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German Pages 377 [380] Year 2005
Lucan im 21. Jahrhundert Lucan in the 21st Century Lucano nei primi del XXI secolo Herausgegeben von
Christine Walde
K G · Säur München · Leipzig 2005
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutsche Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2005 by Κ. G. Saur Verlag GmbH, München und Leipzig Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. All Rights Strictly Reserved. Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlags ist unzulässig. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Bindung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, 99947 Bad Langensalza ISBN 10: 3-598-73026-8 ISBN 13: 978-3-598-73026-9
Im memoriam CHARLES A . TESORIERO
* 2. VII. 1973 t 21. VIII. 2005
Vorwort Der vorliegende Band vereinigt die zum Teil erheblich erweiterten und veränderten Vorträge einer im Rahmen meiner Schweizer Nationalfonds-Förderungsprofessur veranstalteten Internationalen Lucan-Tagung (Basel, 18.-21. August 2004). Mein erster Dank gilt dem Schweizer Nationalfonds und der Universität Basel, die den finanziellen und stabilen institutionellen Rahmen meiner SNF-Förderprofessur gewährleistet haben. Hinsichtlich der Tagung haben wir organisatorische (und ideelle) Unterstützung konkret erfahren von verschiedenen Instanzen der Universität Basel: von der damaligen Dekanin der Philosophisch-Historischen Fakultät, Prof. Dr. Annelies Häcki Buhofer, von Maria Schoch Thomann von der Öffentlichkeitsarbeit sowie vom Seminar fur Klassische Philologie, dem Englischem Seminar und dem Team des Pharmazie-Historischen Museums. Finanzielle Förderung hat der Tagung als privater Donator Rene C. Jäggi (FC Kaiserslautern) gewährt. Auch ihm sei herzlich gedankt. Einen kulturellen Beitrag hat Achim Wolfgang Lenz (Projekt MEDEA 2000, Basel; jetzt Folkwang-Schule Essen) in Gestalt eines eigens für die Tagung verfassten Theaterstücks mit dem Titel "Farsalia. Variationen eines normalen Krieges" beigesteuert, das in diesem Band leider nicht dokumentiert ist, aber in der Erinnerung der Teilnehmenden weiterlebt. Gratias ago! Die Überführung von der Mündlichkeit der Tagung zur Schriftlichkeit des Tagungsbandes wäre nicht möglich gewesen ohne Frau Dr. Elisabeth Schuhmann vom Saur-Verlag, die auch dieses Unternehmen mit Engagement und vertrauter Umsicht unterstützt hat. Mein besonderer Dank gilt natürlich den vier Mitarbeiterinnen des Basier LucanProjekts, die wesentlich dazu beigetragen haben, daß die Tagung und nun der Tagungsband Realität werden konnten: Concetta Finiello (lie. phil.), Anna Laschinger (cand. phil.), Catherine Matter (cand. phil.) und Dr. Annemarie Ambühl, die beim Korrekturlesen und im Erstellen der Indices wertvolle Dienste geleistet hat. Die Drucklegung dieses Bandes fiel zusammen mit meinem Wechsel rheinabwärts an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wohin mich gute Erinnerungen - und Lucan begleiten. Christine Walde, im Spätsommer 2005
Inhalt Vorwort
III
Christine W A L D E , Basel/Mainz Einleitung Yanick
MAES,
VII
Ghent
Starting something Huge: Pharsalia I 83-193 and the Virgilian I n t e r t e x t . . .
1
Piet SCHRIJVERS, Leiden The 'Two Cultures' in Lucan. Some remarks on Lucan's Pharsalia and ancient sciences of nature
26
Joachim DINGEL, Hamburg Lucans poetische Sprache am Beispiel von Bell. Civ. 2,262-525
40
Jula WILDBERGER, Frankfurt Quanta sub nocte iaceret nostra dies (Lucan. 9,13f.) - Stoizismen als Mittel der Verfremdung
56
Dorothee G A L L , Hamburg Masse, Heere und Feldherren in Lucans Pharsalia
89
Elena MERLI, Berlin/L'Aquila Historische Erzählung und epische Technik in Pharsalia 4,581-824
111
Chiara O. TOMMASI MORESCHINI, Pisa Lucan's Attitude towards Religion: Stoicism vs. Provincial Cults
130
Concetta FINIELLO, Basel Der Bürgerkrieg: Reine Männersache? Keine Männersache! Erictho und die Frauengestalten im Bellum Civile Lucans
155
Ulrich EIGLER, Zürich Caesar in Troja. Lucan und der lange Schatten Vergils
186
Charles TESORIERO, University of New England, Australia Trampling over Troy: Caesar, Virgil, Lucan
202
Sophia PAPAIOANNOU, University of Cyprus Epic Transformation in the Second Degree: The Decapitation of Medusa in Lucan, BC 9.619-889
216
Andreola Rossi, Amherst College sine fine: Caesar's Journey to Egypt and the End of Lucan's Bellum Civile . . .
237
Annemarie AMBÜHL, Basel Thebanos imitata rogos (BC 1,552) - Lucans Bellum Civile und die Tragödien aus dem thebanischen Sagenkreis
261
Martin DINTER, Cambridge Lucan's Epic Body
295
Paolo ESPOSITO, Salemo Importanza della scoliastica nell' esegesi a Lucano
313
Indices, zusammengestellt von Annemarie AMBÜHL, Basel
333
1. Antike Autoren 1.1 Lucanus 1.2 Andere Autoren
333 333 338
2. Namen und Sachen 2.1 Personen und Orte 2.2 Sachindex
341 341 345
3.
347
Moderne Autoren
Auetores
355
Einleitung Christine WALDE (Basel/Mainz) Das Bellum Civile Lucans hat in den letzten 35 Jahren eine erstaunliche Renaissance erlebt, der sich auch diese Publikation zu verdanken hat. Was immer die Gründe sein mögen: Zeitgeist und Lebensgefuhl, postmoderne Ausweitung des klassischen Kanons und verstärktes Interesse an der sog. Neronischen Epoche oder fachinterne Zwänge der Profilierung und eine daraus resultierende Suche nach abgelegeneren Gebieten: Wir sind konfrontiert mit zahlreichen Monographien unterschiedlichen Zuschnitts, einer Flut von Artikeln und schon lange erwarteten Kommentaren zu Buch II, VI, IX, X. Hinzu kamen in den letzten fünf Jahren real abgehaltene oder virtuelle Spezialkonferenzen zu Lucan1 oder verwandten Themen. 2 Die Häufung solcher Unternehmen in den letzten Jahren ist aus meiner Perspektive ein Indiz, daß ein Bedürfnis zu bestehen scheint, angesichts der zahlreichen widersprüchlichen Publikationen und deutlich nationalen Lesarten Lucans so etwas wie 'Erträge der Forschung' zu sichern. Der w e i t g e h e n d i t a l i e n i s c h s p r a c h i g e S a m m e l b a n d mit dem programmatischen Titel "Interpretare Lucano" unter der Ägide von Luciano NlCASTRI und Paolo ESPOSITO bildete 1999 den Auftakt.3 Paolo ESPOSITO markiert in seinem luziden Essay "Alcune prioritä della critica Lucanea" die Aporien der 1
Vergleichbare Projekte in früheren Zeiten der Lucan-Hochkonjunktur waren: M. DURRY (ed.), Lucain, Entretiens sur l'antiquiti classique 15, Vandoeuvre-Gendve 1 9 7 0 ; W . RUTZ (Hrsg.), Lucan, Darmstadt 1970. 2
Mit der Neronischen Epoche und damit teilweise auch mit Lucan und seinem literarischen Umfeld befasst ist: L. CASTAGNA/G. VOGT-SPIRA et Al. (Hrsgg.), Pervertere: Ästhetik der Verkehrung. Literatur und Kultur neronischer Zeit und ihre Rezeption, München/Leipzig 2002. Zur erstaunlichen Familie Lucans: I. GUALANDRI/G. MAZZOLI (edd.), Gli Annei. Una famiglia nella storia e nella cultura di Roma imperiale. Atti del Convegno intemazionale di Milano/Pavia, 2-6 maggio 2000, Como 2003. Charles TESORIERO bereitet zur Zeit "Oxford Readings in Classical Studies: Lucan" vor, die ähnlich wie die deutschsprachigen "Wege der Forschung" Meilensteine der Lucan-Forschung darbieten. 3
P. ESPOSITO/L. NlCASTRI (edd.), Interpretare Lucano. Miscellanea di studi, Napoli 1999. Zwischenzeitlich hat sich Salerno durch vielfältige Forschungsaktivitäten als ideelles Zentrum der Lucan-Forschung etabliert. Weitere Sammelpublikationen aus diesem Umfeld: P. ESPOSITO, P . / E . ARIEMMA (edd.), Lucano e la tradizione dell'epica latina. Atti del Convegno Intemazionale di Studi Fisciano-Salerno, 1 9 - 2 0 ottobre 2 0 0 1 , Napoli 2 0 0 4 . P. ESPOSITO (ed.), Gli scolii a Lucano ed altra scoliastica latina, Pisa 2 0 0 4 . Im Dezember 2 0 0 5 wird in Palermo (Organisation: L. LANDOLFI) eine Lucan-Tagung zum Thema "Lucanus Doctus" stattfinden.
VIII
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aktuellen Lucan-Forschung, die sich etwa im Auseinanderdriften der Sprachräume und der Dominanz der anglophonen Forschung bzw. bestimmter anglophoner Schulen manifestiert.4 In der Tat scheint es Themen, Methoden und Einschätzungen zu geben, die in bestimmten scientific communities verstärkt behandelt werden (etwa der Stoizismus in Deutschland, der 'Republikanismus' Lucans in den anglophonen Ländern, die 'Rhetorik' in Frankreich etc.). Gerade als "Interpretare Lucano" erschien, begann ich mich wieder näher mit Lucan zu beschäftigen, nachdem ich diesen Plan schon gut 15 Jahre mit mir herumgetragen hatte. Das von mir konzipierte Projekt, das durch die Förderung des Schweizer Nationalfonds Realität werden konnte, läuft seit August 2001 (bis Juli 2006) unter dem Titel "Eine menschengemachte Katastrophe als kollektives Trauma. Seine Verarbeitung in der römischen Dichtung am Beispiel von Lucans Bellum Civile". Es beschäftigt sich mit dem Bellum Civile als einer paradigmatischen Darstellung von 'Gewalt' und versucht seine Position im Imaginaire Roms und in der späteren Rezeption zu eruieren. Damit ist es im grossen Forschungsparadigma der Jahrtausendwende 'Erinnerung und Gedächtnis' situiert. Um das Ziel der übergreifenden Fragestellung zu erreichen, ist es m.E. unabdingbar, das Bellum Civile mit dem Instrumentarium der Philologie und der Literaturwissenschaft vorgängig als literarisches Kunstwerk in den Blick zu nehmen und erst in einem zweiten Schritt in einer behutsamen Verschiebung der Parameter philologische und 'moderne' Interpretationsansätze zu verbinden, um der einfachen und letztlich sterilen Applikation von griffigen Konzepten von Erinnerung und Gedächtnis, wie sie allenthalben zu beobachten ist, und gewissen Stereotypen der Lucan-Forschung zu entgehen. Aus diesem Grund war eine 'traditionelle' Lucan-Tagung von Anfang an integraler Bestandteil des Projektdesigns. Im Falle des Lucanischen Epos werden die Referenzen der Deutung häufig ohne tiefere Methodenreflexion von außen herangetragen: Stoizismus, Quellenforschung (Stichwort: Lucan als Ersatz für den verlorenen Livius), die politische Einstellung Lucans oder seiner Zeitgenossen (Republik versus Prinzipat) oder gar die Nonkonformität des Bellum Civile mit einer als absolut hypostasierten Norm des antiken (i.e. Homerischen oder meist: Vergilischen) Epos. Wenn es auch töricht wäre zu leugnen, daß diese Aspekte in der Lucan-Forschung eine große Rolle spielen müssen, ist nun doch ein Punkt erreicht, an denen der Leerlauf einiger Ansätze manifest geworden ist. Es kann nicht länger befriedigen, daß die LucanForschung in vielfacher Hinsicht nur als eine Variable der entsprechenden Positionen der Vergil-Forschung (Augustan reception contra pro-augusteische Huldigung) auftritt, ja daß durch die strikten Interpretationsprämissen eine Lucan-Forschung 4
In: ESPOSITO/NlCASTRl, Interpretare Lucano (op. cit.), 11-37.
Einleitung
IX
eigenen Rechts kaum zu existieren scheint. 5 Mitten in der Vorbereitung der Basler Tagung, die vom 18 - 21. August 2004 stattfand, wurde für den Oktober 2003 eine amerikanisch-britische LucanKonferenz in Princeton angekündigt, die hinsichtlich der Vortragenden keine Schnittmenge mit den Unternehmen in Basel und Salerno aufwies. Wie der Selbstdarstellung auf dem Internet zu entnehmen ist, war sie Lucan unter dem Aspekt seines Republikanismus und geistigen Widerstandes sowie seiner Rezeption in dieser Hinsicht gewidmet. 6 Insofern war die Konzeption dieser Tagung einerseits eine Bestätigung der Beobachtungen E S P O S I T O S , der in "Interpretare Lucano" auf die Selbstabschottung der britisch-amerikanischen scientific community hingewiesen hatte, andererseits bewegte sie sich inhaltlich gerade in dem Bereich, den das Basler Projekt durch Parameterverschiebungen wenn nicht aussparen, so doch 'entschärfen' wollte, nämlich Lucans Epos vorgängig als eine republikanische Streitschrift in Zeiten der Tyrannei zu lesen. Obwohl das Epos auch diese Lesart anbietet, gerät man mit dieser Vorannahme in das Minenfeld weitestgehend nachantiker IdeologieKämpfe und damit zu einfachen, sterilen Positionsbildungen. Zielsetzung der Basler Tagung war es hingegen, Latinisten verschiedener Generationen, dezidierte Lucanisti oder Epos-Spezialisten, aus den drei dominierenden, sich aber jeweils nicht homogen darbietenden Sprachräumen 7 der Lucan-Forschung - dem anglophonen, dem italienischen und dem deutschsprachigen — zusammenzubringen. 8 Eine Vorgabe bestand darin, daß die Referenzen und Methoden der Lucan-Interpretation (exemplifiziert an der Analyse einzelner Szenen) und die Stellung des Bellum Civile in der antiken Literatur und Kultur (z.B. Gattungsfragen, Sprache, Religion und Philosophie) im Zentrum stehen sollten. 9 Beides zielt natürlich auch auf die für uns 5
Zur Zeit arbeite ich an einem Lustrum-Forschungsbericht zu Lucan (ab 1985), in dem ich in
der Einleitung die Entwicklung der Lucan-Studien im 20. Jahrhundert nachzeichne. 6
Politics, Violence and the Republican Imagination: Lucan and his Legacy, Princeton University, October 3 - 5 , 2003. Informationen (Programm, Abstracts der Beiträge) unter: http://www.princeton.edu/~classics/conferences/2003/. So weit ich in Erfahrung bringen konnte, ist eine Publikation der Beiträge nicht geplant. 7
Die scientific communities Hollands und Belgiens, die in Äquidistanz zu den anderen Sprachräumen stehen und deshalb von ihren guten Aspekten profitieren können, publizieren in verschiedenen europäischen Sprachen. Bewegung bringen auch "Grenzgänger", die durch einen Systemwechsel mehreren scientific communities angehören. 8
Im typisch schweizerischen Geist der akzeptierten Mehrsprachigkeit fanden sich Referenten aus der Schweiz, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Australien, Italien, Griechenland, Groß-Britannien und den Vereinigten Staaten sowie zahlreiche Gäste verschiedener Nationalitäten ein. 9
Eine wichtige Ergänzung wäre etwa die Rezeptionsgeschichte, die nur mit einem auf Wissenschaftsgeschichte ausgerichteten Beitrag vertreten ist (Paolo ESPOSITO). Obwohl anfänglich auch dieses Gebiet auf der Basler Lucan-Tagung repräsentiert sein sollte, wurde es
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lebenswichtige Frage ab, wie sich die Lateinische Philologie im 21. Jahrhundert zwischen Traditionsbewahrung und nötiger Innovation positionieren kann. Wer in der Lage ist, die Tagungsbeiträge10 und die zum Teil erheblich erweiterten schriftlichen Versionen zu vergleichen, wird sehen, daß die intensiven Diskussionen dahingehend ihren Niederschlag gefunden haben, daß - wie es sich auch in den Publikationen der letzten Jahre anzudeuten beginnt - vermehrt Positionen vertreten werden, die sich fernab der für die Lucan-Forschung so typischen Polarisierungen halten und eher versuchen der 'Vielstimmigkeit' des Lucanischen Textes gerecht zu werden." Diese Kehrwende zeigt sich besonders am Umgang mit Lucans Vergil-Rezeption. Sicher kommt in fast jedem der hier versammelten Beiträge explizit oder implizit Lucans Beziehung zu Vergil12 zur Sprache, doch ist es der Intertextualitätstheorie zu verdanken, die der Lucanischen Dichtungsweise mehr entgegenkommt als die in der Klassischen Philologie herkömmliche Suche nach Allusionen, daß sich aktuell neue Perspektiven auftun. Zunehmend wird es als zu einfach erkannt, Lucan habituell als "Anti-Vergil" zu etikettieren; vielmehr werden verschiedene Formen der Bezugnahme aufgezeigt, von Anti-Haltungen, Ironisierungen, Selbstironisierungen und offensichtlichem Ignorieren, über bewusste Auseinandersetzung und Fortsetzung, Parallelen und Strukturen eher generischer Natur, bis hin zu der Frage, wie die VergilKommentierung prägend auf die Scholien des Bellum Civile gewirkt hat. Auch der weithin in der Latinistik zu beobachtende Paradigmenwechsel, in dem Vergils Wewers langsam durch Ovids Metamorphosen als Mastertext abgelöst wird, ist in einigen Beiträgen dokumentiert.13 Die Teilnehmer der Basler Tagung waren sich einig, daß mit dem Austausch Vergils durch Ovid Lucans intrikates Verhältnis zur literarischen Tradition noch lange nicht hinreichend beschrieben ist. In einigen Beiträgen werden denn auch andere 'Muster' in den Vordergrund gerückt, etwa Lucans Transformation des in einer späten Phase der Vorbereitung doch ausgeklammert, um eine inhaltliche Zersplitterung zu vermeiden. Aktuell bereiten Concetta FINIELLO und ich aber einen Sammelband zum vielfältigen 'Nachleben' des Bellum Civile in der europäischen Literatur vor, der vermutlich Ende 2006 erscheinen wird. 10 In den Formalien wurde wenig vereinheitlicht, sondern den auctores ihre Eigenheiten und Vorlieben gelassen. Jeder Artikel ist bibliographisch autonom. 11 Wie die geneigte Leserschaft sehen wird, sind darunter dennoch Beiträge, die einander diametral entgegengesetzte oder zumindest nicht ohne weiteres kompatible Deutungen vorschlagen, und daß darunter auch solche sind, deren Interpretation die Herausgeberin nicht teilt, dürfte evident sein. 12 Vgl. besonders die Beiträge von Yanick MAES, Andreola Rossi, Charles TESORIERO, Ulrich EIGLER und Paolo ESPOSITO. Siehe auch den Index s.v. Vergil. 13 Siehe vor allem den Beitrag von Sophia PAPAJOANNOU.
Einleitung
XI
didaktischen Epos und seine Integration von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen (Piet SCHRIJVERS) oder seine 'Nutzung' der attischen Tragödie, bes. des Thebanischen Sagenkreises, auf deren Hintergrund es überhaupt erst möglich war, den römischen Bürgerkrieg 'poetisch' fassbar zu machen (Annemarie AMBÜHL). Hingegen greift der Beitrag von Elena MERLI Lucans potentielle Livius-Rezeption einmal anders als im Sinne historischer Quellenforschung auf und fragt, was Lucan als Dichter an dem Historiographen aus augusteischer Zeit interessiert haben könnte. Da in den meisten Beiträgen mehrere Aspekte der Lucan-Forschung angesprochen werden, ist der Band bewusst nicht in Unterrubriken eingeteilt, jedoch vom Auftakt durch Yanick MAES, der Caesars Übergang über den Rubicon einer mustergültigen intertextuellen Analyse unterzieht, bis zu Andreola Rossis Reflexionen, wie ein historisches Epos beendet werden kann, grob chronologisch am Bellum Civile orientiert.14 Mit den einzelnen Episoden kommen die wichtigsten Protagonisten (vor allem Caesar und Cato15) und zahlreiche Nebengestalten in den Blick. Dabei bilden sich 'Cluster' und natürliche Ergänzungen: Dorothee GALLS Artikel zu Masse, Heere und Feldherren im Allgemeinen ist ein Pendant zu Elena MERLls Betrachtung eines einzelnen Feldherrn, nämlich des Curio in Buch IV. Joachim DINGEL bietet das Specimen einer Sprachanalyse jenseits des üblicherweise gegen Lucan geäußerten Rhetorikverdachts an einem konkreten Beispiel aus dem zweiten Buch (Bell. civ. 2,462-525) dar. Ulrich EIGLER, Charles TESORIERO und Andreola ROSSI reflektieren über Sinn und Funktion der Troia-Episode in Buch IX. Catos ostentative virtus wird in den Beiträgen von Jula WlLDBERGER und Sophia PAPAIOANNOU mit je unterschiedlichem methodischem Fokus ("Stoizismen", Intertextualität) beleuchtet. Concetta FINIELLO ist mit den Frauengestalten und mit Erichthos Nekromantie befasst, ein Thema, das auch in Chiara TOMMASIs Beitrag zu Stoizismus und Religion bei Lucan zur Sprache kommt. Letzterer stellt wiederum ein Pendant zu Jula WlLDBERGERs Stoizismus-Kritik dar. Annemarie AMBÜHL und Martin DlNTER widmen sich keiner einzelnen Gestalt oder Episode: ihr Tertium ist es 'Substrukturen' des Bellum Civile aufzuweisen (tragische 'Muster', Körpermetaphorik). Paolo ESPOSITO wendet sich methodischen Fragen der Lucan-Scholien und ihres Nutzens für die moderne Lucan-Forschung zu. Ein dreigliedriger Index, den Annemarie AMBÜHL erarbeitet hat, erschliesst Namen moderner Forscher und Forscherinnen, die wichtigsten Textstellen antiker Autoren, sowie Namen (Orte, Personen) und Sachverhalte, wobei, wenn möglich, die Mehrsprachigkeit der Artikel berücksichtigt ist.
14
Ein zweifellos nötiger Beitrag zum Prooemium fehlt deshalb, weil durch die Verspätung und schließlich den Rückzug des Autors auch kein Ersatz mehr gefunden werden konnte. 15
Im Gegensatz zu Cato und Caesar scheint Pompeius aktuell weniger zu interessieren. Ihm wird aber en passant in den Artikeln von GALLund WILDBERGER Aufmerksamkeit zuteil.
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Ausblick: Perspektiven der Lucan-Forschung - eine unvollständige Aufstellung Paolo ESPOSITO hat 1999 in "Alcune priorita della critica Lucanea" die Forschungsfelder markiert, die in den nächsten Jahrzehnten wünschenswerterweise ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses rücken sollten. Für mich waren ESPOSITOs Ausführungen ein wichtiger Wegweiser sowohl bei der Organisation der Tagung als auch in meiner eigenen wissenschaftlichen Beschäftigung mit Lucan. Natürlich waren sie auch Bezugspunkt der fruchtbaren Schlussdebatte der Basler Tagung über Perspektiven und Beschränkungen der Lucan-Forschung. Hier besteht eine weitgehende Übereinstimmung mit ESPOSITO hinsichtlich der Desiderate, die natürlich nicht bindend vorgeschrieben werden können (genausowenig wie sich der Gang der Forschung voraussehen lässt). Die folgenden sieben Punkte sind als Aktualisierung und Ergänzung ESPOSITOs zu verstehen. (a) Neben intensivem Textstudium und weiteren Bemühungen um die Textedition ist eine Reflexion der Bedingungen nötig, die in unserer Disziplin zur Herausbildung von Forschungsparadigmata resp. Forschungsmoden führen. Auf Lucan angewendet: Welche Faktoren trugen zu der aktuellen Lucan-Renaissance bei und wie stellt sich dieses Phänomen im Verhältnis zu anderen Autoren (z.B. Seneca tragicus, Statius oder Vergil) dar? Noch weiter gefaßt: Unter welchen Bedingungen bilden und wandeln sich Kanones? Ohne Zweifel ist das heutige Interesse an Lucan 16 Indiz einer 16
Wirft man einen Blick in die Geschichte der Erforschung und Rezeption Lucans wird man z.B. erkennen können, daß dem Epos, das ein historisches Ereignis schildert resp. Auskunft über die Eskalation von Gewalt unter Mitbürgern gibt, immer während und nach Kriegen und sozialen Unruhen eine erhöhte Aufmerksamkeit zuteil wurde. Man las es auch, weil es das Schicksal 'grosser Männer' wie Caesar und Pompeius schildert (vgl. C. WALDE, Caesar, Lucan s Bellum Civile and their Reception, in: Μ. WYK.E (ed.) Julius Caesar in Western Culture, forthcoming [Blackwell]). Daß der Ruhm des Bellum Civile in der Tat in der Weise, wie es Lucan in Buch IX imaginiert hatte, mit demjenigen Caesars verknüpft ist, ist eine der Ursachen für die ambivalente und wechselnde Wertschätzung des Epos. Im Mittelalter (immer noch massgeblich: J. CROSLAND, Lucan in the Middle Ages, with special reference to old French epic, in: Modem Language Review 25.1, 1930, 32-51) las man Lucan gerade wegen der Aspekte, die ihm nach Ausweis späterer Epochen fehlten, nämlich als gelehrten Dichter der mirabilia. Mit solch einer Horizonterweiterung sollte die Wiedergewinnung von Erkenntnissen früherer Epochen einhergehen, die im Laufe der Forschung verloren gegangen sind. ESPOSITO, Alcune priority (op. cit., 17f.), weist z.B. daraufhin, daß die Kommentare des 18. Jahrhunderts noch eine Fülle an Parallelen und gelehrtem Wissen dargeboten hätten, ein
Einleitung
XIII
veränderten Selbstdefinition und inhaltlichen Neuausrichtung der Klassischen Philologie, die nicht zuletzt durch die Infragestellung der Bildungskanones in den Geisteswissenschaften nicht mehr auf einer herausgehobenen Position insistieren kann. Fern davon, sich in die Goldenen Zeiten der Klassischen Philologie zurückzuwünschen (die mit unseren heutigen Gesellschaftsstrukturen nicht mehr vereinbar wären) oder diese Entwicklung gar als reines Zerfallsprodukt zu sehen, sollten die Chancen solch einer Neuorientierung beherzt ergriffen werden. Insofern ist es an der Zeit, die früheren Epochen der Erforschung und Rezeption der antiken Texte einer Sichtung und Geltungsprüfung zu unterziehen und sie ihrerseits zum Neben-Gegenstand der Forschung zu machen. Auf Lucan bezogen: Selbst wenn wir als Latinisten ohnehin nicht an Lucan vorbeikämen, muss es interessieren, warum Lucan nach mehr als einem Jahrtausend intensiver Wirkungsgeschichte aus dem Kanon der obligatorischen Schulautoren herausfiel und zur fakultativen Ergänzungslektüre herabgestuft wurde. Die Beantwortung dieser Frage führt zu einer weiteren, die für die Erforschung Lucans (und anderer Autoren des ersten nachchristlichen Jahrhunderts) von wesentlicher Bedeutung ist, nämlich: Was waren die Konsequenzen dieser Kanonkorrektur für ihre allgemeine Wertschätzung, insbesondere aber für ihre Beurteilung in der Klassischen Philologie? Immerhin war diese Kanonkorrektur so nachhaltig, daß Lucan und andere Epiker des ersten nachchristlichen Jahrhunderts selbst nach ihrer aktuellen 'Rehabilitierung' in der Lateinischen Philologie in Gesamtdarstellungen der epischen Tradition weiterhin in einer fast pathisch zu nennenden Fixierung auf Homer und Vergil als medioker oder gar unbedeutend abqualifiziert werden. Profitiert man jedoch von den neueren Erkenntnissen der Spätantike-Forschung und der Mittelalterstudien, erweisen sich Lucan und Statius als wichtige Wegbereiter in der Formierung der europäischen Schlüsseltradition des Epos - und nicht als ephemere N o r m b r e c h e r . Solch eine Erkenntnis hat aber zwangsläufig Rückwirkungen auf die herkömmliche Periodisierung der lateinischen Literatur, die nur durch ein Festhalten an Stereotypen aufrechterhalten werden kann, z.B. durch das Stereotyp des Niedergangs der römischen Literatur, wie es in den Begrifflichkeiten der Goldenen und Silbernen Latinität oder in der Dichotomie von Klassik und Barock zum Ausdruck kommt. Nicht nur ist eine sich an Epochen und Autoren orientierende Einteilung der Literaturgeschichte nicht mehr ausreichend fur unsere weitergefasste Vorstellung eines literarischen Textes im kulturellen Kontext, sondern diese strikte Periodisierung - auch eine Folge der nicht berechenbaren Wissensreservoir, das später aufgrund einer anderen Auffassung von Kommentar nicht mehr tradiert wurde. Ich würde hinzufügen, daß die Lucan-Studien, die aus der Feder der ersten Frauen in unserer Disziplin stammten, nicht die Aufmerksamkeit erhalten haben, die sie verdient hätten, und daß solch ein gender-bias sich immer noch beobachten lässt. Ich werde im Lustrum-Forschungsbericht ausführlicher auf diese Problematik eingehen.
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Textüberlieferung - ist einer verlässlichen Einschätzung aller Autoren, auch jener, die man gerne die "Augusteischen" nennt, nicht zuträglich, denn sie neigt dazu, Kontinuitäten zu verschleiern und Differenzen überzubetonen. Es gab aber zweifellos Bereiche der Dichtung der späten Republik und des Prinzipats, die einen mehr oder minder hohen Stabilitätsgrad aufwiesen: Sprache, bestimmte Charakteristika wie den römischen Expressionismus und Empirismus, die über Gattungsgrenzen hinausgehende Behandlung von Topoi und Themen als Modus der literarischen Innovation, den Diskurs über 'Werte' sowie ein bestimmter Motivfundus. 17 Dies kann aufgrund des Intertextualitätszusammenhangs, in dem die Literatur und Kultur der Republik und des Prinzipats stehen, auch gar nicht anders sein. Außer Acht gelassen wird auch gerne, daß gerade die augusteischen Dichter Brüche, Dissonanzen, kurz, die Negativität als eine Kraft, die in der conditio humana eine ambivalente wie notwendige Rolle spielt, zum bevorzugten Gegenstand ihrer poetischen Reflexionen gemacht hatten. Insofern grenzen sich die Epiker des ersten nachchristlichen Jahrhunderts in ihrer stärkeren Akzentuierung der Negativität nicht von den Vorgängern ab, sondern vertiefen entsprechende Gefälle. Es ist aber genau diese intensive Auseinandersetzung mit der dunklen Seite der menschlichen Existenz, die dazu beitrug, daß Ovid, Lucan, Statius und Seneca Tragicus solch einen Einfluss auf die Epik der Spätantike und des Mittelalters hatten und bis heute Leser in ihren Bann zu ziehen vermögen. Lucan und Statius re-inszenieren Gewaltexzesse als poetische Experimente. Hierin konnten sie an die poetische Tradition des Untergangs von Troia und Theben sowie an bestimmte 'negative' Aspekte von Lukrez' De rerum natura und der Georgica Vergils anschliessen. Trotz aller offensichtlichen Unterschiede in Stil, Konzeption und Sujet haben Lucan und Statius neue Dimensionen des poetischen Diskurses über Krieg und Gewalt eröffnet, indem sie Bürgerkriege mit unterschiedlichen Konfliktkonstellationen und Lösungsszenarien schildern. Beide profitieren von einer linearen Erzählweise, die die Eskalation von Gewalt viel effektvoller und überzeugender darzustellen vermag als eine Erzählung mit Rückblicken, wie sie etwa in Vergils Aeneis vorliegt. Hierbei wird auch zu prüfen sein, wie produktiv eigentlich die Benennung von Literaturperioden nach den Kaisern ist. Denn wie und in was unterscheiden sich der augusteische Dichter Vergil, der neronische Dichter Lucan und der flavische Dichter Statius? Sind ihre Unterschiede bedeutend genug, um Literaturperioden zu markieren? Es dürfte weniger schwierig sein, sich auf eine angemessene Periodisierung oder Darstellungslogik der römischen Literatur zu einigen, als überhaupt eine solche zu finden. 17
Vgl. hierzu z.B. St. HINDS' ähnliche Einschätzung, exemplifiziert an den Invektiven gegen Privatluxus (Cinna, Statius, and 'Immanent Literary History' in the Cultural Economy, in: Ε. Α. SCHMIDT (ed.), L'histoire littdraire immanente dans la po£sie latine, Entretiens sur l'antiquiti classique 47, Vandoeuvres-Gen^ve 2001,261).
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(b) V e r b u n d e n mit der E r f o r s c h u n g der R e z e p t i o n s g e s c h i c h t e ist eine Sensibilisierung dafür, wie sich in der europäischen Geistesgeschichte die Dichotomie Republik versus Kaiserreich herausgebildet hat und welchen Transformationen sie im Wandel der Zeiten unterworfen war (Selbsterforschung der eigenen Position eingeschlossen). 18 Statt moderne Sensibilitäten zu kultivieren, sollte das Interesse in einem ersten Schritt - so gut es eben geht - auf eine Annäherung an den Erwartungshorizont der zeitgenössischen Rezipienten Lucans gerichtet werden: Wie ist das Bellum Civile, das ein schon fast hundert Jahre zurückliegendes Ereignis beschreibt, in der Zeit Lucans zu verorten? Wie modelliert Lucan literarische Figuren aus historischen Persönlichkeiten? In welchem Verhältnis steht diese Form der Fiktionalisierung zu anderen Formen der Mythisierung von Geschichte, dem historischen Epos der Republik, der Praetexta oder nicht-literarischen Selbststilisierungsstrategien wie den Triumphzügen? Auch wenn wir in der Literatur zur Zeit Neros eine intensivere Beschäftigung mit dem Bürgerkriegs beobachten können, wäre die Schlußfolgerung doch vorschnell, daß dies auf ein Wiederaufleben des R e p u b l i k a n i s m u s zurückzufuhren gewesen wäre. 19 Wie Quintilians Institutio oratoria (X 1,90) bezeugt, wurde Lucan zur Zeit Domitians den jungen Männern zur Lektüre empfohlen. Das beweist zweifellos, daß das Bellum Civile nicht als Streitschrift gegen das Prinzipat generell, sondern vielmehr als anti-neronisch aufgefasst wurde: Nero diente ja unter den post-neronischen Kaisern als eine Art Anti-Modell, das man politically correct verunglimpfen durfte. Hätte Lucan auch nur die Aura des Republikanismus gehabt, wäre er aus den öffentlichen Bibliotheken verbannt worden. Dennoch sollten wir vorsichtig sein, diese anti-neronische Interpretation als die verborgene politische Agenda hinter dem Bellum Civile anzunehmen, weil es nicht unwahrscheinlich ist, daß wir hier mit einem bemerkenswerten Fall von Nachträglichkeit konfrontiert sind, die uns von der ursprünglichen Intention Lucans trennt. (c) Die ultimative Fragmentierung des Bellum Civile durch die Interpretation ist ein Charakteristikum der Lucan-Forschung: Es scheint so leicht zu sein, einzelne markante Episoden als ephemeres Forschungsobjekt zu wählen, da das gesamte Epos 18
Vgl. hierzu z.B. die grundlegende Studie von P. BAEHR (Caesar and the Fading of the Roman World. Α Study in Republicanism and Caesarism, New Brunswick/London 1998), die - in einer Fehleinschätzung der Bedeutung Lucans für die Formierung des 'Republikanismus' resp. der Caesar-Bilder - das Bellum Civile praktisch vollständig außer Acht läßt. 19 In diesem Kontext ist wiederum die Frage nach der Definition von 'Werten in Zeiten des Umbruchs' akut, die man nicht einfach auf alte republikanische Werte versus Sittenverfall im Prinzipat reduzieren kann. Vielmehr waren die Werte einer ständigen Neudefinition unterworfen, gerade auch in der späten Republik.
