Leben Schleiermachers: Band 1 [Reprint 2020 ed.] 9783112353660, 9783112353653


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German Pages 911 [928] Year 1922

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Leben Schleiermachers: Band 1 [Reprint 2020 ed.]
 9783112353660, 9783112353653

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Leben Schleiermachers von

Wilhelm Dilthey L Band 3weite Auflage vermehrt um Stücke der Fortsetzung

aus dem Aachlasse des Verfassers herausgegeben P011

Hermann Mulert

Berlin und Leipzig 1922 Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. vormals H.

(ööfcbm'ftbe Verlagskandlung z J. Gultcntaq, Vcrlagsbuckhondlung / Georg Rei vier Karl 0. Stübner / Veit & Comp.

Druck der Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruytcr L CEo., Berlin W. io

Vorwort des Herausgebers. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit die erste Lieferung von Diltheys Leben Schleiemrachers erschien. Der erste Band lag 1870 ab­ geschlossen vor. Über Wesen und Aufgabe geschichtlichen Verständnisses, biographischer Darstellung hat Dilthey eindringend nachgesonnen und sich charakteristisch geäußert. Jerier erste Band seiner Biographie Schleiermachers ward allgemein als Meisterstück geistesgeschichtlicher Forschung und Schilde­ rung anerkannt. Da er die Darstellung nur bis 1802 führte, hat man dringend auf den Abschluß des Werkes gehofft, zugleich auf einen Neudruck des längst vergriffenen ersten Bandes. Dilthey hat ihn gesprächsweise mehrfach in nahe Aussicht gestellt. Gewiß hätte die Vollendung dieses Werkes seinem eigenen Wunsche entsprochen, und er hat in immer wiederholten Ansätzen bis in seine letzte Lebenszeit hinein sie zu erreichen gesucht. Ist er darüber gestorben (1. Oktober 1911) und sind seit seinem Tode mehr als zehn Jahre verstrichen, so wird es vielen eine große Freude sein, daß der Schatz, den wir in diesem Werke haben, neu zugänglich gemacht wird, aus dem Nachlasse des Verfassers beträchtlich vermehrt. Schon bald nach Diltheys Tode setzten Verharldlungen über Herausgabe dessen ein, was sich in seinem Nachlaß au druckfertigem Stoff zur Fortsetzung dieses Werkes und zur Neuauflage des ersten Bandes fand. Sie führten längere Zeit hindurch zu keinem Abschluß. Als ich die Aufgabe im Juli 1914 übernommen hatte, hat der Krieg, der sogleich danach ausbrach, eine erhebliche weitere Verzögerung veranlaßt. Wie sehr hat sich die geistige Lage verändert, seit Dilthey die Vorrede zum ersten Bande schrieb! Zwar nicht in dem Sinne, als wäre für Schleier­ macher heute weniger Interesse vorhanden als damals. Der Krieg und die Niederlage haben uns gelehrt, in vielem die Deutschen der Zeit von 1806 an besser zu verstehen, als man es in den Jahren um 1870 konnte. Und die theologische Arbeit unserer Tage steht wieder stärker unter dem Zeichen Schleiermachers, als die vor einem halben Jahrhundert. Aber in vielem macht sich doch die so viel größere Entfernung von den Verhältnissen, unter

IV

Vorwort des Herausgebers.

denen Schleiermacher lebte, stark bemerklich, üoii der geistigen Welt Kants, Goethes, Hegels, von dem kleinstaatlichen und kleinstädtisch-bürgerlichen Wesen jener Zeit, von fürstlicher Selbstherrschaft und politischer Zerrissenheit Deutschlands. 1870 lebten nicht wenige, deren Jugend noch in die Lebens­ zeit Schleiermachers gefallen war. Heute müssen wir alle uns in manches, was der Zeit Schleiermachers selbstverständlich war, erst mühsam hineindenken. Und wie weit liegen doch auch die Jahre zurück, in denen Diltheys Gedankenwelt ihr Gepräge erhielt! Sein Lehrer Trendelenburg, dem der erste Band dieses Werkes gewidniet war, ist schon 1872 gestorben. Auf dlese Veränderungen der Umwelt hat Dilthey zum Teil selbst in der Vorrede zur neuen Auflage des ersten Bandes Hinweisen wollen. Diese Vorrede ist Bruchstück geblieben; sie kommt im folgenden S. 587 ff. zum Abdruck. Irgendwie würde er aus den Veränderungen der Lage natürlich Folgerungen auch für den Inhalt seines Buches gezogen haben. In welchem Umfange aber, das bleibt unsicher. Neben erheblichen inhaltlichen Ande^ rungen am ersten Bande, namentlich Einfügungen, die handschriftlich vor lagen und im folgenden vorgenommen sind, hätte er wohl eine Nachprüfung der Form für notwendig erachtet, sie aber gewiß erst unmittelbar vor dem Druck vollzogen. Da er nicht mehr dazu getomnien ist, schien mir die Aufgabe des Heraus gebers, soweit es sich um die neue Auflage des ersten Bandes handelt, folgende zu sein: Vornahme der von Dilthey in seinem Handexemplar voll­ zogenen Änderungen, Einfügung der erwähnten Zusätze (solche lagen nament­

