Kraftfahrrecht: Teil 1 [4. Auflage, Reprint 2021]
 9783112602522, 9783112602515

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Kraftfahrrecht Gesetz und Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr mit Erläuterungen und Vollzugsvorschriften -es Reiches und Bayerns

I. Teil 4. Auflage

Äearbeliet von

Dr. jur. Walther v. Selllngrath und

Dr. jur. August Mchel

Gendarmerichauptmann I. Kl.

Regiemngsassessor

bei der Regierung von Schwaben

bei der Regierung von Schwaben

und Neuburg, K. d. 3-

und Neuburg, K. d. 3-

1928 München, Berlin nnd Leipzig 3. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).

Inhaltsverzeichnis. Sette

Vorwort................................................................................... V Literaturverzeichnis.................................................................... VII Abkürzungen............................................................................... XI

Geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung der Kraftfahrrechtr...................................

1

Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 8. a»at 1909. I. II. III. IV.

Verkehrsvorschriften...........................................15 Haftpflicht..................................................................30 Straf- und Schlußvorschriften........................ 93 Kleinkrafträder.................................................. 115

Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr vom 16. März 1928. Erster Abschnitt: Kraftfahrzeuge im allgemeinen A) Allgemeine Vorschriften............................................. 117 B) Das Kraftfahrzeug.......................................................121 C) Der Führer des Kraftfahrzeugs................................ 149 D) Die Benützung öffentlicher Wege............................... 182 E) Mitführen von Anhängern......................................... 190 F) Untersagung des Betriebs............................................. 195 G) Ausnahmen.....................................................................197 H) Schluß- und Übergangsbestimmungen...................... 212

Zweiter Abschnitt-. Kleinkrafträder

... 214

Dritter Abschnitt: Strafvorschriften ... 218

Inhaltsverzeichnis des IL Teils...................................... 220

Alphabetisches Sachregister............................................... 222

Vorwort zur 3. Auflage. Im September 1925 erschien die erste, im Februar 1926 die zweite, im August 1926 und im November 1927 je ein Nachtrag zur 2. Auflage des vorliegenden Merkchens, das seine Entstehung einem Auftrag der Bay. LandesGendarmerie-Direktion verdankt. Die wohlwollende Auf­ nahme, die das Buch gefunden und die dazu geführt hat, daß die letzte Auflage seit einigen Monaten vergriffen ist, macht seine abermalige Neuauflage erforderlich. Die vorliegende 3. Auflage enthält nunmehr auch Erläuterungen zu den Haftpflichtvorschriften des Ge­ setzes, deren Bearbeitung mein Freund, Regierungsassessor Dr. Michel in dankenswerter Weise übernommen hat. Die auch in der neuen Auflage von mir bearbeiteten Erläuterungen zu den straf- und verwaltungsrechtlichen Bestimmungen wurden unter vermehrter Berücksichtigung von Rechtsprechung und Schrifttum vervollständigt. Die neue Auflage erscheint iv zwei einzeln käuflichen Teilen. Der erste Teil enthält nur mehr das Gesetz und die Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr mit den Er­ läuterungen, der zweite Teil als reiner Tertband auch die wesentlichen sonstigen Vorschriften. Mein Dank gilt allen denen, die mich durch Rat und Tat bei der Neubearbeitung, insbesondere durch Anre­ gungen und Überlassung von Literatur, unterstützt haben, vor allem aber meinem rührigen Herrn Verleger.

Möge sich das Merkchen in feiner neuen Gestalt web tere Freunde erwerben und die gleiche wohlwollende Auf­ nahme finden, wie feine Vorgänger.

Augsburg, im April 1928. Dr. v. Hellingrath.

Vorwort zur 4. Auflage. Aus praktifchen Erwägungen haben sich Verfasser und Verleger entschlossen, dem bisher unter der Bezeichnung „Der Verkehr mit Kraftfahrzeugen in Bayern" erschie­

nenen Werke einen neuen Titel zu geben. 3m übrigen enthält die vorliegende 4. Auflage — abgesehen von not­ wendigen Berichtigungen sowie unwesentlichen textlichen

Verbesserungen — nur im II. Abschnitt des Gesetzes (Haft­

pflicht) erheblichere Änderungen gegenüber der 3. Auflage. Die Verordnung vom 13. Juli 1928 ist berücksichtigt. Seit Erscheinen der 3. Auflage ergangene gerichtliche Enb scheidungen von besonderer Bedeutung sind verwertet. Eine

gründliche Durcharbeit des ganzen Merkchens war ange­ sichts des kurzen, zwischen dem Erscheinen der 3. und der 4. Auflage gelegenen Zeitraumes nicht möglich.

An der bewährten Arbeitsteilung wurde festgehalten. Die Bearbeitung der Verordnung und des I. und 111. Ab­ schnittes des Gesetzes sowie der einleitenden Vorbemer­ kungen hat Dr. v. Hellingrath, die Bearbeitung des II. Abschnittes des Gesetzes (Haftpflicht) hat Dr. Michel auch in dieser Auflage übernommen. Augsburg, im September 1928.

Die Verfasser.

Literaturverzeichnis. I. Bücher. a) Kraftfahrrecht. Becker

Die Strafbestimmungen bes Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeug«» (Heidelberger Dtff.)...........................................

Borna, 1911

Tonrad

Verkehr mit Kraftfahrzeugen.

Berlin 1928

v. Damm

Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen.....................

Breslau 1909

Eger

Das Reichsgesetz über den Ver­ kehr mit Kraftfahrzeugen . .

Stuttgart, Leip­ zig 1911

Galli

In Stenaleinr Kommentar zu den strasrechtl Nebengesetzen 4. Allst......................................

Berlin 1911

Gordan

Dar Reichsgesetz über den Ver­ kehr mit Kraftfahrzeugen . .

München 1909

Hallbauer

Gesetz über den Berkchr mit Kraftfahrzeugen 2. Aust. . .

Leipzig 1909

v. Helling­ rath

Die f Kraft Diff.)

Hencke

Der Verkehr mit Kraftfahr­ zeugen 2. Aust.............................

Berlin 1926

HSpfel

Das Reichsgesetz über den Ver­ kehr mit Kraftfahrzeugen . .

Nürnberg, Leip­ zig 1911

Isaac

Kommentar gum Automobil­ gesetz. 3. Auft^...........................

Berlin 1912

Kirchner

Gesetz über den Verkehr mit

Krause

Autonwbilgesetz...........................

Lechner

Die Kraftfahrzeuggesetzgelnmg

Müller

Automobtlgesetz 3. Aust

Leipzig

X Haftung der lters (Erlang, t .Kraftfahr»

Augsburg

Kraftfahrzeugen. 3. Aust. .

.

.

.

1927

Berlin 1915

Hannover 1909 München 1927 Berlin 1928

ReukirchKommentar zum Gesetz über Rosenrneyer den Verkehr mtt Kraftfahr­ zeugen ...............................................Halle 1910

München 1925

Oberländer» Da» Automobilrecht 6. Anfl. Bezold

SchmidMagner

TesÄ» über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen

Stuttgart 1909

SeuffertDittmann

Reichrgesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen 3. Aufl.

München, Berlin Leipzig 1925

Waldeck

Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen......................

Berlin 1910

Weitz

Da» neue Automobilrecht .

.

Berlin 1924

Weitz

Da» Ant» i Urteil der Richter» (.Weitz Auto")...........................

Berlin 1925

Allfeld Leipzig 1922

v. Bar Berlin 1907

Frank

Da« Sttafgesetzbuch für dar Deutsche Reich 17. Aufl. . .

Tübingen 1927

KS hler

Deutscher Strafrecht .

.

Leipzig 1917

.

Berlin 1928

.

