Kritische Gesamtausgabe. Band 7/3 Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt (1821/22): Marginalien und Anhang 9783110839494, 9783110085938


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German Pages 697 [704] Year 1983

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Table of contents :
Besondere Grundsätze für die Edition von Handschriften
Einleitung des Bandherausgebers
I. Die Marginalien
II. Der Anhang
Marginalien in Schleiermachers Handexemplar (bis § 75)
Anhang: Texte zum Sachapparat
Blatt aus Vorarbeiten Schleiermachers zur Glaubenslehre
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Namensregister
Register der Bibelstellen
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Kritische Gesamtausgabe. Band 7/3 Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt (1821/22): Marginalien und Anhang
 9783110839494, 9783110085938

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Friedrich Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe I.Abt. Band 7,3

W DE G

Friedrich Daniel Ernst

Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe Herausgegeben von Hans-Joachim Birkner und Gerhard Ebeling, Hermann Fischer, Heinz Kimmerle, Kurt-Victor Selge

Erste Abteilung Schriften und Entwürfe Band 7 Teilband 3

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1984

Friedrich Daniel Ernst

Schleiermacher Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt (1821/22)

Teilband 3 Marginalien und Anhang

unter Verwendung vorbereitender Arbeiten von Hayo Gerdesf und Hermann Peiter herausgegeben von Ulrich Barth

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1984

CIP-Kurztitelaufnähme

der Deutschen Bibliothek

Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe / Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. Hrsg. von Hans-Joachim Birkner . . . — Berlin ; New York : de Gruyter NE: Schleiermacher, Friedrich: [Sammlung] Abt. 1, Schriften und Entwürfe. Bd. 7. Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt (1821/22). Teilbd. 3. Marginalien und Anhang / unter Verwendung vorbereitender Arbeiten von Hayo Gerdes u. Hermann Peiter hrsg. von Ulrich Barth. - 1983. ISBN 3-11-008593-3

© Copyright 1983 by Walter de Gruyter & Co., Berlin — Printed in Germany. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, auch auszugsweise, vorbehalten. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin • Einband: Lüderitz & Bauer, Berlin

Inhaltsverzeichnis Besondere Grundsätze für die Edition von Handschriften Einleitung des Bandherausgebers /. Die Marginalien II. Der Anhang Marginalien in Schleiermachers Handexemplar (bis §75) Anhang: Texte zum Sachapparat Ammon: Summa Augusti: System Barclay: Apologia Baumgarten: Glaubenslehre : Streitigkeiten Baumgarten-Crusius: Einleitung Baur: Osterprogramm 1827 (Rezension) : Selbstanzeige Bengel: Über Sartorius Böhme: Rezension Braniß: Versuch (Rezension) Bretschneider: Handbuch : Vertheidigung : Rezension : Entwickelung Catechesis ecclesiarum polonicarum Catechesis Racoviensis Circularschreiben Daub: Theologumena Delbrück: Christenthum de Wette: Sittenlehre : Erwählungslehre : Religion Eckermann: Handbuch Endemann: Institutiones Ernesti: De officio Christi triplici Forberg: Religion

VII XI XI XXII 1 209 211 221 230 231 231 240 243 256 277 279 286 366 369 369 383 384 389 389 390 396 398 401 404 411 412 415 429

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Inhaltsverzeichnis Gerhard: Loci Henke: Lineamenta Marheinecke: Grundlehren Mendelssohn: Jerusalem Michaelis: Compendium Morus: Commentarius : Epitome von Mosheim: Elementa Rätze: Rezension Reinhard: Dogmatik Röhr: Rezension Schott: Epitome Schwarz: Dogmatik : Rezension Socinus: Praelectiones Stäudlin: Lehrbuch, 2. Aufl : Lehrbuch, 4. Aufl Steffens: Falsche Theologie Steudel: Über Olshausen Storr: Dogmatik Teller: Lehrbuch Töllner: Grundriß Wähner: Rezension Wegscheidel Institutiones Ziegler: Kritik

430 430 431 432 438 438 440 442 459 460 505 533 535 539 624 627 629 632 633 634 636 641 642 650 653

Beilage: Blatt aus Vorarbeiten Schleiermachers zur Glaubenslehre . . 655 Abkürzungsverzeichnis Literaturverzeichnis Namensregister Register der Bibelstellen

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Besondere Grundsätze

für die Edition von

Handschriften

Diese Grundsätze ergänzen die in Teilband 1 (KGA 1/7.1, X—XIII) mitgeteilten allgemeinen „Editorischen Grundsätze für die I. Abteilung (Schriften und Entwürfe)".

1. Textgestaltung und textkritischer Apparat Grundsätzlich werden der Wortlaut, die Schreibweise und die Zeichensetzung der Quelle geboten. Im einzelnen gelten für die Transkription folgende Regeln: a) Es wird die letztgültige Textgestalt des Manuskripts wiedergegeben. Alle Belege für den Entstehungsprozeß (wie Streichungen, Korrekturen, Umstellungen) werden im textkritischen Apparat — nach Möglichkeit gebündelt — mitgeteilt. b) Zusätze zum ursprünglichen Text, die von Schleiermacher eindeutig einverwiesen sind, werden in den laufenden Text eingefügt. Sie werden mit der Formel „mit Einfügungszeichen" und mit Angabe des ursprünglichen Orts im Manuskript im textkritischen Apparat nachgewiesen. Ist ein Zusatz von Schleiermacher nicht eingewiesen, aber seine eindeutige Einordnung durch Sinn oder Position möglich, so wird im textkritischen Apparat nur der Ort angegeben. Zusätze, die sich nicht eindeutig in den Textzusammenhang einfügen lassen, werden auf den jeweiligen Seiten — vom übrigen Text deutlich abgesetzt — unter Angabe des Ortes im Manuskript wiedergegeben. c) Häufig vorkommende Abbreviaturen (Kontraktionen, Kürzel, Chiffren, Abkürzungen), deren Sinn eindeutig ist, werden im Text stillschweigend aufgelöst. Dabei wird die übliche Schreibweise Schleiermachers zu Grunde gelegt. Diese Abbreviaturen werden mit ihren Auflösungen im Editorischen Bericht aufgeführt. Jedoch bleiben geläufige Abkürzungen (ζ. Β., ζ. E., d. h., h. e., usw.) im Text erhalten; sie werden im Abkürzungsverzeichnis mit ihren Auflösungen zusammengestellt. Die durch Üb erStreichung bezeichnete Verdoppelung von m und η wird stillschweigend ausgeschrieben.

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Besondere Grundsätze für die Edition von Handschriften

Abbreviaturen, die nicht für sich, wohl aber durch Kontext oder Vorlage eindeutig aufzulösen sind, werden im Text aufgelöst. Der textkritische Apparat weist den Bestand des Manuskripts nach. Abbreviaturen, deren Auflösung unsicher ist, werden im Text belassen; für sie wird im textkritischen Apparat ein Vorschlag mit der Formel „Abk. wohl für" gemacht. d) Fehlende Wörter und Zeichen werden in der Regel im Text nicht ergänzt. Fehlende Wörter, die zum Textverständnis unentbehrlich sind, werden im textkritischen Apparat mit der Formel „zu ergänzen wohl" angegeben. Müssen Satzzeichen ergänzt werden, so werden sie im Text in eckige Klammern eingeschlossen. Ein Abkürzungspunkt wird von Schleiermacher in vielen Fällen zugleich in der Funktion des Satzzeichens verwendet; in solchen Fällen wird bei der Auflösung der Abkürzung diese Funktion berücksichtigt und das Satzzeichen stillschweigend gesetzt. Ferner werden fehlende Umlautstriche stillschweigend ergänzt, ebenso Punkte am Satzende, auf die Schleiermacher am Zeilenende verzichtet hat. Wo Schleiermacher in fremdsprachigen Zitaten die diakritischen Zeichen (ζ. B. Akzente, Spiritus-Zeichen) nicht gesetzt hat, werden diese nicht ergänzt. e) Hat Schleiermacher Umstellungen von benachbarten Wörtern oder Satzteilen vorgenommen, so wird mit der Formel „umgestellt aus" die Vorstufe angegeben. Bei Umstellungen von Sätzen oder Satzteilen über, einen größeren Zwischenraum wird der ursprüngliche Ort unter Verwendung der Formel „mit Umstellungszeichen" angegeben. f) Streichungen. Hat Schleiermacher im Manuskript Wörter oder Buchstaben gestrichen, so wird das Gestrichene im textkritischen Apparat in Winkelklammern mitgeteilt und entweder an das vorangehende Bezugswort des Textes mit der Formel „folgt" angeschlossen (Beispiel: a u f ] folgt ( s i c h ) , ) oder durch Bezug auf das, was an seine Stelle getreten ist, mit der Formel „über" mitgeteilt (Beispiel: auf] über ( n e b e n ) ) . Am Anfang eines Absatzes oder eines Satzes findet in der Regel die Formel „davor" Anwendung. Hat Schleiermacher Streichungen vorgenommen, aber nicht vollständig durchgeführt, so werden die versehentlich nicht gestrichenen Wort- und Satzteile in doppelte Winkelklammern eingeschlossen. Abbreviaturen in gestrichenen Textpassagen werden nach der o. a. Regel l.c behandelt, wobei Angaben des Herausgebers in eckige Klammern gesetzt werden. Belangvolle Änderungen Schleiermachers in Passagen, die er schließlich gestrichen hat, werden, um einen zweiten textkritischen Apparat zu vermeiden, in eckigen Klammern mit den entsprechenden Erläuterungen mitgeteilt.

Besondere Grundsätze für die Edition von Handschriften

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g) Korrekturen Schleiermachers an Wörtern, Wortteilen oder Zeichen werden durch die Formel „korr. aus" angezeigt (Beispiel: klein] korr. aus mein,). h) Unsichere Lesarten werden in unvollständige eckige Klammern (ζ. B. Lnochlj eingeschlossen. Gegebenenfalls wird eine mögliche andere Lesart mit der Formel „oder" angegeben (Beispiel: Lauchl] oder LnochlJ. Bei unsicheren Lesarten, zu denen frühere Texteditionen eine abweichende, ebenfalls erwägenswerte Lesart bieten, wird diese unter Nennung des jeweiligen Herausgebers und der Seitenzahl seiner Ausgabe oder Schrift mitgeteilt. Nicht entzifferte Wörter werden durch ein in unvollständige eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet; bei zwei oder mehr unleserlichen Wörtern wird dieses Zeichen doppelt gesetzt und eine genauere Beschreibung im textkritischen Apparat gegeben. i) Liegen bei einer Handschriftenstelle mehrere deutlich unterscheidbare Stufen im Entstehungsprozeß vor, so werden sie wie folgt nachgewiesen: Ms.: ^

J?1*Lt/

fU

^ ή ί ^

,λ-α.

. •

*

Text: Im Ich bildet sich alles organisch und alles hat seine Stelle App.: Im . . . hat] (1) Im Gemüth hat alles (2) Im (über der Zeile: Ich,) hat alles (3) Im Ich (am Rand mit Einfügungszeichen: bildet sich alles organisch und) alles (über der Zeile mit Einfügungszeichen: hat) Keine eigene Mitteilung erfolgt, wenn beim Übergang aus der früheren in die spätere Stufe ein Wort gestrichen oder korrigiert worden ist; dieses ergibt sich aus dem Vergleich der Stufen. Bei einem besonders verwickelten und unübersichtlichen Textbestand können die verschiedenen Entstehungsstufen auch jeweils vollständig aufgeführt werden. j) Bei Exzerpten Schleiermachers, die nicht immer wörtlich sind, wird die Übereinstimmung von Sätzen oder Halbsätzen mit dem Original durch einfache Anführungszeichen (,') kenntlich gemacht. Hat Schleiermacher selbst Anführungszeichen gesetzt, so stehen doppelte Anführungszeichen („"). Werden von ihm bei Zitaten die Anführungszeichen an jedem Zeilenanfang wiederholt, bleibt dies stillschweigend unberücksichtigt. k) Überlieferungslücken. Ist ein Manuskript nur bruchstückhaft überliefert, so wird der Überlieferungsverlust innerhalb eines Absatzes durch ein in kursive eckige Klammern eingeschlossenes Spatium gekennzeichnet. Ein umfangreicherer Überlieferungsverlust wird durch

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Besondere Grundsätze für die Edition von

Handschriften

ein in kursive eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet, das auf einer gesonderten Zeile wie ein Absatz eingerückt wird. Eine Beschreibung erfolgt im textkritischen Apparat.

2. Sachapparat a) Im Sachapparat werden außer den Nachweisen in der Regel nur solche Erläuterungen gegeben, die zum Verständnis des Textes unerläßlich sind. b) "Zu Exzerpten Schleiermachers wird in der Regel kein Sachapparat geboten. Wo Schleiermacher den exzerpierten Text mit Anmerkungen und Kommentaren versehen hat, gelten die üblichen editorischen Grundsätze. c) Zu von Schleiermacher gestrichenen Passagen, die im textkritischen Apparat mitgeteilt sind, bietet der Sachapparat nur dann Erläuterungen, wenn sie unerläßlich sind.

3. Druckgestaltung a) Schriftarten. Schleiermachers Manuskripte sind überwiegend in deutscher Schrift geschrieben. Es finden sich aber auch Wörter und Textstücke in lateinischer Schrift. Beide Schriftarten werden einheitlich in Antiqua-Drucktypen wiedergegeben. b) Hervorhebungen, die Schleiermacher überwiegend durch Unterstreichung vollzogen hat, werden einheitlich durch Sperrung kenntlich gemacht. c) Die Seiten- bzw. Blattzählung wird auf dem rechten Seitenrand angegeben. Stammt die Zählung nicht von Schleiermacher, so wird sie kursiv gedruckt. Im Namen der Herausgeber Hans-Joachim Birkner

Einleitung

des

Bandherausgebers

Der vorliegende Teilband KGA 7/7.3 schließt die in KG A 1/7.1—2 vorgelegte Edition von Schleiermachers Schrift „Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt" (1821/22) ab. Er umfaßt zum einen die Edition der bisher nahezu unbekannten handschriftlichen Marginalien zur Erstauflage der Glaubenslehre §§1—75 in Schleiermachers Handexemplar des Originaldrucks (unten S. 1—207), zum andern einen Anhang mit Textauszügen anderer Autoren, auf die im Sachapparat der Teilbände KGA 1/7.1—3 verwiesen ist (unten S. 209—654). Als Beilage wird ein Manuskript Schleiermachers aus der Zeit der Vorarbeiten zur Erstauflage der Glaubenslehre veröffentlicht (unten S. 655ff).

I. Die Marginalien 1. Historische Einführung In Schleiermachers Nachlaß, der im Zentralen Archiv der Akademie der Wissenschaften der DDR zu Berlin verwahrt wird, befindet sich unter der Signatur-Nr. 61 Schleiermachers Handexemplar des Originaldrucks der ersten Auflage der Glaubenslehre aus dem Jahre 1821/22. Von diesem Handexemplar ist lediglich der erste Teilband vorhanden; ein zweiter Teilband ist vermutlich verlorengegangen. Der erhaltene erste Teilband wiederum reicht lediglich bis zur S. 336 (§ 75) des Originaldrucks. Der letzte Bogen (S. 337—350 des Originaldrucks) ist offenbar abhanden gekommen. In diesem Handexemplar des ersten Teilbandes der Glaubenslehre von 1821 finden sich zahlreiche handschriftliche Eintragungen Schleiermachers: Notizen zu diesem Dogmatiklehrbuch selber, Notizen zu dessen unmittelbarer Rezeptionsgeschichte und Notizen zur dogmatischen Lehrtradition. Das literarische Genus dieser Notizen hat Schleiermacher unterschiedlich bezeichnet. In einer auf die S. 164 des Originaldrucks bezogenen Notiz (in dieser Ausgabe Marg. 566) charakterisiert er dieselbe als „Randbemerkung"; in einer auf die S. 93 des Originaldrucks bezogenen Notiz (in dieser Ausgabe Marg. 301) spricht Schleiermacher von „Marginalerklärung''; in einer auf die S. 322 des Originaldrucks bezogenen Notiz (in dieser Ausgabe

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Einleitung

des

Bandherausgebers

Marg. 1206) ist die Rede von einem „marginale". In der vorliegenden Ausgabe werden diese Notizen einheitlich als „Marginalien" bezeichnet. Es muß noch hinzugefügt werden, daß Schleiermachers Handexemplar neben diesen Marginalien noch eine geringe Zahl von Eintragungen enthält, die nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun haben: den Lebensalltag betreffende zufällige Bemerkungen, Rechnungen oder Rechenspiele und auch Kritzeleien. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, die dann im textkritischen Apparat notiert sind, werden Eintragungen dieser Art in der vorliegenden Edition nicht mit aufgeführt. Dies gilt auch von den zahlreichen „Umarbeitungsstrichen", von denen unten noch die Rede sein wird. Bei Schleiermachers Handexemplar der Erstauflage der Glaubenslehre handelt es sich um ein sogenanntes „durchschossenes" Exemplar: zwischen jeweils zwei Blätter des Buches ist ein leeres Blatt eingebunden, wodurch dem Benutzer die Möglichkeit gegeben wird, eigene Bemerkungen zum Text jeweils genau an der entsprechenden Stelle des Drucktextes anzubringen. Sieht man von einigen wenigen Eintragungen im Drucktext selber ab, so sind es ausschließlich diese eingeschossenen Blätter, auf denen Schleiermacher seine Marginalien zur Erstauflage der Glaubenslehre niederschrieb. Die Seiten der eingeschossenen Blätter, deren Eintragungen sich jeweils auf die benachbarten Seiten des Drucktextes beziehen, werden in dieser Ausgabe als „Marginalienseiten" bezeichnet. Das durchschossene Handexemplar ist folgendermaßen beschaffen: während der Drucktext Oktavformat mit Seiten von 19,5 cm Höhe und 12 cm Breite aufweist, sind die eingeschossenen Blätter zwar genauso hoch, aber fast um die Hälfte breiter, ragen also seitlich über die bedruckten Blätter weit hinaus. Deshalb sind die eingeschossenen Blätter in der Mitte der Breite gefaltet, so daß jeweils die äußere Hälfte nach innen eingeklappt werden kann. Durch den Faltknick entstehen auf jeder Marginalienseite zwei Seitenhälften, eine innere und eine äußere. Schleiermacher hat nun dementsprechend die Marginalienseiten in der Weise mit Eintragungen versehen, daß er die Marginalien in den allermeisten Fällen nur jeweils auf eine Seitenhälfte, die innere oder die äußere, niederschrieb, wobei die Eintragungen auf den äußeren Hälften überwiegen. Nur in wenigen Fällen — vermutlich ganz zu Beginn der handschriftlichen Eintragungen in das durchschossene Exemplar — schrieb er über die ganze Breite der Seite hinweg, dann in der Regel dicht unter den oberen Rand der Marginalienseite. Die Marginalienseiten sind von Schleiermacher bis zur S. 142 des Originaldrucks in der Regel auf der oberen äußeren Ecke mit der Angabe der Paragraphen der Glaubenslehre versehen, zu denen die betreffenden Marginalien gehören. Von S. 144 an sind die Marginalienseiten dann vereinzelt nach der Seitenzahl der entsprechenden Seite des Drucktextes paginiert. Diese nicht durchgängigen und nicht einheitlichen Seitenkennzeichnungen Schleiermachers werden in der vorliegenden Ausgabe nicht mitge-

