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German Pages 176 [178] Year 2007
im ∂
Kosteneffizient Bauen Ökonomische Konzepte Wirtschaftliche Konstruktionen
Christian Schittich (Hrsg.)
Edition Detail
im ∂ Kosteneffizient Bauen
im ∂
Kosteneffizient Bauen Ökonomische Konzepte Wirtschaftliche Konstruktionen Christian Schittich (Hrsg.)
Edition DETAIL – Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH München Birkhäuser Basel . Boston . Berlin
Herausgeber: Christian Schittich Redaktion: Astrid Donnert, Alexander Felix, Carola Laule, Michaela Linder, Melanie Schmid, Cosima Strobl, Edith Walter Zeichnungen: Nicola Kollmann, Marion Griese, Daniel Hajduk, Caroline Hörger DTP: Peter Gensmantel, Andrea Linke, Roswitha Siegler, Simone Soesters
Ein Fachbuch aus der Redaktion DETAIL Dieses Buch ist eine Kooperation zwischen Edition Detail – Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG und Birkhäuser Verlag AG Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Buch ist auch in englischer Sprache erhältlich (ISBN: 978-3-7643-8413-5). © 2007 Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Postfach 33 06 60, D-80066 München und Birkhäuser Verlag AG, Basel · Boston · Berlin, Postfach 133, CH-4010 Basel Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff (TCF∞). Printed in Germany Reproduktion: Martin Härtl OHG, München Druck und Bindung: Kösel GmbH & Co. KG, Altusried-Krugzell
ISBN: 978-3-7643-8413-5 987654321
Inhalt
Kosten- und qualitätsbewusstes Bauen – eine Herausforderung Christian Schittch
9
Projektübersicht
10
Showroom bei Zevenbergen ott architekten, Augsburg
12
Kostengünstiges Bauen für die Architektur Wolfgang Ott
16
Atelier in Madrid Ábalos & Herreros, Madrid
24
Apotheke und Praxis in Plancher-Bas Rachel Amiot & Vincent Lombard, Besançon
28
Statische Leichtigkeit in Holz Jean-Luc Sandoz
Studentenwohnheim in Amsterdam Claus en Kaan Architecten, Amsterdam/Rotterdam
92
Jugendcamp in Passail Holzbox Tirol, Innsbruck
96
Hotel in Groningen Foreign Office Architects, London
102
Kulturzentrum in München Ingrid Amann Architekten, München
106
»Kostengünstiges Bauen bedeutet nachhaltiges Bauen« Ingrid Amann
112
Hauptschule in Brixlegg Raimund Rainer, Innsbruck
114
32
Realschule in Eching Diezinger & Kramer, Eichstätt
118
Mobiles Wohnhaus in England Mae Architects, London
34
Montessori College Oost in Amsterdam Herman Hertzberger, Amsterdam
122
Fertighaus aus Dänemark ONV arkitekter, Vanløse
38
Eislauf- und Minigolfhalle in Bergheim mfgarchitekten, Graz
128
Strohhaus in Eschenz Felix Jerusalem, Zürich
42
Eisarena in Wolfsburg Schulitz + Partner, Braunschweig
130
Wohnhaus in Shimane Sambuichi Architects, Hiroshima
46
»Wirtschaftlich heißt nicht billig bauen« Helmut C. Schulitz
134
Wohnhaus in Aitrach SoHo Architektur, Augsburg
50
Dienstleistungsgebäude in Frankfurt a. M. Dietz Joppien, Frankfurt a. M.
136
Wochenendhaus in St. Andrews Beach Sean Godsell Architects, Melbourne
54
Planung als »veredelter Rohbau«: kostengünstig, nutzungsneutral, robust Matthias Schönau
Wohnhaus am Lakasee Peter Kuczia, Osnabrück
58
Büro- und Schulungszentrum in Dresden Heinle, Wischer und Partner, Dresden
142
Wohnsiedlung in Neu-Ulm G.A.S.-Sahner, Stuttgart
62
Betriebsgebäude in Großhöflein querkraft architekten, Wien
146
Zum Kostenmanagement querkraft architekten mit Erwin Stättner
151
66 70
Erweiterung einer Fabrik in Murcia Clavel Arquitectos, Madrid
152
Reihenhäuser in Milton Keynes Rogers Stirk Harbour + Partners, London Mehrfamilienhaus in Dortmund ArchiFactory.de, Bochum
72
Wischerfabrik in Bietigheim-Bissingen 156 Ackermann und Partner Architekten, München
Wohnungsbau in London Ash Sakula Architects, London
76
Geschosswohnungsbau in London Niall McLaughlin Architects, London
78
Geschosswohnungsbau in München Hierl Architekten, München
84
Kosten- und qualitätsbewusstes Bauen Rudolf Hierl
88
Unterschiedliche Konstruktionssysteme für ein modulares Baukastensystem Georg Sahner
140
Die Sicht des Architekten – vom Städtebau zum Gebäuderaster Peter Ackermann
160
Die Optimierung des Tragwerks Christoph Ackermann
162
Das Gebäude im Betrieb Helmut Bucher
164
Architekten – Projektdaten Abbildungsnachweis
166 176
8
Kosten- und qualitätsbewusstes Bauen – eine Herausforderung Christian Schittich
Spektakuläre Großbauten, umgesetzt mit manchmal verschwenderischen Budgets, prägen das Bild der Architektur in den Medien. Wo es um die Selbstdarstellung einzelner Städte oder Unternehmen – wie etwa im Moment aus dem Bereich der Automobilindustrie – geht, scheint das Geld keine Rolle zu spielen: Schillernde Architekturstars werden mit überschwänglichen Mitteln versehen, um mit ausgefallenen Formen Aufmerksamkeit zu erzielen. Für den Großteil der Architekten und Planer allerdings sieht der Alltag anders aus. Kosten- und Budgetzwänge sind die Regel, nur in den allerseltensten Fällen steht ein üppiger Etat zur Verfügung. So stellt das engagierte Ringen nach anständigen Lösungen zu möglichst geringen Baukosten den Entwerfer stets vor neue Herausforderungen. Doch Kosteneffizienz ist nicht gleichbedeutend mit billigem Bauen, und auch formal müssen ökonomische Zwänge nicht unbedingt von Nachteil sein. Oftmals führt gerade der Verzicht auf entbehrliche Attribute zu der gestalterisch überzeugenderen Lösung. Für den Planer selbst indes bedeutet die Minimierung der Baukosten zumeist einen erhöhten eigenen Aufwand, der leider nur selten mit den entsprechenden Honoraren abgegolten wird. Eine spezielle Effizienz ist somit auch in der Bürostruktur und Selbstorganisation gefragt. Für den Berufsstand der Architekten insgesamt aber zeigt der zunehmende ökonomische Druck nicht nur Nachteile. Im Gegenteil: Er eröffnet auch neue Chancen, verloren gegangenes Terrain im Bauprozess zurückzugewinnen. Nämlich dann, wenn es dem Architekten gelingt, sich neben seiner Rolle als Gestalter gleichzeitig als unverzichtbarer Experte und Berater für wirtschaftliche Konzepte zu etablieren – vom Grundriss über die Konstruktion bis zum späteren Unterhalt und Energieverbrauch.
Mit den Gebäudebeispielen im vorliegenden Buch richten wir den Blick auf eine Architektur, die sich weder überschwänglich noch modisch reduziert, sondern ganz ohne Allüren zeigt, wobei das Hauptaugenmerk auf gut gestalteten, aber ökonomischen Lösungen liegt. Die vorgestellten Konstruktionen entsprechen dabei weitgehend den Standards an ihrem Entstehungsort, wobei die reine Erfüllung der jeweiligen Normen nicht als das entscheidende Auswahlkriterium dienen kann. Vielmehr sollte eine Publikation, die den direkten Vergleich internationaler Beispiele ermöglicht, dazu beitragen, hier oder da die ein oder andere kostentreibende Regel infrage zu stellen. Wo es um Wirtschaftlichkeit geht, dürfen Angaben zu den Baukosten nicht fehlen. Deshalb haben wir diese – soweit verfügbar – zu den einzelnen Projekten genannt. Allerdings gilt es darauf hinzuweisen, dass die Zahlen untereinander naturgemäß nur schwer vergleichbar sind. Schließlich haben Entstehungszeit und Ort, aber auch weitere individuelle Faktoren entscheidenden Einfluss darauf. So wird ein Quadratmeterpreis, der in London als absolut günstig gilt, in Berlin als sehr teuer angesehen. Trotz alledem liefern Angaben zu Baukosten wertvolle Anhaltspunkte und ermöglichen gelegentlich auch den Vergleich unterschiedlicher Maßnahmen innerhalb desselben Projekts. Da Potenzial und Maßnahmen des ökonomischen Bauens tatsächlich nur aus der Praxis heraus wirklich erklärt werden können, kommen in diesem Buch vor allem die Entwurfsbeteiligten der vorgestellten Beispiele ausführlich zu Wort: mit kurzen Erläuterungstexten zu den einzelnen Projekten, aber auch mit eigenen Artikeln, die ihre Strategien zur Kosteneffizienz – am konkreten Gebäudebeispiel oder allgemein – erklären.
Kosteneffizienz beim Bauen fängt gelegentlich bereits bei der Wahl des Standorts an, der Auswirkungen auf die Art der Erschließung, den Baugrund oder (durch Windanfall und Sonneneinstrahlung) auf den späteren Energieverbrauch hat. Spätestens aber beginnt sie beim Entwurf: Die Optimierung von Funktionsabläufen und Raumprogramm, die Form des Baukörpers, das Verhältnis von Volumen und Fassadenfläche, die Frage, ob ein Keller notwendig ist – dies sind nur einige der entscheidenden Parameter. Bei der Konstruktion schließlich geht es um die Wahl der Materialien, das wirtschaftlichste Tragwerk, die ökonomischsten Details oder die Frage, wo Fertigteile sinnvoll sind.
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Projektübersicht
Seite Projekt 12 Showroom bei Zevenbergen ott architekten, Augsburg 24 28
Atelier in Madrid Ábalos & Herreros, Madrid Apotheke und Praxis in Plancher-Bas Rachel Amiot & Vincent Lombard, Besançon
34
Mobiles Wohnhaus in England Mae Architects, London
38
Fertighaus aus Dänemark ONV arkitekter, Vanløse Strohhaus in Eschenz Felix Jerusalem, Zürich
42
46 50
54 58
62 70 72
Wohnhaus in Shimane Sambuichi Architects, Hiroshima Wohnhaus in Aitrach SoHo Architektur, Augsburg Wochenendhaus in St. Andrews Beach Sean Godsell Architects, Melbourne Wohnhaus am Lakasee Peter Kuczia, Osnabrück
Wohnsiedlung in Neu-Ulm G.A.S.-Sahner, Stuttgart Reihenhäuser in Milton Keynes Rogers Stirk Harbour + Partners, London Mehrfamilienhaus in Dortmund ArchiFactory.de, Bochum
76
Wohnungsbau in London Ash Sakula Architects, London
78
Geschosswohnungsbau in London Niall McLaughlin Architects, London
84
Geschosswohnungsbau in München Hierl Architekten, München
92
Studentenwohnheim in Amsterdam Claus en Kaan Architecten, Amsterdam/Rotterdam
10
Flächen/Rauminhalt 406 m2 BGF 380 m2 NF 1624 m3 BRI 302 m2 BGF 328 m2 NF 615 m2 BGF 560 m2 NF 1940 m3 BRI
86 m2 BGF 215 m3 BRI 60 –169 m2 BGF 173 m2 140 m2 844 m3 271 m2 722 m3 172 m2 132 m2 775 m3 280 m2 800 m3 226 m2 175 m2 730 m3
BGF NF BRI NF BRI BGF WF BRI BGF BRI BGF NF BRI
2731 m2 BGF 10 487 m3 BRI
556 m2 BGF 1440 m3 BRI
Bausumme 450 000 ™ 1108 ™/m2 BGF 500 000 ™ (brutto) 1524 ™/m2 NF 670 000 ™ (netto) 800 000 ™ (brutto) 1196 ™/m2 NF 115 ™/m2 Dachfl. 195 000 ™ (brutto) 1950 ™/m2 NF 1400 ™/m2 NF 426 738 ™ (brutto) 2463 ™/m2 BGF
Konstruktion Stahlrahmen + Brettstapelelemente Stahlbeton + Stahl Holz
detaillierte Kostenaufstellung Bau mit Generalunternehmer, keine Kostenaufschlüsselung vorhanden
Aushub/Gründung 4,1 % Außen-/Innenwände 32,2 % Decken/Dach 27,5 % Heizung/Lüftung/Sanitär 10,1 % Technische Ausstattung 26,1 %
Holzständeroder Stahlrahmenbauweise Holzständerbauweise Holz
Holz 230 000 ™ (brutto) 1337 ™/m2 BGF
Holzständerbauweise Stahlskelettbau
95 500 ™ 422 ™/m2 BGF
Mauerwerk + Holz
1,82 Mio. ™ (brutto) 817– 941 ™/m2 WF 1,92 Mio. ™ (brutto) 1267 ™/m2 NF 200 000 ™ (netto) 360 ™/m2 BGF
Mauerwerk Holzständerbauweise Mauerwerk
338 m2 268 m2 918 m3 1071 m2 966 m2 2870 m3
BGF NF BRI BGF WF BRI
865 830 ™ (brutto) 2202 ™/m2 BGF
Holzrahmenbauweise
2,2 Mio. ™ (brutto) 2200 ™/m2 WF
Holzrahmenbauweise
10 450 m2 7595 m2 35 371 m3 3650 m3 9000 m2
BGF WF BRI BGF BRI
8,72 Mio. ™ (brutto) 1149 ™/m2 WF
Stahlbeton
3,6 Mio. ™ (brutto) 986 ™/m2 BGF
Stahlbeton mit Sichtmauerwerk
Aushub/Gründung 2,5 % Außen-/Innenwände 35 % Decken/Böden/Dach 25 % Heizung/Lüftung/Sanitär 22 % Technische Ausstattung 15,5 % Baukonstruktion 82,8 % TGA 17,8 %
Abbrucharbeiten 5 % Bestandssanierung 75 % Aufstockung 20 %
Aushub/Gründung 9,8 % Außen-/Innenwände 28,9 % Decken/Böden/Dach 8,9 % Tragwerk 10,5 % Heizung/Lüftung/Sanitär 16,9 % Technische Ausstattung 9,6 %
Aushub/Gründung 3,2 % Rohbau 58,9 % Ausbau 9,1 % Heizung/Lüftung 11,3 % Elektrotechnik 6,3 % sonstige Kosten 11,2 %
Seite Projekt 96 Jugendcamp in Passail Holzbox Tirol, Innsbruck
102 106
Hotel in Groningen Foreign Office Architects, London Kulturzentrum in München Ingrid Amann Architekten, München
114
Hauptschule in Brixlegg Raimund Rainer, Innsbruck
118
Realschule in Eching Diezinger & Kramer, Eichstätt Montessori College Oost in Amsterdam Herman Hertzberger, Amsterdam Eislauf- und Minigolfhalle in Bergheim mfgarchitekten, Graz Eisarena in Wolfsburg Schulitz + Partner, Braunschweig
122 128 130
Flächen/Rauminhalt 550 m2 BGF 470 m2 NF 1800 m3 BRI
210 m2 598 m2 1900 m2 1705 m2 9478 m3 4100 m2 3441 m2 16 245 m3 12 630 m2 59 580 m3 17 016 m2
BGF BRI BGF NF BRI BGF NF BRI BGF BRI NF
855 m2 5130 m3 10 540 m2 76 720 m3
NF BRI BGF BRI
Bausumme 708 000 ™ (netto) 1500 ™/m2 NF
Konstruktion Holztafelbauweise
450 000 ™ 2142 ™/m2 BGF 1,8 Mio. ™ 1100 ™/m2 NF
Stahl
4 Mio. ™ (netto) 1162 ™/m2 NF 13,8 Mio. ™ (brutto) 1090 ™/m2 BGF 15,2 Mio. ™ (brutto) 891 ™/m2 NF 368 000 ™ 430 ™/m2 NF 7,5 Mio. ™ (netto) 683 ™/m2 BGF (netto)
StahlbetonFertigteilbauweise Stahlbeton
Stahlbeton Stahlbeton Holzskelettbauweise Stahl
136
Dienstleistungsgebäude in Frankfurt a. M. Dietz Joppien, Frankfurt a. M.
21 750 m2 BGF 13 300 m2 NF 88000 m3 BRI
14,6 Mio. ™ (netto) 1097 ™/m2 NF
StahlLeichtbeton
142
Büro- und Schulungszentrum in Dresden Heinle, Wischer und Partner, Dresden
2881 m2 BGF 1465 m2 NF 8556 m3 BRI
2,8 Mio. ™ (brutto) 970 ™/m2 BGF
Stahlbeton
146
Betriebsgebäude in Großhöflein querkraft architekten, Wien Erweiterung einer Fabrik in Murcia Clavel Arquitectos, Madrid
1,09 Mio. ™ (brutto) 466 ™/m2 NF 500 000 ™ (brutto) 318 ™/m2 NF
Stahl
152
2341 m2 12 989 m3 1650 m2 12 000 m3 1572 m2 237 975 m3
NF BRI BGF BRI NF BRI
detaillierte Kostenaufstellung Grundmodule 48,4% Sockel, 16,9 % Wandschichten 2,4 % Dachschichten 3,7 % Möbel 15,6 % Installationsleitungen 2,8 % Boden Außenraum 5,3 % Außenanlagen 4,9 %
Baukonstruktion 4,5 Mio. ™ (netto), davon: Stahlbetonbau 41 % Stahlkonstruktion/Dach 22 % Fassadenarbeiten 14 % Innenausbau 18,3 % TGA 2,7 Mio. ™ (netto), davon: Heizung/Lüftung/Sanitär 54,3 % Elektrotechnik 37,1 % Aushub/Gründung 8 % Außen-/Innenwände 36 % Decken/Dach 32 % Baustelleneinrichtung 6 % Heizung/Lüftung/Sanitär/Elektro 18 % Kostengruppe 300: 1,05 Mio. ™ (netto), davon: Aushub/Gründung 28 % Außen-/Innenwände 40 % Decken/Dach 32 %
Stahl
27,5 Mio. ™ Stahl Wischerfabrik in Bietigheim-Bissingen Ackermann und Partner Architekten, 847 ™/m2 München 116 ™/m3 BGF = Bruttogrundfläche, BRI = Bruttorauminhalt, NF = Nutzfläche, WF = Wohnfläche, TGA = Technische Gebäudeausrüstung.
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Showroom bei Zevenbergen Architekten: ott architekten, Augsburg
Schlichte prägnante Showroom-Box Kurze Montagezeit durch Vorfertigung Kostengünstige Elementierung
Stahlbetonfertigteilen betritt man die Ausstellungsbox. Im Innenraum dient der großzügige Lounge-Bereich mit knallrot gepolsterter Sofalandschaft als Empfang und bildet den Auftakt für den zentral angeordneten Showroom. Im Kontrast zur dunkelgrauen Außenhaut sind sämtliche Oberflächen des Innenraums mit weiß geöltem, hellem Lärchenholz verkleidet. Ein in das Deckensystem integriertes, schmales Lichtband wird kontinuierlich an der Fassade entlang geführt. Die Präsentation der Rollladensysteme erfolgt mit drehbaren Lichtkästen, die im Konstruktionsraster des Gebäudes aufgereiht sind. Schulungsbereich, Lager und ein Büroraum sind an den Kopfenden der Box angeordnet.
Die Entwicklung eines gewerblichen, multifunktionalen Gebäudes mit Showroom, Schulungsräumen und Büros war Zielsetzung der Gebäudekonzeption, die für die einzelnen Standorte in Europa und im niederländischen Zevenbergen erstmals umgesetzt wurde. Da das Gebäude als Produktträger bzw. »Marke« fungiert, steht ein hoher Wiedererkennungswert des Gebäudes im Sinne eines Corporate Design im Vordergrund: Als prägnante, vom Boden abgehobene Box präsentiert sich der eingeschossige, etwa 10 ≈ 40 m lange Riegel.
Günstige Konstruktion und Montage Kurze Bau- und Montagezeiten kennzeichnen das in Mischkonstruktion konzipierte Gebäude. Ein Stahlrahmen aus HEB-Profilen trägt die Holzbox. Durch den Einsatz von Brettstapeldecken im Decken- wie Bodenbereich entfällt eine aufwändige zusätzliche Nebenträgerlage. Außerdem sind Sanitärboxen und Raumteiler in Holzrahmenbauweise vorproduziert, sodass nach nur drei Wochen Montage die Ausstellungsbox schlüsselfertig übergeben werden konnte.
Reduziertes Materialkonzept Die vollflächig verglasten Längsseiten der Fassade geben den Blick frei auf die ausgestellten Rollladenmuster. Im Attika- und Sockelbereich werden die Fensterbänder von horizontalen fensterbündigen Streifen aus anthrazitfarbenen Faserzementplatten gerahmt. Die Stirnseiten sind dagegen durchgängig mit diesen Platten bekleidet. Über eine außenliegende Rampe oder eine kurze Treppe aus
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Gebäudedaten: Nutzung: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 BGF: Gesamtnutzfläche: Lichte Raumhöhe: Bruttorauminhalt: Bruttogrundfläche: Grundstücksfläche: Bauzeit: Baujahr:
Showroom 450 000 ™ 1180 ™ 379 m2 3,00 m 1624 m3 406 m2 2174 m2 3 Wochen 2005
Schnitt • Grundriss Maßstab 1:250 Lageplan Maßstab 1:2000 1 2 3 4 5 6 7 8
Eingang Büroraum Servicebox Lounge Ausstellungsbereich Raumteiler Schulungsraum Lager
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Vertikalschnitt • Horizontalschnitt Maßstab 1:20 1 Verbundblech 2 mm 2 Faserzementplatte anthrazit 8 mm Lattung 40/50 mm, Dichtungsfolie 2 mm Brettschichtholz 140/580 mm 3 Dachaufbau: Kies 40 mm, Schutzvlies 2 mm Dichtungsbahn 2 mm Wärmedämmung 120 mm Brettstapeldecke 100 mm Unterzug Brettschichtholz 300/320 mm Dreischichtplatte Lärche gekalkt,
gebürstet 18 mm 4 Beleuchtungsfuge 100 mm 5 Ausstellungselement: Rahmen MDF schwarz durchgefärbt 20 mm Deckplatte Plexiglas weiß transluzent 8 mm Beleuchtung innenliegend 6 Geländer Gitterrost 1200/6000 mm 7 Rampe Stahlbetonfertigteil 180 mm 8 Türgriff Aluminiumprofil Ø 40 mm 9 ESG 4 mm außenseitig verschraubt auf Türrahmen Aluminium anthrazit ¡ 50/120 mm mit Float 6 mm 10 Fensterrahmen Aluminium
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Aluminium anthrazit ¡ 140/50 mm 11 Kokosmatte 18 mm 12 Bodenaufbau: Dielen Lärche gebürstet geölt 33 mm Lagerholz dazwischen Trittschalldämmung 40 mm Dampfsperre 2 mm, Kantholz 80/80 mm dazwischen Wärmedämmung 80 mm Brettstapeldecke 120 mm, Trennlage 2 mm Träger HEB 260, Nebenträger HEB 240 13 Trennwand: Dreischichtplatte Lärche 18 mm OSB-Platte 20 mm, Riegel 120/60, dazwischen Dämmung 120 mm,
Türblatt Lärche 14 Verglasung Bürozelle ESG 10 mm, am Boden mit Silikon verklebt 15 Stütze Stahlprofil anthrazit lackiert Ø 70 mm 16 ESG Sonnenschutzbeschichtung 4 + SZR Argonfüllung 12 + ESG 6 mm 17 Wandaufbau: Faserzementplatte anthrazit 8 mm Lattung 40/50 mm, Dichtungsfolie 2 mm OSB-Platte 15 mm, Riegel 200/80 mm dazwischen Wärmedämmung 200 mm Dichtungsfolie 2 mm, OSB-Platte 18 mm Dreischichtplatte Lärche gekalkt, gebürstet 18 mm
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Kostengünstiges Bauen für die Architektur Wolfgang Ott
Wolfgang Ott befasst sich mit kosteneffizientem Planen und Bauen bei zugleich hohem Anspruch an die Architektur. In folgendem Gespräch zeigt er allgemeine Konzepte auf, um Kosten zu reduzieren, und verdeutlicht sie am Beispiel des Projekts in den Niederlanden (siehe S. 12–15). Das Auftreten seines Büros als Investor beeinflusste seine Arbeit in wirtschaftlicher Hinsicht stark. In Eigeninitiative verwirklichte er vor einigen Jahren die Erweiterung einer Schule in Nepal – kostengünstiges Bauen unter gänzlich anderen Voraussetzungen. Wie muss Ihrer Meinung nach der Planungsprozess verlaufen, um die größte Wirtschaftlichkeit zu erzielen? Unsere Planung gliedert sich in drei Phasen. Die erste liegt ganz klar im Entwurf. Dieser bietet das höchste Einsparpotenzial. Jeder Quadratmeter Erschließungsfläche, der nicht benötigt wird, macht nicht nur die Architektur schlechter, sondern auch deutlich teurer. Im ersten Rundgang wird gefeilt, bis wir das Gebäude soweit reduziert haben, dass nur bestehen bleibt, was unentbehrlich ist. Und natürlich soll das Gebäude nicht nur funktionieren, sondern auch architektonische Qualitäten besitzen. Dies hat nicht unbedingt mit überschüssigen Flächen zu tun, sondern mit der Entwurfslinie.
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Diese wird dann in der Genehmigungsphase erneut auf den Prüfstand gestellt. Bereits im Entwurf ist der Brandschutz für uns ein ganz wichtiger Faktor. Um den Entwurf auch in dieser Hinsicht realisierbar zu machen, wird der Brandschutzbeauftragte frühzeitig in den Entwicklungsprozess einbezogen. Die zweite Stufe beinhaltet Überlegungen zum Bauprozess. Wir arbeiten aus Kostengründen sehr viel mit Fertigteilen. Die dritte Phase beginnt mit der Vergabe. Wir berücksichtigen speziell die Fertigungsmethoden der ausführenden Firma, nicht des Produktherstellers. Wenn sie einen Holzbau planen, und der beauftragte Systemholzbauer hat leider keine Module mit 62,5 cm, sondern nur mit einem Meter, kann er das zwar trotzdem bauen, aber mit entsprechendem Mehraufwand. Daher sehen wir die Verknüpfung mit den ausführenden Firmen als eminent wichtig an. Wohlgemerkt ist dieser Faktor immer der schwierigste, da die Firma erst spät in den Prozess eintritt, und dann muss alles sehr schnell gehen. Zwischen der Vergabe an die Firma und dem Ausführungsbeginn die Konstruktion nochmals infrage zu stellen, ist der Punkt, der am meisten Mühe macht und auch nicht immer funktioniert.
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Für Sie ist die Vorfertigung im Hinblick auf Kosteneffizienz von großer Bedeutung. Wo stößt diese Methode an ihre Grenzen? Vorfertigung lohnt sich dann nicht mehr, wenn man eine gewisse Systematik verlässt. Die Verfahrensweise profitiert vom Wiederholungseffekt, hat aber ihr Minus in Transportund Montagekosten. Die Waldorfschule in Augsburg zum Beispiel (Abb. 3, 4), die wir anfangs in Fertigteilen geplant hatten, ist für die Vorfertigung nicht geeignet, da jedes Element unterschiedlich ist. Daher ist es ein klassischer Ortbetonbau. Das Gebäude der phg-Druck in Augsburg (Abb. 1) dagegen ist ein klassischer Fertigteilbau, da er einfach elementiert ist. Die Waldorfschule war extrem günstig. Bedeutet das, man kann Ortbeton genauso anwenden wie Fertigteile? Nein, genauso günstig sind Ortbetonbauten nicht. Wir haben die Kosten reduziert, indem wir den Bauherrn davon überzeugen konnten, dass Sichtbeton nicht immer aalglatt sein muss, sondern auch einen groben Charakter haben kann. Hätten wir den Bau mit einer glatten Schalung betonieren lassen, wäre er exorbitant teuer geworden. Jetzt strahlt das Gebäude eine Massivität aus, die von der Ruppigkeit des Betons sogar deutlich profitiert. Derartige Erkenntnisse erlangt man allerdings oft erst später. Bei welchen Gewerken sehen Sie während des gesamten Bauablaufs die größten Einsparmöglichkeiten? Die größten Einsparungen macht man auf jeden Fall im Rohbau, das heißt in der Konstruktion. Daran hat auch der Tragwerksplaner einen nicht unerheblichen Anteil. Die anfänglichen Preise für den Rohbau liegen oft deutlich höher als gedacht, deshalb muss man zusammen mit dem Tragwerksplaner versteckte Kosten aufspüren und Alternativen zur Einsparung entwickeln. Es fängt bei den Fundamenten an, und hört bei der Stützenstellung auf. Oft sind es nur zwei Meter Stützweite zuviel, die für den Entwurf zwar gut, aber nicht essenziell sind. Diese zwei Meter verschlingen plötzlich einen sechsstelligen Betrag im Dachtragwerk, und genau dieser Betrag fehlt dann letztlich für schöne Oberflächen. Solche Parameter versuchen wir bereits in frühen Planungsphasen gegeneinander abzuwägen.
Arbeiten Sie bei Ihren Bauprojekten im Normalfall mit externen Fachplanern zusammen? Es gibt externe Fachplaner, jedoch arbeiten wir mit jedem dieser Büros seit vielen Jahren sehr eng und vertrauensvoll zusammen. Welchen Einfluss haben die Fachplaner auf die Kosten? Fachplaner bekommen die Auflage, Geld zu sparen; meist halten sie dieses Budget ein. In der Summe wird das Geld leider während des Bauens selten mehr, sondern eher weniger. Somit sind wir als Architekten immer diejenigen, die verantwortlich dafür sind, die Kosten zu steuern, und immer auch diejenigen, die zuständig sind, wenn es nicht funktioniert. Von daher ist die Sensibilität für Kosten bei uns natürlich ungleich höher als bei einem Fachingenieur. Ein Fachplaner hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Gebäude funktioniert, der Statiker ebenso wie der Lüftungstechniker. Grundsätzlich gehen alle Beteiligten ein höheres Risiko ein, je mehr sie sich der Schmerzgrenze der Funktionalität nähern. Demzufolge ist die Bereitschaft zum Sparen ab einem bestimmten Punkt eher gering. Unsere Aufgabe ist es nun, diesen Graubereich als Einsparpotenzial zu lokalisieren. Daraus entsteht neuer Spielraum für die Architektur. Kosteneffizientes Bauen ist in der Planung sehr aufwändig. Für das Architekturbüro ist es wahrscheinlich weniger effizient? Wenn ich keine Vereinbarung mit dem Bauherrn treffe, die mich für das kostengünstige Bauen entlohnt, stimmt das. Dies ist allerdings schwierig umzusetzen, obwohl die deutsche Honorarordnung es eigentlich vorsieht. Wenn ich meinen Auftrag darin sehe, das Gebäude möglichst effizient zu planen, verringert sich der Gewinn deutlich. Und wie gleichen Sie dies in Ihrem Büro wieder aus? Durch eingespielte Teams oder durch Routine? Es gibt viele Routinen. In den vergangenen zehn Jahren, in denen wir sehr viele Gewerbe- und andere Bauten geplant haben, wurden natürlich einige Abläufe diszipliniert mit dem Ziel, die Architektur nicht aus den Augen zu verlieren. Unser Büro steht einerseits für eine hohe architektonische Qualität, die unser größtes Anliegen ist; andererseits haben wir viele Bauherren, die extrem kostenbewusst sind. Diesen Spagat machen wir seit zehn Jahren. Mittlerweile verfügen wir über ein breites Portfolio mit allen Baustoffen und Konstruktionen, das aufzeigt, an welchen Stellen und auf welche Weise Kosten zu sparen sind.
1, 2 Produktions- und Verwaltungsgebäude der phg in Augsburg, 2003
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Bevorzugen Sie einen Baustoff, um kosteneffizient zu planen, oder stecken in jedem Baustoff die gleichen Potenziale? Ich würde keinesfalls einen einzigen Baustoff bevorzugen. Die Wahl des Materials hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Vor drei, vier Jahren etwa konnten wir noch große Spannweiten mit Stahl sehr kostengünstig überbrücken. Kein Binder aus Beton oder Holz konnte hier finanziell mithalten. Inzwischen hat sich das ins Gegenteil gekehrt. Durch die große Nachfrage nach Stahl in China konzentrieren wir uns in Europa wieder auf Holz und Beton. Sofern bei der Konstruktion keine formalen Vorstellungen zu berücksichtigen sind, ist der Marktpreis entscheidend. Bei kleinen Spannweiten war Beton früher gefragter als Stahl. Je größer die Spannweiten werden, desto weniger effizient ist Stahl. Unser letztes größeres Projekt, den Deka Messebau in Augsburg, haben wir in Holz überspannt. Bis dahin haben wir Holz ausschließlich aus gestalterischen Gründen eingesetzt und nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus.
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Kommen wir zu Ihrem Showroom in den Niederlanden. Was genau haben Sie bei diesem Projekt unternommen, um möglichst kostengünstig zu sein? Der Showroom ist wie in den Niederlanden üblich konstruiert. Das bedeutet, dass das Gebäude auf Pfählen steht und auf weitere Fundamente verzichtet wird. Zusammen mit dem Bauherrn wurde eine Stützenstellung erarbeitet, die kompatibel mit dem vorhandenen Ausstellungssystem war und uns ein sehr wirtschaftliches Arbeiten erlaubte. Der klare Baukörper mit dem aufgeständerten Tragwerk ist vollkommen linear entwickelt und erstellt. Er ist in sich kaum differenziert; die Seitenteile sind vollständig geschlossen, die Längsseiten ausnahmslos verglast (Abb. 5). Das Raster der Scheibenbreite liegt unterhalb der Grenze von 2,30 m, denn bei Maßen darüber schnellt die Preiskurve nach oben. Wie ging der Fertigungsprozess vor sich? Das ganze Gebäude ist komplett vorelementiert. Die Bauzeit lag insgesamt bei dreieinhalb Wochen. Es wurde in Deutschland vorgefertigt, sowohl die freitragenden Platten, die auf Stahlträgern aufgelegt wurden, bis hin zu kompletten Raummodulen. Mit Ausnahme der Waschbecken wurde der gesamte Sanitärtrakt in einem Raumcontainer angeliefert, der bereits vorinstalliert war. Warum haben Sie nicht auch bei dem Sanitärtrakt auf eine fertige Einheit zurückgegriffen? Wir greifen zwar gerne auf Systeme zurück, aber oft existieren sie nicht so, wie sie benötigt werden. Einen Sanitärkern hätte es vielleicht in anderen Größen gegeben, aber nicht genau mit den verwendeten Maßen. Komprimierte Grundrisse lassen hier leider wenig Spielraum. Mussten Sie Kompromisse eingehen, um kostengünstigere Lösungen zu verwirklichen? Oder haben Sie im Gegenteil in gewissen Bereichen bewusst teurere Lösungen für den Showroom gewählt, weil sie für die Architektur wichtig waren, und dafür lieber an anderer Stelle gespart? Das Budget für den Showroom war auf eine halbe Million Euro fixiert. Neben den Ausstellungsflächen mussten ein Schulungsbereich, eine Kundenlounge und Büros realisiert werden – ein hocheffizienter Prototyp für den Einsatz in diversen Ländern.
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Natürlich kam es zu einigen Veränderungen. Im Innenausbau wollten wir zum Beispiel gerne ein Hartholz verwenden. Jetzt ist alles in Lärche ausgeführt, das die Oberflächen nicht elegant, sondern eher robust macht. Im Gegenzug konnten wir den Außencharakter der Fassade erhalten. Wir wollten auf Deckleisten verzichten und stattdessen mittels teurerer Nassverglasung versiegeln, denn es handelt sich um ein Ausstellungsgebäude, das primär von außen erlebt werden soll. Die Priorität lag also ganz klar im minimalen Konstruktionsanteil und dem Erscheinungsbild eines sehr glatten Baukörpers ohne Profilierung. Dafür mussten wir im Inneren verschiedene Kompromisse eingehen, die jetzt aber überhaupt nicht als solche erlebt werden. 5
Wenn man im Planungsprozess nur flexibel genug bleibt, entstehen nicht selten sogar ganz neue Aspekte, die vorher nicht bedacht wurden. Es eröffnen sich immer wieder neue Möglichkeiten bei der Ausführung, die für einen deutlichen Minderbetrag mindestens dieselbe Qualität erreichen. Die Kunst liegt darin, dass ein Gebäude zwar günstig ist, aber nicht billig aussieht. Bei einigen Ihrer Projekte sind Sie selbst als Investor aufgetreten. Welche Auswirkungen hatte dies auf die Baukosten? Das Arbeiten als Investor gehört der Vergangenheit an. Letztlich aber haben unsere Erfahrungen als Investor unsere Sichtweise geschärft. Man plant und baut bewusster, da es durchaus einen Unterschied macht, ob sie dem Bauherrn sagen, dass das Gebäude 20 % teurer geworden ist, oder den fehlenden Rest der Bausumme selbst aufbringen müssen. So haben wir mehr Verständnis für die Geldbörse unserer Kunden entwickelt. Denn für einen planenden Architekten sind 10 % der Bausumme oft kein großes Problem; für jemanden, der sie bezahlen muss, ist es manchmal extrem viel Geld. Es hätte beim schlüsselfertigen Bauen oft die Möglichkeit gegeben, Geld in die Bürokasse zu leiten, indem man die Standards so niedrig ansetzt, wie sie in der Baubeschreibung stehen. Die gewerblichen Mitbewerber arbeiten auf dieser Basis, Priorität ist die Gewinnmaximierung. Den freien Architekten drängt sich daher leider oft der Gedanke der Übervorteilung des Bauherrn auf. Wir haben hierin stattdessen die Chance gesehen, mit diesem Geld die maximal mögliche Architekturqualität zu realisieren. Wir konnten das Geld besonders effektiv einsetzen, da wir selbst damit geplant und agiert haben. Wenn wir dank einer guten Vergabe Einsparungen in einem Gewerk machen konnten, wurden damit die Baukosten des Bauherrn reduziert. Zugleich war dieses Geld für die Architektur verloren. Wenn wir aber die Ausgaben unter eigener Regie steuerten, hatten wir alle Möglichkeiten, mit den frei gewordenen Mitteln neue Qualitäten einzukaufen. Voraussetzung ist natürlich immer eine ehrenwerte Ambition.
3, 4 Freie Waldorfschule in Augsburg, 2007 5 Showroom bei Zevenbergen, 2005
Warum haben Sie das schlüsselfertige Bauen aufgegeben? Die beschriebene Konstellation funktioniert nur, wenn Kosten und Gestaltung in Personalunion unablässig gegeneinander abgewogen werden. Diesem anstrengenden Prozess war ich fast zehn Jahre ausgesetzt. Dazu kommt eine Vielzahl an administrativen und finanziellen Zwängen, die für die Entwicklung formaler Gedanken nicht befruchtend sind. Wir haben sicher viel gelernt dabei, aber ich bin in meiner Gestaltungsfreiheit ohne diese zusätzliche Last weniger eingeschränkt. Kosteneffizienz betrifft nicht nur die Erstellung des Gebäudes, sondern auch den Unterhalt. Welche Rolle spielen in der Planung Gebäudeunterhalt bzw. Betrieb? Ausgaben für den Bau, den Unterhalt oder die Sanierung von Gebäuden sind gänzlich andere Kostenstellen. Das heißt, welcher finanzielle Aufwand folgen kann, wenn man ein Gebäude am Anfang zu billig oder ungenau baut, steht in keinem Verhältnis zu den Erstellungskosten. Leider wollen das die wenigsten Bauherren glauben. Seit zwei Jahren allerdings ist die Diskussion aufgrund der enorm gestiegenen Energiepreise neu entfacht. Beinahe jeden Bauherrn interessiert nun die Frage, was ihn das Gebäude kostet, wenn er es fünf, zehn, 20 oder 50 Jahre lang betreibt. Hierbei spielt die Energiefrage und somit die Haustechnik eine große Rolle. Aber nicht nur die Heiz- und Betriebskosten sind von finanzieller Bedeutung, sondern auch jede notwendige Wartung und Reparatur. Das Thema Facility Management besitzt seit rund zehn Jahren eine große Präsenz als eigenes Berufsfeld. Mittlerweile hat jeder die Problematik verinnerlicht, was nicht zuletzt die Position des Architeken erheblich stärkt. Nimmt die Funktion des Architekten als Energieberater zu? Ja, ganz bestimmt. Ein gutes Beispiel bietet ein langjähriger und großer Bauherr, für den wir unsere ersten Industriehallen gebaut haben. In diesen Gebäuden hatten wir eine enorme Ablufttemperatur unter der Decke. Damals hat sich niemand für Wärmerückgewinnung interessiert. Jetzt soll die ganze Firma, insgesamt 35 000 m2, nachträglich auf regenerative Energien umgestellt werden, um keine externen Energien mehr importieren zu müssen. Dieser Gedanke ist nicht über zehn Jahre gereift, er entstand vielmehr schlagartig aus den veränderten Energiekosten. In solchen Betrieben ist der Verbrauch ziemlich hoch. Irgendwann ist der Gedanke des Einsparens präsent, und sie stoßen mit dieser Thematik auf offene Ohren.
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Welche neuen Chancen bietet diese Bewusstseinsänderung für Architekten? Wir können möglicherweise wieder besser vermitteln, dass wir die Schnittstelle für alle Zwänge um das Thema Bauen sind. Früher war einfach akzeptiert, dass der Architekt zuständig ist für alle Teilbereiche. Im Lauf der Jahrzehnte hat sich das irgendwann verflüchtigt, aus der Annahme heraus, dass statt fünf Fachingenieuren jetzt plötzlich 20 Spezialisten mitarbeiten und die Position vieler Architekten nur noch auf das Gestalten von Fassaden beschränkt ist. Wir versuchen, wieder an den Punkt zurückzukehren, an dem wir alle Stellschrauben bedienen und somit das gesamtheitliche Ergebnis garantieren können. Über die Thematik Energie gelingt das deutlich einfacher, da es nicht nur ein Thema des Fachplaners für Heizung, Lüftung und Sanitäranlagen ist.