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j a angeblich fragmentiert, aus vielen Einzelepisoden zusammengesetzt sei. Abgesehen davon, daß Lucan das perfekte Opfer für die Anwendung entsprechender moderner Literaturtheorien zu sein scheint, ist diese Fragmentierung schon lange Lucans 'Schicksal', wie etwa eine Handschrift (Nr. 863) aus St. Gallen aus dem 10. Jahrhundert oder der vermutlich im 12. Jahrhundert entstandene LucanSchulkommentar in der Basler Universitätsbibliothek (Mscr. A II 24a) zeigen, in denen Benutzungsspuren auf eine sehr selektive Lektüre deuten (meist Buch I, Hain und Seeschlacht von Massilia sowie die Nekromantie). Aber vielleicht ist es ja genau umgekehrt: weil Lucans Bellum Civile eine derart hohe Zahl an eindrücklichen Episoden aufweist, wird es so wahrgenommen, als ob es aus mehr oder minder unzusammenhängenden Einzelepisoden komponiert ist. In Wirklichkeit zeichnet sich das Epos durch eine hohe strukturelle Kohärenz aus, die allerdings eher auf der Ebene der Metaphorik und Wortfelder zu finden ist. Sicher ist es unvermeidbar, etwa für die Behandlung in einem Artikel, einzelne Episoden auszuwählen. Dennoch sollten auch bei diesem Vorgehen Lucans verschiedene 'Stimmen' (was nicht im Sinne der 'voices' der Vergil-Forschung zu fassen, sondern erst einmal wörtlich zu nehmen ist) berücksichtigt werden, die erst alle zusammengenommen einen Chor unterschiedlichster Perspektiven auf die Bürgerkriegsthematik bilden. Durch die Erkenntnis einer Multiperspektivität wird die Relativität der einzelnen Passagen deutlich, was die Auswahl einer Episode als diskursdominierend unmöglich macht. 20 Trotz guter Vorarbeiten sollte dieses Phänomen der Mehrstimmigkeit in Gestalt der verschiedenen Personen-Stimmen und des Erzählers noch näher untersucht werden. Damit verbunden ist die Frage nach der Kompetenz und der Zuverlässigkeit des Textes, denn durch die 'Vielstimmigkeit' sind wir mit einem scheinbar inkonsistenten Gedicht konfrontiert. Angesichts dieses Sachverhalts ist es umso erstaunlicher, daß das Epos in seiner Rezeption immer wieder monistisch rezipiert wurde. (d) Man muss sich auch damit arrangieren, daß Lucans Bellum Civile ein Fragment, wenn auch ein sehr umfangreiches, vielleicht kurz vor dem Schluss abbrechendes ist. Die virtuelle Vollendung ist ein intellektuelles Abenteuer, gehört aber in die Sphäre der Experimentalphilologie und Phantasieproduktion, in der es keine Sicherheiten geben kann. 21 Wir werden niemals wissen, wie Lucan das Bellum Civile beendet hätte, was und ob er etwas in einer Schlussüberarbeitung geändert hätte oder ob er es überhaupt beendet hätte. Um den Eindruck verhinderter Autorschaft zu vermeiden, 20
Es ist z.B. methodisch nicht zu rechtfertigen, die Cato-Episoden zur eigentlichen Botschaft des Bellum Civile zu stilisieren. 21
Zu Risiken und Nebenwirkungen solcher Umschriften literarischer Werke siehe die Jurisfiction-Serie Jasper Ffordes (z.B. The Eyre Affair, 2000 oder The Well of Lost Plots, 2003).
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sollten die Argumente, die aus der virtuellen Vollendung gezogen werden, nicht über Gebühr strapaziert resp. absolut gesetzt werden. Gewinnbringender wäre eine Reflexion darüber, warum in der Klassischen Philologie so eine starke Sehnsucht nach Abschluß/c/oswre besteht. In dieser Hinsicht könnten sich Ergebnisse der OvidForschung als hilfreich erweisen: Vor allem die 'fragmentierten' Metamorphosen, die sich durch eine gleichsam forcierte Nicht-Abgeschlossenheit und potentielle Offenheit auszeichnen, hatten einen starken Einfluss auf die epische Tradition und konditionierten insgesamt die Lese-Fähigkeiten und -gewohnheiten des römischen Publikums. Hier hat Ovid Strategien des historischen Epos übernommen, das α priori unabgeschlossen ist, weil Geschichte an sich an kein Ende kommt. Dadurch wird aber lediglich akzentuiert, was selbst schon für Homers Ilias galt, nämlich daß der Endpunkt eines literarischen Kunstwerks nur relativ sein kann. e) Da subjektive Lesungen unvermeidlich sind, ist eine ständige Methodenreflexion nötig. In diesem Falle ist dies - ich trage Eulen nach Athen - die Frage, was als Argument zählen kann, da u n t e r s c h i e d l i c h e I n t e r p r e t a t i o n s v o r g a b e n zu unterschiedlichen Lesungen fuhren. Doch in welchem Verhältnis stehen diese auf verschiedenem Wege generierten Lesungen zueinander? Dies betrifft im Falle Lucans so unterschiedliche Bereiche wie Intertextualität (Was ist eine Allusion? Was ist ein Kriterium für die Etablierung einer intertextuellen Beziehung?), Stoizismus und politische Ausrichtung Lucans. Meiner Meinung nach kann es in diesen B e r e i c h e n k e i n e e i n f a c h e n G e w i s s h e i t e n g e b e n . W e n n ich hier eine Methodenreflexion einfordere, heisst das nicht, daß ich etwa eine stoische oder republikanische Lesart des Bellum Civile für ausgeschlossen halte, aber ich glaube sehr wohl, daß die reine Annahme (oder die Ablehnung) eines Stoizimus oder eines Republikanismus Lucans nicht ausreicht und daß, da beide Positionen existieren, der Streit um die Oberhoheit in der Deutung unproduktiv ist. Dafür votiere ich für eine durch Methodenreflexion zu Wege gebrachte Optimierung der entsprechenden Argumente. Bei allen Zugangsweisen sollten diese nach ihren methodischen Voraussetzungen hin offengelegt werden, damit den Rezipienten die Tragweite der I n t e r p r e t a t i o n o h n e w e i t e r e s k l a r ist. O b w o h l d i e s e i g e n t l i c h e i n e Selbstverständlichkeit sein sollte, ist die Lucan-Forschung ein gutes Beispiel dafür, daß man sich diese Regel gleichwohl immer wieder vor Augen halten sollte. f) Ein weiterer Schwerpunkt sollte das Thema "Lucans Bellum Civile und GenreFragen " sein. Heute geht man davon aus, daß die auto-reflexive Ostentation von Genre-Charakteristika ein Indiz dafür ist, daß diese Konzepte nur noch strategisch benutzt werden. Diese Sichtweise verstellt aber die Tatsache, daß 'Epos' zwar eine Schlüsseltradition ist, daß diese sich aber doch bei allen 'fixen' Aspekten durch
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einen im Einzelfall noch zu bestimmenden Grad an Flexibilität/Veränderbarkeit 22 auszeichnet. Offensichtlich hat Lucan ein Epos geschrieben; jedenfalls bedient er sich entsprechender Signale der epischen SchlUsseltradition wie Metrum, Sprache, Vergleiche, typische Szenen etc. und vermischt hierbei Kennzeichen von verschiedenen Epentypen (historisch, mythisch und didaktisch), die wir heute gerne als getrennte Ausdrucksformen wahrnehmen, zu einer kohärenten Form von Epos. Ebenso lassen sich Strukturelemente anderer Genres, z.B. Tragödie/Praetextae, Elegie, Geschichtsschreibung, Satire und Hymnos ausmachen. Daß es sich beim historischen Epos um eine von mehreren im ständigen Wandel begriffenen Formen von Mythisierung/Literarisierung von Geschichte handelt, sollte eigentlich evident sein, wird aber nicht hinreichend berücksichtigt (siehe oben unter b). Vor diesem Hintergrund erweist sich die interpretative Fixierung auf Vergil (oder wie es sich jetzt andeutet, auf Ovid) als geradezu paradoxe Einschränkung. Felder, in denen noch viel fur die Lucan-Forschung zu holen wäre, sind Lucans Verhältnis zu Ennius und anderen historischen Epikern, zu Lukrez und zur Fachliteratur, zur römischen Liebeselegie, zur griechischen Literatur (Tragödie, hellenistische Dichtung), zu den Georgica Vergils und zu Horaz, um nur einige zu nennen. g) Erst seit einiger Zeit ist der Zustand erreicht, daß alle Teile des Bellum Civile durch einen modernen Kommentar erschlossen sind. Allerdings sind Zuschnitt und Fokussierung der in unterschiedlichen Phasen des 20./21. Jahrhunderts entstandenen Kommentare heterogen und z.T. nicht auf der aktuellen Höhe der Lucan-Forschung.23 Insofern sehe ich wie ESPOSITO (op.cit., 20) die Kommentierung des Bellum Civile als höchste Priorität an. Für eine schnelle und sichere Erschließung des Werkes durch Studierende oder auch bisher noch nicht sehr mit Lucan vertraute Forschende fehlt ein Gesamtkommentar im Stile der verschiedenen Vergil- oder OvidKommentare. Um wenigstens mittelfristig ein Unterrichts- und Erschließungsinstrument bereitzustellen, wäre ein Kommentar in Angriff zu nehmen, der zwischen den Extremen der sehr knappen gelb-grünen Cambridge-Reihe und den ausführlichen Kommentaren wie Franz BÖMERs Metamorphosen-Kommentar oder Joachim 22
Ein Gebiet, das ebenfalls noch einer eingehenden Untersuchung bedarf, sind Lucans Humor und Sarkasmus. Sein Schwarzer Humor ist häufig Zielscheibe der Kritik, wird doch moniert, daß einige seiner Passagen nicht mit der Vorstellung eines seriösen Epos konform sind. Sinnreicher wäre eine genaue Beschreibung des Phänomens, denn daß Lucan ein historisches Epos schreiben wollte und nicht nugae, ist evident. Das löst zwar die Frage nicht, ob wir es mit Geschmacklosigkeit oder Intentionalität oder mit beidem zu tun haben, aber die Frage nach der Wirkung auf die Rezipienten und der Vergleich mit anderen Texten könnten hier Aufschluß geben. 23
Ähnliches gilt für die diversen Übersetzungen, die ζ. T. ebenfalls sehr stark die angeblich republikanische Ausrichtung Lucans und die Abneigung gegen Caesar resp. die Verhimmelung Catos vertiefen.
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LATACZs Basler Homer-Kommentar liegt. Aktuell sondiere ich im Anschluß an das Basler Lucan-Projekt, in dem die Sekundärliteratur zum Bellum Civile systematisch gesammelt wurde, die Möglichkeiten der Realisierung (inhaltlicher wie finanzieller Natur) solch eines Gesamtkommentars und habe auch unter den homines lucani schon potentielle Mitstreiter, wenn auch nicht in ausreichender Zahl, gewonnen. Darum seien diese Zeilen auch als Appell in diese Richtung verstanden. Meiner Vorstellung nach könnte der Kommentar von einem (international besetzten) Team erarbeitet werden, wobei jedes Mitglied ein oder zwei Bücher übernimmt, man sich aber - bei weiterhin gewährleisteter Autonomie des einzelnen Kommentators - auf gewisse Schwerpunktsetzungen einigt und gleichsam in Sichtweite zueinander und mit regelmäßigem wissenschaftlichen Austausch arbeitet ,24 Der Kommentar sollte flankiert werden von Einfuhrungen in das Werk (z.B. literaturgeschichtliche Positionierung, Metrik, Sprache etc.) und Forschungsberichten zu bestimmten Fragestellungen (z.B. Republikanismus, Figurenzeichnung, Stoizismus). Sollten die Tagung und die Publikation der Tagungsakten dazu beitragen, daß ein derartiger Kommentar entsteht, hätten sie ohne Zweifel eine wichtige Aufgabe für die Lucan-Forschung erfüllt. Für den Augenblick noch schöner allerdings fände ich, wenn dieser Band Leser und Leserinnen findet, denen er als Anregung zu eigener Lucan-Relektüre wird und die ihn in kritischer Auseinandersetzung fortsetzen.
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Man müsste sich auch auf eine Publikationssprache einigen, was - da man mit Übersetzungen operieren könnte - nicht bedeutet, daß die Kommentare von Anfang in dieser abgefasst werden müssten.
Starting Something Huge: Pharsalia I 183-193 and the Virgilian Intertext Yanick MAES, Ghent Caesar's vision of Patria on the banks of the Rubico and his subsequent crossing of the river is one of the most amply studied scenes of Lucan's Pharsalia\ And deservedly so, for in this scene, and the lines immediately following, a lot of the central issues of Lucan's epic are beautifully expressed. We might even say that in verses 183-232 the thematic core of Caesar as a character in Lucan's epic is firmly established, 2 a rich kernel that will be expanded in many ways but never fundamentally altered. Caesar will remain a set of variations on the theme presented in these lines. One of the means used by Lucan in this scene for both the characterization of Caesar and the positioning of his own epic within the tradition, is a tightly woven web of allusions. The detection of allusions is a notoriously tricky business. The interpretation of allusions even more so. The allusion to another text or to other texts or perhaps to what is called a genre, is pointed out by a reader (me) and then gets accepted (or not) by another reader (you). Once the allusion is accepted, once the two texts become connected in the reader's mind, they seem bound to remain together 1
The commentaries of R. J. GETTY, Lucan, De Bello Civili I, Cambridge, 1940 and P. WUILLEUMIER & H. LE BONNIEC, M. Annaeus Lucanus, Bellum Civile Liber Primus, Paris, 1962 remain essential starting points. Recent treatments include: W. GÖRLER, Caesars RubikonÜbergang in der Darstellung Lucans, in: H. GÖRGEMANNS & E.A. SCHMIDT (edd.), Studien zum antiken Epos, Meisenheim, 1976, 291-308 (a useful overview of older literature in n.l); E. NARDUCCI has treated this scene repeatedly inter alia: IDEM, Cesare e la Patria: ipotesi su Phars. 1 185-192, Maia 32 (1980), 175-178, and IDEM, Lucano: un'epica contro l'impero, Roma, 2002, 194-207; G. A. JACOBSEN, Waking visions in Ovid's Metamorphoses and Lucan's Bellum civile, (PhD) Ohio State University Columbus, 1982, 69-87; J. MASTERS, Poetry and Civil War in Lucan's Bellum Civile, Cambridge, 1992, 1-10 (our view has many affinities with his); E. MARINONI, Se, quando e come leggere Lucano nei licei ticinesi - Osservazioni e una proposta operativa, in: G. REGGI (ed.), Aspetti della poesia epica Latina, Lugano, 1995, 173-205 (includes a very useful presentation of the different historical sources); R. HOOVER, Boundaries and Transgressions in Lucan's Bellum Civile, (PhD) Madison (Wisconsin) 1995, 54-83; E. PELUZZI, «Turrigero... vertice»: la prosopopea della Patria in Lucano, in: P. ESPOSITO & L. NICASTRI (edd.), Interpretare Lucano. Miscellanea di studi, Napoli, 1999, 127-155. 2
J. RADICKE, Lucans poetische Technik: Studien zum historischen Epos, Leiden, 2004, 176s.: "So sind in diesem kurzen Auftritt bereits fast alle Motive versammelt, die sich mit Caesar in Lucans Epos leitmotivisch verbinden".
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every time we read the text. 3 There are, of course, some criteria helping the allusion to get accepted: the recurrent character of the allusive features (all pointing to the same source text, to the same theme, or perhaps to the same scene 4 ), the degree of markedness of the allusive features (although this criterion is rather open to discussion as the 'markedness of specific features' is difficult to pinpoint 5 ) and the explicit indication of the source text (the text alluded to) in the alluding text (this seems even more exceptional). But even when checked by all sorts of criteria - and we could add the rather evident prerequisite that the author could have had knowledge of the source text - it remains very difficult to tell if an allusion discovered also is an allusion intended.6 As J. PUCCI has observed, the connection of two sets of words can occur only in the mind of the reader because, as he puts it, "the language of the allusion makes possible but does not determine the creation, function or conceivable interpretations of the allusion"7. Eventually it is the reader who will make sense of the connection of the two texts, and the outcome of this process of detection, identification and interpretation will depend largely upon the intentions of the reader, his conception of the text he is reading (formed inter alia by the critical discourse he has read concerning this and other texts). It will inevitably also involve taking into account the interpretation of two 3
Z. BEN-PORAT, The Poetics of Literary Allusion, PTL 1 (1976), 1 0 5 - 1 2 6 , 110s.: the process of actualisation of an allusion involves the recognition of the marker in a given sign, the identification of the text evoked, the modification of the initial interpretation of the signal and, potentially, the activation of the evoked text as a whole. 4 A. PASCO, Allusion: a literary graft, Toronto/Buffalo/London, 1994, 18: "When there are a number of references that suggest the same text, a strong case for the existence of allusion exists." 5 J. WILLS, Repetition in Latin poetry: Figures of allusion, Oxford, 1996, 17-24, 24-33 concerning the building of a "grammar of allusion", esp. 17: "any communicative feature can be linguistically marked, but not all languages or cultures will mark all features". To be effective, an allusion must be directed towards an audience (24) "trained either by a tradition or by the poetry itself1. The process of (25) "reinforcing old markers and learning new markers is constant". But we've got to realise that (32) "associations or allusions are often made by a host of little features for which we do not even know a name". Elements that help to mark specific words or phrases include formal resemblance in combination with similar content, parallels on the syntactical and/or metrical level. 6
But as A. PASCO (n.4), 17, remarks: "Whether the allusion is consciously or unconsciously created, the text suggests it, and it becomes a part of the reading experience". 7 J. Pucci, The full-knowing reader: allusion and the power of the reader in the Western literary tradition, New Haven (Conn.), 1998, 34.
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(and even more) different texts at the same time, since the text alluded to is not a static entity, whose meaning is fixed for eternity. A reader always strives to the closing of the hermeneutic circle; he wants the text to mean something and will be able to make a case for his interpretation so as to get it accepted by other readers. In the process he will single out some features at the expense of others, thus leaving ample space for other readings. However, we must keep in mind that by 'explaining' the meaning of 'an allusion', we not only make a projection of our own intentions on the canvas of the text created by the author but at the same time we try to reconstruct, or rather: we infer an authorial intention. Interpretation, like every other form of communication, is the meeting of two intentional minds. The modern reader should be aware of the fact that the text was created within a specific communicative situation. The literary text is a form of mediated action: the author has used the cultural tools that were available in his culture in order to communicate with a contemporary audience. By interpreting an allusion, the modern, institutional reader might also try to identify the perspective on offer in the ancient text and uncover the aspects of the - fictional - shared reality that the ancient writer and his public attended to. In what follows, we will focus on generic motifs and paraphrastic techniques of allusion in the first ten lines of Lucan's opening scene, concentrating on the Virgilian threads in the fabric of the Rubico scene. The complex intertextual patterning of this scene enables us not only to deepen our understanding of and reflection on Caesar's/ Lucan's actions in starting (the narration of) the civil war but also to construe a strong intratextual coherence.
The story begins. This is Epic, you know: just like the one Virgil wrote 183
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lam gelidas / Caesar cursu / superaverat Alpis ingentisque animo motus bellumque futurum ceperat. Ut ventum est parvi Rubiconis ad undas ingens visa duci Patriae trepidantis imago clara per obscuram vultu maestissima noctem turrigero canos effundens vertice crines caesarie lacera nudisque adstare lacertis et gemitu / permixta / loqui /
Lucan starts the action of his historical epic in medias res, a traditional epic technique 8 : ' F. CUPAIUOLO, Intomo a un precetto della poetica antica, PP 9 (1954), 406-424,423: starting the story in medias res was not originally part of the Roman tradition, but a Greek import, based
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Caesar has already (iam®) passed 10 the Alps and has reached the limits of his province: the Rubico. At this point "Lucan flirts with the possibility that supernatural characters will play a role in the narrative"": out of the darkness appears the towering figure of a deified Patria 12 . This seems a bit odd as in the preceding 180 lines no suggestion of a as it was on the translation of the Homeric epics. Virgil used it again and Horace made it obligatory. His prescription however is the culmination of a long rhetorical/grammatical tradition (o.e., 406). P. H. SCHRIJVERS, Crise poötique et poitique de crise, Amsterdam, 1990, 18, is quite right in observing that "abstraction faite de quelques cliches comme 'in medias res', I'Art Poetique d'Horace nous apprendpas grand chose sur I 'epopee historique de Lucain". 9
The use of iam at the beginning of the epic action or a particular book of an epic is rather well attested: Ov. Met. III, VII, VIII, XIV; Luc. Phars. II, VIII; Stat. Theb. I 46; Sil. Pun. VI, XII. According to J. MASTERS (see n.l), 5 n.12, Ph. HARDIE reads in Lucan's iam a suggestion of irony. This is attractive, although rather hard to prove. 10 Although giving us an impression of Caesar's speed, w 183-185a aren't part of the narration proper: see D. GAGLIARDI, Pharsalia I, Napoli, 1970, 72; W. GÖRLER (see n.l), 293-294, 296; W.D. LEBEK, Lucans Pharsalia. Dichtungsstruktur und Zeitbezug, Göttingen, 1976, 115. The use of superaverat echoed by superata in line 223 has some important consequences: R. HOOVER (see n.L), 60-62. I'd like to point out that in this epic Caesar is the only character that "climbs over physical obstacles" (= superare OLD 1) and that the physical obstacles involved are always connected with water (I 183: gelidas Alpis; I 223: the Rubico; III 84-85: Anxuris arces / et qua Pomptinas via dividit uda paludes; IV 149s.: a command to cross the Sicoris; V 503s: fluctusque verendos / classibus). Other instances of superare in Lucan: "to be superior to" (= OLD 3) in III 68 and "to prevail over" (= OLD 4) in III 685, IV 715, IX 936.
" D. FEENEY, The Gods in Epic, Oxford, 1991,270. 12
The opening scene has been regarded as a rhetorical prosopopoieia by W.D. LEBEK (see n.10), 117. Cf. Rhet. Ad Her. IV 53 & 66; Cicero, Cat. I 17s.; Cat. I 27-29; Cat. IV 18; ps.-Sal., Ep. ad Caesarem II 13, 1-7. I think that the rich tradition of the rhetorical figure offered an opportunity of introducing an epic epiphany in an epic without deorum ministeria. Lucan carefully presents Patria as a goddess and more specifically as Cybele. This idea is first fully developed by R. J. GETTY, Lucan and Caesar's crossing of the Rubicon, in: M. GYLES (ed.), Laudatores Temporis Acti, Chapel Hill (NC), 1964, 73-81 and has been expanded on by E. PELUZZI (see n.l), 141-149; also R. HOOVER (see n.l), 76-78. At the same time the confrontation between Caesar and Patria is a confrontation between the old order and the new, as Caesar answers not the Republican Patria, but the Imperial Roma. For an overview of the way the crossing was treated in historical sources, see E. MARINONI (see n.l), 177-188; E. PELUZZI, o.e., 134-141 (who intimates the idea that pro-Caesarean sources used an account of some prodigy or another, which would make Lucan's version contra-propaganda); J. RADICKE (see n.2), 170s.
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possible divine cause for the civil wars has been considered. 1 3 The intervention of Patria may not be in line with the technique of Lucan thus far, a very traditional epic device it is.14 From the earliest epic poems on, the intervention of a divinity appearing in person to a hero to deliver a message and eventually to direct his actions, which I call a message scene, has been part and parcel of the epic b a r d ' s working tools. I prefer to label these scenes 'message scenes' rather than 'messenger scenes', as this expression makes clear that within the narrative context the message is the principal element. Message scenes are instrumental in bringing the epic plot (or a sub-plot) to a satisfying end. The hero acquires the necessary competence to carry out what structuralists call 'the program of performance'. Ultimately the message scene is a causing-to-do. By using one of the most characteristic elements of traditional epic at the very onset of the epic action proper, Lucan is making a powerful statement. It is by n o w a given fact of Lucanian studies that Lucan's break with the tradition is simultaneously nothing but a m o v e within this tradition (how could it not be?). 15 Lucan uses the means 13 Indeed, in line 8 the anonymous cives have been identified as the culprits: Quis furor, ο cives, quae tanta licentia ferri? Cives: both the source of this, our, epic and the audience of this epic. Cf. Aeneid I 8: Musa, mihi causas memora... ( W . D . LEBEK [see n.10], 36-41). 14
A. LAIRD, Powers of expression, expressions of Power: speech presentation and Latin literature, Oxford, 1999, 260 "the poetic convention of the messenger scene ... seems to be as old and enduring as poetic narrative itself' (with relevant bibliographic references in n.4). Cf. J. MERCERON, Structure, focalisation et esthitique dans Ies scfenes de message öpiques, Aevum 71 (1997) 315-330; an essential historical overview is provided by Th. GREENE, The descent from heaven: a study in epic continuity, New Haven, 1975. 15
Ph. HARDIE, The epic successors of Virgil: a study in the dynamics of a tradition, Cambridge, 1993, 109; G. B. CONTE, La 'Guerra Civile' di Lucano: studi e prove di commento, Urbino 1988, 11-38 has some very good observations in this respect. J. WERTSCH, Mind as Action, New York/Oxford, 1998 is an interesting analysis of the ways in which cultural tools both enable and constrain human actions. Illuminating is his exploration of the ways in which subjects use the prevalent narrative tool for representing the past, even when they do not accept and agree with it (86-106 concerning accounts of the origins of the United States; 148-166 on official and unofficial accounts of how Estonia became part of the Soviet Union). The pervasive influence of the official narrative of history, even after the conditions of production have changed radically is studied by J. fcuczYNSKi, The multivoicedness of historical representations in a changing sociocultural context, Culture & Psychology 3 (1997), 21-40. The alternative textual space that the resisting author stakes out necessarily remains derivative vis-ä-vis the dominant, official mode of representation. It is a kind of hidden dialogue in which the other (the invisible second speaker) remains present and has a determining influence on all the present words of the first speaker: M. BAKHTIN, Problems of Dostoevsky's Poetics, Ed. & Transl. by C.
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that the previous tradition has left him, even when modifying them beyond recognition. His actions are thus predestined in many ways. But sometimes he not only uses the cultural tools at his disposition, but also mentions them.16 At those points he puts the traditional elements between quotation marks, holds them up for public scrutiny. This is the case with the opening verses of the Rubico scene. The message scene is playing its role within the fabric of the epic, but it is at the same time an illustration of the fact that divine epiphanies have no longer a role to play within the world of this epic. Lucan is able to mention the epic message scene simply by using it, because of the very prominent role the theme plays in the Aeneid. Virgil draws on epiphanies with great frequency and, more importantly, he has given them a highly stylized outlook.
The Virgilian standard Divine messengers feature prominently in Virgil's Aeneid: the epic has no less than 15 message scenes (or 16 depending on whether one considers the borderline case of the Dira in book 12 to be one or not).17 Although Virgil integrates the recurrent dreams and Emerson, Minneapolis, 1999 (=1984), 181-204, esp. 196-199; J. WERTSCH, o.e., 160-164. Cf.
Ch. MARTINDALE, Redeeming the text: Latin poetry and the hermeneutics of reception, Cambridge, 1993, 53: "Even to talk of a return to chaos, of aimless meaninglessness, as Lucan so often does, is to be entrammelled in the world of power, of Caesarism, since 'chaos' is written within a discourse in which 'order' is implied". 16 On the possibility of simultaneous use and mention of (quoted) verbal units: O. SIMCHEN, Quotational Mixing of Use and Mention, Philosophical Quarterly 49 n°196 (1999), 325-336; relevant is also IDEM, Rules and mention, PhQ 51 n°205 (2001), 455-473, esp. 463-468. Particularly pertinent for understanding the way Lucan interacts with the tradition is the recognition (470) that "it is an intriguing part of our cognitive architecture that reflection upon sources of psychological influence on us can actually diminish the influence". But this does not preclude the possibility of influence (473): "We are bound by rules, and we reflect on them; and by reflecting upon them we do not automatically treat them as having no influence on us". 17
The message scenes in the Aeneid are: I 385-417 (Venus visits Aeneas, of her own will); II 268-297 (Hector visits Aeneas, of his own will ?); II 589-633 (Venus visits Aeneas, of her own will); II 771-794 (Creusa visits Aeneas, of her own will, sent by Jove?); Ill 147-178 (Phrygii Penates visit Aeneas, sent by Apollo); IV 219-280 (Mercury visits Aeneas, sent by Jove); IV 554-572 (Mercury visits Aeneas, sent again by Jove?); V 605-663 (Iris visits the Trojan women, sent by Juno); V 722-745 (Anchises visits Aeneas, sent by Jove); VII 413-466 (Allecto visits Tumus, sent by Juno); VIII 26-80 (Tiberinus visits Aeneas, of his own free will?); VIII 608-616/730 (Venus visits Aeneas, of her own will); IX 1-24 (Iris visits Turnus, sent by Juno); IX 638-663 (Apollo visits Julus, of his own will); X 217-259 (Nymphs and esp. Cymodocea
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divine apparitions in the fabric of his epic, he has cast his message scenes using a standardized mould. As a consequence the elements shared by the different epiphanies coalesce to form a clearly discernible pattern that inevitably becomes part of the reader's encyclopaedia. A short overview of the typical traits of Virgil's epiphanies will make this clear. The apparitions 18 in the Aeneid preferably happen at night, often while the character visited is sleeping or/and is plagued by trouble. The visit is regularly presented as a dream, but it isn't always clear whether we are reading an account of a dream or a waking vision. Virgil deliberately blurs the line between the two, most conspicuously by using videri in both cases. 19 I do not believe that this points to an allegorical reading of these scenes 20 , because already in Homer dream scenes are built along the same lines as divine apparitions and can be regarded as a powerful and effective variation on the theme of the message scene.21 Moreover, treating waking visions and apparitions in dreams on the same level, the one as real as the other, seems visit Aeneas, sent by Cybele?); XII 843-886 (Dira visits Juturna/Turnus, sent by Jove). All are more or less extended scenes, in which the actual apparition of the supernatural power and the delivering of a message are described; instances such as the closing scenes of book IV (where Iris is sent down by Juno to end the death struggle of Dido, not to deliver a message) and book V (Somnus kills Palinurus) or the inspiration of Aeneas by Venus in XII 554-556, have not been taken into account. " Cf. also W. KÜHN, Götterszenen bei Vergil, Heidelberg, 1971, 173s.; J. O'HARA, Death and the optimistic prophecy in Vergil's Aeneid, Princeton, 1990, 54-60 has an overview of some standard elements of prophetic scenes. The characteristics of Virgil's epiphanies are obviously in accordance with the description in other ancient sources, for which see F. PFISTER, s.v. Epiphanie in RE, Suppl. IV, Stuttgart 1924, coll. 277-323, esp. 314-320; F. GRAF, S.V. Epiphanie in: Der Neue Pauly, Band 3, Stuttgart 1997, coll. 1150-1552. 19
Visus: II 271 (dream), II 773 (waking vision), III 150 (dream), IV 557 (dream or waking vision? Cf. Chr. WALDE, Die Traumdarstellungen in der griechisch-römischen Dichtung, München/Leipzig, 2001, 287), V 722 (dream or waking vision? Cf. Chr. WALDE, o.e., 291), VIII 33 (dream); videndam: II 589 (waking vision). 20 For this tendency in Virgil, if there is one, see e.g. R. HEINZE, Virgil's epic technique, Bristol, 1999, 242-245. A perceptive critique of such rationalizing views in D. FEENEY (see n.ll), 172-180, also R. COLEMAN, The Gods in the Aeneid, Greece & Rome 29 (1982) 143-168, esp. 162s.; cf. W . KÜHN (see n.18), Heidelberg, 1971, 72: "Auch der 'gebildete Leser' kann nicht daran zweifeln, daß in der epischen Handlung das Auftreten des Götterboten als volle Wirklichkeit genommen werden muß". 21
W. AREND, Die typischen Scenen bei Homer, Berlin, 1933, 61-63.
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to be in line with other ancient representations of epiphany. 22 An important element of almost every message scene is a stress on the physical presence of the divinity: by a detailed description of the apparition or by the use of ante oculos and the verb adstare or adesse. Although night (and sleep) is the preferred moment for a message scene, the figure of the visitor remains clearly visible in the darkness (clara, pura, multo manifesti lumine, refulsit"). After delivering his or her message the deity instantly disappears, often leaving his addressee stupefied (if he wasn't awed already when first confronted with the otherworldly power, as Virgil's characters are wont to be; attonitus, exterritus, steteruntque comae et vox faucibus haesit are expressions used to indicate this state of mind). The closing of the scene either is a sacrifice, a prayer and the execution of the order given or simply the execution of the order. A final but important element contributing to the stylized model for the message scene is the use of formulas and recurrent vocabulary: some of those verbal elements are exclusively associated with message scenes; some connect these scenes with other instances of divine manifestation. I think it is immediately clear that the epiphany of Patria complies with this scheme in all elements but one: the execution of the order given. 24 Although Patria bids Caesar and his men to stop their action, they will disobey and cross the river. In particular, the message scenes in books 1 to 5 of the Aeneid form a tight network: the vocabulary of the message scene is less conspicuous in the second half of the Aeneid. This may be a result of Aeneas' growing confidence in his mission, but I think that message scenes are important for other reasons: they are a vital part of the 22
E.g. Iamblichus, De Myst. Ill 2 (esp. 103,10-14 & 104,14-105,3); Aelius Aristides, Or. XLVIII 32; Heliodorus, Aeth. Ill 11, 5-12, 1. See: H.S. VERSNEL, 'What did ancient man see when he saw a god? Some reflections on greco-roman epiphany' in: D . VAN DER PLAS (ed.), Effigies Dei: essays on the history of religions (Studies in the history of religions. Supplements to Numen 51), Leiden, 1987, 42-55, esp. 48s.; for Virgil, see W. KÜHN (see n.18), 176: "die Götterszenen ... besitzen im Rahmen der Dichtung die gleiche Realität wie das Irdische und nur zu ihr hinzu die Qualität des Symbols". I do not think that Virgil blurs the line between epiphany and dream vision "weil dadurch die Götter dem allzu Sinnfälligen, allzu Konkreten entrückt bleiben, und weil eine Vision dem Mystisch-Geheimnisvollen nahe verwandt ist" as KÜHN ( [ s e e η . 18], 5 3 , c f . 1 7 3 ) h a s it. 23
The shining forth of the appearing deity seems to be a particularity of epic epiphanies: F.
PFISTER ( s e e n . 1 8 ) , c o l . 3 1 5 . 24
The lion-simile in 204-212 is a suitable rounding off of the message scene: J. RADICKE (see n.2), 174. This way Lucan presents the virgilian type scene in full and as a self-contained unit. The manner of Lucan changes to a more realistic narrative style in the ensuing presentation of the crossing. See W . D . LEBEK (see n.10), 122; W . GÖRLER (see n.l), 298s., who maintains that the ensuing narration presents the same action from a different perspective.