.

c) Bürgerlicher Recht. ReichsKommentar. 6. Aufl. gerichtrräte

.

.

Seligsohn

Haftpflichtgesetz .

Fleiner

Institutionen der deutschen Perwaltungsrechtr 6./7. Aufl.

Gerstle

Die Polizeiverfügung im bayer. Recht...........................................

Berlin 1920

d) Berwaltungrrecht.

Tübingen 1932

Annalen des Deutschen Reichs 1917 S. 540, 721

Gemeindeordnung

AeNnreich-

Ansbach 1927 Roesch

Bm^eri^che

Gemeindeordnung

München, Berlin Leipzig 1923

Schiedermair

Bayer. Polizeistrafgesetzbuch .

München, Berlin Leipzig 1922

IL Zeitschriften. Allgemeine Automobilzeitung l.AAZ") Da» Auto Bayerische Gemeinde- und Lerwaltungrzeitung (.BayGmBZ") Bayerisch« BerwaltungrblLtter (.BayBerwBC) Deutsch« Autorecht (.Autorecht') Deutsche Juristenzeitung (.DIZ') Deutsch« Richterzeitung (.DRZ') HSchstrichterliche Rechtsprechung auf dem Gebiete der Straf­ recht» (.HöchstRR") Juristische Rundschau (.IRdsch') Juristisch« Wochenschrift (^2W') Leipziger Zeitschrift für deutscher Recht (.LZ') Da» Recht (.Recht') Recht der Kraftfahrer« (.RdK') BertehrrrechtÜche Rundschau (.BertRdsch') Warneyerr Jahrbuch (.Warn') Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern (.BayZ') Zeitschrift für die gesamte Strafrechtrwiffenschast (^StW')

Abkürzungen. Für das im Literaturverzeichnis aufgeführte Schrifttum, soweit die Werke usw. nicht mit den Namen der Verfasser angeführt sind, wurden die jeweils in Klammern und Anführungszeichen bei­ gefügten Abkürzungen verwendet. Die Oberlandesgerichte sind nur mit dem Ort ihres Sitzes angeführt. Im übrigen kamen folgende Abkürzungen zur Anwendung: a. A. — anderer Ansicht, a. a. O- — am angeführten Ort, AG = Ausführungsgesetz, Anw. = Anweisung, BayObLG — Bayerisches Oberstes Landesgericht, BGB — Bürgerliches Gesetzbuch, Bek. — Bekanntmachung, EG — Einführungsgesetz (mit Zusatz; z. B. EG BGB, EG GVG), G — Gesetz; ohne Zusatz: Kraftfahrzeuggesetz, GewO — Reichsgewerbeordnung, GVBl — Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt, GVG — Gerichtsverfassungsgesetz, Int. — International, K — Kraftfahrzeug, KG = Kammergericht Berlin, KFG oder KrastFahrG — Kraftfahrzeuggesetz, KStG — Kraftfahrzeugsteuergesetz, MABl — Ministerialamtsblatt der bayer. inneren Verwaltung, OVG = preuß. Oberverwaltungsgericht, PolStGB — Polizeistrafgesetzbuch, RAbgO — Reichsabgabenordnung, RFH — Reichsfinanzhof, RGZ — Entscheidungen des Reichsgerichtes in Zivilsachen, RGBl — Reichsgesetzblatt

«Mvl = Reichsministerialblatt, vOottf — ÄtUpSDÖjft||ting, RBerkM — Reichrverlehrrmtnister, RtzastpflS = Reichshaftpflichtgesetz, St»» = Strafgesetzbuch, 6tdBedD — Straßenverkehrsordnung, EtMdJ — Bayer. Staatrministerduu des Innern, BGG — Bayer- Berroaltungrgerichtsgesetz, BollzBek — Bayer. BollzugrbÄanntmachung zur Verordnung über Kraftfahrzeugverlehr, BO — Verordnung; ohne Zusatz: Verordnung über Kraftfahrzeugverkchr, APO — Zivilprozeßordnung.

Xll

Geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung des KraftsahrrechtS Die Regelung des Kraftfahrzeugverkehrs war anfänglich den einzelnen örtlichen Polizeibehörden überlassen, die auf Grund des § 366 Nr. 10 StGB mit Art. 2 Nr. 6 BayPolStGB die erforderlichen polizeilichen Vorschriften erliegen. Die allmähliche Entwicklung des K Verkehrs machte indessen eine einheitliche Regelung innerhalb eines größeren Gebietes zur Notwendigkeit. Sie wurde für Bayern durch die „Oberpolizeilichen Vorschriften über den Verkehr mit Motorfahrzeugen auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen vom 7. Mai 1902 (GVBl 173) er­ reicht, die auf die gleiche Rechtsgrundlage gestützt war. Diese Vorschrift hat durch ihren § 14 Aos 2 alle bisher bestehenden örtlichen Polizeivorschristen außer Kraft ge­ setzt und trat am 1. Juni 1902 in Wirksamkeit. Sie findet heute noch Anwendung auf Straßenlokomotiven und schwere Borfpannmaschinen gemäß § 32 der oberpol. Vorschriften vom 17. 9. 1906 und Abschnitt II Ziffer 2 der Anmer­

kung zu § 2 der Bek. v.

MABl

Mit

weiterer Zunahme des K Verkehrs wurde das Bedürfnis nach reichrrechtlicher R^elung immer dringender. Ins­ besondere wurde auch allgemein der Ruf nach einer Ver­ schorfung der Bestimmungen über die Haftpflicht bei Unfällen erhoben. 2n dieser letzteren Richtung liegt der Entwurf eines nicht zur Verabschiedung gelangten Gesetzes üb« „Die Haftpflicht für den bei dem Betrieb von K entstehenden Schaden", der am 10.1.1906 dem Bundes­ rat voraelegt wurde. Dem Zweck einer einheitlichen Re­ gelung »er Verkehrsvorfchriften im ganzen Reiche dienten i

2 die vom Bundesrat ausgestellten „Grundzüge betreffend den Verkehr mit Kraftfahrzeugen" vom 3. 5.1906, deren Annahme den bundesstaaüichen Regierungen empfohlen wurde. Bayern hat diesen Grundzügen durch die „Over­ polizeilichen Vorschriften über den Verkehr mit Kraft­ fahrzeugen" vom 17. 9. 1906 (GVBl 729) entsprochen, die am 1. Oktober 1906 in Kraft traten. Eine reichs­ rechtliche Regelung ließ sich indeffen nicht mehr umgehen. Der Entwurf vom 10. 1. 1906, der sich auf eine Rege­ lung der Haftpflicht beschränkte, wurde fallen gelassen und statt dessen der Schaffung eines einheitlichen Kraftfahr­ rechts näher getreten. Die Bedenken, daß die Regelung des K Verkehrs nach der alten Reichsverfaffung nicht zur Zuständigkeit des Reichs gehörte, wurden zurückgeftält. Am 24. Februar 1908 erfolgte die Vorlage eines der­ artigen Gesetzes. Das Gesetz wurde im Bundesrat mit der für Verfassungsänderungen vorgeschriebenen Mehrheit, sowie nach längeren Kommisfionsberatungen auch im Reichstag angenommen und als „Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909" im RGBl ver­ öffentlicht. Nach seinem § 26 trat es hinsichtlich der Haft­ pflichtvorschriften mit dem 1. Juni 1909, im übrigen mit dem 1. April 1910 in Kraft. Seiner Ergänzung diente die BundesratsVO vom 3. 2. 1910 über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen. Erft int Jahre 1923 ergab sich wiederum die Notwendigkeit einer Änderung des Gesetzes, das nun­ mehr auf Art. 7 Nr. 19 der neuen Reichsverfaffung gestützt ist, durch das Gesetz zur Abänderung des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 21. 7. 1923 (RGBl I, 743). Auch die VO über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen wurde erstmals im Jahre 1923 durch die VO vom 15. März 1923 (RGBl 1,175) geändert. Seitdem folgten in schneller, wohl allzu schneller Folge, für die die rasche Entwicklung des K Verkehrs eine Erklärung gibt, Änderungen auf Ände­ rungen, so durch die VO vom 18. 4.1924 (RGBl I, 413), vom 5.12.1925 (RGBl I, 435), vom 28. 7. 1926 (RGBl l, 425), vom 31. 1. 1928 (RGBl I, 14), vom 16. 3. 1928 (RGBl I, 66) und vom 13. 7. 1928 (RGBl I, 204).