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Genauso wichtig sind die Konstruktion, die Speichermassen, die Dämmtechnik, die Gläser, die Orientierung und natürlich die Räumlichkeit selbst. Sie haben in einem abgelegenen Gebiet Nepals unter vollkommen anderen Bedingungen mit einfachsten Mitteln hinsichtlich Planung und Bauausführung eine Schule erweitert. Welche Erfahrung machten Sie dort? 1996 wurde in Manang die Lophelling School (»erwachender Geist«) mit einem Internat für rund 70 tibetische Flüchtlingskinder gegründet und mit primitivsten Mitteln gebaut. Das Gebiet liegt auf einer Höhe von 3500 m am Fuß des 8000 m hohen Annapurna-Massivs und ist geprägt von extremen klimatischen Verhältnissen. Wir planten die Erweiterung der Schule um einen großen Gebets- und Speisesaal mit Küche,
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Lehrerwohnungen und Aufenthaltsräumen sowie ein Waschhaus (Abb. 8). Unser Neubau sollte komplett mit Solarenergie betrieben, mit Materialien aus der Region gebaut werden und ohne Erschließungsfläche auskommen, um maximale Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Bei vielen Entwicklungsprojekten, die ich in Nepal besichtigt habe, maß die benötigte Nutzfläche maximal 50 % des gesamten Gebäudes. Die Restflächen dienten der Erschließung, Empfangssälen und Räumen, die nie in Betrieb waren. Worin unterscheidet sich der Bauablauf im Vergleich zu europäischen Vorgehensweisen? Der Herstellungsprozess in Nepal ist unserer Vorgehensweise genau entgegengesetzt: Das Material kostet sehr viel, gemessen an den dort herrschenden Verhältnissen wohlgemerkt. Die Arbeitskraft hingegen kostet nahezu überhaupt nichts. Das erfordert eine völlig andere Denk- und Herangehensweise. Hier würde man, um Kosten zu sparen, standardisierte Fenster kaufen; dort tut man gut daran, diese Fenster vor Ort handwerklich fertigen zu lassen. Es dauert drei bis vier Monate, bis alle fertig sind. Träger bringen das Rohmaterial, zum Beispiel Baumstämme, auf dem Rücken aus dem Tal, weil weiter oben keine Bäume mehr gefällt werden dürfen. Dann werden sie handwerklich bearbeitet, wie bei uns vor hundert Jahren. Das eröffnet Möglichkeiten, weg von der Standardisierung sehr individuelle Dinge zu entwickeln. Der komplette Wintergarten, den wir dort oben haben bauen lassen, ist vollständig Handwerksarbeit, auch die gesamten Abtropfbleche usw. wurden vor Ort gefertigt, da dort kein Halbzeug verkauft wird. Halbzeuge werden aus Indien über Kathmandu importiert und kosten verhältnismäßig viel. Die Träger müssen hierfür einen Fußmarsch von 14 Tagen zurücklegen. Wir haben also anstelle einer großen Fabrik in Indien lieber das ansässige Handwerk unterstützt. Durch die Industrialisierung werden die handwerklichen Fähigkeiten in der Metall-, Holz- und Steinbearbeitung, die dort unten noch enorm sind, natürlich langsam zurückgedrängt und irgendwann einmal verloren gehen. Diese Entwicklung hat bei uns bereits vor langer Zeit eingesetzt.
Wie verlief der Planungsprozess hinsichtlich der Konstruktion? Wir haben recherchiert, wie die Tibeter früher gebaut haben, bevor sie begannen, Wellblechdächer aus Indien zu importieren. Wir haben den Aufbau der tibetischen Lehmdächer untersucht, der zwar einfach, aber doch mit unterschiedlichen Lehmschichtungen, Verdichtungen und leichtem Gefälle klug konstruiert ist. Schließlich haben wir uns dafür entschieden, dieser Schule ein traditionelles tibetisches Lehmdach zu geben. Das hat uns vor Ort viel Häme eingebracht. Viele haben sich gefragt, warum wir gerade an dieser Stelle sparen. Sie waren vom tollen Wintergarten vor der Schule begeistert, konnten aber die Wahl für die Konstruktion des Dachs nicht verstehen. Rückblickend betrachtet war es sowohl aus kosten- als auch aus klimatischen Gründen die bessere Lösung (Abb. 7). Im Sommer wird es in dieser Höhenlage sehr heiß, im Winter entsprechend kalt; ein 40 bis 50 cm dickes Lehmdach erzeugt in beiden Fällen ein wesentlich angenehmeres Raumklima als ein Blechdach. Diese Auseinandersetzungen knüpfen an alte Traditionen an. Wir haben versucht, herauszufinden, wo die Wertigkeiten liegen. Wir hatten zwei Praktikanten, die jeweils ein halbes Jahr in Nepal verbrachten; so bekamen wir einen sehr guten Zugang zu den Leuten.
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Lageplan Maßstab 1:1250 1 Neubau 2 Bestand 3 Waschhaus
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6 Peutinger Gymnasium in Augsburg, 2007 7 Lophelling School in Manang, Nepal, 2003; Schemaskizze des Energiekonzepts 8 Lophelling School in Manang, Nepal, 2003
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Zum Beispiel hätte ich aus Kostengründen, aber auch aus meiner westlich orientierten Sichtweise heraus, gerne auf die Ornamentik, diese Schnitzereien, verzichtet. Dabei ist das kein Kitsch, sondern Handwerk und gehört zur Kultur in Nepal. Zudem fördert es auch das Handwerk und bereichert die Gebäude. Wir waren zu Kompromissen bereit und haben uns zum Schluss gerne auf eine etwas andere Ästhetik eingelassen. Zu den Baustoffen insgesamt muss man sagen, dass wir fast alles in Stein ausgeführt haben. Das sind die Steine, die unmittelbar aus dem Fluss befördert und dann entsprechend behauen werden. Das machte 80 % der Konstruktion aus. Holz ist eigentlich kein lokaler Baustoff mehr, weil die Regierung ein Abholzungsverbot für dieses Gebiet erlassen hat. Das heißt, es wird nicht mehr zum Bauen geschlagen, sondern in der Folge illegal zum Verbrennen. Das Holz wurde einige Tagesmärschen entfernt von weiter unten herantransportiert. Lehm war unmittelbar vorhanden. Alle Fenster wurden aus dem Holz vor Ort gebaut. Zusätzlich wurden die Glasscheiben, die Bleche und der Zement aus dem Tal importiert. Natürlich mussten wir für das Waschhaus auch einige Kilometer an Wasserleitungen verlegen, die ebenfalls zur Baustelle gebracht werden mussten.
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Zur Fundamentierung gibt es eine kleine Anekdote: Wir hatten für den Wintergarten einen massiven Ringanker aus Beton eingebaut, um ihn gegen Windsog zu sichern. Nachmittags treten im Annapurna-Massiv starke Stürme auf, wenn es aus der indischen Tiefebene, durch das Kali-Kandaki-Tal, nach oben bläst. Die Zementsäcke mussten aus dem Tal beschafft werden. Nachdem die erste Fracht nach 14-tägiger Reise ankam, war sie komplett abgebunden, und das Ganze ging von Neuem los. Zudem mussten wir uns auch von den Einheimischen belehren lassen: »Was wollt ihr denn eigentlich mit Zement hier oben, das haben wir ja noch nie gemacht.« Dann haben wir ihnen die Problematik des Windsogs erklärt. Der Stammesälteste hat sich das angehört, dann aber gesagt: »This does not happen in Nepal.« In Nepal gibt es also keinen Windsog. Er war auch letztlich nicht überzeugt, aber wir haben die Ringanker dann trotzdem verwendet. Wurde das Projekt in Nepal schließlich nach Ihren Wünschen fertiggestellt? Ja, denn wir haben eine Bauweise angewendet, die jetzt – und das war unsere Ambition – einige Nachahmer gefunden hat. Die Schule liegt in der Nähe des Annapurna-Trecks, und es gibt auf dem Berg unglaublich viele Lodges, wo die Fremden übernachten. Diese Lodges verbrauchen Unmengen an Energie. Meine Hoffnung lag darin, dass die Betreiber unsere Bauweise irgendwann übernehmen und ähnliche Systeme nachbauen. Dieser Prozess hat inzwischen eingesetzt. Der Schulanbau ist jetzt seit vier Jahren in Betrieb und das Feedback inzwischen so groß, dass wir immer mehr Anfragen bekommen, wie wir bestimme Probleme lösen würden. Die Dinge, die am Anfang auf äußerste Skepsis gestoßen sind, haben inzwischen doch positive Resonanz gefunden, sodass sich einige Anwohner überlegen, sich selbst ein Solargebäude zu bauen.
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Wurde das Projekt über Spenden finanziert oder vor Ort gefördert? Unser Büro hat dort einen guten Anteil selbst zugeschossen, unsere Geschäftspartner und die Bauherren haben uns mit teilweise sehr hohen Beträgen unterstützt. Auf diese Weise war die Finanzierung in relativ kurzer Zeit gesichert. Was könnte man von dortigen Planungs- und Bauabläufen lernen? Es hat sich bestätigt, dass das, wonach wir alle streben, das so genannte einfache Bauen, im Detail oder in der Herstellung immer wieder zu einem sehr komplexen Bauen wird. Womit hat es denn zu tun, dass die Einfachheit, die wir hier immer anstreben, bestenfalls formal realisiert wird? Wenn wir auf die Konstruktionen schauen oder das Detail ansehen, ist das von Einfachheit oft weit entfernt. Peter Zumthor zum Beispiel baut höchst ästhetische, reduzierte Gebäude, aber im Detail sind sie äußerst komplex, manchmal vielleicht zu kompliziert.
Als vorbildlich sehe ich zum Beispiel den mexikanischen Architekten Luis Barragán, der sehr einfach gebaut hat, aber auch ziemlich unpräzise im Detail. Natürlich entsteht Architektur immer auch in Abhängigkeit vom jeweiligen Umfeld. Die Bauherren in Mittel- und Südamerika sind ganz andere als hier. Sie brauchen nicht einmal eine Baugenehmigung, sondern fangen einfach an zu bauen. Diese Rahmenbedingungen machen es möglich, Häuser zu bauen, die viel einfacher sind und letztlich auch einfacher aussehen als hierzulande.
Ich glaube oder hoffe, dass wir eine gewisse Einfachheit des Bauens oder vielleicht eher legeren Bauens aus Nepal mitgenommen haben, die mehr Dinge zulässt. Nicht jede Ecke muss bündig mit der 8 mm-Schattenfuge ausgebildet sein. Man sollte mehr Gelassenheit in der Oberflächengestaltung zulassen, vielleicht den einzelnen Elementen mehr Eigenleben zubilligen. Diesen Impuls habe ich übrigens im Büro Behnisch gelernt. Ironischerweise versuchen wir Individualität mit einem enormen finanziellen und planerischen Aufwand zu erzeugen.
9 Lophelling School in Manang, 2003; Gesamtanlage 10 Träger bringen das Baumaterial zur Lophelling School 11 Lophelling School in Manang, 2003; Schulkinder putzen die Fenster des neuen Wintergartens
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Atelier in Madrid Architekten: Ábalos & Herreros, Madrid
Nutzung der natürlichen Gegebenheiten Das Studio liegt auf einem schmalen Baustreifen am Stadtrand von Madrid und ist mit seiner Rückwand komplett in das Gelände eingebettet. Die Tragstrukur aus fensterlosen Stahlbetonwänden ist überspannt mit Stahlträgern, die im Bereich der Oberlichter als Fachwerkträger ausgebildet sind.
Homogenes Erscheinungsbild Die Gebäudehülle ist vollständig mit Polycarbonatplatten verkleidet. Um das homogene Erscheinungsbild der Fassade nicht zu stören, sind auch die Türen aus Kunststoff. Sie lassen das Innenleben des Gebäudes schemenhaft sichtbar werden, nachts strahlen sie zusammen mit den Oberlichtern in den Außenraum. Ist keine dämmende Betonwand hinter der Fassadenhülle, haben die Architekten die Wellplatten in zwei Schichten ausgeführt. So wirkt die dazwischen liegende Luftschicht als Isolierung. Das transluzente Polycarbonat erzeugt gleichmäßiges Licht im Innenraum. Das war ausschlaggebend bei diesem Projekt, denn das Atelier wird von einem Maler genutzt. Zusammen mit vorgehängten Gipskartonplatten, weiß gestrichenen Stahlprofilen und dem Terrazzoboden ergibt sich im Inneren eine nüchterne, neutrale, aber doch angenehme Atmosphäre – wenn auch ohne Außenbezug.
Natürlicher Sonnenschutz durch Bepflanzung Die Dachfläche des Studios ist teilweise mit Pflanzen bewachsen, die dem trockenen Klima der spanischen Hauptstadt standhalten. Sie ziehen sich an der Böschungsseite auch über die Außenwand.
Lageplan Maßstab 1:750 Schnitt Grundriss Maßstab 1:250
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Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttogeschossfläche: Gesamtnutzfläche: Grundstücksfläche: bebaute Fläche: Bauzeit: Fertigstellung:
Atelier Stahlbeton 500 000 ™ 1524 ™ 302 m2 328 m2 2058 m2 404 m2 1999 – 2002 2002
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1 Vertikalschnitte Horizontalschnitt Tür Maßstab 1:20
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1 Dachaufbau: Trapezblech Wärmedämmung PolystyrolExtruderschaum 40 mm mit zwischenliegenden Stahlprofilen ∑ 60/40 mm Trapezblech 0,8 mm 2 Wellplatten, Polycarbonat mit UV-Schutzschicht, zweischichtig, verschraubt 3 Stahlprofil HEB 160 4 Aufbau Umkehrdach: Substrat 80 mm Filtervlies Drän- und Filterschicht Wärmedämmung PolstyrolExtruderschaum 40 mm Abdichtung 1,2 mm
Verbunddecke: Trapezblech 0,8 mm, mit Beton verfüllt 60/120 mm 5 Bepflanzung Bewehrungsmatte Hartschaumplatte Polyethylen 50 mm Filtervlies Wärmedämmung PolystyrolExtruderschaum 40 mm Abdichtung 1,2 mm Stahlbeton 250 mm Gipskarton 2≈ 13 mm 6 Stahlrohr ¡ 100/50 mm 7 Wandaufbau: Wellplatten, Polycarbonat mit UV-Schutzschicht
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Stahlrohr ¡ 100/50 mm Wärmedämmung Hartschaumplatte Polystyrol, extrudiert, 30 mm Abdichtung Stahlbeton 250 mm Hinterlüftung/Lattung 46 mm Gipskarton 2≈ 13 mm Türöffnung: Stahlrahmen/ Polycarbonatplatte mit UVSchutzschicht, zweischichtig Stahlprofil IPE 160 Stahlprofil IPE 80 Stahlrohr ¡ 100/50 mm Stahlrohr | 100/100 mm Bodenbelag Terrazzo 40 mm Heizestrich
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Apotheke und Praxis in Plancher-Bas Architekten: Rachel Amiot & Vincent Lombard, Besançon
Kurze Bauzeit durch parallele Arbeitsabläufe Leichte, vorgefertigte Holzkonstruktion Filigranes Dach aus Standardkanthölzern Wie ein Petticoat erlauben die aufstrebenden Dachflächen des kleinen Gesundheitszentrums in der nordostfranzösischen Gemeinde Plancher-Bas einen Blick auf die feine Tragstruktur darunter. Dabei tragen die aufgelösten Holzscheiben, eine Entwicklung des am Projekt beteiligten Holzbau-Ingenieurs Jean Luc Sandoz, entscheidend zu den günstigen Baukosten des Gebäudes bei (siehe S. 10 – 11).
Klare Struktur und reduzierte Gestaltung Der schlichte, zweigeschossige Kubus beherbergt im unteren Stockwerk eine Apotheke, in der Etage darüber ist eine Arztpraxis untergebracht. Durch das abfallende Gelände auf dem Eckgrundstück sind beide Funktionen ebenerdig zugänglich. Großzügige Erschließungsflächen unterstützen den öffentlichen Charakter des Gebäudes. Die Differenzierung der Fassaden mit wenigen verschiedenen Materialien gliedert den Baukörper horizontal. Während die großflächig verglasten Schaufenster der Apotheke den ansonsten geschlossenen Betonsockel durchbrechen, umhüllt das Obergeschoss allseitig eine Schicht aus Holzlamellen. Die vertikalen Lärchenholzleisten schützen die Privatsphäre in den Behandlungsräumen vor Einblicken durch die horizontalen Fensterbänder. Im Bereich der Öffnungsflügel können bei Bedarf einzelne Elemente nach oben aufgestellt werden, um die freie Sicht in die umgebende Landschaft zu ermöglichen.
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Effiziente Holzbautechnik Die im Materialwechsel ablesbare geschossweise Gewerketrennung erlaubt es, das Gebäude in sechs Monaten Bauzeit fertig zu stellen. Während das Sockelgeschoss betoniert wird, fertigt die Zimmerei den gesamten Holzbau des Obergeschosses im Werk vor. Nach Abschluss der Rohbauarbeiten werden die fertigen Holzrahmenwände gesetzt. Sie tragen zugleich die bis zu sieben Metern spannende Dachkonstruktion. Diese besteht aus Holzbohlen handelsüblicher Abmessung, die versetzt gestoßen zu großen Deckenplatten verschraubt sind und so pro m2 nur 0,13 m3 Holz benötigen. Neben den direkten Materialkosten reduzieren sich auch die eingeleiteten Lasten, sodass wiederum tragende Bauteile geringer dimensioniert werden können. Die aufstrebenden Flügel basieren auf der gleichen Konstruktion und sind in die horizontale Dachfläche eingespannt. Dabei erfüllen sie die Forderungen der Gemeinde nach geneigten Dächern und bringen mit eingeschnittenen Loggien zusätzliches Tageslicht in die Innenräume. Deren Charakter prägen die Untersichten der Holzdecken mit ihrem lebhaften Fugenbild. Gebäudedaten: Nutzung: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Kosten pro m2 Dachfläche: Nutzfläche: Bruttogrundfläche: Bruttorauminhalt: Grundstücksfläche: Bauzeit: Baujahr:
Gewerbe (EG), Arztpraxis (OG) 670 000 ™ 1196 ™/m2 115 ™/m2 560 m2 615 m2 1940 m3 970 m2 6 Monate 2004
Lageplan Maßstab 1:2000 Isometrie Dachkonstruktion Grundrisse • Schnitte Maßstab 1:400 aa
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3 Detailfoto Verbindung Decke und aufstrebender Flügel Vertikalschnitte • Horizontalschnitt Maßstab 1:20
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8 1 Wellplatte Polycarbonat transparent 2 extensive Begrünung ca. 50 mm Substrat 100 mm Filtervlies, Drainageschicht 40 mm Abdichtung 20 mm Wärmedämmung 120 mm Wärme- und Akustikdämmung 60 mm Dampfsperre Deckensystem Holzbohlen Tanne versetzt, gestoßen und verschraubt 50/220 mm 3 Attikaabdeckung Zinkblech 1 mm 4 Rinne 5 Lattung Lärche 25/45 mm Unterkonstruktion Tanne 27/45 mm Polyestervlies schwarz, OSB-Platte 12 mm Stütze Tanne 140/60 mm, dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle 140 mm Dampfsperre, Unterkonstruktion Gipskarton 12,5 mm 6 Stütze Holzbohle Tanne 50/180 mm 7 Gipskarton 12,5 mm, Unterkonstruktion beidseits auf Stütze Tanne 60/160 mm, dazwischen Dämmung 160 mm 8 Fenster Isolierverglasung in Holzrahmen 9 Klappladen manuell bedienbar Lattung Lärche 25/45 mm 10 Absturzsicherung Stahlprofil Ø 12 mm 11 Stahlbeton 200 mm, Oberfläche mit Quarzsand behandelt 12 Sockelleiste Tanne 20/40 mm 13 Fensterbrett Zinkblech 14 Isolierverglasung in Stahlrahmen 15 Stahlbeton 200 mm Wärmedämmung 100 mm Gipskarton 12,5 mm 16 Stahlbeton 120 mm, Oberfläche mit Quarzsand behandelt Wärmedämmung 50 mm
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Statische Leichtigkeit in Holz Jean-Luc Sandoz, CBS-CBT, Lausanne 50 50 50 50 50 50 50
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Das Deckensystem O’Portune Für die Apotheke und Praxis in Plancher-Bas wurde das Deckensystem O’Portune ausgewählt, das von uns entwickelt wurde. Das Deckenelement O’Portune baut auf dem Prinzip der Brettstapeldecke auf und stellt dessen Optimierung dar. Auch hier werden hochkant angeordnete Bretter miteinander verbunden, nur höhenversetzt, um bei gleichbleibender Holzmenge die statisch wirksame Höhe und Steifigkeit deutlich zu vergrößern. Außerdem werden die einzelnen Bohlen miteinander verschraubt und nicht genagelt, wobei eine Schraube bis zu drei Scherfugen durchläuft. Aufgrund der Maße werden gute Schalldämmwerte und 30 Minuten Brandschutz (durch eine Erhöhung des Querschnitts sogar 60 Minuten) ohne weitere Maßnahmen erreicht.
Angepasste Konstruktion für alle Spannweiten Für mittlere Spannweiten zwischen 5 und 8 m können statt einer durchgehenden Platte lediglich O’Portune-Träger eingesetzt werden, die die Deckenfläche zur Hälfte oder nur zu einem Drittel füllen. Dabei spricht man dann vom DeckenSystem Solivium. Ein solches System funktioniert wie ein Balkentragwerk mit integrierten ebenen Tafelelementen (OSB, Kerto). Die Kontrastwirkung zwischen den Trägern und den Tafeln kann gestalterisch eingesetzt werden. Für Spannweiten zwischen 9 und 12 m wird das System über die gesamte Deckenfläche verlegt und kann Lasten bis zu 300 kg/m2 abtragen. Die Bohlen, mit einer Abmessung von 40 ≈ 80 mm bis zu 80 ≈ 220 mm, werden aus Konstruktionsvollholz mit Keilzinken rekrutiert. Als Deckenscheibe dient eine OSB- oder Kertoplatte, um eine leistungsfähige Decke mit hoher Querverteilung der Lasten zu schaffen. Die an der
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Deckenuntersicht entstehenden durchlaufenden Nuten verbessern die akustische Eigenschaft erheblich. Für größere Spannweiten bis zu 18 m oder zur Aufnahme höherer Lasten kann die Holzdecke als Basis für eine HolzBeton-Verbunddecke genutzt werden. Diese beruht auf dem Einsatz von Holz als Bewehrung in der Zugzone mit einer Betonfüllung zur Aufnahme der Druckkräfte. Die Deckensysteme werden zu Modulen von 1,2 m Breite komplett im Werk vorgefertigt und können mit farbloser oder deckender Lasur (je nach Wunsch) gleich endbehandelt werden. Dieser sehr hohe Vorfertigungsgrad ermöglicht es, 500 m2 der Deckensysteme pro Tag zu verlegen. Das geringe Gewicht von 100 kg/m2 bei einer Spannweite von 10 m verringert die Dimensionen der Tragstruktur maßgebend.
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Durch die Wahl des Deckenkonzepts können die aufstrebenden Flügel, die das System auch nach außen verdeutlichen und gleichzeitig Licht nach innen weitergeben, sehr leicht realisiert werden. Sie spiegeln sich ebenso im Inneren wider. Dieser Charakter wurde auch auf die Fassade übertragen, die die Intimität der Innenräume auf der einen Seite gewährleistet, aber auf der anderen Seite noch genügend Licht eindringen lässt. Diese vertikale Schalung, bestehend aus feinen Lärchenleisten (25 ≈ 45 mm), befindet sich der eigentlichen Gebäudehülle vorgesetzt. Dadurch lassen die Lärchenleisten die Fassade lebendig erscheinen und lockern die Massivität des Kubus. Als weiteren Effekt lassen sich die Fensterflächen leicht reinigen, was Kosteneinsparungen im Unterhalt bedeuten kann. Diese »Haut« öffnet sich gelegentlich wie ein Fensterladen und ermöglicht die Sicht ins Freie. Obwohl Lärchenholz als dauerhaftes Holz im Außenbereich Verwendung findet, wurde das obere Hirnholzende noch zusätzlich durch eine PVC-»Kapuze« geschützt (siehe Vertikalschnitt durch die Fassade, siehe S. 30 – 31) Durch die zusätzliche Vorfertigung der Holzrahmenbauwände, der Decken und der Fassade gelang es, den Bau in sechs Monaten zu realisieren und enorme Kosteneinsparmöglichkeiten von über 30 % zu erreichen.
Die ansprechende Architektur kann zudem individuell durch Auswahl der Brettstärke, der Holzart, des Brettprofils sowie des Deckanstrichs verändert werden. Die ohnehin komfortable Akustik kann durch zusätzliche Schalldämmmaßnahmen noch verbessert werden. Als weiteren Vorteil können technische Installationen (Elektro, Heizung, Informatik) ohne Probleme in das Deckensystem integriert werden. Entscheidet man sich für ein solches Deckensystem, hat man bei gleichem Preis im Vergleich zur traditionellen Holzbalkenlage folgende Vorteile: • hoher Vorfertigungsgrad • schnelle Montage • statische Leichtigkeit • einfache Integration von technischen Installationen • komfortable Akustik • variable, zeitgenössische Architektur
Das Deckensystem der Apotheke und Praxis Für dieses Projekt in den Vogesen kann auf Wunsch der Architekten aufgrund der geringen Spannweite von 7 m auf die höhenversetzten oberen Bretter verzichtet werden. Dies ermöglicht es, die Bretter versetzt zu stoßen und zu verschrauben. Das Gewicht sinkt dadurch von 100 kg/m2 des Deckensystems O’Portune auf 50 kg/m2. Im Vergleich zu einer Betondecke werden hierbei nur 1/3 bis 1/5 der Eigengewichtslasten eingeleitet, wodurch es möglich wird, die Querschnitte der Tragstruktur deutlich zu verringern. Durch die versetzten Bohlen entsteht eine lebendige Untersicht und eine sehr angenehme Akustik, die mittels Schallabsorbern (Steinwolle mit farbigem Deckvlies nach Wahl) auf den Bohlen zusätzlich unterstützt wird.
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Aufsicht Dachkonstruktion Apotheke Tragsystem der Apotheke Fensterladen der Apotheke Systemquerschnitt O’Portune Systemquerschnitt Holzverbunddecke D-Dalle Deckenuntersicht System O’Portune Prüfmuster für die europäische bauaufsichtliche Zulassung (2003)
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Mobiles Wohnhaus in England Architekten: Mae Architects, London Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Gesamtnutzfläche: Bauzeit: Baujahr:
Mobile Behausung mit hoher Wohnqualität Zwei vorgefertigte Gebäudehälften in Holzständerbauweise Individuelle Gestaltung Das »m-house« vereint die Vorteile einer mobilen, temporären Behausung mit der Wohnqualität eines hochwertigen Lofts. Der Standort ist variabel – ob Ferienhaus in der Wildnis, luftiger Wohnraum auf dem Flachdach oder bauliche Ergänzung im Hinterhof. Die beiden vorgefertigten 17 ≈ 3 m großen Gebäudehälften werden zwölf Wochen nach Bestellung geliefert und innerhalb eines Tages am gewünschten Standort an der mittleren Längsachse zusammengesetzt. Nach dem Anschluss an das Infrastrukturnetz ist das »m-house« bewohnbar: Neben dem offenen und großzügigen Ess- und Wohnbereich mit Ausblick durch raumhohe Holzschiebefenster bietet die Einheit zwei Schlafräume mit integriertem Bett- und Schranksystem, Bad, Toilette und einen zusätzlichen Hauswirtschaftsraum. Die Innenwände sind durchgängig mit hellem Birkensperrholz verkleidet. Im Kontrast dazu stehen der schwarze Linoleumboden im offenen Wohnraum und die dunklen Blendziegel im Bereich des Holzofens. Der konstruktive Aufbau des vorgefertigten Systems erfüllt energetisch und akustisch mit effektiver Dämmung und Fußbodenheizung im Wohnbereich einen hohen, komfortablen Standard. Die Fassade wählt der Käufer aus einem Sortiment, das von Aluminiumwellblech bis hin zu gediegener Zedernholzbeplankung reicht – je nach persönlichem Geschmack.
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mobile Wohnung Holzständerbauweise (Prototyp) Stahlrahmenbauweise (Ausführung) 2,5 m 195 000 ™ 1950 ™ 215 m3 86 m2 100 m2 12 Wochen 2002
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1 Grundriss • Schnitte • Ansichten Maßstab 1:200
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A B 1 2 3 4 5 6
Modul 1 Modul 2 Eingang Wohnbereich Veranda Technik Bad/WC Schlafzimmer
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Schnitte
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1 Montageöse Stahl Ø 85 mm 2 Attikablech Aluminium 2 mm Gittergewebe 1 mm, Kantholz 80/15 mm Stahlprofil ∑ 80/80/3,6 mm 3 Halterung für Wellblech Aluminium 41/1,5 mm 4 Regenrinne Aluminium 170/150/3 mm 5 Falzblech Aluminium 1,5 mm Dichtungsbahn 3 mm, Mehrschichtholz imprägniert 12 mm, Hinterlüftung 0 – 220 mm Dichtungsbahn 3 mm, Holzbalken 50/200 mm Wärmedämmung XPS 200 mm, Dampfsperre Kiefer weiß lackiert 122/17 mm 6 Stahlrohr | 80/80/3,6 mm
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Maßstab 1:10
7 Wellblech Aluminium 2 mm Aluminiumprofil 30 mm / Hinterlüftung Dichtungsbahn 3 mm, Kantholz 50/100 mm Wärmedämmung XPS 100 mm, Dampfsperre Birkensperrholz 12 mm, Birkenleisten 20/50 mm 8 Stahlrohr geschweißt Ø 35 mm Sonnensegel Nylongewebe 1 mm 9 Randleiste Aluminiumprofil ∑ 25/50/3 mm 10 Isolierverglasung 4 + SZR 15 + 6 mm 11 Bodenbelag Linoleum schwarz 2,5 mm Mehrschichtholz 22 mm, Holzbalken 50/155 mm dazwischen Fußbodenheizung, Dampfsperre Wärmedämmung XPS 125 mm Mehrschichtholz imprägniert 12 mm Dichtungsbahn 3 mm, Gittergewebe 1 mm
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Fertighaus aus Dänemark Architekten: ONV arkitekter, Vanløse
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Kosteneneinsparung durch Vorfertigung Module mit variabler Zimmeranzahl Kleinste Variante komplett mit LKW zu liefern Bei einem Möbelhersteller kann man über die Einrichtung hinaus gleich auch das dazugehörige Haus per Katalog bestellen. Im Gegensatz zu ähnlichen Konzepten handelt es sich um einen anspruchsvollen und flexiblen Entwurf des dänischen Architekturbüros ONV. Das minimalistische Wohnhaus ist in sechs Grundvarianten erhältlich. Die vergleichsweise niedrigen Kosten wurden durch einen hohen Grad an Vorfertigung erreicht: Die kleinste Variante wird komplett in der Fabrik erstellt und mit einem Lkw angeliefert. Die größeren hingegen bestehen aus zwei bis vier Teilen. Vor Ort werden die Module auf Streifenfundamente gelagert. Danach wird die Dachhaut verschweißt, die Oberlichter montiert und die Anschlüsse versäubert. Die Holzständerwände sind außen mit sibirischer Lärche und innen mit Gipsfaserplatten verkleidet. Der Grundriss basiert, um die Verkehrsflächen zu minimieren, auf einer großen Raumeinheit mit Wohn- und Essbereich und offener Küche, an den eine überdachte Terrasse angeschlossen werden kann. Innen- und Außenraum sind über großflächige Verglasungen miteinander verbunden. Die Anzahl der weiteren Zimmer ist variabel. Je nach Kombination der Module reicht die Wohnfläche von 60 –170 m2. Die modulare Bauweise ermöglicht außerdem das Haus ohne große Umbaumaßnahmen sehr wirtschaftlich zu erweitern. Durch die einfache und intelligente Detaillierung können alle Böden mit edlem Eschen- oder Natursteinbelag ausgestattet werden ohne den Kostenrahmen zu überschreiten.
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C
E
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Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttogrundfläche: Bauzeit:
Einfamilienfertighaus Holzständerbauweise 1400 ™ 60 m2 – 169 m2 8 – 12 Wochen
Grundriss • Schnitt Maßstab 1:200
Axonometrien/Grundriss der Varianten
1 2 3 4 5 6
A B C D E F
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D
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Schlafzimmer Wohnbereich Essbereich überdachte Terrasse Zimmer Eingangsbereich
Modell 60 m2 Modell 86 m2 Modell 103 m2 Modell 134 m2 Modell 138 m2 Modell 169 m2
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6
Horizontalschnitt Vertikalschnitt Maßstab 1:20 1 Schalung Nut- / Feder Lärche lasiert 22 mm Hinterlüftung / Lattung 22 mm Sperrholz 12 mm Pfosten- / Riegelfassade 145/45 mm Dämmung Mineralwolle 145 mm Dampfsperre Lattung 45/45 mm dazwischen Wärmedämmung 45 mm Gipsfaserplatte 15 mm 2 Rahmen Lärche 120 mm Isolierverglasung: 12 mm + SZR 6 mm + 12 mm 3 Gipsfaserplatte beidseitig 15 mm Holzpfosten 70/45 mm dazwischen Wärmedämmung 70 mm 4 Stütze Stahlprofil ∑ 120/120 mm 5 Träger BSH 65/233 mm
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1
6 Bitumenbahn auf Baustelle verschweißt zweilagig Sperrholz 15 mm Sparren 195/45 mm dazwischen Dämmung Mineralwolle 195 mm Dampfsperre, Lattung 45/45 mm dazwischen Dämmung 45 mm Gipsfaserplatte 15 mm 7 Parkett 14 mm, Dampfsperre Sperrholzplatte 15 mm Dämmung Mineralwolle 195 mm Kunststoffplatte 3 mm 8 Lagerhölzer mit Luftauslass 9 Fundamentplatte Stahlbeton mit Drainageöffnung 100 mm 10 Elementstoß: Hauptträger BSH 2≈ 90/233 mm mit Fuge 50 mm 11 Schiebeelement Loggia: Stahlprofil verzinkt ∑ 30/30 Lamellen Lärche lasiert 45/25 mm 12 Streifenfundament Stahlbeton 300 mm ausbetoniert
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Strohhaus in Eschenz Architekt: Felix Jerusalem, Zürich
Pfahlbau mit Betonkern In dem kleinen Schweizer Ort am Südufer des Bodensees errichtete der Architekt mit knappem Budget ein einfaches, aber gut durchdachtes Haus für eine vierköpfige Familie. Wegen des feuchten Untergrunds steht es auf Pfählen; nur der massive Betonkern reicht bis in den Erdboden. Dieser beherbergt Bäder, Küchenzeile, Garderobe sowie den über eine Klappe im Boden zugänglichen Keller. Gleichzeitig teilt er das längliche Gebäude in zwei Teile: Auf der Südseite sind die beiden Kinderzimmer angeordnet, im Norden das Wohnzimmer, das Elternschlafzimmer und darüber – die Neigung des Pultdachs ausnutzend – eine Galerie als Arbeitsplatz.
Konstruktion aus hochverdichteten Strohfaserplatten Die Räume besitzen den Charme eines veredelten Rohbaus: Der versiegelte Estrich dient als Fußboden, die Leitungen sind sichtbar geführt und die Wände wurden teilweise roh belassen. Die eigentliche Besonderheit des Gebäudes liegt in seiner Konstruktion: Das Haus wurde – bis auf den Kern – aus gepressten Strohfaserplatten gebaut, einem emissionsfreien und recycelbaren Baustoff. Böden, Decken und Wände bestehen aus Sandwichelementen, die nach demselben Prinzip aufgebaut sind: Die äußere Schicht aus hochverdichteten Strohfaserplatten übernimmt die tragende Funktion, die Füllung aus leichten Strohfaserplatten die Wärmedämmung. Alle Elemente wurden vorgefertigt und auf der Baustelle montiert. In nur vier Monaten wurde das komplette Gebäude fertig gestellt. a
3 6 4 b
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Lageplan Maßstab 1:1500 Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttogeschossfläche: Nutzfläche: Bruttorauminhalt: Grundstücksfläche: Bauzeit: Fertigstellung:
Grundrisse • Schnitte Maßstab 1:200 1 2 3 4 5 6 7 8
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Schlafzimmer Wohnzimmer Eingang Bad Küche Kinderzimmer Galerie Luftraum
Wohnbau Holzkonstruktion von 2,3 m – 4,9 m 426 738 ™ 2463 ™ 173 m2 140 m2 844 m3 1077 m2 3 Monate 2005
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Vertikalschnitt Horizontalschnitt Maßstab 1:20
1 Dachaufbau: Dacheindeckung Chromnickelstahlblech 0,5 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung / Hinterlüftung 80 mm Dachbahn diffusionsoffen Dachelement: Strohfaserplatte hochverdichtet 40 mm Dämmung Strohfaserplatte leicht 200 mm Strohfaserplatte hochverdichtet 40mm 2 Holzfenster mit Isolierverglasung VSG 4 mm + SZR 16 mm + VSG 4 mm 3 Wandaufbau: GFK-Wellplatte 20 mm Befestigung Z-Profil Aluminium gelocht / Hinterlüftung 20 mm Wandelement: Strohfaserplatte hochverdichtet 40 mm Dämmung Strohfaserplatte leicht 170 mm Strohfaserplatte hochverdichtet 40 mm
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4 Bodenaufbau Wohnräume: Estrich versiegelt 50 mm Trittschalldämmung 2≈ 20 mm / Installationsebene Bodenelement: Strohfaserplatte hochverdichtet 40 mm Rippen Strohfaserplatte hochverdichtet 200 mm, dazwischen Dämmung Strohfaserplatte leicht Strohfaserplatte hochverdichtet 40 mm 5 Bodenaufbau Badezimmer: Estrich versiegelt 50 mm Trittschalldämmung 2≈ 20 mm / Installationsebene Dämmung 160 mm Bodenplatte Stahlbeton 200 mm 6 Träger BSH 100/240 mm 7 Auflager Hartholz Eiche 20 mm 8 Bodenaufbau Galerie: Strohfaserplatte hochverdichtet 2 ≈ 80 mm 9 Verstärkung BSH 80/200 mm 10 Kantholz Eiche 60/100 mm 11 Stahlprofil HEB 200, an den Enden konisch zulaufend 12 Stahlblech 2 mm Dämmung Steinwolle 60 mm Strohfaserplatte hochverdichtet 40 mm, weiß gestrichen
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Wohnhaus in Shimane Architekten: Sambuichi Architects, Hiroshima
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Abstimmung der Lage, Gebäudeform und inneren Organisation auf die extremen klimatischen Verhältnisse
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Das Wohn- und Gästehaus für ein Paar mit zwei Kindern liegt im Westen Japans – einer Region, die durch starke saisonale Klimaschwankungen geprägt ist: Im Sommer wird es subtropisch heiß, während im Winter anhaltend hoher Schnee und eisige Kälte die Tage bestimmen. Den extremen Temperaturen versuchte der Architekt durch die Konzeption des Hauses Rechnung zu tragen. Während die Umgebung von Reisfeldern bestimmt ist, grub er es in einen Hügel aus Bruchsteinen, die keine Feuchtigkeit aufnehmen. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil des Holzhauses reckt aus dem Stein empor – das gläserne Dach neigt sich nach Süden, um den Solareintrag im Winter zu maximieren. Mehrere Luftschichten im Dachaufbau bilden einen Puffer zwischen Außen- und Innenlufttemperatur.
1
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Nutzung natürlicher Ressourcen Vor Kälte und Wind im Erdgeschoss schützt die im Schnee begrabene Masse aus Stein. Sie dient auch im Sommer dem Temperaturausgleich. Dann erfüllt auch die offene Holzkonstruktion ihren Zweck: Sind die großen Eingangstore und alle gläsernen Schiebeelemente geöffnet, ist über den Patio hinweg die Querlüftung durch das gesamte Haus möglich. Auch die geschlossenen und transparenten Dachflächen kommen zum Tragen, nicht nur unter dem klimatischen Aspekt der Konvektion, sondern auch, weil sie die Innenräume um ein interessantes Spiel von Licht und Schatten bereichern.
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Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:250 1 Patio 2 Eingang
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Schlafen Wohnen Essen Küche Halle
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Bad Arbeiten Gäste Terrasse Luftraum
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Vertikalschnitt Maßstab 1:20
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1 Dachaufbau: Deckung Floatglas 12 mm Stöße versiegelt Aluminiumprofil ¡ 60/10 mm in Edelstahlprofil fi 70/12/2 mm Holzbalken Pinie 105 mm Sparren Pinie 120/300 mm dazwischen: Hinterlüftung Sperrholzplatte 24 mm Balken 120/120 mm / Luftschicht Sperrholzplatte 6 mm Luftschicht 75 mm abgehängte Decke Teak 15 mm 2 natürliche Entlüftung regelbar 3 Holzständer Pinie 240/120 mm 4 Holzbalken Pinie 120/120 mm 5 Bodenaufbau: Parkett Teak 15 mm Sperrholzplatte 28 mm Holzbalken Pinie 120/300 mm Furniersperrholz Pinie 15 mm 6 Bruchstein in Stahlnetz geschweißt 7 Hebeschiebefenster 8 Schiebeladen Teak dreiteilig 9 Wandaufbau: Furniersperrholz Pinie 15 mm Unterkonstruktion Holz 40/40 mm Stahlbeton 275 mm 10 Schiebefenster dreiteilig 11 Trennwand Floatglas 12 mm 12 Schiebetor Teak 60 mm 13 Randprofil Edelstahl 3 mm
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Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Bruttorauminhalt: Gesamtnutzfläche: Grundstücksfläche: Baujahr: Bauzeit:
Wohnhaus Holzkonstruktion 722 m3 271 m2 700 m2 2005 12 Monate
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Wohnhaus in Aitrach Architekten: SoHo Architektur, Augsburg
Orientierung an traditionallen Dorfhäusern mit neuen Impulsen Innerhalb der kleinmaßstäblichen Dorfstruktur fällt das Wohnhaus, das den Ortseingang markiert, aus dem Rahmen. Zwar folgen Proportion und Dachneigung der Ortssatzung, die Hülle aus unbehandelter Lärche zieht jedoch die Blicke auf sich. Auch stehen der tief schwarz lackierte geschlossene Stahlzaun, der als Schall- und Sichtschutz fungiert, ein schmaler Fensterschlitz an der Straßenfront und die schwarz getünchte Garage in starkem Kontrast zur Umgebung. Im Inneren haben sich die Architekten an den Grundrissen traditioneller Dorfhäuser orientiert, deren fast quadratische Grundflächen meist in vier annähernd gleich große Zimmer
aufgeteilt sind. Hier jedoch gehen die Räume ineinander über, können durch Schiebewände getrennt oder verbunden werden. Große, raumübergreifende Fensterflächen, die den Blick auf unterschiedlich gestaltete Gärten freigeben, verstärken das Ineinanderfließen der Räume zusätzlich.
