Korrespondenzen der Goethezeit: Edition und Kommentar 9783110258394, 9783110189117

As the editor of poetic paperbacks and literary journals, Leo von Seckendorf (1775-1809) was in written correspondence w

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German Pages 1193 [1196] Year 2014

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Table of contents :
Band 1
Inhalt
Einleitung
1 »hauptsächlich weitläufige Correspondenz« – Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte
2 Ein kluger Kopf an der Poetenschule – Zu Familie und Jugendzeit in Ansbach und Regensburg
3 Die Revolution ins Stammbuch geschrieben – Das Studium 1792–1798
3.1 Tübingen 1792
3.2 Jena 1792–1794
3.3 »Ein Wort zu seiner Zeit«. Studium in Göttingen 1796–1798
4 Weimar 1798–1801
4.1 Doppelter Hofdienst
4.2 »Ueberdem ist er ein blinder VerEhrer von dem Voßischen Sylbentreten« – Die »Blüthen griechischer Dichter«
4.3 Die Weimarer Taschenbücher
5 Nach der Verbannung »aus dem Olymp« – Regensburg und Stuttgart 1801–1805
5.1 Korrespondent in Regensburg
5.2 Der Ruf nach einem »Teutschen Percy« – Seckendorf und Gräter
5.3 Von der »Aurora« zum »Morgenblatt« – Umwege zu einem germanistischen Fachorgan 1804–1806
5.4 Übersetzungen, Pläne und Projekte
6 Einmischung in innere Angelegenheiten – Seckendorfs Verstrickung in die »Hochverratsaffäre« von 1805
6.1 Voraussetzungen: Der Streit des Herzogs mit den Landständen
6.2 »s’inmiscer dans les affaires internes de gouvernement«
6.3 Verschwörung, Denunziation und Prozeß
7 »Mit 30. Jahren ein neues Leben anfangen« – 1806–1808. Der Regensburger Musenalmanach
8 Die Zeitschrift »Prometheus« – 1808/09
8.1 Von Regensburg über Weimar nach Wien
8.2 »Lokalhindernisse« – Die Auseinandersetzung mit Schreyvogels »Sonntagsblatt«
8.3 Der Verleger des »Prometheus«: Joseph Geistinger
8.4 Beiträger und Mitarbeiter
8.5 Der »Prometheus« – eine Bibliothek von Übersetzungen
8.6 Zwei Mitarbeiter: August Wilhelm und Friedrich Schlegel
8.7 Seckendorfs persönliches Umfeld in Wien
8.8 Das Scheitern der Zeitschrift
Briefe
Band 2
Editorischer Bericht
Apparat/Kommentar
Chronologisches Verzeichnis der Briefe und Regesten
Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf
Editorische Abkürzungen
Abgekürzt zitierte Literatur
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Archive und Bibliotheken
Verzeichnis der Korrespondenten
Namenregister
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Korrespondenzen der Goethezeit: Edition und Kommentar
 9783110258394, 9783110189117

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Leo von Seckendorf Korrespondenzen der Goethezeit Band 1

Leo von Seckendorf

Korrespondenzen der Goethezeit Edition und Kommentar Herausgegeben von Michael Grus

Band 1: Text

Die Arbeit an der vorliegenden Edition wurde in den Jahren 2001–2005 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

ISBN 978-3-11-018911-7 e-ISBN (PDF) 978-3-11-025839-4 e-ISBN (ePub) 978-3-11-637335-6 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar © 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ? Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

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Inhalt Band 1 Einleitung fi 1 1

»hauptsächlich weitläufige Correspondenz« – Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte fi 1

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Ein kluger Kopf an der Poetenschule – Zu Familie und Jugendzeit in Ansbach und Regensburg fi 10

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Die Revolution ins Stammbuch geschrieben – Das Studium 1792–1798 fi 20 3.1 Tübingen 1792 fi 20 3.2 Jena 1792–1794 fi 25 3.3 »Ein Wort zu seiner Zeit«. Studium in Göttingen 1796–1798 fi 32 4 Weimar 1798–1801 fi 39 4.1 Doppelter Hofdienst fi 39 4.2 »Ueberdem ist er ein blinder VerEhrer von dem Voßischen Sylbentreten« – Die »Blüthen griechischer Dichter« fi 46 4.3 Die Weimarer Taschenbücher fi 48 5 5.1 5.2 5.3 5.4 6

Nach der Verbannung »aus dem Olymp« – Regensburg und Stuttgart 1801–1805 fi 66 Korrespondent in Regensburg fi 66 Der Ruf nach einem »Teutschen Percy« – Seckendorf und Gräter fi 78 Von der »Aurora« zum »Morgenblatt« – Umwege zu einem germanistischen Fachorgan 1804–1806 fi 83 Übersetzungen, Pläne und Projekte fi 93

Einmischung in innere Angelegenheiten – Seckendorfs Verstrickung in die »Hochverratsaffäre« von 1805 fi 105 6.1 Voraussetzungen: Der Streit des Herzogs mit den Landständen fi 105 6.2 »s’inmiscer dans les affaires internes de gouvernement« fi 108 6.3 Verschwörung, Denunziation und Prozeß fi 115

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Inhalt

»Mit 30. Jahren ein neues Leben anfangen« – 1806–1808. Der Regensburger Musenalmanach fi 125

8 Die Zeitschrift »Prometheus« – 1808/09 fi 142 8.1 Von Regensburg über Weimar nach Wien fi 142 8.2 »Lokalhindernisse« – Die Auseinandersetzung mit Schreyvogels »Sonntagsblatt« fi 151 8.3 Der Verleger des »Prometheus«: Joseph Geistinger fi 157 8.4 Beiträger und Mitarbeiter fi 162 8.5 Der »Prometheus« – eine Bibliothek von Übersetzungen fi 169 8.6 Zwei Mitarbeiter: August Wilhelm und Friedrich Schlegel fi 173 8.7 Seckendorfs persönliches Umfeld in Wien fi 176 8.8 Das Scheitern der Zeitschrift fi 179 Briefe fi 187

Band 2 Editorischer Bericht fi VII Apparat/Kommentar fi 657 Chronologisches Verzeichnis der Briefe und Regesten fi 997 Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf fi 1103 Editorische Abkürzungen fi 1116 Abgekürzt zitierte Literatur fi 1117 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Archive und Bibliotheken fi 1138 Verzeichnis der Korrespondenten fi 1139 Namenregister fi 1141

Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte

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Einleitung 1 „hauptsächlich weitläufige Correspondenz“ – Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte Die Namen in seinem Umfeld haben einen guten Klang in der Geschichte der deutschen Literatur. Daß sogar der eigene in den 1800 veröffentlichten „Bemerkungen über Weimar“ einen Platz findet, mag auch dem Umstand zu verdanken sein, daß der Verfasser ein Kommilitone aus der noch nicht lange zurückliegenden gemeinsamen Studienzeit in Jena war: v. Sec kendorf, Regierungsassessor in Weimar, ein neuer Schößling an dem dortigen Parnasse. Von seiner Hand sind die neuerlich unter dem wohlriechenden Titel „Blüten der griechischen Dichtkunst“ erschienenen Übersetzungen. Auch ist er der Herausgeber des neuen monatlichen Almanachs, der uns vor kurzem angekündigt wurde.1

Ganz so gründlich vergessen wie Joseph Rückert, der Autor dieses zeitgenössischen „Who-is-who“ am anerkannten Musensitz, ist Leo von Seckendorf sicher nicht, als „Assistenzfigur“ dient er immerhin gleich in mehreren Gruppenbildern der Epoche. In den wichtigsten neueren Nachschlagewerken und Literaturgeschichten tritt er zumindest beiläufig auf, jedoch eher wie eine korrekte bibliographische Notiz zu den Publikationsorten von Werken namhafter Autoren der Goethezeit, während ein auf sein eigenes literarisches Schaffen gerichtetes Interesse weitgehend fehlt. Wenigstens einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt Seckendorf durch die Erstveröffentlichung von Lyrik der jüngeren, schwäbischen Romantik, von Uhland und Kerner in seinen Regensburger Musenalmanachen für die Jahre 1807 und 1808, in denen auch mehrere Gedichte Hölderlins erschienen, darunter so bedeutende Hymnen aus dessen Spätwerk wie „Der Rhein“ und „Patmos“. Überhaupt gelang es Seckendorf, und wie es scheint für einen Neuling im damaligen Literaturbetrieb überraschend leicht, prominente und von Verlegern und Almanach-Herausgebern vielumworbene Autoren als Beiträger für seine Unternehmungen zu gewinnen, wobei zwei Festspiele Goethes die Glanzlichter, Auftakt und Schlußpunkt in einer kurzen, kaum ein Jahrzehnt währenden Herausgeberkarriere bilden. Bei einer insgesamt sehr schmalen Publikationsliste konnte es daher kaum ausbleiben, daß man ihm, einer allenfalls als Randfigur des literarischen Geschehens jener Zeit akzeptierten Person, im nachhinein kaum zutrauen

1 Joseph Rückert, Bemerkungen über Weimar 1799, hg. v. Eberhard Haufe, Weimar o.J. [1970], S. 137f.

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Einleitung

mochte, einen so bedeutenden Namen für eine Erstveröffentlichung zu gewinnen. Arthur Goldschmidt, und mit ihm Gerhard Rudolph, machen denn auch Goethe kurzerhand zum Mitherausgeber von Seckendorfs „Neujahrs Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801“, in dem das zum Geburtstag der Weimarer Herzogin verfaßte Festspiel „Paläofron und Neoterpe“ am Beginn des neuen Jahrhunderts erschien.2 Etwas eingehender hat sich die Hölderlin-Forschung mit Seckendorf befaßt, nicht nur aus editionsphilologischem Interesse, wegen der eigenmächtigen Eingriffe des Almanach-Herausgebers in den Text der genannten Hymnen.3 Er ist der „Freund Hölderlins und Sinclairs“, der in Tübingen im Sommer 1792 „mit revolutionär gesinnten ‚Patrioten‘ verkehrte“4 und einen anschaulichen, häufig zitierten Bericht über die Zustände am Stift während dieser Jahre geliefert hat. So erfüllt seine Vita an einigen zentralen Stellen als verhängnisvolle Parallelbiographie eine wichtige illustrative Aufgabe, die sich dann aber in der Bereitstellung von „Lebenszeugnissen“ für andere erschöpft. Immerhin kommt aus dieser Richtung auch die Aufforderung zu einer eingehenderen Beschäftigung mit Seckendorf. Werner Kirchner erschien in seiner materialreichen Arbeit über den „Hochverratsprozeß gegen Sinclair“ schon 1949 eine „umfassende Darstellung des Lebens und Wirkens Seckendorfs und seiner Persönlichkeit (…) nicht nur als Beitrag zum Leben Hölderlins erwünscht.“5 Wie Isaac von Sinclair war auch Seckendorf seit Februar 1805 wegen angeblich hochverräterischer Umtriebe gegen den württembergischen Kurfürsten Friedrich Staatsgefangener auf der Stuttgarter Solitude und dem Hohen Asperg. Bei der Auswertung der im württembergischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrten umfangreichen Prozeßakten fand Kirchner die Notiz eines württembergischen Legationsrats, die eine zwar recht knapp gefaßte, doch durchaus informative Beschreibung der bei Seckendorfs Verhaftung beschlagnahmten Papiere enthält und zugleich die Neugier des heutigen Betrachters wecken muß:

2 Arthur Goldschmidt, Goethe im Almanach, Leipzig 1932, S. IX; Rudolph, Almanache, S. 171. 3 Vgl. Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807 (Brief Nr. 246). In seiner Lyrik-Anthologie der Romantik druckt Wolfgang Frühwald Hölderlins Gedichte gleichwohl im entstellten Wortlaut des Musenalmanachs nach – denn „es ist der Hölderlin der zeitgenössischen und das heißt der romantischen Rezeption“ (Gedichte der Romantik, hg. v. W. F., Stuttgart 1984 [RUB 8230], S. 445). 4 Bertaux, S. 51 und 149. 5 Werner Kirchner, Der Hochverratsprozeß gegen Sinclair. Ein Beitrag zum Leben Hölderlins, Marburg/Lahn 1949; Neue, verbesserte Aufl., besorgt v. Alfred Kelletat, Frankfurt a. M. 1969, das Zitat S. 218, Anm. 95; im folgenden zitiert nach der 2. Aufl.

Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte

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Die Menge der Seckendorfischen Paperassen begreift zum größtenteil Aufsätze literarischen Inhalts, Gedichte, Recensionen, Comödien, Übersetzungen, Excerpte, hauptsächlich weitläufige Correspondenz mit Gelehrten, Dichtern, Künstlern, eine Menge von Bekannten vorzüglich nach Weimar und Regensburg, mit Gliedern seiner Familie, Fräuleins, in sich – alles von blos relativen individuellen Interesse für den v. Seckendorf, an sich unbedeutenden, unbefangenen Inhalts.6

Was nach der Einschätzung des Beamten für den durchgeführten Hochverratsprozeß kaum verwertbar schien und eher zur Entlastung des Beschuldigten beigetragen haben dürfte, macht ihn doch andererseits zu einem Fall für die Literaturgeschichte. Dabei sind die wesentlichen Bestandteile des Seckendorfschen Werks in dem knappen Überblick über die konfiszierten „Paperassen“ bereits angesprochen. Seine „weitläufige Correspondenz mit Gelehrten, Dichtern, Künstlern“ und eine Sammlung literarischer Arbeiten, neben eigenen vermutlich auch fremde, von früheren Projekten übrig gebliebenes oder zur späteren Verwertung bestimmtes Redaktionsmaterial für Anthologien und Zeitschriften. Denn sogar in der Haft äußert sich Seckendorf Ludwig Hain gegenüber besorgt „über das künftige Schiksal unsres künftig gemeinschaftlichen Kindes“, der zum Ende desselben Jahres, 1805, eingestellten Zeitschrift „Polychorda“. Im Brief an den Herausgeber vom 9. Mai 1805 fügt er entschuldigend hinzu: „Ich bin gerade nicht Herr über meine Papiere, und habe just nichts zur Hand, als eine bekannte Romanze aus dem Spanischen, die ich Ihnen beilege.“7 „Alte und neue Zeit“, so der ursprüngliche Titel von Goethes Festspiel für das erste Weimarer Taschenbuch von 1801, begegnen in der Tat in Seckendorfs literarischer Vermittlertätigkeit. Mit einer Johann Heinrich Voß gewidmeten Blütenlese antiker Dichtkunst hatte er die Reihe seiner poetischen Anthologien eröffnet, für die Weimarer Taschenbücher griff er unter anderem auf Papiere seines zwanzig Jahre zuvor am Weimarer Hof lebenden Onkels Siegmund von Seckendorf zurück und veröffentlichte Auszüge aus dem einst handschriftlich vervielfältigten „Journal von Tiefurt“. In den beiden Regensburger Musenalmanachen auf die Jahre 1807 und 1808 schließlich erschienen neben den Gedichten Hölderlins, Uhlands und anderer die „fortgesezten Proben meiner Denkmäler der Volkspoesie“8, worauf der zitierte Brief aus der Haft mit seiner Beilage, einer Übersetzung der schon von Herder im ersten Band der „Volkslieder“ 1778 gedruckten Romanze „Der blutige Strohm“, bereits hinweist. Noch vor dem Erscheinen des zweiten und dritten Teils von „Des Knaben Wunderhorn“ schloß sich Seckendorf

6 Ebd., S. 161. 7 9. Mai 1805; vgl. Brief Nr. 187. 8 Musenalmanach 1807, S. [4].

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Einleitung

damit den gleichgerichteten Unternehmungen der Heidelberger Romantik an, ohne jedoch deren Konzeption einfach zu kopieren. Vielmehr knüpfte er, wie die stärkere Berücksichtigung auch fremdsprachiger „Stimmen der Völker“9, von britischen und spanischen Volksliedern zeigt, wieder mehr an die kosmopolitische Tradition der Herderschen Sammlung an. Auch das letzte der durchweg kurzlebigen literarisch-publizistischen Projekte stand im Zeichen der Synthese. Der 1808 in Wien herausgegebene „Prometheus“ sollte nach den Worten August Wilhelm Schlegels, einem der eifrigsten Mitarbeiter der Zeitschrift, „ein fruchtbarer Vereinigungspunct für Leser und Schriftsteller aus verschiedenen Theilen Deutschlands werden, die sich meistens allzu fremd bleiben“.10 Wie der Ausgleich der kulturellen und konfessionellen Gegensätze zwischen nördlichem und südlichem Deutschland, so gehörte auch die Überparteilichkeit im Streit der literarischen Strömungen zum Programm, wollte sich Seckendorf, wie er an Arnim schrieb,11 gleichermaßen den Bestrebungen der Herausgeber der „Horen“ wie des „Athenäums“ anschließen. Je nach Sichtweise galten er und sein Mitherausgeber Joseph Ludwig Stoll daher als „Apostel Goethes“ oder „die Wiener Apostel der Romantik“.12 Der schwache Absatz der Hefte, Streitigkeiten mit dem Wiener Verleger, das bald eintretende Zerwürfnis mit Stoll und schließlich der Wiedereintritt Österreichs in den Krieg gegen Napoleon führten zum vorzeitigen Abbruch des ambitionierten Unternehmens, das nach dem Tod Seckendorfs im Mai 1809 nicht fortgesetzt werden konnte. Neben dem buchhändlerischen Mißerfolg, von dem ja auch die berühmten Vorbilder keineswegs verschont blieben, waren es demnach vor allem äußere Umstände, die mit dem Hinweis auf die württembergische Haftzeit schon angedeuteten Wechselfälle einer bewegten Biographie, die letztlich zum Scheitern bereits der früheren Sammlungen beigetragen hatten. Über die kurze, von den zeitgeschichtlichen Ereignissen maßgeblich beeinträchtigte literarische Karriere gibt der zweite Teil der Seckendorfschen „Paperassen“ Auskunft. „Seine vielen Briefe an Karl“, so schreibt Hans von Krosigk, der

9 So der Titel der Volkslieder-Abteilung in den beiden Regensburger Musenalmanachen. Hermann Bausinger vermutet einen direkten Einfluß auf die Herausgeber des Herderschen Nachlasses, Caroline Herder und Johannes von Müller, bei der Wahl des – gleichnamigen – Titels für den 8. Band (2. Abt.) der „Sämmtlichen Werke“; vgl. Bausinger, S. 76, und Seckendorf an Clemens Brentano, 8. Juli 1806 (Brief Nr. 212). 10 JALZ, 21. April 1808, Nr. 94, Sp. 137–140, hier: Sp. 140 (aus einer von A. W. Schlegel gemeinsam mit einem Anonymus verfaßten Rezension des „Prometheus“ (vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 12. Dezember 1807; Brief Nr. 278). 11 7. November 1807; vgl. Brief Nr. 274. 12 August Sauer, in: Goethe und Österreich 2, S. XVII, und Otto Rauscher, Geistinger, S. 36.

Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte

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Biograph des langjährigen Freundes und engen Vertrauten Karl von Brühl, „sind durchweg anregend geschrieben und zumeist ausgefüllt mit Plänen für sein Fortkommen in der Welt, das teils durch eigene Schuld, teils durch Mißgeschick aller Art fortdauernd der inneren Ruhe und Befriedigung entbehren sollte“.13 Die bei aller Vereinfachung zutreffende Beschreibung läßt sich ohne weiteres auf die gesamte Seckendorf-Korrespondenz übertragen. Daß ihr, wie in der Arbeit über den späteren Intendanten der Königlichen Theater zu Berlin, lediglich in einer Fußnote gedacht wird, ist bezeichnend, wird der Bedeutung dieses ungemein vielfältigen Briefkorpus jedoch nicht gerecht. Seckendorf stand mit nahezu der gesamten geistigen Elite seiner Zeit in persönlichem und brieflichem Kontakt. In Weimar fand er als Abkömmling eines alten fränkischen Adelsgeschlechts rasch Zugang zur kulturellen und gesellschaftlichen Sphäre des Musenhofs – während allerdings der berufliche Erfolg des in untergeordneter und unbesoldeter Stellung in der weimarischen Regierung angestellten Juristen auf sich warten ließ. Bei seinen Versuchen, sich als Herausgeber von poetischen Anthologien und Zeitschriften auf dem literarischen Markt zu etablieren, führte er Korrespondenz mit nahezu allen bedeutenden Autoren von der späten Aufklärung über die Klassik bis zur Romantik. Arnim, Böttiger, Brentano, Goethe, Herder, Hölderlin, Jean Paul, Kerner, Klopstock, Schiller, August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Tieck, Uhland, Karoline von Wolzogen und viele andere zählten zu seinen Briefpartnern. Darüber hinaus verhandelte er mit einflußreichen Verlegern wie Cotta und Friedrich Justin Bertuch, mit dessen Sohn Carl ihn seit dem Studium in Jena eine enge persönliche Freundschaft verband. Ein großer Reichtum an Themen ist kennzeichnend für die in bemerkenswertem Umfang überlieferte – ermittelt wurden insgesamt an die 1000 Briefe – und außerordentlich breit gestreute Korrespondenz. Ein gewichtiger Teil dokumentiert als eine Art Redaktionsarchiv den regen Austausch Seckendorfs mit einer Vielzahl von Personen, mit den genannten prominenten, aber auch mit zahlreichen „namenlosen“ Schriftstellern, einst gefragten, heute jedoch kaum mehr zum Kanon zählenden Modeautoren, und gewährt so einen genauen Einblick in die Funktionsweise des literarischen Marktes um 1800 mit seiner florierenden Almanach- und Zeitschriftenkultur. Aufgrund der aktiven Teilhabe Seckendorfs an verschiedenen literarisch-künstlerischen Zirkeln in Weimar, Regensburg, Stuttgart und Wien enthalten die Briefe zudem eine Vielzahl authentischer Mitteilungen zur geselligen Kultur der Epoche, insbesondere auch zur Ausbildung einer spezifisch weiblichen Gefühls- und Briefkultur. Dafür stehen Korrespondentinnen wie Caroline und Henriette von Egloffstein, Luise von Göchhausen, Caroline

13 Krosigk, S. 232.

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Einleitung

Herder, Caroline Jagemann, Charlotte und Augusta von Kalb oder auch Seckendorfs jüngere Schwester Marie, die den Grafen Christian von Benzel-Sternau heiratete. Die „Mitgift“ des Schwagers für den eben aus der Festungshaft entlassenen und nach neuen Aufgaben Ausschau haltenden Seckendorf bestand in guten Ratschlägen – „Nulla dies sine linea!“14 – und einem Engagement als Korrektor für Veröffentlichungen des seinerzeit erfolgreichen, heute aber weitgehend vergessenen Vielschreibers. Überhaupt kommt der Familienkorrespondenz eine Bedeutung zu, die über den Austausch privater Angelegenheiten weit hinausreicht. Dabei verdienen Leos Briefe an den Vater, den langjährigen Gesandten Württembergs am Reichstag in Regensburg Christoph Albrecht von Seckendorf, besondere Aufmerksamkeit, und dies nicht nur, weil sie mit gut einem Viertel der überlieferten Briefe die weitaus größte Einheit innerhalb der gesamten Korrespondenz bilden. Die in der Regel sehr umfangreichen, bis zu 8 Doppelblätter umfassenden, zum Teil in französischer Sprache abgefaßen Briefe sind keineswegs bloß von biographischem Interesse, lassen sie doch den schulischen und beruflichen Werdegang eines Diplomatensohnes nachverfolgen, der während seines Studiums in Tübingen, Jena und Göttingen auf die Karriere im Hofdienst vorbereitet wurde, dabei neben dem „Brodstudium“ früh literarische Ambitionen entwickelte, die den weiteren Werdegang im Spagat zwischen Staatsdienst und literarisch-publizistischer Existenz bestimmten. Aus der finanziellen Abhängigkeit vom Vater – die über die Zeit des Studiums hinaus das gesamte, kurze Leben fortdauerte – erwuchs offenbar die Pflicht zum ausführlichen Rechenschaftsbericht über die eigene Studienplanung und Lebensgestaltung, was den Sohn zu einem aufmerksamen Zeitgenossen und Beobachter seines von historischen Umbrüchen bestimmten Umfelds erzog, das er in detailfreudiger Anschaulichkeit beschrieb. Bis auf zwei kurze Auszüge mit Berichten von der Tübinger Karlsschule in der Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe sind sämtliche Briefe bislang ungedruckt. Die Briefe an Christoph Albrecht von Seckendorf, von ihm selbst sind nur wenige Gegenbriefe erhalten, können hier gleichwohl nur in einer sehr eingeschränkten Auswahl vorgestellt werden. Das gesamte Corpus mit seinen tagesaktuellen Nachrichten und Kommentaren zu den politischen und militärischen Entwicklungen, zur aussichtslosen Lage des eigenen, reichsritterschaftlichen Standes am Ende des Alten Reichs, und vor allem zu den Verhandlungen am Regensburger Reichstag, wo Leo als Legationssekretär der württembergischen Gesandtschaft, als Assistent und Informant des Vaters fungierte, verdiente eine

14 Benzel-Sternau an Seckendorf, 6. Februar 1806 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,322).

Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte

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eigene Erschließung.15 In den Berichten vom wissenschaftlichen Betrieb und dem studentischen Leben an den Universitäten oder den späteren Mitteilungen von den Reichstagsverhandlungen zeigen sich Seckendorfs journalistische Qualitäten, die ihn für einen auf Korrespondenznachrichten aus erster Hand angewiesenen Zeitschriftenredakteur wie Karl August Böttiger so interessant machten. Diese, seit Seckendorfs Abschied von Weimar im Frühjahr 1801 bis in die Wiener Zeit geführte Korrespondenz ist ebenso nahezu vollständig überliefert wie die mit Karl von Brühl, während der großen Zahl erhaltener Briefe Carl Bertuchs nur wenige von Seckendorf an den Sohn und Teilhaber des bedeutenden Weimarer Verlegers Friedrich Justin Bertuch gegenüberstehen. Es waren vor allem die Briefe aus dem namhaften Weimarer Freundes- und Bekanntenkreis an Leo von Seckendorf, die schon früher ein eingeschränktes Interesse an seiner umfangreichen Korrespondenz weckten. Als erster hat sich Gustav Scheidel in einem 1885 gehaltenen Vortrag mit Seckendorfs „literarischen Beziehungen, hauptsächlich zum Weimarschen Dichterkreise“,16 beschäftigt. Scheidel, der seine ursprünglich geplante größere Publikation nicht realisierte und lediglich im Rahmen eines Zeitschriftenbeitrags wenige weitere Briefe drukken ließ,17 versuchte mit den weniger als zwanzig, nur in Auszügen mitgeteilten und in den fortlaufenden Vortragstext integrierten Briefen „ein Abbild jener geistig so hochstrebenden, politisch so trüben Zeit wenn auch nur in bescheidenem, eng begrenzten Rahmen (zu) gewinnen“.18 Seckendorf galt ihm als „guter Uebersetzer in Voßischer Manier“; da er seine Bedeutung an der dichterischen Gestaltungskraft maß und in Relation zu den Korrespondenzpartnern stellte, konnte er ihm bloß das „unermüdliche literarische Interesse“ attestieren: „Zudem wirkt die unmittelbare Nähe von Dichtergrößen bei einem Vergleich mit geringeren Talenten nur noch beeinträchtigender für diese.“19 Nachdem wenig später der Uhland-Herausgeber Ludwig Fränkel in einer Miszelle auf die Bedeutung Seckendorfs für die Anfänge der „schwäbischen Dichterschule“ und den in Familienbesitz befindlichen Nachlaß als mutmaßlich ergie-

15 Die früher im Wonfurter Familienarchiv der Freiherrn von Seckendorf aufbewahrten Briefe gehören zum Bestand des Hölderlin-Archivs der Württembergischen Landesbibliothek (Sign. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736). Vgl. die Aufstellung der Nachlaß- und Handschriftenbestände in Bd. 2. 16 Scheidel 1885. Gustav Scheidel arbeitete als Königlich bairischer Studienlehrer in Ansbach. 17 Scheidel 1900; vgl. Obser, S. 1. 18 Scheidel 1885, S. 33. Scheidel zitiert ausschließlich aus Briefen des heute in Stuttgart (WLB) aufbewahrten Familiennachlasses. 19 Ebd., S. 29.

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Einleitung

bige Quelle für weitere Nachforschungen hingewiesen hatte,20 wurde dieser erst Jahre später erneut zu einer Teiledition von Briefen herangezogen. Karl Obsers Veröffentlichung von etwa vierzig, zum Teil stark gekürzten Briefen, wiederum nur an Leo von Seckendorf, war ein Nebenprodukt seiner mehrbändigen Edition der „Politischen Correspondenz Karl Friedrichs von Baden“ (1893/1901),21 bei der er, während der Archivarbeiten im freiherrlichen Familienarchiv und bei der Sammlung von Papieren von Seckendorfs Vater, des späteren badischen Gesandten und Ministers, auf die bereits von Scheidel eingesehenen Briefwechsel stieß. Die „Politische Correspondenz“ enthielt bereits einige Zeugnisse zu den Verstrickungen des Sohnes in die württembergische „Hochverrats“-Affäre des Jahres 1805, über die Scheidel nach seinem Vortrag noch eine kurze Notiz veröffentlicht hatte.22 Bei seinem knappen Überblick zu Leben und Werk orientierte sich Obser an Scheidels biographischem Abriß und schloß sich auch dessen Wertung an, wonach Seckendorf durch „seine Tätigkeit als Herausgeber und seine Pflege literarischer Interessen Anerkennung“ verdiene und vor der bestenfalls mittelmäßigen Poesie seine „zahlreichen Übersetzungen“23 herauszustellen seien. Obser veröffentlichte Briefe von 20, überwiegend Weimarer Korrespondenten Seckendorfs, davon stammten allein acht Briefe von Carl Bertuch, sechs von Böttiger, die beide vor allem von den literarischen und geselligen Vorgängen am „Ilm-Ilyssus“ und den „dortigen Kalokagathen“24 berichten. Nebenbei erwähnte Obser die Pläne Seckendorfs zu Volksliedsammlungen, die aus den in Wonfurt eingesehenen Unterlagen hervorgingen sowie Archivalien zur Wiener Zeitschrift „Prometheus“, die er an Johannes Prölß, „der einen Aufsatz über L. v. Seckendorff plante“,25 weitergegeben habe. Über den Verbleib der Unterlagen nach dem Tod von Prölß – noch vor der Veröffentlichung von Obsers Edition – konnte er keine Angaben machen; womöglich handelt es sich um die Mitte der zwanziger Jahre von Rudolf Hauser in seiner Wiener Dissertation über den „Prometheus“ verwendeten Redaktionspapiere, die in seinem wenige Jahre später im „Euphorion“ er-

20 Ludwig Fränkel, Leo von Seckendorff und die „schwäbischen Dichter“, in: Litterarische Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg 1893, S. 207f. 21 Vgl. Obser sowie Obser, Politische Correspondenz und ders., Schardt-Briefe. Zu Obser, der als Direktor des Badischen General-Landes-Archivs Karlsruhe wirkte, vgl. Kosch, 3. Aufl., 11. Bd., 1988, Sp. 536f. 22 Neues Stuttgarter Tagblatt, Nr. 29 vom 5. Februar 1890; vgl. ferner seinen Artikel in der Straßburger Post 1886, Nr. 329 (nicht eingesehen). 23 Obser, S. 5. 24 Kosegarten an Seckendorf, 15. Januar 1801 (Brief Nr. 66). 25 Obser, S. 5, Anm. 1. Zu Johannes Prölß (1853–1911), Schriftsteller, Redakteur u.a. der Frankfurter Zeitung und Mitarbeiter der Gartenlaube sowie Herausgeber von Werken Viktor von Scheffels vgl. Kosch, 3. Aufl., Bd. 12, 1990, Sp. 332f.

Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte

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schienenen Aufsatz separat gedruckt wurden und leichter greifbar sind als in der ungedruckt gebliebenen Dissertation.26 Ebenfalls ungedruckt blieb die 1922 angenommene Tübinger Dissertation von Eugen Seelig, von der sich anscheinend nur ein einziges maschinenschriftliches Exemplar erhalten hat.27 Seelig, dessen Promotionsverfahren nicht abgeschlossen wurde, nahm ebenfalls Einblick in die Familienarchive von Wonfurt und Sugenheim und griff bei seiner, erstmals auch die Jugend und Studienzeit berücksichtigenden Beschreibung von Seckendorfs Biographie auf die heute in Stuttgart aufbewahrten Briefe Leos an den Vater zurück. Die Reihe der zu erwähnenden Teileditionen der Seckendorf-Korrespondenz wird abgeschlossen von den 1955 erschienenen, wenig brauchbaren Mitteilungen Kurt Skonietzkis „Aus unveröffentlichten Briefen Carl Bertuchs an Leo v. Seckendorff“. Skonietzki betrachtet Seckendorf nur als beliebigen Adressaten von Briefen Bertuchs, „die über das Geistesleben in Weimar zu Anfang des 19. Jahrhunderts berichten“28 und zitiert aus gerade einmal sechs Briefen – zum Teil anderen als zuvor Obser – nur bruchstückhaft, soweit es das eingeschränkte Interesse erlaubt. Originell ist die später noch in neueren Handbüchern und Lexika wiederkehrende Angabe, Seckendorf sei wegen „angeblicher Majestätsbeleidigung“ auf dem Asperg interniert worden.29 Die verhaltene Einschätzung der Qualität von Seckendorfs dichterischem Werk durch die ältere Forschung – selbst wenn eingeräumt wurde, der frühe Tod habe seine Laufbahn beendet, „ehe er zur vollen Reife gelangte“30 – geht an dem tatsächlich bedeutenden Beitrag für die Literaturgeschichte der Goethezeit weit vorbei. Das „Werk“ Leo von Seckendorfs besteht in seiner Korrespondenz und, damit untrennbar verbunden, seiner Tätigkeit als Herausgeber und Vermittler. Sogar wenn die Korrespondenz, wie bei einigen Briefpartnern der Fall, nur ein-

26 Vgl. Hauser und Hauser 1929. 27 Vgl. Seelig; das maschinenschriftliche Exemplar der Dissertation gelangte 1986 als Schenkung aus dem Familiennachlaß an die WLB Stuttgart. 28 Skonietzki, S. 303. 29 Ebd., S. 304; so auch bei Andreas Meier, Art. Seckendorf, in: Literatur Lexikon. Autoren und Werke in deutscher Sprache, hg. von Walther Killy, Bd. 10, Gütersloh/München 1991, S. 485, und Ingrid Bigler, Art. Seckendorf, Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, begr. von Wilhelm Kosch, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 17, Bern/München 1997, Sp. 220f. Korrekt hingegen die Angabe von Hanns Hubert Hofmann im Biographischen Wörterbuch zur Deutschen Geschichte, begr. von Hellmuth Rössler und Günther Franz, 2., völlig neu bearb. Aufl., 3. Bd., München 1975, S. 2611. Vgl. außerdem Hamberger/Meusel 15, 1811, S. 438, 554; 16, 1812, S. 378; ADB 33, S. 519 (Theodor Schön); Wurzbach 33, 1877, S. 268f., Goedeke, Grundriß IV/1, S. 955; VI, S. 111 und 803. 30 Obser, S. 4.

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seitig überliefert ist, lassen noch die erhaltenen Gegenbriefe Qualität und Inhalte des Verlorenen erahnen. Schreiben Sie mir bald und oft, lieber leo, wir können über manche Gegenstände sprechen, welche andere nicht fassen, nicht verstehen – ich verschließe mich oft aus Furcht mißverstanden zu werden; daher enyiren mich die meisten meines Geschlechts, und die Roheit der Männer nimt täglich zu, und ihr Talent zur Unterhaltung ab.31

Seckendorfs Antwort auf Caroline von Egloffsteins Bitte vom 29. März 1806 ist leider ebensowenig bekannt wie seine übrigen Briefe an die Adressatin in Weimar, die ihrerseits den jüngeren Vertrauten während nahezu der gesamten Zeit seines Lebens mit Nachrichten aus seiner ersehnten Wahlheimat versorgte. Auch die im Jahr nach Seckendorfs Abschied von Weimar versiegende Korrespondenz mit ihrer Schwägerin Henriette ist nur zur einen Hälfte erhalten. In einem weiteren Fall macht die Qualität der Briefe einer nahezu unbekannten Korrespondentin das fehlende männliche Echo beinahe schon wett. Die vierzehn, größtenteils schon vor 1800 verfaßten Briefe der Augusta von Kalb, der Tochter des früheren Weimarer Kammerpräsidenten Johann August von Kalb, sind eine Entdeckung für sich. In ihnen spiegelt sich das Seelenleben einer sehr gebildeten und selbstbewußten jungen Frau, die ihre emanzipatorischen Ambitionen im Rahmen des gesellschaftlich Möglichen erprobt, am Ende steht gar die Liebesheirat gegen den Willen des Vaters. Innerhalb kurzer Zeit vollzieht sich die Wandlung von empfindsamer Selbststilisierung, als deren Ursache die in den Briefen mitgeteilten Lesefrüchte der Jean Paul-Lektüre leicht auszumachen ist, zur reflektierten Schreibweise einer ihrer Begabungen erstaunlich bewußten Verfasserin. Auch wenn die Verluste der Gegenstücke, der Briefe Seckendorfs – wie bei der ebenfalls nur einseitig überlieferten, langjährigen Korrespondenz des Freundes Friedrich Majer – zu bedauern ist. Hier läßt die intim-vertraute Form des Schreibens ein lebendiges Bild des stumm gebliebenen Adressaten erstehen.

2 Ein kluger Kopf an der Poetenschule – Zu Familie und Jugendzeit in Ansbach und Regensburg Leo von Seckendorf-Aberdar stammt aus einem alten fränkischen Adelsgeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert urkundlich bezeugt ist und sich ursprünglich in bis zu dreizehn Linien verzweigte. Bei den Vorfahren überwiegen militärische und

31 Caroline von Egloffstein an Seckendorf, 29. März 1806 (Hs. Weimar, GSA 13/N 5).

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hohe Beamtenlaufbahnen im Dienst verschiedener Herrschaften sowie führende Ämter in der fränkischen Reichsritterschaft, außerdem sind literarische und musische Neigungen gerade bei den unmittelbar vorausgehenden Generationen bezeugt.32 Besondere Erwähnung verdient der „deutsche Staatserzieher“ Veit Ludwig von Seckendorf, der mit seinem Werk „Teutscher Fürsten Staat“ (1656) die staatswissenschaftliche Ausbildung an den Universitäten beeinflußte und in seinem Todesjahr 1692 als Gründungskanzler an die Universität Halle berufen wurde.33 Im 18. Jahrhundert nahmen die Seckendorff die wichtigsten Regierungsämter im Markgrafentum Ansbach ein. Der Stammvater der zweiten Linie der Seckendorff-Aberdar, Christoph Friedrich (1679–1759), Leos Urgroßvater, war brandenburg-ansbachischer Geheimer Rats-Präsident und Premierminister, sein Sohn, der Hof- und Justizrat Johann Wilhelm Friedrich von Seckendorff (1708–1770), leitete als Oberdirektor die „Hof-Capell- und Cammermusik“ am Bayreuther Hof, den der Markgraf Friedrich nach seiner Vermählung mit Wilhelmine von Preußen, der Schwester Friedrichs des Großen, zu einem „kleinen Versailles“ ausbauen wollte.34 Am Abbau der durch das prachtliebende und kunstsinnige Herrscherpaar aufgehäuften Schulden für das kleine Fürstentum hatte Christoph Albrecht von Seckendorf, Leos Vater, später maßgeblichen Anteil.35 Als Leo von Seckendorf am 2. Dezember 1775 in Ansbach geboren wurde, stand Christoph Albrecht seit fünf Jahren als Regierungs- und Justizrat im Dienst des Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach. Dieser hatte 1757 die Regierung des etwa 190000 Einwohner zählenden Fürstentums Ansbach ange-

32 Zur Genealogie vgl. Rechter, Seckendorff, vor allem S. 160–168, 189–200, 227–231, 264–275, 305–307, 155*–163*; zum Haus der Familie aus der II. Linie Aberdar und Gutend vgl. auch: Adelslexikon, Hauptbearb. Walter v. Hueck, Bd. XIII, Limburg a. d. Lahn 2002 (Genealogisches Handbuch des Adels, hg. v. der Stiftung Deutsches Adelsarchiv, Bd. 128 der Gesamtreihe), S. 240–243, sowie vorausgehende Bände des Genealogischen Handbuchs (Bd. 27, 1962, S. 322–325; Bd. 65, 1977, S. 351f.; Bd. 120, 1999, S. 412–452, bes. S. 428f.); ferner: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, hg. v. Ernst Heinrich Kneschke, 8. Bd., Leipzig 1868, S. 421–423. Zu den historisch bedeutenden Vorfahren vgl. auch die kurzen Überblicke bei Scheidel 1885, S. 5f., und Seelig, S. 2f. Abweichend von der bei den Angehörigen der Familie überwiegend anzutreffenden Schreibung des Namens („Seckendorff“) unterschreibt Leo seine Briefe nahezu ausschließlich mit „Seckendorf“. 33 Vgl. ADB 33, S. 519–521; Spindler, Handbuch III.1, S. 623. 34 ADB 8, S. 70; vgl. Friedrich Drechsel, Carl Friedrich Wilhelm Freiherr von Voelderndorff und Waradein – seine Herkunft, seine Familie, seine Tätigkeiten, in: Archiv für Geschichte von Oberfranken 75, 1995, S. 289–357. 35 Zu Christoph Albrecht vgl. Rechter, Seckendorff, S. 275–277 (hier die Namenfolge Albrecht Christoph v. S.).

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treten, das etwa dem westlichen Teil des heutigen Mittelfranken entspricht; 1769 fiel ihm, nach dem Tod des Markgrafen Friedrich Christian von Bayreuth und dem Erlöschen der Brandenburg-Kulmbachischen Linie auch das Fürstentum Bayreuth zu.36 Wegen der regen Bautätigkeit in den Residenzen und einer aufwendigen, am französischen Vorbild orientierten Hofkultur waren beide Fürstentümer hoch verschuldet, wodurch sich Alexander nach seiner Regierungsübernahme neben einer sparsamen Hofhaltung zur Erschließung neuer Einnahmequellen gezwungen sah. Die spektakulärste und zugleich umstrittenste Aktion zur Konsolidierung der Staatsfinanzen war ein 1777 mit England abgeschlossener Subsidienvertrag, der die Abstellung von über 3000 Soldaten zur Unterstützung der englischen Truppen im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg beinhaltete. Im nachhinein wurde dem Markgrafen zwar stets zugutegehalten, daß er die Einnahmen aus dem Soldatenhandel ausschließlich zum Abbau der Staatsschulden und nicht, wie andere Fürsten, zur persönlichen Bereicherung verwendet habe, und daß er außerdem die „Hinterlassenen der Zurückgebliebenen (…) mit Gnadengehalten“ unterstützte und die – zum Teil erst 1783 – zurückkehrenden Soldaten mit „schickliche Anstellungen oder Invalidensold“ abfand.37 Dennoch wollte man später, nach einer Aufführung von Schillers „Kabale und Liebe“ 1786 in Bayreuth, im Verhalten des Markgrafen ein Modell für den Fürsten sehen, der tausende seiner „Landskinder nach Amerika“, zur Finanzierung des Schmucks der Lady Milford, verkaufte.38 Schon im Jahr vor dem Abschluß des Subsidienvertrages hatte Christoph Albrecht von Seckendorf eine Studienreise nach England unternommen, wo er sich mit den dortigen volkswirtschaftlichen Einrichtungen vertraut machen konnte und wohl auch mit der liberalen Wirtschaftslehre von Adam Smith in Berührung kam, dessen Hauptwerk „An inquiry into the nature and causes of the

36 Markgraf Friedrich Christian von Bayreuth (1708–1769) war der Onkel des 1763 ebenfalls ohne männlichen Nachkommen gestorbenen Markgrafen Friedrich. Zu Christian von Bayreuth und zum Regierungsantritt des Markgrafen Alexander von Ansbach(-Bayreuth) vgl. die Erinnerungen, „Beiträge zu der Lebensgeschichte des letzten Regenten der Brandenburgischen Markgraftümer in Franken“, des ansbach-bayreuthischen Ministers Carl von Gemmingen in: Schuhmann, Ausklang, S. 111–125, hier: S. 113–116; vgl. auch Hans-Otto Keunecke, Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth, in: Ausstellung Erlangen, S. 39–88. 37 Gemmingen, Erinnerungen, S. 118. 38 Helmut Gier, Die Bedeutung der französischen Kultur für Markgraf Alexander und seinen Hof, in: Ausstellung Erlangen, S. 25–37, hier: S. 25f.; vgl. Kabale und Liebe, II,2. Weiterführende Literatur zum Verhalten des Markgrafen und zur Diskussion über den Subsidienvertrag, der „lange Zeit als der große Makel in der aufgeklärten Regierung des Fürsten gegolten“ hat (Rudolf Endres), in Spindler, Handbuch III.1, S. 402, Anm. 6.

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wealth of nations“ im gleichen Jahr (1776) veröffentlicht wurde.39 Damit war er der geeignete Kandidat für eine kurz darauf vom Markgrafen ins Leben gerufene Institution, die eine vorsichtige Abkehr vom rein merkantilistischen Wirtschaftsund Finanzsystem bedeutete. Um die hohen Gebühren zu sparen, die sich aus einer Überweisung der Einnahmen aus dem Soldatenverkauf über fremde Handelshäuser ergeben hätten, ließ Alexander 1780 eine Hofbank einrichten, die Hochfürstlich Brandenburg-Anspach-Bayreuthische Hof-Banco, zu deren Direktionsmitglied Seckendorf, inzwischen Präsident der vereinigten Hof- und Landschaftskammer, bestellt wurde.40 Die – im Ansbachischen gleichwohl wenige Jahre später schon wieder beendete – Karriere Christoph Albrechts von Seckendorf verdient insofern Beachtung, als im beruflichen Werdegang von Leos Vater der des Sohnes eigentlich vorgezeichnet war. Den Angehörigen der Reichsritterschaft standen neben kirchlichen Ämtern zivile, militärische oder höfische Laufbahnen bei den Landesfürsten offen, Abkömmlinge fränkischer Familien zog es schon vor dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges vor allem in preußische, häufiger noch in kaiserliche Dienste.41 Für die später in Regensburg versammelte „Funktionselite des Reichs“ war zunächst das Studium des Staatsrechts, der eigentlichen „Königsdisziplin der deutschen Universitäten“,42 obligatorisch. Christoph Albrecht hatte zwischen 1768 und 1770 in Straßburg bei Christoph Wilhelm Koch studiert, bei dem auch Goethe Staatsrecht hörte und der unter anderem Metternich, Talleyrand und Montgelas in Diplomatie unterrichtete. Koch setzte die von seinem Lehrer Johann Daniel Schöpflin begründete staatswissenschaftliche Schule fort, und es war vielleicht sein Verdienst, daß „selbst in der napoleonischen Epoche Teile der Eliten Frankreichs und Deutschlands wiederholt eine gemeinsame Sprache fanden“.43 Gleiches gilt für Schöpflin, den Verfasser der „Alsatia illustrata“, der ebenfalls zu Seckendorfs Straßburger Lehrern zählte. In „Dichtung und Wahrheit“ (III,11) rühmt Goethe besonders die rhetorische Brillanz und historische Gründlichkeit des weltgewandten Gelehrten. Von einem anderen akademischen Lehrer des Vaters berichtete Leo Ende 1803, nach einem Besuch in Straßburg: „Von Ihren

39 Vgl. ADB 54, S. 292. Anders als dort angegeben, schloß nicht Seckendorf während seiner Reise nach England den Subsidienvertrag ab, sondern Gemmingen am 1. Februar 1777 (vgl. Schuhmann, Ausklang, S. 129). 40 Vgl. Staatsbank, S. 27f., 31; ebd. gegenüber S. 32 die Abb. eines Porträts von Christoph Albrecht von Seckendorf von Maria Ellenrieder (1791–1863; im Besitz der Bayerischen Vereinsbank München, Nachfolgerin der Hofbank). 41 Vgl. Müller, Reichsritterschaft, S. 31–33; Rechter, Seckendorff, S. 158*–160*. 42 Wolfgang Burgdorf, in: Wende 1803, S. 427. 43 Ders., Weltbild, S. 76.

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Bekanten habe ich alle, von denen ich gehört hatte, aufgesucht, aber auch nicht einen gefunden, (…) der einzige alte Oberlin erinnerte sich Ihrer.“44 Jeremias Jakob Oberlin (1735–1806), ein weiterer Schüler des 1771 verstorbenen Schöpflin, dessen Arbeit er mit Forschungen zu elsässischen Autoren, zu Mundarten und Volkssprache fortsetzte, las an der Universität über römische Autoren und unterrichtete in lateinischem Stil. In „Dichtung und Wahrheit“ erwähnt wird auch der eigentlich maßgebliche Staatsrechtler jener Zeit, Johann Stephan Pütter (1725–1817), der seit 1746 zunächst als Extraordinarius an der Göttinger Universität lehrte und nach dem bald an nahezu allen deutschen Universitäten, auch in Straßburg, deutsche Staatsverfassung und Reichsgeschichte gelesen wurde. Während Goethe die „Klarheit seines Vortrags“ würdigte, die „auch Klarheit in seinen Gegenstand und den Stil gebracht“ habe, zeichnet Leo von Seckendorf, der während seiner Göttinger Studienzeit 1796/97 bei ihm hörte, in einem Brief an den Vater ein anschauliches Bild des berühmten Gelehrten und spricht von seinem „sehr lebhaften, bald möcht’ ich sagen, komischen Vortrag“.45 An das Studium schloß sich nach Möglichkeit die Peregrinatio academica an mit einem Praktikum am Reichskammergericht in Wetzlar, am Regensburger Reichstag oder dem Reichshofrat in Wien, Stationen, die vom jungen Seckendorf während seines Göttinger Aufenthalts zwar mehrfach erwogen, den eigenen Neigungen jedoch erst einmal geopfert wurden. „Ich habe schon früher“, heißt es in einem Brief Leos aus Weimar, meiner Mutter wegen der eröffneten Kammergerichtsstelle in Wezlar, und meiner vorgeschlagenen Bewerbung um dieselbe . Ich bin nicht dafür, und zwar (…) habe ich lange nicht die zu dieser Stelle erforderlichen juristischen Kentnisse, werde sie auch schwerlich erlangen, strebe auch gar nicht danach, da ich diese Carrière überhaupt nicht als mein Non plus ultra ansehe. (…) Das nehmliche gilt vom Reichshofrath, doch stehn dort andre Carrièren offen.46

Leo von Seckendorf war zu diesem Zeitpunkt, im Sommer 1800, unbesoldeter Regierungsassessor am Weimarer Hof mit eher trügerischen Aussichten auf eine bezahlte Stelle. Andererseits würde jetzt ein Wechsel ans Reichskammergericht, der wenige Jahre zuvor noch wegen der drohenden Besetzung Wetzlars durch die Franzosen (Juli 1796), dann auch aus familiären Gründen unterblieben war, die

44 Leo von Seckendorf an Christoph Albrecht v. S., 31. Dezember 1803, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,244 (vgl. Regesten). 45 Brief vom 4. Februar 1796 (Brief Nr. 8); vgl. Goethe, FA I 14, S. 303 (Dichtung und Wahrheit, 2. Teil, 7. Buch; vgl. auch FA II.1, S. 235, 758). Zu Pütter vgl. ADB 26, S. 749–777; NDB 21, S. 1f. 46 An Christoph Albrecht von Seckendorf, 19. Juli 1800 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,169).

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literarischen Pläne durchkreuzt haben, die mit der Ankündigung eines monatlichen Taschenbuches bereits konkrete Gestalt angenommen hatten. Die vorläufige Absage an die von ihm erwartete berufliche Laufbahn wird im Brief an die Mutter nicht konkret mit literarischen Neigungen begründet; die selbstbewußten, jetzt noch eher kindlich-vorlauten Äußerungen zu einer künftigen Bestimmung zum Literaten finden sich dafür in den frühesten Briefen. Als „Leopold der Gescheide Kopf“ grüßt der gerade Achtjährige, „Ihnen immer in Poesiren überlegner Neffe“,47 den Onkel Alexander von Seckendorf von einer Reise nach London im Sommer 1785. „Nicht Solon sondern ein Sokrates, Cicero, pp will ich werden,“ hatte er ihm schon zuvor eröffnet, „denn Sokrates hat in meinen Augen mehrere Verdienste als Solon, obgleich dieser einer der 7. Weisen Griechenlands war. Sage! die Welt immer daß ich in Gesellschaft ungezogen wäre: wenn ich nur meine Bücher habe so bin ich zufrieden.“48 Zurückhaltender als dem großzügigen Onkel gegenüber gab sich Leo in den Briefen an den Vater, der schon im Herbst 1784 wieder nach England gereist war. In einem in französischer, englischer und deutscher Sprache abgefaßten Brief vom 21. Februar 1785 bedankt er sich artig für eine Beschreibung des englischen Parlaments und bittet um weitere Mitteilungen über Politik und Handel am gegenwärtigen Aufenthaltsort des Vaters. Vielleicht auf Geheiß des Hauslehrers, der ihn in Ansbach unterrichtete, zitiert und übersetzt er Alexander Popes Verse von den Gefahren des Halbwissens, nicht ohne dieser, ihm wie ins Stammbuch geschriebenen Ermahnung eine durchaus eigenwillige Interpretation hinzuzufügen: Voilà mes pensées par rapport en vers suivant: A little knowledge is a dangerous Thing, Drink deep or never taste the Castation spring. Eine geringe Kenntnis ist ein sehr gefährliches Ding, weil sich Leute, die etwas weniges verstehen, sich einbilden, viel aus richten zu können, (…). Trink tief, oder koste niemals die Kastalianische Quelle; weil solche Leute, die viel wissen, alles ausführen können; solche aber, die sich nicht auf die Gelehrsamkeit legen, können etwas anders lernen, und sich dadurch der Welt nüzlich machen.49

Neben dem Pflichtpensum, das vorwiegend Werke klassischer Autoren wie Cicero, Horaz und Ovid oder von zeitgenössischen Historikern umfaßt, darunter Edward Gibbons „History of the Decline and Fall of the Roman Empire“ (1776/88) und die

47 Nachschrift zu einem Brief der Mutter, Karoline Friederika von Seckendorf, an Alexander von Seckendorf, 2. August 1785 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,476). 48 Nachschrift zu einem Brief von Karolina Friederika von Seckendorf an dens., 24. November 1784 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,475). 49 WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,15; vgl. Alexander Pope, An essay on criticism II,215–219.

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vom Josephinismus inspirierte „Geschichte der Deutschen“ (1778/93) des Würzburgers Michael Ignaz Schmidt, neben Geographie und Naturgeschichte entsprechen die eigentlichen Lektürevorlieben dem gängigen Zeitgeschmack. Schon der Siebenjährige prahlt dem Onkel gegenüber mit seiner Kenntnis eines Gottsched, Klopstock oder Wieland, dafür erhält er von der Mutter die „Veillées au Chateau ou Cours de Morale à l’usage des Enfans“ (1784), eine Sammlung von Beispielserzählungen der in ihren Erziehungsgrundsätzen von Rousseau beeinflußten Madame de Genlis. Und dem Vater muß er schließlich gestehen, wiederum aufgefordert vom unnachsichtigen Hofmeister, daß „jeder lumpichte Roman von der Insel Felsenburg bis zum Amadis des Gaules mehr Reiz und Anzüglichkeit für meine Neugierde gehabt hätte, als der heilsamste und lehrreichste Brief von dem zärtlichsten und besten aller Väter“.50 Dessen Karriere im Ansbachischen endete, allen Verdiensten um die Konsolidierung der Staatsfinanzen zum Trotz, bereits ein Jahr nach seiner Ernennung zum wirklichen Geheimen Rat und Minister im Oktober 1786. Im selben Jahr war Lady Elizabeth Craven, die Mätresse des Markgrafen in Ansbach eingetroffen, um alsbald gegen den Widerstand führender Minister zunehmend Einfluß auf die Regierungsgeschäfte zu nehmen. Letztlich trug die weltgewandte Französin zur völligen Entfremdung Alexanders von seinem Land bei, die in dessen Vorliebe für die französische Sprache und Kultur bereits angelegt war und schließlich, nach dem Tod der Gemahlin Friederike Karoline, zur Abdankung im Dezember 1791 und der Übersiedlung, gemeinsam mit der kurz zuvor angetrauten Lady Craven, nach England führte. Dem vorausgegangen waren die Entlassung und Rücktritte der leitenden Staatsdiener, darunter Christoph Albrechts, der im November 1787 seinen Abschied nahm, immerhin gegen eine hohe Abfindung.51 Schlimmer erging es einem anderen mutmaßlichen Opfer der Lady, wovon ein Jugendfreund Leos, wahrscheinlich Ernst von Imhoff, diesem noch einige Zeit später, im Mai

50 An Christoph Albrecht von Seckendorf, 27. Februar 1786 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,29); die Mitteilungen zur Lektüre in Briefen an den Vater vom 4. März und 21. April 1785 und im Brief Alexanders von Seckendorf an Leo vom 25. September 1782 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,16, 736,20 und 736,470). 51 Vgl. Schuhmann, Ausklang, S. 108f.; Hans-Otto Keunecke, Markgraf Alexander von AnsbachBayreuth, in: Ausstellung Erlangen, S. 39–88, hier: S. 60–62; ADB 54, S. 292–294, hier: S. 293. Die Darstellung der Lady Craven in ihren Memoiren, Seckendorf habe wegen der Veruntreuung „nahmhafte Summen, die in den Staatsschatz fließen sollten“ und von ihm zuvor in England „für die nach Amerika gesendeten anspachischen Truppen“ erhoben worden waren, seinen Dienst quittieren müssen, ist als verspäteter Racheakt der in Ansbach unbeliebten Favoritin Alexanders anzusehen (vgl. Denkwürdigkeiten der Markgräfin von Anspach. In zwei Bänden. Aus einer englischen Handschrift übersetzt, Stuttgart/Tübingen 1826, hier: Bd. 1, S. 279–281, Zitat S. 279; vgl. auch Anm. 39).

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1790, berichtete. Der in Ansbach lebende Max von Knebel, der in den von der Craven initiierten adeligen Liebhaberaufführungen mitwirkte, hatte sich „erschossen, warum? weis man noch nicht, man sagt aber allgemein, er wäre in die Ungnade des Markgrafen gefallen, und hätte aus Verzweifelung diesen traurigen Schritt gethan. (…) O Ansbach, abscheulicher Ort, wo man nichts als traurige Nachrichten hört.“52 Karl Ludwig von Knebel, Goethes „Urfreund“, schildert den Hergang der Verzweiflungstat seines jüngeren Bruders in den aus dem Nachlaß herausgegebenen Skizzen zu einer Autobiographie, wobei er sich über die Ursachen für das tragische Ereignis in Andeutungen ergeht, die ebenfalls ein gespanntes Verhältnis des ursprünglichen Favoriten des Markgrafen zu dessen Gefährtin, Lady Craven, nahelegen.53 Christoph Albrechts Rückzug ins Privatleben, auf das Familiengut Wonfurt, war nur von kurzer Dauer; bereits im April 1788 wurde er von Herzog Karl Eugen zum Gesandten Württembergs nach Regensburg berufen. Hier in der Stadt des Immerwährenden Reichstages führte der Vater ein gastliches Haus, das sich „zusehends mit Kunst- und Bücherschätzen“ füllte und „bald als Treffpunkt aller literarischen und künstlerischen Talente der Regensburger Gesellschaft“54 galt. Entsprechend schwärmte die Schriftstellerin Julie von Bechtolsheim, eine Freundin Wielands, nach der Rückkehr von einer Reise nach Süddeutschland von den „dortigen größten Köpfe“, zu denen sie einen „Seckendorf von Regensburg (Bruder des Siegmunds)“ zählte, „ein Mann von außerordentlichen feinen satirischen originellen Verstand“.55 Am Reichstag stach Seckendorf „als liberaler und kritischer Gesandter mit einem freimütigen Urteil hervor. Mehrfach wurde er vom

52 Ernst von Imhoff (?) an Leo von Seckendorf, 8. Mai 1790 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,459). Der irrtümlich auf den 8. Mai 1789 datierte Brief ist – unvollständig und ohne Identifikation des Verfassers – gedruckt bei Scheidel 1885, S. 8; die Verfasserschaft Ernst v. Imhoffs ergibt sich aus einer Tagebucheintragung Luise von Göchhausens, die auf der Rückreise von Italien im Juni 1790 in Bayreuth Station machte: „Es kam der Herr v. Imhoff, Bergamtmann, mit seiner Frau, und Tochter und den Ernst Imhoff zur Herzogin (Anna Amalia), es wurde viel von dessen Veränderungen in Ansbach gesprochen“ (16. Juni 1790, zitiert nach: Goethes Leben von Tag zu Tag. Eine dokumentarische Chronik von Robert Steiger, Bd. 3, Zürich/Mannheim 1984, S. 92). 53 K. L. von Knebel’s literarischer Nachlaß und Briefwechsel, hg. v. K. A. Varnhagen von Ense und Th. Mundt, 1. Bd., Leipzig 1840, S. XLII–XLVIII; vgl. auch Knebel an Herder, 12. Mai 1790, in: Heinrich Düntzer/Friedrich Gottfried Herder (Hg.), Briefe von und an Herder, 3. Bd., Leipzig 1862, S. 60. Weitere zeitgenössische Mitteilungen in den Memoiren Hippolyte Clairons, zwischen 1770 und 1787 Vorgängerin der Lady Craven und „Philosophin des Markgrafen“ (nach einem Bonmot Voltaires; vgl. Gier, S. 29f.): H. C., Betrachtungen über sich selbst und über die dramatische Kunst, 2 Bde., Zürich 1798/99. 54 Burgdorf, Weltbild, S. 77. 55 An Wieland, 2./18. Juni 1794, in: Wielands Briefwechsel 12.1, S. 224.

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Stuttgarter Hof für seine politischen Räsonnements gerügt, man griff dort jedoch auch Vorschläge des reform- und initiativfreudigen Diplomaten auf. Wiederholt prangerte er die in seinen Augen eigennützige Politik der deutschen Großmächte, insbesondere Österreichs, an und verwies auf das Gesamtinteresse des Reiches und die Vorgaben der Reichsverfassung.“56 Nach der Übersiedlung der Familie besuchte Leo das Gymnasium Poeticum, die renommierte evangelische Schule der Stadt, die bei den hier lebenden Adelsund Gesandtschaftsfamilien hohes Ansehen genoß. Es ist anzunehmen, daß der junge Seckendorf hier bereits verschiedene, über die Schulzeit hinausreichende Freundschaften schloß, etwa mit den Söhnen der Gesandten von Kursachsen und Kurbraunschweig-Hannover, Peter Friedrich Graf von Hohenthal und Ludwig von Ompteda, die gemeinsam mit dem Vater eine Partei am Reichstag bildeten, oder mit Emerich Jakob Aurnhammer, der später zahlreiche Gedichte zu den Regensburger Musenalmanachen der Jahre 1807/08 beitrug. Die Regensburger Poetenschule, 1505 in humanistisch-bürgerlichem Geist gegründet, entsprach dem Typ des „Gymnasium illustre“ oder „Gymnasium academicum“, einer Lehranstalt, die im Zuge der Reformation nach dem Vorbild sächsischer Fürstenschulen vielfach auch im Fränkischen eingerichtet wurde und deren anspruchsvolles Bildungsprogramm näher an das Niveau einer Universität heranreichte als heutige Gymnasien. Die Lehrer an der seit 1536/37 reichsstädtischen Schule wurden vom Rat der Stadt eingestellt, Rektor war seit 1776 Johann Philipp Ostertag (1734–1801), der ein „größeres Gewicht auf die Sacherklärung“ und „mehr auf ein rationelles Verständniß (drang), als das früher geschehen war“,57 ohne dabei den klassischen Bildungs- und Lektürekanon zu vernachlässigen. Von ihm mag Seckendorf die Anregung zu seinen Übersetzungen erhalten haben, die sich in der ersten Weimarer Publikation, einer bei den Gebrüdern Gädicke erschienenen Blütenlese klassischer Autoren, niederschlug. Aber auch der Einfluß auf die „weltanschauliche“ Grundeinstellung des Schülers dürfte nicht zu unterschätzen sein. So heißt es in Seckendorfs

56 Burgdorf, ebd.; vgl. auch Obser, Politische Correspondenz, S. XXV. Der Ruf an die württembergische Gesandtschaft erfolgte während oder kurz nach einem Aufenthalt in Weimar, aus dem eine Brieffreundschaft Christoph Albrechts mit Sophie von Schardt erwuchs, vgl. Obser, Schardt-Briefe, S. 69 und pass. 57 Kleinstäuber, S. 43; zum folgenden vgl. ebd., pass.; zur Geschichte der Schule von der Gründung bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vgl. Walter Fürnrohr, Das Regensburger Gymnasium Poeticum, in: Handbuch der Geschichte des bayerischen Bildungswesens, 1. Bd.: Geschichte der Schule in Bayern. Von den Anfängen bis 1800, in Verb. mit Gernot Breitschuh u.a. hg. v. Max Liedtke, Bad Heilbrunn/Obb. 1991, S. 456–465; Kraus, Bürgerlicher Geist, S. 353f.; Laetitia Boehm, Hochschulwesen, in: Spindler, Handbuch III.1, S. 648.

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im Januar 1802 im „Teutschen Merkur“ gedruckten Nekrolog auf den verehrten Lehrer: O s t e r t ags Verdienste als klassischer Filolog sind bekannt. Er veranstaltete gemeinschaftlich mit B e rgs t r ä ß e r n die seit zwanzig Jahren bei Herrmann in Frankfurt erschienene Sammlung von Uebersetzungen römischer Prosaiker. (…) Unter den römischen Dichtern liebte er vorzüglich den Horaz, Juvenal und Lukan. Den ersten las und erläuterte er jährlich mit seinen Zöglingen. Am Juvenal achtete er besonders den ernsten, strengen Ton seiner Tugend, und den freien Sinn des Republikaners am verderbtesten Hofe.58

Vor seiner Regensburger Zeit hatte sich der aus dem hessischen Idstein stammende Ostertag als Rektor des Gymnasiums in Weilburg einen Namen gemacht. Als er dort 1761 sein Rektorat antrat, ersetzte er die von seinem pietistisch geprägten Vorgänger eingeführten „Erbau- und Erweckungsstunden zu tätigem Christsein“ durch die Fächer Deutsch und Mathematik und übernahm selbst den Griechischunterricht für die Schüler der höheren Klassen. Den aufklärerisch-philanthropistischen Ansatz seiner Pädagogik bezeugen die von ihm in Weilburg eingeführten gedruckten Schulprogramme, in denen er das Erziehungswesen als öffentliche Aufgabe beschrieb und dabei in Anlehnung an Basedow besonders die schulische Ausbildung „der untersten Klasse des Staats“ anmahnte.59 Neben einer universalen Bildung, die sich in der enormen Bandbreite seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen widerspiegelt, war die von Seckendorf in seinem Nachruf gewürdigte religiöse Toleranz ein „Hauptzug seines schönen Charakters“,60 wurden doch während Ostertags Rektorat an dem evangelischen Gymnasium auch katholische Schüler aufgenommen. Nach dem Tod des verehrten Lehrers entwarf Seckendorf, gemeinsam mit führenden Persönlichkeiten des Regensburger kulturellen Lebens, den allerdings erst Jahre später realisierten Plan einer Herausgabe der „kleinen Schriften“ des vielseitigen Gelehrten.

58 Nekrolog Johann Filipp Ostertag, in: Neuer Teutscher Merkur, 1. Stück, Januar 1802, S. 38–46, hier: S. 39f.; die gemeinsam mit dem Leiter des Hanauer Lyceums Johann Andreas Benignus Bergsträßer (1732–1812) hg. „Sammlung der neuesten Übersetzungen der Römischen Prosaiker mit erläuternden Anmerkungen“ erschien ab 1781. 59 Einige fromme der öffentlichen Erziehung heilige Wünsche (…) zu dem den 23. Julius 1771. zu feyrenden Examen des Weilburgischen Gymnasiums (…) einladet Johann Philipp Ostertag, Wetzlar o.J., S. 5. Zu Ostertag vgl. Kurt Weber, Die Lehrkräfte am Gymnasium zu Weilburg 1540–1975. Eine Sammlung biographischer und genealogischer Daten, 1. Tl., Wetzlar 1993, S. 93f.; Schmid, Regensburg 2, S. 932; Wende 1803, S. 338, sowie unten zur Entstehung von Seckendorfs Regensburger Musenalmanach. 60 Nekrolog, S. 41. Zur Auswahl aus den kleinen Schriften des verstorbenen Professors und Rektors am Gymnasium zu Regensburg, Johann Filipp Ostertag (…), Sulzbach 1810, vgl. ebd., S. 44–46, und Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802 (Brief Nr. 117).

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Auf dem Lehrplan des Gymnasium Poeticum stand ab der vierten Klasse der Unterricht in Theorie und Literatur der schönen Redekünste nach Johann Joachim Eschenburgs Lehrbuch (Entwurf einer Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, 1783), dem sich rhetorische und poetische Versuche anschlossen. Ein seit dem 17. Jahrhundert für Regensburg bezeugter Brauch waren die Valediktions- bzw. Abschiedsreden in deutscher oder lateinischer Sprache. Schon bevor sich Leo an dieser für die Absolventen obligatorischen Übung beteiligte, hatte der Fünfzehnjährige mit dem Druck einer „auf dem kleinen Hörsaal des Regensburgischen Gimnasiums den 8ten April 1791. gehaltenen Rede“ sein „erste Auftreten in der litterarischen Welt“.61 In der kleinen Abhandlung „Das Schrekliche und Niederträchtige des Negersklavenhandels“, entstanden wenige Monate vor dem Sklavenaufstand in Haiti, greift Seckendorf das zu dieser Zeit in den Journalen vieldiskutierte Thema mit spürbarem Engagement auf, das jedoch von überaus pathetischer Anklagerhetorik überwuchert zu werden droht. An die drastische Darstellung von Unterjochung und Menschenraub schließt sich zuletzt die Hoffnung an auf eine von den revolutionären Ereignissen in Frankreich getragene Veränderung in einer Gegenwart, „da der Ruf der wohltätigen Freiheit an den Ufern der Seine wiederhallt, und die Menschen zu fülen anfangen, daß alle Brüder sind!“62 Die ein Jahr darauf gehaltene, ebenfalls im Druck erschienene Abitursrede „Die Freuden des Wiedersehens der Freunde nach dem Tode“ (Regensburg 1792) steht in der Tradition tränenseliger Empfindsamkeit und läßt eine ausgeprägte Vorliebe für das Werk Klopstocks erkennen, aus dessen Fanny-Ode ausgiebig zitiert wird.63

3 Die Revolution ins Stammbuch geschrieben – Das Studium 1792–1798 3.1 Tübingen 1792 Für die nun beginnende akademische Laufbahn, die, wie beim Vater, in eine diplomatische an einem der europäischen Höfe einmünden sollte, waren die nächsten Schritte vorgegeben. Die Wahl Tübingens als erstem Studienort ergab sich

61 Seckendorf, Negersklavenhandel (vgl. Schriftenverzeichnis); das Zitat S. 2; zu den Valediktionen vgl. Kleinstäuber, S. 48, 140. 62 Negersklavenhandel, S. 12. 63 Seckendorf, Die Freuden des Wiedersehens (vgl. Schriftenverzeichnis), S. 9, v. 186–188: „dan wird ein Tag sein (…)“ (vgl. Klopstock, An Fanny, v. 21–24).

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aus der beruflichen Stellung des Vaters als Gesandter Württembergs; zugleich wurde schon der Plan erörtert, Leo alsbald auch nach Stuttgart zu schicken. An Empfehlungen für eine entsprechende Karriere sollte es nicht fehlen. Auf der Reise nach Tübingen hatte der angehende Student mit dem Prinzen Friedrich von Württemberg sprechen können, wohl die erste Begegnung mit seinem späteren Dienstherrn.64 Und aus dem Folgejahr existiert sogar ein Briefentwurf an die Königin von England, in dem Christoph Albrecht die geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz und spätere Schwiegermutter des württembergischen Königs an den Besuch der Familie in London in den achtziger Jahren erinnert und sie darum bittet, auch den Gatten, George III., gelegentlich auf den studierenden Sohn hinzuweisen.65 In einem zeitgenössischen „Ranking“ wäre die Tübinger Universität sicher nicht auf einem der vordersten Plätze zu finden gewesen. Die wirtschaftliche Situation der 1477 gegründeten Universität war seit jeher angespannt, die Zahl der Studenten blieb im Vergleich mit anderen Hochschulen niedrig. Selbst eine finanzielle Besserstellung durch Herzog Karl Eugen zum 300jährigen Jubiläum brachte keinen nennenswerten Zuwachs an namhaften Lehrern aus dem Ausland, was sie für auswärtige Studenten wenig attraktiv erscheinen ließ. „Es thut mir leid daß ich deinen Vorschlag nicht annehmen kann nach Tübingen zu kommen“, schreibt Ernst Adolf Heinrich von Wechmar im Juni 1792 aus Erlangen an Leo von Seckendorf, „aber da ich doch in den Preußischen Staaten versorgt zu werden wünschte, so muß ich nothwendig 2 Jahre auf eine Preußische Universität zubringen. Dazu ist Erlang die beste und gelegenste. Ich glaube schwerlich dass die Stellen in Tübingen so gut wie hier besezt sind“.66 Das vom Jugendfreund angesprochene Prinzip der Territorialisierung der Hochschulausbildung, das sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts allgemein durchgesetzt hatte, war auch in Württemberg nach einem herzoglichen Generalreskript von 1744 vorangetrieben worden und leistete der Provinzialisierung Vorschub. Es bedeutete, daß Bewerber für ein öffentliches Amt an der Hochschule des Landes studiert haben sollten, um sich dort am Ende einer Art Staatsexamen zu unterziehen. Als autonome Körperschaft mit eigener Gerichtsbarkeit und privilegierter Stellung gegenüber den Bürgern der Stadt blieb die Universität bei der Besetzung der Lehrstühle schließlich doch der Verfügungsgewalt des Herzogs unterworfen.

64 Mitteilung im Brief an den Vater vom 4. Mai 1792, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,44 (vgl. Regesten). 65 Briefentwurf vom 5. Oktober 1793, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,105. 66 27. Juni 1792, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,484; zum folgenden vgl. Wandel, Democratismus, S. 5–17.

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Ende April 1792 trifft Leo von Seckendorf in Tübingen ein und findet, wiederum vom Vater in die Wege geleitet, Unterkommen beim Professor der Rechte Christian Theophil (von) Gmelin. Unter dessen Prorektorat verzeichnet ihn die Matrikel der Universität: „Franciscus Carolus Leopoldus de Sekendorf Onoldinus aetas 16 annos iura, p.: Herzogl. Würtembergischer Staatsminister u. Comitialgesander wohnhaft in Regensburg“.67 Gmelin, Angehöriger einer der Gelehrten-Dynastien der Stadt und seit 1780 Professor in Tübingen, soll zugleich ein Auge auf die finanziellen Verhältnisse des jungen Mannes haben, was sich schon bald als bitter nötig erweisen wird. Passenderweise trägt eine seiner Schriften den Titel „Die Lehre vom materiellen Concurs der Gläubiger“ (Erlangen 1775), zu denen er, da Leo sich fortgesetzt den verschiedensten Vergnügungen hingibt, schließlich auch selbst gehört. Den Mitteilungen des Hofrats zufolge legt der Student jedenfalls wenig Neigung für die juristischen Lektionen an den Tag, frönt stattdessen der Romanleserei und umgibt sich mit zweifelhaften Personen.68 Als Zeugnis für eine revolutionäre Stimmung unter den Tübinger Studenten in diesem Sommer 1792 taugt die Korrespondenz des jungen Bohemien nur bedingt. Während Hölderlin zur selben „Zeit, die von Tag zu Tag interessanter wird“ (Isaac von Sinclair), die Erwartung äußert, es werde „sich bald entscheiden zwischen Frankreich und den Oestreichern“, und seine Schwester Heinrike auffordert, „für die Franzosen, die Verfechter der menschlichen Rechte“ zu beten,69 und Sinclair, der allerdings erst gut einen Monat nach Seckendorfs Abreise in Tübingen eintrifft, an den Freund Franz Josef Jung schreibt, man müsse „nur noch die Zeit erwarten, wo die französische Konstitution auf festem Grund stehet und ihre wohlthätigen Folgen auch andern Völkern in die Augen wachsen“,70 muß sich Seckendorf für seine Schulden bei Buchhändlern und Perückenmachern rechtfertigen. Nicht zuletzt aus dieser Erfahrung heraus wird der Vater denn auch, als im Jahr darauf Sachsen Weimar und Preußen am Regensburger Reichstag für eine Art Berufsverbot für Angehörige studentischer Orden plädieren, einen gemäßigten Standpunkt vertreten und vielmehr die polizeilich geduldete „wucherliche Behandlung“ der Studenten durch die Einwohner als Hauptübel benennen und

67 Die Matrikeln der Universität Tübingen, Bd. 3: 1710–1817, bearb. v. Albert Bück u. Wilhelm Wille, hg. in Verb. mit der Württembergischen Kommission für Landesgeschichte von der Universität Tübingen, Tübingen 1953, S. 356, Nr. 38873. „Onoldinus“ ist die latinisierte Form von „Onolzbach“, des alten Namens von Ansbach. 68 Vgl. die Briefe Gmelins an Christian Albrecht von Seckendorf, 18. Juni, 17. Juli, 9., 14. und 24. August 1792, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,67.69.71–73; zu Gmelin vgl. Ersch/Gruber 70, S. 391f. 69 Brief vom 19. oder 20. Juni 1792, StA 6.1, S. 77. 70 15. Juli 1792, in: Dirnfellner, Sinclair, S. 95f.

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die Auffassung vertreten, „daß eher Studenten, die Kommilitonen zum Bummeln und Prassen verleiteten, die Relegation, und Professoren, die häufig mit ihren Lektionen aussetzten, das Consilium abeundi verdienten, als Verbindungen, die doch oft auch ihren Nutzen hätten“.71 Immerhin war Leo von Seckendorf in studentische Händel involviert und kam, wenn auch vielleicht nur indirekt, mit studentischen Orden in Berührung. Während einer Auseinandersetzung zwischen zwei feindlichen Lagern im Sommer 1792 gehörte er der Partei des drei Jahre älteren Theologiestudenten Immanuel Joseph Treffz an, dem Verbindungen zu dem in Jena aktiven Amicisten-Orden nachgesagt wurden und dessen Geschwister sich im Umfeld der Mainzer Clubisten bewegten.72 Zum Bekannten- oder Freundeskreis Seckendorfs gehörten außerdem Stipendiaten aus der Grafschaft Montbéliard (Mömpelgard), einer der wenigen linksrheinischen Besitzungen des Herzogtums Württemberg, die die radikalen Freiheitsideen aus ihrer französischen Heimat mitbrachten, vorderhand aber vor allem durch schlechtes Benehmen, Lärmen und Raufhändel, auch mit den Stadtbürgern, auf sich aufmerksam machten. Berühmt geworden ist jene häufig zitierte Passage aus Leos Brief vom 16. Mai 1792, in dem der junge Student dem Vater von einem Besuch des Herzogs Karl Eugen im Stift berichtet, bei dem dieser einige Stipendiaten wegen ihres „liederlichen“ Aufzugs zum Friseur schickt und zwei Mömpelgarder, die statt zur Visite zu erscheinen, rauchend auf ihrem Zimmer hocken, kurzerhand aus dem Fenster wirft „mit der Erklärung, daß sie lägen, wo sie hingehörten.“73 Über das Ausmaß der Revolutionsbegeisterung unter Stiftsangehörigen und Studenten zu dieser Zeit ergeben die vorhandenen Zeugnisse ein widersprüchliches Bild, in das die Revolutionsrhetorik der Stammbucheinträge ebenso paßt wie die abwiegelnde Haltung der Professoren oder die nach wie vor umstrittene Erzählung von der Errichtung eines Freiheitsbaumes im Juli 1793. Auffällig ist zwar die Zunahme der gegen die Mömpelgarder verhängten „Caritionen“ im Sommer des Vorjahres, die Strafe bestand in der Streichung des wöchentlichen Weingeldes. Einige von ihnen sollen auch Kontakte zum französischen General Custine aufgenommen haben, der im Oktober 1792, einen Monat nach Seckendorfs Abschied von Tübingen, mit seinen Truppen Mainz eroberte.74 Andererseits verwahrte sich die

71 Aus Berichten C. A. v. Seckendorfs für den Reichstag vom 24. April 1793 und Januar 1795, zit. nach Wandel, Democratismus, S. 67 und 92. 72 Vgl. ebd., S. 49–52. 73 Vgl. Brief Nr. 1; zu den Mömpelgarder Stipendiaten vgl. Martin Brecht, Hölderlin und das Tübinger Stift 1788–1793, in: Hölderlin-Jahrbuch 18, 1973/74, S. 20–48, hier: S. 23; Bertaux, S. 51f.; Leube, S. 73f., 95f., 117; Schmidgall, Hiller, S. 41; Wandel, Democratismus, a.a.O. 74 Vgl. Schmidgall, Hiller, S. 42 (nach: Alexander Kaufmann, Bilder aus dem Tübinger Leben zu Ende des vorigen Jahrhunderts. Aus dem literarischen Nachlaß Philipp Josephs von Rehfues, in:

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Stiftsleitung gegen Vorwürfe einer Überhandnahme demokratischer Gesinnungen. Eine Untersuchung, die Karl Eugen noch kurz vor seinem Tod im Oktober 1793 angeordnet hatte, brachte ebensowenig ein konkretes Ergebnis wie die Überprüfung des sogenannten „Unsinnskollegiums“, dem vermutlich Hegel, Hölderlin und Schelling angehörten und dessen Ziel es gewesen sein soll, „die Freyheit und Gleichheit im Land wie bey den Franzosen einzuführen, die Abgaben theils abzuschaffen, theils zu erleichtern und eine andere RegierungsForm vorzunehmen“.75 Eine Lektion der Kommilitonen von Montbéliard deutet immerhin in diese Richtung; ob sie für Leos Angewohnheit, bei der Unterschrift unter seine Briefe meist die adelige Herkunft zu verschleiern, mitverantwortlich gemacht werden kann, muß natürlich dahingestellt bleiben. Am 12. September hatte ihm Georges Frédéric Fallot ins Stammbuch geschrieben, „La meilleure leçon que j’ai à te donner, c’est de ne plus être aristocrate“, auf einem weiteren Blatt Georges Louis Bernard die Losung „Egalité“ hinzugefügt.76 Mit ähnlich markigen Worten – „mort ou liberté“ – hatten die beiden Theologiestudenten auch die Stammbücher Hegels und Hillers versehen, Hölderlins Eintrag, vermutlich vom selben Tag, bestand in einer Strophe aus seiner „Hymne an die Menschheit“.77 Wie eng Seckendorfs Beziehung zu dem fast sechs Jahre älteren Hölderlin während seines kurzen Tübinger Aufenthalts war, läßt sich mangels weiterer überlieferter Zeugnisse nicht sagen. Beide hörten in diesem Sommersemester 1792 bei dem Moraltheologen Johann Friedrich Flatt, der in den Jahren zuvor als erster an der Tübinger Universität über Kant gelesen hatte. Darüber hinaus hörte Seckendorf die Institutionen bei dem von Sinclair so geschätzten Carl Christoph

Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte N. F. 3, 1874, S. 99–120). Vgl. auch Uwe Jens Wandel, Hort der Anarchie, in: „… helfen zu graben den Brunnen des Lebens“. Historische Jubiläumsausstellung des Universitätsarchivs Tübingen, bearb. v. U. J. Wandel u.a., Tübingen 1977, S. 150–168, bes. S. 154–163. 75 Bericht des Geheimrats Ludwig Eberhard Fischer, zit. nach Wandel, Democratismus, S. 57. Zum „Unsinnskollegium“ vgl. Wilhelm G. Jacobs, Zwischen Revolution und Orthodoxie? Schelling und seine Freunde im Stift und an der Universität Tübingen. Texte und Untersuchungen, Stuttgart-Bad Cannstatt 1989 (Spekulation und Erfahrung. Texte und Untersuchungen zum Deutschen Idealismus. Abt. II/12), bes. S. 33ff.; Leube, S. 119. 76 Faksimile des Blattes in: Hölderlin, Frankfurter Ausgabe 1, S. 561. 77 Faksimile ebd., S. 560; vgl. auch Briefe von und an Hegel, hg. v. Johannes Hoffmeister, Bd. 4.1: Dokumente und Materialien zur Biographie, hg. v. Friedhelm Nicolin, Hamburg 1977, S. 135 und 154; Schmidgall, Hiller, S. 41 (Stammbucheinträge von Fallot und Bernard). Zu den Stammbucheinträgen vgl. StA 2.2, S. 966f.; 7.1, S. 431f., mit dem Hinweis, daß die Eintragungen in Seckendorfs Stammbuch „im Monat der September-Morde an den Aristokraten in Paris“ erfolgten; siehe auch Adolf Beck, Aus der Umwelt des jungen Hölderlin. Stamm- und Tagebucheinträge, in: Hölderlin-Jahrbuch 1947, S. 18–46, hier: S. 41–44.

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Hofacker, der nach dessen Mitteilung „lebhaft“78 für die revolutionären Ereignisse in Frankreich eingenommen gewesen war, und überhaupt hätte der im MaiBrief an den Vater aufgelistete, ein ernsthaftes Interesse am Studium signalisierende Vorlesungskatalog zu einigen Hoffnungen Anlaß geben können. Die erwähnten Stammbuchblätter waren indes Bestandteil einer Abschiedszeremonie, da Seckendorf die Eberhardina schon nach einem Semester wieder verlassen mußte. Bereits Anfang September schickte der Vater, der Schuldenmacherei des Sohnes überdrüssig, Johann Wilhelm Grosgebauer nach Tübingen, um Leo abzuholen. Die 500 Gulden, die Christoph Albrecht dem Hofmeister mitgab, sollten sicher nicht allein der Bestreitung der Reisekosten dienen.79

3.2 Jena 1792–1794 In den nächsten beiden Jahren, bis zum Herbst 1794, setzte Leo das anfangs so ungeliebte Jurastudium in Jena fort. Angesichts der in den pflichteifrigen Berichten an den Vater fast beiläufig aufgezählten, schon seinerzeit klangvollen Namen führender Vertreter der Rechtswissenschaft, Philosophie und Ästhetik wirkt der übergangslos rasch, schon im Oktober 1792 vollzogene Wechsel kaum wie eine Bestrafung für die in Tübingen vorausgegangene Bummelei. Unter den deutschen Universitäten hatte Jena in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts nach Göttingen und Halle die größte Juristenfakultät mit durchschnittlich etwa 280 Studenten pro Semester; durch die 1785 von Gottlieb Hufeland und Christian Gottfried Schütz gegründete „Allgemeine Literatur-Zeitung“ und Professoren wie Karl Leonhard Reinhold und Karl Christian Erhard Schmid wurde es „beinah mehr als Königsberg selbst Hauptsitz, namentlich aber Seminar des Kantianismus“.80 Reinhold war allerdings schon im Aufbruch nach Kiel begriffen, an seine Stelle sollte im Mai 1794 Fichte treten, „un jeune Suisse qui s’est fait connaître après avantageusement par la Kritik aller Offenbarung und die Beiträge zur Berichtigung der Bemerkungen über die französische Revoluzion“.81

78 Sinclair an Jung, 16. Mai 1793, in: Dirnfellner, Sinclair, S. 105; Hofacker war kurz zuvor verstorben. 79 Vgl. Christoph Albrecht von Seckendorf an Grosgebauer, 5. September 1792, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,78. 80 Johann Eduard Erdmann, Philosophie der Neuzeit. Der deutsche Idealismus. Geschichte der Philosophie VI, Reinbek bei Hamburg 1971 (Rowohlts deutsche Enzyklopädie 364), S. 31. 81 Leo von Seckendorf an den Vater, 6. Juni 1794, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,109. Ob Seckendorf Fichtes im Sommersemester 1794 gehaltene Vorlesung „Über die Bestimmung der

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Die in den Briefen mitgeteilten Lektionskataloge, deren Zusammenstellung der Genehmigung des Vaters bedurften, decken ein breites Fächerspektrum ab, ganz im Sinne einer umfassenden, propädeutisch ausgerichteten „studia humanitatis“, wie sie in einer 1786 für die philosophische Fakultät verbindlichen Anweisung beschrieben wurden. „Rechtswissenschaftliche Themen wurden relativ häufig, aber meist unter philosophischen Gesichtspunkten gelehrt“.82 Gegenüber den philosophisch-abstrakten Rechtslehrern scheint sich Seckendorf gleichwohl eine gewisse Zurückhaltung auferlegt und sein Studium stärker zur Einübung in die juristische Praxis genutzt zu haben, wie sie vor allem in Göttingen von Pütter propagiert wurde. Nach dem „Précis du droit des Gens moderne de l’Europe“ (Göttingen 1785/89), dem Standardwerk von dessen Schüler Georg Friedrich von Martens, der ebensowenig als „philosophischer Jurist“ galt,83 hört er europäisches Völkerrecht bei Friedrich Ernst Karl Mereau, dem Ehemann der Dichterin Sophie Mereau. Hinzu kommen Einführungen in die Pandekten und Institutionen, Anthropologie und forensische Medizin bei Justus Christian Loder oder Rechtsgeschichte bei Gottlieb Hufeland, der allerdings wiederum von Kant beeinflußt war. Ganz entziehen konnte sich Seckendorf dem Zeitgeist und den „drei Matadors Reinhold, Schmid, und Fichte“84 also nicht. Denn „seitdem Reinhold anfieng, hier Celebrität zu bekommen“, so schreibt er in einem seiner letzten Briefe aus Jena, sei es „hier unter den Studenten Mode geworden, dass sie immer ums dritte Wort die kantische Philosophie im Munde führen.“ Und so wie einer ganz frisch von der Schule kam, so lief er in Reinholds Logik. Ich selbst that dies auch im ersthalben Jahre meines Hierseins, und Reinhold sagte mir in der Folge selbst: ‚Wenn ich Ihnen hätte rathen sollen, so hätten Sie erst alle meine übrigen Kollegien vorher, und die Logik zulezt gehört.‘ Auch gestehe ich offenherzig, dass ich, wie hundert andre, die eben dies thaten, von Reinholds Logik nichts begriffen habe.

Allgemeine Literaturgeschichte hörte Seckendorf bei Christian Gottfried Schütz, der in seine regelmäßig, in fast jedem Semester gehaltenen Vorlesungen auch die Poesie der „mittleren und neueren Zeit“ einbezog. Der Bericht von einer Vor-

Gelehrten“ – der Titel weicht von der Buchveröffentlichung ab – hörte, geht aus seinen Briefen nicht hervor. 82 Herz, Vorlesungen, S. 14. 83 Luigi Marino, Praeceptores Germaniae. Göttingen 1770–1820, Göttingen 1995 (Göttinger Universitätsschriften A,10), S. 240; zur Juristenausbildung vgl. auch Jan Schröder, Wissenschaftstheorie und Lehre der ‚praktischen Jurisprudenz‘ auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1979 (Ius commune, Sonderhefte 11), hier: S. 193f., 213ff. 84 Seckendorf an den Vater, 10. September 1794, vgl. Brief Nr. 5; die folgenden Zitate ebd.

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lesung über Vergils „Aeneis“ und die beim Vater eingeholte Erlaubnis für verschiedene Buchanschaffungen, Odyssee und Hymnen von Homer, Georgica, Kallimachus, Theokrits Idyllen, deuten auf Vorarbeiten für die in Weimar veröffentlichten „Blüthen griechischer Dichter“ (1800) oder aber auf bereits länger zurückliegende Pläne einer „poetische Uebersezung der Aeneide“85 oder eines „heiligepischen Gedichts“, für das Leo noch in der Gymnasialzeit bereits „einige 1000. Hexameter“86 entworfen haben will. Eigene Gedichtbeigaben zum ersten Regensburger „Musenalmanach für das Jahr 1807“, deren Entstehungsdaten im Druck mit 1789–92 angegeben werden, erinnern noch an diese von Klopstocklektüre und Griechenbegeisterung geprägte Jugendzeit. Hier in Jena versucht er aber den Verdacht des Vaters zu zerstreuen, er suche noch immer den Ruhm „dans le mérite d’être un bel esprit“87, das Versemachen falle ihm jetzt schwerer als die Lektüre juristischer Literatur. Immerhin ist er bereit, auf das von Schiller angekündigte Privatissimum über die Grundzüge der Ästhetik im Wintersemester 1792/93 zu verzichten, aber vielleicht nur deshalb, weil man dafür zwei Louisd’or zahlen müsse, ohne die Gewißheit zu haben, es bei dessen Kränklichkeit auch wirklich volle sechs Monate hören zu können. In der Tat kündigte Schiller seine Vorlesungen im Catalogus praelectionum spätestens ab 1793 immer unter dem Vorbehalt „si non obsterit valetudo“ an, und auch die ab November vor etwa 24 Hörern gehaltene Veranstaltung litt unter einem im Februar 1793 einsetzenden Krankheitsschub.88 Über Seckendorfs Zugehörigkeit zu einem studentischen Orden gibt es widersprüchliche Aussagen und Zeugnisse. Den väterlichen Vorbehalten gegenüber einer Mitgliedschaft, die wahrscheinlich mehr der Sorge um die künftige berufliche Karriere des Sohnes in diplomatischen Diensten entsprangen als echter Furcht vor konspirativen Tendenzen, begegnete Leo mit der Versicherung, er beabsichtige nicht, sich solchen Verbindungen anzuschließen, wiewohl ihnen durchaus ehrenwerte Männer angehörten. Christoph Albrechts Mahnungen sind

85 Seckendorf an Gerning, 31. März/2. April 1797 (Brief Nr. 10); vgl. auch den Brief an den Vater vom 24. Mai 1793 (Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,97); zu Schütz’ Vorlesungen in der klassischen Altertumswissenschaft zu dieser Zeit vgl. Herz, Vorlesungen, S. 44, 88; Waas, Schmid, S. 35. 86 Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807; vgl. Brief Nr. 245. Zu der von Düntzer und Scheidel (1885, S. 10) ausgehenden Vermutung, das im Goethe-Schiller-Briefwechsel im Februar 1797 erörterte Epos stamme von Seckendorf, vgl. ebd., Erl. z. St. 87 Leo von Seckendorf an seinen Vater, 24. Januar 1793, WLB Cod.hist. 4o 736,89a. 88 Vgl. Leo von Seckendorf an seinen Vater, 30. Oktober 1792 und 24. Mai 1793, WLB Cod.hist. 4o 736,83.97; Herz, Vorlesungen, S. 20f. (danach hielt Schiller ab 1792 trotz verschiedener Ankündigungen gar keine Vorlesung mehr). Vgl. auch Schiller an Körner, 6. November 1792, und an Göschen, 25. Februar 1793, NA 26, S. 170–172 und 218.

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zwar lediglich aus Leos beschwichtigenden Antwortbriefen zu erschließen, sie fallen aber genau in die Zeit, als am Regensburger Reichstag ein Antrag Sachsen Weimars über ein gemeinsames Vorgehen der protestantischen Reichsstände gegen die Studentenverbindungen beraten wurde und ein im Juni 1793 verabschiedetes Reichsgutachen schließlich auch neben der Relegation den Ausschluß der Studenten von öffentlichen Ämtern vorsah.89 Daß die Bedenken des Vaters berechtigt waren und er die charakterlichen Eigenheiten des Sohnes genau kannte, wozu neben der Schuldenmacherei ein gewisser Hang zur politischen Großsprecherei gehörte, zeigt eine etwas später mitgeteilte Beobachtung Gottlobs von Egloffstein. Der weimarische Kammerherr und Hofrat, ein entfernter Verwandter Seckendorfs, hatte schon vor Leos Ankunft in Jena für dessen Unterkunft gesorgt, ihm im benachbarten Weimar ein gastfreies Haus und familiären Anschluß geboten und verwaltete inwischen auch die neuerlich in eine bedrohliche Schieflage geratenen Finanzen seines „PflegSohn“. „Was nun dessen raisonement über die jezigen politischen Angelegenheiten betrift“, heißt es in Egloffsteins Brief vom 16. April 1794 an Christoph Albrecht von Seckendorf, so haben Ew Excellenz gewiß sehr wohl gethan, ihm mehr Zurückhaltung darinn aufzugeben: den man wird deshalb gar leicht verkant und kann einem Mann wie Leopold grosen Nachtheil bringen, wenn er gleich in vielen Dingen Recht haben mag – Meine größte Angst seinetwegen ist auch die Furcht, er spräche in Gesellschaft zu frey über gewisse Verhältniße, welche einzeln genommen von einem Man von vieler Erfahrung nicht einmal beurtheilt werden können!90

In Jena waren zu dieser Zeit fünf studentische Orden etabliert, die sich teilweise heftig befehdeten und von denen drei „fast die ganze Akademie unter sich aufteilten“.91 Johann Georg Rist, der im Frühjahr 1795, ein halbes Jahr nach Seckendorfs Abschied, nach Jena kam, zählt die „schwarzen Brüder, die Konstatisten und die Unitisten“ auf. Er selbst hatte sich, wie er in seinen „Lebenserinnerungen“ schreibt, „durch Zufall und auch weil sie die Gebildetsten unter sich zählten, (…) den Schwarzen angeschlossen“,92 bevor er schließlich von Casimir Ulrich Boeh-

89 Vgl. Seckendorfs Briefe an den Vater vom 8. Februar und 3. Juli 1793, Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,91.100; Ruiz, Jena, S. 106f. 90 Hs. Weimar, GSA 13/518. Vgl. auch Friedrich Koelles Bemerkung über Seckendorf nach dessen Inhaftierung 1805 in einem Brief an Henry Crabb Robinson: „Er hatte leider eine zu lose Zunge für unsere Zeit.“ (28. Juni 1805, Marquardt, Robinson 1, S. 309) 91 Johann Georg Rist, Lebenserinnerungen, hg. v. G. Poel, 2 Bde., Hamburg 1908, hier: Bd. 1, S. 52. 92 Ebd.; vgl. auch Geschichte der Universität Jena 1, S. 313–316; zu Konstatisten und Unitisten vgl. Georg Schuster, Die geheimen Gesellschaften, Verbindungen und Orden, 2 Bde., Leipzig 1906, Nachdruck Wiesbaden 31995, hier: 2. Bd., S. 232–234.

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lendorff in die neu gegründete literarische „Gesellschaft der freien Männer“ eingeführt wurde. Hingegen nahm der seit 1785 an der Jenaer Universität wirkende Geheimorden der schwarzen Brüder, der sich auch „Orden der Verehrer der literärischen Harmonie“ (Harmonisten-Orden) nannte, eine wesentlich längere Tradition in Anspruch. Hervorgegangen aus einer schon im 17. Jahrhundert nachweisbaren Braunschweiger Freimaurerloge hatte er sich die wissenschaftliche und sittliche Fortbildung seiner Mitglieder zum Ziel gesetzt, die sich von den rohen Auswüchsen des studentischen Lebens ebenso fernhalten sollten wie von jeglicher politischer Betätigung. So entsprach es jedenfalls dem Idealbild, das der Frankfurter Theologe Gerhard Friederich in seiner Jahrzehnte später unter dem Pseudonym „Tyrtäus“ veröffentlichten kurzen Geschichte des Bundes zeichnete. Darin führt Friederich, einer der späteren Oberen des Ordens, unter den „längst Verstorbenen, die ich als Glieder dieses Ordens auf der Akademie kannte“, neben anderen „Rebmann, v. Sinclair, Fichte, Prof. Mereau und (…) v. Seckendorff“ auf.93 Friederich hatte sich ebenfalls erst nach Seckendorfs Jenaer Studienzeit, im Oktober 1797, an der Salana eingeschrieben, lernte ihn aber offenbar nach dessen Anstellung in Weimar (1798) kennen und gehörte zu seinen Bewunderern, wie einem, allerdings ein halbes Jahrhundert später verfaßten Bericht zu entnehmen ist. Hier heißt es über den Besuch einer Aufführung von Schillers „Piccolomini“ zum Geburtstag der Herzogin am 30. Januar 1799 in Weimar: Einer der Anwesenden, der hochgebildete Freiherr von Seckendorff, der mich während meines Aufenthaltes in Jena und Weimar seiner Freundschaft würdigte, rühmte namentlich das täuschend nachgeahmte Kostüm und die überaus gelungenen Dekorationen, deren Schöpfer der kunstsinnige Meyer war, und woran Goethe so großen Anteil hatte. Sie trugen zur vorzüglichen Vollendung des Ganzen wesentlich bei.94

Die von Friederich angeführte personelle Zusammensetzung deutet nicht zwangsläufig auf eine politische Radikalisierung der schwarzen Brüder, von einer regelrechten ‚Unterwanderung‘ des Harmonisten-Ordens zu sprechen,95 erscheint angesichts der fließenden Übergänge zwischen dem poetischen Freiheitspathos jugendlicher Revolutionsbegeisterung, wie sie sich vorwiegend wieder in den

93 Der geheime Bund der schwarzen Brüder. Urquell der vorzüglichsten academischen Verbindungen. In einer Reihe verbürgter Originalurkunden mitgetheilt von Tyrtäus, Mainz 1834, S. 13f. 94 Georg Friederich, Schiller in Jena, in: Frankfurter Korrespondenzblatt 1859, Nr. 265/266, zit. nach: Seminar für deutsche Philologie in Wien, Anmerkungen zu den Briefen an Schiller (mitget. v. Jakob Minor), in: Euphorion 12, 1905, S. 735–786, hier: S. 759–762, das Zitat S. 761. Zu Friederich vgl. ADB 7, S. 389f., und die autobiographischen Angaben in Tyrtäus, Der geheime Bund, a.a.O., S. 14–19. 95 Ruiz, Jena, S. 131.

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Stammbuchblättern manifestiert, und politischer und publizistischer Agitation spekulativ. Der genannte Georg Friedrich Rebmann (1768–1824) zählt gleichwohl zu den führenden deutschen Jakobinern und Revolutionsschriftstellern. Ein persönlicher Kontakt Leos zu dem im Schloß der Freiherren von Seckendorf in Markt Sugenheim geborenen Sohn eines ansbachischen Kameralbeamten und Kassierers des Ritterkantons Steigerwald ist in jedem Fall denkbar, durch briefliche Mitteilungen oder andere Zeugnisse aber nicht belegt. Auch distanzierte sich der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Rebmann schon als junger Student der Rechtswissenschaften in Erlangen von seinen adeligen Kommilitonen. Während der Fortsetzung des Studiums in Jena, bis 1789, begann er seine umfangreiche publizistische Tätigkeit; auf eine seiner bekanntesten Zeitschriften, „Das neue graue Ungeheuer“, weist Seckendorf in seiner Göttinger Zeit mehrfach hin.96 Ein persönlicher Kontakt könnte sich dagegen mit dem pfälzischen Jakobiner Johann Franz Jacob Brechtel (1772–1799) ergeben haben, der sich im April 1793 als Student der Rechtswissenschaften in Jena einschrieb und den Isaac von Sinclair wohl zu den „jungen Männern von Geist und Herz“ zählte, die er nach seiner Ankunft in der Universitätsstadt „in einer Anzahl“ fand, „wie ich sie im Traum nicht gehofft hätte“.97 Gemeinsam mit ihm arbeitete er an einer Übersetzung von Rousseaus „Contrat social“. Wenige Monate zuvor war Brechtel während einer Reise in die Schweiz vom französischen Gesandten Theobald Bacher als Informant geworben worden, der von der politischen Stimmung in der Universitätsstadt Bericht erstatten und zugleich auf sie einwirken sollte.98 Vielleicht hatte er damit schon vor dieser Reise im studentischen Umfeld Karl Leonhard Reinholds begonnen, zu dem auch Seckendorf zählte. Der in Jena überaus beliebte Reinhold verließ die Universität im März 1794. Auf dem Weg nach Kiel wurde er begleitet von einem österreichischen Landsmann, Wilhelm Josef Kalmann, einem bereits älteren Medizinstudenten, der während seines drei Semester währenden Studiums in Jena freundschaftliche Bindungen zu Reinhold und der Familie von dessen Schwiegervater Christoph Martin Wieland angeknüpft hatte. Für sein Stammbuch, das Kalmann kurz vor der Abreise herumgehen ließ, fanden Professoren und befreundete Kommilitonen, darunter auch Brechtel, zeitgemäße Worte. Jedenfalls fehlt, so Karl Hugelmann in seiner Veröffentlichung des Stammbuchs,

96 Brief an den Vater, 14. März 1797, Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,157; zu Rebmann vgl. Hedwig Voegt, Einleitung, in: Georg Friedrich Rebmann. Werke und Briefe, 1. Bd., Berlin 1990, S. 5–52; dies., Einführung, in: G. F. R., Kosmopolitische Wanderungen durch einen Teil Deutschlands, hg. u. eingel. v.H. V., Frankfurt a. M. 1968, S. 9–27. 97 An Franz Josef Jung, 29. Juni 1794, Dirnfellner, Sinclair, S. 138; vgl. auch Sinclairs Brief an Jung vom 12. August 1794, ebd., S. 134f. 98 Vgl. Ruiz, Jena, S. 113–119.

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neben den vorwaltend philosophischen Lehrmeinungen und rein freundschaftlichen Herzensergießungen (…) auch hier das politische Element nicht ganz. Es ist bezeichnenderweise der Sohn einer Adelsfamilie, F. K. L. J. Freiherr v. Sekkendorf aus Regensburg, welcher sich von dem Freunde mit dem Satze verabschiedet: ‚Wahrheit erkennen, das Gute wollen, das Beste thun, dies adelt – und sonst nichts.‘99

Wichtiger und folgenreicher als die hier angesprochenen Kontakte, über die nichts weiter bekannt ist, wurden für Seckendorfs Biographie die in Jena geschlossenen Freundschaften mit August Herder (1776–1838), Friedrich Majer (1772–1818) und dem ungefähr gleichaltrigen Isaac von Sinclair (1775–1815). Dieser hatte, enttäuscht von der eher schwach ausgeprägten revolutionären Stimmung am Stift, Tübingen im Frühjahr 1794 verlassen und war nach zwischenzeitlichem Aufenthalt in Homburg Ende Mai zum weiteren Studium nach Jena gekommen. Zu den „jungen Männern von Geist und Herz“, die er dort traf, gehörte etwa ein Verwandter des vertrauten Freundes und Briefpartners Franz Josef Jung, Friedrich Gustav Kämpf, dessen älterer Bruder Jakob Wilhelm soeben wegen seiner Sympathien mit den Mainzer Clubisten aus homburgischen Diensten entlassen worden war. Der jüngere Kämpf, so vermutet Alain Ruiz, könnte ähnlich wie Brechtel von den Mainzern mit dem Auftrag nach Jena entsandt worden sein, „an der Universität für die Sache der Neufranken und ihrer deutschen Anhänger zu agitieren“.100 Sinclair fand jedenfalls rasch Zugang zum HarmonistenOrden, sein Bekanntenkreis erstreckte sich außerdem auf verschiedene Mitglieder des im Juni 1794 gegründeten Bundes der „freien Männer“ oder der „Litterärischen Gesellschaft“, die sich im Geist der von Fichte formulierten „Bestimmung des Gelehrten“ verbunden hatten. Diese Kontakte, insbesondere zu Claude Camille Perret, dem späteren französischen Gesandten und Sekretär Napoleons, suchte er einige Jahre darauf als inoffizieller Gesandter Hessen-Homburgs beim Rastatter Kongreß für den Fortbestand der Grafschaft zu nutzen. Über die Intensität seiner Beziehung zu Seckendorf während der nur kurzen gemeinsamen Jenaer Studienzeit gibt es kaum verläßliche Angaben. Während die Bildung einer losen Vereinigung „zur Wiederbelebung des geschwundenen Patriotismus“ durch das „trifolium patrioticum germanicum“101 August Herder, Majer und Seckendorf wenigstens durch Stammbucheinträge und spätere brief-

99 Karl Hugelmann, Ein Stammbuch aus dem Kreise Karl Leonhard Reinholds. (Jena und Kiel. 1792–1795.), Wien 1910, S. 26; die zitierte Eintragung erfolgte zwischen dem 20. und 29. März 1794. „Die Begleitadresse, mit welcher die Abschiedsmedaille Jenas Reinhold übersendet wurde, war von Sekkendorf im Namen der Franken gezeichnet“ (ebd., Fußnote). 100 Ruiz, Jena, S. 106, 113–119. 101 Scheidel 1885, S. 10; Seelig, S. 22f.

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liche Reminiszenzen verbürgt ist,102 beruhen die ergiebigsten Mitteilungen über Sinclairs Einfluß auf Angehörige dieses „Kleeblatts“ auf Aussagen, die Jahre später unter dem Eindruck der Haftzeit im Württembergischen und einer vorbereiteten Anklage wegen hochverräterischer Umtriebe gemacht wurden. „In Jena“, so faßt es eine „Unterthänigste Relation der zur Untersuchung einiger Staatsgefangenen niedergesezten Commission“ zusammen, „wil Reg. Rath von Seckendorf mit ihm Plane über die Veränderung der politischen Ordnung der Dinge, über Vereinigung mehrerer guten und bedeutenden Köpfe auf den Fall einer ausbrechenden Revolution in den Rheingegenden, über die Errichtung einer eigenen Loge zu solchem Zweck – gehegt und getrieben haben“.103

3.3 „Ein Wort zu seiner Zeit“. Studium in Göttingen 1796–1798 Der letzte Abschnitt von Seckendorfs Studium vor seinem Engagement am Weimarer Hof im November 1798 steht ganz im Zeichen des tagespolitischen Geschehens, ist geprägt von Koalitionskriegen und labilen Friedensschlüssen. In den schriftlichen Zeugnissen wird geheimbündische Revolutionsromantik abgelöst von der Auseinandersetzung um den Bestand des Alten Reichs, in die sich der knapp Zwanzigjährige mit einem eigenen publizistischen Beitrag einschaltet. Die letztlich aussichtslose Stellung der Reichsritterschaft innerhalb der um territoriale Einheit bemühten Staaten spiegelt sich darin und damit die Situation des eigenen Standes und der Familie. Leo verläßt Jena im Spätherbst 1794, das Universitätsstudium wird aber erst im Januar 1796 in Göttingen fortgesetzt. Zum Teil verdankt sich der zwischenzeitliche längere Aufenthalt in Regensburg wohl auch wieder einer Disziplinierungsmaßnahme des Vaters, dem in den ersten Monaten des Jahres 1795 fortlaufend und ausführlich Bericht über den Tagesablauf erstattet wird, angefüllt mit Nachrichten über juristische Privatstudien, mit politischen Neuigkeiten und kursierenden Gerüchten. Zu regelrechten Bulletins von Reichstagsverhandlungen gesellt sich „Vermischtes“, Mitteilungen vom häuslichen Verkehr und gesellschaftlichen Ereignissen: „Um 5. gieng ich in die Komödie, wo mir das Iflandische Stük: Alte und neue Zeit ziemliche Langweile machte“.104 Wesentlich intensiver sollte

102 Vgl. August Herder, 20. Oktober 1797, und Majer, vermutlich Frühjahr 1798, an Seckendorf (Briefe Nr. 12 und 14). 103 HSTA Stuttgart A 202, Büschel 3294, Fol. 98. Zur Rolle Sinclairs in Jena und zur Bedeutung der Aussagen Seckendorfs vor der staatlichen Untersuchungskommission vgl. Kirchner, S. 111–113, und Kap. 6.3 der Einleitung. 104 An den Vater, Regensburg, 27. Februar 1795, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,120.

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Seckendorf dagegen noch bis weit in das darauffolgende Jahr mit den Folgen des Separatfriedens von Basel beschäftigt sein, den Preußen am 5. April 1795 mit der französischen Republik schloß und der den Rückzug Preußens von der Koalition bedeutete. Die eigennützige Neutralitätspolitik löste sofort einen erbitterten Flugschriftenkampf aus, in den sich Seckendorf mit einer eigenen Broschüre einmischte. Durch den Vertrag waren Frieden und Neutralität nur für die deutschen Gebiete nördlich einer geheim verabredeten Demarkationslinie, ferner für Teile von Westfalen, Hessen und den fränkischen Reichskreis ausgehandelt worden. Die Last des Reichskrieges schien nunmehr von den verbliebenen Bündnispartnern Österreich und England allein zu tragen, linksrheinischer Besitz gegen eine nur vage Zusicherung rechtsrheinischer Entschädigungen preisgegeben und die Integrität des Reichs insgesamt gefährdet. Dieser Frieden wurde „von Zeitgenossen und später von Historikern immer wieder als ein perfider Verrat an der Sache ‚Deutschlands‘“ gewertet, er wurde jedoch „in der Hoffnung geschlossen, er werde kein Sonderfrieden bleiben, sondern den Weg zu einem generellen Friedenskongreß öffnen“.105 Hauptadressat der nach dem Frieden von Basel einsetzenden, von Österreich ausgehenden Kampagne war Karl August von Hardenberg, der auf preußischer Seite die Verhandlungen mit Frankreich geführt hatte und nach dem Abschluß erneut, nun aber im Interesse des gesamten Reichs, Kontakt mit den Franzosen aufnahm.106 Zu den daraufhin in Regensburg beginnenden Verhandlungen über die Zusammensetzung einer Reichsfriedensdeputation verfaßte Seckendorf bis zum Sommer 1795 seine knapp drei Bogen umfassende Flugschrift „An Teutschlands Reichsstände. Ein Wort zu seiner Zeit“, mit der er an die Einigkeit der Stände appellierte und zugleich die Gefahren schilderte, die von einer Verzögerung des Friedensprozesses drohten. Der Affront gegen Österreich, der alsbald ein unerwartet scharfes „Medienecho“ hervorrufen sollte, bestand in dem Vorschlag, die Grafen und Prälaten aus der zu bildenden Friedensdeputation auszuschließen.107

105 Manfred Botzenhart, Reform, Restauration, Krise. Deutschland 1789–1847 (Moderne Deutsche Geschichte 4, hg. v. Hans-Ulrich Wehler), Darmstadt 1997 (1. Aufl. Frankfurt a. M. 1985), S. 22. 106 Hardenberg hatte sich ursprünglich gegen separate Friedensverhandlungen ausgesprochen, fand aber nach dem Tod des ursprünglichen Verhandlungsführers auf preußischer Seite, des Grafen Bernhard von der Goltz, wegen der genauen Instruktionen des preußischen Kabinettsministeriums wenig Spielraum zur Durchsetzung eigener Vorstellungen. Insofern traf ihn die Hauptlast der publizistischen Angriffe, die in persönliche Schmähungen ausarteten, eigentlich zu Unrecht (vgl. Hofmeister-Hunger, S. 106). 107 Vgl. Tschirch 1, S. 94.

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Die Reaktionen auf diesen ersten öffentlichen, wenngleich anonym erfolgten Auftritt – die gedruckten Abhandlungen aus der Gymnasialzeit bleiben wegen des eingeschränkten Rezipientenkreises hier außer Betracht – beherrschen große Teile der Göttinger Korrespondenz mit dem Vater in den darauffolgenden Jahren.108 Leos Widersacher war Karl Glave-Kolbielski (1752–1831), ein „politischer Abenteurer“109 mit einer sehr bewegten Biographie, der als Agent und Auftragspublizist im Dienst verschiedener Herren stand und rund zwanzig Jahre seines Lebens in Festungshaft verbrachte. Glave war schon in den achtziger Jahren wegen angeblicher Dienstvergehen verhaftet und aus dem preußischen Staatsdienst entfernt worden, wohl auch daher rührte der unversöhnliche Haß auf seinen ehemaligen Dienstherren. Neben Johannes von Müller verfaßte er die meisten der gegen die preußische Neutralitätspolitik gerichteten Flug- und Schmähschriften, häufig unter dem Pseudonym „Strengschwerd“, das heute noch viele Bibliothekskataloge mit dem Namen seines österreichischen Auftraggebers Johann Aloys von Hügel auflösen und auch von den damals Betroffenen erst spät enträtselt wurde.110 In seiner im August 1795 veröffentlichten „Epistel an den jungen Mann, der an Teutschlands Reichsstände ein Wort zu seiner Zeit verfasset hat“, parodierte Glave das in der Tat recht schwülstige Menschheitspathos, das schon Leos Verdammung der ‚Niedertracht‘ des Sklavenhandels ausgezeichnet hatte. In väterlich-herablassendem Ton („mein Kind“) erteilte er „dem angehenden Schriftsteller allerlei scheinheilige Ratschläge“ und schlug ihm „die kitzlichsten Gegenstände zur Bearbeitung“ vor.111 Dieser erfuhr erst später zumindest eine gewisse Genugtuung durch eine wohlwollende, wenn auch knappe Anzeige seiner Schrift: Bei Gelegenheit von Rezensionen muss ich Ihnen doch auch sagen, dass m e i n W o r t z u s einer Zeit in einem der neusten Bände der allg. teutschen Bibliothek – ich weis aber nicht genau, welchem? rezensirt worden ist, und zwar – mit Uebergehung aller Bemerkungen über den Stil – in Rüksicht auf die Materie – gut, mit dem Beisaz unter andern: Es sei zu wünschen gewesen, daß diejenigen, quibus intersint, die Rathschläge des patriotischen

108 Vgl. die Briefe vom 4. Februar und 16. September 1796 sowie vom 18./28. Januar 1798 (Briefe Nr. 8, 9 und 13). 109 So der Titel der Biographie von Pribram/Fischer. 110 Vgl. ebd., S. 25–36; Seckendorf an den Vater, 18./28. Januar 1798. Johannes von Müller schrieb im Auftrag des österreichischen Außenministers Thugut; vgl. Pape, Müller, S. 33. Zur österreichischen Publizistik gegen den preußischen Friedensschluß vgl.Tschirch 1, S. 64–126; Kari Hokkanen, Krieg und Frieden in der politischen Tagesliteratur Deutschlands zwischen Baseler und Lunéviller Frieden (1795–1801), Jyväskylän 1975 (Studia Historica Jyväskyläensia 11), S. 67–85. 111 Tschirch 1, S. 94; vgl. auch Hokkanen, S. 75.

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Verfassers besser beherzigt haben möchten, denn jezt seien alle seine Vorhersagungen eingetroffen. Der Epistel geschieht dabei keine Erwähnung.112

Glave indes legte, nachdem noch zwei weitere, von unbekannten Autoren verfaßte Broschüren gegen Seckendorfs Aufruf erschienen waren,113 bald noch einmal mit einer weiteren Streitschrift, „Germania“, nach.114 Wiewohl im Titel an den Vater adressiert, richtete sich auch dieses neue Pamphlet in erster Linie wieder gegen den „jungen Mann“, der sich nunmehr um seine Reputation zu sorgen begann, zumal von der Aufdeckung der Anonymität bei einer weiteren Schrift, die sich kritisch über die Maßnahmen gegen die Reichsritterschaft in den an Preußen gefallenen fränkisch-hohenzollerischen Fürstentümern ausließ, Auswirkungen auf die künftige berufliche Laufbahn zu befürchten waren.115 Seckendorf dachte dabei vor allem an den Eindruck, den eine Verwicklung in solche publizistischen Grabenkämpfe auf Hardenberg machen mußte, von dessen Fürsprache bei einer erhofften Anstellung im preußischen Ansbach-Bayreuth, erstrebenswert allein schon wegen der Nähe zu den Familiengütern, einiges abhing. Mehrfach suchte er in den Jahren 1795–1797 den direkten Kontakt zum preußischen Staats- und Kabinettsminister, der seit der Abdankung Karl Alexanders und der Übernahme der Markgrafschaft durch Preußen im Januar 1792 dort faktisch die Regierungsgeschäfte versah.116 Weil die ansbachische Ritterschaft die von Preußen angestrebte Einrichtung eines geschlossenen Territoriums ablehnte, waren Leos Aussichten für ein ent-

112 Seckendorf an den Vater, 10. Februar 1797, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,155; die mit „Pp.“ gezeichnete Rezension erschien in der Neuen allgemeinen deutschen Bibliothek 1796, 27. Bd., 2. Stück, S. 522f. 113 Vgl. Tschirch 1, S. 95, Anm. 1. 114 Germania im Jahre 1795. Aus den Himmeln herabgesandt den 6. Nivôse des Jahres IV und ehrerbietigst gewidmet Seiner Hochreichsfreiherrlichen Exzellenz, Christoph Albrecht Freiherrn von Seckendorf. Gedruckt zu Stuttgart, im Jahre 1796 der irdischen christlichen Zeitrechnung. Vgl. dazu Seckendorf an den Vater, 16. September 1796 (Brief Nr. 9). 115 Vgl. Seckendorf an den Vater, 18./28. Januar 1798; der Wortlaut im Brief deutet auf Seckendorf als Verfasser der 1797 unter dem Pseudonym „Gustaf Hallo“ erschienenen Schrift „Etwas über einige neuerlich von Kurbrandenburg aufgestellte Maximen“ (vgl. Tschirch 1, S. 209–211, und die Erl. zu dem genannten Brief). 116 Vgl. Seckendorf an den Vater, 26. November 1796, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,152, und weitere Briefe aus dieser Zeit (s. Regesten). Treffen Leos mit Hardenberg sind im Tagebuch Hardenbergs, anders als verschiedene Begegnungen mit Christoph Albrecht von Seckendorf in Ansbach (1790–1792), allerdings nicht vermerkt; vgl. Karl August von Hardenberg, 1750–1822. Tagebücher und autobiographische Aufzeichnungen, hg. u. eingel. v. Thomas Stamm-Kuhlmann, München 2000 (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts 59), S. 120f., 205f., 211, 233; vgl. auch Seckendorf an Jean Paul, 30. April 1799 (Brief Nr. 23).

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sprechendes Amt jedoch von vornherein eher gering, obwohl Hardenberg für die eingeleitete umfassende Verwaltungsreform im Sinne des „preußischen Systems“ vornehmlich auf lokale Kräfte beim Ausbau der Behörden setzte. So kamen „insbesondere bürgerliche Mitglieder der fränkischen Bürokratie, welche die zum Karriereeinstieg erforderliche adlige Abstammung durch Studium und Fachkompetenz ersetzen mußten“,117 zum Zuge wie Konrad Theodor Kretschmann, dem sein Ende 1795 abgeschlossenes Gutachten für die Regierung in Berlin die Anfeindungen der fränkischen Ritterschaft eintrug und dessen Werdegang Leo mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung verfolgte.118 Christoph Albrecht von Seckendorf blieb bis zuletzt der hartnäckigste Verteidiger der Reichsunmittelbarkeit des Ritterstands und damit auch im Widerspruch zu den Bestrebungen der preußischen Regierung, durch eine Auflösung der alten gutsherrlichen Abhängigkeiten eine vollständige Immediatisierung der Untertanen im Verhältnis zu ihrer neuen Herrschaft herbeizuführen. Leos Göttinger Studium bot nun die Gelegenheit, sachkundigen Rat in den Ritterschaftsangelegenheiten einzuholen, etwa durch den persönlichen Kontakt zum Staatsrechtler Justus Christoph Leist, der bei der Zusammenstellung des Kollegplans half und den Auftrag erhielt, ein juristisches Gutachten über die Rechtmäßigkeit der preußischen Ansprüche gegenüber der fränkischen Reichsritterschaft auszuarbeiten. Neben den diplomatischen Aktivitäten des Vaters, die Christoph Albrecht zuletzt noch beim Reichshofrat in Wien vorstellig werden ließen, tendierte Leo zu einer publizistischen Offensive gegen die preußische Landnahme und erinnerte wiederholt an den ebenfalls in Göttingen lehrenden Juristen Günther Heinrich von Berg und dessen „Teutsches Staats-Magazin“ als mögliches Forum.119 Dieser Vorschlag, genauso wie der Wunsch, Vorlesungen bei dem soeben zum Professor für Ästhetik berufenen Friedrich Bouterwek „über teutschen Stil“ zu hören, deutet auf die allmählich sich verfestigende Neigung zur Schriftstellerei. Da deren Ausbildung mit Hilfe ästhetischer Lehrveranstaltungen an den Universitäten als durchaus zweckmäßige Unterweisung der Kandidaten für öffentliche Ämter in Regierung, Verwaltung oder diplomatischem Dienst verstanden

117 Hofmeister-Hunger, S. 34f. 118 Vgl. ebd., S. 70f., und Seckendorf an den Vater, 26. November 1796, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,152. 119 Vgl. Seckendorf an den Vater, 10. Februar 1797, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,155; zu Berg vgl. ADB 2, S. 363f.; Martin Sellmann, Günther Heinrich von Berg. 1765–1843. Ein Württemberger als Staatsmann in Diensten niedersächsischer Staaten zur Zeit der Aufklärung und Restauration, Oldenburg 1982; zu Leist vgl. NDB 14, S. 161f. und Leos Briefe an den Vater vom 15. Januar, 4. Februar (Brief Nr. 8) und 6. November 1796, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,131 und 151, sowie Regesten.

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wurde, fiel es Seckendorf leicht, seinen „Ehrgeiz“ zu verteidigen, ein „brauchbarer und durch Räsonnements unterrichtender Schriftsteller zu werden (…). Glauben Sie indessen nicht“, schrieb er am 16. September 1796 an seinen Vater, „dass ich deshalb meine Brodstudien versäumen und mich blos mit jenem beschäftigen werde, ob ich es gleich ebenfalls für Brodstudium halte.“120 Zu diesem „Brodstudium“ gehörten natürlich auch die Kameralistik sowie staatsrechtliche Vorlesungen und Praktika bei Johann Stephan Pütter und August Ludwig Schlözer; weniger dagegen verschiedene naturwissenschaftliche Fächer, die Seckendorf ebenfalls in seinen Studienplan aufzunehmen wünschte. Das „viel bewunderte Colleg“ Georg Christoph Lichtenbergs dürfte schon allein wegen seiner spektakulären Darbietungen genügend Anreiz geboten haben. „Es war eigentlich keine Vorlesung, sondern eher die Vorführung einer fortgesetzten Reihe von Versuchen; er habe mehr Zuschauer als Zuhörer, witzelte man“.121 Berichte vom studentischen Leben in Göttingen spielen ab jetzt in den Briefen an den Vater nur noch eine untergeordnete Rolle, von Orden oder landsmannschaftlichen Verbindungen ist nun gar nicht mehr die Rede. In Jena, so urteilte wenige Jahre später Friedrich Koelle, herrschte noch „ein literarischer Freicorpsgeist“, dagegen habe Göttingen vor Jena den grossen Vorzug gelehrter Anstalten, gleichförmigeren Ganges, solideren Studiums der Wissenschaften wegen welcher man heute auf Universitäten schickt, und des feineren Tons. Der Adel wird nur von 2 alten Professoren vorgezogen, unter den Studenten verschafft der Schlaeger Gleichheit. Man renommirt nicht, und ist höflich unter sich ohne gerade steif zu sein, kleidet sich einfach und geschmackvoll. Man lebt in kleinen Cirkeln die man suchen oder sich bilden muß. Man hat Landsleute aber keine Landsmannschaft.122

Koelles Befund stimmt im wesentlichen mit den Auskünften Leos überein und auch mit dem „Schlaeger“ machte er Bekanntschaft. Ein von einem unbekannten Freund in Leos Auftrag verfaßter Brief deutet auf einen Ehrenhandel; er selbst kann „durch einen Hieb“ in die Hand keine Feder führen und läßt eine Woche später ein mit ungelenker Hand verfertigtes Schreiben folgen.123 Im Frühjahr 1797 zeichnet sich das Ende des Studiums und die Anstellung bei der Weimarer Regierung ab, auf die Gottlob von Egloffstein schon seit einiger Zeit hingearbeitet hatte. Kurz zuvor, zwischen Februar und April 1797, war noch ein-

120 Brief Nr. 9. 121 Selle, S. 172. 122 Brief an Henry Crabb Robinson, 27. Juni 1803, Marquardt, Robinson 1, S. 290; vgl. Leo an seinen Vater, 4. Februar 1796. 123 Unbekannt (Jo. Schuhl [?]) an Christoph Albrecht von Seckendorf, 18. November 1796, und Leo an dens., 26. November 1796, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,152 und 152a.

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mal ein Praktikum am Reichskammergericht in Wetzlar in Betracht gezogen, der schon im Detail erörterte Plan dann jedoch, wie schon im Vorjahr, wegen der ungewissen Lage verworfen worden. Durch Egloffstein gelangte ein Brief Christian Gottlob Voigts an Christoph Albrecht, in dem der Weimarer Geheimrat und spätere Kammerpräsident Leos Vater über den „Entschluß“ des Herzogs „in Angelegenheiten Ihrer [!] Herrn Sohnes“ unterrichtete „und hierüber Ew Excellenz Entschließung erwartet“.124 Das heute nicht mehr erhaltene Schreiben enthielt offenbar Auskünfte über die Verwendungsmöglichkeiten Leos am Weimarer Hof, über die sich Egloffstein später ausführlich in einem weiteren Brief, vom 16. Januar 1798, äußerte. Daß bis zum tatsächlichen Eintritt in Weimarische Dienste dann noch fast ein ganzes Jahr verging, deutet darauf hin, daß Christoph Albrecht von dem Angebot einer unbesoldeten Stelle als Regierungsassessor nicht sonderlich begeistert gewesen sein kann, und Egloffstein mußte schließlich seine ganzen Überredungskünste darauf verwenden, Leos Vater von den vorhandenen Aufstiegsmöglichkeiten zu überzeugen. Jedenfalls teilte er ihm mit, daß Serenissimus vivar. gestern gegen mich geäußert haben, die durch Voigten gemachten Bedingungen wären die alleräußersten, indem sie lieber zu wenig, als zuviel versprechen wollen. Diese Aeusserung ist von grosen Belang u. ich bin versichert, Leopold macht hier eine hübsche carière (…). Der Herzog glaubte durch die offerirte Hofcharge ein Compliment zu machen, da wir gar keine gesucht haben. Was nun die erwartete Besoldung betr. so wolte ich dafür stehen, daß Vetter Leopold in 2 Jahren gewiß 100 Ducaten Besoldung bekomt u sobald als möglich bey Hof als regierung avancirt. Ich habe sogar 3 Jahre ganz umsonst dienen und auch mit Hofjuncker u Assessor anfangen müssen!125

Für Leo indes, der Göttingen Ende April oder Anfang Mai 1797 „mit gerührtem Herzen“126 und noch vor einer endgültigen Entscheidung für Weimar verließ, er-

124 Gottlob von Egloffstein an Christoph Albrecht von Seckendorf, 18. April 1797, Hs. Weimar, GSA 13/518. 125 Ders. an dens., 16. Januar 1798, Hs. Weimar, GSA 13/518. 126 „Ich kann nicht anders sagen, als daß ich Göttingen nur mit gerührtem Herzen verlassen werde, einen Ort, wo ich meinen Aufenthalt zu meinem Nuzen gerne verlängert, oder früher genommen hätte. Was den ersten Zwek, das wissenschaftliche betrift, so ist wol kein Zweifel, daß ich hier unstreitig mehr Befriedigung, als in Jena fand, daß der Umgang mit hiesigen Gelehrten, von denen jeder, mit dem ich bekannt war, mich mit Achtung behandelte, für mich von gröserem Interesse, und mehr Ressource, als in Jena gewesen ist, wo es mir daran fehlte. (…) Auf der andern Seite hatte aber auch Jena den unstreitigen Vorzug, daß sich (…) Zirkel unter den jungen Leuselbst erhielten, die an ihrer gegenseitigen Bildung mehr arbeiteten es hier gewönlich geschieht, die (…) solche Talente entwikkelten, daß sicher in der Folge einige der fähigsten Köpfe in Teutschland aus dem 1794. in Jena gebildeten Zirkel entspringen werden.“ (Leo an den Vater, 14. April 1797, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,160)

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öffnete der zeitliche Aufschub die Gelegenheit zu einer Kavalierstour, deren ungewöhnliche Route durch die politischen Umstände bedingt war. Sie führte ihn im Winter 1797/98 an der Seite seines Onkels Alexander von Seckendorf, der als Feldmarschallieutenant das Kommando über eine Abteilung der bei Graz und Morburg stationierten österreichischen Kavallerie erhalten hatte, durch Krain und Istrien und von dort, als Begleiter eines an General Mack entsandten Kuriers, nach Oberitalien in die nach dem Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797) von Österreich anerkannte Cisalpinische Republik und das eben erst von den Franzosen geräumte Venedig. Der ausführliche Reisebericht mit seinen Beschreibungen der politischen Verhältnisse in Mailand und der von der französischen Besetzung versehrten Lagunenstadt unterstreicht die journalistische Begabung Seckendorfs und gehört zu den eindrucksvollsten Zeugnissen der Korrespondenz überhaupt.127

4 Weimar 1798–1801 4.1 Doppelter Hofdienst Vor dem Dienstantritt in Weimar im November 1798 und noch während der Kavalierstour, die mit einem Aufenthalt in Wien abgeschlossen wurde, trug sich Seckendorf offenbar schon seit Herbst 1797 mit dem Gedanken eines literarischen Gemeinschaftsprojekts, für das er die Freunde des „trifolium patrioticum germanicum“ zu gewinnen suchte, dessen genauere Gestalt sich in den Reaktionen der umworbenen Kommilitonen aber nur in spärlichen Umrissen abzeichnet. Während Seckendorfs eigenen Briefen nichts über einen entsprechenden Plan zu entnehmen ist, geht aus den Reaktionen Friedrich Majers und besonders August Herders hervor, daß es sich vermutlich um eine Sammlung sowohl poetischer Texte wie auch von Beiträgen mit zeitgeschichtlichem Bezug handeln sollte. Der leichtlebige August Herder, der sich als ein Anhänger Fichtescher Modephilosophie entpuppt hatte und von den Eltern nur mit einiger Mühe zur Fortsetzung seines Studiums an der Freiberger Bergakademie bewegt werden konnte, ließ sich noch am weitesten auf Seckendorfs Vorstellungen ein und spricht von politischem Räsonnement in Briefform, das für die Publikation offenbar vorgesehenen war.128 Verhalten reagierte hingegen Majer, dessen berufliche Stellung nach einer kur-

127 Brief an den Vater, 18./28. Januar 1798 (Brief Nr. 13). 128 Vgl. August Herder an Seckendorf, 20. Oktober 1797 (Brief Nr. 12) und 6. Februar 1798 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,304; vgl. Regesten); Zaremba, Herder, S. 233f.

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zen Dozentur für Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Jena im Sommersemester 1797 ungesichert schien: „Ueber und für die Politik, unsere republikanischen Träume (…) darfst du daher jetzt nichts von mir erwarten“.129 Für Seckendorf war die erste praktische Anwendung des „Brodstudiums“ mit einigen Mühen verbunden. Während der Regentschaft Carl Augusts lag die Regierungsarbeit Sachsen Weimars in den Händen des Geheimen Consiliums, das dem Landesherrn die Berichte aus den Kollegien, der für die Finanzverwaltung zuständigen Kammer, dem für geistliche und schulische Angelegenheiten verantwortlichen Oberkonsistorium und der Landesregierung, vortrug und ihn in seinen Entscheidungen beriet. Als Regierungsassessor gehörte Leo dem wichtigsten Kollegium an, der Landesregierung, die als höchstes Gericht und oberste Verwaltungsbehörde fungierte. Bei den regelmäßig stattfindenden Beratungen machte sich vor allem der „Mangel einer auch nur halbwegs brauchbaren Sammlung der Gesetze und Prozeßvorschriften“ bemerkbar.130 So war beim Regierungsantritt Carl Augusts 1775 noch die Landesordnung von 1589 in Gebrauch, die einige Jahre zuvor, 1768, noch einmal unverändert nachgedruckt worden war. Diesen unbefriedigenden Zustand erwähnt Leo dann auch in einem seiner ersten Berichte aus Weimar: Ich bekomme hauptsächlich Gerichtsakten, meistens in Appellazionsinstanz, die aber freilich weder weitläuftig sind – auch für mich noch nicht anders sein können, da ich Geseze sowol, als Form des Prozesses meistens durch Übung erlernen muß, denn wir haben weder eine Gesezesamlung noch eine Prozesordnung, sondern statt der erstern ein schon vor mehrern Jahren privatim herausgekommenes, nicht einmal sehr vollständiges Realrepertorium, und zur leztern dient die alte kursächsische Prozesordnung die aber im Buchhandel kaum zu haben ist. Da hilft man sich denn vor der Hand so gut es gehen will. Mit den mündlichen Vorträgen werde ich auch noch manche Mühe haben, da es mir bis jezt durchaus an jeder Übung darinnen fehlte, und ich doch auch mich schäme, sie aufzusezen, und abzulesen, was keiner thut. Ich muß also doppelt und dreifach mich präpariren, wenn die Akten nur halbweg umständlich sind, zumal da ich nicht allemal vorkomme, wenn ich mich auf einen Vortrag gefast gemacht habe, sondern, da es der Reihe nach geht, und ich folglich der lezte bin, oft Wochen vergehen, bis das Kabinet, indem ich zu referiren habe, und in diesem mein Turnus vor Ablauf der Session vorkommt. (…) Hinzu kömmt freilich, daß es ganz was andres ist, aus ordentlich gedrukten Akten, oder aus Gerichtsakten, wo die Unterrichter oft eine Menge verworrenes Zeug machen, zu referiren (…).131

129 Vgl. Majer an Seckendorf, o. D. (vermutlich Frühjahr 1798; Brief Nr. 14); Herz, Vorlesungen, S. 88. 130 Fritz Hartung, Das Großherzogtum Sachsen unter der Regierung Carl Augusts 1775–1828, Weimar 1923 (Carl August. Darstellungen und Briefe zur Geschichte des Weimarischen Fürstenhauses 2), S. 11; zur Organisation der Regierung Sachsen Weimars vgl. ebd., S. 3–33; Bruford, S. 96f.; Politischer Briefwechsel, S. 13f. 131 An den Vater, 13. Februar 1799, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,180.

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Auch in den späteren Mitteilungen aus dem Arbeitsalltag überwiegt eine gewisse Enttäuschung über die berufliche Situation, die sich im Verlauf des Weimarer Aufenthalts eher noch steigert. Schon bald nach dem Dienstantritt im März 1799 als Quartiermeister des Herzogs nach Berlin entsandt, muß er nach dem Eintreffen Carl Augusts feststellen, daß dieser ihm vor Ort kaum Beachtung schenkt.132 Hinzu kommt, daß die ursprünglich in Aussicht gestellte Besoldung auf sich warten läßt, hätte sie doch zu der erwünschten Unabhängigkeit von der nach wie vor gewährten, von beiden Seiten aber als Last empfundenen finanziellen Unterstützung durch den Vater führen können. Nach gut zweijähriger Dienstzeit wurde sie schließlich sogar, trotz der Fürsprache der leitenden sachsen-weimarischen Minister vom Herzog endgültig verweigert, wogegen auch Leos gute Kontakte zum Erbprinzen Carl Friedrich nicht halfen.133 Anders als etwa bei Friedrich Müller, der im Oktober 1801, ein halbes Jahr nach Seckendorfs Abschied von Weimar, gewissermaßen dessen Stelle als Regierungsassessor erbte und binnen kurzer Zeit zum Regierungsrat avancierte, hatte Leo mit seiner „Praktikantenstelle“ jedenfalls keine gesicherte Staatslaufbahn erreicht. Angesichts dieses beruflichen Mißerfolgs entbehren die Briefe Müllers an seinen Vorgänger, in denen der spätere „Kanzler“ nicht ohne selbstgefälligen Stolz auf seinen raschen Aufstieg verweist, nicht einer gewissen Pikanterie.134 Während die Karriere Müllers, an deren Beginn ebenfalls eine Empfehlung Gottlobs von Egloffstein stand, später noch durch die Kriegsereignisse des Jahres 1806 begünstigt wurde,135 erinnert Leos Schicksal an das seines Onkels Siegmund von Seckendorf (1744–1785). Der ältere Bruder des Vaters war 1775, nahezu zeitgleich mit Goethe, in Weimar eingetroffen und sah sich dort

132 Vgl. ders. an dens., 15. Juli 1799, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,181. Carl August bemühte sich bei den Verhandlungen am Berliner Hof um eine Mittlerrolle Kursachsens in den Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Österreich nach dem Baseler Frieden. 133 Vgl. Seckendorf an Brühl, 10. Dezember 1800 (Brief Nr. 57). In das Stammbuch des Erbprinzen trug sich Seckendorf am 10. November 1800 mit einem Appell an die Fürstentugenden ein (Hs. FDH-9873, Stb. 37, Bl. 140r). In unmittelbarer Umgebung von Seckendorfs Versen finden sich Einträge von Brühl und weiteren Personen aus seinem Weimarer Bekanntenkreis: Tinette von Reitzenstein, Mimi von Oertel, Duco van Haren, August Herder, Cäcilie Werthern und Amalie von Imhoff. Goethe trug sich erst am 10. Februar 1823 ein, auf demselben Blatt darunter Julie von Egloffstein. Für den freundlichen Hinweis auf das Stammbuch danke ich Hans Grüters. 134 Vgl. Müller an Seckendorf, 12. Oktober 1802, 24. Februar und vor dem 10. Juni 1803 (Briefe Nr. 142, 153, 158), sowie den Brief von Karl Wilhelm von Fritsch an Seckendorf, 25. November 1802 (Nr. 147); vgl. auch Seelig, S. 39. 135 Müller war Sohn eines Freiherrlich von Egloffsteinischen Amtskastners im fränkischen Kunreuth; zu seiner Herkunft vgl. Max Hertlein, Der Weimarische Kanzler Friedrich von Müller als Student in Erlangen. Ein Beitrag zur Geschichte der Studentenorden insbesondere des „Schwarzen Ordens“, Erlangen 1928, S. 3f.

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bald, trotz gesellschaftlicher Anerkennung, in seinen Hoffnungen auf eine finanziell einträgliche und politisch einflußreiche Position enttäuscht.136 Ähnlich wie der glücklose Onkel, der fast ein Jahrzehnt in dem ungeliebten Dienst ausharren mußte und wenige Monate nach seiner Ernennung zum preußischen Gesandten am Fränkischen Kreis starb, fand auch Leo mühelos Zugang zur Weimarer Hofgesellschaft und den wichtigsten Repräsentanten der geselligen und kulturellen Kreise der Stadt. Die Verpflichtung zum Hofdienst gehörte, wie ja schon aus den Mitteilungen Egloffsteins hervorgeht, zu den Bedingungen der Anstellung, er hatte sich an der fürstlichen Tafel einzufinden und sollte die Herzogin in die Komödie begleiten.137 Eine der ganz unterschiedlichen Aufgaben, die schon auf die später von Wilhelm von Wolzogen in Petersburg ausgehandelte Eheschließung von Carl Friedrich von Sachsen Weimar mit Maria Pawlowna vorausdeutet, bestand in gemeinsamen russischen Sprachübungen mit dem Weimarer Erbprinzen.138 Seckendorf war bald als talentierter Vorleser geschätzt und bemühte sich gemeinsam mit dem ungefähr zur gleichen Zeit in Weimar eintreffenden Karl von Brühl (1772–1837) um eine Wiederbelebung des Liebhabertheaters, dessen künstlerisch bedeutsamste Phase zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als fünfzehn Jahre zurücklag. Es war von der Herzogin Mutter Anna Amalia nach der Zerstörung des Theatersaals beim Brand des Schlosses (1774) ins Leben gerufen worden und hatte unter Goethes Leitung und der engagierten Mitarbeit vor allem der Göchhausen, Einsiedels und Siegmunds von Seckendorf auf Schloß Ettersburg und später in Tiefurt bedeutende Aufführungen erlebt, als deren „künstlerischer Höhepunkt“ die Inszenierung der Prosafassung von Goethes „Iphigenie“ im Sommer 1779 gilt.139 Nach Goethes Rückzug (1782) und der Verpflichtung einer Schau-

136 Vgl. Knab, S. 34–44; Marcus Ventzke, Der Hof im Geflecht der weimarischen Staatsfinanzen, in: Berger, Musenhof, S. 19–52, hier: S. 19f. 137 „Du reste ma charge à la Cour n’est rien moins que penible, elle ne m’oblige que de m’y trouver à diner & à souper, quand c’est mon tour, sans cependant faire le service à la table, & à accompagner la Duchesse à la Comedie“ (Leo v. Seckendorf an seinen Vater, 27. April 1798, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,174; gemeint ist die Herzogin Mutter Anna Amalia). 138 „Dan soll das Projekt von den Reisen des Erbprinzen, das vorigen Herbst unterblieb, wieder thätiger vorgenommen werden. Er soll nun auch nächstens anfangen, russisch zu lernen, und damit er es nicht allein treibt, und in Übung bleiben kan, soll ich es auch lernen.“ (Brief an den Vater, 5. März 1800, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,189; vgl. auch Wilhelm von Wolzogen an Seckendorf, 4. Juni 1801, Brief Nr. 86). 139 Sichardt, S. 51 und pass.; vgl. auch Berger, Musensitz, S. 138–141; Gabriele Busch-Salmen, ‚Poesie, Musik und Akzion …‘ (Chr. Martin Wieland) – Sing- und Sprechtheater, in: G. B.-S./Walter Salmen/Christoph Michel, Der Weimarer Musenhof. Dichtung, Musik und Tanz, Gartenkunst, Geselligkeit, Malerei, Stuttgart 1998, S. 143–154 und 232f.

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spielergesellschaft zwei Jahre später fanden die von kunstliebenden Laien getragenen Theateraufführungen jedoch nur mehr ganz vereinzelt statt. Tätigen Anteil an den früheren Liebhabervorstellungen hatten bereits die Eltern Brühls, Graf Moritz von Brühl und seine Frau Margarete („Tina“), die zu Beginn der 1780er Jahre erstmals zu einem längeren Aufenthalt nach Weimar kamen und, beeindruckt vom kulturellen Leben der Residenzstadt, in Schloß und Park ihres ländlichen Guts Seifersdorf eine Kopie des weimarischen Musenhofs mit einer eigenen kleinen Liebhaberbühne einrichteten.140 Karl von Brühl, dem späteren Intendanten der Berliner Theater, war das künstlerische Talent demnach von den Eltern als Erbteil mitgegeben worden. In Berlin, wo sich die Familie überwiegend aufhielt, gehörte er der von Carl Friedrich Fasch geleiteten Singakademie an, er erlernte verschiedene Musikinstrumente und für die zeichnerischen Arbeiten, von denen gelegentlich in der Korrespondenz mit Seckendorf die Rede ist, schuf der Unterricht in der Landschaftsmalerei durch Janus Genelli die Voraussetzung.141 Nach Weimar hatte er die Eltern schon in jungen Jahren begleitet, sein jetziger Besuch, zum Abschluß einer längeren Studienreise im Spätherbst 1798, hatte ursprünglich nur die Zeit bis zum geplanten Antritt einer Stelle im preußischen Forstdienst überbrücken sollen. Da sich dort zunächst keine Verwendungsmöglichkeit fand, übernahm er stattdessen in Weimar, das er erst Anfang Februar 1800 wieder verließ, die Rolle eines Gesellschafters des Erbprinzen Carl Friedrich (1783–1853) und – wovon die nach seinem Abschied mit Seckendorf gewechselten Briefe in manchmal ermüdendem Umfang künden – die eines eifersüchtig Liebenden und heftig, letztlich aber erfolglos um die Gunst eines vierzehnjährigen Mädchens aus dem Umfeld des Hofes Werbenden.142 Im Sommer 1799 war in Weimar die „Sucht des Liebhabertheaters“, wie Leo am 19. August seiner Mutter schrieb,143 von neuem ausgebrochen. Ein Monat zu-

140 Vgl. Hans Ebert, Über Herkunft, Werdegang und Freunde des Landschaftsmalers Janus Genelli (1761–1813). Dritter Beitrag zur Künstlerfamilie Genelli, in: Staatliche Museen zu Berlin. Forschungen und Berichte 19, 1979, S. 83–120, bes. S. 104ff.; Marcus Ventzke, Der Weimarer Musenhof und seine ungeratenen Kinder. Zur Entwicklung eines kulturellen Exportmodells, in: GJb 119, 2002, S. 132–147, hier: S. 136f.; Am Weimarischen Hofe unter Amalien und Karl August. Erinnerungen von Karl Frhr. von Lyncker, hg. v. Maria Scheller, Berlin 1912, S. 102f., 173f. 141 Zu Brühls Teilnahme an Opernaufführungen vgl. u.a. seine Briefe vom 30. Mai und 26. September 1801, zu den bildnerischen Arbeiten den Brief vom 25. Oktober 1804 (Briefe Nr. 85, 105, 182); s. auch Max Ewert, Graf Karl von Brühl, in: Zs des Vereins für die Geschichte Berlins N. F. 55, 1938, S. 1–7, hier: S. 2. 142 Zu Brühls Werben um Auguste von Löwenstern (1785–1860) vgl. die Korrespondenz mit Seckendorf 1800–1802 (und darüber hinaus); vgl. ferner Krosigk, S. 219ff.; Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 703ff. 143 Brief Nr. 27.

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vor war aus Anlaß des dreizehnten Geburtstags der Prinzessin Caroline von Sachsen Weimar von einer kleinen Liebhabergesellschaft, der neben Brühl und Seckendorf unter anderen Luise von Göchhausen, Friedrich Hildebrandt und Johann August von Einsiedel und Amalie von Imhoff angehörten, Friedrich Wilhelm Gotters Posse „Der schwarze Mann“ aufgeführt worden. Nach Seckendorfs Mitteilungen hatte man außerdem einen Einakter von Kotzebue, „Die Unglücklichen“, einstudiert und bereitete für September schon die Vorstellung zweier weiterer Lustspiele vor.144 Goethe betrachtete diese neuerlich aufgekommene Leidenschaft für das Laienspiel mit wohlwollender Skepsis. Zwar versagte er seine Unterstützung – sicher auch wegen der persönlichen Verbundenheit mit den Teilnehmern – nicht, indem er beispielsweise Kirms anhielt, das Theater für die Proben zu öffnen, distanzierte sich gleichzeitig aber doch, in einem Brief an Schiller, von den „Greuel des Dilettantismus“, die „um so schrecklicher“ seien, „als die Leute mitunter recht artig pfuschen, sobald man einmal zugiebt daß gepfuscht werden soll.“145 Sein Urteil verdeutlicht nicht nur den zeitlichen Abstand zu den eigenen theatralischen Lehr- und Anfangsjahren in Weimar, sondern spiegelt wenigstens indirekt auch die unterschiedlichen kulturellen Konzepte, die von den beiden Generationen des Fürstenhauses, von „Musenhof“ und regierendem Hof vertreten wurden, wobei sich die Machtverhältnisse nach dem Regierungsantritt Carl Augusts, spätestens aber seit Anna Amalias Rückkehr von ihrer Italienreise 1790 klar zugunsten des Herzogs verschoben hatten. Entgegen den Plänen Hildebrandt von Einsiedels, die ein von ihm geleitetes Theater- und Opernhaus unter Anna Amalias Oberaufsicht vorsahen, favorisierte Carl August, der seiner Mutter allenfalls amateurhafte Leistungen zutraute, eine professionell geführte Bühne, als deren Leiter er Goethe 1791 einsetzte.146 Den Bemühungen um eine Wiederbelebung des Liebhabertheaters im Spätsommer 1799 haftet insofern, zumal nach der Eröffnung des neu ausgestatteten Weimarer Hoftheaters im Jahr zuvor, auch etwas Anachronistisches an, wenn-

144 Vgl. ebd. sowie Seckendorf an Goethe, 29. August 1799 (Brief Nr. 28); Goethe, Tagebücher II.1, S. 309 (vom 18. Juli 1799). Gisela Sichardt, S. 33, spricht von „Nachzüglern“ der großen Epoche, die 1800 auf einer kleinen provisorischen Bühne im Wittumspalais aufgeführt worden seien; vgl. auch ebd., S. 170f. 145 20. Juli 1799, Goethe, FA II/4, S. 697; Schiller, NA 38.1, S. 126; vgl. auch Goethe an Kirms, 30. August 1799, WA IV 30, S. 72. Goethe antwortete damit auf einen Brief Schillers vom Vortag: „Zum Aufsatz über den Dilettantism haben die Weimarischen Herren und Damen gestern wie ich höre neuen Stoff dargereicht, da ein Privattheater dort eröfnet wurde. Man wird sich also wenig Freunde unter ihnen machen“ (Schiller, Briefe 2, S. 467). 146 Vgl. Berger, Musensitz, S. 141–144.

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gleich sie wenigstens bei einem Beteiligten wie Karl von Brühl, schon aufgrund seiner späteren Karriere im Theaterfach, über einen bloß amateurhaften Dilettantismus hinausweisen und mit seinem Engagement als Hauptdarsteller in der Aufführung von Goethes Festspiel „Paläofron und Neoterpe“ im Oktober 1800 nachträglich nochmals Anerkennung fanden. Hingegen trägt die Teilhabe Seckendorfs an der Rückwendung zu den Anfängen des Weimarer Musenhofs schon deutlich jene epigonenhaften Züge, die im Grunde auch für nahezu alle seine weiteren literarischen Unternehmungen kennzeichnend werden sollten. Den Erinnerungen an Tiefurt räumt er beispielsweise in seinen Weimarer Taschenbüchern durch den – immerhin erstmaligen – Abdruck einer ganzen Reihe von Beiträgen aus dem nur handschriftlich verbreiteten „Journal von Tiefurt“ (1781–1784) einen bedeutenden Platz ein. Mit der Erinnerung an dieses Protokoll geselliger Kultur griff er außerdem eine Familientradition auf, denn schon der Onkel Siegmund von Seckendorf war an der poetischen Ausstattung, aber auch der, wenngleich sehr stark eingeschränkten Distribution des Journals beteiligt.147 Wahrscheinlich war es Leo durch Einsiedel oder Brühl, dessen Vater eines der wenigen, von „Copistenhänden“ hergestellten Exemplare aus den Händen Anna Amalias erhalten hatte,148 zugänglich gemacht worden. Bezeichnend ist der redaktionelle Kommentar im Anschluß an den Abdruck eines Textes von Einsiedel aus dem Tiefurter Journal: Vor mehren Jahren existirte in einer gewissen teutschen Stadt eine Gesellschaft gebildeter, zum Theil in der Litteratur rühmlich bekannter Personen, welche sich öfters freundschaftlich versammelten, ihre Arbeiten einander vorlasen, oder sich an kleinen dramatischen Übungen und geistreichen Gesellschaftsspielen ergözten. Wiz und Laune war hier die Losung, in ihr regte üppig der Genius der Fantasie die entfesselten Schwingen. Sie ist vorübergegangen, wie so manches Gute aus jener Epoche.149

147 „Sie haben doch die Fortsezzung des Tieffurther Journals erhalten; Ser. Amalia hat auf sich genommen, dafür zu sorgen; geschäh es nicht, so will ich auf ihre Rechnung es künftig abfodern lassen.“ (Siegmund von Seckendorff an Knebel, Herbst 1781, in: Werner Kirchner, Eine tragische Gestalt aus Goethes Weimarer Hofkreise. Aus ungedruckten Briefen Siegmunds v. Seckendorffs an Knebel, in: Montagsblatt. Wissenschaftliche Beilage der Magdeburgischen Zeitung, Nr. 29, 70. Jg., 16. Juli 1928, S. 225–229, hier: S. 228. 148 Vgl. Journal, S. XXVIIIf. 149 Neujahrs Taschenbuch, S. 219f. Seckendorfs „Nachschrift“ zu Hildebrandt von Einsiedel, Der Bramine, paraphrasiert dessen im Tiefurter Journal vorangestellte Erläuterung „Ein Resultat der Witz-Karte“ (Journal, 48. Stück, S. 351–353, hier: S. 351; vgl. auch ebd., S. 392). Zu den Auszügen aus dem Journal in den Weimarer Taschenbüchern vgl. v.a. Seckendorf an Knebel, 11. November 1800 (Brief Nr. 47).

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4.2 „Ueberdem ist er ein blinder VerEhrer von dem Voßischen Sylbentreten“150 – Die „Blüthen griechischer Dichter“ Möglicherweise war es Karl August Böttiger, der Seckendorf dazu ermunterte, sich mit der Übersetzung antiker Autoren zu beschäftigen. Noch Jahre später hielt er den jüngeren Freund dazu an, „Griechische Traumspiele“ zu dichten. Als Redakteur des „Neuen Teutschen Merkur“ nahm er den Nekrolog auf Johann Philipp Ostertag in die Zeitschrift auf, in dem Seckendorf die Leistungen seines Regensburger Lehrers auf dem Gebiet der klassischen Philologie würdigte, und ließ Ankündigungen der geplanten postumen Ausgabe von dessen kleineren Schriften, zu denen eine Lukan-Übersetzung gehörte, ins Intelligenzblatt einrücken.151 Wie aus einem Brief an Knebel vom 29. Oktober 1799 hervorgeht, war Böttiger auch bereits vor dem Erscheinen der „Blüthen griechischer Dichter“ über Seckendorfs Vorhaben unterrichtet, mit einer Sammlung metrischer Übersetzungen, darunter vor allem Dichtungen von Bios, Moschos sowie kleinerer Hymnen und des „Froschmäusekampfs“ von Homer, vor das Publikum zu treten. „Unterdessen“, so schreibt Böttiger, „ist auch bei uns ein neuer Kunstjünger des Voßischen Hexameters in unserm Seckendorf aufgestanden. Was sagen Sie zu seinen Ermächtigungen in der Vorrede? Es wird hier viel und mancherlei über Hexameter controvertirt.“152 In der Tat stehen Seckendorfs „Blüthen“, die spätestens zur Ostermesse 1800 bei den Gebrüdern Gädicke in Weimar erschienen, im Kontext einer anhaltend regen Beschäftigung der Zeitgenossen mit Homer und der schon in der Aufklärung einsetzenden, mit Johann Heinrich Voß’ Ausgaben der „Odüßee“ (1781) und der „Ilias“ (1793) intensivierten Diskussion um die Verwendung antiker Versmaße nicht nur bei den Übertragungen ins Deutsche. Klopstock hatte in der Abhandlung „Von der Nachahmung des griechischen Silbenmaßes im Deutschen“, die dem zweiten Band der Kopenhagener Ausgabe des „Messias“ (1755) vorangestellt war, Vollkommenheit und Vorbildlichkeit des Homerischen Verses betont und Hinweise zu einer der Prosodie der deutschen Sprache angemessenen Verwendung des Hexameters gegeben. Lessing würdigte Klopstocks Bemühungen in seinen „Literaturbriefen“ und wies auf eine bis ins frühe 17. Jahrhundert (Fischart) zurückreichende Tradition hexametrischer Versuche hin.153 Unter ausdrücklicher

150 Caroline Herder an Knebel, 8. April 1801, Herder, Briefe 8, S. 468. 151 Vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802 und Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806 (Briefe Nr. 117 und 207). 152 Düntzer, Knebel 1, S. 168. 153 Gotthold Ephraim Lessing, Werke. In Zusammenarbeit mit Karl Eibl u.a. hg. v. Herbert G. Göpfert, Bd. 5, München 1973 (Lizenzausg. Darmstadt 1996), S. 73–77 (Briefe, die neueste Lite-

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Berufung auf das Vorbild der von Voß mit der „Luise“ gelieferten bürgerlichen Idylle in Hexametern hatte schließlich Goethe 1796/97 an „Hermann und Dorothea“ gearbeitet und im Frühjahr 1799 mit der Niederschrift des ersten Gesangs seiner „Achilleis“ begonnen. Aus derselben Zeit stammt aber auch ein drastisches Diktum Wielands, geprägt angeblich nach einer Lektüre der Voßischen Übersetzung der „Metamorphosen“, das Böttiger in seinen „Literarischen Zuständen“ genüßlich zitiert: „Er findet auch hier alle Unarten und Härten des Vossischen Hexameters (…). Es sei abscheulich, daß ein solcher eigensinniger, bocksbeiniger, mit Hamburger Rindfleisch gestopfter Queerkopf durchaus der teutschen Sprache seine Gesetze aufdringen wolle, die nie Gesetze werden könnten“.154 Gleichwohl widmete Seckendorf seinen literarischen Erstling Johann Heinrich Voß, den er in einer ausführlichen Vorrede den „eigentlich Schöpfer des homerischen Hexameters bei uns“ nannte und dessen Inversionsstil ihm durch Goethes Beispiel „in seinem neüsten hexametrischen Gedichte geheiligt“155 schien. Seckendorf übernahm von Voß dann selbst die von Lichtenberg verspotteten „orthographischen Schrullen“156 („Türtais“, „Bakchülides“ oder „Eidüllien“ für ‚Idyllen‘ im „Oster Taschenbuch für Weimar“) und orientierte sich, wie bereits in der Abitursrede „Die Freuden des Wiedersehens“, am Stil von Klopstocks Oden mit ihren harten Fügungen. In seinem Handexemplar der „Blüthen“ notierte Seckendorf die Rezensionen seines Werkes, selbst wenn diese, wie in Johann Friedrich Degens dreibändiger Übersicht „Litteratur der deutschen Übersetzungen der Griechen“ (1797/1801), nicht sehr schmeichelhaft ausfielen. Degen, der in seiner nach Autoren geordneten kritischen Anthologie zahlreiche Stücke aus Seckendorfs Sammlung ausgiebig zitierte, lobte zwar die Übersetzungen von „Homers kleineren Hümnen“, kam aber insgesamt zu einem eher negativen Urteil: „Auch dieser Verfasser hat die Manier, die alten griechischen Dichterwerke mit der ihnen eigenen Simplicität und Zwanglosigkeit nachzubilden, verlassen,

ratur betreffend, 18. Brief); vgl. Friedrich Gottlieb Klopstock, Ausgewählte Werke, hg. v. Karl August Schleiden, Bd. 2, München 1962 (Lizenzausg. Wiesbaden o.J. [1981]), S. 1038–1048, hier: S. 1039–1043. 154 Böttiger, Literarische Zustände, S. 251, datiert auf 22. Januar 1799. 155 Seckendorf, Blüthen, S. XII und X. 156 August Langen, Deutsche Sprachgeschichte vom Barock bis zur Gegenwart, in: Aufriß 1, Sp. 1077–1522, hier: Sp. 1283; vgl. Georg Christoph Lichtenberg, Ueber die Pronunciation der Schöpse des alten Griechenlands verglichen mit der Pronunciation ihrer neuern Brüder an der Elbe, in: Göttingisches Magazin der Wissenschaften und Literatur 1781, 2. St., S. 454–479. Zu Voß’ Übersetzungsleistung vgl. Conrad Bursian, Geschichte der classischen Philologie in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1. Hälfte, München/Leipzig 1883 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit 19/I), S. 548–553.

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und dafür die neuere Weise, nach welcher man das Harte, Gesuchte und Gekünstelte der einfachen Natur vorzuziehen scheint, mehr befolgen wollen.“157

4.3 Die Weimarer Taschenbücher „Hermann und Dorothea“ durfte Seckendorf nicht nur zur Rechtfertigung seiner metrischen Vorlieben heranziehen, es konnte ihm auch als Beleg für die Bedeutung eines literarischen Mediums dienen, dessen Konjunktur um die Jahrhundertwende ungebrochen anhielt. Das „neüste hexametrische Gedicht“ Goethes erschien in einem Taschenbuch, der Verleger Friedrich Vieweg in Berlin zahlte dafür das beträchtliche Honorar von 1000 Talern in Gold und brachte sein Produkt gleich in fünf unterschiedlich ausgestatteten Ausgaben in den Handel, die opulenteste enthielt neben einem Kalender noch ein Messer und eine Schere als Gratisbeigaben.158 Einkünfte aus Taschenbuch- und Almanachbeiträgen oder auch Zeitschriftenhonorare in dieser Größenordnung waren die absolute Ausnahme. Nach einer Schätzung Wielands aus dem Jahr 1802 kamen auf die fünf in dieser Hinsicht erfolgreichsten Autoren der Zeit, Goethe, Schiller, Jean Paul, Kotzebue und Lafontaine, ungefähr sechstausend ganz überwiegend brotlose „Buchmacher“.159 Sich selbst zählte Wieland in dem Brief, in dem er seinem Sohn Ludwig die düsteren Aussichten einer Schriftstellerkarriere vor Augen stellte, nicht zu den genannten, finanziell abgesicherten Autoren hinzu, vielleicht auch, weil ihn im Monat zuvor eine Nachricht Johann Christian Gädickes über die geschrumpfte Auflage seines „Neuen Teutschen Merkurs“ erreicht hatte. Von der traditionsreichen Monatsschrift verkauften sich nach Auskunft des Weimarer Verlegers gerade noch etwa 680–695 Exemplare, nachdem die Zahl der Abonnenten einstmals bei etwa 2000 gelegen hatte. „Mit Journalen“, so Wieland, „ist vollends gar nichts mehr zu verdienen; es stechen zwar alle Jahre etliche Dutzend neue, wie Pilze aus sumpfichtem Boden, aus den schwammichten Wasserköpfen unsrer litterarischen Jugend hervor, aber es sind Sterblinge, die meistens das 2te Quartal nicht überleben.“160

157 Johann Friedrich Degen, Nachtrag zu der Litteratur der deutschen Uebersetzungen der Griechen, Erlangen 1801, S. 38. Seckendorfs Handexemplar im Seckendorf-Nachlaß der WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,727. 158 Vgl. Rudolph, Almanache, S. 171; Goethe, BA 3, S. 820. 159 Christoph Martin Wieland an Ludwig Friedrich August Wieland, 9./16. August 1802, Wielands Briefwechsel 16.1, S. 27; vgl. auch Geiger, Alt-Weimar, S. 29f. 160 Wielands Briefwechsel, S. 28; vgl. auch Gädicke an Böttiger, 2. Juli 1802, in: Schelle, Wieland 1978, S. 391.

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Am Markt etabliert hätten sich lediglich die „Zeitung für die elegante Welt“ und das schon länger existierende „Journal des Luxus und der Moden“, und beide nur, weil sie der „Eitelkeit, Frivolität und Anekdotensucht“ des Publikums dienten.161 Vergleichbares war auch einigen wenigen Taschenbüchern oder Almanachen gelungen, allen voran dem „Damenkalender“, dem seit 1798 bei Cotta erscheinenden „Taschenbuch für Damen“, herausgegeben von Huber, Lafontaine, Pfeffel und anderen, von dessen erstem Jahrgang zwei Nachauflagen gedruckt werden mußten und das in der Ausgabe für das Jahr 1801 eine Auflage von 6500 bis 7500 Stück erreichte.162 Im selben Jahr konkurrierten wenigstens sechzig Taschenbücher um die Gunst des Lesepublikums, darunter Seckendorfs „Neujahrs Taschenbuch von Weimar“, das den Beginn seiner Herausgeberlaufbahn markiert.163 Die in Deutschland seit 1770 nach dem Vorbild des fünf Jahre zuvor erstmals herausgegebenen Pariser „Almanach des Muses ou Choix des Poésies fugitives“ erscheinenden Musenalmanache ebenso wie auch die etwa ab den 1780er Jahren auftretenden, ein breiteres Gattungsspektrum aufweisenden Taschenbücher waren demnach längst am literarischen Markt etabliert.164 Wegen ihrer Popularität stellten sie für die führenden Autoren der Zeit ein wichtiges Medium zur Verbreitung ihre Werke dar, boten aber auch jungen und weniger arrivierten Schriftstellern die Gelegenheit zur Veröffentlichung. Für das Gesamtphänomen ‚Taschenbuch‘ sind jedenfalls die Beiträge der vielen „poetae minores“, die hier überhaupt erst eine Publikationsmöglichkeit fanden, ebenso wichtig wie

161 Wielands Briefwechsel, ebd. Zur „eleganten Zeitung“ und dem Erfolgskonzept ihres Verlegers Georg Voß, der sich mit seinen Verlagsprodukten – im Gegensatz zu Bertuchs am Geschmack des Adels orientiertem „Modenjournal“ – am aufstrebenden Bürgertum als neuer Zielgruppe orientierte, vgl. Dorothea Böck, Im Schatten großer Namen. Über Tageblätter, Taschenbücher und Almanache oder die vergessene Karriere der Minna Sp., in: Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft 39, 2004, S. 141–164, bes. S. 148–154. 162 Fischer, Cotta 1, S. 369; vgl. auch James Wald, Vom Provinzverleger zur publizistischen Hegemonialmacht. Johann Friedrich Cotta in der Tübinger Zeit (1787–1810), in: Ausstellung Baden und Württemberg 2, S. 645–667, hier: S. 654. 163 Vgl. Klussmann, Taschenbuch, S. 58; nach Schätzungen in den Übersichten zur Herbstmesse waren es 1801 – wie ein Jahr zuvor – achtzig Almanache und Taschenbücher, 1802 sogar 118 (vgl. Sondermann, Böttiger, S. 336). 164 Zur Geschichte des Mediums vgl. die Überblicke bei George von Hartmann, Unsere Almanache, in: JbFDH 1907, S. 251–269; Lanckoronska/Rümann, S. 9ff.; Pissin, Almanache, S. VII–XII; Raabe, Zeitschriften, S. 162–164, 181–184; Rudolph, Almanache, S. 175–185; Schulz, Literatur 1, S. 573–575; 2, S. 683–688. Zu den Unterschieden zwischen (Musen-) Almanach und Taschenbuch vgl. Hartmann, S. 258; Rudolph, S. 175; Raabe, S. 182; eine Begriffsklärung angesichts der fortdauernden „terminologischen Unsicherheit“ unternimmt York-Gothart Mix, Die deutschen Musenalmanache des 18. Jahrhunderts, München 1987, S. 15–38, hier: S. 17.

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die der „Weimarer Dichter“, welche „die Musenalmanache und Taschenbücher zu einer allgemein anerkannten literarischen Buchform (machten), in der sie dem Publikum neue Dichtungen vorlegten.“165 Goethe etwa wählte das Medium ganz gezielt für einen Teil seiner literarischen Produktion und verband mit der Entscheidung für einen bestimmten Publikationsort programmatische und rezeptionssteuernde Absichten.166 Dabei konnte die Bevorzugung eines Neulings auf dem Almanachmarkt mitunter schon einmal Befremden hervorrufen. Auf die „Auszierung“ des Weimarer Taschenbuch mit Goethes „Paläofron und Neoterpe“, so jedenfalls August Wilhelm Schlegel in einem Werbebrief an den Verfasser des allegorischen Festspiels, sei er „fast neidisch“167 gewesen. Cotta gegenüber, der sich das Festspiel als eigene Veröffentlichung vorstellen konnte, rechtfertigte Goethe seine Unterbringung im Taschenbuch mit dem Gelegenheitscharakter des Werks: Das kleine Drama, das jetzt in dem Seckendorfischen Taschenbuche steht, nebst einer englischen Uebersetzung desselben, von Herrn Mellish, und dem Kupfer, welches mit der Zeitung für elegante Welt ausgegeben wird, hätte, in eins gefaßt und splendid gedruckt und mit einigen Scherzen und Galanterien noch verziert, einen artigen Artikel gegeben; allein über so was läßt sich nicht korrespondieren, weil alles vom Augenblick abhängt, und so muß man es denn zerstreut hinfahren lassen.168

Für eine solche Plazierung sprach außerdem die zumindest vorübergehende Verankerung des Taschenbuchherausgebers in der Weimar Gesellschaft und seine Bevorzugung weiterer Beiträger aus diesem Umkreis, was den regionalen und geselligen Aspekt der Gelegenheitsarbeit, die aus Anlaß und zur Feier des Geburts-

165 Raabe, Zeitschriften, S. 183. Vgl. Rudolph, Almanache, S. 183f.: „In der Literatur des 19. Jahrhunderts gibt es nur eine Stelle, wo die Trennung in eine aus dem Seinsgrund schöpfende Dichtung von Ewigkeitswert und die minderwertige Tagesliteratur (…) aufgehoben ist: die Almanache und Taschenbücher“. Vgl. auch Klussmann, Taschenbuch, S. 59, sowie York-Gothart Mix, „Was die Deutschen lasen, während ihre Klassiker schrieben“. W. Benjamin, J. H. Voß, F. Schiller und die Almanachmode der Goethezeit, in: ZfdPh 111, 1992, S. 499–515, bes. S. 508f. 166 Vgl. Bunzel, Poetik, S. 9–11. Bunzel hat mit seiner Arbeit über „Goethes Veröffentlichungen in Musenalmanachen und literarischen Taschenbüchern“ ein schon in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Arthur Goldschmidt und später von Gerhard Rudolph angesprochenes Forschungsdesiderat aufgearbeitet, das seine Ursachen in der Geringschätzung der Almanache als „Gebrauchs- und Tagesliteratur“ hatte (vgl. Rudolph, Almanache, S. 171f.; Goldschmidt, S. VIIIf.). 167 Anfang Februar 1801, in: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe, hg. v. Josef Körner und Ernst Wieneke, Leipzig o.J. (1926), S. 113; vgl. auch Caroline Schlegel an Luise Gotter, 23. Januar 1801, in: Waitz, Caroline 2, S. 31. 168 29. Januar 1801, Fehling, Briefe an Cotta 1, S. 84.

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tags der Herzogin Mutter entstanden war, unterstrich. Zudem bildeten die ausgewählten Beiträge aus dem Tiefurter Journal eine adäquate historische Ergänzung zum neuen Festspiel Goethes, der im jungen, durch seine vorausgegangene Veröffentlichung auch als Übersetzer klassischer Autoren ausgewiesenen Herausgeber einen Gleichgesinnten sehen konnte für seine Bemühungen um eine „Revitalisierung der Antike im Kontext zeitgenössischen Liebhaberspiels“.169 Den lokalen Aspekt des Taschenbuchs betonte der Verleger später noch ein weiteres Mal, als er, allerdings eigenmächtig, die Restauflage der beiden nur schwer verkäuflichen Taschenbücher unter dem Titel „Kleinere Schriften, größtentheils von Weimarischen Gelehrten“ an den Mann zu bringen versuchte.170 Wenn Goethe auch, wie nur wenige sonst, bei der Vergabe seiner Almanachbeiträge wählerisch sein konnte, der finanzielle Anreiz, den eine Publikation in diesem Medium bot, war gerade für ihn nicht gering. Daß mit „Männern aber von ausserordentl. Rufe, als Goethe, Wieland, Jean Paul Richter besonders kontrahirt“171 werden mußte, verstand sich von selbst, und ein in der Voranzeige zum Weimarer Taschenbuch ausgelobter Honorarsatz von zwei Louisd’ors für den Bogen war dann natürlich nicht bindend. Aber auch für die weniger arrivierten Autoren waren die potentiellen Einkünfte verlockend genug, so daß sich beispielsweise Friedrich Schlegel, trotz einer – übrigens wechselseitigen – Abneigung gegenüber dem Herausgeber der „Horen“, wegen der vergleichsweise üppigen Vergütung von fünf Louisd’ors pro Bogen um eine Mitarbeit an Schillers Zeitschrift bewarb.172 Sehen lassen konnten sich auch die Beträge, die der umtriebige Schwager Seckendorfs, Christian von Benzel-Sternau, mit seinen Veröffentlichungen erwirtschaftete, wobei seine Angaben allerdings auch die Buchhonorare mit erfassen: „Ich darf Ihnen im Vertrauen sagen“, so schreibt er am 6. Februar 1806 an Leo, „daß ich auf diese Weise voriges Jahr aus meinen neben Amtsarbeiten betriebenen Literatur-Arbeiten über dritthalbtausend Gulden bezogen habe“.173 Die überlieferte Redaktionskorrespondenz zu den beiden Weimarer Taschenbüchern zeigt kein überraschendes Bild. Während die Großen sich bitten lassen konnten und mit kalkuliertem Wohlwollen (Goethe) oder dank bestehender freundschaftlicher Kontakte (Jean Paul) zur Mitarbeit bereit waren, rief die Ver-

169 Bunzel, Poetik, S. 146. 170 Vgl. Seckendorf an Majer, 9. September 1801 (Brief Nr. 104). 171 Seckendorf, SpeciesFacti den Prometheus betreffend (1807), WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,684; gedruckt bei Hauser 1929, S. 312f., hier: S. 313. Zum folgenden vgl. Seckendorf an Goethe, 24. September 1800, und an Brühl, 10. Dezember 1800 (Briefe Nr. 40 und 57). 172 Vgl. Schlegel an Schiller, 12. Dezember 1795, KA XXIII, S. 261f., 482f. 173 WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,322.

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lagsankündigung des neuen Taschenbuchs zahlreiche „Kleinmeister“ auf den Plan, darunter teilweise gänzlich unbekannte, die sich auf die Anzeige mit Beiträgen oder Ankündigungen meldeten.174 Eine Reihe anderer, nicht vor Ort lebender Autoren – Klopstock, Knebel, Kosegarten, Matthisson, Friedrich von Oertel, Retzer und Westenrieder – waren von Seckendorf selbst durch Anschreiben um ihre Teilnahme gebeten worden oder verdankten, wie Gerning, Joseph Rückert und der Regensburger Schulfreund Aurnhammer, ihre Aufnahme länger bestehenden freundschaftlichen Verbindungen. Verleger des Taschenbuchs war Johann Christian Gädicke (1763–1837), in dessen Weimarer Verlagshandlung und Druckerei Gebrüder Gädicke bereits die „Blüthen griechischer Dichter“ erschienen waren. Gädicke hatte zunächst mehrere Jahre, seit 1792, als Geschäftsführer und Teilhaber an Bertuchs LandesIndustrie-Comptoir gearbeitet, bevor er 1798/99 gemeinsam mit seinen Brüdern Christian Friedrich und Johann Samuel eine eigene Buchdruckerei eröffnete.175 Er erhielt Druckaufträge von Cotta, darunter für Goethes „Propyläen“, den „Musenalmanach auf das Jahr 1800“ und verschiedene Dramen Schillers. Nachdem er ab 1800 auch noch den Verlag des „Neuen Teutschen Merkurs“ übernommen hatte, schien er mit seiner Firma auf dem besten Weg, sich als „Hausdruckerei der Klassiker“ (Michael Bienert) in Weimar zu etablieren. Nicht nur der Absatz der renommierten Zeitschrift ließ jedoch zu wünschen übrig, bereits im Frühjahr 1802 sah er wegen ständig sinkender Verkaufszahlen keine Möglichkeit zur Fortführung mehr und gab sie zum Ende des Jahres an Bertuch ab. Auseinandersetzungen mit verschiedenen Weimarer Autoren und Cotta, den er bei einem Druckauftrag im Stich gelassen hatte, kamen hinzu. 1804 verlegte er den Verlagssitz in seine Heimatstadt Berlin und wandte sich nunmehr vor allem dem Druck statistischer Handbücher, von Lexika und anderen unterrichtenden und praktischen Schriften zu.176 Seckendorf hatte sich bei seinen Taschenbuchplänen von den buchhändlerischen Mißerfolgen prominenter Vorgänger wie der „Horen“ nicht schrecken lassen, Schillers Zeitschrift in Konzeption und monatlicher Erscheinungsweise sogar zum Vorbild erhoben, Druck und Format sollten wie bei dessen Musenalmach

174 Vgl. die Briefe von Burdach, Buri, Cramer, Gosert, Grüner, Laleben (?), Messerschmid und Sigel, zwischen April 1800 und 15. April 1801 (Briefe Nr. 34, 37, 38, 44, 49, 58, 60, 62, 63, 69 und 78). 175 Vgl. Michael Bienert (Hg.), Berlin 1806. Das Lexicon von Johann Christian Gädicke, Berlin 2006; Neuer Nekrolog 15, 1837 (1839), S. 926–930; Schmidt, Buchhändler 2, S. 287f. Zum folgenden vgl. Wielands Briefwechsel 15.2, S. 21–26; Kaiser/Seifert, S. 470–477. 176 Vgl. Neuer Nekrolog, a.a.O.; Schelle 1978, S. 391; Schiller an Goethe, 12. Mai 1802, NA 31, S. 132f.

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ausgeführt werden. Seine „Ideen zu einem monatlichen Taschenbuche“177 brachte er am 1. Februar 1800 zu Papier, die Anzeige, datiert auf März, erschien dann im April-Heft des „Neuen Teutschen Merkurs“. Trotz der sofort einsetzenden Resonanz in Form erster Einsendungen war der Starttermin, die erste Ausgabe hatte bereits Anfang Juni (Entwurf) bzw. Anfang Juli (Anzeige) erscheinen sollen, offenbar zu optimistisch gewählt. Gründe, die der überlieferten Korrespondenz nicht zu entnehmen sind, führten zu einer Verzögerung, wahrscheinlich reichte das vorhandene Material einfach nicht aus, um eine monatliche Folge von Ausgaben zu sichern, und standen insbesondere attraktive Beiträge namhafter Autoren noch nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung. Statt von emsigen Vorbereitungen berichten Seckendorfs Briefe aus dieser Zeit von einer Reise nach Dessau in Begleitung Kotzebues, der ihm im Jahr darauf, als das Projekt schon wieder kurz vor dem Aus stand, noch einen kleinen poetischen Beitrag zukommen ließ.178 Mehr als mit literarischen Arbeiten, so scheint es, ist er nach dem Weggang Karl von Brühls mit der Sicherung seiner gesellschaftlichen Stellung am Weimarer Hof beschäftigt. Er betätigt sich als Courmacher für den abwesenden Freund und bemüht sich dessen Höflingsrolle im Tiefurter Kreis Anna Amalias auszufüllen, jedoch mit mäßigem Erfolg. Eine der Ursachen dafür ist ganz offenbar Seckendorfs schon angesprochene fortwährende Neigung zu politischem Räsonnement, das in diesem Umfeld eher deplaziert erschien und von Freunden und Verwandten wiederholt beanstandet wurde. „Noch eins“, lautet eine freundschaftliche Ermahnung Brühls, suche gegen die Herzogin und consorten deine verdorbenen politischen und republikanischen Grundsätze ja nicht zu laut werden zu lassen. Die gute Amalie ist zwar keinesweges intolerant aber sie kann den Republikanismus doch nicht leyden und duldet ihn beym ami nur aus alter Freundschafft.179

Die neuerliche Erwähnung dieser charakterlichen Eigenschaft ist im Zusammenhang mit dem Reifen der Taschenbuchpläne insofern von Belang, als sie in völligem Gegensatz zu jener Abstinenz von politischen Inhalten steht, die Seckendorf selbst, wiederum in deutlicher Anlehnung an das Vorbild der „Horen“, den Bei-

177 Handschriftlicher Entwurf, evtl. von Schreiberhand, BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung, acc. ms. 1928.10), 1 Dbl., 4o; davon abweichend die „Litterarische Anzeige eines monatlichen Almanachs“ im 4. Stück des Neuen Teutschen Merkurs, April 1800, S. 341–344. 178 Vgl. Seckendorf an Brühl, 10. April 1800 (Brief Nr. 33); Kotzebue an Böttiger, 22. Februar 1801, in: Maurach 1987, S. 48. 179 Brühl an Seckendorf, 16. Mai 1800 (Brief Nr. 36). Mit dem „ami“ der Anna Amalia ist Hildebrandt von Einsiedel gemeint.

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trägen für sein Periodikum vorschreibt. Dessen Inhalt, so heißt es in der „Litterarischen Anzeige“, kann sehr mannichfaltig seyn. Er begreift das ganze Gebiet des Schönen. Alles blos abhandelnde, wenn dessen Gegenstand nicht aus jenem Gebiet genommen, Alles spekulative und blos historische bleibt, so wie jedes, was auf Politik und Geschichte des Tags Bezug hat, gänzlich ausgeschlossen. Dagegen wird alles, was in die verschiedenen Gattungen der Dichtkunst und Erzählung, auch der bildenden Künste einschlägt, willkommen seyn (…).180

Die einschneidendste Änderung gegenüber dem ursprünglichen Konzept bestand im Wechsel zu einer vierteljährlichen Erscheinungsweise anstelle der ursprünglich geplanten monatlichen. In einer großen Ankündigung auf der ersten Seite des Intelligenzblatts zum Oktoberheft des „Neuen Teutschen Merkurs“ wurde dies mit dem Vorteil begründet, durch den vergrößerten Umfang der einzelnen Taschenbücher, zwölf anstelle von vier Bogen je Ausgabe, längere Beiträge nicht stückeln zu müssen. Nach der für Ende November 1800 geplanten Auslieferung des „Neujahrs Taschenbuchs“ sollten die weiteren Ausgaben zu Ostern, Johanni und Michaeli erscheinen.181 Bei der Ausstattung sollte auf die Beigabe von Kupfern oder eines Kalenders verzichtet werden. Das in Kleinoktav ausgegebene, fast 290 Seiten starke Bändchen erhielt jedoch ein von Karl Westermayr gestochenes Frontispiz „Herkules mit der Omphale“ nach einem Werk Raffaels wie Böttiger mitteilte.182 Durch den Abdruck von Goethes Festspiel, das im geselligen Kreis der Luise von Göchhausen, den sogenannten „Freundschaftsbrötchen“, an zwei Vormittagen entstanden sein soll, Ende Oktober 1800 unter seinem ursprünglichen Titel „Alte und

180 Litterarische Anzeige eines monatlichen Almanachs, S. 342. 181 Neuer Teutscher Merkur, 10. St., Oktober 1800, Intelligenzblatt, S. XVIIf. Das „Neujahrs Taschenbuch“ erschien Ende November/Anfang Dezember 1800; am 5. Dezember bestätigte Christian Gottfried Schütz Seckendorf den Empfang eines Rezensionsexemplars, vgl. Brief 55. 182 „Das Frontispiz, Herkules mit der Omphale vorstellend, ist an sich eine schön angeordnete Gruppe. Sie ist nach Raphael, der dieselbe vermuthlich, wie Mehreres, nach einem antiken Basrelief aus dem Herkulan gezeichnet hat.“ (Zeitung für die elegante Welt, 27. Januar 1801, Nr. 12, Sp. 94) Zu dem bei Johann Heinrich Lips ausgebildeten und längere Zeit in Weimar lebenden Maler und Kupferstecher Konrad Westermayr vgl. Seckendorf an seinen Vater, 10. September 1794 (Brief Nr. 5). Während seiner Frankfurter Zeit übersetzte Hölderlin 1796 Ovid, dessen „Fasti“ die Geschichte von Herkules enthalten, der Omphale mit einem goldenen Sonnenschirm begleitet – das Frontispiz des „Neujahrs Taschenbuchs“ zeigt Herkules jedoch mit der Keule. Für die Versiegelung eines Briefs von Januar 1797 verwendete Hölderlin eine Herakles-Gemme als Petschaft (vgl. D. E. Sattler, Hölderlins Siegel, in: Le pauvre Holterling. Blätter zur Frankfurter Ausgabe 3, 1978, S. 7–10, hier: S. 9; Vopelius-Holtzendorff, S. 107f.).

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neue Zeit“ im Wittumspalais aufgeführt und Mitte November noch zusätzlich in einer szenischen Lesung in privatem Kreis bekannt gemacht wurde, durfte das Taschenbuch bei seinem Erscheinen mit einigem Interesse rechnen.183 Die anhand der zahlreichen Beiträge aus dem „Journal von Tiefurt“ durchaus erkennbare inhaltliche Gewichtung dieser ersten Ausgabe dürfte den Verleger sicher weniger interessiert haben als beispielsweise die Tatsache, daß unter den durch Siglen anonymisierten Beiträgern aus dem Journal „auch das ehrwürdige W. nicht fehlt, das man“, wie in einer fast marktschreierischen Anzeige im „Neuen Teutschen Merkur“ zu lesen war, „in einem weimarischen Taschenbuche so ungern vermissen würde.“184 Dabei hatten Wieland, und neben ihm auch Herder, ihre Beiträge zum Tiefurter Journal dem Herausgeber anscheinend eher widerwillig, zumindest ohne sonderliches Interesse an einer Veröffentlichung überlassen. Wieland hatte zwar seinen „Versuch einer Beantwortung der in Nr. 1 des Journals von Tiefurth ausgestellten Preisfrage“ für das Neujahrstaschenbuch abschreiben lassen, reagierte später aber äußerst ungehalten auf die von Gädicke bei der Titelauflage der Taschenbücher beabsichtigte Aufhebung der Anonymität. Diese war ohnehin nicht gewahrt geblieben;185 zu Wielands Verstimmung trug aber noch bei, daß der Verleger die Aussetzung des ihm zustehenden Halbjahreshonorars für die Herausgeberschaft des „Teutschen Merkurs“ mit den unerwartet hohen Auslagen für die beiden Taschenbücher begründete. Herder zeigte sich von der Wiederentdeckung einer Romanzenübersetzung aus dem Tiefurter Journal ebenfalls überrascht, ließ sich dann aber den Abdruck von zehn weiteren Liedern, die an prominenter Stelle im „Oster Taschenbuch“ unter dem Titel „Blumen“ veröffentlicht wurden, ohne weiteres, auch unter Nennung seines Namens, gefallen.186 Es handelte sich dabei um Übertragungen neuerer italieni-

183 Caroline Herder nennt Goethes „Paläofron und Neoterpe“ in einem Brief an den Sohn August Wolfgang „eines seiner genialsten Stücke“ (Herder, Briefe 8, S. 453). Zur Entstehung vgl. zusammenfassend Goethe, FA I 6, S. 1079–1083; MA 6.1, S. 950–952; Goethe, Tagebücher II.1, S. 394; II.2, S. 737 (18. November 1800); Olga Gräfin Taxis-Bordogna, Frauen von Weimar, München 1948, S. 92–94. 184 12. Stück, Dezember 1800, Intelligenzblatt, S. LXIIIf., hier: S. LXIV. 185 „Mit Göthens Namen fängt das Büchelchen an, und endigt sich damit; zwei andre, wenigstens nach meinem geringen Ermessen, noch ehrenwerthere Namen, verstecken sich hinter den Buchstaben W. und B.“ (Garlieb Merkel, Briefe an ein Frauenzimmer über die neuesten Produkte der schönen Literatur, 18. und 19. Brief, 6. und 13. Januar 1801, S. 285–287 und 301–308, zitiert nach Wielands Briefwechsel 15.2, S. 350) Vgl. Starnes, Wieland 3, S. 39, 64, 70, sowie unten die Ausführungen zur Einstellung des Weimarer Taschenbuchs. 186 „Zum Seckendorfschen Taschenbuch Quartal 1. habe ich nichts gegeben. (…) Die Spanische Romanze, Blanka, ist allein von mir; vor vielen Jahren ins Tiefurter Journal gegeben, das damals als Zeitvertreib geschrieben, nicht gedruckt ward. Daher hat Seckendorf den vergeßenen

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scher Kunstpoesie, die Herder schon während oder kurz nach dem Erscheinen seiner Volksliedersammlung (1778/79) aus einer Anthologie italienischer Dichtungen von Christian Joseph Jagemann angefertigt hatte;187 hinzu kamen außerdem einige über das Spanische vermittelte arabische Texte und ein schottisches Lied.188 Nachdem in der ersten Ausgabe des Weimarer Taschenbuchs mit Goethes Festspiel und den Beiträgen von Einsiedel, Herder und Siegmund von Seckendorf aus dem „Journal von Tiefurt“ Tradition und Gegenwart der geselligen Kultur am Weimarer Musenhof einen inhaltlichen Schwerpunkt gebildet hatten, setzte das „Oster Taschenbuch“ einen noch stärkeren Akzent auf Übersetzungen aus anderen Literaturen. Zu Herders „Blumen“ gesellten sich hier weitere „Madagaskarische Lieder“ von Knebel sowie Auszüge aus indischer, persischer und baltischer Poesie, die von Friedrich Majer, Josef von Hammer und Friedrich David Gräter beigesteuert wurden.189 Seckendorfs Interesse an den „Stimmen der Völker“, wie er später eine zentrale Abteilung seiner Regensburger Musenalmanache auf 1807 und 1808 mit Zeugnissen fremdsprachiger Dichtung nannte, zeigt sich hier schon sehr ausgeprägt. Nimmt man die umfangreichen Beiträge Friedrich Majers hinzu, mit „Hugdieterich und Hildburg“ lieferte er Auszüge aus dem sogenannten Heldenbuch und veröffentlichte vorab einen Ausschnitt aus seiner „romantischen“ Biographie „Bertrand Du-Guesclin“, so rückt das Weimarer Taschenbuch in die Nähe jener literarhistorischen Sammelpublikationen und Periodika wie Gräters „Bragur“, August Bodes „Polychorda“ oder Johann Christoph von Aretins „(Neuem) Literarischem Anzeiger“, an denen sich Seckendorf später selbst mehrfach mit eigenen Einsendungen beteiligte. In einem Brief an Gräter vom 23. Februar 1801 bezeichnet er sein Taschenbuch sogar als „Zeitschrift“ und nennt als einen der „Hauptzwekke“ seines Unternehmens, „soviel Volkssagen, Volkslieder und Müthen aller Nazionen zu geben, als ich auftreiben kan, um eine Samlung von Materialien aufzustellen, wodurch künftig eine allgemeine, ver-

Schmetterling erbeutet. Im 2ten Stück kommen einige Stücke von mir vor, worunter Ihnen ein paar gefallen werden. Ich habe mich genannt: denn die Namenlosigkeit wird mir immer mehr zuwider.“ (Herder an Gleim, 19. Januar 1801, Herder, Briefe 8, S. 192) Vgl. auch die Varianten der Romanze „Blanka“ im Journal von Tiefurt, 34. Stück (Journal, S. 268f.), verzeichnet in Herder, SW 25, 1885, S. 625f. 187 Antologia poetica italiana, 2 Bde., Weimar 1776/77; vgl. Herder, SW 27, 1881, S. 357–359, 414f. 188 Vgl. Herder, SW 29, 1889, S. 194–202, 729, und SW 25, 1885, S. 626f. 189 Im selben Jahr (1801) und unter dem gleichen Titel „Blumen“ veröffentlichte auch Kosegarten eine an Herder orientierte Sammlung alter Volkslieder (Berlin o.J.); vgl. Regina Hartmann, Denkmale der Vorzeit. Zur Herder-Rezeption im Schaffen von Ludwig Theobul Kosegarten, in: Euphorion 92, 1998, S. 272–292, hier: S. 277.

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gleichende Geschichte der Müthen des ganzen Erdbodens bearbeitet werden kann“.190 Eine klare inhaltliche Ausrichtung erfuhr das Taschenbuch während seiner kurzen Lebensdauer dennoch nicht. Trotz der erkennbaren Schwerpunkte, die der Übersetzungstätigkeit und dem wachsenden Sammeleifer des Herausgebers zu verdanken sind, behielt es einen eigentümlichen Mischcharakter, da Seckendorf auf verschiedene Freundschaftsgaben und ihm übermittelte poetische Einsendungen nicht verzichten wollte oder konnte. Einen Teil davon verdankte er der Tatsache, daß bei seinem Verleger Gädicke zugleich auch der „Neue Teutsche Merkur“ erschien, dessen Redakteur Böttiger über ein weitgespanntes Netz von Beziehungen verfügte. Auf diese Weise dürfte der Beitrag des jungen Orientalisten Joseph von Hammer, der von 1795 an mit zahlreichen türkischen und persischen Dichtungen im „Merkur“ vertreten war, in das „Oster Taschenbuch“ gelangt sein; persönlich lernte Seckendorf ihn erst 1808 in Wien kennen. Gleiches gilt für die satirische Dichtung „Der Schuldner“, zumal ihr Verfasser, Wielands „Amanuensis“ Samuel Christoph Lütkemüller, zugleich als Korrekturleser beim „Teutschen Merkur“ fungierte und darin auch schon Proben seiner Übersetzungen von Ariost und französischer Erzählungen des Mittelalters veröffentlicht hatte. Wahrscheinlich bestanden hier auch persönliche Kontakte. Ein gemeinsamer Freund war Joseph Rückert, der schon Mitte 1800 in seinen „Bemerkungen über Weimar“ auf die geplante Taschenbuchausgabe Seckendorfs hingewiesen hatte und in der Oster-Ausgabe dann auch selbst mit drei Elegien vertreten war. Er lud Lütkemüller 1805 persönlich nach Würzburg ein und bot Seckendorf die Beteiligung an einer von ihm herausgegebenen pädagogischen Zeitschrift an.191 Auch Friederike Bruns Gedichtbeitrag „Das Gewitter“ wird durch die rege Mitarbeit der in Kopenhagen lebenden Schriftstellerin am „Teutschen Merkur“ zustandegekommen sein, ein direkter Kontakt ist allerdings nicht nachweisbar. Zuvor hatte sie schon in Schillers „Musen-Almanach“ veröffentlicht; ihr von Zelter vertontes Gedicht „Ich denke dein“ inspirierte Goethe, den sie auf einer ihrer Reisen nach Italien in Karlsbad traf, zu der ebenfalls in Schillers Almanach gedruckten „Nähe des Geliebten“.192 Sie wurde von Matthisson gefördert, zu dessen

190 Brief Nr. 71. 191 Vgl. Hansjörg Schelle, S.C.A. Lütkemüller in seinen Beziehungen zu C.M. Wieland, in: Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft 20, 1985, S. 127–200, hier: S. 146, 177f.; sowie Joseph Rückerts Briefe an Seckendorf. 192 Ilse Foerst-Crato (Hg.), Frauen zur Goethezeit. Ein Briefwechsel. Caroline von Humboldt, Friederike Brun, Düsseldorf 1975, S. 7; vgl. auch Augusta von Kalb an Seckendorf, 8. Dezember 1798 (Brief Nr. 17).

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Bewunderern Seckendorf gehörte.193 Und er dürfte in ihrer, der empfindsamen Tradition des Kopenhagener Freundeskreises von Klopstock verpflichteten Dichtung zudem wesensverwandte Züge zu den eigenen dichterischen Versuchen ausgemacht haben. Vielleicht hat Böttiger, der ihr eine Abschrift des Theatermanuskripts von Schillers „Wallenstein“ zukommen ließ, die Einsendung für das „Neujahrs Taschenbuch“ vermittelt.194 Die Bekanntschaft eines weiteren Mitwirkenden am „Journal von Tiefurt“ hatte Seckendorf schon bei früheren Weimar-Aufenthalten während seiner Jenaer Studienzeit gemacht. Mit Karl Ludwig von Knebel, der als Sohn eines Regierungsrats in markgräflich-brandenburgischen Diensten und Reichstagsgesandten in Regensburg und Ansbach aufgewachsen war, verband ihn nicht nur die gemeinsame Herkunft. Knebels literarische Vorliebe galt der Nachbildung antiker lyrischer Formen, von Herder, mit dem er einen besonders vertrauensvollen Umgang pflegte, empfing er die ersten Anregungen zu seinen Properz- und Lukrez-Übersetzungen, deren Fertigstellung sich zum Teil über Jahrzehnte hinzog.195 Seckendorf, dem er von der Arbeit an seiner – erst 1821 im Druck erschienenen – Übersetzung von Lukrez’ Lehrgedicht „De rerum natura“ berichtete, entnahm dem „Tiefurter Journal“ neben einigen Epigrammen ein anderes pädagogisches Poem Knebels, „Chiron der Alte“, entstanden Anfang 1783, während dessen Zeit als Erzieher des weimarischen Prinzen Constantin. Auch hierbei handelte es sich eigentlich um eine Übersetzung,196 so daß sich in Knebels Beiträgen die inhaltlichen Schwerpunkte und programmatischen Ansätze der beiden Weimarer Taschenbücher in idealtypischer Weise miteinander verbanden. Knebels Bemühungen um die Elegie, die in der Veröffentlichung seiner Properz-Übersetzungen (1796/98) gipfelten, dürften Seckendorf zu eigenen Versuchen ermuntert haben, die er dann auch im Taschenbuch „schüchtern“ denen des Vorbilds hinzugesellte. So ließ er hier, neben je einem Gedicht Knebels und Amalie von Im-

193 Seckendorf hatte, wie er seinem Vater am 5. Mai 1800 mitteilte, Matthisson kurz zuvor während einer Reise nach Dessau und Wörlitz persönlich kennengelernt: „Aussi deux autres connaissances, que j’ai faites, me sont plus interessantes (…). C’est cette de Matthisson & du général Bischofswerder.“ (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,191) 194 Zur „Kopenhagener Manuskriptaffäre“ vgl. Moritz Albrecht Spiess, Neue Mittheilungen über die Veruntreuung von Wallensteins Lager, in: Archiv für Litteraturgeschichte 15, 1887, S. 388–398. 195 Vgl. Otto/Rudnik, Knebel, S. 302f. 196 Aus den „Select Collections of Old Plays“ (12 Bde., London 1744) des englischen Buchhändlers und Zeitschriftenverlegers Robert Dodsley; vgl. Journal, S. 388, und die Korrespondenz zwischen Knebel und Seckendorf von Oktober und November 1800, Briefe Nr. 43, 45, 47, 50, 51. Zu Knebels Übersetzungen englischer Schriftsteller vgl. Otto/Rudnik, Knebel, S. 315f.

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hoffs, drei seiner Elegien abdrucken, die sogar Klopstock zu einer Stellungnahme herausforderten.197 Angesichts so weitgehend übereinstimmender Interessen und dem spürbaren gegenseitigen Respekt und Vertrauen, das in dem zwar kurzen, doch intensiven Briefwechsel zwischen Oktober 1800 und Anfang April 1801 zum Ausdruck kommt, mutet das jähe Ende dieser Verbindung fast tragisch an. Zwar hatte Seckendorf pauschal und eher nebenbei die Notwendigkeit einiger metrischer Korrekturen schon in einem früheren Brief an Knebel angesprochen, von den Eingriffen, die sich der junge Herausgeber bei mehreren seiner im „Oster Taschenbuch“ veröffentlichten Epigramme schließlich herausnahm, wurde der Ältere dann aber doch völlig überrascht.198 Knebels letztes Schreiben an Seckendorf, in dem er die weitere Zusammenarbeit schroff aufkündigt und sich auch die Zusendung des Taschenbuchs verbittet, liest sich wie eine Bestätigung der gängigen Einschätzungen seiner Persönlichkeit, als deren Kennzeichen eine übertriebene Empfindlichkeit, die „problematische Charaktermischung“ und „empfindliche Irritabilität“ immer wieder angeführt werden.199 Allerdings mangelte es auch dem Taschenbuchredakteur Seckendorf gelegentlich an dem erforderlichen Einfühlungsvermögen gegenüber seinen Beiträgern, was der ganz ähnlich gelagerte Fall aus späterer Zeit, das Zerwürfnis mit dem „Prometheus“-Mitarbeiter Joseph von Collin,200 nur zu deutlich unterstreicht. Über die publizistische Resonanz auf das Weimarer Taschenbuch konnten sich Herausgeber und Verleger nicht beklagen. Gädicke hatte das eigene Verlagsprodukt im „Neuen Teutschen Merkur“ massiv beworben; zwischen Oktober 1800 und April 1801 erschienen monatlich umfangreiche Anzeigen im Intelligenzblatt, meist mit vollständiger Inhaltsangabe, dazu kamen Seckendorfs Vorankündigung und ein aufmunterndes Geleitwort Böttigers im redaktionellen Teil der Zeitschrift.201 Goethes Festspiel sicherte dem Taschenbuch zum Auftakt ohnehin ein ganz besonderes Interesse. Eine von Johann Heinrich Meyer gezeichnete „Maskenszene aus Paläophron und Neoterpe“ eröffnete als koloriertes, von Johann Heinrich Lips gestochenes Titelkupfer den ersten Jahrgang der „Zeitung für die

197 Neujahrs Taschenbuch, S. 127–143; vgl. die Briefe Seckendorfs an Knebel, 30. November 1800, und Klopstocks an Seckendorf, 25. März 1801 (Briefe Nr. 51 und 75). 198 Vgl. Seckendorf an Knebel, 30. November 1800; Knebel an Seckendorf, 4. April 1801 (Briefe Nr. 51, 76). 199 Otto/Rudnik, S. 297; zur späteren „Mitarbeit“ Knebels an Seckendorfs Regensburger Musenalmanach auf das Jahr 1807 vgl. unten. 200 Vgl. Collin an Seckendorf, 26. Juli 1808 und Seckendorfs Antwort (Briefe Nr. 301 und 302), sowie die Ausführungen zur Zeitschrift Prometheus. 201 12. St., Dezember 1800, S. 323f.

