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German Pages 65 [130] Year 2022
Kurze
Lateinische Sprachlehre von M. I. C. F. Wetzel.
Ladeuprelß 3 Gr.
Berlitt, ick Verlag der Buchhandlung der Könlgl. Real-Schule,
17 9 4’
Den drei
hoffnungsvollen Söhnen des
Herrn Predigers Francke in Bunzlan
21 ii s u st, Wilhelm, Ernst; und dem
kleinen
Karl,
dem einzigen und liebenswürdigen Söhnchen de«
Herrn Professors Schneider in Frankfurt an' der Oder, dem muthigen Anfänger im Lateinischen,
widmet
dieses Büchelchen zum Zeichen seiner Hochachtung
gegen Ihre braven Eltern und seiner Liebe gegen Sie,
mit der Ditte,
durch
Folgsamkeit und Thätigkeit sich auch ferner
die Liebe ihrer
ihm ewig unvergesslichen Eltern, ihrer
Lehrer und Freunde zu erhalten,
ihrer Väter würdige Söhne zu werden, und den Freund ihres Hauses uichk zu vergessen, und wünschet ihnen herzlich fortdauernde volkomne Zufriedenheit, die sichre Folge eines reinen Herzens und thätigen Geistes,
der Verfasser»
Vorrede. p)
^Hch bin zur Ausarbeitung dieser Grammatik auf-
gefordert worden. Der D. K. u. O. S. N. Hecker, unser würdiger Hr. Direktor, und mit ihm unsre Schulbuchhandlung, wünschte eine zu dem von Ihm in voriger Messe besorgten Lat. Lesebuch passende Grammatik, die etwa das Mittel zwischen der Eedikeschen und Schcllerschen hielte. Und weil dis'auch meine Idee war, so nahm ich bei meinen übrigen grade nicht wenigen Arbeiten auch diese um so willi ger auf mich, je ehrenvoller der Antrag eines sol chen Mannes ist, jenen Männern, deren algemeiu anerkanntes Verdienst jeder Kenner schäzt, nachzu arbeiten. Denn die Gedikesche, in ihrer Art ein wirkliches Meisterwerk, da sie bei so gedrängter Kürze
(3 Bog. kl. 8 ) so fasslich und deutlich ist, ist doch für diejenige», denen selbst die kleine Schellersche noch zu weitlauftig ( 23 $B.) und überladen ist, zu kurz , weil sie vieles nicht berührt, was man nun
)( 3
doch
Vorrede. doch einmal in einer Grammatik jucht. Db ich das Ziel, wornach ich g-rungen, wirklich errungen habe, zu entscheiden, komt nicht mir, sondern andern zu,
^Hier nur noch ein Paar Worte von idem Wege, worauf ich eS zu erringen suchte. Meine eigene Erfahrung, die ich in meinen Bisherigen mühsamen Schulämtern und noch mehr in meinen eigenen Schuljahren gemacht habe, hat mir eö nur gar zu oft so sehr nahe gelegt, wie schwer Lehrer sich hier an ihren Lehrlingen versündigen kön nen. Ich selbst denke mit Schaudern und Schrek« ken an die ersten Jahre zurük, wo ich Latein lernen musste, weil meine fast mit jedem Monate abwech selnden Lehrer recht geflissentlich dahin z» arbeiten schienen, unser Gedachtniss zu martern und unsern Verstand zu verkrüppeln. Gott bewahre meinen Feind vor solcher Leitung! Ich konte also erst nach langem und ängstlichem Herumirren auf den rechten Weg kommen, der nun zum fernen Ziel mich leiten konte. Und eben so habe ich als Lehrer in den ober»» Klaffen, ich welchen ich größtentheils unterrichtet habe, so häufig schiefe Begriffe zu berichtige»», und
viele mangelnde zu ergänzen gehabt. Woher kom men aber alle diese in sich selbst und wegen ihrer Fol gen schreklichen Verirrungen? Größtentheils da her, weil man sich so wenig tu die Lage seines Lehr lings zu versetze», weiß, mithin bei den Sprünge»»,
die
Vorrede. die man macht, so viele Lükken käst.
