Thesm. 169; Ran. 86. Xenokles hat die Nummer 33 in SNELL/KANNICHT 21986, Datis die Nummer 34. Zur Gleichsetzung von Xenokles und Datis vgl. VAN LEEUWEN 1888, 437f. und HOFFMANN 1951, 123f. VAN LEEUWEN 1888, 437. Vgl. dazu auch SNELL/KANNICHT 21986, 130. Vgl. RAUBITSCHEK 1957, 235f. zu diesem Mangel an VAN LEEUWEN 1888. RAUBITSCHEK 1957, 236f. Die Erklärung wurde u. a. von SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 289 und OLSON 1998 ad Pax 289–291 aufgenommen.
2.5 Datis
87
standen und vermutet, dass der persische General Datis kürzlich auf der komischen Bühne zu sehen war.475 Während dieser Aufführung könnte „Datis“ ein Lied in fehlerhaftem Griechisch gesungen haben. Als Kontext wäre eine Szene anzunehmen, die auch die Anspielung mit der Masturbation über Mittag erklären würde.476 Aristophanes soll dabei eine Figur aus der Komödie eines Gegners aufgegriffen haben. Denn MOLITOR ist dafür eingetreten, dass Datis in den Πρέσβεις von Leukon aus dem Jahr 422 aufgetreten sein könnte. 477 Doch gerade dieser ansonsten kaum bekannte Komödiendichter trat auch an den Dionysien 421 gegen den Frieden an und belegte den dritten Rang.478 Eine solch unkritische Anspielung auf die Szene eines Rivalen im Komödienwettkampf passt schwerlich zum sonstigen Dialog, den die Kontrahenten miteinander geführt haben.479 Wenn Aristophanes hier auf eine Komödienaufführung anspielen sollte, liesse sich höchstens an eine seiner eigenen Komödien denken. Doch auch hierbei bleibt ein grundsätzliches Problem des Erklärungsansatzes von MOLITOR bestehen: Der persische General von der Schlacht bei Marathon ist kaum fast 70 Jahre später in einer Komödie aufgetreten.480 Es wäre theoretisch auch denkbar, auf eine oben genannte Deutung der Identifizierung von Datis zurückzukommen und im Frieden an eine Anspielung auf eine komische Inszenierung des Tragikers „Datis“ zu denken. Aristophanes könnte den Sohn des Karkinos derart auf die Bühne gebracht haben,481 dass der Übername Datis, der Hinweis auf die Masturbation und die Erwähnung eines ∆άτιδος µέλος erklärbar wären. Vielleicht hat der Sohn des Karkinos aber auch selbst etwas gedichtet, beispielsweise in einem Satyrspiel,482 das diese Elemente erklären konnte. Mit dem ∆άτιδος µέλος wäre dann ein Lied aus einem seiner Dramen gemeint. Die Angaben in den Scholien könnten den heutigen Rezi___________________________ 475
476 477
478 479 480
481 482
Vgl. dazu MOLITOR 1986. Vgl. ausserdem bereits WILAMOWITZ-MOELLENDORFF 1903, 43 Anm. 1 und MAZON 1904 ad Pax 289 zur Annahme, dass Datis kürzlich auf der Bühne zu sehen war. Man könnte Ar. Ran. 542–548 vergleichen, wo Dionysos über Masturbation singt (vgl. DOVER 1993 ad Ran. 534a–548 zum Singen). MOLITOR 1986, 130f. (vgl. KLOSS 2001, 50 mit Anm. 112 zu MOLITORS irrtümlicher Datierung der Πρέσβεις ins Jahr 424). MAZON 1904 ad Pax 289 schlug die Λυδοί von Magnes vor. Ar. Pax Hyp. 3,47–49. Zu den spärlichen Zeugnissen über Leukon vgl. KASSEL/AUSTIN 1986 Bd. 5, 611–614. Vgl. meine Kapitel 2.3.1, 2.9, 2.11, 2.13 und die Besprechung der Parabase in 4.2. Vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 289–291. Die Publikation von Herodots Historien, welche gemäss MOLITOR 1986, 129 den persischen General Datis den Athenern in Erinnerung gerufen haben soll, vermochte kaum eine solche Wirkung auf das Publikum zu erzielen (vgl. dazu FLORY 1980). Vgl. zu den Söhnen des Karkinos bei Aristophanes auch Pax 782–784 mit OLSON 1998 ad loc. Das Thema der Masturbation würde auf ein Satyrspiel hinweisen (vgl. dazu HENDER2 SON 1991, 252).
88
2. Literarische Anspielungen im Frieden
pienten auch auf den Holzweg führen, und mit Datis könnte weder der General noch der Tragödiendichter, sondern ein Sklave in einer früheren Komödie des Aristophanes gemeint sein.483 All diese Vermutungen haben den Nachteil, dass kaum ein Hinweis auf sie erhalten geblieben wäre. Als weitere Möglichkeit muss in den Komödien des Aristophanes damit gerechnet werden, dass Pseudointertextualität vorliegt: 484 Das ∆άτιδος µέλος könnte ad hoc erfunden worden sein. Allerdings ist eine komplette Erdichtung der Onanie über Mittag und des Ausrufs in Pax 291 ohne konkreten Hintergrund eher unwahrscheinlich. Überzeugender ist in diesem Fall der Ansatz von RAUBITSCHEK, der gezeigt hat, dass sich ∆άτιδος µέλος im Anschluss an Ἁρµοδίου µέλος („Lied über Harmodios“) in Ar. fr. 444,2 auch als „Lied über Datis“ verstehen lässt.485 Da Datis als Sprecher von Pax 291 genannt wird, könnte er in diesem Lied als sprechende Person eingeführt worden sein. 486 RAUBITSCHEKS Rekonstruktion eines Hymnos für Nemesis über die Schlacht bei Marathon487 hat den Nachteil, dass sie die Onanie über Mittag nicht zu erklären vermag. Im Folgenden soll vorschlagen werden, dass es sich beim „Lied über Datis“ um ein Gedicht gehandelt haben könnte, das bei Symposien vorgetragen wurde, und dessen einzige Spur im Frieden des Aristophanes erhalten geblieben ist. Solche Skolien waren oft politischen Inhalts: Neben den Toten bei Leipsydrion sind insbesondere die Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton als Inhalt bezeugt.488 Aristophanes selbst erwähnt das Skolion über Harmodios in seinen Komödien mehrmals.489 Auch sonst finden sich in seinen Texten wiederholt explizite Erwähnungen solcher Gedichte oder Anspielungen darauf.490 Das bereits genannte fr. 444,2 zeigt, dass Aristophanes Skolien aufrufen konnte, indem er
___________________________ 483 484 485
486 487 488
489 490
Vgl. dazu MAZON 1904 ad Pax 289. Für zwei Beispiele von Pseudointertextualität im Frieden vgl. Kapitel 2.7.1 und die Besprechung von Pax 746f. in Kapitel 4.2. Wenn es sich bei Datis um den General und nicht um den Dichter handelt, sind nicht die Parallelen Σοφοκλέους µελῶν (Ar. Pax 531) und ἆσαι Σιµωνίδου µέλος (Ar. Nub. 1356) relevant, sondern der von RAUBITSCHEK 1957, 236 genannte Beleg Ἁρµοδίου µέλος (Ar. fr. 444,2). Vgl. dazu auch meine Anm. 491. RAUBITSCHEK 1957, 236. Vgl. RAUBITSCHEK 1957, 236–239. Zu carm. conv. 907 über die Toten bei Leipsydrion vgl. FABBRO 1995, 185–189; zu carm. conv. 893–896 über die Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton vgl. FABBRO 1995, 137–152. Vgl. neben Ar. fr. 444,2 auch Ach. 978; Ach. 1093; Vesp. 1225. Die ganze Szene in Vesp. 1222–1249 handelt vom Vortrag von Skolien bei Symposien (vgl. insbesondere auch Ar. Ach. 532 mit OLSON 2002 ad loc., Equ. 529f., Nub. 1353–1390 mit DOVER 1968a ad loc., Lys. 1236f., fr. 235 sowie weitere Belege bei KUGELMEIER 1996, 44–72).
2.6 Euripides
89
µέλος mit dem Genitiv verband, der die thematisierte Person bezeichnete.491 Da Witze auf Kosten gegnerischer Militärführer weithin verbreitet waren,492 gab es möglicherweise auch ein attisches Skolion, welches vom persischen General Datis handelte.493 Darin könnte dieser wegen seiner Sprache verulkt und an einen persischen Sklaven angeglichen worden sein, der über Mittag gerne onaniert. Indem Trygaios über Datis an die Schlacht von Marathon erinnert, ruft er einen militärischen Erfolg gegen einen gemeinsamen Gegner in Erinnerung.494 Die unmittelbar anschliessende Mobilisierung des Chors, zu dem Mitglieder aus ganz Griechenland gehören,495 ist in diesem Kontext zu lesen: Trygaios versucht das panhellenische Gefühl zu stärken, indem er über einen General spottet, welcher sowohl die Athener als auch die Spartaner bedroht hatte. Diese Lesart gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn berücksichtigt wird, dass Aristophanes auch in Pax 736 auf einen Referenztext anspielt, der im Kontext der Schlacht von Marathon verortet werden kann.496
2.6 Euripides Es wird kaum einen Aristophanes-Forscher erstaunen, dass die EuripidesAnspielungen in dieser Arbeit den meisten Raum einnehmen. Die intensive Auseinandersetzung des Komikers mit diesem Tragiker ist hinlänglich bekannt.497 Bereits in der Antike hat sie zu Kratinos’ Verwendung des Wortes εὐριπιδαριστοφανίζων geführt.498 Im Frieden wird Euripides zweimal namentlich erwähnt (Pax 147 und 532). Explizite Signale finden sich insbesondere in der Flugszene des Trygaios, in der sich intertextuelle Spuren aus dem Bellerophontes, dem Aiolos und der Stheneboia nachweisen lassen. Im weiteren Verlauf des Stücks sind noch eine vereinzelte Anspielung auf den Telephos (Pax 528) ___________________________ 491
492 493
494 495 496 497
498
Vgl. neben Ἁρµοδίου µέλος in Ar. fr. 444,2 auch Kratin. fr. 254 (Ἀδµήτου µέλος) und Ar. Lys. 1236f. (ὥστ’ εἰ µέν γέ τις / ᾄδοι Τελαµῶνος, Κλειταγόρας ᾄδειν δέον). Vgl. dazu auch KUGELMEIER 1996, 47 mit Anm. 75. Vgl. dazu SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 289, der ein Lied mit dem Anfang „Hitler has only got one ball“ erwähnt. Vgl. carm. conv. 892 für die Einführung eines Sprechers bei einem Skolion, die man im ∆άτιδος µέλος auch annehmen müsste – allerdings ist es hier ein Krebs, der spricht (vgl. dazu FABBRO 1995, 130–137). Zu dieser Lesart vgl. OLCOTT 1973, 119. Zur panhellenischen Identität des Chors vgl. Anm. 1245. Vgl. dazu Kapitel 2.12. Hier sei bloss auf das grundlegende, aber keineswegs – wie manchmal behauptet wird – erschöpfende Werk von RAU 1967 verwiesen. Weitere Arbeiten werden im Verlauf der intertextuellen Lektüre der einzelnen Anspielungen erwähnt. Zur Interpretation von Kratin. fr. 342 vgl. BAKOLA 2010, 24–29 (mit weiteren Literaturangaben in Anm. 27, denen ZIMMERMANN 2006 hinzuzufügen ist; vgl. zudem RUFFELL 2011, 384f. und ROSEN 2013, 82 Anm. 3).
90
2. Literarische Anspielungen im Frieden
sowie eine letzte Anspielung auf den Bellerophontes (Pax 722) zu diskutieren. All diese Tragödien sind heute nicht mehr vollständig erhalten und werden deshalb anschliessend rekonstruiert. Die für den Frieden relevanten Fragmente sind in den Scholien überliefert. Die moderne Forschung hat weitere Verse des Friedens mit einzelnen Stellen aus den Tragödien des Euripides in Verbindung gebracht. Sie werden in Kapitel 4.2 behandelt und sind meistens als Systemreferenzen zu erklären. Keine nicht bereits in den Scholien dokumentierte Anspielung auf den Tragiker ist überzeugend. Alle vier im Frieden aufgerufenen Tragödien des Euripides gehören auch zum Bezugshorizont anderer Komödien des Aristophanes. Zum Bellerophontes ist insbesondere eine Szene aus den Acharnern zu erwähnen, in der Euripides Dikaiopolis fragt, ob er sich die Kostüme aus dieser Tragödie ausleihen wolle.499 Der Aiolos wird in Ran. 863 explizit als Werk des Euripides genannt; mit Thesm. 177f. und Ran. 1475 liegen zwei unbestrittene Anspielungen vor.500 Der literarische Dialog mit der Stheneboia des Euripides wurde von CLARK 1998, 78–90 ausführlich behandelt. Hervorzuheben ist insbesondere die explizite Erwähnung der Tragödie in Ran. 1043f.501 Die früheste erhaltene Komödie des Aristophanes, die Acharner, haben bereits einen intensiven intertextuellen Dialog mit dem Telephos des Euripides geführt.502 Auch in den Thesmophoriazusen setzen sich wieder zwei längere Szenen mit dieser Tragödie auseinander.503 Euripides, Aiolos In seinem Aiolos scheint Euripides einen literarisch seit Homer kaum bearbeiteten Mythos aufgegriffen zu haben.504 Am Anfang des 10. Buches der Odyssee wird beschrieben, dass Aiolos, der Herr der Winde, mit sechs Söhnen und sechs Töchtern auf der abgeschiedenen Insel Aiolia lebe. Euripides hat die Verheira___________________________ 499 500
501 502 503 504
Ar. Ach. 426f. Für weitere Anspielungen auf den Bellerophontes vgl. RAU 1967, 215. Vgl. Ar. Thesm. 177f. und Eur. Aiol. fr. 28 sowie Ar. Ran. 1475 und Eur. Aiol. fr. 19. Euripides wird wiederholt wegen seiner Inzest-Tragödien verspottet, was seit der Antike auf den Aiolos bezogen wurde (vgl. Ar. Nub. 1369–1372 = Eur. Aiol. test. iv a; Ar. Ran. 849f. = Eur. Aiol. test. iv b1; Ar. Ran. 1078–1081 = Eur. Aiol. test. iv b2). Ausserdem könnten die beiden Aristophanes-Komödien mit dem Titel Αἰολοσίκων auf den Aiolos des Euripides angespielt haben (vgl. Ar. fr. 1–16 mit test. iii zu den zwei Versionen und test. v zu den Anspielungen). Vgl. auch Ar. Vesp. 111 mit Eur. Sthen. fr. 665; Ar. Vesp. 1074 mit Eur. Sthen. fr. 663; Ar. Thesm. 404 mit Eur. Sthen. fr. 664; Ar. Ran. 1217–1219 mit Eur. Sthen. fr. 661. Vgl. dazu Kapitel 1.2 und die Literaturangaben in Anm. 72. Vgl. Thesm. 466–519.689–761 mit RAU 1967, 42–50 und RAU 1967, 217 für weitere Anspielungen auf Euripides’ Telephos in den Komödien des Aristophanes. Vgl. dazu KANNICHT 1995, 27–29. Für die Rekonstruktion der Tragödie vgl. neben den bei KANNICHT 2004, 158–173 zusammengestellten Testimonien und Fragmenten bes. auch WEBSTER 1967, 157–160; LESKY 31972, 327f.; JÄKEL 1979; GANTZ 1993, 169; KANNICHT 1995, 27–29; JOUAN/VAN LOOY 1998, 15–37; COLLARD/CROPP 2008a, 12–31.
2.6 Euripides
91
tung der Kinder untereinander (Od. 10,7) in seiner vor 423 aufgeführten Tragödie zum zentralen Thema gemacht.505 Die Rekonstruktion der Handlung ist durch die Publikation des Beginns einer auf Papyrus überlieferten Hypothesis vereinfacht worden:506 Makareus, der jüngste Sohn des Aiolos, verliebte sich in seine Schwester Kanake und zeugte mit ihr ein Kind. Sie vermochte die Schwangerschaft lange Zeit zu verbergen, indem sie Krankheit vorgab. Die Amme, welche den Prolog gesprochen zu haben scheint, half ihr vermutlich dabei.507 In einem Agon überzeugte Makareus seinen Vater, die Kinder gegenseitig zu verheiraten (fr. 19–24). Da dieser hierfür einen Losentscheid verlangte (fr. 24a), erhielt der Sohn nicht die von ihm schwangere Schwester zugeteilt. Als die Schwangerschaft nicht mehr verborgen werden konnte und Aiolos davon erfuhr, befahl er, das Kind töten zu lassen und der Tochter ein Schwert für ihren eigenen Selbstmord zu senden.508 Über das Ende des Stücks lassen sich lediglich Vermutungen anstellen, da in der Hypothesis nur etwa die Hälfte der Handlung erhalten ist509 und sich die übrigen Testimonien nicht mit Sicherheit auf die Tragödie des Euripides beziehen lassen. Doch Makareus hat sich vermutlich ebenso getötet und ist seiner Schwester in den Tod gefolgt.510 Euripides, Stheneboia und Bellerophontes Bellerophontes ist der Protagonist zweier Tragödien des Euripides, auf die im Frieden angespielt wird: In der Stheneboia wird die Episode aus seinem Leben verhandelt, in der Stheneboia ihn fälschlicherweise des Ehebruchs anklagt und in einem Racheakt getötet wird.511 Der Bellerophontes schildert das Lebensende des ___________________________ 505
506
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511
Vgl. zum Inzest-Thema im Aiolos bes. MÜLKE 1996; generell zur Geschwisterehe im klassischen Athen vgl. auch ERDMANN 1934, 179–189 und HARRISON 1968, 21–23. Ar. Nub. 1369–1372 (mit DOVER 1968a ad Nub. 1372) legt eine Aufführung vor 423 nahe (vgl. KANNICHT 2004, 162). Zur Bedeutung von P. Oxy. 2457 (ed. TURNER 1962) vgl. JÄKEL 1979, 101f. Die Hypothesis hat auch den Nachweis geliefert, dass spätere Behandlungen des Mythos von Euripides beeinflusst sind (vgl. dazu KANNICHT 2004 ad Eur. Aiol. test. ii,21–34 sowie LABATE 1977 und CASALI 1998). Vgl. dazu JOUAN/VAN LOOY 1998, 19, KANNICHT 2004 ad Eur. Aiol. fr. 13a und COLLARD/CROPP 2008a, 13. Zum Selbstmord der Kanake vgl. AIGNER 1982, 157f. TURNER 1962, 71. Vgl. dazu Eur. Aiol. test. iii a mit JOUAN/VAN LOOY 1998, 26 und den Selbstmord des Haimon in Sophokles’ Antigone mit AIGNER 1982, 77.158. Weitere Vermutungen zum Ende der Tragödie bei WEBSTER 1967, 159; AIGNER 1982, 157f.; KANNICHT 1995, 29; MÜLKE 1996, 52f.; COLLARD/CROPP 2008a, 14. Zur Rekonstruktion der Stheneboia vgl. neben der Edition von KANNICHT 2004, 645– 656 bes. WILAMOWITZ-MOELLENDORFF 1908; SELLNER 1910, 14–65; SÉCHAN 1926, 494–497; SCHMID 1940, 390–392; ZÜHLKE 1961, bes. 216–225; WEBSTER 1967, 80– 84; LESKY 31972, 326; BRAET 1973; PAPAMICHAEL 1983; AÉLION 1986, 187–191; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 79–97; CLARK 1998, 51–77; JOUAN/VAN LOOY 2002, 1–
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
Titelhelden selbst.512 Aus einer vollständig erhaltenen Hypothesis ist die Handlung der vor 423 aufgeführten Stheneboia im Wesentlichen bekannt.513 Mit dem 31 Verse umfassenden fr. 661 ist ausserdem der Anfang der Tragödie, die Prologrede des Bellerophontes, erhalten. Er erzählt darin, er sei als Bittflehender zu König Proitos gekommen, der ihn aufgenommen und von einer Tötung entsühnt habe. Wegen der Nachstellungen von dessen Ehefrau Stheneboia, auf die er nicht eingegangen sei, wolle er nun das Land wieder verlassen. Die Hypothesis zeigt, dass Stheneboia sich für ihre Abweisung gerächt hat, indem sie Bellerophontes ihrem Ehemann gegenüber wegen Verführung anklagte. 514 Da Proitos die Bestrafung nicht selbst ausführen wollte, schickte er Bellerophontes zu seinem Schwiegervater Iobates nach Karien, der ihm so gefährliche Aufgaben stellen sollte, dass er dabei sterbe.515 Mit Hilfe des Pegasos war Bellerophontes im Kampf gegen die Chimäre (vgl. fr. 665a) und gegen weitere Monster jedoch erfolgreich und kehrte wohlbehalten nach Tiryns zurück. Als er dort von einem zweiten Anschlag gegen ihn erfuhr, gab er vor, mit Stheneboia zurück nach Karien fliehen zu wollen. Mitten im Flug warf er sie jedoch ab und rächte sich so wegen ihrer ungerechtfertigten Anschuldigungen.516 Fischer fanden die Leiche im Meer und brachten sie zu König Proitos zurück (vgl. fr. 670 mit den Zeilen ___________________________
512
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514 515
516
27; PÒRTULAS 2004, 505–511; COLLARD/CROPP 2008b, 121–141. Zum mythologischen Hintergrund vgl. bes. Il. 6,155–195 und GANTZ 1993, 311–316. Neben der grundlegenden Edition von KANNICHT 2004, 348–367 und dem Kommentar von CURNIS 2003 sei insbesondere auf folgende Arbeiten zum Bellerophontes verwiesen: DI GREGORIO 1983; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 98–120; OLSON 1998, xxxii–xxxiv; JOUAN/VAN LOOY 2000, 1–35; DOBROV 2001, 91–97; COLLARD/CROPP 2008a, 289–317; TELÒ 2010, 309–312. Die Beleglage erlaubt nicht, dass wesentliche Fortschritte gegenüber dem bereits (z. B.) bei WELCKER 1839, 785–800 Gesagten erzielt wurden. Umstritten bleibt insbesondere, ob Anth. Pal. 3,15 für die Rekonstruktion der Euripides-Tragödie berücksichtigt werden soll (vgl. dazu meine Anm. 538). Vgl. die Hypothesis als Eur. Sthen. test. ii a. Zum Aufführungsdatum der Stheneboia vgl. SELLNER 1910, 79–91; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 83; CLARK 1998, 52f.; JOUAN/VAN LOOY 2002, 3f.; KANNICHT 2004, 648; COLLARD/CROPP 2008b, 125. Eur. Sthen. test. ii a,10–15. Obwohl dadurch zwei grosse Zeitsprünge anzunehmen sind (die Reise zu Iobates und der Flug mit Stheneboia), geht die Mehrheit der Forscher wegen der Hypothesis und wegen fr. 661 davon aus, dass die Handlung der Tragödie nicht erst nach Bellerophontes’ Rückkehr aus Karien begonnen hat (vgl. zur Argumentation gegen ZÜHLKE 1961 und KORZENIEWSKI 1964 insbesondere WEBSTER 1967, 81; BRAET 1973; AÉLION 1986, 191; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 80; CLARK 1998, 58f.; JOUAN/VAN LOOY 2002, 8–10; KANNICHT 2004, 648; COLLARD/CROPP 2008b, 124; vgl. dazu bereits WILAMOWITZ-MOELLENDORFF 1908, 230f. und SELLNER 1910, 36–52; TAPLIN 2007, 201 bleibt skeptisch). Eur. Sthen. test. ii a,25–29, ii b1 und ii b2 sprechen klar gegen AIGNER 1982, 162f., der einen Selbstmord der Stheneboia annimmt (vgl. dazu CLARK 1998, 60–70 und KANNICHT 2004, 647).
2.6 Euripides
93
29–31 der Hypothesis). Bellerophontes trat selbst am Ende noch einmal auf, kritisierte Proitos und rechtfertigte seinen Racheakt.517 Die beinahe 30 Fragmente aus dem sicher vor 425 aufgeführten Bellerophontes des Euripides sind mehrheitlich Gnomen und Sentenzen, welche für die Handlung der Tragödie kaum verwertet werden können.518 Auch die beiden stark verstümmelten Hypotheseis bieten wenig Hilfe.519 Gerade die Scholien zu den Komödien des Aristophanes (und dabei insbesondere diejenigen zum Frieden) liefern diejenigen Fragmente, welche für die Handlungsrekonstruktion am wichtigsten sind. Die Tragödie spielte in Lykien (test. iii a,20), wo Bellerophontes, von Melancholie geplagt (vgl. test. iv und fr. 285), die Götter in Frage stellte (fr. 286). Im Verlauf des Stücks beschloss der Protagonist, auf seinem geflügelten Pferd Pegasos in den Himmel zu fliegen. Die Vorbereitungen und der Anfang des Flugs wurden auf der Bühne dargestellt (fr. 306–308). Zeus vereitelte das Vorhaben aber: Ein Bote oder Bellerophontes selber erzählten in der Folge vom Sturz, der sich hinter der Bühne ereignet hatte (fr. 309 und 309a). Als Krüppel und sterbend tritt Bellerophontes noch einmal auf, sein anfängliches Misstrauen gegenüber den Göttern bedauernd (fr. 310–311). Die Erscheinung einer Gottheit am Ende des Stücks ist aus fr. 312 zu erschliessen.520 Euripides, Telephos Die griechische Streitmacht gelangte beim ersten Versuch, Troja zu erreichen, nach Mysien, wo Telephos, Sohn von Herakles und Auge, herrschte. Beim Vertreiben der griechischen Eindringlinge wurde König Telephos von einem Speer des Achilleus verwundet. Ein Orakel verkündete ihm, die Wunde könne nur von dem geheilt werden, welcher sie verursacht habe. Daraufhin brach Telephos nach Argos auf, wo die Griechen nach ihrer erfolglosen Reise lagerten und einen zweiten Versuch planten. Hier setzt die Handlung der Tragödie des Euripides ein,521 die im Jahr 438 aufgeführt worden war.522 Viele Einzelheiten des Inhalts sind unklar, da sich nur wenige Fragmente einer bestimmten Szene zuordnen ___________________________ 517 518 519 520 521
522
Vgl. dazu Eur. Sthen. fr. 671 mit COLLARD/CROPP/LEE 1995, 81. Zur Datierung des Bellerophontes vgl. COLLARD/CROPP/LEE 1995, 101; CURNIS 2003, 26f.; MILO 2004, 307f.; COLLARD/CROPP 2008a, 292f. Zu Eur. Bell. test. iii a und iii b vgl. COLLARD/CROPP/LEE 1995, 98. Bei der Gottheit könnte es sich um Athene gehandelt haben (vgl. dazu Anm. 728). Eur. Tel. test. iii c aus Hygin kommt einer Inhaltszusammenfassung am nächsten (vgl. PREISER 2000, 172–177 und COLLARD/CROPP 2008b, 187). In KANNICHT 2004, 680–718 sind die Testimonien und Fragmente gesammelt; mit PREISER 2000 liegt neben einer Kommentierung auch eine umfangreiche Diskussion der Rekonstruktion des Telephos vor (S. 71–115). Vgl. ausserdem HANDLEY/REA 1957, 17–39; JOUAN 1966, 222–255; ZEITLIN 1981, 183f.; HEATH 1987b, 276–280; GANTZ 1993, 428– 431.576–580; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 17–52; JOUAN/VAN LOOY 2002, 92–132; MATTHIESSEN 2002, 272f.; PLATTER 2007, 145f.; COLLARD/CROPP 2008b, 185–223. Vgl. Eur. Tel. test ii aus der Hypothesis zur Alkestis des Euripides, die zur gleichen Tetralogie gehört.
94
2. Literarische Anspielungen im Frieden
lassen. 523 Auch die vielen Anspielungen in den Acharnern und den Thesmophoriazusen des Aristophanes sind für die Rekonstruktion des Referenztextes nur bedingt verwertbar.524 Im Kern ist die Handlung jedoch unbestritten: Telephos gelangte zur Heilung seiner Wunde durch Achilleus, da er sich Agamemnons Sohn Orestes als Geisel nehmen konnte.525 Sein Versprechen, die Griechen nach Troja zu geleiten, und ein Orakel, welches einen Führer wie Telephos vorhergesagt hatte, trugen massgeblich zur Lösung des Konflikts bei. 2.6.1 Ar. Pax 72–81 (ΟΙ. Βʹ)
ἐχθὲς δὲ µετὰ ταῦτ’ ἐκφθαρεὶς οὐκ οἶδ’ ὅποι εἰσήγαγ’ Αἰτναῖον µέγιστον κάνθαρον, κἄπειτα τοῦτον ἱπποκοµεῖν µ’ ἠνάγκασεν, καὐτὸς καταψῶν αὐτὸν ὥσπερ πωλίον· (75) „ὦ Πηγάσιόν µοι,“ φησί, „γενναῖον πτερόν, ὅπως πετήσει µ’ εὐθὺ τοῦ ∆ιὸς λαβών.“ ἀλλ’ ὅ τι ποιεῖ τῃδὶ διακύψας ὄψοµαι. οἴµοι τάλας· ἴτε δεῦρο δεῦρ’, ὦ γείτονες· ὁ δεσπότης γάρ µου µετέωρος αἴρεται (80) ἱππηδὸν εἰς τὸν ἀέρ’ ἐπὶ τοῦ κανθάρου.
(Sklave B:) Danach aber ging er gestern hinaus – er sei verdammt! –, ich weiss nicht wohin, und brachte einen riesigen Mistkäfer vom Ätna ins Haus, und dann zwang er mich, diesen zu striegeln, (75) und er selbst streichelte ihn wie ein Fohlen: „O mein Pegasoslein“, sagte er, „edler Flügel, nimm mich doch mit und fliege direkt zu Zeus.“ Aber ich will mich hier bücken und schauen, was er macht. Ach, ich Elender! Kommt hierher, hierher, ihr Nachbarn: (80) Denn mein Herr wird wie auf einem Pferd in die Luft hochgehoben auf dem Mistkäfer.
Eur. Bell. fr. 306
ἄγ’, ὦ φίλον µοι Πηγάσου ταχὺ πτερόν.
___________________________ 523
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Ausnahmen sind sicherlich fr. 696 aus der Prologrede, in der Telephos seine Situation erklärt, sowie fr. 727c mit dem Ende eines Chorlieds, in dem die Versöhnung zwischen Telephos und Agamemnon gefeiert wird, und mit dem Auftritt des Achilleus. Vgl. COLLARD/CROPP/LEE 1995, 19–21 für eine Übersicht über die umstrittensten Punkte und PREISER 2000, 71–115 für eine ausführliche Diskussion. Zum Problem der Rekonstruktion der Tragödie aus den Komödien des Aristophanes vgl. HANDLEY/REA 1957, 24f., COLLARD/CROPP/LEE 1995, 18f. und PREISER 2000, 71. Zu den Anspielungen in Aristophanes’ Acharnern und Thesmophoriazusen vgl. auch mein Kapitel 1.2 mit Anm. 72. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Geiselnahme bloss berichtet und nicht auf der Bühne dargestellt wurde (gegen diese Vermutung von HANDLEY/REA 1957, 37 und WEBSTER 1967, 47 vgl. JOUAN 1966, 236f.; RAU 1967, 25; HEATH 1987b, 275; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 24f.; PREISER 2000, 89.397; TAPLIN 2007, 205f.).
2.6 Euripides
95
Auf, mein lieber, schneller Flügel des Pegasos!
Intertextualitätssignal(e): In Pax 76 sind zwei stilistische Inkongruenzen auszumachen: Der Mistkäfer wird mit dem erklärungsbedürftigen Vokativ „Pegasoslein“ und dem Begriff πτερόν angesprochen. Ein geflügeltes Tier im wörtlichen Sinne als „Flügel“ zu bezeichnen, ist als Abweichung von der Normalsprache der Komödie im jambischen Trimeter zu werten.526 Nach heutiger Beleglage deutet diese Verwendung von πτερόν auf Euripides hin.527 Da zudem die Anrede „Pegasoslein“ fällt, wird dem Leser ein Hinweis darauf gegeben, dass die Inkongruenzen als implizite Intertextualitätssignale auf den Bellerophontes des Euripides verweisen.528 Auch die auffällige Inszenierung, welche sich aus Pax 79–81 erschliessen lässt, und der Metrumwechsel zu Anapästen in Pax 82–101 verweisen als Inkongruenzen implizit auf diese Tragödie. Intertextuelle Lektüre:529 Mit Pax 50 beginnt der zweite Sklave, den Zuschauern die Situation in der Komödie zu erläutern. Sein Herr sei einer neuen Form des Wahnsinns verfallen (Pax 54f.), blicke ständig in den Himmel und beschimpfe Zeus wegen der Zerstörung Griechenlands (56–59).530 Gleichsam als Beweis für diese Worte hört ein Rezipient anschliessend, wie Trygaios aus dem Innern des Hauses erneut kritische Verse gegen den Göttervater äussert (62f.). Der Sklave erzählt weiter, Trygaios habe sich überlegt, wie er in den Himmel gelangen könnte (66–68). Nachdem der erste Versuch mit Hilfe von Leiterchen misslungen sei (69–71),531 habe er sich einen riesigen Mistkäfer vom Ätna ge___________________________ 526 527
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Vgl. dazu RAU 1967, 91 und RUFFELL 2011, 319. Als einzige Parallele für die Bedeutung „winged creature“ verweisen der LSJ s. v. πτερόν ΙΙ 1 und OLSON 1998 ad loc. auf ein Chorlied in Eur. Phoen. 806, dessen Paraphrase mit der Formulierung in Bell. fr. 306 vergleichbar ist: τὸ παρθένιον πτερόν … Σφιγγός (vgl. MASTRONARDE 1994 ad loc., der sich gegen NAUCKS von DIGGLE übernommene Konjektur ausspricht, die den Genitiv entfernt). Wichtiger als dieser Beleg ist allerdings die Umschreibung τοῦδ’ [sc. Πηγάσου] … πυκνὸν πτερόν in Eur. Sthen. fr. 665a. In [Eur.?] Rhes. 618 bezieht sich ποταµίου κύκνου πτερόν nur auf die Federn des Schwans (vgl. LIAPIS 2012 ad loc. gegen RAU 1967, 91). Vgl. Schol. Ar. Pax 76b, wo der entsprechende Vers des Bellerophontes überliefert ist (zum Wortlaut von fr. 306 vgl. Anm. 535). Neben den grundlegenden Angaben in den Scholien sei für die BellerophontesKapitel insbesondere auf folgende Arbeiten hingewiesen: RAU 1967, 89–97; HUBBARD 1991, 140–144; DOBROV 2001, 89–104; HALL 2006, 321–352; MASTROMARCO 2006, 171–174; TELÒ 2010, 308–317; RUFFELL 2011, 314–360. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird noch detailliert auf diese Einführung des Trygaios und die möglichen intertextuellen Bezüge eingegangen. Im Unterschied zu VAN DIJK 1997, 207 sehe ich in Pax 69–71 keine „paratragic reference to Bellerophon’s fall from Pegasus“. Die Leiterchen werden erwähnt, weil sie für Angriffe auf Mauern oder Türme verwendet werden konnten (vgl. dazu OLSON 1998 ad loc.).
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
holt,532 dem Sklaven zum „Striegeln“ (74: ἱπποκοµεῖν) übergeben und ihn „wie ein Fohlen“ gestreichelt (75: ὥσπερ πωλίον). Bereits vor dem Bericht des Sklaven darüber, was sein Herr zum Mistkäfer sagte (76f.), wird das riesige Tier wie ein Pferd eingeführt.533 Die Anrede in Pax 76 macht es anschliessend eindeutig, dass Trygaios seinen Mistkäfer mit dem geflügelten Pegasos aus dem Bellerophontes des Euripides gleichsetzt. Im Verlauf des ersten Teils der Tragödie hat Bellerophontes’ Zorn auf die Götter dazu geführt, dass er beschliesst, mit Pegasos in den Himmel zu fliegen.534 Das in den Scholien zum Frieden erhaltene Fragment 306 stammt aus der wohl ungefähr in der Mitte der Tragödie anzusetzenden Szene, in welcher der Protagonist sein Pferd zum Abflug antreibt: ἄγ’, ὦ φίλον µοι Πηγάσου ταχὺ πτερόν.535 Technisch und dramatisch gesehen ist die Vorstellung am wahrscheinlichsten, dass Bellerophontes in den Anbau seines Hauses gegangen war, um Pegasos zu holen, und somit wie Trygaios bereits fliegend auf die Bühne gelangte. 536 Bevor er mit dem Theaterkran wieder aus dem Blickfeld der Zuschauer geschwenkt wurde,537 um hinter der Bühne abzustürzen, muss er den jambischen Trimeter von fr. 306 zu Pegasos gesprochen haben. Da er diese Worte vermutlich in Gegenwart einer anderen Person äusserte, ist die Annahme überzeugend, dass auch Bellerophontes während seines Flugs ein Gespräch führte, in dem ihn jemand von seinem gefährlichen Unterfangen abbringen wollte. Glaukos, der Sohn von Bellerophontes, wurde als Entsprechung zu den Töchtern im Frieden vermutet.538 Am Ende dieser Mahnungen könnte Bellerophontes mit fr. 306 sein ___________________________ 532
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Zur von PLATNAUER 1964 ad Pax 73 genannten Erklärungsmöglichkeit, dass Aristophanes hier auf Epich. fr. 65 anspielt, vgl. Kapitel 4.2. In Schol. Ar. Pax 73c wird nicht von einer Pindarparodie gesprochen, wie KYRIAKIDI 2007, 90 behauptet, sondern nur eine Pindar-Stelle verglichen (das Gleiche gilt für Schol. Ar. Pax 313c). Vgl. dazu SCHIRRU 2009, 101 mit Anm. 221 sowie CORBEL-MORANA 2012, 218. Der genaue Grund für Bellerophontes’ Flug wird in den Fragmenten nicht erwähnt; eine Verbindung mit seinem Zorn über die Götter ist aber sicher anzunehmen (vgl. COLLARD/CROPP 2008a, 290). Der exakte Wortlaut am Ende des Trimeters ist umstritten: ταχύ ist in Schol. Ar. Pax 76b nicht überliefert, stammt aus der Suda und könnte auch eine spätere Einfügung sein, um die Metrik zu restituieren (so z. B. CURNIS 2003, 235f.). PATERLINI 1990, 513–518 spricht sich für das Adjektiv ταχύπτερον mit Enjambement aus. Doch der Wortlaut ταχὺ πτερόν von KANNICHT 2004 ist wegen τοῦδ’ [sc. Πηγάσου] … πυκνὸν πτερόν am Ende des Trimeters in Eur. Sthen. fr. 665a und wegen Πηγάσου ζεῦξαι πτερόν in Pax 135 (vgl. dazu Kapitel 2.6.4) überzeugend. Vgl. dazu HOURMOUZIADES 1965, 150–152; WEBSTER 1967, 109 mit Anm. 115; OLCOTT 1973, 77; DOBROV 2001, 96. Generell zur µηχανή in griechischen Dramen vgl. MASTRONARDE 1990; zur Rekonstruktion des Theaterkrans vgl. auch OLCOTT 1973, 62–66, NEWIGER 1990, 33–39, LENDLE 1995 und MÖLLENDORFF 2002, 54f. Zu Glaukos und Trygaios’ Töchtern vgl. DOBROV 2001, 97. MARZULLO 1989, 191 hält die Unterbrechung des Flugs eher für eine Erfindung des Aristophanes. Ob Glaukos zum Personal der Tragödie gezählt wird, hängt massgeblich davon ab, ob
2.6 Euripides
97
Pferd zum erneuten Abflug aufgefordert haben: Der Protagonist der Tragödie wurde nicht von seinem Vorhaben abgehalten, auf dem Pegasos in den Himmel zu fliegen. Noch bevor Trygaios überhaupt auf der Bühne erschienen ist, wird durch den intertextuellen Bezug in Pax 76 die Frage aufgeworfen, ob sich auch der Protagonist des Friedens – wie Bellerophontes – nicht von seinem Plan wird abbringen lassen. Aus diesen ersten Überlegungen zur Intertextualität in Pax 76 ergeben sich als wichtigste Resultate die beiden Entsprechungen Trygaios/Bellerophontes und Mistkäfer/Pegasos. Aufgrund der Deutlichkeit der literarischen Anspielung erkennen die meisten Rezipienten sogleich, dass Trygaios von Anfang an als Figur eingeführt wird, die sich mit dem aus der euripideischen Tragödie bekannten Helden auseinandersetzt. Mit den ersten Worten nach seinem Auftritt enttäuscht er die Erwartungshaltung nicht völlig: Es deutet hier zwar nichts direkt auf Euripides oder sogar auf den Bellerophontes hin, doch Trygaios’ Worte enthalten tragische Elemente539 und zudem spricht er sein Tier mit κάνθων an (Pax 82). Damit wird einerseits auf κάνθαρος angespielt; andererseits wird durch die Bedeutung „Packesel“ aber auch wieder die Ähnlichkeit mit einem Pferd betont.540 Im Folgenden ist Trygaios primär darauf bedacht, seinen spektakulären Flug auf dem Mistkäfer zu kontrollieren (Pax 82–89). Erst in Pax 135 wird wieder auf den Bellerophontes angespielt. Die impliziten Intertextualitätssignale in diesen Worten der Töchter erweisen Vers 135 als zweite Anspielung auf fr. 306.541 In Pax 154 setzt sich Trygaios dann erstmals selbst mit dem Protagonisten der Tragödie gleich:542 Beim Abflug nennt er seinen Mistkäfer Πήγασε und spielt dadurch auf fr. 307 aus dem Bellerophontes an.543 Damit tritt definitiv ein, was der zweite Sklave bereits in Pax 76 erwähnt hat: Trygaios behandelt seinen Mistkäfer als geflügeltes Pferd und ahmt Bellerophontes nach. Der mythische Held, der auf seinem Pegasos mit der Chimäre und weiteren Monstern gekämpft hat, wird von einem alten athenischen Bauern als Muster bemüht – eine äusserst komische Konstellation.544 Dies gilt gleichermassen für die zweite Entsprechung von Mistkäfer und Pegasos. Gerade weil die beiden geflügelten Tier wenig gemeinsam haben, ist die Bezeichnung des Mistkäfers als „Pegasoslein“ in Pax 76 sehr unterhaltsam. Die weiteren Pointen, welche sich aus dieser ___________________________
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Anth. Pal. 3,15 für die Rekonstruktion des Bellerophontes von Euripides berücksichtigt wird (vgl. dazu JOUAN/VAN LOOY 2000, 10–15, CURNIS 2003, 256–260, COLLARD/CROPP 2008a, 291f. und TELÒ 2010, 310–312). Vgl. dazu PUCCI 1961, 327f. Vgl. dazu LSJ s. v. κάνθων; OLSON 1998 ad loc.; CORBEL-MORANA 2012, 219. Vgl. dazu mein Kapitel 2.6.4. In Pax 126 identifiziert sich Trygaios mit dem Bellerophontes der euripideischen Stheneboia (vgl. dazu Kapitel 2.6.3). Vgl. dazu Kapitel 2.6.6. Vgl. zu diesem Gegensatz hier auch MASTROMARCO 2006, 173. Zu Trygaios’ Alter vgl. Pax 856–860 und OLSON 1998 ad Pax 80f.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
gegensätzlichen Entsprechung ergeben, werden in Kapitel 2.4 zu Äsop diskutiert. Hier soll nur noch betont werden, dass neben der mythologischen Erhöhung auch das Diminutiv in der Anrede die Zuneigung des Trygaios gegenüber seinem Mistkäfer ausdrückt, welcher ihm bei seinem Plan, in den Himmel zu fliegen, helfen soll.545 Die Einschreibung in die Tradition des Bellerophontes ist jedoch von Anfang an auch von klaren Abweichungen geprägt. Pax 76 spielt zwar auf Eur. fr. 306 an (die direkte Anrede mit dem Vokativ und dem µοι, sowie die Periphrase mit πτερόν lassen keinen Zweifel zu), doch die intertextuelle Spur weicht vom Wortlaut im Referenztext ab. Durch die Umwandlung der Periphrase mit Genitiv zu einer Periphrase ohne Genitiv, dafür mit einem Diminutiv, erscheinen die Worte des Trygaios stilistisch weniger hoch und klingen mehr nach einer Komödie. Die (komödientypische) Auflösung des Trimeters in Πηγάσιον deutet in die gleiche Richtung.546 Auch wenn Trygaios die Worte von Bellerophontes verwendet, gibt er ihnen doch eine Färbung, durch die sie von der Tragödie abgesetzt werden. Der Protagonist des Friedens greift zwar auf sein tragisches Gegenüber zurück, er setzt sich aber schon zu Beginn auch deutlich von ihm ab. Bereits die eigentliche Motivation zum Flug in den Himmel ist grundsätzlich verschieden: Während Bellerophontes von persönlichem Unglück geplagt wurde, ist Trygaios um das Wohl aller Griechen besorgt.547 Ganz offensichtlich wird die Absetzung vom tragischen Gegenüber im weiteren Verlauf der Komödie: Im Unterschied zu Bellerophontes wird Trygaios Erfolg haben – „of course, since it is a comedy“.548 Nur einer Figur dieser literarischen Gattung konnte die mit Hybris assoziierte Handlung gelingen, nur Trygaios konnte wirklich im Himmel ankommen und seine Interessen durchsetzen.549 Nachdem der Sklave die µανία seines Herrn beschrieben hat, will er nachsehen, was dieser gerade macht (Pax 78). Bislang ist Trygaios mit der Ausnahme des hinterszenischen Pax 62f. ausschliesslich aus den Schilderungen seines Sklaven bekannt. Dadurch erhöht sich die Spannung auf den Auftritt des Protagonisten im Frieden, der sogleich in spektakulärer Weise erfolgen wird. Im Verlauf von Pax 79–81 erscheint Trygaios das erste Mal – auf einer Mistkäferattrappe fliegend und vom Theaterkran ins Blickfeld der Zuschauer geschwenkt.550 ___________________________ 545 546 547 548 549
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Vgl. dazu KANAVOU 2011, 101f. Zur Überlieferung von Πηγάσιον vgl. OLSON 1998 ad loc. Man beachte besonders die Belege in Anm. 411. Vgl. dazu auch RUFFELL 2011, 320. SEGAL 2001, 61. Vgl. dazu auch WHITMAN 1964, 115f. Vgl. zur Hybris eines Flugs in den Himmel Alkm. fr. 1,16 (µή τις ἀνθ]ρώπων ἐς ὠρανὸν ποτήσθω) und Anakr. fr. 378 (ἀναπέτοµαι δὴ πρὸς Ὄλυµπον πτερύγεσσι κούφῃς / διὰ τὸν Ἔρωτ’· οὐ γὰρ ἐµοὶ θέλει συνηβᾶν). Zur Inszenierung im Frieden vgl. die Literaturangaben in Anm. 537 sowie OLCOTT 1973, 77–83 und HALL 2006, 324f. Zur Mistkäferattrappe aus Holz vgl. z. B. OLCOTT 1973, 76 und CARRIÈRE 1977, 33. Sokrates’ Auftritt in den Wolken wurde zwar vermutlich auch mit der µηχανή inszeniert (so z. B. DOVER 1968a, lxxv und ad Nub.
2.6 Euripides
99
Diese Form der Inszenierung ist als Inkongruenz in der Aufführung zu werten.551 Die aus dem Text rekonstruierte Darstellung auf der Bühne verweist implizit auf den Flug des Bellerophontes in der Euripides-Tragödie.552 Darauf deutet nicht nur das unmittelbar vorausgehende stilistische Intertextualitätssignal in Pax 76 hin, sondern auch die Beschreibung der Bühnenhandlung durch den Sklaven, der angibt, sein Herr fliege auf dem Mistkäfer „wie auf einem Pferd“ (81: ἱππηδόν). Ein Vergleich beider Flugszenen ist mit mehreren Schwierigkeiten behaftet: Zunächst stellt sich das Problem, dass der Frieden selbst keine eindeutigen Hinweise enthält, wie sich ein Leser die Aufführung in seinem „theatre of the mind“ vorzustellen hat. Insbesondere die Dauer des Flugs und der Ort der Landung sind nicht eindeutig rekonstruierbar: OLCOTT und MASTRONARDE zufolge bleibt Trygaios die ganze Szene über in der Luft, OLSON hingegen vermutet eine Zwischenlandung auf dem Dach des Bühnengebäudes.553 DOVER siedelt Zeus’ Haus und Trygaios’ Landung auf der Bühne selbst an, MÖLLENDORFF plädiert demgegenüber für eine Inszenierung auf dem Dach des Bühnengebäudes.554 Der Text der Komödie gibt keine eindeutigen Antworten auf diese beiden Fragen und lässt verschiedene Inszenierungsmöglichkeiten offen. Zu diesen Unklarheiten kommt der fragmentarische Zustand des Bellerophontes als weitere Schwierigkeit bei einem Vergleich hinzu. Die Fragmente 306–308 belegen, dass der Anfang des Abflugs in den Himmel auch in der Tragödie auf der Bühne dargestellt wurde. Vom Sturz des Protagonisten hingegen wurde nur berichtet (vgl. fr. 309 und 309a). Bei der Kontextualisierung von fr. 306 wurde bereits darauf hingewiesen, dass Bellerophontes wie Trygaios fliegend aufgetreten sein könnte. Ausserdem wurde erwähnt, dass beide vor ihrem definitiven Abflug in ein Gespräch verwickelt worden sein könnten. Das Metrum gibt vermutlich einen Hinweis darauf, dass noch mit weiteren Entsprechungen zwischen den beiden Dramen zu rechnen ist, die heute nicht mehr sicher fassbar sind. Die anapästischen Partien in Pax 82–101 und 154–172 können vom dazwischen liegenden Abschnitt in Pax 102–153555 und dem kur___________________________
551 552
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218), es gibt jedoch kein Signal im Frieden, das den Philosophen der Wolken hier in den Fokus des Rezipienten rückt (anders HUBBARD 1991, 142 Anm. 8). Vgl. zur auffälligen Inszenierung hier auch MARZULLO 1989, 189. Mit den Worten von OLSON 1998 ad Pax 80f.: „The stage-mechanics are doubtless borrowed in the first instance from E. Bell.“ Vgl. dazu auch BONANNO 1990, 268f. und MASTROMARCO 2006, 173. Vgl. OLCOTT 1973, 83f.94 und MASTRONARDE 1990, 263.271.294 gegenüber OLSON 1998 ad Pax 102–113 (vgl. dazu auch THIERCY 1986, 86). CARRIÈRE 1977, 32–36 vermutet den Einsatz eines Bühnenbildes. Vgl. DOVER 1972, 134–136 gegenüber MÖLLENDORFF 1995a, 122–127 (vgl. auch MÖLLENDORFF 2002, 74–80). KYRIAKIDI 2007, 153 greift eine weitere, auf VAN LEEUWEN zurückgehende Inszenierungsmöglichkeit wieder auf. Nach MASTRONARDE 1990, 271 stand der Theaterkran in diesen Versen still; nach OLSON 1998 ad Pax 102–113 war Trygaios auf dem Dach.
100
2. Literarische Anspielungen im Frieden
zen, darauf noch folgenden Teil in Pax 173–178 in jambischen Trimetern getrennt werden.556 Anapäste scheinen dann eingesetzt worden zu sein, wenn der Theaterkran in Bewegung war. 557 Aus diesem Grund unterstützt der Metrumwechsel in Pax 82 die Signalisierung einer literarischen Anspielung: Neben der Inszenierung verweist auch das neue Versmass als implizites Intertextualitätssignal auf Euripides. Anapäste während einer Bewegung des Theaterkrans sind als typische Technik dieses Tragikers fassbar558 und auch in den Fragmenten 307 und 308 des Bellerophontes belegt.559 Da es sich bei fr. 306 um einen jambischen Trimeter handelt, wird die Annahme gestärkt, dass dieser am Ende des Gesprächs zwischen zwei Flugabschnitten geäussert wurde.560 Die implizit signalisierte intertextuelle Anspielung in Pax 76 lädt dazu ein, auch auf die vorangehenden Verse zurückzublicken, in denen der Sklave die Situation im Frieden und insbesondere die Verfassung seines Herrn beschrieben hatte. Alle von Trygaios vor Pax 76 geäusserten Verse enthalten stilistische Inkongruenzen. Zunächst beschreibt der Sklave in Pax 56–59, dass sein Herr ständig in den Himmel blicke, Zeus beschimpfe und sage (58f.): (ΟΙ. Βʹ)
„Ὦ Ζεῦ, τί ποτε βουλεύει ποιεῖν; κατάθου τὸ κόρηµα· µὴ ’κκόρει τὴν Ἑλλάδα.“
(Sklave B:) „Zeus, was planst du denn zu tun? Leg den Besen hin. Fege Griechenland nicht weg.“
Unmittelbar darauf bittet der Sklave um Ruhe, da er etwas höre. Trygaios’ erste Worte im Frieden erklingen aus dem Innern (Pax 62f.): ΤΡΥΓΑΙΟΣ
ὦ Ζεῦ, τί δρασείεις ποθ’ ἡµῶν τὸν λεών; λήσεις σεαυτὸν τὰς πόλεις ἐκκοκκίσας.
Trygaios: Zeus, was willst du denn unserem Volk antun? Du merkst nicht, dass du die Städte entkernen wirst. ___________________________ 556 557
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Vgl. für einen Überblick über die Metrik hier CARRIÈRE 1977, 10. Zu den anapästischen Partien vgl. auch PRETAGOSTINI 1976, 201f. Gerade der Abschnitt mit dem turbulentesten Teil des Flugs wird jedoch von jambischen Trimetern begleitet (Pax 173–178). Das für die Komödie typische Metatheater mit der Ansprache an den Kranführer (vgl. dazu SLATER 2002, 118 und RUFFELL 2011, 356) könnte ein Grund hierfür sein. Vgl. dazu HOURMOUZIADES 1965, 155; NEWIGER 1990, 37f.; MASTRONARDE 2002 ad Eur. Med. 1389–1414. Zu Eur. Bell. fr. 307 vgl. Kapitel 2.6.6. Zur Musik als Intertextualitätssignal bei der Aufführung der Szene vgl. MASTROMARCO 2006, 173f.
2.6 Euripides
101
Die beiden Äusserungen des Trygaios in Pax 58f. und 62f. teilen sich neben der tragischen Ausdrucksweise561 eine weitere Eigenheit: Aufgrund der Zeus-Anrufungen können sie als „Stossgebete“ oder „Stossseufzer“ bezeichnet werden.562 Die Charakterisierung des Trygaios als tragische Figur wird aber jeweils sogleich wieder relativiert: Durch die Bilder vom Wegfegen in Pax 59 und vom Entkernen in Pax 63 werden die Stossgebete auf komische Weise fortgesetzt.563 Wie in Pax 76 wird Trygaios nicht als genaue Entsprechung zu einem tragischen Protagonisten vorgeführt. In der Folge sagt der Sklave über die Worte des Trygaios in Pax 62f. selbst, dass damit seine vorherigen Ausführungen bestätigt seien (64f.). In Pax 66–68 wiederholt der Sklave eine Frage seines Herrn: (ΟΙ. Βʹ)
ἃ δ’ εἶπε πρῶτον ἡνίκ’ ἤρχεθ’ ἡ χολή, πεύσεσθ’. ἔφασκε γὰρ πρὸς αὑτὸν ἐνθαδί· „πῶς ἄν ποτ’ ἀφικοίµην ἂν εὐθὺ τοῦ ∆ιός;“
(Sklave B:) Was er aber anfangs sagte, als die Gallenkrankheit begann, das werdet ihr erfahren. Er sagte nämlich zu sich hier: „Wie könnte ich denn nur direkt zu Zeus gelangen?“
Die Konstruktion von πῶς ἄν und Optativ ist in einer Komödie als Inkongruenz zu werten, da sie nur für die Tragödie typisch ist.564 Die Scholien nennen zu keiner der drei genannten Passagen mit stilistischen Inkongruenzen einen Referenztext. HARVEY verglich Pax 62f. mit der Medea des Euripides; BREMER vermutete in diesen beiden Versen eine Anspielung auf Soph. Ai. 585. Beide Vorschläge zu
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Zur tragischen Diktion von Pax 58 vgl. etwa Soph. Oid. T. 738 (ὦ Ζεῦ, τί µου δρᾶσαι βεβούλευσαι πέρι;) mit RAU 1967, 90 und OLSON 1998 ad loc. Desiderative Verben wie δρασείεις in Pax 62 sind typisch für die Tragödie, vgl. etwa Soph. Ai. 585 (ὦ δέσποτ’ Αἴας, τί ποτε δρασείεις φρενί;) mit LSJ s. v. δρασείω; PLATNAUER 1964 ad Pax 62; HARVEY 1971, 364; OLSON 1998 ad Pax 62. Auch in Vesp. 168 (ἅνθρωπος οὗτος µέγα τι δρασείει κακόν) spielt Aristophanes auf tragische Diktion an (vgl. dazu MACDOWELL 1971 ad loc.). So HORN 1970, 7. Vgl. zum Sprachlichen auch WILLI 2003, 23.39. Dass es sich um Stossgebete handelt, wird auch aus der Beschreibung des Trygaios deutlich, der beim Reden jeweils die typische griechische Haltung hierfür eingenommen habe (vgl. Pax 56f. mit OLSON 1998 ad loc. und HALL 2006, 339). SIDWELL 2009, 209 vermutet, Trygaios’ Haltung in Pax 56f. könnte auf fr. 19 aus den Boukoloi des Kratinos verweisen, doch die Ähnlichkeiten sind äusserst gering. Vgl. dazu RAU 1967, 90f. Vgl. dazu PLATNAUER 1964 ad loc., RAU 1967, 90f. und die Stellen in AUSTIN/OLSON 2004 ad Thesm. 1015–1017. Die Konstruktion εὐθύ mit Genitiv ist insbesondere bei Aristophanes belegt und könnte umgangssprachlich sein (vgl. WILLI 2003, 257). Die Spekulationen von ROBSON 2006, 136–139 über eine nicht mehr fassbare Anspielung in εὐθὺ τοῦ ∆ιός sind nicht haltbar.
102
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Einzeltextreferenzen vermögen nicht zu überzeugen,565 bei einer ersten Lektüre liegt in Pax 58, 62 und 68 ausschliesslich Systemreferenz vor. Nach der intertextuellen Lektüre von Pax 76 fällt insbesondere die Charakterisierung der Krankheit des Trygaios auf: Der Sklave sagt, sein Herr leide an Wahnsinn (54: ὁ δεσπότης µου µαίνεται), und bezeichnet die Krankheit später als χολή.566 Bereits die Erwähnung der µανία kann einen Rezipienten vermuten lassen, dass Trygaios eine seelische Verfassung hat, die für eine Figur aus einer Tragödie typisch ist.567 Zwei antike Belege weisen zudem darauf hin, dass Euripides’ Bellerophontes vor seiner Entscheidung für den Flug in den Himmel an µελαγχολία gelitten haben könnte.568 Diese Entsprechungen führen dazu, dass Trygaios bei einer zweiten Lektüre oder im Rückblick nach Pax 76 bereits ab seiner ersten Erwähnung mit dem Bellerophontes der gleichnamigen Tragödie des Euripides verglichen werden kann.569 In der Forschung wurde vermutet, dass auch Bellerophontes in der Anfangsszene der Tragödie zunächst nur aus dem Innern zu hören gewesen sein könnte.570 Dies lässt sich zwar für andere Tragödien nachweisen, jedoch weder durch ein Fragment noch durch ein Testimonium des Bellerophontes bestätigen.571 Darüber hinaus könnten auch in Trygaios’ Worten intertextuelle Spuren aus Euripides’ Tragödie vermutet werden, welche den Scholiasten entgangen wären. In Eur. fr. 286 beschimpft Bellerophontes nicht nur Zeus, wie dies Trygaios getan hatte,572 vielmehr stellt er die Existenz von Göttern grundsätzlich in Abrede.573 Daraus liesse sich vermuten, dass Bellerophontes – wie Trygaios in Pax 58 oder 62 und eher zu Beginn der Tragödie – eine direkte Ansprache an Zeus gerichtet
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Vgl. dazu Kapitel 4.2. Zu χολή in Pax 66 vgl. OLSON 1998 ad loc. Die Verbalform ἤρχεθ’ in diesem Vers gehört zu ἄρχοµαι und nicht zu ἔρχοµαι (vgl. dazu RENEHAN 2006, 31f.). Zum Wahnsinn in der griechischen Tragödie vgl. PADEL 1995. Allerdings ist eine νόσος oder eine µανία auch ein typisches Charakteristikum komischer Hauptfiguren (vgl. dazu OLCOTT 1973, 74). Vgl. die Belege in KANNICHT 2004, 350 und dazu DI GREGORIO 1983, 198 sowie COLLARD/CROPP 2008a, 290. Zu Bellerophontes’ Form der µανία vgl. MATTES 1970, 63–67; für Vermutungen zur Entstehung seiner µελαγχολία vgl. auch CAPUTI 1909. Vgl. dazu MURRAY 1891, 22; OLCOTT 1973, 74; RIEDWEG 1990, 48–50; OLSON 1998 ad Pax 66; DOBROV 2001, 99f.; HALL 2006, 334; TELÒ 2010, 309. Vgl. dazu RAU 1967, 91; DI GREGORIO 1983, 368f.; RIEDWEG 1990, 50 Anm. 60; DOBROV 2001, 93. Vgl. zu dieser Einführung tragischer Hauptfiguren neben der Medea des Euripides (und dazu mein Kapitel 4.2 zu Pax 62f.) auch Soph. El. 77. Aus dem Frieden des Aristophanes auf den Bellerophontes zu schliessen und dies anschliessend wieder zur Grundlage der Interpretation des Friedens zu machen, ist methodisch heikel. In Pax 57 sagt der Sklave über Trygaios λοιδορεῖται τῷ ∆ιί. Vgl. bes. Eur. Bell. fr. 286,1–3 und ausführlich dazu RIEDWEG 1990.
2.6 Euripides
103
haben könnte, in der er ihn kritisierte.574 Die Zuschauer könnten diese sogar aus dem Innern gehört haben, noch bevor Bellerophontes überhaupt auf der Bühne aufgetreten war. Allerdings hatte Pax 68 mit Sicherheit keine exakte Entsprechung im Bellerophontes: Die vom Sklaven berichtete Frage des Trygaios nach dem geeigneten Transportmittel kann keinen Bezug zu einer verlorenen Stelle bei Euripides enthalten, da Bellerophontes seinen Pegasos von Anfang an zur Verfügung hatte. Trygaios hingegen musste sich sein Transportmittel erst besorgen, nachdem der Versuch mit den Leiterchen nicht geklappt hatte (Pax 69–71). Aus diesem Grund halte ich die stilistischen Inkongruenzen in Pax 58, 62 und 68 eher für Systemreferenzen, welche nur mit der Kenntnis von Pax 76 auf den Bellerophontes des Euripides bezogen werden können. 2.6.2 Ar. Pax 114–123 ΠΑΙ∆ΙΟΝ
ΤΡ.
ὦ πάτερ, ὦ πάτερ, ἆρ’ ἔτυµός γε δώµασιν ἡµετέροις φάτις ἥκει, (115) ὡς σὺ µετ’ ὀρνίθων προλιπὼν ἐµὲ ἐς κόρακας βαδιεῖ µεταµώνιος; ἔστι τι τῶνδ’ ἐτύµως; εἴπ’, ὦ πάτερ, εἴ τι φιλεῖς µε. δοξάσαι ἔστι, κόραι· τὸ δ’ ἐτήτυµον, ἄχθοµαι ὑµῖν, ἡνίκ’ ἂν αἰτίζητ’ ἄρτον πάππαν µε καλοῦσαι, (120) ἔνδον δ’ ἀργυρίου µηδὲ ψακὰς ᾖ πάνυ πάµπαν. ἢν δ’ ἐγὼ εὖ πράξας ἔλθω πάλιν, ἕξετ’ ἐν ὥρᾳ κολλύραν µεγάλην καὶ κόνδυλον ὄψον ἐπ’ αὐτῇ.
Kind:
(Kinder kommen heraus) Vater! Vater! Kommt es etwa als wahre Kunde (115) in unsere Gemächer, dass du mit den Vögeln mich verlassen und vergeblich zum Geier gehen wirst? Ist davon etwas wahr? Sprich, Vater, wenn du mich irgendwie liebst. Trygaios: Das ist zu vermuten, Mädchen. Die Wahrheit aber ist, ich ärgere mich über euch, (120) wenn ihr nach Brot fragt und mich Papa nennt, drinnen aber überhaupt kein einziges Körnchen Geld ist. Wenn ich erfolgreich wieder komme, werdet ihr zur rechten Zeit einen grossen Wecken und eine Ohrfeige als Beilage dazu bekommen.
___________________________ 574
Vgl. zu dieser Vermutung VAN DE SANDE BAKHUYZEN 1877, 71f.; RAU 1967, 91; DOBROV 2001, 99. MURRAY 1891, 33 ist hier zu Recht vorsichtig und spricht von „paratragoedia“. Vgl. zudem SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 105 und BOWIE 2012, 369.
104
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Eur. Aiol. fr. 17 + 18575
ἆρ’ ἔτυµον φάτιν ἔγνων Αἴολος εὐνάζειν τέκνα φίλτατα (…;) δοξάσαι ἔστι, κόραι· τὸ δ’ ἐτήτυµον οὐκ ἔχω εἰπεῖν
Habe ich ein wahres Gerücht vernommen, Aiolos wird seine geliebten Kinder verheiraten …? Das ist zu vermuten, Mädchen. Die Wahrheit aber kann ich nicht sagen.