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elegante Welt“, zu dem wiederum Böttiger eine umfangreiche Beschreibung beisteuerte. Eine freundliche Besprechung, später auch des „Oster Taschenbuchs“, kam hinzu und rundete die günstige Aufnahme durch den Herausgeber des neuen Journals, Karl Spazier, ab.202 Weitere Rezensionen erschienen im „Jahrbuch der neusten Literatur“ und in der „Neuen Allgemeinen Deutschen Bibliothek“, mit einem ausführlichen Zitat aus Goethes Maskenspiel wartete die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ auf. Sogar Christian Gottlob Heyne, der Seckendorf von seiner Studienzeit bekannte Herausgeber der „Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen“, brachte in seinem „Bureau für die sauertöpfischen mürrischen Wissenschaften“203 eine wohlwollende Anzeige unter.204 Weniger günstig war die Aufnahme des Taschenbuchs in Teilen von Seckendorfs Weimarer Umfeld. Schiller nannte es in einem Brief an Charlotte „eine traurige Lecture“205, und Caroline Herder echauffierte sich in einem Brief an Knebel über die willkürliche Zusammenstellung von Autoren unterschiedlicher Qualität.206 Darüber war die mit dem „Oster Taschenbuch“ zumindest im Ansatz erkennbare konzeptionelle Ausrichtung des Periodikums als eine Sammlung internationaler Volkspoesie, die mit dem schon geplanten Johannistaschenbuch noch deutlicher zutage treten sollte,207 anscheinend nicht wahrgenommen worden. Vielmehr erschien es mit seiner qualitativ unterschiedlichen Mischung sowohl zugkräftiger wie auch nachrangiger Autoren wie ein weiterer, in seiner Zusam-

202 Nr. 12f., 27./29. Januar 1801, Sp. 89–94, 97–102; Nr. 52, 30. April 1801, Sp. 420f.; vgl. Spazier an Seckendorf, 9. Januar 1801 (Brief Nr. 63). 203 Heyne an Seckendorf, o. D. (vor dem 25. Dezember 1800; Brief Nr. 59); vgl. auch Christian Gottfried Schütz, 5. Dezember 1800 (Brief Nr. 55); Allgemeine Literatur-Zeitung, 3. Januar 1801, Nr. 4, Sp. 25–27; Erlanger Literaturzeitung 1800, Nr. 136, S. 1084; Jahrbuch der neusten Literatur 1800, Nr. 42; NADB 1801, 62. Bd., 2. St., S. 539–541. 204 Um einen Rezensionsauftrag der Erlanger Literaturzeitung für das Oster Taschenbuch durch Vermittlung Clemens Brentanos bemühte sich (vergeblich) Casimir Ulrich Boehlendorff. Vgl. seinen Brief an Brentano (18. März 1801, in: Casimir Ulrich Boehlendorff, Werke in 3 Bänden, hg. v. Frieder Schellhase, Bd. 1: Autobiographische Aufzeichnungen. Briefwechsel. Dokumente zur Person und Biographie, Frankfurt a. M./Basel 2000, S. 264–268, hier: S. 267) und dessen Fürsprache bei Gottfried Ernst August Mehmel (31. März 1801, FBA 29, 315–317, hier: S. 316; vgl. auch FBA 38,1, S. 353). In der Erlanger Literaturzeitung erschien lediglich die Besprechung des Neujahrs Taschenbuchs von einem unbekannten Verfasser (Nr. 29, 11. Februar 1801, Sp. 225–228). 205 27. März 1801, Schiller, NA 31, S. 23: „Ich sende dir hier Seckendorfs Taschenbuch, worin du wenig Trost finden wirst, es ist eine traurige Lektüre.“ 206 „Ueber Seckendorfs OsterTaschenbuch sind wir, nicht sowohl wegen dem Anfang, als daß er Sie in Einen Kranz mit Gerning u. Rückert hat flechten können – erstaunt! das ist doch eine unwissende Unvernunft, die ich nicht begreifen kann!“ (Herder, Briefe 8, S. 468). 207 Vgl. den Brief an Gräter, 23. Februar 1801.

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menstellung insgesamt beliebiger Almanach in der Nachfolge und Konkurrenz zu etablierten Vertretern der Gattung. Während August Wilhelm Schlegel, sicher auch von Seckendorfs Versuch angeregt, daran ging, gemeinsam mit Ludwig Tieck einen Almanach als „romantische Mustersammlung“208 zusammenzustellen, brachte Caroline Schlegel die Kritik an der beim Weimarer Taschenbuch spürbaren Anmutung des Zufälligen auf den Punkt. „Taschenbuch, eine Form, in die man jetzt alles bringt“, schrieb sie an Luise Gotter, die sich bei ihr nach einer Publikationsmöglichkeit erkundigt hatte: „Mir ist wohl Seckendorfs neues vierteljähriges Taschenbuch eingefallen, das in Weimar herauskommt und Du vermuthlich gesehen hast. Goethe hat ein kleines sehr schönes Festspiel für die Herzogin Amalia hineingegeben, Von den Bedingungen weiß ich aber nichts, und der Herausgeber ist ein Thor.“209 Im abschätzigen Urteil der Goethe-Verehrerin Caroline schwingt womöglich der Neid auf den unerwarteten Erfolg des Neulings bei der Aquisition attraktiver Beiträge mit, zumal Goethe wenig später dem angesprochenen Almanach ihres Mannes trotz der vorgetragenen Bitte einen Beitrag versagte. Den Eindruck, lediglich als Günstling der Weimarer Größen reüssieren zu können, und von diesen noch dazu mit Brosamen und Abfall-Produkten abgespeist worden zu sein, wie Garlieb Merkel in seinen Frauenzimmerbriefen maliziös anmerkte,210 konnte Seckendorf mit den beiden Ausgaben seines Taschenbuchs nicht zerstreuen. Umso mehr mußten dann auch die Beiträge der weniger namhaften Autoren als Lückenbüßer für das allmähliche Versiegen zugkräftiger Beiträge erscheinen, was den Blick auf die erkennbaren Bemühungen um eine Profilierung des Periodikums als eine Anthologie der Poesie der Völker verstellte.

208 Pissin, Almanache, Sp. 1. Vgl. auch ebd., Sp. 9. Der von A. W. Schlegel und L. Tieck herausgegebene Musen-Almanach für das Jahr 1802 erschien im November 1801 bei Cotta in Tübingen und enthielt, gleichsam als „Antwort“ auf Goethes Beitrag für Seckendorf, das von Schlegel verfaßte „Fastnachtsspiel vom alten und neuen Jahrhundert“. 209 23. Januar 1801; Waitz, Caroline 2, S. 31. 210 „Reichten berühmte Nahmen hin, ein Werk vortrefflich zu machen; so wäre das vorliegende das vortrefflichste, das jemals in Deutschland erschienen ist. Der Herausgeber benutzte seinen Aufenthalt im Deutschen Athen, und seine gesellschaftlichen Verbindungen, von einer Menge wohl-, hoch und höchstberühmter Schriftsteller Beiträge zu erbitten, und fand Gewährung. Mit Göthens Namen fängt das Büchelchen an (…) und unter den übrigen (…) ist fast kein einziger, der dem Publikum nicht auf irgend eine Art lieb wäre. Das ist aber auch das Beste, was sich von diesem Taschenbuche sagen läßt. Die meisten Mitarbeiter fertigten den Bittenden mit bloßen Artigkeiten ab; das heißt: sie gaben; aber was sie gaben, besteht meistentheils aus Kleinigkeiten, dergleichen wohl auch einem großen Manne einmal entfallen, doch ohne daß er sich die Mühe nimmt, sie auf zu heben.“ (Briefe an ein Frauenzimmer, Bd. 2, 18. Brief, 6. Januar 1801, S. 286f., zit. nach Wielands Briefwechsel 15.2, S. 349f.)

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Dem abfälligen Urteil Merkels stimmten Wieland und später auch Böttiger zu;211 der buchhändlerische Mißerfolg des Verlegers mit dem Taschenbuch, der ja auch ihre persönlichen Interessen berührte, dürfte dabei keine ganz unwesentliche Rolle gespielt haben. Der Abbruch des Unternehmens war schon vor Erscheinen der Oster-Ausgabe absehbar. „Das Taschenbuch geht nicht“, schrieb Caroline Herder in dem bereits zitierten Brief vom 8. April 1801 an Knebel, „s wird vermuthlich mit diesem Stück schließen. Vom Vater bekommt er nichts mehr. – Es war ein Wille ohne Nachdruck.“212 Und Wieland beschwerte sich einige Wochen später bei seinem Redakteur über die Fehlspekulation Gädickes, unter der nicht zuletzt die Herausgeber des „Teutschen Merkurs“ zu leiden hatten: Warum sollen wir dafür büßen daß er die Unvorsichtigkeit begangen hat, in ein solches Ding, wie H. von Seckendorfs Taschenbuch ist, auf gerathe wohl 700 reichstaler zu stecken? Jedermann, der nicht ein Bret vor dem Kopf hat, hätte ihm, ohne ein Profet zu seyn, voraus sagen können, daß er mit einer solchen Waare sitzen bleiben würde.213

Wieland hatte am gleichen Tag erfahren, daß Gädicke wegen ausbleibender Einnahmen nicht in der Lage war, ihm das übliche Halbjahreshonorar für den Merkur zu zahlen. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich der Herausgeber schon nicht mehr in Weimar auf. Der schwache Absatz des „Neujahrs Taschenbuchs“ hatte bereits Anfang März zum Rücktritt Gädickes vom weiteren Verlag der Vierteljahresschrift geführt, Seckendorfs Bemühungen, durch Schillers Fürsprache Cotta als neuen Verleger zu gewinnen, schlugen fehl. Diesem war gerade erst vom vormaligen „Horen“- und „Musen-Almanach“-Herausgeber nahegelegt worden, die Verlagsproduktion periodischer Schriften künftig etwas zu drosseln: „Diese Calendermacherey ist jetzt auf einer so übertriebenen Höhe“, hieß es in einem Brief an den Tübinger Verleger vom 25. September 1800, „daß sie sinken muß“.214 Auch From-

211 Vgl. Böttiger an Merkel, 2. Februar 1801: „Ihre wahre und in jedem Wort von mir unterschriebene Recension vom Seckendorfischen Taschenbuch“ (Schelle, Wieland 1978, S. 385), und Wieland an Böttiger, 3. Februar 1801: „Wie oft u schwer er übrigens auch schon gesündigt haben mag, in seinem Urtheil über Seckendorfs Taschenbuch ist er das Organ der lautern Wahrheit gewesen“ (Wielands Briefwechsel 15.1, S. 364). 212 Herder, Briefe 8, S. 468. 213 Wieland an Böttiger, 24. Mai 1801, Wielands Briefwechsel 15.1, S. 434. 214 Schiller, NA 30, S. 200; vgl. auch Seckendorf an Schiller, 8. März 1801, und die Antwort Schillers vom 16. März 1801 (Briefe Nr. 72 und 74). Cotta war gleichwohl an vergleichbaren Projekten interessiert. Am 26. Dezember 1800 erkundigte er sich bei Goethe nach dessen Bereitschaft zu Beiträgen für einen Musenalmanach, den A. W. Schlegel in seinem Verlag als Ersatz für den Schillerschen herausgeben wolle. Mit demselben Vorschlag habe sich auch Bernhard Ver-

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mann in Jena, bei dem Schiller ersatzweise – und sicher auch eher halbherzig – anfragte, bezeugte „keine Lust“ zu diesem Geschäft. Seckendorf wollte dem Freund Friedrich Majer die Redaktionsgeschäfte vor Ort anvertrauen, nachdem für ihn selbst spätestens seit Mitte Januar 1801 feststand, daß er Weimar verlassen würde. Der Vater hatte schon seit dem Spätsommer des vorausgegangenen Jahres auf einen Ortswechsel und die Annahme einer anderen Anstellung gedrängt, da Herzog Carl August keinerlei Anstalten machte, den Sohn für seine Assessorentätigkeit zu bezahlen. Die endgültige Entscheidung wurde dann durch einen peinlichen gesellschaftlichen Vorfall herbeigeführt, der ausgerechnet genau in die Zeit fiel, da Leo mit der Auslieferung seines Taschenbuchs wenigstens literarisch in Weimar „angekommen“ schien. Bei einem Hofball am 18. Dezember 1800 war er mit einem jungen französischen Adligen, dem Sohn des seit 1796 in Weimar lebenden Comte Du Manoir, aus offenkundig geringfügigem Anlaß215 aneinandergeraten und hatte den Streit am darauffolgenden Morgen „mit Säbeln ausgefochten“.216 Wie andere Abkömmlinge jener Adelsfamilien, die nach der Französischen Revolution in Weimar Zuflucht gesucht hatten, wurde Felix Dumanoir (1783-nach 1815) an dem hauptsächlich von den Söhnen englischer und französischer Familien frequentierten Erziehungsinstitut von Jean Joseph Mounier unterrichtet. Die Zöglinge des nach seiner Gründung 1797 im Schloß Belvedere unweit der Stadt untergebrachten Instituts standen nicht im besten Ruf. Voigt, der Goethe von dem Vorfall unterrichtete, spricht vom „berüchtigten“ Dumanoir, und der baldige Rückzug Mouniers von der Leitung des ursprünglich vom Herzog protegierten Instituts im Oktober 1801 hing wohl auch mit weiteren Vorfällen ähnlicher Art zusammen.217 Seckendorf trug eine heftige Blessur davon, die vom befreundeten Arzt Gottfried Herder versorgt wurde; an eine weitere Karriere am Weimarer Hof war unter

mehren, der nach seinen Angaben auf Beiträge von Goethe und Schiller hoffen dürfe, an ihn gewandt (vgl. Goethe, Regesten 3, S. 294f. und 299). 215 Vgl. seinen Brief an Brühl vom 15. Januar 1801 (Brief Nr. 65). 216 „Die neueste Trauergeschichte ist seit gestern ein Duell, welches unser armer H. von Sekkendorf mit dem jungen Dumanoir, der bey Mounier im Institut ist, gestern früh im Webicht mit Säbeln ausgefochten und dann eine starke Wunde in den Fuß bekommen hat. Er verblutete sich fast, ehe Hilfe geleistet werden konnte. Doch ist keine große Gefahr, wie man sagt. Der Streit war auf dem vorgestrigen Hofball entstanden.“ (Böttiger an Wieland, 20. Dezember 1800; Wielands Briefwechsel 15.1, S. 315. Weitere Darstellungen in Briefen von Voigt an Goethe, 20. Dezember 1800, Goethe-Voigt-Briefwechsel 2, S. 249; Caroline Jagemann an Brühl, 21. Dezember 1800, Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 708f. 217 Vgl. Bojanowski, Mounier, S. 310–314; zu den französischen Emigranten in Weimar vgl. Hans Tümmler, Carl August von Weimar, Goethes Freund. Eine vorwiegend politische Biographie, Stuttgart 1978, S. 123ff.

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diesen Umständen nicht zu denken. Auf ein Gesuch des Vaters,218 der selbst seit 1788 als herzoglich württembergischer Komitialgesandter die Interessen Friedrichs II. am Regensburger Reichstag vertrat, wurde nun auch Leo in württembergische Dienste aufgenommen und als Kammerjunker und Legationsrat angestellt. Die Berufung zu dem ungeliebten und auch hier zunächst einmal nicht besoldeten Amt erfolgte bereits am 19. Februar 1801. Bei Brühl hatte er sich kurz zuvor noch, ohne allzu große Hoffnungen, über die Möglichkeiten erkundigt, in sächsische Dienste zu treten, etwas später war auch für kurze Zeit von einem Engagement beim Reichshofrat in Wien die Rede. „Ich war damals Regierungsassessor in Weimar“, schrieb er einige Jahre später in einem Entwurf zu einem Lebenslauf. „Mein Vater verlangte sogleich dort meinen Abschied, u. gab mir von dem geschehenen Nachricht. Am 10t Aprl. verlies ich Weimar, ungern. War es eine trübe Ahnung, die mich vor der neuen Carrière warnte?“219 Über die Einstellung des Taschenbuchs unterrichtete Seckendorf das Publikum durch eine im Mai 1801 in Regensburg verfaßte „Erklärung“ im Reichs-Anzeiger: Meine unvermuthete Ortsveränderung und der ganz verschiedene Geschäftskreis, in dem ich mich gegenwärtig befinde, machen mir die Fortsetzung des Taschenbuchs von Weimar unmöglich. Allen, die mich durch ihre gütige Theilnahme bey diesem Unternehmen so wohlwollend unterstützten, danke ich noch einmahl öffentlich für ihr Vertrauen, und ersuche sie, mir dasselbe, so wie ihre Beyträge zu einem ähnlichen periodischen Werke von bestimmteren Gränzen zu schenken, zu dessen Ausführung ich bloß die erste günstige Muße abwarte, und von dessen ausführlichem Plane sie zu seiner in den öffentlichen Blättern unterrichtet werden sollen.220

218 In einem Brief vom 19. Februar 1801 an Friedrich II. v. Württemberg empfiehlt Christoph Albrecht v. Seckendorf den Sohn, der seit drei Jahren seinen Dienst in Weimar versehe, der sich aber „bei den dortigen sparsamen Einrichtungen keiner Aussicht und Aufmunterung in den nächst-ersten Jahren schmeicheln“ dürfe. „Bei dermaligen Geld-erschöpfenden Zeiten“ könne er sich die weitere finanzielle Unterstützung Leos nicht mehr leisten und bittet, ihn „in der Eigenschaft als Kammerjunker und Legazionsrath in Höchstdero Dienste an- und aufzunehmen und solchen einstweilen bei Dero Herzogl. Gesandschaft in Regensburg anzustellen“ (HSTA Stuttgart, A 12, Büschel 97). 219 Geschichte meiner Dienstzeit im Wirtembergischen (1805), WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,724; vgl. auch die Briefe von Brühl, 9. Februar 1801, Caroline von Egloffstein, 11. Juni 1801, und Gottlob von Egloffstein, vor 20. November 1801 an Seckendorf (Nr. 68, 87 und 112). 220 Kaiserlich-privilegirter Reichs-Anzeiger, Nr. 171, 9. Juli 1801, Sp. 2293f. (fehlendes Wort: Druckfehler im Reichs-Anzeiger); textgleich in: Neuer Teutscher Merkur, 6. St., Juni 1801, Intelligenzblatt, S. XXVIf.

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In den folgenden Wochen erreichten Seckendorf noch einige verspätete Einsendungen, so daß vom Vorhandensein eines gewissen Materialfundus für eine Fortsetzung des Projekts ausgegangen werden kann. Gräter gegenüber spricht er auch nur von einer „Unterbrechung“ seines Taschenbuchs, Verhandlungen mit einem nicht namentlich genannten Verleger seien noch nicht abgeschlossen. Und er bittet darum, künftig vermehrt Prosabeiträge zu liefern, da „das Publikum mit der zu grossen Menge Gedichte unzufrieden gewesen ist, wofür es keinen Sinn hat“.221 Zum aufbewahrten Material, das einer weiteren Verwertung zur Verfügung stand, gehören vermutlich auch Teile einer Sammlung von Originalen und Abschriften von Gedichten, Prosa und Übersetzungen verschiedener Verfasser, darunter Texte, die auf den Blättern Herder und Schiller zugeschrieben werden.222 Zum „Torso“ erklärte Seckendorf das Taschenbuch dann erst am 19. Juni 1801 in einem Brief an Jean Paul.223 Zur gleichen Zeit muß er dem ursprünglich als Mitredakteur vorgesehenen Friedrich Majer eher vage Ideen zu einer „neu projektirten Zeitschrift“224 mitgeteilt haben, über die aus der überlieferten Korrespondenz jedoch weiter nichts hervorgeht. Der Freund war inzwischen gemeinsam mit Johann Wilhelm Ritter nach Oberweimar übergesiedelt, wo beide ihrerseits, angeregt durch eine Offerte des Bremer Verlegers Friedrich Wilmans, die Herausgabe einer Zeitschrift planten: „die Hauptgegenstände werden seyn – höhere Geschichte – höhere Physik, Mythologie und Kunst (…) mach nur auch was Tüchtiges, ich zahle gut“.225 Wilmans schreckte jedoch vor dem Programm zurück, schloß aber im darauffolgenden Frühjahr 1802 mit Friedrich Schlegel einen Kontrakt zur Herausgabe der Zeitschrift „Europa“, deren erste Ausgabe ein weiteres Jahr später erschien. Eigentlich hatte Wilmans bei seinem Weimar-Besuch im Frühjahr 1802 Goethe und Schiller zur Herausgabe seines „Taschenbuchs der Liebe und Freundschaft gewidmet“ zu verbinden gesucht, das 1801 aus Mangel an Beiträgen beinahe nicht erschienen wäre und dann als Nachdruck der Ausgabe des Vorjahres mit neuem Kalendarium aufgelegt wurde.226

221 Brief vom 4. Mai 1801 (Nr. 82). 222 Hs. Weimar, GSA 96/2683 (Herder), und GSA 96/2504 mit einem irrtümlich Schiller zugeschriebenen Gedicht „Der Mensch“, das Seckendorf später in seinen Regensburger Musenalmanach aufnehmen wollte; vgl. seinen Brief an Karoline von Wolzogen, o. D. (Mitte Juli/August 1807; Brief Nr. 267). 223 Brief Nr. 90. Zum Weimarer Taschenbuch auf das Jahr 1805 vgl. den Zusatz zum Schriftenverzeichnis in Bd. 2. 224 Majer an Seckendorf, 9. September 1801 (Nr. 104). 225 Ders. an dens., 29. Juli 1801 (Brief Nr. 96). 226 Vgl. Raabe, Wilmans, S. 95–107.

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Nach Seckendorfs Abschied setzten die zurückbleibenden Korrespondenten die Arbeit an ihrem „Mythos“ Weimar, zu der die gemeinsam mit Brühl maßgeblich beförderte Wiederbelebung des Liebhabertheaters, der Hofdienst bei Anna Amalia und letztlich auch das Weimarer Taschenbuch beigetragen hatten, in ihren Briefen weiter fort.227 Henriette von Egloffstein, die Göchhausen, Caroline Jagemann, Einsiedel, Carl Bertuch und die Herder-Söhne Gottfried und August bedauern unisono den Weggang des beliebten Gesellschafters und Vorlesers, halten die gemeinsamen Erinnerungen aufrecht und beschwören das ausgesprochen emotionale Verhältnis der Beteiligten zu Tiefurt. Manche Briefe von Lustbarkeiten und Ausflügen zu dieser „Filiale“ des Weimarer Musenhofs muten in ihrer Berichtsform an wie Grußpostkarten aus der Sommerfrische, in ihrer anschaulich-detailfreudigen Art, mit zahlreichen Kommentaren zum Weimarer Theaterleben, ihren Berichten von aufwendig inszenierten Maskenzügen und allegorischen Tableaus anläßlich privater oder offizieller Feierlichkeiten stellen sie eine ergiebige Informationsquelle zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Residenz dar, und mit ihrem Klatsch, vor allem über die „Nebenehe“ des Herzogs mit der Schauspielerin Jagemann, bieten sie genügend Material für eine kleinstädtische Skandalchronik. Später, in den Briefen von Caroline Herder oder Karoline von Wolzogen, mischt sich dann ein elegischer Ton in die Korrespondenz, in den Seckendorf nach der preußischen Niederlage von 1806 und der Plünderung Weimars einstimmen wird.

5 Nach der Verbannung „aus dem Olymp“ – Regensburg und Stuttgart 1801–1805 5.1 Korrespondent in Regensburg In seiner „Geschichte meiner Dienstzeit im Wirtembergischen“, einem fragmentarischen Text, den Seckendorf kurz nach seiner Haftentlassung als württember-

227 Eine Reihe von Blättern aus Seckendorfs Stammbuch (WLB Cod.hist. 4o 736,673) dokumentiert dessen Abschied von Weimar mit Zeugnissen aus dem engeren Freundeskreis, darunter Eintragungen von Friedrich Justin und Carl Bertuch, Böttiger, Henriette von Egloffstein, Einsiedel und Caroline Jagemann. Bei der zum Konvolut gehörenden, nicht signierten Bleistiftzeichnung eines stehenden Mädchens mit einem großen Hut als Kopfbedeckung, das in den Armen eine Katze hält (WLB Cod.hist. 4o 736,674a), handelt es sich möglicherweise um eine frühe Talentprobe der zu diesem Zeitpunkt erst neun Jahre alten, später als Malerin reüssierenden Julie von Egloffstein, worauf eine Bemerkung des Stammbuchblatts ihrer Mutter, Henriette von Egloffstein, hinweist (WLB Cod.hist. 4o 736,673; vgl. den Hinweis von Biedrzynski, S. 73, wonach Anna Amalia bereits 1798 Zeichnungen der damals sechsjährigen Julie sammelte).

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gischer Staatsgefangener im Herbst 1805 verfaßte und der wahrscheinlich die Einleitung zu einer geplanten Rechtfertigungsschrift bilden sollte, schreibt Seckendorf über die erste Zeit nach seinem Eintritt in württembergische Dienste: Auf ein von meinem Vater, dem damaligen Geh. Rath u. Komitialgesandten von Seckendorf unmittelbar an Serenissimum nach Erlang gerichtetes Gesuch wurde ich am 19. Febr. 1801. als Kammerjunker und Legazionsrath in herzogl. Dienste genommen, und bei der Komitialgesandschaft angestellt – jedoch ohne Besoldung. (…) Auf der Durchreise durch Erlang wurde ich meinem neuen Herrn vorgestellt, u. zur Tafel gezogen. Der erste Minister, Graf von Zeppelin war schon gefährlich krank, und ich konnte ihn nicht sprechen. Ich trat meinen Posten an, ging meinem Vater als Sekretär zur Hand, und hatte, als bald darauf der Leg. Rath Baz nach Berlin verschikt wurde, seine Stelle, und bei Abwesenheiten meines Vaters auch fast alle gesandschaftlichen Geschäfte alleine zu versehen.228

Leos neuer Dienstherr, Herzog Friedrich II. von Württemberg (1754–1816), war, nachdem die französischen Truppen unter General Moreau seit Ende April 1800 den größten Teil des Landes besetzt hatten, in das preußische Erlangen ausgewichen und konnte erst nach dem am 9. Februar 1801 geschlossenen Frieden von Lunéville im Mai 1801 wieder nach Stuttgart zurückkehren.229 Für Friedrich hatte es sich nicht ausgezahlt, daß er sich erst nach längerem Taktieren im Juli 1799 der zweiten Koalition gegen Frankreich angeschlossen und den noch in der Regierungszeit seines Vaters, Herzog Friedrich Eugen, geschlossenen Frieden mit Frankreich aufgekündigt hatte. Mit dem durch Vertreter der württembergischen Landstände, nicht die Regierung selbst ausgehandelten Frieden waren ursprünglich bereits Hoffnungen auf Entschädigungen für die an Frankreich verlorenen linksrheinischen Besitzungen, darunter Mömpelgard, verbunden gewesen, die jedoch weitgehend enttäuscht wurden. Ähnliche Interessen verfolgte der Herzog dann auch mit der neuerlichen Annäherung an die Koalition und das Bündnis mit

228 Geschichte meiner Dienstzeit im Wirtembergischen, a.a.O.; zur Rechtfertigungsschrift vgl. Seckendorf an Cotta, 8. November 1805 (Brief Nr. 196). Bei dem genannten Legationsrat Baz kann es sich nicht um den Gesandten der württembergischen Landstände und späteren Mitgefangenen Seckendorfs während der Hochverratsaffäre, Christian Friedrich Baz, gehandelt haben, da dieser erst im Oktober 1801 nach 15monatiger Haft wegen einer angeblichen revolutionären Verschwörung der Landstände freikam (vgl. Wandel, Democratismus, S. 170; Hölzle, Altes Recht, S. 272; vgl. auch Friedrich Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803, Brief Nr. 153). Zum ersten württembergischen Staatsminister Karl Reichsgraf von Zeppelin (1767–1801), der am 14. Juni 1801 starb, vgl. Hölzle, a.a.O., S. 146 u. ö.; ADB 45, S. 75–79. Sein Nachfolger und engster Berater Friedrichs wurde Philipp Christian Friedrich Graf von Normann-Ehrenfels (1756–1817), der später die Untersuchungen gegen Seckendorf, Baz und Sinclair leitete (vgl. unten). 229 Vgl. Hölzle, a.a.O., S. 265–274; Handbuch baden-württembergische Geschichte 3, S. 246.

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Kaiser Franz II. in Wien, der Friedrich Entschädigungen und womöglich die Kurwürde in Aussicht stellte, vor allem aber seine Unterstützung in der Auseinandersetzung mit den Landständen, deren eigenständig betriebene Außenpolitik auf einen Frieden mit Frankreich abzielte und dem Herzog als Einfallstor für republikanisches Gedankengut galt.230 Die Gelegenheit zu Gebietserweiterungen ergab sich nun aber wieder nach dem Abschluß des Friedens von Lunéville, der Frankreich die Rheingrenze vertraglich zusicherte und das „Prinzip der Entschädigung durch Säkularisation“ unter Bedingungen festsetzte, „welche die Reichsdeputation bereits in Rastatt akzeptiert hatte“.231 Nachdem Wien im September 1801 der Einsetzung einer außerordentlichen Reichsdeputation zugestimmt hatte, wurde das Gremium am 2. Oktober mit dem Auftrag, einen Entschädigungsplan für die linksrheinischen Gebietsverluste der weltlichen Fürsten zu erarbeiten, eingesetzt. Noch vor der kaiserlichen Ratifikation im November, mit der Regensburg als Sitz der Deputation bestimmt wurde, bewarb sich Seckendorf bei Herzog Friedrich, ihn „bei der an den künftigen Reichsfriedenskongreßort abzuordnenden Gesandschaft die Verrichtungen eines Legationssekretärs huldvoll versehen zu lassen“.232 Als Verbannung „aus dem Olymp“233 empfand Seckendorf seinen Abschied von Weimar und die Rückkehr nach Regensburg, wo ihm das laufende Korrespondentengeschäft für den Vater und das Warten auf den Beginn der Entschädigungsverhandlungen immerhin noch genügend Zeit ließ, über das kulturelle Leben der Stadt in verschiedenen Journalbeiträgen zu berichten. Geprägt war es hier, in der Stadt des Immerwährenden Reichstags, von den zahlreichen, am Ort residierenden Gesandtschaften und dem gegen Ende des 18. Jahrhunderts zur größten Prachtentfaltung gelangenden Hof des Fürsten von Thurn und Taxis, der als Prinzipalkommissar die Rolle eines Stellvertreters des Kaisers am Reichstag versah. Zwar stand dem Fürstenhaus der Verlust des Postregals in den meisten deutschen Gebieten in den folgenden Jahren unmittelbar bevor, nachdem seine

230 Vgl. Hölzle, a.a.O., S. 133, 158, 247f.; Handbuch baden-württembergische Geschichte 3, S. 243. Zum dualistischen Herrschaftssystem Württembergs und der Beschränkung der landesherrlichen Gewalt durch die Landstände vgl. Dehlinger, Württemberg 1, § 30, S. 83–87, sowie Abschnitt 6.1 der Einleitung. 231 Härter, Reichstag, S. 568. 232 Seckendorf an Friedrich II. Herzog von Württemberg, 13. Oktober 1801 (Brief Nr. 107); die Anstellung erfolgte am 24. Oktober; vgl. Seckendorf an dens., 30. Oktober 1801, HSTA Stuttgart, A 12, Büschel 97. Vgl. auch Seckendorf an Böttiger, 16. Oktober 1801 (Brief Nr. 108) und an seinen Vater, 14. Oktober 1801, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,205b; Härter, Reichstag, S. 578–584; Heigel, Geschichte, S. 392f. 233 Seckendorf an Jean Paul, 19. Juni 1801 (Brief Nr. 90).

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Einkünfte schon durch die seit 1797 eingetretenen linksrheinischen Gebietsverluste ganz erheblich zurückgegangen waren; die finanziellen Aufwendungen für eine an Wien orientierte Hofhaltung erreichten gegen Ende des Alten Reiches jedoch noch einmal einen bis dahin nicht erreichten Höchststand.234 In seinem ersten Korrespondentenbericht, zwei Monate nach der Ankunft in Regensburg für den „Neuen Teutschen Merkur“ verfaßt, betonte Seckendorf denn auch das Mäzenatentum des Fürstenhauses: Es versteht sich, daß, wie überall, wo von Beschützung der Kunst die Rede ist, die liebenswürdige Erbprinzessin von Thurn und Taxis hier eine ehrenvolle Ausnahme machte, welche nicht allein zweimal selbst gegenwärtig war, sondern auch zu dem beträchtlichen Kostenaufwand ansehnlich beitrug.235

Zu der am literarischen Leben ihrer Zeit regen Anteil nehmenden Therese von Thurn und Taxis (1773–1839), der Gemahlin des Fürsten Karl Alexander, hatte Seckendorf schon bald nach der Übersiedlung nach Regensburg Zugang erhalten; vielleicht war er ihr auch im Sommer 1799 in Weimar begegnet, wo sie sich gemeinsam mit ihrer Schwester, der preußischen Königin Luise, zu einem Besuch aufhielt.236 Die Fürstin korrespondierte unter anderem mit Klopstock, Kotzebue, Lavater und Jean Paul, der ihr seinen Roman „Titan“ widmete, sie besaß eine umfangreiche Privatbibliothek, die dem adligen Lesepublikum zugänglich war. Als kaiserlicher Prinzipalkommissar hatte der Fürst von Thurn und Taxis stets auch das Regensburger Theater subventioniert, „um den am Sitz des Immerwährenden Reichstags residierenden Beamten eine Unterhaltung zu bieten“.237 Die Existenz des in den achtziger Jahren vorübergehend von Emanuel Schikaneder geführten Theaters hing maßgeblich vom fürstlichen Abonnementsbeitrag ab. Dessen Verweigerung sowie Auseinandersetzungen mit den Gesandtschaften und die zuletzt häufig wechselnde Leitung des Hauses führten zu einer Krise, die erst 1804 durch den von Kurerzkanzler Carl Theodor von Dalberg betriebenen Neubau eines Theater- und Gesellschaftshauses behoben wurde. Seckendorfs Nachrichten an Böttiger schildern jedoch den Zustand der Regensburger Bühne noch vor dieser umfassenden Theaterreform nach dem Vorbild Weimars, an der

234 Vgl. Behringer, S. 225–227; Ausstellung Regensburg 1998, S. 6 und pass. 235 Ueber die Aufführung von Haydn’s Schöpfung in Regensburg, in: Neuer Teutscher Merkur 1801, 7. Stück, Juli, S. 236–240, hier: S. 238f. (datiert auf 15. Juni). 236 Vgl. Ausstellung Regensburg 1998, S. 104–114; Seckendorf an Jean Paul, 19. Juni 1801, Henriette von Egloffstein an Seckendorf, 11. Mai 1801 (Hs. Weimar GSA 13/90). 237 Pigge, Gründung, S. 86; zum folgenden vgl. ebd., S. 86–96; Seckendorf an Schiller, 19. Juni 1801, und an Böttiger, 5. Januar 1802 (Briefe Nr. 91 und 117).

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auch Christian von Benzel-Sternau, später Leos Schwager, als Leiter einer von Dalberg eingesetzten Theater-Kommission maßgeblich beteiligt war.238 Im Schlußabschnitt seines Berichts über die Haydn-Aufführung ging Seckendorf hart mit der Qualität des Schauspiels ins Gericht, dessen Niedergang er vornehmlich an der Person des Intendanten Elias (Salomon) Gumperts festmachte: So sinkt unser Theater, lange schon der Tummelplatz Schikaneders und seiner Nachfolger, zu einer Niedrigkeit und Geschmacklosigkeit herab, wohin sich durchaus kein anderes stehendes Theater, kaum eine böhmische oder kärnthner Provinzialbühne verirren wird. So ist es wenigstens bis jetzt gewesen, und ob es gleich scheint, als wolle man durch eine bessere Auswahl von Stücken sich aus dem Wust des bisherigen Unsinns zu etwas höherem emporarbeiten (…).239

Äußerte Seckendorf hier noch die Hoffnung, der „reine Geschmack an ächter Kunst und versifizirten Stücken“ sei bei einem „nur an Do nauweib chen und ähnliche Siebensachen gewöhnten Publikum“ vielleicht durch die geplanten Inszenierungen von Schillers „Maria Stuart“, aber auch von Stücken Kotzebues, wieder herzustellen,240 so sah er sich nach den Aufführungen in seinen Erwartungen getäuscht. In einem weiteren Beitrag, den Böttiger mit der Überschrift „Regensburger Theater“ im „Journal des Luxus und der Moden“ unterbrachte, schreibt er: Ich hatte Ihnen Nachricht von den Fortschritten unsers dramatischen Geschmacks seit der Aufführung der Trauerspiele in Jamben, besonders der M a r i a S t u a r t , versprochen. Sie ist erfolgt, aber ich nehme mein Versprechen zurück; denn ich konnte mich nicht überwinden, die elenden Entweihungen nur anzusehen, so sehr hatte mich die erste Verunstaltung des Gus tav Was a abgeschreckt. Seitdem verlor der dirigirende Jude vollends den kleinen Rest brauchbarer Subjekte, welche nur durch Lückenbüßer ersetzt worden sind.241

Der Bericht schließt mit der kompromißlosen Feststellung, „daß ohne eine Radikalausrottung des ganzen Unwesens an keine Verbesserung zu denken“ sei. Seckendorf beschränkte sich aber offenbar nicht nur auf die Rolle des kritischen Beobachters. Nachdem er zunächst, im Juni 1801, noch am Zustandekommen einer

238 Vgl. Gaul, S. 9f.; Neubauer, Regensburg, S. 79; Pigge, Gründung, S. 88–96. 239 Ueber die Aufführung (…), a.a.O., S. 239. 240 Ebd., S. 240. 241 Regensburger Theater, in: Journal des Luxus und der Moden, 16. Bd., November 1801, S. 605–607, hier: S. 605f. Der anonym publizierte Beitrag trägt das Datum vom 16. Oktober 1801 und dürfte dem auf denselben Tag datierten Brief an Böttiger beigelegen haben (vgl. Brief Nr. 108). Eine in der Wortwahl des Berichts anklingende antisemitische Tendenz ist aus weiteren Texten Seckendorfs (Briefen, Aufsätzen) nicht zu belegen.

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Inszenierung von Schillers „Maria Stuart“ hatte mitwirken wollen,242 geht aus einer Mitteilung Achim von Arnims hervor, daß er schließlich auch aktiv auf den Sturz des glücklosen Intendanten Elias Gumperts hinarbeitete. „Der Himmel“, so Arnim in einem Brief an Clemens Brentano vom 21. Januar 1802, „bediente sich dazu des Dir wohlbekannten – Weimarschen Hofzentauers, der unter der versteckten Absicht einer Friedensdeputation hieher gekommen war.“ In diesem „Krieg über die Theaterdirection“ sei Seckendorf „geschickt dazu“ gewesen, durch allerley missverstandene Worte, durch guten Geschmack, Bildung Kunstsinn das ernste Diplomatische Chor zu einer Unterschrift gegen den Juden zu veranlassen. Vergebens suchte der österreichische Gesandte von Fahnenberg, seit Keiser Joseph ein Beschützer der Juden, eine Gegenunterschrift zusammenzubringen, (…) Elias Gumpertz muß fort – Herr von Dönnies über nimmt das Theater. Ich hatte mehr von dem Seckendorf erwartet als ich gefunden, warum muß man doch überhaupt immer etwas erwarten?243

Mit dem neuen Leiter Johann Gottfried von Tönniges, der am 15. Januar 1802 sein Amt antrat, erfolgte dann wenigstens vorübergehend tatsächlich eine Anhebung des künstlerischen Niveaus. Neben Kotzebue und Iffland wurden nun auch Dramen von Goethe, Schiller und Lessing gespielt, bis auch diese Intendanz im März 1804 aus finanziellen Gründen scheiterte und die Ära des alten Theaters am Ballhaus endete.244 Nach der Veröffentlichung des Beitrages über das Regensburger Musik- und Theaterleben forderte Böttiger Seckendorf zur Einsendung weiterer Berichte über „literarische u. artistische Gegenstände“245 für den Merkur auf, zumal er sich von dem Gesandtschaftssekretär intime Kenntnisse von den aktuellen Verhandlungen am Regensburger Reichstag erhoffte. Eine solche Berichterstattung entsprach Böttigers Vorstellungen von einer „Totalreform“ der von ihm redigierten Zeitschrift, die er im Jahr darauf, als der Verlagswechsel von den Gebrüdern Gädicke zu Bertuch schon absehbar war, Seckendorf gegenüber ankündigte. Der Merkur „soll ein wahrer Mittelpunct des politisch zerfleischten Teutschlands

242 Vgl. Seckendorf an Schiller, 19. Juni 1801 (Brief Nr. 91). 243 WAA 31, S. 11f. Brentano wird Seckendorf während seines Jena-Aufenthalts 1798–1800 kennengelernt haben. In seiner Satire „Gustav Wasa“ (1800) wird der „Hofzentaur“ als ein Liebhaber ästhetischer Teegesellschaften beschrieben; er „producirte sehr schnell, aber konfus. (…) hörte in Jena, und besaß sonst die unwillkührliche Aeußerung vieler idealen Natur“ (FBA 12, S. 124; vgl. auch ebd., S. 61, 150–160 und pass. sowie WAA 31, S. 461). Zum Verhalten der Regensburger Gesandtschaften gegenüber den Theaterdirektoren vgl. Peter Wild, Über Schauspiele und Schaustellungen in Regensburg, in: VHVO 53, 1901, S. 1–134, hier: S. 102f. u. pass. 244 Vgl. Neubauer, Regensburg, S. 77f. 245 Böttiger an Seckendorf, 27. Juli 1801 (Brief Nr. 95).

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durch Uebersichten u. Nachrichten werden. (…) Den Plan erhalten Sie nächstens. Werden Sie regelmäßig Correspondent.“246 Böttiger zeigte sich zunächst besonders interessiert an der Diskussion über den vom schwedischen König Gustav IV. und seinem Vertreter am Reichstag, dem vorpommerschen Gesandten Knudt von Bildt Mitte Mai 1801 eingebrachten Antrag für ein Denkmal zu Ehren des österreichischen Erzherzogs Karl. Während es bei dem eigentlichen Hauptgeschäft des Reichstags, der Konstituierung einer außerordentlichen Reichsdeputation, die über das Entschädigungsgeschäft verhandeln sollte, nicht recht vorangehen wollte, konnte eine offizielle Würdigung des populären Feldherrn, des Bruders Kaiser Franz II., auf eine breite Zustimmung rechnen. In dem im November-Heft des „Neuen Teutschen Merkurs“ abgedruckten Beitrag über die „Verhandlungen wegen des Nazionaldenkmals auf den Erzherzog Karl“247 berichtete Seckendorf sehr präzise vom Stand der Verhandlungen nach einer Konferenz im kurmainzischen Gesandtschaftsquartier am 12. Oktober 1801, bei der der allgemeine Konsens unter den Reichsständen zugunsten des Denkmalprojekts von der Frage der Finanzierung – veranschlagt wurde ein Aufwand von bis zu 500000 Gulden248 – überlagert und durch die Debatte über die künstlerische Ausführung erst einmal verdrängt wurde. Vorschläge von Franz Anton von Zauner, der in Wien an der Statue Josephs II. arbeitete und dessen monumental angelegter Entwurf fünf bis zehn Jahre zu seiner Realisierung benötigt hätte, und von den Stuttgarter Bildhauern Johann Heinrich Dannecker und Philipp Jakob Scheffauer und anderen waren eingegangen: „Von dem allen kann aber keine Rede seyn,“ so Seckendorf in seinem Resümee, „so lange die Hauptsache, das nöthige Geld nicht beisammen ist“.249 Daß Friedrich Wilhelm von Preußen nichts dazu beisteuern würde und auch die unter Hinweis auf die Kriegsschäden allenfalls rhetorisch zu verstehende Zusage des württembergischen Herzogs kaum Erwartungen zuließ, dürfte Seckendorf zu diesem Zeitpunkt schon gewußt haben. In einem Brief an Böttiger vom 12. März des darauffolgenden Jahres, den dieser in Auszügen im April-Heft des Merkur veröffentlichte, berichtete er dann abschließend vom endgültigen Scheitern des Projekts und der an den schwedi-

246 Ders. an dens., 17. September 1802 (Brief Nr. 139). 247 Neuer Teutscher Merkur, 11. Stück, November 1801, S. 225–229. 248 Vgl. Otto Friedrich Winter, Das Projekt eines Erzherzog Karl-Denkmals in Regensburg 1801/1802, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14, 1961, S. 507–531, hier: S. 515f.; Heigel, Geschichte, S. 429f.; zur Entwicklung des Projekts vgl. v.a. die Erl. zu den Briefen Seckendorfs an Böttiger vom 5. Januar und 12. März 1802 (Nr. 117, 123) sowie Böttigers Brief vom 11. Dezember 1801 (Nr. 115). Die Verhandlungen sind auch Gegenstand mehrerer Briefe Seckendorfs an den Vater (u.a. 4. Juni 1801, 11. Oktober 1801, WLB Cod.hist. 4o 736,203.205a). 249 Seckendorf, Verhandlungen, a.a.O., S. 229.

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schen König gerichteten Bitte des Erzherzogs, „das zur Statue bestimmte Geld zu einem Institut für teutsche Krieger“ zu verwenden.250 Die „Aus Regensburg“ überschriebene Korrespondenznachricht wurde eröffnet mit einigen Informationen über die wenige Monate zuvor unter Seckendorfs maßgeblicher Mitarbeit, vielleicht sogar auf seine Initiative hin gegründete Lesegesellschaft „Harmonie“. Auf jeden Fall war er federführend an der Ausarbeitung der Statuten der geselligen Vereinigung beteiligt, denn die „Geseze“, so hatte er Böttiger schon am 5. Januar 1802 mitgeteilt, „sind keine andren, als die vor Jahr und Tag um diese Zeit in unsrem glüklichen Zirkel vor meinem damaligen Schmerzenslager entworfenen, durch Lokalverhältnisse modifizirt“.251 Wie der am 2. Januar 1801 gegründete „Club zu Weimar“, dessen etwa 75 Mitglieder sich überwiegend aus den Angehörigen des Adels und der Beamtenschaft zusammensetzten,252 hatte sich die Regensburger „Harmonie“ im November desselben Jahres als ein Verein für geistigen und geselligen Austausch konstituiert. Für die anfangs gelegentlich auch unter der Bezeichnung „Casino“ firmierende Gesellschaft waren feste Räumlichkeiten angemietet worden, von denen eine als „Lesezimmer (…) mit Journalen und Zeitungen aller Art“ diente, „wo durchaus nicht gesprochen werden“ durfte, während ein „Tabakszimmer (…) für Raucher zum Spiel und Konversazion bestimmt“ war.253 Der im Druck immerhin 23 Seiten umfassende Text der „Verfassung und Geseze der Harmonie“ (1802) verzeichnet in einem Anhang die im Lesekabinett bereitgehaltenen, insgesamt mehr als hundertdreißig politischen und gelehrten Zeitungen und Zeitschriften; die handschriftlich ergänzten Titel im Exemplar der Staatlichen Bibliothek Regensburg lassen mit Neuaufnahmen wie „Der Freimüthige“, „Jenaische LiteraturZtg.“, „Aurora“ oder „Europa v. Schlegel“ ein besonderes literarisches Interesse des zuständigen Mitglieds des Vorstands, des sogenannten „Verwaltungsausschusses“, erkennen. Dabei handelte es sich um Seckendorf selbst, der als „Sekretär“ neben

250 Aus Regensburg, in: Neuer Teutscher Merkur, 4. Stück, April 1802, S. 318–320, hier: S. 320; vgl. Seckendorf an Böttiger, 12. März 1802 (Brief Nr. 123), sowie Winter, a.a.O., S. 513 und 519. 251 Brief Nr. 117. Daß die „speziellen Geseze“ der Regensburger „Harmonie“ „nach dem Muster der zu Weimar entworfen“ worden seien, bestätigt Seckendorf in dem Schreiben an Böttiger vom 12. März 1802, das dieser in Auszügen in der genannten Korrespondenznachricht „Aus Regensburg“ im Neuen Teutschen Merkur veröffentlichte. Zum Club von Weimar vgl. auch Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801 (Brief Nr. 89). 252 Vgl. die Statistik zur Sozialstruktur und weitere Angaben bei Riederer, Amalia, S. 163. Als Gründungstag des „in lockerer Form schon länger bestehende Club“ gibt Riederer den 9. Januar 1801 an. 253 Verfassung und Geseze der Harmonie zu Regensburg. Entworfen und angenommen in der Generalversammlung am 18. November 1801, o. O. (Regensburg) 1802, Abschn. 4, § 3, S. 15 (StB Regensburg, Sign. Rat.civ. 343).

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der Führung von Protokoll und Korrespondenz und der Durchführung der Wahl neuer Mitglieder auch „die Anschaffung der Journale und Zeitungen“ zu besorgen hatte.254 Über die Zusammensetzung der Mitgliederschaft der „Harmonie“ gibt ein gedrucktes „Alphabetisches Verzeichnis“ Auskunft, das alljährlich erneuert wurde und auf dessen erstem Jahrgang, wiederum im Exemplar der Regensburger Bibliothek, nachträglich von – wahrscheinlich Seckendorfs – Hand die Vorstandsämter eingetragen sind: Bei „Baron Seckendorf, Sohn“ findet sich der handschriftliche Zusatz „Secretair“, als „Praesident“ firmiert „Baron Steigentesch“,255 wohl der kurmainzische Direktorialgesandte Andreas Freiherr von Steigentesch, der Vater des österreichischen Dichters und Diplomaten August Ernst von Steigentesch. Die Verzeichnisse, aus denen ab dem zweiten Jahrgang auch die gesellschaftliche und berufliche Stellung der Mitglieder hervorgeht, weisen die „Harmonie“, ähnlich wie den Weimarer „Club“, als eine Verbindung der politischen und bürgerlichen Elite aus, die sich in der Stadt des Immerwährenden Reichstags vornehmlich aus den ansässigen Gesandtschaften, dem städtischen Patriziat, dem Klerus und den Beamten des Thurn und Taxisschen Hofes rekrutierte. Für die Exklusivität der Gesellschaft, die bei ihrer Gründung etwa 120 Mitglieder zählte und in den folgenden Jahren auf über 200 anwuchs, darunter auch Fürst Karl Alexander von Thurn und Taxis, sorgte bereits ein hoher Mitgliedsbeitrag und die festgelegten Regularien bei der Zuwahl neuer Mitglieder, wenngleich die Verfassung hierfür einen durchaus egalitären Anspruch formulierte: „Die Gesellschaft“, so lautete einer ihrer ersten Grundsätze, „macht keinen Unterschied zwischen Stand, Rang und Würde.“256 Mit den zumindest theoretisch eingeforderten Grundsätzen von Gleichheit und Partizipation und im Kontext der im süddeutschen Raum vor und um die Jahrhundertwende kursierenden Verfassungsentwürfe und republikanischen Phantasien257 erscheinen die Statuten der „Harmonie“ gewissermaßen als Finger-

254 Ebd., Abschn. 2, § 3, S. 6; das Verzeichnis der vorrätig gehaltenen Periodika im Anhang, unpag. 255 Alphabetisches Verzeichnis sämmtlicher zur Gründung der Gesellschaft unterzeichneter ordentlicher Mitglieder (Einblattdruck, o.O.u.J., Regensburg 1801; StB Regensburg, Rat.civ. 443). 256 Verfassung und Geseze der Harmonie zu Regensburg, Abschn. 1, § 2, S. 4. Zur Geschichte der „Harmonie“ vgl. auch Ausstellung Regensburg 1998, S. 121–123. 257 Dazu zählen etwa die im Umfeld des Rastatter Kongresses entworfenen Ideen für eine Union der von der Mediatisierung bedrohten Territorien oder der an die Verfassung der Helvetischen Republik angelehnte Entwurf eines republikanisch orientierten Verfassungstextes, dessen Druck im Februar 1799 in Basel vorbereitet und nach dem Ende des Kongresses in Süddeutschland verbreitet wurde (vgl. Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 369; dies., Reich oder Republik?

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übungen eines politisch ambitionierten Autors, dem die Ausarbeitung einer Konstitution im Bereich einer überschaubaren Öffentlichkeit wenigstens einen Ersatz bieten konnte. Auf Seckendorfs wohl maßgeblichen Anteil an dem Gesetzestext deuten nicht nur seine Briefe und die Funktion als Sekretär. Unter den nach seiner Verhaftung im Februar 1805 beschlagnahmten Papieren fand sich auch ein in französischer Sprache verfaßter Entwurf „Reformes qu’il faudrait faire à la constitution germanique“, dessen Bedeutung er im Verhör der Untersuchungskommission allerdings herunterzuspielen versuchte: (…) den unter seinen Papieren vorgefundenen Plan zu einer Constitution für Teutschland (…) hat derselbe nach seiner Angabe ad Quest. 490. vor 5.–6. Jahren aus einer Schrift, deren er sich nicht mehr erinnere, abgeschrieben mit dem Beifügen: ‚Man sehe aus dem Innhalt, daß solches keinen Werth habe, und daß er schon vor 5–6. Jahren geschrieben worden sey‘.258

Wie ein Blick auf Tradition und Geschichte der Regensburger gesellschaftlichen Vereinigungen zeigt, entsprach bei der Regensburger „Harmonie“ die Realität jedoch kaum dem selbstgesetzten, in der Verfassung formulierten Anspruch. Julia A. Schmidt-Funke behandelt die um 1800 vermehrt entstehenden Geselligkeitsvereine, die Clubs und Lesegesellschaften, im Anschluß an die älteren Akademien und Gelehrten Gesellschaften, die „zu den Konstituierungsfaktoren der aufklärerischen Gelehrtenrepublik“ zählten, „der ähnlich wie den Freimaurerlogen eine antiständische Tendenz innewohnte“.259 Die Clubs boten mithin auch einen Ersatz für die mehr oder minder geschlossenen Freimaurerlogen, deren soziale Schranken in Regensburg aber wenigstens in einem Fall durchlässiger waren als bei der nahezu ausschließlich von Honoratioren besetzten Lesegesellschaft „Harmonie“. Jedenfalls ist für die Loge „Carl zu den drei Schlüsseln“, deren Mitgliederschaft vom Fürsten bis zum Lohnlakaien reichte, eine erstaunliche Mischung der Stände bezeugt.260 Seckendorf selbst war offenbar nicht Angehöriger einer Freimaurerloge; vielleicht kam er in Berührung mit einer der schon vor der Grün-

Pläne und Ansätze zur republikanischen Neugestaltung im Alten Reich, in: Heinz Duchhardt/ Andreas Kunz [Hg.], Reich oder Nation? Mitteleuropa 1780–1815, Mainz 1998, S. 21–50, hier: S. 47–49; Brauer, Sinclair, S. 124). 258 Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3289, Fol. 245; der Entwurf Fol. 300. 259 Julia A. Schmidt-Funke, Auf dem Weg in die Bürgergesellschaft. Die politische Publizistik des Weimarer Verlegers Friedrich Justin Bertuch, Köln/Weimar/Wien 2005 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 16), S. 109; zum Weimarer „Club“ ebd., S. 119f. 260 Vgl. Walter Fürnrohr, Das Patriziat der Freien Reichsstadt Regensburg zur Zeit des Immerwährenden Reichstags, in: VHVO 93, 1952, S. 153–308, hier: S. 290.

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dung der „Harmonie“ in Regensburg existierenden älteren Lesegesellschaften, zu denen eine vom evangelischen Pfarrer und Kirchenrat Philipp Friedrich Gampert 1796 ins Leben gerufene „Erziehungs-Lesegesellschaft“ gehörte.261 Gampert, den Leo bereits seit seiner Schulzeit kannte, war auch Mitglied der „Harmonie“ und beteiligte sich an dem Editionsprojekt der Schriften Ostertags, zu dem er schließlich die Einleitung schrieb.262 Für Seckendorf bedeutete die nach einer kodifizierten Verfassung organisierte „Harmonie“ wenigstens anfangs eine Gelehrtenrepublik in kleinem Maßstab und damit ein Versuchsfeld für die Möglichkeit, eine Geselligkeit nach allgemein verbindlichen Regeln zu konstituieren. Die Bewährungsprobe auf ihre „Demokratietauglichkeit“ bestanden die Mitglieder nach Seckendorfs Auffassung jedoch nicht. Und da ihm an einem bloß geselligen Debattierklub, zu dem sich die „Harmonie“ ihrem anspruchsvollen Programm zum Trotz alsbald entwickelte,263 wenig gelegen war, mußte er diese Projektion seines Gesellschaftsentwurfs schon sehr bald als gescheitert ansehen. Deutlich wird dies in einem im März 1802 an Böttiger gesandten fingierten Reisebericht, den dieser als anonyme Einsendung in das „Journal des Luxus und der Moden“ aufnahm. In den „Briefe eines Reisenden“ über „Die neuerrichtete Harmonie in Regensburg“264 setzt Seckendorf das Mißlingen seines ehrgeizigen Plans in Beziehung zu dem politischen Entscheidungsvakuum im scheinbaren Zentrum der Macht: Die angekündigten Verhandlungen über die wichtigste Nationalangelegenheit unserer Tage haben, wie Sie wissen, meinen unstäten Wanderschritt hieher geleitet, und – meine Erwartungen gewaltig getäuscht. Es ist weniger, als jemals, daran zu denken, daß sich die Reichsdeputation versammle (…). Was ich nun aber eigentlich hier mache? Warum ich hier verweile? Das kann ich mir wahrhaftig selbst nicht enträthseln.265

Bei der Konstituierung der Gesellschaft, so schreibt er weiter, sei beschlossen worden, „daß durchaus kein Unterschied des Ranges gelten könne, sondern jeder

261 Vgl. Seckendorfs Brief vom 14. Mai 1807 (Nr. 264); Neubauer, Regensburg, S. 42; Michael Drucker, Regensburger Bibliotheken: Schicksale zwischen Reichsstadtzeit und Königreich, in: Wende 1803, S. 187–208, hier: S. 203. Gampert hatte 1788 bereits eine theologische Lesegesellschaft für die Bedürfnisse evangelischer Prediger gegründet (Drucker, ebd.). 262 Auswahl aus den kleinen Schriften des verstorbenen Professors und Rektors am Gymnasium zu Regensburg, Johann Filipp Ostertag, aus dessen Nachlass herausgegeben von einigen seiner Freunde. Erste Sammlung, Sulzbach 1810, S. VII–XXII. 263 Neubauer, Regensburg, S. 44. 264 Juni 1802, S. 297–303; vgl. Seckendorf an Böttiger, 12. März 1802, und Böttigers Antwort vom 5. April (Briefe Nr. 123 und 125). 265 Die neuerrichtete Harmonie in Regensburg, S. 297f.

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gebildete Mann zutrittsfähig sey, sich aber der Ballotage unterwerfen müsse.“266 Gerade die Durchsetzung eines demokratischen Rituals wie der „Ballotage“, der im Plenum durchgeführten Abstimmung über die Aufnahme neuer Mitglieder, stieß jedoch auf Vorbehalte, die sich aus Standesdünkel und elitärem Bewußtsein speisten. Wenn nun schon die Stiftung der ganzen Gesellschaft an sich dem gewöhnlichen hiesigen Publikum als eine nie zuvor gekannte Sache auffiel, so konnte man sich vollends in jene Gesetze Anfangs gar nicht finden, da die Südländer überhaupt von dem eigentlichen Geist und Zweck einer in unserm Nordteutschland so bekannten Einrichtung noch sehr wenig Begriffe haben.

Entsprechend pessimistisch fiel denn auch das Resumee des „Reisenden“ aus. Er könne sich des Gedankens an eine Prophezeiung nicht erwehren, welche (…) ein Veteran unter dem hiesigen Himmelsstrich zu einem Stifter der Gesellschaft am 1sten November vorigen Jahrs, den Tag ihrer Einweihung gesagt haben soll. ‚Ihr Endzweck ist schön, und ich wünsche Ihnen Glück dazu. Aber Sie werden Ihre Absicht nicht erreichen, und können es, aus sehr begreiflichen Ursachen, nie. Was unser liebes Vaterland im Großen ist, ist der Sitz seiner Nationalversammlung im Kleinen. Derselbe Mangel an Gemeingeist, dieselbe wechselseitige Eifersucht. (…) Glauben Sie nicht, daß es Ihnen je gelingen könne, die verschiedenen Stände gegenseitig zu humanisiren. Die höheren werden nichts von ihren Prätensionen fahren lassen, die übrigen mit eifersüchtigen Mistrauen und ängstlicher Spannung in jedem Wort, in jeder Miene der Gegner eine neue Usurpation ahnen, und sich mit Trotz dagegen stemmen. Natürlich finden sich jene darüber in einem unbehaglichen Zustande, den sie in ihren geschlossenen Zirkeln nicht empfinden; sie werden daher sich auf diese einschränken und dort wegbleiben, und der ganze Zweck einer gesellschaftlichen Näherung geht verloren. (…)‘267

So blieb, wie Seckendorf schon in diesem Bericht für das Modenjournal vermutete, das Lesekabinett mit seiner ungewöhnlich reichen Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften die eigentliche Errungenschaft des Unternehmens. „Man findet in derselben alle Journale, Recensionen, und vorzügliche Zeitungen. Der Lesesaal ist mit Wachskerzen beleuchtet, und stehet täglich 8 Stunden offen“, konnte der Regensburger Abt Roman Zirngibl fünf Jahre nach der Gründung der Lesegesellschaft seinem Brieffreund Lorenz Westenrieder von die-

266 Ebd., S. 301, wie das folgende Zitat. Für die Zuwahl eines neuen Kandidaten waren die Stimmen von zwei Dritteln der Mitglieder erforderlich; vgl. Verfassung und Geseze der Harmonie zu Regensburg, Abschn. 3, § 1–5, S. 10–13. 267 Ebd., S. 302f.

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ser Attraktion in seiner Heimatstadt melden; doch: „Nur adeliche, und honoratiores werden aufgenommen.“268

5.2 Der Ruf nach einem „Teutschen Percy“ – Seckendorf und Gräter Neben der gelegentlichen Korrespondententätigkeit für die von Böttiger betreuten Zeitschriften269 und dem eher schleppend in Gang kommenden Projekt einer Sammelausgabe von Schriften seines verstorbenen Regensburger Lehrers Johann Philipp Ostertag270 bestätigt ein Brief an Gräter vom 1. August 1801, der in einem Auszug in dessen Zeitschrift „Bragur“ veröffentlicht wurde, das fortdauernde und breit gefächerte, in dieser Übergangsphase aber noch etwas ziellose und von eher zufällig sich ergebenden Funden und Gegenständen bestimmte Interesse Seckendorfs an literarhistorischen Studien zum germanischen Altertum. Friedrich David Gräter (1768–1830) war, wie bereits erwähnt, selbst mit zwei Beiträgen im „Oster Taschenbuch von Weimar“ vertreten, in seinen „Bragur“ nahm er Seckendorfs Mitteilungen über den Regensburger Benediktinermönch und Bibliothekar von St. Emmeram, Kolomann Sanftl, und dessen Ausgabe von Handschriften des Hrabanus Maurus als Miszelle auf.271 Das von Gräter seit 1791, zeitweise mit dem Nürnberger Sprachforscher Christian Gottfried Böckh und dem pädagogischen Schriftsteller Johann Heinrich Häßlein aus Nördlingen,272 herausgegebene „Literarische Magazin der Teutschen und Nordischen Vorzeit“ empfahl sich als ein „angenehmes Taschenbuch“, das mit seinen mittelhochdeutschen und nordischen Dichtungen, Volksliedern und Schwänken, den Auszügen aus Chroniken oder dem „Heldenbuch“ sowie den nach verschiedenen Sektionen geordneten sprachgeschichtlichen Aufsätzen zur Literatur- und Bücherkunde „zeitgenössischen Lesegewohnheiten soweit als

268 29. Januar 1807, Kraus 1, S. 143. 269 Zu erwähnen ist noch der Bericht über ein lokalpolitisches Brauchtum unter den Regensburger Studenten im Neuen Teutschen Merkur, 4. St., April 1802, S. 318–320; vgl. Seckendorf an Böttiger, 12. März 1802 (Brief Nr. 123, mit weiterführender Literatur) und Schriftenverzeichnis. 270 Die geplante Herausgabe drohte an der zu geringen Anzahl von Subskribenten zu scheitern und wurde erst ab 1806, durch die Unterstützung des in Regensburg residierenden Fürstprimas Carl von Dalberg allmählich realisiert; vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806 (Brief Nr. 208). 271 Neue Ausgabe des Rhabanus Maurus, in: Bragur, 7. Bd., 2. Abt., Leipzig 1802, S. 269f.; vgl. Brief Nr. 97. 272 Die nach dem frühen Tod des ersten Mitherausgebers C. G. Böckh (1732–1792) beabsichtigte Zusammenarbeit Gräters mit Erduin Julius Koch zerschlug sich; vgl. Ga., Bragur (Rezension 2. Jg., 1792), in: NADB 1793, 4. Bd., 2. St., S. 584–589, hier: S. 589 mit einer Kurzvita Böckhs. Zu J. H. Häßlein (1737–1796) vgl. ADB 10, S. 744f.

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möglich entgegenkommen“273 wollte und damit ein breiteres Publikum anzusprechen dachte. Mit immerhin gut 200 Subskribenten für den 4. und 5. Band (1796/97) des auch unter dem Titel „Braga und Hermode“ erscheinenden Jahrbuchs fand Gräters Projekt einer populären Sammlung nationaler poetischer Denkmäler durchaus eine gewisse Anerkennung, auch wenn er, wie sich anhand der Subskribentenliste zeigt,274 doch eher ein gelehrtes Fachpublikum als eine breitere Schicht gebildeter Liebhaber anzusprechen vermochte. Dafür zählte eine ganze Reihe von „Multiplikatoren“ wie Lehrer und Pfarrer, daneben auch Institutionen wie Bibliotheken, Freimaurerlogen und Lesegesellschaften zu den Beziehern des Magazins. Aufgrund starker beruflicher Belastung seines Herausgebers, Gräter war Konrektor, später Rektor des Gymnasiums seiner Heimatstadt Schwäbisch Hall, erschien es aber nur unregelmäßig und mußte nach 1802 vorläufig, bis zur Veröffentlichung eines Nachzügler-Bandes zehn Jahre später, eingestellt werden. Seckendorf war ein eifriger und sehr genauer Leser des „Bragur“, den er, wie andere vergleichbare Sammlungen, als Materialfundus für seine allmählich reifenden und von solchen Vorarbeiten immer wieder inspirierten Pläne nutzte. Hier war es der von Herder, Bürger und anderen artikulierte „Ruf nach einem ‚deutschen Percy‘“,275 einer Sammlung von Volkspoesie nach dem Vorbild der „Reliquies of Ancient English Poetry“, die Thomas Percy 1765 in drei Bänden in London herausgegeben hatte, der Seckendorfs Projektmacherei ein weiteres Mal stimulierte und ihn spätestens nach der Entlassung aus der Haft und württembergischen Diensten zu einem ähnlichen Vorhaben anregte. Schon der Umzug nach Stuttgart im Juni 1803 schien die Aussicht auf eine engere Zusammenarbeit mit dem schwäbischen Gelehrten zu eröffnen, ein Treffen kam jedoch, wie aus dem nach „Jahrelangem Stillschweigen“ im Sommer 1806 an ihn gerichteten Brief hervorgeht, aufgrund von Seckendorfs nunmehr ebenfalls starker dienstlicher Beanspruchung nach der Versetzung nicht zustande. Ob es zu einer produktiven Zusammenarbeit gekommen wäre, muß freilich dahingestellt bleiben, zumal Gräter dem leicht zu begeisternden Seckendorf einiges an desillusionierender Erfahrung voraus hatte. Für Gräter hatte die Annahme der Konrektoratsstelle bereits

273 Schaffry, Wissenschaft, S. 61f. Zum Inhalt der einzelnen Jahrgänge vgl. Goedeke, Grundriß VII, S. 204–212. 274 Vgl. Dieter Narr, Vom Quellenwert der Subskribentenlisten, in: Jahrbuch Württembergisch Franken 50, N.F. 40, 1966, S. 159–168, hier: S. 166. 275 Vgl. Lohre, Percy, S. 59; Bausinger, S. 75; vgl. zum folgenden Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806, und an Carl Bertuch, 15. März 1806 (Briefe Nr. 216 und 202). Auf die Bedeutung Lessings, dessen frühe Anregung für die Herdersche Volksliedersammlung „bisher unbeachtet“ geblieben sei, weist Ulrich Gaier hin (Gaier, Herder, S. 850–852).

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den Abschied von der Spekulation auf eine akademische Laufbahn bedeutet, die er sich von der Einrichtung einer „Professur für die vaterländischen Wissenschaften, vorzügl. aber für die vaterländische alte und neue Sprache, Literatur, Geschichte und eigentliche Alterthümer“ versprach,276 wofür er zur selben Zeit, Ende 1792, mit Hilfe von Freunden aus Ansbach und Erlangen – und zunächst offenbar nicht ganz ohne Aussicht auf Erfolg – den preußischen Staatsminister Hardenberg zu gewinnen hoffte. Auch entsprach der Erfolg des „Bragur“ schon nach wenigen Jahren seinen Erwartungen nicht mehr,277 und unter dem Spagat zwischen der Bemühung um breite Publikumsresonanz auf der einen Seite und der Konstituierung einer ernsthaft betriebenen „neuen Wissenschaft“, als deren „Prophet“ Gräter sich gerierte,278 auf der anderen, litt die Reputation des Magazins, zumindest bei den bald nachfolgenden Generationen von Sammlern und Herausgebern literarischer Zeugnisse der Vergangenheit. Die (…) Zeitschrift hat stets sehr viel versprochen und sehr wenig gehalten; sie ist überreich an Anregungen, Appetitbissen, programmatischen Weckrufen und arm an positiven Ergebnissen; verwirrend durch die Vielgestaltigkeit des eng zusammengedrängten Materials – Sprache, Litteratur, Mythologie und Realien der germanischen vorzüglich der nordischen Vorzeit bis zum 16. Jahrhundert, Volkspoesie und Volkskundliches (…) – und das alles sowohl durch Aufsätze als in übersetzten Proben vorgeführt (…) zuviel für einen jährlichen Kleinoktavband von etwa 500 Seiten (…).

Mit ihrer Beschränkung auf die Sammlung lediglich herausragender Denkmale, des Wissenswürdigen und Schönen galt der „Bragur“ bereits um 1810 den Jüngeren, wiewohl sie vielfach von seinen Vorarbeiten profitierten, als „antiquiert“.279 Entsprechende Vorbehalte sind bei Seckendorf, der zu derselben Zeit, in der er das schon vierzig Jahre zuvor als Desiderat angesprochene Projekt eines „Teutschen Percy“ reformuliert und auch den Kontakt zu den Herausgebern der Volksliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“, Arnim und Brentano, zu intensivieren sucht, nicht festzustellen. Mit Gräter verbanden ihn, über die gemeinsame Sammeltätigkeit hinaus, vielmehr vergleichbare Interessen, etwa an klassischphilologischen Studien, Gräter war Schüler Friedrich August Wolfs in Halle, und

276 Gräter an Wieland, 10. Februar 1798, in: F. D. Gräter an Ch. M. Wieland, hg. von Hans Radspieler, in: Jahrbuch Württembergisch Franken 52, N.F. 42, 1968, S. 230–247, hier: S. 237. 277 Lohre, Percy, S. 95. 278 Ebd., S. 94, wie das nachfolgende Zitat. 279 So den Brüdern Grimm. Zu ihrem – auch für die weitere Entwicklung der Germanistik – folgenschweren „Zerwürfnis“ mit Gräter vgl. Lothar Blum, Die Brüder Grimm und der Beginn der Deutschen Philologie. Eine Studie zu Kommunikation und Wissenschaftsbildung im frühen 19. Jahrhundert, Hildesheim 1997 (Spolia Berolinensia, 11), S. 252–261, hier: S. 254.

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die ausgeprägte Neigung zur Übersetzertätigkeit. Wenn der schwäbische Konrektor „seinen Primanern (…) bei den Schulfeiern den ‚Psalm‘ seines verehrten Klopstock“280 verlas und auch die eigenen lyrischen Versuche ganz im Zeichen der Klopstocknachfolge stehen, so erinnert diese gegen Ende des 18. Jahrhunderts schon nicht mehr zeitgemäß anmutende poetische Praxis an die in freien Rhythmen gehaltene Abitursrede Seckendorfs von 1792. Die von Heinrich Lohre stammende Charakteristik Gräters als „eines Mann, in dem Klopstockisches Bardenwesen unter dem hinzutretenden Einfluss Herders nach und nach in einen schon romantisch gefärbten Cultus des deutschen Altertums überging“,281 ließe sich daher ohne weiteres auf Seckendorf übertragen. Und trotz der zeitlichen Nähe zur Romantik und teilweise enger persönlicher Verbindungen zu ihren Vertretern, bleiben beide in ihren literarischen und gelehrten Arbeiten doch vor allem noch der Kultur von Aufklärung und Empfindsamkeit verpflichtet.282 Der Einfluß Johann Gottfried Herders reicht zweifellos in die Zeit von Seckendorfs Aufenthalt in Weimar zurück; er war mit den Söhnen des Ehepaars Herder befreundet, mit August und dem von Herder protegierten Friedrich Majer283 stand er seit den gemeinsamen Jenaer Studientagen in engster Verbindung, Gottfried Herder, der Weimarer Hofmedikus, versorgte Seckendorfs Wunde, die er bei dem Duell im Dezember 1800 erlitten hatte. Wahrscheinlich gehörte er auch zu dem Kreis „liebenswürdige junge Männer“,284 den Friedrich Ludwig Schröder während seines Besuchs in Weimar im selben Jahr bei Herder angetroffen hatte. Eine Gelegenheit zu weiterem Austausch bot sich während J. G. Herders Reise zu seinem Sohn Adelbert nach Bayern im Spätsommer und Herbst 1802, bei der er in Regensburg Station machte und von Seckendorf gastfreundlich aufgenommen wurde. „Le lendemain de votre départ“, schrieb Leo am 1. Oktober 1802 an seinen Vater, je reçus une visite très agreable dont je suis faché que vous l’ayez manquée. C’était le vieux Herder qui venait de sa campagne, Stachesried, pour voir Ratisbonne et surtout le Comte Görz. Je le rencontrai en voiture au beau milieu de la place de la cathédrale ne sachant où aller toutes les auberges étant remplies. Je l’ai conduit chez moi et je lui ai fait préparer un lit dans ma chambre jaune – il a cédé aux instances de la famille de Görz et a bien voulu

280 Lohre, Percy, S. 93. 281 Ebd., S. 89. 282 Zu Gräters literarischem Horizont vgl. Hans Radspieler, Friedrich David Gräters literarische Position, in: Jahrbuch Württembergisch Franken 52, 1968, S. 50–71, hier: S. 71. 283 Vgl. Christian Gottlob Voigt an Goethe, 7. Dezember 1803, Goethe-Voigt-Briefwechsel 1, S. 379, 502, und Majer an Seckendorf, 21. August 1804 (Brief Nr. 179). 284 Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer, Friedrich Ludwig Schröder. Beitrag zur Kunde des Menschen und des Künstlers, Hamburg 1823, 2. Tl., 1. Abt., S. 187.

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s’arrêter 3 jours ici qu’il a partagé entre les Görz, Rechberg, Gleichen et moi. J’ai tâché de lui fournir autant d’agréments que ma position et mes affaires me permettaient. Il a infiniment regretté de ne pas vous trouver.285

Spätestens seit diesem Sommer (1802) trug sich Seckendorf schon mit der Absicht eines Wechsels seiner Anstellung und lotete dessen Chancen bei verschiedenen Korrespondenzpartnern aus, die ihn ihrerseits mit entsprechenden Vorschlägen und Hinweisen bedachten. Brühl, der zur Hofcharge des Prinzen Heinrich von Preußen gehörte, versuchte ihm die Vorbehalte, seinen „lächerlichen Haß gegen den preußischen Dienst“ auszureden: Nun wäre also mein Vorschlag; du (…) suchtest durch den Minister Schulenburg der die organisation der neuen Provinzen über sich hat, eine Regierungs oder Kriegs und Domainen Raths Stelle zu erhalten. Unser Gesandter am Reichstage Graf Goerz könnte dir dabey nützlich seyn (…). Ich bin gewiß überzeugt du würdest angenommen, und in kurzer Zeit ein gutes Gehalt ziehen; – wenigstens immer beßer als da was du jetzt hast; und mir deucht – der Königl Preußische Dienst ist doch etwas mehr werth als der Herzoglich Wirtenbergische (…).286

Auf eine „passende Stelle“ in der Regierung des Fürstentums Gotha machte ihn wenig später, im Herbst 1802, Friedrich Müller von Weimar aus aufmerksam,287 und auch der Münchner Bibliothekar Christoph von Aretin, den Seckendorf während einer Reise nach Bayern im Frühjahr 1802 traf, bot ihm seine Unterstützung an: „Wenn es Ihnen Ernst ist, in kurf Dienste zu treten, so dächte ich, sollte es Ihnen so schwer nicht werden. An Protectionen kann es Ihnen nicht fehlen, und jezt ist der rechte Zeitpunkt, da in Schwaben und Franken so viele Veränderungen vorgehen werden. Geben Sie mir nur einen Wink, auf welche Art ich dazu beytragen kann.“288

285 Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,228; vgl. auch Caroline Herder an Seckendorf, 19. November 1802, und J. G. Herder an dens., 2. Oktober 1802 (Briefe Nr. 146 und 141). 286 Brühl an Seckendorf, 8. Juli 1802, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,380. 287 Vgl. Müller an Seckendorf, 12. Oktober 1802 und 24. Februar 1803 (Briefe Nr. 142, 153). 288 Aretin an Seckendorf, 20. November 1802 (Brief Nr. 148).

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5.3 Von der „Aurora“ zum „Morgenblatt“ – Umwege zu einem germanistischen Fachorgan 1804–1806 Über diese Wanderung nach München, „die erste meines Lebens“, berichtet Seckendorf ausführlich in einem Brief an Böttiger.289 Die Mitteilungen über das geistige Klima im Bayern der Montgelas-Zeit, über Gelehrte wie den Theologen Jakob Salat, den aus dem Lager der Aufklärer „zu den Verfolgern“ überwechselnden Historiker und Schulkommissar Lorenz Westenrieder, den er als Beiträger für sein Weimarer Taschenbuch hatte gewinnen wollen,290 über Aretin und den Buchhändler Joseph Scherer, die sich zwei Jahre später zur Herausgabe der Zeitschrift „Aurora“ verbanden, erfolgten in der Form einer Korrespondenznachricht, die auch kurze Eindrücke vom Besuch der Oper und der von Kurfürst Maximilian IV. Joseph angereicherten Münchner Hofgartengalerie enthielt. Offenbar spekulierte Seckendorf auf eine Aufnahme seines Berichts in den „Neuen Teutschen Merkur“, die jedoch nicht erfolgte, da Böttiger zu dieser Zeit auf Salats Nachrichten vom „Fortschritte in Bayerns Aufklärung“ zurückgriff.291 Im Jahr darauf forderte Aretin ihn zur Teilnahme an der Zeitschrift „Aurora“ auf.292 Aretin war seit 1801 dirigierender Vizepräsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Kustos, später Oberbibliothekar der Hofbibliothek in München, deren Bestandsausbau ganz wesentlich auf seine im Jahr 1803 durchgeführten Inspektionsreisen zu den bayerischen Klöstern und Abteien zurückgeht. Ihre historischen Buchbestände, die auf seine Veranlassung nach München überführt wurden, „schätzungsweise eine halbe Million Bücher (…), daneben 300000 Dubletten“ sowie Tausende von Handschriften,293 beschrieb er in seinen weitverbreiteten „Beyträgen zur Geschichte und Literatur, vorzüglich aus den Schätzen der pfalzbairischen Centralbibliothek zu München“ (1803/06). Seckendorf empfahl Aretin seinen nach beruflichem Fortkommen strebenden Weimarer Freund Friedrich Majer als Gehilfen für die Aufarbeitung der Bestände aus den aufgelassenen Klöstern und Aretin schien einer Einstellung Majers auch durchaus nicht abgeneigt. Dessen Berufung auf die Stelle eines Begleiters des Erbprin-

289 1. Juni 1802 (Brief Nr. 129). 290 Vgl. Westenrieder an Seckendorf, 26. Oktober 1800 (Brief Nr. 46). 291 So der Titel von Salats Beitrag im Neuen Teutschen Merkur, 6. St., Juni 1802, S. 155–160; ein weiterer Beitrag ebd., 4. St., April 1803, S. 54–78. 292 Vgl. Aretin an Seckendorf, 18. November 1803 (Brief Nr. 160). 293 Eberhard Weis, Montgelas, 2. Bd.: Der Architekt des modernen bayerischen Staates. 1799–1838, München 2005, S. 200; vgl. Johann Christoph von Aretin, Briefe über meine literarische Geschäftsreise in die baierischen Abteyen, hg. v. Wolf Bachmann, München 1971, bes. S. 7ff., 30–34.

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zen von Schleiz machte eine weitere Verfolgung dieser Vermittlungsbemühungen jedoch überflüssig.294 Umgekehrt lud Aretin Seckendorf zur Mitarbeit an der kurzlebigen, nur in den Jahren 1804/05 erscheinenden „Aurora“ ein und suchte durch ihn auch weitere Beiträger aus dem Württembergischen zu gewinnen.295 In der Ankündigung, die er im November 1803 an Seckendorf sandte, wurde als Anspruch der Zeitschrift formuliert, „durch richtige und anspruchslose Darstellungen eine wahre Würdigung von dem südlichen Deutschland vorzubereiten“,296 um damit, wie Aretin selbst im Brief weiter ausführte, „vorzüglich zur Berichtigung des norddeutschen Urtheils“ beizutragen.297 Durch die pointierte Anspielung auf die Diskussion über die kulturellen Unterschiede, insbesondere das Bildungsgefälle zwischen dem protestantischen Norden Deutschlands und den katholischen Territorien des Südens gab der Herausgeber dem dreimal wöchentlich erscheinenden Blatt, das schon im Titel als eine Zeitschrift „aus dem südlichen Deutschland“ firmierte, den Anschein eines publizistischen Begleitorgans der vom Staatsminister Maximilian von Montgelas in Bayern eingeleiteten gesellschaftlichen Reformen. Im Sinne einer konsequenten Programmatik konnte die Zeitschrift diesen Anspruch jedoch, trotz gelegentlicher Thematisierung der regionalen Unterschiede oder vereinzelter Beiträge über die kulturpolitischen Anstrengungen der bayrischen Regierung, nicht einlösen. Zwar berichtete sie „Ueber die neue Begründung der baierischen Akademie der Wissenschaften“, und der anonyme Verfasser eines kleinen Beitrages über „Nord- und Süddeutschland“ hieß es, unter Hinweis auf die eben einsetzende, planmäßige Berufung namhafter Gelehrter an süddeutsche Universitäten und die Akademie, ausdrücklich „gut, daß die Anmaßung des Nordens zurückgewiesen wird, wenn er sich als Depositär der Cultur betrachtet“.298

294 Vgl. Aretin an Seckendorf, 20. November 1802, Majer an Seckendorf, 21. August 1804 (Briefe Nr. 148, 179). 295 Vgl. Aretin an Seckendorf, 1. Februar 1804 (Brief Nr. 162). 296 Anzeige der Aurora in: Allgemeine Literatur-Zeitung, Nr. 32, 25. Februar 1804, Sp. 251. 297 Aretin an Seckendorf, 18. November 1803 (Brief Nr. 160). 298 Aurora, 1. Jg., Nr. 125, 17. Oktober 1804, S. 497 (anonym; aufgrund des Stils nimmt Franz Schultz Görres als Verfasser an; vgl. Charakteristiken und Kritiken von Joseph Görres aus den Jahren 1804 und 1805, hg. v. F. S. Vereinsschrift der Görres-Gesellschaft 3, 1900, S. 10f., 43f.; vgl. aber Günther Müller, in: Görres, Gesammelte Schriften 3, S. 492f.). Zur Münchner Akademie vgl. Aurora, 2. Jg., Nr. 110, S. 437f., sowie Karl Theodor von Heigel, Die Münchner Akademie von 1759 bis 1909. Festrede gehalten in der öffentlichen Festsitzung der K. Akademie der Wissenschaften zur Feier des 150. Stiftungstages am 10. März 1909, München 1909, S. 17–19.

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Um den Rückstand Bayerns in den Geisteswissenschaften, im juristischen und theologischen Fach, nicht zuletzt aber auch in den technisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen aufzuholen, sah Montgelas’ Berufungspolitik für die schließlich im Mai 1807 neu konstituierte Akademie ausdrücklich eine Bevorzugung protestantischer Gelehrter aus Mittel- und Norddeutschland vor; zum korrespondierenden Mitglied war beispielsweise ja auch schon Seckendorfs Freund Majer ernannt worden.299 Indes war die „Aurora“ von den späteren, zudem stark persönlich gefärbten Auseinandersetzungen zwischen bayrischen Wissenschaftlern und den „Nordlichtern“, die 1809 im Streit zwischen Aretin und dem Präsidenten der Akademie Friedrich Heinrich Jacobi gipfelten, noch weit entfernt. Die „geographische Zonen-Abtheilung und das climatische Netzwerk“, so versuchte der Verfasser des Aufsatzes über „Nord- und Süddeutschland“ zu vermitteln, „soll nicht durch das freie Geisterreich durchlaufen“.300 Die Zeitschrift bot insgesamt ein uneinheitliches Erscheinungsbild. Unterhaltung und Belehrung des Publikums „durch richtige und anspruchslose Darstellungen“301 war in der oben schon erwähnten Ankündigung sehr allgemein als Zweck der Zeitschrift angegeben worden, und Joseph Maria von Babo, neben Aretin Mitherausgeber der „Aurora“, gab in einem „Epilog“ zum ersten Jahrgang das „Versprechen“, daß das Blatt „des Guten, Wahren und Schönen nicht wenig enthalte“ und „für wahre Ausbildung des Geistes und des Geschmackes“302 sorgen wolle. So wechselten literarische und kulturhistorische Beiträge mit biographischen Essays, Dichtungen und Aphorismen-Sammlungen, neben Theaternachrichten finden sich Kommentare zur zeitgenössischen Dichtung wie die umfangreiche Serie der „Corruscationen“ von Joseph Görres oder auch Seckendorfs „Fragmente über Litteratur und Kunst“.303 Einen eigenen Schwerpunkt bilden Reisebeschreibungen, zu denen anfangs vor allem der Münchner Buchhändler Joseph Scherer beitrug, der vor seinem Engagement als Verleger der „Aurora“ einige Jahre Europa und den Orient bereist hatte, sowie Übersetzungen aus italienischer und englischer, vor allem aber französischer Literatur, wozu Secken-

299 Vgl. Majer an Seckendorf, 23. Oktober 1802/10. Februar 1803 (Brief Nr. 150). 300 Aurora, a.a.O.; zu Montgelas’ Wissenschaftspolitik und zum Gelehrtenstreit an der Münchner Akademie vgl. Weis, Montgelas, a.a.O., S. 618–627. 301 Walch, Aurora, S. 115. 302 Aurora, 1. Jg., Nr. 136, 21. Dezember 1804, S. 624. 303 Aurora, 2. Jg., Nr. 141, 29. November 1805, S. 561f. Vgl. auch Seckendorfs „Aphorismen“, ebd., Nr. 137, 20. November 1805, S. 548; zu Görres’ Beiträgen vgl. Walch, Aurora, S. 182–188; Görres, Gesammelte Schriften 3, 1926, S. XIV–XVI, 71–127, 485–496.

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dorf selbst, neben zwei Quellen-Veröffentlichungen zu Friedrich dem Großen, eine umfangreiche „Relation“ über „Voltaire’s Aufenthalt in Bückeburg“ beisteuerte.304 Die heterogene Themenvielfalt der in München beheimateten und ursprünglich aus der dort 1802 gegründeten Lesegesellschaft „Musäum“305 heraus entstandenen Zeitschrift hat Erich Walch in einer eingehenden Untersuchung – der bislang einzigen überhaupt – statistisch belegt. Eine mögliche Ursache für das Desinteresse der Forschung an der „Aurora“ sieht er darin, „daß sie in keine Rubrik recht passen will. Sie gehört weder der Aufklärung noch der Romantik an (…). Das Interessanteste an der Aurora ist, daß sie Ausdruck für das Herauswachsen der Romantik aus der Aufklärung, speziell in Bayern ist.“306 Ähnlich urteilte Leo Just in seiner Studie über einen weiteren auswärtigen Mitarbeiter, Franz von Lassaulx: „Die Doppelköpfigkeit von Aufklärung und Romantik, Weltbürgertum und Volkstum, gibt der Zeitschrift ihr Gepräge“.307 In der Tat profitierte die „Aurora“ auch davon, daß durch die Säkularisation und Überführung der alten Bücher- und Handschriftensammlungen aus den aufgehobenen Klöstern und Stiften eine breite materiale Basis für die Beschäftigung mit der älteren deutschen Literatur überhaupt erst gelegt wurde. Das eigentliche Medium für Nachrichten von den neuerworbenen „Schätzen der pfalzbairischen Centralbibliothek zu München“, d.h. der Hof- und späteren Staatsbibliothek, blieben zwar Aretins „Beyträge“, doch auch in der „Aurora“ wurde, vor allem durch dessen Mitarbeiter an der Bibliothek, Johann Bernhard Docen, von Entdekkungen in alten Handschriften berichtet. Docen, der einige Jahre nach Seckendorf an den Universitäten Göttingen und Jena studiert hatte und wie dieser mit dem Berliner Literarhistoriker und Büchersammler Erduin Julius Koch in Verbin-

304 Aurora, 2. Jg., Nr. 147–149, 13., 16. und 18. Dezember 1805, S. 585–587, 589–591, 594–596; Lettre inédite de Frédéric II, Roi de Prusse, ebd., Nr. 124, 21. Oktober 1805, S. 496; Nähere Umstände, das Ende des ersten schlesischen Krieges betreffend, ebd., Nr. 132, 8. November 1805, S. 525f. Walch (Aurora, S. 213) konnte Seckendorf nicht als Beiträger identifizieren. Weitere Übersetzungen französischer Literatur stammen u.a. von Franz von Lassaulx; vgl. Leo Just, Franz von Lassaulx. Ein Stück rheinischer Lebens- und Bildungsgeschichte im Zeitalter der großen Revolution und Napoleons, Bonn 1926 (Studien zur rheinischen Geschichte XII), S. 160–162. 305 Walch, Aurora, S. 123. Seckendorf berichtet Böttiger am 12. März 1802, er sei aus München um eine Mitteilung der Gesetze der Regensburger Harmonie gebeten worden, „weil dort eine ähnliche Gesellschaft sich zusammenthun will“ (Brief Nr. 123). 306 Ebd., S. 118. Nach Günther Müller vertritt die Zeitschrift „im allgemeinen einen bayrischen Josephinismus“ (Görres, Gesammelte Schriften 3, S. 485). 307 Just, a.a.O., S. 159.

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dung stand, war ab Sommer 1804 mit der Rezension vornehmlich deutscher und französischer Handschriften befaßt.308 Aretin hatte sich offenbar schon im Laufe des Jahres 1804 von den Redaktionsgeschäften der „Aurora“ weitgehend zurückgezogen; über die Gründe kann aufgrund der spärlichen Überlieferung von Redaktionsinterna allenfalls spekuliert werden.309 Ebenfalls noch vor Abschluß des ersten Jahrgangs kursierten Gerüchte, wonach Cotta „vermuthlich nächstens“ die „Aurora“ in Verlag nehmen werde, vielleicht hatte die Unzufriedenheit mit dem in buchhändlerischen Dingen wenig erfahrenen Münchner Verleger Joseph Scherer und die wiederholt beanstandete schleppende Auslieferung der Zeitschrift solche Überlegungen genährt.310 Cottas Name kam gleichwohl wieder ins Spiel, als es um eine Weiterführung oder doch wenigstens Erneuerung des Ende 1805 eher unvermittelt und ohne redaktionelle Erklärung abgebrochenen Münchner Zeitschriftenprojekts ging. Aufschlußreich ist hier Seckendorfs Korrespondenz mit Johann Franz Cordes (1773–1807), einem aus dem Westfälischen stammenden Juristen und Schriftsteller, der zum Kreis der „Aurora“-Mitarbeiter zählte und den Seckendorf wahrscheinlich während seines erwähnten Aufenthalts in München kennengelernt und um Beiträge für seinen in Vorbereitung befindlichen Regensburger Musenalmanach gebeten hatte.311 Cordes war offenbar mit der Betreuung der Redaktionspapiere der „Aurora“ betraut, deren Weiterführung er im September 1806 jedenfalls noch nicht ausschloß, bevor ihn, und den ebenfalls beteiligten Docen, zwei Monate später durch Seckendorf ein Angebot Cottas zur Mitarbeit an dessen mit Beginn des folgenden Jahres erscheinenden „Morgenblatt“ erreichte. Der Tübinger Verleger plante seit dem Sommer „ein ähnliches Institut wie ‚der Freimüthige‘“,312 und nach seiner eigenen Angabe soll es sogar Aretin gewesen sein, der „die erste Idee dazu gegeben“ habe.313 Cordes zufolge glaubte dieser allerdings noch Ende November, da die gedruckten Vorankündigungen der

308 Vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen 6, 1828, 2. Tl., Ilmenau 1830, S. 803–810, hier: S. 804f.; zu E. J. Koch vgl. Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807 (Brief Nr. 246). 309 Vgl. Aurora, 2. Jg., Nr. 131, 6. November 1805, S. 521; zu den Redaktionspapieren Walch, S. 121. 310 Vgl. Cordes an Seckendorf, 6. September 1806 (Brief Nr. 223). Auch Görres beklagte sich in einem Brief an Aretin über Scherers mangelnde Professionalität: „das Ganze scheint mir so schläfrig zu gehen“ (12. September [Oktober?] 1804, in: Görres, Gesammelte Schriften 3, S. 489). 311 Vgl. Cordes an Seckendorf, a.a.O. Über den wenig bekannten Autor vgl. ebd., Erl. 312 Cotta an Goethe, 15. August 1806, in: Goethe und Cotta. Briefwechsel 1797–1832, Bd. 1: 1797–1815, hg. v. Dorothea Kuhn, Stuttgart 1979, S. 138, Nr. 183; vgl. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 17. September 1806 (Brief Nr. 224). 313 Cotta an Docen, 23. Dezember 1806, zitiert nach Mojem, Repertorium, S. 203, Nr. 867; vgl. Cordes an Seckendorf, 28. November 1806 (Brief Nr. 233).

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neuen Zeitschrift bereits an verschiedene umworbene Autoren versandt worden waren, „Cotta (werde) das Morgenblatt, als For ts etzung der Auro r a ankündigen“.314 Und auch Cordes selbst unterlag dieser Fehleinschätzung, wenigstens deutete er Cottas Angebot, wie es ihm von Seckendorf übermittelt worden war, als Aufforderung zur Einrichtung einer Münchner Filial- oder „quasi Redaction“, die Beiträge aus München sammeln und „die eingegangen Aufsätze nach Stuttgard befördern, darüber Buch halten, das Honorar des Einzelnen berechnen p.“ solle, wofür ihm ein Honorar von „500 rth jährlich“ angemessen schien.315 In der Einladung zur Mitarbeit am „Morgenblatt“, die er dann wenig später von Cotta selbst erhielt, war allerdings von dem „Plan einer hiesigen Redaction“316 nicht mehr die Rede, und Seckendorf verneinte auch in dem einzig überlieferten Brief an Cordes vom 21. Januar 1807, daß Cotta ihm gegenüber jemals einen solchen Plan erwähnt habe.317 So ist zu vermuten, daß es Cotta, sollte er überhaupt Andeutungen in diese Richtung gemacht haben, allenfalls um das bestehende, von der Münchner „Aurora“-Redaktion aufgebaute Netz von Beiträgern und Korrespondenten zu tun war. Er rechnete auf die Mitarbeit Aretins und erinnerte beispielsweise Docen kurz nach dem Start der neuen Zeitschrift an die „Korrespondenzen“ für das „Morgenblatt“.318 Seckendorf tauschte sich mit seinem Schwager Benzel-Sternau über eine Teilnahme an dem neuen Blatt aus. Nach anfänglichem Interesse verwarf er jedoch spätestens nach der negativen Rezension seines Musenalmanachs in einer der ersten Ausgaben (13. Januar 1807, durch Friedrich Weißer), die er in Briefen an Uhland und Kerner als „seichtes Gewäsch“ abtat,319 die zunächst vielleicht erwogene Mitarbeit am „Morgenblatt“. Auf ihn zurück geht aber wahrscheinlich die in den Korrespondenznachrichten des „Morgenblatts“ untergebrachte „Einladung“ zur Subskription auf Spenden für durch die Kriegsereignisse des Herbstes 1806 in Not geratene Städte Sachsens.320 Zwei „Charaden“, die er über Cordes an Cotta senden wollte, gelangten im „Morgenblatt“ nicht zum Abdruck.321

314 Cordes an Seckendorf, 28. November 1806. Vgl. Cotta an Goethe, zweite Oktoberhälfte 1806, Goethe-Regesten 5, S. 172, Nr. 473; Cotta an A. W. Schlegel, 30. November 1806, in: Körner, Krisenjahre 1, S. 377; die Wiedergabe der gedruckten Voranzeige ebd., Bd. 3, S. 207. 315 Cordes an Seckendorf, ebd. 316 Cordes an Seckendorf, 12. Dezember 1806 (Brief Nr. 239). 317 Vgl. Brief Nr. 243. 318 Cotta an Docen, 12. Januar 1807 (Mojem, Repertorium, S. 204, Nr. 874; vgl. auch ebd., S. 203, Nr. 867). 319 Vgl. an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807, an Kerner, 7. Februar 1807 (Briefe Nr. 245, 246). 320 Morgenblatt, Nr. 5, 6. Januar 1807, S. 20; vgl. Seckendorf an Fritsch, 21. November 1806 (Brief Nr. 232), Erl. 321 An Cordes, 21. Januar 1807.

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In ihrer Geschichte des Cottaschen Verlages zählt Liselotte Lohrer zwar nicht die „Aurora“, jedoch den von Aretin seit Juli 1806 in München herausgegebenen und zuletzt (1808) noch von Cotta übernommenen „Neuen Literarischen Anzeiger“, neben weiteren von ihm herausgegebenen Zeitschriften wie den „Englischen“, „Französischen“ und „Italienischen Miscellen“ zu den Blättern, „die alle zusammen den Grundstock für das ‚Morgenblatt‘ bildeten“.322 Zu dieser Ahnenreihe dürften, bei der doch stärker am zeitgenössischen kulturellen und literarischen Geschehen orientierten „Morgenblatt“, die von Aretin herausgegebenen Periodika aber eher nur am Rande gezählt werden. Aretin kündigte den „Neuen literarischen Anzeiger“ zwar als „ein angemessenes Unterhaltungsblatt für Gelehrte über Gegenstände der Literatur und Kunst“ an,323 in seiner wissenschaftlichen Ausrichtung übertraf er gleichwohl noch die „Aurora“, in der auch Gedichte, Erzählungen und feuilletonistische Beiträge ihren Platz hatten. Mit Docens „Gedanken über die Vernachlässigung des Studiums der deutschen Sprache“ findet sich in ihr aber auch ein Text, dem unter den wichtigen frühen methodischen Selbstreflexionen der Begründer und Vorläufer der germanistischen Wissenschaft ein besonderer Rang eingeräumt wird.324 Docen schuf dann mit den „Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur“ ein reines Fachorgan, womit er versuchte, wie Seckendorf in seinen Briefen und den Regensburger Musenalmanachen, die übrigen Kenner der altteutschen Literatur zur Aufsuchung und Erhaltung aller jener zerstreuten Denkmäler wiederholt zu ermuntern, deren vollständige Sammlung endlich einmal die Erscheinung eines genuinen teutschen Percy möglich machen würde (…).325

Die Kurzlebigkeit ist allerdings ein Kennzeichen der publizistischen Projekte der „Gründergeneration“ der Germanistik, denn auch die – wie die „Aurora“ bei Scherer in München erscheinenden – „Miscellen“ kamen über die zwei Bände des

322 Liselotte Lohrer, Cotta. Geschichte eines Verlages 1659–1959, Stuttgart 1959, S. 76; vgl. auch Fischer, Cotta, S. 772, Nr. 691. 323 Vorwort des Herausgebers, in: Neuer literarischer Anzeiger, Nr. 1, 1. Juli 1806, Sp. 1–4, hier: Sp. 2f. 324 Vgl. Holger Dainat/Cornelia Fiedeldey-Martyn, Literaturwissenschaftliche Selbstreflexion. Eine Bibliographie, 1792–1914, in: Wissenschaftsgeschichte Germanistik, S. 538–549, hier: S. 539f.; Docens Aufsatz in: Aurora, Nr. 83 und 85, 17. und 22. Juli 1805, S. 330–332, 338–340. 325 Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur, neu-aufgefundene Denkmäler der Sprache, Poesie und Philosophie unsrer Vorfahren enthaltend, hg. v. Bernhard Joseph Docen, 2, 1807, Vorrede zum 2. Teil, S. 239 (Hervorhebung ebd.). Vgl. Seckendorfs Erwähnung im Brief an Brentano, 4. August 1806 (Brief Nr. 218); Musenalmanach 1808, S. 4, sowie oben zu den Briefen an Gräter und Carl Bertuch.

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Jahrgangs 1807 nicht hinaus. Rainer Kolk führt den mangelnden Erfolg darauf zurück, „daß die Fachkommunikation der Germanisten nicht vom allgemeinen Publikum akzeptiert wird“. Gräters „Bragur“ und auch später noch die „Altdeutschen Wälder“ der Brüder Grimm (1815) steuerten einen „Mittelkurs“, wollten auch ein allgemeines Unterhaltungsbedürfnis befriedigen, während detaillierte Fachdiskussionen in Literaturzeitungen geführt und dort in „akribischen Rezensionen verhandelt“ wurden.326 So galten nach der Etablierung der Disziplin alle diese Vorarbeiten, die sich durch einen „antiquarisch-bibliothekarischen Sammeleifer“ auszeichneten, den späteren Fachvertretern wie Wilhelm Scherer „als vom Erbe der Romantik kontaminierte Wissenschaftsversuche“.327 Vor diesem Hintergrund ist daher auch die heute wenig beachtete „Aurora“ als ein publizistisches Übergangsprodukt zu betrachten, dessen baldiges Scheitern durch die mangelnde Erfahrung des Verlegers sowie lokale und personelle Bedingungen forciert wurde. Seckendorf hat seine insgesamt sechs Beiträge zur „Aurora“, die alle erst in den letzten Monaten vor der Einstellung der Zeitschrift erschienen, zwischen dem 21. Oktober und 18. Dezember 1805, in einem etwa 1808 entstandenen, allerdings unvollständigen Verzeichnis seiner Zeitschriftenveröffentlichungen und Herausgeberprojekte aufgelistet.328 Zu welchem Zeitpunkt die in einer auffallenden Häufung kurz nach der Haftentlassung erschienenen Aufsätze im einzelnen verfaßt wurden, läßt sich nicht rekonstruieren. Immerhin hatte Seckendorf wohl schon über ein Jahr zuvor, im Juni 1804, Sinclair und Blankenstein zur Mitarbeit angehalten und besaß womöglich schon damals Gedichte Hölderlins, die er in der „Aurora“ publizieren wollte.329 Tatsächlich erschienen darin von Seckendorf, neben den oben bereits genannten Übersetzungen aus dem Französischen, eine mit „Aphorismen“ überschriebene Betrachtung über das Wesen der Freundschaft, die in Anlehnung an Ciceros Schrift „Laelius de amicitia“ als Grundlage oder „Brennpunct“ der „gesellschaftlichen Tugenden“ definiert wird. Während Geselligkeit lediglich „durch Langeweile und Bedürfniß zusammengebracht“ werde, „entzünde“ die Freundschaft „zur Ausübung jeder Tugend.“330 In einem

326 Rainer Kolk, Liebhaber, Gelehrte, Experten. Das Sozialsystem der Germanistik bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, in: Wissenschaftsgeschichte Germanistik, S. 48–114, hier: S. 80. 327 Ulrich Hunger, Die altdeutsche Literatur und das Verlangen nach Wissenschaft: Schöpfungsakt und Fortschrittsglaube in der Frühgermanistik, in: Wissenschaftsgeschichte Germanistik, S. 236–263, hier: S. 247, 253; vgl. auch Schaffry, Wissenschaft, S. 118f. 328 Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,699. 329 Vgl. Kirchner, S. 33; Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807, und Cordes an Seckendorf, 6. September 1806, Erl. (Briefe Nr. 246, 223). 330 Aurora, Nr. 137, 20. November 1805, S. 548.

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weiteren Beitrag, der offenbar als Auftakt zu einer Reihe von „Fragmenten über Litteratur und Kunst“ gedacht war, beschäftigte sich Seckendorf mit dem FaustStoff, um nach einer kurzen Betrachtung der bekannten Bearbeitungen von Goethe und Lessing, aber auch der jüngeren eines Johann Friedrich Schink (Johann Faust. Dramatische Phantasie nach einer Sage des sechzehnten Jahrhunderts, Berlin 1804), zu einer einfachen, symbolischen Deutung zu gelangen: Faust müsse „nothwendig untergehen. Jeder Mensch, dessen unbändiger Geist die nothwendigen Grenzen seines Wesens überspringt – ein solcher Charakter ist Faust – trägt in sich selbst – auch ohne Teufel – den Keim seiner Zerstörung.“331 Hinsichtlich des „Torso, den Göthe aufstellte“, hegt er die Hoffnung: „Doch vielleicht trügt das Gerücht nicht, daß der Dichter seinen Faust schon längst vollendet hat, und für die Bekanntmachung nur einen günstigen Augenblick abwartet.“332 Größeres Interesse schließlich verdient Seckendorfs kurze Besprechung einer bis zu diesem Zeitpunkt lediglich im französischen Original vorliegenden Flugschrift „Traduction d’un fragment du 18ème livre de Polybe“, eines politischen Pamphlets aus der Feder des umtriebigen französischen Diplomaten, Schriftstellers und Geheimagenten Louis Emmanuel Henri Alexandre de Launay Comte d’Antraigues (1753–1812). Der mit Johannes von Müller befreundete d’Antraigues hatte als russischer Gesandter die Regierungen in Wien und Dresden mit Informationen aus seiner Heimat versorgt. Müller, der ihn Anfang 1804 in Dresden traf, wo er im Auftrag Cobenzls und Colloredos die Chancen für eine Neuauflage der Koalition gegen Napoleon ausloten sollte, dürfte mit seinen ein knappes Jahrzehnt zuvor verfaßten Flugschriften gegen den preußischen Sonderfrieden von Basel d’Antraigues auch die Anregung für die rasch großes Aufsehen erregende Broschüre gegeben haben.333 Darin attackierte der französische Emigrant in historisch verschlüsselter, für die Zeitgenossen jedoch leicht durchschaubarer Form die Eroberungspolitik Napoleons, indem er den punischen Feldherrn Hannibal gegen den römischen Expansionismus rhetorisch zu Felde ziehen läßt:

331 Fragmente über Litteratur und Kunst, in: Aurora, Nr. 141, 29. November 1805, S. 561f., hier: S. 562. 332 Ebd., S. 561f. „Faust. Eine Tragödie“ (Erster Teil) erschien zur Ostermesse 1808 bei Cotta im 8. Bd. der „Werke“; ein früherer Erscheinungstermin des bereits Ende April 1806 zum Druck vorbereiteten Werks scheiterte an den kriegerischen Ereignissen (vgl. Goethe, BA 8, S. 760). 333 Vgl. Pape, Müller, S. 244–247; zu d’Antraigues und Johannes v. Müllers Beziehung zu ihm ebd., S. 71–77, 116–121 und passim; weiterführende Literatur ebd., S. 72 Anm. 193. Vgl. auch Seckendorf an Friedrich Justin Bertuch, 27. Juni 1806 (Brief Nr. 209).

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Es hat sich eine Nation aufgeworfen, die Welt zu unterjochen: sie hat (…) alle ihre Nachbarn besiegt; die Knechtschaft, deren Joch sie auf der andern Nakken legte, mit dem schönen Namen Frieden bezeichnet, und seit jenem Augenblicke keinen andern Frieden anerkannt, als den der Sklaverei.334

Die Flugschrift erschien ursprünglich Ende April 1805 ohne Angabe eines Druckorts; Seckendorf lag bei seiner Anzeige die zweite, im Folgejahr in „London“ – tatsächlich Leipzig, bei Hartknoch – erschienene Ausgabe vor, der auch die deutsche Übersetzung (St. Petersburg 1806, tatsächlich ebenfalls Leipzig) folgte. Auffällig ist sein fortgesetztes Interesse an d’Antraigues’ Schrift, die ihm spätestens kurz nach seiner Entlassung aus der württembergischen Haft Mitte Oktober 1805, vielleicht aber auch schon während derselben zugänglich gewesen sein muß. Zwar betonte er in der Besprechung, sich „aller politischen Deutungen“ zu enthalten und „die Schrift nur unter ihrem litterarischen Gesichtspuncte“ zu betrachten,335 wie dies auch Johannes von Müller in seiner wenig später in der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ gedruckten Rezension des „Polybe“ bekräftigte.336 Der spektakuläre publizistische Erfolg des Traktats dürfte Seckendorf aber dazu bewogen haben, Friedrich Justin Bertuch im Juni 1806 den Verlag eines offenbar ähnlich brisanten fremdsprachigen Manuskripts eines nicht genannten Verfassers vorzuschlagen, dessen Übersetzung er zugleich anbot. Der Wunsch, bei einer Veröffentlichung „Lettern u Papier (…) wie bei Polybe“ zu verwenden,337 deutet wohl weniger auf eine – zeitlich immerhin mögliche – Mitarbeit an der Übersetzung von d’Antraigues’ Flugschrift, sondern eher auf den einmal mehr unternommenen Versuch, sich einem buchhändlerisch-publizistischen Erfolg anderer anzuschließen bzw. ihn durch die Kopie erprobter gestalterischer Mittel, wozu hier auch die formale Gestaltung des Textes als eine Sammlung von Reden zählte, zu wiederholen. Bertuch lehnte eine Publikation jedoch mit dem Hinweis auf politische

334 Zitiert aus der deutschen Übersetzung: Hannibal und Antiochus. Ein Bruchstück aus dem XVIIIten Buch des Polybius. Nach der zweyten Ausgabe der französischen Uebersetzung des Grafen d’Antraigues bearbeitet. Mit kritischen Anmerkungen, St. Petersburg (= Leipzig) 1806, S. 13. 335 Nachricht über eine interessante neue Schrift. Traduction d’un fragment du 18ème livre de Polybe trouvé dans le monastère Ste. Laure au mont Athos par le Comte d’Antraigues, in: Aurora, 2. Jg., Nr. 138, 22. November 1805, S. 549f., hier: S. 550. 336 „Die augenblickliche Veranlassung dieser Schrift ist ohne Zeifel vorübergegangen: Um so mehr haben wir sie hier nur als Kunstwerk zu betrachten.“ (J. v. M., Traduction d’un fragment […], in: JALZ, Nr. 22, 25. Januar 1806, Sp. 169–171, hier: Sp. 171) 337 Seckendorf an F. J. Bertuch, 27. Juni 1806.

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Rücksichten, die der Verlag gegenüber dem Landesherrn zu beachten habe, postwendend ab.338

5.4 Übersetzungen, Pläne und Projekte Seckendorfs Übersetzungen für die „Aurora“ deuten auf einen Schwerpunkt in seinem insgesamt schmalen „Werk“, zugleich auf eine Begabung, die sich, anders als die vielen unausgeführten Pläne, in den literarischen Proben ebenso wie in der Praxis des diplomatischen Dienstes bewährte. Daß ihn Böttiger, der dabei allerdings mehr den „Kunstjünger des Voßischen Hexameters“ im Blick hatte, wiederholt zur Arbeit an den griechischen Autoren ermunterte, wurde bereits erwähnt. Jedenfalls wäre Seckendorf eine Übersetzung wie die der genannten antinapoleonischen Flugschrift aufgrund seines exzellenten Französisch zweifellos zuzutrauen. Immerhin war diese, eigentlich selbstverständliche Voraussetzung bei den Berufskollegen, den übrigen Mitgliedern der württembergischen Gesandtschaft am Regensburger Reichstag, nicht in gleichem Maß gegeben: „So ist zB Niemand hier, der aus dem Teutschen ins Französische übersezen kan, als Struve, Schwebel, Winzingerode und ich. Die beiden ersten haben natürlich genug für ihre Gouvernemens zu thun, und so komt manches an Uns“.339 Wie aus dem Brief hervorgeht, war es Seckendorf in den ersten beiden Jahren nach seinem Weggang von Weimar wegen der nunmehr starken dienstlichen Beanspruchung kaum möglich, die eigenen publizistisch-literarischen Pläne intensiv zu verfolgen. Eine Verbesserung erhoffte er sich von der im Mai 1803 angetretenen Stelle eines württembergischen Regierungsrats und dem damit verbundenen Ortswechsel, denn noch während der Übersiedlung nach Stuttgart erneuerte er gegenüber August Bode seine Bereitschaft, an dessen soeben, im Februar oder März 1803, gegründeter Zeitschrift „Polychorda“ mitzuwirken. Seinem Brief vom 7. Juni 1803 zufolge hatte er ihm schon zuvor, vermutlich in einem nicht überlieferten Schreiben, Proben von „Übersezungen aus der klassischen Literatur“ in Aussicht gestellt,340 dabei jedoch den beabsichtigten Ausschluß antiker Autoren aus Bodes „Magazin poetischer Uebersetzungen“ übersehen.

338 Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 11. Juli 1806 (Brief Nr. 215). Auffällig ist Seckendorfs Kenntnis des fiktiven Verlagsorts der deutschen Ausgabe („Petersburg“; vgl. Nachricht über eine interessante neue Schrift, a.a.O., S. 549) noch vor deren Erscheinen. Eine Übersetzung erschien auch in dem von Karl Friedrich Häberlin herausgegebenen Staats-Archiv, Bd. 15, 1806, H. 57, S. 29–83. 339 Seckendorf an den Vater, 22. November 1802, Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,236. 340 Seckendorf an Bode, 7. Juni 1803 (Brief Nr. 157).

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Der inhaltliche Schwerpunkt der neuen Zeitschrift sollte „vorzüglich auf diejenigen Dichtungen des Auslandes gerichtet“ sein, „die der Nachbildung in unsrer Sprache noch entgegengesehen haben“, wobei das „Hauptaugenmerk auf die romantischen Gattungen gerichtet“ war.341 Aufgenommen wurden Übersetzungen aus den Literaturen, deren Erforschung auch Tieck in der Vorrede zu seinen im gleichen Jahr erschienenen „Minneliedern aus dem Schwäbischen Zeitalter“ verlangte und denen August Wilhelm Schlegel wenig später eine Sammlung, die „Blumensträuße italiänischer, spanischer und portugiesischer Poesie“ (Berlin 1804), widmete.342 Der aus Hamburg stammende Theodor August Heinrich Bode (1778–1804) kam 1802 nach Weimar, er übersetzte Dramen von Corneille und Racine, dessen „Mithridate“ er 1804 im Auftrag Schillers für eine Aufführung anläßlich des Geburtstags der Herzogin Luise bearbeitete, und schrieb Rezensionen und Beiträge für die „Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung“ und die „Zeitung für die elegante Welt“.343 Seckendorf dürfte das Programm der „Polychorda“, an der sich auch Friedrich Majer mit Übersetzungen „aus dem Isländischen der älteren Edda“ beteiligte, als Weiterführung der eigenen Ambitionen empfunden haben, die er mit der Osterausgabe seines Weimarer Taschenbuchs unter Beweis gestellt und im Brief an Gräter als künftigen Hauptzweck der zunächst nicht fortgesetzten Unternehmung bezeichnet hatte.344 Schon im Februar 1803 erkundigte er sich bei Carl Bertuch nach einer Ausgabe von Joseph Ritsons 1790 in London erschienener Sammlung „Ancient Songs, from the time of King Henry the Third to the Revolution“.345 Seckendorf übersetzte daraus zwei altenglische Volkslieder und entnahm der musikgeschichtlich orientierten und mit etlichen Melodien versehenen Sammlung auch eine Reihe von quellenkundlichen Informationen, die er in seinen in der „Polychorda“ veröffentlichten Aufsatz „Altenglische Volks-

341 August Bode, Vorrede, in: Polychorda 1, 1803, 1. H., S. III–VI, hier: S. IIIf. 342 Auf die Übereinstimmung des Polychorda-Programms mit Tiecks Forderung, daß „wir das Alterthum durch die Entstehung und Kenntniß der Italiänischen, Spanischen, Deutschen, Englischen und Nordischen Poesie richtiger in seinen Verhältnissen fassen müssen“ (Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter, neu bearb. und hg. von Ludewig Tieck, Berlin 1803, S. III), wies der Rezensent der Polychorda in der JALZ hin (J. C. G. Schaumann; Nr. 213, 5. September 1804, Sp. 454–456, hier: Sp. 454). 343 Vgl. Schiller an Goethe, 5. (?) Januar 1804, NA 32, S. 98f.; Goethe, Regesten 4, S. 350 (Nr. 1137), 447 (1440), 501 (1618), 505 (1629), 546 (1752); zu Bodes frühem Tod vgl. auch Carl Bertuch an Seckendorf, 17. Oktober 1804 (Brief Nr. 180). 344 Vgl. oben zum Brief an Gräter vom 23. Februar 1801. Zum Inhalt der Polychorda vgl. Walzel/ Houben, Zeitschriften, Sp. 44–54; zu Bode vgl. Goedeke, Grundriß VII, 2. Abt., S. 416. 345 Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 28. Februar 1803 (Brief Nr. 154).

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lieder“ eingehen ließ.346 Obwohl der Beitrag erst 1805 erschien, nach Bodes frühem Tod im Oktober 1804 schloß dessen Freund Ludwig Hain den ersten – und einzigen – Jahrgang der Zeitschrift mit den beiden letzten, noch ausstehenden Heften ab, entstand er vermutlich bereits im Herbst 1803, spätestens aber im darauffolgenden Jahr. Er enthielt noch drei weitere Lieder, die, wie an etwas versteckter Stelle des in zwei Teilen präsentierten Beitrags eingeräumt wurde, „größtentheils von einem meiner Freunde übersetzt“ wurden.347 Seckendorf hatte kurz nach der Ankunft in Stuttgart den aus Tübingen stammenden Friedrich Koelle kennengelernt und ihn für Ritson begeistern können: „Würklich lese ich R it son Ancient S ongs“ , schrieb Koelle am 23. September 1803 an Henry Crabb Robinson. „Unter vielem Schlechten manches Gute. Einige übersetzte Stücke requirirte Seckendorf, der lange zu Jena und Regierungs Rath zu Weimar war – in die Polychorda. Ich habe viel in seinem Umgange gelernt, da er außerordentliche literarische Kenntnisse mit wahrem poetischen Talente paart.“348 Die Bekanntschaft mit dem sechs Jahre Jüngeren könnte Seckendorf im Rahmen seiner dienstlichen Tätigkeit am Stuttgarter Hof gemacht haben. Koelle ließ sich nach dem Abschluß seines Jurastudiums als Hofgerichtsadvokat in Tübingen nieder, wo sein Vater Johann Adam Christoph Koelle als Bürgermeister amtierte und als „one of the leaders of the republican party against the Duke“ (Friedrich von Württemberg) galt.349 Während der Sessionen des Hofgerichts, die Seckendorf im darauffolgenden Jahr für mehrere Wochen nach Tübingen führten, intensivierte sich der Austausch zwischen den beiden noch. So schrieb Koelle am 17. September 1804 an Robinson: „Ich arbeite mit Seckendorf an einer Sammlung Volkslieder. Kömmt die Polychorda noch ferner heraus?“350 Es ist unklar, ob die Nachfrage einer noch bevorstehenden Plazierung der gemeinschaftlich erarbeiteten „Altenglischen Volkslieder“ galt, oder ob darin ein Hinweis auf Vorarbeiten zu den später in Seckendorfs Regensburger Musenalmanache auf 1807 und 1808 eingegangenen Sammlungen „Stimmen der Völker“ gesehen werden kann, an denen Koelle dann

346 Polychorda, 2. Bd., 1. Jg., 7. Heft, S. 621–627, 667–669. 347 Ebd., S. 669. 348 Marquardt, Robinson 1, S. 292f. 349 Henry Crabb Robinson an seinen Bruder, 7. bis 13. April 1803, Marquardt, Robinson 1, S. 136. Friedrichs Mutter war eine Tochter des Konsulenten der württembergischen Landschaft, Friedrich Wolfgang Hauff, des Großvaters von Wilhelm Hauff. 350 Ebd., S. 303; zu Seckendorfs Aufenthalt in Tübingen vgl. seinen Brief an den Vater vom 30. April 1804 (Brief Nr. 170).

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mitgewirkt hätte.351 Koelle leistete in jedem Fall einen wertvollen Beitrag für die Musenalmanache, indem er Seckendorf mit Uhland und Kerner bekannt machte und etliche Gedichte seiner Tübinger Freunde nach Regensburg sandte.352 Der Einsendung, die beiden zur überhaupt ersten Veröffentlichung eigener Dichtungen verhalf, war gleichwohl eine Irritation vorausgegangen, die durch die öffentliche Resonanz des „Polychorda“-Beitrages im Rahmen einer wohlwollenden Besprechung des zweiten Zeitschriften-Jahrgangs Anfang Mai 1806 in der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“, ausgelöst worden war. Über die „Altenglischen Volkslieder“ hieß es darin: Der Freyherr von Seckendorf liefert einige schöne altenglische Lieder, von denen besonders die drey Rab en anziehen. Die hinzugefügten historischen Angaben sind erschöpfend und befriedigend.353

Daraufhin ließ Koelle in das Intelligenzblatt der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (Halle) eine Berichtigung einrücken, wonach in der „Polychorda“, „vielleicht aus Versehen“, fälschlicherweise lediglich Seckendorf als Übersetzer der Lieder genannt worden sei. Er, Koelle, fühle sich nun jedoch „bewogen, mich als Uebersetzer öffentlich zu nennen“, während Seckendorf ihm nur durch zahlreiche „Verbesserungen“ geholfen habe.354 Seckendorf entschuldigte dieses Mißverständnis wenig später an gleicher Stelle mit der entlegenen Plazierung seiner, den Sachverhalt aufklärenden „Anmerkungen“ am Schluß des „Polychorda“-Heftes, wo man sie „vermuthlich (…) übersehen“ habe.355 Der Urheberstreit scheint Koelle in seinem Eindruck bestärkt zu haben, Seckendorf wolle ihn für die eigenen Zwecke benutzen. Schon vor der kleinen öffentlichen Auseinandersetzung bot er Ende 1805 Arnim und Brentano seine Liedvorräte an, nicht ohne aber auch bei den Herausgebern des eben erschienenen ersten Bandes von „Des Knaben Wunderhorn“

351 So die Vermutung Marquardts, ebd. Im Vorwort zum Musenalmanach 1808, S. 4, schreibt Seckendorf: „Die schottischen (Denkmäler der Volkspoesie) sind von einem Ungenannten übersezt.“ Allerdings verwendet er die im Inhaltsverzeichnis bei den schottischen Liedern gebrauchte Sigle „X***Z“ auch bei Übersetzungen aus dem Italienischen und Portugiesischen sowie weiteren Übersetzungen aus dem Englischen, die sicher nicht von Koelle stammen. 352 Vgl. Seckendorf an Koelle, 25. September 1806 (Brief Nr. 225) sowie unten zum Regensburger Musenalmanach. 353 JALZ, Nr. 106, 5. Mai 1806, Sp. 238f., hier: Sp. 238 (Verfasser: D A E). Bereits die Rezension des ersten Jahrgangs der „Polychorda“ war sehr positiv ausgefallen (JALZ, Nr. 213, 5. September 1804, Sp. 454–456). 354 ALZ, Intelligenzbl., Nr. 74, 24. Mai 1806, Sp. 592. 355 ALZ, Intelligenzbl., Nr. 93, 12. Juli 1806, Sp. 744.

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durch hinhaltendes Taktieren und nicht unbeträchtliche Honorarforderungen für Mißstimmung zu sorgen.356 Ritsons „Ancient Songs“ war die Quelle nicht nur für alle fünf in der „Polychorda“ als Übersetzungen gebotenen Lieder, Seckendorf übernahm auch große Teile der Erläuterungen des englischen Altertumsforschers und Sammlers in nahezu wortgetreuer Übersetzung für seine gelehrten „Anmerkungen“.357 Joseph Ritson (1752–1803) hatte bereits in einer ersten Volksliedersammlung „A select collection of English songs, with their original airs“ (London 1783) die Bedeutung der alten Melodien betont und in den „Ancient Songs“ vielfach auf die beiden großen musikgeschichtlichen Darstellungen seiner Landsleute John Hawkins und Charles Burney und die von ihnen herangezogenen handschriftlichen Quellen zurückgegriffen.358 Die Sammlung war daher mit verschiedenen Musikbeispielen ausgestattet, was Seckendorf seinerseits dazu anregte, auch für den „Polychorda“-Beitrag ursprünglich eine Notenbeilage vorzusehen.359 Wenn die Absicht, den Abdrucken von Volksliedern möglichst auch Kompositionen beizugeben, in der nunmehr von Ludwig Hain redigierten Zeitschrift auch nicht realisiert werden konnte, das Vorhaben, eine „Reihe musikalischer Hefte“ herauszugeben, „welche blos Volkslieder enthalten sollen“,360 gehörte zu einem der Kernpunkte seiner kurz nach der Entlassung aus württembergischer Haft – die zeitlich mit dem Erscheinen des „Wunderhorns“ im Herbst 1805 zusammenfiel –, spätestens aber Anfang 1806 entworfenen „Litterarischen Plane“. Ab März 1806 teilte er sie zunächst Carl Bertuch mit, bald darauf und in ähnlichem Wortlaut weiteren potentiellen Interessenten und in Betracht genommenen Mitarbeitern

356 Vgl. Koelles Briefe vom 30. November 1805 und 27. März 1806 an Brentano, zitiert in den Erl. zu Seckendorf an Brentano, 8. Juli 1806 (Brief Nr. 212), sowie Rölleke, Nebeninschriften, S. 67–70. 357 Vgl. zu Lied Nr. 1: „Lied auf den Kukuk“ (Polychorda, a.a.O., S. 621f.), bei Ritson, Ancient Songs, S. 1–4 („Sumer is scumen in“); Nr. 2: „Die Schlacht bei Floddonfeld“ (Polychorda, S. 622– 624), Ritson, S. 115–120 („Song on the Victory of Floddon Field“); Nr. 3: „Mein süßes Liebchen“ (Polychorda, S. 625), Ritson, S. 113f. („My swete sweeting“); Nr. 4: „Aspasia’s Lied“ (Polychorda, S. 626), Ritson, S. 197 („Lay a Garland on my Hearse“); Nr. 5: „Die drei Raben“ (Polychorda, S. 626f.), Ritson, S. 155–159 („The three Ravens“). 358 John Hawkins, General History of the Science and Practice of Music, London 1776; Charles Burney, General History of Music, 4 Bde., London 1776/89; vgl. Tibor Kneif, Die Erforschung mittelalterlicher Musik in der Romantik und ihr geistesgeschichtlicher Hintergrund, in: Acta Musicologica 36, 1964, S. 123–136, bes. S. 124, 132–134. 359 Im handschriftlichen Entwurf zu den „Altenglischen Volksliedern“ spricht er von einer „Melodie, die ich in der Beilage genau abdrukken lasse“ (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,702; zu Lied Nr. 1; vgl. Ritson, S. 3f.). 360 Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806 (Brief Nr. 202).

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(Arnim, Gräter, Kerner, Reichardt, Uhland). Dem Konzept zufolge sollte sich an die Herausgabe eines „Teutsche< n> Percy“, d.h. einer „Sammlung Denkmäler des teutschen lyrischen Gesangs von den ältesten Zeiten bis Opiz, wenige neuere Stücke ausgenommen, hauptsächlich der V olks po es ie“, eine „Sa mmlung vo n Vo lk s m e lodien mit zweckmäsiger, einfacher Begleitung (…) in einzelnen Heften“ anschließen. „Diese soll aber enthalten 1.) Ächtteutsche Lieder, wie sie noch im Munde des Volks tönen. 2.) Neuere, im reinen Geiste des Altertums gedichtete Komposizionen alter Lieder. 3.) Ausländische Volksmelodien.“361 Über Vorarbeiten und Materialsammlung ist Seckendorf bei diesem Teil seines Volksliederprojekts nicht hinausgekommen, in vorausschauender Skepsis hatte er die im genannten Papier aufgelisteten Vorhaben bereits einschränkend als Pläne bezeichnet, „welche nach Zeit und Umständen ausgeführt werden sollen, wenn sich Mitarbeiter u. Verleger finden“.362 Über Carl Bertuch, Arnim und Johann Friedrich Reichardt suchte er einen Kontakt zu Unger in Berlin herzustellen, bei dem bereits 1796 Reichardts „Musikalischer Almanach“ erschienen war; durch die Bekanntschaft mit der Witwe des 1802 verstorbenen Stuttgarter Komponisten Johann Rudolph Zumsteeg, von der Seckendorf Musikalien bezog, war eine Verbindung zum Leipziger Musikverlag Breitkopf & Härtel möglich.363 Nach eigenen Angaben hatte er im Frühjahr 1806 bereits „an 40. (Volkslieder) beisammen, theils Originalvolksmelodien, theils Komposizionen meines seel. Onkels Siegmund, von Reichard u. von mir, sämmtlich für die Guitarre arrangirt – das könnte fast 2. Hefte geben, die ich gleich abliefern kan“.364 Von Reichardt hatten sich schon die „Wunderhorn“-Herausgeber vergeblich eine Mitarbeit an ihrer Sammlung erhofft, auch von einer Beteiligung am Projekt Seckendorfs ist nichts bekannt.365 Dagegen bedeuteten die Anleihen beim Nachlaß des Onkels die Wiederaufnahme einer bereits für die Weimarer Taschenbücher verfolgten Spur. Siegmund von Seckendorf hatte nach seiner Anstellung als Kammerherr (1776) das Musikleben am Weimarer Hof als Komponist und Virtuose auf verschiedenen Instru-

361 Litterarische Plane, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,698 (Hervorhebungen im Original). 362 Ebd. Erhalten ist ein handschriftliches Konvolut „33 Lieder, meist Österreich. Bauerl. u Tiroler“ (Weimar, GSA 96/2682), die teilweise mit Melodien versehen sind (vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806, Erl.). 363 Vgl. Seckendorf an Arnim, 21. April und 5. September 1806, und an Luise Zumsteeg, 6. November 1805 (Briefe Nr. 204, 221, 195). 364 Seckendorf an Carl Bertuch, a.a.o.; vgl. auch an Arnim, 16. Dezember 1806 (Brief Nr. 240), an Gräter, 18. Juli 1806 (Nr. 216), und an Kerner, 7. Februar und 13. August 1807 (Nr. 246, 269). 365 Die in Seckendorfs Brief an Arnim vom 16. Dezember 1806 erwähnte Reaktion Reichardts ist nicht erhalten, genausowenig wie andere Korrespondenz zwischen beiden; zur Nicht-Beteiligung am Wunderhorn vgl. FBA 9,1, S. 719; 9,3, S. 759.

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menten bereichert, er musizierte im Kreis um Herder und empfing von diesem wohl auch Anregungen für seine Sammlungen und eigene Lieddichtungen.366 Neben der zwischen 1779 und 1782 erschienenen dreiteiligen Sammlung „Volksund andere Lieder mit Begleitung des Fortepiano“ beteiligte er sich mit Übersetzungen an Friedrich Justin Bertuchs „Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur“, zu dem er Übertragungen von Liedern und des ersten Gesangs der „Lusiaden“ des Camões beisteuerte.367 Was der Neffe nun ein Vierteljahrhundert später von seinen detailliert ausformulierten und ausgreifenden Plänen in die Tat umsetzte – die fürs erste beabsichtigte Ausgabe von „Heften von Volksmelodien“368 gehörte, wie gesagt, nicht dazu –, war im Grunde kaum mehr als eine Wiederholung und Variation von bereits Vorhandenem. Diesen Verwertungsaspekt leugnete Leo von Seckendorf in der Übersicht über seine „Litterarischen Plane“ übrigens keineswegs: „Die Samlung“, der geplante „Teutsche Percy“, „enthält zugleich alles interessante aus Herders, Nicolais, Elwerts, Bodes Volksliedern, und aus dem Wunderhorn von Arnim u. Brentano.“369 Außerdem war die Ausgabe einer „B i b l i o t h e k v o n Ü b e r s e z u n g e n “ vorgesehen, die, „in drei Hauptabtheilungen“ gegliedert, Übersetzungen griechischer und römischer Autoren enthalten sollte, Dichtungen ebenso wie stilistisch beispielhafte Prosaschriften, darunter vor allem die Klassiker der Rhetorik, neben den antiken auch neuere wie Montesquieu, Hume oder Macchiavelli. Und schließlich sollten noch „Dich t e r, romantische und Orientalen“ übersetzt werden: „Höchste Treue und Vollendung in der Form, genaues Auffassen des ursprünglichen Tones ist Gesez.“ Einige Hoffnungen setzte Seckendorf in Ludwig Hain (1781–1836), Bodes Freund und Nachfolger als Herausgeber der „Polychorda“, den er wahrscheinlich während seines Weimar-Aufenthalts im Winter 1804/05 traf. Im darauffolgenden Frühjahr erbat er von ihm „einige Nachricht über das künftige Schiksal unsres künftig gemeinschaftlichen Kindes“,370 womit, wie aus dem weiteren Brieftext hervorgeht, eben die „Polychorda“ gemeint ist. Demnach hatten beide eine Fortsetzung der Zeitschrift unter gemeinsamer Herausgeberschaft zumindest lose verabredet. Hain haftet zwar der Ruf der Schuldenmacherei und eines, wenig-

366 Vgl. Knab, S. 35 und 129. 367 Proben aus dem portugiesischen Dichter Luis de Camoens, in: Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur, hg. v. F. J. Bertuch, Weimar 1780, 1. Bd., S. 319–328; Die Lusiade. (…) Erster Gesang, ebd., 2. Bd., S. 247–412. 368 Seckendorf an Uhland, 24. Juli 1807 (Brief Nr. 266); vgl. auch an Kerner, 13. August 1807, und für die Gründe des Scheiterns dieses Vorhabens den Brief an Scherer vom 17. Oktober 1807 (Brief Nr. 273). 369 Litterarische Plane, a.a.O. (wie die folgenden Zitate). 370 Seckendorf an Hain, 9. Mai 1805 (Brief Nr. 187).

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stens während seiner Weimarer Zeit bis 1805, unsteten Lebenswandels an.371 Dafür, daß er Seckendorf vergeblich auf eine Antwort auf dieses Angebot warten ließ, trifft ihn gleichwohl keine Schuld, da der aus der Haft heraus verfaßte Brief in den Unterlagen der württembergischen Untersuchungskommission verblieb und den späteren Inkunabelforscher nie erreichte. Aus diesem Grund konnte auch die Übersetzung der spanischen Romanze „Rio verde, rio verde“, die Seckendorf dem Brief an Hain beigelegt hatte, nicht in der „Polychorda“ erscheinen und wurde erst unter den „Stimmen der Völker“ im Regensburger „Musenalmanach für das Jahr 1807“ veröffentlicht. Nach Percy hatte bereits Herder eine eigene Übersetzung in den ersten Band seiner „Volkslieder“ aufgenommen. Auf die von beiden genutzte spanische Quelle, Ginés Pérez de Hitas „Historia (…) de las Civiles guerras“ (Saragossa 1595), konnte Seckendorf bei der Sichtung des Nachlasses seines Onkels und einer Lektüre von Bertuchs „Magazin“ gestoßen sein, in dem Auszüge aus dieser romanhaften Chronik unter dem Titel „Fragment aus der Geschichte von Granada“, vermutlich in einer Übersetzung Bertuchs, erschienen waren.372 Wahrscheinlich wurde er jedoch durch die intensive Beschäftigung mit Percys „Reliquies“ und Herders Sammlung zu dieser und einigen weiteren Neuübersetzungen spanischer Romanzen und englischer Balladen angeregt, die dann ebenfalls in die beiden Regensburger Almanache eingingen.373 Die Percy-Lektüre hatte Herder seinerseits zur Beschäftigung mit englischer und spanischer Literatur veranlaßt, mit Hilfe Bertuchs lernte er Spanisch und „möglicherweise“ ging sein „Interesse und Kenntnis der spanischen Romanzen überhaupt von diesem Stück (Rio verde) und seinem Kommentar bei Percy aus“.374

371 Vgl. NDB 7, S. 523, sowie Heinrich Voß an Seckendorf, 1. September 1806 (Nr. 220). 372 Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur, 1780, 1. Bd., S. 275–318 (ohne Verfasserangabe, „aus Briefen“); Knab, S. 81, schreibt die Übersetzung, in der die Romanze fehlt, Siegmund von Seckendorf zu. 373 Vgl. Musenalmanach 1807, S. 103–135; 1808, S. 5–11, 120–126. Auf wenigstens mittelbaren Einfluß Herders geht auch die von Gotthilf Heinrich Schubert herausgegebene „Bibliotheca Castellana Portugues y Provencal“ (Altenburg 1804/05) zurück, aus der Seckendorf einen weiteren Text für den Musenalmanach 1807 übersetzte (Vom Grafen Claros, S. 125f.). Schubert, der vor seinem Medizin- und Theologie-Studium zu Herders Weimarer Schülerkreis gehörte, veröffentlichte in seiner zweibändigen originalsprachlichen Anthologie auch den ersten Nachdruck des 1779 in Spanien erschienenen „Cid“-Epos (zur Arbeit Schuberts am „Cid“ vgl. dessen Brief an Karoline Herder, 29. Februar 1804, in: G. Nathanael Bonwetsch, Gotthilf Heinrich Schubert. Ein Lebensbild, Stuttgart 1918, S. 18–20). 374 Gaier, Herder, S. 1040. Vgl. die Vorrede zum 2. Teil der „Volkslieder“: „Als vor zehn und mehr Jahren die Reliquies of ancient Poetry mir in die Hände fielen, freuten mich einzelne Stücke so sehr, daß ich sie zu übersetzen versuchte, und unsrer Muttersprache (…) auch ähnlich gute Stücke wünschte.“ (Herder, Volkslieder, S. 243)

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Seckendorf übersetzte noch eine weitere Romanze aus der „Historia“ für seinen Almanach, die auch Herder schon in seinen „Volksliedern“ präsentiert hatte.375 So bot er, anders als bei der Mitteilung der „Altenglischen Volkslieder“, zwar keine neuen, bislang noch unübersetzten Dichtungen, sein Ehrgeiz ging aber doch so weit, die Arbeiten der Vorgänger durch einen Vergleich mit den fremdsprachigen Originalen zu überprüfen. Für „Rio verde“ etwa gab er sich nicht mit der bei Percy neben der englischen Übersetzung gedruckten, jedoch unvollständigen spanischen Fassung zufrieden, sondern griff ebenso auf eine vollständige Originalvorlage zurück wie bei der ebenfalls für den Almanach angefertigten Neuübersetzung einiger Romanzen aus dem „Cid“, die Herder zuvor noch nach einer französischen Bearbeitung in der „Bibliothèque universelle des Romans“ (Paris 1783) übertragen hatte.376 Aus der knappen Erläuterung im Inhaltsverzeichnis zum Musenalmanach geht nicht hervor, ob Seckendorf von dieser aus zweiter Hand vermittelten Kenntnis der „Cid“-Romanzen bei Herder wußte, denn im Wortlaut („n a ch spanischen Romanzen“) stimmt die Ankündigung mit dem Titel der 1805 postum erschienenen Herderschen Ausgabe überein: Herder besang den Cid n a ch spanischen Romanzen. Dies reizte zur Vergleichung mit den Originalien, und zum Versuch einige zu übertragen. Künftig vielleicht das Ganze.377

Herder übersetzte zwar auch einige spanische Romanzen aus der von Seckendorf herangezogenen Ausgabe von Lorenzo de Sepúlveda (Romances nuevos sacados de historias antiguas de la Cronica de España, Antwerpen 1551), stützte sich bei dem zunächst in der „Adrastea“ (1803/04) erschienenen ersten Teil jedoch ausschließlich auf die „Histoire du Cid“ aus der „Bibliothèque universelle“. Mit seiner Rückkehr zu den älteren Quellen und einer akribisch wortgetreuen, dafür wenig eigenschöpferischen Übersetzungsarbeit unterscheidet sich Seckendorf daher deutlich vom Ansatz Herders, dessen eigentliche Übersetzungsleistung gleichwohl in dem Versuch besteht, den „Zersingevorgang“ und die mit der Zeit eingetretene kunstpoetische Überformung alter Poesie rückgängig zu machen. Gerade dieses „Verfahren der künstlichen Restaurierung vermuteter alter und primitiver Dichtung, unter den Übermalungsschichten moderner Bearbeiter hervor,“ scheint sogar, so Ulrich Gaier, „einer der interessantesten Aspekte von

375 „Zayde und Zayda“, Musenalmanach 1807, S. 120–122; vgl. Herder, Volkslieder, S. 91–93. 376 Vgl. Gaier, Herder, S. 1313; zur „Rio verde“-Übersetzung vgl. bes. die Erl zum Brief Seckendorfs an Hain, a.a.O. 377 Musenalmanach 1807, Inhaltsverzeichnis, unpag. (S. 191), Hervorhebung im Original. Zu der Ausgabe im Rahmen der bei Cotta erschienenen Sämmtlichen Werke Herders vgl. auch Majer an Seckendorf, 21. August 1804 (Brief Nr. 179).

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Herders Volksliederprojekt zu sein“.378 Zudem bezweifelten schon die Zeitgenossen den Nutzen einer allzu engen und „ängstlichen“ Orientierung an der originalsprachlichen Vorlage: So kam es offenbar jetzt darauf an, die Vorgänger zu übertreffen. Wir zweifeln, ob dies, wenigstens bey allen, gelungen ist. Mögen sich zum Beispiel die Schottischen Gesänge in der neuen Bearbeitung da und dort etwas näher dem Text anschmiegen, nach unserm Gefühl ist der Grundton, den Herder so gut aufgefasst und wiedergegeben hat, durch dies zu ängstliche Anschmiegen verloren.379

Der enge Anschluß an die fremdsprachigen, vermeintlich originalen Quellen deutet im übrigen darauf hin, daß Seckendorf sich die Frage nach deren Zuverlässigkeit bei der authentischen Wiedergabe von Volkspoesie gar nicht stellte. Zwar gelten die Romanzen in einer der von ihm verwendeten spanischen Sammlungen (Silva de varios romances, Zaragoza 1550/51) als vergleichsweise wenig bearbeitet, die genannte Ausgabe von Sepúlveda jedoch und nicht zuletzt Pérez de Hitas „Guerras civiles de Granada“, die Vorlage für „Rio verde“, enthalten jedoch vor allem Nachahmungen und Kunstdichtungen der Herausgeber selbst oder von ihren Zeitgenossen „in dem damaligen pseudo-maurischen Modetone“.380 Auch bei vielen der englischen und schottischen Balladen, die Percy in seine „Reliquies“ aufnahm, handelt es sich vielfach um Stilimitationen (Pastiches), für die der Sammler aus dem traditionsreichen Fundus seiner Nationalliteratur schöpfen konnte. Aus der Tatsache von „some conjectural emendations“ und weiterer Zusätze bei dem Fragment „King Arthur’s Death“, das Seckendorf unter dem Titel „König Arthurs Tod“ in seinem Musenalmanach aufnahm,381 machte Percy denn auch gar keinen Hehl, und bei der Bearbeitung der ebenfalls von ihm aufgenom-

378 Gaier, Herder, S. 916. Vgl. auch die Feststellung von Christoph Rodiek, wonach es Herder gerade nicht „um die sprachliche Oberfläche (…), sondern um die Essenz, die ‚Seele‘ eines Textes“ ging. „Übersetzerische ‚Treue‘ bedeutet nicht Wörtlichkeit, sondern das Bemühen, den ‚Ton‘ als Basis einer ästhetischen Erfahrung weiterzuvermitteln.“ Herder beabsichtigte demnach schon bei den Übersetzungen der „Volkslieder“-Sammlung nicht einen „exotischen Text zu reproduzieren, sondern das Exotische dieses Textes erfahrbar zu machen.“ (C. R., Herder und die Cid-Romanzen, in: Dietrich Briesemeister/Harald Wentzlaff-Eggebert [Hg.], Von Spanien nach Deutschland und Weimar-Jena. Verdichtungen der Kulturbeziehungen in der Goethezeit, Heidelberg 2003 [Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800, Bd. 3], S. 285–303, hier: S. 287) 379 Karl Philipp Conz in seiner Rezension des Musenalmanachs 1808, Allgemeine Literatur-Zeitung, 7. Juli 1808, S. 563f., zitiert nach Pissin, Almanache, Sp. 99. 380 Ferdinand Wolf, Über die Romanzenpoesie der Spanier, in: ders., Studien zur Geschichte der spanischen und portugiesischen Nationalliteratur, Berlin 1859, S. 304–555, hier: S. 340; vgl. auch S. 321–324; vgl. auch Gaier, Herder, S. 1287. 381 Musenalmanach 1807, S. 110–119.

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menen zweiten Romanze aus den „Guerras civiles“ entfernte er sich durch die Einführung einer Romeo-Julia-Motivation noch weiter vom Original.382 Eine „Bibliothek von Übersezungen ausländischer Dichter, klassischer u. romantischer“,383 blieb eine Lieblingsidee Seckendorfs. „Hier ist“, wie er ganz im Sinne des Herderschen Vorbilds im Sommer 1806 weiter an Gräter schreibt, „genaues Auffassen des ursprünglichen Tones, und in diesem Sinne höchste Treue mit vollendeter Form der Zweck.“ Über Grundsätze und Methoden seines Übersetzens hat sich Seckendorf eingehender nicht geäußert, auch hinsichtlich der im Musenalmanach in Aussicht gestellten Weiterarbeit am „Cid“ blieb es bei der Ankündigung. An dem Projekt der Übersetzungs-„Bibliothek“, das er in einem neuen Journal zu verwirklichen gedachte, hielt er aber weiterhin fest. Ermuntert wurde er dabei von Benzel-Sternau, der in seinen ersten Briefen die Rolle des fürsorglichen Freundes mit der des arrivierten, die Mechanismen des literarischen Marktes beherrschenden Autors verband. In einem Brief vom 6. Februar 1806 skizziert er einen detaillierten Arbeitsplan für den momentan stellungslosen Leo: Übersezzungen füllen die Zeit aus, wo man nichts anders thun kann. Wer kann sie mit eignem Stoffe mischen; metrische Übersezzung groser Dichterwerke sind eignen Arbeiten gleich zu sezen. So bin ich jezt an einer Übersezzung von Youngs Nächten in Jamben. – Nehmen Sie Montesquieu’s so zeitgemäse Betrachtungen über Grise u. Fall Roms, u. geben Sie einen Kommentar dazu, wie Garve zu Zizero (…).384

Zugleich erinnert er an sein schon im Dezember des Vorjahres unterbreitetes Angebot, sich mit Seckendorf zu einem „römische“ oder „klassische Museum“ nach dem Vorbild von Wielands „(Neuem) Attischem Museum“ (1796/1803, 1805/09) zu verbinden:

382 Percy, Reliquies II, S. 205–211, Zitat: S. 206; I, S. 284–286; vgl. Gaier, Herder, S. 983. 383 Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806 (Brief Nr. 216); nahezu wortgleich in Litterarische Plane. 384 Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,322 (zu dem Brief, der im wesentlichen eine stichwortartig verknappte Wiederholung der in Benzel-Sternaus Brief vom 30. Dezember 1805 [Nr. 199] aufgeführten Ratschläge enthält, vgl. Regesten). Benzel denkt hier an Montesquieus „Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadence“ (Amsterdam 1734; dt.: Betrachtungen über die Ursache der Größe und des Verfalles der Römer, Berlin 1742) und die „Philosophischen Anmerkungen und Abhandlungen zu Cicero’s Büchern von den Pflichten“ (3 Bde., Breslau 1783), die Christian Garve seiner im Auftrag Friedrichs II. angefertigten Übersetzung von Ciceros „De officiis“ (Abhandlung über die menschlichen Pflichten […], Breslau 1783) beigab.

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Ich hänge sehr an der Idee des römischen Museums; es wäre noch nicht da. Man könnte es auch – auf griechische u. neue Literatur übergehend – klassisches Museum nennen – Ein eigentl. Journal für Literatur u. Kunst kömmt schon im Juny heraus. – Eigne Produkte können recht wohl darinn erscheinen. Der Genius, der über Klassikern brütete, produziert zulezt selbst klassisch.385

Der Vorstoß erinnert ein wenig an Böttigers wiederholten Vorschlag, Seckendorf möge sich doch wieder der Übersetzung klassischer Autoren widmen. In die im März 1806 ausformulierten „Litterarischen Plane“ ist er, wie oben dargestellt, jedenfalls eingegangen und in den nächsten Monaten weiterverfolgt worden. Benzel versuchte schließlich sogar Cotta, den er im Spätsommer des Jahres persönlich kennenlernte, für das Projekt zu gewinnen – das Übersetzungsjournal hatte inzwischen schon einen passenden Namen aus der griechischen Mythologie erhalten. Doch Cotta „lies sich“, wie Benzel am 17. September 1806 mitteilen mußte, „auf die Echo nicht ein; die arme Nimfe wird sich also wol noch eine Zeitlang in Geduld fassen müssen“. Cotta bereitete zu diesem Zeitpunkt bereits das Erscheinen des „Morgenblatts“ vor, und wohl auch vor diesem Hintergrund ist Benzels anschließender Rat zu verstehen: „daß du nicht auf dem schon ausgetretenen Wege der Journale u.dgl. nach Blüthen u. Früchten des Helikons klimmest – du hast Geist u. Kenntnisse für neue Pfade“.386 Für beide war das Projekt damit noch nicht endgültig ad acta gelegt. Benzel-Sternau, der den Schwager ermunterte, weiterhin Material zu sammeln, erneuerte seinen Aufruf für ein „römisches Museum“ noch im April 1810 in einer redaktionellen Notiz in seiner ab 1808 erscheinenden Zeitschrift „Jason“.387 Seckendorf gelang es, Heinrich Voß für das Vorhaben zu interessieren und schließlich zur Mitarbeit für den Wiener „Prometheus“ zu gewinnen, in dem – unter anderem mit Übersetzungsproben aus Aischylos und Theokrit, letztere von dessen Vater Johann Heinrich Voß388 – der alte „litterarische Plan“ wenigstens in bescheidenem Rahmen weiterleben konnte.

385 Benzel an Seckendorf, 6. Februar 1806, a.a.O. Welches „Journal für Literatur u. Kunst“ gemeint ist, bleibt unklar. Eine erste konkrete Vorankündigung von Benzels ab 1808 erscheinender Monatsschrift „Jason“ erfolgt erst im Februar 1807; vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 1. Februar 1807 (Brief Nr. 244). 386 Benzel an Seckendorf, 17. September 1806 (Brief Nr. 224). 387 Vgl. Erl. zum Brief an Seckendorf, 30. Dezember 1805. 388 Vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 1. September 1806, und 12. Dezember 1807 (Briefe Nr. 220, 278), sowie Seckendorf an H. Voß, 13. Februar 1808 (Brief Nr. 285).

Einmischung in innere Angelegenheiten

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6 Einmischung in innere Angelegenheiten – Seckendorfs Verstrickung in die „Hochverratsaffäre“ von 1805 6.1 Voraussetzungen: Der Streit des Herzogs mit den Landständen Im Februar 1801, als Leo von Seckendorf durch die Fürsprache des Vaters als Sekretär bei der württembergischen Gesandtschaft am Regensburger Reichstag angestellt wurde, galt sein Dienstherr noch als ein „Fürst ohne Land“.389 Friedrich II. hatte sich im Sommer 1799 der Koalition gegen Frankreich angeschlossen, weil er sich von einem engen Bündnis mit dem Kaiser in Wien Unterstützung im Kampf gegen den innenpolitischen Gegner, die württembergischen Landstände, versprach. Die traditionell starke Machtposition der Landschaft, d.h. der Vertreter von Adel (Ritterschaft), Klerus bzw. Prälaten sowie der Abgeordneten der Städte und Ämter,390 basierte auf Verträgen mit dem Herzog, die als Gegenleistung für die Tilgung seiner Schulden weitgehende politische Mitsprache- und Zustimmungsrechte etwa bei militärischen und Bündnisangelegenheiten vorsahen. Diese seit dem Tübinger Landtag von 1514 akkumulierten Abwehrrechte gegen die absolutistischen Ansprüche des Landesherrn wurden im Württembergischen Erbvergleich von 1770 noch einmal bestätigt, nachdem Herzog Karl Eugen am Siebenjährigen Krieg „auf der Seite des Kaisers gegen die württembergischen Schutzmächte Brandenburg-Preußen und England“ teilgenommen hatte. „So konnten diese die Niederlage Österreichs ausnutzen und als Verteidiger des Reichsrechts und der altwürttembergischen Verfassung auftreten“.391 Der Erbvergleich sah bei Auseinandersetzungen zwischen Herzog und Landschaft eine Schiedsfunktion des Kaisers in Wien und seines Reichshofrates vor, wodurch die württembergische Innenpolitik „nach außen geöffnet“392 und den außenpolitischen Initiativen der Stände der Weg bereitet war. Die schon vor dem Beginn der Regentschaft Friedrichs (Dezember 1797) einsetzenden Initiativen verschärften den Dauerkonflikt zwischen dem Herzog und

389 Hölzle, Altes Recht, S. 352. 390 Zu Geschichte und Begriffsklärung vgl. Hans Fenske, Der liberale Südwesten. Freiheitliche und demokratische Traditionen in Baden und Württemberg 1790–1933, Stuttgart/Berlin/Köln/ Mainz 1981 (Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 5), S. 17–19; Walter Grube, Der Stuttgarter Landtag 1457–1957, Stuttgart 1957, passim. 391 Christoph Dipper, Deutsche Geschichte 1648–1789, Darmstadt 1991 (Moderne Deutsche Geschichte, hg. v. Hans-Ulrich Wehler, Bd. 3), S. 256f.; vgl. auch Fenske, Liberaler Südwesten, S. 19; Dehlinger, Württemberg 1, S. 87. 392 Press, Landtag, S. 257; vgl. zu den Auseinandersetzungen seit der Regentschaft Karl Eugens ebd. pass.

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den Ständen, bis zur Aufhebung der alten württembergischen Verfassung Ende 1805 führten sie zu einer gespaltenen Außenpolitik. Der am 7. August 1796 geschlossene Separat- oder „Vorfrieden“ mit Frankreich hatte wegen der Abtretung linksrheinischer Besitzungen und der kriegsbedingten hohen Schuldenlasten die Einberufung eines allgemeinen Landtages erforderlich gemacht, der im darauffolgenden Jahr seine Arbeit aufnahm. Auf den nach dem Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797) wieder möglich gewordenen engeren Anschluß des Landes an Österreich reagierte der Landtag mit der Einsetzung einer Geheimdeputation, die die Verhandlungen mit Frankreich wieder aufnehmen sollte. Die meisten der wie Seckendorf wenige Jahre später vom Vorwurf des „Hochverrats“ betroffenen Personen treten nunmehr als politisch handelnde Akteure in Erscheinung. Bereits am Zustandekommen des französischen Vorfriedens hatte mit Konradin Abel ein Vertreter der Landschaft maßgeblich mitgewirkt, nun wurde mit Christian Friedrich Baz ein als besonders radikal geltender Reformpolitiker der Stände nach Paris entsandt, um Frankreich als weitere Garantiemacht für die alte württembergische Verfassung zu gewinnen.393 Zu den Vertretern landschaftlicher Interessen in Paris gehörte auch Johann Friedrich Cotta, der dort im November 1799 in geheimer Mission für eine Minderung der Kontributionszahlungen eintreten sollte. Nach dem Regierungsantritt Friedrichs am 23. Dezember 1797 schien der Herzog zwar für kurze Zeit bereit, auf Forderungen der Landschaft einzugehen, die Entwicklung auf dem im Monat zuvor eröffneten Rastatter Kongreß barg jedoch neuerlichen Konfliktstoff. Die von dort übermittelten Nachrichten über Pläne zu einer schwäbischen oder alemannischen Republik und Entwürfe zu einer Verfassung nach dem Vorbild der Helvetischen Republik mußten Friedrich besorgt stimmen, bei dem die nachhaltigen Eindrücke von einer Paris-Reise im Jahr 1789 zu einer bleibenden Furcht vor jeglicher Art revolutionärer Umwälzung geführt hatten.394 Denunziatorische Berichte über diese Zeit, die während des Hochverratsprozesses von 1805 zu den Akten genommen wurden, belasteten die Angeklagten denn auch später als aktive Teilhaber an dieser Entwicklung. So enthüllte

393 Vgl. Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 337; Vopelius-Holtzendorff, S. 112f. Abel gehörte zum Bekanntenkreis Sinclairs in Tübingen, vgl. Dirnfellner, Sinclair, S. 124ff. 394 Wolfram Siemann, Friedrich II./I., in: Haus Württemberg, S. 289–292, hier: S. 289; zu Friedrich vgl. auch Bernhard Mann, Württemberg 1800 bis 1866, in: Handbuch baden-württembergische Geschichte, S. 235–331, hier: S. 241–244, sowie Paul Sauer, Der schwäbische Zar. Friedrich, Württembergs erster König, Stuttgart 1984. Zur revolutionären Bewegung am Oberrhein 1798 und der Rolle von Baz und der Landstände vgl. Hölzle, Altwürttemberg, S. 279–285, und ders., Altes Recht, S. 219–241; Hölzles tendenziöse Darstellung korrigieren Vopelius-Holtzendorff, S. 111f., und Press, Landtag, S. 264.

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der ehemalige hessen-homburgische Kabinettsrat Euler vor der Untersuchungskommission angebliche Pläne zu einem Umsturz, die Sinclair schon in Rastatt formuliert und alsbald Baz, Seckendorf und anderen anvertraut habe, und möglicherweise steht auch die schon erwähnte Abschrift des Entwurfs einer Konstitution für ganz Deutschland, für die sich Seckendorf vor der Kommission rechtfertigen mußte,395 im Zusammenhang mit dem Anfang 1799 in Basel vorbereiteten Druck eines Verfassungstextes. Nach seinem Anschluß an die Koalition gegen Frankreich am 2. Juli 1799 versuchte Herzog Friedrich die Geheimdiplomatie der Landschaft durch ein Verbot ständischer Gesandtschaften an den europäischen Höfen zu unterbinden. Er besetzte den Geheimen Rat mit Vertrauten wie Zeppelin und Normann, dem späteren Staatsminister und Leiter der Untersuchungskommission, und befahl, nachdem sich die militärische Situation mit der Zurückwerfung der Franzosen im Dezember 1799 vorübergehend entspannt hatte, die Auflösung des Landtags. Den Plänen zur Ausschaltung der Landschaft kam alsbald eine Meldung aus Wien entgegen, wo Erzherzog Karl eine revolutionäre Verschwörung angezeigt hatte, in die angeblich auch Mitglieder der württembergischen Stände verwickelt waren. Baz, der als deren Vertreter beim Reichshofrat Klage gegen die Verletzung der Verfassung durch den Herzog einreichen sollte, wurde im Februar 1800 verhaftet und kam erst nach fünfzehnmonatiger Haft wieder frei, obwohl die gegen ihn zusammengetragenen Vorwürfe zur Eröffnung eines Verfahrens nicht ausreichten.396 Unmittelbar vor dem neuerlichen Eindringen französischer Truppen auf württembergisches Gebiet im April 1800 schien Friedrich den innenpolitischen Streit für sich entschieden zu haben. Wien ermahnte die Stände zum Gehorsam und ein neugewählter Landtag hatte nur die nach den Vorstellungen des Herzogs zusammengesetzten Ausschüsse zu bestätigen. Friedrichs Reichstreue, sein Festhalten an der Koalition auch noch nach dem Einmarsch General Moreaus und der Flucht von Hof und Regierung ins preußische Erlangen, sollte sich für ihn, der mit seinem wechselhaften außenpolitischen Taktieren und Koalieren stets innenpolitische Ziele verband, allerdings nicht auszahlen. In Wien hatte man mehr aus Sorge um die Annäherung der Stände an Frankreich als wegen der unterstellten revolutionären Umtriebe die Partei des Herzogs ergriffen. Dieser sah sich jedoch von den Verbündeten in der Hoffnung auf eine Unterstützung wegen der zu

395 Vgl. oben, Anm. 258. Die Angaben Eulers in einem Promemoria vom 20. März 1805, in: Hölderlin, StA 7.2, S. 334f.; zu Sinclairs Wirken in Rastatt vgl. Brauer, Sinclair, S. 125–128; Wandel, Democratismus, S. 164. 396 Vgl. Vopelius-Holtzendorff, S. 111f., 127; Kirchner, S. 24–26.

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entrichtenden Kontributionslasten enttäuscht und näherte sich nun seinerseits Frankreich an, das sich, anders als Österreich, der Säkularisation geistlicher Fürstentümer als Ausgleich für den in Lunéville festgeschriebenen Verlust linksrheinischer Besitzungen nicht widersetzen, sie vielmehr, wegen der erwünschten Schwächung Österreichs, noch befördern würde. So war der „Systemwechsel“ für Friedrich „nicht nur bitterer Zwang, er war auch wahres Interesse der Außenpolitik.“397 Der Pariser Vertrag vom 20. Mai 1802 garantierte dem Herzog dann nicht nur den Bestand seines Landes und die territorialen Zugewinne, die im Reichsdeputationshauptschluß im Februar 1803 durch den Kaiser endgültig bestätigt wurden. Friedrich setzte sich auch über die von den Ständen erhobene Forderung nach einer Eingliederung der neuen Landesteile in das bestehende Herzogtum hinweg, indem er diese hauptsächlich katholischen „Staatssplitter“ sowie die neun vormaligen schwäbischen Reichsstädte zu einem eigenen Staat Neuwürttemberg zusammenfaßte, den er absolutistisch regierte und gegen das dualistisch verfaßte Altwürttemberg durch Zollschranken rigoros abriegelte.398 Frankreich blieb zwar Schutzmacht der württembergischen Landstände, seine Politik gegenüber den streitenden Parteien war aber, wie die nachfolgenden Ereignisse zeigen sollten, stets von rein taktischen Erwägungen bestimmt.

6.2 „s’inmiscer dans les affaires internes de gouvernement“ Mit dem Erlaß zur Errichtung eines kurfürstlichen Staatsministeriums vom 7. Mai 1803 schuf Friedrich, dessen Kurwürde soeben vom Kaiser bestätigt worden war, eine von seinen engsten Vertrauten geführte Regierung, die alle Altund Neuwürttemberg gemeinsam betreffenden Fragen zu regeln hatte. Leo von Seckendorfs Versetzung nach Stuttgart war am Tag zuvor erfolgt; nach seinem Eintreffen in der Stadt im darauffolgenden Monat nahm er seine Arbeit als Regierungsrat und Hofgerichtsassessor auf. Wie aus dem amtlichen Briefwechsel mit dem Staatsminister und Präsidenten des Geheimen Rats Ernst Levin von Wintzingerode hervorgeht, war er zuvor in Regensburg als erster Sekretär der württembergischen Delegation bei den Verhandlungen „zur ausserordentlichen Reichsfriedensdeputation“ mit wenig anspruchsvollen Aufgaben betraut. Er „besorgte die nöthige Einrichtung für die Unterkunft des Subdelega-

397 Hölzle, Altes Recht, S. 269. 398 Vgl. Wolfram Siemann, Friedrich II./I., in: Haus Württemberg, S. 291; Dehlinger, Württemberg 1, S. 109; Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 408f.

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tionspersonale“,399 war demnach kaum mehr als eine Art Quartiermacher und blieb im übrigen unbesoldet. Anders als bei seinem Eintritt in den Dienst des Herzogs war allerdings jetzt in Stuttgart durch die Position des Vaters keine Protektion beim erhofften beruflichen Fortkommen zu erwarten. Christoph Albrecht von Seckendorf, der mit seinen Einstellungen schon früher am württembergischen Hof angeeckt war, quittierte im September 1803 nach fünfzehn Jahren den Dienst als Komitialgesandter, wozu seine anti-österreichische Einstellung beigetragen haben soll.400 Bei der Stellenvergabe innerhalb der Regierung mußte sich Leo, „als Ausländer“,401 Zurückhaltung auferlegen, schien aber wenigstens gegenüber einem direkten Konkurrenten, dem Sohn des mit dem Kurfürsten persönlich befreundeten Wintzingerode, nicht zurückgesetzt zu werden. Über die Art seiner Tätigkeit, jeweils im Frühjahr und Herbst hatte er an den mehrwöchigen Sessionen des Hofgerichts Tübingen teilzunehmen, ist aus den überlieferten Briefen wenig zu erfahren. Aufschlußreich sind hingegen die Mitteilungen über die politischen Zustände in Württemberg. Nur wenige Monate nach dem Dienstantritt, am 13. Oktober 1803, heißt es in einem Brief an den Vater: Le despotisme croit de jour en jour. Un decret de cabinet vient de defendre en ce moment l’impression de l’A llg em ein e Z eitu n g, sans alliguer de raison quelconque, malgré son privilége impérial & electoral. On n’en peut concevoir le pourquoi, & l’on s’attend à n’en pas savoir.402

Mit dem Verbot von Cottas „Allgemeiner Zeitung“ (12. Oktober 1803) wird das absolutistische Regime seines Dienstherrn offenkundig. Bei „einer Regierung“, so schreibt er wenige Tage später an Aretin, die sichs zum Grundsaz gemacht zu haben scheint, das Herrschsistem Pauls I. nach Teutschland zu verpflanzen, ohne an den Unterschied zwischen teutschem u. sibirischem Boden, und an das Ende davon in Rusland zu denken, wird natürlich alles von oben herunter gelähmt (…).403

399 Seckendorf, Geschichte meiner Dienstzeit im Wirtembergischen (1805), WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,724; vgl. Briefwechsel zwischen Seckendorf und Wintzingerode (10 Briefe zwischen 1. August 1802 und 16. März 1803, Hs. HSTA Stuttgart, A 205, Fasz. 26, Nr. 311). 400 Rechter, Seckendorff, S. 276; Burgdorf, Weltbild, S. 77 (vgl. oben, Anm. 56). 401 Leo an Christoph Albrecht von Seckendorf, 31. Dezember 1803, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,244; vgl. auch Wilhelm von Wolzogen an Leo von Seckendorf, 3. April 1804 (Brief Nr. 169), Erl. 402 WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,243. 403 17. Oktober 1803 (Brief Nr. 159); Zar Paul I. war 1801 einem Attentat zum Opfer gefallen.

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Die Ursache für die angespannte Situation, und im besonderen auch für das Verbot von Cottas Zeitung, lag im bereits geschilderten Konflikt des Herzogs mit den Landständen, die ihrerseits versuchten, einen familiären Zwist im württembergischen Herrscherhaus für sich auszunutzen. Friedrichs Söhne Wilhelm (1781–1864) und Paul (1785–1852), die schon in ihrer Jugend unter der harten Erziehung des Vaters zu leiden hatten, sympathisierten schon seit längerer Zeit mit den Ständen und ihren Ansprüchen auf politische Partizipation. Erbprinz Wilhelm war von Karl Heinrich Gros unterrichtet worden, dem späteren Landschaftskonsulenten und von Hardenberg hochgeschätzten Professor der Rechte in Erlangen, einem Gesinnungsgenossen Sinclairs und Freund Schillers.404 Genau zu dem Zeitpunkt, da die Standeserhöhung Friedrichs unmittelbar bevorstand, Anfang April 1803, wurde ein schon seit längerem bestehendes Verhältnis des Erbprinzen zu Therese Abel, der Tochter des Landschaftsvertreters Konradin Abel, aufgedeckt. Das Paar floh zunächst nach Wien und später, nach der Intervention des Kurfürsten, über Straßburg nach Paris. Die Folgen für den Adjutanten Wilhelms, dem der Erbprinz „als dessen General die Ordre gegeben habe, ihn zu begleiten, ohne ihn vom Vorhaben seiner Reise zu unterrichten“, beschrieb Leo in einem Brief an den Vater als ein Beispiel für die herrscherliche Willkür seines Dienstherrn. Danach hatte dieser den Adjutanten nach seiner Rückkehr „völlig als Deserteur behandelt“ und die Angehörigen des einberufenen Kriegsgerichts, das lediglich „auf simple Kassation“ erkannt hatte, auswechseln „und andern zur Warnung, den ersten Offizier von jedem Grade, der dabei gewesen auf 4. Wochen auf die Festung schikken“ lassen. Dem neuen Gericht schrieb er dann die Strafe vor, die „buchstäblich nach dem 24. Kriegsartikel, welcher die Strafe der Desertion affizire, i n f a m e Kassat ion, (…) gesprochen werden solle“.405 Während Wilhelm in Paris bei Napoleon Unterstützung für die Sache der Stände fand, hatte man in Stuttgart entdeckt, daß Cotta den Erbprinzen in seinem Pariser Exil finanziell unterstützte. Das Verbot der „Allgemeinen Zeitung“ war mithin ein Racheakt Friedrichs und vor allem der Versuch, den Herausgeber seiner finanziellen Basis zu berauben, ihn womöglich außer Landes zu treiben. Unfreiwillig beförderte Friedrich damit aber nur die wirtschaftliche Expansion des zuvor territorial beschränkten Verlegers, denn Cotta entschied sich alsbald für die frühere Reichsstadt Ulm, wo die nunmehr „Kaiserlich und Kurpfalzbairisch

404 Ein Brief von Gros an Seckendorf vom 28. Januar 1805, kurz vor dessen Verhaftung, befand sich unter den von der staatlichen Untersuchungskommission beschlagnahmten Papieren (Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3283, Bl. 114f.; vgl. Regesten). 405 Leo an den Vater, 31. Dezember 1803, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,244. Infame Kassation bedeutet unehrenhafte Entlassung aus dem Armeedienst.

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privilegirte Allgemeine Zeitung“ nach kaum mehr als einem Monat Unterbrechung wieder erscheinen konnte.406 Gegen Ende des Jahres erfuhr der Konflikt eine weitere Zuspitzung, als auch der jüngere Bruder Wilhelms in den Widerstreit der Machtinteressen hineingezogen wurde. Am 31. Dezember 1803 berichtete Leo dem Vater von einem „große Staatsgeheimnis“, wonach bei einem Besuch des Kurfürsten in München „für den Prinzen Paul um die Kurprinzessin von Baiern ist angehalten worden, man erwartet eben die entscheidende Antwort von Montgelas. Wenn der Kurfürst damit reussirt, so wird er seinen 2ten Sohn soweit avantagiren, als es sich nach den Hausgesezen nur immer thun läßt, besonders durch die neuen Lande.“407 Durch diese Heiratsprojekte, so heißt es weiter, verschlimmerte sich die Lage des Kurprinzen natürlich immer mehr, und die Aussöhnung wird täglich unmöglicher, da der erste Konsul in Geheim selbst daran arbeitet eine Heirat zwischen ihm, und seiner Geliebten, der Mamsell Abel, die er bei sich hat, zu Stande zu bringen, wahrscheinlich, damit der Prinz dann gezwungen werde, sich ganz in seine Arme zu werfen. Alle Gutgesinnten fürchten dies, da dem Prinzen fast nichts andres übrig bleibt, seitdem sich der Wiener Hof auf Rußlands Anstiften seiner nicht mehr annimmt, u. er dem Mädchen überdies, wie man glaubt, schon die Ehe versprochen hat, folglich auch sein Wort gewiß hält. Die beiden Kinder mit denen sie niederkam, sind zwar gestorben, allein er hängt mehr, wie je, an ihr, und übrigens handelt man auch von hier aus so gegen ihn, daß sich gar nichts mehr schonen läßt.

Tatsächlich hatte Napoleon, nach anfänglicher Unterstützung der Heiratspläne des Erbprinzen, die Eheschließung bereits im November untersagt.408 Er übte zwar weiterhin Druck auf dessen Vater aus, indem er den Kurfürsten durch seinen Stuttgarter Gesandten Charles Didelot dazu zwang, den Landtag im März 1804 erneut einzuberufen. Nachdem Friedrich durch Johann Elias Steeb, einen früheren Mitarbeiter Cottas, jedoch von der fortgesetzten Alimentierung seines ältesten Sohnes durch die Stände erfahren hatte, leitete er Ermittlungen gegen deren Vertreter ein und löste den Landtag im Juni kurzerhand wieder auf. Steeb, ursprünglich selbst einer der energischsten Propagandisten der Ständeinteressen, hatte die Seiten gewechselt, da er ahnte, daß Napoleon zur Durchsetzung seiner gegen

406 Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 409–412. 407 A.a.O., wie das folgende Zitat. Auguste von Bayern (1788–1851) wurde indes 1806 auf Geheiß Napoleons mit dessen Stiefsohn Eugène de Beauharnais verheiratet, nachdem sie schon mit Karl Ludwig von Baden verlobt war. Um einer weiteren Verbindung mit dem Haus Bonaparte zu entgehen, heiratete ihre jüngere Schwester Charlotte 1808 Prinz Wilhelm von Württemberg. Zum Prinzen Paul vgl. Gerald Maier, Paul Friedrich Karl August, in: Haus Württemberg, S. 313–315. 408 Vgl. Hölzle, Altes Recht, S. 314f.

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Habsburg gerichteten Politik nicht auf die Stände, sondern auf starke Vasallenfürsten setzen würde – „Stabilität seiner Verbündeten war wichtige Voraussetzung der imperialen Außenpolitik“.409 In diesem politisch höchst angespannten Klima verblieb Leo von Seckendorf nicht lange allein in der Position des aufmerksamen Beobachters. Den Prinzen Paul lernte er im Herbst 1803, während einer Session des Hofgerichts in Tübingen, persönlich kennen und wurde von ihm „ungefähr nach Neujahr 1804. verschiedentlich eingeladen“.410 Aus einer während der Haft 1805 entstandenen Erklärung („Promemoria“) zu einem Verhörprotokoll geht hervor, daß der Prinz Seckendorf für einige durchaus heikle Dienste in Anspruch nahm: Unter manchen Beweisen des Vertrauens, dessen Se Durchlaucht mich damals würdigten, erfuhr ich dann auch Ihre Neigung zu Madam Vohs, welche bei einer zufällig gemachten Bekantschaft entstanden war, und wozu Sie wünschten, daß ich, als alter Bekannter der Vohsischen Eheleute mitwirken möchte.

Das Schauspielerehepaar Heinrich und Friederike Vohs war nach zehnjährigem Engagement in Weimar im September 1802 nach Stuttgart gekommen, wo Heinrich die Leitung des Hoftheaters übernahm.411 Noch gemeinsam mit dem damals schon schwerkranken Vohs, er starb am 16. Juli 1804, will Seckendorf die sich anbahnende Affäre des damals gerade neunzehnjährigen Prinzen zunächst aufgehalten haben. „Die dennoch erfolgte Fortsetzung der Verbindung“, so heißt es in der Erklärung weiter, „war mir Anfangs ein Geheimniß, da ich mich damals mehre Wochen lang von Sr Durchlaucht freiwillig entfernt hielt“. Noch mit einer weiteren, ebenso gefährlichen Mission wurde Seckendorf betraut: Bei jenen Besuchen hatte der Durchlauchtigste Prinz in Augenblikken eines vorübergehenden Misvergnügens zuweilen Worte fallen lassen, daß er wol einmal weggehen könne, auch mich gelegentlich gefragt, ob ich ihn alsdann begleiten würde, was aber damals auf sich beruhen blieb. So erfuhr ich zugleich Ihren Wunsch in Russische Dienste zu gehn, worüber ich, durch meine Bekantschaft mit dem in Petersburg befindlichen Sachsen-Weimarischen Geheimen Rath von Wollzogen, Erkundigungen einziehen sollte. Ich that dies auch gelegenheittlich in einem Brief an denselben, aber so unbestimmt, daß W. sich weiter gar nicht darüber herauslies.

409 Press, Landtag, S. 269; vgl. Hölzle, ebd., S. 318f.; Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 413f. 410 Leo von Seckendorf, Promemoria zum Verhörprotokoll vom 23. April 1805, HSTA Stuttgart A 202, Büschel 3293, fol. 30–33, hier: fol. 30r; die nachfolgenden Zitate aus dieser Erklärung. 411 Zu ihren Auftritten in Weimar vgl. die Briefe Schillers, 1. August 1801, und Böttigers, 17. September 1802, an Seckendorf (Briefe Nr. 98 und 139).

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Prinz Paul oder „P. P.“, wie er in der vertraulichen Korrespondenz dieser Zeit des öfteren genannt wird, ließ Seckendorf bei Wilhelm von Wolzogen in Petersburg sondieren, ob ein Wechsel in russische Dienste möglich sei. Seckendorf stand seit den Weimarer Tagen mit dem Ehepaar Wolzogen in freundschaftlicher Verbindung und Wilhelm verfügte über die besten Verbindungen zum Zarenhof, wo er im Auftrag Sachsen Weimars als Oberhofmeister des künftigen Erbprinzen über die Eheschließung Carl Friedrichs mit Maria Pawlowna, der Schwester des russischen Zaren, verhandelte. Der Ehekontrakt war schon im September 1801 unterzeichnet worden, wenige Monate nach dem gewaltsamen Tod Pauls I., des Vaters von Maria Pawlowna, doch behielt die Mutter Maria Feodorowna (Sophie Dorothee), eine Schwester Friedrichs von Württemberg, auch nach dem Staatsstreich einen großen Einfluß auf die Entscheidungen am Hof. Paul konnte demnach hoffen, durch die Fürsprache Wolzogens bei seiner Tante zumindest verläßliche Auskünfte über seine Chancen auf russische Dienste zu erhalten. Die erste, noch stark verschlüsselte Anfrage Seckendorfs erreichte Wolzogen, der sich nun seit dem Sommer des Vorjahres als Begleiter des weimarischen Bräutigams wieder in Petersburg aufhielt, im Februar 1804.412 In demselben Schreiben erkundigte sich Seckendorf auch nach den familiären und materiellen Verhältnissen von Charlotte Bauer, einer jungen Frau, in die er sich verliebt hatte. Sie war die Tochter des russischen Generals Friedrich Wilhelm von Bauer, der unter Katharina der Großen gedient hatte. Gleichzeitig machte er auch aus der Unzufriedenheit mit der eigenen beruflichen Situation keinen Hehl. Die Antwort fiel enttäuschend aus: „Ihr Proieckt wegen Diensten u. . . . . . . laßen Sie fahren“,413 schrieb Wolzogen, der die in Seckendorfs Brief nicht namentlich genannte „Person vom Hofe“ leicht identifizieren konnte, es aber vermied, sich wegen der „Ungewisheit, wer noch Theil an der Correspondenz nimmt (…) genauer auszudrüken“. Was mit gutem Grund geschah, gelangte der Brief doch nach Seckendorfs Verhaftung mit weiteren beschlagnahmten Papieren in die Hände der staatlichen Untersuchungskommission und wurde bei den späteren Verhören als Beweismittel herangezogen. Der Prinz hielt zwar an diesem ursprünglichen Plan fest, ließ Seckendorf auch bei seiner Reise nach Weimar im November noch einmal Erkundigungen

412 Seckendorf an Wolzogen, 19. Februar 1804 (Brief Nr. 164). 413 Wolzogen an Seckendorf, 3. April 1804 (Brief Nr. 169; die Auslassung im Original). Vgl. auch Seckendorfs Reaktion in seiner Antwort vom 12. Juli 1804: „Also für mich gibt es keine Aussicht in P.? Im Ausland sind die Nachrichten von der dortigen Administration so lokkend“ (Brief Nr. 177).

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einziehen,414 erwog allerdings auch eine Flucht mit der Geliebten nach Paris zu seinem Bruder. Dessen finanzielle Ausstattung durch die Stände soll nach den Angaben in Seckendorfs „Promemoria“ mit „wol an 40,000f.“ recht bedeutend gewesen sein, „sonst würde dieser seinen Aufwand unmöglich bestreiten können“.415 Dagegen fehlte es dem jüngeren Prinzen an den entsprechenden Mitteln zu einer baldigen Abreise. Er war zwar, wie es in Seckendorfs umständlicher Erzählung weiter heißt, „mit dem französischen Legationssekretär Raymond in Connexion getreten, und habe durch ihn seine Aufnahme in Paris eingeleitet“, konnte aber nicht einmal die Mittel für eine Reise nach Braunschweig, die erste Station der Flucht, aufbringen. Gratien Damase de Raymond vertrat als französischer Geschäftsträger in Stuttgart den Gesandten Didelot und hatte eigentlich die ausdrückliche Instruktion erhalten, sich nicht in die württembergischen „Zänkereien“416 einzumischen. Auch schätzte er selbst die Hoffnungen auf eine von Frankreich unterstützte Inthronisierung Wilhelms, die im Sommer 1804 von einem Schreiben des Kurprinzen aus seinem Pariser Exil genährt worden waren, als sehr gering ein, sprach in seinen Berichten sogar von einer „Niederlage der Volkspartei“.417 Auf Wunsch der Schauspielerin besprach sich Seckendorf nach seiner Rückkehr aus Weimar Anfang Februar 1805 mit Raymond,418 der ihm dann auch vom mangelnden politischen Geschick Wilhelms in Paris und der Unausgereiftheit der Fluchtpläne des jüngeren Prinzen berichtete. Außerdem sei die „Idee aber, die Vohs mitzunehmen, (…) unthunlich, ob es gleich scheine, als ob des H. Prinzen Paul Durchl. nicht davon abgehn werde, indem dessen attachement in diesem Punkt außerordentlich sei.“419 Wenige Tage später fand noch ein weiteres Treffen aller Beteiligten statt, bei dem Seckendorf zufolge aber nur erörtert wurde, auf welche Weise das erforderliche Geld für die Reise nach Braunschweig

414 „Die hierüber in Weimar eingezogenen Nachrichten waren im Ganzen sehr unbestimmt, da ich natürlicher weise selbst die ganze Sache nur mit Delikatesse und Vorsicht behandeln konnte, und mich damit begnügen mußte, nur im Allgemeinen zu sondieren. Indessen erfuhr ich doch soviel, daß die Sache an sich wol keine Schwierigkeit haben werde, und am füglichsten durch den Durchlauchtigsten Herrn Herzog Ludwig von Wirtemberg eingeleitet, auch durch ihn das Agrément Sr Kurfürstlichen Durchlaucht bewirkt werden könne“ (Seckendorf, Promemoria, a.a.O.). 415 Ebd., die Angabe von Seckendorf als Zitat des Prinzen Paul gekennzeichnet; einen noch höheren Betrag nennt Hölzle, Altes Recht, S. 324. 416 Hölzle, Altes Recht, S. 320; nach einer Instruktion vom 9. September 1804. 417 Ebd. 418 Von Damase de Raymond sind zwei kurze, undatierte Billets erhalten, mit denen er Seckendorf zu einem Treffen „à l’Empereur Romain“ (in das Gasthaus zum Römischen Kaiser) bittet (nach dem 6. Februar 1805, HSTA A 202, Büschel 3293, Bl. 133 und 134). 419 Seckendorf, Promemoria, a.a.O.

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beschafft werden könne. Man dachte etwa daran, „von dem Landschaftlichen für den durchlauchtigsten Kurprinzen bestimmten Geldvorrath, der irgendwo, aber niemand wußte wo? existiren sollte, einige 1000. f in Rüksicht der zu fassenden Garantie, zu erhalten“. Angeblich wurde sogar ein Kredit der beiden Fluchthelfer erwogen: „so versprachen endlich Raymond und ich, wo möglich, durch unsern Privatkredit, und ich insbesondere von meinem Vater, angeblich für mich, diese Summe zu negoziiren“. Über die Aussichtslosigkeit des Vorhabens waren sich Seckendorf und Raymond jedoch schon unmittelbar nach dieser Besprechung einig. Bei einem letzten Besuch bei der Vohs vor seiner Verhaftung habe er sie schließlich gebeten, „Ihre Durchlaucht wissen zu lassen, daß unsre Bemühungen, Geld aufzutreiben fruchtlos gewesen, und vor der Hand um so weniger etwas zu machen sei, da es uns höchst wahrscheinlich sei, daß das ganze Projekt zur höchsten Notiz Sr Kurfürstlichen Durchlaucht gelangen könne“. Der Gefahr einer Aufdeckung seines Engagements in dieser staatlichen Familienaffäre mußte sich Seckendorf längst bewußt gewesen sein, ebenso der Tatsache, daß ihm ein so enger Kontakt zu dem Angehörigen einer auswärtigen Gesandtschaft untersagt war. Schon genau ein Jahr vor der Zuspitzung der Ereignisse hatte er dem Vater über das in Stuttgart herrschende innenpolitische Klima und die wachsende Nervosität der Regierung geschrieben: Der erwartete Kurier aus Paris an Didelot in betreff der Landesangelegenheiten ist nun gekommen, und obgleich noch gar nichts transportirt, was er mitgebracht hat, so sind doch Besorgnisse vorhanden. Sie mögen dies aus dem Umstande beurtheilen, daß der premier M– namentlich mich hat kommen lassen, und mich ausdrüklich vor näheren Umgang mit Personen auswärtiger Gesandschaften gewarnt hat, qui voulaient s’inmiscer dans les affaires internes de gouvernement, und von hiesigen Diener Aufschlüsse für ihre Absichten zu erhalten suchten. Seitdem bin ich auch von Aufpassern umgeben, die sich gefällig um jeden meiner Schritte bekümmern, u. jedes gesprochene Wort rapportiren (…).420

6.3 Verschwörung, Denunziation und Prozeß Die eher sorglos betriebene Einmischung in eine auf „das Innere des hohen Churhauses sich beziehende Angelegenheit“,421 wie die Akten einen der Anklagepunkte des späteren Verfahrens diskret umschreiben, deutet darauf hin, daß Se-

420 14. Februar 1804, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,248; „premier M– “: Ulrich Leberecht von Mandelsloh. 421 Unterthänigstes Gutachten des churfürstlichen Geheimen Rathes Collegii (…), Hs. HSTA A 202, Büschel 3287, Umschlag.

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ckendorf den Gedanken an eine Fortsetzung seiner Karriere am württembergischen Hof längst aufgegeben hatte. Unmittelbar vor seiner Abreise nach Weimar Mitte November 1804 hatte er seine „hiesigen Verhältnisse“ als „im höchsten Grade traurig“ beschrieben – „ich werde suchen, sobald als möglich zu quittiren, d.h. sobald ich nur weis, wohin?“422 Für den Vater, der dies bereits im Vorjahr getan hatte, sondierte Leo eifrig wegen des in Aussicht gestellten neuen Gesandtschaftspostens als Vertreter des Kurfürstentums Baden am Regensburger Reichstag, den Christoph Albrecht von Seckendorf dann nach einiger Verzögerung schließlich im Dezember 1804, als Nachfolger des Grafen Görtz, antrat.423 Dagegen waren literarische Geschäfte im Verlauf des Jahres gegenüber den geschilderten dienstlichenVerpflichtungen und Verwicklungen weitgehend in den Hintergrund getreten, die bereits angesprochene Liebesaffäre mit der russischen Generalstochter Charlotte Bauer, deren Heirat Leo offenbar ernsthaft erwog, kam hinzu.424 Aus Seckendorfs Briefen geht nicht hervor, zu welchem Zeitpunkt er in Stuttgart mit Hölderlin und Sinclair in nähere Verbindung trat. Die Bekanntschaft mit Sinclair, wahrscheinlich auch mit Hölderlin, hatte er im Herbst 1802 erneuern können, als sich der inzwischen zum Staatsminister avancierte Sinclair mit seinem Landesherrn, Friedrich Ludwig von Hessen-Homburg, in Regensburg aufhielt, um auf dem Reichstag wegen erhoffter Gebietserweiterungen für das kleine Territorium zu verhandeln.425 Gegen Ende des darauffolgenden Jahres bot Hölderlin seinem Frankfurter Verleger Friedrich Wilmans an, für dessen geplantes Tafelwerk „Mahlerische Ansichten des Rheins von Mainz bis Düsseldorf“ in Stutt-

422 An Brühl, 11. November 1804, Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1967. 423 Vgl. Seckendorf an Brühl, 21. Juli 1804 (Brief Nr. 178) mit Erl. 424 Am 14. Februar 1804 wünscht Leo vom Vater, „wenn Sie mir einmal rein heraus erklärten, was Sie von einer künftigen Schwiegertochter wünschten, wenn Sie Ihnen gefallen soll, wieviel wenigstens im Vermögen, und wie hoch Sie, da doch bekanntlich der guten Familien, die keine Lumpen sind, in hiesigen Landen blutwenig sind, die bekannte Klausel anschlagen – ich meine jetzt nicht geburtsmäßig, denn darüber habe ich bereits Ihre Erläuterungen, sondern nach dem Ausschlag Ihres Herzens“ (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,248). Zu dieser Angelegenheit vgl. insbesondere Seckendorf an Wolzogen, 19. Februar 1804 (Brief Nr. 164), und die Briefe der Schwester Maria Anna von Seckendorf. 425 Bezeugt ist eine Begegnung Seckendorfs mit dem Landgrafen von Hessen-Homburg (vgl. Kirchner, S. 214); diesen wiederum machte Sinclair mit Hölderlin bekannt (ebd., S. 19), der die Hymne „Patmos“ dem Landgrafen widmete. Sie erschien in Seckendorfs Regensburger Musenalmanach 1808, S. 79–87. Zu Hölderlins durch einen am 28. September 1802 ausgestellten Paß bezeugten Anwesenheit in Regensburg vgl. Hermann Nestler, Friedrich Hölderlins Regensburger Aufenthalt. September-Oktober 1802, in: VHVO 79, 1929, S. 157–164.

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gart zu werben, wo er „mit einigen Männern Bekantschaft“426 pflege, zu denen auch Seckendorf zählte. Ihm sandte er am 12. März 1804 eine „Ankündigung von pittoresken Ansichten des Rheins“,427 nachdem er ihn „neulich“ hatte besuchen wollen, Seckendorfs Haus aber nicht finden konnte. Hölderlins Brief hat Seckendorf der Empfangsnotiz auf dem Schreiben zufolge „Mündlich beantwortet“, wahrscheinlich bei jenen Treffen in Stuttgart etwa drei Monate später, die dann zum Hauptgegenstand der staatlichen Untersuchung werden sollten. Sinclair hatte beim Homburger Landgrafen eine Bibliothekarsstelle für Hölderlin erwirken können und reiste im Juni 1804 nach Schwaben, um den Freund nach Homburg zu bringen. Er traf eben in dem Moment in Stuttgart ein, als der württembergische Kurfürst von der heimlichen Alimentierung seines nach Paris geflohenen ältesten Sohnes durch die Landstände erfahren und eine Untersuchung gegen ihre Vertreter eingeleitet hatte. In Sinclairs Begleitung befand sich mit Alexander Wilhelm Ludwig Blankenstein (geb. 1783) ein junger Mann, der die homburgischen Regierungsbeamten für einen riskanten Lotterieplan hatte gewinnen können, der dem verarmten hessischen Fürstentum durch die Ausgabe ungedeckter Lose ansehnliche finanzielle Mittel versprach. Ungeachtet seiner dunklen Vorgeschichte mit anhängigen Gerichtsverfahren wegen früherer Lotterie- und Wechselbetrügereien wurde Blankenstein für das fragwürdige Unternehmen mit einem ansehnlichen Vorschuß ausgestattet; eine von ihm in Homburg eingerichtete „Hofdruckerei“, deren Kapazitäten er auch Seckendorf zu beliebigem Gebrauch anbot,428 diente dem Druck von Losen und Lotterieplänen. Erst im Herbst begann man das undurchsichtige Treiben des auch sonst sehr exaltiert, in Phantasieuniformen und mit einem inzwischen zugelegten Adelstitel auftretenden Blankenstein zu hinterfragen. Zwar verzögerte sich die sofortige Aufklärung zunächst noch, da Sinclair den homburgischen Landgrafen im November nach Paris begleitete, wo beide den Feierlichkeiten anläßlich der Kaiserkrönung Napoleons beiwohnten. Nach der Rückkehr jedoch, im Januar 1805, verlangte Sinclair ultimativ Rechenschaft über die aufgewendeten Mittel und die – freilich nicht erfolgten – Erträge aus der Lotterie und erwirkte, nachdem Blankenstein darauf nur mit persönlichen Ausfällen und Gegendrohungen antwortete, deren Schließung durch eine fürstliche Kommission. So in die Enge getrieben griff Blankenstein Ende Januar zum Mittel der Denunziation. In Briefen an Kurfürst Friedrich und dessen Minister Wintzingerode

426 Hölderlin an Wilmans, Dezember 1803, in: StA 6.1, S. 437; vgl. Raabe, Wilmans, S. 129ff. 427 Brief Nr. 167. 428 Vgl. Blankenstein an Seckendorf, 22. Oktober 1804 (Brief Nr. 181). Der Lotterieplan und Blankensteins betrügerische Machenschaften werden als Vorspiel des württembergischen Hochverratsprozesses ausführlich dargestellt von Kirchner, S. 11–18, 35ff. und pass.

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unterrichtete er die württembergische Regierung über die „mörderische Plane einiger Schurken“, die sich zu einer „Revolution Schwabens“429 verbunden hätten. Die Verabredung, so Blankenstein, sei Mitte Juni 1804 in Stuttgart getroffen worden, als Sinclair angeblich für den homburgischen Lotterieplan habe werben wollen; „die eigentliche Absicht seiner Reise war aber, sich mit Baz, Groß, Weishaar, Seckendorf und Hofacker und vielen anderen, deren Nahmen mir entfallen sind, zu besprechen, eine geheime Verbindung mit einem gewissen Gruthofer in Worms zu stiften, und die Fahne der Empörung aufzupflanzen.“430 Bei einem Abendessen, zu dem Baz neben Sinclair und Blankenstein auch Seckendorf eingeladen hatte, sollen sich der Gastgeber und Sinclair für einen bald auszuführenden „Coup“ ausgesprochen haben. Schwaben sollte, wie Blankenstein in einem weiteren Brief an Wintzingerode ausführte, „der erste Schauplatz der Anarchie werden durch einen fürchterlichen Schlag, durch die Ermordung Seiner Churfürstlichen Durchlaucht und Ew. Excellenz“,431 und der in Paris lebende Kurprinz Wilhelm „unter gewissen Bedingungen an die Spitze der Regierung gerufen werden“. Sinclair habe Krutthofer später, auf der Rückreise von Paris in Worms getroffen; sein „Cammerad Friedrich Hölderlin von Nürtingen“ aber, „der von der ganzen Sache ebenfalls unterrichtet war, ist in eine Art Wahnsinn verfallen, schimpft beständig auf die Jacobiner und ruft (…) in einem fort: ich will kein Jacobiner bleiben“.432 Während Sinclair noch am selben Tag (29. Januar 1805), an dem die ersten Denunziationsschreiben nach Stuttgart gingen, Seckendorf und Baz in gleichlautenden Briefen vor den Machenschaften Blankensteins warnte,433 stießen die Informationen in Stuttgart naturgemäß auf ein lebhaftes Interesse. Allein die Nennung des im Milieu der süddeutschen Jakobiner agitierenden und gut vernetzten Krutthofer, eines ehemaligen Architekten und im Geheimdienst der französischen Rheinarmee engagierten Agenten, schien die schon bei den vorausgegangenen Untersuchungen des Jahres 1800 unterstellten Verbindungen der landschaftlichen Reformer, namentlich Baz’, zu den Revolutionären im Südwesten zu belegen.434 In der Hoffnung auf entsprechende Gegenleistungen bot sich Blan-

429 Blankenstein an Friedrich von Württemberg, 29. Januar 1805, zitiert nach Kirchner, S. 65. 430 Ebd., S. 66. 431 7. Februar 1805, ebd., S. 70. 432 Ebd., S. 71. 433 Vgl. Sinclair an Seckendorf, 29. Januar 1805 (Brief Nr. 184). 434 Krutthofer, der „rätselhafteste unter den deutschen Jakobinern“ (Helmut G. Haasis, Gebt der Freiheit Flügel. Die Zeit der deutschen Jakobiner, 2 Bde., Reinbek bei Hamburg 1988, hier: Bd. 2, S. 889), war seit den Verhören, die nach der Anzeige revolutionärer Umtriebe durch Erzherzog Karl im Januar 1800 durchgeführt worden waren, aktenkundig; vgl. dazu Michael Franz,

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kenstein der Regierung als Kronzeuge an und verabredete mit Wintzingerode, um den Anschein des Denunziantentums zu vermeiden, seine eigene Verhaftung auf württembergischem Territorium. Schon einen Tag vor dieser abgesprochenen Inszenierung, am 25. Februar 1805, war Seckendorf in Stuttgart verhaftet worden, kurz darauf Sinclair in Homburg, den sein Dienstherr Landgraf Friedrich Ludwig auf heftigen Druck des württembergischen Gesandten hin auslieferte. Zuletzt wurde schließlich Baz aus Wien überstellt, wo er noch die Klage der Landschaft gegen den Kurfürsten beim Reichshofrat vertreten hatte. Die gegen Seckendorf erhobenen Vorwürfe beschränkten sich nicht allein auf die angebliche Verschwörung gegen die Regierung. In seinem Fall galt die schon am folgenden Tag eingeleitete Untersuchung der „Theilnahme des RegierungsRath von Seckendorff an einer projectirten Abreise des Herrn Herzogs Paul Durchlaucht betreffend“, mithin „einer auf seine Churfürstliche Durchlaucht und das Innere des hohen Churhauses sich beziehenden Angelegenheit“.435 Denn sofort nach der Verhaftung des Vertrauten seiner Fluchtpläne hatte sich der junge Prinz dem Vater offenbart, war unter anderem Wolzogens Schreiben aus St. Petersburg in der Angelegenheit „P. P.“ unter den konfiszierten Papieren Seckendorfs gefunden worden. Die „familiäre Angelegenheit“ konnte indessen rasch erledigt werden. Paul wurde schon im September mit Prinzessin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen-Altenburg verheiratet, seine inzwischen schwangere Geliebte, die Schauspielerin Friederike Vohs, fand alsbald ein Engagement in Wien.436 Vor der Untersuchungskommission hatte sie sich offenbar damit verteidigt, Seckendorf habe sie für seine Zwecke instrumentalisiert und sie ermuntert, auf die Avancen des jugendlichen Prinzen einzugehen.437

Hölderlin und der „politische Jammer“. Die angebliche Verschwörung von 1799/1800. Vortrag, gehalten am 27. Januar 2010 im Hölderlin-Turm in Tübingen (ungedr.). 435 HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3287, Bl. 1 und Sammeltitel des Aktenkonvoluts. 436 Vgl. Kirchner, S. 102; Heinrich Schmidt an Goethe, 30. Januar 1807 aus Wien, Goethe und Österreich 1, S. 208f.; 2, S. 22–25. 437 Vgl. HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3287, Bl. 4, 80–82; in der Akte ist der bewußte Brief Wolzogens vom 3. April 1804 in die Aussage der Schauspielerin eingelegt. „Bei dem verkehrten Charakter des Prinzen Paul“, so prophezeite Ludwig von Wolzogen in seinen Memoiren, werde die Verbindung mit Charlotte wohl nicht glücklich ausgehen (Alfred Freiherr von Wolzogen, Memoiren des königlich preußischen Generals der Infanterie Ludwig Freiherrn von Wolzogen. Aus dessen Nachlaß, Leipzig 1851, S. 23). Paul kam 1813 tatsächlich noch in russische Dienste, nachdem er sich schon 1806 heimlich dem Herzog von Braunschweig angeschlossen hatte, um beim preußischen Militär gegen Frankreich zu kämpfen (vgl. Gerald Maier, Paul Friedrich Karl August, in: Haus Württemberg, S. 314).

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Die von dem Staatsminister von Normann geleitete Untersuchungskommission, der unter anderen der Historiker Ludwig Spittler und Seckendorfs bisheriger Amtskollege Heinrich Karl Friedrich Levin von Wintzingerode, der Sohn des Staatsministers, angehörten, begann unverzüglich mit den Verhören der inhaftierten Staatsgefangenen.438 Dabei machte Seckendorf, obwohl er von Blankenstein entlastet und eher als Mitläufer beschrieben wurde, keine sehr glückliche Figur. Während der ersten Verhöre in Ludwigsburg trat Seckendorf, so die Darstellung Werner Kirchners, „jedesmal mit Zittern und Zagen vor die Kommission“, versuchte stets einer eindeutigen Aussage auszuweichen, „brachte aber auf nachdrückliches Fragen allmählich die Dinge in jede gewünschte Verbindung und verstrickte sich heillos“.439 Das Interesse der Untersuchungskommission konzentrierte sich auf das angeblich konspirative Souper bei Baz, das dieser selbst als ein „Freundesgespräch“ beschrieb, „‚bey einer Flasche Wein und ein paar Schüsseln‘ zu einer Zeit, da es auch dem unbesonnensten Schwärmer nicht beifallen konnte, an die Verwirklichung seiner politischen Träume zu glauben“, und folglich „nicht strafbar“.440 Nicht anders urteilten aufmerksame Beobachter vor Ort. Ludwig von Wolzogen, der als Prinzenerzieher am württembergischen Hof angestellt war, schrieb über die „Arestation des Seckendorf’s“ an seinen älteren Bruder Wilhelm: „Man sagt indessen allgemein daß sie in Briefen geäußert hätten, den Churfürsten umzubringen; inwiefern aber die Äußerung als gesetzliche Beweise zu einem Criminalprozeß eingereicht werden können, lasse ich dahin gestellt seyn, mir kommen sie als Äußerungen junger exaltierter Köpfe vor“.441 Zwar mache die „Auslieferung von Baz aus Wien (…) die Sache etwas bedenklich, denn das österreichische Gouvernement wird doch wahrhaftig nicht ohne Beweise jemanden ausliefern, den es vorher unter seinen

438 Zur Zusammensetzung vgl. Kirchner, S. 107f.; Protokollführer war Sixt Gottlieb Kapf; vgl. Seckendorfs Brief an ihn vom 6. Juni 1805 (Brief Nr. 189). Ludwig Spittler lehrte vor seiner Ernennung zum württembergischen Geheimrat 1778 bis 1797 Geschichte an der Universität Göttingen; vgl. Hermann Haering, Ludwig Timotheus Spittler, in: Schwäbische Lebensbilder 1, Stuttgart 1940, S. 514–538, bes. S. 532–535; zu dem jüngeren Wintzingerode vgl. ADB 43, S. 506, und Seckendorfs Brief an seinen Vater vom 31. Dezember 1803 (Regesten). 439 Kirchner, S. 108. 440 Ebd., S. 132; nach einer von Baz verfaßten Denkschrift. Den Verlauf des Soupers rekonstruiert Kirchner nach den z.T. inzwischen verschollenen Verhörakten im HSTA Stuttgart und im Hessen-Homburgischen Hausarchiv/Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (ebd., S. 28ff., 197). 441 5. März 1805, in: Christoph Freiherr von Wolzogen, „Fürstenknecht“ und „deutsche Jakobiner“. Wilhelm von Wolzogens Aufenthalt in Paris 1788–1793 im Auftrage Karl Eugens von Württemberg, in: Christoph Jamme/Otto Pöggeler (Hg.), „O Fürstin der Heimath! Glükliches Stutgart“. Politik, Kultur und Gesellschaft im deutschen Südwesten um 1800, Stuttgart 1988, S. 101–125, hier: S. 125, Anm. 101.

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besonderen Schuz anerkannt hat.“ Doch glaube „hier auch kein Mensch daß die Sache von so groser Wichtigkeit sey, und einige meinen, daß man dem Ding blos darum eine so große Wichtigkeit und Publicität gegeben habe, um sich des Baz’s bemächtigen zu können, welcher das Hauptorgan der Landschaft seyn soll.“442 Außerdem sei Wintzingerode und Normann vor allem daran gelegen, sich durch die Untersuchung beruflich und politisch zu profilieren. Seckendorf indes ließ sich entsprechend instrumentalisieren und, sobald er mit den Aussagen Blankensteins konfrontiert wurde, die gewünschte Version der abendlichen Tischgespräche soufflieren. Er widersprach, wie es in einem für den homburgischen Landgrafen zusammengestellten Bericht heißt, „in den mehrfältigen mit ihm gehabten Verhören niemals der Blankensteinischen Angabe“; er versuchte lediglich, „sich umfänglich mit NichtErinnerung, und zweifelhafter Erinnerung der an ihn gemachten Fragen zu entziehen. In dem Lauf der Untersuchung legte er aber dennoch nach und nach folgende Geständniße ab“.443 So räumte er ein, daß während des Soupers von den „landschaftlichen Angelegenheiten“ gesprochen worden sei, und daß es unter die Möglichkeiten, die er sich selbst gedacht, gehöre, daß von der Hinwegräumung der höchsten Person Seiner Churfürstl. Durchlaucht dabei gesprochen worden. Es sey ihm erinnerlich, daß Reden dieser Art in seiner Gegenwart gefallen seyen, und er wisse selbst, daß er auf einen solchen Propos in Beziehung auf Seine Churfürstl. Durchlaucht geantwortet: Er sehe nicht ein, was dadurch gewonnen wäre.444

Auch als ihm die an ihn adressierten Briefe Sinclairs vorgelegt wurden, die von „unruhigen Stimmungen“445 in Mainz berichteten oder später vor Blankenstein warnten, war er alsbald bereit, einen Zusammenhang mit den angeblich konspirativen Treffen bei Baz einzuräumen. Bei ihrer Untersuchung, die nach der Mitte März erfolgten Verbringung der Staatsgefangenen nach Schloß Solitude noch bis zum 1. Mai fortgesetzt wurde, verzichtete die Kommission wohlweislich lange auf eine direkte Gegenüberstellung der Freunde, da man ahnte, daß Seckendorf vor Sinclairs fester und über442 Ders. an dens., 23. März 1805, ebd. 443 Species facti, die Solituder Untersuchung betr: Wie solche des Herrn LandGrafen von HessenHomburg Dchlt mitgeteilt worden ist (HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3295, Bl. 161–173, hier: Bl. 164f.). 444 Ebd. Eine Zusammenstellung von Berichten der Bamberger Zeitung, in der ein Nürnberger Korrespondent zwischen dem 4. und 22. März 1805 verschiedene Zwischenergebnisse der Untersuchungen – oder auch Gerüchte – referiert, nach denen die bereits seit den 1790er Jahren bestehenden Umsturzpläne im Kidnapping von Angehörigen des Stuttgarter Hofes gipfelten, findet sich in Schiller, NA 40.2, S. 432f. 445 Sinclair an Seckendorf, 1. Juli 1804 (Brief Nr. 174).

