Lenz, Goethe und Cleophe Fibich von Strassburg. Ein urkundlicher Kommentar zu Goethes Dichtung und Wahrheit


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German Pages 92 Year 1888

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Lenz, Goethe und Cleophe Fibich von Strassburg. Ein urkundlicher Kommentar zu Goethes Dichtung und Wahrheit

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*

BEITRAGE ZUR

VOiAhSKUNDh

i-.WDhS- UiNl)

voir

ELSASS-LOTHRINGEN IV.

'

:

\/.

'

.
Nachdem die Eltern im Jahre 1759 nach Dorpat übei-^^'^^jiedelt waren, bezo)

scliränkuimf

ri

für

Ij 11/

Gnaden risdieinen



aHe Zeilen als einen Dichter von Gottes

lassen.

Lenzeiis Lyrik ist, wie ie Liel>e



9 auf

dem Lande.

Ein schlechtgenährter K. « Quisqais nbiqne habitat maxime nnsqnam habitat >. >. i

«die Sache reissl an meinem Innersten, dass ich dadran iiiieder spüre, wie tüchtig es ist und yms aushalten kann» lassen die Schwere de^i

so

Vorfalls erkennen.

Der Streich, den sich Lenz hatte zu Schulden kommen war gewiss kein sittlich tadelnswerter wie hätte sonst der Itieoloi^e Herder die Vermittelung ilbemehmen können, lassen,

;

iioethe spricht von einer « Eselei € Impertinenz».^ Deshalb konnte

Wieland sogar nur von einer auch Lenz, indem er eine von

unbekannter Hand dargebotene Unterstützung mit Stolz zurückwies, von einem cunbewussten Verbrechen» reden und um «Gerechtigkeit» bitten. Allein die Taktlosigkeit war

nun einmal begangen, die seinen weiteren Aufenthalt in Weimai* unmöglich, machte. Am 4. Dez. 1776 verliess Lenz Weimar, um bei seinem treuen Freunde Schlosser, Goethes Schwager, in Emmendin^^en ld oder Unterstützungen anbot, da doch seine Gestalt und sein ganzes Aeussere die dringendfite Aofforderung zur Wohltbätigkett «

allen verkannt,

Dilfftigkeit

waren.»

II.

Der fiitriss,

Werke *

Erste,

Goethes Urteil über laenz. welchei

Lrn/fMis

war Ludwig- Tieck, in

Fslck,

einer

allenlings

Aiulenken der Vergessenheit

welcher

I8t^8 seine gesaininelteu

unzulänglichen Ausgabe 'verölTent-

Friederike Brion, Berlin

1

884, S. 73.

,

.

* J^or V. öievers, J. M. K. l^enz. Higa IS'IÖ. * AUgeneine LiteieUmeitung fW. leteUigcnsbUitt Nr. 99.

2

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— lichte.

Sivers

i8



Nach ihm haben Stdiber, Duntzfr, Dorcr-Kgloir, Faick, und andere aus bisher un^edruckten Quellen daa Lebens-

bemüht. Dennoch gilt noch heute von Lenz das geflügelte Wort: «Von der Parteien Hass und Gunst verwini, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.» Naclidem Gervinua in seiner bild des Dichters zu vervollständigen sich

Literaturgeschichte < den Armen in dem Bewusstsein eines Mannes, der auf den Scliulfern anderer steht, mit catoni.scher Strenge abgekanzelt, leistete Gruppe, dem Vorgang Dorer-Eglofis folgend, in einer phantasiereichen Monographie > dem unglücklichen Dichter den schlechten Dienst, Lenz über Lenz .selbst erheben zu wollen. In neuester Zeit hat Hettner in seiner Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts das von Gervinus gefällte Urteil im wesentlichen wiederholt, 3 dagegen Faick, Urlichs^ und Erich Schmidt & den V^ert des Menschen und Dichters in ein besseres Licht zu röcken gesucht. Immerhin ist eine schon von Goethe < ersehnte Darstellung des Lenzischen Lebens und Dichtens in einer erschöpfenden Arbeit noch nicht erschienen und kann uaturgemäss so lan^^e nicht erscheinen, als der umfangi-eiche biographische und literarische Nachlass des Dichters, der vor und nach seinem Tode verzettelt wurde, noch immer in Privathänden ruht. Möchten doch die glucklichen Besitze desselben ihre handschriftlichen Schätze, auf deren VeröflfenUichung die literarische V^elt nun so lan^^e {^^espannt ist, ohne jede Anmerkun

Es ist erklärlich, days man an die Existenz jener vcrliebleu Kreuz- und Querzuj^e, bei weldieii Lenz eine weni^ jxlunzenrff» Rolle

spielte,

voUte.

im Interesse des Dichters nicht recht ^L^uheti In dieii^norirt sie, Dorer-Ej^loff meint S. 155

Grupi>e

:

ser Erzählung scheint so viel Konibniation zu liegen, dass

niemanden verargen wird, wenn er in (li'r-el!)Hn einigen Zweifel setzt und glaubt, dass

es wohl

lung

iiu!"

ein Plan für einen zu schreibenden

die

man

Wahrheit der Erzäh-

in

Roman,

nicht al>er

Walnheit enthalten sei; auch Ei'ich Schmidt fühlt sich geneigt, von einer « omanhaften Beichte » zu sprechen, i Bei solchen Zwei r In ist es wohl gerechtfertigt, eine genau«* Iiistorisehe Untersuchung anzustellen; handelt es sich d(.x:li nicht nur um die Glaubwürdigkeit der Gadhe'schen Kritik an einer einzigen Stelle, sondern, da diesellM« einen Ausgangspunkt für die die mun Lenz hat zu teil werden ganze Beurteilung' l)iidet lassen, um die Sicherung des Goethe'schen Urteils über Lenz ges( hichilic iie

i

,

überhaupt.

III.

Bisherige Dokumente.

D(M) zunächst zu liefernden B.nveis, dass ein solches Lielies-

Birons in Wii klichkeit vm-liandoi), Händen. S. 179 seiner Schrift citiert er folgenden Bi ief Lenzens an Lavater vom Juni 1774, als letzterer sich zur Badereise über Strassburg und Frankfurt nach Schwalhach aufmachen wollte verliältnis des kurländisclien

hatte schon

'

Dorer-Egloff in

Lenz und Klinger S. 14.

^ Ich gebe das Briefexcerpt nach der

von Falck genommeneD Abschrift

des Originalbriefes.

.

ly

j^ud by

Google



21



Ich bin Gesellschafter eines Kurländischen Cavaliers der im nach Hanse zurückziigehn, mich hier zu lassen. Ich zählte darauf wen du laut deiner vorigen Briefe in drey — vier «

Be«i:rif steht

Wochen

ftbreisctest, er würde gegen diese Zeit verreist und ich frey Also würden wir dir förnkUoh entgegen reiften, dieh heriiolen können etc. So aber mnss grad itst das Schicksal seinen jüngern Brader der bey einem andern Regiment steht mit seinem Regiment gegen den Tag deiner Abreise hieherführen (den 11. haben sie Ordre erhalten anszamarsehiren) der Bruder erwartet ihn, um ihn noch das letzte mal vor seiner Heimreise hier zu sprechen und ich in die allergeringsten ihrer beyden Ooschfifte verwickelt darf mich nicht besonders da diese Keise in dem ganzen von ihnen trennen Lebenslauf des ältesten fipoqae macht.»

seyn.