Intertextualitätssignal(e): Nach den jambischen Trimetern in Pax 102–113 wechselt das Metrum mit dem Auftritt der Töchter576 des Trygaios zunächst zu vier daktylischen Tetrametern und anschliessend zu sechs daktylischen Hexametern. 577 Als zweite Inkongruenz ist die mit ὦ πάτερ, ὦ πάτερ einsetzende tragische Diktion zu werten:578 RAU und OLSON heben insbesondere die stilistischen Erhöhungen durch die artikellosen Pluralformen δώµασιν (115) und µετ’ ὀρνίθων (116), durch die gewählten Begriffe προλιπών (116) und µεταµώνιος (117) sowie durch das epische Verb αἰτίζητ’ (120) hervor.579 Die Angaben in den Scholien erweisen diese Inkongruenzen als implizite Intertextualitätssignale:580 Mit dem Auftritt der Töchter wird auf die Fragmente 17 und 18 aus dem Aiolos des Euripides angespielt.
___________________________ 575
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580
Die Antwort auf die Frage des Chors wird im Unterschied zu KANNICHT 2004, der einen unbestimmten Sprecher B ansetzt, der Amme zugewiesen. In sprachlicher Hinsicht folge ich KANNICHT 2004, der von einem lückenhaften Satz ausgeht, im kritischen Apparat „Αἴολος scil. (ὡς) µέλλει“ schreibt und εὐνάζειν als „in matrimonium dare“ erklärt. Die bei NAUCK 21889 ad Eur. fr. 17 aufgenommene Konjektur Αἴολε, σ’ ist unnötig und widerspricht der naheliegendsten Kontextualisierung der beiden Fragmente (vgl. die intertextuelle Lektüre). JÄKEL 1979, 115 und OLSON 1998 ad Pax 119–121 geben unglücklicherweise nicht an, dass es sich bei Αἴολε, σ’ um einen Eingriff in die Überlieferung handelt. Zur Zahl der Töchter – mindestens zwei, vgl. ἀντιβολεῖτε und ὦ κακοδαίµονα in Pax 113 sowie κόραι in Pax 119 – vgl. OLCOTT 1973, 89–91 und OLSON 1998 ad Pax 111–113. Die Verse 114–117 könnten von einer Tochter oder von allen gemeinsam gesprochen worden sein (vgl. dazu OLSON 1998 ad loc.). THIERCY 1986, 73f. argumentiert überzeugend gegen CARRIÈRE 1977, 9–10.31–36, der die Töchter als Nebenchor verstand. Zu diesen daktylischen Versen vgl. DALE 21968, 27; WEST 1982, 128.131f.; ZIMMERMANN 1985, 55; PARKER 1997, 264f.; OLSON 1998 ad Pax 114–123. Vgl. RAU 1967, 93 und OLSON 1998 ad Pax 114 und ad Pax 131. Vgl. RAU 1967, 93 und OLSON 1998 ad loc. Zu δώµασιν vgl. auch BERS 1984, 43.57–59; zu µεταµώνιος vgl. auch MERRY 1900 ad loc., PLATNAUER 1964 ad loc. und meine Anm. 594. Vgl. Schol. Ar. Pax 114e und 119a.
2.6 Euripides
105
Intertextuelle Lektüre: 581 Nachdem Trygaios seinem Sklaven erklärt hat, er werde in den Himmel zu Zeus fliegen, ruft dieser die Kinder aus dem Haus, damit sie ihn davon abhalten können.582 Durch die Anspielung auf den Aiolos des Euripides treten die Töchter – wie der Vater zuvor (vgl. Kapitel 2.6.1) – als tragische Figuren in die Handlung der Komödie ein. Die eher schwache lexikalische Übereinstimmung zwischen Pax 114f. (ἆρ’ ἔτυµός … φάτις) und Eur. fr. 17 (ἆρ’ ἔτυµον φάτιν) sendet noch kein starkes Signal zu diesem Einzeltext aus. Erst die bis zur bukolischen Diärese identischen Verse Pax 119 und Eur. fr. 18 lassen keinen Zweifel zu, dass ein intertextueller Dialog mit dieser konkreten Tragödienpassage anzunehmen ist.583 Die bruchstückhafte Überlieferung erschwert es, den ursprünglichen Kontext der beiden im Frieden aufgerufenen Fragmente zu rekonstruieren. Die Frage in fr. 17 wurde aufgrund des Inhalts der Tragödie vermutlich von einer Figur bei ihrem ersten Auftritt gesprochen. Die Aussage in fr. 18 ist an Mädchen gerichtet und enthält die Antwort auf eine delikate Frage. Die übliche und überzeugende Deutung sieht im Adressaten dieses Fragments den Chor der Tragödie.584 Da der Chor bei seinem ersten Auftritt oft mehr über das Geschehen zu erfahren verlangt,585 ist es nach heutigem Wissen über den Aiolos glaubhaft, dass die beiden Fragmente 17 und 18 miteinander zu verbinden sind und demnach der Chor fr. 17 spricht und in fr. 18 eine zurückhaltende Antwort auf diese Frage gegeben wird.586 Das Wissen über die Wahrheit in Bezug auf die Verheiratung der Kinder wird man am ehesten der Amme zusprechen,587 welche das Mädchen Kanake bei der Geheimhaltung ihrer Schwangerschaft unterstützt haben könnte. Nach dieser Rekonstruktion der Tragödie spielen die im Frieden auftretenden Töchter des Trygaios auf die Parodos des Aiolos an und identifizieren sich mit dem Mäd___________________________ 581
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587
Zu den wichtigsten Arbeiten über diese Szene gehören neben den Kommentaren auch PUCCI 1961, 358f.; RAU 1967, 92f.; OLCOTT 1973, 88–92; ZIMMERMANN 1985, 54f.; MARZULLO 1989, 191f.; TAAFFE 1993, 38f.; PARKER 1997, 264f.; TELÒ 2010, 297–303; RUFFELL 2011, 322–324. Pax 111–113: ὦ παιδί’, ὁ πατὴρ ἀπολιπὼν ἀπέρχεται / ὑµᾶς ἐρήµους εἰς τὸν οὐρανὸν λάθρᾳ. / ἀλλ’ ἀντιβολεῖτε τὸν πατέρ’, ὦ κακοδαίµονα. In diesen Versen ist das Geschlecht der Kinder noch unbestimmt. Aufgrund von Pax 119 sollten die Verse 114–117 nicht bloss als „loose pastiche of tragic tags and diction“ bezeichnet werden (so OLSON 1998 ad loc.). Vgl. KANNICHT 2004 ad Eur. fr. 17 + 18. OLSON 1998 ad Pax 119–121 identifiziert die κόραι von Eur. fr. 18 überraschenderweise als die Töchter von König Aiolos. Vgl. dazu etwa MATTHIESSEN 2002, 29. Zur Verbindung von Eur. fr. 17 und 18 vgl. neben der Ausgabe von KANNICHT 2004 auch RAU 1967, 92; JÄKEL 1979, 115; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 119; HOSE 1990, 22; JOUAN/VAN LOOY 1998, 24f.; TELÒ 2010, 299 mit Anm. 88. Zur Amme als Sprecherin von Eur. fr. 18 vgl. JÄKEL 1979, 115 und JOUAN/VAN LOOY 1998, 24f.
106
2. Literarische Anspielungen im Frieden
chenchor.588 Mit seiner Anspielung geht der Vater darauf ein und übernimmt die Rolle der Amme.589 Über die Charakterisierung des Mädchenchors im Aiolos ist nichts weiter bekannt, und es lässt sich deshalb nicht mehr beurteilen, ob die Töchter des Trygaios auch über die Anspielung in Pax 116 hinaus intertextuell mit ihm verknüpft wurden. Durch die Anrede ὦ πάτερ, ὦ πάτερ wird das tragische Pathos ihres Auftritts gesteigert. 590 Die intertextuelle Spur selbst weicht beträchtlich vom Wortlaut im Referenztext ab. Diese Umformulierung mit der Einfügung von δώµασιν ἡµετέροις in tragischer Diktion zeigt die literarischen Fertigkeiten der Töchter: Sie vermögen nicht nur auf eine Tragödie des Euripides anzuspielen, sondern auch kreativ damit umzugehen und sie an einen neuen Kontext anzupassen. 591 Im Detail zeigt sich dies etwa darin, dass der Begriff φάτις in der Komödie neu besetzt wird und eine Konkretisierung erfährt: Während er in der Tragödie ein Gerücht bezeichnete, das dem Chor zu Ohren gekommen war, beziehen es die Töchter auf den Ruf des Sklaven in Pax 111–113.592 Die Adaptation der Parodos des Aiolos selbst wirkt in der Komödie, wo der Vater Trygaios gerade den Abflug in den Himmel auf einem Mistkäfer plant, ohnehin unterhaltsam. Noch komischer wird es mit der Formulierung des Inhalts der φάτις in Pax 116f.: Zunächst bleiben die Mädchen mit µετ’ ὀρνίθων und der Verwendung von προλιπών dem Stil der Tragödie treu. Doch mit ἐς κόρακας in Pax 117 wird die bislang gehobene Passage plötzlich durch fluchende Alltagssprache durchbrochen.593 Anschliessend wird jedoch auch dieses Register gleich wieder verlassen: Mit µεταµώνιος, noch in der gleichen Zeile, verwenden die Töchter ein insbesondere aus Homer bekanntes Wort und legen damit einen weiteren Beweis ihrer literarischen Kenntnisse vor.594 ___________________________ 588
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590 591 592
593 594
Zur Kontextualisierung von Eur. fr. 17 und 18 vgl. SCHMID 1940, 409; OLCOTT 1973, 89 mit Anm. 1; HOSE 1990, 22; JOUAN/VAN LOOY 1998, 24f.; KANNICHT 2004 ad loc.; TELÒ 2010, 299 mit Anm. 90. Zu Hexametern in der Parodos, welche hier in einem „carmen dactylicum δι’ ἀµοιβαίων compositum“ (KANNICHT 2004 ad Eur. fr. 17 + 18) verwendet werden, vgl. Soph. Oid. T. 151–158. Obwohl TELÒ 2010, 298f. Eur. fr. 17 und fr. 18 auch verbindet und die Vermutung der Amme als Sprecherin von fr. 18 selbst erwähnt, setzt er Trygaios mit dem König Aiolos gleich. RAU 1967, 93 spricht von „affektisch“; PARKER 1997, 52 nennt die ganze Szene ein „miniature paratragic dactylic lament“. Vgl. dazu TAAFFE 1993, 38. Vgl. OLSON 1998 ad loc. Aufgrund solcher Änderungen gegenüber dem Wortlaut im Referenztext lese ich den erweiterten Kontext über das Verheiraten der Töchter nicht mit (ebenso RAU 1967, 92; anders TELÒ 2010, 299). Vgl. dazu PUCCI 1961, 359; ZIMMERMANN 1985, 54; OLSON 1998 ad loc. Bei einer TLG-Suche nach Belegen vor Aristophanes stehen den zwei Pindar- und der einen Simonides-Stelle (Pind. O. 12,6a; Pind. P. 3,23; Sim. fr. 516) sechs Stellen aus Ilias und Odyssee gegenüber (Il. 4,363; Od. 2,98; 18,332.392; 19,143; 24,133). Vgl. zu µεταµώνιος auch TAAFFE 1993, 159 Anm. 35 und meine Anm. 579.
2.6 Euripides
107
Wenn athenische Töchter ihren Vater mit ἐς κόρακας βαδιεῖ ansprechen, könnte man auch in den Komödien des Aristophanes eine Massregelung erwarten.595 Doch Trygaios verfällt zunächst in die Rolle der Amme aus dem Aiolos des Euripides. Mit δοξάσαι ἔστι, κόραι· τὸ δ’ ἐτήτυµον übernimmt er die Worte des Referenztextes bis zur bukolischen Diärese, weicht dann mit ἄχθοµαι ὑµῖν aber plötzlich davon ab.596 Der volle Witz des Verses zeigt sich nur, wenn der Wortlaut der Tragödie bekannt ist:597 Trygaios fällt nach wenigen Worten wieder aus der Rolle der Amme heraus und tadelt seine Töchter, wie es sich für einen athenischen Vater gehören dürfte: Den wahren Grund für die Sorge seiner Kinder sieht er im Verlangen nach Brot, und er stellt ihnen nach seiner Rückkehr eine Bestrafung in Aussicht.598 Mit der Rückführung des Gesprächs auf die Alltagsebene wird auch der Stil des Trygaios wieder umgangssprachlicher. Nach αἰτίζητ’ in 120 lassen sich bis 123 keine gehobenen Ausdrücke mehr finden.599 Die Kritik an den Töchtern läuft auf die Androhung einer Ohrfeige hinaus.600 Die Vermischung von Alltagselementen und poetischer Tradition macht den besonderen Reiz des Auftritts der Kinder aus. Dies gilt auch für die von TAAFFE angeregte Fokussierung auf die Verteilung der Geschlechterrollen.601 Interessant ist hierbei insbesondere, dass gerade Töchter eines athenischen Bauern als literarisch gebildete Figuren inszeniert werden. Obwohl es in der Forschung weiterhin umstritten bleibt, ob athenische Frauen überhaupt Komödienaufführungen beiwohnen durften,602 erweisen sich die Töchter des Trygaios als passionierte Theatergängerinnen und versierte Euripides-Kennerinnen. In Pax 114–118 haben sie die Worte des Chors aus dem Aiolos des Euripides für ihre eigene „Parodos“ adaptiert. Bei ihrer Erkundigung, warum der Vater einen Mistkäfer anspanne (127–134), halten sie Trygaios’ Äsop-Fabel für eine unglaubwürdige Geschichte. 603 Ihr eigener Vorschlag für die Reise in den Himmel – nämlich auf dem Pegasos zu reiten, um den Göttern tragischer zu erscheinen (135f.) – bezeugt ihr Wissen über die Handlung des Bellerophontes von Euripides. 604 Ihre nächste ___________________________ 595 596 597 598
599 600 601 602 603 604
Vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 122f. Da ἄχθοµαι ὑµῖν in Pax 119 eher umgangssprachlich ist (vgl. dazu PLATNAUER 1964 ad loc.), weicht Trygaios auch stilistisch von der Vorlage ab. Vgl. dazu HARRIOTT 1962, 2f. (zum diese Stelle ist hier allerdings mit einem Fragezeichen versehen; vgl. dazu MASTROMARCO 2006, 157 Anm. 47). In Pax 121 drückt Trygaios auch eine persönliche Motivation für den Flug in den Himmel aus: Dem athenischen Bauer fehlt es angesichts des Krieges am nötigen Kleingeld (vgl. dazu SPIELVOGEL 2001, 41). Zum Wortspiel mit πάνυ πάµπαν (Pax 121) und πάππαν (Pax 120) vgl. TAMMARO 2011, 101f. Vgl. dazu ZIMMERMANN 1985, 54. Zum Wortspiel in κόνδυλον vgl. OLSON 1998 ad Pax 123; SULPRIZIO 2007, 228 mit Anm. 26; TAMMARO 2011, 101. Vgl. TAAFFE 1993, 38f. (und zudem SULPRIZIO 2007, 227–230). Vgl. dazu Anm. 30. Vgl. dazu Kapitel 2.4. Vgl. Kapitel 2.6.4.
108
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Äusserung in Pax 140f. ist erneut von einer Anspielung auf eine Euripides-Tragödie geprägt. Zum Abschluss ihres kurzen Auftritts warnen sie Trygaios in 146– 148 zudem davor, lahm zu werden und Euripides den Stoff für eine Tragödie zu bieten. Dadurch zeigen sie ihr Wissen, dass dieser Tragiker oft lahme Figuren auf die Bühne brachte.605 Durch ihre Theatererfahrung kontrollieren die Töchter den Humor des Gesprächs: Trygaios wird von der Amme zum Vater, der seinen Töchtern intellektuell unterlegen ist. 2.6.3 Ar. Pax 124–126606 ΠΑ.
καὶ τίς πόρος σοι τῆς ὁδοῦ γενήσεται; ναῦς µὲν γὰρ οὐκ ἄξει σε ταύτην τὴν ὁδόν. πτηνὸς πορεύσει πῶλος· οὐ ναυσθλώσοµαι.
ΤΡ. Kind:
Und welchen Weg wirst du für diese Reise haben? Ein Schiff wird dich auf diesem Weg nämlich nicht tragen. Trygaios: Das geflügelte Pferd wird mich transportieren. Ich werde nicht mit einem Schiff fahren.
Eur. Sthen. fr. 669607
πέλας δὲ ταύτης δεινὸς ἵδρυται Κράγος ἔνθηρος, ᾗ λῃσταῖσι φρουρεῖται κλύδωνι δεινῷ καὶ βροτοστόνῳ βρέµει. πτηνὸς πορεύσει
In der Nähe davon liegt der schreckliche Kragos, voll von wilden Tieren, wo durch Räuber beschützt wird … mit gewaltiger und menschenseufzender Brandung dröhnt.
___________________________ 605 606
607
Zu Pax 140f. und Pax 146–148 vgl. Kapitel 2.6.5. Die fehlenden Auflösungen in Pax 124–126 sind kein ausreichender Grund, um die Verletzung des Porson’schen Gesetzes (vgl. dazu WEST 1982, 84f.89) in ταύτην τὴν ὁδόν zu korrigieren und nach SHARPLEY 1905 ad loc. τήνδε τὴν ὁδόν zu schreiben, obwohl WILSON 2007b, 101 das Belassen des Verstosses für „perverse“ hält. Meine stilistische Untersuchung wird zeigen, dass die Inkongruenzen erst mit Pax 126 beginnen. Ausserdem sprechen die Parallelen für den überlieferten Text, den z. B. PLATNAUER 1964, SOMMERSTEIN 1985 und OLSON 1998 drucken: σὺ µέν, ὦ τᾶν, τὴν ὁδὸν ταύτην ἴθι (Ar. Av. 12); οὐκ ἂν βαδίσαιµι τὴν ὁδὸν ταύτην (Ar. Ran. 135). Die Verbindung von τήνδε und ὁδόν ist bei Aristophanes nicht belegt. Wortlaut und Sprecher des Fragments werden im Verlauf der intertextuellen Lektüre diskutiert. Da in Schol. Ar. Pax 126a lediglich πτηνὸς πορεύγει (sic) als vierte Zeile überliefert ist, wurden hier im Unterschied zu KANNICHT 2004 spitze Klammern eingefügt (vgl. die Ausgabe von JOUAN/VAN LOOY 2002, 26). Für eine mögliche Ergänzung am Ende von Zeile 2 vgl. Anm. 616.
2.6 Euripides
109
Das geflügelte wird mich transportieren.
Intertextualitätssignal(e): Die Verwendung von πῶλος als allgemeiner Begriff für „Pferd“ in Vers 126 ist ausgesprochen poetisch.608 Da alle fünf Belege für das Verb ναυσθλόω vor Aristophanes aus den Tragödien des Euripides stammen, deutet die Stilistik dieses Verses auf einen intertextuellen Dialog mit diesem Dichter hin.609 Die Angabe in den Scholien, es handle sich um eine Anspielung auf die Stheneboia des Euripides, erklärt die stilistischen Inkongruenzen als implizite Intertextualitätssignale. Bereits hier wird die Alternativmeinung einer Anspielung auf den Bellerophontes abgelehnt.610 Mehrere Gründe sprechen dafür, dieser Entscheidung zu folgen:611 Es werden vier, wenn auch entstellte, Verse als konkrete Stelle aus der Stheneboia genannt;612 die Zuweisung an den Bellerophontes kann leicht durch die umliegenden Anspielungen auf diese Tragödie und den Auftritt des Pegasos in beiden Dramen des Euripides erklärt werden;613 die Erwähnung des Gebirges Kragos in Lykien614 und die Besprechung einer Seereise passen besser in den Kontext der Stheneboia.615 Intertextuelle Lektüre: Nach ihrem Auftritt als Mädchenchor aus dem Aiolos des Euripides (vgl. Kapitel 2.6.2) fragen die Töchter des Trygaios nach dem Transportmittel für seine Reise in den Himmel. Ein Schiff werde ihn nämlich nicht dorthin bringen (Pax 125). Darauf antwortet der Vater mit einem Vers, der ___________________________ 608
609 610 611
612 613
614 615
LSJ s. v. πῶλος I.1: „freq. used by Poets generally for ἵππος“; vgl. auch RAU 1967, 95 und OLSON 1998 ad loc. In Pax 75 wird das Diminutiv πωλίον verwendet. Die aktive Verwendung von πορεύειν hat auch Parallelen in der Prosa (vgl. LSJ s. v. πορεύω I.1 und RAU 1967, 95). Eur. Hel. 1210; Iph. T. 1487; Suppl. 1037; Tro. 162.677. Eine TLG-Suche bestätigt, dass im LSJ s. v. ναυσθλόω alle Belege vor Aristophanes aufgeführt sind. Schol. Ar. Pax 126a: ὁ λόγος ἐκ Σθενεβοίας Εὐριπίδου. τινὲς δὲ οἴονται ἐκ Βελλεροφόντου παρῳδῆσθαι. ἔστι δὲ ἐν τῇ Σθενεβοίᾳ παρὰ τῷ τραγικῷ οὕτως … Das Fragment wird u. a. in folgenden Sammlungen der Stheneboia zugeteilt: NAUCK 2 1889, 571; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 90.119; JOUAN/VAN LOOY 2002, 26; KANNICHT 2004, 655; COLLARD/CROPP 2008b, 138f. Zum Schwanken zwischen Stheneboia und Bellerophontes vgl. auch PUCCI 1961, 299 und KANNICHT 2004, 649. Zum Wortlaut von Eur. fr. 669 vgl. Anm. 607, Anm. 614 und Anm. 616. Zum Einfluss der umliegenden Bellerophontes-Anspielungen vgl. RAU 1967, 94 Anm. 174. Die zwei unterschiedlichen Zuweisungen in Schol. Ar. Ach. 472 (τοῦτο πεπαρῴδηται ἀσήµως ἐξ Οἰνέως Εὐριπίδου. ὁ δὲ Σύµµαχος καὶ ἐκ Τηλέφου φησὶν αὐτό) könnten ähnlich durch die Telephos-Anspielungen im Umfeld zu erklären sein (vgl. dazu RAU 1967, 34; OLSON 2002 ad Ach. 472; KANNICHT 2004 ad Eur. fr. 568). Zum Auftritt des Pegasos in beiden Tragödien als Begründung vgl. WECKLEIN 1888, 98f. und KANNICHT 2004 ad Eur. fr. 669. MEINEKES Konjektur Κράγος für κράτος gilt als unbestritten; zum Gebirge Kragos in Lykien vgl. RUGE 1922. Vgl. dazu SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 126 und das Folgende.
110
2. Literarische Anspielungen im Frieden
durch seine dreifache Alliteration am Anfang und seine inhaltliche Prägnanz als Pointe zu verstehen ist. Den Scholien verdanken wir zudem die Auskunft, dass er auf die Stheneboia des Euripides anspielt. Das hier erhaltene Fragment besteht zunächst aus drei unvollständigen Versen mit der Beschreibung eines lykischen Gebirges. 616 In der Folge ist kein Sprecherwechsel signalisiert und die vierte Zeile besteht lediglich aus πτηνὸς πορεύγει (sic). Doch der asyndetische Anschluss in dieser Zeile ist ein klarer Hinweis darauf, dass Vers 4 die Reaktion auf die Beschreibung des insbesondere für eine Seereise gefährlichen Gebirges enthält:617 Durch den Flug auf dem geflügelten Pferd könne dieser Gefahr ausgewichen werden. Die Belege von ναυσθλόω deuten ausserdem darauf hin,618 dass der gesamte Vers aus Euripides stammt. 619 Innerhalb der Tragödie wurde das Fragment überzeugenderweise der Szene zugeschrieben, in der Bellerophontes Stheneboia davon überzeugte, mit ihm auf dem Pegasos zu fliehen.620 Die Erwähnung der Gefahren beim Gebirge Kragos und somit die ersten drei Verse wurden der aus Lykien stammenden Frau zugeschrieben. Bellerophontes hat sie danach mit dem Hinweis auf sein geflügeltes Pferd zu beruhigen versucht.621 Gegen die Annahme, der ganze Vers in Pax 126 stamme aus der Stheneboia des Euripides, wurde eingewendet, dass der kurze Ton zu Trygaios passe, der seinen Töchtern antwortet, nicht aber zu Bellerophontes, der die zweifelnde Sthene___________________________ 616
617
618 619
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621
MEINEKE 1867, 188 ergänzte πόρος in Zeile 2 des Fragments nach Pax 124 und änderte βρέµει in Zeile 3 zu βρέµων (aufgenommen z. B. bei COLLARD/CROPP/LEE 1995, 90 und JOUAN/VAN LOOY 2002, 26). Dadurch würde sich πόρος in Pax 124 im Nachhinein als weiteres Element der intertextuellen Spur erweisen. Vgl. dazu COLLARD/CROPP/LEE 1995, 96 (vgl. auch RAU 1967, 94 mit Anm. 172 gegen ZÜHLKE 1961, 221, der mit einigen früheren Autoren alle vier Verse dem Bellerophontes zuschreibt). Vgl. dazu Anm. 609. Zur Abkürzung eines Lemmas in den Scholien vgl. RAU 1967, 94 Anm. 173. Neben KANNICHT 2004 halten u. a. auch folgende Autoren den ganzen Aristophanes-Vers für euripideisch: MEINEKE 1867, 188; VAN DE SANDE BAKHUYZEN 1877, 72; MERRY 1900 ad Pax 124; VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 126; RAU 1967, 94; PAPAMICHAEL 1983, 65; JOUAN/VAN LOOY 2002, 26; RUFFELL 2011, 325 mit Anm. 36. Anders COLLARD/CROPP/LEE 1995, 96 (vgl. zum Einwand das im Fliesstext Folgende). DINDORF 1838 ad Schol. Ar. Pax 124 vermutete, auch die Worte πτηνὸς πορεύσει könnten nicht aus Euripides stammen (vgl. dagegen OLSON 1998 ad Pax 124–126). Vgl. Eur. Sthen. test. ii a,22–25. Für diese Kontextualisierung von Eur. fr. 669 vgl. WECKLEIN 1888, 98f.; MURRAY 1891, 22; SELLNER 1910, 58–60; SÉCHAN 1926, 497 mit Anm. 2; SCHMID 1940, 392 Anm. 1; RAU 1967, 94; BRAET 1973, 110; PAPAMICHAEL 1983, 64f.; AÉLION 1986, 190 mit Anm. 15; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 96; CLARK 1998, 64f.; JOUAN/VAN LOOY 2002, 12.26; PÒRTULAS 2004, 510 mit Anm. 18; COLLARD/CROPP 2008b, 123.139. Vgl. bereits MATTHIAE 1829, 333 und WELCKER 1839, 781. Die erste Person Singular ναυσθλώσοµαι ist unproblematisch (vgl. CLARK 1998, 64 Anm. 37), da Bellerophontes vorgibt, die Reise ohnehin antreten zu wollen.
2.6 Euripides
111
boia überzeugen möchte.622 Doch gerade diese Direktheit könnte der Grund sein, warum der Vers hier von Trygaios aufgenommen wurde. Bellerophontes könnte sich allmählich über das Zögern seiner Gesprächspartnerin geärgert (oder zumindest so getan) haben: Vielleicht hatte er schon länger mit ihr diskutiert und wollte ihr nun kurz und bündig die letzten Zweifel austreiben. Die pointierte Formulierung könnte die Worte zudem einprägsam und für Rezipienten leichter erkennbar gemacht haben. Trygaios macht sich durch diese harsche Antwort zum Bellerophontes der Stheneboia,623 nachdem ihn der Sklave bereits als Bellerophontes der gleichnamigen Euripides-Tragödie eingeführt hatte.624 Dabei identifiziert er seinen Mistkäfer erneut mit dem geflügelten Pferd und erhöht ihn durch die Gleichsetzung.625 Da der Plan des Helden in der Stheneboia aufgehen wird, deutet Trygaios mit der Anspielung seinen baldigen Abflug und den künftigen Erfolg an. In diesen Versen erscheint er nicht als Protagonist des Bellerophontes, der bei seinem Flug abgestürzt war, sondern als Bellerophontes der Stheneboia, der am Ende triumphiert hat. Durch die Wahl seiner Worte macht Trygaios seine Töchter ausserdem zu Stheneboia. Die Ähnlichkeit dieser Figuren in der jeweiligen Handlung besteht darin, dass sich beide vor dem Antritt einer Reise fürchten: Stheneboia hält den Weg vorbei am Kragos für gefährlich; die Töchter haben in Pax 114–118 ihrer Sorge über die Himmelsreise des Vaters Ausdruck verliehen. Im Unterschied zur Stheneboia werden die Kinder des Trygaios jedoch nicht mitreisen. Dennoch ist das Mitlesen des weiteren Kontextes der Tragödie interessant: Bellerophontes hat diese Worte vor dem Aufbruch zur Reise gesprochen, auf der er seine Begleiterin umbringen wird. Seine Zuneigung zu ihr hat er nur vorgegeben, damit sie ihm folgt. Dadurch fällt auch auf Trygaios’ Liebe zu seinen Töchtern ein komisches Licht: Durch die Anspielung deutet er an, dass seine Kinder noch mehr als eine Ohrfeige zu erwarten haben (vgl. Pax 122f.). Den mit Euripides-Tragödien vertrauten Töchtern hätte der Vers auch als Drohung in den Ohren liegen können. Doch sie gehen nicht weiter darauf ein und fragen nach dem Grund, warum er gerade einen Mistkäfer anspanne, um zu Zeus zu fliegen (127f.). Indem sie das Tier als Mistkäfer ansprechen, unmittelbar nachdem Trygaios von seinem geflügelten Pferd gesprochen hatte, scheinen die Töchter der Realität näher zu sein und den Vater als verrückt darzustellen.626 Auch seine Antwort mit der Äsop-
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Vgl. COLLARD/CROPP/LEE 1995, 96. Vgl. dazu auch FRANCO 1988, 225f. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1 und Schol. Ar. Pax 126c zu πῶλος: ἤγουν ὁ κάνθαρος. Vgl. dazu TAAFFE 1993, 38.
112
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Fabel werden sie für eine unglaubhafte Geschichte (131) halten627 und sich somit als intellektuell überlegen erweisen.628 2.6.4 Ar. Pax 135–139 ΠΑ.
οὔκουν ἐχρῆν σε Πηγάσου ζεῦξαι πτερόν, ὅπως ἐφαίνου τοῖς θεοῖς τραγικώτερος; ἀλλ’, ὦ µέλ’, ἄν µοι σιτίων διπλῶν ἔδει· νῦν δ’ ἅττ’ ἂν αὐτὸς καταφάγω τὰ σιτία, τούτοισι τοῖς αὐτοῖσι τοῦτον χορτάσω.
ΤΡ.
Kind:
Hättest du folglich nicht den Flügel des Pegasos aufzäumen müssen, damit du den Göttern tragischer erschienest? Trygaios: Aber, meine Liebe, das würde doppelte Nahrung brauchen. Nun aber werde ich mit eben dem, was ich selbst an Nahrung verspeise, diesen mästen.
Eur. Bell. fr. 306
ἄγ’, ὦ φίλον µοι Πηγάσου ταχὺ πτερόν.
Auf, mein lieber, schneller Flügel des Pegasos!
Intertextualitätssignal(e): Die Töchter fragen Trygaios in Pax 135f., ob es nicht nötig wäre, anstelle des Mistkäfers „den Flügel des Pegasos aufzuzäumen“, damit er „den Göttern tragischer“ erscheine. τραγικώτερος – „‚more like a tragic hero‘, with overtones of ‚more dignified‘“ –629 thematisiert Literatur und ist somit als explizites Intertextualitätssignal zu werten. Mit der Erwähnung des geflügelten Pferdes wird dabei ein Hinweis auf den Referenztext gegeben. Pegasos ist das Pferd von Bellerophontes, Bellerophontes ist der Held der gleichnamigen Tragödie des Euripides. Die stilistische Inkongruenz in Pax 135 mit dem Versende Πηγάσου ζεῦξαι πτερόν erweist sich ausserdem als implizites Intertextualitätssignal zu einer konkreten Stelle aus dem Bellerophontes und zwar zu fr. 306, auf das bereits in Pax 76 angespielt wurde.630
___________________________ 627
628 629 630
Vgl. dazu Kapitel 2.4. In der intertextuellen Lektüre zu Pax 140 (vgl. Kapitel 2.6.5) wird die Lesart bevorzugt, nach der die Töchter durch eine Anspielung auf dieselbe Szene der Stheneboia die ihnen von Trygaios zugewiesene Rolle übernehmen. Vgl. dazu auch Kapitel 2.6.2. OLSON 1998 ad loc. Vgl. auch GELZER 1970, 1455,20–27 und DALFEN 1972, 79f. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1. Insbesondere die Bezeichnung des Pegasos durch eine Periphrase mit πτερόν und Genitiv passt nicht in die Normalsprache der Komödie (vgl. dazu Anm. 527). Zur erneuten Anspielung auf dieses Euripides-Fragment vgl. auch RAU 1967, 95. In Kapitel 4.2 wird dagegen argumentiert, in Pax 135 auch eine Anspielung auf Pindar zu sehen.
2.6 Euripides
113
Intertextuelle Lektüre: In den Versen 127–134 hat Trygaios die Wahl eines Mistkäfers als Transportmittel in den Himmel durch eine äsopische Fabel begründet (vgl. Kapitel 2.4). Die Töchter haben seine Erzählung vom Adler und vom Mistkäfer bereits als unglaubwürdig bezeichnet (Pax 131f.) und fragen ihren Vater nun, ob es nicht klüger wäre, auf dem Pegasos zu fliegen, um den Göttern tragischer zu erscheinen. Die jambischen Trimeter in Pax 124–135 enthalten viele für die Tragödie typische Ausdrücke und keine einzige Auflösung in zwei Kürzen.631 Dass gerade τρᾰγῐκώτερος, das einen expliziten Dialog mit der Schwestergattung führt, die erste für Komödien so typische Auflösung enthält, hat einen komischen Effekt632 und bereitet die Pointe in Trygaios’ Antwort vor. In Kapitel 2.6.1 wurde gezeigt, dass die Töchter des Trygaios in ihrer Funktion als Personen, die den Vater von einem gefährlichen Unterfangen abhalten möchten, im Glaukos des Bellerophontes eine Entsprechung gehabt haben könnten. Bei ihrem ersten Erscheinen treten sie jedoch als tragischer Mädchenchor aus dem Aiolos des Euripides auf.633 Indem sie nun in Pax 135 Bellerophontes’ Worte aus fr. 306 verwenden (besonders Πηγάσου … πτερόν), schlüpfen sie für kurze Zeit in die Rolle des Protagonisten dieser Tragödie. Dieser hat mit dem aufgerufenen Vers sein Pferd zum Abflug aufgefordert. 634 Die Frage der Töchter erweist sich als Frage des tragischen Helden an sein komisches Gegenüber. Sie fungieren in Pax 135f. als Sprachrohr der Figur, mit der Trygaios von Anfang an verglichen worden war.635 Soeben hatte Trygaios in Pax 126 noch selbst Worte des Bellerophontes ausgesprochen.636 Nun aber, da er von seinen Töchtern explizit auf die Tragödien-Figur hingewiesen und gefragt wird, ob er es ihm gleichtun wolle, verweigert er eine Nachahmung seiner Taten. Trygaios darf gerade nicht τραγικώτερος werden, da seine Handlung sonst als Hybris ausgelegt werden könnte und zum Scheitern verurteilt wäre. 637 Die tragische Folie des Bellerophontes wird zwar ständig aufgerufen, doch der Protagonist des Friedens setzt sich auch immer wieder dezidiert von ihr ab. Trygaios geht nicht explizit auf die Begründung der Töchter ein, dass er durch Pegasos tragischer erscheinen könnte. Indem er aber komödientypischen, skato-
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636 637
Vgl. dazu RAU 1967, 93–96, OLSON 1998 ad loc. und mein Kapitel 2.4. Vgl. OLSON 1998 ad loc. Zur metatheatralischen Aussage über die Tragödie hier vgl. auch SLATER 2002, 9.117 und RUFFELL 2011, 344f. Vgl. Pax 114–118 mit Kapitel 2.6.2. Zur Kontextualisierung von Eur. fr. 306 vgl. Kapitel 2.6.1. Noch vor seinem eigentlichen Auftritt hatte der Sklave in Pax 76 einen Ausspruch des Trygaios zitiert, in dem dieser selbst auf Eur. fr. 306 angespielt und sich mit Bellerophontes identifiziert hatte (vgl. dazu Kapitel 2.6.1). Vgl. dazu Kapitel 2.6.3. Zur Hybris eines Flugs in den Himmel vgl. Anm. 549.
114
2. Literarische Anspielungen im Frieden
logischen Humor zum Besten gibt, antwortet er auf ihren Vorschlag indirekt.638 Durch seine Erklärung, er könne sich durch die Wahl des Mistkäfers den Proviant sparen, da dieser jeweils esse, was er selbst zuvor verspeist und wieder von sich gegeben habe, bestätigt Trygaios seinen Status als komischer Held. Warum sollte er auch auf „Bellerophontes’“ Rat hören? Der tragische Protagonist war abgestürzt, sein Unterfangen tragisch gescheitert. Trygaios’ Wahl des Transportmittels richtet sich somit auch gegen die durch die Tragödie zur Verfügung gestellten Mittel für einen Flug in den Himmel und letztlich für die Stiftung von Frieden überhaupt. Unmittelbar vor Pax 135–139 haben die Töchter des Trygaios erklärt, dass sie Äsops Fabel vom Adler und vom Mistkäfer für unglaubhaft halten. Ein so übel riechendes Tier wie ein Mistkäfer könne nicht zu den Göttern gelangt sein. Mit dieser „Mythen“-Kritik haben sie sich intellektuell über ihren eigenen Vater gestellt und durch die Umkehrung der Rollen für Komik gesorgt.639 Die Töchter schreiben sich immer wieder in einen neuen intertextuellen Dialog ein. Ihre Rolle wird ständig neu besetzt und hat keine fixe Entsprechung in einem anderen Referenztext. In Pax 135–139 spielen sie den euripideischen Bellerophontes und erweisen sich dadurch als versierte Theatergängerinnen.640 Diese unübliche Konstellation hat ein noch grösseres Komik-Potential, wenn die Euripides-Anspielungen von Trygaios und seinen Töchtern verglichen werden. In Pax 76 hat der Sklave geschildert, dass sein Herr Eur. fr. 306 auch verinnerlicht habe („ὦ Πηγάσιόν µοι,“ φησί, „γενναῖον πτερόν …“). Die Anspielung der Töchter in Pax 135 (οὔκουν ἐχρῆν σε Πηγάσου ζεῦξαι πτερόν) ist mit seiner Beibehaltung des Genitivs jedoch näher beim Wortlaut des Fragments (ἄγ’, ὦ φίλον µοι Πηγάσου ταχὺ πτερόν). Der attische Bauer kennt den Bellerophontes zwar auch, doch seine Töchter erinnern sich besser an die genauen Formulierungen.641 Da ζεῦξαι in Pax 135 ebenfalls eine Entsprechung in der Tragödie des Euripides gehabt haben könnte,642 wäre es möglich, dass die Worte der Töchter noch weitere intertextuelle Spuren enthalten, und ihre Kenntnis des Referenztextes noch stärker zum Ausdruck kam, als dies heute noch fassbar ist. 2.6.5 Ar. Pax 140–149 ΠΑ. ΤΡ.
τί δ’, ἢν ἐς ὑγρὸν πόντιον πέσῃ βάθος; πῶς ἐξολισθεῖν πτηνὸς ὢν δυνήσεται; ἐπίτηδες εἶχον πηδάλιον, ᾧ χρήσοµαι·
___________________________ 638
639 640 641 642
Man beachte mit OLSON 1998 ad loc. auch den Klang: „Note the long run of τ- and σ-sounds; content aside, 139 is clearly intended to sound absurd.“ Zu skatologischem Humor vgl. meine Anm. 446. Vgl. dazu Kapitel 2.4. Vgl. dazu TAAFFE 1993, 38f. Vgl. zur intellektuellen Überlegenheit der Töchter auch mein Kapitel 2.6.3. Vgl. dazu COLLARD/CROPP/LEE 1995, 119.
2.6 Euripides
115
τὸ δὲ πλοῖον ἔσται Ναξιουργὴς κάνθαρος. λιµὴν δὲ τίς σε δέξεται φορούµενον; ἐν Πειραιεῖ δήπου ’στὶ Κανθάρου λιµήν. (145) ἐκεῖνο τήρει, µὴ σφαλεὶς καταρρυῇς ἐντεῦθεν, εἶτα χωλὸς ὢν Εὐριπίδῃ λόγον παράσχῃς καὶ τραγῳδία γένῃ. ἐµοὶ µελήσει ταῦτά γ’. ἀλλὰ χαίρετε.
ΠΑ. ΤΡ. ΠΑ. ΤΡ. Kind:
Und was ist, wenn er [sc. der Mistkäfer] in die feuchte Meerestiefe fällt? Wie wird er mit seinen Flügeln entkommen können? Trygaios: Ich habe ein dafür vorgesehenes Steuerruder (er zeigt auf seinen Phallos), das ich gebrauchen werde. Und mein Gefährt wird ein in Naxos gefertigtes Käferboot sein. Kind: Und welcher Hafen wird dich aufnehmen, wenn du herumgeworfen wirst? Trygaios: (145) Im Piräus gibt es doch den Käferhafen. Kind: Beachte dies, dass du nicht abgeworfen wirst, von dort niederstürzt und dann als Lahmer eine Geschichte für Euripides bietest und zur Tragödie wirst. Trygaios: Lasst das meine Sorge sein. Und jetzt, lebt wohl! (Kinder und Sklave B gehen ins Haus)
Trag. adesp. fr. 60 (Eur. Sthen.?)643
τί δ’, ἢν ἐς ὑγρὸν πόντιον πέσῃ βάθος;
Und was ist, wenn er [sc. Pegasos] in die feuchte Meerestiefe fällt?
Intertextualitätssignal(e): Der Vers 140 weicht stilistisch in mehrfacher Hinsicht von der Normalsprache der aristophanischen Komödie ab: Vor einem Vokal ist der Gebrauch von ἐς anstelle von εἰς ungewöhnlich;644 die Verwendung des Simplex (πέσῃ) für das Kompositum (ἐµπέσῃ) und die Periphrase ἐς ὑγρὸν πόντιον … βάθος deuten auf eine Erhöhung der Tonlage und einen Dialog mit Tragödiendichtung hin.645 Eine Untersuchung der Metrik führt zu ähnlichen Hin___________________________ 643
644 645
Die Zuschreibung des Fragments und die hier angenommene Sprecherin Stheneboia werden während der intertextuellen Lektüre begründet. Das Komma bei τί δ’, ἤν wurde in Anlehnung an den Druck von Pax 140 eingefügt. Vgl. dazu DINDORF 1837 ad loc.; VAN HERWERDEN 1897 ad loc.; VAN LEEUWEN 1906 ad loc.; PRATO 1955, 112; WILLI 2002, 116. Zu simplex pro composito hier vgl. PORSON 21820 ad Eur. Hec. 1010 (= Eur. Hec. 1025 in der Ausgabe von DIGGLE: ἐς ἄντλον πεσών); KANNICHT/SNELL 1981 ad adesp. fr. 60; AUSTIN/OLSON 2004 ad Thesm. 1122 (πεσεῖν ἐς εὐνὴν καὶ γαµήλιον λέχος). RAU 1967, 95 nennt ἐς ὑγρὸν πόντιον … βάθος zu Recht eine „typisch trag. Periphrasis“: Vgl. neben den Ausführungen zu Pax 76 (Πηγάσιόν µοι … γενναῖον πτερόν) in Kapitel 2.6.1 besonders Eur. Andr. 794f. (ἄξενον ὑγρὰν / ἐκπερᾶσαι ποντιᾶν Ξυµπληγάδων); Eur. Hel. 1209 (ὑγροῖσιν ἐν κλυδωνίοις ἁλός); Eur. Med. 1297 (ἐς αἰθέρος βάθος); [Eur.?] Rhes. 112 (κοῖλον αὐλώνων βάθος); Eur. Tro. 1f. (ἥκω λιπὼν Αἰγαῖον ἁλµυρὸν βάθος / πόντου Ποσειδῶν); [Aischyl.?] Prom. 1029
116
2. Literarische Anspielungen im Frieden
weisen: Das Fehlen einer Auflösung und insbesondere die Positionsbildung von γρ- in Pax 140646 sind als metrische Inkongruenzen zu werten, die sich durch eine Anspielung auf eine Tragödie erklären liessen. Da die Frage nach einem konkreten Referenztext schwierig zu beantworten ist, wird sie im Verlauf der intertextuellen Lektüre ausführlich diskutiert. Die Einleitung τί δ’, ἤν in Pax 140 ist sowohl bei Aristophanes (vgl. z. B. Nub. 1083.1444; Vesp. 524) als auch in Tragödien (vgl. z. B. Eur. El. 978; Heraclid. 1020) verbreitet und spricht nicht dagegen, dass der ganze Vers zur intertextuellen Spur gehört. In Pax 141 ist keine Abweichung von der Normalsprache auszumachen: Das Verb ἐξολισθεῖν ist auch sonst bei Aristophanes belegt, und die Formulierung scheint ausschliesslich für den Mistkäfer der Komödie denkbar zu sein. 647 In der Warnung der Töchter in Pax 146–148, Trygaios könnte bei seinem Flug abstürzen, „als Lahmer eine Geschichte für Euripides bieten“ und „zur Tragödie werden“, wird durch die Erwähnung des Dichters (Euripides) und seines Produkts (Tragödie) Literatur thematisiert. Das explizite Signal ohne intertextuelle Spur verweist aufgrund des Kontextes im Frieden und aufgrund des Inhalts der Verse auf den Bellerophontes.648 Intertextuelle Lektüre: Die Inkongruenzen in Pax 140 deuten auf einen literarischen Dialog mit Tragödiendichtung hin. In den Scholien werden zwei Möglichkeiten genannt, auf welchen Sturz ins Meer sich die Frage der Töchter beziehen könnte. Entweder sei an Ikaros zu denken649 oder an den Bellerophontes der euripideischen Stheneboia, der die Titelheldin nach der Tötung der Chimäre mit seiner Liebe getäuscht, auf den Pegasos gesetzt und ins Meer geworfen habe.650 ___________________________
646
647
648 649 650
(Ταρτάρου βάθη). Man beachte mit VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 140 zudem das stilistisch erhöhende Adjektiv ὑγρόν zur Beschreibung der Meerestiefe. Zur Positionsbildung in ὑγρόν vgl. KOPP 1886, 250; DOVER 1968b, 828; OLSON 1998 ad loc. Generell zur in der Komödie üblichen „correptio Attica“ vgl. WEST 1982, 16f. und SNELL 52010, 66f. Zu ἐξολισθεῖν vgl. mit RAU 1967, 95 die Belege Ar. Equ. 491 und Eccl. 286. SELLNER 1910, 60 vermutete auch in Pax 141 eine Tragödien-Anspielung. In Fragmentsammlungen wie NAUCK 21889 (adesp. fr. 60) oder KANNICHT/SNELL 1981 (adesp. fr. 60) wurde jedoch zu Recht lediglich Pax 140 aufgenommen (vgl. zu dieser Frage auch CLARK 1998, 65 Anm. 38 und ausserdem OLSON 1998 ad loc. dazu, dass die Formulierung nur zu einem Mistkäfer passt). Vgl. Schol. Ar. Pax 147 und das im Fliesstext Folgende. Bellerophontes wurde bereits in Ar. Ach. 426f. als lahme Figur dieser Euripides-Tragödie erwähnt. Schol. Ar. Pax 141b.α: τοὺς τραγικοὺς παίζει διὰ τὰ περὶ Ἰκάρου λεγόµενα. Schol. Ar. Pax 141b.β: διαβάλλει τὰ περὶ Ἰκάρου παρὰ τῶν τραγικῶν λεγόµενα. Schol. Ar. Pax 141b: ἢ ἐπεὶ δοκεῖ ὁ Βελλεροφόντης τὴν τοῦ Προίτου γυναῖκα µετὰ τὴν τῆς Χιµαίρας ἀναίρεσιν ἐπανελθὼν εἰς Κόρινθον ἀπατῆσαι ὡς ἕξων γυναῖκα, καὶ ἐπιβιβάσας τοῦ Πηγάσου εἰς µέσην ῥῖψαι τὴν θάλασσαν. KANNICHT 2004 hat das Scholion als Eur. Sthen. test. ii b1 aufgenommen (vgl. zu dieser Episode der Tragödie auch test. ii a,21–29 aus der Hypothesis).
2.6 Euripides
117
Diese Unsicherheit und das Fehlen von Versen aus dem unmittelbaren Kontext deuten darauf hin, dass die Zuschreibung bereits in der Antike unklar war.651 Es überrascht deshalb nicht, dass in der modernen Forschung drei weitere Ansichten vertreten werden: Der Vers habe zwar tragische Merkmale, sei aber als Systemreferenz zu werten und spiele auf keinen Einzeltext an;652 Pax 140 stamme aus einer Tragödie, welche sich jedoch nicht mehr bestimmen lasse;653 es handle sich um eine weitere Anspielung auf den Bellerophontes des Euripides.654 Kaum ein Forscher folgt der ersten Vermutung in den Scholien und bezieht Pax 140 auf den Sturz des Ikaros.655 Obwohl dieser Mythos bis zum 4. Jh. nur selten belegt ist,656 könnte Ikaros in den Kretern des Euripides eine Rolle gehabt haben.657 Nach Anspielungen auf Aiolos, Stheneboia und Bellerophontes im unmittelbaren Umfeld wäre ein intertextueller Dialog mit einer weiteren Tragödie des Euripides durchaus denkbar.658 Da Bellerophontes und seine Flüge auf dem Pegasos im Prolog des Friedens jedoch ständig präsent sind, vermag ein Bezug auf den Sturz des Ikaros nach heutiger Beleglage nicht zu überzeugen. Dass Pax 140 dennoch als Anspielung auf eine Euripides-Tragödie zu werten ist, legt nicht nur die ständige Verhandlung seiner Stücke im Dialog zwischen Trygaios und seinen Töchtern nahe, sondern auch die Tatsache, dass seine Kinder das Gespräch unmittelbar anschliessend wieder auf Euripides lenken und den Dichter hierbei sogar beim Namen nennen (Pax 146–148). Ich möchte demnach nicht nur die Ansicht ablehnen, Pax 140 enthalte keine intertextuelle Spur, sondern auch über die vorsichtige Haltung hinausgehen, hier ein adesp. fr. anzusetzen.659 Wenn Pax 140 auf einen Flug des Bellerophontes bezogen wird, kommen zwei Episoden aus zwei verschiedenen Euripides-Tragödien in Frage. 660 Am nahe___________________________ 651 652 653 654 655
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Im Unterschied zu Pax 140 haben die Scholien in früheren Versen des Prologs die relevanten Referenztexte überliefert (vgl. Schol. Ar. Pax 76b.114e.119a.126a). VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 140; RAU 1967, 95 (als Möglichkeit). NAUCK 21889 adesp. fr. 60; PRATO 1955, 112; KANNICHT/SNELL 1981 adesp. fr. 60. PORSON 21820 ad Eur. Hec. 1010; VAN LEEUWEN 1876, 134; PLATNAUER 1964 ad Pax 140f. Eine Ausnahme ist DINDORF 1837 ad Pax 140; RAU 1967, 95 lässt die Möglichkeit immerhin offen. VAN DE SANDE BAKHUYZEN 1877, 73 und SELLNER 1910, 60 lehnen einen Bezug auf den Sturz des Ikaros ab, nennen jedoch keine Argumente. MEINEKE 1867, 188 („Atqui Icari fabula a nullo unquam poeta tragico in scenam commissa est.“) liegt vermutlich falsch (vgl. das Folgende). Vgl. dazu GANTZ 1993, 274. Vgl. dazu COLLARD/CROPP/LEE 1995, 55; JOUAN/VAN LOOY 2000, 314–317; COLLARD/CROPP 2008a, 531f. Zum Aiolos vgl. Kapitel 2.6.2; zur Stheneboia vgl. Kapitel 2.6.3; zum Bellerophontes vgl. Kapitel 2.6.1 und 2.6.4. Vgl. dazu adesp. fr. 60 in NAUCK 21889 und KANNICHT/SNELL 1981. CLARK 1998, 65 erwägt zunächst auch einen Bezug zu Bellerophontes’ erstem Flug in der Stheneboia (zu Iobates), spricht sich dann aber selbst dagegen aus. Die Mehrheit der Forscher geht zwar davon aus, dass dieser Flug auch zur Handlung der
118
2. Literarische Anspielungen im Frieden
liegendsten ist es, der zweiten Angabe in den Scholien zu folgen und an seinen Flug mit Stheneboia im gleichnamigen Drama zu denken, währenddessen er die Titelheldin ins Meer warf und umbrachte. 661 Wie in Pax 126 ist nach dieser Lesart neben die korrekte Information eine falsche Zuweisung in die Scholien gelangt.662 Dadurch wird in Pax 140 auf die gleiche Szene wie in Pax 126 angespielt, wo Trygaios auf die Frage seiner Töchter mit den Worten des Bellerophontes geantwortet hat. Die ängstliche Frage τί δ’, ἢν ἐς ὑγρὸν πόντιον πέσῃ βάθος; ist im Mund der Stheneboia gut denkbar, da sie im zuvor aufgerufenen fr. 669 auf die Gefahren des lykischen Gebirges hinweist.663 Die Töchter nehmen mit Pax 140 die Rolle der Stheneboia auf, in die sie ihr Vater in Pax 124–126 hineingedrängt hat. Im Unterschied zur tragischen Figur müssen sie jedoch nicht davon überzeugt werden, selbst an der Reise teilzunehmen. Deshalb könnte ihr Widerstand auch kürzer gedauert haben als derjenige der Stheneboia. In ihrer vorherigen Frage haben die Töchter mit der Anspielung auf Eur. Bell. fr. 306 und der Erwähnung der Götter den Flug aus dem Bellerophontes ins Spiel gebracht.664 Deshalb könnte adesp. fr. 60 auch aus der gleichen Szene wie Eur. fr. 306, auf das in Pax 76 und 135 angespielt wurde, stammen.665 Glaukos könnte die Frage τί δ’, ἢν ἐς ὑγρὸν πόντιον πέσῃ βάθος; an seinen Vater gerichtet haben, um ihn von seinem Flug in den Himmel abzuhalten.666 Allerdings wäre dann sehr auffällig, dass ein Hinweis auf den korrekten Referenztext in den Scholien fehlt. Ausserdem wird im Prolog des Friedens auch sonst laufend auf andere Stücke des Euripides angespielt, und der Dialog mit dem Bellerophontes unmittelbar vor und unmittelbar nach Pax 140 hat bei der Beurteilung des Referenztextes wenig Gewicht.667 Die Töchter des Trygaios waren zunächst wie der Mädchenchor aus dem Aiolos (vgl. Kapitel 2.6.2) aufgetreten, wurden später mit Stheneboia gleichgesetzt (vgl. Kapitel 2.6.3) und hatten in Pax 135f. den Part des Bellerophontes übernommen (vgl. Kapitel 2.6.4). Sowohl mit der Annahme einer Stheneboia- als auch mit der Annahme einer Bellerophontes-Anspielung zeigen sie in Pax 140 ___________________________
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Tragödie gehörte (vgl. dazu meine Anm. 515), es findet sich jedoch kein Hinweis auf ein Gespräch des Bellerophontes mit einer anderen Figur, in dem Pax 140 hätte geäussert werden können. Das Fragment wurde oft der Stheneboia zugeschrieben, vgl. MEINEKE 1867, 188; MURRAY 1891, 22; SELLNER 1910, 60; ZÜHLKE 1961, 221; OLCOTT 1973, 92 Anm. 1; CLARK 1998, 65 mit Anm. 38; SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 140 (vgl. auch RAU 1967, 95; JOUAN/VAN LOOY 2002, 13 Anm. 27; COLLARD/CROPP 2008b, 125). Vgl. den Abschnitt zum Intertextualitätssignal in Kapitel 2.6.3. Vgl. dazu Kapitel 2.6.3. Vgl. dazu Kapitel 2.6.4. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1 und 2.6.4. Von der Figurenkonstellation her hatten die Töchter des Trygaios dem Sohn des Bellerophontes von Anfang an entsprochen (vgl. dazu Kapitel 2.6.1). Vgl. dazu die Kapitel 2.6.4 und 2.6.6.
2.6 Euripides
119
erneut ihre versatile Rolle und ihre Vertrautheit mit Euripides.668 Durch die Anfügung einer zweiten Frage in Pax 141, die sich inhaltlich nur auf einen Mistkäfer beziehen kann,669 wird zudem ihre Fähigkeit angedeutet, literarische Texte in einen neuen Kontext einzufügen. Stheneboia liess sich von Bellerophontes überzeugen, wurde jedoch während des Flugs abgeworfen. Trygaios wird den Himmel unbeschadet erreichen und Frieden stiften, ohne dass er den Töchtern etwas Vergleichbares antut. Dieser Gegensatz zwischen dem Fortgang in der Tragödie und in der Komödie ist nicht explizit ausgeführt, wird jedoch durch die Antwort des Trygaios auf die Frage seiner Töchter angedeutet. Was auch immer Bellerophontes geantwortet hat, es waren sicherlich andere Worte als diejenigen des Trygaios, und die Diskrepanz zum Referenztext wirkt auch ohne Kenntnis des erweiterten Tragödien-Kontextes komisch. Trygaios beantwortet die beiden Fragen mit einem Hinweis auf seinen Phallos, den er nach einem Absturz als Steuerruder benutzen könne.670 Indem Trygaios auf sein Glied zeigt, durchbricht er die tragische Stilhöhe und liefert eine Pointe:671 Der komödientypische Phallos helfe gegen die tragödientypische Gefahr für einen Bellerophontes. 672 Die Absetzung von der in einen intertextuellen Dialog eingebundenen Gattung wird in Pax 143 weitergeführt, wo Trygaios ein weiteres Mal die Vorzüge seines geflügelten Käfers gegenüber Pegasos hervorhebt.673 Weil κάνθαρος auch eine Bezeichnung für ein Boot ist, könne er ihn nach einem Absturz als solches benutzen.674 Ausserdem verhilft ein Hafen im Piräus mit dem Namen Κάνθαρος Trygaios zu einer Antwort auf die nächste kritische Frage seiner Töchter in Pax 144: λιµὴν δὲ τίς σε δέξεται φορούµενον;675 Durch diese Entgegnungen betont der Protagonist des Friedens auch generell die Vorzüge seiner Gattung gegenüber den beschränkten Mitteln einer Tragödie.676 ___________________________ 668 669 670
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675 676
Vgl. dazu Kapitel 2.6.2 und 2.6.4. Vgl. dazu Anm. 647. Zu πηδάλιον in Pax 142 als Phallos vgl. Schol. Ar. Pax 142 (τὸ αἰδοῖον δείκνυσι παίζων) sowie PLATNAUER 1964 ad loc.; SOMMERSTEIN 1985 ad loc.; HENDERSON 2 1991, 123; OLSON 1998 ad loc. Man beachte auch die komödientypischen Auflösungen in Trygaios’ Trimetern im Unterschied zu den beiden Versen 140f. der Töchter. Vgl. dazu MÖLLENDORFF 1995a, 205 mit Anm. 189. Vgl. dazu auch Kapitel 2.4. Zu Ναξιουργὴς κάνθαρος als „in Naxos gefertigtes Käferboot“ vgl. SOMMERSTEIN 1985 und OLSON 1998 ad loc. VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 143 vermutete, dass Trygaios hier ein Trinkgefäss hochhält und mit einer weiteren Bedeutung von κάνθαρος spielt. Für diese Inszenierungsmöglichkeit gibt es jedoch keinen Hinweis im Text. Das goldene Gefäss, welches Trygaios bereits dabei haben könnte, da er es in Pax 423-425 Hermes als Bestechung schenkt, wird in Pax 431 φιάλη genannt. Zu diesem Hafen vgl. OLSON 1998 ad loc. Vgl. zu diesem Aspekt auch Kapitel 2.6.4.
120
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Nach den beiden Fragen in Pax 140f. und 144 warnen die Töchter Trygaios davor, dass er abgeworfen werden könnte, dadurch Euripides eine Geschichte bieten und zur Tragödie werden würde. Der Vater solle sich demnach davor hüten, das gleiche Schicksal wie Bellerophontes zu erleiden. Dieser war nach seinem Sturz von Pegasos noch einmal lahm auf die Bühne gekommen.677 Die Töchter sprechen in Pax 146–148 nicht mehr mit der Stimme einer Tragödienfigur, sondern äussern ihre Bedenken als besorgte Kinder einer Komödie: Als solche machen sie sich nicht darüber Sorgen, dass der Vater sterben könnte,678 sondern das Schlimmste für sie wäre, wenn er dem Dichter Euripides eine Vorlage für eine tragische Figur liefern würde. Die zentrale Pointe liegt hier darin, dass athenische Kinder am meisten fürchten könnten, dass ihr Vater zur Inspirationsquelle für Euripides werden könnte. Aristophanes hat Euripides wiederholt als χωλοποιός beschrieben:679 In den Acharnern erscheint Euripides mithilfe des Ekkyklemas liegend auf der Bühne,680 weshalb es Dikaiopolis nicht erstaunt, dass dieser immer lahme Figuren kreiert, wenn er beim Dichten die Füsse in die Höhe streckt (Ach. 410f.); 681 Euripides’ Verwandter möchte in Thesm. 22–24 von ihm lernen, lahm zu werden; ausserdem bezeichnet Aischylos seinen Tragödien-Konkurrenten in Ran. 846 direkt als χωλοποιός. Diese Verspottung passt zu anderen Stellen, wo Aristophanes thematisiert, dass Euripides alltägliche Dinge in seine Tragödien aufgenommen hat.682 Die Implikation scheint zu sein, dass solche Inhalte nur in Komödien zulässig bleiben sollen. Die Warnung der Töchter erinnert somit daran, dass der Frieden trotz aller Tragödien-Anspielungen eine Komödie ist:683 Dass gerade seine Kinder Trygaios davor warnen, eine tragische Figur zu werden, nachdem sie bei ihrem Auftritt ständig neue tragische Rollen besetzt hatten, zeigt zum Abschluss noch einmal auf, dass ihr Dialog mit der Tragödie komisch zu lesen ist. Dazu gehört auch in diesen Versen wieder, dass die Töchter eines athenischen Bauern eine vorzügliche Vertrautheit mit Euripides zeigen: Sie kennen nicht nur das Ende des Bellerophontes, sondern wissen auch, dass dieser Tragödiendichter wiederholt lahme Figuren auf die Bühne gebracht hat.684 Mit
___________________________ 677 678 679 680 681 682 683 684
Vgl. Schol. Ar. Pax 147 (= Eur. Bell. test. ii a) sowie meine Anm. 648. Da sich die Töchter in Pax 119–123 bewusst sind, dass sie von Trygaios versorgt werden, wäre dies eine naheliegende Sorge. Zum Ausdruck χωλοποιός vgl. Ar. Ran. 846. Vgl. OLSON 2002 ad Ach. 408f. Vgl. auch Ach. 426f., wo Bellerophontes als χωλός bezeichnet wird. Vgl. dazu SCHWINGE 2002, 10–14, der von „Verismus“ und „Realistik“ spricht. Vgl. dazu SILK 2000, 246 und RUFFELL 2011, 345f. Vgl. zu diesem Aspekt besonders TAAFFE 1993, 38f. und meine Kapitel 2.6.2–2.6.4.
2.6 Euripides
121
dem metatheatralischen Scherz gegen Euripides wird der Abschluss ihres Auftritts markiert.685 Trygaios zeigt in seiner Reaktion auf die Warnung der Töchter keine Bedenken darüber, dass er abstürzen und zur Tragödie werden könnte: ἐµοὶ µελήσει ταῦτά γ’ sagt er in Pax 149 und schickt seine Kinder ins Haus. Durch die im Unterschied zum vorherigen Gesprächsverlauf knappe und klare Antwort signalisiert er, dass er die Situation unter Kontrolle hat, und versucht, sich als souveräner Protagonist der Komödie zu erweisen. Indem die Tragödie derart thematisiert wird, ergibt sich auch eine Aussage über die Gattung selbst: Eine Komödie braucht keine wirklichen Bedenken zu haben, dass sie zur Tragödie werden könnte. Trygaios steht über Bellerophontes. Er hat für seinen Flug ein zuverlässigeres Tier ausgewählt als Pegasos und wird den Himmel erreichen. Bevor er auf dem Mistkäfer weiterfliegt, 686 versucht er noch, die einzige Gefahr abzuwenden, die sich mit seinem Transportmittel ergeben kann: Er fordert die Zuschauer in den Versen 150–153 dazu auf,687 den Mistkäfer nicht durch Fäkalien und deren Gerüche vom Flug abzulenken. Durch diesen skatologischen Humor ist der Rezipient für kurze Zeit definitiv in der Welt der Komödie zurück, doch mit Pax 154–156 wird er sogleich wieder auf einen literarischen Dialog mit einer Tragödie stossen. 2.6.6 Ar. Pax 150–156 (ΤΡ.)
ὑµεῖς δέ γ’, ὑπὲρ ὧν τοὺς πόνους ἐγὼ πονῶ, µὴ βδεῖτε µηδὲ χέζεθ’ ἡµερῶν τριῶν· ὡς εἰ µετέωρος οὗτος ὢν ὀσφρήσεται, κατωκάρα ῥίψας µε βουκολήσεται. ἀλλ’ ἄγε, Πήγασε, χώρει χαίρων, χρυσοχάλινον πάταγον ψαλίων (155) διακινήσας φαιδροῖς ὠσίν.
(Trygaios:) Ihr aber, für die ich dieses Leid erleide, furzt nicht und scheisst nicht drei Tage lang. Denn wenn dieser es in der Höhe riecht, wird er mich kopfüber abwerfen und weiden. (Trygaios erhebt sich auf dem Käfer wieder in die Höhe) Aber los, Pegasos, starte glücklich, (155) das goldzüglige Rasseln des Zaumzeugs heftig bewegend mit heiteren Ohren.
