Kvarner Palace: Ein k.u.k. Palasthotel an der Adria [1 ed.] 9783205210481, 9783205210467


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German Pages [221] Year 2020

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Kvarner Palace: Ein k.u.k. Palasthotel an der Adria [1 ed.]
 9783205210481, 9783205210467

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DÉSIRÉE VASKO-JUHÁSZ

KVARNER PALACE EIN K.U.K. PALASTHOTEL AN DER ADRIA

Architekturerbe Kvarner Palace Zum 125-jährigen Jubiläum des 1895 von Erzherzog Josef gegründeten Palasthotels

Das Wappen der 1867 geschaffenen Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie

Désirée Vasko-Juhász

Kvarner Palace Ein k. u. k. Palasthotel an der Adria (1895–2020) Mit Fotos von Christian Chinna

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Vorsatz/Nachsatz: Eisenbahnkarte aus Dr. W. Koch: „Eisenbahn- und Verkehrs-Atlas von Europa“, Wien 1905, Verlag Carl Konegen (Sammlung Dr. Manfred Schuh) Umschlagbild vorne: Palasthotel Kvarner Palace, Adria-Werbeplakat der Köngl. Ung. Staatsbahnen Umschlagbild rückseitig: Mosaikboden des Hotelvestibühls im Kvarner Palace (Foto von Christian Chinna) Layout: Bettina Waringer, Wien Umschlaggestaltung: Michael Haderer, Wien

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-21048-1

Inhalt Geleitwort

Einleitung

I. Historisches: Österreich – Ungarn – Kroatien 19

Die Slawen

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Schicksalsgemeinschaft Kroatien-Ungarn

21

Das Adelsgeschlecht der Frankopanen (1225–1671)

25

Das Haus Habssburg betritt mit Ferdinand I. in Osteuropa die Weltbühne

27

Die große Magnatenverschwörung

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Die Uskoken verbreiten Angst und Schrecken (1527–1689)

31

Das glagolitische Erbe der Slawenapostel Kyrill und Method

33

Das Ende der osmanischen Expansion

34

Die Österreichisch-Ungarische k. u. k Monarchie (1867–1918)

40

Graf Gyula Andrássy (1823–1890)

42

Das Küstenland wird österreichisches Kronland (1849–1918)

II. Von Wien an die Adria: Die Südbahn und der Tourismus 48

Die Ära Rothschild

54

Große Sensation – die Südbahn erreicht 1873 Fiume

56

Südbahn-Generaldirektor Friedrich Julius Schüler (1832–1894)

60

Das Militär und die k. k. Istrianer Staatsbahnen

61

Der österreichisch-ungarische Kriegshafen Pola

63

Die prominenten k. u. k. Kaiserzüge

67

Die große Hafenstadt Fiume/Rijeka

69

Ausweg aus der Armut: Emigration von Rijeka/Fiume nach Amerika

71

Und Rijeka/Fiume heute: Europäische Kulturhauptstadt 2020

79

Der fliegende Dichter D’Annunzio und die mystische Duse

80

Die Südbahn heute …

III. Planung des k. u. k. Seebades Crikvenica 1891 86

Frühe Unterkünfte und erste Seebadeanlagen

IV. Baugeschichte des Kvarner Palace 102 Bauherr: Erzherzog Josef Karl Ludwig von Österreich (1833–1905) 105 Die königlich ungarische Landwehr Honvéd 111 Das Kronprinzenwerk von Erzherzog Rudolf 116 Feierliche Grundsteinlegung des Kvarner Palace 1891 121 Der Bauskandal 1892 122 Architekt: Josef Höfler (1860–1927) 129 Das Hotel: Architektur und Traumlage 146 Die Gästeliste: Hochadel und prominente Adabeis 148 Die beliebten Erzherzöge und spektakuläre Vergnügungen 152 Le dernier cri: Die moderne Hotelbar 152 Diskretes Personal 153 Lehrer: Theophil Hansen (1813–1891) und die Wiener Akademie 161 Höflers Palasthotel am Meer

V. Das Palasthotel im Trubel der internationalen Weltgeschichte 185 Das Ende der Donaumonarchie

VI. Das Kvarner Palace heute 194 Familie Holleis und das Erbe des alten Österreich

Anhang 208 Ausgewählte Literatur 210 Abbildungsverzeichnis 213 Personenregister 215 Orts- und Sachregister 219 Mitarbeiterverzeichnis

Geleitwort

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u den wohl interessanteren, heute aber weniger bekannten Persönlichkeiten aus der Geschichte des Hauses Habsburg-Lothringen gehört auch Erzherzog Josef Karl Ludwig, der zweite Sohn von Erzherzog Josef Anton, dem Palatin von Ungarn von 1796 bis 1847, und ein Enkel von Leopold II., von 1790 bis 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sowie Großherzog der Toskana und König von Böhmen, Kroatien und Ungarn. Das vorliegende Buch behandelt das Wirken von Erzherzog Josef Karl Ludwig als Bauherr an der Adria. Für mich ist Erzherzog Josef gleich in mehrerlei Hinsicht interessant, zunächst einmal in seiner ersten Karriere als Militär. Zwar ist jeder Erzherzog von Österreich aus dem Familienreglement heraus gleichsam ein „geborener Oberst“, eine militärische Ausbildung und eine Laufbahn als Offizier waren für jeden Erzherzog stets vorgezeichnet. Erzherzog Josef hat jedoch nicht einfach den Mindestanforderungen entsprochen, sondern gleichsam alle Erwartungen übertroffen. Schon im Jahr 1866, als 33-Jähriger, kämpfte und kommandierte er im Deutschen Krieg und zeichnete sich durch seine außerordentliche Organisationsfähigkeit wie auch seine Tapferkeit aus und wurde zum Feldmarschallleutnant befördert. Er war ein hervorragender Taktiker und Stratege. Schon drei Jahre später wurde er zum Oberbefehlshaber der ungarischen Honvéd-Armee bestellt, im Jahr 1874 stieg er zum General der Kavallerie auf. Erzherzog Josef war aber nicht nur ein begnadeter Militär, gleichzeitig war er auch ein ­herausragender Wissenschaftler und das nicht nur in einem, sondern gleich in mehreren Fachgebieten, die nicht gerade komplementär zueinanderstehen. Er war Geistes- und Sozialwissenschaftler, Naturwissenschaftler, Agrarökonom und Mediziner – er war Dr. med. – fast ein Universalgelehrter, möchte man sagen. So wurde er aufgrund seiner Forschungen und seiner wissenschaftlichen Publikationstätigkeit im Jahre 1888 zum Ehrenmitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ernannt. 1897 erhielt er das Ehrendoktorat der Universität Budapest, ein Jahr später das Ehrendoktorat der Universität Klausenburg. Besonders sympathisch ist mir persönlich sein Interesse am materiellen wie immateriellen Kulturerbe, wobei er gerade auch Sprachen von Minderheiten hier miteinbezog. Besonders seine Czigány nyelvtan, also seine Grammatik der Zigeunersprache (1888), war seinerzeit ein bahnbrechendes Werk. Als erster Philologe überhaupt führte er diese Sprache auf Sanskrit zurück, eine bis heute gültige These. Sechs Jahre später folgte seine gemeinsam mit H. Wlislocki verfasste Ethnographie A cigányokról, zu Deutsch „Über die Zigeuner. Geschichte, Lebensweise, Musik, Sprache“ (1894). Ein Jahr später veröffentlichte er noch auf Deutsch die Schrift „Thiere im Glauben der Zigeuner“ (1895); er publizierte jedoch Zeit seines Lebens fast ausschließlich auf Ungarisch. Erzherzog Josef hatte aber nicht nur ein wissenschaftliches Interesse an der Sprache und Kultur dieser ethnischen Minderheit, er unterhielt auch persönliche Kontakte, bemühte kt rechts

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sich um die Ansiedlung von Roma auch auf seinem Gut in Alcsút und unterstützte sie materiell. Sein Gut in Alcsút, im Komitat Fejér etwa 40 Kilometer westlich von Budapest gelegen, gestaltete er zu einer Musterwirtschaft, von der manche Anregungen für landwirtschaftliche Reformen ausgingen. Darüber hinaus diente ihm sein Gut als Freiluftlabor für seine botanischen Forschungen. In seinem Arborethum Alcusthiense (1892) arbeitete er die Bestände des Arboretum auf, das schon sein Vater angelegt hatte, es war aber nur eines von mehreren botanischen Werken über die Flora Ungarns. Erzherzog Josef war auch an Architektur höchst interessiert und wurde so wie viele österreichische Erzherzöge seiner Generation – etwa Maximilian, Rudolf oder Franz Ferdinand – ein engagierter Bauherr. Erzherzog Josef erbaute jedoch kein Jagdschloss, keine Kaiservilla oder gar einen herrschaftlichen Palast, wie seine Anverwandten, sondern eben ein Palasthotel. Er war also auch noch Touristiker, Betriebswirt, Unternehmer und gestaltete die Österreichische Riviera und ihre Zeit maßgeblich mit. Seit einigen Jahren entdecken die Österreicher die ehemaligen Bade- und Kurorte der Habsburger Monarchie zwischen Triest und Abbazia wieder. Begleitet wird dieses touristische Interesse an den revitalisierten historischen Ensembles und der wunderbaren Landschaft durch ein reges mediales sowie auch ein wissenschaftliches Interesse. Ich freue mich, dass mit diesem Buch die Geschichte rund um das Palasthotel Kvarner Palace neu untersucht und dargelegt wird. Die Autorin und Kunsthistorikerin, Désirée Vasko-Juhász, hat schon mit ihrem im Jahr 2006 erschienen Band „Die Südbahn – ihre Kurorte und Hotels“, ihre Sachkenntnis unter Beweis gestellt. Damals lag ihr Fokus klar auf dem österreichischen Teil der Südbahn, wobei den Grandhotels der Bahngesellschaft in Abbazia nur ein Exkurs beschieden war. Diesen Exkurs baut die Autorin mit dem vorliegenden Buch nun in einer weiteren Etappe aus und beginnt, dem Leser das kulturelle Erbe Österreichs an der einstigen ungarischen-kroatischen Riviera zu erschließen. Ich hoffe, dass der Forscherdrang von Frau Vasko-Juhász nicht nachlässt und weitere Forschungen über den Ausbau der Südbahn in die Kronländer der Monarchie und die spektakulären Küstenabschnitte an der Adria folgen werden. Karl von Habsburg Wien, am 15. März 2020

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Einleitung

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ur Gründung des Palasthotels Kvarner Palace in Crikvenica – einer der sonnigsten ­Gegenden Europas – kam es 1895 auf Wunsch von Erzherzog Josef aus der ungarischen Linie der Habsburger. Das noble und exklusive Luxushotel, das kürzlich von der Familie Holleis prächtig renoviert wurde und sich im Jahr 2020 anlässlich seines 125-jährigen Jubiläums nun in neuem Glanz präsentiert, zählt aufgrund seiner Zeitlosigkeit zu den schönsten Küstenhotels Mitteleuropas. Doch bei seiner Eröffnung 1895 mutete dieses luxuriöse Hoteljuwel an der karstigen Küste der Adria wie eine solitäre Traumerscheinung an, die man damals im einstigen Ungarischen Küstenland nie erwartet hätte. Das hier vorliegende Buch erzählt die Geschichte dieses eleganten Grandhotels, das alle weltpolitischen Stürme des 20. Jahrhunderts überstanden hat, und zeigt auf, wie es den wechselnden Eigentümern gelungen ist, das vormals aristokratische Haus nahezu unbeschadet ins 21. Jahrhundert zu überführen. Nur wenige der bauhistorisch bedeutenden Hotelpaläste des späten 19. Jahrhunderts haben die beiden Weltkriege überstanden. Sie zählen heute zu den Architekturikonen der Welt. Heute steht das gesamte Meeresgebiet der Adria als Wiederentdeckung eines Sehnsuchtsortes der verklärten Monarchie hoch im Kurs, und die Meeresbuchten zwischen Abbazia und Senj zählen international zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen Kroatiens. Was ist aber das Besondere an diesem schmalen Küstenstreifen, den einst die Ungarn für sich reklamierten? Genau dies möchte die neue Forschungslage des Buches mithilfe fotografischer und literarischer Visualisierung aufzeigen. Nicht nur das tiefblaue Meer zieht die Besucher an, es sind vor allem die Naturschönheiten und Architekturdenkmäler entlang und hinter dem Meer, mit ihren vergessenen Straßen und Burgen, die spannende Geschichten erzählen. Neben der kulturellen Bedeutung des von vielen Völkern heiß umkämpften Gebiets wurde daher auch der historischen Vergangenheit des oftmals zwischen Orient und Okzident hin und her schwebenden Landes im Buch gedacht. Ob Türken oder Franzosen, letztlich waren es die Ungarn gemeinsam mit den Kroaten und den Österreichern, die das unglaublich schöne Küstengebiet der Adria zu dem machten, was es heute ist. Hegemoniale Bestrebungen der ungarischen Reichshälfte führten nämlich dazu, dass das mediterrane Gebiet von Fiume bis Novie Vinodolski im Kvarner Kanal zum „Ungarischen Küstenland“ erklärt wurde, sozusagen für die Ungarn ein gleichbedeutender territorialer Zugang zum Adriatischen Meer, wie dies das angrenzende Österreichische Küstenland für Österreich darstellte. In dem 1993 im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erschienenen Buch „Eisenbahnbau und Kapitalinteressen in den Beziehungen der österreichischen mit den südslawischen Ländern“ wird auf Seite 102 erklärt, wie es zu dem Begriff kam: „Ein großer Teil der Meeresküste von Novie Vinodolski bis Rijeka wurde nach der Umbildung 1776–1786 zum ungarischen Küstenland erklärt.“ Die Umbildung bestand darin, dass Rijeka nämlich 1779 den Status „Corpus Sepa-

„Es genügt mir aber nicht, jeden so zur Selbstthätigkeit anzuleiten; ich suche auch sein Urtheil zu schärfen und dahinter zu kommen, ob er selbst denkt.“ (Theophil Hansen, 1883)

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1 Das Kroatische Küstenland (1929). Der Fluss Recina nahe Susak markierte einst die Grenze zwischen dem Königreich Jugoslawien und der italienischen Stadt Fiume. 2 Das mittelalterliche Kastell Trsat. Hier soll ursprünglich eine römische Festung gelegen haben, die schon den Liburnern als Beobachtungsstelle diente.

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ratum“ der Krone des Heiligen Stephan erhielt und damit dem Kompetenzbereich Ungarns zugeteilt wurde. Während Istrien (zu jener Zeit Österreichisches Küstenland) und Dalmatien verwaltungstechnisch vom übrigen Kroatien/Ungarn getrennte Kronländer waren und von der Kaiserstadt Wien aus regiert wurden, war das Zentrum des „Ungarischen Küstenlandes“ die Hafenstadt Fiume, der damals noch der ungarische Stadtteil Susak eingemeindet war. In einem Unterkapitel einer ungarischen Enzyklopädie1 mit dem Titel „Fiume als ungarisches Gebiet“ wird darauf hingewiesen, dass Maria Theresia in einem Diplom „Fiume und seinen Bezirk als eine zur ungarischen Krone gehörende Sonderzone (corpus separatum) auswies, welche nicht zur Kroatien gehöre.“ Und weiter, „… ‚dass die kroatischen Stände diese Regelung 1809 anerkannten.“ Dadurch verlor die kroatische Landesregierung das Recht, auf die Entwicklung Rijekas und seines Hafens Einfluss zu nehmen. Die Änderung von 1779 bestimmte das Schicksal Rijekas bis zum Untergang der Monarchie 1918. An dem geschichtsträchtigen ehemaligen ungarischen Küstenstreifen entlang der Kvarner Bucht liegen zahlreiche historische Orte wie Bakarac an der Bucht von Bakar, Kraljevica, Crikkt links

3 Das Hochaltar-Bild in der Kirche St. Maria Loreto zeigt die Madonna von Trsat. Es soll der Legende nach vom Evangelisten Lukas gemalt worden sein und war ein Geschenk von Papst Urban V.

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venica, Selce, Bribir und Novi Vinodolski. Südlich abgeschlossen wird die Bucht von den größten Inseln Kroatiens Krk, Cres, Pag und Rab. Im Osten des engen Küstenstreifens erheben sich gewaltige Berge wie die Kapella und das Velebitgebirge. Diese Bergzüge bilden eine stabile klimatische Trennlinie zwischen dem mediterranen kroatischen Küstengebiet und den Einflüssen des stark schwankenden Kontinentalklimas. Berüchtigt sind die orkanartigen Stürme der Bora – vor allem im Gebiet um Senj –, wobei öfter Brücken und Küstenstraßen gesperrt werden müssen, da bereits Autobusse von der Straße ins Meer geschleudert und selbst Züge umgeweht wurden. Eben werden an der neuen Autobahn Zagreb–Split derzeit weltweit einzigartige Windbarrieren getestet. In einem alten Reiseführer2, der 1929 vom offiziellen Verkehrsbüro des späteren Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen herausgegeben wurde, findet man auf einer Landkarte eine Teilansicht des ehemaligen ungarisch-kroatischen Küstenlandes, das erst nach 1918 aufgrund vieler politischer Wirren nun als „Kroatische Riviera“ bekannt wurde (Abb. 1). Der einstige zu Fiume gehörende ungarische Stadtteil Susak wurde aber erst 1948 nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Teil der ehemaligen ungarischen Hafenstadt Fiume, die nach 1918 nur mehr kroatisch Rijeka genannt wurde. Bis 1924 gehörte Rijeka ja zum heiß umkämpften Freistaat Fiume, welcher vier Jahre zuvor im Grenzvertrag von Rapallo gegründet wurde. Im Vertrag von Rom vereinbarten jedoch das Königreich der Kroaten, Serben und Slowenen und Italien, diesen Freistaat aufzulösen. Darauf annektierte Italien Fiume, und Susak blieb beim damaligen Kroatischen Königreich, jedoch unter gemeinsamer Verwaltung des Hafens.3 Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren etwa 80 Prozent der Bevölkerung von Rijeka Italiener. Trotzdem wurde die Stadt 1947 auf Geheiß der alliierten Siegermächte an die Volksrepublik Jugoslawien abgetreten. Durch eine Volksabstimmung wurden zudem die Städte Susak und Rijeka, vormals Fiume, wieder eine geeinte Stadt.Übrigens befindet sich im heutigen eleganten Stadtteil von Susak neben einem römischen Amphitheater das uralte Kastell Trsat (Abb. 2), von wo man einen unbeschreiblich schönen Blick über das Adriatische Meer hat. Historisch gesehen zählt die auf dem Berg gebaute Festung sowie die daneben befindliche älteste Marien-Wallfahrtsstätte Kroatiens4 zu den Höhepunkten der kroatischen Kulturgeschichte. In der von Martin Frankopan 1453 erbauten großen Basilika befindet sich in der Mitte die von Nikola I. Frankopan 200 Jahre vorher erbaute Kapelle zu Ehren der Muttergottes von Trsat (Abb. 3). Heinrich von Littrow5 weist in seinem Buch darauf hin, dass die römische Region Liburnia zur Zeit des Augustus – 28 Jahre vor Christi Geburt – in kleine Gebiete (civitates) geteilt wurde. Einer der Hauptorte Liburniens war das durch Karl den Großen 799 zerstörte Kastell Tarsatica (heute Trsat) – im 13. Jahrhundert von den Frankopanen wieder aufgebaut –, auf dessen Ruinen die heutige Hafenstadt Fiume/Rijeka entstand. Der wissenschaftlich tätige und talentierte Zeichner Littrow, beruflich als Kriegsschiffkommandant auf den Meeren unterwegs, war Vater der berühmten Malerin Leontine von Littrow.6 Berühmter Sohn von Susak ist der ungarische Schriftsteller Ödön von Horváth, einer der meist gespielten Autoren im deutschsprachigen Raum. Er wurde 1901 hier geboren und starb sehr früh da er 1938 in Paris von einem Baum erschlagen wurde.

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Anmerkungen 1 2 3 4

5 6

Sziklay János és Borovsky Samu, Magyarország Vármegyei és városai, Enciklopédiája, Budapest, S. 72. Illustrierter Reiseführer durch Slovenien, das kroatische Küstenland, Dalmatien, Montenegro, Bosnien und die Herzegovina, Wien – Leipzig 1929, S. 65–82. Siehe dazu: Besetzung Fiumes durch den italienischen Schriftsteller D’Annunzio (Kapitel II.). Hier lebt die Legende vom heiligen Haus Mariens, welches die Engel angeblich 1291 von Nazareth nach Trsat und 1294 weiter nach Loreto (Italien) brachten. Vermutlich kam aber durch die Kreuzfahrer das Häuschen nach Europa. Heinrich von Littrow, Fiume und seine Umgebungen, Fiume 1884, S. 41 ff. Bernhard Barta, Ervin Dubrović, Alfred Kolhammer, Rudolf Mahringer, Leontine von Littrow, Wien – Rijeka 2017.

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I. Historisches: Österreich – Ungarn – Kroatien

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ie zahllosen Völker, die vormals das Küstenland durchzogen und ausbeuteten, wie die Phönizier, die Kelten, die Illyrer – die sich mit dem Stamm der Liburner vermischten –, besonders die Römer und die Ostgoten hinterließen schon vor den Slawen, die im 8. Jahrhundert zwischen Drau und Save sesshaft wurden, überall entlang der Küste ihre Spuren. In Rijeka fanden sich Hinweise, die bis in das Paläolithikum zurückreichen. Daher bieten die Städte und Inseln in der Kvarner Bucht eine Fülle von kulturellen und geschichtlichen Dokumenten und Funden, wobei die mächtigen Reste der über 100 Burgen und Schlösser der reichen Adelsgeschlechter der Frankopanen und Zrinski die als feudale Vasallen Venedigs im 12. Jahrhundert ins Land eindrangen, besonders ins Auge stechen. Das berühmte Frankopan-Kastell Drivenik (Abb. 4) wird als eine von sieben römischen Festungen im Vinodol erwähnt.1 Im Mittelalter diente es zur Verteidigung und Kontrolle der Verkehrswege. Die sehenswerte Burg mit viereckigem Grundriss und ihren markanten Rundtürmen an den Ecken verfügt noch über einen seltenen romanischen Verteidigungsturm. Nach der Hinrichtung der Frankopan-Führer 1671 wurde das Kastell Eigentum der österreichisch-ungarischen Kammer. Einst befand sich das gesamte heutige Kroatien (Hrvatska) innerhalb der Grenzen des Römischen Reichs als Teil der Provinz Pannonien, was durch viele Funde (Amphoren, Kochgeschirr, Ziegel etc.) bestätigt wird. Das große Kulturerbe des heutigen Kroatiens begegnet einem auf Schritt und Tritt und geheimnisvolle steinerne Denkmäler oder Ruinen weisen den Weg in die Vergangenheit. Dazu kommen auch ungewöhnliche Naturschönheiten wie Tropfsteinhöhlen etc. Vor allem die Küstenregion Krks wurde schon früh vom mediterranen Kulturkreis geprägt. Auch heute stößt man immer wieder auf große illyrische Steinhaufen (Gromace) und auf viele Belege für das Dasein von Menschen in vorrömischer Zeit. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. gab es an der Adria-Ostküste griechische Kolonisation. Wie beliebt die kroatische Küste dann bei den Römern war, zeigt die Tatsache, dass Kaiser Diokletian, der im Jahr 305 abdankte, sich im heutigen Split einen enormen Palast errichten ließ (Abb. 5 + 6). Im Mausoleum dieses prächtigen Baukomplexes, welcher nahezu die ganze Altstadt umfasst und heute UNESCO-Weltkulturerbe ist, wurde der große Kaiser auch bestattet. Eingebettet in die hier kurz präsentierte spannende Entstehungsgeschichte des heutigen Kroatiens findet man immer wieder auch den späteren Seebadeort Crikvenica – von den Römern „ad turres“ (bei den Wachtürmen) bezeichnet. Vieles, was auf römischen Ursprung zurückgeht, wird heute noch genützt. So etwa die flache Bucht von Soline, einst eine römische Saline, heute aber mit ihrem heilkräftigen Schlamm ein kostenloses Gesundheitsterrain auf der Insel Krk.

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4 Die beeindruckende Burgruine Drivenik befindet sich auf einem bereits in vorchristlicher Zeit besiedeltem Hügel und wird als eine von sieben römischen Festungen im Vinodol erwähnt.

Die Slawen Nach dem Einfall der Langobarden in Pannonien im 6. Jahrhundert breiteten sich bald die Awaren in dem fruchtbaren Gebiet aus. Diese wilden Reiter unternahmen von dort aus erfolgreiche Beutezüge ins Oströmische Reich. Im Gefolge der Awaren siedelten sich bald in ganz Südeuropa Slawen an, die von nördlich der Karpaten herkamen. Die Slawisierung der Kroaten zeigt sich darin, dass sich in ihrem Brauchtum zahlreiche Spuren der vorchristlichen Religion der Slawen wiederfinden.2 Auch entstammt der Name Hrvat/Kroate dem Altslawischen. Wie Ludwig Steindorff in seinem bestens recherchierten Buch darlegt, ist die kroatische Ethnogenese eng verbunden mit der Errichtung des Awarenreichs und der slawischen Ansiedlung.3 Es handelt sich dabei um eine Großgruppe von Menschen mit gleicher Kultur und Sprache, die über ein Bewusstsein der Zusammengehörigkeit verfügt. Der Name der Kroaten ist erstmals im 9. Jahrhundert belegt, doch dürfte er schon früher gebräuchlich gewesen sein. Im Frühmittelalter (9.–11. Jahrhundert) war die Geschichte der Adria-Ostküste bestimmt vom Dualismus zwischen Küstenstädten unter byzantinischer Herrschaft und slawischen Herrschaftsbildungen im Hinterland. Das Romanisch-Dalmatinische wurde jedoch bald durch die Vermischung der Volksgruppen vom Italienischen und Kroatischen verdrängt. Durch das Eindringen von Karl dem Großen (768–814), der zuerst die Langobarden in Oberitalien und bald auch Istrien besiegte, wurde der byzantinische Einfluss im Küstengebiet drastisch geringer. kt rechts

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6 Eine Planskizze des Diokletianischen Palastes. In der Mitte des Geländes hat man im 7. Jahrhundert die Kathedrale des Hl. Domnius direkt über dem Mausoleum des römischen Kaisers und Christenverfolgers errichtet. Die Baureste des Palastes sind rot markiert.

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Leider ist die spannende Geschichte der Kroaten, die 925 auf der Ebene von Duvno ihren ersten König Tomislav gekrönt hatten und danach in einem selbstständigen Staat von hohem Kulturniveau lebten, wenig dokumentiert. Vom 10. bis 14. Jahrhundert gehörten auch die Inseln Rab, Krk sowie die Doppelinsel Osor (heute Cres und Losinj) neben der Kvarner Festlandküste zum kroatischen Königreich, das sich 1102, nach dem Aussterben der nationalen Dynastie, der Regentschaft der Könige von Ungarn anschloss.4

Schicksalsgemeinschaft Kroatien-Ungarn Seit 1102 blieb das Schicksal Kroatiens mit den Ungarn/Magyaren, die 895 die pannonische Ebene unter Árpád eroberten, eng verknüpft. Es war dies dort nach den Hunnen (375–453) und den Awaren (568–795) die dritte Herrschaftsbildung. Unter dem Zeichen des sagenumwobenen Turuls – einem falkenähnlichen Raubvogel – nahm dieses kriegerische und rätselhafte Reitervolk aus dem Steppenraum südlich des Urals das spätere Ungarnland in Besitz.5 Durch dieses außergewöhnlich widerstandsfähige Nomadenvolk, das auf seinen Pferden schlief, wurde damals der Sprachraum zwischen den Ostslawen und Westslawen einerseits und den Südslawen, zu denen auch Kroatien gehörte, getrennt. Nach ihrer Niederlage gegen Otto den Großen 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg beendeten die Magyaren aber ihre gewaltsamen Eroberungsfeldzüge und strebten nach Integration. Der Name der Árpáden geht auf den ersten ungarischen Großfürsten Árpád zurück, der 907 starb. Bald erkannten die Árpáden, dass ihnen die Christianisierung aber wichtige Heiratsverbindungen eröffnete. Nachdem das kroatische Königshaus 1091 ausgestorben war, ging Kroatien mit den zugewanderten Magyaren/Ungarn eine Personalunion ein, die letztlich bis 1918 dauern sollte.6 Zugleich wurde der Banus von Kroatien als Stellvertreter des ungarischen Königs eingesetzt. Die Árpáden regierten von 1000 bis 1301 als Könige von Ungarn. Vermutlich wurde Fürst Géza aus der Dynastie der Árpáden bereits 973 getauft. Sein Sohn Stephan I. der Heilige (geb. 969 bei Esztergom) wurde erster König (1000–1038) des von ihm begründeten Königreichs Ungarn. Der ungarische Nationalheilige, der mit der bayerischen Herzogstochter Gisela, Schwester des späteren Kaisers Heinrich II., verheiratet war, christianisierte die heidnischen Magyaren und wird noch heute am 20. August – einem ungarischen Staatsfeiertag – hoch geehrt.

5 Der römische Soldatenkaiser Diokletian (284–305) wurde in Solin in Kroatien geboren und starb in Split in seinem kroatischen Palast.

Das Adelsgeschlecht der Frankopanen (1225–1671) Der spätere kroatische König (1075–1089) Demetrius Zvonimir wuchs am ungarischen Hof auf, wohin sein Großvater während der dynastischen Kämpfe in Kroatien geflohen war. Der sehr kirchenfreundliche Zvonimir heiratete Helena, die Tochter des ungarischen Königs Béla I. (1060–1063), und wurde Ban in den nordwestlichen Gebieten Kroatiens; 1075 erlangte er die Herrschaft über das ganze Reich. Durch den Banus (Statthalter bis 1868) wurden immer wieder Sonderregelungen in der Verwaltung ermöglicht. kt rechts

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Der kroatisch-ungarische König Béla IV., der zugleich Herzog der Steiermark war und im Landesinneren residierte, überließ aber bald die Küste von Rijeka bis Jablanac dem alten kroatischen Fürstengeschlecht der Frankopanen als Lehen. Auf der Flucht vor den Mongolen, die 1241 in Ungarn eingebrochen waren, und der gleich anschließenden Tartarenkatastrophe mit unvorstellbaren Gräueln musste auch der Árpáden-König Béla IV. an die Adriaküste flüchten und sich unter den Schutz der Frankopanen begeben. Mit dem Tod von König Andreas III. von Ungarn, auch „der Venezianer“ genannt, starb dann aber das Geschlecht der Árpáden 1301 im Mannesstamm aus.7 Die durchschlagskräftigen Frankopanen, die als Fürsten von Krk in die Geschichte eingingen und der Oberen Adria ihren noblen Stempel aufdrückten, beherrschten von 1225 bis 1671 die Kvarner Bucht. Vor allem die prächtige Altstadt von Krk mit ihrem Schloss und den mächtigen Stadtmauern (Abb. 7 + 8) – auf der Crikvenica gegenüberliegenden Insel – gibt heute noch Zeugnis von der Nobilität des Fürstengeschlechts, welches von einer alten römischen Familie abstammt. Das vom 12. bis 15. Jahrhundert gebaute Frankopan-Kastell diente primär als Schutz gegen die Angriffe vom Meer aus. Die noblen Frankopani herrschten bis 1480 über Krk, dann übernahm Venedig die Macht, was der Löwenkopf mit den Flügeln – das Symbol des hl. Markus – am Rundturm der vorbildlich restaurierten Festung zeigt. Die gebildeten Frankopanen – italienisch: Frangepani – und ihre Verbündeten, die ebenfalls kriegserprobten Zrinski, bezwangen immer wieder in kühnen kriegerischen Auseinandersetzungen die Mongolen und brachten Venedig dazu, eroberte dalmatinische Küstenstädte wieder an Ungarn zurückzugeben. Wohl das schönste Frankopan-Schloss im Renaissancestil (Abb. 9 + 10) befindet sich in Kraljevica, einer hochentwickelten Stadt, deren alter Hafen wie auch die Schiffswerften von Kaiser Karl VI. nach dem Tod der hingerichteten Magnaten 1729 errichtet wurden. Die beiden sehr hoch angesehenen Adelsfamilien wurden schließlich von den Habsburgern abgelöst. (Siehe: Die große Magnatenverschwörung)

7 In der Stadt Krk auf der größten Adriainsel befindet sich das Kastell der Frankopanen mit Blick auf das Meer. 22

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8 Die renovierte Burg aus dem 13. Jahrhundert ist umgeben von einer eintausend Jahre alten Stadtmauer.

9 Kraljevica nahe der Bucht von Bakar hieß – seit Karl VI. es im Jahre 1782 besucht hat – lange Zeit Porto Re. Im Ort, der ein wichtiger Marinestützpunkt der Habsburger war, befindet sich die älteste Werft an der Adria.

10 Im Renaissance-Schloss von Kraljevica mit seinen Arkadengängen soll die Verschwörung der Zrinskis und Frankopanen gegen die österreichische Monarchie geplant worden sein. kt rechts

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11 In blutigen Schlachten mit den Türken wurde das Land verwüstet – mit verheerenden Folgen für die Soldaten und vor allem die einheimische Bevölkerung.

Doch bald flammten beim IV. Kreuzritterzug die Kämpfe zwischen Ungarn und Venedig wieder auf, wobei Zadar schwer zerstört wurde. Dies war das erste Mal, dass ein Kreuzfahrerheer gegen Glaubensgenossen kämpfte. Auch die alten Kämpfe zwischen venezianischen, aber auch byzantinischen Besetzern kamen nicht und nicht zum Stillstand. Dubrovnik war sogar dem normannischen Königreich Sizilien unterstellt. Dazu kamen noch teilweise Landeroberungen durch Serben hinzu. Die Árpáden hingegen versuchten ihren Einfluss an der Küste vor allem diplomatisch zu sichern, indem Vertraute 24

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des Königs auf den erzbischöflichen Stuhl von Split gelangten. Bald nach Oberitalien begann auch an der Adria-Ostküste die Verrechtlichung der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen, wobei sich die Kodifizierung des Rechtes in Statutenbüchern fand. Es bildeten sich mehr und mehr Stadtkommunen und Handelsverträge wurden von Notaren errichtet. Weltliche und geistliche Gewalt traten auseinander, und die Orden der Dominikaner und Franziskaner errichteten in den Küstenstädten ihre Klöster. Dies war der Anfang der Universitäten Kroatiens, wo ab 1495 ein „studium generale“ eingerichtet wurde. Durch seine Bedeutung als Stützpunkt auf dem Seeweg gelang Dubrovnik unter ungarischkroatischer Stadtherrschaft schon im 13. Jahrhundert ein schneller wirtschaftlicher Aufschwung. So konnte die gut befestigte Stadt ihr Territorium ständig erweitern, das 1427 von der Westspitze von Pelješac bis zur Halbinsel Prevlaka am Eingang zur Bucht von Kotor reichte. Machtpolitisch wirksamer als Grunderwerbungen war jedoch der Tribut, den die kleine Republik dann seit 1458 regelmäßig für ihre Schutzmaßnahmen an den türkischen Sultan zahlte, denn die ständige Expansion des Osmanischen Reichs stellte einen hohen Bedrohungsfaktor für die Länder Südeuropas dar. Das Vorrücken der Türken (Abb. 11 + 12) hatte schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verheerende Auswirkungen auf das Leben in Slawonien, wo landwirtschaftliche Flächen verödeten, die Aristokratie flüchtete und das Leben zum Erliegen kam. Bereits 1521 eroberten die Türken Belgrad und drangen weiter nach Ungarn vor. In der Schlacht von Mohács am 29. August 1526 besiegten sie das hoffnungslos unterlegene ungarische und kroatische Heer. König Ludwig II. fiel in dieser Schlacht und nach längerem Hin und Her entschieden sich die ungarischen Adeligen entsprechend dem Vertrag von 1515 für Ferdinand von Habsburg, den Bruder von Kaiser Karl V. und Schwager des getöteten Ludwig II. Die Jahre 1526/27 gelten nach Ludwig Steindorff in der ungarischen Nationalgeschichte als Zäsur und zugleich als Beginn der Neuzeit: Einmal wegen der nun bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wiederholt aufkommenden Türkenkriege und dann wegen der bis 1918 nicht mehr einzudämmenden „Bemutterung“ durch die Habsburger, die Gott sei Dank mit ihrem großartigen Feldherrn Prinz Eugen (1663–1736) schließlich die Türkengefahr beendeten und sich damit Österreichs Vorherrschaft in Südosteuropa sicherten.

Das Haus Habssburg betritt mit Ferdinand I. in Osteuropa die Weltbühne Bereits 1465 hatte Friedrich III. die Stadt Fiume für die Habsburger erworben. Aber erst durch Kaiser Ferdinand (1503–1564), den jüngeren Sohn von Philipp dem Schönen und Johanna, der Thronerbin der spanischen Königreiche, trat historisches Interesse für die kleine Hafenstadt auf. Ferdinand I. stand zeitlebens im Schatten seines weltberühmten Bruders Karl V. (1500–1558), dem König von Spanien, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und Landesherrn der Niederlande. Karl, der die Universalmonarchie anstrebte, erbte 1519 das Erzherzogtum Österreich und wurde 1520 zum „erwählten“ Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt. Er führte zahlreikt rechts

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12 „Der Verwundetentransport“ (1853). Der ungarische Maler August von Pettenkofen führt mit seinem Bild das Elend der Soldaten drastisch vor Augen.

che Kriege gegen Frankreich, welches die Osmanen unterstützte und die er durch seine kolonialen Besitzungen in Amerika finanzierte. 1556 trat Karl V. von seinen Herrscherämtern zurück und teilte seine Gebiete zwischen seinem ältesten Sohn Philipp II., der die spanischen Besitzungen erhielt, und seinem jüngeren Bruder Ferdinand, der die österreichischen Erblande bereits 1521 erhalten hatte und nun auch den Kaisertitel dazu. Durch Karls Teilung spaltete sich das Haus Habsburg in eine spanische und in eine österreichische Linie. Ferdinand muss ein ruhiger, bescheidener Mensch gewesen sein, denn nur so konnte er seinen Lebensweg, der den spanischen Infanten über die Position des österreichischen Erzherzogs, des böhmischen, ungarischen und römischen Königs zum römisch-deutschen Kaiser führte, bewältigen! Ferdinands Ablehnung eines ungarisch-türkischen Vasallenstaates basierte allein auf der Überzeugung, dass das Abendland zur Rettung des christlichen Ungarns verpflichtet sei. Auch der Augsburger Religionsfriede 1555 ist maßgeblich sein Werk, das allerdings Karl V. nie ratifizierte. Größte politische Bedeutung aber hatte Ferdinands bereits 1521 geschlossene Ehe mit Anna von Ungarn und Böhmen, die ja den Habsburgern 1526 nach dem Tod ihres Bruders Ludwig II. die Herrschaft über diese beiden Länder einbrachte. Der Ehe entstammten 15 Kinder. König Ludwig hinterließ seinem Schwager die von den berüchtigten Uskoken bewachte Burg nahe Senj samt Ausrüstung, Mannschaften und Waffen. Noch heute sind nahe Crikvenica die Reste zahlreicher Burgen, die damals die Grenze sicherten, zu sehen. Dieses Gebiet gehörte schon im 13. Jahrhundert zum Habsburgerreich und daher zum Reichsgebiet des Herzogtums Krain. In Ungarn aber kam es nach der Schlacht von Mohács (1526) vermehrt zum Ausbau mächtiger Festungen, die ein Bollwerk gegen die Türkengefahr bilden sollten. Dies dämmte aber in 26

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keiner Weise die ständigen osmanischen Angriffe ein. Erst als schließlich der ehrgeizige junge Savoyer Prinz Eugen zum Oberbefehlshaber der österreichischen Armee ernannt wurde, gelang dann endlich Anfang des 18. Jahrhunderts der Sieg über die Türken. Übrigens erinnert noch heute der sehenswerte Türkensturz nahe der Burg Seebenstein in Gleißenfeld (Niederösterreich) daran, wie weit die Türken schon 1529 und 1532 in Richtung Wien vorrückten.

Die große Magnatenverschwörung Aber auch das Verhältnis der ungarischen und kroatischen Oberschicht zu den benachbarten Habsburgern verlief keinesfalls friktionsfrei. Schließlich gipfelten die ständigen Konflikte in der berühmten Magnatenverschwörung (1664–1671). Diese Revolte bedeutender Adelsfamilien im königlichen Ungarn und Kroatien gegen ihren Herrscher Kaiser Leopold I. von Habsburg (1640–1705) zeigt auf, in welchen Hexenkessel die Österreicher am Balkan hineingeraten waren – obwohl sie immer und jederzeit bei den fürchterlichen Türkeneinfällen den Ungarn selbstlos zur Seite standen. Die unglaubliche Verschwörung wurde aber bald aufgedeckt und der Aufstand niedergeschlagen. Viele beteiligte Adelige wurden hingerichtet, jene aber, die flüchteten, lösten dann die folgenden antihabsburgischen Kuruzzen-Aufstände aus. Zu der Verschwörung kam es, weil sich die Adeligen nach der von Graf Montecuccoli 1664 gewonnenen Schlacht von Mogersdorf gegen die Osmanen von den Habsburgern aufgrund ihres massiven Kriegseinsatzes verdienten Reichtum und Gebietsansprüche erwarteten. Kaiser Leopold aber strebte nach einem schnellen Friedensschluss und musste daher beim Frieden von Eisenburg (Vasvár) den Türken weite Gebiete in Ungarn und Kroatien überlassen, was die Aristokraten als Fehlverhalten auslegten und sie gegen ihn aufbrachten. Schon durch den Absolutismus und Zentralismus der Habsburger verärgert, kam es noch zusätzlich durch die Reformation der ungarischen Adeligen, die sich vom katholischen Cisleithanien abgrenzen wollten, zu großer Unzufriedenheit. Außerdem verlangte der Kaiser Beweise für den adeligen Familienbesitz, den viele Aristokraten nach etwa 150 Jahren nicht mehr vorlegen konnten. So wanderten viele Güter an Beamte und verdiente Soldaten. Aus Sicht des Hofes war nämlich die Beschränkung des lokalen aufständischen Adels das einzige Mittel, um gegen das Osmanische Reich bestehen zu können, und in Wien sah man sowieso durch die internen Quertreibereien in Ungarn die Kampfkraft der Monarchie gefährdet. Anführer der Verschwörung waren der Ban Nikola Zrinski, sein Bruder Petar und Fran Krsto Frankopan. Auch der Palatin (quasi der Stellvertreter des ungarischen Königs) Franz Wesselényi und viele namhafte Adelige wie die Nádasdy, Rákóczi usw. unterstützten die rebellierenden Familien der Zrinski und der Frankopanen, denen zahlreiche Burgen und Schlösser in der Kvarner Buch gehörten. Noch vor der Niederschlagung der Revolte starb Nikola Zrinski. Bald darauf ließ aber Kaiser Leopold I. die beiden Edelmänner Krsto Frankopan (Abb. 13 + 14) und seinen Schwager Petar Zrinski 1671 als Hochverräter in Wiener Neustadt hinrichten. Der große Besitz der beiden Familien rund um Crikvenica mit den Häfen Bakar und Novi als Zentren wurde zerschlagen. Vor ihrem Denkmal am Wiener Neustädter Dom finden noch heute Gedenkfeiern für die beiden „Freiheitskämpfer“ statt. kt rechts

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13 Krsto Frankopan und Petar Zrinski wurden 1671 in Wiener Neustadt zwischen der Stadtmauer (A) und der Kapuzinerkirche (H) wegen ihrer Verschwörung gegen die Habsburger hingerichtet. 14 Drei Gedenktafeln an das fürchterliche Geschehen findet man in verschiedenen Sprachen an der Außenseite der Stadtmauern.

15 Beim Neustädter Dom werden heute noch bei einem rotmarmornen Epitaph Gedenkfeiern für die beiden kroatischen Magnaten abgehalten, deren Gebeine 1919 in den Dom von Agram/Zagreb überführt wurden.

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16 Die Gruft der mächtigen Frankopanen befindet sich nahe ihrer Heimatstadt Krk auf der kleinen Insel Kosljun, wo es heute auch ein Museum gibt.

Die sehenswerte Gruft der mächtigen Frankopanen versteckt sich aber in einer ehemaligen Eremitage auf der kleinen Insel Kosljun bei Punat nahe Krk. Heute ist die kleine Insel, die von Franziskanern betreut wird, eine einzige Kulturschatzkammer, wo sich neben einem berühmten Gemälde von Girolamo de Santa Croce (1545) auch ein sehenswerter Kreuzweg befindet (Abb.  16).

Die Uskoken verbreiten Angst und Schrecken (1527–1689) Die Türkengefahr war allerdings noch lange nicht gebannt. Grenzkriege und Plünderungszüge zwischen Uskoken und Türken standen auf der Tagesordnung. Bei den in Banden organisierten Uskoken – meist Flüchtlinge aus osmanisch besetzten Gebieten – war das Verhalten zwischen Verteidigung und Räubertum fließend. Sie betätigten sich als Freischärler zwischen den Interessenssphären der drei Großmächte – dem Habsburgerreich, der Republik Venedig sowie dem Osmanischen Reich. Vor allem die Uskoken der Stadt Senj (dt. Zengg) – der ältesten (3000 Jahre) Stadt der Oberen Adria – waren berüchtigt für ihr äußerst gewaltsames Vorgehen sowohl zu Lande als auch am Meer. Die gut erhaltene, uneinnehmbare mittelalterliche Uskokenburg Nehaj (Abb. 17 + 18) oberhalb von Senj/Zengg wurde ihre Heimatfestung. Heute ist sie ein Museum der stürmischen Geschichte der Uskoken. Als 1551 der kaiserliche Hof dem Hauptmann Ivan Lenković  die Mittel zum Burgbau übergab, begann man das Steinmaterial von rundum verwüsteten Kirchen einzusammeln, wobei die 3,20 Meter dicken Steinmauern noch dazu auf einer alten, unter der

17 Die Burg Nehaj nahe Senj galt als uneinnehmbar und war die Heimat der gefürchteten Uskoken, die zur Grenzverteidigung gegen die Türken eingesetzt wurden. kt rechts

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18 Viele kroatischen Bane und Generäle führten die kriegserfahrenen Uskoken an, deren sich die Habsburger zunächst als Bündnispartner bedienten.

Festung ruhenden Kirche aufgebaut wurden. Die Burg, deren Mauern viele romanische Spolien aufweist, verfügt über 100 Öffnungen für Schützen und 11 für schwere Geschütze und war nur über eine Holzzugbrücke zugänglich. Die Zahl der Uskoken belief sich auf mehr als tausend waffenfähige Leute. Viele Hauptmänner waren ruhmvolle Persönlichkeiten wie kroatische Bane und Generäle der Militärgrenze. Der Ort selbst war schlecht zu Lande erreichbar und aufgrund der starken Bora im Gebiet waren die Uskoken, die als tüchtige und mutige Seefahrer galten, nahezu unschlagbar. Die Venezianer fürchteten den Senjer Kanal, da selbst große Kriegsschiffe hier der Bora nicht Widerstand leisten konnten. Die bei der Bevölkerung beliebten Uskoken operierten aber auch mit Duldung der Österreicher erbittert vor Pula, Piran und Monfalcone im Norden und bis zur Neretva und der Bucht von Kotor im Süden. Die Österreicher versprachen zwar immer wieder Geld, doch aufgrund korrupter Offiziere kam es oft zu jahrelangen Verzögerungen. Diese unbesoldeten Kämpfer, meist aus Gefängnissen Entsprungene oder Flüchtlinge, wurden zur Belohnung später von den Habsburgern auch weiterhin zur Grenzsicherung eingesetzt, erhielten dann auch Grundstücke für ihre Tapferkeit und konnten so wieder sesshaft werden. Die seit 1535 eingerichtete „Militärgrenze“ lag ja größtenteils auf kroatischem Gebiet und stellte jahrhundertelang ein mächtiges Bollwerk gegen die Osmanen dar.

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Das glagolitische Erbe der Slawenapostel Kyrill und Method Durch reinen Zufall wurden 1965 bei der Renovierung der Festung Nehaj Fragmente der Tafel von Senj (11./12. Jahrhundert) entdeckt, deren Steine bei der Errichtung der Burg 1551 als Füllmaterial verwendet wurden. Nach der Form und Gravierung der glagolitischen Buchstaben auf der Tafel ist sie der berühmten „Tafel von Baska“ (Abb. 19) sehr ähnlich und gehört zu den ältesten schriftlichen Fundstücken der kroatischen Sprache. Die erst 1851 unzerstört aufgefundene Tafel von Baska diente bis 1934 als linker Teil der steinernen Altarschranke (Septum) der frühromanischen Klosterkirche der hl. Lucia in Jurandvor nahe Baska. Die 800 Kilogramm schwere Steintafel ist eines der ältesten epigrafischen Denkmäler Kroatiens, denn sie hat besondere nationale und kulturelle Bedeutung für die kroatische Geschichte. Auf ihr wurde nämlich zum ersten Mal das Wort „kroatisch“ neben einem kroatischen Herrscher – dem König Zvonimir (1075–1089) – erwähnt. Die für die Linguistik bedeutende Tafel wird heute im Palais der Kroatischen Akademie der Wissenschaften in Zagreb aufbewahrt. Auch das „Gesetz von Vinodol“ (1288) – ebenfalls eine der ältesten juristischen Akten Europas – und viele andere alte Urkunden wurden in glagolitischer Schrift geschrieben. Viele davon, auch hölzerne Tafeln mit geschnitztem glagolitischem Text, haben sich bis heute erhalten. Diese einst übliche Form der schriftlichen Kommunikation ist ein unschätzbarer Teil der kroatischen Identität. Die heutige Kopie in der Kirche der hl. Lucia befindet sich auf derselben Stelle, wo das Original stand. Die Kirche selbst, auf den Überresten einer frühchristlichen Kirche am Übergang vom 11. zum 12. Jahrhundert erbaut, hat ihr heutiges Aussehen im 14. Jahrhundert erhalten. Im archäologischen Park daneben, wo sich im 4. Jahrhundert eine „Villa rustica“ befand, lebten ständig bis zum 15. Jahrhundert neben glagolitischen Mönchen auch Benediktiner. Übrigens führt der „Glagolitische Weg von Baska“ durch das einstige prähistorische Gebiet, auf dem sich heute 35 Steinskulpturen, von Künstlern gefertigt, mit glagolitischen Buchstaben befinden.

19 Die 800 kg schwere Steintafel diente als Altarschranke der frühromanischen Klosterkirche Hl. Lucia nahe Baska. Der glagolitische Text darauf verweist auf die kroatische Identität. kt rechts

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20 Die Kirche Sveti Donat (aus dem 9. Jahrhundert) zählt zu den ältesten Bauwerken auf der Insel Krk.