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legener Haltung gewiß „kapituliert“446 haben würde. Dieser stritt seinerseits nahezu alle erhobenen Vorwürfe rundweg ab und bescheinigte Seckendorf, nachdem er mit dessen brisanten Aussagen konfrontiert wurde, einen Hang zum Mystizismus. Er sprach „verächtlich (…) von dem Freunde als einem exaltierten Charakter, einer ihm unwichtigen, nie gepflegten Bekanntschaft“.447 In den letzten Verhören mußte Sinclair zwar den lange Zeit geleugneten Versuch eingestehen, den liberalen Politiker Jakob Friedrich Weishaar im Juni 1804 zu einer Reise zum Erbprinzen Wilhelm nach Paris zu bewegen, um für die Sache der Stände zu werben, am letztlich geringen und für den Kurfürsten enttäuschenden Ertrag der staatlichen Untersuchung änderte das wenig. Der am 14. Mai 1805 vorgelegte Abschlußbericht, die „Unterthänigste Relation der zur Untersuchung einiger Staatsgefangener niedergesetzten Kommission“, enthielt keine stichhaltigen Beweise für eine bevorstehende Revolution und mußte Friedrich von der „Zwecklosigkeit eines weiteren Vorgehens überzeugen“.448 Längst war klar geworden, daß man sich in den Kernpunkten der Anklage auf die Aussagen eines aus persönlichen Motiven handelnden, rachsüchtigen Kronzeugen hatte stützen müssen. Immerhin reichten die „Geständnisse und Aussagen der Beschuldigten namentlich des v. Seckendorff über seine Verhältniße mit Sinclair, und seine Gespräche mit demselben während seines Stuttgardter Aufenthalts, besonders über die Errichtung einer Gesellschaft, wovon Gruthofer der Chef hätte seyn sollen“ und „Über die Unterredung bei dem bazischen Abend Essen“449 dazu aus, „Seckendorf ueber dem Verlust der – von ihm bekleideten Hof- und CivilStellen zu einem zweyjährigen FestungsArrest auf der Festung Hohen Asperg zu Verurteilen und demselben nach Verfluß dieser Zeit zu bedeuten (…), die chfstl Lande sogleich zu verlassen“.450 Eine Hafterleichterung hatte er wenigstens noch erreichen können: Nach einem Besuch auf Solitude berichtete Regierungsrat Mohl, ein Mitglied der Untersuchungskommission, Seckendorf habe ihn „unter großer Gemüthsbewegung“ gebeten, „ihm wegen seiner GesundheitsUmstände die Festungsfreiheit gnädigst zu gestatten“, sowie den zunächst versagten „Gebrauch von Büchern, und (…) SchreibMaterialien zu Ausarbeitung schriftlicher Aufsätze“.451 Als Seckendorf und Baz am 18. Juli auf den Asperg überführt wurden, war Sinclair schon wieder frei gekommen und in die Ohbut seines homburgischen

446 Kirchner, S. 135. 447 Ebd., S. 131. 448 Ebd., S. 139. 449 HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3288, Übersicht, § 29–39. 450 Konzept, datiert 15. Juli 1805: Die Entlassung des R.R. v. Seckendorf betr. (HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3287, Bl. 126). Nach „die chfstl Lande sogleich“ gestrichen: „und für immer“. 451 Bericht vom 18. Juli 1805, HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3287, Bl. 136.

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Landesherrn überstellt worden, nachdem dieser sich endlich der Verpflichtung seinem ersten Minister gegenüber besonnen und mit der Einholung eines Rechtsgutachtens bei der Universität Heidelberg gedroht hatte. Kurz zuvor war es noch zu einem Eklat gekommen, der weitere Verhöre, Verhaftungen und Schriftwechsel nach sich zog. Über einen „geheimen Kanal“ hatte Seckendorf „dem Vater eine genaue Darstellung meiner Geschichte geschikt“,452 die den Aufsehern entgangen bzw. von einem Angehörigen des Wachpersonals aus der Haft geschmuggelt worden war. Seckendorfs Diener Albert Förster und ein zur Bewachung abgestellter württembergischer Oberleutnant hatten das Schriftstück dem Kaiserlichen Oberpostmeister Heinrich Werner von Haysdorf übergeben, der es dann über den dänischen Legationssekretär von Eyben dem Vater in Regensburg zukommen ließ. Normann, dem Vorsitzenden der Untersuchungskommission, erschienen die Mitteilungen immerhin so brisant, daß er von Christoph Albrecht von Seckendorf die sofortige Aushändigung des Aufsatzes verlangte, was dieser jedoch verweigerte. Christoph Albrecht, inzwischen kurbadischer Gesandter am Reichstag, hatte die Verschwörungsgeschichte seinem Minister Georg Ludwig von Edelsheim gegenüber schon im März als „farce“ bezeichnet und beklagte sich nun in seiner Antwort an Normann über die unangemessene Dauer des Verfahrens.453 Unangenehme Folgen hatte die Aktion jedoch für den Thurn und Taxisschen Oberpostmeister, der zu Leos engerem Bekanntenkreis in Stuttgart zählte und mit dem er noch wenige Tage vor seiner Verhaftung die „Errichtung eines Klubs zu gesellschaftlr. Unterhaltung“454 plante. Haysdorf wurde von seinem, weitere diplomatische Verwicklungen fürchtenden Fürsten „von aller Geschäftsführung suspendirt“ und mit Hausarrest belegt.455

452 Leo an seine Mutter, Karoline von Seckendorf, 21. Juni 1805 (Brief Nr. 191). 453 Vgl. Christoph Albrecht von Seckendorf an Edelsheim, 29. März 1805: „Quoi qu’il en soit, je ne conçois, comment il peut être question de complot contre la vie d’un prince entre deux ou trois personnes qui en partie n’y peuvent avoir aucun intèrét personnel et dont deux ont été absents et la troisième – mon fils – sur le point de quitter le service.“ (Obser, Politische Correspondenz, S. 202; vgl. auch Edelsheims Mitteilung an Karl Friedrich von Baden vom 4. Juli 1805 über den Kassiber, „qui constatait son innocence“; ebd., S. 211f.) C. A. v. Seckendorfs Brief an Normann im Original in HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3290, Bl. 160–163; vgl. auch Leo an Karoline von Seckendorf, 21. Juni 1805, Erl. 454 Aus einer Auflistung von beschlagnahmten Schriften und Briefen aus Seckendorfs Besitz: „Übereinkunft zwischen dem RRath von Sekendorf, Struve Haysdorf und Raymond dat. Stuttgart 19. Febr. 1805. wegen Errichtung eines Klubs zu gesellschaftlr. Unterhaltung“ (HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3291, Bl. 147; das – gänzlich unpolitische – Statut ebd., Büschel 3290, Beil.). 455 Carl Anselm Fürst von Thurn und Taxis an Normann (?), 26. Juni 1805 (HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3291, Bl. 11); die Verhörprotokolle wegen Seckendorfs geheimer Kommunikation mit Angehörigen im HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3290 und 3291, pass.; vgl. auch Kirchner, S. 145f.

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Die anhaltend nervöse Stimmung des Herrscherhauses äußerte sich in den daraufhin nochmals einsetzenden Untersuchungen zu den „v. Seckendorf mit Personen in Stuttgart unterhaltenen Communicationen“, denen der Kurfürst auf die Spur kommen wollte. Denn Friedrich, der die Akten immer selbst eingehend studierte, hatte dem Vernehmungsprotokoll von Seckendorfs Diener entnommen, „daß der Churprinz wieder nach Stuttgart kommen solle“.456 Die Rückkehr Wilhelms aus Paris und die Aussöhnung mit dem Vater erfolgte tatsächlich jedoch erst einige Monate später, als Württemberg, genauso wie die anderen süddeutschen Mittelstaaten Baden und Bayern, seine Neutralität gegenüber Frankreich und der im April und August neuformierten Koalition unter dem Druck Napoleons und angesichts des österreichischen Vormarschs aufgeben mußte. Den militärischen Beistand durch die Stellung von Truppenkontingenten honorierte der französische Kaiser, den Friedrich am 1./2. Oktober in Ludwigsburg empfing, nicht nur mit der Aussicht auf weitere territoriale Zugewinne, sondern vor allem durch die Zusicherung voller Souveränität. Für Friedrich bedeutete das zugleich den endgültigen Sieg im Streit mit den Landständen, die ihre Rolle im Machtkalkül Napoleons ausgespielt hatten und mit der Schwächung des Kaisers in Wien die Stütze ihrer Rechtsposition einbüßten. Die in Neuwürttemberg eingeführte Verwaltung und Regierungsform wurde zum Modell für ganz Württemberg, und mit der Annahme der Königswürde durch Friedrich ging die Aufhebung der alten ständischen Verfassung einher.457 Seckendorfs vorzeitige Entlassung aus der Haft am 17. Oktober 1805, und etwas später auch die der Mitgefangenen Baz und Blankenstein, war das Resultat dieser politischen Entwicklung. Im badischen Pforzheim wurde er „auf freien Fuß gestellt“ und machte in einem „Revers an Eidesstatt verbindlich, (…) die kurwirtembergischen Staaten nie wieder zu betreten“.458 Gleich nach der „Befreiung aus den Klauen des dicken Herrn“459 versuchte Seckendorf Cotta und wenig später Benjamin Gottlieb Hoffmann in Hamburg für die Veröffentlichung oder zu-

456 Friedrich von Württemberg an Normann, Ludwigsburg, 10. Juli 1805 (HSTA Stuttgart, A 202, Büschel 3295, Bl. 98f.). 457 Vgl. Ludwig Maenner, Die süddeutschen Mittelstaaten zwischen Frankreich und Österreich im Jahre 1805, in: Zs für Bayerische Landesgeschichte 11, 1938, S. 188–221, hier: S. 205 u. pass.; Bitterauf, S. 167ff.; Dehlinger, Württemberg 1, § 43, S. 111. 458 Leo von Seckendorf, Erklärung vom 17. Oktober 1805, HSTA Stuttgart A 202, Büschel 3287, Bl. 146. 459 Wilhelm von Diede an Seckendorf, 9. Dezember 1805, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,549: „(…) ich sehe mit wahrer Sehnsucht der Zeit entgegen, wo Ihre angekündigte Rechtfertigung erscheinen wird.“ Der befreundete Regensburger Baron v. Diede, dänischer und holsteinischer Gesandter am Reichstag, spielt auf die enorme Körperfülle Friedrichs von Württemberg an.

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mindest Anzeige einer „Erklärung“, einer Verteidigungsschrift in eigener Sache, zu gewinnen, was ihm aber offenbar nicht gelang.460 Von dem in Freundeskreisen bekannten Plan, der ihn noch eine Zeitlang beschäftigte, ist lediglich der oben bereits genannte, wenige Seiten umfassende Entwurf über die „Geschichte meiner Dienstzeit im Wirtembergischen“ überliefert. Bevor er sich auf die Familiengüter in Sugenheim und Weingartsgreuth zurückzog, unternahm Seckendorf in der zweiten Novemberhälfte noch eine Reise nach Frankfurt und Homburg, wo er jedoch Sinclair verpaßte, sofern er ihn überhaupt hatte treffen wollen. Dieser hatte sich vom zweifelhaften Verhalten des Mitgefangenen während der Verhöre aus den von Stuttgart übersandten Untersuchungsakten unterrichten können. Das „Versagen“461 des Freundes hielt ihn jedoch nicht davon ab, Seckendorfs „Lied des Gefangenen“ einen Platz in seinem gemeinsam mit Johann Erichson herausgegebenen Taschenbuch „Glauben und Poesie. Zum Frühlinge des Jahres 1806“, darin sogar an exponierter Stelle, einzuräumen.462 In seiner höchst konventionellen Form und der standardisierten Bildlichkeit einer „Vollmond“-Szenerie erinnert das zehn Verse umfassende Gedicht des einsamen Gefangenen „in des Kerkers Nacht“ aber nur noch mit der Datierung auf „Den 4. September 1805“ an die gemeinsam verbrachte Leidenszeit.

7 „Mit 30. Jahren ein neues Leben anfangen“463 – 1806–1808 Der Regensburger Musenalmanach Als Seckendorf um den 24. November 1805 in Homburg, bei Isaak von Gerning, eintraf, hielt sich Sinclair bereits seit zwei Monaten in Berlin auf. Er war zur Vertretung homburgischer Interessen an den preußischen Hof entsandt worden, sicher aber auch, weil er dem Landgrafen angesichts der feindlichen Gesinnung

460 Vgl. an Cotta, 8. November 1805, und an Hoffmann, 20. Januar 1806 (Briefe Nr. 196 und 200). Antwortbriefe sind nicht bekannt. 461 So die Wertung Kirchners, S. 160f., nach Autopsie der inzwischen verschollenen Akten mit Randbemerkungen Sinclairs. Zu Seckendorfs Aufenthalt in Frankfurt, wo er u.a. Karoline von Günderrode und Clemens Brentano traf, vgl. dessen – späte – Mitteilung davon an Arnim, 16. Juli 1806, FBA 31, S. 570. 462 Glauben und Poesie. Zum Frühlinge des Jahres 1806. Eine Sammlung von Dichtungen, und Bruchstücken in Prosa, von mehreren Verfassern, herausgegeben von Lucian . Berlin 1806, S. 270f. Das kurze, mit „Leo“ unterzeichnete Gedicht bildet den Abschluß des Taschenbuchs und wurde von Seckendorf auch in seinen Musenalmanach 1807, S. 98, aufgenommen. 463 Seckendorf an Brühl, 19. Dezember 1805 (Brief Nr. 198).

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der heimischen Bevölkerung seinem ersten Minister gegenüber in der kleinen Residenzstadt nicht mehr tragbar schien. Der inzwischen zum hessen-homburgischen Geheimen Rat avancierte und mit Reichsadelsdiplom ausgestattete Gerning464 hatte Sinclairs Rückkehr mit wenig schmeichelhaften Ausdrücken in seinem Tagebuch bedacht: „Er ist ein Treiber und vielseitig gebildeter Queerkopf“, der Siegfried Schmid und Hölderlin – „beyde verrückt“ – für „die größten Dichter“ halte.465 Von beiden, die Seckendorf während des kurzen Homburger Aufenthalts auch selbst angetroffen haben könnte, nahm er im Herbst des darauffolgenden Jahres Dichtungen in seinen „Musenalmanach für das Jahr 1807“ auf. Von Hölderlin hatte er, den etwas irritierenden Angaben in einem Brief an Kerner vom 13. August 1807 zufolge, schon „vor mehr als 4. Jahren“ Gedichte für die Zeitschrift „Aurora“ erhalten, „statt prosaischer Aufsäze, die ich verlangt hatte“.466 Ob er die Manuskripte oder Abschriften der beiden von Schmid veröffentlichten Gedichte bereits in Homburg erhielt, ist ungewiß, da an die Ausgabe eines Musenalmanachs, in den schließlich auch zeitgenössische Poesie aufgenommen wurde, zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht war. Auf jeden Fall aber wird Sinclair der Vermittler gewesen sein; zwei Gedichte Schmids erschienen auch in dessen gemeinsam mit Erichson herausgegebenen Berliner Taschenbuch.467 Schmid hatte zwischen 1792 und 1795 in Jena studiert, zur gleichen Zeit wie Seckendorf (und zeitweise auch die gemeinsamen Freunde Sinclair und Joseph Rückert), eine persönliche Bekanntschaft läßt sich jedoch nicht belegen.468 Der in häufig wechselnden Anstellungen, zuletzt als Hofmeister und im österreichischen Heer dienende Schmid war nach einem weiteren Studium in Erlangen 1804 nunmehr ohne Amt und Einkommen ins Elternhaus im hessischen Friedberg zurückgekehrt; der Vater veranlaßte kurz nach dem hier angesprochenen HomburgAufenthalt Seckendorfs die Einweisung des als überspannt geltenden Sohnes in

464 Vgl. Götting, S. 115f. 465 Eintragung vom 18. Juni 1811, zitiert nach Ludwig Strauß, Jacob Zwilling und sein Nachlaß, in: Euphorion 29, 1928, S. 368–396, hier: S. 378f. Vgl. auch zum 14. Juli 1805: „Auch kam der fatale Sinclair am 10. abds. zurück“ (ebd., S. 378). Zu Seckendorfs Eintreffen in Homburg heißt es am 24. November 1805 im Tagebuch etwas rätselhaft: „Seckendorf erschien, und nun bin ich au fait. Von Coup, Bauer, Kurfürst war die Rede, gare Sinclair“ (zitiert nach Kirchner, S. 173). 466 Brief Nr. 269. Gemeint sind vermutlich drei Jahre, da direkt anschließend vom darauffolgenden „Arrest“ die Rede ist. Folglich erhielt Seckendorf die – nicht im einzelnen genannten – Gedichte im Juni 1804, während des Treffens in Stuttgart mit Sinclair, Hölderlin und Blankenstein; vgl. auch Hölderlin, Frankfurter Ausgabe, Bd. 7, S. 56, und Hölderlin, StA 7.2, S. 381f. (mit der Vermutung, Seckendorf habe die Gedichte bereits 1802/03 erhalten); Kirchner, S. 33. 467 Glauben und Poesie, a.a.O., S. 265–270. 468 Vgl. Waas, Schmid, S. 33f., 46, 50f. (die schwankende Schreibung des Namens Schmid/ Schmidt hier nach Waas), sowie Seckendorf an seinen Vater, 10. September 1794 (Brief Nr. 5).

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ein Hospital für Geisteskranke in Haina. Sinclair bemühte sich wiederholt, dem inzwischen schon über Dreißigjährigen eine Stelle zu verschaffen, beispielsweise bei Clemens Brentano, der allerdings ebenso ablehnend reagierte wie zuvor Gerning. Sinclair, so schrieb Brentano im Herbst 1806 an Arnim, empfehle ihm „den wahnsinnigen Hölderlin, der jetzt in Tübingen einem gewißen Autenrieth in die Kur gegeben sein soll, und einen andern verrückten Dichter“, eben Siegfried Schmid, dem er, Brentano, eine Hofmeisterstelle vermitteln möge – „der Kerl wäre im Stande mir ein ganz Narrenhaus zu rekomandiren“.469 Mit Brentano dürfte Seckendorf während des kurzen Aufenthalts in Homburg und Frankfurt am Main zusammengetroffen sein. Wenige Monate zuvor, im September 1805, war der erste Band von dessen gemeinsam mit Achim von Arnim herausgegebenen Volksliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ erschienen, für die Fortsetzung des Projekts erschien Brentano die Mitarbeit des momentan ungebundenen Literaten sicher. Arnim schrieb er am 23. Dezember 1805, „daß Sekkendorf sich bereits an uns geschloßen habe“.470 Über die nur in Ansätzen erfolgte Zusammenarbeit, die sich die Heidelberger Sammler im wesentlichen nur als Zuarbeit zu ihrem Vorhaben vorstellten, informieren Seckendorfs kleine Korrespondenz mit Arnim und zwei Briefe an Brentano, die dieser unbeantwortet ließ. Daß anstelle des Miteinanders eine, von beiden Seiten allerdings unterschiedlich bewertete Konkurrenzsituation entstand, hatte verschiedene Ursachen. So bestanden von Anfang an unterschiedliche Auffassungen über die Berechtigung von Herausgebereingriffen bei den wiedergegebenen Texten. Hinzu kam die Ungewißheit über eine baldige Fortsetzung des „Wunderhorns“ und die für den zunächst durchaus kooperationswilligen Beiträger eher unverhofft eingetretene Gelegenheit, in einem eigenen Musenalmanach die Ergebnisse seiner Sammeltätigkeit selbst zu veröffentlichen. So jedenfalls stellte Seckendorf Mitte 1806 die nunmehr geänderte Situation dar, und ausgerechnet im Brief an Brentano vom 8. Juli findet sich die erste Nachricht von der Absicht, einen Musenalmanach herauszugeben. Er habe sich „bereden lassen, einen Musenalmanach zu sammeln“, der schon sehr bald, zu Michaelis, erscheinen und „eine besondre

469 Mitte/Ende Oktober 1806, FBA 31, S. 590. Sinclairs Empfehlungsschreiben an Brentano ist abgedruckt bei Michael Franz, September 1806, in: Le pauvre Holterling. Blätter zur Frankfurter Ausgabe, Nr. 6, Frankfurt a. M. 1983, S. 45f. (von der Hs. in der BJ Krakau, Aut. 164 – Sign. Staatsbibliothek Berlin, acc. ms. 1908.29, teilweise abweichend). Zu Schmids unsteter Biographie vgl. neben Waas, Schmid, auch Ursula Brauer, in: Bautz 27, Sp. 1342–1347. 470 FBA 31, S. 476; zum persönlichen Treffen im November 1805 vgl. Seckendorf an Brentano, 8. Juli 1806 (Brief Nr. 212).

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Ab t h e i lun g S t im m en der V ölker enthalten“471 soll. Brentano und seine Frau Sophie werden zur Mitarbeit eingeladen, ebenso Gräter – „aber ich kan kein Honorar dafür anbieten, da ich, um es bei dem ängstlichen Verleger nur zu Stande zu bringen, selbst darauf verzichte“.472 Mit dem Almanach sollte demnach wenigstens ein Teil der zuvor formulierten Pläne von Sammlungen deutscher und ausländischer Volkslieder realisiert werden, als Vorgriff und „Probe eines größern Werkes, Denkmale der Volkspoesie nach Völkern und Zeiten geordnet“.473 Der Hinweis auf die überraschend und kurzfristig zustandegekommene Gelegenheit zur Herausgabe eines Musenalmanachs erscheint nach einer Sichtung der unmittelbar vorausgehenden Korrespondenz durchaus glaubwürdig. Anders als beim Weimarer Taschenbuch gibt es keine Zeugnisse, die auf eine längerfristige Planung hindeuten. Vielmehr beschäftigte Seckendorf im Frühsommer 1806 noch ein anderes Projekt, das mit den Volkspoesieplänen den Hang zum enzyklopädisch Umfassenden teilt, dabei wiederum wenig Originalität verrät und erst einmal ohne Rücksicht auf seine tatsächliche Durchführbarkeit mit großer Detailfreude entworfen wird. Denn immerhin wenigstens 500 Subskribenten, so die optimistische Annahme in einem von Schreiberhand wohl als erstes Zirkular angefertigten Plan, sollten sich für eine „Gallerie aus Schillers Werken“ begeistern lassen.474 Nach dem Vorbild der zwischen 1789 und 1803 von den Londoner Kupferstechern und Verlegern John und Joshua Boydell ausgeführten „Shakespear’s Gallery“475 sollte eine illustrierte „Prachtausgabe“ sämtlicher Werke Schillers veranstaltet werden, deren Erlös den Hinterbliebenen des Dichters zugedacht war und selbst „ein Nazionaldenkmal der Achtung für den großen Dichter“ darstellen würde. Seckendorf schloß sich damit vergleichbaren Unternehmungen an, die Rudolf Zacharias Becker zwei Monate nach Schillers Tod mit seinem im „Reichs-Anzeiger“ publizierten Aufruf „Wollen wir Schillern nicht ein Denkmahl stiften?“476 angestoßen hatte. Benzel-Sternau berichtete dann im darauffol-

471 Ebd. 472 An Gräter, 18. Juli 1806 (Brief Nr. 216). 473 Musenalmanach 1807, Inhaltsverzeichnis, unpag. (S. 190). 474 Seckendorf, Plan zu einer Gallerie aus Schillers Werken, Weimar, GSA 96/3414, mit eigenhändiger Unterschrift und Datum „Regensburg, im Julii 1806“; ein textidentisches Exemplar im Stuttgarter Nachlaß WLB, Cod.hist. 4o 736,703. 475 Boydell’s Graphic Illustrations of the Dramatic Works of Shakespeare (…), London, 1791/1803, und Collection of Prints: From Pictures for the Purpose of Illustrating the Dramatic Works of Shakespeare by the Artists of Great Britain, London 1803. Vgl. Ludwig Tiecks Briefe an einen Freund 1793 über die Kupferstiche nach der Shakspearschen Galerie in London, in: L. T., Kritische Schriften, 1. Bd., Leipzig 1834, S. 1–34, sowie die Erl. in Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806 (Brief Nr. 208); die nachfolgenden Zitate aus diesem Brief. 476 Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger Nr. 176, 6. Juli 1805, Sp. 2201–2206.

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genden Frühjahr „vom Fortgange des Planes, dem verewigten Schiller ein Denkmahl der Nazional-Dankbarkeit zu stiften“, in einer Kompilation von Texten Schillers, die später auch in Regensburg und Wien aufgeführt wurde.477 Tatsächlich wurden auf der Weimarischen Kunstausstellung im September 1805 bereits mehrere Entwürfe zu einem Denkmal gezeigt,478 und wie in Weimar sollten auch nach Seckendorfs Plan Künstler zu Wettbewerben eingeladen werden und ihre Beiträge nach vorher festgelegten Preisaufgaben einreichen, in diesem Fall nach Sujets aus Dramen und Gedichten Schillers. Die Gewinner der Wettbewerbsausstellungen könnten dann ihre zuvor als Zeichnungen oder Entwürfe präsentierten Arbeiten als große Gemälde ausführen, die wiederum als Vorlage für Kupferstichreproduktionen in der geplanten Prachtausgabe dienen würden. Als Schirmherren, Kuratoren und Jurymitglieder hatte Seckendorf Reichserzkanzler Dalberg, den Dessauer Kunstsammler und Unternehmer Friedrich Moritz von Brabeck, dessen Chalkographische Gesellschaft übrigens im selben Jahr noch bankrott ging, und neben wenigen anderen vor allem die Weimarer Kunstfreunde unter Goethes Leitung vorgesehen. Eine Anfrage an den Weimar Kreis erging allerdings erst,479 nachdem Seckendorf schon einen Brief Karoline von Wolzogens in Händen hielt, in dem die Schwägerin Schillers vor allem wegen der Vorrechte Cottas, dem „die große Ausgabe der sämtlichen Schriften übertragen werden“480 soll, erhebliche Bedenken gegen den kühnen Plan vorbrachte. Von ihm verabschiedete Seckendorf sich schließlich erst nach der Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt im Oktober, um sogleich mit einem neuen, jetzt aber nicht-literarischen Benefizprojekt aufzuwarten, das die Not der von den Kriegsereignissen betroffenen sächsischen Gemeinden lindern helfen sollte.481 Gemessen an der aufwendigen Werbung für die geschilderten Vorhaben erfolgte der Auftritt des einzigen in dieser Zeit realisierten Projekts, das durch seine Beiträge ungleich größere Originalität und literarhistorische Bedeutung beanspruchen kann, vergleichsweise geräuschlos. Brentano gegenüber hatte Seckendorf

477 Schillers Feier. Seinen Manen durch seinen Geist (…), Gotha 1806 (das Zitat aus dem Titel). Vgl. den Bericht über die von Heinrich Joseph von Collin am Wiener Kärntnertor-Theater eingerichtete Aufführung im Morgenblatt Nr. 312, 29. Dezember 1808, S. 1245f.; Pigge, Gründung, S. 92, und Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806 (Erl.). 478 Vgl. Max Hecker, Schillers Tod und Bestattung, Leipzig 1935, S. 96f. 479 Seckendorf an Fernow, 11. Juli 1806 (Brief Nr. 214). 480 Karoline von Wolzogen an Seckendorf, 28. Juni 1806 (Brief Nr. 211). 481 Vgl. Seckendorf an einen Bekannten in Weimar (Heinrich Voß?), 24. Oktober 1806, sowie an Fritsch, 21. November 1806, und Benzel-Sternau an Seckendorf, 3. Dezember 1806 (Briefe Nr. 229, 232, 237).

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angegeben, zur Ausgabe des Musenalmanachs überredet worden zu sein, und in der Tat dürften die bestehenden und nach der Rückkehr nach Regensburg Anfang März 1806 erneuerten Kontakte zum reichsstädtischen Patriziat die Sammlung befördert haben. Ein verbindendes Glied war das von Mitgliedern der Lesegesellschaft „Harmonie“ wieder vorangetriebene Vorhaben einer Veröffentlichung der Schriften des gemeinsamen Lehrers Johann Philipp Ostertag, der selbst wiederum schon ein Vierteljahrhundert zuvor die Errichtung eines Denkmals für den in Regensburg verstorbenen Astronomen Johannes Kepler angeregt hatte. Beide Denkmalsideen, die von den gesellschaftlich und kulturell einflußreichen Kreisen der Stadt getragen wurden und so neben der lokalen Bedeutung zugleich auch als politische Manifestation – durch die Ehrung aufgeklärter, unabhängiger Geister – verstanden werden können,482 erfuhren um 1806 durch das Mäzenatentum Dalbergs einen wichtigen Schub. Seckendorf war in die Vorbereitung der Ostertag-Ausgabe eingebunden; für das eigene „Denkmals-Projekt“ einer Schiller-Galerie konnte er mit dem hannoverschen Gesandten Franz von Reden, der nach dem Ende des Alten Reichs seinen Wohnsitz in Regensburg behielt und zu den Initiatoren des Kepler-Monuments gehörte, einen finanzstarken Associée gewinnen. Der im Herbst 1806 erschienene „Musenalmanach für das Jahr 1807“ präsentiert sich, genauso wie der zweite (und letzte) Band im darauffolgenden Jahr, als ein Mischtyp, der eine periodisch angelegte Sammlung literarhistorischer Denkmäler („Denkmale der Volkspoesie“) nach dem Vorbild des Gräterschen „Bragur“ mit einem Florilegium zeitgenössischer poetischer Produktion, überwiegend aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, verbindet. Durch einen der eifrigsten Beiträger, den Regensburger Emerich Jacob Aurnhammer, kommt auch ein lokaler Bezug des Almanachs zustande. Neben dem Schwager Benzel-Sternau, der im Sommer 1806 die Stadt verließ, könnte Aurnhammer sogar maßgeblich an seinem Zustandekommen beteiligt gewesen sein. In beiden Almanachen mit etlichen Gedichten vertreten, werden seine Beiträge zum ersten Jahrgang vom anonymen Rezensenten der „Neuen Leipziger Literatur-Zeitung“ vom 30. Januar 1807 „sehr

482 So die – am Ende nicht ganz widerspruchsfreie – Einschätzung von Doris Becher-Hedenus. Sie bezeichnet die Gesellschaft Harmonie als ein „Sammelbecken der aufgeklärten und gebildeten Männer Regensburgs“ (Becher-Hedenus, Kepler-Denkmal, S. 255), als eine „Gruppe von Aufklärern“, der es „um Macht, zu publizieren, zu definieren, Öffentlichkeit zu beeinflussen“ ging. „Die Handlung war typisch für die deutsche geistige Elite, nämlich unpolitisch: Die Aufstellung eines Denkmals. Kepler bekam eines aus Stein, und Ostertag seines aus Papier“ (ebd., S. 258). Immerhin, so Becher-Hedenus, konnte so die Zensur umgangen und zugleich ein Plädoyer für die Freiheit der Wissenschaften statuiert werden. Zum Kepler-Denkmal vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806 (Brief Nr. 207); zur Lesegesellschaft „Harmonie“ vgl. oben.

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gelobt“, wie Uhland an Koelle schreibt.483 Über die Gedichte im zweiten Jahrgang urteilte Karl Philipp Conz in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (Halle): Unter den blos mit Buchstaben bezeichneten hat A. die meisten Beiträge. Wenn schon in den Liedern, wie in den Elegieen und Epigrammen, häufig S ch i l l e r s ch e Nachklänge zu vernehmen sind: so wird man doch darin selten ein zartes gefühlvolles Gemüt verkennen, das Fremdes in sich aufnehmend, mit Eigenem das Fremde zu amalgamieren versteht.484

Emerich Jakob Aurnhammer (1772–1817), ein Freund aus Regensburger Schultagen,485 war nach einem Jurastudium in Erlangen in seiner Heimatstadt als Stadtgerichtsassessor angestellt worden und wechselte 1801 in den Schuldienst als Professor und Konrektor am Gymnasium Poeticum. 1811 wurde er nach Landshut, später nach Salzburg versetzt, bevor er im Februar 1816, ein halbes Jahr vor seinem Tod, an das Passauer Gymnasium wechselte.486 Vor den Veröffentlichungen im Musenalmanach war er mit einer Gelegenheitsdichtung aufgetreten. Seine Ode auf den soeben in der Stadt eingetroffenen Carl Theodor von Dalberg, „Dich feire jeder – Regensburgs Bürger an den 1. Januar 1803“, erschien bei dem Regensburger Steindrucker Franz Anton Niedermayr, dessen drucktechnische Innovation Seckendorf Bertuch und Böttiger in Weimar nahezubringen versuchte.487 Für die Ostermesse desselben Jahres war ein Band „Gedichte von E. J. A. Mit Musik“ im „Reichs-Anzeiger“ angekündigt worden, der aber vermutlich wegen einer zu geringen Zahl an Subskribenten nicht zur Ausgabe gelangte;488 dafür erschien 1805/06 eine Serie von selbst angefertigten Steinzeichnungen, die Aurnhammer bei Theobald Senefelder in München drucken ließ.489 Neben einer weiteren Auftragsdichtung für die Stadt zur Einweihung des Kepler-Denkmals im Dezember 1808490

483 Bis 9. Juli 1807, Uhlands Briefwechsel 1, S. 31. 484 7. Juli 1808, S. 563f. (zit. nach Pissin, Almanache, S. 98f.). 485 Aurnhammer trug sich am 4. April 1791 in Seckendorfs Stammbuch ein (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,582); vgl. auch Wechmar an Seckendorf, 18. Januar 1793 (Brief Nr. 2). Emmerich Felix Auernhammer, der Vater (?), war zu dieser Zeit Alumnes inspector am Gymnasium (vgl. Kleinstäuber, S. 20, Anm. 1. Die Schreibung des Familiennamens schwankt (neben Aurnhammer auch Auernhammer und Aurenhammer). 486 Vgl. Albrecht Aign, Geschichte des Gymnasiums Passau, 2. Bd., Passau 1967, S. 148; zu Aurnhammer vgl. auch Hamberger/Meusel 17, 1820, S. 59; Michalik, S. 165–167 und passim. 487 Vgl. Wende 1803, S. 467; Christoph Meixner, „Wie eines Engels Harfenhymne“. Ein musikalischer Gruß auf das Jahr 1803, in: mälzels magazin. Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg 6, 2003, H. 1; Seckendorf an Böttiger, 1. Juni 1802 (Brief Nr. 129). 488 Michalik, S. 98 und 228; Reichs-Anzeiger, 6. Februar 1803, Nr. 34, Sp. 451. 489 Vgl. Michalik, S. 166. 490 Die Kantate „Keplers Weihe“; vgl. Ostertag, S. 570; vgl. auch die abweichende Verfasserangabe Roman Zirngibls in einem Brief an Lorenz Westenrieder, 6. März 1809, in: Kraus 2, S. 16.

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lieferte er Beiträge zu der von ihm selbst auch redigierten „Sammlung zerstreuter Blätter“, der wöchentlichen Beilage zu der bei Heinrich Augustin, dem Drucker des Musenalmanachs, erscheinenden „Regensburger politischen und gelehrten Zeitung“.491 Belegen läßt sich eine engere Zusammenarbeit Seckendorfs mit Aurnhammer allerdings nicht, eine Korrespondenz ist ebensowenig überliefert wie die mit dem Verlag. Anfallende Korrekturarbeiten erledigte Seckendorf, wie einigen Briefen Benzel-Sternaus zu entnehmen ist, wohl persönlich vor Ort. Der Almanach erschien in der Verlagsbuchhandlung Montag und Weiß in Regensburg, die nach dem Tod ihres Gründers Johann Leopold Montag (1709–1783) von J. L. U. Weiß (gest. 1811) fortgeführt worden war. Montag war der bedeutendste Buchhändler Regensburgs im 18. Jahrhundert. Sein Hauptgeschäft bestand in einem bis zu 7000 lieferbare Titel umfassenden Sortiment, auf das er seit 1770 in gedruckten „Wöchentlichen Anzeigen“, später in Katalogen zur Oster- und Michaelis-Messe hinwies.492 Die Expansion seines Geschäfts verdankte er Verschmelzungen mit anderen Buchhändlern und verschiedenen Zukäufen schon in der Gründungsphase; durch den Verlag des „Reichs-Tags-Diariums“ und die zeitweilige Übernahme der „Wöchentlichen Regensburgischen Frag- und Anzeigungsnachrichten“, eines Anzeigenblatts für den örtlichen Handel und behördliche Mitteilungen, ergaben sich „Verbindungen zu den wirtschaftlichen und politischen Institutionen der Reichsstadt“.493 Gemessen an dem umfangreichen und breit gestreuten Sortiment war die eigene Verlagsproduktion zu Lebzeiten des Firmengründers eher gering, wobei belletristische Titel noch weit hinter poli-

491 Die Beilage, zu der Aurnhammer wiederum Gedichte beisteuerte, ist nur für 1810 nachgewiesen; vgl. Norbert Mayer, Die Presse Regensburgs und der Oberpfalz von 1806 bis zum Weltkrieg, in: VHVO 87, 1937, S. 3–130, hier: S. 21f.; Hamberger/Meusel, a.a.O., und das Verzeichnis Journale, Zeitungen, Bücher und Landkarten, welche zum Lesekabinet der Harmonie gehören (…), Regensburg 1816, S. 6 (StB Regensburg, Rat. civ. 349). 492 Vgl. Wegweiser in der Kaiserl. Freyen Reichsstadt Regensburg und ihrer Gegend, Regensburg 1802, S. 30, und Ernst Weber, Der Regensburger Verlags-Buchhändler Johann Leopold Montag. Eine Buchhandlung des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland, in: Regensburg – alt und neu zugleich. Regensburger Almanach 2001, Bd. 35, hg. v. Konrad Maria Färber, Regensburg 2001, S. 104–111, hier: S. 109. Zu Montag und dem Regensburger Buchhandel vgl. außerdem J. A. Pangkofer/J. R. Schuegraf, Geschichte der Buchdruckerkunst in Regensburg, Regensburg 1840, bes. S. 32–35; Sigfrid Färber, „Bücher haben ihre Schicksale“ – auch in Regensburg. Zur Geschichte der Druckereien, Verlage und Buchhandlungen in Regensburg, in: VHVO 122, 1982, S. 395–406, bes. S. 398–401; Neubauer, Regensburg, S. 16–19; Thomas Emmerig, Notendrukker, Verlagsdrucker, Verlagsbuchhändler und Musikverlage, in: ders., Musikgeschichte Regensburgs, Regensburg 2006, S. 513–538, hier: S. 521f. 493 Weber, a.a.O., S. 107.

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tischen, theologischen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen rangierten. Charakteristisch für das Profil des Verlages, der nach dem Tod J. L. Montags seit 1791 als „Montag und Weißische Buchhandlung“ weitergeführt wurde, ist die vergleichsweise große Zahl an Veröffentlichungen Regensburger Autoren, darunter die Teilausgabe eines Hauptwerks von Adam Weishaupt. Der Gründer des Illuminatenordens, der sich nach dem Verbot in Bayern 1785 zuerst nach Regensburg wandte, zählte zum Freundeskreis Ostertags.494 Ein Verlagsarchiv hat sich offenbar nicht erhalten; das Archiv des Verlags von Alfred Coppenrath, der 1855 die bis dahin fortbestehende Buchhandlung von Montag und Weiß übernahm, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.495 Wie kurzfristig und rasch der Musenalmanach in seiner endgültigen Gestalt zustandekam, zeigt ein Blick in die Korrespondenz des Septembers 1806. Von Friedrich Schlegel, der seinen poetischen Vorrat in Karl von Hardenbergs „Dichter-Garten“ (Würzburg 1807) gegeben hatte, erhielt Seckendorf noch am 7. September eine Ballade; die wenige Tage später eingetroffenen „klöntrupschen Sachen“,496 möglicherweise Ossian-Übersetzungen des Osnabrücker Dialektforschers und Dichters Johann Aegidius Rosemann gen. Klöntrup, wurden jedoch nicht mehr beim ersten Jahrgang des Almanachs berücksichtigt. Die Einsendung von Johann Franz Cordes belegt, genauso wie eine von Gräter erbetene Auskunft zu den Volksliedsammlern Anselm Elwert, Erduin Julius Koch, Johann Wilhelm Röther und Gottlieb Leon, das von Anfang an besonders ausgeprägte antiquarische Interesse bei der Konzeption des Almanachs. Ein bereits gesetzter halber Bogen mit deutschen Volksliedern mußte allerdings den von Koelle eingesendeten Beiträgen Uhlands und Kerners weichen und konnte erst im darauffolgenden Jahr berücksichtigt werden.497 Von Koelle hatte Seckendorf Mitte September in einem nicht überlieferten Brief eine größere Anzahl von Gedichten von Ludwig Uhland und Justinus Kerner erhalten, von Uhland außerdem zwei „Bruchstücke aus dem Heldenbuch“. Seckendorfs Antwort ist zu entnehmen, daß der Almanach etwa Anfang Oktober ausgeliefert werden konnte, Benzel lag er am 23. Oktober vor, Uhland vielleicht

494 Ueber die Lehre von den Gründen und Ursachen aller Dinge, Regensburg 1794. Zahlreiche Mitglieder des Illuminatenordens unter den Regensburger Honoratioren macht Becher-Hedenus, Kepler-Denkmal, S. 225–255, aus. 495 Vgl. Emmerig, a.a.O., S. 528f.; Färber, „Bücher haben ihre Schicksale“, a.a.O., S. 400f. 496 Vgl. Cordes an Seckendorf, 6. September 1806, lt. Empfangsvermerk erhalten am 13. September, und F. Schlegel an Seckendorf, 5. September 1806, erhalten am 7. September (Briefe Nr. 223, 222). 497 Vgl. die Briefe Seckendorfs an Koelle, 25. September 1806, und an Gräter, 18. Juli 1806 (Briefe Nr. 225, 216).

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schon einige Tage vorher.498 Aus dem Dankschreiben an Koelle spricht kein geringer Stolz auf die Sammlung: Es freut mich ausnehmend, daß gerade meine Sammlung d r e i aufblühende Dichter durch bedeutende Beiträge dem Publikum zuerst bekannt macht – (…) ausserdem erscheinen auch Sie, lieber Freund, u. Gerstner, wie ich glaube zum erstenmale, desgleichen ein sehr ausgebildetes Mädchen mit ihrem Erstling, einem kleinen Liede. Unter bereits anerkannten Dichtern werden Sie Fr. Schlegel, Hölderlin, Siegfried Schmidt und einen Anonymus finden, dann ausser verschiedenen Originalen 2. Balladen aus Percy und 7. Spanische von mir. Ich darf, ohne Eigenliebe, dreist behaupten, daß auch nicht ein Lückenbüsser, nicht ein Stück, das nicht durch irgend eine Wendung interessirte (…).499

Friedrich Koelle, der mit 25 Jahren älteste der „drei aufblühende Dichter“, hatte noch kurz vorher Volksliedabschriften seiner jüngeren Freunde Uhland und Kerner, beide hatten das zwanzigste Lebensjahr noch nicht vollendet, an Brentano gesandt, die dieser für die geplante Fortsetzung des „Wunderhorns“ abschreiben ließ. Heinz Rölleke hat einige dieser Lieder als frühe poetische Versuche Kerners identifiziert, von denen zwei als Volkslieder in die beiden Folgebände von 1808 eingingen, eines davon mit der Einschränkung „wahrscheinlich nicht sehr alt“ im Titel.500 Uhlands Einsendungen ließ Brentano hingegen unberücksichtigt und überhaupt, so Rölleke, schätzte er „offenbar Kerners Beiträge höher als Uhlands teils getreue Aufzeichnungen echter Volkslieder, teils eigenständige frühe Dichtungen im Volkston.“501 Für Seckendorf war Uhland hingegen „unstreitig der bessere“502 von beiden. Daß er von ihm deutlich mehr Lieder in beide Jahrgänge seines Almanachs aufnahm, ergab sich zunächst aus dem größeren Anteil in Koelles Einlieferung, hatte vor allem aber mit der gemeinsamen Vorliebe für Themen und Motive aus einem unbestimmten Mittelalter zu tun. Uhland war von Tiecks Minnelieder-Sammlung (1803) beeindruckt, aus der er eifrig exzerpierte, und ließ sich von „pseudomittelalterlichen“503 Quellensammlungen wie Leonhard Wächters „Sagen der Vorzeit“ (1787/98) inspirieren. Einige der zwischen Januar 1805 und Juli 1807, zum Teil noch vor dem Erscheinen des ersten

498 Vgl. Seckendorf an Uhland, 18. Oktober 1806, Benzel-Sternau an Seckendorf, 23. Oktober 1806 (Briefe Nr. 227, 228). 499 Seckendorf an Koelle, 25. September 1806. 500 FBA 7, S. 158; vgl. auch FBA 8, S. 125; 9,2, S. 272f.; 9,3, S. 217–220. 501 Rölleke, Nebeninschriften, S. 74. 502 Seckendorf an Koelle, 25. September 1806. 503 Hartmut Fröschle, Justinus Kerner und Ludwig Uhland. Geschichte einer Dichterfreundschaft, Göppingen 1972 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 66), S. 17; vgl. auch Hans Haag, Ludwig Uhland. Die Entwicklung des Lyrikers und die Genesis des Gedichtes, Stuttgart/Berlin 1907, S. 26–30.

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„Wunderhorn“-Bandes entstandenen Beiträge für die beiden Almanache lassen die Lektüre altnordischer (Snorri Sturluson, Saxo Grammaticus) und mittelhochdeutscher Dichtung (Rosengarten) erkennen;504 genauso aber dürfte auch der in Uhlands Frühlyrik spürbare Einfluß der Empfindsamkeit, mit Vorbildern wie Hölty, Bürger oder Matthisson, Seckendorfs Geschmack entgegengekommen sein. Heine nannte Uhland in seiner „Romantischen Schule“ einen „Ossian des Mittelalters“,505 dessen Popularität, ganz im Gegensatz zu dem nunmehr fast vergessenen Kerner, noch immer fortdaure. Er ist „der einzige Lyriker der Schule, dessen Lieder in die Herzen der großen Menge gedrungen sind und noch jetzt im Munde der Menschen leben“,506 und tatsächlich wurden nahezu alle in den Musenalmanach aufgenommenen Lieder später von namhaften Komponisten (Schumann, Mendelssohn-Bartholdy, Liszt, Kreutzer u.a.) vertont. Wenn Heine anschließend „das schönste aller Uhlandschen Lieder“ – das Gedicht „Der Sänger“ aus dem Musenalmanach von 1807 – vollständig zitiert und bei der in seinem Text inszenierten Deklamation die lauschenden „Nixen im Rhein (…) mit komischem Pathos“ seine Worte nachäffen und „bei den schönsten Stellen (…) ironisch“507 kichern läßt, so zielt seine aus größerem zeitlichen Abstand geübte Kritik in dieselbe Richtung wie die aktuellen Besprechungen in verschiedenen Journalen. Die zeitgenössische Kritik reagierte verhalten auf die ersten Veröffentlichungen der jungen Autoren, indes nicht so einheitlich ablehnend, wie es nach einigen unmittelbaren Äußerungen der Betroffenen den Anschein hat. Uhland referierte in Briefen an Koelle aus den Rezensionen von Friedrich Weißer und Karl Philipp Conz, in denen, wie später von Heine, die forcierte Naivität der am „neuesten Geschmack“508 orientierten Dichtungen beanstandet wird (Weißer), die eigenen Beiträge aber auch als „vielversprechende Blüten eines wahrhaft poetischen Geistes“ (Conz)509 gewürdigt werden.

504 Vgl. Ludwig Uhland, Werke, hg. von Hartmut Fröschle und Walter Scheffler, Bd. 1: Sämtliche Gedichte, hg. von W. S., München 1980, S. 556, 558 und passim zu den Entstehungsdaten von Uhlands Almanachbeiträgen. 505 Heinrich Heine, Die romantische Schule. Kritische Ausgabe, hg. v. Helga Weidmann, Stuttgart 1976 (RUB 9831), S. 146. 506 Ebd., S. 131. 507 Ebd., S. 143f.; Uhlands Gedicht im Musenalmanach 1807, S. 147f. 508 Uhlands Briefwechsel 1, S. 18 (Brief vom 26. Januar 1807; der Wortlaut von Weißers Besprechung in Pissin, Almanache, Sp. 96f., hier: Sp. 96). Vgl. auch Uhland an Koelle, 9. Juli 1807, ebd., S. 31f., und an Seckendorf, bis zum 6. März 1807, Brief Nr. 251, Erl.). 509 Pissin, Almanache, Sp. 98.

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Kerner und seine Tübinger Freunde antworteten mit ihrem handgeschriebenen „Sonntagsblatt“510 auf die Polemik des „Morgenblatts“ und nahmen damit, im privaten Raum, die öffentlich ausgetragene literarische Fehde der Heidelberger Romantiker mit Cottas Zeitschrift im darauffolgenden Jahr vorweg. Als Beiträger mit mehreren Gedichten zu Arnims „Zeitung für Einsiedler“ waren Uhland und Kerner, wenn auch eher am Rand, in diese Auseinandersetzung involviert; Seckendorf hatte zuvor schon die ursprünglich in Erwägung gezogene Mitarbeit am „Morgenblatt“ verweigert. Wie noch bei Heine, den die Beliebtheit eines Uhland verdroß, da er selbst lange auf eine zweite Auflage seiner Liedersammlungen warten mußte,511 weist die Schärfe der Kritik jedoch vor allem auf die Konkurrenzsituation auf dem literarischen Markt, sind Konfrontationen dieser Art als Ausdruck eines Profilierungsbedarfs zu deuten, der für ein neues Publikationsmedium und seine Mitarbeiter existentielle Bedeutung erlangte. Ebenso wie Seckendorf noch 1808 Cotta als neuen Verleger für seinen in Wien scheiternden „Prometheus“ zu gewinnen suchte, arrangierten sich Uhland und Kerner bald mit dem „Morgenblatt“ und seinem Verleger, bei dem Jahre später ihre Gedichtsammlungen erschienen.512 Wenig Beifall erhielt Seckendorf sowohl für die eigenen Dichtungen wie für die Übersetzungen, in denen er doch das Kerngeschäft seines künftigen Publizierens sah. Dem anonymen Rezensenten des Almanachs in der „Bibliothek der redenden und bildenden Künste“ erschien Seckendorfs „Beruf zum Dichter etwas zweifelhaft“;513 Mittelmäßigkeit, „weder die bestimmte Tendenz der Nachbildung, noch irgend eine interessante Eigenheit“,514 bescheinigte Amadeus Wendt in der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ seinen Oden. Und die Anerkennung, die Wendt der „würdigen Empfindung“ im autobiographisch getönten, verstorbene Weggefährten wie Gottfried Herder oder „Tian“ herbeizitierenden „Epilog“ zollte, wurde durch den Tadel, „die hexametrische Form hie und da vernachlässigt“515 zu haben, wieder eingeschränkt. Aus der mangelnden

510 Erschienen Januar bis März 1807; vgl. die Erl. zu Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807, zum „Sonntagsblatt“ und Bernhard Zellers Edition der Zeitschrift. 511 Anmerkung von Helga Weidmann, in: Heine, Romantische Schule, a.a.O., S. 409. 512 1815 (Uhland) bzw. 1826 (Kerner); vgl. aber schon Uhlands Mitteilung an Kerner vom April 1808, wonach er Gedichte, eigene und die des Freundes, an Cotta geschickt habe (Uhlands Briefwechsel 1, S. 93). 513 Bibliothek der redenden und bildenden Künste 1806, Bd. 2, 1. St., Sp. 383–388, zitiert nach Pissin, Almanache, S. 96. 514 A … s (Amadeus Wendt), Regensburg, b. Montag und Weiß: Musenalmanach für das Jahr 1807. Herausgegeben von Leo Freyherrn von Seckendorf (Rezension), in: JALZ, 23. Mai 1807, Nr. 120, Sp. 350–352, hier: Sp. 352. 515 Ebd.; vgl. Musenalmanach 1807, S. 186–188, bes. S. 188.

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dichterischen Begabung resultierte letztlich auch das „zu ängstliche Anschmiegen“ des Übersetzers an den Wortlaut der fremdsprachigen Lieder, das Karl Philipp Conz in seiner Kritik der schottischen Balladen im zweiten Jahrgang des Musenalmanachs beanstandete. Als Vertreter einer klassizistischen Formauffassung hieb Wendt in die gleiche Kerbe. Seiner Auffassung nach sollten die alten Poesien in ihrer rohen, ungeschliffenen Form dem interessierten Publikum besser im ursprünglichen Wortlaut mitgeteilt werden, „weil bey jener Übersetzung auch jene Mängel der Form übertragen werden müssen“. Dagegen habe „Herder sehr richtig gefühlt, sowohl in der Wahl der Gedichte, als auch in der Art sie in unsere Sprache überzutragen, daß er den Weg der freyen Nachbildung wählte.“516 Der ästhetische Vorbehalt traf auch die Übersetzung zweier Petrarca-Sonette von Karl Friedrich Gerstner (1764–1799), denen es Wendt zufolge „an metrischem Wohlklang und sogar an Richtigkeit des Ausdrucks“ fehle. Auch machten sie „nach mehreren nicht begierig, da sie ohnehin schon oft sehr schön übersetzt worden“517 seien. Seckendorf hatte im Almanach für die Herausgabe des „etwa 60 Gedichte nach Petrarka“518 enthaltenden poetischen Nachlasses des aus Stuttgart stammenden, zuletzt in Alpirsbach wirkenden Theologen und Schulmannes geworben. Anders als im Brief an Koelle beschrieben, war Gerstner jedoch bereits mit verschiedenen Veröffentlichungen in Erscheinung getreten, darunter einem „Liederbuch für Bürger und Landleute“ (Stuttgart 1792), das durch seine Mischung aus Lyrik der Empfindsamkeit mit anonymen Volksliedern und diesen nachempfundenen Dichtungen des Herausgebers sicher Seckendorfs Interesse geweckt haben würde. Wie er zur Kenntnis der Petrarca-Übersetzungen Gerstners gelangte, war nicht zu ermitteln, ein Nachlaß ist nicht überliefert.519 Wie bei anderen inhaltlichen Schwerpunkten der beiden Musenalmanache ist auch bei der Vorliebe für den italienischen Dichter die Anregung Herders zu vermuten, außerdem hatte Seckendorfs Korrespondenzpartner Karl Ludwig Fernow noch kurz zuvor eine Sammlung „Le rime di Francesco Petrarca“ (Jena 1806) herausgegeben. Im zweiten Jahrgang des Almanachs versuchte sich Seckendorf offenbar auch selbst an der Übersetzung einer Sestine im erhabenen Stil aus dem ersten Teil der

516 JALZ, a.a.O., Sp. 350. 517 Ebd. 518 Musenalmanach 1807, Inhalt, unpag. (S. 189); Gerstners Petrarca-Übersetzungen ebd., S. 51f. 519 Freundliche Mitteilung von Karl-Martin Hummel, Stuttgart. Zu seiner Person vgl. die Ausführungen von Georg Albrecht, in: Alpirsbach. Chronik und Schilderung des Klosters und Münsters. Hg. anläßlich der 850-Jahr-Feier, Stuttgart-Bad Cannstadt 1949, S. 40 und pass.; zu Gerstners „Liederbuch“ die anonyme Rezension in ALZ, Nr. 323, 22. November 1793, Sp. 367f.

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„Canzoniere“, bei der er sich wiederum sehr eng am originalen Wortlaut orientierte.520 Der mittelbare Einfluß Herders macht sich noch an einer anderen Stelle bemerkbar. Was Lanckoron´ ska und Rümann in ihrer „Geschichte der deutschen Taschenbücher und Almanache aus der klassisch-romantischen Zeit“ zur Ausstattung der Musenalmanache bemerken, daß darin die „Weimarer Jahre“ nachklängen, sie „nicht teutsch-romantischen, sondern weltbürgerlich-klassischen Geistes“ seien – „ziemlich großes Format, Antiqua, und ein rostroter oder gelber Umschlag, ähnlich dem des Weimarer Journals des Luxus und der Moden“521 –, gilt um so mehr für den Inhalt. Nach einem Hinweis Benzel-Sternaus mußte der Herausgeber in einer Erklärung im „Reichs-Anzeiger“ einräumen, daß ein Teil der im „Musenalmanach für das Jahr 1807“ unter dem Titel „Votivtafeln“ anonym veröffentlichten Sammlung von Distichen bereits 1802 in Herders „Adrastea“ im Druck erschienen und ursprünglich für das Weimarer Taschenbuch bestimmt gewesen war. Seckendorf hatte, wie er in der Erklärung schreibt, die Distichen unter seinen Papieren entdeckt, sie „hier und da ergänzt“,522 die teilweise unleserliche Handschrift aber keinem Autor zuordnen können. Was schon bei Knebels Beiträgen für das Weimarer Taschenbuch zum Zerwürfnis mit dem empfindlichen Autor geführt hatte, wiederholte sich bei der Redaktion des Musenalmanachs. Seckendorf griff wohl auch jetzt wieder in den Textbestand ein, denn in der von Varnhagen und Mundt veranstalteten Ausgabe von Knebels Nachlaß (1835/36), in den nahezu alle der im Musenalmanach gedruckten Distichen später eingingen, erscheinen diese in überwiegend veränderter Gestalt. Während aus Weimar oder von Knebels Seite keine Reaktion auf den nicht autorisierten Abdruck der „Votivtafeln“ bekannt ist, vielleicht aufgrund mangelnder Reichweite des Regensburger Almanachs,523 waren Seckendorfs Ände-

520 Musenalmanach 1808, S. 114f.: Wer sichern Muts vertrauet all sein Leben (nach Canzoniere, Nr. 80: Chi è fermato di menar sua vita). Für zwei weitere Übersetzungen, eines Shakespeare-Sonetts (XII) und eines portugiesischen Liedes (ebd., S. 146 und 138), wird dieselbe Sigle „X***Z“ verwendet wie für die Percy-Übersetzungen, deren Urheberschaft Seckendorf für sich reklamiert (vgl. oben, Seckendorfs Brief an Koelle, 25. September 1806). 521 Lanckoronska/Rümann, ´ S. 39. 522 Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Nr. 322, 29. November 1806, Sp. 3804; vgl. BenzelSternau an Seckendorf, 23. Oktober 1806, mit dem vollständigen Wortlaut der Erklärung (Brief Nr. 228, Erl.). 523 Goethe schenkte seiner Mutter ein Exemplar des Musenalmanachs 1808 (vgl. Katharina Elisabeth an Johann Wolfgang Goethe, 15. Januar 1808, in: Goethe-Regesten 5, Nr. 801, S. 284), das er aber sicher von Seckendorf bei dessen letztem Aufenthalt in Weimar persönlich erhalten

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rungen an den Texten Hölderlins wesentlich folgenreicher. In einem Brief an Kerner, in dem er sich nach dem Freund erkundigt, räumt er die Eingriffe selbst ein: „Er weiß nichts, daß von seinen Gedichten etwas im Almanach gedruckt ist, denn als ich Sinclairn davon schrieb, war er unzugänglich. Ich habe sie, mit äusserster Schonung, aber doch hie und da verändern müssen, um nur Sinn hineinzubringen.“524 Neben der ausgeprägten Neigung zu solch metrischer Bevormundung hatte Seckendorf vielleicht auch die Erinnerung an eine ältere, sehr abschätzig über Hölderlins Sophokles-Übersetzungen urteilende Rezension von Heinrich Voß, mit dem er zu dieser Zeit in regem Austausch stand, zu den Änderungen veranlaßt. Voß hatte Hölderlin in der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ „regellose Kühnheiten“ und „schwankenden Ausdruck“ vorgehalten, seinem Silbenmaß „gänzliche Charakterlosigkeit“ bescheinigt und sogar Zweifel an einer soliden Kenntnis des Griechischen geäußert.525 Damit nahm er einige der ablehnenden und verständnislosen Reaktionen auf Hölderlins Beiträge zu den Musenalmanachen von 1807/08 schon vorweg, etwa die des „fanatischsten Wortführers des schwäbischen Klassizismus“,526 Friedrich Weißer, der Formulierungen Hölderlins als „Unsinn“ abtat.527 Zu einem differenzierteren Urteil kam Amadeus Wendt in demselben Blatt. Wenn er in seiner Besprechung „die Sonderbarkeit des Ausdrucks“ als „zuweilen auffallend“ bezeichnete und Formulierungen wie „das scharfe Geschlecht, die gefährliche Dürre geneset“528 beanstandete, so mußte sich Seckendorf immerhin selbst getroffen fühlen, geht die erstgenannte doch auf eine Änderung des Redak-

hatte. Einen Monat zuvor notierte er in sein Tagebuch einen Besuch „bey Frommann’s, wo Gedichte aus Seckendorfs Almanach (…) vorgelesen wurden“ (15. Dezember 1807, Goethe, Tagebuch III,1, S. 402). 524 7. Februar 1807 (Brief Nr. 246). 525 Heinrich Voß, (Rezension) Frankfurt a. M., b. Wilmans: Die Trauerspiele des Sophokles, übersetzt von Fr. Hölderlin. 1804, in: JALZ Nr. 255, 24. Oktober 1804, Sp. 161–167, hier: Sp. 163f. Vgl. auch Sp. 166: „Hr. H. benutzt die möglichen Auswege, entweder sich durch neu gebildete Worte Luft zu verschaffen; oder er giebt gangbaren Worten die Bedeutung seiner unnennbaren Vorstellungen, oder endlich, er richtet die deutschen Perioden so künstlich ein, daß sie einem endlichen Geiste völlig constructionslos vorkommen“. Vgl. auch die maliziöse Rezension von Hölderlin-Gedichten in Wilmans „Taschenbuch für das Jahr 1805“ in der „Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste“ (Bd. 70, 1805, 1. St., wiedergegeben in Hölderlin, Frankfurter Ausgabe, Bd. 7, S. 62: „Nonsens mit Prätension gepaart“). 526 Herbert Meyer, Friedrich Weißer, in: Schwäbische Lebensbilder, 1. Bd., Stuttgart 1940, S. 553–556, hier: S. 553. 527 Bibliothek der redenden und bildenden Künste 1806, Bd. 2, 1. St., S. 383–388, hier zitiert nach Hölderlin, StA 7.2, S. 30; vgl. auch Neue Leipziger Literatur-Zeitung, 30. Januar 1807, 13. St., Sp. 193ff.; die Hölderlin betreffende Passage wiedergegeben in StA 7.2, S. 29. 528 Amadeus Wendt, a.a.O., S. 352.

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teurs zurück – Hölderlins „Wanderung“ hat im Original „das deutsche Geschlecht“.529 Seckendorf nahm bei den 1800/01 entstandenen Elegien „Stutgard“ und „Brod und Wein“, im Musenalmanach unter dem Titel „Die Herbstfeier“ bzw. „Die Nacht“, und der in älterer Fassung schon in der Quartalsschrift „Flora“ abgedruckten Hymne „Die Wanderung“ teilweise erhebliche Textänderungen vor; deutlich weniger Eingriffe kennzeichnen dann die im zweiten Almanach wiedergegebenen Hymnen „Patmos“, „Der Rhein“ und „Andenken“.530 Sie wirkten sich, wie Wolfgang Frühwald bemerkt, auf das Bild des Dichters und die Rezeptionsgeschichte seiner Werke bei den Zeitgenossen, vor allem den Romantikern aus: „Daß gleichwohl bei einer Arbeitsweise wie der Seckendorfs große Kunstwerke entstehen können, belegt die unter dem Titel ‚Die Nacht‘ erschienene 1. Strophe der Elegie ‚Brot und Wein‘, die besonders stark auf Clemens Brentano gewirkt hat“.531 Auszüge aus „Patmos“ und „Der Rhein“ präsentierte schon kurz nach ihrem Erstdruck Arnim in seiner „Zeitung für Einsiedler“ (1808). Die von Hölderlin kolportierten Reaktionen auf diese Veröffentlichungen – er sei „stets sehr ungehalten darüber und schreit über unbefugte Eingriffe in eigene Rechte“, berichtet Karl Philipp Conz532 – sind widersprüchlich. Auf den ersten Blick läßt der zweite Jahrgang des Musenalmanachs, der wie der erste 12 Bogen umfaßt, neben der übergeordneten Gliederung in die beiden Abteilungen „Stimmen der Völker“ und „Vermischte Gedichte“, an die sich noch eine größere Zusammenstellung von „Elegieen und Epigrammen“ anschließt, kein sorgfältiges Ordnungsprinzip erkennen. Die wie nachträglich erscheinende Auf-

529 V. 32 (StA 2.1, S. 138); vgl. Musenalmanach 1807, S. 56; „die gefährliche Dürre geneset“ aus „Die Herbstfeier“, v. 1, Musenalmanach 1807, S. 3, entspricht dem originalen Wortlaut (vgl. Hölderlin, StA 2.1, S. 86). 530 D. E. Sattler geht von „für Leo von Seckendorf bestimmten druckvorlagen“ für den Musenalmanach für 1807 aus, die zwischen dem 14. und 18. Juni 1804, unmittelbar nach dem Stuttgarter Treffen, entstanden (Hölderlin, Frankfurter Ausgabe, Bd. 7, S. 56). Vgl. ebd. zu den u.a. „zeitkritische ‚varianten‘“ der Almanach-Fassungen, die „den gesang Die Wanderung (…) akzentuieren“. Vorlagen für den zweiten Jahrgang des Almanachs waren wohl Abschriften Sinclairs; vgl. ebd. und Seckendorf an Kerner, 13. August 1807 (Brief Nr. 269). 531 Gedichte der Romantik, hg. v. W. F., Stuttgart 1984 (RUB 8230), S. 445. 532 In einem Brief an August Mahlmann, 8. September 1809 (zitiert nach Hölderlin, StA 7.2, S. 400). Dagegen später Kerner in einem Brief an Karl Gok (10. Mai 1821, zitiert nach ebd., S. 469): „Im übrigen äußerte er einst große Freude, als ich ihm im Seckendorfischen Almanache Lieder von ihm zeigte, die auch während seiner Geistes-Abwesenheit gedrukt worden waren. Das war aber vor 10. Jahren.“ Vgl. auch den mündlichen Bericht Karl Mayers bei Friedrich Notter, Ludwig Uhland. Sein Leben und seine Dichtungen (…), Stuttgart 1863, S. 237; und die Auszüge in der Zeitung für Einsiedler, Nr. 6, 20. April 1808, Sp. 42, und Nr. 10, 4. Mai 1808, Sp. 73.

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nahme einiger Übersetzungen des Herausgebers in die Abteilung der „Vermischten Gedichte“, die sonst wiederum Lyrik von Uhland, Kerner, Sinclair, Aurnhammer und anderer enthält, vermittelt den Eindruck einer überhasteten und wenig durchdachten Zusammenstellung des Taschenbuchs. Allerdings folgt der Anfang der zweiten Abteilung einem Ordnungskonzept, aus dem sich die Betroffenheit von den zeitgeschichtlichen Ereignissen des vergangenen Jahres ablesen läßt. Nach der Niederlage der preußischen Armee bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 hatte Seckendorf von seinen Weimarer Bekannten Nachrichten über die anschließenden Plünderungen zu erhalten gesucht,533 und der Luthervers in einem Brief Karl von Brühls vom 22. April 1807 dürfte die Anregung zur Aufnahme des bekannten Kirchenlieds in den Musenalmanach gegeben haben: „Die Zeiten sind gräßlich aber ich hoffe noch, und sage mit Luther eine ves te Burg is t uns er Go t t .“534 Das Lied des Reformators bildet, unter dem Titel „Zuversicht“, den Auftakt der „Vermischten Gedichte“. Schon die Herausgeber des „Wunderhorns“ hatten es auf Arnims Initiative als „Kriegslied des Glaubens“ in die Volksliedersammlung aufgenommen, wobei sie ihrer, von Seckendorfs Fassung abweichenden Wiedergabe unter anderem ein Flugblatt mit Soldatenliedern zugrundelegten.535 Auch die im Almanach direkt anschließenden Gedichte stehen in diesem Kontext. Sinclairs Elegie „Auf Prinz Ludwigs Tod“536 gedenkt des in einem Vorgefecht der Schlacht bei Jena und Auerstedt gefallenen Louis Ferdinand von Preußen, in dessen Umfeld Sinclair sich während seines Berliner Aufenthalts im Herbst 1806 bewegte. Ihr folgt Hölderlins „Pathmos“, der dem „Landgrafen von Hessen Homburg“ gewidmete Gesang mit den berühmt gewordenen, hier offenkundig die Aussageintention des Herausgebers spiegelnden Versen „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch“.537 Dem engeren Freundeskreis der jüngsten Vergangenheit, den Homburgern Sinclair, Siegfried Schmid und Hölderlin sowie Aurnhammer aus Regensburg, sind auch die nächsten Plätze vorbehalten. Aurnhammers allegorische Dichtung auf die christlichen Kardinaltugenden, „Glaube, Liebe, Hoffnung“,538 Hölderlins „Rhein“-Hymne und Schmidts pathetisch-antiki-

533 Vgl. Seckendorf an einen Bekannten in Weimar (Heinrich Voß?), 24. Oktober 1806, und an Fritsch, 21. November 1806, sowie Luise von Stein, 10. November 1806, und Heinrich Voß an Seckendorf, 6. Dezember 1806 (Briefe Nr. 229, 232, 230, 238). 534 Brief Nr. 260. 535 Vgl. FBA 6, S. 105–107; FBA 9,1, S. 241–250. 536 Musenalmanach 1808, S. 77–79. 537 Ebd., S. 79–87, hier: S. 79. 538 Ebd., S. 102f.; nicht identifiziert wurde die (oder der) „Eglantina“ zeichnende Verfasser(in) des in demselben Abschnitt des Almanachs untergebrachten Gedichts „Geist des Schicksals“ (ebd., S. 93).

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sierender Aufruf „An J. M.“ werden eingerahmt von zwei weiteren Liedern Sinclairs, seiner altgriechischen Chorgesang nachbildenden Freundschaftsdichtung „Päan“, die zuvor schon in dessen Berliner Taschenbuch erschienen war,539 und dem hessische Landesgeschichte aufrufenden „An mein Vaterland“, das Hölderlins Diktion schwerfällig nachahmt. Danach erst folgen mit Beiträgen von Uhland, Kerner und wenigen anderen, die bereits im ersten Almanach vertreten waren, „vermischte“ Gedichte, die diesem programmatischen Auftakt nicht zuzuordnen sind, außerdem einige Übersetzungen Seckendorfs. Eine weitere Abteilung mit „Elegien und Epigrammen“ enthält nahezu ausschließlich Texte von Aurnhammer, an die sich zwei Sonette Zacharias Werners und lyrische Bagatellen von Joseph Ludwig Stoll540 anschließen, bevor der Herausgeber mit einer den Leitbildern der Weimarer Jahre gewidmeten Elegie541 den zweiten Jahrgang seines Regensburger Musenalmanachs beschließt.

8 Die Zeitschrift „Prometheus“ – 1808/09 8.1 Von Regensburg über Weimar nach Wien Die Entscheidung, Regensburg zu verlassen, fällt spätestens im Frühjahr 1807, schon einige Zeit vor dem wiederum späten Entschluß, den Musenalmanach mit einem weiteren Jahrgang fortzusetzen. Eine „gänzliche Translokation“542 war zuvor immer wieder ins Auge gefaßt worden, wobei ein Umzug nach Heidelberg in die Nähe des Übersetzerkollegen Heinrich Voß, der seinem dort lebenden Vater

539 Glauben und Poesie, S. 190–193. Kurioserweise fand die im Musenalmanach (1808, S. 88–91) abgedruckte Dichtung eine neuerliche Berücksichtigung in Schreyvogels Wiener „Sonntagsblatt“ – als angeblich von Seckendorf verfaßtes und veröffentlichtes „Vexirgedicht“, dessen Autorschaft ein anonymer Briefschreiber an den Herausgeber des „Sonntagsblatts“ für sich beansprucht (vgl. Bianca Turtur, „Wien ist schön“. Situation der deutschen Romantiker in Wien. Eine feldtheoretische Untersuchung, Berlin 2001, S. 76). 540 Musenalmanach 1808, S. 175 und 177. „Zwar muß man“, so Carl Bertuch in seiner freundlichen Besprechung des Almanachs im „Journal des Luxus und der Moden“, „um dem Tod von Stoll Geschmack abzugewinnen, erst etwas hineinlegen, (die Mystik rechter Art muß einen tiefen Sinn haben, den ich hier vermisse), und das ist nicht sehr vortheilhaft für das spielende Gedicht; das zweite aber ist ihm besser gelungen.“ (Februar 1808, S. 128–133, hier: S. 131) 541 Olympia. Dem 10ten April 1807, Musenalmanach 1808, S. 179–184. Von dem zum Todestag Anna Amalias von Sachsen Weimar verfaßten Gedicht existiert eine eigenhändige Reinschrift, FDH Hs-16895. 542 Seckendorf an Philipp Friedrich Gampert, 14. Mai 1807 (Brief Nr. 264).

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gefolgt war, favorisiert wurde.543 An die Aussicht einer Zusammenarbeit mit Clemens Brentano am Verlagsort des „Wunderhorns“ wird Seckendorf sicher nicht in erster Linie gedacht haben, zumal dieser ihm auf die beiden Briefe vom Sommer des Vorjahres nicht geantwortet hatte und Arnim noch „in Ostpreussen verschollen“544 war. Eine Umsiedlung in die badischen Lande wäre vielmehr einem Familiennachzug gleichgekommen, da sowohl der Vater wie auch der Schwager seit einiger Zeit in Diensten des Kurfürsten bzw. Großherzogs standen, wenngleich Christoph Albrecht von der ihm angetragenen Leitung des Finanzministeriums nach nur zwei Monaten im Juli 1806 wieder zurückgetreten war. Zuvor hatte er dem Schwiegersohn noch zur Vizepräsidentschaft des Finanzdepartements verholfen, aus dem Benzel-Sternau im Mai 1807 in das Präsidium der Polizeidirektion überwechselte. In der Folgezeit war er dann als Kurator maßgeblich an der Reform der Heidelberger Universität beteiligt.545 Der – letztlich nicht realisierte – Heidelberg-Plan entbehrt im übrigen nicht einer gewissen Pikanterie, hätte er doch für Seckendorf, der sich nicht lange zuvor noch den kaiserlichen Truppen gegen Napoleon anschließen wollte,546 ein Arrangement mit dem seit Sommer und Herbst 1806 geänderten politischen Status Quo bedeutet. Karl Friedrich von Baden hatte die rechtsrheinische Kurpfalz mit Heidelberg und Mannheim auf Napoleons Aufforderung hin schon vor Abschluß der Verhandlungen der Reichsdeputation eingenommen und sich durch den Beitritt zum Rheinbund endgültig dem französischen Hegemonialbereich eingegliedert.547 Seckendorf machte vor allem den jetzt in Karlsruhe lebenden Schwager zum Gesprächspartner der Überlegungen zu seinem künftigen Aufenthalt. Benzels Antworten müssen die nicht überlieferten Briefe Leos ersetzen.548 Neben anderen

543 Vgl. Seckendorf an Aretin, 20. März 1807, und an Brühl, 12. April 1807 (Briefe Nr. 252 und 256), sowie Heinrich Voß an Charlotte von Schiller, 28. August 1807, Urlichs 3, S. 229. 544 Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807 (Brief Nr. 246). Nach der Jenaer Schlacht war Arnim dem preußischen Hof nach Königsberg gefolgt, das er erst im September 1807 verließ; in Heidelberg traf er erst im Januar 1808 ein. 545 Vgl. Andreas, Verwaltungsorganisation, S. 108–114, 155–158. „Unter der einsichtsvollen Curatorschaft eines hochverdienten Musageten, des Geh. Raths Grafen von Benzel-Sternau in Carlsruhe, steht nun das verjüngte wissenschaftliche Heidelberg“ (Isaac von Gerning, Auszug aus einem Brief eines Reisenden über Heidelberg, in: Neuer Teutscher Merkur, 5. St., Mai 1809, S. 73f., hier: S. 74). 546 Vgl. Seckendorf an Brühl, 19. Dezember 1805 (Brief Nr. 198). 547 Vgl. Armin Kohnle, Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, Karlsruhe 2007, S. 193f. 548 Dereich konnte bis auf Teilnachlässe, Korrespondenz mit Böttiger (SLB Dresden) und Christoph Albrecht von Seckendorf (1920 im Wonfurter Familienarchiv), keinen erhaltenen Gesamtnachlaß von Benzel-Sternau ermitteln. Seine Papiere bewahrte er vermutlich auf seinem Landsitz Mariahalden bei Zürich auf, wo er sich nach 1813 häufig aufhielt (vgl. Dereich, S. 28).

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realistischen und vermeintlichen Optionen, zu denen schon kurz nach der Haftentlassung Dienste im Coburgischen oder die Mitarbeit an einem neuen Journal in Würzburg zählten,549 muß auch Wien darin schon bald eine Rolle gespielt haben. Benzel riet ab: „In Wien ist für das liber ale Wissenschaftl. nichts zu thun, u. nur dieses ist d e i n e Sache“.550 Für Seckendorf ergaben sich allerdings bald auch familiäre Gründe für diese Wahl. Sein Onkel Alexander lebte als pensionierter k. k. Feldmarschall-Lieutenant seit 1800 immer wieder für längere Zeit in Wien, außerdem war Leos jüngerer Bruder Maximilian Friedrich (1780–1841) als Rittmeister der kaiserlichen Husaren dort stationiert. Dessen „gefährlich sich anlassende Krankheit“551 gab nun im Sommer 1807 eine weitere Veranlassung zu einem ersten kurzen Besuch, der zwar durch Briefe oder andere Mitteilungen konkret nicht bezeugt ist, jedoch mehrfach angekündigt wird und wahrscheinlich im September bis Anfang Oktober 1807 stattfand.552 Während dieses ersten kurzen Aufenthalts muß die seit einiger Zeit bestehende Bekanntschaft mit Joseph Ludwig Stoll (1778–1815) erneuert worden sein. Stoll kam vermutlich im Laufe des Jahres 1801 nach Weimar, wo er sich zunächst vor allem Johannes Falk anschloß. Daß er damals schon zu Seckendorf und dessen engerem Freundeskreis Kontakt hatte,553 ist allerdings eher unwahrscheinlich. Carl Bertuch lernte ihn offenbar erst im Frühjahr 1803 kennen:

549 Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 22. April 1807, Joseph Rückert an dens., 4. März 1807, und Seckendorf an Brühl, 13. August 1807 (Briefe Nr. 259, 250 und 268, mit Erl.). 550 Benzel-Sternau an Seckendorf, 13. April 1807 (Brief Nr. 257). 551 Seckendorf an Fritsch, 18. August 1807 (Brief Nr. 270); vgl. auch Rechter, Seckendorff, S. 272 und 307. 552 Aus dem Zeitraum zwischen dem 18. August und 17. Oktober 1807 sind keine Briefe Seckendorfs überliefert; laut Empfangsvermerk beantwortete er einen nach sechs Tagen Laufzeit erhaltenen Brief Caroline von Egloffsteins aus Weimar vom 20. August 1807 (Brief Nr. 271) am „28.“ August, wahrscheinlich noch aus Regensburg, während er Carolines nächsten Brief vom 20. September 1807 (GSA Weimar 13/504) erst am „7. Oct.“, in Empfang nahm – also vermutlich nach der Rückkehr aus Wien. In seinen Briefen aus Weimar an Arnim und A. W. Schlegel vom 7. November 1807 spricht Seckendorf davon, er sei „in Wien etablirt“ bzw. von „seinem jezigen Aufenthaltsorte, Wien“ (Briefe Nr. 274, 275; vgl. auch den Brief an Böttiger, 16. November 1807, Nr. 277). Zum beabsichtigten Besuch des erkrankten Bruders in Wien vgl. auch die Briefe an Brühl, 13. August, und Fritsch, 18. August 1807, sowie die bestätigende Angabe in Wurzbach 39, S. 158, Seckendorf sei nach Wien gekommen, „um seinen kranken Bruder zu pflegen“. 553 So die Annahme von Eberhard Sauer (Stoll, S. 314). Sauer schöpft für seine Darstellung von Stolls Vita bis zur Herausgabe des „Prometheus“ im wesentlichen aus dem Artikel „Johann (!) Ludwig Stoll“ in Wurzbach 39, S. 157–161, der seinerseits vielfach auf Erinnerungen Justinus Kerners aus seiner Wiener Zeit beruht.

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Den Morgen besuchte Stoll aus Wien, ein artiger gebildeter junger Mann von etwa 26 bis 28 Jahren uns. (…) Als Erbe eines beträchtlichen Vermögens hat er sich der Medicin nur neben bei gewidmet, und sein Haupt-Zweck geht auf ästhetische Bildung. Um sich auszubilden macht er seit Jahren Reisen durch England u. Frankreich, die er ganz gut zur oberflächigen Cultur benutzt hat, ohne eben tiefer in irgend eine Sache gedrungen zu seyn.554

Für Stoll bedeutete es keine Hypothek, in etlichen zeitgenössischen Berichten als der Sohn eines bedeutenden, weithin geschätzten Vaters eingeführt zu werden.555 „Stoll hat indessen hier den Vorteil“, so Johann Friedrich Reichardt, „daß das Andenken an seinen Vater, der ein sehr geachteter, kaiserlicher Arzt war, noch frisch und lebhaft ist“.556 Maximilian Stoll (1742–1787) hatte als Arzt und medizinischer Schriftsteller den Ruf, „eines der größten Aerzte in Europa“ erlangt, der in seiner Heimatstadt Wien den „hohen Adel und alle Berühmtheiten jener Tage“ betreute und deren Freundschaft erwarb.557 Nach seinem frühen Tod hinterließ er dem Sohn in der Tat ein beträchtliches Vermögen, das „der feurige, genußsüchtige und unerfahrene, minderjährige Jüngling“558 in den folgenden Jahren während seiner Reisen nach Italien, Frankreich, Belgien und England weitgehend durchgebracht haben muß. In Weimar fand er bald Beachtung mit seinem Stück „Scherz und Ernst“, der Übertragung eines Lustspiels des produktiven französischen Opernlibrettisten Michel Dieulafoy. Die Bearbeitung vorwiegend französischer Vorlagen gehörte zu der in Stolls Heimatstadt gängigen Praxis, die Spielpläne der Theater mit Übersetzungen aufzufüllen, da es den Häusern an bühnentauglichen deutschen Originalwerken mangelte. Aufgrund dieses Erstlings, und auch weiterer kleiner Stücke, wäre Stoll den „fingerfertige Literaten“ wie etwa Ignaz Franz Castelli zuzuordnen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die „repertoiretragende Mittel-

554 Tagebucheintragung vom 1. März 1803; Hs. GSA, zitiert nach Schiller, NA 40/II, S. 148. 555 Z.B. in einer Korrespondenznachricht aus Paris im Neuen Teutschen Merkur vom „24sten Thermidor“ (2. August 1801), in der „unter den jetzt anwesenden Teutschen (…) lauter wackere Söhne berühmter und geachteter teutscher Schriftsteller“ genannt werden, darunter auch „Stoll (…) aus (…) Wien“ (9. St., September 1801, S. 72); und noch im Nekrolog im Intelligenzblatt der JALZ, Nr. 54, November 1815, Sp. 426: „Am 20 Jun. starb zu Wien Joseph Ludwig Stoll, ein Sohn des berühmten Arztes D. Maximilian Stoll.“ 556 Reichardt, Vertraute Briefe 2, S. 125. 557 Art. Maximilian Stoll, in Wurzbach 39, S. 161–166, hier: S. 162; vgl. auch Albert Spaeth, Maximilian Stoll und seine Medizin, Schwandorf 1936 (zugl. Diss. München 1937); ADB 36, S. 404f.; Sauer, Stoll, S. 313. 558 Wurzbach 39, S. 158; die Erbschaft betrug nach den Angaben bei Wurzbach 200000 Gulden. Zu Stolls Auslandsaufenthalten vgl. auch Kerner an Uhland, 6. Januar 1810 (Kerner, Briefe, S. 89).

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schicht“559 des Wiener Theaterbetriebs bildeten. Das kleine „Spiel in Versen“ erschien daher auch zuerst dort, 1803 „Für das k. k. priv. Theater an der Wien“. In Weimar wurde es als Vorspiel zu Schillers „Wallensteins Lager“ am 11. Mai 1803 erstmals aufgeführt und anschließend häufig wiederholt.560 Aus Berlin, wo sein Stück wenig später ebenfalls aufgeführt wurde, schrieb Stoll zwei Briefe an Schiller, in denen er von weiteren literarischen Plänen spricht und dem Vorhaben, Fichtes Vorlesungen zur „Wissenschaftslehre (…) noch einmal zu Ende zu hören“.561 Zugleich macht er in der ihm eigenen nonchalanten, bisweilen großsprecherischen Art aus seiner Abneigung gegen die preußische Hauptstadt keinen Hehl, der er „selbst Wien mit allen seinen Abgeschmacktheiten vorziehe; obschon es keine andere Kunst kennt als die Kochkunst“.562 Das kleine Schauspiel stand noch während Seckendorfs Weimar-Besuch Ende 1804 auf dem Programm der dortigen Bühne. Bei diesem Aufenthalt unmittelbar vor seiner Stuttgarter Haftzeit lernte er Stoll vermutlich persönlich kennen; von beiden finden sich Einträge im Stammbuch Augusts von Goethe, die auf Anfang Januar 1805 datiert sind.563 Belege für eine engere Zusammenarbeit in der unmittelbar folgenden Zeit sind, von Stolls Gedichtbeitrag für den Regensburger Almanach abgesehen, nicht bekannt, doch muß Seckendorf über dessen Rückkehr nach Wien unterrichtet gewesen sein. Anscheinend erkundigte er sich im Herbst 1806 nach den Chancen literarischer Projekte in der Kaiserstadt, erhielt aber keine sonderlich aufmunternde Antwort: „An litterarische Speculationen“, so der seit Monaten auf seine Anstellung bei den Hoftheatern wartende Stoll am 1. Dezember 1806, „ist hier gar nicht zu denken“.564 Stoll war, wie schon fünf Jahre zuvor der Weimarer Schauspieler Heinrich Schmidt, Anfang Mai 1806 mit Schreiben Goethes an Josef von Retzer und Peter von Braun nach Wien gereist, in denen der „junge Mann“ dem literarischen Zensor und dem damaligen Leiter der Wiener

559 Franz Hadamowsky (Bearb.), Österreich-Ungarn, in: Goedeke, Grundriß XI,2, S. 1–5, hier: S. 1. Castelli gedenkt Stolls Talent nebenbei in seinen Memoiren (I. F. Castelli, Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Erfundenes, Erlebtes und Erstrebtes, 1. Bd., Wien/Prag 1861, S. 140). 560 Vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 47ff.; Sauer, Stoll, S. 314; Schiller, NA 40/II, S. 273. 561 Stoll an Schiller, 2. April 1804, Schiller, NA 40/I, S. 193. 562 Ders. an dens., 26. August 1803, ebd., S. 110. 563 Seckendorf mit einem Zitat aus Goethes „Tasso“ (3. Januar 1805), Stoll mit eigenen Versen (11. Januar 1805); vgl. die Wiedergabe in: Walther Vulpius, Das Stammbuch von August von Goethe, in: Deutsche Rundschau 68, 1891, S. 71–85, 241–270, hier: S. 84f. Zur wechselhaften Geschichte des lange verschollenen Stammbuchs, das sich zeitweise im Besitz von Adolf Hitler befunden haben soll, vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Januar 2000 (freundlicher Hinweis von Hans Grüters, Frankfurt a. M.). 564 Brief Nr. 235.

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Bühnen zur weiteren Verwendung an den Hoftheatern empfohlen wurde.565 Für die Verzögerung der Einstellung machte Schmidt in einem Brief an Goethe Stolls sperrigen Charakter, seine „Paradoxien“ verantwortlich,566 aber auch die Umstrukturierung der Wiener Theaterorganisation dürfte eine Rolle gespielt haben. Braun, seit 1794 Leiter der Hoftheater, hatte sich mit dem Zukauf des Theaters an der Wien (1804) zum Burg- und Kärntnertortheater finanziell übernommen. Von ihm erwarb im Oktober 1806 eine aus zunächst neun Adligen gebildete Aktiengesellschaft, die Hoftheaterunternehmungsgesellschaft, gemeinsam die Pacht der Wiener Theater. Die neue, in Departments für Schauspiel, Oper, Ballett u.a. untergliederte Direktion nahm ihre Arbeit am 21. Dezember auf, wobei vor allem der für das deutsche Schauspiel zuständige Ferdinand Graf Pálffy von Erdöd eine rege Aktivität entfaltete.567 Bevor Stoll schließlich von der „Kavaliersgesellschaft“ als Theaterregisseur oder Theaterdichter angestellt wurde,568 unternahm er Ende 1806 noch einen Abstecher nach München, wo er, sicher mit einer Empfehlung Seckendorfs, Kontakt zum Kreis der „Aurora“-Mitarbeiter aufnahm.569 Die Einrichtung einer die Bemühungen der Theaterleitung publizistisch begleitenden, insofern quasi offiziösen Zeitschrift war noch eine „Lieblingsidee“570 Brauns gewesen. Pálffy machte sich diese zu eigen und erklärte, neben der Hebung von „Urtheil und Geschmack in der Österreichischen Monarchie“ durch die Reorganisation der Theater, die Herausgabe eines „entsprechenden litterarischen Journals“ zur gemeinnützig-patriotischen Aufgabe. „Dieses Blatt“, so räumte er in einem Brief an Goethe ein, müßte zwar „die Absicht der Direkzion insofern unterstüzen, als diese nicht fehlgeht, übrigens aber sich durchaus in vollkommener

565 Goethe an Peter Freiherrn von Braun und an Josef von Retzer, Anfang Mai 1806, Goethe und Österreich 2, S. 20–22. 566 Heinrich Schmidt an Goethe, 30. Januar 1807, ebd., S. 24; vgl. auch Stoll an Seckendorf, 1. Dezember 1806 (Brief Nr. 235) mit Erl. 567 Vgl. Franz Hadamowsky, Wien. Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, Wien/München 1988 (Geschichte der Stadt Wien 3), S. 308f.; Rudolfine Ofenschüssel, Ferdinand Graf Pálffy, ein Leben für das Theater, Diss. Wien 1965, S. 19–21, 25 und passim. 568 Die Angabe „Theater-Regisseur“ bei Wurzbach, a.a.O., S. 159, und Sauer, Stoll, S. 314. Zutreffender ist sicher Johann Friedrich Reichardts Mitteilung, Stoll sei bei geringem Gehalt als „Theaterdichter“ angestellt worden, der vierteljährlich ein neues Stück vorlegen müsse (Vertraute Briefe 2, S. 124f., Brief vom 1. April 1809; vgl. auch ebd., S. 306). Als Regisseure fungierten in dieser Zeit am Burgtheater die sog. „Wöchner“, ein aus wechselnden Schauspielern besetztes Regiekollegium, das für die Einrichtung der Stücke zuständig war (Hadamowsky, a.a.O., S. 293). 569 Vgl. Johann Franz Cordes an Seckendorf, 28. November 1806 (Brief Nr. 233). 570 August Sauer, in: Goethe und Österreich 2, S. XVIII.

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Freiheit fortbewegen“.571 Stoll war im Oktober 1807 der Überbringer dieses um die Mitarbeit Weimars werbenden Schreibens, bei dem weniger die pathetische Rhetorik des Neubeginns Beachtung verdient, sondern vielmehr die im weiteren genannten bzw. nicht genannten Herausgeber des neuen Blattes: Zufolge dieses unseres eben so gemeinnüzigen, als patriotischen Wunsches, habe ich den Doktor Stoll, der nun durch Ihre uns so werthe Empfehlung unser ist, die Gründung dieses Instituts übertragen, und durch diese Reise ihn in den Stand gesezt, mit den vorzüglichsten Köpfen, Deutschlands, besonders Weimars, in Unterhandlung zu treten.572

Seckendorf wird in dem Schreiben nicht erwähnt, obwohl die Initiative zu dem Unternehmen von ihm ausging und seine Vorschläge zur Ausführung das Projekt auf den Weg brachten. So jedenfalls hielt er es in einer Anmerkung fest, die er nachträglich auf einem mit „No. I.“ überschriebenen Blatt notierte, das er seinen „SpeciesFacti den Prometheus betreffend“ zuordnete: Erster Plan von mir zum Prometheus, der Theaterdirektion von Stoll vorgelegt, ohne meiner zu erwähnen. Hierauf erhielt Stoll 800 fl. Reisegeld nach Weimar u. Leipzig, u. Einladungsschreiben an Goethe, und auswärtige Schriftsteller überhaupt. Stoll bat mich, mitzureisen, und ihn zu unterstüzen, als eigentlicher Urheber des Ganzen und Mitredaktör.573

In diesem ersten ausformulierten Exposé wird für das projektierte Journal noch der Name „Eos“ vorgeschlagen, der schon in der 1805/06 formulierten Denkschrift „Litterarische Plane“ für ein „Periodisches Werk in zwanglosen Heften. Ansichten der Kunst u. des Lebens“ auftaucht.574 Einer weiteren Aufzeichnung zufolge hatte er „Ungefähr Anfangs Octobers 1807“ Stoll vorgeschlagen, in Wien ein „gutes Journal für Literatur u. Kunst, oder eine ähnliche Zeitung“ zu etablieren, woraufhin dieser ihm von den Plänen der Theaterleitung berichtete. Ich warf sogleich meine Gedanken darüber aufs Papier, und H. Dr. Stoll übernahm es, eine Abschrift der Theaterdirektion durch den H. Grafen Ferdinand Palfy, dem ich damals noch nicht persönlich bekannt war, vorzulegen. (…) Wir beschlossen, H. Dr. Stoll solle dies bei seinen Chefs negoziiren, ich selbst wolle mich aber, als ein hier unbekannter Fremder, noch nicht öffentlich dazu bekennen. Käme die Sache zu Stande, so würden wir alle Geschäfte gemeinschaftlich leiten.575

571 Pálfffy an Goethe, 12. Oktober 1807, ebd., S. 49. Otto Rauscher nennt Pálffy den eigentlichen Gründer der Zeitschrift „Prometheus“ (Rauscher, Geistinger 1942, S. 22). 572 Ebd., S. 50. 573 Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,685; dieser „Erste Plan“ zum Prometheus ist abgedruckt bei Hauser 1929, S. 314–316, Seckendorfs nachträgliche Notiz, S. 313f., das Zitat ebd. 574 Litterarische Plane, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,698 (vgl. oben, Abschnitt 5.4). 575 SpeciesFacti den Prometheus betreffend, WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,684; vgl. Hauser 1929, S. 312f., hier: S. 312.

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Seckendorf dachte bei der Wiener Zeitschrift zunächst noch an „ein Journal, das wöchentlich in einzelnen Bögen, etwa nach Art des Morgenblattes, erschiene“, wobei „die Kosten des Drucks (…) durch die wöchentliche Ausgabe eines Intelligenzblattes, für blos literarische Notizen, welche bezahlt werden müssen, erleichtert werden“ könnten.576 Zur Vorbereitung des Periodikums werden in den „SpeciesFacti“ persönliche Verhandlungen mit den potentiellen Beiträgern, mithin eine Werbetour empfohlen, wie sie dann nach Weimar, Leipzig und Dresden unternommen wurde. Neben den Weimarer Größen, deren Teilnahme „zuverlässig“ zu erwarten sei, wird auf die Mitarbeit der Heidelberger Voß, Creuzer, Daub und Gries spekuliert, auch Jean Paul, Adam Müller, Woltmann und Wilhelm von Humboldt werden genannt, daneben persönliche Bekannte und befreundete Autoren wie Majer, Benzel, Sinclair oder Molitor. Die Abkehr vom ursprünglich vorgesehenen wöchentlichen Erscheinungsrhythmus und die Umwandlung der „anfangs projektirte Zeitung (…) in ein Journal“ sei „communi consensu“ erfolgt, heißt es in der Nachschrift zu diesem „Ersten Plan“. Immerhin ist in der im Oktober 1807 aufgelegten gedruckten „Ankündigung“577 des „Prometheus“ für die Beilage, einen „Anzeiger für Literatur, Kunst und Theater, der in kurzen, partheilosen Notizen alles Wissenswürdige des Inn- und Auslandes möglichst schnell bekannt machen, und besonders Beiträge zu einer fortlaufenden Geschichte der k. k. Hof- und privilegirten Theater enthalten soll“, wenigstens für Wien noch eine wöchentliche Ausgabe vorgesehen, das Blatt selbst soll „regelmäßig jeden Monat“ erscheinen. Letztlich sollte aber auch dieser Turnus nicht eingehalten werden können. Als Emissäre der neuen Wiener Theaterdirektion konnten Seckendorf und Stoll in Weimar, wo sie vor dem 23. Oktober eintrafen,578 mit wohlwollendem Interesse an ihrem Zeitschriftenprojekt rechnen. In den Jahren zuvor hatte schon ein reger personeller Austausch zwischen den Bühnen eingesetzt, wenngleich die Erfahrungen der vorübergehend oder endgültig nach Wien abgewanderten Wei-

576 No. I. (Erster Plan), a.a.O.; wie die folgenden Zitate. 577 WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,676; mit geringfügigen Abweichungen im Wortlaut erschienen u.a. im Intelligenzblatt der JALZ, Nr. 88 vom 21. November 1807, Sp. 743f. Hauser (S. 75) hält die Angabe „Oktober“ im Druck der „Ankündigung“ für eine Rückdatierung; vgl. auch die handschriftlich auf November datierte Einladung zur Mitarbeit an Ludwig Uhland (Brief Nr. 276), und die Briefe an Arnim und A. W. Schlegel vom 7. November 1807 (Briefe Nr. 274 und 275). 578 Seckendorfs letzter Brief aus Regensburg ist auf den 17. Oktober 1807 datiert (an Scherer, Brief Nr. 273). Die Datierung des Briefs von Luise Stichling an Sophie von Herder in Wielands Briefwechsel 17.2, S. 216, auf Ende September 1807 ist zu korrigieren: „Seit einigen Tagen ist Seckendorf hier – ich sah ihn nur von weitem, er ist entsetzlich dick geworden.“

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marer Ensemblemitglieder579 wie Caroline Jagemann, Heinrich Schmidt oder Friedrich Haide durchaus unterschiedlich waren. Die vergleichsweise große Zahl an Einladungen Seckendorfs und Stolls „zu Tische“, die Goethe zwischen dem 23. Oktober und 17. November in seinem Tagebuch vermerkt, deutet auf den Stellenwert, den dieser dem Vorhaben der Gäste einräumte.580 Seine offenkundig rasch erzielte Bereitschaft zur Mitarbeit am „Prometheus“ war nicht nur aus der Sicht der Herausgeber ein Glücksfall, der ihnen gegenüber einem nahezu gleichzeitig gestarteten Unternehmen und potentiellen Konkurrenten, Heinrich von Kleists und Adam Müllers „Phöbus“,581 das Privileg eines zugkräftigen Beiträgers einbrachte. Denn die Zusammenarbeit beruhte auf einem durchaus symbiotischen Verhältnis. Wenn bereits der Gründung von Seckendorfs Weimarer Taschenbuch eine „katalytische Wirkung“582 auf Goethes Produktivität bescheinigt werden kann, so trifft dies auf die jetzt mit dem „Prometheus“ gegebene Publikationsmöglichkeit erneut zu. Einen ersten Plan zum Festspiel „Pandora’s Wiederkunft“, mit dem der „Prometheus“ eröffnet werden sollte, entwarf Goethe schon am 11. November, und nachdem mit der Ausarbeitung spätestens am 19. November begonnen wurde, spricht das Tagebuch in der Folgezeit bis zur Absendung eines ersten Teils nach Wien Mitte des darauffolgenden Monats wiederholt vom zügigen Voranschreiten des Werks.583 Für sein „Vorspiel“, das „als Einleitung des Ganzen angesehen werden kan“,584 wurde Goethe ein Honorar von 50 Dukaten zugesagt. Diese und weitere Vereinbarungen sind in einem undatierten, aber sicher zeitnah erstellten Ergebnisprotokoll der Unterredungen in Weimar festgehalten. In Seckendorfs „Nota-

579 Vgl. die Übersicht August Sauers in Goethe und Österreich 2, S. XII–XXII. 580 Vgl. Goethe, Tagebücher III.1, S. 384–392, das Zitat S. 386. 581 Helmut Sembdner nennt als Gründungstag des „Phöbus“ den 17. Dezember 1807, an dem Adam Müller Goethe um Protektion bittet (vgl. Sembdner, Phöbus, S. 604); vier Tage später bat Kleist Wieland, ihn „in der Anzeige als Einen der Beitrag liefernden nennen zu dürfen“ (Wielands Briefwechsel 17.1, S. 291; vgl. auch ebd. 17.2, S. 225). 582 Bunzel, Poetik, S. 144. 583 Vgl. Goethe, Tagebücher, a.a.O., S. 395–403; zur ersten mündlichen Erörterung gegenüber Riemer am 11. November: Goethe, MA 9, S. 1145. Zu beachten ist schon die Bemerkung vom 31. Oktober: „Nach Tische zu Hause und verschiedenes überlegt; unter andern die Wünsche der Wiener betreffend“, und der Eintrag vom 14. November 1807: „Verschiedenes imaginirt und vorbereitet“, Tagebücher, a.a.O., S. 387 und 391; vgl. auch Tagebücher 3.2, S. 1054 und 1057 mit weiteren Zeugnissen zur Entstehung, sowie u.a. die Mitteilung Christian August Vulpius’ an Nikolaus Meyer, 27. November 1807, in: Meier, Vulpius 1, S. 139. 584 Notamina, den Prometheus betreffend; WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,679; vgl. Hauser 1929, S. 316–320, hier: S. 316. Vgl. auch Seckendorf an Carl Bertuch, 30. Dezember 1807 (Brief Nr. 280).

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mina, den Prometheus betreffend“ finden sich Zusagen und Absichtserklärungen einer ganzen Reihe namentlich aufgeführter Personen; auch sind verabredete oder vorgesehene Honorarleistungen schon en detail aufgelistet, die je nach Prominenz der erwünschten und teilweise schon eingeladenen Mitarbeiter ganz unterschiedlich ausfallen. Ein dazugehörendes alphabetisches Verzeichnis umfaßt 67 Namen, weitere werden an anderen Stellen des Textes genannt. Er enthält auch einige Hinweise, die Goethe den angehenden Redakteuren mit auf den Weg gab: „Er räth uns, alles was eine Parthei anzeigen könnte zu vermeiden, durch Mannichfaltigkeit auch für die Unterhaltung des Publikums zu sorgen, mehr darstellend als abhandelnd zu Werke zu gehn, und so wenig polemisch als möglich.“585 Die explizit überparteiliche Ausrichtung des „Prometheus“ entsprach Seckendorfs Intention und bestärkte Goethe in seiner Bereitschaft zur Mitarbeit an dem Blatt, das er, wie Wolfgang Bunzel feststellt, als „Versuch eines Brückenschlags zwischen Klassik und Romantik“ und zudem als „Verbreitungskanal“ seiner „Bühnenästhetik im österreichischen Nachbarland“586 betrachten konnte. Unter Berufung auf das „Athenäum“ und insbesondere die „Horen“, die schon bei der Ankündigung des Weimarer Taschenbuchs als Vorbild bemüht worden waren und deren Absage an den „allverfolgenden Dämon der Staatscritik“587 mitunter wörtlich zitiert wird, warb Seckendorf bei Arnim und A. W. Schlegel um den Beitritt zu einer „Gesellschaft (…), die sich regelmäsig zu Beiträgen verstehe“, die „als das Resultat unsres gemeinschaftlichen Strebens“ anzusehen seien.588

8.2 „Lokalhindernisse“ – Die Auseinandersetzung mit Schreyvogels „Sonntagsblatt“ Beim Vorsatz politischer Abstinenz spielte natürlich die Rücksicht auf die österreichische Zensur eine erhebliche Rolle; andere „Lokalhindernisse“,589 mit denen

585 Notamina, a.a.O. 586 Bunzel, Poetik., S. 179. 587 Die Horen, eine Monatsschrift, von einer Gesellschaft verfaßt und herausgegeben von Schiller (Einleitung), in: Die Horen, Jahrgang 1795, Erstes Stück, Tübingen 1795 (Unveränderter Nachdruck in sechs Doppelbänden, Weimar 2000, Bd. 1/2), S. III. Eine Zusammenstellung der Parallelen zu Seckendorfs Ankündigung bei Hauser 1929, S. 321. Auf Schillers „Horen“ berief sich auch Kleist bei seiner wenig später erfolgten Vorstellung des „Phöbus“; vgl. seinen Brief an Cotta vom 21. Dezember 1807, in: Fehling, Briefe an Cotta, S. 292f. 588 Seckendorf an Arnim, 7. November 1807; vgl. auch den Brief vom selben Tag an A. W. Schlegel (Briefe Nr. 274, 275). 589 Der Ausdruck begegnet in Seckendorfs Briefen an Böttiger und Heinrich Voß vom 13. Januar bzw. 13. Februar 1808 (Briefe Nr. 281 und 285).

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das neue Journal schon vor seiner ersten Ausgabe konfrontiert wurde, hatte Seckendorf dagegen unterschätzt. Der sich anbahnende Konflikt mit Joseph Schreyvogel und dessen Wiener „Sonntagsblatt“ spiegelt sich bereits in verschiedenen Zeugnissen der Weimarer Gesprächspartner aus dem November 1807. In Goethes Tagebuch wird das „Sonntagsblatt“ am Tag nach einem Besuch Stolls und Seckendofs erwähnt, seine regelmäßige Zusendung gehört zu den in den „Notamina“ aufgelisteten Abmachungen.590 Aus einem Ende November verfaßten Brief Christoph Martin Wielands an seinen Sohn Ludwig in Wien, und auch aus ersten publizistischen Reaktionen auf das noch gar nicht erschienene Blatt läßt sich schließen, daß der Plan zum „Prometheus“ in der österreichischen Hauptstadt schon während oder kurz nach Seckendorfs Aufenthalt Anfang Oktober für Aufsehen gesorgt haben muß. Man wußte auch von dem offiziellen Verhandlungsauftrag mit Weimar durch Pálffys Mandat und der daher zu erwartenden Beteiligung namhafter Beiträger. Und offenbar waren Anspruch und Zielsetzung des neuen Organs von den Protagonisten schon mit dem Eifer vertreten worden, der in den schriftlich überlieferten Werbebotschaften anklingt,591 vor Ort aber als anmaßend und geradezu missionarisch empfunden werden konnte. Eine Verständigung mit Schreyvogel war etwa auch von Böttiger empfohlen und von den Herausgebern anfangs gewiß angestrebt worden, kam aber, wie Seckendorf in seiner Antwort vermutete, durch „Klätschereien, wobei Wieland jun: seine Rolle spielte“,592 nicht zustande. Nach einem ersten Aufenthalt zwischen Juli 1803 und Ende 1805 lebte Ludwig Wieland seit dem Spätsommer 1807 wieder in Wien; Schreyvogel hatte dem chronisch verschuldeten jungen Mann eine Anstellung als Redakteur in Aussicht gestellt und ihm anscheinend sogar das Geld für die Reise ausgelegt.593 Spätestens in dieser Zeit, wenn nicht zuvor schon in Weimar, muß Stoll ihn persönlich kennengelernt haben. Die freundschaftliche Annäherung litt jedoch schon bald unter Ludwigs engem Anschluß an den Wiener Publizisten. Besorgt über dieses „attachement an H. von Schreyvogel“594 zeigte sich Christoph Martin Wieland,

590 Goethe, Tagebücher, a.a.O., S. 395 (18. November 1807); Notamina, a.a.O., vgl. Hauser 1929, S. 316. 591 Vgl. Seckendorfs Briefe an Arnim und A. W. Schlegel vom 7. November 1807: „Das Schicksal hat mich jezt auf einen rohen, aber bildungsfähigen Boden geworfen. Dort allein ist noch Volksgeist und Gediegenheit“; „hoffen wir (…) durch stetes Hinweisen auf das Ewig Wahre und Schöne vielleicht eine künftige, intellektuelle Umformung in jenem Lande zu veranlassen“. 592 Seckendorf an Böttiger, 16. November 1807 (Brief Nr. 277); Böttigers Brief ist nicht überliefert. 593 Vgl. Schreyvogel an C. M. Wieland, 1. Juli 1807, Wielands Briefwechsel 17.1, S. 218f.; 17.2, S. 170f.; zu Ludwig Wieland vgl. Geiger, Alt-Weimar, S. 16–37. 594 27. November 1807, Wielands Briefwechsel 17.1, S. 283.

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der den Sohn lieber in der Umgebung von Retzer und der des Theaterunternehmers Fürst Esterhazy gesehen hätte, und der nun, nur wenige Tage nach der Abreise der künftigen „Prometheus“-Herausgeber aus Weimar, den kommenden Konflikt bereits deutlich voraussah. In seinem Brief vom 27. November 1807 warb er bei Ludwig um Verständnis für die Eigenarten Stolls, dessen „Confusion der Ideen“, wenn er von seinen schriftstellerischen Projekten „schwatzte“, ihm ja doch bekannt seien; indes könne man „alles mit diesem breyweichen und doch zugleich wespenartig lebhaften jungen Männchen machen, wenn man ihn nur recht zu behandeln weiß.“595 C. M. Wieland plädierte für die Zusammenarbeit, für eine „Coalition“ mit dem „Prometheus“, dem durch die Teilnahme Goethes zumindest ein Anfangserfolg gesichert sei: Auf jeden Fall müßten sich a l l e gute Köpfe in Wien mit dieser Gesellschaft vereinigen. Geschähe dies nicht, so sehe ich leicht voraus was die Folge seyn wird. Das Sonntagsblat wird nicht lange bestehen können, ohne mit dem neuen Journal in mancherlei Collisionen zu gerathen. Die litterarische u artistische Republik in Wien wird in Zwiespalt gerathen; es werden zwei Factionen entstehen; das große Publicum wird den litterarischen Gladiatoren eine Zeitlang mit Vergnügen zu sehen; in der Continuation aber wird es des Spaßes bald genug müde werden; die Streiter selbst werden sich indeß immer mehr erhitzen, bis zulezt ein Kampf à outrance daraus entsteht, worin beyde Partheyen einander aufreiben.

Weil sie die Wiener Partei und ihre Einstellung genau kannten, starteten die beiden Herausgeber des „Teutschen Merkurs“, Wieland und Böttiger, ihre Vermittlungsversuche schon vor dem eigentlichen Ausbruch der publizistischen Fehde. Schreyvogel hatte seine literarische Laufbahn nach einem Jurastudium als Mitarbeiter und Mitherausgeber von Johann Baptist von Alxingers „Österreichischer Monathsschrift“ (1793/94) begonnen, die sich im Geist des Josephinismus gegen Deutungen der Französischen Revolution als jesuitisch-freimaurerische Weltverschwörung wandte. Als Anhänger Kants arbeitete er gegen die unter den Nachfolgern Josephs II. einsetzenden katholisch-restaurativen Tendenzen an. In der dann gut zehn Jahre später geführten Auseinandersetzung mit den Vertretern der „neuen Schule“ führte Schreyvogel den Streit gegen einen anderen Gegner fort, wobei „die Argumentationsmuster der Josephiner gegen die Romantik – oder was sie dafür halten – (…) fatal den seinerzeitigen Argumenten gegen die aufklärungsfeindlichen katholischen Kreise im josephinischen Wien“ ähnelten.596 Alxinger

595 Ebd., ebenso das folgende Zitat. 596 Wynfried Kriegleder, Die Romantik in Österreich, in: Jb des Wiener Goethe-Vereins 99, 1995, S. 69–82, hier: S. 72; vgl. auch Wilhelm Baum, Wien als Zufluchtsort der Aufklärung: Josef Schreyvogel – die Philosophie Kants als Hilfsmittel im Kampf gegen Schlegels „neue Schule“ der Wiener Romantik, ebd., S. 83–102, bes. S. 83–86.

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war es auch, der Schreyvogel nach der Einstellung der „Monathsschrift“ durch ein Empfehlungsschreiben an Wieland den zwischenzeitlichen Ausweg nach Weimar und Jena vermittelte. Hier kam er mit Böttiger und Christian Gottfried Schütz in engeren Kontakt und schrieb für die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ und den „Merkur“. Auch andere Vertreter Weimars gehörten zu seinem Bekanntenkreis, zu Schiller und Goethe „fand er freilich kein rechtes Verhältnis“.597 Mit dem seit dem 15. Februar 1807 wöchentlich erscheinenden „Sonntagsblatt“ verfolgte Schreyvogel das Ziel, nach dem Vorbild der Moralischen Wochenschriften aus der Mitte des 18. Jahrhunderts geschmacksbildend auf seine Landsleute zu wirken.598 Als Gewährsleute nennt eine Besprechung der ersten vier „Prometheus“-Hefte in den „Annalen der Literatur des Oesterreichischen Kaiserthumes“ die führenden Vertreter der Essayistik der europäischen, insbesondere der englischen Aufklärung, „Männer von Verstand, von sicherem Geschmacke, von Kenntnissen (…), Männer wie Addisson, Moore, Warton, Johnson, Clavigo“.599 Die Rezension stammt vermutlich aus der Feder von Joseph Köderl, der neben Ludwig Wieland und Friedrich Georg Lindner, einem Bekannten Schreyvogels aus der Zeit von dessen Jenaer Aufenthalt (1794/96), am „Sonntagsblatt“ mitarbeitete. Den von Joseph Addisson begründeten Zeitschriften „Tatler“ und „Spectator“ (1709/14) sowie aus Samuel Johnsons „Rambler“ (1750/52) entnahm Schreyvogel neben einigen nicht gekennzeichneten Beiträgen auch die formale Gestaltung seines Blattes.600 Die polemischen Kommentare über die Vertreter der Romantik wurden in einer Reihe überwiegend fiktiver Briefe an den Herausge-

597 Baum, a.a.O., S. 87. 598 „(…) es ist mein ernster Wille, dasselbe als ein bleibendes literarisches Institut zu gründen, das nach und nach einen Einfluß auf den Geschmack und die Lecture meiner Landsleute erlangen soll“ (Schreyvogel an Wieland, 1. Juli 1807, Wielands Briefwechsel 17.1, S. 219). 599 Neue Annalen der Literatur des Oesterreichischen Kaiserthumes, 2. Jg., 2. Bd., August 1808, S. 88–93; Oktober 1808, S. 182–186, hier: S. 88. Zum Verfasser der Rezension vgl. Rauscher, Geistinger 1942, S. 24, und Buxbaum, Schreyvogel, S. 80. Neben Joseph Addisson, Edward Moore, Joseph Warton und Samuel Johnson nennt er hier noch den Spanier José Clavijo y Fajardo, den Herausgeber der Zeitschrift „El Pensador“ (1762ff.). Eine noch weiter ausgedehnte Ahnenreihe des „Sonntagsblatts“ in dem Schreiben „An den Herausgeber des Sonntagsblattes“, in: Schreyvogel, Schriften 2, S. 230–238, bes. S. 233f. 600 Zum Einfluß der Moralischen Wochenschriften vgl. Buxbaum, Schreyvogel, S. 74–80; Turtur, Wien, S. 55. Herbert Seidler erklärt den Rückgriff auf eine nicht mehr zeitgemäße publizistische Form und die Vehemenz der Ausfälle gegen die deutschen Romantiker in Wien mit der verspäteten Entfaltung aufklärerischen Denkens in Österreich (H. S., Österreichischer Vormärz und Goethezeit. Geschichte einer literarischen Auseinandersetzung, Wien 1982 [Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte 394], S. 110f.

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ber „Thomas West“ (Schreyvogel) oder Beiträgen einer „Stillen Gesellschaft“ vorgetragen. Sie persiflierten das Sendungsbewußtsein der „Prometheus“-Herausgeber und ihr Auftrumpfen mit namhaften Mitarbeitern: Ein junger Schwabe, der vor Kurzem nach Wien kam, bemerkte, daß die Oesterreicher in der Cultur noch sehr weit zurück wären. Sogleich machte sich der menschenfreundliche Mann auf die Beine, und eilte nach Sachsen, um mit einigen Freunden in Jena einen Plan zur ästhetischen Bildung der österreichischen Monarchie zu verabreden. Nebenbey besuchte er auch einige große Männer, deren gütige Aufnahme er als Beweis seines hohen Berufes, auf allen Gassen, bey seiner Zurückkunft, auszuposaunen bemüht ist.601

Mit der eigentlich unzutreffenden Angabe „Jena“ wird natürlich auf den Ausgangsort der Romantik angespielt. Schreyvogel hatte sich anscheinend kurz nach dem ersten Auftreten des „jungen Schwaben“ Seckendorfs jüngsten Regensburger Musenalmanach besorgt, aus dessen Volksliedabteilung er dann Anfang Januar 1808 – und damit noch bevor etwa Uhland ihn in Händen hatte – ausgiebig zitierte, um die aus seiner Sicht antiaufklärerische Tendenz der romantischen Sammlungen, etwa auch der Heidelberger Arnim und Görres, zu dokumentieren.602 Nicht nur zeitlich lief insofern der Streit zwischen „Sonntagsblatt“ und „Prometheus“ parallel zu der nahezu zeitgleich geführten Auseinandersetzung zwischen Johann Heinrich Voß bzw. den Autoren des „Morgenblatts“ und den um Arnims „Zeitung für Einsiedler“ gruppierten Heidelberger Romantikern. Seine Zeitschrift wollte Schreyvogel, wie er im Sommer 1807 an Wieland schrieb, „nicht hauptsächlich als eine kaufmännische Speculation betrachtet“603 wissen. Einige Jahre zuvor hatte er das Wiener Kunst- und Industrie-Comptoir übernommen, das sich bald zu einer der führenden Kunst-, Literatur- und Musikalienhandlungen der Stadt entwickelte, die unter anderem Kompositionen Beethovens im Angebot hatte.604 Zu seinen Partnern gehörte Joseph Sonnleithner, dessen Amt als Hoftheatersekretär Schreyvogel zuvor selbst für kurze Zeit, zwischen 1802 und 1804, ein erstes Mal innehatte. Das „Sonntagsblatt“ erschien

601 Sonntagsblatt, Nr. 47/48, 20. Dezember 1807, S. 325. 602 Springblüthen des Geiers, ebd., Nr. 53, 3. Januar 1808, S. 18–25; wieder abgedruckt in: Schreyvogel, Schriften 2, S. 223–230; vgl. ebd. auch S. 309–311 (zu Görres’ „Teutschen Volksbüchern“), und S. 325–335 (zum „Wunderhorn“ und Arnims Aufsatz „Von Volksliedern“). Vgl. Uhland an Karl Mayer, 23. Januar 1808, Uhlands Briefwechsel 1, S. 63: „Ob Seckendorfs Almanach für 1808 herausgekommen oder nicht, ist mir unbekannt.“ 603 1. Juli 1807, Wielands Briefwechsel 17.1, S. 219. 604 Vgl. Frank/Frimmel, Buchwesen, S. 153–155.

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allerdings im Verlag Camesina & Comp.,605 mit Besprechungen wichtiger Vorstellungen vor allem der Hofburgtheater nahm das Theater einen größeren Platz darin ein. Mit dem „Prometheus“, der sich auf den von Pálffy eingeräumten Sonderstatus berufen konnte und in seinen ursprünglich sogar als Wochenblatt geplanten „Anzeiger“ „besonders Beiträge zu einer fortlaufenden Geschichte der k. k. Hof- und privilegirten Theater“606 aufnehmen wollte, erwuchs ihm demnach eine durchaus ernsthafte Konkurrenz. Den „Enthusiasmus – oder Protektionswillen“ der Hoftheaterunternehmer kommentierte das „Sonntagsblatt“ denn auch nicht ohne Spott. An sich lobenswert, habe die Begeisterung doch auch zu „Mißgriffe“ geführt, „unter welche (…) auch die Anstellung des Hrn. Stoll bei dem Hoftheater, und die Unterstützung gerechnet zu werden scheinen, deren sich das neue Journal dieses jungen Schriftstellers von den Vorstehern des Theaters zu erfreuen haben soll“.607 Gleichwohl scheint der „Prometheus“ bei seiner schließlich eher unregelmäßigen, fast „zwanglosen“ Erscheinungsweise den wirtschaftlichen Erfolg von Schreyvogels Blatt wenig beeinträchtigt zu haben. „Mein Drucker sagt mir, daß er die Auflage des Sonntagsblattes werde verdoppeln müssen“, schreibt der Herausgeber in seiner „Schlußrede des ersten Jahrgangs“,608 und Franz Gräffer erinnerte sich später an eine stets außerordentliche Nachfrage nach dem allwöchentlich ausgegebenen Blatt: „Das Erscheinen der Lieferungen konnte nicht abgewartet werden; die vornehmsten Geister bestürmten das Verlagslokal. Hochgestellte Männer holten sie persönlich ab“.609 Dagegen verlor Adolf Bäuerle für seine seit Juli 1806 herausgegebene „Wiener Theater-Zeitung“ durch den „Prometheus“ den Verleger. Geistinger hatte die wöchentlich erscheinende, schon bald mit finanziellen Problemen kämpfende Zeitung des gerade gut zwanzigjährigen Theaterenthusiasten in Kommission genommen, gab diese mit der Verlagsübernahme des „Prometheus“ jedoch wieder ab. Bäuerle gründet daraufhin ein eigenes „Bureau der Theaterzeitung“, die letztlich alle Konkurrenten überdauerte und unter verschiedenen Titeln bis 1860 erschien.610

605 Vgl. ebd., S. 38f. 606 Ankündigung. Prometheus. Eine Zeitschrift, Einblattdruck (WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,676; erschienen u.a. in JALZ, Nr. 88, 21. November 1807, Sp. 743f.). 607 Schreyvogel, Schriften 2, S. 282f. 608 Ebd., S. 355–361, hier: S. 361. 609 Franz Gräffer, Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hrsg. von Anton Schlosser, Band 1, München 1918, S. 196. 610 Zu Bäuerles und anderen Wiener Theaterzeitungen vgl. Karl Wagner, Die Wiener Zeitungen und Zeitschriften der Jahre 1808 und 1809, in: Archiv für österreichische Geschichte 104/I, 1915, S. 197–401, hier: S. 214–216; Rauscher, Geistinger 1942, S. 22f.

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8.3 Der Verleger des „Prometheus“: Joseph Geistinger Joseph Geistinger, der Wiener Verleger des „Prometheus“, gilt den Philologen der Goethezeit als einer der produktivsten Nachdrucker seiner Epoche; den eher zweifelhaften Ruf genoß er schon unter den Zeitgenossen. Otto Rauscher, der ihn als einen „der berühmtesten oder berüchtigesten Wiener Buchhändler und Verleger“ bezeichnet, eröffnet seinen Aufsatz über die „Wiener Nachdrucke von Goethes Werken“ mit einer Korrespondenznachricht Karl August Varnhagens aus Wien über einen Nachdruck von Goethes Werken, den ein gewisser Erichson aufs schändlichste redigirt, ohne Sinn und Ordnung. Bey demselben habe ich die Bestellung auf die Wahlverwandtschaften gemacht und ihn ersucht, sie mir durch die Post auf meine Kosten senden zu lassen. ‚Ich habe sie schon bestellt, sagte er, ich muß sie ja für den Nachdruck haben.‘“611

Johannes Erichson, vor Ort einer der fleißigsten Beiträger zum „Prometheus“ und zuvor Mitherausgeber von Sinclairs Almanach „Glauben und Poesie“, war zum Zeitpunkt von Varnhagens Beschwerde (1810) eine Art Verlagsleiter oder fachlicher Berater Geistingers. Vielleicht wuchs er im Verlauf des Jahres 1808 in diese Funktion hinein; er teilte mit Seckendorf die Bekanntschaft der Charlotte von Kalb und scheint während der aufkeimenden Streitigkeiten unter den Herausgebern zwischen Seckendorf und Stoll vermittelt zu haben.612 Der aus Augsburg stammende Joseph Geistinger (1769–1829) erhielt 1800 die Buchhandelsbefugnis für Wien und expandierte nach bescheidenen Anfängen bis 1805/06 zu einem bedeutenden Verlagsunternehmen mit etwa 40 bis 50 neuen Titeln pro Jahr. Der Erfolg einer in Baden bei Wien eröffneten Filiale zog die Gründung weiterer in Triest, Agram und Odessa nach sich, außerdem kooperierte er mit Kummer und der Weidmannischen Buchhandlung in Leipzig sowie Peter Hammer in Köln.613 Dabei setzte Geistinger bei seinem Sortiment kaum auf inhaltliche Schwerpunkte; „mehr Geschäftsmann als professioneller Verleger, mangelt seinem Programm ein deutliches Profil. Er verlegte immer wieder Bücher, sofern sie ihm bezahlt wurden.“614 Die rasche Entwicklung seiner Verlagsbuchhandlung

611 Morgenblatt, 10. Januar 1810, Nr. 33, Bl. 132; zitiert nach Rauscher, Nachdrucke, S. 23, Anm. 2. Zu den Wiener Nachdruckern vgl. Harry Lechner, Studien zum Wiener Verlagswesen im 18. und 19. Jahrhundert, Diss. Wien 1951 (Sonderdruck Wien 1986), S. 31f., 66ff. 612 Vgl. dazu unten sowie Stoll an Seckendorf, vermutlich April 1808, und Seckendorf an Collin, Frühjahr 1808 (Briefe Nr. 291 und 290); Rauscher, Nachdrucke, S. 25. 613 Vgl. Rauscher, Geistinger 1942, S. 18f.; Lechner, a.a.O., S. 44f. 614 Frank/Frimmel, Buchwesen, S. 70. Vgl. Rauscher, Geistinger 1942, S. 16: „Von Honorieren und gutem Honorieren der Autoren war er in ersterer Zeit gar kein Freund“. Diese mußten auf

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zu einer der größten der Donaumonarchie615 war Resultat einer rigiden Unternehmenspolitik, die sehr bald die Klagen der Autoren über Geistingers Geschäftsgebahren nach sich zog.616 Jedenfalls war die pünktliche Auszahlung angemessener Autorenhonorare nach übereinstimmenden Äußerungen eher die Ausnahme, so daß sich Friedrich Schlegel Ende November 1808, als Seckendorf für die Weiterführung des „Prometheus“ schon nach einem anderen Verleger Ausschau hielt, wundern mußte: „Geistinger hat sich wieder Vermuthen zur Zahlung der Beiträge im Prometheus bereitwillig finden lassen“.617 Mit dem Hinweis auf die Patenschaft der Theaterunternehmer für das Journalprojekt und insbesondere der Aussicht einer Beteiligung der Weimarer Größen fiel es Seckendorf und Stoll im Oktober 1807 nicht schwer, den umtriebigen Geistinger als Verleger zu gewinnen. Dieser blieb auch dann noch bei seiner Zusage, als die ursprünglich erhoffte regelmäßige Unterstützung durch die Theaterdirektion nicht gewährt618 und lediglich ein – immerhin nicht unerheblicher – „Reisekostenzuschuß“ bewilligt wurde.

eigene Kosten drucken; „daher finden sich in Besprechungen von Geistingers Verlagswerken so viele gegensätzliche Bemerkungen über Papier, Druck und Ausstattung“. 615 Nach der Kriegssteuererhebung von 1812 zählte Geistinger zu den sechs größten Buchhändlern bzw. Verlegern der Stadt; neben Carl Schaumburg, bei dem die Vorlesungen Friedrich Schlegels erschienen, dem v.a. auf Klassikerausgaben und den Verlag von Zeitschriften und Almanachen spezialisierten Anton Doll d.Ä. und dem für die typographische Qualität seines Programms berühmten Johann Vincenz Degen, dessen Offizin nach 1804 in der österreichischen Hof- und Staatsdruckerei aufging (vgl. Lechner, S. 44f.; Frank/Frimmel, Buchwesen, S. 47f., 54, 234f.). Eine bei Rauscher wiedergegebene zeitgenössische Einschätzung, wonach Geistinger „den größten Verlag des beginnenden 19. Jahrhunderts überhaupt“ gründete, „mit dem er nicht nur die Wiener Verleger, sondern (…) auch Cotta überflügelte“, dürfte überzogen sein (Rauscher, Geistinger 1942, S. 16, zitiert aus den „Wiener Annalen“, ohne genaueren Nachweis). 616 Vgl. die Beschwerde Josef Karl Hofers über „Hrn. Geistingers Benehmen“ in der ALZ (Halle), Intelligenzbl. Nr. 104, 2. August 1806, Sp. 831f. Kurioserweise wurde Hofer, der Herausgeber eines statistisch-topographischen Handbuchs, in einem noch im gleichen Monat in derselben Zeitschrift veröffentlichten Bericht über die schwierige Situation des Buch- und Zeitschriftenmarkts in Österreich als Zeuge für den unternehmerischen Wagemut seines Verlegers bemüht: „Geistinger scheint noch das Meiste zu wagen, und mit einigen Artikeln von Hofer, Glatz und Trattinik Glück zu machen, so wie er bey seinem Verlage auf ein schönes Aeußere viel verwendet“ (ALZ, Intelligenzbl. Nr. 119, 27. August 1806, Sp. 945–948, hier: Sp. 947). 617 An A. W. Schlegel, 23. November 1808, Körner, Krisenjahre 1, S. 649. 618 „Es ist daher für den Anfang eine solche Unterstüzung von Seiten der Direktion zu wünschen, daß der Verleger im Stande sei, den Bogen mit 3½ Karolinen in Gold, oder die Kolumne – deren jedes Blatt 7. enthält, weil für Überschrift und Vignette eine wegfällt – mit 1. Laubthl. zu honoriren – auch das mühselige Geschäft der Redaktion verhältnismäsig zu belohnen.“ (Seckendorf, Erster Plan, a.a.O.; vgl. den Auszug bei Hauser 1929, S. 312).

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Wir theilten dies Geistingern mit, und dieser erklärte nun, wenn die Verbindung mit den auswärtigen Gelehrten zu Stande käme, so sei ihm nicht bange, das Werk auf eignes Risico, ohne Zuschuß der Direktion auf die vorgeschlagene Art zu übernehmen, wir sollten aber nach Weimar und Leipzig reisen, und alles so einrichten, daß mit Neujahr 1808. gewiß angefangen werden könne.619

Geistinger genügte das Schreiben Pálffys an Goethe als Bürgschaft für den zu erwartenden Erfolg des buchhändlerischen Projekts; durch das von den Redakteuren beigebrachte Empfehlungsschreiben ließ er sich zu einer „schriftliche Erklärung über die Bedingungen“ bewegen, „worunter er das neue Journal unternehmen wolle“.620 In der von Seckendorf in den „SpeciesFacti“ auszugsweise zitierten Vereinbarung wird ein Basishonorar für die Beiträger festgeschrieben – „mit Männern aber von ausserordentl. Rufe, als Goethe, Wieland, Jean Paul Richter“ soll „besonders kontrahirt werden“.621 Die Goethe zugesagte Honorarzahlung erfolgte denn auch überaus prompt schon Ende Dezember 1807,622 da Geistinger sich die Gelegenheit zur Erstausgabe eines Werks des Weimarers natürlich nicht entgehen lassen wollte und „Pandora’s Wiederkunft“ nur in einzelnen Teillieferungen zu bekommen war. Wieviel ihm an dem Paradestück der Zeitschrift lag, zeigen seine dringenden Bitten um die ausstehenden Fortsetzungen, wobei er die Sendungen, unter Umgehung der Redakteure, an ihn persönlich adressiert wünschte.623 Außerdem plazierte Geistinger den dramatischen Torso nach der Einstellung des „Prometheus“ noch zwei weitere Male auf dem Markt, in einem Band seiner Nachdruckausgabe der Werke Goethes (1809/10) und als separate Ausgabe in einem Taschenbuch auf das Jahr 1810.624

619 Seckendorf, SpeciesFacti den Prometheus betreffend, a.a.O.; vgl. Hauser 1929, S. 313. Der Zuschuß sollte 800 Gulden Wiener Währung betragen. 620 SpeciesFacti den Prometheus betreffend, a.a.O.; vgl. Hauser 1929, S. 313. Die hier als „No. II“ bezeichnete „schriftliche Erklärung“ Geistingers ist im Original nicht überliefert. 621 Ebd. Die Passage aus der verschollenen Erklärung Geistingers (Schriftstück „No. II“) ist in Seckendorfs Aufzeichnung in Anführungszeichen gesetzt. 622 Vgl. Seckendorf an Goethe, 23. Dezember 1807, und an Carl Bertuch, 30. Dezember 1807 (Briefe Nr. 279 und 280). 623 Geistinger an Goethe, 6. Februar 1808 (Goethe und Österreich 2, S. 351) und 3. Oktober 1808 (Rauscher, Nachdrucke, S. 37). 624 Vgl. die Nachweise in Seckendorf an Goethe, 24. September 1808 (Brief Nr. 308), Erl. Zu der von Goethe wohl von vornherein intendierten stückweisen Veröffentlichung der „Pandora“, von deren Zweitem Teil 1808 nur ein Schema vorlag (Erstdruck 1833), vgl. Bunzel, Poetik, S. 177–185; Goethe, MA 9, S. 1146–1148.

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Ansonsten stand es um Geistingers Zahlungsmoral nicht sonderlich gut. Die ursprünglich für die Mitte des Jahres vorgesehene Auszahlung der übrigen Beiträgerhonorare wurde bald auf das Jahresende, schließlich erst auf den Februar des Folgejahres verschoben und Freiexemplare waren, nach einer späteren Vereinbarung, nur für die Redakteure, für Goethe und Collin vorgesehen.625 Immerhin hatte sich Geistinger bereit erklärt, Seckendorf und Stoll die redaktionelle Arbeit zu vergüten, wovon wenigstens der stets in finanziellen Nöten steckende Stoll alsbald Gebrauch machte. Nach Seckendorfs Auskunft vom 2. September 1808, als er mit dem Verleger die Bedingungen für eine Neuaufstellung des „Prometheus“ unter alleiniger Herausgeberschaft auszuhandeln versuchte, hatte sein Kompagnon sich vom vereinbarten Betrag, 600 Gulden, gleich die Hälfte gesichert, während von der anderen Hälfte das Honorar für Goethes Beitrag und wahrscheinlich, so lassen die weiteren Vorschläge im Brief vermuten, auch andere Ausgaben für die Herstellung der Hefte beglichen werden mußten.626 Den Drucker, Anton Strauß, bezahlte Geistinger offenbar nur unregelmäßig, allenfalls in Raten, und überhaupt scheint sein Engagement für die Zeitschrift, sicher aufgrund der eher enttäuschenden Abonnentenzahlen, schon mit dem Erscheinen des ersten Heftes nachgelassen zu haben. „Dies Heft“, schrieb Seckendorf am 24. Februar 1808 an Falk in Weimar, „hat hier günstige Sensation gemacht, der Verleger ist aber ein Schöps, und weiß sie nicht zu benuzen.“627 Seckendorf klagte über die unzureichende „Öffentlichkeitsarbeit“ des Verlegers, der die Notwendigkeit von Anzeigen nicht beachtete und mit Rezensionsexemplaren geizte.628 Den Absatz schätzte er selbst höher ein als Geistinger, der Mitte 1808 den „gegenwärtige Stand“ mit „200 Abnehmer“ bezifferte,629 wobei die eigenen optimistischeren Schätzungen, mit 50 oder 100 zusätzlichen Abonnenten, natürlich auch im Hinblick auf andere Verleger – Schaumburg etwa oder vor allem Cotta –

625 „Der Redacteur erhält 3 Frey Exemp – außer Goethe aber kein Mitarbeiter. Herr v Collin erhält sein Honorar Exempl“ (Joseph Geistinger, Wie soll es mit dem Prometheus stehen? 29. Juni 1808, WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,693); vgl. auch Seckendorf an Falk, 24. Februar 1808 (Brief Nr. 286). Die Angaben zum Auszahlungstermin ergeben kein klares Bild; in Seckendorfs gedruckter Einladung zur Mitarbeit am „Prometheus“ (WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,678) und seinem „Vorschlag an Geistinger dd. 13. Jun. 1808“ (WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,697) ist der Juni als Zahlungstermin angegeben, Geistinger optierte für das Jahresende bzw. Ende Februar des Folgejahres für den „Inländer“ (Wie soll es mit dem Prometheus stehen und SpeciesFacti, a.a.O.). Zu den Differenzen vgl. auch Hauser, S. 126. 626 Vgl. Seckendorf an Geistinger, 2. September 1808 (Brief Nr. 306). 627 Brief Nr. 286. 628 Vgl. ebd. und Seckendorf an Böttiger, 31. August 1808 (Brief Nr. 303). 629 Joseph Geistinger, Wie soll es mit dem Prometheus stehen? 29. Juni 1808, a.a.O.

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getroffen wurden, die an Geistingers Stelle treten sollten.630 Eine von Seckendorf erstellte Liste der Abnehmer enthält gleichwohl gerade einmal 59 Namen, überwiegend aus Aristokratie und Hocharistokratie bis hin zum österreichischen Herrscherhaus.631 Das verhaltene Interesse des Publikums führte Seckendorf indirekt auch auf die Vielzahl konkurrierender Zeitschriften zurück. Heinrich von Kleist und Adam Müller hatte er um ihre Mitarbeit am „Prometheus“ bitten wollen, nun erkundigte er sich bei Brühl in Dresden nach dem Erfolg des beinah zeitgleich „nach dem erweiterten Plane der Horen“632 – also mit vergleichbarer Konzeption – gestarteten „Phöbus“. Dessen Zielgruppe, auf seiten des Lesepublikums wie der erhofften Beiträger, stimmte mit der des „Prometheus“ überein, ebenso wie die Absatzprobleme – nach einer Mitteilung Böttigers erschien der „Phöbus“ vom 7. Stück an nur noch in einer Auflage von 150 Exemplaren633 – und sogar die publizistische Gegnerschaft. „In Betracht des Prometheus“, schreibt Schreyvogel im „Sonntagsblatt“, bin ich zwar zweifelhaft gewesen, ob ich demselben nicht den Phöbus der Herren Heinrich v. Kleist und Adam Müller vorziehen sollte, da auch dieser von des Herrn Geheimenraths v. Göthe Excellenz in Gnaden angesehen wird, und nicht bloß die vorzüglichen, sondern die allervorzüglichsten übrigen Schriftsteller Deutschlands sich zu dessen Aufrechterhaltung enge verbunden haben.634

Das Jahr 1808 brachte für viele Periodika erhebliche Einbußen auf dem Markt. Herbert F. Weiss zufolge mußte beispielsweise die Auflage der Halleschen „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ auf 1500 Stück, die der „Ergänzungsblätter“ auf 1000

630 „Der Absaz war ungefähr 300. in Östreich, (wegen Geistinger nicht zu übersehn)“ (aus einem undatierten Entwurf von Seckendorf, Wird J hier gedr. […], Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,687). Vgl. auch den Briefentwurf Seckendorf an Cotta, Ende November 1808 (Brief Nr. 312). 631 Die von Hauser, S. 121, summarisch referierte Liste aus dem Wonfurter Archiv (Hs. G.10) war im Seckendorf-Nachlaß der WLB nicht auffindbar. Hauser errechnet anhand der in den anderen Papieren veranschlagten Honorar- und weiterer Kosten, daß „etwa 400 Abnehmer die Zeitschrift hätten halten können“ (ebd., S. 127). 632 Kleist an Cotta, 21. Dezember 1807; Fehling, Briefe an Cotta, S. 292; vgl. Seckendorf an Brühl, 11. April 1808 (Brief Nr. 287), sowie an Böttiger, 13. Januar 1808 (Brief Nr. 281), und das „Verzeichnis der Mitarbeiter welche engagirt werden sollen“, in Seckendorfs Notamina, den Prometheus betreffend, a.a.O (vgl. Hauser 1929, S. 318–320). 633 Böttiger an Cotta, 11. November 1808; Baxa 2, S. 452 (mit der irrtümlichen Datierung auf 1807); vgl. auch Sembdner, Phöbus, S. 618. 634 Zweiter Brief des Herrn Hans Stolidus an den Herausgeber, in: Schreyvogel, Schriften 2, S. 307–316, hier: S. 314.

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reduziert werden.635 Insofern überraschen die gegen Ende des Jahres 1808 aufkommenden, zwischen Seckendorf, Cotta und Böttiger erörterten Überlegungen zu einer Fusion der beiden Zeitschriften kaum. Letzterem hatte Geistinger nach dem Bruch mit Seckendorf sogar die Fortsetzung des „Prometheus“ angeboten. „Aber der Himmel“, so Böttiger an Cotta, „soll mich vor solchen Verlagen bewahren.“636

8.4 Beiträger und Mitarbeiter Das nachlassende Interesse des Buchhändlers an seinem neuen Verlagsprodukt machte sich sogar in der Ausstattungsqualität bemerkbar. „Sie werden finden, das Papier im 3ten Heft ist nicht mehr dasselbe; der Umschlag jetzt – als wär’ er von der Wiener Facultät verordnet, unsauber“, schrieb Stoll am 30. Juni 1808 an Goethe.637 Dagegen hatte gerade das äußere Erscheinungsbild bei den ersten Rezensenten übereinstimmend für Bewunderung gesorgt: „Der bey Geistinger erscheinende Prometheus, zu dem mehrere berühmte Ausländer beytragen, wird mit einer Eleganz gedruckt, wie keins der ausländischen Journale. Es ist nur zu wünschen, daß das Innere dem Aeußern immerhin entsprechen möge.“638 Hinter dem rhetorisch-mahnenden Nachsatz des „Morgenblatt“-Korrespondenten mag sich ein weiterer Grund für Geistingers schwindendes Engagement verbergen, dem Seckendorf und Stoll womöglich noch weitere glanzvolle Beiträge neben dem Goethe-Festspiel in Aussicht gestellt hatten. Johann Heinrich Meyer zum Beispiel sollte nicht nur seine „Beschreibung der florentinischen Sammlung von Handzeichnungen“ liefern, sondern auch, „wenn er es bei Göthe durchsezen kan, mit der Zeit seine Korrespondenz mit Schiller und dessen mit Göthe“.639 Seckendorfs „Notamina“ zum „Prometheus“ enthalten eine ganze Reihe solch optimistischer Planungen und Spekulationen, genährt durch Mitteilungen aus dem Wei-

635 Nach Mitteilungen von Carl Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 14. Juli 1808, in: Herbert F. Weiss, Unveröffentlichte Zeugnisse zu Heinrich von Kleists Dresdener Jahren aus den Nachlässen Ernst und Heinrich Blümners, in: Euphorion 89, 1995, S. 1–22, hier: S. 13 Anm. 83. 636 Böttiger an Cotta, a.a.O. Zu den Fusionsplänen vgl. unten. 637 Goethe und Österreich 2, S. 58. 638 Korrespondenz-Nachrichten: Aus dem Oestreichischen, in: Morgenblatt, Nr. 83, 6. April 1808, S. 332. Vgl. auch Jacob Glatz, Einiges über Gegenstände der Cultur und Literatur in Oestreich, in: NTM, 6. St., Juni 1808, S. 153–162 (Wien, im Mai 1808), hier: S. 160 über den Prometheus, „der sich durch sein Aeußeres sehr vortheilhaft auszeichnet“. 639 Seckendorf, Notamina, den Prometheus betreffend, a.a.O (vgl. Hauser 1929, S. 317). Meyers „Ueber Handzeichnungen (…) der königl. Zeichnungs-Sammlung zu Florenz“ erschien im 1., 2. und 5./6. Heft, S. 12–18, 37–49, 113–144.

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marer Bekanntenkreis. Man hatte etwa erfahren, daß Wilhelm von Humboldt, der wie sein Bruder Alexander um Mitarbeit gebeten werden sollte, „eine reiche Sammlung Briefe von Schiller (…) besizt“.640 Zwar ist eine entsprechende Anfrage bei dem damals als preußischer Gesandter in Rom lebenden Gelehrten nicht bekannt, angesichts der späteren Editionsgeschichte der Schiller-Humboldt-Korrespondenz veranschaulicht die kurze Notiz jedoch neben den kühnen Ambitionen des Journal-Herausgebers auch dessen Bewußtsein der eigenen literarhistorischen Zeitzeugenschaft. Der Briefwechsel erschien 1830, ein Jahr nach der Veröffentlichung des Goethe-Schiller-Briefwechsels, bei Cotta, von Wilhelm von Humboldt selbst herausgegeben und mit einer einführenden Abhandlung versehen. Beide Briefausgaben prägten das Bild der deutschen Klassik im 19. Jahrhundert.641 Und von der Existenz eines weiteren, zumindest potentiell interessanten Nachlasses nahm Seckendorf während der Sondierungen in Weimar Notiz. An „Geh. Rath Schmidts Papiere, (besonders Klopstock betr.)“, mithin wohl an Briefe des eben verstorbenen weimarischen Oberkammerpräsidenten und Vetters von Klopstock, Johann Christoph Schmidt, hoffte er „durch Superintendent Voigt“642 zu gelangen. Das schon erwähnte „Verzeichnis der Mitarbeiter welche engagirt werden sollen“643 in Seckendorfs Redaktionspapieren liest sich wie die Einladungsliste zu einer Vollversammlung der deutschen „Gelehrtenrepublik“, deren Vertreter neben Weimar vor allem in Berlin, Dresden, Heidelberg, München und Wien lokalisiert wurden. Das für den „Prometheus“ vorgesehene Spektrum an Themen und inhaltlichen Schwerpunkten läßt sich aus den genannten Plänen und Verhandlungsprotokollen ansatzweise ableiten; Seckendorf knüpfte an seine beiden älteren Taschenbuch- und Almanachreihen an, hoffte deren lokale und thematische Beschränkung, auf die literarisch-gesellige Kultur des Weimarer „Musenhofes“ im „Weimarischen Taschenbuch“ oder Denkmale der Volkspoesie in den Regensburger Almanachen, aber aufheben zu können. Wie schon früher berief er sich explizit auf das Vorbild der „Horen“, nannte in den „Notamina“ aber auch

640 Seckendorf, Notamina, a.a.O. (vgl. Hauser 1929. S. 319). 641 Ernst Osterkamp bezeichnet den Briefwechsel als „eine der bedeutendsten Korrespondenzen der klassischen deutschen Literatur“ (E. O., Fläche und Tiefe. Wilhelm von Humboldt als Theoretiker von Schillers Modernität, in: Friedrich Schiller und der Weg in die Moderne, hg. von Walter Hinderer, Würzburg 2006, S. 101–118, hier: S. 101). Vgl. Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm v. Humboldt. Mit einer Vorerinnerung über Schiller und den Gang seiner Geistesentwicklung von W. von Humboldt, Stuttgart/Tübingen 1830. 642 Seckendorf, Notamina, a.a.O. (vgl. Hauser 1929, S. 318). Gemeint ist Johann Ludwig Gottfried Voigt, Herders Nachfolger als Generalsuperintendent in Weimar. 643 Ebd. (vgl. Hauser 1929, S. 318–320).

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Goethes „Propyläen“ (1798–1800) und Falks „Elysium und Tartarus“, dessen „Materialien (…) durchgegangen werden“644 sollten. Gerade Johannes Daniel Falks nach Goethes Intervention im Oktober 1806 verbotene Zeitschrift weist in ihrer Mischung aus poetischen und kunsttheoretischen Aufsätzen Weimarer Beiträger (Fernow, Wieland), Übersetzungen (J. H. Voß) und kulturhistorischen Mitteilungen, z.B. Beiträge Falks über den Kasperl auf der Wiener Bühne,645 auf den „Prometheus“ voraus. Falk war jetzt auch als Weimarer Korrespondent für einen „Anzeiger“ mit aktuellen Mitteilungen vorgesehen, womit sich die neue Zeitschrift, genauso wie durch die Aufnahme anlaßbezogener Poesie (Wielands Gedicht auf Anna Amalia),646 auf Vorbilder wie den „Neuen Teutschen Merkur“ oder die „Zeitung für die elegante Welt“ berufen konnte. An alte Verbindungen erinnert die Absicht, über Charlotte von Stein an einen Beitrag ihrer noch in Schweden lebenden Nichte Amalie von Helvig zu gelangen;647 und überraschend leicht, trotz des einstigen Zerwürfnisses nach Seckendorfs eigenmächtiger Redaktion einiger Gedichtbeiträge zum Weimarer Taschenbuch, gelang es offenbar auch, Knebel in Jena zum neuerlichen Mittun zu bewegen.648 Der „romantische“ Sammeleifer, den die „Litterarischen Plane“ von 1806 bezeugen und der mit den „fortgesezten Proben meiner Denkmäler der Volkspoesie“649 in den Regensburger Almanachen der beiden Folgejahre zum Teil schon

644 Ebd. (vgl. Hauser 1929, S. 317). In den „Notamina“ auch die Bemerkung: „Qn. Von wem ist die unvollendete Bearbeitung des Sallon von Diderot in den Propyläen? von Göthe.“ Über Falks Zeitschrift hatte sich Seckendorf schon am 15. März 1806 bei Carl Bertuch erkundigt (Brief Nr. 202); zu Falk vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 6. Dezember 1806 (Brief Nr. 238), Erl. 645 Vgl. Bettina Zschiedrich, „Und das Geschwätz hat eine Seele bekommen“: Johannes Daniel Falk und die „Wunderhornmänner“, in: Neue Zeitung für Einsiedler. Mitteilungen der Internationalen Arnim-Gesellschaft 8/9, 2008/09, Köln 2010, S. 34–50, hier: S. 38f. 646 An Olympia, von Wieland, in: Prometheus, 1. H., S. 54f. Wieland zeigte sich seinem Sohn Ludwig gegenüber „empört, daß die jungen Männer seine Verse ohne Genehmigung veröffentlichten“ (Starnes, Wieland 3, S. 283; vgl. Christoph Martin an Ludwig Wieland, 25. März 1808, in: Wielands Briefwechsel 17.1, S. 318). Das Gedicht war bereits 1791, aus Anlaß des Geburtstags von Anna Amalia, entstanden. 647 „A. v. Hellwig arbeitet an einem größern Gedichte, durch Frau v. Stein ist an sie geschrieben.“ (Notamina, a.a.O.; vgl. Hauser 1929, S. 318). Helvig veröffentlichte nach ihrer Rückkehr nach Deutschland „Die Tageszeiten. Ein Zyklus griechischer Zeit und Sitte, in vier Idyllen“ (Amsterdam/Leipzig 1812). 648 „In Jena sind Knebel à 12 rh. Danz à 10 rh. engagirt. Beide geben Proben ihrer Übersezung des Pindar, erster auch eigne Gedichte.“ (Notamina, a.a.O.; vgl. Hauser 1929, S. 318) Der Theologe Johann Traugott Leberecht Danz (1768–1851), ein Schüler Herders und Diaconus in Jena, veröffentlichte 1806/11 eine zweisprachige Plautus-Ausgabe in vier Bänden. 649 „Ich habe über diese fortgesezten Proben meiner Denkmäler der Volkspoesie wenig zu sagen. (…) Mit Liebe und Wehmut gebe ich die Reste teutschen Gesangs, denn bald wird das

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umgesetzt wird, bestimmte noch die ersten personellen Dispositionen für das neue Journal. Dafür spricht die große Zahl von umworbenen Beiträgern aus Heidelberg, wobei die künftige Frontstellung zwischen den Vertretern der Heidelberger Romantik um Arnim, Brentano und Görres und den Spätaufklärern um Johann Heinrich Voß keine Rolle spielte.650 Heinrich Voß d.J., mit dem Seckendorf das Interesse an der Übersetzung antiker Autoren teilte, steuerte ebenso zum „Prometheus“ bei wie Arnim, der wohl beim zufälligen persönlichen Zusammentreffen während des gleichzeitigen Weimarer Aufenthalts Anfang November 1807 als Mitarbeiter gewonnen werden konnte.651 Arnim versprach „Beiträge, freie Lieder mit Reichards Melodien“ und bat im Gegenzug um Mittheilung interessanter Kupferstiche. Wir mögen alte musikalische Schäze, besonders Choralgesänge, Volkslieder, (besonders aus der großen Sammlung eines gewissen Wiener Barons) dann eine Suite von Umrissen wenig bekannter Gemälde und Handzeichnungen liefern.652

Neben dem privatisierenden Theologen Karl Gottlieb Horstig, der als Beiträger zum „Wunderhorn“ und Rezensent des „Morgenblatts“ in Erscheinung getreten war, werden im „Ersten Plan“ und den „Notamina“ die Heidelberger Professoren Friedrich Creuzer und Karl Daub genannt. Deren seit 1806 erscheinende „Studien“ entsprachen als wissenschaftliche Zeitschrift mehr einem Jahrbuch für umfangreiche Abhandlungen und Referate theologischen, philosophischen und altphilologischen Inhalts, enthielten aber wenigstens im ersten Band auch Poesien, von Karoline von Günderrode, und dürften mit dieser Mischung eines der Vorbilder für den „Prometheus“ gewesen sein. Zu einer Mitarbeit der Heidelberger Gelehrten, aus Arnims und Brentanos Bekanntenkreis wird außerdem noch der Tasso-Übersetzer Johann Diederich Gries genannt, kam es jedoch nicht. Lediglich Joseph Görres antwortete später in Arnims „Zeitung für Einsiedler“ auf die

lebendige Wort vergangen sein, oder verhallen in die Klageweise der esthnischen Liederchen. Was A. v. Arnim von dem Wunderhorn gesagt hat: es war der lezte Bienenstock, er wollte eben wegschwärmen, es hat uns wol Mühe gemacht, ihn im alten Hause zu sammeln, bewahrt ihn, stört ihn nicht, geniesst seines Honigs wie recht – das möcht’ ich gedenken bei diesem Nachtrag Spätlinge zu jenem herrlichen Stock.“ (Musenalmanach 1808, S. 4, Vorwort des Herausgebers. Seckendorf zitiert hier aus der „Nachschrift an den Leser“ im 1. Bd. von „Des Knaben Wunderhorn“, FBA 6, S. 443.) 650 Zu Begriff und Wesensbestimmung der „Heidelberger Romantik“ und zu den genannten Auseinandersetzungen vgl. die Beiträge zu dem von Friedrich Strack herausgegebenen Sammelband 200 Jahre Heidelberger Romantik. Mit Beiträgen von Barbara Becker-Cantarino u.a., Berlin/Heidelberg 2008 (Heidelberger Jahrbücher 51, 2007). 651 Vgl. Seckendorf an Arnim, 7. November 1807 (Brief Nr. 274), Erl. 652 Notamina, a.a.O.; vgl. Hauser 1929, S. 317.

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an ihn ergangene Einladung mit der Gegenbitte um Nachforschungen nach ungarischen Volksliedern.653 Wesentlich mehr hatte sich Seckendorf auch von seinen Verbindungen nach Dresden erhofft. Bereits im Sommer 1807 war er auf Adam Müller aufmerksam geworden, dessen eben im Druck erschienene Vorlesungen sein „lebhaftes Interesse“654 erregt hatten. Stoll und Seckendorf waren am 17. November aus Weimar über Jena, wo sie ein letztes Mal von Goethe empfangen wurden,655 nach Leipzig und Dresden weitergereist. In Dresden, wahrscheinlich bei einer persönlichen Begegnung, muß Müller den beiden berechtigte Hoffnungen656 auf eine Teilnahme am „Prometheus“ gemacht haben, ohne sie aber zugleich über die eigenen Zeitschriftenpläne zu informieren. Seckendorf erfuhr davon, wie er im Januar 1808 Böttiger mitteilte, erst durch eine Anzeige des „Phöbus“ im „Hamburger Correspondenten“. Seine Überraschung, das fast schon panikartige Entsetzen über die unvermutete Konkurrenz ist echt, zumal man sich offenbar über die Schwierigkeiten, überhaupt einen Verlag für ein solches Unternehmen zu finden, einig gewesen war: „wo auf einmal finden sich jezt die Verleger? (…) Ich kann mir jenes nicht erklären – schwerlich bietet der neue Verleger mehr Honorar“.657 Mehr noch als der enge Vertraute Karl von Brühl, den Seckendorf auf dem kurzen Abstecher nach Sachsen wiedersehen konnte,658 hätte in Dresden eigentlich Böttiger Verbindungen zu den hier ansässigen Autoren herstellen müssen. Sein Einfluß erwies sich jedoch als begrenzt, und wo er nichts für den „Prometheus“ ausrichten konnte, intrigierte er, so jedenfalls die Lesart Helmut Sembdners, gegen

653 Vgl. Görres an Seckendorf, 10. Mai 1808 (Brief Nr. 293). 654 Seckendorf an Böttiger, 23. Juli 1807 (Brief Nr. 265); vgl. Adam Müller, Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur, gehalten zu Dresden, im Winter 1806, Dresden 1807. 655 „Gegen Abend Seckendorf und Stoll, zum Thee.“ (Goethe, Tagebücher III.1, S. 392) Nach einer Mitteilung Carl Bertuchs hielt sich Goethe „seit 14 Tagen“ in Jena auf, wo er an der „Pandora“ arbeitete (Brief an Ludwig Friedrich von Froriep, 25. November 1807, in: Begegnungen 6, S. 378). Wohl am selben Tag, 17. November, hatten Stoll und Seckendorf Weimar verlassen; vgl. die Fußnote in Falks „Sendschreiben aus Elysium an Stoll“, in: Prometheus, 1. H., S. 27–30, hier: S. 27: „Am Tage seiner Abreise. Weimar, den 17. November 1807.“ 656 „(…) gerade er machte mir bestimmte Hoffnungen“ (Seckendorf an Böttiger, 13. Januar 1808; Brief Nr. 281). Eine Korrespondenz zwischen Adam Müller und Seckendorf ist nicht bekannt, ebensowenig Zeugnisse eines Kontakts zwischen Seckendorf und Heinrich von Kleist. 657 Ebd.; der „Phöbus“ erschien bis zur späten Übernahme durch den Dresdner Buchhändler Walther im Selbstverlag; vgl. Sembdner, Phöbus, S. 604, 606f. Sembdner bezeichnet den 17. Dezember 1807 zwar als „Gründungstag“ des „Phöbus“ (vgl. oben, Anm. 581), als frühestes Zeugnis für die Planung der Zeitschrift gilt jedoch ein Brief von Hans Karl Dippold (auch Dippoldt) an Johannes von Müller vom 30. September 1807 (Pape, Müller, S. 194). 658 Vgl. Seckendorf an Brühl, 23. Januar 1808 (Brief Nr. 282).

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die Herausgeber des „Phöbus“. Seine schon vor der ersten Ausgabe von Kleists und A. Müllers Zeitschrift im „Freymüthigen“ anonym veröffentlichten, abwertenden Besprechungen waren überdies motiviert durch den Neid auf den Publikumserfolg von Müllers Vorlesungen.659 So waren die „Prometheus“-Redakteure auf ältere Kontakte Caroline Herders angewiesen. Sie empfahl mit Gotthilf Heinrich Schubert einen Schüler ihres Mannes, auf dessen „Bibliotheca Castellana Portugues y Provencal“ (1804/05) Seckendorf für die „Stimmen der Völker“ in seinem Regensburger Musenalmanach zurückgegriffen hatte, und Friedrich Gottlob Wetzel, der im Jahr zuvor einer der führenden Mitarbeiter der inzwischen eingestellten Dresdner „Abend-Zeitung“ gewesen war. Anders als Schubert, der nur wenig in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte und in diesem Winter 1807/08 mit seinen Vorlesungen zu „Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft“ (im Druck erschienen 1808) für Aufsehen sorgte, war dessen Freund Wetzel ein äußerst produktiver Autor. Seine aus materieller Bedrängnis resultierende Vielschreiberei erscheint mitunter wahllos; als studierter Mediziner verfaßte er Schriften zur Heilkunde im Wechsel mit Romanen und Beiträgen für Almanache und Zeitschriften.660 Nach dem Vorbild Adam Müllers und Böttigers eröffnete er im Winter 1806/07 eine Vorlesungsreihe über die Homerische Mythologie, die jedoch alsbald wieder abgebrochen wurde, da sich die Vortragsweise und der „Ideenreichtum“661 des Referenten als wenig publikumstauglich erwiesen. Wetzels erster von insgesamt immerhin fünf Beiträgen für den „Prometheus“, der „Versuch einer Allegorie über den Homer“, basierte noch auf diesem mißglückten Versuch, vor der Dresdner Gesellschaft zu reüssieren.662

659 Sembdner, Phöbus, S. 607f. 660 Zur ‚fabrikmäßigen‘ schriftstellerischen Arbeit Wetzels mit einer Übersicht über dessen Biographie bis 1809 vgl. die ansonsten romanhaften Erinnerungen von Z. Funck (Karl Friedrich Kunz), Aus dem Leben zweier Dichter: Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann’s und Friedrich Gottlob Wetzel, Leipzig 1836 (Erinnerungen aus meinem Leben in biographischen Denksteinen und andern Mittheilungen, 1. Bd.), S. 178–204; genauer ist die Aufstellung bei Trube, Wetzel, S. 137–144 sowie passim. Die von Franz Schultz (Der Verfasser der Nachtwachen von Bonaventura. Untersuchungen zur deutschen Romantik, Berlin 1909) vorgenommene Zuschreibung der „Nachtwachen. Von Bonaventura“ paßt in das von Trube (bes. S. 23ff.) gezeichnete Bild eines aus finanziellen Gründen vielproduzierenden Autors, ist aber mittlerweile widerlegt; vgl. Jost Schillemeit, Bonaventura. Der Verfasser der ‚Nachtwachen‘, München 1973. 661 Friedrich Engel, Einige Briefe von Friedrich Gottlob Wetzel, Leipzig 1903, S. 21. Allerdings soll Wetzel erwogen haben, im Herbst 1807 nach Heidelberg zu gehen, um im darauffolgenden Jahr neuerlich Vorlesungen zur Mythologie zu halten (Trube, Wetzel, S. 39). 662 Vgl. Trube, Wetzel, S. 37f.; Prometheus, 1. H., S. 31–53. In Goethes Tagebuch findet sich am 9. August 1808 die Eintragung: „Ueber die Dresdner Vorlesung besonders die verunglükte von Wetzel über die Homerische Mythologie“ (Tagebücher III.1, S. 470).

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Überschneidungen mit Seckendorfs Vorstellungen ergaben sich aus einem anderen, hochgreifenden Plan Wetzels. Seinem Biographen Hans Trube zufolge hatte er die Absicht, die Bestände der Dresdner Bibliothek für eine „umfassende Arbeit über die Mythen der Völker“ zu nutzen, um „durch metrisch getreue Übersetzung und allseitige wissenschaftliche Bearbeitung die Sagenkreise der Völker, vorzüglich den des eigenen Volkes, den nordischen, dem Deutschen wieder zu lebendiger Unmittelbarkeit nahe bringen“.663 Die Realisierung beschränkte sich indes auf die Anfertigung metrisch eher anspruchsloser Nachdichtungen von Liedern der „Edda“ und des „Talmud“, die Wetzel größtenteils in den „Phöbus“ gab; andere Dichtungen, wie die im „Prometheus“ veröffentlichte „Vom starken Hans“, belegen den modischen Synkretismus unterschiedlicher Mythologien, hier speziell die Wendung des nordischen Siegfried-Motivs ins Christliche.664 Auch mit den übrigen balladenhaften Gedichtbeiträgen zum „Prometheus“ wird er Seckendorfs noch vom Regensburger Musenalmanach geprägten Erwartungen entsprochen haben. Daß Uhland und Kerner vergleichbare Beiträge schließlich anderweit vergaben, resultierte aus einer von jugendlichen – Wetzel hingegen völlig fremden – Skrupeln begleiteten Ehrfurcht vor den namhafteren Autoren der ersten „Prometheus“-Hefte: Die Balladen schickte ich nicht an Seckendorf, sondern anderswohin . Kerner hat die Gedichte, die er Anfangs Seckendorf senden wollte, eben dahin geschickt, wohin ich meine Balladen, davon ein andermal. Ich glaube, seine Lieder dünkten ihm nicht elegant genug in eine Residenz.665

Trotz oder gerade wegen der vergleichsweise regen Beteiligung eines Wetzel und anderer poetae minores muß die über Dresden und Leipzig fortgesetzte Werbetour der „Prometheus“-Redakteure als Fehlschlag bezeichnet werden. Selbst Böttiger scheint nicht mehr als einen Jahre zuvor schon einmal publizierten Aufsatz geliefert zu haben,666 und mit Hans Karl Dippold kam lediglich ein weiterer Bei-

663 Trube, Wetzel, S. 46. 664 Ebd., S. 133, Anm. 130; vgl. Prometheus, 1. H., S. 79–82; eine Aufstellung von Wetzels Beiträgen im „Phöbus“ bei Sembdner, Phöbus, S. 648f. 665 Uhland an Karl Mayer, 25. Mai 1808, Uhlands Briefwechsel 1, S. 95; vgl. auch ders. an dens., 22. April 1808, ebd., S. 88, und Seckendorf an Uhland, November 1807 (Brief Nr. 276), Erl. 666 Die Dresdner Antiken-Gallerie mit Fackelbeleuchtung gesehen, den 25. August 1798, in: Prometheus, 2. H., Anzeiger, S. 3–9; vgl. auch Seckendorf an Böttiger, 16. November 1807 (Brief Nr. 277). Die Verfasserschaft der viermal erschienenen Notizen und Kunstnachrichten aus Dresden ist nicht sicher zu klären, die „Kurzen Notizen“ bzw. „Nachrichten“ (1. und 2. H., Anzeiger, S. 31f. und 30f.) stammen wahrscheinlich ebenfalls von Wetzel oder von Brühl; vgl. Seckendorf an Brühl, 23. Januar 1808 (Brief Nr. 282).

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träger aus dem Dresdner Umfeld und Freundeskreis Gotthilf Heinrich Schuberts hinzu. Der junge Historiker veröffentlichte den im Herbst 1807 bereits fertiggestellten und seinem Mentor Johannes von Müller zur Begutachtung vorgelegten Aufsatz „Das Bild des modernen Geschichtschreibers“ im letzten Heft des „Prometheus“.667 Der Text war wohl ursprünglich für den „Phöbus“ vorgesehen, in dem er aus unbekannten Gründen nicht erschien; vielleicht hatte Böttiger, der Dippold Rezensionsaufträge für die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ verschaffte, den Aufsatz an Seckendorf vermittelt.668 Unter dessen Redaktionspapieren zum „Prometheus“ findet sich auch eine von unbekannter Hand angefertigte stichpunktartige Übersicht zu Vorlesungsplänen von Karl Christian Krause,669 die auf Überlegungen zu einer Beteiligung des 1802 in Jena habilitierten Philosophen schließen läßt. Der Notiz zufolge hätte der ebenfalls zum Kreis um Schubert und Adam Müller gehörende, mit seiner theistischen Naturrechtslehre später vor allem in Spanien rezipierte Krause „ästhetische Abhandlungen, (…) Abhandlungen und Aphorismen über die Philosophie der Geschichte“670 oder musikästhetische Aufsätze liefern sollen.

8.5 Der „Prometheus“ – eine Bibliothek von Übersetzungen In Leipzig nahmen Seckendorf und Stoll Verbindung zu zwei Übersetzern auf, zu Adolf Wagner, einem Freund Falks, und August Apel, dessen jüngst erschienene Dramen „Polyidos“ und „Die Aitolier“ Seckendorf zuvor schon von Böttiger zur Nachahmung empfohlen worden waren.671 Böttiger stand mit seiner Begeisterung für die griechischen Tragödien nachempfundenen Stücke Apels, deren Fabeln und Motive klassischen Autoren wie Sophokles oder antiken Sagenstoffen entnommen waren, nicht allein. In einer Rezension für die „Zeitung für die elegante Welt“ stellte etwa August Klingemann den „Polyidos“ über die „Braut von Messina“, da es Schillers Versuch, „in den antiken Styl zurückzubilden“, an „stren-

667 Prometheus, 5./6. H., S. 145–169. Vgl. Dippold an Johannes von Müller, 30. September 1807, in: Johann Heinrich Maurer-Constant (Hg.), Briefe an Johann von Müller. Supplement zu dessen sämmtlichen Werken, Bd. 4, Schaffhausen 1840, S. 436. 668 Vgl. Weiss, Phöbus-Spuren, S. 174. Weiss zitiert Dippold aus dessen ungedrucktem Brief an J. v. Müller vom 14. April 1808, daß er eine Arbeit „über historische Schreibart (…) für den Prometheus in Wien eingesandt“ habe (ebd., S. 175). 669 Krause will lehren (…), Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,701. 670 Ebd. 671 Vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806 (Brief Nr. 207).

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ger Konsequenz“672 mangle. Vergleichbar mit diesem Urteil, das in krassem Widerspruch zu späterer Kanonbildung steht, ist Böttigers Abwertung der „Penthesilea“ gegenüber Apels Antikenadaptionen,673 nachdem Kleist ein „Organisches Fragment“ seines Dramas vorab im „Phöbus“ veröffentlicht hatte. Äußerungen Seckendorfs über Kleists Dramen sind nicht bekannt, sein Name findet sich auch nicht mehr in einer Aufstellung der wegen einer Beteiligung bereits mit – unterschiedlich hohen – Honorarangeboten schriftlich angefragten Autoren. Adam Müller, der hier noch aufgeführt wird, hätte demnach 18 Reichstaler erhalten sollen und damit deutlich mehr als etwa Görres oder Brentano, denen 12 zugedacht waren, oder gar Uhland und Kerner (8 Reichstaler).674 Apel, der heute eigentlich nur noch als Mitherausgeber des „Gespensterbuchs“ (mit Friedrich Laun, 1810/12) bekannt ist, erhielt immerhin „16 rtl. für Ines u. Pedro, Gedicht in Romanzen, u. für den Elegiencyclus“675. Im Engagement der beiden Leipziger Apel und Wagner wirkt Seckendorfs älteres Vorhaben weiter, eine „Bibliothek von Übersezungen ausländischer Dichter“676 herauszugeben. Mit dem schon früher von Böttiger empfohlenen Friedrich Adolph Kuhn, der in der „Polychorda“ und anderen Zeitschriften Auszüge aus seiner Übertragung der „Luisaden“ des Camões mitgeteilt hatte, und den erst am Beginn ihrer Laufbahn stehenden Dante-Philologen Karl Förster aus Dresden und Karl Friedrich Ludwig Kannegießer aus Berlin enthält das Verzeichnis der Kandidaten noch weitere Übersetzer.677 Kannegießer gab 1810 gemeinsam mit Johann Gustav Büsching die Zeitschrift „Pantheon“ heraus, die sich „durch gleichen Zweck, beinahe gleiche Einrichtung und gleiche Mitarbeiter“ ausdrücklich „als eine Fortsetzung des Prometheus“678 verstand. Neben Apel schrieb von den gewünschten Mitarbeitern aber lediglich der mit ihm befreundete Adolf Wagner für den „Prometheus“. Wagner hatte in Leipzig und Jena studiert, wo er mit Schiller und Falk in engere Berührung kam, und dich-

672 Zeitung für die elegante Welt, Nr. 19, 13. Februar 1806, Sp. 147f., hier: Sp. 147; vgl. Hermann Ziemke, Johann August Apel. Eine monographische Untersuchung, Diss. Greifswald 1933, S. 16; zu den „Aitoliern“ und dem „Polyidos“ vgl. ebd., S. 56–67. 673 In einer Rezension im Freimüthigen vom 6. Februar 1808; vgl. Sembdner, Phöbus, S. 607f. 674 Notamina, a.a.O. (vgl. Hauser 1929, S. 320). 675 Ebd.; vgl. Prometheus, 1. H., S. 58–73; 2. H., S. 83–112. Der genannte „Elegiencyclus“ erschien nicht in der Zeitschrift. 676 Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806 (Brief Nr. 216), vgl. Kap. 5.4. 677 Vgl. Notamina, a.a.O. (Hauser 1929, S. 318 und 320), und Seckendorf an Böttiger, 23. Juli 1807 (Brief Nr. 265). 678 Pantheon. Eine Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst. Herausgegeben von Dr. Johann Gustav Büsching und Dr. Karl Ludwig Kannegießer. Erster Band, Leipzig 1810, S. VI (Vorrede).

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tete selbst in italienischer Sprache. In seiner Abhandlung „Der Scherz“ im letzten Doppelheft des „Prometheus“679 bemühte er sich mit einem enormen Aufwand an Belegen und etymologischen Herleitungen um eine historische Systematik der Äußerungsformen des Komischen von der Antike bis zur Gegenwart. Der in seinem Materialreichtum genialisch daherkommende Essay weist auf Wagners 1806 in Berlin erschienenen italienischen Novellen „Scherz und Liebe“ zurück. Im selben Jahr soll er in Leipzig eine Privataufführung von Apels „Polyidos“ geleitet haben. Seine insgesamt sehr stattliche Publikationsliste umfaßt neben Theaterstücken und Übersetzungen klassischer Autoren vor allem populärwissenschaftliche Abhandlungen zur Literaturgeschichte und Biographien, darunter eine mehrbändige Reihe von „Lebensbeschreibungen berühmter Reformatoren“ (1793/1808).680 Substantiell bereichert wurde die Abteilung der Übersetzungen durch Arbeitsproben von namhafteren Beiträgern wie (Johann) Heinrich Voß, der selbst seinen Vater Johann Heinrich zur Mitteilung eines kleinen Auszugs aus der noch im selben Jahr bei Cotta veröffentlichten Übersetzung von Theokrits „Bion und Moschos“ bewegen konnte.681 Der Sohn steuerte seinerseits einen längeren Abschnitt aus seiner Übersetzung von Aischylos’ „Agamemnon“ bei, deren philologischer Apparat mit Sprachglossen und gelehrten Anmerkungen Profilierungsbemühungen gegenüber dem Kommentar von Christian Gottfried Schütz in dessen wenige Jahre zuvor erschienenen Ausgabe von „Aeschyli Tragoediae“ verrät.682 Heinrich Voß konnte seine Übersetzungen der Tragödien des Aischylos zu Lebzeiten nicht mehr abschließen. Sie wurden erst 1826, vier Jahre nach seinem Tod, von dem Vater „vollendet“ und herausgegeben, und es ist wohl bezeichnend für den Effekt einer lebenslangen Subordination unter die Tätigkeit und Interessen des Vaters, daß die Leistung des jüngeren Voß noch im Zeitschriften-Repertorium von Houben und Walzel negiert und der „Prometheus“-Beitrag dem älteren zugesprochen wird.683 Seckendorf ließ dem befreundeten Altersgenossen mehr Gerechtigkeit zuteil werden, indem er, wenn auch ohne Namensnennung, in den Besprechungen von zwei Wiener Shakespeare-Aufführungen den Arbeiten des

679 5./6. Heft, S. 51–82. 680 Vgl. Goedeke VI, S. 455–457. Zur Biographie vgl. Carl Friedrich Glasenapp, Das Leben Richard Wagners, Leipzig 41905, S. 20–30; Adolph Wagner war ein Onkel des Komponisten. 681 Prometheus, 3. H., S. 81–86; vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 12. Dezember 1807 (Brief Nr. 278), und Seckendorf an Heinrich Voß, 13. Februar 1808 (Brief Nr. 285). 682 Ebd., 2. H., S. 51–69; vgl. Christian Gottfried Schütz, Aeschyli Tragoediae, 3 Bde., Halle 1799/1803, hier: Bd. 2: Persae et Agamemnon, Halle 1801. 683 Walzel/Houben, Zeitschriften, Sp. 85; vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 1. September 1806 (Brief Nr. 220), Erl.

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„sprach- und versgewandte neueste Übersetzer“684 den Vorzug einräumte vor den in Wien verwendeten älteren Bearbeitungen Friedrich Ludwig Schröders. Heinrich Voß hatte auf Anregung Schillers noch in Weimar mit der Übersetzung von Dramen Shakespeares begonnen, und Mitteilungen darüber begleiten fast die gesamte Korrespondenz, in der Seckendorf regelrecht zu einem freundschaftlichen Wettstreit aufgefordert wird.685 Josef von Hammer war bereits im Weimarer Taschenbuch mit der Übersetzung einer persischen Dichtung vertreten, damals wahrscheinlich durch Böttigers Vermittlung oder Empfehlung.686 In Wien lernte Seckendorf den Orientalisten nun persönlich kennen, von dem auch einer der wenigen Berichte über den Österreich-Aufenthalt des „Prometheus“-Herausgebers stammt. Bei Graf Purgstall traf ich ausgezeichnete Dichter und Literaten. Er hatte in Breitensee ein Landhaus gemietet, dort speiste ich bei ihm mit Freiherrn von Steigentesch, mit Seckendorff, Mathias von Collin, dem späteren Lehrer des Herzogs von Reichstadt, mit Graf Moritz Dietrichstein, dem nachmaligen Obersthofmeister der Kaiserin und Präfekten der Hofbibliothek (…). Im Sommer wohnte ich in Weidling im Hause der Orientalischen Akademie und wurde mehrmals von Graf Seckendorff, dem Herausgeber des ‚Prometheus‘, und Mathias Collin besucht. Seckendorff war ein gutmütiger, biederer Deutscher, schwerfällig von Gestalt und Benehmen. Auch Freund Collin war untersetzt und kurzhalsig. Trotzdem folgten sie mir auf meinen Spaziergängen ins Gebirge.687

Der Bericht verdient auch insofern Interesse, als der hier beschriebene Personenkreis, der sich bei Gottfried Wenzel von Purgstall traf, mit Seckendorfs eigenem Wiener Umfeld übereinstimmt. Das Haus des Grafen, von dessen Witwe Josef von Hammer später das Familiengut in der Steiermark – und somit den Namenszusatz – erbte, war ein „Vereinigungspunkt aller Elemente, welche höhere Bildung und vaterländisches Gefühl verbanden“.688 Purgstall, der sich während des Stu-

684 Seckendorf, Macbeth. Nach Schillers Bearbeitung, aufgeführt auf dem k. k. Hoftheater im Februar 1808. (Nach der Vorstellung vom 20. Februar.), in: Prometheus, 2. H., Anzeiger, S. 10–19, hier: S. 14; vgl. auch ders., Über die Darstellung des Trauerspieles König Lear im Theater an der Wien, ebd., 5./6. H., Anzeiger, S. 10–15, hier: S. 12. 685 Vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 6. Dezember 1806 (Brief Nr. 238), und 1. September 1806 (Brief Nr. 220), jeweils mit Erl. 686 Vgl. Kap. 4.3; vielleicht geht der Kontakt auch auf den gemeinsamen Bekannten J. I. Gerning zurück; vgl. Böttiger an Hammer, 7. Dezember 1798, in: Rudolf Payer-Thurn, Briefwechsel zwischen C. A. Böttiger und Joseph von Hammer, in: Chronik des Wiener Goethe-Vereins 36, 1930, S. 13–40, hier: S. 26. 687 Hammer-Purgstall, Erinnerungen, S. 177, 182. 688 Karl Gottfried Hugelmann, Gottfried Wenzel Purgstall, in: ADB 26, S. 715–717, hier: S. 716. Zu Seckendorfs Umfeld vgl. die im Brief an Heinrich Joseph von Collin vom Frühjahr 1808 (Brief Nr. 290) genannten Personen sowie unten.

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diums in Jena eng an den Kantianer Reinhold angeschlossen hatte, wirkte später als Mäzen und unterstützte beispielsweise Karl Ludwig Fernow in den ersten Jahren seines Weimar-Aufenthalts.

8.6 Zwei Mitarbeiter: August Wilhelm und Friedrich Schlegel Im „Prometheus“ erschien von Hammer die „Probe einer Übersetzung des Korans“, und mit großer Wahrscheinlichkeit stammt auch die ausführliche Anzeige von Friedrich Schlegels „Über die Sprache und Weisheit der Indier“ (Heidelberg 1808) von ihm.689 Veröffentlicht wurde die vor allem Aufbau und Inhalt des Werks referierende Besprechung zwar erst im letzten Doppelheft des „Prometheus“, das Ende August 1808 fertig gedruckt vorlag, entstanden ist sie aber wohl schon bald nach Friedrichs Aufforderung vom 12. April 1808 an den Bruder August Wilhelm: „Laß doch in den Anzeiger des Prometheus eine kurze Ankündigung des Werks über Indien einrücken“.690 Auffällig ist ein anspielungsreicher Hinweis auf die Lebensumstände Schlegels in der Anzeige. Sie beginnt mit dem Wunsch, daß dieser „mit Beseitigung aller äussern Hindernisse in den Stand gesetzt werde, seinen Zweck mit unverwandtem Gesichte zu verfolgen“.691 Friedrichs materielle Lage war nach seiner Rückkehr aus Paris im April 1804 angespannt, da kaum Hoffnung auf eine Anstellung in Köln oder Düsseldorf bestand, wo nach den Vorstellungen der Brüder Boisserée bzw. später unter Murat zeitweise an die Gründung einer Universität gedacht wurde. In einem Brief vom 5. September 1806 bat er Seckendorf ganz unverhohlen um Protektion, jedenfalls sei er „nicht fixirt in Kölln“.692 Inzwischen war der Bruder an der Seite der Madame de Staël in Wien eingetroffen, seine im März 1808 eröffneten Vorlesungen über Dramaturgie waren, bei über 250 Subskribenten, finanziell äußerst ertragreich.693 Die von beiden unternommenen Bemühungen, unter anderem bei Fried-

689 Prometheus, 4. H., S. 65–71, und 5./6. H., Anzeiger, S. 3–9; Josef Körner (Krisenjahre 3, S. 300) schreibt Hammer die mit „J.“ gezeichnete Rezension zu, da dieser seine Koranverdeutschung mit „Jusuf der Übersetzer“ zeichnete. 690 Körner, Krisenjahre 1, S. 534. Die Verfasserschaft A. W. Schlegels ist aufgrund der Diktion des Beitrages unwahrscheinlich. Zur Fertigstellung des letzten Doppelhefts vgl. Seckendorf an Böttiger, 31. August 1808 (Brief Nr. 303). 691 Prometheus, 5./6. H., Anzeiger, S. 3. 692 5. September 1806 (Brief Nr. 222); vgl. auch Seckendorf an seinen Vater, 24. Dezember 1806 (Brief Nr. 241). 693 Körner, Krisenjahre 1, S. 539; 3, S. 314; vgl. das Subskribenten-Verzeichnis, in dem auch Seckendorf aufgeführt wird, ebd., 3, S. 302–306.

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rich Stadion, dem Bruder des Staatskanzlers, zeitigten im Lauf des Frühjahrs allmählich Wirkung, so daß sich Friedrich ab Ende März mit dem Gedanken vertraut machen konnte, nach Wien und dort in eine Anstellung zu gelangen.694 Vor diesem biographischen Hintergrund lassen die Veröffentlichungen beider Schlegel im „Prometheus“ eine Lesart zu, die eine Absicht zur Instrumentalisierung des Blattes aus Karriererücksichten einschließt. Die Bereitschaft zur intensiven Mitarbeit hatte Friedrich dem Bruder gegenüber sehr bald bekundet, unter anderem dachte er daran, sein als Würdigung Habsburgs geplantes Drama „Karl V.“ darin auszugsweise vorabdrucken zu lassen. Auch hatte Franz I. im April die Erlaubnis zur Widmung eines patriotischen Dramas erteilt.695 In das erste Heft nahm Seckendorf ein „poetisches Wechsellob“ der Brüder auf, von dem Friedrich zwar meinte, es „hätte vielleicht für Wien schicklicher in einem der spätern Hefte gestanden als grade in dem ersten; doch für Deutschland ist es sehr gut und an der Zeit, die Fortdauer unsrer Verbrüderung auch in dieser Form einmal laut verkündigt zu haben.“696 Die beiden, jeweils an den anderen adressierten Gedichte aus den Jahren 1802 (A. W. Schlegel) und 1807 (Friedrich) entsprechen mit ihrer wechselseitigen Aufzählung von Forschungsarbeiten und Interessen gewiß dem humanistischen Brauch eines freundschaftlichen Gelehrtengrußes, im gegebenen Zusammenhang erscheinen sie aber auch als Teil einer gezielten Selbstvermarktungsstrategie. Friedrichs etwa zur gleichen Zeit, im April 1808 noch in Köln vollzogene Konversion zum katholischen Glauben kann nicht ausschließlich als „eilfertige Proselytenbildung“ und weiterer „Schritt in die Nähe zur Macht“697 be-

694 Vgl. Rössler, Stadion 1, S. 287f.; Philipp Stadion hatte schon die Vorbehalte des österreichischen Kaisers gegen die Vorlesungstätigkeit des „Ausländers“ A. W. Schlegel beseitigen können. Zur Entwicklung der Wien-Pläne Friedrichs vgl. dessen Briefe an August Wilhelm, 6. Januar, 29. März, 12. und 20. April 1808, in: Körner, Krisenjahre 1, S. 493, 526, 531, 537; 3, S. 307, 315–323; ferner Körner, Schlegel-Briefe 2, S. 95, und ders., Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, Berlin 1926, S. 489 und pass. 695 Vgl. Zimmermann, Schlegel, S. 245; Friedrich an A. W. Schlegel, 18. März 1808, in: Körner, Krisenjahre 1, S. 519. Von Schlegels Beschäftigung „mit der Geschichte Karls des Fünften, zu welcher die hiesige große, kaiserliche Bibliothek reiche Materialien besitzt“, berichtet auch Johann Friedrich Reichardt in seinen Vertrauten Briefen 1, S. 153; Körner zufolge erschien davon nie eine Zeile (a.a.O., 3, S. 299). 696 An A. W. Schlegel, 12. April 1808, Körner, Krisenjahre 1, S. 532. Am selben Tag schrieb Friedrich Karl von Savigny an Jacob und Wilhelm Grimm: „Haben Sie den Prometheus gesehen? Die Pandora freut mich ungemein, aber das ganze übrige Heft ist keinen Kreuzer werth, selbst die hochtrabenden Schlegelschen Gedichte nicht ausgenommen.“ (Adolph Stoll, Der junge Savigny. Kinderjahre, Marburger und Landshuter Zeit Friedrich Karl von Savignys, Berlin 1927, S. 321; vgl. A. W. Schlegel, An Friedrich Schlegel. Im Herbst 1802, und F. Schlegel, An A. W. Schlegel. 1807, in: Prometheus, 1. H., S. 57–65 und 66–69) 697 Zimmermann, Schlegel, S. 247.

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schrieben werden, zumal die von ihm selbst nicht öffentlich propagierte Entscheidung auch innerfamiliäre Irritationen auslöste. Sie schmälerte indes auch nicht seine künftige Verwendungstauglichkeit für Metternich und Stadion und gibt der Emphase, mit der Hammer in seiner Anzeige Glaubenssätze aus Schlegels Indien-Buch zitiert – „Alles weiset auf eine positive Offenbarung hin“698 – eine eigene Bedeutung. Wenn Seckendorf wiederholt, in der gedruckten Ankündigung des „Prometheus“ und verschiedenen Briefen, die Zurückhaltung von politischen oder religiösen Anspielungen anmahnte, so schloß das die Engführung ästhetischer und staatstragender Interessen nicht aus. Als quasi offiziöses Publikationsorgan gab man sich ohnehin durch den engen Anschluß an die Theaterdirektion.699 So suspendierte A. W. Schlegel die „strenge Kritik“, die bei der Bewertung der künstlerischen Beiträge zur Vermählungsfeier des Kaisers Anfang 1808, panegyrischer Dichtung eines Haschka oder auch Heinrichs von Collin, „nicht an ihrer Stelle (wäre), wo auch die Gesinnung in Anschlag gebracht werden muß“.700 Und Friedrich Schlegels zweite Veröffentlichung im „Prometheus“, sein Gedicht „Rückkehr des Gefangenen“, konnte als „poetisches Reformprogramm in romantischem Sinne“ verstanden werden, das „den Übergang der ästhetischen Phase der Romantik zur nationalen, sozialen und ethischen Praxis zum Mittelpunkt“701 hatte. Angesichts der politischen Brisanz seines an alle Stände adressierten, die Landesfürsten ebenso wie „Denker, Lehrer, Dichter“ in die Mitverantwortung nehmenden Aufrufs zur nationalen Einheit, wählte er noch das Pseudonym „Meister Eckardt“.702

698 Prometheus, 5./6. H., Anzeiger, S. 6; im Druck ebenso gesperrt wie eine weitere Schlußfolgerung: „Die meisten und ältesten asiatischen Denkmale und geschichtlichen Thatsachen zeigen einstimmig darauf hin, daß der Mensch seine irdische Laufbahn nicht ohne Gott angefangen habe.“ (Ebd.; nahezu wörtlich aus dem Zweiten Buch: Von der Philosophie, KA VIII, S. 193.) 699 Dem Anspruch verlieh Seckendorf noch in der letzten Ausgabe Ausdruck in seinem Beitrag „Was hat die K. K. Hofschaubühne im verflossenen Jahre 1807 geleistet?“: „Die neue Direktion wünscht eine innige Verbindung mit den vereinzelten Deutschen, denen sie jetzt noch eine Heimath, einen geistigen Mittelpunkt anzubieten hofft. (…) Diesen Geist zu behaupten, wird die redliche Bemühung der zu dieser Zeitschrift verbündeten Männer seyn.“ (Prometheus, 5./6. H., Anzeiger, S. 16–34, hier: S. 21) 700 A. W. Schlegel, Ueber die Vermählungsfeyer Sr. K. K. Majestät Franz I. mit I. Königl. Hoheit Maria Ludovica Beatrix von Oesterreich, in: Prometheus, 1. H., Anzeiger, S. 3–19, hier: S. 19. Collins Gedicht „Blumenstrauß. (Ihren k. k. Majestäten auf dem großen Maskenball am 9. Januar 1808 überreicht.)“ erschien im 2. Heft, S. 72–75; vgl. dazu auch die Briefe Collin an Unbekannt (Seckendorf?), Januar 1808 und Seckendorf an Collin, Januar oder Februar/April 1808 (Briefe Nr. 283 und 284). 701 Robert Mülher, Eichendorff in Wien, in: Aurora 41, 1981, S. 55–74, hier: S. 59. 702 Prometheus, 3. H., S. 49–57, hier: S. 52.

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8.7 Seckendorfs persönliches Umfeld in Wien A. W. Schlegels umfangreicher Bericht von der Vermählungsfeier Franz I. mit seiner dritten Gemahlin Maria Ludovica von Österreich-Este im Januar 1808 bildete einen programmatischen Auftakt für den „Anzeiger“ des „Prometheus“, „welcher den neuen Erscheinungen im Gebiethe der Kunst und Litteratur gewidmet ist“. Die ausführliche Berichterstattung von den Feierlichkeiten begründete Schlegel damit, daß „Oeffentliche Feste in so mannigfaltiger Beziehung auf Sitte, Geschmack und Gefühl für das Schöne und Große“703 stünden. Seine Rechtfertigung ist zugleich Ausdruck eines gesellschaftlichen Klimawandels in Wien, als dessen Teilhaber die schöngeistige Publizistik sich fühlen konnte. Die neue Ehe des Regenten hatte den österreichischen Kaiserhof aus seiner langjährigen, seit Joseph II. bestehenden Isolation von der Öffentlichkeit, besonders der Welt des Adels und der großen Familien herausgeführt.704 Auf kaiserlichen Befehl hatte der Adel nunmehr bei Hoffesten zu erscheinen, was für Seckendorf eine Selbstverständlichkeit darstellte. Er hatte nicht nur an den Hochzeitsfeiern teilgenommen, sondern reiste auch, sogar auf dem Höhepunkt seiner Auseinandersetzungen mit dem Verleger Geistinger, Anfang September 1808 zur Krönung der Kaiserin nach Preßburg in die alte ungarische Krönungsstadt.705 Für Österreich bedeuteten beide Ereignisse eine innen- wie außenpolitische Gewichtsverlagerung. Die Familie der jungen Kaiserin, insbesondere die Kaiserinmutter Beatrix, eine Schwiegertochter Maria Theresias, verstärkte die Partei Frankreich-Gegner um Erzherzog Johann, der im Mai mit einer Denkschrift die Einführung einer von jeder österreichischen Provinz zu stellenden Landwehr vorantrieb. Durch die Präsenz der Este bildete sich „eine gewisse erste geistige Einheit der Wiener Führungsschicht aus“,706 die letztlich auch den gesellschaftlichen Erfolg der Madame de Staël, als Widersacherin Napoleons, in der Stadt begründete. Mit A. W. Schlegel war sie in den ersten Januartagen 1808 in Wien eingetroffen. „Ein Salon wie ihrer“, schreibt Hammer-Purgstall in seinen Memoiren, in dem alle Etikette verbannt war, wo die größten Männer des Staates und die Damen des höchsten Adels mit Dichtern und Künstlern, mit Gelehrten und Literaten sich ohne Karten und Musik stets in angeregten Gesprächen unterhielten, war vordem und seitdem nicht da-

703 A. W. Schlegel, Ueber die Vermählungsfeyer, a.a.O., S. 3. 704 Rössler, Stadion 1, S. 286. 705 Vgl. Seckendorf an Böttiger, 13. Januar und 31. August 1808 (Briefe Nr. 281 und 303), und an Geistinger, 2. September 1808 (Brief Nr. 306). 706 Rössler, Stadion 1, S. 287.

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gewesen. Alle Dienstage und Donnerstage gab es Mittagsmahle und am Donnerstag abends glänzende Gesellschaft.707

Hierzu gesellte sich eine allerhöchste Einheitsrhetorik, die Seckendorf als weitere Gelegenheit zur Partizipation verstehen konnte, zumal der Kaiser die Gründung neuer Zeitungen offen begünstigte. In seiner Thronrede zur Eröffnung des Preßburger Landtags Anfang September, die zugleich mit der Krönung Maria Ludovicas erfolgt war, hatte Franz erklärt, „er würde die reichen geistigen Fähigkeiten der verschiedenen Nationen unter seinem Szepter entwickeln durch bessere Erziehungsmöglichkeiten, größere Preßfreiheit und ungehinderten Gebrauch der Kulturschätze anderer Nationen“.708 Der paternalistische Kurs des Regenten zielte auf Einigkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl in seinem Vielvölkerstaat; das schloß publizistische Maßnahmen wie die Übersetzungen von Collins „Liedern österreichischer Wehrmänner“ in die Landessprachen der Donaumonarchie ein. Zuvor war schon die Produktion agitatorischer Aktenstücke und Flugschriften gegen den Expansionismus Napoleons vorangetrieben worden, wobei sich besonders der Tiroler Historiker und Publizist Joseph von Hormayr hervortat, mit dem Seckendorf freundschaftlich verbunden war. Allerdings ist die Intensität von Seckendorfs „Vernetzung“ mit den patriotischen Kreisen aus seiner Korrespondenz kaum sicher zu erschließen, auf das eigene Zeitschriftenprojekt hatte sie keine unmittelbaren Auswirkungen. Hormayr, der zur Liga des Erzherzogs Johann gezählt wird, leitete seit April 1808 als Wirklicher Direktor das Wiener Geheime Haus- oder Hof und Staatsarchiv, was nicht zuletzt dem am 22. Juni in Wien eintreffenden Friedrich Schlegel für seine Forschungen zur österreichischen Geschichte zugute kam.709 Spätestens bis zum Sommer bildete sich, wie aus einem Empfehlungsschreiben für den „Prometheus“-Mitarbeiter Erichson hervorgeht,710 ein kleiner Kreis von Vertrauten um Heinrich von Collin, dem Seckendorf, Hormayr und Hammer angehörten, außerdem Karl Borromäus Graf von Harrach, der früher gemeinsam

707 Hammer-Purgstall, Erinnerungen, S. 190f.; vgl. auch Körner, Krisenjahre 3, S. 286f.; ders., Schlegel-Briefe 2, S. 93. 708 Rössler, Stadion 1, S. 299. 709 „Mein Bruder hat sich sehr mit Hormayer angefreundet; er geht jeden Tag auf das Archiv, das ihm für seine Arbeiten über österreichische Geschichte offen steht.“ (A. W. Schlegel an Madame de Staël, 12. August 1808, in: Pauline Gräfin de Pange, August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen. Deutsche Ausgabe von Willy Grabert, Hamburg 1940, S. 174) Der Name Haus-, Hof- und Staatsarchiv setzte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts durch. 710 Vgl. Seckendorf an Collin, undatiert, wahrscheinlich Frühjahr 1808 (Brief Nr. 290).

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mit Hammer persische Studien betrieben hatte. Durch die von Seckendorf in dem erwähnten Empfehlungsschreiben an Collin ebenfalls genannten Ärzte Johann Adam Schmidt und Franz Otto Ritter Stransky von Stranka ergeben sich Querverbindungen und direkte Überschneidungen mit den Kreisen, in denen August Wilhelm und später auch Friedrich Schlegel verkehrten.711 Dazu stieß bald noch Ludwig Tieck, dessen Ankunft im August die „Vaterländischen Blätter für den österreichischen Kaiserstaat“ meldeten und der auf eine Anstellung am Hoftheater spekulierte. Jahre später erinnerte sich Hormayr an das Zusammensein mit Tieck und „jene Abende des Spätsommers 1808, die ich bei meinem unvergeßlichen Freunde, Heinrich Collin und bei Ihrer Frau Schwester, Sophie von Knorring, damals Bernhardi, sammt dem kurz zuvor in Wien angekommenen Friedrich Schlegel, mit Ihnen zuzubringen, die Ehre hatte“.712 Von Seckendorfs Kontakten zu weiteren Wiener Autoren, zu Retzer oder Steigentesch, und einer Einbindung in andere führende Kreise der Wiener Gesellschaft, etwa den Salon der Caroline Pichler, ist auszugehen, auch wenn hierfür keine Zeugnisse vorliegen und er anfangs klagte, es sei „nicht leicht in Cotteries zu kommen, bei Hof und in Assemblées bin ich gewesen, aber da lernt man niemand kennen“.713 Die intensive Mitarbeit der beiden Schlegel am „Prometheus“ wurde bereits angedeutet, die Brüder lösten sich vor Ort gewissermaßen ab. Bei August Wilhelm, der Wien kurz vor dem Eintreffen Friedrichs verließ, läßt sich das Engagement schon anhand der vergleichsweise großen Zahl an Beiträgen ermessen. Er lancierte eine von ihm selbst verfaßte Rezension des ersten Hefts in die „Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung“, bei der Eichstädt indes darauf dringen mußte, daß wenigstens der Schluß mit der Bewertung der beiden SchlegelGedichte von einem zweiten Rezensenten übernommen wurde.714 Darüber hinaus wirkte A. W. Schlegel aber auch als eine Art Moderator in dem sich abzeichnenden Zerwürfnis der Herausgeber untereinander,715 das dem Streit mit dem Ver-

711 Vgl. A. W. Schlegel an Schelling, 25. Juli 1808, Körner, Krisenjahre 1, S. 580, sowie ebd., 3, S. 329f., und die Erl. zu dem in der vorigen Anm. genannten Brief. 712 Hormayr an Tieck, 15. August 1821, in: Holtei 2, S. 1; vgl. auch Seckendorf an Tieck, 1. Dezember 1808 (Brief Nr. 314), und Vaterländische Blätter, Nr. 27, 7. August 1808. 713 Seckendorf an Brühl, 23. Januar 1808 (Brief Nr. 282). Mit den Familien Arnstein und Eskeles stand Seckendorf wenigstens kurz vor seinem Tod in Verbindung, da er diese für seine Post als Adresse angibt; vgl. seinen Brief an Brühl, 7. März 1809 (Brief Nr. 317). 714 JALZ, Nr. 94, 21. April 1808, Sp. 137–140; vgl. Karl Heinrich Abraham Eichstädt an A. W. Schlegel, 7. März 1808, in: Körner, Krisenjahre 1, S. 514f., sowie ebd., 3, S. 297. 715 Vgl. Stoll an Seckendorf, vermutlich April 1808 (Brief Nr. 292): „Hören wir über alles, worin sie mit mir verschieden denken W Schlegel; u. befolgen wir seinen Rath mit Hindansetzung unsrer eigenen Grillen.“

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leger vorausging. Friedrich Schlegel schließlich wirkte nach dem endgültigen Bruch mit Geistinger bei den Verhandlungen mit Cotta über eine Verlagsübernahme des „Prometheus“ mit. Ihm übergab Seckendorf zuletzt, bevor er die Stadt als Angehöriger der Wiener Landwehr verließ, die Redaktionspapiere, „alle Mscpte (…), um die Fortsezung, sobald es thunlich, zu beginnen“.716

8.8 Das Scheitern der Zeitschrift Das in der Ankündigung der Zeitschrift formulierte Versprechen, „regelmäßig jeden Monat“717 zu erscheinen, konnte der „Prometheus“ von Anfang an nicht einlösen. In der interessierten Öffentlichkeit wurde das erste Heft Ende Januar 1808 „mit Begierde erwartet“,718 es konnte jedoch, wie Seckendorf Heinrich Voß am 13. Februar mitteilte, „so eben“ erst „die Presse verlassen“.719 Bei den folgenden Nummern ließ sich die Verspätung einigermaßen im Rahmen halten. Das zweite Heft konnte immerhin gemeinsam mit dem ersten am 6. April im „Morgenblatt“ rezensiert werden, das dritte, so heißt es im Brief an Brühl vom 11. April 1808, könne „eben vom Stapel laufen“720, erschien also wahrscheinlich gegen Ende des Monats.721 Spätestens mit dem vierten, wohl in der zweiten Juni-Hälfte erschienenen Heft waren die schon länger, nach Seckendorfs Angaben seit Februar, mithin ab der ersten Ausgabe auftretenden Differenzen zwischen den Herausgebern nicht mehr zu überbrücken. Beide verkehrten anscheinend nur mehr indirekt, über Erichson als Mittelsmann miteinander, und einstweilen verhinderte nur das Engagement A. W. Schlegels, bis zu dessen Abreise aus Wien um den 22. Mai, den endgültigen Bruch. Drei Wochen später, am 13. Juni 1808, teilte Seckendorf seinem Verleger mit, er „übernehme die Redaktion des Journals vom 4ten Hefte an, allein“; der

716 Seckendorf an Brühl, 7. März 1809 (Brief Nr. 317). Körner zufolge fanden die „beim Erlöschen des ‚Prometheus‘ noch unverwerteten Beiträge (…) nachmals Verwendung im ‚Musenalmanach für das Jahr 1814‘, hg. von Joh. Erichson“ (Krisenjahre 3, S. 325); vgl. dazu den Schluß. Zu Schlegels Vermittlung bei Cotta vgl. Holtei 4, S. 31f. 717 Seckendorf/Stoll, Ankündigung, WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,676. 718 Siegfried August Mahlmann an Böttiger, 29. Januar 1808, in: Hermann F. Weiss, Funde und Studien zu Heinrich von Kleist, Tübingen 1984, S. 145. 719 Seckendorf an Heinrich Voß, 13. Februar 1808 (Brief Nr. 285). 720 Brief Nr. 287; vgl. Morgenblatt Nr. 83, 6. April 1808, S. 329f. 721 Womöglich aber auch erst im Mai, da eine Korrespondenznachricht aus Wien in der Zeitung für die elegante Welt mit der Meldung, Heft Nr. 3 sei erschienen, auf den 14. Mai 1808 datiert ist (nach Walzel/Houben, Zeitschriften, Sp. 78).