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engine that drives the narrative onward. The epiphanies during the peripeteiai of the first half of the Aeneid, are time and time again signals that point toward the purpose of the story, a purpose that transcends the individual fortune of its participants. It is in this sense that the divine message scenes are essential within the construction of Vergil's epic. To put it in David QUINT's25 terms: they make possible to switch from Odyssean romance (the aimless wanderings of the Trojans after the fall of Troy, the fruitless repetition of a dead past) to teleological epic (the new beginning of a better Troy in Italy, the dawn of the Roman future). And a teleological interpretation of historical facts is essential for maintaining the inner coherence of the epic narrative 26 . The similarity in structure and embedding that generates such a strong connection between the different divine message scenes, thus emphasizes their functional relevance within the epic construct. Furthermore the creation of this Virgilian type scene has important communicative functions that help to put the ideological implications across. In this respect, I think that Virgil's insistent use of the same pattern and similar vocabulary in his message scenes, endows them with the same functionality that a type scene or theme has in oral epic. Familiarity with the conventionalized pattern doubtlessly assisted the audience in understanding these scenes and was an important means for the poet to communicate as economically as possible. 27 Reader and poet are united within a shared communicative space, as each epiphany reminds us of the other instances of this theme. The use of a similar vocabulary (particularly: some keywords) and the repetition of the same constitutive elements over and again in every message scene, thus contribute considerably to our competence: it links a specific epiphany to the other moments of divine manifestation in the epic. As soon as the apparition of a divinity is announced, the reader activates the right scenario. He will recognize the narrative program and formulate a hypothesis about the development of the scene and perhaps even about its purpose. 28 We know that an announcement will be made, allowing or compelling the 25
D. QUINT, Epic and Empire: politics and generic form from Virgil to Milton, Princeton (N.J.), 1993. 26 G. B. CONTE (see n.15), 21. Or perhaps it is the other way around: the teleological core of epic as a narrative construct provides the Roman subject with a powerful cultural tool for the representation of the past. On this: J. WERTSCH, Narrative tools of history and identity, Culture & Psychology 3 (1997) 5-20; J. WERTSCH, 1998 (see n.15), 73-108. 27
M. EDWARDS, Homer and oral tradition: the type-scene, Oral Tradition 7 (1992), 284-330; J.
M . FOLEY, H o w t o read an oral p o e m , U r b a n a (111.), 2 0 0 2 , 1 0 9 - 1 2 4 . 28
Making the Virgilian message scene what U. Eco, Lector in fabula ou la Cooperation interpritative dans les textes narratifs, Paris, 1985, 106 dubs a "scenario maximal" or "fabula prifabriquee": "schemas standard (...) ou se repetent toujours les memes fonctions (...) dans la
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hero to undertake further action. We know that what is ordered, eventually will be done. The sense of repetition generated by these scenes, brought on by the domination of linear narrative codes (the recurrent sequence of actions) in them, furthermore makes for the naturalness of the message scenes: the reader becomes convinced of the inevitability of the way the story develops.29 But a further outcome is that the Virgilian message scene inexorably becomes highly marked by this use of the same diction and similar syntactical elements within the same narrative context. As a result, the stylization of the message scenes reveals its own artificiality, opening up the possibility that the divine epiphanies only are part of some conceit, a construction of the poet superimposed upon historical chaos. This creates plenty of opportunity for inversion, by allusion and even pastiche.30 Lucan certainly is cashing in on this fact. Let us now return to him.
The Virgilian standard revisited The first word we read after we've been told that Caesar has already crossed the Alps is ingentis. Does that not remind one of Virgil? But then again, it is a very common, very frequently used Latin word. The next line has parvi after the caesura. And then the first meme succession; ces scenarios seraient au fond des regies de genre". It is an intertextual scenario, a rhetorical and narrative theme that's a part of "un bagage selectionnd et restreint de connaissances que les membres d'une culture donnee nepossedent pas tous" (o.e., 108); cf. R. BARTHES, Introduction Ä L'analyse structural des ricits, in: R . BARTHES et AL., Poötique du r6cit, Paris, 1977, ρ 7-57, 30: "toute fonction qui inaugure une seduction impose des son apparition, dans le nom qu 'elle fait surgir, le proems entier de la seduction, tel que nous I'avons appris de tous les recits qui ont forme en nous la langue du recit". 29
And thus turning these scenes into instances of BARTHES' readerly ("lisible") text. A relevant short discussion of these issues that were first brought to the fore in the 1970's, can be found in G. ALLEN, Intertextuality, London/New York, 2000,76-90. 30 Chr. WALDE (see η. 19), 311: "Es liegt auf der Hand, daß die starke Stilisierung des Motivs bei Vergil auch Anlaß zu einer karikierenden Bezugnahme geben konnte, wie man sie z.B. bei Ovidfindet". And G. ALLEN (see n.29), 90: the only defence against "the apparent naturalness of literary and cultural codes" is "to employ them ironically". This implies resorting to tactics of resistance (i.e. using the tools of others, manoeuvring within the space of the other). At the same time Lucan is engaging in strategies of resistance, creating an alternative textual space in counterpoint to the 'official' discourse. The difference between tactics and strategies of resistance (based on the work of M. DE CERTEAU) is analyzed in J. WERTSCH, 1998 (see n.15), 141-177.
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word of 185 is ingens, again. Poor Rubico, hemmed in between Caesar's boundless ambition and the huge, unsettling apparition of Patria.31 Duci and Patriae will eventually turn out to be two conflicting concepts. Now, the repetition of ingens within the space of three verses, emphatically placed at the beginning of the line and standing in clear opposition to parvus, unavoidably sends us back to Virgil, to be more precise: to the Aeneid.32 I believe that the use of ingens in these line functions is an index, recalling the Virgilian epic norm. This way the narrator indicates that by confronting his own Patria Caesar is taking matters in hand. He is, like Lucan, starting something huge: an epic undertaking is underway.33 After this the reader isn't much surprised when he detects the vocabulary of the Virgilian message scene in the same lines (visa, the figure of Patria is clara in the obscurant noctem, her hair is greyish white, the arms are naked. Patria seems to be physically present: adstare). Three consecutive Golden Lines in verses 187-188-189, one of them (188) pure, further remind us of the (metric) practice of the Augustans. What is more: line 188 reuses a Virgilian formula but with a shift of meaning (it is not used to introduce the words of a character, but in a description)34. There is not changed very much neither syntactically ( e f f u n d e r e with an ablative, the object of the sentence is composed of an adjective and a substantive, placed in hyperbaton around the verb) nor metrically (the basic model is: semiquinaria spondaeus dactylus spondaeus; effundere in the fourth foot). Four instances of this formula occur in the Aeneid, twice with identical prosodic structure and a similar phonological arrangement, twice with some alternations, but always with the same syntactical construction: talis effundit ad aethera voces (VIII 70) talis effundit pectore voces (V 482) talisque effundit pectore questus (V 780) haec effundit pectore dicta (VII 292) 31
Cf. G.A. JACOBSEN (see n.l), 77; E. NARDUCCI, 2002 (see n.l), 196. 161 out of the 193 instances of ingens in the complete works of Virgil, occur in the Aeneid (none in the Eciogae), making ingens a fetish word not so much of Virgil's but of the Aeneid. We find ingens only 33 times in the Pharsalia. 33 Besides using a Virgilian fetish, line 183 also reminds the reader of Ovid's Jupiter when he first enters the narrative in book 1, 166 of the Metamorphoses. 34 As J. WILLS (see n.5), 4 1 remarks "if the figure of grammar resounds clear enough, it can be a major component in marking a phrase". This is the only instance of effundere in the fourth foot in Lucan: the other occurences are in the fifth (7x), first (4x) or second foot (2x). The formula furthermore seems to be a variation on 'adjective effundere noun' which Virgil often uses in message scenes. 32
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canos effundens vertice crines (Phars. I 188) The abundance of marked features in these lines makes for a highly allusive mix: reuse of diction, syntax and metrical usage within a typical narrative setting. We seem to be reading something right out of the Aeneid. The re-enactment of the message scene, as it was standardized by the Aeneid, can explain why nearly all the divine apparitions from the first four books of the Aeneid are featured as possible models for this particular scene": Lucan has done a really nice job, we all get the impression that Virgil is coauthoring this scene. The singling out of one or more models, however, is the work of the reader and cannot be redirected to the persona of the author, as it is the reader who is deciding which of the Virgilian message scenes this passage reminds him of and which particular instance of them is given more weight. We can say: "the allusive power of this scene hinges on the use of the hapax maestissima and thus the most important model in this scene is Hector's apparition in book II36" (a choice that is further strengthened by the description of the lamentable state both Patria and Hector are in), or perhaps we think the most important element in this scene is brought to the fore by the contrast between light and darkness (making Venus' apparition in book II the obvious intertext 37 ) and so on. Another possibility, and this is part of the way I understand this scene, is to claim that Patria's apparition should not be redirected to any specific scene, as what is evoked more precisely is a distinct theme of another epic that is emblematic of tradition. Just like Caesar is confronting his past, the tradition he is about to demolish, Lucan faces his past, Patria fitted out in the garments of Virgilian epic. Perhaps this is indulging a bit too much in the metapoetical discourse that has been rather fashionable in Lucanian studies. Nevertheless, by incorporating traits of different Virgilian otherworldly figures appearing in the Aeneid to deliver a message, and moreover by doing this at the beginning of the epic action, Patria definitely 35
L. THOMPSON & R. BRU£RE, Lucan's use of Virgilian reminiscence, CPh 63 (1968), 1-21 (here: 6) see similarities with Hector (the mourning), Venus (pura per noctem) and Cretlsa {imago nota maior) in II, and also direct us towards Apollo (IX) and the Penates (III). Ch. HASKINS, Pharsalia. Ed. with an introd. by W. E. HEITLAND, Hildesheim, 1971, 13, had sticked to Venus in II 589-592. E. NARDUCCI, 'Ideologia e tecnica allusiva nella Pharsalia', ANRW II 32.3 (1985), 1559 accepts this identification, but adds II 270 (Hector) following a suggestion by G.B. CONTE (see n,15), 36-39. The apparition of Patria is "una sorta di anti-investitura" (E. NARDUCCI, o.e., I.e.). 36
G.B. CONTE (see n.15), 38: "Ma it segnale che guida fin daprincipio I'intenzione allusiva di Lucano e gia tutto concentrate nel maestissima del v. 187". 37 E. NARDUCCI, La provvidenza crudele, Pisa, 1978,87.
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becomes representative of Virgil's epic enterprise. We can understand these lines as a sort of paraphrase, alluding to an important feature of the generic code of epic. Paraphrase was, of course, very important in rhetorical education, bridging the gap between reading, imitative writing and creative writing. As such it plays an important role in two rhetorical handbooks from the first century AD: Quintilians Institutio and Theon's presentation of the Progymnasmata.3* In the letter's extensive treatment of paraphrase as what M. PATILLON calls "exercice d'accompagnement", we find the notion that the most advanced form of this exercise consists of writing a stylistic pastiche (A. Theon, Progymn., 15 Pat.): "I'exercice atteint la perfection meme lorsque, tout en lisant un discours de Lysias, on s' applique a en exprimer les pensees a la maniere de Demosthene, ou, inversement, tous les developpements de Demosthene a la maniere de Lysias". The French semiotician G. GENETTE for his part asserts that such rewriting of a given text in the idiom of another author, is the most perfect incarnation of what he dubs the mimotexte39, a mimotexte being an imitative text built out of characteristic elements from the idiom of a specific author or mimetismes. Stylistic pastiche thus becomes the purest form of imitation "en regime ludique". But the conception of style to be used is fairly broad: "C'est une maniere, sur le plan thematique comme sur le plan formet" ( 1 0 7 ) . To be able to imitate a given text or corpus, one consequently has to generalize, and create a network of mimetismes: "Imiter c 'est generalised' (111). Now, the accumulation of features stemming from different Virgilian message scenes, the use of Virgilian phraseology and the imitation of his metrical practice, certainly allow us to say that Lucan is hinting at Virgil: he has used a color vergilianus.A0 It even seems obvious that he intimates a recurrent theme in the Aeneid: the message scene. It is up to the reader to argue which particular realisation of the theme he is hinting at, but I like to think that he is not reworking any message scene in particular. He is writing a rhetorical pastiche, playing games while imitating. Lucan's choices certainly seem to be primarily based on aesthetical-literary grounds: he has to 38
The complete text (including the part only preserved in Armenian) has been made available in Aelius Theon: Progymnasmata, Paris, 1997. Aelius Theon is conventionally dated to the first century AD, but the consensus has recently been challenged by M . HEATH, Theon and the history of the progymnasmata, G R B S 4 3 ( 2 0 0 2 / 3 ) , 1 2 9 - 6 0 . 39 G . GENETTE, Palimpsestes: la litt6rature au second degri, Paris, 1982, 106-111. 40 In this respect, Lucan's technique resembles the third or fourth century papyrus that contains a verse-paraphrase of Aeneid I 477-493: PSIII 142 (CPL 19). It is analyzed by R. CAVENAILLE, Une pastiche de Virgile, Le PSI II 142, LEC 18 (1950), 285-288; also M. ROBERTS, Biblical Epic and Rhetorical Paraphrase in Late Antiquity, Leeds 1985, 52s.; J.-Fr. COTTIER, La paraphrase latine, de Quintilien ä Erasme, REL 80 (2002), 227-252, 244. M . PATILLON & G . BOLOGNESI,
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claim his own stake. In order to do this, he has to come to terms with his most important predecessor and make clear that the matrix of his literary taste is rather different from that of the Mantuan.41 This does not mean that Lucan's ideological bite is left without fangs, but it becomes less necessary to understand his relationship with Virgil first and foremost as being political or ideological in nature. One cannot deny that Lucan's ideological position seems to be the antipode of Virgil's, or perhaps more accurately: of the Augustan reception of Virgil.42 Still, to my mind the question whether we automatically have to connect literary choices with differences in ideological point of view, at least has to remain open, if it is not to be answered in the negative. On the other hand it would be foolish to deny that Lucan's stylistic pastiche is directed at a conspicuous Virgilian type scene that is intimately allied with the construction of a teleological interpretation of historical facts. But hush, Watson, Patria is talking: perhaps we can learn more about our little problem.
Where are you Gentlemen going? Better to stop here: tradition, you see 190
et gemitu /permixla / loqui / "quo tenditis ultra ? quo fertis / mea signa / viri ? / si iure venitis, si cives / hoc usque / licet."/
Patria gets three lines to deliver her message (in fact she only uses two of them to speak), three lines, each of them containing at least a double caesura and even more remarkably a trochaic caesura, to put across her distress. The words she uses are pretty straightforward. What is more: they are Virgil's again, starting with the reworking of a Virgilian clausula and continuing with echoes from the three instances in which the clausula had been used.43 41
In this sense he is the child of his tutor: M. Annaeus Cornutus; on whose relation to Virgil, see P. CUGUSI, Lucio Anneo Cornuto esegeta di Virgilio, in: I. GUALANDRI & G. MAZZOLI (edd.), Gli Annaei: una famiglia nella storia e nella cultura di Roma imperiale, Como, 2003, 211-244 , esp. 236-238. CUGUSI has collected the (scarce) Cornutean material that has survived because it was used by other Virgil-commentators. He stresses the fact that Cornutus' literary tastes seem to have been incompatible with Virgilian aesthetics (238): "diversa era la matrice del suo 'gusto' letterario a quella delpoeta di Mantua". 42
See R. F. THOMAS, Virgil and the Augustan reception, Cambridge, 2001. It is curious that the reminiscence of Virgil has been remarked by a few Italian scholars, without, however, considering the third occurence of the formula (book IX): E . PELUZZI (see n.l), 129; E. MARINONI (see n.l), 192. E. NARDUCCI, 2002 (see n.l), 198 only compares with 43
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"Quis furor iste novus? Quo nunc, quo tenditis" inquit heu, miserae cives?",
lulus said in book V of the Aerteid when the Trojan women, instigated by Iris, set their very own ships (vestras spes V 672) to fire. And in book VIII Pallas had exclaimed: 113b
"quo tenditis " inquit "qui genus? Unde domo? Pacemne hue fertis an arma?"
when he discerned Aeneas and his men sailing up the Tiber in search of help. Finally Mnesteus had used the formula in his address to the panic-stricken Trojans when Turnus was wrecking havoc in the Trojan encampment (book IX): 781 b
"quo deinde fugam, quo tenditis? " inquit, "quos alios muros, quae iam ultra moenia habetis? Unus homo et vestris, ο cives, (...)"
As will have become clear by now, Virgil uses this formula when a character sees great danger or foolishness in the plans of other people: the destruction of the ships would make it impossible for the Trojans to reach Italy, Pallas sees a group of armed men appearing out of nowhere and has not got a clue about their intentions, and Mnesteus is aware of the fact that the situation of the Trojans is not very comfortable at the moment. By using a variation of this formula, Patria in her own Virgilian manner is indicating that she too senses danger coming her way. The remainder of her words is crafted out of fragments of the Virgilian passages, too. Most conspicuous in this respect is the anaphora of quo; furthermore there is the use of cives (probably used by Virgil to remind the characters of their civilian duty, just like Patria wants to remind Caesar and his soldiers of their duty as Roman citizens). And why shouldn't Patria's ultra be an echo of Mnesteus' ultra? The drift of her words is very much like Pallas' exclamation (containing fertis an arma, reminding us of fertis mea signa): like Pallas she is asking whether the gentlemen she is confronting, have come with the best intentions. It is hard to tell how much of the original is taken into account in the new text. Should we give prominence to the words of Pallas as intertext? And what is the consequence for our understanding of what this scene is about? Patria feels she is in VIII 113 - he suggests another possible model for the scene and the formula in particular: the famous story of a female figure confronting Drusus on the banks of the Elbe in 9 BC as told by Dio Cassius (LV 1, 3); cf. J. RADICKE (see n.2), 173.
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danger and says so. And contrary to Pallas, she really is in danger! Her worst fears will turn out to be true: Caesar is about to launch an attack upon his own fatherland. So Lucan is bringing out the contrast between his universe and Virgil's. But: Pallas will get killed, thanks to the strangers. Perhaps the text is hinting at that too. And we can see Pallas' death as a sacrifice for the better cause: the founding of the new Troy. Very much like Patria will have to die to make way for a newer and better Roma. Like Troy had to be conquered and destroyed to rise anew and mightier than ever, so the old, rotten and decayed Republic had to come down. Patria does not face reality, as Virgil's Hector did. But Caesar will do what is needed. Pallas after all had to fall for Rome to grow. Of course: there is not much consent about the implications brought on by the deaths of all those young people in the Aeneid. So how can we decide the direction of this allusion? I think it is again not necessary to single out one passage as the main source for Lucan's allusion. The words of Patria are built out of fragments from the different occurrences of the formula quo tenditis χvery much like her appearance was described along the lines of different Virgilian message scenes. The reader of course can decide to give prominence to one or the other of the texts evoked, but that is not compulsory. I propose to understand the intertextual nexus quo tenditis the following way. First of all, the use of the Virgilian formula evokes the original contexts in which it was used, activating our memory and enriching the meaning of the expression. We can describe the value of quo tendere somehow as: 'a combination of words to be used when a situation is at hand in which danger or foolishness threatens, in an effort to stop the perilous or unfitting behaviour of others'. When used in the context of an epic in the Virgilian manner, the speaker's success is guaranteed: the Trojan women didn't burn all the ships, Aeneas turned out to be friendly enough and the Trojans got rid of their fear and of Turnus'. The semantic content given by us to the formula is also activated in the use made of quo tenditis inquit by Statius in the Thebaid, where the clausula features twice.44 Once (in book VIII) within the same narrative setting and completely in line with the Virgilian usage: 600b 44
"pudeat, Cadmea inventus, terrigenas mentita patres! quo tenditis," inquit.
The use of the formula in book VIII is also indicated in the list with clausulae of B . DEIPSER, De Papinio Statio Vergilii et Ovidii imitatore, (diss.) Argentorati, 1881, 194; the example from book I is omitted.
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Those are the words of Menoeceus when the Tyrii seem to have forgotten their duty towards the dead Atys (i.e.: they should defend his corpse). And, yes, Menoeceus' words do have the desired outcome: 605b
insurgunt iusto firmata pudore agmina, cuique suae rediere in pectore curae.
The other usage made of the formula by Statius has a distinct Lucanian flavour: inquit is substituted with /'ras45, the metrical equivalent of Patria's ultra and the clausula is part of an apostrophe in book I, directed at the main characters of the epic: 154b
periit ius fasque bonumque et vitae mortisque pudor. quo tenditis iras a, miseri ?
The authorial persona is outraged, because he finds his characters behaving shamelessly. Of course this apostrophe does not have much consequences (otherwise the author would not be left with a story to tell)46. By bringing in the Virgilian intertext, the reader thus constructs a meaning for Lucan's lines that is not contained as such in the text he is reading. We pointed out that Lucan is reworking a conventional topos, a generic theme that recurs in different epics, but that has been standardised by Virgil. As we have argued, the occurrence of the Virgilian type scene entails specific expectations about what is to come; conceivably, it even brings about a bit of ennui, caused by the intertextual saturation of these lines. Yes, we've read this one before, we know how these stories go. The words of Patria also turn out to be constructed with highly marked linguistic elements from the Aeneid that create the same sort of expectation in the reader: in Virgilian epic Caesar would have to stop his actions. We all know, of course, he cannot and more importantly: he 45
This conforms to the way in which Statius reworks older material: W. MICHLER, De Papinio Statio M. Annaei Lucani imitatore, Bratislava, 1914, 28-30 (a list of "versus in quibus secundae dimidiae partes inde a caesura semiquinaria consentiunt excepto nomine hexametrum claudente"). This modus operandi is very much in accordance with Lucan's own reuse of the clausula. 46 D . VESSEY, Statius and the Thebaid, Cambridge, 1973, 7 8 , points out an allusion to Seneca, Thyestes 47s. in these lines. I think the use of quo tenditis also brings Lucan into focus. What is more, the narrator's habit of scolding the characters of the epic story he is about to present, seems to be akin to Lucan's narrative technique.
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will not do it because History is already written down and cannot be altered. And yet there she is: Patria not only clothed in the apparel of Virgilian tradition but also using the words of the Aeneid, telling him, Caesar, to stop it. Patria indicates to Lucan's Caesar that he is way out of line; the boundaries of what is allowed in the Roman epic/political world have now been reached. Caesar will cross the line (we know), Lucan will have to follow: the constraints of Virgilian discourse will not allow him to tell the story he wants to tell. It is obvious: this epic will take us where none has gone before. A further consequence of the way Patria formulates her address could be the establishment of an intratextual link between her words and the beginning of the Pharsalia. The professional reader has recognised the Virgilian origin of the clausula and has checked the different scenes in which it occurs. When reading the words of lulus in book V, he registers the anaphora of quo and the occurrence of cives but maybe he is also struck by the opening of line 670: quis furor. A line-opener that is perhaps as marked as the clausula that triggered the allusion47 and one that is used with significant regularity by Lucan. First drawn upon in line 8, it returns in line 681 of book I as a part of the bewildered and bewildering vision of a Roman matron of the horrors to come (this vision has strong metapoetical overtones in that the words of the matrona can be regarded as a renewed formulation of the content of the poem like it was announced in the prooemiumf*. It resurfaces in book VII at line 95, as a part of the speech in which Pompey faint-heartedly acquiesces with Cicero's proposition to fight at Pharsalus, although he realizes that the fighting will be useless. The different instances of the formula also occur within lines that are rather similarly constructed. 47
Originally part of the elegiac tradition (first used by Tib. I 10, 33 in a protest against war, then found in Ov. Am. Ill 14, 7 & Ars III, 172), it was eventually appropriated by the epic tradition (Aen. V 670; Met. Ill 531 [Pentheus]; VI 170 [Niobe]; Valerius Arg. VII 36 [Aeetes]). Interestingly, the formula returns to its elegiac incarnation in Silius Italicus, Pun. XV 33 as part of the words of Voluptas, that are strongly tinged with elegiac colours. The gist of her admonition to Scipio is: what will be the end of all this figthing? Better to choose peace and the easy life. Quis furor is back home. The connection between Phars. I 8 and Aen. V 670s. is noted by E . FANTHAM (ed.), Lucan: De bello civili Book II, Cambridge, 1992, 8. She adds Aen. II 42 (Laocoon) as subtext. 48
Ph. HARDIE (see n.15), 107s.; D. HERSHKOWITZ, The madness of epic: reading insanity from Homer to Statius, Oxford, 1998, 46 ("she has programmatically declared the course of the war [and the poem?]"); B. F. DICK, The technique of prophecy in Lucan, TAPhA 94 (1963), 37-49, 39-41 links the prophesy with the composition of the epic and, taking his cue from the Adnotationes ad I 676, he understands the matrona as the embodiment of the Roman state. This would strengthen the connection with the apparition of Patria.
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Using quis furor as line opener thus connects the very beginning of the Pharsalia, via an ecstatic vision of the totality of the civil wars, with the most important part of the epic. Statius, again, puts the exclamation quis furor to good use in the Thebaid. In book 2 he describes the ruinous workings of Fama, who is making slandering statements that get the war started for good. That Pharsalia I 8 is evoked in these lines seems quite evident: 49 211b
hospitia et thalamos et foedera regni permixtumque genus - quae tanta licentia monstro quis furor est?
The expression returns in Theb. XI 329 as Iocasta's opening words to Eteocles, when she is trying to prevent his fight with Polynices. Quis furor once again underlines the most explicit instance of a civil war: brother fighting brother. In short, by recalling the context in which the clausula quo tenditis x- occurs, the reader not only is reminded of the way the story went in the source text but by way of that allusion he is sent back to the very beginning of Lucan's epic. 50 "Ladies and 49
W. MLCHLER, De Papinio Statio M. Annaei Lucani imitatore, Bratislava, 1914, 29: "versus initium quis furor etsi iam apud Vergilium Aen. V 670 apparet, tamen verba Tanta Licentia nisi postea apud Silium I 385 aliosque hoc hexametri loco non leguntur; itaque hoc loco Statii exemplar fuisse Lucanum existimo". LACHMANN even conjectured et for est to make the two lines more alike: Η. M. MULDER, Publii Papinii Statii Thebaidos liber secundus, Groningen, 1954, 162. And, of course, foedera regni ("a royal marriage") reminds us of Lucan's foedere regni (the first triumvirate) in Phars. I 4. The Statius passages, together with the Petronius parallel (see n.50), are also recorded by D. HERSHKOWITZ (see n.48), 199 n.9. 50 So this is an indirect example of what R. F. THOMAS, Virgil's Georgics and the art of reference, HCPhS 90 (1986), 171-198, 182s. calls "internal self-reference". The way Petronius puts quis furor to use in Sat. 108, 14, 1 is worthy of note. The first line of a couple of verses, seemingly parodying Lucan's style, is: "quis furor," exclamat, "pacem convertit in arma?". Let's say that quis furor is an allusion to Phars. I 8a or to Aen. V 670a, the second half of the line is a reworking of Pallas' words at Aen. VIII 114b pacemne hue fertis an armal - replacing hue fertis an by their metrical equivalent convertit in. And what is the connection between both parts of this line? Quo tenditis inquit. Indeed: the two elements brought together by quo tenditis -x in Lucan's text are constitutive of this line! Pacemne hue fertis an armal: the undertone of Patria's words and quis furor, the link with the beginning of the Pharsalia. Interestingly, Isidoras (Etym. II 21, 19) has the line: quis furor, ο cives, pacem convertit in arma, without indication of the author. Might it not be possible that the line Isidoras gives is Petronius' made a bit more Lucanesque?
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Gentlemen, what has been announced is about to begin. Here it comes: Madness out of control!" The indirect intratextual link created by the use of the Virgilian formula, to my mind is confirmed by at least two other connections with the opening of the Pharsalia in these lines. The first is a rather obvious one, consisting of the emphatic occurrence of forms of bellum in this scene: it opens with Caesar who has conceived 'the fiiture war' (bellumque futurum 184) and ends with Caesar proclaiming war as the ultimate judge {utendum est iudice bello 227). Immediately afterwards we are informed that iamque dies primes belli visura tumultus / exoritur (232-233a) 5 1 . Within the scope of some 30 lines (opening and closing with bellum) we not only get from one side of the Rubico to the other, but also from future war to present war. And war, of course, is the theme that was announced with the first word of the epic: bella.*2 The second connection again is an example of what we could call indirect self-reference. Once Caesar has crossed the Rubico, he pauses a bit to utter ominous words: 225
"Hie," ait, "hie pacem temerataque iura relinquo; te, fortuna, sequor. Procul hinc iam foedera sunto; credidimus fatis, utendum est iudice bello".
The closing words of line 226 procul hinc iam foedera
sunto are the crucial ones, not
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G.B CONTE (see n.15), 38 points to this line as the beginning of the "tema dei giorni funesti cheporteranno alia giornata di Farsälo".
52
E . MARINONI ( s e e n.L), 2 0 5 ; cf. J. R a d i c k e (see n.2), 176; G . B. CONTE ( s e e n . 1 5 ) , 3 8 . In all
fairness one has to admit that forms of bellum are used some 320 times in the Pharsalia·, so the word is bound to appear in the text with obsessive regularity. Yet, the repetition within six lines (226 & 232) at least is remarkable. Moreover there is the conspicuous repetition of ripa (lines 194 & 223) and parvus (lines 185 & 213), cf. W.D. LEBEK (see n.10), 116: "der Unterschied zwischen jenseitigem und diesseitigem Ufer ist gleichzeitig der Unterschied zwischen Frieden und Krieg". D. GAGLIARDI (see n.10), 76 takes hic... hic in 225 to be a pendant of quo... quo in 190s. This all makes for a strong coherence and to my mind gives the lie to the idea propounded by J. MASTERS (see n.l), that Lucan is deliberately trying to postpone the telling of his story. The story, on the contrary, is going very fast (D. GAGLIARDI, o.e., 73: "il taglio rapido e drammatico delle scene"): within thirty lines Caesar crosses the Alps, confronts Patria and invades Ariminum. His unhesitating action will proof to be rather unsettling for the inhabitants of Rome. The bold promptness of Caesar's actions in Lucan seems to be in accordance with the historical facts, all pointing in the direction of a strategy of swift, forward defense: Th. HILLMAN, Strategic reality and the movements of Caesar, January 49BC, Historia 37 (1988), 248-252. Rather than disturbing the flow of the narrative, Lucan's narration presents the dialectic of action and reaction during January 49 BC accurately: A.F. WENSLER, Lucan und Livius zum Januar 49 v. Chr.: Quellenkundige Beobachtungen, Historia 38 (1989), 250-254.
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only do they remind us of rupto foedere regni (line 4), 53 they also contain the remarkable imperative of the third person plural sunto. Remarkable within an epic context, that is, for the form abounds in juridical language. When it is used in epic, it retains this legal connotation. Lucan's Caesar thus creates the rather neat effect of renouncing every legal inhibition by using legalese. The same trick was pulled off by Virgil's Dido in her curse in book 4 of the Aeneid. The closing part of it ran thus: 622
"tum vos, ο Tyrii, stirpem et genus omne futurum exercete odiis cinerique haec mittite nostro munera: nullus amor populis nec foedera sunto. exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor, qui face Dardanios ferroque sequare colonos, nunc, olim, quocumque dabunt se tempore vires, litora litoribus contraria, fluctibus undas imprecor, arma armis: pugnent ipsique nepotesque".
I believe that Lucan wants to remind us of Dido's famous words, predicting neverending hostility between Carthage and Rome. Moreover, the way in which her prophecy is formulated, is rather ambiguous, as particularly the hypermetric closing line (629) can be understood as announcing the seemingly unending cycle of civil wars that haunted the Romans after destroying Carthage in 146 BC. By having Caesar use the same clausula, Lucan seems to hint at this interpretation of Dido's words, an interpretation that certainly was known in antiquity.54 Read in this light the words of Dido in line 628-629a, litora litoribus contraria, fluctibus undas / imprecor, arma armis, cannot but remind us of verses 6b-7 of Lucan's prooemium: infestisque obvia signis / signa, pares aquilas et pila minantia pilis. These lines, of course, do not share any lexical material between them, but the way Lucan's and Virgil's line and a half are constructed is very similar. The so-called battle-polyptoton 55 is a powerful device, frequently used by Latin poets from Ennius onwards and many other lines, some of them more similar to these, can be suggested as parallels, but in combination with a suggestion of the horrors of the civil wars, it becomes very tempting to concede to Dido's words at least a place among the different models of Lucan's introduction. The Pharsalia being the story of Rome's civil wars, Lucan's epic narration thus turns into 53
L. THOMPSON & R . BRU6RE (see n.35), 9 , point to Aeneid ΧΠ 202s. The treaty signed there is now jeopardized. 54 In his commentary Servius (G. THILO & Η. HAGEN [ed.], Leipzig, 1881) notes: "pugnent ipsique nepotes potest et ad civile bellum referri". 55 On this device: J. WILLS (see n.5), 194-202.
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the fulfilment of Dido's curse. And this certainly is the deeper implication of Caesar's words alter his crossing of the Rubico. The mother of all wars is now underway. This threefold intratextual connection between the Rubico-scene and the prooemium is pointing towards the double function of the Rubico-scene. On the one hand, the poet operationalizes and sets in motion the theme that he had announced. Thus this scene efficiently rounds off the extended prologue. On the other hand it illustrates in practice the rejection of traditional epic norms that was implicitly announced in the opening of the Pharsalia (at least when we accept G. B. CONTE'S reading of the prooemium) and so is an adequate beginning of the epic action proper.
Summing up Our reading of the opening scene has been very partial and certainly has not exhausted its full potential. To point out one obvious shortcoming: no mention of Ovid was made, although his presence in these lines is almost as pervasive as Virgil's. Indeed it seems that starting with 192b Ovid takes over the role as most important model. Whereas the first ten lines can be described as Virgilian peppered with some Ovid (in particular at line 184), the reaction of Caesar definitely can be called Ovidian (it has been already been pointed out by others that Caesar's prayer is modelled on Ovid's prayer on behalf of Augustus). In this way, Lucan takes the reader back to two of his most important predecessors. 56 56
In other words: Lucan is not only probing into the elements of civil war contained in Dido's curse, but he presents his epic as the continuation or fulfillment of the works of his two most important precursors. S. WHEELER, Lucan's reception of Ovid's Metamorphoses, Arethusa 35 (2002), 361-380, 369-380 argues that the Pharsalia is conceived as both a continuation of and a supplement to the narrative of the Metamorphoses. To this end Lucan constructs a partisan view of Ovid's epic: it is thought of as a universal history that foreshadows his own world-view, in which paradigms of chaos, civil war and horror abound. Furthermore, Lucan is presenting us with civil war material that Ovid has left out (375): "Lucan's epic (...) can be read as a massive interpolation between two lines of Ovid's" (i.e.: Met. XII 752 & 753). This process of continuing and supplementing is an important factor in the Rubico scene as well. Besides the similarity of Caesar in line 184 to Ovid's Jupiter in Met. I 166, W.D. LEBEK (see n.10), 118; D. FEENEY (see n.l 1), 292-295 and O. PHILLIPS, The influence of Ovid on Lucan's Bellum civile, (PhD) Chicago (111.), 1962, 66s. have all pointed out that Caesar's prayer (Phars. I 195-203) might be a reworking of Met. XV 861-867 (although O. PHILLIPS, o.e., 67 is less sure). Caesar surely defends himself by invocation of the central gods of the Augustan-regime-to-be (very illuminating in this respect is P. GRIMAL, Le podte et l'histoire, in: M. DURRY (ed.), Lucain Sept exposds suivis par discussions, Geneve, 1970, 51-106, esp. 56-58). Another interesting
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So, as I said, I have expounded an incomplete reading, but one, I think, that has illustrated a few of the interesting ways in which Lucan uses allusions. Firstly there is the allusion to an epic type scene, the message scene in general. This theme was doubtlessly familiar to a very large part of his audience and had been developed by Virgil in a very distinct way. We have argued that it is not necessary at all to single out a specific exemplification of the Virgilian message scene. Quite in line with rhetorical paraphrastic techniques, Lucan's realization of the message scene virtually amounts to a pastiche. The scene however does not work out, as it would be expected. This can be explained as the alienation of the message scene. At the same time it points to the different aesthetical position that Lucan claims. Lucan is a child of the cultural taste of his time. In Neronian culture an aesthetics of reversal reigns supreme: the title of a recent collection of studies, "Ästhetik der Verkehrung", certainly hit the mark. 57 The contemporary public will undoubtedly have appreciated the way Lucan is playing with Virgil's type scene. Moreover, Lucan plays this game of turning things upside down not only with the previous tradition, but also within the bounds of his own epic. But should we let our case rest at this point? Was the primary aim of it all to give aesthetic pleasure or does the inversion also lead to specific ideological implications? I am poised to think that it does, although I didn't go into it.58 Whether Lucan could possibly bring about this kind of ideological reflection among his public, is hard to tell: when inversion is the norm and is used with such frequency as it is in the Pharsalia, it link is the Ovidian formula ο numinis instar (Phars. I 195). This clausula is used twice by Ovid: Am. III 11,43 and Met. XIV 122. The first instance is part of a reworking of Catullus LXXXV, the second features in Ovid's version of Aeneas' visit of the Sibyl in Cumae. It is the beginning of a speech in which Aeneas proposes to build a temple for the Sibyl. She politely declines his offer and tells the story of Apollo's love. Patria will not get off the hook that easily. She will metamorphose into her imperial counterpart. Cf. R. GETTY (see n.12), 81: "Then Caesar saw before him, not the patria of Cicero and the republic of the past, but the Roma of Vergil and the empire of the future". 57
L. CASTAGNA & G. VOGT-SPIRA (edd.), Pervertere: Ästhetik der Verkehrung: Literatur und Kultur neronischer Zeit und ihre Rezeption, München, 2002. The fact that Lucan's choices are for an important part motivated on aesthetic grounds is supported by the findings of A. PERUTELLI pertaining to Lucan's Orpheus expounded in IDEM, VOrpheus di Lucano, RFIC 127 (1999), 47-72. An analysis of the scant remains of this work brought an attitude to light that is quite similar to that detected in the Pharsalia: combining Virgil and Ovid, a love for paradoxical inversion of his models and a propensity towards the horrible. 58
We should certainly allow for the construction of a different narrative truth, in the terms of L. MINK, Narrative form as a cognitive instrument, in: R. H. CANARY & H. KOZICKI (edd.), The writing of history: literary form and historical understanding, Madison, 1978, 129-149.