Eur. Bell. fr. 307
ἴθι, χρυσοχάλιν’, αἴρων πτέρυγας
___________________________ 685
686 687
Zum metatheatralischen Aspekt dieser Verse vgl. MUECKE 1977, 61f.; SILK 2000, 246; DOBROV 2001, 97; SLATER 2002, 117f. Zur Markierung des Gesprächsendes vgl. HALLIWELL 1980, 203f. Vgl. dazu Kapitel 2.6.6. Inhaltlich ist diese Aufforderung mit Pax 98–101 vergleichbar. Der Text wird im folgenden Kapitel abgedruckt.
122
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Auf, goldzügliger, deine Flügel erhebend
Intertextualitätssignal(e): Nach Pax 76 wird der Mistkäfer in Pax 154 zum zweiten Mal direkt mit Pegasos angesprochen. Diese stilistische Inkongruenz enthält einen Hinweis auf den Referenztext, da Pegasos das geflügelte Pferd des euripideischen Bellerophontes war. Auch der plötzliche Wechsel des Metrums vom jambischen Trimeter zum anapästischen Dimeter688 und die poetische Diktion689 erweisen sich als implizite Intertextualitätssignale zu Eur. Bell. fr. 307, das in den Scholien zu Pax 154 überliefert ist.690 Intertextuelle Lektüre: Trygaios weist das Publikum in Pax 150–153 darauf hin, dass der Mistkäfer durch die von ihm geschätzten Gerüche abgelenkt werden könnte. Wenn jemand „furzt“ oder „scheisst“, wirft der Mistkäfer seinen Reiter ab und beginnt zu „weiden“. Dieses letzte Wort in Pax 153 (βουκολήσεται) weist bereits auf die im nächsten Vers folgende Anrede des Mistkäfers als Pegasos voraus, da dieses Verb eigentlich nur von einem Pferd verwendet werden kann.691 Der Mistkäfer war schon während der Erläuterungen des Sklaven von Trygaios mit Pegasos verglichen worden (vgl. dazu Kapitel 2.6.1). Nun erwähnt Trygaios sein goldzügliges Zaumzeug, was einen starken Gegensatz zur eigentlichen Erscheinung eines solchen Tiers darstellt. Für einen komischen Moment wird der Mistkäfer zum Pegasos der Tragödie, für den eine solch exquisite Ausrüstung erwartet werden kann. Das aufgerufene fr. 307 aus dem Bellerophontes des Euripides stammt aus der gleichen Szene wie fr. 306, auf das in Pax 76 und 135 angespielt wurde.692 Beide Fragmente enthalten Äusserungen des Bellerophontes, in denen dieser Pegasos zum Flug in den Himmel antrieb. Während fr. 306 noch in jambischen Trimetern verfasst ist, deuten die Anapäste von fr. 307 darauf hin, dass der Reiter bereits in der Luft ist.693 Das erste Fragment könnte noch aus dem Gespräch mit seinem Sohn Glaukos stammen, der ihn von seinem Unterfangen abhalten wollte. 694 Diesen könnte er anschliessend – wie Trygaios seine Töchter – fortgeschickt ___________________________ 688 689
690
691 692 693 694
Zu den anapästischen Dimetern hier vgl. PRETAGOSTINI 1976, 202. Man beachte insbesondere die poetische Enallage bei „das goldzüglige Rasseln des Zaumzeugs“ für „das Rasseln des goldzügligen Zaumzeugs“ in Pax 155 (vgl. dazu PLATNAUER 1964 ad loc.). Generell zur poetischen Sprache hier vgl. auch PUCCI 1961, 328 und RAU 1967, 96f. Vgl. Schol. Ar. Pax 154d. Zu den Intertextualitätssignalen vgl. auch BONANNO 1990, 268f.; MASTROMARCO 1994, 149f. und 2006, 172; RUFFELL 2011, 319. In Kapitel 4.2 wird dagegen argumentiert, in Pax 155 auch eine Anspielung auf Pindar zu sehen. Vgl. OLSON 1998 ad loc. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1 und 2.6.4. Vgl. auch das in Anapästen verfasste fr. 308, das ebenfalls aus der Flugszene stammt. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1.
2.6 Euripides
123
haben und fr. 307 erst geäussert haben, als er allein auf der Bühne war und definitiv abflog. Während sich der Theaterkran mit Pax 154 wieder zu bewegen beginnt, 695 identifiziert sich Trygaios durch seine Anspielung mit dem tragischen Bellerophontes. Seine Verwandlung geschieht aber mit klaren Abgrenzungen: Trygaios spricht zwar im gleichen Metrum und verwendet für die Normalsprache der Komödie untypische Ausdrücke, er ändert den Wortlaut der Tragödie jedoch stark ab und übernimmt auf der lexikalischen Ebene ausschliesslich das Adjektiv χρυσοχάλινος. Mit Pax 156 verfällt er auch gleich wieder in ein absurdes Bild, indem er den Mistkäfer das Zaumzeug „mit heiteren Ohren“ bewegen lässt.696 Die Verse 157–176 sind primär von der Gefahr geprägt, welche von den Fäkalien ausgeht (vgl. bereits Pax 98–101 und 150–153). Dieser starke Kontrast zur Tragödienanspielung zu Beginn seines Abflugs wirkt komisch.697 In Pax 173 sagt Trygaios mit κοὐκέτι σκώπτων λέγω gleich selber, dass er vorher Spott getrieben habe, und bestätigt diese Lesart des Gegensatzes. Rückblickend ist auch Pax 153 mit κατωκάρα ῥίψας µε besonders komisch: Trygaios sagt, der Mistkäfer könnte ihn abwerfen, wenn er Fäkalien riecht und abgelenkt wird. Mit der unmittelbar folgenden Bellerophontes-Anspielung wird κατωκάρα ῥίψας µε auf das Schicksal des Bellerophontes bezogen, der während seines Flugs abgestürzt war. Die Verbindung skatologischen Humors und tragischer Anspielung beginnt demnach bereits hier. Wer noch etwas weiter zurückdenkt, entdeckt zudem eine typisch aristophanische Diskontinuität mit komischer Wirkung:698 Obwohl Trygaios in Pax 135–139 komisch begründet hat, warum er für seine Reise nicht Pegasos anspannen werde (vgl. Kapitel 2.6.4), setzt er seinen Mistkäfer weiterhin mit dem geflügelten Pferd gleich.
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Zur Bewegung des Theaterkrans hier vgl. OLCOTT 1973, 94–96 und OLSON 1998 ad Pax 154–172. Vgl. dazu SOMMERSTEIN 1985 ad loc.: „phaidros ‚bright, glad‘ is often applied in poetry to faces and eyes, but only a parodist could apply it to ears.“ Zudem könnte der Klang von Pax 154f. mit seinen Alliterationen komisch wirken: ἀλλ’ ἄγε, Πήγασε, χώρει χαίρων, / χρυσοχάλινον πάταγον ψαλίων. Zum Übergang von euripideischen zu skatologischen Versen nach Pax 154–156 vgl. PUCCI 1961, 329; RAU 1967, 97; OLCOTT 1973, 93f.; HUBBARD 1991, 142; MASTROMARCO 2006, 172. Die Verse 157–172 enthalten selbst auch tragische Ausdrücke und führen diesen Kontrast weiter (vgl. RAU 1967, 96f.). Zur Vermutung einer Einzeltextreferenz in Pax 160f. vgl. mein Kapitel 4.2. Zu Aristophanes’ „discontinuity“ vgl. SILK 2000 und ROBSON 2006, 40–44.
124
2. Literarische Anspielungen im Frieden
2.6.7 Ar. Pax 520–534699 ΤΡ.
ὦ πότνια βοτρυόδωρε, τί προσείπω σ’ ἔπος; πόθεν ἂν λάβοιµι ῥῆµα µυριάµφορον ὅτῳ προσείπω σ’; οὐ γὰρ εἶχον οἴκοθεν. ὦ χαῖρ’ Ὀπώρα, καὶ σὺ δ’, ὦ Θεωρία· οἷον δ’ ἔχεις τὸ πρόσωπον, ὦ Θεωρία, οἷον δὲ πνεῖς, ὡς ἡδὺ κατὰ τῆς καρδίας, (525) γλυκύτατον, ὥσπερ ἀστρατείας καὶ µύρου. µῶν οὖν ὅµοιον καὶ γυλιοῦ στρατιωτικοῦ; ἀπέπτυσ’ ἐχθροῦ φωτὸς ἔχθιστον πλέκος. τοῦ µὲν γὰρ ὄζει κροµµυοξυρεγµίας, ταύτης δ’ ὀπώρας, ὑποδοχῆς, ∆ιονυσίων, (530) αὐλῶν, τραγῳδῶν, Σοφοκλέους µελῶν, κιχλῶν, ἐπυλλίων Εὐριπίδου – κλαύσἄρα σὺ ταύτης καταψευδόµενος· οὐ γὰρ ἥδεται αὕτη ποητῇ ῥηµατίων δικανικῶν.
ΕΡ. ΤΡ.
ΕΡ.
Trygaios: O traubenschenkende Herrin, mit welchem Wort soll ich dich begrüssen? Woher könnte ich einen zehntausend Amphoren fassenden Ausdruck nehmen, mit dem ich dich begrüsse? Denn ich habe keinen auf Lager. Sei gegrüsst, Opora, und auch du, Theoria! Was du für ein Gesicht hast, Theoria, (525) und wie du duftest, wie angenehm für mein Herz, sehr süss, wie nach Kriegsdienstlosigkeit und Duftöl! Hermes: Etwa auch ähnlich wie nach einem Soldatentornister? Trygaios: Ich habe auf des verhassten Mannes verhasstestes Geflecht gespuckt. Denn bei diesem riecht es nach Zwiebelsauremaufstossen, (530) bei ihr aber nach Frucht, Gastfreundschaft, Dionysien, Doppelflöten, Tragöden, Sophoklesliedern, Drosseln, Euripidesverslein – Hermes: Du wirst gleich weinen, weil du über sie gelogen hast. Denn sie freut sich nicht über einen Dichter von Rechtsbegriffchen.
Eur. Tel. fr. 727700
ἀπέπτυσ’ ἐχθροῦ φωτὸς ἔχθιστον τέκος
Ich habe auf des verhassten Mannes verhasstestes Kind gespuckt ___________________________ 699
700
Das überlieferte ὦ Θεωρία wird in Pax 524 trotz des gleichlautenden Versendes in 523 beibehalten. Vgl. zur Argumentation OLCOTT 1973, 140f., MARZULLO 1983, SOMMERSTEIN 1985 ad loc., OLSON 1998 ad loc. und PÜTZ 2003, 33f.; anders etwa MASTROMARCO 1983, 101 und WILSON 2007a, der die Konjektur ὦ φίλη θεός von BLAYDES übernimmt und das Folgende auf die Friedensgöttin bezieht (vgl. auch WILSON 2007b, 106 dazu). Zur Zuweisung des Fragments zum Telephos vgl. den Abschnitt zum Intertextualitätssignal; zu Telephos als Sprecher vgl. die intertextuelle Lektüre.
2.6 Euripides
125
Intertextualitätssignal(e): Vers 528 des Friedens enthält mehrere stilistische Inkongruenzen: Das Verb ἀποπτύω, eig. „ausspeien“, ist nur hier in den Komödien des Aristophanes belegt.701 In der übertragenen Bedeutung „verabscheuen“ wird es in der Tragödie wiederholt verwendet; die Aoristform ἀπέπτυσα findet sich mehrmals bei Euripides.702 Die Wiederholung ἐχθροῦ … ἔχθιστον sowie die parallele Stellung von Genitivattribut und Objekt (ἐχθροῦ φωτὸς ἔχθιστον πλέκος) tragen zur stilistischen Erhöhung bei. Dies gilt auch für das nur in Ach. 454 und hier belegte πλέκος, das eine für Tragödien typische Bildung aufweist.703 In Bezug auf die Metrik fügt sich das Fehlen von Auflösungen in das durch die Untersuchung der Stilistik gewonnene Bild.704 Die Angabe in den Scholien, dass hier auf einen Vers des Euripides angespielt wird, erklärt diese Inkongruenzen und erweist sie als implizite Intertextualitätssignale. In Schol. Ar. Pax 528d heisst es: ἔστιν Εὐριπίδου ἐκ Τηλέφου ἢ Τληπολέµου· ἀπέπτυσ’ ἐχθροῦ φωτὸς ἔχθιστον τέκος. Eine Euripides-Tragödie mit dem Titel Tlepolemos ist sonst nirgends belegt. Der Telephos hingegen gehört zum Bezugshorizont mehrerer Komödien des Aristophanes.705 ἢ Τληπολέµου ist nach MEINEKE als Dittographie zu tilgen.706 Intertextuelle Lektüre: Unmittelbar vor Pax 520–534 wird die Bergung der Friedensgöttin (Pax 346–519) durch einen letzten Kraftakt abgeschlossen: Im Verlauf der Verse 517–519 erscheint ihre Statue auf der Bühne; hinter ihr treten zwei stumme weibliche Begleiterinnen heraus.707 Trygaios spricht die Friedensgöttin zunächst mit ὦ πότνια βοτρυόδωρε an, ist sich dann aber nicht sicher, ob dies korrekt ist, da es für ihre Bezeichnung nicht genügend Ausdrücke gebe (Pax 520–522). 708 Nach einer Begrüssung der beiden Begleiterinnen, die als Opora und Theoria identifiziert werden,709 wendet sich Trygaios ausführlich dem schönen Gesicht (524) und dem angenehmen Duft der Theoria zu.710 Hermes’ Frage, ___________________________ 701 702 703 704 705 706 707 708
709 710
Vgl. noch τὴν ἀπόπτυστον δρόσον in Equ. 1285 vom Vaginalsekret (vgl. SOMMER2 STEIN 1981 ad loc. und HENDERSON 1991, 145). Vgl. LSJ s. v. ἀποπτύω 2 mit KANNICHT 1969 ad Hel. 664 und PREISER 2000, 397f. Zu πλέκος vgl. VAN DE SANDE BAKHUYZEN 1877, 74; HOPE 1906, 92; PEPPLER 1918, 177; RAU 1967, 31.194; PREISER 2000, 393; MASTROMARCO 2006, 161 mit Anm. 52. Zum Fehlen einer Auflösung in Pax 528 vgl. auch OLSON 1998 ad loc. Vgl. dazu Anm. 72 und Anm. 503. Vgl. MEINEKE 1839, 385 mit Anm. 80 (mit vergleichbaren Beispielen) sowie PREISER 2000, 391 und KANNICHT 2004 ad Eur. fr. 727. Vgl. dazu NEWIGER 1965, 239f. und OLSON 1998 ad Pax 517–519. Zu hymnischen Elementen als Systemreferenzen in dieser Begrüssungsszene vgl. KLEINKNECHT 1937, 44 Anm. 1; HORN 1970, 90–92; HEBERLEIN 1980, 84–87; VANHAEGENDOREN 1996, 109f.; WILLI 2003, 31 Anm. 96. Zu diesen Personifikationen vgl. NEWIGER 1957, 108–111 und OLSON 1998 ad loc. Zum Thema der Gerüche im Frieden vgl. neben WHITMAN 1964, 109f. auch CAMEROTTO 2007, 143–145 und TORDOFF 2011, 177f., wo allerdings der griechische Text
126
2. Literarische Anspielungen im Frieden
ob sie auch nach Soldatentornister rieche, suggeriert aufgrund der Einleitung µῶν οὖν eine negative Reaktion.711 Trygaios antwortet darauf mit einer Anspielung auf den Telephos des Euripides. Abgesehen vom letzten Wort entsprechen sich Pax 528 und Eur. fr. 727 exakt. Am überzeugendsten ist die Ansicht, dass Telephos diese Worte über Agamemnon (= ἐχθροῦ φωτός) und seinen Sohn Orestes (= ἔχθιστον τέκος) äusserte, nachdem er Letzteren als Geisel genommen hatte.712 Der Protagonist der Tragödie brauchte Agamemnons Hilfe, um die Heilung seiner Wunde durch Achilleus zu erlangen. Zur Bekräftigung seiner Drohung, Orestes zu töten, könnte ein solcher Vers wirksam gewesen sein. Trygaios spricht sich demnach gegen das Soldatenleben mit Worten aus, welche bereits Telephos verwendet hatte, als er sich an Agamemnon wandte, der gerade daran war, die zweite kriegerische Expedition nach Troja vorzubereiten. Trotz dieser kontextuellen Ähnlichkeiten scheint die Anspielung nicht primär auf eine Gleichsetzung von Trygaios und Telephos abzuzielen. Ein Hinweis darauf kann in der unvollständigen Einbindung der intertextuellen Spur in den neuen Kontext gesehen werden: SOMMERSTEIN hat zu Recht darauf hingewiesen, dass im Frieden keine neue Besetzung von ἐχθροῦ φωτός auszumachen ist.713 Durch dieses Offenlassen der Frage, wer mit dem verhassten Mann gemeint ist, entsteht eine Distanz zwischen Text und Referenztext, welche gegen eine weitere Identifizierung von Trygaios und Telephos spricht. Die Pointe der Anspielung liegt vielmehr in der leichten Variation des Verses im letzten Wort von Pax 528. Trygaios verändert τέκος zum sehr ähnlich klingenden πλέκος und bezieht die Aussage dadurch nicht mehr auf ein Kind wie Orestes, sondern auf das Geflecht des Soldatentornisters. 714 In der Tragödie wurde dieser impulsive Vers vermutlich in einer der emotionalsten und ein___________________________
711 712
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714
(ὦ Θεωρία) und die Übersetzung („dear goddess“) nicht übereinstimmen (vgl. dazu meine Anm. 699). Vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 527. Diese Meinung vertreten u. a. HANDLEY/REA 1957, 37; JOUAN 1966, 239; WEBSTER 1967, 47; HEATH 1987b, 279; COLLARD/CROPP/LEE 1995, 47; PREISER 2000, 91.393– 397; JOUAN/VAN LOOY 2002, 104f. mit Anm. 44; KANNICHT 2004 ad Eur. fr. 727; MASTROMARCO 2006, 162; COLLARD/CROPP 2008b, 211. Es ist weniger wahrscheinlich, dass Klytaimnestra im Telephos solche Worte über ihren eigenen Mann und ihren eigenen Sohn sagte (so z. B. RAU 1967, 20 mit Anm. 6; ausführliche Argumentation dagegen bei COLLARD/CROPP/LEE 1995, 47 und PREISER 2000, 393–397). Zur Frage der Darstellung dieser Szene auf der Bühne vgl. Anm. 525. Vgl. SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 528 mit seiner etwas widersprüchlichen Kommentierung: „In their new context the words ‚that odious man’s‘ have lost all meaning, though they still contribute emphasis to the expression.“ Zu diesem Aspekt als Kern der Anspielung vgl. besonders RAU 1967, 14. Vgl. zudem mein Kapitel 1.5 mit Anm. 182.
2.6 Euripides
127
drücklichsten Szenen gesprochen.715 Indem Trygaios ihn nun auf den Alltagsgegenstand aus dem Soldatenleben überträgt, welches von ihm zurückgewiesen wird,716 entsteht eine komische Verzerrung, die lächerlich wirkt. Durch die Verwendung des tragödientypischen Wortes πλέκος717 inszeniert sich Trygaios nach seinen zahlreichen Anspielungen im Prolog der Komödie erneut als Kenner von Euripides, der einen Vers in der für die Tragödie üblichen Weise anpassen und in einen neuen Kontext überführen kann. Auch in der unmittelbaren Folge erweist sich Trygaios als Verehrer des Euripides: Dies geschieht in einer listenartigen Aufzählung, in der er dem üblen Geruch des Soldatentornisters (529)718 weitere angenehme Duftnoten der Theoria gegenüberstellt.719 Zu diesen gehören nicht nur Elemente des Theaters wie die Dionysien, Doppelflöten und Tragödienschauspieler (530f.), sondern auch Sophokleslieder, Drosseln und Euripidesverslein (531f.).720 Mit der Nennung der beiden Dichter eröffnet Trygaios einen intertextuellen Dialog durch eine explizit signalisierte Systemreferenz.721 Erneut wird der Protagonist des Friedens durch Hermes unterbrochen. Mit für Aristophanes typischem Spott gegen Euripides weist der Gott die Möglichkeit zurück, dass Theoria sich an dessen „Rechtsbegriffchen“ erfreut.722 Trygaios geht nicht auf diesen Einwand ein und fährt in 535– 538 mit seiner Liste der angenehmen Düfte fort, ohne jedoch erneut einen literarischen Aspekt zu thematisieren. Danach wird er endgültig unterbrochen, und die beiden werfen einen Blick vom Himmel herab auf die Erde, auf der sich mittlerweile der Frieden ausgebreitet hat.
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Plat. com. fr. 144 (τὸ Σποργίλου κουρεῖον, ἔχθιστον τέγος) könnte dafür sprechen, dass Eur. fr. 727 besonders bekannt wurde (vgl. dazu PIRROTTA 2009 ad loc.). Vgl. dazu RUFFELL 2011, 328. Vgl. dazu die Literaturangaben in Anm. 703. Zu κροµµυοξυρεγµίας (aus κρόµµυον und ὀξυερεγµία) in Pax 529 vgl. OLSON 1998 ad loc.: „i. e. ‚the acidic belching of men living on a soldier’s diet‘.“ Vgl. SLATER 2002, 123f. mit Anm. 35 zur Erklärung, warum Theoria nach den hier genannten Düften riecht (gegen OLSON 1998 ad loc., der ταύτης in Pax 530 „somewhat loose“ auf die Friedensgöttin selbst bezieht). Generell zu dieser Liste vgl. auch RECKFORD 1987, 5–7 und SILK 2000, 155f. Die Erklärung von ἐπυλλίων durch DOBROV 2001, 97 als „miniature epic“ ist nicht überzeugend. Vgl. zu diesem Begriff hier CASSIO 1985a, 70 Anm. 2; OLSON 1998 ad Pax 532; WILLI 2003, 90; BETA 2004, 133; TILG 2012, 29. Es gibt keinen Grund, Σοφοκλέους µελῶν in Pax 531 auf einen Einzeltext zu beziehen. In Schol. Ar. Pax 531b ist die Meinung genannt, es handle sich um eine Anspielung auf Soph. fr. 278 aus dem Inachos (εὐδαίµονες οἱ τότε γέννας / ἀφθίτου λαχόντες / θείας). Diese Deutung wird jedoch zu Recht abgelehnt. Zu ποητῇ ῥηµατίων δικανικῶν in Pax 534 vgl. KOMORNICKA 1967, 66 sowie SOMMERSTEIN 1985 und OLSON 1998 ad loc. Zu Aristophanes’ Darstellung von Euripides als Rhetor vgl. auch VAN LEEUWEN 1876, 67–83.
128
2. Literarische Anspielungen im Frieden
2.6.8 Ar. Pax 720–724 ΤΡ. ΕΡ. ΤΡ. ΕΡ. ΤΡ. ΕΡ.
ὦ κάνθαρ’, οἴκαδ’ οἴκαδ’ ἀποπετώµεθα. οὐκ ἐνθάδ’, ὦ τᾶν, ἐστι. ποῖ γὰρ οἴχεται; ὑφ’ ἅρµατ’ ἐλθὼν Ζηνὸς ἀστραπηφορεῖ. πόθεν οὖν ὁ τλήµων ἐνθάδ’ ἕξει σιτία; τὴν τοῦ Γανυµήδους ἀµβροσίαν σιτήσεται.
Trygaios: Hermes: Trygaios: Hermes: Trygaios: Hermes:
Mistkäfer, wir wollen nach Hause, nach Hause fliegen! Er ist nicht hier, mein Lieber. Wohin ist er denn gegangen? Er wurde vor den Wagen des Zeus gespannt und trägt seine Blitze. Woher wird der Bedauernswerte hier seine Nahrung bekommen? Er wird die Ambrosia von Ganymed verspeisen.
Eur. Bell. fr. 312723 ὁ Πήγασος
ὑφ’ ἅρµατ’ ἐλθὼν Ζηνὸς ἀστραπηφορεῖ Pegasos wurde vor den Wagen des Zeus gespannt und trägt seine Blitze
Intertextualitätssignal(e): Das Kompositum ἀστραπηφορεῖ in Pax 722 ist eine stilistische Inkongruenz:724 Die Scholien geben an, dass der ganze Vers aus dem Bellerophontes des Euripides stammt,725 und erweisen die Inkongruenz somit als implizites Intertextualitätssignal. In klassischer und hellenistischer Zeit ist ἀστραπηφορέω ausschliesslich an diesen beiden Stellen belegt. Dazu kommt das Adjektiv ἀστραπηφόρος in Eur. Bacch. 3. Intertextuelle Lektüre: Die letzte Erwähnung des Mistkäfers liegt mehr als 500 Verse zurück. Bei Trygaios’ Ankunft im Himmel hatte Hermes erschrocken gefragt, auf was für einem Ungetüm er angekommen sei. Trygaios hatte in Pax 181 geantwortet, es sei ein ἱπποκάνθαρος, und diese komische Verbindung von Pferd und Mistkäfer prägt auch die Lektüre von Pax 720–724. Erst nach der Verabschiedung von Hermes (Pax 718f.) und mit Trygaios’ Ruf nach dem Mistkäfer in Pax 720 wird offensichtlich, dass der Mistkäfer während des Aufenthalts im ___________________________ 723 724
725
Als Sprecherin wird eine Gottheit, vielleicht Athene, vermutet (vgl. die intertextuelle Lektüre mit Anm. 728). In Pax 720 hat SOMMERSTEIN 1985 ad loc. aufgrund der Wiederholung von οἴκαδ’ οἴκαδ’ eine Anspielung auf ein verlorenes poetisches Werk vermutet (vgl. auch PUCCI 1961, 301). Die Verdoppelung ist aber eher als Hinweis auf Trygaios’ Erregtheit zu lesen: Nachdem er gehört hat, was ihn auf der Erde erwartet, möchte er möglichst schnell zurückkehren. Für vergleichbare Wiederholungen vgl. Pax 1 (αἶρ’ αἶρε); 82 (ἥσυχος ἥσυχος); 1197 (ποῦ ποῦ). Zu den Wiederholungen in Pax 91, 236 und 246 vgl. hingegen jeweils OLSON 1998 ad loc. Schol. Ar. Pax 722: ὁ στίχος ἐκ Βελλεροφόντου Εὐριπίδου.
2.6 Euripides
129
Himmel verschwunden ist. Nur schon seine Erwähnung kann bewirken, dass ein Rezipient sich wieder an die Anspielungen auf den Bellerophontes des Euripides erinnert. Die Tragödie wird in Pax 722 dann auch wirklich ein weiteres und letztes Mal aufgerufen. Trygaios kann mit seinen beiden Begleiterinnen Theoria und Opora ohnehin nicht gemeinsam auf dem Mistkäfer zurückfliegen.726 Aus dieser dramaturgischen Notwendigkeit hat Aristophanes eine letzte Pointe mit einer Anspielung auf den Bellerophontes gedichtet.727 Hermes erklärt Trygaios, der Mistkäfer sei in den Dienst von Zeus eingetreten und ziehe nun dessen Wagen. Mit den gleichen Worten hatte eine Gottheit, vielleicht Athene,728 im Epilog des Bellerophontes die Zukunft von Pegasos verkündet.729 Der Mistkäfer des Friedens erfährt dadurch eine heroische und komische Apotheose.730 Dies zeigt sich auch daran, dass seine künftige Speise, Ganymeds Kot,731 mit ἀµβροσίαν, der festen Nahrung der Götter,732 bezeichnet wird. Die Verbindung von skatologischem Humor und einer Bellerophontes-Anspielung macht auch in diesen Versen den Kern der Komik aus.733 Der Mistkäfer hat Pegasos nicht nur überboten, indem er seinen Reiter erfolgreich in den Himmel brachte, sondern er hat auch die gleiche ehrenhafte Funktion erhalten. Entweder muss man sich die beiden Tiere nun im gemeinsamen Dienst des Zeus vorstellen,734 was ein äusserst komisches Bild ergibt, oder man versteht die Anspielung so, dass Pegasos entlassen wurde und der Mistkäfer die Aufgabe von ihm übernommen hat. Trygaios’ Töchter hatten in Pax 131f. bezweifelt, dass ein derart übel riechendes Lebewesen in den Himmel gelangen könne, und nun ist der Mistkäfer sogar zum Zugtier des Göttervaters höchstpersönlich aufgestiegen. Die Zukunft des Mistkäfers wird sowohl im Bellerophontes als auch im Frieden von einem Gott verkündet. Diese Figurenkonstellation ist auch aus struktureller Sicht für die Komödie bedeutsam. Hermes spricht wie die Gottheit der Tragödie einen Epilog, und zwar auf diejenigen Szenen im Frieden, welche durch den Flug in den Himmel und somit auch durch Anspielungen auf den Bellerophontes geprägt waren.735 Der erste, insbesondere am Anfang stark vom ___________________________ 726 727 728
729 730 731 732 733 734 735
Die µηχανή konnte nur eine oder zwei Personen transportieren (vgl. dazu MASTRONARDE 1990, 270; VAN DIJK 1997, 209; OLSON 1998 ad Pax 721f.). Vgl. dazu PUCCI 1961, 301 und OLCOTT 1973, 146. Athene wird vermutet, da sie nach einigen Zeugnissen Bellerophontes bei der Bändigung von Pegasos geholfen hat (vgl. dazu COLLARD/CROPP/LEE 1995, 120 und CURNIS 2003, 251f.). Dieses Detail zu Pegasos’ weiterem Schicksal ist bereits in Hes. theog. 285f. belegt. Vgl. dazu WHITMAN 1964, 107 und VAN DIJK 1997, 209. Bereits in Schol. Ar. Pax 724 heisst es ἀµβροσίαν: ἀντὶ τοῦ „τὴν κόπρον“. Zur Bedeutung von ἀµβροσίαν vgl. OLSON 1998 ad loc. Vgl. zu dieser Verbindung bereits die Kapitel 2.6.4 und 2.6.6. SEGAL 2001, 63 bezeichnet den Mistkäfer als „stablemate of Bellerophon’s legendary steed Pegasus“. In den ersten Worten des Trygaios nach der Parabase (Pax 819f.) vermuten OLSON 1998 ad loc. und SLATER 2002, 127 mit Anm. 54 eine weitere Anspielung auf den
130
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Dialog mit Tragödiendichtung geprägte Teil der Komödie wird somit abgeschlossen. Nach der Parabase (Pax 729–818) geht die Handlung auf der Erde weiter. Auch die Frage des Trygaios nach der Nahrung des Mistkäfers in Pax 723 führt an den Anfang des Stücks zurück und formt die bisherige Handlung zu einer Einheit:736 Der Mistkäfer dürfte sich über Ganymeds Kot besonders freuen, da er sich in Pax 11f. den Kot eines παιδὸς ἡταιρηκότος gewünscht hatte.737 Zudem haben sich die beiden Sklaven im Prolog des Friedens darauf geeinigt, dass der Mistkäfer τὸ τέρας τοῦ ∆ιὸς σκαταιβάτου sein müsse (Pax 42). Pax 724 löst diese Vermutung ein, indem er nun wirklich zum „Monster von Zeus, dem Herr über den Donnerschiss“ geworden ist. 738 Durch den derben Fäkalhumor wird nicht nur die poetische Anspielung von 722 gleich wieder durchbrochen, sondern es wird auch ein Bogen zum Anfang des Stücks geschlagen.
2.7 Homer Die Homer zugeschriebenen Epen Ilias und Odyssee haben die griechische Poesie massgeblich geprägt. 739 Im Frieden wird der Dichter in der Szene mit dem Orakeldeuter Hierokles zweimal namentlich erwähnt (Pax 1089 und 1096). Die jeweils anschliessenden Hexameter (1090–1094 und 1097f.) sind somit durch explizite Intertextualitätssignale – und in der Ausgabe von WILSON 2007a zudem typographisch durch Anführungs- und Schlusszeichen – als literarische Anspielungen gekennzeichnet. Da Homer hier im Kontext von Orakeln genannt wird, sind in diesem Kapitel auch allfällige Bezüge zu Orakeln von Bakis und Sibylle zu diskutieren.740 Neben der Hierokles-Szene liegt auch in Pax 1268f. ein explizites Intertextualitätssignal zu epischer Dichtung vor. In den darauf folgenden Versen sind nicht nur Bezüge zur Ilias und den (in der Antike gelegentlich Homer zugeschriebenen) Epigonoi nachweisbar, sondern mehrere Argumente sprechen auch für einen Dialog mit einer frühen Fassung des Certamen Homeri ___________________________
736 737 738 739 740
Bellerophontes, da Trygaios vom Rückweg Beinschmerzen hat und Bellerophontes nach seinem Sturz verkrüppelt war (vgl. zudem DOBROV 2001, 104). Diese Entsprechung wirkt jedoch sehr gesucht und Trygaios’ Aussage ist eher als Hinweis auf die Reisedauer zu verstehen (vgl. PLATNAUER 1964 und SOMMERSTEIN 1985 ad loc.). Der Dialog zwischen dem Sklaven (τί δ’ ἔπαθες;) und Trygaios (ἤλγουν τὼ σκέλει µακρὰν ὁδὸν / διεληλυθώς.) in Pax 825f. und die langen Erläuterungen über Trygaios’ Erlebnisse während des Rückwegs (Pax 826–841) bestätigen diese Lesart. Zu diesen Verbindungen von Pax 720–724 mit dem Anfang der Komödie vgl. auch WHITMAN 1964, 107; OLCOTT 1973, 146; RECKFORD 1979, 192f. Zu Ganymed als ἐρώµενος des Zeus vgl. Schol. Ar. Pax 724: ἐδόκει γὰρ καὶ ὁ Γανυµήδης ἐρώµενος εἶναι ∆ιός. Vgl. zur Erklärung des Attributs von Zeus OLSON 1998 ad loc. Man denke an Xenophan. fr. 10: ἐξ ἀρχῆς καθ’ Ὅµηρον ἐπεὶ µεµαθήκασι πάντες. Vgl. zudem KRAIAS 2011, 11–14 zur Bedeutung Homers im 5. Jh. Vgl. zur namentlichen Erwähnung von Bakis und Sibylle u. a. Pax 1070 und 1095.
2.7 Homer
131
et Hesiodi, das eng mit den übrigen Anspielungen verknüpft wird und deshalb ebenfalls in diesem Kapitel zu diskutieren ist. Die fragmentarische Überlieferung der Epigonoi und das späte Datum des heute erhaltenen Certamen Homeri et Hesiodi begründen die folgende Rekonstruktion dieser beiden Werke. Epigonoi Der trojanische und der thebanische Sagenkreis sind die zwei grossen Gruppen von griechischen Epen, welche seit der Antike mit dem Begriff des ἐπικὸς κύκλος bezeichnet werden.741 Der Inhalt des thebanischen Sagenkreises, zu dem die Epigonoi gehören, ist aus der mythologischen Tradition im Grossen und Ganzen bekannt.742 Der sehr fragmentarische Erhaltungszustand verhindert es aber meistens, Details der einzelnen Epos-Handlungen zu rekonstruieren. Im ersten Gedicht, den Oidipodeia, wurde die Geschichte um König Ödipus von Theben erzählt. Der durch Verwünschungen des Vaters heraufbeschworene Streit zwischen Eteokles und Polyneikes um die Thronnachfolge war der Inhalt der Thebais:743 Obwohl die beiden sich geeinigt hatten, abwechselnd zu regieren, liess Eteokles seinen Bruder nicht an die Macht zurückkehren. Polyneikes ging daraufhin nach Argos, wo er König Adrastos und seine Verbündeten für einen Angriff auf Theben mobilisieren konnte. Der Zweikampf der Brüder, in dem beide starben, entschied den Krieg nicht. Er endete erst mit der vollständigen Niederlage der Argiver. Mit der Ausnahme von Adrastos, dessen schnelles Pferd Arion ihn rettete,744 starben bei der Belagerung alle Anführer der Angreifer. Den ἐπίγονοι hingegen, den „Nachkommen“ der sieben Anführer der Argiver, sollte die Eroberung der Stadt Theben gelingen.745 Die Schilderung ihrer Taten schliesst sich nicht nur inhaltlich an die Thebais an, sondern auch strukturell und motivisch scheinen sich viele Elemente der beiden Epen aufeinander zu beziehen:746 Während beispielsweise König Adrastos in der Thebais den erfolglosen Angriff als Einziger überlebte, starb sein Sohn Aigialeus beim zweiten Angriff als einziger Anführer. Neben den Fragmenten, auf die im Frieden angespielt ___________________________ 741 742 743 744 745
746
Zum Begriff ἐπικὸς κύκλος und seiner Verwendung vgl. DAVIES 1986, 93–98; DAVIES 1989a, 1f.; WEST 2003a, 2–4; WEST 2013, 1–4. Die wichtigsten mythologischen Belege sind bei GANTZ 1993, 467–530 genannt (vgl. bes. S. 510–519 zur Thebais und S. 522–525 zu den Epigonoi). Vgl. Theb. fr. 2 und 3 zu den Verwünschungen des Vaters Ödipus. Theb. fr. 8. Auf den mythologischen Inhalt der Epigonoi wird bereits in Il. 4,401–410 angespielt (vgl. auch Pind. P. 8,39–56 als frühen Beleg). Von Stesichoros’ Eriphyle, Aischylos’ Epigonoi, Sophokles’ Epigonoi und seiner Eriphyle – sofern es sich um zwei verschiedene Tragödien handelte – und weiteren literarischen Behandlungen des mythologischen Stoffs ist wenig erhalten. Vgl. dazu BETHE 1891, 117f.; LEGRAS 1905, 91f.; RZACH 1922, 2377,23–51; HUXLEY 1969, 50; WEST 2003a, 4f.; OLIVIERI 2004. Falls die Angaben in Cert. Hom. et Hes. 256 und 258 ungefähr stimmen, waren Thebais und Epigonoi mit je 7000 Versen auch ähnlich umfangreich.
132
2. Literarische Anspielungen im Frieden
wird, wissen wir heute lediglich noch, dass die Hyperboräer erwähnt wurden (fr. 2), dass Teiresias’ Tochter Manto in Theben gefangen genommen und als Weihgabe nach Delphi geschickt wurde (fr. 3) und dass die Geschichte vom teumessischen Fuchs thematisiert wurde (fr. dub. 5).747 Herodot (4,32) äussert berechtigten Zweifel daran, dass die Epigonoi von Homer stammen. 748 Das Scholion zu Pax 1270 nennt Antimachos als Autor, womit vermutlich Antimachos aus Teos gemeint ist, der im Jahr 753 eine Sonnenfinsternis gesehen haben soll.749 Trotz dieser vereinzelten Belege galt der thebanische Sagenkreis in der griechischen Antike gemeinhin als Werk Homers,750 obwohl die Epigonoi mit grösster Wahrscheinlichkeit nach dem 8. Jh. und auch nach Ilias und Odyssee entstanden. Das Epos wurde jedoch mit Sicherheit vor der Aufführung des Friedens schriftlich fixiert.751 Certamen Homeri et Hesiodi Das sogenannte Certamen Homeri et Hesiodi trägt in der einzigen Handschrift den Titel „über Homer und Hesiod, sowohl über ihre Abstammung als auch über ihren Wettstreit“, was dem Inhalt der heute erhaltenen Schrift eher gerecht wird.752 Die aus der Zeit nach Kaiser Hadrian (Regierungszeit: 117–138 n. Chr.) stammende Fassung753 mit insgesamt 338 Zeilen zerfällt in vier Teile: 1. Herkunft der beiden Dichter, insbesondere von Homer (1–62); 2. Schilderung des Dichterwettkampfs (62–214); 3. Hesiods Tod (215–254); 4. Homers Tod (254– 338). 754 Da der Dichterwettkampf selbst für die Anspielung im Frieden von zentralster Bedeutung ist, soll dieser Abschnitt genauer beschrieben werden. In der Einleitung (62–74) werden die Leichenspiele für Amphidamas in Chalkis als Anlass genannt, bei dem Homer und Hesiod zufällig aufeinander getroffen ___________________________ 747
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Ausserdem dürfte sich Epig. fr. 4 (ἐκ γὰρ δώρων πολλὰ κάκ’ ἀνθρώποισι πέλονται) auf die Bestechung der Eriphyle beziehen und aufgrund der Zuschreibung an Antimachos (vgl. dazu das Folgende) aus den Epigonoi stammen. Aus der Zeit der Sophistik ist lediglich von Herodot belegt, dass er sich kritisch über die Verfasserschaft Homers äusserte (vgl. dazu PFEIFFER 1968, 43f. und GRAZIOSI 2002, 199f.). Vgl. Epig. test. 3 mit DAVIES 1986, 99f. Vgl. dazu BURGESS 2001, 8f. und REVERMANN 2013, 115. Zur schriftlichen Fixierung der Epigonoi vgl. ALLEN 1924, 51–77; DAVIES 1989a, 3– 5; DAVIES 1989b; NAGY 1990, 72f.; BURGESS 2001, 8–12; WEST 2003a, 10. Im Codex Laurentianus 56,1 heisst es: περὶ ὁµήρου καὶ ἡσιόδου καὶ τοῦ γένους καὶ ἀγῶνος αὐτῶν. Vgl. Cert. Hom. et Hes. 32–34 und dazu VOGT 1959, 195f. mit Anm. 9 sowie WEST 1967, 433 mit Anm. 2. Vgl. zudem UDEN 2010 für eine Verortung des heute erhaltenen Werks in seiner Zeit. Die Übergänge sind teilweise fliessend und können auch leicht anders gesetzt werden. Vgl. zum Aufbau besonders VOGT 1959, 197–199 (und dazu VOGT 1961, 699 gegen HESS 1960, 3f.) sowie WEST 2003b, 297–300 und ROSEN 2004, 300f.
2.7 Homer
133
seien.755 Zu den Richtern gehört auch Panedes, der Bruder des Verstorbenen. Es folgt die Schilderung des eigentlichen Wettkampfs, in dem Hesiod jeweils Homer eine Aufgabe stellt. In einer ersten Runde (75–101) fragt Hesiod nach dem φέρτατον und dem κάλλιστον für die Sterblichen, was Homer sehr zur Zufriedenheit der Griechen beantwortet. Auch mit der anschliessenden Frage nach einem ἄπορον kann Hesiod seinen Gegner nicht in Verlegenheit bringen. In einer zweiten Runde (102–148) wendet sich Hesiod ἐπὶ τὰς ἀµφιβόλους γνώµας, in denen er jeweils einen scheinbar unmöglichen ersten Vers (selten zwei) vorträgt, dem Homer durch das Hinzufügen eines weiteren Verses Sinnhaftigkeit verleihen muss. Den Abschluss dieses Gangs bildet die Frage Hesiods nach der Zahl der Griechen vor Troja, welche Homer mit einem mathematischen Rätsel beantwortet. Im Anschluss an Hesiods Frage nach dem κάλλιστον und dem ἔχθιστον für die Sterblichen in der dritten Runde (148–175) fordert Homer selbst nach weiteren Aufgaben. Aufgrund der guten Antworten verlangen alle Griechen den Sieg Homers, doch der König Panedes gebietet eine vierte Runde (176–204) mit dem Vortrag des κάλλιστον ἐκ τῶν ἰδίων ποιηµάτων. Nachdem Hesiod aus seinen Werken und Tagen und Homer aus der Ilias Verse rezitiert haben, fordern die Griechen erneut den Sieg Homers (205–207). Doch Panedes bekränzt Hesiod und sagt δίκαιον εἶναι τὸν ἐπὶ γεωργίαν καὶ εἰρήνην προκαλούµενον νικᾶν, οὐ τὸν πολέµους καὶ σφαγὰς διεξιόντα (208–210). Den gewonnenen Dreifuss weiht Hesiod den Musen des Helikon (210–214). Schon NIETZSCHE ging in seinen viel beachteten Abhandlungen davon aus, dass die überlieferte Version des Wettstreits zwischen Homer und Hesiod auf eine ältere Fassung zurückgeht.756 Mit der Publikation des Flinders-Petrie-Papyrus757 folgte die Bestätigung, dass sich zumindest ein Teil der Schrift bis ins 3. Jh. v. Chr. zurückverfolgen lässt.758 Ob bereits zur Zeit von Aristophanes ein Certamen existierte, ist nicht mehr eindeutig beweisbar, wird aber heute von vielen Forschern angenommen.759 Die Entsprechungen in Pax 1282f. und Cert. Hom. et ___________________________ 755 756
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Diese Einleitung und die Verbindungsstücke sind in Prosa verfasst, die Fragen und Antworten von Hesiod und Homer selbst in Hexametern. NIETZSCHE 1870 und 1873. Zu leicht abweichenden Versionen des Wettkampfs, deren Einordnung schwierig und umstritten ist, vgl. O’SULLIVAN 1992, 80f.; ERBSE 1996, 312–315; KIVILO 2000, 1f. Diese Versionen bleiben in den folgenden Überlegungen zum Certamen zur Zeit des Aristophanes unberücksichtigt. Vgl. Tafel XXV (1) in MAHAFFY 1891. Im Flinders-Petrie-Papyrus sind Cert. Hom. et Hes. 68–101 überliefert (vgl. VOGT 1959, 206–208). Ein 1992 erstmals publizierter Papyrus aus dem 2. Jh. v. Chr. mit einem Abschnitt aus Cert. Hom. et Hes. 226–235 über den Tod Hesiods bestätigt dies (vgl. MANDILARAS 1992). Der von MENCI 2012 publizierte Papyrus-Fetzen mit Cert. Hom. et Hes. 309–312 liefert in dieser Hinsicht keine neuen Erkenntnisse. Vgl. bes. DI BENEDETTO 1969, RICHARDSON 1981, 1–3, KIVILO 2000, 3–5, GRAZIOSI 2002, 176–180 und DEBIASI 2012, 479. Innerhalb der Aristophanesforschung sprachen sich in jüngerer Zeit auch CAVALLI 1999, 91–105, MAGNELLI 2004, 163 Anm.
134
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Hes. 107f. dürfen dafür nicht die einzige Begründung sein, da sonst die Gefahr eines Zirkelschlusses bestünde.760 Entscheidend ist die Beurteilung des sophistischen Rhetorikers Alkidamas, dem seit NIETZSCHE (und vielleicht gerade weil es die These NIETZSCHES war) 761 die Ausarbeitung des Certamen immer wieder zugesprochen wurde.762 Der 1925 von WINTER publizierte Michigan-Papyrus aus dem 2. oder 3. Jh. n. Chr. mit der überzeugend ergänzten Subscriptio ΑΛΚΙ]∆ΑΜΑΝΤΟΣ ΠΕΡΙ ΟΜΗΡΟΥ schien die These von Alkidamas als Verfasser des Certamen zu bestätigen. 763 Allerdings ist einzuwenden, dass über Alkidamas auch nach diesem Fund lediglich bekannt ist, dass er über die Rache an den Mördern Hesiods schrieb (vgl. Cert. Hom. et Hes. 238–240) und dass er vermutlich das Läuserätsel als Ursache von Homers Tod nannte.764 Dies hatte allerdings schon Herakleitos gesagt.765 Alkidamas’ Verbindung mit der Entstehung des Certamen hingegen bleibt Spekulation.766 RICHARDSON hat 1981 überzeugend dargelegt, dass insbesondere die Art des Wettkampfs für eine Entstehung im 6. Jh. v. Chr. spricht.767 In der intertextuellen Lektüre wird davon ausgegangen, dass im Frieden auf eine frühe Fassung eines Wettkampfs zwischen Homer und Hesiod angespielt wird. Der Kern für einen solchen Wettkampf findet sich bereits in Hesiods Werken und Tagen: In den Versen 654–659 berichtet er, dass er in seinem Leben erst einmal gesegelt sei, und zwar zu den Leichenspielen des Amphidamas in Chalkis, welche dessen Söhne veranstaltet hatten. Mit einem Hymnos habe er ___________________________
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25, ROSEN 2004, 299f., HALL 2006, 348 und TELÒ 2013, 133 mit Anm. 10 für ein Certamen Homeri et Hesiodi in klassischer Zeit aus. Zu den Entsprechungen vgl. Kapitel 2.7.2. Für BERGK 1883, 66 und offenbar unabhängig von ihm MEYER 1892, 378 waren diese Entsprechungen der wichtigste Beweis für eine frühe Fassung des Certamen Homeri et Hesiodi (vgl. die Bedenken dazu bei BUSSE 1909, 115–119). Vgl. dazu KONIARIS 1971, 128. Vgl. NIETZSCHE 1870, 536–540. Einflussreich vertreten wird diese Ansicht zudem von WEST 1967, 438–441 (vgl. auch ERBSE 1996, bes. 308.311; vgl. dagegen DI BENEDETTO 1969; WEST selbst äussert sich 2003b, 299 vorsichtiger). Es war mir nicht möglich, den japanischen Artikel von KAWASAKI im JCS 33 (1985) 19–28 zu berücksichtigen. Gemäss Année philologique wird auch hier dahingehend argumentiert, dass das ursprüngliche Certamen Homeri et Hesiodi älter ist als Alkidamas. Zum Wortlaut des Papyrus und des Certamen vgl. VOGT 1959, 209. Vgl. die Zeilen 1–14 im Michigan-Papyrus mit dem Ende des Certamen. Herakl. fr. 56. Das Argument von NIETZSCHE 1870, 539, dass zwei von Stobaios dem Alkidamas zugeschriebene Verse sich auch in Cert. Hom. et Hes. 78f. finden, ist nicht stark, da diese Verse verbreitet waren (vgl. Thgn. 425–428 mit WILAMOWITZ-MOELLENDORFF 1916, 401f.; VOGT 1959, 198 Anm. 13; KONIARIS 1971, 128f.; GRAZIOSI 2001, 62). Vgl. RICHARDSON 1981, 1–3, der damit WILAMOWITZ-MOELLENDORFFS These von einem „Volksbuch“ (1916, 396–413) überzeugend modifizierte.
2.7 Homer
135
gesiegt und den gewonnenen Dreifuss den Musen vom Helikon geweiht.768 Obwohl Homer nicht als Gegner erwähnt wird, kann Hesiods Sprache dahingehend interpretiert werden, dass ein Sieg seiner Dichtkunst über das homerische Epos impliziert ist.769 Es ist demnach bereits für Aristophanes’ Zeit von einem Dichterwettstreit auszugehen, in dem Hesiod siegte. 770 Auch die unerwartete Entscheidung für ihn und die Begründung mit dem friedlichen Inhalt seiner Dichtung darf für dieses frühe Certamen plausiblerweise rekonstruiert werden.771 Der biographische Rahmen hingegen, den die heutige Fassung hat, kann für die intertextuelle Lektüre des Friedens unberücksichtigt bleiben.772 2.7.1 Ar. Pax 1088–1098773 ΙΕ. ΤΡ.
ΙΕ. ΤΡ.
ποῖον γὰρ κατὰ χρησµὸν ἐκαύσατε µῆρα θεοῖσιν; ὅνπερ κάλλιστον δήπου πεποίηκεν Ὅµηρος· „ὣς οἱ µὲν νέφος ἐχθρὸν ἀπωσάµενοι πολέµοιο (1090) Εἰρήνην εἵλοντο καὶ ἱδρύσανθ’ ἱερείῳ. αὐτὰρ ἐπεὶ κατὰ µῆρ’ ἐκάη καὶ σπλάγχν’ ἐπάσαντο, ἔσπενδον δεπάεσσιν, ἐγὼ δ’ ὁδὸν ἡγεµόνευον· χρησµολόγῳ δ’ οὐδεὶς ἐδίδου κώθωνα φαεινόν.“ οὐ µετέχω τούτων· οὐ γὰρ ταῦτ’ εἶπε Σίβυλλα. (1095) ἀλλ’ ὁ σοφός τοι νὴ ∆ί’ Ὅµηρος δεξιὸν εἶπεν· „ἀφρήτωρ, ἀθέµιστος, ἀνέστιός ἐστιν ἐκεῖνος, ὃς πολέµου ἔραται ἐπιδηµίου ὀκρυόεντος.“
Hierokles: Nach welchem Orakelspruch habt ihr denn die Schenkelknochen für die Götter verbrannt? ___________________________ 768
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Zum entsprechenden Rahmen im erhaltenen Certamen vgl. 62–68 zur Veranstaltung der Leichenspiele für Amphidamas und 210–214 zur Weihung des gewonnenen Dreifusses durch Hesiod. Zur Bedeutung von Hes. erg. 654–659 für das Certamen vgl. u. a. VOGT 1959, 220 mit Anm. 83; WEST 1978 ad Hes. erg. 650–662; GRAZIOSI 2002, 168–171; ROSEN 2004, 300 mit Anm. 19. Vgl. dazu GRAZIOSI 2002, 170f.; ROSEN 2004, 300 mit Anm. 20; DEBIASI 2012. Hesiods Sieg wird in der erhaltenen Fassung schon vor dem eigentlichen Wettkampf genannt (Cert. Hom. et Hes. 70–72: ἀµφοτέρων δὲ τῶν ποιητῶν θαυµαστῶς ἀγωνισαµένων νικῆσαι φασι τὸν Ἡσίοδον τὸν τρόπον τοῦτον). Dies ist insbesondere aus der Lektüre der Frösche des Aristophanes zu schliessen (vgl. ROSEN 2004, bes. S. 297f.; generell zum Verhältnis des Certamen und der Frösche vgl. auch LANDESMAN 1965 und BAUMBACH 2010). Gegen HELDMANN 1982, der das Panedes-Urteil für spät erklärte, vgl. bereits RICHARDSON 1984. Auch wenn der Wettstreit und die Vita-Elemente schon damals verknüpft waren, würde der Frieden auf die Partie des eigentlichen Wettkampfs anspielen und den erweiterten Kontext nicht aufrufen. Mit OLSON 1998 wird das Schlusszeichen im Unterschied zu WILSON 2007a nicht nach Pax 1093, sondern nach Pax 1094 gedruckt: Der letzte Vers gehört auch zum Orakel des Trygaios.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
Trygaios: Natürlich nach dem wunderschönen, den Homer gedichtet hat: (1090) „So stiessen die einen zwar die verhasste Wolke des Kriegs von sich, wählten die Friedensgöttin und weihten sie mit einem Opfer ein. Aber nachdem sie die Schenkelknochen verbrannt und die Innereien gegessen hatten, machten sie mit Bechern Trankopfer, und ich führte den Weg. Aber dem Orakeldeuter gab keiner das glänzende Trinkgefäss.“ Hierokles: (1095) Damit habe ich nichts zu tun. Denn nicht sagte dies die Sibylle. Trygaios: Aber der kluge Homer, bei Zeus, sagte doch scharfsinnig: „Sippenlos, gesetzlos, herdlos ist jener, welcher den Bürgerkrieg liebt, den fürchterlichen.“
Il. 9,63f.774 ἀφρήτωρ, ἀθέµιστος, ἀνέστιός ἐστιν ἐκεῖνος, ὃς πολέµου ἔραται ἐπιδηµίου ὀκρυόεντος. Sippenlos, gesetzlos, herdlos ist jener, welcher den Bürgerkrieg liebt, den fürchterlichen.
Intertextualitätssignal(e): In Pax 1063 werden die jambischen Trimeter abrupt durch Hexameter abgelöst und enden erst nach Vers 1114 wieder. Zudem entsteht auch durch den epischen Stil, der in dieser Passage verbreitet ist, eine Inkongruenz.775 Eine detaillierte Untersuchung der Hierokles-Szene wird zeigen, dass die meisten dieser Inkongruenzen zwar als implizite Intertextualitätssignale zu deuten sind, jedoch nicht auf einen Einzeltext hinweisen. Eine Ausnahme bilden die expliziten Intertextualitätssignale zu Homer in Pax 1089 und 1096, welche bereits in der Einleitung zum Homer-Kapitel erwähnt wurden. Intertextuelle Lektüre:776 Die Friedensgöttin ist befreit, ihre Einsetzung auf der Erde ist in vollem Gange. In Pax 1018–1022 geht der Sklave ins Haus, um das Opferschaf nicht vor der Göttin zu töten.777 In der Zwischenzeit lobt der Chor Trygaiosʼ Opferfähigkeiten. Nach eigener Einschätzung ordnet der Protagonist des Friedens das Holz für das Feuer so professionell (1026: µαντικῶς) an, dass er dem stadtbekannten Seher und Orakeldeuter Stilbides das Leben schwer macht.778 Denn solche Spezialisten werden nicht mehr gebraucht, wenn auch ein Bauer ihre Aufgaben übernehmen kann. Inmitten des Bratens der Opferstücke ___________________________ 774
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Die beiden Verse stammen aus einer Rede von Nestor (vgl. die intertextuelle Lektüre). Die Textgestaltung von Il. 9,63f. wurde bei der Kommasetzung und der Schreibung von ἐπιδηµίου ὀκρυόεντος an die Ausgabe des Friedens angepasst, da keine Abweichung zwischen den beiden Texten anzunehmen ist. Vgl. dazu die Kommentare von PLATNAUER 1964 und OLSON 1998 ad loc. Zu den wichtigsten Arbeiten über diese Szene gehören OLCOTT 1973, 161–164; CASSIO 1985a, 129–138; SMITH 1989; MACÍA APARICIO 1998, 205–207; MUECKE 1998; SUÁREZ DE LA TORRE 1998; KLOSS 2001, 71–75; HALL 2006, 344–346; PLATTER 2007, 108–111.123–130; CAMEROTTO 2007, 148f. Vgl. zu dieser Begründung WILSON 2007c, 279f. Zu Stilbides vgl. FONTENROSE 1978, 156f. und OLSON 1998 ad Pax 1031.
2.7 Homer
137
kündigt Trygaios an, dass sich ein mit Lorbeer umkränzter „Scharlatan“ (1045: ἀλαζών)779 nähere. Es sei kein µάντις, sondern Hierokles, der χρησµολόγος aus Oreus in Euboia (1046f.).780 Dass nach der Erwähnung des Stilbides wirklich ein stadtbekannter Orakeldeuter und keine rein fiktive Figur auftritt, zeigt neben Trygaiosʼ sofortiger Identifizierung des Ankömmlings auch seine letzte Aussage über ihn: Es sei sicher, dass er sich den Friedensbemühungen widersetzen werde.781 Eine Gleichsetzung mit dem in IG I3 40,64–66 genannten Hierokles, der im Jahr 446/445 in Chalkis von Orakeln geforderte Opfer überwachen sollte,782 ist sehr wahrscheinlich.783 Pax 1084 (mit Schol. ad loc.) lässt zudem vermuten, dass der historische Hierokles eine Ehrenstellung hatte.784 Die beiden Opfernden beschliessen, ihn zu ignorieren (1051), was aber nur anfänglich gelingt. 785 Als Trygaios endlich erklärt, dass sie für die Friedensgöttin opfern (1062), trägt Hierokles ein Orakel vor, das sich gegen eine Versöhnung mit den Spartanern ausspricht (1063–1086).786 Die metrischen und stilistischen Inkongruenzen der Hierokles-Szene zeigen unzweifelhaft, dass ein intertextueller Dialog mit Orakeln vorliegt, deren formale Hauptmerkmale der Hexameter und die episierende Sprache waren. Auf der inhaltlichen Ebene kommt eine Vorliebe für Metaphern aus der Tierwelt dazu.787 ___________________________ 779 780
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Vgl. zu diesem Begriff OLSON 1998 ad loc. Zu den Begriffen µάντις und χρησµολόγος vgl. ARGYLE 1970; FONTENROSE 1978, 152–158; SMITH 1989, 141–147; GARLAND 1990, 82–85; OLSON 1998 ad Pax 1026 und ad Pax 1045–1047; BAUMGARTEN 1998, 38–48; DILLERY 2005, 168–170; JOHNSTON 2008, 137–139; FLOWER 2008, 58–65. Vgl. Pax 1048f. mit OLSON 1998 ad loc. Vgl. dazu MEIGGS/LEWIS 1969, 138–144. Zu Hierokles vgl. KETT 1966, 50f.; FONTENROSE 1978, 155f.; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 1046; CASSIO 1985a, 129; SMITH 1989, 144; GARLAND 1990, 84; MACDOWELL 1995, 194f.; OLSON 1998 ad Pax 1045–1047; MUECKE 1998, 262; DILLERY 2005, 193–195; PLATTER 2007, 124 mit Anm. 65; FLOWER 2008, 62f. In Eup. fr. 231 wird Hierokles mit einer Anspielung auf Aischyl. Sept. 39 als Ἱερόκλεες, βέλτιστε χρησµῳδῶν ἄναξ angesprochen. Auch hier ist SIDWELLS Annahme eines Bezugs zwischen dem Frieden und diesem Eupolis-Fragment nicht haltbar (SIDWELL 2009, 213f.; vgl. generell zu seinem Ansatz die Besprechung von Pax 347 in Kapitel 4.2). Vgl. dazu GARLAND 1984, 114. Zur Komik in dieser Szene vgl. KLOSS 2001, 191. Da Orakeldeuter auch rituelle Handlungen wie Opfer überwachen, muss Trygaios erwarten, dass sich Hierokles einmischen wird (vgl. dazu MUECKE 1998, 265). Im Unterschied zu den Rittern wird die generelle Schwierigkeit von Orakel-Interpretationen im Frieden nicht thematisiert (vgl. dazu MUECKE 1998, 270–272). Als Beleg für die Hauptmerkmale von Orakeln reicht ein Blick in die anderen Komödien des Aristophanes. Eine generelle Beschreibung von Orakeläusserungen findet sich in Equ. 196: καὶ ποικίλως πως καὶ σοφῶς ᾐνιγµένος. Alle Orakel in Equ. 197–201, Equ. 1015–1095, Vesp. 799–804, Av. 967–988 und Lys. 770–776 teilen die drei genannten Merkmale mit dem Orakel des Hierokles. Zum linguisti-
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
Wenn die komischen Unterbrechungen durch Trygaios weggedacht werden, 788 lassen sich auch typische Strukturelemente von Orakeln wie die Begrüssung in 1063, die Botschaft in 1073 und ihre Begründung in 1075f. feststellen.789 Häufig findet sich in Orakeln zudem die Nennung der mantischen Autorität. 790 Da Hierokles hierfür Bakis angibt (1070f.) und nachweislich geschriebene Orakelsammlungen unter seinem Namen kursierten,791 wäre es denkbar, dass in diesen Versen neben der Systemreferenz auch eine heute nicht mehr nachweisbare Einzeltextreferenz vorliegt. Das vom Demos erwähnte Orakel in Equ. 1013 zeigt, dass in den Texten von Aristophanes grundsätzlich mit Anspielungen auf bekannte Orakel gerechnet werden kann.792 Dennoch deutet der Inhalt von Hierokles’ Orakel eher darauf hin, dass der Dialog hier ausschliesslich als Systemreferenz zu lesen ist.793 Für diese Lesart spricht ausserdem, dass im Frieden im Unterschied zu anderen Komödien des Aristophanes kein Hinweis auf eine Buchrolle gegeben wird, welche auf eine Einzeltextreferenz hindeuten könnte, und es am naheliegendsten ist, an eine spontane Orakel-Rezitation zu denken.794 Die Auskunft des Thukydides, dass Orakeldeuter während des Peloponnesischen Krieges vielbeschäftigt waren, erklärt die Reaktion des Hierokles, der sich
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schen Code von Aristophanes’ Orakeln vgl. MUECKE 1998, 261.270 und BELLOCCHI 2009 (bes. S. 27 zum Frieden), zur Metrik auch PRETAGOSTINI 1995, 167f. Vgl. dazu KLOSS 2001, 72. Vgl. dazu FONTENROSE 1978, 176f. Vgl. dazu FONTENROSE 1978, 178f. Die Existenz geschriebener Orakel von Bakis ist u. a. durch Ar. Equ. 1015–1095 (vgl. 1003 zu Bakis und 1011 mit ἀναγνώσεσθέ µοι) und Av. 967–988 (vgl. 962 und 970 zu Bakis und λαβὲ τὸ βυβλίον in 974 etc.) gesichert. Vgl. zu Orakelbüchern auch die Literaturangaben in meiner Anm. 48; zu Bakis vgl. zudem TRENCSÉNYI-WALDAPFEL 1966, 232–250; FONTENROSE 1978, 158–160; SMITH 1989, 150; OLSON 1998 ad Pax 1070f.; BAUMGARTEN 1998, 50–52; BURKERT 22011, 184. Vgl. die Scholien und SOMMERSTEIN 1981 ad loc. In den Scholien wird gesagt, dass Aristophanes dieses Orakel auch in den Vögeln und in den Daitales erwähnt (vgl. Av. 978 und fr. 241). Eine Lektüre aller Orakelszenen bei Aristophanes zeigt aber, dass solche Einzeltextreferenzen Ausnahmen sind. So u. a. auch PRETAGOSTINI 1995, 167. Selbstverständlich konnten einzelne Wendungen aus Orakeln bekannt sein. Dies gilt bereits für den Anfang des Orakels (zu ὦ µέλεοι in Orakeln vgl. FONTENROSE 1978, 171). SILK 2000, 338 spricht in Anlehnung an HENDERSON von „parachresmody“. Gegen PLATTER 2007, 126 gibt es im Frieden keinen Hinweis auf eine Buchrolle (so korrekt MACDOWELL 1995, 195). Wer eine Inszenierung ohne Buchrolle annimmt, kann dies dadurch erklären, dass Hierokles im Unterschied zum Paphlagonier in den Rittern und zum Orakeldeuter in den Vögeln nicht mit der Absicht auftritt, Orakel vorzutragen. Andererseits könnte auch vermutet werden, dass χρησµολόγοι wie Hierokles (zumindest bei Aristophanes) immer eine Rolle mit sich tragen. Doch auch dann müsste dies nicht zwingend auf eine Einzeltextreferenz hinweisen.