Niedrigenergiehaus in Elementbauweise Das Niedrigenergiehaus mit KfW60-Standard ist als Holzständerbau in Elementbauweise ausgeführt und sitzt auf einem Keller aus Stahlbeton auf. Das Dach bindet zwar in der Wahl des Deckungsmaterials an die Umgebung an – hier wurden kostengünstige Flachdachziegel gewählt – auf den traditionellen Dachüberstand wurde jedoch verzichtet. Alle Außenwände sind diffusionsoffen und mit einer innenseitigen Installationsebene ausgestattet. Auf deren Riegeln liegt die Zwischendecke, eine sichtbare Brettstapeldecke, auf und durchdringt die vorgefertigten Holzelemente der Außenwand nicht. Die Firmen errichteten eine luftdichte Hülle, deren Dreh-Kipp-Fenster zwar alle gleich groß sind, aber in verschiedenen Höhen sitzen – ein »billiger« Trick, durch den die Innenräume sehr unterschiedlich wirken, mal mit hoher Brüstung, mal mit hohem Sturz. Durch das Weglassen der empfindlichen Dampfsperre und einfache Details konnte der Bauherr einen Großteil des Innenausbaus selbst übernehmen. Schon in der Planung wurden das Anbringen der Fassadenschalung, die Montage des Stahlzauns, die Bodenbelagsarbeiten und die Außenanlagen in Eigenleistung berücksichtigt. Als gesonderte Aufgabe sah es der Architekt an, den Bauherren für gestalterisch hochwertige Handwerksleistungen zu begeistern, ihn anzuleiten und zu beraten.
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Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 BGF: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Wohnfläche: bebaute Fläche: Grundstücksfläche: Bauzeit: Baujahr:
Einfamilienhaus Holzständerbauweise 2,6 m EG 230 000 ™ 1337 ™ 775 m3 172 m2 132 m2 86 m2 + 48 m2 Garage 475 m2 14 Monate 2004
Lageplan Maßstab 1:2000 Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:250
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Küche Essen Wohnen Hauswirtschaft WC Diele /Garderobe Garage Kind Schlafen Ankleide Bad
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Vertikalschnitte Maßstab 1:20
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1 Regenrinne Titanzink 2 Schalung Lärche unbehandelt 22 mm Konterlattung 40/60 mm, Lattung 60/100 mm Holzrahmenelement Holzfaserplatte 15 mm diffusionsoffen, wasserabweisend, winddicht, Holzständer 60/200 mm dazwischen Mineralfaser, OSB-Platte 15 mm Installationsebene 60 mm dazwischen Mineralfaser OSB-Platte 15 mm Gipskarton 12,5 mm 3 Dielen Lärche 22 mm Lagerholz 40/55 mm dazwischen Holzweichfaserplatte 60 mm Brettstapeldecke 140 mm 4 Träger BSH 200/300 mm 5 Dielen Lärche 22 mm
Lagerholz 30/40 mm dazwischen Holzweichfaserplatte 45 mm OSB-Platte 18 mm Dämmung Hartschaum druckfest 50 mm Dichtung Bitumenbahn 6 Ziegeldeckung Konterlattung 30/50 mm, Lattung 40/60 mm Holzfaserplatte diffusionsoffen, wasserabweisend, winddicht 15 mm Sparren 60/240 mm dazwischen Mineralfaser OSB-Platte 15 mm Installationsebene 50 mm OSB-Platte 15 mm Gipskarton 12,5 mm 7 Isolierglas ESG 8 + SZR 16 + VSG 12 mm 8 Stahlbetonfertigteil 60/400 mm in Magerbetonbett
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Wochenendhaus in St. Andrews Beach Architekten: Sean Godsell Architects, Melbourne
Reduzierte Bau- und Wartungskosten Gebäudehülle aus voroxidierten Gitterrosten Minimaler Komfort St. Andrew’s Beach auf der Halbinsel Mornington in Victoria ist einer der wenigen Orte Australiens, dessen Küste bebaut werden darf. So verfügt das aufgeständerte Wochenendhaus, das sich in Farbe und Form harmonisch in die umgebende Landschaft einfügt, über privilegierte Ausblicke auf das Meer. Dabei interpretiert es den traditionellen Aufbau australischer Wochenendhäuser neu: Die transparente Gebäudehülle aus voroxidierten Gitterrosten bietet lediglich Sonnenschutz für das große durchlaufende Deck, auf dem zwei getrennte Einheiten platziert sind: In dem einem Block befindet sich der gemeinsame offene Ess- und Wohnbereich, im anderen drei introvertierte Schlaf- und ein Arbeitszimmer. Auf dem Weg von einem Raum in den anderen sind die Bewohner besonders im Sommer den extremen Außentemperaturen ausgesetzt. Es entspricht damit dem Wunsch der
Bauherren, am Wochenende der Natur nahe und Wind und Wetter ausgesetzt zu sein – im Gegensatz zu ihrem Arbeitsalltag in einem auf 22 °C temperierten Büro. Den stählernen Skelettbau tragen zwei Stahlrahmen auf Stützen, dazwischen sind Nebenträger aus Stahlrohren gespannt. Lediglich im Wohnbereich ist unter dem Dach aus Polyesterwellplatten eine transluzente Wärmedämmung angebracht, die diffuses Licht eindringen lässt. Im Westen öffnen sich gläserne Türen zur Veranda. Die Schlafräume sind dagegen dunkler und geschlossener gestaltet. Der oxidierte Stahl und das Holz der Böden tauchen das ganze Gebäude in homogenes Rostbraun. Aufgrund seiner Ausführung mit einfachen durchdachten Details und den Verzicht auf eine durchgehende Wärmedämmung konnten Kosten gespart werden. Die Fassade besteht aus Standard-Industriegitterrosten, die durch die Umnutzung eine gestalterische Veredelung erfahren. Nicht zuletzt die Verwendung von Bauteilen aus Direktrecycling und die wartungsarme Hülle ermöglichen große Einsparungen.
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Schnitte • Grundrisse Maßstab 1:400
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Deck Schlafzimmer Bad Bad/Waschküche Arbeitszimmer Küche/Essbereich Wohnzimmer Carport Lager
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Vertikalschnitte Maßstab 1:20
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1 Gitterrost Stahl voroxidiert 30/3 mm 2 Punkthalter: Scheibe Stahlblech voroxidiert Ø 150 mm Stahlstab verzinkt Ø 12 mm Stahlprofil ∑ 40/40 mm 3 Polyesterplatte glasfaserverstärkt zweilagig 4 Wärmedämmung Glasfaserwabe 10 mm 5 Stahlprofil voroxidiert fi 390/100 mm 6 Träger Stahlrohr ¡ 150/100 mm 7 Leuchte Stahlblech gekantet 1,6 mm 8 Stahlrohr voroxidiert | 50/50 mm 9 Halterung Stahlprofil voroxidiert } 50/50 mm 10 Strebe Stahlprofil voroxidiert fi 100/100 mm 11 Rahmen Schiebetüre Stahlrohr voroxidiert ¡ 50/35 mm Verglasung ESG 8,4 mm low-e-Beschichtung 12 Handlauf Stahlrohr voroxidiert Ø 32 mm 13 Sitzbank Stahlblech gekantet 4 mm auf Stahlrohr ¡ 150/100 mm 14 Holzdielen Chin. Talgbaum recycelt 19 mm Holzbalken 150/50 mm 15 Bodenaufbau: Holzdielen Chin. Talgbaum recycelt 19 mm Holzwerkstoffplatte 40 mm Wärmedämmung Polystyrol 60 mm Fachwerkträger mit Holzgurten und Metallverstrebung 240 mm 16 Stahlblech voroxidiert, gekantet 10 mm 17 Stahlstab Ø 18 mm, e = 1800 mm 18 Stütze Stahlrohr voroxidiert | 400/400 mm 19 Wegplatte Stahlbeton 75 mm
Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Wohnfläche: Grundstücksfläche: Bauzeit: Baujahr:
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Wochenendhaus Stahlskelettbau 2,6 m k. A. k. A. 800 m3 280 m2 260 m2 3900 m2 12 Monate 2005
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Wohnhaus am Lakasee Architekt: Peter Kuczia, Osnabrück
Einfamilienhaus mit Solartechnik Reduzierte Bau- und Lebenszykluskosten Einfache durchdachte Details Einsatz regionaler Baustoffe
wärmt sich die dunkle Fassade auf, sodass sich der Wärmeabfluss nach außen reduziert. Den sehr guten Wärmedämmstandard, die passive und aktive Solarenergienutzung ergänzt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Wie ein Chamäleon passt sich das Einfamilienhaus in der oberschlesischen Ortschaft Laka bei Pszczyna – auf Deutsch »Wiese« – an die Umgebung an: Farbige Flächen in der Holzfassade nehmen die Farben der umgebenden Landschaft auf; die Fenster mit ihren Laibungen aus Faserzementplatten rahmen die Blicke in die Landschaft.
Strategien zur Kostenreduzierung
Nachhaltige Energienutzung Die Gebäudeform dient einer optimalen Nutzung der Sonnenenergie, über 80 % der Außenhaut des Hauses ist zur Sonne ausgerichtet. Die symmetrische Hülle birgt im Inneren – ähnlich wie bei den meisten Lebewesen – nach Funktionen asymmetrisch angeordnete Räume. Der eingeschossige, im Grundriss quadratische Wohnbereich ist außen mit rohen Lärchenbrettern verkleidet. Der eingeschnittene, verglaste Patio dient zur passiven Solarenergiegewinnung. Auf seinen optimal zur Sonne geneigten Dachflächen nimmt das Haus zusätzlich Warmwasserkollektoren sowie künftig eine Photovoltaikanlage auf und senkt so langfristig den Energieverbrauch und den CO2Ausstoß. In der »Black Box«, dem zweigeschossigen, mit dunkelgrauen Faserzementplatten verkleideten Bauteil befindet sich ein Arbeitsstudio mit Galerie und das Gästezimmer mit Aussichtsfenster, das den freien Blick auf die Wasserfläche des nahe liegenden Stausees gewährt. Bei Sonneneinstrahlung
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Wichtig für den Entwurf war nicht nur die Reduzierung der Baukosten sondern ebenso der Lebenszykluskosten. Dank seiner Ausführung mit einfachen, durchdachten Details kostet das Haus nicht mehr als ein konventionelles Einfamilienhaus in Polen. Die Verwendung traditioneller Bautechniken, der Einsatz regionaler Baustoffe wie Lärchenholz, sowie Bauteile aus Direktrecycling ermöglichen große Einsparungen. Die Unterkonstruktion der Fassade mit nur einer Lage schräg gestellter Latten statt Lattung und Konterlattung reduziert den Materialaufwand. Die Fußböden sind als geschliffene und polierte Betonoberfläche ausgeführt, da Schleifarbeiten in Polen günstiger sind als die Herstellung des üblichen mehrschichtigen Bodenaufbaus.
Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 BGF: Bruttorauminhalt: Bruttogrundfläche: Nutzfläche: Grundstücksfläche: bebaute Fläche: lichte Raumhöhe: Baujahr:
Einfamilienhaus Mauerwerk + Holz 95 500 ™ 422 ™ 730 m3 226 m2 175 m2 1990 m2 165 m2 2,23 – 4,20 m 2007
Lageplan Maßstab 1:1500
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Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:250
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Wohnzimmer Esszimmer Küche Abstellraum
Windfang Garderobe Waschküche Bad Schlafzimmer Terrasse Studio Empore Luftraum Atrium Gästezimmer Flur
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10 Vertikalschnitte Horizontalschnitt Maßstab 1:20
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1 Wandaufbau: Fassadenplatte Faserzement 300/600/6 mm Lattung 30/50 mm, Konterlattung 30/50 mm Hinterlüftung 30 mm, Folie diffusionsoffen 2≈ Kantholz 100/60 mm, dazwischen Mineralwolle zweilagig 200 mm Hohllochziegel 190 mm Gipskarton 15 mm 2 Attika-Blechabdeckung 3 Aufbau Flachdach: extensive Begrünung 60 – 80 mm Abdichtung Bitumenbahn zweilagig, mit Wurzelschutz Holzschalung 24 mm Hinterlüftung 30 mm, Folie diffusionsoffen Wärmedämmung Mineralwolle 240 mm Dampfsperre Dämmung 40 mm Gipskarton 15 mm 4 Isolierverglasung in Holzrahmen 5 Fensterlaibung: Faserzementplatte 12 mm 6 Außenwandaufbau: Schalung Lärche 21/150 mm Lattung schräg verlaufend 30/50 mm Hinterlüftung 30 mm, Folie diffusionsoffen 2≈ Kantholz 100/60 mm, dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle zweilagig 200 mm Hohllochziegel 190 mm Gipskarton 15 mm 7 Perimeterdämmung 160 mm 8 Fußbodenaufbau: Betonestrich geschliffen und poliert 80 mm Trittschalldämmung 20 mm, Abdichtung, Stahlbeton 120 mm Perimeterdämmung 120 mm, Folie 9 Aufbau Pultdach: Dachplatte Faserzement 300/600/6 mm Dachpappe Holzschalung 24 mm, Hinterlüftung 30 mm Unterspannbahn diffusionsoffen Wärmedämmung Mineralwolle 300 mm Dampfsperre Dämmung 30 mm Gipskarton 15 mm 10 Kastenrinne aus Zinkblech
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Wohnsiedlung in Neu-Ulm Architekten: G. A. S.-Sahner, Stuttgart
Kostengünstiges und ökologisches Bausystem Kleinteilige Strukturen Verlässt man die Stadt Neu-Ulm in Richtung Süden, streift man riesige Areale ehemaliger Kasernen. Wie zufällig und ohne erkennbare Struktur stehen die übrig gebliebenen Militäranlagen und Neubauten inmitten großer Brachflächen. In einem Randbereich, angrenzend an landwirtschaftlich genutztes Ackerland, liegt ein kleines Wohngebiet, dessen Zentrum eine Hausgruppe aus 20 Systemhäusern bildet: Ergebnis eines Wettbewerbs der Landesbausparkassen zur Entwicklung eines kostengünstigen und ökologischen Bausystems. Der Städtebau erinnert trotz großer Dichte (GFZ im Kernbereich = 0,8) an Dorfstrukturen mit Platz und Gassen. Ein eigens für dieses Areal in einem kooperativen Verfahren von Kommune, Bauträger und Architekt gemeinsam entwickelter Bebauungsplan erlaubt dabei die Überlagerung von Abstandsflächen.
Individuelle Hauskombinationen Die kleinen Eingangshöfe des winkelförmigen Haustyps schaffen mit den zugehörigen Abstellräumen ein wichtiges Stück Privatheit für die Bewohner. Auf den ersten Blick ist nicht wahrnehmbar, dass alle Häuser über einen identischen Erdgeschossgrundriss verfügen und sich aus dem gleichen Baukastensystem entwickeln – so vielgestaltig ist das Bild, das sich aus den Kombinationsmöglichkeiten und den unterschiedlichen Dachformen ergibt. Aus dem modularen Aufbau der einzelnen Häuser lassen sich Wohnungsgrößen zwischen 70 und 130 Quadratmetern realisieren. Ausgehend von einem Minimalvolumen, das neben zwei Räumen auch die Treppe und den zentralen Versor-
gungsschacht mit Küche, Bad und WC beinhaltet, erweitern zusätzliche Individualräume die Wohnfläche. In der größten Ausbaustufe entsteht so eine Sieben-Zimmer-Wohnung mit drei Geschossen. Raumgrößen und -zuschnitte sind dabei ähnlich, sodass jedes Haus verschiedene Nutzungen erlaubt. Ohne große bauliche Eingriffe lässt sich auch nachträglich eine Einliegerwohnung im Erdgeschoss abtrennen. Weitere Varianten entstehen durch unterschiedliche Möglichkeiten der Unterkellerung und die verschiedenen Dachbausteine. Die Module selbst sind elementiert, beschränken sich z. B. auf einen festgelegten Fensterkatalog und werden um Kosten zu sparen weitgehend vorgefertigt. Die modulare Bauweise aus großflächigen, maßgenauen Ziegelwandelementen und Betonfertigteildecken ermöglicht aufgrund des hohen Ausbaugrades der Einzelelemente, einfacher Anschlüsse untereinander und einer weitgehend trockenen Montage einen schnellen Bauablauf: Die Rohbauarbeiten an einem Haus dauern maximal zwei Tage. Das Konzept lässt es zu, das Haus mit den unterschiedlichsten Konstruktionsmaterialien zu bauen, um der örtlichen Verfügbarkeit von Rohstoffen zu entsprechen. Gebäudedaten Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 Wohnfläche: Bruttogeschossfläche: Grundstücksfläche: Heizwärmebedarf: Fertigstellung:
aa
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20 Doppel- und Reihenhäuser von 70 – 130 m2 Wohnfläche Mauerwerk 2,5 – 4,1 m 1,82 Mio ™ 817 –941 ™ 123 –143 m2 gesamt: 2731 m2 3879 m2 60,83 – 68,00 kWh/m2a 2000
Lageplan Maßstab 1:1500 Haustyp CX 110: Grundrisse • Schnitt Maßstab 1:250 Module G.A.S.-Systemhaus: A Minimalvolumen B Anbaumodule C Maximalvolumen
f d b e
c
a A
B
C
a
a
63
Haustyp BX 90: Grundrisse • Schnitt Maßstab 1:250
1
2
bb
3
b
b
4
64
2
Vertikalschnitt Maßstab 1:20
5
6
1 Dachaufbau: Wellblech Aluminium18/76 mm Lattung / Konterlattung 50/40 mm Unterspannbahn Schalung Fichte sägerau 24 mm Sparren Fichte 80/220 mm Zwischensparrendämmung Mineralfaser 200 mm Dampfsperre Lattung Fichte 48/28 mm Gipskarton 12,5 mm 2 Dreischichtplatte Fichte 25 mm 3 Bodenaufbau Obergeschoss: Teppich oder PVC-Belag Estrich 50 mm Trennlage PE-Folie Wärme-/Trittschalldämmung 50 mm Betonfertigteilelement 200 mm
4 Bodenaufbau Erdgeschoss ohne Keller: Teppich oder PVC-Belag Estrich 50 mm Trennlage PE-Folie Wärme-/Trittschalldämmung 50 mm Abdichtung Bodenplatte Ortbeton 200 mm Trennlage PE-Folie Perimeterdämmung 80 mm 5 Mauerwerk Planziegel 365 mm (¬R = 0,11 W/mK) 6 Betonfertigteilelement mit Wärmedämmung 60 mm als verlorene Schalung 7 Aufbau Kelleraußenwand: Drainagefolie genoppt Perimeterdämmung 50 mm Feuchtigkeitsabdichtung Betonfertigteilelemente 180 mm Innenputz 10 mm
3
7
65
Unterschiedliche Konstruktionssysteme für ein modulares Baukastensystem 1 Pers.
Georg Sahner
2 Pers.
3 Pers.
≥ 4 Pers.
100 80 60 40 20 %0 1950 1961 1970 1987 1992 1998 2010
Die Idee zur Entwicklung eines Systemhausprogramms entstand auf Grundlage der gesellschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen Jahren. Wenn von Architekten heute versucht wird, den Wohnungsbau zu standardisieren und die Produktion zu rationalisieren, geht es nicht mehr nur um eine Optimierung von Produktion und Kosten. Die großen Architekten in der Geschichte des industrialisierten Bauens wie Charles Eames, Jean Prouvé, Richard Buckminster Fuller und Konrad Wachsmann versuchten die sozialen Probleme ihrer Zeit unter ökonomischem Einsatz der Mittel zu lösen. Heute steht die Schaffung von Wohnraum im Vordergrund, der zeitgemäßen Lebensformen gerecht wird. Auch bei der Entwicklung eines kostengünstigen Hauses aus vorgefertigten Elementen und Modulen ist es möglich, dem Anspruch einer anzustrebenden Grundrissvielfalt im Wohnungsbau, einer hohen technischen Qualität, einer hohen Nutzungsqualität und einer großen Diversifizierung des Produkts gerecht zu werden, ohne zusätzliche Kosten zu verursachen. Die prognostizierte Entwicklung der Haushaltsgrößen von 1950 bis 2010 (Tabelle 1) zeigt in Deutschland in den vergangenen Jahren eine deutliche Verschiebung hin zu den kleineren Haushalten. Im Gegensatz zu den 50er-Jahren ist heute die Struktur der Haushalte nicht mehr homogen. In den Zwei- und Drei-Personen-Haushalten befindet sich ein hoher Anteil von Alleinerziehenden. In den meisten deutschen Großstädten leben ca. 42 % der Kinder nur noch bei einem Elternteil. Die Ein- und ZweiPersonen-Haushalte verweisen in Deutschland die Haushalte mit Kindern deutlich auf den zweiten Platz. Familien mit drei und mehr Kindern sind Außenseiter und statistisch unbedeutend. Die Haushaltsgrößen verändern sich sowohl durch Vergrößerung wie auch durch Verkleinerung (z. B. Scheidung) in ihrer Personenzahl. In Deutschland wird im Durchschnitt sehr spät im Lebensverlauf Wohneigentum erworben. Während in den Niederlanden Bauwillige im Durchschnitt mit 26 Jahren Eigentum erwerben, liegt das Durchschnittsalter in Deutschland bei 38 Jahren. Verantwortlich dafür sind die hohen Baukosten sowie die überteuerten Grundstückspreise. Wer hier Wohneigentum bilden möchte, muss nicht nur eine längere Ansparphase, sondern auch eine höhere und dauerhaftere Verschuldung in Kauf nehmen. Die Entwicklung von Hauskonstruktionen, die sich mit dem Wachsen und Schwinden der Familienstruktur ebenfalls vergrößern und verkleinern können, die durch einen niedrigen Einstiegspreis ein kleineres Risiko für die Haushalte bedeuten, ist in unserer Arbeit ein zentraler Aspekt. Deshalb liegt den Häusern ein modularer Aufbau zugrunde. 66
Tabelle 1: bis 1987: Bundesrepublik Deutschland alter Gebietsstand ab 1992: Bundesrepublik Deutschland neuer Gebietsstand
Die Modularität Das Prinzip der Modularität beim »G.A.S.-Systemhaus« ist additiv. Eine begrenzte Anzahl von Bausteinen (Hausteilkörpern) wird derart kombiniert, dass unterschiedliche Gesamtbaukörper entstehen. Daraus ergeben sich Hausserien aus immer wiederkehrenden Bausteinen. Es gibt x-, y- und zGrundmodule, Anbaumodule a, b, c, d, e (s. S. 63) sowie verschiedene Ergänzungsmodule. Die Grundmodule beinhalten die notwendigen Grundbestandteile eines Hauses: • die Treppe mit Eingang • den Versorgungsschacht • WC, Bad etc. Die Anbaumodule sind reine Zimmer-Bausteine. Die Ergänzungsmodule sind unterschiedliche Dach-, Keller- oder Wintergartenmodule. So besteht z. B. ein Haus mit 74 m2 Wohnfläche (II. BV) aus zwei Grund-, zwei Ergänzungs- und mindestens einem Dachmodul. Aus der Kombination der einzelnen Bausteine ergeben sich zahlreiche Hausvarianten. Zukünftig soll erreicht werden, dass ohne Mehrkosten eine freie Wahl bei der Kombination von Modulen zu Hausgruppierungen möglich wird. Derzeit sind die Entwicklungen auf Kombinationsserien eingestellt. Daher gibt es im Moment Häuser mit 70, 90, 110 und 130 m2 in unterschiedlichen Ausformungen als: • frei stehendes Haus • Doppelhaus • Gruppen- bzw. Reihenhaus • Kettenhaus • Stapelhaus (bis 6-geschossig möglich) • Gartenhofhaus • Hanghaus Die Anbausituationen müssen derart vorgerichtet werden, dass später ein weiteres Modul montiert werden kann. Ihre konstruktive Ausrichtung ermöglicht einen freien inneren Grundriss. Das schnell veränderbare, preisgünstige System kann ideal auf die Anforderungen des neuen Markts reagieren. Insgesamt werden derzeit nur 16 Module benötigt, um 18 Haustypen zu entwickeln, die, zusammen mit den acht Ergänzungsmodulen Keller und Dach, zu 118 verschiedenen Hausvarianten kombiniert werden können. Variationen der inneren Aufteilung sind hier noch nicht berücksichtigt. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Vielfalt der Möglichkeiten in Verbindung mit den konstruktiven Systemen, die im Folgenden noch vorgestellt werden, eines außerordentlich intelligenten Projektmanagements bedurften und sehr hohe Vorplanungskosten verursachten.
Typ A
Typ B
Typ C
Typ D
Typ E
Typ F
1– 3 Personen ca. 70 m2
4 Personen ca. 90 m2
»G.A.S.-Systemhaus«: Baukörperkonfigurationen durch unterschiedliche Kombination der Einzelmodule
5 Personen ca. 110 m2
Die Elementierung
Die Ziegelelementbauweise
Ausgangspunkt für die Aufteilung der Module in einzelne Bauelemente ist die Reduzierung der sehr hohen Transportkosten bei den vorgefertigten Bauteilen. Darüber hinaus wurden die regionalen Bedingungen und Kostenvorteile in die konstruktiven Überlegungen miteinbezogen, die unterschiedliche konstruktive Systeme entstehen ließen: • elementierte Ziegelwandelementbauweise mit Betonfertigteilelementdecken und -treppen • elementierte Porenbetonplattenelemente mit Porenbetondeckenelementen • Blähtonbetonwandelemente mit Massivbetondecken • großformatige Kalksandsteinwandkonstruktionen mit Filigrandeckenelementen • Holzständerelemente, komplett fertig ausgebaut Die konstruktive Ausbildung der Elemente wurde nach folgenden Kriterien entwickelt: • schneller Bauablauf, Optimierung der Anschlüsse der Elemente untereinander, Einfachheit • trockene Bauweise, möglichst hoher Ausbaugrad der Elemente, möglichst inklusive Putz • Wiederholungsfaktor, Anwendung baugleicher Elemente • Qualitätssicherung durch exakte Bauausführung der Elemente Auf den Baustellen zeigte sich, dass ein außerordentlich exaktes Zeitmanagement die Voraussetzung für eine erfolgreiche Montagebaustelle bedeutet und nur dann die Kostenvorteile wirksam werden. Darüber hinaus mussten mehrfach die einzelnen Transporte der Elemente optimiert werden, um eine bessere Auslastung zu erreichen. Zum Teil wurden die Elementgrößen sowie die Bauart durch die Transportmöglichkeiten bestimmt.
Im Gegensatz zum Holzbau hat beim Mauerwerksbau als vorherrschendem Bauverfahren die Entwicklung, eine Kostenminderung über zeitgemäße Arbeitstechniken und veränderte Bauorganisation herbeizuführen, noch nicht nennenswert begonnen. Die übliche teure Handarbeit würde im Wettbewerb zwangsläufig zu industriellen Fertigungsmethoden führen, die wiederum hohe Investitionen erforderlich machen. Die deutsche Bauindustrie hat es in der Vergangenheit immer vorgezogen, billige Arbeitskräfte zu beschäftigen, um bei den traditionellen Techniken bleiben zu können. Es entstanden jedoch erhebliche Schwierigkeiten bei der Qualitätssicherung von Außenwandkonstruktionen. Qualitätssicherheit sowie ein schneller, trockener Bauablauf standen im Vordergrund bei der Auslegung des Ziegelelementbausystems für das Systemhaus. Es wurde ein spezieller Ziegelstein mit einem sehr hohen Wärmedämmgrad entwickelt. Aufgrund der Geometrie seiner Stege und Lufträume erreicht er bei einer Rohdichte von 0,6 kg/dm2 eine Wärmeleitfähigkeit von nur 0,11 W/mK. Die Wandelemente werden bei einer Wandstärke von 36,5 cm mit einem U-Wert von 0,28 W/m2K (inkl. Außen- und Innenputz, ohne Fenster) in maximalen Größen von 2,80 m ≈ 14,0 m hergestellt. Für den Nachweis nach gültiger EnEV 2007 ist der Wandaufbau ohne zusätzliche Wärmedämmung ausreichend. Die neuesten Entwicklungen auf dem Ziegelmarkt gehen in der Wärmeleitfähigkeit auf Werte von 0,08 W/mK und in absehbarer Zeit sogar von 0,06 W/mK. Daher werden zukünftig auch niedrigere Energiestandards mit massiven Wandelementen ohne Wärmedämmverbundsystem möglich werden. Die Rohbaumontagezeit für ein Ziegelelementhaus wurde auf maximal zwei Tage beschränkt (inkl. Montage der Deckenelemente und der Dachkonstruktion). Die Maßgenauigkeit der computergesteuerten Vermauerung ist so exakt, dass der Innenputz nur noch als Spachtelung aufgetragen werden muss. Die große Zahl der realisierten Systemhäuser in Ziegelelementbauweise zeigt die große Akzeptanz bei den Kunden. Bei gut organisierter Logistik aller Produktionsabläufe liegen die Baukosten im sehr günstigen Bereich.
Großformatige Kalksandsteinelemente und Porenbetonwandelemente
1
Die Verwendung von leichten Planziegelelementen stößt an ihre Grenzen, wenn es gilt, den Anforderungen des erhöhten Schallschutzes zu genügen. Die Konstruktion der Systemhäuser wurde in einzelnen Fällen alternativ auch in vornummerierten und vorgeschnittenen Kalksandsteinbauplatten 67
Kosten Holzhaus (Holzständerbauweise) ™ %-Anteil an Gesamtkosten 300.1 Rohbau 9379,– 9,5 300.2 Zimmerarbeiten 44 449,– 45,3 300.3 Flaschner-Klempner/Dach 4003,– 4,1 300.4 Fensterarb. inkl. Verglasung 6109,– 6,2 300.5 Hauseingangstür 1714,– 1,7 300.6 Schreinerarbeiten/Türen 1875,– 1,9 300.7 Außenputz inkl. Gerüst 5612,– 5,7 300.8 Innenputz u. GK in 300.2 enthalten – 300.9 Schlosser 455,– 0,5 300.10 Estricharbeiten 2458,– 2,5 300.11 Fliesenarbeiten 992,– 1,0 300.12 Malerarbeiten 1653,– 1,7 400.1 Heizung 8759,– 8,9 400.2 Sanitär 5287,– 5,4 400.3 Elektro 3447,– 3,5 300.13 Bauendreinigung 402,– 0,4 300.14 Kellerersatzraum 1631,– 1,7 Gesamtsumme 300 + 400 98 225,– 100,0
realisiert. Bei Wandstärken von 24 cm Mauerwerk lassen sich zusammen mit entsprechender Wärmedämmung gute Ergebnisse vor allem im Bereich der Schalldämmung erzielen. Bei der Verwendung von Porenbetonwandelementen mit einer Wandstärke von 20 cm wird zwar ein ähnlich schneller und kostengünstiger Rohbau wie bei der Ziegelelementbauweise erreicht. Die Wärmeleitfähigkeit von ¬R = 0,14 W/mK macht jedoch noch weitere Wärmedämmmaßnahmen notwendig.
Blähton-Blähglas-Wandelemente Beim Systemhaus Typ Living X wurden Betonwandelemente aus 17,5 cm Blähtonbeton mit 12,5 cm Blähglasgussschale erstellt. Sowohl die Fenster als auch die gesamten Installationen sind schon im Werk integriert. Obwohl die Elemente beim Hersteller bereits voll automatisiert hergestellt werden, sind sie immer noch erheblich teurer als die Konkurrenzprodukte der Ziegelindustrie. Es können hier jedoch aufgrund der schnellen Bauzeit erhebliche Kosteneinsparungen im Bereich der Baustellenabwicklung und Nachfolgegewerke erreicht werden, da keine Innenputzarbeiten auf den Wänden oder an der Decke notwendig sind. Der kompakte Baustoff der Elemente führt hier zu einer großen Akzeptanz bei den Bauherren.
Kosten Massivhaus (monolithisch in Ziegel) ™ %-Anteil an Gesamtkosten 36 166,– 38,2 5097,– 5,4 5335,– 5,6 5335,– 5,6 1895,– 2,0 2619,– 2,8 10 284,– 10,9 4477,– 4,7 685,– 0,7 2114,– 2,2 713,– 0,8 1902,– 2,0 8156,– 8,6 5089,– 5,4 2731,– 2,9 441,– 0,5 1631,– 1,7 94 670,– 100,0
Tabelle 2: gewerkspezifische Bruttobaukosten: »G.A.S.-Systemhaus« Typ C.X.110 als Niedrigenergiehaus mit Querpultdach ohne Keller
Holzständerkonstruktionen Obwohl vor allem die Fertighaushersteller im Bereich der Holzbaufirmen ihre Produktion komplett automatisiert haben, sind deren Hauspreise nicht wesentlich niedriger als die der Konkurrenz. Grund dafür ist die Praxis, dass die zwar planerisch existierende Typisierung der Häuser durch die im Vertrieb angebotenen Aus- und Umbauvarianten zunichte gemacht wird. Die Vorteile der seriellen Produktion können so nicht zum Tragen kommen. Größere Finanzierungskosten der sehr aufwändigen Produktionsstätten erhöhen dann den Gemeinkostenanteil dieser Häuser wesentlich. Eine große deutsche Fertighausfirma setzt dafür ungefähr 26 % Mehrkosten an. Vor diesem Hintergrund wurde bei diesem Systemhaus darauf geachtet, dass die Individualisierung des Hauses nicht die serielle Idee des Systems stört. Alle konstruktiven Elemente und die Außenwand bleiben Teil der Serie. Die Kosten für die Holzkonstruktion als Holzständerwandkonstruktion konnten so an die Preise der Massivhäuser angeglichen werden. Die großen Vorteile des Holzbaus liegen in dem hohen Ausbaustandard der Wandelemente. Bauzeiten von ca. vier bis sechs Wochen für das Erstellen eines Holzhauses sind durchaus
Tabelle 3: Baukosten bei unterschiedlicher Auslegung der Außenwandkonstruktion Beispiel: »G.A.S.-Systemhaus« – Typ CX 110 = 103,8 –107,8 m2 WF (je nach Konstruktionsart) nach II. BV k-Wert (Wand) [W/m2K]
Rohbau + Zimmermann [™] [™/m2 WF]
Hauskosten [™] [™/m2 WF]
%-Anteil Kosten Konstruktion (KG 300)
%-Anteil Kosten Technik (KG 400)
Bauzeit Wochen
Vorfertigungsgrad
Maßgenauigkeit für Ausbau
1. massiv-monolithisch mit d = 36,5 cm, elementiert, Stein: Ziegel mit λ = 0,11 Decken: schlaffbewehrte Hohlkammerdecken
0,28
41 454,– 399,–
93 450,– 900,–
82,8
17,2
16
mittel
mittel
2. massiv-zweischalig mit d = 24 cm vor Ort gemauert und WD 035 d = 16 cm Filigrandecke
0,24
44 356,– 427,–
97 468,– 938,–
83,5
16,5
26
niedrig
niedrig
3. Mischbauweise Betonwände + Holzdecken und Wände mit WD 035
0,24
96 627,– 928,–
83,4
16,6
22
mittel
hoch
4. Blähtonbeton BN 5 mit Blähglasdämmung, Decken in Massivbeton
0,28
95 928,– 924,–
83,3
16,7
16
mittel
hoch
89 880,– 866,–
82,2
17,8
18
gering
niedrig
98 683,– 916,–
6
hoch
hoch
111 205,– 1036,–
6
hoch
hoch
5. Porenbetonwände mit λ = 0,12 und WD 035 mit Styropor 6. Holzständerbauweise WD 035 mit Mineralwolle und Putz außen
0,18
7. Holzmassivbauweise in Holztafelbauweise
0,18
46 687,– 433,–
Alle Kosten sind Bruttokosten [inkl. 19 % MwSt.] und inkl. GU-Zuschlag. Auf die Kosten kann rechtlich keinerlei Anspruch abgeleitet werden.
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realistisch. Die Möglichkeiten der erhöhten Dämmung (ca. 16 cm in der Konstruktion + Zusatzdämmung in der Installationsebene + Zusatzdämmung auf der Außenwand) geben dem Holzhaus gute Zukunftschancen. Der Passivhausstandard mit einem maximalen Jahresheizwärmebedarf von 15 kWh/ m2(WF)a lässt sich wesentlich einfacher und kostengünstiger erreichen als bei den Massivhausvarianten. Weitere Vorteile, wie z. B. die Installation einer Wandstrahlungsheizung in der Installationsebene oder die einfach herzustellenden luftdichten Anschlüsse von Fenster- und Türelementen in der Außenwand, lassen noch viel Raum für zukünftige Optimierungen im Bereich des Holzständerbaus. Bei den Optimierungen der einzelnen Konstruktionen wurde festgestellt, dass die Wahl des Außenwandmaterials für die Herstellungskosten eines Gebäudes von entscheidender Bedeutung ist. Bei energetisch optimierten Außenwänden spielt dieser Faktor eine besonders große Rolle. Beim Holzbau stellt sich sowohl im Rahmenbau als auch in der Holzständerbauweise immer wieder heraus, dass der komplizierte Außenwandaufbau mit ca. elf Schichten sehr viele Arbeitsgänge verursacht und gegenüber den fünf bis sechs Schichten des monolithischen Mauerwerksbaus erhebliche Mehrkosten bei der Gebäudehülle verursacht. Prinzipiell kann festgestellt werden, dass der Schichtaufbau der Holzständerwand, die verwendeten völlig überdimensionierten Holzprofile und die komplizierten Eckanschlüsse und Durchstoßpunkte die Konstruktion verteuern. Hier werden und müssen noch Innovationen gesucht werden. Beim Mauerwerk verursachen die Unebenheiten nicht nur teure Verlegung von Installationen, sondern auch erhebliche Mehrkosten beim Innen- und Außenputz. Durch den stärkeren Putzauftrag kommt auch vermehrt Nässe ins Bauwerk. Eine Bauzeitverlängerung wegen der längeren Trocknungszeit ist schließlich die Folge.
Das »G.A.S.-Systemhaus« Die Besonderheit dieses Systembaus besteht darin, mit möglichst wenigen, vorgefertigten und standardisierten Elemen-
2
ten sehr viele Hauskombinationen zu ermöglichen. Individuell gefertigte Elemente werden vermieden bzw. beschränken sich auf ein Minimum. Die Kundenorientierung wird miteinbezogen, ohne hohe Kosten zu verursachen. Für die Hersteller wird ein Produkt mit konstant hoher Qualität möglich. Der Erfolg stellt sich jedoch nur dann ein, wenn gleichzeitig die Immobilienvertriebe die Philosophie verstehen und diese dem Kunden positiv vermitteln. Die Optimierung der Häuser verlangt ebenso eine Optimierung der Grundstückssituation. Daher müssen auch Städte und Gemeinden eine im Dialog entwickelte Bebauungsplanung anstreben. Obwohl die Systemplanung viele Varianten und Haustypen ermöglicht, sind häufig Grundfestlegungen, wie z. B. das Baufenster, nicht mit den Hausbreiten und Modulgrößen bei der Positionierung auf dem Grundstück in Einklang zu bringen. Daher muss, wenn man nicht nur das Gebäude kostenoptimiert herstellen will, auch das Grundstück und seine Erschließung optimiert werden. Die grundsätzliche Erfahrung mit den genehmigenden Behörden waren in Deutschland positiv, wenn die durch die Grundstücksoptimierung eingesparten Kosten auch unvermindert von den Generalbauunternehmern an die Bauherren weitergegeben werden. Ebenso ist die strukturelle Einbindung sämtlicher am Bau Beteiligter zu einem Bauteam die Grundvoraussetzung bei der Planung eines Hauselementsystems. Der Architekt nimmt dabei die Rolle des sachkundigen Koordinators ein und gibt nicht mehr, wie so oft in der Fertigbauindustrie üblich, die Werkplanung ab. Der Architekt hat so in Zukunft die Möglichkeit, durch Koppelung von CAD und CAM an der Produktion seiner Elemente im Werk direkt beteiligt zu sein. Die Planung und der Entwurf von jeweils optimierten Elementen stellt eine wesentliche Aufgabe der Ausführungsplanung dar. Es ist sehr bedauerlich, dass in der Vergangenheit diese gestalterisch wichtige Aufgabe anderen überlassen wurde. Die Akzeptanz des Systembaus ist in Deutschland bei Kunden und Bauherren erstaunlich groß. Dabei spielt die Forderung des Kunden nach hoher Qualität des erworbenen Produkts Haus eine zentrale Rolle. Am Systembau lässt sich die erfolgreiche Umsetzung des Qualitätscontrollings sehr gut darstellen. Die differenzierten Lebenskonzepte der vielfältigen Haushaltsformen bleiben nicht mehr nur den Besserverdienenden vorbehalten. Die Realisierung der dazu passenden Hauskonzepte lässt sich unter dem Kostendruck nur noch mit Haussystemen als Systembau realisieren. Daher müsste der Versuch, in diesem Jahrzehnt (dritter Anlauf nach Bauhaus, der Hochschule für Gestaltung und anderen Experimenten in den 50er- und 60er-Jahren) dem Systembau eine bedeutende Rolle zu geben, erfolgreich sein.
1 Versetzen eines Wandfertigteils 2 Systemhaus in Konz
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Reihenhäuser in Milton Keynes Architekten: Rogers Stirk Harbour + Partners, London
Hochwertiger Wohnraum zu niedrigen Preisen Passivhausstandard mit geringen Betriebskosten Eine Passivhauswohnanlage mit qualitativ hochwertigem Wohnraum zu niedrigen Preisen zu errichten lautete die Aufgabe eines öffentlich ausgelobten Wettbewerbs. Eine weitere Anforderung war, dass 30 % der gebauten Wohnhäuser einen Kaufpreis von 60 000 £ nicht überschreiten durften. Mit ihrem Entwurf fanden die Architekten eine Lösung, die städtebaulicher Einbindung, Passivhausstandard und Wohnqualität gleichermaßen gerecht wird. Am Rand eines Wohngebiets in Milton Keynes, 60 km nördlich von London, erstreckt sich das drei Hektar große Areal, auf dem 145 Wohnhäuser, davon 56 unter 60 000 £, entstanden. Zugleich können 43 Häuser nach dem Shared-Ownership-Programm, erworben werden, d.h. ein Teil der Immoblilie wird gekauft, der Rest wird zunächst gemietet und gleichzeitig über einen längeren Zeitraum in Raten abbezahlt.
Verschiedene Haustypen mit maximaler Flexibilität Das dichte Siedlungsgefüge mit kommunikativen Blickbeziehungen erinnert trotz zeitgemäßer Haltung an herkömmliche Dorfstrukturen mit Plätzen und Gassen. Drei Ringstraßen erschließen die Siedlung von Süden; die Parkierung mit Carports ist kleinteilig zwischen den Gebäuden verteilt. Alle Häuser sind schwellenlos zugänglich und basieren auf dem gleichen Baukastensysten. Sie verfügen über zwei Gebäudehälften, die zueinander versetzt angeordnet sind. Das vorgefertigte schmale Erschließungs- und Funktionsmodul beherbergt Eingangsbereich, Flur, Treppe sowie Bad und kann innerhalb von 31 Tagen montiert werden. Die andere Gebäudehälfte gestaltet sich flexibel und erlaubt es den Eigentümern, den Grundriss den eigenen Bedürfnissen anzupassen und gegebenenfalls um neue Module zu erweitern. Fensteranordnung und Dachorientierung können ebenfalls individuell bestimmt werden. Daraus entstehen insgesamt neun verschiedene zwei- und dreigeschossige Wohnungstypen.