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Name des Mitherausgebers Stoll, könne indes, „um keinen öffentlichen Eclat zu geben (…) bis zum 6t Hefte, auf dem Titel stehn bleiben“.722 Geistinger ließ sich nochmals auf diesen Handel ein, zumal er wegen der offenbar einseitig und vorschnell an Stoll ausgezahlten Honorare keine Nachforderungen Seckendorfs mehr befürchten mußte und dieser außerdem versprach, künftig regelmäßig alle drei Wochen die Manuskripte für ein vollständiges Heft zu liefern und im Säumnisfall das finanzielle Risiko selbst zu tragen. Die Trennung der Redakteure wurde gleichwohl alsbald öffentlich bekannt. Seckendorf unterrichtete selbst A. W. Schlegel, daß sich Stoll bei der Vorbereitung des vierten Heftes „wirklich unleidlich“723 benommen und dessen Ausgabe „3 Wochen über die Zeit verzögert“ habe. Es werde nunmehr, so heißt es zwar an gleicher Stelle, „in 3 Tagen fertig“, das Scheitern des Projekts ließ sich jedoch nicht mehr aufhalten. In den folgenden Wochen schoben sich die beteiligten Akteure gegenseitig die Schuld an dem Zerwürfnis zu oder versuchten, wie vor allem Geistinger, dem offenkundig weit mehr an der Fortsetzung der aus seiner Sicht einzig gewinnträchtigen Veröffentlichung der „Pandora“ lag als an der Zeitschrift selbst,724 ihre Position gegenüber Goethe zu festigen. Ihm hatte, ohne auf die zu diesem Zeitpunkt längst eskalierten Streitigkeiten einzugehen, Stoll noch am 8. Juni mitgeteilt, das vierte Heft sei „gegenwärtig unter der Presse“,725 und noch in seinem nächsten Brief vom 30. Juni ist von der Trennung als einer vollzogenen nicht die Rede, sie erscheint lediglich als mögliche Folge der nun immerhin eingestandenen Konflikte unter allen Beteiligten: Es thut mir leid diesen Vorhang aufheben zu müßen; am aller meisten vor Ihnen. Weil Sie gar leicht, wenn sie so Gemeines von uns hören, Ihre Hand von uns abziehen könnten, was doch der Sache wegen, der Himmel verhüten wird. Ich habe daher dem Baron wie Geistinger drohen müßen meinen Nahmen dem Journal zu entziehen.726

722 Seckendorf, Mein endlicher Vorschlag an Geistinger dd. 13. Jun. 1808 (WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,697). Im Vertragsentwurf wurde „vom 4ten Hefte an“ aus „vom 3ten Hefte an“ korrigiert, das 4. Heft war demnach noch nicht erschienen. Die Korrektur belegt außerdem die schon bei den Vorarbeiten zum dritten Heft aufgetretenen Auseinandersetzungen wie sie insbesondere aus den beiden undatierten Billetts von Stoll an Seckendorf, vermutlich April 1808 (Brief Nr. 291 und 292), hervorgehen. 723 Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808 (Brief Nr. 295). 724 Vgl. Geistingers Brief an Goethe vom 3. Oktober 1808, in: Rauscher, Geistinger, S. 36f. (die betreffende Stelle zitiert in den Erl. zu Seckendorf an Goethe, 24. September 1808, Brief Nr. 308). 725 Stoll an Goethe, 8. Juni 1808, Goethe und Österreich 2, S. 53. 726 Stoll an Goethe, 30. Juni 1808, ebd., S. 59.

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Auftrieb hatte Stoll das just zur selben Zeit bei ihm eintreffende dritte Teilstück der „Pandora“ gegeben, das am 14. Juni von Weimar aus versandt worden war und womit er, trotz der für ihn verfahrenen Situation, anscheinend zu wuchern gedachte.727 Dennoch wird nicht recht klar, welche weitergehenden Ziele Stoll angesichts der Unversöhnlichkeit Seckendorfs mit seiner Verschleierung des wahren Sachverhalts eigentlich verfolgte, von der Abwälzung der Schuld am drohenden Scheitern des Unternehmens auf den Mitredakteur einmal abgesehen. Aber auch die Geschäftstüchtigkeit des Verlegers erscheint in dem Brief in wenig vorteilhaftem Licht, so daß Stoll vorsorglich um die Zusendung der noch ausstehenden Teile der „Pandora“ an die eigene Adresse bittet.728 Bei allen persönlichen Versäumnissen kann Stoll ein gewisser Realitätssinn nicht abgesprochen werden. Im zitierten Brief an Goethe vom 30. Juni 1808 beschreibt er den überschießenden Idealismus seines bisherigen Kompagnons, der sich in einer bis zum Starrsinn ausgeprägten Detailversessenheit äußert und durch diplomatisches und taktisches Ungeschick weitere Konflikte heraufbeschwört, jedenfalls nicht ganz unzutreffend. Zwischen ihm und Seckendorf, so heißt es hier, gebe es zuweilen unvermeidliche Mißhelligkeiten. Seckendorf ist ein Erzgrammatiker, wenns hoch kommt. (…) Nebstbey hat er seine Porzion gelehrter Flausen und nobler Capriçen, die einen verfehlten Kleinlichkeitssinn verrathen. (…) Da Seckendorf sich aber fest einbildet, es geschähe s einer s ch ö n en Aug en w eg en , daß man sich mit uns einläßt, so wär’ er entschlossen genug unsere Schrift unter seinem alleinigen Nahmen heraus zu geben, ob ihn gleich, zum mindesten das hiesige Publicum nicht eigenmächtig anerkennen dürfte. Bei Geistinger hat er in g eleh rter H in sich t noch weniger Vertrauen.729

Tatsächlich berührte er, der Sohn des berühmten Wiener Arztes, mit der zuletzt getroffenen Feststellung der fehlenden lokalen Verankerung den wunden Punkt in Seckendorfs Stellung als Herausgeber. Dessen wenig später eintretendes Zerwürfnis mit Heinrich von Collin aufgrund einer sicher marginalen, doch im Ton mißverständlichen Kritik – sie erinnert an die Jahre zurückliegende, ebenso über-

727 Vgl. Seckendorf an Goethe, 24. September 1808 (Brief Nr. 308), Erl. 728 „Ich habe Geistinger zu überzeugen gesucht, daß er billigerweise nicht einmal so viel als das schon bereits von Ihnen Erhaltene zu hoffen hatte. (…) Am besten wär’ es, Ew. E. bestimmten ihm jedesmal den Preis des überschickten, an mich adressirten, Manuscripts. Ists möglich, daß er es zahlen kann, so soll es ihm von mir nur gegen schriftliche Verbindlichkeit ausgeliefert werden.“ (Ebd., S. 57f.) 729 Ebd., S. 58f.; vgl. auch das erste Billett Stolls an Seckendorf, vermutlich April 1808 (Brief Nr. 291).

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flüssige Auseinandersetzung mit Knebel – scheint Stolls Vorhaltungen zu bestätigen.730 Goethe verhielt sich den Vereinnahmungsversuchen gegenüber reserviert. „Er und S t oll machen ein schlechtes Zugpaar aus“, schrieb er am 12. August 1808 aus Karlsbad an Marianne von Eybenberg, die ihm einen Brief Seckendorfs überbracht hatte. „Ich fürchte, der Prometheus’sche Karren bleibt darüber stecken.“731 Den letzten Anlaß dazu bot dann jedoch das Verhalten des Verlegers, der, nach Seckendorfs Darstellung, seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Drucker Anton Strauß nicht nachgekommen war. Seckendorf hatte, als nunmehr alleiniger Redakteur, ein Heft doppelten Umfangs zum Druck gegeben und sich von Strauß Ende August einige Exemplare vorab und unter Umgehung Geistingers ausliefern und selbst binden lassen, was diesem jedoch nicht verborgen blieb.732 Deshalb zur Rede gestellt, hielt Seckendorf dem Verleger seine bisherigen Versäumnisse vor und erinnerte zugleich an die zwischenzeitlich getroffenen neuen Vereinbarungen. Der Bruch, den Seckendorf zuletzt allerdings bewußt provoziert hatte, war damit besiegelt. Nach seiner Rückkehr von den Krönungsfeierlichkeiten in Preßburg verfaßte er eine auf den 24. September datierte „Erklärung. An die Leser und Mitarbeiter des Prometheus“, mit der er auf einen Vorstoß Geistingers reagierte, der eine Fortsetzung des Journals in „zwanglosen“, d.h. unregelmäßig erscheinenden Heften annonciert hatte: Es hat der Buchhändler Geistinger, bisheriger Verleger des Prometheus, in Nr. 76 der Wiener Ztg. eine Anzeige über die Fortsetzung dieses Journals, ohne mein, des Redacteurs, Vorwissen bekannt gemacht, unerachtet dasselbe allein von Hrn. Stoll (der mir seither alle seine Rechte durch Vergleich übertragen) und von mir unternommen, und gedachter Buchhandlung bloß auf Bedingungen in Verlag gegeben worden ist. Im Namen sämmtlicher Mitarbeiter nehme ich die in der Geistingerischen Anzeige eingestandene, von mir bisher vergebens sollicitirte Verpflichtung zur Berichtigung des bedungenen rückständigen Honorars für die unter meinem Namen erschienenen ä chten sechs Hefte an, erkläre aber jede eigenmächtige Fortsetzung für unächt, indem ich, mit Beyhülfe der bisherigen Mitarbeiter, das Journal gegen neues Abonnement bey einem andern Verleger, nicht in zwanglosen, sondern in regelm äß igen Heften unverzüglich fortsetzen werde, wie sie auch bisher erschienen seyn

730 Vgl. Collin an Seckendorf, 26. Juli 1808, und Seckendorf an Collin, nach dem 26. Juli 1808 (Briefe Nr. 301 und 302). 731 Goethe und Österreich 2, S. 199; vgl. Seckendorf an Goethe, 9. Juni 1808 (Brief Nr. 294). 732 Seckendorf sandte am 31. August 1808 ein Vorausexemplar an Böttiger (Brief Nr. 303); zum folgenden vgl. den Briefwechsel zwischen Seckendorf und Geistinger vom 2. September 1808 (Briefe Nr. 305–307). Zu Anton Strauß, dessen Druckerei und Verlag sich in den folgenden Jahren zu den leistungsfähigsten Wiens entwickelten, er übernahm u.a. die „Vaterländischen Blätter“, den „Österreichischen Beobachter“, Hormayrs „Archiv“ und gab Collins „Lieder österreichischer Wehrmänner“ (1809) heraus, vgl. die Übersicht bei Frank/Frimmel, Buchwesen, S. 272f.

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würden, wenn ich freye Hand gehabt hätte. Ich ersuche zugleich die Hrn. Mitarbeiter, welche noch Manuscripte an den bisherigen Verleger oder dessen Correspondenten gesendet haben, solche zurückzufordern und an mich directe zu schicken.733

Schon vor dem Eklat hatte Seckendorf mit Schaumburg wegen einer Übernahme verhandelt und angeblich „halb u. halb“734 eine Übereinkunft erzielt; an den offenbar harten Geschäftsbedingungen des bedeutenden Wiener Buchhändlers war ungefähr zur selben Zeit jedoch auch eine Veröffentlichung von A. W. Schlegels Vorlesungen gescheitert. Im Oktober versuchte Seckendorf schließlich, vorbereitet oder begleitet durch entsprechende Fürsprache Böttigers und Friedrich Schlegels, Cotta als Verleger zu gewinnen. Dieser schien zunächst nicht einmal abgeneigt; F. Schlegel zufolge habe er „wegen Uebernahme des Verlags nicht ganz abschläglich geantwortet“.735 Während Seckendorf bis in den Dezember hinein mit dem Tübinger verhandelte, die unvollständige Überlieferung der nur in Entwürfen oder Kopien erhaltenen Vorschläge Seckendorfs erlaubt hier keine sicheren Angaben,736 hielten sich Cotta und auch Böttiger eigene Optionen offen. Letzterem hatte zuvor Geistinger die Redaktion des „Prometheus“ angetragen, worauf er, in Kenntnis von Seckendorfs abschreckenden Erfahrungen, natürlich nicht einging. Außerdem hatte einige Monate zuvor auch schon Kleist bei Cotta wegen einer Verlagsübernahme seines „Phöbus“ sondiert, wovon Böttiger in Briefen an den Verleger jedoch energisch abriet. Stattdessen empfahl er, Seckendorf noch eine Chance zu geben: Allerdings wäre für den Seckendorfischen Prometheus mehr Hoffnung zu schöpfen und fast möchte ich wegen desselben eine Fürbitte thun. (…) Seckendorf, den ich von Weimar aus schon kenne, hat Kraft und Willen etwas vorzügliches zu leisten und hat dabei i n Wi e n selbst ein reiches Brachfeld. Denn von Wien aus müßte er auch ferner redigiren.737

Cotta scheint sich Böttigers Überlegungen zu einem Zusammenschluß der beiden konkurrierenden Zeitschriften unter Seckendorfs Leitung tatsächlich zu eigen gemacht und diesem in einem nicht erhaltenen Brief unterbreitet zu haben. Daß

733 Seckendorf, Erklärung, in: Morgenblatt, Nr. 248, 15. Oktober 1808, Intelligenzbl. Nr. 22; zu weiteren Publikationsorten von Seckendorfs Anzeige vgl. Goethe und Österreich 2, S. 352. 734 Seckendorf an Böttiger, 31. August 1808; vgl. auch den Brief an A. W. Schlegel vom 15. Juni 1808 (Nr. 303). 735 An A. W. Schlegel, 24. Oktober 1808, Körner, Krisenjahre 1, S. 640; vgl. auch Seckendorf an Goethe, 15. Oktober 1808 (Brief Nr. 309). 736 Vgl. die unvollständigen Briefentwürfe Seckendorfs an Cotta von Ende November/Anfang Dezember 1808 (Nr. 312 und 313). 737 Böttiger an Cotta, 11. November 1808, in: Sembdner, Phöbus, S. 618; vgl. auch die Erl. zu dem nachfolgend zitierten Brief (Entwurf, Nr. 312) Seckendorfs an Cotta von Ende November 1808.

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Seckendorf den Vorschlag bereitwillig aufgriff, verwundert kaum: „Die Vereinigung mit dem Phoebus ist mir nicht unangenehm – ich habe sie mit dessen Redaktoren vor Entstehung desselben gewünscht.“ Ein mehr als verhaltener Optimismus über die unmittelbar bevorstehende „Definitiventscheidung“738 Cottas klingt denn auch in seiner Mitteilung an Ludwig Tieck vom 1. Dezember an. Die letztlich doch abschlägige Antwort ist wiederum nicht überliefert, dürfte wahrscheinlich aber mit einer Weigerung Kleists zu tun haben, an solchen Planspielen zu einer Fusion teilzunehmen. In diesem Fall hätte Böttiger seine Einflußmöglichkeiten schlicht überschätzt. Über die Ursachen für das Scheitern des „Prometheus“ waren sich die meisten nicht unmittelbar beteiligten Zeitgenossen relativ einig, wenn auch nicht alle so abschätzig urteilten wie Jacob Grimm: „Der Prometheus wurde immer schlechter und ist, wie ich glaube, eingegangen. Der Phöbus ist, wenn auch steckengeblieben, viel besser.“739 Johann Friedrich Reichardt, der noch während der andauernden Agonie der Zeitschrift, am 24. November 1808, in Wien eintraf und dort einen freundschaftlichen Umgang mit Seckendorf pflegte, machte die mangelnde Bereitschaft der Herausgeber, sich an den Bedürfnissen des Publikums, insbesondere der Wiener Leserschaft, zu orientieren, für den Niedergang verantwortlich: „Daß sie die rühmlich unternommene Sache für ihr Publikum zu hoch angefangen und sich von keiner Seite nach dessen Geschmack und Bedürfnis gerichtet, ist wohl leider nur zu begründet.“740 Was Goethe ursprünglich den Redakteuren empfohlen hatte, „durch Mannichfaltigkeit auch für die Unterhaltung des Publikums zu sorgen“,741 schien nicht hinreichend eingelöst. Ähnlich wie Reichardt urteilte der anonyme Korrespondent des „Neuen Teutschen Merkur“ im Januar 1809: Der Plan und Inhalt dieser Zeitschrift schien übrigens nicht zweckmäßig genug für Wien berechnet gewesen zu seyn, denn der größte Theil der Leser war höchst unzufrieden mit derselben, da er für sein theures Abonnement, statt des erwarteten himmlischen Feuers, nur wenige irdische Funken zur Beute bekam.742

738 Seckendorf an Tieck, 1. Dezember 1808 (Brief Nr. 314). 739 An Friedrich Karl von Savigny, 18. November 1808, in: Wilhelm Schoof (Hg.), Briefe der Brüder Grimm an Savigny. Aus dem Savignyschen Nachlaß, Berlin 1953, S. 32; ebd. die irrtümliche Datierung des Briefs auf 1807. 740 Reichardt, Vertraute Briefe 2, S. 122. 741 Notamina, den Prometheus betreffend, WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,679; vgl. oben. 742 Literarische Nachrichten aus Wien. (Wien im Januar 1809), in: NTM, 2. St., Februar 1809, S. 147–150, hier: S. 147.

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An der Hoffnung auf einen Neustart des Unternehmens hielt Seckendorf bis zum Schluß fest. In der verbleibenden Zeit bis zu seinem Eintritt in das Wiener Freiwilligenbataillon, das im März 1809 unter Johann von Hiller gegen die französischen Verbände ausrückte,743 hatte er in der Wiener Hofbibliothek mit vergleichenden Studien zu einer Reihe mittelhochdeutscher Handschriften, von Gottfrieds „Tristan“, Wolframs „Titurel“ und anderen, begonnen. Den Fragment gebliebenen Aufsatz darüber veröffentlichte von der Hagen im Jahr darauf in seinem gemeinsam mit Docen und Büsching herausgegebenen „Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst“.744 Und noch in seinem letzten Brief bat Seckendorf Brühl, sich „einer Parthie Bücher“ anzunehmen, die er schon vor einiger Zeit von dem Literarhistoriker Erduin Julius Koch „erkauft habe“.745 Reaktionen auf einen Schicksalsschlag, den unerwarteten Tod der Mutter am 24. Januar 1809, sind von seiner Seite nicht mehr überliefert.746 Bevor Seckendorf Wien verließ, hatte er die Redaktionspapiere zum „Prometheus“ Friedrich Schlegel anvertraut. Daß sie ausgerechnet einem Unternehmen zugute kamen, an dem neben Erichson auch Stoll noch einmal nicht unmaßgeblich beteiligt war, darf wohl als Ironie der Nachgeschichte dieses so unglücklich verlaufenen letzten publizistischen Unternehmens gewertet werden. Stoll suchte einige Jahre nach dem Tod seines ungleichen Partners, Seckendorf starb am 3. Mai 1809 bei Ebelsberg an der Traun,747 für einen bei Carl Gerold erscheinenden Wiener „Musen-Almanach“ noch einmal alte Weimarer Verbindungen wiederzubeleben. So bat er Carl Bertuch, das „Taschenbuch welches ich mit meinem Freund Erichson für kommenden Frühling hier herauszugeben gedenke Mit einigen von Ihnen gütigst eingesammelten Beyträgen aus ihrer Gegend zu bereichern“.748

743 Vgl. Seckendorf an Brühl, 7. März 1809 (Brief Nr. 317) mit Erl.; Krieg 1809, I, S. 84–86 und 661. 744 Leo’s von Seckendorf Nachrichten, in: Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst, herausgegeben von Dr. F. H. v. d. Hagen, B. J. Docen und Dr. J. G. Büsching. Ersten Bandes zweites Heft, Berlin 1810, S. 615–647. 745 Ebd.; zu Koch vgl. Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806 (Brief Nr. 216). 746 Caroline von Egloffstein an Seckendorf, 6. Februar 1809 (Brief Nr. 316). 747 „Der von Brentano so verspottete Hauptmann Leo von Seckendorff focht sehr tapfer beim Bataillon Salis, wurde schwer verwundet und in ein Haus getragen. Um das Eindringen der Franzosen über die hölzerne Brücke in den Ort zu verhindern, setzten die Österreicher die nächstliegenden Häuser in Brand. Um drei Uhr nachmittag griff der Brand um sich und von 87 Häusern der Ortschaft gingen 60 in Flammen auf. Die zuvor darin untergebrachten Verwundeten, auch Leo von Seckendorff, fanden einen grauenvollen Tod.“ (Bericht von Ferdinand Strobl von Ravelsberg, 1909, zit. nach Baxa 1, S. 455) 748 Brief vom 25. Januar 1813, Hs. GSA Weimar, GSA 06/3014; vgl. sein Schreiben vom selben Tag an Goethe, in: Goethe und Österreich, S. 65f. Unklar bleibt der Hinweis von Eberhard Sauer,

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Eine positive Resonanz auf die Anfrage ist nicht bekannt, unter den Beiträgern finden sich keine Weimarer Autoren. Dafür machte Erichson in seiner Vorbemerkung den verstorbenen Seckendorf, wenn auch ohne ihn namentlich anzuführen, posthum noch einmal zum Mitredakteur eines Almanachs: Als nach dem plötzlichen Untergange der Zeitschrift Prometheus die ungünstigen Zeitumstände die Wiedererneuerung dieses, für viele seiner Mitarbeiter so bedeutenden, und von dem Publikum in seinem Werthe anerkannten Journals nicht gestatteten, war die Herausgabe eines Musen-Almanachs das Einzige, wozu Kräfte, und Aussicht eines glücklichen Gelingens da zu seyn schienen. Er ward gebildet, aus einem kleinen Stamm, bey der Abbrechung jener Zeitschrift vorräthig gebliebener Manuscripte, aus den reichen Beiträgen ehemaliger Mitarbeiter derselben, und anderer ausgezeichneter, zum Theil seitdem erst bekannt gewordener deutscher Dichter. Einen schätzbaren Theil verdanke ich endlich Hrn. Friedr. Schlegel, der aus seinen litterarischen Schätzen von Freunden und Bekannten Mehreres dieser Sammlung widmen zu dürfen geglaubt hat.749

Wenigstens insofern sollte einer der engsten und langjährigsten Freunde, Carl Bertuch, mit der sonst eher befremdenden Äußerung in seinem einfühlsamen Nachruf Recht behalten – Seckendorf sei „unter den Wienern einheimisch geworden“.750

Stoll, S. 316: „der Plan zur Herausgabe einer neuen Zeitschrift wird von Goethe anscheinend kühl aufgenommen“. 749 Erichson, Vorbemerkung, in: Musen-Almanach, Wien 1814, zit. nach Anton Fellner, Wiener Romantik am Wendepunkt 1813–1815. Die „Friedensblätter“ und ihr Kreis, Diss. Wien 1951 (masch.), S. 176. 750 Carl Bertuch, Andenken an Leo von Seckendorf, in: Journal des Luxus und der Moden, Dezember 1809, S. 785–789, hier: S. 788.

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An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 16. Mai 1792

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1. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 16. Mai 1792 Tübingen, den 16ten Mai 1792.

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Da ich von Ihnen, liebster Papa! die Erlaubnis erhalten habe, Ihnen auch zuweilen teutsch schreiben zu dürfen, so mache ich diesmal einen Versuch damit. Es geht jezt immer besser mit mir in Tübingen. Die Gegend ist schön, und ladet zu öftern Spaziergängen ein. Die Geselschaft ist auch anzieend, und ob sie gleich mit der in Regensburg in keinen Vergleich komt, so hat sie doch auch manche Vorteile, die jener mangeln. Der wesentlichste ist wohl der, daß man ganz frei, ungehindert, und one von Etikette beschwert zu werden, sie besuchen kan, daß man nicht zum Spiel gezwungen, oder solange gequält wird, bis man es annimt, daß niemand sich in den Kopf sezt, den Ton angeben zu wollen, und daher alles verachtet, was diese Superiorität nicht anerkent, oder nicht jeden Augenblik Zeit hat, einen wizigen Einfal des Tonangebers zu bewundern und nachzubeten; daß hier kein Theater ist, und also auch keine Kabalen unter dem Publikum; daß sich der Professor nicht, wie auf andern Universitäten schämt, den Studenten, wenn er artig und gesittet ist in seine Geselschaft zu Zieen; und daß endlich, eben weil diese kleiner, und weniger nach der grosen Welt gestimt ist, öfters ein Mensch, der an einem grösren Tummelplaz im Gewimmel sich verlohr, und daher kaum bemerkt, oder eben so leicht wieder vergessen wurde, hier mit einigen Talenten ein Foenix sein kan. Es sind hier keine Häuser, die ordentlichregulirte Geselschaften geben, man komt zusammen, wenn man Lust hat, und geht spazieren, oder spielt l’hombre, welches hier das Favoritspiel, aber nie höher, als um einen Kreuzer ist. Wöchentlich ist ein Klub, wozu jeder, der sich abbonnirt, Zutrit hat, und dieser wird ziemlich in Aufname kommen, da man für das ganze Jahr nur 3f. 33x zahlt. Bei allem diesem Guten der hiesigen Geselschaft ist doch auch mancher Nachteil. Die hiesigen jungen Frauenzimmer wollen fast durchgängig nicht viel sagen, und stehen daher gegen Regensburg sehr ab. Es mag wohl viel Schuld in ihrer Erzieung und in ihrem wenigen Umgang mit andern liegen, und daher hoft man, daß auch dieses mit der Zeit sich ändern werde, welches ich von Herzen wünsche. Bis jezt wissen sie noch so wenig von feiner Bildung (ich rede nemlich, nur im Durchschnitte) daß man würklich Mühe hat sich daran zu gewönen, und es mir daher äusserst sauer wird, eine einzige etwas lang zu unterhalten. Denn nachdem Gespräch von Witterung, vom Spazierengehn ist man au bout de son latin. Tous ces riens enchanteurs, qui savent si bien entretenir une femme du monde, tous ces traits d’esprit, agréablement fades, tous ces jeux de mots, ces pointes, cet air doucereux sont perroùqés de ces têtes de bois. Theater, Konzerte, Bälle können keinen Stof zur Unterhaltung geben, und fängt man einen soliden Diskurs an, ja, dan ist es soviel, wie griechisch. Doch hat der Vetter drei Töchter, die recht artig sind.

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Was meine Kollegien betrift, so bin ich jezt damit so ziemlich in Ordnung. Früh von 7–8. hab ich zweimal die Woche bei Professor Gaab ein Kollegium de Situ et moribus Germanorum Secundum Tacitum. Um 9. Uhr Fechtstunde. Um 10. Jus naturae bei Pr. Dafinger; um 11. Institutionen bei Hofaker, der sehr geschikt ist, und einen vorzüglichen, einnehmenden Vortrag hat. Von 2–3 Logik bei Pr. Abel, aber nicht alle Tage. Gleiche Bewandnis hat es um 3. mit dem Repetitorium über die Institutionen, der Ihnen wohl noch von Frankfurt her erinnerlich sein wird. Um 4. bei dem nemlichen Reichsgeschichte, und endlich um 5. christliche Moral bei Pr. Flat, welche ich blos deswegen genommen habe, weil es öffentliche Lektion und also frei ist, und er besonders gut liest. Bei dem Hofrath und jezigen Prorektor Gmelin kan ich kein Kollegium haben, denn er liest Pandekten und fängt allemal Ostern an. Hofaker fängt sie wohl mit dem Herbst an, und liest vortreflich, den es ist seine gröste Stärke, er braucht aber würklich volle anderthalb Jahre. Jedoch kan ich den ersten Grund bei ihm legen. Was die Mathematik anlangt, so wird es auch da hoffentlich nicht felen. Es ist hier der Sohn des berümten Pfarrers und Mechanikus Hahn, und ich zweifle nicht, daß er sich nicht zu etwas Privatunterricht mir behülflich sein solte. Doktor Storr hat ein sehr schönes Naturalienkabinet, von dem ich aber erst einen Theil, das Thierreich, gesehen habe. Hier befinden sich viele seltne Stüke, auch einige ächte Wendeltreppen, doch nicht soviel, wie Sie. Indessen ist eine etwas grösser, als die Ihrigen. Er bringt gröstenteils die Nachmittage dort zu, und hat mir erlaubt ihn da zu besuchen, sodan werde ich Ihnen Nachricht von seinen seltenern Stüken, sowie auch von den Kanälen, woher er sie bekomt Nachricht geben. Auch ist hier eine öffentliche Bibliothek, doch habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt sie zu sehn. Schade ist es, daß hier so wenig für Mathematik und Füsik, und ihre Instrumente gesorgt ist. Man hat wohl ein Observatorium, da aber der Errichter den guten Einfal hatte, es auf das Schlos zu verlegen, das auf einem hohen Berge liegt, und im Winter fast unzugänglich ist, man auch nicht einmal für ein Zimmer zur Bequemlichkeit gesorgt hat, so steigt kein Mensch hinauf. Lezthin bei der Prorektors Wahl fanden sich der Herzog und die Herzogin hier ein. Ich lies mich präsentiren, und hatte zwar nicht die Gnade von ihm angeredet zu werden nach dem ersten Komplimente, jedoch sol er gesagt haben, daß ich mich vorteilhaft präsentirte. Obs wahr ist, weis ich nun nicht. Er hatte sich aber vorher bei Besichtigung des Stipendiums sehr geärgert, und die Stipendiaten scharf durchgezogen. Dies gieng sogar soweit, daß er einen, der in einer ganz liederlichen Frisur erschien, sogleich fortschikte, sich anders frisiren zu lassen. Er ließ sich sodann die 3. schlechtesten, und die 3. s i t l i ch besten zeigen, an welche er Belohnungen austeilte. Zwei Mömpelgarder unter andern waren nicht erschienen, und hatten sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Der Herzog hört sie von ungefär reden, sprengt mit einem Fustrit die Thüre auf, und findet die beiden

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Hern zum Fenster hinaussehend und Tabakrauchend. Er nimt ihnen die Pfeife aus der Hand, besichtigt sie von oben bis unten, und wirft sie zum Fenster hinaus, mit der Erklärung, daß sie lägen, wo sie hingehörten. Ueberhaupt scheinen die Hern Stipendiaten, deren Anzahl sich auf 120. bis 150. beläuft nicht zu den besten zu gehören, welches auch ihre ewigen Händel mit den Studenten, denen sie an der Zahl überlegen sind, beweisen. Nächstens, lieber Papa, wil ich die übrigen Artikel Ihres Briefes beantworten, da ich bis jezt noch nicht so genau davon unterrichtet bin. Das Inliegende hat mir der Vetter gegeben, mit dem Zusaz, daß es Ihnen die Herzogin schike. Der Katalog aber ist von mir. Die ganze Gmelinische und Sekendorfische Familie, auch der Bruder des Oberhofmeisters, der Oberforstmeister in Freudental, der hier ist, aber heute wieder weggeht, empfielt sich Ihnen vielmals. Ich küsse der Mama die Hände, und werde ihr diese Woche noch schreiben. Die Post geht nur Montags und Freitags, und daher wird vielleicht mancher Brief noch unterwegs, oder erst jezt angekommen sein. Ich bleibe mit beigefügter Bitte mir etwa ein Duzend Exemplare meiner Rede zu schiken, ehrfurchtsvol Ihr gehorsamer Sohn Leopold.

2. Von Ernst Adolf Heinrich Wechmar, Erlangen, 18. Januar 1793 Erlang d 18ten Jänner 1793 Deinen Brief, bester Leopold, erhielt ich, als ich eben im Begriff war in den Wagen zu steigen und eine kleine Reise zu machen. Dies die Ursache meines Stillschweigens. In diesem angefangenen Jahre sollst du nicht mehr Ursache haben dich 5 über mich zu beklagen. Ich halte es für ganz überflüssig das Papier mit einem Glückwunsche zu verderben, erhalte mir deine alte Freundschaft, so bin ich glücklich, die meinige hast du in vollem Grade. Wohl hast du Recht, daß wir in dem Alter sind, einen intereßantern Briefwechsel führen zu können laß sehen, wer dem andern den Vorzug streitig macht. Wir wollen uns so oft schreiben, als es 10 unsere Zeit erlaubt, wir wollen wechselseitig keine Geheimniße für einander haben, uns unsere Fehler gestehen und unsre Meinung darüber sagen, und ich bin gewiß, daß dies unendlich viel zur stärkeren Befestigung unserer alten Freundschaft beytragen wird. Es freut mich unendlich, daß du dich in Jena gefällst. Ich glaube leicht, daß ein großer Unterschied zwischen Tübingen ist, und begreife 15 noch in diesem Augenblicke nicht, wie du mich überreden konntest diese elendeste aller Universitäten statt des hübschen Erlangens zu besuchen.

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Ich bin mit meinem Aufenthalte noch immer sehr zufrieden. Den Tag über bin ich mit meinen Collegien beschäftigt, und den Abend bringe ich theils bey Hofe, theils in Gesellschaft meiner guten Freunde zu. Die Markgräfin scheint mich gerne zu sehen, und Freunde zähle ich in Menge, unter denen aber nur einige sind mit denen ich intim liirt bin. Die Ursache, daß ich deren viele habe ist leicht zu finden, da ich ihnen abwechselnd entweder Dejeunés oder Gesellschaften und Collation, oder Punschgesellschaften gebe. Meine Thüre steht jedem offen, er muß sich aber mit dem begnügen was ich habe, das besteht in Thee Butterbrod und kalte Küche. Die Neujahrsnacht hatte ich ohngefähr etliche und zwanzig bey mir, die Nachmittags um 5 Uhr kamen und den Neujahrstag früh um 8 Uhr wieder fort giengen. Ich bin nun einmal ein Freund davon Leute zu sehen, und der einzige der es hier thut. Überdieß habe ich in allen Gesellschaften und Privathäusern den Zutritt; worunter ich am häufigsten eine sich hier aufhaltende Engländerin, eine ziemlich junge und sehr hübsche Frau, mit Namen Milady Hay besuche. Daß mir dann die Nachbarschaft von Nürnberg und Fürth auch zu manchen Zerstreuungen verhilft brauche ich dir nicht erst zu sagen. Daß Weimar der Ort ist wo man sich gut divertiren kann, weiß ich nur zu wohl, und ich glaube, daß du es auch ziemlich oft besuchst. Die Nachricht von deiner schwächlichen Gesundheit hat mich sehr bestürzt, laß meine freundschaftliche Bitte statt finden und schone dich, dies ist alles was ich dir sagen kann, denn ich bin selbst sowohl an Seele als an Körper krank. Die fürchterlichste Hypochondrie quält mich seit einigen Tagen, ich fliehe die Menschen u schließe mich auf meiner Stube ein, und Ich denke an die alten glücklichen Zeiten zurück, wo mein guter Vater noch lebte, hänge in düstrer Schwermuth meinen Gedanken nach, und haben endlich meine Thränen freyen ungehinderten Lauf bekommen, dann fühle ich mich erleichtert, und bin glücklich. Dazu kommt noch der fürchterlichste Husten, den man sich denken kann, der mich seit 3 Nächten hat kein Auge zuthun lassen, und mit öfterm Blutauswurfe verknüpft ist. Statt daß andere einer süssen Ruhe genießen, und die Nacht unter den lieblichsten, wonnevollsten Träumen ihnen dahineilt, size ich an meinem Schreibtische. Um 12 Uhr legte ich mich nieder, vergebens suchte auch ich zu ruhen, aber umsonst, traurig verließ ich mein Lager, und suche mir in der Erhaltung mit dir mich etwas aufzuheitern. Der H von Wechmar, dessen du erwähnst ist ein Neve von mir, da sein Vater leiblich Geschwisterkind mit mir ist. Sage ihm viele Complimente von mir und schenk ihm deine Freundschaft, die er verdient, da er zwar kein fein gebildeter angenehmer junger Mensch ist, aber desto rechtschaffener ist. Ingleichen empfehle ich dir einen andern Vetter, einen gewissen H von Herda zu Brandenburg und Eisenach. Auch diesem noch viele Complimente. Mit denen die du mir aus Regensburg recomendirt hast, komme ich äusserst

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selten zusammen. Hartlaub allein verdient den Namen eines artigen Menschen, H Auernhammer habe ich noch nicht erfragen können, Oppermann geht auch noch mit, H Lange aber ist ein so dummer, einfältiger Keerl, ein so sehr von sich eingebildeter Narr und eitler Geck, daß er mir unausstehlich ist. Er will äusserst galant gegen Damen seyn, benimmt sich aber so schlecht daß er dadurch zum Gelächter wird, dabey besizt er noch einen unerträglichen Stolz. H Stuckenberg endlich ist ein Brutum von der ersten Sorte, und wir haben ihn schon auf alle Art und Weise zum Narren gehabt. z.B. Unlängst geben wir ihm ein großes Hühnerey, und sezte hinzu, es sey ein Eselsey, wenn er sich die Mühe geben wollte es auszubrüten, so würde er einen Esel bekommen, daher trug er es 14 Tage in den Hosen herum bis es zerbrach. Ein anderes Ey das man ihm für ein Haseney gab, stekte er in Sand und legte es auf den Ofen, wo er den ganzen Tag über einheizen ließ pp ich könnte einen ganzen Bogen voll schreiben, auf welcher glänzenden Seite H St immer seinen Verstand gezeigt hat. Wir leben hier sehr uneinig. Es giebt 2 Partheyen, Toussaintianer und Holtkeslerianer (?), erstere sind zwar kleiner an der Zahl, bestehen aber auch aus lauter sehr reifen, artigen jungen Leuten, leztere sind elende Keerls. Ich befinde mich unter ersterer Parthey. Die Händel entstanden daraus, dass einer aus unserer Mitte der überdies Hauptmann in Russischen Diensten ist, einen von der Oppositionsparthey, der ihn beleidigt hatte, fodern liess. Jener aber überfiel ihn zu Nachts und gab ihm Neckschläge, worüber wir äusserst alle aufgebracht, dem Prorector die ganze Sache angezeigt und die Duelle auf immer aufgehoben haben. Wir halten es für keine Ehre uns mit solchen Leuten zu schlagen. Wir erwarten täglich Genugthuung, zumal da neue Beleidigungen hinzugekommen sind. Vor einigen Tagen ist ein H von Wangenheim von Jena hier angekommen, kennst du ihn, so schildere mir ihn doch etwas. Das Wetter ist sehr hübsch, wir haben prächtige Schlittenbahn, profitiren aber auch davon. Ich rauche auch Tabak, aber nicht viel, ich habe es des heftigen Zahnwehes wegen angefangen, wogegen es mir die trefflichsten Dienste thut. Ich werde auch jetzt eine Pfeife zur Hand nehmen, und so dem Tage entgegenrauchen, lebe wohl und antworte recht bald deinem Wechmar

Was hörst du für Collegia? Bist du noch in keinen Orden eingereiht? Hast du keine Liebschaften? Bist du ein Feind der Genüsse? Wie ist der Ton in Jena? Wie führen sich meine beyden Vettern auf? Alle diese Fragen wünschte ich bald beantwortet zu sehen. Steht Frl von Dieden noch in gutem Andenken? Unsre Briefe zeigen wir 95 Niemanden.

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Bester Freund, Ihren poetischen Brief vom 3t verflossenen Monaths habe ich richtig erhalten; alle die schönen und impertinenten Komplimente, so Sie mir in selbigen zu machen geruhen, sehe ich als licenti< >, und verzeihe Sie Ihnen, doch unter der , daß Sie mir auf mein Wort glauben, was ich Ihnen sage, daß zur accouchirung meines lezten Briefes ich weder recueils de bonmots nachschlug (noch wie Sie zu vermuthen scheinen) über Vademecums schwizte. – – – Verzeihen Sie mir meine Ignoranz in Ansehung des Beynahmens Aberdar; ich leitete solchen nicht ohne einigen Grad von Wahrscheinlichkeit (die noch seit Ihrem schönen lezten Briefe wuchs) aus Wielands Abderiten her, und es fällt mir noch schwer zu glauben, daß ich mich sollte geirrt haben. Doch nun Friede; ich mögte sonst mit Ihnen in einen Zweykampf gerathen, in welchem (wie Sie sehr ingenieus bemerken) mein eingerosteter Sarras, Ihnen noch das größte agrément Ihrer Figur, eines Ihrer langen Beine abnehmen mögte, das Sie ja in der Welt noch lange herumtragen muß ehe Sie gesezter artiger und kurz so werden, daß Ihre Frau Mutter und i ch Freude an unserm ungerathenen Leopold erleben..... Der junge Hohenthal wird nun in Regensburg erwartet, wie mir mein Bruder schreibt, und seine Eltern freuen sich nicht wenig auf seine Ankunft. Wann werden Sie Bester einmal wieder nach Ihrem Heerde zurückkehren? Haben Sie noch Geduld und wir gehen zusammen; ich hoffe noch immer bald eine Erlaubniß zu erhalten mich auf einige Zeit von meinen Posten zu entfernen, und dann hohle ich Sie ab und wir reisen in Gesellschaft. .... Unsern Haß gegen die Franzosen bis auf die Unterdrückung Ihrer Sprache auszudehnen (wie Sie mir schrieben daß es jezt Ton wird) finde ich sehr sonderbar, zumal da wir für die Gesellschaft keine so zweckmäßige haben; auch hoffe ich wird diese Mode nicht von Bestand seyn, da man nur zubald einsehen wird, daß keine andere sie ersetzen kann. Vor ohngefähr 14. Tagen habe ich in Gesellschaft von 4–5 Rußen eine kleine Reiße nach Potsdam gemacht; schon lange brannte ich vor Begierde Sans-souci den beständigen Aufenthalts-Ort des großen Friedrichs zu sehen; nun ist sie gestillt und ich kann sagen meine Erwartung ist ganz befriedigt worden. Der jezige König hat alles verändern laßen vorzüglich aber das Zimmer wo sein großer Onkel starb, demohngeachtet trägt es noch immer das Gepräge der Trauer für jeden dem es gezeigt wird, die Katastrophe die sich darinn zugetragen hat ist wahrscheinl die Ursache davon. Potsdam ist weit schöner als Berlin, man findet daselbst beynah bloß Palläste und ich habe nach St. Petersburg keinen schönern Ort gesehen. Die Straßen sind sehr lang und sehr breit, mehrere sind von breiten

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Kanälen durchschnitten und die öffentlichen Promenaden u Plätze tragen das Gepräge der Grösse u Pracht. Allein so schön diese Stadt ist, so leer ist sie, zumal jezt, da die Garnison nicht hier sondern bey der Armee ist und bloß ein kleines Depot zurückgelaßen hat. Viele dieser Palläste stehen ganz u gar leer u es ist kein seltener Anblick aus denen die bewohnt sind sich ein Fenster öffnen zu sehen, um den Vorübergehenden ein paar lederne Beinkleider oder ein altes Hemd zur Schau auszuhängen. Doch nun genug von Potsdam, vielleicht gehen wir noch einmal zusammen dahin.... Sie werden sich noch erinnern des Barts mit der eisern Stirn, und was zu seiner Zeit er für ein Aufsehen gemacht hat. Hier ist mir kürzlich ein Epigramm zu Gesichte gekommen das ich Ihnen hier mittheile, das recht sehr gut ist; da man immer daran zweifelte, daß der H. v. Zimmermann sein Autor sey, weil es zu vielen jugendlichen Witz verrieth, hat man folgenden Eid in seinen Nahmen gemacht um diese Schrift zu desavouiren.... Wie finden Sie die Gedichte des diesjährigen Götting. Musenallmanachs; ich finde darinn außerordentlich viel sehr mittelmäßige Epigramme, u noch mehr worinn der Witz mit Haaren herbeygezogen ist. Das von Kozebue p. 84. Du schreib vom Adel nicht, der ohne dich besteht, Du halbgeadelter Poet! Denn neulich noch bewieß der Edlen lauter Tadel Dein Herz sey nicht von Adel – ist mit einer der besten. Leben Sie wohl mein Theuerster u vergessen Sie nicht Ihr. Sie zärtl liebenden Freund Arss (?).

4. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Jena, 18. September 1793 Jena, den 18t Sept. 1793. Da Ihnen der Herr Hofmeister, lieber Vater, schon einen Katalog von den auf künftiges Winterhalbjahr zu haltenden Vorlesungen geschikt hat, so bleibt mir nichts übrig, als Ihnen einige Vorschläge in Betref der Besezzung meiner Stunden zu 5 tun. Die Pandekten wären die Hauptsache, und diese nehmen die Stunden von 9–10, 11–12, und gleich nach Ablauf der ersten sechs Wochen von 3–4 weg. Was das Staatsrecht betrift, so wird dies hier sehr gut und zwar nur alle Winter gelesen, und ich würde daher am besten tun, da ich onehin den nächstkünftigen Winter 1794–1795 nicht hier zubringen werde, es jezt mitzuhören, es sei denn, daß Sie 10 mich bestimmten, nach Göttingen zu gehn, wo ich es freilich besser bei Püttern hören kan. Dies wäre alles für die Stunde von 10–11. Dan etwa das Jus germanicum bei Hufeland um 8–9. oder von 2–3 bei Walch, welches ich auch mit dem Canonicum bei Schröter, welches aber mit dem Jure publico kollidirte, oder mit dem

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Feudale von 8–9 bei Schnaubert vertauschen könnte. Ich glaube aber fast, das 15 Germanicum wäre zuträglicher, wenigstens als das Feudale, und da das Cano-

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nicum erstlich von keinem besonders guten gelesen wird, dan auch mich um das Staatsrecht bringen würde, so glaube ich immer, das beste wäre, wenn ich das Germanicum wälte. Da ich übrigens auch Kameralwissenschaften studieren werde, so möchte es wohl Zeit sein, mich mit präkursorischen Kollegien in diesem Fache bekannt zu machen, und ich würde daher nicht unrecht thun, wenn ich Oekonomie, oder Forstwissenschaft hörte, welches nach den Einsichten eines der besten hiesigen Kameralisten, des Prof. Stumpf, der mir die Suite aller Kollegien, wie sie in diesem Fache eigentlich gehört werden sollen, verzeichnete, die Anfangsstunden eines jeden Kameralisten sein sollen. Zu diesem könnte ich etwan ein filosofisches Kollegium bei Reinhold, den wir leider! nur noch diesen Winter besizzen werden, fügen. Doch hängt dies ganz von Ihrem Befele ab, und ich bitte um weiter nichts, als nur baldige Erklärung Ihrer Willensmeinung, da man schon allenthalben anfängt sich nach guten Pläzzen in den Auditorien umzusehen, und es sich in einigen starkbesuchten leicht treffen könnte, daß ich bei längerem Verzug zu belegen, gar keine bekäme. Die Ferien werden nunmehr in höchstens 14. Tagen bis 3. Wochen ihren Anfang nehmen. Ich erwarte deshalb Ihre Befele, wie ich sie zubringen soll. Sollten indeß meine Bitten irgend einen Einflus auf Bestimmung derselben haben können, so gestehe ich Ihnen aufrichtig, daß ich einige Tage dazu anzuwenden wünschte, die Gegend von Gotha, Erfurt, und besonders die Erziehungsanstalt in Schnepfenthal genauer zu sehen. Sollte es Ihnen aber genemer sein, wenn ich die, lezte Ostern verschobene, Reise, nach Meisdorf, anträte, oder meine Verwanten zu Meuselwiz besuchte, welche es onedem schon längst gewünscht hätten, mich zu sehn, so erwarte ich Ihre Verfügung deshalb, so wie auch die Bestimmung des Reiseplans, ob zu Pferde, oder auf dem Postwagen, mit oder one Begleitung, denn bis dahin werde ich wieder einen Bedienten angenommen haben. Indessen habe ich die Ehre zu sein Ihr gehorsamer Sohn Leopold.

45 Ich addressire diesen Brief nach Regensburg, wohin Sie wahrscheinlich zurükge-

kehrt sein werden.

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Da ich gehört habe, lieber Vater, dass Sie wahrscheinlich den 7bt dieses in Regensburg sein werden, so addressire ich Ihnen diesen Brief dahin, da er doch schwerlich, indem er heute ohne dies nicht von hier abgehen kan, noch vor Ihrer Abreise von Wohnfurt daselbst eintreffen würde. Ich überschikke Ihnen zugleich meine bisherige Rechnung, in der Hofnung, daß ich mich für diesmal bemüht haben werde, etwas besser hauszuhalten, und Ihre Zufriedenheit desto eher zu verdienen. Sie werden bemerken, dass einige Aenderung in Ansehung der Befriedigung der Bedürfnisse meines Magens vorgegangen ist. Ich habe nehmlich gefunden, dass meine bisherige Art zu frühstükken und zu Abend zu essen, wo ich zuweilen einen Tag fastete, oder nur sehr wenig as, und was ich aus Oekonomie zu thun glaubte, nichts weniger, als oekonomisch war. Ich gewann wohl die Tage, die ich fastete, aber eben dadurch as ich ein andermal desto mehr, und machte überdies noch unter Tags einige zwar an sich unbedeutende Nebenausgaben in diesem Artikel, die sich aber zulezt ziemlich zusammenhäuften. Ueberdies schadete ich mir durch eine solche unordentliche Lebensart mehr, als durch eine ordentliche auch theurere Kost. Ich habe daher nicht allein die wöchentliche Summe meines Abendtisches fixirt, sondern auch meines Frühstükkes, und Getränkes, wofür ich nun wöchentlich 1. Thl. 8. gg. gebe. Ich habe es so wohlfeil, als möglich einzurichten gesucht, denn in der Regel ist hier der Abendtisch theurer wie der Mittagtisch, ob er gleich nur aus einem Gericht besteht. Auch habe ich in den lezten Monaten meinen Mittagtisch geändert, weil mein bisheriger gar zu elend war, und einen theurern besonders um des willen genommen, weil ich öfters Gemüs, als Fleisch zu essen bekomme. Zugleich habe ich die bisherigen kleinen Auslagen, die mein Bedienter besorgte, und die bisher oft vierteljahrweis stehn blieben, theils selbst übernommen, theils ihm auch wöchentlich bezalt, wodurch ich mehr im Stande war, eine genauere Uebersicht zu behalten. Das Selterserwasser, das Sie angemerkt finden werden, habe ich, als ich meine Kur von isländischem Moos zu trinken aufgehört hatte, angefangen zu brauchen. Eigentlich sollten es 50. Krüge sein, ich habe aber theils von den Fuhrleuten nicht mehr bekommen können (denn in den Apotheken ist es schlecht, und kostet 8 gg.) theils konte ich auch soviel Geld nicht wohl entbehren. Sie werden ausserdem mehrere Artikel finden, die noch rükständig sind, weil ich sie jezt nicht habe bezalen können. Einige davon zum B. meine halbjärige Hausmiete, die Kollegien lassen sich füglich nicht aufschieben. Ich ersuche Sie daher, mir ausser dem Reisegeld, etwa den dritten Theil desjenigen Geldes, was ich zu Michälis erst erhalten sollte, einstweilen vorzuschiessen, welches ich in folgenden halben Jahre

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füglich wieder ersparen kan, da alsdan die Reitbahn wegfällt, und mein Aufenthalt in Regensburg, die Ferien über, mir das nicht kosten kan, was er mich in Jena gekostet hätte. Uebrigens bleibe ich dabei, dass ich Ihnen bei meinem gänzlichen Abgang nichts nachzuzahlen übrig lassen werde. Bis jezt ist mein Plan, Samstags den 27sten. von hier abzugehn, den 28stn Abends, oder 29sten früh werde ich in Baireuth sein, und da den 29stn und 30stn bleiben, so dass ich also wahrscheinlich den 1st Oktob. Abends oder 2tn Mittags in Regensburg sein kann. Herr Schmid wird mich begleiten, da er sich ohnedem vorgenommen hatte, diese Reise zu machen, und jene Gegenden kennen zu lernen. Er reist blos deswegen mit mir, weil wir bisher immer beisammen gewesen waren, und er just diese Gelegenheit benuzzen kan. Uebrigens wird er Ihnen auf keine Weise zur Last fallen. Wollten Sie mir indes erlauben, dass ich einem Manne, dem ich so viele Verbindlichkeiten schuldig bin, bei mir (nehmlich, da es wahrscheinlich an Plaz fehlen wird, auf meinem Zimmer) ein Logis anbieten dürfte, so bliebe mir kein grösseres Zeichen Ihrer Liebe, und Ihres Zutrauens zu mir zu wünschen übrig. Ich füge hier zugleich den Lektionskatalog für das Winterhalbjahr bei. Sie dürfen sich nicht daran stosen, dass der Anfang der Kollegien auf den XIII tn Oktob. gesezt ist, sie gehn deswegen doch vor dem 23stn und 27stn nicht an. Es geschieht dies blos um die Neuankommenden zeitig genug hieher zu bringen. Auch würden die Ferien diesmal nur 14. Tage dauern und auf 4. Wochen kan man doch immer rechnen. Die Kollegien die mir jezt am notwendigsten zu sein scheinen, und die ich Ihnen desfals vorschlage, wären die Pandekten bei Eckard von 9–10. 11–12 und 1–2, das Staatsrecht bei Schnaubert von X–XI. das Practicum extraprocessuale bei Mereau von 3–4, wozu ich noch das Theoreticum et practicum Juris Gentium Europae positivi, nach Martens Précis du Droit des Gens moderne de l’Europe, und das Camerale bei Sukkow fügen könte. Ueberzeugt, dass Sie wenigstens die Wahl der Pandekten genehmigen werden, habe ich mich zu diesem Kollegium schon unterschrieben, da man wegen der starken Frequenz schon jezt darauf bedacht sein mus, wenn man einen Plaz haben will. Ich finde hier Gelegenheit, einem Vorwurf zu begegnen, den man mir schon oft gemacht hat, und wo ich glaube, dass Sie mit mir einerlei Meinung sein werden. Es ist nehmlich seitdem Reinhold anfieng, hier Celebrität zu bekommen, hier unter den Studenten Mode geworden, dass sie immer ums dritte Wort die kantische Philosophie im Munde führen. Natürlich habe ich nun dem Tadel oft nicht entgehen können, dass ich, die Logik und Geschichte der Philosophie ausgenommen, bei den drei Matadors Reinhold, Schmid, und Fichte gar kein Kollegium gehört habe. So oft ich daher mit einem disputire, und allenfalls meinen Saz durch ein positives Gesez zu erläutern suche, so bewieß er mir, dass das Gesez in der kantischen Philosophie nicht gegründet sei, und folglich ein Nichts sei, und ich

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bin aus dem Felde geschlagen. Ich kan freilich sagen, dass das Positivrecht, es sei nun philosophisch richtig, oder nicht, dennoch einmal gelte, und dass man sich im gemeinen Leben immer darnach richten müsse, darauf wird aber nicht Rüksicht genommen, und ich, als Unkantianer abgewiesen. So zB. wenn mir einer etwas nude versprochen hat, und ich will ihn auf die Erfüllung belangen, so macht er mir die Exzeption aus dem Naturrecht: Pacta non sunt servanda, und verweist mich zur Ruhe. Was will ich Unwissender Laie mit solchen Leuten anfangen. Um aber meine Unwissenheit doch in etwas zu rechtfertigen, so will ich Ihnen die Gründe, die mich dazu bewogen haben, vorlegen. Ich habe bisher immer gefunden, dass diejenigen Wenigen, von denen man sagen kann, dass sie hier mit Nuzzen kantische Philosophie studierten, und etwas tiefer in das Innere derselben drangen, einen grosen Theil, wo nicht den grösten ihrer Zeit auf diesem Studium verwanten, beinahe alle ohne Ausnahme vernachlässigten ihre Brodwissenschaft, hatten es auch zum Theil nicht nöthig, sich mit dieser so sehr zu beschäftigen. Die unzähligen übrigen, die hier ihren philosophischen Kursus durchlaufen, laufen zwar sehr fleisig in ihre Lektion, schreiben auch wohl mitunter ganze Stösse von Philosophie zussammen, rufen auch immer, wenn sie aus dem Kollegium kommen: „Das war prächtig, göttlich!“ oder sahen wohl gar tiefsinnig mit dem Finger an der Stirne auf die Erde, bei nicht wenigen aber, die doch ihren Kursum beinahe durchgemacht hatten, fand ich noch nicht einmal deutliche Begriffe, ja mancher demonstrirte mir wohl aus irgend einem philosophischen Saz gerade das entgegengesezte von dem, was würklich daraus flos. Diesen Misbrauch bemerkte sogar Reinhold mehr als einmal, und rieth daher auch manchem ab, wie ich gewis weis, sich mit der Philosophie abzugeben. So war es, solang er noch hier war, gewönlich, dass so wie einer ganz frisch von der Schule kam, so lief er in Reinholds Logik. Ich selbst that dies auch im ersthalben Jahre meines Hierseins, und Reinhold sagte mir in der Folge selbst: „Wenn ich Ihnen hätte rathen sollen, so hätten Sie erst alle meine übrigen Kollegien vorher, und die Logik zulezt gehört.“ Auch gestehe ich offenherzig, dass ich, wie hundert andre, die eben dies thaten, von Reinholds Logik nichts begriffen habe. Um aber wieder auf meine vorhin bezeichneten beiden Klassen der hiesigen Philosophen zu kommen, so dünke ich mich doch noch zu gut, mich zur lezten zu gesellen. Es bliebe mir also nur die erste übrig. Da aber heutzutage niemand so leicht von der Philosophie lebt, und ich keinen Beruf in mir finde, den Versuch zu machen, so sehe ich nicht ein, warum ich meine übrigen Stunden dem Kantianismus nachsezzen soll, bei der kurzen Zeit, die mir ohnehin übrig bleibt. Das läugne ich gar nicht, dass es sehr wohl gethan sein würde, wenn jemand, der es könte, sechs Jahre studierte, und die drei ersten dem ernsten Studium der kantischen Philosophie widmete. Sicher würde er als dan in seinen Brodstudien sich viel besser behelfen, und grösere Fortschritte machen können. Wenn aber das der Fall einmal

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nicht ist, warum soll ich nicht eben so gut in der Folge bei mehrerer Musse und längerer Zeit eine Wissenschaft vor mich eifrig studieren können, als jezt meinen Kopf mit übelverdauten im Vorbeigehn erhaschten unzusammenhängenden Ideen ausrüsten, um gelegentlich auch ein Wörtchen mitsprechen zu können. Ich werde in der Folge übrigens den Vortheil, dass ich die Wissenschaft, ohne für irgend ein System eingenommen zu sein, das sich ohnehin alle 30. Jahre verändert, studieren kan, ohne in verba magistri geschworen zu haben. Dies ist bei der Philosophie um so weniger zuträglich, da man nirgends weniger, wie da, festen Grund fassen kann, da hingegen dieser bei der Jurisprudenz gröstenteils gelegt ist, und die Lehrer ihre einzelnen Meinungen nur im zufälligen nicht im wesentlichen von einander abweichen lassen. – In einem Ihrer lezten Briefe erwähnten Sie des Vergleichs, den Sie in Ansehung der Vertheilung der Familiengüter getroffen haben. Anfangs kam es mir vor, als ob der Ihnen zugefalne Antheil von Wohnfurt und Reinhardswinden gar zu sehr gegen die Beträchtlichkeit derjenigen, die auf meine beiden Onkels gekommen sind abstäche, aber wahrscheinlich ist Ihnen eine desto grösere Summe baaren Geldes herausgegeben worden. Nur kan ich noch nicht mir vorstellen, wie der Onkel Alexander ganz Sugenheim und Deutenheim hat bekommen können, da, wie ich glaube das andre Amt von Sugenheim mit Deutenheim und Duzenthal der ganzen übrigen Familie gehört, als Fideicomiss, und also ohne Einwilligung jedes Einzelnen unveräusserlich ist, welches eine beispiellose Eintracht voraussezte. Wahrscheinlich sind sie indes ebenfals mit Gelde abgefunden worden. – Vergangnen Sontag ist Herr von Egglofstein endlich wieder in Weimar angekommen. Er verläst es aber heute schon wieder, da er mit dem Herzog auf sechs Wochen nach Eisenach geht. Da ich ihn als dan vor meiner Abreise nicht mehr sehen kan, so war ich gestern in Weimar, traf ihn aber so überhäuft mit Geschäften an, dass ich mich beinahe gar nicht mit ihm unterhalten konnte. Indes hatte ich doch den Nuzzen von diesem Ausflug, dass ich die jährlich öffentlich aufgestelten Zeichnungen und Gemählde der Akademie sehen konte. Unter mehrern gut in die Augen fallenden Stükken (Meisterwerke waren es nicht, da fast alles die Arbeit der Schüler der Akademie war) zeichneten sich besonders ein Kupferstich, die kolorirte Vorstellung eines Ausbruchs des Vesuvs bei Nachtzeit aus. Vorzüglich gelungen war die Darstellung des Golfs von Neapel, die Würkung des Mondscheins im Meere, und die der Lava. Die Erupzion selbst aber glükte nicht, vermutlich weil der Berg mehr im Hintergrund erschien, und der Künstler zwischen dem zu Nahen und zu Entfernten schwankte. Der Verfertiger ist Westermeier. Noch schöner war ein Oehlgemählde, die Darstellung einer Landschaft im Vollmondschein, deren Würkung aber für einen Nichtkenner nicht wohl zu beschreiben ist. –

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Ich hörte gestern in Weimar, dass der Onkel in Weingarthsgreuth vom Schlag gerührt worden sei. So traurig diese Nachricht ist, so lieb ist mirs, dass sie erst einer Bestättigung bedarf. Wenigstens ist sie bis jezt bloses Gerücht. – Sie werden in diesem Briefe gefunden haben, dass meine Orthographie sich der gewöhnlichen um vieles genähert hat. Indessen beruhte meine eigenthümliche auf grammatischen Gründen. Doch will ich gerne zugeben, dass sie an mir Affektation scheint, und dass viele aus ihr einen übeln Schlus auf mich selbst ziehen würden. Ich habe deshalb den Vorsaz ihr zu entsagen schon dahin ausgeführt, dass ich mich ihrer nur in den Schriften bediene, die lediglich zu meinem eignen Gebrauch sind, wo sie mir, da sie mir geläufiger ist, im Geschwindeschreiben Dienste leistet. – Schon mehreremale habe ich von Ihnen, oder doch von Regensburg aus Briefe ganz frankirt erhalten, und muste sie dennoch entweder ganz oder zum Theil bezahlen, obgleich Reichspost über Meinungen bis hieher läuft. Oftmals war auch Coburg darauf gesezt, und ich hatte von Koburg bis hieher das Porto zu bezahlen. Ich habe zwar schon einigemale das Kuvert zurükgeschikt, aber ohne Erfolg. Das sonderbarste ist, dass ich auch wieder eben so überschriebene und frankirte Briefe erhielt, ohne etwas dafür zu bezahlen. Dies muste ich aber meistens bei Briefen, die von Ebert überschrieben waren. Es mus hier eine Nachlässigkeit obwalten, die wahrscheinlich in Regensburg selbst liegt, denn die hiesige Post sagte mir, dass sie die Briefe, immer als unfrankirt, angerechnet erhielte. Und doch ist auf keinem Kuvert das Franco ausgestrichen. – Ehe ich schliesse füge ich noch folgende Anekdote bei. Es wird Ihnen bekant sein, dass der König von Preussen Hermes nach Halle schikte, um die Vorlesungen der dasigen Professoren auszu spioniren, und darinnen demokratische und heterodoxe Gesinnungen auszuwittern, dass aber die Studenten den Spion mit Schimpf und Schande in einem Tumult fortjagten. Ueber diese Begebenheit kursirt jezt ein Sinngedicht, das den in die Geschichte verwikkelten Professor Fischer zum Verfasser haben soll, und sich auf die Gleichheit des Nahmens Hermes mit dem griechischen Nahmen des Merkurs, dessen Bildsäule häufig auf den Strassen aufgestellt wurde, bezieht: „Die Hermes der Vorzeit standen am Weg. Doch die der neuen Zeit stehen im Weg.“

So plan dieser Gedanke ist, so ist er doch ein Beleg zu jener Geschichte, einem merkwürdigen Beweis der Toleranz und Denkfreiheit in unsern Zeiten. Sie hat übrigens die Folge, dass man diese Michälis ausser dem Professor Niemeyer noch über hundert Hallenser hier erwartet. Ein schöner Zug der Hallenser, der gewis 195 nicht so bekant ist, aber es verdient, ist, dass, als ihnen der König die Erlaubnis zu

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Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 7. April 1795

Begehung des diesjährigen hundertjährigen Jubiläums mit allen möglichen Solennitäten unter der Bedingung, die Urheber des bei jener Geschichte vorgefallenen Auflaufs zu entdekken, ertheilen wollte, sie lieber einer grösern Pracht, und gröserm Vergnügen entsagen, als diejenigen angeben wollten, die blos die Gesin200 nungen der ganzen Universität laut werden liessen. Uebrigens habe ich die Ehre zu sein Ihr gehorsamer Sohn Leopold.

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Wenn Sie lieber Vetter, von meiner Kranckheit als die Ursache meines langen Stillschweigen nicht hinlänglich unterichtet wären, so könte ich gar nicht zürn e n wenn Sie sagten, ich wäre faul, da dieß aber nicht der Fall ist, so bin ich versichert, daß Sie Ihre kleine Mama bedauern, welche indessen viel gelitten hat, und würklich noch leidet, bloß ihr munterer humor, hat sie erhalten, und dieser macht auch, daß andere sie noch dulden mögen, Nachsicht viele Nachsicht bedurfte ich von seiten meiner Freunde, da ich nichts zu ihrer Unterhaltung beitragen konte, sondern von ihnen erwartete, um so mehr da mir mein Zustand weder das lesen noch Schreiben erlaubte, wären Sie hier gewesen lieber Leopold, so hätten Sie mir Salis Gedichte welche ich nun auch besitze vorlesen müssen, so wie voriges Jahr die von Matthisson, welche uns so sehr gefielen. Krancke sprechen gerne von sich, dieß beweißt mein Brief, schon eine Seite vollendet, und ich sprach noch von Niemand, als von mir, weil ich aber noch nicht abbrechen kann, ohne Ihnen gesagt zu haben daß ich reite, so will ich es nur gleich thun, und dann nicht mehr an meine Uebel dencken, noch viel weniger davon sprechen, sondern Ihnen für Ihr Schreiben dancken, Ihnen sagen, daß es mich freute, nicht allein weil es viel schmeichelhaftes für mich enthält, sondern weil ich sehe daß Sie sich täglich mehr von dem überzeugen was wir Ihnen öfters sagten, fahren Sie fort manchen witzigen Einfall welchen Sie auf Kosten anderer haben zu unterdrücken, dulden Sie Menschen, welche durch Erziehung vernachläßigt sind, und Sie werden ein vorzüglicher Gesellschafter sein, man wird gerne Ihren vielen guten Eigenschaften Gerechtichkeit wiederfahren lassen, wenn Sie die Fehler ablegen, durch welche Sie selbst solche verdunkelten. Sie sehen ich schreibe eben so aufrichtig als ich spreche, dieß sey Ihnen Beweiß meiner Freundschaft auf welche Sie immer zählen können, und da Sie wissen wie vielen Theil ich an Ihrer Zufriedenheit nehme, so sagen Sie mir in Ihren künftigen Brief

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recht viel von Regenspurg, das heißt von Ihren Circkel, und von dem so Sie freut – wir leben hier auf den alten Fuß amusiren uns so gut wir können, daß wir auf der Redoute als Feen waren, wird Ihnen Julie schon gesagt haben, ich lege das Gedicht bei, welches Freund Knebel gemacht hat, nehmlich der Papa, der Sohn ist nicht mehr, sein Andencken wurde gefeiert, der Herzog und Herzogin Mutter fühlten auch die größe unsers Verlust, kamen uns zu trösten, und verzehrten nebst den grausamen Vater die besten Stücke unsers Freundes, Goethe hat ihm auch noch ein Denckmal gestiftet welches ich Ihnen mittheile. Ich weiß daß es Ihnen freut etwas von hier zu hören, es sei auch noch so unbedeutend und doch kann mir nichts einfallen, ich dencke auch Julie wird schon alles gemeldet haben, und beruhige mich dabei. Alle Ihre Freunde und Freundinnen sind wohl und grüßen Sie bestens, auch der Kanarien-Vogel lebt glücklich, S t a rc k e aber ist tod, und seitdem macht er keine Silhouetten mehr, dieß wird Sie sehr wundern. Ich muß nun schließen, dieß ist der längste Brief welchen ich seit meiner Kranckheit schreibe, und da dürfte es leicht zu viel werden. Leben Sie wohl und glücklich, und denken Sie zuweilen an Ihre kleine Mama. E. Verzeihen Sie die Flecken welche der Brief erhielt, ich bin zu müde um ihn abzuschreiben.

7. Von Johann Isaak Gerning, Weimar, 11. Mai 1795 Lieber Seckendorf! Die Erinnerung an Sie, ist meinem Herzen so theuer, daß ich nicht umhin kann, Ihnen ein kurzgutes Lebenszeichen zu geben und zu sagen wie mir’s seither ergangen. Doch ich brauche ja nur vom Iber anzufangen, da ich das Vergnügen 5 hatte Sie in Jena, bey meiner Durchreiße zu sehen. Ich prieß mich glücklich es so einrichten zu können, gerade zu den Winter Kollegien zu kommen und ich konnte sie auch wieder durchhalten. Ich hörte 9 Kollegia täglich und hatte so meine gute Last; doch ich trieb’s durch, und nun beschäftige ich mich, wie mir Heyne rieth hier, mit Ausdreschen des Geerndteten, bey den heitern Musen und 10 der verjüngten Natur. Bald werde aber auch von hier wieder scheiden müssen! Wie sehr habe ich Sie Bester! in Jena vermißt, und daß ich mich auch hier nach Ihnen sehnte können die guten Egloffsteinischen und Ihre Fräulein Schwester bezeigen. Doch ich hoffe das gute Schicksal wird uns irgendwo wieder einmal zusammen bringen.

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Kann ich Ihnen indessen in etwas nützlich seyn, so wird michs freuen. Freund Knebel bey dem ich wohne, oder Göthe wird mir den Brief nachsenden wenn ich schon verreiset seyn sollte – Sie haben mir ein so edles Freundschaftsdenkmal in mein Stamm-Adreß Buch (das sich seitdem stark und auch mit Klopstocks Andenken vermehrte) gesetzt mit: „Auch wo Maro’s heiliger Lorbeer schattet“ daß ich Ihnen Beyliegendes ad amicum darüber zusenden muß. Geyer nahm’s allzugütig auf. Sonst hab’ ich noch vielerley geendet, aber nichts ist davon gedruckt als in Archenholzs Minerva Merz 1 Nr. Und wie geht’s Ihrer Muse? Vergessen Sie solche doch ja nicht (das Weibliche will behost seyn.) und theilen mir hübsch auch was mit. Sie wollen also noch gelehrter auf der Georgia Augusta werden. Ich danke dem Himmel daß ich die fatale Pandecten nicht durchzuarbeiten brauche! Natur und Völkerrecht auch Staatsrecht gefällt mir schon besser. Aber die reinvernünftigste Philosophie konnte ich auch nicht recht vertragen besonders Fichtes dunkles System. Das erstickt wirklich alles andres und hemmt das Genie. Der famose Fichte wollte die Bader berevolutioniren, aber sie schmissen ihm so oft die Fenster ein, daß er auch sein eigensinniges Sonntags Publicum aufgab, und diesen Sommer hierbey im Dorfe Osmannsstedt zu privatisiren für klug hielt. Leben Sie wohl lieber Freund, erinnern Sie sich zuweilen meiner und seyn versichert daß ich von Herz und Seele mit wahrer Achtung bin und bleibe Ganz der Ihrige I. I. Gerning.

Weimar den 40 11tn May 1795.

8. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Göttingen, 4. Februar 1796 Göttingen, am 4ten Febr. 1796. Lieber Vater! Mit dem Schlusse des Monats Jänner folgt hier die Rechnung über die Ausgaben 5 dieses Monats mit den Belegen von No. 1–9. incl. Bei den leztern habe ich zu bemerken daß einige, wie die des Hausherrn und der Aufwärterin, wie es hier gewöhnlich ist, nach Thalern, und Mariengroschen gefast sind, von denen einer 8. Pf. gilt, und 36. auf einen Thaler gehen, welche ich in meiner Rechnung auf

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gute Groschen reduzirt habe. Ich habe also nur noch 13 rtl. in Kassa, da ich die 10 Bezahlung des Hauszinses, des Mittagtisches, meines im vorigen Jahre angenom-

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men gewesenen Bedienten, und noch 1. Louisd’or für ein Kollegium aufgeschoben (das Droit des gens bei Martens kostet nehmlich, nicht, wie mir Anfangs gesagt war, einen sondern zwei Louisd’ors, da auch eine praktische Stunde zu Ausarbeitungen damit verbunden ist) die Berichtigung dieser Artikel kann ich noch anstehn laßen, da ich mich nicht ganz blosgeben darf, für die nothwendigen täglichen Ausgaben aber mit dem, was ich noch habe, noch auf einige Wochen einen Vorrath besizze. Keine unvermuthete Kosten stehen mir übrigens nicht bevor, da die hiesigen Annehmlichkeiten (ich war einmal auf dem Picknick, und einmal in einer Gesellschaft, wo gespielt wurde) nicht so beschaffen sind, daß sie viel Anziehendes für mich haben. Den Anfang habe ich gemacht, um mich einmal dem hiesigen people of fashion bekannt zu machen, aber fortsezzen werde ich es nicht sonderlich. Glüklicherweise reist mich die gestern Abends erfolgte Ankunft des Vetter Ompteda aus aller Verlegenheit. So eben schikt er mir heute Nachmittags, wofür ich Ihnen ausserordentlich danke, den Mantel und Ihr Paket mit 100 fl. Beiliegend übersende ich die Quittung von leztern, die nach hiesigem Gelde 55 rthl. netto betragen, indem die 6 xr. Münz, von denen Ihr Brief erwähnt, wahrscheinlich zurükgeblieben sind, denn bei der Eröffnung des Pakets fand ich sie nicht. Ich habe nun Gottlob! schon Hauszins, Kollegium und Mittagtisch sogleich davon bezahlt, und behalte doch noch an fünfundzwanzig Thaler übrig, mit denen ich vor der Hand haushalten kann. Eben so lieb war mir die Uebersendung des Impressorum, von denen ich die Protokolle schon durchgesehen habe. Nach den Zeitungen sind majora für 100. Römermonate schon vorhanden. Elend ists doch, dass gerade die, denen es einerlei ist, ob 100. oder 1000. R. M. bewilligt werden, da sie nichts dazugeben, die Majorität ausmachen, und die würklich theilnehmenden Stände ihrenthalben leiden müssen, denn kämen die Rükstände zusammen, so brauchte man keine neue Bewilligung. Der Bischof von D., der so gut die Friedenseröfnungen und Antworten zu würdigen versteht, hat nach meiner Meinung empö rend votirt. Der unter Wörth hätte es ihm nicht besser diktiren können. Das Würtembergische Votum, von dem ich schon in der Hamburger Zeitung einen Auszug gelesen hatte, hat mir recht wohl gefallen, und ist einzig in seiner Art, wird es aber vermuthlich auch bleiben. Die Kreuzschwerdische Schrift habe ich noch nicht gelesen. Nur beim Aufschlagen hat mir pag. 28. die Zusammenstellung von Schweinfurtern, Kasselern, Ochsenhäusern u. Würtembergern sehr misfallen. Solche Angriffe sind erbärmlich, wenn es ja Angriffe sein sollen. Uebrigens ist Druk, Papier, u. sogar einige auffallende Orthografieschnizzer genau dasselbe, wie in dem ersten Gutachten

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eines Komizialgesanden, und in der Epistel an den jungen Mann. Sämmtlich also 50 aus einer Fabrik.

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Hier habe ich eine Broschüre gelesen, die meines Wissens nicht in Regensburg bekannt wurde: Bemerkungen über die, seit dem in Basel geschlossenen preussischen Frieden erschienenen Broschüren, besonders über eine der leztern unter dem Titel: Fragmente pp von Johann Graf Nostiz, Major bei Kaiser Dragoner. Im August 1795. Karlsruhe bei Maklot. Sie ist merkwürdig, da der Verfasser der erste ist, der sich nennt, und offen zu Felde zieht, sonst aber nicht sehr erheblich. Gerne hätte ich auch den Kongres zu Bop fingen, und die Triplik in der Deputazionssache gelesen, vielleicht aber bekömmt sie hier jemand. Hier schikke ich zugleich die Abhandlung Sur les frontières de la France zurük, die ich aus versehen mitgenommen, und in meinem Koffer gefunden habe. Ich habe hier eine mir sehr liebe Bekanntschaft erneuert. Vor ein paar Jahren war der ehemalige Hofmeister vom jungen Tettau, Gunther, in Weimar, als ich gerade dort war, um seinen ehemaligen Zögling in ein Institut zu nehmen, das er anderthalb Stunden von hier, in einem Dorfe, Beßinghausen, errichtet hat. Gestern war er in der Stadt, und besuchte mich mit dem Franz Tettau, u. dem kleinen Krahe, der sich seiner unumschränkten Gebieterin, Marie, zu Gnaden empfiehlt, und ihr mit seinem Geisbok die Hände küst. Herr Günther hat mich fleisig zu sich eingeladen, und künftigen Sontag werde ich eine Wanderung zu Fuse dahin antreten. So habe ich in der Nähe einen Ort, der viel Aufheitrung und Angenehmes für mich haben wird. Diesen Abend bin ich bei Vetter Ompteda gewesen, und habe bei ihm mit Prof. Leist soupirt. Er wird übermorgen früh nach Hannover gehn, in 8. Tagen aber wieder zurükkommen, und bis Ostern einen Vorbereitungs Kurs hier machen. Ich werde gewis suchen mir seinen Umgang zu erhalten, der in jeder Rüksicht gut für mich sein wird, da ich überhaupt nur wenig Bekanntschaften hier habe, und daher oft für mich allein bleibe. Bei Professoren hält es hier äuserst schwer, einen freundschaftlichen Zutritt zu erhalten, und der auswärts so sehr gepriesene Umgang, den man mit ihnen haben soll, reduzirt sich auf die Erlaubnis, Sonntags Vormittags von 11–12. Uhr bei jedem Staatsvisiten zu machen, die ehemals sogar in Degen und Gala abgelegt werden musten, wo man en cercle sizt, nicht eher den Mund aufthut, bis man gefragt wird, und nach fünf Minuten sich wieder empfiehlt. So habe ich es wenigstens bei Pütter gefunden, und von andern hat man mich ein gleiches versichert. Außerdem hat man noch Gelegenheit, wöchentlich ein paarmal seine Ehrfurcht im Konzert, Picknick, Thé dansant, oder der Assemblée, die Pütter alle 3. Wochen giebt, zu bezeigen. Von den beiden lezten Gattungen kann ich indessen nichts sagen, indem ich noch nicht dort gewesen bin. Einige Häuser machen jedoch Ausnahmen, wenn man

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dort bekannt geworden ist, und in dieser Hinsicht ist Feder für mich das erste, wo 90 ich Abends nach Tische hinkommen und bis 10 oder 11. Uhr bleiben kann. Viel-

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leicht erhalte ich auch noch einige , und dann werde ich über diesen Artikel minder verlegen sein. Da es hier an öffentlichen Kaffeehäusern und dergl. Vereinigungspunkten fehlt, so leben hier die Studenten im Ganzen genommen ziemlich abgesondert, und sind häufig zu Hause. Dies ist wenigstens der Fall bei der Mittelklasse, und den ordentlichern. Hier ist es gewöhnlich, daß man seinen Zirkel einzeln hat, und sich da gelegenheitlich zum Kaffee Nachmittags vor den Kollegien, oder des Abends zum Thee, der hier sehr stark konsumirt wird, besucht. Grose Gesellschaften, oder sogenannte Kondizionen in Bier und Punsch, wie sie in Jena waren, habe ich hier noch nicht gefunden, und die hiesige Methode hat dabei offenbar den Vorzug des geringern Aufwands, da ich eine ganze Abendgesellschaft mit blosen Thee versorgen kann. Auf der andern Seite hat aber auch der Mangel an öffentlichen Sammelpläzzen den Nachtheil, dass diejenigen, welche nicht für sich leben können, und deren ist doch immer eine starke Anzahl, ihr Vergnügen auf den benachbarten Orten, besonders in Kassel suchen, und dabei viel Geld verzehren, oder sie sizzen auf den Stuben beisammen, und spielen, insgeheim starke Hazardspiele; wer aber auch das nicht thut, spielt wenigstens L’hombre, und oft so, daß 10–12 Louisd’ors in einem Abend verlohren werden können. Indessen kennt man die Spieler, und diese sind auch behutsam genug, sich nur mit solchen einzulassen, von denen sie wissen, dass sie leicht bei Athem zu erhalten sind, und fortspielen. Ein andrer wird daher wohl einmal zum Ausfüllen vorgeschlagen, sucht er sich aber nicht selbst dabei zu erhalten, spielt nicht hizzig, oder verliert wenig, so bleibt er in Zukunft davon. Mit meinen Kollegien komme ich bis jezt gut aus. Das Nachholen und Nachlesen kostet aber Arbeit, und die beiden practica, das juristische und das französische nicht minder. Im leztern (bei Martens) kommen hauptsächlich Ausarbeitungen von Staatsakten, zB. Manifeste, Deklarazionen und deren Antworten, Entscheidungen von streitigen Fragen und einzelnen Fällen, wobei das Völkerrecht in Anwendung kommt, besonders im Gesandschaftswesen, bei Negoziazionen u.dgl. vor, worüber zum Theil auch mündliche Relazionen gefertigt werden. Im Pütterschen Practico hingegen werden Protokolle, Species facti, Klagschriften, Tabellen, mündliche und schriftliche Relazionen vorgenommen. Gröstentheils sind Extraprocessualia, an deren Stelle aber in den beiden folgenden Practicis im künftigen Sommer wichtigere Materien vorkommen. Pütter hat einen sehr lebhaften, bald möcht’ ich sagen, komischen Vortrag, u. es mus allerdings auffallend sein, einen mehr als 70.jährigen kleinen Mann zu sehn, der in seiner Art den Petitmaître macht, äusserst schnell spricht, und oft die närrischsten Einfälle vorbringt. Mit der Feder läst er sich schlechterdings nicht verfolgen, und ich begnüge

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mich daher, vor der Stunde das Compendium durchzugehn, und nachher ein voll130 ständiges Heft von Schnauberts Vorlesungen, das ich gekauft habe, nachzulesen,

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wobei ich noch Häberlins Handbuch des teutschen Staatsrechts zum Durchgehn entlehnt habe. Lezteres ist eigentlich ein Kommentar, oder vielmehr ein korrekt nachgeschriebenes, und beim Drukken verbessertes Heft über das Püttersche Compendium. Bis jezt sind nur 2. Theile heraus, der lezte erscheint Ostern, und dann wäre es wohl werth, dass Sie es anschaften. Es ist immer sehr brauchbar. Heute Abend habe ich noch die Schrift von Strengschwerd durchgelesen. Wenn man sich die Mühe geben wollte, so zu verfahren, und in einzelnen Piecen nur etwa das Ratifikazionsdekret, wobei die Friedenseinleitung durch Dumouriez mitgetheilt wurde, das K. Dekret vom 30stn Apr. 1793. das Hofdekret vom 19n. Mai, das Schreiben des Vizekanzlers an den Concomiss. bei der ersten Nachricht vom Basler Frieden, so skrupulös zu analisiren, es wäre keine Absurdität, die ich mir nicht getraute, herauszuziehn, und sie mit bessern Vordersäzzen zu unterstüzzen, als der Graf Strengschwerd. Es ärgert mich nur, daß dies noch nicht geschehen ist, aber wenn man auch gründliche Arbeiter hat, so sind sie doch so rüstig nicht, wie die 5. Verbündeten zu Regensburg, die sich doch rühmen können, alle 14. Tage etwas zu Markte zu bringen. Ich mus für diesmal abbrechen, indem ich mich zu Gnaden empfehle als Ihr gehorsamer Sohn Leopold Der Vetter O. hat mir gesagt Gros hätte ihm in Würzburg versichert, daß der K. von Preußen den fränkischen Kreis um den Durchzug für 60000. M. hätte ersuchen lassen, u. in Würzburg sei bereits ein Marschcommissarius? Sollte das wohl andem sein?

9. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Göttingen, 16. September 1796 Göttingen, am 16t Sept. 1796. Da gerade heute die Post abgeht, so will ich es nicht versäumen, lieber Vater, auf Ihre nun kurz hintereinander angekommenen Briefe vom 1st 8t u. 9t dieses, deren 5 lezterer heute eingetroffen ist, soviel es mir die Zeit erlaubt kürzlich zu antworten. Ich vermuthe dass Sie meinen am 29st vor. Mon. an Sie abgegangenen und an den geheimen Rath Fabricius damals, wo ich ganz in der Ungewisheit war, wie ich einen Brief Ihnen zubringen sollte, eingeschlossenen nicht erhalten haben müs-

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sen, welches mir sehr unangenehm wäre, da ich einen Lektionskatalog für das 10 künftige halbe Jahr beigelegt habe. Ich hingegen habe die Briefe von H. Brenner

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und Ihre vorhergehenden mit den eingeschlossenen Wechseln für den September und Oktober richtig erhalten, und füge auch für die lezteren die nöthigen Quittungen bei. In Ihrem Briefe vom 9ten bezeigen Sie bei dieser Gelegenheit Ihre Unzufriedenheit mit meiner Rechnung, indem ich den grösten Theil meines Augustwechsels schon anticipando im Julius verbraucht habe. Es ist freilich wahr, dass ich für den August damals nur 20. Thaler übrig behielt, aber ich hatte auch für diesen Monat beinahe keine Ausgaben, da sich deren mehrere im Julius zusammengedrängt hatten, worunter ich zB. nur die Bezahlung des halbjährigen Hauszinses erwähnen will, der allein beinahe 30. Thl. beträgt. Im August hingegen bin ich völlig mit dem ausgekommen, was ich hatte, und behielt daher meinen Septemberwechsel für den gegenwärtigen Monat in salvo, wovon ich ebenfalls noch soviel als ich bis Ende desselben brauche, übrig habe. Ich kann daher die heute empfangenen 100 fl. für den Oktober unangegriffen bis zu Anfang dieses Monats liegen lassen, um so mehr, da ich bis Michälis ohnehin keine beträchtlichen Ausgaben mehr habe, welche jezt alle gemacht sind. Es läßt sich wohl nicht so ganz einrichten, dass die Ausgaben eines jeden Monats immer im gleichen Verhältnis bleiben, da sich verschiedene derselben nicht auf jeden gleich repartiren lassen, aber ich hoffe dennoch, mich bis zu meinem Abgang ohne Schulden durchgebracht zu haben, und würde es gewis nicht wagen, Ihre Güte zu einer Zeit misbrauchen zu wollen, wo ich nur zu sehr weis, wie drükkend die jezzigen Umstände für Sie ausfallen müssen. Ich empfinde das Ungemach, das jezt soviele leiden müssen, gewis eben so fühlbar, als wenn ich ihm unmittelbar blos gestellt wäre, und erbiete mich gerne, soviel in meinen Kräften steht, mit zur allgemeinen Erleichterung beizutragen. Bestimmen Sie selbst, inwiefern ich mich irgend einer Einschränkung unterwerfen soll, und wenn ich sie ausführen kann, so werde ich ihr gewis nichts in den Weg zu legen suchen. Es war dies mein erster Vorsaz, sobald ich etwas von den uns selbst betroffenen Unglüksfällen erfuhr. Nur bitte ich Sie, es nicht als Ausschweifung anzusehen, wenn Sie zB. in einigen Artikeln, vorzüglich was die Kost anbetrift, unterschiedlich mehr, als gewöhnlich angesezt finden. So sehr ich wohl selbst Gelegenheit dazu zu geben vermeide, so kann ich es doch nicht ganz verhindern, dass nicht einer oder der andre zuweilen zu mir kömmt, und bei mir isst, oder dass ich auch selbst, wenn ich gerade einmal schlechtes Mittagessen hatte, mehr als gewöhnlich brauche. Ich kann mich dem nicht immer entziehen, wenn ich es gleich wünschte, da man ohnehin mich in diesem Stükke lieber der Knauserei beschuldigen möchte, als dass man es der wahren Ursache zuschriebe, nehmlich, weil ich überhaupt meine Zeit nicht damit verderben will, und keine Parasiten liebe. Leztere habe ich auch

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freilich nicht, und erstere leidet auch wenig darunter, aber öfters ist es mir selbst 50 lieb, da ich oft zu Hause bin, wenn ich Abends auf eine Stunde von einem Be-

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kannten besucht werde, mit dem ich gerne umgehe. Doch auch dies wird in der Folge immer seltner werden, da ich seit einiger Zeit erst näher mit meinem Hauswirth bekannt geworden bin, und nun manchen Abend, wo ich sonst ausgegangen wäre, damit zubringe, dass ich ihm auf seinem Klavier vorspiele, welches er mir ganz zur Disposizion gegeben hat. Ob ich ferner gleich nie mit Studenten spiele, so werde ich doch öfters hier in Gesellschaften gebeten, und suche sie auch selbst, um dadurch mit hiesigen Professoren in genaueren Umgang zu kommen. Da kann ich aber ebenfalls nicht immer vermeiden zu spielen. Allein, wenn auch dergleichen Ausgaben monatlich vielleicht ein paar Thaler betragen sollten, so will ich lieber durch eine Einschränkung anderer Art dieses zu ersezzen suchen, wo ich es füglicher kann, ohne manche daraus entstehende Unannehmlichkeiten zu empfinden. So bleibe ich kommende Ferien, gerne hier, da ich ohnehin mehrere Arbeiten noch liegen habe, die ich vollenden möchte, denn die Kosten einer Reise würde ich nicht wohl bestreiten können, und ich lasse sie daher lieber auf bessere Zeiten ausgesezt. Ich habe mich auch in einige litterarische Verbindungen eingelassen, wo ich Hofnung habe, vielleicht etwas liefern zu können, Sollten diese einschlagen, wovon ich zu seiner Zeit weitere Meldung thun werde, so kann ich Ihnen in der Folge wo möglich eher zu einer Ersparnis in Hinsicht meiner Gelegenheit geben. Ueberdessen habe ich wenigstens Beschäftigung für meine Nebenstunden, und sie ist überhaupt nicht von der Art, dass ich besorgen könnte, desfalls in einer Art von G e r m a n i a angegriffen zu werden. Meine Rechnung vom Monat August habe ich, solange der Postenlauf noch so unrichtig ist, (woran ich in dem Augenblik, wo ich dieses schreibe einen neuen Beweis durch die Ankunft eines Briefes des H. Brenners vom 2ten d. erhalte, der mit der heutigen Post gekommen ist, statt dass der Ihrige vom 9t den ich heute früh erhielt, also gestern Abend schon hier angelangt sein muss) nicht wagen mögen einem Briefe anzuvertrauen, und halte sie daher noch so lange zurük, bis ich wieder ganz sicher schreiben kann, denn es hält hier für mich weit schwerer, etwas sicher nach Regensburg zu schikken, als für Sie, von da aus etwas ins nördliche Teutschland zu addressiren. Sie werden sie demnach vielleicht erst mit der diesmonatlichen Rechnung erhalten, und daraus sehen, dass ich im verflossenen Monat auch weit weniger ausgegeben habe, da ich weniger in Kassa hatte. Bis gegen Ende Oktobers brauche ich nun allem Anschein nach nichts von Ihnen zu erhalten, zu Anfang der künftigen Vorlesungen aber werde ich im Voraus bitten müssen, mir den Monat November und Dezember zusammen zu schikken, denn meine Kollegien, die ich pränumeriren muss, werden sich diesmal allein über 100 fl. belaufen. Nach meinem lezten Brief vom 29st vor. M. erwähnte ich

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bereits, dass es für mich erforderlich sein würde, ein Privatissimum als Repetito90 rium und Examinatorium über die vorzüglichsten Theile der Rechtswissenschaft

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zu nehmen, und ich finde, dass ich dieses nicht wohl entbehren kann, besonders als Wiederholungen derjenigen Studien, mit denen ich mir ohnehin nicht beschäftigen konnte, wie Criminale, Canonicum, Feudale. Eine solche Stunde, die H. Leist schon hier diesen Sommer für mich gewünscht hatte, wo es aber an Zeit fehlte, kann ich wohl nicht unter 6. Louisd’or bekommen. Ausserdem habe ich aber noch mehrere Kollegien, deren ich ebenfalls in meinem lezten Briefe bereits mehrere vorschlug. Von diesen habe ich, da sie Ihre Genehmigung gewis erhalten werden, vorläufig die Handelswissenschaft, ferner das Camerale von 3–4. bei Beckmann, das allgemeine Staatsrecht bei Schlözer und die Physik bei Lichtenberg angenommen. Ausserdem hatte ich damals bürgerliche Baukunst oder Chemie vorgeschlagen. Aber von beiden kann man die erstere in der Folge auch für sich studiren, und die leztere ist zwar zwekmäsig auf Akademien zu hören, und gut für einen Kameralisten, jedoch nicht so sehr erforderlich. Dagegen habe ich in etwas bisher beinahe noch gar keine gründliche Anweisung gehabt, das mir jedoch in meinem Fache und bei meinen Neigungen schlechterdings unentbehrlich ist, nehmlich Ausbildung im teutschen Stil und Erreichung einer guten, körnigen, faslichen prosaischen Diktion. Es ist dies überhaupt, und selbst für viele geübte, wievielmehr angehende Schriftsteller eine so schwere, und zugleich so nothwendige Sache, dass wir deren Vernachlässigung und der Leichtigkeit, womit dies geschehen kann, den grosen Wust unsrer seichten Büchermacher grosentheils mitzuverdanken haben. Man läst sich soleicht, zumal bei einer feurigen Einbildungskraft, von dem Glänzenden mancher vielleicht beliebten, aber deshalb nicht gerade vorzüglichen Manier hinreissen, dass es fast unmöglich ist, ohne ein wahres Genie zu sein, und zugleich einen sehr geprüften Geschmak zu besizzen, durch bloses eignes Studium eine richtige Wahl zu treffen. Ich habe mir bisher dadurch, denn in diesem Stükke habe ich würklich sogut wie keine Anleitung gehabt (die Aufsazmacherei zu Gamperts Zeiten wollte nichts sagen) zwar soviel erworben, dass ich einen Aufsaz machen kann, dass ich mir, wenn ich von meiner Materie lebhaft durchdrungen bin, getraue, auch mit Leichtigkeit zu arbeiten, und meinen Vortrag in ein blendendes, für manchen wohl auch angenehmes Gewand zu kleiden. Aber das macht bei weitem den guten Prosaiker nicht aus. Sobald ich ruhige Räsonnements vortragen, oder erzählen, oder nicht blos darstellen, sondern abhandeln, kurz sobald mein Stil sich nicht meiner Leidenschaft und meiner Phantasie unterwerfen soll, so komme ich nicht fort. Jenes ist für den blosen Dichter ganz gut, ich möchte aber gerne den Ehrgeiz haben, auch ein brauchbarer und durch Räsonnements unterrichtender Schriftsteller zu werden, dem man den Drang und das Interesse, das ihn begeistert, nicht so lebhaft ansieht, als mir und jedem andern,

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der nicht eher schreibt, als bis sein Herz überströhmt. Um diesen Endzwek zu er130 reichen, habe ich mir Mühe gegeben, an den Vorlesungen Antheil zu nehmen,

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welche über teutschen Stil einer unsrer rühmlich bekannten Schriftsteller, der Rath Bouterweck, der seit einem halben Jahre hier ist, halten will, und ich habe Hofnung, dass sie zu Stande kommen werden. Freilich ist dieses Kollegium, das nur für einige wenige bestimmt ist, auch theurer, als ein andres, aber ich will diesen Aufwand lieber machen, und sollte ich mir es abdarben, als einen Unterricht versäumen, den ich, bei meiner entschiedenen Neigung zum Schreiben gewis zehnmal mehr, als ein andrer benuzzen kann. Ich habe in dieser Materie noch gar nichts gethan, habe überhaupt beinahe nichts von Theorie der teutschen Sprache und des Ausdruks studirt, habe selbst nicht einmal Aesthetik gehört, und bin also in allem, was ich je geschrieben, gedichtet u.dgl. habe, ein bloser Empiriker, der vielleicht ausbildungsfähige Anlagen haben, aber ohne Theorie sich auch nicht sonderlich auszeichnen kann. Und zu deren Erlernung ist es indessen doch Zeit, Glauben Sie indessen nicht, dass ich deshalb meine Brodstudien versäumen und mich blos mit jenem beschäftigen werde, ob ich es gleich ebenfalls für Brodstudium halte. Allein die Zeiten sind bei mir vorbei, wo ich alle Arbeit liegen lies, um einen Aufsaz, oder ein Gedicht zu vollenden, so sehr, dass ich mir schon oft etwas davon zurükgewünscht habe, weil ich mich auf der andern Seite, zumal seitdem ich wieder hier bin, beinahe gar nicht damit beschäftiget habe. Und offenbar werden meine Brodstudien ebenfals sehr viel dabei gewinnen, da ich doch dabei nicht wenig die Feder führen muss, und es bei einem Referenten, einem Deduzenten gewis viel darauf ankömmt, wie er sie zu führen weis. – Gestern kam der Sohn vom Schwarzkopf, der seinen Vater in Wohnfurt besucht hatte, auf dem Rükwege nach Hamburg hier durch, und erzählte mir nun manche nähere Umstände von den dortigen Begebenheiten, die er mit angesehen hat. Also haben uns die F e i n d e noch am meisten geschont? Ich möchte diese Betrachtungen nicht gerne verfolgen, um nicht wieder warm zu werden, aber man kann doch, wenn man das Benehmen beider Theile auch ruhig beobachten wollte, sich kaum enthalten, seinem Herzen Luft zu machen. Ich freue mich nur, dass hier die überwiegende Majorität so ziemlich mit mir gleich denkt, und dass man sich hier noch manchmal erklären kann. Und man kann dies würklich auch nicht oft, und nicht dringend genug wiederholen, solange die Hartnäkkigkeit, mit der man den Frieden entfernt, beibehalten wird. Aber würklich ist es jezt auch so weit gediehen, dass ein Friede eben auch für das Reich als solches nicht sehr vortheilhaft ausfallen kann, denn seine Auflösung scheint dann unvermeidlich zu sein. Man verliert sich, wenn man die Folgen der Abtretung des linken Rheinufers überdenkt, Auch in Nordteutschland scheint alles auf eine Krise hinzudeuten. Von dem grosen Truppenkordon in Westfalen marschiren um 15000. Preußen nach Pohlen, welche durch neuausgehobene Hannoveraner und Hessen

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ersezt werden sollen. Was ist die Absicht eines solchen Marsches? Was überhaupt 170 von jener Truppenmasse, die man auf Holland gemünzt glaubte, die nun aber

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auch den ganzen Sommer unthätig geblieben ist? Sollte es wahr sein, dass Schweinfurt sich Preussen, von dem es doch so weit isolirt steht, unterwerfen wolle? Wenn es andem ist, so wäre diese Nachbarschaft für den Kanton nicht sehr wünschenswerth. Aber ohne zugleich auch Würzburg und Bamberg zu inkorporiren, läst sich das kaum denken. Ferner – kann überhaupt eine Reichsstadt befugt sein, sich aus dem Reichsnexu zu begeben, und Landeshoheit anzunehmen, ohne Einwilligung des Reichs? Theoretisch betrachtet wohl nicht, aber sollte bei den gegenwärtigen Fällen, zumal bei Nürnberg, so ganz besonders von Wien aus stillgeschwiegen haben? Dem sei jedoch wie ihm wolle, so ist es nun doch einmal entschieden, dass wir Teutsche geschunden werden, wohin wir uns wenden, und dass im eigentlichsten Sinne les battus payent l’amende – aber wir verdienen es bei Gott! dadurch dass wir unsre Energie nicht bei Zeiten – es versteht sich, nicht, nach der Aufforderung der Strengschwerdianer – gegen die Franzosen – gezeigt, sondern uns begnügt haben, ewige Komplimente zu schmieden. Die geistlichen Herren giengen uns da mit gutem Beispiel voran, und werden es auch daher am ersten empfinden. Vor anderthalb Jahren war es Zeit zu zeigen, dass wir eine Nazion seien, zu handeln, und nicht zu deliberiren und Dankaddressen für eine endlich einmal gewonnene Schlacht zu rotiren, um bei den verlohrenen desto stiller zu sizzen. Aber, da wurde tauben Ohren gepredigt. Wenn sich die Feinde noch in Regensburg eingefunden haben, so kann auch dieser Brief wieder Irrereisen machen, und ich ebenfalls von Ihrer Seite in Ungewisheit bleiben, aber ich habe ja doch die Gewisheit, dass Sie auch diese Widerwärtigkeit standhaft ertragen werden, und dies beruhigt mich. Auch meine Mutter wird es bei Ihnen nicht minder sein. Es giebt eine Zukunft, die uns einst alle schadlos hält. – Leben Sie wohl, lieber Vater, und bauen Sie darauf. Schon das kommende Geschlecht hoffe ich, wird aus den gegenwärtigen Drangsalen reichliche Früchte ernden, Ich umarme meine Mutter und Geschwister, und bin Ihr gehorsamer Sohn Leopold.

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10. An Johann Isaak Gerning, Göttingen, 31. März / 2. April 1797 Göttingen, am 31sten März 1797.

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Darf ich es wagen, Sie noch Freund zu nennen? Darf ich mein Andenken wieder bei Ihnen erneuern, und Sie an die Vorwürfe erinnern, die Sie mir zu machen berechtigt sind? Fast hielte mich Schamröthe zurük, aber noch eine dunkle ung, daß Sie mir vielleicht verzeihen, und – vielleicht auch Ihre estige Freundschaft nicht ganz entziehen werden, überwiegt meine Bedenklichkeiten. Und diese Hofnungen, Lieber! gründen sich auf den Brief, den Sie mir vor zwei Jahren nach Regensburg schrieben, und der in diesem Augenblikke noch vor mir liegt. Er enthält so ganz die Sprache Ihres Herzens, ist so voll liebevoller Gesinnungen für mich, dass in demjenigen, der einst so für mich empfand, unmöglich alles für mich erstorben sein kann, dass nicht noch etwas in Ihnen zu meiner Entschuldigung sprechen sollte, da doch meine unbeschreibliche Nachlässigkeit gegen Sie gewis nicht Fehler des Herzens war. O ich habe Sie nicht vergessen, habe Ihren Brief, und dessen Beilage sorgfältig aufgehoben, und mich oft gefreut, wenn ich Ihren Namen, wie einigemale, in der Minerva las, oder mich seitdem zugleich mit andern, die Sie zugleich mit mir in Jena gekannt haben, und die ich wiederfand, von Ihnen unterhalten konnte. Aber – nachdem ich die erste Zeit versäumt hatte, auf Ihren Brief zu antworten, hörten so mit einmal platterdings alle Nachrichten von Ihnen auf, daß ich von Ihrem Aufenthalt auch nicht das geringste wuste, zumal bei der Wahrscheinlichkeit, daß die wechselnden Unruhen des noch fortdauernden traurigen Krieges auch auf Ihren Wohnsiz würden Einflus gehabt haben. Erst seit wenigen Tagen erfuhr ich zufällig von einem Durchreisenden, dass Sie zu Frankfurt in der diplomatischen Carrière, wo ich nicht irre, von Seiten des neapolitanischen Hofes angestellt wären, und nun versuche ich es, ob Sie diesen Brief nach meiner muthmaslichen Addresse erhalten werden. Ich habe einen meiner hiesigen Bekannten, der morgen nach Frankfurt reist, einen Hn. von Braumann aus Kölln, zum Ueberbringer gewält, und ihm zugleich den Auftrag gegeben, ihn, wo möglich selbst in Ihre Hände zu liefern. – Freilich könnten Sie mir einwenden, daß ich hier längst hätte gewisse Nachrichten von Ihnen einziehen können, da ich weis, daß Heyne Sie genau kennt, und also vermuthen kann, dass er mit Ihnen in Briefwechsel stehen werde. Aber werden Sie es glauben, wenn ich Ihnen sage, daß ich – der ich seit Neujahr 1796. hier bin, Heynen erst seit ein paar Wochen kenne, und bis jezt nur ein einzigesmal gesprochen habe. Das Warum? bin ich durchaus nicht im Stande mir zu erklären, ausser, dass eine gewisse natürliche Zurükhaltung mich hindert, von selbst Bekanntschaften zu suchen, und dass sich würklich so lange ich hier bin, noch keine Gelegenheit gefunden hat, Heynen am dritten Orte zu sprechen. Indessen, damit will ich noch

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nichts verlohren haben, und gewis, da nun einmal das Eis gebrochen ist, meine übrige Zeit, die ich noch hier zubringen werde, seinen Umgang soviel wie möglich nüzen. Es komt dabei freilich hinzu, daß es hier für einen Studenten so ausserordentlich schwer ist, mit Profeßoren näher bekannt zu werden. Der steife Ton mischt sich in alles, und auf einen so vertraulichen Fus, wie in Jena, ist es beinahe nicht möglich mit irgend einem zu kommen. Meistens sind die Herren völlig unsichtbar, ausser Sonntags von 11–12. wo sie Cour annehmen. Allein natürlich ist, wenn man eine ganze Woche sich müde gearbeitet hat, Sonntag gewönlich der Tag, den man sich selbst und dem Vergnügen widmet. Und geschiet dies auch nicht, und man entschliest sich die Sontagscour mitzumachen, so trift man einen interessanten Mann nie allein, sondern von einem halben Mond von jungen Leuten im Staate umgeben, die, wenn sie NB. gefragt werden, vom Wetter und Zeitungsnachrichten sprechen. Was ist das für ein Genuss? Steht man ja gut, so wird man von Zeit zu Zeit zu einer Parthie L’hombre und Souper in groser Gesellschaft invitirt, wo sich höchstens nur ein Liefländer aus Jena gefallen kann. Nein – in diesem Punkte muß ich gestehen, vermisse ich Jena hier ausserordentlich, einen Ort, den ich überhaupt nie vergessen werde. Auf der andern Seite findet man hier freilich mehr Nahrung für den wissenschaftlichen Geist, und für Brodstudien. Aber ein Mann, der die Annehmlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens fült, der auch einigen Sinn für die Grazien hat, wird des ewigen Collegieneinerlei bald überdrüssig, und sehnt sich nach Umgang fürs Herz. Und daran hat es mir hier ganz gefehlt. Denn Sie können leicht denken, daß, wenn man einige Zeit auf Akademien gelebt hat, Studentenzirkel, und das sind hier die einzigen – von keiner Ressource sein können, zumal wenn es ihnen so ganz, wie hier, an einem gewissen eigenthümlichen Gepräge fehlt, und sie blos jeden Eindruk des Augenblikkes annehmen. – Glüklicherweise ist es für mich nun in wenigen Wochen überstanden, und ich werde Göttingen verlassen, um vielleicht eine Carrière anzufangen, oder etwa einige Monate in Wezlar zuzubringen, wo ich alsdann ziemlich nahe an Frankfurt sein, und die Möglichkeit eines Wiedersehens desto wahrscheinlicher werden würde. Ich bin ins Plaudern gekommen, und nun werden Sie mir wol noch etwas vergönnen, fortzufahren, wenn ich anders hoffen darf, daß Sie sich soweit wieder mit mir aussöhnen können, um mit Geduld meinen Brief bis zu Ende zu lesen. Die Beilage Ihres Briefes: „Vi rgils G r ab, an Hey ne “ war mir die süsseste Erinnerung an Sie, und an die glüklichern Stunden meines Lebens, wo noch Dichtkunst und üppige Fantasie mich in goldne Träume wiegte, und ich bei dem Anblik der vollen, lebendigen Natur in den Gesängen der Alten mein Blut rascher fliesen fühlte. Allein – jezt. Können die keuschen Mädchen sich mit den Pandekten vertragen? Jene Zeiten sind dahin, und vielleicht ohne Rükkehr? – Doch nein – das wäre die Kentnis des Brodstudiums zu theuer erkauft. Vielleicht beginnt meine

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Fantasie wieder zu träumen, wenn ich nur erst in einem milderen Klima einmal sein werde, wo die Atmosfäre der positiven Wissenschaften nicht mehr so sehr drükt. Vielleicht im Genuße des Landlebens, wenn meine Gesundheit, die schon in Jena erschüttert war, und seither, besonders an der Brust gelitten hat, wieder meinen freieren Ideen einigen Schwung verstatten wird. Bis dahin thue ich auf den Umgang mit den Musen Verzicht. Indessen habe ich sie jezt auch nicht ganz verlassen. Ich freue mich gerne am Genusse fremder Blumen, und werde es mit dem lebhaftesten Vergnügen, wenn Sie mir ferner einige brechen wollen. Ich untersuche nun mit strenger Kritik meine früheren Arbeiten, und vollende diese, wenn auch nichts neues hinzukömt. Vielleicht überrascht Sie einst unvermutet eine kleine Samlung, die Sie aber, da ich noch nie öffentlich aufgetreten bin, und sie meinen Namen nicht tragen soll, auch wol nicht einmal kennen werden. Unterdessen habe ich auch eine mühsame, grösere Arbeit vor, die unglaubliche Kräfte fordert, da sich bis jezt noch keiner mit Glük daran gewagt hat, der ich aber Geduld, und jahrelange Beharrlichkeit entgegensezen werde, wenn es mir nur einst gelingt, sie meinem Ideale gemäs zu vollenden, eine poetische Uebersezung der Aeneide. Da Virgil einer Ihrer Lieblingsdichter zu sein scheint, so fehlt es Ihnen bei diesem Sujet wol nicht an interessanten Gedanken und Materialien, mit deren Mittheilung Sie mir einen wesentlichen, und mir gewis höchst angenehmen Dienst erzeigen könnten. Und nun kein Wort weiter, als der Wunsch, auch von Ihrem Schiksal etwas zu erfahren. Ich habe freilich verdient, daß Sie strenge mit mir verfahren, und mir nicht antworten – aber, wie gerne giebt man nicht einer Hofnung Raum, die man erfüllt zu sehen wünscht? Und vielleicht spricht noch etwas bei Ihnen zu meinem Vortheil, wenn es auch nicht das Bestreben allein sein sollte, gewis nie wieder in einen ähnlichen Fehler zu verfallen. Wenn ich also eine Antwort von Ihnen erwarten dürfte, so ersuche ich, sie an mich, wohnhaft bei Kaufmann Nolte auf der Grohnderstrasse zu addreßiren, wo ich sie sicher erhalten werde, auch wenn ich nicht mehr hier sein sollte. Leben Sie wol. Ihr aufrichtiger Freund Seckendorf.

N.S. Durch einen Zufall nahm der Ueberbringer diesen Brief nicht mit, und er geht daher mit der Post ab. 110 N.S. D e n 2 t Ap r i l. Heute war ich gerade bei Heyne, und erhielt noch den Auftrag, Ihnen von seinetwegen mit seiner Empfelung zu sagen, dass er auf Ihren leztren Brief geantwortet, und diese Antwort unter der Addresse des Hn. Direktor Böttcher nach Weimar ge115 schikt habe. S.

An Johann Isaak Gerning, Regensburg, 24. August 1797

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11. An Johann Isaak Gerning, Regensburg, 24. August 1797 Regensburg, am 24sten Aug. 1797.

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Bester Freund! Am Tage vor meiner Ankunft, die am 24sten vor. M. erfolgte, waren Sie von hier abgegangen, und hatten abermals die Hofnung Sie wiederzusehn, auf wer weis, wie lange, mit sich genommen. Ihr Briefchen von hier aus war, mit den übrigen mir wegen der Krankheit meines Vaters geschriebenen, sehr lange gelaufen, denn Tags darauf, nachdem ich alles erhalten hatte, reiste ich vom Lande weg, gieng mit Extrapost Tag und Nacht, war in 2mal 24. Stunden hier, aber doch erst am 24sten. Wer dies freilich gewust hätte, konnte Sie bereden, hier noch ein paar Tage zuzugeben! Seitdem ist auch, aber erst kürzlich Ihr an mich nach Göttingen geschriebener Brief (für dessen verbindliche Beilage ich Ihnen herzlich danke) von jenem Orte aus bei mir eingetroffen. Diesen habe ich abgewartet, um an Sie zu schreiben, Ihnen zu danken, und mich, wo möglich durch eine Unterhaltung mit dem Abwesenden etwas für den Verlust der Gegenwart schadlos zu halten. Schwerlich trift Sie aber dieser Brief noch in Wien, wo sich Göthe unterdessen schon bei Ihnen eingefunden haben muß; ich addressire ihn also gerade nach Neapel nach der erhaltenen Weisung. Wenn ihn nur die kriegführenden Mächte bei der Berührung ihrer Positionen nicht als Konterbande konfisziren? Dies zu verhüten, wollen wir alle Politik aus unserm freundschaftlichen Briefwechsel verbannen. Man hört und liest sich ohnehin schon manches liebe Jahr zum Ekel daran. Der milde Himmelsstrich, in dem Sie jezt leben werden, bietet ja dem aufmerksamen Beobachter soviele Naturszenen da, den Stof zu interessanten Situazionen, deren Schilderung, wie die des Gesichtspunkts, aus welchen Sie jene betrachtet haben, die unserem Briefwechsel gewidmeten Augenblikke hinlänglich ausfüllen werden. Ich sehe Sie im Geiste vor Posilippo, an Virgils Grabe, unter den Ruinen von Pompeji wandeln, oder, wie Matthisson so schön sagt: auf Napels Golf, des Nachts, im leichten Kahn, In magischer Beleuchtung hinschweben, –

und lasse Ihnen dafür einige Szenen aus dem rauhen teutschen Vaterlande, aus 30 der Welt, die mich umgiebt, aus unsrer, Ihnen indessen fremd werdenden Litteratur vorübergehn, so wenig interessantes dies auch jezt alles darbieten mag, da sich der grose Haufe noch stets im elenden Wirbel des Partheigeists herumtreibt, er habe Illuminaten, oder Eudämonisten, Kriegs- oder Friedensapostel oder Xenien zum Gegenstande. Aus dieser Rüksicht beneide ich Sie würklich, denn ha35 ben Sie einmal die gefährliche Scheidewand des Revoluzionskreises passirt, so

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Von August Wolfgang Herder, Freiberg, 20. Oktober 1797

finden sich vielleicht noch eher stille Pläzchen für das kühle Sammeln und die philosophische Egezogenheit. Ein Dichter, der noch Jugendfreuden geniest, und unter einem milden Himmel reist, ist in meinen Augen einer der wenigen Glüklichen, denn alles was die Harmonie seiner Empfindungen mit der Natur um 40 ihn her zu zerstören droht, läßt er ausserhalb seines Gesichtskreises liegen. Doch vielleicht ist der Augenblik bald da, wo auch ich mich aus meiner jezigen Lage versezt sehen werde, und es wäre wol möglich, daß ich Ihnen als dann näher, und in den Fall gebracht würde, auf Ihrer Rükreise mit Ihnen zusammenzutreffen, wenn diese nicht zu weit hinausgeschoben wird. Mein Onkel, der ein Korps 45 bei der italiänischen Armee kommandirt, hat schon lange gewünscht, mich auf einige Zeit zum Gesellschafter zu haben, wenn er noch dahin bestimmt ist, in Italien einzurükken. Dies wird natürlich auf die Aufklärung ankommen,

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Deinen Brief vom 8ten September von Töpliz aus, habe ich vor 8 Tagen erhalten, warum du nicht directe an mich geschrieben kann ich auch nicht begreifen, u warum du nicht einen alten romantischen Ritt nach Freyberg gewagt zu deinem alten Special ist mir noch unbegreiflicher. Hättest du mir nur ein Wörtchen geschrieben daß du in Toepliz seyst so gleich wäre ich zu dir gekommen; denn die Gegend ist für den Bergmann u Mineralogen äußerst merkwürdig. Du kannst nicht glauben was ich mich sehne einen alten amicum einmal wieder zu sehn. Das Göttingen war doch ein fideles Nest, u ich erinnere mich mit Vergnügen an die Stunden, die wir mit Majern zusammen verlebt, ach sie kommen nicht wieder! O wenn wir uns nur einmal könnten ein Rendez Vous irgend wo geben, mit Majern; das sollte mich freuen. Majer kann ich etwas entschuldigen, daß er dir nicht geschrieben: Vor 3 Monaten schrieben mir meine Eltern daß er auf dem Point wäre Doctor philosophiae atque legens, et quidem collegia, in quibus historiae aliquid inferitur, zu werden. Ich habe ihn ohngefähr vor 8 oder 14 Tagen geschrieben, u bin auch noch ein exspectans epistoliolae. – Du glaubtest daß ich Michälis in Weimar zubringen würde? mit nichten, denn wir haben kein freien St Michäli. – Als ich Ostern oder vielmehr Pfingsten von W. wegreiste, wurde ich den Tag vorher noch durch das unerwartete Wiedersehen u Besuch vom Graf Colloredo angenehm überrascht. Die Briefform der N. B. d. H. gefällt mir sehr auch hast du ein ganz charmantes Beyspiel gewählt. Es ist wahr man kann in Briefen weit mehr sagen als im Rede oder Abhandlungston, u dies alles weit freier. Es erscheint

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dann blos als Meinung u man braucht kein Blatt fürs Maul zu nehmen. Ich stehe dir bey, das kannst du versichert seyn, u will dir gewiß mitunter gute Sachen verschaffen. Allein es darf keine gesezte Zeit seyn, u blos nach Muße u Gelegenheit u nicht nach Zwang gearbeitet werden. Auch will ich sehen, wenn einmal Zeit kommt daß ich ihn wieder spreche, daß ich von H. v. K. (wo wir in den Osterferien im Garten einmal Thee tranken) etwas dafür bekomme. Er ist einer, der aufgeklärter denkt, als der große Haufe Deutschlands, u dessen Urtheile über alles so richtig u wahr sind, alles mit hellerem weitumfaßenderm Blick ansehend. Nur ist die Bedingung, daß nichts verwaschen wird; es muß so geheim als möglich alles gehalten werden, denn unser politisches Interesse möchte darunter leiden. – Von Göttingen habe ich keine Neuigkeit weiter als daß Freyherr von Bistram exgezogen ist. Westfeld relegirt, Naibens (?) die Prämie für die von der philosophischen Fakultät aufgegebene Preisfrage gewonnen, der alte Boehmer gestorben ist, sowie auch die Gräfin Hardenberg. Leztere hat mich doch ungemein gedauert. Sie war schwanger u lag mehrere Tage mit vielen Schmerzen kreisend, bis sie starb. Have, anima – Parlemann ist Doctor medicinae geworden. Sit tibi terra levis. Von Conradis Tode habe ich jedoch nichts gehört, es mag wohl nur so eine ausgedachte lügenhafte Wahrheit sive wahrhafte Lüge von Euer Edlen seyn. – Es ist jezt aber so ein stürmisches Wetter mit Regen untermischt daß ich was drum gäbe wenn du herkommen u bey mir Thee trinken u ein Pfeifchen rauchen könntest. Aber das sag ich dir, kommst du einmal wieder in die Nähe Freibergs, u ließest mir es nicht wißen, so soll sich dich auch gleich dieser u jener – –. O wer nur so glücklich wäre da zu weilen nur einige Momente, wo die Kehle des Wolfes tönt. Ich fürchte sie nicht die alles über windende Kehle des Wolfes. Hör einmal, Brüderchen, mit deiner Realität mag es auch nun so seyn! hm, hm, hm. Daß ich dir den Buonaparte, den Einzigen großen Mann, nicht ins Stammbuch geklebt, habe ich vergeßen u es thut mir leid. – Daß mein Bruder in den Stand der h. Ehe getreten, wirst du ja noch wißen. u daß Unger in Berlin Majers Faustrecht verlegt, u gut bezahlt, u daß Hartknoch in Riga seine Andern Sachen nehmen will, zwar für kein sehr hohes Honorar wird dir vielleicht unbekannt seyn. Hast du den Schillerschen Musenalmanach gesehen, die Stücke die mit Louise *** unterzeichnet sind sind von der Fraulein von Imhof in W. u. ich finde sie gar schön. Es ist wirklich so ein zartes feines Gefühl drinn, u so ein poetischer Schwung, als man wenig findet. Da mag sich Madame Sophie Mereau, als die von Einigen, für die beste deutsche Dichterinn erkannt wird, nur verstecken. Die Gedichte Ersterer sind liebliche harmonische Töne, die Gedichte Letzterer aber ein immer gleiches Musengeklingel. – Nun, Lieber, lebe bestens wohl u schreibe mir bald wieder. Meine Adresse ist die nämliche, die du auf den Brief gemacht hast, den ich jezt beantworte, ausgenommen daß, wenn du ihn auf der

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An Christoph Albrecht von Seckendorf, Cilly, 18./28. Januar 1798

Post fortschickest, das „durch G efälligkeit “ nicht darauf gesezt wird. Der Briefträger weiß schon wo ich wohne. Auch ich hoffe, daß dich dieser Brief richtig 65 attrapiren wird. He da! Oestreicher! Adio Dein treuer Freund Auguste –

13. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Cilly, 18./28. Januar 1798 Cilly, den 18ten/28 Jänner 1798.

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Ich habe, lieber Vater, Ihre Briefe vom 6ten, 12t u. 25n Xbr. v. J. vor mir, von denen ich die beiden lezten bei meiner Zurükkunft nach Laibach daselbst antraf. Sie werden schon durch die Briefe des lieben Onkels seitdem erfahren haben, daß ich die Absendung eines Kuriers an den F. M. L. Mack nach Mailand benuzte, um einen Theil von Italien sogut, wie umsonst, zwar nur im Fluge, zu sehn. So nahe dem Lande gewesen zu seyn, und gar nichts davon gesehen zu haben, wäre doch hart gewesen, zumal da sich gerade alles vereinigte, meine darauf gesezte Hofnung scheitern zu machen. Der Onkel hat kein Kommando darinnen bekommen, wie er es selbst gewünscht hat. Indessen hätte er doch ein paar Monate auf eine Reise dahin verwendet, wenn er nun nicht das Kommando über die rükwärts, zwischen Gräz und Morburg liegende Kavallerie erhalten hätte, das ihn nun wol auf immer von Italien entfernt. Um so mehr mus er mir leid thun, denn das Wenige, was ich von diesem Land gesehn habe, macht mir nur mehr Lust, das Ganze mit Muse und Bequemlichkeit zu bereisen. Ich kann nicht begreifen, wie fast alle Offiziere, die ich unter denen, welche dahin bestimmt sind, kenne, ihr Schiksal beklagen, in ein Land zu kommen, wo man keine Öfen, steinerne Zimmerböden, und meistens Ölspeisen, und Knoblauch hat. Ich habe diese Unannehmlichkeiten und andre wol auch empfunden, aber ich sollte doch denken, daß es an Vorzügen, die jene aufwiegen, gleichfalls nicht fehlt, und daß selbst für den, der blos auf Vergnügungen Jagd macht, die ansehnlichen Städte, die es ziemlich nahe beisammen giebt, hinlänglichen Stoff darbieten. Ich reiste von Laibach gerade über Görz, Udine, nach Verona, natürlich kuriermäsig, d.h. Tag und Nacht. In Verona, wo man den F. M. L. Mack täglich von Mailand aus zurükerwartete, harrten wir 2. Tage seiner Ankunft, wo ich unterdessen meinen Weg zum Amfitheater, der vorzüglichen Merkwürdigkeit in Verona nahm. Da wir jene 2. Tage unverrichteter Sachen gewartet hatten, so reisten wir nachher über Mantua nach Mailand, blieben noch 2. Tage bei dem General Mack dort, und kehrten in seiner Suite zurük. In Mailand hatte ich die paar Tage über alle Augenblikke voll zu thun, um nur etwas von der Stadt, und von der ersten republikanischen Regierung zu sehen, die mir zu Gesicht kam. Eine feierliche Au-

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dienz des Direktoriums, der ich beiwohnte, sowie die Sizungen der beiden Abtheilungen des Gesezgebenden Körpers konnten allerdings imponiren, obgleich leztere der Idee nicht gleichkommen, die ich mir von jenen in Paris mache, aus dem sehr begreiflichen Grunde, da Mailand alles im verjüngten Maasstab aufstelt, und es vermutlich die Kürze der Zeit den Volksrepräsentanten noch nicht erlaubt hat, durch ein ehrwürdiges Costume, und etwas mehr äusserliche Würde sich auf eine vortheilhafte in die Augen fallende Weise zu zeigen. Doch kann dies alles noch erreicht werden, wenn nur das Ganze zu etwas mehr Konsistenz gekommen sein wird. Indessen scheint die Stimmung des gemeinen Mannes, so wie ich ihn wenigstens gesehen habe, wo von Udine bis Mailand schlechterdings jeder, einerlei von welcher Volksklasse, die Republik verwünschte, und die alte Regierung ganz laut zurükbegehrte, daher auch uns, und jeden Teutschen, den er sah, mit auffallenden Schmeicheleien empfing, der neuen Republik nichts weniger, als günstig, und droht vielmehr ihrer Existenz Gefahr, die ohnehin nur von dem Willen Frankreichs abzuhängen scheint, zumal, wenn ihre Regenten, die schon dem Pabst den Krieg angekündigt haben, und ein gleiches dem Grosherzog von Toskana thun wollen, zuviel Übermut zeigen, und dadurch Anlaß zu inneren Unruhen geben sollten. Ich wenigstens hatte ganz andern Republikanersinn erwartet, und fand diesen höchstens auf dem Theater zu Mailand, und auch werden dessen Ausbrüche nicht sonderlich, und fast nur von Franzosen applaudirt. Da meine Rükreise so nah an Venedig vorbeigieng, so benuzte ich die Zeit, wo der General Mack sich einige Tage in Treviso aufhalten mußte, und gieng mit meinem Reisegefährten dahin. Aber die zwei Tage, die ich kaum da zubrachte, reichen gar nicht hin, nur einen Begrif von diesem gewis einzigen Ort zu geben. Ich kann nicht sagen, daß ich die Stadt nicht an sich für prächtiger und schöner gebaut gehalten hätte, als sie ist, denn in diesem Punkte kommt sie Mailand nicht gleich, aber das Überraschende ihrer Lage in der See, die Aussicht über den Hafen vom Pallast des Doge, der Markusplaz, das Leben und Wimmeln an der Rhede, welches allein schon den hohen Vorzug der Indüstrie einer Seestadt anzeigt, die Menge Barken, Schiffe, welche den Hafen bedekken, in denen alles sich regt, und lebendig ist, jezt noch ist, so sehr es auch durch die zeitherigen Begebenheiten mag gelitten haben, das Überraschende, daß man keine einzige Gasse, dafür aber unzähliche Gäßchen findet, durch die man überall zu Lande hinkommen kann, die kaum 2–3. Personen neben einander fassen, dafür aber lauter Schönheiten des Détails, lauter Miniatürgemälde darbieten, und besonders Nachts den angenehmen Anblik der Haus an Haus stehenden erleuchteten Butiken geben, die, wiewol nur mit halber, nachahmender Pracht an London erinnern, endlich die manichfaltigen Vergnügungen – das alles muß notwendig auf einen Reisenden, der kein Kloz ist, den angenehmsten Eindruk machen. Wenn ich je etwas bedauert habe, so war es, daß ich nicht über zwei Tage mehr disponiren konnte, um diese län-

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ger in Venedig zuzubringen, etwas mehr von der Stadt zu wissen, und eine Opera seria zu sehen, in der Marchesi sang, den ich gerade um einen Tag versäumte. Ich war bei meiner Rükkunft nach Treviso schon im Begriff zu einer zweiten Ausflucht dahin, als der Befel zum Aufbruch kam, gegen den nun freilich, der Natur der Sache nach nicht protestirt werden konnte. So gieng es mir auch in Mailand, wo ich just den Morgen desselben Tages fortmußte, wo Crescentini in einer Opera seria auftreten sollte. Indessen habe ich doch in Venedig die zwei Haupttheater der Opera buffe und genug gesehen, um den Verlust des übrigen zu bedauern. Leider! wird sich diese Gelegenheit, wie diesmal nie wieder erreichen, da eben jezt die Einrükkung der k. k. Truppen vor sich geht, auf deren Empfang die Hauptzurüstungen gemacht waren. Sonst ist Venedig in mancher Hinsicht, wie mehrere Städte Italiens, jene aber besonders, ein trauriger Anblik, der Rest alter Herlichkeit. Das ungeheure Arsenal, eine Stadt in der Hauptstadt, ehemals einzig in seiner Art, ist jezt öd, rein ausgeplündert, zeigt durchaus nichts mehr, als einige Karkassen von Schiffen, einige andre halbvollendet, von den Franzosen aber, da sie sie so nicht fortschleppen können, theils zerstört, theils versenkt. In einen Winkel erinnert der bis jezt verschont gebliebene Bucentero, das eine ehemals mächtige Republik, die Königen Geseze gab, jezt Antiquität geworden ist. Es thut wehe, das Verhältnis der ausgeplünderten alten Republik gegen die neue, die sie stürzte, zu betrachten. Wenn Venedig, wie es den Anschein hat, erhalten und hervor gebracht werden sollen, so kann es Millionen kosten, die notwendigen Dinge, Hafen, Schifswerft, Arsenal nur in solchen Stand zu sezen, daß man sie brauchen kan. So gar Vandalenmäsig hätte Frankreich doch nicht handeln sollen, denn es hat platterdings nur auf seinen Nuzen gedacht, überall alles, was nur transportable war, fortgeschleppt, sich sogleich zur Fundgrube der déponites (?) eines der schönsten Länder gemacht, und das übrige zerstört. Einst stehen gewis bei den Italiänern Buonaparte und Attila auf gleicher Stufe. Ich war kaum in dasjenige Land zurükgekommen, das von dem, welches ich verlies, auf die frappanteste Weise verschieden ist – denn niemals ist mir ein gröserer Kontrast in allem Denkbaren vorgekommen, als der, dies- und jenseits Görz, in welcher Stadt beide zusammenfliesen – als schon Anstalten zur Aufhebung des Hauptquartiers zu Laibach, und folglich zur algemeinen Zerstreuung gemacht worden. So ist auch der Onkel abgereist, und jezt würklich in einzelnen Märschen unterwegs nach Gräz. Seine eigentliche Stazion ist zwar Strass, ein Schlos 3. Meilen jenseits Morburg auf Gräz zu, jedoch seitwärts gelegen, er wird aber vermutlich einige Zeit sich in Gräz aufhalten, und die nächsten Briefe wären daher am füglichsten dahin zu addressiren, von wo aus sie wenigstens nachgeschikt werden können. Wie lange er daselbst liegen wird, ist so wie überhaupt die Bestimmung desjenigen Theils der krainischen Armee, der nicht nach Italien

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geht, zur Zeit noch ungewis. Vielleicht wird der Friede zu Rastadt dieses entscheiden, vielleicht aber auch marschiren wir dahin, wo die neue Armee sich zusammenziehen soll, d.h. an die Grenze Baierns, vielleicht gehn wir auch in kurzem nach Wien, wenn der Onkel sogleich ein Kommando in Böhmen erhalten sollte. Das Wie? und Warum? der künftigen Organisazion weis vielleicht jezt noch kein Mensch in der ganzen Monarchie, denn es ist unbegreiflich, wieviel ich nicht schon habe dem Zufall überlassen sehen, der heute total abändert, was gestern beschlossen wurde. Ich komme jezt auf die spezielle Beantwortung, und zwar zuerst des Briefes vom 12t Xbr. Wenn ich ferneren Beschwerlichkeiten an meiner Gesundheit von der Art, wie jene früher erfahrenen, ausgesezt seyn sollte, so würde ich gewis im Notfall zu den von Ihnen, lieber Vater vorgeschlagenen Mitteln meine Zuflucht nehmen, eher, als daß ich mich durch Vernachläßigung derselben gröseren Übeln aussezen sollte. Indessen ist es wahr, daß ich Lavements ungern brauche, aber nicht aus blosem Vorurtheil, sondern weil sie auf mich andere physische, nachtheilige Folgen haben, welche die Vortheile wo nicht überwiegen, doch kompensiren, eine Erfahrung, die ich seit mehreren Jahren jederzeit, und noch bei dem lezten, das ich zu Göttingen einmal brauchte, gemacht habe. Sollte ich, wie ich nicht hoffe, da es mir an Bewegung nicht fehlt, wieder in wankende Gesundheitsumstände kommen, die etwas anzuhalten drohen, so werde ich auch, auf Anrathen des Onkels, eine Kur von ächter China brauchen, von deren guten Wirkungen er mir schon viel gesagt hat, und die er jährlich zu gewissen Parthien erhält. Mit meiner gehorsamsten Danksagung folgt hier die Quittung über die lezthin geschikten f 25. W. W. Bis jezt kann ich mit diesem Monatgelde, bei dem Kassafond, den ich noch habe, ganz wol auskommen, und werde es auch gewis, so lange wir so, wie bisher und in Laibach leben, wo ich auch extraordinäre Depensen, wie die Reise nach Mailand, aus meinem Beutel bestritten habe. Sollte indessen ein längerer Aufenthalt in Wien sich ereignen, so kann ich zur Zeit noch nicht bestimmen, ob es daselbst eben so gehen wird, da ich nicht beurtheilen kann, wieviel ich auf Equipirung wenden muß, und überhaupt zu welcherlei Aufwänden ich genöthigt seyn kann. Equipirung und Wäsche sind die einzigen Hauptausgaben, die ich habe, und darinnen muß ich mich freilich erst nach den Gewohnheiten und Preisen richten. Indessen sollte ich nicht denken, daß meine Bedürfnisse künftig meine Einnahme sonderlich übersteigen werden, da ich, wie gesagt jezt noch ziemlichen Fond habe, diesen, bis wir nach Wien kommen, noch um einiges vermehren kann, und es überhaupt noch die Frage ist, ob wir lange daselbst bleiben können. Denn in der That dürfte, wenn so manche Verschiedenheiten in dem politischen Aussehn Teutschlands sich ereignen sollten, die Armee sobald nicht ausser Thätigkeit kommen. Gott weis, wie das enden mag, aber man

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hört überall so viel schiefes, schwankendes, wiedersprechendes, erblikt auf allen Seiten solche umwolkte, düstre Aussichten, daß man betäubt wird, und in dumpfem Hinstarren kaum auf die Existenz des folgendes Tages hofft. Hier herum läßt sich gar nicht von so etwas reden, denn kein Mensch bekümmert sich darum, da er weis, daß, es mag gehen, wie es will, er doch seine Verfassung behält, und Krainer, Steiermärker, Östereicher vor wie nach bleibt. Was geht ihn die übrige Welt an? Zeitungen kann man gar nicht lesen, denn ausschweifendere Dinge können nicht erdacht werden, die sich nicht darinnen als Nachrichten, oder Spekulazionen finden sollten. Die neüste erzält, Frankreich habe zu Rastadt darauf angetragen, daß auf dem rechten Rheinufer, die beiden rheinischen, der schwäbische, fränkische, bairische, niedersächsische und westfälische Kreis indistincte zwischen dem Kaiser, Preußen, Kurpfalz, Oranien, Hessenkassel und Darmstadt (?) getheilt werden, folglich ausser den geistlichen, und kleineren weltlichen Fürsten, Grafen und Reichsstädten, auch der beträchtlicheren weltlichen, Hannover, Braunschweig, Würtemberg, Baden, Meklenburg ganz verschwinden sollen. So was mus alles Lesen und Erkundigen verleiten. Unterdes geht es freilich, wie es will, aber warum soll man sich nun um Dinge länger grämen, die man doch mit allen Vorstellungen und allem Patriotismus nicht ändern kann. Reden darf man auch nicht, denn eine bescheidne Frage: Ob es uns wol hätte schlimmer gehen können, wenn man das Reich hätte vor 3. Jahren Friede machen lassen, ehe der schwäbische, fränkische, bairische und östereichische Kreis ruinirt und die Lombardei verloren waren. würde schon sehr übel aufgenommen werden. Denn da heist es gleich: „Ja damals hatte man noch Kräfte, einen ehrenvollen Frieden zu erzwingen, wenn die Fürsten gehörig unterstüzt, und die Pr– nicht intrigirt hätten.“ Aber war dies denn nicht vorauszusehn, war es nicht eine notwendige Folge der Umstände und Lage des Reichs. Hat dies, seiner physischen Beschaffenheit nach, thätig unterstüzen können? Es ist doch sonderbar, und wird es immer bleiben, von denen, welche vor einigen Jahren so lebhaft darüber eiferten, daß einige, mit einem leidlichen Frieden vorlieb nehmen wollen, nun in die Lage gesezt zu seyn, einen solchen anzunehmen, wie der Rastädter zweifelsohne seyn wird. Ich kann mir denken, was unter solchen Umständen eine reichsritterschaftl. Deputation am Kongreßorte für Einflus und Würkung haben, und was für w i ch tige A n e k d o t e n zur Komunikazion kommen mögen. Daß indeß eine solche dort existirt wird man zeitig genug aus den Rechnungen erfahren, und am Ende wol auch das, daß 150. Louisd’or monatl. Quartiergeld (denn unser Abgeordneter zalt gewis auch nicht weniger) eine theure Belohnung für die Mittheilung der wichtigen Anekdoten sind, die übrige Extraremunerazionen ungerechnet. ad epist. de 25 xbr.) Was die Angelegenheiten mit dem Vetter Reichshofrath betrift, so glaube ich wahrnehmen zu müssen, daß vieles ohne mündliche Zusammenberedung und gegenseitiges Verständnis gar nicht zu beseitigen seyn dürfte.

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So gut man immer Geschäfte schiedlich abhandeln kann, so glaube ich doch, daß dies bei Explikazionen der Art nicht der kürzeste Weg zur Ausgleichung ist, weil man dabei zuviel Muse hat, dasjenige, worüber man nicht gerne reinen Wein einschenken möchte, auf Schrauben zu stellen, und ihm einen Sinn unterzulegen, den man in Notfall anders zu deuten weis. In seinem lezten Brief an mich schreibt der Vetter wieder sehr freundschaftlich, und seine vormals über mich erhobener Grief scheint nun ganz verschwunden zu seyn. Vielleicht wird sich auch Ihnen, lieber Vater, von seiner Seite eher aufs Reine kommen lassen, wenn der Onkel erst mit mir in Wien seyn wird, und Sie vielleicht die Gnade haben, bis dahin eine Auseinandersezung aller der Punkte in Bereitschaft halten, über welchen Sie mit ihm ausgeglichen, verstanden, oder nur gegenseitig explizirt seyn wollen, und welche sich durchgehends auf die zeitherig gewechselten Akten gründet. Bis jezt hält es schwer mit dem Onkel über so etwas so zu sprechen, daß man auf das Reine komme, denn er bezieht sich gewönlich bei jeder Materie auf dies oder jene Factum, das ich entweder gar nicht, oder ganz anders weis, als er es vorträgt, und aus Mangel an Akten, oder andern Vergewisserungsmitteln kann ich dann doch nicht behaupten, daß ihn entweder sein Gedächtnis irre führe, oder daß ihm die Sache falsch vorgestelt sei. Am Ende erklärt er dann gemeiniglich, daß er um alles zu applaniren, alle befriedigen, und einem jeden seine Forderung ex proprius gewähren wolle, wenn kein Vergleich nicht zu erreichen sei – und dies sei die beste Art, allen Disputen ein Ende zu machen, weswegen er auch bei seiner Zurükkunft die Direkzion der gemeinschaftl. Angelegenheiten gerne übernehmen wollen, und gewis beenden wollen. Daß dies der kürzeste Weg sei, will ich gar nicht in Abrede stellen – aber, lieber Gott! wo findet sich allemal jemand, der das Amt eines solchen Ausgleichers übernimmt, und man riskirt doch immer, daß je leichter einer seine Wünsche und Forderungen auf diese Weise befriedigt sieht, desto häufiger kommt er damit, da er leicht einsieht, daß er aus Furcht vor Weitläuftigkeiten, und Disputen, die er erregen könnte, alles erhält. In Betracht der Berliner Angelegenheiten werden Sie vermutlich bereits durch den Onkel erfahren haben, daß er ein Schreiben an den König, und das Helmreichische L. M. verändert an Haugwiz habe abgehen lassen, dies geschah während meiner Abwesenheit. Seitdem ist noch nichts weiter beschlossen, da auch ihre Abreise begreiflicherweise verschoben werden muß, bis sich die Wendung, welche die Rastadter Angelegenheiten nehmen, in etwas voraussehen läßt, denn sollte ein solches Potpourri herauskommen, der die ganze bisher bestandene Verfassung über den Haufen wirft, so würde ja gar nichts durch eine solche Reise auszurichten seyn, und die Ritterschaft geht den Weg des übrigen Fleisches. Ist dies aber nicht der Fall, geht der Sturm, der der teutschen Konstituzion droht, diesmal noch vorüber, so lässt sich auch für jene im allgemeinen, wie für die individua durch besondere Negoziazionen etwas hoffen, und in diesem Fall

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würde eine ordentlichere und förmliche Darstellung unsrer Verhältnisse zwekmäsig seyn, und zu Ihrem Besuche gefertigt werden müßen, da der helmreichische Aufsaz blos vorbereiten und auf die Sache aufmerksam machen sollte. Jener würde sodann von Ihnen zur gehörigen Zeit zu übergeben seyn. Die Urheber des Spolinzionssystems (?) werden dennoch die Früchte ihrer Räubereien nicht geniesen. – So viel ich weis steht in der Allg. Litt. Zeit. abermals eine Invektive gegen den Pseudo-Gustaf Hallo. Ich antworte gewis nicht darauf, aber wissen möchte ich doch, ob wie ich beinahe glaube, meine Anonymität nicht schon wieder entdekt ist. Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, daß der Verfasser der Germa nia , wie ich nun zuverläßig weis, und von einem gehört habe, der das Mscpt. selbst gesehen haben will, kein andrer, als der Verfasser der Epistel an mich, der Epitre du vieux Syrach, kurz der nehmliche Glabe ist, welcher auch über die Revoluzion in Polen das bekannte Werk geschrieben hat, ehemals von Lucchesini in Warschau gebraucht worden ist, nachher aber sich mit ihm brouillirt hat; daß sich dieser während der ganzen Zeit der Untersuchung gegen die Germania unter fingirtem Nahmen in Regensburg über ein Jahr, und gar nicht verborgen aufgehalten hat, daß er aber jezt weg, hingegen inattaquable ist, vielmehr erklärt haben soll, noch ganz andre Dinge bekannt zu machen, wenn man ihm zu Leibe gehen sollte. Überhaupt habe ich überall, wo ich von jener Sache, auch in anderen Gegenden reden hörte, die Erfahrung gemacht, daß man die dagegen eingeschlagenen Maasregeln für unzwekmäsig, und ohne Würkung gehalten, den Vorschlag hingegen, den Sie damals thaten, für die beste Art erklärt hat, wie man solchen Dingen begegnen müsse. Jezt kommt freilich jede Erinnerung zu spät, da der Lärm vorbei, und das Interesse dabei durch wichtigere Dinge verschlungen ist. Ich lege hier die Antwort an den G. R. Voigt bei. Ich habe mich mit Fleis damit nicht geeilt, theils um alles wol zu überlegen, theils, um wie ich hoffe, noch Briefe von Weimar von Eg– zu erhalten. Dieser indessen giebt kein Lebenszeichen von sich. Von der Julie hingegen weis ich, daß sowol er, als ganz Weimar erwarte, daß ich den Antrag annehmen werde, indem man es für eine grose Distinkzion des Herzens ansehe. Mit mir habe sich zugleich ein andrer junger Mensch beworben, und sei sogar eigens hingereist (vermutlich der junge Thüngen) sei aber rund abgewiesen worden, und dürfe nicht einmal die Hofuniform tragen. Auch der Onkel räth mir dazu, weil 1.) ich doch in jedem Dienste von unten auf, und ohne Besoldung dienen, und irgend ein Anfang doch gemacht werden müste, 2.) mir es eine sehr grose Erleichterung sei, dereinst in kaiserl. Dienste zu treten, wenn ich auch nur ein paar Jahre in Reichsdiensten zugebracht hätte, indem man zu Wien grose Begriffe von der Geschiklichkeit solcher hätte, und die Carrière zum Reichshofrath oder andern Stellen als dann leicht wäre. Jeder aber, der noch nicht gedient hat, er mag so alt sein, als er will, wird comme sortant du Collége angesehen – übrigens bekümmern sich wenig darum, ob man Regierungsassessor oder Rath

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gewesen sei, da man dgl. Distinkzionen der Stellen wenig kenne. Wäre ich zumal vorher schon in Wien bekannt, so könne mir eine vortheilhaftere Anstellung in einigen Jahren gar nicht fehlen, und man sodann immer Mittel finden, die weimarischen Dienste auf gute Art zu verlassen. Ich glaube daher zuträglich und zugleich Ihren Wünschen gemäs geantwortet zu haben, und ersuche Sie, wenn Sie nichts dabei zu erinnern haben, meine Antwort abgehen zu lassen. Der ordentliche Gehalt eines Regierungsraths beträgt 400 rtl. und diese mögen wol nach ein paar Dienstjahren zu erhalten sein, da der Herzog nicht ungerecht ist, und, sobald er einen als fleisigen Arbeiter kennt, ihn nicht zurüksezt. Eben sowenig werde ich mich aber in die Lage eines solchen sezen lassen, der alles, was man ihm zuwirft, als übergrose Gnade ansieht. Wenn Max erst vielleicht einige Zeit in einer Kavalleriegarnison, sei es in Böhmen oder Mähren, zugebracht haben wird, so lässt sich voraussehen, daß sein zunehmendes Alter und die Langeweile besonders ihn zur Erwerbung solider Kenntnisse und der gehörigen Applikazion antreiben werden, denn ich glaube doch, daß es ihm weder an Kopf noch an Kräften fehlt, nur scheint es mit der Ausführung seiner Vorsäze, und vielleicht auch manchmal mit dem guten Willen zu hapern. Es ist dies sein erster Eintrit in die Welt auf eine ihm völlig selbst überlassene, und wegen der überall gefundene, guten Aufnahme schmeichelhafte Art, diese Vortheile glaubt er nun benuzen zu müssen – und ich mus gestehn, daß bei der für junge Menschen in seiner Lage so leicht zu treffenden Alternative, entweder so zu leben, oder – wie ich dies seit meiner näheren Bekantschaft mit Militärpersonen, schon an so manchem Jüngling von guter Hauserziehung zu bemerken Gelegenheit hatte – mit deren Idee von Freiheit und bevorstehenden Lebensgenus zwischen Feldwebeln, und Kadetten von jeder Sorte zum Offizire heranzuwachsen, alle gute Geselschaft als höchst genant wie die Pest zu fliehen, und mit den H. Kameraden dieses Gelichters, sobald die Dienststunden vorbei sind, in den Schenken und auf den Dörfern herumzuziehen, wozu die Kavallerie ohnehin weit mehr Gelegenheit hat – folglich ein wahres Kalbfleisch zu werden, es doch noch immer gut ist, wenn ihn seine Neigung mehr zu gebildeten Zirkeln hinreisst, wo er Vergnügungen seiner Art zu würdigen lernt. Bei seinem natürlichen Verstande wird ihn die Leere und Seichtheit die er dann antreffen möchte, nicht entgehn und er es vermeiden, denn selten wird ein Mensch von gesunder Vernunft das für Vollkommenheit halten, oder nur den mindesten Geschmak daran finden am wüsten oder sogenannten Luderleben, das entgegengesezte Extrem, kann es hingegen das gröste Genie, wovon ich die Beispiele noch von Akademien her zitiren könnte. Ich sollte also nicht denken, daß ihm das Felsische (?) Haus, besonders der junge Lang von Ressource seyn könnte, für izt hat ihn wol nur das Interesse an der Tochter, und etwas Dankbarkeit wegen genossener Freundschaft daran festgehalten.

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Es freut mich sehr, wenn Louis eine bessere Aufführung anfängt, auch verräth sein Brief an mich, daß er etwas mehr Aufmerksamkeiten, als sonst, zu empfinden scheint. Es ist mir unbegreiflich, woher die vielen Extraausgaben für ihn kommen sollten, denn meines Wissens werden als solche nur die Kosten für ausserordentliche Kleider- und Wäscheaufwand oder Krankheiten angegeben. Der Franz Tettau, dem man doch, seiner bekannten Umstände wegen, einen eigenen Hofmeister daselbst zur speziellen Aufsicht ausbedungen hatte, kam dennoch incl. desselben jährlich nicht höher als 70. Louisd’or zu stehen. Wenn ich indessen etwas dazu sagen dürfte, lieber Vater, so würde ich deswegen doch rathen, ihn ferner da zu lassen, wäre es auch nur, den grosen Nachtheil zu verhüten, den Mangel an Einheit bei seiner Erziehung notwendig nach sich ziehen muß. Ich glaube, daß sich viele seiner Feler schon blos allein daher erklären lassen, daß er aus den Händen des Grosgebauers, erst sich selbst und dem Ebert überlassen, dann auf das Gymnasium erst zu Weiss, sodann zu Keim, und zulezt zu H. Brennern kam. So mancherlei Behandlungsarten und Grundsäze müßen gewis auf einen Knaben, der nicht Kloz ist, und selbst nachdenken kann, höchst verschiedenen Eindruk machen, und dies kann unmöglich gute Folgen haben. Um leztere unschädlich zu machen, wäre ein Hofmeister, der seinem Amte vollkommen gewachsen ist, und sich seinen Zögling ganz allein widmen könnte, – und dies ist ein seltner Fund, – oder ein Erziehungsinstitut erforderl. das Bildung des Herzens und der Moralität zum Hauptgegenstand machte – und es lässt sich nicht laügnen, daß lezteres sich am besten in Schnepfenthal findet. Denn wenn ich auch zugebe, daß das frühzeitige Erwerben sogenannter solider Kentnisse dort nicht so sehr befördert wird, so sucht man doch die Seelen der Kinder in den Stand zu sezen, als Jünglinge desto raschere Fortschritte zu machen, und gleich schnell jede künftige Bestimmungswissenschaft zu umfassen, und das ist doch auch gut, ja ich vermag wahrhaftig nicht gewis zu bestimmen, ob jene frühzeitige Anstrengung, die ehemals auch mein Trieb war, mir nicht eher schädlich als nüzlich gewesen ist. Käme Louis schon sobald wieder weg, so müsste in seinem Kopfe notwendige Konfusion entstehn, das ungerechnet, daß es ihn wol in den Kredit bringen könnte, als sei gar nicht mit ihm fortzukommen, denn ein so kurzer Aufenthalt ist in Schnepfenthal ohne Beispiel, und nur ein einziger, äusserst verdorbener und bösartiger Junge ist, so lange das Institut steht, vor der Zeit zurükgeschikt worden. Sie werden leicht, lieber Vater, aus der Länge dieses Briefes abnehmen, daß, da wir unsre Reise von Laibach aus zu Pferde, und in ordentlichen Märschen gemacht haben, ich ihn unmöglich habe anders, als sehr unterbrochen schreiben können, zumal da ich sogerne einmal recht weitläuftig, und so vielerlei schreiben mochte, auch die Inlagen zu besorgen hatte. Würklich sind wir auch jezt vor seiner Vollendung in Gräz angekommen, wo wir, je nachdem die Umstände seyn

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werden, vielleicht noch 14. Tage – 3. Wochen bleiben können, so lange die 6. Regimenter Kavallerie, welche der Onkel jezt zu kommandiren hat, ihre Lage nicht verändern. Indessen sind gestern Abends, und heute (28n) früh Ihre beiden Briefe an den Onkel vom 18t u: 22n und der an mich vom 18t eingetroffen. Ich habe auf leztern noch hinzuzufügen, daß ich den übersendeten Auszug wegen der Vetter Franz’schen Angelegenheit dem Onkel kommunizirt, aber noch keine Explikazion darüber mit ihm gehabt. Da er erst in ein paar Tagen antworten wird, so hat er mir aufgetragen in seinem Nahmen Sie vorläufig ersuchen, ihm zu melden, ob Sie die wegen der Auslagen für den May noch rükständige Summe an H. Helmreich s e i t Ne uj ahr berichtigt haben? Da dieser, seiner löblichen Gewohnheit nach, nichts davon gemeldet hat, sondern blos von den im lezten Dezember erhaltenen fl. 333. 20. x jedoch zugleich mit der Angabe, daß er diese nehmliche Summe dem Ki llinger w egen G eldm angel (?) zurükgegeben habe. Er legt zur näheren Übersicht die beifolgende kleine Note um so mehr bei, weil aus der Stelle Ihres Briefes, vermutlich ob omissionem das Wie? der Berichtigung nicht abzunehmen ist. Sie sagen nehmlich: „J’ai payé – en totalité f 2318. 9½ rtl. en lui remettant, après différens à comptes payés dépuis 7. mois, pour salde, la somme de 141.“ ohne beizufügen, was für 141. dies sind, denn Karolinen geben eine zu hohe Summe, Louisd’or aber eine zu niedrige, angenommen, daß seines Wissens nur fl. 812. 5x. bezalt waren. Auch findet sich nach seiner Angabe (wie auch bemerkt ist) gerade ein Louisd’or Differenz. Nach dem, was mir der Onkel dabei von Ihren Gesinnungen wegen der mir i n t e r e ßa n t e s t e n Angelegenheit mitgetheilt hat, kann ich nicht anders, als gerührt von Ihrer väterlichen Güte, Ihnen, lieber Vater die Versicherung geben, daß keine Leidenschaft der Art bei mir die Vernunft je verdrängen, noch mich zu voreiligen oder romanhaften Schritten verleiten wird. Sowol mein – als auch das Alter des dabei interessirten Gegenstandes lassen gar wol das Abwarten einer andern Existenz von meiner Seite zu, und verwegen werde ich keine unauflösliche Verbindung eingehen. Ich mag jezt nicht untersuchen, wie jene Neigung hat entstehen, und so schnell um sich greifen können, daß ich mir schon beinahe manchen geheimen Vorwurf wegen Flüchtigkeit und Inkonsequenz gemacht habe. Es war ein Augenblik, wo ich verwundert über die Gewisheit, die ich nun habe, daß da, wo ich zuerst mich hingewandt hatte, wol herzliche Freundschaft aber mehr nichts, und keine Erwiederung finden würde, nach Befriedigung suchte, wo Ehrgeiz schlief, und nun ein Ideal von häuslicher Zufriedenheit mir vorschwebte. Nur glaube ich sagen zu müssen, wenn anders ich fortgesezte Neigung einflösen, und der Wunsch, mich zu besizen nach einigen Jahren derselbe seyn sollte, ich mich für gebunden aus Pflicht halte, mich – aber sie jezt noch nicht. Ich hoffe, lieber Vater, in dem jezt angefangenen Jahre, über die wiedererlangte Festigkeit Ihrer Gesundheit beruhigt zu werden, und es für Sie eine

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Quelle besserer Augenblikke, als das verflossene zu sehen. Ich danke nochmals für alle Ihre gütigen Äusserungen gegen mich, wie auch für die zu Guterechnung des Überschusses an meinen Reisekosten unterthänig, und verbleibe Ihr gehorsamer Sohn 395 L. Ich bitte gehorsamst um schleunige Beförderung der Inlagen.

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Lieber Seckendorf! Wenn dein Andenken an mich und an die Tage unserer Vergangenheit nur an sichtbare Beweise des meinigen an dich geknüpft gewesen sind, muß ich wegen meines langen Stillschweigens fürchten, daß es nun längst in deinem Herzen erloschen ist. Doch müßte ich mich dessen nur sehr ungerne überreden – gesetzt aber du hättest Lethe über mich getrunken, vielleicht werden diese Zeilen den vergessenen Freund der dich nie vergaß, wieder in dein Andenken und in seine vorige Stelle bei dir zurückrufen. Ich habe mir oft strenge Verweise wegen meines Schweigens gemacht und noch jetzt mache ich sie mir – aber es war mir unmöglich, früher als eben jetzt einen Moment zu ergreifen, um dieses Stillschweigen zu brechen. Ich bitte dich um Nachsicht und Verzeihung, mehr kann ich nicht – und das du nicht an Wiedervergeltung denkst, denn das würde mir wehe thun. Auch hoffe ich wird die Versicherung, daß mancherlei sonderbare und nicht sonderbare Schicksale und Ereignisse, ein Wechsel von Krankheit, vielen Arbeiten Reisen, wunderbaare Verhältnisse besonders von der Seite des Herzens, ein solches Drängen und Treiben in meinem Leben hervorgebracht haben, das mir nur wenige ruhige Momente verstattete, und daß auch diese gewönlich mit traurigen Erinnerungen an die Vergangenheit oder Vorbliken in die Zukunft erfüllt waren – mir zu nicht unbedeutenden Entschuldigungen bei dir dienen werden. In Wahrheit, lieber Freund! ich habe seit unsrer Trennung mancherlei sonderbare Erfahrungen gemacht, deren Darstellung die Grenzen eines Briefs weit überschreiten würde. Nur als Resultat derselben kann ich dir sagen, daß sie einen grosen Einfluss auf meinen Karakter gehabt haben. Ich bin stiller und vorsichtiger geworden. Ueber politische Angelegenheiten – die in diesen Zeiten eine so traurige Wendung genommen haben – beobachte ich ein gänzliches Stillschweigen und im gesellschaftlichen Leben vermeide ich alle Gelegenheit, mit Menschen zu kollidiren, da ich nicht dazu gemacht bin Kabalen zu ertragen oder durch andere zu erwiedern. Ueber und für die Politik, unsere republikanischen Träume, Wohl und Weh unserer Zeitgenossen, darfst du daher jetzt nichts von mir erwarten – und nicht eher, bis ich entweder in eine Lage komme wo ich un-

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schenhaufens wirken kann, oder wenn ich mich gänzlich und für immer in die Einsamkeit zurückgezogen habe und fest bestimmt bin, niemals eine öffentliche Bedienung anzunehmen. Die Geschichte meiner Zeit eckelt mich an. Ringsum sehn wir ja nichts als Ruinen unserer Hofnungen u. Wünsche für die gute Sache. Egoism, Eigennutz und Tyrannei haben Alles zerstört, ach! und dieses Geschlecht ist jener höhern und bessern Idealen noch nicht reif. Das Ganze ist ein trauriger Beleg für meine alte dir oft wiederholte Behauptung, daß die Menschen in moralischer Hinsicht der Freiheit noch nicht fähig sind. Das Streben aller Edlen u. Guten muß jetzt nur dahin gehen, die Menschen durch Erziehung und Bildung zu dieser Fähigkeit hinaufzuheben; dann werden unsre Enkel in Ruhe jene göttliche Frucht geniessen, die unserm Körperbau noch schädlich ist, und dankbar werden sie unsere Asche seegnen. Meine Thätigkeit ist jetzt nur auf zwei Bereiche beschränkt, Geschichte und Kunst. Jene studire und bearbeite ich meinen Zeitgenossen zum Beispiel, zur Warnung und zum Trost; diese zu ihrer Bildung und Veredlung. Daß ich in meinen historischen Arbeiten fleissig gewesen bin, wirst du mir glauben, wenn ich dir sage, daß in dem vergangenen Winter 67. Bogen von mir gedruckt worden sind. Davon machen 57. die beiden ersten Bände Historischer Untersuchungen zur Kulturgeschichte der Völker aus, die übrigen 10. gehören zum 1. Bd. der allgemeinen Geschichte des Faustrechts in Deutschland, welcher die Michaelmesse erscheinen wird. Jene verlegt Hartknoch, dieses Unger in Berlin. Die beiden Bände der historisch. Unters. erstrecken sich über Gegenstände der deutschen und der indischen Geschichte. Ein Exempl. davon liegt unserm Vertrag gemäs, für dich bereite, und ich erwarte mir deine Anweisung wo ich es dir hinschicken soll. Der erste Band enthält besonders Material zu einer Geschichte des Ritterwesens in Deutschland, unter andern eine vollständige Geschichte der Turniere. Mache es doch unter dem Adel, besonders der Reichsritterschaft, die die Thaten und die Sitten ihrer Väter liebt, bekannt, als eine treue Schilderung derselben. In Hinsicht der Kunst habe ich meine Idee eine aesthetische Zeitschrift herauszugeben nicht aufgegeben, ob ich sie gleich aufgeschoben habe. Nun ist sie aber ihrer Ausführung desto näher, und zufällig ist der Zeitpunkt ihrer Erscheinung so weit gesetzt worden, daß der Tanz der leichten Herrn, die mit so vielen schweren Dingen beladen wurden, erst zu Ende gehen mußte. Ich habe unterdessen vorzüglich für die Geschichte und Theorie der Bildenden Künste gearbeitet und werde auch nur für dieses Fach arbeiten. Mit Gewißheit kann ich dir soviel darüber sagen. Ohnvorhergesehene Zufälle abgerechnet, wird künftiges Jahr 1799, bei Unger in Berlin, ein Bändchen von 16–20. Bogen 8. unter

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Ich bin gestern, lieber Vater, von einer kleinen Reise nach Schnepfenthal zurükgekommen, die ich der Vollziehung Ihres Auftrags jezt am besten widmen konnte, da es, wegen meiner noch nicht erfolgten Einführung vor der Hand noch an bestimmten Geschäften gebricht. Ich habe die Tour zu Fusse gemacht, da wir noch vortrefliches Herbstwetter hatten, und habe mich in Schnepfenthal selbst etwa anderthalb Tage aufgehalten, wo ich, so gut es sich indessen thun lies, eine Übersicht des Ganzen zu erhalten suchte. Louis hatte eine grose Freude sowol über mich, als über das ihm mitgebrachte Geschenk. Er ist ziemlich gewachsen, hat sich auch besser ausgebildet, seine vorige kreischende Stimme verloren, und weis sich dafür fest, bestimmt, deütlich und fliesend auszudrükken, worauf überhaupt hier durchgängig sehr gesehen wird. An Beschäftigung felt es nicht, und der alle halbe Jahre neuentworfene Stundenplan wird mit groser Ordnung fortgesezt. Die Einrichtung ist dabei so, daß in jeder Wissenschaft die Zöglinge nach ihren Kentnissen in zwei auch wol drei Klassen eingetheilt werden, so daß man gar wol bei der einen von der ersten, und bei einer andern Stunde von der lezten Klasse sein kann. Jede Klasse hat ihre besondren Stunden, welche von 12–15. Lehrern versehen werden. Das Aufstehen ist im Winter um 6. Uhr festgesezt, und nach einer Viertelstunde Anziehen und Waschen, ist der Morgengesang, dann das Frühstük, und freie Zeit, bis um 8. Uhr, wo die Stunden anfangen, und bis 12. Uhr fortdauern. Sodann Mittagessen von 3. gesunden aber frugalen Gerichten, Freistunde bis um 2. oder bei andern bis 3. wo die Stunden bis 5. Uhr fortgehen. Dann wird spazierengegangen, da die eigentliche Gymnastik im Winter wegfällt, und diejenigen, welche Aufsäze auszuarbeiten haben, verfertigen sie jezt. Um 7. Uhr Abendessen, von 2. Gerichten, sodann machen die, welche darin Unterricht erhalten haben ihre mechanischen Handarbeiten bis 10. Uhr, wo alles zu Bette geht. Von den Stunden hat sich Salzmann selbst die Religion für die Erwachsenen, und die Moral für die Kleineren vorbehalten, wo es nun sein Hauptaugenmerk ist, alles auf fassliche Begriffe zu reduziren, und daher so lange durchzufragen und durch Beispiele zu erläutern, bis sie es inne haben. In der Religion gibt er Diktate, und erklärt sie, in der Moral verfährt er eben so mit dem von ihm verfaßten moralischen Elementarwerke. Daß es ihm dabei mehr um praktische Vernunft, als um Dogmen zu thun sei, glaube ich, vermag aber nicht zu entscheiden, inwiefern und ob er die lezteren anwendet, wozu Vergleichung mehrerer Stunden, und genauere Gespräche mit ihm nötig sein würden, was ich theils wegen Kürze der Zeit, theils wegen des Besuches anderer Fremden nicht thun konnte. Louis hat ausser der Moral, noch Stunde im teutschen Stil, Schreiben,

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Französisch, Latein, Geografie, Zeichnen, Rechnen, Musik, und Tanzen, wenn der Tanzmeister da ist, was alle halbe Jahre 4. Wochen lang geschiet. Daher sind die Kinder freilich, in Haltung, Festigkeit des Körpers, und schönem Gang noch zurük, ob ihnen das erstere gleich und auch an Biegsamkeit durch ihre Leibes übungen ersezt wird. Den Unterricht im Französischen und Lateinischen habe ich nicht beigewohnt, wenn er aber dem in der teutschen Sprache ähnlich ist, wo auf Korrektheit im Ausdruk, richtige Aussprache, und Orthografie besonders gesehen wird, so kann er nicht schlecht sein. Sie müssen zB. auch aus gedrukten Büchern laut, deütlich vorlesen, und sogar vorkommende Druk- oder orthografische Fehler nach der Adelungischen Grammatik verbessern. Im Ganzen genommen glaube ich überhaupt, daß man in diesem Institut, wenn auch nicht an der Menge der Begriffe doch an ihrer Deutlichkeit gewinnt, und daß wenn man Einzelnen daraus gekommenen den Mangel solider Kentnisse vorwirft, man hinwiederum bedenken müsse, daß man oft Kinder, an denen jedermann alle Hofnung aufgab, dahinschikte, und dann wieder nur so kurze Zeit da lies, daß sich das Sistem der Erziehung danach gar nicht abmessen lies. Sieht man im Gegentheil ohngefähr 50. Kinder, alle gesund, von guter und gewander Leibesbeschaffenheit, was doch ein groses Werk ist, und was nicht zu vergessen ist, sehr bescheiden und gesittet, höflich gegen Fremde, zwar aufgewekt und munter, aber doch im Ganzen und für ihre Anzal still und ordentlich – wenigstens habe ich nicht den mindesten Streit bemerkt, eine Sache, die bei einem weit kürzeren Besuch auf der so strengen Karlsschule in Stuttgard lange nicht der Fall war, – daß sie übrigens, wenn sie beisammen sind, und keine Stunden haben unter sich, und oft alle zugleich schwäzen, kann ihnen niemand verdenken, zumal da es unter steter wachsamer Aufsicht der Lehrer geschieht, hört man sie endlich auf vorgelegte Fragen ohne Embarras, wenn nicht völlig adäquat, doch so antworten, daß sie keine Dummheit verraten, so muß man diese Vorzüge allerdings auf Rechnung der Behandlungsart sezen. Was ich gewünscht hätte, wäre eine sorgfältigere Reinlichkeit bei Einzelnen, denn das Ganze, Zimmer u.dgl. werden sehr sauber und aufgeräumt erhalten, besonders die Schlafsäle, wo bei 12.–20. allezeit ein Lehrer schläft, und die im höchsten Stockwerke hell, geräumig, mit gesunder Luft, und schöner Aussicht angebracht sind. Aber ohne eine ausserordentliche Pünktlichkeit, die bei jedem Einzelnen genaue Aufsicht, und folglich Aufwand von Zeit und Mühe erfordern, und jedem die strengste Reinlichkeit und Ordnung zur andren Natur machen müsste, ist dies zu erreichen kaum möglich, zumal da die häufige Arbeit im Freien, und die gewälte Kleidung, rotes Kollet, weismusslinntnes Gillet, und Hosen von Nanking häufigere Veranlassungen zu einem in die Augen fallenden Schmuz giebt. Übrigens habe ich alles blos in der Alltagskleidung gesehen. Um nun auf Louis besonders zu kommen, so ist dieser mit seiner Lage, und man mit ihm zufrieden, da er jezt verträglicher ist, und nur selten in

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Affekten kommt, was sonst sein Fall öfter gewesen sein soll. Er wohnt bei einem Lehrer auf der Stube, und steht, wie noch mehrere kleinere unter besonderer Aufsicht, die sich auf die Freistunden erstrekt. Denn nach der Einrichtung haben verschiedene Lehrer eine Parthie, gewönlich 8–10. unter ihrer Aufsicht, wovon die älteren und verständigeren frei sind. Unter noch genauerer Aufsicht stehen die ganz kleinen von 5–6. Jahren, deren 8. sind. Wegen Louis Idee, sich der Handlung widmen, habe ich ihn gefragt, und er bleibt dabei. Salzmann hingegen, der selbst noch nichts davon wusste, glaubt es sei blos ein Jugendeinfall, und will es daher einige Zeitlang versuchen, ob er sich in den hiezu erforderlichen Kentnissen, dem Schönschreiben besonders, wo er noch zurük ist, besser appliziren werde. Geschähe dies nicht, so würde seine Neigung keinen Bestand haben. Bis dahin will er mir weitere Nachricht geben. In keinem Falle halte ich es aber für zuträglich, daß er sobald da wegkomme. Denn gesezt auch, er bliebe bei seinem Vorsaz, und käme in eine ordentliche Handlungslehre, so ist er dazu doch noch lange nicht ganz vorbereitet, noch sein Charakter und seine Grundsäze gehörig ausgebildet, um ihn an einem Handelsorte sich selbst überlassen zu können. Denn bei den meisten Lehrherren sowol, als auch in den gewönlichen Instituten bekümmert man sich ja nur um die Lehrstunden, und die Akkuratesse in Geschäften, wer denkt aber viel an Moralität, und sittliches Betragen. Hiezu kömmt noch der grose Nachteil der schon aus dem blosen Wechseln der Erziehungsmethode und Aufsicht herauskömmt, und dessen Einflus sich schon so sehr beim Louis gezeigt hat, ehe er nach Schnepfenthal gekommen ist. Denn bekäme er auch einen Hofmeister ausschlieslich in der Zwischenzeit, bis er in eine Lehre gethan werden könnte, so ist eine Frage, ob dieser seinen Beruf erfüllt, und wer will das entscheiden? Hat dieser obendrein andre Geschäfte zu besorgen, so leidet er vollends, oder jene Geschäfte werden schlecht besorgt. Ich meines Orts würde keine Bedenken haben ein Kind bis zum 13t oder besser 14t Jahr dort zu lassen. Es scheint freilich theuer, aber bei den vielen Einrichtungen, Kosten, Aufwand wäre es wolfeiler kaum auszuführen. Auch scheint Salzmann nichts weniger, als reich, sondern nur sein Auskommen zu haben, und da die verschiedenen besoldeten Lehrer, die Anlage, der Unterhalt, und die Zinsen des in 3. zum Behuf des Instituts erbauten Häusern stekkenden Kapitals doch auch gerechnet werden müssen, so profitirt er bei dem Ganzen nichts, als die Erziehungskosten seiner zalreichen Familie, denn zum Ernähren reicht das ihm dort eigentümlich gehörige Ökonomiegut hin. Da er seine Lehrer mit seiner Familie auch durch Heiraten verbindet, so gewinnt das Ganze an Konsistenz und Eintracht, und dessen Fortdauer ist nun nicht so schlechterdings an seine eigne Existenz gebunden. Solche Heirathen können auch leicht statt finden, da nicht allein die Lehrer sondern auch Salzmanns erwachsene Töchter welche gleichfalls als Lehrerinnen besoldet sind, durch das Institut ihr Auskommen haben, nach der Hochzeit nicht mehr brauchen, als vorher,

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künftige Kinder leicht miterziehen können, nun selbst aber ein unmittelbares Interesse haben, beisammen zu bleiben, und das Institut zu behalten. Wo wäre übrigens bei sich fremden Leuten diese Zusammensicht möglich, und dieser Geist, der über alle ohne Unterschied gleich ausgegossen scheint, und sich in gleichen Sitten, gleicher Lebensart, bis auf das Trokne, Ungeselschaftliche, beinahe Herbe gegen alles ausser ihnen zeigt. Denn es ist schwerlich etwas so leicht im Stande einen von seiner allgemeinen Richtung abzuziehen. An Zerstreüungen ist, da auch die Spiele Arbeit oder Nahrung für den Geist enthalten, in der That kein Überflus, die kleinen Reisen werden selten vorgenommen, und dauern nur wenige Tage, dürfen auch, da keine Ferien im Jahre sind, wol gestattet werden. Blos die Lehrer, haben die Erlaubnis sich 4. Wochen im Jahre von Geschäften zu dispensiren, und ihre Stunden werden sodann von den übrigen mitversehen. Lenz macht allein Ausnahme, und unternimmt öfter längere Reisen, aber auch gewönlich in Geschäften, dieser soll sich überhaupt von dem Ton und der Richtung der übrigen mehr entfernen, und mehr für Gesellschaft und Genuß leben. Salzmann wird die Quittung über die erhaltenen 25. Lsd’ors Ihnen selbst übersenden. Diese nur im Fluge gemachten Bemerkungen sind vor der Hand alles, was ich Ihnen über den Louis und seine Lage mittheilen kann, mit der Bitte, sie auch der Mama mitzutheilen, da es sie gewis interessiren wird. Er freut sich sehr, die Julie zu sehen. Will man ihm durch diese eine Schatulle oder so etwas schikken, so mag es nüzlich sein, denn es felt ihm noch an Ordnung in seinen Sachen, ein Umstand, der mir auch nicht sonderlich Beruf zum Kaufmann verräth. Ich habe ihm indessen dringend empfolen, Buch zu halten, und will nun abwarten, was ich künftigen Frühling, wo ich ihn wieder zu besuchen gedenke, weiter von ihm hören werde. Hier ist seit meinem lezten Briefe nichts vorgefallen, da ich zumal abwesend war, und jezt eben im Begrif bin, meine Wohnung zu beziehen. Ich küsse der Mama die Hand, umarme meine Schwestern und bin Ihr gehorsamer Sohn Leopold

16. Von Augusta von Kalb, Regensburg (?), vor dem 14. November 1798 Durch cousine Marie, wißen Sie schon, mein theurer Vetter, daß ich endlich der Seeligkeit, Ihr liebes Regensburg zu sehen, theilhaftig worden bin, nachdem mir diese Reise beynahe eben so erschwehrt worden als einem irrenden Ritter der Eintritt in dem bezauberten Pallast, in welchem seine Schöne seit Jahrhunderten 5 ihrer Erlösung harrt. Wie entzückt ich, ohngeachtet des Frostes und der Ermüdung welche mich drückten, bey meinem endlichen Einzug war, kann Ihnen, die

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kleine, obgleich bengelhafte, Marie deutlich beschreiben, wenn sie es der Mühe werth findet. Bis den Tag vor meiner Abreise von B. hoffte ich noch immer Sie wiederzusehen; es schien mir ohnmöglich daß Sie Ihre Reise zurücklegen könnten ohne Bamberg zu besuchen, und hätte die Freude über die Nachricht meiner schnellen Abreise nicht mein ganzes Herz ausgefüllt und erheitert, wer weiß wie innig ich mich über diese fehlgeschlagene Erwartung betrübt hätte. Wie viel und herzlich ich mich inndeß mit Ihnen, bester Cousin, beschäftiget, beweißt beygelegter Beutel; nehmen Sie denselben als eine sichtbare Äußerung meiner Herzlichen Anhänglichkeit aus meinen Händen. Sogar bey meinem Besuch im bestelmeyrischen Gewölbe in Nürnberg, schwebte Ihr angenehmes Bild meiner Seele vor, wie Sie aus den, in einer Nußschaale künstlich verkleisterten Handschuen sehen werden, die ich mir Ihnen zu überschicken, die Freyheit nehme. Gedenken Sie beym Aus und Anziehen derselben, meiner im besten. Hier, wo ich in Wonne und Seeligkeit, im süßen Genuß der Freundschaft, sehr frohe Tage verlebe, wo mir im Cirkel meiner Verwandten niemand fehlt als Sie, wo meinem Herzen keine Stelle leer zu bleiben scheint als die Ihrige, soll ich zwar nur 14 Tage bleiben, doch wiegen nicht, in diesem Leben voll Unruhe und Entsagungen, 14 glückliche Tage mehr als einen, durch weinten und durch trauerten Monat auf? Sehen Sie, lieber C ar l, wie genügsam mein Herz ist, und wie viel wahre résignation durch Erfahrungen mancher Art, viele manichfaltigen Entbehrungen und fehlgeschlagene Hoffnungen, mein Theil geworden ist. Oh! in allem Andern sehe ich Sie so gern als meinen Meister an, hierinnen werden Sie mein Schüler, und Ihre Ruhe, wenn auch nicht ein positives, doch ein négatives Glück ist, gesichert. Adieu, mein theurer Freund; sprechen Sie mit niema nd vo n mir; eines 19jährigen Mädchens Handlungen sind so vielen Auslegungen ausgesetzt. Auguste.

17. Von Augusta von Kalb, Bamberg, 8. Dezember 1798 Bamberg, am 8ten Dec: 1798. Wenn es mir bis jetzt verborgen geblieben wäre, wie theuer Sie meinem Herzen sind, so hätte mir der Empfang Ihres lieben Briefchens, vor einer halben Stunde die Augen darüber geöffnet. Sollten Sie, mein bester Freund noch über den Grund 5 meiner Empfindungen für Sie im Zweifel seyn, so hoffe ich Sie sollen Sich schon dadurch davon unterrichtet sehen, daß ich in einem Krankheits-Zustand wie der Meinige seit mehreren Tagen ist, an meinen Schreibtisch gewankt bin um Ihnen sogleich für Ihr gütiges Andenken auf das wärmste zu danken. Sie wißen daß ich schon seit 3 Wochen von Regensburg zurück bin. Wie ungern ich mich 10 von so vielen Personen die mir lieb sind getrennt habe, können Sie sich denken.

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Am schwersten ward mir der Abschied von unserer Marie, und der guten Tante P. Doppelt verlaßen komme ich mir nach meiner Zurückkunft, hier vor, und oft könnte man mich zu der Anwendung der Resignation ermahnen, welche zu besitzen ich mich zuweilen in guten Stunden rühme, und von der ich, die Wahrheit zu gestehen, oft noch sehr weit entfernt bin. Vor einigen Tagen legte ich mit meinem Vater den Weg von Schweinfurth nach Haßfurth zurück, und in der That wäre mir da diese gepriesene Standhaftigkeit und Seelenstärke sehr zu Statten gekommen, von welcher ich zum Unglück eben auch nicht ein Wenig zu meiner Disposition hatte. Auf der andern Seite möchte ich auch um vieles die bittersüße Empfindung nicht hingeben, welche ich bey Erblickung der geliebten Gegend hatte, und die Thränen nicht zurück nehmen, die mir im Erinnerungsvollen Anschauen der 4 Thürme von W. über die Backen herab rollten. Nie erinnere ich mich mit mehr Gefühl, das schöne Gedicht: „Ich denke dein“ wiederholt zu haben, als in diesem Augenblick, und noch lange wird mir das Andenken an diesen Theil meiner Reise lieb und werth seyn. Dank, tausend Dank, für das Blättchen in mein Stammbuch. Drückt es das Gefühl Ihrer Seele ohne poetische Übertreibung aus, so ist das Loos Ihrer Freundin beneidenswerth, und dieser theure Nahme unschätzbar. Doch über einen Gedanken darauf, muß ich noch ein Wort hinzufügen. Soll ich es seyn der ein Maytag entgegen lächelt? Oh! mein Freund, so führten Sie Ihre guten Wünsche für mein Glück irre, und Sie erblickten heitern Sonnenschein in der Ferne, wo ich nichts als trübe Wolken sehe. Doch, laßen Sie uns, durch Vertrauen und treue Freundschaft vereint, dem Schicksal trotzen; laßen Sie uns einander tragen helfen was nicht zu ändern ist, und in der Vergangenheit und Zukunft den Trost suchen deßen die Gegenwart bedarf. Diese ist mir in dem Augenblick nur ein Mittel zu jener zu gelangen, und wißen Sie welche Annehmlichkeiten sie mir verspricht? Nur e i n halber Punkt erscheint meinem Auge an dem düstern Horizont, und der ist, die Aussicht auf ein unendlich frohes Wiedersehen. Ohnfehlbar komme ich im May oder Juny künftigen Jahres nach Sachsen. Meine Tante besuche ich zuerst, in Belgershayn; dann folge ich meinem Vater nach Kalbsrieth, und zuletzt nach Weimar. Meine Tante schreibt mir, sie habe den Vorsatz Sie auf das Frühjahr zu sich einzuladen; könnten Sie nicht gerade den Monat wählen wo ich bey ihr bin? Doch wir sehen uns auf jeden Fall, hier oder dort. Wie gerne bäte ich Sie mir directe zu schreiben; aber meine Lage macht es mir ohnmöglich. Auf meine gute Marie kann ich mich verlaßen und wir müßen uns schon in diese Weitläuftigkeiten finden. Wollen Sie daß ich auch noch außerdem zuweilen etwas von Ihnen hören soll, und Sie wißen ob mir das gleichgültig ist, so gehen Sie zuweilen zu meiner Tante Luck, und zu der Majorin Kalb. Diese letzte wird jetzt wieder in Weimar seyn. Es ist eine instruirte Frau, doch Sie kennen Sie ja längst. Mein Oncle ist gut und brav, nur hat er etwas halsstarrige Vorurtheile; Um

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des Himmels willen disputiren Sie ihm nichts, sonst bin ich so unglücklich bey der ersten entrevue mit ihm, über Sie schimpfen zu hören ohne Sie vertheidigen zu dürfen. Die Kinder meines Oncles sind gute Wesen, ihr Hofmeister ein gebildeter Mann von einem sichern Character, er wird Ihnen gefallen wenn Sie sich mit 55 ihm abgeben wollen. Ich hoffe dieses Hauß soll eines der wenigen seyn wo Ihr edles Herz nicht verkannt werden wird, mein theurer Karl. Suchen Sie mit guter Laune hinein zu kommen, und machen Sie meine Tante n i ch t zur Vertrauten Ihres Mißvergnügens; das taugt nicht für sie; sonst wird sie Ihnen mit Freundschaft entgegen kommen. Adieu, mein lieber, nie genug geschätzter Freund. Mein Andenken werde 60 Ihrem Herzen nie ganz gleichgültig, und ich bin doch von einer Hauptseite zufrieden. Auguste. Wenn Sie mir gut sind so erwähnen Sie gegen keine Seele unsern Briefwechsel und die relation in der wir stehen.

18. Von Augusta von Kalb, Bamberg, 2. Januar 1799 Bamberg, am 2ten Januar 99.

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Welche Beschäftigung wäre wohl geschickter die Erste im Neuen Jahre zu seyn, als die, auf Ihren lieben, so eben erhaltenen Brief zu antworten? mein theurer Freund. Daß der Gestrige Tag ganz besonders geschickt war, uns das Bild unserer Lieben mit noch lebhafteren Farben darzustellen als gewöhnlich, daß an diesem Tage unser Herz mit mehr Innigkeit noch, als sonst, ihnen Glück und Zufriedenheit wünscht, ist so natürlich, da in einer neuen Periode des Lebens, uns und ihnen so viel begegnen kann was unser Glück stört, oder unsere Freundschaft trennen könnte; und in dieser Hinsicht bin ich nicht sosehr gegen die Glückwünsche an diesem großen Tage, wenn sie nehmlich unter Menschen Statt finden welche wahren Antheil an einander nehmen. Ohngeachtet dieser prédilection aber, sollten Sie, mein guter Karl, doch keinen Neujahrwunsch von mir erhalten, aus dem ganz einfachen Grunde, daß, in Rücksicht auf Sie mir alle Tage Neujahrs tage scheinen, und daß in keinem Zeitpunkt des Lebens mein Antheil an Ihnen herzlicher und lebhafter zu seyn vermag, als er wirklich mit jeden neuen Morgen in meiner Seele wieder erwacht. Sie hatten von mir den Grad inniger, freundschaftlicher Anhänglichkeit nicht erwartet, welcher Ihnen jetzt, bey näherer Bekanntschaft, in meiner Seele bemerkbar wird? Sie finden etwas Zurückstoßendes in Ihrem Wesen, was Sie zweifelhaft macht den Menschen um Sie herum ein dauerhaftes intéressé einzuflößen? Sie mögen Recht haben, bey ganz gewöhnlichen

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Menschen; aber erlauben Sie einer Person der Sie Ihre Freundschaft zusicherten, den Stolz, sich für kein so ganz gewöhnliches Mädchen zu halten, denn, wäre sie das, würde wohl mein, vom Alltäglichen so weit entfernter Freund, ihr einen Platz in seinem Herzen angewiesen haben? Eben dieses Sonderbare, diese Verschiedenheit von dem Betragen der meisten jungen Männer, welches ich bald zu bemerken Gelegenheit hatte, flößte mir den Wunsch ein, Ihrem Geiste und Herzen näher zu kommen, und Sie haben Sich gegen mich ja nicht verstellt? konnten Sie mir zutrauen daß mir je ein junger Laffe nach dem gewöhnlichen Schlage, oder ein, an Geist und Herzen verschrobener, durch alle Fehler seines Geschlechts und des jetzigen Zeitalters, verdorbener verächtlicher Mensch, Antheil und Freundschaft, abgenöthiget haben würde? Nein, mein Freund, Sie haben mich noch nicht gekannt. Ich bin kein 15jähriges Mädchen welches erst aus den Händen der Gouvernante in die größere Welt tritt, und welches noch alles intereßiert weil es neu ist; ich habe bereits lernen müßen, mich in Umstände und Menschen richten, und sie beurtheilen, ohne hierin von Andern geleitet zu werden. Oft habe ich mich geirrt, oft bin ich verkannt und gelästert worden, von Menschen welche nicht gemacht waren mich zu verstehen; aber eben dadurch ist mein Blick richtiger geworden, ich habe gelernt unter einer rauhen Schaale den beßern Kern aufsuchen und schätzen, ich habe gelernt den edlen Mann, auch unter einem sonderbaren Gewande, vermuthen und ihn unter seiner Verkleidung den Augen meines Geistes bemerkbar machen, ich habe endlich gelernt, gewöhnliche und kleine Menschen dulden da auch sie meine vielen Fehler tragen müßen, mich aber an edle, wahrhaft gebildete Wesen anschließen, ihr Herz und ihren Verstand studieren, und mich unwiederruflich für sie erklären, was auch die Welt an so einem Bunde zu tadlen finden, wie sehr auch die Umstände deßen Dauer erschweren mögen. Und nun, mein edler Freund, da ich fähig gewesen bin Sie zu schauen wie Sie sind, Sie zu schätzen wie Sie es verdienen, da mein Herz das Ihrige gefunden, und sich fest an das selbige angeschloßen hat, jetzt frage ich Sie ob Sie an der Dauer meiner Freundschaft, an ihre Unwandelbarkeit in allen Fällen des Lebens, zweifeln können? Meine Pflichten können nie bey einer Freundschaft wie diese ist, in irgend eine Gefahr kommen; diese Freundschaft wird mich nie aus der Verbindung mit andern guten Menschen, gewaltsam heraus reißen; sie wird mich im Gegenteil geschickter machen jede schwere Pflicht zu erfüllen, in jeder Verbindung des Lebens mich achtungswerth und nützlich zu zeigen, sie wird mich veredlen und beseeligen; und solte sie mich je der Gefahr aussetzen vom großen Hauffen falsch beurtheilt zu werden, glauben Sie daß ich je abgeneigt seyn würde, der Freundschaft ein Opfer zu bringen, welches ich, in frühern Jahren, oft unüberlegter Weise einem, zwar unschuldigen, aber doch sehr überflüßigen Vergnügen gebracht habe? Doch jetzt zu etwas anderen; Ihre Zweifel glaube ich genug bekämpft zu haben, und ist Ihnen etwas an meinem Herzen ge-

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legen, so hoffe ich Sie über jede Besorgnis daßelbe zu verliehren, beruhigen zu können. Sie finden meine Ansprüche auf Glück, für diese Welt zu überspannt, wie es mir scheint. Wißen Sie denn welches meine Wünsche sind? Sie weisen mich auf meine Bestimmung zum häußlichen Leben zurück, glauben Sie denn daß ich im Stande gewesen dieselbe je aus den Augen zu verliehren? oh! wie wenig, mein theurer Karl, wie wenig kennen Sie bis jetzt mein Herz und den Gang meiner Idéen und Empfindungen! eben diese häußliche Existenz, welche Ihnen mit Recht so wünschenswerth vorkömmt, eben sie ist es welche das Ziel alle meiner Wünsche ausmacht. Aber, sagen Sie selbst, lieber Karl, wie schwer ist es nicht für ein denkendes Wesen dieses Ziel auf eine, ihm angemeßene Art zu erreichen? Es ist meine Bestimmung, sagen Sie, einst einen Einzigen glücklich zu machen; ja, ich fühle dass ich es im Stande seyn würde; nicht durch eine Menge großer, äußerer, in die Augen fallender Vorzüge, sondern durch ein liebendes, hingebendes, tief empfindendes Herz, durch eine unaussprechliche ganz aufopfernde Liebe; aber wo ist der Einzige der dieß zu schätzen weiß? wo ist der Einzige der sich die Mühe geben wird dieß Herz kennen zu lernen, wo ist der, der es auszufüllen vermag? Bey meinem Vermögen, bey den geringen Forderungen welche mein Vater von dieser Seite an einen Mann zu machen gedenkt, wird es mir nie an Menschen fehlen die meine Hand zu erhalten suchen; aber wird je der Ma nn darunter seyn welcher dem Idéale gleicht was von dem Einzigen vor meiner Seele steht, den ich zu beglücken im Stande bin? Oh! mein Freund ich gehöre nicht zu den Mädchen welche im 2ten Theil des Hesperus, Seite 140 so paßend und schön angeredet werden, und weide lieber meine Seele an dem Gedanken einst die Anrede zu verdienen, welche weiter unten auf der nehmlichen Seite steht, als daß ich niedrig genug seyn solte, je ein Versprechen zu leisten welches ich vielleicht zu halten, nicht die Stärke besäße, oder Pflichten zu übernehmen welche ich nur mit Wiederwillen und innern Kampf erfüllen könnte. Lächerlich würde vielleicht den meisten Menschen diese Art zu sehen vorkommen; Ihnen nicht, darum theile ich dieselbe auch nur Ihnen, mein Freund, ganz unverholen, mit. Solten wir hierin nicht zusammen treffen? sollte nicht auch vor Ihrer Seele ein Idéal stehen, in welches noch bis jetzt keine paßte, oder gepaßt werden durfte? Denn wie oft, und dieser Fall ist es besonders den ich fürchte, wie oft finden wir nach langen unnützen Forschen endlich das Original zu unsrem Gemählde, es fällt mit einemmahle ein Lichtstrahl in unsere Seele, wir wollen ihn festhalten, und greiffen in die Luft; wir glauben das Wesen gefunden zu haben, welches für uns das Einzige ist, und convenienz, Vorurtheile, Schicksal und Bestimmung, entreißen es uns auf ewig? nichts bleibt uns dann übrig als mit dem Reste unserer Ruhe, mit den geretteten Trümmern unsers Glück in die Arme der Freundschaft zu flüchten, und uns durch eine allgemeine nützliche Wirksamkeit, nach Maasgabe unserer Kräfte, die Assécuranz auf einen künftigen glücklichern Zustand zu erkaufen,

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welcher für edle, thätige, Menschenliebende Wesen nicht zweyffelhaft seyn kann. Einstweilen, mein Freund, laßen Sie uns schon jetzt so viele Stunden der Freundschaft und dem Vertrauen widmen, als uns von unsern trockneren Geschäften übrig bleiben; zweiflen Sie nie an meinem Herzen, an meiner unbeschränkten 105 Anhänglichkeit, schenken Sie mir die Ihrige, und Ihr Zutrauen, wenn Sie mich deßen werth halten; freuen Sie sich ein wenig auf unser Wiedersehen; ich hoffe Sie besuchen uns auf einige Tage in Kalbsrieth. Diese Aussicht beschäftigt meine thätige Phantasie sehr oft. schreiben Sie mir, aber immer durch unsere Marie; und nehmen Sie das 110 kleine Zeichen meiner Zuneigung mit Nachsicht auf, welches Sie durch dieselbe erhalten haben. Ihre Auguste.

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Freyberg, d 21t Feb. 1799. Bester Seckendorf! Ich habe schon lange dir schreiben, u das erneuerte Wiedersehen einigermaasen fortsetzen wollen, aber ein schicklicher Augenblick ist mir dazu noch nicht geworden. Vors erste muß ich mein Leid bezeigen daß ich die lezten Tage meines Aufenthalts dich noch so wenig genossen u gesprochen habe; u besonders wünschte ich jezt bisweilen manche Stunde bey Euch zubringen zu können, denn vermuthlich raucht Majer manchmal sein Pfeifchen bey dir, u ihr discurirt zusammen. – Den Tag vorher als ich abreiste schikte ich dir noch einen Brief an Paul Koll., von dem ich hoffe daß du ihn mögest erhalten haben. Begierig bin ich zu wissen, wie denn nun alles mit den Bewußten stehet; u wann der Hyperboräische Landsmann seine Reise antreten wird. – Schreib mir bald einmal über dies alles genau; u wie es überhaupt in Weimar geht, welche Eroberungen du da gemacht udgl. – Hast du die Ode in den Merkur gegeben, die du uns vorlasest? – Der Buchhändler scheint mit den Hyperboräern zu träumen, vielleicht wäre es besser du bändest mit einem anderen an. Mir geht es so ganz gut hier, ich bin fleißig u thätig, denn die Zukunft ist das Bild, das ich vor meinen Schreibtisch aufgehängt. – Suche mit Poßelt in Verbindung zu kommen oder mit Huber, der die Friedenspräliminarien schrieb, u der jezt sehr stark an der allgemeinen Zeitung arbeitet! – Wie gesagt ich bin begierig auf alles u wünsche daß es so ausfallen möge als ich wünsche. – D. 6t März Schreibe mir sobald als möglich nur einige Zeilen, wie es geht, u ob Maier schon wirklich in Weimar eingezogen ist. Bitte Majer daß er mit nächstem Posttag mir etwas weniges schreibt, da ich so lange nichts

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von Weimar gehört habe. – Ich schreibe ihm folgenden Sonnabend sicher, davon kannst du ihn präveniren. – An Attems habe ich geschrieben, aber auch keine Antwort. Von Colloredo habe ich neulich einen Brief aus Regensburg erhalten. Er ist wohl u noch der alte gute Freund. Es ist uns auf diese Art nicht so gegangen 30 wie dem Freund Knorring. – Mein Bester lebewohl; ich wünschte weiter nichts als ich Euch bisweilen mit dem Kanapee zu mir zaubern könnte. – Mach dich lustig, u schreib mir viel u allerley. – Addio addio Dein Wolfgang Herder

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In diesem Augenblick, mein theurer Freund, weckt man mich aus einem ziemlich unangenehmen Traume, zu einer sehr süßen Wirklichkeit; denn, indem ich die Augen öffne erblicke ich in einer, mir entgegengehaltenen Hand Mariens dicken Brief der mir einen lang gewünschten Einschluß erwarten läßt. Und siehe da, ich habe mich nicht geirrt; Ihr Brief, zwar schon vom 28sten Januar, doch deswegen meinem Herzen nicht weniger theuer, war bestimmt, mir, seit langer Zeit, das erste frohe Erwachen zu bereiten. Und mit welchen günstigern Eindrücken könnte man wohl den neuen Tag beginnen, als denen die man durch Nachrichten von seinen Lieben, durch neue Zeichen ihres Andenkens erhält? Gewiß mein bester Karl, Ihre Freundschaft, Ihre Theilnahme an meinem Geschick, Ihr Zutrauen zu meinem Herzen, versüßen mir manchen sehr trüben Augenblick, und geben einer, sonst sehr unintereßanten Existens einigen Werth, die außerdem keinen in meinen Augen haben dürfte. Sie haben mit Güte und Nachsicht die kleinen Beweise meiner Anhänglichkeit aufgenommen, die eigentlich auf Erfüllung mein e r W ün s ch e berechnet waren. Alles was ich je thun könnte Ihnen meine Freundschaft zu beweisen, geschieht aus Egoismus, verdient also keinen Dank; mir versuche ich Vergnügen zu machen, und giebt es Ihnen für einen Moment eine angenehme Empfindung, so bin ich überreichlich belohnt. Jetzt, mein Freund, nehmen Sie aber meinen herzlichen Dank für Ihr liebes Geschenk. Ich sage Ihnen nichts über meine Freude bey deßen Empfang, und überlaße es Ihrem Herzen zu fühlen, was ich schlecht genug, ausdrücken könnte. Ein Geschenk was jedoch in meinem Augen noch mehr Werth hat als das sichtbare, so theuer es mir auch ist, enthält Ihr Brief; innig gewünscht, lang ersehnt, und jetzt mit Entzücken aufgenommen, ward es, dieses schmeichelhafte Geschenk Ihres Ver tr auens . Können die Gefühle meines Herzens für Sie, die ungetheilte Aufmerksamkeit die

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mein Geist Allem schenkt, was Sie betrifft, das innigste Streb en nach Vervollkommnung, und ein Wenig schon e r l a n g t e Menschenkenntniß, mich deßen werth machen, so ist Ihre Wahl vernünftig und zweckmäßig; gehört mehr zu dieser schönen Stelle, freylich, dann muß ich ihr entsagen. Wenn man in einem, noch nicht ganz zwanzigjährigem Leben, schon so oft, und so schrecklich verkannt worden ist als ich, so setzt man sich leicht an die Stelle von Menschen die, mit viel mehr Vorzügen, mit viel mehr innern Werth, dennoch den nehmlichen Prüfungen ausgesetzt werden, weil es auch ihnen, sowie viel unbedeutentern Geschöpfen an einer gewißen Nachsicht gegen Schwachköpfe und Heuchlern fehlt, an einer kaltblütigen Überlegung des wenigen Vortheils der daraus entsteht, solchen Menschen, in Gleichgültigen Dingen, die Spitze bieten zu wollen, und des großen Nachtheils den man sich bereitet, macht man sich dieselben zu Feinden. Sie finden sich, mein lieber Karl, viele Fehler, die ich Ihnen noch nicht habe vorwerfen hören, von denen ich noch weniger urtheilen kann, weil ich dazu nicht lange genug mit Ihnen war; Sie verlangen von mir Offenherzigkeit und Wahrheit; soll ich Ihnen die nennen die man am meisten wünscht abgelegt zu sehen? es sind solche von denen ich Ihnen nicht läugnen kann, daß ich selbst, in der kurzen Zeit die ich so froh mit Ihnen durchlebte, einige Spuren bemerkt habe. 1) etwas zu viel Streitsucht, und Mangel an Nachsicht gegen unschädliche Irrthümer und Schwächen anderer. So edel es ist, in allen entscheidenden Fällen, wo auf das Urtheil eines Manns, etwas ankömmt, fest bey der einmal, nach reifer Überlegung, fest gesetzten Überzeugung stehen zu bleiben, und sich weder durch eine übel verstandne Politick, noch durch eine sträfliche und verächtliche Schwäche davon abbringen zu lassen, so wenig erwartet man von einem verständigen, geist vollen Mann, eine so hartnäckige Anhänglichkeit an seine Meynungen, daß er im gesellschaftlichen Leben, sich lieber für einen eigensinnigen, streitsüchtigen, sonderbaren Starrkopf, halten laßen werde, als einmal nicht seine Üb erzeugu n g, sondern nur die Ver t heidigu ng der selben aufzugeben, und entweder mit einem gutmüthigen Scherz das Gespräch auf etwas andres zu lenken, oder sich, sind die Menschen mit denen er Gelegenheit zum Streit hätte haben können, zu sehr unter ihm, mit einem nicht beleidigenden aber mitleidigen Lächeln zurück zu ziehen. Ohne mich, in irgend einem Bezug, mit Ihnen vergleichen zu wollen, lieber Karl, so bin ich doch im Stande ein Beyspiel zu geben daß diese Art die beßre ist. Vor einigen Jahren war ich von allen Menschen die nicht Gelegenheit hatten mein Herz genau kennen zu lernen, gar nicht geliebt, denn ich hatte im höchsten Grade den Fehler den man Ihnen vorwirft. Seit ich über die Ursache nachgedacht und mich bemüht habe duldsamer und nachsichtiger zu werden, bin ich doch immer an jedem Orte so glücklich von niemand gehasst, und von einigen Personen vielleicht sogar geliebt zu werden. Und daß ist schon viel, zumahl für eine Person deren äu ßere Verhältnisse sie so leicht dem Neide ausset-

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zen können, der nie v erz eiht . Nun komme ich zu dem 2ten Wunsche der Ihren Freunden noch übrig bleibt, um Sie Allen in dem Lichte erscheinen zu sehn in dem sie selbst, Sie erblicken. Man wirft Ihnen in der Welt vor, Sie wären zu rasch, etwas voreilig sogar, in Ihren Urtheilen über Begebenheiten, Vorfälle, Verhältnisse, und Menschen. Wenig Menschen haben in Ihren Jahren den Grad der Reife des Verstandes, den Grad von Beurtheil und die Stufe der Erfahrung erreicht gehabt, auf welcher Sie stehen. Ungern gesteht der gewöhnliche Erdensohn andern, besonders jüngern Leuten, Vorzüge zu, die er nicht hatte, oder noch nicht besitzt. Nie werden Sie dahin gelangen daß man Ihrem, vielleicht raschen und bestimmten Urtheil, beypflichtet. Man wird innerlich vielleicht Ihnen Recht geben müssen, weil man der Stimme der Wahrheit sein Ohr nicht ganz zu verschließen vermag; aber man wird es Ihnen, so lange Sie so jung sind, nie vergeben können, klüger zu seyn als manche Herrn in Perrücken, und mit dem Stern. In Politischen Verhältnißen, lieber guter Karl, glaube ich, muß man heut zu Tage besonders vorsichtig seyn. Durch nichts macht man sich mehr und hartnäckigere Feinde, durch nichts schadet man seiner Existens mehr, als durch nicht völlig überlegte Gespräche über diesen Gegenstand und geäußerte Meynung über diese Dinge. Die vernünftigsten Leute haben oft über diesen Punkt die unverdautesten idéen, und wenn man über jemand nichts anders sagen kann, so bleibt einem der Ausweg ihn über seine Politischen Grundsätze zu verketzern. Und nun, werden Sie meinen warmen Antheil an Ihrem Glück, meiner innigen Freundschaft die langweilige Abhandlung vergeben? werden Sie mich nicht des Misbrauchs Ihres Zutrauens und Ihrer Nachsicht beschuldigen? Doch nein, Sie kennen mein Herz, Sie lesen in seinen geheimsten Falten und können den Eifer nicht verkennen der meine Feder führt, solte er auch zuweilen weiter gehen, als mir Ihre Freundschaft zu erlauben, Willens war. Mein theurer, mein ewig unvergeßlicher Freund! wie stolz ist das Herz Ihrer Auguste auf das Zutrauen, das Wohlwollen, die gute Meynung, des Ihrigen, das ich mir schmeichle zu verstehen! Könnte ich meinen lieben Karl, doch allen edlen und guten Menschen durch meine Augen sehen, und ihn von allen andern bewundern machen, wie er es verdient. Marie schreibt mir von der Berliner Reise viel; Sie wiederzusehen, ist der Vortheil davon den sie, scheint es, am meisten berechnet, und den allein ich ihr beneide. Macht Ihnen die Reise Freude so wünsche ich herzlich daß Ihnen die Umstände erlaubt haben mögen daran Theil zu nehmen; Sie sehen wie wenig egoistisch ich bin, wenn von I hrer Zu friedenheit die Rede ist, denn läugnen kann ich es nicht, daß ich nicht ganz frey von der Sorge bin, alte Freunde durch neuere, vielleicht interessantere verdrängt zu sehen. Wie gern jedoch wolt’ ich Menschen weichen die zu Ihrem Glück t hät ige r zu wirken im Stande wären als ich; ein Geschöpf die es sehnlicher wünscht , zu finden, ist ohnmöglich. Diese Reise wird Ihnen, in jeder Rücksicht wohl thun, genießen Sie die Annehm-

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lichkeiten derselben, mit dem jugendlichen Frohsinn, den ich bis jetzt noch immer bey Ihnen vermißt habe, und den ich freylich nur andern empfehlen, mir selbst noch nicht zu eigen machen konnte. Ich zweifle nicht daß die Geselschaft unserer muntren Marie, glücklich auf Ihre Stimmung wirken wird, ob ich gleich nicht hoffen darf daß Sie während den bestimmten 6 Wochen so ganz frey von allen Unannehmlichkeiten seyn solten, als ich es wünschte. Zwey so verschiedene Menschen, wie Sie und Ihr Vater, und wo keiner nachgeben, und der Sohn dem Vater nie etwas nachsehen will, können nicht lange beysammen seyn, ohne beyde, Veranlassungen zu Streit und Misvergnügen zu finden. Wenn Ihnen mein theurer Karl, mein Andenken werth ist, so denken Sie meinen Nahmen, meine Anhänglichkeit für Sie, meine treue Freundschaft, bey jedem beginnenden Hader, und ich hoffe, über dem Gedanken an ein Wesen was so mit ganzer Seele an Ihnen hängt, müßen Sie die Antwort vergessen, die so eben auf Ihren Lippen schwebte. Gewiß werden Sie in Berlin angenehme Bekanntschaften machen. Für die G e s e l s ch a f t sind die berliner Damens sehr angenehm; ob daselbst in andern Rücksichten, Ihre Begriffe von unsern Geschlecht können erhöhet werden, weiß ich nicht, und bezweifle es beynahe; der Ton ist sehr frey und die Sitten, nach allem was ich in Lauchstädt im berliner Cirkel bemerkt, höchst verdorben. Es ist mir angenehm daß Ihre Reise in die jetzige Zeit fällt, und nicht später; im May oder später im Sommer hoffe ich immer noch nach Sachsen zu kommen; weit entfernt unsere Reise zu beschleunigen, wie Sie glaubten, scheinen Ihr bis jetzt die Politischen Begebenheiten mehrere Hindernisse in den Weg legen zu wollen. Sie wissen die Veränderung die, gerade in dem Augenb lick, wo s ie sich zutrug, sehr u nerwar t et er Weise, hier Statt gefunden. Das Ganze hat dadurch ein ganz neues Ansehen bekommen. Bey dieser Lage der Dinge wird sich mein Vater schwer entschließen können, die Gegend, und seine Geschäfte in derselben, zu verlassen. Doch sucht er im Sommer gewiß einige ruhige Wochen irgendwo in einem Bade zuzubringen und unser Weg muß uns dann hin- oder herwärts, über Kalbsrieth und Weimar führen. I ch werde d a r au f bestehen, und es zur Bedingung machen, unter der allein ich meinen Vater begleite, der die Güte selbst, und sehr an meine Geselschaft gewöhnt ist. Diese Hoffnung Sie wiederzusehen gebe ich um nichts auf, als um die idée daß es Ihnen lieber wäre mich nicht zu sehen; dann freylich, würde ich mich nicht in meine väterliche Fluhren zurück sehnen. Hier lebe ich, ohngeachtet der Unruhe um mich her, sehr still und ungestört. Ich nehme früh 3 Stunden, im Englischen, Italienischen, und Musik; dann besorge ich die einigen Corespondenzen die mir interessant sind, ziehe mich an, oder mache eine kurze Morgenvisite, zuweilen bey der Tante, die mich oft und mit viel Antheil nach Ihnen und den Ihrigen fragt. Wir essen gegen 2 Uhr und dann wird entweder ein Wenig spazieren gegangen, oder ich lese bis es

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Von Jean Paul Friedrich Richter, Weimar, 13. April 1799

dunkel wird, in meinem Zimmer. Abends gehe ich auf einige Stunden aus, oder ich arbeite bey meiner Mutter, wo meistens einige Personen zum Thee sind. Ist Theater so ist es desto angenehmer. Das ist, außer dem Umga ng mit gelieb 150 te n M e n s ch e n , und einer guten Lecture das Einzige, was mich noch freut. Und auch dieses Vergnügen verliert oft seinen Reiz in meinen Augen, wenn ich bedenke wie weit entfernt ich von dem andern bin. Einige ganz angenehme Bekanntschaften habe ich hier gemacht, doch, was sind mir die Menschen um mich, meinen guten Vater ausgenommen, gegen die 155 die mir fehlen? Nun genug von mir; ich fürchte diese lange Epistel wird Ihnen für die Zukunft abschrecken mir umständlich und offenherzig alles zu schreiben was Ihnen durch den Kopf geht; und wie sehr wünschte ich diese Ungezwungene Zutraulichkeit in unsern Briefwechsel einzuführen! Leben Sie wohl, mein theurer, verkannter, doch von mir unaussprechlich geschätzter Freund. In welchem 160 Lichte Sie auch der Welt und sich selbst erscheinen mögen, mir erscheinen Sie ewig mit der Glorie, womit Sie Ihre Tugenden, und mein zärtliches Gefühl umgeben. Farewell my dear, exaltet Friend. Your Augusta.