2.7 Homer
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gegen den politischen Umschwung wehrt. 795 Durch Trygaios’ Friedensstiftung sieht er seine Existenz bedroht796 und versucht, sich mit all seinen Mitteln dagegen zu wehren. Die Szene führt die Macht von Orakeldeutern vor Augen, die im Unterschied zu Orakelstätten nicht an ein Ereignis gebundene Weissagungen machten, sondern sich für ein Ereignis passende Orakel aus ihrer (in diesem Fall durch Bakis) autorisierten Sammlung heraussuchen oder solche ad hoc erfinden konnten.797 Die Frage des Trygaios in Pax 1087 zeigt an, dass er diese Macht durch Hierokles missbraucht sieht: Er bezeichnet den Chresmologen als Betrüger an den Athenern. 798 Durch die anschliessende Frage, mit der Hierokles seine Orakel-Rezitation vorerst unterbricht (vgl. aber unten zu Pax 1099f.), leitet er seine Niederlage ein:799 Indem er sich bei Trygaios nach dem Orakel erkundigt, nach dem dieser sein Opfer darbringt (1088), bietet er dem Protagonisten des Friedens die Möglichkeit, ihm auf derjenigen Ebene Stirn zu bieten, auf der er über die grösseren Fähigkeiten zu verfügen meint. Keinen geringeren als Homer nennt Trygaios als Gewährsmann für sein „wunderschönes“ Orakel (1089).800 Vor dem Hintergrund von Stellen wie Xenophan. fr. 11 und Hdt. 2,53,2 überrascht es nicht, dass Trygaios auf Homer als religiösen Experten zurückgreift.801 Ein kurzer Vergleich mit der Szene des Orakeldeuters in den Vögeln verdeutlicht, dass im Frieden eine Gegenüberstellung von Bakis (als mantische Autorität von Hierokles) und Homer (als mantische Autorität von Trygaios) vorgeführt wird. Auch in den Vögeln trägt der Chresmologe, der später wie Hierokles verjagt wird, ein Orakel von Bakis vor (962f.). Peisetairos antwor___________________________ 795 796 797 798 799 800
801
Thuk. 2,8,2. Zur politischen Haltung von Hierokles vgl. auch BLANCHARD 1982, 76f.; CASSIO 1985a, 129; MUECKE 1998, 262f.; BETA 2004, 212. Man denke auch an die bereits besprochene Erwähnung von Stilbides in Pax 1031. Zur politischen Einflussnahme durch Orakel bei Aristophanes vgl. KÖCKERT 1976, 60, SMITH 1989 (bes. S. 150) und MUECKE 1998 (bes. S. 263f. zu dieser Szene). Pax 1087: ἆρα φενακίζων ποτ’ Ἀθηναίους ἔτι παύσει; Vgl. OLSON 1998 ad. loc. zu φενακίζων: „i. e. with his oracles.“ Der Beginn seiner Niederlage kann mit KLOSS 2001, 72f. auch bereits in Pax 1083 gesehen werden, wo Hierokles Trygaios mit einer Gnome direkt anspricht. Die folgende Lektüre verdeutlicht, dass es in der Szene weniger um einen „conflict between genres, Homeric and oracular“ (PLATTER 2007, 129; vgl. auch RUFFELL 2011, 329) geht und dass das homerische Epos auch nicht parodiert wird, um die Bedeutung des Verschwindens der Waffen anzuzeigen (TRÉDÉ 2000, 131). Vielmehr werden unterschiedlich verlässliche religiöse Autoritäten verhandelt, wobei Homer bevorzugt wird (vgl. SMITH 1989, 155; MUECKE 1998, 259; REVERMANN 2013, 123). Xenophan. fr. 11: πάντα θεοῖσ’ ἀνέθηκαν Ὅµηρός θ’ Ἡσίοδός τε, / ὅσσα παρ’ ἀνθρώποισιν ὀνείδεα καὶ ψόγος ἐστίν, / κλέπτειν µοιχεύειν τε καὶ ἀλλήλους ἀπατεύειν. Hdt. 2,53,2: Ἡσίοδον γὰρ καὶ Ὅµηρον ἡλικίην τετρακοσίοισι ἔτεσι δοκέω µευ πρεσβυτέρους γενέσθαι καὶ οὐ πλέοσι. οὗτοι δέ εἰσι οἱ ποιήσαντες θεογονίην Ἕλλησι καὶ τοῖσι θεοῖσι τὰς ἐπωνυµίας δόντες καὶ τιµάς τε καὶ τέχνας διελόντες καὶ εἴδεα αὐτῶν σηµήναντες. Vgl. zu „Homer and Hesiod as religious experts“ bes. GRAZIOSI 2002, 180–184; vgl. zudem MUECKE 1998, 263, PLATTER 2007, 110 und JOHNSTON 2008, 138f.
140
2. Literarische Anspielungen im Frieden
tet ihm darauf mit einem Orakel von Apollon (982), welches er direkt nach einer Äusserung des Gottes der Weissagung niedergeschrieben habe.802 Aufgrund ihres Inhalts sind die angeblichen Orakel des Bakis in den Vögeln und im Frieden aber so offensichtlich nach der momentanen Situation gedichtet worden, dass damit die betrügerischen Absichten von Orakeldeutern entlarvt werden. 803 Der Vergleich mit der Orakeldeuter-Szene in den Vögeln bietet auch in einem zweiten wichtigen Punkt eine Parallele zum Frieden: Genauso wenig wie Peisetairos ein echtes delphisches Orakel referiert, trägt Trygaios echte Homer-Verse vor. Die meisten Ausdrücke in Pax 1090–1094 sind in seinen Epen zwar belegt (im Folgenden unterstrichen), doch einige davon sind es nicht und zumindest ἱερείῳ wäre auch überhaupt nicht denkbar:804 „ὣς οἱ µὲν νέφος ἐχθρὸν ἀπωσάµενοι πολέµοιο Εἰρήνην εἵλοντο καὶ ἱδρύσανθ’ ἱερείῳ. αὐτὰρ ἐπεὶ κατὰ µῆρ’ ἐκάη καὶ σπλάγχν’ ἐπάσαντο,805 ἔσπενδον δεπάεσσιν, ἐγὼ δ’ ὁδὸν ἡγεµόνευον· χρησµολόγῳ δ’ οὐδεὶς ἐδίδου κώθωνα φαεινόν.“
Die Verse 1090f. fassen die Handlung der Komödie bis zu diesem Zeitpunkt zusammen: Die Friedensgöttin wurde aus den Händen des Polemos befreit, und ihre Statue wurde mit einem Opfer feierlich eingeweiht. Mit 1092–1094 wird ein
___________________________ 802
803
804
805
Vgl. dazu DUNBAR 1995 ad loc. Zur Autorität delphischer Orakel im Unterschied zu denen von Bakis oder der Sibylle vgl. FONTENROSE 1978, 163–165 und SMITH 1989, 151. Auch das sich bewahrheitende Orakel des Paphlagoniers gegen Ende der Ritter stammt von Apollo (Equ. 1229). Der Anfang des Orakels in Av. 983–985 zeigt die nachträgliche Dichtung deutlich, da Begriffe aus der vorherigen Szene aufgenommen werden (vgl. dazu DUNBAR 1995 ad loc.). Im Frieden thematisiert Trygaios das Dichten dieses Orakels ex eventu explizit (vgl. Pax 1085). SOMMERSTEIN 1985 und OLSON 1998 ad Pax 1085 folgen hier der überzeugenden Eklärung von CAREY 1982, 466f. Vgl. zu oracula ficta auch SUÁREZ DE LA TORRE 1998, 188–199. Vgl. dazu den Kommentar von OLSON 1998 ad loc., dem noch Folgendes hinzuzufügen ist: Auch ἐδίδου mit Augment ist homerisch (vgl. Od. 11,289 und ἐδίδους in Od. 19,367); Εἰρήνην und ἱδρύσανθ’ ἱερείῳ in 1091 sowie χρησµολόγῳ δ’ οὐδείς und κώθωνα in 1094 sind in den homerischen Epen in dieser Bedeutung oder in dieser Form nicht belegt (vgl. LFE s. v.); ἱερείῳ ist als attische Form bei Homer undenkbar, das ionische ἱερήϊον hingegen ist mehrmals belegt (vgl. u. a. Il. 22,159; Od. 11,23; 14,94). Auch bei κώθων ist es fraglich, ob diese Vokabel in einem homerischen Epos denkbar wäre (zu Bedeutung und Belegen vgl. OLSON 1998 ad loc.). Dies ist der einzige ganze Homer-Vers. Da er viermal formelhaft verwendet wird (Il. 1,464; 2,427; Od. 3,461; 12,364; jeweils gefolgt von µίστυλλόν τ’ ἄρα τἄλλα καὶ ἀµφ’ ὀβελοῖσιν ἔπειραν bzw. ἔπειρον in VON DER MÜHLLS Odyssee-Ausgabe), ist auch hier nicht an eine Anspielung auf eine Einzelstelle zu denken.
2.7 Homer
141
Programm für den Rest der Hierokles-Szene entworfen: 806 Trygaios wird das Opfer und das anschliessende Fest vorantreiben, und der Orakeldeuter soll davon ausgeschlossen bleiben. Aufgrund der expliziten Zuweisung an Homer liegt hier ein Beispiel von Pseudointertextualität vor.807 Der Protagonist des Friedens erlaubt sich eine Autorisierung seiner Handlungen durch Homer, obwohl sich in dessen Texten keine entsprechende Aussage findet. Er improvisiert homerisch, um sein eigenes Vorhaben zu legitimieren.808 Durch diese Manipulation der homerischen Tradition und die Inanspruchnahme einer religiösen Autorität entlarvt Trygaios auch die übliche Vorgehensweise des Hierokles: Er schlägt den Orakeldeuter mit seinen eigenen Waffen. οὐ µετέχω τούτων, entgegnet Hierokles in Pax 1095, οὐ γὰρ ταῦτ’ εἶπε … – Die Untersuchung der Intertextualität der vorangehenden Verse lässt Ὅµηρος als Abschluss seines Hexameters erwarten.809 Doch der Orakeldeuter wird nicht als Homer-Kenner ausgewiesen, womit er sich auf die gleiche Ebene wie Trygaios stellen würde. Er bleibt vielmehr bei den in Aristophanesʼ Komödien als minderwertig dargestellten mantischen Autoritäten und schliesst den Vers mit Σίβυλλα ab. Bakis und Sibylle werden oft als Begriffe für inspirierte Seherinnen und Seher der Frühzeit zusammengenommen und beinahe synonymisch verwendet.810 Die Gegenüberstellung von Bakis vs. Homer wird demnach ergänzt um Bakis/Sibylle vs. Homer, was sich in 1096–1100 fortsetzt. Denn Trygaios leitet sogleich zwei weitere Hexameter als homerische Aussagen ein. Wer diesem expliziten Intertextualitätssignal nachspürt, kommt zum Ergebnis, dass Trygaios hier „einen echten Trumpf“811 ausspielt: Pax 1097f. entspricht Il. 9,63f. Nach der im 8. Buch der Ilias berichteten, demoralisierenden Niederlage der Griechen, mit der Zeus sein Versprechen gegenüber Achills Mutter (vgl. Il. 1,517–530) einlöst, beruft Agamemnon eine Versammlung ein und schlägt den Rückzug vor (9,1–28). Diomedes antwortet mit einer harsch kritisierenden Rede ___________________________ 806 807
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809 810
811
Zu dieser Interpretation von Pax 1092–1094 vgl. OLSON 1998 ad loc. und CAMEROTTO 2007, 149. Vgl. zu diesem Begriff Kapitel 1.1 mit Anm. 28. STEMPLINGER 1912, 194, SALANITRO 1981, 21f. und BASTIN-HAMMOU 2008–2009, 145 sprechen hier von Cento, TRÉDÉ 2000, 131 und MAGNELLI 2004, 163 von Pastiche. Vgl. auch Schol. Ar. Pax 1090: ἀστείως πάνυ παρέπλεξε τὰ Ὁµήρου. Zu Trygaios’ Improvisieren vgl. HALL 2006, 345 (allerdings enthält Pax 1091 kein „Hesiodic sentiment“; genauso wenig wird in der Hierokles-Szene die „tradition of martial epic“ manipuliert, da ein anderer Aspekt der homerischen Dichtung aufgerufen wird). Vgl. MÖLLENDORFF 1995a, 208 dazu, dass die Homer-Anspielungen Trygaios’ Frieden den „Anstrich traditioneller Werthaftigkeit“ verleihen. Ὅµηρος am Versende von Pax 1089 bestätigt, dass der Name am Ende von 1095 denkbar wäre und vom Rezipienten erwartet werden könnte. Treffend dazu FONTENROSE 1978, 160: „A Bakis was, in fact, a male Sibyl.“ Vgl. auch SMITH 1989, 150 und SUÁREZ DE LA TORRE 1998, 188. Zu den heute erhaltenen sibyllinischen Orakeln vgl. LIGHTFOOT 2007. KLOSS 2001, 74.
142
2. Literarische Anspielungen im Frieden
darauf, in der er unter anderem betont, Sthenelos und er zumindest würden vor Troja weiterkämpfen, bis sie die Stadt erobert hätten (9,31–49).812 Im Anschluss an die zustimmende Reaktion der Griechen (50f.) lobt Nestor zunächst die Worte des noch jungen Diomedes (53–59), um danach einen Befehl anzukünden, dem sich auch Agamemnon nicht widersetzen solle (60–62). Diese Forderung bekräftigt er mit den sentenzenhaft klingenden Versen 63f., auf welche im Frieden angespielt wird: „Sippenlos, gesetzlos, herdlos ist jener, welcher den Bürgerkrieg liebt, den fürchterlichen.“ Damit versucht Nestor, eine Provokation zu vermeiden und eine allfällige Konfrontation mit Agamemnon zu unterbinden.813 Der Ausspruch lässt sich aber auch auf den Streit zwischen Agamemnon und Achill beziehen,814 da Nestor in der Folge Agamemnon rät, diesen zu beenden (92–113). Der Heerführer der Griechen lenkt ein (114–161) und schickt auf Rat von Nestor (162–172) eine Gesandtschaft zu Achill. Auf den Kontext des Friedens übertragen kann nach dem Vorbild der Griechen vor Troja, wo weder Agamemnon mit Nestor noch Agamemnon mit Achill streiten soll, einerseits ein Votum gegen den Krieg zwischen Athenern und Spartanern, welche beide Griechen sind und einen „Bürgerkrieg“815 kämpfen, herausgehört werden. 816 Neben der generellen Bedeutung als Friedensorakel wird aber andererseits auch konkret Hierokles als ἀφρήτωρ, ἀθέµιστος, ἀνέστιος angeklagt, da er eine Fortführung des fürchterlichen Krieges wünscht. Der weitere Verlauf der Ilias zeigt, wie viel Verderben ein innergriechischer Streit bringen kann – man denke nur an den Tod des Patroklos –, und gleichwohl lässt Hierokles vorerst nicht locker. Wie in seiner Reaktion auf Pax 1090–1094 erweist sich der Orakeldeuter nicht als Kenner von Homer, oder er weigert sich zumindest, aufgrund dieser Anspielung seine Absichten aufzugeben. Trygaios leiht sich neben der Autorität Homers auch die Autorität Nestors, der ein sehr angesehener Ratgeber der Griechen vor Troja war.817 Damit erhöht er die Dringlichkeit seiner Forderung und drückt ihre Wichtigkeit aus. Gleichwohl versucht Hierokles mit einem weiteren Orakel, Trygaios von seinem Opfer an die Göttin abzuhalten. Nach Hieroklesʼ Einwand οὐ γὰρ ταῦτ’ εἶπε Σίβυλλα in Pax 1095 lassen sich seine nächsten Worte in 1099f. (φράζεο δὴ µή πώς σε δόλῳ φρένας ἐξαπατήσας / ἰκτῖνος µάρψῃ –) als Beginn eines sibyllinischen Orakels verstehen. In Bezug auf die Form der Intertextualität ist es gleich zu bewerten wie das Bakis-Orakel ab Pax 1063: Durch die sprachlichen und metrischen Eigenheiten ___________________________ 812 813 814 815 816 817
Zu Diomedes und Sthenelos vgl. auch Kapitel 2.7.2. Vgl. HAINSWORTH 1993 ad loc. Vgl. AMEIS/HENTZE 51907 ad loc. Diese von SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 1097f. als Alternative gebotene Erklärung für ἐπιδήµιος ist vorzuziehen (vgl. dazu OLSON 1998 ad loc.). Der Kontext der Ilias ist hier keineswegs „out of context“ (so RUFFELL 2011, 329). Vgl. HAINSWORTH 1993 ad Il. 9,63f.: „The gnome suits Nestor’s age […] and is a characteristic of his rhetorical armament; he is, so to speak, the keeper of the Achaean’s conscience.“
2.7 Homer
143
und den typischen Inhalt verweist Hierokles mit einer Systemreferenz auf Orakel;818 eine Einzeltextreferenz ist nicht zu vermuten.819 Trotz der schnellen Unterbrechung durch Trygaios liegt es in Pax 1099f. nahe, dass der Orakeldeuter mit dem „Schwarzmilan“820 die Spartaner darstellen wollte.821 Trygaios wendet sich in Pax 1100b–1101 an den Sklaven und mahnt ihn zur Vorsicht, da dieses Orakel für die Innereien auf dem Opferfeuer furchteinflössend sei.822 Damit ist nicht nur der eigentliche Greifvogel gemeint, welcher die Fleischstücke rauben könnte, 823 sondern auch Hierokles, 824 der seinen Opferanteil einfordern könnte. 825 In diesem Sinne wird sich das Orakel auch bewahrheiten: Da Hierokles nämlich bemerkt, dass er Trygaios nicht vom Opfer an der Friedensgöttin abhalten kann, verhält er sich opportunistisch und fordert seinen Anteil an den Innereien (Pax 1103–1105). Das eigentliche Rezitieren von Orakeln und die Gegenüberstellung der Autoritäten Bakis/Sibylle vs. angebliche/echte Homerverse sind damit zum Abschluss gekommen. Doch beides prägt auch noch den Rest der Hierokles-Szene: Trygaios verwendet dreimal Ausdrücke aus den Orakeln des Chresmologen, um gegen seinen Anteil am Opferfleisch zu argumentieren (vgl. 1106, 1112 und 1114 mit 1075, 1076 und 1086). Diese unterhaltsame Form von Intratextualität hat MACDOWELL treffenderweise als „boomerang joke“ bezeichnet.826 Ab Vers 1115 verliert Hierokles das letzte bisschen Kontrolle über die Situation, was metrisch durch den Wechsel zum jambischen Trimeter und inhaltlich durch die komödientypische Ansprache an die Zuschauer ausgedrückt wird:827 Das Publikum wird explizit zum Mitessen eingeladen (1115), da es im Unterschied zu Hierokles für den neu gewonnenen Friedenszustand ist, 828 Hierokles hingegen könne seine Sibylle essen (1116). Vergleichbar mit der Wiederaufnahme seiner Orakeläusse___________________________ 818
819
820 821 822 823 824 825 826 827 828
Zu φράζεο als typische Orakeleröffnung vgl. Hdt. 8,20,2 und Ar. Equ. 1015.1030 mit FONTENROSE 1978, 170f. und OLSON 1998 ad Pax 1099–1101. Zu den Metaphern aus der Tierwelt vgl. oben zum Bakis-Orakel ab Pax 1063 mit Anm. 787. Vor diesem Hintergrund ist auch die lexikalische Übereinstimmung zwischen Pax 1099 und Hes. theog. 889 (δόλῳ φρένας ἐξαπατήσας) nicht als Einzeltextreferenz zu werten (zu epischen Belegen für ἐξαπατάω vgl. LFE s. v. ἀπατάω). Vgl. dazu BELLOCCHI 2009, 35f. Zum Raubvogel ἰκτῖνος vgl. OLSON 1998 ad loc. Man denke an die Charakterisierung der Spartaner als Affen in Pax 1065 und als Fuchswelpen in 1067f. sowie an die Betonung ihrer betrügerischen Art hier. Pax 1100b–1101: τουτὶ µέντοι σὺ φυλάττου, / ὡς οὗτος φοβερὸς τοῖς σπλάγχνοις ἐστὶν ὁ χρησµός. Vgl. etwa Sem. fr. 12: σπλάγχν’ ἀµπέχοντες αὐτίκ’ ἰκτίνου δίκην. Vgl. SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 1100. Vgl. dazu SMITH 1989, 143 und GARLAND 1990, 77 sowie die Forderungen des Hierokles ab Pax 1105. MACDOWELL 1971 ad Vesp. 989. Vgl. dazu auch KLOSS 2001, 224–233. Vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 1115–1126. Vgl. dazu OLCOTT 1973, 163; OLSON 1998 ad Pax 1115f.; TORDOFF 2011, 189.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
rungen wird ihm hier suggeriert, er solle sich von der Quelle seiner Orakelinspiration ernähren.829 Durch den Ausschluss des Hierokles trifft das pseudointertextuelle Orakel von Pax 1090–1094 ein: Die Wahrsagekunst des Trygaios wird bestätigt und über diejenige des professionellen Orakeldeuters gehoben. Als Hierokles sich in seiner Verzweiflung dazu anschickt, Opferstücke zu stehlen (1118), wie es sein eigenes Orakel in Pax 1099f. nach der Deutung des Trygaios vorausgesagt hatte, wird er mit Bakis identifiziert, indem Trygaios seinen Sklaven dazu auffordert, „Bakis“ (= Hierokles) zu schlagen (1119: ὢ παῖε παῖε τὸν Βάκιν). Die beiden reissen ihm daraufhin das Schaffell vom Leibe, das er durch Schwindelei erhalten habe (1122f.), und jagen ihn davon. Hierokles ist endgültig zum ἀνέστιος des homerischen Orakels geworden: Trygaios schliesst ihn von seinem Hochzeitsessen aus und ist damit der erfolgreichen Vollendung seines Unternehmens einen Schritt näher gekommen.830 2.7.2 Ar. Pax 1265–1294831 ΤΡ.
νὴ τὸν ∆ί’, ὡς τὰ παιδί’ ἤδη ’ξέρχεται οὐρησόµενα τὰ τῶν ἐπικλήτων δεῦρ’, ἵνα ἅττ’ ᾄσεται προαναβάληταί, µοι δοκεῖ. ἀλλ’ ὅ τι περ ᾄδειν ἐπινοεῖς, ὦ παιδίον, αὐτοῦ παρ’ ἐµὲ στὰν πρότερον ἀναβαλοῦ ’νθαδί. ΠΑΙ∆ΙΟΝ Αʹ „νῦν αὖθ’ ὁπλοτέρων ἀνδρῶν ἀρχώµεθα –“ ΤΡ. παῦσαι (1270) ὁπλοτέρους ᾆδον, καὶ ταῦτ’, ὦ τρισκακόδαιµον, εἰρήνης οὔσης· ἀµαθές γ’ εἶ καὶ κατάρατον. Π. Αʹ „οἱ δ’ ὅτε δὴ σχεδὸν ἦσαν ἐπ’ ἀλλήλοισιν ἰόντες, σύν ῥ’ ἔβαλον ῥινούς τε καὶ ἀσπίδας ὀµφαλοέσσας.“ ΤΡ. ἀσπίδας; οὐ παύσει µεµνηµένος ἀσπίδος ἡµῖν; (1275) Π. Αʹ „ἔνθα δ’ ἅµ’ οἰµωγή τε καὶ εὐχωλὴ πέλεν ἀνδρῶν.“ ΤΡ. ἀνδρῶν οἰµωγή; κλαύσει, νὴ τὸν ∆ιόνυσον, οἰµωγὰς ᾄδων, καὶ ταύτας ὀµφαλοέσσας. Π. Αʹ ἀλλὰ τί δῆτ’ ᾄδω; σὺ γὰρ εἰπέ µοι οἷστισι χαίρεις. ΤΡ. „ὣς οἱ µὲν δαίνυντο βοῶν κρέα,“ καὶ τὰ τοιαυτί· (1280) „ἄριστον προτίθεντο καὶ ἅτθ’ ἥδιστα πάσασθαι.“ Π. Αʹ „ὣς οἱ µὲν δαίνυντο βοῶν κρέα καὐχένας ἵππων ἔκλυον ἱδρώοντας, ἐπεὶ πολέµου ἐκόρεσθεν.“ ΤΡ. εἶἑν· ἐκόρεσθεν τοῦ πολέµου, κᾆτ’ ἤσθιον. ταῦτ’ ᾆδε, ταῦθ’, ὡς ἤσθιον κεκορηµένοι. (1285) ___________________________ 829 830 831
Zur komischen Intratextualität hier vgl. auch MILLER 1945, 400–402. Vgl. dazu PLATTER 2007, 111. Zu ἅτθ’ in Pax 1281 vgl. Anm. 891. Das Komma von WILSON 2007a vor καὐχένας in Pax 1282 wurde entfernt, da es zu stark darauf hinweist, dass καὐχένας ἵππων als Akkusativobjekt zum Folgenden gehört. OLSON 1998 hat zu Recht kein Komma gesetzt. In meiner intertextuellen Lektüre wird das starke Enjambement erklärt.
2.7 Homer Π. Αʹ ΤΡ. Π. Αʹ ΤΡ. Π. Αʹ ΤΡ. Π. Αʹ ΤΡ.
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„θωρήσσοντ’ ἄρ’ ἔπειτα πεπαυµένοι –“ ἄσµενοι, οἶµαι. „πύργων δ’ ἐξεχέοντο, βοὴ δ’ ἄσβεστος ὀρώρει.“ κάκιστ’ ἀπόλοιο, παιδάριον, αὐταῖς µάχαις· οὐδὲν γὰρ ᾄδεις πλὴν πολέµους. τοῦ καί ποτ’ εἶ; ἐγώ; σὺ µέντοι νὴ ∆ί’. υἱὸς Λαµάχου. (1290) αἰβοῖ. ἦ γὰρ ἐγὼ θαύµαζον ἀκούων, εἰ σὺ µὴ εἴης ἀνδρὸς βουλοµάχου καὶ κλαυσιµάχου τινὸς υἱός. ἄπερρε καὶ τοῖς λογχοφόροισιν ᾆδ’ ἰών.
Trygaios: (zwei für das Hochzeitsfest gekleidete Knaben treten aus Trygaios’ Haus) Ja, bei Zeus, denn schon kommen die Kinder der Eingeladenen zum Pinkeln hierher heraus, damit sie anstimmen können, was sie singen wollen, denke ich. (zum ersten Knaben) Aber was du zu singen vorhast, Knabe, tritt zu mir an diesen Ort und stimme es vorher hier an. Knabe A: (1270) „Nun wollen wir aber mit den rüstigeren Männern beginnen –“ Trygaios: Hör auf, die rüstigeren zu besingen, und zwar, du dreimal Elender, weil Frieden ist. Du bist ein verfluchter Ignorant. Knabe A: „Und als sie dann nahe waren, nachdem sie gegeneinander gezogen waren, schleuderten sie die Rindslederschilde und die buckligen Schilde zusammen.“ Trygaios: (1275) Schilde? Wirst du nicht aufhören, uns an einen Schild zu erinnern? Knabe A: „Und darauf gab es zugleich ein Klagen und Triumphieren der Männer.“ Trygaios: Klagen der Männer? Du wirst jammern, bei Dionysos, wenn du Klagen besingst, und zudem bucklige. Knabe A: Aber was soll ich dann singen? Sage mir doch, worüber du dich freust. Trygaios: (1280) „So verspeisten diese zwar das Fleisch der Rinder“ und solches: „Das Frühstück setzten sie sich vor, und was am erfreulichsten ist zu essen.“ Knabe A: „So verspeisten diese zwar das Fleisch der Rinder und die Nacken der Pferde, die schwitzenden, lösten sie, als sie des Krieges satt waren.“ Trygaios: Gut. Sie waren des Krieges satt und dann assen sie. (1285) Singe dies, dies, wie sie assen, als sie satt waren. Knabe A: „Sie rüsteten sich dann also aus, als sie aufgehört hatten –“ Trygaios: Erfreut, denke ich. Knabe A: „Und sie strömten aus den Befestigungen, und ein unauslöschliches Geschrei erhob sich.“ Trygaios: Sei verdammt und verflucht, Bürschchen, mitsamt deinen Kämpfen. Denn du besingst nichts als Kriege. Wessen Sohn bist du eigentlich? Knabe A: (1290) Ich? Trygaios: Ja du, bei Zeus. Knabe A: Der Sohn des Lamachos. Trygaios: Pfui! Ich habe mich beim Zuhören nämlich wirklich gewundert, ob du nicht der Sohn eines Kriegsmachers und Kriegsjammermachers bist. Hau ab und geh für deine Speerträger singen. (der erste Knabe tritt schnell ab)
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
Epig. fr. 1 Νῦν αὖθ’ ὁπλοτέρων ἀνδρῶν ἀρχώµεθα, Μοῦσαι Nun wollen wir aber mit den rüstigeren Männern beginnen, ihr Musen
Il. 4,446–451 = 8,60–65 οἳ δ’ ὅτε δή ῥ’ ἐς χῶρον ἕνα ξυνιόντες ἵκοντο, σύν ῥ’ ἔβαλον ῥινούς, σὺν δ’ ἔγχεα καὶ µένε’ ἀνδρῶν χαλκεοθωρήκων· ἀτὰρ ἀσπίδες ὀµφαλόεσσαι ἔπληντ’ ἀλλήλῃσι, πολὺς δ’ ὀρυµαγδὸς ὀρώρει. ἔνθα δ’ ἅµ’ οἰµωγή τε καὶ εὐχωλὴ πέλεν ἀνδρῶν ὀλλύντων τε καὶ ὀλλυµένων, ῥέε δ’ αἵµατι γαῖα. Und als diese in der Folge zusammenrückten und an einen Ort gelangten, schleuderten sie die Rindslederschilde zusammen, ausserdem die Lanzen und die Kräfte der bronzebepanzerten Männer. Dann stiessen die buckligen Schilde aneinander, und ein gewaltiger Kriegslärm erhob sich. Und darauf gab es zugleich ein Klagen und Triumphieren der Männer, welche töteten und getötet wurden, und Blut floss über die Erde.
Epig. fr. dub.832 οἱ δ’ ὅτε δὴ σχεδὸν ἦσαν ἐπ’ ἀλλήλοισιν ἰόντες, σύν ῥ’ ἔβαλον ῥινούς τε καὶ ἀσπίδας ὀµφαλοέσσας.
κέρδους ἕκατι
Wegen des Gewinns
Vgl. Kratin. Pyt. fr. 1991076
πῶς τις αὐτόν, πῶς τις ἂν ἀπὸ τοῦ πότου παύσειε, τοῦ λίαν πότου; ἐγᾦδα· συντρίψω γὰρ αὐτοῦ τοὺς χόας καὶ τοὺς καδίσκους συγκεραυνώσω σποδῶν καὶ τἆλλα πάντ’ ἀγγεῖα τὰ περὶ τὸν πότον, (5) κοὐδ’ ὀξύβαφον οἰνηρὸν ἔτι κεκτήσεται
Wie könnte ihn einer, wie könnte ihn einer vom Trinken abbringen, vom zu heftigen Trinken? Ich weiss es. Denn ich werde seine Krüge zerbrechen und in seine Becherchen wie ein Blitz einschlagen (5) und auch alle anderen Gefässe für sein Trinken zerschmettern, und er wird nicht einmal mehr einen Essigbehälter für seinen Wein besitzen
Intertextualitätssignal(e): In dieser Szene werden drei Dichter erwähnt (Sophokles, Simonides und Kratinos), auf deren Texte eine Anspielung vermutet werden kann. Vers 699 enthält zwei stilistische Inkongruenzen, welche auf einen intertextuellen Dialog hinweisen könnten: ἕκατι ist dorisch vokalisiert;1077 ῥίψ scheint kein attisches Wort zu sein.1078 Da in der Forschung sehr unterschiedliche Erklärungen für die Inkongruenzen dieses Verses diskutiert wurden, werden im Folgenden verschiedene Möglichkeiten abzuwägen sein. ___________________________ 1075
1076
1077 1078
Die Ansetzung eines „fragmentum dubium“ von Sophokles wird während der intertextuellen Lektüre begründet. Vgl. zu dieser Annahme auch NAUCK 21889 ad Eur. fr. 397 und VAN HERWERDEN 1897 ad Pax 699. Im Folgenden wird eine intertextuelle Lektüre vorgeschlagen, welche Pax 700–703 als Anspielung auf eine Szene der Pytine des Kratinos deutet, aus der auch fr. 199 stammt. Zur Möglichkeit, dass die Verse von einem Freund des Kratinos gesprochen wurden, vgl. Anm. 1132. Ausführlich dazu BJÖRCK 1950, 122f. Vgl. auch θεῶν ἕκατι in Ar. Lys. 306. Im Attischen wurde ψίαθος verwendet (vgl. WILAMOWITZ-MOELLENDORFF 1904, 631 mit Anm. 2 und OLSON 1998 ad loc.). Zu ῥίψ vgl. Od. 5,256 und Hdt. 4,71,4.
2.13 Sophokles
187
Intertextuelle Lektüre: Nach der Befreiung der Friedensgöttin erläutert Hermes dem Protagonisten des Friedens die Kriegsgründe. Anschliessend will Trygaios von ihm wissen, warum die Göttin schweige (Pax 657). Da sie den Zuschauern noch immer zürne und nicht mit ihnen sprechen wolle, schlägt Trygaios vor, dass sie Hermes ins Ohr flüstern solle.1079 In Pax 670–672 fragt die Friedensgöttin, wer ihr in der Zwischenzeit am freundlichsten und wer ihr am feindlichsten gesinnt gewesen sei. Die Erkundigungen enden in einer längeren Verspottung von Kleonymos und Hyperbolos.1080 Danach möchte sie πάµπολλα, καὶ τἀρχαῖ’ ἃ κατέλιπεν τότε (Pax 694) wissen. Es muss sich bei den Antworten auf die folgenden Fragen der Friedensgöttin nach Sophokles (Pax 695) und Kratinos (Pax 700) demnach um Ereignisse handeln, welche nach dem Kriegsausbruch und ihrem Verschwinden im Jahr 431 geschehen sind.1081 Die Antworten des Trygaios auf die Fragen nach den beiden Dichtern werfen zwei grundlegende Probleme auf, welche zu einer reichen Forschungsdiskussion geführt haben: Erstens wird Sophokles von Aristophanes an anderen Stellen positiv dargestellt,1082 und es fehlen (im Unterschied zu Simonides)1083 weitere Zeugnisse über seine geizige Einstellung. Zweitens ist die Antwort über das Befinden von Kratinos chronologisch problematisch: Der Komödiendichter hat 423 mit seiner Pytine die Wolken des Aristophanes besiegt und kann nicht bei einem Angriff der Spartaner gestorben sein, da diese Einfälle bereits im Jahr 425 wegen der Gefangenen von Sphakteria endeten. 1084 Im Folgenden werden zunächst einige Erklärungsversuche aus der Forschung zusammengestellt, welche nicht zu überzeugen vermochten. Es handle sich überhaupt nicht um den Dichter, sondern um den General Sophokles;1085 der Dichter Sophokles sei bei seinem Strategenamt in Samos reich geworden;1086 er habe sich während eines Strategenamts oder einer Botschaftertätigkeit im Peloponnesischen Krieg Gewinn verschafft;1087 er sei in ein gewagtes Unternehmen involviert gewesen;1088 bei der Belohnung für die Hilfe, eine gestohlene goldene Krone der Athene-Statue wiederzuerlangen, habe er sich ___________________________ 1079 1080 1081 1082
1083 1084 1085 1086 1087 1088
Zu diesem dramaturgischen Mittel, um mit der Friedensstatue sprechen zu können, vgl. OLCOTT 1973, 144f. Zu diesen Verspottungsbildern vgl. CHRONOPOULOS (im Erscheinen); zu Kleonymos vgl. auch Kapitel 2.3.2. Vgl. dazu HALLIWELL 1982, 153; OLSON 1998 ad Pax 698f.; FILENI 2007, 83. Vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 698f. und WRIGHT 2012b, 591f. Man denke beispielsweise an die Gegenüberstellung von Sophokles und Euripides in Pax 531–534 (vgl. dazu Kapitel 2.6.7). Zum Geiz des Simonides vgl. die Einleitung in Kapitel 2.12. Vgl. dazu PLATNAUER 1964 ad Pax 700–703; OLSON 1998 ad Pax 252 und ad Pax 700f.; MASTROMARCO 2002, 395f. DREW 1928. Schol. Ar. Pax 697c. WEBSTER 21969, 13. SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 699.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
geizig verhalten;1089 Sophokles habe den Frieden nur mässig unterstützt1090 oder er sei sogar ein begeisterter Kriegsanhänger gewesen, da sein Vater als Messerschmied nicht vom Frieden profitieren konnte;1091 bei einem Familienstreit mit seinem Sohn Iophon habe man ihn als geizig wahrgenommen;1092 da Alter und Geiz oft verbunden wurden, sei dies auch bei Sophokles geschehen;1093 er habe Epinikien geschrieben und dafür zu viel Geld erhalten;1094 Aristophanes kritisiere Sophokles, weil dieser in seinen neueren Tragödien der Kunst des Euripides zu folgen beginne;1095 er habe sich kürzlich zu stark darum bemüht, mit angeblich schlechtem Material einen Chor und damit Staatsbezahlung zu erhalten.1096 Die beiden ersten Erklärungen sind sehr unwahrscheinlich.1097 Eine andere muss sich auf einen umstrittenen Zeugen verlassen,1098 und auch wenn an dessen Historizität nicht gezweifelt würde, wäre damit noch nicht erwiesen, dass daraus das Bild vom Geizhals Sophokles entstand. Letztgenannter Vorbehalt gilt auch für zwei weitere Erklärungsversuche.1099 Die übrigen Geschehnisse sind für die Erklärung der Szene im Frieden erfunden worden1100 oder inhaltlich unpassend.1101 ___________________________ 1089 1090 1091 1092 1093 1094 1095 1096 1097
1098 1099
1100
1101
HALLIWELL 1982, 153. Vgl. Soph. test. 1,12. Zu dieser Vermutung vgl. VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 697–699. OLDFATHER 1926. Vgl. dazu auch GREEN 2004, 87 Anm. 13. SCHMID 1934, 322 mit Anm. 1. Zum Familienstreit vgl. Soph. test. 1,13. Zu diesem „Anhaltspunkt“ vgl. KUGELMEIER 1996, 206. PLATNAUER 1964 ad Pax 696f. VAN HERWERDEN 1897 ad Pax 698. Dies vermutet OLSON 1998 ad Pax 698f. Da anschliessend Simonides und Kratinos erwähnt werden, spricht alles dafür, dass der Tragiker Sophokles gemeint ist (gegen DREW 1928 vgl. PLATNAUER 1964 ad Pax 696f.; WEBSTER 21969, 12; HALLIWELL 1982, 153; KUGELMEIER 1996, 206 Anm. 358; FILENI 2007, 85). Die Friedensgöttin erkundigt sich nach kürzlichen Ereignissen. Das Strategenamt von Sophokles in Samos war aber vor Kriegsbeginn (gegen Schol. Ar. Pax 697c vgl. OLDFATHER 1926, 358 und OLSON 1998 ad Pax 698f.). Zum Streit mit seinem Sohn Iophon vgl. LEFKOWITZ 22012, 82. Die Erklärung von HALLIWELL 1982, 153 ist unwahrscheinlich, da es in der Vita anschliessend heisst, Sophokles habe das Geld für eine Tempelstiftung gespendet (vgl. meine Anm. 1089 und SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 699). Sophokles’ mässige Friedensunterstützung würde nur die Kritik, nicht aber seinen Geiz erklären (vgl. dazu PLATNAUER 1964 ad Pax 696f.). OLDFATHER 1926 löst dieses Problem, indem er Sophokles wegen des angeblichen Berufs seines Vaters (Messerschmied) zum Kriegsanhänger erklärt. Hierfür muss er sich aber auf einen umstrittenen Zeugen verlassen (zum Beruf von Sophokles’ Vater vgl. LEFKOWITZ 22012, 78f.). Dies gilt für Sophokles’ angebliche Bereicherung während eines politischen Amts im Peloponnesischen Krieg, für seine nirgends bezeugten Epinikien (vgl. dazu BELL 1978, 38 Anm. 23), für das frei erfundene gewagte Unternehmen (vgl. das Umdenken von SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 699), für seinen mutmasslichen Geiz wegen des hohen Alters und für seine vermeintliche Abweisung bei einer Chor-Vergabe. Eine Kritik aufgrund der Orientierung an der neuen Kunst des Euripides wird durch den Inhalt der Szene im Frieden nicht nahegelegt, da weder Euripides’ Dichtung
2.13 Sophokles
189
Für das chronologische Problem mit dem Tod des Kratinos kennt die Forschung keine derart grosse Anzahl an unterschiedlichen Erklärungen: Aristophanes habe die Chronologie verändert, um den Tod des Komödiendichters an das Thema des Stücks anzupassen (Wein und Krieg);1102 Trygaios scheine anzudeuten, dass Kratinos als „tot“ gelte, seit Aristophanes selbst Komödien aufführe; 1103 Kratinos sei hier als attischer Bauer dargestellt, der seit Kriegsbeginn um seinen Weinanbau fürchten müsse;1104 Aristophanes habe es mit der Chronologie nicht so genau genommen, um für Kratinos ein passendes Ende zu dichten; 1105 der Komödiendichter sei überhaupt nicht tot, sitze vermutlich im Publikum und lache vielleicht sogar selbst über den Witz, der ihn erneut als Alkoholiker darstellt. 1106 Ausserdem wurde eine Erklärung vorgeschlagen, die Trygaios’ Antworten auf die Fragen nach beiden Dichtern begründen soll. Seit Kriegsausbruch sei die Dichtung auf der athenischen Bühne, welche zuvor auf ihrem Höhepunkt war, eingestürzt. Dies werde an den Beispielen von Sophokles und Kratinos veranschaulicht.1107 Da in diese Zeit jedoch auch der Beginn von Aristophanes’ Karriere fällt, ist diese Deutung mit dem Niedergang der poetischen Qualität unplausibel. Trotz der nicht vermeidbaren und durch die Forschung reichlich dokumentierten Unsicherheiten bei der Erklärung von Pax 693–705 ist die Feststellung von „unexplained humour“1108 unbefriedigend. Ein mehr versprechender Ansatz wurde in einer kürzlich veröffentlichten Publikation gewählt, welche die unsäglichen Wirkungen des Kriegs durch die überzeichneten Schicksale von Sophokles und Kratinos verdeutlicht sieht und weniger an konkrete historische Ereignisse als Hintergrund denkt.1109 Die Erwähnung eines geizigen Sophokles und einer sonderbaren Todesart von Kratinos sind nur überraschend, wenn nach einer Erklärung aus dem wirklichen Leben der beiden Dichter gesucht wird.1110 Die im Folgenden vorgeschlagene intertextuelle Lektüre basiert auf der Grundlage, dass Aristophanes andere Dramendichter in seinen Komödien oft so darstellt wie die ___________________________
1102 1103 1104 1105 1106
1107 1108 1109 1110
noch stilistische Fragen thematisiert werden (vgl. gegen diese Erklärung KUGELMEIER 1996, 206 Anm. 358). SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 700f. SOLOMOS 1974, 138. Dies wäre eine Verstärkung von Ar. Equ. 526–536. SIDWELL 2009, 63. HARVEY 1994, 57 Anm. 38 vergleicht dazu Ar. Lys. 280, wo es sich jedoch lediglich um eine zahlenmässige Übertreibung handelt (vgl. HENDERSON 1987 ad loc.). Vgl. dazu VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 700–703 und ROGERS 1913 ad Pax 700. Auf die Frage des historischen Todeszeitpunkts von Kratinos werde ich am Ende des Kapitels noch einmal zurückkommen. BERGK 1838, 187. ROBSON 2006, 5. FILENI 2007, bes. 85–87. Vgl. bereits KUGELMEIER 1996, 199. Die verbreitete historische Lesart zeigt sich auch bei KYRIAKIDI 2007, 86, wo die Szene zur Kategorie der Verspottungen gezählt wird, welche „mit persönlichen Eigenschaften der Dichter zu tun haben“.
190
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Figuren, welche diese auf die Bühne gebracht haben.1111 Die Friedensgöttin fragt zwar nach Ereignissen seit ihrem Verschwinden, doch diese können sich auch auf der Theaterbühne ereignet haben.1112 Wenn sich die Bemerkung über Sophokles auf eine Äusserung in seinen Tragödien bezieht, erklärt sich nicht nur das Fehlen weiterer Zeugnisse für seinen Geiz, sondern fällt auch der Seitenhieb gegen den Dichter weniger stark ins Gewicht. Pax 695–699 wurde von PARMENTIER/GRÉGOIRE für eine Anspielung auf eine erhaltene Stelle in Sophokles’ Tragödien gehalten:1113 Soph. Kreus. fr. 354 καὶ µή τι θαυµάσῃς µε τοῦ κέρδους, ἄναξ, ὧδ’ ἀντέχεσθαι. καὶ γὰρ οἳ µακρὸν βίον θνητῶν ἔχουσι, τοῦ γε κερδαίνειν ὅµως ἀπρὶξ ἔχονται, κἄστι πρὸς τὰ χρήµατα θνητοῖσι τἆλλα δεύτερ’. εἰσὶ δ’ οἵτινες (5) αἰνοῦσιν ἄνοσον ἄνδρ’· ἐµοὶ δ’ οὐδεὶς δοκεῖ εἶναι πένης ὢν ἄνοσος, ἀλλ’ ἀεὶ νοσεῖν Und sei nicht überrascht, mein Herr, dass ich mich so an meinen Gewinn klammere. Denn auch diejenigen Sterblichen, welche ein langes Leben haben, halten sich dennoch fest ans Gewinn-Machen, und im Vergleich zum Geld ist (5) für die Sterblichen alles andere zweitrangig. Es gibt Leute, welche einen nicht kranken Mann loben. Mir aber scheint kein armer Mann nicht krank zu sein, sondern immer an Krankheit zu leiden.
Aus inhaltlicher Sicht könnte diese Aussage die Antwort des Trygaios zum Befinden des Sophokles durchaus erklären. Doch die wörtliche Übereinstimmung ist so gering, dass nicht von einem Signal gesprochen werden kann, welches diesen intertextuellen Bezug anzeigt. 1114 Es lohnt sich, zunächst der Frauge nachzugehen, wie κέρδους ἕκατι κἂν ἐπὶ ῥιπὸς πλέοι in Pax 699 zu verstehen ist. Auch hier wurden sehr unterschiedliche Vermutungen geäussert. Auf___________________________ 1111 1112
1113 1114
Vgl. dazu Anm. 979. Die Antwort zu Sophokles wurde von PARMENTIER/GRÉGOIRE 1924, 162 Anm. 5 so gedeutet (vgl. jetzt auch SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 699). Die Antwort zu Kratinos hat bereits COBET 1840, 87–90 auf ein Bühnenereignis bezogen, ZIELIŃSKI 1884 und MÜLLER-STRÜBING 1890 haben seine Erklärung jeweils unterschiedlich modifiziert (vgl. dazu auch das Folgende). In der modernen Forschung ist diese Erklärung für die Antwort über Kratinos verbreitet (vgl. MASTROMARCO 2002; HALL 2006, 331; FILENI 2007, 85 Anm. 4; BAKOLA 2010, 283 Anm. 144; BILES 2011, 158f.). PARMENTIER/GRÉGOIRE 1924, 162 Anm. 5. Als wörtliche Übereinstimmung ist lediglich κέρδους zu nennen. Für dieses Substantiv finden sich nur schon in der Elektra des Sophokles sieben Belege (in den Versen 61, 353, 370, 767, 1016, 1305 und 1486). Diese Problematik wurde auch von PARMENTIER/GRÉGOIRE 1924, 162 Anm. 5 gesehen, da es hier heisst, Sophokles’ Aussage in der Kreusa müsse ein Skandal gewesen sein.
2.13 Sophokles
191
grund der Erwähnung von Simonides eine Anspielung auf Simonides oder sogar auf Semonides anzunehmen, wird weder durch den Text noch durch die Scholien nahegelegt:1115 Erstens beziehen sich die Frage der Friedensgöttin und die Antwort des Trygaios primär auf Sophokles, und Simonides wird lediglich als Beispiel für einen Geizhals eingeführt. Zweitens deutet die dorische Vokalisierung in ἕκατι eher auf eine Tragödie hin.1116 Wer dieser Spur folgt, wird in zwei Euripides-Fragmenten fündig, welche aus Tragödien stammen, die vermutlich vor dem Frieden entstanden:1117 Eur. Oin. fr. 566 ὡς οὐδὲν ἀνδρὶ πιστὸν ἄλλο πλὴν τέκνων· κέρδους δ’ ἕκατι καὶ τὸ συγγενὲς νοσεῖ Denn für einen Mann ist nichts anderes vertrauenswürdig als seine Kinder: Wegen des Gewinns leidet aber sogar die Verwandtschaft
Eur. Thy. fr. 397 θεοῦ θέλοντος κἂν ἐπὶ ῥιπὸς πλέοις Mit dem Willen Gottes könntest du sogar auf einer Binsenmatte segeln
Für die Lektüre von Pax 699 wurde vorgeschlagen, einen „blend of two lines from different plays by Euripides“ anzunehmen. 1118 Die Scholien zu Pax 699 führen jedoch in eine andere Richtung: Sie nennen θεοῦ θέλοντος κἂν ἐπὶ ῥιπὸς πλέοι eine παροιµία, ohne den Thyestes des Euripides zu erwähnen. Die weiteren Belege aus der Antike deuten darauf hin, dass es sich hierbei tatsächlich bereits zur Zeit des Aristophanes um ein Sprichwort gehandelt haben könnte.1119 ___________________________ 1115
1116
1117 1118 1119
Zu Simonides vgl. NAUCK 21889 ad Eur. fr. 397 und MAZON 1904 ad Pax 699. Zu Semonides vgl. PELLIZER 1981; PELLIZER/TEDESCHI 1990, 115f.; FILENI 2007, 83 mit Anm. 4; POLTERA 2008, 65 Anm. 108. Das Scholion zu Ar. Pax 697e, wo τοῦ ἰαµβοποιοῦ zu lesen ist, bleibt trotz der Erklärungsversuche von PELLIZER 1981 korrupt und umstritten (vgl. dazu KUGELMEIER 1996, 199 Anm. 343). PLATNAUER 1964 ad Pax 699: „The poetical word ἕκατι suggests that this line is paratragic.“ CASSIO 1985a, 149 hat zu Recht darauf hingewiesen, dass die Vokalisierung von ἕκατι gegen eine Anspielung auf Semonides spricht. PELLIZER hat dies in seiner Ausgabe mit TEDESCHI von 1990 berücksichtigt und das Fragment im Unterschied zu seiner Publikation von 1981 mit der ionischen Form ἕκητι angesetzt (Sim. fr. 4). Eine Dorisierung bei einer Anspielung in den Trimetern des Aristophanes auf einen jonischen Text wäre aber sehr überraschend. Zum Oineus vgl. COLLARD/CROPP 2008b, 30 und zum Thyestes vgl. COLLARD/CROPP 2008a, 430. SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 699. Vgl. auch PRATO 1955, 112; RAU 1967, 194; RUFFELL 2011, 339. Vgl. die Belege in KANNICHT 2004 ad Eur. fr. 397 sowie TAILLARDAT 21965, 168 zur Bedeutung des Sprichworts bei Aristophanes.
192
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Damit lohnt es sich, daran zu erinnern, was bereits VAN DE SANDE BAKHUYZEN 1877, 74 geschrieben hat: „Quis primus hunc versum scripserit non liquet.“ Aristophanes könnte demnach das gängige Sprichwort komisch abgeändert haben, indem er θεοῦ θέλοντος durch κέρδους ἕκατι und damit die Allmacht eines Gottes durch die Allmacht des Geldes ersetzte. Wird nun dieser sprichwörtliche Vers 699 mit der Frage verbunden, warum Aristophanes den Tragödiendichter Sophokles als Geizhals verspottet, drängt sich eine schlüssige Lesart auf. Hierfür bietet es sich erneut an, einen Aristophanes-Forscher aus dem 19. Jh. zu zitieren: „Salsius etiam dictum foret, si ipse Sophocles, quod facile fieri potuit, verbis κέρδους ἕκατι alicubi usus esset.“1120 Wenn Sophokles selbst die Wendung κέρδους ἕκατι in einem Kontext verwendet hätte, der mit seinem fr. 354 aus der Kreusa vergleichbar war und ein Lob auf Gewinn-Machen enthielt, würde sich nicht nur der Hintergrund von Vers 699, sondern auch der angebliche Geiz des Tragikers erklären:1121 Aristophanes würde κέρδους ἕκατι κἂν ἐπὶ ῥιπὸς πλέοι(ς) zur neuen sprichwörtlichen Weisheit des Sophokles machen und die Ersetzung der Allmacht eines Gottes (θεοῦ θέλοντος) durch die Allmacht des Geldes (κέρδους ἕκατι) dem Tragiker in den Mund legen.1122 Vielleicht war die Figur in der Tragödie des Sophokles auch bereits ähnlich alt wie der Dichter selbst und konnte – zumindest nach der Formulierung eines Komikers – als γέρων καὶ σαπρός (vgl. Pax 698) bezeichnet und dadurch leichter mit dem Tragiker identifiziert werden.1123 Die Vermutung, dass Trygaios’ Aussage über den Tod des Kratinos auf ein Bühnengeschehen zu beziehen ist, hat zu verschiedenen Überlegungen geführt. Der literarische Dialog sollte den spartanischen Einfall als Todeszeitpunkt (Pax 701) und das zerbrochene Weinfass als Todesursache (Pax 703) erklären können.1124 COBET hat eine Anspielung auf die Lakones von Platon vorgeschlagen. 1125 Obwohl der Titel für den Hintergrund von Pax 701 vielversprechend klingt und die Komödie einen spartanischen Einfall enthalten haben könnte, sprechen mehrere Argumente gegen diese Erklärung: Bei der Datierung der ___________________________ 1120 1121 1122
1123 1124
1125
VAN HERWERDEN 1897 ad Pax 699. Vgl. auch NAUCK 21889 ad Eur. fr. 397. Aus diesem Grund habe ich zu Beginn des Kapitels ein „fragmentum dubium“ von Sophokles angesetzt. Es ist auch zu überlegen, ob der ganze Vers κέρδους ἕκατι κἂν ἐπὶ ῥιπὸς πλέοι(ς) von Sophokles stammen könnte. Doch die Umschreibung des Sprichworts stammt eher aus der Feder eines Komikers. Zum Alter des Sophokles im Jahr 421 vgl. SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 698; zum negativ konnotierten Wort σαπρός vgl. OLSON 1998 ad Pax 698f. Zu SIDWELL 2009, 199, der hier eine „cross-reference to a scene from a Eupolis play“ vermutet, ohne hierfür einen konkreten Grund oder einen Hinweis im Frieden zu nennen, vgl. auch die Besprechung von Pax 347 in Kapitel 4.2. COBET 1840, 87–90.
2.13 Sophokles
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Lakones tendiert die moderne Forschung zum Ende des 5. Jh.s.1126 Auch wenn die Komödie vor dem Jahr 421 aufgeführt wurde, wäre dies die einzige Anspielung auf Platon im Frieden. Der intertextuelle Bezug zu einem anderen Komödiendichter käme ausserdem unerwartet, da die Friedensgöttin nach Kratinos gefragt hat.1127 Auch das zerbrochene Fass und den Tod des Dichters konnte COBET nur mit viel Fantasie erklären: Ersteres sei in den Lakones inszeniert worden, und Kratinos sei tatsächlich gestorben, als er der Aufführung von Platons Komödie beiwohnte.1128 HARTMAN folgte COBET zwar in der Annahme, dass sich die Szene im Frieden auf ein Bühnengeschehen beziehe, doch er hielt es für unnötig, weiter nach diesem zu suchen.1129 Offenbar kannte er die im Hauptpunkt ähnlichen Erklärungen von ZIELIŃSKI 1884 und MÜLLER-STRÜBING 1890 nicht, welche in der jüngeren Kratinos-Forschung beliebt sind 1130 und zumindest das zerbrochene Fass als Todesursache bislang am besten erklären konnten: Die Antwort des Trygaios lässt sich als Anspielung auf die Selbstdarstellung von Kratinos als Alkoholiker in seiner Pytine aus dem Jahr 423 lesen. Im Unterschied zu den Lakones von Platon ist die Datierung dieser Komödie gesichert. Da auch in Pax 601–604 auf die Pytine angespielt wird, gehört sie zudem nachweisbar zum Bezugshorizont des Friedens.1131 Mit dem zu Beginn des Kapitels abgedruckten fr. 199 ist die Rede eines Mannes, vermutlich eines Freundes von Kratinos,1132 erhalten, welcher den Plan fasste, den Komödiendichter vom Trinken abzubringen, indem er seine Krüge (χόας) zerbricht, „wie ein Blitz“ in die Becherchen (καδίσκους) einschlägt und auch alle anderen Trinkgefässe (ἀγγεῖα τὰ περὶ τὸν πότον) zerschmettert.1133 Auch die Reaktion des weinliebenden Dichters könnte in der Pytine dargestellt worden sein: Er „starb“ (Pax 700) bzw. wurde ohnmächtig (Pax 702). Am Ende der Komödie hatte Kratinos seinen Wein___________________________ 1126 1127 1128 1129 1130 1131 1132
1133
Vgl. dazu PIRROTTA 2009, 163f. Vgl. zu diesem Argument MASTROMARCO 2002, 396f. Vgl. gegen diese Erklärung von COBET auch ZIELIŃSKI 1884, 303f.; MÜLLERSTRÜBING 1890, 516–518; MASTROMARCO 2002, 396; PIRROTTA 2009, 163. HARTMAN 1917, 360. Vgl. dazu Anm. 1112. Vgl. zu beiden Punkten auch Kapitel 2.9 zu Kratinos. Aufgrund des Partizips σποδῶν in Kratin. fr. 199,4 muss es sich um eine männliche Figur handeln. Heute wird meist ein Freund von Kratinos vermutet (vgl. dazu KASSEL/AUSTIN 1983 Bd. 4, 224; ROSEN 2000, 29; OLSON 2007, 83), ZIELIŃSKI 1884, 305f. dachte an Hermes. Dieses Fragment aus der Pytine wird von ZIELIŃSKI 1884, 306, MÜLLER-STRÜBING 1890, 519f., DWORACKI 1995, 119 und BILES 2011, 158f. mit dem Tod des Kratinos im Frieden verbunden. Andere wie Schol. Ar. Pax 702d (ὅτι φίλοινος ὁ Κρατῖνος, καὶ αὐτὸς ἐν τῇ Πυτίνῃ σαφῶς λέγει), ROGERS 1913 ad Pax 700, SCHMID 1946, 69, MASTROMARCO 2002, 399, RUFFELL 2002, 163 und HALL 2006, 331 stellen zwar den Bezug zwischen den beiden Komödien her, erwähnen aber fr. 199 nicht. Zum Verständnis des Fragments selbst vgl. besonders BILES 2011, 148f.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
konsum vermutlich als Inspirationsquelle rehabilitiert. 1134 Indem Aristophanes ihn nun beim Anblick eines zerbrochenen Weinfasses sterben lässt, erweist er das Ende von Kratinos’ Komödie als fehlerhaft und schreibt es in seinem Sinne um. Er verleiht damit seiner Darstellung des Komödiendichters als Alkoholiker und ausgemusterter Dichter in den Rittern Nachdruck und weist Kratinos’ Antwort darauf in der Pytine zurück.1135 Erneut betont Aristophanes, dass Kratinos als Künstler „tot“ sei. Die Korrektur der Pytine, welche bereits in Pax 603f. mit einer Anspielung auf fr. 211 dieser Komödie begonnen hat,1136 wird in Pax 700– 703 somit wieder aufgenommen und weitergeführt. Mit dieser Anspielung auf die Pytine kann zwar das zerbrochene Weinfass als Todesursache des Kratinos verstanden werden, doch für den Einfall der Spartaner fehlt weiterhin eine Erklärung. Das Ereignis wird am ehesten mit den Geschehnissen im Peloponnesischen Krieg in Verbindung zu bringen sein. Dafür spricht auch, dass Hermes in Pax 612–614 bei einer Aufzählung von Zerstörungen durch Plünderungen der Spartaner Reben und Weinfässer (πίθος) erwähnt.1137 Aufgrund der chronologischen Probleme kann es sich auch beim spartanischen Einfall nur um ein Ereignis handeln, welches auf der Bühne dargestellt worden war. In der Forschung wurde versucht, einen spartanischen Einfall in den Kontext der Pytine einzufügen: Jemand – vielleicht sogar Kratinos’ Freund und Sprecher von fr. 199 selbst – könnte behauptet haben, die Trinkgefässe des Kratinos seien „durch einen versprengten Schwarm lakonischer Soldaten“ zerstört worden; 1138 die Gefährten von Kratinos, welche ihn vom Trinken abbringen wollten, könnten sich bei der Zerstörung der Trinkgefässe als Spartaner verkleidet und einen neuen Angriff vorgespielt haben; 1139 Kratinos könnte die Zerstörung seiner Trinkgefässe selbst mit den Plünderungen von Spartanern verglichen haben.1140 Da die Erwähnung eines spartanischen Einfalls für die Pytine nicht bezeugt ist, muss eine weitere, äusserst interessante Erklärung in Erwägung gezogen werden. Die oben erwähnten Schwierigkeiten der Erklärung von COBET, welcher eine Anspielung auf Platons Lakones vorschlug, lösen sich auf, wenn nicht ein Bezug zu den Lakones von Platon, sondern ein Bezug zur gleichnamigen Komödie von Kratinos angenommen wird. 1141 Den angeblichen „Tod“ des Dichters bei der Aufführung der Lakones hat MASTROMARCO als „‚morte‘ poetica“ verstanden ___________________________ 1134 1135 1136 1137 1138 1139 1140 1141
Vgl. dazu Kapitel 2.9. Zum Dialog der Ritter und der Pytine vgl. Kapitel 2.9. Vgl. dazu Kapitel 2.3.1. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 612f. ZIELIŃSKI 1884, 307. Vgl. MÜLLER-STRÜBING 1890, 521, der hier ausserdem dafür plädiert, dass Lakones ein anderer Titel für die Pytine des Kratinos war (vgl. dagegen LUPPE 1963, 68). Vgl. DWORACKI 1995, 119 und BILES 2002, 194 Anm. 78. Vgl. dazu bereits PIETERS 1946, 153.