Optimierter Energieverbrauch Das Konzept erlaubt es, das Haus mit den unterschiedlichsten Konstruktionsmaterialien zu bauen, sodass es möglich ist, sich der örtlichen Verfügbarkeit von Rohstoffen anzupassen. Um den Passivhausstandard zu erreichen, wurden die Transmissionswärmeverluste über eine 25 cm dicke Außenwand und luftdichte Anschlüsse auf ein Minimum reduziert. Somit konnte der Energieverbrauch des Gebäudes auf 27 % gegenüber konventionellen Neubauten in vergleichbarer 70
Größe reduziert werden. Die Wärme liefern Solarkollektoren, die sich auf dem so genannten «Eco-Hat», der als Komponente mitbestellt werden kann, befinden. Die Abluft wird zentral abtransportiert und mittels Wärmetauscher zur Erwärmung der Zuluft wieder zugeführt.
Strategien zur Kosteneffizienz Die Entscheidung, die Reihenhäuser in vorgefertigter elementierter Holzrahmenbauweise zu konstruieren, resultiert aus der Vorgabe, kostengünstigen Wohnraum zu schaffen. Einerseits ließ sich dadurch die Bauzeit verkürzen, andererseits konnte ein gleichbleibender Qualitätsstandard sichergestellt werden. Die Wand- und Deckenelemente des Wohnund Schlafbereichs wurden weitgehend vor Ort montiert, während die Erschließungs- und Funktionsmodule montagefertig angeliefert wurden. Die Fassade ist mit verschieden farbigen und unterschiedlich großen HPL-Platten verkleidet.
Gebäudedaten: Nutzung:
Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten brutto: bebaute Fläche: Gesamtbauzeit: Baujahr:
Reihenhäuser 5 Typen von 57,5 m2 –102 m2 Holzständerbauweise 2,35 – 3,4 m 19 225 214 ™ 3300 m2 26 Monate 2007
Haustyp C Baukosten: Kosten pro m2 BGF: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche:
88 731 ™ 1167 ™ 199 m3 76 m2
Lageplan Maßstab 1:3500 Grundrisse • Schnitt Haustyp C Maßstab 1:200 Isometrie der Bauelemente
1 2 3 4 5 6 7
Küche Wohnraum WC Schlafzimmer Kinderzimmer Bad Arbeitszimmer
7
4
5 6
1
a
a
2 3
aa
71
Mehrfamilienhaus in Dortmund Architekten: ArchiFactory.de, Bochum
Sanierung und Aufstockung Nachverdichtung zur Effizienzsteigerung Treppenhaus gleichzeitig Ausstellungsraum Der Wandel des Ruhrgebiets ist auch im Dortmunder Stadtteil Hörde spürbar. Brachliegende Flächen eines stillgelegten Hochofenwerks werden zu einem Innovationsstandort mit einer Mischung von Forschung und Entwicklung sowie Dienstleistungs-, Wohn- und Freizeitangeboten. Einige Straßen davon entfernt ist die Verwandlung eines Mehrfamilienhauses bereits vollzogen: Bei gleichbleibender Nutzung hat sich das Erscheinungsbild geändert. Entstanden ist ein »neues«, scharf gezeichnetes Gebäude, das sich mit dem traditionellen Dach und der kubischen Form in die Typologie des Quartiers einreiht.
Äußeres Erscheinungsbild Zur Straße hin ist das Mehrfamilienhaus sehr präsent. Sowohl Längs- als auch Giebelseite kommen durch die Lage an einer Einfahrt städtebaulich zur Geltung. Vom Gehweg zurückversetzt befindet sich der Zugang, geschützt durch ein filigranes Glasdach. Die Fenster sitzen bündig in der glatt verputzten Außenwand, die nahtlos in das mit Zinkblech gedeckte Dach übergeht; die Regenrinne ist in die Dachfläche integriert.
Innere Organisation Durch ein auf der Hofseite liegendes Oberlicht gelangt über einen Schacht Tageslicht in das Treppenhaus. So konnte in der Fassade auf zusätzliche Fenster verzichtet werden. Die auswechselbaren, im Siebdruckverfahren hergestellten farbigen Aluminiumbleche tauchen diesen Luftraum in ein bun-
tes Licht, als Gegenpol zu dem monochromen Farbkonzept des Wohnhauses. Gleichzeitig fungiert das Treppenhaus so als Ausstellungsraum für die Druckerei des Bauherrn. Der ursprüngliche Erschließungskern wurde zusammen mit den alten Sanitäranlagen entfernt. Eine parallele Ausschreibung der neuen Treppe in zwei alternativen Ausführungen erlaubte die Entscheidung für die favorisierte und zugleich kostengünstigere Variante: Statt eines offenen Stahlgeländers windet sich eine massive Betonbrüstung entlang der neuen Treppe skulptural empor.
Kosteneffizienz Da das alte Dach nicht mehr erhalten werden konnte, bot sich aus wirtschaftlichen und städtebaulichen Überlegungen die Aufstockung um ein Geschoss an, um eine höhere Kosteneffizienz der Gesamtmaßnahme zu erzielen. Die Grundrisse der beiden bestehenden Geschosse mit je einer Wohnung wurden weitestgehend beibehalten, lediglich die Ausstattung ist an den heutigen Standard angepasst. Der gewonnene Wohnraum erhält außerdem einen offenen Wohnund Essbereich. Eine präzise Ausschreibung ergab, dass die gestalterisch gewünschte Zinkblecheindeckung nur geringe Mehrkosten gegenüber einer Pfannendeckung verursacht. Um eine flächige Fassade zu erzielen, wurden vorspringende Pfeiler durch den zweilagigen Aufbau eines Wärmedämmverbundsystems ausgeglichen. Der Mehraufwand für die erhöhten Dämmstärken ist zudem kostengünstiger als der Rückbau der senkrechten Pfeilervorlagen und das Abschlagen der auskragenden Lisenen. Außerdem senkt die dickere Dämmschicht deutlich den Heizenergiebedarf.
Lageplan Maßstab 1: 2000 Schnitte • Grundrisse Maßstab 1: 400 1 2 3 4 5
Flur Bad Küche Zimmer Wohn-/ Esszimmer
aa
72
bb
b
4 a
4
4
4
a
1
1 4
3
5
2
2
b
1 4
2
Gebäudedaten: Nutzung: Wohneinheiten: Gesamtbaukosten netto: Abbrucharbeiten netto: Bestandssanierung netto: Aufstockung netto: Kosten netto pro m2 BGF: Bruttorauminhalt: Bruttogrundfläche: Grundstücksfläche: bebaute Fläche: Baujahr:
Mehrfamilienhaus 3 ≈ 65 m2 Wohnfläche 200 000 ™ 10 000 ™ 150 000 ™ 40 000 ™ 360 ™ 1440 m3 556 m2 1855 m2 110 m2 2004
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Vertikalschnitte Fassade und Oberlicht Horizontalschnitt Maßstab 1: 20
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1 Dachaufbau: Zinkblech vorbewittert, mit Doppelfalz 0,7 mm, Trennlage 0,8 mm Schalung OSB-Platte 22 mm Wärmedämmung Mineralfaser 180 mm Sparren 80/180 mm, Dampfsperre Lattung 24/48 mm, Gipskarton 12,5 mm 2 Firstkappe Zinkblech 3 Firstpfette 100/100 mm 4 Rinneneinhangblech 0,7 mm 5 Kastenrinne 6 Traufblech 7 Anschlussblech Aluminium 1,5 mm 8 Holzbohle 30/220 mm 9 Wandaufbau: Edelkratzputz durchgefärbt 20 mm Wärmedämmverbundsystem, zweilagig 160 –180 mm Porenbetonmauerwerk 240 – 400 mm (Neubau) Ziegelmauerwerk 240 – 430 mm (Bestand) 10 Fußpfette 100/100 mm 11 Lattung 24/48 mm 12 Gipskarton 12,5 mm 13 Ringanker KS U-Schale 240/250 mm 14 Aluminiumprofil ∑ 150/200/10 mm 15 Fenster Schwingflügel Isolierverglasung, Float 4 mm + SZR 16 mm + Float 4 mm, in Aluminiumrahmen einbrennlackiert 16 Fensterbank MDF weiß lackiert 20 mm 17 Gipsputz 15 – 20 mm 18 Oberlichtkuppel 100 ≈ 200 cm, Acrylglas klar 2≈ 3 mm 19 Aufsatzkranz Polyesterharz faserverstärkt wärmegedämmt 20 Unterkonstruktion Holzleiste konisch 21 Dampfsperre 22 Kantholz 60/100 mm 23 Ortgangblech 24 Stahlprofil verzinkt ∑ 140/550/10 mm 25 Glas VSG aus 2≈ 8 mm TVG PVB-Folie 0,76 mm eingespannt 26 Flachstahl verzinkt ¡ 140/10 mm 27 Elastomer-Dichtung beidseitig 5 mm 28 Unterkonstruktion Holz 60/60 mm 29 Blech Aluminium einbrennlackiert 3 mm 30 Eingangstür Isolierverglasung, Float 4 mm + SZR 16 mm + Float 4 mm, in Aluminiumrahmen einbrennlackiert 31 Bodenbelag Linoleum 3 mm 32 Stahlbeton 180 mm 33 Ortbeton 60 mm 34 Flüssigabdichtung Bitumen 35 Stahlprofil verzinkt ∑ 200/100/10 mm 36 Edelstahl ∑ 150/65/5 mm 37 Stahlbeton 250 mm 38 Wärmedämmung 40 mm 39 Briefkasten einbrennlackiert 40 Rahmen aus Aluminiumprofilen 2≈ 25/50/4 mm thermisch getrennt
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Wohnungsbau in London Architekten: Ash Sakula Architects, London
Hülle aus Aluminiumfolie In einer Umgebung trister Wohnblöcke steht dieses Gebäude mit vier Wohnungen zu je 69 m2. Silvertown ist eines der derzeit größten Erweiterungsgebiete Londons und liegt im Osten, nahe der Themse. Wohnungsbau in großem Maßstab entsteht dort. Wie ansprechend, sogar innovativ dieser sein kann, zeigt der schon von Weitem ins Auge fallende LowBudget-Bau des jungen Architekturbüros Ash Sakula. Dies ist der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Peabody zu verdanken, die regelmäßig Wettbewerbe für experimentelle Architektur ausschreibt.
Sichtbarer Fassadenaufbau Offensichtlich wird die Experimentierfreude an der Fassade – einer Hülle aus Aluminiumfolie, bedeckt von einer Regenhaut aus gelben, durchscheinenden Polyester-Glasfaserplatten. Deren Wellen verlaufen auf der einen Seite horizontal und auf der anderen vertikal. Hinter den Platten liegen verdrillte, recycelte Elektrokabel – ein Beitrag der Künstlerin Vinita Hassard.
Innovative Grundrissgestaltung Auch der Grundriss ist außergewöhnlich: Eine geräumige Eingangshalle dominiert die 69 m2 große Wohnung. Sie ist nicht nur Verkehrsfläche mit etlichen platzsparenden Einbauschränken, sondern kann Arbeitszimmer, Spielecke oder Haushaltsraum sein. Das Wohnzimmer ist vergleichsweise klein, es dient eher als Rückzugsraum zum Entspannen, Fernsehen oder auch als Schlafort für einen Gast. Die Küche wiederum ist üppig dimensioniert und wird somit zum zentralen Raum für die Familie.
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Lageplan Maßstab 1:750 Grundriss Maßstab 1:250 1 Eingang 2 Halle 3 TV/Gast 4 Schlafen 5 Wohnküche 6 Bad
Vertikalschnitt Maßstab 1:20
lichte Raumhöhe: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 BGF: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Fläche pro Wohneinheit: Nutzfläche: Grundstücksfläche: bebaute Fläche: Bauzeit: Baujahr:
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Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion:
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Wohnbau Holz-Rahmen Konstuktion 2,38 m 865 830 ™ 2202 ™ 918 m3 338 m2 67 m2 268 m2 472 m2 303 m2 12 Monate 2004
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1 Fliegengitter 2 Aluminiumblech gekantet 3 Dachaufbau: Dichtungsbahn 2-lagig Wärmedämmung 100 mm Dampfbremse Sperrholzplatte 18 mm elementierte Holzständerkonstruktion 4 Wandaufbau: Wellplatte polymerisiertes Polyester glasfaserverstärkt, 151/77 mm hitzereflektierende Membran, Aluminiumfolie Konterlattung 25/50 mm Lattung 33/50 mm diffusionsoffene Folie geheftet Sperrholzplatte 13 mm
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Wärmedämmung 100 mm Dampfsperre Gipskarton 2≈ 12,5 mm Schraubbefestigung im Wellental mit gebogener Beilagscheibe und ElastomerAnpressringen Elektrokabel recycelt, gedrillt Bodenaufbau: Pressspanplatte 18 mm Akustikplatte 19 mm Lattung 50 mm Dämmung 20 mm OSB-Platte 15 mm elementierte Holzständerkonstruktion Fensterrahmen Weichholz Elementdecke aus Stahlbetonfertigteilen
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Geschosswohnungsbau in London Architekten: Niall McLaughlin Architects, London
Hoher Anspruch bei niedrigem Budget Hülle mit Bezug zum Ort Günstige Wohnungen nach dem Mietkauf-Konzept Wie ein Low-Budget-Bau sieht das Appartementhaus in Silvertown im Osten von London wirklich nicht aus. Und doch hat das augenfällige Gebäude ein eng geschnürtes Kostenkorsett. Das in einem vorangegangenen Wettbewerb proklamierte Motto »Frische Ideen für kostengünstiges Wohnen« nahmen die jungen Architekten beim Wort. Kostengünstiger Wohnungsbau besteht in England in der Regel aus einer vorgefertigten Holzkonstruktion, die unter einer traditionell anmutenden Hülle aus Holz oder Mauerwerk verborgen wird. Hier jedoch beginnt schon an der Fassade das Experiment: Preiswerte Geschenkpapierfolie ist auf raffinierte Weise zweckentfremdet. Die schillernden Farben spielen auf die Geschichte des Ortes an: Noch im letzten Jahrhundert produzierten dort Fabriken allerlei «billigen Luxus» – von Stofffarbe bis hin zu Süßwaren. Im Inneren bestimmen große Öffnungen den Raum und rahmen Ausblicke in die Stadtlandschaft. Die Grundrisse selbst zeigen sich unspektakulär und funktional, die Wände sind in klares Weiß getaucht – ein Hintergrund, der den Bewohnern die Freiheit lässt, die Gestaltung ihres Umfelds selbst in die Hand zu nehmen. Jede Wohnung verfügt über zwei Schlafzimmer und ein Bad. Küche, Ess- und Wohnzimmer öffnen sich zueinander und orientieren sich nach Süden. An alle Wohnungen grenzt eine kleine Loggia oder Terrasse, im Erdgeschoss ergänzt durch einen rückwärtigen Garten. Die kostengünstigen und zugleich hochwertigen Drei-ZimmerAppartements wurden bevorzugt an Personen vergeben, die in der Gemeinde Newham gemeldet waren. Auch Mieter von Genossenschafts- oder von Gemeindewohnungen konnten sich bewerben. Eine Bedingung war, dass das Jahreseinkommen 28 758 £ für Alleinstehende bzw. 32 644 £ für Paare nicht unterschreiten durfte. Dies war nötig, weil es sich um ein Shared-Ownership-Programm handelte, ein in England noch relativ junges Konzept, das den schrittweisen Kauf einer Immobilie vorsieht. Um eine Hypothek bei der Bank zu erhalten, waren Mindesteinkommen wichtig. So wird ein Teil der Immobilie gekauft – in diesem Fall 30 bis 75 %. Der Rest wird zunächst gemietet und gleichzeitig über einen längeren Zeitraum in Raten gekauft. Der Kaufpreis für die 75 m2 großen Wohnungen lag bei 210 000 £, was einer Anzahlung von mindestens 63 000 £ entspricht. Dabei stießen die gut geschnittenen Grundrisse auf reges Interesse, sodass bereits Anfang 2005 alle Wohnungen verkauft waren. 78
Leuchtfarbfolie Das Konzept für die Südfassade des Appartementhauses entwickelten die Architekten zusammen mit dem Künstler Martin Richman. In 200 mm dicken Aluminiumwannen liegen mittig angeordnete Lamellen aus Polycarbonat unter Gussglasabdeckungen. Lamellen und Wannenrückwand sind mit Streifen aus Geschenkfolie beklebt. Auf die Fassade treffendes Licht wird von den einzelnen Ebenen zurückgeworfen, sodass ein verschobenes Muster entsteht. Das Gussglas als äußerste Schicht bricht das Licht nochmals. Ändert sich der Einfallswinkel des Lichts, ändert sich auch die Farbe aufgrund der unterschiedlichen Reflexionseigenschaften der Folie. Das raffinierte Zusammenspiel von handelsüblicher Geschenkfolie, Licht und Betrachter führt so zu ständig neuen Effekten.
Kosteneffizienz Durch eine intensive Zusammenarbeit der Projektbeteiligten und die Verwendung von Fertigbauteilen konnten Kosten gespart werden. Das Gebäude ist auf Betonpfählen gegründet, auf denen Streifenfundamente liegen. Die Bodenplatte ist als Elementdecke aus Stahlbetonfertigteilen ausgeführt. Wände und Decken, die auf einem Holztafelbau basieren, sind genauso wie das Treppenhaus vorgefertigt. Auch die Beschränkung auf wenig verschiedene Fensterformate trägt zur Kosteneinsparung bei. Die größte technische Schwierigkeit bestand darin, die schweren Glaselemente an der Südfassade in die Holzrahmenkonstruktion zu integrieren. Die Eckfenster und die großen Ausschnitte für die offenen Treppenhäuser erforderten zusätzliche statische Verstärkungen. Um diese Bereiche zu lösen, mussten Stahlträger in die Holzrahmenkonstruktion eingesetzt werden.
Gebäudedaten: Nutzung:
Geschosswohnungsbau 12 Wohnungen von 79 – 82 m2 Konstruktion: Holzrahmenbauweise lichte Raumhöhe: 2,41– 2,98 m Gesamtbaukosten brutto: 2,2 Mio. ™ 2 Kosten pro m Wohnfläche: 2200 ™ Bruttorauminhalt: 2870 m3 Bruttogeschossfläche: 1071 m2 Wohnfläche: 966 m2 Grundstücksfläche: 1013 m2 Baujahr: 2004 Bauzeit: 15 Monate
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Grundrisse Schnitte Maßstab 1:500
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Schlafzimmer Kochen Essen Wohnen Loggia
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Vertikalschnitte Horizontalschnitt Maßstab 1:10
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1 Schalung Lärche 24 mm 2 Wandaufbau: Brandschutzplatte/Hinterlüftung 50 mm Winddichtung OSB-Platte 10 mm Holzständer 50/140 mm dazwischen Wärmedämmung 140 mm Dampfsperre Gipskarton 2≈ 12,5 mm 3 Sichtmauerwerk Klinker Hinterlüftung 52 mm Winddichtung OSB-Platte 10 mm Wärmedämmung 90 mm Dampfsperre Gipskarton 2≈ 12,5 mm 4 Bodenaufbau Obergeschosse: Teppichboden auf Sperrholz 18 mm Brandschutzplatte 19 mm Hartschaumdämmung 25 mm Sperrholzplatte 15 mm Deckenbalken 50/235 mm Wärmedämmumg 100 mm Gipskarton 2≈ 12,5 mm 5 Lamellen Polycarbonat unterer Bereich mit irisierender Folie beklebt 6 Fassadenpaneel 2150/1100/100 mm aus: Aluminiumwanne seitlich geschlitzt zur Befestigung von Polycarbonatlamellen 6 mm, Lamellen und Wanneninnenseite mit Streifen aus irisierender Folie beklebt Front Gussglas 6 mm innenseitig beklebt mit UV-Schutzfolie 7 Bodenaufbau Erdgeschoss: Kunstharzbelag 3 mm Zementestrich 60 mm auf PE-Folie Hartschaumdämmung 50 mm Abdichtung Elementdecke Stahlbeton 155 mm
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Vertikalschnitt
Maßstab 1:10
1 Fassadenpaneel 2150/1100/100 mm aus: Aluminiumwanne seitlich geschlitzt zur Befestigung von Polycarbonatlamellen 6 mm, Lamellen und Wanneninnenseite mit Streifen aus irisierender Folie beklebt Front Gussglas 6 mm innenseitig mit UV-Schutzfolie beklebt 2 Brandschutzplatte/Hinterlüftung 50 mm Winddichtung, OSB-Platte 10 mm Holzständer 50/140 mm dazwischen Wärmedämmung 140 mm, Dampfsperre Gipskarton 2≈ 12,5 mm 3 Teppichboden auf Sperrholz 18 mm Brandschutzplatte 19 mm Hartschaumdämmung 25 mm, Sperrholzplatte Deckenbalken 50/235 mm, Wärmedämmung 100 mm, Gipskarton 2≈ 12,5 mm
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Geschosswohnungsbau in München Architekten: Hierl Architekten, München
25 verschiedene Wohnungstypen Abgeschlossene Detailplanung vor Baubeginn Natürlich belüftete Tiefgarage Hochwertiger Wohnraum zu 1149 €/m2 Verdichtung nach innen – so lautet eine Prämisse der Münchner Stadtplanung. Der Wohnblock an der Marlene-DietrichStraße im neuen Quartier Arnulfpark ist Teil dieses Programms: Durch den Rückbau der ehemaligen Bahnflächen zwischen Hauptbahnhof und Pasing entstehen auf dem letzten großen Konversionsareal nahe der Innenstadt Büroflächen und Wohnraum. Neben Luxuswohnungen wurden im Rahmen der Wohnbauförderung der Landeshauptstadt München 106 Sozialwohnungen errichtet.
Attraktiver Wohnungsmix 25 verschiedene Wohnungstypen vom 37 m2 großen Appartement bis hin zur 130 m2 großen Fünfzimmerwohnung erfüllen unterschiedliche Wohnbedürfnisse und bieten einfachen, aber qualitativ hochwertigen Wohnraum. Vor Baubeginn waren alle Detailvarianten der insgesamt 25 verschiedenen Wohnungstypen von Bodenaufbauten bis hin zur Ausstattung der Bäder festgelegt. Damit war das Kostenpaket vorgeschnürt und vergleichsweise niedrige Baukosten konnten gehalten werden.
Günstige Fassadengestaltung Die streng rhythmisierte, straßenseitige Fassade der dreiseitigen Blockrandbebauung mit anthrazit gestrichenem Wärmedämmverbundsystem changiert je nach Lichtsituation dunkelgrau-silbern. Raumhohe, fassadenbündige Fensterflü-
gel und in den Baukörper eingeschnittene Loggien gliedern straßenseits die fast 100 Meter lange Südfassade. Dagegen sind die Fassadenflächen der privaten Räume wie Loggien und Innenhof in hellem, schilfgrün abgetöntem Weiß verputzt. Höhenversprünge und das Spiel von anthrazitfarbigen und roten Fensterrahmen bestimmen das Fassadenbild des Innenhofs. Die Verwendung gleicher stehender Fenster auf der Straßenseite sowie gleicher liegender Formate zum Innenhof sparte Kosten.
Kosteneinsparung im Untergeschoss Die strategische Entscheidung, die Tiefgarage leicht erhöht zu bauen und auf ein zweites Kellergeschoss zu verzichten, brachte erhebliche Einsparungen der Betriebsinvestitionskosten: Der Baugrubenaushub konnte ohne aufwändige konstruktive Maßnahmen gegen Grundwasser durchgeführt und auf eine wasserdichte Wanne verzichtet werden. Zugleich ermöglichen über dem Gelände liegende Fassadenöffnungen eine natürliche Nord-Süd-Belüftung der Tiefgarage und erzielen so eine erhebliche Kosteneinsparung gegenüber der sonst notwendigen Lüftungsanlage. Als Kellerersatz sind stattdessen Abstellräume im nordseitigen Dachgeschoss angeordnet. Die Kostenreduzierung im Bereich der technischen Gewerke wurde der Ausstattung der Wohnungen zugeschlagen: So entschied der Bauherr mit wachsendem Baufortschritt, alle Wohnräume außer den Küchen mit Industriefertigparkett anstelle eines Linoleumbelags auszuführen. Durch das Gesamtpaket strategischer Entscheidungen konnte hochwertiger Wohnraum zu relativ niedrigen Baukosten von rund 1149 ™/m2 Wohnfläche inklusive Stellplatz realisiert werden.
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Grundrisstypen Maßstab 1:500
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A Westseite 2-Zi-Whg. 54 m2
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B Ostseite 3-Zi-Whg. 60 – 68 m2
C Südseite 4-Zi-Whg. 92– 95 m2
Gebäudedaten: Nutzung: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 Wohnfläche inkl. Stellplatz: nur für KG 300/400: Bruttorauminhalt: Bruttogrundfläche: Wohnfläche: Grundstücksfläche: Baujahr: Lageplan Maßstab 1:4000 Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:1000 1 Eingang 2 Treppenhaus
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Wohnanlage 8 729 000 ™ 1149 ™ 982 ™ 35 371 m3 10 450 m2 7595 m2 4939 m2 2005 Zufahrt Tiefgarage Abstellraum Durchgang Innenhof Schlafzimmer Wohn- / Esszimmer Loggia
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15 Vertikalschnitt • Horizontalschnitt Loggia • Innenhof Maßtab 1:20
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1 Attika: Aluminiumblech pulverbeschichtet 2 mm Abdichtung Bitumenbahn zweilagig 3 mm Dämmung 60 mm, Dampfsperre 2 mm Stahlbeton 160 mm 2 Dachaufbau: extensive Begrünung 80 –100 mm Abdichtung Bitumenbahn zweilagig 3 mm Dämmung PU-Hartschaum 250 –100 mm Dampfsperre 2 mm Stahlbeton 200 mm Putz Farbanstrich weiß 8 mm 3 extensive Begrünung 80 –100 mm Trennlage 1 mm Dämmung XPS 120 mm Abdichtung Bitumenbahn zweilagig 3 mm Stahlbeton im Gefälle 200 –140 mm 4 Wandaufbau: Anstrich Innenhof Silikonharz schilfgrün, Anstrich straßenseitig anthrazit auf Reinacrylat-Farbschicht Modellierputz wasserdampfdurchlässig Armierung, Klebstoff 6 mm Dämmung PU-Hartschaum 100 mm Mauerwerk 180 mm 5 Handlauf Flachstahl verzinkt pulverbeschichtet ¡ 60/15 mm 6 Pfosten Flachstahl ¡ 60/15 mm
7 Sichtschutz VSG opak 6 mm in Stahlprofil fi 15/15 mm Träger Stahlprofil fi 120/400/8 mm 8 Loggia: Stahlbetonplatte 260 – 220 mm Bewehrungsanschluss thermisch getrennt 9 Fallrohr Aluminium Ø 60 mm 10 Rollladenkasten weiß verputzt 300 mm mit Schall- und Wärmedämmung 11 Isolierverglasung ESG 4 + SZR 16 + ESG 6 in Kunststoffrahmen weiß 12 Bodenaufbau: Industrieparkett 10 mm Heizestrich 65 mm Trennlage Trittschalldämmung 30 mm Dämmung PU-Hartschaum 40 mm 13 Isolierverglasung VSG 8 + SZR 16 + ESG 16 in Kunststoffrahmen anthrazit bzw. rot Fensterblech Aluminium gekantet 2 mm 14 Absturzsicherung 4. OG/Dachgeschoss Rundprofil Edelstahl Ø 15 mm an seitlichen Edelstahlplatten 15 Schalldämmlüfter Ø 125 mm 16 Leichtbauwand Stahlprofil fi 40/40 mm, beidseitig Gipskarton weiß 2≈ 5 mm 17 Türblatt furniert 40 mm in Stahlzarge 18 Fensterbank Schiefer 30 mm 19 Rost Kantholz Lärche 35/25 mm auf Rahmenholz 40/80 mm Winkel Aluprofil ∑ 80/90/5 mm Neoprenlager 35/15 mm
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Kosten- und qualitätsbewusstes Bauen Rudolf Hierl
»Geiz ist geil«? Der neue DVD-Player kostet nur halb so viel wie die Reparatur des alten – der allerdings doppelt so lange seinen Dienst getan hat wie es der neue tun wird. Die Grenzen nach unten sind einerseits im freien Fall; andererseits schießen Luxusartikel ins Kraut, die hinsichtlich Exklusivität und Preis keine Grenzen nach oben kennen. Es gibt ein Kostenbewusstsein mit unterschiedlichen Rändern: Einerseits geht es nur um den Preis, andererseits nur um ultimative Qualität. Hinsichtlich der Architektur wird die Diskussion im Moment eher am unteren Rand geführt, wenn auch immer im Hinblick auf Qualitätssicherung. Vom Zusammenhang von Kosten und Qualität soll hier die Rede sein – nach dem Motto »kostenbewusst, aber nicht billig bauen«.
Rückblick Der Beginn des »Kostenbewussten Bauens« ist ziemlich genau auszumachen: Der Begriff kommt auf in den prosperierenden 80er-Jahren, der Architektur der Postmoderne. In das Ende dieser Ära fallen die ersten Bemühungen um Kostenbewusstsein, um ein »kosten- und flächensparendes Bauen«. Betrachtet man die Zeugnisse dieser Epoche, staunt man über den augenfälligen visuellen Reiz, den sie hervorgebracht hat: eine Fülle an Materialien, Details, Oberflächen, Formen, die trotz des enormen finanziellen Aufwands nicht immer nachhaltig sind in dem Sinn, dass sie Zeit und Umgebung dauerhaft standhalten. Die Wiedervereinigung des getrennten Deutschlands 1989 bedeutete eine gewaltige Verschiebung der politischen Landschaft; damit verbunden ist eine dynamische Vernetzung der Wirtschaftsräume, die heute weltweit als so genannte Globalisierung die Wirtschaftsvorgänge bestimmt. Dass auch ein über die Jahrhunderte vergleichsweise träger und systembedingt innovationsschwacher Sektor wie das Bauwesen davon nicht unberührt bleibt, liegt auf der Hand. Die eingangs beschriebenen Phänomene Kostendruck und Qualitätsprofilierung haben die Bauproduktion bereits stark verändert und werden sie voraussichtlich weiter umformen. Die Faktoren Planung, Bauwerk, Vergabe und Regulierung haben gravierenden Einfluss auf das Kostengefüge; erst deren Beachtung ermöglicht kostenbewusstes Bauen.
1. Baubegleitende Planung Die Regel ist so banal wie effizient: Wenn die Planung abgeschlossen ist, bevor mit dem Bau begonnen wird, kann man kostenbewusst bauen. Dinge, die nicht zu Ende geplant wurden, sind oft auch nicht zu Ende gedacht worden, weil Abhängigkeiten (vor allem die von Rohbau zu Haustechnik 88
und diese zum Ausbau) nicht transparent gemacht und damit nicht geklärt sind. Die Erkenntnis dieser Fehlstellen während des Bauprozesses setzt ein aufwändiges Rückrollen der Planung und gravierende Maßnahmen auf der Baustelle in Gang: Massive Eingriffe in das Gebaute – Kernbohrungen, geänderte Installationsführungen und -räume, statische Verstärkungen – führen zu Nachträgen zum Hauptangebot. Diese stellen im Vergleich dazu meist überproportional teure Maßnahmen dar, induzieren darüber hinaus aber vor allem planerische Leistungen: Überprüfung des räumlichen Gefüges, des Grundrisses, der haustechnischen Funktionen, der Normenkontrolle, insbesondere der 42er-Normen Schall-, Brand- und Wärmeschutz sowie ein Nachziehen des Auftragsvolumens und die Fortschreibung der Kostenkontrolle. Die weit fortgeschrittene Planung muss in all ihren Verästelungen und quer durch alle Planungsgewerke nachgeführt, koordiniert und an die bauausführenden Firmen unter Zeitdruck kommuniziert werden – kostenwirksame Fehler sind unvermeidlich. Vor diesem Hintergrund bringt eine baubegleitende Planung nur scheinbar Zeit- und Kostenersparnis – sie erschwert im Gegenteil die Kostenkontrolle, hemmt oft ab einem bestimmten Zeitpunkt den Baufortschritt und verteuert die Baustellenlogistik. Hat der Bau einmal begonnen, explodieren die Datenmengen. Diese sind im Zeitalter von CAD, Internet, virtueller Koordination und papierloser Planung nicht weniger geworden als früher, sondern mehr; nicht einfacher in der Handhabung, sondern unübersichtlicher. Nicht selten überrollt diese Datenflut kapitale Entscheidungspunkte, ohne dass die Konsequenzen sofort zum Tragen kommen. Monate später tauchen diese »Schläfer« dann auf und fordern ihren Tribut. Nun ist die Situation anders als bei Auftragsvergabe: Das Vertragsverhältnis von Auftraggeber und -nehmer ist etabliert, die Verhandlungsmacht zu einem großen Teil auf die Auftragnehmerseite übergegangen, Planungsänderungen oder -fortschreibungen liefern einen willkommenen Angelpunkt, um Fehlkalkulationen im Hauptangebot über Nachträge auszugleichen. Abgeschlossene Planung Liegt hingegen eine abgeschlossene Planung vor, kann man davon ausgehen, dass ein komplettes Leistungsbild in all seinen Abhängigkeiten erfasst ist. Die ausführende Firma erstellt in der Folge die Werkstatt- und Montageplanung. Da deren wirtschaftlicher Erfolg wesentlich von der Prüfung und Planung der zu erbringenden Leistungen abhängt, werden eventuelle Unstimmigkeiten rechtzeitig ausgeräumt. Abgeschlossene Planungen zu Baubeginn bilden eine verlässliche Grundlage und geben Verhandlungssicherheit und -spielraum im Vergabeverfahren. Das kalkulatorische Risiko liegt bei der Bauausführung – dort wo es hingehört – und nicht bei der Planung. Bauen als Prozess Nun rührt aber die Forderung nach abgeschlossener Planung an eine über Jahrhunderte geltende Vorstellung des Bauens als Prozess, das seine Qualität aus einem durchgängigen Gestaltungs- und Schaffensvorgang bezieht und erst in der Ad-hoc-Entscheidung auf der Baustelle höchste künstlerische Reife erlangt. Dieser Begriff hat seine Grundlage in einem sukzessiven und zeitlich moderatem Gewerkeablauf. Beides gibt es nicht mehr, der Bauprozess ist abgelöst durch eine hochgradig arbeitsteilige und zeitgleiche Fertigung –
meist elementierter – Bauteile. Das verlangt vom Architekten einerseits in weit höherem Maße räumliches und prozesshaftes Vorstellungsvermögen, gestalterische Kompetenz, Entscheidungsfreude und -sicherheit und andererseits eine ausgereifte technische Infrastruktur, mit der die geforderten Leistungen in kurzer Zeit erbracht werden können. Diese Komprimierung der Planung und des Bauens hat Konsequenzen auf die Beziehung der Bauteile zueinander und wirkt sich vor allem auf deren Fügung aus. Bauen als arbeitsteiliger Prozess Von einer sukzessiven Fertigung, in der sich die Gewerke sozusagen gegenseitig korrigieren und Bauelemente angepasst werden können, haben sich die Bauvorgänge zu einem hochgradig arbeitsteiligen Prozess gewandelt, bei dem die Komponenten separat und parallel vorgefertigt und dann nahezu zeitgleich vor Ort zusammengefügt werden: Gebäudehüllen beispielsweise werden parallel zum Rohbau als Elementfassaden gefertigt und müssen die nach gültiger Norm zulässigen Toleranzen im Hochbau aufnehmen können. Wir sprechen hier von 3 cm/10 m, also von einer deutlich wahrnehmbaren Vergröberung der Baustruktur als Ganzes. Die macht es beispielsweise sinnlos, fertige Fliesenpläne für Sanitärbereiche zu zeichnen, bevor nicht der Rohbau erstellt ist. Möchte man deren modularen Aufbau und Maßordnung bildhaft umsetzen, gelingt dies nur noch mit komplett vorgefertigten Nasszellen oder erhöhtem bauseitigen Aufwand für Ausgleichsarbeiten. Simultanes Bauen Simultanes Bauen verlangt zwingend höhere Toleranzen als chronologisches Bauen und verschärft die Problematik der Übergänge: Häufige und raumgreifende Fugen sind das Ergebnis erhöhter Bautoleranzen – sie stören die Ästhetik; gefordert sind Sichtmontage und serielle Fertigung. Diese Fertigungs- und Fertigteilästhetik stößt zwar auf Akzeptanzprobleme, spiegelt aber den arbeitsteiligen Prozess sehr genau wider. Will man Gebäude in integral zusammenhängendem Design erstellen, dann zählt die Bewältigung von Toleranzproblemen zu den größten Herausforderungen. Werden diese Fügungsprobleme planerisch nicht gelöst oder von den bauüberwachenden Ingenieuren nicht verstanden bzw. thematisiert, sind nicht zuletzt Kostenprobleme unvermeidlich: Alle Vorteile der Präfabrikation, der parallelen Fertigung und simultanen Montage werden aufgerieben in Anpassungsprozessen: Unzählige Regiestunden für Ver- und Ausbesserung unge-
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klärter Übergänge sind die Folge. Das normgerecht aber bezugslos ins Gefüge gesetzte Halbzeug in Form von Fugensystemen ist die am häufigsten anzutreffende Lösung, gibt aber sicher die schlechteste Antwort auf das Problem. Dabei sind zwei diametrale Lösungsansätze denkbar: die Fuge in ein tektonisches Gefüge zu integrieren (beispielsweise hinter einem Pfeiler, einer Brüstung, einem Belagswechsel im Boden oder einem anderen gliedernden Element verschwinden zu lassen) oder sie zu thematisieren und zum gestalterischen Element zu machen (Abb. 1). High Tech/Low Tech Die Globalisierung hat die Orte des Baugeschehens internationalisiert und den Bauprozess enorm beschleunigt. Baufirmen sind die Nomaden der Neuzeit, die mit ihren Blechzelten und -karawanen von einer Baustelle zur nächsten ziehen und eine für sie spezifische Bauleistung erbringen. Diese Internationalisierung spiegelt ein uraltes Problem wider: die Abhängigkeit des Baugeschehens vom jeweiligen gesellschaftlichen Kontext. Die elitären griechischen Bauhütten konnten in einem kleinen überschaubaren Rahmen hochentwickeltes High-Tech-Know-How entwickeln, schützen und zu einer atemberaubenden Perfektion treiben. Die global agierenden römischen Baumeister mussten dagegen auf robuste, einfache und überall verständliche Bauprozesse zurückgreifen – der Standard war dementsprechend Low-Tech: Meist wurde eine Verblendschale mit den jeweils verfügbaren Schlackenstoffen gefüllt. Globalisierung fördert weder exklusive Technik noch exklusives Detail; sie verbilligt massenhaft hergestellte technische Serienprodukte – ein Umstand, der in einem Land, in dem das Bauen und die vorhandene Bausubstanz in der Region noch wesentlich von handwerklichen Vorgängen bestimmt ist, zu Irritationen führen muss. Produkte aus dem Baumarkt nehmen ohne jede Vermittlung in einem handwerklich gefertigten Gefüge ihren Platz ein; industriell gefertigte Fenster mit minimalen Maßtoleranzen und perfekter Pulverbeschichtung stoßen beispielsweise auf handwerklich gefertigte Fensterbänke – beides in eine ganzheitliche Planung einzubinden, führt manchmal zu unlösbaren Konflikten. Die Lösung bietet sich in zwei Richtungen an: Architekten kümmern sich um die Qualität der Baumarktprodukte, indem sie sie mitgestalten oder sie setzen bewusst hochwertige Produkte ein, um deren Marktfähigkeit zu stärken, bzw. kombinieren Halbzeug zu befriedigenden gestalterischen Lösungen. Schnittstellen Ein weiterer planerischer Faktor liegt in der Abgrenzung der Planungsschnittstellen. Weil die Bauproduktion parallel und simultan erfolgt, bedeutet kostenbewusste Planung auch, mehr Schnittstellen als bisher zu erfassen, diese zu Ende zu denken und zu planen. Dabei liefern uns die entsprechenden Regelwerke nicht immer die besten Hilfestellungen: Begrünte Flachdächer etwa werden bis zur Abdichtung vom Architekten geplant, ab der Durchwurzelungsfolie vom Landschaftsarchitekten, den Blitzschutz und weitere technische Ausstattungen übernehmen Fachingenieure für technischen Ausbau – planerisch erfasst ist dies alles in einem einzigen Detailschnitt; Brandschutzrückschlagventile sind Sache des Fachingenieurs, der bauliche Verschluss der Rohrhülse liegt planerisch beim Architekten: Jede vergessene Schnittstelle ist ein weiterer 89
Kostenfresser, der teure Nachträge generiert und die Einsparpotenziale der Präfabrikation, der Verwendung von Halbzeugen und der Elementierung zunichte macht. Logistik Als letztes gehört zu einer kostenbewussten Planung eine sinnvolle Baustellenlogistik: Wenig ist alles! Statt Einzelbauteile mit der Konsequenz einer aufwändigen Liefer- und Baustellenlogistik für sich zu optimieren, ist es wirtschaftlicher, mit wenigen robusten Elementen zu arbeiten: eine durchgängige Deckenstärke, auch wenn in dem einen oder anderen Fall die Decke statisch überdimensioniert ist; einheitliche Mauerwerks- bzw. Betongüten ermöglichen eine gute Just-inTime-Belieferung der Baustelle mit knappen Lagerflächen und machen damit ohnehin meist marginale Unterschiede der Einzelpreise mehr als wett. Die Vorabfestlegung eines toleranten Fußbodenaufbaus und die Vereinheitlichung von Deckenaufbauten anstelle einer Vielzahl von Estrich- und Trittschalldämmhöhen bzw. -qualitäten lassen Spielraum für unvorhersehbare Probleme, die der Bauprozess noch immer hat. Neben den allgemeinen planerischen Strategien des Zu-Ende-Denkens und Luft-Lassens gibt es ganz konkrete Elemente des Bauens, deren Kostenrelevanz signifikant ist. Bezeichnenderweise fallen Entscheidungen hierüber in einem frühen Stadium der Planung, meist schon im Vorentwurf, und sind zu keinem späteren Zeitpunkt revidierbar. Sie finden sich vor allem in der (Roh-) Baustruktur und der Fassade, aber auch in der Integration der Elemente. In diesem Zusammenhang sollte es selbstverständich sein, dass alle Aufwendungen für kostenbewusstes Bauen mit Erfolgshonoraren belohnt werden sollten, denn die beschriebenen Planungsinstrumente bedeuten nur teilweise geringeren Aufwand; oft sind die Recherche und die Straffung der Planung zeitintensiver als wenn das Thema Kosten außer Acht gelassen wird.