Gesetz und BO über den Verkehr mit K finden ihre Ergänzung durch das Krastfahrliniengesetz vom 26.8.1925 (RGBl. 1,319), sowie durch landesrechtliche Bestimmungen, von denen die bayer. Oberpolizeilichen Vorschriften vom 7. 5.1902 bereits erwähnt wurden Die Steuerpflicht war ehemals nach dem Reichsstempelgesetz v. 3.7.1913 (RGBl 639) begründet. An seine Stelle trat das Krastfahrzeugsteuergesetz vom 8. 4.1922 (RGBl I, 396), geändert durch Gesetz vom 15. 5.1926 (RGBl 1,223), in der Fassung der Bek. vom 19. 5. 1926 (RGBl I, 239), nunmehr ersetzt durch das Krastfahrzeugsteuergesetz vom 21.12.1927 (RGBl I, 509).

-------- .».--------

Gesetz Über de« Verkehr mit Kraftfahrzeuge« vom 3. Mai 1909 (RGBl. S. 437) in der Fassung des Gesetzes vom 21. Juli 1923 (RGBl. I S. 743) unter Berücksichtigung der Verordnungen vom 5. und 6. Februar 1924 (RGBl. 1 S. 42).

Einleitend« Berdenrerknnge«. L Kraftfahrzeug.') 1« Kraftfahrzeug im allgemeinen.

a) Fahrzeug ist jede Einrichtung zur Fortbeweaunavon Ort zu Ort unter eigmer Ortsveranderung ohne Rücksicht auf den Zweck der Fortbewegung?) Fahrzeug« sind die gemäß der Vorschrift des Abs. 1 stattfinden, gilt im Sinne dieses Gesetzes der Begleiter als Führer des Krafffahrzeugs.

1. Allgemeines?)

Weil im Falle des § 3 ® weder der Fahrlehrer (da nicht als Lenker des K tätig) noch der Fahrschüler (da außer Verantwortung) Führer im Sinne des G ist, stellt § 3 ® ’) Siehe Kraftfahrzeughalter 34.

2*

20

Gesetz 8 3 die Fiktion auf, daß der Fahrlehrer als Führer güt1)* *Diese 4*6 Ftttron gilt nur innerhalb des Krastfahrrvchtr, nrcht auch für die Vorschriften über den allgemeinen Fährverkehr und das allgemeine Strafrecht.')

2. Voraussetzung für die Anwendbarkeit des 8 3 G ist, daß a) die Führung -um Zwecke der Ablegung der technischen Prüfung erfolgt und stch in ihrem Hauptzwecke als Übungs­ oder Prüfungsfahrt darstellt. Es muß sonach die Absicht zur Ablegung der Prüfung nachweisbar sein und die ein­ zelne Fahrt dem Zwecke der Übung dienen, wenn eine Ubungsfahrt öorliegen soll. Fahrten zwischen Ablegung der Prüfmrg und (Erteilung der Fahrerlaubnis sind durch 8 3 nicht mehr gedeckt.') Auch die Hin- und Rückfahrt zur Prüfung ist als Teil der Prüfungsfahrt anzufHen?) Vgl. hiezu dre Anm. zu § 41 Abs. 10, dre sinngemäß auch hier anzuwenden ist, b) der Schüler von einem Fahrlehrer begleitet und beaufsichtigt ist. Wer Fahrlehrer ist oder sein kann, bestimmt stch nach der VO v. 1. 3. 1921 (RGBl 212), abgedruckt in Teil II. Zu beachten ist, daß die Fahrlehrereigenschaft nur für eine be­ stimmte Führerscheinklasse und ein bestimmtes Ausbildungs­ unternehmen erteilt wird. Auch der amtliche Sachverständige kann die Aufgaben des Fahrlehrers übernehmen,) aber nicht während der Prüfung, c) der Fahrlehrer sich so nahe bei der das Steuer füh­ renden übenden Person befindet, daß ein unmittelbares und sofortiges Eingreifen durch Bedienung der Maschinenhebel möglich ist. Dre Begleitung auf einem anderen Wagen ist sonach nicht zulässig?) 3. Durchführung der Äbungsfahrten. Der Fahrlehrer muß den Schülern dre nötige Geschicklichkeit und Übung zunächst an Orten beibringen, wo unbeteiligte Dritte nicht gefährdet sind. Verkehrsreiche Straßen darf er erst aussuchen, wenn stch der Schüler schon hinreichende Übung angeergnet hat?) n 0(n i c> o 1 99k ericto 199K 979

s) RG 12.11.1926, RdK 1927,'69; BayObLT 26. 10.1926, Bay BenoBl 1927, 101 Stuttgart 26. 1. 1927 RdK 1927, 139. •) Telle 18. 3.1927, RdK 1928, 92 a. A. Müller RdK 1928,49. 4) Müller RdK 1928, 49 a. 9L Weitz in IW 1926, 2167. «) BayObLT 30. 10. 1925 DIZ 1926, 385. 6) BayObLT v. 2. 11. 1926 BayVerwBl 1927, 102 RdK 1927, 87, IW 1927, 2809, Autorecht 1928 Nr. 2 S. 7. ') Königsberg 18. 2. 1926 RdK 1926, 132.

Gesetz § 4

21

§4.

Entziehung der Fahrerlaubnis. Werden Tatsachen festgestellt, welche die Annahme rechtfertigen, daß eine Person zum Führen von Kraftfahr­ zeugen ungeeignet ist, so kann ihr die Fahrerlaubnis dau­ ernd oder für bestimmte Zeit durch die zuständige Ver­ waltungsbehörde entzogen werden; nach der Entziehung ist der Führerschein der Behörde abzuliefern. Die Entziehung der Fahrerlaubnis ist für das ganze Reich wirksam. 1. Allgemeines. Auf die Erteilung der Fahrerlaubnis besteht ein subjektiv öffentlicher Rechtsanspruch. Ähre Entziehung ist nur nach Maßgabe des § 4 G zulässig. Die Entziehung ist keine Strafe, sondern eine Verwaltungsmaßnahme. Daraus ergibt »insbesondere, daß eine Entziehung der Fahrerlaubnis auf Hmmte Zeit nur dann zulässta ist, wenn zu erwarten ist, daß nach Ablauf einer bestimmten Zeit die Tatsachen, wegen deren die Entziehung erfolgt ist, nicht mehr vorlregen oder durch Auferlegung von Bedinguimen ausgeglichen sind. (Bgl. § 36 Abs. 1 letzter Satz). Eine Entziehung der Fahrerlaubnis auf ganz kurze Zeit ist sonach regelmäßig als mcht zulässig anzu­ sehen. Nicht notwendig erscheint es, daß die Erlaubnis zum Führen von K überhaupt entzogen wird. Man wird es als zulässig erachten müssen, oaß die Entziehung auch auf bestimmte Fahrzeugarien beschränkt wird.