Die

jjelieirmiisvülleii

land zurück und

knupft wMi es

sifli

liei

Sclilussworle,

«der idtero Bmio»

Aeusserun^ *

liirUerlioss

koiiiilen

jciiei'

für

«^in-r

eint'

um

ileni

Schlüsse

Garthes

auf

ins Vater-

Geliebte, an die er

Dorer-EglntV zu

Keise

l)ezogen

einige Zeit

fest

tu lictM).

die Einwilli^uii;; der Elteni

jre-

duss

in die

Ehe ihres Sohnes ;4ehandelt liabea möchte. Ja, die bezeichnenden Worte Gadht s «er hinterliess eint' Geliebte, an rli

N. K. Bd. I8i fol. 80. fol. 209b. Dieser Akt

Bd. 183

sehr seltene Aiifra)«"

dt.-
er dem Schild thront ein von 3 Rosen {gekrönter Helm, auf welche 3 Ja^^dspiesse gestürzt sind. Die Siegel von Vater und Mutter

rich

Fibichin (Mutter)

nichts bemerkenswertes. Interessant dagegen ist dasder neckischen Cleophe, welches mit der ümschrifl €toujours brouilanU einen Amor darstellt, der iu eine emporbieten



jenijie

züngelnde

Form

Flamme zu mich jedoch

gieflsen scheint.

am meisten fesselte, war die besondere des Schritlstucks. Dasselbe ist «von einer fliessenden Hand

Was

auf geringes Konceplpapier geschrieben, ohne den mindesten Hand, oben, unten und an den Seiten zu lassen.» Diese Garthe' sehe Charaktoistik der Lenz'schen Schreibweisel legte i

Dichtung and Wahrheit

III, 11, Seite

47; ferner HI. 11. S. 156.

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37



mir die Wahrscheinlichkdt nahe, dass hier ein Autograph Lenzens vorläge, eine Vermutung^» welche sich- fast zur Gewissbeit steigerte, als ich jene Handschrift mit einef echten LenzHandschrift vergleichen konnte, die mir Falk mit ausserordentlicher Zuvorkommenheit sur Verfügung gestellt hatte. Wohl Buchstaben, machte mich die eigentQmliche Form des grossen welche kh in Strassburger Taufregistern des vorigen Jahrhunderts bemerkt hatte, noch einen Augenblick stutzig, da eine solche sich an der einzig in betracht kommenden Stdle jener unzweifelhaft echten Handschrift nicht vorfand, allein der in Götz «Geliebte Schatten* i autographterle Brief Lenzens an Salzmann vom 3. Juni 1772 zagte mir gleich am Anfang jene eigentQmliche Buchstabenform, so dass nunmehr auch nach dem Urteile Schriflverstandiger jeder Zweifel gehoben ist. Lenz, der nach seinen eigenen Worten^ mit dem. Baron von Kleist vor Verfertigung des Efaeversprechens die Rechte seines Vaterlands untersucht hatte, der «in die kleinste seiner Angelegenheiten verwickelt war,» des jüngsten Kleist «seitenlanges Geschmier verbesserte» und selbst Vater Fibich in dieser Angelegenheit schriftstellerische H&lfe angedeihen liess, hat, wie natfirltch, auch dieses wichtige Schriftetück, dass « in dem Leben seines Herrn Epoche machen sollte», mit eigener Hand niedergeschrieben. Daher der flüssige Stil des Ganzen, wenn auch nach den notariellen Ausdrucken und der Berücksichtigung aller einschlägigen juristischen Momente zu schliessen ist, dass Lenz nur die stilistische Ausarbeitung eines ursprünglich mit juristischer Beihülfe gefertigten Entwurfes besorgt hat. Hier das Schriftstück

:

Strasburg deu 27teu October 1773.

Heute dato sind wir Unterschriebene mit einander auf folgende Bedingangen übereinkommen. Erstlich bekennet Herr Baron von Kleist älterer, gebürtig ans Cnrland, Officier, beym Regiment hönberg, gogcn Herrn Filiicli Juwelifr und grossen ß^athheirii, wie derselbe schon in die zwey Jahr eine Lugondhafte Neigung für dfsstu jüngste Jungfer Tochter Susaima CleopheH Fibichin gefasi.t und da er ^-^'

l>efanden,

dass

sie

persöhnliche liebenswürdige

Eigenscliaften

1 Mannheim 1858. « Biüleitdog sunt Tegelnich S. 27i-2'78.

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— genug

38

besitzt ihn giftcklich zu

— machen, sich

fest

und unwieder*

entschlossen, mit derselben in eine eheliche Verbindung treten, ohne auf irgend einen Fond Rüc^ksicht zu nehmen,

ruilich

zu den Herr Fibich

Tochter ausmachen könnte sondern, da seinem Stande gomnss zu leben, so deklai'irt er, gar keinen Fond vom Herrn Fil)ich jemals zu foderii oder zu bestimmen, sondern stellt es völlig seiner "Willkühr anheim, wenn er seiner Tochter etwas geben will. er

soviel

seiiu r

von Hause

lu\t,

Zweitens hat Herr Fibicli dorn Herrn Baron die Vorstellung gethan nachdem der Herr Baron förmlich bey Herrn Fibich um dessen Jungfer Tochter angehalten und er in Erwägung gozogeu dass die Ungleichheit des Standes einige Schwüiigkeiten in den Weg legen dürfte, dass, obschon der Herr Fibich sich seiner Familie nicht schämen darf, anch in Absicht seines Gewerbes und Ehrenstellen im bürgerlichen Stande nicht höher begehren kann, so wurde es doch von Seiten des Herrn Baron vielleicht schwer halten, die Einwilligung seiner Eltern zu erhalten, wie er denn auch eben sowohl genöthigt ist, als Officier die Erlaubniss seiner Oberen daza za suchen als deklarirt der Herr :

Baron Drittens, dass er nach den Curischen Gesetzen als welche zur Majorennität ein und zwanzig Jahr erfodern. der Herr Baron aber sich fünf und zwanzig Jahr declariret, also auch nach den Strasburger Rechten majorenn ist, dass also Herr Fibich sich desto weniger einen Verweis zu gewarten hat, weil er nach beyder Landesart majorenn ist: dass er, Herr Baron, ferner, nach eben diesen Gesetzen zwar nm die Erlaabniss seiner Eltern anzusachen gehalten sej, sie ihm diese aber nicht reliisiren, noch das was ihm von seinem Vermögen nach den Gesetzen ankommt entziehen können, es sey denn, dass es eine Person von solchem Geschlecht oder Stande sey, die express in den Curländischen Gesetzen zu heyrathen verboten wäre ferner, dass er über Jahr oder Tag schon diese Rache, mit reifer Üeberlegung und Hinzuziehung seines Herrn Hrnders Officier beym Regiment Anhalt, der gleichfalls seine Einwilligung dazu gegeben und alle mögliche Beyhülfe versprochen, überdacht und beschlossen habe, dass er also zu dem Ende :

Viei-tens

sich

vorgesetzt,

längstens

bis

nächstkummenden

Johannis eine Reise nach Curland zu machen, bey seineu geliebten Eltern tun dero Consens anzuhalten nnd wegen seines Vermögens alle Einrichtungen zu machen, um in keinem Stück einigen Mangel zu besorgen zu haben. Da aber Herr von gleist mehrerer Sicherheit und Lebens nnd Sterbens halber vom Herrn Fibich begehrt, mit einander schriftlich zu tractiren und einer den andern wechselsweise zu binden: als sind beyde Partheyen St.