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becomes a blunt knife. Inversion also plays a major role in the strongly marked clausulae that feature prominently in this scene {quo tenditis ; foedera sunto and numinis instar). In addition, it makes sense to postulate a secondary effect in relation to these verse endings. The word groups seem to be used with the intention to remind the reader of the 'original' c o n t e x t s ) in which they featured. When looking at the source text, other parts of the original context are brought to the fore, enabling the reader to connect the scene of the Pharsalia he is reading with other parts of Lucan's epic. This secondary effect is tied up with a third function of Lucanian allusion, its exegetical bent. Allusion in Lucan often is a moment of elucidation, a point in the text where the author explicitly states his own outlook on and interpretation of a previous text. In Virgil it is often the case that once the reader has grasped an allusion, he tears it loose like reed mace in a pond and as a result the water gets muddy. With Lucan it is the other way around: he plants his own reed in a muddy pond and purges the water so as to make the stones on the bottom visible. 59 Others have already argued persuasively that Lucan uses literary reminiscence to bring meanings to light in the source text that are hidden, or only hinted at, or that he himself construes. 60 I think that this is also the case in the recycling of foedera sunto, which points the way to a more unequivocal reading of the closing lines of D i d o ' s curse by turning it into a prophesy of the civil wars. This exegetical tendency could or could not be connected with what R. THOMAS has identified as the tradition of non-Augustan reception of Virgil's Aeneid in Antiquity, a tradition in which he also situates Annaeus Cornutus. Although this interpretative line has all but disappeared, due to the dominant Augustan mode of reception, and everything we say about it necessarily involves much conjecture and little confirmation, it would be a bit eccentric not to accept that readings of the Aeneid in Antiquity could incorporate different and darker shades of meaning. And the way Lucan uses the Aeneid indicates that he for one had his own conception of Virgil's ambiguities. 61 59
This is an important element in creating what F. AHL, Form empowered: Lucan's Pharsalia, in: A. J. BOYLE (ed.), Roman Epic, London, 1993, 125-142 has called (129) "The Pharsalia's apparent directness" that is part of "Lucan's artistic trompe I'oeuil". 60
Ch. MARTINDALE (see η. 15), 48-53 gives a succinct presentation of Lucan as a reader of Virgil and of the ways his reading can open up other interpretations of the texts reworked. Cf. S. WHEELER (see n.56), who has revealed similar techniques with regard to the Metamorphoses. 61
It is some form of historical justice that Augustine returns to Lucan (for whom he had a special liking: H. HAGENDAHL, Augustine and the Latin Classics, Göteborg, 1967, 47CM72) when he dismantles the achievements of the civitas terrena in his De Civitate Dei. The civitas terrena is not only the city of Cain, but from the onset it is also identified with Rome (H.
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HAGENDAHL, o.e., 408-419). The history of Rome is thought to be driven by a death wish that is intricately interwoven with a libido dominandi (I praef., 20; I 30, 20; XIV 15, 79). The killing of Remus by Romulus - which is interpreted as being a parallel to the killing of Abel by Cain is for Augustine (De Civitate Dei XV 5, 8) the beginning of this suicidal series and he cites Lucan Phars. I 95 in support, whose explicit statement stands in marked contrast with Virgil's silence in this respect (Aen. VI 777—787) but fits in nicely with Horace (Ep. VII 17—20 — yet another possible subtext for Lucan's introduction); cf. G.A. MÜLLER, Formen und Funktionen der Vergilzitate bei Augustin von Hippo, Paderborn, 2003, 288s.; U. ELGLER, Lectiones vetustatis: Römische Literatur und Geschichte in der lateinischen Literatur der Spätantike, München, 2003, 262s. It just might be that by doing this the Carthaginian Father is bringing together two lines in Virgilian scholarship.
The 'Two Cultures' in Lucan Some remarks on Lucan's Pharsalia and ancient sciences of nature1 Piet SCHRIJVERS, Leiden Introduction When Aeneas and his Trojan comrades were welcomed in the palace of Queen Dido, a festive evening party was organized for them. At the end of the banquet the long-haired singer Jopas recited a song about the orbit of the moon and the eclipse of the sun, the origin of man and animal, about rain and the fires of heaven, constellations (e.g. the Great Bear, the Little Bear and the Rainy Stars), the cause of the shortness of the day and the slowness of the night in winter time. As Virgil tells us in the first book of the Aeneid (740-747), the singer repeatedly won applause from the audience consisting of Carthaginian hosts and Trojan guests. In the introduction to the seventh book of his Saturnalia, the late antique author Macrobius reports a conversation about the issue: Do profound philosophical subjects constitute appropriate topics of conversation during a dinner-party? One of the speakers in Macrobius' text remarks that organizers of a dinner-party have to show consideration for their guests: "The festive banquet of Dido, organized just for pleasure, had for that reason Jopas and his song as final piece; if a Carthaginian guest would have contributed obscure philosophical opinions to the table conversation, he would have spoiled the attractiveness of these and similar gatherings and deservedly set off the laughing of the persons present". In my opinion, it might be deduced from this passage that in late antiquity a song about natural philosophical or cosmic topics was considered and felt, at least in higher circles, as an appropriate part of a festive dinner. However, this opinion was not shared by the 19th-century scholar Heinrich GEORGII, who in his study on the ancient criticism of the Aeneid made the following observation: "Ancient criticism of Virgil, regularly sharp if not too sharp, must have been obtuse if it had not criticized the boring song of Jopas. By chance, a reminder of this criticism has been preserved for us in Macrobius, book 7, 1, 14, it is true in an incomprehensible distortion, as if the opposite applied to Virgil". 2 1
This article is a revised and enlarged English version of a public lecture 'Het lied van Jopas', which was published (in Dutch) in my collection of essays De mens als toeschouwer: Essays over Romeinse literatuur en Westeuropese tradities, Baarn/Amsterdam 1986, 9-27. 2 H. GEORGII, Die antike Aeneiskritik aus den Scholien und anderen Quellen hergestellt, Stuttgart 1891, repr. Hildesheim 1971,99.
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To my mind, this complete distortion is not present in the text of Macrobius but in the prejudice of the 19th-century philologist who believed that a song/a poem about a natural philosophical subject was always and everywhere experienced as "langweilig" (boring). GEORGII'S remark is just one instance of the modern insensitivity to the ancient connections between literature and the natural sciences. In this respect the 19th and 20th centuries constitute a broken cultural period in which, according to the well-known terminology of the English scientist and novelist C.P. SNOW,3 two cultures have become mutually alienated, the literary and the scientific one. The classical philologist encounters in his ancient literary texts examples which give evidence of the integration between both domains. This integration was advanced by the ancient ideal of universal, 'encyclopedic' education ('Bildung") 4 and in Hellenistic-Roman times by the propagation of the Alexandrian literary ideal of the poeta and lector/auditor doctus, the learned poet and reader/listener, who was not specialized but informed about and interested in the sciences of nature.5 During the 19th and 20th century, modern insensitivity to the ancient correlations between literature and natural sciences led first of all to inappropriate negative judgments on both sides. On the literary side: the poet Lucretius has been criticized for the choice of his dry subject ("spröder Stoff'),6 just as GEORGII found the song of Jopas "langweilig". On the other side, one has charged Seneca, author of the treatise Naturales Quaestiones, for his poor scientific depth and originality.7 3
C.P. SNOW, The Two Cultures and the Scientific Revolution, Cambridge 1959; cp. H. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz: Dialog über die "zwei Kulturen", Stuttgart 1969. 4 Cp. H.-J. MARROU, Histoire de I 'iducation dans l 'antiquite, Paris 19656,327: "L 'homme grec veut etre älafoisl 'artiste et le sage, le lettre älafinesse souriante ou fleurie et le penseur qui connait le secret du monde ou de I 'homme, car tout cela c'est l'Homme et choisir, pour lui, c'estsemutiler"·, S.F. BONNER, Education in Ancient Rome, London 1977, ch. VII: Cicero and the Ideal of Oratorical Education, 78: "One would hardly have suspected moreover, had it not been for a chance remark of his biographer, that Virgil had studied not only medicine but especially mathematics (Suet. Vit. Verg. 15)". 5 Cf. A. COUAT, La poesie alexandrine sous les trois premiers Ptolemies, Paris 1882, repr. Bruxelles 1968, 445ss.; F . SUSEMIHL, Geschichte der griechischen Literatur in der Alexandrinerzeit, Leipzig 1891, Band I, 284-309, 463ss.; G. LAFAYE, Les Mitamorphoses d'Ovide et leurs modeles grecs, Paris 1904, 12,204; see now in general e.g. Μ. FANTUZZI & R. HUNTER, Muse e Modelli: La poesia Ellenistica da Alessandro Magno ad Augusto, Roma/Bari 2002 (= Tradition and innovation in Hellenistic poetry, Cambridge 2004). 6 Cp. for instance W . KROLL on "die trocken philosophischen Abschnitte" in Studien zum Verständnis der römischen Literatur, Stuttgart 1924, repr. Darmstadt 1973, 188. 7 Testimonies in G. STAHL, 'Die "Naturales Quaestiones" Senecas: Ein Beitrag zum Spiritualisierungsprozess der römischen Stoa", Hermes 92 (1964), 425ss. (repr. in G. MAURACH [ed.], Seneca als Philosoph, WdF 414, Darmstadt 1975, 264ss.); see also F.P. WAJBLINGER, Senecas Naturales Quaestiones: Griechische Wissenschaft und römische Form, Zetemata 70, München 1977,1-8. KREUZER (ed.),
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In the thirties of the 20th century, a French scholar who dealt with the naturalphilosophical topics in the learned poems of Claudius Claudianus, concluded that the poet shows a very mediocre scientific talent. 8 A consequence of these negative judgments was that natural-philosophical elements in literary texts were generally ignored 9 or that in a more sophisticated way these topics were eliminated by means of an allegorical method of interpretation which empties the text of its concrete physical content and confers to it a symbolic meaning or spiritual message. As an example I may refer to the spiritual interpretations of Seneca's Naturales Quaestiones.10 Symbolic interpretation of Roman epic started with Viktor PÖSCHL' s monograph Bild und Symbol in der Aeneis (Wien 1950). Probably for PÖSCHL, too, the concrete content of Jopas' song was boring or in any case unliterary, seeing that he covered it with a symbolic interpretation of the orbits of sun and moon which indirectly should refer to the voyages of Aeneas and Dido respectively." Later on, this method of allegorical interpretation spread to the symbolic, very moralising and rather sentimental readings of Virgil's Georgics, as well as to the subject of this paper: Lucan. 12 As for the interpretation of Jopas' song, I should like to quote - at least as a sort of warning - the remark by the English commentator AUSTIN: "In order to explain this song, it suffices to look at the Alexandrian precedent and to allow for Virgil's personal interest in natural philosophy: The song as such mirrors the cultural sphere of interest of the Roman period". 13
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P. FARGUES, Claudien: Etudes sur sa poesie et son temps, Paris 1933, 311, 320. This evaluative approach is manifest more than once in W.H. STAHL, Roman Science: Origins, Development and Influence to the later Middle Ages, Madison 1962. A plea in favour of a more historical approach was made already in 1944 by M.F. ASHLEY MONTAGU in 'Suggestions for the better correlation of Literature and Science', Studies and Essays in the History of Science and Learning, offered in homage to G. Sarton, New York 1944, 237-246. 9 Although E.J. KENNEY characterized Lucretius as "poet, scientist, evangelist", the scientist Lucretius almost completely disappeared from his survey (Lucretius, Greece and Rome, New Surveys in the Classics 11, Oxford 1977); see also B. EFFE on the didactic poem Aetna in Dichtung und Lehre: Untersuchungen zur Typologie des antiken Lehrgedichts, Zetemata 69, München 1977,204ss. 10 See the references in note 7 and the criticism of Η. STROHM in 'Beiträge zum Verständnis der Naturales Quaestiones Senecas', in Festschrift R. Hanslik, Wien 1977, 315-325. 11 PÖSCHL 1950; I refer to the English translation (Ann Arbor 1962), 150-153. 12 See P.H. SCHRIJVERS, Crise poetique et poesie de crise: La reception de Lucain auxXIXe etXXe siecles, suivi d 'une interpretation de la scene 'Cesar a Troie' (La Pharsale 9,950-999), Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen, Mededelingen Afdeling Letterkunde, Nieuwe Reeks 53,1, Amsterdam 1990,17. 13 R.G. AUSTIN, Aeneidos Liber Primus with comm., Oxford 1971, 222-223.
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Integration of literature and science in Lucan, some examples After this short, general introduction I shall now discuss some examples of integration of natural-philosophical (scientific) topics in the epic of Lucan. In lines 455-461 of book 3, Lucan tells that during the siege of Massilia Caesar moves forward two towers over a ramp toward the city walls by means of hidden wheels or rollers: "When these huge towers swayed, the soldiery believed a wind had struck the hollow caverns of the earth in its quest to burst out and they marvelled that their walls were standing".14 This short passage combines an originally epic motif (the earth trembling and making noise beneath the feet of soldiers or horses, in Lucan's text caused by the towers)15 and a motif taken from natural philosophy and didactic poetry: the explanation of earthquakes as caused by subterraneous winds.' 6 The scientific explanation is incorporated into the narrative text by means of the focalisation expressed in the verb (3,461 credidit). In my opinion this incorporation is not entirely satisfying from a psychological or situational point of view. It is rather improbable that the Massilian soldiers, feeling the trembling of the earth under the towers, expressed this experience by a scientific explanation of an earthquake. Psychological and situational probability is needed for a satisfying incorporation of scientific content in a narration. As it is, Lucan projected his own erudition into the minds of the soldiers. The second example is, I think, more satisfying, even in spite of its length (160 lines): the explanation of the flood and the current of the Nile given by the Egyptian priest Acoreus to Julius Caesar (10,172-332). The priest quotes a doxography of 7 natural-philosophical explanations of the Nile-flood only in order to reject them.17 At the end he gives a religious explanation: In the beginning God created the Nile and the Nile-flood as a helpful blessing for mankind. The explanations put forward by Acoreus belong to three different categories: causa materialis, causa finalis, causa divina (the teleological view coinciding with the theological one). Lucan is following here a common narrative strategy. He constructs a didactic plot, and for such a plot one needs at least two persons: an ignorant one (e.g. a child, a stranger, a layman) who wants to know something 14
Translations of Lucan in this article have been taken from S . H . BRAUND, Lucan, Civil War, transl. with introd. and notes, Oxford 1992. 15 See V. HUNINK, M. Annaeus Lucanus Bellum Civile Book III. A Commentary, Amsterdam 1992, ad 3,459. ,6 Cp.H.-A. SCHOTES, Stoische Physik, Psychologie und Theologie bei Lucan, diss. Bonn 1969, 46ss. 17 See for the doxographical tradition SCHOTES Ο. C. and B. POSTL, Die Bedeutung des Nil in der römischen Literatur mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten griechischen Autoren, diss. Wien 1970.
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from a well-informed person (e.g. a father, a guide, a teacher or specialist). The ignorant person must be motivated, at least by curiosity (by a desire to learn), the informed person by willingness to teach." In addition, the ultimate narrator (Lucan) has to create a situation for this transmission of knowledge. Caesar's conversation with the priest Acoreus meets all the narrative requirements just mentioned. As Lucan tells us, on the one hand Caesar is curious to know the cause of the Nile-flood (Caesar's scientific curiosity even is provided with a historical background in 10,185-187: he himself mentions his modification of the Roman calendar). On the other hand, Acoreus considers it the wish of the gods that these miracles will become the knowledge of mankind (197-198). Their conversation is situated "when exhausted pleasure set a limit to the banqueting and to Bacchus and Caesar started to prolong the night with lengthy conversations..." (172-174). The banquet and the situation of prolonging the night with conversation, remind us of the banquet in Dido's palace, concluded by the song of Jopas, as well as the subsequent story-telling by Aeneas in book 2 and 3 of the AeneidThe scientific content of the conversation (the flood of the Nile) is comparable with other naturalphilosophical subjects in Roman epic conversations (e.g. the explanation of the migration of souls by father Anchises to his son Aeneas in book 6 of the Aeneid) or - in an earlier and different setting - with Ennius' dream of Homer explaining the universe.20 Two other epic forms that can be filled with a more scientific/didactic content are the catalogue21 and the comparison. Lucan's extensive geographic catalogues, e.g. the enumeration of the signs of the Zodiac and the description of the course of the Nile in the dramatized explanation given by the Egyptian priest Acoreus, or the series of weather signs announcing the storm that will nearly destroy Julius Caesar (book 5) are (originally) epic forms or - to use a linguistic terminus technicus from tagmemic grammar - epic 'slots' with scientific 'fillers' (content), which are more common in didactic poetry or in prose handbooks. 18 See for a systematic analysis of this narrative strategy Ph. HAMON, Introduction a I 'analyse du ricit descriptif, Paris 1981; one finds another example of it in Phars. 9,950-999, Caesar visiting the site of Troy. As I hope to have shown (SCHRIJVERS, Crise poetique, 31), the narration of Caesar's visit in book 9 is an example of imitation in contrast to the' tour guidee' given by king Euander to the visitor Aeneas (Aeneid 8,337-369). Cf. the contributions of EIGLER and TESORIERO in this volume. 19 See now for the epic tradition of banquet scenes A. BETTENWORTH, Gastmahlszenen in der antiken Epik von Homer bis Claudian, Hypomnemata 153, Göttingen 2004, 201-213; cp. O. ZWIERLEIN, 'Cäsar und Kleopatra bei Lucan und in späterer Dichtung', A&A 20 (1974), 63-66. 20 Cp. for this tradition Ph. HARDIE, 'The Speech of Pythagoras in Ovid Metamorphoses 15: Empedoclean Epos', CQ 45 (1995), 211-212. 21 See J. GASSNER, Kataloge im römischen Epos, Vergil - Ovid - Lucan, diss. München 1972.
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Comparisons derived from the world of nature, especially from the natural sublime manifesting itself in heaven, earth and sea, mountains, volcanoes, thunderbolts etc. belong to the epic tradition, 22 but in Lucan's Pharsalia they more than once get a more natural philosophical (Stoic) or cosmological elaboration. For instance, in book 1 (151-157) the never-resting energy of Julius Caesar is compared with the destructive action of a thunderbolt. 23 Just as in the quoted passage on the two towers employed during the siege of Massilia, the natural phenomenon, in this case the thunderbolt, is explained: "it is shot forth by the winds through clouds" (1,151 expressum ventis per nubila). From a historical point of view, one meets here in the epic tradition a remarkable development or rather a 'come-back': Ancient science of nature, whose principle of explanation by analogy emerged from the descriptive force of the Homeric simile (e.g. in Empedocles and his Roman follower Lucretius), 24 reemerges in the epic comparison of Lucan. Of course, it is a truism to say that all three narrative forms I mentioned (general informative conversation or - more specifically - 'deipnosophistic' storytelling, comparison, catalogue) appear from the start in the Greco-Roman epic tradition, but for the actual filling of these forms with a more scientific/naturalphilosophical content Lucan had a definite predecessor and source of inspiration in Ovid, author of that famous hybrid of epic and didactic poetry: the Metamorphoses. In book 2 (726-729) one finds a brilliant example of Ovid's original use of a comparison with scientific content: the god Mercuty is gliding through the air and sees a beautiful girl; immediately he is glowing like a lead ball gliding through the air.25 Ovid repeats the comparison in book 14 (824-826) in his description of the apotheosis of Romulus whose mortal body disappeared like a lead ball melting in the air. The twofold, appropriate application of this simile conveys to both passages the typically Ovidian sense of absurd humour: 26 Romulus is melting away, Mercury is glowing. The comparison of the melting or glowing ball/bullett originally stems from ancient physical science. Aristotle used it in his 22
For a history of the natural sublime in Roman didactic and epic poetry, starting with Lucretius, see now P. SCHRJJVERS, 'Silius Italicus en het Romeins Sublieme', Lampas 37 (2004), 86-101 (English version 'Silius Italicus and the Roman Sublime' in H.-J. VAN DAM, R.R. NAUTA & J.J.L. SMOLENAARS (edd.), Flavian Poetry, Leiden [to appear]); cp. the just observation by M.P.O. MORFORD, The Poet Lucan: Studies in Rhetorical Epic, Oxford 1967, 28: "It is abundantly clear that from the time of Lucretius to that of Lucan there flourished among educated Romans what A.D. NOCK called 'a sense for the wonders of nature'." 23 Cp. for this epic comparison J. AYMARD, Quelques series de comparaisons chez Lucain, Montpellier 1951,98. 24 See G.E.R. LLOYD, Polarity and Analogy: Two Types of Argumentation in Early Greek Thought, Cambridge 1966, 183ss. 25 This comparison has been already discussed by S.G. OWEN, Ovid's Use of the Simile', CQ 45 {1931), 104. 26 A good characterization of the humour in this simile was given by E. DOBLHOFER, 'Ovidius urbanus: Eine Studie zum Humor in Ovids MetamorphosenPhilol. 104 (1960), 228-229.
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treatise De caelo to explain the light and heat of the heavenly bodies as the result of friction in the air.27 Romulus and Mercury are indeed in a certain sense 'heavenly bodies'. The application of this simile in Roman belles lettres starts with Lucretius in a scientific context (Drn. 6,177-179, 306-308). 28 The melting or glowing ball also became a regular feature of epic battle scenes.29 As for the usage of more extensive catalogues in the Pharsalia, I would mention GASSNER's conclusion in his study on the catalogues in Virgil, Ovid and Lucan. GASSNER rightly pointed at the great influence of the Metamorphoses on Lucan's geographical catalogues and also on the enumeration of animals (dogs in the Metamorphoses, serpents in the Pharsalia)?0 Whenever Lucan borrows catalogues from Virgil's Georgics (e.g. the list of weather-signs from Georg. 1 introducing the storm which threatens Julius Caesar in book 5 of the Phars., the list of prodigia in the first books of Georg, and Phars., but also the list of magical spells in book 4 of the Aeneid and in Lucan's Erichto-scene in book 6), without exception the Virgilian model has passed through an Ovidian filter or 'intertext'. In her very useful survey on interaction between epic and didactic poetry in Lucan, Marion LAUSBERG also emphasized: "...die besondere Rolle Ovids für den Übergang von Elementen des Lehrgedichtes in das Epos (...); gerade die Metamorphosen mit ihrer Gattungsmischung fungieren als Einfallstor für Lehrgedichtselemente in die epische Tradition bei Lucan"}1
Phars. 7,477-484: a mixture of epic and didactic poetry One finds a rather complex example of 'Gattungsmischung' between epic and didactic poetry in Phars. 7,477-484, a passage describing the first battle sign given by the military trumpets at Pharsalus. The passage deals with echoes and is itself full of (literary) echoes: tunc ansae dare signa tubae, tunc aethera tendit extremique fragor convex a inrumpit Olympi, unde procul nubes, quo nulla tonitrua dwant. excepit resonis clamorem vallibus Haemus Peliacisque dedit rursus geminare cavernis, Pindus agit fremitus Pangaeaque saxa resultant 27
Aristoteles, De caelo 289al9ss.; cp. Lloyd, o.e. 364. Cp. also Seneca, Naturales Quaestiones 2,57,1-3. 29 Verg. Aen. 9,588; Lucan. 7,513; Stat, Theb. 10,533.
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GASSNER, o.e. 205.
Μ. LAUSBERG, 'Epos und Lehrgedicht. Ein Gattungsvergleich am Beispiel von Lucans Schlangenkatalog', WJA 16(1990), 182.
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Oetaeaeque gemunt rupes, vocesque furoris expavere sui tota tellure relatas. In his account of the sound reaching heaven and the vault of the Olympus (unde procul nubes 479), Lucan followed the epic description of the Olympus by Homer (Od. 6,42-46, a passage already employed by Lucretius for his Epicurean vision in Dm. 3,18-22). To this epic echo he adds a more physical characterization of the ether (normally undisturbed by thunderbolts and by clouds, which are indispensable for the making of these thundering sounds; cp. 1,151 expressum ventis per nubila) in order to amplify this first battle sign as an exceptional, cosmic phenomenon. Lucan borrowed the theme of the first sign of the decisive battle from Virgil's description of the beginning of the pastoral war (Allecto...pastorale canit signum, Aen. 7,513), 32 but Virgil's account is less technical and physical, and more personalized, evoking an Italian echo, not a cosmic one (cp. 7,516-517 audiit et Triviae longe lacus, audiit amnis / sulpurea Nar albus aqua fontesque Velini). For the physical phenomenon of the resounding (Thessalian) mountains Lucan also mixed two different traditions: Lucretius' explanation of the echo as an acoustic phenomenon (cp. especially Drn. 4,577-579 colles collibus ipsi / verba repulsantesf3 and the two catalogues of mountains in O v i d ' s Metamorphoses (2,217-226 mountains burned by the chariot of the Sun, driven by Phaethon, and more specifically Thessalian mountains, visited by Medea in her chariot to find magical herbs, 7,222-227).
D o u b l e essence o f a p h e n o m e n o n (natural p r o c e s s a n d supernatural being) For the use of an epic character as mouth-piece for historical, geographical and philosophical information I already mentioned Ennius' dreaming of Homer, and the speeches by father Anchises and king Euander to Aeneas. Of course all socalled deipnosophistic story-telling started with Odysseus at the palace of king Alcinous but for Lucan's scene of the explanation of the Nile flood by the priest Acoreus, we have a definite parallel in Ovid's Metamorphoses 4,765ss. where Perseus lands in Africa (!), is informed about the region and its inhabitants and tells his own story in an after- dinner contribution: postquam epulis functi generosi munere Bacchi diffudere animos, cultusque genusque locorum 32
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C p . GASSNER, o.e.
177.
See Mieke KOENEN, "Loca loquuntur: Lucretius' Explanation of the Echo and other Acoustic Phenomena in DRN4,563-614', Mnemosyne 57 (2004), 714-715.
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quaerit Lyncides moresque animumque virorum.. .34 In a mythological poem like the Metamorphoses, a character in his mythicanthropomorphic shape can be used as a mouth-piece for information about his/its own regular actions in the form of a natural phenomenon. This literary playing with what has been called the double essence of a phenomenon (natural process and at the same time divine or supernatural being)35 forms in Ovid's Metamorphoses more than once the basis for a dramatic conversation with scientific content. For instance, in book 2 (63ss.) the external reader/listener receives much information about the course of the sun, given by the Sun-god himself as a warning to his son Phaethon (the warning includes a partial catalogue of the signs of the zodiac presented in their double essence: the bull is constellation and animal etc.) In book 6 (685ss.), Boreas (name of the north wind) asks for the hand of the girl Orithyia and, as Ovid tells us, "when he could accomplish nothing by soothing words, rough with anger, which was the north-wind's usual and more natural mood, he said - in a rather stormish way: 'Why have I given up my own weapons...?" Then he utters 10 lines with very pathetic meteorological information about the force and the influence of the wind in general (let us say Seneca's Naturales Quaestiones, book 5 De ventis, put into the mouth of Boreas himself in very rhetorical dactylic hexameters). Such Ovidian playing with the double essence of a natural phenomenon is, as we may expect, less common, if not nearly impossible, in the historical epic Pharsalia, which is devoid of a regular epic 'Götterapparat'. Still, one finds a very fine example of this play in book 7: the narration of the decisive battle of Pharsalus. This book opens with the description of Titan (sun and sun-god) who hesitates or is unwilling to rise and shine on the battlefield (7,1 —6):36 segnior Oceano quam lex aeterno vocabat, luctiflcus Titan numquam magis aethera contra egit equos cursumque polo rapiente retorsit defectusque pati voluit raptaeque labores lucis et attraxit nubes, non pabula flammis sed ne Thessalico purus luceret in orbe. 34
Cp. also Lucan 10,171 Phariaeprimordia gentis and Metam. 5,190 spoken by the (pseudo-) Egyptian Nileus: "adspice", ait, "Perseu, nostrae primordia gentis". One finds another example of deipnosophistic conversation in Metam. 8,57 lss. between the river god Achelous and Theseus. 35 See J.-M. FRiCAUT, L'esprit et I'humour chez Ovide, Grenoble 1972, 32, 89-90; cp. Doblhofer, art. cit. 83. 36 See also U. HÜBNER, 'Der Sonnenaufgang vor Pharsalus: Zu Lukan 7 , 1 - 3 4 ' , Philol. 120 (1976), 1 0 7 - 1 1 6 .
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The difficulties of the sun-god, mentioned in Ovid by father Helios to Phaethon (2, 72ss.: "I drive contrary to the swift circuit of the universe"), get from Lucan an equally pathetic colouring and application: the sun god is unwilling to shine. The technical word defectus ("eclipse") is followed by the more personal one labores The physical causa materialis of the rising of clouds (attracted by the sun for nourishment) 38 is explicitly denied and Lucan ends this opening with a personalpathetic and mythic causa finalis (the sun god does not want to see the coming spectacle just as he refused to shine on the atrocious meal of Thyestes). The motif of luctificus Titan (the grief-bringing and grieving Sun) who refused to shine clear on the Thessalian battle ground, returns in lines 197ss. of the same book. There Lucan explains a prophecy that the final day has come in a twofold way. He starts with a more regular explanation (thunderbolts) and ends with a more religious-mythological one: "perhaps the sad deity in the ether indicated battle in the sun's dark dimness". At the end of this book (764ss.), Lucan describes the nightmares of soldiers, caused by their bad conscience and the experience of the day ('Tagesreste'). 3 9 This theme was already announced in the beginning of the same book (26 "tomorrow's repose, hideous and gloomy with the image of the day"). In this context the poet uses the words ingemuisse campos (7,768-772): ingemuisse putem campos terramque nocentem inspirasse animas infectumque aera totum manibus et superam Stygia formidine noctem. exigit a meritis tristes victoria poenas sibilaque et flammas infert sopor. This expression is in my opinion ambiguous: Does it refer to the groaning of victims, a sound which might have stimulated the nightmares in the minds of Caesar's soldiers, or to small earthquakes which regularly precede the rising (ascensus) of souls from the underworld? 40 Terms like gemere/gemitus are regularly used of animate beings and inanimate objects. The darkness of night gets in Lucan's description a mythical, 'Stygian' atmosphere like the 'Avernian' 37
For the use of the term labores in Lucan 7,4 and also e.g. in the song of Jopas (Aen. 1,742)
see W. RICHTER, 'Lunae Labores', WS 90 (1977), 96-105, and the comm. of PAGE (London
1898) ad Werg. Georg. 2,478: "defectus 'failings' or 'fadings' describes it literally while labores 'sufferings' gives it an imaginative or poetical character". 38 See for this physical explanation O. GILBERT, Die meteorologischen Theorien des griechischen Altertums, Leipzig 1907,443. For other examples of dreams caused by a bad conscience, see Lucr. Dm. 4,1018-1019 and my study 'Die Traumtheorie des Lukrez', Mnemosyne 33 (1980), 128-151 (= ID., Lucrkce et les sciences de la vie, Leiden 1999, esp. 162-163). 40 Cp. for instance Lucan 3,10-11 visa caput maestum per hiantis Mia terras / tollere.
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darkness evocated by Lucretius in his didactic poem (Dm. 4,170-171). As Lucan tells us, sleep brought to the soldiers sibilaque et flammas, very suggestive words due to their brevity: Have these dream experiences a natural cause in sounds and fires in the surroundings (just as a natural stimulus for Pompey's dream is suggested in 7 , 4 5 - 4 6 mixto murmure turba / castrorum fremuit) or a supernatural one in the feelings of guilt of the soldiers and their corresponding beliefs in Furies with their torches and hissing snakes?
Multiple explanation Lucan regularly exploited this narrative strategy of giving different views on one and the same phenomenon in his multiple explanations marked by the Latin words sive...sive/seu...seu or an...an...an. It is used in the same opening of book 7, in the threefold explanation of Pompey's dream during the night before the battle. These explanations show a pattern of starting with the most realistic and natural (and most probable) cause and culminating in a very personal, sometimes farfetched, or mythical-religious cause, which clearly is the most pathetic (7,19-24): 1. "Perhaps at the end of success his mind, distressed by troubles, fled back to happy times." This type of psychological interpretation of dreams is well attested in ancient literature.41 2. "Perhaps, through its usual obscurity, his repose foretold the opposite of what he saw, bringing omens of great lamentation." This type of explanation per contrarium is attested in ancient dream prophesies and their exegesis (Artemidorus).42 3. "Perhaps, when you were forbidden anymore to see your ancestral abodes, Fortune gave you Rome like this." This mythical/religious explanation is clearly the most pathetic (also by its use of apostrophe, cp. tibi in 7,23). 43 One finds other examples of multiple explanation in Lucan, 44 showing the same climax going from natural to supernatural, from objective/scientific to subjective/poetic/mythic: 1. (5,131-139) the silence of the oracle in Delphi Its chasm dumb, Parnassus has fallen silent and suppressed its god: 41
Cp. Chr. WALDE, Die Traumdarstellungen in der griechisch-römischen Dichtung, München/Leipzig 2001, 403-406; see also SCHRIJVERS, Lucrece et les sciences de la vie, 161-162. 42
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WALDE, o.e., 4 0 6 .
This third explanation, without any parallel in ancient dream theory, is characterized by WALDE (407) as "emotionale Lesart des Erzählers "; cp. Η. CANCIK: "Offenbar als Steigerung folgt zuletzt eine 'religiöse' Deutung" ('Ein Traum des Pompeius [Lucan, Pharsalia 7,1-47]', in: W. RUTZ [ed.], Lucan, Darmstadt 1970, 550). 44 See also the list of examples in L. ECKARDT, Exkurse und Ekphraseis bei Lucan, diss. Heidelberg 1936, 34-36.