2. Tatsachen. Tatsachen sind, wie im Falle der Versagung der Fahrerlaubnis nach der nicht erschöpfenden') Aufzählung m der Anweisung über dre Prüfung von K Führern: schwere Eigen­ tumsvergehen, Neigung zum Trunkes oder zu Ausschreitungen, insbesondere zu Rohheitsvergehen/) aber auch unverschuloete Mängel, insbesondere der körperlichen Beschaffenheit. Bei den verschuldeten Mängeln muß es sich um solche handeln, die die Unaeeignetheit zum Führen eines K begründen, sei es, daß sie ote Befürchtung rechtfertigen, daß der Führer auch beim Führen eines K die erforoerliche Rücksichtnahme auf seine Mit­ menschen und die ihm sonst obliegenden Pflichten vernachlässigen ') OBG 2. 12. 1926, DIZ 1927, 1486, RdK 1928, 72. 2) OVG 17.12. 1925 RdK 1927, 69; 3. 6. 1926, DIZ 1927, 325 RdK 1927 101; 6. 1. 1927, RdK 1927, 209. 3) OVG 28. 1. 1926 RdK 1926, 20.

22

Gesetz 8 4

wird/) sei es, daß zu erwarten steht, daß er das K zur Ver­ übung von Straftaten benutzen wird.') Bei körperlichen Män­ geln stnd insbesondere solche des Hör- und Sehvermögens in Betracht zu ziehen; fehlende Gliedmaßen stnd indessen noch nicht ohne weiteres Tatsachen, die die Entziehung rechtfertigen. 8. Feststellung. Die Entziehung kann nur wegen solcher Tatsachen erfolgen, die erst nach Erteilung der Fahrerlaubnis festgestellt werden. Unerheblich aber ist es. ob es sich hiebei um Tatsachen handelt, die vor, oder solche, die nach (Erteilung der Fahr­ erlaubnis liegen. Nur dürfen ste bei deren Erteilung noch nicht bekannt gewesen sein. 4. Zuständig zur Entziehung der Fahrerlaubnis ist die Bezirks­ verwaltungsbehörde usw., die für den Wohnort des Führers zuständig ist (§ 36 Abs. 1 NO ) 5. Form. Besondere Formvorschriften bestehen nicht. Gleichwohl fit erforderlich, daß der Bescheid schrrftlich niedergelegt, mit Gründen versehen und dem Betroffenen nachweislich eröffnet wird.') 6. Zeitdauer. Ob die Fahrerlaubnis auf Zeit oder dauernd entwird, dürste, da die Entziehung keine Strafe ist, nur zu entscheiden sein, ob die Beseitigung der die Ent­ ziehung veranlassenden Mängel zu erwarten ist ober nicht. Siehe auch § 36 Abs. 1 Satz 3 NO. 7. Wirksamkeit. Entzogen ist die Fahrerlaubnis a) durch Beschluß der für den Wohnort des Führers zuständigen Bez--Berw.-Behörde usw., falls diese ausdrücklich die aufschie­ bende Wirkung eines Rekurses ausgeschlossen hat (8 5 Abs. 1G), d) durch die rechtskräftige Entscheidung tm Rekursverfahren. Bet Entziehung auf Zeit ist dem Führer nach Maus der Frist die Führung eines K wieder gestattet. Der Führer muß aber warten, bis er seinen Führerschein wieder ausgehändigt erhalten hat, sonst macht er sich nach § 16 DO mit 8 21 G, nach anderer Ansicht nach § 24 Nr. 1 ® strafbar. (Siehe Anm. zu 8 24 G.) 8. Ablieferung. Strafbar ist die Nichtablieferung erst nach ergan­ gener und nicht befolgter Aufforderung hiezu. Die Bez-Nerw Behörde usw. ist berechtigt, wenn die Ablieferung des Führer­ scheins verweigert wird, Viesen einzuziehen, da ihr 8 4 G einen Anspruch auf Uebergabe des Führerscheines gibt. 8 40 StGB mit Art. 20 Abs. 2 PolStGB findet dagegen Anwendung, wenn ein £ unbefugt unter Mitfuhrung des ungültigen Führer­ scheines geführt wird. 9. Strafbestimmung tz 24 ®.

K

*) Fortgesetzte Mißachtung gesetzt. Vorschriften (OBG15.4.1926 RdK 1927, 140.) Wiederholte Schwarzfahrten (OLG 27. 6. 1927 Auto 1928, 486.) *) Jagdvergehen u. Meineid OVG 10. 12. 1927, RdK 1927,175. ’) BayObLG 24. 4. 1928 BayBerwBl 1928, 251.

Gesetz § 5

23

§ 5.

gtefuri« Gegen die Versagung der Fahrerlaubnis ist, wenn sie aus anderen Gründen als wegen ungenügenden Ergeb­ nisses der BefShigungsprüfung erfolgt, der Rekurs zulässig. Das Gleiche gilt von der Entziehung der Fahrerlaubnis; der Rekurs hat aufschiebende Wirkung, sofern dies nicht ausdrücklich bei der ersten Entscheidung ausgeschlossen wird. Die Zuständigkeit der Behörden und das Verfahren bestimmen"stch nach den Landesgesetzen und, soweit landes­ gesetzliche Vorschriften nicht vorhanden sind, nach den §§ 20, 21 der Reichs-Gewerbeordnung.

1.

Nach § 5 © ist der Rekurs in zwei Fällen zulässig: a) bei Versagung der Fahrerlaubnis b) bei Entziehung der Fahrerlaubnis. Unzulässig') ist der Rekurs, wenn a) die Fahrerlaubnis wegen ungenügenden Ergebnisses der SffttidunosDtüfuitQ versaat. b) durchdie Militär- oder Postverwaltung oder eine staatliche Polizei den bei ihnen verwendeten Personen versagt oder entzogen wird, c) es sich um Ausländer handelt, denen die Anerlennung des im Ausland ausgestellten tat Fahrausweises versagt (8 9 Int. BO) oder denen die Führung von K untersagt wird (8 36 Abs. 2 BO), d) es sich um die Entziehung des Fahrlehrerscheines Handels)

LPerstchrm

a) Landesgesetzliche Vorschriften über das Rekursversahren nach §5 ® find nicht erlassen. Eta Landesgesetz, das die Streitig­ keiten nach § 5 CB dem Berwaltunasstrettverfahren überweist, ist nicht ergangen. Diese Ueberweisung kann auch nicht durch Verordnung auf Grund des Gesetzes über das Berwaltunarstreitverfahren v. 13. 6. 1910 (GDBl 287) erfolgen, da 8 5 G eine derartige Ueberweisung nickst vorfieht. (Dyroff 36) Ebensowenig kann Art 8 Ziff. 8 BGG Anwendung finden, da es stch nttbt um die bestrittene Befugnis zum Gewerbe­ betrieb Hande«. Das Verfahren in Berwaltungsrechtslachen nach dem BGG ist aus diesen beiden Gründen ausgeschlossen.

') «ein Klagerecht der Ehefrau OBT 14.1.1926 DIZ 1926,1650. *) O«G 9.12.1926 DIZ 1927,1560 RdK 1928,111; 17.10.1927 Rd« 1928, 207.