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vjüOgle

^

39



mit einander ftbereinkommen, dass ddijenige, so von seiner Parole abateben wollte, er möchte Namen oder Ursachen vorbringen welche er anch wollte, gehalten und verbunden sey, dem andern Theil oino Entschädigung von vierzehntausend Livres zu bezahlen. So es der Herr von Kleist nicht halten, wär er verbunden neben dieser Summe noch a part drey hundert Livres au die Armen in seinem Lande zu bezahlen, wo es dessen Obrigkttt am besten findet^ sie zu plaeiren : nnd so der Herr Fibicb davon abstftnde, wäre derselbe gleichfalls angdialten, noch drey hnndert Livres a fiart, die eine Hälfte dem Wayseniii Ärmenhause in Strasburg Jiavse nnd die andere Hälfte auszuzahlen. Und damit der Herr Fibich keine Hauptursache vorbringen könne, es wolle sich seine Frau Liebste oder Jungfer Tochter nicht dazu entschlief Ren, so iuit derselbe zu mehrerer Sicherheit beyde benahmte Personen

mit unterschreiben lassen^ mit beyder Consens geschieht Femer declarirt sich Herr von Kleist verbunden, seinen Richter nach seinen angegebenen Bechten in Cnrland an «rkainen, sich von demselben recht sprechen nnd condemniren zu lassen, wie anch den lUchter im erkennen, und jede Parthey, so diesen Elaast för solchen diiss es

m

ihren Versprach nicht hält, sich von demselben condemniren

nnd »ecatiren sn

lassen.

da dieser Vergleich von beyden Theilen nntersiegelt nnd in Gegenwart von Zengen beym Herrn la Combe so ist von beyden königlichen Notarius soll deponiret werden Seiten eine gewisse Zeit bestimmt und festgesetzt worden, um diesen Verirleirli zu err)fneu und die darin enthaltenen Redihgungen zu deciaruen, welches nicht elier als in fünfzehn Mouathcn geschehen soll, es sey denn dass beide Tartheyen darin willigten. So aber diese fünfzehn Monathe verflossen, soll jede Parthey a part berechtigt seyn mit gehörigen Zengen zvl erdfnen und einen Bxtraet davon zu begehreu anch soll bis dahin der Ehe* eontract förmlich gemacht werden und längstens von dato in zwey Jahren die Trauung geschehen. Und sollte nach Verfliessnng fünfzehn Monathen der Ehekontrackt nicht zu S^^ande kommen, FftnftoiSy

:

:

so soll diejenige I*nrthey, welche nicht darin conscntirte, benannte Summe von vierzehn tausend dreyhundert Livres verbunden seyn, nach dem Artikel vier auszuzahlen, nach dessen Rieht igivoit

cme Parthey von der andern iossgeschlagen sein soll und weiter keine Prätensionen zu machen haben, sollte aber mit beyder Consens die Zeit verlängert werden, so steht dieses alsdenn in beyder Partheyen Belieben. Seohstens sind beyde Parthcycn schon vorläuffig in Ansehung des nach Ihnbehn Monaten zu errichtenden Ehecontrakts übereingekommen, dass Herr von Kleist sich in demselben express

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I



40

obligiren will, seiner Jungfer Brant eine

Summe von

vierselui'

zum Voran« in vermachf^,

taasend Livres '

worflber sie nach Gefallen disponiren kann auch, so es die Umstände erfoderten oder sie sich nicht entschliesaen könnte, als seine Gemalin ihn nach Cnriand zti begleiten, so piebfe er derselben drey Jahr Bedenkzeit nn*l könnte sie sich alsdeim noch iiichr dazn eiit:

'

so obligirt sich Herr von Kleist, bestimmte vierzehn tausend Li vi es so ihr im Voraus vermacht, in Strasburg anzu-

schliesseii.

kgen vaid ihr Standesgemassen Unterhalt zu geben, über die Kinder aber, so bejde ersengen sollten, hat der Herr von Kleist zn disponiren, sie hier, oder in Gnrland ersiehen za lassen. Geschrieben nnd unterschrieben nebst eines jeden Insigel

Strasburg den 27 Oetober 1773. Friedrich George Baron de Kleist

P. Fibich Susanna, Catharina, Fibicbin Susanna Cleophea Fibicbin, J.

Paraph6 ne varietnr au desir au acte procds verbal dressß par le soussign^ notaire Royal h Strasbourg le 12 maj 1777 P. Fibich

J.

f.

Maire Haire

Lacombe n. r.

Dieses

Elieversprechen,

Worten eher

»

ein Ehekontrakt

41. Noveml)er 1773

nach Lenzens eigenen genannt werden kann, ist am Siegeln des Barons von Kleist,

welches

mit den des Herrn Fibich und des Notars Lacombe im Beisein Zeujren geschlossen und notariell hinterlegt worden.

von

Nach dem

l)opolukt, welcher wie bei Testamenten auf das versiegelte Kouvert unter Zuziehung der vorgeschriebenen Zeugen geschrie» ben worden war, konnte das den Kontrakt enthaltende Kouvert nach Verlauf von 15 Monaten, vom 27. Oktober 1773 an gemchnet, auf Verlangen eines der beiden Kontrahenten geöfliiet werden, nachdem beide Teile sich für die Ausfährung der in ihm enthaltenen Bestimmungen von vorn herein mit all ihrer gegenwärtigen und zukünftigen Habe verpflichtet erklärt hatten.1

Zur Verhatttug

notarielle

Zuzug

PioiMessi.'s

falscher Schlossrolgeningen bemerke ich, dass solche de inariage duinals in Strassburg üblicli waren. Der

vieler IriMudcn Eletuentc injchlt' solche Öicheriuipr

mehrere ähnliche hei Lauomhe im Jahre Mai, Bd. t . November und sonst.

Uli

so Bd.

A

notwendig. Ich tiude 29. März, Bd. B 19.

D

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-v^i'-

— Der Depotakt

41



lautet

onueme novembre Mil sept cent soixante trcize apr^s midy par dcvant In notairo royal Immatricnle au Conseil souverain d'Alsace resident a Strasbourg Soassif^ne sont compam M"* frederic Baron de Kleist Conrlendois se disaut majeur d aiis ofticier au regiment de Schonber^ dragon, etant presente-

Ce

joord'liai

ment au dit Strasbourg et le Sieur Jeau pliilippe Fibich, conan grand senat de cette Vllle y demenrant les qnels ont Minis et depos6 an dit Notaire la presente enveloppe qn^ils ont dlose et fbtm& an mojen de lenr cachets oYdinaire, qne chacnn d'eax a apposd en denx endroits, bxl milieu des qnols cachets ßVgt egalement a^posö celuy da notaire. dans laquelle enveloppe les iSirnrs comparants ont dit etre renfcrrae un contract et Conseiller

vention qu'ils ont

fait

enscmble

vingt sept octobre dernier et

le

qni a ete signo des parties eu boime et düe forme pour etre execut^es suivant leur forme et teneur entre elles, a peine de

toas depeus dominages et interets sous l obligatiou et hypo» theque generale de tons lenrs biens menbles et immenbles Presens et fntnrs; reqnerant le dit notaire de prendre garder et retenir la dite enveloppe en son Etnde a teile fin qne de raison: de laqn^e dite enveloppe TonrerUire ne ponrra cependant &tre faite qne dans qninse mois a compter du dit Jour vingt sept octobre dernier a moins qne Tun et l'autre et de concort Mais passe les les dits compnrants u'en requierent Touverture. dits quinze mois it compter du dit Jour vingt sept octobre dernier il sera libre u Tune et a Tantre des parties et separement

d en rcquerir Pouverture saus qu'il soit besoiii qu'ilä soient tous denx pr^sens mais alors il en 'sera dress^ proeös verbal en forme ponr (tre comme dit est c> dessns la dite Convention ex6ent£e et snivi et y eelle yalloir comme si elles enssent dt6 passSes devant le dit Notaire et aign6es de Iny. dnqnel depot onl declaration et reserves les comparants ont requis acte k eux accord^ fait lu et passe an dit Strasbourg les heures jonr mois et an susdits en presence de felix Lex et Geörge Tuchfjerber jnristes y deineurants temoins requis qui out sigac avec les comparants et Ic dit Notaire •

Lex

Le Bn de

Kleist

J

Lacombe,

Am

P. Fibich

Tnchterber

not. roy.

Mai 1777 endlich wuitle auf Anstehen des Vaters im Deisein des Notars und der ^'es!auhen tier Firma « Michel-Otl, ancienne niaison Ott». Die Gemahlin liLhtenl>ergischen

I^')ufl)ahn

;

des heuti^jen npsrl);insinlnt)ers feierten

Sängerin,

welcher

mii'

das

[jn

Bii(i

11^10

ist

eine T'r^'nkelin der einst ge-

gehorener

Enkel

der

letzteren,

semer Grossmutter und ihres Gemahls

das einzige noch lehende Mitglieer Aktner Sml^mann S. 102; vergl. auch S, 91»

^

Uochzeitbuch der Neuen Kirche üd. 117

fol.