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a. "either because the spirit has deserted those jaws and has turned its path to the world's remoteness" (natural-philosophical explanation) b. "or because, after Python burnt with barbarian torches, the ashes fell into the enormous caves and obstructed Phoebus' path" (historical-rationalistic explanation referring to the destruction of Delphi by the Gauls in 279 BC (cp. barbarica lampade in 5,134); c. "or because by the gods' will Cirrha is silent and it is enough that future secrets are told in the ancient Sibyl's prophecies, entrusted to your race" (religious explanation); d. "or because Paean, who always keeps the guilty from his temple, does not in our age find people to unlock his mouth for" (mythic-pathetic and poeticsubjective explanation). 2. One finds another example of multiple explanation in book 5 (244-248). The Roman soldiers almost deserted their leader (Caesar): a. "perhaps the trumpet ceasing for a while from its gloomy sound and the sword, shut away and cold, had banished mania for war" (realistic-psychological explanation); b. "perhaps in search of greater prizes the troops reject both cause and leader and even now offer up for sale their swords stained with crime" (pathetic and rather far-fetched explanation). I already mentioned Lucan's use of different types of explanation (causa materialis and causa fmalis coinciding with a religious explanation) in the deipnosophistic conversation (book 10) between Acoreus and Caesar on the subject of the Nileflood.45 The poet had already used this pattern of explanations in book 1 (409-419) in his discussion of the tides. Here he offers three natural explanations referring respectively to the influence of wind, moon or sun and ends, as in the discussion of the Nile-flood, with a conclusion which mentions the will of the gods (1,419 ut superi voluere). In his multiple explanations Lucan clearly followed a device of Roman didactic poetry which started with Lucretius. In accordance with the teaching of his master Epicurus, Lucretius offered different physical causes e.g. for the motion of the stars (cp. Dm. 5,509-533) and also for the Nile flood (6,712-737 introduced by an epistemological paragraph, 6,703-711, justifying the Epicurean principle of multiple explanation): sunt aliquot quoque res quorum unam dicere causam 45
See also the example in 7,197ss. (multiple explanations of a prodigy); for Lucan's different explanations of the influence exercised by magicians and witches on the gods (6,492-499), see now F. GRAF, La magie dans I'antiquite greco-romaine, Paris 1994,216ss.
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Piet Schrijvers non satis est, verumpluris unde una tamen sit...46
In his Georgics Virgil presented one (brilliant) example of this EpicureanLucretian principle in his two pairs of opposite explanations of burned-off fields (1,84—93): a. sive pinguia concipiunt...sive vitium excoquitur, b. seu vias relaxat...seu venas astringit.47 Unlike his predecessor Lucretius, who as an orthodox Epicurean restricted himself to alternative explanations within the physical category, Lucan extended this principle to other categories including the supernatural/religious explanation and enlarged its use in two other ways: from the natural world (tides, Nile flood) to the history of human behaviour and experience (reaction of Caesar's soldiers, Pompey's dream) and from objective reasons to more subjective and pathetic ones. In this point Lucan extended the application of this principle from an Epicurean world view to a more Stoic one and on a literary level from didactic to epic poetry. For this extension he might have been inspired by some alternative explanations given by more or less agnostic personages in Virgil's Aeneid: 2,34 sive dolo seu iam Troiae sic fata ferebant 6,532-533 pelagine venis erroribus actus / an monitu divum? an quae te fortuna fatigat 11,443-444 sive est haec ira deorum...sive est virtus et gloria For this transfer from didactic to epic,48 Ovid may also again have served as a model for Lucan in two of the most didactic passages of his Metamorphoses, the origin of the world and of mankind in book 1, and the speech of Pythagoras in the last book. In book 1,78-81, Ovid presents two explanations for the origin of mankind. The first one offers a purely theological cause, the other has at least a natural philosophical dimension (sive divino semine fecit ille opifex rerum...sive recens tellus...retinebat semina caeli). The second example from the speech of Pythagoras contains a twofold explanation of a natural phenomenon: the permanent abhorrence of wine caused by drinking water from the source of Clitorium. Here Ovid clearly presents two opposite explanations, a natural and a mythic one (15,322-328): Clitorio quicumque sitim de fonte levavit 46
Cp. P. BOYANCi, Lucrece et l'epicurisme, Paris 1963, 224-227; cp. A.A. LONG & D.N. SEDLEY, The Hellenistic Philosophers, Cambridge 1987, vol. 1, 92-93. 47 Cp. also his threefold physical explanation of the stone rolling from a mountain top in Aen. 12,684-686; in this simile Virgil also mixed an epic (Horn. Iliad 13,137ss.) and a naturalphilosophic topic (cp. Lucr. Dm. 5,313-315). 48 Cp. also the application of multiple explanations by Statius in his Thebaid 1,326-328; 2,20-21; 3,482-483; 7,811-816 (earthquake); 10,831-836; 12,420-423; Silvae 3,3,156.
The 'Two Cultures' in Lucan
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vina fugit gaudetque meris abstemius undis; seu vis est in aqua calido contraria vino, stve, quod indigenae memorant, Amythaone natus, Proetidas attonitas postquam per carmen et herbas eripuitfiiriis, purgamina mentis in illas misit aquas odiumque meri permansit in undis.49 Lucan's extension of the use of multiple explications from more objective to more subjective-emotive ones no doubt inspired Tacitus' well-known practice of double explanations in the field of human behaviour. 30
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In 15,340-355 there follows a threefold explanation of the volcanism of the Etna (cp. the series of explanations in Aetna 1 lOss.). 50 See the comm. by F.R.D. GOODYEAR (Cambridge 1972) on the first and famous example of alternative explanations in Tacitus, Ann. 1,3,3 mors fato propera vel novercae Liviae dolus abstulit.
Lucans poetische Sprache am Beispiel von Bell. civ. 2,462-525 Joachim DINGEL, Hamburg Der poetischen Sprache Lucans nähere ich mich mit dem Interesse eines Literaturwissenschaftlers, nicht eines Linguisten. Deshalb ziehe ich es vor, eine Textpassage zu analysieren und dabei auf typische Elemente zu verweisen, statt zusammenfassend über Wortschatz und Grammatik, Strukturen und Stil zu referieren. Eine solche Zusammenfassung müßte ohnehin viele Lücken aufweisen, da es an Vorarbeiten fehlt, fremden wie eigenen. 1 Ich beginne mit dem Thema, das den Umfang und den Wortschatz des Textes steuert. Den Hauptteil der ausgewählten Partie bildet eine Huldigung an L. Domitius Ahenobarbus (Konsul im Jahr 54), den Ururgroßvater Neros. 2 Die 64 ausgewählten Verse bilden eine strukturelle Einheit. Die Mißerfolge von sieben (!) Gegnern Caesars am Anfang des Bürgerkrieges werden aufgezählt oder geschildert: 1) die Flucht des L. Scribonius Libo aus Etrurien, 2) die Räumung Umbriens durch Q. Minucius Thermus, 3) das fehlende Kriegsglück des L. Cornelius Sulla Faustus, 4) die Flucht des P. Attius Varus aus Auximum, 5) die Flucht des P. Cornelius Lentulus Spinther aus Asculum, 6) die Flucht des Q. Caecilius Metellus Pius Scipio aus Luceria, 3 7) die Gefangennahme - und Freilassung - des Domitius in Corfinium. Der poetische Charakter der Sprache ist sogleich deutlich. Gens Etrusca (462) meint nicht die etruskischen Ureinwohner, sondern alle Bewohner Etruriens; es steht "uneigentlich" für Etruria. Auf den rhetorischen Begriff gebracht, mag es unter Metonymie oder Synekdoche oder Periphrase subsumiert sein. Innerhalb der 1
Eine Fundgrube ist die Einleitung von W. E. HEITLAND in: M. Annaei Lucani Pharsalia. Edited with English Notes by C. Ε. HASKINS. With an Introduction by W. Ε. HEITLAND, London 1887, lxiii-cviii. Leider trüben den Blick des Autors ästhetische Vorurteile wie schon den seines Vorbildes D6sir6 NISARD. Noch nützlich C. PAUCKER, Übersicht des der sogenannten silbernen Latinität eigenthümlichen Wörterschatzes, in: H. RÖNSCH (Hrsg.), Vorarbeiten zur lateinischen Sprachgeschichte von Carl PAUCKER, Berlin 1884. Zu den Problemen des Stils allgemein vgl. ζ. B. Th. ROMMEL, Stilistik / Stilanalyse / Stilkritik, in: A. NÜNNING (Hrsg.), Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, Stuttgart/Weimar 2001, 603-606. - Lucan wird in diesem Beitrag zitiert nach der Ausgabe von Α. E. HOUSMAN, Oxford 2 1927. 2
Zu Einzelheiten der Partie vgl. die Kommentare von E. FANTHAM, Cambridge 1992, und Η. DREYLING, L u c a n . B e l l u m civile II 1 - 5 2 5 , K ö l n 1999 (Diss. K ö l n 1994); W . D . LEBEK,
Lucans Pharsalia. Dichtungsstruktur und Zeitbezug, Göttingen 1976 (Hypomnemata, 44), 1 4 3 - 1 6 6 ; J. RADICKE, L u c a n s poetische Technik, Leiden 2 0 0 4 ( M n e m o s y n e Suppl., 249), 214-220. Nicht Nuceria; vgl. DREYLING zu V. 473. 3
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poetischen Sprachtradition setzt es Ausdrücke wie gens Lydia, Romanam ... gentem, cum gente Latina usw. fort.4 Umbria (463) steht als Metonymie für seine Bewohner. Alle Ortsnamen sind auf die eine oder andere Weise poetisiert.5 Doch wichtiger ist vielleicht die Amplification, die darin besteht, daß von (ganz) Etrurien und Umbrien die Rede ist, wo prosaische Berichte lediglich von einzelnen Städten in Etrurien (Arretium) und Umbrien (Iguvium) sprechen. Dieser Zug ins Große kommt der gesamten Erzählung zu gute, nicht allein dem epischen Personal. Hyperbeln - denn in der Klassifikation der Rhetorik sind sie das6 - begegnen auch im Folgenden immer wieder, ζ. B. pulsarunt Auximon alae (466), depellitur arce / Lentulus (468f.), solusque ex agmine tanto (470), donavit ... sanguinis usum (477), immensam ... nubem (481), devolvit ... agmen (491), agmina ... traxsre ducem (507f.). Das Hyperbolische ist eine zusätzliche Dimension: Auximon bleibt eine Metonymie, die für die Stadttore oder die Stadtmauern von Auximum steht,7 immensam ... nubem bleibt eine Metapher usw. Die ersten sechs Berichte werden kurz abgehandelt: Sie umfassen zusammen 14 Verse; dabei nimmt die Länge der Berichte zu, von anfangs je einem Vers (Libo und Thermus) bis zu schließlich 6 Versen (Scipio).8 Diese kurzen Darstellungen dienen als Hinführung und Folie für die 49 Hexameter lange Domitius-Episode. Sechsmal also ist brevitas die Devise. In den beiden ersten Fällen, wo der Autor sich auf je einen Vers beschränkt (462 und 463), bleibt nur Platz für die Namen des Gebietes und des Kommandeurs und für einen Ausdruck, der den Rückzug bezeichnet. Der verlassene Volksstamm und das geräumte Gebiet werden zum Subjekt gemacht: Gens Etrusca fuga trepidi nudata Libonis, / iusque sui pulso iam perdidit Umbria Thermo. Unter den Mitteln, mit denen hier Kürze erzielt wird, hebe ich nur zwei hervor: die Ellipse von est bei nudata - solche Ellipsen gehören bei Lucan zur sprachlichen Routine9 - und den Ablativus absolutus pulso ... Thermo. * Alle Beispiele aus der Aeneis: 10,155; 1,33; 8,55. 5 Vgl. H. LAUSBERG, Handbuch der literarischen Rhetorik, München Ί990, §§ 565-571 (Metonymie), 572-577 (Synekdoche), 589-598 (Periphrase). - Corfini... tecta in V. 478f. ist eine Periphrase "mit Nennung des verbumproprium"·, vgl. Lausberg, Handbuch § 590. 6 Vgl. LAUSBERG, Handbuch §§ 579 und 909f. 7 Je nachdem bedeutet pulsare "anklopfen" oder "erschüttern": historisch eher das erste, rhetorisch eher das zweite, g Solche Strukturen finden sich bei Lucan auch sonst; vgl. ζ. B. 1,15-18, wo Osten und Westen je einen halben Vers einnehmen, der Süden einen ganzen, der Norden zwei Verse. ' Was nicht Beliebigkeit bedeuten muß. SCHWARTZ (wie Anm.13) 121 f. nennt Gründe, warum Lucan das Hilfsverb beim Prädikat im Perfekt Passiv setzt oder wegläßt. Lucan verwende z.B. die Form mit Hilfsverb dazu, ein Geschehen stärker hervorzuheben. Allgemein zur Ellipse des Verbs bei Lucan J. OBERMEIER, Der Sprachgebrauch des M. Annaeus Lucanus, Programm München 1886, 69f. (häufig bei Formen von esse, sehr selten bei anderen Verben).
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Solche Ablative zählen zu den bevorzugten syntaktischen Gebilden bei Lucan, der darin über Vergil und Ovid hinausgeht.10 Aber nicht nur in der Kürze, sondern auch in der Variation - der inhaltlichen wie der formalen - zeigt sich künstlerische Absicht. Ich hebe nur ein Element hervor: Der Name des ersten Feldherrn erscheint im Genitiv, der des zweiten im Ablativ. Der Nominativ ist gemieden; er wird uns bei den drei nächsten Heerführern begegnen - Sulla, Varus, Lentulus - , dort aber nicht als eintönig auffallen, da das Subjekt erst am Ende (Sulla), dann am Anfang (Varus), schließlich in der Mitte des Satzes (Lentulus) steht, und da überdies von zweimaligem Aktiv (gerit,fugit) zum Passiv (depellitur) gewechselt wird. Der nächste, dem der Erfolg versagt bleibt, ist Sulla, der Sohn des Dictators. Als solcher ist er unter den sechs zuerst Genannten der prominenteste. So dient denn auch einer der zwei Verse, die ihm gewidmet werden, der Erinnerung an seinen erfolgreicheren Vater (464f.): Nec gerit auspiciis civilia bella paternis / Caesaris audito conversus nomine Sulla.11 Es wird kein Distrikt genannt, den Sulla verläßt: Vielleicht war ihm keine Festung in Italien zugewiesen. Dann würde Lucan ihn wegen seines bekannten Vaters und der Diskrepanz zwischen dessen Leistungen und denen des Sohnes hier nennen. Man kann diese Diskrepanz nämlich als paradox empfinden; das Aufzeigen oder Konstruieren von Paradoxien - ich brauche daran kaum zu erinnern - gehört zu den bevorzugten Gedankenspielen (nicht nur) Lucans. Zur sprachlichen Formulierung: auspiciis ... paternis ist ein Beispiel subtiler Erzähler-Ironie.12 Bei Sulla hat übrigens das Erzähltempus gewechselt: vom Perfekt zum Praesens historicum, das die Epiker bevorzugen.13 Die Flucht des Varus ist die erste, die geschildert wird. Der größere Umfang 10 Dies gilt besonders fllr die - relativ seltenen - ablativischen Ausdrücke, die von einem Nomen oder Pronomen und einem Partizip Präsens Aktiv gebildet werden. Die folgende Statistik beruht auf je 1000 Versen: Verg. Aen. 11,865-12,952; Ov. met. 5,1-6,323 (ohne 6,294); Lucan 2,1-3,264. Dabei sind Ablativus absolutus, instrumenti, causae, modi, temporis als Einheit betrachtet. (Ablative, die von einer Präposition abhängen, sind also nicht berücksichtigt.) An Ausdrücken dieser Art finden sich bei Vergil 6 (11,874. 888. 12,423. 540. 574. 651), bei Ovid 8 (5,22. 45. 71. 171. 605. 6,60. 97. 108), bei Lucan aber 16 (2,8. 25. 105. 175. 326. 351. 444. 606. 730. 3,1. 18. 30. 68. 69. 141. 159). Bei den entsprechenden Ausdrücken mit Partizip Perfekt Passiv ist die Steigerung geringer. Vergil hat davon in dem genannten Abschnitt 40, Ovid 38, Lucan 45. - Zum Abi. abs. bei Lucan vgl. R. M . LUCIFORA, L'ablativo assoluto nella Pharsalia. Riflessioni sul testo e sullo stile di 11 Lucano, Pisa 1991 (Testi e studi di cultura classica, 6). Caesaris audito ... nomine wie Verg. Aen. 12,697 audito nomine Turni. Zum rhetorischen Ironie-Begriff vgl. Quint. 8,6,54-59. 13 Vgl. F. R . SCHWARTZ, Lucans Tempusgebrauch. Textsyntax und Erzählkunst, Frankfürt am Main/Berlin u.a. 2002 (Studien zur klassischen Philologie, 133), 16. Grundlegend über den Gebrauch der Tempora und Modi bei Lucan: N. LUNDQVIST, Studia Lucanea, Diss. Uppsala 1907, 5-105. Zum Praesens historicum vgl. noch bes. M. LEIGH, Lucan. Spectacle and Engagement, Oxford 1997, 311-324.
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der Passage - gut zweieinhalb Hexameter - erlaubt es nun auch, Nebensätze zu formulieren. Gleich zwei sind es, ein kompletter Temporalsatz mit ut und ein Lokalsatz, dieser elliptisch, dafür mit Anapher (466-468): Varus, ut admotae pulsarunt Auximon alae, / per diversa ruens neglecto moenia tergo, / qua silvae, qua saxa fugit.14 Unter den sprachlichen Besonderheiten dieser Passage ist die griechische Form des Ortsnamens Auximum hervorzuheben. In lateinischen Texten begegnet sie nur hier; sie ist auch historisch nicht berechtigt, da Auximum keine griechische Gründung ist (was aber Lucan vielleicht nicht wußte). Doch was sie fur die Kürze und Schönheit der Formulierung leistet, liegt auf der Hand.15 Es folgt mit knapp dreieinhalb Hexametern Lentulus (468-471): Depellitur arce / Lentulus Asculea; victor cedentibus instat / devertitque acies, solusque ex agmine tanto/ dux fugit et nullas ducentia signa cohortes. Wieder eine syntaktische Variation: Trotz der größeren Länge der Schilderung verzichtet Lucan auf Nebensätze; er bedient sich der Parataxe. Davon abgesehen, ist das Adjektiv Asculeus bemerkenswert: Es ist nur an dieser Stelle belegt; wahrscheinlich handelt es sich um eine Prägung Lucans. Das herkömmliche Asculanus war nämlich im Hexameter nicht zu gebrauchen. Daß Lentulus von einem Großteil seiner Truppen im Stich gelassen wurde, versteckt Lucan in den Worten et nullas ducentia signa cohortes.16 D. h. es waren keine ganzen Kohorten mehr, die von den Feldzeichen "geführt" wurden. Warum diese verrätselte Formulierung? Anscheinend soll dem Heerführer ein Ruhmestitel zuerkannt werden, ohne daß es direkt ausgesprochen wird: Er hat zwar Soldaten an den Feind verloren, aber keine Feldzeichen. Im letzten der vorbereitenden Berichte und in der vorbereiteten Episode selbst spielt Lucan den stärksten syntaktischen Trumpf des epischen Erzählers aus, die Apostrophe. Ich gebrauche diesen Terminus (wie es alle tun), obwohl die epische Anrede von der eigentlichen άποσψοφή, dem sermo aversus a iudice, prinzipiell zu unterscheiden ist und von Quintilian auch unterschieden wird.17 Wenn ich dabei von 14
Das alliterierende Nebeneinander von silvae und saxa hat Tradition (Naevius, Vergil, Manilius), wie DREYLING Z. St. notiert. Auf Alliterationen in dem Lucantext gehe ich sonst nicht ein; das ist ein zu weites Feld. Die lateinische Form Auximum wäre nur mit der unschönen Stellung des -um in Synalöphe möglich gewesen; vgl. J. SOUBIRAN, L'ölision dans la poösie latine, Paris 1966 (itudes et Commentaires, 63), 218-234. 16
Zum historischen Geschehen vgl. Caes. civ. 1,15,3 qui Caesaris adventu cognito profugit ex oppido cohortesque secum abducere conatus magna parte militum deseritur. Dem "Verstecken" dieses Faktums dient vielleicht auch die Annominatio dux / ducentia, insofern sie den Leser ablenkt. Übrigens erlauben die Worte des Erzählers sogar die Deutung (ex silentio), daß Lentulus' Truppen aufgerieben wurden. Die vom epischen Erzähler verwendete Anrede ändert nach Quint. 9,3,24f. nicht den Sinn, sondern lediglich die Ausdrucksweise: alterum quod est eißgurae sententiarum quae Αποστροφή dicitur simile [!], sed non sensum mutat verum formam eloquendi... Es folgen
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einem starken Trumpf spreche, so ist dies allerdings gleich zu relativieren: stark im Vergleich zu anderen Mitteln, nicht unbedingt stark an sich. Denn die Apostrophe, bei Homer noch selten, ist im Lauf der Zeit im Epos so häufig geworden, daß man von einer inflationären Entwicklung sprechen kann.18 Die meisten Apostrophen hat man bei Lucan gezählt.19 Zurück zum Text (472-477): Tu quoque nudatam commissae deseris arcem, / Scipio, Luceriae, quamquam firmissima pubes / his sedeat castris, iam pridem Caesaris armis / Parthorum seducta metu, qua Gallica damna / supplevit Magnus, dumque ipse ad bella vocaret / donavit socero Romani sanguinis usum. Diese sechs Verse sind gefüllt mit Informationen; nur wenige Wörter sind "abundant", so allerdings gleich nudatam in V. 472, das - nach dem beliebten Stellungsschema Attribut a / Attribut b / Substantiv A / Substantiv Β - poetisch wirkungsvoll vor commissae gesetzt ist.20 In der Hauptsache aber Information: die Herkunft von Scipios Soldaten, knapp erzählt. Hervorheben möchte ich das epische firmissima pubes als Bezeichnung für die altgedienten Soldaten; pubes ist ein gängiger poetischer Begriff, das Attribut firmissima jedoch ungewöhnlich, wenn auch naheliegend. Am wichtigsten ist freilich die Pointe: Magnus ... donavit socero Romani sanguinis usum. Hier ist donavit so ironisch wie usum (Mißbrauch!), und Romani sanguinis evoziert das künftige Blutvergießen.21 Der Name Scipio im Hexameter des hohen Stils ist für Lucan schon selbstverständlich, war es aber noch nicht für Vergil. Ermöglicht ist es durch die Kürzung des Endvokals o, eine sprachgeschichtliche Entwicklung, der die hohe Dichtung erst nach Vergil in vollem Maß Rechnung getragen hat. Ohne sie hätte Lucan ζ. B. auch Curio kaum nennen können. (Die letzte Silbe seines Namens zu als Beispiele Verg. georg. 2,169f. und Aen. 3,55-57. Zum sermo aversus a iudice vgl. 4,1,63-70 (Prooemium); 4,2,106 (Narratio). Vgl. LEIGH (wie Anm.13) 307-310. 18
Daß häufiger Gebrauch eine verringerte Wirkung nach sich zieht, ist auch von Quintilian notiert worden (9,3,4). Wissen konnte es jedermann zu jeder Zeit. 19 LEIGH (wie Anm.13) 309; J. ENDT, Der Gebrauch der Apostrophe bei den lateinischen Epikern, W S 27, 1905, 106-129; E. HAMPEL, De apostrophae apud Romanorum poetas usu, Diss. Jena 1908; E . S. ZYROFF, The author's apostrophe in epic from Homer through Lucan, Ann Arbor 1980 (Diss. Johns Hopkins University, Baltimore 1971, mir nicht zugänglich). Die Apostrophe bot sich beim Namen Domitius auch aus metrischen Gründen an, denn nur der Vokativ - oder Genitiv - Domiti paßt in den Hexameter. 20
Die Stellung a b Α Β hier also mit Β im nächsten Vers. Sehr häufig ist sie ohne Enjambement (wie auch die Stellung b a Α Β ) . Näheres dazu bei F. CASPAR], De ratione, quae inter Vergilium et Lucanum intercedat, quaestiones selectae, Diss. Leipzig 1908, 86-92. 21
In V. 475 stellt sich - wie auch sonst gelegentlich - die Frage, ob ein Relativsatz beginnt oder relativischer Anschluß vorliegt. Vgl. dazu LUNDQVIST (wie Anm. 13), 7 3 .
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verschleifen, hätte als unschön gegolten.22) Gleich zu Beginn der Domitius-Episode wird das Erzähltempo langsamer. Drei Verse beschreiben die Situation (478—480): At te Corfini validis circumdata muris / tecta tenent, pugnax Domiti; tua classica servat / oppositus quondam polluto tiro Miloni. Auch beim Gebrauch der Adjektive ändert sich etwas; die Zahl der mehr schmückenden als informativen Attribute - ein allgemein poetisches, nicht allein episches Element - nimmt zu: validis ... muris (478), polluto ... Miloni (480), immensam ... nubem (481), sole corusco (482), montanis ... fontibus (485) usw. Besondere Beachtung verdient das Epitheton in der Anrede pugnax Domiti. In dieser Reihe werden nur zwei Führer mit einem Attribut bedacht: zu Beginn Libo in dem tadelnden trepidi ... Libonis, das moralisch aufjeden der ersten sechs bezogen werden kann, und nun Domitius mit dem lobenden pugnax. Dies Attribut wird vom Erzähler beim Namen Domitius noch zweimal verwendet.23 Daß Lucan ein Epitheton wiederholt gebraucht, kommt ganz selten vor; wenn er es tut, dann in keinem Fall öfter als zwei- oder dreimal.24 "Stehende Beiwörter" gibt es bei ihm also nicht, wohl aber die Erinnerung daran. Das Adjektiv, mit dem Domitius ausgezeichnet wird, mußte epische Würde übrigens erst erwerben; Vergil, der reichlich Verwendung fur pugnax gehabt hätte, verwendet es nicht.25 - Ein origineller Ausdruck für "sie folgen / gehorchen dir" ist tua classica servat; ähnlich originell später (519f.) quod castra [v. 1. signa] secutus / sit patriae.26 Im Vergilischen Tonfall geht es weiter; das eingeschobene dixit ist allerdings 22
Vgl. SOUBIRAN (wie Anm.15) 207-218. Zur Kürzung des ο vgl. ζ. Β . E . NORDEN ZU Verg. Aen. 6,842f. (Kommentar Darmstadt 41957); R.G. AUSTIN zu Aen. 2,735 (Kommentar Oxford 1964). 23 Mit einem Zusatz in 7,219f. Tibi, numine pugnax / adverse Domiti; in 7,600 wie in 2,479, aber im Genitiv. 24 So sanctus für Cato (6,311; 9,555; vgl. 2,372), worauf F. AHL aufmerksam gemacht hat: Lucan. An Introduction, Ithaca/London 1976, 247. (Übrigens ist auch Marcia sancta: 2,327.) Bei Personen kenne ich sonst nur audax als Kennzeichen Curios (1,269; 4,583; vgl. MERLI in diesem Band, 122ff.). Über "lobendes oder tadelndes Adjektiv" bei Eigennamen OBERMEIER (wie Anm.9) 72. Auch bei anderen Substantiven wird kaum je ein Epitheton wiederholt gebraucht. Eine Ausnahme ist verteranda vetustas in 9,987 und 10,323, eine andere steriles ... harenas in 9,378 und 576 sowie 10,308. Zur poetischen Praxis vor und bei Vergil vgl. F. J. WORSTBROCK, Elemente einer Poetik der Aeneis. Untersuchungen zum Gattungsstil vergilianischer Epik, Münster 1963 (Orbis antiquus, 21), 168-199. 25 Es findet sich in der Dichtung vor Lucan bei Horaz (epist.), Properz, Ovid, in Senecas Tragödien. 26
Das erste ist vorgeprägt durch l,373f. in quem tua classica, Caesar, /audiero. Das zweite ist bei Lucan formelhaft (vgl. 4,676. 7,831. 9,379 [v. 1. signa], 10,407), notiert von OLLFORS (wie Anm.33) 97.
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Ovidisch (481-484): 27 Utprocul immensam campo consurgere nubem / ardentisque acies percussis sole corusco / conspexit telis, 'Socii, decurrite' dixit / 'fluminis ad ripas undaeque immergite pontem. Besonders bemerkenswert ist hier die Anrede socii: Sie paßt nicht zu römischen Soldaten, sondern evoziert die heroische Welt der Aeneis, wo sie üblich ist. Daß die hochpoetische Sprache Vergils die Rede des Domitius prägt, liegt offen zu Tage; ζ. B. verweist man für undaeque immergite pontem auf Aen. 3,605 spargite me in fluctus vastoque immergite ponto. Hat Domitius zunächst einen üblichen, wenn auch in poetischer Diktion formulierten Befehl gegeben,28 so tut er nun etwas Phantastisches: Er fordert den Fluß auf, "ganz" aus seinen Quellen herauszukommen und die Bruchstücke der (hölzernen) Brücke davonzutragen (485-487): Et tu montanis totus nunc fontibus exi / atque omnis trahe, gurges, aquas, ut spumeus alnos / discussa conpage feras. Dem historischen Domitius wäre dergleichen gewiß im Traum nicht eingefallen. Der Dichter jedoch konstruiert, um Pathos zu erzeugen, einen intertextuellen Zusammenhang mit Gebeten - Adesto, Tiberine, cum tuis undis - 2 9 und anderen Texten wie dem 21. Gesang der llias (vgl. bes. 234-250) oder auch Ovids Gedicht Amores 3,6 (5); bei Ovid wird der Fluß (amnis, torrens) allerdings beschworen, seine Flut zu mäßigen. Was Domitius erreichen will, ist wenig und viel zugleich: Er will Caesar aufhalten; dies aber soll ihm "Sieg" bedeuten (487-490): Hoc limite bellum / haereat, hac hostis lentus terat otia ripa. / Praecipitem cohibete ducem: victoria nobis / hie primum stans Caesar erit.' Unter den sprachlichen Mitteln hebe ich nur die - typisch Lucanische - Formulierung victoria nobis hic primum stans Caesar erit hervor ("ein Sieg für uns wird der hier zum ersten Mal zum Stehen gekommene Caesar sein"), also die syntaktische Figur, bei der eine Person das Subjekt, eine Sache das Prädikatsnomen ist, wobei hier die Person noch ein Attribut hat, mit dem zusammen ein Sachverhalt ausgedrückt ist. Die nächste Parallele steht ebenfalls im 2. Buch der Pharsalia (708): Exigua est fugiens victoria Magnus. Ohne Attribut 27
Die Situation wie in Aen. 9,33-39; zur Formulierung vgl. Aen. 8,609f. ... / utproeul... vidit; georg. l,233f. corusco ... sole. Zu dixit vgl. U . SANGMEISTER, Die Ankündigung direkter Rede im "nationalen" Epos der Römer, Meisenheim am Glan 1978 (Beitr. zur Klass. Philol., 86), 65-68. 2t Das klassische Beispiel ist Caes. Gal. 1,7,2 pontem qui erat ad Genavam iubet rescindi. Vom Abbruch der Brücke bei Corfinium wird in Caes. civ. 1,16,2 berichtet; daß bei Lucan eine Schiffsbrücke gemeint sei, hält DREYLING (zu 486-487a) fllr wahrscheinlich. - Zu der Erweiterung eines konjunktionalen Nebensatzes durch einen Abi. abs. - hier ut... discussa conpage - vgl. LUCIFORA (wie Anm. 10) 57-60. 29 Bezeugt von Servius zu Verg. Aen. 8 , 7 2 ; vgl. K . LATTE, Römische Religionsgeschichte, München 1960 (Handb. d. Altertumswiss. V.4), 43.
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unten in V. 513f. Victis iam spes bona partibus esto / exemplumque mei?° Und weiter geht es mit Vergil (490f.): Nec plura locutus / devolvit rapidum nequiquam moenibus agmen. Hier sind die Versehe«. 11,461 f. teils wörtlich zitiert, teils abgewandelt: Nec plura locutus / corripuit sese et tectis citus extulit altis. Die vergilische Formel31 wird auch von Lucan formelhaft eingesetzt: fünfmal verwendet er sie.32 Daß diese und andere Wiederholungen als traditionell-episches Element wahrgenommen werden sollen, scheint mir kaum zweifelhaft. 33 Dann betritt Caesar die epische Bühne (492f.): Nam prior e campis ut conspicit amne soluto / rumpi Caesar iter calida proclamat ab ira ... Die Worte calida proclamat ab ira in V. 493 bieten eine Gelegenheit, etwas zum Thema Enallage / Hypallage zu sagen, mit dem man sich auch bei Lucan wiederholt beschäftigt hat.34 Eigentlich müßte es in V. 493 heißen calid u s proclamat ab ira: "Vom Zorn erhitzt, rief er aus ..." Denn (1) vor Lucan ist calida nicht als Attribut von ira belegt, wohl aber calidus für einen "hitzigen" Menschen, ζ. B. bei Horaz (carm. 3,14,27f.): non ego hoc ferrem calidus iuventa / consule Planco\ und (2) ab "in Folge von" ist künstlich bei einem Verb wie proclamat, aber normal zur Bezeichnung der Ursache bei einem Zustand.35 Caesar empört sich über die "Feigheit" der Feinde, die für ihn im Abbruch der Brücke zum Ausdruck kommt. Inhaltlich fallt an seinen Worten auf, daß sie die Gewalt des Wassers in den Mittelpunkt stellen (495-498): Obstruitis campos fluviisque arcere parotis, / ignavi? Non, si tumido me gurgite Ganges / summoveat, stabil iam flumine Caesar in ullo / post Rubiconis aquas. Der Leser soll dies anscheinend mit Domitius' Appell an den Fluß zusammenbringen und den Schluß ziehen, daß der Fluß - also ein Gott - ihn erhört hat, was für Domitius eine Auszeichnung bedeutet. Dies würde freilich Lucans "Theologie" zuwiderlaufen. Der Eindruck des Lesers beruht denn auch auf einem Trick des Erzählers. Denn der suggeriert dem Leser ein Wunder, doch er erzählt keines. Die Suggestion beginnt mit amne soluto (492). Was soll das heißen? Nach dem üblichen (poetischen) Sprachgebrauch würde es bedeuten, daß der Fluß ungehindert fließt im Sinn von: 30
So ζ. B. auch 2,227f. Exulibus Mariis bellorum maxima merces / Roma recepta fiiit; 8,549f. Si meruit tarn claro nomine Magnus / Caesaris esse nefas. Nec plura locutus schon in Aen. 7,599. " Ohne 7,746. Vgl. noch 4,544; 5,593; 7,615; 8,453. Zusammengestellt von A. OLLFORS, Studien zum Aufbau des Hexameters Lucans, Göteborg 1967 (Acta Reg. Soc. Scient. et Litt. Gothoburgensis, Humaniora, 1), 83-109 (nec plura locutus, 91). 34
Vgl. U.