2.13 Sophokles
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und auf die schlechte Rezeption bezogen:1142 Kratinos’ Erfolg mit der Pytine von 423 gegen die Wolken des Aristophanes sei durch seinen Misserfolg mit den Lakones an einem der folgenden Feste annulliert worden.1143 Diese Niederlage habe das Ende seiner Theaterkarriere besiegelt. Damit hätte Aristophanes auf zwei Komödien des Kratinos angespielt und dabei nicht nur die Genesung des Alkoholikers in seiner Pytine in Frage gestellt, sondern auch den Erfolg der Komödie selbst durch das schlechte Abschneiden der Lakones relativiert. Eine Anspielung auf zwei Komödien des Kratinos in vier Versen ist zwar grundsätzlich denkbar, doch die Lesart von MASTROMARCO schenkt der Tatsache zu wenig Beachtung, dass Aristophanes den Einfall der Spartaner mit dem Zerbrechen des Fasses durch die Konnektoren ὅθ’ (Pax 701) und γάρ (Pax 703) zeitlich und logisch in direkte Verbindung gebracht hat. Aus diesem Grund ist eine Anspielung auf lediglich ein Ereignis einer Komödie plausibler. Theoretisch liesse sich denken, dass ausschliesslich auf die Lakones von Kratinos Bezug genommen wird und das Zerbrechen des Fasses ursprünglich auch mit dieser Komödie erklärt werden konnte. Von Kratinos’ Lakones ist jedoch nur ein einziges Fragment überliefert,1144 welches keine Rückschlüsse auf die Handlung der Komödie zulässt.1145 Aus diesen Gründen ist es nach heutigem Kenntnisstand angemessener, in Pax 700–703 lediglich einen intertextuellen Dialog mit der Pytine des Kratinos anzunehmen, wobei allerdings in diesem Fall besonders zu bedenken ist, dass die Textüberlieferung ein falsches Bild liefern könnte. In Pax 693–705 fragt die Friedensgöttin nach einem bekannten Tragödien- und einem bekannten Komödiendichter aus der Zeit, als sie noch auf der Erde weilte. An Euripides hat sie, wie bereits Pax 531–534 vermuten lässt, kein Interesse.1146 Sophokles gehe es zwar gut, doch er sei ein Geizkragen geworden. Kratinos sei gestorben, als ein Weinfass zerstört wurde. Am Ende der Befragung wird Trygaios durch die Friedensgöttin dazu angehalten, nach den Ausführungen zur politischen Lage auch die verheerenden Entwicklungen auf der athenischen Bühne zu schildern. Seine Frage in Pax 704 (χἄτερα πόσ’ ἄττ’ οἴει γεγενῆσθ’ ἐν τῇ πόλει;) lässt anklingen, dass er hierfür noch weitere Beispiele nennen könnte. Die Lösung für diese Probleme auf der athenischen Bühne sei aber bereits gefunden: Man lasse die Friedensgöttin nicht mehr gehen (Pax 705). Den schlechten Entwicklungen auf der Bühne wird demnach durch diejenige Handlung Einhalt geboten, welche Aristophanes im Frieden vorführt. Der Komödiendichter ___________________________ 1142 1143 1144
1145 1146
MASTROMARCO 2002, 398–401. MASTROMARCO 2002, 401–403 hat Kratinos’ Lakones aufgrund von Pax 700–703 zwischen Frieden und Pytine datiert. Aufgrund dieser Überlieferungslage wurde auch schon an der Existenz von Kratinos’ Lakones gezweifelt (vgl. die Stimmen in KASSEL/AUSTIN 1983 Bd. 4, 172; vgl. dagegen LUPPE 1963, 67f. und MASTROMARCO 2002, 400 Anm. 14). Vgl. Kratin. fr. 102 mit LUPPE 1963, 67f. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 694f. und mein Kapitel 2.6.7 zu Pax 531–534.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
selbst inszeniert sich hier – unterschwelliger als andernorts –1147 als Lösung für die mangelhaften Vorführungen seiner Konkurrenten und die fragwürdigen Veränderungen bei den Tragödiendichtern. Pax 700–703 wird hinsichtlich der Literaturgeschichte oft diskutiert,1148 weil aus dieser Stelle auf den wirklichen Tod von Kratinos geschlossen wurde.1149 Die in dieser Arbeit bevorzugte Lesart mit einer Anspielung auf die Pytine spricht dagegen, in Pax 700–703 einen Hinweis auf den realen Tod des Komödiendichters zu sehen.1150 Zudem könnte eine solche Verspottung des Kontrahenten negative Konsequenzen für Aristophanes gehabt haben, wenn Kratinos wirklich eben erst gestorben war.1151 In den Fröschen zumindest, als Kratinos mit Sicherheit nicht mehr lebte, erscheint sein Name in Vers 357 anstelle von Dionysos, und er wird somit positiv dargestellt. 1152 Zum Sprachgebrauch im Frieden lassen sich die Acharner vergleichen, wo Dikaiopolis ἀπέθανον verwendet, ohne wirklich gestorben zu sein: τῆτες δ’ ἀπέθανον καὶ διεστράφην ἰδών, / ὅτε δὴ παρέκυψε Χαῖρις ἐπὶ τὸν ὄρθιον.1153 Ganz ähnlich präzisiert auch Trygaios im Frieden mit einem zweiten Verb – analog zu διεστράφην – den Zustand von Kratinos (vgl. ὡρακιάσας in Pax 702), wodurch das ἀπέθανεν von Pax 700 relativiert wird.1154
2.14 Stesichoros Nachdem Hermes den Weg zurück zur Erde gezeigt hat und Trygaios mit seiner zukünftigen Braut Opora aufgebrochen ist, wird die Bühne frei für den Chor, der sich in der Parabase an die Zuschauer wendet.1155 In ihrem Hauptteil spricht der ___________________________ 1147 1148 1149 1150
1151 1152
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Aristophanes’ Selbstlob in der Parabase des Friedens wird in Kapitel 2.11, 2.12 und 4.2 besprochen. Vgl. beispielsweise BAKOLA 2010, 3 mit Anm. 9; STOREY 2010, 187; ZIMMERMANN 2011, 718f. Vgl. SOMMERSTEIN 1985 und 22005 ad Pax 700f. Vgl. die treffende Formulierung von HARTMAN 1917, 357: „Esto: mortuus esse dicitur Cratinus ergo vivit etiam … atque […] sedet inter spectatores.“ Vgl. zu dieser Einschätzung von Pax 700–703 u. a. STEIGER 1934, 181; HEATH 1990, 151; SIDWELL 1995, 59 mit Anm. 13; OLSON 1998 ad Pax 700f.; WRIGHT 2007, 429 mit Anm. 86; BAKOLA 2010, 3 Anm. 9; RUFFELL 2011, 416. Die Behauptung von STARK 2004, 261 Anm. 78 zur vorherrschenden Forschungsmeinung ist verfehlt. Vgl. ZIELIŃSKI 1884, 302 und MASTROMARCO 2002, 397, der darauf hingewiesen hat, dass der Spott gegen den jüngst verstorbenen Kleon nicht vergleichbar ist. SOMMERSTEIN 1996 ad Ran. 357: „[…] and here Cratinus is being treated as almost a tutelary god of comedy.“ Über Dionysos wird Kratinos wieder mit dem Wein verbunden (vgl. RUFFELL 2002, 163) – dieses Mal jedoch ohne kritische Untertöne. Zu Ar. Ach. 15f. vgl. auch ZIELIŃSKI 1884, 302f. und OLSON 2002 ad Ach. 15. Vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 700f. und ad Pax 702f. Explizit gesagt wird dies in Pax 732f. (vgl. dazu NASO 2008, 35).
2.14 Stesichoros
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Chor insbesondere gegen die Theaterkonkurrenten und lobt die Verdienste des Dichters Aristophanes.1156 Die Parabase endet mit einer Ode (775–795) und einer unmittelbar anschliessenden Antode (796–818). 1157 Die beiden Lieder werden durch eine Anrufung der Muse (775 und 816) gerahmt. Ausserdem findet die Anrufung der Göttin am Anfang der Ode eine Entsprechung in der Erwähnung der Chariten zu Beginn der Antode (796). Nach einer metrisch korrespondierenden Einheit, die sich auf sechs Zeilen abdrucken lässt (775–780 und 796–801),1158 beginnt in beiden Oden der Wechsel vom lyrischen zum alltäglichen Inhalt, indem plötzlich Tragödiendichter verspottet werden (in der Ode Karkinos, in der Antode Morsimos und Melanthios). 1159 In diesen jeweils sechs Anfangsversen deuten verschiedene implizite Signale darauf hin, dass ein intertextueller Dialog eröffnet werden könnte:1160 Zunächst führt das „hochpoetische Metrum“1161 der Daktyloepitriten eine Inkongruenz herbei.1162 Damit einher geht ein Wechsel in der Stilhöhe, wobei insbesondere poetische Ausdrücke wie κλείουσα, δαῖτας, θαλίας, µακάρων aus der Ode und δαµώµατα, καλλικόµων, κελαδῇ aus der Antode zu vermerken sind.1163 Wird ausserdem die Vokalisierung von δαµώµατα (797) berücksichtigt,1164 deuten die Oden der Parabase auf einen lyrischen Referenztext in dorischem (oder zumindest dorisiertem) Dialekt hin.1165 Die Scholien ___________________________ 1156 1157 1158 1159
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Vgl. dazu die Kapitel 2.11, 2.12 und 4.2. Im Frieden fehlen Epirrhema und Antepirrhema (vgl. dazu Anm. 1212). Beim Druck folge ich hier OLSON 1998. Zu Morsimos und Melanthios vgl. Kapitel 2.10. Obwohl sich die Frage nicht mit letzter Sicherheit beantworten lässt, spricht das Argument der Familientradition von OLSON 1997 und 2000 gegen ROTHWELL 1994, der Karkinos für einen Komödiendichter hält. Die stilistischen Inkongruenzen in den beiden Oden neben den jeweils sechs Eingangsversen werden während der intertextuellen Lektüre diskutiert. Sie signalisieren keine Einzeltextreferenzen. ZIMMERMANN 1985, 181. Zur Metrik als Intertextualitätssignal hier vgl. auch VÜRTHEIM 1919, 46f., PARKER 1997, 6f. und SILK 2000, 112. Zur Metrik der Ode und Antode vgl. insbesondere DALE 21968, 182f., PARKER 1997, 276f. und OLSON 1998 ad Pax 775–795. ZIMMERMANN 1985, 181f. weicht in Einzelheiten leicht ab (vgl. z. B. meine Anm. 1164). Zu κλείουσα, δαῖτας, θαλίας und µακάρων vgl. OLSON 1998 ad Pax 778–780; zu δαµώµατα vgl. LERZA 1982, 42; zu καλλικόµων vgl. SILK 2000, 115 Anm. 41; zu κελαδῇ vgl. LSJ s. v. κελαδέω. Auch die Bemerkung in Schol. Ar. Pax 798 zeigt die Zugehörigkeit von δαµώµατα zum attischen Wort δῆµος: τὰ δηµοσίᾳ ᾀδόµενα. Zum dorischen Vokalismus in diesem Kontext vgl. besonders WILLI 2008, 58f. OLSON 1998 ad Pax 775–795 ist hier ungenau und ZIMMERMANN 1985, 182 enthält einen Druckfehler: Das Alpha ist natürlich lang zu messen (vgl. ZIMMERMANN 1987, 39 oder PARKER 1997, 276f.). Da die ältesten eigenständigen Daktyloepitriten der griechischen Literatur von Stesichoros überliefert sind (vgl. dazu HASLAM 1974, 51–53 und HUTCHINSON 2001, 118), könnte man im Metrum sogar einen Hinweis auf diesen Autor sehen. Aller-
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
bestätigen dies, indem sie einen intertextuellen Dialog mit Stesichoros festhalten. Da die Angaben jedoch viele Unklarheiten offen lassen,1166 lohnt es sich, einen genauen Blick darauf zu werfen: Schol. Ar. Pax 775f … καὶ ἔστι στησιχόρειος. … und es ist von Stesichoros.
Schol. Ar. Pax 797c ἔστι παρὰ τὰ Στησιχόρου ἐκ τῆς Ὀρεστείας τοιάδε χρὴ Χαρίτων δαµώµατα καλλικόµων ὑµνεῖν φρύγιον µέλος ἐξευρόντας ἁβρῶς ἦρος ἐπερχοµένου. Es ist nach Stesichoros aus seiner Orestie: „Solche öffentlichen Lieder der schönhaarigen Chariten müssen diejenigen, welche die phrygische Tonart getroffen haben, lieblich singen, sobald der Frühling wieder kommt.“
Schol. Ar. Pax 800 καὶ αὕτη πλοκὴ στησιχόρειος. φησὶ γὰρ οὕτως· ὅταν ἦρος ὥρᾳ κελαδῇ χελιδών. Auch dieses Geflecht ist stesichoreisch. Denn er sagt folgendermassen: „Wenn in der Frühlingszeit die Schwalbe laut zwitschert.“
Ein Blick in die Ausgaben der Stesichoros-Fragmente von PAGE 1962 oder DAVIES 1991 zeigt zunächst, dass aufgrund der Angabe in Schol. Ar. Pax 800 ein Fragment aus der Orestie angesetzt wurde,1167 obwohl der Titel hier nicht ange___________________________
1166
1167
dings signalisieren die Daktyloepitriten in Ar. Equ. 1264–1266 eine Anspielung auf Pindar (vgl. Schol. Ar. Equ. 1264b und das Folgende). Diese Unklarheiten wurden von Aristophanes-Forschern oft ausgeblendet, was damit zusammenhängen mag, dass eher die Fragmentsammlungen von Stesichoros als die Scholienausgaben konsultiert wurden. Die Angabe von PLATNAUER 1964 ad Pax 774a–778 etwa („The Σ say that this exordium comes, or is adapted, from the Oresteia of Stesichorus (cf. Stesich. fr. 12).“) ist falsch, wie im Folgenden zu sehen ist. SOMMERSTEIN 1985 ad loc. folgt diesem Fehler, korrigiert sich aber in den Addenda seiner zweiten Auflage von 2005. Gelegentlich blenden auch Arbeiten mit dem Fokus auf Stesichoros die Unklarheiten aus (vgl. z. B. PALLANTZA 2005, 93 und BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 192). Gegen KUGELMEIER 1996, 84 Anm. 147 bezieht sich das Fragezeichen in den Ausgaben von PAGE 1962 und DAVIES 1991 ausschliesslich auf die Unsicherheit, ob die Fragmente zum ersten oder zum zweiten Buch der Orestie gehören.
2.14 Stesichoros
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geben wird.1168 Ausserdem wird aufgrund von ἔστι στησιχόρειος im Schol. Ar. Pax 775f der Wortlaut von Stesichoros rekonstruiert – bei PAGE und DAVIES ist dies mit „ita fort. Stesichorus“ eingeleitet –, und dieses neu gewonnene Fragment wird ebenfalls der Orestie zugewiesen, obwohl die Angabe des Titels in den Scholien erneut fehlt.1169 Bei einer vorsichtigeren Herangehensweise kann nur als gesichert gelten, dass aufgrund der Angaben in den Scholien drei Anspielungen auf Stesichoros vorliegen. Die Werkzuweisungen hingegen müssen bei zwei der drei Fragmente als Vermutungen deklariert werden.1170 Für die Länge und den Wortlaut des Fragments, das aufgrund der dürftigen Angabe in Schol. Ar. Pax 775f zu rekonstruieren ist, stehen einige Anhaltspunkte aus dem Text selbst, aus der Antode und aus der Nebenparabase der Ritter zur Verfügung. Da in den ersten sechs Zeilen bis µακάρων in Pax 780 eine hohe Konzentration an stilistischen Inkongruenzen auszumachen ist, kann hier das Ende der Stesichoros-Anspielung vermutet werden. Dies deckt sich mit der Länge der Anspielung in der Antode, sodass jeweils sechs respondierende Verse mit intertextuellen Spuren angenommen werden dürfen.1171 Eine genauere Betrachtung dieser Antode wirft jedoch weitere Fragen auf, welche in einer Stesichoros-Ausgabe nicht im Detail behandelt werden können. Pax 796 beginnt mit einer Anspielung auf Stesich. fr. 212, dessen metrisches Schema zwar bis zum Ende in Pax 801 beibehalten wird, dessen Inhalt jedoch nach dem Wort ὑµνεῖν in Pax 799 in eine zweite Anspielung auf fr. 211 übergeht. Wenn die Hypothese aufrechterhalten werden soll, dass die Oden analog gebaut sind, muss Stesich. fr. 210 in zwei Fragmente aufgeteilt werden. Darauf deuten möglicherweise auch die zwei unverbundenen Partizipien in den aktuellen Stesichoros-Ausgaben hin (ἀπωσαµένα und κλείοισα). Neben der Frage, wie viele Fragmente aus Pax 775–780 zu rekonstruieren sind, bleibt auch der ursprüngliche Wortlaut im Einzelnen umstritten: attischionisch Μοῦσα (BERGK und DIEHL), äolisch Μοῖσα (PAGE und DAVIES) oder gar dorisch Μῶσα (z. B. Alkm. 14a,1)?1172 µετ’ ἐµοῦ (PAGE) oder πεδ’ ἐµεῦ (DA___________________________ 1168
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Vgl. auch die einflussreiche Ausgabe von BERGK 41882 ad Stesich. fr. 36: „haud dubie est ex eodem Orestiae exordio, ubi poeta cum Musam invocat, commode mentionem facere potuit verni temporis.“ BORNMANN 1978, 151 plädiert für „incertae sedis“, KUGELMEIER 1996, 84f. folgt ihm (seine Bedenken aufgrund des Inhalts der Orestie sind allerdings unberechtigt, vgl. das Folgende). Vgl. DAVIES 1979, 879 für andere Werkzuweisungen in der modernen Forschung. Es wird zu zeigen sein, dass zwei proömienartige Gedichtteile (fr. 210 und fr. 212) in der Orestie denkbar sind und nicht grundsätzlich gegen den gleichen Referenztext sprechen. Auch die von den Stesichoros-Ausgaben suggerierte Reihenfolge der Fragmente innerhalb der Orestie ist natürlich spekulativ. Die Abfolge bei PAGE 1962 und DAVIES 1991 orientiert sich an BERGK 41882, der die Schwalbe als Fortsetzung der Musen ansetzte und mit den Chariten die erste Antistrophe beginnen liess. Vgl. die Stesichoros-Ausgaben von BERGK 41882 (fr. 35), DIEHL 21942 (fr. 12), PAGE 1962 (fr. 210) und DAVIES 1991 (fr. 210). Vgl. zu diesem Wort bei Stesichoros NÖTHIGER 1971, 93 und WILLI 2008, 68f.
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2. Literarische Anspielungen im Frieden
VIES)?1173
Neben diesen Details zeigt die Betrachtung der Antode des Friedens auch eine grundsätzlichere Schwierigkeit: Bei Stesichoros heisst es ὅκα ἦρος ὥρᾳ κελαδῇ χελιδών (fr. 211), bei Aristophanes ὅταν ἠρινὰ µὲν φωνῇ χελιδὼν ἡδοµένη κελαδῇ (799–801). Diese sprachlichen und metrischen Unterschiede zwischen dem Frieden und dem Referenztext verdeutlichen, wie spekulativ die Rekonstruktion eines Stesichoros-Fragments aus Pax 775–780 bleiben muss. Die Unsicherheiten verstärken sich weiter, wenn die Oden der Nebenparabase der Ritter zu einem Vergleich herangezogen werden (Equ. 1264–1273 und 1290– 1299).1174 Auch hier schlägt zweimal eine in Daktyloepitriten1175 verfasste Einleitung in Spott um, wobei die Scholien in den jeweiligen Anfangsversen auf literarische Anspielungen hinweisen: In der Ode vermerken sie einen Dialog mit Pindar, dessen Wortlaut sie zitieren; 1176 in der Antode heisst es lediglich, die Worte stammen aus dem Hippolytos von Euripides, der Wortlaut fehlt aber.1177 Zunächst bieten die Oden der Nebenparabase der Ritter demnach eine Parallele zum Frieden, weil in den Scholien der Wortlaut des Referenztextes einmal angegeben ist und einmal fehlt. Wichtiger für die Frage nach dem Wortlaut von Stesichoros ist allerdings die Behauptung, dass auf den Hippolytos angespielt werde. Aus der erhaltenen Tragödie können nur die Verse 375f. gemeint sein: Eur. Hipp. 375f. ἤδη ποτ’ ἄλλως νυκτὸς ἐν µακρῷ χρόνῳ θνητῶν ἐφρόντισ’ ᾗ διέφθαρται βίος.
Ar. Equ. 1290f. ἦ πολλάκις ἐννυχίαισι φροντίσι συγγεγένηµαι
Für einige moderne Forscher ist diese Anspielung zu wenig stark signalisiert.1178 Diese Frage steht hier nicht in Zentrum, doch sie mahnt zur Vorsicht bei der Rekonstruktion des Stesichoros-Wortlauts aus der Angabe ἔστι στησιχόρειος in
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Aufgrund von π̣εδὰ Μυρµιδ[όνεσσι in Stesich. fr. S109,3 ist πεδά vorzuziehen (vgl. NÖTHIGER 1971, 52f. und WILLI 2008, 70 mit Anm. 83). PARKER 1997, 7 und SILK 2000, 112 Anm. 31 vermuten keine Entsprechung zu µετ’ ἐµοῦ bei Stesichoros. Die Oden der Nebenparabase der Ritter wurden oft mit denjenigen der Parabase des Friedens verglichen – allerdings eher aus inhaltlichen Gründen (vgl. dazu etwa FRAENKEL 1962, 204–208). Vgl. dazu PARKER 1997, 180f. Vgl. Schol. Ar. Equ. 1264b und Pind. fr. 89a. Vgl. Schol. Ar. Equ. 1290a und 1290b. Vgl. die Stimmen in TOTARO 1999, 48, der auch aufzeigt, wie verbreitet das „motivo della riflessione notturna“ war. Aufgrund des Kontextes (Dionysos spricht zu Euripides) und der genaueren lexikalischen Entsprechung halte ich die Anspielung auf Eur. Hipp. 375 in Ar. Ran. 930f. hingegen für unzweifelhaft (νὴ τοὺς θεούς, ἐγὼ γοῦν / ἤδη ποτ’ ἐν µακρῷ χρόνῳ νυκτὸς διηγρύπνησα).
2.14 Stesichoros
201
Schol. Ar. Pax 775f. Ausserdem zeigt die Nebenparabase der Ritter, dass in korrespondierenden Oden gemäss der Auskunft des Scholiasten auf verschiedene Autoren angespielt werden konnte. Damit wird die Sicherheit einer Zuweisung von fr. 210 zum gleichen Gedicht des Stesichoros noch einmal geschwächt. Die Stesichoros-Anspielungen in der Ode und der Antode stehen ausser Zweifel, da sie deutlich signalisiert sind und es keinen Grund dafür gibt, die Angaben in den Scholien grundsätzlich in Frage zu stellen. Aufgrund der dargelegten Überlegungen muss es bei der intertextuellen Lektüre aber offen bleiben, ob Stesich. fr. 210 und 211 auch zur Orestie gehören. Beim Wortlaut von Stesich. fr. 210 ist die von den Herausgebern seiner Fragmente angenommene Länge überzeugend, es sollte aber die Möglichkeit berücksichtigt werden, dass eigentlich zwei Fragmente anzusetzen sind. Die Frage, ob Stesichoros’ Gedichte auch zum Bezugshorizont anderer Komödien des Aristophanes gehören, gestaltet sich ähnlich schwierig, da die Deutung von Ar. Nub. 967 seit der Antike umstritten ist.1179 „Of all the lyric poets whose works have been largely lost, those of Stesichorus are the most to be lamented.“1180 Stesichoros lebte von ungefähr 630 bis 555.1181 Sein Name wurde seit der Antike insbesondere mit Süditalien und Sizilien verbunden.1182 Die Erzählweise ist vom Epos beeinflusst, seine Kunstsprache ist aber dorisch gefärbt. 1183 Als richtiggehende „stesichoreische Frage“ der letzten Jahrzehnte hat sich die Diskussion um die ursprüngliche Aufführung seiner Dichtungen erwiesen: Während die einen Stesichoros als Chorlyriker ansehen, halten ihn andere für einen Sänger, der selbst auf der Kithara spielte und höchstens von einem tanzenden, aber stummen Chor begleitet wurde. Die Länge von mindestens 1300 Versen bei der Geryoneis spricht eher für monodische, die triadische Struktur mit Strophe, Antistrophe und Epode eher für chorlyrische Dichtung.1184 Die weiteren Argu___________________________ 1179
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Bereits in den Scholien ist eine Zuweisung sowohl an Stesichoros wie auch an Lamprokles erwähnt. Vgl. Stesich. fr. 274 und Lampr. fr. 735 mit DOVER 1968a ad Nub. 967; SOMMERSTEIN 1982 ad Nub. 967; KUGELMEIER 1996, 28–30. GERBER 1970, 145. Die auf die Suda zurückgehende Datierung passt zu anderen Informationen über Stesichoros (vgl. dazu ROBBINS 1997, 234f. und WILLI 2008, 52–54), obwohl sie vermutlich auf antiken Synchronisierungen beruht (vgl. dazu KIVILO 2010, 64.79–82 und BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 189). Zum kulturellen Hintergrund von Stesichoros vgl. HUTCHINSON 2001, 113f.; PALLANTZA 2005, 90f.; WILLI 2008, 54–57; KIVILO 2010, 68f. Vgl. dazu bereits oben zu δαµώµατα. Vgl. zudem HUTCHINSON 2001, 114f., SCHADE 2003, 2f. und insbesondere WILLI 2008, 57–76. Die Diskussion wurde durch den Artikel von WEST 1971 entfacht, mit D’ALFONSO 1994 liegt eine Dissertation zum Thema vor. Für den Kitharöden Stesichoros sprechen sich nach WEST 1971 auch DAVIES 1988b, ROBBINS 1997, 232–234, BARKER 2001, SCHADE 2003, 6 und GENTILI/CATENACCI 32007, 251f. aus, für den Chorlyriker BURKERT 1987, 51, BURNETT 1988, 129–135, CINGANO 1993 und D’ALFONSO 1994.
202
2. Literarische Anspielungen im Frieden
mente wurden von WILLI eingehend diskutiert, der sich zu Recht nicht generell festlegen wollte. 1185 Es ist nicht einmal klar, ob Stesichoros nicht auch unterschiedliche Gedichte für unterschiedliche Anlässe und vielleicht auch unterschiedliche Formen der Inszenierung gedichtet haben könnte.1186 Für die Lektüre des Friedens ist zunächst einmal festzuhalten, dass die auf Stesichoros anspielenden Partien bei Aristophanes vom Chor gesungen werden und dass damit an die ursprüngliche Aufführungspraxis angeknüpft sein könnte. In fr. 212 aus der Orestie wurde ein Hinweis darauf gesehen, dass zumindest dieses Werk als Chorlyrik aufzufassen ist. Die überlieferte Verbalform ἐξευρόντα wurde aufgrund des anschliessenden Hiats oft angezweifelt und zu ἐξευρόντας verbessert.1187 Dieser Plural wurde auf die bei einem Frühlingsfest inszenierenden Chormitglieder bezogen. 1188 Allerdings führt auch diese Textentscheidung zu keinem sicheren Ergebnis. Denn der Plural könnte auch verwendet sein, um das Publikum miteinzubeziehen. Auf der anderen Seite konnte ein lyrischer Chor auch im Singular über sich selbst sprechen.1189 Die Rekonstruktion der Orestie muss mit der Erwähnung von drei weiteren Problemen beginnen, von denen zwei unlösbar sind.1190 Zunächst ist der fragmentarische Zustand des Gedichts zu nennen, der wie erläutert nicht einmal erlaubt, sicher zu entscheiden, ob alle drei (oder vier?) für den Frieden relevanten Fragmente daraus stammen. Ausserdem nennt Athenaios einen Dichter mit dem Namen Xanthos, auf den Stesichoros in seiner Orestie zurückgegriffen habe.1191 Solange sich die Überlieferungslage nicht ändert, lässt sich nichts weiter zu diesem Dichter sagen, als dass seine Bedeutung – sollte es denn wirklich eine gegeben haben –1192 heute nicht mehr fassbar ist. Das dritte Problem ist lediglich eines von Aristophanes-Forschern, die sich offenbar zu wenig um die Resultate der Arbeiten zu Stesichoros gekümmert haben. In PLATNAUERS Kommentar von 1964 zu Pax 774a–778 heisst es, man könne zwar vermuten, dass diese Verse mit einigen Ausnahmen von Stesichoros stammen, „but they do not seem at all ___________________________ 1185 1186 1187
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Vgl. neben WILLI 2008, 76–82 auch BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 190f. Vgl. dazu KIVILO 2010, 72. DAVIES 1991 druckt †ἐξευρόντα†; BERGK 41882, DIEHL 21942 und PAGE 1962 übernehmen KLEINES Konjektur ἐξευρόντας. PAGE 1962 schlägt im Apparat ausserdem noch -όντα σ’ ἁβρῶς oder -όντα µ’ ἁβρῶς vor (vgl. dagegen CINGANO 1993, 355 Anm. 34). Trotzdem kann ἐξευρόντας als communis opinio gelten. Vgl. dazu besonders CINGANO 1993, 355f. und zudem SCHADE 2003, 7 Anm. 19; WILLI 2008, 80f.; BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 190. Der Ausdruck δαµώµατα hingegen muss nicht auf einen Chor hinweisen (so D’ALFONSO 1994, 112–119; dagegen WILLI 2008, 81 Anm. 124). Vgl. dazu HUTCHINSON 2001, 116f. und WILLI 2008, 81 Anm. 125. Es gibt einen umfangreichen und wichtigen Kommentar zu den Stesichoros-Fragmenten von DAVIES 1979, der kaum rezipiert wird (vgl. S. 781–992 zur Orestie). Für die zwei Zeugnisse zu Xanthos vgl. PAGE 1962, 363f. Die Existenz des Dichters Xanthos wurde auch schon in Frage gestellt (vgl. GERBER 1970, 151).
2.14 Stesichoros
203
appropriate to an Oresteia“. 1193 Unter den Stesichoros-Forschern ist es längst communis opinio, dass sowohl bei der Anrufung der Muse (fr. 210) als auch bei der Nennung der Chariten (fr. 212) an einen Gedichtanfang zu denken ist.1194 Wenn somit auf den Rahmen eines Gedichts angespielt wird,1195 können sich die genannten Themen auch auf den Aufführungskontext beziehen und müssen nicht in der eigentlichen Orestie-Handlung gesucht werden. Da diese Annahme nicht nur die festliche Stimmung, sondern auch die zweifache Erwähnung des Frühlings (fr. 211 und 212) erklären kann,1196 wurden verschiedene Anlässe in Erwägung gezogen:1197 ein pythagoreisches Fest mit Päanen;1198 eine Kitharodie-Aufführung;1199 ein spartanisches Apollo-Fest;1200 ein Artemis-Fest.1201 Welches Fest genau den historischen Kontext für die Orestie bot, aus dem fr. 212 mit Sicherheit und die Fragmente 210 und 211 möglicherweise stammen, ist kaum abschliessend zu entscheiden. Welche Relevanz der konkrete Aufführungskontext für die Lektüre des Friedens hatte, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Eine Rekonstruktion der genauen Behandlung des Orestie-Mythos bei Stesichoros ist aufgrund der Überlieferungslage schwierig.1202 Allerdings ist dies für die Lektüre des Friedens weniger problematisch, da ein literarischer Dialog mit dem festlichen Rahmen gesucht wird und eine Ausweitung der Anspielung auf den erweiterten Kontext und somit auf den Hauptteil des Gedichts nicht nahegelegt wird. 1203 Wichtig ist nach heutigem Wissensstand primär, dass mit den ___________________________ 1193
1194
1195 1196
1197 1198 1199 1200 1201 1202
1203
Dies kann nur die Einschätzung eines Philologen sein, der bei der Atridensage von deren Behandlung in der griechischen Tragödie ausgeht (vgl. dazu FRANYÓ/SNELL 1976, 101). PLATNAUERS Einschätzung wird von BREMER 1993, 152 Anm. 56, KUGELMEIER 1996, 84f., COMPTON-ENGLE 1999, 326 Anm. 8, IMPERIO 2004, 94 Anm. 215 und SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 775–780 aufgenommen. Als früher Vertreter dieser Ansicht sei VÜRTHEIM 1919, 46f. genannnt. Man vergleiche auch die Anrufungen δεῦρ’ αὖτε θεὰ φιλόµολπε und χρυσόπτερε παρθένε in Stesich. fr. 193 aus der Palinodie, womit vermutlich zweimal die Musen gemeint sind (vgl. CAMPBELL 1991, 97). Zu diesen Proömien des Stesichoros vgl. auch BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 189. Eine Parallele zur Verbindung von Orestes und Frühling bietet ein leider nur bruchstückhaft überliefertes böotisches Gedicht (vgl. fr. 690 in PAGE 1962). Vgl. dazu BOWRA 21961, 115 und KUGELMEIER 1996, 84f. Die Liste strebt keine Vollständigkeit an. Vgl. auch die weniger konkreten Vermutungen von BOWRA 21961, 115f. und WEST 1992, 339. DELATTE 1938. BORNMANN 1978, 149f. Vgl. dazu BERGMANN 1970, 55–60; NESCHKE 1986, 300f.; CINGANO 1993, 357f.; D’ALFONSO 1994, 110–112. Vgl. BURNETT 1988, 145f. zu einem Artemis-Fest in Rhegion. Zur Rekonstruktion der Orestie vgl. VÜRTHEIM 1919, 45–56; BOWRA 21961, 112– 118; BERGMANN 1970, 52–78; NESCHKE 1986, 295–300; ROBBINS 1997, 240; BAGORDO in ZIMMERMANN 2011, 192f. Vgl. dazu auch die in Anm. 1193 genannten Bedenken verschiedener AristophanesForscher zum angeblich unpassenden Inhalt der Orestie.
204
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Fragmenten 210–212 des Stesichoros jeweils auf einen Rahmen angespielt wird, der in einem festlichen Kontext verortet werden kann. Hierfür ist ein spartanischer Hintergrund nicht unwahrscheinlich. Denn fr. 216 der Orestie bezeugt, dass Agamemnon bei Stesichoros nicht wie üblich König über die Argeier in Mykenai (vgl. Il. 2,107f.), sondern König der rivalisierenden Stadt Sparta war.1204 Aus diesem Grund wird im Folgenden auch eine Lektüre vorgeschlagen, welche diesen Aspekt berücksichtigt. Es lässt sich heute nicht mehr entscheiden, ob ein Musenanruf und eine Erwähnung der Chariten gleichzeitig in der Orestie denkbar sind und somit alle Fragmente aus dem gleichen Gedicht stammen können. Stesich. fr. 213 und 214 zeigen zwar, dass das Gedicht aus zwei Büchern bestand, doch wie es auf diese aufgeteilt war, ist unklar: War es ein Gedicht in zwei Büchern? Oder zwei Gedichte in zwei Büchern? Oder gar mehrere Gedichte, welche in zwei Büchern gesammelt wurden?1205 Ar. Pax 775–7951206 (ΧΟ.)
Μοῦσα, σὺ µὲν πολέµους D ἀπωσαµένη µετ’ ἐµοῦ xD τοῦ φίλου χόρευσον, ith κλείουσα θεῶν τε γάµους ‒D ἀνδρῶν τε δαῖτας ‒e‒ καὶ θαλίας µακάρων· (780) D σοὶ γὰρ τάδ’ ἐξ ἀρχῆς µέλει. ἢν δέ σε Καρκίνος ἐλθὼν ἀντιβολῇ µετὰ τῶν παίδων χορεῦσαι, µήθ’ ὑπάκουε µήτ’ ἔλ- (785) θῃς συνέριθος αὐτοῖς, ἀλλὰ νόµιζε πάντας ὄρτυγας οἰκογενεῖς, γυλιαύχενας ὀρχηστὰς (788–789) νανοφυεῖς, σφυράδων ἀποκνίσµατα, µηχανοδίφας. (790–791) καὶ γὰρ ἔφασχ’ ὁ πατὴρ ὃ παρ’ ἐλπίδας (792–793) εἶχε τὸ δρᾶµα γαλῆν τῆς ἑσπέρας ἀπάγξαι. (794–795)
(Chor:)
Muse, lehne zwar die Kriege ab, tanze mit mir, deinem Freund, und singe von den Hochzeitsfeiern der Götter, den Festmalen der Männer (780) und den Feierlichkeiten für die Gesegneten. Denn um dies hast du dich von Anfang an
___________________________ 1204
1205 1206
Stesich. fr. 216: φανερὸν ὅτι ἐν Ἄργει ἡ σκηνὴ τοῦ δράµατος ὑπόκειται· Ὅµηρος δὲ ἐν Μυκήναις φησὶ τὰ βασίλεια Ἀγαµέµνονος, Στησίχορος δὲ καὶ Σιµωνίδης ... ἐν Λακεδαίµονι. Zu Orestie und Sparta vgl. FERRARI 1938, 5–10; BERGMANN 1970, 53–55; DAVIES 1979, 869–875; NESCHKE 1986, 300f.; WILLI 2008, 83f. Vgl. etwa BERGMANN 1970, 60f. für ein Gedicht in zwei Büchern oder BURNETT 1988, 145f. für mehrere Gedichte. Bei den folgenden Textstellen wurden die metrischen Analysen der für die Besprechung der literarischen Anspielungen relevanten Verse hinzugesetzt (vgl. dazu HASLAM 1974, 41f. und DAVIES 1979, 876f.).
2.14 Stesichoros
205
gekümmert. Wenn aber Karkinos kommt und dich bittet, mit seinen Söhnen zu tanzen, (785) beachte ihn nicht und komme nicht als Helfer für sie, sondern halte sie alle für im Haus geborene Wachteln, kurzhalsige zwergwüchsige Tänzer, (790) Schnipsel von Ziegenkot, Effekthascher. Denn der Vater sagte, das Drama, das er wider Erwarten hatte, habe ein Wiesel am Abend erwürgt.
Stesich. fr. 210 aus der Orestie (?)1207 Μοῖσα σὺ µὲν πολέµους ἀπωσαµένα πεδ’ ἐµεῦ (?…?) κλείοισα θεῶν τε γάµους ἀνδρῶν τε δαίτας καὶ θαλίας µακάρων …
D xD ‒D ‒e‒ D
Muse, lehne zwar mit mir die Kriege ab (?…?) von den Hochzeitsfeiern der Götter, den Festmalen der Männer und den Feierlichkeiten für die Gesegneten singend …
Ar. Pax 796–818 (ΧΟ.)
τοιάδε χρὴ Χαρίτων D δαµώµατα καλλικόµων x D τὸν σοφὸν ποιητὴν ith ὑµνεῖν, ὅταν ἠρινὰ µὲν ‒ D φωνῇ χελιδὼν (800) ‒e‒ ἡδοµένη κελαδῇ, D χορὸν δὲ µὴ ’χῃ Μόρσιµος µηδὲ Μελάνθιος, οὗ δὴ πικροτάτην ὄπα γηρύσαντος ἤκουσ’, (805) ἡνίκα τῶν τραγῳδῶν τὸν χορὸν εἶχον ἁδελφός τε καὶ αὐτός, ἄµφω Γοργόνες ὀψοφάγοι, βατιδοσκόποι Ἅρπυιαι, (809–810) γραοσόβαι µιαροί, τραγοµάσχαλοι ἰχθυολῦµαι· (811–813) ὧν καταχρεµψαµένη µέγα καὶ πλατύ, (814–815) Μοῦσα θεά, µετ’ ἐµοῦ ξύµπαιζε τὴν ἑορτήν. (816–818)
(Chor:)
Solche öffentlichen Lieder der schönhaarigen Chariten muss der weise Dichter singen, wenn im Frühling (800) die Schwalbe, sich an ihrer Stimme erfreuend, laut zwitschert, und Morsimos keinen Chor hat und auch Melanthios nicht, den ich gehört habe, wie er den schrillsten Laut von sich gab, (806) als sein Bruder und er selbst den Tragödenchor hatten, beide schlemmerische Gorgonen, rochenfanatische Harpyien, (811) dreckige Greisinnenverscheucher,
___________________________ 1207
Die Unsicherheit der Werkzuschreibung und die hier im Text angedeutete Möglichkeit einer Aufteilung in zwei Fragmente wurden in der Einleitung zu diesem Kapitel diskutiert. Der Text wurde in Entsprechung zum Frieden auf fünf Zeilen abgedruckt.
206
2. Literarische Anspielungen im Frieden bocksachslige Fischvernichter. Nachdem du viel und heftig auf diese gespuckt hast, (816) Göttin Muse, feiere mit mir das Fest.
Stesich. fr. 212 aus der Orestie1208 τοιάδε χρὴ Χαρίτων δαµώµατα καλλικόµων ὑµνεῖν Φρύγιον µέλος ἐξευρόντας ἁβρῶς ἦρος ἐπερχοµένου.
D xD ‒D ‒e‒ D
Solche öffentlichen Lieder der schönhaarigen Chariten müssen diejenigen, welche die phrygische Tonart getroffen haben, lieblich singen, sobald der Frühling wieder kommt.
Stesich. fr. 211, aus der Orestie (?) ὅκα ἦρος ὥρᾳ κελαδῇ χελιδών.
Dx ‒ d1 d2
… wenn in der Frühlingszeit die Schwalbe laut zwitschert.
Intertextuelle Lektüre: Der Gegensatz zwischen der lyrischen Diktion in der Einleitung der beiden Oden und dem Spott über die Tragödiendichter in ihren Fortsetzungen wurde vielfach und zu Recht als Hauptmerkmal der Oden in der Parabase des Friedens bezeichnet.1209 Als Ganzes betrachtet zeigt die Szene eine Götteranrufung an die Muse mit Gebetsstrukturen. Den Rahmen bilden Μοῦσα (775) und Μοῦσα θεά (816). Der ersten Erwähnung der Musen entsprechen die Chariten zu Beginn der Antode (796). Die Göttinnen werden in ihrer Funktion als poetische Inspirationsquellen angerufen.1210 Die Verse 775–781 enthalten sowohl eine implizite als auch eine explizite Argumentation für den Beistand der Göttin: 1211 Die implizite Argumentation geschieht durch die Erwähnung einer persönlichen Verbindung mit der Gottheit, welche verpflichten soll (776f.: µετ’ ἐµοῦ / τοῦ φίλου); die explizite Argumentation lässt sich mit „da quia dedisti“ und „veni quia venisti“ beschreiben (bes. 781: σοὶ γὰρ τάδ’ ἐξ ἀρχῆς µέλει). Anschliessend folgen inhaltlich drei verschiedene Forderungen:1212 Karkinos und seine Söhne sollen nicht mittanzen dürfen (782–795); Aristophanes soll im Früh___________________________ 1208 1209
1210 1211 1212
In Entsprechung zum Frieden wurde das Fragment auf fünf Zeilen abgedruckt. Zum Textproblem bei ἐξευρόντας vgl. die Einleitung des Kapitels. Vgl. dazu TÄUBER 1849, 6; KLEINKNECHT 1937, 106–108; FRAENKEL 1962, 207f.; RECKFORD 1987, 42f.; KUGELMEIER 1997, 89f.; TOTARO 1999, 9f.; SILK 2000, 111– 116; MONTANA 2009, 40; CAREY 2013, 165f. Vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 775–777 und ad Pax 796–799. Vgl. dazuWILLI 2003, 37f. Durch das fehlende Epirrhema in dieser Parabase rücken die Forderungen näher zusammen (vgl. HÄNDEL 1963, 103; HUBBARD 1991, 154; KUGELMEIER 1996, 89).
2.14 Stesichoros
207
ling fürs Volk singen (796–801); Morsimos und Melanthios sollen keinen Chor erhalten (802–813). Die drei ausgeschlossenen Tragödiendichter werden auch sonst im Frieden kritisiert.1213 Sowohl metrisch als auch stilistisch fällt die Tonlage in diesen Spottbildern zwar zwischenzeitlich, sie geht aber nicht ins Obszöne über.1214 Stärker ist hingegen der inhaltliche Kontrast zwischen den jeweils sechs einleitenden Versen der Oden und den folgenden Attacken gegen die Zeitgenossen. Stesichoros wird dabei nicht Ziel des Spotts von Aristophanes,1215 vielmehr dient die Anspielung der Verstärkung des komischen Spiels mit inhaltlichen Gegensätzen.1216 Die neben dem Text abgedruckte metrische Analyse zeigt einige grundsätzliche Resultate zur Form der Einbettung der intertextuellen Spur, welche sich bei der Untersuchung des Wortlauts im Frieden und im Referenztext bestätigen werden: Aristophanes spielt zwar auf Stesichoros an, nimmt aber auch einige Anpassungen an den Kontext der Komödie vor. Auf die daktyloepitritische Struktur D x D folgt ein Ithyphallicus, der in diesem metrischen Kontext erst im attischen Drama verbreitet ist und deshalb nicht aus Stesichoros stammen kann.1217 Ausserdem wird das metrische Schema von fr. 212 in der Antode des Friedens auch nach ὑµνεῖν bis Vers 801 beibehalten.1218 Inhaltlich geht es in der Komödie jedoch ab ὅταν in eine Anspielung auf fr. 211 über, welches aus diesem Grund in sprachlich und metrisch veränderter Form aufgerufen wird.1219 Die jeweils sechs ersten Verse der Ode und der Antode enthalten weitere Hinweise auf eine Eingliederung der Lyrik in den Komödienkontext: Das Eigenlob des Dichters, der sich in den Ithyphallici als Freund der Musen (777) und als weisen Dichter (798) bezeichnet, ist typisch für Parabasen; der in 777 erwähnte Tanz mit den Musen passt zum Kontext des tanzenden und singenden Komödienchors; durch die Veränderung von ἦρος ὥρᾳ zu ἠρινὰ µέν (799) wird der Gegensatz (vgl. δέ in 802) mit dem Spott gegen Morsimos und Melanthios vorbereitet.
___________________________ 1213
1214 1215
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1218 1219
Zu Karkinos vgl. Pax 864; zu Morsimos und Melanthios vgl. Kapitel 2.10. Verspottungen sind auch in anderen Parabasenliedern des Aristophanes belegt (vgl. die Oden in der Nebenparabase von Equ. 1264–1273.1290–1299 und in der Parabase von Ran. 674–685.706–717). Zum metrischen Kontrast vgl. ZIMMERMANN 1985, 181; für eine detaillierte Stilanalyse vgl. SILK 2000, 111–116. Der Begriff der Parodie sollte bei dieser Stesichoros-Anspielung vermieden werden (vgl. gegen KLEINKNECHT 1937, 107f., HORN 1970, 59, UCHIDA 1992, 231 Anm. 25 und LOMIENTO 2007, 326 die Bemerkungen von BREMER 1993, 152f., KUGELMEIER 1996, 90, PARKER 1997, 7 und MONTANA 2009, 40). PARKER 1997, 10 spricht treffend von „ornate invective“. Vgl. dazu DAVIES 1979, 879f., WEST 1982, 132 (mit einem frühen Beispiel aus Simonides auf S. 71f.), ZIMMERMANN 1985, 183 und KUGELMEIER 1996, 85 mit Anm. 149 (nicht überzeugend ist UCHIDA 1992, 232). Auch stilistisch sind diese Verse weniger hoch (vgl. dazu SILK 2000, 112–115 und JAY-ROBERT 2009, 112). Vgl. dazu ZIMMERMANN 1985, 182f. Vgl. dazu KUGELMEIER 1996, 87f.
208
2. Literarische Anspielungen im Frieden
Für den folgenden Vergleich des Wortlauts im Frieden und im Referenztext bleibt einerseits der überlieferte Text von Aristophanes unhinterfragt, 1220 und andererseits wird keine Textnormierung der Lyriker vor Aristophanes angenommen.1221 In der Antode sind die Unterschiede aufgrund der Überlieferung der Referenztexte in den Scholien deutlicher sichtbar: Die Einfügung des Ithyphallicus τὸν σοφὸν ποιητήν wurde soeben erwähnt; mit ὅταν begint die Anspielung auf fr. 211, dessen dorische Konjunktion ὅκα durch die attisch-ionische Form ersetzt wurde;1222 χελιδών und κελαδῇ entsprechen sich; ἦρος ὥρᾳ wird zu ἠρινὰ µέν; φωνῇ und ἡδοµένη sind bei Stesichoros nicht zu finden. Durch diese Ähnlichkeiten ist eine Anspielung auf fr. 211 zwar überzeugend, da unmittelbar vorher ein sehr deutlicher Dialog mit Stesichoros geführt wird, doch der Wortlaut zeigt sich in adaptierter Form. Eine interessante Erscheinung ist δαµώµατα, dessen dorischer Vokalismus unverändert beibehalten wurde. In diesem Fall wird das dialektale Kolorit bewahrt und die auffällige Form verweist deutlich auf den intertextuellen Dialog. 1223 In der Ode sind solche Beobachtungen schwieriger, da der Referenztext nicht erhalten ist. Die Unsicherheiten bei Μοῦσα und µετ’ ἐµοῦ wurden bereits in der Einleitung dieses Kapitels angesprochen. Immerhin lässt sich in ἀπωσαµένη eine sichere Veränderung erkennen: Die dorische Form der Endung auf -α wurde ans Attisch-Ionische angepasst. Auch hier wird der Lyrik des Stesichoros etwas an sprachlicher Differenz genommen, und sie wird nahtloser in den Komödienkontext eingefügt. Diese umfassende Einbettung der Stesichoros-Verse in den Kontext des Friedens nimmt den intertextuellen Spuren ihre Fremdheit und führt dazu, dass sie nicht isoliert dastehen. Die Verschmelzung des Referenztextes mit dem Frieden legt es nahe, den Inhalt der beiden Odenanfänge auch auf die gesamte Handlung der Komödie zu übertragen.1224 Die Ablehnung des Krieges zu Beginn der Ode ist ihr Hauptthema.1225 Da die Aussage bei Stesichoros als recusatio auf den Inhalt der durch die Muse inspirierten Dichtung bezogen werden kann,1226 lässt sich im Frieden insbesondere auch an die Szene mit dem Sohn des Lama___________________________ 1220
1221 1222
1223 1224 1225 1226
Theoretisch liesse sich denken, dass der Wortlaut des Friedens einst näher beim Wortlaut von Stesichoros war und im Laufe der Überlieferung verändert wurde. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf. Zum Textproblem bei ἡδοµένη in Pax 801, das ohnehin keine Entsprechung in Stesichoros hat, vgl. OLSON 1998 ad loc. Dies ist eine nicht überzeugende These von KUGELMEIER 1996, 23–27. In Schol. Ar. Pax 800 ist ὅταν auch für Stesichoros überliefert, doch in Stesich. fr. S15,ii,15 ist ὅκα belegt. PAGE 1962 hat ὅκα bereits vorgeschlagen; DAVIES 1991 hat es in seine Ausgabe aufgenommen. Vgl. dazu auch NÖTHIGER 1971, 50f. und WILLI 2008, 70 mit Anm. 83. Vgl. dazu die Literaturangaben in Anm. 1164. Der komische Chor singt hier nicht ohne Bezug zur Handlung (so ZIMMERMANN 1985, 181; vgl. aber HARRIOTT 1986, 127). Zu diesem Thema in der Parabasenode vgl. auch CAMEROTTO 2007, 130f. Vgl. dazu DAVIES 1979, 882.
2.14 Stesichoros
209
chos denken, in der Trygaios den Knaben davon abbringen möchte, beim Symposion kriegerische Epen vorzutragen (1265–1294).1227 Die Aufforderung an die Göttin zum Mittanzen verweist einerseits auf den Komödienchor, der schon in der Parodos als ungestüm tanzend eingeführt wurde.1228 Andererseits wird die Muse angerufen, weil sie dem Dichter (776f.: µετ’ ἐµοῦ / τοῦ φίλου) für den Komödienagon der Dionysien eine Inspirationsquelle sein soll.1229 In Stesichoros’ Gedicht lassen sich die Hochzeiten und Festlichkeiten der Götter sowie die Festmahle der Männer entweder auf die festliche Rahmenhandlung, von der weiter gesungen werden soll,1230 oder auf den Inhalt des Liedes über den OrestieMythos beziehen.1231 Im Frieden ist an die Hochzeit von Trygaios mit der Göttin Opora und an das Festessen zu denken, das am Ende der Komödie veranstaltet wird.1232 Die Angabe der Jahreszeit in der Antode entspricht dem Aufführungszeitpunkt des Friedens: Die Dionysien wurden im Frühling gefeiert.1233 Bei Stesichoros heisst es, der Chor müsse zu diesem Zeitpunkt anmutige Lieder fürs Volk singen,1234 was Aristophanes’ Chor auf den weisen Dichter überträgt. In der Komödie ist der Frühling erst perfekt, wenn Aristophanes bei den Dionysien einen Chor erhält und aufführen darf – und wenn dies den Tragödiendichtern Karkinos, Morsimos und Melanthios verwehrt ist.1235 Das Mitlesen des unmittelbaren Kontextes von Stesichoros wird durch die Überlieferungslage erheblich erschwert. Bei fr. 212 haben die Scholien immerhin noch die Fortsetzung erhalten: Φρύγιον µέλος ἐξευρόντας ἁβρῶς ἦρος ἐπερχοµένου. Durch die Charakterisierung der phrygischen Tonart mit ἁβρῶς wird klar,1236 dass hier nicht die ekstatischen, sondern die milden und sanften Assoziationen dieser musikalischen Form mitzudenken sind.1237 Obwohl auch fr. 212 ___________________________ 1227 1228 1229 1230 1231
1232 1233 1234 1235 1236
1237
Vgl. dazu Kapitel 2.7.2. Vgl. die Parodos ab Vers 320. Vgl. dazu HORN 1970, 18 und die Literaturangabe in meiner Anm. 1210. Vgl. NESCHKE 1986, 300. Vgl. dazu DE MARTINO/VOX 1996, 263. Falls das Fragment aus der Orestie stammt, könnte es sich auf die Hochzeiten von Orestes mit Hermione und von Pylades mit Elektra beziehen (vgl. BURNETT 1988, 146f.). Vgl. dazu auch VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 775–780. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 799–801. Zu diesem Verständnis von ἐξευρόντας vgl. das Ende der Kapiteleinleitung. Vgl. dazu auch RUFFELL 2011, 336. BOWRA 21961, 115 bezieht ἁβρῶς auf ἐπερχοµένου, was aufgrund von Parallelen wie Anakr. fr. 373,2f. (νῦν δ’ ἁβρῶς ἐρόεσσαν / ψάλλω πηκτίδα) nicht überzeugt (für weitere Belege vgl. DE MARTINO/VOX 1996, 267). Ob ἁβρῶς eher zu ἐξευρόντας (vgl. die Übersetzung von CAMPBELL 1991) oder zu ὑµνεῖν (vgl. GERBER 1970, 151) gehört, ist für meine Argumentation nicht relevant. In der deutschen Übersetzung wurde das Adverb mit ὑµνεῖν verbunden, es ist jedoch im Griechischen eher auf beides zu beziehen. Vgl. dazu DE MARTINO/VOX 1996, 266 und KUGELMEIER 1996, 86f. sowie Plat. rep. 398d–399c mit WEST 1992, 180f. und GOSTOLI 1995.
210
2. Literarische Anspielungen im Frieden
die Ankunft des Frühlings (ἦρος ἐπερχοµένου) betont, geht der Frieden in eine Anspielung auf fr. 211 über, in dem die Zeitangabe neben ἦρος ὥρᾳ insbesondere durch das Zwitschern der Schwalbe ausgedrückt wird. Dieser Wechsel zu einer Anspielung auf einen zweiten Text ist aufgrund des Verlusts des weiteren Kontextes der beiden Fragmente schwierig zu deuten. Soll mit fr. 211 auf eine andere Stelle im Rahmen der Orestie angespielt werden? Auf eine Stelle, die im Umfeld von fr. 210 anzusetzen ist, was mit der Fragmentanordnung der Stesichoros-Ausgaben angedeutet wird?1238 Oder soll hier an die Aufrufung eines zweiten Gedichts von Stesichoros gedacht werden? Die heutige Überlieferungslage lässt nicht viel mehr als die Schlussfolgerung zu, dass mit der Einfügung der zwitschernden Schwalbe das poetische Frühlingsbild verstärkt wird, da dieser Vogel seit Hesiod mit der Rückkehr der erblühenden Jahreszeit verbunden wird.1239 Darüber hinaus wird die festliche und ehrwürdige Stimmung lyrischer Dichtung insgesamt aufgerufen. Durch die Anspielungen auf den Rahmen der Orestie (und vielleicht auch auf den Rahmen weiterer Gedichte) werden positive (Frühlings-)Gefühle in die Komödie übertragen. Der Chor des Aristophanes erscheint aufgrund der lyrischen Töne zu Beginn der beiden Oden für kurze Zeit als ein feiernder Chor des Stesichoros.1240 Das Fest zeichnet sich durch das Fehlen des Kriegs, durch Tanz, Gesänge (über Festmahle und Götterfeiern), Anmut (Chariten) und Frühlingserwachen mit Schwalbengezwitscher aus. Diese Inhalte würden sich auch bestens für eine Aufführung während eines Symposions eignen. Aus diesem Grund wurde vermutet, dass im Frieden auf einen Teil der Orestie angespielt wird, welcher eigenständig als „party-piece“ kursiert haben könnte.1241 Dadurch würde auf einen von der ursprünglichen Orestie-Handlung getrennten Text angespielt, und man könnte einen anderen Kontext aufgerufen sehen: den Kontext athenischer Symposien mit Stesichoros-Aufführungen. 1242 Doch auch wer dieser Hypothese eines eigenständigen Festgedichts nicht folgen möchte, wird kaum einen Grund dafür finden, neben dem Rahmen des Gedichts (oder der Gedichte) auch den erweiterten Kontext des Orestie-Mythos, welcher zumindest für fr. 212 gesichert ist, im Frieden mitzulesen.1243 In der Einleitung zu diesem Kapitel wurde darauf hingewiesen, dass die in den Gedicht-Rahmen genannten Festlichkeiten bei Stesichoros einen spartanischen Hintergrund gehabt haben könnten. Bei fr. 210 und 211 ist dies aufgrund der unsicheren Zugehörigkeit zur Orestie natürlich unsicher. Zumindest für fr. 212 kann ___________________________ 1238 1239 1240 1241 1242 1243
Vgl. dazu Anm. 1170. Hes. erg. 568f. (vgl. auch Ar. Equ. 419 und OLSON 1998 ad Pax 799–801). Zur Frage nach der umstrittenen Aufführungspraxis von Stesichoros’ Gedichten vgl. die Einleitung dieses Kapitels. Vgl. dazu PARKER 1997, 7. Zu Stesichoros-Aufführungen bei Symposien vgl. auch PÜTZ 2003, 41. Dies löst das bereits in der Einleitung zu diesem Kapitel geschilderte Problem vieler Aristophanes-Forscher, die eine Anspielung auf eine Orestie für unpassend halten (vgl. dazu bes. Anm. 1193).
2.14 Stesichoros
211
aber ein spezifischer Bezug zu Sparta gesehen werden. Die Friedensgöttin wurde noch vor der Parabase des Friedens befreit. Der Bauernchor hat das Wesentliche dazu beigetragen.1244 Wenn er in den Oden der Parabase ein Lied mit spartanischem Kontext aufruft, kann dies als Hinweis darauf gesehen werden, dass der Chor hier erneut als panhellenischer Chor zu verstehen ist.1245 Die Mobilisierung eines spartanischen Gedichts zur Beschreibung eines Frühlingsfests lässt sich als Appell lesen, mit den spartanischen Kontrahenten des Peloponnesischen Kriegs Frieden zu schliessen und die gemeinsamen Streitigkeiten beizulegen. Durch die Einbettung des Stesichoros in die attische Komödie kann sein Gedicht als panhellenisches Lied verstanden werden, welches in dieser neuen Form im Frieden die gemeinsame Sprach- und Staatszusammengehörigkeit unterstreichen soll. Auch nach den beiden lyrischen Partien in den Oden, welche durch Anspielungen auf Stesichoros geprägt sind, finden sich Elemente, welche von der üblichen Stillage in der Komödie abweichen:1246 συνέριθος in 786;1247 einige der Ausdrücke in den beiden Listen in 788–791 und 809–813;1248 πικροτάτην ὄπα γηρύσαντος in 804f.;1249 Μοῦσα θεά in 816.1250 Diese Inkongruenzen wurden in der Forschung teilweise als literarische Anspielungen erklärt:1251 συνέριθος verweise auf Stesichoros;1252 die Komposita in den Listen seien mit dem homerischen Epos oder Aischylos zu verbinden;1253 πικροτάτην ὄπα γηρύσαντος spiele erneut auf die Orestie des Stesichoros oder auf die Medea des Melanthios an.1254 Weitere, in den Scholien nicht dokumentierte Anspielungen auf Stesichoros wären in den Oden sicherlich denkbar. Eine Evozierung homerischer Ependichtung ___________________________ 1244 1245 1246
1247 1248 1249 1250 1251 1252 1253 1254
Zur Befreiung der Friedensgöttin vgl. Pax 346–519; zur Rolle der Bauern vgl. besonders Pax 508 mit OLSON 1998 ad loc. Eine panhellenische Identität hat der Chor bereits in der Parodos in Pax 302. Vgl. zur wechselnden Identität des Chors im Frieden bes. MCGLEW 2001. KUGELMEIER 1996, 87f. hat noch mehr Elemente aus den Oden als „lyrische Wortwahl und Struktur“ bezeichnet: der Tanz in 781–784; µήθ’ … µήτ’ … ἀλλά in 785 und 787; µὲν … δέ in 799 und 802. Doch diese Elemente sind in der griechischen Literatur und insbesondere bei Aristophanes zu verbreitet, um sie als lyrisch klassifizieren zu können. Vgl. dazu VAN LEEUWEN 1906 ad loc.; UCHIDA 1992, 233; KUGELMEIER 1996, 88; SILK 2000, 113. Vgl. dazu die ausführliche Analyse von SILK 2000, 113f. und 116 mit Anm. 45. Vgl. VAN LEEUWEN 1906 ad loc; KUGELMEIER 1996, 89; PARKER 1997, 92; OLSON 1998 ad Pax 400 und ad loc.; SILK 2000, 115 Anm. 43. Vgl. dazu SILK 2000, 116 Anm. 46. Im Unterschied zu den übrigen Wendungen wurde Μοῦσα θεά meines Wissens immer als Systemreferenz gelesen. Vgl. dazu VAN LEEUWEN 1906 ad loc. Zum homerischen Epos vgl. SILK 2000, 114; zu Aischylos, dem Grossonkel von Morsimos und (wohl auch) Melanthios (vgl. Kapitel 2.10), vgl. PARKER 1997, 9.279. Zur Orestie vgl. VAN LEEUWEN 1906 ad loc.; zu Melanthios’ Medea vgl. OLSON 1998 ad loc. und mein Kapitel 2.10. Vgl. zudem DAVIES 1979, 896.
212
2. Literarische Anspielungen im Frieden
liesse sich ebenfalls annehmen, doch die Unsicherheit einer solchen Vermutung zeigt sich bereits daran, dass in den gleichen Versen auch für eine Anspielung auf Aischylos argumentiert wurde.1255 Eine Anspielung auf eine Tragödie von Melanthios selbst, z. B. auf seine in Pax 1012 erwähnte Medea,1256 würde das komische Potential der Antode gleichermassen vergrössern. Doch all diese weiteren postulierten Einzeltextreferenzen in den Parabasenoden basieren auf einer zu geringen lexikalischen Übereinstimmung. Mit Ausnahme der Stesichoros-Anspielungen in den Anfangsversen der beiden Oden, welche durch die Scholien dokumentiert sind, lässt sich höchstens von Systemreferenz sprechen.1257
___________________________ 1255
1256 1257
Es wäre natürlich komisch, wenn Morsimos und Melanthios in der Antode mit Worten ihres Grossonkels Aischylos verspottet würden. Zur Familie der Tragödiendichter vgl. Kapitel 2.10; zu dieser Lesart vgl. PARKER 1997, 279. Vgl. dazu mein Kapitel 2.10. Dies ist auch die Einschätzung von SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 804–806, der von „pastiche in tragic style“ spricht.
3. ZUSAMMENFASSUNG In Kapitel 1.1 wurde die verwendete Terminologie erläutert sowie eine Fokussierung auf die literarischen Anspielungen mit Einzeltextreferenzen vorgenommen. Aristophanes’ intertextueller Dialog mit seinen eigenen Komödien wurde dabei ausgeschlossen, da dies den Rahmen der Arbeit gesprengt hätte. Kapitel 1.2 zeigte den Unterschied zwischen einer Rezeption im Theater und einer Lektüre auf. Vor dem Hintergrund des kulturellen Umfelds wurde dafür eingetreten, dass Komödien wie der Frieden von Anfang an auch als Lesetexte konzipiert wurden. In Kapitel 1.3 wurden verschieden starke Intertextualitätssignale differenziert: Bei expliziten Intertextualitätssignalen ist das Vorliegen einer literarischen Anspielung durch den Text selbst ausgedrückt und für jeden unmissverständlich wahrnehmbar; darüber hinaus ist bei sämtlichen Inkongruenzen im Text zu prüfen, ob sie als implizite Intertextualitätssignale zu deuten sind. Die Summe aller Referenztexte wurde als Bezugshorizont des Friedens bezeichnet, den sich ein Rezipient in seiner intertextuellen Enzyklopädie aneignen muss, um die literarischen Anspielungen verstehen zu können. Kapitel 1.4 erläuterte, wie die literarischen Anspielungen gelesen werden, welche grundsätzlichen Schwierigkeiten begegnen und wie mit ihnen umzugehen ist. Für jede intertextuelle Untersuchung stellen sich Fragen wie „Welche zusätzliche Bedeutung wird durch die literarische Anspielung erzeugt?“ oder „Wie viel Kontext ist aus dem Referenztext mitzulesen?“. Bei Aristophanes kommen insbesondere noch Probleme des Textverlusts hinzu: Die Mehrheit der aufgerufenen Texte ist heute nur noch fragmentarisch erhalten. In Kapitel 1.5 wurde die komplexe Intertextualität als zentrales Wirkungspotential erklärt: Aristophanes’ Texte sind derart stark von Einzeltextreferenzen und weiteren Inkongruenzen geprägt, dass immer wieder überlegt werden muss, ob ein intertextueller Bezug vorliegt und ob ein aufgerufener Kontext mitzulesen ist. Für die σοφοί unter den Rezipienten ist hier der semantische Mehrwert während einer Lektüre zu sehen: Beim Überprüfen der Inkongruenzen und beim Eruieren, inwiefern ein intertextueller Bezug die Bedeutung einer Stelle beeinflussen kann, lässt sich eine Lust am Lesen der literarischen Anspielungen festmachen. Im längsten Kapitel dieser Arbeit, Kapitel 2, wurden alle literarischen Anspielungen des Friedens im Detail untersucht. Die Unterkapitel waren grundsätzlich nach folgendem Muster aufgebaut: Zunächst wurde jeweils generell erläutert, warum die Texte des betreffenden Autors zum Bezugshorizont des Friedens gehören, sowie ein Überblick über alle Anspielungen auf den gleichen Autor geboten. Anschliessend wurde versucht, diejenigen Referenztexte, welche nur
214
3. Zusammenfassung
fragmentarisch überliefert sind, mit Fokus auf die für den Frieden relevanten Passagen zu rekonstruieren. In einem eigenen Abschnitt wurden danach die Intertextualitätssignale diskutiert. Quantitativ den grössten Raum nahm in der Regel die abschliessende intertextuelle Lektüre ein. Dabei wurde die Szene aus dem Frieden zunächst kontextualisiert, um vor diesem Hintergrund die literarische Anspielung auszudeuten. Trygaios’ Flugszene aus dem Prolog enthält die höchste Anzahl an literarischen Anspielungen (vgl. Tabelle 1 in Kapitel 4.1):1258 In Pax 114–155 kommen 7 der 9 Bezüge zu Euripides bzw. der 14 Bezüge zu Tragödiendichtern insgesamt vor; darin eingeschoben ist ein intertextueller Dialog mit einer Äsop-Fabel. Der Flug des Trygaios wird von Anfang an mit dem Flug des Bellerophontes aus der gleichnamigen Tragödie des Euripides kontrastiert.1259 Die Töchter des Trygaios treten in Pax 114 als Mädchenchor des Euripides auf und erweitern so den Dialog mit diesem Tragiker. Das folgende Gespräch, in dem sie ihren Vater vom Flug in den Himmel abbringen möchten, ist von zusätzlichen Einzeltext- und Systemreferenzen zur Tragödie geprägt. Bei der Wahl des Transportmittels greift Trygaios auf Äsops Fabel vom Adler und vom Mistkäfer zurück: Über den Vergleich des Mistkäfers mit Pegasos wird auch die äsopische Fabel selbst der euripideischen Tragödie gegenübergestellt.1260 Die zweitgrösste Menge an literarischen Anspielungen enthalten die beiden kurzen epeisodischen Szenen mit dem Sohn des Lamachos (Pax 1265–1294) und dem Sohn des Kleonymos (Pax 1295–1304).1261 Innerhalb von 40 Versen wird auf fünf verschiedene Referenztexte angespielt: Epigonoi, Ilias, Certamen Homeri et Hesiodi sowie Gedichte von Archilochos und Alkaios. Trygaios fordert die beiden Knaben nacheinander dazu auf, die Lieder, welche sie anschliessend bei seinem Hochzeitsfest singen möchten, bereits vorher vorzutragen. Während der Sohn des Lamachos epische Kriegsverse zum Besten gibt, was Trygaios angesichts des neu gewonnenen Friedens missfällt, trägt der Sohn des Kleonymos die Elegie des Archilochos über den Verlust seines Schildes vor. Aufgrund dieses Inhalts darf er im Unterschied zum ersten Knaben an der Hochzeit teilnehmen und wird von Trygaios zum Festessen eingeladen. Anders als in früheren epeisodischen Szenen (vgl. Pax 819–1126 vor und Pax 1191– 1264 nach der Nebenparabase) ist der literarische Dialog mit verschiedenen Referenztexten in diesen beiden letzten das zentrale Element. ___________________________ 1258
1259 1260 1261
Überblicke in der Forschung zur Verteilung der literarischen Anspielungen auf die einzelnen Szenen des Friedens sind vielfach selektiv oder für diese Arbeit nicht verwertbar, weil andere Referenztexte akzeptiert werden. Vgl. z. B. HARRIOTT 1986, 127 für eine selektive Auswahl sowie eine Überbewertung der Chorlyrik oder HALL 2006, 342f. für eine Überbewertung von Satyrspiel und Chorlyrik. Vgl. dazu Kapitel 2.6.1. Vgl. dazu Kapitel 2.4. Vgl. dazu Kapitel 2.7.2 und 2.3.2.