lich für das Kapitel über die herrnhutische Erziehung Schleiermachers und als jetziges Kapitel 12 des ersten Buches vor) und die sich daraus ergebende Umgestaltung angrenzender Abschnitte; außerdem nur eine Redaktion in dem Umfange, der selbstverständlich ist: Nachprüfung der Zitate (oder Ergänzung; die Kritik der reinen Vernunft würde auch Dilthey heute kaum wieder eim fach nach Rosenkranz zitieren), Einfügung fehlender Belege, Glättung for oraler Unebenheiten. Wo, namentlich weil inzwischen neues Material be­ kannt geworden ist, Diltheys Darstellung, bliebe sie ohne Veränderung oder Kommentar, als sehr unvollständig erscheinen oder irreführend wirken würde, habe ich, wie Walzel bei seiner Neuausgabe von Hayms Ronrantischer Schule, Anmerkungen gegeben. Stellenweise beurteile ich die Tatsachen anders, als Dilthey es tat, jo z. B. S. 551 (1. Aufl. S. 507 unten); ich glaube, daß Schleiermacher härtere Kämpfe mit sich zu bestehen gehabt hat. Jedoch wird kein verständi ger Leser voraussetzen, daß der Herausgeber eines Buches wie des vorliegen­ den in allem die Ansichten des Verfassers teile, oder aber, wo die seinen ab­ weichen, das jedesmal zum Ausdruck zu bringen habe. Eine Neuausgabe,

Vorwort des Herausgebers.

V

die wesentlich nur dies, nicht vollständige Neubearbeitung sein will, kann ja nur übernehmen, wer, aufs Ganze gesehen, die Arbeit des Verfassers heute noch für maßgebend hält. Dieser Wert kommt meiner Überzeugung nach

dem Werke Diltheys zu. Eine tiefergreifende Umgestaltung dieses Buches schien sowohl dem Testamentsvollstrecker Diltheys, dem Grafen Yorck von Wartenburg, mmngebracht, als auch demjenigen Schüler Diltheys, der auf Grund seiner Beteiligung an Diltheys Vorarbeiten zur Fortsetzung des Schleiermacher-Werkes mich wiederholt freundlich beraten hat, Professor Paul Ritter in Berlin. In der Tat ist Diltheys Schleiermacher nicht nur eine lvissenschaftliche, sondern auch eine künstlerische Leistung. Ein solches Werk hat Anspruch darauf, daß sein Charakter erhalten bleibt. So mußte darauf verzichtet werden, solche Abschnitte umzuarbeiten, wo Dilthey weitere Änderungen plante, aber sie nicht mehr vorgenommen

hat. S. 89 oben des bisherigen Drucks (jetzt S. 98 f.) wollte er umgestalten nach seiner Jugendgeschichte Hegels (jetzt in Diltheys ges. Schrifteni Bd. IV, 1921). Dem Herrnhuter Kapitel wollte er außer den Zusätzen, die es erhalten hat, Erörterungen einfügen über die kirchengeschichtliche Bedeutung, die Zinzendorfs Werk und Gemeinde haben, und mehr über die Bedeutung von Schleiermachers herrnhutischer Zeit für seine späteren Jahre sagen; zu diesen Ausführungen lagen nur Vorarbeiten vor, die nicht druckreif scheinen. Ebenso hat er seinen Vorsatz nicht mcsgefüyrt, die Darlegung der Gedankenwelt Kants mehr mit Kants eigenen Worten zu geben. An den Kapiteln über Fr. Schlegel und die anderen Romantiker würde er vermutlich gleichfalls mit Rücksicht auf die reiche neuere Lite ratur erheblich geändert haben. Als Diltheys Werk 1870 erschien, lagen weder Hayms Romantische Schule noch Karoline Schlegels Briefwechsel gedruckt vor! Die ganze neuere Literatur ruht auf diesen und verwandten Werken. Bei Durchsicht dieser Abschnitte bürste ich mich des Rates von Professor Rudolf Unger in Königsberg erfreuen. Am eingehendsten erwogen hat Dilthey in seinen letzten Jahren die Änderungen, denen das Kapitel über die Welt- und Lebensansicht der Reden und Monologen im Verhältnis zur damaligen Philosophie zu unterziehen sei; Verhandlungen darüber hat er mündlich und schriftlich namentlich mit Professor Spranger geführt, der mich hier gütig beraten hat. Vor allem in diesem Abschnitt wäre auch Anlaß zu ausdrücklicher oder stillschweigender Auseinandersetzung mit Haym gewesen, der sowohl in seinem Buche Die romantische Schule als auch in seiner ausführlichen, heute, noch lesenswerten Besprechung des ersten Bandes von Diltheys Schleier­ macher (Preußische Jahrbücher 1870, Bd. 26 S. 556—604, in Hayms Ges. Aufsätzen 1903 S. 355 ff.) sachkundigste Zustimmung, Ergänzung und Kritil

VI

Vorwort des Herausgebers.