Die Marginalien

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teilt. Vielmehr werden die Marginalienseiten des Handexemplares generell nach den benachbarten Seiten des Originaldrucktextes, d. h. nach deren Paginierung gezählt. Die in der vorliegenden Edition neben jeder Marginalie auf dem linken Rand der Seite mitgeteilte Seitenangabe ist folgendermaßen zu lesen: Die Seitenzahlangabe einschließlich der runden Klammern kennzeichnet die Marginalienseite. Die innerhalb der runden Klammern stehende Ziffer bezeichnet die Seitenzahl der Seite des Originaldrucks, deren Nebenseite die betreffende Marginalienseite darstellt. Die runde Klammer bringt zum Ausdruck, daß es sich bei dieser Seitenzählung um eine editorisch konstruierte Paginierung handelt. Der hinzugefügte Index „i", „a" oder „o" kennzeichnet den Ort der Marginalie auf der betreffenden Marginalienseite, nämlich die innere Hälfte („i"), die äußere Hälfte („a") oder den über die ganze Breite der Seite sich erstreckenden oberen Rand einer Marginalienseite („o")· Schleiermachers Marginalien zur Erstauflage der Glaubenslehre sind fast ausnahmslos mit Feder und Sepia-Tinte geschrieben; nur in einigen wenigen Fällen hat Schleiermacher den Bleistift verwendet. Schleiermacher schreibt in der Regel deutschen Text in deutscher Schrift, lateinischen Text in lateinischer Schrift. Bei griechischen Zitaten werden die diakritischen Zeichen häufig ausgelassen. Was das Schriftbild betrifft, so besteht eine Eigenart dieses Autographs gegenüber anderen — etwa Briefen oder zusammenhängenden Abhandlungen — darin, daß Schleiermachers Schrift, dem Gelegenheitscharakter der Niederschrift solcher Einzelbemerkungen entsprechend, hinsichtlich der Buchstabengröße oder Buchstabenform fast von einer Marginalienaufzeichnung zur anderen wechselt. Nur selten kommen längere, zusammenhängende Textpassagen identischen Schriftbildes vor. Dabei variieren Buchstabengröße und Buchstabenform zwischen den Amplituden von extrem mikroskopischer, aber durchaus exakter Kleinschrift bis zu mittelgroßer Schüft von auffallender Flüchtigkeit. Einen kleinen anschaulichen Ausschnitt aus dem breiten Spektrum der vorhandenen Schriftbilder bietet die unten — nach S. 207 — publizierte Faksimilewiedergabe in Originalgröße der S. 265 des Handexemplares mit der zugehörigen Marginalienseite. Die große Verschiedenheit der Schriftbilder könnte es nahelegen, Texte identischer oder zumindest nahezu identischer Schriftart einander zuzuordnen und aufgrund des durch solche Zuordnungen — in Verbindung mit anderen Beobachtungen — sich ergebenden Gesamtbildes literarischer Schichten eine Datierung der so gruppierten Marginalien zu versuchen. So weist etwa — um ein Beispiel zu nennen — eine Reihe von Marginalien, die aufgrund ihres Inhaltes den unmittelbaren Vorarbeiten zur 2. Auflage zuzurechnen sind, die Besonderheit auf, daß die betreffenden Marginalien durchweg in einer auffälligen, mittelgroßen flüchtigen Schrift niederge-

XIV

Einleitung des Bandherausgebers

schrieben sind, und zwar auf der inneren Hälfte der Marginalienseiten. Allein, so indizienreich solche lediglich an der Schriftart orientierten Gruppierungs- und Datierungsversuche sein mögen, ihr objektiver Rekonstruktionswert wird gemindert durch einen generell für Schleiermachers Art der Niederschrift zumindest nicht zusammenhängender Texte charakteristischen Zug: Das Schriftbild der Tagebücher Schleiermachers — genauer gesagt handelt es sich dabei um kleine Kalender — zeigt, daß Schleiermacher an einem und demselben Tag Aufzeichnungen in gänzlich verschiedenen Schriftarten niedergeschrieben hat. Die augenfällige Verschiedenheit der Schriftarten in den Marginalien kann also ebensosehr mit momentan wechselnden äußeren oder inneren Umständen des Niederschreibens wie mit einer — nicht sicher nachweisbaren — Entwicklung des Schriftbildes zusammenhängen. Aus diesem Grunde wurde in der vorliegenden Ausgabe auf eine am Schriftbild orientierte Gruppierung und Datierung der Marginalien verzichtet. Schleiermachers Marginalien zum ersten Band der Erstauflage der Glaubenslehre sind so beschaffen, daß sie, was ihr Verhältnis untereinander anbelangt, jeweils als selbständige literarische Einheiten aufgefaßt werden können, wodurch sie zugleich einer Numerierung fähig werden. Die literarische Einheit einer einzelnen Marginalie ist in den allermeisten Fällen durch den Ort der Niederschrift auf der Marginalienseite, die Schriftart und die inhaltliche Beziehung der Marginalie auf den Drucktext hinreichend bestimmt. Wo die literarische Einheit einer Marginalie nicht eindeutig abgrenzbar ist, wird in der Regel die kleinste eindeutig erkennbare literarische Einheit bevorzugt. Die Marginalien werden in der vorliegenden Ausgabe gemäß ihrer Sinnzugehörigkeit zum Inhalt des Drucktextes — und in der Regel auch gemäß dem Ort ihrer Niederschrift auf der Marginalienseite — jeweils bestimmten, durch Seiten- und Zeilenangabe einschließlich abgrenzender Stichworte eindeutig gekennzeichneten Abschnitten des Textes von KGA 1/7.1 zugeordnet. Infolgedessen bestimmt der Zusammenhang des Drucktextes auch die Reihenfolge der Durchnumerierung der Marginalien. Dadurch können die Marginalien in Schleiermachers Handexemplar der Erstauflage der Glaubenslehre als fortlaufender Kommentar zu diesem Werk gelesen werden — sozusagen als Kommentar aus Schleiermachers eigener Feder. Die editorische Zuweisung der Marginalien zu bestimmten Abschnitten des Drucktextes hat allerdings zur Folge, daß die Reihenfolge der durchnumerierten Marginalien, die sich aus der Abfolge der Abschnitte des Drucktextes ergibt, nicht immer mit der Abfolge der Orte ihrer Niederschrift auf der betreffenden Marginalienseite übereinstimmt. In solchen Fällen wird diese im textkritischen Apparat in der Weise kenntlich gemacht, daß mit Hilfe der Ausdrücke „über", „neben" und „unter" das in der

Die Marginalien

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Handschrift vorliegende Verhältnis der Orte der Niederschrift der Marginalien auf der betreffenden Marginalienseite gekennzeichnet wird. Die editorische Festlegung der Reihenfolge der Marginalien, welche gegenüber einer rein örtlichen Zuordnung der Marginalien zum Drucktext notwendigerweise einen subjektiven Faktor interpretatorischen Ermessens mit ins Spiel bringt, mag unter dem reinen Gesichtspunkt der Reproduktion eines Originals — dem man allerdings am besten mit einer Faksimile-Wiedergabe gerecht würde — als problematisch erscheinen, rechtfertigt sich aber unter dem hinzutretenden Gesichtspunkt der praktischen Benutzbarkeit einer historisch-kritischen Ausgabe. Demgemäß soll die in der vorliegenden Ausgabe vom Herausgeber zu jeder Marginalie vorgeschlagene, als Überschrift derselben mitgeteilte und im Druck kursiv gesetzte Zuordnung dieser Marginalie zu einem entsprechenden Abschnitt der Glaubenslehre in erster Linie dem praktischen Zweck dienen, Schleiermachers für den eigenen Gebrauch handschriftlich festgehaltene Gedanken als Kommentar zu dem von ihm selber der Öffentlichkeit übergebenen Drucktext lesbar und damit in den meisten Fällen überhaupt erst wirklich lesbar zu machen. Die sachliche Bedeutung und die unterschiedlichen Funktionen dieser Randbemerkungen können exemplarisch anhand der unten — nach S. 207 — publizierten Faksimilewiedergabe der S. 265 des Handexemplar es des Originaldrucks gezeigt werden. Hinsichtlich der handschriftlichen Bemerkungen auf dem eingeschossenen Blatt handelt es sich dabei um die Marginalien Nr. 997—1004 der vorliegenden Ausgabe. Da sieht man zunächst am oberen Rand der Marginalienseite eine sich über die gesamte Breite der Seite erstreckende von Schleiermacher selber in den Drucktext eingewiesene Stellungnahme zu einer zeitgenössischen Rezension (Marg. 1004). Darunter, aber nur auf der äußeren Hälfte der Marginalienseite, befindet sich ebenfalls eine Stellungnahme zu einer zeitgenössischen Rezension, die allerdings nicht von ihm eingewiesen ist, sondern sich offenbar auf das Gesamtthema dieses Abschnittes der Glaubenslehre bezieht (Marg. 997). Unterhalb dieser Marginalie wiederum werden — noch zu demselben Gesamtthema — Aussagen der theologisch-dogmatischen Lehrtradition festgehalten und kommentiert (Marg. 998). Zwischen Marg. 997 und Marg. 998findet man einen Beleg für das Einstreuen von Rechnungen oder Rechenspielen in davon völlig verschiedene Kontexte; diese nicht sehr zahlreichen sachfremden Eintragungen bleiben in dieser Ausgabe unberücksichtigt. Darunter wiederum sind Überschriften zu den Einleitungsparagraphen des infrage stehenden Abschnittes der Glaubenslehre notiert (Marg. 999). Auf der inneren Hälfte der Marginalienseite folgt nun die Erwägung einer Neugliederung und Umstellung der gesamten Erläuterungen zum betreffenden Leitsatz, die im Zusammenhang der Vorbereitung auf eines der Dogmatikkollegien oder bei der Umarbeitung für die zweite Auflage erfolgt sein dürfte (Marg. 1000). Daneben innen wird die argumentative Funktion des ersten Abschnittes der

XVI

Einleitung des

Bandherausgebers

Erläuterungen charakterisiert (Marg. 1001). Darunter wiederum wird auf eine fremde Lehrmeinung Bezug genommen, um die eigene Auffassung kontrastierend zu erläutern (Marg. 1002). Darunter schließlich steht eine Begriffserläuterung, deren systematische Bedeutung sowohl für die eigene Lehrmeinung wie für die Aussagen der Lehrtradition relevant ist (Marg. 1003). Überblickt man nun die Vielfalt der Erläuterungsfunktionen, die Schleiermacher seinen handschriftlichen Marginalien zugewiesen hat, nämlich die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen oder tradierten Lehrmeinungen zur Stützung oder Abgrenzung der eigenen Auffassung, die gedankliche Präzisierung des intendierten Sinnes von Einzelaussagen oder Begriffen des eigenen Textes, die Überprüfung der argumentativen Funktion von ganzen Aussagegefügen und schließlich die Neuordnung, Umstellung und gegebenenfalls Reduktion ganzer Paragraphen und Lehrstücke: so gewähren Schleiermachers handschriftliche Marginalien zum ersten Band der ersten Auflage der Glaubenslehre wie kaum ein anderes von ihm selber stammendes Dokument einen unmittelbaren Einblick in die Gedankenwerkstatt dieses Theologen und führen damit zugleich anschaulich vor, welche Arbeitsschritte u. a. erforderlich sind, wenn es letztlich zu dem kommen soll, was im Sinne Schleiermachers den wissenschaftlichen und kirchlichen Wert einer Dogmatik ausmacht. Auf eine bestimmte Klasse von Marginalien ist noch näher einzugehen. Es handelt sich dabei um solche, die in einem engen Zusammenhang mit Schleiermachers Dogmatikvorlesung aus dem Wintersemester 1823/24 stehen. Von dieser Vorlesung gibt es eine im Schleiermacher-Nachlaß des Zentralen Archivs der Akademie der Wissenschaften der DDR aufbewahrte Nachschrift von L. A. Heegewaldt, die unübersehbare Entsprechungen zu einem Teil der Marginalien aufweist. Ludwig August Heegewaldt (vgl. zum Folgenden: J. Hennig, in: ThStKr 106, 403ff) wurde am 20. September 1797 zu Berlin als Sohn eines Hofrates geboren, übte für längere Zeit eine kaufmännische Tätigkeit aus und studierte danach Theologie in Bonn und Berlin, wo er u. a. bei Schleiermacher hörte. Später wurde Heegewaldt seinem Lehrer Schleiermacher dadurch näher verbunden, daß er sich mit der im Hause Schleiermachers lebenden Luise Fischer verlobte, der Tochter jener Frau, die, dem Magnetismus und Somnambulismus ergeben und im Hause Schleiermachers lebend, auf dessen Ehefrau einen gewaltigen Einfluß hatte und damit Schleiermachers Ehe aufs schwerste belastete. Heegewaldt starb schon sehr früh, am 25. Mai 1832; Schleiermacher selber hielt die Grabrede. Die Aufzeichnungen der Nachschrift Heegewaldt verdienen in mehrfacher Hinsicht Beachtung. Die Parallelen zwischen der Vorlesungsnachschrift einerseits und einer Vielzahl von Marginalien andererseits ermöglichen zunächst allererst die Datierung einer großen Anzahl von Margina-

Die Marginalien

XVII

lien auf den Umkreis des Wintersemesters 1823/24 und darüber hinaus dann ausschlußweise auch die Zuordnung einer weiteren Anzahl anderer, ebenfalls auf Vorlesungen bezogener Marginalien zu den späteren Dogmatikkollegien Schleiermachers der Jahre 1825 oder 1827/28. Sodann veranschaulichen sie Schleiermachers anhand des eigenen Lehrbuchs geübtes Vorlesungsverfahren, am zugrunde gelegten Text das Wesentliche hervorzuheben, Mißverständliches zu korrigieren, Fehlendes nachzutragen und vorgebrachten Einwänden zu begegnen. Und schließlich dokumentieren sie Schleiermachers enorme Fähigkeit, allerknappste, für das Kolleg notierte, für sich genommen meist höchst rätselhafte Stichworte dann im Kolleg ex tempore in weit auseinandergebreitete Problemerörterungen zu entfalten. In der vorliegenden Ausgabe der Marginalien zur Erstauflage der Glaubenslehre werden jeweils im Sachapparat zu den betreffenden Marginalien einige Textauszüge aus der Nachschrift Heegewaldt unter dem Siglum „NH" mit anschließender Seitenzahl des Nachschriftheftes wiedergegeben, und zwar insoweit, als sie für das Verständnis der Marginalien oder auch des Drucktextes als hilfreich erscheinen. Diese Textauszüge beziehen sich, obzwar Heegewaldt das Dogmatikkolleg zur Gänze gehört und mitgeschrieben hat, nur auf die §§1—75 der Erstauflage der Glaubenslehre, d. h. auf die Marginalien zu dem erhaltenen Teil des ersten Teilbandes. Die Wiedergabe der Textauszüge erfolgt dabei nach den Grundsätzen, die bei der Wiedergabe der Textauszüge des Anhangs befolgt worden sind. Schließlich ist noch die Frage des Terminus a quo und des Terminus ad quem der handschriftlichen Eintragungen Schleiermachers in den ersten Band des Handexemplares der Erstauflage der Glaubenslehre zu erörtern. Als Terminus a quo kommt der 27. funi 1821 infrage, der Tag, an dem Schleiermacher — einer Tagebuchnotiz (vgl. KG A 1/7.1 S. XXX) zufolge — die ersten Exemplare des ersten Bandes der Glaubenslehre erhalten hat, falls man davon ausgeht, daß der mit Schleiermacher befreundete Verleger Georg Reimer gleich mit dem Binden der gerade vollständig ausgedruckten Bogen ein durchschossenes Exemplar für Schleiermachers eigenen Gebrauch anfertigen und mit der ersten Lieferung der anderen Exemplare übersenden ließ. Daß Schleiermacher schon lange vor dem ersten Erscheinen des ersten Bandes seiner Dogmatik an ein solches durchschossenes Exemplar gedacht hat, zeigt eine briefliche Äußerung Schleiermachers an Blanc vom 9. Januar 1819, die noch in den Umkreis der Vorarbeiten zur Erstauflage gehört: „ Citirt wird nicht viel, und hier manches für das durchschossene Exemplar aufgespart, das nach meinem Tode zum Grunde der zweiten Auflage dienen kann" (Briefe 4,244). Allerdings ist es ebensogut denkbar, daß sich Schleiermacher dieses durchschossene Exemplar erst später anfertigen ließ, entweder im Zusammenhang des Erscheinens der ersten Rezensionen seines Buches im Jahre 1822/23, um darin die eigene Stellungnahme zu den Ausführungen der Rezensenten genau an den jeweils diskutierten Stellen festzuhalten, oder

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Einleitung

des

Bandherausgebers

aber im Hinblick auf das Dogmatikkolleg des Wintersemesters 1823/24, das er anhand des neu erschienenen Lehrbuches zu halten angekündigt hatte und auch tatsächlich hielt, um nämlich darin Erläuterungen zum eigenen Text anzubringen oder aufgespartes bzw. erst während des Kollegs neu gesichtetes Material der Lehrtradition zu sammeln. Wie sehr zumindest der letzte Punkt Schleiermachers Arbeitsweise entsprach, zeigt eine Äußerung Schleiermachers aus den Anfängen der zweiten Berliner Zeit in einem Brief an Gaß vom 11. Mai 1811, wo er, mit einem Rückblick verbunden, auf sein mit dem Sommersemester 1811 begonnenes erstes Berliner Dogmatikkolleg zu sprechen kommt: „Zur Dogmatik verglich ich, als ich sie das erstemal gründlich las, den Quenstedt, jezt den Gerhard" (Briefwechsel, ed. Gaß, 94). Der Terminus a quo der Niederschrift der Marginalien läßt sich demzufolge nicht näher bestimmen. Zu einem nicht ganz sicheren Ergebnis führen auch die Überlegungen zum Terminus ad quem der handschriftlichen Eintragungen Schleiermachers. Versucht man einmal, sich das enorme Ausmaß der weitgespannten beruflichen Tätigkeit Schleiermachers zu vergegenwärtigen, die Arbeit an der theologischen Fakultät — Schleiermacher las bekanntlich sämtliche theologischen Disziplinen mit Ausnahme der alttestamentlichen Wissenschaft — sowie die regelmäßig gehaltenen philosophischen Vorträge im Rahmen der Akademie der Wissenschaften, die zahlreichen Funktionen in kirchlichen und kulturpolitischen Ausschüssen und daneben das Gemeindepfarramt an der Berliner Dreifaltigkeitskirche mit seinem regelmäßigen Predigtdienst und Konfirmandenunterricht, dies alles verbunden mit einer kontinuierlichen Publikationstätigkeit: so ist es auf der einen Seite nicht gerade wahrscheinlich, daß Schleiermacher ohne eine gegebene äußere Veranlassung mit Eintragungen in sein Handexemplar der Glaubenslehre beschäftigt war. Es ist deshalb — und davon ist die Mehrzahl der Marginalien betroffen — unter diesem Gesichtspunkt kaum anzunehmen, daß Schleiermacher nach dem Erscheinen der Rezensionen vom Jahre 1827/28 und nach dem Dogmatikkolleg des Wintersemesters 1827/28 noch an dem Aufriß und an der Durchführung der Erstauflage orientierte Eintragungen in sein Handexemplar vornahm. Auf der anderen Seite aber diente das Handexemplar mit dem Anbringen von Materialien, Korrekturen, Gliederungen und Zusammenfassungen zu Vorlesungszwecken und mit dem Festhalten von Stellungnahmen zu Rezensentenmeinungen nicht zuletzt der Umarbeitung des Lehrbuches für eine zweite Auflage. Es ist von daher gesehen mit Eintragungen Schleiermachers bis zur endgültigen Neufassung des ersten Teilbandes der zweiten Auflage zu rechnen. Diese Annahme wird durch eine Reihe von Beobachtungen bestätigt. In Marg. 314 scheint — wenigstens teilweise — eine versteckte Auseinandersetzung mit Heinrich Sacks 1829 erschienenem Buch „Christliche Apologetik" vorzuliegen, auf dessen Behandlung durch das zweite Send-