2. Baustruktur Obwohl heute nahezu jede konstruktive Verrenkung technisch möglich ist und dies auch täglich praktiziert wird, ändert das nichts an der Kostenrelevanzlogischer Baustrukturen. Klare Konstruktionsprinzipien wie Schottenwand- oder Mittelwandtypen im Massivbau, ein klares Achsraster im Skelettbau, Wände, die übereinanderstehen und nicht ausgewechselt werden müssen, ein Baugefüge, das nicht oder nur wenige Versprünge macht, haben enorme Kostenrelevanz. Das heißt nicht, dass z. B. im Übergang zu einer Tiefgarage das Konstruktionssystem nicht ausgewechselt werden kann. Dort macht es Sinn, da wegen der Begrünung ohnehin ein hohes Wandstück notwendig ist und die Mehrkosten also im Wesentlichen in der Bewehrung liegen. Kostentreibend ist die Summe von Einzelmaßnahmen: ein Unterzug hier, eine Auswechslung dort, verspringende Ecken in der Tragstruktur, Wohnungstrennwände in Feldmitte. Andererseits kann man sich mit dem Rohbau erhebliche Freiräume im Ausbau schaffen für Türbeschläge, Bodenbeläge, eine Fußbodenheizung, um die knappen Wandflächen z. B. im Wohnungsbau freizuhalten. Fassade Ganzglasfassaden sind kostenträchtig, auch wenn sie komplett elementiert und vorgefertigt sind. Sie bergen Probleme für den Anschluss an die Tragstruktur wie für den baulichen Brandschutz. Darüber hinaus bringen sie Probleme hin90
sichtlich der Behaglichkeit mit sich und stellen große Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz. Beträgt beispielsweise der Verglasungsanteil einer Fassade weniger als 70 % der Gesamtfläche, so kann für den sommerlichen Wärmeschutz bei entsprechender Glaswahl (Neutralglas) auf die Ausführung eines außenliegenden Sonnenschutzes verzichtet werden, ohne eine Spektralverfärbung des Lichts in Kauf zu nehmen. Der Anteil des außenliegenden Sonnenschutzes an den Gesamtkosten einer Fassade macht in der Regel 30 % aus. Integrierte Gebäudekonzepte Ein großer Teil des Baubudgets verschwindet immer noch unter der Erde – eine Binsenweisheit, die dennoch gerade in frühen Planungsgesprächen schnell unter dem Tisch verschwindet – vor allem, wenn es um die Zwänge der Ausschöpfung des Baurechts bei der Projektoptimierung geht. Dabei lassen sich durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren gerade hier Entscheidungen und Konzeptüberlegungen anstellen, die in ihrer Summe Synergien bilden. Baut man z. B. an Orten mit nahezu erdbodengleichem Grundwasserstand, so liegt der Schlüssel zur Kosteneffizienz des Gesamtbaus in der Minimierung der unterirdischen Gebäudekubatur. Kellerersatzräume im Erdgeschoss sichern ein günstiges Hüllflächen-Volumen-Verhältnis; gleichzeitig kann auf ein weiteres Untergeschoss verzichtet werden. Ist ausreichend Grundstücksfläche vorhanden, kann alternativ ganz auf die Ausbildung einer wasserdichten Wanne verzichtet werden. Hebt man die Tiefgarage bis auf das baurechtlich zulässige Maß (meist bis 1,20 m über Geländeoberkante), dann kann auf die mechanische Lüftung der Tiefgarage verzichtet und die Bodenplatte unter dem Aspekt der Auftriebssicherung wesentlich schlanker gehalten werden. Darüber hinaus ist die Tiefgarage sozial kontrollierbar und bildet eine wünschenswerte Schwelle zwischen privaten wohnungsbezogenen Terrassen und allgemeinen Freiflächen. Die beschriebenen integrativen Konzeptüberlegungen haben durchaus experimentellen Charakter und erfordern erhöhten Planungs-, Überzeugungs- und Durchsetzungsaufwand. Weil kein Planer die Verantwortung etwa für das Konzept einer druckgesteuerten Lee-Luv-Lüftungskonzeption übernehmen kann, laufen nach der Inbetriebnahme des Gebäudes zunächst vier bis sechs Wochen Kohlenmonoxidmessungen, um die Gebrauchsfähigkeit des natürlichen Lüftungskonzept unter Beweis zu stellen. Sind diese zufriedenstellend abgeschlossen, werden erhebliche Investitions- und vor allem Betriebskosten eingespart. Standards Neben den integrativen Gebäudekonzepten gibt es ein weiteres großes Einsparpotenzial: standardisierte Bauteile. Gründerzeithäuser beispielsweise haben aus dem Katalog gearbeitet. Ein Großteil der verwendeten Bauteile war vorgefertigt, etwa gusseiserne Gartenzäune, vorgefertigte Fassadenelemente, Türen, Kamine. Die überdurchschnittliche Wertschöpfung der Gründerzeitarchitektur beruht nicht zuletzt auf der Verwendung von bewährten, kommunizierbaren und deshalb verständlichen Standards. Ganz nebenbei haben diese erschwingliche und kalkulierbare Erstellungskosten und Dauerhaftigkeit durch Serienreife garantiert. Heute fällt die Vermittlung von Serienprodukten paradoxerweise schwer. Zu dieser Widersprüchlichkeit gehört, dass sich derzeit punktgenau entwickelte Individuallösungen in immer
schnelleren Zyklen überholen, ohne auch nur annährend zu bewährter Ausführungsreife zu gelangen. Wir sehen uns sehr schnell satt an Dingen, der Reigen an Materialien geht rund – Holz, Beton, Glas, farbiges Glas, Kunstamalgame, Edelmetalle, gewickelt, gefalzt, geschlitzt ... In Zeiten, in denen die Oberfläche Thema ist, muss diese auch schnell wechseln. Der Vorfertigung von Bauteilen kommt immer noch eine Schlüsselstellung zu: Balkone, Bäder und Fenster müssen, vor allem im Wohnungsbau, keine individuellen Formschöpfungen sein; dies geschieht durch die Benutzung. Selbst wenn die Nasszellen vor Ort hergestellt werden, senkt Standardisierung die Kosten durch dünne Leistungsverzeichnisse, einfache Baustellenlogistik und wiederholbare Arbeitsvorgänge.
3. Regulierung Im Hinblick auf unerschlossene Potenziale – vor allem im Vergleich mit europäischen Nachbarn – fällt der Blick auf Phänomene, die man unter dem Stichwort Regulierung zusammenfassen kann. Unser Bauwesen ist bauaufsichtlich umfassend durch entsprechende Bestimmungen geregelt – mehr noch, es gibt unzählige Redundanzen: Baulichen Brandschutz beispielsweise regelt die DIN 4102 hinreichend. Es ist schwer zu verstehen, warum Planung und Bauausführung von zwischengeschalteten Behörden – mit entsprechenden Ermessensspielräumen ausgestattet – kontrolliert werden. Der Abstimmung einer Planung mit der jeweiligen Brandschutzbehörde folgt beispielsweise bei der Bauabnahme die Auseinandersetzung mit dem Kreisbrandrat, der in aller Regel eine eigene Vorstellung davon hat, wie viele Feuerlöscher welcher Qualität wo zu hängen haben. Ähnli-
ches gilt für viele am Bauprozess Beteiligte: Unfallkasse, Gemeindeunfallversicherungsverband, Gewerbeaufsicht. Ein weit verzweigtes Regulierungsnetzwerk beansprucht Planen und Bauen. Die sinnvolle strukturelle Deregulierung unserer Planungsund Baustellenprozesse würde große Potenziale, die wir im Hinblick auf kostenbewusstes Bauen haben, erschließen.
Fazit Kostenbewusstes Bauen umfasst im Wesentlichen die aufgezeigten Aspekte. Darin ist hinreichendes Potenzial enthalten, um eine deutliche Baukostenreduzierung zu erreichen und an die Indizes unserer Nachbarländer aufzuschließen. Entscheidend dabei ist, dass diese Potenziale auch in Qualität umgesetzt und nicht ausschließlich zur Kostenreduzierung benutzt werden. Im Bereich Wohnungsbau könnte etwa anstelle von einfachen Wärmedämmverbundfassaden über hochwertige zweischalige Fassaden, wie sie in den Niederlanden praktiziert werden, nachgedacht werden. Besonders im Hinblick auf den dritten Punkt Deregulierung werden Qualitätsstandards – die in Deutschland immer noch deutlich höher sind – kritisch zu hinterfragen sein. Ein Ergebnis könnte sein, dass nicht für alle Bauaufgaben einheitliche Standards einzuhalten sind, sondern unterschiedliche. Es gäbe also einen Markt mit unterschiedlichen Produkten und dementsprechend unterschiedlichen Preisen.
1 Grundschule Theresienhöhe in München, 2005 2 Otto-Steidle Ateliers in München, 2006
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Studentenwohnheim in Amsterdam Architekten: Claus en Kaan Architecten, Amsterdam/Rotterdam
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Raumgrößen nach Minimalanforderung Fassadenspiel mit versetzten Fenstern
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Das Gebäude ist in Stahlbeton-Schottenbauweise errichtet und zur Straße hin mit Leichtbauwänden ausgefacht, denen eine äußere Mauerwerkschale vorgehängt wurde. Bündig eingesetzte Glas- und Edelstahlflächen wechselnder Größe im Erdgeschoss beleben die Fassade zusätzlich zu den versetzten, tief in der Laibung liegenden Fenstern der Appartements. Die Eingangsbereiche und Treppenhäuser brechen aus der strengen Schottenbauweise aus und sind durch eine geschwungene Wand und eine im Bogen abgehängte Decke begrenzt. Ihr farbiger Anstrich bildet zusammen mit den Vorhängen der Zimmer einen Kontrast zu dem schwarz beschichteten Sichtmauerwerk.
Das Studentenwohnheim ist Teil eines neuen Straßenzugs, der den städtebaulichen Zustand vor einem baulichen Eingriff in den 60er-Jahren wiederherstellt. Der Masterplan von Pi de Bruyn des Büros de Architecten Cie schließt die typische Amsterdamer Straßenfront erneut. Der Straßenzug besteht aus drei Teilen, wobei das Eckgebäude von De Bruyn selbst und der mittlere Abschnitt vom Architektenbüro VMX stammt. Der Entwurf des dritten Gebäudes von Claus en Kaan Architecten stellt eine Stadtreparatur dar, die jede Sentimentalität oder Nostalgie vermeidet und den Neubau ohne offensichtliche Anlehnung an die historische Umgebung gestaltet.
Kostengünstig wohnen Die Mieten der Wohnheimplätze sollten so niedrig wie möglich sein. Die Größe der einzelnen Bereiche entspricht genau den Minimalanforderungen der Bauordnung. Die Appartements besitzen eine Kochzeile, weshalb Gemeinschaftsküchen und Aufenthaltsräume weggelassen werden konnten. Kommunikation kann auf dem Laubengang stattfinden, der die Zimmer und ihre zugehörigen Abstellräume erschließt. Auf einen Keller konnte somit verzichtet werden.
Fassadengestaltung Die aus dem Raster ausbrechenden Fenster sind eine subtile, zeitgemäße Variante der mit dekorativen Elementen versehenen Fenster und Türen der Nachbarhäuser. Über dem Erdgeschoss mit Geschäftsräumen sind 61 Studentenappartements untergebracht.
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2. OG
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Schnitt • Grundrisse Lageplan
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Maßstab 1:400
Gebäudedaten: Nutzung:
Maßstab 1:5000
Bauabschnitt de Architecten Cie (Pi de Bruyn) Bauabschnitt Architektenbüro VMX Bauabschnitt Claus en Kaan Architecten Bauabschnitt Claus en Kaan (nicht realisiert) Laden Eingangshalle Abstell-/Fahrradraum Abstellraum Küche Wohnraum Laubengang
Wohneinheiten: Konstruktion: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 BGF: Bruttorauminhalt: Bruttogrundfläche: lichte Raumhöhe Baujahr:
Studentenwohnheim Gewerbe (EG) 61 Wohnheimplätze Stahlbeton mit Sichtmauerwerk 3,6 Mio. ™ 986 ™ 9000 m3 3650 m2 2,44 m 2002
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Horizontalschnitt Vertikalschnitt Maßstab 1:20 1 Stahlbeton 250 mm 2 Mauerwerk schwarz beschichtet 100 mm Hinterlüftung 60 mm Folie diffusionsoffen Mineralwolle 140 mm Dampfbremse Gipskarton 2≈ 12,5 mm 3 Aluminiumblech eloxiert Furniersperrholzplatte 18 mm 4 Aluminiumschiebefenster mit Schallschutz-Isolierverglasung Float 8 + SZR 9 + 2≈ ESG 6 mm 5 Faserzementschindel 4 mm Lattung 38/19 mm Konterlattung 38/15 mm
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Hinterlüftung 117 mm Folie diffusionsoffen Mineralwolle 100 mm Stahlbeton 170 mm Stahlprofil scharfkantig, einbrennlackiert ∑ 60/150/4 mm Zinkblech gekantet Furniersperrholz 40 mm Konsolanker Stahlblech verschweißt Mauerwerk beschichtet 100 mm Hinterlüftung 60 mm Folie diffusionsoffen Mineralwolle 80 mm Sonnenschutzrollo Bodenbelag Linoleum 2,5 mm Zementverbundestrich 50 mm Stahlbetondecke 210 mm Isolierverglasung Float 8 + SZR 15 + VSG 10 mm
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Jugendcamp in Passail Architekten: Holzbox Tirol, Innsbruck
Ortsunabhägiges Baukastensystem Kosteneffizienz durch hohe Vorfertigung Im Rahmen des Wettbewerbs »Multifunktionale Campmodule« suchte das Land Steiermark nach alternativen Konzepten zu den traditionellen Jugendherbergen, die üblicherweise als Einzelbaumaßnahme jeweils unterschiedlich gestaltet sind. Ein ortsunabhängiges und nachhaltiges Baukastensystem sollte an verschiedenen Standorten eingesetzt werden und mit einem einheitlichen Erscheinungsbild zum Corporate Design eines zukunftsorientierten Tourismus beitragen.
Holzcontainer als Appartement Das siegreiche Projekt besteht aus 9,80 m langen Holzcontainern mit minimalen Raumabmessungen, die den Flächenverbrauch auf das Notwendige beschränken. Für die unterschiedlichen Teilnehmer der Gruppenfreizeiten stehen drei Modulgrößen mit 2,5 m Raumhöhe zur Verfügung: Ein 2 m breiter Container für einen Betreuer mit 20 m2, ein 3 m breites Jugendraummodul mit 30 m2 und ein 4 m breites Appartementmodul mit einer Nutzfläche von 40 m2 und maximal 8 Betten. Ursprünglich hatten die Architekten vorgesehen, die Einheiten als Röhren aus Massivholzplatten im Werk vorzufertigen
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und auf dem Tieflader als Sondertransport anzuliefern. Da die Straße zum Grundstück dafür zu eng war, entschieden sie sich beim ersten realisierten Camp in Passail ausnahmsweise für einen Holztafelbau mit vorgefertigten Elementen. Das Grundmodul, bestehend aus Hülle, Sanitärkern und Elektroinstallationen, die Außen- und Trennwände und die Möbel wurden einzeln ausgeschrieben; dadurch konnten die Kosten reduziert werden. Auch der Innenausbau und die eigens entworfenen Möbel bestehen aus seriellen Elementen. Die Anordnung der Betten kann durch einfaches Versetzen der Schiebetür und einer Trennwand vom Doppelbett in Stockbetten umgewandelt werden. Nach einer Bau- und Planungszeit von nur knapp vier Monaten waren alle zehn Appartements mit insgesamt 58 Betten zu relativ niedrigen Baukosten zwischen 36 500 und 61 000 Euro pro Modul inklusive Möblierung fertig gestellt. Die Wohncontainer, die über Elastomerauflager auf je vier Punktfundamenten oder Einzelstützen aufliegen, bilden zwei Gebäude und rahmen gemeinsam mit einem vorhandenen Baum eine ebene Terrasse. Dieser Aktionsraum für die Jugendlichen schiebt sich weit unter die Auskragung des hangseitigen Riegels, wo bei Schlechtwetter ein Gemeinschaftsraum zur Verfügung steht.
Gebäudedaten: Nutzung: Zimmer: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten netto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Gesamtnutzfläche: Grundstücksfläche: bebaute Fläche: Baujahr: Bauzeit:
Beherbergungsbetrieb für Jugendliche und Familien zehn Appartements mit insgesamt 58 Betten Containerbau in Holztafelbauweise 2,5 m 708 000 ™ ca. 1500 ™ 1800 m3 550 m2 470 m2 5535 m2 395 m2 2004 05/2004 – 07/2004
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Lageplan Maßstab 1:2500 Grundrisse Obergeschoss Erdgeschoss Maßstab 1:250
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Zugangssteg Eingang Schlafkoje Kinder Garderobe Duschkabine Waschbecken/Kochstelle WC Kabine Essplatz Balkon Wohnung Betreuer Technik Lager Gemeinschaftsraum Platz Schlafkoje Eltern
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Schnitt Maßstab 1:250 Vertikalschnitt Maßstab 1:20
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1 Dachelement 4273/9800 mm: Abdichtung EPDM-Folie 1,5 mm Gefälledämmplatte 150–200 mm, Dämmung 30 mm, Dampfsperre Massivholzplatte Fichte kreuzweise verleimt 128 mm 2 Verblendung Sonnenschutz Aluminium 1 mm 3 Kippelement Vollholz Lärche 80 mm 4 Verglasung 5 + SZR 12 + 5 + SZR 12 + 5 mm 5 Fassadenriegel Stahlprofil Í 50/50/5 mm 6 Trennwand Schlafkoje/Dusche: MDF-Platte 19 mm, Massivholzplatte Fichte 79 mm HPL-Schichtstoffplatte grün beschichtet 13 mm
7 Deckeneinbauleuchte 8 Bodenaufbau Appartements: Holzdielen Lärche 24/120 mm Unterlagsmatte elektrische Fußbodenheizung, eingespachtelt auf Trockenestrich 20 mm Trittschalldämmung 20 mm, Massivholzplatte Fichte 128 mm Dampfsperre Steinwolle 200 mm Windpapier Lattung/Hinterlüftung 30 mm, schwarzes Vlies diffusionsoffen schlagregendicht Schalung Lärche 24/120 mm
9 HPL-Schichtstoffplatte 5 mm Randträger Kantholz 60/200 mm 10 Stahlbetonstütze 250/250 mm 11 Verstärkung Aussteifung Lärche 2≈ 50/150 mm 12 Zugangssteg Lärchenlattung 60/120 mm 13 Bodenaufbau Keller: Heizestrich Oberfläche beschichtet 60 mm Dämmung EPS 160 mm, PE-Folie Schüttung 30 mm, PE-Folie Stahlbeton 300 mm 14 Wandaufbau: Dränageplatte Dämmung XPS 50 mm, Stahlbeton WU 300 mm
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Vertikalschnitt Horizontalschnitt Maßstab 1:20 1 Dachelement 4273/9800 mm: Abdichtung EPDM-Folie 1,5 mm Dämmung 150–200 mm Dämmung 30 mm, Dampfsperre Massivholzplatte Fichte kreuzweise verleimt 128 mm 2 Verblendung Sonnenschutz Aluminium 1 mm 3 Deckeneinbauleuchte 4 Geländer Stahlprofil Flach 50/10 mm 5 Verglasung Balkontür 5 + SZR 12 + 5 mm 6 Fassadenriegel Stahlprofil Í 50/50/5 mm 7 Bodenaufbau Balkon: Holzdielen Lärche 24/120 mm, Lattung Abdichtung EPDM-Folie 1,5 mm Massivholzplatte Fichte 128 mm Dampfsperre Steinwolle 200 mm, Windpapier Lattung/Hinterlüftung 30 mm, schwarzes Vlies Schalung Lärche 24/120 mm 8 Auflager Elastomer 250/250/20 mm 9 Stahlbeton 300 mm 10 Eingangstür Lärche massiv 40 mm 11 Zugangssteg Lärche 24/120 auf BSH 400/50 mm 12 Pflanzbecken Stahlbeton 150 mm 13 Trennwand Dusche/Schlafkoje: Schichtstoffplatte HPL 13 mm
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Dichtband 6 mm Massivholzplatte Fichte 79 mm, MDF-Platte 19 mm schwarz beschichtet Tür Nasszelle: Schichtstoffplatte HPL 13 mm grün Spiegelschrank Wohnungstrennwand: Massivholzplatte Fichte 79 mm Schalldämmung 2≈ 60 mm Massivholzplatte Fichte 79 mm Schiebetür/Wand MDF 38 mm ummontierbar für flexible Bettenanordnung Isolierverglasung 5 + SZR 12 + 5 + SZR 12 + 5 mm U = 0,7 W/m2K Kippelement Vollholz Lärche 80 mm MDF-Platte schwarz 19 mm Dampfsperre Wärmedämmung 100 mm, Windpapier HPL-Schichtstoffplatte 5 mm Außenwandelement: Schalung Lärche 24/120 mm schwarzes Vlies diffusionsoffen Lattung bzw. Hinterlüftung 36 mm Windpapier Wärmedämmung Steinwolle 140 mm Massivholzplatte Fichte 79 mm
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Hotel in Groningen Architekten: Foreign Office Architects, London
Architekturveranstaltung unter der Leitung von Toyo Ito als Ausgangspunkt »Blue Moon« hieß die Architekturveranstaltung im niederländischen Groningen, die 2001 unter der Leitung von Toyo Ito stattfand. An verschiedenen Plätzen wurden hier temporäre Bauten, aber auch Gebäude wie das Aparthotel im Schuitenwerksquartier errichtet. In diesem Viertel hat der Handel Tradition: Kleine Docks und Lagerhäuser, Pensionen für Händler und Reisende prägen hier das Stadtbild.
Erscheinungsbild ändert sich je nach Nutzung Auf einer Baulücke, direkt an einem kleinen Platz, entstand das eigenwillige Bauwerk, das im geschlossenen, ungenutzten Zustand an ein schlichtes Lagergebäude erinnert. Mit zunehmender Nutzung jedoch, sei es in der Bar in den unteren beiden Geschossen oder in den Hotel-Appartements darüber, öffnen sich die Läden und Türen des Gebäudes, die Fassade ändert und belebt sich. Auch am Abend verwandelt sich die Gebäudehülle: Die tagsüber blickdicht scheinenden Elemente aus Alu-Zink-Wellblech sind fein perforiert. Bei einer Beleuchtung von innen werden die Lochbleche zur durchscheinenden Fläche, die das Innenleben des Bauwerks preisgibt.
Dachterrasse als attraktiver Treffpunkt im Quartier Mit der Nutzung des Gebäudes als Café und Hotel gelang die Revitalisierung des kleinen Platzes und es entstand ein attraktiver Treffpunkt im Quartier. Von der Dachterrasse des Hauses genießen die Hotelgäste zudem einen Ausblick auf die umgebende Altstadt.
Gebäudedaten: Nutzung:
Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 BGF: Bruttorauminhalt: Bruttogrundfläche: Fertigstellung:
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Hotel mit zwei Appartements á 37,7 m2 und Café Stahl 2,6 – 3,6 m 450 000 ™ 2142 ™ 598 m3 210 m2 08/2001
Lageplan Maßstab 1:2 000 Grundrisse Maßstab 1:200 1 2 3 4 5 6
Café Zugang Appartements Appartement Bad Dachterrasse Technikraum
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Schnitt Maßstab 1:200 Horizontalschnitt • Vertikalschnitt Maßstab 1:10 1 Wandaufbau Aluminium-Zink-Wellblech 40/160 mm Unterkonstruktion Stahlprofil ¡ 30/20 mm Wärmedämmung 90 mm Mauerwerk Kalksandstein 150 mm 2 Pfosten Aluminiumprofil 140/50 mm 3 Aluminiumrahmen mit VSG 8 + 8 mm 4 Stahlprofil } 30/30/3 mm 5 Stahlprofil ∑ 65/30 mm 6 Stahlrohr ¡ 70/50 mm
7 Aluminium-Zink-Wellblech perforiert 160/40 mm 8 Stahlprofil } 60/60/3 mm 9 Stahlprofil | 50/50 mm 10 Dachaufbau Betonplatten 30 mm Bitumenbahn Wärmedämmung 60 mm Dampfsperre Stahlbeton 200 mm 11 Stahlkonsole für Scharnier 12 Absturzsicherung Stahlrohr ¡ 50/30 mm 13 Holzwerkstoffplatte 25 mm 14 Wärmedämmung 15 mm 15 Betonwerkstein 18 mm 16 Sockel Betonfertigteil
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Kulturzentrum in München Architekten: Ingrid Amann Architekten, München
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Hoher Vorfertigungsgrad Beton Fertigteilbauweise Verwendung von industriellen Standardprodukten Wie Bilder aus der Vorstadt rahmen die großen Fenster beim Ausblick aus dem Kulturzentrum Trudering die umliegenden Einfamilienhäuser, Gebrauchtwagenhändler und Supermärkte. Vom Lärm der viel befahrenen Wasserburger Landstraße, eine verbindende Achse zwischen der Peripherie und dem Zentrum Münchens, ist im Gebäude nichts zu hören. Direkt an dieser Ausfallstraße haben die Architekten ihren prägnanten Baukörper positioniert – deutlich sichtbar als kulturelle Landmarke inmitten des kommerziellen Umfelds.
Offene Räume aus großformatigen Elementen Zur Straße hin zeigt sich der 45 Meter lange Kubus glatt. Nach Süden dagegen bildet die Auskragung der Obergeschosse ein schützendes Vordach über der Terrasse. Beide Seiten sind durch einen Weg verbunden, der auf der Breite einer Gebäudeachse den Baukörper durchschneidet: Im Norden dient er als Vorplatz, im Gebäudeinneren weitet er sich zu einem zweigeschossigen Foyer, das von Galerien durchquert wird. Die Erschließungsflächen im Obergeschoss lassen sich durch das Foyer und über die Saalempore zu einem Rundgang verbinden. Die Durchlässigkeit und Komplexität des Raumgefüges kommt am besten bei geöffneten Saaltüren zur Geltung. Dann ergeben sich Durchblicke in den Himmel, in das Foyer und auf die Terrasse. Durch eine frühzeitige intensive Detailplanung und die Verwendung von Fertigbauteilen lagen die Baukosten wesentlich niedriger als bei vergleichbaren Bauten. Auf ein Untergeschoss wurde aus Kostengründen verzichtet. Das Tragwerk besteht aus einem Stahlbetonskelett mit fünf Achsen à 8,90 m. Die 27 m langen und bis zu 1,5 m hohen Träger spannen in Nord-Süd-Richtung 18 m über den Saal und kragen 6 m im Bereich der abgehängten Gruppenräume aus, wobei die Hängestützen unsichtbar in die Beton-Sandwichelemente der Südfassade integriert sind. Über dem Saal erzeugt eine mittige Überhöhung der Träger das Gefälle des Flachdachs, über den Gruppenräumen dagegen geneigte Trapezbleche. Schwerer Gefällebeton oder teure Gefälledämmplatten konnten somit eingespart werden. Das Dach der nördlichen Räume wurde aus Schallschutzgründen mit Spannbetonhohldielen gedeckt, deren Untersicht nur im Bereich des Saals wegen der Lüftungskanäle hinter einer abgehängten Decke verborgen ist. Die sichtbar belassenen perforierten Trapezbleche dienen als Tragwerk und Akustikdecke zugleich, eine abge106
hängte Decke ist hier deshalb nicht notwendig. Bei den Geschossdecken kamen Stahlbeton-Filigranelemente zum Einsatz, was auch in diesen Bereichen eine Schalung erübrigte. Oberlichtbänder und Lichtkuppeln bestehen aus kostengünstigen Standard-Industrieprodukten, die durch den bündigen Einbau eine gestalterische Veredelung erfahren. Um aufwändige Nacharbeiten und Sekundärkonstruktionen wie Vorsatzschalen, Stahlkonsolen oder Blechabdeckungen weitgehend einzusparen, besitzt fast jedes Betonfertigteil entsprechend der Anschlüsse eine unterschiedliche Geometrie. Für die Herstellungskosten sind diese Abweichungen aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades irrelevant. Die Wandelemente wurden so groß wie möglich gewählt, um den Fugenanteil und die Anzahl der Befestigungspunkte gering zu halten.
Beständiges Farbkonzept Die scharfkantigen Betonplatten mit ihren spiegelnden Oberflächen wurden im Werk eingefärbt und poliert. An den Fassaden entspricht der rötliche Ton der Farbigkeit der benachbarten Ziegeldächer. Die Brüstungen der Galerien und die Stirnwand im Saal, die wie ein überdimensionales Tafelbild den Hintergrund der Bühne bildet, sind in einem warmen Grau gehalten. Die anfängliche Skepsis der Bevölkerung, die sich ein Kulturhaus in industrieller Betonfertigteilbauweise nicht vorstellen konnte, ist nach der Fertigstellung einer breiten Akzeptanz gewichen. Das liegt nicht zuletzt an den großzügigen hellen Räumen, der Qualität der Fassadenoberflächen und den sorgfältigen Details.
Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Gesamtnutzfläche: Hauptnutzfläche: Grundstücksfläche: Bauzeit: Baujahr:
Kultur- und Stadtteilzentrum Stahlbeton 3,2 m 1,8 Mio. ™ 1100 ™ 9478 m3 1900 m2 1705 m2 1165 m2 26 430 m2 15 Monate 2005
Lageplan Maßstab 1:2500 Grundrisse • Schnitte Maßstab 1:500 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
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Festplatz Eingang Foyer großer Saal Künstler Technik Stuhllager Terrasse Gruppenraum Luftraum Empore Saal Galerie
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Vertikalschnitt Horizontalschnitt Obergeschoss Maßstab 1:20 1 Abdichtung Kunststofffolie 0,2 mm Dämmung 160 mm Dampfsperre Trapezblech mit Akustiklochung 160 mm 2 Stahlbetonträger 27 000/1200 –1500 mm Oberkante im Gefälle 3 extensive Begrünung, Vegetationsschicht 80 mm Schutz- und Dränagebahn 20 mm, Trennlage Dämmung 160 mm Dampfsperre Spannbetonhohldiele 8300/1200/200 mm Akustikdecke mit Mineralwolle 50 mm Gipskarton 12,5 mm 4 Sandwich-Element: Stahlbeton durchgefärbt, poliert,
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scharfkantig 80 mm Dämmung 100 mm Stahlbeton 140 mm Schiebe-/Kippfenster Aluminium Absturzsicherung Flachstahl ¡ 45/5 mm Nadelfilz 10 mm Estrich 50 mm, Trennlage Trittschalldämmung 2≈ 22 mm Stahlbeton-Filigrandecke 220 mm Dämmung 160 mm Feuchtraumplatte Gipskarton 2≈ 12,5 mm Stahlbetonstütze 400/500 mm Schallschutzverglasung R‘w = 41 dB Pfosten-/Riegelkonstruktion Stahlrohr ¡ 60/100 mm Gussasphalt 30 mm Glasfaservlies, Stahlbeton 160 mm Bitumenbahn Dämmung 80 mm
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Sauberkeitsschicht 50 mm Kies 200 mm Brandschutztür T30 mit Absenkdichtung Konvektor Parkett Räuchereiche 22 mm Anhydritestrich 45 mm, PE-Folie Dämmung 80 mm, PE-Folie Stahlbeton 160 mm Trennlage PE-Folie, Kies 200 mm Hängestütze Stahlbeton 400/200 mm Fassadenlüfterelement Aluminium Verglasung Gruppenraum ESG 6 + SZR 16 + VSG 8 mm R‘w = 34 dB Isolierverglasung Foyer 8 + SZR 16 + 6 mm Aluminium 3 mm Dämmung 180 mm Dampfsperre
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Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
1 Oberlichtband Stegplatte Polycarbonat 30 mm 2 Dachaufbau: extensive Begrünung, Vegetationsschicht 80 mm, Dränage 20 mm, Trennlage, Dämmung 160 mm, Dampfsperre, Spannhohldiele 8300/1200/200 mm 3 Träger Stahlbeton Oberkante im Gefälle 4 Wandfluter Foyer 5 Stahlbeton-Fertigteil 200 mm 6 Wandaufbau: Sandwich-Element aus Stahlbeton durchgefärbt 80 mm
Dämmung 100 mm, Stahlbeton 140 mm 7 Bodenaufbau: Nadelfilz 10 mm, Estrich 50 mm Trennlage, Trittschalldämmung 2≈ 22 mm Stahlbeton-Filigrandecke 220 mm Installationsraum Gipskarton 12,5 mm 8 Schiebe-/Kippfenster Aluminium 9 Absturzsicherung Flachstahl ¡ 45/5 mm 10 Aluminium 3 mm, Wärmedämmung 140 mm 11 Bodenaufbau Foyer: Gussasphalt 30 mm, Glasfaservlies Stahlbeton 160 mm, Bitumenbahn Dämmung 80 mm Sauberkeitsschicht 50 mm, Kies 200 mm
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»Kostengünstiges Bauen bedeutet nachhaltiges Bauen« Ingrid Amann
Wie muss Ihrer Meinung nach ein Planungsprozess verlaufen, um die größte Wirtschaftlichkeit zu erzielen? Beim kostengünstigen Bauen geht es nicht um die Wirtschaftlichkeit allein. Es geht um die Wirtschaftlichkeit in Verbindung mit hoher Funktionalität und am allerwichtigsten – um architektonisch qualitätvolle Gestaltung. Sind diese drei Bereiche erfüllt, sind schon einmal die wesentlichen Grundlagen für ein nachhaltiges und damit auch kostengünstiges Gebäude gelegt. Mit Nachhaltigkeit meine ich auch die Betriebskosten und einen niedrigen Energieverbrauch. Auch geht es beim Thema Wirtschaftlichkeit nicht ausschließlich darum, möglichst billig zu bauen, sondern darum, Immobilien oder Stadträume zu erstellen, die möglichst lange ihren Wert behalten können. Mein Fokus liegt auf einer Architektur, die brauchbare, schöne Räume mit gutem Tageslicht und auch gutem Kunstlicht anbietet; Gebäude, die selbstverständlich in ihre Umgebung und für die Bewohner passen; Architektur, an die man sich gern erinnert und die man bewahren will. Der Einsatz der Mittel, der ganze Aufwand, soll sich auch energetisch und ökologisch lohnen. Das kosteneffizienteste Gebäude Bayerns mit der größten Wirtschaftlichkeit – auf längere Sicht betrachtet – ist Schloss Neuschwanstein, erbaut von Ludwig II. von Bayern. Das Märchenschloss, eines der bekanntesten Touristenziele Deutschlands, gilt weltweit als Ikone der deutschen Romantik und lockt pro Jahr 1,3 Millionen Besucher an. Zu seiner Zeit vom Hofstaat und den Untertanen wegen seiner Verschwendungssucht argwöhnisch beäugt, hat sich Neuschwanstein inzwischen für die ganze Gegend ökonomisch mehr als rentiert. Es stellt eine Ausnahme dar, doch es zeigt auch die Unberechenbarkeit der Geschichte. In welcher Leistungsphase können Sie Kosten reduzieren? Auf welche Art und Weise? Es geht vor allem am Anfang darum, herauszufinden, was der Bauherr sich wünscht und was er braucht. Der Entwurf muss den Bedürfnissen seiner Nutzung, seiner Umgebung und seines zur Verfügung stehenden Budgets so weit wie möglich Rechnung tragen. Dann kann man auch genau festlegen, was die wesentlichen Aspekte sein sollen, und auch bewusst Experimente wagen. Da wir als Architekten ganz individuell auf die Wünsche des Bauherrn auch noch während des Bauprozesses eingehen können, sind wir in der Lage, gemeinsam mit dem Bauherrn 112
auch die Kosten so zu verteilen, dass selbst bei knappem Budget das Optimum erreicht wird. Das bedeutet, dass das Geld auch da eingesetzt wird, wo es dem Bauherrn und dem Gebäude den größten Nutzen bringt – sei es gestalterisch oder funktional. Welche Bereiche bieten das größte Sparpotenzial? Bauen mit Betonfertigteilen kann aus meiner Erfahrung im Verhältnis mit anderen Konstruktionsmethoden enorm günstig sein. Wichtig dabei ist die frühzeitige Einbindung nicht nur der Fachplaner, sondern auch der ausführenden Firmen. Wenn die Firmen rechtzeitig die Möglichkeit haben, gemeinsam mit den Planern – zum Beispiel bei den Betonfertigteilfassaden der Werbeagentur in München-Riem oder des Kulturzentrums in München-Trudering – auf ihre Produktionsbedingungen hin mitzugestalten, entfällt ein großer Teil an späteren Umplanungen für alle Beteiligten. Auf diesem Wege können Missverständnisse und in der Kostenplanung schwer kalkulierbare Nachträge vermieden werden. Wichtig ist vor allem ein optimaler kontinuierlicher Workflow während der gesamten Planungs- und Bauzeit. Wenn ein Ingenieurbüro zum Beispiel die Haustechnikanlagen oder spezielle Leuchten ausschreibt, sollte dasselbe Büro auch mit der Bauleitung beauftragt werden, um die Qualität sicherzustellen. Als Architekt hat man umso größere Einflussmöglichkeiten in der optimierten Kostenkontrolle, je mehr Leistungsphasen bei der Realisierung beauftragt werden. Schließlich geht es nicht nur darum, ein theoretisches Konzept abzuliefern, sondern ein Bauwerk mit all seinen Veränderungen während des komplexen Planungsprozesses zu steuern. Nur wenn wir Architekten bis weit in die Ausführung eingebunden bleiben, ist eine positive Rückkoppelung möglich. Das heißt, wir können im Idealfall bei notwendigen Änderungen den Entwurf gestalterisch fabstimmen, ohne dass es zu eklatanten Einbußen in der Qualität kommt. Welchen Beitrag leisten die Planungsbeteiligten, wie z. B. die Tragwerksplanung, zum kosteneffizienten Bauen? Bei den Fertigteilbauten ist die gute und enge Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner ein entscheidender Aspekt bei einer angestrebten experimentellen Planung. Bei der Druckerei in der Messestadt München-Riem haben wir eine Art Stecksystem aus Betonpfeilern und Betonscheiben entwickelt, ein Raumgebilde bestehend aus einer großen Halle mit drei eingestellten Galerien und darüber aufgestellten Oberlichtern. Mit dem Statiker konnten wir dann die optimalen Dimensionen für die Produktion der Betonfertigteile, den Transport und die Montage erarbeiten. Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Arbeit liegt in der Motivation von Firmen und Fachplanern. Wenn sie sehen, dass etwas Außergewöhnliches entsteht, sind sie oft bereit, Extraleistungen zum normalen Preis zu erbringen, da sie das hinzugewonnene Know-how auch als wichtiges neues Kapital einschätzen. Es gibt Bauaufgaben, bei denen weder Zeit noch Geld zur Verfügung steht, dann sind unkonventionelle Lösungen gefragt wie bei der Druckerei in München-Riem (Abb. 1). Dort wurden die Möglichkeiten von standardisierten Industrieprodukten voll ausgereizt, und ausgehend vom kostengünstigen Material wurden die Fassadengestaltung und die Bauphysik entwickelt. Bei genügend zeitlichem Vorlauf
können unvorhergesehene Dinge auch flexibler geplant werden, ohne große Verluste an architektonischer Qualität oder höhere Kosten. Auch der Bauherr als Planungsbeteiligter hat natürlich Entscheidungen zu leisten. Eigenleistungen im Sinne von Planungs- oder Bauleistungen haben meine Bauherren bisher nicht erbracht. Wesentlich ist eine transparente, offene Kommunikation mit allen Beteiligten, vor allem mit dem Bauherrn. Dieser muss rechtzeitig Entscheidungen treffen. Das Ziel muss also sein, Entscheidungen in die Wege zu leiten, um genügend Zeit für eine Optimierung der Kosten bei der Angebotseinholung zu haben. Bevorzugen Sie an bestimmten Stellen aufwändigere Ausführungen? Welche Kompromisse gehen Sie ein? Mein Hauptanliegen ist es, das architektonische Konzept und die Möglichkeiten der Umsetzung miteinander zu verknüpfen. Wenn man Einfluss auf die Planung und ihre Umsetzung hat und im besten Sinne auf Veränderungen im Prozess einwirken kann, dann muss man selten Kompromisse machen.
Das Know-how der Konstruktion, der Materialien und ihrer Verarbeitungsmöglichkeiten ist enorm wichtig. Dazu kommt die Kenntnis von Halbzeugen und von Standardkomponenten, die der Markt anbietet, und ihre Möglichkeiten der Anwendung. Der Wille zum Experimentieren wird gefördert durch die genaue Kenntnis der architektonischen Materie. Auch in der Forschung und Lehre wird es immer wichtiger werden, die ökologischen und ökonomischen Bedingungen beim Bauen zu analysieren und weiterzuentwickeln. Welches Gewicht haben die künftigen Unterhaltskosten eines Gebäudes bei der Planung? Zur Kommunikation mit dem Bauherrn gehört auch eine klare Analyse, welche Einsparungen beim Bau eventuell höhere Kosten während des Betriebs zur Folge haben könnten oder umgekehrt. Es gehört zu unserer Aufgabe, herauszufinden und zu erforschen, was auf Dauer sinnvoll scheint, und Entscheidungen vorzubereiten. Es geht um die modellhafte Darstellung, mit welchen architektonischen Mitteln z. B. Oberlichter für Tageslicht oder hochwertige Oberflächen, die man nicht nachstreichen oder aufwändig reinigen muss, Betriebskosten auf lange Sicht gespart werden.
Wählen Sie bewusst teurere Lösungen und sparen dafür an anderen Stellen? Beim Kulturzentrum in Trudering beispielsweise haben wir, entsprechend dem Konzept, auf wichtige Punkte Wert gelegt wie das große Saalfenster, die den Nutzungen angepassten Raumhöhen oder die großen Schiebeelemente in den Seminarräumen. Die Treppenanlagen sind dagegen schlicht, aber trotzdem ansprechend: roher Beton, wie er aus dem Fertigteilwerk kam. Dies lässt die Besucher auch ein explizites Wertesystem der architektonischen eingesetzten Mittel erfahren. Das bedeutet nicht, dass es billig aussieht oder die Oberflächen schlecht verarbeitet sind. Wir haben von vornherein geplant und mit den Konstrukteuren abgestimmt, dass die Fertigteiltreppen glatte Oberflächen mit einem Finish erhalten, scharfkantig ausgebildet werden, rutschhemmende Strukturen in die Auftrittsflächen der Treppen eingelegt werden sowie eine gestalterisch gezielte Ausbildung der Stoßfugen erhalten sollen. Und das alles in einem Arbeitsgang des Schalens, ohne zusätzliche Gewerke wie Estricharbeiten, Fliesenleger oder Maler. Unvorhergesehene Toleranzen oder Beschädigungen auf der Baustelle müssen jedoch ausgeschlossen werden.