geboten hat. Wenn Haym z. B. einerseits dargelegt hat, Fichtes Einfluß auf Schleiermacher sei ungleich stärker gewesen, als bei Dilthey hervortrete, andererseits sei Schleiermachers Pantheismus — wie schon Schellings und Hegels System — nicht so unmittelbar von Goethes und Herders Welt­ ansicht bestimmt, wie es nach Dilthey scheine, so würde Dilthey sich gewiß mit diesen Gedanken auseinandergesetzt haben (ein letzterem Punkte führte er Hayms Kritik auf ein bloßes Mißverständnis zurück). Inwieweit Dilthey auf Äußerungen sonstiger Kritiker eingegangen sein wiirde, ist nur nicht sicher; notiert hat er sich u. a. einen von Bruno Bauer (Der Einfluß des englischen Quäkertums auf die deutsche Kultur, 1878) erhobenen Ein­

wand. Umzuarbeiten gewesen wäre auch der Abschnitt über Schleiermachers Polemik gegen Knigge auf Grund des inzwischen aufgesundenen Versuchs einer Theorie des geselligen Betragens (s. unten S. 292); da jedoch hierzu kein Stoff von Diltheys Hand vorlag, habe ich es unterlassen.

Die Frage, die für die Freunde Schleiermachers und Diltheys das stärkste Interesse hat, ist aber natürlich nicht die nach den Veränderungen, die der erste Band des Werkes erfahren hat oder erfahren sollte, sondern die, inwieweit die Fortsetzung von Diltheys Hand vorliegt und im Druck vorgelegt werden kann. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Dilthey hat wertvolle Abschnitte der Darstellung von Schleiermachers Stolpischer und Hallischer Zeit druckfertig gestaltet, die hier als Bruchstücke des zweiten Bandes mitgeteilt werden, und er hat ungleich umfänglichere Abschnitte eines von ihm geplmiten dritten Bandes ausgearbeitet, der Schleiermachers theologisches und philosophisches System darstellen sollte. Pläne des ganzen Werks in der Form von Buch- und Kapitelüber­ schriften fanden sich unter DUtheys Papieren in verschiedenen Fassungen und aus verschiedenen Zeiten. Der mutmaßlich älteste, wohl von 1865, entspricht beim ersten und zweiten Buch im wesentlichen dem, was Dilthey dann im ersten Bande geboten hat. Ausgearbeitet hat er damals noch den Plan zum dritten und vierten Buch, das die stolpische und die Hallische Zeit darstellen sollte. Er lautet: Drittes Buch.

Resignation und Kritik.

1802—1804.

1. Einsamkeit. 2. Das universale Problem der moralischen Welt. 3. Die hieraus folgende kritische Stelbrng zu Kant und Fichte. Die Kritik der Sittenlehre.

Vorwort des Herausgebers.

4.

vn

Entwurf einer universalen kritischen Auseinandersetzung mit aller

bisherigen Ethik. 5. Die neue Gestalt der Ethik als Resultat des kritischen Prozesses.

Beurteilungen, Wirkungen, wahre Bedeutung. Zusammenbruch aller persönlichen Hoffnungen und Resignation. Die Wiedererweckung des Platon als letzte Lebensaufgabe. Das bisherige Verständnis Platons. Die Entwicklung des wahren Zusammenhangs aus dem historischen Begriff der philosophischen Kunst. 11. Die Gestalt der aus dieser Entdeckung folgenden historischen Ansicht. 12. Ihr Verhältnis zu den späteren platonischen Untersuchungen und 6. 7. 8. 9. 10.

13. 14. 15.

ihre Bedeutung. Die praktischen Vorschläge des Provinzialpredigers. Die Freunde auf Rügen. Die Entscheidung für das Universitätsleben.

Viertes Buch. Das System. Die Auseinandersetzung mit dem Christentum 1804—07. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

9. 10. 11.

Die damalige Bedeutung der Universität Halle. Methode und Wirkung von Schleiermachers Vorlesungen. Steffens. Der systematische Entwurf der Ethik. Hermeneutik. Das System der Theologie. Künstlerische Behandlung seines Mittelpunktes in der Weihnachts­ feier. Revision seiner philosophischen Grundlagen in der 2. Auflage der Reden. Historisches Studium seiner Quellenschriften. Der Kanon der paulinischen Briefe. Übersicht der Auseinandersetzung mit dem Christentum.

12. 13. 14.

Die theologischen Freunde. Schleiermachers persönliche Lage in Halle. Die Schlacht von Jena und der Zusammenbruch von Schleier­ machers Existenz. 15. Treue gegen den preußischen Staat. 16. Die neue Lebensaufgabe in der Amtlosigkeit.

Nach den Entwürfen für die Darstellung der Zeit von 1808—34 hat Dilthey sie entweder in einem einzigen Buche geben wollen, mit dem Titel:

vin

Vorwort des Herausgebers.