21 Die kleine frühromanische Kirche ist eines der wichtigsten Zeugnisse glagolitischer und altkroatischer Baukunst.

Die Erfindung der altslawischen glagolitischen Schrift ist das Werk der Slawenapostel Kyrill und Method. Das in Thessaloniki geborene, hochgebildete Brüderpaar aus vornehmer Familie betrieb gemeinsam die christliche Missionierung slawischer Völker im Großmährischen Reich – 32

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etwa im Bereich des heutigen Mähren, der Slowakei und Westungarn. Dort begann bereits um 800 gleichzeitig mit Kroatien vom Westen aus die Christianisierung. Das größte Hindernis dabei war jedoch die Sprachbarriere. Hier kam die Glagolitza zur Hilfe. Diese älteste slawische Buchstabenschrift wurde etwa 863 n. Chr. extra für die Mission aller slawischen Völker vom Mönch Kyrill (vorher Konstantin von Saloniki) erdacht. Er entwarf eine Schrift mit neuen Zeichen, die man „glagolitisch“ (slawisch „glagol“, das Wort) nannte. Die Herkunft der Buchstabenformen ist aber noch heute immer ein Rätsel. In der frühen Neuzeit wurde jedoch das Glagolitische allmählich nur auf die liturgische Nutzung zurückgedrängt, was zahlreiche Kirchenwände Istriens mit ihren glagolitischen Graffiti noch zeigen. Auch heute wird die eckige Glagolitza im kroatischen Gottesdienst des römischen Ritus verwendet. Nahe des berühmten, bei den Österreichern beliebten Yachthafens von Punat findet man die sehenswerte uralte Kirche Sveti Donat, welche ein bedeutendes Zeugnis glagolitischer und altkroatischer Baukunst (9. Jahrhundert) ist (Abb. 20 + 21).

Das Ende der osmanischen Expansion Die territoriale Ausdehnung der Türken setzte sich noch das ganze 16. Jahrhundert hindurch ungebrochen fort. Nur die Republik Dubrovnik, die seit 1458 regelmäßig Tribut an den Sultan zahlte, blieb von den Terrorüberfällen ausgenommen. Ende des 16. Jahrhunderts bildete eine Linie von Karlobag bis Virovitica im Drautal die Westgrenze des Osmanischen Reichs. Auch der ganze östliche Teil Ungarns einschließlich Buda stand unter Türkenherrschaft und die ungarische Landschaft war verödet und von Toten übersät. Die Hälfte der ehemaligen Bewohner auf dem eroberten Gebiet war bereits im 17. Jahrhundert islamischen Glaubens. Die traumatisierte Bevölkerung war in die westlichen Gebiete Slawoniens, dann Oberungarn, Italien, Istrien und weiter fort bis ins Burgenland geflohen. Die einst kleine burgenländische Ortschaft Parndorf mit ihrem berühmten internationalen McArthur-Glen Designer-Outlet Center – wo heute neben Österreichern Ungarn, Tschechen und Slowaken einkaufen – ist noch fast eine rein kroatische Siedlung, in der auch immer noch kroatisch gesprochen wird. Kroatien selbst aber umfasste nur mehr diejenigen Gebiete, die unter Habsburger Herrschaft standen. Zagreb (deutsch Agram), die Hauptstadt des mittelalterlichen Slawonien, wurde nun zur Hauptstadt des Königreichs Kroatien erhoben und der ungarische Reichstag wurde aufgrund der Wirren nun in Preßburg (ung. Pozsony, kroat. Pozun, slowak. Bratislava) abgehalten. Die nicht einzudämmende Türkeninvasion erreichte schließlich ihren Höhepunkt mit der Belagerung Wiens vom 13. Juli bis zum 12. September 1683 (Abb. 22 + 23) Die Suche von Kaiser Leopold I. nach Verbündeten gegen die gewaltige türkische Streitmacht von über 200.000 Mann unter Führung des Großwesir Kara Mustafa, die in 25.000 Zelten vor der Stadt lagerten, war aussichtslos. Wien und die habsburgischen Länder waren extrem geschwächt, da vier Jahre zuvor eine Pestepidemie an die 120.000 Opfer gefordert hatte. Doch welch Wunder, plötzlich erschien der polnische König Jan Sobieski auf dem Kahlenberg mit einem großen Entsatzheer. Die Schlacht wurde gewonnen und als Beute gelangten 100 Säcke von Kaffeebohnen in die Kaiserkt rechts

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22 Letzter blutiger Höhepunkt der 150-jährigen Türkeninvasion war die Schlacht um Wien 1683, in der die Habsburger mithilfe des Polenkönigs Johann Sobieski die Kaiserstadt zurückerobern konnten.

stadt, mit denen die ersten Wiener Kaffeehäuser gegründet wurden. Die darauf folgende kaiserliche Offensive unter Prinz Eugen ging weit über die Rückeroberung des türkischen Ungarns hinaus: 1686 fiel Budapest, 1688 Belgrad. Die kaiserlichen Heere stießen weit in den Südosten vor. Prinz Eugen schlug schließlich den Sultan 1697 bei Zenta an der Theiß. Der Friede von Karlowitz 1699 trug dem Kaiser Slawonien und Siebenbürgen ein und legte die Grundlage zur Donaumonarchie. Schließlich entstand die Hauptstadt Budapest aus den beiden Städten Buda (deutsch: Ofen) und Pest, die beiderseits der Donau schon in keltischer und römischer Zeit besiedelt waren. Durch die verheerenden Türkenkriege und ständigen Plünderungen aber ging die mittelalterliche Kultur in der alten Stadt an der Donau verloren. Im Jahr 1789 brachte aber die Französische Revolution gewaltige gesellschaftliche Umbrüche und neue Kriege mit sich. Nachdem das russische und das österreichische Heer in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz 1805 eine vernichtende Niederlage gegen Napoleon erlitten hatte, begann unmittelbar danach die französische „illyrische“ Herrschaft in Kroatien, die von 1809 bis 1813 andauerte.

Die Österreichisch-Ungarische k. u. k Monarchie (1867–1918) Schon auf dem Wiener Kongress wurde bereits 1815 nach dem französischen Intermezzo von Napoleon die gesamte Ostadria der späteren Doppelmonarchie „Österreich-Ungarn“, die gerade gegen die erstarkende Nationalpartei der „Illyrischen Bewegung“ in Ungarn kämpfte, zugeteilt. Die revolutionären Aufstände in Ungarn zwangen schließlich Kaiser Ferdinand I. auf Wunsch des kroatischen Sabor (Landtag) Graf Josip Jelačić zum Banus (Vizekönig) zu bestellen. Der Kaiser ermächtigte ihn, massiv gegen die von Lajos Kossuth betriebene Magyarisierungspolitik 34

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23 Vor allem dem Feldherrengeschick des damals 23-jährigen Prinzen Eugen verdankte Wien seine Rettung – und nicht zuletzt auch den späteren Aufstieg Österreichs zur Großmacht.

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24 Die österreichische Bürgerrevolution von 1848 führte am 31. Oktober zum Brand der Wiener Hofburg am Josefsplatz.

Dem kroatischen Banus, 25 Graf Jelačić von Buzim (1801–1859), gelang zusammen mit Alfred Fürst zu Windisch-Graetz die Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstandes.

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vorzugehen.8 Bis Juni 1848 zögerte Wien aber, ob es die kroatische Eigenständigkeit gegenüber Ungarn stützen sollte oder nicht. Inzwischen brach aber in Wien selbst die brandgefährliche Oktoberrevolution von 1848 aus, wobei der dem Kaiser zu Hilfe eilende Graf Jelačić das ungarische Heer, das seinerseits die Revolutionäre unterstützen wollte, am 30. Oktober bei Schwechat besiegen konnte (Abb. 24 + 25). Ban Jelačić befand sich während der Revolution in einer tragischen Rolle: Einerseits wollte er die kroatische Nationalbewegung fördern, dies machte ihn aber zum Gegenspieler der demokratischen Bewegung in Wien und Ungarn. Nachdem die Kroaten in der Revolution 1848 die Habsburger unterstützt hatten, wurden nun Kroatien und Slawonien, das Küstenland und Fiume (unterstand ab 1779 Ungarn) zu einem Kronland vereinigt. Nach dem Ausgleich mit Ungarn 1867 aber kamen sie alle wieder als Nebenländer zur ungarischen Krone zurück. Die Kroaten aber erreichten 1868 eine eigene Ausgleichsregelung. Zum Ausgleich – der dann das Bild der Geschichte total veränderte – kam es, als die Habsburgermonarchie nach der schweren Niederlage gegen Preußen 1866 bei Königgrätz endlich erkannte, dass nur eine Reform von innen das große Reich zusammenhalten kann. Verwirklicht wurde nun der Dualismus, der von der historisch gewachsenen Gewichtung der Nationen ausging. Die Länder der ungarischen Krone umfassten das Königreich Ungarn, das Königreich Kroatien-Slawonien und die Freie Stadt Fiume. Im Gegensatz aber zum symmetrischen österreichisch-ungarischen Ausgleich war der ungarisch-kroatische Ausgleich asymmetrisch aufgebaut, d. h. die Ungarn behielten überall gegenüber den Kroaten die Vorherrschaft. Die Doppelmonarchie, sogleich k. u. k. Monarchie genannt – für „kaiserlich und königlich“ –, bestand aus dem kaiserlichen Cisleithanien, wie Österreich offiziell bis 1915 hieß, und dem königlich ungarischen Transleithanien (Land jenseits der Leitha), benannt nach dem Leithagebirge, das die kt links

Grenze bildete. Staatsoberhaupt war in Personalunion der Kaiser von Österreich, der zugleich apostolischer König von Ungarn war. Der Dualismus erhielt im österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 eine verfassungsrechtliche Form. Ab sofort hieß das „Kaisertum Österreich“ nun „Österreichisch-Ungarische Monarchie“. Seit damals sprach man von zwei Teilen der Doppelmonarchie, die man in Österreich Reichshälften nannte. Die Zukunft unter Kaiser Franz Joseph hieß nun „Neoabsolutismus“, welcher den Interessen aller Nationalbewegungen in seinem Vielvölkerstaat strikt entgegenstand. Das Reich des Kaisers von Österreich, in dem zehn Sprachen gesprochen wurden und wo es öfters gärte, umfasste neben Österreich-Ungarn die heutigen Territorien von Tschechien und der Slowakei, von Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina sowie Teile des heutigen Polen, der Ukraine, Rumäniens, Montenegros, Serbiens sowie Oberitalien. Wie beschäftigt der beliebte Kaiser allein schon mit dem Reisen war, um all die Eröffnungen und Manöver in seinem Reich zu besuchen, zeigt sein Schreibtisch im Kaiserzug, an dem er so wie in Wien früh zu arbeiten begann. So ist es also nicht verwunderlich, dass Kaiserin Elisabeth so viel allein um die Welt reiste. Bereits am 17. Februar 1867 wurde Graf Gyula Andrássy (Abb. 26 + 27) zum ungarischen Ministerpräsidenten ernannt. Nur wenig später, am 8. Juni 1867, erfolgte die feierliche Krönung von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth in der Matthiaskirche auf dem Ofener Burgberg als Königspaar von Ungarn. Vor der Krönung wurde aber wochenlang der Budapester Krönungshügel von der Bevölkerung aufgeschüttet, wobei aus allen Komitaten des Landes Erde in vergoldeten Messingbehältern gebracht wurde. Im Zuge des Krönungszeremoniells ritt Kaiser Franz Joseph in ungarischer Adjustierung den Hügel hinauf und gelobte mit symbolischen Schwertstreichen in alle Himmelsrichtungen, das Land gegen seine Feinde zu verteidigen. An seiner

26 Graf Andrássy (1823–1890) – zunächst ein zum Tode verurteilter Freiheitskämpfer an der Seite von Lajos Kossuth – wurde später ungarischer Ministerpräsident.

27 Die Königskrönung des österreichischen Kaiserpaares in der Matthiaskirche zu Budapest im Jahre 1867. Rechts im Bild: Graf Andrássy. kt rechts

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28 Kaiserin Elisabeth von Österreich – hier an der Seite des Kaisers in ungarischer Adjustierung – wurde aufgrund ihres Engagements für Ungarn mit dem Titel Apostolische Königin von Ungarn gewürdigt.

29 Der ungarische Burgberg mit restaurierter Palastkuppel präsentiert sich heute als großer Museumskomplex.

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Seite die märchenhaft schöne Kaiserin „Erzsébet“, die sich in besonderer Weise gegen den Willen großer Teile des Hofes für den Ausgleich eingesetzt hat und die die ungarische Sprache perfekt beherrschte (Abb. 28 + 29). Das prunkvolle Festbankett zur Krönung fand in der königlichen Burg statt, begleitet von zahlreichen Prosit- und Glücksrufen wie „éljen“ und „Egészségére“. Heute präsentiert sich die hoch gelegene Burg mit ihren mittelalterlichen Befestigungsmauern wieder mit ihrer mächtigen, im klassizistischen Stil rekonstruierten Palastkuppel. Das glücklichste Ereignis im ungarischen Burgpalast war aber für Elisabeth ein Jahr später am 22. April 1868 die Geburt ihrer Tochter Marie Valerie, die von der Bevölkerung liebevoll „das ungarische Kind“ genannt wurde. Wegen des Besuchs von Elisabeth im Juni 1867 in Andrássys malerischem ostslowakischen Schloss in Tiszadob (Abb. 30) tauchten immer wieder Gerüchte über ein Liebesverhältnis zwischen ihr und dem sie anhimmelnden Grafen auf, den sie ein „hübsches Tier“ nannte. Sie bezeichnete den Kontakt zu ihm als „innig“ und „vertraut“, aber nicht mehr.9 Anlässlich seiner ungarischen Krönung erhielt das Königspaar von der ungarischen Nation Schloss Gödöllö nordöstlich von Budapest geschenkt, wo sich Sisi sehr oft und lange aufhielt. Das Schloss wurde zu einer der Lieblingsresidenzen der reitbegeisterten Kaiserin (Abb. 31). Bereits im Mai 1868 kam es dann durch Erzherzog Josef – den Hotelerbauer in Crikvenica – zur Bewilligung einer eigenen Honvéd-Armee für Ungarn neben dem gemeinsamen aktiven Heer (Staatssprache: Ungarisch). Erst mit dem Beginn der Doppelmonarchie erlebte Budapest eine zweite Blüte und enormen wirtschaftlichen Aufschwung, nachdem 1873 die Vereinigung der beiden Städte Buda und Pest erfolgte. Bald darauf eröffnete 1896 Kaiser Franz Joseph I. anlässlich der Millenniumsfeiern in Budapest die erste U-Bahn auf dem europäischen Festland, die zugleich nach der Londoner UBahn die zweitälteste der Welt ist.10

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30 Das Schloss Tiszadob der Familie Andrássy in der Ostslowakei. 31 Das 25 km von Budapest entfernte Schloss Gödöllö war Krönungsgeschenk der ungarischen Nation für den Kaiser und Elisabeth

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Graf Gyula Andrássy (1823–1890) Als Spross einer alten ungarischen Magnatenfamilie sollte Gyula Graf Andrássy von Csik-SzentKirály und Krásna-Hôrka einer der bedeutendsten ungarischen Politiker und größten Staatsmänner des österreichisch-ungarischen Dualismus werden. Viele Adelige dienten dem Haus Habsburg als Offiziere und Diplomaten, so auch der langjährige Außenminister Kaiser Franz Josephs, Alexander Mensdorff-Pouilly, der nach dem österreichischen Ausgleich mit Ungarn von Graf Andrássy nun abgelöst wurde. Die Mittelschule absolvierte Andrássy am Piaristengymnasium von Neustadt am Zeltberg (Sátoraljaújhely). Anschließend studierte er an der Universität von Pest Rechtswissenschaften und danach führte ihn eine große Reise nahezu durch ganz Europa. Nach Ungarn zurückgekehrt, wandte er sich der Politik zu und nahm am ungarischen Landtag in Preßburg 1847 als gewählter Deputierter und Unterstützer der radikalen Richtung von Lajos Kossuth teil. Bald ließ er sich vom liberalen und nationalen Zeitgeist mitreißen und übernahm 1848 erste wichtige politische und militärische Aufgaben. Als Kommandant der freiwilligen Nationalgarden griff er gegen die kaiserlichen Truppen zur Waffe und beteiligte sich auch an der Schlacht bei Schwechat nahe Wien. Bald zum Oberst befördert übernahm er das Kommando des 5. Honvéd-HusarenRegiments und schloss sich der ungarischen Hauptarmee an, die gegen Budapest zog. Immer wieder besuchte er aber als Gesandter Verbündete bei den europäischen Großmächten, um für die ungarische Selbstständigkeit zu werben. Nach dem Scheitern des Unabhängigkeitskrieges flüchtete Andrássy im November 1849 nach Paris und wurde zentrale Figur der ungarischen Emigrantengruppe. Nebenbei studierte er an der Militärschule von Saint-Cyr und heiratete die siebenbürgische Comtesse Katherina Kendeffy. In seiner Heimat wurde der junge Graf zusammen mit anderen Emigranten wie Lajos Kossuth inzwischen wegen seiner Teilnahme am ungarischen Unabhängigkeitskrieg von 1848/49 zum Tode verurteilt und lebte bis 1857 in der Verbannung. Mithilfe seiner diplomatischen Mutter gelang schließlich seine Amnestierung. Im Exil aber hatte sich Andrássys Einstellung gegenüber dem habsburgischen Österreich aufgrund des aufkommenden Panslawismus verändert und er zweifelte zunehmend an der Überlebensfähigkeit eines eigenständigen Ungarns. Allerdings forderte er für den Verbleib Ungarns in der Monarchie mit Österreich erweiterte Rechte für den ungarischen Reichsteil. Erst 1860 kehrte er nach Ungarn in sein ostslowakisches Schloss in Tiszadob zurück (Abb. 31), legte einen Treueeid auf Franz Joseph ab und wurde 1861 zum Abgeordneten des ungarischen Reichstags gewählt. Er schloss sich der Partei von Ferenc Deák an, die sich für den Ausgleich aussprach. Bereits im Februar 1867 trat die alte ungarische Verfassung von 1848 wieder in Kraft und Graf Andrássy wurde vom noch nicht gekrönten König Franz Joseph zum Ministerpräsidenten Ungarns und gleichzeitig zum Landesverteidigungsminister ernannt, was er bis 1871 blieb. Anschließend war er dann bis 1879 als österreichisch-ungarischer Außenminister tätig. Während Andrássys Regierungszeit wurden die Grundpfeiler des modernen bürgerlichen Rechtsstaates in Ungarn gelegt. Bereits 1868 folgte dann der Ausgleich mit Kroatien, an dem er 40

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32 Kaiser Maximilian I. (1459–1519). An seinem Halsband (Collane) der Widder des Ritterordens vom Goldenen Vlies.

wesentlich beteiligt war, wie auch zuvor an der Krönung von Kaiser Franz Joseph und Sisi zum ungarischen Königspaar. Das Volk bestätigte bei jeder Gelegenheit seine Loyalität dem Kaiser gegenüber. Nicht nur das stehende Heer, sondern vorerst auch die Landwehr wurde in der gemeinsamen Armee unter den Befehl des Reichskriegsministeriums gestellt, die ungarische Landwehr jedoch als Honvéd-Armee unter dem Kommando von Erzherzog Josef, dem Cousin von Franz Joseph (der spätere Hotelerbauer), besonders organisiert. Als Außenminister führte Andrássy nach 1871 die Doppelmonarchie, deren erster ungarischer Ministerpräsident er ja war (1867–1871), geschickt aus ihrer seit den Kriegen von 1859 und 1866 zunehmenden außenpolitischen Isolation heraus. Andrássy hatte mit Unterstützung von Elisabeth entscheidenden Anteil an der strategischen Allianz zwischen Österreich-Ungarn, dem deutschen Kaiserreich und dem russischen Zarenreich. kt rechts

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33 Villa Minach. Der Sommersitz der Familie Andrássy am Meer in Volosko. 34 Das Südbahnhotel „Quarnero“ in Abbazia mit der ersten Badeanstalt.

Seine zahlreichen Titel und Dekorationen – darunter an erster Stelle der Orden vom „Goldenen Vlies“ und dann das ungarische „Großkreuz des St.-Stephan-Orden“ – trug Andrássy stets mit Stolz. Die weltberühmte Ordenscollane mit dem goldenen Widder wurde stets vom jeweiligen Kaiser getragen und der Orden nur für außergewöhnliche Verdienste verliehen. Seit der Hochzeit des großen Renaissanceherrschers Maximilian I. mit Maria von Burgund sind bis zum heutigen Tag die Habsburger die Ordenssouveräne des 1430 gegründeten vornehmen Ritterordens (Abb. 32). Am meisten aber freute Andrássy die Ehrenmitgliedschaft in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, weil er – so sagte er – zwar „nicht Geschichte geschrieben, aber Geschichte gemacht habe“.11 Andrássy starb in seiner geliebten Sommervilla Minach (Abb. 33) in Volosko zwischen Rijeka und Abbazia (Abb. 34). Die größte Ehre, die man diesem großartigen Mann erwies, war die Enthüllung seiner Reiterstatue, die am 2. Dezember 1906 im Beisein von Kaiser Franz Joseph I. und fast der gesamten politischen Führung der Doppelmonarchie stattfand. Leider wurde das prächtige Denkmal für Andrássy, der so viel für Ungarn getan hat, nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt.

Das Küstenland wird österreichisches Kronland (1849–1918)12 Als Österreichisches Küstenland wurden seit dem 14. Jahrhundert alle habsburgischen Besitzungen an der Oberen Adria bezeichnet. Die einzelnen Länder und Landstriche waren zu ganz unterschiedlichen Zeiten zu den Habsburgern gekommen. Erst von 1849 bis zum Ersten Weltkrieg wurde dann das Österreichische Küstenland formal ein eigenes Kronland der Habsburgermonarchie. Das Gebiet erstreckte sich von Tolmein (slow.) und Flitsch (slow. Bovec) über Görz (ital. Gorizia) bis Triest und umfasste auch die gesamte istrische Halbinsel mit den Inseln Cres, Mali Losinj und Krk bis Fiume. Als Hauptstadt dieses nicht sehr homogenen und zerklüfteten Gebiets, das durch merkantile Gegebenheiten zu einer territorialen Einheit verschmolzen war, wurde Triest bestimmt. Dort hatte die kameralistische Verwaltung des neuen Kronlandes mit dem Statthalter, dem alles unterstand, ihren Sitz. Deshalb zeigen etwa auch 1884 die Baupläne 42

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Maria Theresia. Sie regierte die Habsburgermonarchie von 1740–1780 als Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen.

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der großen Südbahnhotels im kroatischen Abbazia/Opatija (Abb. 34) abgestempelte Baubewilligungen des Verwaltungsbezirks Triest. Die einzige gemeinsame Grenze dieser durch kulturelle, geologische und politische Gegebenheiten getrennten Gebiete war die Adria. Doch hier boten sich den kaiserlichen Ratgebern durch den Zugang zum Meer und die Existenz von frühen Hafenstädten erfolgversprechende Maßnahmen wie der Aufbau einer Marine und Hafenanlagen sowie einer Seefahrtsnation, was dann auch später in Pula/Pola realisiert wurde. Schon vorher gelang es den Österreichern, mit den beiden großen Hafenstädten Triest und Fiume ein neues, nach dem Meer hin offenes Wirtschaftsimperium zu schaffen, wobei die örtliche Bevölkerung sich spannungsreich, aber doch als idealer Bündnispartner erwies. Mit dem Patent von 1719 wurden Triest und Fiume gleichzeitig zu Freihäfen erklärt, um den Grundstein für die Entwicklung von Handel und Schifffahrt im Litorale zu legen. Triest war ja bereits seit 1382 und dann bis 1918 habsburgisch-österreichisch. Triests Aufstieg begann 1719 mit der Erhebung der Stadt zum Freihafen durch Karl VI. Doch erst durch den schwierigen Bau der Semmeringstraße konnte sich endlich der Handelsverkehr von Wien und Graz über Marburg, Laibach und Adelsberg relativ bequem nach Triest bzw. in die zweite große Hafenstadt der Habsburger nach Fiume/Rijeka entwickeln. Mit der Triester Reichsstraße (1839–1841) gab es endlich eine wirtschaftliche Transportverbindung zwischen Innerösterreich und dem Küstenland an der Oberen Adria. Die Tochter von Kaiser Karl VI., Maria Theresia, und deren Sohn Joseph II. unterstützten auch weiterhin kräftig den städtebaulichen Aufbau von Triest. Die Königin (irrtümlich Kaiserin genannt) verfügte 1779, dass die Stadt direkt der Krone unterstellt wurde und eine eigenständige Körperschaft bildete. Noch heute geben zahlreiche Bauwerke und Einrichtungen Zeugnis davon. Als Dank dafür errichtet derzeit der Bildhauer Giorgio Del Ben der beliebten österreichischen Regentin Maria Theresia (1717–1780) anlässlich ihres 300. Geburtstages im Jahr 2017 eine riesige, viereinhalb Meter hohe Marmorstatue, die 1.800 Kilogramm wiegt. Sie soll auf dem Platz Ponterosso inmitten des Borgo Teresiano – einem Stadtteil in Triest, den diese bedeutende Herrscherin errichten ließ – aufgestellt werden (Abb. 35). Maria Theresia wird – obwohl nicht selbst gekrönt – stets als Kaiserin tituliert, da ihr Gatte Franz I. Stephan 1745 zum römisch deutschen Kaiser gewählt wurde. Längerfristig aber überwogen jedoch die Faktoren, die zur Auflösung des geplanten Wirtschaftskomplexes führen mussten. Die neuen kaiserlichen Pläne am Beginn des 19. Jahrhunderts zielten darauf ab, die Küstenwelt am Meer mit der habsburgischen Binnenwelt enger in Kontakt zu bringen. Doch die wirtschaftspolitischen Ideen aus Wien trafen in den Küstenstädten auf eine Provinzialität, die sich den Innovationen verschloss. Nur in den beiden von den Habsburgern gegründeten Freihäfen Triest und Fiume wirkten schlussendlich die Reformen. Beide Hafenstädte blühten im 19. Jahrhundert auf, womit die von Wien aus beabsichtigte merkantile Wirkung erreicht wurde. In allen anderen Gebieten, die man in den habsburgischen Wirtschaftsraum eingliedern wollte, wie in Zenng, Karlobag oder Bakar, funktionierte aber leider die Realisierung der zentralen Idee nicht, wobei die sprachlichen Differenzen zwischen deutschsprachiger Verwaltung und einheimischer Bevölkerung das größte Problem darstellten. Doch hoffte man nach dem Erwerb der wertvollen „Zrinski-Frankopanischen Meergüter“13 nach 1670 end44

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lich neue Häfen in Buccari, Bucharizza und Portorè aufbauen zu können, allerdings waren diese Einrichtungen für internationale Bedürfnisse eher bescheiden und die Kapazität für größere Handelspläne nicht gegeben. Der enge Freund von Kronprinz Rudolf, Erzherzog Ludwig Salvator, hat mit seinem prächtig ausgestatteten Werk „Der Golf von Buccari und Portorè“ dieser schönsten Stelle des an Schönheiten reichen k. k. Küstenlandes ein Denkmal gesetzt. Vor allem in den Frankopan’schen Schlössern wie etwa im Schlosshof von Portore (Kraljevica) kann man tatsächlich noch der Früh- und Hochrenaissance begegnen. (Abb. 9 + 10) Schon im Jahre 1737, mit der Ernennung Franz Stefans zum Großherzog der Toskana, bot sich dann aber Livorno den Habsburgern als weitere Hafenstadt an, um den Handel zwischen den italienischen Ländern und den Erblanden in Gang zu bringen, jedoch scheiterte dies am scharfen Protest der Kaufleute in der Toskana. Zusammenfassend ist zu sagen, dass alle Pläne, auch zwischen Neapel (Verlust im Jahre 1735) und dem Österreichischen Küstenland engere Wirtschaftsbeziehungen aufzubauen, über das Versuchsstadium nicht hinausgekommen sind.

Anmerkungen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

Im Itinerarium von Antonius. Siehe Kap. I., Glagolitisches Erbe. Ludwig Steindorff, Kroatien: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2001, S. 24 ff. Istrien – Kvarner Bucht, Karl Baedeker, 3. Aufl. 2007, S. 29 ff. Die Sprachverwandtschaft zwischen Finnisch und Ungarisch ist heute eine wissenschaftliche Tatsache. Zur uralischen Sprachfamilie (30 Sprachen) gehört auch das Estnische. Michael Göbl, Wappen-Lexikon der habsburgischen Länder, Schleinbach 2013, S. 105. Ebda., S. 27. Katalog zur Ausstellung „1848. Die vergessene Revolution“, Palais Niederösterreich, Wien 2018, S. 70 ff. Alfons Schweiggert, Sisis Wohnwelten, München 2018, S. 115 f. Göbl (Anm. 6), S. 45. György Ságvári, Die ungarische Honvéd, Wien 2010, S. 651. Eva Faber, Litorale Austriaco, Das österreichische und kroatische Küstenland, 1700–1780, Trondheim – Graz 1995. Siehe dazu die abenteuerliche „Magnaten-Verschwörung“ der beiden alten kroatischen Fürstengeschlechter, wobei Krsto Frankopan und sein Schwager Petar Zrinski i 1671 in Wiener Neustadt hingerichtet wurden.

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II. Von Wien an die Adria: Die Südbahn und der Tourismus1

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36 Das Logo der K.K. priv. SÜDBAHNGESELLSCHAFT.

ür den cleveren Südbahn-Generaldirektor Julius Schüler war im 19. Jahrhundert der wirtschaftliche Aufschwung seiner Bahn am wichtigsten. Die Entwicklung des Bautypus Hotel hängt ja unmittelbar mit der Erfindung der Eisenbahn und der Dampfschiffe zusammen, die zugleich wesentliche Kriterien des beginnenden Tourismus waren. Daher musste es schon vorher zur Vermehrung und zum Ausbau der Verkehrswege und allgemein zu besseren Straßenverhältnissen kommen. Es entstanden neue große Fahrrouten, welche die ständig wachsenden Städte miteinander verbanden und so zur allgemeinen Prosperität beitrugen2 (Abb. 36). Während die Eisenbahnen in England bereits seit 1829 Strecken befuhren, bald darauf auch in Frankreich und Amerika (1830) und selbst ab 1835 auch in Deutschland Linien errichtet wurden, begann man im südosteuropäischen Raum erst Mitte des 19. Jahrhunderts Eisenbahnlinien zu errichten. Federführend dabei war die sogenannte K. u. k. priv. Südbahngesellschaft, die sich aus all diesen oben genannten schon mit dem Eisenbahnbau vertrauten Staaten die besten Ingenieure und Techniker samt deren Know-how in die kaiserliche Residenzstadt Wien holte. Die Gründung dieser Gesellschaft wurde aber erst 1854 durch das „Eisenbahnkonzessionsgesetz“ ermöglicht, das nun wiederum den Bau von Eisenbahnlinien durch Privatgesellschaften, aber auch den Verkauf staatlicher Linien an private Unternehmer gestattete.

Die Ära Rothschild Eine finanzkräftige Gruppe – überwiegend französische Bankiers unter Führung von Anselm Salomon Freiherr von Rothschild (1803–1874) – bot sich damals sofort an, die Bahnen in der Lombardei und in Venetien zu übernehmen. Schließlich kaufte die Gruppe Bahnlinie um Bahnlinie, darunter auch die 1857 bis Triest fertiggestellte Südbahn.3 Die jüdische Dynastie der Rothschilds, die einen märchenhaften Aufstieg erlebte, dabei Staaten und Kriege finanzierte, prägte Österreich.4 Die Epoche der Rothschilds in Wien begann mit Salomon, der zum größten Geldgeber der Habsburger wurde und damit den Beginn der Industrialisierung in Österreich einleitete. Seine Aktionäre waren die Erzherzöge, die dabei prächtig verdienten, sie mussten aber auch werbewirksam seine Bahnen benützen und so für „Public Relations“ der Südbahn zur Verfügung stehen. Salomon investierte in Eisenbahnen, baute die Wittkowitzer Eisenwerke und zahlreiche Fabriken auf und bald war seine Familie größter Grundbesitzer des Landes. Salomons Enkel Nathaniel (geb. 1882) wurde Mitglied des Herrenhauses und stand ab 1911 an der Spitze des berühmten Wiener Bankhauses. Die Wiener Creditanstalt, ebenfalls von den 48

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Rothschilds gegründet, ging aber 1931 im Zuge der Weltwirtschaftskrise bankrott und wurde vom Staat übernommen. Legendenhaft sind die unzähligen Rothschild-Stiftungen, zu denen auch die 1907 gegründete Stiftung gehört, die das bis heute existierende Neurologische Zentrum Rosenhügel errichtet hat. Als die Rothschilds aus Österreich flüchten mussten, überschrieb die hoch angesehene jüdische Familie dem österreichischen Militär ihr weltberühmtes Schloss in Reichenau. Nathaniels Neffe und Nachfolger aber starb im Zuge seiner Flucht 1955 bei einem Badeunfall auf Jamaika. Er wurde seinem Wunsch gemäß in Wien bestattet (Abb. 37 + 38). Nach den Aufständen von 1848 veranlassten schließlich die bürgerkriegsähnlichen Zustände und die damit verbundene große Arbeitslosigkeit in Österreich den Staat, mit immens hohen Finanzmitteln die Südbahn zu bauen. Die 1857 eröffnete Bahnverbindung zwischen Wien und Triest – mit dem höchsten technischen Know-how des überaus begabten Ritters von Ghega und dem Geld der Rothschilds erbaut – wurde als achtes Weltwunder bezeichnet. Heute zählt die Semmeringbahn – also die schwierigste Bahnstrecke zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag – zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als erste Hochgebirgseisenbahn der Welt.5 Erst kurz nach der Eröffnung der von den Passagieren begeistert aufgenommenen „Bahnlinie in den Süden“ wurde diese von der im Jahre 1858 gegründeten Südbahngesellschaft übernommen, die dann die ergänzenden Linien im Ostbereich der Monarchie wie etwa die Verbindung Budapest–Pragerhof und St. Peter–Fiume weiter ausbaute. Von Anfang an hatte sich die Südbahnverwaltung die Aufgabe gestellt, alle Entwicklungsmöglichkeiten zu nutzen, die sich in Zukunft für die erste Bahnverbindung zwischen dem Zentrum der Monarchie und Triest mit seinem Tor zu den Weltmeeren ergeben. Interessanterweise zeigt die Geschichte der Südbahngesellschaft – im Volksmund schon während ihres Baus nur als „die Südbahn“ bezeichnet, also die Bahn, die in den Süden fahren wird – eine geradezu schicksalhafte Verflechtung ihrer Belange mit denen der Adriahäfen Triest und kt rechts

37 Baron Nathaniel Rothschild (1836–1905), dessen Neffe und Nachfolger Louis bei seiner Flucht aus Europa 1955 auf Jamaika ertrank. 38 Das Schloss Rothschild in Reichenau an der Rax. Es wurde 1884–1889 im Neo-Louise XIII.-Stil nach Plänen von Amand Bauque und Albert Pio erbaut.

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39 Das Blatt wurde anlässlich der Eröffnung des Bahnbetriebes von Wien nach Triest am 28. Juli 1857 vom Österreichischen Lloyd herausgegeben. 40 Der unmittelbar am Meer gelegene Südbahnhof von Triest. Lithografie J. Varoni, 1857. Der Bahnhof und der 41 Freihafen Triest dessen Ausbau erst 1898 beendet wurde.

Fiume. So wichtig auch die Erschließung des Verkehrs in den alpinen Gebieten der alten Österreichisch-Ungarischen Monarchie durch den etappenweisen Ausbau der späteren Südbahnlinien um die Mitte des 19. Jahrhunderts sein mochte, immer weiter strebte die erfolgreiche Bahn nach der Krönung ihres Werkes – nämlich den direkten Anschluss der Donaumonarchie an die Weltmeere. Genau dieses Wunder hatten sich auch schon viel früher die Wirtschaftsexperten von Kaiser Karl VI. erhofft. Sie waren aber mit der Gründung des „Litorale austriaco“ (1700–1780) fast 100 Jahre zu früh dran. Der Komplex „Litorale Austriaco“ wurde nur kurze Zeit in den Habsburgischen Vielvölkerstaat miteinbezogen und beeinflusste über ein halbes Jahrhundert wesentlich die handelspolitischen orientierten kaiserlichen Entscheidungen. Durch den Status „Corpus Separatum“ für die Hafenstadt Fiume/Rijeka wurde 1779 der Zustand des „Litorale Austriaco“ beendet.6 Aber die Habsburger gaben nicht so leicht auf, denn die merkantilistische Wirtschaftspolitik des kühnen Türkenkämpfers Kaiser Karl, wozu auch der Ausbau der Häfen von Triest und Fi50

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42 Bereits im Jahre 1800 wurde die Triester Börse errichtet. Ihre mächtige Vorhalle mit dorischen Säulen und ihre klassizistische Architektur machen sie zu einer besonderen Sehenswürdigkeit.

43 Der Palazzo del Lloyd Triestino, ehemals Sitz des Österreichischen Lloyd, ist heute Amtssitz der Regionalregierung.

ume sowie die Gründung der Orientalischen Kompanie gehörten, wurde dann von seiner Erbtochter Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, fortgesetzt. Die Eröffnung des durchgehenden Verkehrs auf der Strecke Wien–Triest am 28. Juli 1857 und zugleich des Hafenterrains bildete den denkwürdigsten Markstein in den Annalen der Südbahngesellschaft (Abb. 39 + 40 + 41). Hier liegt der Ausgangspunkt jener immer enger gewordenen Verknüpfungen zwischen den Eisenbahn- und Seehafeninteressen, die durch ihre fruchtbare Ausstrahlung in die verschiedenen wirtschaftlichen Bereiche letztendlich einen gewaltigen Aufschwung für die Monarchie mit sich brachte. Dazu kam aber 1861 noch die Eröffnung der Linie Budapest–Pragerhof, durch die auch die zweite Donaumetropole – nämlich Budapest – einen direkten Anschluss an die Adria erhielt. Dadurch wurde das wirtschaftliche Aufkommen des Triester Seehafenverkehrs als Haupthafen der österreichischen Handelsmarine zusätzlich gesteigert. Von hier fuhren die meisten Handels- und Passagierschiffe unter rot-weiß-roter Flagge in die ganze Welt. Die Vollendung der südlichen Bahnen zur Festigung der habsburgischen Herrschaft in Oberitalien ist dem österreichischen Staatsmann Karl Ludwig Freiherr von Bruck (1848–1851 Handelsminister, 1855–1860 Finanzminister) zu verdanken, der auch Gründer der Triester Börse und des Österreichischen Lloyd (heute Lloyd Triestino) war (Abb. 42 + 43). Diese erfolgreiche Versicherungsgesellschaft dehnte ihr Gebiet auf die Schifffahrt und Reederei aus, wobei man mit einer eigenen Flotte die Linien nach Asien, Afrika und Australien zu sichern trachtete. Heute befindet sich im ehemaligen Palazzo Lloyd Triestino, 1883 von Heinrich Ferstel auf der Piazza dell’Unità erbaut, der Sitz der regionalen Regierung. Auch in Wien (3, Vordere Zollamtsstraße Nr. 9) kann man noch immer am ehemaligen, unter Denkmalschutz kt rechts

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44 Der zweite, vor der Weltausstellung 1873 von Flattich erbaute Südbahnhof in Wien mit seinen vom Bildhauer Franz Leimer berühmten Markuslöwen über den Eckbauten. 45 Einer der letzten dieser geflügelten Löwen ziert heute die Haupthalle des neuen Hauptbahnhofs in Wien. Er verweist auf die Markusstadt Venedig, die ein beliebtes Ziel der Südbahnreisenden war.

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stehenden k. u. k. Marineministerium (1906) auf der repräsentativen Fassade zum Wienfluss die reliefierten Kartuschen mit den Wappen der 16 Adriahäfen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bewundern. Von Anfang an lag der Südbahn ein rein privatwirtschaftliches Prinzip zugrunde, denn sie hatte das Bestreben, auf allen ihren Linien ein größtmögliches Verkehrsergebnis zu erzielen. Der Südbahngesellschaft war deshalb so großer Erfolg beschieden, da sie mehr als ein Bahnbetreiber war. Die Südbahn gab bald jährlich hübsche gebundene Reiseführer über ihr Verkehrsgebiet in Österreich-Ungarn gemeinsam mit dem Österreichischen Lloyd heraus, in denen berühmte Literaten wie Peter Rosegger, Vinzenz Chiavacci oder Dr. Christomanos – Lieblingsautor und Griechischlehrer von Kaiserin Elisabeth – für Zuglektüre sorgten. Sie profilierte sich immer mehr als Tourismusunternehmer und propagierte mit systematischem Marketing und modischer Werbegrafik neue Reiseziele entlang ihrer Linien. Durch die in den Bahnhöfen affichierten Südbahn-Plakate wurde so auch beim Publikum die Sehnsucht nach dem Süden und dem Meer immer größer. Wer also damals in Wien von dem beliebten eleganten Zweiten Südbahnhof (Abb. 44 + 45) jemanden abholte, dachte dabei automatisch an das Meer und Triest – vor allem an den Süden –, wo er auch einmal hinfahren wollte. Der von Wilhelm von Flattich 1867–1870 vor der Weltausstellung erbaute Bahnhof war eine Sehenswürdigkeit, von dem heute – vollkommen unverständlich – nur mehr der von Franz Melnitzky später für die Bahnhofshalle nach venezianischem Vorbild geschaffene „einsame“ Markuslöwe überlebte. Übrigens ist dieser ein Imitat der Löwen, die Flattichs vormalige Gebäudeecken zierten. Wo blieb denn da die Denkmalpflege? Hingegen ist der ebenfalls von Flattich und seinem Team erbaute Südbahnhof in Triest nahezu im Originalzustand erhalten (Abb. 46). Die errichteten Bahnstationen der Südbahn in den großen Hafenstädten Triest (1857) und Fiume/Rijeka (1873) boten die aussichtsreichste Möglichkeit, durch den unmittelbaren Anschluss an den überseeischen Weltverkehr und die neuen Badedestinationen an der Adria bald einen beachtlichen Zusatzverkehr zu erhalten. So entstand auch eine sich immer stärker vertiefende Interessensgemeinschaft mit den Adriahäfen und ihren Verbänden. Die Südbahngesellschaft, die zu den mächtigsten Privatunternehmen der Monarchie zählte, war nach den Statuten kt links

46 Der Südbahnhof in Triest von Wilhelm von Flattich (1857).

von 1866 neben dem Eisenbahnbau und der Errichtung von Hotels auch zum Betrieb jeder Art von Transport zu Wasser und zu Lande auf den ihr gehörenden oder gepachteten Eisenbahnlinien ermächtigt. Obwohl Österreich nach Königgrätz 1866 Venetien verlor und damit eine ertragreiche Streckenlänge von 239,1 Kilometer der Südbahn an Italien abtreten musste, baute die flexible Bahngesellschaft ihr Netz innerhalb der Österreichisch-Ungarischen Monarchie immer weiter nach Osten aus, aber auch nach Westen durch die Brennerbahn und die Pustertal-Linie. Dort in den Dolomiten errichtete sie in Toblach 1878 ihr erstes Grandhotel. Als zweites Hotel erbaute sie 1882 das berühmte Südbahnhotel am Semmering. Durch den von Schüler betriebenen Weiterbau der Südbahn von Triest in Richtung Rijeka wurde bald das Küstengebirge von Abbazia erreicht, wo man die kleine Bahnstation Mattuglie gründete. So schaffte es der tüchtige Generaldirektor, dass nun für seine großen Hotelplanungen 1884–1886 in Abbazia auch das Baumaterial und selbst die Facharbeiter aus Wien schnellstens mit eigenen Zügen ans Meer herbeigekarrt werden konnten. Das kräftige Anwachsen des Bahnverkehrs war aber bereits vor dem Bahnanschluss nach Rijeka 1873 zu bemerken. Bald wurden Schlaf- und Speisewagen auf allen kontinentalen Eilzugrouten eingerichtet, da 1876 die Internationale Schlafwagengesellschaft gegründet worden war. Aus Wien reiste man am besten im „Ostende-Wien-Triest-Express“ an, der ab 1895 einmal wöchentlich verkehrte. Dieser elegante Zug verfügte nämlich über einen angeschlossenen Schlafwagen Wien–Fiume. Fahrpläne waren und sind immer wichtige zeitgeschichtliche Dokumente, die über wirtschaftliche Entwicklungen, neu errichtete Grenzen und beliebte Urlaubsorte sowohl des Adels als auch des Bürgertums und die Sommerfrischen des kleinen Mannes berichten können. Durch das offizielle Reisehandbuch der k. u. k. priv. Südbahngesellschaft wusste man immer, wo die Treffpunkte der Society waren und welcher emporstrebende Kurort gerade „in“ war. kt rechts

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Der St. Petersburg-Wien-Nizza-Cannes-Expresszug war neben dem bekannteren Orient-Express wohl der exklusivste Luxuszug mit einem Laufweg über die Südbahngleise. Dieser Zug brachte die russischen Aristokraten wie den Geldadel der Monarchie in die fashionablen Kurorte Europas, also neben Nizza – durch spezielle Waggons, die am Wiener Südbahnhof umgekoppelt wurden – auch nach Abbazia und Rijeka. Im Gegenzug brachte er bei seiner Retourfahrt von der Französischen Riviera ganze Wagenladungen von frischen Blumen zur Dekoration der Ballsäle in die Kaiserstadt Wien. Der komfortabelste und eleganteste Fernreisezug der Compagnie International des Wagons Lits (CIWL) war allerdings der legendäre Orient-Express, der seit 1883 von Paris über München–Wien–Budapest–Bukarest nach Konstantinopel rollte. Später wurde die Strecke des immer ausgebuchten Luxuszuges ab Budapest in Richtung Belgrad–Sofia nach Istanbul geändert. Durch die Eröffnung des Simplontunnels 1906 ging die nördliche Route dann von Paris nach Venedig und weiter nach Belgrad und die Türkei. Erst 1977 wurde schließlich der Betrieb mit der Dampflok eingestellt. Die Wiener nützten aber besonders gerne die normalen Südbahn-Schnellzüge, denen ebenfalls Schlafwaggons angeschlossen waren. So schrieb Peter Rosegger, als er auf Einladung von Kronprinzessin Stephanie zu ihr und ihrem Mann, dem Kronprinzen, nach Abbazia fuhr: „Dem Wiener ist Abbazia spielend leicht zu erreichen, er schläft sich einfach hinüber. An einem Winterabend acht Uhr, lässt er sich auf dem Südbahnhof ein Eisenbahn-Coupé aufsperren, zieht die Fenstervorhänge zu, macht es sich bequem, raucht noch ein paar Cigarren, legt sich dann hin und – unter leichtem angenehmem Schaukeln, das wir noch von der Wiege in guter Erinnerung haben – schläft er ein. Nach einiger Zeit wird er wach, reibt sich den Rest Duseligkeit aus den Augen, streckt sich und sagt: ‚Ah, das war ein köstlicher Schlaf! – Wo sind wir denn schon?‘ Er zieht die Vorhänge auf: Ah! Italien im Morgensonnenschein! Aber der Zug steht schon hoch am Karst in der Station Mattuglie.“7

Große Sensation – die Südbahn erreicht 1873 Fiume

47 Der 1890 von Ferenc Pfaff errichtete Bahnhof in Fiume/Rijeka.

Nur 13 Kilometer entfernt von Abbazia landete dann endlich 1873 unter großem Jubel der erste Schnellzug der Südbahn aus Wien in Fiume. Dort arbeitete der ungarische Architekt Ferenc Pfaff gerade am Bau des eleganten Bahnhofs im Stil des Historismus, der 1890 eröffnet wurde. Ferenz Pfaff (Abb. 47) wurde 1851 in Mohács geboren und starb 1913 in Budapest, wo er auch an der Technischen Universität studiert hatte. Er war als Architekt bei der ungarischen Eisenbahn tätig und entwarf etwa 20 große und zahlreiche kleinere Bahnhöfe, hauptsächlich in einer eigenen malerischen historistischen Variante. Zu seinen Werken, die für Pfaffs feines Gespür für Proportion und Größe bekannt sind, zählen u. a. die ungarischen Bahnhöfe von Pécs, Győr, Kassa und Miskolc und in Kroatien Rijeka und Zagreb Glavni. Bald darauf wurde auch die Strecke der Königlichen Ungarischen Staatsbahnen Budapest–Zagreb–Rijeka eröffnet. Nun war neben der wichtigen ungarischen Hafenstadt auch das 1895 durch Erzherzog Josef eröffnete Palasthotel von allen Landesteilen per Bahn erreichbar, wobei man das letzte Stück mit dem Schiff fuhr (Abb. 48).

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48 Ein historisches Werbeplakat der Königlichen-Ungarischen Staatsbahnen für den Seebadeort Crikvenica. kt rechts

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49 Der Bahnhof von St. Peter in der Krain (mit Südbahnhotel)

Dies war natürlich eine immens große Erleichterung für den Militärtransport zum Hafen Fiume mit all seinen Heereseinrichtungen. Endlich konnte man nun die Offiziere, Soldaten und Matrosen so schnell wie möglich neben Pula auch direkt per Bahn bis an ihre Marine-Ausbildungsstätten in Fiume transferieren. Erst einmal wurden den Schnellzügen Wien–Triest in St. Peter (slow. Pivka) in der Krain einem nach Fiume fahrenden Zug Kurswägen für das Heer angeschlossen. Aufgrund des großen Reiseaufkommens wurden jedoch bald eigene Schnellzüge, die auch von Wien direkt bis Fiume durchfuhren, in Dienst gestellt. Die Züge benötigten ca. 13 Stunden: Man stieg in Wien etwa um 8.40 Uhr am Abend in den Schlafwagen, war dann um 8.00 Uhr früh in Pivka, um 9.23 Uhr in Abbazia und um 9.39 Uhr in Fiume angekommen. Die Schlafwagen verkehrten ununterbrochen – Tag und Nacht – zwischen Fiume und Wien. Vor dem Direktverkehr konnten Bahnreisende aus Triest, die nach Fiume oder vice versa wollten, in Pivka im kleinen Südbahnhotel übernachten, um am nächsten Tag weiterzureisen. Auf einer alten Ansichtskarte sieht man das ehemalige Hotel direkt neben den Bahngleisen (Abb. 49). Um zum großen Kriegshafen in Pola zu gelangen, musste das Militär aber in Divača umsteigen, um mit den Istrianer Staatsbahnen weiterzufahren.