Dis ist bei
der Sokratischen Methode unmöglich. Von dieser geleitet habe ich immer de» Lat. Sprachgebrauch an den Deutschen, mithin an die schon vorhandenen, freilich bei den meisten auch noch wol unentwikkelten, Begriffe die noch unbekanten anzuknüpfen gesucht, «nd deswegen von diesem hier mehr mitgenommen, als alle meine Vorgänger. Da ich aber ausserdem noch gewöhnlich jeder Regel ihren Grund beigefügt und doch im Ganzen mich kürzer gefasst habe, als jene; so könte dis leicht das Vorurthcil der UnVoll ständigkeit veranlassen. Unvollständig soll aber gleichwohl dieses kleine Lehrbuch nicht sein. Ich bitte also meine Beurtheiln: und alle diejenigen, die dis Buch etwa gebrauchen wollen, sich erst nach jener Methode zu fragen, ob, wenn man den Deutschen Sprachgebrauch voraussezt und voraussetzen muss, eine Regel, die man etwa hier vermisst, nicht nnnöthig sei, weil sie schon im Deutschen da ist: ost man sie also beim Uebersetzen aus dem Lateinischen ms Deutsche wirklich vermissen, oder der Lehrling richtig geleitet sie sich vielmehr nicht selbst leicht ab
ziehen könne: oder ob eine oder die andere Bemer kung nicht schiklicher ins Lexikon gehöre, und wenn sie dort ist, hier nicht unnöthig wiederholt sein wür de. E§ dringt sich uns bei schwerleibigen Gram
matiken eben der Gedanke auf, der den Nkenschen)( 4
freund
Vorrede. freund bei bändeieichen Gesezbüchern bekümmert: wer zu viel sagt, sagt nichts! Ueber den Gebrauch einer Grammatik bei An, fangern habe ich mich übrigens schon in dem lezten Theil dec Borrede zu jenem Lesebuch erklärt. Der Anfänger im Lateinischen, zumahl als Kind — welches doch so sehr oft noch der Fall ist — weiß sich von den Deklinationen, mit denen man ihn den Anfang machen läst, gar keinen Begriff zu ma chen. Ein Lehrer, der nur auf die dabei Vorfällen» den Verirrungen Achtung giebt, wird dis leicht be
merken, und sehen, Laß das Kind bei weiten noch nicht einen deutlichen Begriff von den ihm noch ganz abstrakten Fällen der Deklinationen dadurch bekomt, daß es daS Deutsche hinzusezt« Ganz etwas anderaber ists, wenn man mit ihm von seiner Mutter sprache ausgeht, und die Deklinationen in dieser an einigen ihm faslichen Beispielen deutlich macht; und
so erst zur Lateinischen Deklination übergeht *). So kann
•) Man gebe j. B. einem Kinde das Wort Vater: lasse es dIS rusammensetzen mit: ist auegegangen; Äletb; gehört; hast du nicht gesehen? lasse die einzelnen so herauS.qebrachten Sätze eS selbst in einzelne Zellen sich aufschreiben, die verschiedenen Kasus selbst aufsuchen; und nun erst sage man ihm, daß di- dekllnlren heisse. So gehe man mit ihm von diesen ihm im Deutschen nun ganz deutlichen Kasus zu den Lat. über.
Vorrede. kann ein Kind, wie jener kleine Mathematiker des Sokrates beim Plato, di« Deklination aus sich selbst entwikkeln, und da- Mechanische bei dieser «nd der Konjugation auch bei der leichten Uebersicht deö Schema durch die Sinne der Seele zuführen «nd sich auch dieses ausserordentlich erleichtern.
Hat ein Anfänger dis nur im Älgemeinen gefasst — denn eö bleibt so immer noch abstrakt —- so eile man gleich zum Uebersetzen leichter Stükke, der gleichen jenes Lesebuch genug liefert, fort, und hiev erst lasse man seinen Lehrling durch wörtliche Uebersetzung und durch Vergleichung dieser mit seiner Muttersprache sich selbst , die Verschiedenheit beider Sprachen angeben und darnach die Regel für die zu lernende festsetzen; und dann erst zeige man sie ihm in der Grammatik im Zusammenhänge. AnS diesem Gesichtspunkte betrachtet wird man auch die Syntax nicht zu klein finden. Isolirt halte ich meh rere Regeln für schädlich, weil sie verwirren, und
selbst Grammatiker irre leiten, welches, wenn ich polemisicen wolte, ich mit vielen Beispielen hier auS den besten Grammatiken belegen könte. Daß ich aber mehreres, was man sonst hier erst abhandelt, gleich an Ort und Stelle mitgenommen habe, rechte fertigt der Plan und Absicht dieses Buchs, welches von Anfängern nicht der Reihe nach burchgelesen, svn-
Vorrrd i. sondern blos gelegentlich keim Lesen nachgeschlagen
werden soll.