Höhe des Lebens und Niedergang, oder in 2 Büchern, von denen das eine (entsprechend obiger Zählung des 5j Schleiermacher auf der Höhe des Wirkens schildern sollte, während das nächste (6.) den Titel getragen hätte: „Rückschläge, Kämpfe und letzte Ausgestaltung des Lebens. Der Ausgang". Die Einteilung des ersteren wäre die folgende gewesen:

L Die Reorganisation des preußischen Staates und die Umsetzung der intellektuell-moralischen in politische Kräfte. 2. Schleiermachers Übersiedlung nach Berlin und die verschiedenen Gebiete, auf denen er in die Organisation eingriff. 3. Sein Anteil am Plane eines Losbruchs 1808. 4. Tätigkeit in der Unterrichtsverwaltung. 5. Anteil an der Begründung der Universität. 6. Politische Predigten. 7. Anteil an den Plänen zur Umgestaltung der Kirche. 8. Vorspiel des Losbruchs. Die Befreiung. 9. Die Union. Das sechste Bilch hätte solgende Anlage erhalten:

Der Zusammenhang des ausgestalteten Lebens. Die Familie und die Geselligkeit des Hauses. Der Prediger der Dreifaltigkeitskirche und sein Einfluß m Berlin Schleiermacher als Hmlpt einer kirchlichen Richtung. Schleiermachers Stellung an der Universität und in der Wissenschäft. 6. Seine Stellung im Staate. 7. Der Ausgang.

1. 2. 3. 4. 5.

Der andere Entwurf, wonach diese ganze Zeit vielmehr in einem Buche darzustellen gewesen wäre, ist in einigen Punkten spezieller; im großen ganzen aber sind die Kapitelüberschriften die gleichen. Beide Entwürfe sind offenbar nicht so sehr bereits die fertige Form, die nur daraus wartet, gefüllt zu werden, wie die oben mitgeteilten Entwürfe für die Darstellung der stolpischen und Hallischen Zeit. Diese Pläne Diltheys lvaren nur vorläufig. Es ist vielleicht über Haupt nicht in seinem Sinne, daß sie hier mitgeteilt werden; aber sie sind von Interesse, denn sie zeigen uns ungefähr, wie vieles wir von ihm hätten erwarten dürfen. Vor allem jedoch: er plante nach der Dar­ stellung von Schleiermachers weiterer Lebensgeschichte eine solche von Schleiermachers System zu geben. Auf eine Einleitung über die Ent­ wicklungsgeschichte des Systems sollten hier zwei Hauptabschnitte folgen:

Schleiermachers Philosophie und Theologie. Die Anordnung stand ihm hier gewiß gleichfalls int wesentlichen fest. Um Schleiermacher als Theologen zu würdigen, wollte er zuerst Schleiermachers Stellung in der Geschichte der christlichen Frömmigkeit schildern, dann seine wissenschaftlich-theologischen Lehren, zuletzt seine praktisch-kirchlichen Grundsätze. Inwieweit er sich bei der Darstellung von Schleiermachers theologischem System an dessen Aufriß in der „Kurzen Dar­ stellung", Schleiermachers theologischer Enzyklopädie, gehalten haben würde, wird nicht ganz klar; der Abschluß mit der praktischen Theologie, der sich so ergeben hätte würde naturgemäß zur Schilderung von Schleiermachers kirchlicher Tätigkeit hnmbergeleitet haben. Früh erhoben sich Bedenken gegen jenen Aufriß Schleiermachers. Hier gehen der praktischen Theoogie die philosophische und die historische voraus, die Glaubenslehre aber wird der historischen Tl)eologie zugerechnet und somit von der philosophischen durch die biblische Wissenschaft imb die Kirchengeschichte getrennt. Auch oder gerade bei einer Darstellung von Schleiertnachers eigenem System nach diesem Schema würde das Verständnis der Glaubenslehre erschwert werden. Doch würde dieses Bedenkett dadurch gemildert, daß Dilthey vor dem allem Schleiermachers Frömmigkeit, seine Stelümg in der Geschichte des religiösen Lebens der europäischen Zkiüturvölker geschildert hätte, wie ihm denn die fruchtbare Einsicht längst ansgegangcn war, daß der Kern der Kirchen- und Dogmengeschichte die Geschichte der Frömmigkeit ist. Ebenso stand ihm gentiß int ganzen die Anordnung des Abschnitts über Schleiermachers philosophisches Systettt fest. Vorangehen sollte eine Würdigung von Schleiertttachers Arbeitet: zur Geschichte der Philosophie. Dann mußte, entsprechend bcnt inneren Zusammenhang seines schließlichen Systems, dieDialektik, Schleiertnachersphilosophische Prinzipienlehre folgen, und auf sie einerseits, was über seine Naturphilosophie zu sagen ist, anderer­ seits die Ethik mit ihren Tochterwissenschaften: Staatslehre, Erziehungs­ lehre, Ästhetik (die Religionsphilosophie bleibt hier beiseite, als im Zu­

Fraglich erscheint die Stellung der Hermeneutik; entsprechend der nahen Beziehung, die sie bei Schleier­ macher zur Dialektik hat, gehört sie nicht einfach in die Reihe der hier zuletzt genannten Wissenschaften von den einzelnen Gebieten des geistigen Lebens, sondern an eine frühere Stelle. Sofern Schleiertnacher sie aber wesentlich als Hermeneittik des Neuen Testaments bearbeitet hat, hat sie ihren Platz überhaupt in dem theologischen Teil des Systems. Das charakteristische und in gewissem Sinne überraschende Ergebnis der Durchsicht der Handschriften ist dies: Dilthey hat sehr viel mehr an dem dritten Battde gearbeitet, der Schleiermachers System darstellen sollte, als sammenhang der Theologie darzustellen).

