Leitfaden zur Einführung in das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Nebengesetze für Gerichtsschreiber [Reprint 2020 ed.]
 9783112383261, 9783112383254

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Kettfaden zur Einführung in das

Kürgerliche Gesetzbuch und

seine Uedengrsetze für

Gerichtsschreiber.

Bon

Dr. F. Fidler, dlinls^ericktsrath in Münster i. W.

Berlin SW. Wilhelmstraßc 119/120.

I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung. 1898.

Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin SW.

Uorwort. Was das vorliegende Werk will, ist in der Einleitung erörtert. Es soll dem Gerichtsschreiber nicht etwa als Ersatz des Bürgerlichen Gesetzbuches und der übrigen in den Kreis der Darstellung gezogenen Gesetze dienen; vielmehr wird als selbstverständlich vorausgesetzt, daß jeder Gerichtsschreiber sowohl das Bürgerliche Gesetzbuch, als auch die Grundbuchordnung, das Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit usw besitzt und zur Hand hat. Das Bürgerliche Gesetzbuch aber, wie auch die anderen gedachten Gesetze sind Werke, die in der Hand des Gerichtsschreibers ohne eine Anleitung zu ihrem Verständnisse mit Nutzen kaum gebraucht werden können. Diese Anleitung zu geben und so den Gebrauch des Bürgerlichen Gesetzbuchs und der übrigen Gesetze zu einem fruchtbaren zu machen, ist der Zweck des Werkes. Außerdem ist es dazu bestimmt, den im Vorbereitungsdienst für den Gerichtsschreiberdienst stehenden Personen, den Justizanwärtern, als Grundlage für das Studium zu ihrer Prüfung zu dienen. Uebrigens hofft der Verfasser, daß das Werk wegen seiner vornehmlich die Be­ dürfnisse der Praxis berücksichtigenden Richtung auch über den Kreis der Personen, für die es zunächst bestimmt ist, hinaus eine wohl­ wollende Aufnahme finden werde, daß es insbesondere auch den Amts­ richtern und den im Vorbereitungsdienst zum höheren Justizdienst be­ findlichen Rechtskundigen, den Referendaren, sowie den Rechtsanwälten und Notaren als Einführung in das Studium des Bürgerlichen Gesetzbuchs und der bearbeiteten Nebengesetze ein geeignetes Hülfsmittel sein und schließlich, daß es sich überhaupt allen Rechtsuchenden als eine Quelle der Belehrung über alle Fragen erweisen werde, auf die sie für den Verkehr mit den Gerichten eine Auskunft suchen. Während das Bürgerliche Gesetzbuch, das Handelsgesetzbuch, das Zwangsvollstreckungsgesetz, die Grundbuchordnung und das Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit vollständig neue Gesetze sind, sind die Civilprozeß- und Konkursordnung nur geändert. Die Darstellung beschränkt sich aber bezüglich dieser letzteren Gesetze nicht darauf, blos die Aenderungen hervorzuheben, sondern es werden auch diese Materien systematisch erörtert.

IV

Vorwort.

Der Verfasser verhehlt sich nicht, daß sein Werk von der Voll­ kommenheit, die er ihm geben möchte, weit entfernt ist, und wird alle Nachweisungen von Irrthümern und Versehen und alle Vorschläge zu Verbesserungen mit aufrichtigem Danke annehmen. Er bittet, berück­ sichtigen zu wollen, daß er sich auf keinen Vorgänger stützen konnte, daß das Gebiet und die Art der Bearbeitung vielmehr völlig neu sind. Selbst von den bisherigen Bearbeitungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs war es nur eine, die er für seine Zwecke benutzen konnte und, wie er mit Dank anerkennt, auch benutzt hat, nämlich die systematische Darstellung von Konstantin Strübe, Freiburg 1898, ein vortreffliches Werk, das verdient, angelegentlichst empfohlen zu werden. Bei den Vorarbeiten zum ersten Theil hat mir ein junger Freund, der Referendar Dr. jur. Langen von hier, wesentliche Hülfe geleistet. Ich erfülle eine angenehme Pflicht, indem ich ihm auch an dieser Stelle meinen Dank ausspreche. Für den zweiten Theil war ich in der Hauptsache auf mich allein angewiesen. Hier mangelte es fast ganz an Vorarbeiten; ich konnte nur benutzen und habe benutzt die Darstellung des Civilprozeßverfahrens in Fittings bekanntem Lehrbuch des Reichs-Civilprozesses, des Konkursverfahrens in Vierhaus' „Der neue Deutsche Reichsprozeß^, sowie meine eigenen Vorarbeiten in dem Werke „Der Amtsrichter in Preußen". Das Bürgerliche Gesetzbuch, das Zwangsvollstreckungsgesetz, das Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, namentlich aber die Grundbuchordnung haben noch Ausführungsund Ergänzungsbestimmungen zu erwarten, die der Landesgesetz­ gebung und Landesjustizverwaltung vorbehalten sind. Diese Gesetze, Verordnungen und Verfügungen stehen zur Zeit noch aus. Es ist in dem Werke an den Stellen, wo auf diese Weise wird einzugreifen sein, ein Hinweis gegeben. Sobald die Gesetze usw erscheinen, soll in einem Nachtragshefte eine Zusammenstellung der betreffenden Be­ stimmungen gebracht werden, in der die Stelle einer jeden Bestimmung, an welche sie im Hauptwerke gehört, nachzuweisen sein wird. Münster, im August 1898.

Der Herfasset.

AnhaUsverMchniß. Die Zahlen links geben die Paragraphen dieses Werkes, die Zahlen rechts die Leiten an.

1—6

(Linleitnng...............................................................................................

1

Erster Theil. System des Bürgerlichen Gesetzbuchs und kurze Darstellung der vornehmlich zu beachtettden Bestimmungen. 7, 8

Vorbemerknngen........................................................................................... 7

Erstes Buch. Allgemeiner Theil. (9—20) 9—12

I. Rechts- und (.Geschäftsfähigkeit............................................. 1. Rechtsfähigkeit...................................................................

13—19

2. Handlungsfähigkeit (Geschäfts-, Deliktsfähigkeit) und deren Beschränkung........................................................

8 8

8

20

3. Wohnsitz...................................................................................... 11

21

II. Juristische Personen.......................................................................... 12

22 24

25 26—32

, 23

A. Vereine......................................................... 12

B. Stiftungen................................................................................ 13

III. Sachen.................................................................. Eintheilung 26, 27— Bestandtheile 28 — Zubehör

13

29 — • Früchte 30ff............................................................... 13 IV. Die Willenserklärung, ihre Wirljamkeit, Form und Aus­

legung

33—85 36—43

...................................................................................... 15

A. Wirksamkeit der Willenserklärung................................. 15 B. Form der Willenserklärung (Formfreiheit 36 —

Bedeutung 37 — Schriftform 38, 39 — öffentliche Beglaubigung 40



gerichtliche

und notarielle

Beurkundung 41, 42 — Uebersicht 43)

44

....

16

C. Auslegung der Willenserklärung....................................... 20

45—50 51—55 56—62

V. Vertragsabschluß.............................................................................. 21 VI. Bedingung und Zeitbestimmung.................................................. 22 VII. Vertretung. Vollmacht.Genehmigung...................................... 23

63—69

VIII. Fristen und Termine................................................................... 26

VI

Inhaltsverzeichnis

70—81

IX. Verjährung................................................................................... 27 1. Begriff 70 — 2. Wirkung 71 — 3. Beginn 72 — Hemmung 73 — 5. Unterbrechung 75 — 6. Ver­

4.

82—87

jährungsfristen 76 ff. X. Ausübung der Rechte. Selbstvertheidigung.

Selbsthülfe

33

Ausübung (Chikanverbot) 82 -- Nothwehr und Noth­ stand 83 ff. — Selbsthülse 86 s.

88—91

XI. Sicherheitsleistung

....

....................................... 35

zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

Vorbemerkung......................................................................................... 37

92

A. 93—97

98—105

106—110 111,

112

113—115

116,

I Zinsen.

Allgemeiner Theil.

Abzahlungsgeschäft.........................................................38

II. Schadensersatz. Ersatz von Aufwendungen und Wegnahme einer Einrichtung........................................................................ 40 III. Rechnungslegung. Herausgabe eines Inbegriffs und Auskunftsertheilung. Offenbarungseid....................................... 44 IV. Ort und Zeit der Erfüllung........................................................ 46 V. Zurückbehaltungsrecht................................................................... 47

117

VI. Gegenseitige Verträge................................................................... 48

118, 119 120—124

VII. Vertragsstrafe.............................................................................. 48 VIII. Rücktritt vom Vertrage.............................................................. 49

125—130 131—134

IX. Erfüllung. Quittung....................................................................50 X. Uebertragung der Forderung ((Session).................................. 52

B.

Besonderer Theil.

Einzelne Schuldverhältnisse.

135—149

I. Kauf............................................................................................... 65

(1. Begriff 135 — 2. a) Pflichten des Verkäufers 136 — b) Pflichten des Käufers 137

— 3. Gewährleistung

138 ff. — 4. a) Handelskauf 146

— b) Kauf nach

und auf Probe 147 — c) Wiederkauf 148 — d) Vor­

kauf 149.) 150—158

II. Miethe und Pacht. A. Miethe.................................................................................... 63

(1. Begriff 150 — 2. a) Pflichten des Vermiethers 151 — b) Pflichten des Miethers 152 f. — 3. Pfandrecht 164 — 4. Endigung, Kündigung

155 ff. — 5. Veräußerung des vermieteten Grund­ stücks 158.) 159—166

B. Pacht.................................................................................... 69

166—169

III. Darlehn......................................................................................... 72

VII

Inhaltsverzeichnis 170—176

IV a. Dienstvertrag................................................................................. 73 (Vorbemerkungen 170 — 1. Begriff 171 —

2.

a)

des

Pflichten

b)

Pflichten

3.

Endigung

174

Dienstverpflichteten

Dienstberechtigten

des



4.

172 173

Zeugnih uslv 176

6. Handlungsgehülfen usw 176.) IV b. Besondere handelsrechtliche, dem Dienstvertrag



— —

ver­

wandte Geschäftsformen.

177—179 180—182 183—186

A. Kommissionsgeschäft........................................................... 76 B. Speditionsgeschäft.......................................................... 78 C.

Lagergeschäft...................................................................... 79

187—190 191—197 198—201

D. Frachtgeschäft..................................................................... 80 V. Werkvertrag..............................................................................82 VI. Mäklervertrag. Rechtliche Stellung der Handlungs­

202—205

VII. Auslobung.............................................................................. 87

206—209 210—213

VIII a. Auftrag.........................................................................................88 VIII b. Geschäftsführung ohne Auftrag..................................... 90

214—216 217, 218

IX. Verwahrung (Hinterlegung).................................................. 91 X. Einbringung von Sachen bei Gastwirthen .... 93

219—225 226—229

XI a. Gesellschaft . ..... ....................................................................94 XI b. Gemeinschaft...............................................................................98

agenten ......................................................................................85

230

231,

232

233—238 239

240—242

XII. Leibrente.................................................................................... 99 XIII. Spiel und Wette.

Differenzgeschäft.................................. 99

XIV. Bürgschaft.................................................................................. 100 XV. Vergleich.................................................................................. 102 XVI. Schuldversprechen.

Schuldanerkenntnitz.......................... 102

243—247

XVII. Anweisung............................................................................ 103

248—250

XVIII. Vorlegung von Sachen..................................................... 104

251—256

XIX. Ungerechtfertigte Bereicherung........................................... 105

257—261

XX. Unerlaubte Handlungen......................................................107

Drittes Buch. Sachenrecht.

262

Einleitung............................................................................................... 111 Erster Abschnitt.

263—270

Besitz.

113

Zweiter Abschnitt.

Eigenthum. 271—274 (275-291)

I. Inhalt des Eigenthums............................................................. 116 II. Erwerb und Verlust des Eigenthums an beweglichen Sachen............................................................................................... 120

vin

Inhaltsverzeichnis.

275—277 278—280 281—283 284, 285 286 287—291 292—297

Ueberlragnng........................................................... 120 Ersitzung..................................................................... 121 Verbindung. Vermischung. Verarbeitung .... 122 Erwerb von Erzeugnissen undsonstigen Bestandtheilen einer Sache...................................... 123 5. Aneignung.................................................... . 124 6. Fund. Schatz....................................................................124 III. Ansprüche aus dem Eigenthum............................................... 126 1. 2. 3. 4.

Dritter Abschnitt. 298 299—310 311—314 315, 316

Nießbrauch. Vorbemerkung................................................................................... 130 I. Nießbrauch an Sachen.............................................................. 180 II. Nießbrauch an Rechten.............................................................. 134 III. Nießbrauch an einem Vermögen (Erbschaft)........................... 136 Vierter Abschnitt.

Pfandrecht an beweglichen Sachen und Rechten. 317—327

328—330

I. Pfandrecht an beweglichen Sachen ....... 137 (1. Begriff 317 — 2. Erwerb 318 — 3. Umfang der Haftung 319 — 4. Pflichten 320 — 5. Verkauf der Pfandsache 321 ff. — 6. Eintritt in die Rechte des Pfandgläubigers 325 — 7. Erlöschen 326 — 8. Pfand­ recht an denr Antheile eines Miteigenthümers.) II. Pfandrecht an Rechten.............................................................. 145

Viertes Buch. 331

Familienrecht — Uebersicht............................................................... 147

332

Erbrecht — Uebersicht.................................................................... 147

Fünftes Buch.

Zweiter Theil. verfahren. Erstes Buch. Civilprozeßverfahren einschließlich der Zwangs­ vollstreckung in das unbewegliche Vermögen.

Erster Abschnitt. Civilprozeßverfahren.

833—340

Einleitung, enthaltend zugleich die allgemeinen Vorschriften über das Verfahren.........................................................................150 (Oeffentlichkeit 335 - Sitzungspolizei 336 Gerichts­ sprache 337 — Berathung und Abstimmung 338 — Gerichts­ ferien 339 — Rechtshülfe 340.) .

I.

341,

342

Zuständigkeit................................................................................. 154 A. Sachliche Zuständigkeit................................................. 155

343-346

B. Lertliche Zuständigkeit — Gerichtsstand ....

167

347—349

II. Ausschließung und Ablehnung der Gerichtspersonen . . III. Zustellungen und Ladungen. Entgegennahme von Schrift­

161

stücken. Empfangnahme, Einforderung und Uebersendung von Akten. A. Zustellung.

360—367

I. Auf Betreiben der Parteien (1. Beifügung von Abschriften 351 — 2. Zustellungsempfänger 352 — 3. Form 353 — 4. ai Ort, b) Zeit, c)

Ersatzzustellung,

d)

Z.

an mehrere Be­

theiligle 364 — 5. Zustellungsurkunden 355 —

6. Besondere Arten (insbes. öffentliche Z.) 356 — 7. Ladung 357)............................ 162 358-360

361

362

II. Zustellung von Amtswegen (vereinfachte Zu­ stellung) und Ladung von Zeugen usw insbes.

171

B. Entgegennahme und Aufbewahrung von Schrift­ stücken (vorbereitende Schriftsätze)........................... 174 C. Empfangnahme, Einforderung und Uebersendung der Akten.............................................................................. 176 IV. Protokollsührung. Beweisanfnahme und Sicherung des Beweises. Urtheil, Feststellung der Urtheilsverkündung und Urtheilsverzeichniß.

363—370

A. Protokollführung (Allgemeines 363 — 1. Formalien

364



2. Sachlicher Inhalt, a) im landgericht­

lichen 365 — b) im amtsgerichtlichen 365 — c) im vorbereitenden Verfahren 367 — 3. Vorlesung und

Unterschrift 368 — 4. Beweiskraft 369 — 6. Proto­

koll außerhalb der Sitzung 370)..................... 370—379

177

B. Beweisverfahren (I. Beweisaufnahme 370—373 —

II. Sicherung des Beweises (Verklarung) 374—378 — III. Beweisaufnahme in Prozessen,

die im Aus­

lande anhängig sind 379).............................................

380-384

181

C. Urtheil (1. Inhalt 380 — 2. a) Verkündung 381 —

b) Unterschrift 382 — c) Urtheilsverzeichniß 383 — d) Berichtigung und Ergänzung 384).......................

385 386—391

189

D. Einsicht der Prozeßakten, Ausfertigungen, Abschriften V. Anträge zum Protokoll des Gerichtsschreibers. Klagen

192

insbesondere..............................................................................193 392—396 897—402 403-407

VI. Prozeßkosten. Sicherheitsleistung. Armenrecht. A. Prozeßkosten(Grundsätze, Kostenerstattung usw).

.

202

B. Sicherheitsleistung............................................................ 208 C. Armenrecht............................................................................. 211

X

Jnhaltsverzeichniß.

VII. Berufung.

Beschwerde.

408, 409

A. Berufung............................................................................. 213

410—419

B. Beschwerde (I. Beschwerde im Allgemeinen 410 — 417 — II. Sofortige Beschwerde 418, 419) . .

214

VIII. Besondere Bersahrensarten.

1.

Ehe- und Entmündigungssachen.

420, 421 422 423—434

A. Ehesachen. B. Entmündigungsverfahren. I. Entmündigung wegen Geisteskrankheit und Geistesschwäche..................................................223

436

II. Entmündigung wegen Verschwendung und Trunksucht....................................................... 232

435,

437—439 440, 441

2. Urkunden- und Wechselprozeß....................................... 234 3. Mahnverfahren................................................................... 239 IX. Zwangsvollstreckung. Vertheilungsverfahren. Offen­ barungseid. Arrest und einstweilige Verfügungen . .

240

442, 443

A. Zwangsvollstreckung....................................................... 240 1. Vollstreckungsgericht und Vollstreckungsorgane 240

444, 445 446—448

2. Vollstreckbare Schuldtitel....................................... 240 3. a) Vollstreckbare Ausfertigung (Bollstreckungs-

449

klauselj.................................................................. 244 b) Voraussetzungen für den Beginn der

450

Zwangsvollstreckung ...................................... 249 4. a) Einwendungen usw gegen die Zwangs­ vollstreckung insbesondere.

451—455

b) a. Beschränkungen der Pfändung

.

.

vollzieher zu beobachtende Verfahren 457—459

251

.

260

B. Vertheilungsverfahren........................................................ 262

C.

460, 461 462,

.

ß. Bestimmungen über das vom Gerichts­

456

463

D.

Offenbarungseid. I. nach Prozeßrecht....................................................... 264

II. nach dem bürgerlichenRecht.................................... 265 Arrest und einstweilige Verfügungen.

464—470

I. Arrest........................................................................ 267

471—474

II. Einstweilige Verfügungen....................................... 269

X. Ausgebotsversahren. 475

Vorbemerkungen........................................................................ 273

476—484

A. Allgemeine Bestimmungen............................................ 274

485, 486 487, 488

B. Die besonderen Aufgebotsfälle. I. Aufgebot zum Zwecke der Todeserklärung. . 278 II. Aufgebot zum Zwecke der Ausschließung des Eigenthümers eines Grundstücks............................283

489, 490

III. Aufgebot zum Zwecke der Ausschließung eines (un­ bekannten) Hypotheken-, Grundschuld-

oder Rertten-

schuldgläubigers........................... 284 491,

492

IV. Aufgebot zum Zwecke der Beseitigung merklmg, eines Vorkaufsrechts,

einer Vor-

einer Reallast und

eines Schiffspfandrechts................ 287 493,

494

V. Aufgebot zum Zwecke der Ausschließung von Nachlaß-

gläubigern und von Gesammtgutsgläubigern im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft.287 496

VI. Aufgebot zum Zwecke der Ausschließung von Schiffs­ gläubigern .......................................290

497—501

VII. Aufgebot zum Zwecke der Krastloserklärung von Ur­ kunden. Zahlungssperre. Zinsscheine.291 VIII. Aufgebot zum Zwecke der Ausschließung der un­ bekannten Berechtigten im Zwangsversteigerungs­

495,

502

503,

504

verfahren .............................................301 IX. Landesgesetzliche Aufgebote. A. Aufgebot zum Zwecke der Ausschließung der Betheiligten mit ihren Ansprüchen gegen die Staats­ kasse auf hinterlegte Gegenstände........................... 301

505

B. Aufgebot von Karten, Marken und

ähnlichen

Urkunden........................................................................ 302

Zweiter Abschnitt. Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen.

506 -513

Einleitung............................................................................................... 308

Erstes Kapitel.

Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung von Grund­

stücken im Wege der Zwangsvollstreckung. Erster Titel. 514—523

Allgemeine Vorschriften.

306

(1. Zuständigkeit 514—516 — 2. Zustellungen 517—619 —

3. Beiheiligte und Rangordnung derselben 520—523.)

Zweiter Titel. Das Zwangsversteigerungsverfahren.

I. Anordnung der Versteigerung 524—528

1. Antrag.................................................................................... 312

529

2. Voraussetzung................................................................... 815

530

3. Versteigerungsbeschluß ...».................................. 316

631

4. Versteigerungmehrerer Grundstücke in

demselben

Verfahren.............................................................................. 318

632

6. Beitritt.....................................................................................818

XII

Inhaltsverzeichnis.

633—638

II. Aufhebung und einstweilige Einstellung des Verfahrens

319

III. Bestimmung des Versteigerungstermins. 539

1. Allgemeines.........................................................................321

640

2. Zeit und Ort

641,

642

................................................................... 321

3. Inhalt.................................................................................... 821

648

4. Bekanntmachung................................................................... 323

544 IV.

5. Zustellung undMittheilung............................................... 324 Geringstes Gebot. Versteigerungsbedingungen.

1. Deckungsprinzip

545

............................................................. 324

2. a) Geringstes Gebot................................................325 b) Versteigerungsbedingungen....................................... 327

546, 647 548—651

662 V.

3. Vereinbarungen — Zahlungsfristen....................329 Versteigerung.

553 554

1. Gang der Verhandlung im Allgemeinen . . . 330 2. Sicherheitsleistung..................................................... 330

565 656, 657

3. Vertreter.......................................................................331 4. Gesammt- und Einzelausgebot ..................................331

558 559

6. Doppeltes Ausgebot................................................333 6. Sonderverwerthung mithaftender Gegenstände . 334

560

7. Unwirksamkeit und Erlöschen des Gebots

561

8. Dauer und Schluß der Versteigerung

562 563

.

.

.

....

334 335

9. Einstweilige Einstellung.......................................... 335

336

10. Terminsprotokoll...................................

564—570

VI. Entscheidung über den Zuschlag............................................ 336

671- -676

VII. Beschwerde..................................................................................... 339

577

VIII. Vertheilung des Erlöses. Vorbemerkungen.................................................................... 342 A. Gerichtliche Vertheilung.

678

1. Verlheilungstermin........................................................ 343

679—685 586

2. Theilungsplan................................................................... 343 3. Verhandlung über den Theilungsplan .... 347

587—694

4. Ausführung des Plans (Zahlung usw — Ueber-

tragung der Forderung gegen den Ersteher usw) . 595

348

5. Behandlung vorgelegter Urkunden............................ 352

596

6. Bewilligung der Eintragung von Rechten

597

7. Sicherungshypothek für die Forderung gegen den

598

8. Berichtigung des Grundbuchs....................................... 354

599

9. Vollstreckbarkeit des Anspruchs aus der Sicherungs­

600—603

hypothek .........................................355 10. Ermittelung unbekannter Berechtigter und Aufgebot

356

604

11. Verjährung der Rechte auf die hinterlegten Beträge

359

.

.

.

352

Ersteher.............................................................................. 352

606

B. Außergerichtliche Vertheilung des Erlöses................................. 359

Dritter Titel. Zwangsverwaltung. 606, 607 608

1. Allgemeine Vorschriften..........................................860 2. Der Verwalter.......................................................... 362

609

3. Verkeilung............................................................... 363

610

4. Auszahlung................................................................364

364

611

5. Aufhebung des Verfahrens

612 613

6. Löschung des Zwangsverwaltungsvermerks . . 365 7. Beschwerde................................................................365

614

8. Außergerichtliche Vertheilung —Zwangsverwaltung

.

.

der landschaftlichen (ritterschaftlichen) Kreditanstalten

365

Zweites Kapitel. Zwangsvollstreckung in andere Gegenstände des unbeweglichen

Verinögens.

Erster Titel. 615—624

Zwangsversteigerung von Schiffen im Wege der Zwangs­ vollstreckung

......................................................................................... 366 Zweiter Titel.

625

Zwangsvollstreckung in Bergwerkseigenthum und andere Rechte zur Gewinnttng von Mineralien....................................... 371

Dritter Titel. Zwangsvollstreckung in andere Berechtigungen, die ein Blatt

im Grundbuch erhalten können.

626 627

I. Erbbaurecht und andere Berechtigungen............................373

II. Privctteisenbahnen und Kleinbahnen.

628 629

1. Begriff der Bahneinheit...................................................374 2. Verfahren bei der Zwangsvollstreckung .... 375

630

3. Zwangsliquidation........................................................ 378

Drittes Kapitel. Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung in besonderen Fällen. 631

Einleitung............................................................................................... 380

632 633

I. Allgemeine Bestimmungen. II. 1. Zwangsversteigerung (-Verwaltung) auf Antrag des

634

2. Zwangsversteigerung (-Verwaltung) zur Deckung von

635

Nachlaßverbindlichkeiten .................................................. 383 3. Zwangsversteigerung zum Zwecke der Aushebung

Konkursverwalters........................... 382

einer Gemeinschaft............................................................. 384

Inhaltsverzeichnis

XIV

4. a) Zwangsversteigerung

636

(-Verwaltung)

von

Berg-

werkseigenthunl außerhalb der Zwangsvollstreckung

b) Zwangsversteigerung baufälliger Gebäude

687

.

386

386

.

Anhang.

638

Freiwillige Versteigerung...................................................................386

Zweites Vuch. Konkursverfahren.

639

Einleitung...............................................................................................386

Erster Abschnitt. Konkursrecht.

640

I.

641

642 643 a 643 b 644

1. Konkursmasse..................................................................... 387 2. Aussonderung..................................................................... 388

II. Konkursgläubiger. 1. Absonderung..................................................................... 389 2. Aufrechnung......................................................................391

3. 4.

646

Massegläubiger................................................................ 391 a) Konkursgäubiger.......................................................... 392 b) Rangordnung...................................................................393

Zweiter Abschnitt.

Konkursverfahren. Erstes Kapitel. Das ordentliche Verfahren.

I. 646

Organe des Konkursverfahrens. Allgemeine Vorschriften. 1.

Konkursgericht. Allgemeine Vorschriften (betr. Ver­ fahren, Zustellungen, öffentliche Bekanntmachungen, Beschwerde)........................................................................ 394

647

2.

Konkursverwalter.......................................................... 396

648

3.

Konkursgläubiger (als einzelne Gläubiger, Gläu-

649

bigerausschuß, Gläubigerversammlung) .... 398 4. Der Gemeinschuldner..................................................... 400

II. 660,

661

Eröffnung des Konkursverfahrens. 1. Voraussetzung: a) Zahlungsunfähigkeit 660



401

b) Antrag 661 .............................................................. 662

2.

Prüfung (Ermittelungen, Sicherungsmaßregeln)

.

402

663

3.

a) Abweisung des Antrags ........

402

654 666

b) c)

Eröffnungsbeschluß............................................... 403 Aufhebung des Eröffnungsbeschluffes . . . 404

III. Gang des Konkursverfahrens. 666, 657

A. Allgemeines. — Erste Gläubigerversammlung .

.

406

Inhaltsverzeichnis. 658—660

661,

662

663—666

667 668—673

674

XV

B. Bildung der Theilungsmasse.............................................. 407 0. Ermittelung der Schuldenmasse (Anmeldung, Prüfungs­

termin .................................................... 410 D. Verlheilung................................................................................413 E. Aufhebung des Konkursverfahrens........................................ 418 .......................................................................... 418

IV. Zwangsvergleich

V. Einstellung des Verfahrens......................................................... 424 Zweites Kapitel. Konkursverfahren in besonderen Fällen.

675

I. Konkursverfahren über das Vermögen einer Aktien­ gesellschaft und einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung

676

II. Konkursverfahren

677

III. Konkitrsverfahren über das Vermögen einer junstischen

678

IV. A. Konkursverfahrenüber

über

das Vermögen

einer

425

offenen

Handels-, Kommandit- und Aktien-Kommanditgesellschaft

427

Person und einesVereins.......................................................... 428

das

Vermögen

einer

Ge-

679

nosfenschaft.............................................................................. 428 B. Nachschubverfahren...................................................................429

680

V. Nachlaßkonkurs............................................................................... 433 Dritter Abschnitt.

681,

682

Anfechtung von Rechtshandlungen im Konkursverfahren und außerhalb desselben........................................... 439

Drittes Buch. Grundbuchwesen. 683

Einleitung.............................................................................................. 441 Erstes Kapitel. Grundbuch und allgemeine Bestimmungen

Grundbuchamt.

über den Geschäftsbetrieb.

Erster Titel. 684—687

Grundbuchamt......................................................................................... 441 Zweiter Titel.

Grundbuch

und

allgemeine Bestimmungen über den

Geschäftsbetrieb. 688—692 693—696

A. Grundbuch......................................................................................... 444 B. Allgemeine Bestimmungen über den Geschäftsbetrieb • . 449

XVI

Inhaltsverzeichnis;. Zweites Kapitel. Verfahren in Grundbuchsachen.

Erster Titel. 697, 698

Allgemeine Bestimmungen (öffentlicher Glaube des Grundbuchs)

452

A.

Allgemeine Vorschriften des BGB über Rechte an Grund­ stücken 1. Begründung eines Rechts......................................... 453 2. Aufhebung eines Rechts............................................... 455 3. Rangverhältniß.............................................................. 456 4. Vormerkung..................................................... 458 5. Berichtigung des Grundbuchs. Widerspruch . . 459

B.

Allgemeine Vorschriften der RGBO 1. a) Antrag und Bewilligung....................................460 b) Inhalt und Formdes Antrags — der Be­ willigung —................................................... 462 c) Legitimation ......................................................... 463 d) Ersuchen von Behörden......................................... 465 2. Verfügung auf den Antragund Eintragung . . 466 3. Rangverhältnij; ............................................................470 4. Löschung............................................................... 471 5. Berichtigung des Grundbuchs.Zwangseintragung 472

699, 700 701 702—704 705 — 707 708

709—712 718-714 715—717 718 719—725 726 727, 728 729, 730

Zweiter Titel. Besondere Bestinimungen.

A.

Vorbemerkung........................................................................ 476 1. Auflassung................................................................... 478 2. Erwerb des Eigenthums außerhalb der Fälle der freiwilligen Veräußerung.

781 782—734

B. 735, 736

788—746

747 748 749 750

Eintragung des Eigenthums und des Erbbaurechts.

Eintragungen in der zweiten und dritten Abtheilung. Vorbemerkungen.............................................................. 479

I. Die zweite Abtheilung.........................................................479 (Grunddienstbarkeiten, Nießbrauch, Vorkaufsrecht, Reallasten, Verzicht auf gesetzliche Rente.) II. Die dritte Abtheilung 1. Vorschriften des BGB a) Hypothek a. Begriff usw..........................................................484 ß. Abtretung und andere Veränderungen . . 485 /. Eigenthümerhypothek..........................................487 cf. Gesammthypothek............................................... 490

XVII

Jnhaltsverzeichniß.

Erlöschen und Aufhebung der Hypothek

751

....

491

£. Besondere Formen. aa) Sicherungshypothek (aus Schuld-Verschreibungen

752 758—755

auf den Inhaber, Kaulionshypothek) .... bb) Zwangshypothek — Arresthypothek ....

756

cc) Sicherungshypothek im Zwangs-Versteigerungs-

757

dd) Revenüenhypothek........................................................ 495

492 493

versahren......................................................................... 495

rj. Aufgebot.............................................................................. 496

758

b) Grundschuld.............................................................................. 496 c) Rentenschuld...............................................................................497 2. Verfahren — Vorschriften der RGBO................................. 498

759, 760 761 762, 768

Dritter Titel.

Bildung der Urkunden über Eintragungen im Grundbuch. 764—768

A. Allgemeine Bestimmungen.............................................................. 500

769—779 780

B. Hypothekenbrief............................................................................... 502 C. Grundschuldbrief.Rentenschuldbries............................................ 508

781—787

Beschwerde.............................................................................................. 508 Anhang.

Vierter Titel.

788 789 790

A. Berggrundbuch................................................................................... 510 B. Bahngrundbuch................................................................................... 511 I. Bahngrundbücher.................................................................. 512

791 792

II. Dingliche Rechtsverhältnisse.................................................. 514 III. Theilschuldverschreibungenauf den Inhaber . . . 615

798 794

IV. Zwangseintragung ............................................................. 517 C. Bestimmungen über Rentengüter imb die Landgüterord­ nungen ..................................................................... 518

Viertes Buch. Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit mit Ausschluß

der Registersachen. 795

796—798 799 800—808

804

Einleitung...............................................................................................519

I. Zuständigkeit ....................................................................... 519 II. Ausschließung und Ablehnung des Richters . . . 620

III. 1. Rechtshülse.

Sitzungspolizei.

Gerichtssprache

.

521

2. Ort und Zeit derVerhandlung.................................... 523

806

8. Oeffentlichkeit...................................................................524

806

4. Verkehr mit demPublikum

807 808

809, 810

......................................... 524

IV. Gerichtsferien................................................................. 626

V. Form und Inhalt der Verhandlungen.................... 525 VI. Vertretung.

Armenrecht................................................ 526 II

XVIII 811—818 814—816

817 818 819 820 821 822 823

Jnhaltsverzeichttig. VII. Ermittelungen. Beweisaufnahme.Glaubhaftmachung 526 VIII. Wirksamkeit und Bekanntmachung der Verfügungen (Zustellung, Behändigung)............................ 528 IX. Fristen...................................................................... 529 X. 1. Nachträgliche Aenderung einer Verfügung . . . 529 2. Beschwerde..................................................................... 529 8. Folgen der Aufhebung einer Verfügung . . . 582 XL 1. Ausfertigung gerichtlicher Verhandlungen . . . 538 2. Einsicht der Gerichtsakten...........................................533 XII. Anträge zum Protokolle des Gerichtsschreibers . . 533

Zweiter Abschnitt.

Vormundschaft und familienrechtliche Angelegenheiten.

824, 825

Einleitung.......................................................................................... 534 Erste s Kapitel.

Vormundschaft.

Erster Titel. 826—836

Bormundschaftsgericht (826). Zuständigkeit (827 — 830). Abgabe der Vormundschaft (831). Anzeigepflicht (882). Beschwerde (833 —835). Geschäftliche Behandlung (836) .

535

Zweiter Titel. Das Vormundschaftsrecht.

837

838 840 841 842 843

844 845

846 847 848—854

Vorbemerkungen............................................................................... 544 I. Vormundschaft über Minderjährige. 1. Anordnung der Vormundschaft. a) Anordnung von Amtswegen..................................... 544 b) Berufung zur Vormundschaft..................................... 545 c) Richterliche Auswahl................................................. 546 d) Ablehnung...................................................................... 547 e) Gegenvormund........................................................... 548 f) Bestellung Bestallung..................................................549 2. Führung der Vormundschaft. Allgemeines ................................................................550 I. Wirkungskreis des Vormundes. Mehrere Vor­ münder. Gegenvormund...... 550 II. Vermögensverwaltung. 1. Vermögensverzeichniß . .......................................... 551 2. Anordnung eines Dritten..................................... 652 3. Verwaltungsgrnndsätze (Anlegung von Geld und Werthpapieren, Genehmigung des Gegenvor­ mundes, des Vormundschaftsgerichts usw) . . 552

Inhaltsverzeichniß.

XIX

855

4. Verantwortlichkeit des Vormundes und Gegen­

856 857—861

5. Vergütung und Entschädigung.................................. 559 8. Fürsorge und Aufsicht des Vormundschastsgerichts

559

vormundes

.

(Aussicht, Rechnungslegung, Sicherheitsleistung)

559

.

862 863

4. Gemeindewaisenrath..................................................... 563 6. Befreite Vormundschaft................................................ 564

864—867 868—871

6. Familienrath................................................................. 565 7. Beendigung der Vormundschaft................................ 567

II. Vormundschaft über Volljährige 872 873

874—882 883

............................................ 570

1. Vormundschaft................................................................. 570 2. Vorlättfige Vormundschaft...........................................572

III. Pflegschaft

...................................................................................... 578

IV. Uebergangsvorschristen

............................................................... 576

Zweites Kapitel.

Vormundschaftliche und familienrechtliche Angelegenheiten. Erster Titel. 884,

885

Volljährigkeitserklärung und Ertveiterung der Geschäftsfähigkeit

des beschränkten Geschäftsfähigen

........................... 576

Zweiter Titel. 886—888

Zwangserziehung . -.............................................................................. 678 Dritter Titel.

Verwandtschaft, insbesondere die rechtlichen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern.

889—893

I. Verwandtschaft (Begriff — Unterhaltspflicht)

....

894 II. Rechtsverhältnisse zwischen Eltern und Kindern ....

580

584

A. Eheliche Kinder. 895

I. Vorbegrifse (Empsängnißzeit, Anfechtung)

.

.

.

585

2. Rechtliche Stellung 896

a) im Allgemeinen

(Familiennamen usw,

Aus­

steuer, Ausstattung)....... 586

897 898—903

904—908

b) Elterliche Gewalt «. des Vaters...............................................................588 ß. der Mutter.............................................................. 596

909—914

B. Uneheliche Kinder.............................................................. 599

915, 916 917—924 925, 926

C. Legitimirte Kinder............................................................. 603 D. An Kindesstait angenommene (adoptirte) Kinder . . 605 E. Kinder aus geschiedenenund nichtigen Ehen

. .

II*

.

610

Inhaltsverzeichnis.

XX

Vierter Titel.

Die rechtlichen Beziehungen zwischen Ehegatten.

927

Einleitung...............................................................................................612

I. Eingehung der Ehe. 1. Befreiung von den Vorschriften, betreffend Ehehindernisse

928, 929

(Dispensation)........................................................................ 612 2. Einwilligung des gesetzlichen Vertreters............................ 614

930

931 932—938

8. Wiederverheirathung.............................................................. 615 II. Die Wirkungen der Eheim Allgemeinen.............................. 616

939

III. Eheliches Güterrecht.................................................................... 620

940—951

A. Gesetzliches Güterrecht.........................................................621

952, 953

B. Gütertrennung. C. Vertragsmäßiges Güterrecht. I. Allgemeine Vorschriften.............................................629

954,

955

II. Allgemeine Gütergemeinschaft und die fortgesetzte

956—969 970—974

Gütergemeinschaft........................................................630 III. Errungenschaftsgemeinschaft....................................... 637

975 976—978

IV. Fahrnißgemeinschaft....................................................... 639 IV. Scheidung der Ehe. Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft 640 Dritter Abschnitt.

Nachlaß- und Theilungssachen. 979

641

Einleitung.............................................................................. E r st e s Kapitel.

Nachlaßsachen. Erster Titel. 980, 981

Nachlaßgericht. — Geschäftliche Behandlung............................642

Zweiter Titel.

Die Grundsätze über die Erbfolge.— Testamentsvollstrecker. — Erwerb und Ausschlagung der Erbsckaft. — Fürsorge des

Nachlaßgerichts. — Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten.

982 983—991

992 993—999 1000—1002 1003—1006

I. Allgemeines.............................................................................. 644

A. 1. Testamentsvollstreckung............................................. 644 2. Sonstige Bestimmungen.............................................649

B. Gesetzliche Erbfolge.........................................................650 II. A. Erwerb und Ausschlagungder Erbschaft

.

.

.

655

B. Fürsorge des Nachlaßgerichts........................................ 657 III. Haftung des Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten

1006—1008

Allgemeines................................................................................ 659

1009—1011

A. Nachlaßverwaltung......................................................... 660

1012—1015

B. Jnventarerrichtung

......................................................... 662

Inhaltsverzeichnis;.

XXI

Dritter Titel.

Nachweis

des

Erbrechts

(Erbeslegiüination). —

Erbrecht des Fiskus. 1016—1024

A.

1025 1026, 1027

II. Andere Zeugnisse des Nachlaßgerichts............................670 B. Erbrecht des Fiskus................................................................... 671

I. Erbschein.............................................................................. 667

Vierter Titel. 1028—1033

Vor- und Nacherbschaft...................................................................672

Fünfter Titel. Auseinandersetzung

der Milerben (Erbtheilung,

Nachlaß-

regulirung im engern Sinne) und der Betheiligten bei einer Giitergemeinschaft (Vermögensanseinandersetzung). 1034

Einleitung......................................................................................... 676 I.

Mehrheit von Erben. A. Das Rechtsverhältnis der Erben unter einander

1. Allgemeine Bestimmungen....................... 676 2. Auseinandersetzung........................................ 677

1035 1036, 1037

3. Ausgleichungs-(Kollations-)Pflicht....

1038

1039—1045

4. Pflichttheilsrecht (einschl. Enterbung)

B. Rechtsverhältnis

1046

zwischen

.

679

.

.

679

und den

den Erben

Nachlaßgläubigern....................................................... 685

II.

1047

Verfahren.

Vorbemerkungen................................................................... 685

1048

1. Antrag und Erfordernisse desselben ....

686

1049

2. Verhandlungstermin und Ladung zu demselben

687

1050

3. Verhandlung im (ersten) Termin

687

1051 1052

4. Die Auseinandersetzung........................................ 688 5. Wiedereinsetzung gegen Terminsversäumniß . 689

1053

6. Streitpunkte...............................................................689

1054 1055

7. Beschwerde.................................................................... 690 8. Wirkung und Zwangsvollstreckung .... 690

....

Zweites Kapitel. Theilungssachen

1056,

1057

(Vermögensauseinandersetzungen).

Zuständigkeit und Verfahren....................................................... 690 Besondere Grundsätze, betreffend

1058, 1059 1060—1062

I. A. Allgemeine Gütergemeinschaft.......................................691 B. Fortgesetzte Gütergemeinschaft (Uebernahme des Gesammtguts, Verzicht, Uebertragsvertrag)

1063—1065

II. Errungenschafts- und Fahrnißgemeinschaft

.

.

693

....

697

Inhaltsverzeichnis.

XXII

Vierter Abschnitt.

Gerichtliche Beurkundung und öffentliche Beglaubigung. — Testamentserrichtung. 1066

Einleitung.............................................................

69S

Erstes Kapitel.

Ausnahme und Benrkllndnng von Verträgen und Willens­ erklärungen

1067

unter Lebenden.

Oeffentliche Beglaubigung.

Vorbemerkung................................................................................... 699 I. Zusammenstellung der Rechtsgeschäfte und Willens­ erklärungen, rvelche einer dieser Formen bedürfen. 1. A. Gerichtlicher oder notarieller Beurkundung be-

1068

dürsende Geschäfte.................................................. 700 B. Der Erklärung vor Gericht oder Notar bei gleichzeitiger Anlvesenheit der Betheiligten be­

1*069

dürfende Geschäfte.................................................. 702 2. Öffentlicher Beglaubigungbedürfende Geschäfte 702

1070

3. Qeffentliche Urkunden................................................... 704

1071 II.

Das Verfahren.

1072—1077

1—6. Gerichtliche Beurkundung........................................704

1078

6. Oeffentliche Beglaubigung............................................. 710 Zweites Kapitel.

Die Aufnahme und weitere Behandlttng letztwilliger Versügllngen. 1079,

1080

1081

Einleitung......................................................................................... 711

I. 1. Fähigkeit, ein Testament zu errichten

712

....

2. Fähigkeit, aus einem Testament zu erwerben

1082

.

.

713

II. Ordentliche Testamentssorm. 1083 1084

1. Allgemeines .... 2. Mitwirkende Personen Attsschließung von der Mit-

1085

3. Errichtungsakt......................................................................... 715

1086

4. Protokoll............................................................................... 716

714

wirkttng...............................................................................714

.

1087

5. Verschlug und Verwahrung des Testaments.

1088 1089

6. Rücknahme aus der Verivahrung.................................. 720 7. Testamentseröffnung und -Verkündung.............................721

1090

8. Mittheilung des Inhalts................................................... 722

.

719

1091 — 1094 III. Gemeinschaftliches Testament.................................................... 723

1095,

1096

IV. Außerordentliche Testamentsformen........................................ 725

1097—1102 V.

A. Erbvertrag..........................................................................726

1103 —1107

B. Erbverzicht.......................................................................... 729

1108-1111

VI. Erbfchaftskauf............................................................................... 730

Fünfter Abschnitt. Sonstige Verrichtungen.

1112 1113, 1114

1. Personenstand...................................................................... 732 2. Offenbarungseid.— Untersuchungund Verwahrung von

1116

Sachen. — Pfandverkaus............................................... 734 3. Wechselprotest...................................................................... 736

1116 1117

4. Austritt aus der Kirche usw.......................................... 736 6. Enteignungsverfahren........................................................... 737

1118

6. Taxe — Siegelung........................................................... 738

1119 1120

7. Verklarung — Dispache..................................................... 738 8. Aufbewahrung der Notariatsakten,Schiedsmannsbücher,

1121

Gerichtsvollzieherakten.......................................................... 738 9. Außer- und Wiederinkurssetzung von Jnhaberpapieren . 739

Fünftes Buch. Hinterleguugswesen. — Stiftungssachen. Erster Abschnitt. Hinterlegung und vorläufige Verwahrung. 1122—1130 1131, 1132

1133

A. Hinterlegung.............................................................................. 740 B. Vorläufige Verwahrung............................................................. 748 C. Hinterlegung der zur Annahme bei den Hinterlegungs­ stellen nicht geeigneten Gegenstände............ 761

Zweiter Abschnitt.

1134—1138

Verwaltung von Stiftungen....................................................... 752

Sechstes Buch. Registerführung und sonstige zur Zuständigkeit des Registergerichts gehörende Angelegenheiten. Einleitung......................................................................................... 766

1139

Erster Abschnitt. Registersührung.

Erstes

Kapitel.

Die Vorschriften über die den Gegenstand der Anmeldung und Eintragung bildenden rechtlichen Verhältnisse.

1140 1141,

1142

I. Handelsregister. — Allgemeine Vorschriften ....

768

A. Handelsfirma (Firmades Einzelkausmannes ins­

besondere)

761

1143

B. Prokura.............................................................................. 767

1144—1147

0. Offene Handelsgesellschaft.................................................. 768

XXIV 1148

Jnhaltsverzeichniß.

D. Kommanditgesellschaft....................................................... 773

E. Aktiengesellschaft. 1149

1. Anmeldung...................................................................774

1150

2. Eintragung und Bekanntmachung............................ 783

1151

3. Zweigniederlassung........................................................784

1152

4. Nachgründung............................................................. 785

1153

5. Generalversammlungsbeschlüsse und Bilanz .

1154

6. Aenderungen betr. a) den Vorstand und Auf­

1155

sichtsrath — b) den Gesellschaftsverlrag . . . 788 7. Auflösung.........................................................................793

786

.