Hypallage in Lucans Pharsalia, Hermes 100, 1972, 577-600; (wie Anm.47). Auch M . HILLEN, Studien zur Dichtersprache Senecas. Abundanz. Explikativer Ablativ. Hypallage, Berlin/New York 1989 (Unters, zur ant. Literatur und Geschichte, 32) verweist oft auf Lucan. 35 BENTLEYS proclamat als Emendation vorausgesetzt. MARTINDALE
HÜBNER,
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losgelassen, mit ganzer Kraft. 36 Auch wenn Caesar von dem hinderlichen Wasser spricht, wirkt dies so, als ob er es mit einer entfesselten Naturgewalt zu tun hätte. Die Verse 495f. lassen sogar an eine Überschwemmung denken. Wenn am Schluß die Brücke erwähnt wird, dann so, daß man ihren Einsturz dem Anschwellen des Flusses zuschreiben könnte. Doch läßt sich Lucans Formulierung auch anders deuten: Eine Brücke mag bildlich auch eine Fessel sein, und wenn die Brücke zerstört wird, verliert der Fluß seine Fessel; er ist solutus, doch ohne deshalb anzusteigen. 37 Zwei sprachliche Vorlieben Lucans begegnen in dieser Passage. Die erste ist in post Rubiconis aquas gegeben, "nach dem Wasser des Rubicon" im Sinn von "seit ich den Rubicon überschritten habe". Solche knappen Ausdrücke gehören zwar zum Arsenal des Lateinischen wie auch anderer Sprachen. Sie können aber Beschränkungen unterliegen, die dann ein Autor wie Lucan durchbricht. Gerade mit der Präposition post tut er dies: post me "wenn ich nicht mehr bin" (2,318); post me ducem "nachdem ich Führer geworden war" (2,635); post bellum civile "nach dem Beginn des Bürgerkrieges" (3,14), u. a.38 Das zweite Element, auf das ich hinweisen möchte, ist ruiturum. Lucan, wie schon Seneca, liebt das Partizip Futur als ein Mittel, Knappheit - damit auch Vagheit - und Zukunftsperspektive, auch Potentialität oder Irrealität zu verbinden. 39 Ein schönes Beispiel folgt bald auf die hier besprochene Stelle (2,528-530): Iamque secuturo iussurus classica Phoebo / temptandasque ratus moturi militis iras /adloquitur ... cohortes.m 36
Dafür sprechen die Parallelen, die im OLD unter solvo 7 b "to allow to flow freely" notiert sind, darunter Ov. ars 2,237 saepe feres imbrem caelesti nube solutum; Lucan 9,215-218 tunc Nilus fonte soluto / ... / iussus adest auctusque suos non ante coartat, / quam usw. Vgl. O L D solvo 5 und DREYLING ZU 486-487a. 38
Zu dieser Ausdrucksweise vgl. P . PERSSON, Brachylogische Ausdrücke bei lat. post, gr. μετά, Eranos 20, 1921, 58-73 (70-72 zu ante und ad); R . G. M . NISBET / M . HUBBARD zu Hör. carm. 1,18,5 (Kommentar Oxford 1970). - Ähnlich bei in mit Akk.; vgl. ζ. B. l,5f. certatum ... in commune nefas; 2,390 in commune bonus·, 3,674 in pugnam fregere rates. Ausführlicher OBERMEIER (wie Anm.9) 26f. Grundlegend, aber nur das Latein bis zur frühen Kaiserzeit umfassend P . NUMMINEN, Das lat. in mit Akkusativ bis zu Augustus' Tod, Diss. Helsinki 1938. 39
Zum Partizip Futur bei Lucan vgl. LUNDQVIST (wie Anm.13) 67-71; zur Praxis Senecas Das Futurpartizip als Ausdrucksmittel bei Seneca, Helsingfors 1 9 6 1 (Soc. Scient. Fennica. Commentationes Humanar. Litt., 27.3). 40 R . WESTMAN,
In den jeweils 1000 Versen, die zum Ablativus absolutus genannt sind (s. o. Anm.10), finden sich Formen des Partizips Futur bei Vergil 7, Ovid 14, Lucan 33. Davon sind Prädikatsnomina bei Vergil 3 (12,655 [2], 762), Ovid 2 (5,198. 6,214), Lucan 5 (2,17. 566. 3,42. 99. 100). Attribut oder Part, conjunct, sind bei Vergil 4 (12,55. 75. 504. 603), Ovid 8 (5,95. 227. 270. 304. 549. 6,187. 206. 261), Lucan 27 (2,6. 14. 36. 63. 74. 80. 278. 296. 332. 333. 337. 360. 419. 449. 499. 505. 524. 528 [2], 529. 542. 692. 719. 3,6. 170. 211.
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Mit der Vergilischen Formel Haec ubi dicta - in der Aeneis viermal, 41 das längere Haec ubi dicta dedit hingegen achtmal - geht der Erzähler zur Schilderung des Kampfgeschehens über (500). Das Bild von der Geschoß-"Wolke" (501f.) ist traditionell seit Homer. 42 Im übrigen verweise ich nur noch auf das hochpoetische Substantiv sonipes (Accius, Vergil, Seneca u. a.) in V. 501 und das der hohen Poesie vor Lucan fremde Verb subrepere in V. 506 (schon in 2,391 und noch 6,753). 43 Der Neuansatz mit ecce, nefas belli (507) greift eine Formulierung Ovids auf (fast. 2,711) ecce, nefas visu. Auch die Verbindung von nefas mit einem Genitiv kann aus Ovid stammen (am. 3, 6 [5], 49 patruique nefas), ist bei diesem aber das einzige Beispiel. Auch bei Lucan ist sie selten, doch hat sie bei ihm noch ein paar Parallelen. 44 Im Horizont von imitatio und aemulatio ist die Junktur nefas belli durchaus originell. 45 Zusammen mit ecce signalisiert sie besonders deutlich, daß hier überraschend etwas geschieht, was nicht geschehen sollte. 46 Ich habe, als von Sulla die Rede war, an den Hang Lucans und anderer zum Paradoxen erinnert; ich hätte 221). Substantiv sind bei Vergil 0, Ovid 4 (5,146. 289 [secuturo similis]. 6,137. 157), Lucan 1 (2,233). 41
Vgl. P . T .
EDEN ZU
Verg. Aen.
8,175
(Kommentar Leiden
1975
[Mnemosyne Suppl.,
35]).
42
Der Begriff nubes in diesem Bild vor Lucan in Verg. Aen. 10,809; im übrigen vgl. 261b-262. - Eine Zusammenstellung von Vergleichen Lucans bei HEITLAND (wie Anm.l) lxxxiv-lxxxix. Einiges bei G. HUNDT, De M. Annaei Lucani comparationibus, Diss. Halle 1886; M . P . O . MORFORD, The Poet Lucan. Studies in Rhetorical Epic, Oxford 1967, 51-58 ("The Marine Similes"). Über den Gebrauch des Abi. abs. in den Vergleichen LUCIFORA (wie Anm.l 0) 135-141. 43 Zu den ingentiapondera in V. 505 vgl. Verg. Aen. 1 l,615f. excussus Aconteus /fulminis in morem aut tormento ponderis acti\ Ov. met. 13,85f. Hunc ego ... / eminus ingenti resupinum pondere fudi. 44 Saeptorum 7,306; Caesaris 8,550; Bruti 8,610. - Bei Lucan nimmt auch die Verbindung von nefas mit einem Adjektiv stark zu: vile (1,174), civile (4,172. 7,432), servile (10,453), arcanum (6,569), infernum (7,170), cruentum (9,1107), u. a. DREYLING ZU
45
Sie wird einige Bücher später wiederholt (7,868); bellorum ... nefas heißt es schon in 4,549. - Unter dem Gesichtspunkt von imitatio und aemulatio ist Lucan behandelt von H.W. LINN, Studien zur Aemulatio des Lucan, Diss. Hamburg 1971. 46 Die Kombination von ecce mit dem Perfekt (traxere) wird hervorgehoben von SCHWARTZ (wie Anm.l3) 20. Daran ist richtig, daß traxere nach vier Präsensformen (ingreditur - compellitur - erigit - subrepit) einen Neuansatz markiert. Ergänzungsbedürftig ist aber der Vergleich mit der Praxis Vergils, auf die SCHWARTZ in diesem Zusammenhang hinweist, einer beiläufigen Bemerkung R . HEINZES folgend (Virgils epische Technik, Leipzig/Berlin 31915, 374). Die Verbindung von ecce mit dem Praesens historicum ist zwar bei Vergil die häufigste (sie kommt in allen Werken vor und macht etwa die Hälfte aller Belege aus), aber schon Vergil setzt ecce auch zum Perfekt (ζ. B. in ecl. 9,47; Aen. 4,152f.; 5,793f.; 6,255-257; 12,319), übrigens auch zum Imperfekt (nur in der Aeneis, ζ. B. in 2,403; 7,286; 9,417; 12,672f.).
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das auch danach immer wieder tun können. 47 Der Erzähler ist beständig verwundert und empört Uber das, was er zu erzählen hat, und er bemilht sich, seiner Verwunderung durch das Formulieren von Paradoxien Rechnung zu tragen: neglecto ... tergo (467), solusque ex agmine tanto (470), dux fugit et nullas ducentia signa cohortes (471), nudatam commissae deseris arcem (472), quamquam firmissa pubes (473) usw. 48 Der empörte Erzähler findet immer neue Paradoxien - auf die ich nicht mehr im einzelnen hinweise - , darunter das geistreiche Oxymoron civis ... superbi (508), das freilich schon bei Seneca zu lesen ist.49 In reseratis ... portis (507) kommt ein Vergilischer Ausdruck mit Ovidischen Formulierungen zusammen. 50 Der vornehme Domitius wird auch sprachlich vornehm bezeichnet, durch ein ungewöhnliches Abstractum pro concreto, eine Form der Metonymie (509f.): Voltu tarnen alta minaci /nobilitas recta ferrum cervice poposcit.5i Im Folgenden lassen sich Möglichkeiten der "internen Fokalisierung" studieren (511): 52 Seit Caesar poenamque peti veniamque timeri. (Eine bemerkenswerte Antithese: Nicht nur poena und venia, peti und timeri stehen sich gegenüber, sondern es bilden auch poena und peti, veniam und timeri paradoxe Gegensätze.) Woher "weiß" Caesar das? Ein heutiger Leser könnte meinen, Caesar merke es an der "drohenden Miene" seines Feindes, von der gerade die Rede war. Doch die Wahl des Wortes seit - statt agnovit o. ä. - paßt dazu nicht recht; auch brauchte die drohende Miene nur vorgetäuscht zu sein. Nein, Caesar muß schon länger wissen, was er hier weiß, und dies entspricht auch der Würde des Domitius, wie er bei Lucan erscheint. (GENETTE)
Daß der anschließende Erzählerkommentar zugleich die Gedanken des begnadigten Domitius ausdrückt, ergibt sich aus seiner Stellung zwischen den 47 Dazu vgl. ζ. B . C . A . MARTINDALE, Paradox, hyperbole and literary novelty in Lucan's De 48 ..bello civili, BICS 23,1976,45-54. Uber die Eigenart des Erzählers in Lucans Epos zuletzt F. SCHLONSKI, Studien zum Erzählerstandort bei Lucan, Trier 1995 (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium, 22); Ε. NARDUCCI, Lucano. Un'epica contro Pimpero. Interpretazione della «Pharsalia», Roma/Bari 2002, 88-106; B. EFFE, Epische Objektivität und subjektives Erzählen. 'Auktoriale' Narrativik von Homer bis zum römischen Epos der Flavierzeit, Trier 2004 (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium, 56), 61-72. 49 Sen. Marc. 20,3 Sunt istic hostes cruenti, cives superbi. so Vgl. Aen. 12,584 urbem alii reserare iubent et pandere portas; ars 3,577 portas reseravimus hosti; met. 4,762f. reseratis aurea valvis / atria tota patent. Vgl. LAUSBERG, Handbuch (wie Anm.5) § 568 (4). - Das Attribut alta bei nobilitas schon inOv. Pont. 3,2,103f. Vgl. H . L. ARNOLD / H . DETERING, Gnindzüge der Literaturwissenschaft, München 1 9 9 6 , 301f. Den Begriff "Innensicht" - verstanden als "Blick [des Erzählers] in das Seelenleben der Figuren" - verwendet J. H. PETERSEN, Erzählsysteme. Eine Poetik epischer Texte, Stuttgart/Weimar 1 9 9 3 , 6 5 .
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erzählten Phasen des Geschehens: Caesar läßt dem Gefangenen die Fesseln abnehmen; es folgt der Erzählerkommentar, dann die Feststellung Premit ille gravis interritus iras ...(521).53 Es wäre erzähltechnisch für Lucan kein Problem gewesen, die im Erzählerkommentar geäußerten Gedanken in das stumme Selbstgespräch (secum) des Domitius hineinzunehmen. Aber das verstörende Faktum, daß ein Anhänger der - aus anticäsarischer Perspektive - rechtmäßigen Regierung "mit Verzeihung bestraft" wird, prägt sich dem Leser stärker ein, wenn der Erzähler selbst es beglaubigt, als wenn er dies einer fiktiven Person überläßt. Davon abgesehen, bilden Erzählerkommentar und Selbstgespräch eine aparte Kombination, denen verschiedene Satztypen zugeordnet sind: Ausrufe- und Aussagesätze dem Kommentar, rhetorische Fragen und Aufforderungen dem Selbstgespräch. Domitius' Selbstgespräch schließt mit drei kurzen Sätzen: Rue certus et omnes / lucis rumpe moras et Caesaris effuge munus (524f.). Diese drei Sätze enthalten nicht drei unterschiedliche Handlungen, vielmehr ist lucis rumpe moras in rue certus impliziert, Caesaris effuge munus faßt die vorhergehenden Sätze in einer sententia zusammen.54 Domitius' Schlußworte sind also pointiert, aber auch von angemessener Ausdrucksfulle. 55 Abschließend möchte ich mit mehr Systematik über Lucans Vokabular sprechen und dabei auch auf den Einfluß der Rhetorik eingehen. Lucans poetische Sprache ist zunächst die traditionelle Sprache des Epos. Deren auffälligstes Merkmal sind die vielen Poetismen, d. h. Wörter, die entweder überhaupt nur in der Poesie erscheinen oder aber in der Dichtung anders verwendet werden als in der Prosa. Zur ersten Gruppe gehören vor allem zahlreiche Zusammensetzungen wie Zur Situation vgl. Verg. Aen. 2,146f.: Ipse viroprimus manicas atque arta levari/ vincla iubet Priamus dictisque ita fatur amicis: /... Vergil setzt fatur gewöhnlich vor die wörtliche Rede (35mal); Lucan hat in V. 515 wieder das Seltene aufgegriffen (Aen. 6,1 Sic fatur lacrimans; 11,718 Haec fatur virgo). - Zu der elliptischen Redeankündigung et secum in 522 vgl. SANGMEISTER (wie Anm.27) 70f. Ellipsen bei der Einführung der Rede hat Lucan demnach nur drei (noch in 5,539 und 9,125). 54
Zu sententia "pointierter Satz" - also nicht allein "Lebensweisheit" - vgl. S. F. BONNER, Roman Declamation in the Late Republic and Early Empire, Liverpool 1969 (1948), 55. Das Thema Fülle des Ausdrucks bei Lucan bedürfte einer Untersuchung. Wenn HEITLAND (wie Anm.l, lxxxi) ζ. B. zum Hendiadyoin (englisch "hendiadys") bemerkt, dieses sei bei Lucan sehr selten, so hat ihn offenbar sein Gedächtnis im Stich gelassen. Vgl. ζ. B. 2,513f. spes bona ... exemplumque mei\ 2,522 Romam ... pacisque recessus; 5,30-32 Maerentia tecta ... vacuasque domos, legesque silentes / clausaque iustitio tristifora; 35 ignaros scelerum longaque in pace quietos; 59 pudor crimenque deorum\ 66 casibus incertis et caeca sorte; 83 f. divinam spirare fidem ventosque loquaces / exhalare; 84f. sacris se condidit antris / incubuitque adyto; 102 expositum cunctis nullique negatum usw. - Über die schwierige Abgrenzung des Hendiadyoin gegen ähnliche Ausdrucksweisen J.B. HOFMANN / A. SZANTYR, Lateinische Syntax und Stilistik, München 1972 (Handb. d. Altertumswiss. II.2.2), 782f.
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sonipes (seit Accius, s. o.), caelicola (seit Ennius), terrigena (seit Lucrez), horrificus (seit Lucrez).56 Wahrscheinlich eine Prägung Lucans ist das Hapax legomenon harenivagus (9,941). Unter diesen Adjektiven ragen die mit den Suffixen -fer und (seltener) -ger gebildeten heraus, ζ. B. aestifer (seit Cicero und Lucrez), fumifer (seit Vergil), colubrifer (seit Ovid), corniger (seit Cicero und Lucrez), belliger (seit Ovid) usw." Manche Adjektive dieses Typs sind zuerst bei Lucan belegt: astrifer, ensifer, laurifer (aber lauriger seit Properz), taurifer; criniger, flammiger (aber flammifer seit Ennius). Das eine oder andere mag Lucan selbst gebildet haben. Eine andersgeartete Gruppe verwendet die auch in der Prosa ganz geläufigen Suffixe -tor und -trix, benutzt sie aber zu Neubildungen, die von Nachfolgern selten aufgegriffen werden. Zuerst bei Lucan finden sich celator, editor, fuscator, haustor (alle erst wieder bei "späten" Autoren belegt), humator (Hapax legomenon), mutator, scrutator, sulcator (diese drei auch bei Statius und anderen Autoren seiner Zeit).58 Die anderen traditionellen Poetismen sind die vielen Ersatzwörter, die fur mancherlei Dinge aufgekommen sind und der Verfremdung und Abwechslung dienen: vada "Gewässer", pinus, puppis "Schiff', glaebae "Land", Ceres "Getreide", postes "Tür", aurum "goldenes Geschirr", und anderes, alles Begriffe, die durch Synekdoche oder Metonymie gebildet sind. Im ausgewählten Text sind das ζ. B. tecta "Stadt",59 unda und gurges "Fluß", alnus "Balken / Schiff (aus Erlenholz)". Das Phänomen ist nicht auf Nomina beschränkt; wir finden in der Poesie zahllose Metaphern wie explicare "hinstrecken (tot)", fugere "dem Blick entschwinden", legere "einholen (Segel, Taue)", rumpere "durchschneiden (Wasser, die Luft)". Die Diktion der hohen Poesie ist aber nicht nur durch die auffallenden Elemente ihres Vokabulars geprägt, sondern unterliegt andererseits einer Beschränkung, die weit weniger auffallig ist: der Vermeidung "unpoetischer", d. h. allzu prosaischer Wörter. Ich sage "allzu prosaischer", denn mit der Prosa hat ja 56
Dazu vgl. D. GAGLIARDI, Sui composti nominali in Lucano. Osservazioni di lingua e di stile, in: P. ESPOSITO / L. NICASTRI (Hrsg.), Interpretare Lucano. Miscellanea di studi, Napoli 1999 (Univ. degli Studi di Salerno, Quademi del Dipartimento di Scienze dell'Antichitä, 22), 87-107. Über harenivagus (s. u.) 98f. 57 Vgl. J. C . ARENS, -fer and -ger. Their extraordinary preponderance among compounds in Roman poetry, Mnemosyne 4. ser., 3, 1950,241-262. 58 Nach PAUCKER (wie Anm.l) 1 1 - 1 3 und J. FICK, Kritische und sprachliche Untersuchungen zu Lukan, Programm Straubing 1890, 47-54 (wo alle zuerst bei Lucan belegten Wörter zusammengestellt sind). 59 Vgl. B. AXELSON, Korruptelenkult. Studien zur Textkritik der unechten Seneca-Tragödie Hercules Oetaeus, Lund 1967 (Scripta Minora Reg. Societatis Humaniorum Litterarum Lundensis, 1964-1965: 3), 50, Anm.39; BILLERBECK. zu Here. f. 1287f. Hingegen ist tectum "Haus" zwar zuerst bei Ennius belegt, aber schon bei Cicero und Caesar auch in der Prosa, bei Cicero auch moenia "Stadt".
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auch die hohe Dichtung den größten Teil ihres Wortschatzes gemeinsam. Dies ist auch der Grund dafür, daß die Restriktion im allgemeinen kaum auffallt, vielmehr von Fall zu Fall erst bewußt gemacht werden muß. Bertil A X E L S O N hat dies in seinem Buch "Unpoetische Wörter" beispielhaft vorgeführt. 60 So werden im allgemeinen gemieden (auch von Lucan): adulescens, austerus, complures und plerique, demonstrare, dimicare, flagitium, iumentum, praesidium usw. Dieser Restriktion unterwerfen sich die Dichter aber keineswegs immer und bei jedem "unpoetischen" Wort. Es ist geradezu ein Zeichen von Originalität, bestimmten Wörtern den Zugang zur hohen Poesie zu eröffnen, sei es aus sachlichen Gründen, sei es aus individueller Vorliebe. Lucan tut dies ζ. B. mit absorbere, iustitium, repere und subrepere (s. o.), servilis, pirata,61 tribunicius. Selbst wenn er nicht in jedem Fall der erste war, so ist in seinem Epos diese gegenläufige Tendenz doch spürbar. Das wichtigste Betätigungsfeld des römischen Dichters sind aber die Wortverbindungen ("Junkturen"), die Neukombination traditioneller Elemente, oft nur mit einer kleinen, aber feinen Abweichung. Bei Lucan finden sich Formulierungen dieser Art auf Schritt und Tritt, im ausgewählten Text ζ. B. auspiciis ... paternis (464), admotae ... alae (466), neglecto ... tergo (467), ducentia signa (471), nudatam ... arcem (472),ßrmissimapubes (473), Gallica damna (475), Romani sanguinis usum (477) usw. Die Formen der Texte wie das Vokabular, das zu ihnen gehört, werden einem Autor von Kindheit an auf verschiedenen Wegen vermittelt: durch den Elementarunterricht (enarratio poetarum beim grammaticus), die Rhetorenschule, private Lektüre, Rezitationen, Diskussionen. Im Fall Lucans hat die Rhetorenschule besonderes Interesse erregt, allerdings weniger der normale Unterricht dort als der Einfluß der kunstmäßig betriebenen Deklamationen, wie sie im Werk des älteren Seneca dokumentiert sind. Beides - den regulären Unterricht und den Deklamationsbetrieb - sollte man getrennt halten, wenn man von "Rhetorik" bei Lucan (oder anderen Dichtern dieser Epoche) spricht. Die Deklamationen, die von berühmten Redelehrern vor großem Publikum vorgetragen wurden und mit Paradoxien und Pointen gespickt waren, stehen der Poesie viel näher als den Reden auf dem Forum und im Senat. Wenn man vom Einfluß der Deklamation auf die Poesie spricht,62 kann man auch sagen - und mit besserem Recht - , daß Dichter die deklamatorische Sprechweise als poetische wahrgenommen haben. Bleiben wir hier beim regulären Unterricht in der Rhetorenschule: Da hat ein Lehrer wie Quintilian nicht nur dem angehenden orator viel zu sagen, sondern 60
B. AXELSON, Unpoetische Wörter, Lund 1945 (Skrifter utgivna av Vetenskaps-Societeten i Lund, 29). 61 Auch in Petrons Bürgerkriegsgedicht (124, V. 240). - Hochpoetisch zuerst in Senecas Tragödien und Lucans Epos sind ζ. B. amputare, transcendere. 62 Vgl. BONNER (wie Anm.54), 149-167.
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einiges auch dem poeta. Denn seine Rhetorik ist über weite Strecken hin zugleich Poetik, wenn auch gewöhnlich implizierte Poetik. Sie ist Poetik immer dann, wenn sie ein Phänomen mit einem Dichterzitat illustriert, mehr noch dann, wenn sie bestimmte Mittel und Eigenschaften als spezifisch dichterisch - im Gegensatz zum Rednerischen - kennzeichnet. Beim Vergleich ζ. B. notiert Quintilian, daß similitudines - in einer Rede - das Verglichene verdeutlichen müßten, nicht dunkler sein dürften als das, was sie erhellen sollen. Solche dunkleren Vergleiche könne man aber den Dichtern erlauben.63 Bei der Metapher - sie ist nach Quintilian der "häufigste und bei weitem schönste Schmuck" - macht der Redelehrer auf die größeren Freiheiten der Dichter aufmerksam, "die alles unter dem Gesichtspunkt des Vergnügens beurteilen".64 Spezifisch poetisch ist nach Quintilian die Antonomasie.65 Die Hyperbel ist für Quintilian das Höchste, zu dem "kühnerer" Schmuck fähig ist; seine Belege nimmt er gleichermaßen aus Vergil, Cicero und Pindar.66 So könnte man aus der Institutio oratoria noch vieles anfuhren. Im Rhetorikunterricht spielt auch die compositio verborum eine Rolle, mit besonderer Berücksichtigung des Hiats und seiner Vermeidung.67 Es kann sein, daß Lucans bekannte Abneigung gegen Synalöphen hier eine ihrer Wurzeln hat. Das bekannte Verdikt Quintilians (10,1,90) - Lucanus ardens et concitatus et sententiis clarissimus et, ut dicam quod sentio, magis oratoribus quam poetis 63
Quint. 8,3,73 Quo in genere id est praecipue custodiendum, ne id, quod similitudinis gratia adscivimus, aut obscurum sit aut ignotum... Quare poetis quidem permittamus sane eius modi exempla: Qualis, ubi hibernam Lyciam Xanthique fluenta / deserit aut Delum maternam invisit Apollo. [Aen. 4,143f.] Ein entsprechender Vergleich bei Lucan ζ. B. in 1,674—677: Narrt qualis vertice Pindi / Edonis Ogygio decurrit plena Lyaeo, / talis et attonitam rapitur matronaper urbem /... 64 Quint. 8,6,4 Incipiamus igitur ab eo qui cum frequentissimus est tum longe pulcherrimus, tralatione dico, quae μεταφορά Graece vocatur. 8,6,17 In illo vero plurimum erroris, quod ea quae poetis, qui et omnia ad voluptatem referunt et plurima vertere etiam ipsa metri necessitate coguntur, permissa sunt convenire quidam etiam prorsae putant. Etwas zu den Metaphern Lucans bei HEITLAND (wie Anm.l) lxxxixf. Als wichtige Bereiche, aus denen die Metaphern stammen, nennt HEITLAND "Gladiators — Sacrifice — Law terms — The Balance - Medicine and Surgery - Trade", jeweils mit Stellenangaben. Quint. 8,6,29 Antonomasia, quae aliquid pro nomine ponit, poetis utroque modo frequentissima, et per epitheton, quod detracto eo cui adponitur, valet pro nomine ('Tydides, Pelides'), et ex iis quae in quoque sunt praecipua: 'divum pater atque hominum rex'. [Aen. 1,65 u. ö.] Vgl. LAUSBERG, Handbuch (wie Anm.5) §§ 580f. Antonomasien bei Lucan sind ζ. B. Bistonii... tyranni für Diomedis; Rheni turba für Germani; Euboica, quae Chalcida verberat, unda für Euripo\ Pagasaea ratis für Argo, um nur ein paar aus dem 2. Buch zu nennen (163; 310; 710; 715). 66
Vgl. Quint. 8,6,67-76. Hyperbeln Lucans bei Μ ARTINDALE (wie Anm.47). " Vgl. Quint. 9,4,33-37. 40.
HEITLAND
(wie Anm.l) lxxviif.;
Lucans poetische Sprache
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imitandus - bezieht sich nur mittelbar auf die elocutio. Auch sind es nicht die sententiae, die für Quintiiian den eher rednerischen Charakter von Lucans Epos ausmachen, wie sich leicht zeigen läßt: Nie hebt Quintiiian bei Rednern die sententiae hervor, jedoch öfter bei Dichtern: Homer, Hesiod, Archilochos, Pindar, Euripides, Accius, Pacuvius; sonst spricht er nur noch bei Seneca davon. Es sind demnach die Eigenschaften ardens et concitatus, die Lucan zum Vorbild mehr der Redner als der Dichter machen. Diese Adjektive dienen auch sonst bei Quintiiian und schon bei Cicero und Seneca dem Älteren - zur Bezeichnung rednerischer Qualität; sie verweisen auf Energie und Leidenschaft. 6 8 Quintiiian hat also etwas an Lucans Temperament auszusetzen, genauer: am Temperament seines Erzählers, aber in der antiken Poetik wird noch nicht zwischen Autor und Erzähler unterschieden. Quintiiian findet, daß Lucan für einen wahren Dichter zu pathetisch ist, und nur insofern zu rhetorisch. Lucans elocutio war nach den Maßstäben der römischen Kaiserzeit zweifellos genuin poetisch. Der hier vorgetragene Versuch über Lucans poetische Sprache wollte viele Gesichtspunkte berücksichtigen: Lexik, Syntax, Textstruktur, Poetizität u. a. Er ist dabei schnell an Grenzen gestoßen. Eigentlich müßte man Lucan viel genauer mit anderen Autoren vergleichen, besonders mit Vergil, Ovid und dem Tragiker Seneca. Diese Vergleiche sollten zudem ein statistisches Fundament haben. Da wäre noch viel Arbeit zu leisten, auch langweilige. Aber sie würde die Mühe lohnen. Als Lucan noch ein kleiner Junge war, hat Seneca in einem Epigramm den Wunsch ausgesprochen: "So soll Marcus, der jetzt entzückende Worte zwitschert, mit redegewandtem Mund seine Onkel herausfordern", sie dulei Marcus qui nunc sermone fritinnit /facundo patruos provocet ore suos.69 Was den Dichter Lucan angeht, ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen.
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Vgl. S. F . BONNER, Lucan and the Declamation Schools, AJPh 8 7 , 1 9 6 6 , 2 5 7 - 2 8 9 , hier 260. - Zum Verständnis von ardens et concitatus vgl. Cie. orat. 99 (orator) gravis acer ardens; 132 nec umquam is qui audiret incenderetur, nisi ardens ad eum perveniret oratio·, de orat. 2,88 oratione autem celeri et concitata; Sen. contr. 3 praef. 7 genus dicendi non remissum, sed ardens et concitatum·, Quint. 9,2,8 Quanto enim magis ardet [sc. Quo usque tandem abutere usw.] quam si diceretur 'diu abuterispatientia nostra'...', 1 0 , 1 , 1 1 4 tanta in eo [i. e. Caesare] vis est, id acumen, ea concitatio; 118 Verborum arte ille [i. e. Domitius A£er\ et toto genere dicendipraeferendus ...: hic [i. e. Iulius Africanus] concitatior ... Anth. Lat. 441,5f. RIESE. Das Gedicht hat die Nummer 49 bei C. PRATO, Gli epigrammi attribuiti a L. Anneo Seneca, Roma 1964. Seine Authentizität wird gelegentlich angezweifelt.
Quanta sub nocte iaceret nostra dies (Lucan. 9,13f.) - Stoizismen als Mittel der Verfremdung bei Lucan Jula W L L D B E R G E R , Frankfurt 1. Einleitung 1.1 Der
Forschungsstand
Darüber, was stoische Philosophie für M. Annaeus Lucanus persönlich bedeutete und welche Rolle sie in dem von ihm verfassten Bürgerkriegsepos spielt, sind sich die Interpreten trotz jahrzehntelanger, intensiver Diskussion nach wie vor uneins. Gerade in jüngster Zeit ist eine extreme Polarisierung der Positionen festzustellen. 1 Nach Robert SKLENÄft (2003) ζ. B. findet im Bellum ciuile eine systematische Entleerung jeglichen Konzepts von uirtus statt,2 während umgekehrt Claudia WIENER (im Erscheinen) der Ansicht ist, dass Lucan von seinen Lesern eine moralische Bewertung der Figuren - auch der anonymen Massen und der Nebenfiguren - erwarte. Für diese Bewertung würden Kriterien vorgegeben und exemplifiziert an dem stoischen Weisen Cato sowie an Pompeius, der als stoischer Prokopton eine moralische Entwicklung durchmache. 3 Im Rahmen eines nach stoischen Begriffen deterministischen, 1
Forschungsberichte über ältere Literatur zur Stoa bei Lucan geben RUTZ 1964,271-4.289f.;
RUTZ 1 9 8 4 , 1 6 9 - 7 1 . 1 8 6 - 9 0 . 1 9 6 - 2 0 0 ; RUTZ 1985a, 1741f. 7 9 - 8 1 ; BILLERBECK 1986; MOST
1989,2053-7 (auch zum Verhältnis Lucans zu Cornutus); ESPOSITO 1999,29-31; WIENER (im Erscheinen). - Speziell was Götter und göttliche Mächte bei Lucan betrifft, siehe ζ. B. FRIEDRICH 1938; SCHÖNBERGER 1958, 4 9 2 - 7 und 1968, 9 2 - 1 1 3 ; JAL 1962, 1 8 4 - 8 ; DICK 1967; SCHOTES 1 9 6 9 , 1 0 0 - 1 6 6 ; LE BONNIEC 1 9 7 0 ; AHL 1 9 7 6 , 2 8 0 - 3 0 5 ; LIEBESCHUETZ 1 9 7 9 ,
1 4 0 - 5 5 ; JOHNSON 1987, 3 - 3 3 ; NERI 1986, 1981-99; RUTZ 1989, 1 4 9 - 1 7 2 ; FEENEY 1991, 2 6 9 - 3 0 1 ; FANTHAM 1992, 9 - 1 2 ; HUTCHINSON 1993, 2 5 0 - 5 ; RUDICH 1997, 1 6 9 - 8 2 ; zur
Mantik siehe z. B. KORENJAK 1996 und WIENER (im Erscheinen). -Nach wie vor die systematischste Untersuchung des Stoischen bei Lucan ist SCHOTES 1969; darin wird die Ethik allerdings nur am Rande diskutiert. Nur die Kosmologie behandelt LAPIDGE 1979 (vgl. auch 1989, 1405-9). Zu den Elementen und dem 'physikalischen' Weltbild in Lucans Epos siehe jetzt auch LOUPIAC 1998. Nach wie vor wichtig ist femer DUE 1970. - Eine systematische Untersuchung des gesamten Feldes vor dem Hintergrund der neueren Forschungsarbeiten zur Stoa ist ein dringendes Desiderat, zumal in vielen Arbeiten, zuletzt auch wieder von NARDUCCL 2002, ein Bild der zeitgenössischen Stoa zugrunde gelegt wird, wie es schon MARTI 1945 in ihrem einflussreichen und grundlegenden Artikel tut (108): "Lucan folgt eng der ziemlich eklektischen Philosophie der späteren römischen Stoiker." Die Ergebnisse der neueren philosophiehistorischen Forschung (siehe etwa INWOOD 2003) deuten jedoch daraufhin, dass es einen solchen Eklektizismus der römischen Stoiker nicht gab. 2
V g l . a u c h SKLENÄR 1 9 9 9 u n d ROLLER 1 9 9 6 .