21. Von Jean Paul Friedrich Richter, Weimar, 13. April 1799 Weimar d. 13 Apr. 99 Sie können, lieber Seckendorf, die Bitte nicht errathen, die Ihnen so viele Meilen weit nachläuft. – Fr. v. Kalb sprach mit Ihnen von einem Jüngling, der gern der Sekretair Ihres H. Vaters sein möchte. Es ist mein Bruder. Was ich als der seinige 5 von ihm sagen darf, ist daß er schon ½ Jahr Jurisprudenz studiert hat – daß er deutsche u. französische Kallygraphie, die Fertigkeit in beiden Sprachen und sogar (wenn der Staat mit alten Römern u. Griechen noch Verhältnisse bekäme) in den Sprachen dieser Völker und die gewöhnlichen Auxiliar-Wissenschaften der Schule und Lebens-Gewandtheit besizt. Was ihm noch fehlt, ist eben das was ich 10 durch Sie jezt suche – ein Sekretariat, oder ein gebahnter Weg des Lebens. Die Bedingungen seines Verhältnisses, wenn Ihr H. Vater die Güte hätte, sie zu machen, würden mich gewis nichts kosten als einen Brief, der das Ja enthielte. – Ich bitte Sie um frühe Antwort. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, leben Sie wohl! In einem architektoni15 schen Universum wie Berlin vorstelt, mus man jede Freude und Seele finden können, deren man bedarf. Dieser Stadt-Welt fehlt jezt nichts als was wir hier bald sehen werden – ihre Weltseele, der König, der durch Weimar geht. Addio! – Jean Paul Fr. Richter

Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 17. April 1799

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22. Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 17. April 1799 Offennau, ohnweit Heilbronn, am 17ten April 99.

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Zwar weiß ich nicht, lieber Karl, was Sie von der langweiligen Thörin sagen werden, welche Ihnen schon wieder mit Ihrem überflüßigen und uninteressanten Andenken, mitten in das Geräusch der brillantesten Cirkels verfolgt; doch ich wag’ es noch einmal mit festem Vertrauen auf die Freundschaft, welche, wenn auch oft verkannt, doch von edlen Seelen nie zurückgestoßen wird. Seit acht Tagen bin ich jetzt hier, auf einer Saline welche mein Vater in Compagnie mit ein paar Freunden und Sachverständigen, vom deutschen Orden in Pacht hat. (Dieß ga n z unter uns.) Ich soll bey seinen vielen Geschäften, durch meine Geselschaft etwas zu der Aufheiterung des besten Vaters beytragen, und bedürfte derselben so oft und nöthig selbst! Den ersten frohen Moment seit ziemlich langer Zeit, verschafte mir die Ansicht Ihres Briefs, aber auch nur d i e s e , denn, als ich den Inhalt las, und fand, daß Sie wieder unzufrieden mit Dingen, Menschen und Umständen sind, immer mit Sich selbst im Streite, immer das Herz voll Bitterkeit gegen andre, gegen Sich und das Schicksal, wie konnte da meine Seele, so ganz voll Freundschaft, voll zärtlicher Anhänglichkeit für Sie, wie konnte sie da ruhig und froh bleiben? Gar nichts kann ich Ihnen entgegensetzen; Ihre F ehler gestehen Sie ein, und haben den ernstlichen Wunsch sie zu verbessern; Ihre Klagen sind gerecht, das weiß’ ich, das fühle ich; und dennoch, däucht mich Sie könnten den einen standhafter entgegen arbeiten, und Sich stolzer, im Gefühle Ihres innern Werthes, über die andern erheben. Vielleicht, lieber Karl, (und beynahe, fürcht’ ich es,) werden Sie mich verkennen, vielleicht in eben dem Wes en eine lächerliche, prätenziöse 20jährige Moralistin sehen, welches als Ihre wärmste, treuste, uneigennützigste Freundin gesehen seyn wolte, ich darf es wohl sagen, auch gesehen zu werden verdient. Ich werde dann wie es mir schon so oft geschah, ein Schicksal mit Ihnen theilen welches oft Menschen betrifft, so etwas über den großen Haufen erhaben sind, aber doch um diesen Preyß, soviel er mir auch ist, die médiocritaet nicht eintauschen wollen, welche zwar wenig Leiden zu fürchten, aber auch wenig edlen wahren Geistes- und Herzens-Genuss, zu hoffen hat. Wie viel hätte ich Ihnen über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges zu sagen, mein Freund, wenn ich so glücklich wäre Sie auf ein paar Tage zu sehen! Im Grunde kennen Sie mich und die Geschichte meines Geistes und Herzens viel zu wenig, um mich so, wie ich wirklich bin, zu erblicken und dann, ohngeachtet jede Täuschung alsdann aufhörte, dennoch zu Lieben, mit dem schönen brüderlichen Gefühl an welchem Ihr Herz so reich ist. Wenn Sie mich so ganz kennten, so würden Sie begreifen warum ich gerade so und nicht anders sehen,

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fühlen und denken lernte, warum ich so voll Schwachheiten und Fehler, und doch, wie ich glaube, so ziemlich frey von Vorurtheilen bin, warum ich die Menschen und Verhältniße um mich herum so ziemlich richtig beurtheile, und doch noch immer so oft hintergangen werde, wenn mein Herz, welches eigentlich freylich schon lange keine Stimme mehr im Congresse meiner Intéléctuellen Fähigkeiten haben solte, zufälliger Weise mit ins Spiel kömmt. Dann würden Sie sich nicht mehr wundern wenn Sie meinen Tadel Ihrer Unzufriedenheit, und Klagen über eigne Leiden, in vertraulicher Einigkeit in einem und demselben Briefe beysammen fänden. Sie werden mich fragen, wenn Sie es anders der Mühe werth finden, worinn diese Leiden bestehen, oh! so kann ich Ihnen gewiß eben so viel anführen als Sie mir. Seit Jahren ist mein Herz nicht heil worden von den nie versiegenden Qualen der Trennung von geliebten Menschen; stets suchte es mitfühlende Seelen auf an welche es sich anschließen könnte, schloß sich mit der ihm eignen Innigkeit an, wenn es eine gefunden, und ward, sobald es sich an dieses Bündniß gewöhnt, sobald es ihm unentbehrlich geworden durch des Schicksals eiserne Hand, oder die Macht der Vorurtheile losgerißen, und in einen entgegengesetzten Wirbel der Erde geführt, allein, blutend, fern von jeder lindernden verbindenden Hand, die der, darin überhand nehmenden Bitterkeit entgegengearbeitet und es zur Wirklichkeit, der ihm noch blühenden Freuden, und einer schönen Wirksamkeit, zurück geführt hätte. Ich habe immer mit Menschen gelebt, und lebe, meinen guten Vater ausgenommen, noch mit solchen, welche durchaus nicht im Stande sind die Triebfedern meiner gewöhnlichsten Handlungen zu beurtheilen, die Tugenden, in mir erblicken, durch die ich nie brillirt, und Fehler, so ich nie gehabt habe; die mein Gefühl, Schwärmerey, meine Faßung, bey nicht zu ändernden Fällen, Kälte, meine reizbare Empfindlichkeit Zorn und emportement, und meine Festigkeit, undelikateße, nennen. Meine Freunds cha ft , (in d e r e d le M e nschen, doch ohnmöglich Rücksicht auf Verschiedenheit des Geschlechts, sondern gewiß immer nur auf die moralische individuallitaet des Menschen den sie derselben werth halten, nehmen können) halten sie für Liebe; meine Li e b e für Maske und Tändeley; die Zuversicht, mit welcher ich nach meiner besten Einsicht und im Gefühl der Reinheit meiner Absichten handle, nennen sie Affronterie, meine, sehr selten sich zeigende, Munterkeit Leichtsinn, und meinen gewöhnlichen Trübsinn, Humor. Scheine ich mich nach Menschen zu sehnen die mir theuer sind, so thue ich es um mich intéressant zu machen; suche ich im Gegenwärtigen einigen Ersatz für das Entfernte, so habe ich die ganze Welt vergeßen, bin ein Mädchen wie alle andre, bringe meiner Eitelkeit jedes Opfer, und weiß mich über alles zu trösten; kurz, es ist ohnmöglich gräßlicher verkannt zu werden, schändlicher verläumdet, und verkehrter beurtheilt, als ich; und das alles von Menschen die, ohne zuviel Eitelkeit von mir, gesagt, mir an Verstand nicht völlig kommen und an feinem Gefühl, an Erziehung, an Bildung des

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Geistes und Herzens gar sehr weit unter mir sind. Hier, mein lieber Karl, haben Sie den pendant zu Ihrem Briefe, ich glaube immer unsere griefs gegen die Menschen und unsere Lage ins Besondre, können sich miteinander messen. Für den großen Vortheil den Sie mir anführen werden, einen Vater zu haben, wie der Meinige, so vorurtheilsfrey, so billig, so ohne égoismus, so besorgt für mein Glück, stelle ich Ihnen den überwiegenden entgegen, daß Sie ein M a n n sind, und ich hingegen nur ein schwaches unterdrücktes Geschöpf von einem Mädchen. Sie können s o viel durch sich selbst , und ich s o wenig, und das, noch immer, durch andre. Sie können Sich Freunde wählen wie Ihr Herz will, ohne Rücksicht auf andre, und ich muss so oft da, wo mein Herz gern am lautesten spräche wo ich mich so gern einem edlen menschlichen Wesen um den Hals würfe und spräche: sey mein Freund! kalt vorüber gehen, meine Empfindung unterdrücken, und wohl gar diese Menschen meiden. Hier haben Sie 2 Blätter voll, und blos von mir. Schlechten Dank werden Sie mir wissen für meine Pünktlichkeit im Schreiben, und würden es vielleicht gerne sehen wenn ich manchmal eine Antwort schuldig bliebe. Doch, wie wäre mir das gegen Sie möglich, mein guter Karl! ganz gleichgültig bin ich ja Ihrem Herzen auch nicht, das weiß ich sicher, und meine herzliche Freundschaft wäre Ihnen im Grunde so wenig feil als mir die Ihrige. Mariechen bekömmt einen weitläuftigen Brief von mir, so bald sie mir einmal eine Stunde im lärmenden Berlin geopfert haben wird. Schreiben Sie mir doch, Lieber, wenn Sie glauben von Berlin wegzugehen, und welchen Weg Sie nehmen werden. Solten Sie über Dessau gehn, so sage ich Ihnen eins; vermeiden Sie die Bekanntschaft mit Lichtensteins. Er ist ein Schwächling und sie eine Canaille, bey der man kein Laster vergebens sucht. Gewiß, lieber Karl gehört viel dazu ehe ich aus der wä rms ten F reundin, s o das G e ge n t h e i l werde, daß ich das zu sagen über mich gewinnen kann. Wenn Sie Freundschaft für mich haben, so verschließen Sie diese Äußerung tief in Ihr Herz, merken Sie sich dieselbe aber wohl, und suchen Sie jede Bekanntschaft, auch zwischen Ihrem Vater und der Marie und diesen Menschen, zu verhindern. Es sind niedrige Seelen, welche meinem Vater alle seine Freundschaft mit dem schwärzesten Undank gelohnt und durch die niedrigsten Mittel versucht haben, die Uneinigkeit und Verwirrung in unsere Familie zu streuen, und so alle häußliche Zufriedenheit aus unsern Cirkeln zu verbannen, in welchem sie mit Liebe, Theilnahme, und Herzlichkeit, aufgenommen worden. Dieß alles bleibt indeß, so hoff’ ich von Ihnen, ganz unter uns. Wahrscheinlich gehn Sie doch alle auf ein paar Tage nach B. zu Üchtritzens. Da führt Sie dann Ihr Weg über Dessau und Leipzig, dieß brachte mich auf die idée Ihnen den Wink zu geben. Dessau ist in jeder Rücksicht intéressant zu sehen; man kann nicht leicht da seyn ohne dem Fürsten vorgestellt zu werden, und Lichtenstein spielt jetzt durch seine Talente und

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Gabe der Unterhaltung, eine Rolle bey demselben. Kommen Sie nach Belgershayn, so sagen Sie ja nicht daß wir uns schreiben; in der Tante Augen ist eine Cor120 respondenz zwischen zwey jungen Leuten, welche weder Bruder und Schwester, noch Braut und Bräutigam sind, ein unverzeihliches Verbrechen. Die Miserabilitaet des Oncle Üchtritz schonen Sie ja, wenn Sie mir ein bischen gut sind. Wenn er gar zu langweilig ist, und viel albernes Zeug spricht, wenn Sie im Begriff sind ihn zu persiffliren, so denken Sie an mich, an die vielen Jahre wo ich seinen ennui 125 ertragen, seine Schwächen bemitleidet und unter seinen Vorurtheilen gelitten habe. Thun Sie es aus Freundschaft für mich, daß Sie ihn schonen und ertragen; wir wollen ja auch daß andre Menschen mit unsern Fehlern Geduld haben sollen. Gestern Abend erhielt ich einen Brief von Julie; sie ist wohl und die Tanten auch. Vergeben Sie mir, mein guter Karl, wenn mein Brief Ihnen Langeweile ge130 macht, und laßen Sie sich dadurch nicht abschrecken mir bald einen neuen Beweiß Ihres Andenkens, zu geben. Von hieraus wäre es freylich sehr schwer Ihren Détails vom Berliner Auffenthalt die Wage zu halten. Adieu, my dear Cousin, j am always rejoiced to hear of you. Augusta

23. An Jean Paul Friedrich Richter, Berlin, 30. April 1799 Berlin, am 30st April. 99. Ich beantworte Ihren Brief, am 20st erhalten, etwas spät. Allein, wenn auch mein Freund Majer den erhaltenen Auftrag für Sie, mitlerweile vergessen hat, wird die Natur Ihres gegen mich geäusserten Wunsches in Ihren Augen selbst die Ur5 sache meiner verspäteten Antwort sehr leicht erklären können. Hier die getreue Erzählung des Erfolgs Ihres Auftrags. Auch ohne gewust zu haben, daß der bewuste junge Mann, von dem mir die Fr. v. Kalb gesprochen hatte, Ihr H. Bruder sei, würde ich die Wünsche der lezten gesucht haben zu erfüllen, Ihr Brief hingegen veranlaste mich, deutlicher zu sprechen. Ich ging nun gerade zum Minister 10 Hardenberg, stellte ihm die Lage, die Sie mir geschildert haben, gerade zu vor und wünschte bestimte Erklärung. Sie erfolgte erst nach einigen Tagen, und ging dem Wesentlichen nach dahin, daß, um irgend eine Carriére im preussischen, wenn auch als Privatsekretär anzufangen, müsse sich der Kandidat irgendwo zum Examen auf das, was er eigentlich zu seinem Hauptfache gemacht habe, stel15 len. Bestände er das so würde er als Auscultator angestellt, und unter diesen wähle als dann der Minister diejenigen, welche Geschiklichkeit dazu besässen, zu Privatsekretären, oder lasse sie in seinem Departement unter seinen Augen arbeiten, und sorge für ihre Beförderung. Dies sei der einzige Weg, den er eröffnen

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könne, und er erwarte, ob Ihr H. Bruder ihn zu betreten wünsche. Dann könnte er 20 sich directe an ihn wenden, und sich in Baireut oder sonst wo examiniren lassen.

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Ich glaube aber nicht, daß dies Ihre oder Ihres Hn Bruders Absicht sein wird, denn es ist keine gewisse Aussicht, und es kann ein auch 2. Jahre ohne Besoldung hingehn. Aber es ist wahr, es ist der einzige Weg auf dem in Preussen irgendwo anzukommen ist, seitdem die Favoritenschaft aufgehört hat, es ist der einzige, den ich jeden jungen Menschen meiner Bekantschaft habe betreten sehn, und ich müste ihn selbst betreten, wenn ich hier Aussichten erwartete. Da ich meinen Vater kenne, und nicht glaube, daß ein junger Mensch, dessen Charakter und Lebensplan noch nicht völlig ausgebildet ist, zumal in so frühen Jahren, bei ihm auf der rechten Stelle sein dürfte, so wollte ich mit ihm anfangs gar nicht darüber sprechen. Um nichts zu versäumen, habe ich es dennoch gethan – aber die Stelle seines Sekretärs ist gegenwärtig besezt. Eine einzige Aussicht vermag er zu eröfnen, wenn Ihr H. Bruder Mineralogie versteht. Erwägen Sie nun selbst Gründe und Gegengründe. Andere Personen habe ich noch nicht gesprochen, wenigstens solche nicht, von denen sich etwas erwarten liesse. Kann ich noch etwas bestimteres erhalten, so werde ich Sie sogleich davon benachrichtigen. Ich erwarte mehr vom günstigen Zufall, nichts von Ministern und Departementschefs – denn vergessen Sie nicht, daß es diesen Herrn nicht um Talente, nur um s o lide Bro dkentn i s s e zu thun ist – diese gelten, was sie zählen, und es felt ihnen nicht an Zudrang solcher Leute, wie sie brauchen. Hier erzält man mir eine Menge Partikularitäten von Ihnen mit Zuverlässigkeit, unter andern, daß Sie eben den Junggesellen- mit dem kalten, rechnenden Ehestand vertauscht haben, und zwar für Frau von Berlepsch. Aus Weimar schreibt mir kein Mensch, ich widerspreche daher nicht, ich wünsche es aber kaum, denn ich kann nicht glauben, daß das Geschlecht, das Sie so sehr achten, in Ihren Augen gewinnen wird, wenn Sie daran gefesselt sind. Wenigstens ist dies meine Empfindung, wenn ich mich in diese Lage denke, und das wäre für jenes Schade. Meine Rükkehr wird dies, und auch unsre Sisteme gegeneinander aufklären, wenn sie verschieden sind. – Was Sie mir von Berlin sagen, gilt nicht von der Hofwelt, die ich bis jezt allein kannte, wo fände ich da die Seele, deren ich bedarf. Aber ich fange jezt an, Blikke in eine andre zu werfen, zu deren Genuß ich manchen um her wünsche, der gemacht ist, sie mit mir zu theilen. Leben Sie wol. Seckendorf

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24. Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 8. Juni 1799 Offennau, am 8ten Juny 99.

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Schon lange, mein theurer Karl ist Ihr lieber Brief in meinen Händen, und heute erst finde ich Zeit, und eine paßende Stimmung, um Ihnen dafür zu danken, und Ihnen zu wiederholen, wie werth meinem Herzen jeder neue Beweiß Ihres Andenkens ist. Viel habe ich diese letzten 4 Wochen zu thun und zu besorgen gehabt; Zubereitungen auf einen Sommeraufenthalt hier; Einkäufe von Meubles in ein neueinzurichtendes Hauß in Mannheim; Besorgungen meiner eignen Geschäfte, da ich meine Jungfer wegthue, und alles selbst übernehmen musste; sehr war ich geplagt, und am meisten seit den 8 Tagen die ich wieder hier bin; schon seit ein paar Jahren lag mir die Sorge für eine arme Familie ob, welche mit Sehnsucht dem Augenblick entgegen sah, wo ich etwas mehr, als blos momentaneuse Hülfe leisten könnte. Jetzt habe ich dem Manne, der lange bey meinem Oncle u. Bedienter gewesen ist, und für den d i e s e r schlecht gesorgt hat, eine Stelle hier bey der Saline verschaft, der Frau, welche meine Mutter erzogen, Arbeit gegeben, und das jüngste Mädchen zu mir genommen. Sie können leicht denken wie viel Mühe und Sorge mir diese Sache gemacht, und wie sehr sie meinen Wirkungskreis erweitert hat. Dies ist es, was mein Geist so sehr bedarf, um ihn aus der gefährlichen Léthargie zu reißen, in welche der Gram seit langer Zeit ihn versenkt hatte. Ich strebe nach nützlicher Wirksamkeit, ich bin von Natur sehr thätig; Geschäfte allein, können mich erhalten. Einige müßige Tage, versetzen mich in einen Zustand von Dumpfheit, von Apathie, für welcher ich mich fürchte, weil sie mein Nervensystem vollends zerüttet, welches ohnedieß durch so viel verschiedene Gemüthsbewegungen sehr reitzbar, und erschüttert worden ist. Wahrscheinlich trifft Sie mein Brief wieder in Weimar, lieber Karl; Marien suche ich noch in Belgershayn. Diese Ungewißheit macht daß Sie vielleicht diese Zeilen spät erhalten. Klagen Sie deshalb mein Herz nicht an, sondern nur die Umstände, die mich verhindern Ihnen directé zu schreiben. Wenn ich mich anders noch wo gefallen kann , so ist es in dieser schönen Gegend, am Ufer des Neckars, wo wir jetzt ein sehr friedliches großes Bauernhauß, am Eingang eines freundlichen Dorfs, 2 hundert Schritt vom Salzwerk, bewohnen. Ich habe ein schönes Eckzimmer mit 4 Fenstern, die Aussicht ins Grüne, welches meinen kranken, verweinten Augen wohlthut. Meine kleine Jenny ist noch viel bey ihrer Mutter, bald aber wird sie ganz bey mir seyn; es ist ein sanftes Kind, auf welches meine trübe Laune, wie ich besorge, nicht vom besten Einfluß seyn wird, ob ich gleich von der üblen Gewohnheit frey bin, ungeduldige und heftige Humors zu haben, oder wohl gar an andern auszulaßen. Einst war ich sehr auf diesem gefährlichen Wege; seit ich réelle Leiden getragen habe, verschließe

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ich meine Gefühle in mich selbst, und man bemerkt sie blos an meinem Schweigen und verweinten Augen nach einer durchwachten Nacht. Gern glaube ich Ihnen, mein Freund, daß Sie über die Art und Ursache meines Kummers keine bestimmte idée haben. Vielleicht kömmt einmal eine Zeit wo wir uns länger sehen und vertraulicher sprechen können; dann, wenn es noch einiges intéressé für Sie hat, ist es mir vielleicht möglich, Ihnen Aufschlüße über meine vorige und jetzige Lage, über den Gang meiner idéen und Gefühle, über meinen Geist und mein Herz, über mich und andre Menschen, zu geben, welche es Ihnen deutlich machen werden, warum ich so und nicht anders bin , d e n k e , und e m p f i n d e . Bis dahin versagen Sie meinem H e r z e n Ihre Achtung, und meinem S ch i c k s al Ihre Theilnahme nicht; meinen V e r s t a n d beurtheilen Sie erst d a n n . Sie, und sehr w enige ausser Ihnen, können mich ganz verstehen; Ihnen ist meine Schwärmerey nicht neu und nicht lächerlich; Sie ehren meine Gefühle auch dann, wenn Sie sie nicht theilen, und staunen nicht ein Geschöpf zu finden, das, ohngeachtet seiner Mittelmäßigkeit, doch nicht in die wirkliche Welt paßt. Dem Glück Sie im Laufe dieses Jahres wiederzusehen, muß ich leider, entsagen. Schwerlich werden wir diese Gegenden verlassen, es müßte denn seyn um auf einige Wochen nach Waltershaußen und ins Bockleter Bad zu gehen. Daß die Festungswerke in Mannheim démolirt werden, und die Franzosen sich zum Abzuge rüsten, wissen Sie. Wir sind alle sehr froh darüber, da es den Einwohnern auf die Zukunft eine ruhige Existens versichert. Wir haben ein recht liebliches Hauß daselbst gemiethet, welches wir gegen den Winter beziehen, und ganz allein bewohnen werden. Seit mich so gar nichts mehr zu freuen im Stande ist, lege ich einen großen Werth auf die Bequemlichkeiten des täglichen Lebens. Sie können uns alle i n keine Freude gewähren, aber ohne sie, ist es beynahe unmöglich, das Leiden standhaft zu ertragen. Eine Stelle in Ihrem Briefe hätte mich beynahe lachen machen. Sie schätzen an Herrn und Frau von Lichtenstein die Stärke des Geistes sich von allen Vorurtheilen so gänzlich loszureißen; in der That ist das auch, n i ch t a lle i n in diesem Fall, dieser Familie Haupt force; es ist mir so viel an Ihrem Beyfall gelegen, daß Sie seit dieser Äußerung keinen Augenblick sicher sind meinen Nahmen unter der Rubrick: „Angehende Künstler und Küns tl eri n n e n “ in irgend einem Journale zu lesen. Wirklich bin ich schon in voller Thätigkeit die Bollwerke der Vorurtheile niederzureißen, welche ohnedieß bey mir nie sehr fest waren. Scherz bey Seite; Sie haben sich über meine heftigen Äußerungen in Betreff dieser Menschen gewundert. Trauen Sie es meinem Herzen zu daß ich mich n ie so äu ßern w ü rde ohne die schrecklichen Aufforderungen zur tiefsten Verachtung und zum, zwar unthätigen, aber unauslöschlichen Haß welche ich von diesen elenden schmutzigen Seelen erhalten habe. Ihnen schriftlich die geheime Geschichte die zwischen uns und ihnen vorgefallen, zu

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détailliren, wäre zu weitläuftig; mündlich sollen Sie alles erfahren, und meine Heftigkeit wird gerechtfertiget seyn. Adieu mein theurer Freund, leben Sie wohl, seyn Sie glücklich, Sie verdienen 80 es zu seyn, und gedenken Sie meiner. Auguste.

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Schleiz 7. Jul. 99. Lieber Seckendorf! Gruß und Kuß und brüderlichen Handschlag zuvor dir und allen mir verehrlichen und werthgeschäzten Mitgliedern einer hochaesthetischen Donnerstagsgesellschaft. Nur wenige Worte alter Freund um dir zu beweisen daß ich dein gedenke und daß ich in Gedanken zuweilen an den grünenden Ufern des kleinen Baches nach deiner freundlichen Sommerwohnung hin gehe um dich in deinem Musenkäfig zu überraschen. Ich hoffe daß du auch in manchen Stunden meiner gedenkst und so mögen denn unsere Seelen zuweilen einander begegnen und sich die luftigen Hände schütteln. Mir geht es im Ganzen wohl. Ich lebe sehr stille und eingezogen, außer dem Kreis meiner Familie fast nur mit meinen Büchern und den Musen, kann dir also wenig von mir sagen. Desto mehr erwarte ich von dir und ich sehe nächstens recht weitläuftigen Nachrichten von dir entgegen wozu ich dich dadurch freundlichst ermahnet haben will. Du weißt daß dem Einsamen und Abgetrennten alles lieb ist was mit seiner Vergangenheit und den Verhältnissen derselben in Verbindung steht. Zunächst berichte also von dir, dann von unsern Freunden, dann von Weimar überhaupt, besonders von dem Entzücken und Benehmen dieser Hauptstadt bei der Anwesenheit des Königs der Brennen (?). Wie steht es mit der Asträa? Existirt sie oder nicht und wird sie noch das Licht des Tages erblicken? Ich bin sehr neugierig. Schicke mir die kleine Schrift über das Preussische Neutralitätssistem so bald als möglich, sie wird ja für dich in Weimar zu erhalten seyn. – Schreibe mir auch etwas von deiner kleinen Gö ttin diesem Genius der Melodie und Harmonie. Bei Gelegenheit kannst du mich ihr empfelen und etwa auch mit guter Manier dich nach meinem Stammbuchsblatt erkundigen, welches du nach Empfang richtig an mich zu übersenden hast, so wie das erste Stück der Asträa wenn es zu haben ist. Wonach sich zu richten. Der Genius der Freude begleite dich. Grüsse alle die Freunde die meiner gedenken, Rückert, Lütke, Merkel, Gerning. Schreibe mir recht bald und recht viel. Briefe an mich schickest du hierher nach Schleiz u. schreibst darauf: Abzugeben bei HE. Superintendent Her tel. Vale! Dein Freund F Majer. Str auch welcher jezt hier Hofsekretär ist grüßt dich vielmals!

Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 16. Juli 1799

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Sie antworten mir nicht, mein guter Karl; gewiß vergeben Sie mir mein langes Stillschweigen, und den trübsinnigen Inhalt meines letzten Briefs, nicht. Gerne gestehe ich Ihnen mein Unrecht ein; es war sehr undankbar Ihrer Freundschaft, welche Sie mir nicht besser beweisen konnten als durch Ihr pünktliches Schreiben aus der schönen Königsstadt, und Ihr Andenken mitten im Wirrwarr der großen Welt, so schlecht zu lohnen, erst mit einer so langen Pause, und dann durch meine langweiligen Klagen. Doch Sie können meine Traurigkeit nicht misbilligen, wenn Sie bedenken daß die fehlgeschlagene Hoffnung Sie diesen Sommer zu sehen, keinen geringen Antheil daran hat. Auch Ihnen schien es ja doch nicht ganz gleichgültig zu seyn, dieser Erwartung entsagen zu müssen, und diese Theilnahme erleichtert mir, wo möglich meinen Kummer. Jetzt, wo Sie wieder bey Allem sind was Ihnen in Weimar interessiert, fühlen Sie diese regrets vielleicht nicht mehr, was solte aber deren Gefühl in meiner Seele schwächen, hier, wo ich mich mitten in der schönen Natur, so allein fühle? getrennt von allen die mir lieb sind, mir selbst, und der Erinnerung vergangener Zeiten überlaßen, erbittert gegen die Menschen, von der Welt verkannt, und oft da am schrecklichsten getäuscht, wo ich es am wenigsten für möglich hielt? Was könnte mich wohl entschädigen für den unerfüllten, so lang genährten Wunsch, Sie wiederzusehen, einen der wenigen die sich gegen mich gleich geblieben, die mir nie mehr gesagt als sie empfunden, nie mehr Empfindung geheuchelt als im Grunde ihres Herzens wahr war. Diesen Gleichmuth, diese Offenheit, und Ihre Freundschaft an sich selbst, sind das große Verdienst welches Sie um mich haben, und welches mein Herz nie verkennen kann. Daß ich Ihnen übrigens eben so, volle Gerechtigkeit wiederfahren lassen, wißen Sie gar zu gut, und ich sage Ihnen hierüber nichts. Mein Vater ist gegenwärtig in Franken, und geht vielleicht im Lauffe des Sommers noch einmal auf die dortigen Güter; auf dieser zweiten Reise begleite ich ihn vielleicht. Vorher schreibe ich Ihnen noch, auf daß Sie wißen wo Sie mich mit Ihren Gedanken suchen sollen, wenn Sie ja einmal auf die idée kämen Sich mit mir zu beschäftigen. Könnten Sie doch diese schöne Gegend einmal besuchen! Sie würden entzückt von unsrer lieben freundlichen Aussicht und der manichfaltigkeit der Gegenstände seyn, welche dem Auge die angenehmsten Ruhepunkte gewähren. Vor uns einen schönen Wiesengrund vom Neckar durchschnitten, das Dorf zur Rechten, die Gebäude des Salzwerks links. Das Thal jenseits des Flußes mit bebauten Anhöhen eingefaßt, gegenüber unseres Haußes mit einem freundlichen Dörfchen geziert, wo ich gewöhnlich Sonntags meine Andacht verrichte, links über der Saline auf einem ziemlich hohen Berg die Reichs-

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stadt Wimpffen mit ihren spitzen Thürmen, Rechts über das Dorf hinaus ein paar alte Schlößer an Anhöhen jenseits des Neckars, hinter uns Weingärten, Felder, und freundliche Gehölze, gerade links vor meinem Fenster zwischen unserem friedlichen Bauerhauße und dem Salinenhofe, eine schöne Wiese. Alles um mich her lacht mich an, nur in mir ist es finster. Das Vieh geht froh vor meinen Fenstern vorüber auf die Weide und wieder nach Hauß, die Dorfkinder singen und spielen vor unserer Thüre, mein kleines munteres Mädchen springt um mich herum, und ich denke an eine theils trübe, theils sehr glückliche Vergangenheit, und seufze, und fühle mich so ganz allein, und sehne mich nach den wenigen Menschen die ich liebe und die mich nicht getäuscht haben, und kann mich über nichts mehr freuen. Die Welt um mich herum ist mir so gar nichts mehr, seit sie mir nichts als Betrug und Heucheley scheint. Es versteht mich niemand und die mich begreifen sind so weit von mir entfernt daß ich sie nur mit meinen Gedanken erreichen kann. Aber ich verfalle wieder in den melancholischen klagenden Ton, der Ihnen endlich den Briefwechsel mit mir so lästig machen muß. Vergeben Sie, mein theurer Freund; eine Stimmung welche Sie gewiß auch kennen, verscheucht jeden frohen, unterhaltenden Gedanken, und ich müsste aus mir selbst heraus gehen, wenn ich Ihnen anders schreiben wolte. Sie sind also nicht nach Belgershayn gekommen; von Marien ist meine Tante so enchantirt, daß Ihre zwey letzten Briefe nichts enthalten als die élogen von dem kleinen, lieben Wesen. Sie sticht mich so ganz in dem Herzen aus, und verdrängt mich mit Gewalt aus einer Stelle die ich doch so ziemlich lang schon behaupte, daß ich endlich im Ernste böse zu werden, willens bin. Da indeß die häßliche Eifersucht das Übel immer eher vermehrt als vermindert, so werde ich sie wohl, in diesem Falle, ganz in mich selbst verschliessen, wie es denn in allen Fällen sehr gut und nützlich wäre, wenn es die Menschen könnten. Adieu, mein lieber, theurer Karl; mein Herz b e d ar f eines Beweisses das Sie versöhnt sind; laßen Sie mich nicht lange darauf warten. Schade daß die traurige Convenienz den Lauf unserer Briefe so sehr aufhält! Wenn nur Marie erst wieder in Regensburg ist, so wird es doch etwas beßer gehen. Farewell my dear Charles, your friendchip is the consolation of my life. Augusta.

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Ich hätte Ihnen schon längst geschrieben, liebe Mutter, und Ihnen für Ihr gütiges Andenken so sehr selbst gedankt, als ich hoffe, daß es die Julie vorläufig auf meinen lezten Brief gethan haben wird, auf die seltsame Nachricht aber von dieser, daß Sie mit Ihnen nach Wien gehe, glaubten wir hier alle ganz gewis, sie wären schon fort, und ich wollte daher wenigstens noch einmal Nachricht abwarten, ob etwas daran sei, oder nicht. Diese blieb mir aber, so wie eine Antwort von der Julie aus, bis ich endlich vor ein paar Tagen von der Nockhern erfare, Sie seien nicht von Regensburg weggekommen, und Kochs allein abgereist. Ich hoffe Sie werden mir diese Versäumnis verzeihn, und zugleich von meinem besten und wärmsten Dank überzeugt sein, da ich gar nicht auf eine Unterstüzung von Ihnen gerechnet habe, und zu gut weis, wie wenig Sie es entberen können, und deswegen lieber nicht meine Zuflucht zu Ihnen genommen hätte. In meinen Umständen hingegen bin ich freilich froh darüber, denn Gott weis es, wie das Geld unter den Händen zerrinnt. Jeden Augenblik muß was nachgeschaft oder reparirt werden, und so geht es beständig fort, und bei der einfältigen Idee, die man hier hat, daß ich reich sei, wird mir natürlich nichts geschenkt. Wäre Julie hier, so könnte sie mir manches helfen, wenn sie ihre ordentliche Einrichtung hat, bei Eglofsteins geht das aber nicht an, und ginge es auch, so möchte ich nicht, um mich nicht zu sehr abhängig zu machen. Ich bin jezt in ein kleines, ihnen gehöriges Haus gezogen, das am Ende ihres Gartens liegt. Ich gebe 20. rtl. weniger, als in meinem vorigen Quartire, und habe doch mehr Gelaß, zwar in kleinem Format, aber vollkommen hinreichend für meine Bedürfnisse, bin nicht durch Nebenmietsleute, noch durch den Lärm auf den Gassen gestört, sondern einsam, und ländlich, habe das Ganze zu meiner wilkürlichen Disposizion, ein Stük Garten, Bäume, einen Wassergraben, und völlige ländliche Aussicht, und bin doch mit einem Sprung in der Stat, der ich jedoch soviel ausweichen kan, als ich wil. Meubles hätt’ ich mir überall anschaffen müssen, das komt auf eines heraus, und ob ich eine höhere oder niedrigere Stube habe, gilt mir gleich, wenn ich mich nur darinn einrichten kan, wie ich wil. Die leztern sind auserdem besser zu heizen. Man profezeit mir zwar nichts Gutes wegen der Einsamkeit im Winter, das ist aber gerade, was ich suche. Wäre die Julie hier, so ging alles besser und ordentlicher, und die ganze Familie hinge dan mehr zusammen. Was ich als Hindernis nun jezt ziemlich genau weis, ist die Klausel bei dem Versprechen der järlichen Pension, welche im Dokument so gestelt sein sol, daß es in der Wilkür des Vaters steht, sie zu entziehn, wie er wil, ich habe es nicht gelesen – habe aber schon längst vorher darüber an meinen Vater geschrieben, ohne daß er sich darüber gegen mich erklärt hätte. Schon vor eini-

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gen Wochen hat es auch Gottlob gethan, aber noch keine Antwort. Ich weis jezt gar nicht bestimmt, ob der Vater noch in Wohnfurt ist. Ich erhielt eben ein paar Zeilen von ihm, aber kein Wort hierüber, wil ihm aber doch noch dahin schreiben, wenigstens, hab’ ich gehört, daß in Bamberg ritterhauptmanschaftliche Konferenz sei. Daß man jezt hier mit der Sucht des Liebhabertheaters sehr geschoren ist, werden Sie schon durch die Julie erfahren haben. Wir haben schon einmal den s chwa r ze n M a nn und die Unglüklichen gespielt, woher man auf den Gedanken gekommen ist, öfter zu spielen, und unter andern mein Talent mit einem so unerwarteten Beifall beehrt hat, daß ich auf einmal vom Nebenakteur zum ersten Liebhaber promovirt worden bin. Ich kan nicht sagen, besonders erfreut davon zu sein, kan mich aber nicht davon los machen. Das Unangenehme ist, daß alle 8. Tage ein neues Stük gewält, ausgetheilt, und wenn man eben einstudirt, wieder verworfen wird. Endlich rükt die Zeit der Vorstellung heran, und man wird über Hals und Kopf gedrängt. So ist es jezt wieder. Kürzlich war man endlich über den Westindier einig geworden, ich hatte mich schon über den Belcour gemacht, und diese Rolle hätte ich con amore gespielt, jezt fällt ihnen auf einmal die Heiress ein, und nun bleibts bei dieser, wo sie mir nun auf einmal, ehe ich mirs versah, die Liebhaberrolle auf den Hals geschikt haben. Geldaufwand ist freilich fast gar nicht dabei, aber es nimmt doch eine Menge Zeit weg, und sezt mich in nicht geringe Verlegenheit, weil ich immer fürchte, mich schlecht auszunehmen. So wie ich indessen auf das Theater trete habe ich eine unbegreifliche Dreistigkeit, und dann gehts, ob aber immer, weis ich freilich nicht. Ich begreife zB. nicht, wie ich in den Unglüklichen den Mut hernam, für einen der Acteurs, der zwei Stunden vor der Vorstellung krank wurde, eine zwar kleine, aber von meiner eignen durchaus ganz verschiedne Rolle zu übernehmen, die ich zwar nicht mehr auswendig lernen konnte, aber Geistesgegenwart genug hatte, zu extemporiren, und man war allgemein zufrieden. Dennoch wünsch’ ich sehnlich, daß es ein Ende nehmen möge, denn bei meinen Begriffen vom Theater möchte ich gern immer eine Rolle so vollkommen als möglich dargestellt wissen, und dazu lässt man mir nicht Zeit, und ich habe auch die Kraft nicht. Die Üchtriz in Belgershain ist nach einer solangen Ehe endlich auf einmal schwanger. Sie hat es selbst geschrieben, und wird sich erstaunlich darüber freuen. Leben Sie wol, liebe Mutter. Ich küsse Julien. Leopold

An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 29. August 1799

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28. An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 29. August 1799 Euer Hochwolgebohrn habe ich die Ehre, auf Auftrag der Liebhabergesellschaft ganz gehorsamst zu ersuchen, uns zur bevorstehenden Vorstellung der beiden Schauspiele: A lles au s Eige n n uz , und Die K om ödie au s dem Stegreife nebst den dazu 5 nötigen Proben den Gebrauch des hiesigen Theaters geneigtest zu bewilligen, und deshalb das erforderliche zu verfügen, in welchem Falle wir um dessen Öffnung künftigen Sonnabend Voitts um 9. Uhr bitten würden, wo die erste Probe gehalten werden soll. Mit vollkommenster Hochachtung verharrend Euer Hochwolgebohrn 10 ganz gehorsamster Diener Seckendorf Weimar, am 29.n Aug. 1799.

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Nicht umsonst, mein lieber Karl, haben Sie mich auf den Tag aufmerksam gemacht, welcher mir einen sehr theuren Freund schenkte. Die ersten Tage, welche ich, nach unserm Wiedersehen, in ländlicher Einsamkeit verlebte, wurden der Verfertigung des kleinen Andenkens gewidmet, welches Ihnen mein Herz hier anbietet. Nehmen Sie es mit Nachsicht auf, dies unbedeutende résultât meines Fleißes, dem nur die herzlichen Wünsche für Ihr Glück, die es begleiten, einigen Werth geben. Mögten Sich in dem neuen Zeitraum den Sie beginnen, alle Umstände vereinigen die zu Ihrer wahren, bleibenden Zufriedenheit beytragen können! mögten Sie ganz heiteren Tagen entgegen sehen! je weniger Hoffnungen auf Glück wir in uns selbst fühlen, je inniger heften wir die Augen unseres Geistes auf den Zustand derer die uns werth sind, und erwarten von dem Anschaun Ihres Wohlseyns, Ersatz für die Entbehrungen, zu welchen uns das Schicksal, vielleicht weise, bestimmt hat; und in dieser Rücksicht, mein theurer Freund, mögen meine guten Wünsche für Sie, wohl auch nicht ganz frey von Eigennutz seyn. Es trägt schon nicht wenig zu meinem Troste bey, gesehen zu haben daß es mehrere Menschen giebt, als ich hoffen konnte, welche Sie nicht nur ganz verkennen, sondern sogar einige die Ihren wahren, innern Werth ahnden, und zu begreifen anfangen. Es wird Ihnen immer sehr schwer werden, das Urtheil der Menge über Sie, richtig zu bestimmen. Natürliche Anlage, Erziehung, und Neigung zum Sonderbaren, werden Sie immer von der großen Heerstraße entfernen, und Sie verhin-

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dern, den Augen des großen Hauffens ganz anschaulich zu werden. Manches schiefe Urtheil, könnten Sie indessen, erlauben Sie der treuen Freundin diese Bemerkung, vielleicht ohne Mühe vermeiden, wenn Sie es der Überlegung werth hielten; und solte es das nicht seyn, da an sich oft unbedeutende Kleinigkeiten, schon so manche wichtige Folgen gehabt haben, und die Menschen, auf die wir doch wirken wolten, so ganz vom Äußern auf das Innere schließen? sind wir es uns selbst, und der guten Sache, die wir zu befördern für Pflicht halten, nicht schuldig, jedes e rlau bt e Mittel anzuwenden, um dem Cirkel der uns umgiebt, und welcher unsern Bemühungen am nächsten ist, so viel Zutrauen einzuflößen als möglich? Vergeben Sie meiner besorgten Freundschaft eine Anmaßung zu der blos das Gefühl, keinesweges ihre Einsichten sie berechtigen können, und glauben Sie daß i ch , trotz meiner Jugend und Unerfahrenheit, doch sehr gewiß bin, nie in Ihnen irre zu werden. Ich habe den Stolz zu glauben daß ich Sie verstehe, und Sie sind mir theuer genug, um auch dann noch Ihre Zu f r i e d e n h e i t den Hauptwunsch meines Herzens seyn zu lassen, wenn es Ihnen an Vertrauen zu mir fehlt mich wissen zu lassen, was d i e s e s t ö h r t . Adieu; mein Andenken verlösche nie ganz in Ihrer Seele; möge es dann zuweilen in Ihnen lebhaft werden, wenn der Undank und Egoismus der Menschen Sie gegen dies, im Ganzen so verächtliche Geschlecht erbittert, um Ihrem traurenden Herzen die Überzeugung zu erhalten, daß es noch einige Ausnahmen giebt. Auguste.

30. Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 30. Dezember 1799 Offennau, am 30sten December, 1799. Herzlich danke ich Ihnen für Ihren Brief, welchen ich in dem Augenblick erhielt wo ich meinem Pflegekinde seine Weynachtsgeschenke bescheeren wolte. Die Feyertage über war es mir nicht möglich Ihnen zu antworten; wir haben 5 selbige sehr lustig zugebracht, und waren bis heute äußerst zerstreut. Am 1sten Weynachtstag beschäftigte mich die Frömmigkeit, und am 2ten gab mein Vater uns jungen Leuten, und der zahlreichen, sehr guten, Geselschaft in der Gegend, einen Ball der sehr animat war, und bis gegen Morgen dauerte. Freylich stach er sehr ab gegen die brillanten Weimarischen Fêten, und unsere einfache Tänze durften 10 sich nicht mit den künstlichen reals und dergleichen, messen, doch glaub’ ich daß wir darum nicht weniger froh, und gewiß ungezwungener, und herzlicher vergnügt waren. Es ist mir so wohl in dieser Gegend, unter diesen geb ildet e n, und doch so gu t m ü t higen Menschen, daß ich mich leicht darüber trösten

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kann, wahrscheinlich diesen Winter gar nicht, oder doch auf eine sehr kurze Zeit, 15 in die Stadt zu kommen. Meinen Vater halten Geschäfte hier, und mich zieht

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nichts nach Mannheim; Ich würde mich nur mit Mühe von meinem hiesigen Cirkel trennen, wo man mir wohl will, und wo ich bey der Freundschaft die man mir zeigt, an keine eigennützige Absicht denken kann. Im Hauße bin ich froh und ungénirt. A lle i n , mit meinem Vater, durch seine Liebe und sein Vertrauen beglückt, umgeben von einigen Personen die mich schätzen und meinen Wünschen zuvorkommen, was kann ich vernünftiger Weise wünschen, das ich nicht schon hätte? Wenn wir Friede bekommen, so ist unsere Lage jetzt besser als sie je war, und ich ganz zufrieden. Möchte ich das doch auch einmal von Ihnen sagen können, lieber Karl! aber darf ich das bey Ihrer Überspannung, bey Ihrem eigenen Begriff von Glück, und von dem was uns diese Welt gewähren kann, wohl hoffen? Oder, halten Sie Sich nicht vielleicht für unzufriedener als Sie Sind? Ich kann mich täuschen, aber ich solte doch aus Erfahrung den Charakter der, blos angenommenen Fröhlichkeit kennen, und die Ihre schien mir oft natürlich zu seyn. Es ist Ihnen wohl, in der idée, mit Allem um sich her und mit sich selbst im Streit zu seyn, es ist unendlich leicht er u nangenehme als heitere Bilder in sich zu erwecken, solte dieß nicht vielleicht zuweilen der innere Grund Ihrer Stimmung seyn? ich kann das sagen, weil ich diesen Zustand genau kenne, und weiß wie peinlich und täuschend er ist. Arbeiten Sie besonders, mein Freund, gegen die Bitterkeit welche so tief in Ihrer Seele eingewurzelt ist, die Sie von den bessern Menschen entfernt, und bey den schlimmern zunehmen muß. Weimar ist allerdings nicht der Ort wo Gutmüthigkeit und Herzlichkeit gedeihen kann, drum nehmen Sie im Allgemeinen keine gegen die Geselschaft an, aber laßen Sie dieselbe in Ihrer Seele entstehen und gegen einzelne edle Menschen die Sie antreffen, aus Sich wirken. Sie Sind zu klug um fürchten zu müßen durch Ihre Vertrauliche Gutmüthigkeit zu gefährlichen Täuschungen verführt zu werden, und es wird Ihnen so wohl thun von den bittern Empfindungen befreyt zu seyn, die jedem edlen Gemüthe so quälend sind. Leben Sie, wohl, schreiben Sie mir bald wieder, und glauben Sie daß es ohnmöglich ist an Ihrem Glück herzlichern Antheil zu nehmen, als ich immer thun werde. Auguste.

45 Von Ihrem Bruder habe ich noch nichts gesehen, jetzt ist der Staab seines Regi-

ments 4 Stunden von hier, vielleicht besucht er uns nun bald einmal. Wie geht es mit Graf Brühl und Gustchen? ich nehme lebhaften Antheil an beyden.

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Du bist ein guter braver Junge, das weis ich schon lange, und darum hat es mich auch nicht gewundert, daß du mir zuerst, nun einen so langen Brief geschrieben hast, – eben gefreut hat es mich herzlich. Mit dem Kutschen konnte ich dir unmöglich schreiben, denn ich muste an Auguste und an die Loewen Mutter lange episteln ergehen lassen und da blieb mir keine Minute Zeit übrig, den folgenden Postag wo ich dir nur einen kleinen Wisch schickte, konnte ich nicht umhin an die Dame zu schreiben, nicht ihrer selbst Wegen, sondern, wie du wohl fühlst wegen der guten Herzogin, und bis heute ist es daher aufgeschoben geblieben schriftlich mit dir zu plaudern du alter ehrlicher L aban. Für’s erste nimm meinen Herzlichen Dank, wegen aller guten Nachrichten die du mir von meiner Octavia mittheilst. – Ja es ist bey Gott ein prächtiges Mädchen, und wer mir das Gegentheil sagt oder wer sich unter s tehen will sie mir abspenstig zu machen, den Paucke ich nicht allein auf die Schenkel, sondern ich paucke ihn so lange auf sein verruchtes und verfluchtes Haupt, bis seine schwarze Seele zum Tartaros fährt. (Dieß jedermann zur Warnung gesagt, und wem’s juckt der mag sich kratzen) – daß mich Aurora nach allen Umständen zu schließen, wirklich liebt, macht mich seelig und unaussprechlich glücklich, und ob du gleich impertinenter weise die Frage aufgeworffen hast, – ob ich das Mädgen verdiene? – so fühle ich doch in meinem Herzen eine Art wohlthätiger Ueberzeugung daß ich Ihrer wirklich werth bin, denn ich fühle mich fähig alles für sie zu thun, was man nur von einer unerschütterlichen Felsen festen Liebe und Anhänglichkeit fordern kann, und nie verzeihen würde ich es mir, ein Herz wie das ihrige so voll Reinheit, und schöner Gefühle, getäuscht zu haben. – Auguste hat von mir den Schwur ewiger Treue empfangen, und mit Freude lege ich denselben hier nochmals in deine freundschaftlichen Hände ab. – Nichts soll mich von ihr trennen so lange sie mich lieben will; das ist mein unwandelbarer Vorsatz, und wenn sich alle Vät er der Erde dagegen setzten. – Ich brauche dich nicht erst zu bitten daß du von mir mit ihr sprichst, daß wirst du ohnedieß thun, aber suche doch von Lottchen oder Louisen zu erfahren, was sie mit denen von mir spricht. Bald werde ich dir einen Brief an Lotten schicken, welchen du so gut seyn mußt zu bestellen, denn diese und Louise a l l e i n haben Augustens ga nzes Vertrauen. – Wenn du wieder einmal bey Lowensterns bist, und es wird gesungen, so bitte doch Caroline das Lied von Mozart zu singen „s elb s t Engel Go ttes weinen, wenn Liebende sich trennen“ beobachte dabey Auroren und laß mir wissen, was es einen Eindruck auf sie macht. Ich weis sie hörte es sonst immer gern, und hatte oft die Thränen dabey in den Augen. –

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Die Stammbuchs Geschichte, sieht dem H. Papa sehr ähnlich, denn solche unerträgliche Eißklumpen, wie er ist, giebt es Gott sey Dank nicht viele in der Welt; aber wie du sagst, er soll doch seinen Willen nicht haben! Nun etwas von dir, und deinen Angelegenheiten. – Nach allem was du mir von Tina und ihrer Mutter schreibst finde ich es sehr nöthig und rathsam ganz in diesem Hause zu brechen, und ich kann deinen Vorsatz darüber nicht anders als vollkommen billigen. Du weißt wie sehr ich den Stolz haste, eben hier kann ich nicht in Abrede seyn, daß er wohl angebracht ist. Du bist in der That zu gut, um blos als pis-allé tracktirt zu werden, und wenn du auch keine so elegante tournure hast als die Gebrüder Weede (denn wo Haren die elegance sitzt, kann ich nicht wegkriegen) so haßt du Eigenschafften des Geistes und Herzens, die bey näherer Bekanntschafft, wie man doch bey Reitzensteins Zeit hatte sie zu machen, das übrige gewiß weit aufwiegen. Die Mutter ist gar sehr bornirt, Tina schwach und Line noch ein Kind, und zwar ein ungezognes Kind. Daß ich mich in Tina geirrt, thut mir leyd, denn ich habe sie für anderst gehalten, und zwar für viel besser – noch glaube ich sie nicht schlecht und bin überzeugt daß sie anders gegen dich gehandelt haben würde, wenn sie nicht gerade von deinen Antagonisten umgeben wäre, und aus solcher Ambition sich genöthigt glaubte dich schlecht behandeln zu müssen, indeß beweißt dieß immer eine große Schwäche, und du haßt recht die Sache beendigen zu wollen, indeß bitte ich dich dabey mit gehöriger Manier und Schonung zu verfahren, damit das Unrecht nicht auf dich falle. – Gehe von nun an, nicht m ehr hin als nach den Pflichten der gewöhnlichen Höflichkeit nothwendig ist, sey aber vor wie nach freundlich und artig gegen Mutter und Töchter, ob du ihnen gleich kannst fühlen lassen, daß du dich für zu gut hieltest zum Spaßmachen zu dienen wenn gerade niemand anderst bey ihnen wäre. – Tanze noch zuweilen mit beyden, und mach ihnen nicht die Freude traurig zu seyn, sondern gieb dir Mühe, fröhlich und heiter zu scheinen wenn du es auch nicht seyn kannst, und thue ja nicht empfindlich gegen die Holländer, denn das würde ihnen eine Art von Triumph gewähren, den sie nicht haben müssen. – Was die Kehraus geschichte ist, so bitte ich dich, sey f e s t aber vermeide unnöthige pour parlés, und thue mir den Gefallen, mich mit hinein zu mischen. Sage du geradezu i ch h ät t e die Tour ebenso abgeschmackt gefunden als du, und dich gebeten sie mit Erlaubniß des Prinzen, welcher sie auch gegeben, zu ändern. Im Nothfall wollte ich das schriftlich von mir geben, und wenn ich noch in Weimar wäre so würde ich gewiß meine Dame ohne ihren ausdrücklichen Willen keinem andern beym abklatschen mehr überlassen, als höchstens dem Vortänzer. – Mit allen Holländern vermeide womöglich darüber zu sprechen, denn du würdest dich in ein Heer von Unannehmlichkeiten bey Hof verwickeln, aber gegen die Engländer sey fest wie Eisen und Stahl. Hüte dich spitzig oder satyrisch zu werden, aber gieb ihnen auch sonst keinen Schritt nach. – Ueberhaupt beschwöre ich

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dich bey unserer Freundschafft, streng über dein Betragen zu wachen, und dir alles satyrisiren und bonmotisiren in großen Gesellschaften und bey Hof abzugewöhnen. Laß dir keine Beleidigung gefallen attaquire aber auch nicht und nimm mit einem Wort etwas mehr Hof tournure und Falschheit an, dann kömmst du gewiß besser fort. – Der Dame ihr Betragen ist schlecht gegen dich, indeß nimm dich doch vor ihr in Acht! – sie kann dir nicht viel helffen, wohl aber viel schaden. Sie ist falsch gegen dich – sey du es auch gegen sie, aber laß dich in Keinen Krieg mit ihr ein, sondern suche sie nach und nach zu gewinnen, wenn man ihr ein wenig schmeichelt, ist dieß nicht schwer. – Keele und Gustchen, sind dir herzlich gut, was willst du noch mehr erhalte sie dir zu Freundinnen, und du wirst bald mehrere Anhänger finden und wenn du es in der Loewengrube klug anfängst so kannst du dich auch dem Herzog mehr nähern, was dir doch gewiß sehr nützlich seyn würde! – Verzeyh lieber Bruder, diese kleine Abhandlung über dein künftiges Betragen, du bist hoffe ich überzeugt, daß sie mir von der, reinsten und wärmsten Freundschafft für dich, dictirt wurde, und daher wirst du sie auch so auf nehmen, wie ich sie schrieb. Wer dich näher kennt, wird dich gewiß lieben, aber sorg auch dafür daß die Schale den Kern nicht unkenntlich mache. – Du hast mir so viel Freundschafft bewiesen, daß ich nicht anders als höchst dankbar dafür seyn kann, und gewiß kannst du dich auf meine Festigkeit und Freundschafft verlassen. Vieleicht giebt mir das Schicksal noch Gelegenheit; und mit Freuden würde ich sie ergreiffen, dir dieß zu beweisen, so daß ich dich inständig bitte, in allen Fällen wo dir Freundes Beystand nützlich seyn kann an mich zu denken, und mich für dich wirken zu lassen, damit wir uns immer nahe blieben! Wenn du wolltest wäre dieß vielleicht nicht ganz unmöglich! Doch hiervon ein ander mal; jetzt muß ich schließen, denn meine Zeit ist sehr beschränkt. Leb wohl lieber Freund und laß mir bald wieder etwas von dir und meiner göttlichen Auguste hören ich will auch gar nicht übermüthig werden. Mein alter ehrlicher Vater grüßt dich herzlich. Carl B

Sag dem Prinzen ich würde ihm künftigen Postag schreiben, und Fräulein Waldner entbiete meinen unterthänigsten Gruß, und sag ihr demnächst der Jouvelier 110 Schüler hätte gerade keinen solchen goldnen Medusen Kopf fertig gehabt wie sie ihn verlangt, in 8 Tagen würden aber wieder neue anlangen und dann sollte sie sogleich neue bekommen. Kotzebue, Kraus und allen Freunden viel Schönes, die beyden Fritsche nicht zu vergessen, so wie Keelchen und Amalie mit einem Wort den ganzen Freund115 schafts Tag. Auch Eggloffsteins.

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Deinen Brief vom 16ten dM habe ich richtig aber spät erhalten, denn er ist 9 Tage unterwegs gewesen, und zwar wegen der fehlerhafften Tour die man ihn hat nehmen lassen. Er war über Duderstadt frankirt und das ist ein großer Umweg. Ueber Leipzig und Halle geht sonst ein Brief nie länger als 6 Tage, und du mußt ja niemals einen wieder über Duderstadt gehen lassen, besonders da ich vom 1ten April an in Rheinsberg seyn und wegen der 10 Meilen weitern Entfernung die Briefe ohnehin einige Tage später erhalten werde. Du addressirst sie hinführo nach R he i n sb e rg durch Berlin. – Nun will ich dir meinen Dank sagen, für alles Schöne Gute und Tröstliche was dein Brief enthält. Freylich sind auch Sachen darinn die mir nicht gefallen, allein jedes Licht will seinen Schatten haben. Gustchen ist ein Engel das wußte ich schon lange, und werde immer mehr in dieser Ueberzeugung bestärkt, aber auch dieser Engel kann sein schönes warmes reines Gefühl zum Theil verliehren, wenn er noch lange unter der Bothmäßigkeit eines kalten, stolzen herzloßen Vaters, und einer zwar nicht bößen eben launigen wankelmüthigen, und eigentlich auch nicht sehr gefühlvollen Mutter bleibt. Ich muß sie da bald herauszureißen suchen wenn sie nicht für mich verlohren seyn soll denn ich fange nun an zu merken daß bey der Mutter immer nur der gegenwärtige Augenblick etwas gilt, und daß man immer unrecht hat wenn man von ihr entfernt ist. Sie bildet sich ein ungeheuer stark und fest zu seyn und ist eigentlich schwach, denn sie läßt sich zu sehr von äußern Umständen Leiten. Sieh lieber Bruder, diese Ueberlegungen setzen mich in Verzweiflung und machen mir jetzt das Leben schwer. Ich werde gewiß fest und standhafft aus dauern, ich werde alle Leiden willig tragen denn ich dulde um Augustens Willen, daß aber die Eltern dort, meine Liebe, meine Jahr lange Bewerbung und Bemühung, und die Aufopferungen die ich deshalb bey meiner Dienstpflicht, gemacht, als unbemerkbare Kleinigkeiten, und als Dinge ansehen welche mir nicht mehr Recht auf ihre Tochter geben, als jedem andern jungen Menschen, das ist was mich kränkt und zugleich beleidigt, denn meine Liebe zu Auguste ist nicht gewöhnlich, ich will sie daher auch nicht, gewöhnlich behandelt und beurtheilt sehen. Wie offt versprach mir nicht die Mutter ihre thätige Unterstützung bey Gustchen, wenn der Vater sich nur nicht directe dagegen erklärte. Der Vater hat sein Ehrenwort gegeben, er hätte nichts dagegen wenn das Mädgen mich wählte, das Mädgen liebt mich das weis die Mutter, und will nun nicht leyden daß sie mir herzlich und offen schreibe! – O, über die Schiefheit und Karackterloßigkeit der Menschen, die sich doch stark nennen. – Wenn es nur möglich wäre Gust-

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chen zu bereden daß sie nicht alle meine Briefe der Mutter zeigte, denn dann wollte ich ihr schon einen durch Caroline zubringen lassen, um einmal herzlich und offen gegen sie sprechen zu können, denn es ist eigentlich, ordentlich lächerlich daß man uns jetzt noch in dieser Entfernung erhalten will. Im jetzigen Moment zumal wäre es von der größten Nothwendigkeit daß ich ihr näher kommen, und zum Herzen sprechen könnte, weil ich bey meiner ganz veränderten und verbesserten Dienst Situation nun auf nähere Erklärung der Eltern dringe, wobey das Mädgen gewiß wird gefragt werden. Gebe Gott daß sie fest und standhafft antworte, denn darauf kömmt jetzt alles an. Sie liebt mich, dessen kann ich gewiß seyn, aber ihre Liebe hat noch keinen hohen kräfftigen Schwung genommen, wie erste Liebe doch gewöhnlich thut. Nur ein einziger kräftiger Stoß fehlt um das Treibrad in Umlauf zu bringen, und den kann niemand besser geben als Lotte, denn d i e sieht am hellsten in der Sache. Caroline ist auch von der Kälte der Eltern angesteckt. Mein Vater wird nächstens auch an Loewenstern schreiben, und auf nähere Entscheidung dringen; da ich seine Bedingung erfüllt, und einen eben so ehrenvollen als lucrativen Posten habe, so bleibt ihm keine Ausflucht weiter als die Jugend seiner Tochter, und diesen Fehler verliehrt sie mit jedem Tage. Die Reise nach Dresden allein mit der Tochter ist ein Meisterstreich des Vaters, denn so gewöhnt er die Tochter ohne die Mutter zu seyn, ist ohngleich freundlicher, gütiger, zuvorkommender gegen sie als letztere; zieht auf diese Art nach und nach das Herz des Mädgens von der Mutter ab, läßt diese allein in Deutschland, und fährt mit meiner Octavia über alle Berge, um sie dort an irgend einen verfluchten Hettmann oder Knesen zu verkuppeln! – Das wäre schröcklich – das ertrüge ich nicht! – Auf ihr ruht jetzt mein ganzes zeitliches Glück, mit ihrem Verlust geht meine Glückseeligkeit zu Grabe! schon die Entfernung von ihr drückt mich zu Boden und macht mich an Leib und Seele krank – was würde ihr gänzlicher Verlust mich leyden machen. Gott verhüte es, in allem Betracht, denn meine armen Eltern würden es nicht aushalten können mich so leyden zu sehen, und doch könnte ich es nicht ändern. Auguste hat so mancherley Eigenschafften, die in der großen Welt täglich seltner werden, und deswegen liebe ich sie so unaussprechlich. Ich bin überzeugt wir werden uns ganz verstehen lernen, und dann so glücklich seyn als man die Glückseeligkeit in dieser schlecht en Welt erlangen kann. Wird sie nur bald mein! – Sag der Lotte, sie soll ihr doch zureden alle kleinliche armselige Vorurtheile abzulegen, und sich fest und bald zu erklären, sie kann sich ja als meine Frau auch noch amusiren und die Welt genießen, ich will ja dann mit ihr nach Lievland reisen, sie soll mich nur jetzt bald nehmen, denn davon hängt alles ab. Zieht es sich noch sehr in die Länge, so ist alles verlohren, davon bin ich fest überzeugt. – Die beyden Geschichten wo Augusten über mein Andenken geweint, sind

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himmlisch; Ach lieber Freund gieß doch offt solchen lindernden Balsam in mein armes Herz. – Der Prinz muß nun meinen Brief haben, und über meine Krankheit kannst du 80 ihn auch beruhigen. Es geht wieder viel besser wenn gleich noch nicht ganz gut denn ich bin noch sehr matt. Wäre Auguste hier oder ich b ey ihr, ich wäre gewiß schon wieder gesund denn ich habe ordentlich das Heimweh wie die Schweitzer, nach ihr, und nach Euch allen ihr guten Menschen, das weiß Gott. 85 Hier ists wohl recht hübsch aber es ist kein Weimar! – Gott befohlen, und ein andermal ein mehreres, denn heute kann ich die Feder nicht mehr halten so viel habe ich geschrieben. Grüß alle gu t e Freunde und Freundinn von Deinem ewig treuen 90 Carl B Mein alter Vater umarmt dich herzlich. Grüß doch Jean Paul und Amelie wenn du sie siehst. – P: S: 95 Durch die Dummheit meines Mathias ist mein Brief nicht zeitig genug auf die Post

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gekommen, und daher nicht mehr angenommen worden. Da er nun einmal bis übermorgen muß liegen bleiben, so habe ich für das beste erachtet ihn noch einmal zu öffnen, und dir noch so mancherley zu schreiben was ich letzthin vergessen hatte. Zum Beyspiel daß ich an Caroline geschrieben, und sie gebeten habe jetzt kräftig für mich zu wirken, da der Zeitpunkt da ist, wo ich die mir gemachten Bedingungen erfüllt, und einen Ehrenvollen und einträglichen Posten habe. 800 rtl; für mich un d meine Fr au, Logis, Essen, Licht, Holz, frey, und noch für die Kammerjungfer 120 rtl jährlich Kostgeld, dieß alles ist doch deucht mich bey der jetzigen Theuerung von großer Wichtigkeit, und der alte L: kann dagegen nichts einwenden, wenn ich sage daß ich jetzt eine Frau ernähren kann. – Mein Vortheil ist übrigens daß mir der König meinen Rang und meine anciennetait im Forst Département gelassen hat und daß ich das Versprechen habe als Forstmeister versorgt zu werden, wenn der Prinz stirbt, oder ich darum anhalten will. Meinen Titel als Forstjunker habe ich daher auch neben den Kammerherrn beybehalten. – Fahre du so fort wie bisher dich in die Freundschafft meiner Freundinnen einzuarbeiten, und freuen soll es mich wenn ich höre daß du damit reussirt haßt denn ich halte dich für w ü rdig in m eine Fu ßt apfen zu treten. Das klingt freylich verdammt arrogant, aber es ist nicht so, denn ich meine nur du bist würdig bey so vortrefflichen Menschen, als Kehle, Auguste pp als Freund aufgenommen zu werden, da ich gleichfalls dieß Glück genossen habe. – Aber nun bitte ich

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dich auch bleib bey der Freundschafft zu diesen guten Geschöpfen stehen, und erlaube deiner Fantasie nicht wieder in höhere Sphähren zu schwärmen und nach Dingen zu streben, die nach der Lage der Sachen dir nicht zugehören kö nnen und deren Besitz dich ganz gew iß u nglücklich machen würde. – Sag Kotzebue ich ließ ihn schönstens grüßen, und ich hätte hier noch nichts weiter von seinen Stücken gesehen als Gustav Wasa, welches letztere aber guten effect gemacht und recht brav gespielt worden sey. Alle Rollen außer Gustav Wasa selbst wurden besser und die geringern wenigstens eben so gut gespielt als in Weimar. Vohs allein fehlte dabey und Mattausch spielte die Rolle zwar nicht schlecht aber auch nicht mir zu Dank. Iffland selbst spielte den dänischen Ritter welchem Gustav entsprungen ist; vortrefflich und das Costume war im ganzen sehr gut. Die Weiber Rollen wurden alle meisterhafft gespielt, und die Unzelmann war wenigstens eben so gut in ihrer Rolle als Caroline. – Das neue Stück von Iffland, das Vaterhauß als Fortsetzung der Jäger ist vortrefflich, und ich habe darinn geweint wie ein Kind, wenn es nur bey Euch nicht verhunzt wird, denn es will sehr gut gespielt seyn! – Nun noch eine Bitte. Einer meiner musikalischen Freunde hier hat 12 Polonaisen componirt, und herausgegeben welche sehr schön sind und woran ich dir hier 3 Exemplaria mitschicke, um sie womöglich unterzubringen, das Stück kostet nebst Violin Stimme 1 rtl 16 xr Preuß Courrant in Summa daher 5 rtl An fehlenden Gelde in den Kosten bin ich dir schuldig 3 rtl 16 xr, diese wollen wir von den 5 rtl abziehen behalte ich daher bey dir zu Gute 1 rtl 8 xr ferner 16 xr von der Loewen Mutter, denn Stängel hat jetzt die schuldigen 12 xr directe an Lauterbach durch den Kutscher aus dem Elephanten geschickt, und ich habe daher bey dir zu Gute Summa Summarum 2 rtl. Solltest du die 3 Exemplaria nicht alle 3 loß werden, so mach das eine der Kehle in meinem Nahmen zum Geschenk und dann bist du mir nur noch 8 xr schuldig zu zahlen. – Den Brief mit den von dir eingeschobenen Zettelchen habe ich richtig erhalten.

33. An Karl Graf von Brühl, Weimar, 10. April 1800 Weimar, 10t Aprl. 1800. Dein Brief ist den 7t hier angekommen, zu spät, daß ich ihn hätte gleich beantworten können. Ein Zufall blos kan dir zeitig genug zu wis machen, was du gleich hören sollst. In ein paar Stunden reise ich mit Kozebue nach Dessau, er fah5 rend, ich zu Pferde, wir gehen über Leipzig, und denken den Sontag Mittag in Dessau zu sein. Dienstag den 15ten will K. sodan in Berlin sein, und den Sonn-

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abend wieder weg reisen. Er hofft sehr dich dort zu finden, woran ich aber fast zweifle, da du auf dem Punkt sein mußt, nach Rheinsberg zu gehn. Ich habe 10. Tage Urlaub genommen, und auch nur Geld bis Dessau, wüßte ich aber gewis, daß du in Berlin wärst, und daß es Pferd und Mann aushielten, so ritt ich vielleicht nach Berlin, freilich nur auf höchstens zweimal 24. Stunden. Wir wollen aber lieber gleich nicht darauf rechnen, denn vergebliche Hofnungen sind fatal. Kanst du indessen Kozebues wegen nach Berlin kommen, so thue es, es freut ihn ausserordentlich. Gustchen ist mit Vater und Mutter am 6ten fort nach Dresden, heute in 14 Tagen s o l l sie mit lezter zurükkommen, und dan im Juni nach Nenndorf und Pyrmont. Den Hauptinhalt deines Briefs hat Lotte erfahren, sie glaubt nun, es sei nichts für dich zu fürchten, aber von der Bedingung der 2. Jahre werde wol nichts abgehn, damit es Gustchen unterdeß nicht an Gelegenheit fehlt, andre Menschen kennen zu lernen, und Vergleichungen anzustellen. Ungeprüfte Treue sei keine Treue, es ließe sich mit Grund hoffen, daß G. auch ihrerseits die Prüfung bestehn werde. Du müßtest nur deiner Sehnsucht gebieten, dir nicht alles so zu Herzen nehmen, den männlichen Mut zeigen – bei ihren Grundsäzen könne man von G. nicht verlangen, daß sie dem Wunsch ihrer Eltern entgegen entscheidende Schritte thue, wodurch sie nur schade. Kömt sie indeß zurük von Dresden, so will ich sie selbst einmal vernehmen, und diese Grundsäze zu erschüttern versuchen. Schon vor ein paar Tagen hatte ich einen heftigen Streit mit G. deinetwegen, wegen anscheinender Gleichgültigkeit gegen dich, wo sie unter andern auch mit Reflexionen über die Zukunft kam, die ich nun einem jungen Mädchen, das liebt, durchaus nicht zugestehe. Nun zeigte ich ihr meinerseits Zweifel in die Stärke ihrer Liebe, und brachte sie dadurch – als ob ich sie ganz verkenne, – so in Erbitterung, daß sie mich nicht mehr ansehn wollte, und zu weinen anfing. Ich mußte ihr das angethane Unrecht feierlich abbitten, nur um sie zu besänftigen. Es war zwar Vorsaz von meiner Seite, ihr mehr Mistrauen in sie zu zeigen, als mir Ernst war, es hat mich indessen doch gefreut, daß sie dies, als eine so hohe Kränkung aufnahm, denn dies beweist ihre Liebe für dich – ich seze sie auch auf keine ähnliche Probe mehr. Übrigens weis ich nun, und du beiläufig mit, daß sie nichts mehr ausser sich sezt, als wenn man ganz kalt bleibt, jemehr sie in Hize gerät. Aber mit allem dem herrischen, auffahrenden Wesen ist sie doch die beste Seele. – Mit Karolinen muss etwas vorgegangen sein – sie ist erstaunend kalt, und verschlossen, weicht jeder Frage aus, und hat ein sehr übles, krankes Aussehn. Die Ursache kan ich zur Zeit mir nicht erklären. Heute bekömst du nur wenig zu lesen. Vielleicht unterwegs, oder nach meiner Rükkehr mehr. Mit den Polonaisen wird es sich dan gleichfalls finden. Schreib doch, was die goldne Nadel der Waldner kostet, sie fragt mich bei jeder Gelegenheit darum. Hast du meinen Brief mit des Prinzen Einschluß erhalten?

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Von Friedrich Gosert, Eisenach, zwischen April und Oktober 1800

Dieser dauert mich, er schwärmt umher, ohne daß sein Herz irgend ein vernünftiges Attachement hätte. Hier allein kan ich dein Nachfolger nicht werden, denn was hilft mir sein einzelnes, unfruchtbares Wolwollen, wenn ich ihn alle 8. Tage 50 einmal sehe. Und die Menschengesichter um ihn sind mir einmal zuwider, wie ich ihnen. Bayard ist nun aufgeführt, und wir stehen am Makbeth. Erster ist weit besser, als Gustaf Wasa, hat eine interessante Rolle für Karolinen. Jean Paul heiratet, – eine Hofdame von Hildburghausen. Vermutlich werde 55 ich diesen Sommer nach Tieffurt ziehn, angeblich um an einem grösern Werke in poetischer Ungestörtheit zu arbeiten, eigentlich, mich der Herzogin unentberlich zu machen. Gib mir da einmal ausführliche Kautelen, und Verha ltungs regeln. Adieu, deine Freunde und Bekante grüssen dich alle. Es bleibt hier nicht 60 leicht ein Mensch so in Erinnerung, und wird so vermißt, wie du. Sogar im hiesigen Wochenblatte hat sich ein unbekanter Gönner aufgethan, und dein Avancement hineingesezt. Adio. S. Die Grüße an den guten Vater retour.

34. Von Friedrich Gosert, Eisenach, zwischen April und Oktober 1800 Verehrungswürdiger Wohlgebohrner Herr! Sollten Sie diese kleinen Beyträge einer Aufnahme in ihr monatliches Taschenbuch würdig finden; so erbitte ich mir die Erlaubniß künftig mehrere einsenden 5 zu dürfen. Ich bitte mir nur jedesmal ein Exemplar davon gehorsamst aus. Ihr unterthäniger Friedrich Gosert Addresse. 10 An Friedrich Gosert.

abzugeben in Eisenach beym Herrn Diaconus Zwez.

Von Sigismund Grüner, Breslau, 10. Mai 1800

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35. Von Sigismund Grüner, Breslau, 10. Mai 1800 Breslau d 10t Mai 1800.

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Hochwohlgeborner Herr! ich habe Ihre Anzeige wegen eines monatlichen Kalenders gelesen, und wünsche der Idee die Unterstüzzung des Publikums. Vielleicht entspricht es ihren Wünschen wenn ich die Frage an Sie addressire, ob sie geneigt wären Monatlich aus meiner Hand die Beiträge einiger denkenden Beobachter anzunehmen und zu honoriren? Ich erscheine blos als Mittelsman und Addresse, werde mich aber stets bereit finden lassen für die Beiträge aufzukommen; deswegen nenn ich Ihnen meinen Nahmen, während sich meine Freunde bis zur gelegenern Zeit einer gänzlichen Anonymität unterordnen. Auser dem Ueberblik der monatlichen Neuheiten dieses Horizonts, sollen sie einen stehenden Artikel erhalten betittelt Geist oder Kritik der Theater Litteratur. In diesem Abschnitt wird hauptsächlich die Berliner Theater Zeitung gewürdiget – das Nüzliche und Einseitige dieser Schrift, so wie die theatralischen Flugblätter überhaupt gezeichnet werden während die Verfasser sich des Mottos frei und bescheiden befleissigen, werden sie sich des Tons einer erlaubten Satire bedienen. Was sie auch darauf erwiedern wollen, so rechne ich immer auf Verschwiegenheit. Achtungsvoll der Ihrige Sigismund Grüner Ich bitte die klein Inlage H. Gebr. Gadike einzureichen.

36. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 16. Mai 1800 Rheinsberg d 16 May 1800 Eigentlich habe ich dir heute so vielerley zu sagen, du Pleno titulo Erz Laban, daß ich nicht weis wo ich anfangen soll, indeß wird es wohl nichts helffen, ich werde meine Parthie kurz nehmen, und beym Anfange anfangen müssen, es jedoch so 5 einrichten daß ich auch das Ende nicht aus den Augen lasse, denn ein Brief ohne Ende ist ein Unding, gleich einem Hunde ohne Schwanz. Apropos von Und ohne Schwanz muß ich doch vor allen Dingen fragen, wie du dich befindest und wie es dir geht? – Da du vermuthlich die selbe Frage in Gedanken auch an mich wirst ergehen lassen, so will ich dir nur gleich im Voraus antworten, daß es mir schlecht 10 geht. Das heißt moralisch geht es mir eben nicht schlechter als sonst, aber wohl

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physikalisch. Hör’ und bedaure mich: – vor 10 Tagen ohngefähr habe ich ein sehr scharffes Messer in der Hand um etwas damit zu schneiden in dem Augenblick kommt Diane mir zwischen die Füße, ich stolpere will mich erhalten lasse das Messer fallen, und es fährt mir über 1 Zoll tief in den Schenkel. Nun bin ich armer Teuffel schon seit der Zeit in mein Zimmer gebannt. Die Wunde hat mir sehr viel Schmerzen gemacht, und noch jetzt kann ich nicht gehen ohne zu hinken weil sie noch nicht heil ist. – Ich armer Teuffel bin wirklich zum Unglück auserkohren so lange ich von Weimar fort bin. Den Schmerz den mir die Trennung von Auguste und von euch allen zusammen, verursacht hat, abgerechnet, habe ich auch körperlich keinen ruhigen Tag gehabt. Die ganzen 3 Monat habe ich abwechselnd an starken Anfällen von Rheymatismus Katharal Fieber, und einer unbeschreiblichen Abspannung aller meiner Kräffte gelitten, so daß ich weder aß noch trank und fast zu allem untauglich war was Anstrengung erforderte, wozu noch mein eben nicht glücklicher Gemüthszustand kam; – jetzt habe ich mich kaum durch Hülffe des schönen Frühjahrs und der fleißigen Arbeit in meinem Garten, den ich mir zu dem Behuf gemiethet habe davon erholt, so steche ich mir wieder das Messer in den Schenkel, und muß deshalb wieder 14 Tage in der Stube sitzen, und teuflische Schmerzen ausstehen! – Doch genug von meinen Unglücksfällen und Jeremiaden. Wenn du auf deiner kürzlichen expedition und excursion nach Leipzig und Dessau, hättest bis Berlin kommen können, so kannst du hoffentlich ohne Beschreibung denken, wie sehr ich mich darüber würde gefreut haben; denn ob wir gleich in den wenigsten Dingen übereinstimmen, so habe ich dich doch herzlich lieb, und halte dich für einen ehrlichen Jungen. Für dich hätte ich auch die Reise von hier nach Berlin gemacht welche 9 Meilen beträgt allein für Kotzebue war es mir doch ein wenig zu viel, so gern ich ihn gesehen hätte, und dann konnte ich ohne wichtige Geschäffte nicht einmal gut von hier weg, weil es der Prinz sehr übel aufnimmt, wenn man in der ersten Zeit seines hießigen Auffenthaltes Urlaub nimmt. Meine Eltern haben Kotzebue gesprochen, und durch sie erhielt ich seine Grüße. Wird er denn gar nicht nach Weimar zurückkehren? – Die verdammt exHofdame Waldnera plagt mich unglaublich mit dem Preiß ihres Medusenkopfes. Sag ihr ich wüßte nicht gewiß ob der Kopf 2 Friedrichsd’or oder nur 10 rtl. courrant koste, indeß könne sie ja dieß weit sicherer vom Herzog erfahren, welchen ihr auf seiner Rechnung von Schüler finden wird. Daß ich die Rosen wegen des schnell eintretenden Frühjahres nicht würde bekommen können habe ich beynahe vermuthet, und bitte dich nur nicht zu vergessen mir sie auf den Herbst zuschicken zu lassen. Da du nun ein Bewohner von Tieffurth wirst, so kannst du es ja bey Zeiten mit dem Gärtner abreden, und ihm den Auftrag geben. – Du willst einige Tieffurthsche Lebensregeln von mir haben und mit Vergnügen gebe ich sie dir, da ich das Terrain genau kenne. –

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Erstlich überwinde dich selbst, und thu schön mit der Dame, schmeichele ihr ein wenig und wenn sie dich attaquirt laß dir das bis auf einen gewissen Grad gefallen; macht sie es zu arg so fahre gegen sie auf und sag ihr mit einigen Worten die Wahrheit aber ohne Satyre. Wenn das vorbey ist, so thu als wenn nichts geschehen wäre, und sey nach wie vor freundlich und zutraulich. Sie kann dir nicht viel helffen aber viel schaden. Die Herzogin kann sie eigentlich nicht leyden und macht sie zuweilen tüchtig herunter, dann mußt du aber ja thun als hättest du nichts gehört denn natürlich kränkt das ihren Stolz gar sehr. Die Ursache warum man sie in Tieffurth mehr schonen muß als in der Stadt ist, weil sie dann auch über die Keele mehr Gewalt anmaaßt und diese ihr mehr gehorcht. Zudem kann sie dir darum sehr nützlich seyn offt bey der Herzogin zu Tisch gebeten zu werden, denn sie ist es doch gewöhnlich welche der Herzogin solche Sachen vorträgt und m i t M a n i e r daran erinnert diesen oder jenen zu Tisch zu behalten, Punsch machen zu lassen pp woran weder Einsiedel noch die Keele denken und wozu sie auch gar nicht das Geschick so gut haben wie die Dame, denn wenn die so etwas von der Herzogin haben will, so kann sie schleichen und schmeicheln wie eine Katze. Mit der Herzogin nimm dich in Acht, ihr nicht offt determinirt zu widersprechen, das heißt in den einmal von ihr gefaßten Lieblingsmeinungen, denn dadurch wird sie leicht hitzig und böß, und hüte dich vor solchen dummen Streichen wie der war mit dem Herzog von Braunschweig. Uebrigens mache dich dadurch angenehm und nützlich daß du dich in den Sommer Nachmittagen während die Herzogin im Garten ist oder arbeitet als lector ordinarius aufwirffst, wozu du ein tüchtiges Subject abgiebst. Daß du dich im Anfange eher ein wenig zurückziehen als zu sehr andrängen mußt, weißt du ohne meinen Rath, und das wird dir gewiß sehr gute Dienste leisten, indeß mußt du freylich immer Acht haben so in der Nähe zu bleiben, daß dich kein anderer abdrängt, und dazu kann dir die gute Keele am besten mit Rath beystehen denn die Herzogin traut ihr mehr als der Dame, ob man das gleich nicht darf merken lassen. Sollten sich besondere Fälle ereignen so schreib mir, und ich will dir mit meinen gemachten Erfahrungen an die Hand gehen. Noch eins, suche gegen die Herzogin und consorten deine verdorbenen politischen und republikanischen Grundsätze ja nicht zu laut werden zu lassen. Die gute Amalie ist zwar keinesweges intolerant aber sie kann den Republikanismus doch nicht leyden und duldet ihn beym ami nur aus a l t e r Freundschafft. Laß überhaupt mehr dein gutes Herz als deinen zuweilen etwas verschrobenen Verstand leuchten, spiele nicht den verschlossenen Menschenhasser, und den beißenden Satiricus, sondern sey so offen und zutraulich als es dir dein wirklich von natur guter Geist eingiebt, und wenn dir ein satirisches bon mot auf der Zunge klebt, so gewinne es über dich – schluk es wieder hinunter, denn du machst dir bey Gott damit die Menschen zu Feinde, wenigstens traut man deinem Karackter sonst niemals, wenn du nicht aufhörst auf

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diese Art deinen Verstand selbst gegen deine besten Freunde spielen zu lassen. Dixi. – Von meiner göttlichen Octavia habe ich vergangenen Postag einen Brief gehabt, der mich gefreut hat weil er von ihr war, und ich lange vorher nichts von ihr erfahren hatte, übrigens aber kann ich nicht sagen, daß ich große Freude darüber empfunden hätte. Der vorlet z t e war in einem weit wärmern und zutraulichern Ton geschrieben, dafür leuchteten aus diesem letztern überal der kalte Zwang hervor der ihr theils aufgelegt wird, und den sie durch Aengstlichkeit unnöthig vermehrt. Nach meinem Brief der, wie du mir sagst ihr viel Freude soll gemacht haben, weil er sehr zärtlich war, hätte ich keine solche Antwort erwartet, doch rechne ich es ihrem Gefühle nicht zu, sondern bloß den weißen Lehren, und saubern lectionen welchen ihr der H Papa vermuthlich noch vor seiner Abreise wird eingeschärfft haben. Verzweiffeln möchte ich über diesen höflichen, heimlichen und falschen H Papa und über diese Frau Mama welche einer Wetterfahne gleicht. – Ich liebe das Mädgen so unaussprechlich, bin seit 16 Monaten ihr tr e ue r Liebhaber, habe eigentlich jetzt keine andere Freude, als wenn die Post mir einen Brief von ihr bringt, und diese kleine Freude während der Trennung, auch diese sucht man mir zu verbittern. Ließe man Gustchen ungestöhrt schreiben, so würden zwar ihre Briefe gewiß nie den Ausdruck der leidenschafftlichen Schwärmerey erhalten, aber ein sanftes Wohlwollen, der Ton der warmen herzlichen Freundschafft würde doch darinn herschen, und der würde mich unendlich glücklich machen. Nie habe ich mit solcher Beharrlichkeit an einem Mädgen gehangen, ich habe aber auch freylich nur einmal in meinem Leben solche determinirte HeyrathsAnschläge gemacht; indeß geht jetzt meine Beständigkeit ins lächerliche, denn ich schwöre dir auf Ehre, daß ich es mir schon vor eine Sünde halte nur mit einem andern Mädgen oder einer Frau freundlich zu reden, oder mich dicht an sie heran zu setzen, und ich bin gar nicht so frey und ungenirt mit den Mädgens als in Weimar, und wenn ich hier oder in Berlin mit einer, so freundlich spräche oder tanzte wie ich gar offt mit der Keele und andern mehr gethan, so würde ich mir die hefftigsten Gewissensbisse und Vorwürffe darüber machen. Diese Zurückhaltung und pünktliche Treu geht so weit daß mich meine Bekannten darüber auslachen, und mich einen zweyten Petrarca nennen. Alles dieß wird mir nicht schwer, denn ich folge bloß dem Antrieb meines Herzens und meiner Seelen Stimmung, daß ich aber dafür nicht einmal den Trost habe Gustchens Gefühle für mich, aus ihrem eignen Munde durch ihre eigne Hand zu erfahren, das ist bey Gott sehr hart und macht denen keine Ehre, die das gute Mädgen darüber so sehr einschränken. Die Stammbuchsgeschichte die du mir einmal schriebst giebt einen starken Beweis zu dem was ich sage, und entschleyert die Karacktere beyder Eltern hinlänglich! – O ich möchte toll werden, über solche herzloße kalte egoisten! –

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Wie es scheint so rechnet M v L: die 2 Jahre während welcher er seine Tochter noch bey sich zu behalten wünscht, als eine Zeit, welche wie die Ewigkeit weder Anfang noch Ende hat, denn als er im Monat Octobr nach Weimar kam sagte er mir unter 2 Jahren wünschte er seine Tochter nicht wegzugeben. Jetzt sind seit der Zeit 8 Monat verflossen; und er sagt immer noch, in 2 Jahren wollen wir sehen! Das ist zu toll. Gustchen schreibt mir, sie würden doch noch vieleicht nach Rußland reisen müssen. Wenn das ist dann sinkt meine Hoffnung um ein großes nieder, denn hat er sie nur erst recht in seinen Klauen, dann Gnade mir Gott bey ihrer furchtsamen und ängstlichen Stimmung die nicht den mindesten gewagten Schritt unternehmen will. – Sie liebt mich sagst du! ja liebt sie mich aber auch stark genug um nur das mindeste entscheidende für mich zu thun. Man hat wohlweise von jeher ihren Stolz rege gemacht und ihr alle zu sanften Empfindungen als verächtliche Schwäche vorgestellt. Jetzt hat sie zwar dergleichen Gefühle, sucht sie aber mit Gewalt zu verbergen aus Furcht man möchte sie im väterlichen Hause der Em p f i ndelu ng beschuldigen. Sollte nicht ihr schönes wahres Gefühl unter dieser Marter von egoistischer Kälte, die durch Carolinens Stolz noch mehr genährt wird wirklich leyden? – Während ihres Auffenthaltes in Pyrmont und auf ihrer ganzen Reise ist mir, ich gestehe es gern für einen zweyten Hunter sehr bang. Das Mädgen ist noch jung und unerfahren, und kennt keinen von den Fallstricken welche so viele unseres Geschlechts jungen unschuldigen Mädgen legen, bloß um sich mit ihnen zu amusiren, unterdeß die armen betrogenen alles für baar Geld nehmen. Wie leicht findet sich nicht wieder so ein Patron, der weniger Herzlichkeit aber mehr Geschick im Cour machen hat als ich, und mir ihr Herz entreißt. Dann lieber Bruder bin ich ganz elend, denn ich kann nicht leicht wieder meine Liebe mein herzliches Vertrauen so auf ein Mädgen werffen wie auf Auguste, in 2 Jahren bin ich ein 30ger wo die Liebe ohnehin sachte einpackt, und wo man wenigstens nicht mit der Leichtigkeit eine neue geliebte sucht wenn die alte untreu ist, als im 20ten. Einen innern Drang zum häußlichen geselligen Leben fühle ich in mir, ich habe deswegen nie aus dem Becher der Freude gezecht um ihr im Ehestande desto schöner zu schmecken, und nun würde mir der Gegenstand meiner Liebe, Auguste, vieleicht durch einen Buben entrissen, dem alle reinen schönen Gefühle nur Spott wären, und der mir die Blumen aus meinem Garten stähle bloß um sie zu verunstalten und zu zerdrücken! Tod und Teuffel ich möchte bey dem Gedanken rasend werden. Auguste findet tausend Männer mit weit brillantern Aussichten als ich aber keinen der sie reeller inniger und b es tä ndiger liebt als ich und der auch als Ehemann noch Liebhaber bleiben wird. Ich würde vieleicht auch noch Mädgen finden die mich heyratheten aber wenn der Gedanke eine andere zu nehmen wenn mich Auguste jetzt verließe ist mir unerträglich, und Jahre würden hingehen ehe ich mich nur daran gewöhnt, unter der Zeit würde ich älter miß-

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muthiger und mit meinen Gefühlen mit meiner Art zu denken – unglücklich. Wenn ich doch dem lieben Mädgen ehe sie von Weimar weggeht nur ein einziges mal insgeheim schreiben könnte! – sie will keinen geheimen Briefwechsel und ich muß mich ihrem Willen unterwerffen weil ihre Gründe mir ehrwürdig sind allein wenn sie nur dahin zu bewegen wäre einen einzigen Brief von mir anzunehmen ohne ihn ihrer Mutter zu zeigen; – ich verlange gar keine Antwort darauf, und wenn sie will kann sie ihn gleich verbrennen nachdem sie ihn gelesen hat. Sprich doch einmal mit Lotte davon und hör was die dazu sagt, oder meynst du es wäre besser durch Caroline. Schreib mir ja darüber deine und Lottens Meinung und zwar recht bald denn es ist keine Zeit zu verliehren. – Fahr nur immer fort ehrlicher Junge dich an Gustchen anzuschließen, mit ihr spazieren zu gehen kurz den cavalier servente zu spielen; ich glaube dich genug zu kennen um ganz ohne Sorge seyn zu können, und keine dummen Geschwätze sollen mich zur Eyffersucht bringen, da ich doch weis daß du mir eher nützlich als schädlich bist, mir zuweilen manchen nützlichen avis geben und von mir, mit ihr sprechen kannst. Du haßt übrigens heiße feurige Begriffe von Liebe und es kann gar nicht schaden wenn dadurch das Eyß ein wenig aufgethaut wird was der rußische Stolz um sich zu versammeln strebt. – Wenn du in Tieffurth lebst, dann wird dein armes Herz wohl ganz zu Grunde gehen, aber hüte dich, wenn du nicht andere Begriffe annehmen willst als du jetzt hast. Keele ist ein prächtiges Mädgen, und sie ist der Liebe gewiß nicht unfähig, aber wild hefftig wird sie nie lieben. Sie ist nicht dumm, nicht unwissend und wird daher gewiß eine gute und t r e u e Hausfrau abgeben. Glaubst du mit ihr in Weimar als Regierungsrath, mit dem was du hast und mit dem was ihr etwa die Herzogin ließe weil sie doch auch zugleich Hofdame bleiben könnte, auszukommen, so greif zu und such sie zu erobern. Hübscher und reicher kannst du sie finden aber nicht leicht besser, willst du das nicht dann – caveas Die alte Reitzenstein ist eine Närrin, und hat ihre Töchter verdorben. Tine hätte in andern Händen gut werden können, jetzt taugt sie nicht mehr für dich. – Sag dem Riedesel, und der neuen gelehrten Hofdame viel schönes von mir empfiehl mich dem Prinzen, der Prinz eß, dem alten Horne, besonders auch dem guten Hinzenstern und dem ganzen Hof, wenn man nach mir frägt so wie auch dem Herzog v Alba, und dem Pater Domingo in genere, in specie aber versichere den Grafen Lerma Prinzessin Eboli, Marquise Mondekar und Gräfin Fuentes meiner herzlichsten Freundschafft, so wie auch die gute Lucka welche keinen theatralischen Beynahmen erhalten hat. Leb wohl für heute lieber Bruder mit Schröck sehe ich daß es schon spät ist und ich habe noch einige Briefe zu schreiben. Gruß und Bruderschafft. CB

Von Christian Gottfried Heinrich Burdach, Kohlo bei Pförten, 29. Mai 1800

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210 Vergiß ja nicht den alten Aulhorn, Destouches, Menes, Eggloffsteins Bello, die

Dame, Lauterbach und Jean Paul so wie auch Boettger zu grüßen. Vale

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Hochwohlgebohrner Gnädiger Herr. Schon längst war es einer meiner Lieblingswünsche, daß einer unsrer teutschen Schriftsteller es unternehmen möchte, ein Werk, das das Ganze der schönen Literatur und Kunst umfaßte, herauszugeben; oder wenn dieser Wunsch nicht so bald realisirt werden sollte, mein Entschluß, selbst ein dergleichen Werk, in Verbindung mit mehrern meiner Freunde, dem Publikum zu übergeben. Um so größer war mein Vergnügen, als ich im 4. Stück des Teutschen Merkurs, die Ankündigung des monatlichen Taschenbuchs las, dessen Plan ich so ganz aus meiner Seele gehoben fand; und um nur einen kleinen Beweis abzulegen, welchen warmen Antheil ich an der Herausgabe eines so gemeinnützigen Werks nehme, für dessen weitere Bekanntmachung und Verbreitung in meinem Vaterlande, der Lausitz, ich mich möglichst zu interessiren suchen werde, habe ich hiermit die Ehre, Ew: Hochwohlgebohrnen einige meiner Gedichte als Beitrag zu übersenden. Sollten Ew Hochwohlgebohren dieselben dem Plan Ihres Taschenbuchs entsprechen finden, so bin ich erbötig, künftig mehrere, auch größere, in das Gebiet der schönen Literatur und Kunst, namentlich der Geschichte teutscher Dichtkunst, dramatischen Poësie, und Aesthetik einschlagende Beiträge zu liefern. Der ich die Ehre habe mit der uneingeschränktesten Hochachtung mich zu nennen Ew: Hochwohlgebohrnen unterthänigen C. G. H. Burdach. d. Philos. Doktor Pass. subst. Kohlo bei Pförten in der Niederlausitz den 29. Mai 1800.

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Von Sigismund Grüner, Breslau, 1. Juni 1800

38. Von Sigismund Grüner, Breslau, 1. Juni 1800 Breslau d 1t Juni 1800.

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Hochwohlgeborner Herr. Ihre mir angenehme Zuschrift hat mich in Hinsicht des monatlichen Almanachs und dessen Erscheinung unterrichtet Durch den Soufleur Belling vom hiesigen Theater der in Weimar eine Anstellung findet, und den ich ihrem Wohlwollen empfehle – erhalten Sie in den beiliegenden Mspten eine Ansicht der Beiträge, deren Fortsezzung ich mich unterziehen will. Dazu gesellt sich noch eine gedrängte cronologische Geschichte der heutigen Schaubühne die noch fehlt, aber von der ich mit Gewisheit bestimmen kan, dass sie 5 bis 6 Bogen in Mspt betragen wird. Die künftige Theater Artikel soll blos aus Anzeigen merkwürdiger Neuheiten und aus critischen Würdigungen der neusten Stükke in Mspt. bestehen. Besondere Vorfälle gehören natürlich dazu. Aus den drei Abschnitten über die Dramatische Kunst werden sie die künftigen Fortsezzungen hinlänglich beurtheilen können. Ich erlaube mir die Bemerkung dass ich auf diese Arbeit einen besondern Werth sezze. Sie ist das Resultat einer 24jährigen Erfahrung und Beobachtung. Da ich keine Abschrift davon besizze, so leg ich Ihnen die Mspte um so mehr ans Herz, und erlaube mir die Bitte diese Mspte ohne Säumnis abschreiben zu lassen und mir die Originale durch die H. Gädike an die hiesige Handlung des H. Korn jun: retour zu senden (oder auch Franco Leipzig grade an meine Addresse) damit ich für die weitere Arbeit die Ansicht behalte wie weit ich gekomen bin, u nicht etwa was schon gesagtes wiederhole. Ich übergebe diese Arbeit die mir lieb ist mit vollkomnen Zutrauen in Ihre Hände u erwarte umgehend eine Anzeige Ihres Empfangs. Sehr leicht kan ich den Fall voraussezzen dass Ihnen auch andre Beiträge zwekmässig sind als aesthetische, deshalb leg ich den ersten Abschnitt über meine Ansichten des Nordens bei, die ich bis an den Rhein zu verfolgen gedenke. Das heist ich werde nur von Hauptsachen u nur von dem reden was ich selbst gesehen habe. So unangenehm es mir sein würde, wenn meine Prob en M s pte Ihrer Convenienz nicht entsprächen, oder sich für das Institut nicht fromten welches sie unternehmen wollen, glaube ich dennoch über Ihren Werth einige Vorliebe behalten zu dürfen. Auch im Fall der Zurükweisung, (da ich den Inhalt Ihres Briefes wohl verstanden habe) bitte ich sie um die Gewogenheit, H Gadike dem Industrie Comtoir die Dramatischen Mspte zu comuniciren und für Mich anzufragen, ob sie das Ganze nicht der Annahme u des Verlags werth achten? auch dann erhalt ich meine Mspte zurük u beendige bis zu einem gewissen Termin das Ganze.

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So lange die Dresdner Bühne des H Franz Seconda in Leipzig ist, bleibt der H. Regisseur Opitz für mich eine sichre Addresse dem sie alles an Mich einschiken und zur weitern Beförderung empfehlen können. Auserdem bin ich mit der Somerschen Buchhandlung in Leipzig u mit der des Hn Reinike u Heinrichs bekant auch haben die Hn Gädike grade Verechnung mit H Korn jun: allhier Die Mspte welche sie heute empfangen, sezzen sie (im Fall der Annahme) auf mehrere Maalen in Stand, im Calender den Dramatischen Artikel zu zeigen, besonders wenn noch eine cronologische Geschichte der hiesigen Entreprise und eine monatliche Ansicht der vorzüglichsten Neuheiten hinzu komt. Ich werde Ihnen den Nahmen des Verfassers der Kronologie nennen wenn Sie Ihn fordern. Mich selbst belangend bleib ich anonym solange kein Federkrieg oder Gegenrede entsteht, aber ich werde nie Anstand nehmen mich dem zu nennen u zu zeigen der mich angreift. Ich schreibe meine Ueberzeugungen u behalte den Grundsatz freimüthig u bescheiden Sehr angenehm soll es mir sein wenn ich durch diese Gelegenheit die genauere Bekanntschaft eines Mannes wie Ew Hochwohlgebohren mache dem ich unbekannt vorher. Das angezeigte Honorar hat meine Zustimmung. Hochachtungsvoll der Ihrige Sigismund Grüner

39. Von Friedrich von Matthisson, Wörlitz, 10. Juli 1800 Bester Herr Baron! Zuerst meinen herzlichsten Dank für Ihre schöne Musengabe, die mir einen durchaus reinen Genuß gewährt hat. Nach meiner innigsten Überzeugung haben Sie die meisten Ihrer Vorgänger übertroffen, namentlich den Grafen Christian Stolberg im Froschmausekrieg und bei den schon von Voß 5 übersetzten Gedichten dürfen Sie die Vergleichung nicht scheuen. Zu den gelungensten Nachbildungen gehören, nach meinem Gefühl: Pindars erster olympischer Chor und Homers kleinere Hymnen. Die beiden lieblichen Reliquien des Kallistratus und Ariphron, habe ich mit wahrer Freude diesem Kranze eingeflochten gefunden, ungern aber die übrigen Fragmente des Mimnermus, besonders 10 das zweite: ¢mei« d’o›ˇ te f÷lla f÷ei xil. darin vermißt. Auch die Manen Kleanths werden Sie anklagen, daß sein herrlicher Hymnus von Ihnen verschmäht wurde. – Ich denke jetzt gar nicht mehr daran, meine gedruckten Briefe fortzusetzen. Um so eher hoffe ich Ihrer schmei15 chelhaften Aufforderung entsprechen zu können. Noch ist aber nichts ausgearbeitet, sondern alles nur in meinem Reisejournal flüchtig hingeworfen oder hieroglyphisch angedeutet. Überhaupt habe ich meinen Beruf zum Schriftsteller

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nie als entschieden genug betrachtet, um mir aus der Autorschaft ein anhaltendes oder ernstliches Geschäft zu machen. Aber es würde mich freuen, irgend 20 einen Beitrag zu Ihrem Taschenbuche liefern zu können, der des Ganzen nicht unwürdig wäre. Das letzte Taschenbuch erhalten Sie hier mit meinem besten Danke wieder zurück. – Ich wünsche von Herzen Ihnen bald wieder auf meinem Wege zu begegnen: denn ich achte Ihre persönliche Bekanntschaft für einen wahren Gewinn. Seyn Sie meiner Hochschätzung und Liebe unwandelbar versichert.

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Hochwolgebohrner, Insonders hochgeehrtester Herr Geheimerath! Euer Hochwolgebohrn werden sich vielleicht noch geneigtest zu erinnern belieben, daß ich bereits zu Anfang dieses Jahres für Übernahme der Redaktion eines monatlichen Taschenbuchs veranlasst wurde, welches Unternehmen, als ich die Ehre hatte, Ihnen damals den schriftlichen Plan mitzutheilen, wenn es so ausgeführt werden würde, als es angekündigt war, Ihren Beifall erhielt. Sie gaben mir sogar die Hofnung, im künftigen Jahre selbst einigen Antheil daran zu nehmen, wenn es Ihre Geschäfte erlaubten. Ich sehe mich jezt im Stande, dass, was damals blos Idee war, nunmehr wirklich auszuführen, mit der, mir dem Ganzen vortheilhafter scheinenden, Veränderung, daß, statt vorher monatlich 4. Bogen geliefert werden sollten, gegenwärtig vierteljährlich ein Heft. von 12. Bogen erscheinen wird. Der Druk des ersten, zu Weihnachten herauskommenden, wird in den ersten Tagen des künftigen Monats anfangen. Ich wage es daher, in Vertrauen auf jene damals geäusserten gütigen Gesinnungen, meine einstige Bitte an Euer Hochwolgebohrn zu wiederholen, und zugleich anzufragen, ob ich mich vielleicht schon für da s er s te Stük eines Beitrags von Ihnen zu erfreuen. Einem erst in seiner Laufbahn beginnenden ist der Wunsch verzeihlich, gleich Anfangs so vortheilhaft als möglich vor den Augen des Publikums zu erscheinen. Ich glaube nicht erst hinzusezen zu müssen, daß das in der ersten schriftlichen Ankündigung im allgemeinen zugestandene Honorar von 2 Louisd’ors für den Bogen keine Rüksicht von Euer Hochwolgebohrn verdient, indem ich Ihnen vielmehr alle Bedingungen vertrauensvoll ganz allein überlasse, und durch den Verleger hiezu authorisirt bin, und bemerke blos, daß Druk, Format, Papier, und Lettern dem Schillerischen Musenalmanach gleichkommen. Der Verlag ist bei Gädicke. Da ich vermutlich künftigen Sonnabend wegen verschiedner Geschäfte nach Jena kommen werde, so erbitte ich mir auf diesen Fall die Erlaubnis Euer Hochwolgebohrn aufwarten, und meine Antwort selbst holen zu dürfen.

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Mit der vorzüglichsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein Euer Hochwolgebohrn ganz gehorsamster Seckendorf Weimar, den 24sten Sept. 1800. 41. Von August Hermann Niemeyer, Halle, 1. Oktober 1800

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Hochwohlgebohrner Höchstgeehrter Herr Vor einiger Zeit erhielt ich ein Schreiben von dem Herrn Vater in Regensburg, welche mir den Vorsatz, seinen bis izt in Schnepfenthal erzogenen Sohn, unserer Anstalt zur weiteren Ausbildung anzuvertrauen, bestimmt machte. Ich habe darauf unverzügl geantwortet und gemeldet, daß unser neue Lateinscursus d 20. Oct. angehn würde. Da ich hierauf noch keine Antwort erhalten habe, mir aber sehr daran liegt, mein gegebenes Wort, eine recht gute Stelle auf zuheben, zu erfüllen, so bin ich so frey, mich an E. H. zu wenden, da Sie ohnstreitig von dem Plan unterrichtet sind, und vielleicht selbst, da unsre Anstalt Ihnen nicht mißzufallen schien, einen nähern Antheil daran haben. Ich darf ihr selbst, da ich so glücklich bin, ungemein gute und geschickte Lehrer zu haben, ein vortheilhaftes Zeugniß, besonders auch von Seiten der Gründlichkeit des Unterrichts geben, und muß nur immer wünschen, daß man uns die Eleven einig zuschicke, damit der ganze Unterricht recht planmäßig ertheilt werde. Erlauben Sie, daß ich Ihnen einige Exemplare der neuesten Nachricht zuschicken darf. Es hat mir sehr leid gethan, E. H. bey Ihrem Aufenthalt nur so kurz zu sehen. Den warmen und begünstigten Freund der Musen, möchte man so gern von den gewöhnlichen Durchreisenden unterscheiden. Vielleicht daß Freund Doederlein es über Sie vermag, vielleicht daß selbst die Ankunft unsres zu erwartenden Eleven veranlaßt, daß Sie uns bald wieder die Freude Ihres Besuchs machen. Um eine baldige Antwort, wie viel Ihnen von der Sache bekannt sey, darf ich wohl ergebenst bitten. Empfangen Sie die Versicherung meiner wahren Hochachtung, und Ergebenheit, E. H. gehorsamster Diener D. Niemeyer.

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d 1t Oct. 1800.

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Von Josef Freiherr von Retzer, Wien, 9. Oktober 1800

42. Von Josef Freiherr von Retzer, Wien, 9. Oktober 1800 Nehmen Euer Hochwohlgebohren meinen innigsten Dank für Ihre so gütige Zuschrift an, alles was ich werde zur Beförderung Ihres Journals beytragen können, werde ich sehr gern thun, wie schmerzet es mich: daß ich bey meinem Aufenthalt in Weimar nicht so glücklich war: Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, 5 durch unsre gemeinschaftliche Liebe zur deutschen Dichtkunst hätte ich vielleicht auf Ihre Freundschaft Anspruch machen können, um so mehr als ich mit dem Reichshofrath Sekendorf, der ein Präsident ist, durch 5 Jahre in Wien im nämlichen Haus wohnte, und er wirklich mein Freund war. Ein paar Produkte der Wiener bin ich so frey als Beweise jener Hochachtung beyzulegen, mit der ich die 10 Ehre habe zu seyn Euer Hochwohlgebohren Ergebenster Diener Jos: Freyherr von Retzer 15 Wien

d 9ten October 1800.

43. An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 15. Oktober 1800 Weimar, den 15t Oct. 1800. Euer Hochwolgebohrn hatte ich bereits vor mehren Monaten die Ehre, eine Einladung zur Theilnahme an einem von mir zu redigirenden monatlichen Taschenbuch zu übersenden. Da 5 dieses Unternehmen, jedoch mit einigen wesentlichen Veränderungen, für jezt zu Stande gekommen ist, so eile ich Sie von der gegenwärtigen Einrichtung durch Mittheilung der beiliegenden gedrukten Anzeige zu unterrichten, der ich zugleich ein Exemplar des ersten Probebogens beilege. Das generell für einen solchen Bogen bestimte Honorar ist 2 Louisd’or in Golde. Einige Ihrer hiesigen Freunde, deren Unterstüzung ich mir versprechen darf, 10 lassen mich hoffen, wenigstens in der Folge auch auf Ihre Unterstüzung rechnen zu dürfen, und im Vertrauen auf die Beweise von Freundschaft, die ich Ihnen bei meinem frühern hiesigen Aufenthalte verdankte, wage ich es Sie darum zu bitten. Es existiren bereits verschiedene Ihrer Manuskripte hier, und unter andern besizt 15 Herder mehre Elegien, welche vielleicht nicht alle für seine Aurora bestimt sein

Von Heinrich Laleben ( ? ), Berlin, 18./19. Oktober 1800

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dürften. Sollte diese Vermutung gegründet sein, so bittte ich von denen, welche noch nicht vergeben sind, Gebrauch machen zu dürfen, und frage auf den Fall der Gewährung zugleich ergebenst an, ob Ihr Nahme unterzeichnet werden darf. Empfangen Sie zugleich die Versicherung meiner unwandelbaren Hochach20 tung. Seckendorf

44. Von Heinrich Laleben (?), Berlin, 18./19. Oktober 1800 Berlin d 18t. Octob 1800.

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Lieber v Sekkendorf Du wirst dich wundern einmal von mir zu hören. Freundschaft u Geschäft will es, und ich schreibe. Von meinem Schiksale u Leben dies zur Notiz: Ich bin mit meinem Plane am K. Corps u. dadurch mit ihm selbst zerfallen; ich war bestimmt die Stelle des Erziehers des Kronprinzen am Hofe zu erhalten; schon erwählt, vom Könige aprobirt, der mir besonders gnädig war, als mein Alter zum Vorwande diente mich dieser großen (meinen Ansichten von dem was wichtig ist gemäß) höchsten Aussicht verlustig zu machen. Dellbrük war älter und erhielt die Stelle; ich nehme ab demselben Tage meinen Abschied vom K. Corps u werde nach Frankfurth a/O. gehen mich dort erst als Akadem: Bürger, dann als Dozent herumschlagen u dadurch meine Carrière in das Corps diplomatique einleiten. Nun muß ich abermals meine Zuflucht zur Litteratur nehmen, und auf diese hat mein heutiges Schreiben an dich Bezug. Ich habe an den H. Rath Böttger zwei Aufsätze für den Merkur ohnlängst nach Weimar mit einem gewissen Doktor Heller geschikt, der von Wien über Berlin nach Erlangen ging. 1) über die Gärten von Versailles, dann 2, über den Lauf des Rohnestrohmes. Ich wünschte nicht nur daß diese dort eingereicht würden, sondern möchte auch wohl Gelegenheit haben mehre Parthien aus meinem Reisejournal für Frankreich, Deutschland und die Schweitz dahin zu liefern. Habe doch die Güte u erkundige dich: 1) ob und wann die Aufsätze eingerükt werden? 2) wie viel Honorar Böttger giebt? 3) ob ich dahin wohl mehrere abschikken kann. Du hast immer ein Journal schreiben wollen ich bin jezt zu deinem Dienste bereit u habe mehrere recht gute Vorschläge auch Aufsätze darüber. Ich möchte gern genauer mit so einem Institut legiert sein. Einmal nun einen gewissen Absatz zu haben, mich dann aber über manche Gegenstände auszubreiten die mir bis jezt Musse u die Noth für das zu schreiben was gewiß Absatz fand; wieder abrükken ließ. Ich stehe selbst über ein Journal das in den letzten Zügen liegt mit einer Buchhandlung in Corespondenz u würde dich denn gleichfals um Arbeiten

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Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 23. Oktober 1800

30 ersuchen. Mir ist übrigens sehr darum zu thun daß ich Geld bekomme, u mich so

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einlasse daß ich nun auf den gewissen Ertrag meiner Arbeit gewiß rechnen kann. Auch dir wird damit gedienet seyn u so können wir einander die Hand reichen was in meiner dahmaligen Lage u bei meinen Plane, wo ich die größte Verborgenheit u Zurükhaltung beobachten musste, nicht möglich war. Jezt bin ich wieder für alles empfänglich, wenn es einmal Realität hat. – Deine Freundschaft nehme ich in Anspruch der ich um Antwort bitte, u zugleich mache mich mit deinen Ideen bekannt, so weit ich dazu beitragen kann sie zu realisieren. – Es wird gut seyn daß ich mir zu Berlin u Leipzig einen Commissionär halte, um in alter litterärischen Thätigkeit zu kommen. Jezt bin ich noch zu sehr mit Altem beschäftigt wohin ich mich gewand habe u mir bereits meinen Commissionär halte. Bin ich erst eingerichtet dann stehe ich dir mit meinem Arangement selbst zu Diensten, wenn sie dir Vortheil bringen kann. Du hast mir selbst vorgeworffen, daß ich ein äusserst praktischer Mensch sey u Alles klar sehen müße. Gieb Acht mein Theuerster dies wird uns rascher zum Ziele führen; ich bin gegen Unternehmungen die eine heitere Existenz versprechen, wenn sie nicht in derselben ihren Zwek ausfüllen können. Sey so gut u gieb mir Auskunft über meine Frage u wie es sich mit den Faunen und der Flora verhalte, vor allem wer sich in Hinsicht auf sie wende u welches das Honorar (Conditio sine qua non) sey das sie abwerffen. Ich wünschte du sässest jezt mit deinen grossen blauen fragenden Augen vor mir u thätest ein Paar Caesar Fragen an mich. Diese Zeit werde ich nicht vergessen wenn ich gleich damals aus Consequenz ihr Angenehmes mehr ablehnen als genießen konnte. Rule ist Stadtrichter geworden. Mit Hertzlichkeit u Wahrheit dein Heinrich Laleben. Von Frankfurth a/O. mehr.

55 Berlin d 19. Octob

1800. wohnet vom 12 in der Dragoner Straße Briefe sind an die Madam Eckhardt abzugeben.

45. Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 23. Oktober 1800 Ilmenau, 23. Oktober 1800. Sie haben mir durch Ihren Brief so viel Ehre als Vergnügen erzeigt. Bey den Anforderungen der Freunde fühl ich erst meine Armuth und Schwäche. Ich habe nichts von eigenen Arbeiten mitzutheilen. Das wenige was ich gemacht habe war

Von Lorenz von Westenrieder, München, 26. Oktober 1800

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5 auf besondere Veranlassung, ohne die ich nichts hervorzubringen vermag; und

da sich solche bey meinem abgezogenen Leben selten findet, so überzeugt auch dieses von meinem Berufe zu schweigen. Ich habe diesen ganzen Sommer angewandt meine Übersetzung des Lukrez zu vollenden, und da ich damit zu Stande bin, so wende ich anjetzt Mühe an, sie 10 vollends auszufeilen, und ins Reine zu bringen. Ich habe das letzte Buch zuerst vorgenommen. Wann solches abgeschrieben ist, steht es zu Befehl, ganz oder in Stücken, welchen Gebrauch Sie davon machen mögen. Weiter habe ich nichts zu geben. Ich fühle wohl, dass eine Übersetzung und zumal eine Übersetzung aus dem Lukrez, die artigen Blätter schwerer füllen 15 würde – doch könnte sie als Ballast oder als Folie zu den übrigen schönen Schreibereyen dienen. Der Anfang ist recht glücklich gemacht, und die reiche Ader von Wiz und Laune unsers Jean Pauls hat sich recht gefällig ergossen. Nehmen Sie nochmals meinen Dank für das Zeichen Ihres Zutrauens und Ihrer gütigen Freundschaft, die ich mit wahrer Hochachtung und Dankbarkeit er20 kenne.

46. Von Lorenz von Westenrieder, München, 26. Oktober 1800 München den 26 Oct. 1800 Die gütige Erinnerung Eurer HochwohlGeboh an mich bey der Herausgabe des Taschenbuchs von Weimar ist für mich unendlich schmeichelhaft, und ich will mich wenigstens bestreben, selbige mit der aufrichtigsten Schilderung meiner 5 Lage zu verdienen. Ich bin seit achtzehen Jahren an das Aktendreschen geschmiedet, und habe gewöhnlich nur den Abend frey, wo ich müde, kalt, und für Gesänge des Geistes verstimmt bin. Ich habe seit diesen Jahren fast nichts, wobey das Herz glühte, im Fach der Schriftstellerey geschrieben, und habe wohl hundert Aufsäze, wozu mich ein heftiger innerer Drang gleichsam nöthigte, angefangen, 10 aber selbe, aus Mangel an Zeit und Laune, unvollendet gelassen. Es ist redlicher, nichts versprochen, als zusagen, und nicht Wort halten. Ich sage daher, so sehr ich mir auch Gewalt anthun muß, dieß nieder zu schreiben, nichts zu; schlage aber den für mich erquickenden Ruf keineswegs aus; sondern ich werde E. Hochwohlgeb so bald ich das erste Stück des Taschenbuchs in einer der hies. Buch15 handlungen gesehen haben werde, sogleich meine Erklärung, ob ich mit den vortreflichen Mitarbeitern gleiches Schrittes zu wandern im Stande bin, berichten. Vielleicht haben Wir bis dahin Friede; was mir eine neue Veriüngung geben wird. Wie sollte man unter dem Geschrey und dem Waffengeklirr der Herren, die sich unsre Eroberer nennen, ein Lied, das diesen Namen verdient, anstimmen kön-

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An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 11. November 1800

20 nen? Wir leben hier höchst betrübte Tage, und beynahe müßte ich mir Vorwürfe

machen, in solchen Umständen iene Geistesruhe und Behaglichkeit zu zeigen, aus welcher Aufsäze für Ihr Taschenbuch fließen sollen. Mit unbegränzter Achtung u Ergebenheit bin ich E. H. gehorsamster Diener Westenrieder churf. 25 geistl. Rath und Canonicus.

47. An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 11. November 1800 Weimar, den 11ten Nov. 1800.

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Ich danke Ihnen herzlich für das freundschaftliche Erbieten Ihres Briefes vom 23n v. M. und behalte mir vor, bei ehester Gelegenheit davon Gebrauch zu machen. Nun aber nehme ich Ihre wolwollenden Gesinnungen aus einem andern Grunde in Anspruch. Kürzlich hat mir Einsiedel verschiedene interessante Stükke aus den Vorräten des ehemaligen Tieffurter Journals mitgetheilt, von denen ich bereits einiges dem ersten Hefte einverleibt habe. Seitdem habe ich erfahren, daß zwei Gedichte darunter Sie zum Verfasser haben. Es ist dies eine kleine Elegie, und ein grösseres Gedicht, Chiron, der Alte. Der Druck war schon angefangen, und mir daher unmöglich, Ihre Genehmigung vorher zu erhalten. Ich eile daher, Sie deshalb um Entschuldigung, und zugleich um Ihre Autorisazion zu bitten. Sie sind indessen anonym geblieben. Da mein Taschenbuch stolz auf solche Beiträge sein darf, so zeige ich zugleich an, daß sich unter jenen Mittheilungen noch mehre Stükke befinden, welche von Ihnen herrühren sollen, und von denen ich Gebrauch machen zu dürfen bitte. Es sind folgende: Vo n Bildung des Geschmacks an einfachen Vergnügung, Pindars fünfte olimpische Ode, an eine Rose im Winter, das Lob des nach Virgil, und mehre Übersezungen aus der Ant hologie. Das erste Heft wird in 14 Tagen < >rlassen. Göthe beschenkt es mit einem vortreflichen kleinen allegorischen Drama, das am Geburtstag der Herzogin Amalia aufgeführt wurde vor einer kleinen Gesellschaft in ihrem Hause. Empfangen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Verehrung. Seckendorf

An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 20. November 1800

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48. An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 20. November 1800 Weimar, am 20st Nov. 1800.

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Euer Hochwolgebohrn habe ich die Ehre, die erst heute erhaltenen Bogen aus der Drukkerei zur Durchsicht zu übersenden. Troz aller meiner Beschleunigung ist gestern nichts davon fertig geworden, und so sehr dieser Verzug auch die Zeit verengen wird, die Sie der Durchsicht widmen können, so muß ich doch die Bitte beifügen, es mir, wo möglich, durch den H. Hofrath Schiller künftigen Sonnabend wieder zu schikken, wenn Ihre Zurückkunft nicht selbst bis dahin erfolgen sollte. Der Letternvorrath in der Drukkerei ist so gering, daß sie nur einen Bogen voraus sezen können. Die vorgenommene Korrekturen betreffen die Gleichstellung der Orthografie mit dem Übrigen. Wollten Euer Hochwolgebohrn zugleich eine Rüge an den Drukker mit beifügen, der die Simmetrie der Zeilen oft ganz unverzeihlich verlezt hat, so hoffe ich, daß er sich dadurch am ersten zu einer Verbesserung bequemen wird, wodurch ich rechne, daß vielleicht noch 3. Seiten im Drukke mehr gewonnen werden könne. Es bleibt mir nichts übrig, als nochmals Euer Hochwolgebohrn meinen lebhaftesten Dank für diesen mir so schäzbaren Beitrag zu wiederholen, und den glücklichen Fortgang des Taschenbuchs samt seinem Urheber Ihrem Wolwollen bestens zu empfelen. Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung Euer Hochwolgebohrn gehorsamster Diener Seckendorf

49. Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 20. November 1800 Hochwohlgeborner Hochgeehrtester Herr! Ew. Hochwohlgeb. werden mir diese schriftliche Annäherung vergeben, bey welcher ich mir zum ersten Mahle erlaube, Ihnen meine gefühlteste Hochachtung zu 5 bezeugen. Aber auch das Taschenbuch, welches sich durch seinen verdienstvollen Herausgeber, und durch gewählte Mitarbeiter so ungemein empfiehlt, ist eine reizende Verführung für mich, Ew. Hochwohlgeb. einige bescheidene Blumen oder Blätter zu jenem Kranze anzubieten. Der Herr Oberkonsistorialrath Böttiger that in einem Briefe die gütige Äußerung, ein Sonett von mir auf den jetzigen lite10 rarischen Zeitlauf Ew. Hochwohlgeb. zu übergeben, weil er es nicht gern für den Merkur bestimmen wollte. Ich nehme mir nun die Freyheit, Ihnen dasselbe mit

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Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 21. November 1800

einigen andern anspruchslosen Gebilden zu überschicken, und dieselben zu ersuchen, sie im Falle ihrer poetischen Lebenskraft in Ihrem Taschenbuche aufzunehmen. Dieß würde mir zugleich eine freundliche Aufforderung seyn, dem 15 Ideale, welches in mir lebt, immer näher zu kommen, und den Beyfall der Kenner der Musenkunst mit fester Kraft zu erstreben. Sollten Sie sich nicht für Dero Institut eignen, so bitte ich Ew. Hochwohlgeb. mir dieselben zurückzuschicken. Da ich zu Ostern dieses Leipzig verlassen, und an der Verschönerung meiner alten Mutter, der Schulpforte, mitarbeiten werde, so werden dann auch meine 20 Musenspiele eine mildere Freyheit athmen. – Ew. Hochwohlgeb. ersuche ich, zu glauben, daß ich an Ihren gelungenen Bemühungen zu unserer Ausbildung keinen gemeinen Antheil nehme, und habe die Ehre, mit freyer Verehrung zu verharren Ew. Hochwohlgebornen ergebenster Diener 25 I. G. F. Messerschmid, (Hainstraße, no. 351.) Leipzig, am 20. November, 30 1800.

50. Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 21. November 1800 Ilmenau den 21 Nov 1800 Mit Vergnügen theile ich aus meinem kleinen Vorrathe mit, was Sie zum Gebrauch Ihres Taschenbuchs bequem finden. Ich kann nicht bestimmt sagen, ob die angezeigten Stücke aus dem ehemaligen Tiefurter Journal alle von mir sind, da es so 5 lange her ist, und sie bey mir fast in Vergessenheit gerathen sind. Ich wünschte indeß, daß, wenn es mit Ihrer Bequemlichkeit geschehen kann, mir es erlaubt seyn möchte, solche vorher etwas durchzusehen. An dem Lob des Virgils vom Landleben glaube ich nachher einiges geändert zu haben; ich kann es aber jezt unter meinen Papieren nicht mehr finden, und wünschte daher, daß Sie mir Ihre 10 Abschrift nur auf wenige Tage zur Durchsicht verleihen möchten. Hier schicke ich Ihnen eine Uebersezung Madagaskarischer Lieder. Diese sind, so viel ich weiß, noch nirgends im Teutschen erschienen, ausser in Jacobis Taschenbuch, in gereimten Versen, wo sie fast alles von ihrem Eigenthümlichen verlohren haben. Ihr eigner vortreflicher Charakter macht sie ohne Zweifel Ihres 15 Taschenbuches höchst würdig. Ich habe sie ganz in ihrer Simplicität gelassen.

An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 30. November 1800

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Mit noch ein paar Oden des Pindar, und vielleicht einigen andern Kleinigkeiten, kann ich ein andersmal aufwarten. Ich bin mit wahrer Hochachtung Ihr gehorsamer v Knebel. 20

51. An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 30. November 1800 Weimar, den 30n Nov. 1800.

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Ein so angenehmes Geschenk, wie das in Ihrem lezten Briefe, fordert meinen wärmsten Dank, und es that mir nichts so leid, als, es nicht einige Tage früher empfangen zu haben, wo ich es noch würde ganz dem ersten Stück des Taschenbuchs haben einverleiben können. Mangel an Raum hat mich genötigt, es fürs erste nur mit der Hälfte zu thun. Der Druck ist nun vollendet, und ich werde mit nächster Gelegenheit die Ehre haben, Ihnen ein fertiges Exemplar zu übersenden, vielleicht empfangen Sie es noch morgen, wenn ich bis zur Abreise des Raths Ackermann, der dieses bestellt, eines erhalten kann. Da ich einmal irgendwo erklärt habe, daß alles ganz anonym auf meine Rechnung zu sezen sei, so mußte ich Ihre Beiträge, wie auch bei den ungenannten von Herdern, Wieland, Einsiedel, der Fräul. von Imhof geschehen ist, die Sie leicht erkennen werden, mit einem Buchstaben bezeichnen, Ich habe dies nach dem Beispiel der H o r e n und des Schillerschen Musenalmanachs gethan. Ich habe mich in diesen schönen Kranz nur schüchtern gewagt, und dies noch überdies in einer mir wenigstens so fremden Gattung, als sie es vor Ihnen und Göthen den Teutschen war, in der Elegie. Sie haben indessen wenigstens das Verdienst der Kürze. Ich lege Ihnen hier alles bei, was ich aus den Manuskrptn des Tieffur ter J ou r n als unter Ihrem Nahmen erhalten habe, allein ich muß auch alles restituiren, und bitte daher auch im Fall der Verwerfung, um Zurücksendung. Ich hoffe aber noch mehr als dies, ich hoffe, daß Sie mir einen Theil wenigstens nicht entziehen werden. Wenn indeß der Laie dem ältern Dichter eine Bemerkung zur Prüfung vorlegen darf, so wäre es das Silbenmaas der Epigramme nach dem Griechischen welcher mir einiger Verbesserung zu bedürfen scheint. Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu sein pp Seckendorf

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Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 1. Dezember 1800

52. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 1. Dezember 1800 Rheinsberg d 1t Decembr 1800

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Du machst mir doch immer den Vorwurf, als sorgte ich nicht genug für deinen Vortheil, als wäre ich nicht aufmerksam genug, wenn es darauf ankömmt dir einen Dienst, von gewisser Art zu leisten! – höre nun und verstumme: Du hast doch schon so offt Fräulein Knebel auf dem Fürstenhause besuchen wollen, und noch keine schickliche Gelegenheit dazu finden können. Hier gebe ich dir eine in die Hände. – Fräulein Knebel hat mir Auftrag gegeben, ihr von Berlin für 2 rtl blaue cordonirte Seide zu schicken, und mir das Geld dazu schon mit gegeben. Diese Seide schicke ich dir nun zu, und du trabst ganz ordentlich den ersten besten Nachmittag gegen 6 Uhr auf Schloß, und überbringst ihr die Seide in meinem Nahmen, nebst meinen schönsten Empfehlungen an Sie und an Caroline Louise. So haßt du gleich eine schickliche Gelegenheit, und nicht theuerer erkaufft als etwa das Postgeld für die Seide beträgt. – Ich hätte sehr gut das Paketchen directe an die Knebel addressiren aber da fiel mir ein daß ich dir einen großen Gefallen mit thun könnte, und so erhälts du es nun. Ich habe heute auch an den Erbprinzen geschrieben und ihm einige gute Lehren gegeben. Mit allen seinen unendlichen Fehlern muß ich dem Jungen doch gut seyn weil er mich wirklich so sehr liebt! – beym Abschied hat er ordentlich an meinem Halse geweint. Ach Gott hätte ich doch auch so an Augustens Halse weinen können. Zuweilen möchte ich aufspringen und laut fluchen, wenn ich dran denke daß mich die Mutter nicht eine halbe Stunde hat wollen mit ihr allein sprechen lassen. Hätte ich sie nur einmal recht fest in meinen Arm schließen, und den Kuß der Liebe auf ihren Mund drücken können! – gewiß macht etwas unschuldig aufgeregte Sinnlichkeit, bey einem Mädgen von den Jahren unendlich viel. – Tod und Teuffel, – daß mir auch alles mißglücken mußte! – Vorigen Postag habe ich wieder an sie geschrieben; – Ich hätte es vielleicht nicht thun, – erst ihre Antwort abwarten sollen, aber wer kann sich allemal halten, wenn das Herz voll ist, indeß will ich mich doch vor den Aeußerungen der zu großen Zärtlichkeit etwas hüten. Eigentlich ist jetzt gerade ein sehr wichtiger Moment. Ich habe einen Schritt gethan, der alles entscheiden soll! Ich habe Auguste durch Lotte heimlich geschrieben, und erwarte nun mit Seelenangst und Ungeduld den Ausgang. Erfahre ich nun nicht gewisses von ihr, so ist, fürcht ich alles verlohren. Mein guter Genius bewahre mich dafür, denn ich trüge es nicht! Meine Reise hat mich mehr an sie gekettet als je. – Daß du von diesem Schritt keinem Menschen auch nicht der Dame und Kehle sprichst, brauche ich dir wohl nicht zu sagen. – Sag mir doch gelegentlich etwas von meiner guten Kehle du kannst es immer ohne Eyffersucht thun, denn du hast ja eben so wenig Recht und Speculationen

Von Karl Christian Ferdinand Sigel, o. O., 2. Dezember 1800

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auf sie, als ich. Gerne hätte ich letzthin an sie anstatt an die Dame geschrieben aber, man opfert ja zuweilen auch eher dem Moloch, als einer wohlthätigen an40 dern Gottheit. Die Dame muß ich immer bey Gutem erhalten, und Kehlchen bleibt mir so gut, aber nächstens soll sie auch etwas von mir sehen; – ich muß nur jetzt immer so unermeßlich viel schreiben. – Wie geht es mit deinem Taschenbuch, und was macht Meyer? Sag ihm viel freundschafftliches so wie auch an Bertuch. Den jungen habe ich herzlich lieb ge45 wonnen. Vergiß auch ja nicht im ganzen Eggloffsteinschen Hause, in specie aber der Gräfin und Gottlob meine schönsten Grüße auszurichten. Destouches hat mir Musick mitgegeben mir aber nicht gesagt was sie kostet; – ich bitte dich laß mich das bald wissen. – Leb wohl Herzlich und innig umarmt dich dein ewig treuer B 50 Die Loew: Mutter, Auguste, Caroline, Marianne die gute Louise alles grüß ich nach Stand und Würden Auch den ältesten Fritsch und es hätte mir leyd gethan ihn nicht mehr zu sehen

53. Von Karl Christian Ferdinand Sigel, o. O., 2. Dezember 1800 Hochgeehrtester Herr! Ich überschicke Ihnen hiermit einige von meinen poetischen Versuche, vieleicht daß Sie Ihnen willkommen sind. Da dieß aber die ersten Kinder meiner poetischen Laune sind, welche ich ins Publicum zu schicken mich entschlossen habe; 5 so geschieht dieß nicht ganz ohne Besorgniß einer ungünstigen Aufnahme. Ich finde deß wegen nöthig Folgendes zu bemerken: Meine jugendliche Bildung in Absicht auf Poesie war so ziemlich = 0. Außer einigen lat. Autoren – besonders dem Virgil, einigen deutschen Fabeln und später einigen von Wielands Gedichten – hatte ich bey meinem Abzuge von Universitä10 ten fast keine Gedichte gelesen. Andere Schriften waren mir wenig zu Gesicht gekommen, und Hypogontrie, in die ich aus zu anhaltendem Studium verfiel machte mich auch für ihren reinen Genuß ziemlich unfähig. Ich war damals blos auf das Studium der Philosophie, Exegese u.s.w. bedacht; darüber vergaß ich ganz den Gratien zu opfern. – In meiner ländlichen Einsamkeit in der ich 15 nachher lebte, bekam ich ungefähr Mathisons Gedichte zur Hand. Mit Entzücken las ich sie einmal nach dem andernmal durch – er ward mein Liebling. Bald ward es Ihlee (er gefiel mir wegen seiner Gutherzigkeit), Bürger, Salis, ganz vorzüglich aber Hölty. Gleich anfangs hatte ich versucht einige Gelegenheitsgedichte zu machen, und das erste, (ich hatte dabey einen gewissen – im Auge) das den Beyfall

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20 meiner Freunde fand, war Scherz. Ich verferdigte es im Frühjahr 99. Hierauf folg-

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ten mehrere andere, besonders einige Elegien, die aber, ob sie gleich von einigen guten Freundinnen andern vorgezogen wurden, doch im ganzen, besonders wegen des Sylbenmaßes, worüber ich noch ganz in Ungewißheit war, verunglükten. Ich wollte sie deßwegen auch nicht beylegen, sie bedürfen noch zu sehr der Feile. – Meine Verhältnisse zu einem liebens würdigen Mädchen, das ich aber leider hoffnungslos liebe, gaben mir besonders die 3 letztern Gedichte ein; und ich empfand die Wahrheit von Fontenelle’s Behauptung: La poesie est la fille de l’amour. Nro 5 fand vorzüglich den Beyfall eines guten Freundes, der als Dichter nicht ganz unbekannt ist, und besonders fürs Theater arbeitet. Nro 3 hatte gleichen Beyfall, er glaubte in demselben Anlagen zum komischen zu entdecken, Weiß nicht! – wenn es gefallen sollte; dann mehrere von dieser Art Gedichten. – Inwiefern ich glücklich in der Wahl zusammengesetzter Füße bin, kann Nro 5. allenfalls als Probe dienen. Ich folge darinn ganz meinem Gefühl. – Sie sehen hieraus, daß ich noch nicht lange mich mit Verfertigung von Gedichten abgebe, und des wegen auch noch kein Meister in der Kunst bin. Freylich habe ich mir sowohl im theoretischen, als practischen der Poesie soviele Kentnisse zu verschaffen gesucht, als es mir meine sonstigen Geschäfte erlaubten; denn so wie ich alles, worauf ich verfalle etwas viel leidenschaftlich behandle, so auch die Poesie. Doch, da ich weiß daß es dem Publicum nicht an mittelmäßigen Dichtern fehlt; so würde ich immer Bedenken tragen meine Arbeiten zur Aufnahme in Ihr Taschenbuch Ihnen einzuschicken, wünschte ich nicht das Urtheil des weniger Parteischen Publicums zu hören und dadurch in Rücksicht meines fernern Studiums in diesem Fache nützliche Winke zu erhalten. Denn entweder wünschte weitere Fortschritte zu machen; vel manum de tabula. – Da mir meine Erziehung besonders in Hinsicht der Sprache nichts weniger als vortheilhaft war, so fühle ich daß mir hier am meisten zu thun übrig bleibt. Sollten Sie in der Absicht einige Verbesserungen nöthig finden; so wird es mir angenehm seyn, wenn Sie dieß nicht unterlassen. – Übrigens können Sie auch unter diesen Gedichten diejenigen weglassen, welche nicht Ihren Beyfall finden sollten. Pag. 11 u 12. hatte in Gedanken überschlagen. – Verzeihen Sie mein offenherziges Zutrauen zu Ihnen und der vielen Worte die ich über diese Paar Gedichte gemacht habe. – Meine Adresse ist: An Hn. Kandid. B. in B. abzugeben bey Hn. Buchhändler Herrma nn in Frankfurt a/M. Mein Name als Schriftsteller ist: Wilhelm Selma r. Ich verbleibe hochachtungsvoll Ew ergebenster Diener Kandid. B. i B.

An Jean Paul Friedrich Richter, Weimar, 4. Dezember 1800

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54. An Jean Paul Friedrich Richter, Weimar, 4. Dezember 1800 Weimar, am 4t Dec. 1800.

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Wenn Berlin in Neuholland läge, so liesse sich das gänzliche Verschollen sein der dortigen neu gewordenen Einwohner allenfalls noch erklären, und zwar auf eine ungezwungene Weise. Da dem aber nicht also, wie männiglich, der nur einen Blick auf die allberühmte Diez-sche Postkarte geworfen, oder in deren Ermanglung allenfals auch auf eine ganz gewöhnliche von Homanns Fleiße, bekannt ist, vielmehr die Kommunikazion zwischen dem teutschen Paris und dem teutschen Athen – wenigstens Akropolis – durch die zeitherigen, allen Kot auftroknenden Südoststürme, sehr praktikabel befunden worden, so lässt sich ein solcher korrespondentialischer Scheintod nur mit dem Mantel der christlichen Liebe und der Kentnis der menschlichen Schwäche überhaupt entschuldigen, welche sogerne dem neuen huldigt, und das Alte darüber, bis man seiner einmal wieder bedarf – vergißt. Ohne mich indessen, wo Thatsachen sprechen, auf eine weitläuftige Ergrübelung ihrer Ursachen einzulassen, sende ich daher in der Beilage ein Excitatorium somnio-lethifero-depulsatorium ab, nicht zweifelnd, daß davon die vortreflichste und geschwindeste Universalkur stehendes Fußes zu erwarten sein wird. Und so mit Gott befohlen! Der Augenschein lehrt, daß der selige Landesmagen in keiner übeln Gesellschaft seiner Auferstehung zur Unsterblichkeit in lobpreisenden kritischen Instituten, und in der Werkstätte der schriftstellerischen Handlanger mittelst einer zweiten und dritten Auflage entgegenschlummert. Oder soll ich Ihnen die allbekannten Anfangsbuchstaben und Erkennungszeichen Ihrer Freunde an der Ilm dollmetschen? Als Herausgeber muß ich fragen, wann und wo die Parentations- und Castrumdoloriskosten für den entseelten Magen – sehr uneigentlich Ehrensold genannt – entrichtet werden sollen, in Rücksicht der bedrängten Zeitumstände und der Kriegskontribuzion aber erklären, daß ich damit bis zur nächsten Ostermesse verschont zu werden wünsche, und daß an Zahlungsstatt gar füglich Magen gegen Magen, also Schwarten- gegen Landes M. wo ich mit einem Vorrath dienen kann, passiren könnte. Seckendorf

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Von Christian Gottfried Schütz, Jena, 5. Dezember 1800

55. Von Christian Gottfried Schütz, Jena, 5. Dezember 1800 Ich danke Ihnen, mein Theuerster Herr Regierungsrath gehorsamst für Ihre gütige Zuschrift. Das Taschenbuch ist zum Anfange recht schön ausgestattet. Die Recension soll künftige Woche gleich in die Druckerey kommen. Nur kann sie nicht eher als in der letzten Dezember Woche erscheinen, weil wir bis zum 25sten De5 cember sämtl. Nummern der A. L. Z. schon abgedruckt liegen haben. Wäre es Ihnen nun lieber in der ersten Neujahrswoche die Recension zu sehen, so dürfen Sie mir nur einen Wink geben. Ich sollte aber meinen es wär in der letzten Decemberwoche noch besser, da es doch früher ist. Mit innigster Hochachtung u Ergebenheit Euer Hochwohlgeb. 10 gehorsamster Diener Schütz Jena d. 5. Dec. 1800.

56. Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 8. Dezember 1800 Ilmenau, 8. Dezember 1800. Ihren werthen Brief und das Taschenbuch habe mit vielem Vergnügen erhalten, und danke ich für beydes gar sehr. Letzteres besonders hat mich gar sehr erfreut durch die kluge Wahl und Zusammenstellung der einzelnen Stücke. Wann sich 5 das Taschenbuch so erhält, so ist es kein Zweifel, dass solches Aufsehen und Beyfall überall erregen und erhalten muss. Die artigen Elegien hab ich auch mit Vergnügen gefunden. Sie haben einen sehr gefälligen, sanften Gang, und ihre Kürze macht sie nur interessanter. Dass Sie auch von meinen, fast vergessenen, Eines haben beyfügen wol10 len, und zwar mit hübschen Veränderungen, dafür weiss ich Ihnen vielen Dank. Einige veränderte Lesarten muss ich doch noch vorschlagen, die ich hier b eylege, und Sie bitte, in dem nächsten Taschenbuche, unter die Rubrick, als Druckfehler anbringen zu lassen. Die mir jüngst übersandten Arbeiten aus dem Tiefurter Journal, sende ich 15 hier wieder zurück. Ich habe mein möglichstes daran gethan, versuchen Sie das Bessere! Wenn sich H. Gädicke bereit finden wird, bey dem in der Ankündigung versprochenen Honorar zu verbleiben, so werde ich suchen einige, vielleicht interessantere Beyträge künftig zu liefern.

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Ingleichen bitte ich, ihn ersuchen zu lassen, ob er mir nicht 3 bis 4 Exemplare des Taschenbuchs zuschicken wollte, die ich dann weiter senden werde, um es bekannter zu machen.

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Dein Brief vom 21n l. Junge ist an demselben Tage, wie der an Gustchen hier eingetroffen, ich habe dir zu antworten verschoben, da du mittlerweile meinen ersten erhalten haben wirst, und G. Antwort dich besser, als ich es kan, von ihr unterrichtet haben wird. Du erhältst diesen Brief durch den Baumeister Genz, der morgen nach Berlin zurückgeht, und dem ich deinen Stock mitgebe, da Schwerin schon abgereist war, ehe du deshalb an die Dame schriebst, und ich zu dumm, von selbst darauf zu fallen. Auf alle die guten und lieben Sachen, die du mir schreibst, sage ich dir nichts, du machst viel zu viel Aufhebens von mir, ich erkenne dein brüderliches Herz, und du bist des meinen gewis, und das ist uns genug. Ich kan dir nichts von G. sagen, ich höre aber, daß dein Brief ihr viel Vergnügen gemacht haben soll, und daß ihre Antwort gut ausgefallen ist. Ich für meine Person bin in diesem Hause das nicht mehr, was ich gewesen bin. Ich habe sehr deutliche Spuren, daß die Mutter im höchsten Grade falsch gegen mich ist, und das schon seit lange, daß sie mir sogar einige boshafte Streiche gemacht hat, und ich ihr nie etwas mehr gewesen bin, als ein Courmacher, der eine Figur mehr in ihrem Hause vorstellte, und hinterher jedem zum Ridicule diente. Zu einer solchen Rolle bin ich zu stolz, nichts ist mir ohnedies mehr zuwider, als Falschheit, es braucht nur sehr wenig, um meinen Verdacht zur Gewisheit zu machen, und dann verachte ich sie. Bis jezt habe ich mich daher sehr kalt betragen, gehe sehr selten hin, ich glaube, ich war seit deiner Abreise erst dreimal dort, und habe das Vergnügen, sie darüber sehr intriquirt zu sehen. Gleichwol sehe ich, daß es nicht meiner Person und meines Umgangs wegen geschieht, sondern blos aus Parade, und ich will nicht durch das lezte glänzen, wo das erste nichts gilt. Aus Freundschaft zu dir hat sich meine Verbindung mit diesem Hause entsponnen – ich kan sie entbehren, wenn man mich kann, und daß dies möglich sei, hoffe ich auch, Sie behält die Fritsche immer noch übrig, und wird mit diesen schon zu harmoniren wissen. Ich habe dieser Frau ihre Launen und ihre Kaprizen zu Gute gehalten, habe sie nie auf Rechnung ihres Herzens geschrieben, habe sie gegen die ganze Stadt mit Wärme vertheidigt, aber Falschheit kan ich ihr nicht verzeihn, und meine Achtung, wenn sie einmal ganz verloren ist, – und ich warte nur auf den Zeitpunkt – erhält sie nie wieder. Sie hat zuverlässig keine wahren Empfindungen, Gustchen

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thut mir leid, wenn sie aber selbst nicht hinlängliche Kraft und Energie hat, sich in diesen Verhältnissen zu erhalten, wer soll sie ihr geben? Solange diese Misverständnisse nicht aufgeklärt sind, so kanst du auf keinen Dienst von mir rechnen, und nach der Härte, mit der G. meine Anspielung auf dich von der Hand gewiesen hat, nach der unendlichen Verschiedenheit, mit der sie mich seit ihrer Rückkunft von Pirmont gegen vorher behandelt, könnte ich dir nicht einmal nüzen. Ich stehe übrigens auf der kizlichen Alternative, die hiesigen Dienste zu verlassen, wenn mir der Herzog die Besoldung abschlägt. Er hat keine gegründete Ursache, mir sie zu verweigern, da seine beiden Geheimenräthe sich für mich erklärt haben, und die Zeit vorbei ist, wo sie mir versprochen wurde. Dennoch scheint er sehr geneigt, mir keine zu geben. Auf diesen Fall bleibt mir nichts übrig, als meinem Vater nachzugeben, und den Abschied zu nehmen. Da ich jezt für den Augenblick keine andre sichere Anstellung habe, so möchte ich es gerne umgehn, denn zu meinem Vater kehre ich nimmermehr zurück. Allein hier blühen auch keine Rosen mehr für mich, der Plan, der mich hieher brachte, ist von seiner Ausführung entfernter, als je. Ich kan diesen Wirbel nicht durchdringen, kan mich, ohne Wunder, aus dem verdammten Kreise nicht herauswikkeln, der mich hier in dem Herkommensgang, worin alles steckt, umschnürt. Meine größte Hofnung war vom Anfang an auf den Prinzen gerichtet, aber dieser Charakter ist durchaus unfähig, selbst zu wollen, und zu handeln – um auf ihn zu wirken, müßte ich ihn nicht aus den Händen lassen, und jeder Zugang zu ihm ist mir versperrt, – mich zuzudrängen habe ich nicht gelernt. Er geht zu Grunde, das seh ich voraus, denn diese Methode, wie er behandelt wird, nach dem, was ich jezt alles weis, führt unausbleiblich dahin – und ich kan mich dem nicht entgegenstellen. Transeat. – Wäre nur in meinen persönlichen Verhältnissen eine Carrière für mich im Preussischen möglich. Unsre gute Herzogin ist seit mehren Tagen krank, an einem Schnupfenfieber, das die ganze Welt hat. Für mich ist sie, wie allzeit in der Stadt, unzugänglich, ich weis also nichts genaues von ihr, ausser, daß sie zum Theil bettlägrig ist. Mein Taschenbuch ist heraus, und ich habe auch das von Göthen erhalten, aber es kostet mich 12. Louisd’or. Indessen schadet das nichts, und es ist gewis, daß es das beste im Jahre ist. Da stehen sie nun alle, und können nicht begreifen, wie es möglich war, das auszuführen, gegen die Profezeihung der ganzen Stadt. Nun sind sie aber alle mit zufrieden. Ich kan dir kein Exemplar davon schikken, ob du gleich als Theilnehmer Anspruch darauf hast, aber die wenigen, die ich empfing mußte ich verschenken. Die Dame hat mir viel dabei genüzt, und ich glaube überhaupt jezt ganz gut mit ihr zu stehn, man kan es auch, wenn man sie danach behandelt, auch mit der Keele bin ich recht gut. Aber so sehr lieb sie mir auch ist, so bin ich doch nicht immer mit ihr zufrieden, da ihr Köpfchen, bei einer guten Porzion Eigensinn, durch den vielen Weihrauch, der ihr gestreut wird, mit

Von Christian Karl Ernst Wilhelm Buri, Offenbach, 15. Dezember 1800

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der Zeit drehend werden muß. Sie fängt schon mitunter an, Prätensionen zu machen, die ihr nicht zukommen, und ich fürchte, sie wird dadurch verlieren. Sie 75 muß heirathen, aber wie? Adio. Prinz Friedrich, Haak, der Erbprinz pp alle grüssen dich – Luck ist schon lange krank, daher man die Familie kaum sieht. Den Kammermusikus Hey habe ich bezahlt. Nochmals lebe wol, wir arbeiten mit gröstem Eifer an der Jubiläumsfeier.

58. Von Christian Karl Ernst Wilhelm Buri, Offenbach, 15. Dezember 1800 Offenbach d 15. Dec 1800. Vor etlichen Wochen nahm ich die Freiheit, Ew. Hochwohlgeboren durch H. Geh. Rath Gerning einige Beiträge zu dem Weimarischen Taschenbuch anzubieten. Darunter befand sich Wodan, Br aga u . die G ötter. Da ich in dieser Ode eine 5 wesentliche Veränderung vorgenommen, so gebe ich mir die Ehre, solche in der Anlage zu bemerken, mit der gehorsamen Bitte, solche in dem Manuscript, falls solches Aufnahme finden sollte, gütigst nachzutragen. Ich benutze zugleich diese Gelegenheit, noch einige Versuche zu gleichem Endzwecke hiebeizuschließen, die ich mir im Nichtaufnahme-Fall von Ihrer Güte zurück erbitte. 10 Ich bin zu meiner Ehre, Ew. Hochwohlgeb: gehorsamster Diener Buri (Zu W o d an B r aga u . die G öt t er) 15 Nach der vorletzten Strophe, welche sich mit der Zeile: hascht kein Blatt vom stolzen Bardenkranz.“ schließt, wäre folgende neue Strophe einzuschalten: Braga endet. In der Götter Blicken Malt sich Trauer. Die Unsterblichen 20 Kehren dem entweihten Land den Rücken – Ach! vielleicht auf Nimmer-Wiedersehn. Schnell entfesselt, rasen wilde Stürme, Nacht umlagert rings den Horizont; Hinter schwarzer Wetterwolken Schirme 25 Birgt sein Antlitz schwermuthsvoll der Mond (Hierdurch wird in dem Eingang der let z t en Strophe folgende Abänderung nöthig: Zwar die Götter schwanden. Doch pp)

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Von Christian Gottlob Heyne, Göttingen, vor dem 25. Dezember 1800

59. Von Christian Gottlob Heyne, Göttingen, vor dem 25. Dezember 1800 Eurer Hochwohlgebohren geneigtes Andenken war mir nicht weniger erfreulich, als das litterarische Taschenbuch angenehm. Unsre Gelehrten Anzeigen sind freylich nur ein Bureau für die sauertöpfischen mürrischen Wissenschafften, und ich kan also nie ausser der 5 Ordnung eine Schrift von dieser Art unterbringen. ich habe indessen den Moment abgepaßt, und ein Stellchen gefunden, und noch vor Ablauf des Jahres. Mir ist angenehm, daß ich dabey Gelegenheit finde, so wohl mein Andenken, als die Versicherungen der vollkommenen Hochachtung erneuern zu können, mit welcher ich die Ehre habe zu beharren Euer Hochwohlgebohren 10 gehorsamster Diener Heyne

60. Von Sigismund Grüner, Breslau, 29. Dezember 1800 Breslau d. 29t Dec. 1800. S. T. Ich nehme mir die Freiheit Euer Hochwohlgebohren ergebenst zu ersuchen das bewußte Fragment über Moscau welches dieselben noch zurük behielten, durch 5 die geschwindeste Absendung an die Vossische Buchhandlung Addresse H. Hofrath Spatzier zu Leipzig zu erlassen, der mir die Einhändigung eilig zu einem jezt nöthigen Gebrauch besorgen wird. Ich bin ohne Abschrift des Mspts. Ihr Kalender ist erschienen u erhält den Beifall aller gebildeten Leser. Ich behalte mir vor Ihnen nächstens durch eine Einsendung Beweise meiner 10 Aufmerksamkeit zu geben. Der Ihrige S. Grüner

61. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 30. Dezember 1800 Weimar d 30t Decembr 1800 Eben kömmt die Post an und bringt mir einen Brief von der Jagemann, worinn diese von dem Unfall spricht, den du armer Junge gehabt hast. Es bleibt mir zwar nur eine Viertelstunde Zeit übrig als wo die Briefe schon wieder abgehen aber 5 auch diese wenigen Minuten will ich dazu anwenden dir mein Freund und Bruder

Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 6. Januar 1801

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das herzlichste Beyleid wegen dieser Fatalen Geschichte zu bezeigen. Seit deinem Brief vom 26 Nov: habe ich keinen Buchstaben von deiner Hand gesehen, und ich gestehe gern daß mich das ein wenig verdroß, da ich dir zwey mal nach einander geschrieben hatte. Nun ist mir aber die Sache freylich sehr erklärbar, du bist blessirt, und konntest nicht schreiben! Doctor Herder hat in der Caroline ihren Brief einige närrische Zeilen eingeschrieben worinn er mir sagt die Wunde sey nicht gefährlich und werde bald geheilt seyn, und das beruhigt mich, denn wenn es ernsthaft wäre würde er nicht darüber spaßen. Was aber nun meine Ungeduld auf einen hohen Grad reitzt ist; daß die Menschen alle sich einbilden, ich sey von dem ganzen Vorfall unterrichtet, und keins schreibt mir, mit wem du dich geschlagen, und warum du dich geschlagen. Caroline sagt mir bloß, dein Gegner sey ein naseweiser Bube dem du eigentlich nicht die Ehre hättest anthun sollen dich mit ihm zu schlagen. Aus dieser Beschreibung und aus dem was schon während meines Auffenthaltes in Weimar vorgefallen kann ich schließen daß es Dumanoir ist. Ist es wirklich der so thut es mir doppelt leyd daß er nicht einen tüchtigen Hieb bekommen hat. Auf jeden Fall ist mir die Geschichte um deinetwillen sehr leyd, indeß enthalte ich mich aller Urtheile bis ich die Umstände weis; so viel weis ich aber oder glaube ich doch zu wissen, daß wenn ich noch bey dir wäre die Sache nicht soweit hätte kommen sollen, oder der Bube hätte sich auch vieleicht mit mir schießen müssen. Doppelt schmerzt es mich jetzt, – nicht in deiner Nähe seyn, und dir meine freundschafftliche Pflege angedeyhen lassen zu können. Jetzt wäre der Augenblick gewesen dir meine Freundschafft thätig zu zeigen. – Mit Gustchen bin ich jetzt unaussprechlich zufrieden sie ist ein wahrer Engel und ich darf jetzt alles hoffen. Warum sollst du ein andermal erfahren, aber suche dich ja wieder mit ihr auszusöhnen, – sie wird gewiß die Hand dazu bieten. Lebe wohl lieber guter Bruder und laß dir nochmals mein inniges freundschaftliches Beyleid versichert seyn. – Carl B

62. Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 6. Januar 1801 Leipzig, am 6. Januar, 1801. Hochwohlgeborner, Hochgeehrtester Herr! Ew. Hochwohlgeb. haben mir mit Dero letztem Briefe eine ungemeine Freude ge5 macht; wie sehr wünsche ich, daß Ihnen das Gedicht nicht ganz misfallen möge, welches ich mir hiermit die Freiheit nehme, Ihnen, dem Vertrauten der griechi-

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schen Muse, zu überreichen. Ich bitte es mit Schonung aufzunehmen, und zu bedenken, daß ich im Namen der Mehrheit sprechen mußte. Der Aufzug selbst, woran die Professoren, Doktoren und Magister Antheil nahmen, ging mit anständiger Würde vor sich, und hat gewiß das Gute, daß der Gemeingeist, welcher auf der hiesigen Akademie ziemlich schläfrig ist, einmahl einen kräftigen Schwung erhält. Ew. Hochwohlgeb. werden glauben, daß es mir nicht gleichgültig seyn kann, in Ihrem Taschenbuche, welches so viele Heroen vereinigt, einen wirthlichen Platz zu bekommen; und darum erschien mir Ihre Zusage, meine zwey Sonette aufzunehmen, als ein freundlicher Sonnenstrahl, welcher mit leiser Melodie die Memnonssäule meines poetischen Lebens bewegte. – Wie lieb würde es mir seyn, wenn Sie auch den Gelehr ten in dem künftigen Theile aufnehmen, und mich überhaupt mit Ihren Vorschlägen, und mit Ihrer belehrenden Kritik beehren wollten! Doch weiß ich auch wohl, daß Sie als Her ausgeber mehrere Rücksichten zu nehmen haben. Ich bitte Sie, die herzliche Versicherung meiner ganzen Hochachtung anzunehmen, und habe die Ehre zu verharren Ew. Hochwohlgeb. ergebenster I. G. F. Messerschmid. (no. 351. Hainstraße.)

Dürfte ich wohl Ew. Hochwohlgeb. ersuchen, dem Geh. Rathe v. G ö t h e ein Exemplar des Gedichts in meinem Namen zu übergeben? Ich halte es für unbeschei30 den, an Ihn selbst zu schreiben; aber doch wünsche ich, daß er einen Menschen kennen lerne, welcher Ihn in Leipzig aus reiner Liebe zur Kunst ehrt und liebt. – Sie selbst werden meiner Kühnheit gütig vergeben.

63. Von Johann Karl Spazier, Leipzig, 9. Januar 1801 Leipzig 9t Januar 1801. Der inliegende Brief, den ich Ew. Hochwohlgeboren besorgen soll, giebt mir eine sehr angenehme Gelegenheit, Sie meiner besonderen Hochachtung u meines Danks für das Vergnügen zu versichern, das mir die Lektüre Ihres Taschenbuchs 5 gemacht hat. Ich bitte zugleich um Erlaubniß, davon eine kurze Anzeige in meiner Zeitung für die elegante Welt machen zu dürfen. In 14 Tagen wird hoffentlich der Kupferstich zu Palaophron u Neoterpe vollendet seyn u ich freue mich im voraus des Schmucks u des merklichen Zuwachses an Werth, den dies Blatt, inson-

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derheit auch durch die Böttigersche Erklärung, erhalten wird. Ich denke, er soll 10 sehr gut ausfallen.

Wenn Sie, u ich will bitten, bald die Güte gehabt haben werden, mir den einen von den nordischen Schattenrissen (Moskau) zuzusenden, die Herr Gruner in Breslau mir angetragen hat, so werde ich mich dadurch in Stand gesetzt sehen, seinen schriftstellerischen Charakter deutlicher zu beurtheilen u darnach meine 15 Maßregel in Bezug auf mein Blatt zu nehmen. Spazier.

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Werden Sie, nach einer so langen Pause in unserem Briefwechsel, meine Hand noch erkennen, lieber Karl, und werden Sie lesen können und mögen was sie Ihnen schreibt? Ich erfuhr Ihren Unfall, Ihre Krankheit, und die traurige Veranlassung dazu, und, obgleich selbst sehr leidend, konnte ich meinem Herzen den Wunsch nicht versagen Sie meiner innigen Theilnahme zu versichern. Gebe der Himmel daß ich bald erfahre daß Sie völlig auf dem Wege der Beßerung sind! Ich hatte schon sehr lange gar nichts mehr von Ihnen gehört; Luise L. schreibt mir nicht so oft als ich es wünschte und meine corespondenz mit Ihren Schwestern ist durch die Kriegs-Unruhen auch ganz in Stocken geraden. Und nun auf eine so traurige Art mit einemmal Ihren Nahmen wieder zu hören! Ohne meine eigne Krankheit die mich nun schon ziemlich lang fast unausgesetzt im Bette hält, hätte ich Ihnen schon früher gesagt, wie unendlich wehe es mir thut Sie leidend zu wißen, und wie meine Freundschaft für Sie immer dieselbe bleibt wenn ich Ihnen auch kein directes Zeichen davon gebe. Ich ziehe mich nach und nach immer mehr in mich selbst zurück, und mache mich von allen Verbindungen los die ich nicht zu unterhalten genöthigt bin. Ich hatte sonst sehr viele corespondenzen, und habe jetzt deren nur sehr wenige, da meine Zeit beschränkt ist, und ich eine zu abwechselnde Gesundheit und Gemüthsstimmung habe, um zu allen Zeiten an schriftlicher Mittheilung Freude zu finden. Darum, und auch aus einer andern Ursache knüpfe ich den Briefwechsel mit Marien nicht wieder an. Sie schrieb mir immer ich solte meine Briefe unter einer andern Adresse schreiben oder ich müßte mir gefallen lassen daß sie aufgebrochen und gelesen würden; nun haße ich bey allen Gelegenheiten das Geheimnißvolle, und bin zu stolz meine Briefe da aufzudringen, wo man dieselben nur heimlich lesen dürfte; mich auf der andern Seite der Unannehmlichkeit auszusetzen, das, was ich im Vertrauen einer Freundin mittheile die censur passiren zu lassen, dazu fühle ich eben so wenig Beruf,

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und wenn der Oncle dem nicht traut was ich seiner Tochter schreibe so will ich lieber nur durch die dritte Person von ihr hören, als meinem Selbstgefühl so viel 30 vergeben. Ich habe die Eigenliebe zu glauben daß jeder Vater in der Welt die Freundschaft und den vertrauten Umgang seiner Töchter mit mir billigen könne, und in meiner Familie könnte ich doch wohl am ersten Gerechtigkeit erwarten. Ich mußte Ihnen dies sagen auf daß Sie mein Betragen nicht verkennen, und nicht in mir irre werden mögen wenn Marie vielleicht über mein Stillschweigen 35 sich beschwehrt. Mein Herz bleibt für Sie alle immer daßelbe, ob ich gleich sehr oft Ursachen gehabt mich über Sie zu beklagen, und Julie die einzige von Euch allen ist, die sich immer gleich geblieben. Genug des Geschwätzes, Leben Sie wohl, guter Karl! schonen und pflegen Sie sich, laßen Sie mich bald hören daß es Ihnen wieder gut geht, und haben Sie einen festen Glauben an mich und meine Auguste. 40 treue theilnehmende Freundschaft.

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Die Königin Vasthi grüßt den König Ahasver. Durch die Briefe, die du seitdem erhalten haben wirst, ist mein Stillschweigen bei dir hinlänglich gerechtfertigt, lieber Junge. Da ich so lange still liegen mußte, wurde mir das Schreiben sehr sauer, und ich sezte daher nur im äussersten Notfall eine Feder an. Jezt – nach 4 Wochen – ist es so weit gut, daß ich zur Not am Stock über das Zimmer gehen kan, aber nur mit Anstrengung, denn die Wunde ist noch nicht einmal ganz geschlossen, sie war sehr tief und lang, spaltete die ganze rechte Seite der rechten Seite vom Schienbein an, ohne jedoch einen Knochen oder Muskeln zu treffen, so daß keine Lähmung zu besorgen, ich bin indessen vom beträchtlichen Blutverlust, an 10. #, noch sehr schwach. Mit wem und die ohngefähre Veranlassung wird dir Bertuch gesagt haben, ich füge hinzu, daß die Ursache so armselig wie möglich, und im höchsten Grade mutwillig gesucht war. Tine hatte sich auf einen Dreher mit D. und mir zugleich engagirt, nun theilte sie den Tanz, und gab ihm bei weitem die grössere Hälfte, und zuerst. Dennoch verlangte er, ohne viel pourparlers von mir, der gar nichts davon gewußt hatte, Genugthuung, die ich ihm freilich nicht versagte. Den andern Morgen schlugen wir uns im Webicht, und, da ich freilich Sauhiebe nicht gelernt hatte, zu pariren, so traf er mich. Es hat einmal sein sollen, und ich bin froh darüber – denn nun habe ich auf einmal Ruhe vor allen Nekkereien. Die Theilnahme an mir, und der Haß gegen D. ist im ganzen Publikum unbeschreiblich, ich habe alle Partheien für mich, den einzigen Haren ausgenommen, der aber sogar vom Herzog u. Herzogin, zum

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Stillschweigen gebracht wurde. Ich hätte wirklich nicht geglaubt, so viele Freunde hier zu finden, und zwar in allen Ständen, Leute mit denen ich keinen Verkehr hatte, haben mich besucht, und D. selbst, um nur mit Ehren wieder an Hof und in Gesellschaften erscheinen zu können, mußte zu mir gehn, und sich mit mir aussöhnen. Ich bin so gerührt von dieser Theilnahme des Publikums, daß es mir nun doppelt schwer fällt, von hier wegzugehn, ohne ihm in irgend etwas nüzlich gewesen zu sein. Einige Polizei- und Ballgeseze gegen die Engelländer sind eine der besten Folgen dieser Geschichte – schade nur, daß es eines Duells bedurfte, um etwas Gutes zu bewirken, was eigentlich von jeher hätte existiren sollen. Auf der andern Seite geht es mir wieder schlimm, denn ich sehe gar nichts andres voraus, als meinen Abschied zu nehmen. Ich hatte mich um Avancement und Besoldung schon während deines Hierseins gemeldet, die Geheimenräthe, die Kollegien sind alle für mich, der Herzog allein will von nichts wissen, gibt nicht einmal für die Zukunft Hofnung, und verrät sehr deutlich, daß er einen besondern Pique auf mich haben müße, ob er gleich in allen Dingen, welche mein Fortkommen nicht angehn, wie in der Duellgeschichte mir Gerechtigkeit wiederfahren läßt. Mein Vater will mich daher bei sich haben, das kan ich aber nicht, gleich wol kan ich auch hier nicht bleiben, wo ich schlechterdings nie emporkommen kan, noch mag, da ich das miserable Intrigengespinst, und die schändliche Art, wie alles Gute gehindert, und das Land ausgesogen wird, jezt so von Grund aus kenne, daß es mir zum Ekkel wird. Indessen möchte ich doch unter Jahr und Tag nicht von hier weg, überhaupt nicht eher, als bis ich anderswo Unterkunft habe. Weimar gibt mir – die Dienstverhältnisse abgerechnet – erst seit kurzem viel angenehmes, besonders durch die litterarischen Konnexionen, ich möchte daher so schnell nicht weg. Auf meinen Vater kan ich für die Zukunft nicht rechnen, ich muß mir selbst helfen. Wie siehts in Dresden im Département des affaires étrangères aus? Ich habe gar keine Bekantschaft dort, als den alten Hohenthal, den Minister. Kanst du mir durch deine Mutter keine sichere Nachricht schaffen, an wen man sich zu wenden habe. In Preussische Dienste lassen meine fränkischen Verhältnisse mich nicht treten – von unten auf möchte ich mich auch nicht gern allzulang herumschleppen. Was sagst du dazu? Hast du den Brief erhalten, den ich zugleich mit deinem Stokke durch den Bauprofessor Genz an dich schickte? Dein Gustchen sah ich lezt auf einen Augenblik von Egloffsteins Fenster aus, dem einzigen Ort, wo ich mich hintragen lasse. Sie war sehr erfreut, kam gleich, sobald sie mich sah, von weitem herzugesprungen – es ist doch ein liebes Geschöpf, und ich denke daher, wenn ich nur erst ausgehn, und sie besuchen kan, wird sich unser altes Verhältnis wieder herstellen lassen. Auch die Mutter hat mir viel Theilnahme bezeigt – wie ich aber mit ihr stehe, weis ich im Grunde doch nicht. Der Vater wird täglich erwartet. Meine gute Keele ist mit deinem Brief an sie sehr zufrieden, und wird dir es

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schreiben, vorgestern war sie mit der Herzogin und der Dame bei E., sie grüssen dich tausendmal. Ich werde, so lang ich noch hier bin, blos für diese Menschen, 65 für Egl. für Gustchen, und für die litterarischen Freunde leben. – Das Modell wirst du bekommen haben. Unsre hochangekündigten säkularischen Festlichkeiten sind, da wir im besten Train waren, durch einen herzogl. Machtspruch zu Wasser geworden, doch hat man sich privatim amüsirt, wie es ging, hat Spektakels mit Reduten gemacht, 70 und Ifigenia, die Schöpfung und Octavia abgeorgelt, und jezt gibt euer Bethmann Gastrollen – ich sehe von allem nichts. Göthe ist tödlich krank, zwar hofft man auf Besserung, doch ist er noch nicht ausser Gefahr, seine Krankheit ist äusserst komplizirt. Lebe wol, guter. Innigen Dank für deinen lezten herzlichen Brief. – Du wirst 75 errathen können, wer den Eingangsgruß geschrieben hat. S.

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Hochgebohrner, Theuerster Herr Freyherr, Mit Wärme, mit Eiffer, mit dankbarem Vergnügen würde ich schon diesem meinem ersten Briefe eine und andre meiner Dichtungen beylegen, wenn ich nur unter dem mir noch übrigen Vorrath irgend etwas entdecken könnte, was vor der Gesellschaft, zu welcher Sie mich einzuladen würdigen, nicht erröthen dürfte. In der That aber habe ich alles nur irgend Erträgliche theils in die Bianca del Giglio verwebt, die zweyte meiner Romantischen Dichtungen, welche eben jezt zu Dresden gedrukt wird (und welcher noch zwey andre folgen werden: Adele Cameron, und Guy und Issole, womit ich dann diese romantische Laufbahn zu verlassen denke) theils habe ich es in einen bauschenden vielfarbigen Straus von allerley poetischen Blumen, nordischen und südlichen, antiken und modernen, selbst gezogenen, und aus fremden Boden herüberverpflanzten, verflochten, welcher (eben unter dem Namen und Titel der Blumen) zur Oster Messe erscheinen wird. Ich hoffe indessen, dass die Muse den ohnehin nicht überaus freygibigen Antheil von Gunst, dessen sie mich bisher gewürdigt haben mag, mir auch für die Zukunft nicht ganz entziehen werde; und unter dieser Bedingung verspreche ich Ew. Hochgeb., dass das Beste, was mir gelingen wird, Ihnen angehören soll, und keinem andern. Wie lebt sichs denn sonst jezt an Ihrem Ilm-Ilyssus? Wird Wieland diesen göttlichen Aristipp bald vollenden? … Soll die Marie Stuart nicht bald öffentlicher Richter werden? … Ist es wahr, was man wieder weiss machen will, dass Göthe die

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Ilias fortsetze? … Ist noch Hofnung zu Jean Paul’s Paulus-Bekehrung (seinen Titan zu lesen ist eine titanische Arbeit). … Von Herder hab’ ich neulich ein sehr freundliches Schreiben erhalten. Schiller ist mir seit drithalb Jahren die lezte Antwort schuldig. Wiewol es mir, dem Kleinsten unter den Tausenden Juda, nun wol am wenigsten geziemt, mit Ihm deshalb zu hadern, so hab ich doch noch meinen Antheil von Eigensinn und mag meine Zeilen ihm nicht wieder aufdringen. Ich wage es daher, Sie, theuerster Freyherr, mit einem Auftrag an Ihn zu beschweren. Es will nemlich ein junger Mann, der neulich aus Weymar bei mir war, von Schillers Arzt gehört haben, dass jener fest entschlossen sey, im bevorstehenden Sommer eine Reise in das nördliche Deutschland zu machen, und bey dieser Gelegenheit auch unsre Insel zu besuchen. Ich bitte Sie daher, dem Manne gelegentlich zu sagen, wie ich mir einbildete, aus dem Titel meiner früheren Einladung eine Art von Recht auf ihn zu besitzen; wie ich krafft dieses Rechts alles Ernstes darauf bestände, zugleich aber auch ihn freundlichst und dringendst bäte, falls er seinen Plan noch ausführte, meine Wohnung zum Mittelpunkt auszuwählen, aus welchem er in meiner Begleitung die interessantesten Radien unsrer Insel am bequemsten beschreiben möchte. Ist es ihm wirklich Ernst mit der Reise, so werde ich das Nähere und den Moment seiner Ankunft schon zu erkundigen wissen, um vielleicht gleich beym ersten Betreten unsres Bodens ihn zu empfangen. Ich fahre jezt fort in meinen Fragestücken. … Was ist Amalia Imhof für ein Wesen (ein Wesen, von dem ich nichts anders weiss, als dass ich sterblich und unsterblich in sie verliebt bin). Was macht die Verfasserin der Agnes von Lilien, welches Stück wir hier auf unsrer Insel allzumahl vergöttern, und Endesunterschriebener (der ohnhin ein verstockter Götzendiener ist) nicht am wenigsten. … Aber schon werden meine Fragen eigennütziger: Denkt man bey Ihnen auch wol bisweilen an den Bänkelsänger der Arkona? Liest man seine Schreibereien? Weiss man um Ebba von Medem? Und findet Ida von Plessen Gnade vor so erleuchteten Augen … In der That, theuerster Freyherr, würden Sie mich unendlich verbinden, Sie würden sich ein wahres Verdienst um mich erwerben, wenn Sie es der Mühe werth achten sollten, mir über diese Bücher, deren durchgehends neue Auflagen bevorstehen, mir Ihre und der dortigen Kalokagathen Meinung zu sagen. Ich exulire hier am Ende der Welt. Selten verirrt sich irgend ein ächter kritischer Poet bis in diese Ferne. Wie wenig aber der Stimmung des Augenbliks, noch dem eignen momentanen Gefühl zu trauen sey, dessen bin ich zu meinem Schaden nur allzuoft inne geworden. Verzeihen Sie, theuerster Freyherr, diesem zudringlichen Geschwäz, und begünstigen Sie gelegentlich mit einer gütigen Antwort Ihren aufrichtigen Verehrer Ludwig Theobul Kosegarten.

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Von Friedrich Benedikt von Oertel, Leipzig, 17. Januar 1801

67. Von Friedrich Benedikt von Oertel, Leipzig, 17. Januar 1801 Leipzig, 17 Jenner 1801 Hier, mein liebster Herr von Seckendorf, sende ich Ihnen, durch meine Schwester neuerlich erinnert, denn wirklich einen Beitrag zu Ihrem Taschenbuche, Ihnen es völlig überlassend, ob Sie ihn als eine Blume in ihr Frühlingsbouquet binden, als 5 eine Frucht in Ihr Sommerkörbchen legen, oder mir ihn als unbrauchbar zurückgeben wollen. Um das lezte auf eine Weise thun zu können, die Ihren feinen Gefühlen nicht anstössig sei, biete ich Ihnen zwei Auswege dar. Sie können nämlich den Aufsatz für Ihre Blätter zu lang, oder – zu theuer finden, und in einem von beiden Fällen mit Recht verlangen, daß ich nicht im Wesentlichen sondern im Zu10 fälligen desselben den Grund seiner Verwerfung aufsuche. Wenn mein Blumenpfand in der Aglaja Ihnen nicht mißfallen hat, so darf ich ja wohl ohnehin nicht fürchten, daß Ihnen dieser Pendant dazu Ihrer Quartalschrift unwürdig erscheine. Da Sie sehr weitläuftig drucken lassen, so will ich meinen Preiß, den ich 15 für die Aglaja zu 12 rtl. sächs. den Bogen angesetzt, für Sie um ein Drittheil herabsetzen. Mit der aufrichtigsten Hochachtung Ihr Freund und Diener Oertel 20 N. S. Ich erbitte mir wo möglich binnen 14 Tagen Antwort, und den Aufsatz, wenn

er nicht paßt, zurück.

68. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 9. Februar 1801 Rheinsberg d 9 Februar 1801 Ich erhebe mich auch vom Krankenlager, wie du vermuthlich schon durch Gustchen wirst erfahren haben, um dir zu schreiben lieber Bruder. Die Modekrankheit welche hier fast jedermann heimgesucht hat, ist auch über mich gekommen. Ich 5 habe 12 Tage an einem Rhewmatischen Katharal Fieber, verbunden mit einem sehr schmerzhaften Zahngeschwür gelitten, und erst seit 3 Tagen fange ich wieder an auszugehen Während der ganzen Zeit konnte ich wie begreiflich nicht schreiben, und nur mit der größten Anstrengung habe ich ein paar Briefe an Auguste zusammengestoppelt, und das noch schlecht genug denn der Zahnschmerz 10 ließ mir nicht einen Moment Ruhe. Ich bin daher auch weit entfernt dir Vorwürffe

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zu machen, daß du mir vorher solange nicht geschrieben hattest, denn ich weis sehr gut wie sehr körperlicher Schmerz an aller Arbeit des Geistes hindert, und obgleich zu einem Brief nicht außerordentlich viel Verstandes Anstrengung gehört so ist man doch nicht dazu aufgelegt wenn man eine Wunde wie die deinige im Fuß hat. Dein Brief hat mich sehr gefreut weil er mir ein Beweis war, daß du dich beßer befändest, so sehr mir auch übrigens, mancherley in demselben mißfällt. Deine nothwendige Entfernung von Weimar, thut mir sehr leyd denn für dich selbst ist dieser Ort unentbehrlich geworden, und was du auch jetzt dagegen sagen oder denken magst, du wirst doch nicht leicht einen Auffenthalt finden, der in verschiedenen Hinsichten so viel agrément für dich hat. Wenn man drinn ist in dem verdammten Nest, so hat man tausend Sachen daran auszusetzen, und wenn man nur 10 Meilen davon weg ist so gäbe man gern den 10t Theil seines Vermögens um wieder dort seyn zu können. Du hast dort litterarische Verhältniße, wie du sie nirgends wieder findest, und wenn du daher nur noch einen Funken Hoffnung hast etwas zu erhalten so rath ich dir, fordere noch nicht deinen Abschied. Was geht es dich an wenn bey der Landesregierung nicht alles so ist wie es seyn könnte. Wenn du eine Stelle bekommen könntest, so arbeite darinn fleißig wirke gutes wo du kannst, und lebe übrigens für dich, für deine Freunde, und für die Wißenschafften. Du kannst du darfst nicht von Weimar weg. Durch deine letzte Geschichte wirst du auf der einen Seite mehr Ruhe bekommen und vieleicht wird auch der Herzog nach und nach beßer gesinnt. Daß du nicht zu deinem Vater zurück willst begreiffe ich, aber zum sächsischen Dienst kann ich dir unmöglich rathen. Das diplomatische Fach ist dort so elend bestellt, ist bey den jetzigen Verhältnißen so unendlich unbedeutend, und es geht dort noch alles so entsetzlich nach dem alten Schlendrian, einfälltige verjährte Grundsätze sind da so sehr mode, daß ich unmöglich glauben kann, du würdest dir dort gefallen, und deine freye Seele würde sich noch mehr als jetzt empören. Nach allen diesen Rücksichten glaube ich immer du würdest in unserm Dienst weit mehr Annehmlichkeit haben. Der Wirkungskreiß, ist größer und wichtiger, und giebt dem Menschen von Kopf weit eher Gelegenheit, sich zu zeigen auch bleibst du, mit ein bißchen Anstrengung gewiß nicht lange in den untern Graden, und ein Preußischer Legations Posten ist jetzt eine ziemlich ehrenvolle Stelle. Deine fränkische Verhältniße können dich auch nicht sehr hindern, denn bey dem jetzigen Friedensschluß wird ohnehin die immediate ReichsRitterschafft zum Teuffel geschikt werden, und es ist sehr möglich daß der König einen größern Theil von Franken bekömmt, und du dann Preuß. Unterthan wirst. Welcher Vortheil, dann schon in Diensten zu seyn. Solltest du Lust haben in Berlin anzukommen, so kannst du wohl denken, daß mein Vater und ich alles anwenden würden um dir zu deiner placirung behülflich zu seyn, um dir mit Rath und That an die Hand zu gehen. Ich für meinen

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Theil würde außerordentlich zufrieden seyn, dich in Berlin zu sehen, denn wir wären uns dann näher und hätten mehr und beßere Gelegenheit öfterer zusammen zu kommen. Ueber alles dieß erwarte ich noch deine nähere Ueberlegung, und vieleicht können wir bald mündlich davon sprechen, denn wenn das Glück mir wohl will und mein Vater Geld hergiebt, so komme ich im Merz auch 3 Wochen nach Weimar, indes weis ich noch nichts gewißes darüber, und sage es dir auch nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Auf jeden Fall wäre es wegen Gustchen gut, und der H Vater müßte dan etwas mehr herausrücken und seinen Willen von sich geben. Komme ich im Merz nicht, so kann ich vor October nicht, und das ist für Auguste und für mich zu lange, denn schon jetzt quält mich die Sehnsucht ganz unendlich. Ich habe sehr Ursache mit ihren letzten Briefen zufrieden zu seyn, sie sind nicht zärtlich, aber freundlich und gut, und machen mich schließen daß meine letzte Reise von großem Nutzen war; kann ich nun jetzt noch einmal zu ihr kommen, so bin ich überzeugt erklärt sich alles, und vieleicht nach dem Wunsch meines Herzens. Giebt mir mein Vater das Reisegeld, so bin ich den ersten Merz gewiß in Weimar, und sehe euch wieder ihr guten braven Menschen. Ich schwöre dir daß ich den Gedanken gar nicht recht faßen darf denn sonst möchte ich für Freude und Erwartung des glücklichen Wiedersehen, laut aufweinen. – Da du jetzt wieder ausgehen kannst so wirst du ja auch Gelegenheit gehabt haben, zu bemerken wie es im Loewensteinischen Hause aussieht da der Vater, wie ich vermuthe nun da ist; und durch Caroline kannst du auch erfahren, was, und wie von mir dort gesprochen wird. Schreibe mir das ja gleich und auch was du von meiner Reise denkst, ich bitte dich recht schön, denn jetzt ist keine Zeit zu verliehren. Den 24tn gehe ich schon von hier nach Berlin aber wenn du mir gleich antwortest so kann ich deinen Brief noch vieleicht zu rechter Zeit erhalten. Um aber ganz sicher zu seyn so addressire deinen Brief nach Berlin bey meinem Vater abzugeben. Eben kömmt die Post an und bringt mir einen Brief von meinem Vater worinn dieser mir das Reisegeld zusagt, ich komme also nun ganz bestimmt zu euch. Denk nur lieber Junge wie glücklich ich bin! – Ich gehe dießmal nicht über Halle sondern über Wittenberg und Leipzig wegen des beßern Weges und wenn du mir noch etwas zu schreiben hättest, so würde ich den Brief ganz sicher bekommen wenn du denselben nach Leipzig Poste restante an den Post Secretair Enke addressirst. Kannst du mir aber noch nach Berlin schreiben, so ist es mir um desto lieber. Bis zum 26t bin ich gewiß dort und 6 bis 7 Tage braucht ein Brief von Weimar nach Berlin. Thu mir den Gefallen und sag noch keinem Menschen etwas von meiner Ankunft. Ich will es künftigen Postag selbst an Auguste schreiben, und werde doch den Tag nicht bestimmen um sie zu überraschen. – Auf jeden Fall bekömmst du von mir noch einmal Nachricht. –

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Ich kann mich für Freuden gar nicht faßen, wenn ich bedenke, daß ich in einigen Wochen alles wiedersehn soll was meinem Herzen am theuersten ist; begreifst du meine Freude alter ehrlicher Laban. Eben werde ich zum Ball abgerufen, denn heute haben wir einen von unsern 95 hiesigen carnaval Lustbarkeiten. Wir müßen uns nolens volens tanzend amusiren! O wie viel gäbe ich drum diesen Ball mit einem weimarischen vertauschen zu können, doch – Zeit bringt Rosen! – Leb wohl guter lieber Junge und sey immer meiner Freundschafft gewiß. C. 100 Tausend Schönes an Gustchen und Consorten auch an Keele und Dame.

69. Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 10. Februar 1801 Leipzig, am 10. Februar, 1801. Hochwohlgeborner, Hochgeehrtester Herr! Ich wage es, im Vertrauen auf Ihre wohlwollende Güte, Sie nochmahls mit eini5 gen Zeilen zu unterbrechen. – Daß Ihnen das neulich überschickte Säkulargedicht nicht ganz unwürdig erschienen seyn möge, wünsche ich von Herzen. Jetzt thue ich die Bitte an Sie, das eine Sonett, den R eno mmis ten, zu vernichten, da ich wohl fühle, daß manche Ausdrücke darin zu auffallend seyn möchten. Für das zweyte Sonett, die Gaben der M u se, möchte ich folgende Verän10 derungen vorschlagen: Dann bringt sie euch

(die vielgepriesnen Gaben) (die holden Göttergaben)

Und am Ende: Wenn wir die Himmlischen gesprochen haben. 15 Doch bleibt Alles Ihren bessern Einsichten überlassen. Sollten Sie, wie ich wünsche, den Gelehr ten aufnehmen wollen, so ersuche ich Sie, das Distichon: So gefällt er sich selbst, so wendet er hierhin und dorthin Froh des gelingenden Werks seine geschäftige Hand auszustreichen, und das Ganze, wie Sie selbst mir die freundliche Hoffnung gege20 ben haben, Ihrer verbessernden Hand nicht für unwürdig zu erklären. Das Gedicht selbst ist eine Ironie in Sätzen und Gegensätzen, worin die Poesie mit der Prosa scherzt. Am meisten fürchte ich, daß die Übergänge zu keck scheinen mochten.

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Von Joseph Rückert, Leipzig, 13. Februar 1801

Ich empfehle mich dem Wohlwollen Ew. Hochwohlgeb. insofern ich Ihnen versichern darf, daß ich nie an den Spielen der Gemeinheit mein Wohlgefallen 25 finden werde. Mit der größten Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren Ew. Hochwohlgeb. ergebenster Diener I. G. F. Messerschmid der Philos. Doktor.

70. Von Joseph Rückert, Leipzig, 13. Februar 1801 Leipzig d 13ten Febr. 1801 Ich kann Ihnen von meinen poetischen Alterthümern dießmals leider nur solche zuschicken, die Sie nicht wollen. Gleichwol haben die Kleinigkeiten, die Sie hier erhalten, (ich meine Nro 1 und Nro 2, denn die andern hat ausser mir noch Nie5 mand gelesen) allen Gebildeten, die sie lasen, sehr gefallen. Und so wage ich es dann, Ihrem Almanach damit ein Geschenk zu machen, unter der Voraussetzung, daß Sie mir auf Ostern ein Gegengeschenk mit einem Freiexemplar machen. Meine Elegien müssen stark angegriffen werden ehe sie brauchbar sind; und ich will nächstens über sie her. – Meine Kritik über Wallenstein werden Sie in 10 einem neuen Journale gedrukt lesen, oder bereits gelesen haben. Den Bogen a 6 Thlr. – können Sie bald etwas Kritisches und auch eine Art von Kunstmerchen (kein philosophisches) für den Almanach erhalten – Unter beyliegende Gedichte, im Falle sie gedrukt würden, bitte ich meinen Nahmen zu setzen, und so unter alles, was ich etwa in der Folge Ihnen liefern möchte. Ich will jetzt das Visier auf15 ziehen. – Meine Addresse bleibt dieselbe, da mich eine fortdauernde Unpäßlichkeit hindert, die vorgehabte Reise anzutreten und die Ärzte abrathen Empfehlen Sie mich dem lieben Majer, L. G. Egloffstein u.s.w. herzlich. Immer Ihr Rückert. 20 NS. Sollte ich Ihnen hier in Leipzig auf irgend eine Art dienen können so schrei-

ben Sie. Ich habe einige Konexionen.

An Friedrich David Gräter, Weimar, 23. Februar 1801

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71. An Friedrich David Gräter, Weimar, 23. Februar 1801 Weimar, am 23n Febr. 1801.

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Ich ergreife die erste Gelegenheit, um Euer Wolgeb. für Ihre beiden Schreiben vom 19 v. M. und 12n d. auf das verbindlichste zu danken, und Sie zugleich zu bitten, beiliegendes Exemplar des ersten Heftes meiner Zeitschrift anzunehmen. Zugleich ersuche ich Sie, mir gelegentlich Ihre Meinung über die Art der darin enthaltenen Bearbeitung des Heldenbuchs zu erkennen zu geben. Sie werden indeß zum Theil schon aus diesem Hefte beurtheilen können, daß das Ganze ausschließend der Poesie, besonders der romantischen, und ihren Schwestern, den bildenden Künsten, gewidmet ist. Die Aufnahme eines filosofischen oder blos moralischen Aufsazes entspricht daher dem Geiste und der Bestimmung dieser Zeitschrift nicht. Dies ist die Ursache, warum ich von dem Dialoge: R ou sseau keinen Gebrauch machen kan, und ihn daher Ihrem Verlangen gemäs, hier beilege. Sehr willkommen sind mir hingegen die Beilagen Ihres zweiten Schreibens, welche gewis in dem Johannistaschenbuch ihren Plaz finden sollen, das Osterntaschenbuch ist beinahe schon vollendet. Einer der Hauptzwekke bei meinem Unternehmen ist, soviel Volkssagen, Volkslieder und Müthen aller Nazionen zu geben, als ich auftreiben kan, um eine Samlung von Materialien aufzustellen, wodurch künftig eine allgemeine, vergleichende Geschichte der Müthen des ganzen Erdbodens bearbeitet werden kan. Dies wäre gewis ein sehr nüzliches Unternehmen, und würde die Geschichte des Ursprungs und Zusammenhangs der Völker sehr erleichtern. So besize ich zB. schon jezt eine Samlung der indischen Müthen, wovon das 2te Heft Proben enthält. Und nun erlauben Sie mir noch eine kleine Berichtigung, die eine Note von Ihnen in B r aga und Hermode 3ten Bandes 2te Abtheilung p. 231. veranlaßte. Sie fragen: wie Klopstock in der 1747. gedichteten Ode, Wingolf Ossians habe gedenken können? Diese Strofe, wie wir sie jezt in der Samlung von Klopstocks Oden lesen, ist späteren Ursprungs. Klopstok hat die ganze Ode bei Herausgabe der ersten vollständigen Samlung (1775. wo ich nicht irre) umgearbeitet, und die vorher gebrauchte griechische Müthologie mit der nordischen vertauscht. Die ältere Lesart von 1747. die ich vor mir habe, heist: Willst du zu Strofen werden, o Lied! oder Ununterwürfig, Pindars Gesängen gleich, Gleich Zevs erhabnem trunknem Sohne, Frei aus der schaffenden Seele taumeln? Mit steter Hochachtung pp Seckendorf

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72. An Friedrich Schiller, Weimar, 8. März 1801 Weimar, den 8ten März 1801.

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Sie sind uns so plözlich entflohn, theüerster H. Hofrath, daß sich Ihre Freünde noch gar nicht in Ihre durch nichts angekündete Abwesenheit zu finden wissen. So interessant indessen die Veranlassung sein mag, und so gern ich den Früchten der poetischen Musse, der Sie sich jezt geniessen, entgegensehe, so müssen Sie mir doch erlauben, diese Musse für einen Augenblik durch etwas sehr prosaisches zu unterbrechen, und Sie wegen einer gewissen Sache um Rath zu fragen. Sie erinnern Sich ohne Zweifel aus einigen Gesprächen über die künftige Existenz meines Taschenbuchs, daß vor allen Dingen von der Veränderung des Verlegers die Rede war. Ein Zufall hat mir hier auf einmal vorgearbeitet. Das Neüjahrstaschenbuch ist bis jezt noch nicht stark abgegangen, besonders wegen der ungeheüren Konkurrenz mit andern. Dadurch hat sich ein panischer Schrekken des ganzen Gädicke bemeistert, so daß er jezt, als ich wegen meiner bevorstehenden Abreise einige Modifikazionen im Kontrakte machen, und verschiedenes näher bestimmen wollte, meine sehr billigen Bedingungen nicht eingieng, und also zurüktrat. Nun kommt mir das zwar mitten im Jahre etwas ungelegen, da die Zeit bis Johannis, wo das 3te Stük erscheinen sollte, (das 2te wird so eben fertig) etwas kurz ist, und so plözlich weis ich keinen andern Verleger aufzutreiben, indessen habe ich doch auch nichts dagegen, denn ich habe soviele Proben von seiner Ängstlichkeit, daß ich doch über kurz oder lang mit ihm hätte brechen müssen, also ist der Unterschied nicht gros. Ich wünschte nunmehr von Ihnen nur mit ein paar Worten zu hören, ob sich wol ein Antrag zur Fortsezung an Cotta machen liesse, den ich freilich gar nicht kenne. Dieser wäre mir freilich der liebste, da er hier drukken lässt, und die Redakzionsgeschäfte alsdan von hier aus – als dem besten Mittelpunkt – nach wie vor betrieben werden können. Ich habe nehmlich bereits Friedrich Majern zum Gehülfen angenommen, der nach meinen Ideen und Grundsäzen von hier aus die Geschäfte betreiben wird, die Korrektur besorgt, das Mskpt zum Druk appretirt pp Ich kan mich ganz auf ihn verlassen, und er bleibt auch dieser Sache halber, wenn sie zu Stande kommt, in Weimar. Ich werde aber die Hauptdirekzion behalten. Könnten Sie vielleicht meinen Antrag an Cotta unterstüzen? Ich glaube nicht, daß meine Bedingungen überspannt sind. Jährlich 4. Stükke à 12. Bogen, Druk und Format, wie bisher, in der Regel 2 Louisd’or in # Honorar für den Bogen, diejenigen Mitarbeiter ausgenommen, mit welchen mehr akkordirt ist, welches der Verleger übernimmt, (Herder zb. erhält 4) (Göthe hat für Paläofron u. Neoterpe bei weitem mehr erhalten, das sind aber Ausnahmen) dan für die Redakzion jährlich 20 Louisd’or baar, und 20 in Büchern, auf weniger kan ich mich nicht einlassen. Die Zahlungen geschehen in den Messen und zwar ganz

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allein an Majern, so lang ich nehmlich ausser Landes bin, ich hoffe aber dereinstige Rükkehr. Sollte sich unter diesen Umständen nicht etwas gedeihliches 40 erwarten lassen. Wenn Ihnen diese Vorschläge einiger Überlegung wert scheinen, so besuche ich Sie gelegentlich, wenn Ihre Abwesenheit noch lange dauert, aber freilich habe ich nicht viel Zeit zu verlieren, und bitte daher auch vorher um einige Zeilen Antwort. Brühl ist nunmehr hier, und die Aussichten zum Liebhabertheater erneüert. 45 Darf ich dem Gerücht Glauben beimessen, daß Sofokles Antigone einer Aufführung nahe sei? Das wäre prächtig. Ihr ganz ergebenster Seckendorf

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Bester Freyherr, Sie schrieben mir, dass Ihr Taschenbuch gewissermassen in die Stelle der Horen treten solle. Da nun diese auch Historien aufnahmen, so schicke ich Ihnen einliegend ein solches historisches Bruchstück, wovon ich wünsche, dass die Form des Inhalts nicht unwürdig seyn möge. Gefällt Ihnen diese Probe, so sollen mehrere ähnliche folgen. Die grosse Schlacht in den Catalaunischen Feldern, der wir es verdanken, dass wir nicht Tartaren sind, ist schon ganz fertig; ingleichen die fast romanhaften Abentheuer der schönen Athenais, nachmaligen Kayserin Eudocia. Verse habe ich dermalen nicht vorräthig; auch wird Ihr Ilm-Ilyssus es Ihnen an solchen nicht fehlen lassen. Ich übergebe Ihnen meine Aufsätze auf Discretion. Fallt Ihnen irgendwo ein treffenderer Ausdruck, eine genialre Construction ein, so wird es mich freuen, wenn Sie sie der meinigen substituiren wollen. Ich bin hier allein, und habe keinen Nachbar, der mir rathen kann. Das Gefühl aber des Momentes ist trüglich. Einer baaren Erwiederung meiner Beyträge wird es nicht bedürffen. Will aber der Verleger mir einen oder andern seiner Verlagsartikel dagegen geben, welchen ich Sie auszusuchen bitte, so mag er es an Gräff in Leipzig senden, und ich will es dankbarlich annehmen. Ihr Erbprinz ist bey mir gewesen, aber ich habe ihm wenig nutzen können. Ich wohne hier am äussersten Eck des Landes, und als die Herrn zu mir kamen, hatten sie die denkwürdigsten Punkte der Insel schon gesehen, den Rugard, Putbus, die Stubbenkammer, selbst Arkona, das eine Stunde von mir liegt. Es ist mir

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25 überhaupt nicht recht nach Wunsch mit ihnen gegangen, und ich muss Ihnen

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mein Leid nur klagen. Ich hatte nicht sobald erfahren, dass in dem hiesigen äusserst armseligen Gasthofe fremde Herren angekommen wären, als ich meiner Gewohnheit nach hinging, und die Herren einlud, in meiner Wohnung abzutreten. Die Herren empfingen mich mit grosser Feinheit, lehnten aber meine Bitte, die ich fast bis zur Zudringlichkeit wiederholte, schlechterdings ab. Da sie indessen versicherten, dass sie mich ohnehin würden besucht haben, so hielt ich mich berechtigt, den ältlichen Herrn nach den Namen der Gesellschaft zu fragen, erhielt aber statt aller Antwort eine verbittende Verbeugung. Ich bat tausendmal meiner Indiscretion halber um Verzeihung; und da die Herren es mir sogar abschlugen, ein kleines Mittagsmahl (es war 12 Uhr) bei mir einzunehmen, so empfahl ich mich zu Gnaden. Um Eins kamen sie zu mir, und nicht so bald hatten sie mein Zimmer betreten, als Herr von Hinzenstern mir den Prinzen, sich, als seinen Begleiter nannte, zugleich auch Ihren angenehmen Brief mir einhändigte. Ich bat den Prinzen dringend, den Tag und die Nacht wenigstens bey mir zu bleiben, allein er lehnte es ab. Da wir es uns hier zu Lande zu grosser Schande rechnen würden, wenn jemand unsre Wohnung unerfrischt verlassen sollte, so trat meine eilfjährige Tochter Allwina, die für ein Rügisches Bauermädchen noch nett und niedlich genug ist, und höchlich erfreut war, einen Prinzen zu sehn (denn diese Abentheuer sind in unserm Lande nicht so alltäglich, als in Ihrem Sachsen) ich sage, sie trat bald mit ihrem Teller voll Kuchen herein, um denen Herren zu präsentiren. Der Prinz war wirklich so gütig einiges zu nehmen, die andern Herren aber verschmähten mein armes Mädchen, das ganz betreten darüber war, und eher hätte weinen mögen, auch ganz den Muth verlohr, den Wein nachzuholen. Nachdem wir eine Viertelstunde lang etwa, von Weymarschen Gelehrten gesprochen, und die Herren meine Poesien gar sehr gelobet hatten, fuhr der Wagen vor. Ich, der dem Prinzen (und beyläufig Ihnen, der mir ihn empfohlen hatte) gern etwas Angenehmes erzeigen wollte, lief hinauf, holte ein mir noch übriges schöngebundnes Prachtexemplar meiner Ida von Plessen (die auf Rügen spielt) und schenkte sie dann meinem Prinzen, der wirklich dadurch erfreut schien, und sich schön bedankte. So sind sie dann weggefahren, und es ist nicht meine Schuld, bester Freyherr, wenn ich Ihrer Empfehlung nicht habe mehr Ehre machen können. Wenn Sie mir einmal wieder von Ihren Freunden schicken (worum ich denn gar sehr will gebeten haben; denn wir Insulaner sind sehr froh in unsrer Abgeschiedenheit, wenn wir die übrige Welt sich um uns bekümmern sehen) so bitten Sie sie doch zum Voraus, dass sie unsre bäurische Hospitalität sich gefallen lassen. Wir sind hier zu Lande ein schlichter einfacher Schlag von Menschen, der höfischen Sitten wenig kundig, mitunter vielleicht ein wenig linkisch, und unbehülflich; allein wir meinen es von Herzen gut, und freuen uns, wenn auch

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65 die Herren Ausländer die sich bisweilen bis zu uns verirren, unter unsern Stroh-

dächern, worunter wir in der That ganz warm und behaglich wohnen, sich es wohl seyn lassen. Ihrem Prinzen und seinen Begleitern empfehlen Sie mich aufs beste. Der Prinz hat versprochen, zu einer schönern Jahreszeit wiederzukommen; ich wün70 sche dass er Wort halten, und dass Sie ihn begleiten mögen. Was will denn Schiller in diesem leidigen prosaischen Berlin machen? Diese Berlinische Luft dünkt mich ein für den Dichtergeist tödliches Miasma zu enthalten. Er wird wirklich wohl thun, das Aurum Potabile unsrer Rügischen Seeluft unmittelbar darauf statt einer Cur zu gebrauchen. Leben Sie wol, theuerster Freyherr. Ich danke tausendmal für alle überschrie75 bene anmuthige Neuigkeiten, und warte mit Sehnsucht auf die Versicherung dass Sie gesund und gewogen sind Ihrem Kosegarten. 80 Herder und Schiller bitte ich gelegentlich zu grüssen.

74. Von Friedrich Schiller, Jena, 16. März 1801 Jena 16. März 1801. Verzeihen Sie mein spätes Schreiben theurer Freund, ich wußte aber in der bewußten Sache nicht leicht Rath zu finden. Nach der reifsten Ueberlegung muss ich Ihnen aber doch von der Fortsetzung des Werks, wenigstens unter der alten 5 Gestalt, abrathen, denn daß die erste Lieferung, die noch dazu durch Göthens bedeutenden Beitrag vorzüglich ist, nicht einmal recht in den Buchhandel kam, ist ein schlimmer Umstand, der jeden Buchhändler abschrecken wird. Cotta kann ich nicht gut dazu auffordern, weil ich ihm schon vor einem Jahr in einer weitläuftigen Deduction bewiesen habe, daß er sich auf nicht soviele pe10 riodische Werke repandieren solle, er würde mir also mein eigenes Raisonement entgegen halten und mich zum Stillschweigen bringen. Hier in Jena habe ich bei Fromman angeklopft, er hat aber keine Lust bezeugt. Ich berufe mich nochmals auf alle die Vorstellungen und Bedenken, die ich Ihnen vor der Herausgabe des ersten Stücks schon gemacht zu haben mich erin15 nere, und die jetzt durch Ihre Ortsveränderung und durch den wenigen Success des ersten Stücks eine neue Kraft erhalten. Möchten Sie übrigens nur Mittel finden, länger in Weimar zu bleiben, so würde sich schon noch ein litterarisches Unternehmen ausführen lassen. Ihre Ab-

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reise würde ich sehr bedauren und noch immer hoffe ich daß es nicht dazu kom20 men werde.