1156

8. Liquidation................................................................... 793

1157

9. Fortsetzung nach der Auflösung................................. 796

1158 1159, 1160

1161

10. Nichtigkeit......................................................................... 796 F. Kommanditgesellschaft auf Aktien................................. 796 G. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. 1. Anmeldung......................................................... 800

1162

2. Eintragung und Veröffentlichung.................. 804

1168 1164

3. Zweigniederlassung............................................... 805 4. Versammlung der Gesellschafter. Liste der Ge­ sellschafter. Bilanz 805

1165

6. Aenderungen betr. a) den Vorstand— b) den Gesellschaftsvertrag (insbes. Erhöhung und Herab­

1166

6. Auflösung der Gesellschaft..............................809

setzung des Stammkapitals).............................806

1167

7. Liquidation......................................................... 809

1168

8. Umwandlung

einer Aktien-Gesellschaft

in

eine

Gesellschaft mit beschränkter Haftung....

1169

1170—1173

810

9. Nichtigkeitserklärung........................................ 810 H. Juristische Personen........................................................ 811

II. Genossenschastsregister. 1174

A. Allgemeine Bestimmungen............................................. 812 B. Besondere Bestimmungen.

1175 1176

1. Anmeldung....................................................... 813 2. Eintragung und Veröffentlichung................ 819

1177 1178

3. Zweigniederlassung............................................820 4. Beitritt-Liste der Genossen. Betheiligung auf

1179

5. Bilanz und Bestandsnachweisung

1180

6. Aenderungen betr. a) den Vorstand — b) das

1181

Statut.................................................................. 823 7. a) Ausscheiden einzelner Genossen, b)Ueber-

mehrere Geschäftsantheile

.......................................820

tragung des Geschäftsguthabens,

.

.

.

.

.

c) Tod eines

Genossen............................................................ 825 1182

8. Revision............................................................ 828

822

Jnhaltsverzeichniß. 1188 1184 1185 1186, 1187 1188 1189 1190 1191 1192 1193 1194 1195 1196 1197 1198 1199

1200 1201 1202 1203 1204 1205 1206

1207

1208 1209 1210

XXV

9. aj Auflösung und b) Liquidation.......................... 829 10. Nichtigkeitserklärung ............................................... 831 11. Umwandlung......................................................... 831 Ila. Wassergenossenschastsregister.............................................. 832 III. Musterregister. 1. Anmeldung und Niederlegung................................. 887 2. Eintragung............................................................... 838 3. Bekanntmachung..................................................... 839 4. Eröffnung und Aufbewahrung................................ 839 IV. Börsenregister. Einleitung.................................................................................. 840 1. Die Register für Waarenund Werthpapiere . 840 2. Antrag......................................................................... >41 8. Eintragung und Uebertragung............................... 841 4. Bekanntmachung.....................................................842 5. Löschung.................................................................... 843 6. Gesammtliste............................................................... 843 V. Vereinsregister. A. Allgemeine Bestimmungen......................................... 844 B. Besondere Vorschriften. 1. Anmeldung...................................... 845 2. Prüfung der Anmeldung: Zuriickweisung — Zulassung.......................................... 847 3. Eintragung...................................... 848 4. Mitgliederverzeichniß ....................... 849 5. Aenderungen betr. a) den Vorstand — b) die Satzung.......................................... 849 6. a) Entziehung der Rechtsfähigkeit — b) Auflösung 849 7. Vermögen des Vereins — Liquidation . . . 850 VI. Güterrechtsregister. A. Allgemeine Bestimmungen......................................... 851 B. Besondere Vorschriften. 1. Zuständigkeit...............................................................853 2. Antrag und Antragsberechtigung.......................... 853 3. Veröffentlichung undBenachrichtigung . . . 854 Zweites Kapitel.

Verfahren.

1215,

I. Die Eintragung betreffende Vorschriften. Löschung von Amtswegen.............................................. 854 1216 II. Ordnungsstrafverfahren......................................................... 859

1217,

1218 Handelsrechtliche und genossenschaftsrechtliche Angelegenheiten

1211—1214

Zweiter Abschnitt.

863

XXVI

Inhaltsverzeichnis

Dritter Abschnitt. Schiffsregister und see- und schiffahrtsrechtliche Angelegenheiten.

Erstes Kapitel. Schiffsregister. 1219, 1220

Vorbemerkungen.............................................................................. 867

1221—1223

A. Allgemeine für See- und Binnenschiffs-Register geltende

1224—1227 1228 —1231

B. Besondere Vorschriften. 1. Seeschiffsregister.................................................................... 873 2. Binnenschiffsregister.............................................................. 877

1232—1234

See- und schiffahrtsrechtliche Angelegenheiten, insbesondere

Vorschriften, insbesondere Schiffspfandrecht

....

Zweites Kapitel.

die Dispache............................................. 880

869

Abkürzungen. AG — Ausführungsgesetz. AGO — Allgemeine Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten.

ALR — Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten. BGB = Bürgerliches Gesetzbuch vom 18. August 1896 (RGBl 1896 S. 195).

CPO — Civilprozeßordnung vom

(Fassung

der Bekannt­

machung vom 20. Mai 1898 RGBl S. 410). GG — Einführungsgesetz. GfG — Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17.

Mai

1898

(Fassung

der

Bekanntmachung

RGBl S. 771). GBG — Genchlsvcrsassungsgesep vom

vom

^Mai"'l8W

20.

Mai

^Fassung

der

1898 Be-

kanntmachung vom 20. Mai 1898 RGBl S. 371).

HGB — Handelsgesetzbuch vom 10. Mai 1897 (RGBl S. 219). KO — Konkursordnung vom

7 (Fassimg der Bekanntmachung

vom 20. Mai 1898 RGBl S. 642). Pr GBO — (Preußische) Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 (GS S. 446). Pr VO — (Preußische) Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875 (GS S. 431). Pr ZVG — (Preußisches) Gesetz, betr. die Zwangsvollstreckung in das unbe­ wegliche Vermögen, vom 13. Juli 1883 (GS S. 131).

RGBO = (Reichs-) Grundbuchordnung vom

lFassung der

Bekanntmachung vom 20. Mai 1898 RGBl S. 764).

RZVG — (Reichs-) Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangs24. März 1897 /cy .. . t x , Verwaltung vom !3 (Fa^ung der Bekanntmachung vom

1 /. yJiOt 1898

20. Mai 1898 RGBl S. 713).

Wo §§ ohne weiteren Zusatz angeführt sind, handelt es sich um die Paragraphen dieses Werkes.

Berichtigungen. Es wird gebeten, vor dem Gebrauche des Buches folgende Berichtigungen worzunehmen: Seite

Zeile

zu lesen:

statt §§ 106, 1908. 11 8/9 von oben 88 114, 1906 §§ 555, 628 unt. 88 592, 689 LPG 13 8 ff oben § 204 .. § 187. 16 1 erklärt. 16 5 beantragt ff Abnahme. unt. Ablehnung 16 14/15 ,, 21 10 § 159. oben 8 150 ,, § 1064. ,, 23 3 II 8 2064 2 § 187 25 ff 8 204 5 unt. Anlage auf einem mit einer 27 ,, Dienstbarkeit belasteten Dienstbarkeits-Anlage. Grundstücke wird. oben tritt 29 8 ,, 9 29 an die Stelle der sechs Monate tt aus sechs Monate er­ // ff streckt. 231a. 25 33 ft H ff 8 258 meist. 18 34 nicht ff ff ff 158. 18 85 ff ff tf 258 527. unt. 521 40 5 tf ff 257. 40 16 ff ff tf 258 1285. 43 8 ff ff 2185 46. 9 44 ff tf ff 84 dem Leistung. 4 52 oben Keistung dem ft § 736. 23 52 tf ff 8 835 1438. 11 53 ff ff 1225 unt. Uebergabe Uebertragung. 11 ff 53 ft eilVgeschrieben. 53 11 vorgeschrieben ,f tf ff 2. 10 54 oben 8. ff ff unt. 8 850 § 749. 6 54 ff 3. 3 54 ,, ff II L 2 k). oben 3f) 55 1 ff tf aufrechnen. 9 60 aufzurechnen ff tf

XXX

Berichtigungen.

Seite Zeile

110 118 119 119 120 120 122 124 124 124 127 127 127 130 130 130 130 131 132

zu lesen:

statt verkauften. oben gekauften sind die Worte „als Wiederverkäufer" zu streichen. statt (Wiederverkäuser). Wiederküufer) Wiederverkäufer. frühere Käufer tf unt. 8 811 § 715. tf § 715 Nr. 5. oben § 811 Nr. 4 tf 627. unt. 628 tt tt ft § 19. § 22 29. oben 59 tt 449 a. tt ft 488 625. ft tt 635 123. tt ft 1233 94. tt ft 84 ihm. ihn tt ft 663. tf 673 tt 85. unt. 89 tt 207 b). tt ff 208 b) 207 b). tt 208 b) ff 21, 44. ff tt 28, 51 Erwerbes oben Erwerbers tt 819 tt ff 818 schuldvolle. ff schuldhafte tt 271, 563, 655, 697 a 302, 600, 717 und 945 und 822. 827. 19 ,, ff 847 BGB. 14 EG ÄGÄ ff ff 923. 15 tt f. ff 924 125. 21 ff tt f. 226 Bewerber. 7 ff tf Erwerver tt 261b). 12 263 b) ft tt tf 941. 19 •» ,, ft 942 956. 13 ft ft 955 natürlicher. 23 natürliche tt ft ft 925. unt. 928 9 tt f. der oder. tt 13 oben oder der unredlich. 16 unredlich besitzt 16 „daß" zu streichen 291. 5 tt ft tt 292 hinter Anwendung zuzusetzen: (§ 1007 BGB). 6 ft tt statt 273 ff, 276 ff. 21 ,, tt 275 ff, 278ff 1034. 25 tt tt 1033 289. ff 24 ff tt 291 Amtsgericht. 1811.20 tt Gericht tt tt

62 20 von 62 21 ff 62 28 rt 62 25/26 ft 15 66 .. 7 70 ff 6 75 ft 4 75 tf 9 76 ff 19 77 8 83 84 23 ff 86 24 ff 89 13 1 90 f« 3 90 12 96 S 96 ft 96 2/1 ff 10 106 ff 9 107 ,, 108 18 ff 109 22

Berichtigungen.

XXXI

zu lesen: Seite Zeile statt §§ 1065, 1058. 183 16 von oben § 1056 290. 183 24 ft 292 225. ff ff 133 28 226 305. ,, unt. 306 ff 134 14 304. 9 184 ff 305 ff ff 809. oben 310 6 185 ff ff 309. unt. 310 1 ff ff 185 oben 299, 311 297, 310. ff ff 136 14 Nießbrauche. Nießbraucher 136 19 ff ff unt. ist der letzte Satz zu lesen: „Der Nießbraucher ist zur 136 1/2 Veräußerung von Gegenständen nicht berechtigt, wenn und soweit er für verbrallchbare Sachen den Werth schuldet." statt 183. oben 184 187 20 ff 187, 194. 187 21 ff 188, 195 „ 217. 137 22 ff 218 273. unt 263 137 ff 1 ff 274. oben 276 9 ff ft 188 Forderungen. Forderung ff ff ft 138 14 Ablieferung. 4 ft die Ablieferung 139 ff ff Verwalter. Verwahrer 139 6 tf ff ff 234. ff 4 unt. 236 189 ff 176ff. 140 20 oben 814 ff rf ff 712. 142 1 ft ff ff 816 717. 142 10 H ff 817 716, 721. 142 21 ft f, ff 814, 820 233. 4 ff 113 ff 235 der neue Pfandgläubiger „ er. 143 10 fr 716 ff. .43 11 tf ff 814 ff der Forderung. 144 7 des Pfandrechts ,, fr 310. 145 16 ff ff 311 317. 145 21 ff ff ff 318 318. 145 22 ff ff ff 319 180 3 unt. hinter stattfinden einzufügen: „aufzunehmen ist". ff

Ginleitung. Dieses Werk ist ein Versuch zur Lösung der Aufgabe, den Gerichts- $ L schreibet in die Kenntniß des am 1. Januar 1900 in Kraft tretenden Bürgerlichen Gesetzbuchs und der zu seiner Ergänzung und Aus­ führung dienenden Gesetze einzuführen. Es will dem Gerichtsschreiber von dem Inhalte dieser Gesetze dasjenige Wissen vermitteln, welches er nöthig hat, um seiner Stellung gerecht zu werden. Der Gerichtsschreiber ist ein wesentliches Organ in der Justiz- $ 2. Verfassung und der Rechtspflege. Das Gerichtsverfassungsgesetz be­ schränkt sich allerdings auf die kurze Bestimmung, daß bei jedem Gerichte eine Gerichtsschreiberei eingerichtet wird (§ 154 GVG). Es wird aber durch diese Bestimmung die gesetzliche Grundlage für die Stellung des Gerichtsschreibers gelegt; der Gerichtsschreiber wird in den Organismus der Justizpflege eingereiht durch die Feststellung, daß zum Gerichte der Gerichtsschreiber gehört. Der Gerichtsschreiber ist 1. der Gehülfe des Richters, berufen a) bei gerichtlichen Verhandlungen dadurch mitzuwirken, daß er den Gang und Inhalt der Verhandlung schriftlich fest­

zustellen hat (Protokollführung), b) für die Ausführung der Anordnungen und Verfügungen des Richters zu sorgen und von seinen Entscheidungen Aus­ fertigungen zu ertheilen. Er hat aber 2. auch in einer großen Reihe von Geschäften selbständig seines Amtes zu walten, sowohl auf dem Gebiete der streitigen als der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Endlich 3. zeichnen sich in der Gesammtthätigkeit des Gerichtsschreibers einige Kreise von bestimmten Geschäften derart aus, daß die Fidler, Leitfaden durch das BGB. 1

2

Einleitung. Betrauung damit durch eine besondere Berufung stattsindet und

daß auch eine besondere Bezeichnung für die Bearbeiter dieser Geschäfte gewählt ist. Es sind dies die Aemter des Grund­ buchführers, des Registerführers und des Rechnungsbeamten. — Die Aemter des Rendanten und Kontroleurs sowie des Gefängnißinspektors kommen nicht in Betracht, da die Dar­ stellung der betreffenden Geschäfte außerhalb des Rahmens dieses Werkes liegt. — § 3. Bezüglich aller vorgedachten, in den Geschäftsbereich des Gerichts­ schreibers fallenden Angelegenheiten wird zum 1. Januar 1900 manches anders werden. Die Aenderungen betreffen zwar nicht die Grundlage der Stellung des Gerichtsschreibers, die im Wesentlichen unberührt bleibt und nur in mehreren Beziehungen, insbesondere soweit es sich um die selbständige Wahrnehmung von Geschäften handelt, eine Erweiterung erfährt. Dagegen wird sowohl die Form als der Inhalt der dem Gerichtsschreiber obliegenden Geschäfte ein vielfach neues Gesicht zeigen. Das BGB führt nämlich eine ganze Reihe von Aenderungen in dem bisherigen Rechtszustande herbei. Um die richtige und gleichmäßige Handhabung seiner Vorschriften zu sichern, wird gleichzeitig mit dem BGB eine Reihe von Gesetzen in Kraft treten, die das formelle Gebiet, das Verfahren, betreffen. Diese Aenderungen zu erkennen, ist nicht leicht, da es sich nicht um grundstürzende Neuerungen, sondern um Abweichungen in vielen Einzelheiten handelt. Die Grundlage der Rechtsordnung und Rechts­ pflege bleibt im Wesentlichen bestehen. Die Aufgabe, die bei der Abfassung des BGB zur Lösung gestellt wurde, war nicht, ein ganz neues Recht zu schaffen, was unmöglich ist, sondern die Ver­ schiedenartigkeit der bisher in Deutschland bestehenden Rechte zu einem solchen Ausgleiche zu bringen, wie ihn die heutige Rechtsentwickelung zu fordern schien, und außerdem den Fortschritten und den veränderten Anschauungen auf fast allen Gebieten des modernen Lebens, besonders des Rechtslebens Rechnung zu tragen. Diesen Gesichtspunkt muß man im Auge behalten, um zu verstehen, daß das BGB uns nicht als etwas Fremdes entgegentritt, daß wir vielmehr, je mehr wir uns darein vertiefen, immer mehr Bekanntes und Wohlvertrautes finden. Freilich tragen manche Sätze ein anderes Gepräge, manches erscheint uns in anderem Gewände und hin und wieder sehen wir eine uns im alten Rechte lieb gewordene Einrichtung versinken und eine ganz neue auftauchen. Diese Verschiedenheiten des alten und neuen Rechts aufzudecken und nachzuweisen, soll auf den folgenden

Einleitung.

3

Blättern versucht werden. Denn ihre Kenntniß ist unbedingt er­ forderlich, wenn die Thätigkeit des Gerichtsschreibers eine ersprießliche sein soll. Noch mehr: in manchen Fällen würde die Unkenntniß und Nichtbeachtung der neuen Vorschriften zu einer empfindlichen Schädigung der Parteien führen können. Der Gerichtsschreiber aber, der verpflichtet ist, die zu seinem Berufe erforderlichen Kenntnisse zu besitzen, wird dafür verantwortlich gemacht werden (§ 839 BGB). Während die Kenntniß des formellen Rechts, der das Verfahren § 4. betreffenden Vorschriften, dem Gerichtsschreiber ein nothwendiges Rüstzeug ist, erscheint es nicht erforderlich, daß er auch das in der Hauptsache materielle Rechtssätze enthaltende BGB durch und durch kenne. Eine solche Kenntniß ist Erforderniß für die Ausübung des Richterberufs. Denn der Spruch, daß das Gericht das Recht kenne, d. h. kennen müsse, hat nicht die Bedeutung, daß jedes bei der Rechts­ pflege mitwirkende Organ den ganzen Inbegriff des Rechts wissen müsse, sondern bezieht sich darauf, daß die Anwendung des Rechts auf die dem Gerichte zur Entscheidung oder sonstigen Behandlung unterbreiteten Rechtsverhältnisse dem geltenden Rechte gemäß statt­ finde. Zur Entscheidung der Rechtsstreitigkeiten aber und zur Aus­ übung der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit in diesem Sinne ist der Richter berufen. Wie weit der Gerichtsschreiber dabei mitzuwirken hat, ist oben angedeutet. Nur soweit, als hierbei der Gerichtsschreiber in die Lage kommt, Rechtssätze anzuwenden, hat er sich die Kenntniß des Rechts zu verschaffen.

Dieser Gesichtspunkt ist der leitende. Daraus ergiebt sich für die Behandlung des Stoffs, daß die verschiedenen Materien in sehr verschiedenem Umfange zur Darstellung gelangen. Es soll hier die Frage beantwortet werden: was muß der Gerichtsschreiber als solcher von dem BGB und den zu seiner Ergänzung und Ausführung dienenden Gesetzen wissen, um seines Amtes walten zu können?

Die Gesetze,

in die der Gerichtsschreiber

hiernach

eingeführt § 5.

werden soll, sind folgende:

1. Bürgerliches Gesetzbuch vom 18. August 1896 (R.G.Bl. Nr. 21, S. 195). 2. Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 18. August 1896 (R.G.Bl. Nr. 21, S. 604).

3. Handelsgesetzbuch vom 10. Mai 1897 (R.G.Bl. Nr. 23, S. 219).

4. Einführungsgesetz zum Handelsgesetzbuch vom 10. Mai 1897 (R.G.Bl. Nr. 23, S. 437).

4

Einleitung.

5. Gesetz, betreffend Aenderungen der Civilprozeßordnung bezw. die (neue) Civilprozeßordnung — noch nicht publizirt. 6. Gesetz, betreffend Aenderungen der Konkursordnung bezw. die (neue) Konkursordnung — noch nicht publizirt. 7. Gesetz über die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung vom 24. März 1897 (R.G.Bl. Nr. 14, S. 97). 8. Grundbuchordnung vom 24. März 1897 (R.G.Bl. Nr. 15, S. 139). 9. Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit - noch nicht publizirt. Neben diesen neuen Gesetzen kommen noch mehrere andere Gesetze in Betracht, die nur unerhebliche (im Einführungsgesetze zum HGB enthaltene) Aenderungen enthalten, nämlich Gesetz, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften vom 1. Mai 1889 — zu vgl. Art. 10 Einf.-Ges. z. HGB. Gesetz, betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung vom 20. April 1892 — zu vgl. Art. 11 Eins -Ges. z. HGB. Gesetz, betreffend die privatrechtlichen Verhältnisse der Binnen­ schiffahrt vom 15. Juni 1895—zu vgl. Art. 12 Einf.-Ges. z. HGB. Im Uebrigen bleiben die Vorschriften der Reichsgesetze neben dem BGB in Kraft. Nur insoweit, als sich aus dem BGB und dem Einf.-Ges. dazu die Aufhebung ergiebt, treten sie außer Kraft. (Einf.-Ges.z. BGB Art. 32.) Zu erwähnen ist hier das Gesetz vom 25. Oktober 1867, betr. die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Reichsflagge (B.G.Bl. S. 35), und die dieses Gesetz abändernden Gesetze vom 28. Juni 1873 (R.G.Bl. S. 184), 15. April 1885 (R.G.Bl. S. 89) und vom 23. Dezember 1888 (R.G.Bl. S. 300); denn durch diese Gesetze wird die Materie der Schiffsregisterführung für Seeschiffe, die aus dem HGB ausgeschieden ist, geregelt. Endlich sind hier wenigstens zu streifen diejenigen landesgesetz­ lichen Bestimmungen, die neben dem BGB in Kraft bleiben. Die privatrechtlichen Vorschriften der Landesgesetze treten außer Kraft, soweit nicht das BGB und das Einfg. z. BGB sie aufrecht erhält. (Art. 55 EGBGB) Soweit landesgesetzliche Bestimmungen hier­ nach in Kraft bleiben, können auch neue Bestimmungen durch die Landesgesetze erlassen werden (Art. 3 EGBGB) Die Materien, welche der landesgesetzlichen Regelung vorbehalten sind, werden in den Art. 56 bis 153 EGBGB aufgezählt. Hervorzuheben sind hier: das Recht der Familienfideikommisse und der Lehn- und Stamm-

Einleitung.

5

guter, das Erbpachtsrecht, das Anerbenrecht für land- und forstwirthschaftliche Grundstücke, dasWasser-, Deich- und Sielrecht, dasJagdund Fischereirecht und die Bestimmungen über Feststellung des Wild­ schadens, das Versicherungs- und Verlagsrecht, die Bestimmungen über das Pfandleihgewerbe, das Gesinderecht, das Recht der öffentlichen Sparkassen, das Enteignungsrecht, das Recht der Privat- und Klein­ eisenbahnen, die Bestimmungen über die Zusammenlegung von Grund­ stücken und die Gemeinheitstheilung, über die religiöse Erziehung der Kinder und die Zwangserziehung, sowie über das Hinterlegungswesen. Dieser Ueberblick ergiebt, ein welch' ungeheuer großes Feld es 8 6. zu durcharbeiten gilt. Es ergiebt sich aber auch daraus, daß, wenn dieses als Leitfaden bei dieser Arbeit bestimmte Werk nicht einen ganz gewaltigen Umfang annehmen soll, eine außerordentliche Be­ schränkung geboten ist. Soll nicht Verwirrung angerichtet, sondern das Ziel, dem Gerichtsschreiber eine wirklich brauchbare Anleitung zu geben, erreicht werden, so muß die Darstellung des materiellen Rechts d. h. derjenigen Vorschriften, deren Kenntniß, wie bereits oben ausgeführr ist, in erster Linie Aufgabe des Richters ist, auf eine knappe Mittheilur^g der Grundzüge beschränkt werden. Auf diesen Erwägungen beruht die Einrichtung des Werkes mit seiner auf den ersten Blick ungleichmäßig erscheinenden Ausführung. Es ist immer das Augenmerk darauf gerichtet, das für den Gerichts­ schreiber als solchen Wissenswerthe hervorzuheben; auch im Verlaufe der Darstellung ist stets Gelegenheit genommen, auf besonders wichtige Bestimmungen ausdrücklich hinzuweisen. Der erste Theil giebt eine kurze Darstellung des Systems des Bürgerlichen Gesetzbuchs im Allgemeinen und derjenigen Bestimmungen desselben, deren eingehendere Kenntniß für den Gerichtsschreiber nicht erforderlich scheint. Dieser Theil enthält also nur Umrisse und sieht von denjenigen Bestimmungen, die nur für den jurisüsch Vor- und Durch­ gebildeten verständlich sind, ab. Sein Gegenstand ist im Wesentlichen das erste und zweite Buch des Bürgerlichen Gesetzbuchs, sowie das dritte Buch, soweit es die Rechtsverhältnisse an beweglichen Sachen betrifft. Dazu kommen verschiedene Bestimmungen aus dem HGB. Der zweite Theil befaßt sich eingehender mit denjenigen An­ gelegenheiten, die der Gerichtsschreiber als solcher beherrschen muß. Sein Gegenstand ist das dritte Buch des BGB, soweit es das Recht der Grundstücke betrifft, das vierte und fünfte Buch, sowie die oben genannten, das Verfahren betreffenden Gesetze. Bei der Dar­ stellung überwiegen hier die letzteren, das Verfahren betreffenden

6

Einleitung.

Vorschriften, weshalb diesem Theile die Ueberschrift „Verfahren" ge­ geben ist. Von der Behandlung ausgeschieden sind die Strafsachen einschließlich des Gefängnißwesens, die Gerichtsverfassung und die Justizverwaltung sowie das Kostenwesen. Die Strafsachen werden durch die hier in Betracht kommende neue Gesetzgebung nicht berührt. Die Gerichtsverfassung kann nur soweit Berücksichtigung finden, als es sich um die Stellung des Gerichtsschreibers handelt. Die Justiz­ verwaltung ist lediglich Sache der Landesgesetzgebung und kommt daher nicht in Betracht, um so weniger, als die betreffenden Be­ stimmungen vorerst keine Aenderung erfahren. Die Ausschließung des Kostenwesens wird keiner Rechtfertigung bedürfen.

Erster Theil. System des Bürgerlichen Gesetzbuchs und kurze Darstellung der vornehmlich zn beachtenden Bestimmungen. A. Das BGB zerfällt in fünf Bücher. Das erste enthält den § 7. Allgemeinen Theil und stellt in diesem diejenigen Vorschriften zu­ sammen, welche mehr oder weniger für alle Theile des bürgerlichen Rechts von Bedeutung sind. Das zweite Buch umfaßt das Recht der Schuldverhältnisse. In dem ersten und dritten bis sechsten Abschnitte sind die für alle Schuldoerhältnisse, in dem zweiten Abschnitte die für Schuldverhältnisse aus Verträgen geltenden allgemeinen Vorschriften enthalten. Der siebente Abschnitt behandelt in 25 Titeln die einzelnen Schuldverhältnisse, die nicht auf sachenrechtlichen, familienrechtlichen oder erbrechtlichen Verhältnissen beruhen. Das dritte Buch enthält das Sachenrecht, d. h. die Vorschriften über die dinglichen Rechte an Sachen; des Zusammenhangs wegen sind jedoch in diesem Buche auch der Nießbrauch und das Pfandrecht an anderen als dinglichen Rechten, insbesondere an Forderungen geregelt. Das vierte Buch umfaßt das Familienrecht einschließlich des Vormundschaftsrechts, das fünfte Buch das Erbrecht.

B. Die hier folgende kurze Darstellung des Inhalts des Bürger- 8 8. lichen Gesetzbuchs beschränkt sich darauf, aus dem riesenhaften Stoffe dasjenige vorzutragen, was für den Gerichtsschreiber besonderes Interesse hat, scheidet dagegen aus, was zu seinem Berufe nur geringe oder gar keine Beziehung hat. Für den Gerichtsschreiber ist selbst­ verständlich wie für jeden Bürger die Kenntniß auch der hier nicht behandelten Materien wünschenswerth. Der Zweck dieses Werkes aber ist nicht, in volksthümlicher Weise die Kenntniß des Inhalts des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu verbreiten, sondern dem Gerichts­ schreiber diejenigen Bestimmungen zur Kenntniß zu bringen, die er sich geistig zu eigen machen soll, um seine Berufsthätigkeit in er­ sprießlicher Weise üben zu können.

8

Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

Es wird nicht immer streng die Legalordnung des Gesetzes inne­ gehalten. Zusammengehöriges, das im Gesetze manchmal an ver­ schiedenen Orten sich findet, wird an einer Stelle behandelt und um­ gekehrt. Die eine Materie ist eingehender behandelt als 'die andere. Bei näherer Betrachtung wird man finden, daß die Behandlung der Bedeutung in dem dargelegten Sinne entsprechen dürfte. Am ge­ hörigen Orte sind auch die einschlägigen Bestimmungen des Handels­ gesetzbuchs berücksichtigt.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil I. Rechts- und Geschäftsfähigkeit.

§ 9.

1. Unter Rechtsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, Träger von Rechtsverhältnissen zu sein, sich am Rechtsverkehr zu betheiligen. Wesen, denen diese Fähigkeit zukommt, nennt man Personen. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch giebt es wie im geltenden Rechte zwei Arten von Personen, natürliche Personen —§ 10 ff— und juristische Personen d. h. vom Recht geschaffene Gebilde, denen dieselbe Rechts­ fähigkeit wie den natürlichen Personen zuerkannt wird — §§ 22 ff. — 810. Als natürlichen Personen kommt die Rechtsfähigkeit allen Menschen zu. Die Rechtsfähigkeit ist, von einzelnen besonderen Vor­ schriften abgesehen, für alle eine volle und gleiche ohne Rücksicht auf Alter, Religion, Stand und Staatsangehörigkeit.

8 11.

Die Rechtsfähigkeit beginnt mit der Vollendung der Geburt (§ 1 BGB). In Uebereinstimmung mit dern ALR (I 1 § 12) und dem gemeinen Recht werden aber Erb- und Unterhaltungs­ ansprüche der Leibesfrucht (dem bereits erzeugten, aber noch nicht lebenden Menschen) für den Geburtsfall vorbehalten (§§ 844, 1912, 1923 BGB — vergl. Theil II Buch IV Abschn. III).'

8 12.

Ihr natürliches Ende findet die Rechtsfähigkeit mit dem Tode des Menschen. Manchmal ist es aber nicht möglich, den Tod eines Menschen bestimmt nachzuweisen. Für diese Fälle giebt das Gesetz ein Hilfsmittel an die Hand in der gerichtlichen Todeserklärung (§§ 13 ff BGB), die im Wege des Aufgebotsverfahrens erfolgt. Das Aufgebotsverfahren findet seine zusammenhängende Darstellung beim Civilprozeßverfahren, wo also auch die Todeserklärung zu

erörtern ist (vergl. Theil II Buch I).

8 13. d. h.

2. Verschieden von der Rechtsfähigkeit ist die Handlungsfähigkeit die Fähigkeit, selbständig Handlungen mit rechtlichem Erfolge

I.

Rechts- und Geschäftsfähigkeit.

9

vorzunehmen. Diese Fähigkeit kommt sowohl bei erlaubten Hand­ lungen (Geschäftsfähigkeit) als auch bei unerlaubten Handlungen (Teliktsfähigkeit) in Frage. a) Für die Handlungsfähigkeit ist in erster Linie das Alter 8 14. entscheidend. «) Vollständig geschäftsfähig ist der Volljährige d. h. derjenige, welcher das 21. Lebensjahr vollendet hat (§ 2 BGB). Die rechtliche Stellung eines Volljährigen kann ein Minder­ jähriger, der das 18. Lebensjahr vollendet hat, durch Bolljährigkeitserklärung erlangen (§ 3 BGB). Das Nähere hierüber siehe unten. ß) Vollständig geschäftsunfähig sind Kinder d.h. die Minderjährigen 8 15. bis zum vollendeten 7. Lebensjahr (§ 104 Nr. 1 BGBj. Ihre Willenserklärungen sind nichtig (§ 105 BGB). /) Beschränkt geschäftsfähig sind die Minderjährigen, die das 8 16. 7. Lebensjahr vollendet haben. Sie bedürfen der Einwilligung ihres gesetzlichen Vertreters (Vater, Mutter, Vormund) zu Willenserklärungen, aus welchen ihnen nicht lediglich ein rechtlicher Vortheil erwächst. Ein ohne diese Einwilligung (d. h. Zustimmung vor oder bei Vornahme des Rechtsgeschäfts) geschlossener Vertrag erlangt durch die nachfolgende Genehmigung des Vertreters rechtliche Gültigkeit. Die Genehmigung kann bei einer Aufforderung durch den anderen Vertragstheil nur diesem gegenüber abgegeben werden und muß binnen zwei Wochen von der Aufforderung an erfolgen, widrigenfalls sie als verweigert gilt. Abweichend vom geltenden Rechte kann der andere Theil bis zur Genehmigung das Rechtsgeschäft widerrufen; wenn er aber um die Minderjährigkeit gewußt, kann er nur widerrufen, falls ihm gegenüber der Minderjährige fälschlich die Einwilligung des Ver­ treters behauptet und ihm beim Abschlusse des Rechtsgeschäfts nicht bekannt war, daß die Einwilligung fehlte (§§ 106—109 BGB). Nach § 4 des Pr. Ges. v. 12. Juli 1875 (G.S. S. 518) war der andere Theil innerhalb einer zweiwöchigen Frist stets an das Geschäft ge­ bunden. Ermächtigt der gesetzliche Vertreter den Minderjährigen zum Be­ triebe eines Erwerbsgeschäftes, wozu die Genehmigung des Vor­ mundschaftsgerichts erforderlich ist, oder ermächtigt er ihn zum Eintritt in Dienst- und Arbeitsverhältnisse, welche Ermächtigung der Ge­ nehmigung des Vormundschaftsgerichts nicht bedarf, aber durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden kann, so ist der Minderjährige für alle Rechtsgeschäfte, welche der betreffende Geschäftsbetrieb mit sich bringt, sowie zur Eingehung und Aufhebung von Dienst- und

10

Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

Arbeitsverhältnissen der gestatteten Art, und welche die Erfüllung der sich aus solchen Verhältnissen ergebenden Verpflichtungen betreffen, unbeschränkt geschäftsfähig (§§ 112, 113 BGB). Er ist also auch, was er nach dem gedachten Pr. Ges. v. 12. Juli 1875 (§§ 5, 6 in Verbindung mit dem § 51 C.P.O. in der früheren Fassung) nicht war, prozeßfähig. Die Ermächtigung kann zurückgenommen werden, wenn sie zum Betriebe eines Erwerbsgeschäfts ertheilt war, nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. Die Bestimmung in § 6 der Seemannsordnung vom 27. Dezember 1872 (R.G.Bl. S. 409), daß die Ermächtigung zur Eingehung von Heuerverträgen nur zurück­ genommen werden kann, wenn dies bei der Ertheilung vorbehalten ist, bleibt in Kraft. Ebenso behält die Bestimmung in § 5 daselbst, daß zur Uebernahme von Schiffsdiensten das vollendete 14. Lebens­ jahr erforderlich und erst nach diesem Zeitpunkte die Genehmigung des gesetzlichen Vertreters ertheilt werden darf, bestehen. Die Testamentsfähigkeit, die nach ALR (112 §§ 16,17) nach Voll­ endung des 14. Lebensjahres eintritt, beginnt nach dem BGB 2229 Abs. 2) mit der Vollendung des 16. Lebensjahres. S 17. d. Kinder sind für den anderen Personen zugefügten Schaden überhaupt nicht verantwortlich; Minderjährige vom vollendeten 7. bis zum vollendeten 18. Lebensjahre dagegen sind dafür verantwortlich, wenn sie bei der Begehung der schädigenden Handlung die zur Er­ kenntniß der Verantwortlichkeit erforderliche Einsicht haben, was der Geschädigte beweisen muß. Besitzen sie diese Einsicht nicht, so sind sie nicht verantwortlich. Aber sowohl solche Minderjährige als auch Kinder haben den von ihnen verursachten Schaden, sofern der Ersatz nicht von einem aufsichtspflichtigen Dritten zu erlangen ist, insoweit zu er­ setzen, als die Billigkeit nach den Umständen, insbesondere nach den Verhältnissen der Betheiligten eine Schadloshaltung erfordert und ihnen nicht die Mittel entzogen werden, deren sie zum standesgemäßen Unterhalt sowie zur Erfüllung gesetzlicher Unterhaltspflichten bedürfen

8 18.

(§§ 828, 829 BGB). b) «. Vollständig geschäftsunfähig wie die Kinder sind Personen, die sich in einem dauernden, die freie Willensbestimmung ausschließen­ den Zustande krankhafter Störung der Geistesthätigkeit befinden, sowie die wegen Geisteskrankheit Entmündigten (§ 104 BGBj. Bei einem vorübergehenden Zustande der Bewußtlosigkeit oder Störung der Geisteskräfte tritt keine vollständige Geschäftsunfähigkeit ein, sondern es sind nur die in diesem Zustande abgegebenen Willens­

erklärungen nichtig (§ 105 Abs. 2 BGB).

I. Rechts- und Geschäftsfähigkeit.

11

ß) In der Geschäftsfähigkeit beschränkt wie die Minderjährigen § 19» über 7 Jahre sind aa. die wegen Geistesschwäche, Verschwendung

oder Trunksucht

Entmündigten;

bb. Personen, deren Entmündigung beantragt ist und die unter vorläufige Vormundschaft gestellt sind, weil dieses nach Ansicht des Vormundschaftsgerichts zur Abwendung einer erheblichen Gefährdung der Person oder des Vermögens erforderlich erscheint (§§ 106, 1908 BGB). Die wegen Geistesschwäche, Verschwendung oder Trunksucht Ent­ mündigten sind aber in einer Beziehung noch mehr beschränkt, als Minderjährige über 16 Jahre; sie können ein Testament nicht errichten. (§ 2229 Abs. 3 BGB) Ueber die Voraussetzungen der Entmün­ digung ist bei der Darstellung des Entmündigungsverfahrens zu handeln.

3. In der Geschäftsfähigkeit liegt auch die Fähigkeit, einen 8 20. Wohnsitz zu begründen. Der Begriff des Wohnsitzes ist von beson­ derer Bedeutung für das Prozeßverfahren, denn durch den Wohnsitz wird der allgemeine Gerichtsstand begründet. Wohnsitz ist das durch ständige Niederlassung entstehende Verhältniß einer Person zu einem Orte. Damit eine Person an einem Orte den Wohnsitz habe, ist also erforderlich, daß sie die Absicht hat und zur Ausführung bringt, dauernd an einem Orte zu leben und ihre wirthschaftliche Existenz dauernd an diesen bestimmten Ort zu bindeu. Der einmal begründete Wohnsitz bleibt bestehen, bis die Niederlassung mit dem Willen, sie aufzuheben, aufgegeben wird. Die Wahl und das Aufgeben eines Wohn­ sitzes sind Rechtshandlungen, weshalb Geschäftsunfähige — §§15, 18 — ohne den Willen ihres gesetzlichen Vertreters einen Wohnsitz weder begründen noch aufheben können (§ 8 BGB). Außerdem ist einer Reihe von Personen gesetzlich der Wohnort angewiesen, nämlich: a) der Ehefrau.

Diese theilt den Wohnsitz des Mannes, aus­

genommen, wenn der Mann seinen Wohnsitz im Auslande an einem Orte begründet, an den die Frau ihm nicht folgt und zu folgen nicht verpflichtet ist (§ 10 BGB);

b) den minderjährigen Kindern. Es theilen a) eheliche Kinder den Wohnsitz des Vaters, ß) uneheliche den der Mutter, /) an Kindesstatt angenommene den des Annehmenden (§11 BGB);

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Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

c) Militärpersonen. Mit Ausnahme derjenigen, welche nur zur Erfüllung ihrer Dienstpflicht dienen oder einen Wohnsitz nicht begrün­ den können, haben diese ihren Wohnsitz am Garnisonorte (§ 9 BGB).

II. Juristische Persmren. § 21.

Juristische Personen sind begrifflich Personenvereinigungen, denen als solchen Rechtsfähigkeit zukommt (Vereine) oder Vermögensgegen­ stände, denen im Wege .einer Fiktion ,Rechtsfähigkeit beigelegt ist (Stiftungen).

A. Vereine.

§ 22.

Während das Allgemeine Landrecht nur diejenigen Personen­ vereinigungen, welche auf einen fortdauernden gemeinnützigen Zweck gerichtet sind und die Staatsgenehmigung erhalten haben, als Korpo­ rationen ansieht, anderen Personenvereinigungen ohne Staatsgenehmi­ gung, auch wenn sie nicht blos aus private Erwerbszwecke gerichtet sind, die Eigenschaft einer juristischen Person versagt und ihnen viel­ mehr nur als sogenannten erlaubten Gesellschaften im Unterschied von reinen Erwerbsgesellschaften gewisse korporative Rechte (Organi­ sation, Prozeßfähigkeit) beilegt, kann nach dem BGB jeder Verein, dessen Zweck nicht auf einen wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, Rechtsfähigkeit durch Eintragung in das Vereinsregister des Amts­ gerichts erlangen. Vereine, deren Zweck auf einen wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, erlangen mangels sonstiger Gesetzesbestim­ mung Rechtsfähigkeit durch staatliche Verleihung. Für diese Ver­ einigungen zu wirthschaftlichen Zwecken sind aber die geeigneten Rechts­ formen bereits durch besondere Reichsgesetze ausgebildet, so durch das Handelsgesetzbuch und das Gesetz über die Gesellschaften mit be­ schränkter Haftung vom 20. April 1892 für die handelsrechtlichen Gesellschaften, durch das Gesetz vom 1. Mai 1889 für die Erwerbs­ und Wirthschaftsgenossenschaften. Die bezüglichen Vorschriften bleiben neben dem BGB in Geltung.

8 23.

Die Bestimmungen des BGB über die Vereine interessiren den Gerichtsschreiber insofern, als die Vereine Rechtsfähigkeit erlangen durch die Eintragung in das bei den Amtsgerichten zu führende Dereinsregister. An der Stelle, wo die Bestimmungen über die Führung dieses Registers gebracht werden, sollen daher auch die ein­ schlägigen Vorschriften erörtert werden — vergl. Theil II Buch IV Abschnitt IV. —

B. Stiftungen. Unter einer Stiftung versteht man die Widmung bestimmter § 24. Bermögensmassen unter besonderer Verwaltung zur Erreichung eines bestimmten Zweckes, der über die Sphäre eines einzelnen Menschen hinausgreift, oder kürzer: Vermögensgegenstände oder eine Mehrheit solcher, welche, von der Beziehung zu einer bestimmten Person als Eigen­ thümer losgelöst, einem bestimmten Zwecke dienen sollen. ZurEntstehung der Stiftung wird erfordert das Stiftungsgeschäft, außer­ dem stets die staatliche Genehmigung. Im Uebrigen wird auf Theil ll Buch V verwiesen. III. Sachen. Unter Sachen versteht das BGB im Gegensatz zum ALR und gemeinen Rechte nur körperliche Gegenstände (nicht auch Rechte). Auch ist dem BGB der Begriff der Sachgesammtheit, des Sachinbegriffs, (Heerde, Bibliothek, Gemäldesammlung) im Gegensatz zum ALR und gemeinen Rechte unbekannt. Das BGB giebt in dem die Sachen im Allgemeinen betreffenden zweiten Abschnitt (§§ 90 ff. BGB) einige Begriffsbestimmungen und Rechtssähe, die von Bedeutung sind, weil sie auf den verschiedensten Rechts­ gebieten Anwendung finden. 1. Nicht an dieser Stelle erwähnt wird der im BGB eine große Rolle spielende Unterschied der beweglichen und unbeweg­ lichen Sachen, je nachdem sie ohne Beschädigung einer Ortsver­ änderung fähig sind oder nicht. Die unbeweglichen Sachen (Grundstücke und das den Grundstücken gleichgestellte Erbbaurechtl nehmen in ihren rechtlichen Beziehungen eine besondere Stellung ein, worüber das Nähere in die Darstellung des Grundbuchwesens gehört (Theil II Buch III). 2. Die beweglichen Sachen heißen vertretbar, wenn sie im Verkehr nach Zahl, Maaß oder Gewicht bestimmt zu werden pflegen (§ 91 BGB). Dieser Begriff ist für das Prozeßrecht wichtig; der Anspruch auf vertretbare Sachen kann im Wege des Urkunden­ prozesses und des Mahnverfahrens verfolgt werden (§§ 555, 628 CPO). Verbrauchbar heißen solche Sachen, deren bestimmungsmäßiger Gebrauch in Verbrauch oder Veräußerung besteht. Als verbrauchbar gelten auch die zu einem Waarenlager oder einem sonstigen Sach­ inbegriff gehörigen Sachen, dessen bestimmungsmäßiger Gebrauch in der Veräußerung der einzelnen Sachen besteht (§ 92 BGB). 3. Keine Sachen für sich sind die Bestandtheile einer Sache, die so mit einander verbunden sind, daß eine Trennung nicht möglich ist,

8 25.

§ 26.

8 27.

8 28.

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Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

ohne den einen oder den anderen in seinem Wesen zu verändern oder zu zerstören (§ 93 BGB). Solche wesentliche Bestandtheile eines Grundstücks sind die mit dem Grund und Boden fest verbundenen Gegenstände, falls die Verbindung nicht nur zu vorübergehenden Zwecken erfolgte, insbesondere Gebäude, Erzeugnisse, der eingesäete Samen, die eingepflanzte Pflanze (§ 94 BGB). Während der Dauer ihrer Verbindung verlieren die wesentlichen Bestandtheile ihre recht­ liche Selbständigkeit, d. h. sie sind als solche nicht selbständig Gegen­ stand von Rechtsverhältnissen, unterliegen vielmehr denjenigen Rechtsregeln, welche für die Hauptsache gelten.

8 29.

4. Zubehör sind bewegliche Sachen, die, ohne Bestandtheile der Hauptsache zu sein, von dem Eigenthümer zu einer anderen Sache in eine solche räumliche Beziehung gebracht sind, daß daraus die Ab­ sicht entnommen werden muß, sie sollten dauernd den wirthschaftlichen Zwecken der letzteren (Hauptsache) dienen (§ 97 BGV). Von tiefer­ greifenden Rechtsfolgen begleitet ist diese Bestimmung einer Sache als Zubehör dann, wenn die Hauptsache ein Grundstück ist. Das BGB hebt daher besonders hervor a) als Zubehör eines gewerblichen Gebäudes, wie einer Mühle, Schmiede, Brauerei oder Fabrik: die zu dem Betriebe bestimmten Maschinen und sonstigen Geräthschaften;

b) als Zubehör eines Landgutes: das zum Wirthschaftsbetriebe bestimmte Geräth und Vieh, die landwirthschaftlichen Erzeugnisse, soweit sie zur Fortführung der Wirthschaft bis zu der Zeit erforderlich sind, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich ge­ wonnen werden, sowie den vorhandenen auf dem Gute gewonnenen Dünger (§ 98 BGB).

Zubehörstücke nehmen im Zweifel Theil an der Veräußerung, Belastung, Verpfändung und Vermächtniß der Hauptsache. 8 30.