24

Gesetz S$ 6-5 a b) An seine Stelle tritt aus Grund bes § 155 GewO und des Abschnittes I Zisf. 1 Abs. 2 der Bet. v. 18. 5.1923 (MABl 33) das Verfahren nach KZ 2, 53 der BollzBO v. 29. 3. 1892 lGLBl 61). c) Einzureichen ist der Rekurs binnen einer 14tägigen, vom Tage der Zustellung an zu rechnenden Frist bet der 1. Instanz schriftlich oder zu Protokoll. Art. 22 Abs. 6 VGG')

d) Zu rechtfertiaenistder Rekurs gleichfalls binnen 14 Tagen vom Tage der Zustellung des Bescheids an gerechnet. (§ 20 GewO). e) Der Rekurs hat aufschiebende Wirkung, soferne dies nicht ausdrücklich bei der ersten Entscheidung ausgeschlossen ist.

f) Zuständig zur Entscheidung ist die der BezVerwaltungsBehörde, die die angefochtene Verfügung erlassen hat, vor­ gesetzte Kreisregierung, K. d. I-, im Senat für Verwaltungs­ rechtssachen.

g)

Das Verfahren regelt stch nach Art. 31, 32 Abs. 1, 33 bis 38 VGG.

h) Rechtskräftig wird der Bescheid im Nekursverfahren mit seiner Verkündung. i) Rechtsmittel gegen den Bescheid der Regierung sind nicht vorgesehen, wohl aber ist Oberauffichtsbeschwerd« an das StM.d.J. zulässig. Art. 15 VGG findet keine Anwendung.

§ 5 a.

Warnungstafeln. Gefährliche Stellen an Wegestrecken, die dem Durch­ gangsverkehre dienen, find von den Landesbehörden durch Warnungstafeln zu kennzeichnen. 1. Die Polizei ist zur Kennzeichnung gefährlicher Wegstrecken durch Warnungstafeln auf Grund des ß 5 a, aber auch auf Grund allgemeiner Sorgfaltspflicht verpflichtet. (RG26.1.1927 IW 1927, 1265) 8. Die hiernach aufzustellenden Warnungstafeln find zu unter­ scheiden von den Warnungstafeln im Sinne des § 30 Abs. 4 VO, die richtiger als Sperrschilder zu bezeichnen wären.

') Lechner 31, vgl. Dy ross, 36, 604, 694. Die Frage nach der Zulässtgkeit der analogen Anwendung des Art. 22 VGG ist aber immerhin zweifelhaft, da dieser Art. m § 53 der BO v. 29.3.1892 nicht aufgeführt ist. Es könnte auch an die analoge Anwendung bes Art. 31 Abs. 2 des BayGewerbegesetzes vom 30. 1. 1868 lGBl 1866/69, 309) gedacht werden.

Gesetz §§ 5a—6

25

3. Die näheren Vorschriften enthält die VO über Warnungstafeln vom 8. Juli 1927 (RGBl I, 177.)

Siehe Teil II S. 228.

4. Gefährliche Stellen sind solche, die durch die Führung der Straße im Gelände oder durch den Bau des Stragenkörpers nur mit verminderter Geschwindigkeit und besonderer Vorsicht durch­ fahren werden können. Hiebei kommt es ausschließlich auf dre Möglichkeit der Gefährdung des K selbst an. Als gefährliche Stellen sind insbesondere anzusehen: Querrinnen, Kurven, Kreu­ zungen, Eisenbahnübergänge usw. 8. Die Verpflichtung zur Aufstellung von Warnungstafeln besteht nur, wenn stch die gefährliche Stelle an einer Durchgangs­ straße befinoet. Für die Beurteilung, ob eine Straße dem Durchgangsverkehr dient, find nur die tatsächlichen Verhältnisse maßgebend; die Eigenschaft einer Straße als Staatsstraße ist zwar ein beachtliches Kennzeichen für die Eigenschaft der Straße als Durchgangsstraße, aber nicht entscheidend. Maßgebend ist nur.der Fernverkehr im Gegensatz zum Nahverkehr?) Nach Bek. v. 7. 12. 1925 (MABl 185) bestimmen die Regierungen, KdJ, welche Wegstrecken als dem Durchgangsverkehr dienend anzusehen sind. Dre Gerichte sind hieran indessen nicht gebunden?) 6. Zuständig zur Auswahl der Stellen sind: a) soweit der Staat wegebaupflichtig ist, die Straßen- und Flutzbauämter, b) im übrigen die Bezirksverwaltungsbehörden. 7. Zuständig zur Aufstellung sind die Wegebaupflichtigen. Soweit der Staat wegebaupflichtig ist, haben die Straßen- und Flußbauämter die Aufstellung zu besorgen. Die sonstigen Wegebau­ pflichtigen sind von den Bezirksverwaltungsbehorden zu über­ wachen. (MinBek. v. 7. 12. 1925 MABl 185 u. v. 19.11. 1927 MABl 62.) 8. Soweit die Wegebaupflichtigen Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, kann die Erfüllung der ihnen hienach obliegenden Verpflichtungen staatsaufstchtlrch erzwungen werden. Gegen Privatpersonen wäre Art. 21 PolStGB anwendbar.

§ 6. AusführungsVorschriften und polizeiliche Anordnungen. Vorbemerkung. I.Beim Vollzug des G haben wir zu unterscheiden zwischen

*) Dgl. hiezu Braunschweig 16. 4.1925 HöchstRR 1, 364; Ham­ burg 16. 5.1927 RdK 1927, 151, Celle 18. 6. 1926 RdK 1927, 224. 2) KG 15. 12. 1927 Auto 1928, Nr. 3 S. 60, Celle 18. 6. 1926 HöchstRR 3, 147 RdK 1927, 224.

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Gesetz 8 6

a) Ausführungsanordnungen b) Verwaltungsanordnungen c) Polizeiliche Anordnungen. L. Die Ansfühnm-oanor-m»-« haben die Aufgabe, „den im Ge­ setzestert niedergelegten Willen des Gesetzgebers näher zu erläutern und zu voller Entfaltung zu bringen". (Fleiner 76). Sie haben chre Rechtsgrundlage m 8 6 Aos. 1 Nr. 1 des G. Aus dem Wöttchen „sonstigen* in K 6 Abs. 1 Nr. 2 des G darf nicht geschlossen werden, daß nur solche Ausführungsan­ ordnungen zulässig seien, die zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit auf den öffentlichen Wegen oder Plätzen erforderlich ftnb.1) 8. Die Verwaltun-sauor-mmgen enthalten Anweisungen an die Be­ hörden (Fleiner 62). Sie haben rhre Rechtsgrundlage in Art. 77 RBerf. 4. polizeiliche Anordnungen enthalten dagegen als Rechtsnormen Gebote und Verbote, die dem Zwecke vrenen, den Staat, seine Verwaltung, wie auch seine Angehörigen vor Gefährdungen durch die Menschen zu schützen. (Seydel V, 6). Sie haben ihre Rechtsgrundlage vorwiegend in 8 6 Abs. 1 Nr. 2 des G. Hieher gehören weiter die auf Grund des 8 6 Abs. 3 des G. er­ lassenen Anordnungen der Landeszentralbehörden, schließlich aber auch Ausführungsanordnungen zu den 88 5 a des G, insoweit diese dem gleichen Zwecke zu dienen bestimmtstnd. Hierauf wird durch oas Wörtchen „sonstigen" in 8 6 Abs. 1 Nr. 2 des G hingewiesen. 8. Als polizeiliche Anordnungen im Sinne des 8 6 desG werden nur Polizeiverordnungen, nicht auch Polizeiverfügungen anzusehen sein. 6, Da in den auf Grund des 8 6 des G erlassenen Vorschriften, insbesondere rn der DO, Ausführungsvorschriften, Berwaltungs- und Polizeiverordnungen in engster Verbindung mit­ einander stehen und äußerlich nicht voneinander zu unterscheiden sind, bleibt nichts anderes übrig, als durch Auslegung festzu­ stellen, welche Art von Vorschrift jeweils vorliegt. (Flemer66.)

§ 6. Die Reichsregierung erläßt mit Zustimmung des Reichs­ rats: 1. die zur Ausführung der §§ 1 bis 5 a erforderlichen Anordnungen sowie die Bestimmungen für die Zulas­ sung der Führer ausländischer Kraftfahrzeuge; •) Müller 196.