Die

Marginalien

XIX

schreiben an Lücke Schleiermacher dann später in einem Brief an Sack vom 26. März 1831 noch einmal zurückkam (vgl. Briefe 4,403f). Ein weiterer Hinweis dafür, daß Schleiermacher noch im Jahre 1829 Eintragungen in sein Handexemplar vorgenommen hat, ist ein im textkritischen Apparat zu Marg. 996 abgedruckter Briefentwurf, dessen Niederschrift vermutlich auf den November des Jahres 1829 zu datieren ist (vgl. den Brief an Nicolovius vom 30. November 1829, in: Briefe 4,393f). Ferner finden sich unter den Marginalien zahlreiche unmittelbar auf die Neufassung des Textes in der zweiten Auflage verweisende Gliederungs- und Formulierungsskizzen. Schließlich finden sich in vielen Partien des Drucktextes — auch in einigen wenigen Marginalien — Umarbeitungsstriche, d. h. absatzweise vorgenommene Durchstreichungen, die offenbar jeweils nach Vollendung der Neufassung vollzogen worden sind. Den Umarbeitungsvorgang selber beschrieb Schleiermacher in einem Brief an Bleek vom 23. April 1830 so: „Ich sah auch wol daß wenn ich abkürzen wolle ich umschreiben müsse. Mit dieser Absicht fing ich jeden Abschnitt an, aber aus dem Abkürzen wurde immer nichts, beim Umschreiben aber blieb es" (Briefe 4,397). Und Gaß gegenüber erklärte er: „Bis jezt ist auch noch kein Paragraph ganz stehen geblieben wie er war, sondern ich schreibe alles durchaus neu" (Briefwechsel, ed. Gaß, 219f). Über die unmittelbar bevorstehende Inangriffnahme der Umarbeitung hat Schleiermacher sich mehrfach brieflich geäußert, so 1827 gegenüber Lücke (vgl. Briefe 4,387f) und am 11. April 1828 gegenüber Sack (vgl. Briefe 4,388f). Am 7. Februar 1829 kann Schleiermacher nunmehr Gaß mitteilen: „An die zweite Ausgabe der Dogmatik bin ich nun endlich gekommen" (Briefwechsel, ed. Gaß, 209). Im Zusammenhang mit der Umarbeitung verfaßte Schleiermacher dann die beiden Sendschreiben an Lücke (vgl. den Beginn des ersten Sendschreibens), die hinsichtlich der Verarbeitung und Bewertung der Rezensionen der Erstauflage so etwas wie eine Zusammenfassung der entsprechenden Marginalien darstellen und damit die Neufassung des Dogmatiklehrbuches von der Auseinandersetzung mit Rezensentenmeinungen entlasteten. Die Neufassung des Textes auch nur des ersten Bandes der zweiten Auflage war mit dem Erscheinen der beiden Sendschreiben im 2. und 3. Heft der Theologischen Studien und Kritiken 1829 noch keinesfalls abgeschlossen. Denn am 30. Mai 1829, als das erste Sendschreiben bereits veröffentlicht ist und das zweite gerade in den Druck geht (vgl. den Brief an Gaß vom 2. Mai 1829, in: Briefwechsel, ed. Gaß, 210), berichtet Schleiermacher an Gaß: „Mit der Dogmatik geht es schauderhaft langsam" (Briefwechsel, ed. Gaß, 214). Und am 12. November 1829, nachdem kurz zuvor im Oktober Schleiermachers Sohn Nathanael gestorben war und von Schleiermacher selber beerdigt wurde, schreibt Schleiermacher an Gaß: „Meine Dogmatik . . . ist durch unser Unglükk sehr in Rükkstand gekommen" (Briefwechsel, ed. Gaß, 219). Noch am 10.

XX

Einleitung des Bandherausgebers

April 1830 muß Schleiermacher dem Grafen Alexander zu Dohna mitteilen: „Leider, mein liebster Graf\ muß ich von dem schönen Gedanken eines Besuchs bei Ihnen in diesen Osterferien Abschied nehmen. Da ich im nächsten Semester Dogmatik lesen will und soll, so muß auch der erste Band vorher fertig und verkäuflich sein. Nun aber ist nicht nur der Druck noch bedeutend zurück, sondern ich bin auch selbst noch nicht ganz fertig, sondern werde noch fast die ganze Osterwoche zu arbeiten haben" (Schleiermacher als Mensch, ed. Meisner, 2,356). Erst am 23. April 1830 kann Schleiermacher dann an Bleek beuchten: „Der erste Band der Dogmatik ist nun, was mich anbetrifft, fertig, ich habe gestern den lezten Strich gemacht und die Druckerei ist auch nur noch um ein paar Bogen zurück" (Briefe 4,395). Stellt man diesen sich lange hinziehenden Vorgang der Umarbeitung in Rechnung und geht man davon aus, daß Schleiermacher bis zur Vollendung der Neufassung des ersten Bandes sein Handexemplar der ersten Auflage als Umarbeitungsbasis benutzt hat, so ist wohl erst der Abschluß der Umarbeitung am 23. April 1830 als terminus ad quem der handschriftlichen Eintragungen in das Handexemplar des ersten Bandes der ersten Auflage anzusetzen. Dazu würde auch gut passen, daß Marg. 4 und Marg. 5 sichtlich als Entwurf zu Druckanweisungen zur zweiten Auflage des ersten Bandes niedergeschrieben wurden. Dafür, daß Schleiermacher noch nach dem Erscheinen des ersten Bandes der zweiten Auflage sein Handexemplar zur Eintragung von Marginalien benutzt hätte, gibt es keine Indizien. 2. Editorischer Bericht Die Edition der Marginalien folgt den „Editorischen Grundsätzen für die I. Abteilung" (KGA 1/7.1 S. Χ—ΧΙΙΓ) und den „Besonderen Grundsätzen für die Edition von Handschriften" (oben S. VII—X). Schleiermachers Handschrift der Marginalien ist äußerst reich an Abbreviaturen, deren Auflösung in der vorliegenden Ausgabe teils stillschweigend erfolgt, teils im textkritischen Apparat nachgewiesen wird. Bei Abkürzungen sowie bei Zahlen und Buchstaben, deren Einteilungsfunktion von Schleiermacher nicht als solche kenntlich gemacht ist, wird stillschweigend ein Punkt ergänzt. Ordinalzahlen, die Schleiermacher häufig durch ein Hochstellen und Unterstreichen eines Buchstabens der Wortendung (ζ. Β. 1-, II*) kenntlich macht, werden nur durch Ziffer und nachgestellten Punkt wiedergegeben. Bei Wortendungsabbreviaturen, die von Schleiermacher hochgestellt und in der Regel unterstrichen sind (ζ. B. posit—, histor-), erfolgt die Wiedergabe in der Weise, daß ein Abkürzungspunkt ergänzt wird und die abgekürzte Endung höhengleich folgt. Im Folgenden sind die Abbreviaturen Schleiermachers mitgeteilt, die stillschweigend aufgelöst worden sind. Flexions- und Kombinationsformen werden nicht eigens aufgeführt.

Die

Marginalien

aber Abhängigkeit allgemein anderes Anmerkung auf aus Begriff Bewußtsein Bretschneider Christ Christenthum christlich Christus Bestimmung darauf das der dergleichen die dies Dogmatik dogmatisch durch Gott göttlich Eigenschaft -en "1 entweder entw Gemsch, Gemschft Gemeinschaft Gerh Gerhard Handlung Handl -ht -heit katholisch kathol Kathol Katholizismus k kein -kt -keit -lieh -1 -lisch -1 -1 -logie ab Abhggkt allg, allgem and Anm f 6 Β BW Bretsch X Xth XI X Bestim df ds d dgl d ds Dogm, Dogmat dogm, dogmat dh Θ Θ1 Eig, Eigensch

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XXI

-logisch man Mensch menschlich moralisch Mosheim nicht oder offenbart Offenbarung perge Philosoph Philosophie philosophisch protestantisch Protestantismus Reinhard religiös -ren sein Selbstbewußtsein Selbstthätigkeit siehe sind sondern Theil -tig Ueber, über Ueberhaupt, überhaupt und -ung ursprünglich verVerhältniß Vernunft von Vorstellung weder Zustand zwischen

XXII

Einleitung des

Bandherausgebers

II. Der Anhang Der zweite Hauptteil des hier vorgelegten Teilbandes KGA 1/7.3 bietet als Anhang Auszüge aus Texten anderer Autoren, auf die Schleiermacher ausdrücklich oder unausdrücklich Bezug nimmt. Es sind nur solche Texte aufgenommen worden, die heute schwer zugänglich sind. Im Sachapparat der Teilbände 1—3 ist an den betreffenden Stellen auf den Anhang verwiesen. Bei den dargebotenen Textauszügen handelt es sich einerseits um Texte der theologisch-dogmatischen Lehrtradition, auf die sowohl der Drucktext von 1821/22 als auch die Marginalien des Handexemplars Bezug nehmen, andererseits um Rezensionen zur Erstauflage der Glaubenslehre, mit denen sich die Marginalien auseinandersetzen und die zum Teil den Gegenstand der Erörterung in den beiden Sendschreiben an Lücke bilden. Schleiermachers Glaubenslehre bietet bekanntlich eine nicht geringe Verstehensschwierigkeit durch das differenzierende Vorführen und Abwägen verschiedener gedanklicher Möglichkeiten, das dann schließlich in der Option zugunsten einer bestimmten Aussage mündet, die ihre Plausibilität aber nicht zuletzt eben den durchschrittenen Abgrenzungen, Begründungen und Widerlegungen verdankt. Der Leser kann leicht dem Eindruck erliegen, als diene eine solche breit ausgefächerte kritisch-konstruktive Gedankenführung lediglich den Bedürfnissen oder Erfordernissen dialektischer Klärung abstrakt möglicher Gedankenpositionen. Wer jedoch die zahlreichen Verweise Schleiermachers beachtet und den mehr oder weniger zutage tretenden Anspielungen nachgeht, der entdeckt, daß Schleiermachers unverwechselbarer Darstellungsstil nicht bloß einem abstrakten Interesse an dialektischer Zergliederung folgt, daß er vielmehr einer tatsächlich vorhandenen Mannigfaltigkeit von dogmatischen Lehrmeinungen, einer vorgegebenen Diskussionslage gerecht zu werden sucht. Schleiermachers modus loquendi theologicus ist viel pragmatischer, als man auf den ersten Blick wahrnimmt. Schleiermacher verzichtet so gut wie nie darauf, die Plausibilität der eigenen Grundeinsicht durch zeitgenössische oder historische Bezüge konvergierend oder kontrastierend zu erhärten. Bei näherem Zusehen ist man freilich überrascht, festzustellen, welche heute zu einem guten Teil unbekannten Autoren und vergessenen Subtilitäten die Voraussetzungen der dogmatischen Problemstellungen Schleiermachers abgegeben haben. Was für den Drucktext der Glaubenslehre gilt, trifft auf die Marginalien nicht minder zu. Der ungewöhnliche Umfang des vorgelegten Anhangs zur Glaubenslehre ist daher zum einen bedingt durch die große Zahl der von Schleiermacher selber gegebenen Verweise auf heute schwer zugängliche Literatur; zum anderen hat die gerade beschriebene hermeneutische Beobachtung zu Schleiermachers dogmatischer Darstellung dazu veranlaßt, den Anhang in

Der Anhang

XXIII

einer die bloße Anhäufung unmittelbarer Belegstellen überschreitenden Ausführlichkeit zu gestalten. Darin will auch die Überzeugung zum Ausdruck kommen, daß nur eine detaillierte historische Rekonstruktion der Schleiermacherschen Dogmatik vor deren zeitgenössischem und traditionsgeprägtem Hintergrund die Schleiermacher-Deutung vor allzu schnellen Zuordnungen und daraus möglicherweise resultierenden griffigen, aber schiefen Entgegensetzungen — und Identifikationen — bewahren kann. Die Begrenzung der einzelnenen Textauszüge ist durch das Ziel bestimmt, nicht nur die Einzelaussage eines Autors, auf die Schleiermacher direkt Bezug nimmt, wiederzugeben, sondern nach Möglichkeit auch den systematischen Zusammenhang deutlich werden zu lassen, in dem diese steht. Dies wirft — nebenbei gesagt — zuweilen ein nicht gerade günstiges Licht auf Schleiermachers Zitierpraxis. Dort nun, wo Schleiermacher auf mehrere Einzelstellen aus der Schrift eines Autors eingeht, die sich aber mühelos höherstufigen Ganzheiten einordnen lassen, werden geschlossene Textblöcke wiedergegeben, was auf der einen Seite den Vorzug größerer Einheit der Wahrnehmung der von Schleiermacher jeweils im Blick auf unterschiedlichste Einzelthemen diskutierten fremden Position mit sich bringt, auf der anderen Seite aber ein manchmal etwas umständlich anmutendes Geflecht von Verweisungen in den Hinweisen des Sachapparates auf die Textauszüge des Anhangs zur Folge hat. Während die Textauszüge der theologisch-dogmatischen Lehrtradition, auf die Schleiermacher im Drucktext von 1821/22 und in den dazugehörigen Marginalien Bezug nimmt, den einen sachlichen Schwerpunkt des Anhangs ausmachen, bildet die ganz oder auszugsweise dargebotene Dokumentation der Aufnahme der Glaubenslehre bei den zünftigen Vertretern des Publikums den zweiten sachlichen Schwerpunkt des Anhangs. Es handelt sich dabei um die ersten öffentlichen Stellungnahmen der zeitgenössischen Theologie und Philosophie, die in Rezensionen von teilweise monographischer Ausführlichkeit und Länge ein farbiges und an Zwischentönen reiches Bild der Reaktion — von freundlicher Zustimmung bis zu wirrer Kritik — abgeben. Hinsichtlich der Begrenzung der Dokumentation dieser Stellungnahmen wurde in der vorliegenden Ausgabe in der Regel so verfahren, daß solche Rezensionen, die als für bestimmte gedankliche Positionen oder kirchliche Gruppen repräsentativ erachtet werden, vollständig oder nahezu vollständig abgedruckt sind, die übrigen nur soweit, als es zur Erläuterung von Schleiermachers Marginalien erforderlich erschien. Die Textauszüge des Anhangs sind nach den Autorennamen in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Kommen mehrere Schriften eines Autors vor, so sind sie unter dem betreffenden Autorennamen in alphabetischer Reihenfolge der Titel geordnet. Innerhalb einer durch Autorennamen und Schriftentitel konstituierten Sammlung von Textauszügen sind deren einzelne Bestandteile dann gemäß der Reihenfolge der Sachapparatverweise

XXIV

Einleitung des

Bandherausgebers

geordnet. Die betreffenden Angaben stehen über jedem einzelnen Textauszug gleichsam als Überschrift. Die im Anhang dargebotenen Textauszüge werden nicht im Sinne der editorischen Grundsätze für die Kritische Schleiermacher-Ausgabe ediert. Bei ihrer Wiedergabe sind folgende Grundsätze maßgebend gewesen: Schreibweise und Zeichensetzung der Originaldrucke werden grundsätzlich beibehalten. Sinnstörende Druckfehler werden durch ein Ausrufezeichen in eckigen Klammern kenntlich gemacht. Die Originalpaginierung wird in eckigen Klammern in den fortlaufenden Text eingefügt. Auslassungen gegenüber dem Originaldruck werden durch drei Punkte in eckigen Klammem kenntlich gemacht. Im Originaldruck unterhalb des Haupttextes stehende Anmerkungen werden als solche gekennzeichnet und in den Haupttext einbezogen. Bei Anmerkungen, die sich über mehrere Seiten erstrecken, wird der Seitenumbruch angegeben. Die Texte werden recte wiedergegeben. Zutaten des Herausgebers werden kursiv gesetzt bzw. durch eckige Klammern gekennzeichnet. Die in den Originaldrucken vorhandene überreiche Vielfalt der Schriftgrößen, Schrifttypen und sonstigen Hervorhebungen wird stillschweigend vereinfacht. Sind im Originaldruck Zitate durch einen bloßen Wechsel des Schrifttyps kenntlich gemacht, werden Anführungs- und Schlußzeichen stillschweigend ergänzt.

Zum Schluß ist noch all denen Dank abzustatten, die das Erscheinen des vorliegenden Bandes mitermöglicht haben. Besonderer Dank gebührt zunächst Herrn Professor Dr. Hay ο Ger des, der 1981 allzufrüh einem Herzleiden erlegen ist. Herr Gerdes hatte im Zusammenhang seiner umfangreichen Mitarbeit an der von Martin Redeker herausgegebenen zweiten Auflage von Schleiermachers Glaubenslehre auch eine Edition der ersten Auflage der Glaubenslehre unter Einschluß der handschriftlichen Marginalien dazu ins Auge gefaßt und dabei eine Übertragung der Marginalien angefertigt sowie eine Übertragung der Nachschrift Heegewaldt begonnen. Ein geringer Teil der Marginalien wurde von ihm in Fußnoten zur Synopse der Leitsätze erster und zweiter Auflage im Anhang der Redeker-Ausgabe der zweiten Auflage der Glaubenslehre erstmalig dem Publikum vorgelegt (vgl. CG2, ed. Redeker, 2,497ff). Ein besonderer Dank gilt desgleichen Herrn Priv.-Doz. Dr. Hermann Peiter. Im Zusammenhang der von ihm im Rahmen der Kritischen Gesamtausgabe veranstalteten Edition der ersten Auflage der Glaubenslehre hatte Herr Peiter ebenfalls eine Übertragung der handschriftlichen Marginalien angefertigt und darüber hinaus für den Anhang eine auf Schleiermachers Glaubenslehre bezogene Sammlung von Quellenmaterial aus Werken anderer Autoren angelegt. Beiden Schleiermacherforschern ist aufrichtig dafür zu danken, daß sie die im Umkreis ihrer Forschungstätigkeit erzielten Ergebnisse der Schleiermacher-For-

Der Anhang

XXV

schungsstelle Kiel überlassen und damit dem Herausgeber des vorliegenden Bandes wertvolle Vorarbeiten an die Hand gegeben haben. Zu danken ist ebenso Frau Dolly Füllgraf für die Anfertigung der Druckvorlage und für vielfältige Hilfe bei der Übertragung der Nachschrift Heegewaldt. Zu danken ist desgleichen allen Mitarbeitern der Schleiermach er-Forschungsstelle Kiel, Herrn Dr. Dr. Günter Meckenstock, Frau Anke Hasselmann, Herrn Bernd Jaeger, Herrn Martin Ohst und Herrn Hans-Friedrich Trauisen für die überaus kenntnisreiche Hilfe bei unzähligen editorischen Einzelfragen und bei der Durchführung der Druckkorrekturen. Zu danken ist sodann den Mitarbeitern der Schleiermacher-Forschungsstelle Berlin, Herrn Dr. Andreas Arndt und Herrn Dr. Wolfgang Virmond, für die Bearbeitung der Beilage und für sachkundigen Rat in schwierigen Detailfragen der Handschriftenentzifferung. Zu danken ist weiter dem Zentralen Archiv der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin für die Erlaubnis zur Benutzung der Handschriften und für die Genehmigung der Veröffentlichung. Zu danken ist ferner der Universitätsbibliothek Kiel und insbesondere der Universitätsbibliothek Göttingen, die aus den eigenen Beständen oder via Fernleihe das gesamte Quellenmaterial des Anhangs zugänglich gemacht haben. Zu danken ist außerdem dem Verlag de Gruyter für die Bewältigung der nicht geringen drucktechnischen Mühen der Edition des vorliegenden Bandes. Ganz zum Schluß — aber nach Aristoteles ist das der Erkenntnis nach Letzte ja bekanntlich das der Sache nach Erste — möchte ich Herrn Professor Dr. Hans-Joachim Birkner danken, ohne dessen an der Schleiermacher-Forschungsstelle Kiel institutionell gewordene Schleiermacher-Kompetenz die Veröffentlichung auch dieses Teilbandes der Glaubenslehre nicht möglich gewesen wäre. Ulrich Barth

Marginalien in Schleiermachers Handexemplar (bis § 75)

Marg. zu S. 1-4

3

1.