5. Früchte sind: a) die Erzeugnisse einer Sache; b) die Ausbeute, welche aus gemäß gewonnen wird;

einer

Sache ihrer Bestimmung

c) die Erträge, welche ein Recht seiner Bestimmung gemäß ge­ währt, z. B. gewonnene Bodenbestandtheile; d) die Erträge einer Sache oder eines Rechts, welche vermöge eines besonderen Rechtsverhältnisses bezogen werden (§ 99 BGB). Die Früchte zu a und b nennt man natürliche, die zu c und d

IV. Die Willenserklärung, ihre Wirksamkeit, Form u. Auslegung.

15

juristische Früchte. Weiter ist der Begriff Nutzungen. Darunter werden außer den Früchten die Vortheile, welche der Gebrauch einer Lache gewährt, verstanden (§ 100 BGB). Besonders geregelt ist die Frage nach dem Bezug der Früchte, § 3L wenn mehreren Personen nach einander der Fruchtgenuß nach Zeit­ abschnitten zusteht. Dann gebühren im Zweifel die natürlichen Früchte dem Berechtigten insoweit, als sie während der Dauer seiner Berech­ tigung von der Sache getrennt, die juristischen soweit, als sie in dieser Zeit fällig geworden sind; bestehen letztere indeß in der Ver­ gütung für Ueberlassung des Gebrauchs oder des Fruchtgenusses, in Zinsen oder sonstigen regelmäßig wiederkehrenden Leistungen, so werden sie entsprechend der Zeitlänge der Berechtigung getheilt. In ähnlicher Weise werden bei mehreren, zeitlich nach einander zur Tragung der Lasten Verpflichteten regelmäßig wiederkehrende Lasten nach Verhältniß der Zeit auf die Verpflichteten vertheilt, andere Lasten muß der tragen, in dessen Zeit sie zu entrichten waren (§§ 101, 103 BGB). Gegenüber dem Rechte auf Herausgabe von Früchten steht dem § 32. HerauSgabepflichtigen der Anspruch auf Ersatz der auf die Gewinnung der Früchte verwendeten Kosten zu, vorausgesetzt, daß sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth der Früchte nicht übersteigen (§ 102 BGB). IV. Die Willenserklärung, ihre Wirksamkeit, Form und Auslegung.

A. Wirksamkeit der Willenserklärung. 1. Zu jedem Rechtsgeschäft gehört ein Wille, der auf Erzielung 8 33. rechtlicher Erfolge gerichtet ist, und dessen Erklärung. Eine Willens­ erklärung, welche einem Abwesenden gegenüber zu geben ist, wird in dem Zeitpunkt wirksam, wo sie ihm zugeht, wo er sie empfängt. Einer geschäftsunfähigen oder in ihrer Geschäftsfähigkeit beschränkten Person gegenüber abzugebende Willenserklärungen erlangen erst Wirksamkeit, wenn sie dem gesetzlichen Vertreter zugegangen sind. Ohne Einfluß ist der zwischen die Abgabe der Erklärung und ihr Eintreffen bei dem Empfänger fallende Eintritt des Todes oder der Geschäftsunfähigkeit des Erklärenden (§§ 130, 131 BGB). 2. Eine Willenserklärung gilt auch als zugegangen, wenn sie § 34. durch Vermittelung des Gerichtsvollziehers nach den Vorschriften der CPO zugestellt ist. Soll gegenüber a) einer unbekannten Person oder

b) einer solchen, deren Aufenthalt unbekannt ist, eine Willenserklärung abgegeben werden, so kann sie nach den Vorschriften der CPO über

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Erster Theil: BGB.

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Allgemeiner Theil.

öffentliche Zustellung einer Ladung (§ 187 Abs. 2 CPO) erfolgen. Nur muß die Person, der zugestellt werden soll, an sich eine bestimmte sein, und darf die Unkenntniß des Betheiligten über sie nicht auf Fahrlässigkeit beruhen. Für die Bewilligung der öffentlichen Zu­ stellung, deren Ertheilung zum Protokoll des Gerichtsschreibers erklärt werden kann, zuständig ist das Amtsgericht und zwar im ersten Falle (a) des Wohnsitzes, in Ermangelung eines solchen im Jnlande des Aufenthalts des Zustellenden, im letzteren (b) das des letzten Wohnsitzes bezw. Aufenthalts des Zustellungsempfängers (8132BGB). § 35. 3. Willenserklärungen, welche einer Behörde gegenüber abzugeben sind, unterliegen den unter 1 (§ 33) angegebenen Regeln (§ 130 Abs. 3 BGB). Daraus folgt, daß gegenüber dem Gerichte ab­ zugebende Erklärungen zum Protokoll des Gerichtsschreibers erklärt werden können, sofern nicht das Gesetz die öffentlich beglaubigte Form verlangt. Es gilt dies aber nicht von solchen Willens­ erklärungen, die vor dem Gerichte abzugeben sind, z. B. Auflaffungen. Das BGB spricht an zahlreichen Stellen von solchen Erklärungen, die dem Gerichte gegenüber abgegeben sind. In einer Reihe von solchen Fällen aber schreibt es zugleich vor, daß die Er­ klärung in öffentlich beglaubigter Form erfolgen müsse. Für andere, Grundstücke betreffende Erklärungen gegenüber dem Grundbuchamt stellt die Grundbuchordnung das Erforderniß der öffentlich beglaubigten Form auf. Diese Fälle scheiden hier aus. Ohne besondere Form gegenüber dem Gerichte abzugeben ist a) die Erklärung eines fälschlich für todt Erklärten, daß er die väterliche Gewalt wieder erlangen wolle (§ 1679 Abs. 2 BGB); — b) die Erklärung über Annahme, Ab­ nahme und Kündigung des Amts als Testamentsvollstrecker (§§ 2202 Abs. 2, 2226 BGB); — c) die Erklärung des Jnventarerben, daß ein dort schon befindliches Inventar als von ihm eingereicht gelten solle (§ 2004 BGB). Die Erklärung zu a) ist dem Vormundschafts­ gericht, die Erklärungen zu b) und c) sind dem Nachlaßgericht gegen­ über abzugeben, können also, wie ausgeführt, von dem Gerichts­ schreiber dieser Gerichte zu Protokoll genommen werden.

B.

§ 36.

Form der Willenserklärung.

1. Das BGB beruht

zwar auf

dem Grundsatz der Form­

freiheit, ohne ihn, wie die beiden ersten Entwürfe ausdrücklich aus­ zusprechen. Allein in wichtigen Fällen, in erheblichen Rechtsakten ist der Formzwang eingeführt und ein Blick auf die folgenden Vor­ schriften wird zeigen, daß die Vorschriften über die Formalisirung

IV. Die Willenserklärung, ihre Wirksamkeit, Form u. Auslegung.

17

von Verträgen überaus zahlreich sind. Der gesetzgeberische Zweck bei den einzelnen Formvorschriften ist durchgehends, daß es bei den betreffenden Geschäften besonders darauf ankommt, die besonnene Ueberlegung und den ernsten Rechtswillen festzustellen sowie in der Form ein Beweismittel festzustellen, das die Prozesse vereinfacht und über­ flüssigen Streit vermeiden läßt. Also einerseits die Rücksicht auf die Sicherheit des Verkehrs, der unbedingte Klarstellung wichtiger Akte verlangt, andererseits das Interesse der Vertragschließenden, die durch die Form an ein größeres Nachdenken gewöhnt werden sollen, sind ausschlaggebend für den Formzwang. Ersterer Gesichtspunkt ist es, von dem alle Formvorschriften auf dem Gebiete des Jmmobiliarsachenrechts und des Familienrechts beherrscht werden, die zugleich dadurch ausgezeichnet sind, daß hier meist ein Organ des Staates (der Grundbuchbeamte, der Standesbeamte, der Richter 2c.) mitwirkt. Der Werth des Gegenstandes dagegen, um den es sich bei dem betreffenden Geschäfte handelt, hat gar keinen Einfluß auf das Erforderniß einer Form. Der landrechtliche in § 131 ALR I 5 aus­ gesprochene gegenteilige Grundsatz, der für alle Verträge und gewisse einseitige Erklärungen, sobald der Werth des Gegenstandes die Summe von 150 Mk. überstieg, die Schriftform erforderte, ist beseitigt. 2. Die Bedeutung der Formvorschriften spricht der § 125 BGB § 37. in Uebereinstimmung mit dem ALR dahin aus: Ein Rechtsgeschäft, welches der durch Gesetz vorgeschriebenen Form ermangelt, ist nichtig. Der Mangel der durch Rechtsgeschäft bestimmten (sog. gewillkürten) Form hat im Zweifel (also wenn sich nicht aus dem Rechtsgeschäft oder den Umständen ein Anderes ergiebt) gleichfalls Nichtigkeit zur Folge. Eine Heilung der Nichtigkeit durch nachträgliche Erfüllung, wie im ALR (I 5 § 146), findet nicht statt; jedoch sind in dieser Beziehung einige Ausnahmebestimmungen zu beachten (vgl. § 43 unter a und f). 3. Das BGB kennt folgende Formen: § 38. a) Schriftform. Dem Erforderniß der Schriftlichkeit wird da­ durch genügt, daß die Urkunde die eigenhändige Namensunterschrift des Ausstellers trägt oder mittels gerichtlich oder notariell beglaubigten Handzeichens unterzeichnet ist. Bei Verträgen ist die Unterschrift eines Jeden der Betheiligten erforderlich. In der Regel müssen die Unter­ schriften aller Betheiligten auf derselben Urkunde sich befinden; sind jedoch so viele gleichlautende Urkunden ausgestellt worden, als Betheiligte vorhanden sind, so genügt es, wenn die für den einen von ihnen bestimmte Urkunde jeweils von dem oder den anderen unterFidler, Leitfaden durch das BGB.

2

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Allgemeiner Theil.

zeichnet ist (§ 126 BGB). Die Unterschrift muß unter der Erklärung stehen. Sie muß die Person des Unterzeichners genügend bezeichnen; es muß also die Unterschrift den Ramen der Person so angeben, daß die Person, von der sie herrührt, mit Sicherheit festgestellt werden kann. Sie muß von dieser Person herrühren, während die über der Unterschrift stehende Erklärung auch von einem Anderen geschrieben sein kann. Endlich muß die Unterschrift wirkliche Schrift sein. Druck, Faksimilirung, Stempelung ist also unzulässig mit einer Ausnahme: bei Schuldverschreibungen auf den Inhaber genügt Unterschrift im Wege mechanischer Vervielfältigung (§ 793 Abs. 2 BGB). § 39. Für die gewillkürte Schriftform gelten im Zweifel dieselben Vorschriften, wie für die gesetzliche; jedoch genügt hier zur Wahrung der Form telegraphische Uebermittelung und bei Verträgen Briefwechsel. Es wird unterstellt, daß diese Formen, die dem Verkehrsbedürfniß entgegenkommen, der Ansicht der Parteien ent­ sprechen. Etwaigen Unzuträglichkeiten wird dadurch begegnet, daß nachträglich volle Erfüllung der gesetzlichen Erfordernisse der Schrift­ form verlangt werden kann (§ 127 BGB). Zur Wahrung der gesetzlichen Schriftform genügt der Brief­ wechsel nicht, wie hier besonders hervorgehoben wird, weil nach ALR (1 5 § 142) der Briefwechsel auch der gesetzlich vorgeschrie­ benen Schriftform gleich geachtet wurde. § 40. b) Oeffentliche Beglaubigung. Mit dem Erforderniß der öffent­ lichen Beglaubigung wird verlangt, daß die Unterschrift oder das Handzeichen der schriftlich abzufassenden Erklärung von der zu­ ständigen Behörde oder einem zuständigen Beamten oder Notar beglaubigt wird (§ 129 BGB). Ueber die Zuständigkeit für die öffentliche Beglaubigung und ihre Bewirkung enthält das BGB keine Vorschriften, überläßt solche vielmehr dem Gesetze über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, dessen Bestimmungen an anderer Stelle zu erörtern sind (vgl. Theil II Buch IV Abschn. V). § 41. c) Gerichtliche und notarielle Beurkundung. Ueber diese Form enthält das BGB nur die Vorschrift, daß ihr genügt ist, wenn zunächst der Antrag des einen Theils, gleichgültig, ob er die regel­ mäßig zuerst erfolgende Erklärung enthält oder nicht, und sodann die Annahme des Antrags von einem Gericht oder Notar beurkundet wird. Es ist insbesondere bei Verträgen nicht eine Beurkundung darüber erforderlich, daß die Erklärung der einen Partei der andern zugegangen ist, weil dies präsumirt wird (§§ 128, 152 BGB). Ueber die Art und Weise, wie diese Beurkundung zu erfolgen hat,

IV. Die Willenserklärung, ihre Wirksamkeit, Form u. Auslegung.

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bestimmt das Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts­ barkeit das Nähere (vgl. Theil II Buch IV Abschn. V). d) Die für mehrere Rechtsgeschäfte (vgl. a. a. O.) vorgeschriebene § 42. Errichtung vor Gericht, Notar oder zuständigem Beamten bei gleich­ zeitiger Anwesenheit beider Parteien fällt, soweit es sich um die Errichtung vor Gericht oder Notar handelt, in formeller Be­ ziehung mit der unter c behandelten Form zusammen mit der Maßgabe, daß eben die gleichzeitige Anwesenheit der Betheiligten erforderlich ist, das bei der gerichtlichen und notariellen Beurkundung zulässige Auseinanderliegen der verschiedenen Erklärungen nicht zu­ gelassen ist. 4. Es erscheint zweckmäßig, eine Zusammenstellung der einzelnen § 43. formbedürftigen Geschäfte zu geben. Die Zusammenstellung für die Ge­ schäfte, die der im Vorstehenden unter b bis d gedachten Formen bedürfen, soll an der Stelle gegeben werden, wo die diese Formen betreffenden Verfahrensvorschriften behandelt werden (vgl. Theil II Buch IV Ab­ schnitt V). Hier sind daher nur die die Schriftform erheischenden Rechtsgeschäfte aufzuzählen. Es sind diesi a) Mieth- und Pachtverträge über Grundstücke, Wohnräume und andere Räume, wenn sie länger als ein Jahr Geltung haben sollen. Die Verabsäumung der Schriftform hat aber hier ausnahmsweise nicht die Nichtigkeit des Vertrages zur Folge, sondern es gilt nur die etwaige Verabredung einer längeren als einjährigen Dauer als nicht geschehen, so daß zum Schluffe jedes Kalenderquartals, jedoch nicht vor Ablauf des ersten Jahres, gekündigt werden kann (§§ 566, 580, 581 BGB); b) das Stiftungsgeschäft unter Lebenden (§ 81 Abs. 1 BGB); c) die Quittung, d. i. das schriftliche Empfangsbekenntniß, das der Gläubiger gegen Empfang der Leistung auf Verlangen zu ertheilen hat (§ 368 BGB) — ein Hauptanwendungsfall der ein­ fachen Urkunde —; d) die Mittheilung von der Uebernahme einer Hypothekenschuld bei Veräußerung eines belasteten Grundstücks durch den Veräußerer (§ 416 BGB); e) das Versprechen einer Leibrente (§ 761 BGB), falls der Vertrag nicht, wie es meistens der Fall ist, Bestimmungen enthält, für die aus anderen Gründen eine schwerere Form vorgeschrieben ist, nämlich, wenn der Leibrentenvertrag sich auf das gesammte oder einen Bruchtheil des gegenwärtigen Vermögens oder auf ein Grund­ stück bezieht oder eine Schenkung enthält;

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f) die Uebernahme einer Bürgschaft; soweit indeß der Bürge die Hauptverbindlichkeit erfüllt, wird der Mangel der Form geheilt

(§ 766 BGB); g) das Schuldversprechen d. h. das Versprechen einer Leistung in der Weise, daß das Versprechen als solches die Verpflichtung selbst­ ständig begründen soll, ohne Rücksicht auf einen materiellen anderen Berpflichtungsgrund (§ 780 BGB); h) das Schuldanerkenntniß d. h. die Erklärung, durch ^velche das Bestehen eines Schuldverhältnisses (ebenfalls ohne Rücksicht auf einen anderen materiellen Verpflichtungsgrund) anerkannt wird (§ 781 BGB); Eine Ausnahme besteht für die Fälle zu g und h, wenn das Schuldversprechen oder Anerkenntniß im Wege einer Abrechnung oder eines Vergleiches erfolgt; hier bedarf es der schriftlichen Form nicht (§ 782 BGB). Die unter f, g und h aufgeführten Willenserklärungen bedürfen der Schriftform nicht, wenn sie auf Seiten des Schuldners Handels­ geschäfte sind (§ 350 HGB). Die Schriftform ist ferner vorgeschrieben.i) für die Anweisung d. h. die Urkunde, in der Jemand einen An­ deren anweist, Geld, Werthpapiere oder andere vertretbare Sachen an einen Dritten zu leisten, sowie die Annahme einer solchen Anweisung und die Uebertragung einer Anweisung vor der Annahme (§§ 783, 784, 792 BGB); k) die Schuldverschreibung auf den Inhaber, für welche aber die Erleichterung gilt, daß die Namensunterschrift im Wege der mecha­ nischen Vervielfältigung hergestellt werden kann — vgl. § 38 — (§ 493 BGB); 1) die Abtretung einer Hypothekenschuld; die schriftliche Form der Abtretungserklärung wird aber durch Eintragung der Abtretung im Grundbuch ersetzt (§ 1154 BGB). Andererseits bedarf die Ab­ tretung, wenn auf Grund derselben die Umschreibung im Grundbuch erfolgen soll, nach § 29 GBO der öffentlichen Beglaubigung. |C. Auslegung der Willenserklärung.

8 44.

Bei Auslegung von Willenserklärungen ist der thatsächliche Wille der Betheiligten festzustellen. Dabei sind die von ihnen gebrauchten Worte nicht allein ausschlaggebend; es ist nicht am buchstäblichen Sinne der Worte zu haften (§ 133 BGB). Verträge sind so aus­ zulegen, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitle

V. Der Vertragsabschluß.

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es erfordern (§ 157 BGB). Von diesem Gedanken der Billigkeit (der Aequität) ist das BGB überhaupt durchdrungen; es will kein starres, strenges Recht, das nur nach der unerbittlichen Rechtslogik verfährt, unbekümmert darum, ob es der Billigkeit entspricht. An­ wendungen finden sich, abgesehen von den vorstehenden ausdrücklichen Aussprüchen, an mehreren Stellen (zu vgl. §§ 162, 320 Abs. 2, 815 BGB). Für Handelsgeschäfte tritt noch folgende Regel hinzu: Unter Kaufleuten ist in Ansehung der Bedeutung und Wirkung von

Handlungen und Unterlassungen auf die im Handelsverkehr gelten­ den Gewohnheiten und Gebräuche Rücksicht zu nehmen (§ 346 HGB).

V. Der Bertragsabschltttz. 1. Eine einseitige Willenserklärung begründet nur ausnahms- § 45. weise (bei der Stiftung — § 82 BGB —, bei der Auslobung — S 657 BGB — und bei der Schuldverschreibung auf den Inhaber — § 793 BGB —) ein Schuldverhältniß (§ 305 BGB). In der Regel bedarf es vielmehr der sich ergänzenden Willenserklärungen zweier Parteien, die auf Hervorbringung eines rechtlichen Erfolges gerichtet sind. Indeß bindet im Zweifel das einseitige Angebot eines Vertrages (Antrag) unter Anwesenden bis zur sofortigen Annahme, unter Abwesenden bis zu dem Zeitpunkt, in welchem der Antragende den Eingang der Annahme unter regelmäßigen Umständen erwarten darf. In beiden Fällen ist auch der Antragsteller bis zum Ablauf einer von ihm bestimmten Frist gebunden (§§ 145—148 BGB). 2. Geht dem Antragenden die rechtzeitig abgesandte Annahme § 46. verspätet zu und ist ihm diese Verspätung erkennbar, so muß er die Verspätung unverzüglich dem anderen Theile anzeigen, widrigenfalls die Annahme als nicht verspätet gilt (§ 149 BGB). Die verspätete Annahme eines Antrags gilt als neuer Antrag. Eine Annahme unter Erweiterungen, Einschränkungen oder sonstigen Anordnungen gilt als Ablehnung, verbunden mit einem neuen Antrag (§ 159 BGB). 3. Einer Erklärung der Annahme gegenüber dem Antragsteller § 47. bedarf es nicht, wenn sie nach der Verkehrssitte nicht üblich ist (z. B. bei Kaufanträgen in Form von Bestellungen, bei Verkaufsanträgen, bei welchen die zum Verkauf angebotene Sache mit dem Antrag zu­ gleich übersandt wird) oder der Antragende auf sie verzichtet hat

(§ 151 BGB). 4. Zu Stande kommt der Vertrag im Zweifel erst dann, wenn § 48. sich die Parteien über alle Punkte des Vertrages geeinigt haben, über die nach der Erklärung auch nur einer Partei eine Vereinbarung

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Allgemeiner Theil.

getroffen werden soll, gleichgültig ob ein solcher Punkt wesentlich ist oder nicht und ohne daß einer etwaigen schriftlichen Feststellung ein­ zelner Punkte bindende Kraft zukäme. Ist eine Beurkundung des beabsichtigten Vertrages verabredet, so ist im Zweifel der Vertrag nicht eher geschlossen, als bis die Beurkundung erfolgt ist (§ 154 BGB). Aus diesen Bestimmungen folgt: die Regel des ALR (15 §§ 127 ff) daß bei vereinbarter Schriftlichkeit des Vertrages mündliche Neben­ abreden nicht beachtlich sind, gilt auch für das BGB.

8 49.

5. Für die Versteigerung gelten mangels besonders bekannt gemachter Bersteigerungsbedingungen, die in erster Linie maßgebend sind, folgende zwei Regeln: a) der Vertrag kommt durch die Ertheilung des Zuschlags zu Stande; ß) ein Gebot erlischt, wenn ein Uebergebot abgegeben oder die Versteigerung ohne Zuschlag ge­ schlossen wird; bis dahin bleibt also der Antragende oder Bieter ge­ bunden (§ 156 BGB).

§ 50.

6. Was den Einfluß des Todes oder des Verlustes der Geschäfts­ fähigkeit eines der Betheiligten vor dem Zustandekommen des Ver­ trages betrifft, so geht die Gebundenheit des Antragenden auf dessen Rechtsnachfolger über, bezw. bleibt der geschäftsunfähig gewordene an seinen Antrag gebunden; dagegen wird der Antrag unwirksam, wenn der andere Theil vor der Annahme stirbt oder geschäftsunfähig wird (§ 153 BGB).

§ 51.

VI. Bedingung und Zeitbestimmung. 1 Eine Bedingung liegt vor, wenn durch Parteierklärung die rechtliche Wirkung eines Rechtsgeschäfts abhängig gemacht ist von einem zukünftigen, ungewissen Ereignisse. Die Bedingung ist also ein ungewisses, künfttges Ereigniß in seinem Verhältnisse zu dem Entstehen oder dem Erlöschen der Wirkungen eines Rechtsgeschäfts, a) Man unterscheidet auflösende und aufschiebende Bedingungen. Erstere sind solche, bei deren Eintritt die Wirkung des Rechtsverhält­ nisses wegsällt, letztere solche, von deren Eintritt an die Wirkung des Rechtsverhältnisses eintritt (zu vgl. § 158 BGB).

§ 52.

b) Im Zweifel werden in Uebereinstimmung mit dem ALR die an den Eintritt oder Nichteintritt der Bedingungen geknüpften Folgen nicht auf den Zeitpunkt der Abschließung des Rechtsgeschäfts zurückbezogen (§ 159 BGB). § 53. c) Eine Folge der Gebundenheit der Betheiligten während der Schwebezeit der Bedingung ist die Verpflichtung eines jeden Theiles, in Ansehung der bedingten Rechtsverhältnisse diejenige Sorgfalt,

VI. Bedingung u. Zeitbestinunmung. — VII. Vertretung. Vollmacht rc.

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welche Treu und Glauben erfordern, bei seinen Handlungen an­ zuwenden und je im Falle des Eintritts oder Nichteintritts der Be­ dingung dem anderen Theile den durch Nichtanwendung dieser Sorg­ falt erwachsenden Schaden zu ersetzen (§ 160 BGB). Das Gesetz trifft Vorsorge, daß nicht wider Treu und Glauben der im Falle des Eintritts der Bedingung Berechtigte diesen Eintritt herbeiführe oder der in diesem Falle Verpflichtete ihn verhindere. Steht ein solch gesetzwidriges Verhalten fest, so gilt der Eintritt der Bedingung im ersten Falle als nicht erfolgt, im zweiten Falle als erfolgt (§ 162 BGB).

d) Nicht alle Willenserklärungen lassen die Beifügung von Be- § 54. dingungen zu. So ist eine Bedingung unzulässig bei der Aufrechnung (§ 388 BGB), der Auflassung (§ 925 BGB), dem Abschluß der Ehe (§ 1317 BGB), der Ehelichkeitserklärung eines lindes (§ 1724 BGB), der Annahme an Kindesstatt und deren Aufhebung (§§ 1742 und 1768 BGB), der Annahme und Ausschlagung einer Erbschaft und eines Vermächtnisses (§§ 1947, 2180 BGB), der Annahme und Ablehnung des Amts als Testamentsvollstrecker (§ 2202 BGB).

2. Eine Zeitbestimmung (Befristung) liegt vor, wenn die Be- § 55. theiligten dem Eintritt der Wirksamkeit eines Rechtsgeschäfts einen Anfangstermin oder der Dauer desselben einen Endtermin gesetzt haben. Bei dem Anfangstermin tritt die Wirkung des Rechtsgeschäfts ähnlich wie bei der aufschiebenden Bedingung erst mit dem Erscheinen des Termins ein, bei dem Endtermin dagegen erlischt wie bei der auf­ lösenden Bedingung die Wirkung des Rechtsgeschäfts, sobald der gesetzte Zeitpunkt erschienen ist. Die für Bedingungen gegebenen Vor­ schriften—oben la—d — finden entsprechendeAnwendung(tz 163 BGBj.

VII.

Vertretung. Vollmacht. Genehmigung.

1. Soweit Personen nach den Vorschriften des Rechts geschäfls- § 56. unfähig oder in ihrer Geschäftsfähigkeit beschränkt sind, hat das Gesetz auch für deren Vertretung gesorgt; man spricht dann von einem gesetz­ lichen Vertreter (Vater, Vormund, Ehemann). Indeß auch geschäfts­ fähige Personen können sich bei der Vornahme von Rechtsgeschäften vertreten lassen. Die freie Stellvertretung ist die Regel. Nur aus­ nahmsweise ist sie ausgeschlossen bei der Eheschließung (§ 1317 BGB), bei dem Antrag auf Ehelichkeitserklärung und der Einwilligung darein (§§ 1726, 1728 BGB), bei der Testamentserrichtung (§ 1064 BGB), bei der Einwilligung in die Annahme an Kindesstatt (§§ 1746— 1748 BGB).

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Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

Die Willenserklärungen, die der Vertreter im Namen des Ver­ tretenen abgiebt, wirken nicht für ihn, sondern unmittelbar für den Vertretenen (direkte Stellvertretung). Dieser, nicht der Vertreter ist die Vertragsperson. Damit diese Folge eintrete, wird erfordert, daß der Ver­ treter befugt ist, den Anderen bei der Vornahme des Rechtsgeschäfts zu vertreten und daß er dem gegenüberstehenden Betheiligten erklärte, von dieser Befugniß Gebrauch zu machen, oder daß dies aus den Um­ ständen ersichtlich ist; andernfalls gilt der Vertreter als Selbstkontrahent, gleichgültig ob er diese Folge gewollt hat oder nicht. Daß der Vertreter in seiner Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, hat keinen Einfluß auf die rechtliche Wirkung der von ihm abgegebenen Willenserklärung. Soweit die rechtlichen Folgen der Willenserklärung durch Willens­ mängel, Kenntniß von besonderen Umständen u. s. w. beeinflußt werden, kommt nicht die Person des Vertretenen, sondern nur die des Ver­ treters in Frage, es sei denn, daß der Vertreter nach bestimmten Weisungen des Letzteren gehandelt hat. Dann kann dieser sich nicht auf die Unkenntniß seines Vertreters berufen, soweit er selbst um die betreffenden Umstände wußte (§§ 164—166 BGB). Ueber die Prozeßvollmacht insbesondere enthält die CPO in den §§ 74—83 nähere Bestimmungen. Die bestrittene Frage, ob ein Vertreter mit sich selbst, sei es im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten ein Rechtsgeschäft abschließen könne, hat das BGB (§ 181) nur für den Fall bejaht, daß das Rechtsgeschäft lediglich in der Erfüllung einer Verbindlichkeit besteht; der Regel nach ist es unzulässig. Die Vorschrift ist aber nicht derart bindend, daß die Betheiligten nicht das Gegentheil verein­

8 57.

8 58.

baren könnten. 2. Die Uebertragung des Vertretungsrechts auf den Stellver­ treter erfolgt durch Ertheilung der Vollmacht d. h. durch Erklärung des Vollmachtgebers gegenüber dem zu Bevollmächtigenden oder dem Dritten, dem gegenüber die Vertretung stattfinden soll oder durch Mittheilung oder öffentliche Bekanntmachung der Vollmachtsertheilung (§§ 167, 171 BGB). Der Widerruf der Vollmacht, der mangels besonderer Vereinbarungen jederzeit möglich ist, erfolgt in gleicher Weise wie deren Ertheilung (§ 168 BGB). 3. Die Erklärung der Vollmacht bedarf keiner besonderen Form. Es ist aber üblich, dem Bevollmächtigten eine Bollmachtsurkunde aus­ zuhändigen. Ist dieses geschehen, so bleibt die Vertretungsmacht so lange bestehen, als der Bevollmächtigte sich im Besitz der Urkunde be­ findet und sie nicht für kraftlos erklärt ist. Letzteres kann durch

öffentliche Bekanntmachung, die nach den Vorschriften für die öffent­ liche Zustellung einer Ladung (CPO § 187) erfolgen muß, geschehen. Für die Bewilligung der Veröffentlichung, deren Ertheilung zum Protokoll des Gerichtsschreibers beantragt werden kann, ist zuständig sowohl das Amtsgericht, in dessen Bezirk der Vollmachtgeber seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, als das Amtsgericht, das für die Klage auf Rückgabe der Urkunde, abgesehen von dem Werthe des Streit­ gegenstandes, zuständig sein würde (§ 176 BGB). Die Vollmachts­ urkunde ist nach dem Erlöschen der Vollmacht dem Vollmachtgeber von dem Bevollmächtigten zurückzugeben; der Letztere hat kein Zurück­ behaltungsrecht (§ 175 BGB). 4. Weist ein Dritter, dem weder eine Vollmachtsurkunde vor- § 59. gelegt, noch vom Vollmachtgeber die Bevollmächtigung angezeigt ist, ein einseitiges Rechtsgeschäft des Bevollmächtigten unverzüglich zurück, iz. B. eine Kündigung), so ist dasselbe unwirksam (§ 174 BGB). Die stillschweigenden und vermutheten Vollmachten des ALR. sind dem BGB unbekannt. 5. Bollmachtlose Stellvertretung oder Vertretung ohne Ber- § 60. tretungsmacht. — a) Verträge, die ohne Vollmacht für einen Anderen abgeschlossen sind, werden erst durch Genehmigung des Vertretenen gültig. Die­ selbe muß dem anderen Vertragstheil (nicht dem Vertreter) gegenüber erklärt werden und gilt als verweigert, falls sie nicht binnen zwei Wochen von der Aufforderung an erfolgt. Bis zu dieser Geneh­ migung kann der andere Theil, der den Mangel der Vollmacht nicht kannte, den Vertrag widerrufen. Wird die Genehmigung verweigert, so ist der unberechtigte Vertreter dem gut gläubigen Dritten nach Wahl dieses zur Erfüllung oder zum Schadensersatz verpflichtet. Die Genehmigung wirkt im Zweifel auf den Zeitpunkt der Vornahme des Rechtsgeschäfts zurück (§§ 177—179 BGB). b) Bei einem einseitigen Rechtsgeschäft ist die Vertretung ohne § 61. Vollmacht unzulässig, es sei denn, daß der andere Theil, dem gegenüber das Rechtsgeschäft vorgenommen ist, damit einverstanden war oder die angebliche Vertretungsmacht nicht beanstandet hat (§ 180 BGB). 6. Das Gesetz hat Fälle vorgesehen, in welchen die Willenser- § 62. klärung einer Person bei Abschluß eines Vertrages oder Vornahme eines sonstigen Rechtsgeschäfts der Zustimmung eines Anderen bedarf, um wirksam zu sein. Die Zustimmung nennt das Gesetz Einwilligung, wenn sie vor, Genehmigung wenn sie nach Abgabe der ihrer be­ dürfenden Willenserklärung ertheilt wird (§§ 182—184 BGB).

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Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgenleiner Theil.

VIII. Fristen und Termine.

§ 63.

Für die in Gesetzen, gerichtlichen Verfügungen und Rechts­ geschäften enthaltenen Frist- und Terminsbestimmungen werden fol­ gende Auslegungsvorschriften aufgestellt:

1. Ist für den Anfang einer Frist ein Ereigniß oder ein in den Lauf eines Tages fallender Zeitpunkt maßgebend, so wird bei der Berechnung der Frist der Tag nicht mitgerechnet, in welchen das Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt. Ist der Beginn eines Tages der für den Anfang einer Frist maßgebende Zeitpunkt, so wird dieser Tag bei der Berechnung der Frist mitgerechnet. Dies gilt bei der Berechnung des Lebensalters für den Tag der Geburt (§ 187 BGB).

§ 64.

2. Eine nach Tagen bestimmte Frist endigt mit dem Ablaufe des letzten Tages der Frist. Es müssen also so viele volle Tage verstrichen sein, als die Zahl besagt. — Eine Frist, die nach Wochen, nach Monaten oder nach einem mehrere Monate umfassenden Zeit­ raum — Jahr, halbes Jahr, Vierteljahr — bestimmt ist, endigt mit dem Ablaufe desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder seine Zahl dem Tage entspricht, in den das Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt; war aber der Beginn eines Tages der für den Anfang der Frist maßgebende Zeitpunkt, so endet die Frist mit dem Ablaufe desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher dem Tag vorhergeht, der durch seine Benennung oder seine Zahl dem Anfangstage der Frist entspricht. — Fehlt bei einer nach Monaten bestimmten Frist in dem letzten Monate der für ihren Ablauf maßgebende Tag, so endigt die Frist mit dem Abläufe des letzten Tages dieses Monats (§ 188 BGB).

§ 65.

3. Unter einem halben Jahre wird eine Frist von sechs Monaten, unter einem Vierteljahre eine Frist von drei Monaten, unter einem halben Monat eine Frist von fünfzehn Tagen verstanden. Ist eine Frist auf einen oder mehrere ganze Monate und einen halben Monat gestellt, so sind die fünfzehn Tage zuletzt zu zählen (§ 189 BGB). Die Bedeutung des Ausdrucks „acht Tage" (ob als volle acht Tage oder nur als eine Woche zu rechnen) unterliegt freier Aus­ legung im Gebiete des BGB. Das HGB aber bestimmt in 8 359 Abs. 2, daß unter einer Frist von acht Tagen im Zweifel

volle acht Tage zu verstehen seien.

VIII. Fristen und Termine. — IX. Verjährung.

27

4. Wird eine, sei es im Laufe befindliche oder bereits abgelaufene 8 66. Frist verlängert, so wird die neue Frist von dem Ablaufe der vorigen Frist an berechnet (§ 190 BGB). 5. Ist ein Zeitraum nach Monaten oder nach Jahren in dem 8 67. Sinne bestimmt, daß er nicht zusammenhängend zu verlaufen braucht, so wird der Monat zu dreißig, das Jahr zu dreihundertfünfundsechzig Tagen gerechnet (§ 190 BGB). 6. Unter Anfang des Monats wird der erste, unter Mitte des 8 68. Monats der fünfzehnte, unter Ende des Monats der letzte Tag des Monats verstanden (§ 191 BGB). Ist bei Handelsgeschäften als Zeit der Leistung das Frühjahr oder der Herbst oder ein in ähnlicher Weise bestimmter Zeitpunkt vereinbart, so entscheidet im Zweifel der Handelsgebrauch des Ortes der Leistung (§ 359 Abs. 1 HGB). 7. Ist an einem bestimmten Tage oder innerhalb einer Frist 8 69. eine Willenserklärung abzugeben oder eine Leistung zu bewirken und fällt der bestimmte Tag oder der letzte Tag der Frist auf einen Sonntag oder einen am Erklärungs- oder Leistungsorte staatlich an­ erkannten allgemeinen Feiertag, so tritt an die Stelle des Sonntags oder Feiertags der nächstfolgende Werktag (§ 193 BGB).

IX.

Verjährung.

1. Die Verjährung (von welcher die Ausschließung von Hand- § 70. hingen — z. B. Anfechtung, Widerruf, Wiederkauf, Vorkauf -- wegen Zeitablaufs zu unterscheiden ist) ist das Erlöschen eines Rechts durch unbenützten Ablauf einer bestimmten Zeit. Nicht alle Rechte unter­

liegen der Verjährung, sondern nur Ansprüche. Der Anspruch ist das Recht, von einem Anderen ein Thun oder Unterlassen zu ver­ langen. Jedoch auch nicht alle Ansprüche sind verjährbar. Der

Verjährung unterliegen nicht Ansprüche aus familienrechtlichen Ver­ hältnissen, insoweit sie auf die Herstellung eines dem Verhältniß ent­ sprechenden Zustandes für die Zukunft gerichtet sind (§ 194 BGB), der Anspruch auf Aufhebung der Gemeinschaft einschl. der Erben­ gemeinschaft (§§ 758, 2042 BGB), auf Berichtigung des Grund­ buchs (§§ 894—898 BGB), die Ansprüche aus eingetragenen Rechten (§ 902 BGB) — mit einer Ausnahme: der Anspruch auf Beseitigung einer Dienstbarkeits-Anlage, durch die eine andere an demselben Grundstücke bestehende Dienstbarkeit beeinträchtigt wird, verjährt in 30 Jahren, auch wenn die Dienstbarkeit in das Grund­ buch eingetragen ist (§ 1028 BGB) — endlich gewisse Ansprüche aus dem Nachbarrechte (§ 924 BGB).

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Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

2. Die Wirkung der Verjährung besteht darin, daß nach ihrer Vollendung der Verpflichtete berechtigt ist, die Leistung zu verweigern. Jedoch können die zur Befriedigung eines verjährten Anspruchs ge­ machten Leistungen und Sicherheitsleistungen des Verpflichteten nicht zurückgefordert, vertragsmäßige Anerkenntnisse nicht widerrufen werden, selbst wenn sie in Unkenntniß der Verjährung erfolgt sind. Auch hindert die Verjährung eines Anspruchs, für den eine Hypothek oder ein Pfandrecht besteht, abgesehen von den Ansprüchen auf Rück­ stände von Zinsen oder anderen wiederkehrenden Leistungen, nicht, die Befriedigung aus dem verhafteten Gegenstände zu suchen. Die Rückübertragung eines zur Sicherung eines Anspruchs übertragenen Rechts kann auf Grund der Verjährung des Anspruchs nicht ge­ fordert werden. Mit dem Hauptanspruch zugleich verjährt der An­ spruch auf die von ihm abhängigen Nebenleistungen, auch wenn die für sie geltende besondere Verjährungsfrist noch nicht abgelaufen ist (§§ 222—224 BGB). § 72. 3. Die Verjährung beginnt mit der Entstehung des Anspruchs. Demnach sind an Kündigung gebundene Ansprüche erst von der Er­ klärung der Kündigung oder dem Ablauf der Kündigungsfrist an ver­ jährbar. Entsteht der Anspruch dadurch, daß ein Rechtsgeschäft durch Anfechtung für nichtig erklärt wird, so wird für die Verjährungsfrist diejenige Zeit eingerechnet, von deren Beginn an die Anfechtungsklage erhoben werden konnte, wofern nicht die Anfechtung ein Familienrechtsverhältniß betrifft (§§ 198—200 BGB). Besondere Be­ stimmungen gelten für den Beginn der zwei- und vierjährigen Ver­ jährungsfrist — vgl. § 80 —. 8 73. 4. a) Eine Hemmung der Verjährung, welche bewirkt, daß der Zeitraum ihrer Dauer nicht in die Verjährungsfrist eingerechnet wird, besteht, so lange der Verpflichtete zur Weigerung der Leistung, z. B. wegen Stundung, berechtigt ist, wenn der Berechtigte wegen Stillstand der Rechtspflege oder durch höhere Gewalt innerhalb der letzten sechs Monate der Verjährungsfrist an der Rechtsverfolgung verhindert war, für Ansprüche zwischen Ehegatten während der Ehe, zwischen Eltern und Kindern während der Minderjährigkeit dieser und zwischen Vor­

§ 71.

mund und Mündel während der Dauer der Vormundschaft (§§ 202 bis 205 BGB). § 74. b) Hinausgeschoben wird die Vollendung der Verjährung um

sechs Monatei «) bei einer gegen geschäftsunfähige oder in ihrer Geschäfts­ fähigkeit beschränkte Personen ohne gesetzlichen Vertreter laufenden

IX. Verjährung.

29

Verjährung bis nach dem Zeitpunkte, in welchem die Person geschäfts­ fähig wird oder der Mangel der Vertretung wegfällt (§ 206 BGB): ß) bei einem Anspruch, der zu einem Nachlaß gehört oder sich gegen diesen richtet, bis nach dem Zeitpunkt, in welchem die Erbschaft vom Erben angenommen, der Konkurs über den Nachlaß eröffnet ist oder von welchem an der Anspruch von oder gegen einen Vertreter des Nachlasses geltend gemacht werden kann (§ 207 BGB). In beiden Fällen wird eine Verjährungsfrist, die kürzer als sechs Monate ist, auf sechs Monate erstreckt. 5. Eine Unterbrechung der Verjährung, deren Wirkung darni § 75. besteht, daß die bis zur Unterbrechung verstrichene Zeit nicht in An­ rechnung kommt und erst von der Beendigung der Unterbrechung an eine neue Verjährung beginnt, tritt ein: a) durch Anerkennung der Verbindlichkeit seitens des Schuldners, sei es ausdrückliche, sei es stillschweigende, insbesondere durch Ab­ schlagszahlung, Zinszahlung, Sicherheitsleistung (§ 208 BGB); b) durch Erhebung der Klage auf Befriedigung oder auf Fest­ stellung des Anspruchs, auf Ertheilung der Vollstreckungsklausel oder Erlassung des Vollstreckungsurtheils. Der Erhebung der Klage steht gleich: a) die Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren; ß) die Anmeldung des Anspruchs im Konkurse; /) die Geltendmachung der Aufrechnung des Anspruchs im Prozesse; ck) die Streitverkündigung in dem Prozesse, von dessen Aus­ gange der Anspruch abhängt; r) die Vornahme einer Vollstreckungshandlung und, soweit die Zwangsvollstreckung den Gerichten oder anderen Behörden zugewiesen ist, also insbesondere bei der Zwangsvollstreckung in Forderungen und in Grundstücke die Stellung des Antrages auf Zwangsvollstreckung (§ 209 BGB). 6. a) Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt in Ueberein- 8 76. stimmung mit dem ALR und dem gemeinen Recht 30 Jahre (§195 BGB). Daneben aber giebt es kürzere Verjährungsfristen von verschie­ dener Dauer: von 6 Wochen (Anspruch auf Wandlung oder Schadensersatz bei der Gewährleistung wegen Viehmängel — § 490 BGB); von 3 Monaten (Ansprüche des Prinzipais, Gesellschafters, der Kommanditgesellschaft auf Aktien gegen den Handlungsgehilfen, Ge-

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Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Agemeiner Theil.

sellschafter, persönlich haftenden Gesellschafter, die ohne Einwilligung des Prinzipals ein Handelsgewerbe betreiben oder Geschäfte für eigene oder fremde Rechnung machen, wenn dies dem Prinzipal rc. bekannt ist — §§ 61, 113, 326 HGB —) — vgl. unten unter

5 Jahren; von 6 Monaten (1. Anspruch auf Wandelung, Minderung oder Schadensersatz aus der Gewährleistung wegen beweglicher Sachen — § 477 —, 2. Ersatzansprüche des Bermiethers und Miethers — § 558 —, 3. Ersatzansprüche des Verleihers und Entleihers — § 606 —, 4. Ansprüche des Bestellers aus dem Werkvertrag betreffs beweglicher Sachen — § 638 —, 5. Ersatzansprüche des Eigenthümers gegen den Nießbraucher und dieses gegen jenen — § 1057 —, 6. Ersatzansprüche des Verpfänders und des Pfandgläubigers beim Pfandrecht an beweglichen Sachen — § 1226 BGB); von einem Jahr (1. Anspruch auf Wandelung, Minderung oder Schadensersatz aus der Gewährleistung wegen Grundstücke — § 477 —, 2. Ansprüche des Bestellers aus dem Werkverträge betreffs Arbeiten an einem Grundstücke — § 638 —, 3. Anspruch der Tochter auf Aussteuer — § 1623 BGB —, 4. Ansprüche gegen den Spediteur, Lagerhalter, Frachtführer wegen Verlustes, Minderung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Gutes — § 414, 423, 439 HGB —); von zwei Jahren (1. Anspruch aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber nach der Vorlegung zur Einlösung oder gerichtlichen Geltendmachung — § 801 —, 2. Ansprüche aus dem Bruch des Verlöbnisses — § 1302 BGB) — vgl. unter b § 78 —; von drei Jahren (1. Anspruch des Anweisungsempfängers gegen den Angewiesenen — § 786 —, 2. Anspruch auf Ersatz des aus einer unerlaubten Handlung entstandenen Schadens — § 852 —, 3. Anspruch des Vertragserben auf Herausgabe eines vom Erblaffer in der Absicht seiner Beeinträchtigung gemachten Schenkung — § 2287 —, 4. der Pflichttheilsanspruch — § 2332 BGB); von vier Jahren (1. Vorlegungsfrist der Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheine bei Schuldverschreibungen auf den Inhaber — § 801 Abs. 2 —, 2. Anspruch der unehelichen Mutter auf Sechswochenbett- rc. Kosten — § 1715 BGB) — vgl. unter b § 79 -; von fünf Jahren (1. Ansprüche des Bestellers aus dem Werk­ verträge betreffs eines Bauwerks — § 638 BGB —, 2. die An­ sprüche der Gläubiger gegen den früheren Inhaber eines auf einem Anderen übertragenen Handelsgeschäfts — § 26 HGB —, 3. An-

IX.

Verjährung.