So soll also gerade nicht Neuheit — wiewohl matt, wenn man aufdieEntwikkelung der Begriffe,
diedarauS hergeleiteten Gründe und festgesezten Regeln sieht, auch vieles hier neu nennen kann: übrigens
habe ich meine Vorgänger im Deutschen und Lateini schen genuzt — sondern Methode den einen oder
den andern anziehen, dieses Büchelchen eines fluch/ tigert Bliks zu würdigen; und solte ich auch nur bei
einige» etwas dqzu beitragen, junge Leute bei Erler nung der alten Sprachen nicht zu nachbeienden Ma schinen zu machen, sondern zu nachdrnkenden Men schen zu bilden; so ist die Absicht dieses Buchs
erreicht. Berlin auf dem Pädagogium der Königs Real, Schule, im Sept. 1794.
Inhalt.
§. i. GrammatikTheil i. Die Wörter einzeln. 8. 2 Buchstaben und ihre Aussprache. §. 3* Rechtschreibung. §. 4. Worte in ihrem verschiedenen Zusammenhangs bil, den die 8 Redetheile. 5.5. l) nomen, UNd zwar A) nomen fubftantivum, a) dessen genus, b) Numerus, §- 6. c) cafus, $■ 7d) declinatio im Deutschen, und §. s. — — im Lateinischen. §. 9§. 10-14. erste dis fünfte declinatio. §. 15. B) nomen adjectivum, dessen a) drei Arten und declinatio. §. 16. b) comparativ. §. 17» c) Zahlwörter. §. 18. 2) pronomen. §• 19. 3) verbum (wobei 4) VVM Participium), UNd dessen Personen, Zeiten, Arten und Geschlecht (per sona, tempus, modus (hierbei von Partici pium) und genus). S- ao. Bildung desselben im Deutschen. §. 21-22. Durch die Hülfszeitwörter$• 23. Bildung desselben im Lateinischen. 24. Hülfszeitwort fum. $’ 25Tabelle der vier, regelmässigen Konjugationen.
5. 8. $. §. §. §.
46. 17.
18. »930. 31.
Verbum neutrum U6b deponcas. Verba Jrreguhria und. Impersonalia, f) Adverbium. 6) Pracpofitio. 7) Conjunctio. 8) Interjectio,
Theil i. §. 31§ 33.
Inhalt; nämlich
rectio, cönftructio, UNd jWSZ §- 34. 1) rectio, und zwar
A) Lei -er Deklination»
S. 8. §. 8. §. §-
35. 36-
37. 3839. 4».
a) nominativ. b) genitiv* L) dativ. d) accufatitr* e) vocativ* f) ablativ.
B) Lei der KonjüAarköN/ tetett
t)
persona L)
genus 3) modus 4) participitim, §. 4t. L) constructioi Proösdie- und 10*7 versus rtieihoriales, §. 4e.
Anhang; Römischer Kalender.
>-krammatik, ei» ursprünglich Griechische-Wort, gramÄiatike, heisst eigentlich dir Lehre oder Kenntniss von den grammata, d. i., von de» Buchstaben, mithin auch von der Schrift, den Schriften, ober im Ganren von der Sprache. Dir Alt«» verstanden darunter, wie wir au« dem Cicero (de or. i, 42.) wissen, besonder- da- Erkläre» der alte» Dichter, Keantniff der Geschichte, verbunden mit Deklamation. Em Grammatiker war also bet ihnen vhngefckhr der, welchen wir eine» Lehrer der schöne» Wis« seoschaften, der alte» Literatur, nennen. Hier nehme» wir aber di-Wort al« Sprachlehre, Anleitung rur Sprach, künde im engern Sinne, die sich mit den einzelne» Wir rer» und ihrer Rechtschreibung und Aussprache, ihrer Haupt gattung und ihrer Bedeutung und den Regeln von ihrer Zusammenstellung und Verbindung beschäftigt Sie zersällt also in zwei Theile, deren erster die Wirker (tinieln),. und deren anderer die Worte (tm Zusammenhänge) ab handelt. §. i.