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2. die sonstigen zur Erhaltung der Ordnung und Sicher­ heit auf den öffentlichen Wegen oder Plätzen erforder­ lichen Anordnungen über den Verkehr mit Kraftfcchrzeugen, insbesondere über die Prüfung und Kennzeich­ nung der Fahrzeuge und über bas Verhalten der Führer sowie über den allgemeinen Fährverkehr, soweit dies in Rücksicht auf den Krastfahrzeugverkchr erfor­ derlich ist; 3. Vorschriften über Gebühren für behördliche Maßnahmen im Kraftfahrzeugverkehre bei Durchführung der auf Grund Dieses Gesetzes erlassenen Verordnungen. Die Gebühren sind nach den tatsächlichen Aufwendungen zu bemessen; 4. ferner mit Zustimmung eines Ausschusses des Reichs­ tags Vorschriften über die Bildung eines zur Mitwir­ kung in Angelegenheiten des Kraftsahrwesens berufenen Beirats. Die Landesregierungen können sich durch Vermitt­ lung der Reichsregierung des Beirats bedienen. Soweit auf Grund der Anordnungen nach Abf. 1 die Militär- und Poftverwaltung sowie erne ftaaüiche Polizei Personen, die sie als Führer von Kraftfahrzeugen verwenben, die Fahrerlaubnis versagt oder entzogen haben, finden bie Vorschriften des 8 5 keine Anwendung.

Soweit Anordnungen nach Abs. 1 Nr. 1 bis 3 nicht erlassen find, können solche durch die Landeszentralbehörden erlassen werden. 1. *6 Ahs. 1 Xr. 1. Da die Ausführunasanordnungen, zu deren Erlassung die Reichsregierung ausschuetzlich zusiimdia ist, da» Ersetz nur erläutern, nicht aber ergänzen dürfen, nimmt di« im SchrMum überwiegende Meinung an, dag § 14 Abs. 2 BD rechtsungültig Ist. Die Bestimmungen über den Berkehr auherdeutscher K inner­ halb des deutschen Reiche» enthalten die Abschnitte C mit E der 3nt BD.

2. * • Wf-1 3tr. 2. a) Die nach Nr. 2 zulässigen Anordnungen dürfen — im Emen­ satz zu jenen der Nr. 1 — nur zur Erhaltung der Ord-

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nung und Sicherheit auf den öffentlichen Wegen oder Plätzen erlassen sein. Unter Ordnung in diesem Sinne ist nur dar äußere Zusammenleben der Menschen -u verstehen. Die Aufrechterhaltuna der Ordnung besteht in der Abwehr aller Sp­ rüngen tiefes Zusammenlebens, in der „Unterdrückung alles dessen, was gegen die herrschenden ethischen und sozialen Anschauungen verstößt oder tie fünf Smne über daß Maß Linaus belästigt, das als notwendige Folge des Zusammen­ lebens der Menschen von jedem ertragen Verven muß(so wörtlich Kleiner 370), in der »Schaffung und Erhaltung der unerläßlichen Boraussetzungen für eine geregelte Ab­ wickelung des Verkehres" (so wörtlich Müller 400). Unter Aufrechterhaltung der Sicherheit ist die Abwendung von Gefahren d. h. die Abwendung einer naheliegenden, auf Tatsachen beruhenden Wahrscheinlichkeit einer Schädigung zu verstehen, soweit diese Gefahren das Leben oder das Eigentum des Einzelnen bedrohen. Unzulässig sind daher Anordnungen, die fiskalischen oder Konkurrenz-wecken bienen, Anordnungen, die nur die An­ nehmlichkeiten des Fußgängerverkehrs bezwecken?) Anord­ nungen über Anstrich der K, Kleidung der Führer tc* Zu­ lässig dagegen Anordnungen, die auf oie Vermeidung von Nachteilen, z. B. von Belästigungen abzielen (vgl. § 3, Abs. 1, 17 Abs. 2 BO). b) Die polizeilichen Anordnungen müssen über den Verkehr mit K erlassen sein, sie brauchen aber nicht bloß die Ord­ nung und Sicherheit des K-Berkehrs selbst zu treffen, son­ dern auch die öffentliche Ordnung und Sicherheit gegenüber dem K-Berkehr?) c) Zur Erlassung von Polizeiverordnungen zuständig ist äß tz o G in erster Linie die Reichsregierung mit Zumuna des Reichsrats. Die von ihr erlassenen Anord­ nungen dürfen nicht in Widerspruch mit Gesetzen stehen, unterliegen im übrigen aber keiner Beschränkung. Nur in­ soweit die Reichsregrerung Anordnungen nicht erlassen hat, können solche von den Landeszentralbehörden erlassen werden. Solche Anordnungen dürfen jedoch nicht im Widerspruch mit Gesetzen und mit den Anordnungen der Reichsregierung stehen?) Sie dürfen diese Anordnungen im allgemeinen aber auch nicht ergänzen, denn „der Gesetzgeber ist davon aus-

e

*) Eger 474, Isaac 399, 401, Müller 196, 601, Lechner 114, Kraftfahrzeughalter 39. ") Dresden 16. 11. 1925, HöchstRR 2, 140. 3) Eger 50, Isaac 53, 4Ö0, Oberländer 52, 369, BayObLG 14. 5. 1925 RdK 1926, 43.

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gegangen, daß er in der Hauptsache selbst ermessen kann und festsetzen will, wie der K-Berkehr mit Rücksicht auf seine besondere Gefährlichkeit durch Gebote und Verbote zu ordnen ist. Er grenzt hierbei genau die polizeilichen Sonderbefugnisse ab, für die ein Spielraum gelassen wird.Der K-Derrehr darf „durch Sondervorschristen nicht mehr erschwert werden, als es nach Meinung'des Gesetzgebers erforderlich ist* . . . „der Verkehr mit Kraftfahrzeugen ist (im G und der BO) erschöpfend geregelt, soweit darin nicht ergänzende Polizeivorschrrsten allgemeiner Art aus­ drücklich zugelassen oder in § 2 DO die sinngemäße An­ wendung der Bestimmungen vorgesehen tft, die für den Berkehr von Fuhrwerken jeder Art maßgebend find* (so wörtlich BayObLG v. 5. 2. 1926 IW 1926, 1996).') Strittig ist das Anordnungsgesetz sonstiger Behörden. Im Gesetz ist ein derarttges Anordnungsrecht nicht vorge­ sehen. Manche nehmen an, daß der Reichsreaierung eine Delegationsbefugnrs zustehen soll. Müller (196) verneint dies wohl mit Recht und vernemt die Zuständigkeit anderer Behörden als der Reichsregierung und der Landeszentral­ behörden zur Erlassung von Polizeiverordnungen über den Verkehr mit K. Untere Behörden können daher nur im Rahmen der Vorschriften für den allgemeinen Fährverkehr Beschränkungen, die nach § 2 Abs. 1 DO auch für K gelten, erlassen. Dar KG sieht dagegen tz 30 in vollem Umfange als rechtsgültig an. d) Anordnungen über die Prüfung von K enthält die „An­ weisung über die Prüfung von Kraftfahrzeugen* (Anlage 1 zur Bet. v. 16. 3. 1928 RMinBl 121) teil fi S. 69.

5. i 6 Abs. 1 Ar. 3. Vorschriften über die Gebühren enthätt die Gebührenordnung für behördliche Maßnahmen im Kraftfahrzeugverkehr vom 16. 3. 1928 (RMinBl. 155) und Anlage 6 zur Bek v. 16. 3. 1928 (RMinBl 121) Teil II S. 223, 138.

4» |6 Abs. 1 Ar. 4. Vorschriften über denBeirat enthält die BO über den Beirat für das Kraftfahrwesen (RGBl I, 667) Teil II S. 223.

o.

11. 7.