47 b.

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Die Bekanntschaft der Familien Brion und Fibicb

ist leicht

erUärlich. Pfarrer Joh. Jacob Brion * wie seine Frau Magdalena Salomea Schölls waren von Strassburg gebürtig und hatten dort beide eine zahlreiche Verwandtschaft. Dann aber tritt die

Erscheinung» dass die eingeborenen Familien unter einander bekannt und gesellschaftlich verbunden sind, vor allen anderen BekhsstSdten am meisten in Strassburg su tage, weit hier das eingeborene deutsch-protestantische Bfirgertum sich nach der fransöeischen Annexion von 1681 gegen das eindringende franaDsisch-katholische Element zusammenxuschliessen suchte. Zu diesem protestantischen Bfirgertum intra muros gehörte aber und gehört noch heute in engster Verbindung die nächste protestantische und besonders protestantisch-theologische Umgebung extra muros, die auf Strassburgs Gymnasium und Universität ihre Bildung erhalten hatte, und an beide Kreise schloss sich vor der französischen Revolution das eingeborene Element der im Elsass zahlreich gelegenen hessen-darmstädtischen, pfalzsweibrficfcischen und wQrtembergischen Territorien an. So finde ich in den Taufakten zweier Strassburger Mitglieder der Deutschen Gesellschaft sowie des Jüngern Ott reichsfürstliche Beamte als Patben, bei Johann Si^ried Breu > die hessendarmstädtischen Bäte Johann Sebastian Otto und Friedrich Ludwig Bassy, bei Johann Friedrich Corvinus^ den hessen-darmstädtischen Regierungsrat Franz Rudolf MoHinger, daneben die Jungfer Sophie Elisabeth, Herrn Daniel Schöpflins, Kirchenachaffners im würtembergischen Reichenweier eheliche Tochter, bei Joseph Ott& den pfalz-zweibrüekischen Hofrat Joh. David Fapelier.

1

Anna

Joh. Jacob Brioi». Sohn des Knblers Juh. Jac. Brion und ^ler Frau Katharina Hahn, wurde nach dem Taufrejristor von St. Wilhelm Bd. Ö3

1d7b den

11. April I7l7 in Strassburg geboren und nach dem Hochzeitsregister dereetben Kirche den S9. Iklai 1'}48 cbendaeelbet copuliert. Derselbe wie ich IM 53 fol. I79b. Bd. 54 fol. ISa, 41b, 113a, 174b u. S25a hau«, fol.

efSdWf noch ß

jntiprere Geschwister. 2 Siehe K. Lucius, Frifflorike Brion S. 10 fT. In den Taufrepistern der Neuen Kirche hude ich drei Tucliler des reichsritteriychuiilich-ortenauischeu AntoBaDna Theobald Friedrich S.boU, dea Bmdera der Madame Brion: Susantia Dorothea peh. 18 9. 175'2, Margaretha Elisal)©th geh. 24/1 1 1153. Eleonore 20 7. 1758, ilioselbfn. an weiche Lenz von Petersburg d. 27. Mftrz 1 #bO Grüase übermittein Ittsst (s. Falcic, Friederike Brion S. 76). s Geb. S5. Des. 1789, Tauflmcb der Neuen KMt» Bd. S28 fol. 196. .

4 Geb 17. Jan. 1751 . Taufbuch der Neuen Kirche Bd. S89 fol. 568b. a Geh. 28. Mir 1755, Taufbuch der Neuen Kirche Bd. 280 fol. 106.

Gkelhe«

Wahrheit «

der

kannte,

schauung' i

50



Verhältnisse im Elsass aus ei;»ener Ankonnte deshalb mit Recht in Dichtung und

di»-

schreiben

Gar manche Einwohner Yon Straaabnrg bildeten zwar abge-

aber doch dem %nne nach verbondene kleine Kreiee, welche durch die vielen ünterthanen deat8cher Fürsten, die unter französischer Hoheit ansehnliche Strecken Landes besassen, stets wnrdon vermehrt uiul rokriitii (h;nn Vätor nnd Sohne hielten sich Studirens oder Geschäfts wegen länger oder kürzer in Strasssonderte,

t

borg

aoi.

In

;

*

besonders engen «

weil nachbarlichen,

Beziehungen zu

Strassburg stand das protestantische Buchsweiler im Unter-Elsass, die Hesidensstadt der Grafschaft Hanau-Lichtenbeig, welche

nach dem Tode Job. Reinhards III., des letzten der einheimischen Landebherrn, im J. 1736 an den Tochtersohn desselben, den Erbprinzen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt, gefallen war. Während der Erbprinz sich in Pirmaseiiz der Drillung seines Grenadierbataillons widmete, hielt seine Gemahlin Henriette Karoline, geb. Prinzessin von Pfalz-Birkenfetd,* in Buchsweiler Hof, wenn sie es nicht vorzog, den Winter in ihrem Palais in Strassburg, den heutigen Strassburger Stadthause, zu verbringen.

Auch nach der Uebersiedelung der CrhprinzeKsin und ihres im J. 1765 blieben die Beziehungen des Darmstädter Hofes zum Elsass intim, ja sie wurden noch Hofstaates nach Darmstadt intimer, als

nach

dem Tode

des Landgrafen Ludwigs VllL d.

17. Okt. 171)8 der Herr des Buchsweiler Landes, Erbprinz

Lud-

wig IX., den Thron in Darmstadt bestiei^. Beamte wurden hinüber und herüber versetzt. Ein enges Band der Verwandtschaft knöpfte sich zwischen dem rechts* und linksrheinischen Lande. Dem Beispiel des Geheimerats Hesse in Darmstadt, der sich seine Frau aus dem Elsass holte, 3 mögen manche andere gefolgt sein ; andererseits fanden damals hanau-lichtenbergische

n

in, s. 34. wurde am 9. März l'^l zu Strassburg iin Happullsteitier Hofe am ilhelms i. Finkweiler Staden geboren, wuseibsl ihr, der Urgrussinutler Kaiser und der Kaiserin Aogusla, auf meine VeranlaMang eine Gedenktafel errichtet wurde. 3 Sie war die zweite Tochter Johann Friedrichs Flachslanrl, des Amts- und Kircbenschatfners der wQrtember^ucheu Grafschatt Horburg und Keiuhenweier im Obw-Blsass. und die Schwester der Karolioe Herder, der Gattin des 1

* Sie

W

Dichters.

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51



BeamteDSöhney wie Engelbach, Lerse, Weyland, i auf der Strassborger Universität engere Ffihlung mit der rechtsrheinischen studierenden Jugend. Groethes Bekanntschaft mit diesen seinen Buchsweiter Freunden ist deshalb auf ganz andere gesellschaftliche Voraussetzungen als auf ein zufälliges Zusammentreffen In der bekannten Tischgesellschaft der Jungfern Lauth zurückzufahren. Nicht nur Frankfurter, auch Darmstädter Empfehlungen werden hier zu Grunde gelegen haben^ welche letztere über die Strassburger Zeit hinaus ein engeres Band zwischen Gezog er tein kleines, aber wohlgelegenes und anmutiges Quartier an der Somraerseite des Fischmarktes, einer schönen langen Strasse,

wo immerwährende Bewegung jedem

unbeschäftigten

Augenblick zu Hülfe kam*»* Sein Hauswirt Kürschner Johann Ludwig Schlag war der Sohn des Schuhmachers Johann Jost Schlag, der in seinem Trauungsakt vom 18. Jan* 1702^ «Sohn des Peter Schlag, gewesenen Steinmetzen und Bui^rs zu Frankfori am Main» genannt wird. Dies Logis war mithin aller Wahrscheinlichkeit nach voraus bestellt. Ebenso war Gcethe mit zahlreichen Smpfehlungen versehen. Er selbst spricht von solchen in Dichtung und V^ahrheit II 9 S. 133. Auch die Bekanntschaft mit der Familie Brion in Sesenlieim wird eine vorbereitete, das heisst, auf andern Voraui»setzungen als auf lediglich studentischer Einführung beruhende gewesen sein. Wie hätte sonst jene Familie den jungen Manu wochenlang in ihrem Hause beherbergen und sich missliebigem Gerede aussetzen mögen. Schon Falck hat nach einer Erklärung dieses auffallenden Umstandes gesucht und dieselbe in der Annahme einer formlich vollzogenen Verlobung Goethes finden zu müssen g^laubt. * Mir indessen geht aus den Briefen

Alle drei siud aus Buchsweiler gebürtig; siehe v. Lujpers Anmerk. 42l, dem Buchsweiler Kirchenbucbe gezogenen Geburtsdaten angegebetf äod. Lene's Mutter war eine geborene Barth, nicht Garth. Weyland haUe» wie wir aii^ Lucius, Friederike Brion S. 68 wisseo, einen Frankfurter Barger xum Grossvater. '

wo

H,

S. 133.

Siehe den Auiiung.