31

spräche des Prinzipals, des Gesellschafters und der Kommanditgesell­ schaft gegen den Handlungsgehilfen, Gesellschafter, persönlich haftenden Gesellschafter, der ohne Einwilligung des Prinzipals ein Handels­ gewerbe betreibt oder Geschäfte für eigene oder fremder Rechnung macht — §§ 61, 113, 326 HGB — svgl. oben unter 3 Monatens 4. die Ansprüche gegen einen Gesellschafter aus den Verbindlichkeiten der Gesellschaft — § 159 HGB —, 5. die Ansprüche der Aktien­ gesellschaft gegen die Gründer, Emissionshäuser sowie gegen den Aufsichtsrath — §§ 206, 249 HGB —). Die ungewöhnliche und unvordenkliche Verjährung des ALR (I 9 §§ 629 ff) und des gemeinen Rechts ist dem BGB fremd. Im Wege rechtsgeschäftlicher Festsetzung kann die Verjährungsfrist zwar abgekürzt, aber, abweichend vom ALR (I 9 §§ 565 ff), nur ausnahmsweise (§§ 477, 638 BGB) verlängert werden (§ 225 BGB). b) Für eine große Anzahl von Ansprüchen aus Geschäften des § 77. täglichen Verkehrs ist in Uebereinstimmung mit dem geltenden Rechte (Preuß. Gesetz vom 31. März 1838), wenn auch bezüglich einzelner Forderungsklasfen abweichend, eine Verjährungsfrist von 2 und 4 Jahren besttmmt (§§ 196, 197 BGB). Für diese kurze Verjährung gelten, abgesehen von der Dauer der Frist, besondere Vorschriften auch über den Beginn des Laufes der Frist — § 80 —.

a) In zwei Jahren verjähren Ansprüche: 1. der Kaufleute, Fabrikanten, Handwerker und Kunstgewerbe- § 78. treibenden für Lieferung von Waaren, Ausführung von Arbeiten und Besorgung fremder Geschäfte, einschließlich ihrer Auslagen, es sei denn, daß die Leistung für den Gewerbebetrieb des Schuldners erfolgt (in welchem Falle die Verjährung von vier Jahren eintritt — § 79 —);

2. der Land- und Forstwirthe für Lieferung von land- und forstwirthschaftlichen Erzeugnissen, sofern sie für den Haushalt des Schuldners erfolgten; bei Lieferung zu anderen Zwecken tritt die Verjährung von vier Jahren ein — § 79 —; 3. der Eisenbahn - Unternehmungen, Frachtfuhrleute, Schiffer, Lohnkutscher und Boten wegen des Fahrgeldes, der Fracht, des Fuhrund Botenlohnes, mit Einschluß der Auslagen; 4. der Gastwirthe und derjenigen, welche Speisen oder Getränke gewerbsmäßig verabreichen (Speise- und Schankwirthe), für Gewährung von Wohnung und Beköstigung, sowie für andere, den Gästen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse gewährten Leistungen mit Einschluß der Auslagen;

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Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

5. derjenigen, welche Lotterieloose vertreiben, aus dem Vertriebe der Loose, es sei denn, daß die Loose zum Weitervertriebe geliefert werden (in welchem Falle die Verjährung von vier Jahren eintritt - § 79 -); 6. derjenigen, welche bewegliche Sachen gewerbsmäßig vermiethen, wegen des Miethzinses; 7. derjenigen, welche, ohne zu den in Nr. 1 bezeichneten Personen zu gehören, die Besorgung fremder Geschäfte oder die Leistung von Diensten gewerbsmäßig betreiben, wegen der ihnen aus dem Gewerbe­ betriebe gebührenden Vergütungen mit Einschluß der Auslagenr 8. derjenigen, welche im Privatdienste stehen, wegen des Gehalts, Lohnes oder anderer Dienstbezüge mit Einschluß der Auslagen, sowie der Dienstberechtigten, wegen der auf solche Ansprüche geleisteten Vorschüsse; 9. der gewerblichen Arbeiter — Gesellen, Gehilfen, Lehrlinge, Fabrikarbeiter, — der Tagelöhner und Handarbeiter wegen des Lohnes und anderer an Stelle oder als Theil des Lohnes verein­ barter Leistungen, mit Einschluß der Auslagen, sowie der Arbeitgeber wegen der auf solche Ansprüche gewährten Vorschüsse; 10. der Lehrherren und Lehrmeister wegen des Lehrgeldes und anderer im Lehrvertrage vereinbarter Leistungen, sowie wegen der für die Lehrlinge bestrittenen Auslagen; 11. der öffentlichen Anstalten, welche dem Unterrichte, der Er­ ziehung, Berpfiegung oder Heilung dienen, sowie der Inhaber von Privatanstalten solcher Art für Gewährung von Unterricht, Ver­ pflegung oder Heilung und für damit zusammenhängende Auf­ wendungen; 12. derjenigen, welche Personen zur Verpflegung oder Erziehung aufnehmen, für Leistungen und Aufwendungen der in Nr. 11 be­ zeichneten Art; 13. der öffentlichen Lehrer und der Privatlehrer wegen ihrer Honorare, die Ansprüche der öffentlichen Lehrer jedoch nicht, wenn sie auf Grund besonderer Einrichtungen gestundet sind; 14. der Aerzte, insbesondere auch der Wundärzte, Geburtshelfer, Zahnärzte und Thierärzte, sowie der Hebammen für ihre Dienst­

leistungen mit Einschluß der Auslagen; 15. der Rechtsanwälte, Notare und Gerichtsvollzieher, sowie aller Personen, die zur Besorgung gewisser Geschäfte öffentlich bestellt oder zugelassen sind (vgl. § 36 der Gewerbeordnung) wegen ihrer Gebühren und Auslagen, soweit nicht diese zur Staatskasse fließen;

X. Ausübung der Rechte.

Selbstverwaltung.

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Selbsthülfe.

16. der Parteien wegen der ihren Rechtsanwälten" geleisteten Vorschüsse; 17. der Zeugen und Sachverständigen wegen ihrer Gebühren und Auslagen. Die Ausschlußfrist (drei Monate) der Gebühren­ ordnung für Zeugen und Sachverständigen vom 30. Juni 1878 § 16 Satz 2 wird nach § 32 Einf.-Ges. z. BGB durch diese Bestimmung nicht berührt. ß) In vier Jahren verjähren 1. Kapitalzinsen und die dazu § 79. geschlagenen Amortisationsquoten, 2. Miethzinse, soweit nicht Ziffer a 6 Platz greift, 3. Pachtzinse, 4. Renten, 5. Auszugsleistungen, 6. Besoldungen, 7. Wartegelder, 8. Ruhegehalt, 9. Unterhaltsbeiträge, 10. andere regelmäßig wiederkehrende Leistungen, 11. die Forde­ rungen Ziffer a 1, 2, 5, soweit sie nicht in zwei Jahren verjähren. /) Die Verjährung beginnt in diesen Fällen nicht wie sonst — vgl. § 80. 8 72 — mir der Entstehung des Anspruchs, sondern die kurzen Verjährungsfristen laufen erst von dem Schlüsse (31. Dezember) des Jahres, in welchem der Anspruch klagbar geworden ist (§ 201 BGB). c) Die dreißigjährige Verjährungsfrist gilt auch für solche An- § 81. sprüche, die sonst in kürzerer Zeit verjähren würden, dann, wenn über sie ein rechtskräftiges Urtheil, ein vollstreckbarer Vergleich, eine voll­ streckbare Urkunde vorliegen, oder wenn sie durch Feststellung im Konkursverfahren vollstreckbar geworden sind. Es bewendet jedoch bei der kürzeren Verjährungsfrist, soweit sich die Feststellung auf regelmäßig wiederkehrende, erst künftig fällig werdende Leistungen (vgl. § 231a CPO) bezieht (§ 218 BGB).

X. Ausübung der Rechte.

Selbstvertheidigung.

Selbsthülfe.

1. Es ist bereits oben —§44— bei der Behandlung der Willenserklärung, um den Geist des BGB zu hervorgehoben, wie das BGB von dem Prinzip beherrscht werde. An dieses Prinzip der Billigkeit,

der Auslegung § 82. charakterisiren, der Billigkeit den Ausschluß

der Härten der strengen Rechtslogik, reiht sich, mit ihm nahe ver­ wandt, ein anderes, nämlich die Beschränkung der Rechtsausübung auf das eigene Interesse. Dem BGB ist Recht das rechtlich ge­ schützte Interesse. So wie es kein starres Recht in der Gesetzesaus­ legung will, so giebt es dem Einzelnen das subjektive Recht nicht zum beliebigen Gebrauch. Das besagt der § 226 BGB: Die Ausübung eines Rechts ist unzulässig, wenn sie nur den Zweck haben kann, einem Andern Schaden zuzufügen. Die Geltung dieses sog. Chikaneverbots ist für das gemeine Recht nicht unbestritten; das ALR Fidler, Leitfaden durch das BGB.

3

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8 83.

8 84.

8 85.

8 86.

Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

kennt es in mehreren Anwendungsfällen (vgl. I 6 § 37z I 8 §§ 27, 28), ohne es jedoch, wie das BGB, als einen allgemein gültigen Grundsatz hinzustellen. 2. In einem geordneten Staatswesen, das sich den Rechtsschutz seiner Angehörigen zu einer seiner ersten Aufgaben gesetzt und zur Ausübung einer unparteiischen Rechtspflege Gerichte bestellt hat, muß zur Vermeidung von Ungerechtigkeiten und schrankenlosen Gewaltthätig­ keiten, des Krieges Aller gegen Alle, die Selbsthülfe verboten werden und die Staatshülfe an ihre Stelle treten. Das ist denn auch die grundsätzliche Regel. Aber selbst im bestgeleiteten Staatswesen können Fälle eintreten, wo zur Verhütung von Rechtsverletzungen die gericht­ liche Hülfe nicht angerufen oder gewährt werden kann, in denen daher das natürliche Recht des Selbstschutzes wieder auflebt. Das sind die Fälle der Nothwehr, der Selbstvertheidigung (Nothstand) und der Selbsthülfe. a) Nothwehr ist diejenige Vertheidigung, welche erforderlich ist, um einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff von sich oder einem Anderen abzuwenden. Handlungen der Nothwehr sind meist wider­ rechtlich (§ 227 BGB). b) Ein Nothstand liegt vor, wenn Jemand, der die Sache eines Anderen beschädigt oder zerstört, hierzu genöthigt wird, um eine durch sie ihm oder einem Anderen drohende Gefahr abzuwenden. Diese Selbstvertheidigung gegen Sachen ist nicht rechtswidrig, es sei denn, daß der Schaden, der dadurch verursacht wird, außer Verhältniß zu der Gefahr steht (§ 228 BGB). Inwiefern sich der Eigen­ thümer einer Sache diese Einwirkung gefallen lassen muß, wird in § 904 BGB — vgl unten § 270 — bestimmt. c) Selbsthülfe, d. i. die Wegnahme, Zerstörung oder Beschädigung einer Sache, die Festnahme eines der Flucht verdächtigen Verpflichteten oder Beseitigung des Widerstandes gegen eine Handlung, die der Widerstehende zu dulden hat, ist nur dann und soweit erlaubt, als obrigkeitliche Hülfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist — was ge­ gebenenfalls nachzuweisen ist — und die Gefahr besteht, daß ohne sofortiges Eingreifen die Verwirklichung des Anspruchs vereitelt oder wesentlich erschwert werde. Die durch die Selbsthülfe geschaffene Rechtslage ist eine einstweilige; sie muß sofort durch die erforderlichen Anträge im ordentlichen Verfahren (z. B. Erwirken des dinglichen oder persönlichen Arrestes) in eine gesetzliche verwandelt werden. Die Selbsthülfe darf nur soweit gehen, als zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist, und sie verpflichtet, falls objektiv ihre Voraussetzungen

XL Sich erheits leistung.

35

nicht vorliegen, selbst den gutgläubigen Ausüber zum Schadensersatz

227—231 BGB). d) Unberührt bleiben nach Art. 89 EG BGB die Bestimmungen § 87. des Preuß. Feld- und Forstpolizeigesetzes vom 1. April 1880. Danach ist die Selbsthülfe gestattet in der Form der (Privat-)Pfändung von Vieh, mit welchem Weidefrevel verübt, das über fremde Grund­ stücke getrieben ist und von den beim Betreten der letzteren benutzten Reit- und Zugtieren (§ 77 des Ges.). Die Pfändung muß auf der Stelle oder in unmittelbarer Verfolgung erfolgen. Die für Posten usw. hierin im Reichspost-Gesetz vom 28. Oktober 1871 § 18 gemachte Aus­ nahme bleibt ebenfalls in Kraft.

XL Sicherheitsleistung. 1. Das BGB schreibt an vielen Stellen vor, daß für die § 88. rechtmäßige und namentlich rechtzeitige Erfüllung einer Verbindlichkeit von dem Verpflichteten Sicherheit zu leisten sei. So bei der Liquidation eines Vereinsvermögens (§ 52 BGB), bei der Befreiung von einer noch nicht fälligen Verbindlichkeit (§ 257 BGB), bei der Wegnahme einer mit der Sache verbundenen Einrichtung (§ 158 BGB), behufs Abwendung der Ausübung eines Zurückbehaltungsrechts (§ 273 BGB), bei der Geltendmachung eines Pfandrechts (§ 562 BGB), der Pflicht zur Befreiung von der Bürgschaft (§ 775 BGB), behufs Sicherung einer Geldrente (§ 843 BGB) und eines Fruchtersatzanspruches gegen den Nießbraucher (§ 1039 BGB), bei gefahrdrohendem Ver­ halten desselben (§§ 1051, 1067 BGB), im Gebiete des Pfandrechts (§§ 1218, 1220 BGB), des gesetzlichen Güterrechts (§§ 1391 ff, 1418 BGB), der Ehescheidung (§ 1580 BGB), der elterlichen Gewalt des Vaters (§ 1670 BGB), der Vormundschaft (§§ 1786, 1844 BGB) und des Erbrechts (§§ 1986, 2128, 2217 BGB). Außer diesen Fällen der gesetzlichen Sicherheitsleistung kann auch rechtsgeschäftlich von den Betheiligten die Bestellung einer Sicherheit vereinbart werden (freiwillige Sicherheitsleistung).

Eine geleistete Sicherheit, die ohne Verschulden des Berechtigten unzureichend wird, ist zu ergänzen oder anderweitig zu ersetzen (§ 240 BGB). 2. Das BGB giebt Weise eine durch Gesetz leistung bewirkt werden für den Gerichtsschreiber

eingehende Vorschriften darüber, in welcher § 89. oder Rechtsgeschäft auferlegte Sicherheits­ kann. Die Kenntniß dieser Vorschriften ist um deswillen erforderlich, weil seiner (als

3*

36

Erster Theil: BGB.

Erstes Buch.

Allgemeiner Theil.

Rechnungsverständigen) Beurtheilung manchmal die Frage unterbreitet werden wird, ob eine Sicherheit den Bedingungen genügt.

8 90.

a) In erster Linie ist Realsicherheit zu leisten. Nur wenn der Verpflichtete (diese nicht leisten kann, ist Personalsicherheit d. h. die Stellung eines tauglichen Bürgen statthaft. Ein Bürge ist tauglich, wenn er aa) ein der Höhe der zu leistenden Sicherheit angemessenes Vermögen besitzt, bb) seinen allgemeinen Gerichtsstand im Jnlande hat und ec) bei der Bürgschaftserklärung auf die Einrede der Voraus­ klage verzichtet (§§ 232, 239 BGB). § 91. b) Die Sicherheitsleistung kann bewirkt werden: a) durch Hinterlegung — vgl. Theil II Buch VI — von baarem Geld oder Werthpapieren. Die Werthpapiere müssen auf den In­ haber lauten, einen Kurswerth haben und einer Gattung angehören, in der Mündelgeld angelegt werden kann — vgl. Theil II Buch IV Abschnitt 11 —; ihnen gleich stehen mit einem Blankoindossament ver­ sehene Ordrepapiere. Mit den Werthpapieren sind zugleich die Zins-, Renten-, Gewinnantheil- und Erneuerungsscheine zu hinterlegen. Mit Werthpapieren kann Sicherheit nur in Höhe von 8/< des Kurs­ werthes geleistet werden. Ein Umtausch derselben während der Hinterlegung in Geld oder andere geeignete Werthpapiere ist ge­ stattet (88 232, 234, 235 BGB); ß) durch Verpfändung von Forderungen, die in das Reichs­ schuldbuch (Ges. v. 31. Mai 1891 — RGBl S. 321 —) oder in das Staatsschuldbuch eines Bundesstaats (für Preußen Ges. v. 20. Juli 1883 — GS S. 120 — und 12. April 1886 — GS S. 124 —) einge­ tragen sind (§ 232 BGB); /) durch Verpfändung beweglicher Sachen, sofern sie nicht dem Verderb ausgesetzt und ihre Aufbewahrung nicht mit besonderen Schwierigkeiten verbunden ist; sie geben Sicherheit bis zu a/s des Schätzungswerthes (§§ 232, 237 BGB); J) durch Bestellung von Hypotheken an inländischen Grund­ stücken und r) durch Verpfändung von Forderungen, für die eine Hypothek an einem inländischen Grundstücke besteht oder durch Verpfändung von Grund- oder Rentenschulden an solchen Grundstücken. Zu d und t ; Eine Hypothekenforderung, eine Grundschuld oder Rentenschuld ist zur Sicherheitsleistung nur geeignet, wenn sie den Voraussetzungen entspricht, unter denen am Orte der Sicherheitsleistung Mündelgeld in Hypothekenforderungen, Grund- oder Rentenschulden angelegt werden darf (§ 238 BGB). Die Grundsätze zu bestimmen.

nach denen eine derartige Sicherheit einer Hypothek, Grund- oder Rentenschuld festzustellen ist, bleibt gemäß § 1807 Abs. 2 BGB den Landesgesetzen für die innerhalb ihres Geltungbereiches belegenen Grundstücke überlassen. Zur Zeit ist maßgebend § 39 PrBO, wo­ nach eine Hypothek oder Grundschuld für sicher zu erachten ist, wenn sie bei ländlichen Grundstücken innerhalb der ersten zwei Dritttheile des durch ritterschaftliche, landschaftliche, gerichtliche oder Steuertaxe, bei städtischen Grundstücken innerhalb der ersten Hälfte des durch Taxe einer öffentlichen Feuerversicherungs-Gesellschaft oder durch gerichtliche Taxe zu ermittelnden Werthes oder wenn sie innerhalb des fünfzehn­ fachen Betrages des Grundsteuer-Reinertrages der Liegenschaft zu stehen kommt.

Zweites Buch.

Wecht der Schnldverhältmsse. Dem Zwecke dieses Werkes entsprechend, wird es hier als unsere § 92. Aufgabe angesehen, die Begriffe des Rechts der Schuldverhältnisse soweit darzulegen, daß der Gerichtsschreiber der ihm obliegenden Pflicht, Klagen und sonstige Anträge der Parteien zu Protokoll zu nehmen, für die gewöhnlichen Rechtsfälle des täglichen Lebens, die in rechtlicher Beziehung besondere Schwierigkeiten nicht bieten, Genüge leisten kann. In allen schwierigeren und verwickelten Fällen, in denen Fragen zur Lösung stehen, die eine höhere juristische Bor- und Durch­ bildung voraussetzen, wird man den Gerichtsschreiber für berechtigt und im Interesse der Parteien für verpflichtet halten müssen, diese zur Verfolgung ihrer Ansprüche an einen Rechtsanwalt zu verweisen. Was die Art der Darstellung betrifft, so wird auf die Bemerkungen in § 8 verwiesen.

Die Darstellung verläßt das System des BGB, welches das zweite Buch in sieben Abschnitte zerlegt, mit den Ueberschriften: 1. Inhalt der Schuldoerhältnisse, 2. Schuldverhältnisse aus Ver­ trägen, 3. Erlöschen der Schuldverhältnisse, 4. Uebertragung der Forderung, 5. Schuldübernahme, 6. Mehrheit von Schuldnern und Gläubigern und 7. Einzelne Schuldverhältnisse. Wir fassen vielmehr die Abschnitte 1 bis 6 als allgemeinen Theil zusammen und heben daraus die für unseren Zweck besonders beachtenswerthen Materien heraus. Den besonderen Theil bildet der 7. Abschnitt, ergänzt durch die einschlägigen Bestimmungen aus dem HGB. Die einzelnen

nach denen eine derartige Sicherheit einer Hypothek, Grund- oder Rentenschuld festzustellen ist, bleibt gemäß § 1807 Abs. 2 BGB den Landesgesetzen für die innerhalb ihres Geltungbereiches belegenen Grundstücke überlassen. Zur Zeit ist maßgebend § 39 PrBO, wo­ nach eine Hypothek oder Grundschuld für sicher zu erachten ist, wenn sie bei ländlichen Grundstücken innerhalb der ersten zwei Dritttheile des durch ritterschaftliche, landschaftliche, gerichtliche oder Steuertaxe, bei städtischen Grundstücken innerhalb der ersten Hälfte des durch Taxe einer öffentlichen Feuerversicherungs-Gesellschaft oder durch gerichtliche Taxe zu ermittelnden Werthes oder wenn sie innerhalb des fünfzehn­ fachen Betrages des Grundsteuer-Reinertrages der Liegenschaft zu stehen kommt.

Zweites Buch.

Wecht der Schnldverhältmsse. Dem Zwecke dieses Werkes entsprechend, wird es hier als unsere § 92. Aufgabe angesehen, die Begriffe des Rechts der Schuldverhältnisse soweit darzulegen, daß der Gerichtsschreiber der ihm obliegenden Pflicht, Klagen und sonstige Anträge der Parteien zu Protokoll zu nehmen, für die gewöhnlichen Rechtsfälle des täglichen Lebens, die in rechtlicher Beziehung besondere Schwierigkeiten nicht bieten, Genüge leisten kann. In allen schwierigeren und verwickelten Fällen, in denen Fragen zur Lösung stehen, die eine höhere juristische Bor- und Durch­ bildung voraussetzen, wird man den Gerichtsschreiber für berechtigt und im Interesse der Parteien für verpflichtet halten müssen, diese zur Verfolgung ihrer Ansprüche an einen Rechtsanwalt zu verweisen. Was die Art der Darstellung betrifft, so wird auf die Bemerkungen in § 8 verwiesen.

Die Darstellung verläßt das System des BGB, welches das zweite Buch in sieben Abschnitte zerlegt, mit den Ueberschriften: 1. Inhalt der Schuldoerhältnisse, 2. Schuldverhältnisse aus Ver­ trägen, 3. Erlöschen der Schuldverhältnisse, 4. Uebertragung der Forderung, 5. Schuldübernahme, 6. Mehrheit von Schuldnern und Gläubigern und 7. Einzelne Schuldverhältnisse. Wir fassen vielmehr die Abschnitte 1 bis 6 als allgemeinen Theil zusammen und heben daraus die für unseren Zweck besonders beachtenswerthen Materien heraus. Den besonderen Theil bildet der 7. Abschnitt, ergänzt durch die einschlägigen Bestimmungen aus dem HGB. Die einzelnen

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

Schuldverhältnisse werden soweit erörtert, oben angeführten Zweck nothwendig ist.

als ihre Kenntniß für den

Zu bemerken ist hier noch, daß das Recht der Schuldverhältnisse unter dem Zeichen „Treu und Glauben" steht — vgl. §§ 44, 82

A.

Allgemeiner Theil.

I. Zinsen. — Abzahlungsgeschäft. 8 93.

1. Die Verpflichtung zur Entrichtung von Zinsen beruht entweder auf einer gesetzlichen Bestimmung oder einem Rechtsgeschäfte. In beiden Fällen beträgt der Zinsfuß vier vom Hundert, bei Handels­ geschäften fünf vom Hundert, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist — vgl. Ziff. 3 — (§ 246 BGB, § 352 HGB). Der gesetzliche Zinsfuß betrug früher fünf (ALN I 11 8 830) und sechs (altes HGB Art. 287) Prozent.

8 94.

2. Jede Geldschuld ist von dem Tage an, an welchem sich der Schuldner im Verzüge befindet, zu verzinsen. Dieselbe Folge hat der Eintritt der Rechtshängigkeit; nur wenn die Fälligkeit der Schuld erst nach der Rechtshängigkeit eintritt, ist erstere maßgebend (§§ 288, 291 BGB).

Kaufleute unter einander sind berechtigt, für ihre Forderungen aus beiderseitigen Handelsgeschäften vom Tage der Fälligkeit an Zinsen zu fordern (§ 353 HGB).

Eine bestehende Zinspflicht wird unterbrochen: a) während des Annahmeverzuges des Gläubigers (§ 301 BGB), b) durch Hinterlegung der geschuldeten Geldsumme während der Dauer der Hinterlegung (§ 379 BGB).

8 95.

3. Die Bestimmung der Höhe des Zinsfußes bei Rechtsgeschäften unterliegt der freien Vereinbarung der Betheiligten. Der Grundsatz erleidet aber Einschränkungen: a) die Vereinbarung von Wucherzinsen ist, als gegen die guten Sitten verstoßend, nichtig (§ 138 Abs. 2 BGB); b) ist ein höherer Zinsfuß als sechs vom Hundert vereinbart, so kann der Schuldner nach Ablauf von sechs Monaten das Kapital, unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten, kündigen, wenn es sich nicht um Schuldverschreibungen auf den Inhaber handelt. Das Kündigungsrecht kann nicht durch Vertrag ausgeschlossen oder beschränkt werden (§ 247 BGB). Diese Vorschriften gelten auch für Schulden der Kaufleute, da die entgegenstehende Bestimmung des

I. Zinsen. — Abzahlungsgeschäft.

39

§ 2 Abs. 3 des Gesetzes vom 14. November 1867 (zu vgl. Art. 292 Abs. 2 des alten HGB) in das HGB nicht ausgenommen ist.

4. Die im Voraus getroffene Vereinbarung von Zinseszinsen ist § 96. nichtig; ebensowenig dürfen von Zinsen Verzugszinsen berechnet werden (§§ 248 Abs. 1, 289 BGB). Eine Ausnahme gilt: a) bezüglich der Sparkassen, Kreditanstalten und Bankgeschäfte. Diese können sich im Voraus verpflichten, nicht erhobene Zinsen von Einlagen als verzinsliches Kapital zu behandeln. Ferner ist es zulässig, daß Kreditanstalten, welche berechtigt sind, für die von ihnen ge­ gebenen Darlehen Jnhaberschuldverschreibungen auszugeben, die Ver­ zinsung rückständiger Zinsen solcher Darlehen im Voraus sich ver­ sprechen lassen (§ 248 Abs. 2 BGB). b) Kaufleute, die in laufender Rechnung (Kontokorrent) stehen, können von dem beim Rechnungsabschluß sich ergebenden Ueberschuß von dem Tage des Abschlusses Zinsen verlangen, auch soweit in der Rechnung Zinsen enthalten sind (§ 355 HGB).

5. Während das Reichsgesetz betreffend die vertragsmäßigen § 97. Zinsen vom 14. November 1867 durch die Bestimmungen unter 3d) er­ setzt ist (vgl. Art. 39 EG BGB), bleibt das Reichswuchergesetz vom 24. Mai 1880 (RGBl S. 109) nebst dem Ergänzungsgesetz vom 19. Juni 1893 (RGBl S. 197) und das Reichsgesetz, betreffend die Abzahlungsgeschäfte vom 16. Mai 1894 (RGBl S. 450) in Kraft. Letzteres Gesetz bestimmt: Hat bei dem Verkaufe einer dem Käufer über­ gebenen beweglichen Sache, deren Kaufpreis in Theilzahlungen be­ richtigt werden soll, der Verkäufer sich das Recht vorbehalten, wegen Nichterfüllung der dem Käufer obliegenden Verpflichtungen von dem Vertrage zurückzutreten oder die Auflösung des Vertrages zu verlangen, so ist im Falle dieses Rücktritts, sowie in dem Falle, daß der Verkäufer auf Grund des ihm vorbehaltenen Eigenthums die verkaufte Sache wieder an sich genommen hat, jeder Theil ver­ pflichtet, dem anderen Zug um Zug die empfangenen Leistungen zurück zu gewähren. Der Käufer hat dem Verkäufer für die in Folge des Vertrages gemachten Aufwendungen, sowie von ihm verschuldeten

oder zu vertretenden Beschädigungen der Sache Ersatz zu leisten. Für die Ueberlassung des Gebrauchs oder der Benutzung ist deren Werth zu vergüten, wobei auf die inzwischen eingetretene Werthminderung der Sache Rücksicht zu nehmen ist. Eine entgegenstehende Vereinbarung, insbesondere die vor Ausübung des Rücktrittsrecht erfolgte vertrags­ mäßige Festsetzung einer höheren Vergütung ist nichtig.

40

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

Eine von dem Käufer verwirkte Vertragsstrafe ist im Falle des Uebermaßes auf seinen Antrag durch Urtheil auf den angemessenen Betrag herabzusetzen. Die Abrede, daß bei Nichterfüllung der dem Käufer obliegenden Verpflichtungen die Restschuld fällig werden solle, kann rechtsgültig nur für den Fall getroffen werden, daß der Käufer mit mindestens zwei auf einander folgenden Theilzahlungen ganz oder theilweise im Verzüge ist und dieser Betrag mindestens dem zehnten Theile des Kaufpreises der Sache gleichkommt. Keine An­ wendung finden die Bestimmungen des Gesetzes, wenn der Empfänger der Waare als Kaufmann in das Handelsregister eingetragen ist. 11. Schadensersatz.

Ersatz von Anfwendnngen Einrichtung.

und Wegnahme einer

1. a) Die Verbindlichkeit zum Schadensersatz setzt regelmäßig ein Verschulden voraus, wodurch ein Vermögensschaden entstanden ist; letzterer kann sowohl in der Minderung des bereits vorhandenen Ver­ mögens als auch in der Vereitelung eines Neuerwerbes, der nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten war, bestehen (§ 252 BGB). Der Beweis des ursächlichen Zusammenhangs zwischen der Hand­ lung des in Anspruch Genommenen und dem enstandenen Schaden hat der Beschädigte zu führen. Liegt kein Vermögensschaden vor, so ist nur ausnahmsweise auf Grund besonderer gesetzlicher Be­ stimmung eine billige Entschädigung in Geld zu gewähren, z. B. bei der Körperverletzung, sowie im Falle der Freiheitsentziehung und gewisser sittlicher Vergehen gegen Frauenspersonen —vgl. unten §257—. 8 99. b) Ein zum Schadensersatz verpflichtendes Verschulden in Hinsicht auf ein bestehendes Schuldverhältniß liegt vor, wenn Jemand seinen bezüglichen Verpflichtungen vorsätzlich oder fahrlässiger Weise nicht nachgekommen ist. Fahrlässig handelt der Schuldner, wenn er in seinem Verhalten gegenüber dem Gläubiger die Sorgfalt außer Acht läßt, welche die Verkehrssitte erfordert. Man unterscheidet grobe und geringe Fahrlässigkeit. Grundsätzlich ist jede Fahrlässigkeit zu vertreten (§ 276 BGB). Jedoch beschränkt das Gesetz die Haftung auf grobfahrlässiges Handeln für den Schuldner bei Annahmeverzug des Gläubigers (§ 300 BGB), den Schenker (§ 527 BGB), den Verleiher (§ 599 BGB), den Geschäftsführer bei Abwendung drohender dringender Gefahr (§ 680 BGB) und den Finder (§ 968 BGB). Auch soweit Jemand nur für diejenige Sorgfalt die er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt, einzustehen hat, 8 98.

wie der unentgeltlich Verwahrende (§ 690 BGB), der Gesellschafter (§ 708 BGB), die Ehegatten unter einander (§ 1359 BGB), die Eltern den Kindern gegenüber (§§ 1664, 1686 BGB), haftet er nur für grobe Fahrlässigkeit (§ 277 BGB). Diese Vorschriften gelten auch für Handelsgeschäfte (§ 347 Abs. 2 HGB). — Die Haftung wegen Fahrlässigkeit kann durch Vereinbarung ausgeschlossen werden; die Haftung wegen Vorsatzes aber kann dem Schuldner nicht im Voraus erlassen werden (§ 276 BGB). c) Obschon unzurechnungsfähige Personen, Kinder sowie in be- 8100. schränktem Maße Minderjährige zwischen 7 und 18 Jahren und Taubstumme für ihre Handlungen nicht verantwortlich sind, so sind sie doch insoweit zum Schadensersatz verpflichtet, als die Billigkeit eine Schadloshaltung fordert — vgl. oben § 17 — (§§ 827—829 BGB). Ebenso haftet der Besitzer eines Thieres ohne Rücksicht auf ein Ver­ schulden für den Schaden, den dasselbe an Menschen oder Sachen anrichtet (§ 833 BGB). d) tt) Schließlich kennt das Gesetz gewisse Fälle, in denen Jemand 8 101.

nicht nur für seine eigenen Handlungen, sondern auch für die eines Anderen schadensersatzpflichtig ist. So hat namentlich ein Schuldner das Verschulden seines gesetzlichen Vertreters und derjenigen Personen, deren er sich zur Erfüllung seiner Verbindlichkeit bedient, in demselben Maße wie eigenes Verschulden zu vertreten (§ 278 BGB). ß) Nach Art. 105 und 106 EG BGB bleiben unberührt die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen der Unternehmer eines Eisenbahnbetriebs oder eines anderen mit gemeiner Gefahr verbundenen Betriebs für den aus dem Betriebe entstehenden Schaden, im weiteren Umfange als nach dem BGB haftet, sowie die, nach welchen, wenn ein dem öffentlichen Gebrauche dienendes Grundstück zu einer Anlage oder zu einem Betriebe benutzt werden darf, der Unternehmer der Anlage oder des Betriebes für den Schaden verantwortlich ist, der bei dem öffentlichen Gebrauche des Grundstücks durch die Anlage oder den Betrieb verursacht wird (zu vgl. Preußisches Eisenbahngesetz v. 3. November 1838 und Ges. vom 3. Mai 1869). 2. Gegenstand der Ersatzpflicht ist im Allgemeinen die Wiederher- § 102.

stellung des früheren Zustandes, so zwar, daß der Ersatzpflichtige das Recht hat, auf diese Weise sein schadenbringendes Verhalten wieder gut zu machen (§ 249 BGB). Entgangener Gewinn ist zu ersetzen, soweit er wahrscheinlich war. Bei der Feststellung der Wahrscheinlich­ keit ist der gewöhnliche Lauf der Dinge zu unterstellen unter Berück­ sichtigung jedoch der Umstände des einzelnen Falles (besondere Vor-

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

kehrungen). Eine Abstufung nach den Graden des Verschuldens wie im ALR findet nicht statt. Dieser Grundsatz erleidet mehr­ fache Einschränkungen und Aenderungen (zu vgl. §§ 251 ff, 122, 179, 288, 289, 292 BGB). Zu beachten sind folgende Punkte: a) Besteht der Schaden darin, daß eine Person verletzt oder eine Sache beschädigt ist, so hat der Gläubiger die Wahl, die Wiederher­ stellung oder den dazu erforderlichen Geldbetrag zu verlangen (§ 249 Satz 2 BGB). b) Gläubiger und Schuldner sind auf die Forderung bezw. Leistung eines Geldbetrages beschränkt, wenn die Wiederherstellung nicht möglich oder kein voller Ersatz ist (§ 251 Abs. 1 BGB). c) Der Ersatzpflichtige hat die Wahl zwischen Wiederherstellung und Geldbetrag, wenn die Kosten jener für ihn unverhältnißmäßig große wären (§ 251 Abs. 2 BGB). d) In allen Fällen hat der Gläubiger das Recht, den Ersatz in Geld zu verlangen, wenn er dem Ersatzpflichtigen unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Herstellung erklärt hat, daß er nach Ablauf die Annahme der Herstellung ablehne (§ 250 BGB). e) Mitwirkendes Verschulden des Beschädigten beschränkt je nach den Umständen die Schadensersatzpflicht oder hebt sie sogar auf § 254 BGB).

8 103.

3. Verwandt mit den Ansprüchen auf Schadensersatz sind die Forderungen auf Ersatz von Aufwendungen und die Wegnahme einer Einrichtung. a) Zum Ersätze von Aufwendungen sind verpflichtet:

1. der im Annahmeverzug befindliche Gläubiger in Ansehung der Mehraufwendungen, die der Schuldner für das erfolglose An­ gebot sowie für die Aufbewahrung und Erhaltung des geschuldeten Gegenstandes machen mußte (§ 304 BGB);

2. der vom Vertrag zurücktretende Rücktrittsberechtigte und sein Gegner (§ 347 BGB); 3. der Käufer gegenüber dem Verkäufer bei Verwendungen auf

die verkaufte Sache nach Uebergang der Gefahr (§ 450 BGB); 4. der

Wiederkäufer

gegenüber

dem

Wiederverkäufer



500

BGB); 5. der Schenker einer mit einem Mangel im Recht oder mit einem natürlichen Mangel behafteten Sache im Fall der Vollziehung einer Auflage gegenüber dem den Mangel nicht kennenden Beschenkten (§ 526 BGB);

II. Schadensersatz.

Ersatz von Aufwendungen usw.

43

6. der mit der Beseitigung eines Fehlers der verwertheten Sache im Verzüge befindliche Vermiether gegenüber dem Miether (§ 538 BGB); 7. der Vermiether in Ansehung der vom Miether gemachten noth­ wendigen Aufwendungen (§ 538 BGB); 8. der Verpächter gegenüber dem Pächter bei Endigung der Pacht im Laufe des Pachtjahres in Ansehung der auf die Früchte verwendeten Kosten (§ 592 BGB)' 9.

der Verleiher gegenüber dem Entleiher (§ 601 BGB);

10. der Unternehmer eines Werks gegenüber dem Besteller (§ 633 BGB);

11.

der Auftraggeber gegenüber dem Beauftragten

670 BGB);

12. der Geschäftsherr gegenüber dem Geschäftsführer (§§ 683, 1978 BGB); 13. der Hinterleger gegenüber dem Verwahrer (§ 693 BGB);

14. der zum Empfang einer verlorenen Sache Berechtigte gegen­ über dem Finder (§ 970 BGB); 15. der Eigenthümer gegenüber dem Nießbraucher (§ 1049 BGB); 16. der Verpfänder gegenüber dem Pfandgläubiger (§§ 1210, 1216 BGB); 17. der vom Verlöbniß ohne wichtigen Grund Zurücktretende gegenüber dem Verlobten oder dessen Eltern oder den an Stelle der letzteren getretenen Personen für Aufwendungen, die in Erwartung der Ehe gemacht sind (§ 1298 BGB); 18. die Ehefrau gegenüber dem Manne in Ansehung der von diesem zum Zwecke der Verwaltung des eingebrachten Guts gemachten Aufwendungen (§ 1390 BGB); 19. das Kind gegenüber dem Vater oder der Mutter als In­ haber der elterlichen Gewalt hinsichtlich der bei der Sorge für die Person oder das Vermögen des Kindes gemachten Aufwendungen (§§ 1648, 1686 BGB); 20. der Vermächtnißnehmer gegenüber dem Beschwerten (§ 1285 BGB); 21. der Nacherbe gegenüber dem Vorerben (§ 2125 BGB); 22. der Erbschaftskäufer gegenüber dem Verkäufer (§ 2381 BGB); § 104. b) Ueber den Inhalt solcher Forderungen gelten folgende all­ gemeine Regeln: «) Der Ersatzpflichtige hat den Geld- oder Werthbetrag der Auf­ wendung von dem Zeitpunkte der Verwendung an zu verzinsen; er

44

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

ist jedoch berechtigt, Nutzungen oder Früchte eines herauszugebenden Gegenstandes, die dem Ersatzberechtigten ohne Vergütung verbleiben, für einen gleichlangen Zeitraum von dem Beginn des Zinslaufes an anzurechnen, ohne dies ausdrücklich erklären zu müssen (§ 256 BGB).

ß) Von noch bestehenden Verbindlichkeiten, die der Aufwendende eingegangen ist, muß ihn der Ersatzpflichtige befreien; sind die Ver­ bindlichkeiten noch nicht fällig, genügt Sicherheitsleistung (§ 257 BGB). 8 105.

c) Durch die Wegnahme einer Einrichtung, die der Besitzer an einer Sache angebracht hat, darf dem nachfolgenden Besitzer oder Eigenthümer kein Schaden erwachsen. Der Wegnehmende ist ver­ pflichtet, die Wegnahme auf seine Kosten zu bewirken, und die Sache, von der die Wegnahme bewirkt wird, wieder in den vorigen Stand zu setzen. Der nachfolgende Besitzer darf die Wegnahme der Ein­ richtungen verweigern, falls er im Besitze ist, bis ihm der Weg­ nehmende für den mit der Wegnahme verbundenen Schaden Sicher­ heit geleistet hat.

Zur Wegnahme einer Einrichtung ist gesetzlich berechtigt: 1. der Wiederverkäufer (§ 500 BGB), 2. der Miether (§ 547 BGB), 3. der Entleiher (§ 601 BGB), 4. der Nießbraucher (§ 1049 BGB), 5. der Pfandgläubiger (§ 1216 BGB), 6. der Vorerbe (§ 2125 BGB). III. Rechnungslegung. Herausgabe eines Inbegriffs und Auslunftsertheilung. Offenbarungseid. 8 106.

1. a) Eine Reihe von Schuldverhältnissen hat das Eigenthümliche, daß der Schuldner über den Anfang, das Fortschreiten, das Ende oder den Stand eines Geschäfts und über seine Antheilnahme und Thätigkeit bei dem Vollzüge desselben, über seine Verwaltung u. dgl. dem Gläubiger gegenüber Rechenschaft abzulegen hat. Zu diesen Schuldnern gehören: 1. der Beauftragte (§ 666 BGB), — 2. der Besorger fremder Geschäfte, wozu auch der Handlungsagent (§ 46 ff HGB) gehört (§§ 675, 681 BGB), — 3. der Gesellschafter (§ 740 BGB, § 105 Abs. 2 HGB), — 4. der die Nutzungen des Pfandes ziehende Pfandgläubiger (§ 1214 BGB), — 5. der Ehemann, der das eingebrachte Gut der Frau verwaltet hat (§§ 1421, 1546, 1550 BGB), — 6. der Vater und die Mutter als Inhaber der elterlichen Gewalt nach Beendigung der Verwaltung des Vermögens ihrer Kinder (§§ 1681, 1686 BGB), — 7. der Vormund (§§ 1890, 1897 BGB), — 8. der Pfleger (§ 1915 BGB), — 9. der Vor-

III. Rechnungslegung.

Herausgabe eines Inbegriffs usw.

erbe (§ 2130 BGB), — 10. der Testamentsvollstrecker BGB), — 11. der Kommissionär (§ 384 HGB).

45

(§ 2218

b) Wer verpflichtet ist, über eine mit Einnahmen oder Ausgaben § 107. verbundene Verwaltung Rechenschaft abzulegen, hat dem Berechtigten eine die geordnete Zusammenstellung der Einnahmen oder der Aus­ gaben enthaltende Rechnung mitzutheilen und soweit Belege ertheilt zu werden pflegen, die Belege vorzulegen. Besteht Grund zu der Annahme, daß die in der Rechnung enthaltenen Angaben über die Einnahmen nicht mit der erforderlichen Sorgfalt gemacht sind, so hat der Verpflichtete, falls es sich nicht um Angelegenheiten von geringer Bedeutung handelt, auf Verlangen den Offenbarungseid dahin zu leisten: daß er nach bestem Wissen die Einnahmen so voll­ ständig angegeben habe, als er dazu im Stande sei (§ 259 BGB).

2. a) Es kommt vielfach vor, daß der Schuldner einen Inbegriff § 108. von Gegenständen, z. B. ein Gutsinoentar, ein Waarenlager, eine Fabrikeinrichtung, ein Archiv, |eine Bibliothek, eine Mineralien- oder sonstige Sammlung oder auch eine anderartige nicht einen Inbegriff bildende Mehrheit von Gegenständen (insbesondere ein Vermögen) her­ auszugeben, oder Auskunft über den Bestand zu ertheilen hat. Eine solche Verpflichtung stellt das Gesetz auf für

1. den zurückbleibenden Gesellschafter gegen den ausgeschiedenen (§ 740 BGB, § 105 Abs. 2 HGB);

2. den Ehemann gegenüber seiner Frau in Bezug auf die Ver­ waltung des von dieser eingebrachen Guts (§§ 1374, 1394, 1421, 1546, 1550 BGB); 3. den Vater und die Mutter als Inhaber der elterlichen Gewalt gegenüber dem Kinde in Bezug auf die Verwaltung seines Vermögens (§§ 1681, 1686 BGB);

4. den Vormund und den Pfleger (§§ 1890, 1897, 1915 BGB); 5. den Erben (§§ 2003, 2011, 2314 BGB); 6. den Erbschaftsbesitzer (§§ 2018, 2027 BGB); 7. den Vorerben (§§ 2127, 2130 BGB); 8. den Besitzer eines unrichtigen Erbscheines (§ 2362 BGB); 9. den Erbschaftsverkäufer (§ 2374 BGB); b) Wer hiernach verpflichtet ist, einen Inbegriff von Gegenständen § 109. herauszugeben oder über den Bestand eines solchen Inbegriffs Aus­ kunft zu ertheilen, hat dem Berechtigten ein Berzeichniß des Bestandes vorzulegen. Besteht Grund zu der Annahme, daß das Verzeichniß nicht mit der erforderlichen Sorgfalt aufgestellt worden ist, so hat der

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

Verpflichtete, falls es sich nicht um Angelegenheiten von geringer Be­ deutung handelt, auf Verlangen den Offenbarungseid dahin zu leisten: daß er nach bestem Wissen den Bestand so vollständig angegeben habe, als er dazu im Stande sei (§ 260 BGB). § 110. 3. Das Verfahren bei der Leistung dieses Offenbarungseides wird im Zusammenhang mit der Darstellung des Offenbarungseides überhaupt im Theil II Buch II Abschnitt I — Civilprozeßverfahren — erörtert werden.

8 111.

§ 112.

IV. Ort und Zeit der Erfüllung. 1. Erfüllungsort. — In Uebereinstimmung mit dem ALR und dem gemeinen Recht bestimmt das BGB, daß die Leistung an dem Orte zu erfolgen hat, der von den Betheiligten gewollt oder als durch die Umstände, insbesondere durch die Natur des Schuldverhältnisses, gegeben erscheint. Ist hiernach eine Ent­ scheidung nicht zu gewinnen, so erfolgt sie nach dem BGB an dem Wohnort des Schuldners, bei Gewerbeschulden an dem Ort seiner Gewerbeniederlassung zur Zeit der Entstehung des Schuldverhältnisses (§ 269 BGB). Das ALR (I 5 §§ 247 ff) unterschied: für Verträge über Handlungen war der Wohnort des Schuldners, für Verträge, die aus das Geben einer Sache oder Zahlung einer Geldsumme gerichtet sind, aber der Wohnort des Gläubigers zur Zeit des Vertragsabschlusses maßgebend. Danach sind die Schulden im Allgemeinen Holschulden, nicht Bringschulden, jedoch mit einer Ausnahme: Geld hat der Schuldner im Zweifel auf seine Gefahr und Kosten dem Gläubiger an dessen Wohnsitz, bei Gewerbeschulden an den Ort seiner gewerblichen Niederlassung zu übermitteln (§ 270 BGB). Durch diese Bestimmung werden aber die Vorschriften über den Er­ füllungsort nicht berührt (§ 270 Abs. 4 BGB). Eine Aenderung des Gerichtsstandes hat die Bestimmung also nicht zur Folge. Der Ort ist Bestimmungs- nicht Erfüllungsort. Verändert jedoch der Gläubiger feinen Wohnsitz oder den Ort feiner Gewerbeniederlassung nach Ent­ stehung des Schuldverhältnisses, und erhöhen sich hierdurch die Kosten oder die Gefahr der Uebersendung, so hat er die Mehrkosten und die Gefahr zu tragen (§ 270 Abs. 3 BGB). b) Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, wonach Zahlungen aus öffentlichen Kaffen an der Kasse in Empfang zu nehmen, zu holen sind (Art. 92 EGBGB).