Südbahn-Generaldirektor Friedrich Julius Schüler (1832–1894)8 Die grandiose Idee der Hotelerrichtungen als zweites Standbein der Bahngesellschaft stammte von Friedrich Schüler, der 1878 zum Generaldirektor berufen wurde (Abb. 50). Schüler wurde am 27. Februar 1832 in Buchsweiler im Elsass geboren, studierte in Frankreich und Heidelberg. Am Beginn seiner Karriere übersiedelte Schüler 1855 zur Staatseisenbahngesellschaft nach Wien, wo eine französische Majorität bestand. In dieser Zeit war er mit der aus einer österreichischen Bau-Industriellenfamilie stammenden Baronesse Marie Klein (1847–1870) verheiratet, die sehr jung starb. Seine zweite Frau Hedwig, geb. Kromer, verkehrte auch noch nach dem Tod von Schüler (1894) auf dem Semmering und bewohnte zeitweise bis zu ihrem Tod die Villa Schüler, die bis heute eine Besitzeinheit mit dem Südbahnhotel bildet. Viele Prominente wohnten mona56

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telang während der Sommerzeit in dieser Villa. Ein langjähriger Mieter in den Jahren 1924– 1928 war Sigmund Freud. Bei langen Spaziergängen mit seiner Tochter Anna besprachen die beiden Psychoanalytiker gerne ihre Arbeiten, etwa die „Traumdeutung“, wobei in der guten Semmeringer Luft auch ihre persönlichen Träume analysiert wurden. Der Eisenbahnexperte Schüler wechselte bereits 1861 als Generalinspektor zur ebenfalls damals unter französischer Führung stehenden Südbahngesellschaft. Schüler gehörte dort seit 1865 dem Vorstand an und wurde 1878 zum Generaldirektor berufen. Schüler war – so würde man heute sagen – ein Managertyp der besten Sorte, dem es gelang, die Tarifkonflikte mit anderen Bahngesellschaften beizulegen und vor allem die vom Personenverkehr abhängige Südbahngesellschaft durch Hotelbauten und Fremdenverkehr anzukurbeln. Durch Schüler, der in Österreich als Erster den hohen Wert des Wirtschaftsfaktors „Freizeit“ erkannte und ein Tourismus-Marketing einführte, stiegen Toblach, der Semmering und Abbazia/Opatija zu weltbekannten Fremdenverkehrszentren auf.9 Friedrich Schüler starb ganz unerwartet – durch seinen immensen Einsatz geschwächt – am 19. Mai 1894 in seiner Villa in Mödling. Schüler hatte das Haus in der Frauensteingasse 19 nach der Übersiedlung nach Mödling gekauft und die Immobilie nach seinen Wünschen zu einer kt rechts

50 Das von Hans Rathausky entworfene Denkmal für Friedrich Schüler im Kurpark von Abbazia. Am Semmering befindet sich neben dem Südbahnhotel eine Büste Schülers von Theodor Charlemont. Das Mausoleum für 51 Friedrich Schüler von Alexander von Wielemans am Mödlinger Friedhof. Es zeigt im Kleinformat die Florentiner Domkuppel (1895).

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52 Das Vestibül im Bahnhof Triest von Wilhelm Flattich (1878). 53 Das Vestibül des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Zweiten Wiener Südbahnhof von Wilhelm Flattich (1873).

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Villa umbauen lassen.10 Der international geschätzte Impulsgeber für den Fremdenverkehr setzte aber u. a. auch neue Akzente im Lokalbahnwesen. Auf seine Initiative hin nahm 1883–1932 in Mödling auch die erste permanent betriebene elektrische Straßenbahn Europas ihren Betrieb auf. Sie führte auf 4,5 Kilometer von Mödling in die Hinterbrühl und retour. Seiner Todesanzeige in der Neuen Freien Presse ist zu entnehmen, wie hochdekoriert und vielfach ausgezeichnet Schüler war. Als höchste Ehrung wurde er 1884 vom Kaiser zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses11 ernannt. Schüler wurde in einem eigenen, in erhöhter Lage befindlichen, architekturhistorisch interessanten Mausoleum in Mödling (Abb. 51) bestattet, das heute noch Dominanz in Richtung Südbahn ausstrahlt. Die von Alexander von Wielemans, dem Erbauer des Wiener Justizpalastes, 1895 errichtete Grabkapelle zeigt einen Zentralbau über zwölfeckigem Grundriss und zitiert im Kleinformat die Florentiner Domkuppel. Sie gilt als Wahrzeichen des Mödlinger Friedhofs. Die Aufgaben, denen sich Schüler an allen Ecken und Enden der Monarchie stellte, waren keine leichten. Als Mitglied des Herrenhauses war er faktisch in alle Belange der Monarchie eingebunden. Unter ihm wurden u. a. nicht nur die von Baudirektor Wilhelm von Flattich konzipierten neuen Südbahnhöfe in Wien und Triest gebaut, die über die elegantesten Hallenanlagen der Zeit verfügten und durch ihre noblen Vestibülausstattungen in Renaissanceformen begeisterten (Abb. 52 + 53). Hartwig Fischel, namhafter Architekt der k. u. k. Staatsbahnen, zählt die Hochbauten der Südbahngesellschaft unter Flattich und seinem Nachfolger als Hochbaudirektor, Franz Wilhelm, zu denen auch der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Südbahnhof Graz gehört, zu den „hervorragendsten und einflussreichsten Arbeiten auf diesem Gebiete“. Noch heute sieht man parallel zum eleganten Triester Aufnahmegebäude entlang der Straße zum Schloss Miramare die Bahnanschlüsse der dahinter liegenden Hafenbassins des riesigen Triestiner Freihafens. Seit dem Sommer 2018 werden nun diese Bahngleise nach 170 Jahren entfernt, um die dahinter liegenden alten Lagerhäuser, Magazine und Kais des Porto Vecchio für den sehr aktiven Kunstbetrieb in Triest zu öffnen. Durch die von Ghegas Freund Luigi Negrelli ab 1855 geplante und von Ferdinand von Lesseps verwirklichte Öffnung des Suez-Kanals (1869), womit auch der Asien- und SüdostindienHandel einsetzen konnte, wurde der Hafen von Triest schließlich der zweitgrößte des Mittelkt links

meers. Der frühe Österreichische Lloyd bediente ja nur die Levante12. Für transozeanische Verbindungen stand damals vielfach nur die freie Segelschifffahrt zur Verfügung. In all ihren Bemühungen wurde die Südbahn aber stets durch staatliche Maßnahmen kräftig unterstützt, die vor allem in einer ausgiebigen Subventionierung der Seeschifffahrtsgesellschaften zum Zwecke der Errichtung überseeischer Verbindungen, in Industrieförderungsgesetzen, Differentialzöllen usw. bestanden. Der Ausbau der Hafenanlagen wurde vom Staat der Südbahngesellschaft übertragen, deren hervorragende Ingenieure dieses große Werk planten und vollendeten. Dem Ziel der Verkehrsentwicklung diente vor allem die Tarifpolitik der Südbahn, die in ihren Triester Tarifen weit unter ihre Konzessionstarife herunterging und mit allen Mitteln das Triester Hinterland als Kunden zu erweitern strebte. Es gelang auch, das Interesse der Anschluss- und Nachbarbahnen für die aufstrebende Südbahn zu wecken und nicht nur die inländischen Bahnen der ehemaligen Donaumonarchie, sondern auch viele Auslandsbahnen zu Tarifverbänden zusammenzuschließen. Die Geschäftsführung der so gebildeten Adriatarifverbände lag von Anbeginn fast ausschließlich in den Händen der Südbahn. Was ihre eigene Tarifkraft zur Neuerwerbung von Transporten für den Triester Weg nicht vermochte, das war durch kt rechts

54 Die Gesamtanlage des Südbahnhotels am Semmering (mit dem Golfplatz).

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die gemeinsamen Opfer der in den Adriaverbänden zusammengeschlossenen Eisenbahnen dann möglich. Die von der Südbahn auf allen Gebieten gemachten Anstrengungen waren schnell von Erfolg gekrönt. Vor allem durch die 1891 erfolgte Umwandlung der Freihafenstellung (porto franco) zur Freizonenstellung (punto franco) hatte sich der Verkehr über Triest im Welthandel beachtlich aufgeschwungen. Hier muss einmal das große Verdienst der Südbahngesellschaft für die österreichische Wirtschaft und Fremdenverkehrsindustrie durch die Erschließung der von ihr mit Zügen eroberten, an Schönheit so reichen Gebiete angeführt werden. Das größte Verdienst der Bahngesellschaft lag damals in der Errichtung eleganter und bequemer Kurhotels in besonders reizvollen Gegenden und an Küstenstränden. So wurden bereits im Jahre 1878 in den Dolomiten am Eingang in das Ampezzotal die großen Hotelanlagen von Toblach entlang der Pustertal-Linie gebaut. Dann ab 1882 das ständig erweiterte Südbahnhotel am Semmering und schließlich wurden 1884/85 die den Weltruf der Österreichischen Riviera begründenden prächtigen Kuranstalten in Abbazia/ Opatija in Eigenregie erbaut. Gerade für die Gäste, die aus der ganzen Welt nach Abbazia mit den großen Schiffen anreisten, war der Hafen von Fiume ihre Endstation. Von dort wurden die Gäste mit kleinen Yachten zu den Südbahn-Grandhotels auf die Halbinsel Abbazia/Opatija gebracht. Während die Südbahn-Hotelanlagen von Toblach und Abbazia bald in fremden Besitz übergingen (Schlafwagengesellschaft etc.), wurde das berühmte Grandhotel am Semmering noch bis 1976 von der Südbahn betrieben, die es damals dem Namen nach gar nicht mehr gab (Abb. 54). Denn die Bahngesellschaft wurde nach 1923 unter dem Namen DOSAG (Donau-Save-Adria Eisenbahn-Gesellschaft) weitergeführt und endgültig erst 1982 aus dem Handelsregister gelöscht.

Das Militär und die k. k. Istrianer Staatsbahnen13 Große Sorgen bereiteten dem grandiosen Manager Schüler aber immer wieder die kräfteraubenden spontanen Militäreinsätze, welche die Südbahngesellschaft bewältigen musste. Gott sei Dank hat er den Ersten Weltkrieg nicht mehr erlebt, wo viele seiner Bahnstrecken überwiegend nur mehr dem Soldaten- und Kriegsgerätetransport dienen mussten. Eines der Meisterwerke Schülers war, wie er die österreichische Armee und Marine auf dem direkten Schienenweg zum österreichischen Hauptkriegshafen nach Pola (serbokroat. Pula) gebracht hat. Trotz der Börsenkrise 1873 erkannte auch der Staat die Wichtigkeit dieser Eisenbahnverbindung, da Pola bisher nur über bescheidene Poststraßen erreicht werden konnte. So plante man in Divača eine Nord-Süd-Abzweigung von der Südbahn-Strecke Wien–Triest nach Pula zu errichten, wobei Divača nach der Eröffnung der Strecke ein berühmter Eisenbahnknotenpunkt der Monarchie wurde, der ganz leicht auch von Triest zu erreichen war. Der Bau der normalspurig ausgeführten k. k. Istrianer Staatsbahnen (169,341 Kilometer) war militärstrategisch enorm wichtig, damit Pola im Falle einer Seeblockade auch auf dem Landweg erreichbar war. Die Errichtung der Bahnen erfolgte auf Staatskosten, wobei für die Konstruktionen die Fa. Fröhlich aus Graz zuständig war. Der Bahnbau war wegen der geologischen Beschaf60

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fenheit des Bodens und der ständig wechselnden Gestaltung des Geländes sowie der Wasserarmut des ganzen Landes sehr erschwert. Die durch steile Hänge und an Felsstürzen vorbei trassierte Bahn führt auch heute noch, sich bis zum Meer hinunter senkend, nach Pola. Bezüglich der Betriebsführung wurde bei der Eröffnungsfeier 1876 ein Vertrag mit der Südbahngesellschaft abgeschlossen. Nach 1918 gehörten die Bahnen zu Italien, nach 1945 zu Jugoslawien und derzeit zu Slowenien und Kroatien. Leider verkehrt heute nur mehr im Sommer ein einziges Zugpaar von Laibach über die Grenze nach Pola und zurück, da der Binnenverkehr im kroatischen Istrien gering ist. Heute liegt die Zukunft dieser entzückenden kleinen Bahn hoffentlich darin, dass sie ein echter Touristenhit wird …

Der österreichisch-ungarische Kriegshafen Pola Kaiser Franz Joseph legte bereits 1856 offiziell den Grundstein zum Bau des Seearsenals in der Bucht von Pola, die er ideal für einen Marinestützpunkt hielt, da Venedig nicht mehr länger als Hauptkriegshafen für die k. k. Marine tragbar war. Der Kaiser kannte persönlich schon seit 1845 die fantastische Meereslage des ehemals kleinen Fischerdorfes Pola an der Südspitze Istriens, das ja seit 1804 Teil des habsburgischen Herrschaftsbereichs war. In den Folgejahren erlebte die uralte Römerstadt mit ihrem prachtvollen Amphitheater (69–89 n. Chr.) und dem berühmten Augustustempel einen Boom, der primär auf dem Ausbau zum österreichischen Hauptkriegshafen beruhte: Werften, Kasernen, Marinespital, Garnisonskirche, Kasino, die k. u. k. Marineschule und Hotels sowie die berühmte Marine-Sternwarte usw. entstanden. Bereits 1854 wurde Maximilian, der 22-jährige Bruder des Kaisers, zum Oberkommandanten der Marine ernannt, der sich beim Aufbau als äußerst tüchtig erwies und bis 1864 der Marine diente (Abb. 55).

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55 Erzherzog Ferdinand Max von Habsburg-Lothringen als Marine-Oberkommandant (1854–1864). Die Erschießung Kaiser 56 Maximilians in Mexiko am 19. Juni 1867 (Gemälde von Eduard Manet).

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57 Ein Geschwader der k. u. k. Kriegsmarine bei rauer See.

Besuch einer Escadre 58 der österreichischen Marine vor Crikvenica.

Doch der Traum des jungen ehrgeizigen Maximilian vom mexikanischen Kaiserreich endete bald darauf ganz schrecklich, denn der 35-Jährige wurde 1867 in Querétaro gemeinsam mit seinen beiden mexikanischen Generälen erschossen (Abb. 56). Obwohl bereits im 14. Jahrhundert Küstenlandstriche der Adria in habsburgischen Besitz gelangten, wurde erst unter Kaiser Joseph II. eine österreichische Kriegsmarine geschaffen. Ende des 18. Jahrhunderts gelangten aber durch den Frieden von Campoformio nicht nur Venedig und 62

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Dalmatien in österreichischen Besitz, sondern auch die gesamte venezianische Flotte, die den Kern der späteren Kriegsmarine bildete. Venedig blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts wohl Haupthafen der Kriegsmarine und wurde danach von den eigenen österreichischen Kriegshäfen in Pola und Cattaro abgelöst. Neben den militärischen Aufgaben kam aber der Marine auch eine hohe wissenschaftliche Bedeutung zu, die sich in den zahlreichen Forschungsreisen österreichischer Kriegsschiffe manifestierte. Als 1908 auch die ersten österreichischen U-Boote in Dienst gestellt wurden, verfügte die Doppelmonarchie bei Kriegsbeginn über eine der bedeutendsten Flotten (Abb. 57 + 58). Hier sei angemerkt, dass man österreichische Marine- und Heeresgeschichte am besten hautnah im Heeresgeschichtlichen Museum im prächtigen Bau des Wiener Arsenals studieren kann. Äußerst sehenswert dabei ist das Waffenmuseum, wo man die von Theophil Hansen gemeinsam mit Ludwig Förster um 1850 erbaute österreichische Ruhmeshalle mit ihren byzantinischen, maurischen und antiken Stilmerkmalen besichtigen sollte (Abb. 154). Mächtig beeindruckend ist nach wie vor die Architektur dieser gewaltigen Kasernenanlage mit ihrer kubischen Grundstruktur, die man dann auch bei Architekt Hansens späteren Bauwerken findet.

Die prominenten k. u. k. Kaiserzüge14 Bald nach Einführung der Dampfeisenbahnen ließen auch in Österreich private Bahnverwaltungen Hofsalonwagen für den Kaiser und seine Familie bauen, die auf die luxuriösen Bedürfnisse der Benützer abgestimmt waren. Das zunehmende Reisen des Kaisers in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie veranlasste die zuständigen Ministerien daher aus verschiedenen vorhandenen Hofsalonwagen komplette Hofzüge zusammenzustellen. Es war die brisante politische Lage Mitteleuropas vor dem Ersten Weltkrieg, die rege Besuchsdiplomatie auf höchster Ebene auslöste, was speziell auf den Linien der Staatseisenbahngesellschaft und der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn zu bemerken war. Vor allem aber waren die Linien der Südbahngesellschaft mit ihren Häfen in Triest und Fiume und dem großen Marinestützpunkt in Pola davon betroffen. So entschlossen sich alle Eisenbahnverwaltungen Österreichs gemeinsam für den Bau eines einheitlichen, kompletten,

59 Der Salon- und Schlafwagen von Kaiser Franz Joseph (1891).

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60 Innenansicht des Salon­ wagens mit Schreibtisch (links) und Schlaf-Fauteuil (rechts). 61 (rechts) Begrüßung Kaiser Franz Josephs während eines Manövers in Bregenz (1909). 62 (oben rechts) Blick vom Rauchsalon in den eleganten Speisewagen.

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repräsentativen Hofzuges für die Reisen des Monarchen, wobei die Südbahngesellschaft den höchsten Kostenanteil übernahm. Der von der Waggonfabrik Franz Ringhoffer bei Prag erbaute prächtige Kaiserzug wurde bereits 1891 voll eingesetzt. Er war tatsächlich ein „Palast auf Schienen“ und bestand aus acht Waggons, die innen nichts vermissen ließ, was man nicht auch in Schönbrunn finden konnte. Fehlen durfte natürlich auch nicht des Kaisers Schreibtisch, an dem er bereits um vier Uhr früh täglich arbeitete (Abb. 59 + 60). Der Hofzug stellte das Modernste seiner Art dar, was die Waggonindustrie damals zu bieten hatte. Der Salon- und Schlafwagen des Kaisers war wohl ein gediegenes Schlafkabinett mit allem Drum und Dran, aber es enthielt auch ein eisernes Feldbett, das der Kaiser genauso wie sein „Soldatenbett“ in der Hofburg bevorzugte. Weiters verfügte der Schlafwagen über einen getäfelten Toilettenraum mit WC und er war mit Leitungen für Druckluft- und Vakuumbremse ausgerüstet. Auch der elegante Speisewagen, in den der Kaiser öfters auch Gäste von unterwegs einlud, war äußerst kostbar ausstaffiert (Abb. 61 + 62). So dienten als Wandverkleidung in Holzfriesen eingerahmte, silber- und goldbronzierte Lederpanneaux mit prächtigen Handschnitzereien. Der Speisesalon war in vier Räume unterteilt – inklusive Rauchsalon – und war wie sämtliche andere Wagen mit Druckluft- und Vakuumbremsen versehen. Dazu gehörten ein Suitewagen 1./2. Klasse, Küchen- und Servierwagen, 1 Gefolgewagen 2. Klasse mit Gepäckabteil und weiters ein Gepäck- und Dienstwagen mit Maschinenanlage zur Erzeugung des elektrischen Lichtes und des Dampfes zur Beheizung. Das Kastengerippe bestand komplett aus Eichenholz. In den Vorzugsräumen waren die Fußböden schallgedämmt, aber auch mit Frischluftöffnungen zur Klimatisierung versehen, darüber lagen Knüpfteppiche. Die Wagenquerschnitte waren derart, dass der Kaiserzug auf allen normalspurigen Bahnen des Kontinents verkehren konnte. Wer die strengen Bestimmungen der Eisenbahnverwaltung kennt und mit den peinlich genauen Gepflogenheiten des alten Kaiserreichs vertraut ist, kann sich unschwer vorstellen, welchen Aufwands es bedurfte, bis sich der Zug von den Abfahrtsbahnhöfen in Penzing oder

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63 Ungarischer Salon- und Schlafwagen des Königspaares (1884).

Kaiserin Elisabeth als 64 ungarische Königin im Hochzeitskleid (Gemälde von Georg Raab).

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65 Der Bahnhof Budapest Nyugati palyaudvar des Architekten Gustave Eiffel. Nur wenn jährlich der Sissi-Zug nach Gödölö fährt, ist der prunkvolle Wartesaal für Besucher geöffnet.

Hetzendorf nahe der Kaiserresidenz Schönbrunn in Richtung Südbahnhof in Bewegung setzte. Meist befand sich dort schon der Kaiser im prächtig ausstaffierten Hofwartesalon von Ringstraßenarchitekt Theophil Hansen, um dann endlich – nach allen Sicherheitskontrollen – losfahren zu können.15 Hofzüge fuhren in der Regel mit üblicher Schnellzugsgeschwindigkeit, nachdem schon vor der Abfahrt das rasche Durchschleusen des Kaiserzuges ohne die Störung des fahrplanmäßigen Verkehrs sichergestellt worden war. Nachts wurde aber langsamer gefahren und oft in einem ruhigen Bahnhof angehalten, um dem überaus beschäftigten Kaiser eine ungestörte Nachtruhe und die Möglichkeit, am Zielort ausgeruht anzukommen, zu bieten. Dem österreichischen Kaiserhaus stand aber noch ein weiterer, ein ungarischer Hofzug16 zur Verfügung (Abb. 63 + 64). Ungarn erhielt ja im Zuge des Ausgleiches von 1867 eine selbstständige Verfassung und in der Folge ein eigenes und von Österreich unabhängiges Eisenbahnwesen. Kurz nach der Indienststellung des österreichischen Kaiserzuges 1891 wollten die großzügigen und stolzen Magyaren ebenfalls ihrem Königspaar einen kompletten, im eigenen Land hergestellten Hofzug zum Geschenk machen. Dieser prächtige Zug, von der Waggonfabrik Ganz & Co in Budapest gebaut, wurde anlässlich der „Milleniumsfeiern“ von 1896 dem Paar übergeben. Der Aufbau der Wagen ähnelte dem österreichischen Kaiserzug, doch die Ausstattung war bedeutend prächtiger. Vor allem der Salonwagen von Elisabeth – der bei den Ungarn überaus beliebten Kaiserin – war unübertroffen elegant mit Mahagonimöbeln im Stil Louis XVI. gehalten, alle anderen Wagen waren im Renaissancestil bei hauptsächlicher Verwendung von ungarischem Nussholz eingerichtet. Äußerst 66

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luxuriös präsentieren sich auch heute noch die königlichen Warteräume am Budapester Westbahnhof (Nyugati pályaudvar), der 1884 erbaut wurde (Abb. 65). Die Notwendigkeit des ungarischen Hofzuges scheint ausschließlich vom Prestigedenken der Ungarn bestimmt gewesen zu sein, da ja der Kaiser von Wien aus Ungarn mitregierte und mit seinem eigenen Hofzug nach Budapest kam. Allerdings dürfte Kaiserin Sisi den Zug öfters benützt haben, da sie sehr oft ihr geliebtes Schloss Gödöllö aufsuchte, wo sie sich monatelang mit ihren Kindern aufhielt. Der Verbleib des ungarischen Kaiserzugs ist nach dem Zusammenbruch der Doppelmonarchie genauso unbekannt wie der Verbleib des österreichischen, der schlussendlich nochmals eingesetzt wurde, als der letzte österreichische Kaiser Karl I. aus der Dynastie Habsburg-Lothringen Österreich verließ. Karl musste aufgrund seiner Weigerung, formell abzudanken und die Republik Österreich anzuerkennen, ins Exil gehen und so reiste er am 23. März 1919 mit seiner Familie vom Bahnhof Kopfstetten-Eckartsau mit dem ehemaligen k. k. Hofzug in die Schweiz (Abb. 66 + 67).

66 Der Bahnhof Reichenau an der Rax. Kaiser Karl nimmt Abschied von seiner Familie (1918). 67 Das alte Jagdschloss Eckartsau im Marchfeld. Es war von 1760 bis 1918 im Besitz der Habsburger und letzter Wohnsitz von Kaiser Karl I. und seiner Familie in Österreich.

Die große Hafenstadt Fiume/Rijeka Das Thema um die beiden von den Habsburgern erschlossenen Adriahäfen ist gerade so aktuell wie nie, denn die Chinesen, die heute bereits einen griechischen Hafen besitzen, wollen unbedingt auch in Triest Fuß fassen.17 Bereits Kaiser Karl VI. (1685–1740) hat den geostrategischen Wert der beiden Häfen Triest und Fiume/Rijeka schon zu seiner Zeit als großen Türöffner in die Wirtschaftswelt erkannt. Für China aber geht es heute um die Richtung ihrer „neuen Seidenstraße“, die vermutlich an der Adria liegen könnte. Fiume war 1873 – im Jahr der Wiener Weltausstellung, als der erste Südbahn-Zug den großen Hafen der k. u. k. Monarchie erreichte – ein kt rechts

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68 Die Marineakademie von Fiume (1856 gegründet) wurde nach 1918 in einen heute noch bestehenden Spitalsverband eingegliedert.

Maximilian in seiner 69 Glanzzeit als Kaiser von Mexiko (Gemälde von Santiago Rebull).

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multinationaler Schmelztiegel des Vielvölkerstaates. Seit der Doppelmonarchie explodierte die Stadt und wurde neben Pola wichtigster Marinestützpunkt Österreichs. Bereits 1856 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau der Marine Akademie in Anwesenheit des damaligen Oberbefehlshabers der k. k. Kriegsmarine, Erzherzog Maximilian, den späteren Kaiser von Mexiko, der 1867 in Querétaro exekutiert wurde (Abb. 68 + 69). Fertiggestellt wurde die Akademie, die sich heute innerhalb des großen Spitals der Stadt befindet, bereits 1857. Ähnlich wie in Triest war auch die wirtschaftliche Entwicklung der Hafenstadt Fiume, die ab 1870 bis 1918 zur wichtigsten Hafenstadt der Ungarn, die auch die Verwaltung übernahmen, ausgebaut wurde. In Fiume entstand 1882 die erste Petroleumraffinerie der Monarchie (Abb. 70) und große wirtschaftliche Investitionen flossen nun nach dem Ausgleich von 1867 zwischen Österreich und Ungarn in Schiffswerften, Tabakfabriken und den Maschinenbau. Daneben war die Stadt, wo die erste Torpedofabrik der Welt entstand, einer der wichtigsten k. u. k. Marinestützpunkte. Zusätzlich bewirkten auch hier wie in Triest staatliche Maßnahmen (Ausbau der Hafenanlagen, Subventionierung der Schifffahrt, begünstigte Einfuhrzölle usw.) und vor allem die großzügige Seehafentarifpolitik das Aufblühen der Stadt. Dazu kam noch, dass 1880 die Linie Agram–Karlstadt aus dem Südbahn-Eigentum gegen Zahlung einer Jahresannuität in den ungarischen Staat überging. Maßgeblich für den immensen Wirtschaftsboom war vor allem die Fertigstellung der Südbahn-Eisenbahnverbindungen St. Peter–Fiume und Karlstadt–Fiume ebenfalls im Jahr 1873, die auch Voraussetzung für die weitere touristische Erschließung von Abbazia/Opatija und Crikvenica war. Im Nu verband eine herrliche – noch heute bestehende – Küstenstraße Fiume mit Abbazia, entlang welcher prachtvolle Villen entstanden. Einer der ersten, der sich dort in dem entzückenden kleinen Fischerort Volosko niederließ, war der ungarische Ministerpräsident Graf Gyula Andrássy (Abb. 33). kt links

Ausweg aus der Armut: Emigration von Rijeka/Fiume nach Amerika Vollkommen unvorbereitet wurde aber 1880 der Hafen von Fiume von einer gewaltigen Flüchtlingswelle überrollt, die vor allem wegen der schrecklichen Armut der ungarisch-kroatischen Bevölkerung im Hinterland der Küste und Südkroatien ausbrach. Wie unvorstellbar arm diese Menschen unmittelbar vor dem Ausbruch des großen Krieges waren und krampfhaft versuchten, mit ihren letzten Ersparnissen noch über das Meer das gelobte Land Amerika zu erreichen, um so ihren Familien etwas Geld von dort zu senden, ist nicht vorstellbar. Der Historiker Ervin Dubrović, Leiter des Stadtmuseums Rijeka, hat diese leidvolle Zeit seiner Landsleute in dem 2012 erschienenen großartigen Fotoband „From Central Europe to America 1880–1914“ festgehalten18 (Abb. 71 + 72). Das Buch beleuchtet nicht nur den Glanz der k. u. k. Doppelmonarchie, sondern es verschweigt auch nicht das Elend der immer ärmer werdenden Bevölkerung, die nur in der Flucht kt rechts

70 Die Eröffnung der ersten Petroleumraffinerie der Monarchie in Fiume durch Kaiser Franz Joseph (1882).

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71 Große Überseeschiffe brachten ab 1880 Tausende von Flüchtlinge nach Amerika. Auf der Suche nach Arbeit 72 emigrierten damals vor allem Männer in das „gelobte Land“. Auch Nikola Tesla (1856– 73 1943), der berühmte Erfinder und Physiker mit zahlreichen Patenten, gehörte zu den Emigranten.

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nach Amerika die Möglichkeit sahen, ihre Familie zu ernähren. Schon immer – nicht nur in unserer Zeit, wo wir seit 2015 täglich mit schrecklichen Tragödien konfrontiert werden – gab es große Flüchtlingsströme an Europas Außen- und Innengrenzen. Unter den zahllosen Emigranten nach Amerika befand sich 1884 auch der damals absolut mittellose, später aber weltberühmte Physiker und Elektroingenieur Nikola Tesla, der Erfinder des Wechselstrommotors (Abb. 73).

Und Rijeka/Fiume heute: Europäische Kulturhauptstadt 2020 Im gleichen Jahr, in dem das Kvarner Palace sein 125-jähriges Jubiläum begeht, wird sich die alte Hafenstadt Fiume/Rijeka als Europäische Kulturhauptstadt 2020 präsentieren, wobei man 4 Mio. Besucher erwartet, darunter viele Österreicher. Eigentlich sollte die Galeb – einst schwimmende Residenz von Marschall Tito, auf der Weltgeschichte gemacht wurde – quasi als Höhepunkt der Europafeiern 2020 als Hotel und Museum präsentiert werden. Ob allerdings die millionenschwere Restaurierung des schwer angeschlagenen Schiffes mit EU-Geldern bis dahin gelingt, ist noch offen. Doch es gibt mehr als genug Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch in Rijeka lohnen! Bei einem Spaziergang durch die Stadt entlang zahlreicher Gebäude im Ringstraßenstil des 19. Jahrhunderts stechen wiederholt enge Verbindungen zwischen Wien und Rijeka ins Auge. Waren es doch die Habsburger, die immer wieder die Stadt und ihre Umgebung mit Lebensenergie versorgten, und es war auch ein in Fiume lebender Erzherzog, der in Crikvenica das schönste Hotel an der kroatischen Küste erbaute. Jedenfalls haben die kulturellen Einflüsse Österreichs viel zum eleganten Bestand der alten Stadt, die deutsch St. Veit am Pflaum hieß, beigetragen. Übrigens wurde ein Großteil der ruinösen Altstadt zwischen 1955 und 1975 wegen ihres untragbar gewordenen hygienischen Zustands niedergerissen. Heute ist der ehemalige mächtige Hafen Fiumes (Abb. 74) – einst geprägt von internationalen Handelsniederlassungen und weltberühmt für seine „3.-Mai-Werft“ – schon längst nicht mehr so laut und durchströmt vom internationalen Stimmengewirr wie einst, aber er ist gut in Betrieb. An der Uferfront selbst findet man in Rijeka immer noch neben Schiffswerften, riesigen Magazinen und Resten der Torpedofabrik grandiose Architekturdenkmäler, wo die Niederlassungen und Buchungsbüros der ehemaligen internationalen Schiffsagenturen wie etwa der kroatischen Reederei Jadrolinija (Abb. 75) untergebracht waren und sind. Viele Adelspaläste mit prominenten Unternehmernamen der Monarchie hat der Magnat Josip Gorup gebaut. Erwähnenswert sind das Haus des türkischen Konsuls Nikolakki und das wunderschöne Jugenstil-Palais Baccich. Ins Auge fällt auch die steil aufragende, 1908 bis 1929 von Architekt Giovanni Marie Cureta (oder Curet) gebaute Kapuzinerkirche Maria Lourdes in Hafennähe (Abb. 76). Interessant ist vor allem der weiße Streifendekor, dessen stilistische Inspiration die Kreuzritter aus dem arabischen Raum nach Europa mitbrachten. Als Beispiel dieses außergewöhnlichen neoromanisch-byzantinischen Stils könnte die Cathédrale de la Major in Marseille angeführt werden. Rund um den großen Hafen findet man kleine Cafés und nette Läden, denn er befindet sich ja in unmittelbarer Nähe des berühmten „Corso“/Korzo – der Fußgängerzone Rijekas – mit den kt rechts

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74 Die weltbekannte Werft „3. Maj“ mit ihrer Schwerindustrie war und soll wieder der ganze Stolz von Rijeka werden.

internationalen Einkaufstempeln und den herrlichen Konditoreien mit den besten Cremeschnitten der Welt! Beim Bummeln entlang der prachtvollen Jugendstilfassaden fallen einem viele österreichische Reminiszenzen auf, wie etwa am Stadtturm die Reliefbüsten des berühmten österreichischen Kaisers Karl VI. und seines Vaters Leopold I. (rechts), die beide die Stadt von den Türken befreiten (Abb. 77). Man kann weiter den Korzo bis zu dem von den Wiener Architekten Fellner & Helmer erbauten Kroatischen Nationaltheater mit den berühmten Fresken schlendern und glaubt es kaum, denn den Auftrag für das Deckengemälde im Theater in Fiume erhielt 1884 die „Klimt Künstler72

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75 Im dem 1897 errichteten Gebäude der Schifffahrtsgesellschaft ADRIA befindet sich heute die Gesellschaft Jadrolinija.

compagnie“, bestehend aus Gustav, seinem Bruder Ernst und dem Studienkollegen Franz Matsch.19 Der wunderschöne Deckenspiegel im Zuschauerraum zeigt den starken Einfluss der englischen Präraffaeliten William Morris und Edward Burne-Jones auf die Künstlercompagnie (Abb. 78 + 79). Auch im Wiener Burgtheater (Abb. 80) sorgen die großartigen Deckenbilder der KlimtCompagnie wie etwa „Der Altar des Dionysos“ über dem hofseitigen Stiegenaufgang immer wieder für einen Stau des staunenden Theaterpublikums. Unglaublich, aber wahr: Das berühmte Architekturbüro Fellner & Helmer erbaute in der Monarchie bis 1919 rund 48 Theater. Ganz in der Nähe des Theaterplatzes gegenüber dem ebenfalls vom österreichischen Architektenbüro Fellner & Helmer erbauten Palast Modello (Abb. 81) liegt der berühmte Marktplatz mit den zwei um 1880 entstandenen Pavillons und dem Fischmarkt, wo sich alltäglich das turbulente Leben von Rijeka abspielt.

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76 Die Kapuzinerkirche Maria Lourdes am Hafen von Fiume (Architekt: Giovanni Marie Cureta).

Über der Stadt erhebt sich der von Alojs Hauszmann erbaute k. u. k. Gouverneurspalast (Abb. 82), in dem sich heute das Seefahrts- und Geschichtsmuseum befindet. Die große Hafenstadt Fiume war ja bis 1918 eine freie Stadt und wurde von einem ungarischen Gouverneur verwaltet. Erst nach 1918 erhielt die Stadt den kroatischen Namen Rijeka. Nebenan bietet das Stadtmuseum Muzej grada Rijeke das gesamte Jahr über spannende Themenausstellungen zur Stadtgeschichte. Erfreulich, dass dieser viel zu kleine Ausstellungstempel für die große Stadt Rijeka und sein ständig für das Museum kämpfender Direktor Ervin Dubrović demnächst in das spätbarocke Gebäude (1750) der alten Zuckerfabrik übersiedeln 74

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77 Barockes Gedächtnismal am Stadtturm von Fiume mit den beiden Kaisern Leopold I. und Karl VI. (links). Darunter das Wappen von Rijeka, der zweihalsige doppelköpfige Adler. Unter der Turmuhr geht es zum römischen Tor in die Altstadt hinein. kt rechts

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78 Das Kroatische Nationaltheater Rijeka des Architektenbüros Fellner & Helmer (1885). Der berühmte Deckenspiegel ist ein Werk von Gustav Klimts Künstlercompagnie.

79 Mitglieder der Künstlercompagnie: Sitzend in der ersten Reihe rechts Ernst Klimt, daneben Franz Matsch. In der letzten Reihe, links stehend, Gustav Klimt. 80 „Der Altar des Dionysos“ von Klimts Künstlercompagnie im Wiener Burgtheater. 76

wird. Das an der Uferfront liegende ehemalige Geschäftshaus der Triester und Fiumaner privilegierten Haupthandels Compagnie ist der älteste Industriebetrieb Rijekas (Abb. 83 + 84). Mit Ende des Ersten Weltkriegs 1918, in dem die Südbahn das Militär nahezu durch ganz Europa hin und her transportieren musste, wurde aber der Bahnverkehr zwischen den Adriahäfen und ihrem Hinterland stark beeinträchtigt. Das früher einheitliche Wirtschaftsgebiet der Donaumonarchie mit den beiden Häfen Triest und Fiume (nach 1918 nur mehr kroat. Rijeka) war nun durch die Friedensverträge in verschiedene Wirtschaftsgebiete zerteilt worden. Die ehekt links

81 Das Palais Modello (1885) wurde von Fellner & Helmer zeitgleich mit dem Nationaltheater Rijeka erbaut. Es dient heute als Stadtbibliothek.

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82 Der k. u. k.-Gouverneurspalast von Alojs Hauszmann (1896). Er war Sitz der ungarischen Gouverneure, die Fiume verwalteten und ist heute Seefahrts- und Geschichtsmuseum. 83 Das spätbarocke Direktionsgebäude der alten Zuckerfabrik, ältester Industriebetrieb von Fiume, bildet nun den Mittelpunkt des neuen Kunstviertels von Rijeka.

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mals einheitlich verwalteten Bahnnetze wurden in Teilstrecken auf verschiedene Staaten mit autonomen Verwaltungen aufgeteilt. Dadurch ging nicht nur die ehemalige Einheitlichkeit der Dienstsprache, der Währung, der Binnentarife, des Betriebssystems usw. verloren. Weiters wurden alle Schwierigkeiten noch durch die neuen Zollgrenzen vervielfacht. Bei Fiume kam zusätzlich dazu, dass sich die 1919/20 erfolgte Schaffung eines unabhängigen „Freistaates Fiume“ (1920–1924) für das dortige Wirtschaftsleben ungünstig auswirkte. Hingegen wurde das Wirtschaftsleben Triests aber unmittelbar nach Kriegsende dadurch angekurbelt, dass die gewaltigen Überseetransporte zur Versorgung mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen der Gebiete Ost- und Mitteleuropas zum größten Teil über Triest geleitet wurden.

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84 Im Inneren besticht das Zucker-Palais mit seinen bemalten Wänden und prächtigen Reliefdekorationen..

Der fliegende Dichter D’Annunzio und die mystische Duse Ganz plötzlich sorgte aber nach Kriegsende 1919/20 die Hafenstadt Fiume für große internationale Schlagzeilen durch die gefährlichen Aktionen des italienischen Literaten Gabriele D’Annunzio (1863–1938). Der Dichter, ein Vertreter des romantischen Symbolismus, liebte es, sich in der Strömung zwischen Futurismus und italienischem Faschismus als Dandy und Lebemann zu inszenieren, wobei er immer wieder den österreichischen Kriegsgegner mit Flugabenteuern provozierte. Legendär ist sein Propagandaflug kurz vor Kriegsende 1918 über Wien, wobei er selbst und andere Staffel-Flieger Tausende Flugblätter in den Farben der italienischen Fahne und den Worten „Viva l’Italia“ über Wien und den Dom St. Stephan herabflattern ließen. Der um fünf Jahre jüngere D’Annunzio stand mit der weltberühmten Schauspielerin Eleonora Duse (1858–1924) in einer leidenschaftlichen Verbindung. Eleonora Giulia Amalia Duse zählte neben Sarah Bernhardt (Abb. 152) aufgrund ihres eigenwilligen Schauspielstils zu den großen Stars ihrer Zeit. Die Duse trat auch am Wiener Burgtheater auf, wo sie mit ihrer Compagnie das Stück „La Gioconda“ ihres Geliebten aufführte, der sich Jahre später zum Feind der Österreicher machte. Die zweite Liebe des Dichters und verwegenen Fliegers, dessen Abenteuerlust ihn auch ein Auge kostete, war das Mittelmeer, das für ihn das „Mare nostrum“ und rein italienisch war. So führte er schließlich 1919 quasi im Alleingang mit zweitausend nationalistischen Freischärlern die Besetzung der Adria-Stadt Fiume an, um darauf aufmerksam zu machen, dass nur die italienische Herrschaft in Fiume rechtens sei. Doch bereits 1920 musste er nach einer regulären milikt rechts

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tärischen Intervention Italiens die Stadt endgültig verlassen. Ziemlich schnell hatte man sich nämlich international geeinigt, dass Fiume nun innerhalb der von Italien anerkannten Grenzen Jugoslawiens den Status eines „unabhängigen Freistaats“ erhält.20 Derzeit erregt ein eben im Zentrum von Triest eingeweihtes, D’Annunzio gewidmetes Denkmal die Öffentlichkeit.

Die Südbahn heute … Natürlich kann man noch heute mit der Südbahn – auch wenn es sie nicht mehr unter diesem Namen gibt – in den Süden und nach Abbazia und Fiume/Rijeka reisen. Man kann aber auch mit dem Flugzeug an die Adria und nach Crikvenica reisen. Daneben bietet sich auch das Busservice Adria von Blaguss-Touristik an, noch günstiger ist aber die Fahrt mit dem Flixbus. Diese Busse verkehren ständig zwischen Wien-Erdberg und Rijeka/ Crikvenica. Gratis dazu, frei nach Peter Rosegger: „Jetzt bin ich eben kurz eingeschlafen und schon sehe ich das Meer vor mir ...“21

Anmerkungen 1 Das komplette Bahnnetz, sowohl Staatsbahnen als auch Privatbahnen, des hier besprochenen Gebiets findet man im Vorsatz/Nachsatz des Buchdeckels von Désirée Vasko-Juhász, Die Südbahn. Ihre Kurorte und Hotels, Wien – Köln – Weimar 2006. In dieser alten Eisenbahnkarte sind auch die Hotels der ehemaligen Südbahngesellschaft eingezeichnet. Privatbesitz: Dr. Manfred Schuh. 2 Friedrich Kleibel, Die adriatischen Eisenbahn-Verkehre über Triest und Fiume, hg. v. Donau-Save-Adria Eisenbahn-Gesellschaft, Wien 1944. 3 Désirée Vasko-Juhász, Die Südbahn. Ihre Kurorte und Hotels, Wien – Köln – Weimar 2006, S. 41. 4 Roman Sandgruber, Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses, Wien 2018. 5 Vasko-Juhász (Anm. 2). 6 Näheres dazu in der Einleitung des Buches: Eisenbahnbau und Kapitalinteressen in den Beziehungen der österreichischen mit den südslawischen Ländern. Weiters: Eva Faber, Litorale Austriaco 1700–1780, Trondheim-Graz 1995. 7 Johannes Sachslehner, Auf Schienen durch das alte Österreich, Wien 2014, S. 93. 8 Das Kapitel über den Südbahn-Generaldirektor Schüler ist deshalb ausführlich, da auch Josef Höfler – der Hotelarchitekt des Kvarner Palace – aus Mödling stammt und in der Nähe von Schüler wohnte. Die Vermutung der Autorin geht dahin, dass sich beide Männer sicher gekannt haben und vermutlich der junge Architekt durch Schülers Empfehlung zu dem großen Hotelauftrag in Crikvenica kam. 9 Vasko-Juhász (Anm. 2). 10 Hier könnte es mit großer Sicherheit zur Begegnung mit Josef Höfler, dem Architekten des Kvarner Palace, gekommen sein. Siehe: Architekt: Josef Höfler (1860–1927). 11 Die erste Kammer des damaligen österreichischen Parlaments. 80

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12 13 14 15 16 17 18 19 20

Altitalienische geografische Bezeichnung für die Länder am östlichen Mittelmeer. Dr. Manfred Schuh, Die k. k. Istrianer Staatsbahnen, Wien 2018. Der österreichische Kaiserzug 1891, einleitender Text v. Sepp Tezak, Wien 1982, S. 5 ff. Roman Hans Gröger, Die Pulsadern Europas, Horn 2016. Dieter Winkler, Die k.(u.)k. Hofzüge, Album, Wien 1997, S. 7 ff. Die Presse, 22.3.2019, S. 4. Ervin Dubrović, From Central Europe to America 1880–1914, Muzej Grada Rijeke, Rijeka 2012. Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger, Gustav Klimt und die Künstler-Compagnie, Weitra 2007, S. 36 ff. Kersten Knipp, Die Kommune der Faschisten. Gabriele D’Annunzio, die Republik von Fiume und die Extreme des 20. Jahrhunderts, Darmstadt 2019. 21 Peter Rosegger, zit. in Johannes Sachslehner, Auf Schienen durch das alte Österreich, Wien 2014, S. 93.

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III. Planung des k. u. k. Seebades Crikvenica 1891

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er Name Crikvenica wurde erstmals 1412 genannt. Früher hieß das Dorf auch Cirkvenica (Kirche, kroat. crkva), was sich auf die alte Antonius-Kirche des 1776 abgebrannten Ortes bezog, der sich am dicht bewaldeten Hügel Kotor über der jetzigen Stadt befand. Nach dem Brand zogen die Dorfbewohner zum Meer hinunter und gründeten Ende des 19. Jahrhunderts während der Österreichisch-Ungarischen Monarchie den heutigen Seebadeort, der sich nahe der großen Hafenstadt Rijeka befindet. Den Hintergrund von Crikvenica, das sich von Nordosten nach Südwesten etwa 4 km entlang der Küste erstreckt, bildet eine hohe Berglehne, die sich zum Strand hin abflacht. Diese dem kahlen, unwirtlichen Karst zugeordneten Ausläufer des Kapellagebirges verleihen der Landschaft einen einzigartigen mediterranen und zugleich alpinen Charakter. Durch die Berge im Norden und die vorgelagerte Insel Krk im Süden ist der Ort relativ gut gegen Wetterunbillen wie Bora oder den südlichen Scirocco1 geschützt. Doch sollte man sich immer vor Augen führen, dass es im ganzen Kvarner oder Quarnero (ital.) keinen wirklich borafreien Ort gibt. Nicht immer war der Karst so kahl und arm an Vegetation, wie er heute erscheint. Einst mit den schönsten Waldungen bedeckt, wurde er Opfer der Raubwirtschaft. Nicht nur die Römer

85 Das „Ladislaus Kinderasyl“ im einstigen Paulinerkloster an der Einmündung der Dubračina ins Meer. 84

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holten sich hier Bauholz und Maststämme für ihre Schiffe, auch die Bewohner von Aquileia beuteten den Karstwald aus, bis schließlich die Venezianer die Verwüstung – ohne an ein Wiederaufforsten zu denken – vollendeten. Der alte Ort entspricht auf der Peutinger’schen Tafel so ziemlich der Lage einer römischen Militärstation namens „Ad Turres“ und dürfte sehr alten Ursprungs sein, worauf auch römische Münzen und Gebrauchsgegenstände, die man nahe der Kirche in einer katakombenartigen Grotte fand, hinweisen.2 Gesicherte Berichte aus dem 15. Jahrhundert überliefern, dass die Region unter der Herrschaft der Frangipani (Frankopanen) stand, deren Wappen zwei aufrecht stehende, Brot brechende Löwen (panem frangere) zeigt. Diese wohlhabenden Fürsten gründeten 1412 am Ufer der Dubračina ein Kloster (Abb. 85), das zum Mittelpunkt wissenschaftlicher und künstlerischer Bestrebungen entlang des ganzen Küstengebiets wurde und lange als Erziehungsstätte wirkte. Hier erhielt auch der von Albrecht Dürer hochgeschätzte Miniaturmaler der Renaissance Julio Clovio (Juraj Klović), genannt Macedo (1498–1578), ersten Zeichenunterricht (Abb. 86). Clovio, geboren 1498 in Grižane bei Crikvenica, war ein Schüler Michelangelos und starb 1578 in Rom. In seiner selbstverfassten Grabinschrift nennt er sich ausdrücklich „Croata“.3 Als Joseph II. den Orden der Paulaner, die jahrhundertelang im Kloster lebten, auflöste, wurde die Kirche dem Pfarrer und das Klostergebäude der Ortsbehörde übergeben. Erst durch Erzherzog Josef, dem Protektor des Ortes, der 1892 das Kloster kaufte und in ein Militärkurhaus für kranke Offiziere des gemeinsamen Heeres und beider Landwehren4 umwandelte, brach in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts eine neue Zeit für Crikvenica an, das bald – vor allem wegen seines vortrefflichen, 1870 neu erbauten Hafens (Abb. 87) – zum Zentrum des Kroatischen Küstenlandes (Bezirk Novi) wurde. Vorher befand sich der alte Hafen (Vela

86 Julio Clovio, kroatisch auch Julije Klović (Gemälde von El Greco). Der Miniaturmaler (1498–1578) war ein Freund von Albrecht Dürer.