1 Druckereigebäude in München-Riem, 1998
Worin liegen die Vorteile beim Bauen mit Fertigteilen, wenn es darum geht, Kosten zu sparen? Fertigteile haben gegenüber Ortbeton den Vorteil der Präfabrikation. Die Bauteile können in der Halle unter optimalen konstruktiven Herstellungsbedingungen geschalt, gemischt und oberflächenbearbeitet werden. Die kontrollierten klimatischen Bedingungen führen zu wesentlich besseren Ergebnissen in der Betonoberflächenqualität als bei Ortbetonarbeiten. Wie sieht für Sie die Zukunft eines kosteneffizienten und materialsparenden Bauens aus? Die Zukunft des Bauens wird bestimmt sein von ökologischen und ökonomischen Aspekten während des Planens, Bauens und des Betriebes. Der Architekt muss sein Metier neu erforschen, nach Möglichkeiten durchsuchen, um sich in der komplexen Materie genau auszukennen. 1 113
Hauptschule in Brixlegg Architekt: Raimund Rainer, Innsbruck 4 1 3
2
Passivhausstandard mit geringen Betriebskosten Sparpotenzial durch niedrigen Energieverbrauch Atrium als zentraler Treffpunkt
schallgedämpft in die Gänge geleitet, stockwerksweise unter der Decke am zentralen Abluftschacht abgesaugt und einem Doppelkreuzstromwärmetauscher zur Erwärmung der Zuluft zugeführt. In der Übergangszeit stellt eine 200 m2 große Sonnenkollektoranlage den Großteil der benötigten Wärme zur Verfügung, die ansonsten das öffentliche Freibad versorgt. Die bestehende Ölheizung des benachbarten Polytechnikums erzeugt die erforderliche Restwärme, die über einfache Radiatoren in den Klassenzimmern abgegeben wird. Außen liegende Lamellenjalousien verschatten die Klassenzimmer, innen liegende Sonnensegel unterhalb des Oberlichts das Atrium. Im Sommer wird die Zuluft durch Verdunstungskühlung klimatisiert. Außerdem läuft bei Bedarf die Lüftung auch außerhalb der Unterrichtszeiten durch und sorgt so für zusätzliche Nachtkühlung. Sommers wie winters trägt die Speichermasse des Betons zu einem gleichmäßigen Raumklima bei.
Bei der Entscheidung für den Bau der neuen Hauptschule in Brixlegg ging es eigentlich nicht ums Sparen: Durch die Errichtung als Passivhaus zeigt die Tiroler Gemeinde ihren Anspruch, nachhaltig zu handeln und leistet auf kommunaler Ebene einen Beitrag zum Klimaschutz. Fast zum Preis einer konventionellen Schule errichtet, sinken durch die Bauweise als Nebeneffekt zudem die Betriebskosten, da der jährliche Heizölverbrauch nur etwa bei einem Drittel liegt. Vom Schulhof betritt man durch den zurückgesetzten, überdachten Haupteingang den Ganztagesbereich im Erdgeschoss. Über eine einläufige Treppe gelangt man ins Herz der Schule: ein großes, von oben belichtetes Atrium, um das sich in den drei Obergeschossen die Klassenräume gruppieren. Diesen »Platz« begrenzen massive »Häuser«, die Klassenzimmer und Gruppenräume aufnehmen. Dazwischen stellen »Gassen« mit Garderoben für die Schüler den Bezug nach außen her. Die Schule ist in Stahlbeton-Massivbauweise errichtet und mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen. Eine luftdichte Gebäudehülle und eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ergänzen die Voraussetzungen für den Passivhausstandard. Um die Vorgaben zu erreichen, wurden die Fachplaner vom Vorentwurf an in die Planungen einbezogen. Im Winter leitet die zentrale Lüftungsanlage vorgewärmte Zuluft über Quellluftauslässe im Sockelbereich der Fassaden in die Klassenzimmer. Die Abluft wird unterhalb der Decke
Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Erschließung: lichte Raumhöhe: Bruttogrundfläche: Bruttogeschossfläche Bruttorauminhalt: Nutzfläche: Baukosten netto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Grundstücksfläche: Heizwärmebedarf: Bauzeit: Fertigstellung:
Hauptschule mit Ganztagesbetreuung Stahlbeton Atrium 3,2 m – 3,7 m 925 m2 4100 m2 16 245 m3 3441 m2 4 Mio. ™ 1162 ™ 6229 m2 < 15 kWh/m2a (Passivhausstandard) 11 Monate 02/2007
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Baukostenvergleich
Heizölverbrauch 18000 Liter
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14000 Liter 12000 Liter
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2000 Liter Passivhaus
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5 Ansaugung Außenluft Fassade 1. OG 6 Lüftungsanlage mit Doppelkreuzstromwärmetauscher 7 Einströmung Zuluft im Sockelbereich 8 Überströmung Klasse/Flur mit Schalldämpfer 9 zentrale Absaugung in Deckennähe 10 Haupteingang
5351 Liter
4000 Liter
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TVB
Tabelle 1: Vergleich der Baukosten und des Heizölverbrauchs eines Passivhauses mit einem Gebäude, das nach den Technischen Bauvorschriften des Landes Tirol (TVB) errichtet wurde
10000 Liter
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16000 Liter
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Passivhaus
Lageplan Maßstab 1:2500 Grundrisse EG • 1. OG • 2. OG Maßstab 1:750 Schnitt / Lüftungsschema Winter Maßstab 1:500 1 2 3 4
Hauptschule Volksschule Polytechnikum Kindergarten
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Vertikalschnitt Nordwestfassade mit Oberlicht Maßstab 1:20 1 Dachaufbau (U = 0,10 W/m2K): Dachbegrünung extensiv 100 mm Drain- und Speichermatte Hartschaumdämmplatte 60 mm, Abdichtung bituminös mit Kupfereinlage 3-lagig Wärmedämmplatte 2-lagig EPS 300 mm, Dampfsperre bituminös
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Voranstrich, Stahlbetondecke 250 mm Sonnenkollektor Lamellenjalousie Fenster (Uw = 0,79 W/m2K): Isolierverglasung 3-fach in Aluminium/Holz-Rahmen thermisch getrennt Akustikdecke abgehängt: Leisten Eiche massiv Akustikvlies Wandaufbau (U = 0,13 W/m2K):
Anstrich Silikonharzputz mit Lotuseffekt Wärmedämmung Polystyrol expandiert 260 mm Stahlbeton 180 mm Hohlraumdämmung 290 mm, Gipskarton 2-lagig 25 mm 7 Zuluftkanal 160/250 mm mit integrierten Schalldämpfern 8 Quellluftauslass 9 Stabparkett Eiche massiv 22 mm
10 Luftüberströmung Klasse/Gang mit integriertem Schalldämpfer 11 Verblendung Stahlblech 12 Luftauslass Lochblech 13 3-fach-Isolierverglasung (UG = 0,6 W/m2K) 14 Oberlicht 3-fach-Isolierverglasung 15 RWA-Flügel 16 Unterzug Stahlrohr | 100/100 mm 17 Sonnenschutz textil schwenkbar
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Realschule in Eching Architekten: Diezinger & Kramer, Eichstätt
Variantenreduzierung der verschiedenen Bauteile Bewusster Einsatz weniger hochwertiger Materialien Die für etwa 1000 Schüler konzipierte Realschule liegt am Rand von Eching, einer Gemeinde im Norden von München. Aufgrund seiner Randlage zwischen S-Bahn und einem Wohngebiet weitab vom Ortskern gestalteten die Architekten den Neubau als autarken, urbanen Ort mit enger Verzahnung zum Außenraum.
Freundliche Atmosphäre durch Farbkonzept Die mehrfach rechtwinklig abgeknickte Grundrissfigur wirkt wie ein Ensemble aus mehreren Gebäuden und fasst zwei Höfe – einen Vorplatz und einen Pausenhof –, die sich jeweils zur offenen Seite hin durch Stufen abgrenzen. Die zentrale Pausenhalle verbindet beide Höfe und erfüllt als Mittelpunkt der Schule verschiedenste Funktionen: Aufenthalts- und Veranstaltungsraum, Foyer, Treffpunkt und Verteiler. Die räumliche Durchdringung der Halle mit den beiden Obergeschossen schafft in Verbindung mit dem großflächigen Oberlicht eine offene, großzügige Atmosphäre. Von der Halle aus werden sämtliche Schulbereiche wie Verwaltung, Sporthalle, Klassenund Fachräume mit kurzen Wegen erschlossen. Die angegliederte Sporthalle ist um ein Geschoss abgesenkt, um eine
für den Ort angemessene Maßstäblichkeit zu erreichen. Die Klassenzimmer orientieren sich primär nach Süden, wohingegen die Fachunterrichtsräume nach Westen und Norden weisen, um diffuses Licht zu erhalten. Die Flure in diesen Bereichen sind mit Vor- und Rücksprüngen plastisch ausgebildet, sodass sie in den Pausen als Aufenthaltsbereiche genutzt werden können. Das Erscheinungsbild des Schulhauses wird vor allem durch die farbenfrohen, verputzten Fassadenflächen geprägt: flieder markiert die Klassenräume, gelbgrün die Flure. Diese Farbigkeit setzt sich innen im Naturkautschuk-Bodenbelag fort und taucht die anderen, gänzlich in Weiß gehaltenen Flächen in ein getöntes Licht.
Kosteneffizienz Die konsequente Wahl günstiger Materialien, unkomplizierter Konstruktionen sowie eine einfache Detailausführung hält die Kosten gering. Zudem verhindert eine präzise Leistungsbeschreibung teure Nachträge in der Ausführungsphase. Die Beschränkung auf wenig verschiedene Fenster- und Türformate trägt ebenfalls zur Kostenreduzierung bei. Zugunsten eines hochwertigen Gebäudeeindrucks und einer dauerhaften Ausführung wählten die Architekten an manchen Punkten bewusst teurere Lösungen, z. B. aufwändige Innenputzarbeiten mit Spritzputzspachtel oder Schlosserarbeiten im Bereich der Treppengeländer. Lageplan Maßstab 1:5000 Grundrisse EG • 2. OG Maßstab 1:1500
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Lehrerzimmer Pausenhof Musiksaal Kiosk Verwaltung Foyer
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Mehrzwecksaal Sporthalle Haupteingang Klassenzimmer Fachunterrichtsräume
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Vertikalschnitt Flurfassade Vertikalschnitt Fassade Klassenzimmer Maßstab 1:20 1 Latexanstrich 2 Wärmedämmverbundsystem 110 mm Stahlbetonwand 250 mm 3 Holzaluminiumfenster isolierverglast 4 Fensterbank Aluminiumprofil 5 Stahlblech 6 mm gestrichen 6 Stahlrohr 100/50/3 mm 7 Stahlblech verzinkt 2 mm 8 Aussparung für Einbauleuchte 9 Sauberlaufzone Fußmatte 10 Dachaufbau: Kiesschüttung 50 mm Abdichtung Edelstahlblech rollennahtgeschweißt 0,4 mm Wärmedämmung EPS 120 mm
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Dampfsperre Bitumenschweißbahn 4 mm, Bitumenvoranstrich Stahlbeton im Gefälle 260 mm Akustikdecke abgehängt Hohlraum seitlich geschlossen Betonfertigteil mit thermisch getrenntem Bewehrungsanschluss Blende Aluminiumblech 4 mm Schiebefenster isolierverglast Kassette Aluminiumblech 2 mm Bodenaufbau: Bodenbelag 2,5 mm Zementestrich 60 mm Trennlage PE-Folie Trittschalldämmung 40 mm Trennlage PE-Folie Stahlbetondecke 260 mm Akustikdecke abgehängt Befestigung Seilführung Sonnenschutz eingebohrt
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Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe Klassenzimmer: Baukosten (Kostengruppe 300): Kosten pro m2 BGF: Gesamtkosten: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Hauptnutzfläche: Grundstücksfläche: bebaute Fläche: Bauzeit: Fertigstellung:
Realschule Stahlbeton 3,1 m 13,8 Mio. ™ 1090 ™ 21,78 Mio. ™ 59 580 m3 12 630 m2 5464 m2 (Schule) 1738 m2 (Sporthalle) 20 263 m2 5503 m2 18 Monate 08/2006
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Montessori College Oost in Amsterdam Architekten: Architectuurstudio Herman Hertzberger, Amsterdam
Mikrostadt mit hoher Aufenthaltsqualität Zirkulation und Blickbeziehungen Im Montessori College Oost übernimmt die alles verbindende Halle die Funktion eines städtischen Hauptplatzes der Mikrostadt. Hier treffen sich Schüler und Lehrer vor, zwischen und nach den Unterrichtsstunden. Die Halle verbindet im Erdgeschoss den niedrigen Flügel, in dem sich die Fachunterrichtsräume befinden, mit dem fünfgeschossigen Trakt, wo die Klassenzimmer liegen, und teilt diesen in zwei Teile. Die beiden Bereiche des hohen Riegels sind um ein halbes Geschoss versetzt als Split-Level angeordnet und in den oberen Geschossen mit Treppen verbunden, die wie Brücken im Luftraum schweben. Diese sind so platziert, dass sie nie direkt übereinander liegen und Sichtbezüge zwischen allen Verkehrswegen ermöglichen. Die »Treppenbrücken« dienen nicht nur als Verbindungselemente, sondern sind vielmehr Aufenthaltsorte. Es gibt dort Stufen, auf denen man bequem sitzen kann und die gleichzeitig als Tische verwendet werden können. Zusätzlich sind in die Brüstungen der Balkone Klapptische integriert. Um bei dieser Gebäudegröße eine durchgehende Halle ohne trennende Brandabschnitte umsetzen zu können, bedurfte es
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einer durchdachten Planung alternativer Fluchtwege. An den Außenfassaden sind den Klassenzimmern Balkone vorgelagert, die über geschlossene Treppenhäuser, die gleichzeitig der Aussteifung dienen, aus dem Gebäude führen. Die Balkone fungieren zusätzlich als Sonnenschutz der Außenfassaden. Die lange schlanke Form der Baukörper wird durch die Konstruktion betont, indem tragende Elemente nicht in Quer-, sondern in Längsrichtung spannen.
Akustik und Materialien Das Konzept des großen Atriums führte dazu, dass sich die Architekten speziell mit dem Thema Akustik auseinandersetzen mussten, um zum einen die Klassenräume störungsfrei zu halten und zum anderen Veranstaltungen in der Halle zu ermöglichen. Hier steckt die Lösung des Problems im Detail: Die hallenseitigen Wände sind alle mit Filz und die Treppenschalen mit Akustikpaneelen aus Holz verkleidet. Gleichzeitig strebte der Architekt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen »harten« und »weichen« Materialien an. Als Gegenpol zu Filz und Holz wurden deshalb für einige Brüstungen und Verkleidungen Stahlbleche gewählt. Der gleiche Gedanke führte auch zu dem hölzernen »Fassadendach«, das gewissermaßen den Rahmen der gläsernen Fassade bildet.
Gebäudedaten Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Anzahl Geschosse: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Raumgrößen:
Gesamtnutzfläche: Sportanlagen: Bauzeit: Fertigstellung:
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Montessori-Schule Stahlbeton 2,10 m (Klassenzimmer) 2,25 m (Flure) 4 Split-Level 15 158 200 ™ 891 ™ 100 m2 (Werkräume) 64 m2 (Fachunterrichtsräume) 40 m2 (Klassenzimmer) 17 016 m2 315 m2 19 Monate 10/1999
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4. Obergeschoss 1. Obergeschoss Erdgeschoss Maßstab 1:1250
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Eingang Rezeption Personal Büro Lager Halle Buffet WC
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Werkraum Druckerei Technikraum Lehrküche Lehrrestaurant Filmsaal Umkleide Sporthalle Freibereich Halle Luftraum Klassenraum Galerie Lehrerzimmer Klimatechnik Dachterrasse Bibliothek
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Schnitt Maßstab 1:600
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Vertikalschnitt Maßstab 1:50 Detailschnitte Maßstab 1:20 1 2 3 4
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Stahlblech perforiert 3 mm Klapptisch Multiplexplatte 40 mm Flachstahl verschweißt: 120/10 mit 400/10 mm Bodenaufbau: PVC-Belag 3 mm, Estrich 30 mm Stahlbeton 250 mm, Mineralfaserplatte 30 mm Holzstufen Iroko 38/245 mm Stahlrohr Ø 65 mm Linoleum 2,5 mm Betonplatte vorgefertigt 100 mm Stahlprofil UPN 180 Schalldämmung Steinwolle 30 mm Lattung 50/100 mm, Stahlprofil HEA 140 Brandschutzvlies Multiplexplatte perforiert 9 mm Wandaufbau Brüstung: Multiplexplatte 15 mm Schalldämmung Steinwolle 30 mm Holzlattung Okumé 20/40 mm Stahlprofil UPN 80 mm Holzlattung Okumé 30/60 mm Multiplexplatte perforiert 15 mm Flachstahl 20/165 mm
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Eislauf- und Minigolfhalle in Bergheim Architekten: mfgarchitekten, Graz
Überdachung einer 20 x 40 m großen, verschieden nutzbaren Fläche Inmitten der Bestandsbauten des Freizeitbetriebs Bergheim bei Salzburg stellt der schlichte Baukörper der neuen Halle einen wohltuenden zentralen Ruhepol dar. Halbjährlich ändert sich die Nutzung der 20 ≈ 40 m großen Fläche: Im Sommer dient er den Minigolfspielern als Sonnen-, Wind- und Witterungsschutz, im Winter den Eisläufern.
Außen liegende Holzkonstruktion mit textilem Sonnenschutz Eine Fassadenbespannung aus Polyestergewebe und ein homogener hölzerner Deckenrost unterhalb des großflächigen Oberlichts streuen das natürliche Licht und ermöglichen eine blendfreie Beleuchtung der Halle. Die künstliche Beleuchtung erfolgt indirekt über die Dachfläche oder durch die
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Direktbeleuchtung der Nutzfläche. Nachts verwandelt sie sich in einen Lichtkörper mit opak erscheinender Hülle. Die rhythmisierten Fassadenelemente lassen sich teilweise beiseiteschieben, sodass sich der Raum zum Gelände hin öffnet. Das unter dem Holzrost versteckte Dachtragwerk besteht aus quergespannten Brettschichtholzträgern, die im Randbereich mit Brettsperrholzplatten ausgesteift sind. Dieses System liegt auf einem Raster aus Pendelstützen mit einzelnen ausgekreuzten Feldern. Die sägerauen Holzbauteile des Deckenrosts vermeiden mit ihrer hohen Absorptionsfähigkeit eine Sekundärkondensatbildung im Winter, wenn die Flächen abkühlen. Durch Besonnung und Kunstlicht erwärmen sich die Holzbauteile und bleiben, unterstützt durch die natürlicheDurchlüftung der offenen Konstruktion, trocken und schimmelfrei.
Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttorauminhalt: überbaute Fläche: Nutzfläche: Bauzeit: Fertigstellung:
Eislauf- und Minigolfhalle Holzskelettbau 5,0 m 368 000 ™ 430 ™/m2 5130 m3 886 m2 855 m2 3 Monate 2005
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Schnitte Maßstab 1:500 Vertikalschnitte • Horizontalschnitt Maßstab 1:20
1 Pfette Fichte 80/140 mm Binderaufdoppelung 180 – 210 mm 2 Träger Brettschichtholz 2≈ 160/480 – 1080 mm 3 Polycarbonatwellplatte extrudiert 760/180 mm 4 Pfette Fichte 160/50 mm 5 Deckenrostelement vorgefertigt Lattung Fichte unbehandelt, sägerau 50/30 mm Konterlattung 80/20 mm 6 Dachdichtung PVC mechanisch befestigt Kunststofffaservlies Brettsperrholzplatte Fichte 108 mm 7 Regensammelrohr beheizt Unterdrucksystem Ø 40 – 110 mm 8 Attikaverkleidung Sperrholz Lärche 27 mm 9 Sonnenschutzgewebe Polyester auf Rahmen Stahlrohr ¡ 80/60 mm Lamelle Lärche 2≈ 240/60 mm 10 Abhängung Rundstahl verzinkt Ø 10 mm 11 Stahlrohr verzinkt ¡ 80/60 mm 12 Einstiegsschutz Doppelstabmatte, Stahl verzinkt 13 Stützenfuß Stahlrohr verzinkt | 80/80 mm mit Fußplatte 240/240/30 mm 14 Drainasphalt 40 mm (Bestand) 15 Zugstange Stahlstab Ø 24 mm 16 Stütze Brettschichtholz Lärche 240/240 mm
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Eisarena in Wolfsburg Architekten: Schulitz + Partner, Braunschweig
Parallele Entwurfs- und Ausführungsplanung Fertigstellung in nur neun Monaten Kosteneinsparungen in allen Gewerken Bedingung für den Aufstieg des EHC Wolfsburg in die erste Deutsche Eishockey-Liga war die Errichtung eines Eisstadions entsprechend den DEL-Richtlinien. Die bis dahin bespielte Eissporthalle aus den frühen 80er-Jahren erfüllte die neuen Anforderungen nicht. Ein Investor plante einen Neubau für 26 Mio. ™, das Projekt scheiterte jedoch und der Verein durfte nicht in der obersten Klasse spielen. Um einen erneuten Aufstieg zu ermöglichen, musste innerhalb von zehn Monaten eine neue Eisarena erstellt werden; dazu kamen die Stadt und die Stadtwerke Wolfsburg zu Hilfe, die mit 7,5 Mio. ™ das Projekt ermöglichten.
Einsparpotenziale bei Planung /Ausschreibung Entwurfs- und Ausführungsplanung der Architekten liefen parallel, sodass eine nahezu zeitgleiche Ausschreibung möglich war. Um Kosten einzusparen, vereinfachten die Architekten das ursprüngliche Entwurfskonzept (siehe Axonometrie) laufend. Sie reduzierten etwa VIP-Bereiche und Foyer, berücksichtigten einen konstruktiv nutzbaren Teil der bestehenden Südfassade und planten gekrümmte Beton-
wände nicht als Vor-Ort-Schalungen, sondern als polygonale Halbfertigteile. Wo schallschutztechnisch auf Estriche verzichtet werden konnte, sind die Rohdecken nur flügelgeglättet und beschichtet. Das der Momentlinie folgende Dachtragwerk wurde parallel in Holz und Stahl geplant und ausgeschrieben. Zur Ausführung kam schließlich die kostengünstigere Lösung in Stahl. Es gab kaum ein Gewerk, das gebaut wurde ohne alle Einsparpotenziale auszuschöpfen.
Fassade mit Struktur Um die großen, weitgehend geschlossenen Fassadenflächen dynamisch zu strukturieren, wählten die Architekten statt einer hinterlüfteten uniformen Blechfassade eine Struktur aus gleich tiefen, aber unterschiedlich breiten Aluminiumelementen, die keine Mehrkosten verursacht und die Fassade bei entsprechendem Lichteinfall wellenförmig und bewegt erscheinen lässt. Während der Bauphase galt es zudem, Kostensteigerungen durch zusätzliche Auflagen im Bereich des Brandschutzes und nachträgliche Anforderungen an die Gebäudetechnik durch Einsparungen auszugleichen. Trotzdem konnte neun Monate nach Planungsbeginn und nach nur sechsmonatiger Bauzeit die Halle pünktlich zu Saisonbeginn übergeben werden. a 6 3 4
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Arena
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Grundrisse • Schnitt Maßstab 1:1000
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Kiosk Balkon VIP-Zugang VIP-Lounge Küche Rang
Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Bauwerkskosten brutto: Kosten pro m2 BGF: Bruttogrundfläche: Bruttorauminhalt: Baujahr:
Eisarena Stahl 8,7 Mio. ™ 825 ™ 10 540 m2 76 720 m3 2006
Tribüne
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1 Abdeckung Attika Aluminium 2 mm 2 Dichtungsbahn 3 mm Wärmedämmung XPS 200 –150 mm Dampfsperre 2 mm Stahlbeton 250 mm 3 Isolierglas in Aluminiumprofil, U = 1,8 W/m2K 4 Aluminiumblech 2 mm 5 Teppich 8 mm, Estrich 46 mm Trennlage, Stahlbeton 250 mm 6 Dichtungsbahn 3 mm, Wärmedämmung 120 mm Dampfsperre 2 mm, Trapezblech 106 mm 7 Dachträger Stahlprofil HEA 240 8 Obergurt HEA 300 9 Untergurt HEA 220 10 Träger Montagestoß Stahlplatten geschraubt an Untergurt HEA 220 11 Verbindungsflansch Stahl 12 Auflager Stahlplatte 180/240/20 mm,
auf Vergussbeton 220/360/40 mm 13 Auflager, Stütze Stahlprofil Ø 406/12,5 mm 14 Fassadenprofil Aluminiumblech gekantet 2 mm 15 Aluminiumstehfalzprofil 65 mm Hinterlüftung 40 mm Halterungen Stahlblech 100 mm Wärmedämmung Mineralwolle 100 mm Stahlbetonwand 200 mm 16 Beschichtung auf flügelgeglättetem Beton 17 Stütze Stahlprofil HEA 200 18 Sandwichpaneel: 2≈ Aluminium 2 mm, dazwischen Dämmung Mineralwolle 60 mm 19 Fassadenabschluss Stahlwinkel 20 Kautschuk 10 mm, Estrich 46 mm Trennlage, Stahlbetonplatte 150 mm Magerbeton 50 mm, Trennlage Wärmedämmung 100 mm Kiesschüttung 300 mm
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»Wirtschaftlich heißt nicht billig bauen« Helmut C. Schulitz
Wie muss Ihrer Meinung nach der Planungsprozess verlaufen, um die größte Wirtschaftlichkeit zu erzielen? Wirtschaftlichkeit kann nur durch einen Planungsprozess erreicht werden, der auf einem vertrauensvollen Dialog zwischen allen Planungsbeteiligten basiert. Wichtig ist die ganzheitliche Sicht des Gebäudes in seiner komplexen Struktur, Entstehung und Betrieb. Das Erkennen und Vermitteln dieser Zusammenhänge liegt in der Verantwortung des Architekten. Leider diktiert manchmal der Preis die Entscheidungen, ohne dass es gelingt, dem Bauherrn bzw. Investor die Zusammenhänge klarzumachen und ihn vom Unterschied zwischen billigem und wirtschaftlichem Bauen zu überzeugen. Das Raumprogramm sowie die Koordination und Abstimmung der Gewerke untereinander nehmen ebenfalls eine wichtige Rolle bei zukünftigen Einsparungen im Planungsund Bauprozess ein. Vor allem die Gebäudetechnik wird oft zu spät integriert. Geringe Geschosshöhen scheinen zwar Kosten zu sparen, der fehlende Raum für eine optimale Trassenführung kostet aber umso mehr. Eine nicht auf die Trassenführung abgestimmte Richtung und Art des Tragwerks bzw. der Unterzüge zeigt die gleiche Problematik auf. Selbstverständlich sind Einsparungen auch in den Gewerken selbst möglich. In welcher Leistungsphase konnten Sie bei der Eishalle Kosten reduzieren? Auf welche Art und Weise? Grundsätzlich können wir zwar in allen Phasen Kosten einsparen, die Einsparpotenziale nehmen jedoch mit dem Planungs- und Baufortschritt rapide ab. Die Leistungsphase 0, das Programmieren, bietet dabei das größte Einsparpotenzial. Bei der Planung der Eishalle erarbeiteten wir ein Raumprogramm entsprechend den Richtlinien der Deutschen Eishockey-Liga. Die Kalkulation ergab jedoch Gesamtkosten, die dem Bauherrn nicht zur Verfügung standen. Durch das radikale Verringern des Programms auf das absolute Minimum, das im Dialog mit dem Investor, dem Betreiber und dem Eishockeyklub erarbeitet wurde, war es möglich, Programm und Kosten in Übereinstimmung zu bringen. Auch im weiteren Bauprozess war es in nahezu allen Gewerken möglich, Kosten zu reduzieren. Betonfertigteile und Halbfertigteile kamen vielfach zur Verwendung, gebogene Wände wurden mittels Polygonzügen erstellt. Für die Tribünen aus Fertigteilen war es möglich, auf schon vorhandene Schalungsformen zurückzugreifen. In vielen Bereichen konnte auf Estriche verzichtet werden, indem – wie in den USA Standard – der Rohbeton flügelgeglättet wird. Wo es möglich war, 134
verzichteten wir auf Unterdecken. Um die Zahl der Aufzüge zu minimieren, wurde ein Aufzug so positioniert und ausgestattet, dass er alle funktionalen Anforderungen erfüllt. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Welchen Beitrag leisten Tragwerksplanung und Haustechnik zur Kosteneffizienz? Tragwerk und Gebäudetechnik bieten grundsätzlich andere Möglichkeiten der Einsparung. In der Gebäudetechnik wird das z. B. deutlich bei der Entscheidung, im Gastronomie- und Bürobereich eine Klimaanlage einzusparen oder einzubauen. Aber in kaum einem anderen Gewerk hängen Einsparungen so sehr mit dem Abwägen zwischen Komfort und Nachhaltigkeit bzw. Betriebskosten zusammen wie hier. Gern hätten wir die Eishalle mit einer Quelllüftung im Tribünenbereich ausgeführt oder größere Videotafeln geplant. Im Hinblick auf die Minimalkosten sollten allerdings nur die Minimalanforderungen erfüllt werden. Beim Tragwerk sind dem Planer für Einsparungen nur dadurch Grenzen gesetzt, dass Vorgaben der Standfestigkeit nicht unterschritten werden dürfen. Durch intelligente und kreative Planung lassen sich beim Tragwerk große Einsparungen erzielen. Bereits grundlegende Entscheidungen über Spannrichtung und Form des Tragwerks sind hierbei von Bedeutung. Wir entwickeln unsere Tragwerke immer im Dialog mit den Fachplanern und dem Tragwerksplaner, um mögliche Einsparpotenziale auszuschöpfen. Viele Architekten interessieren sich leider kaum noch für konstruktives Entwerfen oder beherrschen es nicht mehr. Hätten Sie an bestimmten Stellen eine aufwändigere, teurere Ausführung bevorzugt? Welche Kompromisse sind Sie eingegangen? Es war allen Beteiligten klar, dass der ursprüngliche Entwurf die bessere Lösung gewesen wäre (siehe S. 130), leider passte diese nicht in den Kostenrahmen. Im überarbeiteten Entwurf hätten wir gerne nahezu überall mehr Geld zur Verfügung gehabt. Zum Beispiel wäre die Ausführung der ursprünglich durchgehenden Freitreppe am Hauptzugang schön gewesen. Außerdem hätten wir für die meist etwas älteren VIPs komfortablere Sitze bevorzugt. Wir sind aber auch mit der getroffenen Entscheidung zufrieden, da die Installation von bezahlbaren, stoffbezogenen Sitzschalen den Verzicht auf Klassenunterschiede signalisiert. Der weitere Rückbau des vom Abriss verschonten Restbestands der alten Halle wäre ebenfalls ein Wunsch gewesen, denn seine Ertüchtigung bedeutete nicht nur einen großen Planungsaufwand, sondern auch letztendlich bauphysikalische und ästhetische Schwachstellen. Bei allen Kompromissen haben wir aber Lösungen erarbeitet, die so überzeugen, dass sie nicht als Kompromiss in Erscheinung treten. Haben Sie an bestimmten Punkten bewusst teurere Lösungen gewählt, für die Sie an anderen Stellen gespart haben? Nein, das ließ das Budget nicht zu.
Worin liegen in ökonomischer Hinsicht die Vorteile beim Bauen mit den von Ihnen eingesetzten Materialien gegenüber anderen Baumaterialien? Vorteile kostengünstiger Bauteile und Materialien sehen wir in der Ästhetik des Einfachen. Teure Materialien müssen nicht schöner sein als billige. Oft liegen die Vorteile aber nur in den Kosten. So war es uns z. B. nicht von Bedeutung, ob das Dachtragwerk im Verbund von Holz und Stahl oder in reinem Stahl ausgeführt wird, wir hatten zweigleisig geplant und ausgeschrieben und das wirtschaftlichere Stahltragwerk gebaut. Häufig bedeutet der Einsatz kostengünstigerer Bauteile auch Nachteile. Wir haben z. B. Standardabmessungen von Fertigteilen akzeptieren müssen, da die Sonderformate, die in unser formales Konzept besser gepasst hätten, unser Budget überstiegen. Wir haben dann mit zusätzlichem Aufwand diesen Nachteil überspielt. Welche Möglichkeiten für kosteneffizientes und materialsparendes Bauen sehen Sie in der Zukunft? Die Zukunft des kosteneffizienten und materialsparenden Bauens ist sehr zwiespältig. Im Hinblick darauf, dass Ressourcen endlich sind und auf der Welt mehr Armut als Reichtum herrscht, wäre es eine selbstverständliche Verpflichtung, mit einem Minimum an materiellem und finanziellem Aufwand ein Maximum an Lebensraum zu schaffen. Kosteneffizientes Bauen und materialsparendes Bauen sind aber auch nicht immer identisch. Bei zunehmenden Lohnkosten pervertiert kostengünstiges Bauen in den Industrieländern häufig dazu, mit einem Mehraufwand an Material Lohnkosten und selbst Planungskosten einsparen zu wollen. Dass kosteneffizientes Bauen mehr Aufwand schon in der Planung erfordert, ist allen Planern bewusst, wird aber durch die Auftraggeber nicht honoriert. Immer mehr Investoren und Bauherren sind der Meinung, dass das Kürzen von Planungshonoraren Kosten sparen würde. Wenn beispielsweise ein Tragwerksplaner, dem das Honorar so gekürzt wurde, dass ein wirtschaftliches Planen kaum noch möglich ist, Träger und Stützen nur noch für den ungünstigsten Fall bemisst und diese Bemessung für alle anderen Fälle übernimmt, kann ich das inzwischen nachvollziehen. Dass dadurch Material vergeudet wird und dem Bauherrn Kosten entstehen, die die eingesparten Honorarkosten oft bei Weitem übertreffen, wird dem Bauherrn nur selten bewusst. Am Ende dieses Sparens stehen Gebäude von der Stange oder zumindest das, was seit Jahrzehnten in den USA als »pre-engineered buildings« angeboten wird. Wir leben in einer schizophrenen Zeit: Auf der einen Seite entstehen Billigbauten, denen man schon äußerlich ansieht, dass nicht nur Kosten für die Planung, sondern auch Lohnkosten beim Bau gespart wurden, auf der anderen Seite entstehen aber auch Bauten, für die Kosten keine Rolle zu spielen scheinen – ein Phänomen, das mittlerweile als BilbaoEffekt umschrieben wird. Wenn man hofft, die Mehrkosten für die ursprünglich mit 84 Millionen Euro veranschlagte, aber mit 304 Millionen Euro fertiggestellte Konzerthalle in Valencia durch steigende Touristenzahlen (wie in Bilbao) wieder ausgleichen zu können, so kann man selbst solche Bauten, bei kapitalistischer Betrachtungsweise, als kosteneffizient einstufen. Es wird immer kontrovers diskutiert werden, was als kosteneffizient gilt. Eines ist aber Tatsache: Es gibt kaum einen Architekten, der von sich sagt, er baue nicht kosteneffizient, denn nirgendwo werden so viele unkorrekte Angaben gemacht wie
bei den Kosten. Letztlich erlaubt die Kostenplanung nur deshalb so große Spielräume und gerät so leicht außer Kontrolle, weil die komplexen baulichen Zusammenhänge von keiner Seite mehr ganzheitlich überblickt, gesteuert und verantwortet werden. Schon für die Fehlentscheidung eines Preisgerichts für einen Entwurf, der aufgrund einer konstruktiv nicht durchdachten, aufwändigen Gebäudeform zu überhöhten Kosten und längeren Bauzeiten führt, wird kein Preisrichter zur Verantwortung gezogen. Auch die am Bau Beteiligten grenzen sich im Hinblick auf die Gewährleistung gegeneinander ab und konzentrieren sich vor allem auf ihre eigenen Bereiche. Tragwerksplaner und Fachingenieure werden ebenso ungern in die Formfindung eingebunden wie der Architekt in die Bauproduktion. Kosteneffizienz schließlich von einem Kosten- und Projektsteuerer zu erwarten, scheitert schon allein an dessen beruflicher Ausrichtung, die kaum etwas mit dem Entwerfen zu tun hat. Wenn kosteneffizientes und materialsparendes Bauen Zukunft haben soll, muss der Begriff der Leistungsform Grundlage des Entwerfens bleiben. Dabei darf aber Leistungsform nicht nur auf die funktionale Leistungserfüllung gerichtet sein, sondern muss das gesamte Baugefüge betreffen – und damit auch die Konstruktion, die Gebäudetechnik, sowie meist auch die sinnvolle Ausrichtung zur Sonne und die daraus resultierende solartechnische, lüftungstechnische und materialmäßige Formfindung. Ziel der Leistungsform ist, mit geringem Aufwand an Material und Energie im Bauablauf und in der Nutzung alle Forderungen an den Bau zu erfüllen. Oft ist das Scheitern des kosteneffizienten und materialsparenden Bauens nicht allein den Planern anzulasten, sondern auch den Bauherren mit ihren Vorurteilen. Nicht jede einfache Form ist kostengünstig, und nicht jede dynamische Form ist unwirtschaftlich. Schon vor dreißig Jahren wurde unser Büro in Los Angeles (U.I.G.) aufgefordert, ein Projekt, das das Budget exakt eingehalten hatte, mit zusätzlichem Aufwand in seiner Fassade zu vereinfachen, da der Bauherr fürchtete, wegen der zu teuren äußeren Erscheinung des Baus ins Gerede zu kommen. In Deutschland machten wir mit der Planung einer Eissport-, Trainings- und Ballspielhalle eine ähnliche Erfahrung mit gänzlich anderem Ausgang. Wir hatten mit einem dem Wettbewerbsprogramm genau angepassten Gebäudevolumen und einem an die Momentenlinie angepassten Tragwerk eine dynamische Leistungsform entwickelt, den Wettbewerb gewonnen und waren mit der Weiterbearbeitung beauftragt worden, nachdem Gutachter nachgewiesen hatten, dass der Entwurf innerhalb des vorgesehenen Budgets realisierbar ist. Die Form erschien dem Bauherrn in ihrer dynamischen Wirkung zu aufwändig, und er war der Meinung, eine inzwischen notwendig gewordene Programmerweiterung von 10 % sei durch eine Vereinfachung in der Form und der architektonischen Gestaltung zum Nulltarif wieder aufzufangen. Als wir diese Option für unrealistisch erklärten, gelangte das einfacher erscheinende kistenförmige Projekt eines anderen Wettbewerbsteilnehmers zur Ausführung, nachdem sein Verfasser auch vorgab, das gedeckelte Budget von 22 Millionen Euro zu garantieren. Das Ergebnis dieser vermeintlich kosteneffizienten Entscheidung war, dass der Bau bis heute noch nicht fertig ist und schon jetzt 8 Millionen Euro über dem Budget liegt. Das Vorurteil, dass einfache Formen kostengünstiger sein müssen, führte zu einer Kostenüberschreitung, die etwas höher ist als die Gesamtkosten unserer in diesem Zusammenhang vorgestellten Eishalle in Wolfsburg. 135
Dienstleistungsgebäude in Frankfurt a. M. Architekten: Dietz Joppien, Frankfurt a. M.