2. Erfüllungszeit. — Ist eine Zeit für die Leistung weder bestimmt noch aus den Umständen zu entnehmen, so kann der Gläubiger die

IV. Ort und Zeit der Erfüllung. — V. Zurückbehaltungsrecht.

47

Leistung sofort verlangen, der Schuldner sie sofort bewirken. Ist eine Zeit bestimmt, so gilt die Bestimmung im Zweifel als zu Gunsten des Schuldners erfolgt: der Gläubiger kann die Leistung nicht vor dieser Zeit verlangen, der Schuldner sie aber vorher bewirken, ohne daß der Gläubiger die Annahme der vorzeitigen Leistung verweigern darf. Jedoch ist der Schuldner nicht berechtigt, bei Zahlung einer unverzinslichen Schuld die Zwischenzinsen bis zur Zeit der Fälligkeit abzuziehen (§§ 271, 272 BGB).

V.

Zurückbehaltungsrecht.

1. Das Wesen des Zurückbehaltungsrechts besteht darin, daß ein § 113. Leistungspflichtiger berechtigt ist, seine Leistung so lange hinauszu­ schieben, bis der Andere seinerseits eine bestimmte Verbindlichkeit erfüllt. Das BGB kennt folgende zwei Fälle: a) Ein Schuldner, der aus demselben rechtlichen Verhältnisse, auf dem seine Verpflichtung beruht, einen fälligen Anspruch gegen den Gläubiger hat, ist berechtigt, falls sich aus dem Schuldverhältnisse nicht ein Anderes ergiebt, seine Leistung zu verweigern, bis der Gläubiger leistet. Beide Leistungen haben Zug um Zug zu erfolgen (§ 273 Abs. 1 BGB). b) Das Zurückbehaltungsrecht im engeren Sinne steht demjenigen zu, welcher einen Gegenstand herauszugeben hat. Es findet statt wegen eines fälligen Anspruchs «) aus Verwendungen auf den Gegenstand oder ß) aus Schadenszufügung durch denselben. Das Zurückbehaltungsrecht ist ausgeschlossen, wenn der Heraus­ gabepflichtige den Gegenstand durch eine vorsätzlich begangene uner­ laubte Handlung erlangt hatte. Da es nur Sicherheit gewähren soll, so kann seine Ausübung durch Sicherheitsleistung — jedoch nicht

durch Stellung eines Bürgen — abgewendet werden. (§ 273 Abs. 2, 3 BGB). 2. Für das Prozeßverfahren ergiebt sich: § 114. Die Einrede des Zurückbehaltungsrechts gegenüber der Klage des Gläubigers hat nicht klagabweisende Wirkung, sondern nur die Folge, daß auf Leistung gegen Empfang der ihm gebührenden Leistung (Erfüllung Zug um Zug) erkannt wird (§ 274 BGB). Ueber die Zwangsvollstreckung aus solchen Urtheilen vgl. unten Theil II Buch I Abschnitt I — Civilprozeßverfahren —.

3. Weiter geht das kaufmännische Zurückbehaltungsrecht. Es setzt § 115. einen Zusammenhang zwischen den Forderungen des Gläubigers und

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

Schuldners nicht voraus. Der Berechtigte hat ein durch Klage geltend zu machendes Recht auf Befriedigung, entsprechend den für das Pfandrecht geltenden Vorschriften (§§ 369—372 HGB). VI. Gegenseitige Verträge.

1. Gegenseitige Verträge sind solche, bei welchen der Leistung auf der einen, eine solche auf der anderen Seite gegenübersteht in der Weise, daß die eine der Grund der anderen ist. Die gesetzlichen Vor­ schriften über den gegenseitigen Vertrag (§§ 320—326 BGB) betreffen die Erfüllung im Allgemeinen, die Folgen des Eintritts der Un­ möglichkeit der Leistung, den Verzug und das Rücktrittsrecht. Einer Hervorhebung bedürfen nur die die Erfüllung betreffenden Be­ stimmungen. Wegen des Rücktrittsrechts vgl. § 120. § 117. 2. Beide Theile haben gleichzeitig zu leisten (Zug um Zug) und jeder Theil darf die ihm obliegende Leistung verweigern, so lange nicht der andere Theil leistet, ausgenommen, wenn kraft Gesetzes oder nach dem Vertrage der eine oder andere Theil zur Vorleistung ver­ pflichtet ist (§ 320 BGB). Tritt nach dem Abschlusse des Vertrages eine so wesentliche Verschlechterung der Vermögensverhältnisse des Schuldners ein, daß der Gläubiger, welcher vorleisten muß, einen Verlust zu erleiden Gefahr läuft, so ist letzterer ungeachtet der Vor­ leistungspflicht berechtigt, die Leistung so lange zu verweigern, bis der Schuldner wenigstens Sicherheit geleistet hat (§ 321 BGB). Zur Be­ gründung der Klage aus einem gegenseitigen Vertrage gehört nicht die Behauptung der erfolgten Leistung, vielmehr muß der Schuldner das Mangeln der Gegenleistung im Wege der Einrede geltend machen. Die Einrede hat aber nicht klagabweisende Wirkung, sondern nur die Folge, daß der Beklagte zur Erfüllung Zug um Zug verurtheilt wird. (§8320—323BGB). HatderKläger vorzuleisten, so geht dieKlage, wenn der Beklagte im Verzüge der Annahme ist, auf Leistung nach Empfang der Gegenleistung (§ 322 BGB). Ueber die Ertheilung vollstreckbarer Ausferügungen sowie die Zwangsvollstreckung aus Urtheilen auf Leistung Zug um Zug vgl. unten Theil II Buch I Abschn. I — 8 litt.

Civilprozeßverfahren —.

VII. Vertragsstrafe.

§ 118.

1. Unter Vertragsstrafe (Konventionalstrafe) ist die Leistung zu verstehen, welche der Schuldner dem Gläubiger verspricht für den Fall, daß er seine Verbindlichkeit überhaupt nicht oder nicht in gehöriger Weise erfüllt. Die Vertragsstrafe kann in der Zahlung einer Geld­ summe oder in einer anderen Leistung bestehen. Falls nicht ein aus

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VIII. Rücktritt vom Vertrage.

dem Vertrage erkennbarer Wille der Betheiligten anders über die Verpflichtung entscheidet, gelten folgende Regeln (§§ 339—345BGB): a) Allgemein ist die für den Fall der Nichterfüllung bedungene Vertragsstrafe erst dann verwirkt, wenn der Schuldner im Verzüge ist. b) Der Gläubiger hat das Recht, zwischen Erfüllung und Ver­ tragsstrafe zu wählen; durch die Erklärung, er wähle die Strafe, wird der Anspruch auf Erfüllung ausgeschlossen, wenn die Strafe für den Fall der Nichterfüllung bedungen war. Die Strafe gilt als der mindeste Schadensersatzbetrag, den der Gläubiger ohne näheren Nach­ weis zu fordern berechtigt ist. Die Geltendmachung eines nachweis­ baren weiteren Schadens wird dadurch nicht ausgeschlossen. c) Der Gläubiger kann neben der Strafe noch die Erfüllung verlangen, wenn die Strafe für den Fall nicht gehöriger oder nicht rechtzeitiger Erfüllung bedungen war. Durch vorbehaltlose Annahme der Erfüllung verliert der Gläubiger den Anspruch auf die Strafe. d) Die Vertragsstrafe, die nicht in der Zahlung einer Geldsumme besteht, schließt die Geltendmachung eines weiteren Schadens aus. 2. Ermäßigungsrecht des Richters. — Ist eineverwirkte Strafe § 119. unverhältnißmäßig hoch, so kann sie auf Antrag des Schuldners durch richterliches Urtheil auf den angemessenen Betrag herabgesetzt werden, wobei jedoch jegliches berechtigte, wenn auch nicht vermögensrechtliche Interesse des Gläubigers zu berücksichtigen ist. Eine solche Ermäßigung findet, abgesehen von den Fällen, wo das Versprechen behufs Sicherung der Erfüllung einer Verbindlichkeit gegeben ist, überall da statt, wo für den Fall der Vornahme oder Unterlassung einer Handlung eine Strafe versprochen ist. Die Herabsetzung einer Vertragsstrafe dagegen, die von einem Kaufmann im Betriebe seines Handelsgewerbes versprochen ist, ist unstatthaft (§ 348 BGB). VIII.

Rücktritt vom Vertrage.

1. Rücktrittsrecht ist die Befugniß eines Vertragstheils, a) kraft § 120. eines dem Vertrage beigefügten Vorbehalts nach seinem freien Be­ lieben oder d) kraft gesetzlicher Vorschrift (bei gegenseitigen Verträgen, wenn die Leistung des einen Theils unmöglich wird oder er mit der Leistung im Verzüge ist — §§ 325, 326 BGB —) unter bestimmten Voraussetzungen von dem Vertrage zurückzutreten, wie wenn er nicht geschlossen wäre. Die Wirkung des Rücktritts ist, daß die Parteien die empfangenen Leistungen zurückzugewähren, für geleistete Dienste und die Benutzung einer Sache den Werth zu vergüten und eine im 'Fidler, Leitfaden durch das B(SB.

4

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

Vertrage in Geld bestimmte Gegenleistung zu entrichten haben. Diese Verpflichtungen sind Zug um Zug — vgl. oben § 117 — zu erfüllen (§§ 346, 348 BGB). § 121. 2. Die Ausübung des Rücktrittsrechts erfolgt durch die ein­ seitige, der Annahme nicht bedürfende, nicht widerrufliche Erklärung gegenüber dem anderen Vertragstheil (§ 349 BGB). Fehlt eine Be­ stimmung über die Frist, innerhalb welcher die Erklärung erfolgen muß, so hat der andere Theil das Recht, eine angemessene Frist zu setzen, nach deren fruchtlosem Ablauf das Rücktrittsrecht erlischt (§ 355 BGB). Die Ausübung des Rücktrittsrechts ist untheilbar; es kann, falls der eine oder der andere Vertragstheil aus mehreren Personen besteht, nur von Allen oder gegen Alle geltend gemacht werden, und erlischt für Alle, wenn es in der Person eines Betheiligten nicht mehr besteht (§ 356 BGB). § 122. 3. Reugeld. — Der Rücktritt kann in der Weise bedungen worden sein, daß Ler Zurücktretende ein Reugeld zu entrichten hat. Dasselbe ist vor oder bei der Rücktrittserklärung oder spätestens nach­ dem der andere Theil die Nichtzahlung gerügt hat, zu bezahlen, widrigenfalls die Rücktrittserklärung unwirksam ist. Der andere Theil muß die Nichtzahlung unverzüglich rügen, wenn er das Rücktrittsrecht ausschließen will; er ist berechtigt, den Rücktritt anzunehmen und das Reugeld später zu fordern (§ 359 BGB).

4. Vorbehalt der Rechtsverwirkung. — Durch die Vereinbarung, daß der Schuldner bei Nichterfüllung seiner Verbindlichkeit seine Rechte aus dem Vertrage verwirkt habe, wird ein Nücktrittsrecht für den Gläubiger bedungen. Ueber das Rücktrittsrecht beim Abzahlungs­ geschäft vgl. oben § 97. § 124. 5. Fixgeschäft. — Das Gesetz unterstellt, daß auch ohne ausdrück­ liche Vereinbarung das Nücktrittsrecht nach der beiderseitigen Vertrags­ absicht bestehe bei den sog. Fixgeschäften d. h. solchen gegenseitigen Verträgen, bei denen vereinbart ist, daß die Leistung des einen Theils

8 123.

genau zu einer festbestimmten Zeit oder innerhalb einer festbestimmten Frist bewirkt werden soll. Wird nicht rechtzeitig geleistet, so ist der andere Theil zum Rücktritt berechtigt (§ 361 BGB, § 376 HEB).

IX.

§ 125.

Erfüllung.

Quittung.

1. Durch die Erfüllung erlischt das Schuldverhältniß. Erfüllung ist die Bewirkung der Leistung, so wie Treu und Glauben mit Rück­ sicht auf die Verkehrssitte es erfordern. Die Leistung muß dem Gläubiger, so wie sie zu bewirken ist, thatsächlich angeboten werden.

IX. Erfüllung.

Quittung.

51

Theilleistungen anzunehmen ist er nicht verpflichtet (§§ 362, 294, 266 BGB).

Die die Erfüllung in gewissem Sinne ersetzende Hinterlegung wird bei der Darstellung des Hinterlegungswesens — Theil II Buch VI — behandelt.

2. Wahlverbindlichkeiten. — Werden mehrere Leistungen in der § 126. Weise geschuldet, daß nur die eine oder die andere zu bewirken ist, so steht die Wahl im Zweifel beim Schuldner. Nimmt dieser die Wahl bis zur Zwangsvollstreckung nicht an, so kann der Gläubiger diese auf eine der geschuldeten Leistungen richten, indeß kann der Schuldner, so lange nicht der Gläubiger theilweise Erfüllung der ge­ wählten Leistung empfangen, sich durch eine der übrigen Leistungen befreien. — Kommt der wahlberechtigte Gläubiger in Verzug, so geht das Wahlrecht auf den Schuldner über (§§ 262—265 BGB). Hier­ nach ist zu beachten, daß, wenn aus einer solchen Wahlverbindlichkeit eine Klage auf Leistung erhoben werden soll, der Klageantrag darauf gerichtet werden muß, daß der Schuldner die eine oder die andere dec geschuldeten Leistungen erfülle; denn nicht der Gläubiger, sondern der Schuldner hat wenigstens der Regel nach die Wahl. Daher würde der Gläubiger, wenn er die Wahl treffen würde, etwas fordern, wozu er nicht berechtigt. 3. Mit Einwilligung des Gläubigers kann auch ein anderer 8 127. Gegenstand als der geschuldete an Zahlungsstatt gegeben werden. Durch die Annahme der anderen Leistung erlischt das Schuldverhältniß, der Schuldner ist aber zur Gewährleistung — §§ 138 f — ver­ pflichtet (§§ 364, 365 BGB).

4. Anrechnung einer Leistung. — Anrechnung ist die Bestimmung 8 128. darüber, welche von mehreren, verschiedenen Schuldverhältnissen ent­ springenden, gleichartigen Verbindlichkeiten durch eine von dem Schuldner bewirkte Leistung getilgt werde, wenn die Leistung zur Tilgung aller nicht ausreicht. Die Bestimmung steht bis zu dem Zeitpunkte der Leistung dem Schuldner zu. In Ermangelung einer Bestimmung wird die Leistung in folgender Reihenfolge ungerechnet: a) auf die fällige Verbindlichkeit; b) auf diejenige, welche dem Gläubiger die geringere Sicherheit bietet; c) auf die dem Schuldner lästigere; d) auf die ältere. Trifft keiner dieserFälle zu, so gelten alle Verbindlichkeiten als verhältnißmäßig getilgt (§ 366 BGB). Hat jedoch der Schuldner Kosten und Zinsen außer der Hauptleistung zu entrichten, so wird die Leistung zunächst auf die Kosten, dann auf die Zinsen und zuletzt

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Erster Theil: BGB-

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

auf die Hauptleistung angerechnet. Eine anderweite Bestimmung des Schuldners kann der Gläubiger zurückweisen (§ 367 BGB).

8 129.

5. a) Der Gläubiger ist verpflichtet, gegen Empfang der dem Leistung Schuldner — im Zweifel auf dessen Kosten — ein schrift­ liches Empfangsbekenntniß, eine Bescheinigung über die Art und Weise der erfolgten Erfüllung und das Erlöschen des Schuldverhält­ nisses (Quittung) zu ertheilen. Ein über die Forderung etwa aus­ gestellter Schuldschein ist zurückzugeben. Behauptet der Gläubiger, zur Rückgabe außer Stande zu sein, so kann der Schuldner das öffentlich beglaubigte Anerkenntniß verlangen, daß die Schuld erloschen sei (§§ 368, 369, 371 BGB).

8 130.

8 131.

b) Quittung als Empfangsermächtigung. — Entsprechend dem Art. 296 des alten HGB und § 130 ALR I 13 gilt der Über­ bringer einer Quittung als ermächtigt, die Leistung in Empfang zu nehmen; liegen indeß Umstände vor, welche diese Ermächtigung als ausgeschlossen erscheinen lassen, so leistet der Schuldner, wenn er diese Umstände kannte oder kennen mußte, auf seine Gefahr (§ 370 BGB). — Das BGB vermeidet es aber im Gegensatze zum ALR (I 16 §§ 433 ff), an gewisse Vorgänge die Vermuthung der Schulden­ tilgung zu knüpfen.

X. Uebertraguug der Forderung (Cession). 1. Die Uebertragung einer Forderung erfolgt durch Vertrag, richterliche

Anordnung

(worüber

die

Vorschriften enthält) und kraft Gesetzes. tragung einer Forderung sind:

CPO

§

736

die

nähere

Die Fälle gesetzlicher Ueber­

a) Rechte, zu deren Uebertragung der Abtretungsvertrag genügt — vgl. unten Ziff. 2 —, gehen mit der Genehmigung einer Stiftung durch den zuständigen Bundesstaat auf die Stiftung über (§ 82 BGB);

b) soweit ein Interessent berechtigt ist, einen Gläubiger zu be­ friedigen, geht im Fall der Befriedigung die Forderung auf ihn über (§ 268 BGB); c) soweit ein Gesammtschuldner den Gläubiger befriedigt und von den übrigen Schuldnern Ausgleichung verlangt, geht die For­ derung des Gläubigers gegen die übrigen Schuldner auf ihn über

(§ 426 BGB); d) im Falle der Veräußerung eines vermietheten Grundstückes tritt der Erwerber an Stelle des Vermiethers in die aus dem Miethsverhältniß sich ergebenden Rechte (§§ 571, 572 BGB);

e) soweit der Bürge den Gläubiger befriedigt, geht die For­ derung des Gläubigers gegen den Hauptschuldner auf ihn über (§ 774 BGB); f) ebenso bei der Befriedigung des Gläubigers durch den nicht persönlich haftenden Eigenthümer des verpfändeten Grundstücks (§ 1143 BGB); g) die Hypothek geht auf den persönlichen Schuldner über, der den Gläubiger befriedigt (§ 1164 BGB); h) die durch Pfandrecht an Mobilien gesicherte Forderung geht an den den Pfandgläubiger befriedigenden Verpfänder über, wenn dieser nicht persönlicher Schuldner war (§ 1438 BGB);

i) bei der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschafts- und Fahrnißgemeinschaft gehen die Forderungen des Ehegatten auf das Gesammtgut über (§§ 1438, 1485, 1519, 1549 BGB).

2. tretung tretung aus die auf die

Die Uebertragung einer Forderung durch Vertrag ist Ab- § 132. der Forderung im technischen Sinne. Die für die Ab­ geltenden Vorschriften finden (gemäß §§ 412 und 413 BGB) Uebertragung einer Forderung kraft Gesetzes — Ziff. 1 — und Uebertragung anderer Rechte entsprechende Anwendung.

Es gelten folgende Regeln.' a) Wirkung. — Mit dem Abschlusse des Vertrages tritt der neue Gläubiger an die Stelle des alten. Mit diesem Zeitpunkte geht also die Forderung auf den neuen Gläubiger über. Die Abtretung er­ streckt sich auf alle Neben- und Sicherungsrechte, wie Hypotheken, Pfandrechte, Bürgschaft- und Vorzugsrechte des Zwangsvollstreckungs­ und Konkursverfahrens (§§ 398, 401 BGB).

b) Der Abtretungsvertrag bedarf keiner Form; ausgenommen ist die Abtretung einer durch Hypothek gesicherten Forderung, für die schriftliche Form und Uebertragung des Hypothekenbriefs eingeschrieben ist (§ 1154 BGB). Zur Gültigkeit der Abtretung bedarf es auch nicht einer Anzeige an den Schuldner, eine solche ist aber zweckmäßig, da der Schuldner bis zur Kenntniß von der Abtretung den alten Gläubiger als seinen Gläubiger betrachten und an ihn leisten darf (§§ 407, 409 BGB). Zu vgl. ferner unten d) und Ziff. 3.

ci Der bisherige Gläubiger ist verpflichtet, dem neuen Gläubiger die zur Geltendmachung der Forderung nöthige Auskunft zu ertheilen und die zum Beweise der Forderung dienenden Urkunden auszuliefern. Er ist ferner verpflichtet, dem neuen Gläubiger, wenn er es verlangt,

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Recht der Schuldverhältnisse.

auf dessen Kosten eine öffentlich beglaubigte Urkunde über die Ab­ tretung auszustellen (§§ 402, 403 BGB). d) Wenn dem Schuldner die Abtretung nicht schriftlich angezügt ist loben b), so ist er dem neuen Gläubiger gegenüber nur gezen Aushändigung einer von dem bisherigen Gläubiger über die Ab­ tretung ausgestellten Urkunde zur Leistung verpflichtet. Eine ohne Vorlegung einer solchen Urkunde erfolgte Kündigung oder Mahnung wird durch die unverzügliche Zurückweisung des Schuldners unwirksam (§ 410 BGB). § 133. 2. Regel ist, daß jede Forderung durch Vertrag abgetrcken werden kann. Ausnahmsweise können nicht abgetreten werden: a) Forderungen, deren Inhalt durch Leistung an einen anderen als den ursprünglichen Gläubiger eine Veränderung erleiden würde; b) Forderungen, deren Abtretung durch Vereinbarung mit dem Schuldner ausgeschlossen ist; c) Forderungen, welche der Pfändung nicht unterworfen sind — zu vgl. § 749 CPO — (§§ 399, 400 BGB); d) folgende besondere Forderungen: «) das Vorkaufsrecht (§§ 514, 1098 BGB); ß) der Anspruch auf Dienste (§ 613 BGB); /) der Anspruch auf Ausführung eines Auftrags (§ 664 BG8s, d) die den Gesellschaftern aus dem Gesellschaftsverhältnisse gegen einander zustehenden Ansprüche (§ 717 BGB); k) der Anspruch eines an seinem Körper, seiner Gesundheit o)er seiner Freiheit Verletzten auf eine billige Entschädigung für den Fill, daß ein Vermögensschaden nicht eingetreten ist (§ 847 BGB). e) Von anderen Rechten als Forderungen sind nicht übertragbrr: der Nießbrauch, die beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten und Die besonders im Familienrecht vorkommenden Verwaltungsrechte (§§ 1059, 1091, 1408, 1427, 1442, 1487, 1658 BGB). f) Nach Art. 81 EG BGB endlich bleiben die landesgesetzlichen Vor­ schriften, welche die Uebertragbarkeit der Ansprüche aufBesoldung, Waüegeld, Ruhegehalt und Wittwen- und Waisengeld beschränken, unberülrt. Daher sind in Preußen diese Ansprüche, soweit als sie nicht pfändbar sind (§ 749 CPO), nicht übertragbar (zu vgl. Anh. § 163 zu § 108 AGO I 24, § 26 des Pensionsgesetzes vom 27. März 1872, § 17 !es Gesetzes vom 20. Mai 1882).

8 134.

3. Besondere Vorschrift über Abtretung von Gehaltsansprüchen rc. Zur Wirksamkeit der Abtretung von Diensteinkommens-, Wartegelder- oder Ruhegehaltsforderungen (soweit solche überhaupt zuläfig

Einzelne Schuldverhällnisse. — I. Kauf.

55

ist — vgl. Ziff. 2 f —) gegenüber der auszahlenden Kasse ist die Aus­ händigung einer öffentlich beglaubigten Urkunde seitens der Bezugs­ berechtigten (Militärpersonen, Beamten, Geistlichen, öffentlichen Lehrer) erforderlich. Bis zu der durch die Aushändigung dieser Urkunde bewirkten Benachrichtigung gilt die Abtretung als der Kasse nicht bekannt — vgl. oben Ziff. 2 b — (§ 411 BGB).

B. Besonderer Theil.

Einzelne Schuldverhältnisse. I. Kauf.

1. Begriff. — Kauf ist derjenige Vertrag, in welchem der eine Theil § 135. (der Verkäufer) sich verpflichtet, dem anderen Theil eine Sache zu über­ geben und das Eigenthum an derselben zu verschaffen oder ein Recht zu verschaffen, und wenn das Recht den Besitz einer Sache in sich schließt, die Sache zu übergeben, — der andere Theil (Käufer) dafür die Ver­ pflichtung übernimmt, den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen und die gekaufte Sache abzunehmen (§ 433 BGB). Mit Einigung der Parteien über Kaufgegenstand und Kaufpreis — der ein objektiv bestimmbarer Geldbetrag sein muß — ist der Vertrag vollendet. 2. a) Pflichten des Verkäufers. 8 136. «) Der Verkäufer haftet dafür, daß der Kaufgegenstand oon Lasten d. i. Rechten Dritter frei sei, sofern nicht der Käufer bei dem Abschlusse des Vertrages den Mangel gekannt hat; jedoch hat der Verkäufer Hypotheken, Grundschulden, Rentenschulden oder Vor­ merkungen auf Bestellung eines solchen Rechts zu beseitigen, auch wenn der Käufer die Belastung kennt (§§ 434, 439 BGB). Bildet ein Grundstück, ein Recht an einem Grundstück oder ein Schiff den Gegenstand des Kaufes, so ist der Verkäufer verpflichtet, im Grund­ buch eingetragene, nicht bestehende Rechte auf seine Kosten zur Löschung zu bringen. Nicht zu diesen von dem Verkäufer zu vertretenden Rechten gehören öffentliche Abgaben und andere öffentliche Lasten, die zur Eintragung im Grundbuch nicht geeignet sind (§§ 345, 346 BGB). Der Verkäufer einer Forderung oder eines Rechtes haftet für den recht­ lichen Bestand der Forderung oder des Rechts, nicht aber für die Leistungsfähigkeit des Schuldners. Sind Werthpapiere Gegenstand des Kaufes, so erstreckt sich die Haftbarkeit darauf, daß sie nicht behufs Kraftloserklärung aufgeboten sind (§ 437 BGB).

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

ß) Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer jede erforderliche Auskunft über die den verkauften Gegenstand betreffenden rechtlichen Verhältnisse (z. B. bei Grundstücken über Grenzen, Gerechtsame und Lasten) zu geben und die zum Beweise des Rechts dienenden Ur­ kunden auszuantworten (§ 444 BGB). /) Die Gefahr des zufälligen Untergangs und der zufälligen Ver­ schlechterung geht regelmäßig in dem Zeitpunkte auf den Käufer über, in welchem die Uebergabe erfolgt ist. Versendet aber der Ver­ käufer auf Verlangen des Käufers die verkaufte Sache nach einem anderen als dem Erfüllungsorte, so geht die Gefahr in dem Zeit­ punkt auf den Käufer über, in welchem die Sache der den Transport besorgenden Person (Spediteur, Frachtführer) oder Anstalt zu diesem Zwecke ausgeliefert worden ist. Nur wenn der Verkäufer ohne drin­ genden Grund von etwaigen Anweisungen des Käufers über die Art der Versendung abweicht, ist er zum Schadensersatz verpflichtet (§§ 446, 447 BGB). J) Der Verkäufer trägt die Kosten der Uebergabe, insbesondere die des Messens und Wägens und die der Versendung nach dem Er­ füllungsort; der Käufer aber hat die Kosten der Abnahme und der Versendung an einem anderen als den Erfüllungsort zu tragen (§§ 448 BGB). 8 137. b) Pflichten des Käufers. a) Der Käufer ist verpflichtet, den Kaufpreis zur bedungenen Zeit zu zahlen und ihn von dem Zeitpunkt an zu verzinsen, von welchem an die Nutzungen des gekauften Gegenstandes ihm gebühren, sofern er nicht gestundet ist (§ 452 BGB). ß) Der Käufer hat im Zweifel denjenigen Martkpreis zu zahlen, welcher am Erfüllungsorte zur Erfüllungszeit gezahlt wird (§ 453

BGB). y) Ueber die Tragung der Gefahr und die Vertheilung der Kostentragungspflicht vgl. oben a «, y und 8. (?) Eigenthumsvorbehalt. — Hat sich der Verkäufer einer beweg­ lichen Sache das Eigenthum bis zur Zahlung des Kaufpreises Vor­ behalten, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Uebertragung des Eigenthums unter der aufschiebenden Bedingung vollständiger Zahlung des Kaufpreises erfolgt und daß der Verkäufer zum Rücktritt vom Vertrage berechtigt ist, wenn der Käufer mit der Zahlung in Verzug

kommt (§ 455 BGB). f) Kaufverbot für gewisse Personen. — Bei einem Verkauf im Wege der Zwangsversteigerung, desgleichen bei einem Verkauf außer-

halb der Zwangsvollstreckung, zu dem der Auftrag aus Grund einergesetzlichen Vorschrift ertheilt ist, die den Auftraggeber ermächtigt, den Gegenstand für Rechnung eines Anderen verkaufen zu lassen (Verkauf einer Fundsache, Selbsthülfeverkauf nach Handelsrecht, Pfandverkauf, Hinterlegungsverkauf, Konkursoerkauf), dürfen der mit der Vornahme oder Leitung des Verkaufs Beauftragte und seine Gehülfen einschließ­ lich des Protokollführers weder selbst noch durch Andere, noch als Vertreter Anderer kaufen; doch ist der Kauf nicht nichtig, sondern seine Gültigkeit hängt von der Genehmigung durch die Betheiligten (Schuldner, Eigenthümer oder Gläubiger) ab. Wird die Genehmigung versagt und findet ein neuer Verkauf statt, so hat der frühere Käufer für die Kosten und für einen etwaigen Mindererlös aufzukommen (§§ 456—458 BGB).

3. Gewährleistung wegen Mängel der Sache. Vorab zu be- 8 138. merken ist, daß die folgenden Vorschriften nicht blos beim Kauf, sondern auch bei anderen auf entgeltliche Veräußerung oder Belastung einer Sache gerichteten Verträgen entsprechende Anwendung finden (§ 493 BGB). a) Der Verkäufer haftet

«I kraft Gesetzes dafür, daß die Sache zur Zeit des Ueberganges der Gefahr nicht mit Fehlern behaftet ist, durch die ihr Werth oder ihre die Tauglichkeit zu dem gewöhnlichen oder dem nach dem Ver­ trage vorausgesetzten Gebrauch aufgehoben oder erheblich gemindert wird, f?) dafür, daß die Sache zur Zeit des Ueberganges der Gefahr die zugesicherten Eigenschaften hat (§ 459 BGB).

Die Haftung zu a ist ausgeschlossen, aa) für solche Fehler, die der Käufer in Folge grober Fahrlässigkeit nicht gekannt hat, es sei denn, daß der Verkäufer die Fehler arglistig verschwiegen hat; — bb) für Fehler einer Sache, die auf Grund eines Pfandrechts unter der Bezeichnung als Pfandsache öffentlich versteigert ist (§§ 460, 461 BGB). b) Der Käufer hat die Wahl, entweder

«) den Kaufvertrag rückgängig zu machen (Wandelung) — oder ß den Kaufpreis herabzusetzen (Minderung) — ferner /) in dem Falle der Zusicherung bestimmter Eigenschaften oder des arglistigen Verschweigens eines Fehlers statt der Wandelung oder Minderung Schadensersatz wegen Nichterfüllung zu fordern, — oder

8 139.

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

ch beim Kauf einer nur der Gattung nach bestimmten Sache statt Wandelung, Minderung oder Schadensersatzes die Lieferung einer mangelfreien Sache zu verlangen (§§ 459, 462, 463, 480 BGB). c) Ueber die Wandelung und Minderung gelten folgende nähere Bestimmungen: H 140. «) Wandelung. — aa) Behauptet der Käufer dem Verkäufer gegenüber, die Sache sei fehlerhaft, so kann letzterer jenem unter dem Erbieten der Wandelung eine angemessene Frist zur Erklärung darüber setzen, ob er Wandelung verlange; nach Ablauf der Frist ist die Wandelung ausgeschlossen und der Käufer nur noch zur Minderung befugt (§ 466 BGB). bb) In der vorbehaltlosen mit Kenntniß des Fehlers erfolgten Annahme einer fehlerhaften Sache liegt ein Verzicht auf Mängelrüge (§ 464 BGB). cc) Die Wandelung gilt als erfolgt, sobald sich beide Theile über ihren Eintritt geeinigt haben. Der Erhebung einer Klage bedarf es nicht (§ 465 BGB). dd) Die Wandelung unterliegt hinsichtlich ihrer Wirkungen den Regeln über das vertragsmäßige Rücktrittsrecht — siehe oben § 120 — mit der Einschränkung, daß die Wandelung nicht durch Verarbeitung oder Umbildung ausgeschlossen wird, wenn der Mangel erst hierbei zu Tage tritt. Der Verkäufer ist zum Ersätze der Vertragskosten verpflichtet (§ 467 BGB). ee) Sind mehrere Sachen für einen Gesammtpreis gekauft, von denen nur einzelne mangelhaft sind, so entscheidet der Inhalt des Vertrages und das Interesse des Käufers, ob sich die Wandelung auf alle oder nur auf die mangelhaften erstrecke; im Zweifel ist das letztere anzunehmen. Bei Bestimmung des Preises für die nicht von der Wandelung ergriffenen Sachen wird in diesem Falle zunächst der Gesammtwerth festgesetzt, der sich ergiebt, wenn alle Sachen zur Zeit des Verkaufs fehlerfrei gewesen wären und sodann in dem Verhält­ nisse dieses zu dem Werthe der von der Wandelung ausgeschlossenen Sachen der Gesammtpreis herabgesetzt (§§ 469, 471 BGB). ff) Die Wandelung wegen eines Mangels der Hauptsache erstreckt sich auch auf die Nebensachen, nicht aber kann umgekehrt bei einem Mangel der Nebensache, auch in Ansehung der Hauptsache Wandelung verlangt werden (§ 470 BGB). § 141. ß) Minderung — aa) Die Berechnung des Betrages, um welchen der Kaufpreis zu mindern ist, erfolgt so, daß unter Zugrundelegung des Zeitpunktes des Kaufs der Werth der Sache in mangelfreiem

Zustande und der Werth der Sache als mangelhafter berechnet und sodann der Kaufpreis nach diesem Verhältniß gemindert wird. Z. B. der Werth der fehlerlosen Sache ist 100, der Werth der fehlerhaften ist 50, der Kaufpreis 80, so wird der Kaufpreis nicht auf 50 ge­ mindert, sondern nach dem Verhältniß 100: 50 = 80: x = 40 be­ stimmt. Sind mehrere Sachen zu einem Gesammtpreis verkauft, von denen nur einzelne mangelhaft sind, so ist bei der Minderung des Preises der Gesammtwerth aller Sachen zu Grunde zu legen (§ 472 BGB). bb) Soweit die Gegenleistung nicht in Geld besteht (wie beim Tausch), wird zum Zwecke der Minderung ihr Werth zur Zeit des Verkaufs in Geld veranschlagt. Die Minderung erfolgt an dem in Geld festgesetzten Preise; ist dieser geringer als der abzusetzende Betrag, so hat der Verkäufer den überschießenden Betrag dem Käufer zu ver­ güten (§ 473 BGB). cc) Sind auf der einen oder der anderen Seite mehrere Betheiligte, so kann von jeder und gegen jeden Minderung verlangt werden, während bei der Wandelung nach den Grundsätzen des Rück­ trittsrechts nur eine einheitliche Ausübung des Rechts möglich ist. Durch die Vollziehung der Minderung auf Verlangen eines der Käufer wird die Wandelung ausgeschlossen (§ 474 BGB). dd) Der Käufer verliert dadurch, daß er wegen eines Mangels Minderung erlangt hat, nicht das Recht, wegen eines anderen Mangels von neuem Minderung oder auch Wandelung zu verlangen (§ 475 BGB). /) Verjährung. — Der Anspruch auf Minderung, Wandelung § 142. und Schadensersatz unterliegt einer besonderen, kurzen Verjährung. Der Anspruch auf Gewährleistung verjährt bei beweglichen Sachen in sechs Monaten von der Ablieferung, bei Grundstücken in einem Jahre von der Uebergabe an. Die Fristen können durch Vertrag verlängert werden (§ 477 BGB). Hierzu ist zu bemerken: aa) Die Verjährung ist ausgeschlossen im Falle arglistigen Verschweigens eines Mangels (aaO). bb) Unterbrochen wird die Verjährung durch den Antrag auf gerichtliche Beweisaufnahme zur Sicherung des Beweises. Ueber die Voraussetzung des Beweissicherungsverfahrens in diesen Fällen ist das Civilprozeßverfahren (Theil II Buch I Abschnitt I) zu ver­

gleichen. cc) Durch die Vornahme folgender Rechtshandlungen vor Ablauf der Verjährungsfrist:

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

1. Anzeige oder Absendung der Anzeige von dem Mangel an den Verkäufer, 2. Antrag auf Sicherung des Beweises, 3. Streitverkündung an den Verkäufer in einem Rechtsstreit mit einem späteren Erwerber der Sache, wahrt sich der Käufer das Recht, auch nach der Vollendung der Verjährung den Theil des Kaufpreises zurückzubehalten, den er auf Grund der Wandelung oder Minderung verlangen könnte, oder mit dem Anspruch auf Schadensersatz aufrechnen (§§ 478 unb 479 8 143. ck) Besondere Bestimmungen gelten für die Gewährleistung bei einzelnen Arten von Hausthieren. Die Gewährleistungspflicht bei dem Verkauf von Pferden, Eseln, Mauleseln und Maulthieren, von Rind­ vieh, Schafen und Schweinen ist nämlich insofern abweichend von den allgemeinen Vorschriften geregelt, als aa) nur Gewähr zu leisten ist für bestimmte Fehler ^Haupt­ mängel), die sich innerhalb bestimmter Fristen sGewährfristen) zeigen, und von denen vermuthet wird, daß sie schon zu der Zeit des Ueberganges der Gefahr auf den Käufer vorhanden gewesen sind (§§ 482, 484 BGB); bb) nur Wandelung, nicht Minderung verlangt werden kann (t< 487 Abs. 1 BGB); cc) die Streitigkeiten wegen Viehmängel zur ausschließlichen Zu­ ständigkeit der Amtsgerichte gehören (§ 23 Nr. 2 Abs. 3 GVG). Dazu ist zu bemerken: 8 144. Zu aa): 1. Die Hauptmängel und Gewährfristen werden durch eine mit Zustimmung des Bundesraths zu erlassende Kaiserliche Ver­ ordnung bestimmt, ergänzt oder abgeändert (§ 482 Abs. 2 BGB). 2. Zur Wahrung seines Rechts auf Gewährleistung hat der Käufer binnen zwei Tagen nach dem Ablauf der Gewährfrist, bei deren Berechnung der Tag, an welchem die Gefahr überging, nicht mitgerechnet wird (§ 483 BGB) oder falls das Thier vor dem Ab­ laufe der Gewährfrist getödtet worden oder verendet ist, nach dem Tode des Thieres den Mangel dem Verkäufer anzuzeigen oder die Anzeige abzusenden. Der Anzeige steht gleich die Erhebung der Klage, die Streit­ verkündung und der Antrag auf Sicherung des Beweises (§ 485 BGB). 3. Die Gewährfrist kann durch Vertrag verlängert oder abge­ kürzt werden (§ 486 BGB). 8 145. Zu bb): 1. Die Statthaftigkeit der Wandelung ist nicht dadurch ausgeschlossen, daß eine wesentliche Verschlechterung oder die Un-

Möglichkeit der Rückgabe durch den Käufer verschuldet ist, insbesondere, daß das Thier geschlachtet ist; in solchen Fällen hat der Käufer den Werth des Thieres und bei unwesentlicher Verschlechterung die Werth­ minderung des Thieres zu vergüten (§ 487 Abs. 2 BGB). Ist eine Mehrheit von Thieren, insbesondere eine Heerde verkauft, und zeigt sich bei einzelnen Thieren ein Hauptmangel, so kann nicht ohne Weiteres Wandelung hinsichtlich der ganzen Heerde, sondern nur hin­ sichtlich der fehlerhaften Thiere verlangt werden. Handelt es sich um nur der Gattung nach bestimmte Thiere, so kann statt der Wandelung auch die Lieferung fehlerfreier Thiere verlangt werden. Es gelten dann die Vorschriften 2a und 3a—c (§ 491 BGB). 2. Es hat a) der Verkäufer die durch die Fütterung und Pflege sowie durch die thierärztliche Untersuchung, Behandlung, sowie die durch die Tödtung und Wegschaffung des Thieres entstandenen Kosten, b) der Käufer die gezogenen Nutzungen zu ersetzen. 3. Es gelten folgende von den allgemeinen Vorschriften ab­ weichende Regeln: a) Die Verjährungsfrist beträgt sechs Wochen von dem Ende der Gewährfrist an gerechnet; diese Frist gilt auch für die neue, nach der Unterbrechung der Verjährung — vgl. oben § 75 — laufende Ver­ jährung (§ 490 Abs. 1, 2 BGB). b) Auch nach vollendeter Verjährung des Wandelungsanspruches kann die Zahlung des Kaufpreises verweigert und der Schadensersatz­ anspruch auch ohne die oben / cc angeführten Beschränkungen zur Aufrechnung benutzt werden (§ 490 Abs. 3 BGB). c) Ist über den Anspruch auf Wandelung ein Rechtsstreit an­ hängig, so ist durch eine auf Antrag der einen oder anderen Partei zu erlassende einstweilige Verfügung die öffentliche Versteigerung des Thieres und die Hinterlegung des Erlöses anzuordnen, sobald die Besichtigung des Thieres nicht mehr erforderlich ist (§ 489 BGB). 4. Garantieversprechen. — Uebernimmt der Verkäufer die Ge­ währleistung wegen eines nicht zu den Hauptmängeln gehörenden Fehlers, oder sichert er eine Eigenschaft des Thieres ausdrücklich oder stillschweigend zu, so wird dadurch das Recht auf Wandelung nach den vorstehenden Vorschriften Ziff. 1 bis 3 begründet. Auf eine vereinbarte Gewährfrist finden die Vorschriften unter aa) und zu aa) Ziff. 2 — §§ 483 bis 485 BGB — entsprechende Anwendung. In Ermangelung einer Vereinbarung über die Gewährfrist läuft die sechswöchige Verjährungsfrist von der Ablieferung des Thieres an. (§ 492 BGB).

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

4. Einige besondere Vorschriften gelten für a) den Handelskauf: Hervorzuheben ist, daß bei Abnahmeverzug des Käufers der Verkäufer zum Selbsthülfeverkauf schreiten darf und der Anspruch auf Gewährleistung erlischt, falls der Käufer nicht, soweit es dem Geschäftsgänge nach thunlich ist, die Sache unverzüglich nach der Ab­ lieferung untersucht und unverzüglich nach Kenntniß die Mangelan­ zeige absendet (§§ 373—382 HGB). 8 147. b) den Kauf nach Probe und auf Probe: a) Beim Kauf nach Probe sind die Eigenschaften der Probe oder des Musters als zugesichert anzusehen (§ 494 BGB). ß) Beim Kauf auf Probe steht die Billigung des gekauften Gegenstandes im Belieben des Käufers. Sie muß innerhalb einer bestimmten Frist erklärt werden und ist, falls die Sache dem Käufer bereits übergeben, in dem Schweigen derselben bis zum Ablauf der Frist zu finden (§§ 495, 496 BGB). 8 148. c) den Wiederkauf: Hat sich der Verkäufer ein Wiederkaufsrecht vorbehalten, so ist der Käufer verpflichtet, sobald der Wiederkäufer erklärt, daß er das Wiederkaufs recht ausübe, den verkauften Gegenstand mit allem Zubehör an den Ver­ käufer als Wiederverkäufer und zwar im Zweifel für denselben Kaufpreis herauszugeben und für schuldhafte Verschlechterungen Schadensersatz zu leisten. Der Verkäufer (Wiederverkäufer) hat den Kaufpreis (ohne Zinsen) zurückzuzahlen für Verwendungen, durch die der Werth des Gegenstandes erhöht ist, Ersatz zu leisten und dem Wiederver­ käufer zu gestatten, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmen (§§ 497—503 BGB).

% 146.

8 149.

d) den Vorkauf: Vorkaufsrecht ist das Recht, in einen zwischen einem Anderen und einem Dritten geschlossenen Kaufvertrag zu den unter den Be­ theiligten vereinbarten Bedingungen als Käufer einzutreten. Das Vorkaufsrecht besteht entweder kraft gesetzlicher Vorschrift (so für Mit­ erben § 2034 BGB) oder es wird durch Vertrag begründet. Die Wirkung des vertragsmäßigen Vorkaufsrechts ist entweder nur eine persönliche, d. h. es wirkt nur gegen den anderen Vertragstheil, oder eine ding­ liche, so daß es auch gegen Dritte durchdringt. Das dingliche Vor­ kaufsrecht ist im Grundbuchrecht zu behandeln — vgl. Theil II Buch III —. Die Ausübung des Vorkaufsrechts erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Verpflichteten. Es kann ausgeübt werden, sobald der Kaufvertrag mit dem Dritten geschlossen ist, wovon der Verpflichtete Anzeige zu

machen hat. Es muß bei Grundstücken binnen zwei Monaten, bei anderen Gegenständen binnen einer Woche, von der Anzeige des Vorkaufs an, ausgeübt werden. Das Vorkaufsrecht ist im Zweifel weder abtretbar noch vererblich (§§ 504—514 BGB).