4 Friederike Brion von Sefenheim S. 84.

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S2

-

Goethes an Salztnanni deutlich hervor, dass Go'the einen LandBrions genommen» um seine' kraul r Bleust zn kurieren. Gute Bekannte oder Verwandte der Familie Brion, an aufenthalt bei

welche Goethe empfohlen gewesen sein ma^, icli nenne l>eispielsweise den Kammerrat £ngelbach in Bachsweiler, den ritterschaft^ liehen Syndikus Scholl in Strasshurj^, mögen Goethe den Landaufenthalt vermittelt haben. Gcethe hat diesen Empfehlungen nicht völlig entsprochen, da er das mit FriedMke angeknöpfte Liebesverhältnis brach. Dieser Umstand mochte für ihn ein Grund mehr sein, dieselben in seiner Selbstbiographie zu verschweigen und seine Bekanntschaft mit der Familie Brion als eine mehr zufallige hinzustellen. I>as8 bei seiner ausgebreiteten Bekanntschaft, in und uni Strassburg und bei der erwähnten Zusammenhörigkeit der gesellschaftlichen Kreise jener Stadt Goethe unter anderen auch die Familie Fibich kennen gelernt habe, dafür J)esitzen wir ausser der bestimmten Ueberlieferung, dass Friederike Brion und Gleophe Fibich Jugendfreundinnen gewesen seien, noch andere sichere Anzeichen. * Fibichs Juweliergeschäft, das bedeutendste in Strassburg, welches Pretiosen an die deutschen Prinzen und den Adel des Oberriieins lieferte, war im Centrum der Stadt an dem belebtesten Platze gelegen, wo sich zur Zeit grosser militärischer Schaustellungen ganz Stiassburg zusammendrängte. Johann Philipp Fibich war Ratsherr und machte für damalige Verhälliiisse ein Haus. Seine Töchter waren zu Garthes Zeit schon erwachsen. Au.^ dem Nachlass Clei)phes fand sich ein auf weisbeweist, dass sie .sen Atlas ge(hüekter Glückwunsch, welcher bereits zu i.*» {lies Stiulieuzeit in ihrem 17. Lebeusjuhre gefeiert war. Derselbe lautet :

1 Aug. Stoiber, Der Aktuar Salzraanu S. 42 if. man vergleiche besonders Nur iiel)eulH'i bemerke ich, da???? Hie Ueberschrift des den dritten Brief. zweiten Briefes in Leu/eiis « Waldbruder» (Dorer-EgloU S. 93) «Fräulein Scbatouilleuse au Rothen [Gosthenj, der aufs Land gereist war^ eine Frühlings» kur SU trinken I, Aehnlichkeil mit j^ner Situation entbftlt. ^ Dass GcDthe in bezug auf smne Strassburger Vergangenheit gegen alles urkundlif he Material empGudlich war, welches die von ihm in seiner Selbstbiographie gegebene Darstellung verschieben konnte, beweist sein förmlicher Protest, als Professor Engelhardt ihn um die Genehmigung zur VerGfTentUchuDg seiner im Salzmann'schen Nachlasse gefundenen Briefe ersuchte. Vgl. Aug. ;



Stcaber.

Der Aktuar Salzmann

S. 1 18.

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eiraiburO'

30« SipriU. 1771. P.

Cleophes filückwunsch, zum Namenstag

J.

D.

30. April 1771. >S. 52.)

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— Fibichs

Wohnung und



53

Geschtfl befand sich nach

dem oben

im Hause des Banquiers und Ratsherrn Johannes Braun. Diese Banquiersfamilie Braun war eine Mietsvertrage

mitgeteilten

sehr reiche und verzweigte in Strassburg. Ein Bruder des letzwar der Banquier Johann Daniel Braun^ beider Mutter eine geborene Margarethe Salome Miville. Eine geborene Anna Barbara Miville war auch des Aktuarijus Salzmann Mutter, t teren

Wenn

Garthe an seinen. Studienfreund, den Sohn des

merrats En^^elbach in Buchsweiler, Strassburg schreibt *

Kam-

den 10. Sept* 1770 aus

:

*

Im

B. Hanse fährt

man

fort

angenehm zu sein. Der A. und Der ganze Tisch grüsst

ich werden uns ehestens copuliren lassen. Sie

>, s(»

in der

k.uiii

Gmthe

dun*r mit

B.

7>,

init

A. nur

der

unzertrennlicher Be-

war, und in dies«'r en^^m VerbinHause weder das Brion sc he^ nocii das v,

-4

wie

nur das Biaun'sche

mann

Nr.

\^ (lu'uti-*»

SalziiutiHt, (Ifsscn

in Strassbur^^

dem

Berkheitn'sclie,

Nr.

Akluanus

TifrhprasHitMil gleiter

ilem Tisch nur deijeni^je der .lun^leni Lauth

inil

Ki-;iin»M-;2a«;se

man

^^eraten hat, sondf'rn

«»enirint

sein, zu

dem

der

walirschcinlich

Aktuarius Salz-

die nä( hsten verwandtschattlichen Beziehunjj^en

liatte.

Maria Agnes Braun, eine Tochter des Banquiers }nh DaMidiael Ott, ihr niel Braun, war die Tautpatin des Johann Bruder Abraham Braun (ler Taufpate der trüh verstorbenen Mai'garetha EUsabelh Fibich, Job. Daniel Braun Studiosus, der Sohn des oben genannten Hauswirts der Familie Fibich^ der Taufpate der (^leophe Fibich. Wer, wie ich, längere Zeit die Geburls- Kopulations- und Sterberegisler der alten Strasshurger Familien durchforschte,

wird alLmählich angennitet,

hätten

dieselben

eine

einzig^e

grosse Sippe gebildet, so oft wiederholen sich dieselben

Namen

als Tauf- Trau-

und

als

Sterbezeufjjen.

Dass Goethe die Famili«; Fibich persöalich gekannt habe, scheint auch aus dem Anteil hervorzugehen, den er an den verDer A1;tMRr Salzmann S. 13; die Unterschriften sämmtFamilienmitglieder iiuduu sich unter einem Teilungsakte des Notars 5. Oct. ; den Sterbeakt der Marg. Salome Miville fand ich in St. Tbom«« 1*775 fol. 56. S Hinel-Beroaysi Der jnnge Goethe I, 243. 1

Aug". Sta ber,

Hcher

Lacombe 1774

D

3 Aug. StcDber a. a. 0. S. 48; dagegen schon v L rpere Anmerk. 423. * A. Bftier, Das Ueidenrtfsleia. Heidelb. 1877. S. 94. .