X

Vorwort des Herausgebers.

an dem zweiten. Liegen zu letzterem große Bruchstücke über Schleier­ machers Stolpische und Hallische Zeit vor, so doch fast nichts über seine Zweite Berliner Wirksamkeit, die niehr als ein Vierteljahrhundert umfaßt. Mag das Wirken des jungen Schleiermacher eigenartiger, vielleicht auch in mancher Beziehung für die Nachwelt bedeutsamer gewesen sein, die ausgebreitetste Wirksamkeit hat Schleiermacher doch in jenen Jahren von 1808 bis zu seinem Tode entfaltet. Die Vorarbeiten gerade auch für die Darstellung dieser Zeit hat Dilthey sehr weit angelegt. Aber sie sind heute zum Teil überholt, wie etwa die über Union, Kirchenverfassungspläne ilnd Agendenreform in Preußen durch das die Urkunden sorgfältig verwertende. Werk Erich Foersters: Die Entstehung der preußischen Landeskirche unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Dritten (I 1905, II 1906). Zum Teil sind die Niederschriften Diltheys auch weit von dem Zustand entfernt, in dem er sie für druckfertig erachtet hätte. Manches endlich ist ailch bei großer Mühe nicht sicher zu entziffern. Dilthey arbeitete oft wie ein Dichter; plötzlich, irgendwo unterwegs, kamen ihm die neuen Gedanken, und es drängte ihn, sie sogleich zu gestalten und festzuhalten; das als 3. Anhang zu Buch 1 und 2 mitgetteilte Bruchstück (©. 604 f.) trug den Vermerk: „im Angesicht des Erhabenen, des Rosengartens geschrieben". Und so hat er immer wieder, in Tirol, im Harz oder wo es war, geistvolle Fragmente, Einleitungen zu neuen Abschnitten und Entwürfe niedergeschrieben. Zürn Teil waren sie, im wesentlichen wenigstens, lesbar, bisweilen aber hat er auf Zettel von einem Notizblock oder sonstige kleine Papierstücke Bemer­ kungen hingeworfen, die, namentlich wenn sie. aus seinen letzten Jahrerr stammen, nicht zu entziffern waren.

Bei diesem Zustande der Handschriften konnte es Aufgabe des Heraus­ gebers zunächst nur sein, möglichst treu dasjenige zu veröffentlichen, wovon man annehmen konnte, daß Dilthey es als ganz oder doch im wesentlichen druäfertig bezeichnet haben würde. Die ihn näher gekannt haben, betonen, wie strenge Anforderungen er da stellte, wie er immer und immer wieder das Geschriebene umarbeitete, und oft noch in der Druckkorrektur oder Super­ revision erhebliche Änderungen vornahm. Sturze Stücke, Anfänge einzelner Kapitel, wie sie sich unter seinen Vorarbeiten häufig fanden, ohne daß die Fortsetzung vorhanden wäre, würde er nicht haben gedruckt sehen wollen; sie mußten meist wegbleiben, so geistteich sie oft sind. Andrerseits hat Dilthey Anspruch darauf, daß, was aus seinem Nachlaß herausgegeben wird, auch wirklich in denl Wortlaut dargeboten werde, den er seinen Ausführungen gegeben hatte. Der Vorbehalt ist an vielen Stellen zu machen, daß er viel­ leicht noch geändert haben würde, aber der Herausgeber durfte nur in dem selbstverständlichen Maße wie bei Band I ändern. Die offenbaren Irrtümer

und Schreibfehler sind berichtigt, stilistische Unebenheiten geglättet, zur Her­ stellung des Zusammenhangs, tvo das nötig war, einige Worte eingefügt. Wo irgendein sachlicher Zweifel bestehen konnte, sind die Worte des Heraus­ gebers als solche durch kursiven Druck kenntlich gemacht. Häufig lag wesentlich derselbe Text in verschiedenen Bearbeitungen vor; wo nicht einfach die jüngste alles Gute aus ben älteren vereinigte, habe ich sie möglichst schonend zusammengearbeitet. Die Anmerkungen über Personen sind meist in das Personalregister hineingearbeitet, das beizugeben zweckmäßig schien.