Ganz d Ihrige Sch.

75. Von Friedrich Gottlieb Klopstock, Hamburg, 25. März 1801 Hamburg, 25. März 1801. An Herrn Seckendorf von Hr. Klopstock. Ich habe das Taschenbuch nicht erhalten, welches Sie mir bestimmt hatten; aber Ihre Elegieen waren mir deswegen nicht unbekannt geblieben. Ihr Brief hat mir 5 durchgehends Freude gemacht. Ihr Vertrauen verdient auch von meiner Seite Vertrauen. Dieß sage ich nicht in Beziehung auf das Folgende, sondern überhaupt. Ich habe zwar noch einige wenige Oden, die ich aber aus guten Ursachen noch nicht bekannt machen will. So bald eine letzte (sie ist von diesem Monate) indeß fertig seyn wird, so will ich sie Ihnen schicken. Fertig seyn heisst bei mir 10 nicht selten, mit Kälte wieder gelesen zu haben. Beygelegte Ode, die ich durch Böttiger Herdern und Schützen mittheilte, war, wie Sie sehen, damals, wenn Sie sie anders von der Zeit her kennen, noch nicht fertig, und ich denke jetzt mit Reue und Leid an die zu frühe Mittheilung. – Hält man bei Ihnen das German. Museum? und haben Sie mir etwas darüber zu sagen? Kennen Sie französische und 15 englische Journale, worin man gegen die deutsche Literatur Bündnisse gemacht zu haben scheint? – Zefürosschritt – Zurückbleibende macht keinen wirklichen Abschnitt … Moment Vorzeit Lied (e) Zitternden Nass. Sehen Sie die Gräfin Bernstorff oft, oder nur selten?

76. Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 4. April 1801 Euer Hochwohlgebohrn Neuestes Taschenbuch habe durch Hn Gädicke erhalten, und ich würde es ohne Zweifel mit Vergnügen gelesen haben, wann ich nicht sogleich mit der ersten Zeile gewahr geworden wäre, daß sich der Abschreiber eine Anmaßung herausgenommen hätte, die ihm keinesweges gebührt. Diese Zeile heißt bey mir so: 5 „Unter Thränen beginnt Aurora den lieblichsten Tag oft –“ das oft ist hier keinesweges überflüßig, sondern nothwendig bestimmend, da es den Begrif darstellen soll, „daß zuweilen auch auf einen regnichten Morgen ein schöner Tag folge“. Nun ist der Begrif ganz unverständlich, und der Abschreiber hat mich dafür noch 10 mit einem lah m en V er se beglückt.

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Noch etwas grössere Freyheit hat sich der Abschreiber mit dem Epigramm S. 258. genommen. Ich weiß nicht, ob K ü p ris wohlklingender seye, als Venus ; wenigstens ist es ungewöhnlicher. Daß Amor auf Griechisch E r o s heißt, wußt’ ich wohl; hier hatt’ ich aber noch einen besondern Grund die erste Benennung zu wählen, weil A m orn, wie ich schrieb, den Accusativ anzeigt, E r o s aber nicht, und man also jezt nicht weiß, ob Eros, Aphrodite, oder Aphrodite den Eros geschickt habe – dergl. Undeutlichkeiten bey einem kleinen Gedichte dieser Art sehr zu vermeiden sind. Dafür finde ich mich aber mit einem herrlichen Hemystich beschenkt; nemlich statt: „Aphroditen versezten die Musen“ – wie ich sagte; nun: „Afroditen entgegneten jen’!“ – der Schall jen’! ist auf diese Art, und zumalen gerade in der Cäsur, in der teutschen Sprache gewiß sehr hart und ungewöhnlich. Wie auch das Wort e n tgegnet en, statt ver s ezten; das freylich auch nicht schön, aber doch gebräuchlicher ist. Diese und dergleichen Ursachen haben mich bewogen, Euer Hochwohlgebohrn zu bitten, Mich und die geringen Arbeiten von mir, künftig ganz aus dem Taschenbuche wegzulassen; worum ich ernstlich ersuche, und zugleich bitte, Hn Gädicke anzudeuten, daß er in Zukunft alle Sendung hievon an Mich gänzlich unterlassen möge! – Der ich mit vieler Hochachtung bin Euer Hochwohlgebohrn gehorsamster von Knebel. Ilmenau den 4. April 1801

77. Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 10. April 1801 d 10ten April Morgens. Halb und halb hoffte ich noch, Sie heute zu sehen, um Ihnen Lebewohl zu sagen. Gestern als Sie an die Thüre pochten, war ich in Begrif sie zu öfnen, aber die fa ta le G e s t a lt , welche während der Musick in den Saal trat, hinderte meinen 5 Vorsatz, Empfindungen sind nicht für so rohe Seelen. Obgleich wir Sie nicht mehr sahen, so folgen Ihnen doch unsere beste Wünsche, unsere Freundschaft bleibt Ihnen stets, zählen Sie darauf, und ein guter Genius sagt mir, daß uns das Schicksal wieder vereinigen wird, werden Sie nicht muthlos, Glück wird Ihnen noch blühen. Inliegender Brief gehört für Julie, beherzigen Sie daß, so wir sagen, 10 und lassen Sie sie Ihrer Liebe empfohlen sein. Wir sassen traurig zusammen, die Bürlichen erschien, mit verweinten Augen, und wir – bemerkten, daß ein

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Schneuztuch, nach einer Trennung, unter 3 Pers: zu wenig sey. – Der Himmel seegne Sie. Meine besten Wünsche folgen Ihnen u die Versicherung daß ich mir stets g l e i ch bleiben werde. Aus dieser Versicherung geth die Fortdauer meiner Freundschaft für Sie hervor u mit ihr gegenseitiges Vertrauen. Ich ging Ihnen mit guten Beispiel vor, zeigte Ihnen die verborgenste Seite meines Herzens u in ihr den Umriss meines Karakters. Nehmen Sie die Menschen wie sie sind u erwarten Sie nicht mehr von ihnen, als Sie nach der Kentniss ihrer moralischen Fähigkeiten verlangen könen, so werden Sie mich immer wa hr finden. Ich bin seit den lezten Tagen Ihres Hierseins überzeugt, daß viel Kraft in Ihrer Natur liegt, die Ihnen nie mangeln wird so bald Sie mit Festigkeit W o l l e n ; Selbst die Stunden des Abschieds haben Sie in meiner Achtung gehoben. So fühlt der Mann von Kopf, denn in dem das Herz brechen will, richtet er den Geist mit Macht empor u kämpft alle Aeussrungen eines über spannten Schmerzes nieder. Lassen Sie allen äussern Schein fallen, streben Sie nach nichts als dem was gut u recht ist, es glänze, oder r u h i m t i e f s t e n S ch a t t e n d e r V e r b o rg e n h e i t ! Weichen Sie so viel als möglich, allen scharfen Eken aus an welchen Sie so gerne Ihre Launen wezzen, denn nur zu leicht schleift sich die Klugheit u die nöthige Vorsicht mit hinweg u wer den Schaden öfters doppelt, dreifach trägt – sind Sie! Man sollte in der Welt um nüzlich zu werden nicht nur edel u gut sondern, auch s ehr klug, sein. Schwer sind zwar diese Eigenschaften zu verbinden, doch sezt der Mann, der nicht im ganz Gewöhnlichen sein Leben enden will, sich wohl ein niedrig Ziel? – Nein immer höher, immer weiter im Guten, also auch im Schönen, strebt sein Sinn u so entwikeln denn an unsrer Psyche sich die schönen Flügel, die in ein besseres Leben uns allmählich tragen. Im buntesten Gewühl der grosen Welt kan man den kinderreinsten Sinn erhalten u das Gewissen vorwurfsfrei, man kan sehr wahr u doch sehr höflich sein! Denn Höflichkeit ist nur der Wunsch mit Worten aus gedrükt, sich Freunde zu erwerben indem man andern Freude macht. Es kostet uns ja oft so wenig ein Wort zu sagen an dem des Nächsten ganze Wonne hängt u dennoch sind wir karg u weichern uns es auszusprechen. Sein Sie es nicht, mein Freund, auch ich will streben immer menschlicher zu werden, so führt der Weg des Leben uns endlich doch auf einen Punkt zusammen. Die körperliche Trennung ist nichts als eine schmerzliche Operation die unser angeborner Egoismus dulten muß; die aber ist die schreklichste, wo zwei Gemüther von einander scheiden, denn sind sie einmal getrent finden sie niemals sich wieder. Darum müssen zwei Freunde ein Ziel sich sezen u so können sie nie sich verfehlen. Das unsre ist die Tugend! Die Vernunft, die Menschlichkeit mit ihren ganzen Gefolge erwarten uns am Ende der Laufbahn mit offnen Armen u so leben u handeln Sie denn nach ihren Grundsäzen, nach meinen Wünschen, immer; immer gut. Vale.

Von Friedrich Matthias Gottfried Cramer, Berlin, 15. April 1801

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78. Von Friedrich Matthias Gottfried Cramer, Berlin, 15. April 1801 Berlin. den 15ten April. 1801. Ew. Hochwohlgeboren nehme ich mir die Freyheit hier einige kleine Gedichte zu übersenden, für welche ich mir ein Plätzchen in Ihrem nächsten Taschenbuche erbitten wollte. Ich bin 5 fest überzeugt, daß ich sie dem Publiko unter keiner bessern Empfehlung übergeben kann. Sollte aber die jugendliche Unvollkommenheit dieser Versuche, oder eine andere Ursach Ihnen untersagen, meine Bitte zu gewähren, so ersuche ich Sie gehorsamst, mir die inliegenden Blätter mit baldiger Post zurückzusenden. Mein hiesiger Freund und Landsmann, der Professor Rambach und seine Fa10 milie tragen mir viele Empfehlungen an Sie auf. Herzlich freue ich mich diese Gelegenheit zu haben, mich Ihrer Gewogenheit zu empfehlen und Ihnen meine aufrichtige Hochachtung zu versichern, mit der ich bin Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster Diener 15 Friedrich Kramer. wohnhaft in der Jägerstrasse Nro:

79. Von Jean Paul Friedrich Richter, Berlin, 28. April 1801 Berlin d 28 Apr. 1801. Ich habe Ihnen, lieber H. v. Seckendorf, für 2 Almanache zu danken, wovon mir eigentlich nur einer gehört; so wie ich künftig keinen annehmen darf, der von mir nichts enthält. Die 4½ Ld’or, die ich nach Ihrem Wunsche bis zur Messe in Wei5 mar lies, bitt’ ich sie der Frau Kienhold auszuzahlen, die für mich in Weimar bisher auszahlte. – Auch ersuch’ ich Sie, H. Majer an die Übergabe des versprochnen Ordalienrechts an Frau Kienh. zu erinnern. – An die heilige Tetrahtys in Tieffurth geb’ ich Ihnen recht herzliche Wünsche mit. Leben Sie froh! – J P F. Richter

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80. Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 1. Mai 1801 Am 1ten Mai.

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Meine Überschrieft zeigt auf einen frohen Tag – selbst für den entfernten Freund ist er froh, denn die edle zarte Pflanze könte uns vor der Wiederkehr dieses Tags entrissen werden u noch duftet sie in unsrem Kreis – die vor Jahren er der Erde schenkte. Wir waren heute alle versammelt u auch an Sie wurde mit Herzlichkeit gedacht – Amelie beschenkte Kehlchen mit einer Blume Ihres Talents, die mich so rührte, daß ich weinen muste u nun, mit den vergossnen Thränen ist auch das lezte Fünkchen Groll gegen sie aus meiner Brust verflogen. Wer mich zu rühren weis, der hat mich auch gewonnen, denn ich bin eigentlich empfindsamer als es Tausende glauben u daher lege ich so grosen Werth auf wahres Gefühl – wo dieses fehlt bleibe ich kalt u wo ich es finde schließ’ ich mich an! – Vor einigen Tagen laß Schiller sein neues Trauerspiel, Das Mädchen von Orlean, bei der Herzogin Mutter vor, u auch dieses Kunstprodukt kostete mich Thränen. Es ist besser als alles was Schiller je machte, das heist, fester, gehaltner u reiner als alles vorhergehende. Freilich muß man erst über die Vernunft siegen u sich in die Zeiten des Aberglaubens u der Schwärmerei zurük versezen, aber ist dieser Schritt gethan dann reist die Kunst uns mit in jede Lage u alles fühlt man was die Heldin fühlt. Sie ist so männlich, felsenfest u hart, doch auch so weiblich, zart u kindlich daß dieses sonderbare Wesen den Weg zu jeden Herzen findet. – Vom Anfang bis zum End bleibt sie sich treu u stirbt zu lezt mit solcher Kraft, daß ich die Rolle spielen mögte um wenigstens z u m S ch e i n den Tod fürs Vaterland zu sterben – nur nicht für meines, denn das Lieb’ ich nicht! – Ein guter Sänger Nahmens Gern, u ein Paar SoloTänzer aus Berlin, beschäftigen seit einer Woche das Theater u gaben uns manchen Ohren Schmaus aber zum Gegengewicht auch manchen Auge n s ch m e r z Die Tänzer nehmlich sind recht ächt Berlinsch, d.h. sehr zweideutig u frei, in ihrem Tanz, doch da sie eine fre ie Kunst treiben, muß wohl die Sittsamkeit die Augen schliesen. – So weit die Nachrichten aus dem grösern Zirkel u nun einige Worte über unsre eignen Angelegenheiten. Ich bin erfreut, mein Freund, über die Art wie Sie in Ihrer Familie sind empfangen worden u daß Sie sich viel Gutes von Ihrer Lage versprechen. Der Himmel gebe Ihnen viele frohe Tage u Muth wenn trübe Ihre Laufbahn erschweren. Es Liegt viel, sehr viel Gutes u Großes in Ihrer Seele verborgen, heben Sie den Schaz u lassen Sie ihn wuchern! – Ihre Entfernung hat in unsern Kreis eine Lüke gemacht die wir so bald nicht ausfüllen werden; meine Kinder fühlen sich verlassner u mir fehlt außer dem Freund auch ein Wesen daß in Kunst u Dichtung gleich mir Freude u Erholung nach mancher mühevollen Arbeit findet. Ihre Bücher stehen ruhig da u sehn mich fragend an „was hat man dir du armes Weib gethan!“ mögte ich scherzend mit Göthes

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Mignon sagen – aber es ist mein Ernst daß ich fast noch keinen Gebrauch davon gemacht habe. Doch mögte ich um keinen Preis Sie zurük wünschen, denn Sie sind an Ihrem Posten, auf der Stelle wo Sie die Pflicht hinrief u darum war ich auch beinahe die Einzige welche Ihnen zur schnellen Abreisse Muth einsprach. Ich weis aus eigner Erfahrung wie beruhigent es ist wenn man seine Pflichten erfüllt hat nach besten Kräften, wenn der Erfolg schon nicht belohnent ist, so bleibt doch daß Bewustsein rein u tröstet wenn alles auf uns losstürmt. Ich habe bei der Stelle Ihres Briefs wo Sie mir zu verstehen gaben daß verschiedene Menschen mich falsch beurtheilen in Franken, nichts gefühlt als Bedauern mit der unangenehmen Empfindung die es Ihnen als meinem wahren Freund gemacht hat. Lieblose Urtheile könte ich erwarten, Reinheit der Seele war aber stets mein gröster Schaz, diesen u mein Leben zu erhalten muste ich handeln wie ich that u stets werde ich beweisen daß ich glaube man könne ohne Reue eher alles aufs Spiel sezen, als dieses Guth, welches der gütige Schöpfer allen Wesen mit theilet, was aber v o n v i e le n nicht geachtet wird. Ich bin daher ganz ruhig wenn ich höre daß man mir Gerechtigkeit versagt. Es kommt vielleicht eine Zeit wo man billiger wird; kommt sie aber nicht so will ich mich am Herzen einiger wahren Freunde für die Meinung u das Unrecht des grosen Haufens entschädigen. Hier ist man gütig gegen mich u ich bin dankbar. Wenige Menschen können sich solcher wahren Freundschaft u Anhänglichkeit rühmen als ich; O ich kan mit Schillers Maria sagen: Ich bin viel gehast, aber auch viel geliebt worden! Kurz ich bin so weit gekommen daß ich mit meinen Loos zufrieden bin was will ich mehr! – Mir däucht ich sei zu weit gegangen in den Strom meiner Rede u es sei Zeit, Sie von der Langenweile dies Geschreibsel zu lesen, zu befreien. Es hilft mir alles nichts was ich auch niederschreibe, denn die Blüthe von allen unsern Gesprächen ist doch immer die Heftigkeit gewesen mit der wir uns zu streiten pflegten. Ich lege Ihnen hier ein Briefchen von Juliechen ein u man hat mir aufgetragen Sie zu bitten Nachsicht mit allen Fehlern zu haben. Die andern sind nicht so schnell im Schreiben weil sie schon mehr Ansprüche machen u darum sind sie verlegner. Linchen hat am Geburtstag ihrer Schwester Nette zum ersten mal sich in das Land der Poesie gewagt und mit einen kleinen Impromtu so wohl ihre Schwester als mich überrascht. Ich hatte Nettchen eine kleine Gliederpuppe gekauft, die wurde von den zwei andern ihr auf einige Tage entwendet um sie recht schön zu kleiden u den Morgens des 24. April mit folgenden Verschen im Arm vor Nettes Bette gesezt. Lilli bei Ihrer Zurükunft an Ihrer kleinen Mama Geburtstag.

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Mütterchen, Lilli ist heut Herzlich u innig erfreut! Dieser fröhliche Morgen Sei für dich ohne Sorgen Darum schmükten mich heute Lieben Tantchen mit Freude Sprachen: Des Mütterchens Glük Bist du, drum gehe zurük. Nächsten Posttag geth das Blatt von der Ku nstab ha ndlung an Sie ab, es ist nur fatal daß Ihre Freunde keine Adresse von Ihnen haben u daher zu befürchten ist, daß die Briefe an Sie, in andre Hände kommen könten, da es so viele Sekendorfs giebt u die Posten so unrichtig gehen. – Die Zeit ist um u so empfangen Sie denn mein herzliches Lebewohl. Noch eines! Gustchen Kalb ist hier, aber es ist als schäme sie sich mir in die Augen zu sehen so sehr weicht sie mir sogar mit den Bliken aus. Wie ist es doch möglich daß man so viel böses von einen Menschen sagen kan, als sie von mir jeden sagt der es hören mag, ohne das man die mindeste Veranlaßung dazu hat. Ich bin gerechter gegen sie, u sage Ihnen aus wahrer Überzeugung, daß ich sie vor besser halte als sie sch e i n t u daß Pappenheim vielleicht nicht übel gethan hätte sie nach dem Wunsch seiner guten Mutter zu heirathen. Ich weis nun ganz bestimmt daß ihr Haß gegen mich sich von dieser Seite herschreibt u da haben wir wieder einen Beweis wie falsch u ungerecht man mich beurtheilt. Doch ich will dulten u schweigen. Um daß leztere bitte ich Sie gleichfalls inständig, bester Freund, die wenigsten Menschen denken human genug um von den Eifer eines edlen Herzen nicht auf nebenabsichten zu schliessen, die gewiß bei Ihnen nicht statt finden, aber bei bösartigen oder gereizten Menschen hat man immer mehr verbrochen wenn man es wagt einen Freund zu haben, der uns vertheitigt. Gott befohlen, Lieber Sekendorf. Julie findet hier herzliche Grüße. Adieu. –

Von Julie von Egloffstein, Weimar, etwa 1. Mai 1801

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81. Von Julie von Egloffstein, Weimar, etwa 1. Mai 1801 Lieber guter Herr! Durch diesen Brief werden sie sehen daß ich noch oft an sie deke auch an ihre Geschichten. erinere ich mich noch zu weilen und besonders an den Phaf von Philippsbron Ich will ihnen doch erzählen daß die kleine Jageman in Töfel und 5 Dorchen debutirte neehmlich sie machte Dorchen und ihre Große Schwes Tüfel sie sollen alle beide sehr gut gespielt haben vorzüglich die kleine Jageman. Leben si wohl und Glüklich und behalen sie lieb ihre Julie

82. An Friedrich David Gräter, Regensburg, 4. Mai 1801 Regensburg, 4t Maj. 1801.

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Ich habe erst gestern Ihren Brief vom 12n v. M. erhalten, der mich in der halben Welt aufgesucht hat, weil ich inzwischen Weimar ganz verlassen, und hieher in Dienste gegangen bin. Die Sache selbst geschah sehr schnell, weil verschiedene Umstände sich ereigneten, die es mir zur Notwendigkeit machten, dort zu quittiren. Darüber ist nun für den Augenblik eine Unterbrechung meines Taschenbuchs entstanden, so daß ich jezt selbst nicht weis, ob ich es werde fortsezen können, oder nicht. Ich muß nehmlich einen Mitredaktör annehmen, welcher in Weimar selbst die dortigen Geschäfte besorgt. Mit diesem und den Verleger bin ich noch nicht ganz einig, hoffe es aber bald zu werden, und alsdan erhalten Sie gleich Nachricht davon. Ich bin auf einmal aus allen meinen Verbindungen und meiner Carrière gerissen, und muß mich in meine neue erst nach und nach finden lernen. Das kostet Mühe, und ich bin jezt kaum noch recht zu mir selbst gekommen. – Sie erhalten hier 1. Exemplar des Ostertaschenbuchs, worinnen Sie Hjalmars Abfahrt, und das Littauische Lied finden werden. Das Honorar dafür hat Gädicke Auftrag in gegenwärtiger Leipziger Messe auszuzahlen, Sie werden es daher vermutlich durch die nächstgelegene Buchhandlung erhalten. – Ich habe bereits bei meinem ersten Taschenbuche die Erfahrung gemacht, daß das Publikum mit der zu grossen Menge Gedichte unzufrieden gewesen ist, wofür es keinen Sinn hat. So einfältig mir dies auch vorkommt, da in meinen Augen eine Kleinigkeit eines gu t e n Dichters (und dergleichen standen doch im Neujahrsstükke) mehr wert hat, als ein dikker Roman von Lafontaine, so muß ich doch, solang mein Ansehn nicht so befestigt ist, daß man mir alles aufs Wort kauft, mich soviel nach diesen Grillen richten, als es ohne Aufopferung meiner Selbständigkeit geschehen kan. Dies ist die Ursache, warum ich immer mehr um prosaische Aufsäze bitte, und sogar schon in dem Falle war, Gedichte zurückzulegen, bis ich sie unter

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Von Josef Freiherr von Retzer, Wien, 16. Mai 1801

den Auspizien der Prose hie und da mit durchschlüpfen lassen kan. Am meisten bin ich auf den Donnergot t u. den Asiat en Tho r begierich. Ihr Urtheil über Majers Bearbeitung v. Hugdieterich u. Hildburg hat mich sehr 30 gefreut, um so mehr, da gerade dieses Stük verschiedene Gegner gefunden hat, welche sich sowol wider die Bearbeitung dieser Überreste (als uninteres s a nt) überhaupt, als wider seine Manier erklärten, und die lezte besondre zu weitschweifig fanden. Andre wünschten sie ganz oder gröstenteils poetisch, wobei der naive, herzliche Ton des Originals sich besser beibehalten liesse. Ich denke 35 von ihm für das nächste Stük die Episode vom Z w e rg L au r i n zu erhalten. Ganz der Ihrige Seckendorf. Addresse: Herzogl. Würtenberg. LegazionsRath u. Kammerjunker. 40 83. Von Josef Freiherr von Retzer, Wien, 16. Mai 1801 Mit innigsten Dank für Ihr vortrefliches Taschenbuch habe ich die Ehre Euer Hochwohlgebohren zwey noch ungedrukte Briefe des Card: Bernis als Beylage zu schicken. Die Gräfinn H –– s geborne Fürstinn Cl – y machte vor 10 Jahren in Rom die persönliche Bekanntschaft mit diesem liebenswürdigen Dichter, seitdem war 5 sie mit ihm in einem ordentlichen Briefwechsel von Post zu Posttag. Stand und Alter berechtigten den Cardinal die Rolle eines Vaters zu übernehmen, der an seine jüngste Tochter schreibt, wie schade daß er die grausame Bedingniß festsetzte seine Briefe zu verbrennen, die Tochter erfüllte mit zu strenger Gewissenhaftigkeit diese Grille, dadurch sind mehr als 300 Briefderbringlich zu 10 Grunde gega Zufall entgiengen nur dies e allgemeinen Schiksale, und dfolgte Tod des Bernis entledigt die Tochter ihres Versprechens. Nehmen Sie also diese Briefe in Ihr Taschenbuch auf, und führen Sie mich als Gewährsmann für die Aechtheit an. Mit vollkommenster Hochachtung und der Bitte um die Fortsetzung Ihres Ta15 schenbuchs habe ich die Ehre zu seyn Euer Hochwohlgebohren Ergebenster Diener Jos. Fried: Freyherr von Retzer 20 Wien

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Erst heute d.h. in diesem Augenblick erhalte ich deinen Brief vom 1. d. M. lieber Seckendorf – und ich ergreife sogleich die Feder, dir einige Zeilen zu entgegnen – eine Auszeichnung die du dir und mir anrechnen kannst, denn du kennst meine Nachläßigkeit in Briefschreiben. Habe mich recht danach gesehnt einige unmittelbare Nachricht zu erhalten – denn mittelbar war es schon einigemal geschehen durch die Gräfin, die mir gesagt wie und was du ihr von Erlangen und Regensburg aus geschrieben. Noch habe ich deinen Brief den andern Freunden nicht einmal mitgetheilt – so zart ist mein Eifer, mich eine Stunde mit dir zu beschäftigen – auch ist Bertuch gar nicht hier, sondern noch in Leipzig. Ich kann es mir wohl recht lebhaft denken, wie dir jezt so seyn mag – aber das Leben ist eine ernste Schule und wir können dem grosen Lehrmeister Schicksal nicht entgehen. Traurig genug daß unsre schönsten Träume erst durch die Entfernung am reizendsten werden und wie wir selten den Werth des Augenblicks und der Gegenwart zu verstehen und zu genießen wissen. Wir werden uns wohl noch einmal wieder sehen alter Freund! in diesem Irrgarten des Lebens und es würden wohl schöne Tage werden, wenn wir dann von den alten Zeiten sprechen und gegenseitig das spätere Leben unseres Innern einander offenbaren. Halte nur dein Inneres rein, das höhere Leben welches in den besten Zeiten dir aufgieng, von allen Umgebungen der Aeußerlichkeit und denke immer daran den Tugendglanz in seiner Glorie mit durch’s Leben zu nehmen – und du wirst nie den Schlägen des Schicksals erliegen, Kraft und Muth wird in dir seyn und bleiben ihrer zu tragen. Und mag dann alles Liebe um uns tief in Nacht versinken – der Morgenröthe holder Abglanz leuchtet in uns fort – und läßt uns nicht eher in Dunkelheit versinken, als bis der Erde Mutterschooß uns leicht bedeckt. Ach! dieser Frühling in dem wir uns zum drittenmal trennten war in Beziehung auf meine innre Bildung der schönste – und in tiefstem Sinn der erste aber wohl auch der lezte meines Lebens – denn alles was noch kommt, kann nur Nachglanz desselben seyn – denn übertroffen kann ich mir ihn nicht denken. Wäre es auch möglich die Seeligkeit wie der Schmerz desselben in toden Worten auszudrücken – meine Thränen würden mir nicht erlauben, sie aufs Papier zu schreiben. Ich habe genoßen, das irdische Glück – ich habe gelebt und geliebt – es war der schöne Traum – geliebt zu werden – o! wenn du dies noch nicht hattest – so freue dich der Zeit seiner Erscheinung – wenn auch Vernichtung ihr folgen sollte. Nur unter traurigen Sternen – unter Schmerz und Jammer konnte die an meinem Herzen liegen, nur leise meinen Namen nennen – nun aber wird sie bald in Grabesnacht versinken, denn ein so zart Gebild kann solchen Schmerz und solche Lust nicht lang ertragen. – Dann

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vielleicht mehr – wenn mich die süße Braut nicht nach sich zieht. Um unsrer alten Freundschaft willen aber guter Seckendorf, darüber kein Wo r t in einem gemeinschaftlichen Brief an uns alle! Denn ein dichter Schleier liegt über dem allen, es darf Niemand eine Ahnung davon haben. Ich dichte jezt viel, mehr als je und eigentlich zum erstenmal in meinem Leben – ja! ich bin so kühn, mir die Hervorbringung eines Kranzes von Liebessonetten zuzutrauen welchen Petrarch und seine Laura freundlich zulächeln könnten. Auch an meinen Roman denke ich oft und viel, habe auch schon einiges niedergeschrieben. Was mich aber erstaunend nieder drückt und wie in Fesseln hält, ist, daß ich bei dem unendlich schönen Frühlingshimmel über uns leider noch immer hier in der Stadt wohnen muß. – Ich habe mir eine sehr reizende Wohnung in Oberweimar gemiethet – Schards hatten sie vormals, wenn sie dir bekannt ist – da will ich mit Ritter hinziehn und den Sommer dort verleben als Landmann und als Priester der Musen. Und nun fehlt es, wie mir armen Teufel immer an Geld – worauf ich täglich hoffe – Wilmanns läßt nichts hören, Gädicke ist noch in Leipzig und hat bis jezt nichts geschickt – Frölich muß ein Jahr nach Spandau und ist derangirt – da möchte man toll werden wenn man durch solche Erbärmlichkeiten niedergedrückt und unthätig gemacht wird. Auf Gädicke rechne ich nicht trostvoll – und so geht es mir recht schlecht, bis jezt weiß ich gar keine Rettung – und hatte mir vorgenommen so viel zu arbeiten und vor euch zu bringen und nun vergeht mir alle Lust. Könntest mir immer bei der Theilung des Heiligen Römischen Reichs zu einer Schwäbischen Abtei verhelfen – doch ohne Spaß – wäre mir nur zu helfen den ohne 100 rtl. kann ich jezt nicht aus dem als Stadt mir recht fatalen Weimar kommen. – Ueber diese Schlechtigkeiten ist mir recht schlecht zu Muthe geworden und mag vor jezt nicht weiter schreiben. – – So weit war ich vor einigen Tagen gekommen. Ich lief fort nach Oberweimar zu Ritter und brachte einige Stunden bei ihm zu. Er hat das Buch erhalten und grüßt dich freundlich. Nun müstest du wohl allerlei Neuigkeiten hören. Viel weiß ich aber nicht. Mereau und seine Frau haben sich nun auf immer getrennt und werden nächstens vor herzogl. Sächsisch. Oberkonsistorium allhier förmlich geschieden werden. Bastel Schardt (?) – der dumme Mensch – hat sich jämmerlich erstochen, kein Mensch weiß die eigentliche Ursache anzugeben – und gerade jezt wo er erst ein ordentliches Leben hätte anfangen können. – Daß unser Regierungsvoigt als Gesandter nach Petersburg geschickt worden, wirst du schon in den Zeitungen gelesen haben. Sonst ist hier in Weimar nichts von Bedeutung vorgefallen. Günther Knecht Gottes zu Mattstett kommt hieher an Webers Stelle als Konsistorialrath. Ich hätte dir noch viel und mancherlei zu schreiben besonders deine Fragen zu beantworten aber Dankelmann hat deinen Brief weggetragen und ist nicht zu finden – auch habe ich heute sehr viel zu thun. Da ich nun diesen

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Brief nicht aufhalten möchte – so schließe ich unterdessen. Nächstens und wie ich hoffe von Oberweimar aus mehr und recht viel. Bis dahin leb’ bestens wohl lieber edler Freund. Schreib mir bald und recht viel. Beiliegend folgt der erste Band 80 meines Bertrand. Nimm ihn freundlich auf. Ritter grüßt dich bestens. Lebe wohl und vergiß mein nicht. Unveränderlich der deinige Friedrich M. 85

Gott grüße Sie! den fürstlichen Verwandten vulgo Kunstverwandten, empfehle ich mich. Gott steh’ uns allen bey! Majer wird weder besser noch schlechter jedoch wird er täglich beßer. 90 Oberw. d 26. May. 01. Ritter.

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Du hast so lange keinen Brief von mir erhalten, lieber, guter, alter, Laban, daß ich mich ordentlich schäme, aber weis Gott ich bin die ganze Zeit wie verzaubert gewesen, und habe keine Feder anrühren können, so daß ich auch nach Weimar sehr nachläßig geschrieben habe. Sey nicht böse – du weißt ja doch daß ich dich herzlich liebe, und daß, wenn ich auch einige Wochen vernachläßige dir zu schreiben, nur meine angebohrne Faulheit, unvermeidliche Geschäffte, oder Zerstreuungen, daran schuld sind, und daß mein Herz keinen Theil an diesem Fehler hat; also – genug davon. Bey deiner noch größern Abneigung zur Briefstellerey, und bey deiner angebohrnen Nachläßigkeit, wird ohnehin, gewiß die Reihe sehr bald an mich kommen, dir dergleichen Unterlaßungs-Fehler zu verzeyhen, und dann rechnen wir gegen einander ab. Deine Abreise von Weimar habe ich tief und innig mit dir gefühlt, und meine Seele hat unendlich gelitten, als ich mir deinen Zustand dachte, und zugleich vorauszusehen glaubte, daß deine neuen Verhältniße dir unmöglich gefallen konnten; wenigstens nicht in den ersten Zeiten, denn du haßt auch wieder ein so glückliches Temperament, daß dich der Schmerz und die Leidenschafft zwar augenblicklich ganz zu Boden schlägt, daß du aber bey veränderten Umständen; bey eintretenden großen Schwierigkeiten; oder wenn dein Stolz mit ins Spiel kömmt bald beruhigt bist, eine Art von Heiterkeit bekömmst, und gleich auf neue Plane sinnst. Diese glückliche Organisation

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ist bey deinem übrigen leidenschafftlichen Wesen, und bey deinem Hang zur Schwärmerey, ein wahres Geschenk des Himmels, denn wenn deine Anspannung sehr lange dauern könnte, so müßtest du wahnsinnig werden. Darinn unterscheiden sich unsere beyden Karaktere so sehr von einander, denn mich faßt ein Unglück oder ein quälendes Verhältniß nicht auf einmal so allgewaltig, ich kann äußerlich eine Art von heiterer Ruhe behalten; aber es quält mich innerlich verbittert mir das Leben, und zumal meine einsamen Stunden, desto mehr! – Das ist mein jetziger Zustand – äußerlich scheine ich heiter; und trage doch immer den nagenden Wurm im Herzen! – meine innere Unzufriedenheit wächst mit jedem Tage, ich fühle ein Mißbehagen, und eine Muthlosigkeit, die mich fast zu allem unfähig macht, und die ich hier nicht einmal darf laut werden laßen, weil man mich nicht verstehen und obendrein auslachen würde. Wie glücklich bist du dagegen mit deinem brausenden Wesen. So wie sich der Sturm in deiner Seele gelegt hat, lichtet auch die Hoffnung schon wieder die Anker zu einer neuen Farth. – Jetzt nach der Trennung von dem gemeinschaftlich geliebten Ort, wird freylich das Schiff deines Herzens, den tobenden Wellen der Leidenschafft länger ausgesetzt bleiben, aber, viele Geschäfte, Zerstreuungen und neue Gegenstände werden gewiß eine heilsame Einwirkung auf dich haben. Wenn es dir zum Trost dienen kann, zu wißen, daß man dich in Weimar sehr regretirt, und zwar allgemein, so kann ich dir diese Freude machen, denn alle Briefe die ich dorther bekommen habe, sagen dieß einstimmig. Man sieht es jetzt erst ein was man an dir verlohren hat, und ist überzeugt, daß dich dein Nachfolger, in beyden Chargen nehmlich Dankelmann nicht ersetzen kann. Ein solcher guter Nachruhm thut doch dem Herzen immer wohl, wenn er daßelbe auch nicht heilen kann. Wie die Hauptperson des E: Hauses für dich denkt, mußt du beßer wißen als ich, denn wahrscheinlich wirst du ihr doch schreiben, und sie dir antworten. Wahr ist’s, – die Frau hat etwas unendlich hinreißendes aber sie ist doch nicht für dich. – Du bist zu jung gegen sie, und sie hat schon eine zu große Idee von der Herscher Gewalt eines Weibes über einen jüngern Mann, als sie ist; um daß du mit ihr glücklich seyn könntest. Ihr seyd in Betracht des heftigen Karakters ein paar viel zu bestimmte Substantiva als daß nicht eins – in genitivo stehen müßte, und das würdest du ganz natürlich seyn, denn du bißt jetzt schon ihr Sklav. Gieb daher diese Idee auf ich bitte dich und such dir ein sanftes gutes liebevolles Mädgen, ohne große Prätensionen, h ä n g e fest an ihr, und du wirst eine Art Glück schmecken was du bis jetzt noch nicht genoßen hast, aber laß dich ja nicht wieder von deinen großen und weit umfaßenden Planen hinreißen, – diese sinds die dich wahrhaft unglücklich machen. In Weimar hatte deine Seele darüber eine so schöne ruhige Stimmung angenommen; aber ich fürchte sehr alles wird seinen alten Gang wieder gehen, und du wirst unruhiger und schwankender werden, als du es je warst! O wie sehr sollte mich das kränken! – Mein Zustand ist so; wie ich vorhin gesagt

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nicht eben der beneidenswertheste, und ich möchte nicht gern, noch durch das widrige Geschick meines Freundes gekränkt werden. Ich liebe eigentlich Auguste nicht mehr; aber meine Fantasie mahlt sie mir noch zuweilen unter unaussprechlich reizenden Farben vor, und dann fange ich mich wieder an mit Hoffnungen zu quälen, die einige Minuten darauf wie Seifenblasen zerspringen. Ich sehe ein, daß wir nicht glücklich zusammen gewesen waren, und gleichwohl möchte ich zuweilen, mein Geschick verwünschen, das mich von einem so reitzenden Mädgen trennte. Die Entfernung macht mich alle ihre Fehler kleiner alle ihre guten Eigenschafften größer sehen, und so denke ich dann wieder wir hätten doch wohl glücklich zusammen werden können. – Dabey fühle ich das Bedürfniß etwas zu lieben, und mich mit Innigkeit an ein weibliches Wesen anzuhängen! – Meine Vernunft warnt mich aber vor Uebereilung und auf diese Art kämpfe ich beständig in meinem Innern. Ich habe an Auguste und an die Mutter geschrieben, und von beyden, außerordentlich gütige, und freundschaftliche Antworten erhalten, vorzüglich aber hat mir der Brief der Mutter gefallen, denn in dem andern herrschte eine gewiße g e z w u n g e n e freundliche Herzlichkeit und Wärme, die einer natürlichen Kälte und Unempfindlichkeit sehr ähnlich sah. Warum will nur das Mädgen immer anders scheinen als sie ist. Sie hat einmal keine anderen Gefühle, als Eitelkeit und Sucht zu glänzen; warum schreibt sie mir nun, es wäre ihr äußerst unangenehm nach Pirmont und nach Paris zu reisen, und sie würde viel lieber den einsamen Auffenthalt von Ettersburg wählen, wenn es von ihr abhienge. Das ist doch offenbare Falschheit, nach dem was sie selbst mir von ihren projectirten Reisen gesagt hat. Ich laße es auch jetzt mit dem Antworten etwas an mich kommen, damit sie nicht glaubt daß ich ihre dupe bin, und werde ihr sobald noch nicht wieder schreiben. Voriges Jahr ließ sie mich 6–8 Wochen warten, dieß Jahr werde ich ihrem Beyspiel folgen, und Repreßalien gebrauchen. Von der guten Keele habe ich aber letzthin einen göttlichen Brief bekommen! Das ist ein Mädgen wie es nach meinem Gefühl wenige giebt. – Ich hatte ihr am 1t May geschrieben, und ihr nebst meinem herzlichsten Glückwünschen, auch einige Kleinigkeiten zum Geburtstagsgeschenk geschickt. Darauf hat sie mir zu meinem Geburtstag einen prächtigen Geldbeutel, geschickt und einen allerliebsten Brief dazu geschrieben, der das Gepräge der ungeküns telten wa hren und innigen Freundschafft führt. Deckenhoch bin ich vor Freuden darüber gesprungen und habe ihn in meinem Enthusiasmus wohl zwanzig mal durchgelesen, und studirt. Noch nie habe ich einen FrauenzimmerBrief gesehen, der mit einem so eleganten Styl, so viel Natur und u ngeküns telter Wa hrheit enthielte. In den Geldbeutel ist folgende schöne Devise eingestrickt: „S chö nerer L i e b e Ro s e n b lühen der Freu ndschafft im Lenz der Ja hre, auf des L eb e n s D o r n e n ; nim m er verw elkend.“ Was sagst du dazu lieber Junge? –

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Nicht wahr du bist ein wenig jaloux? Sag es ja nicht denn alle diese Kleinigkeiten geben mir noch kein Recht auf Keelchen, und allen Umständen und Verhältnißen nach kann sie doch ohnehin wahrscheinlich nie deine Frau werden. Ich meines Theils weis eigentlich nicht recht welche Parthie ich ergreiffen soll! – Soll ich die Hoffnung in mir ernähren, sie dereinst zu besitzen; ka nn ich glaub en da ß sie mich dazu jemals genug lieben und ihre alte Leidenschafft vergeßen wird, und kann ich es wagen ein so kränklich und schwächl ich e s W e i b zu nehm en? – Diese Schwierigkeiten und Einwendungen quälen mich sehr und ich kann doch zu keinem festen Entschluß kommen. – Hilf mir doch lieber Bruder, und gieb mir guten Rath. Es ist ja ohnehin leichter, andern zu rathen als sich selbst; wenigstens wenn das Herz ins Spiel kömmt. Ich habe freylich keine tobende Leidenschafft, wie ich sie in meinen schönen Zeiten für Auguste empfand, aber ich fühle ein gewißes Wohlseyn, – ein gewiße Zufriedenheit der Seele, in ihrer Nähe, die freylich in der Ehe offt glücklicher macht als große Leidenschafft. Zudem habe ich eine unbegränzte Achtung vor ihrer weiblichen Tugend und Rechtschaffenheit, und würde von seiten der Cocquetterie nie die geringste Besorgniß haben. Dies zußammen genommen sind unendlich große Vorzüge, aber, ich muß immer zu meinen vorigen Einwürffen zurückkehren; wird sie mich nehmen; wird sie die Herzogin verlaßen, – wird diese sie m i r gut wi llig abt ret en w ollen? O daß ein Gott mir in die Seele legte was ich thun soll! – Hier kann ich mit niemand darüber sprechen, – es versteht mich niemand, und keiner meiner hiesigen Bekannten kennt Weimar und deßen liebe Einwohner. Sie denken sich alle unter dem Ort selbst, ein zweytes Abdera, und sind gar nicht im Stande die dortigen Menschen zu beurtheilen; – das macht mich unglücklich, und ich schweige lieber ganz davon und ziehe mich, in mein eigenes I ch zurück wie die Schnecke in ihr Hauß. Lieber guter Junge ich glaube wir sind beyde nicht für unsere jetzigen Verhältniße gemacht, und ich vermuthe, du bist eben so wenig glücklich als ich. Möchte uns doch das Schicksal bald vereinigen wollen, damit wir wenigstens zusammen leyden, und zusammen tragen könnten, – aber – wo ist die Aussicht dazu? Als du noch in Weimar warst, gab es noch eher eine Möglichkeiten, denn wir waren uns um vieles näher und ich bin nicht gut dafür, daß ich nicht noch einen Theil meines Lebens dort zubringe; in der Lage in der du eben jetzt bist, und mit deiner Carriere giebt es keine Hoffnung dazu. Wie steht es um deine litterarischen Arbeiten? Hast du das Taschenbuch wircklich aufgegeben? Das sollte mich sehr verdrießen, denn du weißt wie sehr ich dich immer um die Fortsetzung deßelben gebeten. Laß doch deinen Widersachern das Vergnügen nicht dein neugebohrnes Kind so in der Geburt erstickt zu sehen sondern setze deine ganze Mannskrafft dran es zu unterstützen, zu nähren und zu pflegen.

Von Wilhelm von Wolzogen, St. Petersburg, 4. Juni 1801

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Du weißt, oder weißt vieleicht nicht, daß Schiller sein neustes Trauerspiel Jeanne d’Arc vollendet, und der Herzogin vorgelesen hat. Die Keele schreibt mir, es sey nach ihrer und aller Zuhörer Aussage, das beste was er je gemacht habe und selbst Einsiedel, der ewige theatralische Kritikus sey davon hingerißen worden. Wenn er es doch bald wollte drucken laßen, damit wir armen Verbannten, auch ein wenig Speise aus dem weimarischen Olimp erhielten. Kürzlich habe ich hier auch, meiner theatralischen Leidenschafft eine kleine Gnüge geleistet. Der erste Baßist unserer großen Oper war heimlich nach Frankreich zurückgekehrt, und ließ den Prinzen in der größten Noth weil er zum Geburtstag seines Bruders Ferdinand, eine neue große Oper: Adrien, von Mehul wollte aufführen laßen. Da die Zeit zu kurz war einen Acteur aus Frankreich kommen zu laßen, erbot ich mich endlich die Rolle tant bien que mal zu spielen und riß dadurch meinen Alten aus großer Verlegenheit. Ich stellte Cosroes den König der Parther vor und ob ich gleich unendliche Mühe hatte das französische Recitativ zu lernen und mich in einen tragischen Karakter zu versetzen, so sagte man mir doch ich habe nicht grade schlecht gespielt. Den Haupt Vortheil den ich aber von meiner Bemühung hatte, war, das vermehrte Wohlwollen meines alten Herrn welches mir hoffentlich etwas einbringen wird. – Solltest du lieber Junge feuerige Kohlen auf mein Haupt sammeln, und mir bald antworten wollen, so mußt du in den ersten 6 Wochen deinen Brief nach Toeplitz addressiren, wohin ich mit meinem Prinzen gehe, um das Bad zu brauchen, und bis zur Mitte August dort bleiben. Willst du aber nicht Gott ähnlich handeln, und mir nicht verzeyhen, so laß mich wenigstens nicht länger auf einen Brief von dir warten, als du gewartet hast. Lebe wohl lieber Bruder. Carl B

86. Von Wilhelm von Wolzogen, St. Petersburg, 4. Juni 1801 St. Petersburg d 4t Juni 1801. Noch immer bin ich nicht mit Ihnen ausgesöhnt, daß Sie uns verlaßen haben und werd es wohl über diesen Punckt nie werden. Es giebt so manche sonderbare Zufälle in menschlichen Leben, die wie Schiller sagt die Vorsehung giebt und die 5 der Mensch zum Zwek gestaltet. So ist auch das, das ich hier bin und Reg. R. Vogt bey mir habe. Es war mir in meinen ietzigen Verhältnißen unumgänglich nöthig, einen Begleiter zu haben und ich muste den Herzog darum bitten, das mir auch jener zugestanden wurde. Wir haben unsere Reise vorerst vollendet und sitzen nun in diesem wunderlichen Petersburg, wer weis auf wie lange Zeit. Durch H. v.

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Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 11. Juni 1801

10 Reckberg habe Gelegenheit, die mir viel werth ist, mich in Ihr Andenken, lieber

Freund, zurükzurufen. Vergessen Sie uns bey Ihrem grosen Wirkungskreis nicht. Sie werden uns immer in unsern engen und beschränkten Verhältnissen fehlen. Wolzogen

87. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 11. Juni 1801 Weimar d 11 Juny 1801.

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Ich unterbreche die Pause, welche in unsern Briefwechsel eintrat, aber nicht heiter ist der Anfang meines Briefs; der kleine Ernst ist nicht mehr, ich würde es Ihnen früher gesagt haben, aber etwas unangenehmes erfährt man immer zu bald. Dieser Todesfall ist uns beiden wohl nicht unerwartet, denn sein blasses Aussehen ließ uns wenig hoffen, allein der Vater fand ihm äusserst wohl, daher traf der Streich um so schmerzlicher. Wir alle haben viel dabey gelitten, vielleicht mehr, als die Eltern, denn Sie kennen die G leichm u th derselben, und den lebhaften Antheil, so wir an allen denen nehmen, so uns interessiren, Jette leidet seitdem wieder an Krämpfen, und um uns alle, steht es schwach. Einige Tage nach Ernstens Hinscheiden begaben wir uns nach Jena, um uns in etwas zu zerstreuen, H v Beaulieu, welchen Sie öfters haben nennen hören, war an den sterbe Tag des kleinen Engels angekommen, er begleitete uns, die Veränderung der Luft und der Gegenstände wirkte gut auf die trauernden Eltern, sie kehrten heiter zurück. In Jena wurde bey Frohrips Ihrer gedacht, Lottchen ist recht niedlich eingerichtet, und scheint sehr glücklich – Ihre übrigen Freunde sahe ich nicht. Die Mereau läßt sich nun gerichtlich scheiden, einige sagen sie würde Majern heurathen, Andere sie würde nie eine Verbindung eingehen, welche ihr ihre Freyheit raubte; in ganzen that es mir leid, daß ich sie nicht sah, denn ich interessire mich für sie, ohne sie zu kennen. H und Frau Vermehren belustigten uns durch ihre gegenseitige Zärtlichkeit, Sie wissen was ich von dergleichen Äusserungen halte, doch beträgt sich die Frau anständiger als der Mann. Nun zu Ihren hießigen Freunden. Das Palais ist verödet, nur in Tiefurth glänzen unsere Sterne. Dankelmann leidet noch immer der Liebe Qualen, Gustchen ist sehr artig, ja sogar aufmunternd gegen ihn, aber es führt zu nichts. Der alte Löwenstern reißt nach Paris, Mutter und Tochter wollen ihm folgen, für jezt werden sie aber noch in Etersburg haussen, ihr Hauß in der Stadt, sagt man, habe Kotzebue gemiethet, welcher in künftigen Monat erwartet wird. Der Himel hat Sie hier, von zwey Antipoden befreyt, den alten Harren zu sich genommen, und den Dümanoir nach seinen Vaterland getrieben, beide vermißt man gerne. Der Prinz spricht mit Wohlwollen von Ihnen, schreiben Sie ihm öfters. Ihren Freund Majer sehe ich selten, er wohnt in Oberweimar, vorher

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schenckte er uns seinen Bertrand du Guesclin. Die Oldershaussen ist fort, die Generalin wird die Prinzessin von Würtemberg nach Rußland begleiten. Richter ist mit seiner jungen Frau angekommen, sie ist hübsch, und artig, aber ganz in Berliner Geschmack. So weit vermischte Nachrichten, nun ein Wort an Sie: Wie geht es mit Wien? Gottlob wurde diese Stelle angebotten, aber er schlug sie aus. Wie geht es Ihnen sonst? Wie ist Ihr Humor? Was für ein Journal rathen Sie mir an der Stelle Ihres Taschenbuchs zu halten? Lesen Sie hübsch die neusten Meßproducte, und schlagen Sie uns das Beste davon zur Lectüre vor, damit Sie auch auswärts für unser Vergnügen sorgen. Ein gewisser Balletmeister Morelly ist hier angestellt, er kam in drückensten Elend hier an, unsere Acteurs und Actricen erbarmten sich seiner Armuth, und tanzten in einen, von ihm arrangirten Ballet, zu jedermans Verwunderung, selbst die Soldaten machten es ganz gut, das Ganze war aber äusserst lächerlich, das Publicum klatschte unaufhörlich, ein Fremder welcher den Zusammenhang der Dinge nicht kennt, diese Erscheinung, und den unsinnigen Beifall sah, findet Stoff, ein Journal durch seinen Witz zu bereichern, denn obgleich ich Gutmüthigkeit hoch schätze, konte ich mich doch kaum des Lachens enthalten, als Madame Beck den Pas de Zephyr machte; in Dumanoirscher Manier. Morelly soll bey Grupirungen gebraucht werden. Heute fiel mir ein Werck in die Hände welches zu obigen Ballet paßt, es heißt. Beschreibung, der merkw ü r d ige n St a dt Weim ar; den Verfasser desselben schien alles, biß auf die T e t t e n b urg zu Tiefurth merkwürdig, doch hielt er sich nicht für merckwürdig, denn sein Nahme ist ungenannt. Grüssen Sie meine Julie, alles sagt Ihnen viel schönes. meine Gesinnungen sind und bleiben, in Betref meiner Freunde unveränderlich. Mad. Teller danckt für Ihre Nachricht, Sie bittet um fernere Nachsuchung ihres Gatten, die Nachricht von seinen Tod, wäre ihr erwünscht.

88. Von Ernst von Imhoff, Duderstadt, 12. Juni 1801 Ddstt. den 12/6 801. So! wie ich neuestens höre, sind Sie von Weymar weggegangen, ohne mir ein Silbchen zu sagen! und seit dem 10. 9br. 1800. schreiben Sie mir kein Jota mehr, ich habe Sie ja doch nicht entrüßtet, mit meiner Errinnerung über die dicke Sie5 gel? ich meinte es ja gut! es war keine diplomatische Grimasse. ich mus aber, u. thu es gerne, wieder die Komunikation anfangen; werden Sie fortfahren? Für ihr Vierteljahrbuch konnte ich bisher nichts erhalten: in Göttingen haben Reinhard u. Bouterwek alles im Beschlag. ist aber auch Via deserta es terra inaquosa! wie H. von Kampen soll sogar restiren, le d’or weis ein Parade Stückchen

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10 für seinen Nahmen geben. Doch versprach mir der viel beschäftigte Bunsen eine

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„Geschichte der Genien“. Hier liegen ein paar Lükenbüßer: doch fehlt etwas an dem Gedicht, das dichterisch: mit ähnlichem könnte ich hin- u. wieder ausfüllen, wenn ich eine alte, lang’ weggelegt Sammlung von verschiednen Depositis meiner Freunde, mustere. Zum le zt e n, ist die „Denkübung eines Cosmopoliten“: Sie ist aber auch schon ein – Jahr alt als a peu prés. Die Thesen inaugurales sind ein Spas, (aber doch nicht ganz ohne Salz) von einem Bekannten von mir. Da Sie meine politische Lage kennen, so bitte in Regensburg nicht zu streuhen, daß ich ihnen sagte, ich könnte wohl einmahl etwas Litterärisches meines Faches (risum bene) liefern! Sprechen wollte ich Sie viel lieber, als schreiben: Haben Sie mich auch noch lieb? ihrem verehrungswürdigen Vater legen Sie mich ans Herz! Die Bibliothek habe ich etwas benuzt: noch mehr die Cartoffeln in Göttingen, wovon ich fast dik geworden wäre! Heyne, Leist, Berg, Cappel haben Sich mit Vergnügen des Seckendorfs erinnert: auch Eichhorn: da gilt ich was: Hofräthin Cba hat den Vermehren in Jena geheyrathet, ein Neveu von Eberstein, (v. Neveu) studirt izt in Göttingen, und ist ein wakerer Kerl: scheint es mir doch; am meisten scheint mich Schloezer zu stützen: ist aber ein alter Fuchs. Seiner Zeit etwas näheres von meinem Fach! aber Dlle Sigalione M! Was macht denn Bäßchen Malchen in Weimar? machen Sie dem jungen Fahnenberg keine Confidence von mir; er ist gut, aber schwach, und volatre (?). Der Koller daselbst im Hause ist ein eingedämpft gestekter und wakrer Kerl! Für mich ist kein Ademtio! Haben Sie nur lieb, und laßen Sie etwas hören, sehen von Sich ihren, ganz ihren Imhoff.

89. An Karl August Böttiger, Regensburg, 15. Juni 1801 Regensburg, 15t Jun. 1801. Im vollen Vertrauen auf Ihre gütige Freundschaft, verehrungswürdiger Herr Oberkonsistorialrath, wage ich es, die hier beiliegende kurze Korrespondenznachricht mit einigen Zeilen zu begleiten. Kan sie Ihnen vielleicht ein paar Seiten 5 im Merkur, oder sonst wo ausfüllen, so machen Sie Gebrauch davon. In meiner Abwesenheit ist es mir Bedürfnis, durch irgend etwas, sei es auch nur durch solche Kleinigkeiten, mit dem theuren Zirkel von Weimar verbunden zu bleiben, unter dem ich, wie ich wol fühle, nur allein gedeihen konnte. Zu etwas bessern ist mein Geist jezt noch zu ungeschikt, er kan sich in das neue Gewand, das er jezt

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10 tragen soll, noch gar nicht finden, es ist ihm alles fremd. Das ist auch die Ursache,

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warum ich Ihnen die Myst eriou s Mot her noch nicht gleich beilege. Ich bin in dem Wirrwarr kaum erst daran gekommen, sie anzufangen zu lesen, doch ist es meine erste Arbeit für den Sommer, und ich lasse sie dazu jezt abschreiben. Ich finde Ihren Nahmen unter denjenigen, welche auswärtige Kommissionen zur Albrechtischen Bücheraukzion übernehmen wollen. Ich bin von einigen meiner Bekanten hier ersucht worden, mich bei Ihnen für sie zu verwenden, und ich glaube Sie darum ansprechen zu dürfen. Die gesezten Preise sind, wie Sie sehen, ziemlich unbestimt, und ich habe es mit veranlaßt, da ich weis, wie genau Ihnen Wert und Tauglichkeit dieser Gegenstände, besonders der Instrumente bekant sind, und man daher ganz auf Ihre Beurtheilung und Einsicht kompromittirt. Es sind übrigens Männer, denen es, wenn sie etwas gutes bekommen können, auf ein paar Thaler nie ankömmt. Die Zahlung des erstandenen soll durch den Grafen Görz an H. Steuerrath Ludecus geschehn. Die Übersendung bitte ich unter meiner Addresse, die ich hier unten beiseze. Wenn Sie mir erlauben wollen, Ihnen zuweilen Nachricht von mir geben zu dürfen, so will ich das, was ich Ihnen noch gern sagen möchte, bis auf bessere Musse versparen – ich bin zufrieden wenn diese paar Zeilen Sie nur einen Augenblik an mich erinnern, der sich jezt nicht anders fühlt, als der Verbannte. Ich bin dem ganzen hiesigen Wesen völlig abgestorben. Leben Sie recht wol, und erhalten mir Ihre Freundschaft. Meine herzlichsten, besten Grüsse im Herderischen, Bertuchischen Hause, im Zirkel der Fräulein Göchhausen, bei den Klubfreunden ppp Seckendorf.

Addr. Herzogl. Würtenberg. Legazionsrath 35 u. Kammerjunker.

90. An Jean Paul Friedrich Richter, Regensburg, 19. Juni 1801 Regensb. 19. Jun. 1. Sie Glüklicher! leben und sind froh in Weimar, indeß mein feindseliges Schiksal in mir den Zustand des Tantalus realisirt, aber nicht des im Wasser Dürstenden, sondern des aus dem Olymp verbannten. Sie kennen mich, und meinen Charak5 ter mit allen seinen Empfänglichkeiten und Queersprüngen, wissen also alles, wenn ich Ihnen sage, daß ich, wider meinen Willen, von Weimar, das ich im verflossenen Winter recht üppig genoß, nach Regensburg gefallen bin, wo meine Fantasie auch nicht das armseligste Konterfei von jenem um sich schaffen und

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realisiren kan. Das Wie? und Warum? wird meine Qual machen, bis ich mir meine 10 eigne Existenz wieder in mir selbst gegründet habe. Ich habe Ihr Berliner Brief-

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chen vom 28n Aprl. hier erhalten, und mich herzlich gefreut. Da Sie seitdem selbst nach Weimar gekommen sind, so werden Sie das bewuste Honorar bereits empfangen, auch von Majern gehört haben, daß mein Ta s chenbuch aufhören muß, und nun als Torso dasteht, der nicht einmal den Herkules verkündigen kan, denn ich habe darinnen nicht einmal die Grundlinien meines eigentlichen Plans entwerfen können, die erst in der Folge sichtbar werden sollten. Das thut mir weh. Aber ich muß es tragen. Sie sind endlich aus den Ulysses irrfahrten der Simultan- glüklich in den Hafen der Solitarliebe eingesteuert, das freut mich. Ich wollte, es könnte mir auch so gut werden. Aber das ist ein Gedanke voll Nacht. Geniessen Sie nun die Seligkeit, die Sie so schön darzustellen wußten. – Hätte ich unter den hiesigen Umgebungen meine Jovialität und meine Laune zu satirisiren nicht ganz verloren, so könnte ich in Versuchung geraten, Parallellen zu ziehen zwischen Jean Paul, der das heimliche Klaglied der Männer ankündigt, und Jean Paul, dem neuverheirateten, der etwas zu lange Hagestolz geblieben ist, um nicht Erfahrung fürchten zu lassen – dan auch zwischen der gefälligen Freundin, die schon im vorigen Herbst die Entführung nach Erfurt wagte, und nun, dem Vernehmen nach, wiedergekommen ist, zu einer zweiten nach Meinungen, indem sie vermutlich durch ihre Gesellschaft trösten will für die Untreue der ältern, aus Schottland zurükgekommenen, welche statt in die alten Liebesbande zurükzukehren, sich einfallen läßt, ein neues mit dem hollsteinischen Beamten oder Ökonomen zu knüpfen. Aber ich schweige davon, denn ich bin jezt sehr gutmütig. Hier gibt es doch Wesen, mit denen ich zuweilen von Ihnen sprechen kan, die Prinzeßin von Taxis vor allen, durch die ich Ihren schönen Geburtstagswunsch für die Königin erhalten habe. Aber seit ein paar Tagen ist sie auch aufs Land, und nun ist hier alles tod und einöd. Ihr 2ter Theil zum Titan ist heraus. Ich habe Ansprüche darauf, und frage Sie, ob Sie keinen Handel mit mir eingehn wollen, wodurch ich ihn erhalten könnte. Örtel, nehmlich der jüngste, läßt sie grüßen. Geben Sie mir manchmal ein kleines Lebens- und Liebeszeichen, ich wünsche es recht sehr, und leben Sie wol. Seckendorf Man nennt mich hier würtenberg. LegazionsR. u. Kammerjunker, der Addresse wegen sage ich Ihnen dies.

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Ich kan kaum mehr hoffen, theuerster Herr Hofrat, daß Sie dieser Brief noch in Weimar treffen sollte, da die Zeit heranrükt, wo Sie Ihre Berlinerreise vornehmen wollten, indessen, mögen Sie auch wandeln, wo Sie wollen, so wird doch der freundliche, herzliche Gruß, der in diesen Zeilen für Sie liegt, Sie überall finden und begleiten. Was soll ich Ihnen erst lange sagen, daß ich mich hier in dieser neuen Welt einsam und fremd fühle, daß mein Geist unter den wolthätigen Genien geblieben ist, welche dort seiner Selbstbildung entgegenkamen, daß er ihnen ewig angehören wird, denn aus den heterogenen Geschöpfen, die ihn hier umgeben, kan er sich nichts eigenes bilden und würken. Das alles wissen Sie, und vermuten es, und meine Klagen ändern nichts. Aber die fortgesezte engere Verbindung mit meinen Freunden ist mir nun doppeltes Bedürfnis, mein einziger Genuß die Erinnerung, der ich opfre, wo ich kan. Daß Ihre Johanna d’Arc auf das Theater gebracht worden ist, haben mir meine Korrespondenten gemeldet, aber keine Détails, ein einziges spricht mit Enthusiasmus vom Charakter der Heldin. Das alles muß ich nun entberen, wie alles Neue und Schöpferische, was Sie für die Theaterwelt hervorrufen werden. Von dieser Seite fühle ich empfindlich die bedeutende Lükke, die sich mir hier zeigt. Man kan doch nur vom Wert eines Theaters recht anschaulich unterrichtet werden, wenn man dieselben Stükke auf andern vorstellen wird. Ich habe nunmehr die Überzeugung, daß das in Weimar, bei seinen geringen Hülfsmitteln, würklich recht gut ist, und besonders in den lezten paar Jahren geworden, und dies doch nur durch die jambischen Stükke. Ich meine hier weder Oper, noch Dekorazionen. Aber es hat eine außerordentliche Perfektibilität durch das eigne Studium mehrere seiner Glieder erhalten, das sich, auch gegen ein ungünstiges Talent, vorteilhaft aüßert, zb. Haide. Das hiesige Theater hat bekantlich das Privilegium, das schlechteste stehende zu sein, und kan aus Lokalgründen nicht besser werden. Ich komme fast nie hinein, zu meinem Leidwesen, aber ich kan es nicht aushalten. Vorgestern lies ich mich denn doch bereden, die erste Vorstellung von Gustav Wasa mit anzusehen, denn der Entrepreneur hat ausposaunt, er wolle die Revoluzion zu Gunsten des guten Geschmaks, die Kozebue in Verbindung mit andern Dichtern (– da kommen Sie in gute Gesellschaft –) durch Wiedereinführung des versifizirten Dramas unternehmen wolle, durch seinen Eifer thätig unterstüzen. Ich ging also, das Wunder anzusehn, denn eine vorausgegangene Vorstellung des Bayard hatte ich versaümt. Nun ist der Gustav Wasa ein schwaches Stük, das wissen wir alle. Allein es ist unbegreiflich wie viel es in W. durch die Darstellung gewonnen haben muß, da seine Mängel niemals so grell

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auf mich gewürkt haben. Der Misverständnisse des Dichters sind unzälige, und ich wollte theatralische Anekdoten mit ausfüllen. Gleichwol – können Sie es denken – bin ich im Begrif, da mir der Entrepreneur gewaltig deshalb zusezt, hier eine Vorstellung der Maria Stuart zu Stande zu bringen. Es soll wenigstens ein Versuch sein, wie weit die Güte des Stoffs und die Mühe des Unterrichts mit rohen Materialien kommen kan. Um der Schwachen willen, muß ich jedoch die Beichtszene im fünften Akte verändern. Es sind hier 3. brauchbare Subjekte, welche blos durch die Erbärmlichkeiten, welche der Geschmak des hiesigen Publikums fordert, etwas verdorben sind, aber leicht fürs Bessere empfänglich werden, ferner einige Anfänger, die etwas versprechen. Wenn sich nur etwas mehr als mittelmäsiges erreichen läßt, so bin ich zufrieden, und bereite dadurch wenigstens eine gänzliche Umschaffung des hiesigen Theaters vor, die ich im Sinne habe. Ich habe zugleich im Nahmen der 2. besten Subjekte, H. Eugen und Madam S t o h n Auftrag anzufragen, ob sie kein Engagement in Weimar – etwa gegen den Herbst, oder auch früher, erhalten können. Eugen, aus Augsburg, jedoch ziemlich frei vom Dialekte, hat hier das Fach der ersten Liebhaber, und der Bouffons in der Oper, singt aber Tenor. Seine Figur, mittel und untersezt, läßt ihn mehr für das lezte gelten, doch glaube ich, da Vohs doch sehr geschont werden muß, daß er diesen besser als Cordemann und Haide ersezen würde. Besser als Cordemann ist er ohne Frage, die komischen Rollen ungerechnet, wo Sie ohnehin niemand als Ehlers haben. Schwerer würde Mad. Stohn versorgt werden können, da ihr Fach, Charakterrollen und Mütter bereits durch die Teller u. Beck besezt sind, indessen hat sie angenehme Figur, obgleich nicht mehr jugendlich, 36–40. Jahre, und spielt verschiedene Rollen recht brav. Sie können diese beiden entweder zusammen, oder auch Eugen allein erhalten, und da ihr Kontrakt, wie alle hiesigen nur von 6. zu 6. Wochen läuft, zu aller Zeit. Ich mache diese Vorfrage nur überhaupt, um zu erfahren, ob Pläze offen sind, und wieviel sie Gage allenfalls zu hoffen hätten. Beide werden sich alsdan gehörig bei dem Geh. Rat Göthe melden. Ich möchte sie gern von hier wegbringen, denn da Eugen noch jung ist, und Talent hat, so schadet ihm ein längerer Aufenthalt hier offenbar. – Ich ersuche Sie zugleich über diesen Punkt um baldgefällige Antwort. Jedes hat hier wöchentlich 10 fl. rhein. – etwa 5 rth. 20 gr. Gage. Wie geht es mit unserm jungen Schmid? hat er in W. debütirt? und wie? oder fängt er seine Laufbahn anderswo an? Der Mensch war in den lezten Tagen meines Aufenthalts in W. so begeistert, und hochgespannt, daß ich ihn gar nicht mehr zu sehen bekommen konnte. Ich fürchte, er unternimmt auf einmal zuviel, will mit einem Sprung auf der Spize des Bergs sein, und auf solche Überspannung folgt dann gemeiniglich Mattheit. Ich wünsche indeß kein böser Profet zu sein. Übrigens ver tr aue ich Ihnen das Geheimnis, wenn Sie es anders nicht selbst schon entdekt haben, daß die Akquisizion von M a r i a n e n Jag e m a n n für das Theater wol am stärk-

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sten und besten für ihn wirken kan, und das ist, wie ich glaube, eher besser, als schlimmer. Ich habe irgendwo eine Komposizion Ihrer G locke von Hurka angezeigt ge80 funden? Sind Sie damit zufrieden? Ich sehe aus den Zeitungen, daß Wollzogen nach Petersburg gegangen, möge seine Negoziazion glüklich enden. Erhalten Sie mich in gütigem Andenken bei seiner Frau, bei der Ihrigen, bei Fraülein Imhof, und gedenken Sie meiner zuwei85 len in Freundschaft. Seckendorf Ich hoffe bis zur Wiedereröfnung des Theaters mit der mysterious Mother fertig zu sein. Addresse. Herzogl. Würtenberg. LegazionsR. und Kammerjunker.

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Theurer Freund! Verzeihung für mein langes Stillschweigen! Meine Reißen u. vorzügl. der gänzl. Mangel von Weimarischen Nachrichten, die doch erst erwarten wollte, waren Schuld. Endlich sind leztere zu meiner Zufriedenheit vorgestern eingetroffen u. ich habe nun von Gottlob Egloffstein wegen meiner beendigten Banco Zahlung die gewünschte Decharge erhalten. Er ist mit allen Einrichtungen zufrieden – die überschießenden 200 f habe ich zu Bezahlung der ersten Interessen auf Michaelis in Empfang genommen, allein deductis 6f. 17 Xr. PostPorto von Langenfeld bis Fürth, welche sie also noch zuschiessen müssen. Auch meldete mir die B a n c k , daß das lezte eingeckommene Paquet zwar der Addresse nach 21,00f. habe enthalten sollen, allein nur 20 79f. wirkl. enthalten hätte. Ich schrieb deswegen sogleich an Lefler habe aber keine Antwort bis jezt erhalten können. Dieß ist mir seit gestern sehr erklärlich, da ich die fürchterl. Nachricht erhalten habe, daß unser theurer Freund L. seit 3 Wochen wa hns innig seyn soll, eine traurige Folge eines Recitivs seiner schon in H a l l e gehabten schweren Nerven-Krankheit. Er lebt jezt unter den Händen eines Arztes, der ihn durch Zerstreuung, Motion u. Ruhe von Geschäften zu heilen sucht. Gewiß wird diese Nachricht Sie so sehr erschüttern, als sie mich erschütterte. Sagen sie aber ja Ihrem H. Vater nichts davon, da seine Familie die Sache sehr geheim hält, wie leicht zu denken ist. Hoffentl. wird er bald wieder hergestellt werden. Ich gehe heute auf 8 Tage

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nach Rauschenberg, (dem Guthe meines ins Carlsbaad gereißten Vaters), u. 25 werde von da selbst nach Prozzelheim (?) reiten, u. dann auch wegen des Uf. De-

fects Aufklärung suchen. – Frlein Wolfskehl ist für Ihre gütigen Gesinnungen sehr verbunden; aber ausser Stand davon Gebrauch zu machen, da sie nach Lindflur bey Würzburg geht, wo alle ihre Verwandten (auch die Weimar. Schwester u. Oncle) einen Congress 30 halten, u. von da ihren Oncle den kaiserl. General, wahrscheinl. nach Wien u. Ungarn begleiten werden. Sub rosa kann ich Ihnen sagen, daß das Weimar. Heuraths-Project mit Rußland wahrscheinl. aus einandergehen wird, wie mir Gottlob (als Geheimniß) schrieb, u. ich nach Tod der Erzherzogin Joseph von Oestreich gleich vermuthete. 35 Ab e r s ag e n s i e j a k e i n e r S e e l e e i n W o r t d av o n . Was haben sie denn sonst für Nachrichten von den Damens in Weimar? Sie sollen sämtl auf die Naumburger Messe gereist seyn. Und wie beschäftigen Sie sich in Regensburg? Was machen Ihre literär. Pläne? Und wie stehts mit Ihrer Sehnsucht nach Weimars seeligen Gefilden? Haben Sie die vor trefl. neuen Schlegel. Producte: Florestin“, u. „Charak40 teristiken“ schon gelesen? Und M a r i a S t u a r t “ Geben sie mir recht bald ausführl. Nachrichten von Ihrem Befinden, u. gedenken Sie in Freundschaft Ihres F Müllers. 45 Erlangen,

d. 24. Juni, 1801 Der Graf Leopold ist seit 8 Tagen nach Carlsbad, Dresden, Weimar u. Liebenstein gereisst.

93. An Karoline und Wilhelm von Wolzogen, Regensburg, 10. Juli 1801 Regensburg, 10. Juli 1801. Gestern kam der junge Stephani als Kurier hier an und brachte mir Ihr gütiges Andenken vom 7. v. M. Ich habe nur wenig Augenblicke Zeit, Ihnen dafür zu danken, da er sogleich heute Morgen wieder retour geht, und mich eben jetzt erst davon 5 benachrichtigen ließ. Immer werde ich Ihnen doch sagen können, wie sehr es mich gefreut hat, daß Sie sich meiner erinnern. Sie glauben es mir, und kennen mich hinlänglich, um zu wissen, daß mein Herz an Weimar und allen seinen

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Freunden hängt, und daß mir meine jetzigen Verhältnisse wie ein verschnittenes Gewand passen. Hierüber muß meine Vernunft mit allen Gründen, die aus meiner vorigen Lage flossen, schweigen, und ich kann nur der Stimme meines Herzens folgen. Nur der Gedanke, daß sich meine Lage in kurzem ändern muß, daß mir einst vielleicht die Rückkehr unter günstigern Umständen frei steht, hilft mir jene indessen ertragen. Wie sich das alles so plötzlich geändert hat! Wäre ich jetzt noch in Weimar, ich glaube, ich ginge nicht mehr weg. Haren ist todt, manches kann sich geändert haben – aber es hat nicht sein sollen, und dem Schicksal gefiel es, wunderlich mit mir zu spielen. Daß Voigt Sie begleitet hat, habe ich schon aus den Zeitungen erfahren, wie schlägt ihm die nordische Luft an? Seine schwache Brust wird sie kaum vertragen, indessen ist eine solche Reise zu interessant, als daß man sich nicht einige schlimme Folgen dafür gefallen lassen könnte, wenn sie nicht groß sind. Grüßen Sie ihn recht freundschaftlich von mir, und Rechberg. Wir haben hier vor einigen Tagen in der Reichsfriedensmaterie ein K. K. Hofdecret erhalten, das uns alle nicht wenig intrignirt. Es ist die Rede, das ganze Entschädigungs-Arrangement auf dem Reichstage auszumachen, d.h. wenn es ja im Ernst versucht werden sollte, ein oder ein paar Jahre mit Projekten und Zänkereien hinzubringen, und am Ende doch nichts auszurichten. In jedem Fall werden wir eine Zeitlang die Augen von ganz Deutschland auf uns ziehen, eine Menge Reclamanten, Diplomatiker und Fremde hierher bekommen, und es giebt schon müßige Speculanten, welche ihre Häuser und andere Localia zu dem Behuf einrichten lassen. Traurige Aussicht fürs Vaterland, denn ich sehe in dem allen nichts als eine Herabwürdigung, und das ist’s eben, was mir meine hiesige Lage verdüstert, da ich hier dem allen so nahe bin, alles vor meinen Augen geschehen sehe, und nichts daran ändern kann. Wie glücklich war ich vorher, wo mir alle diese Bilder aus dem Gesichtskreis gerückt waren. Jetzt habe ich nichts als die einzige Hoffnung, in dem Gewühl und Umhertreiben, das wir auf den nächsten Winter voraussehen, so viel Beschäftigung zu finden, und Abwechslung von Menschen und Gegenständen, daß ich mein Heimweh auf manchen Tag hinwegzuspülen vermag. Ganz werde ich es nie können. Leben Sie wohl und glücklich, und bringen Sie Ihr Geschäft gut zu Stande, von dem man mir schon sagen will, daß es durch die letzten Vorfälle in Rußland beträchtliche Veränderungen erleiden werde. Ich hoffe ein baldiges Wiedersehn. Ganz der Ihrige Seckendorf.

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Von Caroline von Egloffstein, Tiefurt / Weimar, 19. Juli 1801

94. Von Caroline von Egloffstein, Tiefurt / Weimar, 19. Juli 1801 Ti e f u r t h d 19 July 1800

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Gewiß beneiden Sie mich, wenn Sie den Ort lesen, von welchem ich Ihnen schreibe, freilich fehlt I hre Lieblings Blu m e aus den hiesigen Kranze, aber es bleibt doch noch genug Liebes und Gutes, und wir leben seit einigen Tagen recht glücklich in unserer ländlichen Hütte, die Herzogin ist ganz Güte, und die Dame vereinigt sich mit den Ami, uns unsern Aufenthalt recht angenehm zu machen, wir werden diesen Sommer zwischen hier und Weimar theilen, unsere Pflichten, für Mama, und Kinder, mit unsern Vergnügen vereinigen, und auf diese Art rein froh sein, die wieder hergestellte Gesundheit der wiederkehrenden Freundin, wird unsere Freuden noch erhören, denn ich verspreche mir viel gutes von dieser Reise für unsere N eot erp e, die Freude ihre Geschwister und Oncles zu sehen, muß wohlthätig auf sie würken, und ich sah sie wircklich gerne von uns scheiden. Gestern feyerten wir ganz ländlich das Geburtsfest unserer liebenswürdigen R e ch a . Wir speißten auf den Plaz unter den Bäumen, wo die vielen Bäncke stehen, um uns für den Winde zu schützen, wurden weise Tücher zwischen die Bäume befestigt, und mit Blumen Ketten behangen, V. C. L. aus schönen Kornblumen geflochten bezeichnete den Plaz der Königin des Festes, die Gesellschaft war heiter, und selbst der Himmel war uns günstig; Nach Tafel kam unter Begleitung von Musick ein Zug von Landleuten, Regierungs Rat Fritsch, und Louise Lichtenberg führten ihn, als Bauer und Bäuerin gekleidet an. Fr. übergab ein Körbchen mit Blumen, nebst einem kleinen Gedicht von Ami, und Louise einen Strauß worinnen die zärtliche Großmutter ein paar schöne Ohrenring, von Brillanten bevestigt hatte. Es wurde ein bißchen in Freien getanzt, und der Tag endigte recht vergnügt. Die Löwengrube ist verödet, die Bewohner sind in Wilhelmbaad, und wollen nicht wiederkommen. Gottlob ist mit den Duc in Pirmont, der Prinz und Hinzenstern sind ihm heute gefolgt. Nach Briefen von W. steht es gut um die projectirte Heurath. Die Wohlzogen reißt in künftigen Monath nach Dreßden, ich möchte sie wohl begleiten, allein es geht nicht, wie so manches so man gern wollte – Ich vermisse Ihren freundschaftlichen Umgang sehr, aber es ist nun einmal mein Loos, das Schicksal reißt immer diejenigen von mir, so mir wehrt geworden sind, Juliens Entfernung, und mehrere Trennungen von meinen Freunden beweisen es; die gute Julie, wie nahe geht es mir, daß eine so große Kluft uns trennt, wann, u. wo, werden wir uns wiedersehen? Ach! und wie manche schmerzhafte Trennung steht mir noch bevor – Ich breche ab, der Ton meines Briefs, könte auch Sie verstimmen, ich bin gar nicht heiter diesen Abend, die Vergangenheit, und die Zukunft stehen nicht rosig vor mir, es ist einer von denen trüben Momenten, die sich mir öfters aufdringen; es wird wieder besser werden; Hei-

Von Karl August Böttiger, Weimar, 27. Juli 1801

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ter fing ich diesen Brief in Tiefurth an, und trübe endige ich ihn in Weimar. Adieu lieber Freund, Schreiben Sie mir bald – Und zürnen Sie auf unsre heitere, vom 40 Schiksal begünstigte Caroline, daß sie in solch einen Ton verfallen konte! – Alles was der Himmel fügt u zu läst ist gut – nichts ist ohne Nuzen nichts ohne hohen Entzwek! – Alle meine überstandenen Leidens-Tage führen mich jezt, wo meine vernunft wieder frei wirket, auf diesen Weg der Überzeugung u des festen Glaubens! Nie wird man mich mehr klagen hören – es müste denn aus Schwachheit u 45 Kränklichkeit sein. Adieu, mein Freund, Thun Sie ein gleiches! – Sagen Sie Julien viel schönes von mir, und ich bäte, um die Fortsetzung ihres Briefs. Verzeihen Sie die Kleckse, es sind Tiefurther producte.

95. Von Karl August Böttiger, Weimar, 27. Juli 1801 Weimar d. 27 July 1801.

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Da ich, mein verehrter Freund, besonders bei der Krankheit eines meiner Kollegen an unserem Gymnasium mit Amtsgeschäften über die Maße belegt war, so konnte ich der um 4 Wochen aufgeschobenen nun aber vollendeten Albrechtischen Auction nicht selbst beiwohnen, übertrug aber alles der gewissenhaften u. treuen Besorgung des Steuerraths Ludecus, von dem ich nun auch die Nachrichten über den Erfolg der resp. Commissionen beilege. Pretiosa, Instrumente u. Bücher gingen ungewöhnlich theuer weg, weil alles auserlesen u. bestens conservirt war. Bitte Sie nun bei Ihrem Hr Committenten, die Lösung unmittelbar an den Hr. Steuerrath Ludecus einzusenden, welcher auch die Überschickung besorgen wird. Der Bediente besorgt dieß alles und erhält dafür natürlich ein kleines Douceur. Erstehungskosten sind keine. Ungemein erfreulich war mir Ihr schätzbares Andenken. Gewiß Sie leben auch in dem unsern, und die Lücke, die durch Ihre Entweihung aus unserm Kreise entstand, ist und bleibt unausgefüllt. Herzlichen Dank für die mitgetheilten Nachrichten. Sie finden sie auf beifolgenden Aushängebogen abgedruckt. Ihr reger Forschungs und Beobachtungsgeist trifft gewiß oft auf literarische u. artistische Gegenstände (z.B. der Natur auf den Erzherzog Carl, den Kunstzustand in Augsburg, die Wiedereröffnung der Communication mit der Schweiz u. Italien), die unser Götterbote mit Vergnügen in alle Winde u. Zungen austrüge. Schreiben Sie mir oft und versehen sich meiner Herzlichsten u. dankbarsten Erwiederung! Wie kommt Ihnen ein Freiexemplar des Merkurs am sichersten u. wohlfeilsten zu?

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Göthe ist, von Pyrmont zurückgekehrt, in Göttingen u. findet die dortige li25 terarische Schatzkammer, die er einst auslachte, immer ehrwürdiger. Der zweite

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Theil der Zauberflöte, den er vor mehreren Jahren schrieb, erscheint im Taschenbuch, das bei Willmanns schon Ende August erscheint, u. sehr reich werden wird. Schiller ist noch unentschlüssig, ob er ins Seebad nach Dobberan gehen soll. Seine Jeanne d’Arc wird bei Unger bald die Presse verlassen. Kotzebue war auf 3 Tage von Berlin hier, blühend, frölich und voll herrlicher Lebenshoffnungen. Sein Abentheuer (auf Insinuation von Wien aus veranlaßt) bringt ihm 6000 Rubel jährlich Revenüen. Er hat schon „das merkwürdigste Jahr meines Lebens“ in der Handschrift (zum Theil in Kurgan 80 Werste hinter Tobolsk geschrieben) vollendet u. man bietet ihm für 2 Bändchen 2000 Thaler Honorar. Zu Michaelis ist er ganz der unsrige. Die Frau v. Löwenstern, die uns, wie es scheint, auf immer verlassen hat, trifft sich mit der Dem. Jagemann in Manheim, und reißt von da nach Paris. Dort oder in Lyon mit Mounier u ihren Söhnen bringt sie den Winter zu. Schon laufen, wie man so sagt, fleißig Concurrenzstücke zur Preißaufgabe auf das beste Intriguen-stück ein. Es wird also, da auch Kotzebue neue Stücke in petto hat, künftigen Winter nicht an dramatischen Abentheuern fehlen. Ob Iffland im September noch hieher kommen ka n n , ist zweifelhaft. Eben ist Schröder aus Hamburg hier. Mit wahrer Hochachtung und Verpflichtung der Ihrige Böttiger.

96. Von Friedrich Majer, Oberweimar, 29. Juli 1801 Oberweimar 29 Jul. 1. Ei! ei! Herr Baron! halten Sie an! – halten Sie an! – Nur nicht gleich von Zungenlösen u.dgl. kuriosen Oprationen gesprochen – das geht ja doch nicht so schnell – und besonders muß der, an dem die vorgenommen werden soll, auch dabei 5 seyn. – Ich habe mir vorgenommen im Laufe jeden Quartals zweimal regelmäßig – d.h. Nothfälle ausgenommen – an dich zu schreiben, daraus folgt, du sollst jährlich acht ordentliche, vernehmliche und zweckmäßige Schreiben von mir erhalten. Zeige mir im ganzen heiligen Römischen Reich den, der sich außer dir noch eines solchen Glückes rühmen kann, ich glaube selbst meinen geliebtesten Va10 ter nicht ausgenommen und nun du undankbare Seele, wirst du gleich unartig – schreibst mir da einen Geschäftsbrief unter dem 7. Jul. den ich aber – wahrscheinlich weil er lange in Weimar gelegen und ich verreißt gewesen – am 24 oder 25 erhalten habe – einen Geschäftsbrief sage ich – und nichts weiter, auch nicht ein

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Wörtchen von dir selbst, wie es mit dir geht und steht. Ei so hole dich die – nun 15 doch, diesmal magst du nun noch bleiben. Du denkst wohl ich läge hie auf Rosen

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und Vergiß mein nicht und hätte nichts zu thun als lange und freundliche Briefe zu schreiben. Du mein Gott! wäre nicht heute eine Zeit wie Morgen noch längere Zeit – du bekämest auch heute keinen Brief – denn in mir und mich ist es gar nicht so – daß ich mit Lust wie die die mir lieb sind, schreiben könnte – gewöhnlich ist mir wenn ich an meine entfernte Freunde denke so zu Muthe – daß ich lieber schweige als spreche – weil ich sie liebe – und mit dir gehts mir auch so, denn ich wollte lieber du wärst da – und der arme Lebenstraum wäre kein solches Zerrissenseyn derer die ihn miteinander haben und träumen sollten. Du bist ein Weltmann oder sollst einer seyn und mußt also auch deine Gefühle und Empfindungen gut repräsentiren – d.h. auch schriftlich wenn es nicht mündlich seyn kann, wohl ausdrücken können, von dir sollte ich also mit Recht wenigstens alle vierzehen Tage einen Brief erwarten können – aber ich kann mich dessen nicht erfreuen. Ich bin ein armer stiller Landmann – dessen einsame Träumereien oft die lieben Gestalten seiner Freunde um ihn versammeln – du selbst nie dabei guter Junge – aber es wird mir schwer, dann zu sprechen – und zu dem allen kommt noch, daß ich die guten Stunden kürzen muß – ach! Lieber, um dieses arme Leben hinzubringen. – Seit dem Tag vor Pfingsten wohne ich nun hier auf dem Lande – aber ich habe wenig gute Stunden gehabt, der Himmel trug auch dazu bei, denn nur selten ist ein heitrer Tag – es ist ein trübes Jahr, auch für mich so trüb’ und doch so hell, noch spät ist mir der Abendthau des schönsten Glückes niedergefallen – aber die Nacht kommt immer näher – und dann gute Nacht auf immer, denn keine Morgenröthe wird wieder erscheinen. Frage mich nicht hierüber, noch weniger andere – denn kein Mensch weiß was Tag und Nacht mir giebt – und du könntest durch Fragen nur auf falsche Vermuthungen leiten. Wir werden uns ja noch einmal wieder sehen! Genug ich kenne nun den wahren Gehalt des Lebens, weiß es zu schäzen und gleichgültig aufzugeben – glaube mir, das höchste ist die Liebe! ihr ist das Leben nun untergeordnet und ohne sie ein langsames Sterben. Dein vorlezter Brief hat mir recht grose Freude gemacht guter Seckendorf – er war recht herzlich, wahr, schön und gut. Schreib mir ferner so. Ich muß dir wegen deiner dortigen Verhältnisse zurufen: Schicke dich in die Zeit, denn es ist böse Zeit – aber bewahre dein besseres Selbst – und suche die ewige Jugend durchs Leben zu bringen – du wirst es durch die Liebe, wahre Liebe, lernen. – Du fragst ob kein literarisch. Unternehmen im Werke sei. Antwort ja! Ich werde nach und nach berühmt. Wilmans in Bremen hat mich aufgefordert eine Zeitschrift herauszugeben – Fiat. Bertuch will ein ganzes Handbuch über die Mythologie aller Völker etwa in 4 gr 8 Bänden herausgeben – Böttiger bearbeitet die sogenannten klassischen – ich die aller andern Völker, versteht sich auf Verlangen – und du weißt, wenn man von Bertuch gesucht wird, muß man sich aus-

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An Friedrich David Gräter, Regensburg, 1. August 1801

gezeichnet haben. Jedes Arbeit kommt besonders heraus. Ich hoffe ein tüchtiges 55 Buch zu liefern das von Rechts wegen in die Sprachen aller gebildeten Völker

übersezt werden muß. Die Zeitschrift gebe ich mit Ritter heraus – die Hauptgegenstände werden seyn – höhere Geschichte – höhere Physik, Mythologie und Kunst – historisch, theoretisch, kritisch und praktisch – Friedrich Sth. (?) Hardenbergs Papiere und dgl. helfen auch mit mach nur auch was Tüchtiges, ich zahle 60 gut. Eben kömmt der brave Ritter und ich soll mit ihm nach Weimar. Leb’ wohl vor jezt, ich nehme den Brief mit auf die Post, damit du nicht länger schmollest. In den nächsten Tagen mehr durch unsren Heinrich Lehrpursch. Ritter – Netto grüßen dich – leb wohl alter. Ewig dein F. Maier. Beiliegend auch einige Zeilen von Herder die schon lange liegen. Die gute Dok65 torin war sehr krank – hernach Agnes – beide sind noch nicht ganz hergestellt.

Briefe an mich addressire nun an den Kalfaktor Riese, da erhalte ich sie gleich, weil mein Page täglich darnach fragt.

97. An Friedrich David Gräter, Regensburg, 1. August 1801 Regensb. 1. Aug. 1801.

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Ich bin so glüklich gewesen, ein Exemplar der gewünschten Schrift des P. Kolomann Sanftl, über das Emmeranische Evangelienbuch, aufzutreiben, und freue mich, es Ihnen in der Beilage übergeben zu können. In Ihren Händen kan es weit mehr Nuzen stiften, als in den meinen, drum bitte ich Sie, sich als Eigentümer anzusehen. Der Verfasser lebt noch hier, u. war vormals Bibliothekar, der besonders in Mskpten sehr reichen Klosterbibliothek, unter denen noch verschiedene gelehrte Männer leben. Kürzlich ist einer gestorben und hat eine vollständig im Mskpt ausgearbeitete Ausgabe des Rhabanus Maurus mit Kommentar, in 6. Foliobänden hinterlassen. Der Tod übereilte ihn, ehe er noch verschiedene Subsidien, auf die er sich besonders von England aus Hoffnung machte, vergleichen und benuzzen konnte, daher ist der lezte Theil seines Werkes in Vergleich mit dem ersten etwas dürftig ausgefallen. Um diese Lükke zu ergänzen trug er auf dem Todbette einem seiner Mitbrüder die Herausgabe auf, welche aber durch die Kriegsunruhen und dadurch veranlaßte dringendere Geschäfte auf unbestimmte Zeit verschoben worden ist. Am 17.n werden unsere Beratschlagungen über die Art der Ausführung des VII. Art. des Friedens von Luneville ihren Anfang nehmen. Daß sich nicht gedeihliches davon erwarten läßt, auch auf dem Reichstag, seiner Natur nach, nicht geschehen kan, ist klar. Um so auffallender muß es sein, daß es der Kaiser dem

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Reichstag übertragen hat, ohne ihm nur die ersten Grundsäze, und den wahren Zusammenhang seiner Lage mit Frankreich mitzutheilen, und fast verriete es die Absicht, durchaus wie in Rastadt, es zu keinem Ende kommen zu lassen, um die daraus entstehende Lethargie und Verwirrung zu andern Absichten zu benuzen. 25 Es ist schändlich, daß man uns so zum Spielwerk misbraucht, schändlich daß wir es uns gefallen lassen, und eben so sehr, daß die grossen Mächte uns so unthätig ihrem Egoismus aufopfern, da die wahre Grösse den Fürstenbund organisiren würde. Aber wir sind ja alles zufrieden. Indessen hat Frankreich doch so eben mündlich erklären lassen, daß es alles Ernstes an der Beschleunigung des Defini30 tivarrangements gearbeitet wissen wolle, und alle Unterstüzung an die Hand bieten werde. Es komt darauf an, ob es ihm Ernst sein wird. Aber so lange der Friede mit Engelland nicht in Ordnung ist, glaube ich an keinen festen Reichsfrieden. Leben Sie bestens wol. S. 35 Gädicke hat mir gemeldet, daß er nunmehr das Honorar an Sie abgetragen habe.

98. Von Friedrich Schiller, Weimar, 1. August 1801 Weimar 1. Aug. 1801. Ihr Brief, mein werthester Freund, der mir die Fortdauer Ihres freundschaftlichen Andenkens versichert, hat mir eine große Freude gemacht; möchte es Ihnen in Ihren neuen Verhältnißen recht wohl werden, ohne daß Sie der alten dabei verge5 ßen, das ist mein und aller Ihrer hiesigen Freunde herzlicher Wunsch. Wir erinnern uns Ihrer oft, und jeder vermißt sie. In wenigen Tagen werde ich meine Reise nach Dresden antreten und von da aus wahrscheinlich nach Berlin gehen. Die Unpäßlichkeit meiner Frau hat die projectierte Reise nach dem Seebad verzögert und dadurch, weil es nun zum Ba10 den zu spät ist, ganz verhindert. Göthe ist von seiner Pyrmonterreise noch nicht zurück, darum kann ich Ihnen in Ansehung des vorgeschlagenen Schauspielers noch keine Nachricht geben. Das gute Zeugniß, das Sie ihm geben, läßt mich wünschen, daß Göthe es mit ihm versuchen möchte, und ich werde das meinige dazu beitragen, ihn zu bestim15 men. Schreiben Sie doch ein paar Worte über ihn an den Hofkamerrath Kirms und laßen ihn wißen, mit welcher Gage dieser Schauspieler wohl zufrieden seyn möchte. Wenn er für den Anfang wenig verlangt und nachher gut einschlägt, so wird es nicht schwer werden, einen guten Contract zu machen. Ich glaube 6 rth. für die Woche würden zum Anfang genug seyn.

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Von Gottlob von Egloffstein, Weimar, etwa 7. August 1801

Mein neues Stück ist noch gar nicht in Weimar gespielt worden. Verschiedene theatralische Zänkereien und andre verwickelte Verhältniße haben mich in den lezten Monaten des hiesigen Theaterjahrs von dem Schauspielwesen ganz abgezogen. In 2 Monaten erscheint das Stück bei Ungern in Berlin gedruckt, wird aber vorher auf mehreren ausländischen Theatern wie z. B. Hamburg, Berlin, Leipzig, Schwerin gespielt werden. Was Sie von dem Stück gehört haben, muss von einer Vorlesung deßelben herrühren, die ich bei der Herzogin Amalie davon gehalten habe. H Schmidt wird in diesen Tagen nach Wien abgehen, wo Göthe ihm ein Engagement verschafft hat. Leider ist sein erster Debut hier in Weimar ganz und gar verunglückt, und ich zweifle sehr ob er wirklich jemals auf dem Theater reussieren wird. In Lauchstädt hat er unterdeßen mehrmal gespielt und scheint zwar mit sich selbst zufriedener zu seyn, aber ich höre nicht, daß es ihm beßer gelungen. Schröder war dieser Tage hier und hat uns zu Tiefurt aus Nathan dem Weisen vorgelesen. Das Stück war gerade nicht gut gewählt, um den ganzen Umfang seines Talents zu zeigen, aber wir haben doch Gelegenheit gehabt, seinen einfachen und lebendigen Vortrag und die Herrschaft die er über sein nicht sehr günstiges Organ erlangt hat, kennen zu lernen. Leben Sie wohl, mein theurer Freund und bewahren Sie mir Ihr wohlwollendes Andenken. Meine Frau empfiehlt sich Ihnen aufs beßte. Ganz der Ihrige Schiller.

99. Von Gottlob von Egloffstein, Weimar, etwa 7. August 1801 Liebster Bruder! Nach meiner gestern mit Smo erfolgten retour von Pyrmont, wo wir 3 Wochen die Cur gebrauchten, soll es eins meiner ersten Geschäffte seyn, dir zu melden, daß nun mehr deine sämtliche Reste in hiesiger Stadt getilgt sind. Es wird nur auf unsere Haupt berechnung ankommen, wie viel ich noch gut habe u. 5 diese Summe kanst du auf die an Gottfried restierende Obligation setzen. Finde ich eine Abschrift der an dich bey deinem Abgang gegebenen Berechnung, so schließe ich die qu. blanco bey; außerdem aber wirst du die Güte haben, solche zu machen u mir zuzusenden, um die an die Banc gegebene Provisions Kosten annoch supplem zu kommen. Wie steht es mit dem Reichshofrath? Ich und Wolfskel hatten offerten dieser10 halb Meine Wenigkeit muß aber der Familien Angelegenheiten halber ganz darauf renonciiren u W. scheint auch keine rechte courage zu haben. Soltest du imm noch Lust haben, so kan ich sehr leicht W. ganz davon abbringen. Wollzogen ist u bleibt noch einige Zeit in Petersburg u. Voigt jun. komt aber in

Von Ludwig Theobul Kosegarten, Altenkirchen, 13. August 1801

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15 6 Wochen zurück; die qu. Sache soll ganz gut gehen! Die alte Wizleben ist tod Lö-

wenstern’s von hier nach der Schweiz ganz abgegangen; die Haren. Familie geht nun auch, da ihr Vater gestorben, von hier in Balde ab; Hinzenstern wird allein beyde Prinzen gouverniren müssen; die Keele ist in Franken, ihre oncles zu besuchen; Meine Weiber logiren daher in Tiefurth. Leopold war ohnlängst mit seinem 20 u meinem ältesten Bruder hier u hat grose Projeckte; der Bediente bey Stallmeister Seebach, Meyer, sizt wegen verschiedenen Veruntreuungen u Diebstaln in Ketten – auch Lauterbachs Ringe u. dessen entwendete Gelder kommen auf ihn; der ganze Plaz bey dem Kohlen hauß ist vom Schloß bis an die Bibliothek schon zieml. applanirt u wird mit dem Stern verbunden. Uebrigens steht alles auf dem 25 alten Fuß u ist zu erwarten, ob noch etwas gutes für mich u so oft erfolgen werde! Noch eins. Mounier wird in einigen Wochen mit allen Zöglingen, auch den beyden Löwenstern, nach Lion abreisen. – Soviel für dießmal von deinem treusten Bruder Gottlob Egloffstein 30 Den gnädigen Eltern u Frl Schwestern empfehle mich u die meinigen zu gnädi-

gem Andenken

100. Von Ludwig Theobul Kosegarten, Altenkirchen, 13. August 1801 Altenkirchen Aug. 13. 1801. Haben Sie doch die Güte, theuerster Freyherr, mich in einer Zeile zu benachrichtigen, ob ein Brief, den ich zu Ende März (unmittelbar nach dem Besuch Ihres Erbprinzes) an Sie schrieb, und welchen ich, als etwanigen Beytrag zu Ihrem Ta5 schenbuche, ein historisches Probestük: Die Eroberung Roms durch Alarich, beyschloss, worauf ich aber bis jezt keine Antwort erhalten, bey Ihnen eingegangen sey. In die Register der Stralsundischen Post-Comtoirs, die ich desshalb nachsehen lassen, ist er wenigstens richtig eingetragen. An sich ist weder an dem Briefe noch an dem Beytrag sonderlich gelegen. Nur möcht’ ich nicht gerne, dass Sie 10 mich der Unart fähig hielten, ein so gütiges als inhaltvolles Schreiben, wie Ihr leztes war, ohne Antwort lassen zu können. Ich bin in Verehrung Ihr gehorsamster Kosegarten

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Von Wilhelm Gottfried Herder, Weimar, 14. August 1801

101. Von Wilhelm Gottfried Herder, Weimar, 14. August 1801 Weimar d. 14. Aug. 1801.

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Schon längst, lieber Seckendorf, hätte ich dir wieder geschrieben, wenn ich nicht durch die Krankheit meiner Frau u. meines Kindes wäre an allem verhindert worden. Jetzt ist alles wieder wohl u. ich schreibe dir wenns auch nur wenige Zeilen sind. – Du dauerst mich herzlich, daß du von uns allen so verschlagen bist – du fehlst uns immer, und wir sprechen gewiß recht oft von dir. Mach nur daß deine Gesundheit gut bleibt, sonst kömmst du gar auf den Hund. – Von Tiefurth aus soll ich dich herzlich grüßen. Ich bin öfters unten. Die beiden Eggloffsteinischen Damen haben sich mit unten eingethan, wo es dann recht behaglich u scharmant zu geht. – Sie wünschen dich oft auch her. Das Kehlchen war, wie du wohl wissen wirst verreist, nach Franken zu Verwandten u. wird in 8 bis 14 Tagen wieder hier seyn ich habe ihr einmal von Tiefurth aus mit der Dame einen ächt-platonischen Brief geschrieben – habe aber noch keine Antwort. – Beim Platanengeflüster, liebster Bruder, fehlst du oft, wenn an der Tafel Runde gesessen wird u. die Dame dann herzlich zu lachen anfängt u. ausruft, o wie dumm! wie erzdumm! – Ich bin jetzt allein in Weimar. Meine Eltern sind nach Baiern gereiset, zum Oekonom Adelbert nach Arnschwang bei Waldmünchen. – Ich stell mir in meinem schlecht geographischen Kopf vor daß es nicht weit von regensburg ist – es wär hübsch wenn Ihr Euch einmal sehen könntet. Ist mein Schwager Heinrich genannt Lehrbursch bei dir gewesen? Er hatte große Freude dich zu sehen u dir von uns zu erzählen. Eben ist der alte Tettau von mir weg. Ich versuche den Galvanism an seinem Gehör, befürchte aber wenig Nutzen da sein Uebel bereits an die 30 Jahr alt ist. Sonst geht es mit dem Galvanism. haarscharf, ich habe schon einen Staar völlig gehoben, andre Augenfehler taube Gesichter u. blöde Ohren damit kurirt. Wie steht es mit dem Galvanism. in Regensburg – Wenn du sonst merkwürdiges hörst, was mich interessiren kann, so theil mirs mit. Die Jagemann ist nach Berlin mit der Mariane, sie hat in Göttingen unter großem Beifall u. vielem Geld 2 Concerte gegeben, in Mannheim die Myrrha im unterbrochenen Opferfest u. Töffel u. Dorchen – in Frankfurth auch die Myrrha gespiellt. Sie war einige Tage hier, ging aber sehr traurig weg, sie fühlt sich natürlich sehr verlassen, da Löwensterns weg sind u. Lucks nicht da waren. Der Herzog ist leidenschaftlich verliebt in sie, ich fürchte für sie in die Zukunft, doch dies ganz unter uns. – Die arme Mariane paßt nicht fürs Theater. Die liebliche Kleine hat Husten u. Blut gespuckt – ich konnte es nicht erlangen sie hier zu behalten. – Dankelmann ist mit Hendrich jun. in Schwarzburg u übersetzt eine französische interessante mineralog. Reise. –

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Daß Schröter aus Hamburg hier war, wirst du wissen. Wir haben mit ihm einige interessante Abende gehabt – er legt in Alstedt eine Loge an. Ich schrieb gern mehr – aber ich werde eben gerufen – Ich drücke dich an 40 mein Herz u bin dein alter Herder Die Frau grüßt bestens.

102. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 18. August 1801 Weimar d 18 August.

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Obgleich Sie sich durch Ihr langes Stillschweigen an mir versündigen, so will ich doch nicht gleiches mit Gleichem vergelten, sondern Ihnen sagen, daß wir einige recht frohe Tage in Tiefurth verlebten, Wieland war da, und las den 3ten Theil des Aristips, welcher uns viele Freude gewährte; Sie wissen daß die beiden ersten Theile uns nicht unendlich behagten; ich glaube, wann ich mich recht prüfe, sie waren zu klug für uns, bey diesen lezten aber las W. alles Partien weiß, nehmlich die Geschichte der Laïs, des Aristips, und mehrer darinen vorkomenden interessanten Erscheinungen. Das, so von der Kunst, und Politik handelte, sonderte er ab, und so konten wir es besser verdauen, da es uns stückweis gereicht wurde; Wir waren von unsern Aufenthalt unendlich zufrieden, und gedachten Ihrer mit Freundschaft. Damit Sie aber nicht über Ihr Schicksal allein klagen müssen,so muß ich Ihnen sagen, daß vorher auch einige unsrer Freuden vernichtet wurden, und ich glaube der Himmel wollte uns durch den lezten Genuß für das Verlohrene einigen Ersatz geben. Wir waren vor einigen Wochen in Tiefurth, Schiller kam in der besten Laune, uns sein neues Gedichte vorzulesen, schon sollte alles dazu vorbereitet werden, als eine Menge von schaalen Besuch herannahte, und uns die Freude verdarb; doch versprach er uns die lectüre auf den andern Tag, wo er, Mittag um 7. essen sollte. Schröder war um diese Zeit in W. Dieser sollte einen Tag später nach 7. kommen, der Ami der Alles recht gut machen wollte, sagte Schillern ab, um ihm mit Schrödern zusammen zu bitten. Keines, auch nicht die Herzogin wußten etwas davon, und als Jette und ich den andern M i t t ag kamen, so entdeckte sich dieser Irrthum; Schiller ist nun in Dresden, und Gott weiß wann wir nun etwas von ihm hören – doch unsrer Prüfungen sind noch nicht alle. Schröder kam würklich den andern Tag, wir waren zwar geladen – allein, wir erwarteten Lection; den Abend zog mein Herz mich gewaltig nach T., gewiß war es Ahndung, ich wollte nur den M e i s t e r in d e r Ku n s t , w e l ch e w i r s o s e h r

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l ie b e n , s e h e n , (denn daß er las wagte man nicht zu hoffen;) Jette hatte aber keine Lust, und allein mogte ich nicht gehen, mein Herz pochte immer lauter; und in dieser Stunde las Schröder, Nathan den Weisen. Jedes so ihn gehört, spricht mit Entzücken davon, und die so ihn nicht haben lesen hören, mit Schmerz. Wir faßten uns aber, und wurden durch den A ris tipp für Hero und Le an d e r getröstet, auch für S chrödern hofen wir noch auf Ersatz. Nehmen Sie, lieber Freund, ein Beyspiel an unserer Geduld, und hofen Sie wie wir. Nun ein paar Fragen. Was ist an der Uebersetzung von Plutarch, so in Gotha heraus komt, und kan man sie Kindern lesen lassen, ohne auf für sie unanständige Dinge zu kommen. oder wissen Sie mir eine Übersezung dieses Werks vorzuschlagen die ich meinen Kindern ohne Angst dürfte lesen lassen? Sie wissen Plutarch spricht sehr frei. – Welches ist das beste Wör terbuch, um die Deutsche Orthographie zu erlernen; für uns, und unsers gleichen? Denn wir sind weit entfernt, es wie jene D am e übel zu nehmen, wann man findet, daß es uns wie denen übrigen unsres Geschlechts daran gebricht. Dencken Sie hübsch darüber nach. Adieu, tausend Grüße von Allen. Viel Schönes an Julie, und Marie. Mein Brief ist so geschmirt, daß ich ihn abschreiben sollte, allein, ich bin gar zu faul dazu. pardonnez. Nota bene Schröder las alle Rollen selbst, und die Daja in anderer Manier, gutmühtig schwazhaft.

103. Von Luise von Göchhausen, Tiefurt, 20. August 1801 Tiefurth d 20ten Aug. 1801. Hier in dem lieben Thale wo so manches Plätzchen Ihnen lieb wurde, wiederstehe ich um so weniger den Wunsch mich mit Ihnen zu unterhalten da ich hoffe daß weil dieß Blatt daher kommt, es Ihnen gewiß nicht ganz gleichgüldig seyn kann. Ihr leztes Billet aus Weimar, sprach zu deutlich Ihren damaligen Seelenzu5 stand aus und erregte alle schmerzlichen Gefühle der langen Trennung von einen immer willkommenen Freunde zu lebendig in mir auf; um daß ich versucht haben solte einige tröstente Worte dagegen zu sagen. mein Schweigen war antwort. Eglofsteins, die ich oft nach Ihnen frage, geben mir willkommene gute Nach10 richten; sie versichern mich daß Sie unserer noch gedenken. Wir denken Ihrer oft, und vermißen Sie. Vorzüglich hier in dieser holden Natur, die Ihnen lieb wurde und wo wir glücklich sind.

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Auch fehlt es nicht an geistiger Unterhaltung die wir so gern mit Ihnen theilten! Schiller ließt der Herzogin oft seine nen Arbeiten vor, unter welchen Hero u. Leander, eine Ballade, keinen geringen Platz einnimmt. Er hat diese Erzehlungsart dießmal vorzugsweise vor der Griechischen gewählt. Das Mädchen von Orlean – gewiß das beste was er je schrieb – wird bereits gedruckt. ich freue mich dabey auch auf Ihren Genuß. Jezt ist der Autor auf einige Wochen in Dreßden. Das neueste aus der Schlegelschen Schule ist: Die Eumeniden od: Noten zum Text des Zeitalters. Mit dem Motto: Suche jeder, wen er reibe. Voller guten Witzes u. sehr bösen Willens. Vor einigen Wochen war Schröder hier und brachte den größten Theil seiner Zeit in Tiefurth zu. Er hielt der Herzogin eine Vorlesung Na tha ns . Er las ihn allein u. gab uns hiedurch den ganzen Umfang seines deklamatorisch-mimischen Talents an. Es war einer der glücklichsten Tage meines Lebens. Von diesen Grad der teutschen Kunst hatte ich vorher noch keinen Begriff. Seine Deklamation, wenn ich das Wort brauchen darf, ist höchst edel u. einfach, aber gewaltig durch die Wahrheit der Darstellung. Als ächter Künstler, weiß er von keiner Manier und E r verschwindet in der dramatischen Person. Kein Wort, kein Ton, keine Miene, meint man, dürfe anders seyn; dieß und nichts anders ist das Rechte. So sahen wir Nathan, Daja, Recha, den Tempelherrn, den Patriarchen, den Klosterbruder, Saladin pp. Nichts von allen, was ich je sah kam der ersten Scene gleich zwischen Nathan u. den Tempelherrn, so wie die, wo Nathan den Klosterbr: Rechas Geschichte erzehlt. Es war ein schöner Abend! und zum Zeichen daß wir Ihrer oft gedenken, sey Ihnen gesagt, daß ich w ehrend der Vo rles ung Ihnen herbey wünschte. Und wie oft kommen solche Veranlaßungen! Wenn wir mit Eglofsteins, Schiller, Wieland, D. Herder p vereint in geselligen Kreise sitzen, erheben sich Stimmen: Wär doch unser Seckendorf hier! Auch unsere geliebte Fürstin, die Ihnen freundlich grüßt, wünscht oft den gu t en Vo rles er mitten unter uns. Werden denn diese schönen Zeiten nie wiederkommen? – Gewiß sie werden es! Thue indeßen jedes von uns was es soll, den höhern Ziel den es nachstrebt immer näher zu kommen und hoffendlich werden Umstände, von höhern Mächten geleitet, den Guten hold seyn. In wenig Tagen, d 24ten, kommt unser Keelchen zurück. ich hoffe, nach ihren Briefen, daß ihr die Reise wohlthätig gewesen ist. Sie ist gesund und froh und heiter. Empfelen Sie mich der guten Jülie, und verzeihen Sie diesen langen, ungeschmückten Brief! Wenn Sie Ihrer Freunde gedenken, so vergessen Sie meiner nicht. Goechhausen.

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Die Fortsezung meines lezten Briefs solltest du durch Heinrich Lehrpursch erhalten – aber er kam vor seiner Abreise nicht noch einmal zu mir, wie er versprochen hatte, und da unterblieb sie bis jezt. Mitten aus einer Menge von Arbeiten reisse ich mich heraus – um an dich zu schreiben alter Junge! und wahrhaftig, geschähe es so oft als ich an dich denke, du erhieltest einen perennirenden Brief ohne Anfang und Ende. Ich habe unterdessen deinen lezten Brief erhalten. Du machst mir Vorwürfe wegen meines gänzlichen Stillschweigens über den Auftrag an Gädicke. Aufrichtig – er war mir gar nicht lieb, denn du seztest mich dadurch in Verlegenheit, der ich gerne wäre überhoben gewesen. Dein Brief an mich war über acht Tage in Weimar liegen geblieben weil ich einige Tage abwesend war in Camburg (wo jezt die Mereau wohnt) und da hatte ihn Herder vergessen. In den nächsten Tagen kam ich nicht nach Weimar weil ich nicht wohl war – ich schrieb also an Gädicke, legte deinen Brief bei und äußerte daß ich ihn vielleicht bald sprechen würde – auf jeden Fall aber müste er die Namen auf dem veränderten Titel des Taschenbuchs weglassen, weil ich es höchst undelicat fände und du und deine Mitarbeiter compromittirt würden. Mehr konnte ich nicht wohl thun, denn gradezu entscheiden mochte ich nicht und G. würde sich doch nicht daran gekehrt haben, wie schon der Erfolg auf dies gezeigt hat – denn er ist nun doch so unartig gewesen, wie ich vor einigen Tagen im Reichsanzeiger sah, alle die Namen auf dem Titel zu nennen. In den Ankündigungen ist es nun einmal geschehen – aber ich dächte du ermahntest ihn noch einmal ernstlichst, es doch wenigstens auf den Titeln des Buchs und in ferneren Anzeigen zu unterlassen. Gewiß, es ist sobald nach der Erscheinung des Taschenbuchs höchst unschicklich und diese Namencompagnie der Mitarbeiter auf dem Titel schadet dir bei einem ähnlichen Unternehmen für die Zukunft – denn wer wird sich ein halbes Jahr nach der Erscheinung gerne so in Reihe und Glied für halb Geld aufführen lassen. Daß ich dabei nicht an mich denke – wirst du überzeugt seyn; ich bin ja in guter Gesellschaft – aber einige andere an denen dir doch gelegen seyn muß in ähnlichen Unternehmungen werden dir nicht mehr bereit seyn. Doch genug davon. – Wie steht es denn mit der neu projektirten Zeitschrift? und welche Antwort ist von Erlangen erschollen? Ueber mein groses Glück mit meinen Wilmanischen Arbeiten schreie nun nicht zu viel – denn sieh! aus der Zeitschrift wird vorjizt nichts. Du hattest richtig geahnet – als ich Wilmanns meinen nähern Plan mittheilte, meinte er, sie würde zu gelehrt – er wollte so ein Machwerk wie die Ruhestunden die sonst bei ihm herausgekommen, hübsch voll häusliche Scenen, Gedichtchen, Popularien und Plattheiten wie das grose Publikum sie liebt, ließt und bezahlt.

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Damit kann und will ich nun nicht dienen und meine Zeitschrift soll er nicht haben und ich habe die Idee dazu überhaupt so gut als aufgegeben – weil die Epoche der Zeitschriften nach gerade zu Ende geht. – Entweder muß mit den Schlegels, Ritter, Tiek, Schleiermacher und andern Künstlern die nur der Wissenschaft und Kunst, frei von akademischen und andern Dienstverhältnissen leben ein tüchtiges Werk zu Stande gebracht werden, in welchem wir etwa unter dem Titel von Jahrbüchern unsere Arbeiten übrigens unabhängig voneinander, jeder nach seiner Art, niederlegen – endlich würden wir doch wenn auch anfangs auf scheinbar verschiedenen Wegen zusammentreffen; – oder ich gebe die Arbeiten die ich dafür bestimmen würde, besonders heraus, etwa unter dem Titel: Beiträge zur Mythologie, Geschichte und Kunst. Ich habe die Idee auf diesem Wege unter andern nach und nach die heiligen Schriften aller Völker und die ältesten Quellen der verschiedenen Nazionalreligionen und Mythen zu geben. Ueberhaupt werde ich mit jedem Tage ein gröserer Theologe im höheren Sinn des Worts – denn ich suche es in allen Religionen zu werden ohne einem Cultus anzuhängen. Wahrhaftig Lieber dies ist die Wissenschaft der Wissenschaften und die Kunst der Künste hier ist der Schleier der Isis zu finden und das höchste was Religion, Liebe und Phantasie hervorbrachten. Ich gehe mit grosen Dingen um und lebe ich nun noch einige Jahre und nicht ganz so wie zeither von äußern besonders ökonomischen Verhältnissen gedrückt und gedrängt: so hoffe ich noch der Winkelmann der Mythologie zu werden. Ich weiß wohl was ich sage und kenne die Gröse, Erhabenheit und Mühseligkeit des Ziels, aber ich fühle Kraft und was noch mehr ist, den Sinn dazu in mir. – Bei Winkelma nn in Parenthese. Ist dir zu weilen recht schlecht zu Muthe guter Junge und hast du zu nichts Lust und Liebe – ließ W. Geschichte der Kunst – und gehts auch da nicht, s eine Briefe a n F r e un d e – kaufe dir ja alle Sammlungen derselben – es giebt glaub’ ich deren verschiedene – und willst du mir ein recht liebes Andenken von dir geben, laß zwei Exempl. kommen und schicke mir eins – du kannst mir nich t s b e s s e r s geben und sie kosten wenig aber bei mir sind schlechte Zeiten. Also – ließ diese Briefe und wenn sie dich nicht ermuntern und aufheitern, dir nicht Muth und Kraft geben, dann ist es aus mit dir, du bist für Kunst und Wissenschaft verloren – da kannst du dann nach Dolch oder Pistole greifen. Dieser bestäubte Schulmonarch und Bibliothekar war einer der größten Menschen der neuen Zeit – unter me i n e n H e i lige n steht er mit oben an, möge er es auch unter den deinigen – denn du kennst ihn noch nicht. Folge ja meinem Rath – und schreibe mir dann einmal ob ich nicht Recht hatte. Beim Anschauen einer solchen Individualität lernt man ausharren – ich müste sagen in Noth und Tod. Seit einiger Zeit habe ich angefangen mich mit dem Is lä ndis chen zu beschäftigen – und schon die Voluspa und den größten Theil der jüngern Edda neu übersezt – denn die einzige deutsche Uebersetzung der Erstern, die

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Schimmelmannische ist unter aller Kritik. Bin ich damit fertig dann soll es auch an die ältere oder Sämundische kommen, die noch nie übersezt ist. Jezt habe ich leider daran abbrechen müssen um den zweiten Theil vom Bertrand zu vollenden, der auf die Michaelmesse kommen soll und muß. Doch in einigen Wochen hoffe ich fertig zu seyn – dann wird Sickingen vollendet – dann die Edda vollends übersezt und dann mit allem Ernst an das grose Werk über die Mythologie, wovon du die Ankündigung im Intelligenzblatt der A. L. Z. gelesen haben wirst. Mit s o lch e r Li e b e bin ich noch an kein Buch gegangen und gewiß, bleibt keine meiner Arbeiten nach mir, so soll es diese und meinen Namen erhalten. Ostern 1803 muß das Ganze fertig gedruckt seyn und vielleicht arbeite ich mich daran tod – und das wäre auch gut, denn auf schöne Tage und ein häuslich frohes Leben, darf ich wohl niemals rechnen – die Jugendträume zerflattern immer mehr und meine schönsten Wünsche sind wohl unerreichbar. Bei deinen Unterhandlungen mit Buchhändlern könntest du hie und da meiner obenerwähnten Beiträge gedenken und an mich verweisen. Du weißt, ich e r ö f n e h ö ch s t u ngern der gleichen Geschäfte. Nächste Ostern muß ein Band erscheinen. Eröfnen will ich ihn mit der Edda – dann hätte ich einen kunstigen Aufsatz über Baukunst und Skulptur der alten I n dier – dann über die epische Po e s i e d e r D e u t schen im M it t elalt er. Dieser glaube ich kürzlich auch vollends auf die Spur gekommen zu seyn – insbesondere dem S chlüs s el zu ihr e n Fab e ln – und der Gedanke daß sie alte Nazionalgeschichten enthalten, war nicht so aus der Luft gegriffen wie Lessing meinte – Ich hoffe den Gottsched unter gehörigen Einschränkungen zu retten und das wichtigste Resultat meiner Untersuchungen wird eine vielleicht nie geahnte Vertauschung der alten germanischen und alten nordischen Geschichte seyn – die wunderbar in einander greifen und die alte Einheit immer deutlicher machen. Das Heldenbuch soll dann allem Gerede für und wider zum Troz auch wieder an die Reihe kommen – und ferner wie vormals bearbeitet werden – und dann die Nibelungen denn die gehen mir unter diesen Epopöen über alles – und stehn oben an. Kannst von diesen Verkündigungen Grätern bei Gelegenheit Etwas zum Besten geben – es wird ihm vielleicht Freude machen. Grüße ihn dabei recht herzlich von mir – und wenn er einmal Beiträge zu einem Glossarium über das Heldenbuch – oder zu einem Isländischen für Braga und Hermode haben wollte, die kann er für 3 rtl. erhalten. – Wegen der Beiträge erinnere ich noch – unter 2 L’d’or für den Bogen gewöhnl. 8. wird Nichts gereicht – das schreibe dem Buchhändler gleich mit. – Du siehst, wenn ich einmal anfange, dann schreibe ich auch ordentliche und kunstige Briefe – und dabei bitte ich nun auch, ferner nicht mehr gegen andere über mich zu klagen – das kann ich nicht leiden. Ich habe dir versprochen jährlich acht Briefe – und die werden nicht aus bleiben. Wahrhaftig ich schreibe keinem Menschen so oft – und aus den alten Zeiten gar keinem außer dir, da bist du

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der einzige der mir übrig geblieben. Liegt dir daran so alle acht Tage ein paar Zeilen zu haben, wie es so eben geht, darauf kömmt es mir nicht an, aber das hoffe ich nicht – und du weißt ja, an die Menschen die mir lieb sind, schreibe ich nur in meinen besten Stunden und dann ordentlich. – Die Gräfin hat mir gesagt, daß sie dir eben deswegen die Correspondenz aufgekündigt hat – du magst es ja wieder gut machen – denn wenn du vorher zu beneiden warst und wenn sie dir jährlich nur zweimal geschrieben hätte, so bist du nun desto mehr zu bedauren. Sie ist ein koestliches Weib. Ich habe ihr die Karakteristiken und Friedrichs Griechen und Römer gegeben – und freue mich, daß sie immer mehr Geschmack an Friedrichs gutem Geiste findet. Solche verwegene Fragen wie die in deinem lezten Brief an Herder: ob ich tod sei? hoffe ich, sollen dir nach Empfang dieses so bald nicht wieder in den Sinn kommen – denn du wirst daraus wohl erkennen, daß ich noch wahrhaftig lebe – und dies Wenig von Muth und Kraft jugendlichen Lebens soll und wird mich auch nicht verlassen – und wenn mich auch Alles verläßt – und die liebsten Wünsche ewig unerreichbar bleiben – der Wissenschaft und der Kunst bleibe ich treu – und ganz werden mich die Musen nie verlassen, bis ich hinabsteige zum dunkeln Lande der Väter. Denke nicht, daß es außer mir vielleicht besser sei als sonst, weil ich so muthig schreibe – der Himmel der mir vor allen lächeln sollte ist so trübe wie der über uns seit einigen Tagen – und auch ökonomisch sind schlechte, sehr schlechte Zeiten – ich brauche immer mehr als ich verdienen kann – denn alles ist theuer, aber das innere Leben lasse ich mir nicht zerstören, das ist mein Heiligthum und meine Welt. Kannst übrigens solche Briefe wie diesen immer aufheben – sterbe ich bald, noch Geld damit verdienen – denn sie könnten doch zeigen was ich hätte werden können. Herders Gegenwart in deiner Nähe wird dir viel Freude machen. Kommst du noch einmal nach Stachesried so grüße alle recht herzlich von mir. Und nun leb’ wohl, recht wohl guter alter Freund! glaube daß ich oft an dich denke und du mir immer lieb bleiben wirst. Säßest du bald auf deiner Hufe als freier Mensch – dann lebte ich einmal ein Jahr bei dir und wiegte deine Kinder. Adio! Ewig der deinige F. Majer.

150 Ritter ist noch bei mir – er grüßt dich. –

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Die hochlöbliche Reichs, und besonders die kayserliche Post, ist doch so unordentlich als man in der Welt nur etwas sehen kann, und es richtet sich im Heiligen Römischen Reich wahrscheinlich jedes untergeordnete Departement nach den Confusions artigen Ordnungen welche in dem lieben Vaterlande durchgängig herschen, denn sonst hätte ich deinen Brief mein guter lieber Bruder, und du den meinen nicht so spät bekommen können. Daß es wirklich an den kayserlichen Posten liegt, habe ich während meines Aufenthaltes in Toeplitz mit verschiedenen andren Briefen erfahren. Deinen letzten vom 28t July habe ich erst den 16ten August erhalten, und unmöglich kann eine ordentliche Post von Regensburg bis Toeplitz 18 Tage gehen, doch es ist so und meine Verwunderung hilft weiter zu nichts. Ich empfieng deine mir so liebe Epistel gerade in dem Augenblick als wir damit beschäftigt waren, einige Operetten und Comoedien einzustudiren, um sie aufzuführen, und war, da ich wie gewöhnlich auch die Rolle des Regisseurs über mich genommen hatte, so beschäftigt, daß ich gar nicht zu mir selbst kommen, und meine Bade-Cur sogar darüber nicht gehörig abwarten konnte. Wir spielten erstlich l’Opera comique eine allerliebste kleine französische Oper von Dellamaria, dann la Déséspoire de Tocrisse eine farce; Le Leg von Marivaux; le Cercle ou la Soirée a la Mode, und Adolphe et Clara ou les deux prisonniers von Dalayrac. Alle diese Stüke wurden in Zeit von 4 Wochen einstudirt, und verschiedentlich 2 auch 3 mal aufgeführt nachdem das Publikum sie verlangte. Du kannst denken welche ungeheuere Arbeit die Opern besonders gekostet haben, aber sie giengen am Ende recht gut. In der ersten sind nur 3 Stellen welchen unter den Prinzen Radziwill der ganz vortrefflich singt, unter Fräulein Krüdner Tochter des Rußischen Gesandten in Berlin, der es weder an Talent noch an Geschmack fehlt, und unter meine Wenigkeit getheilt waren. Die zweyte Oper hat nur 4 Personen, und war daher unter uns auch leicht zu besetzen. Ohne Ruhm zu melden wir haben uns eine Ehre damit erworben. Die Hauptrollen in den Komödien spielte die Fürstin Dolgoroncky und zwar ganz außerordentlich gut, – so gut daß nichts mehr zu wünschen übrig blieb, denn wahrhaftig ich habe nie eine beßere Actrice gesehen. Bey Besetzung der Männer Rollen fehlte es aber an Subjecten, und da habe ich gar offt an dich gedacht mein alter Junge, und dich zu uns gewünscht. Du haßt theatralisches Talent und spielst gern Komödie! – gewiß du wärst der ganzen Gesellschaft willkommen gewesen, und wie hätte es mich freuen sollen, einmal wieder mit dir auf den Brettern zu stehen, und mich der vorigen glücklichen Zeiten zu erinnern wo wir in dem geliebten Weimar unsere mimischen Talente in Uebung setzten. Als ich vollends deinen Brief erhielt worinn du mir deinen fehlgeschlagenen

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Reise Plan mittheilst, wurden diese Ideen um so lebhafter in meiner Seele, und ich verfluchte in Gedanken das ganze heilige Römische Reich, zu deßen Wohl und Wehe, du doch ohnehin nicht viel mit beytragen wirst. – O wärst du doch nach Toeplitz gekommen alter ehrlicher Junge! was für eine kindische Freude würde ich gehabt haben, dich wiederzusehen und mit dir einige frohe Wochen zu durchleben. – Wahrlich es wäre Balsam für meine kranke Seele gewesen, denn ohngeachtet der theatralischen Zerstreuungen, war ich gerade dort, in einem unbeschreiblich unangenehmen Zustande. Mein Körper war durch die Bade Kur, die ich doch für Rhewmatismus brauchen mußte, so abgemattet, und meine Seele war dabey in einer solchen traurige hoffnungslosen Apathie, daß ich ordentlich mit Ueberdruß das Leben so fortschleppte. Nicht einmal etwas thun konnte ich denn dazu war ich zu matt, und wenn ich meine Rollen studiren wollte schlief ich ein. – Kam ich in den Saal zur Gesellschaft so waren mir die Menschen fatal und ich fühlte eine unbeschreiblich peinliche leere des Herzens und des Geistes. Bloß die letzten paar Wochen; denn ich bin 1½ Monat dort gewesen; wurde mir ein bißchen wohler zu Muth. Ich wurde näher bekannt im Hause der Frau von Krüdner, fand an ihr und ihren zwey Töchter sehr brave Menschen, die mich mit Freundlichkeit, Theilnahme und Wohlwollen aufnahmen, und dadurch mein Herz erleichterten, und ließ nun alle anderen Gesellschaften fahren, um bloß meine Zeit, die ich beym Prinzen abmüßigen konnte, mit ihnen im kleinen häußlichen Zirkel zubringen zu können. Ich fand in dieser Familie so viel gegenseitiges Wohlwollen, so eine schöne Vertraulichkeit, eine so Zutrauen erweckende Treuherzigkeit, daß ich mich wunderbar erleichtert, und eine Art von Fröhlichkeit und Heiterkeit in meiner Seele fühlte, die schon lange nicht mehr drinn wohnte. – Lächle nicht, und bilde dir etwa ein ich sey in eines der Mädgen verliebt; – bey Gott nicht, und ich kann mir sehr gut von allen meinen Gefühlen für sie Rechenschaft geben, aber es waren gute Menschen, und mit solchen war ich lange nicht umgegangen. Eins der Mädgen, nehmlich die hübscheste, und welche mir vieleicht wegen einer großen Aehnlichkeit mit Auguste hätte können gefährlich werden, ist versprochen; mir daher ein heiliges Scheugericht (?), und die zweite ein gutes kluges Mädgen ist aber für mich gar nicht hübsch genug. Ich bin beyden herzlich gut ohne sie grade zu lieben, und schloß mich bloß gern an sie an weil mein Herz der Theilnahme bedurfte; – du weist in Rheinsberg ist mir von der Seite nicht wohl, und nur vergebens suche ich bey den dortigen Franzosen, was mir Zutrauen, Herzlichkeit und Zuneigung erwecken könnte. – O wärst du doch auch in Toeplitz gewesen, ich weis gewiß die guten Mädgen hätten dich ganz eingenommen, und meine Freude wäre noch erhöht worden, dich in meiner Nähe zu sehen. – Meiner guten Keele bin ich deswegen aber nicht untreu geworden, – die steht bey mir immer oben an und thront in meinem Herzen. Ihr Bild ist mir in die Seele gegraben, und leuchtet darinn wie der Mond mit sanften, nicht blendenden

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Strahlen, die aber grade deswegen, um so wohlthätiger sind. Ich habe jetzt wegen ihr gewaltig viel zu kämpfen, denn meine Mutter der ich meinen Heyraths Plan mitgetheilt, will gar nichts davon hören, und bringt mir immer einen Grund nach dem andern vor, warum ich sie nicht heyrathen soll. Gegen ihren Karakter und gegen Ihre moralischen Eigenschaften hat sie freylich nichts einzuwenden, aber 1) fürchtet sie Keelchens Gesundheit sey zu schwächlich, und würde es nicht aushalten einige Kinder zu bekommen, und 2) ist sie ihr viel zu arm. Meine Mutter ist wahrlich nicht geizig und wünscht mir nur eine reiche Frau um mich recht im Ueberfluß und Wohlstand leben zu sehen, weil sie mich unendlich liebt. Sie meint man könnte ja auch Mädgen finden, die mit den guten Eigenschafften des Herzens und Verstandes Reichthum verbänden, es sey bey den jetzigen theuren Zeiten gar sehr angenehm etwas mehr als das nothdürftige zu haben, und durch einen vollkommenen Wohlstand mache man sich von allem übrigen unabhängig. In den letzten Punkten hat sie freylich recht, aber in dem erstern kann ich ihr nicht beystimmen, – es ist fast unmöglich ein reiches Mädgen zu finden die etwas taugt, oder die wenigstens von Seiten des Verstandes und Herzens die Eigenschafften hat, welche zu meinem Glück nothwendig sind. Die liebe Keele ist freylich ganz blutarm, und ich weis auch nicht ob sie jemals Hoffnung hat etwas zu erben, oder sonst zu bekommen, wir würden daher vor der Hand noch ziemlich kärglich leben müßen, und uns zumal wenn wir Kinder bekämen sehr einzuschränken gezwungen seyn, denn so lange ich in Rheinsberg bin kann ich doch nebst freyer Station auf nicht mehr als 2000 rh baar Geld rechnen, mit dem was meine Eltern mir jährlich dazu geben würden. Allenfalls könnten wir freylich damit fertig werden, aber wie wird es in der Zukunft wenn der Prinz tod ist? Ich kann zwar bestimmt auf eine weitere Versorgung hoffen allein so sehr lucrativ wird sie auch nicht seyn, und ich müßte mich schon darauf gefaßt machen immer mit ziemlich Wenigen zu leben. – Diese Betrachtungen flößt mir meine Mutter ein, und ich kann nicht sagen daß sie unrecht hätte, allein bey den wirklich wenigen Bedürfnißen die ich habe, und bey der großen Sparsamkeit der guten Keele, die jetzt mit so sehr wenigem auskömmt, glaube ich doch, das wir ohne Sorgen leben könnten. Die Zeit wird lehren was aus alle dem wird, und wüßte ich nur die Geschichte mit Wolzogen aus dem Grunde, und könnte ich auf ihre Liebe zählen, so würde sich meine Mutter schon bereden laßen, denn meinen alten Vater habe ich schon halb auf der Seite. Vor der Hand thue ich weiter nichts als, alle Heyrathsvorschläge von mir mit guter Manier abzulehnen, bis mir etwa mein Glücksstern künftiges Frühjahr zu dem Glück verhilfft nach Weimar gehen zu können, – denn als dann wird und muß sich alles entscheiden. – Diesen Herbst kann ich nicht hin, so sehr mich auch der Erbprinz und auch die gute Keele darum gebeten. Ich habe nur bis zum 20t Octobr Urlaub, und bin so lange nicht hier bey meiner Mutter gewesen, daß es unverantwortlich wäre, wenn

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ich nicht die ganze Zeit meines Urlaubs bey ihr zubrächte, da sie gewöhnlich drey Theile vom Jahr allein hier lebt. Zudem wird auch unser Gut neu verpachtet, und es sollen noch eine Menge Veränderungen Verbeßerungen und Bauten vorgenommen werden, wobey mein Rath und Beystand nöthig sind, und ich muß schon dießmal die Pflichten des guten Sohnes, den Pflichten der Freundschafft vorgehen laßen, wie dieß wohl auch sehr natürlich ist. Vom Erbprinzen habe ich vor einigen Tagen einen wirklich recht hübschen Brief erhalten, worinn er mir klagt daß er jetzt so ganz allein sey und sehnlichst meine Gesellschafft wünsche mich daher inständig bäte, bald zu ihm zu kommen, und ihn zu besuchen. Es ist wahrlich ein herzens guter Junge, und ich glaube wirklich daß wenn ich immer um und mit ihm seyn könnte, ich sein Vertrauen ganz gewinnen und so vieleicht für das Land dereinst nützlich seyn könnte. Wahrlich, – wären meine jetzigen Aussichten nicht so gut als sie es doch eigentlich sind; da ich in einigen Jahren durch des Prinzen Tod eine Pension von 800 rh ganz umsonst habe; so würde ich nicht anstehen Weimarische Dienste zu suchen, und die Stelle als Kammerherr bey dem Prinzen zu fordern, die ich auch gewiß erhielte. Ich bin überzeugt ich würde manches Gute stiften und viel Böses verhindern können, zumal da ich von seiner künftigen Frau, die ein so vollkommenes Geschöpf ist, gewiß alle Unterstützung zu gewarten haben würde. Dann wäre auch eine Verbindung mit meiner guten Keele, sehr ausführbar, und noch obendrein nützlich. – Vor einigen Tagen ist die Wollzogen hier bey uns gewesen, und da haben wir sehr viel von dir gesprochen; – sie ist dir eigentlich recht gut, und ich glaube daß du wohl thätest ihr zu schreiben, denn sie kann dir wegen ihrem Manne nützlich seyn, wenn du ja die Idee noch einmal ausführen könntest nach W: zurückzukommen. Sie wohnt jetzt in Dresden, wo sie Wollzogens Rückkunft aus Rußland erwartet, der erst nach der Krönung von dort weg kann. Sie hat mir gesagt Loewensterns wären in Lausanne und würden auch den ganzen Winter dort bleiben. Willst du an sie schreiben, so kannst du deinen Brief dahin addressiren, ich werde es auch nächstens thun. Der jüngste Fritsch ist wegen administration seines Gutes eine Zeit lang in Dresden gewesen um die Lehn zu nehmen, und hat mich hier besucht. Er war äußerst amicale, und sagte mir du und Wolffskeel wärt auf der Liste ReichsHofrath zu werden; ist das wahr? – und wirst du die Stelle gern annehmen? – Ich zweifle am letztern. Dankelmann macht wie F: versichert eine sehr traurige Figur und scheint sehr unglücklich! – Abermals eins von Augustens Schlacht Opfern! – Lebwohl lieber guter Bruder und denk meiner immer in Liebe. Ewig dein treuer Freund Carl

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106. Von Luise von Göchhausen, Tiefurt, 12. Oktober 1801 Tiefurth d 12ten 8br ––1.

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In Auftrag der Frl: Keele erhalten Sie, lieber Seckendorff, diese Zeilen nebst der Beylage. Sie kam heute Morgen zu mir und sprach diese geflügelten Worte: „Lieb Dame, schreiben Sie doch an den S. daß ich ihm vor den Geburtstag der Herzogin nicht schreiben könte, daß ich aber die Lit: Briefe schickte. Schreiben Sie aber recht artig.“ Ich muß berichten, wie es eigendlich mit dieser Geb:tags Verhinderung steht: Noch jedes Jahr ihres Hierseyns, bestimmt sie so kurz wie möglich vor den 24ten 8br. eine höchst beschwerliche, langweilige Arbeit als Geschenck zu diesem Tage. Um nun damit zu enden, sitzt sie bey verschloßnen Thüren, wie angeklammert über den Nähramen, und lässt, bey verschloßnen Thüren, nach ihren Ausdruck, niemanden als den lieben Gott vor sich. Dieses Jahr ist es das nähmliche, nur mit dem Unterschied daß sie hiezu noch Eßelsmilch mit Pyrmonder trinckt. Daß sage ich Ihnen als Beweiß ihrer bessern Gesundheit, denn noch befindet sie sich, trotz dieser Lebensweise, bey ersprißlichem Wohl. Daß mir übrigens dieser Auftrag sehr willkommen war, werden Sie mir glauben. Wie gerne sagte ich Ihnen, nebst meinem herzlichen Danck, noch recht viel über Ihren lezten lieben Brief, allein ich muß eilen damit, der Keele ihren Befehlen gemäß, wenigstens dieser Brief noch heute auf die Post kommt. Es bleibt mir nur noch so viel Zeit Ihnen die glückliche Ankunft der Herderischen und Kotzebuischen Familien zu melden. Von des leztern Reise Geschichte, haben wir die Aushängebogen bis p. 176 schon erhalten. Ich fürchte er hat sich in dieser Schrift, die in 2 Theilen herauskommen soll, zusehr seinen gutmüthigen individuellen Gefül überlassen, um für eine gewiße Klasse eine geschickte Composition daraus zu machen. Die H. Schlegel u. Consor: werden ein reiches Feld finden. Uebrigens wird es nicht an Indereße fehlen, nur glaube ich, auch seine besten Freunde werden das Ganze etwas gedrängter wünschen. Daß die Unzelmann bey uns war, wißen Sie. Sie hat den ganzen Beyfall des gebildeten Publikums; für das andere reichten zuweilen ihre Mojens nicht zu. Mit Taschenbüchern sind wir schon reichlich versehen. Das Cottaische zeichnet sich durch inneren Gehalt, durch der Wolzogen u Schillerschen Beyträge, so wie das Viewegsche durch äußre Pracht u Herders Eloise aus. Der Willmansche hat hüpsche Kupfer. Die Karoline Eglofstein, ist auf dem besten Weg der Genesung – wie krank sie war, werden Sie wissen. Die Königliche Jette regiert die Herzen nach wie vor, u.

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befindet sich wohl dabey. In 8 od. 10 Tagen verlassen wir das liebe Thal. Leben Sie wohl u. gedenken Sie der Freunde! Goechhausen. 40 Im Augenblick da ich siegeln will bringt das theure Haupt, die Keele, noch beyliegentes in Silber gestickte Demi chemiset u. läßt Ihnen sagen „es wär seit dem Tag Ihrer Abreise ferdig, nur nicht abgeschickt worden“ – – Da alles bey ihr nur z u m l e z t e n Aug e n b l i c k ferdig wird u. Sie einen Tag 45 eher abgingen, konten Sie es freylich nicht erhalten, da dergleichen Dinge nicht von selbst entstehn u. zum Ziele wandeln. Sie werden noch etwas finden, das mit der heutigen Post an die Herzogin, ohne Brief, an kam. Niemand weis woher. ich sagte der Herz: daß ich Ihnen schriebe u. sie gab mir ein Expl. für Ihnen, auch viel freundl Grüsse. Verzeihen Sie die Eile. Dem Befehl ar tig zu schreiben, habe ich leider nicht 50 befolgt.

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Durchlauchtigster Herzog! Gnädigster Herzog und Herr! Als Eure Herzogliche Durchlaucht vor einigen Monaten mich unter die Zahl Höchstdero Diener huldreichst aufzunehmen, gnädigst geruht haben, war es mein sehnlichster Wunsch, mir bald eine Gelegenheit zu sehen, meine Höchstdenselben gewidmete pflichtschuldigste Dankbarkeit durch Beweise meines Diensteifers und Anstrengung meiner Fähigkeiten bethätigen zu können. Blos in dieser Hinsicht habe ich gewagt, in etwanigen Abwesenheiten meines Vaters auch meinerseits Eurer Herzoglichen Durchlaucht von den hiesigen Angelegenheiten unterthänigst Bericht zu erstatten, und habe daher, da Höchstdieselben mich mit entgegengesezten Verhaltungsbefehlen unmittelbar zu versehen nicht geruht haben, auch diesmal der desfallsigen Anweisung meines Vaters Folge leisten zu müssen geglaubt. Doch ist mein bisheriges Verdienst so gering, daß ich nicht wagen würde, die mindesten Ansprüche hierauf zu gründen, hätte sich nicht kürzlich ein Fall ereignet, von dem ich eine erspriesliche Gelegenheit, meine dem höchsten Dienst gewidmeten Kentnisse mit Nuzen zu erweitern um so eher hoffen darf, als durch die gnädigste Beförderung meines Vettern, des Kammerherrn v. Seckendorf in Paris die Konkurrenz in dem diplomatischen Département verringert worden zu seyn scheint. Durch das jüngste Reichsgutachten hat das versammelte Reich sein zu Eurer Herzogl. Durchlaucht reichspatriotischen Gesinnungen hegendes Vertrauen mittelst Höchstdero Aufnahme unter die Zahl

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der, zu Arrangirung des, aus dem Lüneviller Frieden entspringenden verwikkelten teutschen Reichsverhältnisses ernannten Reichsdeputirten zu erkennen gegeben. Der zu dieser Angelegenheit von den hohen paziscirenden Mächten erlesene Ort, und die dahin gezogenen Geschäfte seien auch, welche sie wollen, so ist es kein Zweifel, daß es nötig seyn werde, bei Eruirung eines so weitläufigen Werkes die Arbeitsamkeit mehrerer Geschäftsmänner in Thätigkeit zu sezen. Sich unter einer solchen, gewiß äußerst zwekmäsigen Leitung in einem größern Wirkungskreise ausbilden zu können, ist ein Ziel, das der eifrigen Anstrengung eines jeden jungen Mannes wert seyn muß. Unter dieser Voraussezung wage ich es daher, Eure Herzogl. Durchlaucht unterthänigst zu bitten, mir mit gnädigster Berüksichtigung weniger dessen, was ich bisher zu leisten im Stande war, als meiner sich hierauf gründenden Hofnung einer nüzlichen Ausbildung für die Zukunft, bei der an den künftigen Reichsfriedenskongreßort abzuordnenden Gesandschaft die Verrichtungen eines Legationssekretärs huldvoll versehen zu lassen, falls Höchstdieselben nicht bereits eine bessere Wahl getroffen haben sollten. Ich würde einen solchen Beweis des gnädigsten Zutrauens mit dem tiefsten Dankgefühl lebenslänglich erkennen, und in ihm eine neue Veranlassung finden, die gegen Eure Herzogliche Durchlaucht hegende tiefste Verehrung aufs neue zu bethätigen, mit welcher ich nie aufhören werde, zu seyn Eurer Herzoglichen Durchlaucht unterthänigst treuverpflichtetster F. K. L. Frh. von Seckendorf

45 Regensburg, am 13ten Oct.

1801.

108. An Karl August Böttiger, Regensburg, 16. Oktober 1801 Regensburg, 16t Oct. 1801. Wenn ich Ihren mir äusserst angenehmen Brief, verehrungswürdiger Freund, nicht früher beantwortete, so geschah es blos, um den darinn enthaltenen Wunsch um Korrespondenznachrichten zugleich mit befriedigen zu können. Dies 5 war ich erst jezt im Stande, und ich gebe Ihnen daher in der Beilage alles, was ich habe, zu beliebigem Gebrauch. Die Komitialluft ist gewönlich sehr steriler Natur, und verspricht der Ernde nur kärgliches Gedeihn, wenn man seine Freunde von etwas andrem als Politik unterhalten will, und diese mag ich gern aus meinem freundschaftlichen Briefwechsel verbannen, zumal die hiesige. Wird diese lezte

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10 interessanter, etwa wenn die Deputation hier organisirt wird, was aber noch die

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Frage ist, so werde ich auch kommunikativer sein, jezt ist mir das Wesen recht oft zuwider. Wollen Sie mir dies zuweilen mit einem Freundschaftsdienst erwiedern, so hätte ich deren jezt zwei auf den Herzen. 1.) Gädicke hat meine zwei Taschenbücher unter einem neuen Titel ins Publikum gebracht, und war so indiskret, alle Mitarbeiter auf dem Titelblatt in Reihe und Glied aufzuführen. Er hat mich zwar um meine Einwilligung befragt, mir aber in der Folge zu verstehn gegeben, daß es auch ohne diese geschehen werde. Ich habe ihm geäussert, daß ich es nicht wünsche, es ihm aber nicht schlechterdings verwehren wolle, vielmehr es mir auch gefallen lassen wolle, wenn es die Mita rbe i t e r z uf r i e d e n wären. Ob er dies bei allen gethan hat, weis ich nicht, die Sache ist geschehn, ob man es ihm gleich auch von andern Seiten abgerathen hat, und ich wünsche nun sehnlich, meine Freunde in Weimar wenigstens zu überzeugen, daß ich diese Indiskretion, wofür ich es immer halte, nicht veranlaßt, sondern ihr nur wider willen nachgegeben habe. Es liegt mir zuviel an der Achtung derselben. Übrigens war mein Nachgeben bedingt, und es ist die Frage, ob die Bedingung gehörig erfüllt worden 2.) Wäre es nicht bei irgend einer Gelegenheit möglich in das auswärtige Publikum zu bringen, daß ich eine sehr verschiedene Person von meinem leider! Nahmensvetter sei, dem Exbuchhändler und Lotteriespekulanten, Adolf v. Seckendorf, mit dem man mir schon die Ehre angethan hat, mich zu verwechseln? Zu meinem Ärgernis sehe ich, daß dieser Herr eine ziemliche Celebrität hat. Die Namensgleichheit kan mir in meiner künftigen litterarischen Carrière schaden, gleichwol ist der Fall zu einer öffentlichen Erklärung in meinem Nahmen nicht vorhanden. Eine zufällige Erwähnung könnte vielleicht bei Gelegenheit irgend einer Expektorirung gegen jenen möglich sein. Daß ich Herdern auf seinem neuen Tusculum besucht habe, haben Sie vielleicht gehört. Es war mir eine wahre Wonne, die liebe Familie so ganz unerwartet wiederzusehn. Der Kurfürst von der Pfalz hat ihm, das wegen seines Güterkaufs nötige Indigenat, nebst daraus herfließenden Landstandschaft und Adelsrechten auch für sich – obgleich der Gutskauf im Nahmen seiner Söhne geschlossen – in den ehrenvollsten Ausdrükken bewilligt, „man schäze sich glüklich, einem Gelehrten, dessen Talente ganz Teutschland Ehre machen, einen Beweis seiner Achtung geben zu können“ sind die Worte des Reskripts, welches ich Ihnen vielleicht in extenso mittheilen kan, wenn es Herder angenommen hat. Ich habe bisher den Merkur von Gädicke monatlich mit der reitenden Post erhalten, denn hier in loco bin ich postfrei, und wenn ich abwesend bin, ist es doch mein Nahme, wenn die Addresse an m einen Vater abzugeb en lautet. Empfangen Sie nochmals meinen Dank für die gütige Besorgung des Auktionsgeschäfts. Da ich seitdem nichts mehr gehört habe, und der abwesende

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Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 23. Oktober 1801

50 H. v. Diede die Sache gleich zu berichtigen versprach, so wird es wol abgethan

sein. Mit dem verbindlichsten Danke lege ich die Mysterious Mother bei. Schiller ist vermutlich noch auf Reisen, Fr. v. Wollzogen auch, ich habe ihre beiden neusten Produkte im Cottaischen Kalender mit Vergnügen gelesen, auch 55 das Fragment von Göthes Zauberflöte. Wie geht es mit der Fortsezung des archäologischen Museums, dessen 1stes Heft mir viel Freude gemacht, und mit dem mythologischen Werke mit Majer? Wie hat die Unzelmann gefallen? Mein wärmstes, freundschaftliches Andenken an Herders, Bertuch, Kozebue, und alle gütigen Freunde. Seckendorf 60

109. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 23. Oktober 1801 Weimar d 23 October 18 01 Meine Gesundheit ist noch immer leidend; meine Mutter hat glaube ich der Ihrigen während meiner Kranckheit geschrieben, ich sage Ihnen also nichts davon, zumal da ich noch nicht viel schreiben darf, aber ich war recht kranck. Daß Sie H a rm onie in die verstimmten Menschen gebracht, freut mich, 5 möchten Sie solche doch immer in sich, und in denen finden, so Sie umgeben. – Was sagen Sie zum Mädchen von Orleans? Wie gefallen Ihnen die Zigeuner von der Wohlzogen? Senden Sie mir doch 2 Kistchen Carmeliten Wasser, aber recht bald. Die Her10 zogin erhielt für einigen Tagen ein Gedicht, in welchen Tiefurth recht schön besungen, der Verfasser ist unbekannt; wissen Sie nichts davon? Viele herzliche Grüsse an Julie, sie soll mir bald schreiben. Leben Sie wohl. C. Gottlob war in Leipzig, er wird Ihnen ehstens schreiben.

110. Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 30. Oktober 1801 Am 30ten Oct. Ihr Brief hat mich erfreut, lieber Sekendorf, u es ist recht sonderbar daß Sie den meinen zu eben der Zeit erhalten haben werden. Sie sehen daß ich meine Fehler wieder gut zu machen strebe u mit Vergnügen bemerke ich ein gleiches von Ih-

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5 nen. Sie fodern mich auf etwas von unsern Unterhaltungen zu sagen u da Ihrer

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stets mit Wärme dabei gedacht wird, so soll es mir nicht schwer werden Sie zufrieden zu stellen. Nicht umsonst ist mir die Gesundheit wieder gekehrt u der heitere Sinn, ich wende beides nüzlich zu meinem u meiner Freunde Vergnügen an. Sie hatten Recht da Sie an unsern Bällen u andern Winterlustbarkeiten Zweifel äusserten, denn es werden beinahe keine zu stande kommen die den ga nzen Zirkel Zerstreuung geben, aber meine Klugheit wuste es so zu lenken daß einige kleine Kreise sich fest zusammen ziehen u nur darauf denken recht froh u Lustig zu sein. Kozebub ist auf den ganzen Winter bei uns u wie Sie wissen sind beide Eheleute sehr unzufrieden von ihren vorigen Aufenthalt gewesen, weil man sie nicht genug mit ins Spiel zog. Ich schlug daher der Karoline vor wir wolten mit diesem Paar einen Tag fest sezen u im Wechsel ein mal bei uns, ein mal bei Kozebub einen kleinen Zirkel Freunde sehen, der sich verbindet, um alle Arten von Scherz u Lust durch zu gehen. Dieser Vorschlag ist mit Freuden von allen Seiten auf genomen worden u so besteht denn diese Gesellschaft von der wir uns viel versprechen. Der zweite Kreis der sich verbunden hat, besteht aus grö s ern Geis tern u ist mit einer Art von Feierlichkeit gegründet worden, die dem Stifter angemessen u eigen ist. Wir haben nehmlich eines morgens den Geheimrath Göthe bei der Göchhausen getroffen u unter Scherzen den Vorschlag gethan zum gemeinschaftlichen Vergnügen eine Gesellschaft V erlie b ter zu errichten. Ich spann den Gedanken immer weiter aus u erklärte mich sogleich für Göthe selbst, indem ich es ihn zur Pflicht machte das Ganze einzuleiten u einen Aufsaz zu machen nach dem die Mitglieder leben u handeln sollten. Er schlug ein u kam den nächsten Morgen wieder, wo er uns die ganze Idée aus einander gesezt, vorlegte u uns um die Anzahl der Personen fragte die wir gerne dabei haben wolten. Nach manchen Hinn u Herreden fanden sich 14 Menschen zu sammen die sich alle recht gut verstehen. Alles Paar u Paar für den Ganzen Winter verbunden, kommt Nachts nach der Comoedie in Göthe’s Hause u zuweilen auch im Stadthause zusammen. Man ißt kalt, trinkt Punsch u lermt bis tief in die Nacht hinein. Die Personnen sind: Göthe u Ich, Karoline u Einsiedel, Keehle u Gottlob, August u Am e li e , F r au v . Wohlz ogen u S chiller, Herr vo n Wo lzo gen u Ma d. S chiller, Die Göchhausen u Meyer. – Jedes Mal daß wir uns versammeln werden 3 Gäste gebeten u von der ganzen Gesellschaft bewirthet. Jedes fähige Mitglied bringt vonzeit zu Zeit Trink u Gesellschafts-Lieder mit, die dann in ein Buch eingetragen werden welches blos dazu bestimmt ist. Zuweilen soll gelesen u vielleicht auch gespielt werden. Zur Masken Zeit werden wir verkleidet zusammen kommen u jedes muß den ganzen Abend bei Strafe die Ro lle spielen in der er aufgetretten ist. Die Herrns senden ihren Wein u die Damen trinken Punsch! – Wie gefällt Ihnen die Einrichtung? wir sind daran zufrieden u sehen nun dem Winter getrost ins Auge, denn er wird froher als seine Vorgänger. Prin-

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Von Friedrich Hildebrandt von Einsiedel, Weimar, 2. November 1801

45 zesschen will auch Leute sehen u da wird’s nicht minder Lustig hergehen. Wenn

nur der Dux nicht wäre, der ist unser Popanz! Gott sei bei uns. – Was fehlt uns wohl bei diesen frohen Festen? Der Freund der weit entfernt von uns lebt! – Gedenken wir auch seiner stets im besten Was hilfts, da diese Trennung nie sich hebt? – Doch ist es süß sich noch geliebt zu sehen Wenn Zeit u Raum die Freunde längst getrennt – 50 Der FreundschaftsBund muß herlicher bestehen Wo er der Trennung Macht nicht anerkennt. – Schlecht gereimt aber gut gemeint von Ihrer Freundin Henriette.

111. Von Friedrich Hildebrandt von Einsiedel, Weimar, 2. November 1801 Weimar den 2 Novbr 1801.

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Es liegt eine große Kluft Zeit, zwischen Ihrer Trennung von uns und dem Datum dieses Blattes – und das lange Säumen in diesem weiten Zeitraum fällt mir recht schwer aufs Herz! Doch meine Feder, theuerster Freund, hat mit meinem Andenken nichts gemein: ich war im Geiste recht oft und gern bey Ihnen. Daß auch Sie sich unserer kleinen Stadt mit wohlwollender Erinnerung zuwenden, hat man mir oft versichert und mit schriftlichen Zeugnissen von Ihrer Feder belegt. Herder, den Sie auf seiner Reise besuchten, verbürgte uns Ihr Andenken am lebhaftesten: mit herzlicher Rührung erinnerte er sich Ihres Besuchs und Ihres Abschiedes von ihm. – Möge ein gutes Gestirn Sie einmal zu uns geleiten, und diesen Wunsch, der sich in dem Kreis Ihrer Freunde und Freundinnen oft erneuert, zur Wirklichkeit werden lassen! Von unserm Wollen und Wirken – wie man das Leben definirt – wissen Sie vermuthlich das wichtigste, wenn anders etwas Wichtiges sich seit Ihrer Abreise zugetragen hat? Ich bin sehr auf mich selbst begrenzt, und weiß wenig von dem was mich umgiebt. Die Gesellschaft, in dem nahen Winter, ist gegen ehedem sehr vermindert: die aufgelösste Kolonie zu Belvedere, und die Zurückwanderung der meisten Emigrirten, hat an dieser Verminderung den wesentlichsten Antheil. Man spricht von einem neuen Institut zu Belvedere; doch dazu bedarf es Zeit. Kotzebue ist wieder hier; er bewohnt das Löwensternische Quartier – die ehemalige Bewohnerin ist zu Lausanne, und scheint sich dort sehr zu gefallen – doch vielleicht wissen Sie dieß selbst aus der nächsten Quelle? An unserm Hof hat sich ein schneller Todesfall ereignet: Ludekus, der am Mittag bey uns speisste, ist im Hause seiner Schwiegermutter plötzlich gestorben – noch ist es unentschieden w e r unser Schatzmeister werden wird.

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Nach diesem nekrologischen Bericht, komme ich auf einen theatralischen: Die Brüder nach Terenz sind am Geburtstag der Herzogin, im alten Kostüme mit Masken aufgeführt worden – und man sagt mit Beyfall. Am besten wäre dieß Stück für ein Liebhaber Theater: doch Sie, liebster Freund, und unser Brühl dürf30 ten dabey nicht fehlen! Der enge Raum drängt mich zum Schluß. Empfehlen Sie mich dem gnädigen wohlwollenden Andenken Ihres Hauses, und empfangen Sie die Versicherung meiner treuen Freundschaft! – Einsiedel

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Liebster Bruder. Ist es mir in einem Jahr meines Lebens toll gegangen, so wars in dem heurigen. Von Pyrmont nach Francken, von da nach Dreßden, dann wieder nach Leipzig in PostAngelegenheiten, auf Commission in Altstedt pp kurz, ich wuste öfters nicht, wo ich anfangen u aufhören sollte. Auch jezt ist mir meine Zeit noch sehr zugeschnitten Um aber nicht ganz nachlässig bey dir zu scheinen, so will ich dir wenigstens über die Reichshofraths Angelegenheiten kürzl meine Gedancken mittheilen und deine Rechnungs Angelegenheit zu seiner Zeit, wenn ich alles bezahlt haben werde, nachhohlen! Du weißt, daß ich diese Stelle erhalten konte; da ich aber, als verheyrathet solche ohne zu grosen Aufwand nicht annehmen konte, so muste ich selbige Wolffskel offeriren. Dieser mochte zwar Ehre und Geld gern annehmen, aber dabey ruhig hier bleiben u um 10 Uhr sich zu Bette legen u ich habe zu glauben Ursach, daß er dir, wenn du Lust dazu hast, nicht im Wege stehen werde. Auf diesen Fall gebe mir nur schleunige Nachricht u ich werde sodann alles für dich einleiten! Du kanst als lediger Mann recht gut mit der qn. Besoldung in Wien leben u bekommst du, biß du die 2te Stelle auf der Herren BanAmt erhälst, 100 Louisd’or Zuschuß, so bist du im Stande auch eigne Pferde zu halten – Von einem ledigen verlangt man gar nichts – Nur hübsch behutsam im reden und du machst gewiß grose Fortune in Wien! Soviel für heute, unter schönsten u freundl Versicherungen an deine gnädigen Eltern, theuren Julie u übrigen Anverwandten von deinem treusten Bruder Gottlob Egloffstein

Der junge Dr Müller ist als Assessor an deine Stelle bey der regierung angestellt worden (ob er gleich nur Accessist bey der geheimen Canzley zu werden gehofft 25 hatte) aber auch einige Jahre ohne Besoldung – Inzwischen hat ihn Voigt die endliche Zusicherung gegeben, daß er bald Besoldung erhalten solle. Er hat auch sogleich das votum erhalten weil er ein bürgerl ist. Vor 4 Wochen suchte ich um

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meinen Abschied nach, erhielt aber dagegen die Versicherung, daß ich ehestens in das Geh. RathsCollegium kommen solle – Wir wollen nun abwarten, ob ich 30 gleich jeden Tag versäume, wo ich von den Gütern entfernt leben muß. Dein G Egl.

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Diesen Morgen haute sich Dankelmann mit den jungen Linker, nehmlich den Eisenacher; ersterer wurde in den lincken Arm verwundet, verblutete sich starck, und wurde ohnmächtig; jedoch ist keine Gefahr vorhanden; die Ursache ihres Duells war unbedeutend, Linker tanzte den G ro ßva ter, und als die beliebte Tour kam, wo jeder Herr sich eine Dame zum Walzen hohlt, so neckte Linker 3 Frl, that als wählte er sie, und gieng darauf zu einer Andern, D: welcher nicht tanzte, sagte zu denen Umstehenden: Das ist Unschicklich. Linker schien es nicht zu bemerken, als die Reihe an die Damen kam, so machten es 6–7 eben so, alles aplaudirte, L. fand sich davon beleidigt, und sezte nach vollendeten Tanze D: zu Rede, welcher ihm heute Genugthuung gab. Da ich weiß daß D: Sie interessirt, so schreibe ich es Ihnen, damit Sie keine falsche Nachricht bekommen. Julie hat die Flecken, oder Masern, wie man hier sagt, sie befindet sich recht leidlich, und vermißt Ihre wunderbaren Erz ählungen von vorigen Jahr. Jette komt nicht von ihren Bette, Sie kennen ihre Aengstlichkeit. Nun wird diese Kranckheit wohl die Tour unter die Kinder machen, denn keines hat sie noch gehabt, doch ist sie sehr gutartig. Gestern wurde der Prolog von der Johanna bey Kotzebue aufgeführt; die Amelie eignete sich die Johanna zu, u n d l i s p e l t e s i e a r t ig, denn obgleich ich das berühmte Kleid nicht anhatte, noch die großen Strickna deln mit führte, so verstanden die Zuschauer doch nur wenig. Die theatralischen Uebungen sollen fortgesezt werden, nehmlich Scenen aus Stücken gespielt werden; ich schlug die Electra von Sophocles vor, wo nehmlich Jette die Electra machen soll; wie hält man es mit dem Chor? sprach bey die Alten nur eine Stimme? mehrere fürchte ich machen es undeutlich; sagen Sie mir Ihre Meynung: Ich bin nun einmal vor Stücke, welche man nicht auf die Bühne bringen kan, und Electra, und Antigone sind meine Lieblinge. Wären Sie doch bey uns, lieber Leopold, schnell wollten wir manches zu stande bringen, denn seit meiner lezten Kranckheit fühle ich mich wohl, und zu dergleichen Dingen aufgelegt, aber meine Briefe von vorigen Sommer, müssen Ihnen meinen krancken Zustand gezeigt haben, ich war des Le-

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bens müde, die große revolution, welche in meinen Körper vorgieng, gab mir neuen Muth. Wollen Sie, lieber Freund, orthographischere Briefe von mir sehen, so schaf35 fen Sie mir den Auszug von Adelungen, ich gab Müllern den Auftrag, als er in Leipzig war, er kam aber mit leerer Hand zurück, und behauptete, es sey keiner zu haben, kan man ihn in Regensburg haben, so senden Sie mir ihm. Wir spielen öfters Sprichwörter, da wir aber nicht starck in extemporiren sind, so lernen wir sie lieber au, Sie werden sich um unsere kleine Ge40 sellschaft verdient machen, wenn Sie uns einige Dramatisiren. Ich muß schließen; noch einmal Danck für Ihr niedliches Geschenck, der 2te Decbr wird gefeiert. Leben Sie wohl. C. Meyer nehmlich der Göthische soll der Verfasser von Ti e f u r t h sein, man fand es 45 vorher göttlich, und nun schweigt man stille –

114. Von Carl Bertuch, Weimar, 23. November 1801 Weimar. d. 23. Novbr. 18 0 1.

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P. P. Endlich, mein bester Seckendorf, komme ich dazu, Dir ausführlicher zu schreiben – vielleicht, daß ich jetzt (wo so manche andere fleißige Hand schon anfängt zu sinken) durch eine lebhafte Correspondenz Dir von neuem beweisen kann, wie theuer mir die Stunden der Vergangenheit, die ich mit dir verlebte sind, und wie sehr mir daran liegt, daß mein Andenken bey Dir nicht schwächer werde. – . Es herrscht eine sonderbare Aehnlichkeit zwischen diesem und dem vorigen Winter. Fast um dieselbe Zeit, sitze ich wieder am Bett eines gehauenen Freundes – und dieser ist unser Dankelmann. Er hat sich vorigen Freitag 12 Uhr in der obern Hölzchens Allee mit dem jüngsten Lieutenant Linker, der von Eisenach wieder zum hiesigen Bataillon versetzt wurde auf den Hieb geschlagen. Die Veranlaßung entstand fast wie bey Dir, auf einem adlichen Ball vorigen Dienstag, der auf dem Stadthause vorzügl. Grf. Beust und seiner Dame zu Ehren gegeben wurde. Linker tanzt im Grosvater bey der bekannten Tour, wo man sich eine Dame aussucht, auf zwey bis drey Tänzerinnen zu, faßd sie schon an, und läßt sie darauf wieder stehen, Dankelmann der noch immer den grausamen gegen die drei armen Fräuleins macht und nicht tanzt, steht daneben, und formalisirt sich gegen seine Nachbarn über diese Unschicklichkeit. Welches aber Linker nicht hört. Darauf als die Reihe

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an die Mädchens kömmt, revengiren diese sich, indem etliche auf L.–. zutanzen, und ihn stehen laßen. Die Umstehenden lachen über die kleine Rache der Mädchens; mein Dankelmann mit, aber more consulto lauter als die übrigen. – Linker setzt ihm darüber nach dem Tanz im Saal zur Rede; Dankelmann bleibt Anfangs gelaßen, und sagt ihm: er sähe nicht ein, wie er es ihm übel nehmen könne, über eine Sache zu lachen, die die ganze Gesellschaft gleich lächerlich gefunden habe & &. Da Linker immer wieder von Neuem anfieng, in Dankelmann zu dringen, so wurde dieser auch wild, schrie laut (welches ihm sehr geschadet hat) und foderte Linker, welcher es annahm. Hätte nur Ein ruhiger Mensch die Kämpfer in ein Seiten-Zimmer gebracht, so hätte die Affaire gütlich beygelegt werden können, welches auch das beste gewesen wäre, da die Ursache eine wahre Lapalie war. Den andern Morgen erzählte mir Dankelmann die ganze Affaire, die mir höchst verdrießlich wegen der Dienstfolgen war. Eine frühere Affaire zwischen ihm und Graf Beust hatten wir gütlich beygelegt, hier hingegen war es nicht wohl möglich, da Hundsvott und dergl. Kraft-Phrasen auf das Nichtschlagen gesetzt waren, und die Kämpfer erfuhren, daß der Hof, obgleich die ganze Stadt Zeit und Ort wußte das Duell ignoriren würde. An die weitern Folgen, die es in der Folge haben könnte, dachten sie sorglich nicht. – . Freitag Mittag 12 Uhr wurde dann Dankelmann von einem H. v. Bandemer, der im Eglofsteinischen Hause wohnt, in einem Mecklenburg. Stuhlwagen abgehohlt, und Zobel war sein Secundant. Da ich nicht Dank. Secundant seyn konnte, so blieb ich in seinem Quartiere, um im unglücklichen Fall mehrere Verfügungen treffen zu können. – . In der obern Hölzchens Allee, durch welche ein Fußstieg nach Tiefurth führt, schlagen sie sich also. Schwarzenfels secundirte Linkern. An der obern Webichts Allee waren mehrere Spectatores aus der Stadt. Im ersten Gange springt Dankelmanns Klinge von einem Preuß. Regiments-Degen. Er nimmt einen zweyten von Zobel, und sie hauen noch drey Gänge, ohne daß einer etwas bekommt. Sie bestimmen den letzten Gang; Dankelmann dringt auf Linker ein, und beyde hauen sich a tempo auf die untern Arme. Bey Linker ist es blos durch den Schlaghandschuh gekomen, allein bey Dankelmann ist der Schlag durch die Stolpe durch ziemlich tief in den Arm gedrungen. Da die große Vene zerhauen war, so erfolgte erstaunliche Blutung wodurch Dankelmann ohnmächtig wurde. D. Herdern hatten sie mit genommen, und diesem gelang es endlich das Blut zu stillen. Sie legten dann Dankelmann halb ohnmächtig mit blutigen Tüchern umwunden in Bandemers Chaise, die aber nicht zugemacht werden konnte; Herder nahm ihn in den Arm, und so gieng Schritt vor Schritt der Zug durch die ganze Stadt zu Dankelmanns Haus. Du kannst leicht denken, welchen Eindruck das auf die schaulustigen Weimaraner machte. Mit Vogelsschnelle verbreitete sich Dankelmanns Tod durch die ganze Stadt. Zum Glück kam Bandemer vorausgeritten; und unterrichtete mich von der ganzen Sache; denn die unvorbereitete Erschei-

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nung dies wahren Leichen-Zugs, der unter Begleitung einer Menge Menschen langsam die Ritterstraße heraufrückte, hätte mich nicht wenig frappirt, zumal da mir das beklommene Warten entfernt vom Kampfplatz fataler war, als an dem Duell selbst Theil zu nehmen. Wir schafften Dankelmann mit Mühe in sein Zimmer, wo er sich bald wieder erhohlte. Heute geht es ganz gut mit ihm, die Wunde ist tief, aber nicht sehr breit. Er trägt den Arm in einer Binde, und kann künftige Woche hoffentlich wieder ausgehen. Tausend Grüße soll ich Dir von ihm sagen. Er erhielt diesen Morgen zur grosen Freude einen Brief von Dir, und wird, so wie er kann, antworten. Ich fürchte nun, daß D. am hiesigen Hofe durch diese Geschichte öfters genug wird gehemmt werden, wie du ja aus eigner Erfahrung weißt. Kann er anderswo vortheilhaft anknüpfen, so würde ich ihm selbst, so leid mir sein Verlust thun würde, dazu rathen. Ueber sein letztes Verhältniß mit der Augusta, und die nachherige Lage muß ich dir nächstens ausführlich schreiben, um dir zu beweisen, daß ich aus Gründen, und nicht aus Unentschloßenheit zu keinen allzuraschen Schritt gerathen habe. Wenn man nebst der Gegenwart zugleich auch die Zukunft sieht, glaube ich, darf man nicht unbedingt blos dem Spiel seiner Phantasie folgen! Kozebue hat im Fritschischen Hause Löwensterns angenehmen Zirkel wieder zu erneuern gesucht. Er giebt wöchentlich einige große Fêten; die Tische brechen bald von Silberwerk, überall Transparents, Mondscheine, Alabaster Lampen, gestickte Livreen, getiegerte Pferde, vergoldete Laternen an dem Reise-Wagen, Mopse und Dänische Doggen etc. etc. und doch wirkt es alles nicht so viel, als der schlichte, mit einigen Butterbröden besetzte Theetisch der Löwensternischen Zauberrinnen. Kozebue arbeitete bisher an seinen Kreutzfahrern in Jamben die zur Einweihung des neuen Schauspielhauses in Berlin am 1ten Januar 1802 mit großer Pracht aufgeführt werden sollen. K., Fritsch, und mehrere andere werden dazu nach Berlin wallfahrten. Sonnabend wird hier endlich Nathan der Weise, worinne Schiller viel gestrichen hat, gegeben. Nächstens ein mehreres. Meine Eltern, die holden Jagemanns, und mehrere hiesige Freunde empfehlen sich Deinem gütigen Andenken. – Unverändert und mit Ergebenheit Dein Carl Bertuch. – . N. S. Bald hätte ich vergeßen, Dich von Herder zu grüßen. Er kam vorige Woche hier an, ist den Sommer über die Bäder und Bergwerke Westphalens durchstreift, und denn am Rhein herauf zurückgereißt. Er ist heute nach Rothenburg zum Ober-

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100 BergRath Gerhardt gegangen, bleibt dort bis Weinachten, dann nach Freiberg,

und kömmt Johannes künftiges Jahr wieder hieher zurück, um dann die hiesige Kameral Weisheit zu attacquiren. August Herder ist Dr. philosoph. zu Wittenberg geworden. – .

115. Von Karl August Böttiger, Weimar, 11. Dezember 1801 Weimar d. 11 Xbr. 1801.

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Immer wollte ich durch unsere gemeinschaftliche Freundin, die Frau Gräfin von Egloffstein meine alte Schuld an Sie abtragen, mein verehrter Freund. Nun ist die böse Morbonia dort eingezogen, doch hoffentlich ohne alle Schlachtopfer. Ich will erst warten, bis ich meinen Brief dort beschließen kan, und Ihnen unverzüglich Handschlag und Gruß bieten. Sie werden im Modenjournal u. Merkur den Gebrauch bemerkt haben, den ich von Ihren gütigen Mittheilungen gemacht habe. Erfüllen Sie doch den am Ende Ihrer Nachricht über das Monument auf den ErzHerzog Carl öffentlich an Sie gerichteten Wunsch u. theilen mir Nachrichten über den Fortgang dieses „Denkmal der teutschen Kunst-Minerva, die auf einer Schildkröte steht“ wie Klopstock neulich dieß ganze Beginnen nannte, mit. Sie haben auch noch andere Wunder gethan u. ein Casino gestiftet. Auch darüber, mein prometheischer, diplomatische Steine mit geselligen Flammen belebender Freund, lassen Sie mir ein Wörtlein vernehmen. Sie sollen gewiß dabei keineswegs kompromittirt werden. Es strahlte Ihren hiesigen Freunden ein Hoffnungsstern, der durch Ludecus Tod sogar culminirte, Sie wieder zu besitzen. Ich besorge aber, daß der almählige Einfluß des H. v. Wolzogen, der nun als Oberhofmeister im, andre sagen des Geheimerathscollegiums auftritt, selbst die ferne Aussicht vereitelt. Denn dieser hat seine eignen Günstlinge. O wären Sie noch in unserer Mitte! Oft denken wir Ihrer bei dem braven Kotzebue, wo die Donnerstagszirkel gar mannigfaltige Unterhaltung gewähren, mannigfaltiger, wenn Sie nicht fehlten. Haben Sie Gelegenheit, so sagen Sie doch dem Hr v. Aretin, daß es mir unendlich leid thäte, daß der Merkur zu seiner Verunglimpfung gemisbraucht wurde. Die Nachricht kam aber selbst von einem Mitgliede des Na tio na lins tituts. Seine Vertheidigung soll ins laufende Stück des Merkurs kommen. Die bessere wird die Herausgabe seiner Abhandlungen seyn, wovon ich gern, wenn er mir sie schicken will, zu seiner Zeit Notiz nehmen will. Nochmals, versichern Sie den edeln Mann meiner ungeheuchelten Hochachtung. Bayern hat nicht eben viele Literaturfreunde seines Ranges. Und dafür sollt er noch büssen. Nein, das thut mir unendlich wehe!

Von Gottlob von Egloffstein, Weimar, 21. Dezember 1801

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Ich weiß, daß Sie regelmäßige Bulletins von hier erhalten. Ich könnte Ihnen also bei dem besten Willen nichts neues schreiben. Nathan ist sehr verständig von Schiller verkürzt und überarbeitet worden. Hätte man nicht einige Rollen 35 ganz unbegreiflich falsch besetzt: so hätten wir in dieser Darstellung eine der interessantesten dieses Winters gehabt. Es ist eine Beatification, Vohße den Tempelherrn spielen zu sehn. Jetzt wird der Jon von Hr v. Humbold (der Verfasser ist ein großes Geheimniß) fast ganz nach Euripides einstudirt. Zum Geburtstag der Herzogin wird wahrscheinlich Turandot nach Gozzi von Schiller gegeben. Kotze40 bue ist bei den detestabeln Wegen noch sehr zweifelhaft, ob er zur Aufführung seiner Creuzfahrer nach Berlin gehn wird. Loder, der Professor Gentz u. Dankelmann begleiten ihn, wenn er geht. Mit Treue und Liebe Ihr Böttiger. 45 Erhalten Sie noch mehrere Zeichnungen zum Carolinischen Monument: so machen Sie mich durch ihre Mittheilung (allenfals skizzirte Abzeichnung) sehr glücklich. Göthes u. Meyers Urtheil über die letzte Preißausstellung erscheint nebst den Umrissen der zwei Preißstücke von Nahl in Cassel u. Hofmann in Cöln 50 als Frontispiez zur Alg. Literat Zeitung 1802.

116. Von Gottlob von Egloffstein, Weimar, 21. Dezember 1801 Weimar, den 21n Xbr 1801. Da du gewiß vielen Antheil an meinen Ereignissen nimmst, so säume ich nicht, dir liebster Bruder zu melden, daß ich gestern meine Entlassung von der regierung, Policey Pupillen deputation, Marschwehr, allen unmittelbaren „u Regie5 rungs“ Commissionen, deren leztere an der Zahl 13 sind, gesucht und mit Beybehaltung meiner Hofcharge u Besoldung erhalten habe. Die Ursache dazu gab eine Bekantmachung, daß der aus Rusland zurückgekommene Oberhofmeister von Wollzogen Sitz und Stimme im Geheimen consilio erhalten und man mir meine ancienitaet in diesem departement nicht vorbehalten wolte. Den Herzog ent10 schuldige ich – aber die Geheimen Räthe bleiben was sie je waren. Es macht grose Sensation; Ich konte aber nicht anders handeln, auch für diesen Augenblick in Ansehung des beybehaltenen Hofdienstes – Vielleicht kan ich dir bald mehr hierüber! Ich bin zufrieden, der Herzog auch einigermasen, daß ich nur nicht ganz quittirt habe und übrigens mag es ein gutes Beyspiel geben – Empfehle mich den Deinigen zu Gnaden u melde ihnen, daß wir 11 Patienten 15

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an Masern im Hauße hatten worunter Jette u Caroline sehr krank waren, gegenwärtig aber sämtl wieder wohl sind. Stets dein treuster Bruder Gottlob Egloffstein 20 Der alte Graf Egloffstein, Schwieger Vater meiner Schwester ist gestorben – Glück

auf allen Wegen: denn er stifftete nicht viel gutes –

117. An Karl August Böttiger, Regensburg, 5. Januar 1802 Regensb. 5t Jan. 1802.

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Nur ein glükliches Neues Jahr, und ein paar Worte für heute, verehrter Freund, zur Begleitung der Beilagen, die ich für den nekrologischen Artikel des Merkurs bestimt habe, und die mir sehr an Herzen liegen, daher ich wünsche sie dem Jännerstükke einverleibt zu sehen – wenigstens den kurzen Inhalt der mitfolgenden Anzeige über die Herausgabe der Kleinen Schriften des verdienten Ostertag. Unvorhergesehene Hindernisse besonders die Versiegelung der Papiere haben diese Anzeige so verspätet, daß der kurze Subskriptionstermin kaum wird hinreichen können. Daher muß ich das möglichste thun, um sie schnell in Umlauf zu bringen, und ich bitte daher, womöglich nur eine kurze Notiz davon im Texte des Merkurs aufzunehmen, und es Gädicken zu empfelen, die Anzeige in extenso dem Intelligenzblatte desselben und des Journals des Luxus zu inseriren, wenn er nicht anders will – gegen die gewönlichen Insertionsgebühren. Könnte dies auch noch wo anders geschehen, wo es G… à portée ist, und wollte derselbe sich mit Annahme der Subskription für Nordteutschland befassen, so wäre es mir um so lieber. Die Sache verdient Unterstüzung, ich fürchte aber sie wird deren wenig finden, ob sie gleich für den Augenblik, nach der Übersezung des Lukans die Hauptressource zum Fortkommen der Witwe und Tochter des sehr kärglich besoldeten Verstorbenen ist. Finden Sie meinen begleitenden Aufsaz vielleicht zu weitschweifig oder minutiös, so bitte ich zu streichen. Ich habe ihn äusserst flüchtig hingeschrieben, und blos meine individuellen Empfindungen zu Rathe gezogen, die freilich für das Publikum nicht gehören. Auch ist eine Stelle darinnen, Weishaupt betreffend die, da sie von einem Lebenden spricht, we n n e s I hnen scheint , daß sie gemis deutet werden kö nne, lieber zu kassiren wäre. Ich habe mich innig über Ihren lezten Brief und die interessanten Détails, die er enthält, gefreut. Warum müssen diese angenehmen Ereignisse nun gerade in meine Abwesenheit fallen? Wäre ich doch noch bei meinen Hausgöttern am

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Schüzengraben vulgo Lotte! Aber die Wiederkehr wird mir in den nächsten Jah30 ren wenigstens immer unwahrscheinlicher, seit den neuen Ereignissen, und

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Eglofsteins Geschichte. – Wäre mir heute nur noch eine Stunde übrig geblieben, ich hätte Ihre Frage in Betreff des neuerrichteten Casino, hier Harmonie genannt, vollständig befriedigt. Aber ich verspreche zuverlässig alle Aufklärung in wenig Tagen. Die Entstehung des Ganzen ist hier – wo es noch Menschen gibt, die in einer gleichen Gesellschaft blos durch ihren Rang, und eine, die erbärmliche Persönlichkeit oft kümmerlich bedekkende Würde eine Art von Distinkzion prätendiren, und sich zB. keiner Ballotage unterwerfen wollen – wir haben der Fälle – ist mir oft selbst ein Rätsel, ein größeres wird die Erhaltung sein. Glüklicherweise sind die Stifter zu den ersten Beamten für das laufende Jahr gewält, und diese haben wenigstens Mut, die Sache nicht sinken zu lassen. Die Geseze sind keine andren, als die vor Jahr und Tag um diese Zeit in unsrem glüklichen Zirkel vor meinem damaligen Schmerzenslager entworfenen, durch Lokalverhältnisse modifizirt. Ich verspreche Ihnen ein Exemplar, wenn sie gedrukt sind. Wir haben freilich mehr pecuniäre moyens durch eine revenüe von circa 2m fl. aber auch desto grössere Hindernisse im Geist der Gesellschaft selbst, und der ist noch lange nicht, wie er sein sollte. Apropos, hat der Klub vor 3. Tagen seinen Stiftungstag gefeiert, und wie ist der wohl ausgefallen? Ich höre, daß Göthe nun auch wieder anfängt, der freundlichen Geselligkeit zu opfern, und eine Art von Klub bei sich errichtet hat. In Ermanglung der Reichsdeputationsgeschäfte, von denen wir nichts wissen, wird hier fleißig getanzt, Schlitten gefahren etc. mir ist das höchst einförmig und tod, weil mir nie die Sache, nur der Geist, der sie belebt, und die Personen dabei ein Vergnügen gewähren können. Soviel ich weis hat La Harpe den Lucan übersezt. Der selige Ostertag wollte diesen bei seiner Übersezung gern vergleichen, und benuzen, und jezt hat mich der Verleger aufgefordert, dabei zur Hand zu gehn, und diese Übersezung auf seine Kosten kommen zu lassen. Sollte sie wol in Leipzig, oder in irgend einer Bibliothek zu Weimar zu haben sein? Ich bekenne, nie davon sonst gehört zu haben, wol aber von einer Marmontels, die ich besize. Wüßte ich, wan? und wo? sie in Frankreich erschienen ist, so könnte ich sie leicht von Paris kommen lassen. Ich habe hier schon alle Bibliotheken vergebens danach erforscht. Ich lege Ihnen die in meinem Aufsaze zitirten Impressa bei, vielleicht sind sie dabei zu benuzen. vale, faveque. S. Sobald vom Monument wieder die Rede ist, sollen Sie sogleich davon erfahren, jezt schläft die Sache wiederum.

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Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 12. Januar 1802

Unsrem Theater steht endlich eine Totalreform bevor, Gott gebe, eine glükliche! Als theatralische Schnurre, und Barometer der dortigen Aufklärung liegt 70 hier ein Komödienzettel von Ingolstadt von 1800. bei. Ich muß ihn aber notwendig in originali wiederhaben, da ich ihn nur escamotirt habe. Die dortige, Mozart untergeschobene Operette, ist ein äusserst schändliches, obszönes Produkt v. Schikaneder, und – ich glaube Wenzel Müller. Vielleicht gibt es irgendwo Stoff zu einer dramatischen Miszelle. Der Auftrag an Aretin ist sogleich besorgt worden. 75

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Glük zu, mein lieber Sekendorf! ins neue Jahr! meine Wünsche für Ihr Wohl bleiben sich immer gleich u kein Jahreswechsel vermehrt oder mindert meine Freundschaft, mein Wohlmeinen. Ihr lezter Brief war mit flammender Feder geschrieben u wahrlich nicht in den Sand, sondern in mein Herz haben sich die Worte der Theilnahme u Freundschaft gegraben, die Sie so stürmisch aushauchten. – Wir denken in diesen Tagen viel an Sie – vor Jahr u Tag seufzten Sie unter dem Druk einer rauhen schmerzenden Hand u freudenlos gingen die ersten Stunden des neuen Zeitraums an Ihnen vorüber. – Ganz anders ist es jezt u wohl Ihnen daß nicht alle Tage sich gleichen. – Wie ich mein neues Jahr angetretten habe, sage ich Ihnen nicht – aber wahrlich!! freundlicher zeigen sich mir die Sterne nicht. Jedes Jahr bringt mir n e u e n Stoff zu Unmuth u Sorge u immer trüber geht mir die Sonne unter. – Gedult u Res igna tio n sind meine Stüzen im Kampf der Leidenschaften u der Glaube an die Leitung eines höheren Wesens stählt meinen Muth u weist mich auf die Freuden einer schönern Welt, wenn ich oft murre, daß mir hier so wenig werden. – Unter die reinsten die ich geniese zähle ich die Freundschaft guter Menschen – Ihre Anhänglichkeit! – Um uns ein wenig zu zerstreuen haben wir, Caroline, Müller, die Oertel u ich einen Plan, den ich schon lange entworfen, auszuführen vorgenomen. Ich lege ihn hier bei u bitte Sie die Rolle des Baron Walburg, des Helden der Geschichte zu übernehmen, aber mit E i f f e r durch zu sezen. Daß Ihnen alle Briefe mitgetheilt werden, versteht sich von selbst. In mir finden Sie dieselbe Julie von der ich Ihnen einst einige Briefe vorlaß die Ihnen nicht ganz misfielen, denn mir ist diese Rolle zu getheilt worden. Lassen Sie uns schwärmen, wo die Wirklichkeit rauh u kalt ist, in eine schönre Welt in bessre Verhältnisse uns zu versezen. – „Träume sind des Lebens schönste Freuden pp Kurz das Leben ist ein Traum! nur das einzge

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was wir kaum mit den Sinnen fassen können u es dunkel Jens eits nennen, das ist sicherlich kein Traum.“ – I o n , ein griechches Schauspiel von Schlegel übersezt u hier recht gut im 30 Ganzen aufgeführt macht groses Aufsehen. – Sie wissen wie mein Sinn an Griechenlands Sitten u Gebräuchen hängt u wie vorurtheils frei ich bin – darum gefällt es m i r! Henriette 35 Die J...... la piccola cantatrice ist nun l’amante del Duca. –

in confidenza che non si parla. Die elenden beschmirten Bögen sind von mir seit vielen unter alten Papieren aufbewahrt worden. Man will daß ich sie Ihnen sende damit Sie ohngefähr wissen wo wir anfangen zu schwärmen. Fraskati ist der Siz der Wonne. Tiefes 40 Schweigen über unsern Plan u über die ganze Idée.

119. Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 29. Januar 1802 Weimar am 29ten Ja nu s Den grösten Beweis meines Andenkens gebe ich Ihnen dadurch, daß ich Ihnen an einen Tag schreibe der zu einem herlichen Aufzug bestimmt ist, welchen wir der Herzogin GeburtsTag zu Ehren verfertigt haben. Der Prinz ist die Hauptperson u 5 hat auch die Idée dazu gehabt. Wir stellen die vier verschiednen Dichtküns te vor, wo bei Ihre Dienerin die Rolle der Himlischen Liebesgesänge erhalten hat. Der Prinz macht das Heldengedicht im Gefolge des Ruhms, welchen die Prinzes macht, die so gros als ich geworden ist. – Mein Körper wird figuriren aber in kalter Ruhe wird mein Geist auf den Flitterstaatt der Bunten Menge nieder10 schauen. Sie fragen mich in welchen Ton Sie an Linchen schreiben sollten? – Lachen will ich nicht, aber zu lächeln erlauben Sie mir! – Nennen Sie die heransprosende Jungfrau „S i e“ u „liebe Caroline“! dies ist alles was ich Ihnen sagen kann, auch rathe ich Ihnen recht r u h ig u e r n s t mit Ihr zu correspondiren denn Sie ist s ehr 15 g r o s worden u ich mag nicht daß man Sie jezt mehr im scherzenden Kinderton unterhalte, obschon ich es gerne sehe wenn sie selbst kindlich schreibt u handelt. Nächstens mehr, heute treibt mich die Noth schneller zu schliesen als es mein Wunsch ist. Leben Sie wohl lieber Sekendorf u schreiben Sie öfter. Henriette. 20 Der guten Julie tausend Schönes.

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Von Karl August Böttiger, Weimar, 1. Februar 1802

120. Von Karl August Böttiger, Weimar, 1. Februar 1802 Weimar d. 1 Febr. 1802.

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Ich habe ein fatales Katarrhalfieber am Halse, und muß daher um Nachsicht bitten, daß ich Ihnen nur das nothwendigste schicke, mein verehrter Freund! Möge die Art, wie ich Ihren wackern Ostertag eingeführt habe, Ihnen nicht misfallen. Ich habe schon die mehresten seiner Programme und auserdem viele dringende literarische Bedürfnisse im archäologischen Fach. Sonst würde ich gern subscribiren. Vielleicht fällt aber so ein Exemplar ab, und das werde ich mit lauterm Dank annehmen. Schicken Sie mir nun ja auch bald die Erzählung von Ihrer Wunderschöpfung, dem Kasino. Ist der Hr v Götz, der Regensburgisch Künstler dessen Sie in diesem Aufsatz erwähnen, derselbe, der einst Bürgers Lenardo und Blandine mit Figuren belebte? In diesem Fall wünsch ich zu wissen, ob von diesem Werke noch Exemplare vorhanden sind, und ob für einen billigen Preiß? Mir ist nie vorgekommen, daß La Harpe den Luca übersetzt hätte. Auch weiß der alleswissende Er sch in seinem Tresor literair nichts davon. Schwerlich würde er auch nach Marmontel, dessen Pharsale in der Ausgabe von 1772 große Vorzüge vor der erstern hat, dieß unternommen haben. Die Engländer haben eine treffliche Bearbeitung des Luca von R ow e. Freuen Sie sich auf das Märzstück des Modejournals. Da will Göthe, der mich vor kurzem wegen einer Anzeige des Schlegelschen Jon niedergedonnert hat, in einem officiellen Artikel alles erzählen, was bis jetzt fürs Weimarer Theater geschehen ist. Die Schillersche Turandot, die wir vorgestern am Geburtstag der Herzogin gehabt haben, gehört auch in diesen Mußen-cyclus. Sie soll sehr vieles soporifiques gehabt haben. Ich ging da es 8 schlug, am Ende des 2tn Acts heraus, u. warte die folgend 3 Acte nicht ab. Kotzebue ist jetzt in seinem Element, im hohen komischen. Seine Kleinstädter müssen unauslöschliches Gelächter erregen. Ach, warum sind Sie nicht mehr bei uns! Unser Erbprinz tritt den 15 d. M. seine Reise an die teutschen Höfe an! Jeder Brief von Ihrer Hand ist mir ein fröliches Lebenszeichen Leben Sie so recht oft Ihrem ganz eignen Böttiger.

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Ihr lezter langer Brief, lieber Sekendorf! hat mir so viel Vergnügen gemacht, daß ich Lust habe mit Ihnen zu zanken – daß Sie mir so selten u so kurz schreiben. Kann Ihnen eine Arbeit wichtiger sein als die Pflicht Ihren Freunden durch lange Schreiben Freude zu machen? – Ich verlange nun ein für alle mal recht gut von Ihnen behandelt zu werden, darum gehören mir vorzüglich ausführliche Nachrichten von Ihren Verhältnissen, von Ihrer Lage. Ich kenne zwar wenige von denen Menschen mit welchen Sie leben müssen, aber die Lebhaftigkeit Ihrer Farben, läst mich schnell die Form errathen, in welche der Karakter past, von dem die Rede ist, u so entsteht für mich eine Art Interesse, welches ich noch nie zu vor kante. – Was Sie mir über L. v. D. sagen u wie Sie sich dabei benehmen wollen, ist gut, aber ob es die politischen Folgen auch sein werden, dies ist eine andre Frage – die ich aus tausend Gründen nicht beantworten kann. Fragt aber wohl der Menschenfreund dessen ganzes Streben dahin geth nüzlich zu werden, ob seine Bemühungen Früchte tragen, oder im kalten Schoos der Erde unbemerkt hinwelken? – Fragt er, in den Augenblik, wo er eine Menschen Gestalt von den Wellen verschlingen sieht u sich ihr nachstürzt um sie zu retten, ob wohl noch Leben in ihr sein möge, wenn er sie ans Ufer bringt? – Nein, er fragt nicht, sondern er handelt! – Der Mensch ist nur das werth was er in sich legt u die Überzeugung die er in seinen Busen trägt macht ihn zu guten, oder Bösen Dämon. – Was Sie an unsren Plan auszusezen fanden, stimmt ganz mit meiner Meinung überein. Sie haben nicht errathen wer den Julius zu schreib en sich vor behielt? – Müller! – bleiben Sie dabei als wüsten Sie nichts u wünschten daß er von e i n e r Per s o n mit Julien geliefert würde. Wir leben jezt recht in Saus u Braus! – Ein Vergnügen jagt das andere. Ich habe nur eines genossen, die Bekantschaft mit der lieblichen Filomele M ereau ! Ich kenne nichts zierlicheres u klareres, als dieses Madonnen Angesicht u kein Wesen hat noch so zu meinem Herzen gesprochen als das ihre. Wir lieben uns! – Will das nicht sehr viel in meinen Munde s ag e n? Majer versenkt sich auch die Flügel in den Strahlen ihrer schönen Augen. Mit Kozebubs sind wir sehr gut Freund. Sie ist ein trefliches Weib. Ihr Wunsch ist erfüllt sie geth jezt nach Hoff als eine Fremde u ihr wird ein Spiel gemacht. – Wie sehr verschieden sind die Wünsche der Menschen! – Gottlob hat sein Haus für 15000 Th. schwer Geld an den Grafen Teiß aus Köstriz verkauft u bezieht das Fügerhaus wo die Werthen wohnte, für 200 Th Miethe. Gottfried, Tettaus u das ganze Gefolge haben Raum u wohnen besser als in diesen Haus. Ich u August beziehen der Reizenstein Quartier. Ich nehme das ganze Haus wo Dorette wohnte u

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Von Carl Bertuch, Weimar, 18. Februar 1802

August die Seite wo die Ahlefeld hauste. – Ich gewinne für meine Kinder Zeit u kann mir manche Annehmlichkeiten gewähren, die ich bis jezt entbehren muste. 40 Freilich bin ich meiner holden Freundin Caroline nicht mehr so nah, aber wir sind doch in einer Stadt. Der Herzog hat Gottloben dieses Haus aus Besonderer Gunst gegeben u ist überhaupt sehr artig gegen uns alle. Gottlob hat nur mehr den Dienst bei unsrer Herzogin angenommen u steht sich jezt auf 1200 Th. Welche Verbesserung wenn Sie den Hausverkauf mit rechnen. Wir wohnten gewiß auf 8 45 bis 900 Th in diesen Haus u künftig zahlen wir alle nicht mehr als 500 Th Miethe, wenns hoch komt. – So ist keine Unannehmlichkeit ohne Nuzen u wer nur Muth zum le b e n hat den kan es nie fehlen. – Leben Sie mit Muth, mein Guter! u vergessen Sie das was Sie drükt. Henriette 50 in gröster Eil.

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Tausend Dank, bester Sekendorf, für Deinen lieben langen Brief, der mir viel Freude machte, indem er mich von neuem von deiner Aufrichtigkeit und Biederkeit für alles, was Deine Freunde betrifft überzeugt. Laß uns dieses schöne Band durch gegenseitiges Zutrauen immer fester schließen, durch alle Stürme des Lebens uns gleichbleiben – dann gehören wir uns, sind vereint, wenn gleich Meilen uns trennen. – . Was Du über Dankelmann schreibst, ist sehr wahr und gegründet; ich habe ihm daßelbe sehr oft gesagt aber leider – vergeblich. Seit seiner Duellgeschichte hat er selbst die Hoffnung auf die hiesigen Dienste aufgegeben, ist in eine Unthätigkeit gefallen, aus der ich ihn durchaus nicht reißen kann, und die er wahrhaftig mehr aus Unmuth als aus Hang durch eine kostspielige Parthie über die andere zu unterbrechen sucht. Wie weh er damit seinen wahren Freunden thut kannst Du denken. Das schiefköpfige Publicum berücksichtiget nicht, ob wir daran Theil nehmen, oder nicht – weiß nicht, wie unendlich oft wir abrathen, und uns zurückziehen – sondern schmeißt uns mit jenen bon valets, deren einige immer an ihm gleich Blutigeln suchen, in eine Klaße. Wollte ich mehr der Politik als Freundschaft fröhnen, so hätte ich mich längst ganz zurückgezogen, – doch Stadtgewäsch, sobald mein Bewußtsein mir sagt, daß es ungegründet sey, verachte ich. – . Ich suche ihm eine intereßante Uebersetzung zu schaffen, vielleicht daß ihm eine angenehme literarische Arbeit wieder Liebe zur Arbeit giebt, und so

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etwas Ruhe und Heiterkeit in ihm zurückkehrt, die er wahrhaftig haben muß, um für sein künftiges Leben endlich einmal einen festen Plan zu ergreifen. Seine Gewandheit, seine Anlagen und Fähigkeiten, verbunden mit seinem biedern gutem Herzen, berechtigen zu einen glücklichen, ausgezeichneten Leben, sobald er nur will, und er seine Kräfte auf einen einzigen Punkt sammelt. Ich fürchte und sehe ein, daß dieses aber nur die Zeit bewirken wird; er wird noch viele traurige Erfahrungen machen müßen, ehe es dahin kommt! Er ist auch selbst davon so überzeugt, daß er fest entschloßen ist, sich den Stürmen des Lebens ganz zu überlaßen. Um seine Dimission hat er vorgestern nachgesucht, und wird, wie er mit seinen Eltern verabredet hat, über England nach Ostindien gehen, um dort in seinem Geburtslande unter fremden Menschen, Gebräuchen und Sitten die Ruhe zu suchen, die ihn hier auf immer zu fliehen scheint. Dort will er, wie er mir heilig versprochen hat, seine ganzen Kräfte zusammennehmen, 6 bis 8 Jahre rastlos arbeiten, und dann wenn ihm das Glück will, mit Erfahrungen, und hoffentlich auch in Wohlstand, zu uns seinen Freunden zurückkehren. Sein Abschied wird mir sehr weh thun! obgleich unsere Art zu leben durchaus nicht harmonierte, so kettete mich doch seine Biederkeit und die ungeheuchelte Freundschaft, die er mir stets bewieß, sehr an ihn; ich wollte, ich hätte mehr für ihn thun können; allein – meine Kräfte sind beschränckt, ich konnte ihm blos als Freund rathen – allein oft predigte ich tauben Ohren. – . Unser jetziger ewiger Streit dreht sich um den Punkt, daß er behauptet, er hätte alle Kraft, allen Entschluß verlohren! Das ist nicht wahr. Schon durch den ewigen Taumel der Zerstreuungen zeigt er, daß er Energie hat, nur falsch geleitete, sie dient ihm jetzt nur, um sich in Selbstbetäubung zu halten. Sobald er will, so ist noch nichts verloren; im 23ten Jahre mit Kraftvollen Körper und Geist, kann man, auch ohne Glücksgüter, durch Beharrlichkeit noch unendlich viel leisten. Möchte es mir doch gelingen, diese Idee, so lange er noch unser ist, recht tief in ihn zu graben! – . Du fragtest mich neulich nach den Erbprinzen? Er geht künftigen Mittwoch auf Ein Jahr auf Reisen. Die erste Route geht über Eisenach, Meinungen, Wirzburg nach Stuttgardt, wo er sich einige Zeit aufhält. Die übrige Reise ist ein Geheimniß. Doch sagt man, daß er nach Wien, und im Herbst nach Frankreich gehe. Seine Begleiter sind: Ob. Hofmeister v. Wollzogen, u. Major v. Pappenheim, der vorher Kapitain bey der Hessischen Garde in Kassel war, und seit 6 Wochen als Major und Gesellschaftscavalier des Prinzen in hiesige Dienste getreten ist. Er ist ein Mann von 36 Jahren, gebildet, mehr ruhig als lebhaft, aber hat in seinem ganzen Aeußern viel Zutrauen erweckendes, und scheint die Liebe des Prinzen zu besitzen. Ich glaube, daß die Wahl, die wir wahrscheinlich Hinzensternen verdanken, recht gut getroffen ist. Näheres weiß ich nicht von ihm; er ist kurze Zeit hier, und trat mit dem klugen Zurückhalten und Fürsehen auf, das man haben muß, um an

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einem Hof, wo gewiß so viele seinen Platz ihm neiden, erst sein terrain kennen zu lernen. – . Der Erbprinz gewinnt durch seine erstaunliche Güte, und die Attentionen, die er im Club und andern gemischten Gesellschaften jedermann zeigt, allgemeine Liebe. Seit H–ns Tod, wo er nun alle diese Gesellschaften allein, selbst ohne Cavalier, jedem andern Mitglied gleich, besucht, hat er sehr an Selbstständigkeit und Festigkeit gewonnen. Vieles wird auch die jetzige Reise noch dazu beytragen. Ich lege dir Göthens Stanzen zum Aufzug am 30ten Januar der GeburtstagsRedoute bei. Vielleicht daß Du sie noch nicht erhalten hast. – Der Zug war folgender – . Morelli, (italiänischer Balletmeister, der hier engagirt ist, die Theaterzüge angiebt, und im Tanzen am Hof unterrichtet) führte Griechisch gekleidet, den Zug an. Hierauf zwey Statisten. Dann der Erbprinz als Helden-Gedicht , zu Begleiterinnen, die G ö t t in des Ru hm s, (Prinzeß) und die Fama (Fr. v. Stein auf Kochberg). Zwey Statisten. Die Einz ige G räfin als Erato mit dem A m o r (Aug. Göthe). Zwey Statisten. Das SchäferGedicht (Frl. Reizenstein) mit der b egleitenden Unschuld (la petite Marquise Fumel). 2 Statisten. Momus (Hinzenstern) zum Begleiter einen S at yr. (Reg. Rath Fritsch). – . Als der Zug die Runde im Saal gemacht hatte, formirte man am Spielzimmer der Herzogin eine Quadrille; Morelli theilte Guirlanden von künstlichen Rosen aus, die gar liebliche Gruppen bewerkten, zulezt schwang sich Amor auf die Schultern der Satire und Epopöe, die Crato griff wieder zur Lyra, und so zog der kleine Schelm, über alle schwebend, triumphirend durch den Saal. Eine Gruppe Esthnischer Bauernmädchen (das Kehlchen, die Kotzebue, die beyden Egloffsteinisch. Cammerherrn Damen) von einem Esthnischen Bauer (Kotzebue) mit einem kleinen schnarrenden Fagott, angeführt, interessirte durch originelle sonderbare Kleidung. Meine Eltern, Dankelmann, Herders, Mayer’s (nicht doch! Mayer, obgleich die kleine Sophie hier ist) grüßen dich herzlich. Dein unverändert Ergebener Carl Bertuch – .