II. Miethe und Pacht. A. Miethe.

1. a) Begriff. — Miethvertrag ist derjenige Vertrag, durch welchen 8 150. der eine Vertragstheil (der Vermiether) sich verpflichtet, dem anderen Theile (dem Miether) den Gebrauch einer bestimmten Sache während der Miethzeit zu gewähren, der Miether sich verbindlich macht, dafür eine Gegenleistung, den Miethzins, zu zahlen. b) Ueber die Form und die Folgen ihrer Nichtbeachtung des Miethvertrags siehe oben § 43 unter a. c) Die Vorschriften über die Miethe von Grundstücken gelten auch für die Miethe von Wohnräumen und anderen Räumen (§ 580 BGB). d) Streitigkeiten zwischen dem Vermiether und dem Miether oder Untermiether von Wohnräumen oder anderen Räumen oder zwischen dem Miether und Untermiether solcher Räume wegen Ueberlassung, Benutzung oder Räumung, sowie wegen Zurückhaltung der von dem Miether oder dem Untermiether in die Miethsräume eingebrachten Sachen gehören zur ausschließlichen Zuständigkeit der Amtsgerichte (§ 23 Nr. 2 GVG). 2. a) Pflichten des Bermiethers: 8 151. Der Vermiether muß die vermiethete Sache dem Miether in einem zu dem vertragsmäßigen Gebrauche geeigneten Zustande über­ lassen und während der Miethzeitin diesem Zustande erhalten (§ 536BGB). Aus dieser Hauptverbindlichkeit folgen alle in den Einzelvorschriften der §§ 537 bis 547 BGB enthaltenen Verbindlichkeiten, von denen hervorzuheben sind: a) Er hat sowohl körperliche als auch rechtliche Mängel, welche die Tauglichkeit zu dem vertragsmäßigen Gebrauch aufheben oder mindern, dem Miether gegenüber zu vertreten. Zutreffendenfalls wird dieser von der Zahlung des Miethzinses nach dem Verhältniß der Zeit der Auf­ hebung oder Minderung der Tauglichkeit zum Gebrauche befreit oder er kann statt dessen Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Dem Miether stehen diese Ansprüche aber nicht zu, wenn er die Mängel beim Vertragsabschlusse kannte oder die Sache trotz Kenntniß ihres mangelhaften Zustandes annimmt, ohne sich hierbei seine Rechte

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Einzelne Schuldverhältnisse.

vorzubehalten. Eine Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung des Vermiethers zur Vertretung von Mängeln erlassen oder beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Vermiether den Mangel arglistig verschweigt (§§ 537—541 BGB). ß) Wird dem Miether der vertragsmäßige Gebrauch der Sache ganz oder zum Theil nicht rechtzeitig gewährt oder wieder entzogen, so kann er nach fruchtlosem Ablauf einer von ihm dem Vermiether zur Verschaffung von Abhilfe bestimmten Frist, ohne Einhaltung der Kündigungsfrist kündigen. Der Bestimmung einer Frist zur Abhülfe bedarf es nicht, wenn die Erfüllung des Vertrages in Folge des die Kündigung rechtfertigenden Umstandes für den Miether kein Interesse hat (§§ 542, 543 BGB).

/) Der Miether einer Wohnung oder eines anderen Raumes, der zum Aufenthalte von Menschen dienen soll, ist zur Kündigung ohne Einhaltung der Kündigungsfrist berechtigt, wenn die Beschaffen­ heit der Räume eine erhebliche Gefährdung der Gesundheit befürchten läßt, selbst wenn der Miether diesen Zustand gekannt oder auf die Geltendmachung der ihm deshalb zustehenden Rechte verzichtet hat (§ 544 BGB).

J) Der Vermiether muß die auf der vermietheten Sache ruhenden Lasten tragen (§ 546 BGB). r) Nothwendige Verwendungen hat der Vermiether zu ersetzen; jedoch hat der Miether die Fütterungskosten eines Thieres zu tragen. Die Erstattung sonstiger Verwendungen richtet sich nach den Vor­ schriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag — unten § 211 —. Der Miether ist außerdem berechtigt, eine Einrichtung, mit der er die Miethssache versehen hat, wegzunehmen — oben § 105 — (§ 547 BGB).

§ 152.

b) Pflichten des Miethers. u) Der Miether muß von den während der Miethzeit hervortretenden Mängeln der Sache oder geltend gemachten Rechten Dritter, sowie von Vorkehrungen, die zum Schutze gegen eine unvorhergesehene Gefahr erforderlich sind, dem Vermiether rechtzeitig Anzeige machen, widrigenfalls er zum Schadensersatz verpflichtet ist und etwaige An­ sprüche wegen eingetretener Mängel nicht geltend machen kann (§ 545 BGB). ß) Er hat solche Veränderungen oder Verschlechterungen der Miethsache, die durch einen nicht vertragsmäßigen Gebrauch herbei­ geführt werden, zu vertreten (§ 548 BGB).

/) Er darf den Gebrauch der vermieteten Sache nicht Dritten überlassen, insbesondere die Sache ohne Erlaubniß des Vermieters nicht weiter vermieten (Unzulässigkeit der Unter-, Aftermiethe.) Bei grundloser Verweigerung der Erlaubniß hat der Miether das Recht zur Kündigung mit gesetzlicher Frist, haftet aber auch andererseits für Versehen des Untermiethers selbst dann, wenn der Vermiether seine Genehmigung ertheilt hat (§ 549 BGB). d) Er darf von der Sache keinen vertragswidrigen Gebrauch machen oder durch einen Dritten machen lassen. Unterläßt der Miether trotz Abmahnung des Vermieters einen solchen Mißbrauch nicht, so kann der Vermiether auf Unterlassung klagen und wenn seine Rechte dadurch erheblich verletzt werden, ohne Einhaltung einer Frist kündigen. Dieses Kündigungsrecht steht dem Vermiether auch zu, wenn der Miether eine Untermiethe, zu welcher der Vermiether seine Erlaubniß nicht gegeben hat, fortsetzt (§§ 550, 553 BGB). k) Miethzius. — aa) Der Miether hat den bedungenen Miethzins zu entrichten. Der Miethzins ist im Zweifel am Ende der Miethzeit (also nach gemachtem Gebrauch), wenn die Miethzeit nach Zeitabschnitten bemessen ist, nach deren Ablauf, bei Grundstücksmiethe je nach Ablauf eines Kalenderviertchahres am ersten Werktage des folgenden Monats (1. Januar, April, Juli, Oktober), sofern er nicht nach kürzeren Zeitabschnitten bemessen ist, zu entrichten (§ 551 BGB). bb) Der Miethzins ist auch dann zu entrichten, wenn der Miether aus einem in seiner Person liegenden Grunde an dem Ge­ brauch der Sache verhindert ist oder war; der Vermiether ist jedoch verpflichtet, etwa dadurch erlangte Vortheile (Ersparung von Auf­ wendungen, anderweitige Verwerthung) sich anrechnen zu lassen (§ 552 BGB). cc) Der Vermiether kann ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, wenn der Miether mit der Zahlung des Miethzinses für zwei aufeinander folgende Termine im Verzüge ist und nicht noch vorher den Vermiether befriedigt. Die schon erfolgte Kündigung vermag der Miether, wenn er eine zur Aufrechnung geeignete Forderung an den Vermiether hat, dadurch unwirksam zu machen, daß er unver­ züglich nach der Kündigung die Aufrechnung erklärt (§ 554 BGB). 0 Zurückgabe der Miethsache. — aa) Nach Beendigung des Miethverhältnisses ist die Sache dem Vermiether zurückzugeben, jedoch bleiben die landesgesetzlichen Räumungsfristen in Geltung (Art. 93 EGBGB). Nach § 2 des Preußischen Gesetzes vom 30. Juni 1834 (GS. S. 92) werden solche Räumungsfristen unter BerückFidler, Leitfaden durch des BGB.

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Einzelne Schuldverhältnisse.

sichtigung bestehender örtlicher Gewohnheiten durch Verordnung der Ortspolizeibehörden, die aber der Bestätigung durch den Regierungs­ präsidenten bedarf, angeordnet. bb) Bei Vorenthaltung kann der Vermiether als Schadensersatz mindestens den entsprechenden Betrag des Miethzinses verlangen

(§ 557 BGB).

cc) Dem Miether steht wegen seiner Ansprüche an sich das Zu­ rückbehaltungsrecht — vgl. § 113 — zu; nur bei der Miethe von Grund­ stücken ist es grundsätzlich ausgeschlossen (§ 556 Abs. 2 BGB).

8 153.

c) Die unter aund b erwähnten Ersatzansprüche wegen Veränderung oder Verschlechterung, wegen Verwendungen auf die Sache und das Recht auf Wegnahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten von der Rückgabe der Sache bezw. für den Miether von der Been­ digung des Mrethverhältnisses an. Ist der Anspruch auf Rückgabe der Sache durch Verjährung erloschen, so sind damit auch die Ersatz­ ansprüche des Vermiethers verjährt (§ 558 BGB).

8 154.

3. a) Für alle seine Forderungen aus dem Miethverhältniß, aus­ genommen künftige Entschädigungsforderungen und Ansprüche auf Miethzins für eine spätere Zeit als den Rest des laufenden und das folgende Jahr, hat der Vermiether eines Grundstücks ein Pfandrecht mit der Befugniß zur Befriedigung aus dem Pfande (§§ 1233 ff BGB — unten § 322 —) an den eingebrachten Sachen, die Eigenthum des Miethers sind, also nicht an den Sachen der Ehefrau, der Kinder, der Untermiether), soweit diese Sachen der Pfändung unterliegen — vgl. § 715 CPO — (§ 559 BGB).

b) Das Pfandrecht dauert, so lange die Sachen auf dem Grundstücke sich befinden, und erlischt mit ihrer Entfernung, sofern diese mit Wissen und ohne Widerspruch seitens des Vermiethers geschieht oder a) in dem regelmäßigen Betriebe des Geschäfts des Miethers, oder ß) den gewöhnlichen Lebensverhältnissen entsprechend erfolgt oder r) falls die zurückbleibenden Sachen dem Vermiether offenbar hin­ reichende Sicherheit bieten. Liegt keiner dieser Fälle a—/ vor, so hat der Vermiether das Recht, und

aa) ohne Anrufen des Gerichts die Wegnahme zu verhindern falls der Miether auszieht, die Sachen in seinen Besitz zu

nehmen, bb) innerhalb eines Monats Zurückschaffung der Sachen in das Grundstück und falls der Miether ausgezogen ist, die Ueberlassung des Besitzes zu verlangen (§§ 560, 561 BGB).

c) Der Miether kann durch Sicherheitsleistung — vgl. § 89f — die Geltendmachung des Pfandrechts abwenden, auch jede einzelne Sache dadurch von dem Pfandrechte befreien, daß er in Höhe ihres Werthes Sicherheit leistet (§ 562 BGB). d) Wird eine dem Pfandrecht des Vermiethers unterworfene Sache für einen anderen Gläubiger gepfändet, so kann diesem gegen­ über das Pfandrecht nicht wegen des Miethzinses für eine frühere Zeit als das letzte Jahr vor der Pfändung geltend gemacht werden (§ 563 BGB), was bei der Pacht anders ist (vgl. unten § 161 unter ö). 4. Das Miethverhältniß endigt: 8 155. a) mit dem Ablauf der vereinbarten Frist. Wird nach dem Ab­ laufe der Gebrauch der Sache fortgesetzt, so gilt das Miethverhältniß als auf eine unbestimmte Zeit verlängert, sofern nicht der Vermiether oder der Miether binnen einer Frist von zwei Wochen dem anderen Theile gegenüber seinen entgegenstehenden Willen erklärt (§§ 564, 568 BGB); b) nach Kündigung mit dem Ablaufe der Kündigungsfrist. 8 156. a) Bei Grundstücken ist die Kündigung regelmäßig nur für den Schluß eines Kalendervierteljahres zulässig und muß spätestens am dritten Werktage dieses Vierteljahrs erfolgen. ß) Ist der Miethzins nach Monaten bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendermonats zulässig und muß spätestens am fünfzehnten dieses Monats erfolgen. r) Ist der Miethzins nach Wochen bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß einer Kalenderwoche zulässig und muß spätestens am ersten Werktage der Woche erfolgen. d) Bei beweglichen Sachen hat die Kündigung spätestens am dritten Tage vor dem Tage zu erfolgen, an welchem das Miethverhältniß endigen soll. e) Ist der Miethzins für ein Grundstück oder eine bewegliche Sache nach Tagen bemessen, so ist die Kündigung an jedem Tage für den folgenden Tag zulässig (§ 565 BGB).

c) «) Der Tod des Miethers hat die Folge, daß der Miethver- 8 157. trag auf beiden Seiten kündbar wird. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zulässig ist (§ 569 BGB).

ß) Die Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen des Miethers berechtigt den Vermiether wie den Verwalter zur Kündigung mit der gesetzlichen Frist; ist der Gegenstand noch nicht überlassen, so steht der Rücktritt vom Vertrage frei. Der Konkurs über das Ver­ mögen des Vermiethers ist an sich ohne Einfluß auf das Miethver5*

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Einzelne Schuldverhältnisse.

hältniß. Veräußert aber der Verwalter den Miethaegenstand, so wirkt die Veräußerung wie die Zwangsversteigerung — y— (§§ 17—18a KO).

/) Durch die Zwangsversteigerung eines vermietheten Grundstücks erlangt der Ersteher das Recht, das Miethverhältniß mit Einhaltung der gesetzlichen Frist zu kündigen, jedoch nur für den ersten Termin, für den sie zulässig ist (§ 57 RZVG).

d) Ein besonderes Recht der Kündigung unter Einhaltung der gesetzlichen Frist ist Militärpersonen, Beamten, Geistlichen und Lehrern an öffentlichen Unterrichtsanstalten im Falle der Versetzung an einen anderen Ort eingeräumt. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zulässig ist (§ 570 BGB).

t) Ueber die Kündigung ungesunder Wohnungen vgl. oben § 151 unter y.

8 158.

5. Veräußerung des vermietheten Grundstücks.

a) Wird das vermietete Grundstück nach der Uebergabe an den Miether vom Vermiether einem Dritten veräußert oder mit einem Rechte belastet, dessen Ausübung dem Miether den vertragsmäßigen Gebrauch entziehen würde, so tritt der Dritte an die Stelle des Ver­ mieters in die während der Dauer seines Rechts sich aus dem Miethverhältnisse ergebenden Rechte und Verpflichtungen ein und hat sich soweit der Ausübung seiner Rechte zu enthalten, als sie diejenigen der Miether beeinträchtigen würden — „Kauf bricht nicht Miethe". — Daneben haftet der Veräußerer dem Miether für etwaigen vom Er­ werber zu ersetzenden Schaden wie ein Bürge ohne das Recht der Vorausklage, es sei denn, daß der Miether von der Veräußerung oder Begründung des Rechts durch Mittheilung des Veräußerers Kenntniß erlangt hat und nicht zum ersten zulässigen Termin kündigt. Der Erwerber tritt in die durch eine Sicherheitsleistung des Miethers begründeten Rechte ein (§§ 571, 572 BGB). Vorschriften bezüglich der Verfügungen des Vermiethers über den Miethzins sind in den §§ 573 bis 577 BGB gegeben. b) Ist vor der Ueberlaffung des vermietheten Grundstücks an den Miether dieses veräußert oder mit einem das Recht des Miethers beein­ trächtigenden Rechte belastet, so ist der Erwerber nur dann zur Er­ füllung der sich aus dem Miethverhältnisse ergebenden Pflichten ver­ bunden, wenn er dem Vermiether gegenüber die Erfüllung dieser Pflichten übernommen hat (§ 578 BGB).

B. Pacht. I. a) Begriff.—Die Pacht ist derjenige Vertrag, durch welchen der eine § 159. Theil (Verpächter) sich verpflichtet, dem anderen (Pächter) den Gebrauch eines Gegenstandes, der auch ein Recht sein kann, und den Genuß der Früchte desselben, soweit sie nach den Rechten einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft als Ertrag anzusehen sind, zu gewähren, letzterer (Pächter) sich verbindlich macht, dafür eine Vergütung (Pachtzins) zu entrichten. Der Unterschied von der Miethe besteht darin, daß nicht nur der Gebrauch, sondern auch der Genuß der Früchte zu gewähren ist, und daß nicht nur körperliche Sachen, sondern auch ein Recht Gegenstand des Vertrages sein kann (§ 581 BGB). b) Für den Pachtvertrag gelten keine anderen Formvorschriften, als für den Miethvertrag, also die Schriftlichkeit. Der Unterschied, den das ALR (I 21 § 403) macht, indem es für Pachtverträge über Landgüter, wenn das verabredete jährliche Pachtgeld 600 Mk. oder mehr beträgt, gerichtlichen oder notariellen Abschluß vorschreibt, während sonst auch hier Schriftlichkeit genügt, ist dem BGB unbekannt. 2. Auf den Pachtvertrag finden im Allgemeinen die Regeln über die 8 160. Miethe — §§ 150—158 — entsprechende Anwendung. Die Ab­ weichungen beziehen sich auf: a) die Pacht eines landwirthschaftlichen Grundstücks, b) die Pacht eines Grundstücks mit Inventar, c) die Rückgewähr eines landwirthschaftlichen Grundstücks und eines Landguts, d) die Kündigung der Pacht, e) die Entschädigung wegen Nichtrückgabe des Pachtgegen­ standes. Zu a): «) Der Pächter ist verpflichtet, die 'gewöhnlichen Aus- 8 161. besserungen, insbesondere die der Wohn- und Wirthschaftsgebäude, Wege, Gräben und Einfriedigungen auf seine Kosten zu bewirken (§ 582 BGB). ß) Der Pächter hat sich solcher Aenderungen in der wirthschaftlichen Bestimmung zu enthalten, die ihre Wirkung auf die Art der Bewirthschaftung über die Pachtzeit hinaus erstrecken (§ 583 BGB). /) Ist der Pachtzins nach Jahren bemessen, so ist er nach dem Ablaufe je eines Pachtjahres (d. i. des von dem Beginn der Pacht

zu rechnenden Kalenderjahres) an dem nächstfolgenden Werktage zu entrichten (§ 584 BGB). Der Pächter hat keinen Anspruch auf Nachlaß des Pachtzinses wegen außerordentlicher Unglücksfälle; anders nach ALR (I 21 §§ 307 ff, 478 ff) und nach gemeinem Recht.

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

d) Das gesetzliche Pfandrecht des Verpächters kann für den gesammten Pachtzins geltend gemacht werden und ist Gläubigern gegenüber, die ein Pfandrecht auf Pachtgegenstände erlangt haben, auch wegen älterer Pachtzinsrückstände als aus dem letzten Jahre vor der Pfändung, wirksam (anders beim Pfandrecht des Vermiethers — vgl. oben § 154 unter d —). Es erstreckt sich auf die Früchte des Grundstücks, sowie auf die nach § 715 Nr. 5 CPO der Pfändung nicht unterworfenen Sachen (§ 585 BGB). 8 162. Zu b): «) Dem Pächter liegt die Erhaltung der einzelnen Inventarstücke ob, wogegen der Verpächter die ohne Verschulden des Pächters in Abgang kommenden Stücke zu ersetzen hat. Wenn aber Thiere zum Inventar gehören, so hat der Pächter den gewöhnlichen Abgang aus den Jungen soweit zu ersetzen, als dies einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft entspricht (§ 586 BGB). fO Eine besondere Gestaltung erfährt das Pachtverhältniß durch die Vereinbarung, daß der Pächter das Inventar zum Schätzungswerthe übernimmt mit der Verpflichtung, >s bei der Beendigung der Pacht zum Schätzungswerthe zurückzugewähren. Die hauptsächliche Bedeutung dieser Uebereinkunft liegt darin, daß im Zweifel an­ genommen wird, bei der Beendigung des Pachtverhältnisses habe, je nachdem der Schätzungswerth der übernommenen den Schätzungswerth der am Ende der Pacht vorhandenen Stücke übersteigt oder darunter­ bleibt, der Pächter oder der Verpächter Ersatz zu leisten für den Unterschied (§§ 587, 589 Abs. 3 BGB). Im Einzelnen ist zu bemerken: aa) Dem Pächter steht das freie Verfügungsrecht über die ein­ zelnen Stücke innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirth­ schaft zu; er trägt aber die Gefahr des zufälligen Untergangs und der zufälligen Verschlechterung (§ 588 Abs. 1 BGB). bb) Der Pächter hat das Inventar nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft in dem Zustande zu erhalten, wie es ihm übergeben ist. Neu angeschaffte Stücke werden mit der Ein­

verleibung in das Inventar Eigenthum des Verpächters (§ 588 Abs. 2 BGB). cc) Der Verpächter ist berechtigt, bei der Rückgewähr solche vom Pächter angeschafften Stücke abzulehnen, welche überflüssig oder zu werthvoll sind; mit der Ablehnung gehen diese Stücke in das Eigen­ thum des Pächters über (§ 589 BGB). y) Dem Pächter steht an den in seinem Besitze befindlichen Jnventarstücken ein gesetzliches Pfandrecht mit der Befugniß der Befrie-

II. Miethe und Pacht.

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digung aus dem Pfande (§§ 1233 ff BGB — unten § 322 —) für seine auf das Inventar sich beziehenden Forderungen gegen den Berpächter zu; letzterer kann die Geltendmachung des Pfandrechts durch Sicherheitsleistung abwenden (§ 590 BGB).

Zu c): Der Pächter ist verpflichtet, nach der Beendigung der Pacht § 163. ") eines landwirthschaftlichen Grundstücks: dieses in dem Zu­ stande zurückzugewähren, der sich bei einer durch die ganze Pachtzeit fortgesetzten, auch die Letzte Bestellung vor dem Ende der Pacht um­ fassenden ordnungsmäßigen Bewirthschaftung ergiebt (§ 591 BGB); ß) eines Landguts: so viel von den vorhandenen landwirth­ schaftlichen Erzeugnissen zurückzulassen, als zur Fortsetzung der Wirthschaft bis zu der Zeit erforderlich ist, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich gewonnen werden. Ist der Werth der hiernach vom Pächter zurückzulassenden Erzeugnisse ein höherer, als der beim Antritt der Pacht übernommene, so hat der Verpächter den Mehrwerth zu ersetzen. Der auf dem Gute gewonnene Dünger ist stets ohne Vergütung zurückzulassen (§ 593 BGB). Auf die Uebernahme eines Landgutes oder von Vorräthen aus Grund einer Schätzung mit der Bestimmung, daß die Rück­ gewähr nach dieser Schätzung zu erfolgen habe, finden die oben zu b) ß) mitgetheilten Vorschriften entsprechende Anwendung (§ 594 BGB). /) Endigt die Pacht eines landwirthschaftlichen Grundstücks im Laufe eines Pachtjahres, so hat der Verpächter dem Pächter die Kosten zu ersetzen, welche dieser zum Zweck der Gewinnung der noch nicht getrennten, aber vor dem Ablaufe des Pachtjahres zu trennenden Früchte aufgewendet hat, soweit diese Kosten einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth der Früchte nicht übersteigen (§ 592 BGB). Zu d): Die Kündigung ist mangels besonderer Vereinbarung nur 8 164. zum Schluffe des Pachtjahres zulässig und hat spätestens am ersten Werktage des halben Jahres zu erfolgen, mit dessen Ablaufe die Pacht endigen soll (§ 595 BGB). Dem Verpächter steht bei dem Tode des Pächters so wenig ein Kündigungsrecht zu, wie dem Pächter, der als Beamter oder Militärperson versetzt wird. Die Weigerung, die Ge­ nehmigung zur Unterverpachtung zu geben, begründet kein Kündigungs­ recht (§ 596 BGB).

Zu e): Der Verpächter kann, wenn der Pächter nach Beendigung § 165. der Pacht den Pachtgegenstand nicht zurückgiebt, als Entschädigung mindestens den Pachtzins nach dem Verhältnisse verlangen, in welchem

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

die Nutzungen, die der Pächter während der Dauer der Vorenthaltung gezogen hat oder hätte ziehen können, zu den Nutzungen des ganzen Pachtjahres stehen (§ 597 BGB).

III. Darlehn.

8 166.

1. Begriff. — Der Darlehnsvertrag ist derjenige Vertrag, in welchem der eine Theil dadurch, daß er von dem anderen Theile Geld oder andere vertretbare Sachen empfangen hat, sich verpflichtet, diesem das Empfangene in gleicher Art, Güte und Menge zurück zu erstatten. Die Erstattungspflicht setzt also nothwendig den vorherigen Empfang des Dargeliehenen voraus. — Der Darlehnsvertrag kann auch in der Weise zu Stande kommen, daß derjenige, welcher Geld oder andere vertretbare Sachen aus einem anderen Grunde schuldet, mit dem Gläubiger vereinbart, daß dieses Geld oder diese Sachen als Darlehn geschuldet werden sollen (§ 607 BGB). — Eine besondere Art des Darlehns ist das Seedarlehn, die Bodmerei. Es genügt hier der Hinweis auf die §§ 679 bis 699 HGB, wo dieses Rechtsverhältniß behandelt wird. 8 167. 2. Zinsen. — Sind für ein Darlehn Zinsen bedungen, so sind sie mangels anderer Bestimmung nach dem Ablaufe je eines Jahres, und wenn das Darlehn vor Ablauf eines Jahres zurück zu erstatten ist, bei der Rückerstattung zu entrichten (§ 608 BGB).

8 168.

3. Rückerstattung. Kündigung. — Ist für die Rückerstattung eine Zeit nicht bestimmt, so wird das Darlehn erst dadurch fällig, daß es gekündigt wird. Die Kündigungsfrist beträgt bei Darlehen von mehr als 300 Mark drei Monate, bei kleineren Darlehen einen Monat. Einem Schuldner, der das Darlehn nicht zu verzinsen braucht, steht die Rückerstattung jeder Zeit frei, während der Gläubiger zur Kün­ digung verpflichtet ist (§ 609 BGB).

8 169.

4. Darlehnsversprechen. — Ein Darlehnsversprechen kann im Zweifel von dem Versprechenden widerrufen werden, wenn die Vermögensverhältnisse des anderen Theils sich nachträglich derart ver­ schlechtern, daß die Rückzahlung als gefährdet erscheint (§ 610 BGB).

IVa. Dienstvertrag.

8 170.

Vorbemerkungen. — a) Verschiedene unter den Begriff Dienst- oder Werkvertrag fallende Verhältnisse sind bereits oder werden durch die Reichsgesetzgebung mehr oder weniger ausführlich geregelt. Dahin gehören namentlich: das Dienstverhältniß der Handlungsgehülfen und Handlungslehrlinge (§§ 59 ff HGB), des Schiffers (§§ 511 ff HGB und §§ 7 ff des Gesetzes, betr. die privatrechtlichen Verhältnisse der

Binnenschifffahrt vom 15. Juni 1895 — RGBl S. 301 — (vgl. Art. 12 EGHGB), der Schiffsmannschaft (Seemannsordnung vom 27.'Dezember 1872 fvgl. Art. 8 Nr. 3 EGHGBI und §§ 21 sf des Binnen­ schiffahrtsgesetzes), des Floßführers und der Floßmannschaft (§§ Iff des Ges. betr. die privatrechtlichen Verhältnisse der Flößerei vom 15. Juni 1895 — RGBl S. 341), der Anspruch auf Berge- und Hülfslohn bei der Bergung und Hülfeleistung in Seenoth, bei Bergung von Seeauswurf und strandtriftigen Gegenständen (§§ 740ff HGB und Strandungsordnung vom 17. Mai 1874 — RGBl S. 73), das Verhältniß der gewerblichen Arbeiter — Gesellen, Gehülfen, Lehrlinge, Fabrikarbeiter — (§§ 105—139b, 154 der Gewerbeordnung nach Maßgabe des Ges. vom 26. Juli 1897 — RGBl S. 663), der Postbeförderungsoertrag (Postgesetz vom 28. Oktober 1871 — RGBl S. 347). b) Die Rechtsverhältnisse der Beamten unterstehen dem öffent­ lichen Recht und werden somit durch die Bestimmungen des BGB nicht berührt. Soweit sich vermögensrechtliche Ansprüche und Ver­ bindlichkeiten aus dem Amtsverhältnisse ergeben können, ist durch Art. 80 und 81 die Regelung der Landesgesetzgebung überlassen. Jedoch sind im BGB einige Punkte reichsgesetzlich geordnet — zu vgl. § 197 BGB in § 79, § 411 BGB in § 134, §§ 839, 841 BGB in § 258 —. c) Das Gesinderecht ist der Landesgesetzgebung überwiesen. Je­ doch sollen verschiedene Bestimmungen des BGB aus den Bestimmungen über den Dienstvertrag, insbesondere die über Pflege im Falle einer Erkrankung und über Schutzmaßregeln, sowie über die Kündigung bei den auf Lebenszeit geschlossenen Verträgen — vgl. unten § 173 — als absolute Vorschriften für das Gesinderecht gelten (Art. 95 EGBGB). d) Abgesehen von den unter a—c angeführten Ausnahmen stehen alle Verträge, welche die Leistung von Diensten zum Gegenstände haben, unter den folgenden Vorschriften des BGB, gleichviel welcher Art die versprochenen Dienste sind; insbesondere werden auch die sämmtlichen Verträge über Dienste höherer Art z. B. die der Aerzte, Lehrer, Rechtsanwälte rc. nicht anders behandelt. 1. a) Begriff.— Der Dienstvertrag ist derjenige Vertrag, in welchem 8 171.

der eine Theil die Leistung von Diensten irgend einer Art, der andere Theil dafür eine Vergütung zu entrichten sich verpflichtet. Ein Dienst­ vertrag liegt auch dann vor, a) wenn zwar eine Vergütung für die Dienste nicht ausdrücklich vereinbart worden ist, aber nach den Umständen des Falles angenommen

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

werden muß, daß die Leistung der Dienste nur gegen Vergütung er­ folgen solle; ß) wenn die Höhe der Vergütung nicht bestimmt ist, dieselbe üch aber auf Grund von Taxen, Ortsgebrauch oder sonstiger Uebung seststellen läßt (§§ 611, 612 BGB). Vom Werkverträge — § 190 — unterscheidet sich der Dienstvertrag dadurch, daß bei jenem das Werk als Erzeugniß der Arbeit, bei diesem aber die Arbeit schlechthin, ohne Rücksicht auf den Erfolg, den Gegenstand des Vertrages bildet. b) Folgende Streitigkeiten aus dem Dienstvertrage: die Streitig­ keiten zwischen Dienstherrschaft und Gesinde, zwischen Arbeitgeber und Arbeiter hinsichtlich des Dienst- und Arbeitsverhältnisses, insofern dieselben während der Dauer des Dienst-, Arbeits- oder Lehrver­ hältnisses entstehen, gehören zur ausschließlichen Zuständigkeit der Amtsgerichte (§ 23 Nr. 2 GVG).

§ 172.

2. a) Pflichten des Dienstverpflichteten. Der Verpflichtete hat, wenn nicht aus dem Vertrage sich ein Anderes ergiebt, die Dienste in Person zu leisten (§ 613 BGB). Aus allgemeinen Grundsätzen (Treu und Glauben im Verkehr) folgt, daß der Verpflichtete für ordnungsmäßige Leistung der Dienste haftet, besonders dafür, daß er die erforderliche Sachkunde besitzt. Einen Vertreter zu beschaffen ist der Verpflichtete, wenn ihm die persönliche Leistung unmöglich wird, im Zweifel nicht verpflichtet.

8 173.

b) Pflichten des Dienstberechtigten. ('.) Der Dienstberechtigte, der den Anspruch auf die Dienste nicht übertragen kann, hat nach der Leistung der Dienste die vereinbarte Vergütung zu entrichten und zwar, wenn die Vergütung nach Zeit­ abschnitten bemessen ist (z. B. Tagelohn), je nach dem Ablauf eines solchen (§ 614 BGB). Verzug des Dienstberechtigten und unver­ schuldete Verhinderung an der Leistung der Dienste von kurzer Dauer haben keinen Einfluß auf die Vergütung (§§ 614, 615 BGB). ß) Er hat diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die zum Schutze gegen Gefahren des Leibes und der Gesundheit des Dienstverpflichteten erforderlich sind. Bei den in die häusliche Gemeinschaft aufgenom­ menen Dienstverpflichteten erstreckt sich diese Verpflichtung auch auf solche Einrichtungen und Anordnungen, die mit Rücksicht auf die Sittlichkeit und Religion geboten sind (§ 618 BGB). /) In Fällen der Erkrankung eines Dienstverpflichteten, dessen ausschließliche oder hauptsächliche Erwerbsthätigkeit in der Leistung der für längere Dauer versprochenen Dienste besteht und der in die häusliche Gemeinschaft ausgenommen ist (was insbesondere bei Dienst-

IVa. Dienstvertrag.

75

boten zutrifft, für welche diese Vorschriften durch Art. 95 Abs. 2 BGB ausdrücklich für anwendbar erklärt werden, wenn nicht die Landesgesetze weitergehende Ansprüche gewähren), hat der Dienstherr die Verpflichtung, die erforderliche Verpflegung und ärztliche Behand­ lung bis zur Dauer von sechs Wochen, jedoch nicht über das Ende der Dienstzeit hinaus, zu gewähren, oder ihn in einer Krankenanstalt verpflegen zu lassen, falls nicht durch eine Versicherung oder durch öffentliche Krankenpflege. Vorsorge getroffen ist. Die Kosten können auf die für die Zeit der Erkrankung geschuldete Vergütung angerechnet werden. Tie Verpflichtung wird dadurch ausgeschlossen, daß der Verpflichtete vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit die Erkrankung herbeigeführt hat (§ 617 BGB). Zu und /: Jede Vereinbarung, durch welche im Voraus diese Verpflichtungen aufgehoben oder beschränkt werden, ist nichtig. Der Dienstberechtigte, der den ihm in Ansehung des Lebens und der Ge­ sundheit des Verpflichteten obliegenden Verpflichtungen zuwiderhandelt, macht sich für den daraus entstehenden Schaden nach Maßgabe der Regeln über unerlaubte Handlungen verantwortlich (§§ 619, 618 Abs. 3 BGB). 3. Beendet wird das Dienstverhältniß mit dem Ablauf der bestimmten Dauer, bei nicht bestimmter oder nicht bestimmbarer Dauer nach Kündigung mit Ablauf der Kündigungsfrist (§ 620 BGB). In den §§ 621 bis 625 BGB sind die Kündigungsfristen für die verschiedenen Verhältnisse gesetzlich normirt. Ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kann das Dienstverhältniß von jedem Theile gekündigt werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt, was durch richterliches Urtheil festzustellen ist (§ 626 BGB). Auch ohne daß ein wichtiger Grund vorliegt, ist die Kündigung zulässig, jedoch nicht zur Unzeit, wenn die VerpflichtrMg auf die Leistung von Diensten höherer Art, die auf Grund besonderen Vertrauens übertragen zu werden pflegen, gerichtet ist (§ 627 BGB). Ueber die aus dem Rücktritt in diesen Fällen entstehenden Folgen enthält § 627 BGB eingehende Vor­ schriften. — Im Falle des Konkurses des Dienstherrn kann das Dienstverhältniß von beiden Seiten mit Einhaltung der gesetzlichen Frist gekündigt werden. Kündigt der Verwalter, so kann der Andere Ersatz des ihm durch die Aufhebung des Dienstverhältnisses ent­

8 174.

standenen Schadens verlangen (§ 19 KO). 4. Nach der Kündigung eines dauernden Dienstverhältnisses hat § der Dienstberechtigte dem Dienstverpflichteten auf Verlangen ange­ messene Zeit zum Aufsuchen eines anderen Dienstverhältnisses zu ge-

175.

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

währen. Bei der Beendigung eines solchen Dienstverhältnisses kann der Verpflichtete ein schriftliches Zeugniß über das Dienstverhältniß und dessen Dauer fordern; auf sein Verlangen muß sich der Berech­ tigte auch über die Leistungen und die Führung im Dienste äußern (§§ 629, 630 BGB). tz 176. 5. Die Vorschriften des Handelsgesetzbuches für Handlungs­ gehülfen und Handlungslehrlinge (§§ 59—84 HGB) — vgl. oben Vorbemerkung a) — sind im Wesentlichen gleicher Art — zu vgl. ins­ besondere §§ 29, 62, 63, 73, 76, 80 a a O. — Namentlich genau ge­ regelt sind die Kündigung — im Zweifel sechs Wochen vor dem Schluß eines Kalendervierteljahres — und die Gründe für die Beendigung des Dienstverhältnisses — §§ 66, 67, 70, 71, 72 a a C. —, Pflichten des Lehrherrn und Lehrlings — §§ 76 bis 80 a a O. — Die Zahlung des bedungenen Gehaltes hat am Schlüsse jedes Monats zu erfolgen; eine Vereinbarung, nach der die Zahlung später erfolgen soll, ist nichtig — § 64 a a £). —. Nur in beschränktem Maße ist die rechtliche Wirkung derjenigen Vereinbarungen anerkannt, durch welche der Gehülfe für die Zeit nach Beendigung des Dienstverhält­ nisses in seiner gewerblichen Thätigkeit beschränkt wird, — sog. Kon­ kurrenzklausel — (§§ 74, 75 HGB). Die vorstehenden Bestimmungen sind schon mit dem 1. Januar 1898 in Kraft getreten (Art. 1 HGB). IV b. Besondere handelsrechtliche dem Dienstvertrag verwandte Geschäftsformen (Kommissions-, Speditions-, Lager-, und Frachtgeschäft.

Das Handelsrecht kennt eine Reihe von Geschäften, die rechtlich im Wesentlichen nach den Grundsätzen des Dienstvertrages zum Theil unter Heranziehung der Bestimmungen über den Auftrag (zu vgl. § 675 BGB) geordnet sind. Wegen dieser Verwandtschaft sind diese Geschäfte an dieser Stelle dargestellt. A. Kommissionsgeschäft. 8 177.

1. Kommissionär ist, wer es gewerbsmäßig übernimmt, Waaren

oder Werthpapiere für Rechnung eines Anderen (des Kommittentenim eigenen Namen zu kaufen oder zu verkaufen oder Verträge über die Lieferung einer nicht vertretbaren beweglichen Sache, die aus einem von dem Unternehmer zu beschaffenden Stoffe herzustellen ist, zu schließen (§§ 383, 406 Abs. 2 HGB). 8 178. 2. a) Der Kommissionär ist verpflichtet, das übernommene Ge­ schäft mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns auszuführen

IVb. Handelsrechtliche dem Dienstvertrag verwandte Geschäftssormen usw.

77

und dabei das Interesse des Kommittenten wahrzunehmen und dessen Weisungen zu befolgen, widrigenfalls er schadensersatzpflichtig wird, dem Kommittenten die erforderlichen Nachrichten zu geben, insbesondere von der Ausführung der Kommission unverzüglich Anzeige zu machen, ihm über das Geschäft Rechenschaft abzulegen und dasjenige heraus­ zugeben, was er aus der Geschäftsbesorgung erlangt hat (§§ 384, 385 HGB). b) Schließt der Kommissionär zu vortheilhafteren Bedingungen ab, als sie ihm gesetzt worden sind, so kommt dies dem Kommittenten zu Statten. Hat er unter dem ihm gesetzten Preise verkauft oder diesen Preis beim Einkauf überschritten, so kann der Kommittent unverzüglich nach der Anzeige das Geschäft als für seine Rechnung geschlossen zurückweisen, wenn sich nicht der Kommissionär zur Deckung des Unterschiedes erbietet (§§ 386, 387 HGB). c) Der Verkaufs-Kommissionär hat das zum Zwecke des Verkaufs ihm übersandte Gut zu besichtigen; zeigt es äußerlich erkennbare Mängel, so hat er die Rechte gegen den Frachtführer oder Schiffer zu wahren und für den Beweis des Zustandes durch Antrag auf Beweissicherung nach Maßgabe des § 449 a CPO zu sorgen und dem Kommittenten unverzüglich Nachricht zu geben, widrigenfalls er schadensersatzpflichtig wird. Gut, das dem Verderben ausgesetzt oder das durch später einretende Veränderungen entwerthet zu werden droht, kann er, wenn die Verfügung des Kommittenten nicht mehr eingeholt werden kann, oder dieser säumig in der Ertheilung ist, öffentlich versteigern lassen; war der Kommittent zur Verfügung verpflichtet, so kann das Gut auch auf seine Gefahr und Kosten in einem öffentlichen Lagerhaus oder sonst in sicherer Weise hinterlegt werden (§§ 388, 389 HGB). So lange der Kommissionär das Gut aufzubewahren hat, haftet er für den Verlust und jede Beschädigung, wenn er nicht beweisen kann, daß der Verlust oder die Beschädigung durch die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns nicht abzuwenden war. Das Gut zu ver­ sichern ist er nur auf Anweisung des Kommittenten verpflichtet (§ 390 HGB). 3) Der Kommissionär ist berechtigt, eine Provision zu fordern, wenn das Geschäft zur Ausführung gekommen ist; auch wenn das Geschäft nicht zur Ausführung gekommen, gebührt ihm die Provision, wenn solche ortsgebräuchlich ist oder wenn die Ausführung des Ge­ schäfts nur aus einem in der Person des Kommittenten liegenden Grunde unterblieben ist. Der Kommissionär hat ferner Anspruch auf

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Ersatz von Aufwendungen,

Einzelne Schuldverhältnisse.

die zum Vollzüge

des Geschäfts noth­

wendig oder nützlich waren (§ 396 HGB, §§ 675, 670 BGB). Wegen der Provision der auf das Gut verwandten Kosten und sonstigen Forderungen und Auslagen hat er am Kommissionsgut, sofern er es im Besitze hat, insbesondere mittels Konnossements,

Lade-oder Lagerscheins darüber verfügen kann, ein gesetzliches Pfand­ recht mit der Befugniß der Befriedigung aus dem Pfande (§ 397 HGB und §§ 1233 ff BGB — vgl. unten § 322 —). § 179. 4. Es sind im Vorstehenden die Rechte und Pflichten des Kom­ missionärs im Allgemeinen angegeben. Wegen der näheren Vor­ schriften über viele Einzelheiten des Kommissionsgeschäfts muß die Verweisung auf die §§ 391 bis 405 HGB genügen, um so mehr, als bei Rechtsstreitigkeiten auf Grund dieser Vorschriften der Gerichts­ schreiber wohl befugt sein dürfte, Gesuchsteller um Aufnahme der Klage an einen Rechtsanwalt zu verweisen.

B.

Speditionsgeschäft.

§180.

1. Spediteur ist, wer es gewerbsmäßig übernimmt, Güter­ versendungen durch Frachtführer oder durch Verfrachter von See­ schiffen für Rechnung eines Anderen (des Versenders) in eigenem Namen zu besorgen (§ 407 HGB). Führt der Spediteur, wozu er mangels entgegenstehender Bestimmung befugt ist, die Beförderung des Gutes selbst aus, so hat er zugleich die Rechte und Pflichten eines Frachtführers — § 187 — (§ 412 HBG). Uebernimmt er zu­ gleich die Lagerung und Aufbewahrung von Gütern in seinen Spe­ ditionsräumen, so hat er insoweit die Rechte und Pflichten des Lager­ halters — § 182 —.

§ 181.

2. a) Der Spediteur ist verpflichtet, die Versendung, ins­ besondere die Wahl der Frachtführer, Verfrachter und Zwischenspedi­ teure mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns auszuführen und dabei das Interesse des Versenders wahrzunehmen und dessen Weisungen zu befolgen (§ 408 HGB). In Ansehung der Empfang­ nahme, Aufbewahrung und Versicherung der Güter hat er dieselben Pflichten, wie der Kommissionär — oben § 178 a) c) — (§ 407 Abs. 2 BGB). b) Er ist berechtigt, nach der Uebergabe des Guts an den Fracht­ führer oder Verfrachter Provision, sowie Ersatz der an den Fracht­ führer gezahlten Fracht (aber keiner höheren), der Auslagen, Ver­ wendungen und Vorschüsse zu fordern (§§ 409, 410, 408 Abs. 2 HGB). Wegen dieser Ansprüche steht dem Spediteur am Speditions-

IVb. Handelsrechtliche dem Dienstvertrag verwandte Geschäftsformen usw.

79

gute, sofern er es noch im Besitz hat, insbesondere mittels Konnosse­ ments, Lade- oder Lagerscheins darüber verfügen kann, ein gesetzliches Pfandrecht mit der Befugniß zur Befriedigung aus dem Pfande zu (§ 410 HGB, §§ 1233 ff BGB — § 322 —)• 3. Die Ansprüche gegen den Spediteur wegen Verlustes, Minde- g 182. rung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Guts verjähren, wenn nicht vertragsmäßig die Frist verlängert wird, in einem Jahre von dem Tage nach der Ablieferung beziehungsweise von dem auf den Tag, an welchem die Ablieferung hätte erfolgen sollen, fol­ genden Tage an (§ 414 HGB).

C. Lagergeschäft.

1. Lagerhalter ist, wer gewerbsmäßig die Lagerung und Auf- § 183. bewahrung von Gütern übernimmt (§ 416 BGB). 2. a) Der Lagerhalter hat in Ansehung der Empfangnahme, § 184. Aufbewahrung und Versicherung des Gutes dieselben Pflichten, wie der Kommissionär — vgl. § 178 a) c) —. Von Veränderungen des Gutes, welche dessen Entwerthung befürchten lassen, hat er den Einlagerer unverzüglich zu benachrichtigen, widrigenfalls er schadensersatzpflichtig wird (§ 417 HGB). Dem Einlagerer hat er während der Geschäfts­ stunden die Besichtigung des Guts, die Entnahme von Proben und die zur Erhaltung des Guts nothwendigen Handlungen zu gestattenb) Der Lagerhalter ist berechtigt, die Lagerkosten, d. i. das bedungene oder ortsübliche Lagergeld und die Erstattung der Auslagen für Fracht und Zölle und der auf das Gut gemachten erforderlichen Auf­ wendungen zu fordern. Die Auslagen sind sofortfällig, die sonstigen Lagerkosten nach dem Ablaufe von je drei Monaten seit der Ein­ lieferung oder bei der Zurücknahme, bei therlweiser Zurücknahme mit dem entsprechenden Theile. Wegen der Lagerkosten steht dem Lager­ halter an dem Gute, so lange er es im Besitze hat, insbesondere mittels Konnossements, Lade- oder Lagerscheins darüber verfügen kann, ein gesetzliches Pfandrecht mit der Befugniß der Befriedigung aus dem Pfande zu (§ 421 HGB, §§ 1233 ff BGB — vgl. § 322 —). 3. Ist eine Frist zur Rücknahme des Gutes nicht bedungen, so § 185. kann der Lagerhalter solche erst nach Ablauf von drei Monaten seit der Einlieferung und nach vorgängiger Kündigung mit Frist von einem Monat verlangen, es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die frühere Zurücknahme vorliegt (§ 422 HGB). 4. Die Ansprüche gegen den Lagerhalter wegen Verlustes, Min- § 186. derung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Gutes verjähren,

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wenn

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

nicht vertragsmäßig die Frist verlängert ist, in einem Jahre

§ 423 HGB — vgl. § 182 — D. Frachtgeschäft.

§ 187

1. a) Frachtführer ist, wer es gewerbsmäßig übernimmt, die Beförderung von Gütern zu Lande oder auf Flüssen oder sonstigen Binnengewässern auszuführen (§ 425 HGB).

b) Der Frachtvertrag bedarf keiner Form. Ueblich aber und auf Verlangen des Frachtführers erforderlich ist die Ausstellung eures Frachtbriefes, der aber nur zum Beweise über den Vertrag dient und maßgebend ist für das Rechtsverhältniß zwischen dem Absender und dem Frachtführer. Ueblich, aber nicht erforderlich ist ferner die Aus­ stellung eines Ladescheines durch den Frachtführer, der maßgebend ist für das Rechtsverhältniß zwischen dem Frachtführer und dem Em­ pfänger. Das Gesetz schreibt für beide Urkunden einen bestimmten Inhalt vor (§§ 426, 445, 446 HGB).

§ 188.