1924

» 6 Abs. 2. Vgl. Anm. 1 zu 8 b G.

6. tz 6 Abs. 3. Siehe oben Anm. 2 c. ') Ebenso BayObLG 19. 2. 1926 IW 1927,2813 Rd« 1928, 125.

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II. Abschnitt

a Haftpflicht. Vorbemerkung. Die Sicherheit des Verkehrs ließ, wie auf anderen Verkehrs­ gebieten, so auch auf dem Gebiet des Kraftfahrzeuges gegenüber den allgemeinen Bestimmungen des BGB eine schärfere Regelung der Haftpflicht als geboten erscheinen. Die grundsätzliche Haftungs­ form des BGB, die Derschuldenshaftung, hat sich für den Ausgleich der durch den Betrieb von Kraftfahrzeugen verursachten Schaden nicht für ausreichend erwiesen. Infolge der Schnelligkeit der Vorgänge, der Erregung des Geschädigten im Augenblick des aalls und des vielfachen Mangels an Zeugen außer den Begten ist der Nachweis eines Verschuldens meist sehr schwierig. Außerdem trifft selost im Falle des Gelingens des Nachweises eines Berschuloens dieses meist nur den mittellosen Lenker der Fahr­ zeugs, so daß der in oer Regel bemittellere Haller auch in diesem Fall von der Haftung frei bleiben würde. (Vgl. Begründung zum S 1 des Entwurfes von 1909.) Anstelle der grundsichlichen »Derschuldenshaftung" setzt daher das Kraftfahrzeuggesetz für den Kraftfahrzeughalter die grundsätzliche „Gefährdungs­ haftung". Der Kraftfahrzeughalter hastet nach dem Kraftfahrzeug­ gesetz (ß 7 G) für olle Schäden, mit Ausnahme der Fälle eines beg^fllch näher festgelegten unabwendbaren Ereignisses sowie der Fälle des § 8 des KFG. Diese Haftung findet eine Ein­ schränkung bei Verschulden des Verletzten (§§ 9, 17 G) und ist oer Höhe und dem Umfang nach beschräntt (§ 10 ff. G).

Die Haftung des Kraitfabrzeugführers ist im Krastfahrzeuggesetz dadurch verschärft, als ihm die Beweislast dafür auferlegt wird, dich der Schaden nicht durch sein Verschulden ent­ standen ist (§ 18 G). Die Bestimmungen über Einschränkung der Haftung bei Verschulden des Verletzten (§§ 9, 17 G) und Be­ schränkung der Höhe und dem Umfange nach (3 10 ff. G) finden auch für oen Führer entsprechende Anwendnng (§ 18 Abs. 1 und 3 G).

Für die Geltendmachung der auf die Sondervorschriften des Kraftfahrzeuggesetzes gestützten Ansprüche ist zu beachten die kurze Verjährungsfrist oes 8 14 G und die Ausschlußfrist des § 15 G.

Unberührt von den Sonderbestimmungen des Krastfahrzeugaesetzes bleiben die reichsrechtlichen Vorschriften, nach welchen der Fahrzeughalter oder Führer eines Kraftfahrzeugs für oen durch das Fahrzeug verursachten Schaden in weiterem Umfange als nach den Vorschriften des Kraftfahrzeuggesetzes haften oder ein anderer für den Schaden verantwortlich ist,88 16,18 Abs. 2 T).

Gesetz 8 7 Ws. I Anm. 1-3

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§ 7.

Dorsmsse-img der Haftpflicht. Wird bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ein Mensch getötet, der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Halter des Fahrzeugs verpflichtet, dem Verletzten den daraus ent­ stehenden Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch ein unabwendbares Ereignis verursacht wird, das weder auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Fahr­ zeugs noch auf einem Versagen seiner Verrichtungen beruht. Als unabwendbar gilt ein Ereignis insbesondere dann, wenn es auf das Verhalten des Verletzten oder eines nicht bei dem Betriebe beschäftigten Dritten oder eines Tieres zurüchuführen ift und sowohl der Halter als der Führer oes Fahrzeugs jede nach den Umständen des Falles ge­ botene Sorgfalt beobachtet hat. Benutzt jemand das Fahrzeug ohne Wissen und Willen des Fahrzeughalters, so ist er an Stelle des Halters zum Ersätze des Schadens verpflichtet. Daneben bleibt der Hemer zum Ersätze des Schadens verpflichtet, wenn die Benutzung des Fahrzeugs durch sein Verschulden ermög­ licht worden ist. Absatz 1.

Boraursetzunge« de» Haftpflicht. Betrieb eine« Kraftfahrzeuge».

1. Begriff der Betriebs stehe Etnl. Vordem. III. Sm Betrieb eines Kraftfahrzeugs ist auch dann ein Unfall verursacht, wenn er durch den Anhänger verursacht ift, da dieser mit dem ersten Wagen, in dem die treibende Kraft des Motors liegt, eine Betrieoreinheit bildet.') 2. Begriff des Kraftfahrzeuges. Der Begriff des Kraftfahrzeuges ist dem 81 Abs. 2 Gzu entnehmen. Siehe eint. Vordem. Abschn. I. 8. Beim Betrieb eines Kraftfahrzeuges ist die Tötung, Verletzung oder Beschädigung geschehen, wenn der Unfall nicht nur in einem äußeren restlichen und örtlichen, sondern auch in einem inneren ursächlichen Zusammenhänge mit einem be-> ’) Posen 9. 6. 1914 Rechtspr. d. OLG 34/143.

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Gesetz 8 7 Abs. 1 Anm. 3—4

stimmten Betriebsvorgange steht. Ob der Betriebsvorgang tm einzelnen Fall für den Unfall ursächlich ist, hängt davon ab, ob der Vorgang bei abstrakter Betrachtung allgemein ge­ eignet scheint zur Ermöglichung oder Herbeiführung des enrgetretenen Erfolges (adaequate Verursachung). Nicht erfor­ derlich für den ursächlichen (adaequaterr) Zusammenhang ist, daß die Folgen des Unfalls vorauszusehen waren. Ebenso­ wenig ist eine körperliche Berührung mit dem Kraftwagen notwendig. Auch bei bloßer Schreckwirrung ist ein ausrerchenoer ursächlicher Zusammenhang mit dem infome des Schrecks er­ littenen Schaden gegeben?) Der ursächliche Zusammenhang der nur mittelbaren Folgen ist dann anzunehmen, wenn sie dem erfahrungsgemäßen natürlichen Verlauf der Dinge entsprechen, dre Brndungskette also adaequat ist1)2 * 4 * * 7 Unterbrochen ist der Kausalzusammenhang, wenn die vorausgehende Handlung des Täters für den Erfolg von keiner ursächlichen Bedeutung mehr war. Keine Unterbrechung liegt aber vor, wenn neben oem Täter noch andere Personen unabhängig von ihm zum Eintritt des Erfolges mit gewirkt haben?)') Die bloße Möglichkeit, daß der Unfall auch dann eingetreten wäre, wenn der Kraftfahrer die Gebote vor­ sichtig beachtet hätte, unterbricht nicht den Kausalzusammen­ hang?) Der Umstand, daß der gleiche, durch das Tun des Schädigers herbergeführte Erfolg ohnevies durch ein späteres Geschehnis verursacht worden wäre, beseitigt den ursäch­ lichen Zusammenhang zwischen der Tat und dem eingetretenen Erfolg ebenfalls nicht und vermag den Täter von seiner Verantworttichkeit für den Erfolg mcht zu entlasten?) Eigenes sachwidriges Verhalten des Verletzten unterbricht oen Kausalzusammenhang nicht, wenn dieses nur durch dre vorausgegangene schädliche Handlungsweise des Täters ver­ ursacht worden ist?) 4. Unfall. Unfall ist das mit einem bestimmten Betriebsvorgang in ursächlrchem sadaequatem) Zusammenhang stehende plötz­ lich eintretende Ereignis, durch das ein Mensch getötet oder verletzt oder eine Sache beschädigt wird; daß ein Unfall Vor­ aussetzung für die Anwendung der Haftpflichtbestimmungen des KFG ist, ergibt sich aus §§ 14, 15 Gr). ') Stenglein, Anm. 2b 311 § 7 ®, RGZ 23. XL 16. VI. 301/16. 2) Komm, der RGRäte Anm. zu §§ 248 und 823. °) BayObLG 15. II. 27 IW 1927/2811 (fahrlässiges Mitwirken des Verletzten). 4) RG 17. 5. 27, Bau. Z. 1928/9, RG 81/361. 6) Komm, der RGRäte Anm. zu § 248. ") RG 50/95. 7) Müller Anm. 8 II zu 8 7 Abs. 1.