87 Der 1870 neu erbaute große Hafen in Crikvenica.

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Luka) im Flussbett der Dubračina. Bereits 1873 legte der erste große Lloyd’s-Liniendampfer an. Die heutige Länge erhielt der Molo erst 1920. Durch die Errichtung der Bahnlinie Susak/Rijeka–Zagreb konnte man bald den Ort von ­Fiume aus nicht nur mit dem Dampfer, sondern auch mittels der Agram-Fiumaner Bahn (Station Plase) erreichen.5 Vor allem die frühen Publikationen des Grazer Physikers und Naturwissenschaftlers Johann Frischauf (1837–1924), später dann auch die Veröffentlichungen der Gemeindeärzte Dr. Franz Hasper und Dr. Roko Joković (1871–1938) brachten schließlich ein regeres Leben in den stillen Ort. Die beste Voraussetzung für ein von Touristen gerne besuchtes Seebad bot laut Frischauf der Crikvenica vorgelagerte seichte Meeresgrund, den feinster Sand und glatter Kieselschotter bedecken. Der hinter dem Dorf befindliche Abhang fällt nämlich terrassenförmig sanft ins Meer ab, wobei er eine 2 Kilometer lange Sanddüne bildet. Nach Frischauf müsste man bis an den Lido von Venedig gehen, um im Adriatischen Meer einen ähnlich feinen Badeplatz zu finden.6

Frühe Unterkünfte und erste Seebadeanlagen Von Anfang an stand fest, dass Crikvenica hauptsächlich ein Strandbadeort, allerdings mit Überwinterungsqualitäten werden sollte. Natürlich war klar, dass man mit der Formenvielfalt der Grandhotels in Abbazia nicht mithalten konnte. Doch im ersten errichteten Hotel – wo sich bereits von Anfang an die erzherzogliche Familie auf Dauer bei ihren Aufenthalten in Crikvenica einquartierte – hatte nämlich der pfiffige ehemalige Wirt und spätere Hotelier Bedenk schnell erkannt, auf die guten Ratschläge der Erzherzogin zu hören. So nannte er bereits

88 Die Familie Skomerza eröffnete 1891 mit dem „Hotel Klotilde“ in Crikvenica eines der ersten komfortablen Hotels in Kroatien.

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89 Die Kirchenruine Sv. Petar auf der Insel Krk bei Klimno.

1887 sein neu errichtetes Haus „Hotel Klotilde“, das bald vom Ehepaar Skomerza übernommen wurde (Abb. 88). Ab 1893 standen bereits drei weitere Gasthöfe und beinahe 200 Zimmer für Kurgäste in Privathäusern zur Verfügung. Anfangs vermieteten die Dorfbewohner ihre eigenen Zimmer, bis dann „richtige“ Unternehmer aus Österreich, Böhmen oder Ungarn kamen. Bald aber erkannte die einheimische Bevölkerung ihre neuen Möglichkeiten im Tourismus und trennte sich von ihren traditionellen Arbeiten im Schiffsbau, Seefahrtswesen, Fischfang und der Landwirtschaft. Davor aber war es üblich, dass die Männer des Ortes – meist in der Seefahrt und im Steinmetzgewerbe tätig – im Frühjahr gar auf Jahre nach Südamerika auswanderten, woher sie bald ansehnliche Ersparnisse nach Hause sandten. Ihre Frauen investierten aber dieses „amerikanische Geld“ in die ererbten Häuser und begannen Touristenzimmer anzubieten. Daneben bearbeiteten die Frauen die ebenen Grundflächen vis-à-vis auf der Insel Krk, wohin sie bei jedem Wetter mit Barken segelten, um ihre Wein-, Oliven- und Feigengärten zu besorgen.7 Heute erinnern noch eine romantische Kirchenruine und alte Grundmauern an den Ort Sveti Petar in Klimno (Abb. 89). Bei ihren Rückfahrten brachten die fleißigen Frauen von der Insel den berühmten Heilschlamm aus Soline für die frühen Kuranstalten mit, wo er für Peloidtherapien gebraucht wurde. Alles lief wie am Schnürchen, doch was wirklich für einen anerkannten Kurort fehlte, war ein elegantes Grandhotel von internationalem Zuschnitt, wollte man mit Abbazia und seinen eleganten Südbahnhotels gleichziehen. Solch ein riesiges Hotelbauprojekt an der Ungarisch-Kroatischen Riviera war auch im Sinne von Erzherzog Josef, der immer und überall als Promoter in Erscheinung trat. Inzwischen hatte Erzherzog Josip (ung.) auch die Schirmherrschaft der Vereinigung für die Errichtung des Klimakurorts und auch das Kapital der Gesellschaft von einer Million Forint übernommen, um Land in Richtung Sv. Jelena zu kaufen. kt rechts

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90 Die Observationsleiter für den traditionellen Thunfischfang in Jadranovo.

Doch ohne den Eifer der einheimischen Bevölkerung wäre aus dem kleinen Fischerdorf nie ein international bekannter Meereskurort geworden. Die Fischer des Ortes zählen heute noch zu den tüchtigsten des ganzen Küstenlandes und sind international für ihre abenteuerlichen Thunfischleitern (Abb. 90) bekannt. Von diesen hohen Observationsleitern gibt ein Beobachter den unten wartenden Fischern das Signal, ihre Netze zu schließen, wenn die Fische eingetroffen sind. Neben den Thunfischen tummeln sich aber auch heute noch scharenweise Locarden (Makrelen), Sardellen sowie Seebarsche und Brassen im Meer. Überaus berühmt ist die Kvarner Bucht für die hier vorkommenden, einzigartigen Scampi/Krebse. Im Ort selbst arbeitete damals jedermann Tag und Nacht fieberhaft an der Errichtung des geplanten modernen Seebades. Wie Frischauf berichtete, begann der Anfang des Tourismus in Crikvenica im Sommer 1888, als die erste hölzerne Badeanlage in Petak entstand und das Ufer mit Bäumen bepflanzt wurde.8 Bereits 1900 wurde dann vor dem heutigen Hotel Zagreb die zweite, ganz moderne Badeanstalt von der Gemeinde an der aufgeschütteten Strossmayer-Promenade errichtet (Abb. 91 + 92). Auch die Anpflanzungen des geplanten Kurparks (Umfang: 20.000 Quadratmeter) nach dem Vorbild von Abbazia mit selten schönen Exemplaren von Mittelmeer- und tropischen Pflanzen wie Palmen, Pinien, Lorbeer, Agaven, Magnolien, Oleander und Kamelien waren bereits im Gange. Natürlich wirkte dabei die im Ort vorhandene Mediterranflora mit ihren südeuropäischen Kulturpflanzen wie Tamariske, Olive, Feige, Lorbeer unterstützend. Es sind auch diese immergrünen Gewächse, welche den Besucher im Süden an sonnigen Tagen über den Winter hinwegtäuschen können. Dabei profitierte der Ort vor allem auch von seinen günstigen Trinkwasserverhältnissen aufgrund zahlreicher Quellen, wobei ein Brunnen am rechten Ufer der Dubračina einst genug Wasser für den ganzen Ort bot. 88

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91 Frühe Strandbäder in Crikvenica seit 1888.

92 Bereits um 1900 gab es zahllose Strandkojen entlang der Strossmayer-Promenade.

Inzwischen sorgte hingegen Erzherzog Josef, keine Kosten und Mühen scheuend, in seiner Residenz von Fiume aus für hervorragende internationale Werbung für den neu entstehenden Kurort (Abb. 93 + 94). Das sehr alte, einst einstöckige Gebäude der erzherzoglichen „Villa Giuseppe“9 wurde bereits 1701 erwähnt. In den Jahren 1892 bis 1895 wurde der Familienbesitz kt rechts

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93 Die „Villa Giuseppe“ von Erzherzog Josef in Fiume wurde 1892–1895 vom Architekten Pietro Culotti errichtet. 94 Ein prunkvoller Salon in der „Villa Giuseppe“ mit barockem Mobiliar. 95 Erzherzog Josef war ein weltberühmter Botaniker. In seinem Park um die Villa findet man noch heute Reste des ehemaligen Lapidariums.

durch die Architekten Pietro und Raffaele Culotti aus Rijeka im historistischen Stil rekonstruiert und vergrößert. Der Namensgeber des Erzherzogs – der hl. Josef mit dem Jesuskind im Arm – wurde in einer Wandnische im 2. Obergeschoss geehrt. Heute befindet sich in dem prominenten Gebäude, das über einen prachtvollen Garten verfügte, das Staatsarchiv Državni arhiv u Rijeci (Abb. 95). Schon Ende der Achtzigerjahre lenkte der Erzherzog die Aufmerksamkeit kompetenter Persönlichkeiten und Balneologen auf die Vorzüge des Küstenortes und unterstützte kräftig nach Johann Frischauf10 die Bestrebungen der Einwohner, ein Seebad zu schaffen und so berühmt wie Abbazia zu werden. Viele Zeitungen berichteten daraufhin über das große Bauvorhaben, so auch am 3. Mai 1893 das hoch angesehene Budapester Blatt „Pesti Napló“. Darin wird über die Ansichten des Erzherzogs über Crikvenica mitgeteilt: „Gerade gegenüber von Abbazia befindet sich Crikvenica. Diesem prophezeie ich eine schönere Zukunft als Abbazia. Hinter dem Monte Maggiore11 geht die Sonne schon sehr früh zur Rüste, so dass Abbazia bereits um 5 Uhr nachmittags im Schatten 90

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96 Hotel du Cap Martin in Menton an der Côte d’Azur.

Die heimelige Inneneinrich97 tung des Hotel du Cap Martin (ca. 1895).

98 Das Kaiserpaar beim Spaziergang in Menton.

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liegt, was gleichbedeutend damit ist, dass die Kurgäste sich schon zu dieser Stunde in ihre Zimmer zurückzuziehen gezwungen sehen. Crikvenica dagegen besitzt eine gegen Nordwind vollkommen geschützte Lage und bis spät Abends leuchtet und wärmt hier die Sonne. Das Ufer daselbst ist seicht, sandig und sanft abfallend. Deshalb meidet es der Haifisch, der sich nur im tiefen Wasser wohlfühlt.“12 Dies war ein schwerer Schlag gegen den Strand von Abbazia, welcher, wie bei den tiefen Küsten im Quarnero13 üblich, oft felsig, unzugänglich und kein Sandstrand ist. Ein Meeresbad in dem so gesunden, aber von Felsklippen eingefassten Meer war dort oft nur in mittels Drahtzäunen haifischgesicherten Zonen möglich. In Crikvenica hatte sich aber im Laufe der Jahrhunderte entlang der Küste auf mehreren Kilometern eine lange Sanddüne gebildet, wobei das Schwimmen im seichten Wasser ungefährlich war. Die Zeitungen überboten sich mit den erfreulichsten Aussichten für den eben an der kroatischen Küste entstehenden Kurort und gaben allgemein ihrer Überzeugung Ausdruck, „dass am Gestade von Crikvenica einmal Palmen ebenso schön und üppig gedeihen werden, wie an der Promenade des Anglais in Nizza.“ Überall sprach man vom neuen „Kurort an der Kroatisch-Ungarischen Riviera“ und seinen besonderen Vorzügen. Der Vergleich mit der prachtvollen Côte d’Azur und der Französischen Riviera, deren klimatische Vorzüge vor allem durch das oftmalige Überwintern der Gattin des Kaisers und ihres Bruders – des Augenarztes Carl Theodor, der ein Lungenleiden auskurierte – bekannt waren, hob den kleinen Ort Crikvenica an der Ungarischen Riviera plötzlich in ungeahnte Höhen. Elisabeth liebte besonders das Cap Martin bei Menton, wo sich die Kaiserin viermal in den Jahren 1894 bis 1897 vor ihrem Tod 1898 oft monatelang aufhielt. Sie logierte in dem für diese Zeit typischen kasernenhaften und riesengroßen Hotel du Cap Martin (Abb. 96 + 97 + 98). Der Baustil dieses Grandhotels entsprach absolut den frühen megalomanen Luxushotels der Modeseebäder an der Französischen Riviera. Übrigens wurde die Bezeichnung „Riviera“ bald international für alle schönen Küstenstreifen üblich, wozu bald auch das Ungarische Küstenland zählte. Als Sisi im Winter 1894 mit ihrem Raddampfer Greif (Abb. 151) von Madeira aus in Menton anreiste, kam es zu einem großen Familientreffen, wobei auch Kaiser Franz Joseph am 1. März alle mit seiner Ankunft überraschte. Sisi, die eine schwierige Überfahrt hinter sich hatte, bei der sie sich an Deck festbinden ließ, belegte mit Gefolge 23 Zimmer im Zwischengeschoss. Dem Kaiserpaar tat das milde Klima so gut, dass sich die Eheleute gleich im darauffolgenden Jahr, im Februar 1895 wieder in Cap Martin trafen, wobei die stets umherreisende Kaiserin diesmal mit ihrem Schiff aus Algier kam, wo sie vorher Weihnachten und Neujahr verbrachte.14 Aufgrund der vielen positiven Aussagen und hervorragenden Prognosen für Crikvenica sandten bereits 1889 viele Ärzte ihre Patienten in den aufstrebenden ungarischen Küstenort, sowohl im Sommer zur Benützung des Seebades als auch im Winter, um sich in dem klimatischen Kurort auszukurieren. Zu den heilsamen Spaziergängen mit Meeresluft und Atemgymnastik verlockte vor allem die 8 Kilometer lange naturbelassene Seepromenade entlang der wild zerklüfteten Landschaft. Daneben standen aber schon zahlreiche hygienische Einrichtungen wie hydropathische Anstalten und kleine Sanatorien mit ausgebildeten Badeärzten zur Verfügung. Charakteristisch für die heilkräftige Adria war neben den hohen Temperaturen vor allem der 92

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sehr hohe Gehalt an Salzen. Der Salzgehalt des Meeres bei Crikvenica ist mit 4 Prozent gegenüber 3,2 Prozent im Mittelmeer sehr hoch. Die Badesaison begann aufgrund der ausgezeichneten klimatischen Situation – so wie heute – bereits Ende April und dauert bis Anfang November. Ohne den innigen Wunsch der einheimischen Bevölkerung, aus ihrem kleinen Dorf an der Adria ein internationales Seebad wie Abbazia zu machen, wäre Crikvenica nicht der TouristenHotspot von heute geworden. Die einfachen Fischer und ihre Frauen wollten aber unbedingt von dem seit 1873 nach Fiume fahrenden Südbahn-Personenverkehr auf ihrer bisher von Touristen vernachlässigten ungarischen Küste mitprofitieren. Kräftige Unterstützung erhielten sie dabei ständig von dem Grazer Universitätsprofessor und Naturforscher Johann Frischauf15, der 1891 eine Art Reiseführer über den späteren klimatischen Kurort Crikvenica16 veröffentlichte. Äußerst interessant ist dabei, dass der Autor des hübschen Büchleins dieses „Seiner Kaiserl. und Königl. Hoheit dem Durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Josef ehrfurchtsvollst gewidmet“ hat. Johann Frischauf (1837–1924) beschäftigte sich bereits seit dem Jahre 1873 mit dem Studium der k. u. k. Riviera und des kroatischen Berglands. Ermutigt durch die einheimischen Vereinsgenossen des 1889 gegründeten Primorsko Planinsko Društvo entstand so die erste Schilderung über das Fischerdorf. Nach Frischauf war der Ort, der östlich nahezu gleich weit entfernt von Rijeka wie das westliche Abbazia liegt, wegen seiner günstigen klimatischen Verhältnisse und seines besonders herrlichen Sandstrandes dazu berufen, ein vielbesuchter Kurort an der Adria zu werden.17 Übrigens bezieht sich der Name des Adriatischen Meeres – ein Seitenbecken des Mittelmeers – auf die alte Stadt Adria im Golf von Venedig.

99 Die 1321 durch ein Erdbeben zerstörte mächtige Burg Badanj im Vinodol.

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Frischaufs Idee, für die er den Erzherzog bald gewann, war es, auf der kroatisch-ungarischen Seite der Kvarner Bucht (Quarnero) ebenfalls einen Seebadeort nach dem Vorbild des von der Südbahngesellschaft18 1882 gegründeten „Abbazia“ (kroat. Opatija) zu schaffen, wobei man gleich begann, Crikvenica bereits „Neu-Abbazia“ zu nennen. Auch über die Lage eines geplanten Luxushotels waren sich Gemeinde und Erzherzog bald einig, bot sich doch ein Hügel, der über Crikvenica thronte, mit seiner traumhaften Aussicht über das blaue Meer und die spannungsreiche karstige Küste ideal an. Der Naturforscher Frischauf wusste ja bereits, dass die Natur neben dem Meer der größte Schatz der Adria ist. Noch heute ist nur wenig bekannt, dass man sich nur wenige Kilometer von Crikvenica und der azurblauen Küste entfernen muss, um in eine naturbelassene, traumhafte Berg- und Grünlandschaft im Hinterland einzutauchen, wo sich wehrhafte FrankopanBurgen und Naturressorts verbergen. Unglaublich, aber wahr: Die mächtige Burg Badjani wurde 1321 durch ein Erdbeben zerstört (Abb. 99). In dieser mythischen Karstlandschaft des Vinodol-Tals erwartet Besucher eine grandiose Flora und Fauna mit uralten märchenhaften Wäldern, wo alle Sinne belebt werden. Während im Tal der Vogelgesang auf den herrlich duftenden Pinien das Rauschen des Meeres ablöst, wobei der weite Blick hinauf zu den unglaublich steilen, karstigen Felswänden mit den versteckten Burgruinen schweift, versteckt sich darüber noch die urwüchsige Hochebene von Gorski Kotar (Bergland). Diese kleinen Dörfer im Hinterland von Crikvenica wie Grižane, der Geburtsort des Malers Clovio (Abb. 100), oder Bribir und Drivenik (Abb. 101) – eingebettet in Lavendelfelder – sind voller Magie. All diese mittelalterlichen Orte waren in der Pfarrei Vinodol zusammengefasst, deren Zentrum der verschwundene Ort Kotor19 war. Erst 1776 begann die Besiedelung des Stadtgebiets von Crikvenica, nachdem der alte Ort Kotor vollkommen abgebrannt war. Schon immer hatten die Bewohner ja eigene Häfen am Meer, wo später die bekannten Fischerdörfer entstanden, denn die Männer wurden als die besten Fischer der Nordadria bezeichnet. Bereits von den Römern lernte die Bevölkerung, wie man Wein anbaut und keltert – weltberühmt ist heute der von der Insel Krk stammende Weißwein Žlahtina. Ersten wirtschaftlichen Aufschwung erlebte die Kvarner Bucht im 18. Jahrhundert, als Maria Theresia Fiume zum Überseehafen ausbauen ließ. Doch erst durch die Errichtung eines umfassenden Eisenbahnnetzes kam es zum allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung innerhalb der k. u. k. Monarchie. Schließlich entwickelte sich dann 1873 die alte Hafenstadt Fiume durch die Verlängerung der Südbahn in einen bedeutenden ungarischen Welthandelsplatz und ein neues Touristenziel. Erst durch den Anschluss Fiumes an die Südbahn begannen nun neben Naturforschern und Balneologen endlich auch Touristen, die pittoresken ungarisch-kroatischen Küstenstriche mit ihrer interessanten Kulturgeschichte zwischen Orient und Okzident zu bereisen und Kulturreisen mittels Bahn und Schiff – nach dem Vorbild der jungen k. u. k. Erzherzöge – wurden absolut „in“. Genau in diese Zeit vor der Jahrhundertwende – wo längere Bade- und Erholungsreisen quasi ein Statussymbol wurden und man international begann, den Gesundheitsfaktor des Meeres zu erkennen – fällt die Entscheidung zum Bau des späteren „Grandhotels Erzherzog Josef“ an der damals sogenannten Österreichisch-Ungarischen Riviera.

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100 Der Blick von Grižane, dem Geburtsort von Julije Klović, zur Insel Krk.

101 Die Bauzeit dieser alten Fankopan-Festung wird vom 13.– 17. Jahrhundert angegeben. Die Burgruine Drivenik besitzt noch einen romanischen Verteidigungsturm.

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102 Schlossartiger Hotelentwurf von Arnold Lotz für das Grandhotel Erzherzog Josef.

Man beauftragte also gleich einen berühmten Ringstraßen-Architekten aus Wien mit der Planerstellung. Mit ein wenig Feingefühl für Architekturgeschichte kann man heute verstehen, warum Architekt Arnold Lotz (1851–1930) – ein außergewöhnlich fähiger Techniker – mit seinem Entwurf eines monumentalen schlossartigen Gebäudes, umringt von einem neubarocken Kolonnadenbau im Stile der Schönbrunner Gloriette (Abb. 102), nicht zum Zug kam. Dieser Baustil war zu dieser Zeit bereits mehr als veraltet und entsprach späthistoristischen Vorstellungen. Doch in Crikvenica wollten weder der Erzherzog noch die Bevölkerung ein verkleinertes Schönbrunn haben. Erzherzog Josef selbst wollte nämlich bei der Gestaltung und Konzeption an die modernen, palastartigen Hotels an der Französischen Riviera anschließen, da dieser neue Stil seinem Geschmack und seiner Persönlichkeit am meisten entsprach – nämlich klein, aber edel … Außerdem befriedigte der neue Architekturstil das Repräsentationsbedürfnis einer exklusiven vermögenden Klientel, die sich an aristokratischen Lebensformen orientierte. Noch dazu übertraf dieser neue, spezielle Hotel-Bautypus – den man „Palasthotel“ nannte – die Funktionen aller bisherigen Beherbergungsbetriebe weit und breit. Also suchte man weiter nach einem jungen, „modern“ gesinnten Architekten. Der nun anstehende Architektenwechsel fiel auch leicht, zumal hätte beim Lotz-Plan auch der unterirdische, 80 Meter lange und sehr kostspielige Tunnel, der das über dem Meer „schwebende“ Kurhotel mit den Seebadeanlagen verbinden sollte, zu gigantischer Verteuerung geführt. Doch am Geld lag es nicht so sehr, denn aufwendige Hotelschöpfungen waren damals Prestigeobjekte kapitalkräftiger Aktiengesellschaften. Selbst dem habsburgischen Bauherrn Erzherzog Josef, ein sehr gebildeter und zeitgenössisch orientierter Aristokrat, war der Entwurf von Lotz zu viel von „Schönbrunn und Gloriette“, und so suchte man nach einem Architekten, der es verstand, dass 96

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es hier nicht um einen echten Schlossbau ging, sondern um ein als Palast verkleidetes Hotel, das als glänzende Kulisse zur gesellschaftlichen Selbstdarstellung einer mondäner werdenden Gesellschaft dienen sollte. Und der bald gefundene neue junge Architekt mit dem einfachen Namen Josef Höfler verstand ganz genau, was das Baukonsortium wollte. Höfler war nämlich einer der besten Schüler von Architekt Theophil Hansen an der Wiener Akademie und er war – obwohl noch jung – bereits weit gereist und hatte viel von der Welt gesehen. Bis heute rätselt man aber, durch wen der junge Mann nach Crikvenica kam. In letzter Zeit vermehren sich aber Vermutungen, dass Höfler durch Südbahndirektor Schüler zu dem großen Auftrag kam, der wie Höfler in Mödling bei Wien wohnhaft war.

Anmerkungen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

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Winde, welche im Winterhalbjahr mit besonderer Stärke auftreten. Ludwig Steindorff, Kroatien: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2001, S. 24. Kronprinzenwerk: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (24 Bände), Wien 1886– 1902, S. 164, Foto: S. 160. Franz Hasper, Cirkvenica: Seebad und klimatischer Kurort, Budapest 1894, S. 8. Steindorff (Anm. 2), Plan S. 66. Hasper (Anm. 4), S. 49. Siehe Hasper (Anm. 4), S. 10. Siehe Enciklopédiája (Einleitung, Anm. 1), S. 72. Heute befindet sich in der Villa das Staatsarchiv (Državni arhiv u Rijeci). Adresse: Park Nikole Hosta 2, Rijeka. Für die wissenschaftliche Unterstützung bei der Forschung danke ich Mag. Boris Zakošek. Einen Auszug der 1891 erschienenen Broschüre von Frischauf über das geplante Seebad brachte die „Budapester Hygienische Zeitung“ am 22. Juni 1891 heraus. Gemeint ist das kroatische Ucka-Gebirge bei Abbazia, die berühmte Scheidewand zwischen Kontinental- und Mittelmeerklima. Siehe Hasper (Anm. 4), S. 15 f. Im engeren Sinne der große Meerbusen von Fiume. Alfons Schweiggert, Sisis Wohnwelten, München 2018, S. 152 ff. Johann Frischauf, Klimatischer Curort und Seebad Cirkvenica, Graz 1891. Frischauf, selbst Alpinist, publizierte 1888 in der Österr. Touristenzeitung zwei Artikel über den neuen Kurort. Der Ortsname kommt in der Literatur in verschiedenen Schreibweisen vor. Aufgrund vieler Okkupationen sind Städtenamen einmal italienisch, dann wieder kroatisch angegeben, z. B. Fiume/Rijeka oder Abbazia/Opatija. Das Gleiche gilt für den Namen von Erzherzog Josef, der in verschiedenen Varianten im Artikel erscheint. Frischauf (Anm. 15), S. 11. Désirée Vasko-Juhász, Die Südbahn, Wien 2018, S. 133–140. Kotor, ursprünglich Kod-tor, was die kroatische Übersetzung des lateinischen (römischen) ad turres ist.

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IV. Baugeschichte des Kvarner Palace

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nterschied sich bis ca. 1870 das Hotel als Nachfolger von Herberge und Gasthaus vorangegangener Jahrhunderte nicht wesentlich von größeren Wohn- oder Miethäusern, brachten dann im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg gesellschaftliche und wirtschaftliche Umstrukturierungen den neuen Hoteltypus „Palasthotel“ hervor, der die Funktion der bisherigen normalen Beherbergungsbetriebe weit übertraf. Genau in diese Zeit fällt auch die Gründung des von Erzherzog Josef ausdrücklich gewünschten neuen Bautypus für sein Hotel in Crikvenica – das heutige Kvarner Palace. In den Handbüchern der Architektur stellte damals ein Palasthotel den höchstrangigen Beherbergungsbetrieb dar, der sich durch luxuriösen Repräsentationsanspruch und besondere Einrichtungen, welche den Gästen die Tage angenehm zu verbringen halfen, auszeichnete. Wichtigstes Charakteristikum des Bautypus war u. a. eine große Auswahl von Gesellschafts- und Monumentalräumen. Die stilistisch-typologische Ausformung dieser neuen Hotelarchitektur fasste wieder einmal zuerst an der Französischen Riviera Fuß, wohin sich die internationale Aristokratie so gerne zurückzog. Der neue Bautypus setzte etwa 1870 ein, wobei er aber nur bis unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg andauerte. Diese nun von den Architekten konsequente Umsetzung des Schlossvorbildes hob nämlich die neuen „Palasthotels“ durch ihren ostentativen Prunk und ihre Luxusausstattung gewaltig vom zeitgleichen normalen Hotelbau ab. Doch nicht jedes damalige Grandhotel war automatisch auch ein Palasthotel, selbst wenn es der gehobenen Kategorie entsprach und sich architektonisch an Palastbauten anlehnte. Nein, ein echtes Palasthotel musste einen tatsächlichen Bezug zu einer adeligen Familie haben, wie eben das Kvarner Palace in der Person des Bauherrn Erzherzog Josef, dessen adelige Urgroßmutter schließlich Königin Maria Theresia war (siehe Stammbaum, Abb. 106). Wer also in einem Palasthotel residierte, wusste genau, dass er es hier mit einer sehr noblen und finanzstarken Klientel zu tun hat und selbst auch ebenso eingeschätzt wurde. Als Prototyp eines echten „Palasthotels“ soll hier das bereits 1862 von Heinrich Adam erbaute Ringstraßenpalais des Prinzen von Württemberg angeführt werden, das anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 von Ludwig Tischler gemeinsam mit Gangolf Kayser zum weltberühmten Hotel Imperial umgebaut wurde. Das heute prominente Haus für Österreichs Staatsbesuche war auch 1945– 1955 Sitz der sowjetischen Militärverwaltung. Hier lässt sich die Entstehung eines „Palasthotels“, das man später noch durch mehrfache Aufstockung (1928) des alten Palais vergrößerte, deutlich ablesen (Abb. 103). In Wien entstanden wegen der Weltausstellung mehr oder minder alle Ringstraßenhotels der Luxusklasse aus dem Palasttypus, wurde doch das Wort „Palast“ damals noch als Attribut mit 100

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103 Das Hotel Imperial von Ludwig Tischler und Gangolf Kayser in Wien (1873).

allen repräsentativen Bauaufgaben verbunden, also im Sinne von groß, prächtig, herrschaftlich etc.1 Höherrangige Luxushotels verfolgten selbst im Grundriss Prinzipien, die tatsächlich von Palastvorbildern übernommen wurden. Doch all diese Hotels waren keine „echten“ Palasthotels, sondern sie gehörten in die Kategorie der Grandhotels – also der „großen Hotels“ mit unendlich vielen Zimmern. Die Begeisterung für elegante, palastartige Grandhotels war aber darauf zurückzuführen, dass sich dem industriellen Großbürgertum des 19. Jahrhunderts in diesen repräsentativen Hotelpalästen eine neuartige Gelegenheit zur Selbstdarstellung bot. Vor allem die Nicht-Adeligen fanden hier eine Bühne, um ihr Bedürfnis nach internationaler Repräsentation und Kommunikation zu befriedigen. Genau in diesen Hotels der Luxusklasse vollzog sich ein langsamer, aber sicherer gesellschaftlicher Wandel. Obwohl zuerst nur die Aristokratie Zielgruppe der „echten“ Palasthotels war, gelang es aber den internationalen, mit Unternehmergeist geführten weltstädtischen Hotels, daneben einen eigenständigen, öffentlichen Mikrokosmos in ihrem Bereich mit den Grandhotels hervorzubringen. Wie klug das war, zeigt, dass die meisten Luxushotels bald allein von ihrer aristokratischen Klientel nicht mehr existieren konnten und viele Adelige traten bereits nach dem großen Börsenkrach von 1873 als Aktionäre von Hotelgesellschaften in Erscheinung. So vermischte sich immer mehr die einstige Grenze zwischen Palast- und Grandhotel. Eine prekäre Finanzsituation könnte auch der Grund dafür gewesen sein, warum das Kvarner Palace – um das Publikum nicht finanziell abzuschrecken – bald als Grandhotel Erzherzog Josef und dann sehr lange Zeit als Hotel Therapia Palace geführt wurde. Erst seit kurzer Zeit hat es wieder seinen ursprünglichen Namen, nämlich „Kvarner Palace“, erhalten.

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Bauherr: Erzherzog Josef Karl Ludwig von Österreich (1833–1905)

104 Erzherzog Josef von Österreich (1833–1905). Der Erbauer des Hotels Kvarner Palace.

Erzherzog Josef Karl Ludwig (Abb. 104) – aus der ungarischen Linie der Habsburger – war so wie viele österreichische Erzherzöge vom Virus des Gestaltens und Bauens infiziert und wurde ein engagierter Bauherr. Er teilte die Liebe zur Architektur mit Kronprinz Rudolf und Erzherzog Franz Ferdinand.2 Aber auch mit Erzherzog Maximilian, dem späteren Kaiser von Mexiko, der dort das Schloss umbaute. In Triest aber hinterließ Max das wunderbare Castello Miramare (Abb. 105), in dem er nur vier Jahre wohnte, bevor er 1867 in Mexiko erschossen wurde. Die Schlösser und Villen dieser Prinzen befinden sich in Österreich, Tschechien, Italien und mit dem Palasthotel von Erzherzog Josef auch in Kroatien. Ob Repräsentationswille oder Wunsch nach Selbstdarstellung, der agile Erzherzog Josef – bestens mit der Geschichte Kroatiens und Ungarns und ihren engen Verbindungen zu Österreich vertraut – verstand sehr gut den geäußerten Wunsch der Regierung, auch auf der ungarischen Seite des Kvarner ein ähnliches Ferienparadies wie Abbazia auf der österreichischen Seite des Quarnero zu schaffen. Für den Erzherzog, schon länger ein Fan und großer Mäzen von Crikvenica, war klar, dass das kleine Fischerdorf aufgrund seiner klimatischen und geologischen Verhältnisse für solch einen Winterkurort prädestiniert sei und gegenüber Abbazia große Vorteile hatte. So fehlte Abbazia ein für ein gutes Seebad unerlässlicher dünenartiger Strand, welcher das größte Plus von Crikvenica ist, das entlang der Küste über vorgelagerte Sandbänke verfügt. Zusätzlich ist es auch durch seine von den Bergen gut geschützte Lage nur wenig der Bora/Bura ausgesetzt. Dieser ablandige Wind rauscht ja gewaltig von den hohen Küstenbergen aufs Meer hinunter und löst neben riesigen Wellen auch Böen bis zu 250 Kilometer/Stunde aus. Das gefürchtete Wetterphänomen wird durch die großen Temperaturunterschiede zwischen dem kalten

105 Schloss Miramare bei Triest von Carl Junker (1860). Die Sommerresidenz von Erzherzog Maximilian und seiner Gattin Charlotte.

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Die ungarische Linie des Hauses Habsburg Josef * 1776 1. Alexandra Pawlowna 2. Hermine v. Anhalt 3. M. Dorothea v. Württemberg Hermine

Stefan Viktor

Elisabeth

Josef * 1833

1. Erzh. Ferdinand 2. Erzh. Karl Ferdinand

Klothilde v. Sachsen-Coburg

Alexander

M. Dorothea

Margareta

Josef * 1872

Philipp v. Orleans

Albert v. Thurn u. Taxis

Augusta v. Bayern

Josef Franz * 1895

Sophie

Ladislaus

Ladislaus

M. Henriette

Elisabeth

König Leopold II. v. Belgien

Klothilde

Magdalene

Anna v. Sachsen

106 Stammbaum der ungarischen Linie des Hauses Habsburg.

Nachkommen

Landesinneren und den wärmeren Küstenregionen verursacht. Der Sturm, der selbst Züge und Autobusse umwehen kann, dauert meist zwei Tage, wobei viele Verkehrsverbindungen immer wieder geschlossen werden müssen. Der Lebenslauf von Erzherzog Josef Karl Ludwig (1833–1905) beginnt in Preßburg. Er wurde als sechster Sohn des ehemaligen Erzherzog-Palatins3 Josef Anton (1776–1847) geboren. Josef entstammte der dritten Ehe des Palatins mit Maria Dorothea von Württemberg. Seine Großeltern waren der Habsburg-Kaiser Leopold II. (Sohn von Maria Theresia) und Maria Ludovica von Spanien-Bourbon des Familienzweiges Habsburg-Toskana. Seine Schwester Henriette war mit König Leopold II. von Belgien verheiratet. kt rechts

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107 Kaiser Leopold II. mit Familie im Garten des Palais Pitti in Florenz (Gemälde von Joseph Zoffany, 1776).

Einer der Lehrer von Josef war der national-liberale Benediktinermönch, Archäologe, Naturforscher und Historiker Flóris Rómer, der das wissenschaftliche Interesse des jungen Aristokraten weckte. Daneben erhielt Josef die übliche, am Kaiserhof für die habsburgischen Erzherzöge angeordnete Ausbildung, die ja alle für eine militärische Laufbahn vorgesehen waren. Mit 12 Jahren (1845) wurde er bereits Kadett im k. k. 12. „Palatinal-Husaren-Regiment“, dem Hausregiment der Palatine. Dieser im jüngsten Alter begonnene Militärdienst war eine Vorbildung für eine rasante Offizierskarriere. Mit 20 Jahren war Josef bereits Major. Die berühmte Historikerin Brigitte Hamann hat dankenswerterweise in ihrem biografischen Lexikon über die Habsburger auch einen Stammbaum (Abb. 106) über die ungarische Linie des Hauses Habsburg veröffentlicht.4 Die Linie stammt vom Sohn Maria Theresias, dem späteren Kaiser Leopold II. (Abb. 107) ab, dessen 1776 geborener Sohn Josef Anton 1795 erster Palatin von Ungarn wurde. Mit dessen Sohn Josef Karl Ludwig – dem Hotelerbauer in Crkvenica – beginnt bei Brigitte Hamann der ungarische Stammbaum, der dann über Josefs Sohn, Josef August, geb. 1872, zu dessen Sohn Josef Franz, geb. 1895, führt. In Hamanns Buch endet aber mit Josef Franz der ungarische Stammbaum der Habsburger, wobei er hier mit den aktuellen Nachkommen ergänzt wird: Auf Josef Franz folgt sein Sohn Michael (geb. 1942) und schlussendlich Michaels Sohn Eduard (geb. 1967).

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Die königlich ungarische Landwehr Honvéd Sowohl Erzherzog Josef als auch sein ältester Sohn Josef August (Abb. 108), der mit Augusta, einer Enkelin von Kaiser Franz Joseph, verheiratet war, zählen zu den unsterblichen Helden der königlich ungarischen Honvéd-Armee (1868–1918). Durch die besondere Honvéd-Adjustierungsvorschrift wurde aufgrund der Kleidung sofort der Dienstrang des Trägers angezeigt. So gehörte die weiße Pelzattila – wie sie Josef August am Foto zeigt – zur Gala-Adjustierung eines Generals in ungarischer Uniform. Der Vater von Josef August, Erzherzog Josef Karl (Abb. 104) wurde zum größten Förderer der ungarischen Landwehr mit ihren, bei den Damen beliebten, „Tschakos“ und er wurde ihr am längsten dienender Oberbefehlshaber (1869–1905). Der ungarische Historiker Győrgy Ságvári5 vom Museum für Militärgeschichte in Budapest erklärt in seinem großartigen Buch, wie die Honvéd als Folge des österreichisch-ungarischen Ausgleichs entstand und wie sich seit 1868 das k. u. k. Militär der Donaumonarchie dann in drei Teile aufteilte. Neben der gemeinsamen k. u. k. Armee gab es dann zwei voneinander getrennte Landwehren, nämlich die österreichische und die ungarische, auch „Honvéd“ genannt. Die königlich ungarische Landwehr entwickelte sich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 zu einer in fast allen Waffengattungen detailgetreuen magyarischen Version der gemeinsamen Armee. Diese kleine, aber mutige Armee kämpfte „für König und Vaterland“ mit den Österreichern gemeinsam bis zum Zusammenbruch der Doppelmonarchie 1918. Bereits 1860 wurde Josef Generalmajor und 1866 wegen seiner Tapferkeit und Organisationsfähigkeit am böhmischen Kriegsschauplatz zum Feldmarschallleutnant befördert. Nach dem Zusammenschluss mit Österreich wurde er schließlich 1869 Oberbefehlshaber der berühmten ungarischen Honvéd-Armee und schließlich 1874 General der Kavallerie.6 Zu Beginn seiner Militärkarriere war der wissbegierige Josef von 1859 bis 1864 mit seiner Brigade in den Garnisonen Italiens stationiert, wo er in Padua seine medizinischen Studien mit dem Doktorat beendete. Nach einem Kurzaufenthalt in Linz nahm er 1866 mit dem 4. Armeekorps am Krieg Böhmens gegen Preußen teil und wurde in der für die Habsburger vernichtenden Schlacht bei Königgrätz verwundet. Bereits 1868 ernannte der Kaiser den 35-jährigen Josef zum Oberbefehlshaber der königlich ungarischen Landwehr – eine Funktion, die er bis zu seinem Lebensende 1905 ausübte. Hochdekoriert – 1873 erhielt er das Großkreuz des Stephans-Ordens – zog er sich auf sein Familiengut Alcsút im Komitat Fehér/Weißenburg südwestlich von Budapest zurück. Nach dem Tod seines Vaters, des Palatins Josef Anton, erbte 1847 zunächst sein älterer Bruder Stephan als letzter Palatin Ungarns dieses Familiengut. Nach dessen Tod 1867 trat nun Josef das Familienerbe an (Abb. 109 + 110 + 111). Bereits seit 1864 war Josef mit der schönen Prinzessin Klothilde (Abb. 112) von Sachsen-Coburg-Gotha (1846–1927) verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Söhne und vier Töchter namens Maria Dorothea, Margarethe, Elisabeth und Klothilde (Abb. 113).

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108 Generalmajor Josef August in Gala-Uniform der Honvéd mit weißer Pelzattila (1910).

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109 Das erzherzogliche Familiengut Alcsút im Komitat Fehér.

110 Festliche Tafel im Speisesalon von Alcsút, rechts Erzherzog Josef. 106

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111 Das, bis auf die eine Wand mit der Vorhalle, zerstörte Familienpalais in Alcsút nach den schrecklichen Kriegswirren und der Titozeit. 112 Erzherzog Josef mit seiner 1864 angetrauten Gattin Prinzessin Klothilde von Sachsen-Coburg und Gotha. 113 Die erzherzogliche Familie. Links die Mutter mit drei Töchtern, in der Mitte Sohn Josef mit Gattin Augusta von Bayern und dem Enkelsohn des Erzherzogs, der rechts davon sitzt.

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114 „Liebling der Familie“. Die älteste Tochter Maria Dorothea auf der erzherzoglichen Familienyacht „Deli“.

115 Ein Küstenabschnitt an der ungarischen Riviera (Gemälde von Leontine von Littrow vor 1900).

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Sein Nachfolger und Erbe wurde nach dem frühen Tod seines verunglückten Sohnes Ladislaus sein militärisch hochbegabter Sohn Erzherzog Josef August, der die Karriere seines Vaters in der Honvéd-Armee fortsetzte und als einer der beliebtesten Feldherren der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg galt. Neben seiner militärischen Laufbahn eröffneten sich Josef August (1872– 1962) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Thronbesteigung von Karl I., dem Nachfolger (1916–1918) von Kaiser Franz Joseph, auch politische Optionen. Am 27. Oktober 1918 erhielt er nämlich von Kaiser Karl den Titel eines „Homo regius“, was damals der Ernennung zum Statthalter des Königreichs Ungarn gleichkam. Der große Liebling von Erzherzog Josef und der Familie war aber die künstlerisch überaus begabte Tochter Maria Dorothea, die den gleichen Namen wie ihre Großmutter mütterlicherseits trug und Philipp von Orleans ehelichte. Das sehr aufgeweckte und sportliche Mädchen (Abb. 114) erhielt in Alcsút gar ein eigenes Atelier, wo sie nicht nur malen, sondern auch ihrem zweiten Talent – dem Klavierspiel – nachgehen konnte. Eine ihrer prominenten Lehrerinnen war die Malerin Leontine (Leo) von Littrow, die während ihrer Ausstellungen in Fiume oft Gast in der Villa des Erzherzogspaars war. Leo von Littrows stimmungsvolle expressive Meeresansichten mit den karstigen Felsen im Hintergrund sind nach wie vor bei Auktionen ein Hit. Denn keiner konnte so wie sie die Faszination der ungarischen Küsten- und Karstlandschaft besser einfangen und zugleich den Wellenschlag mit dem Pinsel hörbar machen7 (Abb. 115). Mitten im Bautrubel seines Hotels beging Erzherzog Josef 1893 sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Honvéd-Oberbefehlshaber mit großen Feiern. Damals stand er sehr im Baustress mit seinem Hotel, das noch dazu in einen Bankenskandal verwickelt war. Aufgrund seiner vielseitigen Tätigkeiten zählten Josef und seine Familie zur ungarischen Elite. Seine bewusste Distanz zum innenpolitischen Geschehen bewahrte ihm ein unantastbares – auch in der Hocharistokratie – gesellschaftliches Ansehen, wodurch dann auch letzten Endes sein 1895 eröffnetes Palasthotel ein großer Erfolg wurde. Erzherzog Josef ist allerdings nicht nur als großer Militarist in die Geschichte eingegangen, vielmehr war er ein Förderer wissenschaftlicher und künstlerischer Tätigkeiten. Josef war aber auch in den Natur- und Sozialwissenschaften gleicherweise bewandert und gab mehrere Werke über die Flora seines Alcsúter Mustergutes (Komitat) Féher heraus. Ebenso ist ihm zu verdanken, dass in Fortführung der von seinem Vater, dem Palatin, begonnenen Arbeiten in Budapest die Margareteninsel zu einem öffentlichen Park und Erholungsgebiet ausgebaut wurde, wo es auch eine Familienvilla gab. Josef erbte diese Insel und ließ sie gärtnerisch von seinem in England geschulten Alcsúter Hauptgärtner Vilmos Jámbor entwickeln. Er gestaltete sie aber im Gegensatz zu seinem Vater nicht als Stätte stiller Zurückgezogenheit, sondern im Geist moderner kapitalistischer Unternehmerlust als einen öffentlichen Vergnügungsort.8 Sein besonderes Interesse als Wissenschaftler galt aber den damals noch „Zigeuner“ genannten Volksgruppen der Roma und Sinti, deren Sprache er lernte. Im Jahr 1888 erschien von ihm eine eigene „Zigeuner-Grammatik“ und so machte er sich auch als Forscher der „ZigeunerSprache“ einen Namen und erhielt durch seine Werke über ihre Ethnografie und ihre Grammatik – er führte sie auf das Sanskrit zurück – große, internationale wissenschaftliche Anerkennung. kt rechts

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116 Hochzeit eines Rom-Paares in der Kirche von Alcsút. Rechts beim Eingang Erzherzog Josef.

117 Eduard Habsburg-Lothringen. Der Ururenkel von Erzherzog Josef ist seit 2015 ungarischer Botschafter im Vatikan.

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Er ließ seinen Worten auch immer Taten folgen und bemühte sich um die Ansiedlung der Roma auf seinen Gütern, vor allem versuchte er immer wieder, ihre Lebenssituation zu verbessern (Abb. 116). Dies war jedoch nicht so einfach, wie Eduard Habsburg-Lothringen anhand einer alten Anekdote erzählt: „Eines Tages beschloss Josef, dass die Roma, welche jedes Jahr in seinem Gut in Bánkut (heutiges Rumänien) kampierten, es dieses Jahr besser haben sollten. Er baute ihnen ein schönes Haus, und als der Clan mit seinen Wagen anrollte, erklärte er ihnen, dieses Jahr sollten sie nicht in ihren Wagen wohnen, sondern in dem schönen Haus hier. Die Roma-Anführer blickten auf das Haus, dann auf ihren wohlmeinenden Freund, dann nickten sie. Sie würden im Haus wohnen! Also zerlegten sie ihre Wagen, trugen die Einzelteile ins Haus und bauten sie dort wieder zusammen. Und wohnten natürlich in den Wagen – im Haus.“ Doch diese Aktion der Roma war keine Starrsinnigkeit, sie hielten einfach nur an ihren alten Traditionen fest, erklärt der Philosoph Eduard Habsburg-Lothringen, Ururenkel von Erzherzog Josef und Urururenkel von Kaiser Franz Joseph und Sisi, der seit 2015 ungarischer Botschafter im Vatikan ist9 (Abb. 117). Die ungewöhnliche Freundschaft des Generalmajors mit den Roma, die bis zu seinem Tode dauerte, begann bereits 1866 während des großen Deutschen Krieges gegen die Preußen. Eine weitere Anekdote, so berichtet Eduard Habsburg, der durch seine Fernsehsendung („Wo Grafen schlafen“) berühmt wurde, handelt von einer Nacht vor einer Schlacht kurz vor Königgrätz: „Ein ungarischer Soldat (und Rom) bestand mitten in der Nacht darauf, dem Generalmajor etwas zu zeikt links

gen. ‚Was soll ich mir anschauen?‘ Darauf der Rom: ‚Warten sie noch, erst muss die Wolke vom Mond wegziehen.‘ Plötzlich sah der Erzherzog, dass der Nachthimmel über dem Wald voller Vögel war. ‚Ich dachte mir Vögel schlafen in der Nacht und wenn sie nicht schlafen, bedeutet das großen Ärger‘ so der Soldat. Da begriff der Generalmajor, dass die Preußen bei Nacht ganz nahe durch den Wald an ihr Lager herangekommen waren, verlegte seine Einheit und rettete so das Leben seiner Soldaten.“ Große Freude bereiten auch vielen Lesern andere Roma-Erzählungen.10 Der Einsatz des Erzherzogs für die „Cigány“ war gewaltig. So reiste er mit ihren Wagen mit, um sie besser zu verstehen, und schrieb danach das erste Lexikon der Romani-Dialekte „Fundamentum linguae Zingaricae“, das 1888 in Ungarisch und 1902 in Deutsch herauskam. Josef versuchte gar eine dauernde Roma-Siedlung neben seinem Schloss in Alcsút anzulegen, denn er wollte sie in die Gesellschaft eingliedern, aber die „Sesshaftmachung“ funktionierte nicht. Im Endeffekt zelteten sie auf seinen Gründen, bis sie weiterzogen, was er ihnen gerne gestattete. Die Vorbildwirkung von „Jozsef Föherceg“, der sich so für die Roma einsetzte, brachte in Ungarn viele Projekte hervor, die den Respekt gegenüber der Volksgruppe förderten. Neben der Politik setzt sich vor allem die griechisch-katholische Kirche im Osten Ungarns für die Roma und Sinti ein. Der vielseitig begabte und gelehrte Erzherzog Josef wurde 1888 Ehrenmitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften sowie 1896 Ehrendoktor der Budapester Universität und 1897 auch Ehrendoktor der Ferenc-József-Universität im rumänischen Kolozsvár (Klausenburg). Josef war Ritter des Goldenen Vlies und erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der beliebte Erzherzog aufgrund des heilsamen Klimas an der Adria, meist im Therapiezentrum seines Hotels Kvarner Palace, das dort 1901 vom berühmten ungarischen Kurarzt Dr. Heinrich Ebers aufgebaut worden war. Daneben bewohnte er in Fiume die von ihm gebaute „Villa Giuseppe“ (Abb. 93) mit dem herrlichen Garten neben dem Gouverneursplast. Dort starb Erzherzog Josef am 13. Juni 1905 unmittelbar nach seinem 72. Geburtstag. Sein Leichnam wurde in der Gruft der ungarischen Palatine, die sein Vater in der Ofener Burg erbauen ließ, beigesetzt.