Vorderseite Bretschneider S. 1. Die Schrift sei eigentlich keine Dogmatik sondern eine von (I) Philosophie über das Christentum oder eine Verarbeitung des christlichen Glaubens zu einer Philosophie 2. Zu Marg.l Bretschneider Vorderseite Derselbe über Sartorius Oppositions Schrift 1825. S. 234 sagt ich sei ein von (I) Rationalist weil ich das Gefühl dem Urtheil der Vernunft unterwerfe und durch die Vernunft dann das ganze System des Glaubens construire. 3. Zu Marg. 2 Sartorius Vorderseite Bengel Neues Archiv II. Β. 1. St. p. 227 flgd. wegen Abhängigkeit von (I)

4. Neben 1,7 (I) Zweite umgearbeitete Ausgabe Erster Band 5. Zu 1,8—11 Neque enim . . . fide trin. 2. (I) Das Motto bleibt, wohin es zu stehn kommt ist mir gleichgültig. 6. Zu 4,12 müssen Im Drucktext von Η müßten korr. aus müssen

1 Bretschneider . . . Philosophie] unter Marg. 3 2 Oppositions Schrift] Oppos. Sehr 3 Bengel . . . Abhängigkeit] über Marg. 1 4 Zweite . . . Band] in der Mitte der Seite 5 Das . . . gleichgültig.] in der Mitte der Seite 1 Zu Bretschneider . . . Philosophie s. Bretschneider, Karl Gottlieb: Ueber das Princip der christlichen Glaubenslehre des Herrn Prof. Dr. Schleiermacher, in: Journal für Prediger 66 (Halle 1825), 1; s. Anhang. Hierzu auch Sendschreiben 483, ed. Mulert 31 f . Diese Abhandlung Bretschneiders, die unter den zahlreichen Auseinandersetzungen Bretschneiders mit Schleiermacher wegen des grundsätzlichen Charakters ihrer Kritik Schleiermachers detailliertes Interesse erregt hat, ist im Anhang vollständig wiedergegeben. Über Karl Gottlieb Bretschneider vgl. KGA 1/7.1 S. XLVIIIf 2 Zu Derselbe . . . construire. s. Bretschneider, Karl Gottlieb: Ueber die neueste Vertheidigung des Supematuralismus in Hinsicht des Erkenntnisprineips der Religion und der Lehren von Sünde und Genugthuung, in: Für Christenthum und Gottesgelahrtheit. Eine Oppositionsschrift 8 (Jena 1825), 233f; s. Anhang 3 Zu Bengel . . . Abhängigkeit s. Bengel, Ernst Gottlieb: Rezension von: Ernst Sartorius, Drei Abhandlungen über wichtige Gegenstände der exegetischen und systematischen Theologie, Göttingen 1821, in: Neues Archiv für die Theologie, ed. E. G. Bengel, 2 (Tübingen 1823), 228—231; s. Anhang 4 Zu Zweite . . . Band vgl. das Titelblatt des Originaldruckes von CG2, Bd 1 5 Zu Das . . . gleichgültig Vermutlich als Druckanweisung gemeint; vgl. das Titelblatt des Originaldruckes von CG2, Bd 1

4

Μarg. zu S. 9 (§ 1)

7. Vorderseite Erste Stunde. Man muß zunächst wissen wohin eine Disciplin gehört Vervon (1) i schiedene Ansichten darüber a. Natürliches und offenbartes nebeneinander b. Alles speculativ. Lezteres streitet gegen die von mir für wesentlich gehaltene Lehre vom menschlichen Unvermögen. Ich bin aber auch der ersten nicht zugethan weil sie philosophische und dogmatische Säze gleichartig hält. — Dogmatik ist nur positive Wissenschaft (Analogie mit römischem Recht) zurükgehend auf das Factum der christlichen Kirche Zweite und dritte. Ueber § 1.

8. Vorderseite E r s t e S t u n d e 1. Idee der Lesung über ein solches Buch. a. inwiefern von (1) α Ergänzung von Schriftcitaten und Litteratur b. Abwendung von Mißverständnissen c. Noch vollständigere Rechenschaft vom ganzen Verfahren und Vergleichung mit andern Methoden, d. Weitere Ausführung; bedeutend aber nur in einzelnen Lehren 9. Zu 9,1 Einleitung. Vorderseite E i n l e i t u n g Darlegung ihres Schematismus 1.) In der Erklärung § 1 — 4 von (1) α wird die Lehre als Ausdruk und Wort zurükgeführt auf ein inneres nämlich die fromme Gemüthsverfassung des Christen. Daher muß nun 2.) diese charakterisirt werden § 5—18. Aber weil die christliche nur Art oder

7 Erste . . . Ueber § 1.] neben Μarg. 8 positive] posit, e E r s t e . . . Lehren] neben Μarg. 7 9 Christenthums] Xnthums

römischem] rom. 8 Lüberl . . . Begriffe.]

mit Einfügungszeichen eine Zeile tiefer hinter Dogmatik 4.) Nach diesen kommen] gestrichen und Streichung wieder aufgehoben kommen] Kj kommt einzelnen] einzel Beweisunterlagen] Beweisunterl.

wissenschaftlichen] wissenschftl

7 Zu Erste Stunde Vermutlich SS 1825 oder WS 1827/28. Vgl. Marg. 8. Über Schleiermachers Dogmatikkollegien vgl. KGA 1/7.1 S. XVf Zu positive Wissenschaft"*. KD 1 § 1, ed. Scholz 1, und die Erläuterung zu § 1 in KI)2, ed. Scholz 1, sowie den Rekurs auf KD in der Anmerkung zu CG2 § 2 und in CG2 § 2,1. Vgl. Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium, Tübingen 1803, 158ff; Schriften 1801—1804, Darmstadt 1968, 516ff. In Entsprechung dazu spricht Schleiermacher in SW III/l, 581 f f von ,,positiven Facultäten". 8 Zu Erste Stunde vermutlich WS 1823/24. Vgl. Marg. 7 Zu Rechenschaft vom ganzen Verfahren bemerkt NH 4: ,,[. . .] Die Authoritaet Christi setzen wir schlechthin voraus, nur dann sind wir Christen, also von diesem braucht auch in der Einleitung zur Dogmatik nichts vorzukommen, worin aber diese Authoritaet Christi bestehe, so gehört diese in die Dogmatik selbst — die Authoritaet der Apostel in so fern wir alles von Christo durch diese haben, verlangt nichts als denselben Glauben an die Authoritaet Christi, wie wir ihn auch haben — ihre Glaubwürdigkeit gehört wieder nicht in die Einleitung zur Dogmatik diese bewährt sich durch ihre Schriften, durch Kritik und Exegese, also gehört diese in ein ganz anderes Gebieth der Theologie. [. . .]" 9 Zu Aber . . . zurükgehn §5—11 bemerkt NH 1: „[. . .] von 5.—11 wird erklärt, was

Μ arg. zu S. 9-14

(§ 1)

5

Modification ist so muß man auf das allgemeine zurükgehn §5—11 und dann auf die Principien wodurch sich dieses vermannigfaltigt § 12—17 3.) Nach der Erklärung in § 18 folgen § 19—22 Zusäze welche das Verhältniß des Christenthums seinem Inhalt nach zu andern Glaubensweisen bestimmen. Lüberl einige bedeutende Begriffe. 4.) Nach diesen kommen nun aus 18 und 1 die Dogmatik § 23 Erklärung der dogmatischen Vollkommenheit im einzelnen; so auch § 24 die Kirchlichkeit. Jenes formell dieses material § 25 Kezer § 26 Protestantisch: Katholisch — § 28, § 29 Manigfaltigkeit im protestantischen. § 30 Beweisunterlagen § 31. Anderes Element die Vollkommenheit des wissenschaftlichen. 10. Zu 9,2—14,2 1. Dogmatische Theologie . . . Nachtheil gereiche. (1) ο ad § 1. Literatur Zeitung S. 51 soll ich einen für alle Völker und Zeiten wahren Christenglauben verheißen haben und 2.) der Dogmatik gleichen Inhalt vindiciren wollen mit dem was mir als Philosophen für Religionslehre gilt. Aber 3.) Die Religionswissenschaft (Ebd. S. 52. 53.) trenne ich nicht von der Speculation sondern nur die Dogmatik 11. Zu 9,3—5 Dogmatische Theologie . . . geltenden Lehre1. (1) a Ueber das Anfangen mit der Definition. Nothwendigkeit und Schwierig-

10 Literatur Zeitung] Lit Ζ. ecclesiasticum] eccles

11 Definition] Def.

Mosheim wegen] M. wegen

Frömmigkeit überhaupt ist; darin liegt, daß christliche Frömmigkeit eine besondere Art von dem ist, was Frömmigkeit überhaupt ist [. . .] Viele dogmatische Lehrbücher fangen mit der Erklärung an was Religion sei, allein statt anzufangen damit, zu erklären was Religion überhaupt ist, erklären sie gleich was die wahre Religion sei, und dies ist unwissenschaftlich, und muß Fehler erzeugen. — Verlegenheit oder Scheu muß abgeworfen sein, das Gemeinsame zu finden und darzustellen. Man müßte ganz ruhig davon ausgehen zu sagen, daß wenn es auch falsche und wahre Religion giebt, doch beides Religion sei, und doch beiden ein Gemeinsames zum Grunde liegen muß. [. . .]" Vgl. Marg. 70 10 Zu Literatur Zeitung . . . Dogmatik s. Böhme, Christian Friedrich: Rezension von CG', in: Allgemeine LiteraturZeitung, Halle/Leipzig 1823, Teilband 2, Sp. 51—53; s. Anhang. Vgl. Sendschreiben 275-281, ed. Mulert 23-28, sowie Marg. 464; 930 und außerdem Marg. 937. Über Christian Friedrich Böhme vgl. KGA 1/7.1 S. XLf 11 Zu Ueber . . . Kirche ist. bemerkt NH 2f. 7: ,,[. . .] Manche erklären zuerst Dogmatik wie hier, Andere erst Theologie, andere erst Religion und leiten davon ab Theologie und davon Dogmatik. — Es scheint der einzig richtige Weg der zu sein, mit Erklärung der Religion zu beginnen: Docent beginnt aber nicht so, sondern kommt erst von unten herauf auf den Begriff der Religion; zwischen den Begriffen der Religion und Dogmatik liegt der der Theologie, wo erst der wissenschaftliche Begriff der Religion beginnt. Damit aber kommt man auf etwas nicht zu den Prolegomenen der Dogmatik Gehöriges — Man müßte die ganze Theologie erst eintheilen um zu zeigen was Dogmatik sei, was dann stets mangelhaft geschieht [...]][.. .]

6

Marg. zu S. 9 (§ 1)

keit. Bedeutung des Zurükgehns auf meine Darstellung. Auch dort darauf zurük daß man wisse was Religion und Kirche ist. Vergleichung meiner Definition von T h e o l o g i e mit alten ζ. E. Mosheim. Mosheim wegen Complexus veritatum kennt nur dogmatische und moralische Theologie. Auch er fides = rudis complexus veritatum und religio als forma et ratio colendi wie fructus fidei. Auch ihm ist aber Theologie nothwendig ad munus ecclesiasticum und ad fidem explicandam, stimmt also mit mir überein. Dogmatische Theologie . . . geltenden Lehre1. (l) α Röhr (Ree. S. 382) verlangt christliche Glaubenslehre solle sich verhalten zu Religionsphilosophie, wie die Gesamtheit christlich religiöser Ansichten zur Gesammtheit aller menschlichen. — Hiergegen muß ich protestiren Nach R e i n h a r d (§ 6) ist die Theologie entstanden aus dem Philosophiren in der Religion verbunden mit dem Verlust der natürlichen Einfalt und Schönheit. Dies ist nicht zuzugeben — M a r h e i n e k e sagt dasselbe § 9 nur in mehr polemischer Beziehung (gehört zu meinem § 2.) 12.

Zu

9,3—5

12 R ö h r (] korr. aus R ö h r ν

meinem] mein

aber in der Einleitung zur Dogmatik ist nicht der Ort hier zu entscheiden. [. . .] Nur indem Schleiermacher mit Erklärung der Dogmatischen Theologie anfing, nicht als besonderer Disciplin, sondern gleich als Gegenstand, konnte er es vermeiden, eine hier nicht hingehörige Entscheidung über Eintheilung der theologischen Wissenschaft zu geben. [. . .]" ,,[. . .] Schleiermacher sagt es sei ein Fehler in diesem § vorgefallen der Ausdruk Dogmatische Theologie ist nur durch einen Sprachgebrauch den Schleiermacher nicht anerkennt, auf einen engeren Kreis bezogen Dieser § könnte stehen, sowohl an der Spitze einer christlichen Sittenlehre als einer christlichen Glaubenslehre — Dogma ist nicht das rechte — jeder Satz der christlichen Sittenlehre ist auch Lehre; jedes Dogma ist theoretisch, ob der Gegenstand eine Art des Handelns oder Denkens ist, ist gleichgültig für das Wort — Man darf nicht dogmatische Theologie für die Glaubenslehre allein in Beschlag nehmen, die christliche Sittenlehre wird damit als weniger wichtig erscheinen, es ist also hier nicht sowohl eine Entschuldigung anzubringen, als vielmehr, daß Schleiermacher den Ausdruk dogmatische Theologie eigentlich nicht anerkennt — [. . .]" Zu Zurükgehns . . . Darstellung vgl. den Rekurs auf KD in CG' § 1 und dann die Einschätzung dieses Rekurses in CG2 $ 1,1; vgl. auch Sendschreiben 518f ed. Mulert 58. Zu Mosheim wegen . . . explicandam vgl. von Mosheim, Johann Lorenz: Elementa theologiae dogmaticae, 2. Aufl., ed. C. E. v. Windheim, Bd 1, Nürnberg 1764, 1.14.18.24; s. Anhang. Während Mosheims Elementa in CG' nicht zitiert sind, werden sie in den Marginalien zu CG' ausführlich berücksichtigt und in Nachschrift Heegewaldt häufig erwähnt. Schleiermacher hat sich offenbar erst im Zusammenhang der Dogmatikvorlesung des Wintersemesters 1823/24 mit Mosheims Dogmatik näher beschäftigt. Vgl. die Mosheim-Zitate dann in CG2. 12 Zu Röhr s. Röhr, Johann Friedrich: Rezension von CG', in: Kritische Prediger-Bibliothek 4 (Neustadt a. d. O. 1823), 382; s. Anhang. Die für die Vorbehalte des praktischen kirchlichen Rationalismus Schleiermacher gegenüber wohl repräsentative Rezension Röhrs ist im Anhang vollständig wiedergegeben. Über Johann Friedrich Röhr vgl. KGA 1/7.1 S. XLIV Zu Reinhard s. Reinhard, Franz Volkmar: Vorlesungen über die Dogmatik mit literarischen Zusätzen, ed. J. G. I. Berger,

Μ arg. zu S. 9f ($ 1)

7

13. Zu 9,3f Wissenschaft von dem Zusammenhange (1) α Wissenschaft von dem Zusammenhange auch w o er fehlt 14. Zu 9,9 unten (l) α ad a. Siehe § 32 15. Zu 9,10f b. Geltend heißt . . . gebraucht wird. (1) α ad b. Die Definition geht nur auf Lehre; es giebt aber auch geltende Bilder Scheinbar erweiterte Erklärung von geltend (S. 3) Geltend ist hier in viel weiterem Sinne genommen als das symbolische Nicht was irgend gelten soll: sondern was man gelten läßt als innerhalb der Kirchengemeinschaft liegend. (Zur Berichtigung von Hermes S. 284.[)] 16. Zugewiesen vermutlich zu 9,24 geschichtliche (2) ο Dies hindert nicht einen fortwährenden partiellen Gebrauch. Dogmatische Catenae. Oft wird mehr das Schema, oft mehr der Ausdruck durch die Zeitumstände bestimmt. 17. Zu 10,8—10 es ist . . . in wissenschaftlicher. (2) α Daher auch diejenigen welche wirklich die kirchliche Lehre vortragen, aber ohne recht überzeugt zu sein sie nur als ein Aggregat vortragen oder als Anhang ihre eigne Ueberzeugung aber vorher als rationelle oder als biblische Dogmatik.

4. Aufl., vermehrt von Η. A. Schott, Sulzbach 1818, 16 (in Anhang zu KGA 1/7.1,128,31) Zu Marheineke s. Marheinecke, Philipp: Die Grundlehren der christlichen Dogmatik, Berlin 1819, 7 (in Anhang zu Marg. 29) 15 Zu S. 3 5. KGA 1/7.1,10,28-30 Zu Hermes 5. Wähner, Friedrich: Rezension von CG', in: Hermes oder kritisches Jahrbuch der Literatur Heft 22 (Leipzig 1824), 283f; s. Anhang. Vgl. auch Sendschreiben 526, ed. Mulert 63. Über Friedrich Wähner vgl. KGA 1/7.1 S. XLVf 16 Zu Dogmatische Catenae bemerkt NH 12: ,,[. . .] Christliche Religionswahrheit die gar nicht wechselt darstellen, kann man wohl, aber nicht gerade in wissenschaftlicher Form — Abgesehen von der Schrift, gibt es Kernsprüche die für alle Zeit das christliche Gemiith ergreifen werden, aber wenn von wissenschaftlicher Darstellung die Rede ist, so wird sich nichts der Art aufweisen lassen [. . .] Den ascetisch erbaulichen Ausdruk dagegen kann sich jeder unbedenklich aneignen, denn gerade der bildliche Ausdruk ist am praegnantesten, also gerade, das sich selbst Gleichbleibende in der christlichen Wahrheit kommt viel leichter unter dem wissenschaftlichen Zusammenhang zum Dasein, als darin — Auf dem dogmatischen Gebieth muß stete Berichtigung und darum steter Wechsel sein, das Adäquate bleibt vor uns — In Beziehung auf das Wissenschaftliche, so ist darin wesentlich das kritische Verfahren, d. i. das Unvollkommene auszuscheiden, das Vollkommene an die Stelle zu setzen. Dogmatische Darstellungen können verschieden sein im Gebrauch des kritischen Verfahrens, aber ganz fehlen kann es nicht, soll es nur ein lebendiger Theil in der Wissenschaft sein — [. . .]" 17 Zu diejenigen . . . sein vgl. Sendschreiben 265, ed. Mulert 15

8

Marg. zu S. 10-12

(§ 1)

18. Zu 10,22f alle neuen . . . Verhandlungen entstanden (3) α Einzelne Untersuchungen sind nur Vorverhandlungen die mit zur Dogmatik gehören. 19. Zugewiesen zu 11,5 volksmäßigen (4) ο Schon hieraus sieht man daß sich die Wissenschaftlichkeit nur auf die Form beziehen soll. (Siehe A.L.Z. S. 54.) 20. Zu llyllf solchen Darstellungen . . . Eigentümlichkeit hervortritt (4) i in deren Inhalt besonders 21. Zugewiesen zu 11,12 hervortritt (4) α Die Eigenthümlichkeit soll in der Dogmatik auch hervortreten, aber nur in dem was man irgendwie zur Form rechnen kann. 22. Zu ll,13f dergleichen man . . . nennen pflegt. (4) i wie dies in den meisten mystisch ascetischen Schriften der Fall ist. 23. Zu 11,18—12,5 3. Eben so . . . zu werden. (4) a 3. ist apagogischer Beweis der Erklärung. 24. Zugewiesen zu 11,38 kann (5) α Auch hieraus erhellt, daß die Wissenschaftlichkeit sich bloß auf die Form bezieht 18 Untersuchungen] Untersuch.η

Vorverhandlungen] Vorverhandl.n

19 Zu A . L . Z . 5. Böhme: Rezension, Sp. 54 (in Anhang zu Marg. 10) 21 Zu Die . . . kann, bemerkt NH 9f: ,,[. . .] so kann man im Allgemeinen sagen, daß kein Mensch nur PrivatAnsichten für eine Dogmatik ausgeben könne, allein wir müssen dies begründen. [. . .] Alles Menschliche kann nur in so fem in seinem tiefsten Zusammenhang aufgefaßt werden, als es als etwas Gesellschaftliches aufgefaßt wird. [. . .] \ [. . .] Religion war immer etwas Gesellschaftliches, stets fanden wir das Hervortreten selbst und das Gesellschaftlichwerden als identisch — das Christenthum als solches hatte seinen Anfang in der Zeit, das Heraustreten des Erlösers als solchen und das Gesellschaftstiften ist eines, nur in so fem war es das was es ist. Setzen wir nun das voraus, so müssen wir sagen, es läßt sich eine wahre Gesellschaft, ein Beziehen des einen auf den anderen nicht denken ohne Differenz. Diese ist auch überall — [•••] An sich ist das Christenthum nur eines, nur überall sich gleich, aber nicht jeder hat das Christenthum an und für sich, aber indem er Organ ist, bildet er es sich zu seinem Eigenen, was gar nicht zu trennen ist, die Festigkeit der Gesellschaft beruht auf dem Verhältniß des Gemeinsamen zum Eigenthümlichen — gäbe es ein bloßes Zusammenstimmen und kein eigenthümliches Hervortreten, so wäre die Gesellschaft todt — Wir müßen aber sagen, überall wo eine lebendige Gesellschaft ist, da ist in der Regel ein großes Uebergewicht des Gemeinsamen über das Einzelne [. . .]".