Ist in diesem zu manchem deutschen Namen eine Erläuterung hinzugefügt, die vielen Lesern überflüssig scheinen wird, so geschah es, weil ein Buch wie dieses auch auf außerdeutsche Leser rechnen darf. Meine Arbeit an Diltheys Schleiermacher, im Frühjahr 1916 be­ gonnen, lag im Spätsommer 1917 wesentlich abgeschlossen vor. Infolge des Krieges waren Graf Porck wie Professor Ritter längere Zeit abwesend, und als die Verhandlungen über Drucklegung dann in Gang kommen konnten, waren durch das unglückliche Ende des Krieges und die folgen­ den Ereignisse die Schwierigkeiten für die Veröffentlichung eines so umfäng­ lichen Werkes ungemein gewachsen. Schließlich hat sich der Verleger ent­ schlossen, zunächst einen Teil zu drucket!, die neue Auflage des ersten Bandes mit Ausnahme der dort in der ersten Auflage als Anhang mitgeteilten „Denk­ male der inneren Entwicklung Schleierrnachers" und die Bruchstücke des zweiten von Dilthey geplanten Bandes. So ist denn alles Biographische gedruckt, was überhaupt von Diltheys Hand vorliegt. Zurück bleiben die Bruchstücke des 3. Bandes, der Darstellung von Schleiermachers System, deren Umfang erheblich größer ist als derjenige der Abschnitte über Schleier­ machers stolpische und hallische Zeit. Ich hoffe, sie später mit einem Neu­ druck jener Denkmale zusanunen herauszugeben, als (nunmehr) zweiten Band des Diltheyschen Werkes. Die Schilderung, die Dilthey von Schleiermachers Stolpischen und Hallischen Jahren geben wollte, ist, wie sich aus einem Vergleich der folgen­ den Inhaltsübersicht S. XXf. mit dem Entwurf S. Vif. ergibt, auch nur zum Teil ausgeführt. Stellenweise ist Dilthey dabei von seinem älteren Entwurf abgewichen; das 5. Kapitel des dritten Buches, wie es uns vorliegt, ist in jenem Entwürfe höchstens mittelbar vorgesehen. Es ist leider Fragment geblieben, wie auch das über Schleiermachers in den „Gutachten" ausge­ sprochenes kirchliches Ideal. Und wenn den umfänglichen Vorarbeiten zur Würdigung von Schleiermachers Plato-Übersetzung keine zusammenfassende Ausarbeitung folgte, so bietet Diltheys 1898 in der Berliner Akademie ge­

haltener Vortrag, im folgenden erstmalig veröffentlicht, immerhin Ersatz. Bei Durchsicht dieses Kapitels hat mich Professor Werner Jaeger freundlichst

XII

Vorwort des Herausgebers.

beraten. Ebenso kann der Aufsatz über Schleiermachers Weihnachtsfeier, der unten S. 765 ff. abgedruckt ist, als Ersatz für einen entsprechenden Ab­ schnitt des vierten Buches dienen. Schleiermachers Leben war von seiner Hallischen Zeit an reicher an amtlichen Beziehungen als vorher. Inwieweit amtliche Schriftstücke in ihrem oft weitschweifigen Stil als Urkunden hier mitgeteilt werden sollten konnte oft zweifelhaft sein. Als Probe ist das Wesentliche aus den Akten über seine Berufung nach Halle abgedruckt (S. 840 ff.) Aus der Fülle der Briefe von imt) an Schleiermacher ist in den letzten Jahrzehnten noch vieles veröffentlicht worden, was nicht in der bekannten alten vierbändigen Sammlung enthalten ist. Das Wichtigste dieser Art, das uns in den letzten Jahren geschenkt wurde, die Meisnersche Sammlung der Brautbriefe, kommt für die im folgenden enthaltenen Stücke von Dil­ theys Werk allerdings im wesentlichen noch nicht in Betracht. Ein Teil des Briefwechsels ist zwar gedruckt, aber nur einem engen Kreise von Liebhabern zugänglich, nämlich in den „Mitteilungen aus bem Literaturarchive in Berlin", die Privatdruck für die Mitglieder der Literaturarchiv-Gesellschaft sind. Es ist zu hoffen, daß mehr und mcl)r daraus auch der Allgemeinheit zugänglich wird; auf jene Privatdrucke war nicht zu verweiseil. Wenn von dem (neuen) 12. Kapitel des ersten Btlches zwei vonein ander sehr verschiedene Fassttngen vorlagen, so rechtfertigt es der Jnbalt, daß beide mitgeteilt werden (die unvollendete zweite im Anhang). Man wird rasch sehen, daß, wenn jetzt schon von mir oder andern versucht worden wäre, die von Dilthey herrührenden Textstücke durch eine weiterführende Darstellung zu verbinden, der Anteil der von Dilthey und der von dem Fortsetzer stamtnenden Stücke an den einzelnen Abschnitten sehr verschieden sein würde. Die Erwägung, daß eine solche Fortsetzung und Verbindung, später geliefert, wiederum eigentümliche Ungleichmäßigkeiten wird aufweisen müssen, hatte jedoch zilrückzustehen hinter dem Grundsatz, daß fürs erste möglichst getreu das herailszugeben war, was Dilthey in an­ nähernd druckfertigem Zustande hinterlassen hat. Die Absicht, die von ihm nicht dargestellten Stücke des Lebens Schleiermachers zu schildern, sein Werk fortzusetzen und abzuschließen, habe ich. Fortzusetzen und abzuschließen' es bedarf nicht langen Redens darüber, welche Ansprüche in diesen Wortell nicht liegen sollen. Dilthey brachte zur Biographie gerade eines Mannes wie Schleiermacher einen geistigen Besitz mit, von dem jedes einzelne Stück den meisten andern Menschen mir in sehr viel geringerem Maße zur Ver fügung steht: reiches historisches Wissen, tiefe philosophische Besinnung, künstlerische Gestaltungskraft. Vollends die Verbindrmg dieser Gaben ist überaus selten. Kein Einsichtiger wird an die Fortsetzung von Diltheys