Das Kronprinzenwerk von Erzherzog Rudolf Angeregt durch seine unzähligen Reisen in Begleitung seines Lehrers Carl Menger und Freunden, die er ständig seit seinem zwanzigsten Lebensjahr unternahm, reifte in Kronprinz Rudolf der Entschluss zu einem ethnografischen Werk über die bevorstehende Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie, ungarisch Osztrá-Magyar Monarchia, informell auch k. u. k. Doppelmonarchie genannt, war eine Realunion in der letzten Phase des Habsburgerreichs in Mittel- und Südosteuropa im Zeitraum von 1867 bis 1918. Es war der Sohn von Kaiser Friedrich III., nämlich Kaiser Maximilian (1459–1519), der durch die von ihm arrangierte Hochzeit seines Enkels Ferdinand (später Kaiser Ferdinand I.) mit der ungarischen Königstochter Anna die österreichisch-ungarische Linie des Habsburgerreichs begründete. Bald wurde Ferdinand zum ungarischen König gekrönt, doch der Preis für das ungarische Erbe war sehr hoch. Die Habsburger mussten seither in einem jahrhundertelangen Abwehrkampf gemeinkt rechts

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118 „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“. Schlusswort zum Kronprinzenwerk von Erzherzog Rudolf.

sam mit den Ungarn gegen die Türken kämpfen, den sie im eigenen, aber auch im Interesse Europas zu führen gezwungen waren. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie stand also bereits seit der Zeit Maximilians im 15. Jahrhundert im Raum. (Abb. 32) 112

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Kronprinz Rudolf, der sich intensiv mit der Geschichte des Vielvölkerstaates beschäftigte, suchte im März 1884 bei Kaiser Franz Joseph um die Genehmigung zur Herausgabe der Enzyklopädie „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ an (Abb. 118). Doch schon lange vorher recherchierte der durch seine Ausbildung bürgerlich-liberal geprägte Prinz, der die aristokratischen Lebensformen verachtete, unermüdlich mit seinem gleichgesinnten Freund Erzherzog Johann Salvator an Vorstudien für das Konzept des überaus gewaltigen Werkes. Nachdem der Kaiser, der dem Werk skeptisch gegenüberstand, schließlich doch seine Zustimmung gab, wurden sowohl in Wien als auch in Budapest Arbeitsräume eingerichtet. Vom „Kronprinzenwerk“ gibt es eine deutsche und eine ungarische Ausgabe, beide umfassen je 24 Bände mit 587 Artikeln und etwa viereinhalbtausend Abbildungen bzw. Zeichnungen. Durch Rudolfs liberale Sympathien kam es auch zu einer engen Freundschaft mit dem Journalisten Moritz Szeps (1835–1902), dem Vater von Berta Zuckerkandl-Szeps, der 1867 das „Neue Wiener Tagblatt“ gründete, eine der damals meistgelesenen Zeitungen Wiens.11 Szeps, ein antiklerikaler und progressiver Redakteur, der offen gegen den aufkeimenden Antisemitismus auftrat, kam oft in Konflikt mit der Regierung. Doch Szeps erkannte früh die journalistische Begabung des Kronprinzen, dessen Anschauungen immer mehr in krassem Gegensatz zur Politik des Hofes standen, und druckte dessen Artikel in seiner Zeitung anonym ab. Szeps war Mitbegründer des Wiener Journalistenvereins „Concordia“ und stand bis zu Rudolfs schrecklichem Tod 1889 im ständigen Briefverkehr mit dem Kronprinzen. Während die deutschsprachige Redaktion des Werkes in Wien von Josef von Weilen geführt wurde, leitete die ungarische in Budapest der berühmte Schriftsteller Mór Jókai von der ungarischen Akademie der Wissenschaften. Aus Anlass des Erscheinens des ersten Bandes 1885 stellte Kaiser Franz Joseph, noch immer skeptisch, Jókai folgende Frage: „Hat denn wirklich mein Sohn diesen einleitenden Artikel selbst geschrieben?“12 Weder Johann Salvator noch Kronprinz Rudolf erlebten die Veröffentlichung ihres riesigen Nachschlagewerkes im Jahr 1902. Der vielfach begabte Erzherzog Johann Salvator ließ sich nämlich vom Kaiser seines Militärkommandos entheben und nahm 1889 den bürgerlichen Namen Johann Orth (nach seinem Gmundner Schloss) an. Unglaublich, aber wahr: Johann erklärte auch seinen Austritt aus der Familie Habsburg, verzichtete auf seine Apanage und durfte schließlich Österreich-Ungarn nicht mehr betreten. Er kaufte sich einen Frachtdampfer und segelte gemeinsam mit 24 Mann und seiner Geliebten Richtung La Plata in Argentinien. Vermutlich ist sein Schiff 1890 – ein Jahr nach dem schrecklichen Tod von Rudolf – beim Kap Hoorn gesunken. Zu den wichtigen Redakteuren des Kronprinzenwerks zählte auch der überaus gebildete ungarische Erzherzog Josef Karl Ludwig, der Erbauer des Hotels, womit die große Kenntnis über den frühen Seebadeort Crikvenica in diesem Buch13 erklärt ist. Zwischen Rudolf und Erzherzog Josef gab es ja auch ganz enge Familienbande: Denn die Mutter von Rudolfs Frau Kronprinzessin Stephanie – die belgische Königin Maria Henriette – war nämlich eine echte Habsburgerin. Sie war eine Tochter von Erzherzog Josef Anton (1776–1847), dem Vater von Erzherzog Josef, der Jahrzehnte hindurch unter Franz I. und Ferdinand I. den österreichischen Kaiser als Palatin in Ungarn vertreten hat. Erzherzog Josef entstammte der dritten Ehe des ungarischen Palatins mit Herzogin Maria Dorothea von Württemberg und war somit der Onkel von Kronprinzessin Stephanie, kt rechts

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119 Das Kronprinzenpaar Rudolf und Stephanie mit ihren Eltern, Kaiserin Elisabeth links im Vordergrund (1881).

die ständig am Werk ihres Mannes mitarbeitete. Nebenbei bemerkt war Stephanie gut in Wien vernetzt, denn ihre ältere Schwester Louise war seit 1875 mit Philipp Fürst von Coburg, einem Verwandten von Rudolf, verheiratet. 114

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Es war auch die mutige Stephanie, die nach ihrer unglücklichen Ehe und dem fürchterlichen Tod ihres Mannes in Mayerling am 30. Jänner 1889 schließlich das Ruder des Kronprinzenwerkes übernahm und das Werk im Sinne ihres Gatten 1902 – nach 18 Jahren – fertigstellte. Im offiziellen Schlusswort des Buches wurde das so beschrieben: „Auf Anregung und unter Mitwirkung weiland Seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen Erzherzog Rudolf begonnen, fortgesetzt und zu Ende geführt unter dem Protektorate der Frau Gräfin Stephanie Lonyay, geborene Prinzessin von Belgien, Herzogin von Sachsen-Coburg.“ Das große Werk wurde 1902 – drei Jahre nach Rudolfs Tod – beendet und beinhaltete einundzwanzig starke Bände, darunter drei Doppelbände, über die Österreichisch-Ungarische Monarchie – ihre Geografie, Archäologie, geschichtliche Vergangenheit, staatliche Gestaltung, Verfassung, ihr Volksleben, ihre geistigen Bestrebungen in Wissenschaft, Dichtung, künstlerischem und architektonischem Schaffen sowie in landwirtschaftlicher und industrieller Tätigkeit. Mit dem riesigen Werk, wobei neben prominenten Autoren wie etwa dem verschollenen Erzherzog Johann Salvator die besten Wissenschaftler und Gelehrten sowie Zeichner der Monarchie die Redaktion besorgten, wollte der Kronprinz die ehemaligen k. u. k. Staaten in der Überzeugung stärken, dass viele gemeinsame Interessen sie verbinden. Rudolf vertritt darin die Meinung, dass die österreichische Monarchie Völker um sich geschart hat, die allein zu schwach wären, um unabhängig zu überleben. Er sah die Habsburgermonarchie quasi als Schicksalsgemeinschaft. Einige dieser ehemaligen k. k. Balkanländer schlossen sich ja dann 1993 – 100 Jahre später – wieder einer großen Gemeinschaft an, nämlich der Europäischen Union. In diesem vom Kaiser nicht besonders goutierten vielbändigen Werk seines wissenschaftlich tätigen Sohnes trifft man auch auf ein Kapitel namens „Das croatische Küstenland“. Darin wird 1902 – also sieben Jahre nach Eröffnung (1895) des Kvarner Palace – die Entstehungsgeschichte des Seebades Crikvenica folgenderweise dargestellt14: „Crikvernica zählt 1800 Einwohner und liegt an der Mündung der Vinodolka ins Meer. Durch den schmucken Ort führt die Hauptstraße von Zengg und Novie über Portorè nach Fiume; sie folgt wahrscheinlich den Spuren der alten Römerstraße. Der Ort liegt langgestreckt zu beiden Seiten dieser Straße, an der neu angelegten Strandpromenade ist noch eine ansehnliche Häuserfront entstanden. Das Hochplateau von Lic bricht oberhalb Crikvenica ab und schließt als eine hohe, fast senkrechte Felswand den Hintergrund dieser sanften Hügellandschaft. Diese von Ost nach West ziehende Wand wehrt dem stürmischen Nordost den Zutritt, so daß Crikvenica und das benachbarte Selce einen weitaus milderen Winter haben, als alle anderen Ortschaften des croatischen Küstenlandes. Durch die großartige Munificenz des Erzherzogs Josef und der croatischen Landesregierung ist hier sehr viel geschehen. Das flache Verlaufen des Ufers ins Meer, der feine sandige Grund sind die Vorzüge dieses Seebades, welches leider das Unglück hatte, zum Gegenstand übertriebener und nicht einwandfreier Speculationen gemacht zu werden, so daß die guten Absichten seiner hohen Gönner nur zum Theile verwirklicht werden konnten. Vollkommen durchgeführt ist die edle Stiftung des Erzherzog Josef, das im Jahre 1898 gegründete ‚Ladislaus Kinderasyl‘, wo namentlich arme scrophulöse Kinder gepflegt werden, denen die lauen Seebäder sehr wohl thun sollen. Diese menschenfreundliche Anstalt, die der hochsinnige, edle und leutselige Erzherzog zur Erinnerung an seinen verunglückten hoffnungsvollen Sohn15 begründete, ist in dem einstigen Paulinerkloster untergebracht, das im Jahre 1412 von Nikolaus Frankopan begründet wurde. Die Klosterkirche ist noch heute als Pfarrkirche stark besucht, hat aber durch Umbauten ihren ursprünglichen Charakter ganz eingebüßt.“16 kt rechts

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120 Zunächst Kastell, dann Paulinerkloster, später Kinderasyl. Immer höher und höher wurde das alte Frankopan-Schloss von Crikvenica, bis es die Kirche nahezu verdeckte.

Der Frankopane Nikola IV. galt als mächtigster Edelmann im kroatischen Königreich. Er ließ neben dem ursprünglichen Kloster (Abb. 85) in Crikvenica auch daneben die alte MariaHimmelfahrt-Kirche (1412) renovieren. Das Renaissancebild der Muttergottes mit Kind in der Mitte des Barockaltars stammt vermutlich aus der Werkstatt von Paolo Venezia (Abb. 120 + 121). Neben dem ehemaligen Kloster findet sich auch neben dem Gartentor eine steinerne Gedenkinschrift zu Ehren von Erzherzog Josef, der dann später das Kloster sanierte.

Feierliche Grundsteinlegung des Kvarner Palace 1891 Endlich gelang es dem Erzherzog im Jahr 1891 mit einem Bau-Konsortium, dem hervorragende Budapester Firmen angehörten, dem Wunsch nachzukommen, in Crikvenica ein balneologisches Zentrum zu errichten. Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts geplanten Balneozentren entstammten der Österreich-Ungarischen Monarchie und ihre Entwicklung war neben politischen Faktoren vom Kapital, das in Aktiengesellschaften in Wien und Budapest konzentriert war, beeinflusst. Ungarn erhielt ja den einzigen Ausgang zur Adria über die Stadt Fiume/Rijeka und dehnte schließlich den Küstenstreifen bis Karlobag aus. Demnach stand dem Vorhaben des ungarischen Konsortiums, in Crikvenica ein Kurzentrum zu erbauen, nichts mehr im Wege, nachdem sich dies auch die Bezirks- und Kreisregierung sowie die einheimische Bevölkerung sehnlichst wünschte. Fiume hatte ja vom Tourismus in Abbazia keinerlei Nutzen und wollte nun endlich auch eigene Einkünfte erwirtschaften.

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121 Über dem Barockaltar der Kirche das verehrte Renaissancebild „Maria mit dem Kind“.

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Zentrale Bekanntmachung König-

Datum der

Wörtlicher

Standort und

Führungskräfte und

liches

Eintragung,

Name der

Filialen

die Abwicklung,

Gericht

Aktuelle-und

Gesellschaft

Rechtsverhältnis

Archivnum-

Notizen

mer

Führungskräfte der

Vornummer der

Gesellschaft

Gesellschaft Budapest 9 März 1894

Baugesellschaft

Standort

Die Gesellschaft

Allgemeine Partnerschaft.

165

Stadt

N 18721

des Seebades

Budapest

wird gemeinsam

Gestartet: Juli 24, 1893.

1894

und

3332/1

und Klimati-

gezeichnet

Assoziierte Mitglieder: Josef

Land-

schen Curortes

Holub, Anizet Mautz, Josef

gericht

Cirkvenica der

Höfler, Josef A. Topits, Ernö N.

Josef Holub und

Barany, Charles Strobentz und

Consorten

Gyula Maklary, Unternehmerin, Eigentümerin der Industriegeschäfte, wohnhaft in Budapest. Josef Holub, Anizet Mautz und Josef Höfler sind berechtigt die Gesellschaft zu vertreten in der Weise, dass zwei von ihnen ihre Namen in Großbuchstaben unter der vorgedruckten oder vorgeschriebenen Adresse mit Stempel der Gesellschaft schreiben.

122 Die Gründungsurkunde der Firma Holub zum Bau des Hotels (1894).

118

Die äußerst schwierigen Bauverhandlungen kamen aber erst 1894 zum Abschluss, wie die hier übersetzte zentrale Bekanntmachung vom 9. März bestätigt (Abb. 122). Darin wird auch auf das Rechtsverhältnis der Baufirma hingewiesen: Darin heißt es u. a.: „Josef Holub, Anizet Mautz und Josef Höfler sind berechtigt, die Gesellschaft zu vertreten in der Weise, dass zwei von ihnen ihre Namen in Großbuchstaben unter dem vorgedruckten oder vorgeschriebenen Adresse-Stempel der Gesellschaft schreiben.“17 Daraus geht klar hervor, dass der österreichische Architekt Josef Höfler, indem er berechtigt war, die Gesellschaft offiziell zu vertreten, in gehobener Position beim Bau tätig war. Auch einem Werbeinserat für das neue Kurhotel vom 25. Oktober 1894 in der Budapester Zeitung „Pesti Naplo“ konnte man entnehmen, dass der bisher unbekannte Name des Hotelarchitekten Josef Höfler war, der mit der „Baugesellschaft Holub Jozsef und Partner“ zusammenarbeitete. kt links

123 Moderne Kaimauer aus Beton im Hafen von Crikvenica.

Ohne die tatkräftige Unterstützung der kroatischen Landesregierung und des rührigen Verschönerungsvereins hätte aber Crikvenica nie den Rang eines internationalen Seebadeortes erreicht. Die allererste und sehr wichtige Baumaßnahme der Regierung war, den Strand vom großen Hafen bis zur kleinen „Schwarzen Hotel-Mole“ zu regulieren und später mit einer von Balustern bekrönten Kaimauer (Abb. 123) zu versehen. Dadurch konnte nun das abgetrennte Strandgebiet mit einer schönen Esplanade verbunden werden, die durch eine Baumallee begrenzt wurde. Umgehend baute man auch eine große Wasserleitung, die den geplanten Kuranlagen vorzügliches Wasser aus dem Quellgebiet des Vinodol zuführen sollte.18 Da der ungarische Gourverneur Lajos Batthyány Küstenhäfen als wichtig erachtete, begann das maritime Gubernium zuerst mit dem Bau eines Piers vor dem neuen Hotel. Dieser sogenannte „Schwarze Molo“ unterhalb des geplanten Palasthotels war als Schiffsanlegestelle für kleinere Dampfer, die zuerst das Baumaterial und später dann Touristen zum Hotel bringen sollten, kt rechts

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vorgesehen, während die großen Liniendampfer am großen Pier im Hafen anlegten. Inzwischen verfügte der Ort selbst bereits über alle wichtigen Ämter und Behörden und ständig wurden weiterführende interessante Pläne geschmiedet. So dachte die Hotel-Gesellschaft gar daran, eine Eisenbahn – entweder mit animalischem oder elektrischem Antrieb – hinauf in die kühle Waldregion des Gebirges zu führen, wo man eine Meierei und eine Restaurationshalle errichten wollte. Kein abwegiger Plan, denn zur Grundausstattung der großen Grandhotels der Jahrhundertwende gehörten eigene Ausflugsplätze, welche die Hotelgesellschaften für ihre Klientel gleich mitbauten und die vom Hotel betreut wurden. So etwa war in Abbazia auch eine Seilbahn auf den 1.401 Meter hohen Monte Maggiore (Ucka) geplant, wobei der Österreichische Touristen Club bereits 1886 das Schutzhaus „Kronprinzessin Stephanie“ auf 927 Meter errichtete, ohne dass die Seilbahn je gebaut wurde.19 Auch das Südbahnhotel am Semmering erbaute schon um 1885 eine eigene Meierei nahe dem Hotel und errichtete dann 1926 auf diesem Gelände einen Golfplatz, der heute noch in seiner Ursubstanz besteht und der älteste Golfplatz Österreichs ist.20 Endlich erfolgte am 2. Juli 1891 im Rahmen eines großen Festaktes mit vielen prominenten Persönlichkeiten die Grundsteinlegung für das große Hotel des neuen Kurortes. Wie die Presse von Rijeka berichtete,21 reisten die Festgäste von Erzherzog Josef begleitet – darunter der kroatische Ban Khuen Hedervary, der Minister für Kroatien Josipovic und der Gouverneur von Rijeka August Zichy – per Dampfschiff an. Mit weiteren Schiffen kamen viele weitere hochgestellte Personen des Umkreises in die mit Fahnen geschmückte Stadt Crikvenica. Bürgermeister Potocnjak und der Priester Car hielten Reden, auf die der Erzherzog kroatisch antwortete. Dann schlugen Seine Hoheit und die hohen Herren dreimal mit dem Hammer auf den Grundstein, womit der Akt beendet war. Mitgeteilt wurde noch, dass die Bauarbeiten für das Hotel und die Villen sogleich beginnen, wobei der Erzherzog drei Villen bauen wird, nämlich eine für sich und zwei für die Hofdamen seines Hauses, die Gräfinnen Tastecs und Ferenczy. Wie in allen großen Seebädern üblich, wurden also auch rund um das Kvarner Palace sehr begehrte Villengrundstücke angeboten. Davon sollten drei weitere Gebäude für die Behandlung von Soldaten, gebrechlichen Kindern und Feuerwehrmännern gebaut werden. Unmittelbar danach reiste der Architekt Uhlrich aus Wien nach Crikvenica, der das Projekt für die 12 Villen erstellen sollte.22 Am Morgen nach der Feier kam es zu einem üblichen kleinen politischen Zwischenspiel, weil zwei Ärzte dagegen protestierten, dass neben der kroatischen auch eine ungarische Flagge am Hafen geweht hatte. Der Bürgermeister ließ sie verhaften. Erzherzog Josef aber war ständig bemüht, die Beziehungen zwischen den Ungarn und Kroaten weiter zu stärken. Die Gemeindeverwaltung schätzte den Erzherzog sehr und dankte ihm für alles, was er für Crikvenica getan hat, vor allem für den Kauf des alten Paulinerklosters um 1897, wo er in dem alten Kastell ein Sanatorium für skrofulöse Findelkinder errichtete, nachdem er für die Offiziere, die bisher hier behandelt wurden, in einer Dependance seines Hotels ein Sanatorium eingerichtet hatte. Auch die Krise des städtischen Badeortunternehmens, das sich 1897 gewaltig verschuldet hatte, löste ebenfalls später der Erzherzog – und vieles mehr. Deshalb reiste eine Deputation von Crikvenica nach Alcsút, wo der Erzherzog auf seinem Landgut die Winter verbrachte, um die Bitte vorzutragen, doch dem Hotel den Namen „Hotel Erzherzog Josef“ zu geben. Gleich nach der Grundsteinlegung entwickelte sich Crikvenica zu einem beliebten Ausflugsort für die Bürger aus Fiume und Umgebung. Die Schiffe der Ungaro-Croata, begleitet von 120

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Blasmusikkapellen, waren ständig voll. Schon im Herbst 1891 verbrachten 196 Gäste – eine immens hohe Zahl – ihren Sommerurlaub in Crikvenica.

Der Bauskandal 1892 Endlich waren nun in Crikvenica alle Vorbereitungen und Weichen für den Baubeginn des Hotels gestellt, aber gerade in dem Moment dürfte es zu einem lang geheim gehaltenen Skandal gekommen sein. Den wichtigsten Hinweis auf diesen tatsächlich stattgefundenen Bauskandal findet man gut recherchiert im „Kronprinzenwerk“.23 Darin kann man lesen: „Das flache Verlaufen des Ufers ins Meer, der feine sandige Grund sind die Vorzüge dieses Seebades, welches leider das Unglück hatte, zum Gegenstand übertriebener und nicht einwandfreier Speculationen gemacht zu werden, so daß die guten Absichten seiner hohen Gönner nur zum Theile verwirklicht werden konnten.“ Worin bestanden nun die „Spekulationen“, welche die guten Absichten der hohen Gönner torpedierten? Die Öffentlichkeit rätselte lange, was dahinterstand. Erst Jahre später kam durch eine offizielle Zeitungsmeldung vom 18. Mai 1898 heraus, dass das Konsortium durch den Konkurs der „Selbsthilfegenossenschaft Volksbank“ einen riesengroßen Verlust erlitten hatte. Offiziell bekanntgegeben wurde der Bankrott der Gesellschaft im Finanzbulletin Budapest am 13. Oktober 1899. Im schuldtragenden Bankmanagement saßen unglücklicherweise wichtige Banker wie die Direktoren Ernö Barany und Gyula Maklary, die auch Gründungsmitglieder der „Baugesellschaft des Seebades und Klimatischen Curortes Crikvenica, Josef Holub und Partner“ waren. Ausgelöst wurde der Skandal durch die von Henrik Wiener gegründete „Klimakurort Gesellschaft Crikvenica“, die dann 1899 in Konkurs ging. Wieder löste der Erzherzog allein das sicher nicht einfache finanzielle Problem, wodurch schließlich alle Gebäude der Badegesellschaft definitiv das Eigentum des Erzherzoges wurden.24 Nach der Bekanntmachung des schon lange schwelenden Konkurses war nun klar, dass die Gesellschafter des Hotels – allen voran Erzherzog Josef – immense Verluste erlitten haben mussten. Nun wurde auch verständlich, warum man prinzipiell stets von einer Verteuerung der Hotelplanung Abstand nahm. Klar war auch, warum das Konsortium sich für eine billigere Hotelvariante ohne Tunnel und diverse andere teure Bauelemente entschied. So kam auch der junge, dynamische österreichische Architekt Josef Höfler ins Spiel, wobei nicht bekannt ist, wie Architekt Höfler überhaupt zu dem Auftrag kam. Eine Erklärung wäre, dass er für die in Budapest sehr bekannte Baufirma Holub & Partner schon vorher tätig war. Einer der wichtigsten Beobachter und Augenzeuge der Hotelentwicklung in Crikvenica war August Prokop, der den Verlauf der Hotelplanung sehr exakt 1897 – nur zwei Jahre nach der Hoteleröffnung – in seinem Buch beschrieb und ebenfalls auf den Bauskandal hinwies: „Nach manchen von Speculanten, welche nicht über genügende Mittel verfügten, missglückten Versuchen hat im Jahr 1892 sich eine Gesellschaft von Budapester Kaufleuten zu einem Consortium vereinigt, welches sich zur Aufgabe stellte, in Crikvenica vorerst die für die Anlage eines Cur-Etablissements nöthigsten Grundstücke zu erwerben und hiernach eine Concession zur Errichtung eines klimatischen Curortes und Seebades von Seite der ungarischen Regierung zu verlangen. Getragen von den besten kt rechts

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Hoffnungen, schritt das Budapester Consortium an die Verfassung von Bauplänen und übertrug diese Arbeiten nach mancher Irrfahrt im Herbste 1892 dem Wiener Architekten Arnold Lotz.“25 Prokop beschrieb weiter, wie das Projekt dann von Architekt Lotz zu Architekt Höfler kam: Lotz hätte neben den Plänen auch den Hotelbau führen sollen, doch er lehnte ab, da wesentliche teure Teile seiner Architektur nicht gebaut werden sollten. Nun aber „fand sich das Consortium veranlasst, die Architektenarbeiten für das in Rede stehende Etablissement dem Budapester Architekten J. Höfler zu übertragen, welcher gewiss nur gezwungen von seinen Auftraggebern die ganze Anlage vom Strande entfernter und hiermit auch um 18-20 m höher über dem Meeresspiegel projektierte, als dies von A. Lotz vorgeschlagen wurde.“ Prokop wies auch darauf hin, dass bereits 1897 über das Vermögen der Aktiengesellschaft „Crkveniza“ seitens des Budapester Handels- und Wechselgerichtes der Konkurs eröffnet wurde.

Architekt: Josef Höfler (1860–1927) Wie ein Märchen liest sich die Biografie des eben erst im Zusammenhang mit einer Forschung über den Schatz von Troja26 bekannt gewordenen österreichischen Architekten Josef Höfler (Abb. 124). Hätte ihn nicht der weltberühmte Archäologe Heinrich Schliemann (1822–1890) als Zeichner für die Ausgrabungen nach Griechenland zu sich gerufen, wäre wahrscheinlich nie ans Tageslicht gekommen, dass Höfler bei der weltberühmten Bergung des kostbaren „Schatz des Priamos“ in Troja beteiligt gewesen war (Abb. 125 + 126). Leider passiert es sehr oft, dass Bauten österreichischer Architekten, die während der Monarchie in Ungarn entstanden, wegen der sprachlichen Barriere nicht erforscht und daher nicht zugeordnet werden können. Fast wäre dies auch Josef Höfler widerfahren, obwohl er zu seiner Zeit ein Jungstar in der Wiener Architekturszene der Akademie der bildenden Künste war. Das abenteuerliche Leben des Josef Höfler begann am 2. Februar 1860. Er wurde als Sohn des Bautischlers Leopold Höfler in Klausen Nr. 12 bei Mödling geboren und in der gotischen katholischen Pfarrkirche St. Othmar (Abb. 132) auf den Namen Josef (sic!) getauft. Nach der Baugewerkschule in Wien wurde er 1877 in die Akademie am Schillerplatz aufgenommen. Die Matrikelbücher von 1868/69 bis 1883/1884 nennen die Namen der Studenten, die der weltberühmte Architekt Theophil Hansen, der Höflers Lehrer wurde, in seiner „Specialschule für Architektur“ unterrichtete. Wie Eva Schober von der Akademie berichtet, ist dem Archiv zu entnehmen, dass Höfler ab dem Wintersemester 1877/1878 bis 1880 drei Jahre lang die Hansen-Schule besuchte.27 Anschließend war Höfler noch ein Semester Gasthörer bei Dozent Hornwitz über „Hellenische Altertümer“. Hinweise zu Aufgabenstellungen an die Studenten geben aber nur diverse Schulpreise bekannt, wozu vor allem das hoch begehrte Reisestipendium gehörte, welches auch dem Musterschüler Josef Höfler verliehen wurde. Höfler muss ein äußerst begabter Zeichner gewesen sein, der Hansen, selbst als hervorragender Zeichner bekannt, immer wieder auffiel. Das große bautechnische Verständnis der Architekturentwürfe des jungen Höfler dürfte auf den Zimmermannsberuf seines Vaters zurückzuführen sein, wobei seine Brüder Ludwig und Rudolf später den väterlichen Betrieb bis zu einer Fabrik ausbauten. Dies bestätigt ein eben im 122

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125 Sophia Schliemann mit kostbarem Schmuck aus dem „Schatz des Priamos“, der auf 2.600 bis 2.200 v. Chr. datiert wird.

124 Architekt Josef Höfler war Schüler von Theophil Hansen und Assistent des berühmten Archäologen und Troja-Entdeckers Heinrich Schliemann.

Der Schmuck aus feinster Goldarbeit (ca. 8.830 Objekte) 126 wurde 1873 in 8,5 Meter Tiefe in Troja gefunden. Heute befindet er sich im Moskauer Puschkin-Museum.

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127 Der Fabrikkatalog der Firma L. & R. Höfler in Mödling.

Mödlinger Museum aufgefundener „Illustrierter Katalog“ der Firma L. & R. HÖFLER. Vor allem waren die Höflers aber auch im Villenbau am Semmering tätig, wie die Baugeschichte der Villa Johannesruh (1898) für Johann Dunz von Architekt Franz Neumann dokumentiert28 (Abb. 127 + 128+ 129). Hansen, für den das zeichnerische Handwerk seiner Schüler das Fundament ihrer Ausbildung zum Architekten war, maß den Architekturzeichnungen – von der Entwurfsskizze bis zum Präsentationsblatt – größte Bedeutung bei. Als Professor verlangte Hansen seinen Studenten alles ab, was nur möglich war. Er beobachtete und korrigierte seine Studenten äußerst genau. In Höflers Austrittszeugnis schrieb Professor Hansen, wie Eva Schober anhand des Archivs weiter belegte: „…Herr Josef Höfler hat sich mit außerordentlichem Eifer und voller Hingebung, während der ganzen Zeit seinen Studien gewidmet, wobei er nicht nur mehrere Projekte entwarf, 124

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sondern auch in allen ihren Theilen in Bezug auf die neuere architektonische und dekorative Ausstattung mit der größten Gewissenhaftigkeit arbeitete, wobei er in folge seines unermüdlichen Eifers und seiner guten Anlagen solche ausgezeichnete Erfolge errang, daß ihm vom h. k. k. Ministerium das zweijährige Reisestipendium verliehen wurde.“ Datum der Ausfertigung 31. Juli 1880.29 Der junge Architekt Josef Höfler, der das für zwei Jahre mit 1.500 Gulden pro Jahr dotierte Staats-Reisestipendium für seinen hervorragenden Entwurf eines „Cursalon mit Bädern“ erhielt, machte sich unmittelbar nach seiner Auszeichnung hoch erfreut auf seine kleine „Weltreise“, ohne zu wissen wie weltbekannt er dadurch wurde. Die vom Staat großzügig gesponserte Route führte normalerweise über Rom, Neapel, Sizilien, Athen und retour wieder über Neapel, Rom, Florenz, Pisa, Bologna, Venedig, Mailand, Genua, Nizza, Marseille, Lyon, Stuttgart, Regensburg und Passau zurück nach Wien. Doch bereits im Dezember 1881 erreichte Höfler in Rom ein Schreiben seines Lehrers Theophil Hansen, dass ein Kollege, der Archäologe George Niemann, ihn ersuchte, „ihm einen jungen Architekten zu empfehlen, betreffs einer Expedition nach Troja.“30 Höfler nahm den ehrenden Auftrag, der ihn verpflichtete, Pläne und Zeichnungen der Ausgrabungen in Troja anzufertigen, mit Freude an. Sofort benachrichtige er Heinrich Schliemann, worauf dieser antwortete: „… müßten Sie sich verpflichten mir, so lange als ich selbst dort bin, treu mit Rath und Tath zur Seite zu stehen und nach Kräften bei meinen Arbeiten zu helfen.“

128 Bauteile aus diesem Katalog wie beispielsweise Holzgiebeln wurden um 1900 auch beim Villenbau am Semmering und im Raxgebiet verwendet.

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129 Auch Architekt Franz Neumann bediente sich beim Bau der Villa Dunz unterhalb des Südbahnhotels am Semmering verschiedener Bauteile der Firma Höfler, wie dieser „Abhängling“ belegt.

130 Modernes Wohnhaus in Budapest, Tabak Gasse 36 (Dohány utca). Josef Höfler hat das Haus 1891 für sich selbst gebaut, um die Wohnungen dann zu vermieten.

Als weiteren Mitarbeiter verpflichtete Schliemann für die Periode 1882 auch Wilhelm Dörpfeld, wobei er beide Architekten mit der Leitung und den Plänen bei den Ausgrabungen in Hissarlik betraute, das er als das antike Troja erkannte. Beide Architekten kamen aber zu dem Schluss, „dass Schliemann bei der Trennung der zweiten und dritten Stadt Fehler unterlaufen waren und damit der sogenannte Schatz des Priamos nicht wie ursprünglich angenommen, der dritten, sondern der zweiten Stadt zuzuweisen war.“31 Am 21. Juli 1882 wurde die Grabungstätigkeit in Troja beendet. Aus einem Dankschreiben vom Dezember 1883 – welches Höfler Schliemann für die ihm im November 1883 zugesandte Grabungspublikation32 sandte – geht hervor, dass er zu dieser Zeit (1883) bereits in Szeged als 126

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131 Das Pfarrhaus neben der gotischen Hallenkirche St. Othmar in Mödling wurde 1913 von Josef Höfler erbaut.

Auf dem Kirchenplatz vor 132 St. Othmar wurde die Bevölkerung Mödlings 1683 von den Türken auf ihrem Zug nach Wien bestialisch niedergemetzelt. kt rechts

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Das kunsthistorisch interessante Portal des spätromanischen Karners von St. Othmar weist seltene verknotete Vierlingssäulen auf. kt links

praktischer Architekt einige Bauten zu leiten hatte. Seine Arbeit mit Schliemann beschrieb er in der Österreichischen Touristenzeitung.33 Ein letzter Brief Höflers aus Budapest an Schliemann stammt von 1885, wo er mitteilt, dass ihn seine Tätigkeit als Architekt, die er seit Troja ausschließlich in Ungarn ausübe, gänzlich beanspruche. Sowohl Schliemann als auch Höfler dachten an eine weitere Zusammenarbeit, doch Höflers Tätigkeit als gesuchter Architekt in Ungarn ließ ihm keine Zeit mehr für wissenschaftliche Forschungen. Jedenfalls findet sich in der Gennadiusbibliothek in Athen, die den größten Teil von Schliemanns Nachlass beherbergt, kein weiterer Brief von bzw. an Höfler mehr. Durch den ehemaligen Kollegen Wilhelm Dörpfeld wurde bekannt, dass Höfler ab 1889 dann in Budapest als gefragter Architekt tätig war. Dort dürfte ihm auch der Auftrag für das Hotel in Crikvenica überantwortet worden sein, wo er dann jahrelang beschäftigt war. Seine ungarische Adresse in Budapest nach seiner Hochzeit mit Karoline Dunz 1889 in der Wiener Votivkirche lautete Theresienring Nr. 41. Wie in der Official Gazette vom 7. Jänner 1896 mitgeteilt wurde, schied Architekt Höfler in diesem Jahr aus der Baugesellschaft in Crikvenica aus, war aber in Ungarn weiterhin ein sehr vielbeschäftigter und gesuchter Architekt. Zu einem bisher unbekannten Zeitpunkt kehrte Höfler wieder in seine Heimatstadt Mödling zurück, wo er und seine Frau Karoline 1911/12 als Hausbesitzer aufscheinen. Karoline war die Tochter des Wiener Ingenieurs und Eisenbahnunternehmers Johann Dunz († 1902), der auch in Ungarn Normalspur-Baulose (z. B. Ofen-Fünfkirchen) errichtete. Architekt Höfler war in Mödling ein hochangesehener Mann, wobei er als Gemeinderat und auch als Vertreter von Bürgermeister Thoma auftrat. Höfler projektierte auch das villenartige Pfarrhaus neben der berühmten gotischen Kirche St. Othmar in Mödling, wobei sein der Gemeinde geschenkter eleganter Entwurf unverändert gebaut und 1913 fertiggestellt wurde (Abb. 130 + 131 + 132 + 133). Der Architekt wird als vermögender Privatier beschrieben. Josef Höfler starb am 13. März 1927 in seiner Mödlinger Villa in der Jasomirgottgasse 9. Seine stets aktive Gattin Karoline – ebenfalls Mitglied des Gemeinderates Mödling – starb am 12. Juli 1944 und wurde neben ihrem Gatten in der Mödlinger Familiengruft begraben.34

Das Hotel: Architektur und Traumlage Nach den Handbüchern der Architektur musste ein Palasthotel, welches die höchste Klasse im damaligen Hotelbau einnahm und das sich der Erzherzog wünschte, über ganz bestimmte Kriterien – wie auch einen außergewöhnlichen Bauplatz – verfügen. Das Idealkonzept einer freien, von Stadt und Landschaft abgehobenen Lage nach dem Vorbild eines Residenzschlosses war hier in Crikvenica hoch über dem Meer von vornherein gegeben. So ein palastartiger Hotelbau sah einen residenzartigen, allseitig freistehenden, vornehmen Baukomplex, umgeben von distanzierendem grünen Parkgelände vor, um den exklusiven Charakter des Hotels zu betonen. Bei den meisten Hotelprojekten der Zeit konnten diese Vorgaben aber schon allein wegen der fehlenden landschaftlichen Gegebenheiten nicht verwirklicht werden. Doch in Crikvenica war wunderbarerweise dieser ideale Baugrund vorhanden, denn bald erhob sich damals das Hokt rechts

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134 Das Hotel Excelsior Regina in Nizza (1895).

tel, wie man es auch von einem Schloss erwartet hätte, am Ausläufer des karstigen Kapellagebirges über alle Häuser der Stadt. Vorbildhaft können hier die oberhalb von Nizza gelegenen Hotels wie das um 1895 fertiggestellte „Grandhotel Excelsior Regina“ (Abb. 134) gewesen sein, die sich dominant auf dem Hügel „Cimiez“ über der Stadt erhoben. Im Sommer blieben diese Häuser, da sie zu weit vom Meer entfernt waren, aber geschlossen. Der Abstand zum Nachbargrundstück war ein wichtiger Faktor. Dies wurde bei den frühen Hotels der Riviera-Orte durch wunderschöne Parks erreicht, wodurch man die „Blumenriviera“ eindrucksvoll auch bei einem Winteraufenthalt genießen konnte. Als jedoch die Côte d’Azur immer mehr im Sommer besucht und das Schwimmen im Meer zum Vergnügen wurde, nachdem man auch die Angst vor dem Sonnenbrand abgelegt hatte, kam es zu einer Standortverlegung, denn die alten Hotelpaläste waren zu weit vom Meer entfernt. So wurden die neuen Paläste wie etwa das „Negresco“ (1912) nun direkt an die Promenade des Anglais verlegt (Abb. 135). Crikvenica bot hingegen eine ideale Lage, da das Hotel in Hanglage über dem Meer schwebte, d. h. der Bau konnte erhöht auf einem Hügel erbaut werden und war trotzdem in Strandnähe. Wie gut die Lage gewählt war, beschreibt um 1891 ein neugieriger Beobachter des Baufortschritts: „Ich bin am Montagnachmittag nach Crikvenica gefahren, da ich noch nie dort war. Die Lage ist wunderschön; der Badeplatz kann nicht schöner sein; ähnelt dem ‚Al Lido‘ in Venedig. Wenn 130

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der gesamte Entwurf der Gebäude fertiggestellt ist – was meiner Meinung mindestens 5 Millionen Forint kosten wird – dann wird dieser Badeort zu den besten in Europa gehören.“35 Wie die einschlägige Literatur betonte, musste nicht nur der Standort eines gehobenen Hotels von höchstmöglicher Attraktivität sein, sondern vor allem musste die Größe des Hotelkomplexes Monumentalität ausstrahlen. Der Rückgriff auf groß angelegte Fassadengestaltungen – wie im Schlossbau üblich – lag also in Crikvenica nahe. Die große Dimension der Palasthotels war schon aufgrund der im Inneren unterzubringenden Repräsentationsräume notwendig. Unerlässlich war eine anspruchsvolle äußere und innere architektonische Gestaltung, wobei hoher Repräsentationsanspruch durch meist symmetrisch gegliederte, monumentale Bauformen zum Tragen kam. Durch Stil- und Motivrezeption sollte die prunkvolle Gestaltung den Status, Reichtum und luxuriösen Lebensstil der Bewohner vermitteln, wobei der querrechteckige, axialsymmetrische Einflügelbau international der am häufigsten anzutreffende war. Die Form des Baukörpers folgte immer der Repräsentationsform der Symmetrie. Besonders beliebt war auch die Dreiergliederung mit Mittelrisalit und Seitenrisaliten, wie Höfler es ursprünglich vorsah.

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135 Das Hotel Negresco an der Promenade des Anglais von Nizza (1912).

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Hotelbaubeginn 1893

136 Hotel Kvarner Palace. Der Kursaal im Park.

Endlich konnte nach all den Bankenwirren und Skandalen, denen der Hotelbau ständig ausgesetzt war, Architekt Höfler tatsächlich um 1893 mit dem Bau beginnen. Vermutlich war es der Erzherzog selbst, der Höfler auch mit der Planung einer großen Parkanlage – nach dem Vorbild des Angiolina-Parks in Abbazia – rund um das geplante Hotel betraute. Jahre vorher hatte der junge Architekt bereits einen urbanistischen Stadtplan für Crikvenica ausgearbeitet, wonach neben dem Palasthotel weitere Parkanlagen im Ort berücksichtigt wurden. Wie weitsichtig Höfler die Lage beurteilte, zeigt heute die Tatsache, dass sich später weitere Hotels am Fuß des Hanges östlich anschmiegten und so später eine gut konzipierte Hotelregion entstand. Wie auf dem Hügel Cimiez in Nizza entwickelte sich auch in Crikvenica rund um das hoch gelegene Hotel des Erzherzogs eine elegante Villenanlage, wo auch Kronprinzessin Stephanie eine Villa bauen wollte.36 Die luxuriösen Villen mit ihren prächtigen Gärten, die wie Perlen das Hotel heute noch immer umringen, waren ständig an hochgestellte Persönlichkeiten – wie Adelige oder Industrielle – vermietet oder bereits verkauft worden.

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Da üblicherweise viele Hotelgäste das Hotelterrain während ihres Aufenthaltes überhaupt nie verließen, war eine riesige Grünanlage um das Hotel notwendig. In die Hotelkonzeption von Höfler war das große, teils naturbelassene Parkgelände untrennbar einbezogen, denn alle großen Terrassen und Parks sorgten bei einem Grandhotel für die gewünschte Distanz zum Haupthaus. Zur Hauptfassade hin orientiert, kam daher dem Hotelpark hoher Repräsentationsanspruch zu. Dementsprechend effektvoll wurde er auch gestaltet, wodurch er die Architektur und den Nimbus des Hotels steigerte. Der Trend um die Jahrhundertwende zu „Luft, Sonne und Meer“ führte international zur Ausstaffierung der Hotelparks mit Schwimmbädern, Café- und Clubhäusern etc. So auch beim Kvarner Palace, wo zur allgemeinen Überraschung bereits 1894 – noch bevor das Hotel überhaupt zugänglich war – die Seebadeanlage des Hotels mit modernem Badehaus und 100 Kabinen mit getrennten Abteilungen für Damen und Herren eröffnet wurde. Bald erhob sich hier nahe dem Meer im letzten Drittel des Hotelparks auch ein hölzerner Restaurantpavillon. Der beliebte Riegelbau mit großem Saal und einer Terrasse mit prächtigem Ausblick auf die Insel Krk wurde aber bald zu einem beliebten Kursaal mit allen Finessen ausgebaut (Abb. 136). Über all dem thronte aber 1894 das noch in Bau befindliche Hotel, dessen Eröffnung für 1. Mai 1895 anberaumt war. Nach der Gründungsurkunde der Hotelgesellschaft fand die Gleichenfeier der Seebadeanlage am 29. Oktober 1894 statt, wobei man den Erzherzog und den kroatischen Banus Károly Khuen-Héderváry sowie die Holub-Baugesellschaft mit ihren Arbeitern und dem Architekten Höfler hochleben ließ. Das ebenfalls in schweizerischem Stil gebaute Badehaus stand hingegen auf Piloten und war mit dem Strand durch eine Brücke verbunden. Die erste Saison des Seebades wurde durch Erzherzogin Klothilde und deren Töchter, die ein Bad nahmen, eröffnet und am 24. Juni 1894 den Kurgästen übergeben.37 Kurz davor entstanden in der Nähe auch zwei moderne Kommunalbadeanstalten mit Sandund Sonnenbädern. Dies war dann der eigentliche touristische Beginn von Crikvenica, welches damit zu den ältesten kroatischen Tourismusorten am Meer zählt. Aber erst durch die Errichtung des grandiosen Palasthotels Erzherzog Josef (1895) und des später erbauten Hotels Miramare (1906) begann die internationale Entwicklung des Fremdenverkehrs und des Gesundheitstourismus des Ortes.

Hoteleröffnung in Crikvenica 189538 Die grandiose Eröffnung des Grandhotels Erzherzog Josef in Crikvenica erfolgte – wie vorgesehen – noch im Jahr 1895; 1899 wurde im Bulletin des Ungarischen Ingenieur- und Architekten Vereins39 das neue Seebad an der Adria von Alajos Meiszner anhand der Pläne vorgestellt: „An den Ufern des Kvarnero, 12 km von Rijeka entfernt und vis-à-vis von Abbazia liegt die Ortschaft Crikvenica, in deren günstigem Klima, sanfter Meeresluft, geschütztem Platz und feinem Ufersand ist all das enthalten, was wir von Seebädern erwarten, dass es aber vor etwa fünf Jahren im Fischerdorf Crikvenica nichts anderes für die Bequemlichkeit und Vergnügen der Badegäste gab können wir dem Mangel an passenden Gebäuden und Einrichtungen zuschreiben. In letzter Zeit hat königkt rechts

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Die Hotelpläne Josef Höflers für das Kvarner Palace:

137.1

Das Erdgeschoss (Straßeneingang).

137.2 Untergeschoss mit vorgebautem Arkadengang, auf dem sich die meerseitige Hotelterrasse befindet (vgl. auch Abb. 142). 134

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137.3

Grundriss vom I., II. und III. Stock und Querschnitt sowie die Grundrisse der Obergeschosse.

137.4

Ein Situationsplan des Hotels.

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licher Herzog Josef die Sache von Crikvenica aufgegriffen und es ist zum Teil seiner wirksamen Vorgehensweise zu verdanken, dass die Küste von Dalmatien heutzutage mit seinem neuen Seebad geschmückt ist. Holub & Co. haben die Konzession erhalten, in Crikvenica entsprechende Gebäude und Einrichtung für ein klimatisches Heilbad und Seebad zu errichten. Die Kroatische Regierung hat die Küste regulieren, Straßen und dreieinhalb km lange Wasserleitungen bauen lassen, bei dem letztere das Quellgebiet des Vinodol-Tal mit dem Bad verbindet. Den Bau des in Abbildung 1–6 gezeigten und von Josef Höfler, einem Budapester Architekten geplanten Hotels hat die erwähnte Gesellschaft im Jahr 1895 vollendet. Vor dem Hotel wurde ein 30.000 Quadratklafter40 großer Park errichtet. Das Hotel wurde auf einem Plateau errichtet; der Boden der ebenerdigen Teile liegt 25 m über Meeresniveau. Der mittlere, sechsstöckige Teil des Gebäudes ist 60 m lang und 20 m breit. Die vierstöckigen und mit Terrassen ausgestatteten zwei Gebäudeflügel sind hingegen 14 m lang und 14,1 m breit. Da sich der Hang des Hügels zum Meer hin absenkt und der vom Gebäude überdachte Teil seeseitig 4,5 m tiefer liegt als die andere Seite, hat sich dieser Bereich gleichsam angeboten für die Einrichtung von Küche und allen anderen Nebenräumen. In diesem Teil des Zwischengebäudes finden wir die Heizkammern, die Schank, die Eisgrube, den Kohle- und Wasserkeller sowie die Magazine. Im rechten Flügelbau sind acht Wohnungen für die Diener und sonstiges Personal untergebracht, im linken hingegen finden wir die Küche und die dazugehörigen Nebenräume. Das Untergeschoß unter der Terrasse dient an warmen Sommertagen als ein durchaus angenehmer Aufenthaltsort. Im Erdgeschoß hat man die Speise- und Cafe-Säle außerhalb des Vestibüls eingerichtet, die alle bis zur Terrasse reichen. Zur Cafeteria auf der westlichen Seite gehört eine eigene Terrasse. Für feierliche Anlässe gibt es einen 15 m langen und 10 m breiten Saal in einem extra Zubau.“ Im Bulletin von Aajos Meiszner heißt es dann weiter: „Im Erdgeschoss des rechten Gebäudeflügels finden wir acht Gästezimmer und 5 Geschäfte. Im I., II. und III. Stock sowie unter dem 2,7 m hohen Dach befinden sich die Gästezimmer, insgesamt 130 an der Zahl. Neben diesen stehen in der Ortschaft selbst etwa 250-300 Zimmer für die Badegäste zur Verfügung. Die Errichtungskosten für das Hotel machten 460.000 Forint, für die Einrichtung hingegen 90.000 Forint aus, da das gesamte Gebäude 43.250 Kubikmeter einschließt kommen auf einen Kubikmeter 10 Forint 52 Kronen Gesamtkosten. Schließlich halten wir fest, dass das am Seestrand aufgestellte und 1894 eröffnete Badehaus 100 Badekabinen beherbergt.“ Zur Erklärung der auf den Plänen verwendeten ungarischen Buchstaben, hier dazu die deutsche Übersetzung: B Geschäft, D Konzertsaal, E Schank, F Hotelküche, J Eiskeller, K Kaffeehaus, KK Speisekammer, M Kaffeeküche, O Lesesaal, P Personalwohnung, P Keller, R Magazin, Sz Gästezimmer, T Holzkeller, V Gasthaus. Gewisse Asymmetrien des Hotels ergeben sich durch spätere Zusatzbauten wie etwa ein zweigeschossiger Anbau (L = 15 Meter, B = 10 Meter) auf der Meerseite links, wo früher im Kellergeschoss die Hotelschank (E) war und darüber sich der Ballsaal (D) befand. Heute ist in diesem gesamten linken Anbau das Hallenbad etabliert. Der Umbau dieses gesamten linken Teils dürfte durch Dr. Ebers persönlich erfolgt sein, als er 1901 begann, sein Sanatorium ins bestehende Hotel einzubauen und es anschließend sehr erfolgreich als „Hotel Therapia“ weiterführte, da er für seine Wintergäste ebenfalls eine Schwimmanstalt benötigte.41 Bei den Grabungsarbeiten für die Meerwasserleitung von der Crno Mol (Schwarze Mole) zum Hotel hinauf stieß man erst kürzlich auf die Originalleitung, mit der schon Ende des 19. Jahrhunderts Meerwasser für die „Thalasso-Therapie“ in das Hotel gepumpt wurde. Für die 136

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Zukunft ist geplant, das Meerwasser auch für die Kühlung und Beheizung des Hotels zu verwenden. Siehe zu allen Ausführungen dazu die Pläne (Abb. 137.1 bis 137.4). Beim rechten Anbau an den Hotelbaukörper handelt es sich um ein schmales zweigeschossiges Stiegenhaus vom Erdgeschoss in den 1. Stock, dessen von Säulen getragenen Rundbogenöffnungen früher auf allen Seiten geöffnet waren. Von diesem Anbau führte eine Treppe vom rechten Flügelteil (Offiziersteil) hinauf in die heutige Bar. Darüber befindet sich im dritten Geschoss eine prächtige Sonnenterrasse (Abb. 142 + 143). 138 Über dem Hoteleingang findet man die Jahreszahl 1895 als Hinweis auf das Jahr der Hoteleröffnung.

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139 Das Vestibül mit wertvollem Mosaikboden.