Marg. zu S. 12-16

1-3)

9

25. Zu 12,6—14,2 4. Einige sind . . . Nachtheil gereiche. (5) α statt 4. und 5. nur etwas über biblische Dogmatik, Populäre Dogmatik und wissenschaftliche Dogmatik. 26. Zu 12,7—11 daß diese . . .und erläutere2. (5) α Daß die Perfectibilität des Protestantismus keine solche Unterscheidung nothwendig macht 27. Zu 12,33 — 14,2 5. Wenn wir . . . Nachtheil gereiche. (6) a 5. Dies komt nach der neuen Anordnung (Siehe den Zettel vom 30. October[)] hier weg an einen späteren Ort 28.

Zu 14,3—8 2. Die Wissenschaft . . . zu unterscheiden. und 16,16—20 3. Die Glaubenslehre . . . zu bringen. (8) α NB. Ob § 2 und 3 anders zu theilen sind wie ich es im Vortrag gemacht. Die ersten Säze in beiden würden § 2 und die zweiten aus beiden bildeten § 3 ? Dann müßte so gestellt werden. Die Wissenschaft beruht auf dem Bestreben und wird gesucht um perge b. Sie beruht auf dem Bestreben und wird gesucht um dies Denken von anders entstandenem perge

25 statt . . . Dogmatik.] unter Marg. 26 Marg. 25 Perfectibilität] Perfectibil. senschaft] Wssensch

Populäre] Popul 27 October] Oct.

26 Daß . . . macht] über späteren] spät 28 Wis-

25 Zu statt . . . Dogmatik. vgl. CG2 § 19,4 und auch CG2 §§ 27,4; 28 Zus. 26 Zu Perfectibilität vgl. [Krug, Wilhelm Traugott:] Briefe über die Perfektibilität der geoffenbahrten Religion, Jena/Leipzig 1795, 42ff; ebenso Teller, Wilhelm Abraham: Die Religion der Vollkommnern, 2. Aufl., Berlin 1793, 12. Vgl. Marg. 255.276 und NH zu Marg. 277 27 Zu neuen Anordnung und 30. October Vermutlich im Zusammenhang des Kollegs WS 1827/28 28 Zu § 2 und 3 heißt es noch im WS 1823/24 gemäß NH 1-3.15f: „f. . .] der Anknüpfungspunkt ist der, mit § 1-, daß es eine christliche Kirchenlehre geben kann, ohne Dogmatik d. i. ohne wissenschaftlichen Zusammenhang. Die nächste Frage ist nur die, was gehört denn für eine Kunst dazu damit diese neue Entwikelung folge, und zu welchem Zwek ist dieses. Der Zwek ist das Nächste woher man aus gehen muß — [. . .]" „[. . .] Was Schleiermacher hier vom Zwek der Dogmatik sagt, so ist es kein anderer als, die möglichste Klarheit des die christliche Lehre constituirenden Denkens zu bewirken — [•••] Der Fortschritt vom Ursprünglichsten des Christenthums bis zum Entstehen der Dogmatik ist in 2 Schritten gleichsam dargestellt, der 1) das natürliche Bestreben die frommen Gemüthszustände in Form der Lehre darzustellen (noch ohne wissenschaftlichen Zusammenhang) und 2. das was so als Lehre \ ausgedrückt ist, in Zusammenhang zu bringen. — Mit diesen 2 Schritten entsteht die Dogmatik. f . . .] Was den Zusammenhang zwischen § 2 und 3 betrifft — so war es natürlich zuerst den Zwek der Dogmatik festzustellen — [. . .]" Zu Vortrag Vermutlich SS 1825 oder WS 1827/28 Zu Die Wissenschaft . . . entstandenen perge vgl. die neue Einteilung in CG2 §§ 15.16

10

Marg. zu S. 14 (f 2)

29. Zu 14,3—8 2. Die Wissenschaft . . . zu unterscheiden. (8) a § 2. Wer die Dogmatik als Zustand des Verfalls betrachtet (wie R e i n h a r d [)] kann eigentlich nach keinem Zwek fragen. Wer als Folge des Verfalls (wie M a r h e i n e k e ) kann sie nur als vorübergehendes Uebel (als Polemik) betrachten M o s h e i m s Zwek. munus ecclesiasticum gerendum et fides explicanda stimmt fast mit meinem. Doch hat er mein zweites nicht selbst mitgedacht Eben so alle die articulos mixtos annehmen. 30. Zu 14,5—8 theils um . . . zu unterscheiden. (8) α Der eine Zweck ist ein bleibender, der andere scheint nuj- ein vorübergehender zu sein. — Ueber antichristliche Tendenzen in der Philosophie Scheinbar apologetische: Wenn ich nicht mit der Vernunft als wahr finden kann was Christenthum lehrt will ich nicht philosophiren Philosophia ancilla. 29 betrachtet (] korr. aus betrachtet — M a r h e i n e k e ] Ma ecclesiasticum] eccl. Der . . . ancilla.] neben Marg. 31 Philosophie] folgt (sonst)

30

29 Zu Wer . . . betrachten bemerkt NH 16—18 hinsichtlich der Funktion der Dogmatik: „[. . .] also nicht ist sie nothwendige Frucht der Corruption, sie ist notwendige Begleiterin der Lehre — [...] Wenn die frommen Gemüthszustände das Ursprüngliche sind, und die Lehre erst das folgende, so kann die Lehre die diese Zustände darstellt nicht gleich vollkommen sein. [ . . . ] { [ . . .] sobald es eine Mittheilung der christlichen Gesinnung durch die Rede gab, und diese mannigfaltig wurde, so mußte auch das ordnende Bestreben sich entwikeln, und das ist das Wesen der Dogmatik. [•••]][•• •] Nur die Einheit des inneren Typus ist die Abzwekung, nicht die Corruption aufzuheben, sondern die darinliegenden Möglichkeiten der Corruption so zu behandeln, daß die Corruption nicht entsteht; also nicht können wir sagen, daß es eine Zeit geben werde, wo die Dogmatik aufhören wird nöthig zu sein. [. . .]" Zu Reinhard vgl. Reinhard: Dogmatik 16—22 (in Anhang zu KGA 1/7.1,128,31) Zu Marheineke vgl. Marheinecke: Dogmatik 7—10; s. Anhang. Zu Mosheims Zwek vgl. Mosheim: Elementa 1,18 (in Anhang zu Marg. 11) Zu articulos mixtos vgl. Mosheim: Elementa 1,32.35 (in Anhang zu Marg. 11) 30 Zu Der . . . sein. bemerkt NH 13: „f. . .] Der erste angegebene Zwek ist ein unmittelbarer, der beständig ist, denn da das Denken sich stets erneuert, so ist das Verwirren stets gegeben, dies aufzuheben ist daher stets nothwendig, der Andere aber erscheint zufällig und vorübergehend: denn das bestimmte Unterscheiden 2er Gebiethe ist eine Operation die beendet werden kann und muß, in beiden zwar kommt stets Neues zum Vorschein, allein dieses wird immer stets entweder in das eine, oder andere einmal geschiedene Gebieth hineingewiesen werden. [. . .]" Zu Scheinbar . . . ancilla. bemerkt NH 17f: „[. . .] Das Christliche im Christen soll zur größeren Herrschaft gebracht werden von Seiten der \ Seelsorger, und jeder von diesen wird wissen, daß er dies nie auf dem Wege der Demonstration bewirkte — Auch kennt die Geschichte die Zeit der Kirche, wo das Demonstriren von den Kanzeln herab geschah und wie unfruchtbar sie war — es ist die Zeit die dem laxen freigeisterischen Raisonniren vorherging gegen das Christenthum. — Von einer anderen Seite — Sehen wir auf die Verbreitung des Christenthums sonst und heute, so sehen wir wie es zum Theil an ganz ungebildete Menschen kommt, Neger, Grönländer &&, in diesen erkennen wir doch das

Marg. zu S. 14-17 31.

es v o n . . .

Zu 14,6—8

11

(§§ 2f)

z u unterscheiden.

(8) i D a die D o g m a t i k so lange mit Philosophie v e r m i s c h t w a r k ö n n e n

wir

sagen daß Differenzen unter den P h i l o s o p h e n Veranlassung geben k ö n n e n z u b e s o n d e r e n Gestaltungen 32.

A n m . a. U n t e r v e r w o r r e n . . . v e r m i s c h t w i r d .

Zu 14,9f

(8) a ad a. D i e s e E r k l ä r u n g v o n v e r w o r r e n sezt keinen Verfall v o r a u s , u n d dies w i r d in 1. bewiesen. 33.

Zu 14,1 l f

b . D a s anders . . . W e l t w e i s h e i t a n g e h ö r i g e .

(9) a b . ) A n d e r s entstanden und auf denselben Inhalt a u c h , wenigstens,

gewissermaßen

hinaus laufend ist auch die L e h r e jeder andern

frommen

Gemeinschaft. Inwiefern kann v o n philosophischer T h e o l o g i e gesagt w e r d e n d a ß sie auf denselben Inhalt hinauslaufe D e s t o m e h r je m e h r m a n im C h r i s t e n t h u m C h r i s t u m n u r als L e h r e r betrachtet 34.

Zu

14,16—15,8

und 16,21—17,4

1. J e n e Z u s t ä n d e . . . strengen

Zusammenhanges.

1. D a s erste . . . Stoff darbieten.

(8) α N e u e r § 2 . besteht aus 3 , 1 und 2 , 1 . ad 3 , 1 F r o m m e D i c h t u n g u n d R e d e ist s c h o n L e h r e ; aber die wissenschaftliche F o r m w i r d gesucht 31 Da . . . Gestaltungen] neben Marg. 30 Philosophie] Philoso Differenzen unter] Dffrnz unt Gestaltungen] Gestalt.η 33 b.) Anders . . . betrachtet] unter Marg. 34 Christenthum] Christenth 34 Neuer . . . gesucht] über Marg. 33 wissenschaftliche] wssschtl Christliche völlig als dasselbe an, als in uns, auf dem Wege des Philosophirens wären diese nie Christen geworden, es gehörte dazu intellectuelle Bildung die sie nicht haben können, Nur das Bewußtsein der Erlösungsbedürftigkeit ist nothwendig und das hat nichts mit dem Philosophiren zu thun. — Wir würden müssen die Christen genetisch unterscheiden, die, die durch Demonstration und die natürlich Christen geworden wären, und könnte damit wohl eine christliche Kirche bestehen? wohl schwerlich — Aberfragen wir womit fängt man dann wohl an, wenn man Philosophirenden das Christenthum mittheilen will, so fängt man damit an die Trinität philosophisch zu demonstriren und meinen damit das Christenthum andemonstrirt zu haben, aber unmittelbar hat diese mit dem Christenthum nichts zu schaffen. — Ja die philosophische Einsicht von der Trinitaet hat gar nichts damit zu schaffen, daß Jesus von Nazareth da hineingehört dies wird niemand da hineindemonstriren können, und doch ist jenes, ohne den geschichtlich gegebenen Erlöser gar nichts. — Also das Philosophiren im eigentlichen Sinn ist nicht das Wesen der Dogmatik, und das Bestreben, die einzelnen Lehren in Zusammenhange zu bringen auf philosophischem Wege hat nichts damit zu thun, durch Demonstration das Christenthum in anderen zu erzeugen — [. . .]" Vgl. Marg. 39 33 Zu Anders entstanden bemerkt NH14: „[. . .] Daß Dogmatik das Denken über fromme Gemüthszustände sei, wird hier vorausgesetzt [. . .]". Zu Christum . . . Lehrer vgl. Sendschreiben 491, ed. Mulert 37, und auch Marg. 276 34 Zu Neuer . . . und 2,1 vgl. CG' § 2,1 mit

Marg. zu S. 14-16

12 35. Neben (9) α θεοτοκος

(§ 2)

14,33f

36. Neben 15,9 (10) a Dies trifft zunächst die Lehre von Gott — 37. Zu 15,20— 23 Es kann . . . entwikelt hat. (10) α Wenngleich die alte Philosophie untergegangen war ist doch eine Continuität nicht zu verkennen. 38.

Zu 15,23 — 26

jener Zustand . . . mannigfaltiger Verwirrung.

(10) α Auch für die Philosophie unvollkommen weil sie getrieben werden konnte auch dogmatisch irrthümliches zu begründen 39. Zu 15,23f Zustand der Vermischung (10) α Daher nicht ganz unrecht die Bezeichnung einer Periode wo die Philosophie dem Kirchenglauben dienstbar war. 40. Zu 15,36—16,1 so daß . . . werden kann (11) α NB. Diese beiden Formeln a. nicht mehr die Rede nemlich wenn was in der einen ist, in der andern gar nicht ist also auch in ihr weder wahr noch falsch b. Die Gestalt ergiebt sich wenn in der Dogmatik immer auf das ursprünglich religiöse zurükgegangen wird. Wie dies auch bei der Lehre von Gott der Fall sein muß. Antiheidnisches und Antijüdisches im ersten Ausdruck Wenn nicht vom philosophischen könnten wir auch nicht vom muhamedanischen und jüdischen scheiden. 41. Zu 16,12—15 weltweisheitliche Säze . . . Stande kommen. (12) α Die Philosophie kann ganz naturwissenschaftlich werden und ganz logisch. 42.

Neben

16,15

(12) i Ohl S. 74. 40 Antiheidnisches] Antiheidn.

Antijüdisches] Antijüd.

CG 2 J 15,1 und CG' § 3,1 mit CG2 § Ii,2 36 Zu Dies . . . Gott - Entweder auf KGA 1/7.1,14,30-15,8 oder auf KGA 1/7.1,15,9-19 zu beziehen 39 Zu die Philosophie . , . war vgl. Marg. 30 und Sendschreiben 528, ed. Mulert 65 42 Zu Ohl H. L. Ohl, geboren am 26.10.1806 in Breslau, gestorben als Oberhofprediger und Konsistorialpräsident am 28.10.1885 in Neustrelitz, war von 1827 bis 1829 Amanuensis Schleiermachers; als

Marg. zu S. 16f

(§3)

13

43. Zu 16,17—19 dem Bestreben . . . Lehre darzustellen (12) i Dies Bestreben würde aber gar nicht offensichtlich werden ohne die obigen Bedürfnisse — Zum ganzen Paragraphen auf dem Rand des Drucktextes von Η NB. Hier ist vieles besser zu stellen 44. Zu 16,31f symbolischen Handlungen (12) a Symbola dominiren auch noch in der patriarchalischen Zeit. 45. Zu 17,3 Aeußerungen (13) α Die Aeußerungen 43 Bedürfnisse] Bedürfns solcher scheint er im WS 1827/28 eine Vorlesungsnachschrift angefertigt zu haben, auf die Schleiermacher mehrfach zurückgriff. Vgl. Marg. 75; 129; 303; 552 43 Zu Dies . . . Bedürfnisse — findet sich in NH 18—20: „[. ..] In § 3 wird es als eigenes Bestreben dargestellt, die frommen Gemüthszustände in Lehre darzustellen. § 2 wird das Denken über die frommen Gemüthszustände schon vorausgesetzt — Diese christlichen Gemüthszustände werden als solche angesehen werden müssen, die an sich das Denken noch nicht invol\viren, das Denken bildet sich erst heraus, es ist damit nur die Folge der Momente überhaupt in der menschlichen Seele gesetzt — [•••] als einige johannesjünger zu Christum übergingen, und sagten wir haben den Messias gefunden, so war dies schon Lehre, daß Jesus der Messias sei — ist dies das Ursprüngliche gewesen in ihrem Gemüth ? nur auf 2erlei Weise ist dies zu denken — Johannes hatte ihnen wahrscheinlich sein Erlebniß bei der Taufe erzählt, wenn nun dies nur Demonstration gewesen wäre, so können wir denken, auf diese Weise sei dies ihr erster Gedanke gewesen. Gott hat diesen bezeichnet als den Messias dies glauben wir dem Johannes also glauben wir dies — Dasselbe konnten sie sagen ohne Christum gesehen zu haben; oder sie hätten raesonnirt, der Messias soll der Sohn Davids sein, wenn wir auch diese Demonstration haben, so ist die Sache richtig. Sie hätten sich dies von Christus demonstriren lassen, und so wären sie auf dem Wege des Denkens dahin gekommen —. Wie absolut unwahrscheinlich dies ist, das ist gar nicht weiter zu besprechen, sie sind auch weiter gar nicht diesen Weg gegangen beim Weiterbekehren — sie sagten komm und sieh! — Also unmittelbarer Eindruk ist es den sie bezweken wollen, daß auch Reden Christi dazu beitragen liegt außer dem Streit, ob diese Lehren waren, liegt nicht darin, am wenigsten demonstrirende Lehren — Einen ursprünglichen Eindruk müssen wir annehmen, und dies ist der eigentliche Anfang — Fragen wir welcher Eindruck liegt darin, wir haben den Messias gefunden? das Suchen, Fragen, das Bedürfniß eines solchen, und der Glauben daß Jesus es sei, ist das Bewußtsein einer angefangenen Befriedigung des Bedürfnisses, und das ist das, was Schleiermacher das ursprüngliche Gefühl nennt — Ähnlich finden wir das ganze Geschäft der Verkündigung sich aussprechen im NT selbst. [.••]][•• •] unmittelbar der Gemüthszustand sollte aufgeregt werden. Wir mögen den Prozeß des Christwerdens betrachten, wie wir wollen immer werden wir sagen müssen, daß der fromme Gemüthszustand das Ursprüngliche ist, die Lehre ist allemal das 2te [. . .]". Vgl. NH zu Marg. 383 Zu die obigen Bedürfnisse s. KGA 1/7.1,14,5—8 Hinsichtlich des Zusammenhanges von CG' § 2 und CG1 § 3 vgl. auch NH zu Marg. 28 44 Zu Symbola findet sich in NH 20: „[. . .] In § 3. wird nun von diesem Bestreben sich des frommen Gemüthszustandes unter der Form des