Die Vuchstaben, literae, die, wie in jeder andern Sprache, theil« vocales, tinende, lautende, theil- coh* fonantes, mittinevde, Mitlauter heissen, find: i) eben die, welche r- im Deutschen find, wenn man die rum Theil unnatürlichrn Zusammensetzungen ck, tz und w ausnimmt, welche« lertere der Lateiner nicht har, und eigentlich ei» doppelte- v oder u ist; so wie er ;, d. t. ro blo« in den au« andern Sprachen entlehnte» Wörtern beibehält; x aber wie der Grieche so wohl statt « (pax st. pacs, wie der genit. pacis zeigt), al« auch statt gr gebraucht (rex st. regs, wie 6er genit. regia zeigt, so wir der Grieche lexo lagt st. legso von lego), ») Auch die Aussprache ist im « Gan-
>-krammatik, ei» ursprünglich Griechische-Wort, gramÄiatike, heisst eigentlich dir Lehre oder Kenntniss von den grammata, d. i., von de» Buchstaben, mithin auch von der Schrift, den Schriften, ober im Ganren von der Sprache. Dir Alt«» verstanden darunter, wie wir au« dem Cicero (de or. i, 42.) wissen, besonder- da- Erkläre» der alte» Dichter, Keantniff der Geschichte, verbunden mit Deklamation. Em Grammatiker war also bet ihnen vhngefckhr der, welchen wir eine» Lehrer der schöne» Wis« seoschaften, der alte» Literatur, nennen. Hier nehme» wir aber di-Wort al« Sprachlehre, Anleitung rur Sprach, künde im engern Sinne, die sich mit den einzelne» Wir rer» und ihrer Rechtschreibung und Aussprache, ihrer Haupt gattung und ihrer Bedeutung und den Regeln von ihrer Zusammenstellung und Verbindung beschäftigt Sie zersällt also in zwei Theile, deren erster die Wirker (tinieln),. und deren anderer die Worte (tm Zusammenhänge) ab handelt. §. i.
Die Vuchstaben, literae, die, wie in jeder andern Sprache, theil« vocales, tinende, lautende, theil- coh* fonantes, mittinevde, Mitlauter heissen, find: i) eben die, welche r- im Deutschen find, wenn man die rum Theil unnatürlichrn Zusammensetzungen ck, tz und w ausnimmt, welche« lertere der Lateiner nicht har, und eigentlich ei» doppelte- v oder u ist; so wie er ;, d. t. ro blo« in den au« andern Sprachen entlehnte» Wörtern beibehält; x aber wie der Grieche so wohl statt « (pax st. pacs, wie der genit. pacis zeigt), al« auch statt gr gebraucht (rex st. regs, wie 6er genit. regia zeigt, so wir der Grieche lexo lagt st. legso von lego), ») Auch die Aussprache ist im « Gan-
Ganzen, wenigstens wie wir sie jetzt haben, die unsrigo, wiewohl nicht gant richtig. Denn c, welches wir vor e, i, y, ae «Zoe, wie z aus, sprechen, sprach der Lateiner durchgängig wie k aus (wel ches (eitere er blos in einigen Wörtern, als: Kakndae, Karthago mitunter statt c gebraucht), da der Lateiner so wohl die Griechischen Wörter, Kephalus, Kikones, Kyrus, Kaekias, coena, mit einem c schreibt, als auch um gekehrt der Grieche die Lateinischen, centurio, Cicero, Caesar, mit einem k schreibt. Eben so wenig tischten fie das t in der Silbe n» wenn wir ffe als zi lesen in am um, vitium. j als Konsonant kannten die Römer nicht. Sie lasen, wie die Griechen, I-Ones, Pompe-i-us, i-a-cio, und blos eine schnelle Aussprache tog die beiden Silben in eine -usammen: so wie duelium, schnell ausgesprochen, zweiAlbig wurde dvellum, dbellum, und leichter bellum (da man du wie b aussprach, wie Bellius st. Dueilius zeigt Cic. or. 45 ) Eben so wenig