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Die starke Hanglage des Hotels (Meerseite: 6 Geschosse, Rückseite: 5 Geschosse) bedingt, dass sich das Eingangsportal an der ebenerdigen Rückseite bereits im ersten Stock befindet. War auch der Platz für die Wagenauffahrt hier sehr beengt, durfte natürlich auch beim Kvarner Palace das traditionelle Element eines cour d’honneur nicht fehlen. Meist hatten und haben Grandhotels – um die Ankommenden zu beeindrucken – vor der Schaufassade eine pompöse Auffahrt, die sich von den alten Ehrenhofanlagen ableitet. Beim Hotel in Crikvenica musste aber wegen der starken Hanglage die Zufahrt auf die beengte Rückseite (Abb. 138) verlegt werden, während die monumentale Arkadenfront der Vorderseite dem Meer zugewandt ist. Bei der Gestaltung der Fassaden differenziert Höfler deutlich zwischen den unterschiedlichen Ansichten des Bauwerks, dessen luftige Vorderseite einen weitläufigen Gartenbereich dominiert. Die Rückseite des Hotels, wo der überdachte gusseiserne Hoteleingang direkt in das elegante Vestibül führt, erhielt ein einfaches, aber nobles Fassadensystem mit gerahmten rechteckigen Fenstern, wobei die eleganteren Stockwerke mit Fenstergiebel ausgezeichnet sind. Den Höhepunkt des rückseitigen Entrees bildet hier im Inneren nach dem Vestibül (Abb. 139 + 140) der im Mitteltrakt untergebrachte Treppenaufgang, der stark an die Treppe des Grandhotels Danieli in Venedig erinnert. Großzügige Korridore führten hier im Erdgeschoss einst direkt zum prächtigen Ball- und Konzertsaal, der mit den eleganten Speisesälen und einem Ausgang der auf dem Arkaden-Untergeschoss aufliegenden Terrasse mit Meerblick verbunden war (Abb. 141 + 142 + 143). Die breiten Gänge führen heute noch weiter zu zwei symmetrischen Treppenhäusern, die sich in den Ecken zwischen dem Hoteltrakt und den beiden links und rechts angefügten Dependancen befinden.

140 Dekorelemente wie diese vergoldeten Friese mit Zahnschnittmuster kamen bei der Restaurierung zutage.

141 Der einst prächtige Ballsaal (15 m x 10 m) mit seiner Musikempore für ein Orchester (links) soll wiedererstehen.

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142 Das einst auf der rechten Seite neben der Restaurantterrasse angebaute offene luftige Stiegenhaus.

Am Außenbau schmückt über dem dritten Geschoss ein malerisches Ornamentband mit Delphinen, Seesternen und Muscheln die elegante Mittelzone des Hotels. Dieses betrachtet man am besten von der Rückseite aus, weil man hier einen Stock höher als an der Vorderseite ist. Der um den gesamten Hotelbau laufende Fries will dem Besucher in seiner Funktion als gliederndes Element der Architektur einen Vorgeschmack auf die Meereslandschaft geben. Zugleich wird an der Rückseite auch auf das 125-jährige Jubiläum des Hotels unter dem kleinen französischen Balkon mit dem Baujahr 1895 hingewiesen (Abb. 138). Über die glanzvolle Hoteleröffnung von 1895 berichtete der Bezirks- und Badearzt Dr. Roko Joković (1871–1938): „Im Jahre 1895 wurde von der Baugesellschaft ‚Josef Holub und Co.‘ ein großartiges Hotel (die heutige Theraphia) mit zwei Dependancen – insgesamt 120 Zimmer – erbaut.“ Weiters bestätigte Joković auch die Errichtung des Restaurant-Pavillons im Park und des BadeEtablissements an der Strandpromenade. Dem mit exotischen Pflanzen geschmückten Hotelpark im Ausmaß von 30.000 Quadratklaftern drückte er seine besondere Bewunderung aus. Zugleich berichtete der gut informierte Arzt, dass 1898 das Militär-Kurhaus vom Pauliner­ kloster in die rechte Dependance des neuen „Hotel Therapia Palace“ verlegt wurde, wo Offiziere des k. u. k. Heeres unentgeltlich Unterkunft und billigere Verpflegung erhielten. Ins Kloster-Kastell übersiedelte hingegen nun aber das Kinderheim, das zum Andenken an ihren verunglückten Sohn Ladislaus bereits 1885 von Erzherzogin Klothilde im Ort errichtet 140

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wurde. In dieser Anstalt erhielten an Rachitis und Skrofulose erkrankte Kinder aus Kroatien und Ungarn ärztliche Hilfe, wobei ärmere Kinder unentgeltlich behandelt wurden.

143 Heute verfügt der Anbau über geschlossene Fenster.

Nobler Innenbau und elegantes Interieur Das Grandhotel erhielt 1898 nach dem hier mehrmals beschriebenen Bauskandal einen Pächter, nämlich den Großgrundbesitzer Alexander von Csilléry, der das Haus mit immensem Kostenaufwand renovierte und verwaltete. Wie der Arzt Roko Joković darüber berichtete, verfügte nun das palastartige Grandhotel unter dem neuen Namen „Palace Hotel Therapia“ über unvorstellbaren Luxus: „Sämtliche 120 auf das komfortabelste eingerichteten Fremdenzimmer haben elektrisches Licht, Parkett, Ventilation und von aussen zu heizende Kachelöfen. Im Parterre befinden sich die mit modernstem Luxus ausgestatteten Gesellschaftsräume, wie Billard-, Musik-, Karten- und Lesezimmer mit einer reichen Bibliothek. Weiterhin zur Abhaltung von Konzerten und Theatervorstellungen ein mehrere hundert Personen fassender Prachtsaal und elegante Speisesäle. Sämtliche Räume sind mit Zentralheizung, elektrischem Licht, Lift und Hochquellenwasserleitung versehen. In den kt rechts

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Stockwerken sind Badezimmer für Süss- und Seewasserbäder installiert. Ferner eine gedeckte Promenade und eine den verwöhntesten Gaumen befriedigende Küche. Interurbanes Telephon und Friseur im Hause. Im zum Kurhotel gehörenden Pavillon kann nach 10.00 Uhr abends die Unterhaltung fortgesetzt werden, wo allabendlich eine eigene Zigeunerkapelle konzertiert.“42 Obwohl vom Kvarner Palace leider weder Mobiliar und nur wenige Fotos aus seiner Entstehungszeit existieren, so kann man sich ohne Weiteres seine Inneneinrichtung gemäß des Standards zeitgleicher Palasthotels vorstellen. Nach Eduard Guyers „Handbuch der Architektur 1885“ sollten die Gesellschaftsräume dieser Hotels einen gewissen Grad von solidem Luxus zeigen. Gerade in der Empfangshalle, wo bereits das Gepäck in den Lift verladen wird, und den folgenden Salons und Sälen sollte palastartige Innenausstattung das Wohlbefinden der ankommenden Gäste verstärken. Ausschlaggebend bei all diesen Räumlichkeiten war aber immer das luxuriöse Milieu, das durch geschmackvolle Dekorverzierungen (wie vergoldeter Zahnschnitt) (Abb. 140) unterstützt wurde. Der Nimbus des Feudalen wurde vor allem durch die reich ornamentierten Gesellschaftsund Speisesäle mit ihrer Pilasterarchitektur bestimmt, die über gewaltige Saalhöhen verfügten. Große Kristalllüster, Wandmalereien und Stuckaturen, Vergoldungen, Spiegel und Statuen gehörten wie kostbarer Marmor sowie wertvolle Holzdekorationen mit Goldbronzebeschlägen zur Grundausstattung. Etwa zum Vergleich soll hier das von Karl Tietz erbaute Grandhotel an der Wiener Ringstraße dienen, worüber 1870 die „Deutsche Bauzeitung“ berichtete: „Der große Speisesaal und sein Nebensaal, jener im korinthischen, dieser im jonischen Stil, sind in der That so reich und prächtig, das sie eines Fürstenpalastes würdig sind. Farbenvoll glänzender Marmorstuck an Säulen und Wänden – reiche Vergoldungen an den Kapitälen, Gesimsen und Decken – edel gebaute, durch übergoldete Metallzier gehobene Schwarzmarmor-Kamine mit goldüberzogenen Statuen und Kandelabern auf ihren breiten spiegelüberragten Platten, – malerische, goldgesäumte RothsammtDraperien in den Fenster- und Wandbögen, – herrliche, bewundernswerth schöne Zwickel- und Deckenmalereien von den Künstlerhänden Bitterlich’s und Eisenmenger’s, Meisterwerke von Komposition, Zeichnung und Kolorit – endlich goldüberzogene Lüster und goldüberzogene Broncewerke zum Tafelschmuck, – das alles an beiden Enden des Saales bis ins Unabsehbare wiederholt durch große bis auf den blumengezierten Boden herabreichende Spiegel, bildet ein Ganzes von großartigem Pomp.“43 Das Hauptmerkmal der Grundrissgestaltung war und ist auch heute noch bei allen Palasthotels der repräsentative Stiegenaufgang in die darüber liegenden Zimmerfluchten, dessen Wichtigkeit aber in moderneren Hotels dann bereits durch Lifteinbauten, betrieben vom Liftboy, in den Hintergrund rückte. Die Gesellschaftsräume vornehmer Hotels lagen durchwegs in der Längsachse des Eingangsgeschosses. Anspruchsvolle Hotels wie das Kvarner Palace verfügten über Vestibül, Halle, Konversations-, Lese-, Schreib- und Musikzimmer, auch über Rauch- und Spielsalons. Dazu kamen noch verschiedene Speisesäle und meist ein eigener Frühstückssaal auf verschiedenen Etagen. Fehlen durften natürlich nicht die Wintergärten und offene Veranden bis hin zu einem Ballsaal, der zugleich auch als Theaterraum genutzt wurde. Einen eigenständigen Ball- und Theatersaal hatten nur besonders große Hotels. Bei den Raumfolgen herrschte in allen Palasthotels das Prinzip der Hierarchie entlang der Hauptachsen, wobei man nach dem jahrhundertealten Grundschema des Schlossbaus vorging, 142

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d. h. wichtigen Räumen wurden kleine „Antichambres“ vorgelagert und zusammenhängende Salons waren zu Zimmerfluchten aneinandergereiht. Für die Gäste, die nicht in einer Suite wohnten, gab es im Erdgeschoss eine Anzahl von Salons, in denen man sich öffentlich-privat aufhalten konnte. All diese Räume waren sowohl in ihrer Funktion als auch durch Verhaltensvorschriften klar definiert. Bis ins letzte Viertel des 19. Jahrhunderts gab es nicht nur strikt getrennte Salons für Damen und Herren, sondern auch separate Hoteltrakte und Eingänge für Damen. Dies resultierte aus der hohen Anzahl allein reisender Damen. Später durften dann die Herren erst am späteren Nachmittag und nur bereits in Abendgarderobe auch in die Damensalons. Untertags hielt man sich die meiste Zeit in den Tee-, Lese-, Schreib- und Konversationsräumen auf. Wichtige Männergespräche wurden damals vor allem in den Rauchsalons geführt, wo die Zigarrenraucher das Wort führten. Man zog sich um die Jahrhundertwende nur zum Waschen, Ankleiden und Schlafen ins Hotelzimmer zurück. Da man sich untereinander ja meist bestens kannte, dachte niemand daran, seine Türen zu verschließen, was öfters Juwelendiebe sowie Hochstapler auf den Plan rief. Eine Differenzierung der Zimmer in den Obergeschossen erfolgte meist geschossweise nach oben hin abnehmend. Die Appartements und komfortableren Zimmer lagen und liegen beim Kvarner Palace natürlich Richtung Süden mit Blick auf das Meer, die bescheideneren Zimmer auf der Landseite. Die traditionelle Trennung zwischen Bereichen des Personals und der Herrschaft brachte immer Probleme mit sich, da manche Familien nur von ihren mitgebrachten Dienern umgeben sein wollten. Diese waren von ihrer Herrschaft nur durch den Gang getrennt – auf Rufweite – in den Zimmern der Hotelrückseite untergebracht.

Moderne hygienische und technische Einrichtungen Weniger luxuriös waren nach heutigen Vorstellungen auch noch nach der Jahrhundertwende selbst bei Palasthotels die hygienischen Einrichtungen. Fast noch bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges standen den Hotelgästen nur wenige persönliche Badezimmer und Toiletten mit Wasserspülung zur Verfügung. Meist gab es pro Stockwerk nur ein Badezimmer, aber fast jedes Zimmer hatte eine Waschgelegenheit. Dieser Zustand mit der spärlichen sanitären Hygiene war international üblich und hat damals natürlich auch das heutige Kvarner Palace betroffen. Während das Londoner Savoy damals bereits über 70 Badezimmer verfügte, konnte der Konkurrent, das Hotel Victoria, seinen 500 Gästen nur 4 Badezimmer zur Verfügung stellen. Diese Tatsache lag weniger am Kostenfaktor eines Badeinbaues, sondern daran, dass sie das Resultat diesbezüglicher Gewohnheiten der meisten Gäste war. Erst mit der Übernahme amerikanischer Vorbilder am Hotelsektor begannen Nobelhotels wie etwa das Negresco in Nizza auch bei ihren Neubauten jedes Zimmer mit Bad auszustatten.44 Beispielgebend dafür war das kalifornische Eisenbahn-Hotel Coronado45 bei San Diego, das mit der modernsten Technik der Zeit ausgestattet war und dessen Elektroinstallationen von Thomas Edison stammten (Abb. 144). Obwohl das Hotel auf einer Insel im Pazifik lag, führte eine eigens erbaute Brücke die riesigen Eisenbahnzüge bis zum Luxushotel, das 1888 mit großem Pomp eröffnet wurde. kt rechts

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144 Das bekannte Eisenbahnhotel „Hotel del Coronado“ in San Diego.

Noch heute zählt der Crown Room mit den berühmten Kronleuchtern, wo 1927 der gefeierte Atlantik-Überflieger Charles Lindberg vor 1.100 Besuchern geehrt wurde, zu den elegantesten Ballsälen Amerikas. Übrigens entflammte der geniale Erfinder Thomas Edison Weihnachten 1904 – quasi als Weltpremiere – den allerersten elektrisch beleuchteten Christbaum in diesem berühmten Hotel. Das weltweit erste moderne WC (Water Closet) wurde übrigens vom Engländer George Jennings auf der Great Exhibition 1851 in London vorgestellt. Die Toiletten mit Wasserspülung verbreiteten sich aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als Wassersanschlüsse in den Häusern und vor allem die Kanalisation üblich wurden. Übrigens erzählte man sich damals, dass sogar Kaiser Wilhelm I. nur zum Baden ins „Hotel Kaiserhof“ in Berlin gefahren ist.46 Natürlich schlossen sich dann international bald alle Luxushotels dem neuen Trend im Sanitärbereich an, was gar nicht so einfach war, denn die neuen Badezimmer mussten ja in die alten Zimmerfluchten eingepasst werden. Beispiele, wie die Badezimmer um die Jahrhundertwende oft in die Hotelzimmer hineingepresst wurden, findet man noch anschaulich beim Südbahnhotel am Semmering. Die wichtigste Neuerung der Grandhotels vor der Jahrhundertwende war aber der Großeinsatz von Technik, der für die Lebensqualität neue Maßstäbe setzte. So entstanden in der Gründerzeit schlossartige Hotels, die an Bequemlichkeit und luxuriösem Komfort die ehemaligen kaiserlichen Paläste vor allem durch die Unterstützung der modernen Technik weit übertrafen. Dies traf auch auf das Kvarner Palace zu. Als Vorreiter moderner und hygienischer Sanitärausrüstung (Zentralheizungen usw.) am internationalen Hotelsektor sowie mit Elektrik jeder Art, wozu neben den großen Kühl- und Eisräumen auch der Lift zählte, muss wieder das Hotel Savoy am Ufer der Themse genannt werden. Über dessen sensationelle Ausstattung berichtete die Times am 2. August 1889: „Nur elektrisches Licht, überall und zu allen Tages- und Nachtzeiten. Es gibt kein Gas! Es gibt sechs Lifts, vier für den 144

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145 „Steigende Zimmer“ nannte man die ersten prunkvollen Lifte.

Service und zwei der größten für die ‚steigenden Zimmer‘47, die jemals in Europa gesehen worden sind“ (Abb. 145). Bemerkenswert ist auch der Einfallsreichtum, mit dem technische Details in den Hotels gelöst wurden und zu einer „Maschine“ der Behaglichkeit verbunden wurden. Später, als die wachkt rechts

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sende Empfindlichkeit der Gäste für Lärm und Staub zunahm, wurden in den Grandhotels die üblichen Klingelanlagen sehr bald auf Lichtzeichen umgestellt. Dicke Teppiche, doppelte, ja sogar gepolsterte Türen, aber auch Wände sowie zentrale moderne Staubsaugeranlagen mit dem Antrieb im Keller sorgten für saubere und geräuschlose Atmosphäre. Auch die neue indirekte Beleuchtung sollte später die Gäste in einem schmeichelnden Licht erscheinen lassen und statt Tapeten kamen Wandfarben mit warmen Tönungen in Mode. Durch den Einbau von Liften, die man damals auch „vertikale Eisenbahnen“ nannte, wurde plötzlich die alte Ordnung der Hotel-Stockwerksgrößen auf den Kopf gestellt. Gab es vorher in den Grandhotels eine ganz klare Hierarchie der Vertikale – nämlich Erdgeschoss und die noble „Beletage“ meist im ersten Stock, darüber nahm dann jedes weitere Stockwerk bis zu den Dienstmädchenzimmern unter dem Dach an Größe und Preis ab –, waren nun aber durch den Liftverkehr alle Stockwerke gleich mühelos zu erreichen. Das bedeutete, dass die Ausstattung der Zimmer später vereinheitlicht werden konnte und daher die Räume in den oberen Geschossen auch nicht mehr billiger abgegeben werden mussten, da die oberen Zimmer meist dazu noch einen schönen Ausblick hatten. Das führte dazu, dass die am höchsten gelegenen Zimmer dann meist die teuersten wurden. Doch die neuen Technologien brachten auch öfter das Hofzeremoniell in Schwierigkeiten, wie der Besuch des Zaren 1913 im Berliner Grandhotel Adlon zeigt. Zar Nikolaus II. kam wegen der Vermählung von Prinzessin Viktoria Luise mit Prinz Ernst August III. von Hannover nach Berlin. Diese Hochzeit war eines der letzten Großereignisse im gesellschaftlichen Leben des europäischen Hochadels vor dem Ersten Weltkrieg. Man quartierte den „Kaiser aller Reußen“ in einer fürstlichen Suite im zweiten Stock ein. Doch welch ein Ungemach, der Zar verlangte in den ersten Stock verlegt zu werden, da er nicht mit dem Lift fahren dürfe. Er hatte keinerlei Angst vor einem Liftunfall, sondern er musste sich an das Protokoll halten, da im russischen Hofzeremoniell, welches noch aus der Regentschaft von Katharina der Großen stammte, keine Fahrten mit dem Aufzug vorgesehen waren. Da der Protokollchef aber nicht klären konnte, welche Sorte Raum eine Liftkabine darstellt, ob sie mehr einer Kutsche oder einem Zimmer verwandt wäre, konnte auch nicht entschieden werden, wie sich der Zar darin zu verhalten hätte. Der russische Kaiser musste also mit der Treppe vorliebnehmen. Auch durch die Lifteinbauten in den Grandhotels ging wieder ein Stück gesellschaftlicher Kulturgeschichte verloren, denn die meisten wunderschönen und weit ausladenden Freitreppen aus edelsten Hölzern fielen den mit Gewalt durchgesetzten Lifteinbauten zum Opfer.

Die Gästeliste: Hochadel und prominente Adabeis Wie sagte einst Winston Churchill: „Wir formen unsere Bauten und danach formen sie uns.“ Genau das vollbrachten die nobel gebauten Palasthotels der Jahrhundertwende, denn die spezifische Architektur dieser Hotels war, neben der Präsenz der Hocharistokratie, ein zusätzlicher Empfindungsträger, der nicht so hoch gestellten Personen das Gefühl vermittelte, „dazuzugehören“. Dementsprechend waren auch bei normalen Hotelgästen Auftreten und Kleidung der noblen Umgebung angepasst. 146

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146 Die kleine Kronprinzessin Elisabeth mit ihren Eltern Rudolf und Stephanie.

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147 Der Kaiser bewunderte seine Lieblingsenkelin Erzsi besonders gerne in ihrer ungarischen Tracht.

Da Erzherzog Josef aus dem höchsten Adelskreis des Kaisertums Österreichs stammte, war in seinem Hotel in Crikvenica ständig hoher Besuch aus dem Habsburgergeschlecht im Haus anwesend. Meist kam man per Schiff, etwa von der Insel Losinj/Lussingrande wie Erzherzog Franz Ferdinand, der sich 1895 aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung lange in der Villa von Erzherzog Karl Stefan (1860–1933), dem Protektor der gesamten offiziellen Kriegsfürsorge im Ersten Weltkrieg, erholen musste. Die fleißigste Botschafterin von Kaiser Franz Joseph war allerdings seine verwitwete Schwieger­ tochter Stephanie, die nach dem Tod ihres Mannes Rudolf gemeinsam mit ihrer entzückenden Tochter „Erzsi“ (ung. für Elisabeth) – wie der Kaiser seine Lieblingsenkelin nannte – ständig rund um die kroatischen Küsten reiste (Abb. 146)48. Erzsi (1883–1963) sorgte später als Gattin des Fürsten Windisch-Graetz für ständige Skandale und ging nach ihrer zweiten Ehe mit einem sozialdemokratischen Politiker als „rote Erzherzogin“ in die Geschichte ein. Prinzessin Stephanie selbst war übrigens die Nichte von Erzherzog Josef und überall ein gern gesehener Gast (Abb. 147). Die Gästeliste des Hotels präsentierte nicht nur ein Spiegelbild der k. u. k. Monarchie, sondern auch ein internationales „Who is Who“, das sich aus Aristokraten, Politikern, Offizieren, Schauspielern und Prominenten aus allen Teilen der Welt – gar bis Russland – zusammensetzte. Ununterbrochen wurde das Kvarner Palace von einer vornehmen Klientel und prominenten Gästen gestürmt. Darunter befanden sich auch viele Ärzte, deren Besuche dem neuen Seebad Crikvenica als beste Werbung dienten und in den Zeitschriften für internationale Bekanntmachung sorgten. Bald entstand so abends aus dem ehemals einfachen Sommerpavillon mitten im Hotelpark mit seiner subtropischen Bepflanzung ein modernes, allen gesellschaftlichen Bedürfnissen Rechnung tragendes überaus prominentes Kurhaus.

Die beliebten Erzherzöge und spektakuläre Vergnügungen Ein wichtiger Faktor, ob ein Hotel in die oberste Kategorie der Bewertungen kam, war das Angebot an kurzweiligen Zerstreuungen, die es für seine Gäste bereitstellte. Je mehr Vergnügungen ein Hotel bot, desto ausgebuchter war es, denn zum Luxusalltag der Grandhotels gehörte stets ein abwechslungsreiches Programm ausgefallener, mitunter auch exzentrischer Feste und Lustbarkeiten. Durch die im Grandhotel stationierten Marineangehörigen kam es auch oft zu vergnüglichen Besuchen der Kriegsmarine vor dem Hotel. So ließen die Offiziere während einer Fahrt nach Fiume anlässlich von Kaiser Franz Josephs Geburtstag am 18. August gar die k. k. Sommereskadre – ein Geschwader, bestehend aus 22 Schiffen – in Crikvenica vor Anker gehen. Als Dank für die festlichen Empfänge und den Eliteball beleuchtete die Admiralität dann abends mittels ihrer mächtigen Scheinwerfer den ganzen Badeort mit taghellem Licht und zugleich wurde versprochen, jeden August dem berühmten Hotel einen Besuch abzustatten.49 Für größtes Aufsehen sorgte aber immer wieder im Hotel – das nach der Eröffnung ständig ausgebucht war – die Anwesenheit diverser Erzherzöge. Daneben bereicherten ständig hohe ­Offiziere aus den nahegelegenen k. u. k. Marinestützpunkten mit ihren schmucken Gala­ 148

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148 Hohe Offiziere der Marine in Galauniform.

uniformen das niveauvolle gesellschaftliche Parkett, das bald als internationaler Heiratsmarkt bekannt wurde (Abb. 148 + 149 + 150). Überhaupt waren die Erzherzöge, die vom Kaiser wie Botschafter eingesetzt wurden, um Österreichs Wirtschaft im Vielvölkerreich anzukurbeln, ständig auf Reisen. Die jungen Erzherzöge liebten die kroatische Inselwelt, wo sie ihre Kapitänsausbildung, die sie in Pola absolviert hatten, in die Praxis umsetzen konnten. Vor allem der skurrile aristokratische Naturwissenschaftkt rechts

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149 Österreichs Seeflotte während ihrer Anfahrt aus Pola kommend zum Palasthotel von Erzherzog Josef.

150 Jedes Jahr fanden im Hotel am 18. August zu Kaisers Geburtstag Familientreffen der Habsburger mit unterhaltsamen Galabällen statt.

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151 Kaiserin Elisabeths berühmter Raddampfer „Greif“ (1885)

ler Ludwig Salvator (1847–1915) – ein enger Freund von Kronprinz Rudolf – kreuzte mit seiner Yacht „Nixe“ ständig im Mittelmeerraum. Er betrachtete sich auf seinem Schiff selbst als Mannschaftsmitglied, da er liberal für volle Gleichberechtigung eintrat. Kaiserin Elisabeth verstand sich nämlich prächtig mit dem klugen Ludwig Salvator und besuchte ihn oft mit ihrer eigenen Yacht, dem Raddampfer „Greif“, auf der damals noch unberührten Insel Mallorca, wo sich der Erzherzog nahe Valldemossa ein paradiesisches Anwesen aufgebaut hatte, das heute im Besitz des US-Schauspielers Michael Douglas ist (Abb. 151). Auch Kaiser Franz Joseph selbst, der ebenfalls das Flair des k. u. k. Küstenlandes sehr liebte, soll – so munkelte man unter der Hand – öfters inkognito auch mit Sisi im Hotel Kvarner Palace zu Besuch gewesen sein. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb die Aristokratie bevorzugte Zielgruppe der Grandhotels, die man in Werbung und assoziative Namensgebung gerne einbezog. In Crikvenica hieß das Hotel ja anfangs auf Wunsch der Bevölkerung so wie sein Bauherr „Grandhotel Erzherzog Josef“. Dies besagte alles, mit wem und womit man es hier zu tun hatte – nämlich mit der Hocharistokratie und schlossähnlichen Bedingungen. Vor allem die ungarische Oberschicht hatte sich Crikvenica und das im Neorenaissancestil erbaute Hotel zu ihrem Urlaubszentrum erkoren. Durch den industriellen Aufschwung innerhalb der Monarchie kam es in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zu zahlreichen Nobilitierungen reich gewordener Industrieller, Bankiers und Großhändler, wobei die Unterbringung in so einem Palasthotel dem Repräsentationsanspruch der reich gewordenen Aufsteiger ebenso diente wie jenem der alten Aristokratie. Persönliche Statussymbole, zu denen etwa die eigene, mitgebrachte Dienerschaft bis hin zum Leibarzt und persönlichem Kurier gehörte, unterstrichen dabei den Rang und hohen Lebensstil der einzelnen Persönlichkeiten. Eine wichtige Funktion kam dabei den Badezeitungen und Kurlisten zu, die täglich veröffentlicht und heftig studiert wurden. So war der Name, die Heimat, der Stand eines jeden Badegastes – egal ob aus der Hochfinanz oder Aristokratie – und auch seine Wohnung sowie die Zahl seiner mitgebrachten Diener fast jedem im Ort bekannt.

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Le dernier cri: Die moderne Hotelbar Kein hochstehendes Hotel der Welt konnte es sich am Beginn des 20. Jahrhunderts erlauben, über keine eigenständige Hotelbar zu verfügen, welche nun die bisher nur von Herren frequentierten Rauchsalons ablöste. Dieses wichtige Attribut einer modern werdenden Gesellschaft ist erst durch die amerikanische Lebensart als Vorbild in die internationalen Grandhotels eingezogen. Dort lernte man sich näher kennen – denn auch Damen durften dort rauchen – und die „Appointments“ für den nächsten Tag, ob Tennis oder Wandern, wurden meist an der Theke vereinbart. Am Beginn des 20. Jahrhunderts belustigten dann die berühmten „Soirees dansantes“ die hochgestellten Gäste. Diese öffentlich zugänglichen Tanzveranstaltungen galten anfänglich bei der feinen Gesellschaft als höchst unpassend, da sich dabei das Hotelpublikum mit nicht im Hotel wohnenden Gästen vermischte. Mancher Hotelportier musste da öfter auch aufsehenerregende Eklats schlichten. Nach einem Ranking der „World’s 50 Best Bars“ findet man heute die fünf besten Bars der Welt alle in Hotels. Ein Geheimtipp seit ewigen Zeiten ist die American Bar im Savoy Hotel in London. Auch im Südbahnhotel am Semmering hat man bei dem großen Umbau der Dreißigerjahre durch die Architekten Hoppe & Schönthal im Erdgeschoss eine für damalige österreichische Verhältnisse hochmoderne Bar in der neuen „Hall“ eingebaut. Im Kvarner Palace ist natürlich die heutige charmante Bar, die sicher nicht an ihrem ursprünglichen Platz ist, mit dem unglaublichen Meeresblick im Ostteil des Erdgeschosses ein magischer Anziehungspunkt des illustren Publikums.

Diskretes Personal Als wichtigstes Kriterium eines vornehmen Palasthotels – wie es das Kvarner Palace war – galt aber ein zurückhaltendes und ebenfalls vornehm geschultes Hotelpersonal, das wesentlich zum guten Ruf des Hotels beitrug. Denn nicht nur Prunk, Luxus und Eleganz zeichnete die Welt der Grandhotels aus, sondern vor allem aufmerksames Personal, das den anspruchsvollen Gästen schon beim kleinsten Wink zur Seite eilte. Um die zahlreichen Wunscherfüllungen der noblen Gäste einlösen zu können, bedurften die alten Grandhotels eines großen Apparats an Dienstboten. Das Vorbild der Kellner war der Diener im Schloss eines Aristokraten, doch tatsächlich unterstand das Servierpersonal nicht wirklich ihrer Hotelklientel und musste daher ständig entsprechend geschult werden. Josef Max Hegenbarth, Herausgeber des „Handbuches des Hotelbetriebes“ von 1887, gab den Hoteldirektoren dazu folgende Tipps: „Der Kellner darf seine Arme weder in die Seite stemmen, über der Brust zusammenschlagen, noch die Hände in der Hosen- oder Westentaschen haben, noch sich kratzen, in die Haare oder ins Gesicht fahren. Nägelputzen, Rohheiten wie sich in die Nase bohren, sich in den Mund fahren, ausspucken, widerliches Räuspern usw., die als solche eigentlich gar nicht der Erwähnung bedürfen, dürfen hier, da sie leider doch manchmal vorkommen, nicht mit Stillschweigen übergangen werden.“50 152

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Daher sah sich die Hotelleitung oft veranlasst, ihr Personal, das ja den unteren Ständen angehörte, bei der kleinsten Unregelmäßigkeit mit unverhältnismäßiger Härte zu bestrafen. Doch das Personal der erstklassigen Hotels wurde im Nachhinein überall sehr positiv beschrieben, quasi so, als hätte es das „Domestikenhafte als Wesenszug bei der Geburt mitbekommen“, so Hegenbarth. In der Literatur liest man oft, dass die Saisonen außerordentlich stark besetzt waren und die Kellner, aber auch die Rezeptionisten, Pagen und Wagenmeister oft bis zur Erschöpfung arbeiten mussten. Es gibt viele lustige Episoden über das Zusammenleben im Hotel von berühmten Gästen und Bediensteten. Dazu zählt vor allem die Anekdote aus dem Hotel National in Luzern von der legendären französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844–1923), die zu den ersten Weltstars zählt (Abb. 152). Ihr wurde ein sehr junger Kellner zugeteilt, dem sie sofort erklärte, dass für sie der Tisch immer in derselben Weise zu decken sei, da sie die Angewohnheit hatte, beim Essen zu lesen. Jeder Griff von ihr nach einem Salzstreuer oder Glas müsse daher ohne Hindernisse vollführt werden können. Der Kellner hielt sich bei jeder Mahlzeit peinlichst genau an ihre Anweisungen und alles ging eine Weile gut. Plötzlich wurde aber eines Tages der junge Mann fristlos entlassen, da er mit einem Kollegen vor der Küche laut gelacht hatte. Gerade aber als er sich anschickte, das Hotel zu verlassen, kam der Chef des Restaurants herbeigelaufen, um ihn zurückzuholen. Folgendes war geschehen: Die Bernhardt hatte nämlich versehentlich ihre Suppe gezuckert und dabei entdeckt, dass sie von einem ihr unbekannten Kellner und nicht „ihrem“ Kellner bedient worden war, woraufhin sie einen fürchterlichen Schreikrampf bekam. Sie konnte erst wieder beruhigt werden, als „ihr“ Kellner wieder bei ihr neben dem Tisch stand und alles – wie für sie gewohnt – auf seinen Platz stellte.51

152 Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844–1923) zählte zu den ersten Weltstars. Als Kameliendame errang die „Göttliche“ Weltruhm.

Lehrer: Theophil Hansen (1813–1891) und die Wiener Akademie Ohne die großartige Ausbildung, die der Student Josef Höfler durch seinen weltberühmten Lehrer Architekt Hansen auf der Wiener Akademie (Abb. 153) erhielt, wäre aus Crikvenica nie ein internationaler Badeort geworden. Das Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste in Wien am Schillerplatz bewahrt neben allgemeinen Verwaltungsakten auch die Schülerevidenzen und die Dokumente auf, die mit der Geschichte der Akademie in Verbindung stehen. Glückliche Umstände ergaben, dass sowohl der Hotelarchitekt des Kvarner Palace Josef Höfler als auch dessen Lehrer Professor Hansen in den Unterlagen der Akademie bestens erforscht sind.52 Theophil Hansen, 1813 in Kopenhagen in ärmlichen Verhältnissen geboren, wurde wie sein um zehn Jahre älterer Bruder Christian zum Architekten ausgebildet. Nach jahrelanger Zusammenarbeit mit seinem Bruder am Bau der Universität in Athen entschloss er sich, unterstützt vom königlich griechischen Generalkonsul in Wien, Georg Sina, 1846 nach Wien zu gehen. Von allen prominenten Architekten der Wiener Ringstraße hinterließ Hansen die meisten Werke: Zu seinen berühmten Monumentalbauten zählen u. a. das gemeinsam mit seinem Schwiegervater Ludwig Förster in byzantinisch-islamischen Formen erbaute Waffenmuseum des Arsenals (Abb. 154), die Börse (Abb. 155), der Musikverein, die Evangelische Schule neben der Technischen Unikt rechts

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153 Theophil Hansen (Gemälde von Christian Griepenkerl, 1873).

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versität, das Parlament und die eben renovierte Akademie der bildenden Künste (Abb. 157). Daneben baute Hansen unzählige Palais, Wohn- und Zinshäuser, Kirchen usw.53 Bereits 1848 wurde der bedeutendste Baukünstler der Ringstraßenzeit zum ordentlichen Mitglied der Akademie gewählt. Hansen war also bereits 20 Jahre vor seiner Professur in die Reformdiskussionen der Akademie involviert. Durch die Stadterweiterung Wiens, die 1857 von Kaiser Franz Joseph angeordnet wurde, änderten sich die baukünstlerischen Vorschriften grundsätzlich, wobei bereits durch die Märzrevolution von 1848 eine Befreiung von dem unter Kanzler Metternich favorisierten Klassizismus einsetzte.54 Hansen legte daraufhin einen eigenen Stadterweiterungsplan vor und reagierte mit einer stilistischen Neuorientierung, die bald als „Wiener Renaissance“ die Basis einer neuen Stilrichtung und Typenbildung für Wohnbauten während der Periode des „Strengen Historismus“ bildete. So entstanden viele neue Bauten, vor allem auch durch seine Studenten, die wesentlich zur Homogenität der Stadt beitrugen. Als erstes Werk seines neuen Stils präsentierte Hansen 1860 den Bau der Evangelischen Schule mit einer Neurenaissance-Fassade. Durch Hansens „Wiener Stil“ wurde – wie Heinrich Ferstel bemerkte55 – die in Wien vorherrschende Bauweise modifiziert, aber in ihrer Kontinuität weitergeführt. Auf Antrag des großen Architekten Friedrich Schmidt (Wiener Rathaus) wird Hansen 1868 an der Akademie als Professor für Architektur vorgeschlagen. Nach der durchgeführten Reform des Architekturunterrichts sollten ab nun die verschiedenen Richtungen der Architektur in Spezialschulen unterrichtet werden, wobei Schmidt für die mittelalterlichen Baustile und Hansen für den griechischen Stil zuständig war. Daneben wurde August Sicard von Sicardsburg (Oper) für Zweckbauten der Gegenwart und für die Konstruktion beauftragt. kt rechts

154 Das Waffenmuseum der Architekten Hansen & Förster im Wiener Arsenal (1849). 155 Die zweite Wiener Börse der Architekten Hansen & Tietz wurde 1877 in klassizistischen Renaissanceformen an der Wiener Ringstraße eingeweiht.

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156 Theophil Hansen verwendet auch bei der Börse, wie schon vorher beim Musikverein 1870, die offenen Arkadengänge der zweigeschossigen Loggia.

157 Die 1692 gegründete Akademie der bildenden Künste Wien übersiedelte 1876 in Hansens prachtvollen Bau am Wiener Schillerplatz. 156

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Hansens Vorlesungen an der Akademie waren pro Semester total überbelegt. Bereits 1881 gründeten seine Studenten daher den Hansen-Club, der bis 1927 aktiv war. Der von diesem Verein 1887 gestiftete „Hansenpreis“ sollte nach den Statuten „in den akademischen Specialschulen für Architektur, und zwar für die beste Studie nach der Antike, durch das Professoren-Collegium der k. k. Akademie der bildenden Künste zur Vertheilung gebracht werden“. Alle Protokollbücher des „Hansenclubs“ sind nach wie vor im Universitätsarchiv aufbewahrt.56 Wie geschätzt und beliebt Hansen gewesen sein muss, zeigt die prachtvolle, von seinen Schülern 1913 errichtete Gedenktafel an Hansens einstigem Wohnsitz in der Hansenstraße 3, vis-à-vis des von ihm 1871 bis 1883 gebauten Parlaments. Die Akten der Akademie geben über den Privatmann Hansen nur spärliche Auskünfte. Allgemein bekannt war aber, dass Architekt Ludwig von Förster den 33-jährigen Hansen, der am 26. März 1846 in Wien eintraf, in sein Atelier holte. Hansen heiratete am 22. April 1851 Sophie von Förster (geb. 1831), die kurz danach, am 28. Juli 1851 verstarb. Daraufhin führte Hansens Schwester Marie Hansens Haushalt. Ab 1852 wurde er als selbstständiger Architekt tätig und gehörte bald zum führenden Kreis der Bauschaffenden Wiens.57 Dazwischen war er immer wieder bis zu seinem Tod nach wie vor in Athen tätig, wo er mit seinem Bruder Hans Christian zusammenarbeitete. Nach zwanzigjährigem Aufenthalt in Wien erhielt Hansen 1866 die österreichische Staatsbürgerschaft. Von 1867 bis 1882 war er Mitglied im Redaktionskomitee der „Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins“, daneben schrieb er natürlich immer wieder in der von seinem Schwiegervater gegründeten „Allgemeinen Bauzeitung“ (1836–1918). Neben zahllosen Orden und Ehrungen erfolgte 1879 Hansens Aufnahme in die Französische Ehrenlegion. Zur Verleihung der Goldenen Medaille des Royal Institute of British Architects in London kam es 1888. Freiherr von Hansen starb am 17. Februar 1891 und wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof58 neben dem Bildhauer Anton Fernkorn, Schöpfer der berühmten Reiterstandbilder auf dem Wiener Heldenplatz, beigesetzt. Nach dem Tod Hansens kam es unter den Hansenschülern zu einem Wettbewerb um die Gestaltung seines Ehrengrabes am Wiener Zentralfriedhof.59 Unter zahlreicher Beteiligung von Schülern und Verehrern des großen Meisters wurde am 4. Juli 1895 das künstlerisch hochstehende Grabmal enthüllt (Abb. 158). Die Idee und die Ausführung stammen vom Architekten George Niemann (1841–1912) und vom Ringstraßen-Bildhauer Carl Kundmann (1838–1919), die beide bei Hansen studierten. Dem Grab wurde eine kupferne Kapsel mit dem biografischen Werkverzeichnis Hansens beigefügt. Als Vorbild diente das von Hansen entworfene Grabmal von Franz Schubert. Kundmann wählte natürlich, zu Hansen passend, ein griechisches Vorbild. Die in Marmor gearbeitete Tempeldarstellung (griech. Naiskos) zeigt Hansen als Sitzfigur, zeichnend und planend. Die hinter Hansen schwebende Muse hält Lorbeerkranz und Palmzweig über den großen Künstler. Carl Kundmann, ebenfalls Professor an der Akademie, entwarf für Hansens Wiener Parlament im griechisch-römischen Stil auch den weltberühmten Pallas-Athene-Brunnen. Hansens wertvoller Nachlass – darunter auch die großzügige Schenkung seiner Schwester Marie – befindet sich teils in der Akademie in Wien sowie in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen. kt rechts

158 Hansens künstlerisch gestaltetes Grabmal zeigt den großen Architekten, der 1869 mit dem Bau des Parlaments Weltruhm erlangte, bei seiner Planungsarbeit.

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Hansens Einfluss auf die Wiener Hotelarchitektur In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen die Architekten vor dem Problem, für eine große Zahl neuer Bauaufgaben eine adäquate Form zu finden, daher griff man im Historismus oft auf den Vorbildkatalog der abendländischen Baukunst zurück. Wie die Wiener Ringstraße zeigt, zitierten die Architekten Zeiten oder Bautypen nicht wahllos, sondern hielten sich bei einem neuen Bau an bekannte Formen früherer Architekturgestaltungen, um so dem Beschauer einen Erkennungswert über die Tätigkeit in diesem Haus zu liefern. Als Beispiel soll hier Hansens Parlamentsbau in Wien (1871–1883) angeführt werden, wo beim Betrachten des gräzisierenden Baustils und des reichen historistischen Skulpturenprogramms wie etwa des PallasAthene-Brunnens von Karl Kundmann, sofort eine Gedankenverbindung mit Griechenland als Wiege der Demokratie – also dem Parlamentarismus – hergestellt wird. Die mächtige Statue ist ein seltenes Beispiel einer streng historistischen Freiplastik. Der nach 1860 in der Monarchie einsetzende wirtschaftliche und politische Liberalismus (volle Bürgerrechte für die jüdische Bevölkerung) und die damit einhergehende rasante technische Entwicklung ließ ein neues Unternehmertum entstehen, dessen Ziel die Industrialisierung und der Fabrikbau war. Bald entstand parallel zur etablierten aristokratisch-höfischen Gesellschaft die sogenannte Gründergeneration, die nach entsprechend repräsentativen, mit dem Hochadel konkurrierenden Palästen und Räumlichkeiten verlangte, wozu natürlich auch Hotelgebäude gehörten. Seit damals lehnen sich die meisten klassischen Grandhotels an den Typus der alten Stadtpalais an. In Wien war zu dieser Blütezeit des Historismus damals noch lange der nüchterne Spätklassizismus vorherrschend. Ja selbst die Werke der Arbeitsgemeinschaft Förster-Hansen gehörten noch 1846 bis 1852 dieser Stilphase an. Erst später kam es durch Hansen zu einer neuen Stilentwicklung im Wohnbau, die wohl strukturell auf dem vom Adel bevorzugten spätklassizistischen Rastersystem aufbaut, aber mit historistischem Formengut der Neorenaissance gemischt wurde. Als revolutionäres Beispiel dieser Architekturänderung gilt Hansens Heinrichshof, das als bedeutendstes Zinspalais der Ringstraßenzeit gilt (Abb. 159). Seine Spannung und Festigkeit machten nämlich den Monumentalbau am Ring gegenüber der Oper für spätere, in modifizierter Gestaltung errichtete Bauten zu einer idealen, multifunktionellen Architekturvorlage, welche die Schüler der Akademie – so auch Josef Höfler – nützten. Die Fotografie von Andreas Groll zeigt den im Auftrag des „Ziegelkönigs“ Heinrich Drasche 1862/63 von Hansen gebauten Heinrichshof, benannt nach dem Vornamen des Eigentümers, der als reichster Mann Wiens galt. Der teure Zinspalast wurde durch einen Bombentreffer 1945 – der besonders schwer die Oper traf – im Zweiten Weltkrieg zerstört. Drasches mächtige Ziegelfabriken trugen ab 1869 den Namen „Wienerberger“. Der Prunkbau gegenüber der Oper präfigurierte erstmals den Typus des großbürgerlichen Zinshauses, das bewusst ein umfassendes palastartiges Aussehen mit Risalitgliederung und Eckpavillons und dadurch eine Nobilitierung erhielt. Hansens neuartige Ausformung der Neorenaissance war damals vor dem revolutionären Hintergrund nach 1848 als Signal des aufstrebenden Bürgertums nach dem Ende des Neoabsolutismus zu verstehen. 158

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159 Hansens Heinrichshof diente als Architekturvorlage vieler Ringstraßenbauten.

Die markanten, machtausstrahlenden, kastellartigen Ecktürme beim Heinrichshof begegnen uns dann wieder am Neubau der Akademie (Abb. 157) sowie beim Palais Ephrussi und vielen späteren Bauten Hansens. Natürlich wurde der Entwurf zum Heinrichshof nicht nur für Zinshausbauten der Ringstraßenzeit als Vorlage verwendet, sondern auch für zeitgenössische Palaisbauten und vor allem für Hotels. Gerade die wenig erhöhten, bastionartigen, wehrhaften Eckrisalite, die einem Bau Würde und Macht verleihen, entwickelten sich für Hansen zu einer „Corporate Identity“ – also zu einem Markenzeichen seiner Bauten. Die dem Kastellbau entstammenden wehrhaften Ecktürme findet man an den meisten seiner Bauten, die schließlich als „Lehrgebäude“ seiner Schüler dienten, so neben dem Heinrichshof auch an der Akademie, der Börse und auch als Eckpavillons beim Parlament. Wie stark die neuen architektonischen Anregungen und Gliederungsprinzipien von Hansens Heinrichshof auf seine Schüler und die nachfolgende Wiener Architektengeneration wirkten, machte sich dann besonders an den für die große Wiener Weltausstellung 1873 gebauten Hotels bemerkbar. So entstand im Vergleich zur älteren, jämmerlichen Hotelbausubstanz ein neuer, quasi „kosmopolitischer“ Hoteltyp, der dann ebenfalls stark von den Einflüssen Nordamerikas geprägt wurde. Aufgrund der neuen Baugröße (bis zu 200 Zimmer) sprach man daher bald von Hotelpalästen. Zugleich aber traten nun auch durch die Funktion bedingte Unterschiede zwischen den Bautypen „Hotel“ und „Palast“ in Erscheinung. Den auffälligsten Einfluss von Hansen auf einen Hotelbau bemerkt man beim ehemaligen Hotel Britannia (Abb. 160) von Architekt Karl Tietz unmittelbar neben der Akademie (Abb. 157) am Schillerplatz, wobei auch für Tietz Hansens Heinrichshof als Vorbild diente. Unverkennbar ist die Instrumentierung mit den von Hansen favorisierten dominierenden Eckrisaliten, wie ebenfalls nebenan bei der Akademie zu sehen.60 Das 1871 bis 1873 erbaute Hotel am Schillerplatz dürfte für den damals vis-à-vis noch studierenden Josef Höfler auch Vorkt rechts

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160 Das Hotel Britannia neben der Akademie von Karl Tietz (1873).

bildwirkung für Crikvenica gehabt haben. Karl Tietz, geb. 1832 in Westpreußen, kam von der Berliner Akademie nach Wien, wo er u. a. das Grandhotel am Kärntnerring erbaute und 1869 gemeinsam mit Hansen den Auftrag für die Wiener Börse (Abb. 155) bekam. Leider manifestierte sich bei ihm 1871 vermutlich durch Überlastung eine psychische Erkrankung und er verstarb 1874 in der Wiener Rothschild-Heilanstalt Döbling. Vorbildhaft für den Hotelbau könnte vor allem aber Hansens Vorentwurf für die Evangelische Schule in Wien gewesen sein (1859), wo Hansen ein neues Kompositionssystem benützte und die Vernachlässigung des bisherigen Bauschemas mit stark vortretendem Mittelrisalit und Seitenrisaliten ins Auge sticht. Neu ist auch die starke Betonung der Horizontale in den Obergeschossen mit den gleichartigen Fensterachsen. Hansen präsentiert bei der Schule erstmals seinen neuen Stil, den er selbst 1867 in der Allgemeinen Bauzeitung als „italienischen Renaissancestyl“ bezeichnete.61 Diese starke horizontale Betonung – die auch vom flachen Dach noch unterstützt wird – zeigte sich auch bei Höflers Hotel, dessen Entwurf stilistisch – wie könnte es auch anders sein – der Neorenaissance zuzurechnen ist. Nur erfolgt die horizontale Gliederung beim Hotel nicht durch Fenster, hinter denen sich Schulklassen verbergen, sondern hier sind es über drei Stockwerke regelmäßig angeordnete Arkadenreihen, hinter denen die Hotelzimmer aneinandergereiht sind. Diese Auffädelung von Zimmern hinter den Arkaden war für ein Hotel ideal, da man so nach aristokratischem Usus auch durchgehende Enfiladen mit inneren Verbindungstüren schaffen konnte. Die Hotel-Seitenabschlüsse hingegen besorgen in Crikvenica wie beim Heinrichshof die kastellartigen Ecktürme (Abb. 159). 160

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Höflers Palasthotel am Meer Zur stilistisch-typologischen Analyse und zum allgemeinen Verständnis des Bautypus des Grandhotels Erzherzog Josef sollen anhand der bisher vorgestellten Vorbilder Hansens Einflüsse aufgezeigt, vor allem aber auch die Eigenleistungen seines Schülers Josef Höfler bei dem Hotelbau in Crikvenica offengelegt werden (Abb. 161). Die wohl bedeutendste Vorlage für Höflers Hotel war neben dem Heinrichshof sicher Hansens später gebauter Akademieneubau mit seiner klassischen Ausgewogenheit zwischen Körper und Raum, Fläche und Plastizität,62 wo Hansen alle seine speziell für Wien entwickelten Architekturdetails der Neurenaissance vorführte. Die 1692 gegründete, heute als Akademie bekannte Kunsthochschule ist die älteste Mitteleuropas. Vor ihrem heutigen Sitz am Schillerplatz war die Schule von 1786 bis 1876 im St. Anna Kloster (Annagasse 3) untergebracht, wo 1813 die erste Wiener Kunstausstellung stattfand. Im Zuge des Ringstraßen-Ausbaus erfolgte 1871 die Genehmigung eines Neubaus. Für die Ausarbeitung der Pläne des Neubaus wurde schon 1869 der inzwischen bereits hochdekorierte k. k. Oberbaurat Theophil Ritter von Hansen 1869 vom Professorenkollegium vorgeschlagen. Die feierliche Eröffnung erfolgte 1877 durch Kaiser Franz Joseph. Erst 1998 wurde die „Akademie der bildenden Künste Wien“ am Schillerplatz unter Beibehaltung ihres Namens dann zur Universität erhoben. Eindeutig greift Höflers Hotel – wie er als Student bei seinem großen Vorbild Professor Hansen gesehen hat – auf Elemente der italienischen Hochrenaissance zurück, wobei er aber prunkvolle Übersteigerungen der Bauformen vermeidet. Höflers Südfront des Hotels zeigt einen sechsgeschossigen Bau, dessen zentraler Eingangsbereich nicht akzentuiert ist. Diesem kompakten Mittelteil stellt Höfler die von Hansen geschätzten kastellartigen Eckrisalite zur Seite, wobei es 1895 zur Eröffnungszeit des Höfler-Hotels auch noch einen schwach vortretenden Mittelrisalit gab, den es heute nicht mehr gibt (Abb. 169). Dieser ragte allerdings damals ab dem vierten Geschoss frei in die Höhe, wobei die Zimmer des fünften und sechsten Geschosses links und rechts des Risalits zurückversetzt worden waren. Warum der Mittelrisalit entfernt wurde, ist bis heute nicht geklärt. Vermutungen gehen von Kriegsschäden aus. Es könnte auch noch Architekt Höfler gewesen sein, der selbst später den Mittelrisalit wegnahm und die dadurch entstandene moderne Horizontalität nach Hansens Vorbild erreichte. Höfler starb ja erst 1927 in Mödling – fast zehn Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges. Während aber Hansen beim Heinrichshof mit dem Kranzgesims die Dachzone festlegte, wobei jedoch die Ecktürme sich noch weiter frei in die Höhe erstrecken konnten, erheben sich bei Höfler die Ecktürme nicht mehr über die gerade Dachzone hinaus, da er aus Platzgründen für mehr Zimmer ein Attikageschoss im letzten Stock vorsah. Architekt Höfler, der schon durch seine Reisen ein geschulter Beobachter der internationalen Architekturszene war, erkannte die Zeichen seiner Zeit. Sicherlich wollte er sich daher bei seinem Projekt von den überladenen architektonischen Historismen absetzen, die ihm nicht mehr der Zeit um 1895 entsprechend erschienen. International wurde später aber die Dachzone um 1900 als selbstständiges Bauelement zu einem wichtigen Charakteristikum der Grandhotels. So erzeugten schwere Kuppelaufsätze mit kt rechts

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Die sich dem Meer öffnende prachtvolle Arkadenfront des Kvarner Palace von Josef Höfler.