14

Marg. zu S. 17-40

(§§

4-11)

46. Zu 17,31—33 was nicht . . . gewesen ist (14) a explicite oder implicite 47. Zu 18,19f Ganz aber . . . beiden entbehren. (15) α Auch das kirchlichste ist nicht dogmatisch ohne 48. Zu 18,27—29 Wäre etwas . . . geschieden sein. (15) a Kompletorische Säze können nur an gewissen Stellen vorkommen: Schluß oder Uebergang. 49. Zu 18,32-40,27 5. In der . . . scharf bestimmter. (15) α Das erste Glied des 2. Abschnittes, die Charakteristik der Frömmigkeit § 5—11 ist so construirt §5—7 sind präliminar 5. Nothwendigkeit einer neuen Untersuchung 6. Methode derselben 7. Princip der Methode. §8—11 Die ableitende Erklärung selbst in ihrer Gliederung. 50. Zu 18,33—35 In der . . . oder nicht. (15) α Die Nothwendigkeit der Untersuchung liegt darin, daß man Punkte bedarf

49 Charakteristik] Charakterist. Denkens bewußt zu werden, das ist in Lehre darzustellen, gesagt, [. . .] es sei etwas nur dem Grade verschiedenes in allen Menschen, — bis jenes geschehen sei, finde es nur in symbolischen Handlungen, Zeichen, den Ausdruk mehr als in der Rede —. — Das Denken liegt doch eigentlich schon darin, allein es ist doch kein Widerspruch — es deutet nur darauf hin, daß ehe das zu Allen in einem religiösen Kreise durchgedrungen ist, so gilt es, daß die symbolischen Handlungen dem Ausdruk der Rede als Lehre vorher geht — [. . .]" 46 Zu explicite . . . implicite findet sich in NH 20f: „[. . .] Reinheit und Vollständigkeit des Inhalts. Ist nun der Gemüthszustand das Ursprüngliche, so ist die Reinheit bedingt dadurch, daß nur als Lehre dargestellt wird, was als Gemüthszustand da ist — Die Vollständigkeit, daß Alles zum Gemüthszustand Gehörige muß dargestellt werden — das ist das Elementarische [;] was aber | den Zusammenhang betrifft, so kann dieser von sehr verschiedenem Ausdruk sein. [. . .] aber, wo wir uns irgend einen organischen Zusammenhang vom Einzelnen denken; da kann dies nur vollkommen sein, wo in einem jeden implicite das Ganze steckt — so in Natur, so in der Kunst. [. . .]" 47 Zu das kirchlichste findet sich in NH 21 f: „[. . .] Einzelne Sätze werden immer besonders kirchlich ergreifend sein, die Combination kann nicht \ in Allen gleich sein [. . .]". 48 Zu kompletorische Säze findet sich in NH 21 f: „[. . .] Etwas was nur dazu beiträgt den Zusammenhang zur Anschauung zu bringen, kann der Art sein, daß meine Gemütszustände dem nicht entsprechen, denn diese sind etwas Einzelnes — [•••]{[•••] Daß übrigens in der Dogmatik als Wissenschaft vieles sein muß, das nur des Zusammenhanges willen da wäre, ist gewiß; und unbeschadet der Christlichkeit kann einer solche abläugnen oder bezweifeln — oder nicht. [. . .]" Vgl. Marg. 312 49 Zu 2. Abschnittes bemerkt NH 22: „[. . .] II Ueber das eigenthümliche Wesen der christlichen Frömmigkeit. [. . .]" 50 Zu Nothwendigkeit . . . Untersuchung bemerkt NH 22: Es „[. . .] ist

Marg.

zu, S. 18f (§ 5)

15

für die Construction, daß man sicher sein muß nichts fremdartiges hinein zu bringen 51.

Zu 18,34

eingestanden

(15) α In wie fern es ein Eingestandeneres geben würde, wenn dergleichen in den symbolischen Büchern vorkäme. Vgl. § 6. 52.

Zu 18,34f

was in . . . oder nicht.

(16) α Auch dieses ist nicht die Frage nach articulus fundamentalis sondern geht vielmehr über die Lehre hinaus auf das ursprüngliche 53. Zu 19,3—7 Der Streit . . . zu halten. (16) α In der katholischen kann er eigentlich nicht sein, weil durch den Befehl der Kirche alles wesentlich wird. — Es ist nicht der Unterschied zwischen articulus fundamentalis et non, sondern dies wesentliche müßten alle Artikel an sich haben.

52 fundamentalis] fundam.

53 articulus] artic.

fundamentalis] fund

Artikel] Art.

zu beachten wie sich diese Untersuchung zum ganzen Hauptzwek verhält, sie motivirt die ganze Anordnung, wäre dies nicht, so wäre es nur ein Agregat, das nur zufällig wäre — Man muß Punkte haben, die zugleich einen Theilungsgrund des Ganzen enthalten, denn anders kommt man zu keinem Motivirungsgrund — Man muß ein sicheres Merkmahl haben, ob man auch nicht Fremdartiges in die Untersuchung bringe — Hat man einmal so ein allgemeines Merkmahl gefunden, so ergiebt sich der Theilungsgrund von selbst. [. . .]" Und ähnlich im Zusammenhang von § 7 NH 28: ,,[. . .] Eigentlicher Endzwek ist einen solchen Begriff der christlichen Frömmigkeit aufzustellen, woraus für die dogmatische Anordnung eine Richtschnur erfolgt, es müßte dies sein das Verhältniß der christlichen Frömmigkeit zur Frömmigkeit überhaupt — ein Bewußtsein des in Allen Gemeinsamen und des Unterscheidenden am Christlichen — [. . .]" 51 Zu § 6. vgl. KGA I/7.1,21,lf 52 Zu Auch . . . ursprüngliche bemerkt NH 22: „[. . .JUnter diesem Wesentlichen sind nicht sogenannte FundamentalArtikel verstanden, es ist hier ganz etwas Anderes, es soll die Untersuchung auf das Gebieth hinübergespielt werden, was das Ursprüngliche ist, woraus die Lehre sich erst erbauen kann — also das Wesentliche ist nicht eine Lehre; ob sich dieses in einer Lehre aussprechen lasse, das ist etwas jezt noch ganz Unbestimmbares — Es soll gefunden werden was das Wesentliche in allen christlichen Frömmigkeiten ist. [. . .]" Schleiermacher hatte schon gleich zu Beginn des Kollegs WS 1823/24 auf den Unterschied zwischen der Funktion von Hauptartikeln und der Funktion einer Wesensbestimmung des Christentums für den Aufbau einer Dogmatik hingewiesen und ersteres zugunsten des letzteren verworfen; vgl. auch NH zu Marg. 53 und Sendschreiben 501, ed. Mulert 45 Zu articulus fundamentalis vgl. Mosheim: Elementa 1,32 (in Anhang zu Marg. 11) 53 Zu Es . . . haben, bemerkt NH 5 im Zusammenhang einer vorlaufenden Charakteristik der Funktion einer Einleitung in die Dogmatik: „[. . .] Jedes ist Glied mit den Anderen verbunden, also keins an sich fundamental. Die Glaubensartikel in der wissenschaftlichen Form sind entweder Alle fundamental oder keiner. [. . .]"

16 54.

Μ arg. zu S. 19f (§ 5)

Zu 19,7—14

Man kann . . . äußerlich auszuschließen.

(16) a Ueber den Vorschlag der Aussonderung der Rationalisten. Analogie mit den N e u Hebräern. Bedenkliches dabei Daß dadurch für unsern Zweck nicht geholfen würde. Wir würden sie doch immer müssen für Christen halten und sie uns auch 55.

Zu 19,23 —34

Nicht mehr . . . der Reformation.

(17) α ad 3. Wenn man auf den neuesten geschichtlichen Ursprung sieht, so ist es nicht Widerwillen gegen die spizfindige und überladene Dogmatik sondern nur gegen die Anmuthung christlich zu empfinden. 56.

Zu 19,32

höchsten Blüte

(17) α Der Ausdruk höchste Blüthe ist nur so zu verstehen wie er zusammen bestehen kann mit Spizfindigkeit und Formelreichthum. 57.

Zu 19,40—20,1

Man kann . . . endlich festzustellen.

(17 a) ad 4. Wie kommt doch Schwarz dazu mich das Gegentheil sagen zu lassen, daß 58.

Zu 19,40f

einer festeren Begründung der Dogmatik

(17) α Von der paläologischen Buchstäblichkeit welche sich dem Neoterischen gegenüber stellt und alle alten Mißbräuche zurükzuführen droht ist aber diese Begründung nicht zu erwarten

56 Ausdruk] folgt ( l

1)

bestehen] besteh.

54 Zu Ueber . . . Rationalisten, vgl. Sendschreiben 500f, ed. Mulert 44. Hinsichtlich des Zusammenhanges dieser Problematik mit der Frage nach dem Wesen des Christentums bemerkt NH 22 f: ,,[. . .] Schleiermacher glaubt nur aufmerksam machen zu müssen auf den Streit, den man Rationalismus und Supernaturalismus nennt, dieser Streit trifft gerade \ diesen Gegenstand — [. . .]" Hinsichtlich Schleiermachers Stellung innerhalb dieses Gegensatzes vgl. Sendschreiben 530f f , ed. Mulert 67f Zu Daß . . . würde, bemerkt Ν Η 24: ,,[. . .] die Kenntniß der Differenz die Ausscheiden will, ist eben so wenig nutze, als jene verkleisternde Toleranz — [. . .]" Vgl. Marg. 317 Zu Wir . . . auch bemerkt NH 9 im Zusammenhang von § 1: Es gibt „[. . .] immer nur eine christliche Kirche [. . .] diese Einheit die ist ja ganz unbezweifelt, selbst immer da festgehalten, wo eine Parthei die andere verketzerte, denn Ketzer ist immer noch Christ. Also dieses Bewußtsein der Einheit zu gewinnen ist nicht das, was noch zu erreichen wäre, dies haben wir. [. . .]" 57 Zu Schwarz vgl. Schwarz, Friedrich Heinrich Christian: Rezension von CG', in: Heidelberger Jahrbücher der Literatur 15 (Heidelberg 1822), 962; s. Anhang. Die Rezension von CG' durch Schwarz ist als Ausdruck der Urteilskraft eines an der reformatorischen Lehre orientierten, besonnenen Unionstheologen im Anhang vollständig wiedergegeben. Über Friedrich Heinrich Christian Schwarz vgl. KGA 1/7.1 S. XXXVIII-XL.

Marg. zu S. 20 (§ 6)

59.

Zu 20,12—16

17

6. U m auszumitteln . . . zu vergleichen.

(18) i Im wesentlichen würde ich nur sagen, § 5 und 6 zusammenziehend Bei dem Mangel an Einigkeit wäre der Versuch Lumsonstl durch Vergleichen zu finden worin das Wesen des Christenthums bestehen müsse. Wobei auf die Aufgabe der philosophischen Theologie zurükgewiesen werden muß. 60.

Zu 20,13—16

U m auszumitteln . . . zu vergleichen.

(18) α ad 6. S c h w a r z tadelt dies (S. 962) theils weil er nicht versteht daß ich ü b e r nur logisch nehme vom allgemeineren oder höheren Begriff, theils weil er meint, ich wolle auf diese Weise die Glaubenslehre b e g r ü n d e n . Ich will aber nichts als das Princip für die Construction des Zusammenhanges finden. Die ganze Untersuchung soll die welche eigentlich draußen stehen eben so wenig angehen als die Dogmatik überhaupt. — Als der Darstellung selbst vorangehend und diese bedingend ist die Untersuchung allerdings propädeutisch und exoterisch

59 Im . . . muß.] unter Marg. 61, neben Marg. 64 exoterisch] neben Marg. 61

wesentlichen] wsentl

60 ad 6. . . .

59 Zu Bei . . . muß. vgl. Marg. 72 60 Zu ad 6. bemerkt NH 25 f: ,,[. . .] Schleiermacher will sich erklären über den Ausdruck, den Standpunkt über dem Christenthum anzunehmen — zunächst ist dies nur im logischen Sinne zu verstehen. Will man das Christenthum mit Anderem vergleichen, so muß man doch auf einen StandPunkt hinauf steigen wo dieses alles Gleich wird — der Allgemeinbegriff heißt allgemein der höhere, und darum sagt Schleiermacher: hinaufsteigen, nicht als ob damit Schleiermacher annähme, daß etwas Höheres und Vortrefflicheres als Christenthum damit gemeint sei. — Ferner hat Schleiermacher eine gewiße Unpartheilichkeit gefordert, zwischen dem Christenthum und anderen Religionen. Als Christen nehmen wir Parthei für das Christenthum, das ist etwas für sich — Als Christen aber brauchen wir die ganze Untersuchung an sich auch nicht — Wir müssen uns hüten das Christenthum als die wahre Religion anzusehen und Alles Andere als falsche. [. . .] Wir müssen das aufsuchen, wodurch diese überhaupt den Namen Religionen verdienen, das, was dies ist kann nicht etwas Falsches sein, denn es muß auch im Christenthum sein Also wir kommen dahin, daß in anderen Religionen nur das Falsche am Wahren ist. — Wollen wir in der Gemüthsstimmung in welcher wir uns als Christen glücklich genießen, diese Untersuchung führen, so kommen wir immer auf diesen Gegensatz des Falschen und Wahren, und dies kann nicht sein, also wir müssen diesen StandPunkt verlassen. Von einem Begründen der christlichen Glaubenslehre von diesem StandPunkte aus ist gar nicht die Rede, wie dem Docenten der Vorwurf gemacht ist. Nur für die \ die schon im Christenthum sind, also diesem begründet sind, ist die Glaubenslehre überhaupt — Nur das wissenschaftliche Verfahren in der Dogmatik will Schleiermacher damit begründen. Denen Außerhalb des Christenthums Stehenden soll diese Begründung wie die Ganze Dogmatik ganz gleichgültig bleiben — so lange wir in dieser Untersuchung begriffen sind, wollen wir nur recht gelassen die analogen Erscheinungen des Christenthums betrachten, abgesehen vom Falschen und Wahren — [. . .]" Vgl. Marg. 70 Zu Schwarz s. Schwarz: Rezension 962—966 (in Anhang zu Marg. 57). Vgl. Sendschreiben 515—517, ed. Mulert 56f und Marg. 68 Zu

Μarg. zu S. 20f (§ 6)

18

61.

Neben

20,13f

(18) i LWahrscheinlichl ist doch dieser Ausdruk aus der L und es braucht auf denselben nur beiläufig zurükgewiesen zu werden 62.

Zu 20,17

1

den Ausdruk Glaubensart

(18) α Der Ausdruck G l a u b e n s a r t schon bei Stäudlin (Dogmatik S. 51.) „Es wäre unrecht wenn man allen andern Glaubensarten den Namen Religion ganz versagen wollte["]. 63.

Zu 20,19

zu erklärenden Wortes Religion1

(18) a Ueber die rein objective Erklärung von Religion (Strauß) wonach es nur Eine Religion giebt. Wenn man es nämlich von dem wirklichen Zusammenhang mit Gott versteht, der in Gott und dem Menschen gleich gesezt ist. 64.

Zu 20,20

Glaube

(18) a Ueber die Erklärung von Glaube, in wiefern sie mit complexus rudis veritatum zusammenstimme. — Der Glaube ist derselbe auch bei dem der den complexus artificialis hat 65.

Zu 20,27—21,1

Es wäre . . . stüzen wollten.

(18) α Ganz unwissenschaftlich ist auch eine Willkührlichkeit wie bei Wegscheider Schrift, Gott, Christus, Unsterblichkeit 61 LWahrscheinlichl . . . werden] über Marg. 59, neben Marg. 60 LWahrscheinlichl] oder LWissenschaftlichl 62 Der . . . wollte.] unter Marg. 64 Dogmatik] Dgm 63 Ueber . . . ist.] unter Marg. 65 64 Ueber . . . hat] über Marg. 62, neben Marg. 59 65 Ganz . . . Unsterblichkeit] über Marg. 63 exoterisch vgl. Schwarz: Rezension 958f. 972f (in Anhang zu Marg. 57) und Marg. 197. Vgl. außerdem den davon verschiedenen Sinn von „exoterisch" in Sendschreiben 494, ed. Mulert 39 62 Zu Stäudlin s. Stäudlin, Carl Friedrich: Lehrbuch der Dogmatik und Dogmenge schichte, [2. Aufl.,] Göttingen 1801, 51; s. Anhang 63 Zu Strauß Vermutlich nimmt Schleiermacher auf eine mündliche Äußerung seines Berliner Fakultätskollegen aus der praktischen Theologie Bezug. Über Leben und Universitätsstellung von Gerhard Friedrich Abraham Strauß vgl. Lenz, Max: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Bd 2.1, Halle 1910, 3-17f. 326. 332. 341. 344. 351ff. 407. 410. 493, Bd 2.2, Halle 1918, 30: 33. 108. 114. 119. 170. 325 64 Zu complexus . . . veritatum und complexus artificialis vgl. Mosheim: Elementa 14 (in Anhang zu Marg. 11); vgl. auch Sendschreiben 266, ed. Mulert 16 Zu complexus rudis findet sich außerdem in ΝΗ 6f im Zusammenhang von ξ 1: „[. . .] Es muß christliche Lehre zuvor gegeben haben ehe Theologie statt finden kann. [. . .] roh und kunstlos kann man den Zusammenhang des Glaubens im unwissenschaftlichen Christen nicht nennen, denn es geht doch die ganze Construction ihres Lebens daraus hervor, f. . .] Mosheim mag an eruditus \ gedacht haben — wir Deutschen aber dürfen nicht roh sagen — [. . .]" 65 Zu Wegscheider vgl. Wegscheider, Julius August

Marg.

zu S. 20f (§ 6)

19

66. Zu 20,29 Beispielsweise Augusti und Zwingli (18) α Nur wegen Augusti und Zwingli. Augusti Keine Religion ohne Glaube; dagegen doch heißt nur die geoffenbarte Religion Glaubensreligion. S c h o t t : persuasio divina de efficacia numinis divini entnommen anfangs von sanctus ordo rerum. Die persuasio muß aber animum tenere und vitam moderari. Objectiv aber ist sie complexus enuntiationum quae ad Deum pertinent. S t ä u d l i n subjectiv bald Glaube Ueberzeugung, bald Stimmung Gesinnung Handlungsart. Sie ist die 3 Ideen im allgemeinen Begriff des Unendlichen zusammenfassend und dieses auf das Endliche beziehend Glaube Vertrauen Anschauen Fühlen Denken Gesinnung. Z w i n g l i ,ratio quae totam pietatem Christianorum [. . .] complectitur' — ,homo [. . .] religione tendit in Deum'. ,pietas absoluta est, quum nos ad vocantem convertimur a nobis'. ,Vera religio [. . .] haec est, quae uni solique Deo haeret' S c h w a r z Bewußtsein unserer und der Welt Abhängigkeit von Gott. Im Gemüth gesuchtes Verhältnis des Menschen zu Gott A m m o n Religio als communio animi cum voluntate numinis ist schon vor Theologie als der doctrina de Deo. 67.