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— liebten Kreuz-

genommen

54



und Querzügen seines Freundes Lenz mit Cleophe

bat.

in Lenxens Hui nn II «der Waldbruder>> der» abgesehen von einigen äusserlichen Anspielungen an den Weimarer Aufenthalt, >

ni

wesentlichen

Strasshur^ier

Erlebnisse wieders piejfelt,

findet

auf ein Konzert im Fil)ich'schen Hause ^^edeutet werden fiann, da sie merkwürdige Aehnlichkeil mit einer Stelle in Lenzens Tay:ebuch verrät. Zwei Töchter unterhalten die Gäste, wie im Ta^^ebuch, so im Waldbruder ^ durch ihren Gesanjr. In jenem sinj*^l die älteste eine der schönsieb sogar

eine Stelle^ welche

wünschen machim Wnidbruder belohnt die eine der

sten italienisclien Arien mit Blicken, die Lenz t gowiimoii

können, weil die

erfuiiden,

nach^'eschriebcn

'

Der Herausgeber fögt in der Einleitung zu diesem dem labre 1775 angehörij^en Entwürfe S. 195 die Bemerkung bei «Es scheint durch den Zusammenhang, worin diese Worte stehen, dass wir hier den Namen des Handelsmanns am Strassburger Paradeplatz erfahren, mit dessen Tochter, der Mamsell Fibich also, die Kleists und Lenz selbst ihre Liebesgeschichten halten, die Lenz im Tagebuch Goethen erz&hlte und die er in den Soldaten znm Theil Terwerthete. >

Nun, die von Weinhold ausgedprochene Vermutung ii^t erst durch meine selbständig geführte Forschung zur Gewissheit erhoben. Dagegen zeigen die von Lenz hingeworfenen Andeutungen Qber den weiteren Gang der Handlung, insbesondere die Verneinung der Promesse de mariage, dass Lenz, was sich auch sonst beweisen lässt, Vorgänge des wirklichen Lebens nicht immer in unveränderter Gestalt zu dichterischen Entwürfen gewählt habe.

Der Stammbaum der Familie

7.

Bis hatt(^

zum

sondern 42 Monate, Mni 1777, also nicht Filiit h auf die Krtüllung- «les Kheverspieclicns 'gewartet. 15, nun Kleist halte, wie es sdieint, J)is daneue Hollnung jrenälirt. So konnte Lenz nocli im

fiin

stets .

177G

schreiben «Icli

15.

Familie

ilii»

ver},''el>ens

Fehl

Kleist.

IT),

:

vor seiner Abreise aus blrassburg an Herder

kui-z

*

danke

dir,

dass da die «Soldaten»

zum Druck

hast. Reich wird sie hoffeatlich vor MicliaeUs nicht

befördert

bekannt machen

1 So steht fi'ir •talsiliirt» geschrieben. Doch möchte ich dieses Versehen des Dichters nicht wie Weinbold mit einem AusnifuDgszeichen begleiten. Bechtschreibung war damals noch kein untrQglicber Gradmesser der Bildung

wie heutzutage.

Aus Herders Nachlass

1,

S. 238.

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59



lud alsdann wird das mit Fingern deutende Pnbliknm anf mehr zu denten haben.»

Lenz

nichts

Baron von Kldst 1776 sein Wort eingelöst haben Wörde, allein der Winter 1776—1777 veii^ing, bis endlich^ als Gleophe an der Schwelle der zweiten Hälfte ihres 23. I^eben^ahres angelangt war, Vator Fibich das versiegelte Eheversprechen zur Geltendmachung seiner Ansprüche eröffnen liess. hatte also gegründete Hoffnung, dass

Khs .Michaelis

Wie die Kteist-Fibich'sche Angelegenheit weiterhin im einzelnen verlaufen, ist bis jetzt unbekannt, doch darf ich nach einer Abschrift des im Museum zu Mitau beßndliclien Stammbaums der Familie Kleist 1 schliessen, dass sich der Baron nicht gerade cavaliermässig benommen liat. jener drei Brüder

Nach jenem Stammbaum war der Vater Kleist s Ghrisliän

Ewald von

und

die Mutter eine

Kerklingen Katharine Alexandrine von YietinghofT, gen. Scheel. Aus der 1749 i^/e geschlossenen Ehe^ gin$(en 5 Kinder hervor, nämlich: Dobelsbei-g,

1)

Kleist, Majoratsherr auf

Aguese Alexandrine, geb. 1750

gest.

1813

2) Friedrich Georg, geb. 1751 «Vö, gest. 1800 «o/j. gest. 1787 V«. 3) Emst Nicolans, geb. 1752 4) Christoph Hieronymus Johann» geb. 1753 i^«, gest. 1829

6) Marie Charlotte Sophie Eleonore, geb. 1757

gest.

i/io.

1798 ^Vn-

Friedrich Georg, der Verlobte der Gleophe Fibich,

verheiz

nach jenem Stammbaum in erster Ehe 1776 mit Anna Margaretha Hedwig von Rutenberg aus Weiden geh. gest. 17(13 *4|i2, in zweiter Ebel 794 Vio mit Agathe Dorothea Elisabeth von Rutenberg aus Neu-Autz geb. 1770 »/s, gest. 1892 Vt- Auf derselben Stammtafel wird Friedrich Georg

ratete

sich

um

cKOnigl. Polnisdier Kammerherr und Ritter des StanislausNordens, M«ijoratsherr auf Kerklingen und Dobelsberg, Erbherr auf Weklen» genannt, der zweite Bruder, mit welchem Lenz in Fort Louis

und Landau gewesen,

als c französischer Kapitain,

' Diese Abschrift, welche mir Falck vermittelte und nach der Buensalter falschUch auf 25 Jahre angegeben hat. Ferner erhalten jetzt Lenzens Worte, «dass das Puhükum Michaolis 177C> auf nichts mehr werde zu df^uteii haben,» einen Ijesondereii .Sinn, Wahrscheinlich halte IJaron V. Kleist die Erfrdlun}; seine?* Eheverspi-t^cliens der Familie Fibich bis zu diesem Terjjiiu verheisien, wahrcad er bereits mit dem lUane umging, sich der Erffdlung dieses Versprechens

durch die

bis dahin gescliiossene

Ehe mit Fraulein von Rutenberg

^ig war, werden. Denn der Umstand, dass Vater Fibich am i% Mai 1777 den Ehekontrakt eröffnen lassen musste, beweist, dass Baron v. Kleist an seinem Vermählungstage, den '20 Sept. 1776 seinen Verbindlichkeilen gegenüber der Familie Fibich nicht gerecht geworden war. Was weiter geschah, entzieht sich unserer Kenntnis. Dass Fibich überhaupt auf Grund eines solchen Aktes vor dem russischen Richter klagen konnte, mchten wir bezweifeln. Immerhin wird das Jahr 1777 der Familie Kuniüier und Auflegung genug verursacht liaiien. Bereits am 15. Mai 1778 starb im iUter von erst 52 Jahren, wie der Sterbeakt besagt o:an Fieber, Geschwulst und Engigkeit» Mutter Fibich ;i «die gute Mutter» nennt sie Lenz im Tagebuch. > Ob ihr Tod durch den vorausgegangenen Herzenskummer beschleunigt worden? Auch wie Lenz sich zu dieser fatalen A:igelegenheit verhalten, ist unklar. Dass er auch nach der Entzweiung mit dem jüngsten v. Kleist mil der Familie seiner ehemaligen Zöglinge in Verbindung stand, gesteht er selbst in einem Briefe vom 10. Dez. 1777 an Sarasin in Basel.* Merkwürdiger Weise erbittet er sich durch letzteren schleunigst die Originalbriefe 3tt

entsnehen. Dass er einer solchen Handlungsweise

kann

1

leider nicht geleugnet

Sterbregialer der

2 S.

Neuen Kirche Bd. I89

fol.

19.

28r).

a Dorer-Egloff S. 237.

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61

— »

Ewald

des heim^^egangenen Dichters des Frfihlings» welche Herr Ratsherr Iselin besass. V. Kleists,

« Ich bringe sie, schliesst Lens? seinen Brief, aufs heiligste wieder ungekränkt nach Basel zurück und einen Dank, der nicht «iidigt, Urnen und unserm Iselin zum Ersätze. Die Absicht, wosn ich diese Briefe braache, können Sie sieh beide nicht Toratellenj könnte ich Ihnen beiden wich nicht begreiflich machen, da ich sie mir selber nicht in Worte fkssen kann; genng, mir liegt unbegreiflich

viel daran.»