Gesetz 8 7 Abs. 1 »nm. 5-8

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5. Schaden. Schaden ist die mit dem Unfall in ursächlichem (adaequatem) Zusammenhang stehende Tötung oder Berletzung eine« Menschen oder BekchLoiauna einer Sache. Ein Schaden ist nicht vorhanden, wenn da« schädigende (Ereignis dem verletzten Vermögen »vorteile in gleicher Höhe wie BermSgenrnachtelle gebracht hat. Al« hier beacht­ licher Vermögensvorteil kann aber nur angesehen werden, wo« i« Rechtssinn im ursächlichen (adaequaten) Zusammen­ hang mit dem schädigenden Ermanis steht- Hiernach mutz sich der Verletzte z. B. anrechnen lasten, was er in seiner Eigen­ schaft al« Beamter an gesetzlichem Ruhegehalt erhält »der was er aus einer gesetzlichen Versicherung («ranken», Unfallund Invalidenversicherung» bekommen hat.') Für die Frage, ob ein Schaden vorhanden ist, bleibt aber außer Bäracht, was der Verletzte etwa auf Grund eines Versicherungsvertrages vom Versicherer «hätt; denn was ihm aus solcher Versiche­ rung zuslietzt, hat seinen Rechtrgrmw nicht tn dem Unfall, sondern tn dem Abschluß eines Versicherungsvertrags.') Die Begriffe Tötung eines Menschen, Verletzung des Kör­ per« oder der Gesundheit eines Menschen und Beschädigung einer Sach« sind aus dem BGB § 823 Abs. I entnommen und entsprechen den dortigen Begriffen. 6. Ersatzpflichtige Personen. Ersatzpflichtig für den durch einen Un­ fall tm Bemebe eines Kraftf. ® und die dortigen Anm. Dort auch über Verricht auf die Haftung (Anm. 9 zu § 16). (Eine Besonderheit gilt für die Haftung der Post hin» stchtlich der Passagiere der Poftautobusse?) Rach §§ 11,12 des Postgesetzes v. 28. 10. 1871 (RGBl S- 347 ff) hastet die Post ') RG 14. 10. 26 JRdsch 1927/25. ') RG 3. 1. 21 JRdsch 1927/41, RT 10.11.27 IW 1928/560. •) RG 95/249, 102/95, 109/19, 114/75, 115/425, RT 10. 11. 27 IW 1928/559, RG 2. 1. 28 IW 1928/402, RdK 1928/47, RG 8. 12. 27 BRdsch 1928/136. 4) OLG Stuttgart BerkRdsch 1926/584.

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Besetz § 8 Nr- 1 Lmn. 1—6 a) nur für Reisende mit odeutlichen Poften, d) nur im Falle der körperlich en BeschLdt-ungderRetsenden, c) nur für die erforderlichen Kur» und Verpflegskosten. Diele Ansprüche verjähren mit Ablauf von sechs Monaten vom Tage der Beschädigung der Reisenden an gerechnet (8 1* Postgesetz). Ist der Unfall erweislich durch höhere Gewalt oder Fahr­ lässigkeit der Reisenden herbeigeführi worden, so haftet die Post überhaupt nicht. Hinsichtlich der Verlustes oder der Beschädigung durch die Post beförderter Sachen vergl. Postgesetz §§ 11, 8, 9.

8. Nr. 1. Zweck dieser Bestimmung ist, Personen, die di« Betriebs­ gefahren des Kraftfahrzeugsverkebrs freiwillig übernommen haben, nicht den Schutz des den Schutz der Öffentlichkeit be­ zweckenden KFG zu gewähren. Es ist hiebei gleichgültig, ob stch der Betreffende aus beruflichen Gründen x. B- als Begleit­ mann oder Schaffner, den Gefahren aussetzt oder lediglich unentgeltlich und aus Gefälligkeit.') Vergl. auch ® g 7 Amn 12 b. Eine Beförderung durch das Kraftsahmeug liegt auch dann vor, wenn das Kraftfahrzeug nur die bewegende Kraft zur Verfügung stellt wie z. B. bei Zugmaschinen ohne Güterlewe­ raum. 8. Begriff des Unfalls vergl. Amn. 4 zu tz 7. Für die Anwend­ barkeit des tz 8 Nr. 1 kommt es nur auf den Zeitpunkt des Unfalls an4. Verletzter ist nur der an seinem 83wer oder seiner Gesundheit unmittelbar Verletzte und zwar auch der tödlich Verletzte. 6. Durch das Kahrzeuq befördert ist der Verletzte oder die be­ schädigte Sache, wenn sie sich so im oder am Fahrzeug befindet, daß man den Zweck der Beförderung erkennen kann.') Bon einer Beförderung durch das Fahrzeug kann daher nicht ge­ sprochen werden, wenn die körperliche Nerbindunader Person oder Sache mit dem Fahrzeug überhaupt keine Beförderung möglich macht. Die Beförderung beginnt mit dem Einstetgen des Gastes bzw. dem Ausladen der Sache und endet mit dem Aussteigen des Gastes bzw- Ausladen der Sache.

6. Beim Betrieb des Fahrzeugs tätig find die Personen, die sich auf dem im Betrieb befindlichen Fahrzeug selbst befinden oder deren Tätigkeit an dem im Betrieb befindlichen Fahrzeug aus­ geübt wird. Es ist unerheblich, ob der Tätige auf Grund eines Vertrages entgeltlich oder unentgeltlich oder sogar außerver-

') Düsseldorf 14. 11. 27 RdK 1928/110. ’) Lechner Änm 3 zu tz 8.

Gesetz 8 « Nr. 1-2 «nm. 6-8 ohne Willen des Kraftfahrzeughalters oder Führer»

Da in den Füllen des H 8 die in 8 ? Abs. 1 ® bezeichneten Ansprüche nicht geltend gemacht werden können, ergibt sich, daß der ganze Schaden nicht ersetzt werden soll, den oer Ver­ letzte infolge seiner Tätigkeit beim Betrieb erlitten hat, unbe­ kümmert, ob Körper- oder Sachschaden vorliegt. Ein« andere Auslegung würde die unverständliche Folge haben, daß da» Gesetz durch 8 8 den wertvolleren Rechtrgmern de» Verletzten, wie z. P. Unversehrtheit und Schutz des Körper», den Schutz versagen wollte und zu gleicher Zeit den verhältnismäßig weniger wertvolleren Rechtsgutern, wie die vom verletzten getragenen Kleidungsstücke, den Schutz des Kraftfahrzeuggesetze» zubilligen wollte.') Bez. der Haftung nach den allgemeinen Bestimmungen val. G g 16 «nm. 5 b. Da da« Halten von Kraftfahrzeugen, gleich«üttig ob es gewerblich ist oder nicht, der Gewerbeunfallvercherung *ww G