3
Diese Deutung der Figuren Pompeius und Cato hat bereits MARTI 1945 vorgeschlagen. Sie
wird auch vertreten von LIEBESCHUETZ 1979, 1 5 2 ^ I ; NEWMYER 1983; GEORGE 1985 und
1992; RADICKE2004 (ζ. Β. 140. 150). Zu Cato vgl. auch HELZLE 1996,107-9. 138-43.-Die dritte Hauptfigur, Cäsar, wäre dann entsprechend der Typus des vollkommen schlechten,
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zyklischen Welt- und Geschichtsbildes zeige Lucan, dass einerseits der Bürgerkrieg auf politisch-gesellschaftlicher Ebene ebenso notwendig eintrete wie die Ekpyrosis auf kosmischer Ebene und dass andererseits der Einzelne trotzdem die Freiheit und Verantwortung habe, im Rahmen des notwendigen Geschehens richtig zu handeln, so wie es der stoischen Auffassung von Kausalität und menschlichem Handeln entspreche. Shadi B A R T S C H (1997) dagegen hält Cato für "an unusualfigure for a Stoic, most notably in his behavior in book 2" (117), und Walter R. JOHNSON (1987) sieht im Cato zumal des neunten Buches die groteske Karikatur eines stoischen Weisen in einer anti-stoischen Welt: Aus einem von vollkommener, gütiger Vernunft gelenkten Kosmos sei eine discors/machina [...] mundi (Lucan. 1,79f.) geworden, in der jeder Versuch, sich nach den ethischen Prinzipien der Stoa zu verhalten, kläglich scheitere. 4 Gleichzeitig lesen ζ. B. Emanuele NARDUCCI (2002) sowie Christian Rudolf RASCHLE (2001) und Claudia WlCK (2004) in ihren Kommentaren Catos Verhalten im neunten Buch als "Demonstration heroisch-moralischer virtus", ja, nach Claudia WlCK hat Lucan Catos Wüstenmarsch "zu einer Art stoischen Kreuzwegs gemacht [...], dessen letzter Sinn weder militärisch noch politisch ist. Der Widerstand verlagert sich auf die innere, geistige Ebene". 5 rasenden Toren. Zu Pompeius als proßciens siehe auch Anm. 56; zu Cäsars Abkehr von Werten der stoischen Sozialethik GEORGE 1 9 8 8 . Zu Recht betont allerdings HERSHKOWITZ 1 9 9 8 , 2 3 1 - 4 6 gegen AHL 1 9 7 6 , 2 7 4 - 9 , dass eine strenge Trennung zwischen Catos uirtus und Cäsars furor nicht durchzuhalten ist, dass vielmehr beide Figuren gemeinsame Züge aufweisen. 4 Vgl. auch KORENJAK 1996, 35f. Nach MASTERS 1992 ist das Epos nicht "pro-Cato" (81 f. 246); bei der Beschreibung kosmischer Katastrophen solle man den Einfluss stoischen kosmologischen Vokabulars, wie ihn SCHOTES 1969 und LAPIDGE 1979 annehmen, nicht Uberbewerten (63-5; 71-3; vgl. auch JOHNSON 1987, 12-18; SKLENÄFT 2003,4-6, besonders Anm. 12). Dass Lucan ein im antiken Sinne (natur-)wissenschaftliches, nicht mythisches Weltbild zeichne, meint VON ALBRECHT 2003,249-51 (vgl. auch MORETTI 1985). 5 Beide Zitate stammen aus WLCK 2004, Band 1, 29. Vgl. auch Band 2, 141-5 sowie ζ. B. HAFFTER 1957, 275; MORFORD 1967; VÖGLER 1968; AHL 1976, 252-75; VIARRE 1982; NEWMYER 1983,246-8; RASCHLE 2001,24-34; NARDUCCI 2002,405-422. Die allegorische Bedeutung des Wüstenmarschs diskutiert LEIGH2000. Zum "geistigen", inneren "Widerstand" bei Lucan siehe schon PFLIGERSDORFFER 1959. - Dass Catos Tugenddemonstration scheitere, meinen dagegen ζ. B . JOHNSON 1987,46-66; BARTSCH 1997, 29-35; LEIGH 1997, 265-82; HERSHKOWITZ 1998,242-6; SKLENÄR 2003, 85-100. Kritisch setzen sich mit solchen Auffassungen ζ. Β. NARDUCCI 1999 und 2002,405-422 und RASCHLE 2001,105-15 auseinander. Wie auch NARDUCCI (Ζ. B. 2001a, 173) warnt WLCK davor, nicht allzu sehr auf die eigenen, modernen Wahmehmungsdispositionen zu vertrauen. Man sollte aber doch fragen, ob das von Cato gezeigte Verhalten das grundlegende Kriterium jeder korrekten stoischen Handlung erfüllt, auf einer "wohlbegründeten Auswahl" (εύλογος έκλογή) unter den denkbaren Optionen zu beruhen; schon SYNDIKUS 1958, 99 zeigt nämlich, wie Lucan Veränderungen an der historischen Tradition vornimmt, die darauf hinauslaufen, dass der strategische Zweck des Wüstenmarsches und Maßnahmen der Risikominderung in den Hintergrund treten. - Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch der Vorschlag von DUE 1962,115: Während die Niederlage von Pharsalos und Pompeius' Tod erzwungen seien, erlaube es die Figur Catos,
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Brüche und Unstimmigkeiten, etwa Indizien für eine starke Emotionalität Catos oder kritische Äußerungen des Erzählers über die Götter, die ja in einem stoischen Kosmos immer nur gut sein müssten, werden von Interpreten, die Lesarten von Lucans Epos als ganz und gar anti-stoischem oder nihilistischem Text ablehnen, auf verschiedene Weise erklärt: Nach Jan RADICKE (2004) ζ. B. reiben sich in der von Lucan erzählten Welt drei verschiedene Komponenten: Der Dichter kombiniere "die historische mit der epischen Welt und verbindet diese mit einer stoischen Weltdeutung" (82). Widersprüche zum stoischen System wären somit nicht zuletzt durch literarische Konventionen der Gattung bedingt. Durch das Zusammentreffen verschiedener Deutungsmuster und Wertsysteme werden Widersprüche von denjenigen Interpreten erklärt, die - wie ζ. B. J. H. BROUWERS (1989) - in der Figur Catos einen Konflikt zwischen dem Römer und dem Stoiker dargestellt sehen. 6 Und für Matthew LEIGH (1997) ist das Epos in jeder Hinsicht, sowohl in seiner literarischen Form als auch in den stoischen Elementen, "profoundly political".1 Prominent ist ferner die gerade erst wieder von Emanuele NARDUCCI (2002) vertretene Lesart, Lucan verstärke, was in der zeitgenössischen Stoa bereits angelegt sei: widersprüchliche Überzeugungen und Zweifel an der Vorsehung. Er entwerfe eine Stoa ohne guten Gott, in der Cato, der vollkommene Mensch, an die Stelle der Götter trete; Lucans Erzähler sei ein Stoiker, der den Glauben verloren habe,8 wobei den freiwilligen Tod Roms und seines wahren Vertreters zu inszenieren; Liberias könne sich so wenigstens die letzte Freiheit bewahren, aus eigenem Entschluss unterzugehen. 6 Vgl. ζ. B. schon BURCK/RUTZ 1979,185-7. 190f.: Es sei "schwierig, ein Urteil darüber zu fällen, ob Lucan in Cato mehr den stoischen Philosophen oder den Vertreter altrömischer Tugenden gesehen hat" (185). In ähnlicher Weise äußern sich ζ. B. SYNDIKUS 1958, 98-101; AHL 1976, 2 4 4 ; HÄUBLER 1978, 9 6 - 1 0 5 ; FANTHAM 1992, 29f.; RUDICH 1997, 1 1 8 - 2 3 ;
RASCHLE 2001,24.39. WICK 2004, Band 1,29 sieht eine Inkongruenz zwischen dem historischen Feldherrn Cato und Cato, dem "verbrämten stoischen Heiligen". Der Feldherr hält einen Sieg für möglich. "Die Ikone der Stoiker jedoch strahlt erst dann so richtig, wenn Cato illusionslos um seine hoffnungslose Lage weiß, seinen Prinzipien aber dennoch bis zum Tod treu bleibt [...]." Vgl. JOHNSON 1987,62:"[...] he desires defeat, since defeat by the wicked world is proof of one's own perfection." 7 Siehe ζ. Β. S. 5 über "Lucan's uncanny tendency to take anecdotes, paradigms of philosophical behaviour, or doctrines in literary criticism and to politicize them all" und S. 27-30. 63-67. 95f. 263 über den affektfreien, nach LEIGHS Ansicht nicht engagierten Zuschauer-Blick des stoischen Weisen und des stoischen Gottes. 8 Zu vergleichen ist außerdem NARDUCCI 1979. Vgl. aber schon GAGLIARDI 1968,147-52 und SCHOTES 1969, 169-175 sowie die Forschungsberichte von RUTZ 1984, 196-8 und 1985a, 1480 und ζ. B. SCHÖNBERGER 1958,496f., der sich allerdings zu der Frage, inwieweit bei dem neuen "Kult des großen, stolzen Menschen, der sich aus der Düsterkeit und Verzweiflung irdischen Elends durch Adel und Virtus zu einer Vollendung erhebt, die ihn den Göttern ebenbürtig, fast überlegen macht," (496) Cato als Stoiker verehrt wird, nicht äußert. - Man kann natürlich auch den umgekehrten Schluss ziehen, dass nicht Cato zum Gott erhoben wird, sondern dass "die Götter zur Partei herabgesunken sind" (FRIEDRICH 1938 = 1970, 88). PFLIGERSDORFFER 1959 spricht von einer "Cato-Tragödie" (362 u. ö.); virtus stehe "im Widerstand gegen die politischen Gegebenheiten, in der Opposition gegen den als ungerecht empfundenen Lauf der Geschichte, in der Auflehnung gegen das Schicksal" (350), eine
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Emanuele NARDUCCI allerdings eine überzeugende Antwort auf die Frage schuldig bleibt, wie es eine stoische Ethik ohne metaphysische Basis überhaupt geben könne.9 1.2 Ein Vorschlag: Stoizismen anstatt Stoizismus Eine Erklärung für diese disparate Forschungslage scheint mir zu sein, dass wir im Bellum ciuile keine systematische, philosophische Auseinandersetzung mit stoischen Gedanken vorfinden, dass kein stoisches oder anti-stoisches Weltbild gezeichnet wird und dass auch die Erzähler und Figuren nicht in erster Linie Typen - oder Karikaturen - einer stoischen Anthropologie sein sollen. Statt Stoizismus oder Anti-Stoizismus finden wir vielmehr Phänomene, die ich in Analogie zu Termini der Stillehre wie etwa "Gräzismus" oder "Archaismus" als "Stoizismen" bezeichnen möchte. Unter Stoizismen verstehe ich Zitate oder Anspielungen auf stoische Termini, Lehrsätze und Texte und deren begrifflich-konzeptuellen Gehalt, die als Teil eines literarisch-poetischen Codes gebraucht werden im Rahmen eines poetischen Sprechens, d. h. ohne direkten Bezug zur Welt und ohne die herkömmlichen Funktionen, die sie in einem nicht-poetischen Text hätten. Stoische Elemente in einem philosophischen Text haben primär assertive oder direktive Funktionen. Die Leser sollen darüber belehrt werden, was in der Welt der Fall ist und was nicht, und dazu bewegt, bestimmte Handlungen auszuführen oder zu unterlassen. Die Leser von Stoizismen bei Lucan sollen das nicht; Stoizismen dienen nicht dazu, ein Weltbild zu entwerfen oder eine Ideologie zu vertreten oder umgekehrt zu kritisieren. Vielmehr fungieren Stoizismen bei Lucan u. a. als Elemente eines poetischen, nicht referierenden Sprechens. Lucan nutzt die begriffliche Präzision und systematische Geschlossenheit der stoischen Philosophie sowie den Umstand, dass die Stoa ein Teil der Alltagskultur seiner gebildeten Leser war, um durch Kombination und Inversion verschiedener Stoizismen sowohl miteinander als auch mit Elementen anderer Codes starke Verfremdungseffekte zu erzeugen, bei denen der direkte, Auflehnung, welche man auch im "römischen Stoizismus" (351) beobachten könne. - Berühmt ist die Formulierung von DUE 1970,214, Lucan trage die Maske "d 'un stoicien qui a perdu la foi"·, trotzdem sei die Stoa "le seul cadre possible de pensee" (217). - Nach BURCK/RUTZ 1979 verkörpert Cato "den moralischen Anspruch in allem Geschehen" (186; vgl. 188) in einer düsteren Welt. - BILLERBECK 1986 meint, Cato werde "orthodox stoisch [...], geradezu sektiererisch gezeichnet" (3122), der stoische Gottes- und Schicksalsbegriff aber aufgegeben. - NERI 1986,1981-99 ist der Ansicht, dass nicht der Vorsehungsglaube generell abgelehnt werde, sondern nur der Glaube an eine Vorsehung, die dafür sorgt, dass virtus immer siegt. Vgl. zu dieser Frage auch FEENEY 1991,283-5, der allerdings selbst eher die gängige Lesart eines Stoizismus ohne Vorsehungsglauben übernimmt: Lucan "adheres to a system of philosophy in order to depart from it" (284). - LOUPIAC 1998, 204-6. 213 sieht in Cato zwar einen Vertreter stoischer Moral; da aber der Kosmos, den Lucan zeichne, allein von einem grausamen Zufall (205:"hasard cruel") regiert werde und überall das Böse triumphiere, sei diese Moral ihres Sinnes beraubt und nur noch ein schon verlorener Kampf des Menschen, seine Würde zu wahren. 9 Siehe dazu unten 3.2. Diesen Einwand erhebt auch WIENER (im Erscheinen; in der Einleitung).
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selbstverständliche Bezug einer Sprachäußerung zur realen Welt oder zur intellektuellen Welt des Rezipienten gestört wird. Mein Vorschlag unterscheidet sich dadurch von dekonstruktivistischen Lesarten oder auch der These Robert SKLENÄfts, wonach bei Lucan "a complete arbitrariness of the signifier" (10) vorherrsche, dass dort ein Verlust von Bedeutung, also die Sinnlosigkeit des Zeichens angenommen wird, wohingegen Lucan nach meinem Vorschlag sinnvolle Zeichen verwendet, diese aber so kombiniert und invertiert, dass sie ihren Bezug verlieren, was gerade dann besonders gut gelingt, wenn der Sinn eines sprachlichen Zeichens besonders exakt festgelegt ist. Zugrunde lege ich dabei eine in der Sprachphilosophie und Sprachwissenschaft gebräuchliche Unterscheidung von erstens sprachlichem Ausdruck, zweitens dem Sinn dieses Ausdrucks (auch: Bedeutung, Intension; englisch: meaning) und drittens dem Bezug von Ausdruck und Sinn (auch: Referenz, Extension, Denotation).10 Der Sinn der Sprachäußerung "Cato" ist ζ. B. die Menge aller möglichen Kennzeichnungen und aller möglichen Beschreibungen und Definitionen Catos; der Bezug des Wortes ist dagegen Cato selbst. Der Sinn eines Prädikators wie "ist weise" ist der Begriff bzw. die Eigenschaft oder Relation, die das Wort bedeutet; der Bezug dagegen ist die Menge aller Gegenstände, auf die der betreffende Prädikator zutrifft. Einem sprachlichen Ausdruck wie "diese Kuh, die übrigens ein Pferd ist, ..." fehlt also der Bezug - es gibt keinen Gegenstand und auch keine Gegenstandsklasse, auf die er Bezug nehmen könnte - , gerade deswegen, weil der Sinn der Ausdrücke "Kuh" und "Pferd" so scharf und exakt umrissen ist. Eine Strategie, mit solchen bezugslosen Ausdrücken umzugehen, besteht darin, ihnen in diesem Kontext einen anderen Sinn zuzuweisen, ζ. B. hier das Wort "Kuh" als Zitat zu lesen und in dem Sinne zu verstehen, dass es hier bedeutet "das Tier, das du gerade eben als Kuh bezeichnet hast". Solche den Sinn verändernden Strategien scheint mir aber Lucan zu unterbinden - ζ. B. dadurch, dass er sofort eine neue Kombination von Ausdrücken vorlegt, in denen der neu konstruierte Sinn auch nicht hilft - , und das Unterbinden von Sinnveränderung kann besonders gut gelingen bei Stoizismen, bei denen wegen der geradezu mathematischen Strenge des Begriffs- systems Spielräume für Verschiebungen des Sinns äußerst gering sind. Die Effekte dieses Verfahrens können u. a. das Erregen von Unbehagen und Verstörtheit oder eine andere Form der Leser-Aktivierung sein. Ferner folgt aus meinem Vorschlag, dass Lucan jedenfalls stoische Begriffe und damit auch Werte und Deutungsmuster eher voraussetzt und poetisch verwendet, als dass er sich affirmativ oder kritisch mit ihnen auseinandersetzte. Damit möchte ich natürlich keineswegs ausschließen, dass gerade durch dieses poetische Verfahren eine solche Auseinandersetzung beim Leser ausgelöst werden kann und nach Absicht des 10
Das hat insofern vielleicht eine besondere Berechtigung, als bereits die Stoiker selbst eine sehr ähnliche Einteilung vornahmen in das Bezeichnende (σημαίνον; ζ. Β. eine Sprachäußerung), das Bezeichnete (σημαινόμενα) und die τυγχάνοντα, d. h. Körper in der Welt, über die in der Sprachäußerung etwas gesagt wird.
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Textverfassers auch ausgelöst werden sollte." 2. sequi verliert seinen Bezug Beispiele aus dem zweiten und neunten Buch sollen das Gemeinte illustrieren. 2.1 Gottesgefolgschaft
und
Kriegsgefolgschaft
Bei seinem ersten Auftritt sagt Cato (Lucan. 2,287): 12 11
DUE 1962 und 1970 erinnert nachdrücklich daran, dass Lucan ein Dichter ist. "We may not regard Lucan as a philosopher; he is a poet and as such he has not bound himself to be consistent in his philosophy. Lucan 's poem is pervaded by Stoicism, but it should be noted that Stoicism in Lucan is less a coherent ethical andphysical system than a certain attitude to problems, moral as well as physical. Yet he does not follow Stoicism in his optimistic view of life." (1962,86) - Der Unterschied meiner Position zu der von DUE besteht darin, dass ich die stoischen Elemente nicht als Ausdruck einer Haltung, von Werten oder einer Weltsicht lese, sondern als einen Code (vgl. auch LAPIDGE 1979 und MORETTI 1985), als ein System von Zeichen und Motiven, dessen sich Lucan im Rahmen seines poetischen Sprechens bedient. Während nach DUE das Stoische den Charakter von eher schwammigen Impressionen und Einflüssen auf den Textverfasser M. Annaeus Lucanus hat, setzt meine Lesart voraus, dass der Textverfasser ein kompetenter Kenner der stoischen Philosophie ist, bei seinen idealen Lesern ähnlich gute Kenntnisse voraussetzt und gerade die Schärfe und Präzision stoischer Termini und Begriffe für seine poetischen Zwecke nutzt, um entsprechend scharfe Paradoxien und Inkongruenzen zu erzeugen. - JOHNSON 1987 erklärt: "Poets are not theologians or philosophers or historians. They do not quite think thoughts, they do not quite deliver messages. [...] For information, logic, and opinions we turn, or should turn elsewhere" (ixf.) Es gehe darum "various angles of vision" und "refractions of sentiment" zu bieten (xi). Doch kann auch JOHNSON letztlich nicht der Versuchung widerstehen, eine 'Botschaft' zu erkennen - und mag diese auch nur die emotive Botschaft eines zutiefst von seinen Idealen enttäuschten jungen Dichters sein. Letztlich tut JOHNSON selbst, wovor er warnt, wenn er einerseits sagt: "[...] nothing so limits our appreciation of Lucan's poem as the numerous efforts to accommodate it to the requirements of rational discourse " (35), andererseits aber meint, die Absicht des Textverfassers Μ. Annaeus Lucanus sei "showing the inadequacies of these supremely rational modes [sc. philosophy and history] als well as the tendency of rational discourse to misread and misrepresent what human beings do to others and to themselves out of greed and fear" (36). Ein solches skeptisches Projekt wäre in höchstem Maße rational und assertiv. WALDE 2003,147. 149 streicht heraus, wie Lucan seine Leser aktiviert ζ. B. durch Verwirren und "eine Art Überproduktion von Interpretationen" (147). - Zu einer anderen poetischen Funktion, nämlich durch obscuritas (etwa mit Hilfe von konträren Begriffen des Lichts und des Dunkels) Erhabenheit zu erzeugen, siehe MÖLLER 2003, 198-201 mit weiterer Literatur. 12 Vgl. auch Lucan. l,226f. (Cäsar spricht): te, Fortuna, sequor; procul hinc iam foedera sunto. / credidimus fatis, utendum est iudice bello und natürlich 1,126-8; Cleanth. apud Arr., Epict. Ench. 51 Άγου δέ μ, ώ Ζεΰ, καΐ σύ γ ' , ή Πεπρωμένη, | δπον ποθ * ύμΐν ειμί διατεταγμένος· | ώς έψομα'ι γ ' αδκνος· f|v δέ μή θέλω, | κακός γενόμενος οίιδέν ήττον έψομαι; Sen. Epist. 107,11 Due, ο parens celsique dominator poli, / quocumque placuit: nulla parendi mora est; / adsum impiger. fac nolle; comitabor gemens / malusque patiar,
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sed quo fata trahunt, uirtus secura sequetur.
In den engeren Kontext dieses wohlbekannten Stoizismus von der Gottesgefolgschaft des Weisen stellt Lucan eine andere Verwendungsweise des Wortes sequi und eine andere Art des Folgens, nämlich die Kriegsgefolgschaft unter dem Befehl eines Heerführers: Bereits zuvor hatte Brutus erklärt, andere möchten ruhig Pompeius' oder Cäsars Waffen folgen, er selbst wolle sich allein von Cato fuhren lassen (2,246f.): namque alii Magnum uel Caesaris arma sequantur, dux Bruto Cato solus erit.
Im stoischen System ist das Schicksal, das fatum, das mit Gott identische Geflecht sämtlicher Ursachen (series causarum), durch die das Geschehen im Kosmos vollständig kausal determiniert ist.' 3 Diesem Schicksal in Catos Rede stehen in Brutus' Rede die persönlichen, niederen Motive (causae) gegenüber, die andere, nicht aber Cato, in die verbrecherischen Kämpfe reißen. 14 Die Kombination von Gottes- und Kriegsgefolgschaft findet man aber auch innerhalb von Catos Rede. Cato äußert nicht nur den bereits zitierten Stoizismus von der Gottesgefolgschaft des Weisen, sondern fragt auch, ob er wirklich als einziger müßig bleiben soll, wo doch selbst unbekannte Völker und Könige vom anderen Ende der Welt dem Rasen Hesperiens und den römischen Kriegen folgen werden (sequentur),15 und sagt kurz darauf zu der personifizierten Freiheit, er wolle ihrem Namen und ihrem leeren Schatten bis zum Ende folgen (persequar); 16 und schließlich spricht Cato auch ganz regulär von der Kriegsgefolgschaft auf Seiten der republikafacere quodlicuit bono. /ducunt uolentemfata, nolentem trahunt', Hippol. Haer. 1,21,3 [...] δτι ώσπερ 6χήματος fed ν fj έξηρτημένος κύων, έάν μέν βοΰληται έπεσθαι, και έλκεται καΐ έπεται, ποιών καΐ τό αυτεξούσιου μετά της άνάγκης [...]· έάν δέ μή βούληται έπεσθαι, πάντως άναγκασθήσεται· τό αίπό δήπου καΐ έπΐ των άνθρώπων· καΐ μή βουλόμενοι γάρ άκολουθειν άναγκασθήσονται πάντως ε'ις τό πεπρωμένον ε'ισελθεΐν. 13
Dieser Stoizismus wurde gerade erst zu Beginn des zweiten Buches ganz schulgerecht formuliert: Lucan. 2,7-11 siue parens rerum, cum primum informia regna / materiamque rüdem flamma cedente recepit, /fixit in aeternum causas, qua cuncta coercet/se quoque lege tenens, et saecula iussa ferentem /fatorum immoto diuisit limite mundum, [...]; vgl. auch Lucan. 6,611-3 [...] simul α prima descendit origine mundi/causarum series, atque omnia fata laborant, / si quicquam mutare uelis, [...]; 1,70 inuida fatorum series; 5,179 rerum series. 14 Lucan. 2,251 quemque suae rapiunt scelerata in proelia causae. 15 Lucan. 2,292-5 gentesne furorem / Hesperium ignotae Romanaque bella sequentur / diductique fretis alio sub sidere reges, / otia solus agam? 16 Lucan. 2,302f. tuumque / nomen, Liberias, et inanem persequar umbram. Zu möglichen Anklängen an den berühmten Ausspruch Cäsars (Suet. Iul. 77) sowie an Lucan. 1,135 siehe ERSKINE 1 9 9 8 .
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nischen Partei unter Pompeius' Führung (2,319f.): quin publica signa ducemque Pompeium sequimur? Zwei verschiedene Begriffe, zwei verschiedene Bedeutungen des Wortes sequi, die an und für sich klar umrissen und vertraut wären, Kriegsgefolgschaft auf der einen und stoische Gottesgefolgschaft auf der anderen Seite, werden so übereinander gelegt, dass beide Bedeutungen und die Wörter, mit denen sie geäußert werden, ihren Bezug verlieren. Cato sagt "Ich folge Gott", "Ich folge der Freiheit", "Ich folge den Feldzeichen der res publica", und er sagt "Ich folge Pompeius". Wem folgt er nun? Die natürliche Reaktion beim Lesen wäre nun, dass man aus solchen Kontexten für sequi bei Lucan einen neuen Sinn ableiten würde, der beide Relationen, Kriegsgefolgschaft und Gottesgefolgschaft, zugleich umfasst. Dies verhindert Lucan aber dadurch, dass er die Sprecher ausdrücklich auch die Unterschiede hervorheben lässt: Brutus will Cato folgen, der seinerseits Gott folgt, nicht Cäsar und Pompeius (246f.); und Cato erklärt, dass Pompeius, der sich die Herrschaft über die ganze Welt erhoffe, also quasi den Platz Gottes als Lenker der Welt einnehmen wolle, nicht werde glauben dürfen, er hätte für sich selbst gesiegt, solange er, Cato, für ihn kämpfe (320-3). Beide Ausdrücke des Folgens und die zugehörigen Begriffe verlieren ihren Bezug. Die Ausdrücke und die verschiedenen Bedeutungen heben sich nicht gegenseitig auf, und es wird auch nicht eines durch das andere untergraben, sondern beides wird verfremdet. Die Ausdrücke werden auch nicht dekonstruiert: Denn nur dadurch, dass ihre Bedeutung und ihre Grenzen an sich klar umrissen sind, kann der Verfremdungseffekt eintreten. 17 17
Dass Paradoxie ein Grundcharakteristikum von Lucans Epos ist, wurde natürlich schon
l ä n g s t g e s e h e n ; v g l . ζ . B . THIERFELDER 1934; LEFEVRE 1 9 7 0 ; MARTINDALE 1 9 7 6 ; MASTERS
1992. - Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die Ausführungen BARTSCHS 1997, 48-58, die auf die Verfahren der Wortwiederholung (siehe dazu auch SCHÖNBERGER 1968 und SCHRIJVERS 1989) und Gleichsetzung ("equation") in diesem Zusammenhang hinweist (beides 53) und auf "the reluctance on the narrator's part to stick to any one-sided endorsement" (56). Im Gegensatz zu BARTSCH glaube ich jedoch nicht, dass "the old linguistic and semantic world" (53) zerstört wird. Das Paradoxon setzt gerade voraus, dass es diese Welt gibt und dass deren Bedeutungen gelten. Bedeutungslose Zeichen können keine Paradoxie ergeben. - Eine höhere Ebene der Paradoxie ist erreicht, wenn man wie BARTSCH 1997, 5-9 weder einer Lesart zustimmen will, nach der Lucan als "sincere author" eine politische oder philosophische Botschaft habe, noch einer Lesart, nach der Lucan jeglichen Gehalt ins Nichts der Paradoxie führt (so etwa SKLENÄFT 2003), sondern beide Lesarten verbindet zu einer Art Credo quia absurdum als Antwort und Ziel einer Suche nach höheren Werten in einer wertelosen Welt ("enduring search for transcendent values in a world that cannot provide them ", 9; vgl. ζ. Β. noch 91f. 101-4. 113f.). - Zu vergleichen sind in diesem Zusammenhang auch das Nebeneinander und die Überlagerungen zweier konträrer Sichtweisen: distanzierte Betrach-
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2.2 Folgen und Ziehen im zweiten
Buch
Allerdings lassen sich die verschiedenen Bedeutungen von sequi bis hierhin noch einigermaßen miteinander vereinbaren, so dass noch immer eine Relation oder ein Sachverhalt denkbar wäre, auf den mit sequi Bezug genommen wird. Brutus hält zwei verschiedene Bedeutungen von sequi auseinander: Mit der einen nimmt er ausschließlich auf das für Cato und sich selbst angemessene Verhalten Bezug, mit der anderen ausschließlich auf das Handeln der Kriegsparteien. Cato dagegen kann man, wenn man will, so verstehen, dass er die verschiedenen Bedeutungen hierarchisch miteinander verbindet, wobei die jeweils höherrangige Bedeutung die untergeordneten einschließt: Nach dieser Lesart würde Cato sich generell in sein Schicksal fügen und das auch in der gegenwärtigen Situation tun, in der er die ihm vom Schicksal bestimmte Rolle übernimmt, den letzten symbolischen Kampf der freien res publica mitzukämpfen, in den j a sogar die fremden Völker innerhalb und außerhalb des Reiches gezogen würden; und um wiederum diesen Kampf mitzukämpfen, schlösse Cato sich Pompeius an, da diesem die publica signa übertragen wurden. Damit würde er dann nicht Pompeius zu der von diesem erhofften Weltherrschaft verhelfen wollen, sondern durch seine Beteiligung dafür sorgen, dass Pompeius, sollte er siegen und die Weltherrschaft erringen, dann wenigstens wissen wird (putet), für wen dieser Sieg eigentlich hätte errungen werden sollen: nicht für ihn selbst, sondern für die - so oder so verlorene (301-3) - libertas. Kaum hat man sich aber einen solchen neuen Sinn von sequi konstruiert, um das Wort auf etwas beziehen zu können, wird man beim Weiterlesen durch immer neue Bedeutungen von sequi überrascht, die Lucan mit den bisher eingeführten zu einem immer komplizierteren Sinngebilde kombiniert. Es wird immer unklarer, wer nun wem folgt und auf welchen Sachverhalt das Verb dabei jeweils bezogen ist. Marcia will als Verbündete dem Heerlager Catos folgen, und Cato heiratet sie, obwohl das Schicksal ihn in den Krieg ruft. 18 Wie Brutus folgt Marcia Cato, tung (spectare) und engagiertes Anteilnehmen, die LEIGH 1997 untersucht. - Nicht eingesehen habe ich KEEFE2000.-Mit der leitmotivischen Wiederholung bestimmter Motive und Bilder befassen sich ζ. B . FLUME 1950; KÖNIG 1957; SCHÖNBERGER 1958,1960 und 1968. Speziell zum Umgang mit Ausdrücken für den menschlichen Körper und seine Teile siehe auch die Arbeit von Martin DLNTER in diesem Band. - Zu den paradoxen Effekten eines ähnlichen Verfremdungsverfahrens, dem Erzählen, was nicht geschehen ist, siehe ESPOSITO 2004, besonders 65f. 18 Lucan. 2,346-53 "[...] non melaetorumsociam rebusquesecundis/accipis: incuras uenio partemque laborum. / da mihi castra sequi: cur tuta in pace relinquar / et sit ciuili propior Cornelia bello?"/Haeflexere uirum uoces et, tempora quamquam/sint aliena toris iamfato in bella uocante, /foedera sola tarnen uanaque carentiapompa / iuraplacent sacrisque deos admittere testes. - Diese Szene diskutieren u. a. SCHÖNBERGER 1968, 69f. 73 und HARICH 1990.
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allerdings folgt Brutus Catos Rat und mit Cato Pompeius in den Bürgerkrieg, während Marcia Cato heiratet. Marcia möchte Cato in den Krieg folgen, wie Pompeius' Frau Cornelia ihrem Mann folgt. Für Marcia ist Cato der Kriegsherr, dem sie Gefolgschaft leistet, während Cato seinerseits dem Schicksal folgt, dem Rasen und dem Krieg folgt, sich an die sterbende Roma klammert, wie ein Vater sich nicht von dem Leichenzug seines toten Kindes lösen kann, dem Schatten und bloßen Namen der Freiheit bis zum Ende folgt und den Feldzeichen des römischen Staates und Pompeius folgt. Auf welchen Sachverhalt bezieht sich nun der Satz "Marcia folgt"? 19 Durch die Häufung wird die Aufmerksamkeit auf das Gefolgschaftsmotiv gelenkt, so dass sich auch im Folgenden, wenn von einem Folgen oder Ziehen die Rede ist, ein Verfremdungseffekt durch die Kombination von Kriegsgefolgschaft und stoischer Gottesgefolgschaft einstellt, etwa dort, w o Catos secta, die philosophische Richtung, der Cato folgt, 20 charakterisiert wird u. a. als naturamque sequipatriaeque impendere uitam (382), oder dort, wo die Kriegsherren die Dimension kosmischer Mächte erhalten:21 Die Gefolgschaft des Volkes gegenüber Pompeius wird mit der Bewegung des Meeres verglichen, das anfangs ganz dem Wehen des Südwindes (d.h. Pompeius) gefolgt ist, aber auch später noch für den alten Wind einsteht und seine Bewegungsrichtung beibehält, wenn sich der Wolken tragende Himmelspol (d.h. die göttlichen Mächte, die Cäsar begünstigen), bereits einem anderen Wind - eben Cäsar - ergeben hat. Und auch dort dürfte sich der Verfremdungseffekt einstellen, wo Fortuna (d.h. fur einen Stoiker: Gott in seiner Eigenschaft als für menschliche Überlegung undurchschaubare Ursache) 22 römisches Schamgefühl nicht schont und 19
Man beachte auch die erotischen Termini: Cato erregt in Brutus heiße Liebe zum Bürgerkrieg (324f.), während Marcia nicht nur Cato nahe sein will, sondern auch dem Bürgerkrieg (349). Brutus hält es für undenkbar, dass Cato der Bürgerkrieg um seiner selbst willen gefallen könne (255f. tibi uni /per se bella placenf, vgl. auch 249 und den berühmten Vers 1,128); Marcia kann ihrem zukünftigen Mann Cato nicht anders gefallen (337 non aliter placitura uiro) als in Trauerkleidung. - HEYK.E 1970, 124 sieht in der Marcia-Szene "ein weiteres Gleichnis für Catos tiefe Bindung an Rom"; zum gleichen Ergebnis kommt AHL 1976,47-52. Vgl. aber die Kritik bei SKLENÄFT 2003, 74 Anm. 31, der seinerseits meint, hier werde Catos Asketismus als exzessiv hingestellt. In jedem Falle sind aber folgende Parallelen auffällig: Cato folgt dem bloßen nomen und der inanis umbra der Freiheit (303); Marcia will nur nomen inane conubii (342f.); Cato will Roma wie ein totes Kind umarmen (297-302, besonders natorum, complectar)·, Marcia umarmt Cato nach der Hochzeit, wie sie ihre Kinder umarmt (366 quoque modo natos hoc est amplexa maritum). Cato ist urbipater [...] urbique maritus (388). 20 Zur Figura etymologica sectam sequi siehe FANTHAM 1992, 150. 21 Lucan. 2,454-60 [...] ut, cum mare [-> Volk] possidet Auster [-> Pompeius] / flatibus horrisonis, hunc aequora tota sequuntur, / si rursus tellus pulsu laxata tridentis / Aeolii tumidis immittat fluctibus Eurum [-> Caesar], / quamuis icta nouo, uentum tenuere priorem / aequora, nubiferoque polus Fortuna, superi (?)] cum cesserit Euro, / uindicat unda Notum. Vgl. auch 1,132f. totus popularibus auris / impelli. 22 'Aetius' 1,29,7 = Stob. l,92,14f./[Plu.] P.P. 885c άδηλον αντϊαν άνθρωπίνω λογισμώ.
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es zulässt, dass ein römischer Bürger für seine Gefolgschaftstreue gegenüber dem Vaterland und dem Senat unter Pompeius' Führung von Cäsar mit Verzeihung bestraft wird. 23 Man liest es nun nicht mehr unbefangen, wenn Pompeius, im Begriff, am folgenden Tag 24 den Befehl zur Schlacht zu geben, seine Soldaten als diejenigen anredet, die den besseren Feldzeichen gefolgt seien,25 und wenn er erklärt, er sei bereit, so denn die Götter befohlen hätten, dass der Sieg über Cäsar zu seinen Ehrentiteln hinzutreten solle (555f.). Er sei dorthin aufgestiegen, wohin ein freies Volk ihn fuhren konnte (562f.), wer an ihm vorbeigehen wolle [sc. statt nur zu folgen], begehre, was keinem Privatmann zustehe (564f.). Auf seiner, Pompeius', Seite stünden die wahren Führer (565f.). Es sei unmöglich, dass Cäsar den Senat besiegen könne (566f.). "Nicht in einem so blinden Lauf', sagt er zu Fortuna, d. h. in einem stoischen Kosmos: Gott, "ziehst du alles mit dir [...]".26 Pompeius' Behauptung, man fliehe nicht vor Cäsar, sondern alles folge ihm selbst - man beachte das unbestimmte Pronomen im Neutrum Plural, wie es auch verwendet wird, wenn Stoiker davon reden, dass der gesamte Kosmos den Bewegungen Gottes folgt 27 - , diese Behauptung wird durch die Reaktion der Pompeianer nicht bestätigt: Sie lassen auf die Worte ihres Anfuhrers keine Begeisterungsrufe folgen, 28 so dass Pompeius die Konfrontation vermeidet, wie ein geschlagener Stier, der in der Einsamkeit Kräfte sammelt, um später als Sieger gegen den Willen des Hirten - der Fortuna (?) - ganze Rinderherden mitsamt den anderen, rivalisierenden Stieren — Cäsar (?) - mit sich zu ziehen, 29 woraufhin Cäsar Pompeius auf den Fersen folgt, "auf dass es dem Schicksal 23
Lucan. 2,517-21 heu, quanto melius uel caede peracta /parcere Romano potuit Fortuna pudori! / poenarum extremum ciui, quod castra secutus / sit patriae Magnumque ducem totumque senatum, / ignosci. 24 Lucan. 2,528 secuturo [...] Phoebo. 25 Lucan. 2,531 melioraque signa secuti. 26 Lucan. 2,561-8 dux sit in his castris senior, dum miles in Ulis, / quo potuit ciuem populus perducere Uber, / ascendi, supraque nihil nisi regna reliqui. / non priuata cupis, Romana quisquis in urbe / Pompeium transire paras, hinc consul uterque, / hinc acies statura ducum est. Caesarne senatus / uictor erit? non tarn caeco trahis omnia cursu / teque nihil, Fortuna, pudet. 27 Mit Lucan. 2,575 heu demens, non te fugiunt, me cuncta sequuntur vgl. ζ. B. Sen. Epist. 65,23 nempe uniuersa ex materia et ex deo constant, deus ista temperat, quae circumfusa rectorem sequuntur et ducem und Lucan. 5,340-2 numquam sie cura deorum / se premet, ut uestrae morti uestraeque saluti /fata uacent: procerum motus haec cuncta sequuntur. - VAN CAMPEN 1991,362 merkt an, es handele sich um ein Beispiel "van een algemene, 'kosmische' Formulierung bij Lucanus", FANTHAM 1992,191 dagegen: "[...] me cuncta secuntur suggests signa sequi and so introduces the achievements of Pompey's signa in 576f." 28 Lucan. 2,596f. uerba ducis nullo partes clamore sequuntur / nec matura petunt promissae classica pugnae. 29 Lucan. 2,605-7 mox reddita uictor / quoslibet in saltus comitantibus agmina tauris / inuito pastore trahit, [...].