Einschalige Außenwände aus Leichtbeton Reduzierter Ausbau für breites Nutzerspektrum Der »unerforschte Frankfurter Osten«, ein Industriegebiet mit ungeordnet gewachsener Bebauung, gibt dem von verschiedenen Mietern genutzten Büro- und Veranstaltungsgebäude seinen Namen »U.F.O.«. Entsprechend setzt sich der Baukörper, ein introvertierter fünfgeschossiger Monolith mit dreieckigem Grundriss, von seinen Nachbarn ab. Ein einziges Fensterformat perforiert seine straßenseitige Sichtbetonfassade in strengem Raster. Lediglich die zur Straßenkreuzung hin gelegene Ecke öffnet sich auf einer Höhe von 8 m und lockt mit einer rot leuchtenden Rampe nach innen. Die 42 m breite, bogenförmige Öffnung wird stützenfrei von der als Vierendeel-Träger wirkenden Fassade überbrückt. Von der Rampe aus führt ein Eingang in den Veranstaltungsbereich im Erdgeschoss, ein anderer in die Obergeschosse mit den Büroräumen, die um einen dreieckigen Innenhof angeordnet sind. Laubengänge erschließen die unterschiedlich großen Gewerbeeinheiten, die nur mit Installationskernen ausgestattet vermietet wurden. Sämtliche Installationstrassen verlaufen sichtbar, wodurch Umbaumaßnahmen schnell und kostengünstig ausgeführt werden können. Raumaufteilung und Ausbaumaterialien bestimmten die Nutzer selbst. Dadurch sollten möglichst alle Anforderungen eines sehr weit gespannten Nutzerspektrums aus den Bereichen Gewerbe Handwerk und Dienstleistung erfüllt werden. Sämtliche Ebenen zeichnen sind durch hohe Nutzlastauslegung, große Deckenhöhen (3,67 m) und weite Stützweiten (14,36 m) aus. Die tragenden Innenwände und die Innenseiten der straßenseitigen Wände sind weitgehend in Sichtbeton belassen. Die einschalige Konstruktion der Außenwände unterstreicht die monolithische Erscheinung des Gebäudes. Sie bestehen aus 50 cm dickem Leichtbeton, der ohne zusätzliche Dämmschicht auskommt. Zudem verzichteten die Architekten vollständig auf Dehnfugen, weitgehend auf Durchankerlöcher und gaben alle Betonier- und Arbeitsfugen sowie sämtliche Aussparungen vor. Jeder Betonierabschnitt wurde direkt auf den vorhergehenden aufgebracht, sodass die Fugen dazwischen zurücktreten und eine durchgehende Fläche entsteht. Um eine gleichmäßige Austrocknung des Betons zu erreichen, wurde er drei Wochen lang durch eine aufgesprühte, sich unter UV-Licht zersetzende Folie feucht gehalten. Konsequente Einsparung beim Innenausbau und der Einsatz eines einzigen Fensterformats ermöglichten den etwas höheren Aufwand bei der Erstellung der Fassade, die als prägnante Visitenkarte wertsteigernd für das Gebäude wirkt. 136
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Erdgeschoss 1. Obergeschoss Schnitt Maßstab 1:1000 1 Eingang zum 1. Obergeschoss 2 Eingang zum Erd- und Untergeschoss 3 Garderobe 4 Restaurant 5 Tanzfläche Diskothek 6 Sitznischen 7 Bar 8 Büro 9 Nutzungseinheiten/ Gewerberäume
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Gebäudedaten: Nutzung: Erschließung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten netto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Gesamtnutzfläche: Grundstücksfläche: Bauzeit: Fertigstellung:
Gewerbe- und Dienstleistungsbüros Laubengänge Massivbau aus Stahl-/Leichtbeton 3,6 m 14,63 Mio. ™ 1097 ™ 88 000 m3 21 749 m2 13 300 m2 5972 m2 18 Monate 02/2004
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Horizontalschnitt Vertikalschnitte Maßstab 1:20
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1 Leichtbeton 500 mm 2 Notüberlauf 3 Kies 100 mm Abdichtung Polymerbitumenbahn zweilagig Wärmedämmung 140 mm Gefälledämmung, Dampfsperre Leicht-/ Stahlbeton 300 mm 4 Leichtbeton / Stahlbeton, Übergang fließend ineinander gegossen 5 Bodenbelag variabel 30 mm Estrich 45 mm, Trennlage Trittschalldämmung 35 mm Leicht-/ Stahlbeton 300 mm 6 Stahlfenster mit Isolierverglasung 7 Bodenbelag variabel 30 mm Estrich 40 mm, Trennlage Hohlraumbodenplatten 18 mm Dampfsperre Hohlraumbodenständer Wärmedämmung 120 mm Leicht-/ Stahlbeton 300 mm 8 Gehwegplatten anthrazit 400/400/50 mm Mörtelbett 35 mm Drainmatte 20 mm Abdichtung zweilagig Wärmedämmung 100 mm Leicht-/ Stahlbeton 300 mm 9 Laubengang WU-Leichtbeton, Beschichtung / Abdichtung Epoxidharz 10 Geländerpfosten aus gekantetem Blech zusammengesetzt 60/75 mm, auf Fußplatte geschweißt, Oberfläche feuerverzinkt, mit Stahlseilnetz bespannt 11 Betonwerkstein orange pigmentiert 80 mm Sandbett 90 mm, Dränschicht 40 mm Abdichtung Polymerbitumenbahn mehrlagig 20 mm, Dämmung 120 mm Dampfsperre, Stahlbeton 30 mm 12 Trennwandanschluss optional
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Planung als »veredelter Rohbau«: kostengünstig, nutzungsneutral, robust Matthias Schönau
Mittelpunkt unseres Entwurfs, zumal der Schwerpunkt der Nutzungen zunächst stärker im handwerklich-gewerblichen Spektrum lag als im hoch installierten Dienstleistungsbereich und eine häufige Umbaufrequenz einzukalkulieren war. Die nicht an einem Minimum bzw. an spezifischen Anforderungen orientierte Dimensionierung der Systeme Tragwerk, Technische Gewerke Ausbau, Erschließung und Flächengeometrie stellt die Voraussetzung für eine programmatische Freiheit dar (Abb. 1). Das heißt im Einzelnen:
Erschließung/Flächengeometrie
»Programmloses« Gebäude – so lautet der konzeptionelle Ansatz für das UFO Loft- und Gewerbegebäude in Frankfurt am Main-Fechenheim. Der Begriff »programmlos« weist indes in die falsche Richtung, suggeriert er doch das Fehlen eines Programms. Das Gegenteil ist der Fall: Mit »Programmfreiheit« wird die Vielzahl möglicher Optionen betont. Dieser Eckpfeiler der Entwurfskonzeption resultiert aus der Synthese zweier Zwangslagen: zum einen der immobilienwirtschaftlichen Notwendigkeit, das Areal innerhalb einer bestimmten Frist zu bebauen, und zum anderen aus der Unmöglichkeit, gewerbliche Mietinteressenten über den gesamten Zeitraum zwischen Bauantragseinreichung und Fertigstellung zu binden. Es galt vielmehr, ein Gebäude zu entwickeln, das keine spezifischen, sondern alle denkbaren Nutzungen bewältigen kann. Im Zug der Umstrukturierung und Modernisierung eines »klassischen Industriestandorts« im Frankfurter Osten sollte das Gebäude den Wandel eines bisher vernachlässigten Bereichs initialisieren. Aus dieser Anforderung leitet sich der Wunsch nach einem kraftvollen Gebäude mit Ausstrahlung auf die unmittelbare Umgebung wie auf das weitere Umfeld ab. Der skulpturale Baukörper, basierend auf einer einfachen markanten Geometrie, erzeugt die nötige Prägnanz und Wiedererkennbarkeit; das Material Sichtbeton ermöglicht darüber hinaus die Balance aus physischer Robustheit und haptischer Raffinesse bzw. Verfremdung, die nötig ist, um sich an diesem »rauen« Standort zu behaupten und gleichzeitig architektonischen Mehrwert zu erzeugen. Neben seiner städtebaulichen Funktion sollte das Gebäude die räumlichen und technischen Anforderungen eines möglichst weit gespannten, aber noch völlig unbekannten Nutzerkreises erfüllen. Die Konzeption zielte daher auf eine maximale strukturelle Anpassbarkeit der Parameter Nutzung, Raumgröße, Statik, Erschließung und Technische Gewerke Ausbau mithilfe eines Minimums räumlicher Festlegungen innerhalb der plastischen Großform.
Kostengünstiges Bauen Kostengünstig zu bauen bedeutet neben der unmittelbar bautechnisch-konstruktiven Ebene, die Lebenszeit eines Gebäudes zu berücksichtigen. Das Studium gewerblich bzw. industriell genutzter Vorbilder aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende zeigt die lange Lebensdauer und Anpassungsfähigkeit nutzungsneutraler Strukturen mit einfachen belastbaren Tragsystemen. Die Robustheit der Konstruktion stand deshalb von Beginn an im 140
Der dreieckige Geschossgrundriss ist durch drei Erschließungskerne systematisch vertikal erschlossen, gleichzeitig ist die Adressbildung und Orientierung von außen eindeutig durch die Position des Haupteingangs bzw. der Lastenaufzüge an die Anlieferung rückseitig definiert. Die Kerne verbinden sich durch geschossweise umlaufende Laubengänge, über die die Mietflächen in jeder zweiten Achse durch die transparente Innenhoffassade zugänglich sind. Erst diese »Übererschließung« ermöglicht die freie Aufteilung der Mieteinheitsgrößen. Die Dimension der Laubengänge ist mit 2,5 m Breite deutlich größer als für Fluchtweg- oder Erschließungsfunktionen notwendig und bietet städtische Qualitäten an – von den Mietern eingerichtete Sitzgruppen, Topfpflanzen und Grills belegen dies.
Tragwerk Eine ausreichend bemessene Verkehrslast (5/10 kN/m2 auch für den Laubengang) ermöglicht potenzielle gewerbliche Nutzungen in allen Obergeschossen; große Spannweiten und Raumhöhen, wenige Stützen sowie Flachdecken gewährleisten Freiheiten im Ausbau.
Technische Gewerke Ausbau Erst die Positionierung ausreichend dimensionierter Schächte (Lüftung als Option) in verhältnismäßig kleinen Abständen eröffnet die Möglichkeit, die Größe der Mieteinheiten wirklich frei zu wählen. Voraussetzung ist die leichte Revisionierbarkeit der Schächte (große T90-Klappen), um Nach- und Uminstallationen zerstörungsfrei durchführen zu können. Die sichtbaren Installationen der Grundausstattung (Heizung) gelten als Teil des architektonischen Konzepts, das von den meisten Mietern durch sichtbar unter der Rohdecke geführte Medieninstallationen akzeptiert und fortgeführt wurde. Allerdings sind auch Abhangdeckensysteme aufgrund großer Raumhöhen und Fensterstürze einsetzbar.
Schnittstelle Rohbau – Ausbau Das Gebäude wurde als »veredelter Rohbau« geplant, d.h., die öffentlichen Flächen und Zugänge sind mit normalem Standard ausgestattet, sämtliche Mietflächen wurden dagegen unausgebaut übergeben, also mit Fußboden, Estrich, Schacht mit Grundinstallationsanschlüssen und Elektroverteiler. Die WC-Installation ist innerhalb der Schächte vorbereitet und muss vom Mieter selbst durchgeführt werden. Die hier jeweils anfallenden höheren Investitionen durch Überdimensionierung und Überausstattung sind ad hoc zwar nicht als kostengünstig zu bezeichnen, sichern dem Gebäude aber durch die daraus resultierende Anpassungsfähigkeit und Vermietbarkeit eine nachhaltig längere Lebensdauer und damit langfristig gesehen einen wirtschaftlichen Vorteil.
Das Material Beton Das Material Beton schien uns ideal, um die beschriebenen Anforderungen wirtschaftlich zu realisieren. Die fast archaische Anmutung einer reinen Sichtbetongroßform, die tatsächlich das Versprechen von Massivität und Materialgerechtigkeit durch eine ausschließlich monolithische Ausführung einlöst, überzeugten schließlich auch den Bauherrn, der Ausführung in Beton zuzustimmen. Die Anforderungen von Schall-, Brand- und Wärmeschutz sowie Tragwerk sollten nicht an additive spezialisierte Bauelemente delegiert werden, sondern innerhalb einer gestalterischen und materiellen Einheit gelöst werden. Die Entscheidung fiel auf eine Ortbetonkonstruktion, da die Prämisse eines monolithischen Objekts eine Fertigteillösung von vorneherein aufgrund der Fugenproblematik ausschloss. Die anfangs verfolgte Teilfertigteillösung für die Laubengangplatten wurde im Lauf der Planung aufgrund von Bauablaufsproblemen verworfen, sodass eine reine Ortbeton-/Sichtbetonkonstruktion entstand. Das Risiko, eine Sichtbetonfassade vollständig in Ortbeton auszuführen, wurde vom Bauherrn im Interesse eines besonders starken architektonischen Ausdrucks bewusst mitgetragen und durch eine »selbstkritische« Haltung der ausführenden Firma reduziert. Hier ist eine frühzeitige realistische Einschätzung aller Beteiligten über die qualitativen Grenzen eines solchen Vorgehens sehr von Nutzen, um zeit- und kostenintensive Auseinandersetzungen zu vermeiden. Selbstverständlich sind bei der Planung zur Qualitätskontrolle exakte planerische Vorgaben bezüglich Plattenstöße, Betonierabschnitte, Deckenanschlüsse, Oberflächennachbehandlung, Aufstellung aller den Ausbau aufnehmenden Durchbrüche und Aussparungen sowie des Vorhaltens definierter Musterflächen erforderlich. Die 50 cm starken tragenden Außenwände mit einem Fensteranteil von 40 %, die wesentlich zum massiven Gesamteindruck beitragen, wurden analog zu den Laubengängen vollständig aus Leichtbeton hergestellt. Ihre Dimension leitet sich aus den bauphysikalischen Erfordernissen und Fähigkeiten des Leichtbetons ab. Die Qualitätssicherung der Zuschlagstoffe und Herstellungsbedingungen stellten an Planer und Hersteller höchste Anforderungen, da die dem Wärmeschutznachweis zugrunde liegenden bauphysikalischen Daten (Rohdichte) nur per Ausnahmegenehmigung und empirischen Nachweis angesetzt werden durften und daher die Rezeptur auf keinen Fall abgewandelt werden konnte. Dem Primat des massiven monolithischen Erscheinungsbilds wurden viele Detailentscheidungen untergeordnet. So wurden etwa die Betonierabschnitte stumpf gestoßen und soweit möglich auf Durchankerlöcher verzichtet. Durch die vollständig gerasterte Konstruktion wurde ein hoher Wieder-
holungsfaktor beim Schalungseinsatz möglich. Die lückenlose Verbindung von der CAD-Zeichnung zur CAM-gestützten Schalungsherstellung ließ sich besonders bei den geometrisch anspruchsvollen Sonderbereichen wie Eingang und Kuppel nicht in der erhofften Durchgängigkeit realisieren. Die alternativ eingesetzten »analogen« handwerklichen Herstellungsmethoden waren dagegen nicht nur sehr anschaulich, sondern im Ergebnis ausreichend präzise und entsprachen in ihrer Einfachheit dem Grundkonzept des gesamten Gebäudes. Architektonisch wird das Konzept des rauen Betongebäudes komplettiert durch die intensive gestalterische Bearbeitung der »öffentlichen Bereiche« wie Eingänge, Treppenhäuser und Laubengänge. Der Detaillosigkeit und Monochromie des überwiegenden Teils des Gebäudes steht hier eine kontrastierend ergänzende sparsame Detail- und Materialwahl aus Naturstein, Holz und Stahlnetzgewebe gegenüber. Raffinierte Lichtführung und teils farbige Bodenbeläge erzeugen vor dem Hintergrund des Sichtbetons mit geringem Aufwand eine Aura des fast »Luxuriösen« inmitten des nüchternen Industriegebietes. Die Gebäudestruktur wurde als Synthese nahezu sämtlicher klassischer Anforderungen in einem einzigen Material, Stahlbeton, ausgeführt. Die Konsequenzen dieser Strategie lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: • Das architektonische Konzept einer expressiven monolithischen Großform ließ sich in seltener Konsequenz realisieren. • Planung und Herstellung waren durch den integrierenden Ansatz nur im Bereich der Sonderelemente (Auskragung, Kuppel, Eingang) deutlich aufwändiger, dies allerdings aufgrund der anspruchsvollen Geometrie. • Die Planung von Sichtbetonoberflächen ist grundsätzlich aufwändig, die Reduzierung von Ausbau- und Anschlussdetails war im Verlauf der Planung spürbar. • Die »Gutmütigkeit« des Gebäudes in Bezug auf permanente Veränderungen und Umbauten wurde durch die detailarme massive Grundstruktur deutlich gestärkt. • Spürbaren Mehraufwand erzeugte primär die Verwendung von Leichtbeton, da hier die Qualitätssicherung der Ausführung von der detaillierten Planung der Rezeptur über die Herstellung bis hin zur aufwändigen Nachbehandlung von ganz entscheidender Bedeutung waren. • Die Kosten von Leichtbeton liegen durch die aufwändigere Herstellung und die besonderen Zuschlagstoffe (Blähton/ Blähschiefer) spürbar höher als die von herkömmlichem Stahlbeton. Die Kosten für die hergestellte Leichtbetonfassade liegen nur wenig unter denen eines Einfachtragwerks mit einfachem Vollwärmeschutz. Allerdings wäre dieses angenommene Einfachtragwerk dann nicht in der Lage, etwa die weite Auskragung über dem Eingangsbereich zu realisieren. Insofern lassen sich zwar bei isolierter Betrachtung einzelner Anforderungen, wie etwa dem Wärmeschutz, durchaus Alternativen finden, in der Gesamtbetrachtung jedoch zeigen sich dann gravierende Mängel einer additiven Betrachtung.
Fazit Die Synthese aus architektonischem und statischem Konzept ist nur in der realisierten kompromisslosen Form nachhaltig und kostengünstig. Das Gebäude ist mittlerweile ein Markenzeichen, die Investitionen in Flexibilität haben sich gelohnt. 1
1 Innenansicht U.F.O. Loft- und Gewerbegebäude, Frankfurt am Main
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Büro- und Schulungszentrum in Dresden Architekten: Heinle, Wischer und Partner, Dresden
Modulares System aus vorgefertigten Elementen Nachhaltige Energieeinsparung Die Architekten setzten sich das anspruchsvolle Ziel, am heterogenen Stadtrand von Dresden ein Gebäude zu errichten, das den niedrigen Kostenrahmen einhält, dabei aber sichtbar höheren Ansprüchen genügt als die benachbarten Gewerbebauten. Betrachtet man den wohl proportionierten Baukörper, so scheint das gelungen. Dank der L-Form schafft er Raum und Volumen, die Fassaden sind klar gegliedert und präzise detailliert, das gleichmäßige Konstruktionsraster und die ruhige Kubatur bringen Ordnung in das chaotische Umfeld. Das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft benötigte neue Büroräume für die Verwaltung und Flächen für ein Schulungszentrum. Ein dreigeschossiges Foyer verbindet die verschiedenen Nutzungen und beherbergt alle öffentlichen und repräsentativen Funktionen, ein introvertiertes Atrium ist der Verwaltung zugeordnet.
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Strategien zur Kostenreduktion Um die Kosten gering zu halten, beschränkten sich die Architekten auf wenige Materialien. In ein modulares System sind vorgefertigte Fensterelemente aus Furniersperrholz-Aluminium eingepasst, dazwischen ist die Stahlbetonkonstruktion mit schwarzen Faserzementplatten verblendet. Alle Details und Übergänge sind bündig ausgeführt. Die Konstruktion bleibt auf gängige Produkte und Formate beschränkt und ist so für viele Firmen problemlos ausführbar. So konnten günstige Anbieter gefunden werden. In einer gleitenden Detail- und Rohbauplanung wurden die Details zeitnah zur Ausführung auf die aktuellen Anforderungen abgestimmt. Um auch die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten dient das zentrale Atrium im Winter der solaren Wärmegewinnung und ganzjährig der Lüftung. Im Boden wird vortemperierte Außenluft über einen Erdkanal eingeleitet, über Lüftungsflügel im Glasdach kann die Abluft entweichen und die Frischluft nachströmen.
Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: lichte Raumhöhe: Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 BGF: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Nutzfläche: Grundstücksfläche: bebaute Fläche: Bauzeit: Baujahr:
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Verwaltungsgebäude Stahlbeton 2,63 m 2,8 Mio. ™ 970 ™ 8556 m3 2881 m2 1465 m2 7600 m2 1042 m2 15 Monate 2002
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Foyer Seminarraum Technik Atrium Büro Besprechungsraum Garten/Hof Pausenraum Luftraum Lastaufzug UG
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Vertikalschnitt Atrium Längs-/Querschnitt Oberlicht Maßstab 1:20 1 Dachaufbau: Kiesschüttung 80 mm Schutzvlies Abdichtung Kunststoffbahn selbstklebend 2,3 mm Kaschierlage Bitumen-Kautschuk-Blend mit Glasvlieseinlage 1,8 mm Wärmedämmung Polystyrol 160 mm Dampfsperre mit Glasvliesverstärkung 1,2 mm Stahlbeton 220 mm 2 Element Furniersperrholz Birke mit Aluminium-Kippflügel Isolierverglasung: VSG 2≈ 4 mm + SZR 25 mm mit Aluminiumlamellen + VSG 2≈ 4 mm 3 Bodenaufbau Büro: Bodenbelag textil 2,3 mm Zementestrich kunstfasermodifiziert 55 mm Trennlage PE-Folie 0,2 mm, Trittschalldämmung Mineralfaser 20 mm Dämmung Polystyrol 40 mm Stahlbeton 220 mm, Putz 4 Faserzementplatte genietet 8 mm 5 Bodenaufbau Atrium: Flusskies 100 mm auf Geotextil Intensivsubstrat 300 mm Filtermatte 1,5 mm Drainschicht 120 mm, Schutzlage 3 mm Wurzelschutzbahn 1,5 mm, Schutzlage 3 mm Stahlbeton 220 mm 6 Dachaufbau: Dachbegrünung extensiv 100 mm Sedum-Sprossen, Keimsubstrat, Mineralsubstrat, Systemfilter Drainageplatte,Trennmatte Abdichtung Kunststoffbahn selbstklebend Kaschierlage Bitumen-Kautschuk-Blend 1,8 mm Wärmedämmung Polystyrol 160 mm Dampfsperre mit Glasvliesverstärkung 1,2 mm Stahlbeton 220 mm 7 Isolierverglasung begehbar VSG 2≈ 5 mm + SZR 16 mm + ESG 10 mm Fassadenprofil Aluminium 30/50 mm, geschweißt auf Stahlprofil 8 Aluminiumrohr ¡ 50/170 mm 9 Stahlprofil gestrichen { 20/170 mm 10 Isolierverglasung, nicht begehbar
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Betriebsgebäude in Großhöflein Architekten: querkraft architekten, Wien
Der Nutzung angepasstes Raumkonzept Kreativer Einsatz kostengünstiger Standardprodukte Wie präsentiert sich eine Firma, die für Kulturveranstaltungen und als Werbemittel Fassadenbahnen bedruckt? Die Antwort der Architekten war keine spontane Idee, sondern hat sich in einem intensiven Dialog mit dem Bauherrn entwickelt. Der Standort für das neue Druckereigebäude der Firma ist bewusst direkt an der Autobahn gewählt. Nachts erblicken die von Wien kommenden Autofahrer in der dünn besiedelten, landwirtschaftlich geprägten Tiefebene kurz vor Eisenstadt das hinterleuchtete Motiv eines Bergpanoramas – ungestört von anderen Lichtquellen. Zweigt man ab, um sich dieses Phänomen aus der Nähe zu betrachten, so trifft man nach kurzer Fahrt über schmale Straßen auf die Rückseite des freistehenden Gebäudes mit dem sechzig Meter langen Schriftzug: »unvorbeischaubar«. Das Konzept des Gebäudes beschränkt sich bei Weitem nicht auf die plakative Wirkung seiner zwei Schauseiten: Räumliche Qualitäten verbessern die Arbeitsbedingungen und erleichtern den Produktionsab-
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lauf. Die Büroflächen und die Druckerei sind auf zwei Ebenen in direktem optischen Bezug zueinander angeordnet. Im Erdgeschoss erstreckt sich über die gesamte Nordseite die Druckerei. Um die verschiedenen Produktionsabläufe akustisch voneinander zu trennen, ohne die Großzügigkeit eines gemeinsamen Raums aufzugeben, wurde quer durch die Halle eine Trennwand aus durchsichtiger Kunststofffolie eingezogen. Auf der Südseite reihen sich Lagerräume und eine kleine Schlosserei auf, die etwa ein Drittel der Gebäudetiefe einnehmen. Auf diesem feuerfesten Stahlbetonkubus befindet sich ein offener Büroraum. Ein zwischen Büro und Produktionshalle angeordneter Steg ermöglicht, die großformatigen Drucke aus der Distanz zu betrachten. Um das enge Budget einzuhalten, kamen weitgehend Standardprodukte zum Einsatz, die die Architekten gemeinsam mit den Firmen gestalterisch individuell weiterentwickelten. So wurden die Weiten der Binderabstände erst im Zuge der Vergabeverhandlungen fixiert, da verschiedene Systeme unterschiedliche Stützweiten fordern. Auch bei der Haustechnik wurden kostengünstige Lösungen gefunden. Die Trassenführung ist so gelegt, dass sie zugleich als Stege für die Mitarbeiter dienen.
Grundrisse • Schnitte Maßstab 1:750
Gebäudedaten: Nutzung: Produktionsstätte Erschließung: Laubengang Konstruktion: Stahl/Stahlbeton lichte Raumhohe Büro: 3,77 m lichte Raumhöhe Produktion: 7,41 m Gesamtbaukosten brutto: 1,09 Mio. ™ Kosten pro m2 Nutzfläche: 466 ™ Bruttorauminhalt: 12 989 m3 Gesamtnutzfläche: 2341 m2 Grundstücksfläche: 5070 m2 bebaute Fläche: 1372 m2 Bauzeit: 7 Monate Baujahr: 2002
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Parkplatz Lager Druck Konfektion Autovermietung Eingang Empfang Mitarbeiterbüros Geschäftsführung Sozialraum
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Detailschnitte Maßstab 1:20 1 Aluminiumpaneel 7730/1100/120 mm vertikal verlegt 2 Befestigung, vertikal verschieblich 3 Träger HEA 400, thermische Trennung in Fassadenebene 4 Druckstab Stahlrohr Ø 88,9 mm 5 Pendelstütze Stahlrohr Ø 114,3 mm 6 Bodenaufbau: Teppich Installationsboden 600/600/35 mm Hohlraum 160 mm StB-Decke 200 mm 7 Stahlbeton-Unterzug 500 mm 8 monolithische Stahlbetonplatte 150 mm, frei schwimmend 9 Brandmelder 10 Ablaufrohr Unterdrucksystem Ø 50 mm 11 HEA 300 halbiert 12 Fassadenstrahler 13 ESG 10 mm 14 Stütze HEA 340 15 Spannnetz, PVC innen anthrazit, außen mit Schrift bedruckt 16 Heizrippenrohr Ø 100 mm 17 Spannrahmen Aluminium
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Schnitt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
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Spannfolie, Vorderseite bedruckt Spannrahmen Aluminium Halogenscheinwerfer Reflexionsfolie weiß, Wärmedämmung 100 mm, PE-Folie, Trapezblech 153 mm Kunststoffbahn, Spanplatte 18 mm, Gefälle Stahlprofil, Trapezblech 150/280/0,7 mm Kunststofffolie, Wärmedämmung 100–200 mm, Trapezblech Druckstab Stahlrohr Ø 88,9 mm Träger Stahlprofil HEA 400 unterspannt Stütze HEA 300 Konsole für Nachrüstung Steg Kabeltrasse Heizrippenrohr Ø 100 mm PVC-Belag 4 mm, monolithische Stahlbetonplatte 150 mm auf Recyclingbeton-Schüttung
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Zum Kostenmanagement querkraft architekten mit Erwin Stättner
Die bedruckte Spannfolie zur Autobahn hin ist transluzent und wird von Halogenstrahlern über eine weiße Folie an der Hallenrückwand indirekt beleuchtet. Dabei durften 100 Lux nicht überschritten werden, um eine Blendung der Autofahrer zu vermeiden. Damit die gewünschten Blickbeziehungen und das offene Raumgefühl gewährleistet werden konnten, war es wichtig, die notwendigen Abtrennungen so transparent wie möglich zu gestalten. Bei den Fassaden aus konventionellen Profilen haben wir auf die Deckleisten verzichtet, um eine möglichst homogene Ansicht zu erhalten und Kosten zu sparen. Die Trennwand zwischen Büro und Halle konnte in ESG ausgeführt werden, da durch den auf Hallenseite befindlichen Steg eine Absturzsicherung gegeben ist. Mit ihren vertikalen Silikonfugen ist sie kaum sichtbar, oberer wie unterer Anschluss sind rahmenlos ausgeführt, die Glastüren mit Ganzglasbeschlägen versehen. Der Blick vom Büro in die Landschaft wirkt durch das bedruckte Netz der Südfassade wie mit einem Weichzeichner gefiltert. Die Spannvorrichtungen sind außerhalb des Sichtfelds oberhalb der Deckenkante bzw. unterhalb des Gitterrosts angeordnet. Aufgrund der speziell gewählten Maschenweite und der dunklen Beschichtung auf der Innenseite fällt das Netz bei hellem Hintergrund kaum auf, erst in der Schrägansicht wird es deutlicher sichtbar.
eng, dass wir für die Bleche die Standardfarbe anstelle des gewünschten Reinweiß wählen mussten. Auch die Anzahl und Größe der Lichtkuppeln wurde nach wirtschaftlichen Kriterien ermittelt. Statt zwei Reihen mit Oberlichtern in jeder Achse ordneten wir alternierend je ein Oberlicht pro Achse an.
»Veredelung« billiger Standardprodukte Auch billige Baustoffe können architektonisch anspruchsvoll eingesetzt werden. Oft sind es nur kleine Änderungen, mit deren Hilfe sich aus einem kostengünstigen Produkt individuelle Lösungen gestalten lassen. Allein der Verzicht auf die Deckleisten, eine Überarbeitung der Plattenstöße und eigens entworfene Eckausbildungen ermöglichten mit den damals billigsten standardisierten Paneelen eine individuelle Gebäudehülle. In den Vergabeverhandlungen konnten wir die Firma davon überzeugen, diese Sonderlösungen auch ohne Aufpreis zu realisieren. Das gelang nur, weil diese Details erst im Dialog zwischen uns Planern und den Ausführenden fertig entwickelt und optimiert wurden. Mehrkosten entstanden beim Hallenboden. Zunächst wollten wir die flügelgeglättete Betonplatte natur belassen – wegen leichtem Absanden mussten wir jedoch einen PVC-Belag aufbringen.
Low-Budget – High Performance Ursprünglich war der Rohbau als reine Stahlkonstruktion geplant. Da das Lager aufgrund der Brandlast feuerhemmend auszuführen war, hätte das erhebliche Mehrkosten für einen F90-Anstrich bedeutet. Als kostengünstigere Lösung erwies sich die Ausführung in Stahlbeton. Da das Lager ringsum von opaken Paneelen bekleidet ist und die Stützen nur an den schmalen Oberlichtbändern sichtbar werden, konnten wir diese Änderung auch architektonisch vertreten. Der Stützenabstand von 6,20 Meter war für die ausführende Firma die wirtschaftlichste Lösung, da bei dieser Spannweite die Tragfähigkeit des Trapezblechs voll ausgeschöpft war und auf Nebenträger verzichtet werden konnte.
Minimierung des kostenintensiven Glasanteils Bei der Befestigung der Fenster wurde aus Kostengründen weitestgehend auf zusätzliche Winkel oder Versteifungsrohre verzichtet. Für die geschlossenen Fassadenflächen haben wir die billigsten auf dem Markt befindlichen Metallpaneele eingesetzt. An den Stirnseiten stehen sie auf dem Boden auf und spannen vertikal frei über 7 Meter Höhe, auf der Südseite sind sie horizontal verlegt. Der Kostenrahmen war so 151
Erweiterung einer Fabrik in Murcia Architekten: Clavel Arquitectos, Murcia
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Aufwertung des Gewerbegebiets Um seinen Bedarf an Büroräumen und Verkaufsflächen zu decken, plante ein spanisches Unternehmen einen Anbau an das bestehende Fabrikgebäude, das in einem Gewerbegebiet von Murcia liegt. Durch diese Baumaßnahme konnte das Industrieareal aufgewertet und das Unternehmen angemessen repräsentiert werden. Indem sie das neue Gebäude quer vor die bestehende Halle setzten, schufen die Architekten als Visitenkarte eine komplett neue Straßenfront. Die verwendeten Materialien – Stahl und Glas – verweisen dabei auf die hier hergestellten Produkte, denn die meisten der eingesetzten Baustoffe wurden von der Firma selbst produziert.
Verbindung mit dem Bestand im Erdgeschoss Das neue Gebäude ist zweigeschossig organisiert und verschmilzt im Erdgeschoss teilweise mit dem Bestand; der Verkaufsraum im Erdgeschoss geht nahtlos in die vorhandene Produktions- und Lagerhalle über. Um hier eine große Fläche stützenfrei zu halten, wird dieser Bereich von einem 13 m langen Fachwerkträger überspannt. Im Obergeschoss sind
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die Räume für die Verwaltung untergebracht. Die Erschließung erfolgt über ein Treppenhaus am Eingang; zusätzlich führt eine einläufige Treppe von der oberen Etage direkt in den Altbau.
Wechselspiel der Fassade zwischen Transparenz und Transluzenz Seinen Charakter erhält der neue Anbau maßgeblich durch die transluzente Fassade aus Profilbauglas. Während sie im Obergeschoss zurückspringt und einer unregelmäßigen Zickzack-Linie folgt, ist der Glasfassade im Erdgeschoss eine Hülle aus gelochtem Edelstahlblech vorgesetzt. Diese dient nicht nur der Verschattung der dahinter liegenden Räume, sondern trägt auch die Lettern des Firmennamens. Darüber hinaus entsteht durch die Überlagerung der beiden Hüllen ein interessantes Lichtspiel. Je nach Blickwinkel und Lichteinfall ändert sich das Maß an Transparenz und Transluzenz: Bei Tageslicht ist die Schrift auf der Fassade vollständig sichtbar, während bei Nacht – unterstützt durch die Innenbeleuchtung – die Schrift in den Hintergrund tritt und das Gebäudeinnere zum Vorschein kommt.
Dachaufsicht Maßstab 1:1000 Schnitte • Grundrisse Maßstab 1:250 1 Erweiterung 2 Fabrikgebäude (Bestand) 3 Verkauf 4 Konferenzraum 5 Eingang 6 Büro 7 Besprechungsraum 8 Empfang
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Gesamtbaukosten brutto: Kosten pro m2 Nutzfläche: Bruttorauminhalt: Bruttogeschossfläche: Gesamtnutzfläche: bebaute Fläche: Grundstücksfläche: Bauzeit: Baujahr:
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Industriegebäude Stahlkonstruktion 500 000 ™ 318 ™ 12 000 m3 1650 m2 1572 m2 1370 m2 6580 m2 12 Monate 2005
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Wischerfabrik in Bietigheim-Bissingen Architekten: Ackermann und Partner Architekten, München 1 2
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Modulares Bausystem Wirtschaftliche, serielle Struktur Reduziertes Erscheinungsbild Als Zulieferer prominenter Marken produziert die Firma in der Region Stuttgart Wischblätter und deren Antriebe. Der hohe Kostendruck in der Automobilindustrie zwingt den Hersteller, auch bei ihren Gebäuden auf hohe Effizienz zu achten. Für die langfristige Umstrukturierung eines der Werke und den Neubau zweier Hallen wird ein Gutachterverfahren durchgeführt, das die Architekten mit der Umsetzung der Firmenphilosophie des Bauherrn und der Flexibilität einer modularen Grundstruktur für sich entscheiden. Die Umstrukturierung des Werks kann in mehreren Ausbaustufen durchgeführt werden. Dabei ist nicht die gestalterisch exaltierte Geste gefordert, sondern vielmehr ein Konzept, das den optimalen Produktionsablauf und ungehinderte Materialflüsse gewährleistet: Auf einer Ebene wird das Material zugeführt, verarbeitet und die fertigen Produkte verladen. Die Gleichsetzung der Mitarbeiter
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in Produktion, Verwaltung und Entwicklung findet in der gemeinsamen Großstruktur ebenso ihren Ausdruck wie in den typisierten Fassaden, die – basierend auf einem einheitlichen Erscheinungsbild – je nach Funktionsbereich nur geringfügig variieren und die rational logischen Fertigungsabläufe andererseits demonstrieren. Die durchgängige Verglasung der Fassaden und Trennwände sorgt zusammen mit den Oberlichtern trotz der Größe der Halle für eine lichtdurchflutete Atmosphäre und erleichtert die Übersichtlichkeit. So können auch gasdicht abgeschlossene Fertigungseinheiten wie das Brombad von der Verwaltung aus eingesehen werden. Lufträume über drei Geschosse hinweg gliedern die Großraumbüros, belichten die Innenzonen und ermöglichen über frei eingestellte Treppen kurze Wege und räumlich attraktive Kommunikationsbereiche. Flexibilität ist in den Großraumbüros wie in der Produktionshalle gleichermaßen gegeben, da die gesamte haustechnische Installation und die Anschlüsse der Maschinen über die Decke erfolgen.
Lageplan Maßstab 1:5000 Grundriss • Schnitte Maßstab 1:1000
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Motorenwerk Parkplatz Wischerwerk Logistikhof Besuchereingang Personaleingang im UG Eingangshalle Büros Verwaltung
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Büros Entwicklung dezentrale Büroeinheiten Oberlichter Hauptträger Schleuse zu Bestandsgebäude, Wareneingang 14 verglaste Pausenräume 15 Versand
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zentrale Gebäudeleittechnik Extrusion Wischergummi Brombad Wischergummi Luftraum zukünftige Lackiererei Anlieferung Labor und Technikzentrale im UG
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Fassadenschnitt Maßstab 1:20 Details Maßstab 1:5 1 Kunststoffbahn Fluor-Polyolefin Mineralwolle 120 mm, Dampfsperre Akustik-Trapezblech 100/275/1 mm perforiert 2 Obergurt Fachwerkträger HEB 200 3 Konvektor 4 Teppichbelag 5 mm, Trockenestrichelement 20 mm, Trittschalldämmung 20 mm, Trennlage, Brettstapeldecke 260 mm 5 Konsole Fluchtbalkon Flachstahl 250/25 mm 6 Aufsatzprofil Aluminiumfassade 7 Pfosten Stahlprofil T 70 mechanisch gereckt 8 Riegel IPE 140 mechanisch gereckt 9 Gleitprofil Aluminium horizontal verschieblich 10 Gewindebolzen Edelstahl 11 Primärkonstruktion Stahlstütze HEB 220 12 Sekundärkonstruktion Stahlrohr Ø 216/30 mm 13 Sekundärkonstruktion Träger HEB 300
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Gebäudedaten Nutzung: Flächen:
Produktion, Verwaltung 17 500 m2 (Büro) 11 395 m2 (Verwaltung) 32 470 m2 (gesamt) lichte Raumhöhe: 4,0/4,5 m (Büro) 9,0 m (Verwaltung) maximale Höhe: 13,8 m Außenmaße: 172,7 ≈ 123,5 m Bruttorauminhalt: 237 975 m3 Gesamtbaukosten: 27,5 Mio. ™ 847 ™ Kosten pro m2: 115,5 ™ Kosten pro m3: Nutzlasten: 15/30 kN/m2 Spannweite Tragwerk: 24,5 m Konstruktionsraster: 24,5 ≈ 24,5 m Anzahl Mitarbeiter: 471 (Büro) 600 (Produktion) Bauzeit: 05/2001– 03/2003
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Die Sicht des Architekten – vom Städtebau zum Gebäuderaster Peter Ackermann
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Gesamtkonzept statt formaler Geste Für das Auswahlverfahren der Architekten bzw. Generalplaner des Wischerwerks wurden vom Pariser Hauptsitz des Bauherrn die Architekturbüros Claude Vasconi, Ackermann und Partner sowie zwei Planungsbüros für Industrieanlagen vorgeschlagen. Die eingeladenen Büros wurden vorab vom Auftraggeber über Arbeitsweise, Leistungsfähigkeit und Qualitätsstandard befragt; das angeschlossene Auswahlverfahren war mehr mit einem Interview als mit einem Wettbewerb zu vergleichen. In Gesprächen und Briefings wurde diskutiert und die Aufgabenstellung definiert. In unserem ersten Vorschlag haben wir keine ausgearbeiteten Pläne mit konkreter architektonischer Aussage, sondern ein schematisches Konzept für die stufenweise langfristige Umstrukturierung des gesamten Werks entwickelt (Abb. 1).
Flexible Module Aufgabe war es, auf einem dreieckigen Grundstück des heterogenen Gewerbegebiets je ein Werk für Motoren und Wischer zu planen. Die beiden unabhängigen Firmen haben verschiedene Anforderungsprofile aufgrund unterschiedlicher Produktions- und Logistikabläufe. Hierbei waren vorhandene Gewerbebauten in das städtebauliche Umfeld zu integrieren. Das Motorenwerk ist an ein fünfstöckiges Gebäude direkt angebaut, das Wischerwerk steht frei und wird über eine Schleuse mit dem Baubestand verbunden. Zunächst haben wir eine Modulstruktur entwickelt, die es ermöglicht, auf den Baubestand und die komplizierten Grundstückszuschnitte flexibel zu reagieren. Die Festlegung des Rastermaßes von 24,50 m ≈ 24,50 m erfolgte aus den Anforderungen des Bauablaufs in Verbindung mit der Grund1
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stücksgröße. Die funktionalen Zusammenhänge einer Umstrukturierung bei laufender Produktion sind dabei von großer Bedeutung gewesen. Die Wirtschaftlichkeit bezüglich der Spannweite in Abhängigkeit zur Flexibilität für die Produktionsabläufe stand dabei im Vordergrund.
Offene Strukturen Das räumliche Konzept des flexiblen »Open Work Space« wurde in einem ökonomischen und ökologischen Gebäude umgesetzt (siehe S. 162, Abb. 1). Als erster Bauabschnitt wurde die Produktionshalle errichtet und ein Jahr lang betrieben, bevor die Module für Verwaltung und Entwicklung ergänzt wurden. Bei den Büros ist eine Sekundärkonstruktion aus Stahl wie ein Tisch eingestellt, der die Großstruktur in zwei Geschosse unterteilt. Die Medienversorgung und Infrastruktur wird ausnahmslos von den Decken abgehängt und als offene, sichtbare Installation geführt. Das stellt nicht nur maximale Flexibilität im Produktionsbereich sicher, sondern funktioniert nach dem gleichen Prinzip für die Büroarbeitsplätze. Über bewegliche, abgehängte Kabelführungen, die einer Wirbelsäule gleichen, werden die ELT- und IT-Medien von der Decke mit dem Schreibtisch verbunden. Auf aufwändige und teure Doppel- oder Hohlraumböden kann verzichtet werden, was erheblich zu Kosteneinsparungen beiträgt. Im Untergeschoss sind Laborbereiche vorgesehen, die jetzt schrittweise eingerichtet werden. Die Lackiererei befindet sich zurzeit noch in einem der Altbauten. Die Aussparung im Boden der neuen Halle ist so bemessen, dass hier, unabhängig von der zukünftig gewählten Technologie, jede Anlage Platz finden wird.
Typisierung bis ins Detail – die Fassadenplanung Die Durchgängigkeit der architektonischen Gestalt verlangte nach einer Fassadenkonzeption, die je nach Einsatzmöglichkeit die vielfältigen Anforderungen erfüllen konnte. Ausgangspunkt ist die gläserne Fassade über die gesamte Höhe, um einen transparenten Raumeindruck in alle Richtungen trotz der Größe der Halle zu erreichen. Bei der Detaillierung der Fassaden waren Strategien nötig, um ungeachtet des hohen Glasanteils die Kosten niedrig zu halten, ein einheitliches Erscheinungsbild zu erlangen und die Gleichstellung von Arbeitern in der Halle und Mitarbeitern im Büro (Entwicklung, Vertrieb, Werksleitung etc.) nach außen zu vermitteln. In der Tiefe des Raums erfolgt die Belichtung der Arbeitsplätze über Oberlichter im Raster 7,00 m ≈ 7,00 m. Über der Produktion sind die Seiten dieser Laternen wie Obergaden mit transluzenten Scheiben verglast, die die Halle mit diffusem blendungsfreiem Licht versorgen. Die integrierten RWA-Anlagen werden gleichzeitig als Lüftungselemente in den Übergangszeiten eingesetzt. Die Oberlichter über der Verwaltung dagegen wurden als Schrägverglasung mit Klarglas ausgeführt, um in den 24,50 m tiefen und 100 m langen, zwei- bis dreigeschossigen Großraum ausreichend Tageslicht zu bringen. Darunter sind die Decken quadratisch zu Lichthöfen ausgeschnitten. In zwei der fünf Lichthöfe sind Treppen eingestellt. Diese zusätzlichen Erschließungstreppen ermöglichen eine enge Kommunikation der Mitarbeiter auf kurzem Wege. Der Besucher hat von der Eingangshalle aus eine direkte Blickverbindung ins Obergeschoss und gleichzeitig durch die Glastrennwände in die Produktionshalle.
Modulares Höhenraster Bei der Entwicklung des Höhenrasters war der Ausgangspunkt die bewegte Topographie des Grundstücks. Zunächst mussten die nutzungsbedingten unterschiedlichen Höhenniveaus auf das Gelände abgestimmt werden. Die Hauptebene der Halle, die Produktionsebene liegt auf + / - Null, die Lkw-Zufahrt für die Auslieferung auf -1,20 m, und das tagesbelichtete Untergeschoss für Labore, Teststände, Sozialräume mit Personaleingang auf -4,50 m. Das Bürozwischengeschoss befindet sich auf +4,00 m, die Traufkante auf +8,85 m über Null. Das ergab eine Modulhöhe von 80 cm bei 11 Elementen für die Hallenfassade.