3. Zusammenfassung
215
Als dritte Szene mit einer grossen Häufung literarischer Anspielungen ist die Parabase (Pax 729–818) zu nennen. Die beiden Oden sind massgeblich davon geprägt, dass in ihren Einleitungsversen Stesichoros aufgerufen wird und dieser intertextuelle Dialog jeweils anschliessend in eine Verspottung von Zeitgenossen übergeht: Die Aufrufung des Lyrikers dient hier nicht nur der Erhöhung des feierlichen Moments, sondern sie soll auch einen Kontrast mit der Alltagswelt im weiteren Verlauf der Oden bilden.1262 In Kommation, Makron und Pnigos sticht zudem der primär über Systemreferenzen geführte Dialog mit anderen Komödiendichtern hervor: Aristophanes hat die generelle Auseinandersetzung mit seinen Kontrahenten zum zentralen Thema der Parabase seines Friedens gemacht.1263 Darin eingebettet sind eine Einzeltextreferenz zum Komödiendichter Pherekrates und ein Dialog mit einer Elegie des Simonides.1264 Diese drei Szenen enthalten 19 der 31 Stellen mit Einzeltextreferenzen im Frieden des Aristophanes. Die anderen Einzeltextreferenzen stehen eher isoliert da und machen nur einen Aspekt der Gesamtbedeutung der jeweiligen Szene aus.1265 Pax 722 kann dabei als Sonderfall betrachtet werden, da hier noch einmal auf den Bellerophontes des Euripides und damit zum letzten Mal auf seine Tragödien angespielt wird. Dieser intertextuelle Bezug hat trotz seiner Kürze eine strukturbildende Funktion und eine weit über den Einzelvers hinausreichende Wirkung: Er schliesst den ersten Teil der Komödie ab, welcher von der Reise in den Himmel mithilfe des Mistkäfers geprägt war.1266
___________________________ 1262 1263 1264 1265
1266
Vgl. dazu Kapitel 2.14. Vgl. dazu Kapitel 4.2. Vgl. dazu Kapitel 2.11 und 2.12. Vgl. zu dieser Differenzierung bei literarischen Anspielungen bereits GUGLIELMINO 1928, 29. Zur vergleichbaren Unterscheidung von „isolated moments of surface play between genres“ und „contrafact“ bei Aristophanes vgl. DOBROV 2001, 21f. Vgl. dazu Kapitel 2.6.8.
4. ANHÄNGE 4.1 Tabellen Tabelle 1: Überblick über die literarischen Anspielungen im Frieden Pax 76 114f. 119 126 129–134 135f. 140 154f. 289–291 320 356 528 603f. 699 700–703 722 736 749 775–780 796–799a 799b–801 835–837 1013f. 1097f. 1177 1270 1273–1276
Referenztext(e) Eur. Bell. fr. 306 Eur. Aiol. fr. 17 Eur. Aiol. fr. 18 Eur. Sthen. fr. 669 Äsop-Fabel (Adler und Mistkäfer) Eur. Bell. fr. 306 Trag. adesp. fr. 60 (Eur. Sthen.?) Eur. Bell. fr. 307 Skolion über Datis (?) [Aischyl.?] Prom. 994 Achaios Mom. fr. 29 Ar. Vesp. 1081 Eur. Tel. fr. 727 Archil. fr. 109 Kratin. Pyt. fr. 211 Soph. fr. dub. Vgl. Kratin. Pyt. fr. 199 Eur. Bell. fr. 312 Sim. fr. 86 Pherekr. Krap. fr. 100 Stesich. fr. 210 Stesich. fr. 212 Stesich. fr. 211 Ion fr. 84 Melanth. Med. fr. 1 Il. 9,63f. Aischyl. Myrm. fr. 134 Epig. fr. 1 Il. 4,446–451 = 8,60–65 Epig. fr. dub.
Stärkstes Signal implizit implizit implizit implizit explizit explizit implizit implizit explizit implizit implizit implizit implizit implizit implizit explizit explizit implizit implizit explizit implizit implizit implizit explizit explizit explizit implizit explizit explizit explizit
4.1 Tabellen
1282f. 1286f. 1298–1301a 1301b
Cert. Hom. et Hes. 107f. Il. 16,267 Epig. fr. dub. 7 Archil. fr. 5 Alk. fr. 6,13f.1267
217
explizit explizit explizit explizit implizit
Tabelle 2: Überblick über weitere literarische Anspielungen im Frieden, die in der Forschung postuliert wurden (vgl. dazu bes. Kapitel 4.2) Pax 43–48 60f. 62 62f. 69–71 73 88 94 102 124f. 124–137 127f. 131 135 149–158 155 160f. 185–187 197 296–300 316 345–519 347 382–389 385 392–394 403–415 405
Referenztext(e) Äsop-Fabel (Adler und Mistkäfer) [Aischyl.?] Prom. 114f. Soph. Ai. 585 Eur. Med. Eur. Bell. Epich. fr. 65 Eur. Bell. Eur. Bell. Eur. Hipp. 604 Eur.; Od. 10,501f. Archil. fr. 174 Nicht erhaltene Tragödie Eur. Pind. O. 13,64 Hippon. fr. 92 Pind. O. 13,65 Eur. Bell. Epich. fr. 123 Il. 1,423f. Aischyl. Dikt. fr. 46a,17–20; 46c,5–7 Eur. Heraclid. 976f. Aischyl. Dikt.; Soph. Pand.; Eur. Sthen. Eup. fr. 274 Sapph. fr. 1,2–7 Eur. [Aischyl.?] Prom. 11.28; Il. 24,333–335 [Aischyl.?] Prom. Eur. Med. 325
___________________________ 1267
In Pax 1301b kann eine literarische Anspielung auf Alk. fr. 6,13f. gesehen werden, die in Kapitel 2.3.2 (zu Archilochos) diskutiert wird.
218
406 423f. 566 582–600 591–593 602 603f. 629 700–703 719 733 734f. 738 739–747 746f. 749 751 758 762f. 830f. 844 865–867 890 901f. 991 1019f. 1075–1079 1127–1139 1140–1158 1159–1171 1168 1280 1286 1316–1359 1320–1328
4. Anhänge
[Aischyl.?] Prom. 91; [Aischyl.?] Prom. L. fr. 192,5 Vit. Aisop. G 127 Soph. Pand. Sapph. fr. 48,1f.; 94,11; 102,2 Il. 22,156 Il. 24,333–335 Eup. fr. 392 Eur. Med. 1349 Eup. Sapph. fr. 94,6–8 Nicht erhaltene Komödie oder Euripides-Tragödie Plat. com. Sim. Eup.; Kratin.; Magnes Eup. Eur. Bell. fr. 286,15; Pind. Eup. Il. 6,181 Eup. fr. 65 Pind. Il. 15,39f. Eur. Med. 476f. Il. 1,459 = 2,422 Aischyl. Glauk. fr. 38 Aischyl. Sept. 345 Eur. Andr. 260 Fabel (Hündin und blinde Welpen) Xenophan. fr. 22; Alk. fr. 338 Hes. erg. 342f. Hes. erg. 582–585 Kratin. Od. 4,15 Il. 8,53f. Il. 18,566 Hes. erg. 231–236
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
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4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz? Bei einigen Systemreferenzen im Frieden wurde vorgeschlagen, diese als Einzeltextreferenzen aufzufassen. Im vorliegenden Kapitel wird anhand dieser Forschungsmeinungen gezeigt, wie stark die Komödie von Inkongruenzen geprägt ist und wie viele andere Texte Ähnlichkeiten mit ihr aufweisen:1268 Aristophanes’ Texte fordern einen Rezipienten dazu heraus, ständig abzuwägen, ob literarische Anspielungen vorliegen.1269 Neben zusätzlichen literarischen Anspielungen auf Texte, welche ohne Zweifel zum Bezugshorizont des Friedens gehören (z. B. Euripides’ Bellerophontes), wurden in der Forschung auch weitere Texte (z. B. von Epicharm, Pindar oder Sappho) mit der Komödie intertextuell verbunden. Wegen der Fülle an Publikationen zu Aristophanes ist es mir sicherlich nicht gelungen, alle je erwogenen Einzeltextreferenzen zu besprechen. Der Umfang dieses Kapitels ist auch durch eine eher restriktive Haltung beim Akzeptieren einer literarischen Anspielung bedingt.1270 Es ist als zentraler Wesenszug aller Komödien des Aristophanes (und vieler weiterer Texte) zu betrachten, dass jeder Leser bei der Frage, welche Texte zum Bezugshorizont gehören, zu einem leicht anderen Gesamtergebnis gelangt. Dies lässt sich beim Frieden leicht veranschaulichen, da BREMER ein „inventory“ aller Einschreibungen anderer Texte zusammengestellt hat.1271 Einerseits fällt im Unterschied zu dieser Arbeit auf, dass er an sechs weiteren Stellen literarische Anspielungen annimmt: Pax 62 (Soph. Ai. 585); 296 (Aischyl. Dikt. fr. 46a,18; 46c,5–7); 316f. (Eur. Heraclid. 976f.); 582f. (Sapph. fr. 48,1; fr. 102,2); 591f. (Sapph. fr. 94,11); 629 (Eur. Med. 1349).1272 Andererseits fehlen mehrere Stellen in seiner Übersicht: Er könnte Pax 140, 289–291, 320 und 700–703 nicht aufgelistet haben, da er diese Passagen anders gedeutet hat; etwas überraschend ist jedoch, dass er die Verse 603f., 722, 736, 749, 835–837 und 1013f. nicht erwähnt, die sicher einen literarischen Dialog führen.1273 Dies hat zur Folge, dass BREMER Anspielungen auf Sappho, Aischylos’ Diktyulkoi, Sophokles’ Aias, Euri___________________________ 1268
1269 1270 1271
1272 1273
Einige in der Forschung vorgeschlagene Einzeltextreferenzen, die mich nicht überzeugt haben, wurden bereits in Kapitel 2 besprochen. Für eine Übersicht über alle abgelehnten Anspielungen im Frieden vgl. Tabelle 2 in Kapitel 4.1. Vgl. dazu bes. Kapitel 1.5. Zur Begründung dieser Haltung vgl. Kapitel 1.3. Vgl. BREMER 1993, 150 mit Anm. 50. Weitere Zusammenstellungen wie beispielsweise diejenige von VAN DE SANDE BAKHUYZEN 1877, 69–77 enthalten wieder etwas andere Ergebnisse. Zu Pax 228 vergleicht BREMER 1993, 150 Anm. 50 ausserdem „Eur. Hipp. 599; HF 1143; Suppl. etc.“. Diese Angabe deutet auf die Annahme von Systemreferenz hin. Zu den Referenztexten an diesen Stellen, welche alle bereits in den Scholien erwähnt werden, vgl. Tabelle 1 in Kapitel 4.1.
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4. Anhänge
pides’ Heraclidae und Euripides’ Medea annimmt, dafür aber keine intertextuellen Bezüge zum Lied von Datis, zu [Aischylos’?] Prometheus, zu Kratinos’ Pytine, zu Simonides, zu Pherekrates, zu Ion und zu Melanthios festhält. Zunächst sind zwei Meinungen eher allgemeiner Natur über Bezüge vom Frieden zu einer Tragödie und einem Satyrspiel zu nennen. CORBATO vermutete, dass Aischylos in seiner fragmentarisch erhaltenen Tragödie Aitnaiai die Göttin Εἰρήνη auf die Bühne brachte. Ohne überzeugende und heute noch belegbare Kontaktpunkte nachgewiesen zu haben, hielt er den Frieden des Aristophanes für eine „ripresa eschilea“.1274 CASSIO hat seinerseits einen Satz formuliert, der so klingt, als würde er eine Einzeltextreferenz vom Frieden zum fragmentarisch erhaltenen Satyrspiel Inachos des Sophokles annehmen: „Un caso particolare di vicinanza del dramma satiresco alla commedia è rappresentato dall’Inaco di Sofocle, che presenta notevoli punti di contatto tra l’altro proprio con la nostra Pace, come ha rilevato Ferrin Sutton (soprattutto il ritorno ad una situazione ‚anteriore‘ felice, ma anche Zeus ed Ermete come personaggi negativi) […].“1275 Weder CASSIO noch SUTTON1276 konnten jedoch konkrete Stellen nennen, welche in den beiden Dramen so ähnlich sind, dass eine Einzeltextreferenz angenommen werden könnte. Die „punti di contatto“ sind allesamt sehr allgemeiner Natur (wie etwa „ritorno ad una situazione ‚anteriore‘ felice“). In Pax 43–48 sehe ich im Unterschied zu ROSEN keine Hinweise auf die ionische Tradition der Jambographie.1277 Der eine Sklave des Trygaios überlegt sich, dass sich ein junger Mann fragen könnte, wofür der Mistkäfer auf der Bühne steht. Der andere Sklave denkt, ein Ionier würde diesem jungen Mann antworten, der Mistkäfer deute auf Kleon hin, da jener sich im Hades – wie der Mistkäfer – von Kot ernähre. 1278 Es fehlen klare Signale dafür, dass hier ein Ionier eingeführt wird, um zu parodieren, dass Ionier aufgrund ihrer jambographischen Tradition ___________________________ 1274 1275 1276 1277
1278
Vgl. CORBATO 1975. Zu den wenigen Testimonien und Fragmenten der Aitnaiai vgl. RADT 1985, 126–130. CASSIO 1985a, 45. Vgl. SUTTON 1979, 76f. ROSEN wollte beweisen, dass Aristophanes hier anzeigt, wie bewusst er sich des jambographischen Erbes in seinen Komödien ist (ROSEN 1988, 24.28–35). Vgl. generell zum Verhältnis von Jambographie und Alter Komödie WEST 1974, 37: „In the last resort, however, it remains impossible to define the exact historical relationship of the genres.“ ROSEN 1988 wurde besonders von DEGANI 1988 und 1993 aufgenommen (vgl. zudem SUÁREZ DE LA TORRE 1987; HENDERSON 21991, 18–23; STEINER 2008, 94f.). Vgl. gegen ROSENS These KUGELMEIER 1996, 167, ZANETTO 2001, 66, besonders BOWIE 2002 und in gewisser Weise auch ROSEN 2010, 235 Anm. 19 sowie ROSEN 2013 selbst. Zu Pax 47f. vgl. Anm. 448; zu Witzen über Verstorbene vgl. HALLIWELL 2008, 39f.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
221
überall Invektiven sehen.1279 Naheliegender ist die Begründung, dass die verbündeten Ionier unter Kleon besonders leiden mussten und bei der Aufführung an den Städtischen Dionysien auch wirklich einige anwesend waren. 1280 Deshalb deutet das Wort αἰνίσσεται in Pax 47 nicht auf einen αἶνος, eine ionische Tierfabel, hin, welche auch im Jambos verbreitet ist, sondern ist weniger spezifisch gebraucht.1281 Anders als ROSEN erkenne ich in Pax 43–48 somit auch keinen Bezug zur äsopischen Fabeltradition. 1282 In Pax 127–134 wird die Wahl des Mistkäfers als Transportmittel in den Himmel zwar explizit mit einer äsopischen Fabel begründet,1283 und ein Rezipient überlegt sich sicherlich schon zu Beginn des Prologs, was der Mistkäfer im Frieden bedeuten könnte. Da Aristophanes bereits im Vorjahr explizit auf die Fabel vom Adler und vom Mistkäfer angespielt hat (Vesp. 1446–1449), könnte schon vor Pax 127 an diesen Referenztext gedacht werden. Doch die Vermutung des Ioniers über die Bedeutung des Mistkäfers zeigt, dass dies nur eine der möglichen Assoziationen ist. Vor Pax 127– 134 fehlen Hinweise darauf, dass der Mistkäfer auf Äsop verweisen soll. MARZULLO 1989, 188 äusserte die Vermutung, dass Pax 60f. (ἔα ἔα· / σιγήσαθ’, ὡς φωνῆς ἀκούειν µοι δοκῶ) auf [Aischyl.?] Prom. 114f. (ἆ ἆ ἔα ἔα· / τίς ἀχώ, τίς ὀδµὰ προσέπτα µ’ ἀφεγγής;) anspielt, doch die lexikalischen Übereinstimmungen sind zu gering. Ausserdem ist ἔα ἔα in Pax 60 keine stilistische Inkongruenz im Frieden, sondern vielmehr eine „regular expression upon seeing or hearing something unexpected and often unwelcome“ (OLSON 1998 ad loc.). BREMER hat in Pax 62 (ὦ Ζεῦ, τί δρασείεις ποθ’ ἡµῶν τὸν λεών;) eine Anspielung auf Soph. Ai. 585 (ὦ δέσποτ’ Αἴας, τί ποτε δρασείεις φρενί;) postuliert.1284 OLSON hat jedoch zu Recht darauf hingewiesen, dass die desiderative Form von δράω auch in Ar. Vesp. 168 sowie in weiteren Stellen bei Sophokles und Euripides belegt ist.1285 Zudem wird die Ähnlichkeit des sprachlichen Ausdrucks durch die Frage in Soph. Oid. T. 738 relativiert (ὦ Ζεῦ, τί µου δρᾶσαι βεβούλευσαι πέρι;), welche RAU 1967, 90 zum Vergleich herangezogen hat. HARVEY 1971 verglich Pax 62f. hingegen mit der Medea des Euripides. Obwohl die Hauptfiguren im Frieden und in dieser Tragödie ähnlich eingeführt ___________________________ 1279 1280 1281 1282 1283 1284 1285
Gegen ROSEN 1984 und 1988, 28–35 vgl. OLSON 1998 ad Pax 45f. Auch KUGELMEIER 1996, 169–178 behandelt Pax 43–48 korrekterweise nicht. CASSIO 1985a, 105f.; OLSON 1998 ad Pax 45f.; BROCKMANN 2003, 306 (etwas anders DOBROV 2001, 99 mit Anm. 44). Vgl. OLSON 1998 ad Pax 47f. gegen ROSEN 1984, 391–395 und 1988, 30f. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 45f. und ad Pax 47f. gegen ROSEN 1984 und 1988, 28–31. Vgl. dazu Kapitel 2.4. BREMER 1993, 150 mit Anm. 50. Vgl. auch WRIGHT 2012, 148. Vgl. Soph. Ai. 326, Soph. Phil. 1245 (auch δρασείεις), Eur. Med. 93 und Eur. Phoen. 1208 mit OLSON 1998 ad Pax 62f.
222
4. Anhänge
werden,1286 ist diese Übereinstimmung nicht ausreichend, um die tragische Diktion in Pax 62f. als implizites Intertextualitätssignal zu diesem Referenztext zu verstehen:1287 Hinterszenische Schreie sind nicht aussergewöhnlich genug, da sie bei Aischylos, Sophokles und Euripides belegt sind.1288 Ausserdem spricht Trygaios nur einmal – mitten in der Exposition des Stücks – aus dem Innern, während Medea dies viermal – zu einem späteren Zeitpunkt im Prolog und in der Parodos – tut.1289 In Kapitel 2.6.1 wird vorgeschlagen, Pax 62f. bei der ersten Lektüre ausschliesslich als Systemreferenz zu verstehen. Nach Pax 76 oder bei einer zweiten Lektüre kann die Einführung des Trygaios dann mit dem Bellerophontes der gleichnamigen Euripides-Tragödie verglichen werden. CRUSIUS hat den Kontext von Epich. fr. 65, das in den Scholien zu Pax 73 überliefert ist, so rekonstruiert, dass Trygaios’ Ritt auf dem Mistkäfer einen literarischen Vorläufer hatte.1290 Im Prolog des Friedens berichtet einer der Sklaven, Trygaios habe gestern einen „riesigen Mistkäfer vom Ätna“ (Pax 73) ins Haus gebracht. Der Ausdruck Αἰτναῖον µέγιστον κάνθαρον war bereits für antike Rezipienten erklärungsbedürftig. Eines der Scholien zur Stelle (73b) nennt verschiedene Verse aus verschiedenen Autoren als Zeugen für die riesigen Mistkäfer vom Ätna: Epich. fr. 65; Aischyl. Sis. fr. 233, Soph. Daid. fr. 162; Plat. com. fr. 36.1291 Offenbar konnte man im 5. Jh. davon ausgehen, dass am Ätna besonders grosse Mistkäfer leben, und es überrascht deshalb nicht, dass Trygaios seinen Mistkäfer, mit dem er in den Himmel fliegen möchte, dort gefunden haben soll.1292 Kein Signal im Frieden weist dabei besonders auf Epich. fr. 65 hin,1293 das aus der Schrift Ἡρακλῆς ὁ ἐπὶ τὸν ζωστῆρα stammt: Πυγµαρίων λοχαγὸς ἐκ τῶν κανθάρων / τῶν µεζόνων, οὕς φαντι τὰν Αἴτναν ἔχειν. Auch wenn man CRUSIUS folgt und bei der Rekonstruktion des Kontextes von fr. 65 die Beschreibung des Kampfes von Herakles mit den Pygmäen in Philostr.
___________________________ 1286 1287 1288 1289 1290
1291 1292 1293
Vgl. dazu Kapitel 2.6.1 mit Anm. 571. Zur tragischen Diktion in Pax 62f., welche jedoch keine lexikalische Entsprechung mit der Medea des Euripides enthält, vgl. Anm. 561. Vgl. dazu HAMILTON 1987, 585–595. Vgl. Eur. Med. 96f., 111–114, 144–147 und 160–167. Vgl. neben CRUSIUS 1891–1893, 291–293 auch SALIS 1905, 50f.; PEARSON 1914; PLATNAUER 1964 ad Pax 73; CASSIO 1985b, 42; STOREY/ALLAN 2005, 197; REVERMANN 2006a, 70 mit Anm. 15. Vgl. auch Soph. Ichn. fr. 314,307, das in den Scholien nicht erwähnt wird. FRAENKEL 1962, 53–57 erklärt Pax 73 überzeugend. Vgl. auch PICKARD-CAMBRIDGE 2 1962, 262, OLSON 1998 ad loc. und CONTI BIZZARRO 2009, 9 mit Anm. 11. Diese Einschätzung teilen u. a. auch PICKARD-CAMBRIDGE 21962, 262f., KERKHOF 2001, 146f. und LÄMMLE 2013, 418f.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
223
imag. 2,22 heranzieht,1294 lässt sich im Frieden dennoch kein Hinweis finden, der ein Mitlesen dieses Fragments rechtfertigen würde.1295 Mit dem Auftritt des Trygaios in Pax 82 beginnt eine intensive Verhandlung euripideischer Tragödien, wobei Einzeltextreferenzen auf den Aiolos, den Bellerophontes und die Stheneboia nachweisbar sind.1296 Die Annahme von BERS 1984, 59, der den poetischen Plural von οἴκους in Pax 88 für eine „parody of Eur. Bellerophon“ hält, ist jedoch nicht überzeugend, da kein Zeugnis hierfür vorliegt und die Entsprechung ohnehin sehr gering wäre. OLSON 1998 sieht in seinem Kommentar zu Pax 94, wo Trygaios erklärt, er habe ein neues Wagnis in Angriff genommen (τόλµηµα νέον παλαµησάµενος), einen Hinweis auf den Bellerophontes: „i. e. trying to fly to Heaven specifically on a beetle’s back, since Bell. attempted to make the same trip, but with a different mount.“ Diese Äusserung des Protagonisten ist aber eher als allgemeine Betonung der Neuartigkeit seiner Komödien-Handlung zu verstehen.1297 In Pax 102 (οὐκ ἔσθ’ ὅπως σιγήσοµ’, ἢν µή µοι φράσῃς) vermutet OLSON 1998 ad loc. ausserdem eine Parodie von Eur. Hipp. 604 (οὐκ ἔστ’ ἀκούσας δείν’ ὅπως σιγήσοµαι), obwohl bei Euripides ἀκούσας δείν’ in die Formulierung eingeschoben ist1298 und obwohl die Formulierung οὐκ ἔσθ’ ὅπως bei Aristophanes verbreitet ist.1299 Vor dem Auftritt der Töchter in Pax 114 finden sich demnach zwar wiederholt stilistische Inkongruenzen, doch diese sind mit RAU 1967, 91f. als Systemreferenzen zu werten. Auch im folgenden Gespräch des Trygaios mit seinen Töchtern sind nicht alle Abweichungen von der Normalsprache der Komödie als Einzeltextreferenzen zu deuten. Die Verse 124 und 125 enthalten keine Inkongruenzen, die auf eine literarische Anspielung hindeuten könnten: Bei einer Betrachtung des weiteren Kontextes ist das Fehlen einer Auflösung im jambischen Trimeter über zwölf Verse hinweg zwar auffällig, 1300 dennoch fand die Vermutung von VAN DE SANDE ___________________________ 1294
1295
1296 1297 1298 1299
1300
Vgl. CRUSIUS 1891–1893, 291–293, der die Pygmäen auf Mistkäfern reiten lässt. Zur Unsicherheit dieser Kontextualisierung von Epich. fr. 65 vgl. KAIBEL 1899, 104; KASSEL/AUSTIN 2001 Bd. 1, 46; KERKHOF 2001, 146f. Die Frage nach einem literaturgeschichtlich fassbaren Einfluss von Epicharm auf die attische Komödie wird in der Forschung kontrovers diskutiert: Extrempositionen vertreten ZIELIŃSKI 1885, 243 (kein Einfluss) und SALIS 1905, 36–56 (starker Einfluss). Heute wird eher eine Mittelposition eingenommen, vgl. PICKARD-CAMBRIDGE 21962, 285–288; CASSIO 1985b, 39–43; HENDERSON 21991, 24–26; KERKHOF 2001, 51–177. Für Einzelheiten zur Forschungsgeschichte vgl. KERKHOF 2001, 51–55. Vgl. dazu die Kapitel 2.6.2 bis 2.6.6. Vgl. dazu BREMER 1993, 160–165 und WRIGHT 2012a, 70–102. Zur Konstruktion von Eur. Hipp. 604 vgl. BARRETT 1964 ad loc. Vgl. z. B. Ach. 116; Equ. 238; Nub. 802; Vesp. 212; Pax 41. VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 102 betont zu Recht die Ähnlichkeit mit Plut. 18f. (ἐγὼ µὲν οὖν οὐκ ἔσθ’ ὅπως σιγήσοµαι, / ἢν µὴ φράσῃς ὅ τι τῷδ’ ἀκολουθοῦµέν ποτε). Vgl. OLSON 1998 ad Pax 124–149.
224
4. Anhänge
BAKHUYZEN 1877, 72, auch Pax 124f. könnte aus Euripides stammen, zu Recht kaum Anklang. Das mit Genitiv konstruierte πόρος (Pax 124) ist sowohl in der Prosa als auch in der Poesie verbreitet: Deshalb lässt sich auch die Einschätzung von RAU 1967, 94 zu diesem Begriff, der für das „Sinnen Euripideischer Personen“ charakteristisch sei und von Aristophanes „mehrfach parodisch verwendet“ werde, nicht halten.1301 Genauso wenig überzeugt der Kommentar von SOMMERSTEIN 1985 zu Pax 124f., der eine „reminiscence“ an Od. 10,501f. vermutet, wo Odysseus Kirke fragt: „ὦ Κίρκη, τίς γὰρ ταύτην ὁδὸν ἡγεµονεύσει; / εἰς Ἄϊδος δ’ οὔ πώ τις ἀφίκετο νηῒ µελαίνῃ.“ Die lexikalische Entsprechung ist zu gering und die Signale zu einem Epos fehlen in diesen Versen gänzlich.1302 Trotz fehlender Auflösungen im jambischen Trimeter ist es auch unnötig, mit OLSON 1998 ad Pax 127f. (τίς δ’ ἡ ’πίνοιά σοὐστὶν ὥστε κάνθαρον / ζεύξαντ’ ἐλαύνειν εἰς θεούς, ὦ παππία;) eine „otherwise unknown tragic quotation or allusion“ anzunehmen.1303 Auch der Ausdruck ἄπιστον εἶπας µῦθον in Pax 131 ist kaum auf eine verlorene Euripides-Tragödie zu beziehen, obwohl ihn PRATO 1955, 112 in seinen Appendix zu den „parodie e allusioni Euripidee nel testo di Aristofane“ aufgenommen hat.1304 Die stilistischen Inkongruenzen in Pax 127– 134 werden in meinem Kapitel 2.4 zur Äsop-Anspielung als Systemreferenzen interpretiert. Warum RUTHERFORD in diesen Versen die explizit signalisierte Anspielung auf Äsops Fabel vom Adler und vom Mistkäfer ablehnt und dafür eine „parody“ der Fabel vom Fuchs und vom Adler in Archil. fr. 174 annimmt, ist ebenfalls unverständlich.1305 Grundsätzlich können die Gedichte Pindars zum Bezugshorizont einer Komödie des Aristophanes gehören: Erwähnt seien die Ode der Nebenparabase in den Rittern 1306 oder die Verse 905–953 aus den Vögeln, wo ein „old-fashioned Pindaric poet“1307 auftritt. KUGELMEIER 1996 hat in seiner Monographie jedoch im Frieden zu Recht keine literarischen Anspielungen auf die Texte Pindars postuliert. Bei zwei Stellen im Frieden, welche eine literarische Anspielung auf ___________________________ 1301
1302 1303 1304
1305 1306 1307
Vgl. LSJ s. v. πόρος II.1 und die weiteren, von RAU nicht genannten AristophanesBelege in DUNBAR/MARZULLO 1973, 264. Auch das µέν solitarium in Pax 125 ist bei Aristophanes nicht ungewöhnlich (vgl. Pax 13, 244, 1226 und 1256 mit DENNISTON 2 1954, 380–382). Zu ταύτην τὴν ὁδόν (Pax 125) bei Aristophanes vgl. Anm. 606. ζεύγνυµι wird auch in Pind. O. 13,64 von Pegasos gebraucht (vgl. dazu das Folgende) und muss sich hier nicht, wie OLSON schreibt, auf einen Wagen beziehen. PRATO 1955, 112 vergleicht eine Stelle aus einer nach dem Frieden aufgeführten Tragödie: Eur. Iph. T. 1293 (zur Datierung vgl. MARSHALL 2009). Vgl. OLSON 1998 ad Pax 131: „131 is good tragic diction (Rau 95), to the extent that E. and S. between them eventually reproduced both halves of the line (E. IT 1293; S. OC 1099).“ RUTHERFORD 1883, xxxiv Anm. 1 (vgl. dagegen VAN DIJK 1997, 206 Anm. 133). Vgl. dazu Anm. 1176. DUNBAR 1995 ad Av. 903. Vgl. dazu auch KUGELMEIER 1996, 109–116.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
225
den Bellerophontes des Euripides enthalten, könnte man jedoch versucht sein, gleichzeitig auch eine Einzeltextreferenz zu Pindar anzunehmen.1308 In der 13. Olympie wird die Geschichte von Bellerophontes erzählt, um den Ruhm von Korinth, die Herkunft des olympischen Siegers, zu veranschaulichen (13,63–92).1309 Der mythische Held habe von Athene Zaumzeug erhalten und damit Pegasos bändigen können. Vers 64 enthält eine lexikalische Entsprechung mit Pax 135: Pax 135 οὔκουν ἐχρῆν σε Πηγάσου ζεῦξαι πτερόν
Pind. O. 13,64 Πάγασον ζεῦξαι ποθέων ἔπαθεν
Pax 136 enthält jedoch ein explizites Intertextualitätssignal zur Tragödie hin (vgl. Kapitel 2.6.4 zu τραγικώτερος) und stellt deshalb den Bezug zu Eur. Bell. fr. 306 in den Vordergrund: ἄγ’, ὦ φίλον µοι Πηγάσου ταχὺ πτερόν. Ausserdem wird die Entsprechung von ζεῦξαι dadurch relativiert, dass das Verb im Aorist auch in Pax 127f. vom Käfer-Pegasos verwendet wird1310 und dass in der Forschung zu Recht vermutet wurde, ζεῦξαι könnte auch im Bellerophontes des Euripides eine genaue Entsprechung gehabt haben.1311 Eine zweite lexikalische Ähnlichkeit liegt in Pax 155 und Pind. O. 13,65 vor: Pax 155 χρυσοχάλινον πάταγον ψαλίων
Pind. O. 13,65 πρίν γέ οἱ χρυσάµπυκα κούρα χαλινόν
In Pax 154 hat Trygaios seinen Mistkäfer direkt mit Pegasos angesprochen, was erneut einen intertextuellen Bezug zum Bellerophontes des Euripides in den Vordergrund rückt:1312 Pax 155 spielt auf Eur. Bell. fr. 307 an, wo die lexikalischen Übereinstimmungen noch genauer sind (ἴθι, χρυσοχάλιν’, αἴρων πτέρυγας). ___________________________ 1308
1309 1310 1311
1312
Vgl. OLSON 1998 ad Pax 135 („A combination of E. fr. 306 Πηγάσου πτερόν and Pi. O. 13. 64 Πάγασον ζεῦξαι“) sowie ad Pax 154–156 („For χρυσοχάλινον, cf. […]; the detail is already in Pindar’s version of Bell.’s story (O. 13. 65–6)“). Vgl. dazu RACE 1997, 186f. Vgl. Pax 127f.: τίς δ’ ἡ ’πίνοιά σοὐστὶν ὥστε κάνθαρον / ζεύξαντ’ ἐλαύνειν εἰς θεούς, ὦ παππία; Vgl. dazu Kapitel 2.6.4 mit Anm. 642. Ausserdem könnte man bei einer PindarAnspielung vielleicht auch im Frieden eine dorische Vokalisierung erwarten (vgl. Πάγασον neben Πηγάσου). Vgl. dazu die Stesichoros-Anspielungen in Kapitel 2.14. Zu den weiteren Intertextualitätssignalen im Frieden vgl. Kapitel 2.6.6.
226
4. Anhänge
Die genannten Inkongruenzen in Pax 135 und 155 lassen sich demnach durch den literarischen Dialog mit der Tragödie erklären, welcher sich über die gesamte Flugszene des Trygaios erstreckt. Die Annahme eines gleichzeitigen intertextuellen Bezugs zur 13. Olympie Pindars ist nicht überzeugend. Obwohl ein intertextueller Dialog mit Hipponax in anderen Komödien des Aristophanes unbestritten ist,1313 halte ich eine nicht signalisierte Einzeltextreferenz im Prolog des Friedens für nicht überzeugend: HENDERSON hat bei seiner Untersuchung des Einflusses der Jambographen auf die Alte Komödie zu fr. 92 von Hipponax angemerkt, dieses Gedicht deute auf den Prolog des Friedens voraus. 1314 ROSEN wollte den Einfluss des Jambographen insbesondere in den Versen 149–158 ausmachen. 1315 Das Mitlesen von fr. 92, in dem sich fünfzig Mistkäfer auf den Erzähler stürzen, nachdem er (vermutlich bei einem Ritual gegen Impotenz) seinen Darm unbeabsichtigt entleerte,1316 wird aber im Frieden durch keinerlei Signale nahegelegt.1317 PRATO 1955, 112 vermutete in Pax 160f. (κᾆτα δροµαίαν πτέρυγ’ ἐκτείνων / ὀρθὸς χώρει ∆ιὸς εἰς αὐλάς) eine Anspielung auf den Bellerophontes des Euripides.1318 Insbesondere δροµαίαν schien ihm ein Hinweis auf diesen Tragödiendichter zu sein. Das Adjektiv ist bei Euripides zwar verbreitet, doch wie auch in Ran. 478 (ἐφ’ ἃς ἐγὼ δροµαῖον ὁρµήσω πόδα), dem zweiten Beleg von δροµαῖος bei Aristophanes, lässt sich in Pax 160f. keine Anspielung auf einen Einzeltext nachweisen.1319 Pax 160f. sollte mit RAU 1967, 96f. als Systemreferenz gedeutet werden. In einem Scholion zu Pax 185 heisst es, dass die Fragen des Hermes bei der Ankunft von Trygaios im Himmel (Pax 185–187) ihren Ausgangspunkt im Σκίρων
___________________________ 1313 1314 1315 1316 1317
1318 1319
Vgl. dazu KUGELMEIER 1996, 189–194, der den Frieden zu Recht nicht erwähnt. HENDERSON 21991, 23. Vgl. auch CORBEL-MORANA 2012, 219 Anm. 31. ROSEN 1984, 395 und 1988, 33–35 (vgl. auch SUÁREZ DE LA TORRE 1987, 131 und STEINER 2008, 95). Zum Kontext von Hippon. fr. 92 vgl. MASSON 1962, 150–152; WEST 1974, 144f.; GERBER 1999, 423; STEINER 2008, 89–93. Implizite Intertextualitätssignale sind keine auszumachen. Die Erwähnung der Mistkäfer und der „Gasse(n)“ in beiden Texten (ὦζεν δὲ λαύρη in fr. 92,10 und τὰς λαύρας in Pax 158) reicht nicht aus, um die Annahme von nicht signalisierter Intertextualität zu rechtfertigen, zumal keine weitere Stelle im Frieden darauf hindeutet, dass Hipponax’ Gedichte zum Bezugshorizont dieser Komödie gehören. Auch PUCCI 1961, 329 vermutet eine „precisa allusione ad Euripide“; vgl. zudem bereits RICHTER 1860 ad loc. Zur Systemreferenz von Ar. Ran. 478 vgl. RAU 1967, 117.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
227
von Epicharm haben.1320 Unmittelbar vorher klopft der Protagonist des Friedens an Zeus’ Tür und wird nicht gerade freundlich empfangen (Pax 182–185a): ΕΡ.
ὦ µιαρὲ καὶ τόλµηρε κἀναίσχυντε σὺ καὶ µιαρὲ καὶ παµµίαρε καὶ µιαρώτατε, πῶς δεῦρ’ ἀνῆλθες, ὦ µιαρῶν µιαρώτατε; τί σοί ποτ’ ἔστ’ ὄνοµ’; οὐκ ἐρεῖς;
Hermes:
Miesling, Dreister, du Schändlicher, Miesling, Obermiesling, Miesester, wie bist du hierher heraufgekommen, du Miesester aller Mieslinge? Was ist denn dein Name? Wirst du es nicht sagen?
In drei Zeilen wird Trygaios von Hermes sechsmal mit einem Wort des Stammes µιαρ- bezeichnet. Die Antwort des Strepsiades auf die vergleichbare Frage des Schülers von Sokrates in Ar. Nub. 133f. zeigt, dass Hermes den Namen des Ankömmlings, den Namen seines Vaters und die Nennung seines Demos erwartet hätte.1321 Hermes fragt auch nach genau diesen Angaben, erhält aber zunächst nicht die gewünschte Antwort (Pax 185–187):1322 (ΕΡ.) ΤΡ. ΕΡ. ΤΡ. ΕΡ. ΤΡ.
τί σοί ποτ’ ἔστ’ ὄνοµ’; οὐκ ἐρεῖς; µιαρώτατος. πατὴρ δέ σοι τίς ἐστιν; ἐµοί; µιαρώτατος. (187) ποδαπὸς τὸ γένος δ’ εἶ; φράζε µοι. µιαρώτατος. (186)
(Hermes:) Trygaios: Hermes: Trygaios: Hermes: Trygaios:
Was ist denn dein Name? Wirst du es nicht sagen? Miesester. (187) Und wer ist dein Vater? Meiner? Der Mieseste. (186) Und aus welchem Demos stammst du? Sag es mir. Aus dem miesesten.
Die witzigen Antworten des Trygaios erklären sich aus den Anreden des Hermes zuvor. Es gibt kein Signal im Frieden, welches rechtfertigen könnte, in Anlehnung an Schol. Ar. Pax 185 eine Szene aus Epicharm mitzulesen. In fr. 123 aus dem Σκίρων wird Phormos nach dem Namen der Mutter, des Vaters und des Bruders gefragt: (Α.) τίς ἐστι µάτηρ; (Φο.) Σακίς. (A.) ἀλλὰ τίς πατήρ; / (Φο.) ___________________________ 1320
1321
1322
Einige moderne Forscher tendieren dazu, dem Schol. Ar. Pax 185 zu folgen: KAIBEL 1889, 54 Anm. 1; SALIS 1905, 36–38; KERKHOF 2001, 144f.; STOREY/ALLAN 2005, 197; REVERMANN 2006a, 70 mit Anm. 15. Vgl. KASSEL/AUSTIN 2001 Bd. 1, 95f. zum Σκίρων Epicharms. Ar. Nub. 133f.: (ΜΑΘΗΤΗΣ) βάλλ’ ἐς κόρακας. τίς ἐσθ’ ὁ κόψας τὴν θύραν; / (ΣΤ.) Φείδωνος υἱὸς Στρεψιάδης Κικυννόθεν. Vgl. dazu auch DOVER 1968a ad Nub. 134. Zur Umstellung von Pax 187 vgl. OLSON 1998 ad loc.
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4. Anhänge
Σακίς. (A.) τίς ἀδελφεὸς δέ; (Φο.) Σακίς. (A.) ‒ ⏑ ‒. Da Phormos „Korb“ bedeutet und der Eigenname Sakis auch eine Bezeichnung für Sklavinnen ist, soll hier vermutlich eine Verwandtschaftsbeziehung zwischen Körben und Sklavinnen impliziert sein.1323 Wenn man diesen zwar vergleichbaren, aber in Einzelheiten auch ziemlich unterschiedlichen Witz Epicharms 1324 bei einer intertextuellen Lektüre des Friedens mitlesen würde, müsste man sämtliche Witze in anderen Komödien mitlesen, welche ähnlich aufgebaut sind. Es handelt sich zwar um vergleichbare Komik, nicht aber um eine literarische Anspielung.1325 Im Auszug der Götter in Pax 197 lässt sich kein Intertextualitätssignal zu ihrem Ausflug in Il. 1,423f. nachweisen:1326 Die einzige Ähnlichkeit ist die Zeitangabe, dass dies „gestern“ geschehen sei. Das ἐχθές in Pax 197 ist aber innerhalb des Friedens in zweierlei Hinsicht funktionalisiert und reicht allein nicht aus, um einen intertextuellen Dialog zu begründen: Einerseits verdeutlicht Hermes, der vorher in schallendes Gelächter ausgebrochen war (Pax 195), damit das Pech von Trygaios, da er nur einen Tag zu spät kommt; andererseits erklärt der gestrige Auszug, warum Polemos die Griechen noch nicht zermalmt hat.1327 Die moderne Aristophanes-Forschung hat im Frieden neben Pax 356 mit einem Bezug zum Momos des Achaios (vgl. Kapitel 2.1) auch weitere Anspielungen auf Satyrspiele ausmachen wollen.1328 Insbesondere beim Hilferuf des Trygaios (Pax 296–300) und in der Szene mit der Bergung der Friedensgöttin (Pax 346–519) wurden Einzeltextreferenzen zu den Diktyulkoi des Aischylos und zur Pandora des Sophokles (vgl. dazu weiter unten) vermutet. Mit den in dieser Arbeit angewandten Kriterien lassen sich diese intertextuellen Bezüge nicht halten,1329 ob___________________________ 1323
1324
1325 1326
1327 1328
1329
Vgl. dazu KASSEL/AUSTIN 2001 Bd. 1, 95f. und KERKHOF 2001, 145. Zu σακίς bzw. σηκίς vgl. MACDOWELL 1971 ad Vesp. 768. Ausserdem könnte Phormos mit dem gleichnamigen Dichter zu identifizieren sein (vgl. OLSON 1998 ad Pax 185–187). Auf drei Fragen nach der Identität wird dreimal die gleiche Antwort gegeben. Doch die Fragen im Frieden und im Σκίρων unterscheiden sich im Detail und scheinen auch kontextuell ungleich eingebettet gewesen zu sein (vgl. KERKHOF 2001, 145). Vgl. VAN LEEUWEN 1906 ad Pax 185; PICKARD-CAMBRIDGE 21962, 268; CASSIO 1985b, 42; OLSON 1998 ad Pax 185–187. Zur Annahme eines intertextuellen Bezugs zwischen Il. 1,423f. (Ζεὺς γὰρ ἐς Ὠκεανὸν µετ’ ἀµύµονας Αἰθιοπῆας / χθιζὸς ἔβη κατὰ δαῖτα, θεοὶ δ’ ἅµα πάντες ἕποντο) und Pax 197 (φροῦδοι γάρ· ἐχθές εἰσιν ἐξῳκισµένοι) vgl. SLATER 2002, 119, der zudem eine Anspielung auf eine Tragödie des Vortags vermutete. Vgl. dazu OLSON 1998 ad loc. Zu den neueren Arbeiten gehören JOUAN 1997, 222–224; HALL 2006, 338–341; DOBROV 2007 (vgl. bereits DOBROV 2001, 101); BAKOLA 2010, 108–110; RUFFELL 2011, 333f. Dieses Resultat stimmt mit den Scholien überein, welche zu diesen Passagen keines der genannten Satyrspiele als Referenztext nennen.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
229
wohl der literarische Dialog zwischen Komödie und Satyrspiel vermutlich doch nicht so aussergewöhnlich war, wie auch schon behauptet wurde.1330 Pax 296–300 (ΤΡ.)
ἀλλ’, ὦ γεωργοὶ κἄµποροι καὶ τέκτονες καὶ δηµιουργοὶ καὶ µέτοικοι καὶ ξένοι καὶ νησιῶται, δεῦρ’ ἴτ’, ὦ πάντες λεῴ, ὡς τάχιστ’ ἄµας λαβόντες καὶ µοχλοὺς καὶ σχοινία· νῦν γὰρ ἡµῖν αὖ σπάσαι πάρεστιν ἀγαθοῦ δαίµονος.
(Trygaios:) Aber, ihr Bauern, Händler, Zimmerleute, Handwerker, Metöken, Fremde, Insulaner, kommt hierher, das ganze Volk, nehmt möglichst schnell Schaufeln, Hebel und Seile. Denn wir haben nun noch einmal die Gelegenheit, einen auf den guten Geist zu heben.
Die Aufforderung des Trygaios, die zur Parodos des Chors führt,1331 enthält keine stilistische Inkongruenz, die auf einen intertextuellen Dialog mit einem Satyrspiel hinweisen könnte.1332 Inhaltlich sind die Worte des Trygaios aus dem Komödien-Kontext heraus verständlich und nicht ungewöhnlich. Auch in den Rittern wird der Chor durch einen Schauspieler zu Hilfe gerufen.1333 Zudem entsprechen die genannten Personengruppen dem Querschnitt durch das Publikum bei den Städtischen Dionysien. 1334 Dennoch wurde in Pax 296–300 ein intertextueller Dialog mit Aischyl. fr. 46a,17–20 aus den Diktyulkoi vermutet:1335 ___________________________ 1330
1331
1332 1333 1334 1335
DOBROV 2007, 253 spricht von einer „firewall“ zwischen den beiden Gattungen und hält die Bergungsszene im Frieden für die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Zu Anspielungen in der Alten Komödie auf Satyrspiele vgl. neben meinem Kapitel 2.1 auch CASSIO 1985a, 45; KATSOURIS 1999; STOREY 2005; SHAW 2005, 78–114; BAKOLA 2005; BAKOLA 2010, 81–117; LÄMMLE 2013, 40–50. Zum Satyrspiel und der Mittleren Komödie vgl. zudem SHAW 2005, 115–161 und SHAW 2010. Vgl. THIERCY 1986, 128 und MÖLLENDORFF 1995b zur Möglichkeit einer Inszenierung der Parodos aus den Zuschauerreihen hinaus. Das Tanzen des Chors in der Parodos des Friedens ist zwar mit dem Tanzen von Satyr-Chören vergleichbar (vgl. etwa SEAFORD 1984 ad Eur. Cycl. 624 sowie generell dazu LÄMMLE 2013, 193–201), doch es ist auch eine wesentliche Eigenheit von Komödien-Chören (vgl. ZIMMER2 MANN 2006, 44–53 und HALL 2006, 341 Anm. 84) und hat keinen Signalcharakter zum Satyrspiel hin (anders z. B. JOUAN 1997, 223 und KATSOURIS 1999, 202). Zur „solemn traditional form of summons“ in δεῦρ’ ἴτ’, ὦ πάντες λεῴ vgl. OLSON 1998 ad Pax 298. Vgl. Equ. 242–246 mit ZIMMERMANN 1984, 57–64. Vgl. dazu DOVER 1972, 138f.; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 296–298; OLSON 1998 ad Pax 296–298; MCGLEW 2001, 77f.; SULPRIZIO 2007, 236. Vgl. NEWIGER 1957, 114f.; RAU 1967, 194; GELZER 1970, 1456,1–3 und 1460,36– 41; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 296–298; HARRIOTT 1986, 124; ZIMMERMANN 1989, 28; GOYENS-SLEZAKOWA 1989, 104–108; JOUAN 1997, 223; KATSOURIS 1999, 201f.; SOMMERSTEIN 22005 ad Pax 296–298; HALL 2006, 340f.; BAKOLA 2010, 108–110; RUFFELL 2011, 333. Auf der anderen Seite bezweifeln STEFFEN 1965, 42, OLCOTT
230
4. Anhänge β]οὴν ἵστηµι τοῖσδ’ ἰύγ|µασιν ]π̣̣άντες γεωργοὶ δεῦτε | κ̣ἀµπελοσκάφοι ]ε ποιµήν τ’ εἴ τίς ἐστ|[’ ἐ]γχώριος ]ο̣ι τε κα̣ὶ̣ µ̣α|̣ [ρ]{ε̣}[ιλ]ε̣υτῶν ἔθνο̣ς̣ ]einen Hilferuf werde ich äussern mit diesen Schreien ]alle Bauern, hierher, und alle Weinrebengräber ] und, wenn ein Hirte in der Gegend ist ] und das Volk der Köhler
Ein Fischer hat etwas Grosses im Netz1336 und ruft nach Unterstützung, um den Fang an Land zu ziehen.1337 Der Vergleich dieser Verse mit Pax 296–300 hat zur Behauptung geführt, die Worte in den Diktyulkoi würden von Trygaios „almost exactly echoed“1338. Die einzigen exakten lexikalischen Übereinstimmungen bestehen jedoch in πάντες und γεωργοί, wobei die Nennung dieser Personengruppe in der Komödie gerade am wenigsten auffällig ist, da die Bauern den grössten Teil der athenischen Bevölkerung ausmachten.1339 Ausserdem ist ein vergleichbarer Hilferuf auch in einem weiteren Satyrspiel erhalten, in Soph. fr. 314,39–42 aus den Ichneutai:1340 [……ποι]µ̣ὴν εἴτ’ ἀγρωστη̣[ ⌊µαριλοκαυ⌋τῶν ἐν λόγῳ παρ[ [……]είων νυµφογεννή[τ [……]ν̣ τίς ἐστι, πᾶσιν ἀγγέλ[λω ___________________________
1336 1337 1338 1339
1340
1973, 126f., SUTTON 1975, 354, CASSIO 1985a, 41–46, OLSON 1998 ad Pax 296–298 und LÄMMLE 2013, 40 Anm. 52 eine Einzeltextreferenz zu den Diktyulkoi hier. Ab Vers 8 des Fragments wird darüber spekuliert, um was es sich handeln könnte. Zum Kontext vgl. WESSELS/KRUMEICH in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 121f.; PODLECKI 2005b, 9–11; LÄMMLE 2013, 298f. DEARDEN 1976, 62. JOUAN 1997, 223 hat von „termes très voisins de ceux de Trygée“ gesprochen. Vgl. dagegen aber CASSIO 1985a, 45. Vgl. OLSON 1998 ad Pax 296–298. Auch weitere Ähnlichkeiten sind nur kontextbedingt: κἄµποροι (Pax 296) und κ̣ἀµπελοσκάφοι (Aischyl. fr. 46a,18); νησιῶται (Pax 298) und νησαιος… (Aischyl. fr. 46a,15); δεῦρ’ (Pax 298) und δεῦτε (Aischyl. fr. 46a,18). Das Gleiche gilt für die von GOYENS-SLEZAKOWA 1989, 105 postulierte Anspielung von Pax 472 (πῶς οὖν οὐ χωρεῖ τοὔργον;) auf Aischyl. fr. 46a,16 (ἐστι τοὖργον οὐ χωρεῖ πρόσω). Die metrische Analyse von Aischyl. fr. 46a,17–20 ist umstritten (vgl. PFEIFFER 1938, 12–14 und WESSELS/KRUMEICH in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 111 Anm. 14). Im Frieden wechselt das Metrum vom jambischen Trimeter in Vers 299 zum katalektischen trochäischen Tetrameter, der bei der Parodos oft verwendet wird (vgl. OLSON 1998 ad Pax 299–338). Die Datierung der Ichneutai ist unklar (vgl. MALTESE 1982, 12–17 und SCHEURER/BIELFELDT in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 280). Zur Ähnlichkeit der Hilferufe von Diktyulkoi und Ichneutai vgl. bereits KÖRTE 1933, 274 mit Anm. 2. Die Argumentation von MALTESE 1982, 66–69 gegen einen Hilferuf in diesen Versen überzeugt nicht (vgl. dazu STEFFEN 1965, 38f.).
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
231
]Hirte oder Bauer[ von den Köhlern zur Rede dabei[ ] Nymphengeboren[ ]einer da ist, verkünde ich allen[
Apollo sucht nach seinen von Hermes gestohlenen Rindern und bittet verschiedene Personen um Hilfe. Nachdem er in den Versen 43f. einen Lohn versprochen hat, tritt Silenus auf, der seine eigene Unterstützung und diejenige seiner Söhne, der Satyrn, anbietet.1341 Der Chor im Satyrspiel konnte (wie in der Komödie) durch die Aufforderung eines Schauspielers eingeführt werden.1342 Dadurch verliert die ohnehin schon geringe Ähnlichkeit zwischen dem Frieden und den Diktyulkoi weiter an Bedeutung.1343 Da Hilferufe auch in anderen Komödien zur Einführung des Chors verwendet werden und TAPLIN gezeigt hat, dass vergleichbare Szenen mit Hilferufen auch in Tragödien belegt sind,1344 lässt sich sogar daran zweifeln, ob im Frieden eine Systemreferenz zum Satyrspiel angenommen werden kann. Es ist aufschlussreich, einige Kommentare zu Pax 316 (οὔτι νῦν γ’ ἔτ’ ἔστιν αὐτὴν ὅστις ἐξαιρήσεται) chronologisch zu lesen.1345 BLAYDES 1883 schreibt „Euripidis sermonem videtur imitari“ und zählt einige vergleichbare Stellen aus seinen Tragödien auf. VAN HERWERDEN 1897 schliesst sich seiner Meinung an. Ganz ähnlich nennt MERRY 1900 ἐξαιρήσεται eine „favourite phrase with Euripides“. VAN LEEUWEN 1906 drückt sich etwas anders aus, indem er von „tragica gravitas“ spricht und ebenfalls vergleichbare Stellen nennt. Ein Jahr zuvor war SHARPLEY 1905 zu einer ziemlich anderen Einschätzung gekommen: Pax 316f. sei eine „close parody of Eur. Heracl. 976–977“. Auch PLATNAUER ___________________________ 1341 1342 1343
1344 1345
Zum Kontext vgl. SCHEURER/BIELFELDT in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 310. Vgl. GUGGISBERG 1947, 86; STEFFEN 1965, 41; SEAFORD 1984 ad Eur. Cycl. 477. Aischyl. fr. 46c enthält einen weiteren Hilferuf, den STEFFEN 1965, 40 zu fr. 46a stellen möchte und BREMER 1993, 150 mit Anm. 50 ebenfalls mit dem Frieden verbunden hat. Vgl. bes. fr. 46c,5f.: π]άντες τ’ ἀγρῶσται κα[ὶ ⏑ ‒ x ‒ ⏑ ‒ / βοηδροµεῖτε … Aischyl. fr. 46c könnte auch aus einem anderen Satyrspiel stammen (vgl. SUTTON 1975, 354 mit Anm. 26) und die Ähnlichkeiten zwischen dem Frieden und den Diktyulkoi weiter relativieren. Vgl. TAPLIN 1977, 218–221 zur βοηδροµία in der Tragödie (anders noch STEFFEN 1965, 41). Vgl. insbesondere Soph. Ai. 879–887. Zum umstrittenen Text am Anfang von Pax 316 vgl. PLATNAUER 1964 ad loc. (οὐδ’ ἐκείνων von SHARPLEY), SOMMERSTEIN 1985 ad loc. (†οὔτι καὶ νῦν†), OLSON 1998 ad loc. (οὔτι καὶ νῦν aus den Handschriften), SOMMERSTEIN 2001 ad loc. (οὔτι καὶ νῦν aus den Handschriften nach OLSON) und WILSON 2007a, der die Konjektur οὔτι νῦν γ’ ἔτ’ von DOBREE druckt (bei WILSON 2007b, 104f. sind weitere Vermutungen zu finden). Für die Entscheidung, ob eine literarische Anspielung vorliegt, ist der Wortlaut zu Beginn des Verses nicht ausschlaggebend.
232
4. Anhänge
1964 konzentriert sich dann nur noch auf diese eine Stelle und sagt, es könnte eine Parodie davon sein. Die Formulierung von SOMMERSTEIN 1985 lässt keinen Zweifel zu: „adapted from Euripides’ Heracleidae (976–7).“1346 Zumindest ein bisschen vorsichtiger drückt sich OLSON 1998 aus – „probably an allusion to E. Heracl. 976–7“ –, und er verweist immerhin auch auf drei andere EuripidesStellen. Die Verbalform ἐξαιρήσεται ist bei Aristophanes nur hier belegt. In Anbetracht der vielen vergleichbaren Formulierungen bei Euripides lässt sich die Annahme einer Einzeltextreferenz trotzdem nicht halten, und die Forschung sollte zur Ansicht in den früheren Kommentaren zurückkehren: „Euripidis sermonem videtur imitari“ – eine Systemreferenz, die der Aussage des begeisterten Chors „gravitas“ verleiht.1347 Man vergleiche neben Eur. Heraclid. 976f. (τοῦτον δ’, ἐπείπερ χεῖρας ἦλθεν εἰς ἐµάς, / οὐκ ἔστι θνητῶν ὅστις ἐξαιρήσεται) auch die folgenden, in den Kommentaren genannten Stellen: Eur. Med. 793 (οὔτις ἔστιν ὅστις ἐξαιρήσεται); Eur. Alc. 68f. (ὃς δὴ ξενωθεὶς τοῖσδ’ ἐν Ἀδµήτου δόµοις / βίᾳ γυναῖκα τήνδε σ’ ἐξαιρήσεται); Eur. Alc. 848 (οὐκ ἔστιν ὅστις αὐτὸν ἐξαιρήσεται); 1348 Eur. Alc. 1025 (πολλῷ δὲ µόχθῳ χεῖρας ἦλθεν εἰς ἐµάς). Man vergleiche ausserdem Aischyl. Suppl. 924 (οὔ τις τάσδε µὴ ’ξαιρήσεται) und Kritias fr. 18 (ed. SNELL/KANNICHT 21986: οὐδεὶς γὰρ ἡµᾶς ἐξαιρήσεται). In den oben zu Pax 296–300 erwähnten Diktyulkoi des Aischylos traten auf den Ruf des Fischers hin die Satyrn auf, und gemeinsam konnten sie die Kiste an Land ziehen.1349 Da diese Szene dem Drama den Titel gab, wurde sie vermutlich vergleichbar aufwändig inszeniert wie die Bergung der Friedensgöttin in der Komödie des Aristophanes (Pax 346–519). Es deutet aber nichts darauf hin, dass der Frieden auf diese Handlung im Satyrspiel anspielt: Aus diesem Teil der Diktyulkoi ist in den Fragmenten nichts erhalten, wodurch eine lexikalische Entsprechung eine unbeweisbare Hypothese bleibt.1350 Auch die Inszenierung der beiden Szenen muss sich keineswegs geglichen haben.1351
___________________________ 1346
1347
1348 1349 1350 1351
Obwohl RAU hier nicht genannt wird, könnte auch sein Urteil für die spätere Meinungsbildung entscheidend gewesen sein. Er nennt Pax 316f. ein „ungefähres Zitat“ von Eur. Heraclid. 976f. „ohne kom[ische] Pointe“ (RAU 1967, 194; vgl. auch S. 14). Vgl. BLAYDES 1883 und VAN LEEUWEN 1906 ad loc. Auch MURRAY 1891, 44, GRAVES 1911 ad loc., ROGERS 1913 ad loc. und PADUANO 2002 ad loc. vergleichen zu Recht mehrere Euripides-Stellen. PUCCI 1961, 417f. hält Pax 316f. für eine Anspielung auf diese Euripides-Stelle, ohne die anderen Belege zu erwähnen oder seine Entscheidung zu begründen. Die in Anm. 1335 genannten Arbeiten sehen im Frieden auch eine Einzeltextreferenz zu dieser Szene. Vgl. zudem CORBATO 1975, 323. Vermutungen wie diejenigen von JOUAN 1997, 223f. bleiben reine Spekulation. Gegen diese Annahme von WEBSTER 1956, 18f. vgl. TAPLIN 1977, 418.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
233
Aus inhaltlicher Sicht läge es schon näher, bei der Bergung der Friedensgöttin an ein Satyrspiel zu denken, in dem auch eine ἄνοδος inszeniert wurde.1352 Eine Anspielung auf dieses mythologische Muster als Systemreferenz ist durchaus überzeugend.1353 Für einen intertextuellen Dialog mit einem Einzeltext wie der Pandora des Sophokles, wie er bereits 1914 von ROBERT postuliert wurde, fehlen hingegen die Signale.1354 Vasenbilder aus dem 5. Jh. zeigen mit Hämmern ausgerüstete Satyrn, welche vor einer auftauchenden Gottheit zurückweichen.1355 Diese Darstellungen könnten sich zwar auf ein Satyrspiel beziehen, es muss sich dabei aber nicht um ein konkretes Satyrspiel, geschweige denn um die Pandora des Sophokles, handeln.1356 Doch selbst wenn der zweite Titel dieses Dramas, Σφυρόκοποι,1357 die Inszenierung der ἄνοδος dieser Göttin in Sophokles’ Satyrspiel belegen würde,1358 wäre damit noch keine sichere Verbindung zum Frieden des Aristophanes gefunden. DOBROV sieht in der Erwähnung der σφῦρα in Pax 566 eine „overt verbal allusion“ auf die Pandora.1359 Doch eine Anspielung an dieser Stelle, nachdem die Bergung der Friedensgöttin längst geschehen ist, wirkt schon a priori sehr gesucht. Ausserdem ist σφῦρα der übliche Begriff für einen Holzhammer zur Auflockerung der Erde,1360 wird im nächsten Vers mit θρίνακες verbunden und ist demnach im Kontext des Ackerbaus genannt.1361 Möglicherweise wurde die ἄνοδος einer Gottheit auch in anderen Satyrspielen aufgeführt. SEAFORD geht so weit, die „emergence from the Underworld“ unter den „themes of satyric drama“ zu nennen.1362 Doch auch in Komödien selbst war die Behandlung von Auferstehungen verbreitet. 1363 Für Aristophanes ist das
___________________________ 1352 1353 1354 1355 1356 1357 1358
1359 1360 1361
1362 1363
Zur ἄνοδος aus archäologischer und religionswissenschaftlicher Sicht vgl. BÉRARD 1974 und BURKERT 1979, 123–142. Vgl. dazu ADRADOS 1972, HARRIOTT 1986, 124f., BOWIE 1993, 143–146 und OLSON 1998, xxxv–xxxviii, die zu Recht keine Einzeltextreferenz im Frieden annehmen. Vgl. zu einer Anspielung auf die Pandora des Sophokles besonders ROBERT 1914, 20–21.37, SHAW 2005, 82–86 und DOBROV 2007, 261–265. Vgl. dazu KRUMEICH in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 56f. Vgl. HEYNEN/KRUMEICH in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 378f. Zum zweiten Titel vgl. RADT 21999, 388. Der zweite Titel könnte sich auch auf die Erschaffung der Pandora durch Hephaistos beziehen (vgl. dazu HEYNEN/KRUMEICH in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 379 mit Anm. 13 und VOELKE 2001, 73f. mit Anm. 49). DOBROV 2001, 101; vgl. auch SHAW 2005, 86 und DOBROV 2007, 263. Vgl. WEST 1978 ad Hes. erg. 425 und OLSON 1998 ad Pax 566. Vgl. Pax 566–568 (νὴ ∆ί’ ἡ γοῦν σφῦρα λαµπρὸν ἦν ἄρ’ ἐξωπλισµένη, / αἵ τε θρίνακες διαστίλβουσι πρὸς τὸν ἥλιον. / ἦ καλῶς αὐτῶν ἀπαλλάξειεν ἂν µετόρχιον) mit OLSON 1998 ad loc. SEAFORD 1984, 37f. Vgl. auch BUSCHOR 1937; SUTTON 1975; SEIDENSTICKER in KRUMEICH/PECHSTEIN/SEIDENSTICKER 1999, 31 mit Anm. 148; LÄMMLE 2013, 441. Vgl. dazu BAKOLA 2010, 110.