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mächtigen Tambours und überdimensionierte Mansardendächer mit schweren, hohen Fahnenstangen eine gewisse Kopflastigkeit, die aber im Hohlraum des Inneren praktisch für Personalzimmer genutzt wurden. Vor allem das übersteigerte Kuppelmotiv wies auf den Schlossbau des 16./17. Jahrhunderts hin und sollte deutlich den Repräsentationscharakter eines Hotels vermitteln. Siehe dazu auch u. a. das berühmte Hotel Negresco in Nizza. (Abb. 135) Im Gegenzug dazu aber wandte sich die beginnende moderne Architektur gegen jede Art von Dachüberhöhungen und hohe Risalite. Die Tendenz ging mehr und mehr zu einer einheitlich flach geformten Dachzone, wobei die Baukörper keine gravierenden Vor- und Rücksprünge durch Risalite mehr aufwiesen. Mit dieser zurückgenommenen Architektur am Hotelbaukörper erreichte man, dass alle Hotelzimmer nach außen hin gleichwertig erschienen, obwohl es noch immer pro Etage verschiedene Stockwerksgrößen und auch Zimmerpreise gab. Hansens Idee, aus dem Heinrichshof kein echtes Adelspalais, sondern einen Zinspalast für vermietbare Wohnungen zu machen, übernahm auch Höfler. Er versteckte nämlich hinter dem noblen Aussehen seines palastartigen Gebäudes ganz einfache Hotelzimmer. Ihrem Rang entsprechend verfügt die Hauptfassade über die monumentalste Gliederung, wobei sie ihre Spannung durch die mehrere Stockwerke umfassende, regelmäßige Reihung der Arkaden erhält, die nach Beseitigung des Mittelrisalits noch einheitlicher wirkt. Auffällig bei Höflers Entwurf ist das Fehlen jeglicher Sockel, die bei dem Bau, der an der Südseite nahtlos in einen blühenden, nach Rosen duftenden, subtropischen Adriagarten in französischer Manier übergeht, nur gestört hätten. Auch dass an der Hauptfassade kein akzentuierter Eingangsbereich auszunehmen ist, geht bereits auf eine moderne Gestaltungsvariante zurück, die der junge, 35-jährige Architekt hier einsetzte. Schließlich befinden wir uns 1895 am Beginn eines radikalen Umbruchs in der Architekturlandschaft, der sich bereits in der Abkehr vom Historismus mit seinem Eklektizismus und der Gründung der Sezession (1897) in Richtung einer geometrisch-abstrakten Formensprache manifestierte. Wenn auch die Wurzel von Höflers Hotel primär in Hansens vorbildhaft wirkendem Heinrichshof (1861–1863) zu suchen ist, der quasi als erster Nutzbau hinter einer imperialen Fassade auftritt, so ist Höflers fantastische Entwurfsidee, den Hotelgästen durch die den Loggien vorgesetzten Arkaturen zugleich Sonnen- und Regenschutz zu bieten, eine ungeheuer praktische, ästhetische und – obwohl sehr alte – im 19. Jahrhundert aber äußerst moderne Gestaltungsvariante im Hotelbau der Jahrhundertwende. (Abb. 161) Diese monumentale Gliederung mit den Arkaden der zum Meer hin ausgerichteten Loggien bot der Hotelklientel großen Erlebniswert und viel Schatten. Nicht nur, dass man auch bei Regen beim Genuss der heilkräftigen Seeluft unter den Arkaden total geschützt war, konnte man vor allem auch abends das unglaubliche Panorama der felsigen Steilküsten der Insel Krk und weiter westlich der Berglandschaft des Ucka mit seinen unbeschreiblichen Sonnenuntergängen genießen. Hansen empfahl ja seinen Studenten, beim Entwerfen eines Baus ein „künstlerisches Leitmotiv“ zu finden, das durch alle Phasen der Planung aufrecht erhalten werden sollte. Beim Hotel in Crikvenica, das sich aufgrund der offenen Arkadenreihen der Sonne und dem Meer öffnet, scheint das Leitmotiv der Planung gewesen zu sein, in diesem Hotel alles zu schaffen, um die Menschen, die hier wohnen würden, mit den Schönheiten der Natur und des Meeres in Einklang zu bringen. Höflers Einfühlungsvermögen für die besondere Lage seines Hotels am Meer 164

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bescherte dem Hotel auch einen zur mediterranen Landschaft passenden Meeresfries mit Delphinen, Muscheln und Krabben, der über dem dritten Stock rund um das gesamte Gebäude verläuft (Abb. 138). Inwieweit in Verbindung mit der Monumentalarchitektur auch Bildhauerei und Malerei am Hotel vorhanden waren, lässt sich heute nicht sicher sagen. Nachweisen lässt sich aber an der Frontseite des Hotels das immens große Wissen der antiken Säulenordnungen, das Höfler durch Hansen und dann später in natura auch durch seine archäologischen Forschungen mit Heinrich Schliemann erfuhr. So hinterließ er mit dem Bau enge Zusammenhänge zwischen seinem Leben und dem seiner Lehrer. In Abb. 161 kann man das von Höfler verwendete Decorum gut erkennen. Wie ein aufgeschlagenes Architekturbuch präsentiert sich auf der Meerseite des Hotels Höflers großes Wissen um antike Architekturformen. So waren auch die riesigen Pfeilerarkaden des Untergeschosses, über denen sich das Terrassencafé erhebt, rustiziert. Deutlich sieht man, dass die Hotelzimmer nach oben hin immer niedriger und die Säulen der Arkaden immer zierlicher und ähnlicher der Säulenhalle des Findelhauses in Florenz von Filippo Brunelleschi (1377–1446) werden. Brunelleschi gilt ja als Begründer der italienischen Renaissancearchitektur, wovon sich jeder selbst in Florenz beim weltberühmten Waisenhaus überzeugen kann. Technisch ging es ihm um die lineare Bewältigung des Raumes, aber auch um ein neuartiges Modulsystem (Abb. 162 + 163). Die besondere Eigenleistung des Architekten Höfler liegt beim Kvarner Palace nicht nur in der betont flachen Dachdeckung, die absolut Hansens Architekturverständnis entsprach, sondern vor allem in seiner Fassadengestaltung mit der extravaganten, über vier Geschosse reichenkt rechts

162 Das Ospedale degli Innocenti in Florenz von Filippo Brunelleschi (1487).

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163 Heute befindet sich in dem Waisenhaus mit seinen von Kreuzgewölben bekrönten Bogenöffnungen ein Renaissancemuseum.

den Arkatur, die klaren Rhythmus in die Fassade bringt. Auch die römische Palastarchitektur (Palazzo Venezia, Rom 1465) entlehnte Anfang des 16. Jahrhunderts diese dann später auch in Österreich als „modern“ empfundene Arkadenfront. Man findet sie öfter bei alten österreichischen Schlössern – so auch in Weitra, erbaut 1584 bis 1605 vom italienischen Architekten Pietro Ferrabosco63 (Abb. 164). Als besonderes Prunkstück des in der Renaissance so beliebten Architekturdetails gilt aber der vierseitige, dreigeschossige Arkadenhof der Stallburg in der Wiener Hofburg – wo heute die berühmten Lippizaner logieren –, die 1559 bis 1568 als Residenz für Erzherzog Maximilian errichtet wurde (Abb. 165). Vieles an der Hauptseite des Hotels führt immer wieder in die Antike, aber auch in die Wiener Kunstgeschichte. So stammen die kräftigen, breitgelagerten Arkaden im Erdgeschoss aus dem griechisch-römischen Stil. Vorbildhaft für das Hotel könnte dabei die von Peter Nobile gestaltete Ringstraßenfront des Äußeren Burgtors in Wien gewesen sein (Abb. 166). Das Architekturbild der Hotelfront aber orientiert sich in den oberen Arkaden-Geschossen weiter an dem bis in die Antike zurückreichendem Ordnungssystem der Säulenordnungen (Abb. 167). So präsentieren sich die Arkaden der Stockwerke mit verschiedenen antikisierenden Säulenformen wie dorisch (3. Geschoss) und korinthisch mit Akanthusblättern (4. Geschoss), wobei der 166

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164 Das Renaissanceschloss Weitra im Waldviertel von Pietro Ferrabosco (16. Jahrhundert).

165 Erzherzog Maximillian ließ die Stallburg in Wien mit ihren prachtvollen Renaissancebögen als Unterkunft für die Lipizzaner nahe der Hofburg ebenfalls von Pietro Ferrabosco erbauen. kt rechts

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166 Die mächtigen rustizierten Pfeiler-Arkaden des Untergeschosses dienen als Stützen des Kvarner Palace.

Schaft nach toskanischer Ordnung keine Kanneluren, aber eine Basis hat. Als Höhepunkt der Architektur aber verbindet Höfler im dritten und vierten Geschoss die drei mittleren, kräftigen Arkaden des Hotels mit vier kolossalen Pilastern mit Basis und ionischem Kapitell und schafft so einen zentralen Mittelpunkt des Hotels. Darüber wird die Terrasse des 5. und 6. Geschosses durch ein steinernes Balkongeländer mit durchlaufenden, säulenartigen Stützen gesichert. Die dekorative Einbeziehung der Säulenordnungen in die römische Architektur und ihre Wiederaufnahme in der Renaissance gehört bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu den wichtigsten Gliederungsmitteln der repräsentativen Architektur, wie sie Theophil Hansen lehrte. Auffällig bei Höflers Bau ist aber die Tatsache, dass er ursprünglich im Gegensatz zu heute – wie immer wieder alte Ansichtskarten zeigen (Abb. 169 + 176) – doch das klassische Konzept der Fassadengliederung mit drei schwach vortretenden Risaliten wie auch bei Hansens Heinrichhof verwendete. Dadurch konnten auch in diesen drei vertikalen Achsen größere Appartements untergebracht werden. Alle Ecken der Risalite waren bis zur Dachzone mit Rustika verkleidet. Erst nach Entfernung des Mittelrisalits wurde dessen neuer Mittelteil mit den heutigen vier kräftigen Pilastern betont. Für die Hotelgäste boten die beiden kastellartigen Eckrisalite mit ihren zwei vertikalen Fensterachsen durch ihre gesteigerte Gebäudetiefe gegenüber den übrigen Hotelzimmern den meisten Komfort. Hier befanden sich große, luxuriöse Suiten für Gäste, die einen längeren Aufenthalt bevorzugten. Im Zuge der Forschung stellt sich nun bei den turmartigen Risaliten die Frage, ob der an der Antike überaus geschulte Architekt damals mit den drei kastellartigen Türmen seines Hotels nicht den römischen Namen von Crikvenica, nämlich „ad turres“ (bei den Türmen), mit seiner Architektur nachstellen wollte. 168

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Für die kroatische Historikerin Radmila Matejčić ist das Kvarner Palace eines der originellsten Bauwerke an der kroatischen Küste: „Im Laufe des Tages verändert das Licht das Erscheinungsbild der Fassade, es zeigen sich unbeschreibliche Hell-Dunkel-Effekte, die dieser Architektur eine mediterrane Bedeutung verleihen.“ Weiters weist sie darauf hin, dass Höfler alle Vorteile des Hotelplatzes „bis ins Unendliche ausgenutzt [hat] und er hat damit eine Hotelarchitektur geschaffen, die bis heute unübertroffen ist.“64 Klar wird bei dem Hotel der Repräsentationsanspruch hervorgekehrt, der besagt: je tiefer das Stockwerk, umso größer und anspruchsvoller die Zimmer dahinter. Wobei wie überall auf der Welt auch hier an der einstigen ungarischen Adria die Beletage die Fürstenzimmer aufwies. Die Zimmer langgestreckter Hotelanlagen – wie auch beim Kvarner Palace – sorgten durch ihre gleichen Gänge für Orientierung und waren so in allen Etagen einfach zu beschicken. Im Unterschied zu Höflers für die Zeit sehr spannenden und modernen Hotelentwurf präsentierte sich 1908, fernab jeglicher Realität des modernen Architekturgeschehens, das „Excelsior Palace Hotel“ auf dem Lido in Venedig mit seinen orientalisch anmutenden, überladenen Fassakt rechts

167 Die präzise Säulenordnung der Front scheint wie aus einem Architekturbuch entnommen.

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den wie einem Film entsprungen. Die monströse, 300 Meter lange und 45 Meter hohe Hotelarchitektur mit ihren maurischen und venezianischen Stilelementen erscheint einem wie eine riesige Kulissenwelt Hollywoods. Voluminöse Metallkuppeln, arabische Zinnen, minarettartige Türme und ägyptische Sphingen dienen als Dekorationsmotive dieses einmalig bizarren Hotels, das einem heutigen Disneyland entlehnt erscheint. Hingegen sollte nach Höfler bei seinem 1895 eröffneten Hotel mit den über vier Stockwerke reichenden, horizontalen, loggienartigen Arkadenreihen sofort der Schwerpunkt der Planung – nämlich die Öffnung zum azurblauen Meer – erkennbar sein. Das sechsstöckige, palaisartige Hotel mit seinen Risaliten und eleganten Terrassen sowie Arkadengängen wurde durch einen gedeckten Gang jeweils mit den beiden vier Stock hohen, im Hintergrund befindlichen quadratischen Flügelbauten verbunden. Höflers frei stehender, blockhafter, fast kubischer Monumentalbau in den Neorenaissanceformen erinnert heute – ohne den (verloren gegangenen) Mittelrisalit – mit seinen kastellartigen Eckrisaliten und dem flachen Dach in vergrößerter Form an die von seinem Lehrer Theophil Hansen 1872 entworfene „Akademie der bildenden Künste“ in Wien (Abb. 157). Natürlich muss man sich sämtliche Dekorteile und Statuen an der Akademiefront wegdenken. Die kostengünstige Planung Höflers zeigt aber auch, wie bereits Architekt August Prokop, Professor und Rektor der k. k. Technischen Hochschule in Wien 1897 in seinem Buch65 anführt, Anleihen beim Lotz-Entwurf. Höfler trennte sich allerdings vom barocken, schlossartigen Erscheinungsbild und präsentierte ein der Zeit entsprechendes, in Richtung Moderne weisendes, repräsentatives Großhotel. Der ungewöhnliche, aber funktionelle Hotelentwurf mit der Arkadenreihung dürfte 1895 mit seiner luftigen Fassadengestaltung damals an der ungarischen Adria nicht nur „äußerst modern“ und einmalig gewesen sein, wie auch die bekannte kroatische Kunsthistorikerin Radmila Matejčić bestätigt.66 Die Gestaltung und die Massengliederung des Baukörpers mit den vielen Bogenöffnungen zeigen auch ein außergewöhnliches Feingefühl des Entwerfers. Höfler, durch seinen Lehrer Hansen bestens mit dem Renaissancestil67 und seiner Entwicklung aus der römischen Antike geschult, dürfte durch sein Reisestipendium, das ihn nach Italien und durch die offenen Säulenhallen in Florenz führte, inspiriert worden sein. Als Inbegriff der Frührenaissance traten ihm dort ja auf Schritt und Tritt die den Häusern vorgestellten offenen Arkadengänge als zentrales Motiv entgegen, wie etwa an dem von Brunelleschi 1419–1444 erbauten Findelhaus (Abb. 163), das überhaupt als erstes im Renaissancestil errichtetes Bauwerk gilt. Auch die für Versammlungen errichtete Loggia dei Lanzi muss Höfler die großartige Funktion dieser hinter den Arkaden liegenden Hohlräume – die dann später bei Palladio ein wichtiges Kompositionselement wurden – vor Augen geführt haben. Boten doch diese luftigen Räume, die nach oben hin mit einem Kreuzgratgewölbe abschließen, im Sommer Kühle und Schatten und bei Regen Schutz vor Nässe. Beim Hotel des Erzherzogs an der ungarischen Küste bilden die Arkaden, wie man sie auch bei späteren Laubenganghäusern in Österreich findet, durchgängige Laufgänge pro Geschoss. Mit der baukünstlerischen Durchbildung des repräsentativen Hotels mit den Loggien, die sich pro Stockwerk verjüngen, ist es Architekt Höfler geglückt, die Schwere des dahinterliegenden Baublocks zu verbergen und das von Hansen so geschätzte „Malerische“ bei seinem Bau offenzu170

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legen. Durch die räumliche Aufteilung und die kluge architektonische Gliederung des Monumentalbaus gelang es Höfler, auch den Zweck des Gebäudes als Palasthotel mit den Mitteln seiner spezifischen Architektur denkmalhaft zum Ausdruck zu bringen. Beigetragen hat dazu sicher auch die Zurückhaltung bei den Außenmaßen des eigentlichen Hotelkörpers, wobei aber durch die beiden rückwärts angefügten großen Nebengebäude wieder das benötigte Zimmervolumen für einen funktionierenden Hotelbetrieb erreicht wurde. Höfler ist sicher als modern denkender Architekt der Jahrhundertwende einzustufen, obwohl die Analyse seines Hotels einen späthistoristischen Bau in Neorenaissanceformen des „Wiener Stils“ zeigt. Jedenfalls ist bei Höflers bisher unerforschten Bauten in Ungarn noch mit Überraschungen zu rechnen. Architekt Höfler, dem Hansens Verständnis, Architektur als Gesamtkunstwerk zu betrachten, auf der Akademie nahegebracht wurde – d. h., dass Malerei, Plastik, Ornamentik und Mobiliar dem Stil der Bauten anzupassen sind –, hat sicherlich bei seinem Hotel in Crikvenica auf diese Erkenntnis zurückgegriffen. Doch heute ist nach all den Kriegseinwirkungen in den letzten 125 Jahren von der ursprünglichen Oberflächengestaltung und Dekoration des Hotels nur noch der Meerestier-Fries und Höflers fantastische Idee der verschiedenen antiken Säulenordnungen in den Arkadengeschossen sichtbar. Davon abgesehen wurde die gesamte Einrichtung – ob Gemälde, Möbel oder Skulpturen – aus dem einstigen Luxuspalast weggebracht, vielleicht auch woanders hingebracht. Auf jeden Fall ist alles, was an dem Bau nach all den Kriegsjahren nicht niet- und nagelfest war, verschwunden. Vieles rund um das Hotel und seine grandiose Vergangenheit liegt noch im Dunkeln, viele Geheimnisse gilt es noch zu lüften. Doch in der Literatur lässt sich nun bereits das Pompöse des Grandhotels Erzherzog Josef nachvollziehen. Tatsache ist aber, dass man sich im restaurierten Kvarner Palace heute, nach 125 Jahren, darum bemüht, den Gästen all den Glanz und Komfort des ehemaligen Palasthotels an der ungarischen Küste wieder vor Augen zu führen.

Anmerkungen 1

Michaela Hlusa-Weinmann, Hotelneubauten im Umfeld der Wr. Weltausstellung 1873, Dipl.-Arbeit, Universität Wien 2000, S. 53 ff. 2 Ilsebill Barta, Marlene Ott-Wodni, Alena Skrabanek, Repräsentation und (Ohn)Macht, Wien – Köln – Weimar 2019. 3 Als Palatin wurde in Ungarn bis 1848 der Stellvertreter des Königs bezeichnet. 4 Brigitte Hamann, Die Habsburger, Wien – München 2001, S. 191. 5 Győrgy Ságvári, Die ungarische Honvéd, Wien 2010, S. 652 ff. 6 Hamann (Anm. 4), S. 193 f.; Öst. Biograph. Lexikon 1815–1950. 7 Leontine von Littrow, Impressionistin des Südens, Katalog zur Ausstellung im Muzej Grad Rijeke, 2017, S. 216. 8 Géza Hajós, Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765–1918, Wien – Köln – Weimar 2007, S. 130 f. 9 Aus der Zeitschrift: d/ROM/a, Nr. 51, 3/2017, S. 10. 10 Christiane Fennesz-Juhasz, Petra Cech, Mozes F. Heinschink, Dieter W. Halwachs (Hg.), Lang ist der Tag, kurz die Nacht. Märchen und Erzählungen der Kalderaš. Klagenfurt 2012. (Kalderash = „Kesselkt rechts

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schmiede“; Name d. Romagruppe, abgeleitet vom traditionellen Beruf der Männer, kommt vom rumänischen Wort „căldare“ = Kessel bzw. „căldărar“ = Kesselschmied.) 11 Jean-Paul Bled, Kronprinz Rudolf, Wien – Köln – Weimar 2006, S. 97 ff. 12 Ilsebill Barta (Hg.), Kronprinz Rudolf – Lebensspuren, darin: Irmgard Pangerl, Reisen und Kronprinzenwerk, Wien 2008 (= Katalog zur Ausstellung im Hofmobiliendepot Möbel-Museum Wien und Kronprinzen-Appartement von Schloss Schönbrunn, 2008–2009). 13 Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, 24 Bände, Wien 1886–1902 (= „Kronprinzenwerk“). 14 Kronprinzenwerk (Anm. 13), darin: Dragutin Hirc, S. 306–334. 15 Der Name des zweiten Sohnes von Erzherzog Josef war Ladislaus (1875–1895), der zwanzigjährig einem Jagdunfall erlag. 16 Kronprinzenwerk (Anm. 13), S. 322. 17 Siehe Abb. 122 von Ildiko Deak. Zentrale Bekanntmachung (Központi Ertesito, Nr. 23, 22.3.1894, Vol. 19). Dazu: „Steine sprechen“, Nr. 151, S. 37, Abb. 8. 18 Franz Hasper, Cirkvenica: Seebad und klimatischer Kurort, Budapest 1894, S. 17ff. 19 Désirée Vasko-Juhász, Die Südbahn, Wien 2018, Foto auf S. 186. 20 Ebda., S. 321. 21 La festa di ieri a Cirquenizze, Lb, Anno XXIV, Fiume 2. VII 1891, N. 146, p. 2. 22 Radmila Matejčić, Vinodolski Zbornik, Beginn der balneologischen Architektur in Crikvenica, 4/1985. Die Daten aus der in Rijeka gedruckten Fachzeitschrift „La Bilancia“ sind im Artikel unter der Abkürzung LB zitiert. 23 Kronprinzenwerk (Anm. 13). Weiters dazu: Bled (Anm. 11), S. 58. 24 Matejčić (Anm. 22), siehe Fußnoten 31 und 32. 25 August Prokop, Über österreichische Alpenhotels, Wien 1897, S. 5–12. 26 Dazu: Österreichische Forschungen zur Ägaischen Bronzezeit 2009: Akten der Tagung vom 6.–7. März 2009 am Fachbereich Altertumswissenschaften der Universität Salzburg. Darin: Michaela Zavadil, Heinrich Schliemann und sein österr. Architekt Josef Höfler, Wien 2011, S. 343 ff. Ohne die Forschung von Dr. Zavadil wäre Josef Höfler nie als Architekt des Hotel Kvarner Palace entdeckt worden. Abbildungsnachweis für das Foto von J. Höfler: M. Zavadil, verwobene Netzwerke: Wissenschaft und Personalakquise bei Heinrich Schliemann, in: K. R. Krierer, I. Friedmann (Hg.), Netzwerke der Altertumswissenschaften im 19. Jahrhundert, Beiträge der Tagung vom 30.–31. Mai 2014 an der Universität Wien, Wien 2016, S. 271, Abb. 3. 27 Eva Schober, Theophil Hansen – Architekt und Designer, Katalog zur Ausstellung des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste, Wien 2013, S. 93, FN 55. 28 Günther Buchinger, Villenarchitektur am Semmering, Wien – Köln – Weimar 2006, S. 88 ff., S. 213. 29 Die gesamte Korrespondenz zu Höflers Reisestipendium befindet sich in den Verwaltungsakten von 1881/82 des Archivs der Akademie. 30 Ebda. 31 Ebda. 32 Heinrich Schliemann, Troja. Ergebnisse meiner neuesten Ausgrabungen auf der Baustelle von Troja, in den Heldengräbern, Bunarbaschi und andern Orten der Troas im Jahre 1882, (Leipzig 1884). 33 Österreichische Touristenzeitung 1883, S. 44. 34 Für die außergewöhnlich hilfreiche Unterstützung bei den Recherchen zu Josef Höfler danke ich herzlichst Dr. Christian Matzner vom Museum Mödling. Siehe dazu auch: Ilse und Georg Waldner, Heide Kucera, 1100 Jahre Mödling, Die Geschichte einer Stadt, Korneuburg 2003, S. 39.

35 Peter Strčić, Briefe von Dinko Vitezić an Vatroslav Jagić (1891–1893), Fachzeitschrift des Archivs in Rijeka und Pazin, Bd. XI–XII, 1966–67, S. 208. 36 Cirquenizze luogo di cura. LB Anno XXIV, Fiume 26 iii 1891, N 68, p. 2. 37 Hasper (Anm. 18), S. 19. Dazu: Die Gründungsurkunde der Hotel-Gesellschaft wurde am 22.3.1894 veröffentlicht in Central Notifications Nr. 23 (Központi Ertesito), Abb. 122. 38 Lt. Državni arhiv u Rijeci (Rijeka) wird das neue Hotel, welches auf der Parzelle 1143 Crikvenica liegt und 507 Klafter groß ist, im Grundbuchamt Novi Vinodolski als Hotel Knadvojvodi Josipu samt Situationsplan eingetragen. 39 Das ungarische Bulletin: XXXIII, kötet VII. füzet, Budapest 1899, A cirkvenicai fürdó, S. 287 ff. 40 Ein Wiener Quadratklafter entsprach 3,5979 Quadratmetern. 41 Državni arhiv u Rijeci, Boris Zakošek. Die Baugenehmigung wurde für die gesamte therapeutische Anlage samt Schwimmbad 1901 erstellt. 42 Roko Joković, Cirkvenica: Seebad und klimatischer Kurort, 1906, S. 56 ff. 43 Deutsche Bauzeitung 4, 1870, Nr. 20, S. 165. 44 Michael Schmitt, Palast-Hotels, Architektur und Anspruch eines Bautyps 1870–1920, Berlin 1982, S. 160. 45 Vasko-Juhász (Anm. 19), S. 46, Abb. 47/48. 46 Christian Gargerle, Die Welt der Grand Hotels, Wien 1990, S. 12. 47 Unter „steigenden Zimmern“ waren Lifte zu verstehen, die so groß wie ein Zimmer und möbliert waren. 48 Dazu: Vasko-Juhász (Anm. 19), Abb. S. 128. 49 Joković (Anm. 101), S. 83. 50 Gargerle (Anm. 46), S. 21. 51 Ebda., S. 20. 52 Schober (Anm. 27), S. 109–127. 53 Ebda., S. 197 ff. 54 Siehe Robert Staller, in: Schober (Anm. 27), S. 19 ff. 55 Renate Wagner-Rieger, Mara Reissberger, Theophil von Hansen, Wiesbaden 1980, S. 50 f. 56 Schober (Anm. 27), S. 115f. 57 Wagner-Rieger, Reissberger (Anm. 55), S. 27. 58 Ehrengräber, Gruppe 14 Architekt, Nr. 20. 59 Siehe Lageplan Wr. Zentralfriedhof, Gruppe 14 Architekt, Nr. 20. 60 Siehe dazu das Kapitel IV. „Architekt Josef Höfler“. 61 Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien; Schober (Anm. 86), S. 156. 62 Walter Krause, Baukunst, Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, 19. Jahrhundert, München 2002, S. 208 ff. 63 Renate Holzschuh-Hofer, Eckart Vancsa, Architektur der Renaissance, in: Artur Rosenauer (Hg)., Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, Bd. 3, Spätmittelalter und Renaissance, München u. a. 2003, S. 276 u. 296. 64 Matejčić (Anm. 22). 65 Prokop (Anm. 25), S. 5 ff. 66 Siehe Anm. 22. 67 Renate Wagner Rieger, Theophil von Hansen, Wiesbaden 1980, S. 192. Die berühmte Kunsthistorikerin führt auch die von Hansen gebaute Akademie auf die „Romanita“ (Liebe zur antiken römischen Kunst) des Architekten zurück, zu der er sich nie verbal äußerte. 173

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V. Das Palasthotel im Trubel der internationalen Weltgeschichte

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m frühen 20. Jahrhundert war Crikvenica bereits ein gefragter Bade- und Kurort, der kurz nach dem Tod von Erzherzog Josef 1906 zum klimatischen Luftkurort erhoben wurde. Vor allem die Ungarn liebten und bevorzugten den Ort sehr. Seit 1888, als in Crikvenica der „Verein für Strandbadbau“ und zugleich die erste öffentliche Badeanstalt errichtet wurde, sprach man nur mehr vom „Abbazia Ungarns“. Der überaus tatkräftige und clevere Verein gab sich damit nicht zufrieden und erbaute dann anstelle des alten Friedhofs 1902 die mit historistischen Dekorationsformen geschmückte Gemeindeparkanlage, die nun direkt an den Erzherzog-JosefPark des Hotels „Therapia“ anschloss.1 So erhielt der Ort eine sehr große Grünlandschaft mit Spazierwegen (Abb. 168). Der grüne Trend kam nämlich gerade durch die international um sich greifende Lebensreform-Bewegung in Gang, deren Motto „zurück zum gesunden und einfachen Leben“ lautete. Übrigens war auch der naturwissenschaftlich begabte Habsburger Ludwig Salvator (1847–1915) ein ganz früher „Naturfreak und Aussteiger“, der am Wiener Hof wegen seiner nachlässigen Kleidung immer für Belustigung sorgte.2

168 Der Hotelpark und die neugegründete Gemeindeparkanlage (um 1900). 176

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Diese mondäne Lebensauffassung ergriff nun um die Jahrhundertwende international die Tourismusbranche. Die neue alternative Lebensart veränderte auch die Mode und die staubaufwirbelnden langen Roben wurden langsam zugunsten „bequemer Kleidung“ verbannt. Auch in Crikvenica hielt das mondäne Leben Einzug und im Gemeindepark wurde ein Tennisplatz und ein Musikpavillon, wo es auch immer wieder Militärkonzerte gab, installiert. Daneben zogen ein rundes Tanzpodium mit Korbsesseln und zwei Springbrunnen, umgeben von Rosenbeeten, zahlreiche Touristen an. Nachdem sich die Wogen des Bankenskandals langsam legten, hatte sich 1897 der Erzherzog entschlossen, sein Hotel zu verpachten und in erfahrene Hände zu legen. Bald darauf nahm das neu benannte „Palace-Hotel und Sanatorium Therapia“ unter ärztlicher Führung des aus Abbazia geholten Kaiserlichen Rates Dr. Heinrich Ebers (1856–1919) als „Wasserheilanstalt“ einen immensen Aufschwung (Abb. 169 + 170) Der erfahrene Kurarzt war, bevor er an die Adria kam, lange Zeit als Chefarzt der k. k. hydropathischen Anstalt in Krynica, einem berühmten Kurort in Galizien, tätig.

169 Nach der Übernahme durch den Kurarzt Dr. Ebers wurde das Kvarner Palace dann viele Jahre lang „Therapia“ genannt.

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170 Ein Werbesujet von Dr. Ebers Wasserheilanstalt „Therapia Palace“ (1901).

Während in der östlichen Dependance des Palasthotels seit 1898 das Militär-Sanatorium untergebracht war, befand sich nun in der westlichen Dependance ein nach letztem Stand der modernen Wissenschaft ausgestattetes Kurzentrum mit Turnsaal und einem eleganten Hallenschwimmbad3 (Abb. 171). Bald darauf wurde Crikvenica zum Pionier des kroatischen Gesundheitstourismus ernannt. Namhafte Mediziner der Monarchie bestätigten, dass die natürlichen Heilfaktoren und Seebäder in Crikvenica bei vielen Krankheiten nützlich waren und sind. Bald waren nicht nur in den größeren Hotels hydropathische Anstalten vorhanden, daneben entstanden auch kleinere Sanatorien, wo zahlreiche Badeärzte die Gäste bei ihrer Kur berieten. Erzherzog Josefs Vorbild war ja Südbahn-Generaldirektor Schüler, der nach der Errichtung seiner Hotelanlagen pro Jahr 50.000 Gäste nach Abbazia brachte. Josef tat alles, um Schülers Erfolg zu toppen. So holte er bereits vor der Hoteleröffnung 1893 den durch seine „Wassercuren“ europaweit bekannten Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) aus Bad Wörishofen nach Crikvenica, um sich von dem großen Hydrotherapeuten selbst therapieren und beraten zu lassen (Abb. 172). Josef riet auch Papst Leo XIII., sich ebenfalls von Kneipp behandeln zu lassen. Auch heute noch wird das Gefäßtraining mit kaltem Wasser nach Kneipp für einen regelmäßigen Blutumlauf medizinisch eingesetzt und zeigt gesundheitsfördernde Effekte. Das begünstigte Mikroklima mit dem warmen Frühling, der schon früh Bougainvillea, Mohnblumen, Ginster und die Mandelbäume blühen lässt, sowie die praktische Südbahn zogen immer mehr Gesundheitsbewusste in die mediterranen Sommerfrischeorte der Monarchie. Auch die heilsamen Aerosole und der mineralische Heilschlamm sorgten neben den konstanten klimatischen Voraussetzungen ohne jähe Temperaturveränderungen und den nicht allzu heißen Sommern sowie milden Wintertemperaturen für die Beliebtheit der Ungarischen Riviera. 178

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Erreicht wird diese geschützte Lage durch die Klimabarriere der hohen karstigen Berge wie dem Monte Maggiore bei Abbazia, der Kapella oder dem Velebit (1.757 Meter), die eine stabile Trennlinie zwischen dem mediterranen Küstengebiet und dem schwankenden Kontinentalklima bilden. In Crikvenica wurden aber die Meerestherapien von Jahr zu Jahr immer beliebter, denn Studien an der meist mit einem langen Leben gesegneten einheimischen Bevölkerung ergaben, dass deren guter Gesundheitszustand auf die milden Temperaturen und den hohen Salzgehalt des Meeres zurückzuführen ist. Weiters zeigten medizinische Untersuchungen, dass auch die Kälte- und Druckwirkung beim Schwimmen im Meer als Heilmittel gesehen werden muss. Auf diesen neuen medizinischen Forschungen aufbauend, wurde nun das alte Grandhotel um 1900 von Dr. Ebers in „Therapia Palace“ umbenannt und als Winterklimastation an der UngarischKroatischen Riviera angeboten – wie der Beschreibung in dem eben aufgefundenen hübschen polnischen Büchlein von 1903 zu entnehmen ist (Abb. 173). Seither zählte das Hotel zu den modernsten und exquisitesten Kurhotels an der Adria für Sommer- und Winteraufenthalte mit zahlreichen kt rechts

171 Die Baugenehmigung des Schwimmbades der neuen therapeutischen Anlage wurde erst 1901 erteilt.

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172 Erzherzog Josef und sein Sohn August holten 1893 Sebastian Kneipp als Therapieberater vom verschneiten Deutschland nach Crikvenica.

173 Im berühmten polnischen Büchlein von Dr. Ebers mit Sanatoriumsanweisungen findet man seltene Abbildungen aus der Gründungszeit.

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Therapiemöglichkeiten.4 Dem hervorragenden Dr. Ebers folgte später als leitender Arzt Dr. Béla Groó nach, ein ehemaliger Universitätsassistent sowie Fachmann der modernen Balneotherapie. In der Balneotherapie, die mit dem Hotel in Verbindung stand, gab es sämtliche damals bekannte Süß- und Salzwassertherapien, auch jede Form von elektrischen Bädern. Alle Einrichtungen waren am letzten Stand der modernen Wissenschaft. Auch Terrainkuren und Balneodiätik wurden angeboten. Im zugebauten hydrophatischen Teil befindet sich noch heute das Schwimmbassin mit seiner eleganten Säulenarchitektur und mit dem im Winter erwärmten Wasser. Außerdem lag im westlichen Teil des Parks eine mit 200 Kabinen ausgestattete Badeanstalt mit Süßwasserduschen, wo sich gesondert für Damen und Herren Liegeplätze für Sonnenbäder befanden. Es war auch die von früh bis spät scheinende Sonne, die zum Ruf des Küstenortes mit seinem mediterranen Flair beitrug, wodurch man zu jeder Jahreszeit entlang der Küste promenierte und das in allen Seebädern übliche Spiel „Sehen und Gesehenwerden“ betrieb. Eine solch herrliche Strandpromenade von sieben Kilometern (bis Selce) konnte nicht bald ein Kurort aufweisen. Immer wieder wurde in Prospekten auf den herrlichen großen Sandstrand (3 Kilometer) kt links

174 Viele Jahre galt die „Tito Most“, die seit 1980 die Insel Krk mit dem Festland verbindet, als längste Bogenbrücke der Welt (1,5 Kilometer).

vor Crikvenica hingewiesen, der sich optimal für Kinder und Nichtschwimmer, derer es damals noch sehr viele gab, eignete. Auch Vergnügungen wurden therapeutisch verordnet. In den bequemen Gesellschaftsräumen des alten Palasthotels gab es neben Lese-, Kartenspiel- und Billardräumen auch ein Kasino. Doch als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens fungierte der zum Kurhaus aufgestiegene ehemalige Sommerpavillon des Parks. Hier konzertierte allabendlich – sehr zur Freude des Erzherzogs – eine „Zigeunerkapelle“ mit Balkanmusik. Auch Ausflüge zu Fuß oder mit dem Wagen standen am Programm. Gern gebucht wurden auch Dampfertouren, wobei unterhalb des Hotelparks die Schiffe an der Schwarzen Mole warteten, um die Gäste nach Fiume, aber auch zu verschiedenen Inseln wie Krk zu bringen. Heute ist die Insel Krk aber seit 1980 über eine moderne Brücke (Tito Most) – lange Zeit die längste Bogenbrücke der Welt – mit dem Festland verbunden (Abb. 174). Selbstredend, dass sämtliche Sportarten wie Tennis, Rudern, Segeln, freie Fischerei, Radfahren etc. und zahlreiche andere Vergnügungen wie etwa venezianische Abende auf dem Meer für abwechslungsreiche Zerstreuung der Gäste sorgten. Die Tatsache, dass der berühmte Fremdenverkehrsort Abbazia in einer 1906 über den Konkurrenzort Crikvenica erschienenen Broschüre5 ein großes Inserat geschaltet hat, weist darauf hin, dass die Österreichische Riviera – so wie es Erzherzog Josef voraussagte – die ungarischkroatischen Küstenorte bereits als Konkurrenz zu fürchten begann. Heute knüpft man, natürlich im modernen Sinn, wieder an althergebrachte Meerestherapien an, wobei vor allem die ozonreiche Luft, die vor allem Linderung bei Asthma und Allergien kt rechts

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175 Lange Zeit bestand das ehemalige Strandhotel „Miramare“ nur als Ruine. Derzeit wird es wieder aufgebaut.

bringt, im Vordergrund steht. Schnee gibt es in Crikvenica fast nie, wenn auch Istrien und Abbazia öfter beschneit werden. Deswegen werden noch heute Winter-Kuraufenthalte vor allem bei Krankheiten der Atemwegsorgane, aber auch des Herzens und des Gefäßsystems empfohlen. Wer also gesundheitlichen Rat sucht, dem bieten renommierte Kliniken rund um das Kvarner Palace in Crikvenica und Selce zeitgemäße Behandlungen an. Besonders bei verschiedenen Krankheiten der Lunge und des Nervensystems wirkt vor allem die Seeluft beruhigend. Daneben bieten sich heute spezielle Programme wie „Medical Wellness“, aber auch neue Naturheilbehandlungen und modernste Thalassotherapien für „Relax und Beauty“ an. Und natürlich gibt es für jedermann ganzjährlich vollkommen kostenlos die heilende Kraft des Meeres und die weitgehend allergenfreie Luft. Bei den sommerlichen Meerbädern besteht die positive Einwirkung des Meersalzes auf den menschlichen Körper nämlich darin, dass die kleinen Salzkristalle, auch Brom und Jod, nach dem Schwimmen in den Poren des Körpers zurückbleiben. Daher ist das Abspülen nach dem Seebad mit Süßwasser nicht ratsam, denn auch die im Meer lebenden Algen und Mikroorganismen vollbringen wahre Gesundheitswunder. Vor allem das ungarische Publikum stieg gerne im „Sanatorium Therapia“ ab, wo sich bald das aristokratische und kapitalkräftige Publikum mischte. Die Mittelklasse nutzte neben den Pensionen auch die Villen im ufernahen Strandbereich. Lange Zeit reichte ja das inzwischen nun sogenannte „Hotel Therapia“ zusammen mit den anderen kleinen Hotels und Pensionen für das Gästevolumen aus. Aber Anfang des 20. Jahrhunderts kam es unverhofft zu einem positiven Durchbruch bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Gesundheitstourismus. Alles war nun besser organisiert, die 182

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Gemeindeverwaltung erledigte ihre Arbeiten bezüglich Stränden, Küsten und öffentlichen Flächen wie Parks etc. mit großem Einsatz und der Gästestrom nahm ständig zu. So entstanden viele neue kleine Sanatorien und Hotels und am Fuße der Auffahrt zum Grandhotel Therapia erstrahlte um 1906 das hypermoderne Strandhotel Miramare mit seiner interessanten sezessionistischen Architektur (Abb. 175). Leider verfügte dieses von den beiden Ungarn Josip Bekesy und Koloman Rimanóczy teuer erbaute Hotel über keinen eigenen Strandzugang. Doch es wurde ebenfalls von der ungarischen Aristokratie und bürgerlichen Beamten, später dann auch von Filmschauspielern wie Yves Montand und Simone Signoret besucht. Das Hotel ist als typische balneologische Architektur des Jugendstils und der Art-nouveau-Zeit zu werten, wobei Glas und Schmiedeeisen expressiv als Stilmittel eingesetzt wurden. Das Ganzjahreshotel mit 80 Zimmern wurde zu Beginn vom Personal des Erzherzogs Josef mitbetreut. Daneben entstanden immer mehr Strandvillen prominenter Besitzer, wie etwa in Uvala Slana in Selce die 1910 von Helena Odilon (1865–1939) erbaute Villa, die ab 1928 Kommandogebäude der Marine war und 1941 durch Minen zerstört wurde. Die beliebte Schauspielerin des Wiener Volkstheaters war kurz mit dem berühmten Wiener Volksschauspieler Alexander Girardi kt rechts

176 Die Ansichtskarte von 1903 zeigt das Hotel „Therapia“ noch mit den drei ursprünglichen Risaliten.

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177 Das Hotel „Imperial“ in Ragusa von Ludwig Tischler (1896).

verheiratet, wobei wilde Ehekonflikte die Tagespresse erfreuten. Ihr Grab befindet sich am Wiener Zentralfriedhof. Ausgesprochen spannend war aber die gesellschaftliche Veränderung des Publikums, das nun das prominente Sanatorium von Dr. Ebers stürmte (Abb. 176). Nur wenige Damen trugen tagsüber noch ständig einen Sonnenschirm, um ihre Haut vor der Bräune, die damals noch als ordinär galt, zu schützen. Vielmehr legten sie nach und nach ihre Korsetts ab und bevorzugten den modernen Bubikopf (Kurzhaarschnitt), mit dem man auch bequem baden konnte, denn man erkannte bereits die Sonne und das Meer als Heilmittel und begann, Sonnen- und Luftbäder zu genießen. Sehr gesucht waren damals Schwimmlehrer, denn nur ganz wenige Personen konnten schwimmen. Alle erfahrenen Badeärzte wiesen auf wichtige Verhaltensmaßregeln beim Baden im Meer hin, wie z. B., dass es für niemanden angezeigt ist, mehr als 30 Minuten im Meer zu bleiben. Kurz vor seinem Tode übernahm Erzherzog Josef 1904 noch einmal persönlich die Oberaufsicht über sein Hotel, das dann 1905, als der Erzherzog verschied, Eigentum des unter dem Protektorat Ihrer k. u. k. Hoheit, der Frau Erzherzogin Klothilde stehenden Ladislaus-Kinderheims wurde.6 Danach führte die private Gesellschaft des Erzherzogs das beliebte Hotel bis 1918 weiter. Wie wirtschaftlich mutig und vorbildhaft Erzherzog Josef mit dem großartigen Hotelbau vorging, zeigt, dass erst 1896 ein ähnlich luxuriöser Hotelpalast an der damals touristisch nicht sehr erschlossenen dalmatinischen Küste gebaut wurde. Gemeint ist das Hotel Imperial in Ragusa/Dubrovnik (Abb. 177). Der Bau wurde von der 1. Österreichischen Hotel- und Curorte Actiengesellschaft initiiert, wobei der Wiener Hotelspezialist Ludwig Tischler (1840–1906) den Auftrag erhielt. Prunkstück des für seine späthistoristischen Hotelbauten bekannten Architekten 184

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ist heute aber Wiens schönstes Ringstraßenhotel „Das Imperial“ (Abb. 103), das er 1872 vergrößerte. Das kroatische „Imperial“ – lange touristisches Aushängeschild Jugoslawiens – ist heute nach teilweiser Zerstörung während der Jugoslawienkriege (1991–1995), die zum Zerfall des alten Staates führten, wieder in Betrieb.

Das Ende der Donaumonarchie Nahezu unbemerkt, aber doch bereits im Jahr 1888 gerät durch das Erstarken der Slawen die k. u. k. Doppelmonarchie, die stets vom deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck gestützt wurde, aufgrund der verschiedenen Nationalitäten immer wieder in gefährliche Krisen. In Ungarn ist es der bekannte magyarisch-slawische Gegensatz, der die Serben und Kroaten nach 1900 immer mehr zu einer jugoslawischen Gemeinsamkeit gegen Ungarn verbindet. In der österreichischen Reichshälfte war aber die böhmische Frage am wichtigsten. Hier scheiterten Ausgleichsversuche am wechselseitigen nationalen Widerstand der Deutschen und Böhmen in Reichstag und Landtag. Für zusätzliche Spannungen sorgten die italienischen Autonomiebestrebungen in Südtirol und Triest sowie der polnisch-ruthenische Gegensatz in Galizien. Außenpolitisch verschlechterte sich das Verhältnis zu Russland wegen der sich kreuzenden Balkaninteressen und auch wegen Österreichs Verhalten während des Krimkrieges. Das schlechte österreichisch-russische Verhältnis belastete trotz der Bündnissysteme (Dreikaiservertrag 1881) auch die deutsche Außenpolitik. Eine Zusammenkunft Kaiser Franz Josephs mit Zar Nikolaus II. im steirischen Jagdrevier von Mürzsteg führte zur Erhaltung des Status quo auf dem Balkan. Doch der Vielvölkerstaat konnte nicht zur Ruhe kommen, nachdem am 28. Juni 1914 der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, bei ihrem Besuch in Sarajevo von Gavrilo Princip, einem serbischen Nationalisten, ermordet wurden. Die Schüsse von Sarajevo (Abb. 178 + 179), als Auftakt für den Ersten Weltkrieg, beendeten auch rapide die erholsamen Sommerurlaube am „Meer der Ungarn“. Die k. u. k. Adria mit den unbeschwerten Tagen an ihren Küsten, die plötzlich menschenleer waren, wurde damit zu einem Teil der „Welt von Gestern“, an die uns Stefan Zweig noch heute mit seinem Weltbestseller immer wieder erinnert. Nach der Abreise Kaiser Karls ins Exil, der vorher noch seine tapferen Soldaten auszeichnete (Abb. 180 + 181), während sein kleiner Sohn Otto bereits im Kaiserzug Richtung Schweiz wartete, verzichteten alle übrigen Mitglieder der kaiserlichen Familie auf ihre Herrschaftsansprüche. So konnten sie unter Beibehaltung ihres Privatvermögens in Österreich bleiben. Der „hofärarische“ Besitz ging jedoch an die Republik Österreich. Das Familienoberhaupt der Familie Habsburg ist seit 2007 Karl Habsburg-Lothringen, der Präsident von Blue Shield International ist. Diese wichtige Organisation engagiert sich für den Schutz des internationalen Kulturerbes in Kriegen und bewaffneten Konflikten. Sein jüngerer Bruder Georg lebt in Budapest und fungierte als Sonderbotschafter beim Beitritt Ungarns zur Europäischen Union. Viele Habsburger sind heute aufgrund ihrer exzellenten historischen Kenntnisse in internationalen Organisationen tätig. kt rechts

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178 Die Aufbahrung des Thronfolgerpaares Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie am 29. Juni 1914 in Sarajevo.