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nicht gestattet sei, irgendetwas zu ändern". 30
3. Cato folgt dem Schicksal ins Verbrechen Ich breche hier ab, auch wenn sich das Gefolgschafts-Motiv noch weiter verfolgen ließe,31 um erneut zu der Rede Catos im zweiten Buch zurückzukehren, in der man neben der Überlagerung ähnlicher Begriffe aus den zwei verschiedenen Bereichen Philosophie und Krieg - auch Verfremdungseffekte beobachtet durch die Kombination und Inversion stoischer Begriffe zu einer Art Gedanken-Oxymoron. 32 Obwohl diese Rede schon oft diskutiert und auf ihre Beziehung zur Stoa hin geprüft wurde, 33 habe ich mich entschlossen, sie noch einmal vorzunehmen, da sowohl das für einen Stoiker Unerhörte dieser Rede als auch die Gründe, weswegen sie so unerhört ist, bisher noch nicht in aller Schärfe herausgestellt wurden. 3.1 Catos Affekte Vor allem Robert SKLENÄft (2003, 59-72) zeigt eindrucksvoll, wie Catos Rede dem Ideal eines stoischen Weisen widerspricht. Doch selbst er untertreibt, wenn er darlegt, 30
Lucan. 2,651 f. ne quidfatis mutare liceret, / assequitur generique premit uestigia Caesar. Besonders hingewiesen sei auf Lucan. 2,725-730; 3,2 lf. - Auch der Gedanke der Gottesgefolgschaft an sich wird weiter variiert und immer wieder aufgegriffen: Siehe NERI 1986,1983 und ζ. B. 1,203. 225f. "hie", ait "hic pacem temerataque iura relinquo; / te, Fortuna, sequor"\ 1,266; 1,372; 3,303 causas, nonfata sequi; 5,340-2; 5,510 sola placet Fortuna comes\ 8,522; 8,568-70; 9,4 sequitur conuexa Tonantis; 9,379-81. Siehe außerdem Anm. 48. - Vgl. auch SCHÖNBERGER 1958, 494f. und 1968,15f.: In Lucan. 9,249-52 werde auf 2,319f. angespielt, wobei SCHÖNBERGER meint, es werde ein "Leitmotiv" "Verfassungstreue" aufgenommen. Dass hier aber ein anderes Motiv wieder aufgenommen wird, nämlich das Motiv des Folgens, belegt der Kontext der Stelle im 9. Buch, in dem erneut das Motiv des Folgens erscheint: 9,241-3 und 9,280f. - Vgl. auch SALEMME 1999 und 2002 zu einer weiteren wichtigen Motiv-Verbindung, die über die Cato-Rede im zweiten Buch hinaus ausstrahlt: Die Kombination von Weltuntergang mundi ruina, Sturz eines mächtigen Menschen oder Reiches (ζ. B. 8,528f. Magni... ruinam, /sub qua Roma iacet) und Begräbnis (funus). 32 Siehe schon NARDUCCI2002, 162: "idea quasi ossimorica (e certopiüpoetica [...])". 33 Siehe neben den Kommentaren von VAN CAMPEN 1991, FANTHAM 1992 und DREYLING 1999 ζ. B . noch BRISSET 1964,148-52; PECCHIURA 1965,79-81; KOPP 1969,139-54; GRI31
MAL 1970,94-105; AHL 1976,234-46; HEYKE 1970,120-30; TASLER 1972,161-70; LEBEK
1979,178-89; CROISILLE 1982; NERI 1986,1982^4; JOHNSON 1987,37^*6; SCHRIJVERS 1989, 66-75; HARDIE 1993,30-32.49; HELZLE 1996,107f. 138^0; BARTSCH 1997,73-5.117-23. 128f.; RUDICH 1997, 118-23. 127; HERSHKOWITZ 1998,231-42; SALEMME 1999 und 2002, 9-20. 86f.; DE NADAI 2000,23-97; NARDUCCI 2002,370-404.423-7 (vgl. auch NARDUCCI 1979,130-44; NARDUCCI 1985, 1556-8; NARDUCCI 2001a, 173-8); SKLENÄR 2003, 59-72; WIENER (im Erscheinen).
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dass Cato dadurch, dass er von bösen, schadenden Göttern spricht, der stoischen Ethik ihre metaphysische Grundlage entzieht, und dass Cato auch das Ideal des stoischen Weisen aufgibt, und zwar nicht nur dadurch, dass er sich entschließt, selbst ein schlechter Mensch zu werden, sondern auch dadurch, dass er sich zum Affekt, zum πάθος, bekennt und in Brutus ebensolche Affekte erregt, 34 - wobei bemerkenswert ist, dass Lucan die drei wichtigsten Definitionsmerkmale stoischer Affekte anklingen lässt: Erstens ist ein Affekt eine όρμή πλεονάζουσα (eine übermäßige 35 Hinbewegung) - wie Brutus' nimii belli ciuilis amores (325). Zweitens beruht der Affekt auf zwei falschen Urteilen: a) dem Urteil, dass ein großes Gut bzw. Übel anwesend sei bzw. bevorstehe (für Cato ist das Kommende wie der Weltuntergang) und b) dem Urteil, dass es richtig sei, sich über das unter a) Festgestellte zu erregen. Für Cato wäre es Wahnsinn (295 fiirorem), beim Sturz Roms affektfrei zu bleiben; er leidet also unter der für Trauernde typischen und in antiken Trostschriften regelmäßig therapierten Opinio officiosi doloris.36 34
Zu Catos Affekten siehe besonders HERSHKOWITZ 1998,234-7 und SKLENAft 2003,62.69f. 71 f. sowie ζ. B. auch SYNDIKUS 1958,98; VÖGLER 1968, 263f. (Cato habe Affekte, die aus seinem amor patriae erwachsen; insofern seien Catos Affekte denen von Cäsar konträr); KOPP 1969,15lf.; HEYKE 1970,129f.; FANTHAM 1992,297-9; BARTSCH 1997,119; RUDICH 1997, 127f.; D E N A D A I 2000,287-92.296f.; NARDUCCI 2002, 395—401. - Dass Cato Affekte habe, bestreiten WIENER (im Erscheinen) und RADICKE 2004,142f. 150; vgl. schon MARTI 1945, 113f.: Es handele sich nur um τφοπάθειαι Diese sind jedoch unwillkürliche Reaktionen wie Tränenfluss oder Erbleichen, und sie sind nur so lange τφοπάθειαι, wie sie als solche unwillkürlichen, unvermeidbaren Reaktionen bloß geduldet werden. Sobald man sie bejaht und sie von sich geradezu verlangt, ist aus der προπάθειαΐλ η πάθος geworden (siehe ζ. Β. Sen. Epist. 99,18-20 und STEVENS 2000). - Lucan selbst beschreibt eine προττάθεια am Beginn des Buches in einem Gleichnis, das die Emotionen der Menschen in Rom illustrieren soll durch den ersten Schockzustand der Mutter eines soeben Gestorbenen (2,21-28). Deren Zustand unterscheidet sich signifikant von dem Catos und von dem des trauernden Vaters, mit dem Cato sich vergleicht. 35 Siehe ζ. B. Ar. Did. apud Stob. 2,88,8f. πάθος δ'εΐναί φασιν όρμή ν πλεονάζουσαν καί άπειθη τω αϊροϋντι λόγω [...] Aus einer Parallelversion bei Cicero geht hervor, dass "übermäßige Hinbewegung" bereits eine vollständige Definition ist: Cie. Tusc. 4,47 deflnitio perturbationis, qua recte Zenonem usum puto. ita enim definit, utperturbatio sit auersa ratione contra naturam animi commotio, uel breuius, ut perturbatio sit appetitus uehementior, uehementior autem intellegatur is, quiproeul absit a naturae constantia. - LEBEK 1979, 189 und VAN CAMPEN 1991 lesen nimios als kritische Anspielung auf den zweiten Bürgerkrieg. 36 Zu den beiden Meinungen, auf denen ein Affekt nach Ansicht der Stoiker beruht, siehe Andronicus, De passionibus 1 λ ύπη μέν οΰν έστιν [... ] δόξα πρόσφατος κακοϋ παρουσίας, έφ' φ οϊονται δεϊν συστέλλεσθαν, Cie. Tusc. 4,14 sed omnes perturbationes iudicio censent fieri et opinione. ita eas definiunt [...]. est aegritudo opinio recens malipraesentis, in quo demitti contrahique animo rectum esse uideatur, [...] und 3,61 mit dem Kommentar von GRAVER 2002 zur Stelle, sowie STEVENS 2000, der auch Belege aus Seneca (u. a. Dial. 4,31,1) diskutiert. - HAKANSON konjiziert in 295 pudorem stattfurorem. Mitpudorem läge dann noch
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Drittens sagt Cato, der Schmerz selbst heiße ihn etwas zu tun (299 iubet ipse dolor) und weist damit daraufhin, dass nun sein Affekt definitionsgemäß sich nicht mehr der ratio unterwirft, sondern selbst die Bewegungsrichtung vorgibt. Für sich genommen sind Catos Emotionen Angst und Trauer gegenüber den vorausgegangenen Schilderungen trauernder und verängstigter Menschen nichts Neues. Sie werden erst dadurch etwas Besonderes, dass Lucan hier den stoischen Affekt-Begriff ausgerechnet aufjemanden bezieht, der in der Tradition und auch von Lucans Erzähler selbst (siehe ζ. B. 2,380-91) zum stoischen Weisen idealisiert wird, mit dem Ergebnis, dass dem Eigennamen "Cato", der charakterisiert ist einerseits durch die Eigenschaft, ein stoischer Weiser zu sein, andererseits aber auch dadurch, dass er im zweiten Buch bestimmte Worte spricht, die Referenz entzogen wird. Wer ist dieser Cato, der da spricht? 37 3.2 Catos Ziel In gleicher Weise gewinnt auch Catos Erklärung, er sei ein Schädiger im Gefolge ein weiterer Stoizismus vor, nämlich eine Anspielung auf den Satz, dass unum bonum quod honestum. Wie ein richtiger stoischer Weiser würde Cato das Schändliche, Hässliche (turpe) meiden, - nur dass er Affektfreiheit für schändlich hielte. Allerdings ist zu bedenken, dass auch in der zu Catos Rede parallel gestalteten Rede von Brutus das Wort furor zweimal vorkommt (249, 254). Außerdem ist das Verhalten, das Cato in 295 mit furor bezeichnet (Nichtbeteiligung am Bürgerkrieg), exakt konträr zu dem Verhalten, das der Erzähler im Proömium furor nennt, nämlich der Beteiligung am Bürgerkrieg. - SALEMME 1999 zeigt, dass Cato seine Beteiligung am Bürgerkrieg als Leichenbegängnis charakterisiert; es gibt also von vornherein keine Hoflung auf einen Sieg, und ein solcher Sieg wird von Cato entsprechend auch nicht wirklich angestrebt. 37 Man kann Catos Affekte auch nicht damit erklären, dass Cato als Römer eine tiefe Zuneigung zur freien Republik hege. Auch ein stoischer Weiser kann eine solche Zuneigung empfinden und für seine Heimat aktiv werden, sofern dieses Handeln sinnvoll zu begründen ist, und das sogar dann, wenn man, wie Cato, an einen Erfolg nicht glaubt, ζ. B. weil es der Rolle des Betreffenden und seiner individuellen Natur gemäß ist und anderen als exemplarischer Maßstab für richtiges Verhalten dienen kann. Der Weise wird dies dann aber ohne Affekte und nur deswegen, weil er es ohne Affekte vollbringt, in vollkommener Weise tun. Instruktiv ist hier z. B. was Seneca über das Rächen von Eltern sagt (Dial. 3,12): Irascipro suis non estpii animi, sed infirmi: illudpulchrum dignumque, pro parentibus, liberis, amicis, ciuibus prodire defensorem ipso officio ducente, uolentem, iudicantem, prouidentem, non impulsum et rabidum. - Das Skandalon des berühmten Verses 1,128 besteht nicht darin, dass Cato für eine andere Sache kämpft als diejenige, welche nach dem Beschluss der Götter siegen soll. Mit dem stoischen System unvereinbar wäre nur, dass entweder die Götter die siegreiche Sache auch für die moralisch Bessere halten würden oder dass umgekehrt Cato nicht gegebenenfalls auch den Sieg der anderen Seite als aus kosmischer Perspektive richtig akzeptieren würde, sofern die Götter diesen Sieg beschlossen haben sollten. Will man den Vers stoisch lesen, dann placuit deis uictricem causam uincere et Catoni uicta quidem causa, sed uincere eam causam, quam dei uincere uellent.
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schädigender Götter, erst dadurch ihre paradoxe Sprengkraft, dass jemand spricht, der als stoischer Weiser gilt und bei dem man davon ausgeht, dass er im Rahmen des stoischen Systems zu verstehen ist. Was hier geschieht, ist keine "demolition of Stoicism's terminological certitudes",38 sondern nur unter Voraussetzung dieser terminologischen Gewissheit kann die Verständnisgewissheit des Lesers zerstört werden. Wie gründlich diese Gewissheit schon bei Catos allerersten Worten zerstört wird, wenn man sie vor dem Hintergrund des stoischen Systems liest, möchte ich jetzt kurz umreißen. Cato stimmt Brutus' Bewertung zu: Bürgerkrieg ist der schlimmste denkbare Frevel,39 doch uirtus, d. h. Cato selbst als ein vollkommener Mensch,40 wird dem Schicksal folgen. Da nun das Schicksal nefas beschlossen hat41 und Cato dem Schicksal folgt, tragen die Götter, d. h. der mit dem Schicksal identische stoische Gott, dafür die Verantwortung, dass auch Cato zu einem Frevler, zu jemandem wird, der schadet (Lucan. 2,286-8): summum, Brute, nefas ciuilia bella fatemur, sed quo fata trahunt, uirtus secura sequetur. crimen erit super is et me fecisse nocentem. Cato wird sein Streben auf den Bürgerkrieg richten, den er als summum nefas, als größten Frevel und damit für einen Stoiker zugleich als Übel bezeichnet. Dies ist eine Inversion des stoischen Philosophems, dass alle Menschen dasselbe summum bonum, dasselbe Ziel anstreben, welches ein Weiser, ein vollkommener Mensch, bereits erreicht hat. Wenn man zu Lucans Zeit ein gängiges Lehrbuch der stoischen Ethik aufrollte, so fand man darin unter dem Abschnitt Περί τελών etwa folgende Definitionen des Ziels (Diog. Laert. 7,87): Nach Zenon und Kleanthes sei das Ziel "in Übereinstimmung mit der Natur zu leben (όμολογουμένως τη φύσει ζήV), was bedeutet: gemäß der Vollkommenheit zu leben (κατ άρετήν ζην), denn zu dieser treibt bzw. fuhrt uns die Natur hin".42 Chrysipp präzisiert und ergänzt (87f.): Gemäß 38
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So formuliert es SKLENÄft 2003, 8 einmal in einem anderen Kontext.
Cato hätte Brutus nicht unbedingt zustimmen müssen. Er hätte auch erklären können, dass der Kampf gegen Cäsar und seine Anhänger gerecht sei, weil sie zu Feinden des Staates geworden seien oder sich durch ihr Verhalten selbst aus der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen hätten. Vgl. etwa in Pompeius' Rede 2,537-40 sowie Sen. Dial. 3,16,3. 5. 40 BARTSCH 1997,120 beobachtet: "Catofirstpersonifies himself as virtus, then calls himself nocens." Vgl. auch 2,242-4, wo Brutus ja sinngemäß sagt, dass es keine Umstände geben kann, unter denen Cato ein nocens werden könnte. 41 Vgl. schon Lucan. 2,1-4 lamque iraepatuere deum manifestaque belli/signa dedit mundus legesque et foedera rerum /praescia monstrifero uertit natura tumultu / indixitque nefas. 42 Diog. Laert. 7,87 άγει γάρ πρός ιαύτην ήμάς +| φύσις. Vollkommenheit (άρετή) wurde definiert als ein nicht steigerungsfähiger qualitativer Zustand der Übereinstimmung, als
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der Vollkommenheit zu leben sei gleichbedeutend mit "dem Leben gemäß der Erfahrung dessen, was durch die Natur geschieht bzw. was der Natur widerfahrt" (κατ' έμπειρίαν των φύσει συμβαινόντων ζην), und gleichbedeutend damit, dass man "der Natur folgend" lebt (άκολούθως τη φύσει ζην), eine Formulierung, die z.B. mit deum sequi in der römischen Stoa aufgenommen wird. Der Natur folgend zu leben bedeutet fur Chrysipp, dass man nichts von dem tut, was Gott in seiner Eigenschaft als Gesetz zu verbieten gewohnt ist, und "immer handelt gemäß dem Einklang der Gottheit bei jedem einzelnen", d. h. dem göttlichen Geist, der in jedem einzelnen Menschen ist, "mit dem Willen des Verwalters von allem", d. h. dem Willen Gottes.43 Das Ziel eines Stoikers ist ein Zustand der Stimmigkeit und Widerspruchsfreiheit, der Homologie, und zwar sowohl der inneren Stimmigkeit als auch der Stimmigkeit zwischen Selbst und Welt. Mit dem Ausdruck Natur ist nämlich zweierlei gemeint: erstens Gott in seiner Eigenschaft als dasjenige, was den gesamten Kosmos belebt und zu einer strebenden, kunstvollen Bewegung aus sich heraus fähig macht, und zweitens die individuellen Naturen. Eine individuelle Natur ist ein Teil Gottes, der in einem lebendigen Einzel-Körper innerhalb des Kosmos ist und diesen als lebendes Individuum konstituiert. Die lebendigen Einzel-Körper haben unterschiedliche Fähigkeiten und Funktionen, die in ihrer individuellen Natur angelegt sind. In Übereinstimmung mit der eigenen Natur zu leben, bedeutet also, gemäß seinen natürlichen, biologischen Funktionen zu leben, wobei maßgeblich immer die jeweils höchsten Funktionen sind. Beim Menschen sind das Sprache und Zustimmung (λόγος und συγκατάθεσις). Statt bloß wahrzunehmen wie die Tiere und auf diese Wahrnehmung nach angeborenen Verhaltensmustern instinktiv zu reagieren, können Menschen einer Wahrnehmung oder einem Handlungsimpuls ihre Zustimmung verweigern. Statt bloßer Wahrnehmung haben Menschen die Fähigkeit zu urteilen, und statt bloß διάθεσις όμολογουμένη (Diog. Laert. 7,89; Plu. Vir. mor. 441b). Diog. Laert. 7,87f. Πάλιν δ' Ισον έστϊ τό κατ' άρετήν ζην τω κατ' έμπεψίαν των φύσει συμβαινόντων ζην, ώς φησι Χρύσιππος έν τω πρώτω Περί τελών μέρη γάρ ε'ισιν α'ι ήμέτεραι φύσεις της τον όλου. Διόπερ τέλος γίνεται τό άκολούθως τη φύσει ζην- όπερ έστϊ κατά τήν αϋτοϋ καΐ κατά τήν των όλων, οϋδέν ένεργονντας ών άπαγορεύειν εϊωθεν ό νόμος ό κοινός, όσπερ έστϊν ό όρθός λόγος, διά πάντων έρχόμενος, ό αϋτός ώνΔιί, καθηγεμόνι τούτω της των όντων διοικήσεως όντι. Είναι δ' αύτό τοΰτο τήν τον εϋδαίμονος άρετήν καΐ εύροιανβίου, όταν πάντα πράττηται κατά τήν σνμφωνίαν τον παρ' έκάστψ δαίμονος πρός τήν τον όλων διοικητού βούλησιν. - Mit Chrysipps Beschreibung des Ziels vgl. Lucan. 9,556f. (Labienus spricht zu Cato) certe uita tibi semper derecta supernas / ad leges, sequerisque deum und Lucan. 9,575f. 78-80 (Cato spricht) [...], dixitque semel nascentibus auctor, / quicquid scire licet. [...] estque dei sedes nisi terra et pontus et aer / et caelum et uirtus? superos quid quaerimus ultra? / Iuppiter est, quodcumque uides, quodcumque moueris. Was Cato hier beschreibt, ist Gotteserkenntnis durch έμπειρία των φύσει συμβαινόντων. 43
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automatisch-reaktives Verhalten zu zeigen (ένεργεϊν), sind Menschen fähig zum eigenverantwortlichen Handeln (πράττει v) aufgrund einer Entscheidung, die sie selbst getroffen haben. Diese Fähigkeit, eigenständig zu urteilen, diese Ermächtigung, selbst zu handeln ( έ ξ ο υ σ ί α αύτοπραγίας), ist das, was ein Stoiker unter Freiheit versteht.44 Eine ungestörte Ausübung der natürlichen Funktionen Urteilen und Handeln ist nur möglich, wenn ein Mensch in Übereinstimmung mit sich selbst und der Welt ist. Ist ein Mensch in sich nicht stimmig, dann widersprechen sich seine Urteile und Handlungsentscheidungen: Einmal getroffene Urteile werden wieder aufgegeben, man hält dasselbe fur wahr und zugleich für nicht wahr, und man strebt nach Ρ aber gleichzeitig auch nach Nicht-P. Ist ein Mensch nicht in Übereinstimmung mit der Natur des Ganzen, so sind seine Urteile falsch und seine Handlungen scheitern. Das stoische Ziel ist somit nur zu erreichen unter der Voraussetzung, dass Gott, die Gesamt-Natur, in sich stimmig und gut ist. Und das nicht nur deswegen, weil es unmöglich wäre, im Einklang mit etwas zu leben, das mit sich selbst nicht in Einklang ist. Auch die innere Stimmigkeit und Vollkommenheit der eigenen Natur erreicht ein Mensch nur, weil die Natur von allem diese Merkmale aufweist: Als etwas Gutes, worunter die Stoiker etwas verstehen, das immer nützt und niemals schadet, hat die Gesamtnatur aus sich die Naturen einzelner Menschen abgesondert und diese so gestaltet, dass Menschen bei natürlicher ungestörter Entwicklung vollkommene Lebewesen werden. 45 Dabei entfalten sich die angeborenen Anlagen der individuellen Natur im Zusammenspiel mit der Umwelt, die ebenfalls bestimmt ist durch die Gesamt-Natur: Bei einer idealen Entwicklung nutzt der betreffende Mensch seine Zustimmungs-Freiheit, um immer nur solche Wahrnehmungen seiner Umwelt zu akzeptieren, die evident wahr sind (so genannte φαντασίαι καταληπτικαί). Weil diese evident wahren Fakten in sich widerspruchsfrei sind und somit auch das aus ihnen gebildete Wissen, die έπιστήμη 44
Diog. Laert. 7,121 μόνον τ' έλεύθερον [sc. τόν σοφόν], τους δέ φαύλους δόλουςείναι γάρ τήν έλευθερίαν έξουσιαν αύτοπραγίας, τήν δέ δουλείαν στέρησιν
αύτοπραγίας. Unvollkommene Menschen sind deswegen unfrei, weil sie ihr Recht, die Zustimmung zu etwas Falschem zu verweigern, nicht ausüben und sich ζ. B. einem Affekt überlassen, der dann über sie gebietet und άπειής τω αϊροϋντι λόγω ist (siehe oben 3.1 zu
Lucan. 2,299 iubet ipse dolor). 45
Ein Gut ist, was immer nützt (Sen. Epist. 117,2 quod bonum est, prodest). Ein Übel ist, was immer schadet. Was weder schadet noch nützt (ζ. B. Reichtum oder Tod) ist άδιάφορον (Diog. Laert. 7,102-104; Sext. Emp., Adv. Math. 11,22-27). Nützen {ώφελέΐν!prodesse) ist
κινεϊν ή Ισχειν κατά άρετήν, Schaden {βλάπτειν/nocere) ist κινεϊν ή ϊσχειν κακίαν
κατά
Diog. Laert. 7,104). - Gott in seiner Eigenschaft als Vorsehung trägt Sorge für den
Nutzen von allem im Kosmos: Cie. Nat. deor. 2,58 ipsius uero mundi [...] natura non artificiosa solum, sed plane artifex ab eodem Zenone dicitur, consultrix et prouida utilitatum oportunitatumque omnium.
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eines Weisen, kann dieses Wissen nicht widerlegt werden und nicht wieder verloren gehen. Solches Wissen aber kann der Weise nur deswegen haben, weil bereits die Welt, die der Weise wahrnimmt, widerspruchsfrei ist. Ein stoischer Mensch wird dadurch weise und glücklich, dass er die wahre, widerspruchsfreie Struktur des Kosmos in sich aufnimmt und in seinen eigenen Urteilen abbildet, und zwar sowohl in den Sachurteilen als auch in Urteilen darüber, ob eine bestimmte Handlung ausgeführt werden soll. Was geschieht und was geschehen soll, lernen Menschen durch die Wahrnehmung evidenter Fakten, durch ihre Erfahrung ( έ μ π ε ι ρ ί α ) , weswegen Chrysipp auch sagen kann, das Ziel sei das Leben gemäß dieser Erfahrung. Es sei noch einmal ausdrücklich betont: Eine individuelle Vollkommenheit, eine άρετή des einzelnen Menschen kann es im stoischen System nur dann geben, wenn die Welt insgesamt stimmig ist, wenn es darin einen guten Gott gibt, der immer nur nützt, d. h. sich selbst und andere Körper immer nur gemäß der Vollkommenheit, also widerspruchsfrei und stimmig bewegt. Es ist dies der Grund, weswegen die oben in der Einleitung erwähnten Lesarten nicht zu halten sind, wonach Lucan mit Cato einen stoischen Weisen mit stoischer Tugend in eine chaotische oder böse Welt stelle, in der die providentielle stoische Weltordnung nicht gilt und in der der Mensch Cato zum ethischen Maßstab oder gar zum Gott anstelle der verlorenen Götter wird. Wenn die Welt im Chaos liegt und es keinen guten Gott gibt, dann kann es auch keine individuelle stoische Tugend mehr geben. Catos erste Worte implizieren das Ende stoischer uirtus und das Ende stoischer Ethik überhaupt. Doch können sie das nur dann, wenn man diese Worte vor der Matrix des nach wie vor scharf konturierten stoischen Begriffssystems liest.46 3.3 Cato gibt seine Freiheit auf Doch das ist noch nicht einmal alles: Cato, dieser glühende Liebhaber der Liberias, diese Verkörperung der Freiheit, gibt mit den ersten Worten seiner ersten Rede sogar 46
SKLENÄft 2003 meint, dass Cato deswegen kein stoischer Weiser sein könne, weil die von Lucan dargestellte erzählte Welt mit stoischen Idealen unvereinbar sei; deswegen müsse Cato scheitern. "If all that is, is god, then god is civil war and everything associated with it perversion; corruption; fratricide; summum nefas, as even Cato has acknowledged" (95f.). Catos Scheitern und das Nichts, in das all sein Tun verlaufe, ebenso die Widersprüche, in die Cato im zweiten Buch gerate, "derive logically from the infusion of his brand(s) of virtus into the Lucanian cosmos" (79). Indes würde jeder Stoiker bestätigen, dass Gott auch Bürgerkrieg ist. Wozu bedürfte es auch großer philosophischer Anstrengungen, in einer Welt, in der es immer nur gerecht zugeht, eine Vorsehung zu erkennen; es ist gerade die Leistung des stoischen Weisen, diese unsere Welt der Bruderkriege und des allgemeinen Frevels als die beste aller möglichen Welten zu erkennen und zu wissen, dass nur ein guter, väterlich liebevoller Schöpfer eine solche Welt geschaffen haben könnte. Aus stoischer Sicht ist Lucans Erzähler ein Narr, und Cato scheitert, wenn er denn scheitert, nicht an der Welt, sondern daran, dass er die falschen Entscheidungen trifft.
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seine Freiheit auf! Bereits Shadi B A R T S C H 4 7 beobachtet in Vers 287 ein Nebeneinander von passivem, widerwilligem Gezogenwerden (trahimt) und aktivem Folgen {sequi). Viel gravierender aber ist, dass Cato die moralische Verantwortung für sein Handeln ablehnt. Nicht er selbst hat sich entschieden, ein schlechter Mensch, ein Schädiger zu werden, sondern man wird es den Göttern vorwerfen können, dass sie ihn zu einem solchen Schädiger gemacht haben. 48 Cato verhält sich schlecht als Reaktion auf das Wirken schlechter Götter, die für ihn beschlossen haben, dass er jetzt schlecht werden muss. Eben darin aber, für sein Handeln selbst verantwortlich zu sein49 und jeden beliebigen Handlungsimpuls ablehnen zu können, der zu einem Verhalten triebe, das einem Menschen nicht zukommt, in der Fähigkeit also, seine Zustimmung zu verweigern, besteht die einzige Freiheit des stoischen Menschen. Eben dies meint z. B. Seneca, wenn er sagt, er wolle Fortuna nicht gehorchen und sich von ihr nicht unterjochen lassen (Sen. Epist. 51,8):50 Fortuna mecum bellum gerit: non sum imperata facturus; iugum non recipio, immo, quod maiore uirtute faciendum est, excutio.
47 BARTSCH 1997, 119f. sieht darin ein Beispiel für "the epic's central concern with language's collapse into paradox"', Cato demonstriere "the terrible pliancy of ethical terms in civil war" sowie die Unmöglichkeit, seine Teilnahme am Bürgerkrieg sinnvoll zu rechtfertigen. 48 Es ist allerdings zu beachten, dass Cato hier eine Formulierung aus Brutus' Rede aufnimmt: 2,259-61 accipient alios, facient te bella nocentem. / ne tantum, ο superi, liceat feralibus armis, / has etiam mouisse manus. (Zu diesem Verfahren vgl. BONNER 1966, 284; SCHÖNBERGER 1968,79f.; LEBEK 1979, 178-89; SCHRJJVERS 1989). Doch hier sind nicht die Götter, sondern der Krieg bzw. die Waffen Auslöser, als dasjenige, das bei Cato einen Gedanken, eine φαντασία λογική verursacht, wonach es richtig sei, in den Krieg zu ziehen. In Brutus' Rede muss Cato diesem Gedanken dann aber selbst zustimmen: 249f. anplacuit [...] ciuile absoluere bellum?·, 255f. tibi uni/perse bella placent? - MAYER 1981,104 weist auf die Häufigkeit des Ausdrucks facere nocentem in Lucans Epos hin (vgl. auch BARTSCH 1997,24: Es werde so die Grenze zwischen Belebtem und Unbelebtem aufgelöst). In der Tat geschieht hier Ähnliches wie bei den Gefolgschaftsvariationen in Buch 2. Es ist jedoch sonst immer klar, dass nicht die stoische Bedeutung von nocens gemeint ist: In 8,484-7 (eine Stelle, die sich wie eine Parodie von Catos Syllogismus liest) und 8,137 ist nocens aus der Sicht des Mächtigen (konkret: Cäsars) derjenige, der gegen den Willen des Mächtigen handelt; in 7,259f. und 7,487 wird man nocens durch das Ergebnis seines Tuns, während in der Stoa immer der Handlungsentschluss bewertet wird, nicht das Ergebnis. - Wie Cato gibt übrigens auch Cäsar gegenüber Roma die Verantwortung für sein Handeln auf: Lucan. 1,203 ille erit, ille nocens, qui me tibi fecerit hostem (AHL 1976,240); und auch Cäsar behauptet, mit dieser Selbstaufgabe Gott zu folgen: 1,266 te, Fortuna, sequor. Vgl. auch die Äußerung eines Soldaten Cäsars: 1,372 iussa sequi tarn posse mihi quam uelle necesse est. 49 Überhaupt ist die Frage der Selbstverantwortlichkeit und nicht etwa die Frage, ob man etwas anderes tun könnte, dasjenige, was vor allem die frühen Stoiker primär beschäftigte, wie BOBZIEN 1998a und 1998b nachweist. 50 Eine andere Lesart dieser und ähnlicher Stellen bei Seneca bei NARDUCCI 2 0 0 2 , 1 5 7 f .
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Fortuna ist hier Gott in seiner Eigenschaft als diejenige undurchschaubare Ursache, die den einzelnen Menschen51 mit unerheblichen Dingen von nur relativem Wert bzw. Unwert (den so genannten άδιάφοραr) konfrontiert, und so in ihm Gedanken verursacht, welche den betreffenden Menschen zu falschen, einen Affekt oder eine schlechte Handlung begründenden Urteilen veranlassen können. Wenn Seneca Fortunas Joch abschüttelt, dann verweigert er solchen Gedanken seine Zustimmung, und das tut er ganz in Übereinstimmung mit Gott. Denn jeder Mensch hat das gottgewollte Recht und die gottgewollte Freiheit, ein falsches Urteil zu verweigern, und eben dies zu tun, ist seiner eigenen Natur gemäß. Trotzdem verzichtet Cato auf diese Freiheit, überlässt sich dem Affekt und erklärt, die Götter seien schuld daran, dass er jetzt ein schlechter Mensch sei. Nun ist aber gerade die göttliche Ermächtigung zum Selbst-Handeln, die moralische Freiheit des Einzelnen, die Cato hier aufgibt, ein entscheidender Baustein im stoischen Konzept einer providentiell geordneten Welt: Da nur Unvollkommenheit und Verlust der Stimmigkeit wirklich schlecht sind und da die Abwehr dieser Übel ganz in die Macht der einzelnen Menschen gegeben ist, kann den Menschen im stoischen System von außen nichts Schlechtes widerfahren. Und ein Gott, der ihnen solche Macht über ihr eigenes Glück einräumt, muss es mit den Menschen doch gut meinen, wie auch mit Pompeius, der frei starb, weil er im Tode das Bestimmungsrecht über seine sterbende Seele behielt,52 und feststellen durfte, dass die Misshandlungen seiner Mörder ihm nichts anhaben konnten, solange er nur dem Geschehen zustimmte (Lucan. 8,619f.), sich zu keinem Affekt hinreißen ließ (627f.) und daher trotz allem glücklich war (630f.):
[...] sum tarnen, ο superi, felix, nullique potestas hoc auferre deo. Es sei noch einmal betont, dass die Rede Catos ihren paradoxen Charakter sofort verlöre, wenn man sie nicht mehr als Rede eines Stoikers im Rahmen des stoischen Systems läse, d. h. unter Voraussetzung der stoischen Bedeutungen von Wörtern wie fatum oder nocens und unter Voraussetzung stoischer Begriffe von Handeln und Weisheit. Dass Cato in dieser Rede seine Freiheit aufgibt, trifft nur dann zu, wenn man den stoischen Begriff von Freiheit als den maßgeblichen akzeptiert. Und die verstörende Wirkung der Rede beruht darauf, dass ihr Sprecher Cato anerkanntermaßen ein stoischer Weiser ist, der in seiner Person die Gültigkeit des stoischen Systems verkörpert, und zugleich hier die Inversion eines stoischen Weisen: 51
Vgl. SCHOTES 1969,149-54 zur "persönlichen Fortuna eines Menschen" bei Lucan. Lucan. 8,635 ins [...] animi morientis. Mit Ausdrücken wie sui iuris referiert Seneca regelmäßig auf das, was griechische Stoiker έ