2. a) Der Frachtführer hat folgende Verpflichtungen: u) Er hat den Transport in der bedungenen, sonst in der orts­ üblichen oder angemessenen Zeit anzutreten und ohne Unterbrechung fortzusetzen und zu vollenden. Bei zeitweiliger Verhinderung des Antritts oder der Fortsetzung der Reise kann der Absender, wenn ihn kein Verschulden trifft, von dem Vertrage zurücktreten, muß dann aber den Frachtführer für die Vorbereitung der Reise, die Wiederausladung und den zurückgelegten Theil der Reise entschädigen (§ 428 HGB). ß) Er haftet für den Schaden, der durch Verlust oder Beschädigung des Gutes in der Zeit von der Annahme bis zur Ablieferung oder durch Versäumung der Lieferzeit entsteht, wenn er nicht beweist, daß diese Vorkommnisse durch die Sorgfalt eines ordentlichen Fracht­ führers nicht abzuwenden waren. Für den Verlust oder die Be­ schädigung von Kostbarkeiten, Kunstgegenständen, Geld und Werth­ papieren haftet er nur, wenn ihm diese Beschaffenheit oder der Werth des Gutes bei der Uebergabe zur Beförderung angegeben worden ist (§ 429). Ein Verschulden seiner Leute und anderer Personen, denen er sich bei Ausführung der Beförderung bedient, hat er wie eigenes zu vertreten. Uebergiebt er das Gut einem anderen Frachtführer, so haftet er für die Ausführung bis zur Ablieferung des Gutes an den Empfänger (§§ 431, 432 HGB). /) Er hat das Gut am Orte der Ablieferung dem durch den Frachtbrief bezeichneten Empfänger auszuhändigen. Von diesem Zeit-

IVb. Handelsrechtliche dem Dienstvertrag verwandle Geschäftsformen usw.

81

punkt an ist er an Anweisungen des Absenders nicht mehr gebunden (§§ 435, 433 HGB). b) «) Der Frachtführer ist berechtigt, von dem das Gut und den Frachtbrief annehmenden Empfänger Zahlung des Frachtlohns und Ersatz seiner Auslagen, insbesondere Liege- und Zollgelder zu fordern. Ist der Empfänger nicht zu ermitteln oder verweigert er die Annahme, so ist der Absender unverzüglich in Kenntniß zu setzen; ist dies nicht thunlich oder giebt der Absender keine Nachricht, so kann der Frachtführer das Gut in einem öffentlichen Lagerhaus oder sonst in sicherer Weise hinterlegen. Dem Verderben ausgesetztes Gut kann er bei Gefahr im Verzüge öffentlich versteigern lassen (§§ 436, 437 HGB).

ß) Nach der Annahme des Gutes und Zahlung der Fracht kann der Frachtführer alle Ansprüche aus dem Frachtvertrag zurückweisen, ausgenommen die wegen Beschädigung oder Minderung des Gutes, die durch amtlich bestellte Sachverständige festgestellt sind. Diese Fest­ stellung kann wegen äußerlich nicht erkennbarer Beschädigung oder Minderung auch nach der Annahme des Gutes und Bezahlung der Fracht verlangt werden, jedoch nur unverzüglich nach der Entdeckung und spätestens eine Woche nach der Annahme (§ 438 HGB). c) Dem Frachtführer steht wegen aller durch den Frachtvertrag begründeten Forderung ein gesetzliches Pfandrecht an dem Frachtgute zu, so lange er das Gut noch im Besitze hat, insbesondere mittels Kon­ nossements, Lade- oder Lagerscheines darüber verfügen kann, jedoch auch nach der Ablieferung fortdauert, sofern es der Frachtführer binnen dreier Tage nach Ablieferung gerichtlich geltend macht — durch Erhebung der Klage oder Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung — und das Gut noch im Besitze des Empfängers ist. Das gesetzliche Pfandrecht gewährt die Befugniß zur Befriedigung aus dem Pfande gemäß §§ 1233 ff BGB — unten § 322. — Die in § 1234 Abs. 1 BGB bezeichnete Androhung des Pfandrechts und die in §§ 1237, 1241 BGB Benachrichtigungen sind an den Empfänger zu richten; wenn dieser nicht zu ermitteln ist oder die Annahme des Gutes verweigert, haben sie dem Absender gegenüber zu erfolgen

(§ 440 HGB).

3. Die Ansprüche gegen den Frachtführer wegen Verlustes, Min- § 189. derung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Gutes ver­ jähren, wenn nicht vertragsmäßig die Frist verlängert ist, in einem Jahre (§ 439 HGB) - vgl. § 182. Kidler, Leitfaden durch das BGB.

6

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhyltnisse.

8 190.

4. Die Bestimmungen über das Frachtgeschäft zur Beförderung von Gütern zur See (§§ 556ff HGB) sind von der Erörterung aus­ geschlossen. — Auf das Frachtgeschäft zur Beförderung von Gütern auf Flüssen und sonstigen Binnengewässern finden die vorstehenden Vorschriften des HGB Anwendung (§ 26 des Gesetzes vom 15. Juni 1895 — RGBl S. 301 — in der Fassung nach Art. 12 EG HGB). Die weiter in dem Gesetze vom 15. Juni 1895 gegebenen Vorschriften — vgl. 88 27—77 — betreffen die Ladebereitschaft, die Ladezeit, die Ueberliegezeit und die Liegegelder, die Löschbereitschaft und die Lösch­ zeit usw. — Besondere Bestimmungen bestehen für das Frachtgeschäft zur Beförderung von Gütern durch die Post (Reichspostgesetz vom 28. Oktober 1871 — RGBl S. 3470 — zu vgl. § 452 HGB — und über die Beförderung von Gütern und Personen auf den Eisen­ bahnen (§§ 453—473 HGB).

8 191.

1. a) Begriff. - Der Werkvertrag ist derjenige Vertrag, durch den der eine Theil (Unternehmer) sich verpflichtet, eine Sache herzustellen oder zu verändern, oder einen bestimmten Erfolg durch seine Arbeit oder Dienstleistung herbeizuführen, der andere Theil (Besteller) sich verbindlich macht, dafür eine Vergütung zu entrichten (§ 631 BGB). b) Der Werkvertrag unterscheidet sich vom Kaufvertrag dadurch, daß es bei diesem nicht auf die Arbeit ankommt. Verpflichtet sich aber der Unternehmer, das Werk aus einem von ihm zu beschaffenden Stoffe herzustellen, so finden die Grundsätze des Kaufvertrages und theilweise die des Werkvertrages Anwendung (§ 651 BGB). Ueber den Unterschied von Werk- und Dienstvertrag vgl. oben § 171. Vom Auftrag unterscheidet sich der Werkvertrag dadurch, daß dem Unternehmer regelmäßig eine Vergütung gewährt wird. — Den Vorschriften über den Werkvertrag unterliegen auch Verträge über wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten. c) Was über stillschweigende Vereinbarung der Vergütung und deren Höhe bei dem Dienstvertrag gesagt ist — vgl. oben § 171 — gilt auch für den Werkvertrag (§ 632 BGB).

V. Werkvertrag.

8 192.

2. a) Pflichten des Unternehmers. a) Der Unternehmer haftet dafür, daß das Werk die zugesicherten Eigenschaften besitze und von Fehlern, die den Werth oder die Taug­ lichkeit zu dem gewöhnlichen oder vertragsmäßig gewollten Gebrauch aufheben oder mindern, frei sei. Der Unternehmer hat daher

aa) entweder einen vorhandenen Mangel zu beseitigen, wenn die Beseitigung nicht einen unverhältnißmäßigen Aufwand erfordert, oder

dem Besteller die Beseitigung gegen Ersatz seiner Aufwendungen zu gestatten (§ 633 BGB), — oder

bb) nach Ablauf einer vom Besteller ihm bestimmten angemessenen Frist, nach deren Ablauf die Beseitigung abzulehnen der Besteller er­ klärt hat, sich Wandelung oder Minderung der Vergütung nach den für den Kaufvertrag geltenden Grundsätzen — vgl. §§ 140, 141 — gefallen zu lassen (§ 634 BGB) — oder cc) bei Verschulden statt dessen Schadensersatz zu leisten (§ 625 BGB). /!?) Der Unternehmer hat das Werk rechtzeitig herzustellen. Bei Nichterfüllung dieser Verpflichtung kann der Besteller nach Maßgabe der unter « bb angeführten Vorschriften von dem Vertrage zurück­ treten, unbeschadet des Rechts auf Schadensersatz im Falle des Ver­ zuges, dessen Nichtvorliegen der Unternehmer zu beweisen hat 636 BGB). /) Die Ansprüche des Bestellers auf Beseitigung des Mangels, auf Wandelung, Minderung oder Schadensersatz verjähren in sechs Monaten, bei Arbeiten an einem Grundstück in einem Jahr und bei Bauwerken in fünf Jahren. Die Verjährungsfrist, die vertraglich verlängert werden kann, beginnt mit der Abnahme des Werkes. Unterbrochen oder gehemmt wird die Verjährung nach Maßgabe der Regeln über den Kauf — vgl. § 142 —. Jedoch wird die Ver­ jährung auch dadurch gehemmt, daß der Unternehmer mit Einwilligung des Bestellers das Werk einer Prüfung unterzieht, und zwar so lange, bis der Unternehmer dem Besteller das Ergebniß der Prüfung mittheilt oder den Mangel für beseitigt erklärt oder die Fortsetzung der Beseitigung verweigert (§§ 638—640 BGB).

b) Pflichten des Bestellers. —

8 193.

«) Der Besteller hat das vertragsmäßig hergestellte Werk abzu­ nehmen, auch wenn es an einem unerheblichen Mangel leidet (§8 640, 634 Abs. 3 BGB).

ß) Er hat bei der Abnahme die Vergütung,. bei Abnahme in Theilen die für die einzelnen Theile bedungene Vergütung zu zahlen und sofern sie in Geld besteht, von diesem Zeitpunkte an zu ver­ zinsen (§ 641 BGB).

y) Er ist verpflichtet, die seinerseits zur Herstellung des Werkes erforderlichen Handlungen vorzunehmen, widrigenfalls er den Unter­ nehmer zu entschädigen hat. Auch kann der Unternehmer nach Ablauf einer zur Nachholung der Handlung dem Besteller gesetzten Frist den *6

84

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Lchnldverhältnisse.

Vertrag kündigen mit der Wirkung, daß der Vertrag nach Ablauf der Frist als aufgehoben gilt (§§ 642, 643 BGB).

8 194,

3. a) Der Besteller trägt die Gefahr von dem Zeitpunkte der Abnahme des Werkes oder des Verzuges in der Abnahme an. Jedoch geht die Gefahr bei Versendung des Werkes nach einem anderen als dem Erfüllungsorte auf Verlangen des Bestellers schon von der Uebergabe zum Transport auf ihn über; auch trifft den Besteller der zufällige Untergang und eine zufällige Verschlechterung deS von ihm dem Unternehmer gelieferten Stoffes vom Zeitpunkt der Lieferung an (§ 644 BGB). b) Ist vor der Abnahme oder Vollendung das Werk in Folge eines Mangels des von dem Besteller gelieferten Stoffes oder in Folge einer von dem Besteller für die Ausführung ertheilten An­ weisung untergegangen, verschlechtert oder unausführbar geworden, ohne daß ein Umstand mitgewirkt hat, den der Unternehmer zu ver­ treten hat, oder hat der Unternehmer bei Annahmeverzug des Be­ stellers den Vertrag durch Kündigung aufgehoben, so kann er einen den geleisteten Arbeiten entsprechenden Theil der Vergütung und Ersatz der in der Vergütung nicht inbegriffenen Auslagen verlangen (§ 645 BGB). 8 195. 4. a) Dem Unternehmer steht für seine Forderungen aus dem Vertrage ein gesetzliches Pfandrecht mit der Befugniß zur Befriedigung aus dem Pfande (§§ 123 ff BGB — unten § 322 —) an den be­ weglichen Sachen des Bestellers zu, die bei der Herstellung oder zwecks Ausbesserung in seinen Besitz gelangt sind (§ 647 BGB). b) Der Unternehmer eines Bauwerks oder eines einzelnen Theiles eines solchen ist berechtigt, von dem Besteller zu verlangen, daß ihm für seine Forderung oder einen der fertiggestellten Arbeit ent­ sprechenden Theil derselben nebst Auslagen eine Sicherungshypothek (vgl. darüber das Grundbuchrecht im Theil II Buch III) eingeräumt

8 196.

8 197.

werde (§ 648 BGB). 5.jDem Besteller steht es frei, bis zur Vollendung des Werks einseitig ohne Angabe von Gründen den Vertrag zu kündigen. Da­ durch wird er aber verpflichtet, dem Unternehmer die ganze ver­ einbarte Vergütung zu entrichten. Nur muß sich der Unternehmer dasjenige anrechnen lassen, was er an Aufwendungen erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwirbt oder zu erwerben böswillig unterläßt (§ 649 BGB). 6. Ist dem Vertrage ein Kostenanschlag zu Grunde gelegt, für dessen Richtigkeit der Unternehmer Gewähr nicht übernommen hat, so

VI. Mäklervertrag. — Rechtliche Stellung der Handlungsagenten.

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kann der Besteller, wenn das Werk nicht ohne eine wesentliche Ueberschreitung des Anschlags ausführbar ist, kündigen, muß dann aber dem Unternehmer einen der geleisteten Arbeit entsprechenden Theil der Vergütung und Ersatz der in der Vergütung nicht inbegriffenen Auslagen entrichten (§ 650 BGB).

VI.

Mäklervertrag. — Rechtliche Stellung der Handlungsagenten. A. 1. a) Der Mäklervertrag ist derjenige Vertrag, in welchem der eine 8 198.

Theil sich verpflichtet, dafür eine Vergütung (Maklerlohn) zu bezahlen, daß der andere Theil (Mäkler) die Gelegenheit zum Abschluß eines Vertrages verschafft oder den Abschluß eines Vertrages vermittelt. Dabei ist stillschweigende Bedingung der Entrichtung des Lohnes, daß der Vertrag in Folge der Thätigkeit des Mäklers zu Stande ge­ kommen, und falls er aufschiebend bedingt ist, die Bedingung einge­ treten ist (§ 652 BGB). b) Was über stillschweigende Vereinbarung der Vergütung und deren Höhe bei dem Dienstvertrag gesagt ist — vgl. oben § 171 —, gilt für den Mäklervertrag in Betreff des Mäklerlohns (§ 653 BGB).

2. a) Aufwendungen sind dem Mäkler nur auf Grund besonderer 8 199. Vereinbarung zu ersetzen, mag ein Vertrag zu Stande kommen oder nicht (§ 652 Abs. 2 BGB). b) Der Mäkler verliert seinen Anspruch auf Mäklerlohn und Ersatz von Aufwendungen, wenn er vertragswidrig auch im Interesse des anderen Theiles thätig gewesen ist (§ 654 BGB).

c) In den Fällen, wo der Abschluß oder die Vermlttelung eines Dienstvertrages Gegenstand der Mäklerthätigkeit ist, kann ein Mäklerlohn, der unverhältnißmäßig hoch erscheint, auf Klage des Schuldners durch richterliches Urtheil angemessen herabgesetzt werden, sofern er

nicht schon entrichtet ist (§ 655 BGB). d)

Unverbindlich ist das Versprechen

eines Mäklerlohnes für

die Heirathsvermittelnng. Jedoch kann der Auftraggeber einen frei­ willig gegebenen Ehemäklerlohn nicht zurückf.ordern (§ 656 BGB).

.

.

3. a) Besondere Vorschriften gelten für die Handelsmäkler d. h. 8200. diejenigen, welche gewerbsmäßig für andere Personen, ohne von ihnen auf Grund eines Vertragsverhältnisses ständig damit betraut zu sein, die Vermittelung von Verträgen über Anschaffung oder Veräußerung von Waaren oder Werthpapieren, über Versicherungen, Güter­ beförderungen, Bodmerei, Schiffsmiethe oder sonstige Gegenstände des Handelsverkehrs übernehmen.

86

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

Auf die Vermittelung anderer, als der bezeichneten Geschäfte, ins­ besondere auf die Vermittelung von Geschäften über unbewegliche Sachen finden nicht die Vorschriften über Handelsmäkler, sondern die Vorschriften des BGB Anwendung, auch wenn die Vermittelung durch einen Handelsmäkler erfolgt (§ 93 HGB). Der Handelsmäkler haftet jeder der beiden Parteien für den durch sein Verschulden entstandenen Schaden. In Ermangelung einer Vereinbarung und eines abweichenden Ortsgebrauchs kann er den Mäklerlohn von jeder Partei zur Hälfte fordern (§§ 98, 99 HGB). Die Handelsmäkler sind verpflichtet, über die vermittelten Geschäfte ein Tagebuch zu führen und sofort nach Abschluß des Geschäfts jeder Partei eine Schlußnote zuzustellen, die kurz den Inhalt des Geschäfts enthält (§§ 94—103 HGB). Amtlich bestellte Handelsmäkler giebt es nach dem neuen HGB nicht mehr. Die Gerichte sind daher mit den Verrichtungen, die ihnen nach Art. 9 des Preuß. Einf.-Ges. zum alten HGB oblagen (Beeidigung der Handelsmäkler, Beglaubigung ihres Tagebuchs), nicht weiter befaßt. § 201. B. Verwandt mit den Handelsmäklern sind die Handlungs­

agenten. 1. Handlungsagent ist, wer, ohne als Handlungsgehülfe angestellt zu sein, ständig damit betraut ist, für das Handelsgewerbe eines Anderen Geschäfte zu vermitteln oder im Namen des Anderen abzu­ schließen (§ 94 HGB). Er unterscheidet sich also vom Handelsmäkler dadurch, daß er in einem dauernden Verhältniß zu einem oder mehreren Handelshäusern steht und meistens die Verpflichtung hat, deren aus­ schließliches Interesse zu vertreten, weshalb er auch nur von ihnen Provision erhält. Vom Kommissionär — vgl. § 177 — unterscheidet er sich dadurch, daß er nur Geschäfte vermittelt oder sie doch nur im Namen des Hauses, welches er vertritt, abschließt, während der Kommissionär in eigenem Namen handelt; vom Handlungsgehülfen dadurch, daß er selbständiger Gewerbetreibender ist. 2. a) Der Handlungsagent ist verpflichtet, das Interesse des Geschäftsherrn mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns wahr­ zunehmen und dem Geschäftsherrn die erforderlichen Nachrichten zu geben, namentlich ihm von jedem Geschäftsabschluß unverzüglich An­ zeige zu machen (§ 84 HGB). b) Der Handlungsagent ist berechtigt, mangels anderer Verein­ barung über die Vergütung eine Provision in der vereinbarten, sonst üblichen Höhe zu fordern für jedes durch seine Thätigkeit zu Stande

VII. Auslobung.

87

gekommene und zur Ausführung gelangte Geschäft, für ein nicht zur Ausführung gelangtes Geschäft dann, wenn die Ausführung in Folge des Verhaltens des Geschäftsherrn unterblieben ist, ohne daß hierfür wichtige Gründe in der Person des anderen Vertragstheils vorlagen. Bei der Vermittelung oder Abschließung von Verkäufen ist der Anspruch auf die Provision erst nach dem Eingänge der Zahlung und nach dem Verhältnisse ihres Betrages erworben, wenn nicht ein Anderes vereinbart ist. Die Abrechnung über die zustehenden Pro­ visionen, bei welcher der Geschäftsherr dem Agenten einen Buchauszug über die Geschäfte, für die ein Provisionsanspruch begründet ist, mitzutheilen Hut, findet mangels abweichender Vereinbarung am Schlüsse jedes Kalenderhalbjahres statt (§§ 88, 91 HGB). Ein für einen bestimmten Bezirk bestellter Agent kann im Zweifel die Provision für solche Geschäfte beanspruchen, die ohne seine Mit­ wirkung durch den Geschäftsherrn selbst oder für diesen geschlossen sind (§ 89 HGB).

c) Für seine Kosten und Auslagen kann der Agent nur dann Ersatz verlangen, wenn er solche außerhalb des regelmäßigen Geschäfts­ betriebes aufzuwenden hatte (§ 90 HGB). 3. Ist das Bertragsverhältniß nicht auf eine bestimmte Zeit ein­ gegangen, so kann es von jedem Theil für den Schluß eines Kalender­ vierteljahres unter Einhaltung einer sechswöchigen Kündigungsfrist gekündigt werden. Außerdem kann es ohne Kündigungsfrist gekündigt werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt, worüber im Prozeßwege zu entscheiden ist (§ 92 HGB). VII. Auslobung.

1. Unter Auslobung versteht man das einseitige, durch öffentliche 8 202. Bekanntmachung erfolgte, bindende Versprechen, demjenigen eine bestimmte Belohnung zu entrichten, der eine Handlung vornehmen, insbesondere einen bestimmten Erfolg herbeiführen werde (§ 657

BGB)........................................................................................................................... 2. a) Die Belohnung gebührt demjenigen, welcher die Handlung 8203. vorgenommen hat, auch wenn er nicht mit Rücksicht auf die Aus­ lobung gehandelt hat. Ist die Handlung mehrmals vorgenommen, so hat der zuerst Handelnde den Vorzug; bei Gleichzeitigkeit der Handlungen findet gleichmäßige Vertheilung statt; ist die Belohnung nicht theilbar, und soll nach dem Inhalt der Auslobung nur Einer

sie erhalten, entscheidet das Loos.

88

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

b) Haben mehrere zu dem Erfolge mitgewirkt, so ist die Be­ lohnung von dem Auslobenden nach billigem Ermessen zu vertheilen. Gegen eine offenbar unbillige Verlheilung kann der Weg der Klage beschritten werden; die Vertheilung erfolgt dann durch richterliches Urtheil. Bis zum Austrage der Sache ist die Belohnung auf Ver­ langen eines Betheiligten für alle zu hinterlegen (§§ 659, 660 BGB). 8204. 3. Bis zur Vornahme der Handlung kann die Auslobung wider­ rufen werden. Zur Wirksamkeit des Widerrufs ist seine Bekannt­ machung in derselben Weise wie die Auslobung, und wenn schon Jemand bekannt ist, der Handlungen vorzunehmen beabsichtigt, eine besondere Mittheilung an diesen erforderlich. Der Widerruf ist un­ statthaft, wenn in der Auslobung darauf verzichtet ist oder wenn darin eine Frist für die Vornahme der Handlung bestimmt ist (§ 658 BGB). 8205. 4. Eine Auslobung, die eine Preisbewerbung zum Gegenstände hat, ist nur gültig, wenn in der Bekanntmachung eine Frist für die Bewerbung bestimmt wird. Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises ist unanfechtbar. Sind mehrere Bewerber von gleicher Würdigkeit vorhanden, so gebührt jedem ein gleicher Theil, wenn der Lohn theilbar ist und nicht nur Einem gelobt ist; sonst entscheidet das Loos. Das Werk ist dem Auslobenden als Eigenthum nur dann zu übertragen, wenn die Auslobung die Bestimmung enthielt, daß es Eigenthum des Auslobenden werden solle 661 BGB).

Villa. Auftrag.

8206.

1. a) Auftrag ist derjenige Vertrag, in welchem sich der eine Theil (der Beauftragte) verpflichtet, für den anderen Theil (Auftrag­ geber) ein bestimmtes Geschäft auszuführen, ohne daß letzterer dafür eine Gegenleistung verspricht (§ 662 BGB). Die Unentgeltlichkeit ist das unterscheidende Merkmal des Auftragsverhältnisses, insbesondere gegenüber dem Dienstvertrag. Der Auftrag zu einer Geschäftsbe­ sorgung kann aber auch durch einen Dienst- oder Werkvertrag ertheilt werden; es gelten dann außer den Vorschriften über letzteren auch die folgenden Vorschriften über den Auftrag mit Ausnahme der über den persönlichen Charakter des Auftrags — unten 2a« — und über den Widerruf und die Kündigung — unten 3 — (§ 675 BGB). b) Zum Zustandekommen des Auftrags bedarf es der ausdrück­ lichen oder stillschweigenden Annahme. Wer zur Besorgung gewisser Geschäfte öffentlich bestellt ist oder sich öffentlich erboten hat, muß im Falle der Nichtannahme die Ablehnung dem Auftraggeber bei Ver-

Villa. Auftrag.

89

meidung der Schadensersatzpflicht unverzüglich anzeigen. Das gilt auch für denjenigen, welcher sich dem Auftraggeber gegenüber zur Besorgung gewisser Geschäfte erboten hat (§§ 662, 663 BGB), sowie für einen Kaufmann, dessen Gewerbebetrieb die Besorgung von Ge­ schäften für Andere mit sich bringt (§ 362 HGB). 2. a) Pflichten des Beauftragten. 8207. ct) Er ist mangels anderer Vereinbarung verpflichtet, in Person das Geschäft zu besorgen; er darf die Ausführung nicht einem Dritten übertragen. Er ist aber auch nur dem Auftraggeber gegenüber zur Leistung verpflichtet; denn nur wenn es vereinbart ist, kann der Auf­ traggeber seinen Anspruch auf Andere übertragen (§ 664 BGB). (h Er muß den Weisungen des Auftraggebers folgen und darf davon nur abweichen, wenn er die Billigung des Auftraggebers vor Kenntniß der ihm zwingenden Umstände voraussetzen kann. Wenn thunlich, soll er aber die Entschließung des Auftraggebers einholen (§ 665 BGB). /) Er ist verpflichtet, dem Auftraggeber die erforderlichen Nach­ richten zu geben, auf Verlangen über den Stand des Geschäfts Aus­ kunft zu ertheilen, und nach der Ausführung des Auftrags Rechenschaft abzulegen, sowie das auf Grund seiner Thätigkeit Erhaltene und Erlangte herauszugeben, herauszugebendes Geld, das er für sich ver­ wendet, zu verzinsen (§§ 666, 667, 668 BGB). b) Der Auftraggeber ist verpflichtet, dem Beauftragten zur Be­ streitung von Aufwendungen Vorschuß zu leisten und gemachte Auf­ wendungen zu ersetzen, soweit sie zur Geschäftsbesorgung nach dem auf die sorgfältige Erwägung der Umstände gegründeten Ermessen des Beauftragten erforderlich waren (§§ 669, 670 BGB). 3. Der Auftrag erlischt 8 208. aJ durch Widerruf seitens des Auftraggebers, durch Kündigung seitens des Beauftragten. Widerruf und Kündigung stehen jederzeit frei, jedoch darf der Beauftragte bei Vermeidung der Schadensersatz­ pflicht nicht zur Unzeit kündigen, d. h. er muß dem Auftraggeber die Möglichkeit gewähren, anderweitig für die Besorgung des Geschäfts Fürsorge zu treffen. Auf das Kündigungsrecht kann verzichtet werden; aber trotz des Verzichts ist die Kündigung zulässig, wenn ein wichtiger Grund vorliegt (§ 671 BGB); b) durch den Tod des Beauftragten, wenn nicht ein Anderes vereinbart ist. Der Erbe hat den Tod dem Auftraggeber unverzüglich anzuzeigen und, wenn mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist, die Besorgung des übertragenen Geschäfts fortzusetzen, bis der Auftrag-

90 geber

Erster Theil: BGB. Zweites Buch. Einzelne Schuldverhältnisse. anderweitig Fürsorge treffen kann (§ 663 BGB).

Durch den

Tod oder den Eintritt der Geschäftsunfähigkeit des Auftraggebers erlischt dagegen im Zweifel der Auftrag nicht. In dem ausnahms­ weisen Falle des Erlöschens finden die vorstehenden Vorschriften entsprechende Anwendung (§ 672 BGB).

§209.

4. Die Ertheilung eines Raths oder einer Empfehlung begründet an sich keine Haftbarkeit für den Ertheilenden. Ist er aber aus einem Vertragsverhältniß oder einer unerlaubten Handlung verant­ wortlich, so kann sich daraus die Verpflichtung zum Ersätze des aus der Befolgung des Raths oder der Empfehlung entstehenden Schadens ergeben (§ 676 BGB).

8 210.

1. a) Der Geschäftsführer, das ist derjenige, welcher ein Geschäft eines Anderen (des Geschäftsherrn) besorgt, ohne von ihm beauftragt oder ihm gegenüber sonst dazu berechtigt zu sein, hat das Geschäft so zu führen, wie das Interesse des Geschäftsherrn mit Rücksicht auf dessen wirklichen oder muthmaßlichen Willen es erfordert (§ 677 BGB). Wenn der Geschäftsführer wußte oder wissen mußte, daß die Ueber­ nahme der Geschäftsführung diesem Willen des Geschäftsherrn nicht entspreche, so ist er verpflichtet, dem Geschäftsherrn den aus dieser Geschäftsführung entstehenden Schaden zu ersetzen, auch wenn ihm sonst kein Verschulden zur Last fällt. Jedoch kann der Geschäftsherr sich nicht auf seinen entgegenstehenden Willen berufen, wenn durch die Geschäftsführung eine Pflicht, deren Erfüllung im öffentlichen Interesse erfolgt, oder einer gesetzlichen Unterhaltspflicht, die sonst nicht rechtzeitig erfüllt werden würde, genügt wird (§§ 678, 679 BGB). b) Während der Geschäftsführer im Allgemeinen außer Vorsatz nur die in der Außerachtlassung der im Verkehr erforderlichen Sorg­ falt bestehende Fahrlässigkeit zu vertreten hat, beschränkt sich die Vertretung auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit, wenn die Geschäfts­ führung die Abwendung einer drohenden, dringenden Gefahr bezweckte

Vlllb. Geschäftsführung ohne Auftrag

(§ 680 BGB). c) Ist Jemand als Geschäftsführer ohne Auftrag für eine Prozeß­ partei einstweilen zugelassen, so hat er, wenn er bis zum Erlaß des Endurtheils nicht die Genehmigung beigebracht hat, dem Gegner seiner Partei die durch die einstweilige Zulassung verursachten Kosten und Schäden zu ersetzen (§ 85 CPO). d) Im Uebrigen finden die Vorschriften über den Auftrag — § 206 a — entsprechende Anwendung. Der Geschäftsführer hat die

VUIb. Geschäftsführung ohne Auftrag. IX. Verwahrung (Hinterlegung). 91

Uebernahme der Geschäftsführung dem Geschäftsherrn bald thunlichst anzuzeigen und, falls nicht Gefahr im Verzüge ist, dessen Entschließung abzuwarten (§ 681 BGB).

2. a) Der Geschäftsführer ist berechtigt, von dem Geschäftsherrn 8 ZU. Ersatz seiner Aufwendungen wie ein Beauftragter — § 206 b — zu fordern, wenn die Voraussetzungen einer nützlichen — dem Willen des Geschäftsherrn entsprechenden oder auch ohne seinen Willen zu­ lässigen — Geschäftsführung vorliegen oder die Geschäftsführung genehmigt wird. Mangels dieser Voraussetzungen hat der Geschäfts­ herr das auf Grund der Geschäftsführung Erlangte nach den Vor­ schriften über ungerechtfertigte Bereicherung § 252 — herauszu­ geben (§ 683, 684 BGB).

b) Die Verpflichtung des Geschäftsherrn zum Ersätze der Auf­ wendungen ist ausgeschlossen, wenn die Geschäftsführung nach der Absicht des Geschäftsführers unentgeltlich sein sollte. Dies wird vermuthet, wenn Eltern oder Voreltern ihren Abkömmlingen oder diese jenen Unterhalt gewährt haben (§§ 685 BGB). c) Ein Irrthum des Geschäftsführers über die Person des Geschäftsherrn ist für die Rechte und Pflichten des wirklichen Ge­ schäftsherrn unerheblich (§ 686 BGB). 3. Wer ein fremdes Geschäft in der Meinung besorgt, daß es 8 212. sein eigenes sei, ist nicht als Geschäftsführer anzusehen. Thut er dies aber, obwohl er weiß, daß er nicht dazu berechtigt ist, so haftet er dem Geschäftsherrn nach obigen Vorschriften, wenn dieser es verlangt, hat dann aber gegen diesen Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung (§ 687 BGB). 4. Wer in Ausübung eines Handelsgewerbes einem Anderen 8 213. Geschäfte besorgt oder Dienste leistet, kann dafür auch ohne Verab­ redung Provision, und wenn es sich um Aufbewahrung handelt, Lagergeld nach den am Orte üblichen Sätzen fordern. Für Darlehen, Vorschüsse, Auslagen und Verwendungen kann er vom Tage der Leistung an Zinsen zu fünf vom Hundert berechnen (§§ 354, 352 Abs. 2 HGB).

IX. Verwahrung (Hinterlegung). 1. Der Berwahrungs- (oder Hinterlegungs ) Vertrag ist derjenige 8 214. Vertrag, in welchem der eine Theil (Verwahrer) sich verpflichtet, eine ihm von dem anderen Theile (Hinterleger) übergebene bewegliche Sache aufzubewahren, sei es gegen eine von diesem zu entrichtende Vergütung, sei es unentgeltlich. Eine Vergütung gilt stillschweigend

92

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

als vereinbart, wenn die Aufbewahrung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist (§§ 688, 689 BGB).

§ 215.

2. a) Pflichten und Rechte des Verwahrers. «) Der Verwahrer hat die im Verkehr erforderliche Sorgfalt anzu­ wenden, wenn die Verwahrung gegen Vergütung erfolgt; bei unentgelt­ licher Verwahrung hat er dagegen nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, die er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt (§ 690 BGB). (i) Zur Aufbewahrung bei einem Dritten ist der Verwahrer im Zweifel nicht berechtigt; ist sie ihm gestattet, so hat er nur ein ihm bei dieser Hinterlegung zur Last fallendes Verschulden zu vertreten. Zu einer Aenderung der Art der Aufbewahrung ist er berechtigt, wenn er die Zustimmung des Hinterlegers voraussetzen darf (§§ 691, 692 BGB). /) Der Verwahrer ist berechtigt, jederzeit die Rücknahme der Sachen zu verlangen, wenn über die Dauer der Verwahrung nichts vereinbart ist; vor dem Ablauf der bestimmten Zeit aber kann sie nur aus einem wichtigen Grunde verlangt werden. Der Hinterleger ist unbeschränkt zur Rücknahme berechtigt. Ort der Erfüllung der Verpflichtung zur Rücknahme bezw. Rückgabe ist der Ort der Auf­ bewahrung. Die Verpflichtung aus der Verwahrung ist eine Hol­ schuld (§§' 695—697 BGB).

Geld, das der Verwahrer für sich verwerthet hat, muß er von dem Zeitpunkte der Verwendung an verzinsen mit vier vom Hundert 698, 246BGB), unter Kaufleuten mit fünf vomHundert(§352HGB). r) Ueber die Pflichten der Kaufleute bei Aufbewahrung fremder Werthpapiere trifft das Gesetz vom 5. Juli 1896 (RGBl S. 183) besondere Bestimmungen.

b) Pflichten des Hinterlegers. «) Der Hinterleger hat die Aufwendungen zu ersetzen, die der Verwahrer zum Zwecke der Aufbewahrung macht, soweit sie erforder­ lich sind oder von dem Verwahrer begründetermaßen für erforderlich gehalten werden (§ 693 BGB). ß) Er haftet für den Schaden, der dem Verwahrer durch die Beschaffenheit der Sache entsteht, es sei denn, daß er die gefahr­ drohende Beschaffenheit nicht kannte oder kennen mußte, oder daß der Verwahrer ffe kannte, sei es durch Anzeige des Hinterlegers oder ohne solche (§ 694 BGB). y) Die Vergütung ist in der Regel nach Beendigung, bei zeitweiser Bemessung nach Ablauf der einzelnen Zeitabschnitte zu entrichten. Bei vorzeitiger Endigung des Verhältnisses hat der Verwahrer Anspruch auf einen verhältnißmäßigen Theil der Vergütung 699 BGB).

X. Einbringung von Sachen bei Gastwirthen.

93

3. Unregelmäßiger Berwahrungs- (Hinterlegungs-) Bertrag. 8 216. Die Hinterlegung vertretbarer Sache mit der ausdrücklichen oder stillschweigenden Bestimmung, daß das Eigenthum auf den Verwahrer übergehen und er verpflichtet sein soll, Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzugewähren, ist nach den Regeln über das Darlehn §§ 166 bis 169 — zu beurtheilen. Ort und Zeit der Rückgabe richten sich indeß im Zweifel nach den Vorschriften über den Verwahrungsvertrag. Werthpapiere können in dieser Art nur durch ausdrückliche Vereinbarung hinterlegt werden (§ 700 BGB).

X. Einbringung von Sachen bei Gastwirthen. 1. a) Der Gastwirth, der gewerbsmäßig Fremde zur Beherbergung § 217. aufnimmt, haftet dem Gaste für den Schaden, den dieser durch den Verlust oder die Beschädigung seiner eingebrachten Sachen erleidet. Er kann sich von dieser Haftbarkeit nicht durch einen dieselbe ab­ lehnenden Anschlag befreien. Die Haftbarkeit ist in folgenden Fällen, deren Vorliegen der Gastwirth beweisen muß, ausgeschlossen'.

«) wenn der Schaden von dem Gaste selbst, einem Begleiter oder einer von ihm bei sich aufgenommenen Person, - oder ß) durch die Beschaffenheit der Sachen, — oder /) durch höhere Gewalt verursacht worden ist (§ 701 Abs. 1, 3 BGB). b) Die Haftbarkeit ist von der Einbringung der Sachen abhängig. Als eingebracht gelten die Sachen, wenn sie dem Gastwirth oder seinen Leuten, die zur Entgegennahme der Sachen bestellt oder den Umständen nach als dazu bestellt anzusehen waren, übergeben oder an den von diesen angewiesenen oder sonst zur Aufbewahrung be­ stimmten Ort gebracht sind (§ 701 Abs. 2 BGB).

c) Bestehen die eingebrachten Sachen in Geld, Werthpapieren oder Kostbarkeiten, so haftet der Gastwirth gewöhnlich nur bis zum Be­ trage von 1000 Mk. Er haftet auch ohne diese Beschränkung

«) wenn er die Werthsachen in Kenntniß dieser ihrer Eigenschaft zur Aufbewahrung übernimmt — oder

ß) die Aufbewahrung ablehnt, ohne damit die ausdrückliche Ausschließung der Haftbarkeit oder die Auflösung des Aufnahme­ vertrages zu verbinden — oder /) der Schaden von ihm pder seinen Leuten verschuldet wird (§ 702 BGB). 2. a) Der Anspruch des Gastes erlischt, wenn er nicht unverzüg- § 218. üch nach Kenntniß von dem Verluste dem Gastwirthe Anzeige macht,

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

es seien denn die Sachen dem Gastwirthe zur Aufbewahrung über­ geben (§ 703 BGB). b) Dem Gastwirth steht an den eingebrachten Sachen wegen seiner Forderungen für Wohnung und Bewirthung einschließlich sonstiger Auslagen, wie dem Vermiether - vgl. § 154 — ein gesetzliches

Pfandrecht zu mit der Befugniß zur Befriedigung aus dem Pfande (§§ 1233ff BGB — unten § 322 —). c) Die Streitigkeiten zwischen Wirth und Gast aus diesem Rechts­ verhältnisse gehören zur ausschließlichen Zuständigkeit der Amtsgerichte (§ 23 Nr. 2 Abs. 3 GVG).

§ 219

XI». Gesellschaft. 1. a) Der Gesellschaftsvertrag ist derjenige Vertrag, in welchem zwei oder mehrere Personen (Gesellschafter) sich gegenseitig zu be­ stimmten Leistungen verpflichten behufs Erreichung eines gemeinsamen Zwecks. Die Leistungen der Gesellschafter, Beiträge, können ver­ schiedenster Art sein — Einbringen von Vermögensbestandtheilen, Dienste, Arbeit; sie können einmalige und wiederholte sein. b) Die Bestimmungen der Reichsgesetze (HGB §§ 105—342, Gesetz vom 20. April 1892 — RGBl S. 477 —) über offene Handels­ gesellschaften, Kommanditgesellschaften, Aktiengesellschaften, Kommandit­ gesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung bleiben von den folgenden Bestimmungen des BGB unberührt. Soweit die Vor­ schriften dieser Gesetze für das Registergericht von Bedeutung sind, finden sie im II. Theil IV. Buch IV. Abschnitt ihre Darstellung. c) Zu beachten ist, daß auf Vereine, die nicht rechtsfähig sind — vgl. § 23 — die Vorschriften über die Gesellschaft Anwendung finden (§ 54 BGB).

§ 220.

2. a) Beiträge.

a) Die Gesellschafter haben im Zweifel gleich große Beiträge zu leisten (§ 706 Abs. 1 BGB).

ß) Vertretbare und verbrauchbare, sowie solche Sachen, die nach einer, nicht bloß für die Gewinnvertheilung bestimmten Schätzung beigetragen werden, gehen im Zweifel in das gemeinschaftliche Eigen­ thum der Gesellschafter über (§ 706 Abs. 2 BGB). /) Zur Erhöhung der Einlagen und Ergänzung der verminderten Beiträge sind die Gesellschafter nur verpflichtet, wenn dies in dem Gesellschaftsvertrage vereinbart ist (§ 707 BGB). b) Bei der Erfüllung der ihm obliegenden Verpflichtungen hat der Gesellschafter für diejenige Sorgfalt einzustehen, die er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt (§ 708 BGB).

XIa. Gesellschaft.

95

3. a) Die Führung der Geschäfte steht entweder allen Gesell- § 221. schaftern gemeinschaftlich zu — dann ist im Zweifel für jedes Geschäft die Zustimmung aller erforderlich — oder die Befugniß dazu ist einem oder mehreren Gesellschaftern übertragen. In diesem Falle kann die Befugniß aus wichtigen Gründen, insbesondere wegen grober Pflicht­ verletzung oder Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung durch einstimmigen oder, wenn dies nach dem Vertrage zulässig, durch Mehrheitsbeschluß der übrigen Gesellschafter entzogen werden. Die Rechte und Pflichten der geschäftsführenden Gesellschafter bestimmen sich nach den Grundsätzen, die sich aus dem Gesellschaftsverhältnisse ergeben, im Uebrigen nach den Vorschriften über den Auftrag 206, 207 — (§§ 709 -713 BGB). b) In der Befugniß zur Geschäftsführung ist im Zweifel die Ermächtigung zur Vertretung der Gesellschafter Dritten gegenüber (Vollmacht — §§ 56 ff —) enthalten. Eine ausdrücklich ertheilte Verlretungsmacht kann nur wie die Befugniß zur Geschäftsführung entzogen werden — vgl. oben a — (§§ 714, 715 BGB). c) Auch die von der Geschäftsführung ausgeschlossenen Gesell­ schafter haben das Recht, sich von den Angelegenheiten der Gesellschaft persönlich zu unterrichten, die Geschäftsbücher und Papiere einzusehen und sich aus ihnen eine Uebersicht über den Stand des Geschäfts­ vermögens anzufertigen. Dieses Recht kann durch den Gesellschafts­ vertrag ausgeschlossen oder beschränkt werden, kann aber selbst in diesem Falle beansprucht werden, wenn der Verdacht unredlicher Ge­ schäftsführung begründet ist (vgl. § 716 BGB). 4. a) Das Gesellschaftsvermögen besteht aus den Beiträgen der § 222. Gesellschafter, den durch die Geschäftsführung oder auf Grund eines zu dem Gesellschaftsvermögen gehörenden Rechtes erworbenen Gegen­ ständen, den Erträgen und dem für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines Gegenstandes erlangten Ersätze (§ 718 BGB). b) An diesem Gesellschaftsvermögen besteht eine Gemeinschaft zur gesammten Hand. Der einzelne Gesellschafter hat kein nach Bruchtheilen getheiltes Eigenthum an den einzelnen Vermögens­ gegenständen, er kann nicht über seinen Antheil und die einzelnen dazu gehörigen Gegenstände verfügen und ist nicht berechtigt, Theilung zu verlangen (§ 719 BGB). Ueber die Zwangsvollstreckung gegen einen Gesellschafter und in das Gesellschaftsvermögen ist bei der Darstellung des Cioilprozeßverfahrens — Theil II Buch I Abschnitt I — zu handeln (zu vgl. §§ 670b, 754b CPO).

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Erster Theil: BGB. Zweites Buch.

Einzelne Schnldverhältnisse.

c) Der Rechnungsabschluß und die Gewinn- und Verlustvertheilung erfolgen, wenn nicht der Vertrag anders bestimmt, erst nach der Auflösung der Gesellschaft, bei Gesellschaften von längerer Dauer nach Ablauf jeden Geschäftsjahres. Der Antheil an Gewinn und Verlust ist mangels anderer Bestimmung ohne Rücksicht auf die Art und Größe des Beitrags für jeden Gesellschafter gleich (§§ 721, 722 BGB).

§ 223.

5. Die Gesellschaft endigt außer durch die Erreichung ihres Zweckes oder den Eintritt der Unmöglichkeit dieser Erreichung 726 BGB)

a) durch Kündigung — Auf unbestimmte Zeit eingegangene oder auf die Lebenszeit eines Gesellschafters oder nach dem Ablauf der bestimmten Zeit stillschweigend fortgesetzte Gesellschaften sind jederzeit kündbar. Die Ausschließung oder Beschränkung des Kündigungsrechts ist nichtig. Es darf nur nicht zur Unzeit gekündigt werden, außer wenn ein wichtiger Grund (insbesondere vorsätzliche oder grobfahrlässige Verletzung der Vertragspflichten oder Unmöglichkeit ihrer Erfüllung) vorliegt. Dem Gläubiger eines Gesellschafters steht das Kündigungs­ recht ohne Frist und selbst zur Unzeit zu, wenn er auf Grund eines nicht bloß vorläufig vollstreckbaren Titels die Pfändung des Antheils des Gesellschafters an dem Gesellschaftsvermögen erwirkt hat. Sonst ist, so lange das Gesellschaftsverhältniß besteht, ein Gläubiger eines Gesellschafters nicht befugt, die Rechte seines Schuldners aus der Gesellschaft, mit Ausnahme des Anspruchs auf einen Gewinnantheil, geltend zu machen (§§ 723—725 BGB); b) durch den Tod eines Gesellschafters. In diesem Falle findet das für den Fall eines Todes eines Beauftragten Gesagte — vgl. § 207b — entsprechende Anwendung (§ 727 BGB);

c) durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen eines Gesellschafters. Auch hier finden die Vorschriften über den Auftrag § 207 b —, abgesehen von der Anzeigepflicht, entsprechende An­ wendung (§ 728 BGB). Die Geschäfte sind daher von dem geschäfts­ führenden Gesellschafter fortzuführen, bis anderweit Fürsorge getroffen werden kann. In Ansehung der Ansprüche, die der Gesellschaft hieraus erwachsen, ist der geschäftsführende Gesellschafter Maffegläubiger, während er für seine ihm aus der Geschäftsführung gegen die Gesellschaft erwachsenen Ansprüche Konkursgläubiger ist, un­ beschadet seines Anspruchs auf abgesonderte Befriedigung (§§ 21 b, 44 KO).

Xla. Gesellschaft.