123. An Karl August Böttiger, Regensburg, 12. März 1802 Regensb. 12. März. 1802. Die nehmliche Ursache, welche mich eine Zeitlang Ihres Briefwechsels entbehren lies, ist auch jezt schuld, daß ich Ihnen So Spät antworte, verehrtester Freund, Ich bin von meinen katharralischen Zufällen, das erstemal wieder seitdem ich nach 5 Weimar gekommen bin – noch nicht hergestellt, und wenn ich mit so etwas geplagt werde, So ist mein ganzer Kopf anhaltend so eingenommen, daß ich durch-

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aus nichts Zusammenhängendes schreiben kann. – Hier haben Sie also die gewünschte Nachricht von den hiesigen gesellschaftlichen Vergnügungen, und von der Harmonie. Ich habe sie einem fremden Reisenden in den Mund gelegt, um etwas incognito zu bleiben, was ich wünsche. Ist das Ganze zu lang geraten, so thut es mir leid, ich konnte mich aber besonders gegen das Ende nicht kürzer fassen, da es meine Absicht ist, einige zur rechten Zeit gesagte Wahrheiten indirecte fühlbar zu machen, an denen es Not thut. Sie sehen, daß ich aus dem Ganzen Werke lange nicht die Freude erndten kan, die ich vielleicht in dem ersten Augenblikke der Entstehung gutmütig genug war, zu hoffen. Erinnern Sie sich noch eines Gesprächs das wir eines Abend auf dem Wege zum Theater über die wenige Rezeptivität der ächten Geselligkeit in Weimar hatten? Und doch welcher Unterschied gegen hier. Ich darf doch sagen, daß ich kein ganz ungebildetes, zu gar keinem geselligen Anklang fähiges Mitglied unsers Klubs dort gekannt habe. Das Publikum steht in der Masse auf einem Grad von Geisteskultur und Bildung, den Sie hier vergebens in manchen grössern Zirkeln suchen, wo sich die grellsten Extremitäten finden, und es ist buchstäblich wahr, daß wir in der H a r m o n i e nur den Nahmen haben. Indessen, wenn auch nicht das beabsichtete Gute ganz erreicht wird, so bleibt doch ein Theil, besonders der Nuzen des durch Errichtung des Lesekabinets erzeugten Umlaufs einer Masse von Kenntnissen, die sich vorher nur in einzelnen Köpfen konzentrirten. Auch finden wir anderwärts Nachahmer, denn eben hat man mich von München aus um Mittheilung des Plans und der Geseze angegangen, weil dort eine ähnliche Gesellschaft sich zusammenthun will. Auch das in Frankfurt gestiftete Kasino ist von hier aus mit veranlasst worden. Kurz – wir werden hier den Ruhm behalten, in hiesigen Gegenden die erste Impulsion gegeben, – und unsren Nachahmern den wahren Sinn und Geschmak an einer Sache überlassen zu haben, bei der wir uns an der Schale begnügen. – Die speziellen Geseze sind nach dem Muster der zu Weimar entworfen, und ich behalte mir vor, sie Ihnen mitzutheilen, sobald sie vollends gedrukt sind. Sie haben doch wol in Zeitungen von der satirisch seinsollenden Schlittenfahrt der hiesigen Exjesuitenschüler gehört? Hier ist sie. Sie beweist, auf welcher Stufe noch ein grosser Theil des Publikums steht, denn sie ist von allen katholischgeistlichen Behörden approbirt. Wegen des §. 39. und 43. fand der Reichsdirectorialis v. Steigentesch das Ganze anstössig, und verlangte eine Abänderung vom Domdechant, Grafen Thurn. Da er aber dies am Tag der Schlittenfahrt selbst, eine Stunde vor deren Anfang verlangte, so erhielt er zur Antwort, daß es zu spät, auch nicht vom Ressort des Domdechanten sei, indem es die Zensur des Konsistoriums passirt habe. Darüber beschwerte sich nun St. bei Rathe, man nahm aber keine Notiz davon. – Ein Berliner Kabinetsreskript meldet uns, daß der Erzherzog Karl an den König v. Schweden geschrieben, und gewünscht habe, daß das zur Statue bestimte Geld zu einem Institut für teutsche Krieger verwendet habe. Der

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schwedische Gesandte hat zur Zeit noch nichts von seinem Hof darüber, glaubt aber, dieser werde sich durch die Bescheidenheit des Erzherzogs nicht irre machen lassen. Indessen hat der Kaiser auf die desfalsige Anzeige an ihn noch nichts geantwortet und solang bleibt auch die Sache liegen. H. v. Göz ist der nehmliche der die Darstellung v. Lenardo u. Blandine zu Augsburg herausgab. Er versichert aber, daß der Verleger keine brauchbaren Abdrükke mehr habe, doch glaube er von einem Dritten noch ein gutes Exemplar für 15 fl. rhein. verschaffen zu können. Er selbst hat keins. Die Ostertagischen kleinen Schriften werden wol erst zur Michälismesse erscheinen, daher kan der Subskriptionstermin noch eine geraume Zeit verlängert werden. Haben denn die Propyläen aufgehört? Mir scheint es beinahe. Das wäre doch bei allem Schade. Der Geschmak an der Kunst will noch nicht so recht über dem nordischen Himmel gedeihen. Sie sehen, ich gewöhne mich schon wieder an französirende Terminologien. Warum konnte ich aber auch nicht bei Ihnen bleiben. Doch vermutlich hätte ich jezt doch gehen müssen, denn die Eglofsteinische Geschichte hätte ich nicht ruhig mit angesehen! Gott! was geht seitdem in Ihrem Orte vor. Das alles erfüllt mich mit Trauer, und entfernt die Hofnung dereinst als glüklicher Privatmann in jenen Zirkel zurükzukehren. Doch – quo fata trahunt – sequamur. Sagen Sie doch Kozebue recht viel Schönes von mir, und daß ich sein merkwürdiges Jahr mit großem Interesse gelesen habe. (ob ich gleich, unter uns, wünsche, daß manches darinn ungedrukt geblieben wäre.) Die im IIt Theil p. 304. auf Paul I. angewandten Verse sind ein Pliqum (?), und der Anfang einiger auf Josefs II. Tod gemachten Zeilen: Hier ist der Rest: Il eut de grands talens, fut captives et plaire Truvailla, détruisit, brusqua, n’acheva rien Son ésprit l’égarait, son cœur voulut le bien Ce qu’il fait de plus mal, fut, de vouloir tout Verzeihen Sie mein unordentliches Geschmiere und besonders die abgerissenen Blättchen. Ich bin sehr in Eile, und raffte nur das zusammen, was ich zunächst fand. Leben Sie bestens wol. Seck.

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Heute, mein bester Seckendorf, ein Paar Worte von theatralischen Gegenständen. – . Es ist nicht zu läugnen, daß unser Theater dem gebildeten Weimaraner diesen Winter viele angenehme Abende gegeben hat, und unsere Schauspieler haben harte Proben, über welche manches andere Theater verzweifelt wäre, glücklich bestanden. Zu den angenehmsten Erscheinungen, die uns allen hohen Genuß gewährten, gehörten vorzüglich die Aufführung von Lessings Nathan, und die B r üd e r, die Einsiedel wahrhaftig ganz unnachahmlich schön bearbeitet hat, so daß selbst das große und oft geschmacklose Publikum diese einfache Exposition zu wiederholtenmalen gern sah. – Das Stück wird mit den Masken von Meyer Ostern bey Göschen herauskommen. Allgemeine Sensation machte späterhin der Ion, nach Euripides frey bearbeitet von A. W. Schlegel. Die Chöre blieben leider weg, ob man sie gleich vielleicht doch hätte ausführen können. Unverkennbare Schönheiten in der Sprache enthält ohnstreitig der Ion; allein da man hier kein blos aesthetisches, sondern ein solches Publikum hat, dessen Moralität wenigstens scheinbar öffentlich geschont werden muß, so erregten viele ganz entblößte Stellen des Ion einen gewaltigen Rumor unter unsern züchtigen Frauen und Mädchens! – Böttiger schrieb im Januar Stück des Journ. der Mod. eine Darstellung des Ion; allein noch ehe sie ausgedruckt war, fulminirte Goethe dagegen, und wollte sich ganz vom Theater zurückziehen, wenn sie im Publikum erschiene. Mein Vater, der diesen Zwist keineswegs in seinem Journale haben wollte, ersuchte Böttigern um Zurücknahme seines Aufsatzes, um zu zeigen (da beyde Partheyen nicht partheylos waren) daß er partheylos sey. So erschien dieser Aufsatz nicht. Ich schicke Dir ihn aber hier in den Aushängebogen, die du behalten kannst; äußere aber nichts davon in Briefen nach Weimar. Um die Zänckereyen los zu seyn, foderte der Vater Goethen auf, künftig selbst den Artikel des Weimarischen Theaters zu bearbeiten, und er hat es übernommen. In den anderen 2 beiliegenden Bogen ist seine erste Darstellung oder Einleitung zu den neuern Epochen unseres Theaters. In den nächstfolgenden Stücken des Js. d. M. wird er dann auf Zergliederung einzelner Stücke übergehen. Von neuern Opern sahen wir diesen Winter blos die Camilla von Pär, die außer der Camilla von der Caroline Jagemann brav gesungen u. gespielt, nicht vortheilhaft besetzt war. An Dem. Maas von Berlin haben wir eine junge sehr hoffnungsvolle Actrice erhalten. Sie ist klein, aber angenehm, ohne schön zu seyn. Dabei hat sie, was das schönste ist, ein ganz vortrefliches Organ, und richtige, gefühlvolle Action. Sie trat als Mädchen von Marienburg mit großem Beifall auf.

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Fanny Caspers hat das Theater verlassen, und ist seit Weinachten in der Pension der Mad. Stieler in Gotha, wo sie einem Dr. Knispel, dessen Bekantschaft sie 40 hier machte, als künftige Gesponns erzogen wird. Die Fanny wird gar schön von Körper und ihr Geist wird durch die brave Stielern auch eine solidere Richtung bekommen, welches sehr gut ist, da H. Dr. Knispel (übrigens ein reicher Apothekers Sohn aus Schlesien) bis jetzt noch ein sehr windiger Patron ist. Manon Caspers liebelt noch mit H. v. Wolf von Berlin, geht Ostern auch vom 45 Theater ab, und bringt es hoffentlich dann, wenn sie gescheit ist, so weit, daß der Wolf sich mit dem Lämmlein trauen läßt. So hast Du denn einen rohen Ueberblick unsers Theaters! Nächstens ein mehreres, mein bester Sekendorf. Ich schließe, um die Post nicht zu versäumen. Dein Dir Inigst Ergebener Carl Bertuch. 50

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Tausend Dank, mein geliebter Freund, für Ihre letzten interessanten Mittheilungen, wovon ich im Merkur und Modenjournal den bescheidenen Gebrauch machen werde, den Sie selbst davon zu machen gestatten. Der schöne Esprit conciliation, um dessen willen ich Sie schon hier so innig schätzte und liebte, verließ Sie auch in dem Orte nicht, über welchen Lichtenberg in seinem Exemplar von Merians Topographie das bekannte Hemistision aus Horaz Ars poetica schrieb: Symphonia Discors. Gerieth Ihnen das Liedlein recht ganz nach Wunsch: so ist schon die Volte dasselbe zu sagen ein unbestrittenes, sehr großes Verdienst. Schicken Sie mir zu seiner Zeit ja auch die Gesetze Ihres Casinos. Noch sind Sie Exsecretario unsers Clubs. Denn bei der letzten Wahl wurde die ganze Wahl des Comitté noch auf ein Jahr bestätigt. Vorigen Sonnabend regalirte man uns einmal wieder mit dem alles Gefühl empörenden Mahomet, wobei Mlle Jagemann die Zaid, u. Mlle Maaß aus Berlin, eine treffliche Acquisition die wir Kotzebue danken, die Palmire spielte. Nun kommt Göthes Iphigenie, dann der vielveränderte Don Carlos, dann die ganz auf unser Theater u. Personal vom Dichter zugeschnittene Johanna dran. Aber an andere Theaterneuigkeiten ist nicht zu denken, da Kotzebue kein frisches Blut mehr in unsere dürren Adern einlassen will. Vorige Woche laß er uns seine nun vollendeten Hussiten vor Naumburg mit Chören vor. Ohne alle Vorliebe darf ich sagen, dass so etwas einfaches, edles und durchaus motivirtes, auch in der Poesie selbst schönes Kotzebue noch nie gemacht hat. Er hat aber auch volle drittehalb Mo-

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nathe daran gearbeitet, eine unerhörte Länge für sein Talent. Lasen Sie Herders Adrastea, das 4te Stück? Göthe und Schiller halten sie für eine Art von Kriegserklärung. Aber der gemüthvolle, edle Herder konnte doch kein Verräther an Aristoteles und dem gesunden Menschenverstand werden. Oft sprechen wir im Eglofsteinischen Hause, bei dem Fräulein v. Goechhausen u. Kotzebue von Ihnen und freuen uns da der Möglichkeit, Sie doch noch einmal in unserer Mitte zu besitzen. Nur, setz ich dann hinzu, darf er sich dann nicht au sw ä r t s vermählen, unser Freund! – Sie haben an dem wackern Regierungsassessor Müller einen treuen u. thätigen Freund hier. Wir haben alle durch die Verpflanzung dieses Mannes in unsre Mitte gewonnen. Gestern noch sagte er mir, daß Sie wünschten, eine Sie auf gewisse Weise fesselnde Beschäftigung sich zu erschaffen. Da fiel mir ein, daß wer uns schon so holde und selbst im tüdesken Körbchen noch wohl erhaltene Blüthen aus Griechenland gab, da noch mehr pflücken sollte. Sie wissen, wir haben noch die späteren vom großen Publikum fast gar nicht gekannten griechischen epischen Dichter, den Quintus Calabor, der in 14 Gesängen das vollendet, wobei Homer in seiner Ilias stehn blieb, u. deßwegen sein Gedicht paraleipomena nannte. Eine Uebersetzung dieses Dichters in Hexametern wäre ein s e h r verdienstliches Werk gerade jetzt, wo Voßes Homer in alle Hände u. Trojanische Mythen selbst in der Künstler-Welt an der Tagesordnung sind. Ihren übersetzten Q. Calabor macht dann bei uns den Pendant zum Vossischen Homer; aber haben auch die Franzosen durch einen gewissen Cornand eine (freilich nur durchwässerte, durchprosaisirte) Uebersetzung desselben bekommen. Hier mein Freund, wäre ein schöner Kranz für Sie zu pflücken. Vielleicht streckt schon ein anderer die Hand darnach. Eilen Sie also. Kann ich Ihnen dabei in etwas nützlich oder förderlich seyn: so rechnen Sie ganz auf mich. Dieß bedarf keiner Versicherung. Wir haben jetzt den schwedischen Major Helwig hier. Auch ihn hat die alunterziehende Amalie Imhof an ihren Triumphwagen gespannt. Zu Anfang Mays kommt die Fr. von Löwenstern aus Paris wieder hieher zurück u. logirt sich Gores gegenüber in Fouquets Gartenhaus. Gores scheinen von dieser Nachbarschaft wenig erbaut u. wollen den Sommer in Manheim zubringen. Die Mlle Jagemann geht auf mehrere Monathe bloß zu ihrem Vergnügen, nicht fürs Theater, nach Wien. Mit unwandelbarer Freundschaft Ihr Böttiger.

60 Alles was Kunst u. Alterthum betrifft, ist Wasser auf meine Mühle. Leiten Sie also

immer Ihre Büchlein in meinen Mühlgraben, so oft Sie können und wo llen.

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Du kennst doch die Symbolik der romantischen Zeiten mit den Farben? Nun es geschieht nicht ohn’ Ursach, daß ich gerade ein Blatt dieser Farbe ergreife, dir einige Zeilen darauf zu überschreiben. Du sollst glauben, daß ich noch der Alte bin, und daran glaube ewiglich, wenn ich auch noch einmal so lange stumm, als ich es diesmal war – Wisse ich bin in einer Art von Rührung. Von der stillen Woche überrumpelt ich weiß nicht wie, stürmt der Himmel so greulich um und herum, daß man unwillkürlich seiner Sünden gedenken muß. In dieser Zerknirschung habe ich alles Ernstes beschlossen diese Woche vor allen Dingen nicht ohne Abtragung meiner alten Briefsünden zu überleben. Da gehts denn nach der Colation (?) – die Länge meiner Schuld ist ein Maasstab. Purg der herrliche Kerl, der leider noch immer in Berlin sizt, ist schnell abgefertigt, denn er hatte in Jahr und Tag keine Zeile von mir gesehen. Nun kommts an dich, guter, alter Leopold! Wahrhaftig du hast feurige Kolen auf mein Haupt gesammelt. Size ich am ersten dieses Monats ganz früh auf meinem Sofa und lese die Novelle des Cervantes vom fürwizigen Neugierigen; da kömmt ein Postbote mit deinem Paket. In dem Augenblick fällt mir der erste April ein und schon war ich zweifelhaft, ob ich es annehmen wollte. Da erkannte ich noch zeitig genug, die wohlbekannten Züge und dein adeliches angebohrnes Petschur (?). Du siehst also ich habe deinen Brief vom 26 Merz erhalten und folgerichtig auch die Briefe Winkelmanns an Stosch. Du hast es getroffen, es giebt noch zwei Sammlungen seiner Briefe 1) zwei Bände herausgegeben von Daßdorf Dresden bei Walther. 2) ein mäßiger Band enthält die Briefe an seine Freunde in der Schweiz. Zürich bei Orell, Geßner etc. Diese beiden machen den Fond aus, welchen ich eigentlich meinte und werden dir hoffe ich viele Freude machen. Ließ aber auch die andern größern und kleinern Werke von W. Ein Kopf dieser Art wird sobald nicht wiederkommen. Mir dient er öfters zur Lehre, Ermunterung und Trost, vor allem in dem: Verlasset euch nicht auf Fürsten! Auf deine Fragen kommt zur Antwort: ad 1. Wegen des Kynosarges kommt es ja wohl auf einen Brief an Bernhardi an. Du kennst ihn ja so viel ich weiß und ich zweifle nicht, daß er künftige Beiträge gerne annehmen wird. Das erste Heft ist recht gut, kräftig und wenn ich so sagen soll, doch populär. Ich hoffe noch immer selbst eine ähnliche Zeitschrift zu Stande zu bringen und rechne dabei sehr auf die nächste Leipziger Messe, die ich zu besuchen gedenke. Geht es nicht, dann werde ich mich alles Ernstes an einige

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andere anschliessen und da hätte ich wohl Lust, mich dem S. zu erbieten. Gott bewahre, wenn dieses auch der Zufall gar auf rothes Papier. Da wird mein Brief zulezt die Skale eines Farben-Claviers abgeben. ad 2.) Der Gedanke mit dem griechischen Kammerspiel ist nicht übel und ich wünschte daß du ihn ausführen müstest – aber au sführen, nicht blos anfangen, Ich würde auch für Sofokles stimmen, und zwischen der Elektra und Antigone bei der erstern bleiben. Von der Iphigenie in Tauris des Euripides rathe ich ab, weil Göthe die seinige kürzlich verändert hat und sie nächstens, d.h. bald nach Ostern hier gegeben werden soll. Zwei Iphigenien müsten also zu viel werden aber desto schöner würde die Elektra des Sofokles sich anschliessen, und überhaupt müsten wir nach meinem Gefühl mit Sofokles anfangen wenn wir unsrer Zeit Geschmack an der ächten griechischen Tragödie beibringen wollen. Der größte Stein des Anstosses bleiben immer die Chöre, ob sich gleich vielleicht nur sagen läßt, wie sie bei uns nicht, als wie sie angebracht und vorgetragen werden müssen. Daß du eine liebenswerte Proselitin für die neue Poesie gemacht hast, freut mich. Fühlende und geistreiche Weiber können ihr aber auch nicht entgehen wenn sie nur mit klarem und unbefangenem Auge lesen wollen. Hier kenne ich außer Sophie nur ein Weib die es that und thut, unsre Gräfin! Wir kamen in diesen Tagen auf die Genoveva. Sie sprach mit einer Tiefe und Wärme davon, daß ich hätte vor ihr niederfallen und die Thräne die in ihrem Auge glänzte wegküssen mögen; ja wäre es möglich, ich hätte sie seitdem noch einmal so lieb wie vorher. Sie ist ein trefliches Geschöpf – aber in ihrer Umgebung ist glaube ich Niemand der sie ganz zu schäzen und zu verstehen weiß: ja ich müste selbst an dir zweifeln. O du Sünder! wie kannst du sie über dich klagen lassen, daß du ihr auf ihre Briefe nicht schreibst? Das ist eine Sünde wider Gott! Beßer dich! Ich sehe sie leider nur selten und dann immer unter so vielen, daß wenig höheres zu sagen ist. Vielleicht ist es auch gut, daß ich sie nicht öfter und ungestörter sehen kann, ob es mich gleich sehr glücklich machen könnte. – Doch genug davon, das ist ein gefährliches Kapitel! – Die Ostermesse wird uns allerlei Neuigkeiten bringen. Vor anderm mache ich dich aufmerksam 1) Auf ein Trauerspiel von Friedrich Schlegel Al a rko s genannt. Es muß nun schon fertig und zu haben seyn und ist besonders dadurch daß es nur zwei Akte hat eine schweigende Ironie auf unsere weitläuftigen Zeiten. Ließ es ja mit Verstand es ist eine wunderbare Composition. 2) Kai s e r Oc t av i an von Tiek in zwei Theilen in der Manier der Genoveva, wie ich höre noch mehr und unbeschreiblich schön. 3) Den ersten Band hardenbergischer Relikten, welche Friedrich S. und Tiek herausgeben, wird den ersten Theil des Romans Heinrich von Ofterdingen enthalten.

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4) Den ersten Band der Uebersetzung des Plat o v Friedr. S. o. Schleiermacher. 5) Die Fortsezung des Shakesp eare von August. 6) Die neue Ausgabe des Sp i n o z a von Paulus von welchem ich überhaupt wünsche, daß du ihn ein halb duzentmal mit Verstand lesen möchtest. Gerade da ein Leiter ist es wo es dir noch fehlt Alter. S. würde dich zu einem ganz andern Menschen machen. Folge mir – und wolltest du eine grose und verdienstliche Arbeit unternehmen die dich unsterblich machen könnte, so überseze ihn ins Deutsche, aber langsam und gut. Hätte ich nur Zeit, ich ließ alles stehn und liegen und thät es selbst. Ueberleg es einmal. 7) Vor allen empfele ich dir auch den zweiten Band der Gedichte von Sophie M. Er wird ein klein Epos: S e r ap hine enthalten, vielleicht die wahrste und zarteste – oder um es mit einem Wort zu sagen – die indischste (wenn das ein Wort ist) Composition, die unser nordisches Germanien hervorgebracht hat. Die Anwesenheit der lieben kleinen Dichterin hat mir viele Freude gemacht. Leider geht sie nun in einigen Wochen wieder weg. Sie und die Gräfin sind gar gut miteinander, welches sehr für beide spricht. Es war mir sonderbar das süsse Wesen, was in früher Zeit so grosen Einfluß auf mein ganzes Schicksal gehabt hat, wieder so nahe zu haben. Ich bin täglich bei ihr und es waren schöne Zeiten. Ach läge nicht ein so trübes Geschick über mir – wer weiß! – doch ich will nicht klagen – ich lebe ja ohne Furcht und Hofnung – aber lächerlich ist mirs oft, daß man in dem weiten Deutschland einen Kerl wie mich nirgendt brauchen will – und ich endlich über lang oder kurz verhungern soll! – Von mir selbst erscheint zur Ostermesse nichts, als der dir schon längst bekannte zweite Theil des Ber tr and. Ich bin diesen Winter sehr fleißig gewesen aber meist für die Myt hologie. Das wird ein Buch, wie es mir nicht leicht Jemand nach thun wird. Oft schaudert mir noch selbst! Denke dir ein Werk von vielleicht 200 Bog. in gros 8. und dann habe Respect vor deinem Freunde. Hast du unterdessen Lust und Neigung kleinere Aufsäze von mir zu lesen, so empfele ich dir das Asiatische Magazin welches seit Anfang dieses Jahrs hier im Industrie Comptoir erscheint. Vom zweiten Stück an wirst du mich hoffentlich in jedem finden. Auch wird das Taschenbuch von Wilmanns auf 1803 eine morgenländische Erzehlung ja sogar – erstaune und schweige – Sonette von mir enthalten. Johanni wird mein S i c k ingen erscheinen – den kannst du besonders einer hochlöbl. Reichsritterschaft empfehlen, er wird ihr nicht schaden. Weißt du einen der guten Wein führt und dankbar überschickt, nenne ihn mir, ich will ihm den Sickingen zu schreiben. Auf dieses wird Georg von Fronsperg folgen. Um den Scherz voll zu machen, ergreife ich nun auch die gelbe Farbe. – Deine freundliche Einladung hat mir gefallen – aber Herders reisen diesen Sommer wohl nicht nach Baiern, und nach Regenspurg zu kommen, ist nicht thunlich. Eine Reise muß ich machen zu meiner Erhaltung und Stärkung. Kömmst du denn

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nicht nach W o h n f u r t , dahin verfüge ich mich wohl und es wäre mir reizend dort einen Monat mit dir, aber recht unter uns, zu verleben. Ich habe diesen Winter einen Herren Fouque à la Motte, einen Schüler von Hülsen und Offizier unter dem Ascherslebenschen Regimente kennen lernen einen guten braven Jungen der weiß was Poesi ist und selbst gute Sachen produzirt – der hat mich auf seine Güter bei Berlin eingeladen und ich habe auch nicht übel Lust; aber Wohnfurt würde ich doch vorziehen. Vorigen Freitag wars ein Jahr daß du von hier weg bist guter Alter! Ich habe wohl daran gedacht – und wie gerne möchte ich dich wiedersehen. Kann ich weder zu dir noch dorthin reisen so werde ich mit Bertuch wahrscheinlich auf ein vier bis sechs Wochen eine Fußparthie nach Dresden machen. Schreib mir bald darüber. Daß unser Dankelmann seit acht Tagen hier weg ist, hat dir Bertuch geschrieben wie er mir sagte. Es ist recht gut, daß es so gekommen ist, denn hier war seines Bleibens nicht länger und dort kann es ihm sehr wohl gehen. Neues von hier weiß ich dir nicht zu sagen. Ich komme wenig unter Menschen. Herder erwartet täglich einen jungen Sohn oder Tochter. Der Schloßbau rückt vor, es schneit, der Frühling stockt, am Hof hat man lange Weile, Kozebue spielt eine grose Rolle wie er glaubt und geht bald weg, Göthe schweigt, Schiller Arbeitet den Don Karlos, die Räuber und Kabale und Liebe um, der Graf von Alstädt ist auf dem Weg nach Paris – doch ja! bei Paris fällt mir ein, du solltest mit Bertuch hinreisen, das wäre Etwas für dich, und müstest du das Geld borgen. Schreib mir bald und recht viel. Meinen Brief läßt du hoffentlich für einige gelten die ich dir schuldig war. Das Leben ist ein ernstes Spiel. Sei damit zufrieden, nimm ein gutes Weib, erziehe deine Kinder zu Menschen dann wirst du seelig sterben und sagen können Vixi! Mir Armem wird es so wohl nicht werden. Leb wohl. Ich bin ewig der deinige, FM.

127. Von Carl Bertuch, Weimar, 22. April 1802 Weimar. d. 22. April. 1802. – . Hier, bester Sekendorf, folgt nebst freundlicher Empfehlung eine kleine Notiz von Rath Jagemann, die mir etwas mager vorkam, aber wie er versicherte, alles wäre, was er über diesen Gegenstand wüste. – . Die Jagemannschen Schwestern grüßen 5 dich bestens. Ich besuche sie bisweilen, und bringe recht angenehme Stunden da zu, weil die Caroline für den gesellschaftlichen Umgang recht viel anziehendes hat; und mehr suche ich nicht, denn zu den sie umgaukelnden großen und kleinen Schmetterlingen gehöre ich keineswegs. Ich fürchte nur, das arme Mädchen

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läßt sich durch Eitelkeit blenden, und spielt ein desparates Spiel, wobey sie viel, 10 ja alles verliehren, allein – sehr wenig gewinnen kann. – Die liebe Mariane ist

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ein holder kleiner Engel geworden. Die blauen sanften Augen unter den blonden Löckchen athmen weibliche Sittsamkeit und herzliches Gefühl. Ihre schüchterne Bescheidenheit nicht Verlegenheit, zeigt, daß dieses holde Wesen nicht für die theatralischen Bretter bestimmt ist, sie hat es auch aufgegeben, zumal da ihre Brust zu schwach ist, und sie von ihrer musikalischen Reise nach Frankfurt und Mannheim voriges Jahr mit einem bedenklichen Bluthusten zurückkam. – Sie lebt noch bey der Schwester und, erwartet ihr Schicksal vom Zufall. Einige Vorschläge, sie in eine häusliche Lage in ein Erziehungs Institut zu bringen, glückten nicht. Ich schaudere und werde bitter bey dem Gedanken, daß das Schicksal solch ein liebes Geschöpf mit den treflichsten Keimen zu allen Guten, dem Zufall überläßt! Im Januar hatten wir in Ettersburg eine ländliche Fete, wobey wir dich sehr wünschten. Jagemans, Prof. Genz (ein geschickter Baumeister von Berlin, der seit einem Jahre Direktor des Schlosbaus ist) Krahmer, Dr. Herders, Dankelmann, Luise Herder und ich fuhren an einem schönen Wintermorgen in Schlitten nach Ettersburg. Hinter uns folgte ein stattlicher Schimmel mit unsern Proviant, zu dem jeder seinen Theil lieferte. In Ettersburg fanden wir die wohlbekannten Wohnzimmer im Schloß durch H. Koch’s Güte gut geheizt. Die gefrorenen Austern wurden in frisches Wasser geworfen, der weibliche Theil wärmte die Braten und Bäckereyen auf, wir schmirten Butterbröte, und so stand um 1 Uhr auf den gedeckten Tisch ein trefliches Diner. Steinwein, Champagner, Bischoff, Burgunder fehlte auch nicht. – . Die holden Schwestern, Dankelman, und ich waren Anfangs in sonderbarer Stimmung. Bey jedem Schritt durch die Zimmer schwebte uns Augustens Geist vor. Dieses und jenes Pläzchen erinnerte an schöne Stunden der Vergangenheit. Die Mädchen weinten, wir schwiegen, und keiner sprach mit dem andern ein Wort. Doch der erste Eindruck verlohr sich, er wurde sanfter, und diese Wehmuth brachte dann eine Traulichkeit und Herzlichkeit hervor, so daß ich diesen Tag Stunden des innigsten Genußes hatte – . Nachmittag lockte der Ton der Waldhörner das Wild auf die Wiese unter dem Schlosse. Abends versammelte uns das lodernde Kaminfeuer in der Neben Stube, und wir sezten uns um die dampfende PunschBole, und die holden Schwestern sangen kleine Duetts, mit einem Ausdruck, wie ich ihn selten gehört habe. – Abends 8 Uhr fuhren wir im Mondschein, wo die WinterLandschaft einen eignen Reiz hatte, zurück – in das niedere Dach, wo die engen Sorgen wohnen. Dankelmann hat mir aus Philippsthal gleich die ersten Tage nach seiner Abreise von hier geschrieben. Sie fanden ihre Pferde, die sie bis dahin voraus hatten gehen lassen, lahm, musten daher mit Extrapost weiter reisen, was auch die Schuld ist, daß ich keine fernern Briefe erhielt, weil sie sich unterwegs nirgends aufhalten wollten – .

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Seine Addreße in Amsterdam ist 50 A. Mr. le Bar. Adolf. d. Dank; dann noch ein Couvert darum mit der Aufschrift. à

Mr. Gregory & Breitenveld negociants tres celebres et residents de sa Maj. Prussienne a Amst. – . Demeurant sur le Agt e r B urgwa ll. Meine Schwester und Schwager, die hier bey uns Osterferien halten, grüßen 55 dich herzlich – . Froriep ist unermüdet fleißig, voller Kraft u. Thätigkeit. Er hat so eben sein Handbuch über das Accouchement geendigt, welches diese Messe bey uns herauskömmt. Den September geht er nach Paris, und bleibt den Winter da. – Ich war erst entschlossen mitzureisen, verspare es aber wegen mancherley 60 Geschäfte noch um 1 Jahr. – . Lottchen bringt die Zeit von Fror. Abwesenheit hier bey uns zu, und wird ihren Trost in Erfüllung der süßen Mutterpflichten, die sie im August wahrscheinlich übernimmt, finden. Unverändert Dein Carl Bertuch.

128. Von Friedrich Majer, Weimar, 31. Mai 1802 Weimar 31 Mai 2. Nur wenige Worte unter der größten Zerstreuung guter Seckendorf! Deinen Brief vom 25 habe ich diesen Morgen richtig erhalten. Meinen herzlichsten Dank für dein Andenken an mich in München alter treuer Freund. Ich habe eine unend5 liche Freude darüber gehabt und binnen acht oder höchstens vierzehen Tagen werde deine Vorschläge bestens auszuführen suchen. Dann schicke ich alles an dich und rechne auf freundliche Weiterbeförderung. Ich werde einen Theil meiner Uebersezung der jüngern oder semischen Edda aus dem Isländischen mit Anmerkungen und zugleich die meisten meiner Schriften an Häffelin schicken. 10 Wie köstlich wäre es wenn wir uns im Süden wohin eine alte Sehnsucht mich von Jugend auf zog, wieder fänden. Thue Alles was du kannst. Dort ist auch Spielraum für unsere Jugendträume zum Glück und Wohl eines unverdorbenen Volks beizutragen. Ist es nur einigermaßen möglich so bin ich vor Ablauf des Augustmonats bei dir und sollte ich von hier bis Regenspurg zu Fuß wandern. Wir wollen dann 15 einige glückliche Wochen erleben und zusammen nach München reisen. Leb’ wohl guter Junge. Du hast die schönsten Hofnungen in mir erregt. Möge ein freundlicher Stern ihnen glänzen. Nächstens mehr. Ewig der deinige F Majer.

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Erlauben Sie, mein verehrungswürdiger Freund, daß ich heute mein langes Stillschweigen auf Ihren interessanten Brief vom 5t Aprl. damit zuerst unterbreche, daß ich Ihre bona officia für den Verfertiger der mitfolgenden Abdrükke, einen jungen Mann, reklamire, der aus eignem Antrieb, und eigner Kraft aus den finstern Hallen der exjesuitisch-theologischen Schulen, zu denen er eigentlich bestimmt war, sich in das Gebiet der Kunst warf, und der Erfinder oder vielmehr der Anbauer eines neuen Zweiges derselben wurde, der, so unvollkommen er auch noch jezt ist, doch gewis einer empfehlenden Unterstüzung und Ausbildung bedarf, da er durch die Leichtigkeit der Behandlung einer grossen Brauchbarkeit in dem ihm angemessenen Grade fähig ist. Anton Niedermayer aus Straubingen versuchte sich von Jugend auf, schon als er noch der heiligen Theologie zugethan war, in allerlei mechanischen Arbeiten, bis er vor ohngefähr 3. Jahren auf die erste Idee von derjenigen Beschäftigung verfiel, die er sich seitdem unablässig zu vervollkommnen bemüht hat. Sie kennen den unter dem Nahmen S olenhofener M armo r bekanten Spekstein, der im Pappenheimischen bricht und hier noch ziemlich wolfeil zu haben ist. Mit einer selbst erfundenen Dinte, deren Bereitung bis jezt das einzige Geheimnis ist, (sie wird jedoch mit Öl angemacht) wird dasjenige, was man abgedrukt wünscht, auf eine vorher polirte Tafel jenes Steines gezeichnet oder geschrieben. Der Stein nimt die äusserst haltbare Farbe sogleich an, und dient nun als Platte unter einer ganz gewöhnlichen Drukkerpresse, mit dem sehr wichtigen Vortheil, daß sich mehrere tausend Exemplare abziehen lassen, ohne daß es einer Nachhülfe bedarf, vielmehr wird der lezte Abdruk so schwarz und richtig, als der erste. Das Schreiben selbst geht ihm sehr geschwind von der Hand – zu einer Platte der beifolgenden Noten wird kaum ein Tag erfordert. Sobald die Platte nicht mehr gebraucht wird, kan man den Stein abschleifen, und vielmals zu einer neuen Arbeit benuzen. Der beiliegende Abdruk eines Kopfes ist der erste, erst vor wenig Monaten gemachte Versuch, mit Figuren, und daher noch ziemlich roh, was aber mehr die Schuld des Zeichners ist – man arbeitet aber eben an einem bessern, von welchen ich Ihnen künftig ebenfalls Proben übersenden werde. Doch zweifle ich, daß – der Natur der Sache nach – man es je dahin bringen werde, mit dem Grabstichel zu wetteifern zu können. Große, kräftige Umrisse hingegen, Musikalien, Landkarten werden von dieser Erfindung offenbar mehr Nuzen ziehen können, als von den abnuzenden Zinnplatten und Holzschnitten. Niedermayer selbst kan nicht zeichnen, und schränkt sich daher blos auf Musikalien ein, von denen er den aus 4. Platten bestehenden Bogen zu 8 auf 6 fl. rh. liefert, gleichwol in unserm

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dürftigen Boden, wo man für Thätigkeit, und Kunsttrieb keinen Sinn hat, nicht einmal soviel Unterstüzung findet, daß er im Stande wäre, die einzige hölzerne Walze seiner Presse mit einer metallenen zu ersezen, und sich und seinen Drukker hinlänglich zu beschäftigen. Er will daher seinen Stab weiter tragen, sobald sich ein Mann findet, der ihn bei einer Drukkerei, oder einer Kattunfabrik versorgt, denn er weis seinen Abdrükken auch eine bunte Farbe zu geben, und hat bereits Proben gemacht, welche beweisen, daß Kattun und Leinewand nicht dabei leiden, so wenig, wie das Papier, das indessen schlecht genug ist, Mir fiel dabei unser Bertuch, und seine weitläuftige Kupfer- und Landkartenoffizin ein – und dies veranlaßt mich hauptsächlich mit, Sie mit diesen Details bekannt zu machen. Schwerlich dürften die Forderungen des Erfinders groß sein. Gute Muster und hinlängliche Beschäftigung, dies ist es, was ihm hier hauptsächlich abgeht. Er besizt zugleich einen ansehnlichen Vorrat von Steinen, die überhaupt leicht zu bekommen sind, und, wegen der öftern Brauchbarkeit, kan auch ein mäsiger Vorrat lange dauern – daher die Transportkosten die Wolfeilheit und Leichtigkeit der Sache selbst wenig erschweren können. Sollte indessen in Weimar gar nichts für ihn zu thun sein, so wäre ihm doch wol eine vorteilhafte Erwähnung im Merkur zu gönnen, wodurch er wenigstens seiner äussersten Dunkelheit entrissen würde – denn – hier zum Beispiel wissen sicher nicht mehr als 20. Menschen von der ganzen Sache. – Kürzlich habe ich eine kleine Wanderung nach München – die erste meines Lebens – unternommen. Wenn ich im Stande sein werde die Masse der dort gesammelten und gewekten Ideen ein wenig zu ordnen, kan ich Ihnen vielleicht nähere Détails angeben. Jezt nur wenige rohe Umrisse. Das Land ist jezt überhaupt ein Wirrwarr sonderbarer Extreme, und die Hauptstadt natürlich der Focus, in welchem alle am grellsten zusammentreffen. Mir scheint es beinahe jezt eben so mit der Aufklärung überspannt zu werden, wie vorher mit dem Obskurantismus. Wenigstens gibt es Reformatoren, die gleich alle idealisirten Träume auf der Stelle ausgeführt wissen wollen, und das geht nicht, denn es fehlt überall an Gelde. Man stokt, und hat am Ende nichts gethan, als die Gemüter erbittert, denn die sind wahrlich in Baiern noch nicht reif, die Krükken wegzuwerfen, und allein zu gehn. Der Mönchsgeist existirt, wenn auch die Klöster aufgehoben sind, und der Nachbarstaat, dessen eifersüchtige Plane zwar entfernt, aber nie aufgegeben worden, thut jezt gerade das, was Karl Theodor gegen Josef II. that, auf jede neue Verordnung zu München, läßt er eine ganz im entgegengesezten Sinne ergehn, nimmt die vertriebenen Pfaffen auf, und sucht allmählich den alten Gränzhaß des Volkes zu untergraben, indem er seinen Gözen schmeichelt. Hier wird es schwer, durch diese Scylla und Charybdis hindurchzulenken. Wenn indessen der Kurfürst am Leben bleibt, und Geldquellen zu eröfnen weis, so kan noch alles gut werden, aber freilich erst mit der Zeit.

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Sonst habe ich wakkere Männer kennen lernen, Sa la t , Westenrieder (gegenwärtig, was Sie befremden wird, aus der Klasse der Verfolgten zu den Verfolgern übergegangen, und, wie man behauptet, durch den geistlichen Rath – Organ der Obskuranten – ich kan indessen dieses Urtheil noch nicht unterschreiben, solange ich ihn nicht näher kenne, und keine Facta weis, die gegen ihn zeugen) Aretin, der jezt aus der Landesdirektion tritt, und Bibliothekar wird, wodurch dieser Schaz von Manuskripten und ineditis gemeinnüzig zu werden verspricht. Überhaupt steht dieser und der Akademie der Wissenschaften eine Reorganisazion demnächstens bevor. Die lezte soll künftig einige besoldete Mitglieder erhalten, welche blos den Wissenschaften leben werden. Dr Scherer, ein junger Mann voll Kenntnisse, der näher bekant zu werden verdiente, ehemals Hofmeister bei Herbert in Konstantinopel, hat wichtige Reisen im Orient gemacht, von denen wir hoffentlich im Kurzen eine Beschreibung erhalten werden, sobald er Muße hat, sie auszuarbeiten. Die Gemäldegallerie, durch alles, was in Mannheim Zweibrükken, und den Lustschlössern merkwürdig hatte, verherrlicht, unstreitig nach Dresden und Belvedere zu Wien, auf gleichem Rang mit der Düsseldorfer, die erste in Deutschland, aber leider, wegen der Emigration noch nicht ganz ausgepakt, und wieder aufgestellt, doch habe ich gerade die Meisterwerke gesehen, Paulus und Johannes von A. Dürer unstreitig die besten Bilder, die dieser Künstler je gemahlt hat, indem sie lange Zeit für Rafaels gehalten wurden – doch ich vergesse, daß mir die Materie unter den Händen anschwillt, und muß mit Gewalt abbrechen, um die Gränzen eines Briefes nicht zu überschreiten. Nichts daher auch von der Oper, dem treflichen Orchester, der lieblichen Nachtigall, Josefa Cannabich und von Maurer, – ich sah leider nur eine einzige Oper, aber diese recht brav – les deux journees von Cherubini (allenfalls könnte ich die Partitur nach Weimar verschaffen, wenn man Lust hat) kurz – lieber Freund, ich mache höchst wahrscheinlich binnen kurzem einen zweiten Ausflug dahin und dann hoffe ich das alles zu verarbeiten. Ich bin jezt regierender Herr in meinem Hause, denn meine ganze Familie ist den Sommer über verreist, zu thun gibt e in der Politik ohnehin nichts, und das ganze Regensburgerwesen ekkelt mich im höchsten Grade an. Tausend Dank für die vielen interessanten Mittheilungen. Der Wink mit dem Quintus Calaber ist nicht verloren, und geht mir seitdem wirklich im Kopfe herum, ich weis aber nicht, ich habe nicht recht Mut, indessen verspreche ich Ihnen ihn, was ich noch nicht gethan habe, denn ich kenne ihn blos fragmentarisch jezt ordentlich durchzulesen, und sodan zu erwägen, quid valeant, quid ferre recusent Lumen. Unveränderlich Ihr Seckendorf

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Nachschrift. Indem ich meinen Brief wieder flüchtig überlese, bemerke ich, daß ich bei meiner Nachricht von den Steinabdrükken eine sehr wichtige Manipulation vergessen 120 habe. Der zum Abdruk zubereitete, und mit der gehörigen Zeichnung versehene Stein wird nehmlich sooft er unter der Presse durchgezogen werden soll, wie bei jedem andern Drukke mit dem gewöhnlichen Ballen überfahren. Die mit der fettigen Öldinte angelegte Zeichnung nehmlich vertritt, da sie erhaben ist, die Stelle der Lettern, und die Drukkerschwärze hängt sich blos an sie, nicht aber an die 125 weissen Zwischenräume des Steins an. Man kan sogar einen vorzüglich gut gerathenen Abdruk auf eine andere Steinplatte abdrükken, und diese Abdrükke von Abdrükken bis ins Unendliche vervielfältigen. Die jedesmalige Güte und Feinheit hängt blos von der Feinheit der Zeichnung und der Dinte ab.

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Lange mein teurer Freund, wurde unser Briefwechsel unterbrochen, ich untersuche nicht, wer diese Pause veranlaßt hat, genug unsere Absicht, warum es geschah war gut; keines wollte seine trübe Stimmung den Andern mittheilen, jedes verschloß daher daß, so ihm drückte, in sein Ineres; da wir von unserer gegenseitigen Theilnahme überzeugt waren, so war es am besten zu schweigen. Sie mein guter Leopold können am besten urtheilen, welchen Eindruck die Begebenheiten des vorigen Winters auf mich machen musten, Sie kennen meine Vorliebe für Weimar, ja Sie theilen Sie mit mir, ich schildere Ihnen daher nicht meine Empfindungen, als ich mich, ach nur allzuwahrscheinlich, schon auf ewig von hier entfernnt sah, dencken Sie sich hiezu noch einen durch die Masern geschwächten Körper, und Sie bedauern mich gewiß, daß mein Mann diesen Ausweg annahm verdancke ich seiner Liebe zu mir, und zu seiner Mutter, sie bestand darauf, ich sprach nichts, weder dafür noch dagegen, und bloß des Nachts, hielt ich mich für den am Tag erlittnen Kampf schadloß, dann weinte ich recht aus Herzensgrund; der Verkauf unseres Haußes vermehrte meinen Schmerz, nun gab ich alles verlohren, als schnell das Blatt sich wandte, u. ich wenigstens für jezt keine Sorge deshalb fühle. Seit 8 Tagen bin ich eingezogen, und ich habe mich recht gut eingerichtet, ich habe 4 piecen zu meiner Disposition, da ich ehehin kaum eine hatte, allein ich trennte mich doch mit Schmerzen, von dem lieben alten Hauß, wo mir jedes Plätzchen durch Erinnerung lieb geworden war, Jettens Trennung that mir recht wehe, sie wohnt aber sehr gut, und ist allerliebst meublirt, ich will über diese Entfernung von ihr nicht mehr klagen, Gott gebe daß nie eine grössere entsteht – denn es ist doch tröstlich sich stündlich sehen zu können, und der Weg zwischen den Jägerhauß und der Esplanade scheinnt mir, um sie zu sehen gar

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25 nicht weit. Könte ich Sie, lieber Leopold, doch auch einmal wiedersehen, wann

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wird dieß geschehen? ich vermisse Ihren freundschaftlichen Umgang gar sehr, und an das Vorlesen ist gar nicht mehr zu dencken, und dazu hätten wir jezt recht Zeit und Ruhe. Ich will in meiner Einsamkeit (denn ich lebe wie auf dem Lande) recht fleißig sein, Sie lieber Leopold sollen aber meine lecture dirigiren, von ihnen erwarte ich Vorschläge, nehmlich über eine nüzliche lectüre, denn Romane finde ich hier in Menge, ich sende Ihnen das neuste Gedicht der Mereau, in Fall Sie es noch nicht haben, es fällt mir aber bey daß es klüger ist erst Ihre Antwort abzuwarten, ob Sie Seraphine (so heist es nehmlich) noch nicht gelesen haben; dieselbe Frage gilt auch von Alarcos von Friedrich Schlegel, dieses wunderbahre Produckt des Schleglischen Geistes, wurde hier, zur Verzweiflung der gebildeten, u ungebildeten Zuschauer aufgeführt und nur Goehtens aplaudiren u das strenge Verbot des Pochens konte den hier anwesenden Verfasser für die Schmach schützen, sein Werck ausgepocht zu sehen, das sujet ist aus den Spanischen, u findet sich in den spanischen Magazin von Bertuch unter veränderter Gestalt, auch nennt dort der Held sich Enerico, Majer versichert aber daß die Schelglische Bearbeitung sich den Original nähere, dieß kan ich nicht beurtheilen; einige Sachen gefielen uns in lesen, allein die Vorstellung war so drückend, daß das Gute davon nicht konte genossen werden, wollen Sie es haben? so kann ich es Ihnen schaffen. Ich gedencke diesen Sommer öfters in Tiefurth zu sein – wenigstens verlangt es die Herzogin, und hat uns auch in der Gärtnerwohnung ein Zimmer eingeräumt, noch war ich nur wenige Stunden da, weil ich noch immer mit der Einrichtung zu thun habe. Wo ist Julie? ich muß an Sie schreiben. Ich bitte Sie um 2 Duzend Gläßer Carmeliter Wasser, diese Arzney wird hier immer beliebter. Adieu bester Freund, Jette und alle Übrigen grüssen, Line wird recht hüb s ch, und s p i e lt h e r li ch das Clav ier. Schreiben Sie mir bald. Caroline Gottlob geht vielleicht auch nach London, doch ist es nicht ganz gewiß, eine Reise war ihm sehr nöthig, denn seine Gesundheit hatte sehr gelitten.

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Von Friedrich Majer, Weimar, 14. Juni 1802

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Ich size in die Edda vergraben bis über die Ohren und schwize über gelehrten Anmerkungen, um bei der Münchner Akademie die beste Ehre einzulegen. Außer einem Theil dieser Uebersezung der jüngern Edda werde ich noch 1) die Geschichte der Ordalien 2) zwei Bände historische Untersuchungen 3) zwei Bände Faustrecht 4) zwei Bände Bertrand du Guesclin beilegen. Ich denke das alles zusammen soll und muß doch einige Sensation erregen, und ohne dem haben vor Jahren einige Baiern, namentlich Westenrieder und Morawitsky meine Schriften gelobt und ehrenvoll erwähnt. Das kann mir nur jezt auch zu Statten kommen. Vor Ablauf dieses Monats soll alles in deinen Händen seyn und deiner baldigen und guten Besorgung bestens empfolen werden. Nun aber einige Fragen guter Junge! die du mir, ist es dir nur einigermaßen möglich, mit umgehender Post beantworten mußt. Du weißt ich bin in weltlichen Dingen und Allem was zur Etiquette gehört, nicht wohl firm. Also beantworte mir: 1.) Wie titulirt man einen Bischof-Minister wie Häffelin ist? Hochwohlgeb. Herr – Gnädiger HE. Geheimrh. u. im Laufe des Briefs Ew. Exzellenz – oder wie? 2) Ist es nun schicklicher den Brief an Häffelin, die Abhandlung u. die Bücher an Aretin zu schicken und ihn zu bitten es H. zu übergeben – oder soll ich ein Packet an H. machen und es an A. beilegen. Im ersten Fall sähe doch A. gleich was ich schicke und es ist ja nicht nöthig die Briefe und den Aufsaz verschlossen an Häffelin zu schicken. 3) Soll ich in die Bücher vorne schreiben: Der Kurfürstl. Akademie der Wissenschaften zu München vom Verfasser oder sie Häffelin zuschreiben. 4) Was ist Aretin denn jezt und wie schreibt man an diesen? Du schreibst mir nur, was er war. Es sind das Alles grose Kleinigkeiten aber ich bin nun einmal so ungeschickt mir in dergleichen nicht helfen zu können. Nimm dich also meiner an. Die Idee nach dem Süden, in deine Nähe oder gar mit dir an einen Ort zu kommen, wird mir täglich reizender und ich denke es ist ein freundlicher Stern uns dort aufgegangen. Und was wollte ich für eine Geschichte von Baiern ausarbeiten – da solltet ihr erst sehen was in mir steckt – Gewiß sollte kein teutsches Volk eine solche Geschichte haben – das schreibe nur Aretin, und benachrichtige ihn

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überhaupt unterdessen vorläufig, daß ich mit Vergnügen auf deine Mittheilung entrirt habe. Ich wollte mit herzlicher Freude aus Sachsen gehen, wo ich es nun seit sieben Jahren zu nichts habe bringen können; so leid es mir in andrem Betrachte thun wird. Jezt habe ich zwar ziemlich gewiße Hofnung, in einiger Zeit Archivrath in Gera zu werden – aber der Süden zieht mich mehr und der grösere Wirkungskreis. Dankelmann läßt dich vielmals und herzlich grüßen. Ich habe vor wenigen Tagen einen Brief aus Haarlem von ihm gehabt. Wahrscheinlich wird er noch vor Ablauf dieses Monats mit der grosen Flotte nach Batavia absegeln. Das hiesige Klima war auch nicht für ihn – und kömmt er nach acht oder zehn Jahren glücklich zurück, vielleicht können wir ihn zu uns nach Bayern einladen. Der alte Herder in Eisenach ist vor einigen Tagen gestorben, da wird der Ludwig nun wohl Kammerrath werden, und endlich von seinen Streifereien zurücktreten müssen. Mein Sickingen erscheint bei Dietrich in Göttingen mit des Helden Bildniß und vier Vignetten sehr elegant. Mache nur daß die vortrefliche Reichsritterschaft ihn recht kauft. Leb’ wohl, Herzensjunge! Bleibe treu und mögen wir uns recht bald sehen. Ich bin unveränderlich der deinige! F M.

132. Von Friedrich Justin Bertuch, Weimar, 21. Juni 1802 Weimar d. 21n. Juny. 1802. Ich ergreife mit Vergnügen die Gelegenheit die mir Ihr letzter Brief an unsern Freund Böttiger giebt, bester H. Legat. Rath, um Sie wieder einmal an einen alten Freund zu erinnern, an den Sie aber schon bey der Arbeit Ihres Schützlings Nie5 dermayrs von selbst dachten. Die Beschäftigung dieses jungen Mannes kann allerdings gemeinnützig gemacht werden, wenn ihr Zeichenkunst und Mechanik zu Hülfe komt, und sie mit einer guten Buchdruckerey verbunden wird; Erfordernisse die freylich bey meinem Institute alle schon bereit liegen; und für welches demnach Ihr H. Niedermayer wohl ein brauchbares Subject seyn oder doch wer10 den könnte, wenn ich ihn und seine Fähigkeiten nur näher, und ihn persönlich kennte, oder nur einmal sprechen könnte. Uebrigens ist H. Niedermayers Arbeit keine neue Erfindung, und mir vollkommen bekannt, da ich selbst vor mehr als 30 Jahren auf diese Art Innschriften und dergl. auf Marmorplatten erhaben geäzt, und mich mit dieser Arbeit amü15 sirt habe. Nur abdrucken ließ ich damals diese Platten nicht, wie H. Niedermayer thut, und seine erhaben geäzten Marmorplatten also vollkommen so wie einen

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H o l z s ch n i t t oder Buch d r u c k e r s t o c k behandelt. Indeß hat H. Niedermeyer auch diese Anwendung oder Speculation nicht einmal mehr allein für sich, denn in Leipzig hat schon der Buchhändler Kuchler in Verbindung mit einem MusikalienHändler eine dergleichen Fabrick, unter dem Titel Steindruck, angelegt, und offerirte mir in letzter Messe seine Dienste mit seiner vorgeblichen neuen Erfindung, deren Alter ich ihm aber klar zeigte. Diese Leute machen hauptsächlich Musikalien, wie auch H. Niedermayer, Landschaften, Einfassungen, Tabacksbriefe, große Titel, Dekorationen in bloßen Contouren u.s.w. Sie sehen lieber Freund daß man an diesen Leuten bey einer solchen Enterprise schon gefährliche Concurrenten hat, denn ich muß bekennen daß die Proben die Sie mir vorlegten würklich gut waren, weil sie einen braven Zeichner haben. Indessen wüßte ich doch noch ein Paar Gegenstände auf welche die DruckManier mit Nutzen angewandt werden könnte, wenn Ihr Niedermayer nur ein wenig zeichnen könnte, oder fähig wäre es noch hier zu lernen, und guten Willen und Application dazu hätte. Wie steht es also damit? Machen Sie mir Ihrem Protégé doch ein wenig genauer bekannt. Hat er KunstSinn und Kunstfähigkeit, so daß man ihn bey einer guten Buch- oder großen Kupferdruckerey brauchen könnte? Hat er einige Studien? Kurz sagen Sie mir genau was er kann und weiß, und dann kann ich Ihnen bestimter sagen, ob ich ihn brauchen und versorgen kann, oder nicht. Für sich allein komt er mit seiner Arbeit in jenen Gegenden gewiß nicht fort. Es fragte sich daher ob er nicht lieber eine Wanderung hieher nach Weimar machen und einige Proben seiner Arbeit mitbringen wollte, da er ja ohnedieß seinen Stab weitersetzen will? Sprechen Sie Ihn doch darüber, und sagen mir weitere Nachricht darüber. Wollte er dieß, so will ich gern die Fracht von einem Kistchen seiner Papenheimer Marmor Platten tragen, das er über Nürnberg, durch den Fuhrmann Bauer, der wöchentlich nach Jena fährt, hieher spediren könnte. Ich erwarte also bald etwas Weiteres über diesen Gegenstand von Ihnen, bester Freund. Mein ganzes Hauß und besonders Ihr Freund Carl empfiehlt sich Ihnen aufs freundschaftlichste. Von Herzen der Ihrigste FJ Bertuch.

133. Von Carl Bertuch, Weimar, 4. August (?) 1802 Weimar. d. 4. Jan. 1802. Meinem Versprechen gemäß, bester Sekendorf, folgt hierbey die Continuation des Asiat. Magazins, und soll bey jeder Erscheinung eines neuen Stückes nicht

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unterbleiben. Die Idee eines Magazins für Asien, das so manche liebliche 5 Blume hervorbrachte und hervorbringt, ist gewiß gut, nur scheint mir Julius

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Klaproth ein junges Kerlchen von 20 Jahren, voller Suffisanie, noch nicht tüchtig genug zu seyn, mit hinlänglicher Critik und Gelehrsamkeit das Feld gehörig überschauen und umfaßen zu können. – Doch wir machen einen Versuch mit ihm; fängt er an zu sinken, so schieben wir einen bekannten tüchtigen Gelehrten ihm als Stütze und Assistenz unter. Des berühmten Fr. Hörnem anns, (den die African Society & Sir Joseph Banks nach Aegypten schickte) unberühmtes Tagebuch lassen wir jezt im Original drucken. Ich versprach mir mehr davon, zumal da er der Landessprache mächtig ist; allein Mangel an hinlänglichen Hülfskentnissen leuchtet allenthalben hervor. Jedoch das Publikum ist gespannt darauf, und so wird die Speculation nicht ganz übel für uns seyn. Wichtig und schätzbar aber sind die Nachträge dazu von Rennel, Marsden, und Young. – . Kozebue lebt jezt in Jena in seinem neu acquirirten Fuchsischen Gartenhaus, und schreibt seine Vertheitigung gegen Masson. Der ganze Massonschen Angriff ist Kozebues Finanzen erstaunlich wohlthätig; er sprach von den grossen Feten, die er den Sommer in Jena geben wollte, – allein seit der Jeremiade vom linken Rhein Ufer lebt er ganz eingezogen, sieht und hört niemanden. – . Kozebue hatte Recht, diesen Winter auf alle nur mögliche Art durch Amüsements hier etwas gelten zu suchen – dies gehört zu seiner Existenz, die bei allem seinen übrigen guten Seiten stets theatralisch – nie reel (ich will nicht sagen, rechtlich) war. Eben so analog war es, daß Trompetenbläser sein Lob in der ele(ga)nten und andern Zeitungen bliesen – denn sie erhielten oft ja freye Tafel, und Schaupartien – allein daß einige und eine unserer Damen, die ich sehr hoch schäzte, gleich jenen Söldnern auch Kozebues Herolde machten hat mir weh gethan. Luchs kamen gestern Abend aus Leipzig zurück, und gehen Morgen nach Gotha zu Frl. Luch, wo Cammerher Luch ist, der bis den 15ten dort bleibt, wo er wieder zu den Herzog nach Eisenach muß. Egloffstein’s kamen gleichfalls gestern Abend von Lauchstedt ganz zufrieden zurück. Ich sah sie heute in den Jägerhäusern. Es ist doch wahrhaftig eine liebe trefliche Familie! Die RegierungsRäthin, mit der ich mich eine Stunde unterhielt, ist ein solches gutes Wesen, das Bild einer sanften guten Hausfrau. – . Beim Abschied trat ich in sein halbdunkles Zimmer, wo aus dem Mistischen Dunkel die hehre Gräfin hervortrat. Daß Gottlob v. Egloffstein in London jezt ist, weist du wohl. Er sah ein Wettrennen was ihm königlich divertirte. Die Erfurter sehen ihrem Schicksal entgegen. Noch sind aber bis heute weder Preussen da, noch Quartiere angesagt. General Knorr ließ vor Kurzem pro forma die Zugbrücken visitiren, weil das Bataillon Oestereicher noch keine Marschordre haben. Beusts trauriges Ende am Frohnleichnamstag hast du wohl umstandlich

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erfahren. Ich war noch bis Mittag bis 1 Uhr bei ihm, und er lud mich als seinen 45 Gast dringend zu dem Diner, wo er erstochen wurde, ein; allein ich war ander-

wärts engagirt. – Nachmittag 4 Uhr wollten wir uns in Wezels Garten treffen; ich erwartete ihn dort umsonst ¾ Stunden, bis das Gerücht seines Unglücks sich verbreitete. Denk wie mich das frappiren muste! Die Gräfin wird dieser Tage in Erfurt niederkommen. Die Mutter und Tinette 50 sind hinüber. Gräfin Line wird in Erfurt bleiben, da sie der alte Graf nicht weglassen will. Wie steht es mit deinem Herzen in puncto amoris! – . Was macht die schöne ErbPrinzeß von Taxis. – Ist das kein Feld für kühne Abentheuer. – Wäre jezt nichts im Bayrischen zu thun für dich? – Wohlzogen und der Prinz verlaßen uns im September; sie gehen nicht in die 55 Schweiz, wohl aber nach Wien, und kommen da wohl über Regensburg. – . Mein Vater und Törrings (?) grüßen dich freundschaftlichst. Dein treuer Carl Bertuch

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Ihren Brief mein lieber Vetter, erhielt ich bey meiner Rückkehr von Lauchstädt, wo wir wie Sie schon wissen werden, einen Monat zubrachten, Nette war eine geraume Zeit immer kränklich, und der Arzt verordnete ihr den Gebrauch jenes Baades, welches auch gute Wirkung für sie zu haben scheint. Von unsern Aufenthalt kan ich Ihnen wenig sagen, wir sahen viele Menschen, aber wenig interessante unter ihnen, doch brachten wir unsere Tage leidlich hin, obgleich mir meine sonst, so sehr gerühmte frohe Stimmung fehlt, doch vielleicht kehrt sie wieder, ich will mich recht viel beschäftigen, um sie herbey zu locken. Mit der Mereau sind wir sehr bekannt geworden, wir wohnten in Lauchstädt in einen Hauße, sie ist wircklich eine eigne sonderbahre Erscheinung, lieblich zu lesen, aber wenig und unbedeutend in Gespräch, so wie es zusammenhang erfordert, sehr Gutmühtig, dabey höchst leichtsinnig, doch liebe ich sie, wie sie ist; ihr neuer Roman, Briefe von Eduard u Amanda wovon der Anfang in den Horen stand, muß und wird ihr Ruhm erwerben, zur Messe wird er erscheinen. Ich fühle mit Ihnen, was Sie mir von Marie sagen, doch lassen Sie uns hoffen, Julie sagt mir, daß sie ihn nun liebe, oft sind Ehen welche ohne besondere Liebe geschlossen werden glücklich, und mehr als solche welche die heftigste Leidenschaft knüpft, möchte dieß auch Mariens Looß sein; ich höre er ist nun nicht

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mehr in W. Juliens Lage geht mir sehr nahe, diese wird nun doppelt leiden, trösten sie die arme lieber Leopold, und beruhigen Sie sich selbst. In Tiefurth ist alles wohl, man gedenckt Ihrer in Freundschaft, Keele ist wohl, und ziemlich munter; übrigens lebt man still und ruhig dort – . Hier ist Niemand, 25 der Hof ist abwesend und beinahe alles beau monde, selbst die Oerteln, welche wir, wären wir hier geblieben sehr würden vermißt haben – . Ich kehre eben von einen Spaziergang aus den Parck zurück, viel hat sich in meiner Abwesenheit dort verändert, das Ufer der Ilm ist am Schloß erweitert, Gebäude eingerissen, die Bäume vor dem Reit-Hauß umgeschlagen, das Gemäuer der großen Brücke an denen Seiten 30 weg genommen, kurz alles ist verändert, und scheint mir neu und fremd – vieles werden Sie hier verändert finden, führt Sie das Schicksal einst wieder hieher. Jette grüßt Sie, ich fühle mich so verstimt, daß ich abbreche, denn mein Brief kann Ihnen keine Freude machen – Ihre Freundin Caroline.

135. Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 27. August 1802 Offennau, bey Heilbronn, am 27sten August, 1802.

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Nicht meinem Herzen, und einer Abnahme meiner Freundschaft für Sie, mein bester Karl! schreiben Sie mein langes Schweigen zu. Seit einem Jahre, und so lang ist es ohngefähr, daß ich Ihren letzten Brief erhielt, war ich in einer so unruhigen und abwechselnden Gemüthsstimmung, daß mir weder Zeit noch Heiterkeit der Seele genug, für freundschaftliche Briefwechsel übrig bliebe. Was solte ich auch meinen Freunden sagen? erst, daß ich ohne Hoffnung, g e g e n den Willen meines Vaters, welcher schon eine Heurath für mich projectirt hatte, einen sehr vorzüglichen Mann liebte, welcher allein mein Glück zu machen im Stande sey? Dann, daß mein Vater zwar s e i n e m Plane entsagt, dem m e i n ig e n aber deshalb seinen Beyfall noch nicht geschenckt habe? Diesen Winter endlich, daß ich nach und nach zu hoffen anfange, aber noch tausend harten Prüfungen entgegen sähe? im Frühjahr, daß die Wolken sich zu zerstreuen scheinen, aber über die Zeit meiner Verbindung noch ein dichter Schleyer ruhe? alles war bis jetzt unbestimmt und schwankend, und meine Seele so unruhig zwischen hoffen und zweiflen, daß ich alle meine Geisteskräfte zu Hülfe nehmen mußte um mich aufrecht zu erhalten. Jetzt, bin ich am Ziele, die Braut, bald nun die Gattin eines unaussprechlich geliebten, über Alles hochgeschätzten Mannes, und das glücklichste Wesen, in halb Deutschland, vielleicht. Sie, mein guter Karl, der mich seit Jahren kennt, so genau mein Herz und seine Gefühle zu beurtheilen versteht, Sie müssen mit mir empfinden, und Theil an meiner Zufriedenheit nehmen, bey die-

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s e r Gelegenheit wie immer bey Allem was mich betraf. Zeit und Entfernung, ich weiß es, haben Ihre treue, lang bewährte Freundschaft nicht erkaltet, dies schöne Band das unsre Herzen so lang vereinigte ist weder zerißen noch gelöst. Darum sind Sie auch der Einzige von Allen meinen Verwandten dem ich keinen Notifikations-Brief schreibe, sondern dem ich mit inniger Freude sage: ich bin glücklich! Denn Sie allein verstehen mich ganz. Theilen Sie Ihren Eltern und Geschwistern die Nachricht meiner Verbindung in meinem Nahmen mit – sagen Sie ihnen daß mein Verlobter der Hauptmann von Geiger, in Churpfälzischen Diensten ist, welche er aber so eben verlaßen hat, um sich ungestört meines Vaters manichfaltigen Geschäften widmen zu können. I hnen, mein theurer Freund, sage ich blos was er ist, w i e er ist, der Mann meiner Wahl, Ihnen ist Stand und Nahme gleichgültig, und nur das individuum der Aufmerksamkeit werth. Sehr partheyisch müßte eine Character Schilderung scheinen, die aus meiner Feder flösse – darum sage ich Ihnen auch blos dass Herz und Verstand in schönem Einklang, Sitten und Denkungsart ohne Tadel, die Gemütsart sanft und fest, das Äußere angenehm und ganz nach meinem Geschmack, und der Kopf mit nützlichen und practischen Kenntnissen, angefüllt ist. Ist es Ihnen übrigens nicht ganz gleichgültig ob blos ich verblendet durch diese leidenschaftliche Liebe, oder ob jedermann, meinen guten G. so sieht, so wird es Ihnen nicht schwer fallen, von München aus, wo seine Mutter und Geschwister wohnen, und wo jedermann ihn kennt, sich über meine Hoffnungen auf Glück für die Zukunft, genau zu unterrichten. Und nun habe ich noch etwas auf dem Herzen, lieber Karl – eine supplic für Ihren rélégirten Nahmen Leopold! Bisher konnte ich es Ihnen gerne zu Gefallen thun gemeinschaftlich das Verdammungsurtheil über den selben aus zu sprechen, aber jetzt, wo ich den lieben Nahmen hundertmal im Tag mit Entzücken ausspreche, jetzt muß eine Generalamnistie an ihn ergehen, wenn noch ein Fünkchen alter Freundschaft in Ihrem Herzen für mich glimmt. Scherz bey Seite, Sie müssen besondre Gründe zum Haß haben, denn der Nahme an sich, ist recht schön! und Ihnen gönnte ich es von Herzen daß Sie ihn tragen, wenig Leute wüßte ich von denen ich es gerne sähe wenn sie hießen wie Er! wie leben Sie in Regensburg? Durch Tante U. weiß ich, daß Ihre ganze Famille in Wohnfurth, und Sie nur allein zurück geblieben sind. Noch immer denke ich mit Freuden an die 3 Wochen zurück die ich so angenehm in einem sehr intéressanten Kreyße da verlebte. In diesem Augenblick muß die Politische Crisis den Ort sehr lebhaft machen, und denen Herrn vom dipplomatischen Fache, viel zu thun geben. Wenn Ihnen, lieber Karl, unter so vielen Zerstreuungen einen freyer Augenblick bleibt, so weihen Sie ihn der Erinnerung, und besonders am 1sten Septembre denken Sie Ihrer entfernten Freundin, die an dem Tage in eine neue situation, zu neuen Pflichten übertritt, und deren Herz den Seegen der Freundschaft nicht entbehren kann. Auguste Kalb.

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An Karl August Böttiger, Regensburg, 31. August 1802

136. An Karl August Böttiger, Regensburg, 31. August 1802 Regensb. 31. Aug. 1802.

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Heute, verehrtester Freund, empfangen Sie nach einer langen Pause wieder einige Zeilen, aber nur Zeilen zur Begleitung der Inlagen. Die erste ist ein Exemplar des Entschädigungsplanes, wie er gleichlautend von den französischen und russischen Gesandten in extenso übergeben, und vorige Woche gedrukt worden ist. Vielleicht haben Sie ihn noch nicht vollständig gehabt. Er wird, obgleich Östreich – das beiläufig ihn in Petersburg angenommen hat, – hier noch Schwierigkeiten macht, dennoch in der heutigen 2tn Deputationssizung per majore angenommen werden. Doch haben wir noch Nachträge, besonders wegen Meklenburg zu erwarten. Die Besiznahme von Passau hat Noten der französisch russischen Gesandten, und dagegen eine kaiserliche Erklärung veranlaßt, wobei sich aber erste nicht beruhigen werden so wenig wie sie mit dem kurböhmischen Veto aus der ersten Sizung heute vor 8 Tagen zufrieden sind, worinnen Folgerungen gezogen sind, die mit den factis nicht übereinstimmen. Ich bin gegenwärtig bei der wirtembergischen Subdelegazion angestellt, habe also vermutlich noch die Aussicht, eine ziemliche Zeit hier zuzubringen, aber auch alle Hände voll zu thun. Gott weis, wann ich wieder den holden Eingebungen des Genius der Poesie folgen darf, – hier ist es zur Zeit noch Contrebande. Lassen Sie mich indessen nicht ganz auf diesem dürren Boden ohne Geisteslabung. Ist vom archäologischen Museum noch kein 2tes Heft erschienen? Ist Ihr H e rc ule s, d e r Dreifu sschw inger, den ich im Meßkatalog fand, herausgekommen. Gädicke hat ein für allemal Kommission, mir die Nova aus W. zu schikken, ich habe aber noch nichts gesehen, doch ist es wahr, daß ich ihm Antwort schuldig bin. Göthes Was w ir bringen ist wol noch nicht gedrukt, ich bin sehr begierig darauf, nach einer Relation in der eleganten Zeitung – jezt für mich eine grosse Quelle von Nachrichten – muß es ein sehr fantastisches Produkt sein. Leben Sie wol, und erhalten mich in dankbarer Erinnerung bei allen Freunden. Seckendorf

137. Von Friedrich Majer, Weimar, 5. September 1802 Weimar 5 Septbr 2. Was lange währt, wird gut! Vielleicht ist das auch jezt der Fall. Du alter Herzensfreund hast wohl auch nicht gewußt, was du aus mir machen sollst; aber guter Junge, es war nicht früher möglich, die Münchner Angelegenheit so wie ich

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5 wollte, zu wahren. Unter einer Menge von Gefühlen, während ich es so weit

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brachte, daß der erste Band der allgemeinen Mythologie nun gewiß Ostern erscheinen wird, während ich, wie dir der Augenschein lehren kann, fast den dritten Theil vom Inhalt des ersten Bandes vom Asiatisch. Magazin ausarbeitete, konnte ich nur selten einen freien Tag gewinnen, mit Liebe an meiner Uebersezung der Edda zu arbeiten von der ich eine Probe zur Einsendung an die Kurfürstl. Akademie zu München bestimmt hatte. Es ist eine Unternehmung von der jeder, welcher nur einige Kenntniß davon hat, Respect haben muß, und daran ist mir jezt dort sehr gelegen. Ich schicke dir alles gern mein alter treuer Freund, damit du es vorher lesen kannst. An Häffelin folgt dann ein bloser Respects und Complimentenbrief – an Aretin aber ein kunstiger wie ich glaube, der ihm gewiß gefallen muß, wenn er ein ordentlicher und redlicher Mann ist. Ich habe von Herzen gesprochen ohne zu stolz oder zu demüthig zu seyn wie es denn nun wohl so eben recht ist. Die Uebersezung der Edda wird dir denke ich auch viele Freude machen. Ich bitte und beschwöre dich aber nun, die Abfertigung an die Behörde so bald als möglich zu besorgen und überlasse es dir, die Sachen in einem an H. addressirten Packet an Aretin zu schicken, oder offen, wie du es für besser hältst. Thue es nur ja recht bald und siegle mit einem andern als deinem angebohrnen Petschaft. Ich bin neugierig auf den Erfolg und wollte mich unendlich freuen, wenn er gut wäre. Heute kann ich dir nicht viel schreiben. Ich bin im Begrif in diesen Tagen auf einige Wochen ins Voigtland zu reisen und habe noch unendlich viel zu thun. Briefe schicke vor wie nach hieher, es wird mir Alles nachgeschickt. Aus dem Voigtland sollst du einen recht langen Brief von mir erhalten. Wills Gott so sehen wir uns vielleicht binnen jezt und Ostern. Der Doktor Scherer soll mir die Sachen für das Asiatische Magazin unter Einschluß an das Industrie Comptoir an mich schicken. Einen Carol. Honorar kann ich ihm versprechen vielleicht auch acht bis zehn Thaler. Aber recht bald. Vom künftigen Jahre an werde ich es herausgeben wenn es seinen Fortgang behält, welches auf den Absatz ankommt. – Unterdessen leb’ wohl. Besorge Alles gut und bestens. Herders kommen Mitte dieses Monats von Aachen aus nach Stachesried, darnach richte dich, wenn du sie besuchen willst. Ich bin ewig und unveränderlich der deinige F Majer. Verwechsle die Briefe nicht in deiner Correspondenz. Ich frankire nicht, weil ich denke du bist postfrei – wäre es nicht, so bringe es in Rechnung.

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138. Von Carl Bertuch, Weimar, 10. September 1802 Weimar. d. 10. Sept.

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Heute, nur ein paar Worte, bester Seckendorf, blos um ein Lebenszeichen von mir zu geben. – . Ich schickte dir vor einiger Zeit die ersten Stücke des Asiat. Magazins, erhielt sie aber zu meinem Erstaunen vom PostAmt in Regensburg wieder zurück, unter der schönen Voraussetzung, das Comptoir hätte die Journale als bestellte geschickt, welches nicht angienge. – Ich habe das hiesige ReichsPostAmt gewaltig darüber gefenstert, und hoffe, daß du nun No. 1–5 richtig erhalten haben wirdst. No. 6 folgt den Montag. – . Eglofstein kam heute 8 Tage ganz unvermuthet von Paris, wo er sich 5 Wochen aufhielt; aber damit gar nicht zufrieden war. Graf Dumanoir hat ihn hieher begleitet, um dem Herzog sein DanksagungsCompliment zu machen. Er geht in einigen Wochen wieder nach Frankreich zurück. Der junge Patron, hat eine Cousine, eine sehr reiche Parthie geheirathet. – . Mein Schwager Froriep empfielt sich dir bestens Er reiste vorgestern mit Dr. Arnold aus Hamburg nach Paris ab, wo er bis Ostern bleibt. Lottchen ist mit dem kleinen Edmund, einem braven feisten Jungen von 4 Wochen bei uns, und wird uns den Winter sehr angenehm machen. – . Der Prinz reist den 12 Sept. mit Pappenheim ins südliche Frankreich. Wohlzogen geht seiner schwächlichen Gesundheit wegen in ein französisches Bad. – Von Toulon und Marseille geht der Erbprinz nach Mailand, und so im Febr. od. März zurück. – Jagemanns sind gestern Abend von Mannheim zurückgekommen; ich habe sie aber noch nicht gesehen. – . Der Caroline Zimmer wurden während ihrer Abwesenheit auf das schönste dekorirt. Löwensterns kommen bestimmt Medio Octobers hieher, bleiben den Winter da, und haben bey Marquis Fumel neben der Hauptwache die Erste Etage. – . Ich bleibe Euch in Gnaden gewogen, und bin Euer Freund wie zuvor C. Bertuch. Mein Vater empfiehlt sich freundschaftlichst und meint, daß es mit Niedermeyern

30 vor der Hand sein bewenden haben könne, Grosse Sachen würden sich so nicht

mit ihm machen lassen, und der Vater hätte er mehr Deinetwegen gethan, um das junge aufkeimende Niedermeyersche Genie aufzumuntern. – . Der Vater dankt dir noch sehr wegen Deinen freundschaftlichen Bemühungen deswegen. Vale & fave. – CB.

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139. Von Karl August Böttiger, Weimar, 17. September 1802 Weimar d. 17 Septembr 1802.

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Tausend Dank für Ihr freundliches Andenken selbst in der Mitte Ihres Reichsvermehrungsrathes und für die interessanten Beilagen, deren Fortsetzung ich wohl zu erhalten wünschte. Ach, Freund, wären Sie nur noch unserer Mitte. Da ließe sich doch noch ein Wort von Herzen zu Herzen sprechen. Der seines Hofdienstes reich belohnte Brühl wird wahrscheinlich einen Theil des Winters hier zubringen. Auch wird in 14 Tagen die Fräulein Löwenstern an unserm Horizont aufgehn u. mit ihren eigenen und den in Paris erworbenen Reizen schreckliche Migränen und Megärenblicke in gewissen Regionen hervorbringen. Unser lieber Brühl ist aber hoffentlich auf immer curirt. Unsere Theaterfreuden (durch des Vohsischen Paars Verlust halb verwelkt) fangen mit einem Stück von Vogel über 8 Tage an. Dann wird das Göthische was wir bringen uns aufgetischt werden. Dann kommen Terenzische Maskenstücke, d i e F r e mde (Andria) von Niemeyer in Halle u. das Morenmädchen (Eunuchus) von unserm jetzt in Ilmenau sich etwas von den Kammerherrnfatiguen reposirenden Einsiedel. Nach solch antikem Haut Gout wird uns Demois. Jagemann auch mit der Donau, hier Saal Nixe erquicken und res tauriren. Hier haben Sie also unsre theatralische bill of fore. Mit künftigem Montag giebt uns Göthe seine Kunstausstellung. Es soll viel Schauwürdiges eingekommen seyn. Ueber: wa s wi r b ringen, schreibe ich Ihnen, wenn ichs gesehn habe. Bei unsrer Factionswuth läßt sich von Hörensagen durchaus nichts abnehmen. Reichard hat mehr als ein Trompeterstückchen dazu geblasen. Unsers neu brillant von Liefland aus gerechtfertigten Freundes Kotzebue Hussiten haben in Leipzig eine unerhörte Sensation gemacht. Es muß dieß Stück seinen Freunden ein Triumph, seinen unzähligen Feinden u. Neidern Bauchgrimmen verursachen. Den 3 October geht er von Hier nach Berlin, wo er den Winter über bleibt. Was Schiller arbeitet, ist ein undurchdringlicheres Staatsgeheimniß, als wer Passau behält. Könnten Sie recht den wackern Künstler, der Abdrücke auf Stein macht, dazu bereden, daß er eine kleine Tafel von Merkurformat etwa einen Kopf, der irgend einen merkwürdigen Naturgegenstand, der ihn umgiebt, mit etwas Schrift bieten, arbeitete, u. uns einschickte? Ich wollte dann diesen lithographischen Versuch dem Merkur beilegen, u. das Verdienst nach Verdienst preisen, wozu er allein nur einige Data geben mögte. Schreiben Sie doch dem wackern Niedermayer darüber. Wo ist er jetzt? Wie ist seine Adresse. Ueberhaupt geht mit dem Merkur von 1803 eine Totalreform vor. Er soll ein

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Von Carl Bertuch, Weimar, 29. September 1802

wahrer Mittelpunct des politisch zerfleischten Teutschlands durch Uebersichten u. Nachrichten werden. Zu jedem Monatsstück kommen 3 Kupfer, meist Umrisse, 40 aber auch Portraits, Antiken u. s. w. Den Plan erhalten Sie nächstens. Werden Sie regelmäßig Correspondent. Sie erhalten ein Freiexemplar (welches nun etwas werth seyn wird) u. all möglichen Remunerationen pro re natu. Besonders Kunstnachrichten u. Cultur über blicke sind mir angenehm. Von Augsburg Kunstbetrieb, so wie von Stuttgard hätt ich gern oft Nachrichten. Wollen Sie also Theil 45 nehmen, so sagen Sie uns bald. Ich muß schließen, weil der junge Bertuch (jetzt Rudolstädter Landkammerrath, ein edler, braver Mann). den Brief verlangt. Mit Treue u. Liebe Ihr Böttiger 50 Wahrscheinlich sah Sie unser edeler Herder in Stachesried. Die Fräulein Göchhausen ist spät noch nach Eger gereißt.

140. Von Carl Bertuch, Weimar, 29. September 1802 Weimar. d. 29. Sept. 1802. Vielen Dank, mein guter Seckendorf für Deinen liebevollen Brief. Laß den Freund wenigstens da theilnehmen mit Klagen, wo ihm thätig zu helfen, die Umstände nicht erlauben – und dies ist meine Lage in Hinsicht deiner jetzigen Situation. – . 5 Glücklich bist du, wenn du eine Freundin in einem weiblichen Wesen fandest, das Deiner würdig ist. Ich weiß wie süß es ist, wenn rauhe eckige Verhältniße des Lebens uns drängen, wenn man in die Ketten die uns umgeben, nur beißen, nicht aber sie sprengen kann – wenn uns dann in Gestalt eines Weibes ein Schutzgeist erscheint, dem wir unser Leid klagen können! Ehret die Frauen (auch als Freun10 dinnen) sie flechten Rosen ins irdische Leben. – . Für eine Abendstunde lege ich Falks Taschenbuch das so eben erschienen ist, für Deine Sammlung bey. Ich stelle ihm die Nativität, daß es wenigstens bey uns keinen Nachfolger mehr erleben wird. Die heurigen Contenten werden meinen Spruch rechtfertigen. Nächstens erhältst du das 7te Buch vom Asiatisch Magazin. – . Ich bitte dich, 15 sey nicht egoistisch in der Freundschaft, und suche nicht gleich alles wett zu machen. Die Kleinigkeiten die ich Dir schicke, sind Sächelchens, die ich auch ganz gratis vom Comptoir bekomme. – Also kein Wort mehr davon. – . Der Vater, dessen Thätigkeit ich wirklich immer mehr bewundere, hat in Ver-

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20 bindung mit Hofrath Voigt ein Physicalisch-mechanisches Institut in Jena errich-

tet, worinne alle neue Erfindungen für Mechanik und Phisik gearbeitet werden sollen. Nächstens erscheint der Plan davon im Publikum. – . Einen grossen Verlust hat Jena an dem wackren Batsch erlitten, der heute Morgen 10 Uhr gestorben ist. – . Hierbey erfolgt auch der Eröffnungszettel unsrer Bühne. Eypelen, dem ich 25 hoffte diesen Winter Artigkeiten zu erweisen, welches mir meine Zeit zeither nicht erlaubte, wird dir über die Execution mehr erzählen – Mad. Miller ist Malchen Malcolmi, und ist als vorgebl. Mad. Miller von Rudolstadt zurückgekomen. H. Miller (eigentl. H. v. Möller) vormaliger Preuß. Husaren Lieutenant lebte den 30 vorigen Winter hier als ihr Anbeter, gieng aber nach Berlin zurück um des Königs Verzeihung wegen Desertion zu negociiren. Nächstens ein Mehreres. Unverändert Dein Carl Bertuch. – .

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Dank Ihnen, lieber S. für die freundliche Art mit der Sie mich aufnahmen u. bewirtheten. Die Gefälligkeit die Sie mir damit erwiesen, fühlen Sie selbst, da Sie Zeuge von dem mannichfaltigen Vergnügen waren, das ich in R. genoß u. womit gleichsam alle Stunden besetzt waren. Die schätzbaren Bekanntschaften, die Sie mir verschaften u. die Mühe, die ich Ihnen verursachte, machen mich zu Ihrem Schuldner auf die angenehmste Weise. Befehlen Sie über mich; in Allem was ich weiß u. kann stehe ich zu Ihren Diensten bereits; auch literarisch wünsche ich von Weimar aus in Allem wohlgefällig zu werden. Hier ist Gernings Jahr 100, das Sie verlangten. Verlangen Sie künftig Etwas von unsern Memorabilibus Wimarensibus, so schreiben Sie nur an Majer oder an den Doctor. An den Baron von Gleichen bitte ich meinen Dank für so viele Gefälligkeiten, die er gegen mich hatte, entweder selbst oder durch Oertel abzustatten. Ich sollte selbst an ihn schreiben, mag ihn aber nicht mit einem leeren Dankbriefe incommodiren. Bitten Sie ihn doch zugleich durch Oertel, (der den Stein kennt,) daß er die große Güte haben möge, mir von dem Camee, der die H o f f n u n g vorstellt, eine Z e i ch n u n g nehmen zu lassen; einen bloßen Umriß nämlich nur in vergrößertem Maas; Götz wird dies kleine Geschäft gern übernehmen; meiner Adrastea wäre das Symbol einmal sehr gelegen u. brauchbar. Auch Sar d e gn a danken Sie doch aufs freundlichste für seine Güte; ich habe

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Von Friedrich Müller, Weimar, 12. Oktober 1802

ihn aufs neue recht lieb gewonnen. Sein Geschmack ist rein u. unbestechlich; sein Charakter scheint mir recht u. edel; seine Denkart über Kleinlichkeit erhaben. An das Günderodische Haus gleichfalls meine Dankempfehlung. Sehr angenehm war meine Rückreise, so wie mein ganzer Aufenthalt in R. 25 mitten unter der versammleten Reichswelt – trauriger Zeitpunkt. Leben Sie wohl, l. S. u. verschaffen sich selbst Freuden, die Ihnen keine Reichswelt raubet. Alles zu meinem Hause Gehöriges empfielt sich bestens. Herder. 30 Verzeihn Sie meinen kurzen Br., in der Eile des Wegreisens. Wir wandern! Noch-

mals Dank u. Lebewohl. H.

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Liebster Freund! Mein langes Stillschweigen ist blos durch meinen Wunsch Ihnen recht viel zu schreiben veranlaßt worden. Nicht wahr das ist originell? Und doch wahr! Ich wollte Ihnen zur Entzifferung des durch < > v. Guntherode überschickten Hieroglyph. < > sage-Zettels, eine vollständige Geschichte es lezten Winters, senden; allein meine nermeßl. vielen Geschäfte hinderten mich stets vor der Ausführung, und jezt – – würde es kein Interesse mehr für Sie haben. Zur Compensation aber, sollen Sie von jezt an recht fleißig Briefe und Abrisse der Tags Geschichte erhalten. Einstweilen folgen schon anschlüssige Bücher, die mir die Gräfin für Sie übergeben hat. Ich schmeichle mir, daß mein langes Stillschweigen doch Ihr freundschaftl. Andenken für mich, nicht geschwächt hat. Deshalb bin ich auch Ihrer Theilnahme versichert, wenn ich Ihnen sage, daß eine Menge trauriger Familien Ereignisse abgerechnet, doch meine hiesige Lage fortwährend so annehm als nur immer möglich ist. Mehrere mir speziell aufgetragene G haben mich diesen Sommer interessant Reißen nach Leipzig, Allstedt, Lauchsta die Grafschaft Spannsfeld, Gotha, und n kürzlich nach Altenstein, zum Herzog von Meinungen, thun lassen. Die Zufriedenheit die man mit dieser Geschäfts Führung, und mit den 3fachen Arbeiten, die ich diesen Sommer hindurch für Wolfskehlen,

Von Friedrich Müller, Weimar, 12. Oktober 1802

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Wiedeburg, und Osann übernahm, von oben herab bezeigt, laßen mich in kurzem 25 Avancement und ausreichende Besoldung um so zuversichtl. erwarten, als ohne-

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dieß unserm Collegium durch den nächstens zu besorgenden Heimgang der äußerst kranken Wiedeburgs u. Osanns, grosser Verlust bevorsteht. Wolfskehl hat (im Geheimen) die Exspectanz auf die Kanzler-Stelle, förmlich erhalten. Wir haben unsern Wilhelmsburg verlassen, und ziehen Morgen in das sehr schön eingerichtete othe Schloß ein. unserm neuen treflichen GehRth. Thon be ich einen großen Gönner und Freund halten, und eben so stehe ich mit Voigts auf m besten Fusse. ottlob wird in den nächsten Tagen die HofMarschall Amts-Würde, unter vortheilhaften Bedingungen übernehmen. Luk sezt sich zur Ruhe. Bertuch jun. ist Land Kammerrath geworden. Fräulein Reitzenstein wird Friz Steinen heyrathen. Maier ist erst gestern von einer langen Reiße ins Voigtland, wohlbehalten zurückgeckommen. Loewensterns sind wieder hier u. wohnen bei Fumel. Der splendide Graf Reuss zieht Morgen ein. Laurenz hat sich wieder angesiedelt. Eben so Ahlefelds. 3 andere reiche Familien haben sich niedergelassen. Das Theater ist in voller Activitaet, 2 neue Stücke des Terenz, den Eunuch von Einsiedel, u. die Andria (?) von Vilmayer einzustudieren. Der berühmte Bassist Fischer wird einigemal in nächster Woche auftreten. Schadow von Berlin hat Wielanden unnachahml. schön bustirt. Das prächtig auf Herz ogl. Ko s t e n umgebaute Stadthauß wird ei glänzender Schauplatz der Winter Fest< > abgeben. Der Clubb zieht in die ober Etage. Mayer ist plözl. zum Dichter geword u. hat den Willmann. Calender mit Son an Allwinna beschenkt. In dem Göttinge MusenAllm. herausg. v. S. Mereau, werde Sie, benannt und unbenannt, viele Beyträge Ihrer Freunde u. Freundinnen finden. Voila quelques échantillons de nos nouvantés. Jezt aber eine wichtige Notiz. In Gotha sucht man ein Regierungs Mitglied, das tüchtig arbeite, anzuwerben und wird sogleich 500 Rtl. Besoldg. geben. Wäre ich nicht zu gerne hier, so würde ichs selbst annehmen. So aber, dächte ich, wäre es vielleicht eine passende Stelle für Sie, mein Freund, da Sie doch dadurch weg von dem Ihnen verhassten Regensburg, u. in unsere Nähe kämen. Wenn Sie wollen, so überlaßen Sie mir die Einleitung; es reussirt sicher! Egloffsteins sind sämtl. wohl u. vergnügt, u. sagen Ihnen tausend Schönes! I ch sende Ihnen freundliche Wünsche, u. die Versicherg. unwandelbarer Frdschaft. F Müller. Die Musikalien, die Sie wünschen, habe ich (leider muß ich es gestehen) verges-

60 sen. Notiren Sie sie nochmals, u. sogleich sollen sie folgen!

Vale plerumque vale. A propos! Wie stehen Sie denn mit ihrem Suggenheimer Freunde!

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Von Carl Bertuch, Weimar, 25. Oktober 1802

143. Von Carl Bertuch, Weimar, 25. Oktober 1802 Weimar. d. 25. Octbr. 1802.

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Hier bester Sekendorf folgt der Katalog unserer diesjährigen Kunstausstellung, die wieder Erwarten sehr dürftig ausgefallen ist. Mehrere der besten Künstler als Na h l, H ar t m ann, K olbe, Hofm ann haben gar nicht concuerirt, scheinen theils auf ihren Lorbeern zu ruhen, oder sich nicht ferner dem Kunsttribunale unterwerfen zu wollen. – Unter den eingeschickten Sachen verdient die Hummelsche Zeichnung, (Hummel ist ein junger Künstler, der sich unter Tischbein in Neapel bildet, und jetzt in Caßel lebt) wegen Anordnung und Ausführung großes Lob. Ihr gebührt offenbar der Preis. – . Jagemanns Zeichnung ist brav; nur blickt in den langen Spindelfiguren die Fügersche Schule zu sehr hervor. – . Beyde haben den richtigen Moment gewählt, wo das See Ungeheuer schon erlegt ist, was auf der Seite angedeutet ist. Nach Jagemanns Zeichnung ist Andromeda schon entfesselt und lehnt sich liebevoll an den Perseus, der von ihr abgewendet auf das Meer hinzeigt. – Bey Hummel steht Andromeda an einen isolirten Felsen, zu beyden Seiten erblickt man in der Ferne das Meer. Hymen lößt ihr die Feßeln; Sie sieht dankbar auf den kraftvollen Perseus, der als besiegter Sieger auf einem Felsenstück vor ihr ruht, und seine herrliche Beute beschaut. Das ganze hat ungemein viel liebliches. – No. E. G. H. I lassen aber noch den Perseus im Gallop durch die Lüfte sprengen, und das Beest zusammenhauen. Bey E. weint und schreit die Andromeda, und sträuben sich borstig ihre Haare. Auf einem andern OelBleyGemählte ist Perseus schon vom Perseus herunter; Amor sitzt auf einem englischen Sattel darauf, und courbellirt (?). Das Beest liegt im Vordergrunde mit abgehauener Pfote, und steckt aus dem Wasser den von Bluttriefenden Stumpf heraus. – . Unter den freyen Preisausgaben hat Rohden, ein junger Caßler Mahler, der jezt zum zweitenmal nach Rom geht, unter No. 4 eine herrliche, reichcomponirte Landschaft geliefert Eine Opposition hat in der Eleg. Z eit u ng vorige Woche die vorgebl. Schilderung der hiesigen Kunstausstellung geliefert, die gänzl. fingirt ist. Man glaubt sie ist in Dresden von einem bekannten Künstler und gewandten Schriftsteller gemeinschaftlich gefertigt worden. Du mußt sie als merkwürdiges Produkt lesen. Professor Schadow aus Berlin war kürzlich hier, und hat Wielands frappante Büste gefertigt. Das Modell hat er dem jungen Klauer gelassen, der Abgüße in Gyps à 4 rtl. ni fallor machen wird. – Löwensterns sind seit gestern 8 Tage hier, und bleiben bis Ostern. Sie logiren bey Marq. Fumel neben der Hauptwache. Ich aß den 2ten Tag nach ihrer Ankunft in ihrer Gesellschaft. Mama und das holde Gustchen fragten auf das freundschaftlichste nach Dir; ich muste ihnen alles was ich wuste erzählen; – sie grüßen dich

Von Caroline Jagemann, Weimar, 1. November 1802

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beide recht freundschaftlich. – Gustchen ist solider, ernster und ruhiger geworden; Paris hat eher gut als nachtheilig auf sie gewirkt; sie ist noch rein und unver40 dorben. – Ihr Äußeres ist dasselbe; nur ist sie größer geworden, doch ohne stärker zu seyn. Ich habe sie bis jezt noch zu wenig gesehen und gesprochen, um ein tieferes Urtheil über sie fällen zu können. – Mama steht mit dem regierenden Hof (i. e. der Herzogin) wie es scheint im besten Verhältnisse, die unglückliche Caroline hat sie abandonnirt. – A propos! hast Du mit Oberg in Göttingen studiert? Er ist jezt Hanover. Ober45 Schenk, und hat ein trefl. Weib, Lottegen v. Busch, die ich in Doberan recht gut kannte. Sie waren vor kurzen 8 Tage hier, wo ich mit ihnen trefliche Stunden verlebte. Die hohe Gräfin hatte die Güte für mich, Thee mit ihnen bey uns zu trinken – . Ich bin sehr an das Eglofstein. Haus attachirt; ich lerne sie stets mehr schät50 zen, und bringe wenigstens alle Sontage ein herrl. Stündchen da zu. – Vor heute muß ich schließen! Viel freundl. von meinen Eltern, Lottchen Froriep, Herders, Mayer. Unverändert Dein Carl Bertuch.

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Ich fürchte ich habe durch mein Schweigen Ihr Andencken an mich, welches zu wecken ich Graff Winzingerode bat, und das ein Brief von Ihnen kurz darauf mir bewieß; wieder einschlafen lassen. Aber ich empfieng diesen Brief, während noch manche kleine Reisepläne mich beschäftigten, und die Ausführung derselb: ließ mir, wenn auch zuweilen Zeit, doch nicht immer die Stimmung ihn zu beantworten. Erst seit kurzem bin ich wieder bey mir, und so ziemlich in mir zuhause. Und nun versichere ich Ihnen herzlichst daß es mir große Freude gemacht hat wieder etwas durch Sie selbst von Ihnen zu hören. Sie würden sehr unrecht thun meine Theilnahme für Sie nach der Nachläßigkeit in meiner Correspondence zu beurtheilen. Sie sind mir so werth, als sonsten, da ich zugleich mit Ihnen so schöne Tage so fröhlige Abende durchlebte. Und diese so gegründete Anhänglichkeit bleibt sich in mir gleich. Wünschen Sie übrigens sich nicht hierher zu uns. Sie würden im Vergleich wie es hier war und jezt ist , nicht froh werden können. Ich habe die eigentl. Ursache von der unglückseeligen Veränderung aller äusserlichen Verhältnisse noch nicht ergründen können, Aber so viel ist gewis, das die wenige Harmonie die sonst noch die kleinen gesellschaftl. Circles zusammen hielt vollends ganz verschwunden ist. Die wenigen gebildeten (nicht verbildeten) Menschen der Gesellschaft haben sich in Partheien getheilt. Protegiren, und hassen untereinander, das ihr bischen Herzlichkeit drüber zu Grunde geht. Und die meisten sind so gelehrt das natürliche Menschenkinder kranck davon

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werden mögten. Ein solches bin ich. Jedoch bin ich in der Nähe der Schädlichkeit dieses herrschenden Tons nicht ausgesezt. Mich trift sein Gift nur von Ferne. Denn ich gehöre zu keinem dieser Circles. Sie wissen, durch den ausschliessenden Umgang mit dem Loewensternschen Hause bin ich von allen andern abgekommen. Und ich freue mich iezt das man es nicht der Mühe werth gefunden hat, wieder mit mir anzuknüpfen. Sie haben sich hoffentl. Empfänglichkeit und Herz erhalten, und so glaube ich würden Sie hierher nicht passen. Oder Sie müßten um einen Mittelweg zu treffen Ihr Hirn den schönen Geistern zum V e r r ü c k e n geben, und dann wüthend Comedie spielen. Mich erhalten die Aussichten und meine Reißen im Sommer, wenigstens erhielten sie mich den Winter über zieml. zufrieden. Aber iezt fange ich an von meiner wiederspenstigen Seele zu fürchten, das mir sogar diese Reißen lästig werden können weil ich sie nach und nach als Nothwendigkeit betrachten muß, und nicht mehr wie sonst, als freywillig gewählte Zerstreuung ansehe. Brühl kömmt wie ich höre in kurzem hierher. Loewenst. sind hier. Ich will glauben er habe das leztere nicht gewußt um nicht die Achtung etwas zu vermindern die mir seine vorzüglichkeit in mancher Rücksicht eingeflößt hat. – Mariane kömmt auf ein Jahr ins Institut nach Gotha, um ihren Charackter nicht sowohl, als manche Fähigkeit die für eine heitere Zukunft in ihr liegt auszubilden. Ihr Charackter ist schon sehr formirt. und anders möchte ich ihn zu ihrem Besten nicht. Aber wie mann es machen muß um mit einem braven Charackter glücklich zu seyn – – das kann ihr niemand weniger lehren als ich! Von Gustchen kann ich Ihnen nicht viel sagen sie ist mehr mit Marianen als mit mir. Doch hat sie scheint mirs sich nicht viel verändert. Es gefällt Loewensterns auch nicht hier, und vermuthl. gehen sie bald wieder nach Offenbach. Das Theater ist iezt äusserst mittelmäßig. Vohsens sind weg. Benda ist immerwährend mein Liebhaber. Aus Mlle Malcolmi ist Mad. Miller geworden. und ein kurzes dickes Mamsellgen aus Berlin (Mll. Maas) spielt oft recht garstig viele erste Rollen in Schau- und Trauerspiel. Nun haben Sie zieml. einen Riß von unßren Freunden. A propos. Die Tina Reizenstein heurathet. Friz Stein, und Schilden ringen um den Preiß, einer davon erhält ihn natürl.: welcher? – Das weis ich nicht. Adieu Leben Sie wohl. Immer von Herzen Ihre Freundin C. Jagemann.

55 Mariane empfiehlt sich Ihnen bestens. Und wir beyden grüßen freundlich den

Grafen Winzingerode. Weimar den 1t Novemb: 1802.

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Freitag d. 19. Nov. P. P. Herzliche Grüsse, von Eglofsteins, meinen Eltern, Herders Maier an Dich, guter Sekendorf – . Brühl ist Cammerherr bey der verwittweten Königin geworden, und steht sich jezt auf 1600 rtl. – . Das herrl. Kehlchen hat ihm auf Veranlassung der Amalie geschrieben, er möchte diesen Winter herkommen. Ich wünsche es sehr. – . Mad. Thon eine schöne Frau brachte mir schöne Grüsse von Dir mein Bester. Herzlichen Dank. – Mariane, ein kleiner Engel voll holder Anmuth und Weiblichkeit ist gestern zu Mad. Stieler nach Gotha gekommen. Vielleicht wird so Leib und Seele gerettet. – Mir fehlt mein guter herzlicher S ekendorf und Adolf Dankelmann sehr. Ich habe jezt niemanden, zu dem ich Zutrauen hätte; Alles fade gewöhnl. Egoisten, Statisten für grosse Gesellschaften, aber nirgends Biederkeit – . Mit den Mädchens geht es mir auch so. – . Ich freue mich, so dick und derb in Arbeit zu sitzen. Das erhält mich munter, und steuert den Unmuth. – Ich bin Buchdruckerherr geworden, und werfe mich jezt in das Practische dieser Kunst – . Ich bin seit 1 Jahre in Rudolstadt Franc Maçon, und freue mich dieser nähern Verbindung mit manchen treflichen Kopf. Es könnte unendlich viel durch dieses erhabene Band gewirkt werden, wenn die Menschen ach! nur besser – besser wären. So bleiben es aber nur schöne Träume einer bessern Welt, reizende Gaukeleien der Phantasie! – Man schimpft mich hier LandCammerRath, eine zuvorkommende, doch nie gewünschte Artigkeit des Fürsten v. Rudolstadt – Ich bitte Dich und alle meine Freunde, mir den Gefallen zu thun, keinen Gebrauch auf Addressen davon zu machen; denn ich warlich frey von aller Titelsucht. – Heute ist der Jahrstag, wo sich mein immer theurer Adolf schlug. – . Lebewohl! Unverändert Dein Inigst Ergebener Carl Bertuch.

146. Von Caroline Herder, Weimar, 19. November 1802 Weimar d 19. Nov. 1802. Sie haben verehrtester Freund, durch Ihre liebe Zeilen meinem Mann u. uns eine wahre große Freude gemacht. Es ging meinem Mann in Regensburg so wohl, daß ihm Ihre Nachrichten von 5 dorther recht willkommen sind, u. er mit heitrer Seele das Schöne u. Gute was

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ihm zu Theil worden war, wieder durchlebte. Freuen wollen wir uns wenn wir hören dass auch Sie u. der trefliche Sardaigna in Ihre rechten Sphären gekommen seyn werden. Nur Gedult, bis sich die aufgerüttelten Hefen gesetzt u. das politische Chaos sich wird geordnet haben. Warum i ch Ihnen heute schreibe? O hören Sie bei dem H. Grafen Colloredo ob zu Erfüllung der Bitte meines Mannes einige Hoffnung vorhanden sei? Es ist für uns h ö ch s t w icht ig u. – wollten Sie mir in 2 Worten das Resultat melden? Sie würden uns u n e n d li ch v e r b i nden. Den Auftrag an Majer werden wir bestens ausrichten. Er ist seit mehreren Wochen aus dem Voigtland wieder zurück. Möchte ihm doch sein Stern einmal aufgehn! Es ist gar zu traurig von der Autorschaft zu leben u. ein Sclave der Verleger zu seyn. Mein Mann wollte schon seit mehrern Posttagen an unsern Einzigen Grafen Görz u. Familie schreiben – ein Berg voll Arbeiten verhinderte es – u. heute kam er mit einem Catharrfieber aus einem Candidaten Examen. Wenn er gesund ist, wird es sein Erstes seyn. Unser Doctor hat jetzt viel November Kranke – Er grüßt Sie herzlich. Er ist noch der alte! Leben Sie tausendmal wohl u. gedenken unsrer in Liebe, u. verzeihen diesen eiligen Geschäfts Brief – Die Zeit drängte mich. O möchten Sie uns doch eine gu t e A n t w o r t schreiben! Ihre Carol. Herder

147. Von Karl Wilhelm von Fritsch, Weimar, 25. November 1802 Lieber Freund. Angenehm ist es stets, wenn auf der Reise des Lebens verlaßene getrennte Gefährten sich wieder zusammen finden u. das zeichen Ihres Andenkens wieder nach langem Schweigen geben. Daß die edle Tanzkunst es ist, die zunächst mein Gedächtnis bey Dir aufge5 frischt hat, freut mich um so mehr, als ich darin den heitern Humor des Geistes u. die gänzliche Herstellung Deines Piedestals erkenne, das noch geschwächt bey deinem Abgang von hier war. Per varios casus sind so manche Veränderungen seit jener Zeit hier vorgegan10 gen, daß wir kaum uns selbst in den verschiednen Metamorphosen erkennen und an Verwandlungen gewöhnt, täglich neuen entgegensehen. Als Profet mag ich indessen nicht auftreten, da Weimar mein Vaterland, das alte Sprüchwort nicht verläugnen dürfte.

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Mit neuen Touren haben wir den Grosvater nicht bereichert, chaine en six, 15 Moulinet, Dos à Dos oder Schieber, große Achte, Chassé mit 4. Personen, Galop-

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pade; sind die gewöhnlichen u. bekanntesten Touren. Man flickt zuweilen die Polonaise zur Erholung ein – das ist alles. Man schickt mich jezt zu den Conferenzen wegen des Getraidehandels. In Gotha war ich u. eben stehe ich in Begrif nach Arnstadt abzugehen, meine Instruction nur noch erwartend. In Gotha hat die junge Erbprinzeßin sehr viel Artigkeit u. der Hof scheint glücklicher mit ihr, als mit der vorigen schönern u. lebhaftern Prinzeßin. Wolfskeel ist in den Augen der Welt zu glücklich, da Serenissimus ihm die Anwartschaft auf die Kanzlers Stelle zugesagt haben. In seinen eignen Augen verdient indeßen kaum die hiesige Welt, daß er sich mit deren Regierung die Bemühung gebe. Er ist noch der Alte Bruder Friz treibt große Pferdegeschäfte. Ist die eine Speculation auf arabische u. türkische Pferde halb verunglückt gleich versucht er es mit Engelländern, deren er 15. seit wenig Tagen von Hamburg selbst abgehohlt hat und von denen er einen Theil im künftigen Frühjahr nach Wien selbst zu bringen gedenkt. In unserer Regierung wird Wiedeburg täglich stumpfer. Der Kanzler kränker u. Osann scheint der nächste am Grabe. Er leidet an der Lungensucht, die sein eigener Schwager für unheilbar erklärt hat. Glück genug für uns, daß Muller sich recht gut einwirft u. bey großer Leichtigkeit im Vortrag vielen Fleiß u. Geschicklichkeit verbindet. Kannst du uns übrigens juvenem nobilem, divitem zuweisen so wird eine Assessor Stelle ihm zu Theil werden können. Der Freundschaft sind noch die Sonnabende gewidmet, die andern Tag der Arbeit. Die Geselligkeit vermindert sich, die Leute werden ernster u. von der L i e b e ist gar nicht mehr die Rede. Auguste Loewenstern glänzt an unserm Himmel u. Flavie Fumel, die vielbegehrte Tinette, die redebegabte Amalie Imhof u. die liebliche Wolfskeel bilden den schönsten Kreis um sie. Sed haec suficiant, sage Oertel meinen Gruß, mit Egloffstein werde ich schon rechnen – Lebe wohl u. gedenke zu weilen deines aufrichtigen Freundes Fritsch Weimar d. 25. Nov. 1802.

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Von Johann Christoph von Aretin, München, 20. November 1802

148. Von Johann Christoph von Aretin, München, 20. November 1802 München den 20. Nov. 1802.

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Zürnen Sie nicht über mein langes Stillschweigen, bester Freund, daß ich inzwischen nicht ganz unthätig war, beweist Ihnen das beyliegende akademische Diplom für Fr. Mayer, dessen schäzbaren Brief ich nächstens weitläufig beantworten werde. Ich zweifle gar nicht, daß sein Wunsch erfüllt werden wird, und ich komme höchst wahrscheinlich in kurzer Zeit in die Lage, bald etwas für ihn thun zu können. Vorläufig habe ich schon mit dem Minister und ein paar StaatsRäthen zu seinem Vortheile gesprochen, und zugleich die Nothwendigkeit dargethan, bey den gehäuften Geschäften an der Hofbibliothek einen arbeitsamen Gelehrten anzustellen, wozu ich keinen tauglichern zu empfehlen wüßte, als eben ihn. Seiner Ernennung zum akademischen Mitgliede, die einhellig geschah, dient sehr zur Unterstützung dieses Vorhabens. Sobald der Fond der Bibl. vermehrt wird, und dieß muß in sehr kurzer Zeit geschehen, wird seiner Anstellung nichts mehr im Wege liegen. In dem unerwarteten Fall einer danach noch abschlägigen Antwort kann ich ihm andre – vielleicht nicht unannehmliche Bedingungen machen, unter welchen er einsweilen zu mir kommen könnte, und worüber ich Ihnen ein andermal schreiben werde. Ich bin von der Landesdirection und Hofbibliothek zugleich so sehr von Geschäften überhäuft, daß ich zur Korrespondenz nur Minuten übrig behalte. Mein Herr Oberhofbibliothekär befindet sich in Mannheim, um die dortige Bibliothek hieherzubringen. Dieß ist die Ursache, warum er Hrn. Mayer nicht selbst antworten konnte. Es ist aber auch zugleich die Ursache, daß ich nun doppelt soviel zu thun habe, als zuvor, da ich auch sein Amt mit versehen muß. Ungeachtet ich mit Arbeit überladen bin, freut es mich doch, durch die bevorstehende Aufhebung unsrer an literärischen Schätzen reichen Prälaturen neue Beschäftigung zu erhalten. Wenn es Ihnen Ernst ist, in kurf. Dienste zu treten, so dächte ich, sollte es Ihnen so schwer nicht werden. An Protectionen kann es Ihnen nicht fehlen, und jezt ist der rechte Zeitpunkt, da in Schwaben und Franken so viele Veränderungen vorgehen werden. Geben Sie mir nur einen Wink, auf welche Art ich dazu beytragen kann. Der Oberhofbibliothekär wünscht zu wissen, warum Mayer nach dreyjährigen Arbeiten an der Jenaer Bibliothek sich von da wieder wegbegeben hat. Könnte er kein Zeugniß hierüber beybringen? Verzeihen Sie nun, daß ich Ihre Reichstagsgeschäfte so lang unterbrochen habe, und bleiben Sie gewogen Ihrem aufrichtigen Freund Chr. Aretin

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149. Von Caroline Herder, Weimar, 3. Dezember 1802 Weimar d 3. Dec. 1802.

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Wie soll ich Ihnen unsre Freude bezeugen lieber, bester, wahrer Freund, für Ihren Brief vom 26. Nov. u. für das grosmüthige Anerbieten des H. Grafen Colloredo! Sie haben unserm Adelbert, der noch bei uns ist, u. uns neues Leben gegeben! – seine meiste Einnahme besteht in dem starken Vertrieb seines guten Biers – u. die jetzige Theurung der Gerste hemmte das Brauen selbst – ja, er wäre vielleicht, wie mehrere seiner Nachbarn, dahin gebracht worden gar nicht zu br auen! In dieser peinlichen Aussicht kam Ihr Brief als ein Glückbringender Bote. Dank dem grosmüthigen Herrn Grafen u. Ihnen! Krönen Sie jetzt diese frohe Botschaft u. senden den Aufkau fsschein des H. Gr a fen, auf ohngefähr 2 0 0 S ch e f f e l G e r s t e , sobald es sich immer thun läßt nach Stachesried. Adelbert geht in künftiger Woche wieder dahin zurück; er eilt, um Gebrauch von diesem goldnen Papier zu machen. Instruieren Sie ihn gefälligst, wie er sich im Ganzen dabei zu benehmen habe, um dem Herrn Grafen u. sich selbst keine Unannehmlichkeiten zuzuziehen. Er wird die gegebne Vorschrift stricte beobachten. Empfehlen Sie uns dankvoll innigst dem edeln Mann! Daß Sie der SchutzEngel von Majer geworden sind, dafür wird Sie das gute Glück gewiß belohnen. Mein Mann wird ihm das beste u. freundschaftlichste Zeugniß geben, wenn es gefordert wird, u. wird durch diese geringe Mühe mit Freuden zu seinem Glück beitragen. Als Bibliot heka r kommt er recht in seine Sphäre. O walte das gute Schicksal über ihn. Ein Mensch muß nicht so lange über sich versauren mit solchen Kenntnissen. Wir haben ausgefunden daß hier die goldnen Zeiten vorüber sind – Wünschen Sie sich nicht zurück in diese Blüthen- Früchte- u. Blätterlosen Haine der Musen. Sie sind entflohen – denn sie wohnen nur da gern, wo Sittlichkeit u. Herzlichkeit lebt. Wohl Ihnen, wenn S chwaben, Stuttgard Ihr Aufenthalt wird! Ihr u. des treflichen Serdagna künftiges Schicksal müssen Sie uns ja sogleich mittheilen. Mein armer Mann ist recht geplagt. Er wollte heute dem H. Grafen Görz schreiben, unserm ewigtheuren Freund. Sagen Sie Ihm u. allem was Ihm angehört unsre ewige Ergebenheit – wir hoffen daß seine Unpäßlichkeit vorübergegangen ist, sowie auch Ihr Husten. Lassen Sie u ns in Thüringen krank seyn, u. genießen Sie froh u. gesund das glückliche südliche Clima. Daß Ihrer in unserm Kreis u. bei der Herzogin Mutter mit Herzlichkeit gedacht wird, sagt Ihnen Ihr Herz selbst. Sie haben einen Theil Ihrer Jugend hier zugebracht mit interessanten Sie liebenden Menschen – diese Eindrücke werden Ihnen Weimar ewig lieb erhalten – aber den B aum seines Lebens sich hier z u p f l a n z e n , dafür behüte Gott jeden Rechtschaffenen.

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Hätten Sie je das Schicksal Eglofsteins geahndet? Die ganze Stadt war erstaunt u. erschüttert daß dies am grünen Holz geschah – was dürfen die an40 dern erwarten. Das Theater soll seinen Reiz u. seine Anmuth ganz verlohren haben – dies bezeugen Liebhaber u. Gegner. Nun leben Sie bestens wohl! Es endige glücklich, das große Geschäft des Reichstags, bey dem Sie den Samen zu bessern Zeiten säen helfen, dessen Blü45 then u. Früchte Sie dereinst genießen werden wenn wir alte dahingegangen seyn werden. Wir alle begrüßen Sie herzlich freundschaftlichst. Carol. He 50 Ist es denn würklich wahr daß der H. Präsident von Kalb Geheimerath in Baier-

schen Diensten geworden ist, u. Bamberg, Würzburg organisieren soll?

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Ich war sechs Wochen von hier abwesend in meinem Vaterland, und seit einigen Tagen bin ich wieder hier. Ich hatte mir vorgenommen in dieser Zeit einen recht langen Brief an dich zu schreiben, mein alter treuer Seckendorf, aber wie es so geht, der freundliche stille Geist meines väterlichen Hauses beschäftigte mich so angenehm, und meine Schwestern ließen mich so wenig allein, daß es unterbleiben mußte. Jezt size ich wieder allein auf meinem einsamen Zimmer. Es war ein schöner heitrer und warmer Herbsttag, dem ein köstlicher, sterneheller Abend folgte. Die alte Sehnsucht zog mich nach der Einen. Mein Herz sehnte sich an einem verwandten zu schlagen, aber ich bin wieder allein. Wehmüthig ergriff ich mein Stammbuch die freundlichen Traumbilder der alten Zeiten zogen wehmüthig lächelnd mir vorüber. Die vielen kräftigen hochherzigen Jünglinge die wir einst Freunde nannten, deren Herz von Freundschaft, Freiheit und Thatenlust glühte, wo sind sie hin? Die meisten sind sich selbst – alle mir untergegangen, einen einzigen ausgenommen, der dieses traurige Gefühl sonst so oft und so herzlich mit mir theilte, und dieser Einzige bist du guter S. Ach! ich sehne mich in diesen Augenblicken unbeschreiblich nach dir, und wie viel wollte ich darum geben, diesen Abend mit dir zu beschliessen. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen, dir dieses wenigstens in diesen toten, kalten Buchstaben zu sagen, in ihnen einigen Trost zu suchen. Wie manchen unwiederbringlichen Abend haben wir in thö-

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rigter Trägheit verschwendet, den wir jezt mit Aufopferungen erkaufen müsten und es nicht können. Wird denn nicht noch eine Zeit wiederkehren, die uns irgendwo auf längere Zeit wieder zusammenbrächte? Wunderbar ähnlich ist unser Schicksal sich darin, daß gerade wir beide vielleicht die einzigen unter allen unsren gewesenen Freunden sind, die noch kein Pläzchen der Ruhe fanden, sondern sich noch ungewiß herumtreiben müßen. Fänden wir es doch endlich an einem Orte, aber nicht zu spät, denn die Zeit der Träumer verfliegt, und ich wenigstens darf nicht darauf rechnen, sie auf diesem Sterne noch lange fortzusezen. Zu den schönsten und liebsten Wünschen meines Lebens gehört es, sie in deiner Nähe zu endigen. Zwei Herzen nur habe ich gefunden in meinem Leben, eines voll Freundschaft und eines voll Liebe. Dieses hat die kalte Hand des Schicksals auf ewig von mir getrennt, nie kann und wird es mein werden, und nur in der grosen Harmonie der Zukunft, jenseits des Grabes darf ich hoffen mit ihr in einen Ton zu verklingen. Jenes bist du, und ich rechne darauf es auch bei dir zu seyn. Glücklicherweise haben wir es, wenn Zeit und Umstände uns nur einigermaßen günstig sind, mehr in unserer Gewalt, den alten Bund der Jugendtage von Angesicht zu Angesicht und Hand in Hand zu erneuern. Ueber Berg und Thal laß uns jezt einander die Hände reichen, wenn auch noch Jahre so vergehen sollten, bei dem ersten günstigen Lächeln des Schicksals, das Unsrige dazu beizutragen. Viel kann die Freundschaft erreichen, die Liebe wenig, des Weibes weiches Herz ist nicht gemacht dem Schicksal zu trozen. Duldend und schweigend vergeht es in seinen Hofnungen und Träumen. Ach! daß ich diese traurige Saite meines Herzens berühren mußte! Sehen wir uns noch einmal, und kann ich von Mund zu Mund dir sagen, wovon die Rede ist, gewiß wirst du ihrem und meinem Schicksal eine treue Thräne weinen. Doch war sie glücklicher als ich. Ihr ist es scheinbar gelungen mich zu vergeßen, weil es seyn mußte – mehr als ein Jahr ist vergangen seit ihre Lippen die meinigen zum leztenmal berührten – aber sie lebt noch unverändert in meinen Andenken und oft wähnen meine Arme in den leeren Lüften das ewig geliebte Wesen zu umfassen. Doch genug. Jezt kann ich nicht weiter. Nächstens mehr. Schlaf wohl mein treuer Freund! – 28 Jan. 1803.

Ich sende dir die vorigen Zeilen um dir zu zeigen, daß du einer von den wenigen bist, dem die schönsten und heitersten Stunden meines Lebens gewidmet sind – und in diesem Betracht werden sie dir nicht zu alt vorkommen, obgleich eine 55 lange Zeit vergangen ist, ehe es mir möglich wurde, an ihre Fortsezung zu denken. Wahrhaftig drei ganze Monate sind seitdem vergangen. Ich war wieder verreißt, dann krank, unter anderm litt ich einige Wochen an den Augen und durfte und konnte nicht schreiben. Seit ich wieder gesund bin habe ich nun so unend-

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lich viel zu thun, daß ich oft nicht weiß wo ich es anfangen soll. Der erste Band 60 meiner allgemeinen Mythologie soll Ostern erscheinen wenigstens 40 Bog. in gr.

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8. Das ist eine schwere und mühselige Arbeit, die unbeschreiblichen Fleiß erfordert, und wohl so bald von Niemand wieder unternommen werden dürfte. Du mußt mit meiner Nachläßigkeit Nachsicht haben, und wirst es um so mehr, wenn du mir glaubst, daß nicht Faulheit sondern die Liebe zur Wissenschaft und den Musen die Ursache davon ist. Als einen Beweis davon und zugleich meines Andenkens an dich lege ich dir eine Indische Kleinigkeit bei, die dir wie ich hoffe, Vergnügen machen wird. Denke dabei an mich und laß unsere Herzen sich im Genuß dieser zarten Dichtung begegnen. Ich komme wenig aus – und nur zu Wenigen. Diesen Abend war ich bei der Gräfin und lernte da deine Mutter und Schwester kennen. Es machte mir vieles Vergnügen – und ich habe besonders mit der lieben sanften Marie die mir sehr wohl gefällt, vieles von dir gesprochen, lebhaft der alten Zeiten gedacht. Wie sehr wünschten wir dich zu uns. Das sollte herrliche Tage geben wenn du jezt hier wärst. Doch darauf wollen wir uns nicht einlassen. Klagen über das Unabänderliche sind unnüz. Morgen mehr. Gute Nacht. – Für deine freundliche Besorgung der Münchner Angelegenheiten und baldige Uebersendung des Akademischen Diploms sage ich dir herzlichen Dank. Schon einige Tage früher erhielt ich einen Brief von Häffelin von Mannheim aus, in welchem er mir meine Ernennung zum Mitglied der Akademie meldete und mir sehr artig seine Dienste und Protection zur Beförderung meiner weiteren Absichten in München anbietet. Ich habe ihm dafür bestens gedankt, mich seiner Verwendung empfolen, und auch an den Grafen Törring durch Einschluß an Westenrieder geschrieben und für die Akademische Ehrenbezeugung gedankt. Seitdem habe ich noch nichts wieder gehört, auch von Aretin nicht. Um nicht zudringlich zu seyn unterließ ich es, wieder an ihn zu schreiben. Doch müste ich ihn auf eine feine Art an mich erinnern. Deswegen lege ich ein Exemplar des Gita-govinda als ein Neujahrsandenken für ihn bei, und bitte dich es baldigst an ihn abzusenden und ihm in meinem Namen aufs beste für Besorgung und Uebersendung des akademischen Diploms zu danken. Kannst du Etwas über mein Schicksal in Erfahrung bringen so theile es mir bald mit. So gerne ich hier bin und so ungern ich Sachsen, das mich von Kindheit an gepflegt und gebildet hat, verlasse: sehne ich mich doch unbeschreiblich nach dem Süden, nach einer neuen Welt, und diese erwartet mich dort. Manche Verkettungen meiner jezigen Verhältnisse können nur durch den Tod aufgelößt und zerrissen werden, den alten freien Sinn, die alte Kraft, den alten Muth mir wieder verschaffen. Wie den Tod sehe ich meine Entfernung von hier an, denn ich verlasse alle die alten lieben Gegenden die mir vaterland sind und waren und alles was mir darin war und lebte, um in ein ganz fremdes Land zu gehen wo ich auch nicht einen einzigen Menschen kenne. Doch hoffe

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ich Kraft zu behalten dort verjüngt das Leben von neuem anzufangen und während ich die Träume der Vergangenheit wie Erinnerungen aus einem ewigen schönen Daseyn liebend in meiner Brust verschliesse, thätig und kräftig für die Menschheit zu leben und zu handeln. – Nun auf ein Wort zu dir, mein theurer Freund! in besonderer Beziehung auf dich. Der Gedanke an deine ungünstige Lage und deine Verhältnisse in Regensburg macht mir oft traurige Stunden. Es ist mir eine unleidliche Vorstellung daß ein Mensch wie du durch seinem Wesen, seinem Karakter, seinen Kenntnissen ganz entgegengesezte Umgebung, zu Grunde gerichtet werden soll. Ich bitte dich um deiner selbst willen, um der Träume und Hofnungen unsrer Jugend willen reiß dich heraus, auf welche Art es sei. Wenn du alle die zu Gebot stehenden Möglichkeiten in Bewegung sezt und benuzest, kann es dir ja fast nicht fehlen auf andere Weise im Würtenbergischen Dienst angestellt zu werden – oder wäre das unmöglich, so gieb dir alle Mühe in bairische Dienste zu kommen, welches dir nach dem treflichen Toleranz-Edikt, um so leichter werden wird. Und wie angenehm müßte es dir um deiner Familien-Verhältnisse willen seyn, etwa in den fränkischen Besizungen angestellt zu werden. Und hast du Muth und Kraft, und es müßte ja nicht gut seyn, wenn ein Mann mit deinen Kenntnissen und deiner Gewandheit im Geschäftsstil, sich nicht in kurzer Zeit durcharbeiten und einen angenehmen und weiten Wirkungskreis erhalten könnte. In R. drohet dir nichts als Schlafsucht, und es wäre mir traurig, ja unerträglich, dich unter die Schlafenden zu rechnen. Noch ist es Zeit, denn die Jugend ist noch nicht von uns gewichen, und oft sind wir selbst Schuld, wenn die schönen Ideale, die einst das trunkne Herz geschwellt, unerreichbar zerrinnen. – Ueber literarische Angelegenheiten viel zu schreiben, wird mir heute die Zeit zu kurz, und heute müssen diese Zeilen nun fort. Ich bin jezt so in Arbeit vergraben, daß mir nur wenig Zeit bleibt, Neuigkeiten zu lesen. Einen außerordentlichen Menschen haben wir an Novalis verloren, einen prophetischen Geist, wie in der neuern Zeit wenige lebten. Friedrich Schlegel ist, seit dem Junius in Paris, nachdem wir in Leipzig, Jena und hier noch vierzehn Tage sehr vergnügt zusammen verlebt hatten. Ich erwarte viel von seiner Europa – besonders über Kunst und die neusten Fortschritte der Wissenschaften. Einige der besten Köpfer unter den ersteren (?) Gelehrten werden mit daran arbeiten, denen man diese Genialität nicht zugetraut hatte. Ich sollte für das erste Stück einen Aufsaz über Deutschland und die Deutschen geben – aber es war nicht möglich. Doch bleibt es nur verschoben. Nur noch zwei oder drei Jahre Geduld, und die gute Sache wird endlich triumphiren, ohngeachtet der freimüthigen Lurche die von Berlin aus Unkraut säen. –

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135 Neuigkeiten von hier wird deine liebe Schwester dir genug mittheilen. Mit dem

Kelchen und Fritsch dem Regierungs Rat ists richtig, und wie es scheint aus Inclination, da ists denn gut. Leb’ wohl guter Junge! Schreibe mir bald und hast du mich lieb, so suche mir bald einige Aufklärung und Gewisheit von M. zu verschaffen. Vergiß ja nicht Gita-govinda schleunigst an A. zu senden. Ich bin ewig der deinige. 140 10 Febr. 3.

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Wie sehr freute ich mich neulich, bester Sekendorf, als mir die gute Mama Tetten sagte, sie erwarte ihre Schwester – und wie glücklich hat mich nun die wirkliche Bekantschaft mit deiner treflichen würdigen Mutter, und Deiner liebenswürdigen sanften Schwester gemacht. – Ich möchte zürnen mit Dir, daß Du bei zwei solchen Wesen, das andere mag seyn wie es will – dich unglücklich in Deiner Familie findest. – Als ich Deiner guten Mutter an einem Sontag Morgen bey Eglofsteins vorgestellt wurde – konnte es nicht fehlen, daß ich mit warmen Gefühl das Andenken an Dich erneuerte – der würdigen Frau stürzten Thränen aus den Augen, und sie gieng in ein Nebenzimmer, damit die Gesellschaft sie nicht entheiligte. Du kannst nicht glauben, wie mich das rührte. – Du liebst Sie – daß weiß ich – zeige ihr es aber auch thätig, steure Deinen Unmuth werde du glücklich – so vermehrst Du das Ihrige – . Die holde Marie mit ihrem sanften lieben Wesen gefällt allgemein hier. Ich freute mich innig, Ihr Ritter auf der Geburtstags Redoute seyn zu dürfen. – . Wir hatten nemlich eine Quadrille Spanischer Musikanten arrangirt (wie Du wohl schon wißen wirdst) die dadurch, das Herren und Frauen ein Ganzes bildeten, allgemein gefielen. Die holde Marie rosenfarb mit hellgrünen Bändern geschmückt, sah recht gut aus, wie ich dir versichern kann. Vorigen Mittwoch hatte ich Dich zu uns gewünscht. Ich gieng Abends um 7 Uhr noch ein Stündchen zu Löwensterns, – und traf die ältern Herrschaften im Spiel begriffen – auf einem Neben Sopha saßen aber im traulichen Gespräch begriffen – Deine Schwester, Gustchen Loew. u. Luise Lichtenberg wahrhaftig ein beneidenswerthes Kleeblatt. – . Am 4 Febr. war Gustchens Geburtstag. Sie bekam Deinen Brief, und war von Deiner gütigen Theilnahme auf das angenehmste überrascht und gerührt – Ich hatte dem Augusten Fräulein durch die Zofe Sina wenige blühende Stöcke des Morgens vor Ihr Bettlein stellen lassen.

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Viele herzliche Grüße an Dich von unserm wakern Dankelmann. Ich wurde vor kurzem durch einen Brief von Teneriffa von ihm auf das angenehmste erfreut. Der Brief war vom 6ten October. er frisch und gesund. Nachdem sie am 15ten Aug. 1802 zum 2ten mal aus dem Texel ausgeseegelt waren, bekamen sie im brittischen Canal Stürme Der furchtsame Kapitain trennt sich von der übrigen Escadre und steuert nördlich. Da werden sie denn bis an die Küste von Norwegen herauf verschlagen, verlieren einen Mast; Hände hoher Schnee bedeckt das Vordeck, und täglich befürchten Sie unter zu gehen. Endlich glückt es Ihnen sich zwischen Island und den Färröer Inseln durchzuschlagen und sie kommen ohne weitern Unfall in die Spanischen Gewäßer. Hier haben sie ein fürchterliches Gewitter, der Blitz schlägt in ihr Schiff, zum Glück hatten sie aber einen Ableiter, und sie kommen mit dem Schreck davon. Den 29ten Sept. liefen Sie glücklich in St. Cruz auf Teneriffa vor Anker. Adolf machte mehrere Mineralogische Excursionen, die er mir vom Cap aus beschreiben und schicken will, und dem 8ten Oct. gedachten sie nach dem Cap abzugehen. Adolf ist auf der ganzen Tour äuserst wohl gewesen, und tröstet mich wegen der übrigen zwar längeren aber mindern gefahrvollen Reise – . Ich schicke dir nächstens seinen Brief zum Lesen. Sein gutes Herz, seine treue Anhänglichkeit an uns alle leuchtet allenthalben hervor. Möge es ihm doch recht gut gehen!!! – Kehlchens Ja Wort erhielt der Kammerherr u. RegierungsRath v. Fritsch den 28 Jan. a. c. aber erst vorige Woche declarirten sie es öffentlich. Sie hat ihre Wahl lange und reiflich überlegt, wie sie sagt – wohl ihr und uns, die wir sie alle aufrichtig schätzen, wenn sie glücklich wird. Unser neuer Hof und Staatskalender zeigt eine Menge Avancements – willst Du, so schicke ich ihn Dir. Wohlzogen kam als geprüfter Hofmann den 30 Jan. Morgens 11. Uhr zurück. Der Prinz wird mit Pappenheim wohl erst zu Ende dieses Monats kommen. Sonnabend wird Einsiedels Mohren Sclavin gegeben. Schillers Br aut von M e s s i n a oder der Z w ist der Brü der, eine Tragödie in Jamben mit gesprochenen Chören wird einstudirt. Ich hörte sie am 4ten Febr. von ihm bey sich in einer kleinen gewählten Gesellschaft vorlesen – die Damen Wohlzogen, Amalie Imhoff, Gustchen Loewenstern weinten mit engen gepreßten Herzen – wir Männer und Männlein waren tief gerührt und zugleich hoch entzückt ob der unendlichen Schönheiten die Schillers Genius in das Ganze zu weben wuste. Der unstete Jean Paul verläßt Meinungen und zieht nach Coburg. – Er war neulich am 30ten Jan. mit dem Herz. v. Meinungen hier. Am 2 Febr. hatten wir im Club mit dem Herz. v. Meinungen große Parthie v. 20 Schlitten nach Belvedere, dann Diner von 126 Couverts auf dem Stadthausse, und Impromptu Ball bis 9 Uhr. Gute Nacht, bester Sekendorf. Die Post eilt Dein treuer Carl Bertuch.

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Man sagte mir, bester Sekendorf, hier dieser Tage, du würdest als RegierungsRath nach Stuttgardt kommen. Ich kann es nicht als gewisse Nachricht annehmen, sonst hättest Du mir gewiß schon etwas davon geschrieben. herzlich freuen sollte es mich aber, wenn es wahr wäre, und ich wünsche und hoffe es. Eben so läßt man unsern ErbPrinz jezt in Regensburg seyn. Quod sic! so hast du ihn gewiß öfters gesehen. Schreib mir Su b ro s a offen wie Du ihn fandest. Gestern zum FastnachtsSpiel fiel es mir, Herder, Teik, Ludecus und noch einigen andern ein, eine Carricatur Gruppe zu machen, wie der Siegfried vo n L i n d e n b e rg, mit seinem gesammten Hoftstaate sich nach der Residenz verfügt, um ein Maskenspiel mit anzusehen. – . Als Annonce ließen wir ein Lindenberg. Avisen Blatt drucken, welches den Geist des Schreibers desselben, Cam. Secret. Ludecus, athmet! Deine holde Marie war als Schillers Mädchen aus der Fremde da, und theilte aus dem Füllhorn Sinngrün und Früchte der Verheißung mit – . Sie schien uns allen ein lieber Genius schönerer Zeiten zu seyn! – . Die Gräfin als Marie Stuart war mehr fulgend als duldend, mehr Unser neues Institut in Belvedere kömmt im Maerz unter Baron Gross zu Stande. Ich lege Dir einige Anoncen zur güthigen Vertheilung vielleicht an Oakly (?) bey. Ist er noch in Regensburg? – Froriep benutzt Paris mit Feuerkraft und Thätigkeit. in den ersten Tagen des May ist er wieder bey uns. – . Einen guten Posten nach Domingo, den man ihn antrug, schlug er natürlich aus. – . Vorgestern erhielt er ganz unerwartet den Ruf als Herzogl. Leibarzt nach Coburg. Ob er ihn annimmt, wird von seiner Zurückkunft abhängen. Lottchen grüßt dich so wie meine Eltern auf das freundschaftlichste. Schreib mir bald, wenn auch nur wenige Zeilen. Dein treuer Carl Bertuch. –

153. Von Friedrich Müller, Weimar, 24. Februar 1803 Weimar, den 24. Febr. 1803. Theuerster Freund! Verzeihung für mein Stillschweigen, Geschäfte beraubten mich des Vergnügens mich früher mit Ihnen zu unterhalten. Im Geiste ist es wohl genug geschehen,

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5 und Ihre liebenswürdige Marie wird Ihnen bezeugen können, daß Sie täglich der

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Gegenstand unserer freundschaftl. Gespräche sind. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich Sie um eine so gute Schwester beneide, u. wie sehr ich mich über die Bekanntschaft Ihrer Fr. Mutter freue, die alle Ihre hiesigen Freunde ausgezeichnet gütig behandelt! Wir alle wünschen nichts mehr, als dass Ihr Aufenthalt recht lange dauern möge, und so lange, bis Sie genöthigt sind, sie persönlich abzuhohlen. Vielleicht könnten Sie mit dem Prinzen hierher reisen! Jezt haben ja ihre Geschäfte wohl eine Pause! Ich höre daß die Würfel Ihrer Bestimmung auf dem Tische liegen, u. gratulire im Voraus zu einem erwünschten Wurf. Ihre Verwandten wünschen freylich sehr, daß Sie die Batz. Stelle annehmen möchten, und wie mich dünkt aus ziemlich guten Gründen. Wir alle fürchten, daß es Ihnen an einem Hofe wie Stuttgardt zur Z e i t ist u. in der Nähe eines solchen Fürstens eben nicht sehr behagen würde. In Gotha habe ich aufs genauste sondirt, u. ohngeachtet sich die Sache recht gut hätte einleiten können, so fanden doch Egloffst. u. ich triftige Gründe, es zu unterlaßen. Denn! es sind neuerdings 2 Assessores angestellt worden, die hinter dem Stuhl sitzen, der leer ist, und diese beyden würden Sie tödlich beleidigt haben, wenn Sie vorgesprungen wären. Ferner hätten Sie Ziegesarn tödlich beleidigt, der diesen Stuhl gerne für seinen Sohn in Jena aufzuheben wünscht. Und endlich soll der neue Ankömmling eine so grosse Menge alter verlegner Sachen aufgehalsst bekommen, daß Sie schwer unter der Brust hätten erseufzen müssen. Auch wollte man gleich eine kategor. Erklärung. Laßen Sie uns also lieber hoffen, daß wir Sie d e r e i n s t noch ganz hierher beckommen werden, u. nicht erst dem steifen Gotha Sie zu weilen auf einige Tage abbetteln müssen. Nur Muth, frischer, heitrer Lebens-Muth, Theuerster Freund! u. alles wird gut gehen! Nur keine Grillen, keine Vorurtheile gegen Personen die nicht ganz nach unserm Ideale sind, keine einseitigen Ansichten der Dinge, mehr Toleranz und etwas Sorglosigkeit!! Wie viel Trauriges habe ich nicht seit einem Jahre erfahren, u. doch hat mich dieses Recipe aufrecht erhalten, u. rasch auf meiner Bahn fortgetrieben. Und wendet sich auch alles glücklich! In den schmeichelhaftesten Ausdrücken hat der Herzog mir mit Ostern 400 Thl. Besoldung zugesichert, u. aller Wahrscheinlichkeit nach, werde ich noch diesen Sommer Regierungs Rath, vielleicht auch Oberkonsistorial Rath! et alia quaevis etc. Osann ist zwar etwas hergestellt, aber nur palliativ u. laborirt nach dem eignen Ausspruch s. Schwagers Hufelands, an der Lungensucht unheilbar. Doch kann er sich noch ein paar Jahre hinschleppen. Er u. seine Familie dauern mich sehr. Jezt kommt er doch wieder zuweilen in die Session, Schwabe liegt beständig am Schwindel krank, u. kann nicht gehen. Wiedeburg ist ganz emeritus. Wolfskehl hat die Exspectanz auf die Kanzler-Stelle in der Tasche. Somit bin ich in wenig Jahren einer der ältesten Räthe. Was sagen Sie zu Kehlchens Verbindung?

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Von Carl Bertuch, Weimar, 28. Februar 1803

Ich habe für Sie bezahlt a) ½ Lbtl. an Frl. v. Traxdorf für Musikalien, b) 18 G. an Gedike, c.) 1 Thl. rh Gel. an Carl Bertuch, Ferner habe ich die Romanze der Thekla bestellt. Ich weiß warlich nicht mehr wie viel ich Ihnen schuldig blieb, obs 11f. 20 Xr oder 13f. 11 Xr waren?? Schreiben 50 Sie mirs doch. Den Überrest will ich an Caroline zahlen, die 21 Thl. für Buchbinderlohn in Jena ausgelegt hat. Anworten Sie bald Ihrem treuen Freund u. Bruder F Müller 45

P.S. Wenn Sie T h o n s sehen, können Sie Ihnen sagen, daß Ihr hiessiger Bruder recht wohl u. heiter ist, u. daß man sich allgemein sehr glücklich schäzt ihn zu 55 besitzen. Er ist sehr freundschaftl. gegen mich, u. ich bringe fast jede Woche 4–5 Abende in s. Hauße zu. Von unsren Winter Fêten, Schlittenfahrten, Bütten Einsiedels MohrenSklavin, Redouten, Masken, p. wird Frlein Marie Ihnen schon geschrieben haben. Clubb Secretair bin ich, Consist. Günther Vorsteher, Prof. Hofmann Cas60 sier. Wir sind im schönsten Flor, und geben oft die schönsten Feten von 100–120 Pers. Den D. Meyer aus Tübingen habe ich bey s. Durchreisse hier sehr liebgewonnen. Warum recommendirten Sie ihn nicht an mich? Ich schrieb dieß in der Session. Voigt trägt mir so eben 1000 herzl. Empfehl. 65 auf. Er ist recht brav, u. glaubt, Sie könnten mit dem Prinzen recht gut kommen.

154. Von Carl Bertuch, Weimar, 28. Februar 1803 Weimar. d. 28. Febr. 1803 Bester Sekendorf! Heute nur zwey Worte! Von Herzen gern besorge ich deine lieben Aufträge. 1.) Wegen der Ancient Songs habe ich an Siedler geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten. 5 2.) Göthe’s Programm der Kunstausst. folgt hierbei. Ich besaß es selbst, und lege es Dir zu Füßen. – . 3.) Die Bestellung der Repertorien der Literatur überhaupt, nicht blos der Literat. Zeitung – mein alter Freund – wird das Comptoir besorgen. Schreib mir nur an wen das Packet und die Rechung sein soll. 10 Den Merkur haben wir in Verlag genommen, weil ihn Wieland sonst aufgeben wollte. Er hatte aber zu viel Liebe für sein altes Kind, um sich die geringste Neuerung die für deßen bestes gewesen wäre, gefallen zu lassen. So ist er geblieben

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wie zuvor. Der Ja n. u. Febr., der erschienen ist, enthält recht artige Correspon15 denzNachrichten.

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Stichling hat für den würdigen Wieland sein Oßmanstedt an den Kaufmann K ü h n von Hamburg, dem es vorzüglich darum zu thun war, ein hübsches Landhaus in hiesiger Gegend zu besitzen, vorteilhaftig für 30,000 Rh. Fl. verkauft. Beide Theile sind mit Kauf und Verkauf zufrieden. Wieland zieht Ostern hieher zu den StadtSind. Stoetzer. – . Goethe kränkelt seit einiger Zeit, und hütet das Haus. Von einer Reise nach Italien ist nicht die Rede. Kozebue verkauft seine Posseßion in Jena, und bleibt als Membre extraordinairement ordinaire der vielschwatzenden Classe in dem großen Berlin. Er ist das Orakel der Thees der Königin, und man bestimmt ihn, da Massow abgeht, Reck HofMarschall wird – zum Spectakelmeister. – Allein inconsequent wie K. immer war, wird er sich in B. gewiß nicht über ein Jahr halten. Mellisch ist aus Frankreich zurück und lebt jezt in Nordheim. Unser Nachbar Rentsch ist diesen Nachmittag an der Schwindsucht verschieden. Ludekus wird wohl Gerichts Secretair werden. – . Maiern drängt mein Papa jezt gewaltig wegen Mspt. z. 1st. Bd. des Mithol. Lexicons. Wolle Gott er hätte immer eine so kräftige Compreße – Für D. Majers b. Tübingen Empfehlungen danke ich Dir. Es ist ein artiger gebildeter Schwab. Seine Energie gefällt mir, daß er sich den Posten bey dem ErbPrinz v. Oranien in Fulda vorzügl. wählte, um in diesen neuen schlüpfrig. Pfad seinen Muth zu prüfen, Geschmeidigkeit (nicht verächtliche Schmeichelei) zu erhalten, und Kentniße zu gewinnen. Adio Carissimo CB. –

155. Von Friedrich Majer, Weimar, 27. April 1803 Weimar 27. April. 1803. Du hast vor einiger Zeit, mein lieber S. gegen Bertuch des Embryo von einem Brief an mich erwähnt, aber zu meinem Leidwesen ist bis jezt die wahrscheinlich schwere Geburt desselben noch nicht erfolgt. Zur Strafe solst du nun wenigstens 5 zwei Briefe zur Welt bringen müssen. Den einen an mich und den andern an anderweitige Behörde. Doch hoffe ich dir dieses Sollen dadurch zu erleichtern, daß ich dich bei unserer alten Liebe und Freundschaft bestens darum bitte. Doch ernstlich und zur Sache, denn ich bin in einer sehr ernsten Stimmung. Dir brauche ich nicht erst auseinanderzusezen, daß bei dem jezigen Zustand unserer Ge10 lehrtenrepublik und unseres Buchhandels, es für den ernsten Gelehrten mit je-

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dem Tage unmöglicher wird, von dem Ertrage der Schriftstellerei zu leben. Wissenschaftliche Werke werden je mehr sie Fleiß und Anstrengung kosten immer weniger gekauft und also immer schlechter bezahlt. Denn unser erschlafftes Zeitalter scheuet selbst die geringe Anstrengung dergleichen Werke zu lesen. Unglücklicherweise ist dein armer Freund einer von den wenigen welche ihr Leben der wahren Wissenschaft opfern; aber ebendadurch vermehrt sich ihm mit jedem Tage die Schwierigkeit, sein Leben gegen die Forderungen täglich kostbarer werdender Bedürfnisse zu sichern. Lange ist es nun nicht mehr möglich, mich durch den Ertrag meiner Schriftstellerei hinzubringen, und es ist fast die höchste Zeit, mich nach einer Anstellung umzusehen durch welche ich wenigstens gegen die nöthigsten Bedürfnisse gesichert würde. Du guter S. erregtest und stärktest im vorigen Jahr die fast aufgegebene Hofnung darauf, in mir wieder. Ich fieng vom neuen an sie zu hegen und zu pflegen und meine Träume zeigten mir nach eilf mühseligen Jahren ein freundliches Pläzchen der Ruhe. Ich habe alles gethan, was du mir angerathen hast – doch sieben Monate sind nun vergangen, und außer dem akademischen Diplom ist bis jezt nichts weiter erfolgt, auch nicht einmal ein Brief von Aretin. Da sieht es freilich schlecht mit meinen Hofnungen aus, ob ich sie gleich nicht gänzlich aufgeben und auch ferner alles thun will was ihnen günstig seyn kann. So bald der erste Bd. meines Mythologischen Lexikons fertig ist, welches in wenigen Wochen der Fall seyn wird, werde ich ihn für die Akademie der Wissenschaften nach München an Ar. schicken und ihn zugleich in einem ordentlichen Brief über mein Schicksal fragen ob ich mir noch geziemendste Hofnung auf dortige Anstellung machen darf oder nicht. Lieb wäre es mir, wenn du unterdessen auch auf eine zweckmäsige Art einige Notizen darüber einzuziehn suchtest. Da aber dem Anschein nach diese Hofnung wenn auch nicht zweifelhaft ist, sich doch wenigstens sehr in die Länge zu ziehen scheint, so wäre es gewiß wohlgethan, nicht allein auf sie zu bauen und den Blick auch anderwärts hinzurichten. Du gedachtest mir einmal des Grafen Solms. Nach der Zeitung ist er schon seit einiger Zeit von Paris zurück und nun wahrscheinlich im Besiz seiner Arensburg. Ein solcher Mann könnte mich gewiß nicht nur als Bibliothekar und Archivar, sondern auch sonst auf mancherlei Weise bei Organisation seiner neuen Besizungen brauchen besonders wenn ich veranlaßt wäre, auch meine Jurisprudenz, die wie du weißt in politicis nicht schlecht beschlagen ist, wieder hervorzusuchen. Meine Hauptbitte an dich betrift also einen Brief an ihn, den du wie ich hoffe bald und so, wie ihn deine Freundschaft für mich dir eingeben wird, ergehen lassen wirst. Thue es also, mein alter treuer Freund, und gieb mir so bald als möglich Nachricht von dem Erfolg; denn es ist hohe Zeit. Ist auch da keine Hofnung, dann bin ich fest entschlossen – so schwer es nun auch seyn wird – Deutschland auf ewig zu verlassen und wenigstens an fernen Ufern unter Fremden zu verhungern oder mein Glück noch spät zu finden. Die grosen wissen-

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schaftlichen Einrichtungen in Rußland geben mir einige Hofnung dazu. Ich habe dem Kaiser meine Mythol. zugeeignet, weil ich Gelegenheit habe sie durch Klingern auf eine gute Art in seine Hände zu bringen. Ich habe die Idee, auch der Akad. der W. in Petersburg ein Exemplar zu schicken – und ist es nöthig, so mag 55 die Noth mich bestimmen nach Norden zu gehen obgleich meine Sehnsucht ewig dem Süden wird zugewandt bleiben. Vermagst du guter S. es zu hindern, so thue was du kannst. Gerne möchte ich dir das Glück meines Lebens verdanken. Erfülle also meine Bitte und schreibe bald und auch wie. Von hier weiß ich dir nicht viel zu schreiben. Ich lebe sehr einsam, fast wie 60 ein Mönch und meine traurige Stimmung ist nicht gemacht, Gesellschaft aufzusuchen. Eine reine Freude hat mir kürzlich Göthes natürl. Tochter, sein neuestes Drama gemacht, das höchste was die dramatische Poesie unsrer Zeit hervorgebracht hat und haben wird, obgleich die Jubel besonders auch hier es nicht findet und finden will. Ein andermal mehr. – Unser Dankelmann hat vom Kap geschrie65 ben. Er ist gesund und wohl. Ich wollte ich wäre bei ihm – der Wellen wunderbare Harmonie würde meine Trauer auflösen und in einem andern Welttheil wäre die trübe Gegenwart eine freundliche Erinnerung. Leb’ wohl mein treuer Freund! Schreibe bald. Ich bin ewig der deinige F M.

156. Von Carl Bertuch, Weimar, vor 30. April 1803 (?) Mein bester Sekendorf! Herzlichen Dank für Deinen letzten lieben Brief. es that mir wohl dich wieder auf dem Wege der Thätigkeit und Kraft zu sehen. – Laß Dein Pfund nicht ungenutzt, es giebt Stunden, wo strenge Arbeit, strenge Erfüllung der Pflichten, das einzige 5 Heil ist, die einzige Linderung geben. O! sich selbst ganz zu besitzen, und so ruhig um sich herum auf diese Welt der Erscheinungen zu blicken, was muß das nicht seyn! – ich ringe wie ein Verzereifalter (?) darnach; doch wie ein Schiffbrüchiger auf einem Brett steure ich dem geliebten Ufer zu, wo ich Ruhe ahnde, doch die nächste Welle schleudert mich unbarmherzig wieder in den großen Ocean hin10 ein, wo meine ganze Kraft dazu blos dient, nicht zu sinken. Bey diesem sehnlichen Gefühl und Verlangen nach Stetigkeit muß ich wirklich lächeln, wenn ich so einen Menschen sehe, der absichtlich alles thut, um das Leben so recht bunt und kraus zu machen – . Diese Beobachtung machte ich vorige Woche, wo ich einige Tage in Rudolstadt war, an Elkin. – den Du ja von Allers her kennst. Ich traf 15 ihn in der Loge am Grün Donnerstag, wo ich mit D. Stoll aus Wien, ein Sohn des bekanten Arztes war. Elkin bat uns auf den folgenden Tag auf sein Gut Weißenburg 2 Stunden von Rudolstadt. Wir brachten in Gesellschaft von Geh. Rath Beul-

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witzens einen herrl. Frühlings Nachmittag da zu. Das Gut hat eine der schönsten Lagen die man sich nur denken kann. und das Hauptgebäude auf einem Sandfelsen dominirt das ganze Saalethal. Demohngeachtet bringt Elkin hier meistens nur 14 Tage zu, und schweift die übrige Zeit unbestimmt in Teutschland herum, dichtet, spielt Guitarre, singt, bläst Flöte, spielt Geige &. &. – . Er sprach sehr freundschaftlich von Dir, und freute sich durch mich mehreres erfahren zu können. Vorigen Mittwoch kam der freimüthige Kozebue hieher, mit Stern auf Rock und Oberrock; machte aber damit wenig Sensation. Wir assen zusammen den Mittag bei Wieland, den Abend gab Kozebue blos seinen Auserwählten Souper im Gasthofe. – Tags darauf fuhr er mit seiner Mutter nach Bremen ab, um da der Schwester Gildemeister silberne Hochzeit zu feyern. – . Du, närrischer Mensch schreibst im vorigen Briefe; du freuest Dich, daß Deine Marie mir gefällt, – blos gefallen; nein, wahrhaftig so ein edles sanftes Wesen muß begeistern, entzücken. – Sie gehört zu den wenigen mir unendlich theuren Namen, Luise, Auguste, Flavie. – Ach! ich plage mich mit so vielen schönen Idealen, davon ich wohl keins je erreiche. – – . Ich beneide Dich, die Marie Schwester nennen zu können; – denn warum ist die Welt doch so stockdumm – das reinste, erhabenste FreundschaftsGefühl brandmarkt die große Gesellschaft mit dem Namen Courmacherei, und so schiebt sich mir gleich die unendl. Barriere vor. – Einsiedel und der alte Gore gehen den Sommer nach Paris. Erstern da zu treffen freut mich gar sehr – So ordentlich ich meine Handelsbriefe schreibe, so confus sind die an meine Freunde; diese Ungebundenheit, die selbst in der Unordnung liegt, thut mir manchmal wohl, – und ich rechne dabei auf die Nachsicht meines guten Sekendorfs. – . Auch Lucks sind weg! und die brave gute Luise, an der ich eine so theilnehmende Freundinn hatte! – o du Welt der Erscheinungen. – Ein schöner Traum im Reiche der Möglichkeiten für mich war, daß Marie und Brühl herrliche Gatten seyn müsten! – Warum muste er Sie nicht früher haben kennen lernen, wo Marie ihr Hand und Herz noch zu verschenken hatte. Daß Müller, 2r RegierungsRat von unten (Lauhn der erste), Hof. Marschall Ehrmann mit Frh. v. Alten geworden ist, wirdst du wohl schon wissen. – Guten Morgen, bester! Ewig Dein C Bertuch. –

N. S. 55 Semler (?) habe ich schon 2mal wegen des v. Fahnenbergischen Aufsatz geschrieben. Ich werde es nachdrücklichst wiederhohlen.

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Wundern Sie sich nicht über mein langes Stillschweigen, und daß ich bis jezt mein Versprechen nicht erfüllt habe. – Die Einleitung ins erste Heft der Polychorda, worinn Sie die antike – klassische – Poesie von Ihrem Plane ausschließen, machte es mir unmöglich. Ich hatte blos Übersezungen aus der klassischen Litteratur vollendet liegen, die ich im Begriff war, Ihnen zu übersenden, als ich jene Stelle bemerkte. Etwas neu es nun erst zu verfertigen habe ich nun zwar sogleich versucht, allein meine Geschäfte drängten sich während der Reichsdeputation, bei der ich angestellt war, so zusammen, und an das Ende dieser schloß sich meine Versezung nach Stuttgard so unmittelbar an, daß ich durchaus das Angefangene zu vollenden bis jezt nicht im Stande war, – und um so mehr, da sich alle diese Geschäfte durchaus nicht mit einer Arbeit vertragen, die mit Liebe unternommen werden sollte. Morgen reise ich indessen von hier ab – und sobald ich in Stuttgard nur etwas flüchtig eingerichtet bin, werde ich Ihnen sogleich meine Beiträge abliefern. Ich bitte, Hn Dienemann davon zu unterrichten, – ich habe seine Rimessen richtig erhalten, und wünsche, daß er mir die Fortsezung künftig durch Cotta zukommen lasse. Meine Adresse ist jezt – Regierungsrath, u. Hofgerichtsassessor in Stuttgard. Entschuldigen Sie die Unordnung dieses Briefes mit meiner Eile. Seckendorf

158. Von Friedrich Müller, Weimar, vor dem 10. Juni 1803 Bester Freund! Unmöglich kann ich Ihre Frlein Schwester abreissen laßen, ohne Ihr wenigstens ein Paar Zeilen an Sie mitgeben zu wollen, die Ihnen meine Freude über Ihr Avancement und schöne Versorgung bezeichnen mögen. Sehen Sie, mein Lieber Ge5 duld führt auch zum Ziel, und wenn Sie billig seyn wollen, so müßen Sie nicht anders als äusserst zufrieden mit Ihrem Schicksal seyn. Zwar glaube ich gerne daß Ihnen die Trennung von Ihren Lieben äusserst schmerzhaft fallen wird, aber unter Ihren Verhältnissen lässt sich ein oftmaliges Wiedersehen voraussehen, und gewiß finden Sie in Stuttgardt auch freundschaftlich herzliche Cirkel finden. Ich kann Ihnen dort die Bekanntschaft eines sehr treflichen Mannes, des eh10 maligen Professors in Erlangen jetzigen Landschafts Consulenten Gross nicht genug anrathen, der auch ein sehr heitrer Gesellschafter ist, und eine sehr liebenswürdige junge Frau besizt. Sagen Sie ihm alles mögliche Schöne von mir;

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wenn Sie es wünschen, kann ich Ihnen auch einen Brief an ihn schreiben. Daß ich 15 seit dem 13 April Regierungs Rath mit Besoldung bin, werden Sie wohl schon wis-

sen, und sich gewiss eben so darüber gefreut haben, wie ich mich über Sie. Als neue Collegen begrüssen wir uns somit! Es geht mir sehr wohl hier u. vielleicht melde ich Ihnen bald noch frohere Kunde! Mayer grüsst herzlich, auch Voigt. Daß Osann todt ist, wissen Sie längst, 20 Laun, bisheriger Domprobstey Voigt in Osterfeld, ist an meinen Platz gekommen. Ich habe viele einträchtl. Commissionen, und bin oft abwesend. Wieland wohnt wieder ganz hier, Osmanstedt ist verkauft. Mehreres werden Sie noch von unsern hiessigen Verhältnissen durch Ihre liebenswürdige Schwester erfahren können, auf die Sie wirklich stolz seyn dürfen! Ihre Fr. Mutter, die Ihnen gewiß recht herzlich zugethan ist, hat mich um Ih25 ren Schulden Etat befragt. Ich ließ mich nicht ganz heraus, glaubte aber deutlich zu bemerken, daß es sehr gut gethan seyn würde, wenn Sie sich Ihr ganz decouvrirten. Thun Sie es, mein Lieber! und werden Sie von jezt an einer der ersten Oeconomen! Antworten Sie mir auch auf meinen lezten Brief, u. schreiben Sie, wie 30 viel ich Ihnen deduct. 2f. 45 Xr für Gädicke u. v. Traxdorf noch schuldig bin? Vale meque amee. F Müller.

159. An Johann Christoph von Aretin, Stuttgart, 17. Oktober 1803 Stuttgard, 17. Oct. 1803. Lange, mein verehrter Freund, habe ich nichts von mir hören lassen, Ihnen auch nicht einmal für Ihr Geschenk gedankt, daß mir durch Dr. Kölle zugekommen ist. Ich hole es aber jezt mit dem wärmsten Herzen nach, in der Voraussezung, 5 daß Ihre litterarische Klosterreise, auf der ich Ihnen vergebens zu begegnen wünschte, nun geendigt, und es Ihnen nun eher vergönnt sein wird, Nachrichten von Ihren Freunden anzuhören. Schon durch Kölle und neuerlich durch den Merkur habe ich erfahren, wie glüklich Ihre Bemühungen durch reiche Ausbeute belohnt worden sind. Möchten 10 darunter nur brav inedita sein, und Sie Musse Lust und Unterstüzung genug haben, um die gelehrte Welt bald in Besiz des besten zu sezen. Wie gerne wäre ich jezt bei Ihnen, und überhaupt in Baiern, denn hier hat man leider für gar nichts Sinn, was gemeinnüzig ist. Wenn in den Wirtembergern nicht so eine eigenthümliche, rege, produzirende Kraft lebte, es müßte längst aller Thätigkeitstrieb er15 stikt sein, denn bei einer Regierung, die sichs zum Grundsaz gemacht zu haben scheint, das Herrschsistem Pauls I. nach Teutschland zu verpflanzen, ohne an

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den Unterschied zwischen teutschem u. sibirischem Boden, und an das Ende davon in Rusland zu denken, wird natürlich alles von oben herunter gelähmt. Einen schreienden Beweis des lezten haben wir hier erst vor wenig Tagen erlebt. Die A llge m e i n e Zeit u ng ist durch Kabinetsbefehl, ohne Gründe anzuführen, plözlich verboten. NB. Sie hat Kaiserl. und Kurfürstl. Privilegium und steht unter Zensur. Huber u. Cotta haben dadurch einen Schaden von 2000 f für jeden. In dem Befehl heist es: „weil alle Erinnerungen, die den auswärtigen Gouvernemens schuldige Achtung zu beobachten, fruchtlos gewesen seien.“ Indessen ist durchaus kein gültiges factum vorhanden, vielmehr offenbar, daß Persönlichkeit gegen Huber u. C. die man wegen ihrer Verbindungen mit der Landschaft haßt, die wahre Ursache gewesen, und daß man schon längst auf einen Vorwand dazu gewartet hat. Dieser lezte ist folgender, allein man hat ihn weder dem Cotta noch überhaupt öffentlich bekannt gemacht. Sie wissen, die A. Zeitung führte schon lange Krieg mit einigen Partheien in der Schweiz. D’Affrey beschwerte sich endlich bei Talleyrand, u. dieser, nach seiner Art, ohne sich näher zu erkundigen, erlies deshalb eine heftige Beschwerde an den badischen Gesandten in Paris in der Meinung, die Zeitung käme in Karlsruhe heraus. So kam die Geschichte hieher, wo man froh war, Gelegenheit zu einem Machtspruch zu haben, u. eben so wenig untersuchte. Selbst Didelot, wußte gar nichts davon, er nimmt sich vielmehr Hubers an, ich glaube aber schwerlich, daß dadurch etwas ausgerichtet wird, so wenig wie durch Cotta, der den rechtlichen Gang einschlägt, um sich gegen das Publikum u. die öffentliche Meinung ganz zu dekken. Er sieht indessen selbst die Fruchtlosigkeit solcher Maasregeln voraus, will es aber ruhig abwarten, in der Hofnung, daß ihm Anträge geschehen werden, ins Ausland zu ziehen. Hiezu ist er sehr geneigt, u. mir fiel gleich ein, ob dies nicht eine günstige Gelegenheit für München wäre, da doch bekanntlich aus dem Seidelischen Etablissement nichts geworden ist. Geldunterstüzung bedarf Cotta nicht, sein richtiger Spekulationsgeist ist bekant, aber Privilegien zu litterarischen Unternehmungen zur Herstellung der Alg. Zeitung, einer süddeutschen besser eingerichteten Litteraturzeitung, und allenfals das Überlassen eines geistlichen Gebäudes unter annehmlichen Bedingungen, würden die Sache sehr erleichtern. Auch Huber wäre eine sehr gute, brauchbare Akquisition, er ist übrigens ein geborener Baier. Vielleicht wäre Wirzburg hiezu geeignet. Was scheint Ihnen daran? Können taugliche Vorschläge zu Stande kommen, so bin ich gerne willig, mitzuwirken. Und nun noch ein Wort wegen meines alten Empfolenen Majer. Die Negoziation seinetwegen ist durch die dazwischengekommenen Organisirungen verzögert worden. Indessen haben seine Umstände das Bedürfnis einer gewissen Aussicht sehr nötig gemacht, und ich fürchte, bei längerem Warten, möchten die Pläze, wozu er sich qualifizirt, ausgefüllt werden. Hiezu gibt es nun 2. Wege. Die Vermehrung der Bibliothek, die Bearbeitung der Ausbeute macht Gehülfen für

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Sie nötig. Freilich wird es an fonds zu Besoldung fehlen, allein seine Forderungen werden fürs Erste nicht gros sein. Sonst würde ich für ihn eine Professur der Geschichte in Wirzburg vorschlagen. Diese war ihm schon in Jena zugedacht, aber 60 ohne Gehalt, weshalb er sie ausschlug. An wen hat man sich alsdann zu wenden, vermutlich an H. v. Asbeck, oder ist in München eine Universitäts-Kuratel? Zwei Worte werden zu meiner Anleitung hinlänglich sein. Leben Sie wol indessen, und erfreuen Sie mich, wenn es sein kann, bald mit einigen Zeilen. Seckendorf 65 Adresse: Regierungsrath, u. Hofgerichtsassessor.

160. Von Johann Christoph von Aretin, München, 18. November 1803 München den 18. Nov. 1803. Ich lege Ihnen, schätzbarster Freund, einen Brief an Majer bey, der Ihm und Ihnen Vergnügen machen wird. Huber und Cotta waren seitdem selbst hier, ich halt es also für überflüßig, in ihrem Namen etwas zu unternehmen, zumal, da ich sie 5 während ihres Hierseyns gar nicht sah. Das neue Institut einer süddeutschen Kunst- und Literatur Zeitung, welche vorzüglich zur Berichtigung des norddeutschen Urtheils dienen soll, und wovon Sie durch die Beylage näher unterrichtet werden, lege ich Ihnen mit zuversichtsvoller Erwartung an Ihr patriotisches Herz. Beschenken Sie uns bald mit Beyträ10 gen, und verbreiten Sie das Interesse, das Sie daran nehmen, über Andere, die Sie hierzu fähig finden. Ich habe jetzt nicht Zeit, mehr hinzuzufügen, und empfehle mich in Ihr freundschaftliches Andenken. Ihr ergebenster Freund Chr. Aretin. 15 NB. Wir wünschen noch in diesem Jahr Beyträge von Ihrer Hand, um gleich in den ersten Stücken damit auftreten zu können.

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161. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, Ende Dezember 1803 Keele ist glücklich, auch von ihr künftig mehr, heute bin ich zu bewegt – darum verzeihen Sie mein geschmir, die Trähnen verwischten manches Wort. An Kö ( ? ) Bruder ist nicht viel – . Herder starb an der Leber, auch von ihm künftig mehr. Frau v Stael ist hier, und macht viel Aufsehen, obgleich die Natur wenig für 5 sie gethan, so ist sie doch sehr liebenswürdig durch Ihren Geist. Adio.

162. Von Johann Christoph von Aretin, München, 1. Februar 1804 München, 1. Febr. 1804 Die ersten Stücke der Aurora werden Sie, schäzbarster Freund, nunmehr wohl erhalten haben. Belieben Sie mir nur die B e d i n gu n g e n wissen zu lassen, unter welchen die Herrn Matthisson, Schubart und Haug beytreten wollen. 5 Eben dieses erwarte ich von Ihnen und Dr. Kölle etc. Die Fortsetzung der Aurora ist gewiss, und von Babo und mir garantiert. Nur hat uns der Buchdrucker solche Streiche gemacht, dass wir erst in diesem Monat alles Ausständige ergänzen können. Procopius Vessadiensis, ist kein anderer als der Hofrath Pfau aus Dessau 10 (Dessauiensis). Ein Gespräch im Briefe der Todten hat mir durch die Angabe seines Geburtsorts zur Enträthselung geholfen. Leben Sie recht wohl

163. Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 1. Februar 1804 Berlin d 1t Februar 1804 Dein letzter Brief, mein alter ehrlicher Freund hat eine lange Reise gemacht um mich hier zu finden, und erst vor einigen Tagen habe ich ihn erhalten. Ich eile aber dir auf deine Fragen zu antworten. Die Natürliche Ursache daß ich ihn so 5 spät erhielt war meine Anwesenheit in Seifersdorf gleich nach Beendigung meiner Reise, während der Zeit war dein Brief hier angekommen und von hier aus nach Seifersdorf spedirt worden, ich aber war grade zu der selben Zeit von dort hergereist so daß wir uns wahrscheinlich auf dem Wege begegneten. Ehe er mir nun von da wieder zugeschickt werden konnte vergieng freylich eine geraume 10 Zeit! Dieß beyläufig – nun zur Sache: Loewenstern kennt die Familie Bauer, wenn auch nicht genau doch ziemlich gut, und versichert mich er glaube nicht daß viel

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Vermögen da sey. Der verstorbene General Bauer hat erstaunlich verschwendet, und seine Wittwe hat gewiß nicht viel übrig behalten. Vieleicht im Ganzen 40 bis 50000 Rubel, und wie weit reicht das unter 3 Kinder. Ihren jetzigen Mann den H v Weinheim kennt Loew: auch aber nur par renommée, indeß weiß er doch so viel daß kein Vermögen da ist, und daß er eher noch die Wittwe geheyrathet hat, um sich in eine bessere Lage zu versetzen. Der verstorbene General Bauer ist für einen Bösewicht bekannt, welcher noch nicht längst mit dem Großfürsten Constantin, eine schändliche That hat ausgehen lassen. Er hat nehmlich diesem Letztern eine sehr schöne junge Frau in die Hände gespielt, welche sich dessen Begierden nicht hat ergeben wollen, worauf er sie von 18 bis 20 Mann Soldaten Nothzüchtigen lassen, bis sie daran gestorben ist. Diese Geschichte ist vollkommen wahr, denn der Vater des unglücklichen Weibes ist jetzt hier in Berlin. Von der jetzigen Frau von Weinheim weiß man nichts Schlechtes – aber auch nichts außerordentlich Gutes, und sie zu erforschen bleibt daher deinem Scharfsinn überlassen. Von den Mädgen kann ich dir gar nichts sagen, und bey denen mußt du vollendst deinen ganzen Scharfsinn und Beobachtungs Geist zusammen nehmen, aber laß dich um Gotteswillen, nicht zu schnell hinreißen, denn das Zurückkommen und Erwachen, ist allzeit schmerzlich allein bey dir ist es doppelt gefährlich weil dein Karakter so leicht heftig und bitter wird und dich so etwas länger stöhrt als viele andere. Bist du aber mit dem Mädgen schon bis auf einen bestimmten Grad weit gegangen, so suche sie fest zu halten, wenn sie es verdient, und dich mit den Eltern auf einen bestimmten Fuß zu setzen. – Russen sind in Geschäften allemal sehr schwierig zu behandeln, und wenn es auch sonst gute und recht schaffene Menschen sind, das habe ich jetzt aus Erfahrung, und ich warne dich daher, und bitte dich ja recht vorsichtig zu seyn. – In Weimar habe ich einige sehr fröhliche Stunden gehabt. Die Herzogin hat mich wie immer behandelt, und Serenissimus äußerst gnädig. Prinzeß mit wirkl ich f r e un d s chaft lichem Zuvorkom m en (als Großmeister des Carolinen Ordens) und Keelchen war freundlicher und herzlicher als jemals. Sie ist und bleibt ein liebes Wesen, ob ich gleich auch der Meinung bin daß ihre Heyrath ein dummer Streich ist. Zum Glück sieht sie aber ihren Mann nicht viel denn früh ist er auf der Regierung und Nachmittags bleibt sie bey der Herzogin, sie sind sich daher ziemlich fremd, ob sie gleich vor der Welt sehr zärtlich zusammen thun. Bey meiner alten guten Herzogin habe ich keinen Unterschied gespührt, und alles war in ihrer Nähe wie sonst, übrigens herscht aber hie und da viel Spannung und Weimar verliehrt durch Herders Tod, durch Boettgers und Amelies Entfernung sehr interessante Menschen. Das Theater ist außer Carolinen nicht mehr anzusehen, und Caroline ist ein armes verlohrnes Geschöpf. Ich habe sie besucht, aber in ihr nichts als eine affectirte brausende Lustigkeit gefunden, die wohl anzeigt was in ihrem Innersten vorgeht. Marianchen ist hübsch wie ein kleiner

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Engel aber, wie lange wird sie den Klauen des Raubvogels entgehen??? – Dem allen ungeachtet ist Weimar doch noch ein lieber Ort, und könnten wir zusammen dort seyn, es sollte manches anders werden. – Nun noch eine ernsthafte Bitte: Du weißt – der Vater des kleinen Schleyerweber ist ein sehr armer Mann! – Wir wünschen deswegen ihm irgendwo eine kleine Stelle zu verschaffen, wo er aus dem verdammten Holland weg und in ein leidliches Brod kommen könnte. Er wird deswegen immer noch 2/3 seiner holländischen Pension behalten. Meine Mutter hat sich deshalb überall und auch bey Wintzingerode, und deinem Kurfürsten verwendet. Beyde haben versprochen etwas zu thun wenn sich eine vacanz zeigte. Nun möchten wir gern von dir wissen was etwa für Stellen im Lande sind zu denen man ihn vorschlagen könnte. Er schreibt und Rech n e t v o r t r e f f l i ch , Oeconomische Kentnisse und ist dabey die Ehrlichkeit selbst. J e d e r auch der kleinste Dienst als Zoll Verwalter, Rechnungsführer, oeconomie Inspector oder Aufseher eines Schlosses wäre ihm willkommen, – nur im Militair kann er nicht mehr dienen weil er sehr schwer hört. Hätte er diesen Fehler nicht so wäre er in der holländischen Armée vieleicht schon angestellt. Er hat eine lange Zeit dem Prinzen Christian von Hessen Darmstadt in Holland sein ganzes Haußwesen geführt und mit Ehren bestanden. Sey so gut lieber Bruder, sieh dich nach einer dergleichen Stelle um, und schreib mir dann gleich nur 2 Worte, du brauchst wenn du grade nicht Zeit hast mir weiter keine lange Epistel zu schreiben, sondern nur die kurze Nachricht, und ein andermal holst du das übrige nach. – Bertuch hat mir geschrieben, er hätte dir mein Bild geschickt. Das ist mir lieb. Bey Gelegenheit laß dich doch auch Crayoniren und schick es mir. – Sophie und ihre sämtlichen Geschwister nebst den Eltern, grüßen dich freundschaftlichst. Auch meine Eltern thun dasselbe. Meine Mutter bittet dich ihr wissen zu lassen ob H Baer wieder in Stuttgardt ist. Lebwohl lieber Freund. Mit herzlicher Liebe ist dir ergeben Dein Bruder Carl B

164. An Wilhelm von Wolzogen, Stuttgart, 19. Februar 1804 Stuttgard am 19. Febr. 1804. Ich kan unmöglich meinen Glükwunsch an den Prinzen über seine Verbindung abgehen lassen, ohne auch einige Zeilen für Sie beizulegen, Sie haben mich immer mit Wolwollen und Zutrauen behandelt, als wir noch einer Stadt angehörten, 5 seitdem waren unsere Wege sehr verschieden, allein ich hoffe noch immer, daß

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ich Ihnen etwas wert geblieben bin – und ich muß es sein, denn ich fühle mich an Sie gebunden, da Sie der einzige waren, der meine Lage, als ich W. verlies, zu beurtheilen wußte, und meiner dunklen Ahnung Worte gab, die jezt erfüllt sind, aber damals waltete ein eisernes Schiksal über mir, und ich folgte, jezt habe ich mich mit ihm abgefunden, und kann allein handeln – und dies bin ich im Begriff zu thun. Ich weis und fühle es, daß der Gegenstand, der Sie jezt beschäftigt, Ihnen nicht gestattet, sich mit den Wünschen und Ergießungen eines Einzelnen zu befangen, und ich weis wie wenig ein thätiger Mann voll Geist und Energie durch etwas außer ihm zerstreut werden darf, wenn ihm eine große Sache am Herzen liegt. Allein dies ist meine Absicht nicht – ich wünsche Ihnen nur wenige Worte über zwei Angelegenheiten sagen zu können – und überlasse es ganz Ihrer Willkühr, nach Gefallen darauf Rüksicht zu nehmen, in sofern sie mich betreffen, denn die eine geht nur mich soweit an, als ich dabei mitinteressirt bin, eigentlich ist sie der Auftrag eines andern. Dieser – dessen Namen ich diesen Zeilen nicht anvertrauen kan – läßt Sie bitten, sich dessen zu erinnern, was Ihnen h i e r e i n e Pe r s o n v o m H o f e bei Ihrer lezten Anwesenheit in St. im Augenblikke Ihres Abschieds, in Beziehung auf etwas, was man durch Ihre Hülfe in Petersburg ausgewirkt wünschte, gesagt hat. Deutlicher kan ich mich nicht erklären, bis ich weis, durch welchen Kanal ich sich an Sie schreiben kan. Soviel scheint mir, daß jene Person, troz ihrer jezt anscheinend günstigen Lage, Ursache hat zu wünschen, daß der Ihnen damals vorgelegte Punkt bald erledigt werden könne. Geschieht dies, so kan es auch für mich die Bahn zu einer Erlösung bereiten. Die 2te Sache betrift mich. Ich fühle mich hier gedrükt, einsam. Ich kan nicht gedeihen, so lang es so fortgeht. Eine einzige Hofnung hält mich hier fest – nach einer langen Pause die erste, die ich mit Innigkeit zu nähren wage: Ich liebe – mit dem ernsten Vorsaz, zu besizen – eine Russin, die älteste Tochter des aus dem 7. jährigen Kriege hinlänglich bekannten Generals Bauer, Halbschwester des jezigen Generals, der in Petersburg berüchtigt genug ist – ich kenne seine Geschichte – aber Gottlob, sie hat jezt fast gar keine Gemeinschaft mit ihm. Ihre Mutter – bekantlich einst Hofdame und Freundin Katharinens, ist lange von Rußland weg, hat den grösten Theil ihres Vermögens verzehrt, und seitdem einen H. v. Weinheim aus Elsaß, vor der Revoluzion Offizier im Regiment Alsace geheirathet, mit dem sie seit ¼ Jahr hier ist. Gegen die persönlichen Eigenschaften der hier lebenden Familie ist durchaus nichts einzuwenden, u. das Mädchen würde mir, wäre ich unabhängig, das höchste wünschenswerteste Gut sein, so wie sie ist. Allein ich muß in meiner jezigen beschränkten Lage darauf sehen, meinen Vater in Hinsicht auf Familie, u. Vermögen zufrieden zu stellen. Bauer hatte freilich das erste nicht, allein sein Name dient statt dessen, u. seine Tochter war vor dem Tode

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der Kaiserin zur Hofdame bestimmt – von welchem Geschlecht war aber die Mutter, B. zweite Frau? Nach bestimten Versicherungen hat die Tochter vom Vater 30000. Rubel, wovon die Hälfte in Silber, bei dem Spital zu Moskau zu 6. Proct. niedergelegt – ohne, was sie nach dem Tode der Mutter erhalten kan. Kan man 50 darüber keine Gewisheit haben? Ist jene Anstalt sicher, und die Auszahlung nicht gefährdet? Und steht die Familie – den oberwähnten Bruder ausgenommen, – in Petersburg in günstigem Andenken – so daß eine Verbindung mit ihr einer künftigen Carrière in Rußland, – Sie ahnen, daß ich diese sehnlich wünsche – nicht im Wege stünde, eher beförderlich sei? Das sind viele, und indiskrete Fragen. Verzei55 hen Sie – in meiner Lage darf ich es wagen, und ich bin zufrieden wenn ich nur gelegentlich einen Wink erhalte. Leben Sie wol und zählen Sie auf meine innige Ergebenheit. S. N.S. Meine hiesige Adresse ist: Rrungsrath u. Hofgerichtsassessor

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Lieber bester Leo! Nie hatte ich im geringsten den Gedanken daß dein gutes liebevolles Herz, an deinem Stillschweigen Antheil haben könnte, du guter Bruder, und dein Brief welchen ich erst vor wenig Tagen durch Bühler erhielt, überraschte mich nicht, aber ich verdanke ihm unbeschreiblich Seelige Gefühle, ich weinte laut vor Freuden, über diesen Beweis deines Andenkens, deines Zutrauen und über die keimende Hofnung zu deinem schönen Glücke. Du hast dich nicht in mich geirt lieber Leo, und aus dem innersten meiner Seele sprechen keine wärmern Wünsche als die für deine Zukunft; sey meines thätigsten Beistandes gewiß, und nimm mein Wort und meine so innige Liebe für dich zum Pfand, daß ich kein Mittel unversucht lassen würde jede Schwierigkeit die sich deinen so lieblichen Ziele entgegen sezen könnte zu überwinden Ich kan mich über nichts mehr freuen, an nichts mehr lebhafter Antheil nehmen, so lange dein Schiksal noch unentschieden, und nicht glücklich begründet ist, und nie schien mir noch ein Weiblicher Charakter, zu dieser edlen Bestimmung geeigneter, als der deiner Charlotte, nach deiner noch nicht einmal Enthusiastisch klingender Beschreibung, und wie wollte ich dieses Weßen als Schwester lieben! – Schon vor mehrern Wochen lieber Leo, sprach man hier von deiner Neigung zu einem sehr ausgezeichneten Mädchen, deine Briefe an den Vater, der an die Mutter welche ihn viel früher erhielt als ich den

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meinigen, bewießen mir daß es nicht leere Gerüchte waren, selbst Görz neckte oft die Mutter mit ihrer künftigen Schwiegertochter und behauptete er habe eine Correspondentin in Stuttg: welche dir eine zarte Neigung anzumerken glaubte; als ich neulich deinen Brief erhielt, und daraus sah daß er mit Fr. v. W: in Briefwechsel steht, war mir es wahrscheinlich daß sie ihm wohl könnte über dich geschrieben haben, und ich seze den Innhalt, da diese Zeilen meinen lieben Leo gewis nicht gleichgültig seyn können, so gut ich mir sie errinnere wörtlich bei: „Je voir souvent un Mr. de S. qui Vous connais beaucoup, quel est votre jugement à foi égard a-t’il de la fortune? j’ai cru appercevoir qu’il est amoureux de une fille ainee, ce n’est cependant dans aucune vue que je Vous fais ces questions car je ne crois pas qu’il ni fait de l’împression sur le cœur de ma fille, cette jeune personne à eû de tout tems un grand éloignement pour le mariage, et j’aurai bien de la peine à lui faire accepter jamais un parti. Ce S. me paroit un brave sujet mais original.“ – Diese leztere Behauptung hat Görz in seiner Antwort nicht wiederlegt, wohl aber deinem edlen Herzen, deinen ausgezeichneten Eigenschaften, und deinem sittlichen Charakter das beste Zeugniß gegeben; dies erforderte wohl etwas mehr Zutrauen von meiner Seite und er erfuhr durch mich und ich hoffe lieber Leo mit deiner Bewilligung, daß du dem Mädchen sehr wohl willst, daß du dich aber noch nicht gegen sie erklärt und dies auch so lange du des Vaters Gesinnungen nicht kennst nicht thun würdest, auch nicht wüstest ob sie deine Neigung erwiedert. G: verspricht dir wenn es zur Sprache kömmt treulich beizustehen, von ihm weiß ich daß jedes von den Mädchen 40000. Rubel vom Vater besizt, und auch die Mutter einen Kindstheil, und leztere ihnen die obige Summe sobald die Mädchen heirahten auszuzahlen schuldig ist nur weiß G: nicht gewiß ob man in Russland das ganze Capital heraus geben wird, der Genuß der Zinßen bleibt aber den Töchtern von der Zeit ihrer Vermählung an, und auch die Mutter behält ihre 40000. Rubel lebenslänglich welche dann nach ihren Todte ihren Kindern erster Ehe anheim fallen. G: war der intimste Freund des verstorbenen Bauer, war bei seinem Ende zugegen, und hat glaube ich sogar einigen Antheil an seinem Testament, er kennt daher diese Verhältniße genau; was aber den Punct wegen der baaren Auszahlung des Capitals betrift, so hat Bühler den Auftrag sich deßhalb in Rußland, für deinen Freund zu erkundigen, und dann kannst du es wahrscheinlich durch lezteren erfahren. – Die Mutter ist ganz auf deiner Seite, und ich glaube sie sogar bewegen zu können (im Fall der Vater seine Einwilligung unter keine andern Bedingung geben wollte) dich nach Verhältniß ihres Vermögens für den Verlust an den Fidei Comiß Antheil zu entschädigen, immer wird sie sich deiner thätig bei dem Vater annehmen, und ich weiß es nur zu gut aus Erfahrung, wie viel Gewicht sie in diesen Angelegenheiten über den Vater erwürkt. – Ich habe es einstweilen gewagt gegen lezteren etwas in rücksicht deiner zu äußern, wozu mir der Moment nach diesen so schön errungenen Triumpf der Ritterschaft, welches gewiß von

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großen Einfluß auf seine Stimmung ist, nicht ungünstig dünkte. Er weiß nicht auf wen deine Wahl gefallen, nur daß der Gegenstand schön, talentvoll, liebenswürdig, kurz ein Engel von Mädchen ist, und dies nicht einmal nach deinem Zeugniß, sondern nach andern die sie kennen, wie dies auch wahrhaft der Fall ist, ich schrieb ihn daß sie nicht ohne Vermögen wäre, aber nicht 16. Ahnen hätte auch weiß er von mir, wie viel zu deinen jährlichen Bedürfnissen erforderlich seyn würde, dich mit einer Frau anständig zu ernähren, wie gut deine Aussichten in der Regierung sind und wie sehr ich glaubte daß er dein Herz erleichtern würde, wollte er dir seine guten Absichten zu Begründung deines Glückes unaufgefordert mittheilen, da deine lezten Briefe es ihm doch hinlänglich müßten bewießen haben daß nicht mangel an Zutrauen dich zurückhalte dich ihm ganz zu entdecken, wohl aber deine délicatesse, seine Sorgen in diesen Augenblik nicht zu vermehren, ich wäre aber darum nicht wieder überzeugt daß die ungewißheit in welcher du dich in Rücksicht seiner Gesinnungen befändest, dich in eine peinliche Unruhe versezte, da du dich in deinen Betragen gegen den Mädchen gebunden fühltest und dich auch ihrer Zuneigung nicht versichern könntest. eine Lage aus welcher sein Väterliches Herz dich gewis gern erlößen würde. Ich bot noch meine ganze Beredsamkeit auf, ihm zu beweißen daß sein Mammon doch nur dann wahren werth für ihn haben könnte, wenn er dadurch dein Glück begründen dein Herz inniger an das seinige Schließen und mit Dankbarkeit zu erfüllen vermöchte, ich errinerte ihn wie sehr er es oft beklagte, daß deine trübe Stimmung ihm so wenig frohe Tage für dich verspräche und daß es jezt und dann vielleicht nie wieder in seiner Macht stündte sie zu ändern. Ich bat ihn dringend deine Zukunft wohl zu überlegen, und dir nur mit den festen Vorsaz zu schreiben, sie zu verschönern; Er hat dich so herzlich lieb; ich habe recht gute Hofnung lieber Leo, ach, wie sollte es mich freuen wenn ich etwas dazu beigetragen hätte, Gott lohne dir dein Zutrauen und daß du mir Gelegenheit giebst, dir deine viele Liebe durch einen Beweiß der meinigen zu erwiedern, diese Gewißheit würde mir ewig wohl thun. Morgen erhalte ich wahrscheinlich Antwort vom Vater und übermorgen sollst du den Innhalt erfahren, ich möchte mit meinem Leben dafür stehen daß er dir keine Hinderniße entgegenstellt, wenigstens keine die nicht zu überwinden wären, und dann will ich nicht ermüden in Bitten und Flehen bis er dir alle deine wünsche erfüllt, und G: unterstüzt mich gewis und läßt dich dessen versichern. – Möchtest, du guter Leo, der Einwilligung des Mädchens so gewiß sein als der unsers Vaters, nach den äußerungen der Mutter scheint es daß sie noch nie geliebt, und wahrscheinlich wuste auch keiner diese sanfte ruhige Seele zu würdigen, möchte es dir gelingen die zarten Saiten ihres Herzens zu rühren, lieber theurer Bruder, aber auch nur eine äußerst zarte schonende Behandlung wird dich zu diesem Zwecke führen, sey herzlich gegen sie, aber schmeichle ihr nicht, suche ruhig zu werden, wie sie, und unterdrüke besonders jedes Gefühl von Eifersucht,

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laß es ihr ja nicht ahnden, es würde deine liebenswürdigkeit sehr entstellen; glaube daß wir indeßen nicht müßig sind, und das Glück was dir dort blüht, wollen wir hier zur reife bringen. Guter lieber theurer Bruder, wie werde ich dies Mädchen lieben wenn sie deine Zuneigung erwiedert, wenn du ihr einst deine Zufriedenheit verdankst; mein Herz hat nicht Raum für diese Freude und Worte habe ich noch viel weniger sie dir zu beschreiben, ich kan sie selbst nicht fassen. – Gern ergreife ich deinen Vorschlag mit Charlotten in Briefwechsel zu treten, wovon ich mir um dein und auch meinetwillen so vielen Genuß verspreche; nur erwarte ich daß ihr euch gegenseitig etwas m ehr geworden, und du mir schreibst wenn es Zeit sey; übrigens bleibt alles was du mir vertrautest, vor jedem Geheimniß, und nur da werde ich davon Gebrauch machen wo die Mittheilung durchaus nothwendig ist und dir nüzlich seyn kann. Der Vater will uns gegen Ostern wenigstens auf einige Tage besuchen möchte sich doch bis dahin etwas wegen B. entscheiden, ich bin es überzeugt es würde den günstigsten Einfluß auf ihn haben, und dann auch auf dich würken; sey indeßen ganz ruhig lieber bester, ich werde dich von allen, was dein künftiges Glük näher betrift unterrichten; ich schreibe dir während eines erbärmlichen Kopfwehs, und gehe deßhalb heute mit meiner Feder zur ruhe; übermorgen ergreife ich sie wieder und dann sollst du von allen deinen hiesigen Freunden und Bekannten hören; auch von mir, ich kan dir aber nichts fröhliches schreiben St: hat mir sehr wehe gethan, aber sein Schiksal stimmt mich zur tiefsten Trauer, und dein Brief, gewährte mir die ersten schönen Augenblicke die ich seit jener unseeligen Nachricht genoß Wohl mir daß mich jezt keine Bande fesseln, ich würde den Gram über seine Leiden, und seinen unverdienten Tadel nicht ertragen können. – Freitag mehr hierüber. – – Die arme Louise D:! unser wiedersehn machte mir einen sehr schmerzlichen Eindruck, sie leidet unendlich, und ihre Existenz ist ein steter Kampf ihre Leiden zu unterdrücken. Wohl hat sie dir sehr unrecht gethan, – ich habe dein Stillschweigen nicht anders beurtheilt als du mir es jezt erklärtest, und es ihr auch gesagt; – lebe wohl lieber theuerer Leo, noch ein Wort des Dankes für deinen hübschen Fächer, dein Andenken freut mich so innig, deine Briefe sind mir so lieb, ihr Innhalt so tröstlich, Gott lohne dir alles so liebevolle in deinem lezten, den zärtlichen Antheil den du an meinem Schicksale nimmst und deine guten Wünsche für mein Glück, ich werde nie vergessen was du alles für mich gethan, möchte der Augenblik gekommen seyn dir es zu beweißen du lieber theurer Bruder. Glaube an meine unveränderte liebe, an mein ewiges Zutrauen, an mein inniges Gebet für dein Glück an den festen Willen dazu beizutragen, und den Muth ihn Standhaft zu erfüllen. Lebe wohl denke immer noch hübsch an mich wie du es bisher gethan, und wenn du komst so schreibe mir auch wieder, ach, wenn du mich gesehen hättest wie ich deinen Brief erhielt ich kannte mich nicht vor Freude und diese Augenblike sind so selten im Leben. – Grüße mir Betty die Batzin, Eiben, die Mutter umarmt dich

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mit mir sie wird dir nächstens 2. Bett-überzüge schicken, sie sind nicht sehr fein, aber sie hat sie für den Augenblik nicht beßer; wohl könnte es kommen daß unsere Freundinnen dich um einen Transport früher bitten werden, doch schreibe ich dir erst näher davon, Fidéle dankt dir für den ihrigen, die idée ist gar zu 145 hübsch, und die Wahl macht deinem Geschmack viel Ehre; Stotzing mahnt dich ihm zu schreiben und die wichtigen Fragen die er an dich gethan habe zu beantworten. – Louise St: hat eine Hofdamen-Stelle bei der Princesse Linningen geborne Coburg angenommen, ohne der Günderrode ihren Rath abzuwarten ich begreife sie nicht, und leztere welche sie so gern wieder zu sich genommen hätte 150 macht dieser Schritt viel Kummer. Lebe wohl mein dummer Kopf, will mir nicht mehr beistehen, ich umarme dich von ganzer Seele du lieber guter bester, schreibe mir bald wieder, ich muß wissen wie es dir geth. Deine Moiza

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Lieber bester Leo! Meine üble Gesundheit und die nicht früher eingetrofene Antwort des Vaters hielten mich ab dir zu schreiben, nun sind beide hindernisse gehoben; wären wir doch schon so weit mit denen die sich deinem Glück noch entgegensetzen. Der Vater drückt sich in seinem Brief nicht so bestimmt aus als ich es gewünscht hätte, doch mache dir darüber keine Sorge lieber guter Leo, ich bleibe des guten Erfolgs unserer Erwartungen doch gewiß. Er gesteht mir zu daß der Werth von 16. Ahnen durch persönliche Vortheile leicht überwogen werden könne, doch müßten diese réel seyn, und den Augen eines Liebhabers wäre nicht zu trauen, es wäre daher nothwendig daß er den Gegenstand deiner Wahl kenne, da es in diesen Fällen den Aeltern, und klügern Freunden zustehe die Vernunft, des durch leidenschaft geblendeten, für wahre Verdienste zu wecken, es würde übrigens ungerecht von mir seyn wollte ich ihm in seinen Alter zumuthen, sich das unentbehrlichste zu versagen pp: noch sagt er weiter: lorsqu’il sera question d’une affaire sérieuse et que je connoîtrai le choix qu’aura fait Leo, (ich habe ihn Charlotte nicht genannt) et saurai l’approuver, alors je lui montrerai mes livres de compte, lui prouverai a qu’il me faut pour l’entretien de mon ménage, de mes enfants, ce qui me reste à ma disposition et il jugera lui même a que je pourrai ajouter à sa pension, sans être injuste envers les autres: car si un jour il leur dont (?) aussi en idée de se marier, je n’oserais pas sans être injuste faire moins pour eux, que je n’aurois fait pour Leo, ni diminuer à celui-ci la homme que je lui ai fixé. –

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Je ne pourrai jamais en agir plus rondement ni plus noblement. – Dieser lezte Artikel würde indessen durch deine Meinung in wenig Jahren keiner Älterlichen Unterstützung mehr zu bedürfen sehr erleichtert werden, aber der Vater glaubt auf diese Aussichten nicht bauen zu dürfen, da leicht unvorhergesehene Zufälle diese Erwartungen zerstören könnten. – Suche ihn hierinn zu überzeugen; ich habe ihm auf seinen Brief geantwortet, daß ich vermuhten konnte, daß dein Ur theil über den Gegenstand deiner Liebe ihm nicht gültig seyn würde, daß ich ihm deßhalb auch nicht deine Schilderung sondern die deren die Charlotte genau kennen, und sie ohne Vorurtheil beurtheilen wie unter andern Bühler mitgetheilt hätte; daß ich es nicht würde gewagt haben ihn in Pécuniairer Hinsicht Vorschläge zu thun, hätte ich nicht so oft von ihm selbst gehört wie sehr er wünsche daß du dich fixiren möchtest, und er auf diesen Fall, gerne manche Opfer für die Begründung deines Glücks bringen würde. – Auf diesen Brief habe ich noch keine Antwort. sey bei guten Muht Lieber leo, erhälst du nur Charlottens Einwilligung, so sey im übrigen ganz ruhig; nur ist der Zeitpunkt noch nicht eingetreten, wo man im Vertrauen auf Glückliche Ereignisse und die daraus entstehende bessere Laune mit gänzlicher Zuversicht ans Werk schreiten dürfte. – Von B. ist noch nichts bestimmtes eingetroffen, und in den Bairischen Angelegenheiten, ist troz allen öffentlichen Erklärungen und Versicherungen, von München, ja sogar auch vom Landes commissariat in Bamberg und Würzb noch nichts auf den Ritterschaftlichen Gütern geschehen; doch verspricht man sich es täglich, und erwarte nur noch dieses Ereigniss, um dann desto leichter und früher dein Ziel zu erreichen. Der Vater wird wahrscheinlich eine Nachricht erhalten haben die ihm im jezigen Augenblik um so unwillkommener seyn wird; Hebereich ist von Wien zurück, und hat Aufträge vom Onkel und von Max den Vater zu bewegen ihm eine Ansehnlichere Zulage zu geben, er beruft sich dabei auf Wöllwarth dem er jährlich 1000. f für ihn zugesagt haben soll, Max beklagt sich seit 4. Monaten gar keine Zulage erhalten zu haben, und daß sie ihm von jeher immer in Bankozetteln bezahlt wurde wodurch er immer so viel Verlust hatte. Lezteres ist nun freilich wahr und des Vaters schwache Seite, aber es ist nicht klug sich in diesem Moment darüber zu beklagen; überdies kommt hinzu eine andere Geschichte die den Vater gleichfals nicht freuen wird, mich aber mit der größten Angst erfüllt, der beiliegende Auszug eines Briefes vom Onkel an die Tante P: wird dich davon unterrichten, wie wird sich dies enden, ich beklage Max, wenn gleich er in dieser Sache mit einen unverzeihlichen Leichtsinn gehandelt und diese Frau in ihre jezige unglückliche Lage geführt die ich mir schrecklich denke. – ich hielte es für gut Max nehme Urlaub und käme zu uns, es war auch seine Absicht, aber sein langes Stillschweigen hat die Gemüther sehr erbittert und da man ihn den Wunsch ihn zu sehen nicht bezeigte, so darf ich mir seine Ankunft nicht erwarten; ich schicke dir die Innlage, lieber guter Leo, weil ich weiß

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wie gern du andern nüzlich bist und in der Überzeugung daß wenn der Vater dir über diese Angelegenheit und gegen Max schreibt du dich seiner annehmen wirst, wie und was dein gutes Herz dir sagen wird; ich kan dir nicht beschreiben mit welcher Unruhe ich den nächsten Briefen von Wien entgegen sehe; ich dächte der Onkel hätte mit zu strenger Gerechtigkeit gegen die P: verfahren, sein lezter Versuch kan sie vielleicht zum äußersten gebracht haben, da sie bei ihrer leidenschaftlichen Liebe für Max gewiß nicht an ihre eigne Sicherheit denkt, sobald sie die seinige in Gefahr glaubt. Der Brief ist im entscheidensten Augenblick geendigt, und ich kan mich der grösten Angst nicht erwehren bis ich über den Ausgang beruhigt werde. – Hier ist alles wie du es kennst lieber Leo, doch möchte ich dir über manche schreiben, die sich deiner oft errinnern und dich herzlich grüßen, aber auch heute kan ich es noch nicht, ich wurde den ganzen Vormittag abgehalten und nun ist es zeit zu schließen nur eines Auftrags muß ich mich noch entledigen und zwar von der Stohn und Eugen, die hiesige Truppe ist nun aufgelößt, und diese beiden suchen engagement, wünschten daher von dir zu wißen ob in Stuttgard nichts für sie zu thun wäre, du kennst ihre Fächer, die Stohn wünscht sich für Charakterrollen, dann Comische und Ernsthafte Mütter zu engagiren, nun fragt es sich im Fall ein Plaz für sie beide Vakant ist ob sie um engagement schreiben, oder ob sie auf gut Glück hinreißen, und erst dort auftreten sollen; sie bitten dich hierüber baldige erläuterung zu geben, auch ich vereinige mich mit dieser Bitte, weil ich dadurch hoffe von dir zu hören, und mich wieder so sehr darnach sehne, da ich dich so gern schon recht glücklich wüste du liebe gute Seele, ich werde dich pünktlich von allem unterrichten was hierauf bezug hat; suche die alte Üxküll zu gewinnen und ihrer Feder eine Vortheilhafte Schilderung von Charlotten einzuflößen, ihr Urtheil würde von großen Gewicht seyn, denn mich nennt man empfindsam und Romanesque und was ich daher sage wird immer in gemäßheit dieser Eigenschaften beurtheilt. Mit den lezten Brief der Mutter an dich war ich nicht einverstanden, glaube mirs lieber guter Bruder; ich fand ihn ein leeres Gewäsche, was zu nicht viel führt auch haben wir uns beinahe darüber entzweiet. – Mit den heutigen Postwagen erhälst du 4. Bettücher und 4. Kopfküßenbezügen, auch folgt nur 1. Rock da die Mutter nicht weiß ob dir der Zeug gefält auf diesen Fall kann mehr nachfolgen. – ich schreibe dir bald wieder denn es bleibt mir noch sehr viel zu sagen. – Gestern bekam ich Nachricht von Caroline, sie grüßt dich und fragt ob du ihren Brief vom Januar erhalten; sie ist sehr verstimmt, die gute, da alle Hinderniße zu Jettens Verbindung schwinden und der Zeitpunckt näher rükt. Böttcher geth nach Dresden, und Maier begleitet den jungen Reuß von Schlaiz, auf Reißen. – Lebe nochmals wohl, habe Muth und Hofnung, beides wird dir ruhe geben, und wir werden dich alle aus unsern Kräften unterstüzen, nicht wahr du vertraust meiner herzlichen Liebe für dich du bester Bru-

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der? alle Freunde grüßen dich Fidéle, die Güntersmein (?), Stollberg Stotzing pp: Der Chevalier war einige Tage hier und ist gestern wieder abgereißt, Löw wird nächstens erwartet ach, die gute Louise. –

167. Von Friedrich Hölderlin, Nürtingen, 12. März 1804 Nürtingen d: 12 März 1804.

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Mein Theurer! Ich habe dich neulich besuchen wollen; konnte aber dein Haus nicht finden. Ich besorge also den Auftrag, der mir diesen Besuch nothwendig machte, schriftlich und schike dir eine Ankündigung von pittoresken Ansichten des Rheins; es ist dir möglich, Theil daran zu nehmen und dafür Theilnehmer zu finden. Der Fürst hat sich schon dafür interessirt. Ich bin begierig, wie sie ausfallen werden; ob sie rein und einfach aus der Natur gehoben sind, so daß an beiden Seiten nichts Unzugehöriges und Unkarakteristisches mit hineingenommen ist und die Erde sich in gutem Gleichgewicht gegen den Himmel verhält, so daß auch das Licht, welches dieses Gleichgewicht in seinem besonderen Verhältniß bezeichnet, nicht schief und reizend täuschend seyn muß. Es kommt wohl sehr viel auf den Winkel innerhalb des Kunstwerks und auf das Quadrat außerhalb deßelben an. Die Antiquen in Paris haben besonders mir ein eigentliches Intereße für die Kunst gegeben, so daß ich mehr darin studiren möchte. Ich bitte dich auch, dich für eine Übersezung der Sophokleischen Tragödien zu interessiren, die mir derselbige Verleger, Herr Willmans in Frankfurt in Verlag genommen hat, und die auf Ostern herauskommen wird. Die Fabel, poëtische Ansicht der Geschichte, und Architektonik des Himmels beschäfftiget mich gegenwärtig vorzüglich, besonders das Nationelle, sofern es von dem Griechischen verschieden ist. Die verschiedenen Schiksaale der Heroen, Ritter und Fürsten, wie sie dem Schiksaal dienen, oder zweifelhafter sich in diesem verhalten, hab ich im Allgemeinen gefaßt. Ich wünschte dich wirklich einmal in Stutgard zu sehen und Gespräch mit dir zu haben. Ich schäz es eigentlich, daß wir einen Mann, der so gelehrt ist und so menschlich, unter uns haben. Herrn von Sinklair habe ich es geschrieben. Ich glaube dir noch vieles mittheilen zu können. Das Studium des Vaterlandes, seiner Verhältnisse und Stände ist unendlich und verjüngt. Daß uns die gute Zeit nicht leer von Geiste werde, und wir uns wieder selber finden mögen.