Werk, die einer von uns Jüngeren liefert, mit denselben Erwartungen und Ansprüchen herantreten wie an weitere Bände, die Dilthey selbst geliefert halte. Über Einzelheiten der von mir da zu leistenden Arbeit mich auszu­ sprechen, ist hier nicht der Ort. Soweit ich dabei Diltheys Vorarbeiten be­ nutzen kann, werde ich bauen Rechenschaft ablegen; leider kann es nur in geringem Umfange der Fall sein; Dilthey hatte zu sehr seinen eigenen Stil des Arbeitens. An diesen wolle man bisweilen auch bei der Benutzung der hier vor­ liegenden Ausgabe Diltheyscher Fragmente denken und manche Mängel meiner Ausgabe damit entschuldigen. Diltheys reiche Gaben standen nicht alle in Harmonie, und seine Künstlernatur hat nicht selten namentlich beim Zitieren jene Sorgfalt außer acht gelassen, die man bei gelehrter Arbeit erwartet und die er anderwärts denn auch meisterhaft geübt hat. So mußte der Herausgeber bei der Herstellung des Textes gelegentlich die Stimmung haben, in der einst Lücke von seiner Ausgabe der Vorlesungen Schleien machers über Hermeneutik und Kritik des Neuen Testaments schrieb: „Ich werde mich für meine Mühe reichlich belohnt halten, wenn die Leser über dem Werke selbst den Herallsgeber und seine Not zu vergessen imstande sind." Aber solche Kleinigkeiten dürfen den Dank und die Freude darüber nicht mindern, daß Schleiernracher einen Biographen wie Dilthey gefnnden hat. Haym hat einst (s. o. S. V) die Aufgabe, die Dilthey weiterhin werde zu erfüllen haben, so gekennzeichnet: er werde „uns darzustellen haben, wie all die idealen Anschauungen, deren Entstehen in Schleiermachers Seele wir kennengelernt haben, in immer strengerer wissenschaftlicher Durchbildung der systematischen Form zustrebten nnd wie mehr noch als die wissenschaftliche Arbeit das Leben diese Ideale reifte, wie sie in einer großen Zeit sich bewährten und durch die dem Staate, der Kirche, dem Vaterlande gewidmete Wirksaurkeit des herrlichen Mannes bestimmend in die Gestaltung der Wirklichkeit eingriffen". Im Blick auf die Ereig­ nisse des Jahre-s 1870 fuhr Haym fort: „So wird uns, die wir in diesen Tagen Größeres und Herrlicheres erlebt haben, als jemals einem Volke zu erleben vergönnt war, ein immer tieferer Anteil an dieser Lebenegeschickte aufgehen. Ein unvergleichliches Vorbild reinen und hohen Willens, wird uns die Persönlichkeit Schleiermachers zrlgleich wie ein Symbol für die Geschicke unseres Volkes erscheinen, das gleichfalls von rein innerlicher Bildung ausgegangeti ist, nm von da in heldenmäßig raschem Laufe zu staatlicher Macht und Größe emporzusteigen und die erstaunte Welt von neuem an die sieghafte Gewalt der Ideale glauben zu lehren." Wie würde Dilthey jenes Programm auszuführen verstanden haben, und wie würde ein von ihm zu Ende geführtes Werk, das uns seinen Helden sowohl in der

XIV

Vorwort des Herausgebers

Zeit des fremden Druckes auf unser Vaterland und der inneren Ernellerung Preußens, als auch in den Tagen des Befreiungskampfes und wieder in den folgenden Jahren innerer Not und Zerrissenheit zeigte, heute zum Herzen unseres Volkes sprechen! Aber mag es bedauerlich bleiben, daß nur ein Teil von dem, was Dilthey plante und verhieß, zur Ausführung gelangt ist und hier vorgelegt werden kann, ich hoffe, daß viele, und gerade auch solche, denen daran liegt, daß die Schleiermacher-Forschung fortschreite, die Überzeugung mit mir teilen werden: es war eine Pflicht, den ersten Band neu zugänglich zu machen und das, was hier zum ersten Male ver­ öffentlicht wird, hinzuzufügen.

Kiel, im Herbst 1921

Hermann Mnlert.

Vorwort Diltheys zur ersten Auflage.