234
4. Anhänge
Thema in fr. 591,84–86 gesichert 1364 und auch die „Wiederauferstehung“ des Aischylos in den Fröschen wird mit Begriffen beschrieben, die an die ἄνοδος einer Gottheit erinnern.1365 Angesichts der geringen Anzahl der überlieferten Satyrspiele ist nicht auszuschliessen, dass die Inszenierung einer ἄνοδος noch weit beliebter war, was allfällige Ähnlichkeiten zwischen dem Frieden und der Pandora weiter relativieren würde. GOYENS-SLEZAKOWA 1989, 108f. schlug vor, die Bergungsszene der Friedensgöttin mit der Stheneboia des Euripides zu verbinden. Doch in dieser Tragödie ist keine mit den Diktyulkoi des Aischylos oder der Pandora des Sophokles vergleichbare Szene anzunehmen: Über die Bergung der toten Stheneboia haben Fischer bloss berichtet.1366 Ausserdem ist das vorgeschlagene „écho“ von Eur. fr. 670,4 τήνδ’ ἀροῦµεν nicht einmal annähernd lexikalisch mit einer Passage des Friedens vergleichbar. Innerhalb der Bergungsszene der Friedensgöttin ist in den Scholien überliefert, dass die „Feldbetten“ (Pax 347: στιβάδας) des Generals Phormio, welche der Chor als besondere Mühsal des Krieges bezeichnet,1367 auch in Eupolis’ Ταξίαρχοι erwähnt wurden.1368 Selbst wenn diese Komödie des Eupolis vor den Frieden datiert wird,1369 deuten keine Signale im Frieden auf einen intertextuellen Dialog mit dieser Komödie hin, wie ihn SIDWELL annimmt.1370 Der Eintrag in den Scholien zu στιβάδας in Pax 347 ist wie ein „cf.“ in modernen Kommentaren zu verstehen.1371 Eine gewisse Anzahl von Einzeltextreferenzen unter den Komödiendichtern lässt sich ohne Zweifel nachweisen.1372 Dennoch sind die Anspielungen der Komödiendichter untereinander kein so dominanter Aspekt der Alten Komödie, wie SIDWELL in mehreren Artikeln und einer Monographie zu zeigen versucht hat. Er vertritt die zwei Hauptthesen, dass die Komödiendichter ihre Stücke geschrieben haben, als wären sie aus der Feder anderer Komödiendichter, und dass die Komödiendichter durch ihre Figuren andere Komödiendichter auf die Bühne ge___________________________ 1364
1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371 1372
Im Papyrus-Kommentar von Ar. fr. 591,84–86 (= fr. 63 in AUSTIN 1973) heisst das Lemma: φέρε νῦν ἐ- / γὼ τ]ὴν δαίµον’ ἣν ἀνήγαγον, / ἐς τὴν / ἀ]γορὰν ἄγων ἱδρύϲωµαι βοΐ. Der Scholiast verweist selbst auf die Ähnlichkeiten mit dem Frieden (vgl. dazu CASSIO 1981, 17 mit Anm. 1). Vgl. Ar. Ran. 1528–1530 und darin bes. εἰς φάος ὀρνυµένῳ mit CASSIO 1985a, 42. Vgl. dazu COLLARD/CROPP/LEE 1995, 81.97. Zu στιβάδας und Phormio vgl. OLSON 1998 ad loc. Das heutige fr. 274 aus Eupolis’ Ταξίαρχοι ist in Schol. Ar. Pax 348e überliefert. STOREY 2003, 246–248 tendiert zum Jahr 415 als Aufführungszeitpunkt der Ταξίαρχοι. SIDWELL 2009, 346–348 ist diesbezüglich skeptisch. Vgl. SIDWELL 2009, 142. Vgl. dazu NÜNLIST 2009, 231. Zum Frieden vgl. meine Kapitel 2.3.1 und 2.13 zu Kratinos-Anspielungen sowie Kapitel 2.11 zu einer Pherekrates-Anspielung.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
235
bracht und verspottet haben.1373 Für den Frieden bedeutet dies, dass er Trygaios mit Eupolis gleichsetzt.1374 Ausserdem postuliert er wiederholt Einzeltextreferenzen zu anderen Komödien, welche aufgrund der fehlenden Textgrundlage sehr spekulativ sind.1375 In Aristophanes’ lyrischen Passagen ist es unbestritten, dass gewisse Ähnlichkeiten mit Sapphos Fragmenten bestehen. CAVALLINI war in ihrer Monographie „Presenza di Saffo e Alceo nella poesia greca fino ad Aristofane“ jedoch zu eifrig, im Frieden des Aristophanes literarische Anspielungen auf die Gedichte von Sappho nachzuweisen: 1376 Keine der drei von ihr genannten Stellen im Frieden 1377 enthält genügend klare Intertextualitätssignale bzw. ausreichende lexikalische Entsprechungen, um eine Einzeltextreferenz annehmen zu können.1378 Die Anrede λίσσοµαί σ’ von Trygaios an Hermes in Pax 382 hat CAVALLINI mit λίσσοµαί σε in Sapph. fr. 1,2 in Verbindung gebracht.1379 Ausserdem seien in der folgenden Ansprache des Chors (385–388) und in Trygaios’ Zwischenbemerkung (389) weitere Anspielungen auf Sapphos erstes Fragment auszumachen:1380 Pax 385–389 ΧΟ.
ΤΡ.
µηδαµῶς, ὦ δέσποθ’ Ἑρµῆ, µηδαµῶς, µὴ µηδαµῶς, εἴ τι κεχαρισµένον χοιρίδιον οἶσθα παρ’ ἐ- (387a) µοῦ γε κατεδηδοκώς, (387b) τοῦτο µὴ φαῦλον νόµιζ’ ἐν τουτῳὶ τῷ πράγµατι. οὐκ ἀκούεις οἷα θωπεύουσί σ’, ὦναξ δέσποτα;
Sapph. fr. 1,3–7 µή µ’⌋ ἄσαισι ⌊µηδ’ ὀνίαισι δάµνα,
___________________________ 1373 1374 1375
1376 1377
1378
1379 1380
Vgl. SIDWELL 1993, 1994, 1995, 2000, 2012 und seine Monographie von 2009, in der er diese Rivalität unter den Komödiendichtern politisch auslegt. SIDWELL 2009, 199–215 (vgl. bes. S. 206). Vgl. auch SIDWELL 2012, 43. Vgl. neben Kapitel 4.2 auch Anm. 318, 562, 783 und 1124. Für Kritik an SIDWELLS Hauptthesen vgl. RUFFELL 2002, 139–141; STOREY 2003, 297–300; KYRIAKIDI 2007, 91–93; LEFKOWITZ 2010; BILES 2011, 139 Anm. 23; RUFFELL 2011, 362f. Vgl. zu CAVALLINI auch die Bemerkungen von KUGELMEIER 1996, 5. Vgl. CAVALLINI 1986, 122f. zu Pax 382–389, S. 66 Anm. 176 zu Pax 582–593 und S. 48 zu Pax 718f. BREMER 1993, 151f. und KUGELMEIER 1996, 159f. folgen CAVALLINI teilweise und lesen jeweils an einer Stelle (Pax 582–593 bzw. 719) Gedichte von Sappho mit (vgl. dazu das Folgende). Trotz der Arbeiten von CAVALLINI 1986 und KUGELMEIER 1996 überzeugt mich keine Anspielung in den Komödien des Aristophanes auf Sapphos Gedichte restlos. Zu späteren Komödien vgl. jedoch YATROMANOLAKIS 2007, 293–312. CAVALLINI 1986, 122f. Vgl. Sapph. fr. 1,1f.: ποι⌋κιλόθρο⌊ν’ ἀθανάτ’ Ἀφρόδιτα, / παῖ⌋ ∆⌊ί⌋ος δολ⌊όπλοκε, λίσσοµαί σε … Die von CAVALLINI 1986, 123 gesperrt gedruckten Wörter sind hier unterstrichen.
236
4. Anhänge πότν⌋ια, θῦ⌊µον, ἀλλ⌋ὰ τυίδ’ ἔλ⌊θ’, αἴ ποτα κἀτέρωτα τὰ⌋ς ἔµας αὔ⌊δας ἀίοισα πήλοι ἔκ⌋λυες, πάτρο⌊ς δὲ δόµον λίποισα χ⌋ρύσιον ἦλθ⌊ες
Gewisse lexikalische Übereinstimmungen sind unbestritten, doch es ist überzeugender, in diesen Versen von Systemreferenz (auf Gebete) zu sprechen und keine Einzeltextreferenz zum ersten Fragment von Sappho anzunehmen.1381 TÄUBER 1849, 31 vermutete in Pax 385 aufgrund der Wiederholungen eine heute nicht mehr belegbare Euripides-Parodie, doch Wiederholungen sind auch in Komödien nicht ungewöhnlich1382 und reichen als Hinweis auf einen intertextuellen Dialog nicht aus. OLSON verweist im Kommentar zu Pax 392–394 (φιλαν- / θρωπότατε καὶ µεγαλο- / δωρότατε δαιµόνων) etwas unspezifisch auf die Charakterisierung des Prometheus im Prometheus Desmotes.1383 Vermutlich sollte die Beschreibung des Protagonisten in Prom. 11 und 28 (φιλανθρώπου τρόπου) verglichen werden.1384 Hermes und Prometheus sind in der Tat ähnlich charakterisiert, doch es würde weitere und deutlichere Signale brauchen, um den Hermes der Komödie in diesen Versen mit dem Prometheus der Tragödie gleichzusetzen und an einen intertextuellen Dialog zu denken. Der Prometheus Desmotes wird in Pax 320 zwar aufgerufen und gehört somit zum Bezugshorizont der Komödie, doch in Pax 320, wo der Chor der Komödie auf eine Äusserung des Prometheus anspielt, sind die lexikalischen Übereinstimmungen viel stärker.1385 Trygaios überzeugt Hermes von seinen Absichten mit einigen Tricks und zeichnet sich damit durch Attribute aus, welche an anderen Stellen der griechischen Literatur dem Gott selbst zugeschrieben werden. Dennoch fehlen Signale, welche die Charakterisierung des Protagonisten im Frieden mit der Darstellung von Hermes im homerischen Hermes-Hymnos (Hom. h. 4) in einen literarischen Dialog setzen, wie BOWIE 1993, 140f. vorgeschlagen hat. Warum in den Anreden an Hermes in Pax 392–394 und 602 zudem „echoes“ von seiner Bezeichnung in Il. 24,333–335 gesehen werden sollen, ist genauso wenig nachvollziehbar.1386 ___________________________ 1381 1382 1383 1384 1385 1386
Zur Systemreferenz in diesen Versen vgl. KLEINKNECHT 1937, 73f.; HORN 1970, 81– 83; OLSON 1998 ad Pax 382–401; WILLI 2003, 24.39f. Vgl. dazu Anm. 724. OLSON 1998 ad loc.: „Cf. the characterization of Prometheus in [A.] PV.“ Das Adjektiv µεγαλόδωρος ist im Prometheus Desmotes nicht belegt. Vgl. dazu Kapitel 2.2.1. BOWIE 1993, 139 nennt φιλανθρωπότατε (392f.), µεγαλοδωρότατε (393f.) und εὐνούστατε (602) „echoes“ von Il. 24,333–335 (αἶψα δ’ ἄρ’ Ἑρµείαν υἱὸν φίλον ἀντίον ηὔδα· / „Ἑρµεία, σοὶ γάρ τε µάλιστά γε φίλτατόν ἐστιν / ἀνδρὶ ἑταιρίσσαι, καί τ’ ἔκλυες ᾧ κ’ ἐθέλῃσθα …“).
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
237
ALBINI nannte einige Ähnlichkeiten zwischen dem Frieden und dem Prometheus Desmotes und verwies darauf, dass Prometheus’ Geheimnis mit dem Wissen von Trygaios über eine Verschwörung von Selene und Helios in Pax 403f. vergleichbar sei. 1387 HUBBARD vermutete daraufhin in Pax 403–415 eine „allusion to Prometheus’ secret concerning the destiny of Zeus“.1388 Beide Autoren konnten jedoch keine Signale anführen, welche die Annahme eines solchen intertextuellen Dialogs in diesen Versen rechtfertigen würden. Ohne auf diese früheren Überlegungen hinzuweisen, vermutete OLSON im Adjektiv πανοῦργος, das in Pax 406 Helios charakterisiert, ein Wortspiel mit πανόπτης, das in [Aischyl.?] fr. 192,5 aus dem Prometheus Lyomenos und in Vers 91 des Prometheus Desmotes als Epitheton des Gottes belegt ist.1389 Mehrere Überlegungen sprechen gegen diese Deutung: πανοῦργος ist bei Aristophanes ein sehr verbreitetes Schimpfwort;1390 παντόπτης/παντόπτας und πανόπτης werden bei Aischylos und anderen Tragödiendichtern keineswegs ausschliesslich für Helios verwendet, sondern auch für Zeus (vgl. Aischyl. Eum. 1045; Soph. Oid. K. 1085) und Argos (vgl. Aischyl. Suppl. 304; Eur. Phoen. 1115); Aristophanes selbst verwendet παντόπτας in Av. 1058 für die Vögel und impliziert dadurch ihre göttliche Allwissenheit,1391 in Eccl. 80 bezieht er πανόπτης eindeutig auf einen bestimmten Gott, jedoch nicht auf Helios, sondern auf Argos.1392 SHARPLEY 1905 kommentierte zu Pax 405 (ἴθι δή κάτειπ’· ἴσως γὰρ ἂν πείσαις ἐµέ), der Optativ Aorist πείσαις sei veraltet und zweifelsohne eine Parodie von Eur. Med. 325 (λόγους ἀναλοῖς· οὐ γὰρ ἂν πείσαις ποτέ). Da die Form πείσαις weder bei Aristophanes noch bei Euripides ein weiteres Mal belegt ist, könnte man zwischen den beiden Stellen trotz schwacher lexikalischer Übereinstimmung bei diesen verbreiteten Wörtern (γὰρ ἂν πείσαις) auf den ersten Blick einen intertextuellen Dialog annehmen. Doch die Optativ-Endung -αις der zweiten Person Singular (statt -ειαις) ist bei Aristophanes ziemlich verbreitet. Es lassen sich immerhin sieben weitere Belege anführen, die nicht etwa alle Teil einer intertextuellen Spur sind, und bei KÜHNER/BLASS ist ausdrücklich erwähnt, dass diese Form bei Aristophanes beliebt ist.1393 ___________________________ 1387 1388 1389 1390 1391 1392 1393
Vgl. ALBINI 1971, 24. Zu Ähnlichkeiten zwischen dem Frieden und dem Prometheus Desmotes vgl. auch mein Kapitel 2.2.1. HUBBARD 1991, 142 Anm. 9. Die Formulierungen von OLSON 1998 ad loc. scheinen auf die Annahme einer Einzeltextreferenz hinzudeuten. Vgl. DUNBAR/MARZULLO 1973, 237f. So DUNBAR 1995 ad loc. Vgl. USSHER 1973 und SOMMERSTEIN 1998 ad loc. KÜHNER/BLASS 31892, 74. Vgl. mit OLSON 1998 ad loc. („The old opt. ending -αις in place of the usual -ειας is relatively common in Ar.“): Vesp. 572 (ἐλεήσαις); Vesp. 726 (δικάσαις); Vesp. 819 (ἐκκοµίσαις); Nub. 776 (ἀποστρέψαις); Lys. 506 (κρώξαις); Plut. 1036 (διελκύσαις); Plut. 1134 (ὠφελήσαις). Auch die Vermutung
238
4. Anhänge
Trygaios besticht Hermes in Pax 423f. mit einer goldenen Opferschale. OLSON 1998 ad loc. hat zu Recht angemerkt, dass auch in Vit. Aisop. G 127 eine goldene φιάλη erwähnt wird.1394 Allerdings sehe ich in dieser Entsprechung kein genügendes Signal, um die äsopische Fabeltradition an dieser Stelle ebenfalls mitzulesen:1395 Es ist schon von vornherein unsicher, ob es bereits im 5. Jh. (oder erst in der späteren Version der Äsop-Vita; vgl. dazu Kapitel 2.4) eine goldene φιάλη war, welche die Delphier in Äsops Gepäck schmuggelten, um ihn wegen des Diebstahls verurteilen zu können (Vit. Aisop. G 127f.). Die Goldschale scheint im Frieden bloss ein weiteres Bestechungsmittel zu sein, nachdem das Fleisch nicht gereicht hatte (vgl. dazu Pax 192 und 378). CAVALLINI hat auch im Chorlied von Pax 582–600 vorgeschlagen, literarische Anspielungen auf Fragmente von Sappho anzunehmen:1396 Pax 582f. ΧΟ.
χαῖρε, χαῖρ’, ὡς ἀσµένοισιν ἦλθες ἡµῖν, φιλτάτη· σῷ γὰρ ἐδάµην πόθῳ …
Pax 591–593 (ΧΟ.)
πολλὰ γὰρ ἐπάσχοµεν πρίν ποτ’ ἐπὶ σοῦ γλυκέα κἀδάπανα καὶ φίλα.
Sapph. fr. 48,1f. ἦλθες, †καὶ† ἐπόησας, ἔγω δέ σ’ ἐµαιόµαν, ὂν δ’ ἔψυξας ἔµαν φρένα καιοµέναν πόθῳ
Sapph. fr. 102,2 πόθῳ δάµεισα παῖδος
Sapph. fr. 94,11 καὶ κάλ’ ἐπάσχοµεν
Auch in diesen Versen sind die lexikalischen Übereinstimmungen zwischen Sappho und dem Frieden jedoch zu gering und wirken gesucht. ___________________________
1394 1395 1396
von PLATNAUER 1964 ad loc., die Form πείσαις sei „paratragic“, ist angesichts dieser Belege nicht überzeugend. Pax 431 macht deutlich, dass es sich auch im Frieden um eine φιάλη handelt. Vgl. Kapitel 2.4 zu einer Äsop-Anspielung in Pax 127–134. CAVALLINI 1986, 66 Anm. 176 (ihre gesperrt gedruckten Wörter sind hier unterstrichen). Vgl. dazu auch CASADIO 1973/1974, 121f. und BREMER 1993, 151f.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
239
Genauso wenig überzeugt SILK 1987, 100f., der innerhalb der Begrüssung der Friedensgöttin durch den Chor in Pax 591–593 eine Einzeltextreferenz zu Il. 22,156 (τὸ πρὶν ἐπ’ εἰρήνης, πρὶν ἐλθεῖν υἷας Ἀχαιῶν) vorschlug. Mit der Mehrheit der Forscher ist in diesen Versen vielmehr von zwei Systemreferenzen auszugehen: Einerseits werden Gebete aufgerufen1397 und andererseits lässt sich hier ein Dialog mit tragischen Wiedervereinigungsszenen lesen.1398 Pax 603f. (ὦ λιπερνῆτες γεωργοί, τἀµὰ δὴ ξυνίετε / ῥήµατ’) enthält eine Anspielung auf Archil. fr. 109 ( λιπερνῆτες πολῖται, τἀµὰ δὴ συνίετε / ῥήµατα) und auf Kratin. fr. 211 (ὦ λιπερνῆτες πολῖται, τἀµὰ δὴ ξυνίετε) aus der Pytine.1399 Die lexikalische Übereinstimmung von Eup. fr. 392 (ἀλλ’ ἀκούετ’ ὦ θεαταὶ τἀµὰ καὶ ξυνίετε / ῥήµατ’ …), das im Unterschied zu den Fragmenten von Archilochos und Kratinos nicht in den Scholien zum Frieden, sondern von Stobaios überliefert wurde, lässt das Eupolis-Fragment zu einem Teil dieses intertextuellen Dialogs werden. Da jedoch nicht bezeugt ist, aus welcher Komödie Eup. fr. 392 stammt und die Datierung somit unklar ist,1400 wird das Fragment bei der intertextuellen Lektüre in Kapitel 2.3.1 nicht berücksichtigt.1401 Trygaios sagt über seinen von den Spartanern gefällten Krähenfeigenbaum in Pax 628f.,1402 er habe ihn „gepflanzt und aufgezogen“. Die Verbindung der beiden Verben ’φύτευσα κἀξεθρεψάµην wurde von VAN LEEUWEN 1906 ad loc. auf Eur. Med. 1349 (οὐ παῖδας οὓς ἔφυσα κἀξεθρεψάµην) bezogen, fand Eingang in das „Verzeichnis der Tragödienparodien bei Aristophanes“ von RAU 1967, 194 und wird jetzt auch von SOMMERSTEIN 22005 ad loc. als Adaptation der Medea-Stelle bezeichnet sowie von RUFFELL 2011, 326f. als „constructive parodic incongruity“ gelesen. MASTROMARCO 2006, 166f. hat jedoch zu Recht eingewandt, dass es zwar möglich sei, hier einen Dialog mit Tragödiendichtung zu sehen, dass es jedoch nicht überzeuge, eine Einzeltextreferenz anzunehmen, da es mehrere vergleichbare Stellen gebe. Zunächst ist auf die von MASTROMARCO nicht genannte auffälligste Übereinstimmung in Aristophanes’ eigenen Texten hinzuweisen: In Vesp. 1133 heisst es ἔπειτα παῖδας χρὴ φυτεύειν καὶ τρέφειν.1403 Eine mit Eur. Med. 1349 vergleichbare Verbindung der Verben ἐκφύω und ἐκτρέφω findet sich zudem in Soph. Oid. T. 827 (Πόλυβον, ὃς ___________________________ 1397
1398 1399 1400 1401 1402 1403
Vgl. προσευξώµεσθα in Pax 560 mit OLSON 1998 ad loc. Vgl. ausserdem RAU 1967, 147f.; HORN 1970, 92f.; HEBERLEIN 1980, 90–92; VANHAEGENDOREN 1996, 127f.; WILLI 2003, 20.29.41. Vgl. HEBERLEIN 1980, 90–92; SILK 2000, 195–197; OLSON 2002 ad Ach. 885–894. Vgl. dazu Kapitel 2.3.1. STOREY 2003, 300–303 tendiert dazu, Eup. fr. 392 dem Autolykos zuzuschreiben, den er nach dem Frieden ansetzt (vgl. dazu die Literaturangaben in meiner Anm. 1451). Generell zu Datierungsproblemen bei Referenztexten vgl. Kapitel 1.4. Zu κορώνεως vgl. OLSON 1998 ad Pax 628. Die Stelle wird z. B. von BLAYDES 1883 und OLSON 1998 ad Pax 629 genannt.
240
4. Anhänge
ἐξέθρεψε κἀξέφυσέ µε). Für die Form ἐξεθρεψάµην am Ende eines Verses (wie im Frieden und in der Medea) sei ausserdem auf Soph. El. 13 (ἤνεγκα κἀξέσωσα κἀξεθρεψάµην) und Soph. Lemn. fr. 387 (ἄπλατον ἀξύµβλητον ἐξεθρεψάµην) verwiesen. Verbindungen von ähnlichen Verben (τίκτω statt φυτεύω oder ἐκφύω) sind auch in Eur. El. 969 (πῶς γὰρ κτάνω νιν, ἥ µ’ ἔθρεψε κἄτεκεν;) und sogar bei Platon belegt (Plat. leg. 929a: ὃν ἔτεκέ τε καὶ ἐξεθρέψατο). Diese Fülle an vergleichbaren Wendungen spricht gegen einen intertextuellen Bezug zur Medea des Euripides. Wer ’φύτευσα κἀξεθρεψάµην in Pax 629 trotz Vesp. 1133 für eine Abweichung von der Normalsprache der Komödie hält, kann eine Systemreferenz zur Tragödie annehmen. Bei dieser Lesart spricht Trygaios „tragisch“ über den Verlust seiner väterlich geliebten Feigen.1404 Zu Pax 718f., gegen Ende der Handlung im Himmel, schreibt CAVALLINI, dass Hermes Trygaios mit einer „inconfondibile matrice saffica“ verabschiede:1405 Pax 718f. (ΤΡ.) ΕΡ.
ἀλλ’, ὦ φίλ’ Ἑρµῆ, χαῖρε πολλά.
καὶ σύ γε, ὦνθρωπε, χαίρων ἄπιθι καὶ µέµνησό µου.
Sapph. fr. 94,6–8 τὰν δ’ ἔγω τάδ’ ἀµειβόµαν· χαίροισ’ ἔρχεο κἄµεθεν µέµναισ’, οἶσθα γὰρ ὤς ε πεδήποµεν·
Aus einem locus similis in der Sappho-Ausgabe von VOIGT ist eine literarische Anspielung geworden. Da VOIGT jedoch zu Recht auch Soph. Trach. 819 (ἀλλ’ ἑρπέτω χαίρουσα) und Od. 8,461f. (χαῖρε, ξεῖν’, ἵνα καί ποτ’ ἐὼν ἐν πατρίδι γαίῃ / µνήσῃ ἐµεῖ’, ὅτι µοι πρώτῃ ζωάγρι’ ὀφέλλεις) vergleicht,1406 sollte es bei einem locus similis bleiben. In Pax 719 ist kein Signal auszumachen, welches auf einen intertextuellen Dialog mit lyrischer Dichtung bzw. auf eine Einzeltextreferenz zu Sappho hinweisen könnte.1407 Eupolis war einer der Gegner des Aristophanes an den Städtischen Dionysien des Jahres 421 und besiegte ihn mit seinen Κόλακες.1408 Da Aristophanes sich nicht ___________________________ 1404 1405 1406 1407 1408
Vgl. MASTROMARCO 2006, 166f. zu dieser Lektüre. Zum Ausdruck väterlicher Liebe in Trygaios’ Äusserung vgl. OLSON 1998 ad Pax 629. CAVALLINI 1986, 48. Vgl. auch KUGELMEIER 1996, 159f. VOIGT 1971, 103. Man vergleiche aus Aristophanes’ eigenen Texten auch Equ. 1254f.: ὦ χαῖρε, καλλίνικε, καὶ µέµνησ’ ὅτι / ἀνὴρ γεγένησαι δι’ ἐµέ. Vgl. Ar. Pax Hyp. 3,47–49.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
241
selten kritisch mit seinen Rivalen auseinandersetzt, könnte im Frieden ein intensiver Dialog mit Eupolis erwartet werden. Dafür wäre insbesondere die Parabase (Pax 729–818) ein geeigneter Ort, in der Aristophanes nicht nur wiederholt über seine eigene Dichtung spricht, sondern auch gerne seine Gegner im Wettkampf thematisiert.1409 In der Parabase des Friedens äussert sich Aristophanes ebenfalls über andere Komödiendichter, und einige Verse wurden seit der Antike auf Eupolis bezogen.1410 In Schol. Ar. Pax 741c wird ausserdem Kratinos erwähnt. Es wird sich jedoch zeigen lassen, dass Aristophanes hauptsächlich über die Gesamtheit seiner Rivalen spricht und somit Systemreferenz vorliegt. 1411 Eine Ausnahme bildet die Anspielung auf den Komödiendichter Pherekrates in Pax 749, welche in Kapitel 2.11 diskutiert wird. Nach der Abreise des Trygaios aus dem Himmel ist die Bühne frei von Schauspielern, und die Parabase des Friedens beginnt (729–818). Vor der eigentlichen Parabase (734–764) und dem Pnigos (765–774) verabschiedet der Chor die Schauspieler im Kommation (729–733):1412 ΧΟ.
ἀλλ’ ἴθι χαίρων· ἡµεῖς δὲ τέως τάδε τὰ σκεύη παραδόντες τοῖς ἀκολούθοις δῶµεν σῴζειν, ὡς εἰώθασι µάλιστα περὶ τὰς σκηνὰς πλεῖστοι κλέπται κυπτάζειν καὶ κακοποιεῖν. ἀλλὰ φυλάττετε ταῦτ’ ἀνδρείως· ἡµεῖς δ’ αὖ τοῖσι θεαταῖς ἣν ἔχοµεν ὁδὸν λόγων εἴπωµεν ὅσα τε νοῦς ἔχει.
Chor:
(zu Trygaios) Geh und leb wohl! Wir aber wollen unterdessen diese Geräte den Dienern in Obhut geben, um sie zu retten, da meisten Diebe sich gewöhnlich um die Bühnengebäude herumdrücken und Ärger machen. (zu den Dienern) Aber passt darauf auf wie Männer. Wir hingegen wollen den Zuschauern den Gang der Reden, den wir vorhaben, erzählen, und wie es um unseren Sinn steht.
Als Begründung für die Wegschaffung der Geräte nennt der Chor Diebe bei den Bühnengebäuden.1413 OLSON hält dies für eine Anspielung auf die angeblichen Diebstähle von dramatischem Material durch die Gegner, welche in Pax 731 mit
___________________________ 1409 1410 1411 1412 1413
Für einen Überblick dazu vgl. HUBBARD 1991, 16–40; RUFFELL 2002, 138–142; IMPERIO 2004, 33–45. Vgl. Schol. Ar. Pax 740b, 741b und 763c. Vgl. zu dieser Einschätzung auch RUFFELL 2011, 423. Zu den Elementen einer Parabase vgl. SIFAKIS 1971, 33–52 und IMPERIO 2004, 3–11. In σκηνή ist kein Spiel mit den zwei Bedeutungen „stage-building“ und „marketstand“ anzunehmen (so OLSON 1998 ad Pax 729–731). Für Erklärungen zum Plural von σκηνάς vgl. PLATNAUER 1964 ad Pax 729–731: „If the word is correct it may either stand for the various stage structures, property rooms, &c.; or may refer to different erections present on different occasions (so Mazon).“
242
4. Anhänge
κλέπται bezeichnet würden.1414 Die Annahme dieser Systemreferenz, noch bevor Aristophanes andere Komödiendichter zu erwähnen begonnen hat, wirkt gesucht. In Pax 733 liegen zwei Inkongruenzen vor: Das Metrum wechselt vom katalektischen anapästischen Tetrameter für einen einzigen Vers zum katalektischen trochäischen Tetrameter; in ὁδὸν λόγων wurde eine stilistische Erhöhung gesehen.1415 Diese Inkongruenzen wurden wiederholt als implizite Intertextualitätssignale gedeutet, deren Referenztext nicht mehr erhalten ist. Mehrere Kommentare zitieren die Ansicht von DINDORF, der Pax 733 für einen „cuiuspiam poetae versum“ gehalten hat. 1416 MAZON hat sich genauer festgelegt und an eine Anspielung auf einen anderen Komödiendichter gedacht.1417 SHARPLEY hingegen vermutete, dass es sich bei ὁδὸν λόγων εἴπωµεν ὅσα τε νοῦς ἔχει um einen jambischen Vers aus einer Tragödie des Euripides handeln könnte.1418 Die beiden Inkongruenzen lassen sich aber auch ohne die Hypothese eines verlorenen Referenztextes erklären. Im Kommation der Parabase der Wolken wechselt das Metrum in vergleichbarer Weise: Auf die Anapäste von Nub. 510f. folgen lyrische Verse in 512–517.1419 Auch im Kommation der Wespen werden anapästische Verse (1009f.) abgelöst, zunächst durch jambische (1011f.) und dann wie im Frieden durch trochäische Verse (1013f.).1420 Interessanterweise beginnen diese drei Parabasen ausserdem beinahe mit den gleichen Worten: Nub. 510: ἀλλ’ ἴθι χαίρων; Vesp. 1009: ἀλλ’ ἴτε χαίροντες; Pax 729: ἀλλ’ ἴθι χαίρων. Der Metrumwechsel in Pax 733 kann demnach als Teil der poetischen Tradition des Kommations verstanden werden und soll formal dessen Abschluss markieren.1421 Die stilistische Inkongruenz von Pax 733 wird zudem durch vergleichbare Stellen in Aristophanes relativiert: λογίων ὁδόν (Equ. 1015); πέτοµαι δ’ ὁδὸν ἄλλοτ’ ἐπ’ ἄλλαν µελέων (Av. 1374); τίνα λόγων, ἐµµελείας ἔπιτε ___________________________ 1414
1415 1416
1417
1418 1419 1420 1421
Vgl. OLSON 1998 ad Pax 729–731. Er verweist auf Nub. 553–559 aus der Parabase, wo Aristophanes zunächst Eupolis vorwirft, er habe im Marikas seine Ritter wiederverwendet, und anschliessend auch andere Komödiendichter kritisiert, da sie in ihren Hyperbolos-Verspottungen sein Bild mit den Aalen (vgl. Equ. 864–867) nachgeahmt haben (vgl. dazu auch SOMMERSTEIN 1981 ad loc. und STOREY 2003, 291f.). Zu diesen beiden Inkongruenzen vgl. z. B. OLSON 1998 ad loc. DINDORF 1837 ad loc. Vgl. ROGERS 1913, PLATNAUER 1964 und OLSON 1998 ad loc. Vgl. auch SOMMERSTEIN 1985 ad loc.: „[…] and it may well be that this line is a quotation or parody of an unknown poetic source.“ Vgl. MAZON 1904 ad loc. Er vermutet eine „intention satirique“ und auch OLSON 1998 spricht von einem Zitat „presumably with hostile intent“. Wie eine solche Kritik an einem Gegner in Pax 733 angedeutet sein soll, erschliesst sich mir nicht. SHARPLEY 1905 ad loc. Vgl. dazu DOVER 1968a ad Nub. 510–517 und PARKER 1997, 192f. Vgl. MACDOWELL 1971 ad Vesp. 1009–1059. Die weiteren zwei erhaltenen Komödien vor dem Frieden des Aristophanes zeigen, dass der anapästische Rhythmus des Kommations auch beibehalten werden konnte: Vgl. Equ. 498–506, das auch mit ἀλλ’ ἴθι χαίρων beginnt, und Ach. 626f.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
243
δαΐαν ὁδόν (Ran. 896).1422 Die Belege von TAILLARDAT zeigen, dass es sich um eine verbreitete Metapher handelte:1423 Eine genaue Entsprechung mit den Begriffen ὁδός und λόγων ist nicht nur bei Pindar, sondern auch bei Herodot und Lysias belegt.1424 Nach dem Kommation eröffnet Aristophanes in Pax 734 einen explizit signalisierten intertextuellen Dialog mit seinen Gegnern im Komödienwettkampf (Pax 734–738): (ΧΟ.)
χρῆν µὲν τύπτειν τοὺς ῥαβδούχους, εἴ τις κωµῳδοποιητὴς αὑτὸν ἐπῄνει πρὸς τὸ θέατρον παραβὰς ἐν τοῖς ἀναπαίστοις· εἰ δ’ οὖν εἰκός τινα τιµῆσαι, θύγατερ ∆ιός, ὅστις ἄριστος κωµῳδοδιδάσκαλος ἀνθρώπων καὶ κλεινότατος γεγένηται, ἄξιος εἶναί φησ’ εὐλογίας µεγάλης ὁ διδάσκαλος ἡµῶν.
(Chor:)
Die Aufseher müssen zuschlagen, wenn ein Komödiendichter sich beim Heraustreten zum Publikum in den Anapästen selbst lobt. Wenn es aber wirklich angemessen ist, einen zu ehren, Tochter des Zeus, der zum besten und berühmtesten Komödienregisseur aller Menschen geworden ist, dann habe er grosses Lob verdient, sagt unser Regisseur.
SIDWELL 2009, 206 Anm. 112 vermutete auch in diesen Versen eine Einzeltextreferenz und zwar zu Platons Ῥαβδοῦχοι, von denen kein einziges Fragment erhalten ist.1425 Durch die Formulierung εἴ τις κωµῳδοποιητής in Pax 734 wird aber deutlich die Gesamtheit aller gegnerischen Komödiendichter angesprochen: Mit diesen Versen beginnt die Systemreferenz zu Aristophanes’ Rivalen, welche von Anfang an ironisch zu lesen ist, da Aristophanes sich selbst lobt (Pax 736– 738), nachdem er eine Prügelstrafe1426 für den Fall angedroht hat (Pax 734f.), dass dies jemand tut.1427 Aufgrund der Simonides-Anspielung in Pax 736 werden diese Verse in Kapitel 2.12 ausführlich besprochen. BARIGAZZI 1963, 62 Anm. 5 vermutete, dass auch εὐλογίας in Pax 738 auf Simonides verweisen könnte. Gegen seine Annahme ___________________________ 1422
1423
1424 1425 1426 1427
Allerdings stammt Equ. 1015 aus einem Orakel, Av. 1374 wird vom Dithyrambendichter Kinesias gesungen (vgl. DUNBAR 1995 ad Av. 1372–1409) und Ran. 896 ist Teil eines Chorlieds. Vgl. jedoch ausserdem die im Folgenden genannten Prosabelege zu ὁδός und λόγων. Zu den Belegen vgl. TAILLARDAT 21965, 433 Anm. 6 und 434 Anm. 1. Vgl. auch seine Aussage zur Metapher des „poète-voyageur“ auf S. 433: „Le poète chemine sur la route des chants. Rien n’est plus banal que cette image attestée depuis Homère.“ Pind. O. 1,110 (εὑρὼν ὁδὸν λόγων); Pind. N. 7,51 (ὁδὸν κυρίαν λόγων); Hdt. 1,95,1 (τριφασίας ἄλλας λόγων ὁδοὺς φῆναι); Lys. fr. 181 (ἡ γὰρ ὁδός µοι τῶν λόγων). Vgl. KASSEL/AUSTIN 1989 Bd. 7, 488 mit PIRROTTA 2009, 270f. Zu ῥαβδούχους in Pax 734 vgl. OLSON 1998 ad loc. Vgl. dazu STEIGER 1934, 181f., HUBBARD 1991, 146 und RUFFELL 2011, 422f. Zum Selbstlob des Aristophanes in anderen Komödien vgl. HARRIOTT 1986, 58–66 und SOMMERSTEIN 1992, 22.
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4. Anhänge
einer „parola pindarica“, welche aus Simonides stammt, spricht aber die Häufigkeit des dazugehörigen Verbs bei Aristophanes: Mit VAN HERWERDEN 1897 ad loc. ist εὐλογεῖν in Ach. 3721428, Equ. 565 und Equ. 596 zu vergleichen, wobei die beiden Stellen der Ritter auch aus der Parabase stammen. Ausserdem sei an εὐλόγως in Vesp. 771 und εὔλογον in Ran. 736 erinnert, Letzteres wiederum aus der Parabase. In Pax 739–747 wird der explizit signalisierte Dialog mit anderen Komödiendichtern weitergeführt:1429 (ΧΟ.)
πρῶτον µὲν γὰρ τοὺς ἀντιπάλους µόνος ἀνθρώπων κατέπαυσεν εἰς τὰ ῥάκια σκώπτοντας ἀεὶ καὶ τοῖς φθειρσὶν πολεµοῦντας, (740) τούς θ’ Ἡρακλέας τοὺς µάττοντας κἀεὶ πεινῶντας ἐκείνους ἐξήλασ’ ἀτιµώσας πρῶτος, καὶ τοὺς δούλους παρέλυσεν (743) τοὺς φεύγοντας κἀξαπατῶντας καὶ τυπτοµένους, ἐπίτηδες (742) {οὓς ἐξῆγον κλάοντας ἀεί, καὶ τούτους οὕνεκα τουδί} ἵν’ ὁ σύνδουλος σκώψας αὐτοῦ τὰς πληγὰς εἶτ’ ἀνέροιτο (745) „ὦ κακόδαιµον, τί τὸ δέρµ’ ἔπαθες; µῶν ὑστριχὶς εἰσέβαλέν σοι εἰς τὰς πλευρὰς πολλῇ στρατιᾷ κἀδενδροτόµησε τὸ νῶτον;“
(Chor:)
Denn zuerst hat er als Einziger der Menschen die Gegner davon abgebracht, (740) immer über Stofffetzchen Scherze zu machen und über solche, die mit Läusen kämpfen, und als Erster entehrte und vertrieb er jene Heraklesse, die kneteten und hungerten, und er entliess die Sklaven, welche flohen, täuschten und verprügelt wurden mit dem Ziel, (745) dass der Mitsklave über die Schläge scherzt und dann fragt: „Du Unglückskerl, was hat deine Haut erlitten? Es ist doch keine Peitsche bei dir in die Flanke eingefallen mit einem grossen Heer und hat dir den Rücken verwüstet?“
Aristophanes habe seine Gegner von der Verwendung bestimmter Verspottungen abgebracht.1430 Da sich alle kritisierten Witze aber auch in den Komödien des Aristophanes selbst finden,1431 sind die Äusserungen des Chors noch immer iro___________________________ 1428 1429
1430 1431
Die Angabe Ach. 273 bei VAN HERWERDEN 1897 ad Pax 738 ist ein Verschreiber. Zum Text in Pax 742–744 vgl. SOMMERSTEIN 1985 ad loc. und WILSON 2007b, 108 (anders OLSON 1998 ad loc.). Sollte sich Pax 742 doch auf Herakles beziehen, müsste angenommen werden, dass er in solchen Komödien als Sklave dargestellt wurde. Deshalb wären die in Anm. 1431 genannten Vergleichsstellen auch bei dieser Textentscheidung relevant (zu κἀξαπατῶντας wäre dann mit OLSON 1998 ad loc. auch Av. 1689–1692 zu vergleichen). Zum „cheap humor“ der Gegner hier vgl. HUBBARD 1991, 146. Zur Verspottung Armer (Pax 740) vgl. die Belege bei SOMMERSTEIN 1985 ad loc. Zum knetenden Herakles (Pax 741) vgl. seine Darstellung als Koch in Av. 1689– 1692 (vgl. auch DEGANI 1995 zu einem Satyrspiel-Beleg). Zum hungernden Herakles (Pax 741) vgl. Av. 1583–1590.1601–1604; Ran. 62–65.549–578. Zu entlaufenen Sklaven (Pax 742) vgl. Vesp. 1292 mit MACDOWELL 1971 ad loc. Zu täuschenden Sklaven (Pax 742) vgl. z. B. die Beschreibung des Paphlagoniers durch seinen Mitsklaven in Equ. 52–54. Zu verprügelten Sklaven (Pax 742) vgl. Pax 255–258 sowie
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
245
nisch zu lesen.1432 In den Scholien wird bei einzelnen Kritikpunkten ein konkreter Hinweis auf Eupolis oder Kratinos gesehen,1433 in der modernen Forschung wird auch ein Dialog mit Magnes vermutet.1434 Diese Lesart widerspricht jedoch dem ersten Vers des Abschnitts über die billigen Witze der Gegner, in dem explizit der Plural τοὺς ἀντιπάλους verwendet wird. Wenn Aristophanes über bestimmte Komödiendichter sprechen wollte, konnte er sie wie z. B. in Nub. 553–559, Pax 700 oder Ran. 13f. beim Namen nennen. In Pax 739–747 soll hingegen die Gesamtheit der Gegner kritisiert werden. Deshalb enthalten auch die Verse in 746f. ausschliesslich eine Systemreferenz, obwohl SIDWELL erneut eine wenig plausible Einzeltextreferenz vorgeschlagen hat.1435 Die beiden angeblichen Verse eines Rivalen sind als Beispiel für explizit signalisierte Pseudointertextualität zu lesen:1436 Der Chor behauptet nur, ein Gegner des Aristophanes habe solche Verse gedichtet. Durch diese Strategie soll der Vorwurf an die Gesamtheit der Rivalen glaubhaft gemacht werden. In der Fortsetzung sagt der Chor, Aristophanes habe die billigen Witze seiner Gegner gemieden und die Kunst der Komödiendichtung zu ihrer Höchstform geführt (Pax 748–751):1437 (ΧΟ.)
τοιαῦτ’ ἀφελὼν κακὰ καὶ φόρτον καὶ βωµολοχεύµατ’ ἀγεννῆ ἐποίησε τέχνην µεγάλην ἡµῖν κἀπύργωσ’ οἰκοδοµήσας
___________________________
1432
1433
1434
1435
1436 1437
SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 742/745 und OLSON 1998 ad Pax 255f.). Zu Pax 745 vgl. OLSON 1998 ad Pax 744f.: „Eq. in fact begins in precisely this fashion (esp. 1–5).“ Vgl. dazu HUBBARD 1991, 146 und WRIGHT 2012a, 95. Für vergleichbare Vorwürfe an andere Komödiendichter in Aristophanes’ Komödien vgl. SOMMERSTEIN 1992, 20f. und KYRIAKIDI 2007, 88–90.125–130. Schol. Ar. Pax 740b bezieht den Spott εἰς τὰ ῥάκια und Schol. Ar. Pax 741b den Spott gegen die Ἡρακλέας τοὺς µάττοντας κἀεὶ πεινῶντας auf Eupolis; Schol. Ar. Pax 741c erwähnt, dass einige den Spott gegen diese Darstellung des Herakles auch auf Kratinos bezogen haben (vgl. dazu auch NÜNLIST 2009, 230 mit Anm. 16). KYRIAKIDI 2007, 126–130 hat die Erwähnung dieser Komödiendichter in den Scholien plausibel durch ihre bekannte Rivalität erklärt und in Pax 739–747 auch keinen Hinweis auf bestimmte Gegner des Aristophanes gesehen. Vgl. zudem OLSON 1998 ad Pax 739f. und BILES 2011, 3–6.36f. SIDWELL 2009, 203–206 versteht Eupolis als Zielscheibe des Spotts hier. Vgl. dazu KOMORNICKA 1967, 57 Anm. 18. Ihr Hinweis auf RATY 1945 scheint unangebracht, da dieser selbst auf S. 60 in Pax 739f. mit den Scholien eine EupolisAnspielung annimmt. SIDWELL 2009, 204f. argumentiert für eine Einzeltextreferenz in Pax 746f. zu den Νουµηνίαι des Eupolis, obwohl von dieser Komödie kaum mehr als der Titel bekannt ist (vgl. KASSEL/AUSTIN 1986 Bd. 5, 424). Die beiden Verse in Pax 746f. werden durch ἀνέροιτο in Pax 745 explizit als (pseudo-)intertextuelle Spur ausgewiesen. Es gibt keinen ausreichenden Grund, in Pax 749 mit WILSON 2007a BLAYDES’ Konjektur ὑµῖν zu übernehmen (vgl. OLSON 1998 ad loc.; zu BLAYDES als Urheber der Konjektur vgl. WILSON 2007b, 108).
246
4. Anhänge ἔπεσιν µεγάλοις καὶ διανοίαις καὶ σκώµµασιν οὐκ ἀγοραίοις, οὐκ ἰδιώτας ἀνθρωπίσκους κωµῳδῶν οὐδὲ γυναῖκας …
(Chor:)
Indem er solches Übel, Vulgäres und schmutzige Tricks beseitigte, erhöhte er die Kunst für uns und baute sie so hoch wie einen Turm mit grossen Worten, Gedanken und nicht alltäglichen Scherzen, wobei er weder kleine Männer noch Frauen privat verspottete …
In Pax 749 werden die Systemreferenzen der Parabase zum einzigen Mal mit einer in den Scholien dokumentierten Einzeltextreferenz zu einem Komödiendichter (Pherekrates) durchbrochen.1438 Die verschiedenen Belege für die Metapher des „Türmens“ beim Dichten in diesem Vers1439 widerlegen die Hypothesen einer Anspielung auf Eur. fr. 286,15 aus dem Bellerophontes (so DOBROV 2001, 102)1440 sowie die Annahme einer „high-flown Pindaric metaphor“ (so HUBBARD 1991, 147).1441 Da Aristophanes’ Komödien trotz der Aussage in Pax 751 selbst auch Spott gegen private kleine Männer und Frauen enthalten,1442 ist die Fortsetzung der Parabase weiterhin ironisch zu lesen: Dies zeigt sich in aller Deutlichkeit durch die Erwähnung der Kynna, einer athenischen Prostituierten, in Vers 755. 1443 OLSON hat die Vermutung geäussert, dass Pax 751 als spöttischer Hinweis auf den Marikas von Eupolis zu verstehen sei, 1444 da dieser an den Lenäen 421 Hyperbolos’ Mutter auf die Bühne gebracht habe.1445 Wie in den vorangehenden Teilen der Parabase ist es jedoch naheliegender, in dieser Aussage des Chors keinen Bezug auf einen Einzeltext zu sehen, sondern Pax 751 als Systemreferenz auf die Gesamtheit der anderen Komödiendichter zu beziehen. In Pax 752–760a wird Aristophanes als Herakles inszeniert, der sich im Gegensatz zu seinen Gegnern, die sich leichte Opfer gesucht haben, gegen das grösste Monster, gegen Kleon höchstpersönlich, wehrte.1446 Der Rhythmus bei dessen Beschreibung in Pax 758 (= Vesp. 1035: φώκης δ’ ὀσµήν, Λαµίας δ’ ___________________________ 1438 1439 1440 1441 1442 1443
1444 1445 1446
Vgl. Schol. Ar. Pax 749a und ausführlich dazu Kapitel 2.11. Vgl. dazu TAILLARDAT 21965, 438f. und PIRROTTA 2009, 167. Auch die Annahme einer Systemreferenz zur Tragödie überzeugt nicht (so TRÉDÉ 2000, 134). Vgl. auch BREMER 1993, 164f. und GARRIGA 1996–1997, 49. Zu ἰδιώτας vgl. DOVER 1993 ad Ran. 458f. und OLSON 1998 ad Pax 751. Zu Kynna vgl. OLSON 1998 ad Pax 751, der ausserdem betont: „Mockery of women as a group is in fact central to several of Ar.’s later plays.“ Vgl. dazu auch ZUMBRUNNEN 2012, 34. Vgl. neben OLSON 1998 ad Pax 751 auch SIDWELL 2009, 205f. Vgl. Ar. Nub. 555 mit Schol. ad loc. Diese Verse enthalten einen intertextuellen Dialog mit Aristophanes’ eigenen Wespen. Man beachte insbesondere die vier identischen Verse Vesp. 1032–1035 und Pax 755–758. Zur Anspielung auf die Wespen vgl. HUBBARD 1991, 148–150 und RUFFELL 2011, 425f.; zur Darstellung von Kleon als Monster vgl. neben den Kommentaren auch MASTROMARCO 1989.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
247
ὄρχεις ἀπλύτους, πρωκτὸν δὲ καµήλου) ist zwar mit dem Rhythmus in Il. 6,181 (πρόσθε λέων, ὄπιθεν δὲ δράκων, µέσση δὲ χίµαιρα) vergleichbar, doch dies für eine literarische Anspielung zu halten, ist nicht überzeugend.1447 Wegen des Kampfes gegen Kleon müsse das Publikum Aristophanes dankbar sein und ihm den Sieg im Komödienwettkampf zusprechen (760b–761), wofür im Folgenden ein zusätzliches Argument genannt wird. Der Chor spricht mittlerweile in der ersten Person Singular für seinen Dichter (762–764):1448 (ΧΟ.)
καὶ γὰρ πρότερον πράξας κατὰ νοῦν οὐχὶ παλαίστρας περινοστῶν παῖδας ἐπείρων, ἀλλ’ ἀράµενος τὴν σκευὴν εὐθὺς ἐχώρουν, παῦρ’ ἀνιάσας, πόλλ’ εὐφράνας, πάντα παρασχὼν τὰ δέοντα.
(Chor:)
Denn als es früher nach meinem Sinn lief, besuchte ich nicht die Ringschulen und machte Knaben an, sondern ich nahm meine Ausrüstung auf und ging sofort, wobei ich wenig Ärger und viel Freude bereitete und alles Nötige darbot.
Aristophanes habe frühere Erfolge nicht ausgenutzt, um mithilfe seines Ruhms bei den Ringschulen Knaben kennenzulernen (762f.).1449 Bereits in der Parabase der Wespen hatte der Chor das Gleiche betont: οὐδὲ παλαίστρας περικωµάζειν πειρῶν (1025). Die Scholien zu diesen beiden Stellen halten die Aussage für einen Hinweis auf Eupolis.1450 In Schol. Ar. Vesp. 1025b wird konkret auf den Autolykos verwiesen (vgl. Eup. fr. 65). Doch hier wird vermutlich eine Komödie erwähnt, die nach dem Frieden entstanden ist: Das Fragment scheint wie fr. 62, welches die Verspottung von Aristophanes’ Darstellung der Friedensgöttin bezeugt und folglich nach dem Jahr 421 entstanden sein muss, aus der ersten Version des Autolykos zu stammen.1451 Doch auch wenn die Komödie des Eupolis vor den Frieden datiert wird, überzeugt ein konkreter Bezug zu Eupolis nicht.1452 Eine solche Vermutung ist genauso spekulativ wie die Erklärung moderner Autoren, welche hier einen konkreten Hinweis auf Kratinos sehen.1453 Offenbar gab es den Vorwurf, dass ein Komödiendichter sich seinen Ruhm zunutze machen konnte, um bei Ringschulen Knaben kennenzulernen. Auch Eupolis hatte ___________________________ 1447
1448 1449 1450 1451 1452
1453
So MACDOWELL 1971 ad Vesp. 1035. Für den Gestank der Robben in Pax 758 verweist er zudem auf Od. 4,406.441–446, was genauso wenig als literarische Anspielung zu werten ist (vgl. die Belege zu den Robben in GOSSEN 1914, 947,13– 16; vgl. ausserdem MASTROMARCO 1989, 419f.). Vgl. dazu Anm. 1065. Zu Ringschulen als Treffpunkt homosexueller Partner vgl. DOVER 21989, 54f.; OLSON 1998 ad Pax 762; SCANLON 2002, 216–219. Vgl. Schol. Ar. Pax 763c; Schol. Ar. Vesp. 1025b.; Schol. Ar. Vesp. 1025c. KYRIAKIDI 2007, 121f. verteidigt diese Auffassung in modifizierter Weise. STOREY 2003, 81f. Anders SIDWELL 2009, 218–220. WILAMOWITZ-MOELLENDORFF 1911, 293: „Dass Eupolis gemeint ist, glaubt man gern, weil es die Grammatiker glaubten; aber der Beweis ist nicht erbracht, lässt sich mit unserem Material nicht erbringen.“ Vgl. auch HUBBARD 1991, 150 Anm. 33. Vgl. STOREY 2003, 288–290 und SIDWELL 2009, 218–220.
248
4. Anhänge
sich mit diesem Thema auseinandergesetzt, wie fr. 65 belegt. Aristophanes distanziert sich in den Parabasen der Wespen und des Friedens von diesem Vorwurf, ohne auf einen konkreten Einzeltext Bezug zu nehmen bzw. auf einen bestimmten Kontrahenten zu verweisen. Einige Forscher sehen in Pax 830f. (ξυνελέγοντ’ ἀναβολὰς ποτώµεναι / τὰς εὐδιαεριαυρινηχέτους τινάς) die literarischen Bilder vom Dichter als Vogel und vom Dichter als Biene aufgerufen.1454 HALL 2006, 342 spricht dabei jedoch zu Unrecht von „two separate Pindaric images of the poet“, da diese Bilder auch bei anderen Autoren zahlreich belegt sind.1455 Wer in Pax 844 (στόρνυ τ’ ἐµοὶ καὶ τῇδε κουρίδιον λέχος) mit ROBSON 2006, 155f. eine Anspielung auf Il. 15,39f. (σή θ’ ἱερὴ κεφαλὴ καὶ νωΐτερον λέχος αὐτῶν / κουρίδιον· τὸ µὲν οὐκ ἂν ἐγώ ποτε µὰψ ὀµόσαιµι) annimmt, müsste konsequenterweise auch Stellen wie Il. 9,621 (στορέσαι πυκινὸν λέχος), Il. 9,659 (στορέσαι πυκινὸν λέχος), Od. 23,171 (ἀλλ’ ἄγε µοι, µαῖα, στόρεσον λέχος), Od. 23,177 (ἀλλ’ ἄγε οἱ στόρεσον πυκινὸν λέχος) und den in seiner Echtheit umstrittenen Vers Eur. Med. 41 (σιγῇ δόµους ἐσβᾶσ’ ἵν’ ἔστρωται λέχος) mitlesen, da man die Verbindung von στόρνυ und λέχος im Frieden ebenso gut als Signal zu einem Einzeltext deuten könnte wie die Verbindung von κουρίδιον und λέχος. Es ist empfehlenswerter, mit OLSON 1998 ad loc. lediglich von „poetic vocab.“ zu sprechen und eine Systemreferenz anzunehmen. Die Verse 865–867 enthalten mit εἰς ὄχηµα κανθάρου ’πιβάς (865) eine tragische Periphrase ohne Einzeltextreferenz.1456 ROBSON hat diese Verse jedoch zudem auf Eur. Med. 476f. bezogen:1457 ___________________________ 1454 1455 1456
1457
Vgl. z. B. SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 830. Vgl. dazu TAILLARDAT 21965, 430–433. Ähnliche Formulierungen in der Tragödie sind besonders ὄχηµα ναός (Soph. Trach. 656) und ἁρµάτων δ’ ὀχήµατα (Eur. Suppl. 662). Vgl. auch ναυτίλων ὀχήµατα ([Aischyl.?] Prom. 468), ἵππειον … / ὄχηµα (Eur. Alc. 66f.), ὄχηµα … πωλικόν ([Eur.?] Rhes. 621) und θώρακος κύτει (Pax 1224 mit RAU 1967, 195 und OLSON 1998 ad Pax 865). Für die Systemreferenz zur Tragödie vgl. PLATNAUER 1964 ad Pax 866, RAU 1967, 194, NENCI 1979, 81 und OLSON 1998 ad Pax 865; für eine intertextuelle Lektüre vgl. ROBSON 2006, 172f. Vgl. ROBSON 2006, 173f. STARKIE hielt diese Verse gemäss OLSON 1998 ad Pax 866f. bereits für eine Parodie des Euripides (bes. Eur. Med. 476). Da OLSON bei solchen Kommentaren keine genauen Literaturangaben machte, gelang es mir in diesem Fall nicht, dies nachzuprüfen. STARKIE spricht 1897 ad Vesp. 565 über „sigmatism“ und über Eur. Med. 476, jedoch nicht über Pax 865–867. Ein früher Kommentator, der den „sigmatism“ von Pax 865–867 erwähnt hat, ist SHARPLEY 1905 ad loc.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
249
Pax 865–8671458 οὔκουν δικαίως; ὅστις εἰς ὄχηµα κανθάρου ’πιβὰς ἔσωσα τοὺς Ἕλληνας, ὥστ’ ἐν τοῖς ἀγροῖσιν αὐτοὺς ἅπαντας ὄντας ἀσφαλῶς κινεῖν τε καὶ καθεύδειν.
Eur. Med. 476f. ἔσωσά σ’, ὡς ἴσασιν Ἑλλήνων ὅσοι ταὐτὸν συνεισέβησαν Ἀργῷον σκάφος …
Er machte zu Recht auf einige Übereinstimmungen zwischen den beiden Passagen aufmerksam: ἔσωσα; Ἑλλήνων/Ἕλληνας; συνεισέβησαν/’πιβάς; der ähnliche Klang.1459 Letzteres hat den Ausschlag dafür gegeben, dass Eur. Med. 476f. schon früher mit Pax 865–867 verglichen worden war:1460 Die Komiker Platon und Eubulos haben Euripides explizit für die Verwendung vieler Sigmas kritisiert, Letzterer sogar mit einem direkten Hinweis auf Eur. Med. 476. 1461 Im Frieden findet sich jedoch kein Signal, welches auf einen intertextuellen Dialog mit der Medea hindeuten könnte: CLAYMANS statistische Untersuchung hat gezeigt, dass Aristophanes sehr viele Verse mit acht Sigmas (wie Pax 866) und auch solche mit neun oder zehn gedichtet hat;1462 die Rettung der Griechen durch Trygaios wird auch sonst mehrmals thematisiert und ist innerhalb der Komödie inhaltlich nicht überraschend (vgl. z. B. Pax 59, 105–108 und 995–998); zudem sind mir die lexikalischen Übereinstimmungen im Unterschied zu ROBSON zu gering, um hier von einer literarischen Anspielung sprechen zu können. Mit OLSON 1998 ad Pax 866f. sollte nicht einmal eine Systemreferenz zur SigmaVerwendung durch Euripides angenommen werden. Bei der Übergabe der Theoria an die Ratsversammlung (Pax 890: … ταύτης µετεώρω κᾆτ’ ἀγαγεῖν Ἀνάρρυσιν)1463 spielt Trygaios nicht auf Il. 1,459 = 2,422 (αὐέρυσαν µὲν πρῶτα καὶ ἔσφαξαν καὶ ἔδειραν) an – wie LAMBERTERIE 1998, 49f. vorgeschlagen hat –, da keine ausreichenden Signale oder lexikalischen ___________________________ 1458 1459 1460 1461
1462 1463
Der Texteingriff von NENCI 1979 in Pax 865 (εἰς zu εἷς), den MASTROMARCO 1983 aufgenommen hat, ist nicht überzeugend (vgl. OLSON 1998 ad loc. dagegen). Die Hinzufügung „plus direct object“ von ROBSON 2006, 174 stimmt für den Frieden aufgrund der Präposition εἰς in Pax 865 nicht (vgl. dazu OLSON 1998 ad loc.). Vgl. z. B. SHARPLEY 1905 ad Pax 865 und PLATNAUER 1964 ad Pax 867–869. Vgl. Plat. com. fr. 29 (⏒ ‒ ⏑ εὖ γέ σοι , ἡµᾶς ὅτι / ἔσωσας ἐκ τῶν σῖγµα τῶν Εὐριπίδου) mit PIRROTTA 2009 ad loc. und Eub. fr. 26 (Εὐριπίδου δ’ „ἔσωσά σ’ ὡς ἴσασ’ ὅσοι“ / καὶ „παρθέν’ εἰ σ’, ἕξεις µοι χάριν;“ / καὶ τοῖς ἐµοῖσιν ἐγγελῶσι πήµασι / τὰ σῖγµα συλλέξαντες, ὡς αὐτοὶ σοφοί) mit HUNTER 1983 ad loc. Vgl. Tafel 6 in CLAYMAN 1987, 84. Zu den möglichen Wortspielen hier vgl. die Kommentare von OLSON 1998 und SOMMERSTEIN 22005 ad loc.