179 Nach der Verschiffung wurden die Särge des Thronfolgerpaares in Triest durch Bischof Karlin eingesegnet und anschließend mit der Südbahn nach Wien überführt.

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180 Karl I. (1887–1922) war letzter Kaiser von Österreich und König von Ungarn und Kroatien. Auf seinen Schultern ruhte die ganze Last des Ersten Weltkriegs. kt rechts

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181 Der kleine Otto von Habsburg (Vater des derzeitigen Karl Habsburg-Lothringen) und seine Familie im k. u. k. Kaiserzug auf dem Weg ins Schweizer Exil (März 1919).

Die Folgen des Ersten Weltkrieges entzogen allen Adria-Hotelpalästen weitgehend das aristokratische Publikum. Das Kvarner Palace aber hatte schon vorher aufgrund der Februar-Revolution von 1917 die zahlreiche russische Stammkundschaft verloren. Nun blieb auch die österreichische Stammkundschaft aus, denn das Elend in der Metropole Wien war ohnegleichen. Die Finanzkraft der nachrückenden, meist außereuropäischen Klientel konnte immerhin trotz der tiefgreifenden Krise die Stilllegung des Palasthotels in Crikvenica verhindern. Schließlich pachtete nach dem Ende der Monarchie die Kroatische Landesbank das sich in gutem Zustand befindliche Hotel, bis es schließlich die Jugobanka als Eigentum übernahm.7 Ob das weltbekannte Grandhotel Erzherzog Josef während des Ersten Weltkriegs geschlossen war, ist nicht bekannt. Es dürfte aber so wie auch die Hotels in Abbazia teilweise offen gewesen sein. Übrigens wurden nach 1918 sowohl das „Grandhotel Therapia“ als auch das „Hotel Miramare“ (70 Zimmer) gemeinsam unter dem Namen „Seebad Crikvenica“ als Häuser mit „Internationalem Ruf“ unter der fachmännischen Leitung der Gebrüder Anton & Karl Urbanetz, die damals auch das „Palace Hotel“ in Zagreb erfolgreich führten, inseriert.8 Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand musste sterben, da er den Slawen innerhalb Österreich-Ungarns, ähnlich den Ungarn, Autonomie geben wollte. Dies allerdings durchkreuzte die panslawistischen Pläne (Trias-Idee). Wenige Tage, nachdem Österreich am 23. Juli 1914 Serbien ein Ultimatum zugestellt hatte, kam es zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die Kampfhandlungen – ausgelöst auf dem Balkan – ergriffen im Nu den ganzen Kontinent und nahezu fast alle Völker der Erde. Durch den Friedensvertrag von Trianon 1920 wurde der Erste Weltkrieg formal beendet. Der Vertrag zerstückelte das alte Ungarn und es verlor zwei Drittel seiner Gebiete. Bereits 1919 erklärte Kroatien-Slawonien seine Trennung von Ungarn und der neue Nationalrat proklamierte 188

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182 Das Partisanendenkmal aus der Titozeit in Senj (Zengg). Die alte Uskokenstadt ist die älteste Siedlung an der oberen Adria.

den Anschluss an das von Prinzregent Alexander neu gegründete „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ (SHS), das aus der Vereinigung von Serbien, Montenegro und den bisher zu Österreich-Ungarn gehörenden, von Südslawen bewohnten Gebieten von 1918–1929 bestand. Erst durch das autoritäre Regime von König Alexander I., der mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet wurde, entstand ab 1929 aus dem alten Königreich (SHS) schließlich das südslawische Königreich Jugoslawien („Jug“ für Süden), das durch den Angriff der deutschen Wehrmacht mit der Bombardierung Belgrads 1941 endete. kt rechts

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183 Die Stephanskrone. Das Symbol des ungarischen Königtums.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit dem Friedensvertrag von Paris 1947 unter Präsident Marschall Josip Broz Tito (1892–1980) und seinen kommunistischen Partisaneneinheiten das sogenannte zweite Jugoslawien offiziell als „Sozialistische Föderative Volksrepublik“ (1945– 1991) neu gegründet (Abb. 182). Nachdem 1945 Titos neuer jugoslawischer Staat entstand, nützte man das noble Palasthotel in Crikvenica – das kurz auch einmal „Hotel Moskva“ (1946–1950) hieß – als gut besuchtes Erholungsheim für die Mitglieder des Hauptausschusses der Gewerkschaft. Schließlich wurde 1967 das Hotel in eine eigenständige Anstalt für Thalassotherapie, die sich auf respiratorische und physikalische Rehabilitation spezialisiert hat, umgestaltet. Die Föderative Volksrepublik Titos wurde ab 1945 Mitglied der Vereinten Nationen und bestand, bis Kroatien nach dem Unabhängigkeitskrieg (1991–1995) endgültig eine selbstständige demokratische Republik wurde. Heute gehören sowohl Italien, Kroatien, Österreich, Slowenien und Ungarn der Europäischen Union an, wo sie friedlich nebeneinander agieren. Rätselhaft ist bis heute die Tatsache, wie das heutige Kvarner Palace nur mit einigen Blessuren alle späteren Kriegswirren und auch die Titozeit überstand. Vermutlich dürfte die Noblesse des Hotels und sein massiver Baubestand positiv gegen zerstörerische Eingriffe regulierend gewirkt haben. Dasselbe konnte man auch vis-à-vis in Abbazia bei den beiden ehemaligen Südbahn-Hotels Stephanie und Quarnero beobachten, die sogar während der beiden Weltkriege in Betrieb waren. Das neue Österreich von 1919 schrumpfte aber vom 50 Millionen Einwohner zählenden Vielvölkerstaat zur Minirepublik mit 6,5 Millionen Einwohnern. Aber ebenso befanden sich 190

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1918, nach dem Ende des habsburgischen Vielvölkerstaates, die neuen kleinen Staaten im Osten des ehemaligen Reichs, die vormals vehement für ihre Unabhängigkeit kämpften, in einer bemitleidenswerten und schwierigen Situation, denn sie waren plötzlich von ihrer Jahrhunderte andauernden mitteleuropäischen Geschichte abgekoppelt und die Tragödie „Kakaniens“ – so die ironische Bezeichnung der Österreichisch-Ungarischen k. u. k. Monarchie – begann.9 Die prächtigen Königskronen von Österreich, Böhmen und Ungarn befinden sich heute – bestaunt von Millionen Besuchern – in diversen Museen (Abb. 183). Die nach dem Zusammenschrumpfen der mächtigen Donaumonarchie übrig gebliebene kleine Republik Österreich aber übernahm unschätzbare Güter der ehemaligen Habsburgermonarchie und sorgt im Rahmen des Denkmalschutzes für deren Sicherheit und Erhaltung. Die am Ende des 19. Jahrhunderts erbauten eleganten österreichischen Grandhotels an der Adria wie das Kvarner Palace aber überlebten all die schrecklichen Kriegstage und fügten sich immer wieder in neue politische Systeme ein. So kann man heute noch in einem alten Reiseführer der Kurkommission von 1929 Folgendes über Crikvenica lesen: „Jugoslaviens schönster und größter Badeort am Adriatischen Meere. Als klimatischer Kurort ganzjährig geöffnet. See-, Sand- und Sonnenbäder von Anfang Mai bis Ende Oktober. Helio-, Hydro-, Thermo- und Elektrotherapie. Jahresfrequenz 14.000 Kurgäste. Es wird überall deutsch gesprochen.“10 Der Inhalt des 90 Jahre alten Inserats hat sich bis heute nur dahingehend verändert, dass der kroatische Badeort Crikvenica heute viel größer und schöner geworden ist. Abschließend soll hier noch Hannes Leidinger11 zitiert werden, der in seinem Buch darauf hinweist, dass heute, im 21. Jahrhundert, in der ehemaligen Donaumonarchie „die alten tiefgreifenden Verflechtungen, Handelsnetze, Wirtschaftskontakte, Rechts- und Elitenkontinuitäten quasi wie eine Art ‚Commonwealth‘ nach wie vor funktionieren …“

Anmerkungen 1 2

Géza Hajós, Stadtparks in der österreichischen Monarchie, S. 191 f. Die bekannteste frühe Vegetarier- und Aussteigerkolonie befand sich am Monte Verità bei Ascona, wo sich am Lago Maggiore neben Revolutionären auch Aristokraten und Künstler zurückzogen. 3 Grundbucheintragung im Državni arhiv u Rijeci (Rijeka). Siehe dazu auch: Seebad Crikvenica, hg. v. der Kurkommision, Crikvenica 1914, S. 20 f. 4 Državni arhiv u Rijeci (Rijeka), Protokoll der Baukommission über das Vorhaben von Dr. Henrik Ebers, der innerhalb des Hotels eine therapeutische Anlage für Massagen etc. herstellen lässt, wobei das vorgesehene Meereswasser vom Ufer aus in das Hotel zu pumpen ist. 5 Roko Joković, Crikvenica, Seebad und Klimatischer Kurort, Crikvenica 1906, S. 117. 6 Ebda., S. 56. 7 Hotelführer „Kvarner Palace“, Rijeka 2014, S. 27. 8 Ebda., Inseratenteil. 9 Milan Kundera, Die Tragödie Mitteleuropas, 1983. 10 Illustrierter Reiseführer durch Slovenien, das kroatische Küstenland, Dalmatien, Montenegro, Bosnien und die Herzegovina, Wien – Leipzig 1929, S. 65–82. 11 Hannes Leidinger, Der Untergang der Habsburgermonarchie, Innsbruck 2017. kt rechts

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VI. Das Kvarner Palace heute

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nglaubliche 125 Jahre ist nun das monumentale Palasthotel von Crikvenica ununterbrochen in Betrieb. Es war seit seiner Gründung 1895 – nicht nur im Fin de Siècle – eines der nobelsten Hotels der ganzen Adriaküste und nimmt auch heute wieder einen Spitzenplatz in der kroatischen Hotellerie ein. Eigentlich rätselhaft, wieso das Hotel trotz des Untergangs des Habsburgerreichs und den folgenden Revolutionen, die schließlich im jugoslawischen Bürgerkrieg in den 1990er-Jahren endeten, so lange unbeschadet überleben konnte. Doch vermutlich war es seine noble, monumentale Architektur mit ihrem aristokratischen Flair, die Ehrfurcht einflößte und es vor Zerstörungen bewahrte. Allein der Anblick des eindrucksvollen Hotelpalastes lässt erahnen, dass er als opulenter Luxusbau zur Inszenierung großer, besonderer Ereignisse in der Belle Époque errichtet worden war. Also blieb der Bau auch unter Tito, der noble Architektur schätzte, unangetastet, sodass es heute neben dem Hotelbetrieb auch für Tagungen und als Kongresszentrum fungieren kann. Übrigens befand sich unter den prominenten Besitzern des Hotelpalastes auch ein Fußball-König, der vermutlich wie heute „Ronaldo“ über genügend Kleingeld verfügte. Sein in Kroatien noch immer hochverehrter Name ist Igor Štimac, er wurde am 6. September 1967 in Metkovic (Komitat Dubrovnik) geboren. Der professionelle Fußballstar spielte selbst von 1985 bis 2002, wurde dann von 2012 bis 2013 Trainer der kroatischen Nationalelf und ist derzeit als Trainer in Indien verpflichtet. Nebenbei ist Igor Štimac mit verschiedenen Positionen im kroatischen Fußballverband betraut. Heute zählt die einst kaiserlich-königliche Badedestination Crikvenica nach all den politischen Wirren zu den neu durchgestarteten Lieblingsstränden Europas. Viel wurde in den letzten Jahren in die Entwicklung von Gesundheits-, Kultur- und Sportangeboten investiert. Derzeit steht die Erweiterung des Hafengebiets im wirtschaftlichen Mittelpunkt dieser dynamischen Küstenstadt. Doch auch heute noch hat sich das einst kleine Fischerdorf am Schnittpunkt zwischen Orient und Okzident sein besonderes Flair erhalten, das die umgebende mediterrane Inselwelt magisch ausstrahlt.

Familie Holleis und das Erbe des alten Österreich Im Jahr 2014 wurde schließlich das vor sich hinschlummernde Hotel, damals noch unter dem Namen „Therapia“, von der österreichischen Hoteliersfamilie Holleis erworben. Das Familienunternehmen ist in der Hotellerie, Seilbahn- und Bauwirtschaft in Mitteleuropa (Österreich, Kroatien und Italien) tätig und beschäftigt 400 Mitarbeiter. 194

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Die Familie Holleis stammt aus dem salzburgischen Zell am See, wo sie u. a. das 5-SterneHotel Salzburgerhof und das Vier-Sterne-Grand Hotel Zell am See betreibt. Das Hotel Kvarner Palace – so erzählt Dr. Wilfried Holleis, Eigentümer der Firma HOLLEIS-HOTELS – war nicht die erste Investition in Kroatien durch seine Familie. Bereits 1999 wurde das Hotel Katarina auf der gleichnamigen Insel vor der istrischen Stadt Rovinj erworben. Dieses Engagement war nach dem Krieg in den 1990er-Jahren die erste Investition aus der EU in die kroatische Hotellerie und Auftakt für viele Investitionen aus der EU in Kroatien. Aufgrund eines „Hostile Takeover“-Versuches entschied sich Familie Holleis aber, das Hotel Katarina nach sechs Jahren wieder zu verkaufen. Echtem Unternehmergeist folgend, ließ man sich aber nicht entmutigen und erwarb 2004 die Villa Neptun in Opatija, und entwickelte daraus das heute sehr beliebte Hotel Miramar. kt rechts

184 Blick auf das Kvarner Palace mit österreichischer Fahne vom Park aus.

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Familie Holleis fühlte sich bei all diesen Renovierungen europäischen Kulturguts der Tradition österreichischer Hoteliers in Kroatien verpflichtet, so auch bei der Revitalisierung des heutigen Hotels Kvarner Palace. Zu dem Namenswechsel (wie schon öfter in der Geschichte dieses Hotels) kam es, um aus einem Sanatorium ein modernes Wellnesshotel zu machen (Abb. 184). Vorgefunden wurde beim Erwerb 2014 zwar die sehr gut erhaltene historische Fassade des Hotels – hier hatte die lokale Denkmalschutzbehörde immer Wert darauf gelegt, dass diese nicht verändert bzw. beeinträchtigt werden darf. Schon früh hat man seitens des kroatischen Staates (anders als in anderen Ländern) den Wert der gründerzeitlichen Fassadengestaltung als europäisches Kulturerbe zu schätzen begonnen. Im Inneren des Hotels war die Situation aber völlig anders. Leider ist von der ursprünglichen Einrichtung nichts, aber auch gar nichts mehr erhalten geblieben. Am ehesten ist das Stiegenhaus aufgrund seiner Ausführung in Stein noch im Originalzustand. Der größte Verlust ist sicherlich, dass der dekorative Ball- und Konzertsaal, der dem Einbau des Schwimmbades 1901 weichen musste, nicht mehr existiert. Sorgfältige Nachforschungen hinter bestehenden Decken und Mauern brachten nur zutage, dass von den einstmals bemalten Holzarbeiten im Hotel nichts mehr vorhanden war. Es waren zwar bei einer früheren Renovierung die Zimmer teilweise auf neuzeitlichen Stand gebracht und eine Klimaanlage eingebaut worden, doch die öffentlichen Räume fristeten ein Schattendasein. Somit musste schließlich das Hotel bei seiner Übernahme in seinem Inneren komplett renoviert werden. Doch diesmal sollte dies jedoch im Stil und Geist seines Gründers von 1895 erfolgen – mit dem Ziel, die Aura des ehemaligen Hotelpalastes von Erzherzog Josef in einer neuzeitlichen Interpretation wiederherzustellen. So wurden die Räume der Beletage und das Restaurant im Souterrain völlig neu gestaltet. Bei der Renovierung konnte leider nicht auf Originalfotos in Farbe zurückgegriffen werden, solche sind nur in Schwarz-Weiß erhalten. Anhand der erhaltenen Hotels in Opatija wurde jedoch versucht, die ursprüngliche Gestaltung der Wände und Decken nachzuempfinden. Mittels eines laufenden, vieljährigen Renovierungsprogrammes soll weiter an der Rekonstruktion der traditionellen Atmosphäre gearbeitet werden; letzte Errungenschaft in diesem Programm sind Bemalung und Ausstattung der Decke im Stiegenhaus durch den österreichischen Künstler Peter Unterweißacher aus Leogang. Die neuen dekorativen Bilder in den Räumen sind durchwegs Originale von lokalen Künstlern, die dem Gast das lokale Ambiente näherbringen sollen. Das heutige elegante, moderne Interieur der Zimmer fügt sich unaufgeregt in die vorgegebene noble Architektur ein (Abb. 185). Die Hotelräume und eleganten Suiten sind äußerst geschmackvoll möbliert und dem modernen Standard angepasst. Im Gegensatz zu früher verfügen alle 114 Zimmer und Suiten über ein luxuriöses Bad oder Dusche, WC, Fön, Telefon, RadioSAT-TV, WLAN, Safe, Minibar sowie Klimaanlage. Auffallend hübsch nicht nur für junge Gäste sind die Mansardenzimmer im 6. Stock und besonders charmant ist die Familien-MansardenSuite 409 im rechten Eckturm. Doch egal welches Zimmer, alle verfügen über eine prächtige Aussicht. Jedes große Hotel hat seine besonderen Suiten, so auch das Kvarner Palace! In diesem Fall war es nur naheliegend, die zweigeschossige Suite nach dem Gründer Erzherzog Josef zu benen196

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185 Hochmoderne Zimmer und Suiten mit Meeresblick.

186 Ein feudaler Schlafsalon aus der Gründungszeit des Hotels (1895).

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187 Ein eleganter Salon im Erdgeschoss. 198

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188 Exklusive Damenrunde beim „Afternoon Tea“ in der Bar.

nen. Diese luxuriöse Suite verfügt über ein besonders großzügiges Bad und eine Terrasse direkt an der Hauptfront des Hotels über dem Garten. Nicht zu übersehen ist die über das ganze Haus verteilte Blumenpracht, sowohl innen wie außen. Mit der Liebe zum Detail unterscheidet sich das Kvarner Palace eben von anderen Hotels. Prunkvolle Obstschalen (Abb. 187) verleiten ständig zum Naschen. Wunderschöne Terrassen laden zum Kaffee oder Five O’Clock Tea mit Meeresblick, wo man die Magie des historischen Ortes auf sich wirken lassen kann. So muss also die „Sommerfrische am Meer, als Österreich noch bei Ungarn war“, gewesen sein … Auch die Räume, in denen heute die prachtvolle Bar des Palace untergebracht ist (Abb. 188), können noch immer viel erzählen von den „feinen Leut’“, die hier einst verkehrten, und erinnern an die Gesellschaft, die da in der Monarchie fröhlich nächtelang feierte. Es bedarf nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass jeden Moment Schriftsteller, Künstler oder Schauspieler eintreten könnten, um das faszinierende Ambiente des alten Palasthotels „Kvarner Palace“ zu untermalen … Vor der Bar befindet sich eines der Glanzstücke des Hotels, die Bar-Terrasse. Von hier öffnet sich ein fantastischer Ausblick über den Hotelgarten (Abb. 142) und die Restaurant-Freiterrasse über den Hotelpark zum Strand und schließlich übers Meer bis zur Insel Krk (Abb. 189 + 190). Von hier lässt sich auch der Sonnenuntergang über dem Monte Maggiore bei Abbazia am besten genießen. Man fragt sich, wieso heutige Hotelarchitekten kaum mehr in der Lage sind, derartige Erlebnismomente zu schaffen!

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189 Blick auf das Hotel und seinen weißen Sandstrand vom Meer aus.

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190 Abendstimmung vom Hotel aus auf die Insel Krk.

191 Der Weg vom MeerwasserPool durch den Park hinunter zum Restaurant des Palace-Beach an der Meeresküste.

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192 Ausflug mit dem Hotelboot und hoteleigenem ortskundigen Kapitän.

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193 + 194 Neben Oktopus und Scampi lädt die von internationalen Gourmetzeitungen ausgezeichnete Hotelküche abends zu lukullischen Reisen durch ganz Kroatien ein.

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Interessant ist bei dem mit moderner Ausstattung nach neuestem Standard versehenen Hotel aber immer wieder die nostalgische Begegnung mit seiner Vergangenheit. So weist das massive Stiegenhausgeländer mit den hübschen Pinienzapfen auf die große Tradition des k. u. k. Hofschlossers Ignaz Gridl hin, der als Eisenkonstrukteur nahezu die ganze Monarchie mit seinen Produkten ausstattete. Gar nicht versteckt und für jedermann sichtbar ist noch das große originale Kurbelgetriebe aus Budapest für die großen Sonnenmarkisen auf der Gartenterrasse. Das Palace Wellness & Spa mit dem idyllischen Hallenbad (Abb. 171) und dem beheizten Meerwasser-Außenpool (Abb. 191) lässt keinen Wunsch offen, den heute ein Luxushotel erfüllen sollte. Bezüglich des Meerwassers im Hotelpool ist zu sagen, dass es das bereits in der Monarchie gab. Das moderne Spa wurde bei der Renovierung durch Familie Holleis 2004 völlig neu gestaltet. Heute werden im Behandlungsbereich aktuelle Schönheits- und Gesundheitsanwendungen angeboten, Signature Treatment ist das hochgelobte Traubenkern-Ganzkörper-Peeling, eine Anti-Aging-Behandlung mit wertvollen Traubenkernölen. Ganz nach Römer-Art wird dabei die Weintraube zum Schönheitsmittel. Neben dem eigenem Meeresstrandbereich mit dem Restaurant Palace Beach, das man zu Fuß in fünf Minuten durch den Hotelpark erreicht, sorgen die hoteleigenen Tennisplätze und Sportaktivitäten in der freien Natur für Gesundheit und Wohlbefinden. Ein Ausflugsprogramm, z. B. mit dem Hoteltaxiboot auf die Insel Krk, lässt den Gast Kultur und Natur der Kvarner Bucht erleben (Abb. 192). Natürlich gibt es auch Kinderprogramme: Crikvenica eignet sich aufgrund des Sandstrandes ja hervorragend für Kinder. Zur Vervollständigung des Hotelangebotes fehlt nun eigentlich nur mehr eines: die Kulinarik. Das Hotel Kvarner Palace bietet heute mehrere Restaurants mit Terrassen an. Das Hauptrestaurant im Souterrain besteht aus zwei Bereichen, einem „silbernen“ und einem „goldenen“. Hier ist auch das Buffet untergebracht. Davor ist eine überdachte Terrasse (Arkaden), unter der sich wettergeschützt im Freien frühstücken oder das Diner einnehmen lässt. Daran schließt sich die große, herrliche Freiterrasse zum Park und Garten des Hotels an. Fantastische Buffets und lukullische „Reisen durch Kroatien“ bringen Abend für Abend Sensationen auf den Tisch. Neben Oktopus und Scampi aus der Adria verwöhnt die Hotelküche auch täglich die staunenden Hotelgäste mit seinen vielfältigen k. u. k. Mehlspeisen-Kreationen (Abb. 193). Kein Wunder, dass die Küche bereits von Gourmetmagazinen ausgezeichnet wurde. Es sind aber nicht nur die luxuriösen Zimmer und die erstklassige Kulinarik, die den Aufenthalt im Hotel Kvarner Palace zum Erlebnis machen, es ist vor allem auch die spezielle Aufmerksamkeit des überaus bemühten Personals, denn die Hotelmitarbeiter wollen wirklich alle Wünsche ihrer internationalen Gäste erfüllen. Wenn daher auch bei Bestellungen neben Englisch oder Deutsch auch Kroatisches oder Bosnisches, manchmal auch Italienisches oder Türkisches sich ins Gespräch mischt, so macht gerade diese Sprachenvielfalt die multinationale Ausstrahlung des Hotels aus. Dazu kommt, dass die Symbiose aus ursprünglicher kroatischer Herzlichkeit und österreichischem Know-how dem Hotel eine einzigartige Aura verleiht (Abb. 194). Genau so muss es auch vor 125 Jahren gewesen sein, als das Hotel entstand und die Gäste aus der ganzen Monarchie und von noch weiter weg anreisten. Dies ist auch das Bestreben der Familie Holleis, die ihren Gästen nicht nur ein luxuriöses Hotel, sondern zugleich ein Stück k. u. k. 204

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Kulturgeschichte bieten will. Heute zählt es genauso wie seine von der Südbahngesellschaft in Abbazia errichteten Pendants zu den internationalen Architektur-Ikonen Europas. Was wäre eine große Vergangenheit ohne eine Zukunft? Familie Holleis hat große Zukunftspläne für das Hotel. So ist die Errichtung eines neuen Gebäudes neben dem Bestand in Form einer guten alten „k. u. k. Dependance“ mit 40 Deluxezimmern und einem großen Wellnessbereich in den nächsten Jahren geplant. Schon bald soll aber der historische Park mit seinen ursprünglichen Wegen wiederhergestellt und die Straße vor dem Hotel neu gestaltet werden. Man darf also durchaus gespannt sein, was die Zukunft mit dem ehrwürdigen Kvarner Palace im kommenden Jahrhundert noch alles vorhat …

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Anhang

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Ausgewählte Literatur Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas, Wien 1909 BDA, Zeitschienen II, Der Südbahnhof in Wien, Bundesdenkmalamt, Horn 2010 Bled, Jean-Paul: Kronprinz Rudolf, Wien 2006 Dubrović, Ervin: From Central Europe to America 1880–1914, Rijeka–New York 2012 Ebers, Heinrich: Therapia Palace, Krakau 1903 Faber, Eva: Litorale Austriaco, Graz 1995 Behl, Silke-Eva: Gerberding, Drehtür in die große Welt, Köln 1998 Gargerle, Christian: Die Welt der Grand Hotels, Otis, ca. 1990 Göbl, Michael: Wappen-Lexikon der habsburgischen Länder, Schleinbach 2013 Haiko, Peter: Wien 1850–1930, Architektur, Wien 1992 Hajós, Géza: Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765–1918, Wien 2007 Hamann, Brigitte: Die Habsburger, Wien 2001 Hansen Theophil: Architekt & Designer, Ausstellungskatalog d. Akademie d. Bildenden Künste Wien zum 200. Geburtstag, Wien 2013 Hasper, Franz: Crikvenica, Seebad und Klimatischer Kurort, Budapest 1894 HGM, Heeresgeschichtliches Museum im Wiener Arsenal, Katalog, Wien 2016 Hlousa-Weinmann, Michaela: Hotelneubauten im Umfeld der Wiener Weltausstellung 1873, Wien 2000 Joković, Roko: Crikvenica, Seebad und Klimatischer Kurort, Crikvenica 1906 Katalog, Österreichische Riviera, Wien Museum 2013 Katalog, 1848 Die vergessene Revolution, Wien 2018 Kostrenčić, Ivan: Grad Crikvenica, Crikvenica 2018 Kostrenčić, Ivan: Let’s walk around the city, Crikvenica 2008 Kohlhammer, Alfred; Mahringer, Rudolf u.a.: Leontine von Littrow. Impressionistin des Südens, Wien–Rijeka 2017 Krause, Walter in: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, V. Bd., 19. Jahrhundert, München 2002 Krause, Walter: Neorenaissance in Österreich-Ungarn, Dresden 2001 Kronprinzenwerk: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, 24. Bände, Wien 1886–1902 Lajos, Máté: Fiume-Abbazia-Crikvenica, Budapest 1894 208

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Leidinger, Hannes: Der Untergang der Habsburgermonarchie, Innsbruck 2017 Littrow, Heinrich von: Fiume und seine Umgebung, Fiume 1884 Menton: une ville de Palaces, Menton 2019 Ortner, Christian: Das Auto von Sarajevo, Schleinbach 2014 Prokop, August: Über österreichische Alpenhotels, Wien 1887 Promenade(s) des Anglais, Tourismusverband Nice 2015 Rauchensteiner, Manfried: Der Erste Weltkrieg, Wien 2013 Ságvári, Győrgy: Die ungarische Honvéd, Wien 2010 Sandgruber, Roman: Rothschild, Wien 2018 Sato, Tomoko: Alfons Mucha, Köln 2015 Schmitt, Michael: Palasthotels, Berlin 1982 Schober, Eva; Bastl, Beatrix; Reiter, Cornelia: Theophil Hansen und die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wiens, Weitra 2011 Schuh, Manfred: Die k. k. Istrianer Staatsbahnen, Wien 2018 Schweiggert, Alfons: Sisis Wohnwelten, München 2018 Steindorf, Ludwig: Kroatien: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2001 Tezak, Sepp: Der österreichische Kaiserzug 1891, Wien 1982 Tomek, Heinz: Triest, Styria 2012 Vasko-Juhász, Désirée: Die Südbahn. Ihre Kurorte und Hotels. Zweite Auflage Wien 2019 Vidulli Torlo, Marzia: Trieste-Kunsthistorischer Reiseführer, Triest 2019-11-14 Wagner-Rieger, Renate: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert, Wien 1970 Wagner-Rieger, Renate; Krause, Walter (Hg.): Historismus und Schloßbau, München 1975 Wagner-Rieger, Renate; Reissberger, Mara: Theophil von Hansen, Wiesbaden 1980 Weidinger, Alfred: Gustav Klimt und die Künstler-Compagnie, Weitra 2007 Winkler, Dieter: Die k.(u.) k. Hofzüge, Wien 1997 Zeitschrift der österr. Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege: Steine sprechen, Nr. 151, Wien 2017 Žic, Igor: Rijeka – Die St. Veit Stadt, Rijeka 1996

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Abbildungsverzeichnis Archiv D. Vasko-Juhász (Abb. 34, 37, 39, 40, 41, 48, 49, 50, 52, 53, 54, 65, 70, 77, 91, 103, 115, 144, 147, 148, 149) Archiv Hotel Kvarner Palace (Abb. 19, 136, 141, 142, 143, 173, 185, 186)

Fotos BDA (Abb. 6) C. Chinna (Abb. 4, 7, 8, 9, 10, 16, 17, 18, 20, 21, 32, 38, 51, 56, 89, 90, 99, 100, 101, 120, 121, 127, 128, 131, 132, 133, 138, 139, 140, 143, 154, 155, 156, 157, 158, 161, 166, 167, 171, 174, 182, 184, 185, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194) I. Deak, Budapest (Abb. 122, 130, 137.1-137.4) E. Dubrović (Abb. 33, 84) Eduard Habsburg-Lothringen (Abb. 117) Michael Habsburg-Lothringen (Abb. 109, 110, 111, 112, 113, 114, 116, 169, 172) E. Reidinger (Abb. 13, 14) Kupferstich aus Wilhelm von Schröder, Wien 1671 M. Zavadil (Abb. 124) Stadtarchiv Budapest (93, 94, 95)

Reproduktionen aus Publikationen 1848 Die vergessene Revolution, Wien 2018 (Abb. 24, 25) Baedeker, Ungarn, Ostfildern 4. Aufl. 2000 (Abb. 183) Barta/Ott-Wodni/Skrabanek, Repräsentation und (Ohn)Macht, Wien 2019 (Abb. 67) B. Bastl, C. Reiter, E. Schober, Theophil Hansen und die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien, Weitra 2013 (Abb. 153) S. Behl/E. Gerberding, Drehtür in die große Welt, Köln 1998 (Abb. 145, 150, 152) J. Bled, Kronprinz Rudolf, Wien 2006 (Abb. 119, 146) G. Buchinger, Villenarchitektur am Semmering, Wien 2006 (Abb. 129) BDA, Zeitschienen II, Sonderheft 2010 (Abb. 45) Der Schatz aus Troja, Katalog Moskau 1996 (Abb. 125, 126) Die österreichische-ungarische Monarchie in Wort und Bild, 7.Bd., Croatien und Slavonien, Wien, 1902 (Abb. 118) H. Ebers, Hotel Therapia (Abb. 141, 142, 173, 186) Experiment Metropole, Katalog, Wien Museum 2014 (Abb. 32) Firma Höfler, Katalog (Abb. 127, 128) From Central Europe to America, Ervin Dubrović, Rijeka 2012 (Abb. 71, 72, 73)

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Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, Bd. III/2003, A. Rosenauer (Abb. 164, 165) und Bd. V /2002, W. Krause, (Abb. 12) Grad Crikvenica, Kamik, more i covik, Crikvenica 2018 (Abb. 86, 88) B. Hamann, Die Habsburger, Wien 2001 (Abb. 56, 64, 69, 106) G. Hajós, Stadtparks in der öst. Monarchie, Wien 2007 (Abb. 168) Heeresgeschichtliches Museum, Wien 2016 (Abb. 11, 22, 154) A. Husslein-Arco/A. Weidinger, Gustav Klimt und die Künstler-Compagnie, Weitra 2007 (Abb. 78, 79, 80) Institut für Kunstgeschichte, Der Schatz aus Troja, Katalog Moskau 1996 (Abb. 125, 126) Kriegsarchiv Wien (Abb. 55, 57, 58, 68, 148, 149) Menton une ville de Palaces, Menton 2019 (Abb. 96, 97, 98) ÖNB Porträtsammlung, Inv.-Nr. 66523 (Abb. 104) M. Ortner/T. Ilming, Das Auto von Sarajevo, Schleinbach 2014 (Abb. 178, 179) Promenade(S) des Anglais, Nizza 2015 (Abb. 134) Propyläen Kunstgeschichte, Spätantike und Frühes Christentum, Frankfurt 1977 (Abb. 5) M. Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg, Wien 2013 (Abb. 180) H. Saalmann, Brunelleschi, Pensylvania State Univ.Press 1999 (Abb. 162, 163) G. Sagvari, Die ungarische Honvéd, Wien 2010 (Abb. 108) W. Schima, Die Frauen der Habsburger, Wien 2018 (Abb. 27) M. Schmitt, Palast-Hotels, Berlin 1982 (Abb. 135, 159, 160) Šetajmo po Crikvenici, 120 steps to history, Crikvenica 2008 (Abb. 92, 123, 175) A. Schweiggert, Sisis Wohnwelten, München 2018 (Abb. 26, 29, 30, 96, 97, 98, 105, 151) Slowenischer Reiseführer, Wien 1929 (Abb. 1) Steine sprechen (Ztg. Nr. 151, Juli 2017) (Abb. 48, 85, 87, 92, 102, 169, 176) K. Unterreiner, Die Habsburger, Wien 2011 (Abb. 23, 28, 31, 35, 107) M. Vidulli Torlo, Trieste, Kunsthistorischer Reiseführer (Abb. 42, 43, 46) Wiener Bauindustrie Zeitung 1899/1900, Wiener Bautenalbum (Abb. 177) D. Winkler, Die k.(u.) k. Hofzüge, Wien 1897 (Abb. 36, 59, 60, 61, 62, 63, 66, 181) I. Žic, Rijeka, Die St. Veit Stadt, Rijeka 1996 (Abb. 2, 3, 47, 74, 75, 76, 81, 82, 83)

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Personenregister

Alexander I. (König) 189 Andrássy, Graf Gyula 37, 39, 40, 41, 42, 68 Anna von Ungarn und Böhmen 26, 111 Árpáden 21, 22, 24 Architekten Bekesy, Josip 183 Brunelleschi, Filippo 165, 170 Culotti, Pietro und Raffaele 90 Eiffel, Gustave 66 Fellner & Helmer 72, 73, 76, 77 Ferrabosco, Pietro 166, 167 Ferstel, Heinrich 51, 155 Flattich, Wilhelm von 52, 53, 58 Förster, Ludwig 63, 153, 155, 157, 158 Hansen, Theophil 11, 63 66 97, 122, 123,124, 125, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160,161,164, 165, 168, 170, 171 Hauszmann, Alojs 74, 78 Höfler, Josef 97, 118, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 129, 131, 132, 133, 134, 136, 139, 153, 158, 159, 160, 161, 163, 164, 165, 168, 169, 170 171 Hoppe & Schönthal 152 Lotz, Arnold 96, 122, 170 Niemann, George 125, 157 Nobile, Peter 166 Pfaff, Ferenc 54 Prokop, August 121, 122, 170 Rimanóczy, Koloman 183 Sicard von Sicardsburg, August 155 Tietz, Karl 142, 155, 159, 160 Tischler, Ludwig 100, 101, 184 Wielemans, Alexander von 57, 58 Béla I. (König) 21 Béla IV. (König) 22

Bernhardt, Sarah 79, 153 Bismarck, Otto von 185, Buzim, Graf Jelačić von 34, 36 Clovio, Julio (Julije Klović) 85, 94 Csilléry, Alexander von 141 D’Annunzio, Gabriele 79, 80 Diokletian (Kaiser) 18, 20, 21 Douglas, Michael 151 Drasche, Heinrich 158 Dubrović, Ervin 69, 74 Duse, Eleonora 79 Ebers, Heinrich 111, 177, 178, 179, 180, 184 Edison, Thomas 143 144 Frankopanen 14, 18, 21, 22, 23, 27, 28, 29, 44, 45, 85, 94, 115, 116 Frischauf, Johann 86, 88, 90, 93, 94 Girardi, Alexander 183 Habsburg & Habsburg-Lothringen Eduard 104, 110 Elisabeth Marie (Erzherzogin) 147, 148 Elisabeth/Sisi (Kaiserin) 37, 38, 39, 41, 52, 65, 66, 67, 92, 110, 114, 151 Ferdinand Max(imilian) (Erzherzog) 61, 68, 102 Franz Ferdinand (Erzherzog) 102, 148, 185, 186, 188 Franz Joseph (Kaiser): 37, 39, 40, 41, 42, 61, 63, 64, 69, 92, 105, 109, 110, 113, 148, 151, 155, 161, 185 Friedrich III. (Kaiser) 25, 111 Georg 185 Johann Salvator (Erzherzog) 113, 115 kt rechts

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Josef (Erzherzog) 11, 39, 41, 54, 85, 87, 89, 90, 93, 96, 100, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 109, 110, 111, 113 115, 116, 120, 121, 136, 148, 150, 176, 178, 180 181, 184, 196 Josef August (Erzherzog) 104, 105, 109, 180 Joseph II. (Kaiser) 44, 62, 85 Karl 185, 188 Karl I. (Kaiser) 67, 109, 185, 187 Karl V. (Kaiser) 25, 26 Karl VI. (Kaiser) 22, 23, 44, 50, 67, 72, 75 Leopold I. (Kaiser) 27, 33, 72, 75 Leopold II. (Kaiser) 103, 104 Ludwig Salvator (Erzherzog) 45, 151, 176 Maria Theresia (Kaiserin) 12, 43, 44, 51, 94, 100, 103, 104 Maximilian I. (Kaiser): 41, 42, 111, 112 Maximilian (Mexiko) (Kaiser) 61, 62, 68, 102 Michael 104 Otto 185, 188 Rudolf (Kronprinz) 45, 102, 111, 112, 113, 114, 115, 147, 148 151 Stephanie (Kronprinzessin) 54 113, 114, 115, 120, 132, 147, 148 Hasper, Franz 86 Holleis, Familie 11, 194, 195, 196, 204, 205 Holub, Josef 118, 121, 133, 136 140 Horváth, Ödön von 14 Joković, Roko 86, 140 141 Kara Mustafa 33 Karl der Große (König) 14 19 Klothilde von Sachsen-Coburg und Gotha 105, 107, 133, 140 184 Kneipp, Sebastian 178, 180 Kossuth, Lajos 34 37 40 Kyrill und Method 31 32

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Langobarden 19 Leo XIII. (Papst) 178 Littrow, Heinrich von 14 Littrow, Leontine von 14, 108, 109 Matejčić, Radmila 168, 170 Montand, Yves 183 Montecuccoli, Raimondo Graf 27 Napoleon (Kaiser) 34 Nikolaus II. (Zar) 146, 185 Odilon, Helena 183 Otto der Große (Kaiser) 21 Pettenkofen, August von 26 Prinz Eugen 25, 27, 34, 35 Rosegger, Peter 52, 54, 80 Schliemann, Heinrich 122, 123, 125, 126, 129, 165 Schüler, Friedrich Julius 48, 53, 56, 57, 58, 60, 97, 178 Signoret, Simone 183 Slawen 11, 18, 19, 21, 31, 32, 33, 185, 188, 189 Sobieski, Jan (König) 33, 34 Štimac, Igor 194 Tesla, Nikola 70, 71 Tito, Josip Broz 71, 190, 194 Tomislav (König) 21 Urban V. (Papst) 13 Urbanetz, Anton & Karl 188 Uskoken 26 29 30 189 Zrinski 18, 22, 23, 27, 28, 44 Zvonimir, Demetrius (König) 21, 31 Zweig, Stefan 185

Orts- und Sachregister Abbazia (Opatija) 11, 42, 44, 53, 54, 56, 57, 60, 68, 80, 86, 87, 88, 90, 92, 93, 94, 102, 116, 120, 132, 133, 176, 177, 178, 179, 181, 182, 188, 190, 195 196, 199, 205 Agram (Zagreb) 14, 28, 31, 33, 54, 68, 86, 188 Amerika 26, 48, 69, 70, 71, 87, 143, 144, 152, 159 Awaren 19, 21 Bakar 12, 23, 27, 44 Baska 31 Belgrad 25, 34, 54, 189 Berlin 144, 146, 160 Blue Shield International 185 Bregenz 64 Buccari 45 Buda & Budapest 33, 34, 37, 39, 40, 49, 51, 54, 66, 67, 90, 105, 109, 111, 113, 116, 118, 121, 122, 126, 129, 136, 185, 204 Burg/Kastell Badjani 94 Crikvenica 116, 120 Drivenik 18, 19, 94, 95 Krk 22 Nehaj 29, 31 Seebenstein 27 Trsat 12, 14 Cisleithanien 27, 36 Crikvenica 11, 18, 22, 26, 27, 39, 55, 62, 68, 71, 80, 84, 85, 86, 88, 89, 90, 92, 93, 94 96, 97, 100, 102, 113, 115, 116, 119 120, 121, 129, 130, 131, 132, 133, 136, 139, 148, 151, 153, 160, 161, 164, 168, 171, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 188, 190, 191, 194, 204 Hafen 85, 86, 119, 120

Kinderasyl/Kinderheim 84, 115, 116, 120, 140, 184 Kurpark 88 Paulinerkloster 84, 85, 115, 116, 120 ,140 Crikvenica Hotel Grand-/ Palast-/ Hotel Erzherzog Josef 94, 96, 101, 120, 133 151, 161, 171 183 188 Hotel Klotilde 86, 87 Hotel Kvarner Palace 11, 71, 100, 101, 102, 111, 115, 116, 120, 132, 133 134, 139, 142, 143, 144, 148, 151, 152, 153, 163, 165, 168, 169, 171, 177, 182, 188, 190, 191, 195, 196, 199, 204, 205 Hotel Miramare 133, 182, 183, 188 Hotel Zagreb 88 Doppelmonarchie 34, 36, 37, 39, 41, 42, 63, 67, 68, 69, 105, 111, 185 Dubračina 84, 85, 86, 88 Dubrovnik (Ragusa) 24, 25, 33, 184, 194 Erster Weltkrieg 11, 42, 60, 63, 76, 100, 105, 109, 143, 146, 148, 151, 161, 185, 187, 188, 190 Europäische Union 115, 185, 190 Fiume (Rijeka) 11, 12, 14, 18, 22, 25, 36, 42, 44, 49, 50, 52, 53, 54, 56, 60, 63, 67, 68, 69, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 84, 86, 89, 90, 93, 94, 109, 111, 115, 116, 120, 133, 148, 181, Florenz 104, 125, 165, 170 Franziskaner 25, 29 Glagolitza 33 Grižane 85, 94, 95 Honvéd 39, 40, 41, 105, 109 kt rechts

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Hotel (ohne Crikvenica) Excelsior Palace Hotel (Venedig) 169 Grandhotel Adlon (Berlin) 146 Grandhotel Danieli (Venedig) 139 Grandhotel Excelsior Regina (Nizza) 130 Hotel Britannia (Wien) 159, 160 Hotel del Coronado (San Diego) 143, 144 Hotel du Cap Martin (Menton) 91, 92 Hotel Imperial (Dubrovnik) 184, 185 Hotel Imperial (Wien) 100, 101, 185 Hotel Katarina (Rovinj) 195 Hotel Miramar (Abbazia (Opatija)) 195 Hotel Negresco (Nizza) 130, 131, 143, 164 Hotel Savoy (London) 143, 144, 152 Südbahnhotel am Semmering 53, 56, 57, 59, 60, 120, 125, 144, 152 Südbahnhotel Quarnero (Abbazia) 42, 44 87, 190 Südbahnhotel Stephanie (Abbazia) 44, 60 87, 190 Hunnen 21 Istrianer Staatsbahnen 56, 60 Istrien 12, 19, 33, 61, 182 Jadranovo 88 Jugoslawien 12, 14, 61, 80, 185, 189, 190 191 Jurandvor 31 Kaiserzug 37, 63, 65, 66, 67, 185, 188 Kapella 14, 84, 130, 179 Kastell: siehe Burg Kirche Kapuzinerkirche Maria Lourdes (Rijeka) 71, 74 Kirche der Hl. Lucia (Baska) 31 Matthiaskirche (Budapest) 37 Sveti Donat (Punat) 32, 33 Klimno 87 Kosljun 28, 29 Kraljevica 12, 22, 23, 45 216

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Krk 14, 18, 21, 22, 28, 29, 32, 42, 84, 87, 94, 95, 133, 164, 181, 199, 201, 204 Kronprinzenwerk 111, 112, 113, 115, 121 Kuruzzen 27 Kvarner Bucht 12, 18, 22, 88, 94, 204 Lechfeld bei Augsburg 21 Marine 23, 44, 51, 52, 56, 60, 61, 62, 63, 68, 148, 149, 183 Mödling 57, 58, 97, 122, 124, 127, 129, 161 Mogersdorf 27 Mohács 25, 26, 54 Monte Maggiore 90, 120, 179, 199 Mürzsteg 185 Nizza 54 92, 125, 130, 131, 132, 143 164 Osmanen 25, 26, 27, 29, 30, 33 Oströmisches Reich 19 Parndorf 33 Pola (Pula) 30, 44, 56, 60, 61, 63, 68, 149, 150 Portorè 45, 115 Preßburg (Bratislava) 33, 40, 103 Punat 29, 33 Rapallo 14 Reichenau an der Rax 49, 67 Revolution 1848 36, 49, 155, 158 Rovinj 195 Sarajevo 185, 186 Schatz des Priamos 122, 123, 126 Schloss Alcsút 105, 106, 107, 109, 110, 111, 120 Eckartsau 67 Gödöllö 39, 67 Hofburg (Wien) 36, 65, 166, 167 Miramare 58, 102 Reichenau 49

Tiszadob 39, 40 Weitra 166, 167 Selce 14, 115, 180, 182, 183 Semmering 44, 49, 53, 56, 57, 59, 60, 120, 124, 125, 144, 152 Soline 18, 87 Split 14, 18, 21, 25 St. Peter (Pivka) 49, 56, 68 Südbahngesellschaft 48, 49, 51, 52, 53, 57, 58, 59, 60, 61, 63, 65, 94, 205 Susak 12, 14, 86 Tito Most 181 Toblach 53, 57, 60 Transleithanien 36 Trianon 188 Trias-Idee 188 Triest 42, 44, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 56, 58, 59, 60, 63, 67, 68, 76, 78, 80, 102, 185, 186 Troja 122, 123, 125, 126 129 Türkei/Türken 11, 24, 25, 26, 27, 29, 33, 34, 50 54, 71, 72, 112, 127 204 Unesco-Weltkulturerbe 18, 49 Uvala Slana 183

Wien 12, 27, 33, 34, 35, 36, 37, 40, 44, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 56, 58, 60, 63, 67, 71 72 79, 80, 96, 97, 100, 101, 113, 114, 116, 120, 122, 125, 127, 129, 153, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 166, 170, 171, 176, 183, 184, 185, 186, 188 Akademie der bildenden Künste 97, 122, 153, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 170, 171 Burgtheater 73, 76, 79 Heinrichshof 158, 159, 160, 161, 164 Hofburg: siehe Schloss Musikverein 153, 156 Oper 155, 158 Parlament 155, 157, 158, 159 Ringstraße 66, 71 96, 100, 142 153, 155, 157, 158, 159 161, 166, 185 Südbahnhof 52, 54, 58, 66 Weltausstellung 52, 67, 100, 159 Wiener Kongress 34 Wiener Neustadt 27, 28 Wienerberger Ziegelfabrik 158 Zell am See 195 Zengg (Senj) 11, 14, 26, 29, 30, 31, 115, 189 Zweiter Weltkrieg 11, 14, 42, 58, 158, 190

Velebit 14, 179 Venedig 18, 22, 24, 29, 52, 54, 61, 62, 63, 86, 93, 125, 130, 139, 169 Volosko 42, 68

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Mitarbeiterverzeichnis

Mag. phil. Désirée Vasko-Juhász Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Wien, daneben Archäologie und Geschichte. Journalistisch war sie bei der österreichischen Nachrichtenagentur APA, dem ORF und bei VOGUE-International als Redakteurin tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Architektur des Historismus und der Moderne. Sie arbeitet in der Denkmal- sowie in der Ortsbildpflege und lebt in Wien, am Semmering, im Burgenland sowie auf der Insel Krk. Die Zweitausgabe ihres Buches „Die Südbahn – Ihre Kurorte und Hotels“ mit Fotos von Christian Chinna ist im Böhlau Verlag 2018 erschienen.

Mag. pharm. Christian Chinna hat Pharmazie in Wien studiert. Er ist Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege (ÖGDO) und fungiert als Lichtbildner der Gesellschaft. Die Fotografie erlernte er autodidaktisch in Orientierung am Werk von Professor Stefan Kruckenhauser. Er hat etliche architekturfotografische Buch- und Fachzeitschriftenpublikationen vorgelegt.

Mag. phil. Ildikó Deák Die ungarische Kunsthistorikerin studierte an der Eötvös Lóránd Universität in Budapest. Ab 1977 war sie im Ungarischen Landesamt für Denkmäler als Forscherin tätig. Später arbeitete sie im Ministerium für Nationales Kulturerbe, wo ihre Aufgaben sich mit dem internationalen Aspekt zum Schutz des kulturellen Erbes befassten. Ohne die wichtigen Forschungsergebnisse in den ungarischen Archiven von Frau Deák, die durch ihre berufliche Tätigkeit mit dem architektonischen Erbe Ungarns bestens vertraut ist, wäre es nicht zum Zustandekommen dieses Buches gekommen.

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