kannten sie den Konsonanten Dau, sondern harten blos den Vokal z. B. nau-is, nicht na - vis, wie das Griech. naus, und das aus nau-ita, flicht na-Vita tusammengetogene nauta, zeigt, und no-uifti in nofti. qu sprachen ffe wie e, daher quum einerlei mit cum tst, lecundus mit fequundus, und con-cutio von quatio gemacht wird. y sprachen ffe nicht wie wir als i, sondern als u au-. Denn fie verwechseln beides und schreiben Sylla und Sulla, und viele bei dem Griechen mit y geschriebenen Wörter schreiben ffe mit u, als fus, Griech hys, und nach Cicero cor. 48.) schrieb Ennius (gest. 127 A vor Cicero) Burrus st. Pyrrhus, Bruges st. Phryges. Ueberhaupt muß man hierbei bedenken, daß, da jejt jede Europäische Nation das Lat. anders ausspricht i'und dabei von ihrer Sprache ausgeht, der Lateiner seine Sprache in Italien eben so verschieden aussprach, wie je$t der Jtaliäner das Italiänische, und zu verschiedenen Zeiten wieder verschieden, wie die veränderte Schreibart veutlich zeigt, der doch die verschiedene Aussprache vor angehen muffe. Die Mundarten und die Kultur unserer Svrache so wie ihre Aussprache an einem und eben demsel ben Orte bei der gebildeten und ungebildeten Menschenkiaffe zeigen uns eben dis.
§. 3*
röiö führt natürlich auf die Kechtschreibustcr bet Wörter, die aber hier nicht zwekmaßig ftin würde, da die Auktvritat der Alten, die Abstammung auö dem Grieche sehen, die Analogie und die Quantität der Silben, so wie andere Dinge, die jene bestimmen, hier schon zu viel vor* ausseyen; das in die Grammatik gehörige aber an seinem Ort schiklicher mitgenommen werden kann. SR. f. z. B» unten bei den Präpositionen. §. 4.
Diese Wörter nun, welche eistzelst einretne Degrisse auSdrukken, bilden erst durch gehörige Zusammenfüguneinen Satz und Gedanken; der mithin erst aus Wörterrt verschiedener Art erbauet werden kann, die man Rede theile, partes orationis, nennt, und deren man 8 zahlt. Man drukke einmahl- um sich dis fürs erste im Deut schen deutlich ;u machen, sich jenen Satz: „kebe, wie duwenn du stirbst, wünschest wirst, gelebt zu Haden," in die, semaus: „Ach daß der Mensch die wichtigen Laße seines EkdenlebenS so weise verleben möchte, daß er ohne Vorwurf und Reue auf sie sterbend zurük sehen könnte.'" so hat man sie hierin alle vereinigt. Der Mensch, als der Hauptbegriff in diesem Satz ist ein für sich bestehendeGanzes, eine Substanz, i) nomen fubftantivum Dieset handelt > er lehr, verlebt Tage; dis ist 2) ein Verbum. Seine Lage st die Tage des Menschen, wie es ausser dieVerbindung heissen müste. Sein vertritt also die Stelle des nomen» ist mithin ein Pronomen. Da verbum leben wird durch das dabei stehende Wörtchen na her bestimmt, Nämlich 4) durch das adverbium weifen Möchte er es doch thun! Ach daß er es thäte! Hier ist 5) die interjectio ach. Möchte er doch das erste thust/ daß ihm auch das zweite würde! Hier knüpft 6) die conjunctio daß dxn zweiten Satz an den ersten an. Daß et 7) sterbend — dis ist das Participium — zurükbllkkeN konnte auf seine Tage — Hier ist 8) auf die praepofitio: oder nach der gewöhnlichen Ordnung find es folgender 1) nomen, und Zwar
a) n. fubftantivum, Hauptwort.
b) adjedivum» Beiwort, Eigenschaftswort/ toöju c) die numeraiia Zahlwörter, gehören^
L) pronomen, Fürwort.