So viel geht aus diesen wirren Worten hervor, dass Lenz mit jenen Briefen des Dichters Kleist irgend einen Eindruck auf jene kurländische Familie zu machen gedenkt. Will er etwa der adelsstolzen, welche die Verschwägerung mit der Strossburger Burgersfamilie ahgelehnt hatte, an ihrem eigenen Fleisch imd Blut zu Gemüte führen^ dass es noch etwas Höheres, nämlich das Genie, gebe? Nicht minder aulTailend, aber ebenso schwer zu deuten, ist ein Brief, den Schlosser Mitte März 1778 an Roederer nach Strassburg schreibt i :

«

Lenz



sich

Sie •werden hergestellt

ist,

freuen lieber Magister, wenn Sie hören, dass alletn menschlichen Ansehen nach.

wenigstens

Inliegenden Brief gal) er mir knrz nach einem harten Paroxismus. von Schwermut. Ich vermutete, dass etwas Tolles drin ist, und brach ihn anf, um Sie nicht an srschreckai. Aach finde ich, dass es wahr ist stoeen Sie sich aber nicht an seiner Apostrophe. Seine Seele ist noch viel an Bchwach, auch da an schwach gewesen. Ich kab auch Yerehrang für solche Sachen, aber wenn Ihr seel. Vater Ihnen jetzt ra^en könt, würde er auch rathen, wies die Umstände erfodern. Sagen Sie Lenzen und schreiben Sie ihm nicht, dass ich den Brief erbrochen und zurückgehalten hahe. Schicken Sie ihm seine Sachen bald mit Entschuldigung, dass Sie wegen Abwesenheit seinen Brief verfehlt hätten, in der Sache aber thun wollten was möglich ist. > ,

;

Zu dieser Lücke schi^ibt der Herausgeber in der Nute cEin abgekürztes und ganz unleserliches Wort». Diese Lücke konnte von Bedeutung werden, wenn hier «Fihich'schen» oder tKleisl'schen» Sache stand. Es war damit der Beweis geliefert, dass die Familie Fibich damals die ihr reclitlich gebührende Genugthuung noch nicht erhalten hatte. Diese Annahme wurde 1

A.

StoBber, J.

G. Rcederer und seine Freunde S. 68.

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62



mich tlie eiüte Veranlassung, den U(Tf>clret'r' sehen Nachlass, welchen einst Sttiiber hetiiitzto, in Strasshm-g aulzuspiiren. Zwei Fiauloin Rcßderei, Etikfliinicu des trefflichen Theologen, besitzen ihn und lialten ihn aU ein heiliges Familienvermächtnis in Ehren. Mit welcher Frettde begrössle ich das Olfick, die kostbaren Papiere, unter denen 2 Goethe'sche Briefe, in Hfinden halten zu dürfen ! Aneh vermochte ich obige Lücke mit Hülfe der Besitzerinnen zu enträtseln. Weder Kleist'schen noch Fibich*schen Sache war an jener Stelle zu lesen, sondern in 4ier «dortigen» Sache, aus welchou \Yorten kein bestimmter Schluss zu ziehen ist. Auch dass Lenzens Druder, der den scheinbar Wieder^f^^nesenen im Sonnner 1770 nach Rijia- abholte, in einem Hriele an Salzmann mit Bedauern erklärt, dass

*

Folj^^t ,|,.,. hfd:nnnte Hinweis auf den Anfang des 14. Buches von Wahl Ii. it und l}i< htung und das Lenz' sehe Tagebuch. Nun, diese bisliei- dem Namen nach unbekannte Dame ist

in Cleophe Fibich entdeckt worden, deren handschriftlicher £inirag dadurch an Interesse gewinnt, da er mit demjenigen von Croethe, dessen Schwester und Schwager in Lenzens Stamm-

buch

vereinigt

ist.

Dieser Stammbucheintrag Cleophes vom 4. Dezember 1774 ist unseres Wissens das letzte Glied jener Kette von Kreuz- und Querbewegungen d von tici Geliebten Hand, um als sohger Geist Liebkosungen wagen zu dürfen, die ihm im Leben als Frevel angerechnet würden, ihm in Balltoilette ilberrascht

selbst Gewis-seasbisse verursacht hätten.

Nach dem

war auf jene VorDer zukünftige Schwager hatte das Benehmen des Dichters verurteilt und Cleophe cdie Gerechtigkeit und Güte selbst ihm beigestimmt. Lenz aber, weit entifemt, diesen Verweis hinzunehmen, beruft sich auf sein Inhalt des dritten Gedichtes

würfe ein ernstlicher Verweis

erfolgt.



J

Tagebuch S. 291

So sind ia dem ob«n bruchstUckweiso mitgeleillea llocbzeitsgedicbte der KatharinB Fibich Strophe SO u. Sl die Namen Pibich und Ott, welch« sich doell mittelst des Reimes erraten lassen, durchstrichen. So klagt Laitth (siebe über ihn Stosber, Der Aktuar Salzmaao S. 40j in einem angedruckten Antwortecbreihea an J. G-. Roederer in G6ttiDgen d. 23. Jan. 1T77: «Warum streichst du Midcben aus, Mädchen, welches Geschöpf doch meine ganse Seele liebet.* '

üiyuizeü by

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— Uebespie)

Kindes

,



72

indem er seine Neigung

als die ungefährliche eines

hinstellt.

Jetzt erst vorstehen wir jenes eigen tinaliche Gedicht «An Zorns über seinen Liebesantraji^ ist für Seraphine». Cleophes ihn cdas höchste Gut», da er ihm als Beweis ihrer Treue zu ihrem Bräutigam gilt; «der Hiininel selbst schilt solche Nei



mir

Darauf erwiderte Schiller

am 2

Februai'

:

«Hit der gestrigen Sendung lutben Sie mieh recht erquickt, denn ich bin noch nie so in Not gewesen, die «Horen» flott an erhalten, als jetzt. Die Lenziana,

soweit

enthalteu aehr tolles Zeug,

die

aber

ich bis jetzt hineingesehen,

Wiederei-scheintuiii; dieser Eni-

ptindungsweise zu jetzigen Zeiten wird sicherUch nicht ohne Interesse beaondera da der Tod und das unglückliche Leben des Yerfassers allen Neid ausgeldseht hat, und diese IVagineftte immer einen biographischen und pathologischen Werth haben müssen.» sein,

Wie

weiterhin aus

dem

Briefwechsel* ei*8ichtUchy verwirk-

den angekündigten Besuch bei Schiller am 12. Februar 1797. haben sich damals unzweifelhaft schlüssig gemacht, welche Lenziana veröffentlicht werden, welche unveröffentlicht bleiben sollten. cOen Waldbruder» brachten die Horen il'M, xdie Liebe auf (h'in Lande» der Musenahnunach lichte Gcethe

^

1798, das Tajjebuch jedoch blieb li^en, wie Urlichs Seite 255 meint weil die Horen damal:«; eingingen. Ich darf wohl die.se Ansicht nach jener slattgelundenen Besprechung für willkürlich erklären. Besser boj^TÜndet ist dio Annahme: weil finfhe und :

Schiller das Taj;e])U(

Ii

mu h Form und

Inhalt als zur Veröffent-

lichung ungeeignet eraditeten. wir von seiner i:5t das Tagebuch, .selbst wenn Form absehen, auch inhaltlich ein seltsames Machwerk. Der Dichter ist wohl der Letzte, der ein Tagebuch mit geschichtlicher Treue zu führen vermag. Und nun gar ein Lenz, In der That

unreifen

1

Bd.

I,

Briefwechsel swiseben Schüler nr. 267.

« Ebeodas. nr. 273.

and Goelhe,

» ur. 274.

nr.