Individuelle Ausformungen – gleiche Details Diese Grundstruktur aus gleich hohen Modulen kann je nach Nutzung und Orientierung an die jeweilige Situation angepasst werden. In die Fassade der Produktion sind oberhalb der Augenhöhe transluzente Gläser als Blendschutz eingebaut. Lediglich ein transparentes Band unterhalb der Traufe lässt Sonnenstrahlen direkt einfallen (Abb. 2). Die unterkellerten Produktionsbereiche, die zur Straße orientiert sind, wurden, um ein durchgängiges Erscheinungsbild zu erhalten, entsprechend den Geschosshöhen der Verwaltung gegliedert (Abb. 3). Um vor den Büros auf der Westseite Fluchtbalkone, die außerdem zur Wartung und als Sonnenschutz dienen, an der Stahlkonstruktion befestigen zu können, sind hier die vertikalen Fassadenprofile als Doppelpfosten ausgebildet. Die Mattierung wurde auf die Augenhöhe der sitzenden Mitarbeiter angepasst. Außen liegende Jalousien und ein innen liegendes Blendschutzrollo tragen den Lichtverhältnissen für Bildschirmarbeitsplätze Rechnung (Abb. 4). Die Öffnungsflügel als Nachströmöffnung für die Brandrauchentlüftung sind
zwar nicht zur Raumlüftung notwendig, sorgen jedoch für das subjektive Wohlbefinden der Mitarbeiter. Im Bereich der Auslieferung schließt ein Betonfertigteil die Glasfassade zum Boden hin ab, welches gleichzeitig als Anprallschutz für die Fassade dient (Abb. 2, 4).
Konstruktion Die Fassadenkonstruktion (Pfosten und Querriegel) ist aus gewalzten Stahlprofilen hergestellt, die mechanisch ausgerichtet werden mussten, um für die Anwendung im Fassadenbau, die nur geringere Toleranzen erlaubt, eingesetzt werden zu können. Die Verwendung von speziell für den Stahlbau typischen, offenen Profilen, verleihen der Fassade Filigranität und Eleganz. Die zur thermischen Trennung nötigen Aufsatzprofile auf der Stahlkonstruktion bestehen aus einem Standard-System der Rahmenmaterialgruppe 1 und sind in Büro und Produktion identisch. Um die verschiedenen bauphysikalischen Anforderungen zu erfüllen, wurden jeweils unterschiedliche Gläser eingebaut. Viel Entwicklungsarbeit war nötig für die Schnittstelle der Fassadenkonstruktion auf die Stützen der Stahlkonstruktion, die die Horizontalkräfte ableiten. Längenänderungen von bis zu 4 cm mussten aufgenommen werden. Dafür haben wir gemeinsam mit der Fassadenfirma einen in horizontaler Richtung verschieblichen vertikal verstellbaren, kraftübertragenden Anschluss konzipiert, der die Bautoleranzen ausgleichen kann.
Innenfassaden und eingestellte Glaskuben Das Raster der verglasten Innenwände entspricht der Fassadengliederung außen. Aufgrund der Brandschutzauflagen musste zwischen dem Büro- und Produktionsbereich eine G30-Verglasung eingebaut werden, mit der zusätzlichen Funktion einer Lärmschutzwand (R’w = 42 dB). Drahtspiegelgläser tragen den Anforderungen auf äußerst wirtschaftliche Weise Rechnung. Das Längenraster von 3,50 m wurde hier auf 1,75 m halbiert, da Brandschutzgläser in dieser Breite nicht erhältlich sind. Der Bereich Extruder wurde wegen der unterschiedlichen Luftanforderung und aus Sicherheitsgründen zur Produktion hin mit einer Einfachverglasung abgetrennt. Sämtliche eingestellten verglasten Rückzugskabinen wie Besprechungsräume in den Büros, dezentrale Büros und Pausenräume in der Produktionshalle, Trennwände der Gebäudeleittechnik und die Einhausung des Brombads im Extrusionsbereich sind mit dem gleichen Trennwandsystem ausgeführt und sorgen für ein einheitliches Erscheinungsbild in Produktion und Verwaltung. Durch die Typisierung sämtlicher Fassaden wurden hohe Stückzahlen gleicher Teile möglich, die eine wirtschaftliche Vorfertigung zulassen.
1 Machbarkeitsstudie des Auswahlverfahrens: Schema für den stufenweisen Umbau des Werksgeländes und sukzessive Übernahme der Arbeitsbereiche in den Neubau a Bestand Fremdfirma b Bestand Wischerproduktion c Lackiererei d Versand e Bestand Motorenwerk 2 Nordfassade der Produktion (mattierte Scheiben hellgrau hinterlegt), die Höhe des Betonsockels variiert je nach Geländeverlauf. 3 Westfassade Produktion mit verglastem Laborbereich im Untergeschoss 4 Nordfassade mit Verladerampen
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Die Optimierung des Tragwerks Christoph Ackermann
Vom ungerichteten zum gerichteten System Die Ausgangsidee für den Tragwerksentwurf war ein ungerichtetes Trägersystem auf einem quadratischen Raster von 24,50 Meter. Dieses konnte beliebig in alle Richtungen erweitert werden und bot für die Produktion eine ausreichende Stützenfreiheit. Das Dachtragwerk setzte sich aus Primärund Sekundärträgern zusammen und wurde pro Modul von vier Pendelstützen getragen. Im weiteren Planungsablauf verdichteten sich die erforderlichen Medien für die Haus- und Produktionstechnik zu schweren Versorgungssträngen. Die Lasten waren somit nicht mehr gleichmäßig über die Fläche verteilt, sondern konzentrierten sich entlang der Medienbahnen und wuchsen auf Werte von 350 kg/m. Die Tragwirkung von ungerichteten Tragsystemen verhält sich bei linearen Linienlasten nicht mehr zwingend zweiachsig. Dies hatte zur Folge, dass die eine Tragrichtung der Konstruktion überdimensioniert und somit nicht mehr wirt1
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1 erster Bauabschnitt »Open Work Space«: Die Produktionshalle vor der Ergänzung durch den Verwaltungsbereich 2 Montage der Hauptträger als Durchlaufträger in Gebäudelängsrichtung 3 unterschiedliche Lasten durch Oberlichter und Haustechnik erfordern verschiedene Querschnitte der Stahlkonstruktion. 4 Isometrie Ausführung: Die Lüftungskanäle durchdringen die Hauptträger durch V-förmige Aussparungen über den Stützen.
schaftlich war. Das ungerichtete Tragprinzip wurde aufgegeben, das quadratische Stützraster jedoch beibehalten (Abb. 4).
Abstimmung mit der Haustechnik Zur Optimierung des Tragwerks wurden die Pläne der Haus- und Produktionstechnik mit dem Tragwerksraster übereinandergelegt. Die Lasteinzugsflächen wurden berechnet und durch Verschieben der Nebenträgerabstände für die Tragfähigkeit der jeweiligen Träger angepasst. In vielen Überarbeitungsschritten wurde ein in Hallenlängsrichtung durchlaufendes System aus Hauptträgern mit eingehängten, einfeldrigen Nebenträgern entwickelt. Die einzelnen Tragelemente der Fachwerkträger wurden konsequent den Belastungen angepasst und die Querschnitte verfeinert. Reine Zugelemente wurden aus Flachstahl gefertigt, ZugDruck-Elemente aus schmalen U-Profilen und knickgefähr-
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dete Druckstäbe als doppelsymmetrische Walzprofile, um wohlproportionierte, auf das Tragverhalten optimierte und leistungsfähige Träger zu erhalten. So wird nicht nur Material gespart, sondern die Wirkungsweise des Fachwerks sichtbar gemacht. An den Stützungspunkten bündeln sich die Lasten aus dem Dachtragwerk, die Medien der Haustechnik hingegen werden hier verteilt.
denebenen angeordnet und erlauben dem Tragwerk ein spannungsfreies Atmen bei Temperaturbeanspruchungen nach außen hin. Die maximal auftretende Verschiebung halbiert sich. Die Produktionshalle konnte somit komplett fugenlos ohne zusätzliche Auskreuzungen in den Produktionsflächen ausgeführt werden. Für die Längsaussteifung wurde ein Durchlaufträgersystem gewählt, das Spannweiten von 98 m nicht überschreitet. Der Verwaltungstrakt ist von der Produktionshalle abgefugt und eigenständig über Verbände und Anhängen der Dachscheibe an die Betonkerne ausgesteift, um keine Zwängungen durch die unterschiedlichen Temperaturkonditionierungen zwischen Produktion und Verwaltung zu bekommen. Der eingestellte Stahltisch mit einer aufgelegten Brettstapelplatte als Zwischendecke in den Büros wird über beidseitige Rahmenwirkung ausgesteift und ist verschieblich an die Dachtragstützen angeschlossen.
Aussteifung Die Dachebene wurde durch vorgespannte Verbände aus Rundstäben zu einer Scheibe ausgebildet, die die knickgefährdeten Obergurte der Fachwerkträger stabilisiert und die Windlasten zu den Betonkernen bzw. Vertikalverbänden hinleitet. Im Stützenbereich wird der Untergurt des Durchlaufträgers zusätzlich im negativen Momentenbereich gegen Ausknicken gehalten. Die Verbände sind in Hallenlängsrichtung in der Mitte der 171,50 m langen Halle in den Fassa4
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Das Gebäude im Betrieb Helmut Bucher 5 6
6 7
1 13 2
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Übersichtliche Installationsführung
Dimension der Anlage
Um die technische Gebäudeausstattung übersichtlich zu gestalten, machten die Bauherrenvertreter den Haustechnikplanern die Vorgabe, die Leitungen weitestgehend in einer Ebene zu führen, die Kreuzungspunkte sorgfältig zu detaillieren und die Austauschbarkeit von Maschinen ohne bauliche Veränderung an Architektur und Installation zu ermöglichen. Eine maximale Flexibilität und ein einheitliches Erscheinungsbild in Produktion und Büro wurde erreicht, indem in beiden Bereichen sämtliche Installationen von der Decke geführt werden (siehe Abb. S. 165). Die klimatisierten Büros weisen eine höhere Dichte an Kanälen, dezentrale Elektro- und Datenverteilstationen und andere Beleuchtungskörper auf als die Halle, die auf einem niedrigeren Temperaturniveau beund entlüftet wird. Durch dezentrale raumlufttechnische Geräte auf dem Dach ist eine flexible Regelung und Redundanz möglich. Produktionstechnisch bedingte Abluft an Maschinen wird ebenfalls über dezentrale Entlüftungseinheiten kontrolliert über Dach geführt – Schadstoffe werden durch geeignete Einrichtungen wie thermische Nachverbrennung TNV-behandelt.
Die 15 dezentralen Anlagen für Zu- und Abluft mit einem Luftvolumen von ca. 465 000 m3/h teilweise gekühlter Frischluft versorgen ein Netz von ca. 6 km Blechkanälen. Alle raumlufttechnischen Anlagen sind mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Zwei Kältemaschinen mit 1065 kW und zwei Kühltürme versorgen das Werk mit Kaltwasser. Drei Schraubenkompressoren mit nachgeschalteten Kältetrocknern und Filtern zur Luftaufbereitung versorgen die zu 60 % druckluftabhängige Produktion. Die frei werdende Abwärme wird dem Wärmeversorgungsnetz zugeführt. Die Wärmeversorgung erfolgt über zwei gasbefeuerte Warmwassererzeuger mit einer Gesamtleistung von ca. 2000 kW. Ein Notstromgenerator und vier Transformatoren mit je 1200 kW sichern die Stromversorgung für das Werk.
Technikzentrale Für alle Valeo-Werke gelten weltweit einheitliche Sicherheitsstandards. Durch die Sprinkleranlage werden größere Brandabschnitte möglich, was wiederum der Flexibilität und Offenheit zugute kommt. Die Löschwasseranlage versorgt nicht nur das Gebäude, sondern den gesamten Standort. Sie ist wie alle Versorgungs- und Sicherheitseinrichtungen zentral im Untergeschoss in einem abgesicherten Bereich installiert. Die Hauptstromversorgung, Trafos und Mittelspannungsversorgung befinden sich in Betonkernen im Erdgeschoss, die von außen zugänglich sind.
Akzeptanz der Mitarbeiter Die offene, weiträumige und helle Bauweise wird von den Mitarbeitern gut angenommen. Die verglasten Flächen vermitteln einen sehr transparenten Eindruck, bei starker Sonneneinstrahlung kann in der Halle eine gewisse Blendwirkung jedoch nicht verhindert werden; hier muss ein weiterer Blendschutz nachgerüstet werden. Darüber hinaus müssen gestalterische Ideen eingebracht werden, um die Akustik in der Produktion zu optimieren. Das Großraumbüro wird zwischenzeitlich akzeptiert, da ein sehr kommunikatives Arbeiten möglich ist. Der Schallschutz ist hier durch Maßnahmen wie die Holzdecke im EG sowie durch perforiertes Trapezblech an der Decke im OG weitgehend gelöst. Die verglasten Pausenräume in der Halle werden gerne genutzt.
Gebäudeleittechnik In der Südostecke der Halle ist die Zentrale für Gebäudeleittechnik eingerichtet. Hier werden alle Medien und Energieströme gemessen und über ein Energiekostenmanagementsystem verteilt. Störungen der sicherheitsrelevanten Einrichtungen wie Sprinkler, Rauchmelder, Türüberwachungen, Notstromversorgungen, Aufzüge usw. werden über ein Notrufsystem an die Notfallbereitschaft weitergeleitet. Eine integrierte Energiespitzenlastoptimierung ermöglicht eine Strombezugsleistungsbegrenzung.
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Schnitt Deckeninstallation Maßstab 1:100 1 2 3 4 5 6
Kälte DN 80 Elektrotrasse Druckluft DN 100 Zuluft Ø 700 mm Regenrohr Sprinkler
7 8 9 10 11 12 13 14 15
Abluft Ø 1120 mm Schmutzwasser DN 100 Zirkulation DN 15 Trinkkaltwasser DN 20 Trinkwarmwasser DN 20 Heizung DN 65 Nebenbinder Hauptbinder Stütze
Architekten – Projektdaten
Showroom bei Zevenbergen
Atelier in Madrid
Apotheke und Praxis in Plancher-Bas
Bauherr: Roma Rollladen + Tore GmbH, Burgau Architekten: ott architekten, Augsburg, Wolfgang Ott Projektleiter: Dietrich Bürgener Mitarbeiter: Annabelle Schmid, Christoph Katzenberger Bauleitung: Rainer Eichelbrönner, Poppenhausen Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Schütz, Kempten Gerhard Pahl, Kempten Baujahr: 2006
Bauherren: Luis Gordillo & Pilar Linares, Madrid Architekten: Ábalos & Herreros, Madrid Tragwerksplaner: Juan Gómez, Madrid Landschaftsplaner: Fernando Valero, Madrid Baujahr: 1999
Bauherr: SCI du Rahin, D. Lachat Architekten: Rachel Amiot & Vincent Lombard, Besançon Tragwerksplaner: Jean-Luc Sandoz, CBS-CBT, Lausanne (Holzbau) F. Durant, F.D.I., (Betonbau) Baujahr: 2004
[email protected] www.ott-arch.de Wolfgang Ott Geboren 1961 in Augsburg; Architekturstudium an der Universität Karlsruhe und an der Universität Stuttgart; 1990 –1994 Tätigkeit bei Behnisch & Partner, Stuttgart; 1995 Mitarbeit bei Peter Hübner, Neckartenzlingen; seit 1997 Ott Architekten, Augsburg in Partnerschaft mit Ulrike Seeger
[email protected] www.abalos-herreros.com Iñaki Ábalos Vázquez Geboren 1956 in San Sebastián, Spanien; 1978 Universitätsabschluss an der Escuela téchnica superior de arquitectura de Madrid (ETSAM); 1984 –1988 Dozent an der ETSAM; 1991 Promotion an der ETSAM; 1992 Professur an der Fakultät Proyectos Arquitectónicos der ETSAM Juan Herreros Guerra Geboren 1958 San Lorenzo de El Escorial, Spanien; 1985 Universitätsabschluss an der ETSAM; 1984 –1988 Dozent an der ETSAM; 1994 Promotion an der ETSAM; 1995 Professur an der Fakultät Proyectos Arquitectónicos der ETSAM 1985 Gründung des gemeinsamen Büros Ábalos & Herreros
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[email protected] Rachel Amiot Geboren 1965 in Vesoul, Frankreich; 1990 Diplom an der Ecole d‘Architecture de Nancy Vincent Lombard Geboren 1964 in Lure, Frankreich; 1990 Diplom an der Ecole d‘Architecture de Nancy www.cbs-cbt.com Jean-Luc Sandoz 1993 –1998 Professor für Holzbaukonstruktion an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne; Lehrtätigkeit an verschiedenen europäischen Universitäten; seit 1998 Inhaber des in der Schweiz und Frankreich ansässigen Ingenieurbüros CBSCBT (Concept Bois Structure – Concept Bois Technologie)
Mobiles Wohnhaus in England
Fertighaus aus Dänemark
Strohhaus in Eschenz
Bauherr: Tim Pyne, London Architekten: Mae Architects, London Projektleiter: Michael Howe Tragwerksplaner: Techniker, London Atelier one, London Bauunternehmer: Discovery Contractors Ltd., Kent Baujahr: 2002
Architekten: ONV arkitekter, Vanløse Mitarbeiter: Søren Rasmussen, Christian Hanak Bauleitung: Hp gruppen A/S, Hjørring Tragwerksplaner: DPR ingeniørerne a/s, Hjørring Jens Abildgård
Bauherr: Familie Stokholm, Eschenz Architekt: Felix Jerusalem, Zürich Bauleitung: Turi Weiss, Stein am Rhein Tragwerksplaner: SJB Kempter Fitze AG, Frauenfeld Tragwerksplaner: Crétion Holz, Herisau Baujahr: 2005
[email protected] www.onv.dk
[email protected]
[email protected] www.mea-llp.co.uk www.timpyne.com Alex Ely Mitarbeit bei Pierre d‘Avoine Architects; Mitinhaber von Mae Architects LLP, London Michael Howe Studium an der Universität von Westminster; Mitarbeiter bei Patel Taylor Architects, Zaha Hadid Architects und Matthew Lloyd Architects; Lehrtätigkeit an der Universität Greenwich; Mitinhaber von Mae Architects LLP, London
Søren Rasmussen Geboren 1956; 1982 Bachelor der Architektur, Technologie und Konstruktionsmanagement an der Blekinge Tekniska Högskola in Karlskrona, Schweden; 1988 Master of Applied Arts; 1986 – 2000 Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros; seit 2000 Inhaber von ONV arkitekter, Vanløse
Felix Jerusalem Geboren 1963 in Freiburg im Breisgau; 1991 Diplom an der ETH Zürich; 1991–2000 Mitarbeit in verschiedenen Büros in New York und Zürich; seit 1992 eigenes Büro in Zürich
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Wohnhaus in Shimane
Wohnhaus in Aitrach
Wochenendhaus in St. Andrews Beach
Bauherr: k.A. Architekten: Sambuichi Architects, Hiroshima Projektleiter: Hiroshi Sambuichi Mitarbeiter: Hindenori Ejima, Manabu Aritsuka Tragwerksplaner: Arup Japan, Tokio Rinken Corporation, Shimane Baujahr: 2005
Bauherren: Marion und Ralf Hinterberger, Aitrach Architekten: SoHo Architektur, Augsburg Projektleiter: Michael Weizenegger Mitarbeiter: Philip Sohn Tragwerksplanung und Bauphysik: Ingenieurbüro Herz & Lang, Weitnau Baujahr: 2006
Bauherr: D. McNair Architekten: Sean Godsell Architects, Melbourne Mitarbeiter: Hayley Franklin Tragwerksplaner: Felicetti, Melbourne Baujahr: 2006
[email protected]
[email protected] www.soho-architektur.de
Sean Godsell Geboren 1960 in Melbourne; 1984 Diplom an der RMIT Universität, Melbourne; 1986 –1988 Mitarbeit bei Sir Denys Lasdun, London; 1989 Mitarbeit bei The Hassell Group, Melbourne; 1994 Gründung Godsell Associates Pty Ltd Architects; 1999 Master of Architecture der RMIT Universität, Melbourne; Lehrtätigkeiten in den USA und London
Hiroshi Sambuichi Geboren 1968 in Japan; 1992 Diplom an der Technischen Universität in Tokio; 1992 bis 1996 Tätigkeit bei Ogawa Shinichi Atelier in Hiroshima; seit 1997 Sambuichi Architects, Hiroshima; Lehrtätigkeit an der Yamaguchi Universität, Yoshida
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Alexander Nägele Geboren 1970 in Memmingen; 1999 Diplom an der FH Augsburg; 2000 Bürogründung von SoHo Architektur zusammen mit Jörg Schiessler in Augsburg; 2007 Verlegung des Bürostandorts nach Memmingen
[email protected] www.seangodsell.com
Wohnhaus am Lakasee
Wohnsiedlung in Neu-Ulm
Reihenhäuser in Milton Keynes
Bauherr: k. A. Architekt: Peter Kuczia, Osnabrück Generalunternehmer: Kombud, Pszczyna Solartechnik: Semar, Bielsko-Biala Gründach: Xeroflor, Leszno Gorne Baujahr: 2007
Bauherr: NUWOG Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm GmbH Architekten: G.A.S. Sahner, Stuttgart Mitarbeiter: Torsten Belli, Jürgen Sick, Susanne Werner, Herrmann Falch Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Müller, Kirchberg/Iller Haustechnik/Elektroplaner: Ingenieurbüro Spleis, Laupheim Generalunternehmer: Schweizer OHG, Westerheim Baujahr: 2000
Bauherren: English Partnerships mit Taylor Wimpey Architekten: Rogers Stirk Harbour + Partners, London Tragwerksplaner und Generalunternehmer: Wood Newton Ltd Baujahr: 2007
[email protected] Peter Kuczia Geboren in Polen; Diplom an der Technischen Universität Gliwice, Polen; seit 1992 Tätigkeit für Büros in Deutschland; seit 1999 Mitarbeit bei agn Generalplaner, Ibbenbüren; seit 1998 parallele freiberufliche Tätigkeit in Polen; zahlreiche Veröffentlichungen und Gastvorträge
[email protected] www.gas.sahner-architekten.de/ Georg Sahner Geboren 1955; 1983 Diplom an der Universität Stuttgart; 1986 –1987 Lehrauftrag an der FH Biberach; seit 1986 Zusammenarbeit mit Klara Sahner; seit 2001 Professor an der Fachhochschule in Augsburg; seit 2006 Leiter des Masterstudienganges Energie Effizienz Design an der Fachhochschule Augsburg Klara Sahner Geboren 1955; 1983 Diplom an der Universität Stuttgart; seit 1986 Zusammenarbeit mit Georg Sahner
www.rsh-p.com Richard Rogers Geboren 1933 in Florenz; 1954 –1959 Studium an der Universität Yale; 2004 Professur an der Tongji University, China; 2007 ausgezeichnet mit dem Pritzker-Preis Ivan Harbour Geboren 1962 in Irvine, Schottland; 1985 Diplom an der Bartlett School of Architecture and Planning, London; 1985 –1993 Tätigkeit bei Richard Rogers Partnership, London; seit 1993 Senior Director bei Rogers Stirk Harbour + Partners, London Andrew Partridge Geboren 1961 in Cardiff, 1985 Diplom am Leicester Polytechnic; 1989 Tätigkeit bei Richard Rogers Partnership, London; seit 2001 Teilhaber bei Rogers Stirk Harbour + Partners, London
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Mehrfamilienhaus in Dortmund
Wohnungsbau in London
Geschosswohnungsbau in London
Bauherren: Uta und Karl-Heinz Klenke, Dortmund Architekten: ArchiFactory.de, Bochum Mitarbeiter: Carsten Deis, Kerstin van Treeck Tragwerksplaner: Assmann – beraten und planen, Dortmund Baujahr: 2004
Bauherr: Peabody Trust, London Architekten: Ash Sakula Architects, London Bauleiter: Sandwood Construction, London Mitarbeiter: Cany Ash, Robert Sakula, Duncan Holmes Tragwerksplaner: Whitby Bird Engineers, London Kunst am Bau: Vinita Hassard, London Baujahr: 2004
Bauherr: Peabody Trust, London Architekten: Niall McLaughlin Architects, London Mitarbeiter: Gus Lewis, Sandra Coppin, Bev Dockray Bauleitung: Walker Management, London Tragwerksplaner: Whitby Bird Engineers, London Künstler: Martin Richman, London Baujahr: 2004
www.archifactory.de [email protected] Matthias Herrmann, Geboren 1966 in Tuttlingen, Deutschland; 1992 Diplom an der Fachhochschule in Bochum; 1995 Diplom an der Universität Dortmund; Mitarbeit bei Joseph Paul Kleihues, Berlin Matthias Koch, Geboren 1963; 1985 –1987 Tischlerlehre in Dortmund; 1993 Diplom an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart; 1993 –1995 Mitarbeit bei Gerber Architekten, Dortmund; 1995 Mitarbeit bei Josef Paul Kleihues, Berlin 1999 Gründung des Büros ArchiFactory.de
[email protected] www.ashsak.com Cany Ash Mitarbeit bei GLC architects, ShahAlam, Malaysia; Mitarbeit bei Burrell Foley Fischer, London, New York und Berlin; Lehrtätigkeit an mehreren Architekturschulen Robert Sakula Studium an der Universität von Liverpool; Mitarbeit bei Sir Clough Williams-Ellis in Portmeirion und bei DEGW Architects in London; Lehrtätigkeit an der University of North London und der University of East London 1994 Gründung des Büros Ash Sakula Architects in Clerkenwell
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[email protected] www.niallmclaughlin.com Niall McLaughlin Geboren 1962 in Genf, Schweiz; 1979 –1987 Studium am University College in Dublin; seit 1990 Niall McLaughlin Architects; 1990 –1996 Dozent an der Oxford Brookes University; seit 1994 Dozent am University College in London
Geschosswohnungsbau in München
Studentenwohnheim in Amsterdam
Jugendcamp in Passail
Bauherr: GBWAG Bayerische Wohnungs-Aktiengesellschaft, München Architekten: Hierl Architekten, München Rudolf Hierl Mitarbeiter: Maurice Maync, Carolin Semtner, Michael Feil, Tobias Miazga, Andreas Rackl Tragwerksplaner: IB Kaspar & Neumann, München Baujahr: 2005
Bauherr: Wohnbaugenossenschaft De Principaal Architekten: Claus en Kaan Architecten, Amsterdam/Rotterdam Felix Claus, Jaap Gräber Mitarbeiter: Roland Rens Tragwerksplaner: Van Rossum Raadgevende Ingenieurs, Amsterdam Baujahr: 2002
Bauherr: Marktgemeinde Passail Architekten: Holzbox ZT-GmbH, Innsbruck, Erich Strolz, Armin Kathan Mitarbeiter: Ferdinand Reiter, Bernhard Geiger, Marlene Gesierich, Martin Grafenauer, Christian Haag, Peter Zelger Tragwerksplaner: JR Consult, Johann Riebenbauer, Graz (Holzbau), Michael Vatter, Gleisdorf (Betonbau) Baujahr: 2004
[email protected] www.hierlarchitekten.de Rudolf Hierl Geboren 1958 in Neumarkt/Oberpfalz; 1978 –1979 Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften in Erlangen; 1979 –1984 Architekturstudium an der Technischen Universität Berlin; 1985 Diplom; 1985 –1986 Tätigkeit im Büro Otto Steidle, München; 1986 –1987 Tätigkeit im Büro Paolo Nestler, München; seit 1987 eigenes Büro in München; 1989 Promotion an der Philipps-Universität Marburg seit 1995 Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Regensburg
[email protected] www.clausenkaan.com Felix Claus Geboren 1956; Professor für Architektur an der ETH Zürich; Lehrtätigkeit an der ETSAM, Madrid Kees Kaan Geboren 1961 1987 Gründung Claus en Kaan Architecten; das Büro hat Niederlassungen in Amsterdam und Rotterdam
[email protected] www.holzbox.at Erich Strolz Geboren1959 in Warth-Hochkrummbach; Architekturstudium an der TU Graz und Universität Innsbruck; Tätigkeit in Architekturbüros in Österreich, Deutschland und den USA; Armin Kathan Geboren 1961 in Lech; Architekturstudium an der Universität Innsbruck und der Akademie der Angewandten Künste in Wien; Tätigkeit in Architekturbüros in Österreich und den USA; seit 1993 gemeinsames Büro in Innsbruck Ferdinand Reiter Geboren 1969; Architekturstudium Universität Innsbruck; seit 1993 im Büro Kathan & Strolz / Holzbox tätig
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Hotel in Groningen
Kulturzentrum in München
Hauptschule in Brixlegg
Bauherr: Nijestee Vastgoed, Dhr. Renken, Groningen Architekten: Foreign Office Architects, London Alejandro Zaera Polo, Farshid Moussavi Mitarbeiter: Marco Guarnieri, Xavier Ortiz, Lluis Viu Rebes Ausführungsplaner: ARTèS, Groningen Tragwerksplanung: Ingenieursbureau Dijkhuis, Groningen Baujahr: 2001
Bauherr: Bürgerzentrum Trudering e.V., München Architekten: Ingrid Amann Architekten, München, mit Rainer Gittel Projektleiter: Stephan Feldmaier Mitarbeiter: Maria Zach Bauleitung: ARGE Kulturzentrum Trudering; Gebr. Donhauser Hochund Tiefbau Unternehmung GmbH & Co, Schwandorf; Architekturbüro Franz Xaver Hafner, München; Hemmerlein Ingenieurbau (Tragwerksplanung), Bruck i.d. Oberpfalz, Markus Erhardt Baujahr: 2005
Bauherr: Immobilien Brixlegg GmbH, Brixlegg Architekt: Raimund Rainer, Innsbruck Projektleiter: Manuel Breu Bauleitung: Alfred Neuner, St. Johann in Tirol Tragwerksplaner: ZSZ Ingenieure, Innsbruck Baujahr: 2007
[email protected] www.f-o-a.net
[email protected]
Farshid Moussavi Studium an der Harvard University in Cambridge, dem University College London und der University of Dundee; 1988 Mitarbeit bei Renzo Piano Building Workshop, Genua; 1991– 93 Mitarbeit bei OMA, Rotterdam; Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten in Europa und USA; seit 2006 Professor an der Harvard University in Cambridge Alejandro Zaera Polo Studium an der Harvard University in Cambridge und der ETSAM; 1991– 92 Mitarbeit bei OMA, Rotterdam; Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten in Europa und USA; seit 2002 Dekan am BerlageInstitut in Rotterdam 1995 Gründung von Foreign Office Architects in London
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Ingrid Amann Archäologiestudium an der Universität Regensburg; Architekturstudium an der TU München; 1995 –1999 Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros in München und Berlin; seit 1999 selbständige Architektin in München; 1999 Lehrauftrag an der Fachhochschule Regensburg; 2000 Gastdozentin an der Technische Universität Hannover; 2003 Lehrauftrag an der Fachhochschule München; 2005 Gastprofessorin an der Fachhochschule München
[email protected] www.architekt-rainer.at Raimund Rainer Geboren 1956 in Schwaz; 1976 – 1984 Studium an der Technischen Universität in Innsbruck; 1980 – 1981 Auslandsstudium an der Technischen Hochschule in Delft und Technion in Haifa; seit 1984 eigenes Büro in Innsbruck
Realschule in Eching
Montessori College Oost in Amsterdam
Eislauf- und Minigolfhalle in Bergheim
Bauherr: Landkreis Freising Architekten: Diezinger & Kramer, Eichstätt Norbert Diezinger, Gerhard Kramer Projektleiter: Johannes Schulz-Hess Mitarbeiter: Diana Hollacher, Markus Knaller, Marcel Wendlik Tragwerksplaner: Ostermair + Pollich, Freising Baujahr: 2006
Bauherr: Stichting Montessori Architekt: Architectuurstudio Herman Hertzberger, Amsterdam Mitarbeiter: Willem van Winsen, Geert Mol, Arienne Matser, Henk de Weijer, Folkert Stropsma, Roos Eichhorn, Heleen Reedijk, Marijke Teijsse, Cor Kruter Tragwerksplaner: Ingenieursgroep van Rossum Baujahr: 1999
Bauherr: Freibad Bergheim Errichtungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H., Bergheim Architekten: mfgarchitekten, Graz Friedrich Moßhammer, Michael Grobbauer Tragwerksplaner: JRCONSULT, Graz Baujahr: 2005/2006
[email protected] www.diezingerkramer.de Norbert Diezinger 1982 Diplom Universität Stuttgart; 1982 – 88 Tätigkeit bei Karl Joseph Schattner, Eichstätt; 1987 Gründung eines eigenen Büros in Eichstätt; seit 1990 Partnerschaft mit Gerhard Kramer Gerhard Kramer 1979 Diplom an der Universität Stuttgart; 1979 Tätigkeit bei Meister & Wittich, Stuttgart; seit 1990 Partnerschaft mit Norbert Diezinger; seit 1999 Professur an der Fachhochschule in Regensburg
[email protected] www.hertzberger.nl Herman Hertzberger Geboren 1932; 1958 Diplom an der Technischen Universität in Delft; 1959 – 69 Redaktionsmitglied der Niederländischen Architekturzeitschrift Forum; 1965 – 69 Lehrauftrag an der Academy of Architecture in Amsterdam; 1970 außerordentlicher Professor an der Technischen Universität Delft; 1986 außerordentlicher Professor an der Universität Genf; 1990 Vorsitzender des Berlage-Instituts, Amsterdam; 1958 Bürogründung in Amsterdam
[email protected] www.mfgarchitekten.at Friedrich Moßhammer Geboren 1964 in Salzburg; 1994 Diplom an der TU Graz; 1995 – 2004 Tätigkeit im Büro Architekten Riegler Riewe, Graz; seit 2004 Lehrauftrag am Institut für Architekturtechnologie TU Graz Michael Grobbauer Geboren 1966 in Anger, Österreich; 1995 Diplom an der TU Graz; 1990 –1996 Tätigkeit bei Wolff-Plottegg, Graz; 2003 Doktor der technischen Wissenschaften
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Eisarena in Wolfsburg
Dienstleistungsgebäude in Frankfurt a. M.
Büro- und Schulungszentrum in Dresden
Bauherr: Stadtwerke Wolfsburg AG, Wolfsburg Architekten: Schulitz + Partner, Braunschweig Helmut Schulitz, Marc Schulitz Mitarbeiter: Matthias Rätzel, Christian Laviola, Johannes König Bauleitung: Entricon GmbH, Wolfsburg Tragwerksplaner: Eilers + Vogel, Hannover; RFR Stuttgart (Dachtragwerk) Baujahr: 2006
Bauherr: Ardi Goldman Architekten: Dietz Joppien Architekten AG, Frankfurt a. M. Projektleiter: Matthias Schönau Mitarbeiter: Thomas Kahmann, Torsten Herzog, Joachim Stephan, Nicole Weinbrecht, Sandra Große, Satura Wolff, Björn von Hayn Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Phaidon Kostic, Frankfurt am Main Baujahr: 2004
Bauherr: Bildungswerk der sächsischen Wirtschaft e.V., Dresden Architekten: Heinle Wischer, Dresden Projektleiter: Jens Krauße Mitarbeiter: Michael Kraneis, Christian Hellmund, Nick Schreiter, Tobias Maschke Tragwerksplaner: Döking+Purtak Partnerschaft, Dresden Baujahr: 2002
[email protected] www.dietz-joppien.de
[email protected] www.heinlewischerpartner.de
Albert Hans Dietz Geboren 1958 in Saarbrücken; 1979 –1986 Architekturstudium an der TH Darmstadt; 1986 –1987 Master of Architecture an der Universität von Oregon; 2003 –2004 Lehrtätigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal
Thomas Heinle Geboren 1961 in Stuttgart; 1986 Diplom an der Fachhochschule Biberach; seit 1993 Gesellschafter der Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten GbR
[email protected] www.schulitz.de Helmut C. Schulitz, 1962 Diplom der TH München; 1974 Gründung des Architekturbüros Schulitz + Partner in Los Angeles; seit 1983 Schulitz + Partner in Braunschweig; 1969 –1982 Professor an der University of California; seit 1982 Professor an der TU Braunschweig Marc Schulitz Geboren 1974 in Santa Monica, USA; 1993–1999 Studium der Architektur an verschiedenen Universitäten; 1999 Diplom an der ETH Zürich; seit 2000 Mitarbeit im Büro Schulitz + Partner, Braunschweig; seit 2003 Partner und seit 2007 Geschäftsführer im Büro Schulitz + Partner, Braunschweig; seit 2007 Lehrauftrag an der TU Braunschweig
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Anett-Maud Joppien Geboren 1959 in Frankfurt a. M.; Architekturstudium an der TU Berlin und der TH Darmstadt; 1986 Master of Architecture an der University of California/Berkeley; seit 2003 Professur an der Bergischen Universität Wuppertal 1997 Gründung des Architekturbüros Joppien Dietz Architekten in Frankfurt am Main; seit 2004 Dietz Joppien Architekten AG
Betriebsgebäude in Großhöflein
Erweiterung einer Fabrik in Murcia
Wischerfabrik in BietigheimBissingen
Bauherr: Trevision GmbH, Großhöflein Architekten: querkraft architekten, Wien Projektleitung: Erwin Stätter Mitarbeiter: Gerd Erhartt, Hans Schwarz Tragwerksplaner: Vasko & Partner, Wien Kunst am Bau: Trevision GmbH, Großhöflein Baujahr: 2002
Bauherr: Vigaceros SL, Murcia Architekt: Clavel Arquitectos, Murcia Luis Clavel Sainz, Manuel Clavel Rojo Tragwerksplaner: Carlos José Parra Costa, Cartagena Bauunternehmer: Eymo SA, Murcia Baujahr: 2005
Luis Clavel Geboren 1946 in Murcia
Bauherr: Valeo Auto-Electric-GmbH & Co. KG, Bietigheim-Bissingen Architekten: Ackermann und Partner Architekten, München Projektleitung: Katrin Kratzenberg Mitarbeiter: Felix Beyreuther, Eoin Bowler, Christoph Jopp, Michael Keltsch, Horst Raab Bauleitung: Hubert Hess, Annegret Schaible, Jens Viehweg Tragwerksplaner: Christoph Ackermann, München G. Lachenmann, Vaihingen a.d. Enz Baujahr: 2000/2003
Manuel Clavel Geboren 1976 in Murcia
[email protected] www.ackermann-partner.com
2003 Gründung von Clavel Arquitectos durch Luis Clavel und Manuel Clavel. Beide unterrichteten an unterschiedlichen Universitäten und arbeiteten in London
Peter Ackermann Geboren 1963 in München; 1985 –1988 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien; 1991 Diplom an der Technischen Universität München; 1991–1992 Mitarbeiter bei Renzo Piano Building Workshop, Genua; 1992 –1993 Mitarbeiter bei Richard Meier + Partner New York; seit 1993 Partner im Büro Kurt Ackermann und Partner; seit 1996 Mitinhaber des Büros Ackermann und Partner
[email protected] www.querkraft.at Jakob Dunkl Geboren 1963 in Frankfurt am Main; 1990 Diplom TU Wien; 1994 – 1998 Bürogemeinschaft mit Gerd Erhartt; 1996 –2004 Lehrauftrag an der TU Wien Gerd Erhartt Geboren 1964 in Wien; 1992 Diplom an der TU Wien; 1994 –1998 Bürogemeinschaft mit Jakob Dunkl; 2001 –2004 Lehrauftrag an der TU Wien Peter Sapp Geboren 1965 in Linz; 1994 Diplom an der TU Wien; 2001 –2004 Lehrauftrag an der TU Wien; seit 2006 Professur an der Akademie der Bildenden Künste in München
[email protected]
querkraft 1998 Bürogründung. Partner: Jakob Dunkl, Gerd Erhartt, Peter Sapp (Michael Zinner bis 2004)
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Abbildungsnachweis Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünfte am Zustandekommen des Buches mitgeholfen haben, sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. Sämtliche Zeichnungen in diesem Werk sind eigens angefertigt. Nicht nachgewiesene Fotos stammen aus dem Archiv der Architekten oder aus dem Archiv der Zeitschrift »DETAIL, Zeitschrift für Architektur«. Trotz intensiver Bemühungen konnten wir einige Urheber der Fotos und Abbildungen nicht ermitteln, die Urheberrechte sind aber gewahrt. Wir bitten um dementsprechende Nachricht.
Von Fotografen, Bildarchiven und Agenturen: • S. 8: Schittich, Christian, München • S. 12 – 15, 19, 72, 73, 75, 102 – 105: Richters, Christian, Münster • S. 20, 87: Schmid, Melanie, München • S. 24 – 27: Bleda + Rosa, Moncada/ Valencia • S. 28, 30, 32 oben: Waltefaugle, Nicolas, Besançon • S. 34, 35, 36 oben, 37: von Sternberg, Morley/Arcaid, Kingston-upon-Thames • S. 36 unten: von Sternberg, Morley, London • S. 38, 39, 41: Johansen, Per, Kopenhagen • S. 42 – 45: Aerni, Georg, Zürich • S. 46 – 49: Shinkenchiku-sha, Tokio • S. 50 – 53: Retzlaff, Rainer, Waltenhofen • S. 54, 55, 57: Carter, Earl, St. Kilda, Victoria • S. 56: Franklin, Hayley, Melbourne • S. 62, 63, 65: Bonfig, Peter, München • S. 69: Caparol, Ober-Ramstadt • S. 70, 71: Bryant, Richard/Arcaid, Kingston-upon-Thames • S. 76, 77: Guttridge, Nick, London • S. 79 – 81, 83: Kane, Nick, London • S. 84 – 86: Holzherr, Florian, München • S. 92 – 95: Kramer, Luuk, Amsterdam
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• S. 96 – 101: Luttenberger, Walter, Gratkorn • S. 107 – 110: Heinrich, Michael, München • S. 113, 146 oben, 149 – 151, 159 oben: Kaltenbach, Frank, München • S. 115,117: Rainer, Simon, Innsbruck • S. 116: Laule, Carola, Innsbruck • S. 118 – 121: Müller-Naumann, Stefan, München • S. 122 – 125, 126 oben, 127: Malagamba, Duccio, Barcelona • S. 126 unten: Drey, Sabine, München • S. 128, 129: Ott, Paul, Graz • S. 136 – 139: Sönnecken, Eibe, Darmstadt • S. 142: Grimmenstein, Bernadette, Hamburg • S. 145: Reichelt, Christoph, Dresden • S. 146, 147 unten, 148: Hurnaus, Herta, Wien • S. 152 – 155: Frutos Ruiz, David, Murcia • S. 156, 159 unten, 165: Weber, Jens, München • S. 162, 163: Strauß, Dietmar, Besigheim • S. 172 unten links: Bujedo Aguirre, Iñigo, Barcelona Artikel- und rubrikeinführende s/w-Aufnahmen: • S.8: Idea Store, London, Adjaye Associates, London Foto Schutzumschlag: Realschule in Eching Architekten: Dietzinger und Kramer Foto: Müller-Nauman, Stefan, München