250
4. Anhänge
Übereinstimmungen auszumachen sind. Die folgende Rede des Trygaios an die Prytanen (Pax 894–908) ist von sexuellen Anspielungen geprägt.1464 CAMPAGNER 1998, 39 hält Pax 901f. (ἅρµατα δ’ ἐπ’ ἀλλήλοισιν ἀνατετραµµένα / φυσῶντα καὶ πνέοντα προσκινήσεται) für eine literarische Anspielung auf Aischyl. fr. 38 (ἐφ’ ἅρµατος γὰρ ἅρµα καὶ νεκρῷ νεκρός, / ἵπποι δ’ ἐφ’ ἵπποις ἦσαν ἐµπεφυρµένοι) aus dem Glaukos Potnieus, der zur Tetralogie der Perser gehörte. 1465 Obwohl Aischylos den Vers ἐφ’ ἅρµατος γὰρ ἅρµα καὶ νεκρῷ νεκρός in Ran. 1403 vorträgt und er deshalb auch zum Bezugshorizont einer weiteren Komödie des Aristophanes gehören könnte,1466 halte ich die Annahme von CAMPAGNER für nicht überzeugend: Weder liegt im Frieden ein Intertextualitätssignal vor noch ist die lexikalische Entsprechung ausreichend. Nur weil κορκορυγή vor Pax 991 einzig in Aischyl. Sept. 345 belegt ist, kann es noch nicht als „vox tragica“ bezeichnet werden.1467 BECKER 1915, 51 und RAU 1967, 194 haben sich zu Recht skeptisch über die Annahme dieser Einzeltextreferenz geäussert. Das Wort scheint vielmehr gewählt worden zu sein, um eine lautmalerische Wirkung zu erzielen (Pax 991f.: λῦσον δὲ µάχας καὶ κορκορυγάς, / ἵνα Λυσιµάχην σε καλῶµεν), und ist auch in Lys. 491 belegt. Trygaios fordert seinen Sklaven in Pax 1017f. dazu auf, das Schaf auf der Bühne zu töten und der Friedensgöttin zu opfern.1468 Dieser wendet jedoch ein, sie werde sich nicht über Schlachtungen freuen und ihr Altar sei nicht blutig: οὐχ ἥδεται δήπουθεν Εἰρήνη σφαγαῖς, / οὐδ’ αἱµατοῦται βωµός (1019f.). Bereits frühere Kommentatoren haben die Diktion der beiden Verse vereinzelt für tragisch gehalten.1469 SOMMERSTEIN hat „nor is her altar bloodied“ in seiner Übersetzung durch Anführungs- und Schlusszeichen markiert und in seinem Kommentar von 1985 angemerkt, die Sprache sei tragisch und „possibly modelled on Eur. Andr. 260“, wo es σφάζ’, αἱµάτου θεᾶς βωµόν, ἣ µέτεισί σε heisst. Im Frieden lassen sich keine Signale zur Andromache des Euripides nachweisen und die verbalen Übereinstimmungen (αἱµατοῦται βωµός/αἱµάτου θεᾶς βωµόν) werden durch die folgenden Belege relativiert. Zunächst sind zwei Stellen aus Aristophanes’ eigenen Texten zu vergleichen: In Thesm. 695 findet sich mit καθαιµατώσει βωµόν eine lexikalisch ähnliche Verbindung.1470 Der Kontext legt es hier im Unterschied zum Frieden eher nahe, nicht nur Systemreferenz zu vermuten, sondern einen konkreten Bezug zum Telephos des Euripides anzuneh___________________________ 1464 1465 1466 1467 1468 1469 1470
Vgl. dazu OLSON 1998 ad loc. Vgl. dazu Aischyl. test. 55a und RADT 1985, 148. CAMPAGNER 1998, 39 erwähnt Ran. 1403 nicht. So KLEINKNECHT 1937, 47; vgl. bereits VAN DE SANDE BAKHUYZEN 1877, 75. Zu dieser „(non-)sacrifice scene“ vgl. WILSON 2007c, 279f. Vgl. VAN HERWERDEN 1897 und SHARPLEY 1905 ad loc. Ar. Thesm. 693–695: ἀλλ’ ἐνθάδ’ ἐπὶ τῶν µηρίων / πληγὲν µαχαίρᾳ τῇδε φοινίας φλέβας / καθαιµατώσει βωµόν.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
251
men.1471 In Ran. 475–477 liegt ein weiterer Beleg für das Verb αἱµατόω vor: τὼ νεφρὼ δέ σου / αὐτοῖσιν ἐντέροισιν ᾑµατωµένω / διασπάσονται Γοργόνες Τειθράσιαι. Diese Szene ist insofern mit dem Frieden vergleichbar, als hier auch nicht an Einzeltextreferenz zu denken ist, sondern an eine „accumulation of bombastic and not always entirely coherent tragic motifs and phrases“.1472 Zusätzliche Tragiker-Belege für das Verb relativieren die Ähnlichkeit zwischen dem Frieden und der Andromache des Euripides weiter: πηµονῆς δ’ ἅλις γ’ ὑπάρχει· µηδὲν αἱµατώµεθα (Aischyl. Ag. 1656); πολλοὶ δ’ ἔπιπτον κρᾶτας αἱµατούµενοι (Eur. Phoen. 1149); πᾶσα δ’ ᾑµατωµένη / χεῖρας διεσφαίριζε σάρκα Πενθέως (Eur. Bacch. 1135f.).1473 Die Sprache kann als tragisch charakterisiert werden,1474 es ist jedoch mit RAU 1967, 49.194 und OLSON 1998 ad Pax 1019f. weder an einen konkreten Bezug zu Eur. Andr. 260 noch an eine andere Einzeltextreferenz zu denken. HALL vermutet in Pax 1075–1079 einen intertextuellen Bezug zu einer Fabel, doch der Text ist heillos entstellt und die Erklärungen des Orakels sind äussert umstritten.1475 Zudem verweist sie für die „fable of the noisy she-dog who gives birth to blind puppies“ (HALL 2013, 286) ausschliesslich auf eine Sammlung sumerischer Sprichwörter (HALL 2013, 296f.).1476 Die Nebenparabase des Friedens (Pax 1127–1190)1477 wurde mit verschiedenen Referenztexten in Verbindung gebracht.1478 COMPTON-ENGLE 1999, 326f. hat in der Ode (Pax 1127–1139) eine Anspielung auf Xenophan. fr. 22 gesehen: ___________________________ 1471
1472 1473 1474
1475
1476 1477
1478
Vgl. RAU 1967, 48f. zum Kontext. Ar. Thesm. 694f. wurde von AUSTIN 1968 als Eur. fr. 143 aufgenommen (vgl. dazu auch AUSTIN/OLSON 2004 ad loc. und KANNICHT 2004, 687). DOVER 1993 ad Ran. 470–478. Vgl. dazu auch RAU 1967, 115–118. Vgl. auch Aischyl. Sept. 275 (†µήλοισιν αἱµάσσοντας ἑστίας θεῶν) und Eur. Iph. A. 1589 (ἧς αἵµατι βωµὸς ἐραίνετ’ ἄρδην τῆς θεοῦ). Für eine Systemreferenz zur Tragödie spricht auch der Plural von σφαγαῖς in Pax 1019, zu dem mit OLSON 1998 ad loc. die folgenden Stellen zu vergleichen sind: Aischyl. Eum. 187; Soph. El. 37; Eur. Andr. 399; Eur. El. 123; Eur. Ion 616. EWBANK 1980, 227–231 zeigt überzeugend, dass in der Hierokles-Szene zwar Ähnlichkeiten mit Fabeln bestehen, aber keine Einzeltextreferenz vorliegt. Zu Text und Erklärung von Pax 1075–1079 vgl. neben den Kommentaren von SOMMERSTEIN 1985 und OLSON 1998 ad loc. auch BORTHWICK 1968 und WILSON 2007b, 112f. Vgl. jedoch BORTHWICK 1968, 135. Die Nebenparabase des Friedens besteht aus einer epirrhematischen Syzygie (Ode: 1127–1139; Epirrhema: 1140–1158; Antode: 1159–1171; Antepirrhema: 1172–1190). Zu den Nebenparabasen bei Aristophanes vgl. insbesondere TOTARO 1999. Vgl. dazu bes. VON DER MÜHLL 1923, welcher eine altionische Elegie als Hintergrund der Nebenparabase (sowie einiger hellenistischer und lateinischer Gedichte) postulierte (vgl. dagegen z. B. HEBERLEIN 1980, 97–99).
252
4. Anhänge
Pax 1127–1139 ΧΟ.
ἥδοµαί γ’ ἥδοµαι κράνους ἀπηλλαγµένος τυροῦ τε καὶ κροµµύων. οὐ γὰρ φιληδῶ µάχαις, (1130) ἀλλὰ πρὸς πῦρ διέλκων µετ’ ἀνδρῶν ἑταίρων φίλων, ἐκκέας τῶν ξύλων ἅττ’ ἂν ᾖ δανότατα τοῦ θέρους ἐκπεπρεµνισµένα, (1135) κἀνθρακίζων τοὐρεβίνθου τήν τε φηγὸν ἐµπυρεύων, χἄµα τὴν Θρᾷτταν κυνῶν τῆς γυναικὸς λουµένης.
Chor:
Ich freue mich, ja, ich freue mich, weil ich von Helm, Käse und Zwiebeln befreit bin. (1130) Denn an Kämpfen weide ich mich nicht, sondern am langen Trinken beim Feuer mit lieben Freunden, am Anzünden des Holzes, das sehr trocken ist, weil es im Sommer (1135) abgehackt wurde, am Rösten der Kichererbse und am Bräunen der Eichel im Feuer sowie am gleichzeitigen Küssen der Thrakerin, während meine Frau sich wäscht.
Xenophan. fr. 22 πὰρ πυρὶ χρὴ τοιαῦτα λέγειν χειµῶνος ἐν ὥρῃ ἐν κλίνῃ µαλακῇ κατακείµενον, ἔµπλεον ὄντα, πίνοντα γλυκὺν οἶνον, ὑποτρώγοντ’ ἐρεβίνθους· „τίς πόθεν εἶς ἀνδρῶν, πόσα τοι ἔτε’ ἐστί, φέριστε; πηλίκος ἦσθ’, ὅθ’ ὁ Μῆδος ἀφίκετο;“ Beim Feuer in der Winterzeit muss man Folgendes sagen, wenn man auf einem weichen Lager liegt, gesättigt ist, süssen Wein trinkt und Kichererbsen knabbert: „Wer und woher bist du von den Männern, wie viele Jahre zählst du, mein Bester? Wie alt warst du, als der Meder kam?“
Die idyllische Winterszene der Ode, welche im Epirrhema inhaltlich fortgeführt wird,1479 enthält einige Ähnlichkeiten mit dem Xenophanes-Fragment: Die Jahreszeit, das Feuer, der Wein und die Kichererbse(n)1480. Die Komödie enthält jedoch keine Intertextualitätssignale,1481 die auf diesen Referenztext hinweisen.1482 ___________________________ 1479 1480
1481
In der Antode folgt daraufhin ein Sommeridyll (vgl. dazu OLSON 1998 ad Pax 1131– 1158 und ad Pax 1140f. sowie das Folgende). Die Kichererbsen sind bei Aristophanes nicht besonders auffällig, da sie auch in Eccl. 45 als τραγήµατα zum Wein erwähnt werden (vgl. OLSON 1998 ad Pax 1136f.). Obwohl HENDERSON 21991, 246 seine sexuelle Deutung von Kichererbse und Eichel in der ersten Auflage seines Buchs von 1975 korrigiert, könnten die Begriffe unmittelbar vor dem Küssen der Thrakerin eine solche Konnotation enthalten (vgl. COMPTON-ENGLE 1999, 327). Die stärkste Inkongruenz aus sprachlicher Sicht ist δανότατα, da das Adjektiv δανός vor dem Frieden kaum belegt ist (vgl. LSJ und LFE s. v. δανός sowie TOTARO 1999, 116 zu einem umstrittenen Papyrus-Beleg). Die Übereinstimmungen mit Od. 15,322
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
253
Zudem lassen sich die inhaltlichen Kontaktpunkte durch ein Alkaios-Fragment relativieren,1483 das auch vom Trinken im Winter an einem Feuer handelt und u. a. von TOTARO 1999, 110–112 mit dem Frieden verbunden wurde (fr. 338):1484 ει µὲν ὀ Ζεῦς, ἐκ δ’ ὀράνω µέγας χείµων, πεπάγαισιν δ’ ὐδάτων ῤόαι < ἔνθεν > < > κάββαλλε τὸν χείµων’, ἐπὶ µὲν τίθεις (5) πῦρ, ἐν δὲ κέρναις οἶνον ἀφειδέως µέλιχρον, αὐτὰρ ἀµφὶ κόρσᾳ µόλθακον ἀµφι γνόφαλλον Zeus lässt regnen, vom Himmel kommt ein gewaltiger Sturm, die Wasserläufe sind erstarrt . (5) Wirf den Sturm nieder, lege beim Feuer nach und mische nicht sparsam honigsüssen Wein an, um die Schläfe aber dir ein weiches Kissen.
Darüber hinaus lassen sich Stellen aus Aristophanes’ eigenen Komödien zum Vergleich heranziehen. Das Verb für „trinken“ in der Ode des Friedens (1131: διέλκων) ist ein in dieser Bedeutung auffälliges Kompositum.1485 Als einziger Beleg vor dem Frieden kann fr. 111 aus den Georgoi des Aristophanes angeführt werden.1486 Dass auch der Kontext vergleichbar gewesen sein muss, zeigt bereits das erste Wort des Fragments:1487 Εἰρήνη βαθύπλουτε καὶ ζευγάριον βοεικόν, εἰ γὰρ ἐµοὶ παυσαµένῳ τοῦ πολέµου γένοιτο σκάψαι τʼ ἀποκλάσαι καὶ λουσαµένῳ διελκύσαι τῆς τρυγός, ἄρτον λιπαρὸν καὶ ῥάφανον φέροντι ___________________________
1482 1483
1484
1485 1486
1487
(πῦρ τ’ εὖ νηῆσαι διά τε ξύλα δανὰ κεάσσαι) reichen jedoch nicht aus, um eine literarische Anspielung anzunehmen (ἐκκέας in Pax 1133 gehört zu ἐκκαίω/ἐκκάω „anzünden“, κεάσσαι in Od. 15,322 zu κεάζω „spalten“). Vgl. dazu HEBERLEIN 1980, 99 und HUBBARD 1991, 155f. HEBERLEIN 1980, 97 vergleicht ausserdem noch Phokyl. fr. 14 (ed. GENTILI/PRATO 2 1988): χρὴ δʼ ἐν συµποσίῳ κυλίκων περινισοµενάων / ἡδέα κωτίλλοντα καθήµενον οἰνοποτάζειν. Die fehlenden Silben der alkäischen Strophe wurden in Vers 8 zur Verdeutlichung dessen, was verloren ist, hinzugesetzt. In der Übersetzung wurde das fehlende Verb sinngemäss ergänzt (vgl. dazu den kritischen Apparat von VOIGT 1971, 311). Zur Bedeutung „intermittently draining (my cup)“ und zu Belegen für das Simplex mit der Bedeutung „trinken“ vgl. OLSON 1998 ad Pax 1131. Vgl. LSJ s. v. διέλκω und OLSON 1998 ad loc. Für eine Datierung der Georgoi nach den Ereignissen in Pylos (425) und vor Kleons Tod (422) vgl. KASSEL/AUSTIN 1984 Bd. 3.2, 77 und HENDERSON 2007, 161. Zum Kontext dieses Fragments vgl. OLSON 1998 ad Pax 1131–1158 und TOTARO 1999, 114.
254
4. Anhänge Äusserst reiche Friedensgöttin und kleines Ochsengespann, hoffentlich habe ich die Gelegenheit, nachdem ich mit dem Krieg aufgehört habe, umzugraben, zurechtzuschneiden und nach einem Bad lange Sauser zu trinken, wobei ich fettes Brot und Kohl bringe.
Ausserdem wurden zu Recht Stellen aus den Acharnern angeführt, welche mit der Ode der Nebenparabase des Friedens vergleichbare Elemente enthalten. Am auffälligsten sind die Entsprechungen mit dem Phales-Lied des Dikaiopolis ab Ach. 263:1488 Der Protagonist dieser Komödie ist πραγµάτων τε καὶ µαχῶν / καὶ Λαµάχων ἀπαλλαγείς (268/269–270; vgl. ἀπηλλαγµένος in Pax 1128), spricht darüber, was ihm mehr Freude bereitet als Krieg und Scherereien (271; vgl. insbesondere ἥδοµαί γ’ ἥδοµαι in Pax 1127), und erwähnt dabei die Vergewaltigung1489 einer beim Diebstahl erwischten Sklavin, welche auch Θρᾷττα heisst (272–275; vgl. τὴν Θρᾷτταν κυνῶν in Pax 1138). Des Weiteren wurde an den Witz 1490 in Ach. 751f. gedacht, 1491 da er Trinken am Feuer als idyllische Begebenheit impliziert. All diese vergleichbaren Stellen zeigen, dass die Ode der Nebenparabase des Friedens keine Einzeltextreferenz zu Xenophanes enthält.1492 Die Forschung hat in der Nebenparabase des Friedens zudem Einzeltextreferenzen zu Hesiod vermutet. TOTARO 1999, 111f. verglich die Einladung an die Nachbarn zum gemeinsamen Trinken im Epirrhema (Pax 1140–1158) mit Hes. erg. 342f.1493 Die Kontaktpunkte der beiden Textstellen sind jedoch zu unspezifisch und deuten nicht auf eine literarische Anspielung hin. Auch das vom Chor der attischen Bauern 1494 vorgetragene Sommeridyll in der Antode der Nebenparabase wurde mit Hesiod in Verbindung gebracht (Pax 1159–1171):1495 (ΧΟ.)
ἡνίκ’ ἂν δ’ ἁχέτας ᾄδῃ τὸν ἡδὺν νόµον, (1160) διασκοπῶν ἥδοµαι τὰς Ληµνίας ἀµπέλους, εἰ πεπαίνουσιν ἤδη (τὸ γὰρ φῖτυ πρῷον φύσει), τόν τε φήληχ’ ὁρῶν οἰδάνοντ’· εἶθ’ ὁπόταν ᾖ πέπων, (1165) ἐσθίω κἀπέχω χἄµα φήµ’, „Ὧραι φίλαι·“ καὶ τοῦ θύµου τρίβων κυκῶµαι· κᾆτα γίγνοµαι παχὺς (1170)
___________________________ 1488 1489 1490 1491 1492 1493 1494 1495
Vgl. dazu SILK 1980, 144f. Vgl. dazu OLSON 2002 ad Ach. 272–275. Vgl. dazu OLSON 2002 ad Ach. 751f. Vgl. dazu PÜTZ 2003, 42. Die Texte des Xenophanes scheinen auch nicht zum Bezugshorizont einer anderen Komödie des Aristophanes zu gehören. Hes. erg. 342f.: Τὸν φιλέοντ’ ἐπὶ δαῖτα καλεῖν, τὸν δ’ ἐχθρὸν ἐᾶσαι· / τὸν δὲ µάλιστα καλεῖν ὅστις σέθεν ἐγγύθι ναίει. Zur Identität des Chors im Frieden vgl. SIFAKIS 1971, 29–32 und MCGLEW 2001. Zum Sommeridyll vgl. Anm. 1479; zum inhaltlich abweichenden Antepirrhema vgl. Kapitel 2.2.2.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
255
τηνικαῦτα τοῦ θέρους … (Chor:)
Und wenn die laut Tönende (1160) ihre süsse Melodie singt, erfreue ich mich an der genauen Betrachtung meiner lemnischen Reben, ob sie schon reifen (denn diese Pflanze ist von Natur aus früh), (1165) und am Anblick der schwellenden wilden Feige. Dann, wenn sie reif ist, esse ich sie, mache weiter und sage zugleich: „Geliebte Jahreszeiten!“ Und ich zerreibe vom Thymian und mache einen Mischtrank. (1170) Und dann werde ich in dieser Zeit des Sommers fett …
Bereits in den Scholien wird am Anfang dieser Antode eine literarische Anspielung auf Hesiod angenommen (erg. 582–585):1496 Ἦµος δὲ σκόλυµός τ’ ἀνθεῖ καὶ ἠχέτα τέττιξ δενδρέῳ ἐφεζόµενος λιγυρὴν καταχεύετ’ ἀοιδὴν πυκνὸν ὑπὸ πτερύγων, θέρεος καµατώδεος ὥρῃ, τῆµος … Und wenn die goldene Distel blüht und die laut tönende Zikade auf einem Baum sitzend ihren schrillen Gesang unablässig unter den Flügeln hervor verbreitet, in der Jahreszeit des ermüdenden Sommers, dann …
Die drei Verse dienen der Einleitung zur Sommerpause im bäuerlichen Jahresablauf.1497 Neben der Erwähnung der Zikade und der sommerlichen Jahreszeit gibt es auch eine Entsprechung zwischen den beiden Texten in der Bedeutung des Weins (vgl. Pax 1161–1164 mit Hes. erg. 585.589.592.596). Diese Übereinstimmungen lassen sich jedoch einerseits durch massgebliche Unterschiede relativieren: Dem ἡνίκ’ der Komödie steht das ἦµος des Epos als Einleitung gegenüber; im Frieden stammt der Wein aus Lemnos (Pax 1162), in den Werken und Tagen aus Thrakien; 1498 die Komödie bezeichnet die Zikade mit ἁχέτας (ohne τέττιξ), im Epos lautet die Formulierung ἠχέτα τέττιξ, wobei insbesondere auch die dorische Vokalisierung im Frieden gegen eine literarische Anspielung auf Hesiod spricht. Andererseits wurden die Zikaden nicht nur im realen Griechenland 1499 sowie in den Werken und Tagen Hesiods, sondern auch in weiteren vor Aristophanes entstandenen Texten mit der heissesten Jahreszeit ___________________________ 1496
1497 1498 1499
In Schol. Ar. Pax 1159c wird Hes. erg. 582 mit der Einführung παρὰ τὸ ἡσιόδειον genannt. Zur Annahme dieser Einzeltextreferenz vgl. auch HEBERLEIN 1980, 102– 105; SOMMERSTEIN 1985 ad Pax 1159; TOTARO 1999, 108–110. BÖHME führt die „in allerfrühester Zeit vorhandene Grillenpoesie“ (BÖHME 1954, 53) auf einen orphischen Mythos zurück, was genauso spekulativ ist wie VON DER MÜHLLS Annahme zur Ode der Nebenparabase (vgl. dazu meine Anm. 1478). Vgl. dazu WEST 1978, 53. Zu Βίβλινος οἶνος in Hes. erg. 589 vgl. WEST 1978 ad loc. Vgl. dazu DAVIES/KATHIRITHAMBY 1986, 113–133; BEAVIS 1988, 91–103; OLSON 1998 ad Pax 1159f.
256
4. Anhänge
verbunden.1500 Zunächst wird auch der Zeitpunkt des Kampfes zwischen Herakles und Kyknos im Hesiod zugeschriebenen Schild mit dem Zirpen der Zikaden angedeutet (scut. 393–398):1501 ἦµος δὲ χλοερῷ κυανόπτερος ἠχέτα τέττιξ ὄζῳ ἐφεζόµενος θέρος ἀνθρώποισιν ἀείδειν ἄρχεται, ᾧ τε πόσις καὶ βρῶσις θῆλυς ἐέρση, καί τε πανηµέριός τε καὶ ἠῷος χέει αὐδὴν ἴδει ἐν αἰνοτάτῳ, ὅτε τε χρόα Σείριος ἄζει, τῆµος … Und wenn die dunkelflüglige, laut tönende Zikade, deren Trank und Speise der zarte Tau ist, auf einem grünen Ast sitzend beginnt, den Menschen den Sommer zu besingen, und sowohl den ganzen Tag über als auch am Morgen ihre Stimme in der stärksten Hitze verbreitet, und wenn der Sirius die Haut austrocknet, dann …
[Hes.] scut. 393–398 führt zwar einen intertextuellen Dialog mit Hes. erg. 582– 585, 1502 in diesen schreibt sich der Frieden jedoch nicht ein. Dies wird noch deutlicher, wenn ein Fragment von Alkaios mitberücksichtigt wird, in dem die hesiodischen Stellen in Symposionsdichtung überführt werden (Alk. fr. 347):1503 τέγγε πλεύµονας οἴνῳ, τὸ γὰρ ἄστρον περιτέλλεται, ἀ δ’ ὤρα χαλέπα, πάντα δὲ δίψαισ’ ὐπὰ καύµατος, ἄχει δ’ ἐκ πετάλων ἄδεα τέττιξ ⏑ ⏑ ‒ ⏑ ‒ ἄνθει δὲ σκόλυµος, νῦν δὲ γύναικες µιαρώταται λέπτοι δ’ ἄνδρες, ἐπεὶ κεφάλαν καὶ γόνα Σείριος ἄσδει … ___________________________ 1500
1501 1502 1503
Vgl. dazu auch OLSON 1998 ad Pax 1159f. Die Verbindung von Zikaden und Sommer wird im frühesten erhaltenen Beleg über Zikaden nicht hergestellt: Aus diesem Grund wird der Vergleich in Il. 3,150–152 (… ἀλλ’ ἀγορηταί / ἐσθλοί, τεττίγεσσιν ἐοικότες οἵ τε καθ’ ὕλην / δενδρέῳ ἐφεζόµενοι ὄπα λειριόεσσαν ἱεῖσιν) im Folgenden nicht weiter berücksichtigt. Zur üblichen Datierung des Hesiod zugeschriebenen Schildes zwischen dem Ende des 7. und der ersten Hälfte des 6. Jh.s vgl. MOST 2006, lviii. Vgl. dazu RUSSO 21965, 21. Vgl. dazu PAGE 1965, 306. Die fehlenden Silben der im Innern um je zwei Chorjamben erweiterten Glykoneen wurden in Vers 3 und 5 hinzugesetzt, um zu verdeutlichen, wie viel Text verloren ist. Das anonym überlieferte Fragment (= Sapph. fr. 101A bei VOIGT 1971) πτερύγων δ’ ὔπα κακχέει λιγύραν ἀοίδαν, ὄπποτα φλόγιον †καθέταν† ἐπιπτάµενον †καταυδείη† könnte ursprünglich aus diesem AlkaiosGedicht stammen und seinen Platz nach Vers 3 gehabt haben (vgl. dazu u. a. LO3 BEL/PAGE 1955, 270; PAGE 1965, 303f.; GENTILI/CATENACCI 2007, 191). Wer der Zuschreibung von VOIGT 1971 folgt, muss hingegen auch ein Gedicht Sapphos in die Überlegungen miteinbeziehen.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
257
Benetze deine Lungen mit Wein, denn der Stern geht auf, die Jahreszeit ist widrig, alles dürstet unter der Hitze, und aus den Blättern tönt süss die Zikade … und die goldene Distel blüht, nun sind die Frauen am mühsamsten und die Männer schwach, denn … Sirius trocknet Kopf und Knie aus …
In Bezug auf die Vokalisierung ist Alkaios näher beim Frieden als die hesiodischen Texte (vgl. ἄχει in Alk. fr. 347,3 und ἁχέτας in Pax 1159).1504 Doch die Verwendung von ἀχέτας, das als ursprüngliches Beiwort der Zikade („laut tönend“) das Tier im Frieden eigenständig bezeichnen kann,1505 führt eher noch zu einem weiteren Vergleichstext. Als erster und einziger Beleg für diese Verwendung vor 421 ist der „calendario gastronomico“1506 des Jambographen Ananios1507 zu nennen (fr. 5,6): … οἰὸς αὖθ’, ὅταν θέρος τ’ ᾖ κἠχέται βαβράζωσιν· … ausserdem [sc. ist es angenehm, das Fleisch] von einem Schaf [sc. zu essen], wenn es Sommer ist und die laut Tönenden zirpen.
Diese Sammlung verschiedener Belege für die Zikade im Sommer sollte gezeigt haben, dass Hes. erg. 582–585 nicht genügend Übereinstimmungen mit dem Frieden aufweist, um sich von weiteren Vergleichstexten abzusetzen, sodass eine Einzeltextreferenz angenommen werden könnte. Auf die gleiche Weise ist auch die Antode der Nebenparabase der Vögel des Aristophanes – also die gleiche Stelle in der Komödie wie im Frieden – zu bewerten. Der Chor der Vögel feiert seine Immunität gegenüber klimatischen Extremsituationen (Av. 1093–1097): (ΧΟ.)
ἀλλ’ ἀνθηρῶν λειµώνων φύλλ’ ἐν κόλποις ἐνναίω, ἡνίκ’ ἂν ὁ θεσπέσιος ὀξὺ µέλος ἀχέτας θάλπεσι µεσηµβρινοῖς ἡλιοµανὴς βοᾷ.
(Chor:)
Aber ich bewohne die Blätter im Schoss der blumigen Wiesen, wenn die göttliche, laut Tönende in der Mittagshitze ihr grelles Lied schreit, die Sonnenvernarrte.
___________________________ 1504
1505 1506 1507
Allerdings ist Alkaiosʼ Dialekt das Lesbische, eine nicht-attisch-ionische Vokalisierung in einem Chorlied eines Dramas hingegen muss als dorisch gelten. Zum dorischen α in ἀχέτας vgl. z. B. WILLI 2010, 478. Vgl. dazu DUNBAR 1995 ad Av. 1095. DEGANI 1988, 179. Die sechs erhaltenen Fragmente wurden von WEST 21992, 34–36 herausgegeben (vgl. zudem DEGANI 1988, 178f. und GERBER 1999, 500–509). Die Verse 659–661 der Frösche enthalten eine Anspielung auf fr. 1 von Ananios (vgl. dazu DOVER 1993 ad Ran. 661).
258
4. Anhänge
Die gleiche Wortwahl (ἡνίκ’ ἂν … ἀχέτας) erweist Av. 1095 als intertextuellen Bezug zu Pax 1159. Doch eine Einzeltextreferenz zu Hesiod liegt in den Vögeln genauso wenig vor wie im Frieden. SIDWELL 2009, 209 und RUFFELL 2011, 416f. nahmen in Pax 1168 aus der Antode der Nebenparabase zudem eine Anspielung auf die Horai von Kratinos an, was nicht zu überzeugen vermag: Ὧραι φίλαι ist lediglich „a short prayer or invocation“1508 und deutet auf keinen intertextuellen Dialog hin. Pax 1286 (θωρήσσοντ’ ἄρ’ ἔπειτα πεπαυµένοι) lässt sich nur inhaltlich mit Il. 8,53f. vergleichen (nach dem Essen wird gekämpft): οἳ δ’ ἄρα δεῖπνον ἕλοντο κάρη κοµόωντες Ἀχαιοὶ / ῥίµφα κατὰ κλισίας, ἀπὸ δ’ αὐτοῦ θωρήσσοντο. Die lexikalischen Entsprechungen sind zu gering, um von „quoting indirectly“ oder „appare ispirato“ sprechen zu können.1509 VAN LEEUWEN 1906 ad loc. hat zudem zu Recht darauf hingewiesen, dass sich die Verbindung von Rüsten, Herausströmen und Kriegsgeschrei auch in Il. 11,49f. findet: αὐτοὶ δὲ πρυλέες σὺν τεύχεσι θωρηχθέντες / ῥώοντ’· ἄσβεστος δὲ βοὴ γένετ’ ἠῶθι πρό. Auch eine intertextuelle Verbindung von Pax 1316–1359 mit der Schildbeschreibung im 18. Buch der Ilias wird durch keine Intertextualitätssignale nahegelegt. Die Motive im Frieden und in der Ilias, die HALL 2006, 350f. nannte, sind zu unspezifisch für einen intertextuellen Dialog.1510 Das Verb τρυγάω ist in der Ilias vermutlich lediglich aus thematischen Gründen nur hier belegt (18,566). Neben Hes. scut. 292, worauf HALL 2006, 351 Anm. 119 hinwies, deutet auch der Beleg in Od. 7,124 darauf hin, dass dieses Verb allein nicht als Grundlage für eine Anspielung ausreicht. Im Unterschied zu anderen Komödien des Aristophanes1511 gehören die Hesiod zugeschriebenen Epen auch abgesehen von der Antode der Nebenparabase (vgl. oben zu Pax 1159–1171) nicht zum Bezugshorizont des Friedens. AUGER 1979, 80f. schreibt zwar, Pax 1320–1328 „répond au bonheur des Justes de l’âge de fer hésiodique“ in Hes. erg. 231–236: Pax 1320–1328 (ΧΟ.)
… κἀπευξαµένους τοῖσι θεοῖσιν διδόναι πλοῦτον τοῖς Ἕλλησιν, κριθάς τε ποιεῖν ἡµᾶς πολλὰς πάντας ὁµοίως οἶνόν τε πολύν, σῦκά τε τρώγειν,
___________________________ 1508 1509 1510 1511
OLSON 1998 ad loc. Vgl. PLATNAUER 1964 ad loc. und DI BENEDETTO 1969, 161. Vgl. dazu die Belege bei OLSON 1998 ad Pax 1318–1321. Vgl. z. B. die namentliche Erwähnung von Hesiod in Ar. Ran. 1033 sowie DUNBAR 1995 ad Av. 693–702.
4.2 Einzeltextreferenz oder Systemreferenz?
259
τάς τε γυναῖκας τίκτειν ἡµῖν, (1325) καὶ τἀγαθὰ πάνθ’ ὅσ’ ἀπωλέσαµεν συλλέξασθαι πάλιν ἐξ ἀρχῆς, λῆξαί τ’ αἴθωνα σίδηρον.
Hes. erg. 231–236 … θαλίῃς δὲ µεµηλότα ἔργα νέµονται. τοῖσι φέρει µὲν γαῖα πολὺν βίον, οὔρεσι δὲ δρῦς ἄκρη µέν τε φέρει βαλάνους, µέσση δὲ µελίσσας· εἰροπόκοι δ’ ὄιες µαλλοῖς καταβεβρίθασι· τίκτουσιν δὲ γυναῖκες ἐοικότα τέκνα γονεῦσι· (235) θάλλουσιν δ’ ἀγαθοῖσι διαµπερές· …
Die beiden Passagen enthalten jedoch zu geringe Übereinstimmungen, um von einer literarischen Anspielung sprechen zu können. 1512 Ausserdem sind solche Vorstellungen in der Alten Komödie sehr verbreitet.1513
___________________________ 1512
1513
Zu Trygaios’ einzelnen Wünschen im Frieden vgl. OLSON 1998 ad loc. Vgl. besonders OLSON 1998 ad Pax 1324–1327 zu weiteren mit Hesiod vergleichbaren Aufzählungen in der griechischen Literatur vor Aristophanes. Zum Thema des Schlaraffenlands in der Alten Komödie vgl. SUTTON 1979, 76f. und REHRENBÖCK 1985, 50–53.
5. STELLENREGISTER Die in Kapitel 2 ausführlich besprochenen Stellen sind im Register fett gedruckt. Achaios fr. 11 fr. 29
39 38–43
test. 1 test. 6 test. 7
39 39 39
Aischylos Ag. 575 Ag. 676 Ag. 1656
182 182 251
Dikt. fr. 46a,8 Dikt. fr. 46a,15 Dikt. fr. 46a,16 Dikt. fr. 46a,17–20 Dikt. fr. 46a,18 Dikt. fr. 46c,5–7 Dikt. fr. 46c,5f.
230 230 230 229 219; 230 219 231
Eum. 187 Eum. 1045
251 237
Glauk. fr. 38
250
Myrm. fr. 130–142 43 Myrm. fr. 134 43; 48–51 Prom. 2 Prom. 8–11 Prom. 11 Prom. 28 Prom. 91
44 46 236 236 237
Prom. 114f. Prom. 144–151 Prom. 167–171 Prom. 226–241 Prom. 468 Prom. 517–525 Prom. 755–770 Prom. 941 Prom. 987–996 Prom. 992–996 Prom. 994 Prom. 1007–1035 Prom. 1029 Prom. 1036–1039 Prom. 1063–1070
221 47 47 46 248 47 47 46 47 44–48 32; 43 47 115 47 47
Prom. L. fr. 192,5
237
Sept. 33 Sept. 39 Sept. 216 Sept. 234 Sept. 275 Sept. 295 Sept. 345 Sept. 384f.
161 137 161 161 251 161 250 151
Sis. fr. 233
222
Suppl. 304 Suppl. 924
237 232
fr. 282
167
5. Stellenregister test. 1,8 test. 55a
184 250
Alkaios fr. 6 fr. 6,13f. fr. 141,3f. fr. 338 fr. 347 fr. 401B fr. 401B a
58–70 27 67 67; 253 256 67; 69 63
Alkman fr. 1,16 fr. 14a,1
98 199
Anakreon fr. 373,2f. fr. 378 fr. 381
209 98 63
Ananios fr. 1 fr. 5,6
257 257
Anthologia Palatina 3,15
92; 97
Archilochos fr. 1 fr. 5 fr. 88–115 fr. 105 fr. 109 fr. 116 fr. 139 fr. 174
64 58–70 56 70 53–58; 168; 169; 239 56 64 224
fr. 1 (ed. OBBINK 2005) 63
261
Archippos fr. 28
171
Aristodemos FGrH 104 F 16
54
Aristomenes fr. 9
17
Aristophanes Ach. 15f. Ach. 116 Ach. 263–275 Ach. 333 Ach. 372 Ach. 410f. Ach. 426f. Ach. 454 Ach. 497f. Ach. 499f. Ach. 532 Ach. 540 Ach. 541 Ach. 543 Ach. 555f. Ach. 568 Ach. 626f. Ach. 664 Ach. 688 Ach. 704 Ach. 751f. Ach. 848–853 Ach. 883–894 Ach. 894 Ach. 965 Ach. 978 Ach. 1093 Ach. 1123f. Ach. 1134f. Ach. 1168–1173 Ach. 1188
196 223 254 46 244 120 90; 116; 120 125 20 9 88 20 20 20 20 151 242 151 45 44 254 167 174 173 151 88 88 156 162 167 38
262
5. Stellenregister
Av. 12 Av. 151 Av. 214 Av. 471 Av. 612f. Av. 613 Av. 676 Av. 744 Av. 800 Av. 905–953 Av. 919 Av. 962f. Av. 962 Av. 967–988 Av. 970 Av. 978 Av. 982 Av. 983–985 Av. 1035–1057 Av. 1058 Av. 1093–1097 Av. 1124 Av. 1288 Av. 1374 Av. 1382–1390 Av. 1383–1385 Av. 1420 Av. 1451 Av. 1583–1590 Av. 1601–1604 Av. 1689–1692
108 171 49 18 179 176 49 49 43; 49; 51 224 179; 180 139 138 137; 138 138 138 140 140 18 237 257 179 17 242 165 165 43 67 244 244 244
Eccl. 45 Eccl. 80 Eccl. 286 Eccl. 392f. Eccl. 678–680 Eccl. 1155f.
252 237 116 43 150 16
Equ. 1–5 Equ. 24–29 Equ. 52–54 Equ. 109–201
245 85 244 18
Equ. 115 Equ. 166 Equ. 189 Equ. 196 Equ. 197–201 Equ. 238 Equ. 242–246 Equ. 251 Equ. 400 Equ. 402–406 Equ. 419 Equ. 423 Equ. 491 Equ. 498–506 Equ. 526–536 Equ. 526–530 Equ. 529f. Equ. 531–536 Equ. 565 Equ. 596 Equ. 692 Equ. 781–785 Equ. 781f. Equ. 864–867 Equ. 866f. Equ. 1003 Equ. 1011 Equ. 1013 Equ. 1015–1095 Equ. 1015 Equ. 1030 Equ. 1057 Equ. 1079 Equ. 1229 Equ. 1254f. Equ. 1264–1273 Equ. 1264–1266 Equ. 1285 Equ. 1290–1299 Equ. 1290f.
86 48 156 137 137 223 229 45; 48 167 179; 180 210 182 116 242 167; 168; 189 57 88 57 244 244 45; 48 184 184 242 45; 48 138 138 138 137; 138 143; 242 143 86 156 140 240 200; 207 198 125 200; 207 200
Lys. 32 Lys. 158
46 177
5. Stellenregister Lys. 280 Lys. 306 Lys. 491 Lys. 506 Lys. 770–776 Lys. 1151 Lys. 1236f.
189 186 250 237 137 38 88; 89
Pax 56f. Pax 57 Pax 58f. Pax 58 Pax 59 Pax 60f. Pax 62f.
Nub. 18–24 Nub. 133f. Nub. 209 Nub. 510–517 Nub. 510 Nub. 524 Nub. 526f. Nub. 535 Nub. 553–559 Nub. 555 Nub. 575 Nub. 776 Nub. 802 Nub. 967 Nub. 1024 Nub. 1083 Nub. 1220 Nub. 1260–1265 Nub. 1353–1390 Nub. 1353–1376 Nub. 1356 Nub. 1366f. Nub. 1369–1372 Nub. 1444
18 227 46 242 242 168 17 17 242; 245 246 55 237 223 201 176 116 67 86 18; 88 149 88; 179 32 90; 91 116
Pax 62 Pax 64f. Pax 66–68 Pax 66 Pax 68 Pax 69–71 Pax 72–81 Pax 73 Pax 75 Pax 76–156 Pax 76f. Pax 76
Pax Hyp. 3,47–49 Pax 1 Pax 11f. Pax 13 Pax 41 Pax 42 Pax 43–48 Pax 50–77 Pax 54 Pax 56–59
16; 87; 240 83; 128 130 224 223 130 24; 26; 83; 220 95 102 79; 100
Pax 80 Pax 82–178 Pax 82–101 Pax 82–89 Pax 82 Pax 88 Pax 91 Pax 93 Pax 94 Pax 96–101 Pax 98–101 Pax 100 Pax 102 Pax 102–153 Pax 102–113 Pax 102–106 Pax 103–106 Pax 105–108 Pax 105 Pax 111–113 Pax 114–155
263 101 102 47; 79; 80; 100 102 249 221 47; 79; 80; 98; 100; 221 102; 219; 221 101 79; 101 102 103 95; 103 94–103 222 109 29 79 28; 32; 82; 112; 113; 114; 115; 118; 122; 222 76; 83 27 95; 99 97 100; 128; 223 223 128 79 223 83 121; 123 176 223 99 104 76 79 249 79 76; 105; 106 214
264 Pax 114–123 Pax 114–118 Pax 114 Pax 119–123 Pax 122f. Pax 124–135 Pax 124–126 Pax 124f. Pax 126 Pax 127–139 Pax 127–134 Pax 127f. Pax 129–134 Pax 129f. Pax 131f. Pax 131 Pax 135–139 Pax 135f. Pax 135 Pax 136 Pax 137–139 Pax 140–149 Pax 140–145 Pax 140f. Pax 140 Pax 146–148 Pax 147 Pax 149–158 Pax 150–156 Pax 150–153 Pax 154–172 Pax 154–156 Pax 154 Pax 155 Pax 157–176 Pax 157–172 Pax 160f. Pax 173–178 Pax 173 Pax 178
5. Stellenregister 76; 103–108 111; 113 214; 223 120 111 113 76; 108–112; 118 223 31; 97; 113; 118 70–84 107; 113; 221; 224; 238 111; 224; 225 29; 31 18 129 112; 224 25; 76; 82; 112– 114; 123 82; 107; 118 28; 32; 96; 97; 118; 122; 225 225 83 114–121 83 108 26; 112; 219 25; 108 89; 184 226 121–123 121; 123 26; 99 25; 121 82; 97; 225 28; 225 83; 123 123 226 100 123 38
Pax 181 Pax 182–187 Pax 182–185 Pax 185–187 Pax 185 Pax 192 Pax 195–209 Pax 195 Pax 197 Pax 215–219 Pax 228 Pax 236–288 Pax 236 Pax 237 Pax 244 Pax 246 Pax 255–258 Pax 255f. Pax 259–284 Pax 289–300 Pax 289–291 Pax 289 Pax 296–300 Pax 296 Pax 301–345 Pax 302 Pax 304 Pax 309f. Pax 313–315 Pax 316f. Pax 316 Pax 318–323 Pax 320 Pax 346–519 Pax 346–360 Pax 347 Pax 348f. Pax 353–356 Pax 356 Pax 357–360 Pax 371f.
128 81 227 226 32 48; 238 80 228 228 14 219 80 128 46 224 128 244 156 22 80 29; 84–89; 219 184 46; 228; 229; 232 219 38; 40 211 150 46 46 219; 231 231 44–48 29; 31; 32; 43; 209; 219; 236 125; 211; 228; 232 40 234 43 38–43 29; 31; 228 40 47; 48
5. Stellenregister Pax 371 Pax 376 Pax 378f. Pax 378 Pax 380 Pax 382–389 Pax 385 Pax 392–394 Pax 403–415 Pax 403f. Pax 405 Pax 406 Pax 423–425 Pax 423f. Pax 431 Pax 444–446 Pax 472 Pax 473 Pax 496 Pax 508 Pax 517–519 Pax 520–534 Pax 528 Pax 531–534 Pax 531f. Pax 531 Pax 532–534 Pax 532 Pax 535–538 Pax 560 Pax 566–568 Pax 566 Pax 582–600 Pax 582–593 Pax 582f. Pax 591f. Pax 601–656 Pax 601–604 Pax 602 Pax 603f. Pax 603 Pax 605–648
80 80 48 238 80 235 236 236 237 237 237 80; 237 48; 80; 119 238 119; 238 60 230 150 46 211 125 124–127 29; 36; 89; 174 187; 195 184 88; 185 185 89 127 239 233 233 54; 238 235 219 219 54 52; 53–58; 193 236 29; 32; 194; 219; 239 31; 167; 168; 169 55
Pax 612–614 Pax 626 Pax 628f. Pax 629 Pax 632–647 Pax 654 Pax 657 Pax 670–678 Pax 670–672 Pax 678 Pax 693–705 Pax 693–699 Pax 695–697 Pax 697–699 Pax 699 Pax 700–703 Pax 700 Pax 718f. Pax 720–724 Pax 722 Pax 729–818 Pax 729–733 Pax 732f. Pax 734–738 Pax 734 Pax 736 Pax 739–747 Pax 746f. Pax 748–760 Pax 748–750 Pax 749 Pax 751–760 Pax 751 Pax 760f. Pax 765–774 Pax 775–818 Pax 775–780 Pax 782–784 Pax 796–799 Pax 797 Pax 799–801 Pax 802f.
265 194 77 239 219 56 45; 48 187 60 187 148 184–196 179 184 180 29 29; 168; 169; 219 167; 245 128; 235; 240 80; 84; 128–130 29; 90; 215; 219 38; 130; 168; 215; 240–248 182 196 179–184 175 29; 89; 219 175; 183 29; 88 183 175–179 26; 29; 219 43 179 183 183 196–212 29 87 29 28 29 170
266 Pax 802 Pax 803 Pax 804f. Pax 806–808 Pax 809–813 Pax 818 Pax 819–1126 Pax 819f. Pax 825f. Pax 825 Pax 826–841 Pax 827–837 Pax 830f. Pax 832–841 Pax 835–837 Pax 838–841 Pax 844 Pax 856–860 Pax 864 Pax 865–867 Pax 890 Pax 894–908 Pax 973 Pax 974–1016 Pax 974–1015 Pax 974–976 Pax 977 Pax 978–986 Pax 987–990 Pax 991–998 Pax 991f. Pax 995–998 Pax 999–1005 Pax 1006–1016 Pax 1012 Pax 1013f. Pax 1017f. Pax 1018–1022 Pax 1019f. Pax 1026 Pax 1031 Pax 1045 Pax 1046f.
5. Stellenregister 170 170 170 170 171 38 214 129 130 163 130 163–167 248 14 29; 219 167 248 97 14; 207 248 249 250 173 173 173 173 173 173 173 173 250 249 173 169–175 212 29; 219 250 136 250 136 139 137 137
Pax 1048f. Pax 1051 Pax 1062 Pax 1063–1114 Pax 1063–1086 Pax 1063 Pax 1065 Pax 1067f. Pax 1070f. Pax 1070 Pax 1073 Pax 1075–1079 Pax 1075f. Pax 1075 Pax 1076 Pax 1083 Pax 1084 Pax 1085 Pax 1086 Pax 1087 Pax 1088–1098 Pax 1089 Pax 1090–1094 Pax 1095 Pax 1096–1100 Pax 1096–1098 Pax 1096 Pax 1097f. Pax 1099f. Pax 1099 Pax 1100f. Pax 1103–1105 Pax 1105 Pax 1106 Pax 1112 Pax 1114 Pax 1115 Pax 1116 Pax 1118 Pax 1119 Pax 1122f. Pax 1127–1190 Pax 1127–1139
137 137 137 136 137 138; 142 143 143 138 130 138 251 138 143 143 139 137 140 143 139 135–144 34; 130 29; 130; 157; 159 130 141 24; 28 130 29; 31; 34; 130 139; 142; 144 143 143 143 143 143 143 143 143 143 144 144 144 38; 251–258 67
5. Stellenregister Pax 1128–1130 Pax 1155–1158 Pax 1155 Pax 1168 Pax 1172–1190 Pax 1175–1178 Pax 1177 Pax 1186 Pax 1191–1264 Pax 1197 Pax 1210–1264 Pax 1224 Pax 1226 Pax 1256 Pax 1264–1269 Pax 1265–1294 Pax 1268f. Pax 1270–1272 Pax 1270 Pax 1273–1276 Pax 1275 Pax 1279 Pax 1280–1283 Pax 1282f. Pax 1286 Pax 1286f. Pax 1288–1290 Pax 1289f. Pax 1290 Pax 1295–1304 Pax 1295 Pax 1296 Pax 1297–1304 Pax 1298–1301 Pax 1299 Pax 1301 Pax 1305–1315 Pax 1305 Pax 1310–1316 Pax 1316–1359 Pax 1320–1328
156 43 43 168 49 48–51 29; 43 60 214 128 150 248 224 224 52 59; 144–163; 209; 214 130 61 29; 32 29; 31; 34 61 64 29; 31 133 258 29; 31; 34 64 52 60 58–70; 214 159 52; 147 52 29; 31 52 27; 29; 32; 52 156 61 38 258 258
267
Plut. 18f. Plut. 1036 Plut. 1134
223 237 237
Ran. 13f. Ran. 52–54 Ran. 53 Ran. 62–65 Ran. 66f. Ran. 72 Ran. 83f. Ran. 86 Ran. 135 Ran. 151 Ran. 184 Ran. 357 Ran. 475–477 Ran. 478 Ran. 542–548 Ran. 549–578 Ran. 659–661 Ran. 674–685 Ran. 700 Ran. 706–717 Ran. 736 Ran. 846 Ran. 849f. Ran. 863 Ran. 896 Ran. 907–970 Ran. 929 Ran. 930–935 Ran. 930–932 Ran. 930f. Ran. 932 Ran. 933 Ran. 937 Ran. 992 Ran. 1043f. Ran. 1004f. Ran. 1004 Ran. 1033–1036
245 19; 35 18 244 35 35 35 86 108 19 39 167; 196 251 226 85; 87 244 257 207 55 207 244 120 90 90 243 50 51 49 50 200 43; 49 50 49; 51 43 90 177 176 158
268
5. Stellenregister
Ran. 1033 Ran. 1058–1060 Ran. 1078–1081 Ran. 1104 Ran. 1113f. Ran. 1217–1219 Ran. 1264f. Ran. 1289 Ran. 1292 Ran. 1403 Ran. 1475 Ran. 1528–1530
258 167 90 17 18 90 43 38 167 250 90 234
Thesm. 22–24 Thesm. 101–278 Thesm. 149f. Thesm. 162 Thesm. 169 Thesm. 177f. Thesm. 404 Thesm. 466–519 Thesm. 689–761 Thesm. 693–695 Thesm. 846–928 Thesm. 855–928 Thesm. 855f. Thesm. 1001–1135 Thesm. 1059–1061 Thesm. 1122 Thesm. 1179
120 171 171 39; 67 86 90 90 20; 90 20; 90 250 171 19; 20 155 171 27 115 86
Vesp. 111 Vesp. 168 Vesp. 212 Vesp. 232 Vesp. 242–244 Vesp. 524 Vesp. 572 Vesp. 706–711 Vesp. 726 Vesp. 771 Vesp. 799–804 Vesp. 802
90 101; 221 223 43 43 116 237 184 237 244 137 176
Vesp. 819 Vesp. 1009–1014 Vesp. 1025 Vesp. 1032–1035 Vesp. 1035 Vesp. 1048f. Vesp. 1071–1090 Vesp. 1074 Vesp. 1081–1083 Vesp. 1081 Vesp. 1133 Vesp. 1195 Vesp. 1222–1249 Vesp. 1225 Vesp. 1231–1235 Vesp. 1292 Vesp. 1410 Vesp. 1446–1449
237 242 247 246 246 17 42 90 38–43 29 239 162 88 88 67 244 179 75; 77; 221
fr. 1–16 fr. 111 fr. 163 fr. 235 fr. 241 fr. 244,2 fr. 506 fr. 591,84–86
90 253 18 67; 69; 88 138 88 18 234
Aristoteles poet. 1448b,15–17 36 poet. 1462a,11–13 19 pol. 1342a,18–21
17
Äsop 3
70–84
Batrachomyomachia 225
62
Boeotica incerti auctoris fr. 690 203
5. Stellenregister Carmina convivalia fr. 892 fr. 893–896 fr. 907
89 88 88
Certamen Homeri et Hesiodi 1–62 132 32–34 132 62–214 132 62–74 132 62–68 135 68–101 133 70–72 135 75–101 133 78f. 134 102–148 133 107–137 157 107f. 133; 144–163 119 158 148–175 133 176–204 133 205–207 133 208–210 133; 158 210–214 133; 135 215–254 132 226–235 133 238–240 134 254–338 132 256 131 258 131 258–260 159 259 148 309–312 133
269
Ephoros von Kyme FGrH 70 F 196
54
Epicharm fr. 65 fr. 123
96; 222 227
Epigonoi fr. 1 fr. 2 fr. 3 fr. 4 fr. dub. 5 fr. dub. 6 fr. dub. 7
144–163 132 132 132 132 149 144–163
test. 3
132
Eubulos fr. 26
249
Eupolis fr. 43 fr. 62 fr. 65 fr. 178 fr. 231 fr. 274 fr. 327 fr. 392
171 247 247 170; 171 137 234 17 52; 58; 239
Euripides Aiol. fr. 17–18 Aiol. fr. 19–24 Aiol. fr. 19 Aiol. fr. 24a Aiol. fr. 28
103–108 91 90 91 90
Comici adesp. fr. 944
85
Diodor 10,27 12,40,6
86 54
Aiol. test. iii Aiol. test. iv
91 90
Diphilos fr. 74,10f.
33
Alc. 66f. Alc. 68f.
248 232
270
5. Stellenregister Hec. 1025
115
Hel. 1f. Hel. 1 Hel. 2 Hel. 16 Hel. 17 Hel. 22 Hel. 49 Hel. 52 Hel. 53 Hel. 56 Hel. 68 Hel. 72 Hel. 460 Hel. 461 Hel. 466 Hel. 557 Hel. 558 Hel. 561 Hel. 562 Hel. 563 Hel. 564 Hel. 565 Hel. 566 Hel. 1209 Hel. 1210
155 19 19 19 20 20 19 19 20 20 19 20 20 20 20 20 19 20 19; 20 19 20 19 19 115 109
Heraclid. 976f. Heraclid. 1020
219; 231 116
Herc. 1143
219
Hipp. 375f. Hipp. 508 Hipp. 599 Hipp. 604 Hipp. 817–851
200 182 219 223 173
Erechth. fr. 369,6f. 18
Ion 616 Ion 1421
251 175
Hec. 432
Iph. A. 231–302
51
Alc. 393–415 Alc. 766 Alc. 848 Alc. 1025
173 42 232 232
Andr. 260 Andr. 399 Andr. 794f. Andr. 1173–1196
250 251 115 173
Androm. test. ii
19
Bacch. 3 Bacch. 1135f.
128 251
Bell. fr. 285 Bell. fr. 286 Bell. fr. 286,15 Bell. fr. 306–308 Bell. fr. 306
Bell. fr. 308 Bell. fr. 309 Bell. fr. 309a Bell. fr. 310–311 Bell. fr. 312
93 93; 102 246 93; 99 32; 94–103; 112– 114; 118; 122; 225 97; 100; 121– 123; 225 100; 122 93; 99 93; 99 93 93; 128–130
Bell. test. ii Bell. test. iii Bell. test. iv
120 93 93
Cycl. 223
42
El. 123 El. 969 El. 978
251 240 116
Bell. fr. 307
175
5. Stellenregister Iph. A. 1589
251
Iph. T. 153 Iph. T. 1293 Iph. T. 1487
173 224 109
Med. 41 Med. 93 Med. 96f. Med. 111–114 Med. 144–147 Med. 160–167 Med. 325 Med. 476f. Med. 793 Med. 916f. Med. 947–950 Med. 1065 Med. 1125f. Med. 1297 Med. 1349
248 221 171; 222 222 222 222 237 248 232 174 174 175 174 115 219; 239
Oin. fr. 566
191
Phoen. 806 Phoen. 1115 Phoen. 1149 Phoen. 1208
271
Sthen. test. ii a,10–15 92 Sthen. test. ii a,21–29 116 Sthen. test. ii a,22–25 110 Sthen. test. ii a,25–29 92 Sthen. test. ii a,29–31 93 Sthen. test. ii b 92; 116 Suppl. 662 Suppl. 1037
248 109
Tel. fr. 696 Tel. fr. 703 Tel. fr. 708 Tel. fr. 708a Tel. fr. 709 Tel. fr. 710 Tel. fr. 727 Tel. fr. 727c
94 20 20 20 20 20 37; 124–127 94
95 237 251 221
Tel. test. ii Tel. test. iii c
20; 93 93
Thy. fr. 397
191
Rhes. 112 Rhes. 618 Rhes. 621
115 95 248
Tro. 1f. Tro. 162 Tro. 627 Tro. 677
115 109 175 109
Sthen. fr. 661 Sthen. fr. 663 Sthen. fr. 664 Sthen. fr. 665 Sthen. fr. 665a Sthen. fr. 669 Sthen. fr. 670 Sthen. fr. 671
90; 92 90 90 90 92; 95; 96 108–112 92; 234 93
Sthen. test. ii a
92
Herakleitos von Ephesos fr. 56 134 Herakleitos Quaest. Hom. 5,2–4 70 Quaest. Hom. 5,8 68 Herodot 1,95,1
243
272 2,116,3 2,134 2,53,2 4,32 4,71,4 5,95 6,94–119 8,20,2 Hesiod erg. 185 erg. 202–212 erg. 231–236 erg. 342f. erg. 568f. erg. 582–585 erg. 585 erg. 589 erg. 592 erg. 596 erg. 654–659
5. Stellenregister 153 74 139 132 186 67 85 143
66 74 258 254 210 255; 256; 257 255 255 255 255 135
scut. 90 scut. 292 scut. 393–398
66 258 256
theog. 285f. theog. 469 theog. 537 theog. 849 theog. 889
129 66 156 160 143
Hipponax fr. 92
226
Hymni Homerici 4
236
Iambographi adesp. fr. 38
64
Ilias 1,423f.
228
1,432 1,459 1,464 1,517–530 1,554 2,107f. 2,422 2,427 2,526 3,15 3,150–152 3,150 3,263 3,398 4,148 4,250 4,252 4,363 4,364 4,401–410 4,419–421 4,446–451 4,500 5,14 5,630 5,850 6,37 6,118 6,121 6,155–195 6,181 7,313 7,381–432 8,53–59 8,53f. 8,54 8,60–65 8,66–77 8,90f. 8,165 9,1–62 9,63f. 9,92–172
153 249 140 141; 154 157 204 249 140 161 154 256 161 50 161 161 153 161 106 153 131; 153 153 144–163 50 154 154 154 161 153 154 92 247 153 154 154 258 161 144–163 154 154 161 141 25; 135–144 142
5. Stellenregister 9,574 9,621 9,659 11,49f. 11,232 11,259 11,424 11,457 11,500 11,530 12,161 13,169 13,264 13,540 13,604 14,267 14,296 15,39f. 16,214 16,257–267 16,257–265 16,266f. 16,462 18,566 19,360 20,176 21,148 22,111 22,156 22,159 22,248 23,816 24,333–335
161 248 248 258 154 153 153 153 160 160 153 160 153 160 154 151 66 248 153 161 161 144–163 154 258 153 154 154 153 239 140 154 154 236
Inscriptiones Graecae I3 40,64–66 137 II2 1556,30 150 Ion aus Chios fr. 84
163–167
Kratinos fr. 19
101
fr. 102 fr. 193 fr. 195 fr. 199 fr. 201 fr. 211 fr. 254 fr. 342
273 195 169 169 169; 184–196 169 52; 53–58; 167; 169; 194; 239 89 89
Kritias fr. 18 fr. 44
232 63
Lamprokles fr. 735
201
Leukon fr. 3
170; 171
Lysias 20,26
151
fr. 181
243
Melanthios fr. 1
169–175
Morsimos fr. 1
171
Nikophon fr. 10,4
17
Odyssee 1,10 1,112 1,126 2,98 3,461 3,465 4,15 4,406
179 156 153 106 140 151 158 247
274 4,441–446 5,256 6,97 7,124 7,204 7,58 8,461f. 10,7 10,501f. 11,23 11,289 12,364 14,94 14,276–280 15,322 16,293 16,324 18,332 18,392 19,12 19,32 19,143 19,367 19,402 20,67 23,171 23,177 24,133 24,508 24,512 Pausanias 9,5,13 Pherekrates fr. 100 fr. 148 test. 2a Philostratos imag. 2,22
5. Stellenregister 247 186 158 258 182 151 240 91 224 140 140 140 140 62 252 67 153 106 106 67 153 106 140 162 66 248 248 106 67 67
Phokylides fr. 14
253
Pindar N. 7,51
243
O. 1,110 O. 12,6a O. 13,63–92 O. 13,64 O. 13,65
243 106 225 224; 225 225
P. 2,52–57 P. 3,23 P. 8,39–56
53 106 131
fr. 89a
200
Platon (com.) fr. 29 fr. 36 fr. 140 fr. 144
249 222 171 127
Platon (phil.) apol. 26d–e
17
leg. 698c–d leg. 929a
86 240
rep. 377a rep. 398d–399c
81 209
161
26; 175–179 171
Plutarch mor. 239b
63
Pseudo-Herodianos Philet. 6
86
Sappho fr. 1,1–7 fr. 48,1f.
235 238
177
222
5. Stellenregister fr. 48,1 fr. 94,11 fr. 96,6–8 fr. 101A fr. 102,2
219 219; 238 240 256 219; 238
Scholien zu Aristophanes Ach. 472 109 Equ. 400 Equ. 1013 Equ. 1057 Equ. 1264 Equ. 1290
168; 169 138 86 198; 200 200
Nub. 335 Nub. 555 Nub. 967
166 246 201
Pax 73 Pax 76 Pax 114 Pax 119 Pax 126
96; 222 32; 95; 96; 117 104; 117 104; 117 108; 109; 111; 117 77 70–84 116 119 116; 120 122 226 85; 86 96 234 39; 40 125 127; 185 54; 239 180; 187; 188; 191 191 193
Pax 129 Pax 130 Pax 141 Pax 142 Pax 147 Pax 154 Pax 185 Pax 289 Pax 313 Pax 348 Pax 356 Pax 528 Pax 531 Pax 603 Pax 697 Pax 699 Pax 702
275
Pax 722 Pax 724 Pax 736 Pax 740 Pax 741 Pax 749 Pax 763 Pax 775 Pax 797 Pax 798 Pax 800 Pax 835–837 Pax 1012 Pax 1014 Pax 1084 Pax 1090 Pax 1159 Pax 1177 Pax 1270 Pax 1298 Pax 1301
128 129; 130 180; 183 241; 245 241; 245 176; 178; 246 241; 247 198; 201 28; 198; 209 197 198; 208 167 171 174 137 141 255 49; 50 132; 148 52; 61; 62 61
Ran. 86
85
Vesp. 1025 Vesp. 1081 Vesp. 1446
247 39 74
Semonides fr. 12 fr. 13
143 75
Simonides fr. 11,21 fr. 86 fr. 512 fr. 516
181 179–184 179 106
Sophokles Ai. 326 Ai. 585 Ai. 879–887
221 101; 219; 221 231
276
5. Stellenregister
Daid. fr. 162
222
El. 13 El. 37 El. 61 El. 77 El. 353 El. 370 El. 577 El. 767 El. 1016 El. 1026 El. 1305 El. 1486
240 251 190 102 190 190 182 190 190 182 190 190
Ichn. fr. 314,39–42 230 Ichn. fr. 314,43f. 231 Ichn. fr. 314,307 222 Inach. fr. 278
127
Kreus. fr. 354
190; 192
Lemn. fr. 387
240
Mom. fr. 419–424 Mom. fr. 421
40 40
Oid. K. 1085 Oid. K. 1099
237 224
Oid. T. 151–158 Oid. T. 738 Oid. T. 827
106 101; 221 239
Phil. 1245
221
Trach. 656 Trach. 819
248 240
test. 1,12 test. 1,13
188 188
Stesichoros fr. S15,ii,15 fr. S109,3 fr. 193 fr. 210–212 fr. 213 fr. 214 fr. 216 fr. 274
208 200 203 196–212 204 204 204 201
Thebais fr. 1 fr. 2 fr. 3 fr. 8
155 131 131 131
Theognis 425–428
134
Thukydides 2,8,2 4,75 5,10 5,16,1 5,20
139 150 22 22 23
Timotheos fr. 791,155f.
86
Tragici adesp. fr. 60
114–121
Vita Aesopi G 127f. G 134 G 135–139 G 140–142 G 142
80; 238 72; 80 70–84 75 81
W 134 W 135–139 W 137
72; 74 72 79
5. Stellenregister Xenophanes fr. 10 fr. 11 fr. 21 fr. 22
130 139 180 252
Xenophon hell. 2,1,16
151
mem. 1,2,56–59 mem. 1,6,14
158 19
277
6. LITERATURVERZEICHNIS 6.1 Verwendete Textausgaben 6.1.1 Fragment-Sammlungen Epiker: BERNABÉ, ALBERT, Poetarum epicorum Graecorum testimonia et fragmenta. Pars I (Stuttgart/Leipzig 21996) Historiker: JACOBY, FELIX, Die Fragmente der griechischen Historiker (Berlin 1923–) Jambographen und Elegiker: WEST, MARTIN L., Iambi et elegi Graeci ante Alexandrum cantati, 2 Bde. (Oxford 21989; 21992); zu Archilochos vgl. auch: OBBINK, DIRK, Archilochus, Elegies, The Oxyrhynchus Papyri 69 (2005), Nr. 4708, 18–42 Komiker: KASSEL, RUDOLF; AUSTIN, COLIN, Poetae Comici Graeci (Berlin/New York 1983–) Lyriker: Sappho und Alkaios: VOIGT, EVA-MARIA, Sappho et Alcaeus. Fragmenta (Amsterdam 1971); Stesichoros: DAVIES, MALCOLM, Poetarum Melicorum Graecorum Fragmenta. Volumen I (Oxford 1991); weitere Lyriker: PAGE, DENYS L., Poetae Melici Graeci (Oxford 1962) und PAGE, DENYS L., Supplementum Lyricis Graecis (Oxford 1974) Tragiker: SNELL, BRUNO; KANNICHT, RICHARD, Tragicorum Graecorum Fragmenta (TrGF). Vol. 1 (Göttingen 21986); KANNICHT, RICHARD; SNELL, BRUNO, Tragicorum Graecorum Fragmenta (TrGF). Vol. 2 (Göttingen 1981); RADT, STEFAN, Tragicorum Graecorum Fragmenta (TrGF). Vol. 3 (Göttingen 1985); RADT, STEFAN, Tragicorum Graecorum Fragmenta (TrGF). Vol. 4 (Göttingen 21999); KANNICHT, RICHARD, Tragicorum Graecorum Fragmenta (TrGF). Vol. 5, 2 Bde. (Göttingen 2004) Vorsokratiker: DIELS, HERMANN; KRANZ, WALTHER, Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und Deutsch, 3 Bde. (Berlin 61951–1952)
6.1.2 Einzelautoren und -werke Aischylos: PAGE, DENYS L., Aeschyli septem quae supersunt tragoedias edidit Denys Page (Oxford 1972) Anthologia Palatina: BECKBY, HERMANN, Anthologia Graeca, 4 Bde. (München 21965– 1968) Aristophanes: WILSON, NIGEL G., Aristophanis fabulae, 2 Bde. (Oxford 2007a) Aristoteles, Poetica: KASSEL, RUDOLF, Aristotelis de arte poetica liber (Oxford 1965) Aristoteles, Politica: ROSS, WILLIAM D., Aristotelis politica (Oxford 1957) Äsop und Vita Aesopi: PERRY, BEN E., Aesopica: A Series of Texts Relating to Aesop or Ascribed to Him or Closely Connected with the Literary Tradition that Bears His Name (Urbana 1952) Batrachomyomachia: ALLEN, THOMAS W., Homeri opera. Tomus V (Oxford 1946 [11912]) Certamen Homeri et Hesiodi: ALLEN, THOMAS W., Homeri opera. Tomus V (Oxford 1946 [11912])
6.2 Weitere Literaturangaben
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Zum Buch Literarische Anspielungen im Frieden des Aristophanes sind zwar bereits seit der Antike Gegenstand der Forschung, wurden aber noch nie systematisch untersucht. Neben einer Detailanalyse aller Bezüge der Komödie zu literarischen Einzeltexten werden auch die kulturellen Implikationen des Befundes in den Fokus gerückt: Die komplexe Intertextualität ist ein wesentliches Merkmal von Aristophanes’ Komödien und weckte bei den gebildeten Zeitgenossen die Lust am Lesen.
Über den Autor Fabian Zogg hat Griechische und Lateinische Sprach- und Literaturwissenschaft studiert. Seit 2008 arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter am Klassisch-Philologischen Seminar der Universität Zürich, wo er 2013 mit der vorliegenden Arbeit promoviert wurde.