3) verbum^.Zeitwort, wozu A i
4) da-
4 da- Participium gehört. adverbimn, Nebenwort. conjunctio, Bindewort. praepofrio, Vorwort. 8) mterjedtio, Zwischen- oder besser Empfindungs wort.
4) 5) 6) 7)
Und nach dieser Ordnung sollen fle nun auch abgehan delt werden. § 5»
Nome» subftanrivum, Substanzen - Name, Name eine- selbstständigen r).oder als selbstständig gedachten 3) Dinges, Hauptwort, benennt entweder eine Person oder Sache eigenthümlich, und wird daun EL^ Marne, nomcn proprium, als Caesar, RomdRhenus, oi«er kommt mehrern Dingen einer Art zugleich zu, als nomen appeiiaüyum, Bewennungsname, als: Mann r Frau, Sohu, Tochter. Schon die angeführten Beispiele zeigendaß sich ein nomen wesentlich durch eine.Eigenschaft von dem andern unterscheidet. Wir sagen der Mann, die Frau, der Sohn, die Tochter, der Fluß, die Stadt. Bei allen diesen zeigt uns der verschiedene Artikel auf ein verschie denes Geschlecht, genus, hin, welche- entweder wirklich ist, oder welches wir uns dabei danken. £)*>« algemeinen Unterschied, das männliche und weibliche Geschlecht, bemerkt auch der roheste Mensch, duffen Sprache noch un ausgebildet und arm ist So wie er sagt: der Mann, die Frau, so sagt er auch natürlich: der Sohn, die Tochters mithin auch der Ochse, die Kuh; der Hengst, dteStute. Dieser wirkliche, in der Narur selbst existirende Unterschied der Geschlechter geht auch durch alle Sprachen, welche ein Unterscheidung-merkmahl dafür haben. Sie gehen aber Natürlich da von einander ab, wo nicht dre Natur, son dern unsere Vorstellung das Geschlecht bestimmt; z B. ist bei den Griechen und Römern Helios, fol, die Sonne, mannltchen, felene, luna, der Mond, weiblichen Ge schlechts, bei uns grade umgekehrt, weil jene sich nämlich die Sonne unter einem Gott> Phoebus, Apollo, den Mond hingegen unter einer Göttinn, dessen Schwester, Artemis, Diana vorstellten- der alte Deutsche aber die angeneh-
1) Schöpfer/ Geschöpf.
2) Tugend, Schönheit.
=—2=
5
genehme, liebliche, glanzende Eigenschaft flch schikllcher unter einer Gottrnrr, Dre ernste hingegen unter einem Gott personificirte. Hieraus ergr'ebt flch allo fürs rtlgememe der Unter, schied der Geschlechter bei dem Römer. Das Besondere folgt bei den einzelnen Deklinationen. i) Alles also, was den Mann bezeichnet, oder worunter man fid> den Mann denke, welches seinen Stand, seine Geschähe und Verhältnisse ansdrukt, ist bei ihm männlichen Geschlechts. generis mafculini > mithin alle Benennungen, Eige.rramen oder nomina appellativa und propria der Männer, der Völker (bei denen man doch immer,an den staikern Theil, die Männer denkt), twr Görrer (mithin auch der Engel), verwinde (die man sich unter Mannern vorstellte i), Virg. Aen* i, ff*.)', dec Mona re (Januarius, Marti us, im Lat alle adject.» wobei man sich das fuhrt, mensis denken muß) 2), und SrAßtenryeilS der Flüsse und Berge, (weil mau sich als ihre Bewsdner uwo Beherrscher größtentheils Gitter, feb teu Gsttinnen dachte) z). So ist auf der andern Sette a>) weik7lichcn Geschlechts, generis feminin!, alle-, was die Frau bezeichnet, oder wobei man sich die Frau denkt, was ihren Stand, ihre Geschäfte und Verhält uiffe ausdrukt, alle Benennungen und Eigennamen der Frauen, der Baume (weil die Griechen und Römer flch in jedem Baum eine Nymphe, eine Göttinn dachten und A 3 flch 1) Die vier Hauptwinde sind Eurus, Zephyrus, Auster, Boreas, Oft/ West- Süd, Nordwind. Ovids Verw. I, 61