4. Aufl. Stuttgart l88t

279,

in dessen

und

ühon^'-eistipror

angenblicklidie fc]iiuliücke

ibnen

überreiztei-

leicht,

Einbildung-skraft

zur Karrikatui

sich

verzerrten,

da

Ueberlegung zur Verarbeitung tnaiigelten. Sein neuester Herausgeber A. Sauer urteilt ganz treffend i «Wenn Lenz Gefühle darstellt, die er selbst bereite überwunden, oder wenn er eines seiner flüchtig hingeworfenen Gedichte ruhige

:

dann gelingt ihm Vollendetes.» Dieses Urteil lässt das in augenblicklicher Erregung hingeworfene Tagebuch als ein Werk von sehr zweifelhaftem Werte erscheinen. Ich lege hier kein Gewicht auf jene eingestreuten Excurse, die Urlichs 2 tadeln zu müssen glaubt, die mir aber den Beweis verstärken, dass jene Blätter niemals zur Verönentiiohung be^ stimmt waren, ich spreche nur von der Charakteristik der Personen und dem Gan|j der Erlebnisse. Sich selbst h:it Lenz \vie im Waldbruder mit veniicbienüberarbeitet:

Narren hin^-^oslelit. Lenz nach dem Leben zu kopieren. Auch hier tritt wie in jenen Gedichten das Widerspiel egoistischer und selbstloser Tendenzen zu Tage. cGott, der du meine Absichten siehest und dass ich sie nur glücklich will und dass für ihr Glück zu sterben mir der angenehmste Augenblick meines Lebens sein würde, du musst mir zu Hülfe kommen» • Die Lauterkeit dieses Stossgebetes wird durch die vorangegangenen Liebessceneti mit Araminta einigermassen getrübt, welche der dem abwesenden Freunde geschuldeten Treue nicht gerade entsprechen. Und doch muss man sagen, dass Lenz, von dem selbst ein unparteiischer Zeu{?e wie Klinger behauptet,'* «er sei in der Offehheit

als

kannte sich zu

einen

}jrut,

um

t^uünüti*,^en

hioi nicht

Dämmerung» manche Errungenschaft seiner Liebe in Tagebuch verzeichnete da wo er offenbar von (Ueophes übersprudelnden Neckereien gi ündli( zum besten gehalten worden ist. Ein Beispiel » genüge tür viele. ewiger sein

,

Ii

Cleophe hatte ihn auf der Fahrt zur Weinlese zur Strafe

^nen unpassenden Scherz in einem Knittelverse vor den Eltern und dem zukünftigen Schwager ceinen Narren» genannt, ihm den Tressenhut des Schwagers aufgesetzt und strengstens für

Dmnger

2

Suirmer und S 259.

»

Tagebuch S. 283.

1

II,

S. VI,

* II. Rieger, Klioger S. 149. »Tagebuchs. 2*8.

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77

anbefohlen^ ihr nie wieder, ohne Ter k cheval friesiert zu Bein, unter die Augen zu treten. Schliesslich that es ihrem guten

Herzen dcuh

leid,

mit

neckisch wie immer,

und

dem Armen

tritt

sie in

so verfahren zu

den

U«'l)en

sein.

Aiier

nahe an ihn heran

mit der süssesten Naivetät ^anz leise, ihn dem Iftzlen Konzert Harre iiuMi) Gi)tt wie flu Hirsrh schreyel nach

singt plötzlich

« g^öttlich

auf Gott

anlächohid, eine Arie aus



Tiott

frischem Wassel, betnihst du

dicii

:



s() schreyet meine S«»-!.' Gott zu meine Seele und i>ist su unruhig

dir.

Was

in

mir?

Harre auf Golt.» Und Freund Lenz? Anstatt diese Anliimmeiiing als das anzusehen» als was sie uns noch nach 100 Jahren erscheint, nämlich als einen Erguss toller Mädchenlaune, nimmt dieselbe für ein unzweideutiges Zeichen aufrichtigster Zuneigung, das ihm noch hei späterer Erinnerung an das Erlebnis die Rührung abnötigt und den Abdruck so zerlegte, däss jene gewiss stadtbekannte «Promesse de mariage» S. 576 jedem Leser unmittelbar vors Auge gerückt wurde. Die Ueberlieferung sagt uns nicht, ob Salzmann wegen dieser Veröffentlichung Unannehmlichkeiten hatte. Verdient hätte er sie ebenso gut wie Lenz, und wenn es nicht geschah, so hatte er diese Unleriassung seinem Alter und seinem Ansehen zu danken.

)

Brich Schmidt, Ueinr. Leop. Wagoer iSld S, 20

s

s.

3

irm,

if.

Tagebach S. 816. S. S69-516, 585-598.

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— Wir

86

^

uns

durch unseiv Foj-schunfren fesl^estellt zu haben, «Imss we loi- in der Familie Huiiibreor

diese

92



Lehnung

noWiBy beweist folgender

dem

nicht ini Jahr 1700 erlöschen obigen beigefügter Bandakt

Emhieneii Terkhnende Fr. Meyerin an einem und entlehnender

am andern Theil, Beydeneita anieigende : wie dasa sie sich vorstehender Lehnnng halben dergestalten mit einander verglichen,

Sehlag

selbige beederseits aol die Erben gehen und im Fall die Behanssnng währ^Mnl dor Lehnnngszeit verkauft würde, die Entlehnung noch ein Jalir lang vom Tag des VerlLaufs au gerechnet^ darinnen

ilass

zu bleiben befagt seyn

solle.

Act

d. 2b, Jan. 1751.

Johann Ludwig Schlag.

Der X verlehnerin Zeichen.

Im Jahre 1765 hat Johann Ludwig Schlag von der Witwe Meyer geiiauH: Kontraktbuch

17(>d Fol.

dasseli>e

Uaus

427 K

Erschienen Fr. Anna Margaretha, gebohrene Nonnenmacherin, Weyl. Johann Meyer gew. Säcklers Wittib, beyständlich H. Gottfried Böhm des Goldarbeiters, mehr H. Johann Meyer der Säckler allhier. femer Fr. Susanna Magdalena Rclimidthonnerin, geb. Meyerin beystandlich H. Gottfr. Böhm, Mehr Fr. Aini;i. Dorothea, geb. Meyerin,

Johann Daniel Ehnnann, des Perrückenmachers Ehefrau, von hierzu autorisirt, und H. Philipp Jacob Baldner, der Perruckenmacher, als Ehevogt Fr. Catharinä Salome geb. Meyerin, Ton derselben hieran mündlich bevollmächtiget, desswegen er de vero, rato et grato sab hypotheea bonorom cavirt^ die haben in gegenseyn H. Johann Ludwig Schlag hiesigen Burgers und Yeechhändlers angezeigt und bekannt dass sie samtliche Interessenten vor sich, ihre Principalin und allerseits Erben, ihrac H. Schlag aufrecht, vest und unwiederni flieh verkauft und zu kaufen gegeben, der aucli .sich und seinen Erben auf gleiche Weiss erkauft zu haben geständig ist. Eine Behanssnng Hötlein und Hofstatt, mit allen gehäuden, begriffen, Zugehördten, Rechten und gerechtigkeiten, allhier auf dem untern Fischmarkt, einseit neben H. Nicolaus Uamberger, gew. Schwerdfegers Wittib und Erben, anderseit neben H. Bergmann, dem I^iiidelsmann hinten auf den Ulmergrabeu stossend, gelegen. H.

OiCj

Seite H Zeile 12: 2R. Nov. — S. 14 Z. 11 von antea: — S. 26 Z. 12: Wenu trolz^lem aber. — S. 41 Z. 15 von unten ey dessus. — S. 41 Z. 14 von unten iceUes vaUoir. — S. 42 Z. 19 cy. — paraph«. — S. 60 Z. Ii trouv«. ^ S. 42 Z. 37 • S. 42 Z. 24:

Berichtigungen

:

veil er.

:

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:

il

s'asi

TOn unten : vor dam kurlAudiscbaa Richter.

:

— S. 64 Z. 18

:

alt

wir die Dame.

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