Zu 21,3f

dasjenige, worin . . . wesentliche sein

(19)α Diese Maxime ist entweder skeptisch oder papistisch. 68.

Zu 21,22

von vorne herein bestimmen

(19) α Vom Begründen kann hier auch nicht einmal die Rede sein sollen Aber ohne bestimmen a priori ist ein Begründen überall nicht möglich. Wird also lezteres geläugnet, dann ersteres noch mehr.

66 wegen Augusti] wegen Α

und Zwingli. Augusti] u Ζ. A

Ludwig: Institutiones theologiae christianae dogmaticae, 3. Aufl., Halle 1819, 50f; s. Anhang 66 Zu Augusti vgl. Augusti, Johann Christian Wilhelm: System der christlichen Dogmatik, Leipzig 1809, 72f (in Anhang zu KGA 1/7.1,20,29) Zu Schott vgl. Schott, Heinrich August: Epitome theologiae christianae dogmaticae, Leipzig 1811, 3; s. Anhang Zu Stäudlin vgl. Stäudlin: Dogmatik, [2. Aufl.,] 47.50 (in Anhang zu Marg. 62) Zu Zwingli vgl. Zwingli, Ulrich: De vera et falsa religione, Zürich 1525, 2-4.49.51; CR 90,638-640.668f Zu Schwarz vgl. Schwarz, Friedrich Heinrich Christian: Crundriß der kirchlich-protestantischen Dogmatik, Heidelberg 1816, S. Xf; s. Anhang Zu Ammon vgl. Ammon, Christoph Friedrich von: Summa theologiae christianae, 3. Aufl., Leipzig 1816, 4; s. Anhang. Vgl. auch Marg. 119 68 Zu Begründen vgl. Sendschreiben 271, ed. Mulert 20, und Marg. 60 Zu bestimmen a priori bemerkt NH 27: „[. . .] es läßt sich ein Allgemeiner Begriff aufstellen, nicht aber ein Einzelnes α priori bestimmen, wenn auch das TheilungsPrincip aus dem Allgemein Begriff gefunden würde, und dies die ganze Gattung erschöpfte, so würde man doch kein einzelnes Ding finden. Das Einzelne ist immer nur ein Gegebenes, so in der Politik, so in der Naturgeschichte, so auch in der Aesthetik, wo in letzterer vielleicht virtual sich ein Cyclus von Künsten aufstellen lassen, aber nicht die einzelnen Kunstwerke — [. . .]"

20

Marg. zu S. 21-23

(§§ 6 f )

69. Zu 21,24—29 diese hat . . . gescheitert sind. (20) α Wer deshalb die geschichtlichen Staaten für Nothstaaten hält müßte auch die Religionen für Nothreligionen halten. 70. Zu 21,37—22,5 Wenn ich . . . gesagt werden. (20) α Es drängt sich uns sonst nur der Unterschied von wahr und falsch auf der ganz unfruchtbar ist. — oder der von vollkommen und unvollkommen der nicht genügt. Oder man muß die einzelne Glaubensweise nur äußerlich bestimmen wollen. 71. Zu 23,4 für diese Zeit (22)α Das „Für diese Zeit" soll nichts anderes sagen als solange wir die Untersuchung anstellen, die ja das eigenthümliche mit dem gemeinsamen soll finden lehren. 72. Zu 23,6—10 Einer solchen . . . gegeben nachzuweisen. (22) i Insofern die Dogmatik als wissenschaftliche Behandlung mit anderen Wis-

72 Behandlung] Bhdlg

Wissenschaften] Wiss

Vgl. auch Sendschreiben 514, ed. Mulert 55 69 Zu Nothstaaten bemerkt NH 27: „[. . .] Im Philosophischen Gebieth entsteht oft einer Art von Verzweifelung, wie es dem seeligen Fichte begegnete, der, da er nicht auf die einzelnen Staaten kommen konnte, diese nur für Nothstaaten, nicht für wirkliche Staaten ausgab — Diesem Analog wäre auch das Christenthum nur eine solche Nothreligion — f . . .]" Vgl. hierzu Fichte, Johann Gottlieb: Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre, 2. Theil, Jena und Leipzig 1797, 155; ed. I. H. Fichte 3,302. Fichte, Johann Gottlieb: Das System der Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre, Jena und Leipzig 1798, 317ff; ed. I. H. Fichte 4,238ff 70 Zu Es . . . ist. vgl. CG' § 6,4, Marg. 213 und NH zu Marg. 9; 60 Zu oder der . . . genügt. vgl. Marg. 194 Zu Oder man . . . wollen, vgl. KD 6 § 22, ed. Scholz 9 71 Zu die Untersuchung . . . lehren, bemerkt NH 28: ,,[. . .] Indem wir nun ein vergleichendes Verfahren anstellen wollen, um zu finden was das Christenthum mit allen anderen GlaubensArten gemein hat, und das Unterscheidende, so ist hier auch Gegebenes und Vorausgesetztes — Jenes die Erscheinung selbst, dieses die vorausgesetzte Verwandtschaft, und das vorausgesetzte Gleiche darin — Wenn sich diese Verschiedenheit der Verwandtschaft auf bestimmte Weise getheilt, relativ geschieden und getrennt gesetzt wird dann wird es erst Begriff — Also aus diesen 3 Gliedern die Hypothesis, Partition und Subsumtion, sind es, die wir finden — Hypothesis, das Anerkannte, nicht nur Vorausgesetzte, die Partition muß streng logischen Charakter haben und die Hypothesis auflösen, die Subsumtion ist nur anzuwenden auf das Gegebene. Wenn ein Gebieth nicht schon in einer wissenschaftlichen Gestalt dasteht, so kann erst die Hypothesis gefunden werden, so daß in Partition das Ganze Gebiet abzuleiten ist — [. . .]" Über die allgemeine erkenntnistheoretische Funktion insbesondere des Teilens vgl. SW III 14.2, 382f; über die dialektische Operation der Einteilung von Begriffen vgl. SW III/4.2,232ff; über die methodologische Bedeutung der Begriffseinteilung für die Dogmatik schließlich vgl. Sendschreiben 504, ed. Mulert 47 72 Zu Insofern . . . nachzuweisen vgl. Sendschreiben

Μ arg. zu S. 23-26

(§§ 7 f )

senschaften zusamenhängt, so kann sie auf die ReligionsPhilosophieL um ihr den allgemeinen Ort des Christenthums nachzuweisen 73. Neben 23,9 (22) α Stäudlin (Dogmatik S. 74.

21

Ί

) ein tugendhafter Atheist könne fromm sein

Zu 23,31-24,1

Ammon Summa Theol. Ed. 3. p. 64.68.101.105. 120.132.148.153. (23)α Die Ammonschen Stellen gehn zwar nur bis zur Schöpfung; jedoch inclusive der Trinität 75. Neben 25,31 (26) i Ohl S. 24. 76. Zu 26,2f Die Frömmigkeit . . . des Gefühls. (26)α ad § 8. Wie ich nicht zugeben kann (Vgl. Heidelberger Jahrbücher S. 857) daß ich mit zwei anderen Theoremen auf gleicher Ebene stehe, wohl aber,

74 inclusive] inclus 76 ad § 8. . . . und 2.).] unter Marg. 77, neben Marg. 78, über Marg. 80 Heidelberger] Heidelb. Jahrbücher] Jb. Einwendungen] Einwend.n Gözendiener sich] folgt ( L I ) 514, ed. Mulert 55, und KGA 1/7.1,68,17-21 bzw. CG2 § 11,5. Vgl. außerdem Marg. 59. Hierzu findet sich außerdem in NH 29: ,,[. . .] Ueber das Verfahren welches nun hier anfängt, daß das vergleichende Verfahren auf der Voraussetzung beruhe, so liegt darin das, daß es eine Mehrheit von Glaubensweisen geschichtlich giebt, zum Grunde, dies ist wahre Thatsache, kein Vorausgesetztes mehr — Es ist eine andere Frage, ob das was wir Frömmigkeit nennen in jedem Menschen nothwendig ist und sein muß. Die hier nun [in] Anspruch genommene Mehrheit und Allgemeinheit ist etwas ganz Verschiedenes. [. . .] Wir können hier wieder etwas Analoges nehmen. Im sittlichen Leben finden wir eine Mannigfaltigkeit bürgerlicher Verfassungen, aber nicht Alle Menschen brauchen einen solchen bürgerlichen Zustand ausgebildet zu haben, will man aber vergleichen, so setzt man voraus, daß dieser bürgerliche Zustand aus der Natur des Menschen hervorgeht und kein Krankheitszustand ist. [. . .]" 73 Zu Stäudlin . . . sein vgl. auch Marg. 841. Die von Schleiermacher Stäudlin zugeschriebene Behauptung konnte bei Stäudlin nicht gefunden werden; sie geht wahrscheinlich nicht auf Stäudlin, sondern auf eine Äußerung Forbergs im Atheismusstreit zurück, nämlich Forberg, Friedrich Karl: Entwickelung des Begriffs der Religion, in: Philosophisches Journal 8 (Jena 1798), 43f; s. Anhang. Schleiermacher ist diese These Forbergs möglicherweise auch aus Augusti: Dogmatik 65f (in Anhang zu KGA 7/7.1,20,29) bekannt. Daß Stäudlin über den Atheismus ganz anders dachte als Forberg, wird aus dessen Bewertung im Umkreis der Erörterung der Gottesbeweise deutlich, in welchem Zusammenhang Stäudlin auch auf Schleiermacher zu sprechen kommt, s. Stäudlin, Carl Friedrich: Lehrbuch der Dogmatik und Dogmengeschichte, 4. Aufl., Göttingen 1822, 189—191. 199f; s. Anhang 74 Zu Ammonschen Stellen vgl. Ammon: Summa S. XXX—XXXII; s. Anhang 75 Zu Ohl vgl. Marg. 42 76 Zu Heidelberger Jahrbücher und Schwarz s. Schwarz: Rezension

22

Μ arg. zu S. 26 (§ 8)

daß Christus über allen dreien steht. — Schwarz erklärt sich hierüber weiter (S. 967) indem er zu den dreien ein Viertes als Einheit bringt Allein dieses kann nur vorausgesezt werden, nicht in der Erscheinung ergriffen. Die Voraussezung mache ich aber auch. — Schwarz sagt (S. 968) Der Glaube hat schon in seinem Entstehen die untrennbare Einheit von Fühlen Wissen und Thun. Aber das Wissen des Göttlichen als ursprünglich kann man nicht jedem frommen Christen zugeben; denn er weiß nur sein Fühlen des göttlichen. Schwarz scheint mir das zu übersehen daß man auch eines Ursprunges der Wissenschaft aus dem Gottesgedanken bedarf, und daß dieser von Anfang an ein anderer sein muß —. Wenn er die Beschränkung auf das Gefühl nicht biblisch findet (Ree. S. 969) so hat das seinen Grund mehr in der Sprache. Allein schon πιστις ist das subjective im Denken und χαρα die eine so große Rolle spielt ist nur Bestimmtheit des Gefühls. Ein Abmessen der Elemente aber kommt in der Bibel gar nicht vor. Die Einwendungen welche Schwarz (S. 970) macht a. daß das Gefühl eines Gözendieners gegen seinen Fetisch nicht verschieden sein werde von dem gegen den Zauberer, b) daß die Teufel einen Gedanken von Gott haben ohne frommes Gefühl irren mich nicht ad a. gebe ich nur zu wenn der Gözendiener sich Gegenwirkungen gegen seinen Fetisch erlaubt, und dann ist eben seine Frömmigkeit noch nicht recht heraus getretene Frömmigkeit ad b. gehört mir dies Postulat eben mit zur Undenkbarkeit des Teufels Schwarz differirt darin von mir, daß er den Gedanken an Gott allein für den Gottesglauben und für das Geistigste nimmt. Sein Gottesgedanken ist Lgeoffenbartl de W e t t e Duplicität G l a u b e und A h n u n g , wovon doch nur die lezte im Gefühl ist (Religion und Theologie Kap. 1 und 2). 77.

Zu Μarg. 76

er weiß nur sein Fühlen des göttlichen

(26) α Gott nur meine Reflexion — aber gewiß die allerinnerlichste und ursprünglichste. 78.

Zur Μarg. 76

χαρα

(26) i Zu χαιρειν und χαρα gehört auch das Wir sahen seine Herrlichkeit

77 Gott . . . ursprünglichste.] über Marg. 76

78 Zu . . . Herrlichkeit] neben Marg.

76

837.967- 972 (in Anhang zu Marg. 57) Zu de Wette 5. de Wette, Wilhelm Martin Leberecht: Ueber Religion und Theologie, Berlin 1815, S. IVf. 2. 6. 8-12. 19. 35. 59. 63. 76; s. Anhang 77 Zu Gott . . . ursprünglichste vgl. die Formulierung in CG2 § 4,4 und Sendschreiben 265. 527f, ed. Mulert 15.64f 78 Zu Wir . . . Herrlichkeit vgl. Joh. 1,14;

Marg. zu S. 26 (§ 8)

79.

Zu 26,2f

23

Die Frömmigkeit . . . des Gefühls.

(26)α B r a n i ß S. 8 scheint zu glauben die Triplicität Wissen Thun und Fühlen sei aus der Gemeinschaftsbildung abgeleitet. Dies ist aber nicht meine Meinung indeß konnte er es mit Recht schließen aus 7,4 80.

Zu 26,4

Unter Gefühl . . . unmittelbare Selbstbewußtsein

(26)a B r e t s c h n e i d e r (S. 7) läugnet daß Gefühl ein Selbstbewußtsein sei, und meint nur in seinem normalen Zustande sei es ein mit Bewußtsein ver-

79 B r a n i ß . . . aus 7,4] unter Marg. 81, über Marg. 83 indeß . . . aus 7,4] mit Einfügungszeichen am oberen Rand 80 B r e t s c h n e i d e r . . . zusammen.] unter Marg. 76 unmittelbar] folgt (verstehe) vgl. auch den Verweis auf Job. 1,14 in Sendschreiben 487, ed. Mulert 34 79 Zu Braniß s. Braniß, Christlieb Julius: Ueber Schleiermachers Glaubenslehre. Ein kritischer Versuch, Berlin 1824, 7 f ; s. Anhang. Braniß' Untersuchung versucht „zuvörderst, ein Bild von Schleiermachers Glaubenslehre, so wie wir es vermöge sorgfältiger und unbefangener Durchforschung derselben empfangen haben, aufzustellen, worauf wir dann unsre Instanzen mit derjenigen Freimüthigkeit und Bestimmtheit vortragen werden, welche uns Liebe zur Wahrheit und unsere Hochachtung für den Verfasser gleicherweise auflegen" (4). Braniß' referierende Darstellung (5. 4—73) ist im Anhang nur insoweit wiedergegeben, als Schleiermacher sich auf diese bezieht; Braniß' kritische Rekonstruktion (S. 73—197) im Zusammenhang der Darlegung eigener subjektivitäts-, natur-, geschichts- und religionsphilosophischer Auffassungen hingegen ist des systematischen Gewichts dieser Schleiermacherkritik wegen vollständig abgedruckt. Die Ordnung der Braniß betreffenden Textauszüge des Anhanges weicht demgemäß von der sonstigen, der numerischen Reihenfolge der Marginalienziffern entsprechenden, teilweise ab. Über Christlieb Julius Braniß vgl. KG A 1/7.1 S. XLVI-XLVIII Zu indeß . . . aus 7,4 findet sich in NH 31.35: „[. ..] § 8. Soll nur den allgemeinen Ort der Frömmigkeit angeben, in welchem Vermögen der Seele sie eigentlich ihren Sitz hat — [...] Der ganze Satz muß zuerst in Beziehung auf die Frömmigkeit als Sache der Gemeinschaft gefaßt werden. Die Sache gestaltet sich so ganz von selbst, eine Gemeinschaft des Thuns giebt es (bürgerliches Leben) eine des Wissens (im Litterarischen Verkehr) in dem Verhältniß einer Generation zur Andern, ist beides im häuslichen Leben verbunden, Thun und Wissen, von dort aus geht es über ins bürgerliche Leben, und Litterarischen Verkehr. Daß nun jenes es eigentlich mitt dem Thun, dieses mit dem Wissen zu thun hat, darüber ist kein Streit. Beides wird gegenseitig subsumirt werden Nun finden wir gerade unter uns dieses sehr häufig, und in dem ganzen Gebieth der christlichen Kirche sehr häufig. Wir sind in Litterarischem und bürgerlichem Verkehr mit Menschen verbunden, die keine Christen sind; Neben diesen finden wir nun die kirchliche Verbindung. Darin ist allerdings auch ein Thun, aber doch ein Anderes; so auch der Zusammenhang mit dem Litterarischen Verkehr nicht das Wesen darin, also eine 3" Gemeinschaft, die ein Anderes Fundament haben muß, als jene, sonst wären wir kirchlich in Gemeinschaft mit dem bürgerlichen und litterarischen Verein. [. . .]" „f. . .] Nur die Thatsachen der menschlichen Seele die wir Frömmigkeit nennen, sollen von den uebrigen gesondert werden [. . .] Schleiermacher will weder ableiten noch begründen, sondern nur scheiden von dem Verwandten. [. . .]" Zu 7,4 s. KGA 1/7.1,25, 19—36 80 Zu Bretschneider 5. Bretschneider: Princip 7.10 (in Anhang zu Marg. 1); vgl.

24

Marg.

zu S. 26 β

8)

knüpfter Zustand, und behauptet ein bewußtloses Gefühl nicht nur der Pflanzen sondern auch bei dem Menschen in der Ohnmacht, im Schlaf und dergleichen. — Unter u n m i t t e l b a r (was er auch anficht) verstehe ich u r s p r ü n g l i c h daß es nämlich nicht an einem Wissen oder Thun haftet. Wogegen B r e t s c h n e i d e r meint bei g e i s t i g e n G e f ü h l e n müsse allemal das Wissen, die Idee, dem Gefühl vorangehn. Sonst müßte die Substanz des noch nicht erkannten Gottes die Seele berühren und Gefühle in ihr erregen. Dies fällt mit Braniß zusammen. 81.

Zu 26,9—12

Ich lasse . . . Frömmigkeit ist.

(26)a a c h t u n g s w e r t h e n G o t t e s g e l e h r t e n B a u m g a r t e n - C r u s i u s . (Einleitung S. 64.) Der Grund der Frömmigkeit ist nur die göttliche Gnade in der primitiven oder secundären menschlichen Natur. Siz und S t ä t t e ( S t e f f e n s S. 99) ist einerlei Ich will auch nicht (Ebend.) die Frömmigkeit aus dem Gefühl herleiten, sondern nur in demselben als seiner Stätte betrachten. — Steffens Erklärung von Gefühl (Ebend.) kann ich annehmen. (Nur nicht recht die Parallele von Empfindung und Verstand.) — Baumgarten Crusius Einleitung S. 56 unterscheidet Gefühl sowol vom Selbstbewußtsein als von der Empfindung und erklärt es als Wahrnehmung des höheren im Leben selbst. Wie dieses doch mit meiner Erklärung übereinstimme 82.

Zu 26,13-16

Es wird . . . Wollen zurüktritt.