Die Philosophie Kants kann völlig verstanderl werden ohne nähere Beschäftigung mit seiner Person und seinem Leben; Schleiermachers Be­ deutung, seine Weltansicht und seine Werke bedürfen zu ihrem gründlichen Verständnis biographischer Darstellung. Daher ist das Verlangen nach einer Biographie dieses merkwürdigen und schwer zu deutenden Mannes früh geäußert und oft wiederholt worden, zumal seitdem die Briefe „aus Schleiermachers Lebe::" erschienen sind^). Den weiteren Umfang, in welchem ich die Aufgabe fasse, noch aus­ drücklich zu bestimmen und zu begründen, erschien überflüssig, weil durch treffliche Vorgänger die umfassendere Aufgabe der biographischen Geschicht­ schreibung wohl ein- für allemal tatsächlich festgestellt ist. Denn in dem Verhältnis des einzelrien zu der Gesamtheit, in welcher er sich entwickelt und auf die er zurückwirkt, liegt der Schwerpunkt der Biographie wie des Lebens selber; zumal aber die Biographie eines Denkers oder Künstlers hat die große geschichtliche Frage zu lösen, wie ganz zerstreute Elemente der Kultur, welche dllrch allgemeine Zustände, gesellschaftliche und sittliche Voraussetzungen, Einwirkungen von Vorgängern und Zeitgenossen gegeben sind, in der Werkstatt des einzelnen Geistes verarbeitet und zu einem origi­ nalen Ganzen gebildet werden, das wiederum schöpferisch in das Leben der Gemeinschaft eingreift. Bon denen, welche diese Auffassung nicht teilen und die Biographie einen engeren Rahmen sowie eine geschlossenere Kunst­ form wünschen, darf dieser Versuch wohl die Gunst erbitten, allein aus der Aufgabe, welche er sich stellt, beurteilt zu werden. Verdient sich dieses Leben Schleiermachers einen Dank, so gebührt derselbe in erster Linie der Tochter Schleiermachers, Frau Gräfin Schwerin-Putzar, welche mit einem des Verewigten würdigen Sinn dessen ganzen Nachlaß erhalten und ihn der Forschung des Unterzeichneten T) Aus Schleiermachers Leben. In Briesen. Reimer. 1860—63. (Bd. I und II in 2. Ausl ).

4 Bände.

Berlin,

G.

XVI

Vorwort Diltheys zur ersten Auflage.

zur freiesten Benutzung eine lange, durch die Unlstärlde über jede Erwartung hinaus gedehnte Zeit überlassen hat. Alsdann sind dieser erste Band und sein Verfasser auf das dankbarste der Güte Böckings verpflichtet, welcher die Durchsicht des Nachlasses von Wilhelm Schlegel gewährte, Dorners, welcher Briefe Schleiermachers aus dem Nachlaß Alexander Dohnas mib teilte, Starks, welcher aus Böckhs Papieren beisteuerte, der freundlichen Mühwaltung von Waitz, welcher aus dem Nachlaß von Karoline Schlegel Briefe und Auszüge aus Briefen sandte. Der zweite Band, welcher das Werk abschließen wird, bedarf in noch umfassenderem Maßstabe, bei der großen Ausdehnung des späteren Lebens­ kreises von Schleiermacher, gütiger Mitteilungen. Denen, welche mir aus diesen Teil des Lebens (seit 1802) bezügliche Handschriften und Briefe anvertraut haben, spreche ich schon jetzt meinen Tank aus uud füge die Bitte an alle hinzu, welche in solchem Besitz sind, ihre Mitwirkung, welche auch mein verehrter Freund und Verleger gern vermitteln wird, dieser Bio graphie nicht vorzuenthalten. Ist es doch eine Pflicht gegen das Andenken hervorragender Männer, Handschriften deren Schicksal so ttnge^wiß ist, vor der Vergessenheit zu retten.

Kiel, im März 1870.

Wilhelm Dilthey.

Abkürzungen. Bt. 'bezeichnet die Sammlung: Aus Schleiermachers Leben. In Briefen. 4 Bde. (Bd. 1 und II in 2. Aufl.) 1860 ff. Schleiermachers Briefwechsel mit J. Chr. Gaß ist von W. Gaß 1852, seine Briefe an die Grafen Dohna sind von J. L. Jacobi 1887 herausgegeben worden: die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf diese Drucke. „Müller“ bezeichnet das Buch: „Aus dem Nachlaß Varnhagens von Ense. Briefe von der Universität in die Heimat. 1874.“ (Briefe von Schleiermachers Schüler Adolf Müller aus Bremen, s. über ihn S. 750ff.). Schleiermachers Werke sind, soweit nichts anderes angegeben ist, nach der Gesamtausgabe zitiert, die bei Georg Beimer in Berlin 1886—64 erschienen ist. So bezeichnet „Dialektik S. 183“ den Druck der Dialektik in dieser Gesamtausgabe, 3. Abteilung; Zur Philosophie, Bd. ZV, 1. Wo ein Band mehrere Schriften um­ faßt, ist er, je nach seiner Zugehörigkeit zu den theologischen oder philosophischen Werken oder Predigten bezeichnet: Th. Z, Ph. II, Pr. V. Pr. I benutzte ich in einem Druck von 1843.

D.r11 l) c y , Lebe« 8dileierina