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6. Nach der Auflösung der Gesellschaft findet die Auseinander- § 224. setzung (Liquidation) statt. Behufs ihrer Bewirkung gilt die Gesell­ schaft als fortbestehend; jedoch erlischt im Zweifel die einem Gesell­ schafter vertragsmäßig zustehende Befugniß zur Geschäftsführung, die Geschäftsführung steht allen Gesellschaftern gemeinschaftlich zu. Zu­ nächst ist, nachdem Gegenstände, die ein Gesellschafter der Gesellschaft zur Benutzung überlassen hat, zurückgegeben sind, das Gesellschafts­ vermögen, soweit erforderlich, in Geld umzusetzen; alsdann werden die gemeinschaftlichen Schulden berichtigt, für noch nicht fällige ein entsprechender Betrag zurückbehalten. Hierauf werden die Einlagen erstattet, nicht in Geld bestehende nach dem Werthe zur Zeit des Ein­ bringens, während für die Leistung von Diensten oder bloße Ueberlassung eines Gegenstandes zur Benutzung kein Ersatz gewährt wird. Der Ueberschuß gebührt den Gesellschaftern nach dem Verhältniß ihrer Antheile am Gewinn. Bei Unzulänglichkeit des Vermögens haften die Gesellschafter für den Fehlbetrag nach dem Verhältniß, nach welchem sie den Verlust zu tragen haben (§§ 730—736 BGB). 7. a) Das Ausscheiden eines Gesellschafters findet nur statt auf § 225* Grund einer Bestimmung des Gesellschaftsvertrages, daß die Gesell­ schaft fortbestehen solle, wenn in der Person eines Gesellschafters ein Auflösungsgrund (Kündigung, Tod, Konkurs) eintrete. — Die Aus­ schließung eines Gesellschafters findet nur statt, wenn der Gesellschafts­ vertrag die Bestimmung enthält, daß die Gesellschaft fortbestehen soll trotz der Kündigung eines Gesellschafters. Unter dieser Voraus­ setzung nämlich können beim Vorliegen eines wichtigen Grundes in der Person eines Gesellschafters (insbesondere vorsätzliche oder grob­ fahrlässige Verletzung der Vertragspflichten oder Unmöglichkeit ihrer Erfüllung) die übrigen Gesellschafter ihrerseits gemeinschaftlich dem­ selben gegenüber erklären, daß er von der Gesellschaft ausgeschlossen werde; mit dieser Erklärung ist die Ausschließung bewirkt und scheidet der Gesellschafter aus (§§ 736, 737 BGB). b) Scheidet ein Gesellschafter aus, so wächst den übrigen Gesell­ schaftern sein Antheil am Gesellschaftsvermögen zu. Dagegen sind ihm Gegenstände, die er der Gesellschaft ^zur Benutzung überlassen hat, zurückzugeben er ist von den Gesellschaftsschulden zu befreien oder gegen nicht fällige sicher zu stellen; es ist ihm dasjenige zu zahlen, was er bei einer zur Zeit seines Ausscheidens stattfindenden Auseinandersetzung erhalten würde. Sofern sich in diesem Zeitpunkte ein Fehlbetrag herausstellt, so hat er dafür den übrigen Gesell­ schaftern nach dem Verhältniffe seines Antheils am Verluste aufzuFtdler, Leitfaden durch das BGB. 7

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

kommen. Schweben zur Zeit des Ausscheidens noch Geschäfte, so nimmt er an dem Gewinn und Verluste Theil, ohne aber irgend welchen Einfluß auf die Beendigung ausüben zu können. Während dieser Schwebezeit kann er am Schluffe jedes Geschäftsjahrs Rechen­ schaft über die inzwischen beendeten Geschäfte, Auszahlung des ihm gebührenden Betrages und Auskunft über den Stand der noch nicht beendeten Geschäfte verlangen (§§ 738—740 BGB). XI b. Gemeinschaft 1. Ein Recht kann gleichzeitig mehreren Personen zustehen; daraus ergiebt sich das Rechtsverhältniß der Gemeinschaft. Bei der Gemeinschaft gilt die Regel, daß die Antheile der Berechtigten an dem gemeinschaftlichen Rechte Bruchtheile, d. h. im Verhältniß zum Ganzen gedachte Theile, z. B. ^2, Vs, 2/s sind, sofern nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt. Da die Rechtsverhältnisse, bei denen die Gemeinschaftlichkeit eine Rolle spielt, zum größten Theile anders (nach dem Grundsätze der Gemeinschaft zur gesammten Hand) ge­ regelt sind, wie die Gesellschaft, die allgemeine und die fortgesetzte Gütergemeinschaft, die Errungenschaft und die Fahrnißgemeinschaft, sowie die Erbengemeinschaft, so bleibt für die Gemeinschaft in diesem Sinne nur ein geringes Anwendungsgebiet. Das Miteigenthum und die grundbuchliche Behandlung der Gemeinschaft sind bei der Dar­ stellung des Grundbuchwesens zu behandeln (Theil II Buch III). § 227. 2. Im Zweifel stehen den Theilhabern gleiche Antheile zu (§ 742 BGB). Die Theilberechtigung geht auf a) antheilsmäßigem Gebrauch und Fruchtgenuß (§ 743 BGB), b) gemeinschaftliche Verwaltung, die aber durch Beschluß der Theilhaber, der nach der Mehrheit der nach der Größe der Antheile zu berechnenden Stimmen zu fassen ist, anders geregelt werden kann

§ 226.

(§§ 744—746 BGB), c) selbständige Verfügung über den zustehenden Antheil (§ 747 BGB), Der Berechtigung entspricht die Theilverpflichtung aufantheilsmäßige Tragung der Lasten und der Erhaltungs- und Verwaltungskosten. § 228. 3. a) Mangels anderer Vereinbarung kann die Aufhebung der Gemeinschaft jederzeit verlangt werden, bei Ausschließung und Beschränkung dieser Befugniß dann, wenn ein wichtiger Grund vor­ liegt. Der Tod eines Theilhabers ist an sich ohne Einfluß; ist aber die Befugniß, die Aufhebung zu verlangen, auf Zeit ausgeschlossen, so tritt diese Vereinbarung mit dem Tode eines Theilhabers außer Kraft (§§ 749, 750 BGB).

Xld. Gemeinschaft. - XII. Leibrente. - XIII. Spiel u. Wette. Differenzgeschäft. 99

b) Die Aufhebung der Gemeinschaft erfolgt durch Theilung in Natur, falls diese ausgeschlossen ist, durch Verkauf nach den Vor­ schriften des Pfandverkaufs (§§ 1233 ff BGB - unten § 322 --), bei Grundstücken durch Zwangsversteigerung, bei Forderungen durch Einziehung, im Falle der Uneinziehbarkeit durch Verkauf (§§ 752—754 BGB). 4. Der Anspruch auf Aufhebung der Gemeinschaft unterliegt § 229.

nicht der Verjährung (§ 758 BGB).

XII. Leibrente. Unter Leibrente versteht man wiederkehrende Leistungen von 8 230. Geld oder anderen zur Bestreitung des Lebensunterhalts des Be­ rechtigten dienenden Gegenstände. Der Vertrag, durch den eine Leib­ rente versprochen wird, bedarf der schriftlichen Form. Im Zweifel gilt die Rente als auf die Lebenszeit des Berechtigten bedungen; ein festgesetzter Betrag ist im Zweifel als Jahresbetrag der Rente anzu­ sehen. Die Leibrente ist im Voraus zu entrichten und zwar eine Geldrente für drei Monate, andere Renten für einen der Beschaffen­ heit und den Zweck der Rente entsprechenden Zeitabschnitt. Hat der Gläubiger den Fälligkeitstag der Rente erlebt, so gebührt ihm der volle auf den begonnenen Zeitabschnitt entfallende Betrag (§§ 759 bis 761 BGB).

XIII. Spiel und Wette. — Differenzgeschäft. 1. a) Das BGB giebt keine Erklärung der Begriffe Spiel und 8 231. Wette. Der Spielvertrag ist derjenige Vertrag, durch den eine Leistung (Gewinn) in Geld oder Geldeswerth für den einen oder den anderen der Vertragschließenden von einem Zufall oder dem Ausgang einer Thätigkeit oder einer Geschicklichkeit abhängig gemacht wird. — Die Wette ist eine Vereinbarung, welche bei Verschiedenheit von Meinungsäußerungen dahin getroffen wird, daß derjenige, welcher Unrichtiges aufgestellt hat, eine Leistung in Geld oder Geldeswerth an den anderen Vertragstheil oder an einen Dritten zu bewirken hat. b) Durch Spiel oder Wette wird eine klagbare Verbindlichkeit nicht begründet, es handele sich denn um eine staatlich genehmigte Lotterie oder Ausspielung. Das Gleiche gilt von allen behufs Erfüllung der Spiel- oder Wettschuld dem Gewinnenden gegenüber eingegangenen Vereinbarungen, insbesondere von einem Schuldanerkenntniß. Nur insofern sind Spiel und Wette nicht ohne rechtliche Wirksamkeit, als das, was freiwillig auf Grund derselben geleistet ist, nicht zurückge­ fordert werden kann (§§ 762, 763 BGB).

100

§ 232.

§ 233.

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

2. Als Spiel wird angesehen das sog. Differenzgeschäft, das ist ein Vertrag, der auf Lieferung von Waaren oder Werthpapieren lautet, bei dessen Abschließung aber die Absicht beider Theile oder doch die dem anderen Theile bekannte Absicht des einen Theiles dahin geht, daß nicht wirklich geliefert, sondern daß der Unterschied zwischen dem vereinbarten Preise und dem Börsen- oder Marktpreise der Lieferungszeit von dem verlierenden Theil an den gewinnenden gezahlt werden soll (§ 764 BGB). Aus dem Differenzgeschäft kann also nicht geklagt werden. Durch diese Vorschrift wird aber die Bestimmung in § 69 des Börsengesetzes vom 22. Juni 1896 (RGBl S. 157) nicht berührt (Art. 14 V EG HGB). Daher sind Börsen­ termingeschäfte, obwohl sie den Charakter von Differenzgeschäften haben, dann klagbar, wenn die Vertragschließenden zur Zeit der Eingehung des Geschäfts in dem Börsenregister lvgl. Th. I Buch IV Abschn. IV) für den betreffenden Geschäftszweig eingetragen waren. XIV. Bürgschaft. 1. a) Der Bürgschaftsvertrag ist derjenige Vertrag, in welchem sich der eine Theil (Bürge) dem anderen Theile verpflichtet, dafür einzustehen, daß ein Dritter (Schuldner) seine Verbindlichkeit gegen­ über dem anderen Theile (Gläubiger) erfülle. Die Bürgschaft setzt also ein anderes Schuldverhältniß voraus; es braucht dies aber nicht schon zu bestehen, sondern es kann auch für eine künftige oder be­ dingte Verbindlichkeit die Bürgschaft übernommen werden (§765 BGB). b) Die Bürgschaftserklärung bedarf, sofern die Bürgschaft nicht auf Seiten des Bürgen ein Handelsgeschäft ist (350 HGB), zu ihrer Gültigkeit der Schriftform. Hat der Bürge aber freiwillig die Hauptverbindlichkeit erfüllt, so ist der Mangel der Form geheilt und die Rückforderung ausgeschlossen (§ 766 BGB).

§ 234.

2. a) Mangels besonderer Bestimmungen ist für den Umfang der Verpflichtung des Bürgen der jeweilige Bestand der Hauptverbind­ lichkeit maßgebend. Er haftet daher auch für die in Folge des Ver­ zuges oder eines Verschuldens des Hauptschuldners eintretenden Aen­ derungen und Erweiterungen der Schuld, sowie für die entstehenden Kosten der Kündigung und der Rechtsverfolgung, soweit sie der Hauptschuldner dem Gläubiger zu ersetzen hat. Dagegen hat er für eine Erweiterung der Verbindlichkeit des Hauptschuldners in Folge eines nach der Uebernahme der Bürgschaft von diesem vorgenommenell Rechtsgeschäfts nicht einzustehen (§ 767 BGB.)

b) Dem Bürgen stehen alle Einreden des Hauptschuldners zu; er verliert sie nicht durch einen Verzicht des Hauptschuldners. Der Bürge ist insbesondere berechtigt, di e Befriedigung des Gläubigers zu verweigern, solange dem Hauptschuldner das Recht zusteht, das seiner Verbindlichkeit zu Grunde! liegende Rechtsgeschäft anzufechten oder der Gläubiger durch Aufrechnung gegen eine fällige Forderung des Hauptschuldners sich befriedigen kann (§§ 768, 770 BGB).

c) Verbürgen sich Mehrere für dieselbe Verbindlichkeit, so haften sie als Gesammtschuldner, auch wenn sie die Bürgschaft nicht gemein­ schaftlich übernommen haben. Die Einrede der Theilung d. h. das Recht zu verlangen, daß ein jeder von ihnen nur für einen verhältnißmäßigen Theil haftbar gemacht werde, steht ihnen nicht zu (§ 769 BGB). 3. Einrede der Borausklage. —

§ 235.

a) Der Bürge ist berechtigt, die Befriedigung des Gläubigers zu verweigern, so lange dieser nicht nachweist, oaß er eine Zwangs­ vollstreckung gegen den Hauptschuldner ohne Erfolg versucht habe.

b) Die Einrede der Vorausklage ist ausgeschlossen! «) wenn der Bürge auf sie verzichtet, insbesondere wenn er sich als Selbstschuldner verbürgt hat; ß) >wenn die Ausklagung durch nachträgliche Aenderung des Ortes wesentlich erschwert ist, /) im Falle des Konkurses des Hauptschuldners; ck) wenn die Zwangsvollstreckung voraussichtlich nicht zur Be­ friedigung des Gläubigers führen wird; k) wenn die Bürgschaft für den Bürgen ein Handelsgeschäft |i)l (§§ 771, 773 BGB, § 349 HGB). 4. a) Soweit der Bürge den Gläubiger befriedigt, geht dessen § 236.

Forderung gegen den Hauptschuldner auf ihn über (§ 774 BGB). bi Der Bürge ist berechtigt, vom Hauptschuldner die Befreiung von der Bürgschaft zu verlangen, wenn die Bürgschaft im Auftrage des Hauptschuldners oder in nützlicherWeschäftsführung für ihn über­ nommen ist und entweder a) eine wesentliche Verschlechterung der Vermögensverhältnisse des Hauptschuldners, oder — ß) eine wesent­

liche Erschwerung der Rechtsverfolgung gegen den Hauptschuldner in Folge Aenderung des Wohnsitzes, der gewerblichen Niederlassung oder des Aufenthaltsortes des Hauptschuldners, oder — y) Verzug des Hauptschuldners einge^reten ist, oder — ck) ein vollstreckbares

Urtheil auf Erfüllung der Hauptschuld vorliegt. — Statt der Be­ freiung kann der Hauptschuldner dem Bürgen Sicherheitsleistung ge-

102

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

mähren, wenn die Hauptverbindlichkeit noch nicht fällig ist (§ 775 BGB). § 237. 5. Bei einer auf bestimmte Zeit übernommenen Bürgschaft wird der Bürge nach Ablauf der Zeit frei, wenn nicht der Gläubiger die Klage gegen den Hauptschuldner unverzüglich durchführt und nach der Beendigung des Verfahrens dem Bürgen anzeigt, daß er ihn in Anspruch nehme. Ist die Einrede der Vorausklage ausgeschlossen — oben 3b —, so genügt diese Anzeige (§ 777 BGB). § 238.

6. Kreditaustrag. — Wer einen Anderen beauftragt, im eigenen Namen und auf eigene Rechnung einem Dritten Kredit zu geben, haftet dem Beauftragten für die aus der Kreditgewährung ent­ stehende Verbindlichkeit des Dritten als Bürge (§ 778 BGB).

§ 239.

Der Vergleich ist derjenige Vertrag, durch welchen ein Streit oder eine Ungewißheit der Parteien über ein Rechtsverhältniß oder die Unsicherheit der Verwirklichung eines Anspruchs im Wege gegen­ seitigen Nachgebens beseitigt wird. Er ist unwirksam, wenn beide vergleichende Theile oder einer derselben einen Sachverhalt als fest­ stehend unterstellt haben, welcher der Wirklichkeit nicht entspricht und der Streit oder die Ungewißheit bei Kenntniß der Sachlage nicht entstanden sein würde (§ 779 BGB).

XV. Vergleich.

XVI. Schuldversprechen. Schuldanerkenntnitz.

§ 240.

§ 241.

1. Schuldversprechen ist dasjenige Versprechen einer Leistung, das selbständig, d. h. ohne daß ihm ein Verpflichtungsgrund zu Grunde zu liegen braucht, die Verpflichtung zur Leistung begründet. Es bedarf, soweit nicht eine andere Form vorgeschrieben ist (wie für die Verpflichtung zur Uebertragung des Eigenthums an einem Grund­ stücke oder für das Schenkungsversprechen gerichtliche oder notarielle Beurkundung — §§ 313, 518 BGB —), der schriftlichen Form und der Annahme seitens des anderen Theiles (§ 780 BGB).

2. Schuldanerkenntniß ist

derjenige Vertrag, durch welchen das

Bestehen eines Schuldverhältnisses anerkannt wird. Auch hier ist Schriftlichkeit als Form der Anerkennungserklärung erforderlich; wenn aber das anerkannte Schuldverhältniß als solches zu seiner Be­ gründung einer anderen Form bedarf — vgl. oben unter 1 —, so ist diese auch für das Schuldanerkenntniß zu beobachten (§ 781 BGB). § 242. 3. a) Ohne die im Vorstehenden vorgeschriebene schriftliche Form ist dasjenige Schuldversprechen und Schuldanerkenntniß gültig, welches

XV. Vergleich. — XVI. Schuldversprechen. — XVII. Anweisung.

103

tauf Grund einer Abrechnung oder im Wege des Vergleichs ertheilt wird (§ 782 BGB). b) Dem ALR ist das selbständige Schuldversprechen unbekannt; auch das Anerkenntniß ist ihm kein selbständiger Verpflichtungsgrund, entnimmt vielmehr seine Verbindlichkeit dem zu Grunde liegenden Rechtsverhältniß (ALR I 5 §§ 185 ff). Nur im Falle des Ab­ rechnungsvertrages ist von der Praxis ein selbständiger Verpflichtungs­ grund anerkannt. Im gemeinen Recht ist die Gültigkeit des selbstän­ digen Schuldversprechens und Anerkenntnisses streitig.

XVII. Anweisung

1 . Anweisung ist die an einen Anderen, den Angewiesenen, ge- § 243. richtete schriftliche Aufforderung, Geld, Werthpapiere oder andere ver­ tretbare Sachen an einen Dritten (Anweisungsempfänger) zu leisten. Durch die Aushändigung der Anweisungsurkunde, kurz Anweisung genannt, an den Dritten wird dieser ermächtigt, die Leistung beim Angewiesenen im eigenen Namen zu erheben und der Angewiesene ermächtigt, für Rechnung des Anweisenden an den Anweisungs­ empfänger zu leisten (§ 783 BGB). 2 a) Durch die Annahme der Anweisung, die auf der Urkunde § 244. vermerkt werden muß, wird der Angewiesene zur Leistung an den Anweisungsempfänger verpflichtet, jedoch nur gegen Aushändigung der Anweisung und Quittung. Wenn der Annahmevermerk schon vor der Aushändigung der Anweisung an den Anweisungsempfänger auf sie gesetzt ist, wird die Annahme diesem gegenüber erst mit der Aus­ händigung wirksam (§§ 784, 785 BGB). b) Der Angewiesene kann dem Anweisungsempfänger nur solche Einwendungen entgegensetzen, welche entweder «) die Gültigkeit der Annahme betreffen, oder — ß) sich aus dem Inhalte der Anweisung oder — /) aus dem Inhalte der Annahme ergeben, oder — J) dem Angewiesenen unmittelbar gegen den Anweisungsempfänger zustehen (§ 784 BGB). c) Der Anspruch verjährt in drei Jahren (§ 786 BGB). d) Die Anweisung erlischt nicht durch den Tod eines der Be­ theiligten (§ 791 BGB). 3. a) Wird die Anweisung zu dem Zwecke ertheilt, um eine § -45. Leistung des Anweisenden an den Anweisungsempfänger zu bewirken, so wird die Leistung nicht schon mit der Annahme, sondern erst mit der wirklichen Leistung des Angewiesenen bewirkt — Anweisung ist keine Zahlung — (§ 788 BGB).

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Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuldverhältnisse.

b) Erfolgtdie Anweisung im Hinblick auf eine SchulddesAn­ gewiesenen an den Anweisenden, so wird der Angewiesenein Höhe seiner Leistung befreit; dieser ist aber nicht schon wegen des Be­ stehens der Schuld zur Annahme der Anweisung verpflichtet (§ 787 BGB). § 24(>. 4. a) Der Anweisungsempfänger ist zur unverzüglichen Anzeige an den Anweisenden verpflichtet, wenn der Angewiesene die Annahme oder die Leistung verweigert, oder wenn der Anweisungsempfänger die Anweisung nicht geltend machen kann oder will (§ 789 BGB). b) Die Anweisung ist dem Angewiesenen gegenüber bis zur er­ folgten Annahme oder Leistung widerruflich, gleichgültig, ob ein Rechtsverhältniß zwischen dem Anweisenden und dem Anweisungs­ empfänger besteht oder nicht (§ 790 BGB). § 247. 5. Die Anweisung kann von dem Anweisungsempfänger durch Vertrag auf einen Dritten übertragen werden, es sei denn, daß die llebertragung ausgeschlossen ist, was aus der Anweisung hervorgehen oder dem Angewiesenen vor der Annahme oder Leistung mitgetheilt sein muß. Die llebertragung bedarf der schriftlichen Form; sie wird mit der Aushändigung der Urkunden an den Erwerber wirksam. Mit der Annahme der Anweisung gegenüber dem Erwerber verliert der Angewiesene die Einwendungen aus einem zwischen ihm und dem Anweisungsempfänger bestehenden Rechtverhältnisse. Im Uebrigen finden auf die llebertragung der Anweisung die für die Abtretung einer Forderung geltenden Vorschriften — vgl. § 132 — entsprechende Anwendung (§ 792 BGB). XVIII. Vorlegung von Sachen

§ 248.

1. a) Es besteht für Manchen ein thatsächliches Interesse daran, eine im Besitze eines Anderen befindliche Sache zu besichtigen oder eine Urkunde einzusehen. Diese Thatsache begründet die Verpflichtung des Besitzers, die Besichtigung oder Einsichtnahme zu gestatten. Jedoch werden nur berechtigte Interessen berücksichtigt; bloße Neugierde oder gar Chikane oder das unlautere Streben, Geschäfts- oder Fabrikations­ geheimnisse zu entdecken, können nicht in Frage kommen. b) Während das gemeine Recht eine Klage auf Vorlegung von Sachen in weitem Umfange zuläßt, ist dem ALR eine solche Klage fast ganz fremd; nur an einer einzigen Stelle — I 12 § 399 — findet sich ein Anklang: der Erbe muß dem Vermächtnißnehmer, der die Wahl unter mehreren Gegenständen hat, sämmtliche im Nachlaß befindliche Stücke auf Verlangen vorzeigen.

XVIII. Vorlegung von Sachen. — XIX. Ungerechtferügte Bereicherung. 105

2. Die Voraussetzungen für die Verpflichtung zur Vorlegung § 249. einer Sache oder Gestattung der Einsicht einer Urkunde sind:

a) hinsichtlich der Sache — daß der Nichtbesitzer einen Anspruch in Ansehung derselben hat oder sich Gewißheit verschaffen will, ob ihm ein solcher zusteht;

b hinsichtlich der Urkunde, — daß sie in seinem (des Nichtbesitzers) Interesse errichtet oder in ihr ein Rechtsverhältniß zwischen ihm und einem Anderen beurkundet ist oder die Urkunde Verhand­ lungen über ein Rechtsgeschäft enthält, die zwischen ihm und einem Anderen oder zwischen einem von Beiden und einem gemeinschaft­ lichen Vermittler gepflogen worden sind (§§ 809, 810 BGB).

3. Die Besichtigung oder die Einsichtnahme erfolgt an dem Orte, § 250, an dem sich die Gegenstände befinden, sofern »nicht wichtige Gründe für die Bestimmung eines anderen Ortes vorliegen. Die mit der Vor­ legung verbundene Gefahr, für die auf Verlangen vorab Sicherheit zu leisten ist, und die Kosten, die auf Verlangen vorzuschießen sind, trägt der die Vorlegung Verlangende (§ 811 BGB). XIX.

Ungerechtfertigte Bereicherung.

1. Im täglichen Leben vollziehen sich Vermögensveränderungen § 251. mannigfacher Art, denen ein vom Gesetz anerkannter Grund nicht zur Seite steht und die deshalb als ungerechtfertigte Vermögensverände­ rungen anzusehen sind. Würden solche unangefochten bestehen bleiben, so würde dadurch das Rechtsbewußtsein schwer verletzt werden. Deshalb

stellt das BGB den auch im ALR und im gemeinen Recht aner­ kannten Grundsatz auf, daß grundlose, ungerechtfertigte Vermögensver­ änderungen (Vermehrungen oder Verminderungen) rückgängig gemacht werden können. Die Thatsache, daß Jemand durch die Leistung eines Anderen oder durch die vertragliche Anerkennung des Bestehens oder Nichtbestehens eines Schuldverhältniffes oder durch einen sonstigen Vorgang auf Kosten eines Anderen unmittelbar einen Vermögenswerth erlangt, bereichert wird, ohne daß die Erlangung in einem Rechts­ verhältnisse ihre Begründung findet, verpflichtet den Bereicherten zur Rückgabe oder Rückleistung (§ 812 BGB).

2.

Die Bereicherung ist eine ungerechtfertigte:

a) wenn überhaupt kein rechtlicher Grund dafür vorhanden ist;

b) wenn der vorhanden gewesene rechtliche Grund später wegfällt; c) wenn mit der Leistung nach dem Inhalt des Rechtsgeschäfts ein bestimmter Erfolg bezweckt, aber nicht eingetreten ist;

8 252.

106

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Lchuldverhältnisse.

d) wenn dem Anspruch auf die Leistung eine Einrede entgegen­ steht, durch welche seine Geltendmachung dauernd ausgeschlossen wurde, abgesehen jedoch von der Einrede der Verjährung. Keine unrechtmäßige Bereicherung enthält die verfrühte Erfüllung; selbst die Erstattung von Zwischenzinsen kann nicht verlangt werden (§§ 812, 813 BGB). e) Die dem Berechtigten gegenüber wirksame Verfügung eines Nichtberechtigten über einen Gegenstand (Eigenthumserwerb auf Grund des öffentlichen Glaubens des Grundbuchs oder auf Grund des guten Glaubens des Erwerbes) oder die dem Berechtigten gegenüber wirk­ same Leistung an einen Nichtberechtigten, verpflichtet den Nichtberech­ tigten zur Herausgabe des durch die Verfügung oder Leistung Er­ langten an den Berechtigten. Wenn durch die Verfügung einem Dritten unmittelbar ein unentgeltlicher Vermögensvortheil zugewendet ist, hat auch dieser die Pflicht zur Herausgabe (§ 816 BGB). § 253. 3. Die Rückforderung ist ausgeschlossen: a) wenn der Leistende gewußt hat, daß er zur Leistung nicht verpflichtet war; b) wenn die Leistung einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprach; c) bei der Leistung zur Erzielung eines Erfolges, wenn der Eintritt des Erfolges von Anfang an unmöglich war und der Leistende dies gewußt hat oder wenn er wider Treu und Glauben den Erfolg vereitelt hat (§§ 814, 815 BGB). Verstößt der mit einer Leistung bezweckte Erfolg gegen ein ge­ setzliches Verbot oder gegen die guten Sitten, so ist die Rückforderung ausgeschlossen, wenn der Verstoß beiden Theilen zuzurechnen ist, es sei denn, daß die Leistung in der Eingehung einer Verbindlichkeit bestand. Das zur Erfüllung einer solchen Verbindlichkeit Geleistete kann nicht zurückgefordert werden (§ 817 BGB). § 254. 4. Die Herausgabepfiicht erstreckt sich auf Alles, was dem Be­ reicherten geworden ist in Ansehung des Hauptgegenstandes und der Nutzungen und aller dafür erhaltenen Werthe, soweit eine Bereicherung noch vorhanden ist. Von der Rechtshängigkeit an haftet der Be­ reicherte nach den allgemeinen Vorschriften wegen Verschuldens, Zins­

pflicht und Tragung der Gefahr. Dem Eintritt der Rechtshängigkeit stehen hinsichtlich dieser Wirkungen gleich einmal die von Anfang an vorhandene oder später eintretende Kenntniß von der Grundlosigkeit des Empfanges, sodann der Umstand, daß in der Annahme der Leistung ein Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot oder die guten

XX. Unerlaubte Handlungen.

107

Sitten liegt. Außerdem ist der Empfänger zur Herausgabe so ver­ pflichtet, wie wenn der Anspruch zur Zeit des Empfanges rechtshängig geworden wäre, wenn der durch die Leistung bezweckte Erfolg nach dem Inhalt des Rechtsgeschäfts ungewiß war oder der Wegfall des Rechtsgrundes nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts als möglich angesehen wurde. Jedoch sind Zinsen erst von dem Zeitpunkte zu entrichten, in dem der Empfänger von dem Nichteintritt des Erfolges oder dem Wegfall des Rechtsgrundes erfährt, Nutzungen nur so weit herauszugeben, als er in diesem Zeitpunkte noch bereichert ist (§§ 819, 820 BGB).

5. Die Befugniß, die Erfüllung einer ohne rechtlichen Grund § 255. eingegangenen Verbindlichkeit zu verweigern, geht durch Verjährung des Anspruchs auf Befreiung nicht verloren (§ 821 BGB). 6. Ein Dritter, dem der Bereicherte das Erlangte zugewendet 8 256. hat, ist zur Herausgabe so verpflichtet, als ob er es von dem Beuachtheiligten ohne rechtlichen Grund erlangt hätte, wenn a) die Zuwen­ dung unentgeltlich war und b) die Verpflichtung des Empfängers zur Herausgabe der Bereicherung ausgeschlossen ist (§ 822 BGB). XX. Unerlaubte Handlungen 1. Unerlaubte Handlungen sind diejenigen widerrechtlichen (d. h. § 257. als die Rechtsordnung gefährdend durch irgend ein im Staate oder im Reiche geltendes Gesetz oder Recht verbotenen) Handlungen, durch welche unabhängig von einem Rechtsverhältnisse vorsätzlich oder fährlässig einem Anderen ein Schaden zugefügt wird. Verschiedene solcher unerlaubter Handlungen und ihre Wirkungen sind Gegenstand besonderer Reichsgesetze (zu vgl. StGB §§ 188, 231 — Buße wegen Beleidigungen und Körperverletzungen —, Gesetz vom 11. Juni 1870

— Verletzungen des Urheberrechts an Schriftwerken —, vom 9. Januar 1876 — Verletzungen des Urheberrechts an Werken der bildenden Künste —, vom 10. Januar 1876 — unbefugte Nachbildung von Photographien —, vom 11. Januar 1876 — unbefugte Nachbildung von Geschmacksmustern —, vom 7. April 1891 — Verletzung patentirter Erfindungen —, vom 1. Juni 1891 — unbefugte Benutzung von Gebrauchsmustern —, vom 12. Mai 1894 — unbefugte Benutzung von Waarenzeichen —, vom 24. Mai 1880 — der Wucher —, vom 21. Juli 1879 — Benachteiligung der Gläubiger —, vom 27. Mai 1896 — unlauterer Wettbewerb —). Diese kommen hier nicht in Betracht.

108

§ 258.

Erster Theil: BGB.

Zweites Buch.

Einzelne Schuld Verhältnisse.

2. Im Sinne des BGB unerlaubte Handlungen sind: a) schuldhafte —- vorsätzliche oder fahrlässige Verletzung der Rechte Dritter, und zwar sowohl der Persönlichkeitsrechte — Leben, Gesundheit, Freiheit, Kredit, geschlechtliche Ehre einer Frauensperson —, wie der Vermögensrechte — Eigenthum oder sonstige dingliche Rechte — (§§ 823—825 BGB); b) schuldhafter Verstoß gegen ein den Schutz eines Anderen be­ zweckendes Gesetz — vgl. §§ 234—237 StGB und die unter Ziff. 1 angeführten Gesetze — (§ 823 Abs. 2 BGB); c) vorsätzliche — bewußt rechtswidrige Schadenszufügung in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise — sog. illoyale Handlungen — (§ 826 BGB); d) schuldvolle Verletzung der Amtspflicht. Ein Beamter ist ver­ pflichtet, den Schaden zu ersetzen, den er einem Dritten dadurch zufügt, daß er eine ihm gegenüber dem Dritten obliegende Amtspflicht vor­ sätzlich oder fahrlässig verletzt. Diese Haftbarkeit unterliegt folgenden näheren Bestimmungen: «) Die Haftung wegen Fahrlässigkeit ist ausgeschlossen, wenn der Verletzte auf andere Weise Ersatz zu erlangen vermag. ß) Eine Pflichtverletzung bei Erlassung eines Urtheils kommt nur dann in Frage, wenn sie mit einer im Wege des gerichtlichen Straf­ verfahrens zu verhängenden öffentlichen Strafe bedroht ist — §§ 334, 336 StGB (Bestechung, Rechtsbeugung). — Die Verweigerung oder Verzögerung der Ausübung des Amtes fällt nicht unter diese Vorschrift. /) Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Verletzte vorsätzlich oder fahrlässig unterlassen hat, den Schaden durch Einlegung eines Rechtsmittels abzuwenden (§ 839 BGB). Ist ein Beamter, der vermöge seiner Amtspflicht einen Anderen zur Geschäftsführung für einen Dritten zu bestellen oder eine solche Geschäftsführullg zu beaufsichtigen oder durch Genehmigung von Rechrsgeschäften bei ihr mitzuwirken hat (z. B. der Vormundschafts­ richter), wegen Verletzung dieser Pflichten neben dem Anderen für den durch diesen verursachten Schaden verantwortlich, so ist in ihrem Verhältniß zu einander der Andere allein verpflichtet, d. h. der Beamte hat gegen den Dritten einen Regreßanspruch (§ 841 BGB). Als unerlaubte Handlungen sind ferner anzusehen: e) das Halten eines Thieres, das Menschen oder Sachen zu schädigen im Stande ist (§§ 833, 834 BGB); f) das Halten bestimmter jagdbarer Thiere — Schwarz-, Roth-, Elch- und Damwild und Fasanen —, die ein Grundstück zu be-

XX. Unerlaubte Handlungen.

109

schädigen vermögen — Wildschaden — (§ 835 BGB). Bezüglich des Wildschadens bleiben neben dem BGB die landsgesetzlichen Vor­ schriften in Kraft, die Grundsätze darüber aufstellen, nach welchen der Wildschaden festzustellen ist und der Ersatzanspruch innerhalb einer bestimmten Frist bei der zuständigen Behörde geltend gemacht werden muß, desgleichen diejenigen, welche den Wildschadensersatz in größerem Umfange (hinsichtlich weiterer Thiergattungen) und erweitertem Maße anerkennen, andererseits in gewisser Beziehung beschränken (Art. 70, 71 EG BGB). Für Preußen bleibt daher das Wildschadengesetz vom 11. Juni 1891 (GSS 307) auch ferner zu beachten. Zu bemerken ist noch, daß die Streitigkeiten wegen Wildschadens zur ausschließlichen Zuständigkeit der Amtsgerichte gehören ($ 23 Nr. 2 Abs. 5 GVG); g) die Vernachlässigung der im Verkehr erforderlichen Sorg­ falt zur Abwendung der Gefahr, die von einem fehlerhaft er­ richteten oder mangelhaft unterhaltenen Gebäude oder mit einem Grundstücke verbundenen Werke durch Einsturz oder durch Ablösung von Theilen Menschen oder Sachen durch Tödtung, Verletzung des Körpers oder der Gesundheit oder Beschädigung bereitet wird (§§ 836 bis 838 BGB). h) Endlich sind hier noch zu erwähnen verschiedene Vorschriften der neuen CPO (§§ 274, 563, 655, 697 a und 822 das.), wonach der Gebrauch verschiedener Rechtsbehelfe (insbes. vorläufige Vollstreckbar­ keitserklärung, Arrest und einstweilige Verfügung, wenn sie hinterher für nicht gerechtfertigt erkannt und aufgehoben werden) eine Schadens­ ersatzpflicht begründet (vgl. im Civilprozeßverfahren — Theil II

Buch I -). 3. Die rechtliche Wirkung dieser unerlaubten Handlungen ist die § 259. Verpflichtung des Handelnden zum Schadensersatz. Der Inhalt der Schadensersatzpflicht wird zunächst durch die allgemeinen Vorschriften über den Schadensersatz — §8 98 ff — bestimmt (823—826, 833 bis 839 BGB). Daneben enthält das BGB aber noch besondere Vor­

schriften über den Umfang des Schadensersatzes in einzelnen Fällen (§§ 842—851BGB). Dabei wird unterschieden zwischen a) den gegen die Person gerichteten Handlungen und b) den Verletzungen des Eigenthums oder eines sonstigen Rechts (Entziehung und Beschädigung). Zu a): Die Ersatzpflicht erstreckt sich auf die Nachtheile, welche die Handlung für den Erwerb oder das Fortkommen des Verletzten herbeiführt (§ 842 BGB). In den §§ 843—848 BGB werden

110

Erster Theil: BGB.

nähere Vorschriften

Zweites Buch.

gegeben

Einzelne Schuldverhültnisse.

über Leistung des Ersatzes durch Ent­

richtung einer Geldrente (§ 843 BGB), über Ansprüche Dritter im Falle der Tödtung, sowie der Körperverletzung, Gesundheitsschädigung und Freiheitsentziehung (§§ 844, 845 BGB), über Mitverschulden des Verletzten, ^worauf die allgemeinen Grundsätze — vgl. oben § 102e —Anwendung finden (846 BGB), und über Gewährung einer

billigen Geldentschädigung, die in den Fällen der Verletzung des Körpers und der Gesundheit sowie der Freiheitsentziehung auch dann

verlangt werden kann, wenn ein Bermögensschaden nicht vorliegt (§ 847 BGB). Diesem Anspruch entspricht im gewissen Sinne die vom ALR (I 6 §§ 112ff) anerkannte Forderung auf Schmerzensgeld, die aber auf Personen von Bauer- oder gemeinen Bürgerstande beschränkt war. Das BGB giebt einen gleichen Anspruch einer Frauensperson, gegen die ein Verbrechen oder Vergehen gegen die Sittlichkeit be­ gangen oder die durch Hinterlist, durch Drohung oder unter Miß­ brauch eines Abhängigkeitsverhältnisses zur Gestattung der un­ ehelichen Beiwohnung bestimmt ist (§ 847 Abs. 2 BGB). Ansprüche dieser Art sind nicht übertragbar und nicht vererblich, sie seien denn durch Vertrag festgestellt oder rechtshängig gemacht worden (§ 827 Abs. 1 BGB). Zu b): «) Die Verpflichtung zur Rückgabe einer durch eine un­ erlaubte Handlung eines Anderen entzogenen Sache schließt die Haftung für den zufälligen Untergang, die zufällige Unmöglichkeit der Herausgabe aus einem anderen Grunde und die zufällige Ver­ schlechterung der Sache in sich, es sei denn, daß diese Umstände auch ohne die Entziehung eingetreten sein würden (§ 848 BGB). ß) Ist der Werth oder eine Werthminderung zu ersetzen, so sind diese Beträge von dem Zeitpunkte an zu verzinsen, welcher der Be­ stimmung des Werthes zu Grunde gelegt wird (§ 849 BGB). /) Verwendungen, die der zur Herausgabe Verpflichtete auf die Sache gemacht hat, sind ihm zu ersetzen, soweit sie nothwendig waren (§ 850 BGB). d) Die Leistung des Schadensersatzes an den Besitzer der Sache zur Zeit der Entziehung oder Beschädigung befreit den Verpflichteten auch dann, wenn ein Dritter der Eigenthümer der Sache war oder ein Recht an ihr hatte, ausgenommen, wenn dem Verpflichteten das Recht des Dritten bekannt oder in Folge grober Fahrlässigkeit un­ bekannt ist (§ 851 BGB). 8 260. 4. a) Haben Mehrere gemeinschaftlich als Mitthäter eine un­ erlaubte Handlung begangen oder als Anstifter und Gehülfen mit-

XX. Unerlaubte Handlungen. — Drittes Buch. Sachenrecht

111

gewirkt, oder läßt sich nicht ermitteln, wer von mehreren Betheiligten den Schaden durch seine Handlung verursacht hat, so ist jeder für den Schaden als Gesammtschuldner verantwortlich (§§ 830, 840 BGB). b) Der Geschäftsherr ist für den Schaden verantwortlich, den in Ausführung einer Verrichtung der von ihm dazu Bestellte .einem Dritten widerrechtlich zufügt, es sei denn, daß den Geschäftsherrn weder bei der Auswahl der Person, noch bei der Beschaffung von Vorrichtungen oder Geräthschaften oder bei der Leitung der Ausführung ein Ver­ schulden trifft, oder daß der Schaden auch bei Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt nicht vermieden wäre. Die gleiche Verantwortlichkeit trägt der, welcher durch Vertrag die Obliegenheiten des Geschäftsherrn übernimmt (§ 831 BGB). c) Der gesetzlich zur Aufsicht über eine minderjährige oder eine wegen ihres geistigen oder körperlichen Zustandes aufsichtsbedürftige Person Verpflichtete haftet für den durch diese Person einem Dritten widerrechtlich zugefügten Schaden, es sei denn, daß er seiner Aufsichts­ pflicht genügt oder der Schaden ohnedies entstanden wäre. Wie der Aufsichtspflichtige haftet auch der, welcher durch Vertrag die Führung der Aufsicht übernommen hat (§ 832 BGB). Ueber die Nichtverantwortlichkeit der Kinder und unzurechnungs­ fähigen Personen vgl. oben §§ 17, 18. d) Ist neben dem Aufsichtspflichtigen oder dem Geschäftsherrn auch der Aufsichtsbedürftige oder der Angestellte oder Gehülfe für den Schaden verantwortlich, so sind im Verhältniß dieser Personen unter einander die letzteren allein verpflichtet (§ 840 Abs. 2 BGB). ö. Die Ansprüche aus unerlaubten Handlungen verjähren in § 261.

drei Jahren. Die Frist läuft von dem Tage an, an welchem der Verletzte von dem Schaden und der .Person des ersatzpflichtigen Schädigers Kenntniß erlangt hat. Nach dem Ablaufe von dreißig Jahren ist jeder Anspruch ausgeschlossen. Ausgenommen und unver­ jährbar sind die Ansprüche auf Herausgabe des durch die unerlaubte Handlung Erlangten und das Recht, die Erfüllung einer durch eine solche Handlung erlangten Forderung zu verweigern (§§ 852, 853 BGB).

Drittes Buch.

Sachenrecht. Gegenstand

des dritten Buchs des BGB sind die Rechte an § 262. körperlichen Gegenständen, und zwar sowohl an

Sachen, d. h. den

XX. Unerlaubte Handlungen. — Drittes Buch. Sachenrecht

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gewirkt, oder läßt sich nicht ermitteln, wer von mehreren Betheiligten den Schaden durch seine Handlung verursacht hat, so ist jeder für den Schaden als Gesammtschuldner verantwortlich (§§ 830, 840 BGB). b) Der Geschäftsherr ist für den Schaden verantwortlich, den in Ausführung einer Verrichtung der von ihm dazu Bestellte .einem Dritten widerrechtlich zufügt, es sei denn, daß den Geschäftsherrn weder bei der Auswahl der Person, noch bei der Beschaffung von Vorrichtungen oder Geräthschaften oder bei der Leitung der Ausführung ein Ver­ schulden trifft, oder daß der Schaden auch bei Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt nicht vermieden wäre. Die gleiche Verantwortlichkeit trägt der, welcher durch Vertrag die Obliegenheiten des Geschäftsherrn übernimmt (§ 831 BGB). c) Der gesetzlich zur Aufsicht über eine minderjährige oder eine wegen ihres geistigen oder körperlichen Zustandes aufsichtsbedürftige Person Verpflichtete haftet für den durch diese Person einem Dritten widerrechtlich zugefügten Schaden, es sei denn, daß er seiner Aufsichts­ pflicht genügt oder der Schaden ohnedies entstanden wäre. Wie der Aufsichtspflichtige haftet auch der, welcher durch Vertrag die Führung der Aufsicht übernommen hat (§ 832 BGB). Ueber die Nichtverantwortlichkeit der Kinder und unzurechnungs­ fähigen Personen vgl. oben §§ 17, 18. d) Ist neben dem Aufsichtspflichtigen oder dem Geschäftsherrn auch der Aufsichtsbedürftige oder der Angestellte oder Gehülfe für den Schaden verantwortlich, so sind im Verhältniß dieser Personen unter einander die letzteren allein verpflichtet (§ 840 Abs. 2 BGB). ö. Die Ansprüche aus unerlaubten Handlungen verjähren in § 261.

drei Jahren. Die Frist läuft von dem Tage an, an welchem der Verletzte von dem Schaden und der .Person des ersatzpflichtigen Schädigers Kenntniß erlangt hat. Nach dem Ablaufe von dreißig Jahren ist jeder Anspruch ausgeschlossen. Ausgenommen und unver­ jährbar sind die Ansprüche auf Herausgabe des durch die unerlaubte Handlung Erlangten und das Recht, die Erfüllung einer durch eine solche Handlung erlangten Forderung zu verweigern (§§ 852, 853 BGB).

Drittes Buch.

Sachenrecht. Gegenstand

des dritten Buchs des BGB sind die Rechte an § 262. körperlichen Gegenständen, und zwar sowohl an

Sachen, d. h. den

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Erster Theil: BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

beweglichen als unbeweglichen (Grundstücken). Für unseren Zweck bedarf das Recht der Grundstücke, das sich auf dem Grundbuchsystem aufbaut, einer eingehenderen, zugleich das Verfahren behandelnden Darstellung, die in den zweiten Theil verwiesen ist — s. das dritte Buch „Grundbuchwesen" daselbst —. Hier werden daher, abgesehen vom Besitz und den den Inhalt des Eigenthums, sowie den Eigen­ thumsanspruch betreffenden Vorschriften, nur diejenigen Vorschriften behandelt, welche sich auf die beweglichen Sachen beziehen. Erster Abschnitt.

Wefih. 8 263.

1.

a) Besitz ist das

äußerliche

Verhältniß

der

thatsächlichen

Gewalt einer Person über eine Sache oder [einen Theil der Sache, besonders abgesonderte Wohnungen oder andere Räume (§§ 854, 865 BGB). b) «) Eigenbesitzer ist derjenige, welcher die Sache als ihm gehörend d. h. mit dem Willen, Eigenthumsrecht auszuüben, besitzt. £) Mittelbarer Besitzer ist derjenige, welchem gegenüber ein Anderer (der unmittelbare Besitzer) die Sache als Nießbraucher, Pfandgläubiger, Pächter, Miether, Verwahrer oder in einem ähn­ lichen Verhältnisse besitzt, vermöge dessen letzterer jenem