(26)α Das P o s t u l a t vom V o h e r g e h e n des Gefühls wird im allgemeinen jeder zugeben

81 a c h t u n g s w e r t h e n . . . übereinstimme] über Marg. 79 achtungswerthen Gott e s g e l e h r t e n ] a c h t . G t Gel. primitiven] primit. Einleitung] Einl. 82 Das . . . zugeben] unter Marg. 85, über Marg. 87 Sendschreiben 262, ed. Mulert 13 Zu Braniß vgl. Braniß: Versuch 83 - 90. 97- 99. 122-124; s. Anhang. Hinsichtlich Schleiermachers Identifikation und Unterscheidung der Standpunkte Braniß' und Bretschneiders vgl. Marg. 101 bzw. Marg. 120 81 Zu Baumgarten-Crusius s. Baumgarten-Crusius, Ludwig Friedrich Otto: Einleitung in das Studium der Dogmatik, Leipzig 1820, 56.64; s. Anhang. Vgl. den Verweis auf Baumgarten-Crusius in CG2 § 3,2. Hinsichtlich des Religionsbegriffs Baumgarten-Crusius' vgl. Marg. 248 Zu Steffens s. Steffens, Henrich: Von der falschen Theologie und dem wahren Glauben, Breslau 1823, 99f; s. Anhang. Vgl. das Steffens-Zitat in CG2 § 3,2 82 Zu Postulat . . . Gefühls bemerkt NH 35 f: „[. . .] Schleiermacher hat postulirt daß jeder einsehen soll wie es Momente giebt, die ganz mit dem Gefühl ausgefüllt sind, wo Wissen und Thun zurük tritt, nicht verschwindet freilich, denn immer ist in jedem Zustande des Lebens der Mensch ganz, nur das eine oder andere verschieden dominirend. — Äußerlicher betrachtet aber, müssen wir das Handeln das Ursprüngliche nennen, welches wir am Menschen wahrnehmen, wir wollen uns Zustände denken wo das Denken und Andere [wo] das Handeln das Ueberwiegende sind, wie geht dann

Marg. zu S. 26 (§ 8)

83.

Zu 26,17—20

25

In den . . . eigentlichen Wesen.

(26)α B r e t s c h n e i d e r S. 13 Frömmigkeit sei nicht Gefühl, sondern Z u s t a n d , in welchem Wissen Fühlen und Thun verbunden sei. Gut. Aber Sittlichkeit und Erkentniß sind auch solche Zustände; und darauf bezieht sich eben, was ich sage, daß wenn man so erklärt man die Mischung bestimmen müsse. Was er dagegen von der Dosis sagt, paßt nicht 84.

Zu 26,17—20

In den . . . eigentlichen Wesen.

(26)α Es ist dem Gefühl wesentlich Wissen und Thun zu erregen, und für die Empfindung ist es die Einheit dieser beiden. Weder Vernunft noch Geist noch Gemüth kann ich als die Einheit zu diesen dreien ansehn sondern bin eher zufrieden mit dem Ausdruk „der tiefste Grund" ohne weiteres. Vernunft ist freilich in allen drei Functionen; allein das Geseztsein Gottes im vernünftigen Wissen ist die philosophische Richtung; das Geseztsein Gottes im vernünftigen Thun ist die sittliche Richtung 85.

Zu 26,20

in ihrem Anfang und eigentlichen Wesen

(26)α S c h w a r z und B r e t s c h n e i d e r sezen den Gottesgedanken als das ursprüngliche. Wie kann aber Bretschneider dabei sagen daß er durch Unterricht erwekt wird. Woher komt er denn zuerst 86.

Zu Marg. 85

Gottesgedanken

(26) i Wenn man den Gottesgedanken allgemein zum Grunde legen will, kann man ihn auch nur so unbestimmt fassen wie Delbrück gethan hat

83 B r e t s c h n e i d e r . . . nicht] unter Marg. 79 84 Es . . . Richtung] neben Marg. 86 85 Schwarz . . . zuerst] über Marg. 82 aber Bretschneider] ab Bre 86 Wenn . . . hat] neben Marg. 84 der Mensch von einem Zustand in den Anderen über? Wir werden wieder auf die Selbstbeobachtung | zurükgewiesen, und hier finden wir daß eine Bestimmtheit des Gefühls vorhergeht — will einer vom Thun zum Denken übergehen, da muß das Thun doch erst beruhigt werden, also ein Anfangen des Denkens und diesem muß ein besonderes vorhergehen. Dies kann nur im Selbstbewußtsein geschehen, und dies muß wieder das Gefühl zum Vorgänger haben, es muß ein im Selbstbewußtsein Ursprüngliches vorhanden sein. Wenn wir nun diese 2 Arten haben die Gefühlszustände wahrzunehmen, ein Mal für sich, und als im Uebergang zwischen Handeln und Denken, so geht aus letzterem schon die Beziehung auf beides hervor und die Natürlichkeit, daß es sich auf beides beziehen werde, wenn der Gefühlszustand bis zu einem gewissen Punkte entwickelt ist. [. . .]" Vgl. hierzu auch den Schluß von CG1 ξ 4,1 83 Zu Bretschneider s. Bretschneider: Princip 12—14 (in Anhang zu Marg. 1) 84 Zu „der . . . Grund" vgl. Schwarz: Rezension 967 (in Anhang zu Marg. 57) "85 Zu Schwarz vgl. Schwarz: Rezension 970 (in Anhang zu Marg. 57) Zu Bretschneider vgl. Bretschneider: Princip 10—12. 23 (in Anhang zu Marg. 1); vgl. auch Sendschreiben 262— 269, ed. Mulert 13—18 86 Zu Delbrück vgl. Delbrück, Ferdinand:

26

Marg. zu S. 26-28

(§ 8)

87. Zu Marg. 8ß Gottesgedanken (26) α Die Platonische Philosophie war nichts anderes als Polemik des nun endlich erwachten Gottesgedankens gegen das corrumpirte Sezen Gottes im Selbstbewußtsein. 88. Zu 26,21—30 1. Zuförderst müßte . . . diese drei. (26)α ad 1. S c h w a r z geht auf ein Viertes aus und schwankt (Siehe oben) Er meint, die Frömmigkeit leite von Anfang zugleich Verstand und Willen, und es sei mehr zufällig daß sie zuerst im Gefühl erscheine. — Ueber die Frömmigkeit der Kinder, wie bei ihr das Gefühl zuerst ursprünglich reiner sei als die Vorstellung von Gott, die noch lange sinnlich bleibt — Schwarz nennt sein ursprüngliches Wissen Lvonl LGottl Glauben wogegen die Speculation ein sich abtrennendes Wissen und eben so die bloß sittliche Thätigkeit ein sich abtrennendes Thun 89. Zu 27,5f die Frömmigkeit . . . und Thun (27) a Nemlich weil man von allem sagen kann daß es alles dreies sei 90. Zu 27,16—18 welches denn . . . und Thuenden. (28) α Hieher nun diejenigen welche ein Viertes annehmen 91. Neben 27,32 (28) α Zu merken diese Maxime 92. Zu 28,6 das Wort Glauben (29) α Glaube ist besonders die im Selbstbewußtsein gesezte Gewißheit von dem Mitgesezten.

87 Die . . . Selbstbewußtsein.] unter Marg. 82

Gottesgedankens] Gottesgedank

Christenthum, Bd 3, Bonn 1827, 47f; s. Anhang. Vgl. auch Sendschreiben 258—260. 278-280. 484f. 512f. 529f, ed. Mulert9-ll. 25 - 27. 33. 53f. 66, und ferner den Verweis auf Delbrück in CG2 j 4. Über Ferdinand Delbrück vgl. KGA 1/7.1 S. LII-LIV 87 Zu Platonische Philosophie vgl. den Hinweis auf Piaton in Schwarz: Rezension 857 (in Anhang zu Marg. 57) Zu corrumpirte vgl. Marg. 623; 631 und den Schluß von CG2 § 4,4 88 Zu Schwarz vgl. Schwarz: Rezension 967—969 (in Anhang zu Marg. 57) Zu oben s. Marg. 84 91 Zu Zu . . . Maxime Ob diese Marginalie auf KGA 1/7.1,27,29-32 oder auf KGA 1/7. 1,27,32—34 zu beziehen ist, ist schwer zu entscheiden. In NH 52 findet sich allerdings dann im Zusammenhang von § 13: „[. . .] Wenn man es mit einem System zuthun hat, das nur aus Mannigfaltigsten Merkmalen fixirt werden kann, und es auf das Wesen ankommt was gefunden werden soll, so kann das, was in seinem Zunehmen nicht das Moment der Vollkommenheit, in dem Abnehmen das der Unvollkommenheit hat, nicht das Wesen sein - [. . .]" Vgl. auch Marg. 619 92 Zu Glaube . . . Mitgesezten. vgl. CG2 § 14,1

Marg. zu S. 28-33

(§§ 8f)

27

93. Eingewiesen nach 28,11 zurük. (29) i daß nämlich nicht der am klarsten und vollständigsten die religiösen Säze denkende auch der frömmste ist. 94. Zu 28,13—15 die Zusammenstimmung . . . ausgesprochen ist. (29) α welches auf die obige Erklärung vom Glauben zurükkommt 95. Zu 28,17f das scheußlichste und das leerste und bedeutungsloseste (29) α Menschenopfer, indische Selbstmorde, Gebärden 96. Zu 28,36—38 Jedem Antrieb . . . erklärt haben; (30) α Das Gefühl wird Affect, Bewegung. 97. Zu 28,38—29,4 wenn wir . . . übergehende Gefühl. (30) α Beim Handeln fragen wir erst nach dem Impuls beim Empfindungszustand nur nach der Wahrheit 98. Zu 29,14 dem Namen Gottesdienst (31)α G o t t e s d i e n s t begreift hier unter sich alles Handeln welches sich auf die christliche Gemeinschaft bezieht. 99. Zugewiesen vermutlich zu 30,19—22 das Wissen . . . Leben umfaßt. (33) α Ich nehme diesen Unterschied an, nicht wie Schwarz S. 969 nur für den Lebensberuf der Wissenschaft, sondern auch außer diesem giebt es eine Differenz. Thun und Wissen soll immer mit dem frommen Gefühl verbunden sein, nur ein anderes Maaß haben. 100. Zu 31,1—33,29 9. Das gemeinsame . . . immer anerkannt. (33)α ad § 9. S c h w a r z (Ree. S. 858) hat doch die Bearbeitung dieses § anerkannt. — In Bezug auf den sub 2. angeregten Gegensaz von Empfänglichkeit und Selbstthätigkeit ist im voraus zu bemerken wie es auch ein Selbst-

93 Im Drucktext von Η zurük. korr. in zurük,

97 Empfindungszustand] EmpfsZstd

93 Zu daß . . . ist. vgl. KGA 1/7.1,27,29—32 und. dann die Formulierung in CG2 § 3,4 „daß der . . . sein müßte". 94 Zu obige Erklärung s. Marg. 92 99 Zu Schwarz s. Schwarz: Rezension 969 (in Anhang zu Marg. 57) 100 Zu Schwarz s. Schwarz: Rezension 858 (in Anhang zu Marg. 57) Zu άκολασία vgl. Aristoteles: De moribus ad Nicomachum II, 7, (gr. und lat.) Basel 1556, 82; EN 1107b 6. Vgl. auch CG2 § 33,2 „Zügellosigkeit"

Marg. zu S. 31 ff 9)

28

bewußtsein der Selbstthätigkeit giebt und zwar auch ein unmittelbares, welches eben Bewußtsein der Freiheit giebt. Ist aber dieses nicht durch das Abhängigkeitsgefühl begrenzt und diesem untergeordnet so schlägt es um in άκολασία. 101. Zu 31,2—5 Das gemeinsame . . . von Gott. (33)α R ö h r will (S. 393) das absolute Abhängigkeitsgefühl gar nicht für religiös anerkennen weil es mit der Furcht zusammenhänge. Das religiöse bestehe nicht im Niedergedrüktsein, sondern im Erhoben und Belebt sein Im Anschauen der Idee des Allgütigen Allweisen und Allheiligen, oder indem wir derselben als Zielpunkt unseres Thuns entgegenstreben, sei vom absoluten Abhängigkeitsgefühl auch nicht die geringste Spur. — B r e t s c h n e i der S. 17 meint das Abhängigkeitsgefühl sage nur bestimmte Hindernisse als absolut aus und zwar in der Gegenwart. Nur die reflectirende Vernunft könne den Grund der Abhängigkeit in Gott suchen. (Dies fällt mit Braniss zusammen.) Ohne die Idee der Gottheit könnte das Gefühl zum Materialismus leiten. Nur die Vernunftthätigkeit sei vom Abhängigkeitsgefühl Brücke zu Gott. Bretschneider S. 19.20 behauptet es gebe noch andere absolute Abhängigkeit weil auch gegen das Altwerden und die Schwere kein Widerstand möglich sei Bretschneider S. 20.21 führt die Sünde als Begrenzung der Abhängigkeit, als Widerstand gegen Gott an. Das ist eine ganz unklare Verwechslung. Im Moment eines frommen Gottesbewußtseins sündigt der Mensch nicht. — Ebend. Das Abhängigkeitsgefühl müsse Furcht und Grauen sein Gewiß nicht wenn man sich abhängig fühlt mit allem was man ist 102.

Zu 31,3-5

daß wir . . . von Gott.

(33) α Durch den Ausdruk daß schlechthin abhängig und abhängig von Gott gleich ist, ist der verderbliche Pantheismus der den Menschen als einen Theil Gottes sezt (Vgl. sub 3.) schon ausgeschlossen.

101 R ö h r . . . ist] unter Marg. 102, neben Marg. 104, über Marg. 103 meint das Abhängigkeitsgefühl] meint das Abhagktsgefühl Vernunftthätigkeit] Vnftthagkt gegen Gott] gg Θ Verwechslung] Vwchslg 102 Durch . . . ausgeschlossen.] über Marg. 101 Durch den] folgt (L 1) 101 Zu Röhr s. Röhr: Rezension 393 (in Anhang zu Marg. 12) Zu Bretschneider s. Bretschneider: Princip 17—22 (in Anhang zu Marg. 1); vgl. Sendschreiben 271f, ed. Mulert 20 Zu Braniss vgl. Braniß: Versuch 78f. 83-90 (in Anhang zu Marg. 80); vgl. auch Marg. 80 102 Zu sub 3. 5. KGA 1/7.1,32,30-37

Marg. zu S. 31 (§ 9) 103.

Zu 31,6—26

29

1. Es giebt . . . zu gehen.

(33)a 1.) Th. Jedes Selbstbewußtsein ist Bewußtsein eines Soseins 104. (33)i

Zu 31,6—26

1. Es giebt . . . zu gehen.

1. Jedes wirkliche Selbstbewußtsein ist Sosein. Das begleitet[,] wirklich[,] das für sich Moment erfüllende auch. Ich an sich kann gedacht werden als Abstraction aber im Selbstbewußtsein sind wir verändert Zwei Elemente das uns selbst sezen das uns nicht selbst so gesezthaben. So komt kein gegenständliches Princip Lein! aber wol der Gegensaz von Selbstthätigkeit und Empfänglichkeit — Selbstbewußtsein ohne Sosein würde Selbstthätigkeit sein aber als bloße unbestimte Agilität Aber im wirklichen ist Empfänglichkeit das erste 105.

Zu 31,14—18

Des lezteren . . . mitwirkende Ursache

(34) α In Gefühlszuständen ist niemals etwas von Absicht — Das Zurükschieben der Ursache geht immer nur auf das So-sein. Hier ist freilich Gott auch die Ursache des Seins. Ihn aber unmittelbar so zu sezen ist nur die Sache der Speculation. Im frommen Bewußtsein kommt man nur vom Sosein erst Ldaraufl daß dieses So sein mit diesem Sein überhaupt zusammenhängt. 106.

Zu 31,19

etwas von uns unterschiedenes

(34) α Das Außer uns kommt in der Folge unter dem Ausdruk „Das Mitbestimmende" vor

103 1.) Th. . . . Soseins] unter Marg. 101 104 1. Jedes . . . das erste] neben Marg. 101 begleitet^] wirklich] begleitet wkl Abstraction] Abstract sezen] sez Princip] Prin Gegensaz] Ggsaz von Selbstthätigkeit] ν Sthtkt und Empfänglichkeit] u Epfkt ist Empfänglichkeit] ist Empfglchkt 105 nur die] folgt (L 1) 103 Zu Jedes . . . Soseins bemerkt NH 37f: „[. . .] Zum reinen Ich kommen wir nur durch Abstraction vom Veränderlichen, aber das Selbstbewußtsein ist keine Abstraction, das reine Selbst kann nur gedacht, nicht gefühlt werden, stellen wir nun dieses fest, so müssen wir sagen, wir können uns das veränderliche Selbstbewußtsein nicht Anders denken, als daß zum Ich noch ein Anderes hinzukommen müsse, dieses [als] von uns Verschiedenes, ist dasselbe was später als das das Selbstbewußtsein Mitbestimmende vorkommt — Jenes 2Un sind wir uns nie als eines von uns Vorgebildeten bewußt — in Allen Gefühlszuständen ist eigentlich niemals etwas von Absicht, und kann etwas darin von Absicht sein, so entspricht wenigstens nicht das Factum dieser Absicht. Dies wird jeder zugestehen — [...] \ [.. .] hier könnte einem eine Einwendung einfallen, nämlich — In Allen Anderen Fällen ist es so, daß das Mitbestimmende so als Ursache hervortritt, aber das Princip des Seins bleibe Ich, wenn das Sosein hervorgebracht wird — Aber mit der Frömmigkeit ist das Anders, wo das höchste Wesen das Mitbestimmende ist. Das höchste Wesen ist die Ursache des Seins, also auch des Unsrigen [. . .]". 104 Zu 1. Jedes . . . erste vgl. die Formulierung in CG2 § 4,1 106 Zu in . . . Folge vgl. z. B. KGA 1/7.1,32,10.33

30 107.

Marg.

Zu 31,25

zu S. 31 f (§ 9)

und keiner . . . versagen, der

(34) i und keiner wird sie versagen, der 108.

Zu 31,27—32,5

2. Indem wir . . . bemerken kann.

(34) i 2. Das Selbstbewußtsein als bloßes Getroffensein der Empfänglichkeit ist Abhängigkeitsgefühl — (Mißverstand als ob dies niederdrückend sei) Als Lregsamel Selbstthätigkeit Freiheitsgefühl Beides als Eines durcheinander begrenzt = Wechselwirkung (Manigfaltigkeit Ldessenl aus 3) 109.

Zu 31,27—32,5

2. Indem wir . . . bemerken kann.

(34)a 2.) Th. Jedes Selbstbewußtsein als bestirntes Bewußtsein ist absolute Abhängigkeit oder partielle Anm. Es giebt auch Selbstbewußtsein als Selbstthätigkeitsbewußtsein und dies ist Freiheitsbewußtsein aber nicht absolut. Hauptgegensaz gegen Braniss. 110.

Zu 31,27f

unserer selbst . . . inne werden

(34) α Das bestimmte Selbstbewußtsein bezeichnet sonach immer ein Verhältnis zu einem Andern. 111.

Zu 31,35—32,4

Dieser Unterschied . . . zu sein

(34) a

582 verschiedenen] vschied 584 werden] werd

583 Darstellungen] Darstell.η

historische] histori.e

582 Zu Dies . . . sei. Vermutlich im Zusammenhang der Vorlesung SS 1825 oder WS 1827/28. Vgl. Marg. 565 einerseits und CG2 § 29,3 andererseits 584 Zu Auch . . . hieher vgl. Marg. 582 und CG2 § 29,3 585 Zu Dies . . . weggelassen vgl. den Schluß von CG2 § 29,3 587 Zu