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Ich denke einfältige und stille Tage, die kommen mögen. Beunruhigen uns die Feinde des Vaterlands, so ist ein Muth gespart, der uns vertheidigen wird ge35 gen das andre, das nicht ganz zu uns gehört. Ich empfehle mich dir unterthänig. Hölderlin.

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Ich habe dir nicht eher geschrieben, lieber Bruder, weil ich erst mit Winzingerode wegen Schleierweber sprechen wollte, das ist nun geschehn, aber leider ohne Erfolg. W. sagte mir, deine Mutter habe sich weder an ihn noch an den Kurfürsten gewendet, aber S. habe selbst an ihn geschrieben. Er kenne ihn, und bedaure ihn herzlich, und würde dir zu gefallen gerne etwas thun, aber es sei von seiner Seite unmöglich, indem solche Dienste, die sich für ihn schikten, nur Pensionsdienste für Landeskinder seien, und er dem Kurfürsten überhaupt keinen Ausländer vorschlage, sondern abwarte, bis ihn der Kurfürst auffordre, wenn kein taugliches Subjekt im Lande sei. Dich zB. wünsche er weit lieber zu placiren, wenn du Lust hättest. Übrigens würde er nie dagegen sein, wenn durch einen andern Weg etwas für S. geschehen könne. Da wüßte ich aber keinen andern, als deine Mutter müßte selbst an den Kurfürsten schreiben. Der kleine Page, der nun fast immer krank ist, läßt sich gar nicht sehen, auch W. hat mir gesagt, er komme nie zu ihm, ob er es ihm gleich schon gesagt habe. Das ist nun Furchtsamkeit, aber ich werde sehn, ihm es zu benehmen. Auch bei mir läßt er sich nicht sehn, ob ich ihn gleich freundschaftlich eingeladen habe. Es ist hier überhaupt eine kuriose Sache mit Diensten, worüber ich mich nicht recht herauslassen kan. Die Erde trägt hier glühenden Boden, überall drohen Vulkane Explosionen. Hofrath Bär ist von Petersburg zurük. Meine Geschichte geht ihren ruhigen, langsamen Gang fort. Ich danke dir, Lieber! für deine Nachrichten. Ich habe indessen nähere erhalten, und erwarte noch bessere von Wollzogen aus Petersburg. Die Geschichte des jezigen General Bawr ist mir schon bekannt – er ist in keiner Konnexion mehr mit der Familie, die sehr von ihm verschieden ist. Das Mädchen hat vom Vater 15000 Rubel Silber, und 15000. Papier, die bei dem Spital zu Moskau zu 6. Procent niedergelegt sind. Ist es dort sicher, und kan man es ohne Schaden mit der Zeit herausziehn, das ist die Frage. Übrigens ist das Mädchen ein Engel – ich habe nie, nie eine ähnliche gesehen, und ich bin nicht Neuling, ich bin auch gar nicht von Leidenschaft geblendet, denn ich fühle für sie nur ruhige, stille Anhänglichkeit, und mehr gesteht sie mir nicht zu, da sie noch nicht von einer schweren Krankheit hergestellt ist, und

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bei einem großen Fonds von Melancholie und Reflexion die seltsame Grille gefaßt hat, sie werde durch eine Heirat nicht glüklich werden. Sie will daher auch nicht heiraten, und hat, wenn ich ihr glauben darf, noch nie geliebt. Ich muß daher ganz die Heftigkeit meines Charakters verbergen, langsam gehen, und sie Schritt vor Schritt gewinnen. Das kostet Mühe, aber um diesen Schaz ist mir nichts zu schwer. O ich bin so verzagt! Freundschaft hat sie mir zugestanden, ganzes Vertrauen läßt sie mich hoffen, und ich sehe den Augenblik, wo ich es erhalten werde. Vater und Mutter sind mir gut, und soviele Menschen mir auch entgegenarbeiten, so sind diese doch so elend, daß mir ihre Feindschaft bei dem Mädchen nüzt. Meine Mutter und Schwester sind für mich gewonnen, und bei meinem Vater habe ich mächtige Fürsprecher aufgestellt, denn ob er gleich im Ganzen nicht abgeneigt ist so sind doch seine Weitläuftigkeiten und Bedenklichkeiten unendlich. O wenns mir diesmal gelingt, so bin ich nicht ganz für Lebensglük verloren, und die Sonne kan mir noch schön aufgehn. Aber dies ist meine lezte Frage an das Schiksal, sonst hinunter in den ewigen Strudel, in das Getümmel der Revoluzionenschwangern Welt – und dann weine die lezte Thräne um mich! Weimar! Was soll ich dort sagen. Die Gräfin Eglofstein heiratet Beaulieu, Herder ist tod, Keele – – – Luise Diede mit Löw versprochen – so löst sich ein Band nach dem andern auf, das mich ans Leben knüpfte. Bertuch hat mir dein Bild nicht geschikt. Ich weis seine Adresse nicht, sonst schriebe ich ihm. Leb wol, Bruder. Diesen Morgen blieb ich zu Hause, weil mich eine Wunde am Knie am Ausgehn hindert. Meine alten, aufgehobenen Schreibkalender von 1800. und 1801. fielen mir in die Hände, wo ich zu jedem Tag Bemerkungen beigeschrieben hatte. Ich las sie durch. Ach – ein wehmütiger Rükblik! Ich habe dem Prinzen zu seiner Vermählung nach Petersburg geschrieben. Du auch? Umarme deine Sofie, u. sei glüklich. Leo.

169. Von Wilhelm von Wolzogen, St. Petersburg, 3. April 1804 Petersburg d. 3t April 1804. Es war mir sehr erfreulich, Nachrichten von Ihnen, lieber Freund, zu erhalten und daraus zu ersehen, daß unsere Verhältniße in Weimar Ihnen noch werth sind. Ihre Anfragen habe alle wohl beherzigt und freue ich mich, daß mir die Gegenstände 5 von denen Sie reden, nicht fremd sind. Nur erinnere ich mich nicht, wer das seyn mag? so mir noch bey dem Abschied nehmen, einen Auftrag nach R. gab – sollte es P. P. seyn, so wünschte näher davon unterrichtet zu werden. In alle Fälle bitte, die Briefe an meine Frau in Weimar zu adreßiren, durch welche Gelegenheit ich sie si-

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cher erhalte. Die Frl. von B.. kenne ich Paris aus – ich wünsche Ihnen herz10 lich Glük zu Ihrer Wahl und bin überzeugt, daß Sie glüklich seyn werden, da Sie

Verstand und Herz haben, den individuellen Werth einer Geliebten von den accidentellen zu trennen. Wenn ich mich hinter Wörter verstecke, deren destillirten Sinn ich selbst nicht kenne, ob ich gleich weiß, was ich sagen will, so geschieht es nur um Sie nicht irre zu führen. Lieben Sie? – werden Sie wieder geliebt? so hey15 rathen Sie in Gottes Namen und fragen weiter nicht nach Umständen, die dem Gegenstand Ihrer Liebe nichts von seinem innern Werth rauben können. Aber Ihr Proieckt wegen Diensten u. . . . . . . laßen Sie fahren. Jezt, da ich alle Verhältniße so genau kenne, muß ich allen Personen, die mich intereßiren, von einem solchen Vorhaben ernstlich und freundschaftlich abrathen. Der beschränckte Raum eines 20 Briefs u die Ungewisheit, wer noch Theil an der Correspondenz nimmt erlauben mir nicht, mich über obiges dieses genauer auszudrüken. Sapienti sat. Vor dem Septbr. h.a. werden wir wohl nicht zurükkehren; bis dahin finden mich Ihre Briefe – Ihre Aufträge noch in Rußland und zälen Sie darauf, daß ich iede Gelegenheit begierig ergreifen werde, Ihnen nützlich zu seyn. Der Prinz läßt 25 sich unterdeßen bestens empfelen. Grüßen Sie Üxkülls und meine übrigen Bekannten in Studtgard, besonders auch die Kirchheimische Herrschaft. Was machen Biedefelds? Komt Wintzingerode jun. hieher als Gesandter? Warum laßen Sie Sich diesen Posten nicht geben? Als Extraneus lebt mann hier mit 20,000 Rouble ganz erträglich. Leben Sie wohl und erfreuen mich bald mit fernern Nachrichten. 30

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170. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 30. April 1804 Tübingen, am 30. Aprl. 1804. Ich vermuthe, lieber Vater daß Sie jezt wieder nach Nürnberg zurük gegangen sein müssen, da die Ritterschaftl. Subdelegation vor der Hand durch O. Gemmingens Abreise nach Wien auseinandergegangen sein wird. Im Publiciste steht dies 5 mit dem Zusaze: er sei rappellirt worden par diference pour le opinion de la Cour de Berlin, was freilich im Geiste der Bacherischen Note sein mag. Ich erfahre hier einige Nachrichten von diesen Angelegenheiten durch den Kanal der hier residirenden Kanzlei, habe dabei auch lezthin den Ritterhauptmann Rassler kennen gelernt, aber nur ganz en passant – Übrigens wissen sie hier so gar viel selbst 10 nicht, doch habe ich aus dem Umstand, daß sie mir die Wahrscheinlichkeit zu erkennen gaben, man werde Sie bei der Subdelegation als O. Gemm. Nachfolger sehen, geschlossen, daß Ihre Angelegenheit sich hoffentlich einer baldigen er-

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wünschten Entwiklung nähert. Übrigens ist Wächter vor 3. Tagen aus Paris angekommen, und s o l l bereits wieder nach Ehingen gegangen sein, wohin gestern früh der Konsulent Kloz abgereist ist – höchstwahrscheinlich geht dieser lezte von da nach Regensb. um die Geschäfte des schwäb. Kreises bei der Subdelegation zu besorgen. Ob nun der Kaiser seine Autorität souteniren werde? – Ich bin seit 3. Wochen, wo mich das Hofgericht hier zurükhält, ziemlich hors du courant, und vorher hat die Conspiration zu Paris, u. das Benehmen von Spencer Smith uns alle exclusive interessirt, sofern mir nehmlich Interesse an etwas politischem übrigblieb, was freilich jezt sehr gering ist. Sp. Sm. a su prévenir l’orage, & est parti même avant que Drake ait oû quitter Munic, dans le pretexte d’aller vois sa femme trés-malade à Salzbourg. Du reste c’était une bonne acquisition pour la societé un honnee aimable & instruit, qu’on a raison de régretter a cet égard, dans un endroit, qui est absolument denué de tous les agrémens de Societé. Übrigens sieht man seit dieser ganzen Konspirationsgeschichte gewaltig viel Gespenster in Stuttgart. Die Stadt ist beinahe im Belagerungszustand erklärt – Wir haben Pariser Polizei, es fehlt nur an Pariser Stadt, und Pariser Fonds – kein Fremder, der sich nicht durch Pässe und sonst legitimiren kann, darf länger als 24 Stunden bleiben, kein Wagen, nicht einheimisch oder fremd, zum Thore hinausfahren, ohne Erlaubnisschein von der Polizei, und, wenn es nicht eigne Pferde sind, nicht einmal spazieren. Sie können leicht denken, wie angenehm dies den Reisenden sein muß, da sie NB. nicht durch gedruckte Vero rdnungen, und in den Zeitungen von diesen Verfügungen u. der Notwendigkeit eines Passes avertirt sind, es auch an den Gränzen nicht werden, sondern durchaus von der Diskretion der Wirthe abhängen, ob es diese sagen wollen, oder nicht, denn auch die Wirte haben blose Instruktion, nicht p u blizir ten Befehl, erhalten. Es ist eine Freude, das alles anzusehn. Das Fränkische Gouvernement hat kathegorisch die Inkorporation der Reichsstädte verlangt, der Landtag ist auseinander, hat aber zum bestehenden Ausschluß (von dem Baz u. Steeb Mitglieder sind) einen Zuschuß gewählt, der die Geschäfte besorgen soll. Mit dem Kurprinzen müssen sich Veränderungen ereignet haben – seine Geliebte soll von ihm entfernt sein, er selbst aber noch in Paris, doch ist darüber nie recht ins Klare zu kommen, weil man fast mit Niemand sprechen kan. Sein Begleiter, Phull, der schon seit mehren Jahren einen wichtigen Prozeß über seine Güter mit der Familie v. Reischach vor dem Lehenhof zu Karlsruhe führt – wo es darauf ankam, ob er oder sein Gegner, beide vom primo acquirente, durch weibliche Linien abstammend, das Recht der Regredientsuccession zuerst auszuüben habe – hat diesen Prozeß vor dem Lehenhof verloren, und von da ans Hofgericht zu Bruchsal appellirt, statt ans Reichsgericht, folglich selbst ein praejudicium gegen die Ritterschaft veranlaßt, wodurch er sich vermutlich am meisten schadet. Das

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Gut ist unmittelbar, u. feudum extra curtem, kan also offenbar in secunda instantia nur unter den Reichsgerichten stehn. Haben Sie Nap o l e o n B o n ap a r t e , u n d d i e F r a n z o s e n u n t e r s e i n e m K on s ulat gelesen? Das Buch, das der Konsul durch seine Agenten überall hat verbieten lassen – die Polizei hat es auch in St. aufgekauft, hat aber dabei vergessen, daß es in Tübingen auch Buchhändler gibt, u. zwar bedeutendere. Es verdient sehr gelesen zu werden, und es scheint man fühle sich getroffen, da man so hizig darauf los ist. Der humanisirte Robespierre sollte doch bedenken, daß sein 9ter Thermidor auch schlagen könne? Zu den hiesigen Notizen, die ich Ihnen nachholen muß, gehört noch die, daß der Gesandschaftsposten zu Wien mit 14000 fl. dem wirklichen Geheimenrathscharakter, und Versprechen, den Orden zu erhalten, dem v. d. Lühe angeboten worden ist, der ihn aber ausgeschlagen hat, und darüber nun übel angesehen wird. Erst auf seine Weigerung hat man den Truchsess gewählt. Die Collegia erhalten dieselbe Uniform, wie die Ellwanger – GeheimRath, Regierung u. Kammer, Berg- u. Salinendepartement – der Kirchenrath noch nicht, das Hofgericht bekommt keine, zu meiner grossen Freude, denn ich habe nicht gehört, daß man ein quantum für das erste Anschaffen ansezen werde, u. da es auch eine Staatsuniform gibt, so ist es wenig gerechnet eine Ausgabe von 150 fl. was mir jezt, da ich mich gerade equipirt habe, sehr angenehm ist. Und nun, l. V. noch ein Paar Worte über mich. Ich sehe die Sache mit Karlsruhe für Sie, meines Erachtens, eine günstige Wendung nehmen, wenigstens könnte es sich durch persönliches Erscheinen sehr leicht entscheiden. In diesem Falle müssen Sie dort, früher oder später, einen Besuch in Karlsruhe machen. Könnte dies nicht im bevorstehenden Sommer geschehen – und Sie dann die Route über hier nehmen, und sich ein paar Tage hier aufhalten. Sie sind durchaus nicht genirt, der Hof ist in Ludwigsburg, u. erfährt zwar Ihre Gegenwart, nimmt aber keine Notiz – kann es wenigstens nicht eher, als bis Sie schon fort sind, W. u. N. sind auch fast nie hier – Gesellschaften gibt’s nicht, die Sie besuchen müssten, die alte Uxkull, Taubenheim, Mandelsloh treffen Sie hier, u. können besuchen, wen Sie wollen. Mir würde es recht sehr Freude machen, und ich halte es in jedem Falle für besser, wenn Sie selbst, ehe noch etwas entschieden ist, den Gegenstand meiner Wahl sehen und beurtheilen können. Ist es wahr, daß Sie in Wisbaden bei der Hochzeit der Montjoye von Braunschweig mit Dolomieu gewesen sind? und folglich die erste kennen. Sie ist die Jugendfreundin meiner Geliebten und wird Anfang Juli von ihr in Stuttgard erwartet. Es muß sich dann alles entscheiden, und vielleicht ist Ihre Reise bis dahin auch möglich. Leben Sie indessen wol. l. V. Ich bleibe noch 3. Wochen hier. Leo.

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Von Karl August Böttiger, Weimar, 4. Mai 1804

171. Von Karl August Böttiger, Weimar, 4. Mai 1804 Weimar d. 4 Mai. 1804.

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Mein verehrter und geliebter Freund! Indem ich schon mit einem Tritt im Steigbügel stehe, um – Weimar zu verlassen, wo ich trotz aller glänzenden Anerbietungen von Auswärts so gern geblieben wäre; wenn die hiesige herrschende Partei mich nicht für einen Dorn in ihrem Auge gehalten und so den guten Herzog von jedem guten Willen zurückgebracht hätte – muß ich Ihnen noch für ihren letzten treulichen Zuruf danken, und Sie bitten: bleiben Sie mir, was Sie stets waren! Ihr vorhergehender Brief kam mehrere Monate später in meine Hände. Darum konnte ich auch wegen der Aurora nicht antworten. Ich habe neuerlich dem albethätigenden Hr v. Aretin selbst geschrieben. Aber er hat mir durch die Scherersche Buchhandlung in München schon zweimal Sachen zu schicken versprochen, die ich nie zu Gesicht bekommen habe. Mir scheint es sehr problematisch, daß neben den schon bestehenden Tag- und Modeblättern noch ein neues sich mit Erfolg u. Gewinn, woraufs am Ende bei unserer ephemeren Literatur alles abgesehen ist, durchdrängen könne. Wie wunderbar sieht es in diesem Augenblick in Weimar aus! Göthe ist zum Redacteur einer Literaturzeitung herabgesunken, die im Zorn geboren mit unglaublicher Anstrengung gegen den nach Halle verpflanzten Coloß ankämpft, u. durch Vossens in Jena eingreifende Mithilfe wirklich bisher manches vortreffliche geliefert hat. Aber darüber ist Jena ganz ruinirt u. wenigstens auf einige Jahre verödet. Schiller ist in Berlin, um dort seinen Tell in aller Decorationswuht, d e r e n e r s o s ehr bedarf, aufführen zu sehn. Wieland sah vor wenig Tagen den August Schlegel bei sich, der als Hofmeister der Frau v. Stael mit dieser Tiefgebeugten hier durch ging. Der Herzog selbst macht eine räthselhafte Reise, vielleicht um endlich nicht mehr in des listigen Wolzogen Händen die Rückkehr seines Sohnes liegen zu lassen. Den kleinen Hof der Herzogin wird Fernow etwas beleben, der an Jagemanns Stelle getreten ist, wenn er anders an den Folgen eines bereits verjagten Nervenfiebers (?) nicht selbst ins Gras beißt. Hier haben Sie alles, was ich Ihnen zum guten Abschied von Weimar noch melden kann. Lassen Sie sich zum Gesanden Ihres Hofs in Dresden accreditiren. Wie wollt ich mich freuen! Erfreuen Sie mich in Dresden bald mit einem frölichen Lebenszeichen u. geben mir ein Gemälde von Ihren Kunst- und Literaturmenschen. Mit unwandelbarer Treue der Ihrige Böttiger.

35 Carl Bertuch kommt zu Ende dieses Monats aus Paris zurück.

Von Karoline von Wolzogen, Weimar, 5. Juni 1804

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172. Von Karoline von Wolzogen, Weimar, 5. Juni 1804 Weimar, 5. Juni [1804].

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Ihr Brief durch Cotta hat mich sehr erfreut, er hat auch mir eine liebliche Vergangenheit wieder vor die Seele gebracht. Am meisten erfreut man sich immer seiner entflohenen Träume. Unsere artigen tollen Entwürfe, die Wanderschaft nach den griechischen Inseln, unsere Republicken, in denen wir manchen Abend verlebten, alles ward mir w i e d e r g e g e n w ä r t ig in Ihren Zeilen. Wie mährchenhaft es auch klang, so hat sich unser Inneres Leben in diesen Fabeln ausgebildet, und wir haben deutlicher erkennen lernen, waß das schöne und wünschenswerthe im Leben ist. Unser erträumtes Glück blüht uns nur in einem uns harmonischen Ganzen, Alles sollte frei und glücklich um uns sein, und die höchsten Kräfte sich schön entfalten. Verzweiflen Sie nie daran diese Art von Poesie ins Leben überzutragen. Wenn die Wirklichkeit uns eisern drückt, dann erst wird sie eine Macht, die uns zu stüzen vermag. Wie sehr wollte ich, wir hätten das Alles an den Ufern der Ilm, die Sie noch immer lieben, erwegen, ausspinnen vielleicht! – aufbauen können. Außer dem immer bestehenden Gehalt der hiesigen Societät, in den bedeutensten Kräften der Nation – hat sich das übrige in Nichts verbessert. Die heilige Verborgenheit, in der die erstere hat leben wollen und müssen, kennen Sie. Herders Tod ist eine Lücke, die nichts wieder ausfüllen kann. Man hörte ihn nie ohne die ganze Seele gleich wie von einer lieblichen Musick nachtönend zu empfinden. Schillers Tell wird sie innigst rühren. Dem Sinn und der Hoheit nach ist es unaussprechlich ergreifend. Inliegender Brief von Wolzogen wird etwas alt sein. Er kam mir durch eine Gelegenheit, die sich verzögert hat. Die gute Herzogin, Einsiedel, Schillers denken Ihrer mit warmen Antheil. Amalia wird in kurzem übers Ostmeer schiffen. Es thut mir sehr leid sie zu verliehren. Griechisch kann ich noch nicht, und möchte mich tod darüber ärgern. Übersetzen Sie mir was schönes. Nun leben Sie wohl, lieber Seckendorf, und verliehren die gute Gewohnheit nicht mir zu Zeiten Nachricht von sich zu geben. Mit herzlicher Freundschaft Ihre Karoline Wolzogen.

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Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 14. Juni 1804

173. Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 14. Juni 1804 Berlin d 14 Juny 1804

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Lieber Bruder Seckendorff ich habe dir lange nicht geschrieben, weil ich theils angenehme theils unangenehme Geschäfte hatte, und weil ich dich verliebt, daher beschäftigt wußte. Jetzt aber, da ich dir bald näher kommen werde muß ich dich wenigstens auf das unausprechliche Glück vorbereiten, damit dich mein unverhoffter Anblick nicht zu sehr erschüttert. Denk dir mein alter Freund, daß ich in 3 Tagen mit meiner alten Königin von hier über Weimar Hanau Darmstadt nach Carlsruh reise, um dort 4 Monat zu bleiben, daß ich folglich sehr in deiner Nähe bin, und mich ganz unendlich freue dich so bald wieder zusehen, da ich gar nicht darauf rechnen konnte. Ich habe auch gleich ein Project das, wenn es gelingt mir einen großen Genuß verspricht, und wobey ich sehr auf dich rechne. Ich will eine Pittoresque Fußreise durch die Schweitz machen, und zwar in Begleitung eines jungen Mahlers der in Diensten der Königin ist, und mit ihr reist. Willst du bey dieser Reise der dritte Mann seyn, so ist das Kleeblatt vollkommen. 2 Mahler und 1 Poet. 3 Menschen reisen auch wohlfeiler als einer, und können sich nützlich seyn. Wird dir das gehen zu sauer so kannst du ja auch dein Pferd mitnehmen. In den letzten Tagen des Juli denke ich diese Reise anzutreten, bis dahin hast du Zeit dir alles zu überlegen, und mir nach Carlsruh zu schreiben wo ich in 14 Tagen zu seyn gedenke. – Daß meine Heyrath abermal zerrissen ist weist du vieleicht noch nicht. Die Ursache werde ich dir mündlich sagen, jetzt wäre dieß zu weitläuftig. So viel kann ich dir aber sagen, daß der Bruch vom Vater Loewenstern herkömmt, und daß ich bey Gott keine Ursache dazu gegeben habe. Diese Familie bringt mir einmal nichts als Unglück. Gott bewahre mich vor allen Lief und Curlaender so wohl als vor allen Russen!!!! – Gebe der Himmel daß es dir besser geht als mir, aus dem Grunde meiner Seele wünsche ich das. Lebwohl du guter Alter Kerl. Was freue ich mich dich wieder zu sehen Carl Brühl

174. Von Isaac von Sinclair, Homburg vor der Höhe, 1. Juli 1804 Homburg d 1t Jul 1804 Ohngeachtet ich deine ruhestörerischen nächtlichen Anfälle u. deine zänkischen Disputen noch in frischem Andenken halte, habe ich mit Bl zum öftern deiner die Zeit in Ehren gedacht, auch dein Compliment an Frau von Geiger in Gegenwart

Von Caroline von Egloffstein, Tiefurt, 9. Juli 1804

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5 ihres Manns u. ihres Vaters complett u. soweit als auch der unausgedrückte Sinn

desselben gehen mochte ausgerichtet. Wir sind vorgestern zu Maintz gewesen u haben dort viel von unruhigen Stimmungen die in Frankreich besonders unter dem Militair herrschen gehört. Man glaubt auch dort u hier herum einen Bruch nicht für unwahrscheinlich Du erhältst anbei einen Brief den du besorgen wirst, u. ein Pacquet an Gros, 10 das aber nichts als die Proben einiger Relationen u ProceßSachen enthält, die ich ihm zu schicken versprochen hatte. Wir hoffen bald interessante Nachrichten von dir zu erhalten. Hölderlin empfiehlt sich dir Leb indessen wohl, u. behalte mich lieb. Dein 15 S Grüße u. Complimente an alle Freunde. Hn v. Ende sage daß das Buch wovon ich ihm gesprochen den Titel habe. Genealogische Adels Historie der Kur Sächsischen adlichen Geschlechter pp von Valentin König. Leipzig bei Wolfgang Deer 20 1727.

Wenn Sie dort Gelegenheit finden sollten Falks satirische Schriften gegen Wielands Werke u. wenn es auch nur 1 Band derselben wäre; so können Sie herzhaft den Handel für meine Rech. abschließen. Auf dem linken Rheinufer ist alles mit 25 der neuen Ordnung der Dinge sehr unzufrieden, und es scheint eine Veränderung nicht unmöglich. Ewig der Ihrige Bl.

30 Hölderlin läßt sich dir vielmahls empfehlen: um die Briefe besser einzupacken

habe ich die Sachen für Gros offen gelassen

175. Von Caroline von Egloffstein, Tiefurt, 9. Juli 1804 Tiefurth am 9ten July 1804 Ihr Brief, guter leo, zerstörte die Hoffnung so mir Ihr erster gab, Sie endlich einmal glücklich zu sehen, doch verliehre ich noch nicht allen Muth, auf alle Fälle kan diese Neigung Sie nicht unglücklich machen, wird Charlotte, auch nicht die 5 Gefährtin Ihres Lebens, so kan es Sie doch nie reuen, ein Wesen zu lieben, wel-

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ches nach Ihrer Schilderung verdient geliebt zu werden, und welches Ihnen wieder giebt was es zu geben vermag, Freundschaft und inniges Wohlwollen, und wenn nun diese Gefühle ihr klar machen, daß indem sie Ihnen mehr geben wollte, die zarten Bande, welche Sie aneinander binden reißen würden? wenn nun dieß der Fall wäre, würden Sie es noch verlangen? Sie sagen – „Charlotte trägt den keim des Todes in ihrer ganzen Organisation, sie will nicht Heirathen, sie glaubt keinen Mann ganz glücklich zu machen, keinen zu finden der sie ga n z beglücken kan“ – trägt sie diese Ueberzeugung in sich, so würde sie, Ihnen lieber Leo, der zart fühlt und empfindet, gewiß nicht glücklich machen. Ein solches zartes Wesen kan keine irdische Bande knüpfen, und indem sie Ihnen Freundschaft giebt, umschließt ein zartes Band ihre Seelen, das einziche was Charlotten beglücken kan, denn nach Ihrer Schilderung gehört sie mehr den Himmel als der Erde – Ich glaube in Ihrer Freundin eine verwandte Seele zu finden, und manches in ihren Wesen so Ihnen unerklärbar scheint, liegt klar vor mir – mir scheint als strebte sie nur nach geistiger Liebe, und wagte es nicht einen Mann zu lieben, weil sie sich vor der sinnlichen Liebe fürchtet, mit der ihr Männer das umfaßt so Euch lieb ist, ich bin weit davon entfernnt Sie lieber leo, in diese Classe zu werfen, allein sie scheint mir schüchtern, und vielleicht daß die Blicke so Sie auf ihre liebenswürdige Gestalt werfen, mehr sagen als sie sollten, und sie scheu machen, daher die Ungleichheit in ihren Betragen, es schmerzt ein edles weibliches Gemüth wenn es sich mißverstanden sieht, u. die kleinen Beweiße von Zutrauen schwinden dann ganz, versuchen Sie es von Furcht ihre Seele zu entbinden, zeigen Sie ihr, daß Sie ihr Herz ihren Geist lieben, lassen Sie ihre körperlichen Reize aus dem Spiel, und sehen Sie wie es geht – es ist möglich daß ich mich irre, da ich Charlotten nicht kenne, allein versuchen Sie es. Geben Sie mir ja recht bald und oft Nachricht wie es Ihnen geht, denn ich interessire mich für diese Charlotte, und Sie sind mir werth. – Sollte aber alles mißlingen, so kommen Sie zu uns, nehmen Sie Urlaub, aber j a w eit e r nichts, Hier in Tiefurth wird es Ihnen besser werden, ich werde diesen Sommer hier zubringen, auch mein Gemüth brauchte Erhohlung da Jettens Geschichte mich ganz verstimmt hatte; dort steht sie nun macht Butter, und Käße, nicht als ob ich diese Beschäftigung verachtete, im Gegentheil, Häußlichkeit ist die Bestimmung des Weibes, wohl der, die es in der Jugend findet, diejenige aber die wie Jette es verfehlt, die jenes häußliche Glück nicht gefunden, höher gestrebt, und eine Kultur, wie sie erhalten hat, kan sich in der Länge in diesen Zustand nicht erhalten. Bey Keele ist es anders, sie stand nie so hoch, ihre Freunde legten mehr in sie, als da war, sie steigt von der hohen Stufe auf welcher sie nur schwanckend stand herab, und ist auf platter Erde, auf ihren Plaz – Ich beschäftige mich hier viel mit lesen, Ihre Bibliotheck, ist mein Vergnügen, lassen Sie mir sie noch, dieser Sommer ist bloß der Poesie geweiht, ich lese

An Karoline von Wolzogen, Stuttgart, 12. Juli 1804

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jezt den Ossian des Morgens, nach Tische ließt Fernow welcher an Jagemanns Stelle gekommen, den Ariost vor, ich verstehe nicht genug Italienisch um ihm zu verstehen, und lese daher die Uebersetzung von Gries nach, unsere Gesellschaft besteht aus Wieland, Fernow, Einsiedel, Goechhausen und mir, die Stein ist mit 50 der Seebach ins Baad, ich sahe sie nur einmal, was Sie mir von ihr sagen freut mich, wie heißt der, so sie liebt? Marie schreibt mir gar nicht mehr, welches mir leid thut, denn ich habe sie lieb. Adieu guter leo, ganz Tiefurth grüßt Sie, schreiben Sie mir bald. Caroline.

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In meiner Einsamkeit, wie wohl thut es mir nicht, Zeichen der Erinnerung von meinen Freunden zu empfangen! So haben mich auch Ihre Zeilen herzlich gefreut, und längst schon hätte ich Sie zu deren Wiederholung aufgefordert, hätte ich den Einschluß, dessen gefällige Besorgung ich zu übernehmen bitte, früher beschleunigen können. O die Erinnerungen der Vergangenheit! Die Feenträume eines schönen freien Lebens, dem das Höchste zu erreichen nicht zu kühn war! das immer rege, glühende Aufstreben zum Unendlichen! Es ist vorübergegangen, und ich bin allein – der Wecker fehlt, die lebendige Kraft, die aus dem Schlummer hervorrufen konnte, ich bin verschlossen in mich selbst, und man wandelt an mir vorüber, und ich bin für nichts auf der dürren Haide, wo keine meiner Blumen blühen wird. Wohl liegen noch alle diese Kräfte in meinem Innern, aber dem unterirdischen Feuer fehlt es an Luft, wo es hervorglühen kann, und so verzehrt es sich in sich selbst, unfähig Wärme zu verbreiten, da, wo man sie nicht empfangen kann. Wohl haben Sie es mir verkündet: „Das erträumte Glück blüht uns nur in einem harmonischen Ganzen.“ Aber wo soll ich die Harmonie finden? Kann ich sie erschaffen in dieser unendlichen Masse schreiender Mißlaute? Ja wenn auch nur ein Akkord mir rein entgegenklänge. Wohl bleibt mir mein Bewußtsein und das eigne Herz in tiefer Brust, wo ich eine Welt erschaffen kann. Doch dazu müßte ich ruhig sein, und dazu bin ich noch nicht reif. Allein ich fühle es, die Zeit wird kommen, sie ist vielleicht nicht mehr fern, und naht mir mit der Gewißheit, daß in dieser ewig gestaltlosen Umgebung keine Gestalt und kein Leben zu finden ist, und daß ich vom vergeblichen Versuch auf mich selbst zurückkehren muß. Dann erst kann die innere Bildung voranschreiten, wenn ich überzeugt bin, daß die Menschen um mich her keiner in meinem Sinne fähig sind. Ich muß es aufgeben, das

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Vertrauen auf die Gegenwart – sie wird ewig hinter meinem Ideal zurückstehen, und nur in der Zukunft können Hoffnungen aufblühen. So ist es mir gegangen auf jedem neuen Schauplatz, so ist es hier, doch lerne ich immer mehr, und meine Kraft im steten Kampfe üben, denn nur das Unglück kann den Mann bewähren. Hätte ich dem Heiligen im Innern stets gefolgt, nie auf der Menschen buntes Spiel vertraut und auf des Glückes leichtbewegte Welle, so kehrte jetzt der Friede bei mir ein, und ich wäre nicht dem schmerzlichen Gefühl verschwundener Hoffnungen zum Raub gegeben. Doch lag die Welt so frei und offen da, es war so göttlich in dem süßen Wahn zu schwelgen, und wenn auch Alles nur ein Traum gewesen, so blieb mir doch Erinnerung zurück. Auch die deine thut mir wohl, friedliches Ufer der Ilm! Was Sie mir von den Veränderungen in dem Kreise sagen, der dort wandelt, habe ich lange geahnt. Vergänglichkeit, was hat sie je verschont! So heimisch ich mich einstens dort gefühlt, ich würde mich als Fremdling finden, darum gedenke ich auch der Wirklichkeit nicht mehr, bleibt mir nur stets das Bild von dem, was war, zurück. Doch bleibt der Boden heilig, und unwillkürlich muß man ihn verehren. Ich ergreife diese Gelegenheit, Ihrer Freundschaft eine neue Mitbürgerin zu empfehlen, die jetzt wahrscheinlich den Platz der guten Keele eingenommen hat, und einst vielleicht ersetzen wird – Louise Stein. Besser kann ich sie nicht ankündigen. – Leben Sie wohl! Seckendorf.

177. An Wilhelm von Wolzogen, Stuttgart, 12. Juli 1804 St. 12. Jul. 1804. Erst sehr spät habe ich Ihr freundschaftliches Andenken erhalten, vermutlich ist es in Weimar etwas liegen geblieben. Ich fürchte daher beinahe, daß kaum mehr Zeit vorhanden sein wird, den Hauptzwek des mir gegebenen Auftrags zu errei5 chen, denn auch meine Kommunikation mit der bewussten Person ist sehr erschwert. Indessen habe ich sie gestern gesprochen. Sie haben ganz recht auf PP gerathen – es ist sein längst genährter Wunsch in dortige Dienste zu kommen, um endlich seiner hiesigen drükkenden Lage, der er je länger, je mehr herzlich überdrüssig wird, los zu werden. Er hat beschlossen sich deswegen directe an die Kai10 serin Mutter zu wenden, und wünscht nun durch Sie zu erfahren, ob dieser Schritt überhaupt räthlich, und ob sich darauf zu verlassen ist, daß die K. den geschehenen Schritt, wenn sie ihn etwa nicht billigen sollte, verschweigt, und ihn hier nicht kompromittirt. Darüber will er Beruhigung. Wäre vielleicht ein ostensibler Brief, wenn auch nur von Ihnen zu erhalten, worinn Sie mir schreiben, die K. ge-

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15 sprochen zu haben, und wie sie die Sache sieht. Die Antwort kan ich, damit es

schneller geht – entweder unter Adresse Ihres, gegenwärtig aus Schlesien mit dem jungen Prinzen Eugene sich hier aufhaltenden H. Bruder – oder unter Einschluß an den Preussischen Kollegienassessor und Legationssekretär v. Struve dahier – directe erhalten. Also für mich gibt es keine Aussicht in P.? Im Ausland sind die Nachrichten 20 von der dortigen Administration so lokkend – der Ausländer von Kopf und Talent glaubt dort den unbegränztesten Wirkungskreis für sich ausgebreitet – aber es hat mir immer geahnet, es fehle an der nötigen Centralität u. Energie – und wie lange dauerts, so fällt es wieder zurük, selbst ohne Regierungsveränderung. Gäbe es nur 25 sonst ein Mittel, von hier loszukommen. Ich entwikle aber hier eine grosse Anlage zum Stoizismus, suche reif zu werden, um – kömmt der Zeitpunkt, handeln zu können. Was Sie mir bei Gelegenheit des Gegenstandes meiner Neigung sagen, hat mich gefreut. Ihre Ansicht ist ganz die Meine. Ich habe die vornehmsten Schritte gethan, das Ziel zu erreichen, ob es gelingen wird, oder nicht – lehre das Ende. Der Prinz wird nun vermählt sein. Bringen Sie ihm meinen herzlichsten 30 Glückwunsch. Ich hätte es in einem eignen Brief gethan, wenn ich bei heutiger Gelegenheit Zeit hätte. Nächstens wird Rechberg nach Schwaben kommen, und ich hoffe einige vergnügte Tage auf seiner Herrschaft zuzubringen. S. 35 Ihren hiesigen Freunden, incl. Biedefelds, geht es wol. Ob Winzing: jun. noch

nach P. kommt, dubito? Er u. sein Vater möchten es wol, aber < >s Gelds < > u die < > Abneigung des Smi gegen seine Person. Man will nun < >

178. An Karl Graf von Brühl, Stuttgart, 21. Juli 1804 Dein Briefchen von Wilhelmsbad habe ich durch H. v. Gundlach, der aber nur ein paar Tage hier blieb erhalten – ich antworte dir durch Struve, den du vielleicht bei mir in Weimar gesehen hast, wo er mich von Gotha aus besuchte. Er ist jezt bei der hiesigen russischen Gesandschaft, und ein sehr braver, unterrichteter Mann. 5 Du wirst von mir in Karlsruhe 2. Briefe poste restante angetroffen haben, wo ich in der Voraussezung, du würdest früher eintreffen, dir die Möglichkeit detaillirte, wie ich an der Schweizerreise Antheil nehmen könnte. Dies kan aber jezt durchaus nicht mehr statt finden – meine Gegenwart hier ist bis zum 20n Aug. theils wegen meiner Herzensangelegenheit, theils wegen meiner Geschäfte, und der immer trü10 ber werdenden Konstellation am hiesigen Himmel durchaus notwendig. Ich kan jezt nicht reisen, u. späterhin ruft mich mein Beruf nach Tübingen zum Hofgericht. Deswegen findet aber doch ein Rendésvous zwischen uns statt, es sei, wo es wolle.

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Statt meiner schlage ich dir nun einen andern Reisegefährten vor, bei dessen Gesellschaft du dich wenigstens wol befinden wirst. Dies ist ein sehr guter Freund von mir, der Stallmeister von Taubenheim, der mit seiner Frau den 20n bis 24n Aug. von hier in Zürch eintreffen wird – dort läßt er die Frau zurük (NB. eine Schwester meiner Geliebten) u. geht zu Fuße durch die kleinen Kantons, den Gotthard, Grimsel, Furka, Jungfrau, Lauterbrunn, Haslithal, Grindelwald, Thun, nach Bern, wo er mit seiner Frau wieder zusammentrift. Diese Zwischenreise von Zürch bis Bern wünscht er mit dir in 14. Tagen zu machen. Von Zürch aus nimmt er einen Bedienten mit. Den bestimten Tag, wo er in Zürch eintrifft, wird er dir wissen lassen. Du findest an ihm einen guten, gebildeten Gesellschafter, und meinen Special, also wird er dir nicht misfallen. Bist du dies zufrieden, so schreibe es mir. Nun aber, wo sehen wir uns? Bis zum 20n kan ich nicht von hier weg, höchstens eine einzige Nacht ausbleiben, um nach Pforzheim oder sonst wohin zu reiten, und da kan man sich nur ein paar Stunden genießen. Ich bedarf aber dich länger zu sehen. Nach deiner Schweizerreise könnte es ebenfalls nur auf einige Stunden von Tübingen aus geschehen, wo ich bis in den Oktober bleibe, aber auch das ist nicht der Mühe wert, es sei denn, du nähmest deinen Rükweg über Tübingen, was nicht viel um ist. Dagegen aber habe ich die stärksten u. wichtigsten Gründe, zu wünschen, daß du vor deiner Schweizerreise auf einige Tage hieher kommest, und dies so wol um deinet- als um meinetwillen. Es scheint, wir können einer ohne den andern in der Lieb e nicht glüklich sein. Was einer ohne des andren Beistand u. getrennt unternahm, hat nicht reussirt. Jeder bedarf des andern Rath. Ich kenne dich, u. weis, was dir gut ist, und ich sehe voraus, daß die Täuschungen, die du erfahren hast, tiefer in dein Herz einschneiden, als gut ist. Wenn ich dir nun entdekte, daß ich ein Mädchen für dich wüßte, das deiner, wie du ihrer, wert ist, und das du vielleicht – ich glaube fast gewis – hier antreffen kanst, wenn du in der ersten Hälfte des August hieher kommst. NB. sie ist nicht von hier, sondern wird sich vielleicht nur einige Tage hier aufhalten, aber du kannst sie mit dem Vater kennen lernen. Ich kan mich jezt nicht weiter erklären, aber habe Vertrauen zu mir. Mit r e i ch e n Mädchen hast du es jezt zu deinem Schaden versucht u. diese ist nicht reich, denn nach dem Tode der Eltern hat sie höchstens 24000f. zu erwarten – es ist doch besser, wie nichts – und was hast du mir nicht selbst in deinen ältern Briefen über diesen Punkt gesagt. Aber du must hieher kommen. Das sind nun Gründe um deinetwillen. Was nun mich betrift, kanst du mir es verdenken, wenn ich es wünsche, einem Freunde meiner Jugend meine jezige Lage zu vertrauen, einen Bürgen für mich zu meiner Geliebten führen zu können, der meine Schwächen wie meine guten Eigenschaften kennt? Karlsruhe ist ja nicht weit von hier, und Urlaub hast du ja überhaupt für deine Reise. Hier bist du nicht genirt, der Hof ist nicht hier, du brauchst dich um niemand zu bekümmern. Leuchten dir diese Gründe ein – und

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wie sehnlich wünschte ich es – so antworte mir ja gleich, aber nicht so korplaut, damit ich für deinen Empfang sorgen kan. Habe ich bis dahin, wie ich hoffe, ein Quartier in der Stadt, so logirst du bei mir, jezt wohne ich, da mein voriges Haus verkauft ist, interimistisch im Gasthof, im römischen Kaiser. Du lernst dann auch gleich Taubenheim kennen, u. kanst die Reise mit ihm verabreden. Dann kanst du gleich von hier aus in die Schweiz, u. vielleicht begleite ich dich bis zum Bodensee. Thue es mir zu Gefallen, wenn du kanst. Und nun noch einige Specialia. Was aus mir werden wird, weis Gott. Die Montjoyes sind angekommen – ich habe aber noch keine Explikazion gehabt. Vielleicht – ich gehe auf einem Lavaboden, dessen oberste Rinde kaum hart geworden ist zum tragen, hie u. da brechen verräthrische Flammen auf – ob mich der Abgrund verschlingt, ob ich glüklich hinüberkomme nach Campanien, oder Baja, weis ich nicht. Soviel weis ich, ich spiele um meine ganze Existenz, auch um die politische. Anders habe ich nie gekonnt. Du hast vielleicht gehört, daß mein Vater die hiesigen Dienste, wo man ihn unwürdig behandelt hat, schon im vorigen Jahre quittirte. Schon damals wurden Schritte gemacht, um ihm die Badische Komitialstelle, welche Görz inzwischen versah, seit der Erhebung zur Kurwürde aber abgeben muß, zu verschaffen, Es haben sich viele dafür interessirt, selbst Görz, mit dem er sich schon wegen der Pension arrangirt hat, es ist kein Nebenbuler vorhanden, der Wiener Hof favorisirt es – und in Karlsruhe ist man, nach allen von dorther erfolgten, und verbreiteten Nachrichten, ganz einverstanden. Ich bin es eigentlich, der die ganze Sache zuerst eingeleitet hat, und disponirte auch meinen Vater, der sich eigentlich zur Ruhe sezen wollte, nicht selbst im Weg zu sein. Sollizitiren will er aber nicht. Nun trainirt aber die Sache schon beinahe ein Jahr, und der Hof rükt mit der entscheidenden Erklärung nicht heraus. Ich kenne dieses Trödeln reichsständischer Höfe – man möchte auch wol gern noch ein Quartal an der Besoldung ersparen. Daraus macht sich nun mein Vater nichts. Er will nur Gewisheit, ob er auf die Stelle überhaupt rechnen kan, um seine Maasregeln danach zu nehmen. Erhält er diese nicht bald, so bricht er alles ab. Hier enden nun meine Konnexionen – denn in Karlsruhe selbst habe ich niemand. Vielleicht hast du Gelegenheit, etwas von der Sache zu erfahren, oder von einem Hindernisse zu hören, das man erst aus dem Wege räumen muß, einen Mann mir zu nennen, an den man sich wenden kan. Ich sage es dir im Allgemeinen. Sapienti sat. Dort kenne ich noch 1.) Wöllwarth, Neveu von Görz, ehemals von Ansbach her sehr liirt mit meinem Vater, u. verwandt mit ihm. Dieser war sonst auch Kompetent zur Stelle, will aber entschieden nicht mehr. 2.) Reizenstein, dieser ist aber so kränklich, daß er, glaube ich, an keinem Geschäfte mehr Antheil nimmt. Struve wird dir meinen Bastillestein mitbringen – sei so gut, und laß mir ein ovales Stükchen zu einem Ringe durch den Steinschneider Maier daraus schlei-

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fen, vielleicht kan es auch gleich in Pforzheim, aber ganz einfach, wie ein antiker Ring, gefaßt, und – denn man soll auch dort graviren – eine antike tragi95 sche Maske mit einem Dolche darauf gestochen werden. Wird aber der Stich nicht schön, so laß es bei dem Fassen bewenden. Die Auslage kan dir Struve berichtigen, oder ich zahle sie selbst. Ferner, wirst du dich erinnern, daß ich bei dem Flötenmacher – auf unsrer vorjährigen Durchreise, ein Flageolet mit einem eignen Mundstük, bestellte. Der 100 Schlingel hat mirs noch nicht geschikt. Auch das betreibe mir. Sage mir doch, was ist aus Bertuch geworden. Seit mehrern Monaten schreibe ich an Majer, Herder, Bertuch, u. kein einziger antwortet – du bist ja durch Weimar gekommen, was treiben die Menschen? Adieu, antworte, oder noch besser, komm selbst. – Die übrigen Stükke des 105 Bastillesteins schik mir zurük. L.

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Endlich einmal wieder zu dir, mein guter, alter teurer Seckendorf! Ein langer Zeitraum liegt zwischen meinen lezten und diesen Zeilen an dich; so daß du schon vor einiger Zeit die Frage thun mußtest, ob ich dir abgestorben sei? Ob ich dir nun wohl in Bezug auf dich grose und gegründete Vorwürfe darüber machen könnte, so will ich sie doch nur im Allgemeinen, wenn auch nicht gelten lassen, doch wenigstens mit Stillschweigen übergehen, weil sie in diesem Sinn beinahe mehr geworden wären, und diese Blätter als Zeichen meiner Auferstehung anzusehen sind. Ich hoffe das Alte: die Freundschaft ist ja nicht an Zeit und Ort gebunden, soll in Beziehung auf die unsrige bei dir eben so viel gelten wie bei mir und dann erhältst du diesen längsterwarteten Brief eben so früh als zu spät. Was früher Pflicht gewesen wäre, ist mir jezt Bedürfniß geworden, um die Sehnsucht einige Stunden ganz mit dir zu seyn, zu befriedigen. Wo soll ich aber anfangen oder aufhören? Das flüchtige Leben ist wieder in so mancherlei zum Theil bunten zum Theil düstern Traumgestalten mir vorübergegangen seit ich mich zum leztenmal mit dir unterhielt, daß selbst die Erinnerung nicht alles sondern kann. Erwarte keinen Zusammenhang, sondern nur einige Fragmente, und nimm sie freundlich auf. Äußerst merkwürdig war mir, ja für mein Schicksal entscheidend der lezte Monat des vergangenen Jahres. In Zeit von acht Tagen erhielt ich deinen und Aretins Brief, durch welchen meinen Münchner Erwartungen mit einer baldigen Erfüllung geschmeichelt wurde; den Ruf als Professor und Bibliothekar nach Jena

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und den Antrag zu meiner jezigen Stelle, was mich in einem Zeitraum von acht Jahren die ich zum Theil unter drückenden Nahrungssorgen, fast vergessen und verlassen von aller Welt, blos von meiner Schriftstellerei lebend, nacheinander hätte sehr glücklich machen und aller Verlegenheit entreissen können, sezte mich nun durch sein Zusammentreffen in neue Verlegenheit. Alles dies bestürmte mich in den lezten Lebenstagen unsres unvergeßlichen Herders, wo sein naher Tod schon mit Gewißheit vorherzusehen war. Diese traurige Aussicht hatte einen nicht geringen Antheil an meiner Entscheidung. Fast nur allein die Idee ferner in seiner Nähe zu leben, hätte mir den Aufenthalt in unserm lieben jezt in Verfall gerathenen und beinahe gänzlich zerstörten Jena annehmlich machen können, der außerdem für einen der es in seinen schönen Zeiten kannte, jezt äußerst drückend seyn muß. Länger in Weimar auf eigne Kosten zu leben und den Ausgang meiner Angelegenheiten in München zu erwarten, machten bei der jezigen besonders der sehr grosen Theurung aller Bedürfnisse, meine täglich mehr in Unordnung kommenden Finanzen unmöglich. Dazu genommen die traurige Aussicht auf Herders Verlust, der mir wenigstens die Hälfte von Weimar war – so mußte es sogar wünschenswerth seyn, es zu verlassen, und mich nicht an dem Ort – in dem ich die schönsten und liebsten Tage meines Lebens verlebte, gleichsam zu überleben. Schon diese allgemeinen Ansichten mußten mich auch ohne Rücksicht auf die bedeutenden Vortheile die meine jezige Stelle mir insbesondere bot, mich für sie bestimmen. Wenige Worte werden hinreichen dir dieses Bedeutende zu zeigen. Vor vielen Jahren schon, war es wie du weißt, eine meiner alten Lieblings-Ideen auf die Bildung eines künftigen Regenten kräftigen Einfluß zu haben. Mein junger Freund ist der Erbgraf von Schleitz, der nach dem Abgang der Geraischen Linie der Reussen von Plauen und Heimfall ihrer Besizungen, doch einmal das Wohl und Weh von beinahe 40000 Menschen in seiner Gewalt hat, wahrhaftig eine Menschenzahl gros genug ihr Sorgfalt und Mühe zu opfern; denn wie wenigen wird das Loos auch nur für so viele zu leben und zu handeln. Nach so vielen täglich sich wiederholenden Beispielen über Nichtigkeit groser Weltverbesserungsplane und den Schwierigkeiten die sich in gröseren Staaten den gutgesinnten Regenten und seinen Freunden entgegenstellen ist mir, will es das Schicksal, dieser kleine Kreis groß und wichtig genug, meine guten Wünsche für die Menschheit durch wahrhaft wohlthätige Einrichtungen dereinst langsam und gewiß und ohne die Gefahren einer obscurantischen Opposition fürchten zu müssen, realisiren zu können. Was diese Hofnung noch reizender macht, ist die Vorstellung, daß es mein Vaterland ist, für welches ich lebe und handle, eine Vorstellung die auf das schöne unter allen Umständen und Verhältnissen unvertilgbare Gefühl der Vaterlandsliebe gegründet ist. Auch kann ich vor der Hand wegen des Oekonomischen meiner Lage zufrieden seyn. Denn außerdem daß ich alles was zur Leibesnahrung und Nothdurft gehörig ist, frei habe, erhalte ich noch einen

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Gehalt von 400 rtl. Sächs. also über 700 fl. Rhein. und was die Zukunft betrift, so habe ich mich vermöge meiner Liebe zur Unabhängigkeit und um nach Vollendung meines Erziehungsgeschäfts ganz freie Wahl zu haben, so gesezt, daß es bei mir steht in Reußischen Diensten zu bleiben und außer einer guten Stelle ein Jahrgehalt von 300 rtl. zu behalten, oder auch in fremden Diensten, oder wenn ich privatisiren will Zeitlebens ein Jahrgehalt von 400 rtl. zu beziehen. Diese Bedingung befreit mich bei mir selbst und bei andern von dem Verdacht meinem jungen Freunde aus eigennüziger Schmeichelei jemals die Wahrheit und meine Ueberzeugung verbergen zu können. Ich habe nun über zwölf Jahre, so lange als ich aus meinem Vaterland entfernt war, größtentheils einsam am Schreibtisch gesessen und gebrütet, und hat auch mein Talent für Historie und historische Kunst sich noch und immer besser gebildet, so ist doch mein Karakter durch Mangel an Weltkenntniß und Umgang mit allerlei Menschen in seiner Ausbildung einigermaßen zurückgeblieben. Jezt bietet sich mir die schönste Gelegenheit dar, alles dies nachzuholen und auch meiner Gesundheit, die durch zu grose Anstrengung des Geistes seit einiger Zeit merklich gelitten hat, wird diese weniger an ernste Beschäftigung gebundene Lage sehr vortheilhaft seyn. Das Leben muß eine ewige Schule der Bildung für uns seyn und es ist Pflicht gegen uns Selbst und die Welt jede sich darbietende Gelegenheit zu ergreifen und zu benuzen. Ist wirklich Etwas in mir was einigen Werth hat und mich vor andern mit denen ich in die Schranken irgend einer Wissenschaft trete, erheben kann, irgend eine Anlage zu einem thätigen und wirksamen Seyn in deutscher Art und Kunst, so wird meine jezige Lage ihm die nöthige Reife verschaffen, um dereinst gute Früchte zu bringen. Wir werden denke ich ohngefähr zwei Jahre hier bleiben, dann noch ein halbes Jahr nach Heidelberg gehen und nach vollendeten Studien, eine Reise durch Deutschland, die Schweiz und wie ich hoffe auch durch Frankreich und Italien machen: so daß mein Geschäft höchstens in fünf Jahren vollendet seyn wird. Die erste Hälfte dieser Zeit wird hinreichen meine angefangenen literarischen Arbeiten zu beendigen, die zweite Lebensweisheit zu lernen und neuen Stoff für Kunst und Wissenschaft zu sammeln. Dann werde ich eine ernstliche Prüfung mit mir selbst anstellen um zu erfahren ob ich fähiger zum Schriftsteller oder zum Geschäftsmann bin, und die unpartheiische Entscheidung soll mich bestimmen ob ich bei meinem Zögling als treuer Freund und Rathgeber bleibe, oder den Wissenschaften lebe. Auf jeden Fall werde ich mir die Aussicht bei der Akademie in München offen zu erhalten suchen, welches bei dem Mangel an guten Historikern nicht schwer seyn wird; und auf diese Weise sehe ich meinem ferneren Schicksal ruhig entgegen und um so ruhiger, als ich es ohne Nahrungssorgen kann. Auf jeden Fall hoffe ich der Welt noch durch nie ermattende Thätigkeit nüzlich zu werden, auf welche Weise es auch sei, Schicksal und Umstände es fordern. Dies sind jezt meine Ansichten über Bestimmung, Welt und Leben seit ich aus meiner Ein-

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samkeit in eine praktische Laufbahn getreten bin, und ich hoffe sie sind eines redlichen seine Pflichten kennenden Mannes würdig. Mit der Unabhängigkeit meiner Einsamkeit hat sich mein Jugendleben beschlossen und es ist nun Zeit als Mann aufzutreten. Ich habe den schönsten Träumen, Hofnungen und Wünschen entsagt. Vielleicht wird mir manches von dem was ich jezt in der Idee aufgeben mußte noch dereinst in der Wirklichkeit als Belohnung. Was mich die größeste Resignation kostete waren die Träume von einer glücklichen Ehe und häuslichen Glück, deren Erreichung mir nun wenigstens noch auf fünf Jahr unmöglich geworden ist. Doch ich habe mich auch davon losgemacht und so daß ich nicht mehr darauf rechne, in den Armen eines geliebten Weibes den Lohn für ein langes unruhiges aber thätiges Leben zu finden. Verzweifeln will ich aber nicht daran – und vielleicht hat mein guter Genius über mich gewacht, daß es nicht früher seyn konnte, damit mein zu viel Vertrauen auf die Menschen sezendes Herz nicht getäuscht wurde. – Dies sind einige Umrisse von der jezigen Gestalt deines alten ewig treuen Freundes, der dir hoffe ich, auch so gefallen wird. O könnte ich dir Etwas von diesem ernsten, regsamen und Thätigkeit liebenden Geist einhauchen! Du schreibst nun wiederholt, daß du dich einer schrecklichen Faulheit ergeben habest. Das thut mir sehr leid, denn gesezt auch daß wir an der ganzen Welt verzweifeln müßten, so darf der kräftige und bessere Mensch nie an sich selbst verzweifeln, noch weniger sich verloren geben. Das thut aber der welcher auf Thätigkeit Verzicht thut, mit dem Aufgeben jenes allen edlen Geistern aller Zeiten und Länder eigenen rastlosen Strebens sich selbst zu bilden in ächtem seyn und Wirken – tödten wir unser besseres Ich und begehen einen Selbstmord der nicht vergeben wird werden in dieser noch in jener Welt und weniger als der leibliche. Thätigkeit ist eine reine unabhängige Frucht unseres Selbstwollens, Lage und Umstände können darauf keinen Einfluß haben, und es ist ein verdammungswürdiger Behelf des bösen Princips in uns, wenn wir ihnen Mangel der Gewalt der Umstände und nicht unserer eigenen Nachlässigkeit beilegen. Sie ist ein Kind unseres Willens in und durch Freiheit gezeugt und geboren, durch nichts als eigene Schuld vertilgbar. Scheint dir dieses auch hart, doch ist es wahr und meine innige Liebe zu dir ließ es mich hier aussprechen und mögen die guten Geister geben, daß es dich trift und recht ins Herz. Entreisse dich jener kraftlosen Weichlichkeit die sich immer und ewig nur mit der Vergangenheit beschäftigt, mit dem Schatten eines Schatten, der niemals wiederkehrt, lebe in der Gegenwart, und ist die äußere um dich unangenehm und drückend, bilde dir eine bessere in dir. Eine solche ist unzerstörbar, und nur in ihrem Genuß ist das Andenken an die Träume der Vergangenheit wahrhaft reizend, denn ein Stillestehn auf der Lebensbahn, ein unkluges Festhalten an dem Vergänglichen widerstrebt gänzlich dem grosen Zweck unseres Daseyns. Suche dir zweierlei zu eigen zu machen und das schönste Erdenglück ist dein; Thätigkeit die nie ermattet und ein gutes, verständiges

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Weib. Beides hängt nur von dir ab, ein groser Vorzug, denn mir kann nur jenes werden und bleiben, dieses steht nicht in meiner Macht. Höre auf dich im geträumten Unglück glücklich zu finden, denn bei allen Klagen würdest du mit Niemand tauschen. Und nun davon genug. Nimm mit Liebe auf was aus gutem, treuen Herzen kam, und folge meinem Rath. Du bist einer von den wenigen die ich nicht gerne in dem seichten Strom unseres Weltlebens möchte untergehen sehen und darum sage ich dir wie das Ufer zu erreichen ist, von welchem du ruhig über die Wellen hinweg nach den seeligen Gefilden des Jenseits blicken kannst. O folge mir mein alter Freund. Könnte ich dich nur einige Stunden mündlich sprechen, ich wollte dir den Kopf noch ganz anders zu Rechte sezen, wie das alte Sprüchwort sagt. Hast du wirklich aus gutem Vorsaz Lust dazu, nun so hängt es von dir ab zu mir zu kommen. Wir sind uns jezt um mehr als die Hälfte näher gegen sonst. Zwei kurze Tagereisen und du bist bei mir. Thue es also wenn dein Herz dich dazu treibt. In einem Tag könnten wir mehr miteinander sprechen als in vielen nicht schreiben. Auf jeden Fall aber wollen wir dieses nun häufiger als sonst und vorjezt rechne ich auf das baldmöglichste auf eine Antwort von dir, und in ihr auf Offenheit und Mittheilung dessen, was du als das Liebste in deinem lezten Brief erwähnst. O trieben dich nothwendige Geschäfte doch bald nach Wonfurth. Neulich war ich in Schweinfurt und also ganz nahe dabei; da habe ich deiner besonders oft gedacht. – Nun auch einige Worte von mir. Vorigen Winter war ich sehr fleißig und in Ansehung meiner Gesundheit zu fleißig. Ich sollte Ostern nach Schleiz und hatte doch den zweiten Band meines mythologischen Lexikons zur Messe zu liefern versprochen. Um mein Wort zu halten, saß ich Tag und Nacht und ich habe es gehalten. Dieses Lexikon wird ein Buch wie noch keine Literatur Europens aufzuweisen hat, und enthält es jezt auch nur mühsam zusammengebrachte Materialien, so wird doch zulezt ein Gebäude daraus entstehen welches die einzig möglichen Aufschlüsse über die frühesten Zeiten der Erde und ihrer Bewohner geben kann und geben wird. Ich hoffe es wird dich nicht gereuen, wenn du es kaufst und dir manche angenehme Stunde gewähren. Willst du sonst noch Etwas von meinen neueren Arbeiten sehen, so kaufe dir das Asiatische Magazin und Gita-govinda ein Indisches Singspiel, von mir übersezt. An die Aurora konnte ich bis jezt noch nicht denken, aber es wird nun nächstens geschehen. Wüßte ich daß Hubern für die vierteljährischen Unterhaltungen mit einem Aufsaz über die epischen Gedichte der Deutschen im Mittelalter und eine ähnliche Uebertragung aus dem Heldenbuche wie jene in dem seel. Weimarschen Taschenbuche, gedient wäre: so würde ich ihm beides übersenden. Stehst du mit ihm in Correspondenz, so frage ihn darum und gieb mir Bericht. Auch habe ich mancherlei Proben meiner Uebersezung der Isländischen Edden vorräthig, die mit zweckmäßigen Anmerkungen versehen auch dem gröseren Publikum eine angenehme Lektüre seyn müßten. Meine näch-

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ste Arbeit wird seyn eine Einleitung zu unsres theuren Freundes Uebersezung der Romanzen vom Cid zu machen, welche in der Sammlung sämmtlicher Werke mit zuerst erscheinen wird. Ich reche aber dazu auf vorzüglich heitere und günstige Stunden, um im Stande zu seyn, die innige Liebe, Dankbarkeit und Hochachtung gegen den Verewigten wenigstens einigermaßen auszusprechen. Die ersten Wochen meines Hierseyns und die Verwirrungen einer ganz neuen Einrichtung liessen mich noch nicht dazu kommen, auch bin ich noch matt und stumpf von meiner Krankheit. Aeußerst angenehm aber ist es mir daß mir die Herausgabe dieser lezten Lieblingsarbeit meines zweiten Vaters übertragen worden ist. – Weimar habe ich am 25 April verlassen, nachdem ich fünf und ein Vierteljahr dort wohnte, unter welchen Empfindungen kannst du dir vorstellen, da du selbst erfahren hast, wie schwer die Trennung von diesem bei allen Mängeln doch einzigen Orte in Deutschland ist und wird. Ewig unvergeßlich wird mir das Andenken daran bleiben und um so mehr, da ich es glücklicherweise noch in den lezten schönen Zeiten seiner höchsten Blüte gesehen habe; denn nun ist es doch nicht mehr was es war und kann das auch niemals wieder werden, denn alles Einzige kommt nur einmal. Manches von dem Einzelnen, was dieses schöne Ganze bildete, ist nun abgerissen und kann nie wieder ersezt werden. Ohne Herders noch einmal zu denken, des größten deutschen Mannes unserer Zeit, dessen ewig gedacht werden wird – gehörten auch Böttiger, Jagemann, und ich darf es wohl ohne Unbescheidenheit sagen, meine eigene Wenigkeit zu diesem Ganzen. Was jeder von uns in seiner Art war, kann dort nicht wiederkommen, denn alle Umstände und Zufälle wie gerade Männer von solchen Neigungen für einzelne Wissenschaften finden sich nicht wieder so zusammen. Und so lebe es wohl unser geliebtes W. in uns wird es nie aufhören und laß uns vereint dahin streben ihm auch ferner Ehre zu machen, denn gewiß verdanken wir ihm und mehr als wir es glauben können, einen gröseren Theil unserer Bildung und mehr als die berühmteste Akademie uns hätte geben können. In Schleiz wurde ich mit offenen Armen empfangen. Ich war so glücklich mir bald die Liebe meines Zöglings, wie die seiner Eltern und Familie zu erwerben. Das Hofleben war eine neue merkwürdige Sphäre für mich und nach meiner Ansicht der Dinge eine neue nüzliche Schule. Ich danke ihm auch nur für die kurze Zeit, die ich es bis jezt genoß manche neue und werthe Erfahrung. Aeußerst aufmunternd und tröstlich war es mir auch daß die allgemeine Stimme meines Vaterlands die auf mich gefallene Wahl ihres Herrn billigte und Jedermann selbst Bürger und Landleute mir dieses an den Tag legten, denn mehr als einmal reichten mir solche die Hand, wenn ich durch die Strassen gieng und empfalen mir ihren Liebling, denn dieses ist mein junger Freund. Nie ist ein Jüngling seines Standes von seinen künftigen Unterthanen so unendlich geliebt worden, aber keiner hat es auch durch Freundlichkeit und wahre Popularität in diesem Grad ver-

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dient. Meine Freude über alles wurde aber auch, wie oft in diesem Leben, durch Schmerz und widrige Zufälle getrübt. Kaum war ich vierzehn Tage in Schleiz so wurde ich von einem heftigen Nervenfieber überfallen, an dem ich fünf Wochen lang und zwar beinahe vierzehn Tage ohne Hofnung das Bette hüten mußte. Ich stand ganz am Rande des Grabes. Doch meine gute Natur und ein sehr geschickter Arzt retteten mich noch für diesmal. Noch habe ich mich aber nicht gänzlich erholt. So kam ich wieder um eine lange Zeit in der ich dir gerne geschrieben hätte. Nachher hatten wir sechs Wochen lang Fremde, den Fürst von Hohenlohe Kirchberg nebst Gemalin, drei Prinzessinnen und dem Erbprinz, einen Graf Gith (?), Graf Schönburg und auf kürzere Zeit noch manche andere, so daß es gänzlich unmöglich war, eine ruhige Stunde zu finden. Die lezten Tage des Julius wurden mit Vorbereitungen für unsere jezige Lage zugebracht und am 28 Jul. kamen wir hier in Würzburg an. Sehr angenehm war es mir daß dieser Ort gewählt wurde, denn du kännst meine alte Sehnsucht nach dem südlichen Deutschland, die nun befriedigt wird. Es gefällt mir im Ganzen hier wohl und gerne möchte ich dir viel davon schreiben, aber vorjezt muß ich mich wieder von dir losreißen, froh, daß ich dir wenigstens einige Stunden widmen konnte. Die Akademie ist neu also noch manches nicht im richtigen Gleis, aber sie kann eine der besten werden. Die alten Jenenser Hufeland, Schelling, Paulus sind sehr artig und freundschaftlich gegen mich. Auch unser Rückert ist Professor hier. Er war kürzlich auch tödtlich krank und wird mir ich fürchte nicht gänzlich hergestellt werden. Er ist verheiratet mit einer hübschen lebhaften Französin. Ich soll dich vielmals von ihm grüssen. Unser meister Umgang ist im Hause des Generallieutenant Grafen von Isenburg. Dort haben wir unsern Tisch. Willst du mehr wissen so komm selbst, die offenen Arme eines alten Freundes erwarten dich. Könnte es geschehn so schreibe es mir, damit ich gewiß da bin. Im September gehen wir auf einige Tage nach Meiningen und vom 15–30 October werden wir in Kirchberg bei Hohenlohes seyn, denn der Fürst ist meines jungen Freundes Grosvater. – Und so genug vorjezt. Ich hoffe du bist damit zufrieden. Schreibe bald und viel und denke oft an deinen ewig treuen Freund F Majer

Meine Adresse ist: An den Gräfl. Reuß-Plauischen 255 Rath Majer – abzugeben beim Kaufmann Plohner in der Franziskanergasse. Deiner Frau Mutter und besonders deiner liebenswürdigen Schwester Marie empfiel mich gelegentlich. Ist diese jezt verheirathet?

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Herzlichen Dank mein bester Sekendorf für Deinen lieben freundschaftlichen Brief, den schneller zu beantworten bloß der Drang so mannigfaltiger Geschäfte und mehrere kleine Reisen verhindern konnten. Deine Aufträge an Herder und Reg.R. Müller habe ich damals gleich besorgt, und Du wirdst auch bereits Antwort erhalten haben. – Jezt möchte ich mit EngelsBeredsamkeit Dein Inneres erschüttern und bewegen können. Es steht nicht gut mit Dir, bester Freund, das sagt mir Dein ganzer Brief. Du läßt Dich noch immer von Deiner Phantasie verleiten nach Idealen zu streben, zu jagen, die in diese Welt nicht paßen. Dies rastlose Streben nach einem unbekannten Etwas, macht dich unglücklich in Dir selbst, reibt Dich auf, macht dich unglücklich in der Liebe, unglücklich in Geschäften, – wird dich unglücklich in der Ehe machen. Spare jenen wehmüthigen Trübsinn für Stunden dichterischer Ergießung – übrigens nimm die Welt mit heitern Frohsinn in ihrer buntscheckigen Decke wie sie ist – denke Dir unter den Weibern keine Engel – denn die findest du nicht – aber auch keine Teufel – denn dafür wird Dich männliche Erfahrung und Kraft schützen, daß sie Dir die Klauen nicht zeigen – und so wirdst du gewiß, wenn auch keine geistreiche Schwärmerin (die der Teufel alle hohlen kann) aber doch eine brave Genoßin für Bett und Tisch erobern, und dies ist für diese sublunarische Welt genug: – . Gefallen Dir Deine Geschäfte jezt nicht, – je nun so betrachte sie als mechanische Frohnarbeit, die wir mehr oder minder alle tragen müßen. Sie machen doch die geringere Zeit deines Tages aus – Die übrige Zeit bleibt dir dann doch noch zu den genussreichsten literarischen Arbeiten übrig – . Nur brüte nicht stets über Plänen, sondern producire – producire – heirathe und mache körperliche Wesen mit Arm und Fuß, oder schaffe dir unter der schaffenden Kraft der Preße geistige Nachkommenschaft. – Harmonierst Du nicht mit meinen Grundsätzen, so wirdst Du es dem Freunde verzeihen, daß er Dir sein Glaubensbekentniß mit Offenheit darlegte. Wie gern bester Sekendorf wäre ich auf meiner Rückreise wieder Stuttgart paßirt – allein ich blieb länger in Paris als ich Anfangs wollte – zulezt gerade wurde mir der Aufenthalt durch nähere Bekanntschaft der Personen und Sachen am intereßantesten – und so eilte ich dann mit Mahler Jagemann (meinen braven geschickten Landsmann) und Dr. Gmelin aus Tübingen gerade über Metz, Mannheim und Frankfurt nach Haus. – Euer Schwaben hat mir aber gar sehr behagt, und ich rechne darauf, einmal einen längern genauern Aufenthalt da machen zu können. Wir sehen jezt großen Feten entgegen – zwischen den 5 und 7tn Novbr. erwarten wir die Erbprinzeß, wo dann die Kaufmannschaft, die Jägerey, die Schützen-

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gesellschaft (die sich wegen Rangstreitigkeiten schon brav in den Haaren liegen) entgegenziehen werden. Sehr genußreiche Abende bringe ich jezt manchmal in Tiefurth zu. Die Frl. Stein ist ein holdes liebliches Wesen, und erinnert mich sehr an Deine trefliche Schwester. Sie hat so wie sonst das Kehlchen das nähere Zutrauen der Herzogin gewonnen. Jezt eine literairische Bitte, bester Freund. Seit Boettigers Abgang nach Dresden beschäftige ich mich auch mit der Redaction des Journ. d. Moden. Da wünschte ich nun für das Fach der Kunst, der Musick, des Theaters, so wie für die Erscheinungen des gesellschaftlichen Vereins für Stuttgart, das als Hauptstadt Schwabens angesehen werden kann, einen guten Correspondenten zu haben. – . Das Honorar beträgt für den Druckbogen 8 Rtl. Sächs. Curr. – Deine freundschaftliche Güte bitte ich daher, mit einen deiner literairischen Freunde baldigst darüber zu sprechen – wähle mir einen sach und schreibekundigen hellen Kopf – der sine ira die Sachen ansieht – denn ich hasse alle literairischen Klopffechtereyen. – Lieb wäre es mir wenn er in der ersten Nachricht über Theater etwas über Iffland in Stuttgart (der so viel ich weiß jezt da war) sagen wollte. Einen hübschen Kunstartikel gäbe eine artistische Wanderung in die Ateliers von Dannecker, Scheffhauer, Seele und anderer Künstler Stuttgarts – so wie in die Kunstsammlungen von Uxküll, Frommann & &. – Nur müste der Correspondent bald Lebenszeichen unter meiner Addresse (die Du ihm gefälligst geben wirdst) von sich geben. Mein Schwager Froriep der in einigen Tagen mit meiner Schwester von Jena als Professor nach Halle geht, empfiehlt sich bestens, und hat gleichfalls eine große anatomische Bitte an Dich, mein Bester. Er weiß, daß der Churfürst in Ludwigsburg Kanguruhs von Neuholland in ziemlicher Anzahl hält. Darnach gelüstet nun sehr seinem anatomischen Messer. Er bittet daher, ob, wenn eine solche Bestie crepirte, man sie nicht bei dem Wärter kaufen könnte. Quod sic – so bittet er inständigst, dieses zu veranstalten, und das Thier in ein Fäßchen mit Kohlenpulver umgeben, und gepackt an unser Comptoir hieher nebst der Rechnung durch Fuhrgelegenheit zu schicken. – Ferner da oft auch Kanguroos geschlachtet und verspeiset werden, ob man da nicht den Kopf und Füsse erhalten könnte – . Ferner frägt Froriep an, ob, im Fall die Wärter Befehl hätten, kein todes Kanguroo wegzugeben, es nicht gerathen wäre, daß er dem Churfürsten selbst darum ersuchte, da es zum Besten wissenschaftlicher Untersuchungen angewendet werden soll. – Darüber so wie über meine Bitte nur einige Zeilen Antwort. Der arme Bode ist hier im Hinsterben. Er hat sich durch unmäßiges Trinken ruinirt. – Goethens Goez wurde von den Schauspielern brav durchgeführt. Das ganze spielt aber gar in zu weitem Raum und Zeit und macht daher nie ein geschlossenes dramatisches Ganzes aus. – In den leztern Theile hat Goethe viel Episoden eingeschaltet. Es weht aber in ihnen ein ganz verschiedener Geist. Es sind

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griechische sinnige Arabesken auf die antiken Wände einer biedern alten Ritterburg getragen. Adio, Bester, nächstens ein mehreres. 80 Dein treuErgebenster Carl Bertuch. – .

181. Von Alexander Wilhelm Ludwig Blankenstein, Homburg vor der Höhe, 22. Oktober 1804 Mein lieber Herr ReggsRath! Ich bin so frei Ihnen den Ueberbringer dieses d Herrn Pixis mit seinen beiden Söhnen – welche mit Recht unter den ersten Tonkünstlern gezählt werden aufs freundschaftlichste zu empfehlen, und Sie zu bitten denselben eine gute Auf5 nahme in dortiger Stadt zu verschaffen. Tragen Sie das Ihrige gütigst bey um diesen Herren einen vollgepropften Concertsaal zu procuriren und machen Sie, daß man nicht im Ausland zu sagen Ursache bekommt: Durch beständigen häußlichen Zank haben die Wirtemberger das Gehör verlohren. Geben Sie mir bald Gelegenheit Ihnen angenehme Dienste erwiedern zu kön10 nen, und befehlen Sie bey allen vorkommenden Fällen ganz über Ihren gehorsamsten D.r v. Blankenstein Einsiedelei Homburg vor der Höhe 15 den 22.n Oct. 1 80 4.

NS. Ich habe seit einiger Zeit eine ziemlich vollständige Drukerey hier etablirt und einen sachverständigen Factor dabey angestellt welches Ihnen nachrichtlich mittheilen wollte, damit Sie nach Belieben davon Gebrauch machen können. Der beigehende Plan zeigt Ihnen die Eigenschaft der Schriften. Arevoir. 20

182. Von Karl Graf von Brühl, Baden, 25. Oktober 1804 Baden d 25t October 1804 Daß ich – wie ich es wünschte – nicht über Stuttgardt habe kommen können wirst du mein alter guter Laban nun wohl merken wenn du durch dieses freundliche Schreiben erfährst daß ich wied hier bin. Es war durchaus unmöglich die

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5 Mama Königin dazu zu bereden den Weg dort herüber zu nehmen, weil man ihr in

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der Schweitz einen andren über Doneschingen Gengenbach und so weiter als viel besser geschildert hatte. Uebrigens wollte sie nicht über St: um nicht nöthig zu haben euern Kurfürsten zu besuchen. Durch alle diese eintretende Schwierigkeiten nun, bin ich des Vergnügens beraubt dich vor der Hand noch einmal wieder zu sehen, du müßtest mich denn hier besuchen wollen, da wir einer Unpäßlichkeit, einer unserer Hofdamen wegen nicht vor künftigen Freytag d 3t Novemb: von hier abgehen. Auf jeden Fall kannst du mich aber besuchen wenn du nach Weimar gehst, denn ungefähr d 6t oder 8tn Novemb: bin ich in Wilhelmsbad bey Hanau, und da dich dein Weg durch Hanau durchführt, so kannst du ja gar leicht einige Stunden zu mir kommen. Es ist mir wahrhaftig eine rechte Herzstärkung und Vergnüglichkeit, wenn ich dich einmal wiedersehe, und mit dir plaudern kann. Es sind so wenige Menschen in der Welt, mit denen ich mich recht verständlich machen kann, und so bin ich überzeugt geht es dir auch, daher passen wir auch so gut zusammen, obgleich unsere Temperamente ganz verschieden sind. Ich weiß nicht wie es kömmt, aber in den mehrsten Menschen stekt jetzt etwas so steifes ungeniales daß ich durchaus nicht gern mit ihnen seyn kann. Mein wirklich sehnlichster Wunsch geht immer noch dahin uns beyde einmal an einem Ort établirt zu sehen. Wenn du nur deine einfältigen Vorurtheile gegen den Preuß. Dienst ablegen wolltest, so wäre das gar nicht unmöglich, aber so ist mit dir nichts anzufangen. – Meinen schönsten Dank sage ich dir für Uebersendung meines Cartons. Du kannst denken welche Freude ich über den Empfang desselben gehabt habe, und schicke dir hier die ausgelegten 3 Thaler nebst vielen remercimento zurück. Es hat auch nicht ein Stück darin gefehlt, und ich bewundere wirklich die Ehrlichkeit des guten Mannes aus Balingen beynahe möchte ich ein Gedicht darauf machen. – Unserer guten alten Herzogin habe ich zum 24t geschrieben und ihr so schriftlich gratulirt, da ich meinen ersten schönen Plan nicht ausführen konnte, es persöhnlich zu thun. Mit unserm gemeinschaftlichen Auffenthalt in Weimar, wird es überhaupt schlecht aussehen, denn meine vortrefflichste Königin hat noch eine solche Menge von Reiseplänen für diesen Herbst, daß es gar nicht abzusehen ist wann unsere Rückreise anfangen wird. Von Wilhelmsbad will sie nach Cassel, und von da erst über Weimar und Dresden nach Berlin. Wäre sie gerade von Weimar nach Berlin, so hätte ich sie können allein reisen lassen, und mich in W: einige Zeit aufhalten, da sie aber in Dresden einige Zeit an Hof gehen will, so braucht sie mich dort, und ich muß mein liebes Weimar wieder mit dem Rücken ansehen; denn die Königin hält sich dort höchstens einige Stunden auf. So geht es immer und ich nehme mir fest vor keine Pläne mehr zu machen – sie gehen ja doch alle zu Grunde. Schon den ganzen Sommer habe ich mich darauf gefreut,

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noch obendrein der Erbprinz da seyn wird, – und jetzt geht mir durch die verdammte Reise nach Dresden alles verkehrt. Vieleicht ist es aber auch zu meiner Ruhe nützlich daß ich die Rotberg nicht lange nacheinander sehe – wer vermag da die Wege des Schicksals zu ergründen. – Ich bin jetzt in einer Gemüthsstimmung, die der deinigen gleicht mein guter Bruder, obgleich unsere Situationen in diesem Augenblick sehr verschieden sind. – Ich fühle das dringende Bedürfniß, mich j et zt b a ld zu verheyrathen, weil ich es später hin für weit weniger vernünftig halte, und gleichwohl lebe ich in Verhältnissen, die mir eine Heyrath bloß nach meiner Neigung unmöglich machen. Ich kann kein Mädgen mit wenig vermögen heyrathen, denn ich kann sie nicht ernähren, und eine mit v i e l Geld mag ich nicht weil sie gewöhnlich nichts taugen, oder mir wenigstens nicht gefallen. Was ist nun daraus zu folgern? – Daß ich unverheyrathet bleiben muß, so glücklich mich auch häußliche Verhältnisse machen könnten. Ich sehe hierüber, für meine Zukunft durchaus nichts als trübe Tage. Durch eine Geldheyrath werde ich unglücklich, das weiß ich; und wenn ich gar nicht heyrathe, werde ich in meinem Alter auch unglücklich, also – habe ich jetzt nun zwischen zwey Arten von Unglück zu wählen, und das ist wahrlich hart. Ohne eine sehr praktische Lebensphilosophie möchte man bey einem solchen Zustand verrückt, oder ganz grund liederlich werden; – und auch dieß sind böse alternativen. Dein Zustand ist jetzt auch unendlich peinlich, und ich wage es nicht dir viel Hoffnung zu machen, aber ganz absprechen kann man sie dir doch nicht, da Charlotte immer noch Theilnahme für dich zeigt, und gewissermaßen deine Handlungen zu leiten sich die Mühe nimmt. Vieleicht belohnt sie noch deine Treue und Beständigkeit, aber freylich Gedult und Ausharren gehört dazu. Zeig ihr jetzt, daß du auch biegsam seyn kannst und laß dich nicht von Aufwallenden Launen hinreißen. Leider haßt du selbst erfahren, wie schädlich dieselben sind. Uebrigens brauchtest du weniger zu eilen als ich, denn du bist 5 Jahre jünger und das macht unendlich viel, und daß du außer Charlotten kein Mädgen mehr würdest lieben können glaube ich nicht, und ich will es dir beweisen, wenn es nöthig ist. Du haßt noch sehr viel Wärme für das weibliche Geschlecht, und ich wette mit dir, noch in einigen Jahren kannst du dich wieder verlieben wenn dir Charlotte sollte entrissen werden. In dem Augenblick des Schmerzes täuscht man sich offt, und hält sich für kälter und freudenleerer als man es wirklich ist. Widerstrebe nur mit Gewalt deiner traurigen Laune, und schaff dir eine poetische Existenz in deinem eignen Geist. Die wirkliche Welt taugt nichts für dich. Vorzüglich aber laß deine politischen Grillen, denn mit den Menschen wie sie jetzt sind kömmst du doch nicht zum Zweck, also lebe blos dir und deinen Freunden. Es is t kein fr e y e r A d e r s c h l ag in B arbarossa’ s Enkel mehr Wie schon gesagt, – wirf dich in die Poesie: bey der Politik machst du nur böses Blut. –

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Könntest du in Weimar nicht versuchen, durch den Erbprinzen wieder anzukommen? Ich weiß daß man wieder adliche Räthe zu haben wünscht. Dort allein ist dein wahrer Standort. Lebwohl lieber Bruder Leo. Unverändert treu ist dir dein Carl

183. Von Maria Anna von Seckendorf, Weingartsgreut, 6. November 1804 Weingartsgreuth am 6ten. Nov:

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Lieber geliebter Bruder! Vor 2. Tagen erst erhielt ich die lieben Zeilen unserer Charlotte und so eben die deinen vom 30ten O: mit der Verkündigung deiner nahen Ankunft, die mir die herzlichste reinste Freude schenkt; ach, Gott! lieber bester Leo diese Seeligkeit träumte – ich mir nicht bei unserer lezten Trennung, Dank Tausend Dank im voraus für diese Wonne du guter, die auch Carl und Julie innig mit mir theilen, – Ich bedurfte recht sehr dieser schönen Hofnung um mich über den übrigen Innhalt deines Briefes zu beruhigen, das sollt ich nun wohl auf unsere mündlichen unterredungen sparen, aber mir ist das Herz so voll so gepreßt und zum Theil von so wehmüthigen Empfindungen, daß du mir die Erholung eines kurzen Briefes gewis gönnst; ich glaube die Freude dich zu sehen noch froher zu genießen wenn ich dir das alles im voraus gesagt habe. – Lieber guter Leo, konntest du’s in allem Ernste von mir glauben, ich würde in 2. ganzen Monaten deiner mit keiner Zeile gedenken?, auch ohne deinen so herrlichen beglückenden Brief, hätte ich dir gewis geschrieben und mit dir und Charlotten die Trauer unserer mir so namenlos schmerzlichen Trennung getheilt; ich habe es gethan, und zwar durch einen langen Brief den ich in Wonfurt an dich absendete, es ist um so unglücklicher daß er verloren gegangen (denn das muß er wenn du ihn bis jezt noch nicht erhalten) er würde dir mein Betragen gegen die Mutter erklärt und gerechtfertigt haben, ich kann es nicht tragen lieber guter Leo daß ich dir Kummer gemacht und daß du mich verkennst; erst als ich wuste daß der Onkel dir nicht helfen könne, wandt ich mich an sie, weil du mir dein Bedürfen so dringend beschrieben, und hätte ich erst bei dir angefragt vielleicht zu viel Zeit verloren gegangen wäre, zudem wuste ich daß sie schon früher durch Brennern von allem unterrichtet war, was hatte ich also zu befürchten da ich ihr Versprechen habe daß sie den Vater ohne deinen Willen nie etwas entdecken wird D i e s h o f f e i ch und Gott weis es, ich ahndete es nicht daß sie nicht helfen wür d e ; hätte ich ihr nichts gesagt lieber Leo, so würde ich mir es ewig zum Vorwurf gemacht haben, daß ich vielleicht dies Mittel dich zu unterstüzen in Händen

Von Maria Anna von Seckendorf, Weingartsgreut, 6. November 1804

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hatte und es unbenuzt lies; alles was ich ihr darüber schrieb war in meinem Nahmen, und nicht als wenn du es verlangtest vielmehr weit entfernt davon wärest; es war leider vergebens, ach und mir geschah so weh daß ich dir zu gar nichts nüzen könnte, und doch ist es mir auch jezt leid daß du nun schon alles Geld bekommen, wenn du nur noch etwas brauchtest lieber guter, und mein Schärfchen könnte dir aushelfen du machtest mir eine wahre Freude ich habe gerade 100 ./: in Cassa die mir ganz unnöthig sind ich lege dirs recht nah ans Herz schlage mir meine Bitte nicht ab, lieber, und nimm sie von mir an; ich verspreche dir dafür daß ich sicher auch an deine Thür klopfe wenn mich der Schuh drückt, du würdest mich so glücklich machen wenn du Brüderlich nimmst was ich dir mit so Schwesterlichen Herzen gebe, ach könnte ich doch mehr thun. wie gerne ach wie gerne wollte ich! – Charlottens Brief ist vom 4ten Oct: er lief nach Wonf: traf mich nicht mehr und wurde mir von Wenzel wahrscheinlich erst lange nach dessen Ankunft nachgesendet, Gott segne die liebe Seele für die Freude die sie mir gemacht ich antworte ihr nun nach Bamberg wo ich sie gewis auch sehe denn Mon-joies reißen ihr entgegen und wollen mir den Tag ihrer sämmtlichen Zurückunft wissen lassen, ich thue das unmögliche um dahin zu kommen, und du darfst mir es nicht einmal als Verdienst anrechnen denn Charlotten ist mir um ihres eignen lieb en s elb s t w i l l e n dem meinen unendlich theuer. – Der Vater reißt morgen von Nürnberg ab und bleibt in Bamberg bis zum 8ten früh von da nach Wonfurt und dann nach Schweinfurt oder Meinungen zu einem Ritterschaftlichen Convent, er ist noch Unschlüssig zwischen die beiden Orte, auf jeden Fall könnt ihr euch nicht verfehlen da beide auf deinem Wege nach Weimar liegen; wie beneide ich dich wie unsere gute Caroline, Keele und so manche liebe Freunde um euer zusammentreffen; ach wie gerne möcht ich dich begleiten, guter Bruder dir wird die Reiße wohl thun, du bedarfst dieser Erholung nach den schmerzlichen Kampf den du – vielleicht heute zu bestehen hast glaube mir ich fühle ihn mit dir, und unendlich weh ist mirs daß du in dieser Zeit nicht mehr eine zeile meiner doch so tief so wahr empfundenen Theilnahme erhieltest; – beinahe kann ich mich nicht aus vollen Herzen unsers Wiedersehens freuen wenn ich denke was die Trennung von Charlotten deinem Herzen kosten wird und daß es um diesen Preiß ist daß wir uns sehen; und doch sehne ich mich so unbeschreiblich nach diesem Augenblik, vielleicht schon übermorgen bist du unter uns lieber lieber Leo, wie glücklich daß ich jezt hier bin, und daß ich bleiben darf bis des Vaters Convent zu Ende ist, und die schönen Tage deiner Gegenwart genießen kann, ich habe keine worte für meine Ungeduld, Sehnsucht, Freude, für alle frohe schöne Gefühle die mein Herz beleben, und nun daß ich mich ein wenig ausgeplaudert habe, ist mirs als müsse ich schliessen, und jede Zeile entrücke mir nur eine Minute länger die Stundte des Wiedersehens; – ich schicke diesen Brief nach Neustadt, und

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Von Isaac von Sinclair, Homburg vor der Höhe, 29. Januar 1805

schreibe dir auch noch nach Anspach doch wahrscheinlich vergebens denn hast du wortgehalten so dürfen wir dich übermorgen hier erwarten begleitet dich Stotzing so hoffen wir auch ihn zu sehen, versichere ihn in Juliens Carl und meinem Nahmen des herzlichsten freundlichsten Willkomen. Leb-wohl du guter, der Schluss dieses Briefs traf mein Herz mit Schmerz und Wehmuth, wie muss es dir in dieser Zeit ergangen seyn wenn du jeden schönen Lebensgenuss entsagen kannst da Charlottens Besiz dir nicht ganz ungewiß ist und deine ferne Zukunft erhellet; bist du nicht undankbar gegen dein Schicksal Bruder? ach ich wollte es! – du must mir viel viel erzählen, und jede meiner Empfindungen soll auch vor dir ausgesprochen werden, auch mein lezter verlorner Brief wird dir nicht geschenkt; ich möchte nicht daß er in fremde hände gefallen wäre; und sein Schicksal beunruhigt mich sehr. Leb wohl du guter, wüste ich nur daß du den Augenblick der Trennung schon überstanden und wärest du schon hier, ach ich wollte so gerne ruhig seyn aber ich kann es nicht, bis ich dich gesehen und weis ob auch du es bist; – alles dies hätte ich dir mündlich sagen können, aber wenn du wüstest guter lieber wie sehr mich der Gedanke peinigt und betrübt, du könntest würklich an mein scheinbar ununterbrochenes Stillschweigen glauben so verzeihst du mir doch und läßt dir die Mühe nicht verdrießen den langen Wisch zu lesen. Ich schrieb im Flug das siehst du ihm wohl an aber es ist spät und mein Bote muß mit Tages-Anbruch fort. Ich umarme dich zu 1000 malen, könnten dich doch meine Wünsche erreichen und du wärest bald unter uns, wir werden uns doch manches zu sagen haben, ich zu fragen du zu antworten, wie soll es mich freuen könnte ich zu deiner Beruhigung zu deinem Glücke beitragen. Leb nochmals wohl, Schwager und Schwester umarmen dich und freuen sich mit mir. – M.

Wie gerne hätte ich gewollt dein Brief wäre mir früher zugekommen und der meine könnte dich noch in Stuttg: treffen dich liebreich zu machen wenn du in schmerzlichen Stundten an der Theilnahme einer treuen Schwester-Seele zwei100 feln wolltest lieber guter Leo, nicht wahr im Ernste konntest du das nie? –

184. Von Isaac von Sinclair, Homburg vor der Höhe, 29. Januar 1805 d. 29ten Jan 1805 Ich habe lange von dir nichts gehört, und schreibe dir nur, um dich vor allen denen die dir in meinem Namen oder wegen meiner schreiben könnten, zu warnen, namentlich vor Blankenstein, der mich begleitete, als ich diesen Sommer in 5 Studtgardt war, welchen ich von einer sehr schwarzen Seite habe kennen lernen.

An Albert Förster, Solitude, 4. März 1805

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Warne auch alle deine und meine Freunde, in meinem Namen vor ihm, namentlich Weishaar u. Hauff. Ich wünschte dich wieder einmahl zu sehen. Dein S

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Aufträge für meinen Bedienten Albert. 1.) Auf meinem schwarzen Schreibtisch liegen 2. Bücher, Klopstoks Werke 7.n u. 8.er Theil. gehören H. Leg. Rath Schubart. 2.) Drei eben daselbst liegende Journale, Englische Miszellen – französische – und Minerva, gehören dem General v. Seckendorf. 3.) H. Geheime Rath von Uxküll will ein Paar Pistolen von mir haben. Gieb ihm die zwei paar kleinen, und suche mit ihm Handels einig zu werden. Die ganz kleinen um 15f. die mit dem Bajonett um 20. f. Er soll darunter wählen, und kann mit mir auf Bücher oder Kupferstiche abrechnen. 4.) Von meinen Büchern schikke mir: a:) Feuerbachs Kritik des Kleinschrodischen Kriminalrechts – liegt auf dem kleinen Repositorium am Fenster im grünen Zimmer. ferner: b.) den Zuschauer (in der Bibliothek, es sind 6–8. Bücher in grünem Pappdekkel. Einer meiner Bekannten kann es dir suchen helfen. c.) Noch 2. Pfeifen. d.) Schwamm zum Waschen. e.) Lichtschirm und Kappe. f.) Mantel u. Mantelsak. g.) Noch einen Mantel und Mantelsak. h.) Den Katalog der Herderischen Auction in Weimar – H. Geh. Sekretär Haug hat ihn. 5.) Aus der Buchhandlung, von H. Haug oder Schubart kanst du dir neue Bücher, Journale, Zeitungen geben lassen, die ich schnell expediren, und sodann zurükschikken werde. 6.) Dein Monatgeld kanst du, sowie die Auslagen vom vorräthigen Gelde nehmen, Kleinigkeiten bezahlen, und suchen, die Bethmännische Obligation zu verhandeln. Weniger als 900. f nicht, wenn sie verkauft wird, sonst will ich sie wieder einlösen. Warum sind die Akten von Hofacker noch nicht abgeholt? Am 4t März. Seckendorf.

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Karoline von Seckendorf an Albert Förster, Regensburg, 24. April 1805

186. Karoline von Seckendorf an Albert Förster, Regensburg, 24. April 1805 R. d 24.ten April 1805 Ich habe mein lieber Albert seinen Brief vom 20.ten gestern erhalten, und vorgestern einen von meinem Sohn vom 10.ten. Ich mag ihm nicht antworten weil ich meine Briefe offen schicken muß, hat er aber Gelegenheit ihm zu sprechen, 5 so sage er ihm: „er möchte sich wegen seiner Schulden beruhigen, Sorge tragen keine neuen zu machen, sie sollen bezahlt werden aber auf der Stelle kann es nicht geschehen, auch für den Wechsel wird gesorgt werden, mein Mann würde ihm ausführlich über alles schreiben, und lautet auch dieser Brief nicht so wie es mein Sohn wünscht so soll er nur einstweilen Geduld haben, und sich auf die Für10 sprache seines Bruders des K. Rittmeisters welcher einige Monate bey uns bleiben wird verlaßen –“ Die Bethmännische Obligation darf nicht unter 900. f ausgegeben werden, als sie mein Sohn bekam, waren sie sehr im Preiß gefallen, seit Jun sind sie aber wieder gestiegen. Es ist sehr gut wenn das Pferd verkauft wird und hätte längst 15 geschehen sollen, ich werde Sorge tragen daß er das nöthige Geld bekomt um die Fütterung zu bezahlen, und bitte ihm ja mit dem Verkauf zu eilen. Lebe er wohl ich kann heute nicht ausführlicher schreiben Von Seckendorff geborne von Stiebar.

187. An Ludwig Hain, Stuttgart, 9. Mai 1805 Stuttgard, den 9t Maj. 1805. Verschiedene Umstände, die mir beinahe alles Schreiben, wievielmehr selbst litterarische Arbeiten untersagten, und im Ganzen noch nicht gehoben sind, haben mich seit den 3. Monaten, die seit meiner Rükkunft verflossen sind, verhindert, 5 Ihnen, verehrtester Herr! zu schreiben, und mir zugleich einige Nachricht über das künftige Schiksal unsres künftig gemeinschaftlichen Kindes zu erbitten. Länger kan ich es aber doch wol nicht aufschieben, da es, falls sich der Verleger geneigt für die Fortsezung erklärt hat, nach gerade Zeit sein dürfte, dazu Anstalt zu machen. Beinahe ließe mich das tiefe Stillschweigen, das alles, ich glaube selbst der 10 Ostermeßkatalog, über das Journal beobachtet, das Gegentheil vermuten – und das würde mir leid thun, denn ein Unternehmen, das zu so schönen Hofnungen berechtigte, verdiente wahrlich nicht so bald zu verlöschen. Indessen ist es, in meiner jezigen augenbliklichen Lage, wo ich von allen litterarischen Verbindun-

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gen – hoffentlich nicht lange mehr – ganz abgeschnitten bin, möglich, daß mir 15 nur nichts davon zu Gesicht gekommen ist. Eben so wenig weis ich, ob das 7te u.

8te Heft, das noch als Vollendung des ersten Jahrgangs unter Ihrer Redaktion herauskommen wird, schon erschienen ist, oder doch nächstens bevorsteht, und ob Sie im lezten Falle noch ein paar Kleinigkeiten brauchen können. Ich bin gerade nicht Herr über meine Papiere, und habe just nichts zur Hand, als eine bekannte 20 Romanze aus dem Spanischen, die ich Ihnen beilege. Können Sie indessen mehr brauchen, so stehen Ihnen auf die erste Nachricht, die ich davon erhalten werde, noch einige Balladen aus dem Percy zu Diensten, die ich aber jezt erst hervorsuchen müßte. Es ist ganz einerlei, ob Sie meinen Namen beisezen wollen oder nicht? Ist es bei meinen frühern Liedern aus dem Englischen geschehen, so mag 25 es auch dies mal sein, wo nicht, so lassen Sie die Unterschrift, die darunter steht. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Seckendorf. Adresse: 30 Regierungsrath v. Seckendorf

zu Stuttgard.

Der blutige Strohm. Romanze aus dem Spanischen. (Aus der Historia de las guerras civiles de Granada, zuerst übersezt in dem ersten 35 Theil der Volkslieder, jedoch in freien reimlosen Strofen, ohne das Charakteristi-

sche der in der zweiten und vierten Zeile jeder Strofe gleich wiederkehrenden Assonanzen zu beobachten. Daß der Strom selbst Rio verde geheissen, und die erste Zeile daher nicht „grün e r St r o m “ übersezt werden dürfe, haben schon andre bemerkt) 40 Rio verde, Rio verde,

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Wieviel Leichen in dir schwammen! So von Christen und von Mohren, Die das harte Schwerd erschlagen.

„Und nun wirst du mein zur Stunde, Wenn mir Mahoms Hülfe nahe, Dann behandle ich dich wieder, Wie du einst auch mich behandelt.“

Und mit rotem Blut getrübet Sind die Wogen, so kristallen, Denn die Mohren und die Christen Hier in schwerer Schlacht sich trafen

Sayavedra, solches hörend, Auf den Mohr sein Antliz wandte. Einen Pfeil der Mohr versendet, Doch er wußt’ ihn nicht zu fassen.

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Herzoge und Grafen fielen, Große Herrn von hohem Adel, 50 Fielen hochberühmte Krieger Von dem edlen Blute Spaniens.

Und es schlug nun Sayavedra Auf ihn mit gar hartem Schlage, Ohne mehr ein Wort zu sprechen, Stürzte hin der Renegate.

Fiel an dir auch Don Alonso, Der von Aguilar sich nannte, Niedersank mit Don Alonso 55 Auch der tapfre Urdiales.

Sayavedra, rings verfolget Von dem niedern Mohrenschwarme, Sinket tod, am Haupt getroffen, Von dem Stoß ’ner bösen Lanze.

Und der wakkre Sayavedra Stieg seitab von Bergeshange, Er, gebürtig von Sevilla Aus dem besten Blut Granader. 60 Hinter ihm, da schritt’ und rufte

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Don Alonso noch zur Stunde Ficht im grimmen Streite wakker, Und schon ist sein Roß getödet, Und es dienet ihm statt Walles.

Solche Wort’ ein Renegate: „Gib dich, gib dich, Sayavedra! Fliehe nicht hinweg vom Kampfe.“

Aber zahllos drängen Mohren, Treffen hart auf ihn, und schlagen: Und von dem verlornen Blute Don Alonso sinkt ermattet.

„Wol erkenne ich dich wieder, War in deinem Haus so lange, Sahe auf dem Markt Sevillas Oft dich werfen mit dem Stabe.

Endlich, endlich stürzt er nieder An dem Fuß des Felsenhanges – Sank im Tode Don Alonso Aber ew’gen Ruhm gewann er.

„Kenne Vater dein, und Mutter, Leo. Und dein Weib, die Donna Klare, 70 Sieben Jahr gefangen bei dir, Hast du mich sehr schlecht behandelt.“

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Solitude, 9. Maj. 1805. Noch sind meine Ansprüche auf Euer Wolgeb. Gefälligkeit nicht zu Ende – so oft ich auch diese schon bemüht habe. Rechnen Sie es indessen Ihrer gütigen Bereitwilligkeit selbst zu, wenn ich nun zu Niemand als Ihnen Zutrauen wegen Erfüllung meiner Wünsche fassen kan. Mit Lessing bin ich nun, glaube ich, bis auf T. 1.2 & 30. die ich noch nicht gehabt habe, ganz zu Ende, und es folgen daher wiederum 7. Theile zurük. Können Sie mir aber dagegen folgende Werke verschaffen: 1.) Gräters Bragur, und Braga u. Hermode. 2.) Die bekannte Bibliothek der Romane, welche Reichardt in Gotha schon vor 12–15 Jahren in 20. Theilchen herausgegeben hat. Sollte sie nicht auf der Bibliothek sein? wenn sie nicht vielleicht der Geh. Rath Uxkull besizt, zu dessen Büchern ich auch in seiner Abwesenheit von ihm selbst Zutritt habe. Sein Bruder kan dazu verhelfen. 3.) Tieks Zerbino, im 1st Theil seiner Romantischen Gedichte. Wenn Ihnen sonst ein brauchbares Werk zur Kentnis unsrer altteutschen Litteratur zur Hand ist, dergleichen mir jezt gerade nicht beifällt, so bin ich sehr mit zufrieden. Denn dies ist der Punkt, von dem ich bei dem Lesen aller dieser Werke, auch Lessings, ausgehe – Ich habe eine Idee, die sich mir jezt einmal wieder recht lebhaft aufdringt, und worüber wir noch manches Stündchen in ruhigen Zeiten plaudern müssen – denn ich denke mich einmal mit Ernst darüber zu machen. Dem teutschen Martial weis ich keinen bessern Schluß zu meiner Epistel an ihn zu geben, als mit einem kleinen Einfall in seinem eigentümlichen Fache – der mir heute mitten im Sturm und Regen queerfeldlief. F r ag e u n d A n t w o r t . Warum Lucretia den Fall so tragisch nahm? Weil in der nächsten Nacht Tarquin nicht wieder kam. Leben Sie wol Seckendorf

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An Sixt Gottlieb Kapff, Solitude, 6. Juni 1805

189. An Sixt Gottlieb Kapff, Solitude, 6. Juni 1805 Mein Bedienter hat mich dringend bitten lassen, ihm, da er schon so lange im Vorschuß bei mir ist, den größten Theil meines Georgii Quartals zu bezahlen. Sollte dasselbe daher noch in Euer Wolgeborn Händen sein, so bitte ich es ihm auf beiliegende Anweisung, worauf er den Empfang auf Verrechnung be5 scheinigen kann zu geben. Zugleich bitte ich, sich bei dem H. Staatsminister zu verwenden, daß der H. Vizepräsident von Ende authorisirt werde, die Entsieglung meiner Kleiderschränke zu gestatten. Es ist nöthig, daß meine Sachen gelüftet, gepuzt und sortirt werden, sonst verderben sie. Ich kan daher unmöglich glauben, daß eine Be10 denklichkeit dabei obwalten könnte, um so mehr, da ich ja doch durch einen blosen Arrest der Disposition über mein Eigentum, zumal bei so gleichgültigen Dingen, nicht beraubt werde. Daß übrigens mein Bedienter keinen Unterschleif dabei machen werde, glaube ich verbürgen zu dürfen. Mit vorzüglicher Hochachtung verharrend Eurer Wolgeborn 15 ergebenster Seckendorf. N.S. Sollten die bewußten Mscpte, die ich an H. v. Aretin schicken wollte, Ihnen zur Hand sein, so geschähe mir ein Gefallen, wenn ich sie zurük bekommen kann, 20 da ich jezt besser ausarbeiten möchte. Haben Sie sie indeß nicht selbst, so hat es keine Eile. Auf diese meine Anweisung belieben Se Wohlgeborn der Herr Hofrath Kapf von meiner erhobenen Geldbesoldung von Georgii 1805. FünfundFunfzig Gulden Rhein. 25 an meinen Bedienten Albert in meinem Nahmen gefälligst auszubezahlen. Solitude, am 6t Jun. 1805. Regierungsrath v. Seckendorf

190. Von Caroline von Egloffstein, Tiefurt, 14. Juni 1805 d. 14 Juny 1805 Ich schreibe Ihnen, aus den friedlichen Thal, wo ich so gerne weile, und was auch Ihnen lieber leo, lieb ist, in wenig Tagen werde ich es verlassen, und mit dem ge-

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räuschvollen Pirmont verwechseln, der Tausch wird mir schwer, allein meine Ge5 sundheit fordert es, ich gehorche obgleich ungern, doch was thut man nicht für

sie, ich opfere Hygïea schöne Stunden, möge sie mir Gesundheit dafür geben. Wie sehr würde es mich freuen in P. Nachricht von Ihnen zu erhalten, am 25sten gedencke ich dort einzutreffen; ich reise mit der Gräfin Henkel, und meiner Niece Caroline, welche uns vor einigen Wochen besucht hat, und bringe sie ihrer Mutter 10 wieder. Schillers Tod hat uns alle sehr betrübt, auch Sie, haben einen Freund an ihm verlohren, ach! er war in jeder Hinsicht achtungswerth. Adieu guter leo alle Freunde grüßen Sie auch die Tante und Nichte Caroline

191. An Karoline von Seckendorf, Solitude, 21. Juni 1805 Solitude 21. Jun: 1804.

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Gestern erhielt ich Ihren Brief vom 7.n liebe Mutter warum so spät, weis ich nicht, denn er kam durch einen geheimen Kanal nur in meine Hände, und eben so antworte ich Ihnen. Herzlichen Dank für Ihre gütigen Gesinnungen, und Glük und Segen der guten Marie, ich bedarf allerdings solchen Trostes – doch hoffe ich, es wird sich nun entscheiden – ich habe dem Vater eine genaue Darstellung meiner Geschichte geschikt, wenn er sie richtig erhält, so werden Sie daraus den Zusammenhang erfahren. Er hat mir zwar ziemlich glimpflich geschrieben, zugleich aber gesagt, er werde mir nichts schiken, da er mir dadurch nur neuen Kredit gäbe, und ich müsse mir selbst helfen – denn ich mache keine Anstalt zum besser machen, da ich das Pferd nicht verkaufe und Ihnen die Interessen nicht an meiner Zulage anrechnen wolle. Da ist er ganz irrig. Es ist mir nie eingefallen, das Pferd zu behalten, ich hatte schon Kommission gegeben an Taubenheim, ehe Sie Haysdorf geschrieben haben – und von der Zulage konnte ich ja noch nicht abgeben, ehe ich weis, wie ich leben soll, denn die Aufhebung des Hofgerichts verkürzt mich um 350. f. jährlich. Überhaupt nur nicht nach einem Briefe geurtheilt, den ich in der Gewisheit schreibe, daß er von 4. fremden Menschen gelesen wird. Zudem ist ja Arrest auf alle meine Sachen gelegt, sonst wäre das Pferd schon weg. Albert hat die 100. f. n i ch t erhalten – adressiren Sie doch ja alles an Haysdorf – ich kan heute nicht mehr schreiben, hoffe aber nächstens ausführlich. Als ich Ihren ersten Brief mit Louisens Zulage erhielt, war nichts von Marien dabei. Ich kan ihr heute nicht schreiben, aber herzliche Theilnahme, Leo.

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An Christoph Heinrich Erhardt ( ? ), Solitude, vor dem 26. Juni 1805

192. An Christoph Heinrich Erhardt (?) (Metzlersche Buchhandlung), Solitude, vor dem 26. Juni 1805 Von der Bibliotheca Castellana habe ich den 1. Tom. noch nicht. Ist der bestellte Ariost, bei Frommann edirt von Fernow, noch nicht angekommen? Es sind schon 2. Theile erschienen, ich will ihn nur auf Schreibpapier. Ist der 2te Tom. der Tragedie d’Alfieri nicht zu haben, Berlin bei Fröhlich? Ich habe den ersten schon von 5 1803. Ferner hätte ich gern: v. Wangenheims Beitrag zur Geschichte der Organisazion in Koburg, Meiningen bei Hartmann. Können Sie mir nicht einige von den Piecen zum Lesen schicken, welche gegen die wi r k li ch e Er scheinu ng m einer Fr au na ch dem To de von Wözel er10 schienen sind? Vor langer Zeit habe ich schon erinnert, daß mir eine ganze Lieferung der Aurora ausgeblieben ist.

193. An Johann Friedrich Cotta, Pforzheim, 28. Oktober 1805 Pforzheim, 28. Oct. 1805.

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Daß ich unvermutet wieder frei gelassen worden bin, werden Eure Wolgeborn schon gehört haben, warum? ist mir, wie überhaupt der größte Theil meiner Geschichte, völlig im Dunkeln – Aus den nachtheiligen Gerüchten, die man indessen über mich verbreitet, sehe ich, daß selbst meine Freunde mich in wesentlichen Punkten verkennen – darauf habe ich nur die Bitte zu erwiedern, mich nicht eher zu richten, als bis man mich selbst und genau gehört hat. Daß ich Fehlgriffe gethan habe, das werde ich jezt, bei besserer Einsicht, nicht läugnen, aber meine Fehler waren menschlich, und meine Absichten rein – weiter habe ich vor der Hand nichts zu sagen. Aus einem Briefe der Mezlerischen Buchhandlung an mich sehe ich, daß sich das Stadtoberamt zu meinem Vormund aufgeworfen, und daß ziemlich sonderbare Verfügungen über mein Vermögen getroffen worden sind. Ich weis nicht, ob man Sie ebenfalls darüber aufgefordert hat, ich muß aber ausdrüklich erklären, daß ich von allem nichts weis, daß ich jede Maasregel, und jedes Gerücht, wodurch jemand, der etwas an mich zu fordern hat, irgend etwas zu verlieren fürchten müßte, förmlich desavouire. Haben Sie daher die Güte mir Ihre Rechnung unter untenbemerkter Adresse directe zuzusenden – und mir, nach Ihrem ehemaligen Zutrauen, auch jezt darinn zu glauben, daß ich auch die geringste Verbindlichkeit erfüllen werde – nur ist meine Lage durch mein

Von Maria Anna und Christian Graf von Benzel-Sternau, Regensburg, 31. 10. 1805

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Schicksal so zerrüttet, daß ich einiger Zeit bedarf, um sie wieder in Ordnung zu bringen. Zum Schluße muß ich noch einer litterarischen Bitte erwähnen, die man mir hier für Sie aufgetragen hat. Der hiesige Diaconus Romann hat ein, der Hartman25 nischen Sammlung wirtenbergischer Kirchengeseze ähnliches Werk für die badischen Lande, was zugleich einen Entwurf des badischen Kirchenrechts überhaupt begreift, unternommen, und mich ersucht, Sie zu präveniren, daß er disfalls mit Ihnen in Korrespondenz treten möchte. Er erbittet sich Ihre Auskunft, ob Sie lieber den Debit des Ganzen übernehmen, oder es ihm überlassen wollen, das 30 Werk auf seine Kosten zu drucken, und es ihm alsdann mit einer Anzahl Subscribenten, die er zu sammeln hofft, abkaufen werden. Ich bin verpflichtet, nach den mir vorgelegten Papieren, zu bezeugen, daß mir das Werk zweckmäsig scheint, und daß es den ausgezeichneten Beifall des Consistorii erhalten hat. Er wird Ihnen selbst schreiben. Ich reise morgen von hier ab, welcher Zukunft entgegen, wissen die Götter, 35 doch mag es fallen, wie es will, ich bin gefaßt, es zu erwarten. Unter Adresse meiner Schwester, der Gräfin von Benzel, geb. v. Seckendorf in Regensburg kan ich sichere Nachricht erhalten. Seckendorf

194. Von Maria Anna und Christian Graf von Benzel-Sternau, Regensburg, 31. Oktober 1805 Regensb: am 31ten Octob: 1805. Mein lieber guter Bruder! seit deinem Brief vom 15ten vom Aschberg den ich zugleich mit der Nachricht deiner Freylassung erhielt, harrten wir täglich auf deiner nahen Ankunft hier oder in Franken, der Gedanke wie wir dir dein Leben ver5 süßen dich beruhigen wollten beschäftigte oft meinen guten Mann und mich; gestern endlich kam dein Brief aus Pforzheim, so gut auch dein Herz sich darinn für mich ausspricht so zerriss er doch das meinige, vergebens würde ich dir die Stimmung schildern in die er mich versezte, lieber bester Leo überzeuge mich daß er nicht Folge ruhiger Überlegung war, die Stimmung des Augenbliks erzeugte 10 deinen Entschluss, um unser aller Ruhe um der deinen willen gieb ihn auf, folge wenigstens unserer Bitte die auch die des Vaters ist, gehe zum Onkel, folge seinem Rath, er liebt dich so herzlich nahm so innigen Antheil an deinem Schicksal, sein heitrer Sinn die ländliche Ruhe wird deine Wunden heilen, und ein neues glücklicheres Leben beginnst du dann wieder unter uns; lieber bester Bruder, 15 deine Bitten sind mir Heilig, wenn gleich ich sie nicht als Vermächtniss ansehen

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kann, noch will; wir werden alles anwenden ihre Erfüllung von den Aeltern zu erlangen; – und ich glaube sie dir im Voraus zusichern zu können. Selbst ohne Rücksicht für dich schon in œconomischer Hinsicht würde der Vater, wie ich glaube nicht zugeben daß deine Sachen verkauft werden; für die Famillie der beiden Gefangnen auf dem Aschberg soll der Vater gleich anfangs gesorgt haben, das solches auch für sie geschehe, dafür werden wir uns beide mit aller Thätigkeit verwenden, nicht minder für die gänzliche Befriedigung aller deiner Gläubiger, die Mutter schreibt dir selbst über diesen Gegenstand, thue ihrem Herzen nicht Unrecht, es war immer mit dir Beschäftigt, und ihre Absicht war immer gut. – Auch der Vater meint es gut glaube mirs, er scheint nur kälter, ein rascher Schritt wie du ihn beginnen wolltest würde sie tief beugen; mein guter Bruder auch unsre Bitten lass dir Heilig seyn sehe ab von deinem Vorhaben, nein, du must nicht von uns scheiden, nie. Bei deinen Freunden bedarfst du keiner Rechtfertigung, sie beurtheilen dich wie du es verdienst; mein Herz kennst du ich bleibe mir gleich, und dein durch mich erworbener Bruder theilt diese Gefühle; lebten wir doch auf den Lande, unabhängig, nur bei uns solltest du ruhige Freistätte suchen, an unserm Herzen sich das deine erwärmen, und in unserm Glücke deine Hofnung für frohen Lebensgenuss wieder aufleben. – Verzeihe mir die Mittheilung deines Briefes an die Aeltern, ich fühlte du bedürfest schnelle Hülfe, auch konnte ich die Stimmung nicht allein tragen die er in mir erweckte, zu meiner Überzeugung kam auch die meines Mannes, der Erfolg war gut, der Brief des Vaters enthält Theilnehmung, erwiedere ihn mit Vertrauen, in ihn und in seinen Rathe, folge meiner dringenden Bitte, sie kann nur gutes bewürken; deinen nächsten Brief erwarte ich von Sugenheim, du bist mir ihn bald schuldig, du fühlst selbst wie sehr ich ihm bedarf lass dich durch keine Rücksicht abhalten; jezt ist mein Körper und meine Seele krank aber auch du kannst sie wieder heilen. Leb wohl, nur auf kurze Zeit, ich umarme dich herzlich; ich gebe die Feder in die Hand meines guten Mannes sein Herz führt sie für dich. –

45 Erlauben Sie, lieber Bruder, mich jezt schon der Seyte zu freuen, welche mir diesen Namen und sein wahres Gefühl in meinem Herzen giebt, um auch meinerseits Trost in Ihre Wunden zu gießen, u. den Bitten der Schwester meine redlich gemeinte beizufügen. Ihr Herz fühlt, was Marie bei Ihrem Briefe leiden musste; beruhigen Sie sie, mich, die Eltern durch die schnelle Nachricht, daß Sie den 50 Wunsch des Vaters erfüllten. Der Onkel ist so ein trefflicher Mann – vereinigt alles, was Erfahrung giebt, mit lebendig erhaltener Empfindung – kennt Menschen und Leiden des Menschen, u. mit den Wendungen des Schicksals auch die Mittel, ihm zu begegnen. Bei ihm werden Sie Erhohlung, Beruhigung, Trost u. Dach finden; den Vater gewinnen Sie, die Mutter beruhigen, die Schwester trö-

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55 sten Sie so: alles entwikkelt sich gut u. nicht gewaltsam: wir werden hier Ihr Be-

stes warm am Herzen behalten, u. thätig vertreten. Nur erfüllen Sie den jezt vorliegenden Plan. Glauben Sie mir; auch ich kenne das Schicksal, u. die Kraft des ruhigen festen Sinnes dagegen. Geben Sie mir Ihre Freundschaft, Ihr Vertrauen; ich fühle mich beiden durch herzl Ergebenheit u. Erwiederung werth, u. sie wür60 den Mariens u. mein wechselseitiges Glük dadurch erhöhen. Von Herzen Ihr Freund u. Bruder C. Benzel Rgb. 31. 8br 5.

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Hochwohlgebohrner Herr Regierungs Rath! Nehmen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihr Gütiges Schreiben vom 25. v. M. das ich am 3. d. erhielt. Mit herzlicher Freude durchlas ich es wiederholt, denn es enthielt die beruhigendsten Beweise für mich, daß Sie, gleich Gott, bey meinem aufrichtig geschriebenen Brief nur das Herz ansahen, ohne die, zuverläßig vielen Fehler, die er besonders gegen Ihren Stand enthielt, zu ahnden. Es mag Ihnen wohl lächerlich dünken wenn ich es wage Ihnen Muth für Ihr künftiges Leben zuzusprechen. Warum haben Sie noch wenig Hofnung für die Zukunft gefaßt? Wer kann noch so zuverläßige Hofnungen mit so viel recht haben wie Sie? Ach! nur im Grabe ist keine Hofnung für dißeits mehr! Gott verhüte daß Sie das nie erfahren! Aber für Sie lebt noch alles, für Sie ist noch keine Hofnung gestorben. ich finde daß Sie die Einsamkeit etwas ängstlich gemacht hat, weil es scheint daß Sie zuviel Werth auf das Urtheil der Welt legen. Dürfen Sie nicht mit Recht von G ut e n Menschen alles erwarten was gut ist, und was liegt Ihnen an den schlechten? Glauben Sie mir, ich habe beide von Ihnen sprechen hören. Das einzige was ich Ihnen herzlich wünsche, ist, daß diese fatale Gefangenschaft keinen Einfluß auf Ihre Gesundheit haben möge. ich hätte Ihnen sogleich geantwortet, wenn ich die Rechnung von H. Hochstetter, (der Ihre Sachen in Handen hat, und den ich jezt erst treffen konnte, weil er gegenwärtig bey der Auswahl Deputation zu thun hat) erhalten hätte. Ich bin es recht sehr zufrieden Ihre Bezalung unsrer Musikalischen Rechnung abzuwarten, wie es Ihnen möglich seyn wird. Auch wird es ganz von Ihnen abhangen, ob Sie mir solche, seiner Zeit in kleinen Zahlungen, oder in Größeren leisten wollen. Breitkopf hat damit nichts zu thun, ich habe schon bey der vorigen

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An Johann Friedrich Cotta, Pforzheim, 8. November 1805

Abrechnung mit ihm diese Summe, als Honorar für einige Compositionen meines sel. Gatten, auf mich genommen. Sollte die sage gegründet seyn, daß sich Ihr gnädiger H. Vater nicht um die Berichtigung Ihrer Sachen annehmen wird, so nehm’ ich (Wa nn es Ihnen 30 n e m l i ch au f d i e s e A r t ga n z r e ch t i s t ) diejenig Musikalien, welche Sie von mir haben, u. welche nebst Ihren andern Effecten beym Oberamt deponirt sind, in Natura zurük, um solche auf Ihren Befehl Ihnen senden zu können, so verlieren Sie doch den kostbaren Einband dieser Werke nicht. Ihre Lieder erwart ich mit Vergnügen, u. werde Sie bestens besorgen. Haben Sie zu welchen davon auch die 35 Worte selbst gedichtet, so müßen diese als Ergüße eines in do ppelter Gefangenschaft schmachtenden auch doppelt interessant seyn – – – Werden Sie auch für dißmal Nachsicht genug haben, einen, unter lästigen Besuchen, so schlechten unzusammenhängenden Brief zu verzeihen? Ihrem gütigen Wohlwollen mich bestens Empfehlend, u. unter den Aufrich40 tigsten Wünschen für alles was Sie betrift, verharre ich Hochachtungsvoll Ihre unterthänige Dem. Zumsteeg H aug Empfiehlt sich Ihnen bestens. Daß doch diesen Herbst wie voriges Jahr meine Kleine so einen Großen 45 schwarzen Trauben bey Ihnen holen könnte, oder wie Sie auf der Ludwigsburger Staig begegnen könnten, wo Sie einst mit sehnlichster Erwartung jenem Wagen entgegen giengen – – – Zum s t e e gs 17 te Cantate Nau m a n n ’ s Psalm u. das 3te Heft der Guittarre Lieder die Sie in der Rechnung finden, liegen noch bey mir, befehlen Sie solche 50 nicht, so streichen Sie sie. ich zähle darauf, daß wenn Sie etwas von Musik wünschen werden, Sie mir nur mit einigen Worten gütigst Nachricht geben, worauf es sogleich folgen soll.

196. An Johann Friedrich Cotta, Pforzheim, 8. November 1805 Pforzheim, 8. Nov. 1805. Sie werden meinen lezten Brief erhalten haben. Meinem heutigen liegt eine kurze Anzeige bei, der ich eine Stelle in der Allg. Zeit. wünsche, wenn es angeht, in Zeitung oder Beilage. Überhaupt liegt mir an der gröstmöglichsten Verbreitung, 5 wozu ich beizutragen bitte Meine öffentliche Vertheidigung wird erscheinen, sobald ich alle, mir zum Theil noch ganz unbekannte Facta gehörig eruirt habe. Hiezu ist nötig, daß ich erfahre, was B.. der ja nun auch freigelassen worden,

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thun will, und daß ich überhaupt mit ihm communicire. Können Sie mir einen Kanal angeben? Kan ich überhaupt durch Ihre Vermittlung sicher correspondiren, 10 und unter welchen Adressen? Wissen Sie einen Weg, meine Vertheidigung sicher zu drucken? Ich bitte nur um ein paar Worte, meine Adresse habe ich Ihnen schon gegeben, sie ist unter Einschluß an meine Schwester, die Gräfin Benzel in Regensburg. Leben Sie bestens wol. Nur eine Anzeige, ob Sie meine Briefe richtig erhalten. S. 15

197. Von Maria Anna von Benzel-Sternau, Regensburg, 6. Dezember 1805 Reg: am 6ten Dec: 1805.

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Sehr froh machte mich dein kleines Briefchen vom 2ten lieber guter Leo und die Nachricht daß du jenen Tag an der Seite des guten Onkels verlebtest, noch lieber hätte ich ihn mit dir getheilt dir meine herzlichen Glückwünsche selbst gebracht, aber schon war es mir beruhigend dich in Sugenheim und wie mir dein Brief beweißt auch um vieles heitrer zu wissen. Dank den guten Menschen deren Theilnahme so wohlthätig auf deine Seele gewirkt. – erhalte dir diesen frohen Muth für dein künftiges Leben; lass die Vergangenheit wie einen trüben Schleier hinunter sinken, Erfahrungen hast du gewonnen, sie werden dir Glück bringen, und es wird dir gewis wie du es verdienst eine neue heitre Lebens-Sonne aufgehen. – Deine Briefe an die Aeltern und an Albert habe ich besorgt, die Mutter hat dir selbst geschrieben wie sehr du sie damit erfreutest, den Vater hat dein Brief sehr gut gestimmt, schreibe ihm fort in diesem Ton, er hat sein Herz sehr erweicht, und er bedarf (selbst gebeugt durch die Politischen Verhältnisse) dieser kindlichen Sprache, benüzze die Vermittlung des guten Onkels, suche dir seine Liebe zu erhalten, wie gut daß du ihn getroffen, ich hoffe er bestimmt dich, den Plan zum Erzherzog zu gehen aufzugeben, nach deinem Brief an Schäfer hoffte ich es schon, es beunruhigt mich daß du ihn nun wieder ergriffen, widme dich einem stillen, ruhigen und doch thätigen Leben, nur dies kann dir glaube ich jezt wohlthuend seyn. – Ich dancke dir daß du mir deine lezteren so traurige Briefe von der Seele nahmst, bei alle dem Kummer den sie mir machten that mir dennoch dein Vertrauen wohl; Fahre fort, glaube an mir, glaube daß wir deiner immer gedenken und jede Gelegenheit für dein bestes benüzzen Am 2ten tranken wir auf dein Glück, lieber guter Leo, am 3ten aß ich mit der jungen Lerchenfeld geb: Groschleg beim Kurf: und, sie gedachte deines Geburtstags auf gleiche weiße und trug mir auf dir es zu schreiben. – Alle deine alten Freunde und Bekannte gedenken deiner mit derselben Herzlichkeit. – Hier folgen einige in diesen Tagen angekommnen

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An Karl Graf von Brühl, Weingartsgreut bei Bamberg, 19. Dezember 1805

Briefe. Ich bin Postfrei und du kanst sie ferner an mich gehen lassen. – Louise Löw ist hier ich weis daß sie um dich besorgt war sie selbst habe ich noch nicht ge30 sehen. – Meine Gesundheit ist besser, schon dein Brief an Schäfer guter Leo that mir sehr wohl. Mein Mann umarmt dich herzlich schreibe mir sobald du kanst, und rechne auf uns in jeder Angelegenheit deines Lebens. Ich umarme dich innigst, vielen vielen Dank für deine tröstlichen Zeilen ich umarme dich guter Bruder, und 35 Louis, den lieben Onkel unsre zärtlichste Verehrung und Nannette viel Freundliches. – Lebe wohl werde ruhig und heiter so machst du mich sehr froh. M:

198. An Karl Graf von Brühl, Weingartsgreut bei Bamberg, 19. Dezember 1805 Weingartsgreut, bei Bamberg am 19. Dec. 1805.

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Ich übersende dir mein lieber Freund! diese Zeilen, da ich nicht genau deinen jezigen Aufenthalt weis, durch den Homburgischen Geheimenrath von Sinclair, einen alten Freund von mir, und meinem Unglücksgefährten im Wirtembergischen. Solltest du ihn noch nicht kennen, so hoffe ich, daß dieser Brief Gelegenheit zu eurer Bekantschaft werden wird, die dir Interesse verspricht. Du wirst im Allgemeinen von meiner Geschichte gehört haben, und ich bin deiner Theilname gewis. Ich habe viel gelitten, zwar bin ich im Ganzen gegen die Menschen überhaupt, so traurig auch meine Erfahrungen waren, nicht bitterer geworden, aber ich habe wenig Hoffnungen für eine bessere Zukunft. Mit 30. Jahren ein neues Leben anfangen müssen ist hart. Meine Geschichte werde ich zwar, – das einzige Hilfsmittel gegen zertretende Tirannei – einst drucken lassen, allein ich weis noch nicht, wann, da ich über das meiste ohne Akten nicht schreiben kan, und jezt auch noch fürchten muß, andre zu kompromittiren. Indessen bleibt sie mir ein Hindernis für jede neue Carrière, ungerechnet, daß mich meine Schicksale so ziemlich von allen Zivildiensten degoutirt haben. Ich habe mich daher um kaiserliche Kriegsdienste gemeldet, wenn dort noch etwas vor einem übermütigen Feinde zu retten sein sollte. Freilich scheint dies nicht der Fall zu sein, das Glück begünstigt die Tirannen, und im Falle des Friedens diene ich nicht. Ich könnte freilich dies ruhig ansehen, und auch als Privatmann leben, wäre nicht durch das Benehmen meines Vaters bei meiner Geschichte, und durch mein dabei entdecktes Schuldenwesen eine Kälte zwischen uns eingetreten, die keine guten Folgen verspricht. Meine Mutter hat zwar meine Schulden übernommen, aber es scheint nicht, als ob mein Vater für meinen künftigen Unterhalt sorgen wolle, als um mich vielleicht dadurch in eine drückende Abhängigkeit von sich zu sezen. Tritt

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dieser Fall ein, und ist es auch mit der Militär Carrière nichts, so steht mir eine Zukunft bevor, die ich durchaus nicht abwarten will. Mein Entschluß ist daher, alsdann eine Zuflucht irgendwo auf dem Lande zu suchen, und dort, auch unter fremden Namen, aber ruhig zu leben. Von meinem Vater erwarte ich dan nichts, meine Mutter kan, wenn sie meine Schulden tilgt, nichts mehr für mich thun. Kennst du einen Ort für mich, der meine Freistätte werden könnte? Ich wünsche nichts, als gegen Übernahme gewisser ländlicher Geschäfte, Kost und Logis zu erhalten, für das übrige, was ich brauche, kan meine Feder sorgen, daher möchte ich wol nicht allzu weit entfernt von einer Stadt sein, und mit traitablen Menschen zu thun zu haben. Es versteht sich, daß dieser Wunsch nur eventuell ist, ich muß aber doch auf alle Fälle einen Rückhalt haben, denn meine übrige Familie nimmt sich meiner an, und will bei meinem Vater mir eine unabhängige Existenz auswirken. Es könnte aber doch fehlschlagen, und ich muß auch aufs äusserste gefaßt sein. Ich könnte bei meinen übrigen Verwandten der Reihe nach leben, und auf bessere Zeiten warten, aber es widersteht mir, ein unnüzer Mitesser zu sein, und sie haben keine Geschäfte für mich. Ich habe dir aus meiner Gefangenschaft geschrieben, und dir gemeldet, daß ich den Brief deines H. Vaters mit 2. Dukaten für den jungen Schleierweber erhalten habe, ich weis aber nicht, ob du es erhalten hast. Ich schlug dir zugleich vor, ihm diese Unterstüzung, der er sehr bedarf, künftig durch den Wirtembergischen Gesandten General Mylius zukommen zu lassen. Was macht dein guter Vater? Ist es wahr, daß du heiraten willst. Dein treuer Fr. Seckendorf. Adressire deine Antwort nach Mt. Sugenheim, p. Nürnberg, Langenfeld – wo ich jezt noch bei meinem Onkel lebe.

199. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Regensburg, 30. Dezember 1805 Regensbg. 30. xbr 1805. Lieber Freund und Schwager zuerst meine freimüthige Entschuldigung wegen unwillkührlich verzögerter Antwort: Die Jahresgrenze ist eine fatale Wetterscheide für die Geschäfte; nur der Drang dieser konnte mir Schranken sezzen 5 im Durchdenken und Beantworten Ihres Briefes. Daß ich ihn herzlich verdankte, und sein Vertrauen erwiedere, versteht sich von selbst. Zur Sache! Ihr Schiksal theilte ich aufrichtig. Wer in der Welt hatte nicht Augenblikke, die, an sich unbedeutend scheinend, einen guten Theil des Lebens in ihren Wirkungen umfaßten! Erfahrung bringt Konsequenz in unser Leben – ich fühlte das 10 oft, und so fühle und denke ich mit Vertrauen alles guten was aus üb er s ta nde-

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n e n und v e r a r b eit et en Leiden für Sie entstehn wird. Hiemit sei das abgethan; denn Sie werden aus dem Übel das Gute schöpfen, den Beruf des Mannes erfüllen, und fest in sich selbst gegründet tragen, was getragen sein mus, und neu bilden, was sich bilden läßt: Wahre Kraft vermag alles, und sei der Weg noch so rauh, die Selbstverleugnung noch so gros. Soviel vom I nnern. Äu sseres betreffend scheint mir Ihr Verhältnis sich in die Sorge für V e rgangenes u. in jene für K ü nf tiges zu theilen. Das Vergangene scheint mir Ihre Rech t f e r t igu n g und Ihr Finanz-Arr a ngement zu umfassen. Ihre R e ch t f e r t igu n g scheint mir keinen Aufschub zu leiden; einmal weil sie in der Sache not hw endig liegt; dann weil Sie solche ver spr achen. Innere Ehre besteht blos in uns, sie kann niemand geben noch nehmen. Die ä us s ere ruht blos in der Meinu ng anderer: Das, was die auf ächte Grundsäzze gebaute, nach richtiger Ansicht der Dinge bestimmte öffentl. Meinung zum Gesez macht, ist uns äussere Ehrenp flicht . Verkannt kann man werden; man mus es zuweilen selbst darauf ankommen lassen – aber dann mus man durch Wort oder Tat widerlegen. Durch Tat wird Ihr folgendes Leben sprechen – durch Wort müssen Sie jezt wirken. Wenn Sie in Ausarbeitung Ihrer Vertheidigung soweit gehen als Sie können; wenn Sie bei den Lükken, die Sie nicht ausfüllen können das Wa r u m angeben, u. auf die nicht in Ihrer Macht befindliche Quelle hinweisen, die es könnte; wenn Sie solchergestalt offen alle Fehler u. Unvorsichtigkeiten zugeben, die Sie begiengen, aber zugleich um so fester auf gegseitige Ungerechtigkeiten u. Unthaten eindringen; wenn Sie dies alles durch die Macht der Wahrheit, in einer ruhigen, kalten, parthei- u. anspruchlosen Sprache geltend machen; wenn Sie solchergestalt das Publikum zum Zeugen nehmen, daß Sie alles sagen und zwar mit der lezten Freimüthigkeit, was Sie können, u. müssen, – dann l. Fr. kann es nicht fehlen, daß gegseits allein das Unrecht bleibt: entweder mus man dann gegseits verstummen, oder man mus die Akten hergeben. In jenem Falle lässt Ihnen das Publikum Recht, im zweiten behielten Sie die Freiheit, Ihren Kommentar nachzutragen. Keine Bedenklichkeit würde mich von der schleunigsten Besorgung dieser ersten, wenngleich fragmentarischen Rechtfertigung zurükhalten. Ihre Gläubiger werden froh sein, daß man für ihre Ansprüche sorgte und jeden widrigen Schritt gegen Ihr Stuttgarter Vermögen verhindern. Geschieht dennoch ein solcher, so bedekt er nur den mit Schande, der ihn thut. Und am Ende vom Ende geht Ehre doch über alles! Zu dem kömmt, daß Sie das, wozu Sie nach meinem Gefühle schon die heilige Verbindlichkeit ohne ausdrükl. Versprechen haben, noch überdies wirklich ausdrüklich versprachen. Hier endet, meines Ermessens, jeder Zweifel. Ihr Fi n a n z-Arr angem ent ist nach dem trefflichen Plane des Oheims, und der thätigen Ausführung der Mutter auf bestem Wege: Da ich voraussezzen darf,

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daß sie Ihnen alles Nähere darüber bereits mitgetheilt hat, so füge ich nur die Versicherung hinzu, daß ich alles thun werde, was und sobald ich dazu irgend mitwirken kann. D i e Zukun f t betreffend, scheint es mir vorzüglich auf Guts ein mit dem Va t e r, p r o v i s o r i sche Exist enz , z w ekm äsig e A nwendung der s elb en, und H e r b e i f üh r u ng einer gu t en definit iven anzukommen. Gutsein mit dem Vater dürften Sie am ersten durch Eingehn auf seinen Vorschlag wegen Pretsfeld erreichen. Er hat mir ausführl. davon gesprochen u. ich glaube darinn die Unabhängigkeit des Dase ins, die a ngenehme Nä he bei Ihren liebsten Verwandten, u. die frohe M u se zu nüzlicher Beschäftigung zu finden. Angefangen mus werden, alles andere entwikkelt sich in der Folge. Darf ich Ihnen von Herzen rathen, so nehmen Sie den Vorschlag und die Fortdauer Ihrer Apanage so an. Der Vater liebt sie wirkl.; aber nur nach u. nach kann sein wundes Herz geheilt, das Vertrauen des Erfahrenen gewonnen werden. Sapienti pauca. Zwekmäsige Beschäftigung finden Sie in Ausarbeitung Ihrer Rechtfertigung vor allem. Dann würde ich als Hauptstudium jenes der Finanzen vorschlagen. Die politische Welt mag sich gestalten wie sie will, Juristen u. Finanziers wird man immer brauchen: wenige feste Männer giebt es in diesem Fache, man bedarf ihrer tägl. mehr – sie werden im Werthe steigen Auch die verwandten Fächer des Detecteurs (?), der fabrikwissenschaftl. Technologie etc sind so interessant als angenehm: reichhaltig ist der Stoff, Sie werden anhaltend zu thun haben, vorgearbeitet ist viel. Dann noch literarische Arbeiten. Ich wage einige Vorschläge desfalls: mit obigem Finanz-Studium würde sich eine noch fehlende Arbeit, ein e n zi k lo p e d i sches Finanz-R ep ert oriu m , verbinden lassen, worinn alle Sententia doctorum u. alle Materialien zwekmäsig exzerpirt u. inventarisirt würden. So nuzzen Sie Ihre Auszüge zur Privatinstrukzion u. als Schriftsteller. Sie sind Kenner u. Liebhaber der klassischen Literatur – ein römisches Museum in der Art wie Wielands attisches, wäre interessant, und daher zu dem utili der Finanzarbeit. Für beide würde ich mich mit Ihnen, wenn es Ihnen recht wäre, assoziiren. Das alles zusammengenommen allenfalls noch zum Ausruhen die Übersezzung eines neuen interessanten, oder die freiere Umbildung eines ältern Werkes damit verbunden, würde hinlängl. u. angenehm beschäftigen. Unterdessen wird alles reifen, und eine Definitiv-Existenz mit. Behagen Sie sich aber bei dieser arbeitsvollen Muse, o so sind Sie glüklicher, als jeder Geschäftsmann, der bei seiner Daymoniade noch obendrein so oft noch das Sic vos non vobis bitter genug auszurufen Versuchung findet. – Die kriegerische Laufbahn ist durch den Frieden geschlossen, – darum sage ich hierüber nichts. Hier, l. Fr. meine Gesinnungen, wie ich sie habe, und Ihrem Vertrauen schuldig bin. Alles, was ich hier sehr schnell schreiben musste, will ich auf Ihr Verlan-

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gen näher erörtern; alles, wo ich helfen u. rathen kann, auch. Rechnen Sie auf Herz u. Kopf von mir, denn ich fühle als Bruder für Sie, u. als Freund. Ihre Energie wird aus dem Zerfallenen etwas besseres neues bilden: auch das Schlimmste darf uns nur zum Weiterstreben u. besserwirken begeistern. Ich zähle auf Ihren Edel95 muth, Ihr Genie, Ihren freien festen Charakter: dieser schreibt sich selbst vor, aber ist auch sein eigner Sklave. Marie grüsst u. küsst Sie herzl. Von Herz u. Seele Ihr Bentzel. –

200. An Benjamin Gottlob Hoffmann (Hoffmannsche Buchhandlung), Sugenheim, 20. Januar 1806 Mt. Sugenheim (über Wi r z b u rg und L a n g e n f e l d ) den 20n Jan. 1806.

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P.P. Als ich vor einiger Zeit, nach meiner Befreiung aus dem Wirtemberg. (wo ich, wie Ihnen vielleicht aus den Zeitungen bekannt sein wird, mehre Monate als Staatsgefangener gehalten wurde) durch Frankfurt kam, und mich bei meinen dortigen Bekannten nach einer Gelegenheit erkundigte, meine Erklärung über die Behandlung des Kurfürsten dem Publikum vorzulegen, munterte mich H. Buchhändler W. auf (der Nahme wird Ihnen leicht zu errathen sein) mich in dieser Hinsicht an Sie zu wenden. Ich habe zwar nicht die Ehre, Ihnen persönlich bekannt zu sein, allein vielleicht ist es Ihnen mein Name, wenn auch nicht durch die unglückliche Zelebrität, die er kürzlich erlangt, doch durch einige Konnexion, die ihm ein mehrjähriger Aufenthalt in Weimar in der Litteratur verschafft hat. Erlauben Sie mir daher, daß ich jenen erhaltenen Wink benuze, und ganz offenherzig bei Ihnen anfrage, ob es Ihre Konvenienz ist, die Geschichte der Tirannei, die ich erlitten habe, in Verlag zu nehmen, indem ich bei der jezigen Lage Südteutschlands freilich nie darauf rechnen kan, sie dort ans Licht zu bringen. Nur muß ich im Voraus bemerken, daß meine Schrift zwar so wahr und freimütig, als ich vermag, geschrieben werden, und folglich nicht jede Zensur passiren wird, daß Sie aber, da ich mich in j edem Falle nennen werde, in keine unangenehme Kollision dabei kommen können, nur wünsche ich freilich mit der Zensur nichts zu thun zu haben, übrigens ist mir jede Bedingung gleichgültig, da mir an nichts mehr, als an einem unveränderten Abdruk liegt. Gutes weisses Papier und lateinische Lettern! – Ich muß Sie zugleich präveniren, daß ich den Zeitpunkt des Erscheinens nach meinen individuellen Verhältnissen jezt noch nicht bestimmen kan, da ich alles aktenmäsig zu machen wünsche, wozu mir noch manche Hilfsmittel fehlen – ich wünsche nur die Versicherung, daß der Druck anfangen kan, wenn ich das Mscpt einsende.

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Zugleich ergreife ich diese Gelegenheit, bei Ihnen anzufragen, ob Sie verschiedene theils politische, theils historische Aufsäze, die neueste Zeitgeschichte betreffend, in Verlag nehmen können? Ich habe ehemals viel, und ich darf es sagen, mit einigem Fleiß, in diesem Fache gearbeitet, ich war selbst in der diplomatischen Carrière, und in Verbindungen, die mich in Erlangung näherer Kentnisse über manche der interessantern Begebenheiten dieses Krieges von 1792. an unterstüzen konnte. Diese Bruchstücke gehören der Geschichte, wenn auch die jezige unglükliche Lage des Vaterlands nicht mehr verstattet, sie für die Gegenwart zu nüzen. Am liebsten würde ich diesen Aufsäzen die Gestalt eines periodischen Blattes in zwanglosen Heften zu 6–8. Bogen geben, mich aber fürs erste nur zu einem Jahrgang verbindlich machen können, der unter dem Namen: C l i o erscheinen könnte. Das erste Heft könnten Sie erhalten, sobald wir über die Bedingungen einig geworden, wollen Sie aber nur einzelne Aufsäze, so würde ich Ihnen für jezt nur einen: Ü ber die Cam p agne des Gener a ls Ma ck schicken können, an dessen augenblicklicher Erscheinung mir aber desto mehr gelegen ist, da ich wünsche, daß er einigen Einfluß auf die Stimmung des Publikums bei der bevorstehenden Eröffnung des Prozesses über diesen nur unglüklichen aber v e r kan n t e n Mann haben möge. Haben Sie daher die Güte, mir wenigstens h i e r üb e r so schnell, als möglich hieher zu antworten, mit dem ersten Gegenstande kann es noch eher anstehn. Im Fall aber Sie nicht gesonnen sind, zu eignem Verlag davon Gebrauch zu machen, so ersuche ich Sie gefälligst mir einen Wink zu geben, unter welchen Bedingungen man diese Aufsäze für die Minerva einsenden kann, da ich mit dem Redakteur in gar keiner Verbindung stehe. Ich bin mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Leo Frh. von Seckendorf

201. Von Carl Bertuch, Weimar, 14. März 1806 Weimar. d. 14 Maerz. 1806. Welchen innigen Antheil ich mein theurer Leo, an Deiner Befreyung genommen habe, kanst Du denken, da ich mit unwandelbarer Thüringer Treue an meinen alten Freunden hänge. Der Kelch, den dir dort das Schicksal vorhielt, war 5 wahrhaftig sehr mit Wehrmuth gemischt, doch der wahre große Mensch denke ich mir muß da den edlen Erz auf der Capelle gleichen; mit Zischen und Brausen säubert sich dieses in dem unruhigen Aufkochen noch von einer Menge Schlacken, und geläuterter und reiner fließt es dann ruhig und glänzend in die neue Form. So mach’ es auch Du, mein Freund, und bewahre vorzüglich dein

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10 Herz vor Bitterkeit und Unmuth, die die unglücklichsten Ueberbleibsel trauriger

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Erfahrungen sind – Sehr viel haben wir vorigen Herbst, wo ich in Regensburg war, bey Deiner würdigen Fr. Mutter und treflichen Schwester von Dir gesprochen, und Stozingen hat sich als Dein treuer biederer Freund bewiesen. Längst hätte ich ihn geschrieben, wenn ich wüste, ob er jezt in Regensburg ist. Ich verdanke ihm sehr angenehme Tage in Regensburg, und habe mich auf meiner ganzen Reise nirgends in gesellschaftlicher Hinsicht so gut befunden, als in Regensburg. Grüße doch Stozing. vielmals von mir, wenn er da seyn sollte, und schreibe es mir. Beifolgendes Gedichtchen von Vater Wieland, habe ich aus dem Journ. d. Moden einigemal abdrucken lassen. Ich bitte dich, es mitzutheilen 1.) Frau Gräfin v Benzel 2.) Grafen Goerz, der mich sehr gütig aufgenommen hat, wo du mein Freund so gut seyn wirdst, ihm meinen innigsten Dank zu wiederhohlen 3.) Hrn v. Thon-Dittmer, nebst meinen besten Empfehlungen. Hierbei folgt der Auctions Extract deiner Bücher von Berg, nebst einer Anweisung auf die 5 rtl. 3 xr. – Deine gepackte Kiste mit Büchern steht hier wohlverwahrt in unsrem Magazin, schreibe mir, was damit werden soll. Mein Aufenthalt in Wien vom Oct bis 1 Februar war mir höchst interessant. Ich sah nur ergrimmte ob dieser Reihe von Inconsequenzen, die den Herrn Transrhenanenn den Sieg so leicht machten. Meinen Rückweg nahm ich über Prag und Dresden. Bey Töpliz traf ich ganz unerwartet den Hofmarschall v Eglofstein, der mit Nenning wegen Erbschaftsangelegenheiten nach Ungarn reiste, und in einigen Tagen hier zurück erwartet wird. – In Dresden verlebte ich einige Tage recht gut. Ich war oft bey Rackniz, Böttiger, Becker, Reinhard und den Künstlern. Unsern Prinz Bernhard sah ich oft; er macht sich gar gut in Dresden, und gefällt allgemein. Ich lebte dort im Goldnen Engel mit einem Herrn Raden aus Liefland, (der hier in Weimar bey deiner lezten Anwesenheit war), ein braver gebildeter KunstLiebhaber, der leider vor 14 Tagen dort im Duell von einem Preuß. Offizier erschossen wurde. Dankelmann ist OberbergRath in Coburg geworden, aber befindet sich noch hier, und grüßt Dich bestens. Lebewohl, bester Sekendorf, empfiehl mich allen die sich in Regensburg meiner erinnern, und schreibe bald einige Zeilen Deinen C Bertuch

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Endlich, mein treuer Freund! kan ich dir wieder schreiben, da ich nun gewiß weis, daß du in Weimar zurück bist – das war eine lange traurige Trennung, ein verhasstes Jahr – aber ich mag so wenig, wie möglich daran denken. Ich muß zwar noch, da ich, sobald ich kann, etwas über meine Geschichte drucken lassen muß – aber ich kan es nicht, ohne bitter zu werden, und ich bedarf einer heitern Stimmung, um mit dir zu reden. Daß weder du, noch irgend einer meiner bewährten Freunde, an meinem Herzen gezweifelt hat, davon bin ich überzeugt – ob es gleich Augenblicke gab, wo ich an Freundschaft, wie an der ganzen Welt verzweifeln musste, ein solcher Augenblick war der, wo ich beschloß, mit den Trümmern der teutschen Kraft, in Böhmen und Mähren, unterzugehn, aber ich kam zu spät, der schimpfliche Friede war der Unterzeichnung nahe, ich habe kein Vaterland mehr, und für Sklaven kan ich nicht fechten. Mein Glauben an die Menschen hat mich, wie der an Einzelne, schrecklich betrogen – der lezte verstrickte mich in das Labirint, wo ich fiel, weil ich mit Teufeln zu thun hatte, denen ich arglos noch einen Rest von Ehrgefühl zutraute, da sie auch diesen nicht einmal besassen. Sei ihr Andenken aus meiner Seele verbannt! Ich habe soviel gelitten, weil ich andern anhing, jezt will ich selbständig auf eignen Füssen stehn, dazu fühle ich noch Kraft – und die erste Folge davon war meine Erklärung, keinem deutschen Fürsten – dem Hause Östreich ausgenommen – zu dienen – denn sie haben mich schon wieder in neues Joch schmieden wollen. Seit 14. Tagen bin ich endlich hier, denn mein Vater – auch davon laß mich schweigen! Kurz, auch hier ist meines Bleibens lange nicht – ich stünde mir selbst im Wege. Meine Plane für die Zukunft sind folgende: Ich werde dereinst Güter besizen, zum Theil mit Ökonomie, diese versteh ich nicht, ich kan sie aber lernen. Ich möchte mich dazu vorbereiten, und irgendwo auf dem Lande leben, wo ich Beschäftigung und, wenn es recht glücklich ginge, einen Freund fände, der mir Aufnahme gewährte, was ich ihm durch Gegendienste vergelten könnte. Meine übrige Zeit würde ich ganz und ausschließend den Wissenschaften widmen. Dies ist freilich mein Lieblingswunsch, aber es finden sich Hindernisse in meiner Familie. Ich hatte schon deshalb an Eglofstein und Brühl geschrieben, vielleicht könnten sie mir einen ruhigen Plaz verschaffen – aber keiner hat mir geantwortet, u. jezt ist der lezte in Ungarn, und vom ersten weis ich seit dem Tode der Königin nichts. Vor der Hand muß ich also hier bleiben, oder zu meiner ältesten Schwester (Julie) auf ihr Gut gehn, zwischen Bamberg u. Erlang. Dort muß ich natürlich Kostgeld geben – mein Vater, der gar nicht thut, als ob meine Stutt-

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garder Geschichte darinn eine Änderung machen könnte – sezt mir jährlich genau soviel aus, als er mir dort Zuschuß zu meiner Besoldung gab, d.h. 800f. Nun weist du wol, daß ich von Weimar her, und seitdem noch mehr Schulden hatte – deren Verzinsung mir ebenfalls obliegt – (sie sind durch ein im Ganzen aufgenommenes Kapital arrangirt) – es wäre folglich platterdings unmöglich, o hne n e u e S ch u l d e n zu existiren, wenn ich mir nicht selbst Ressourcen eröffne, und arbeite. Und hier folge ich nur meiner Neigung zur Litteratur ausschlieslich – denn diese befriedigt mich, und kann mir zugleich eine bessere Einnahme geben, als so ein elender Dienst. Vor 3. Wochen war ich in Wirzburg, und habe auch mit Majer gesprochen, der aber jezt selbst brach ist. Ich wünschte daher deine, und vorzüglich deines H. Vaters Meinung zu hören. Ich kenne meine Kräfte und meine Wünsche, erste müssen geübt werden, können aber viel leisten, wenn sie einmal im Zuge – lezte sind auf meine Neigung, vielleicht auch auf das Bedürfniß des Publikums berechnet, aber nicht auf seinen Geschmack, das weis ich von den Verlegern, mit denen ich darüber sprach. Ich habe 3. Werke von längerer Dauer in herbis, die aber Vorbereitung, ernstes Studium und etwas Reputation erfordern, also nicht für den ersten Augenblik sind: 1.) Herausgabe eines teutschen Percy, oder eine nach den Epochen der Sprache und Kunst geordnete, durchaus auf Belegen gegründete Geschichte, u. Sammlung des deutschen lyrischen – besonders Volksgesanges von Otfried bis Opiz. Percys englisches Werk ist mein Vorbild – Brentano u. Arnim kommen mir nicht mit des K naben Wu nderhorn im Weg – ich bin auch mit ihnen associirt, aber da sie gar keine Rücksicht auf Kritik nehmen, so kan mein Werk für sich bestehn. Damit verbinde ich eine Reihe musikalischer Hefte, welche blos Volkslieder enthalten sollen. Ich habe bereits an 40. beisammen, theils Originalvolksmelodien, theils Komposizionen meines seel. Onkels Siegmund, von Reichard u. von mir, sämmtlich für die Guitarre arrangirt – das könnte fast 2. Hefte geben, die ich gleich abliefern kan. Weist du einen vortheilhaften Kanal, so sage es mir, sonst biete ich sie Breitkopf an, der aber, da ich keinen Namen habe, vermutlich nichts gibt. Ich wünsche, sie am liebsten bei Unger herauszugeben, habe aber keine Adresse dahin, sage mir wenigstens, ob sich Brühl sicher in Berlin aufhält. 2.) Eine theatralische Bibliothek – Abhandlungen über das Drama überhaupt – Zergliederungen einzelner vortreflicher Stücke – hauptsächlich Übersezungen und Auszüge ausländischer, wenig bekannter Stücke – die englische Bühne hat da ungeheuren Reichtum. 3.) Ein klassisches Museum, Übersezungen aus der griechischen u. römischen Litteratur, mit eignen Abhandlungen – Seitenstück zum a t t i s ch e n Museum. Ich sehe voraus, daß die Polychorda, deren Fortsezung mir Hayn im verflossenen Jahre überlies, nicht bestehen wird, oder daß sie wenigstens Hayn auf

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seine Weise fortsezt – dann bleibe ich sparsamer Mitarbeiter – aber Dienemann zahlt sehr wenig. Das alles sind Werke, die sich jezt erst vorbereiten, nicht ausführen lassen. Ich bedarf aber Beschäftigung für den Augenblik. Ich bin zwar Mitarbeiter an der Aurora, diese zahlt vor der Hand 2. Louisd’ors, will sich reorganisiren, da sie etwas ins Stocken gerathen – sie liefert aber wöchentlich nur 3. halbe Bogen, beschäftigt mich also viel zu wenig. Deine Journale, lieber Karl, werfen zu wenig ab, und ich muß leider! auf diesen Umstand Rücksicht nehmen. Erscheint nicht Falks Elysium bei euch? Ich habe blos Probeblätter gesehn, und bin so abgeschnitten gewesen, daß ich gar nichts näheres weis. Sind die Bedingungen für einen Mitarbeiter annehmlich? Oder ist sonst kein Projekt auszuführen. Wenn es bedeutend genug ist, ich würde mich deshalb sogar in Weimar auf eigne Hand etabliren. Nebenher sammle ich auch zu einer Herausgabe der Schriften u. Aufsäze meines seel. Onkels Sigmund – ich habe unter den Papieren meines Onkels, des Ministers in Baireut, verschiedene Briefe deines H. Vaters gefunden, worinn er der Manuscripte Siegmunds und unter andern der beinahe fertigen For ts ezung des Ra d s d e s S chicksals erwähnt, welche für die D e s s au e r G e l e h r t e n h a nd lun g bestimmt war, aber nicht weiß, wo sie hingekommen sind. Das war im J. 1785. Ist deinem H. Vater seitdem nichts darüber bekannt geworden? Sollte vielleicht Kalb, oder Göthe, Einsiedel; Herder, die Herzogin Mutter diese Papiere besizen? Denn weder seine Wittwe in Manheim, noch unsre Familie hat sie. Auch über seine Lebensgeschichte wünschte ich Aufschluß. Wenn meine Bücherkisten dich nicht beschweren, Lieber! so laß sie noch stehen, da ich wahrlich nicht weis, wo ich im nächsten Monat sein werde. Und nun noch zwei Bitten: 1.) Es ist nicht möglich von Gottfried Herder eine Zeile zu erhalten. Aus meinem Arrest schrieb ich ihm, es ist nun ein volles Jahr, und gab Aufträge auf die Bücherauktion seines Vaters. Seitdem höre ich, daß welche erstanden sind, ob mich gleich Majer versichert, es wäre alles zu theuer weggegangen. Ich schrieb also vor ein paar Monaten wieder, und möchte nur gern wissen, was für welche, und wie theuer? Kommen kan ich sie jezt noch nicht lassen. 2.) Kanst du mir nicht Göthes Programm über die neuste Kunstausstellung, und Vossens über die G reife verschaffen? Beide stehn vor der Jenaer Literaturzeitung. Dankelmann ist ja wieder da, wie gehts ihm? Er kömmt nach Koburg? Und Marianchen? Sieh – die Pappenheimer gehen doch nicht unter, der eine rettet sich aus dem Lande der Wunder, Libyen, der andere aus Wolfes klauen. Hat Brühl geheirathet? Ich hörte davon. Kanst du mir keinen Kanal angeben, Bücher aus England schnell u. so wohlfeil, als sein kann zu verschreiben? In Hamburg ist glaube ich eine Handlung. Ich weis sie aber nicht.

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Von Therese Huber, Stoffenried, 18. April 1806

Ist Caroline Jagemann wieder in Weimar, u. Ferdinand? Dem lezten sage doch – er soll mir Wort halten. Grüsse alle Freunde, u. mache die Adresse an meine Mutter, geb. v. Stiebar 120 hieher. Ewig dein Leo Seckendorf

203. Von Therese Huber, Stoffenried, 18. April 1806 Guter Herr Sie wißen von Alters her: daß ich einige Neigung zur Ordnung habe. Sie sind gleichgültig gegen unsre Theilnahme die Ihnen unsre Briefe vom Anfang Nov v. J. bewiesen – das ist ganz Ihre Sache, und wir wären sehr eitel und sehr egoistisch 5 wenn wir wollten deswegen dafür halten Sie erinnerten sich nicht daß Sie in unsern Hauße immer mit Freundschaft empfangen wurden – wenn ich Ihnen also heute in einem Geschäfft drocken schreibe, so ist es gar keine Ranküne, sondern Geschäfft bei der die Freundschaft en suspend bleibt, bis wir gegenseitig wissen ob uns jezt noch damit gedient ist. Man frägt mich von Leipzig ob ich meine alte englische Theater stücke ver10 kaufen will, die sehr rar sein sollen, jezt müssen Sie sie also kaufen oder mir zurück senden. Hier ist Forsters eigenhändige Rechnung davon, und so wollen sie die Leipziger annehmen. Leben Sie wohl und sein unsers Andenkens versichert. Therese Huber 15 Stoffenried Ulm poste restante den 18 April VI.

204. An Achim von Arnim, Regensburg, 21. April 1806 Regensburg, 21. Aprl. 1806. Ich bin nunmehr per varios casus wieder hier, und eingerichtet, will auch vor der Hand hier bleiben, und ganz mir selbst, der Wissenschaft u. Kunst leben. Wäre Krieg geblieben, so war für mich gesorgt, Civildienste will ich nicht, denn ich bin 5 der Erbärmlichkeiten der kleinen Höfe satt, u. an einem grosen fehlt es mir jezt an Gelegenheit. Politisch sind wir nichts mehr, so muß also der Edlen unsichtbarer Bund desto fester sich gründen, das ist nur da möglich, wo freies Streben, u. liberale Bildung. Ich muß mich von innen reinigen, und den Halt finden, der noth

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thut, wozu also an den politischen Schulübungen, die jezt Staatsorganisirung 10 heißen, Antheil nehmen?

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Sie wissen, wie spät hier alles für Wissenschaft u. Kunst reift, da ist noch viel zu thun, aber ein undankbarer Boden. Ich habe jezt meine Papiere aus Stuttgard beisammen, folglich auch die versprochenen Volkslieder. Ich habe aber noch keinen Meßkatalog gesehn, weis also nicht, ob der zweite Theil vom Wu nderhorn erscheint? Jezt käme ich damit zu spät, aber ich hatte meine Papiere nicht beisammen. Schreiben Sie mir doch ein paar Worte, wann ich Ihnen meinen Vorrath schicken soll, u. wann er herauskommen kann. Ich muß aber auch wissen, was Sie noch nicht haben, und werde Ihnen daher das Verzeichnis der meinen übersenden, sobald ich nur weis, wie oder wann? Ob ich Anmerkungen, oder einen Aufsaz dazu machen werde, weis ich noch nicht – ich gebe auch meinen deutschen Percy nicht auf, doch da mein Plan von dem des Wunderhorns verschieden ist, auch die ganze alte lyrische Poesie umfassen soll, so werden wir einander nicht hindern, meine Volkslieder erhalten Sie deswegen immer, so bald ich eine Parthie beisammen habe. Auch empfele ich Ihnen noch eine Nachlese in Elwert u. andren Sammlungen zu halten. Nun aber eine Bitte. Ich wünschte durch Sie in Briefwechsel mit Reichardt zu kommen. Sie wissen, daß ich Melodien zu Volksliedern theils ächte, theils eigne und fremde, im Geist gedichtete, Singstimme u. Guitarre in einzelnen Heften herausgeben will, die als Begleiter des Wunderhorns angesehen werden können. Ich habe etliche 40. beisammen, also Vorrath zu 2. Heften wenigstens. Nun wünschte ich gern von Reichardt zu wissen: welche Melodien in seinen Lieder s pielen u. im k le i n e n f e inen Almanach ursprünglich Volkslieder sind. Ich hätte auch gern eine Abschrift, oder, wenn es im Druck zu haben, ein Exemplar derjenigen, welche Reichard vor etwa 25 Jahren in einer eignen Zeitschrift herausgegeben hat, u. dazu ebenfalls ein Exemplar der aus dem Buchhandel verschwundenen fe i n e n A lm an a che. Vielleicht könnte mir Reichardt auch zur Herausgabe meiner Sammlung bei Unger behilflich sein, ich wünschte dieses, denn bei Breitkopf ist der Druck nicht gefällig fürs Auge, und fehlerhaft. Ich würde sehr gern an R. schreiben, wenn er nur durch Sie prävenirt wird. Hier schicke ich Ihnen etwas von meinem Verzeichniß. Leben Sie herzlich wol. Leo Seckendorf. Es fuhr ein Fuhrknecht übern Rhein p

45 Ich weis ein Jäger, der bläst sein Horn Alleweil p

O daß ich könnte von Herzen p Es hatt’ ein Herr ein Töchterlein p

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Von Friedrich Heide, Weimar, 3. Mai 1806

Königs Ladislaus Ermordung. Ich sah meinen Herrn von Falkenstein p Frau Nachtigall, mach dich bereit p Mir träumt’ in einer Nacht gar spat Ich leb in dieser Einsamkeit Wollte Gott, daß ich wär ein Pferdlein p Es ist ja keine Kreatur p Herzig lieb Schäzele p Gestern Abends in der stillen Ruh p O Uli, mein Uli, komm zu mir z’ Kilt, Gestern abends um neun p Ein Wildpretschüz, das ist mein Leben, Im kühlen Maien p Tra, ri, ro, der Sommer p Was kann einen mehr ergözen p Es ritten drei Bursche wol über den Rhein p Ein Jäger aus Kurpfalz p Ich weis eine stolze Müllerin p Ich bin ein lustiger Fuhrmannssohn p Schönstes Hirschlein über die Massen Droben in dem Weiherle p ’s schwimmen drei Fischle im Bodensee p Ist denn mein Vater ein Leirersmann p ’s ist kein verdriesliches Leben p Adresse: Unter Couvert an meine Mutter: Frau v. Seckendorf, geb. v. Stiebar in Regensburg.

205. Von Friedrich Heide, Weimar, 3. Mai 1806 Weimar d. 3ten Mai 1806 Hochwohlgebohrner Freiherr! Ihren, mir von Gotha durch die Post zugekommenen Antrag, verehre ich als eine schmeichelhafte Erinnerung an mich um so dankbarer, weil diese thätige Ver5 wendung, meine Lage zu verbessern, mich den vorzüglicheren Antheil erkennen läst, der Ihre sonstigen Verpflichtungen in Weimar überwiegt, und ich erwiedre offenherzig: mein Wunsch diesen Ort zu verlassen ist durch Schillers Todt gesteigert; – denn in ihm verlohr unser Theater den stolzesten Anlaß zur ernsten Kunst-

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verwendung – ich selbst einen Freund, der mich für Aufopferungen durch red10 liche Theilnahme entschädigte.

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Sein Todt hat mich meines ihm gegebenen Wortes: das hiesige Theater nicht eher zu verlassen, bis er zu schreiben aufhört, entbunden; zwischen der Direcktion und mir besteht schon seit mehreren Jahren kein Contrakt; allein dem Hofe bin ich durch ein Pensionsdekret des Herzogs (im Falle ich durch Alter Krankheit etc zum Theatergeschäft untauglich werde) engagirt, und meinen Abschied muß ich bei Sr: Durchl: selbst solizitiren – ich kenne die Mittel, die mir darin Erfolg sichern, und werde nicht anstehen, das Erbieten von 1400 fl rhn. (ich setze voraus daß in Regensburg der 24 fl Fuß coursirt) anzunehmen wenn meine Zukunft auf ähnliche Art durch dauerndes Engagement und Pension im Alter von Sr: Hochfürstl: Gnaden dem Kurerzkanzler gesichert werden mag. Sie selbst werden bei den gegenwärtig verwirrten und schwankenden Combinationen in deutscher Verfassung meine Vorsicht nicht tadelhaft noch übertrieben finden. Wäre diese Foderung nicht annehmbar, so könnte nur durch eine bedeutende Erhöhung des gebothenen Jahrgehaltes, der meine hiesige Gage nur um jährlich 52 rtl. übersteigt, der Verlust der Pension zu bilanziren sein. Auch meinem Herzen gewährte es eine angenehme Befriedigung, meine Kunst unter der Leitung des gelehrten Grafen von Benzel zu üben, den ich während meiner Studien in Mainz zu kennen die Ehre hatte (sein Vater war Rector der Universität) indem ich itzt, ohne die einfältigen Folgen der Revolution, die mich aus meiner Vaterstadt trieb, zu Diensten des Kurerzkanzlers als Unterthan eben so willig verpflichtet gewesen, als ich mir diesen vor allen Fürsten zum Herrn gewählt haben würde, wäre mir eine Wahl gegönnt. Die Zwischenzeit bis zu gegenwärtiger Antwort habe ich genüzt, den Graf, Becker und die Beck vorsichtig zu sondiren; ich fand eine in ihren Privatverhältnissen gegründete Gleichgültigkeit gegen Veränderung, keineswegs gänzliche Abneigung. Graf läuft Gefahr, wenn er weggeht, eine Erbschaft, die seiner verstorbenen Frau zustand, zu verliehren; Becker fürchtet noch Stürme im südl. Deutschland und bei der Beck bemerke ich, daß durch Alters-Schwäche ihr Gedächtnis gelitten hat und diese brave Künstlerin zum Memoriren einer neuen Rolle beträchtlich mehr Zeit braucht, als ehedem. Schließlich bitte ich, zur Verhütung unangenehmer Contravenienz, daß Sie die Güte haben, meines Briefes gegen den Geheimrat Hofmarschal v. Eglofstein, der dem H o f am t e präsidirt, und Bertuch jun: nicht zu gedenken, so wie ich, einer geneigten Antwort gewärtig mit dankbarster Hochachtung unterzeichne G: frhl.! Ihr ganz ergebenster Diener Friedrich Heide.

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Von Siegfried August Mahlmann, Leipzig, 3. Mai 1806

206. Von Siegfried August Mahlmann, Leipzig, 3. Mai 1806 Empfangen Ew. Hochwohlgeboren meinen ergebensten Dank für die Übersendung des herrlichen, echt genialischen Briefs aus Rom, welchen ich mit vielem Vergnügen in meine Blätter aufnehmen werde. Schade nur, dass die Form der Zeitung Abbrechungen nothwendig macht, doch werde ich dafür sorgen, dass 5 das Ganze in einer wöchentlichen Lieferung hintereinander erfolgt. Der Brief hat mich entzückt. Es möchte einem das Herz bluten wenn man sieht, wie in dieser armseligen Zeit jede Kraft und jedes große Talent hülflos, ohne Erhebung, ohne Aufmunterung, selbst ohne Hofnung eine bessere Zeit zu erleben, dasteht. – Was haben wir verschuldet, daß unser Leben mit dieser Schandzeit zusammenfällt? 10 Es gab auch ehemals Kriege und blutigere wie jetzt, aber der Starke stand dem Starken gegenüber, und eine Kraft wuchs an der andern empor, aber jetzt ist nur ein Starker und lauter gekrümmte Rücken! Ich werde mich sehr geehrt fühlen, wenn Sie meine Blätter Ihrer Aufmerksamkeit und Ihrer Theilnahme würdigen. Dem Herrn Grafen von Benzel-Sternau 15 bitte ich von meiner innigsten Hochachtung und Verehrung zu versichern, mit welcher ich auch die Ehre habe zu seyn Ew. Hochwohlgeboren ergebenster A. Mahlmann

207. Von Karl August Böttiger, Dresden, 16. Mai 1806 Dresden d. 16 Mai. 1806 Ich hatte eben den Tod zweier edeln, meinem Herzen sehr theuren Männer, des Hrn. Superint. Kindervater in Eisenach und des auch Ihnen theuren Doctors und Hofmedicus Herder in Weimar gelesen. Da erbrach ich auch Ihren Brief, mein 5 alter, edler Freund, und dankte Gott, daß auch die Todten auferstehn. Nur mündliche Herzenserleichterungen könnten hier manche meiner Fragen, die nicht frivole Neugierde thun würde, Befriedigung gewähren. Auch dazu wird es kommen. Da Sie nun, wie Sie mir schreiben, alles fremde dominium perhorresciren u. sich selbst ganz allein angehören werden: so hoffe ich, liegt das friedliche, im alge10 meinen Brand bis jetzt fast ganz allein verschonte u. so lange unser Churfürst lebt wohl auch verschonbare Sachsen und darin unsere Kunst- und Naturtempel in Dresden gewiß in Ihrem Kreise. Vor einer Stunde ging der Hr v. Eggers aus Copenhagen bei seiner Rückreise aus Wien hier durch reisend, mit der Zusicherung von mir: er werde sich bald ganz los machen u. in unserm herrlichen Elbthal nieder15 lassen. Ich befinde mich hier bei einem bürgerlich sehr beschränkten, aber auch

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nicht arbeitsvollen Wirkungskreiß um so glücklicher, als es mir ganz unbenommen ist, meine Steckenpferde nach Herzenslust zu satteln und austraben zu lassen. Wirklich haben meine ersten archäologischen Vorlesungen in diesem Winter mir bewiesen, daß man meine Galoppaden nicht ungern ließt. Wer nur ges und 20 wäre! Aber da hab ich in Weimar viel eingebrockt, was ich nun ausessen muß. So kann ichs durchaus nicht Umgang haben, den July im Carlsbad zuzubringen. Sähen wir uns doch da! Das ist eine böse Aufgabe, in bedeutenden u. deutsamen Symbolen Kepplers Entdeckungen für sein Monument einzukleiden. Ich zweifle fast, daß sich etwas 25 klassisches hier leisten lasse. Doch will ich mir erst vom Prinzen Bernhard von Weimar, der hier unter Hinzenstern algemein gefällt und Kraft mit Arbeitsamkeit verbindet, von einem Pantheon der Deutschen holen lassen und Kepplers Leben darin zu lesen. Dann will ich Ihnen weiter schreiben. Bei der Büste selbst stimme ich ganz fürs Costume, so bald daß nur in Falten drapirt. – Wie geht es mit den 30 Steindrucken in Regensburg? André in Offenbach macht gute Geschäfte damit in seinem Noten-Handel. Erscheint sonst im Kunstfach nichts bei Ihnen, nicht etwa der Fürstenrath auf einer Schildkröte sitzend u. einen Zitteraal fischend? Dieß heut nur zum Gruß. Bald ein Mehreres! Ihr Böttiger. 35 Kennen Sie des geistreichen Dr. Apel in Leipzig Aetolier u. Polydos? Griechische

Traumspiele müssen Sie dichten!

208. An Karl August Böttiger, Regensburg, 6. Juni 1806 Regensburg, 6t Jun. 1806. Ihre Antwort, mein verehrter Freund! hatte für mich einen traurigen Anfang, denn sie gab mir die erste Nachricht vom Tode des guten Herders! So ist auch dieser geschieden, und einer folgt nach dem andern. Diese unglücksvolle Periode, 5 die neben dem allgemeinen Unglück auf meine Privatverhältnisse so grausam würkte, kostet mir nun auch schon 5. Personen, die meinem Herzen theuer waren, in Jahresfrist, und darunter einen meiner ältesten Jugendfreunde! So wird es mir immer klarer, daß der Mensch sich nur auf sich selbst verlassen, in seinem Busen Trost u. Hilfe finden soll, doch dazu gehört dann fürwahr kein weiches 10 Herz, wie das meine. Gegenwärtig beschäftigt mich abermals das Andenken zweier Verstorbenen fast ausschließend. Das eine Geschäft kennen Sie, hierauf beziehn sich die Beilagen. Durch eine bedeutende Unterstüzung sind jezt wenigstens die Druckkosten

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für die er s t e Abt heilu ng der Ostertagiana gedeckt. Da Sie gleichfalls unter die 15 Subscribenten nach dem ersten, vor 4. Jahren versuchten Plan gehören, so be-

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nachrichtige ich Sie, daß der Druck jezt angefangen wird. Wie es mit der 2ten Abtheilung gehalten werden soll, lehrt die Ankündigung – ich habe mehre Exemplare beigelegt, vielleicht daß sich noch Subscribenten finden, wenigstens ist so ein Blatt gut auf den Tisch eines Museums oder Lesekabinets. Das 2te Unternehmen ist von wichtigem Umfang, und so ungeheuer auch die Schwierigkeiten der Ausführung sind; so verzweifle ich doch nicht daran, sobald der allge m e i n e Friede Ruhe, Leben in unsre erstarrten Körper, Geld in unsre Beutel zurückführt. Es gilt aber auch nichts geringers, als Schillern auf eine Art zu ehren, die seiner würdig, und des teutschen Kunstgenius, wenn auch nicht seiner Prachtliebe, angemessen ist. Sie kennen die Shakespear’s Gallery – diese soll auf Schillern übertragen werden. Es ist eine Prachtausgabe seiner sämmtlichen dramatischen u. poetischen Werke. Hier haben Sie einen kleinen Umriß des Ganzen. 1.) 15. Hefte sind dazu bestimmt, für jedes ein Schauspiel oder ein Band Gedichte, u. zwei Kupfer. Der Druck in Format u. Lettern, wie Bowyers Prachtausgabe des Hume! 2.) 29. Gemälde (Schillers Porträt ist No. 30.) gezogen aus den Gedichten und Tragödien, werden von den ersten teutschen Künstlern in Arbeit genommen. Die Konkurrenz ist für alle. Über ihre eingesendeten Zeichnungen entscheiden 3. Kunstverständige, (der Kurerzkanzler, Göthe u. Brabeck sind dazu bestimmt) nach öffentlicher Ausstellung. Wer den Preis erhält, führt das Gemälde im Grosen aus. Dies wird sorgfältig gestochen (die Kupfer im Format etwa vom Tod des General Montgomery) Das Ganze Werk wird nur unternommen, wenn 500. Pränumeranten sich finden, nur diese erhalten Exemplare, denn es kommt nie in den Buchladen. Der reine Ertrag gehört zur Masse für das Familiengut, Schillers Ehre. Vor 2. Jahren kan nicht angefangen werden, u. dann erst in 8. Jahren vollendet (circa 1814.) Künstler von Reputation sind von der Konkurrenz zur Ausstellung dispensirt, mit ihnen kontrahirt man unmittelbar, u. sie haben auch die Wahl, welche Tragödie Schillers, u. welches Sujet darinn sie bearbeiten wollen, doch müssen sie vorher eine Skize zur Beurtheilung einsenden, und diese kan in der Ausstellung gezeigt werden. So roh ich Ihnen diesen Embryo hinwerfe, so enthält er doch das Wesentlichste. Kosten und Möglichkeiten sind berechnet. Das Heft kostet den Pränumeranten 3. Karolinen, für etwa 50–60. Bogen Text u. 2. große Platten nicht zuviel. Das Werk soll unter Auspizien des Erzkanzlers erscheinen, bleibt aber Privatsache. Associés sind mit mir: Graf Benzel, und der hannövrische Komitialgesandte v. Reden – auch hoffen wir auf Becker in Gotha. Reden gibt ein sehr beträchtliches Kapital zum Anfang her, ist jezt nach England gereist, wo er hofft den König dafür zu interessiren und die reichen brittischen Bibliothekenbesizer. Nach meinem Plane muß in jeder bedeutenden Provinz des Inn- u. Aus-

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lands ein Kunstverständiger Mann dafür interessirt werden, der auf gewisse Be55 dingungen HauptCollecteur ist, Beiträge einkassirt, und die in seiner Nähe

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lebenden, bei dem Werk anzustellenden Künstler unter seine spezielle Oberaufsicht nimmt. Wollen Sie dieser Mann für Kursachsen sein und wie wären Sie geneigt, darauf zu entriren? Auf Dresdner Künstler, unter andern auf Hartmann ist natürlich viel gerechnet – aber diese bedürfen gewiß eines Centralpunkts. Das Maximum, was nach dem Überschlag für ein Gemälde oder Kupferplatte bewilligt werden soll, sind 150. Carolinen. Soviel als vorläufige Notiz. Ich habe in diesem Augenblik keine Kopie des detaillirten Plans u. nicht Zeit eine zu machen, diese steht, so wie auch eine Kostenberechnung des Ganzen zur Prüfung zu Diensten im Fall Sie meinen Wunsch zu erfüllen geneigt sind. Kommt die Anzahl der Pränumeranten nicht zu Stande, so wird es aufgegeben, und es ist ein Lieblingsgedanke weniger. Ich hoffe Dresden zum erstenmale, vielleicht künftiges Jahr zu sehen. Quamquam o! Für Kepler hat Dannecker in Stuttgard ein Basrelief übernommen, die Entschleierung Ur anias durch den Genius der Astronomie. Dies bleibt einstweilen, kommen noch mehr Gelder ein, wie man Hoffnung hat, so sind noch 2. Basreliefs zu bestimmen. Die Platte dazu ist Rechteck 2'6" und 1'9". – Den Po l y i d o s habe ich gelesen, er hat wunderbar auf mich gewirkt – ich halte ihn für das an t i k s t e Kunstwerk, das wir haben – er gehört nur in jenen Kreis, u. leidet durchaus keine Vergleichung mit Modernen. Noch eine Bitte! Mein Verhaft zerriß alle litterarischen Konnexionen. Ich hatte auf das 1e Heft des Augusteum pränumerirt. Kann man das 2te u. 3te noch um den Pränumerationspreis haben? Leben Sie recht wol. Seckendorf.

209. An Friedrich Justin Bertuch, Regensburg, 27. Juni 1806 Regensburg, 27. Jun. 1806. Erlauben Sie, verehrtester Herr Legazionsrath, Ihrem alten Freunde sich im Namen des Verfassers der mitfolgenden Manuscriptprobe an Sie zu wenden, und Sie zu fragen, ob Sie die Stelle der Lucina dabei übernehmen wollen, daß es schnell 5 u. s i ch e r erscheine. Der Inhalt zeigt den Geist des Ganzen. Es 4. solche Reden, im Druck nicht so betragen werden, als das bekannte Fragment de Polybe. Nennen darf sich der Verfasser nicht, seine persönlichen Verhältnisse gebieten auch mir, ihn zu verschweigen, u. darum könnte auch der Druck hier, in der Nähe fremder Gesandten nicht besorgt werden. Das Mscpt wurde schon vor

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10 einigen Monaten vollendet, bedarf daher wegen veränderter Umstände einiger

Verbesserungen, die ich schon dem Verfasser angedeutet habe, indessen soll es zum Drucke ganz fertig sein, bis ich Antwort von Ihnen < > Vorher werde ich es auch einigen orthografischen u. Sprachfehlern reinigen. Wollen Sie zugleich eine teutsche Übersezung damit verbinden, wie wir es allerdings wün15 schen, so bin ich dazu erbötig, da der Verfasser selbst sie nicht liefern kann. Sie soll dann so schnell als möglich nachfolgen. Es versteht sich übrigens, daß ich einem Manne, dessen Wohlwollen u. Freundschaft ich so lange kenne, keine weiteren Bedingungen mache, und es daher Ihnen überlasse, was Sie glauben als Honorar für Original u. Übersezung 20 bewilligen zu können. Lettern u Papier wünschen wir, wie bei Polybe. Ist mein Freund Karl abwesend von Weimar? seit mehren Monaten hörte ich nichts von ihm, auch meine übrigen Korrespondenten schreiben so spärlich, daß ich kaum die Hauptereignisse durch Hörensagen kenne. Leben Sie herzlich wol, und gönnen Sie mir mit den Ihrigen Ihr freundschaft25 liches Andenken. Leo Seckendorf Ich bitte um b aldige Zurücksendung des Mscpts, auch im Fall der Annahme, da es noch revidirt werden muß.

210. Von August Schmidt, Altona, 28. Juni 1806 Altona, d. 28 Juni. 1806. Hochwohlgeborener Herr! So eben erhielt ich von dem verehrungswürdigen Herrn Hofrath Böttiger einen Brief, in welchem er mich ermuntert, an Ew. Gnaden eine unterthänige Bitte 5 zu wagen: möge also die Kühnheit eines jungen Menschen, der Ihnen wenig bekannt es demungeachtet versucht Ew. Gnaden zu schreiben, einige Entschuldigung verdienen. Mein älterer Bruder Heinrich Schmidt genoß einst die Gnade Ihrer Bekanntschaft und genoß selbst das hohe Vergnügen, Ew. Gnaden in Regensburg zu sprechen: wie so gern wünschte ich mit ihm tauschend um so eher 10 Ihre schätzbare Aufmerksamkeit und Wohlgewogenheit zu gewinnen! Herr Hofrath, der auch nach den Schuljahren die Zöglinge seiner gütigen Vatersorge würdigt, schrieb mir, daß sich eine vortheilhafte Stelle als Lehrer des 12jährigen Sohnes des churhessischen Gesandten Herrn von Günderode eröfne, deren Besetzung Ihren hellen Einsichten überlassen sei. Verzeihen demnach Ew. Gna15 den meine kühne Bitte, mich hiezu vorgeschlagen zu sehen, und vergönnen mir

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eine kurze Schilderung meiner selbst und was ich zu leisten im Stande seyn möchte. In Jena habe ich Theologie studiert und um nicht immer zwischen den Mauern der Heimath beschränkt zu weilen in Hamburg eine Stelle als Lehrer an einem dortigen Institute angetreten, wo ich in der französischen Sprache, die zu üben sich hier so günstige Gelegenheit darbietet, im Lateinischen, Griechischen, in der deutschen Sprache, Geschichte, Geographie, Verstandesübungen p.p Unterricht ertheilte; bald aber sah ich mich durch die eigennützigen Absichten des gewinnsüchtigen Vorstehers zum Abgang gezwungen, ich verließ ihn nach einem 3vierteljährigen Auffenthalte. Bis jetzt bin ich an einem von einem Franzosen und Engländer neuerrichteten Institute in Altona allein mit so ungewissen Ausssichten und absichtlich ohne Contract angestellt, daß ich zu jeder Zeit dieses Engagement verlassen kann. Von einigen schätzbaren Männern, die mir ihre gütige Theilnahme bewiesen, ward mir auch Hofnung zu einer Anstellung in Liefland gemacht; allein bestimmte Gewißheit und südlichen Himmel würde ich mit Freuden vorziehen. Daß ich mit inniger Wärme für das pädagogische Studium, mit lebhaftem Streben in Ausbildung des Knaben mich beeifern würde, die Zufriedenheit und Wohlgewogenheit der gnädigen Eltern desselben zu erlangen, kann hier als bloses Versprechen wenig gelten, möchte ich Ihnen bald deutliche Beweise hievon geben können! Das Alter eines 22jährigen Jünglings besitzt zwar nicht die Reife und vollendetere Ausbildung des Betagteren; doch gewiß würde ich meine schwachen Kräfte anwenden, dieses Erzeugniß der Zeit in Etwas zu ersetzen. Nach den nähern Bedingungen bei dieser Stelle mich zu erkundigen halte ich für überflüssig, da mir die Aeußerung des Herrn Hofrath volles Zutrauen einflößt. Meine unterthänige Bitte wiederhole ich nochmals, daß Ew. Gnaden mir Ihren gnädigen Beistand zu Erlangung dieser Station nicht versagen und so gewogen seyn möchten, mich mit einer baldigen Antwort zu beehren, ob mir die schöne Aussicht nach den wichtigen Mittelpunkt Deutschlands sich nähere, oder nur in schwacher Ferne bleiben solle. In Voraus sage ich Ew. Gnaden für Dero edelmüthige Bemühung, wenn Sie mich deren würdig achten sollten, meinen wärmsten Dank, den ich thätig zu äußern mich freilich zu gering fühle. Mit tiefster Hochachtung verharret Dero unterthäniger Diener August Schmidt. Meine Adresse: Schmidt in Hamburg, abzugeben bei Herrn Unna und Iselin an der Neuwallsbrücke. No: 144.

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211. Von Karoline von Wolzogen, Weimar, 28. Juni 1806 Weimar den 28tn Junius

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Sie werden meine späte Antwort, der Ursache wegen verzeihen. Eine ernstliche Kranckheit Wollzogens ließ mir wenig freie Augenblicke. Heut empfieng ich Ihren zweiten Brief. Es freut mich herzlich daß Sie jezt einer heitern Zukunft entgegen sehen. Glücklich wer in dieser gährenden Zeit keinen andren Beruf hat als Wissenschaft u. Kunst! Ich habe in Ihrem Entwurf Ihre Achtung u. Aufrichtigkeit für den theuren Verstorbenen mit herzlicher Rührung erkannt. Mir däucht Sie sollten dieses Unternehmen blos auf Bilder u. Kupferstiche einschräncken, die getrennt vom Truk herauskommen, den man so in Jedermanns Händen vermuthen kann. Zu der Herausgabe der Kupfer müßten Sie so nothwendig die vollständige Ausgabe auch aller noch hinterlassenen Sachen, von Cotta erwarten, da der Demetrius auch sehr schöne Sujets für den Mahler liefern wird. Alle Collisionen mit Cotta wären unangenehm für uns, da er uns seit langen Jahren als ein braver Mann bekannt ist, so wird ihm die große Ausgabe der sämtlichen Schriften übertragen werden. Er wird gewiß in alles gern eingehen waß den Ruhm des Verstorbenen u. das Intreße der Familie betrift. Suchen Sie ihn mit in das Unternehmen zu ziehen, u. übertragen ihm den Text der Prachtausgabe, wenn Sie sich nicht, wie mir noch paßender scheint, u. Ihnen alle unangenehmen Collisionen erspart, blos auf die Gemählde Gallery einschräncken wollen. Ich bin Ihres herzlichen Wohlwollens gewis, u. Schreibe Ihnen daher offen blos für S i e , die Lage der Dinge. Becker von Gotha ist so eben bei uns, er ist auch durch G. Reden sehr für den Plan interessirt, u. ist auch unserer Meinung für die Gallery, ohne Text. Der Antheil Ihres Schwagers des G. Benzel findet unsre wärmste Dankbarkeit. Es ist ein frohes, hebendes Gefühl die mächtige Widmung des Geistes so nachtönen zu hören. Nie war noch eine so warme Anerkennung des Verdienstes in unserm Vaterland erfolgt, u. billig muß dies den Schmerz seiner Nächsten erheben, so wie es ihn belebt. Leben Sie wohl, u. behalten in Andencken Ihre C ar o li ne Wollz ogen.

35 Göthe ist nicht hier an seiner Mitwirkung zum Urtheilen, zweifle ich nicht.

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Monate sind vergangen, langweilig die meisten, hier und da freundliche Sonnenblicke, seit wir uns gesehen haben, Freund Klemens! und noch bin ich in meiner Einsamkeit nicht geweckt worden von einem muntern Klang des Wunderh o r n s . Soll es etwa verstummen? Das möchte ich nicht, um des vielen guten und gemütlichen willen nicht, das mich daraus angesprochen, wenn wir auch nicht in allem eines Sinnes sind, es auch gottlob! nie sein werden, das wäre viel zu langweilig! Streit muß sein – aber muntrer – streitend übt sich die Kraft. Also ein Wort von unsern Volksliedern – Arnim habe ich schon vor gar lange geschrieben, den haben aber, seine Sünden vermutlich, nach Meklenburg verschlagen, wo er wol keine Briefe liest, noch weniger beantwortet – ja wenn es Würste wären! Indeß wächst mein Vorrat an – mein Plan zum teutschen Percy kan noch sobald nicht reif werden – die lieben Feldblümchen liegen da, weil ich Ihretwegen keinen andren Gebrauch noch machen wollte. Jezt habe ich aber Gelegenheit für einige der besten. Ich habe bereden lassen, einen Musenalmanach zu sammeln, klein und bescheiden, (wollen Sie und Ihre liebe Frau mir Beiträge senden, so seien Sie hiemit geziemend begrüßt, aber bald, denn der Druck fängt nächstens an) In diesem Almanach soll eine besondre Abt heilu ng S t im men der Vö lker enthalten – Volkslieder, Romanzen. Ich habe einstweilen Spa nier u. Britten dazu bestimmt, es hängt von Ihnen ab, ob auch Teutsche dabei auftreten sollen, denn wird das Wunderhorn nicht oder nicht bald fortgesezt, – und in den öffentlichen Blättern schweigen die Anzeigen – so gebe ich einige in den Almanach. Mit der Zeit können Sie diese dennoch Ihrer Sammlung einverleiben, da Sie auch Gedrucktes geben. Zwei Worte genügen! Kölle schreibt mir von Tübingen, er habe an Sie geschrieben, und seinen Vorrath angeboten, Sie seien aber noch nicht einig. Was sind denn Ihre Bedingungen? Was gibt Mohr für Honorar? Schade, wenn unsre Wünsche nicht erfüllt würden. Die Verbindung muß bestehn – ich liebe wie Sie, was unsre wackren Väter gethan, still und anspruchlos, aber kräftig, und es ist mir redlicher Ernst. Leben Sie wol, meine Adresse ist à Mr. le Bar. Leo de Sekkendorf Ratisbonne.

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Deinen beiden Briefe, der leztere vom 16. v. M. haben mir viele Freude gemacht mein lieber S. denn sie waren mir erfreuliche Beweise daß mein Andenken dir noch lieb ist. Thue es auch ferner und sei versichert das deinige wird es mir bis zum Grabe seyn. Daß unser guter Herder uns so jung noch schon dahin voraus gegangen ist, hat mich sehr betrübt! Leicht sei die Erde seiner Asche! Seine lezten Phantasien waren so froh und heiter wie sein ganzes Leben. Er starb in des braven Netto Armen, der hat mir davon geschrieben. Wie viele unserer alten Freunde findet er schon dort! Die Eckardts, Wibel, Studniz, Kathel (?), Duderlein, Knigge, Prechtel! Auch die Todten sollen leben. Ja wohl guter Alter! wir wollen zusammen halten, ehe gleiches Schicksal uns ereilt – und so friedlich es auch in dem stillen Reich der Schatten zugehen mag, ist es doch mehr als jemals werth zu leben, um das Ende dieser traurigen Zeiten zu sehen. Ich kann mir nicht denken daß die Zeit noch ferne seyn sollte in welcher unser armes deutsches Vaterland sich von seinem tiefen Fall erholen wird. Kommen wird, kommen muß sie, und bald, denn Alles hat ein Aeußerstes und dieses scheint mir jezt hier dadurch herbei geführt zu werden, daß man die Religion mit ins Spiel bringt, die sich der deutsche Bauer nicht so leicht wie Weib und Tochter, Hab’ und Gut nehmen läßt. Entsezlich ist’s was wir erleben, was kann man aber unsern Erbfürsten vorwerfen da selbst die Dalberge uns verrathen. Doch die Vorsehung wird uns nicht ganz verlassen, ihr wollen wir vertrauen und der Ueberzeugung, daß ein Volk wie die Deutschen zu mehr bestimmt ist als so schmählig unterzugehen, sonst wäre der Glaube an eine Weltregierung, Wahnsinn! Es regt sich ja doch hier und da noch Muth und Kraft und Schriften wie Arndts Geist der Zeit, das erniedrigte Deutschland, das 18te Buch des Polybius, Attila, der magische Spiegel etc werden ihre Wirkung nicht verfehlen. Rückten jezt 60000 Oestreicher schnell vorwärts und gewännen nur eine Schlacht, das ganze südliche Deutschl. schlüge sich zu ihnen. Dein gewesener König würde auch gerne dabei seyn ehe er sein schönes Württemberg herausgiebt, wie er nun soll. Es wäre sehr traurig wenn das herrliche Land getheilt würde. Kürzlich hörte ich dein H. Vater käme als Minister nach Carlsruhe und du erhieltest seine Stelle als Reichstagsgesandter. Ist es wahr so wünsche ich dir herzlich Glück dazu. Schreibe mir doch bald! – Einen Hofmeister weiß ich dir sogleich nicht zu empfehlen, denn hier konnte man mir Niemand dazu vorschlagen. Hat es aber einige Monate Zeit bis zum Antritt seiner Stelle und ist nicht schon gesorgt, so schreibe mir baldigst und ich verschaffe dir ein brauchbares Subjekt aus meinem Vaterlande. Siehst du Fanny C. so empfiel mich ihr bestens und ich würde mich eben so sehr freuen wenn es ihr recht wohl gehe, als es mir

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leid gewesen wäre, ihr keine vortheilhafte Stelle zu verschaffen, so viel ich mich auch darum bemühte. – Wir sind nun seit Mitte Aprils hier und haben uns leider in unsern Erwartungen nicht getäuscht; denn wir finden es sehr langweilig und fatal. Man ist über alle Beschreibung ungesellig. Ich war erst ein einzigesmal in Gesellschaft und lebe wie ein Einsiedler. Zum Glück kenne ich den Reiz der reinen Kost der Musen, sie muß mich mehr als jemals nähren und erhalten und ich bin dabei froh und heiter. Ich arbeite sehr fleißig, jezt an Untersuchungen und Beiträgen zur Kulturgeschichte der germanischen Völker. Zunächst werden meine Uebersezungen der beiden Isländischen Edden erscheinen; nur ist es sehr schwer bei dem jezigen Verfall des Buchhandels einen guten Verleger zu erhalten, und ich suche noch vergebens. Schreibe mir doch womit du dich beschäftigest. Ist es möglich so erscheint bis zur Ostermesse auch noch ein Band Vorarbeiten und Beiträge zu einer pragmatischen Geschichte der Menschheit von mir. Auch mit den alten Heldengedichten der Deutschen beschäftige ich mich wieder, besonders mit den drei Theilen der Nibelungen deren Bearbeitung von Tiek nächstens erscheinen wird. Hat er es nicht gethan, so hoffe ich es beweisen zu können, daß wirklich Fragmente alter Geschichte dabei zum Grunde liegen und zwar gerade solche die eine bedeutende Lücke ausfüllen und also von vielem Werthe sind. Und nun genug für heute. Mein lieber Reuß empfielt sich dir vielmals. Er ist jezt ein Erbprinz geworden da der Kaiser vermöge Diploms vom 9ten April dem Schleizer Hause erlaubt hat, die nach Abgang ihrer Agnaten der Burggrafen von Meissen ihnen zugefallene Fürstl. Würde, von der sie Zeither keinen Gebrauch machten, von nun an zu gebrauchen. Ich wünsche nur daß es dazu dient bessere Bedingungen zu erhalten, wenn wir auch die Unmittelbarkeit verlieren sollten. Noch wissen wir gar nicht was uns bevorsteht. Erfährst du etwas Gewisses so theile es mir mit. So eben, indem ich schliessen will, erhalte ich einen schönen und freundlichen Brief von F. Schlegel. Mein mythologisches Lexikon hat seinen ganzen Beifall; du kannst es dir also immer auch kaufen. Er ist noch in Kölln, es ist aber ewig Schade daß er so für Deutschl. verloren geht. Er wäre vor vielen werth vortheilhaft angestellt zu werden. Vergiß nicht jeden Weg dazu zu benuzen. Gehab’ dich wohl und schreibe bald deinem dir ewig treuen F M. Mache doch bald deine in Württemberg projectirte Fußreise hieher.

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Verehrtester Herr Professor! Wir haben uns zwar, der Zeit nach schon lange, aber dennoch bei der stillen Hochachtung, die ich Ihnen in der Ferne gewidmet, nur wenig gekannt. Jezt gesellt sich hiezu die Dankbarkeit – denn durch die Art, wie Sie neulich die Resultate Ihres strengen aber würdigen Bestrebens, die moderne Kunst auf ihren wahren Standpunkt zurückzuführen, öffentlich vorgelegt haben, hat meine innere Entwicklung einen bedeutenden Schritt gewonnen. Empfangen Sie davon einen Beweis in dem Vertrauen, mit dem ich Ihrer Prüfung eine Idee vorlege, die einer ernsten Würdigung nicht unwert scheint. Ich habe sie in der Beilage näher zu entwickeln gesucht. Es kan Ihnen nicht entgehn, was ich eigentlich damit wünsche, sollten es auch überspannte Hoffnungen sein, denen ich freilich zu gern Raum gönne – aber mag doch des Enthusiasmus für das Gute und Schöne eher zuviel, als zu wenig sein! Wir haben schon oft gesehn, was ein fester, thätig verfolgter Wille vermag – mögen denn die Männer, denen es Ernst ist um das Höchste der Menschheit, auch das nicht verschmähn was ich in meinem Kreise vermag. Ich habe immer gestrebt, meinem Geiste die eigne Freiheit zu bewahren – ich bin auch jezt politisch unabhängig, denn bei dem Elend, dem das Vaterland in der Wirklichkeit erliegt, müssen die Edlen zurücktreten, und in ihrer Brust ein neues, unsichtbares Vaterland gründen. – Ich bin Herr meiner Zeit, habe den Willen etwas zu leisten, und einige Erleichterung durch meine äussere Lage. Der Plan, den ich Ihnen hier vorlege, ist sehr weitsehend – ich trage aber die Last des Unternehmens nicht allein, der Geheimerath Baron Reden von Hannover, der hiesige Geheimerath Graf Benzel, u. wahrscheinlich auch Becker in Gotha sind mit associiert, ich kan durch sie auf das zum Anfang nöthige Kapital rechnen, und habe ja auch nichts zu übereilen, da unter zwei Jahren schwerlich angefangen werden kan. Nach meinen eigentlichen Wunsch, den ich aber aus Rücksichten, denen auch die beste Sache nicht entgehn kan, nur allmählich werde durchsezen, nicht aber gleich verlangen können, sollte die projektirte Ausstellung blos in Weimar, unter Göthes, Meyers u. Ihrer Direktion gegründet werden. Das Ganze würde an Einheit gewinnen – doch davon läßt sich in der Folge sprechen – ich wünschte nur Göthes Stimme, der jezt abwesend sein soll, erst, und der übrigen zu vernehmen, deren Einsichten, mich hier leiten sollen. An Meyern und die Frau v. Wollzogen habe ich selbst geschrieben. – Der Geheimerath v. Uxkull in Stuttgard, ein würdiger Dilettant und Sammler, der zweimal in Rom gewesen, schreibt mir, er habe dort eine Skize von Carstens, von der in ihrem Werke erwähnten besten seiner Kompositionen zum Dante gekauft. Vermutlich ist sie Ihnen bekannt. Mit äusserster Liberalität wünscht er dies

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Stück dem Publikum gemeinnüziger zu machen, und es in Regalfolio in Stuttgard 40 graviren lassen, wenn er nur wegen der Kosten gedeckt wäre, und sich nicht

selbst mit dem Absaz abgeben müßte. Sollte sich durch Ihre Vermittlung dies nicht bei dem IndustrieComptoir bewirken lassen? Leben Sie herzlich wol, und erfreuen sich bei Gelegenheit mit Ihrem Urteil über mein Unternehmen. Ich muß nachträglich bemerken, daß bei dem Kosten45 überschlag im Durchschnitt 150. Carolinen für jedes Gemälde, und eben soviel für eine Platte gerechnet sind. Leo Seckendorf. Meine Adresse: Directe mit Bezeichnung meines Vornamens. Regensburg, 11. Jul. 1806.

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Ich freue mich Dir trauter Freund, der du immer lebhaften Antheil an allem was uns betroffen hat, genommen hast, mit zuerst zu schreiben, daß ich seit kurzem glücklicher Bräutigam bin. Ich habe mir ein holdes Mädchen die gebildeten Verstand mit Gefühl und Herzlichkeit verbindet, gewählt, und hoffe durch Sie mir eine zufriedene Existenz für die Zukunft zu schaffen. Meine Braut heißt Henriette Feder, und ist die älteste Tochter des Profeßor’s Feder in Dresden. Eine nähere Bekantschaft mit ihr am vorigen Pfingstfest gab mir die feste Ueberzeugung, daß ich das gefunden hätte, was ich so lange vergebens suchte; schnell war mein Entschluß gefaßt, und bald darauf erhielt ich ihr Jawort. Dann erst wandte ich mich an die Eltern, an denen ich eine würdige solide Familie kennen lernte – im October denke ich mein Jettchen heim zu hohlen. In den öftern Reisen, die dieses verursachte, theurer Freund, und den daraus hier entstandenen Geschäftsaufhäufungen lag der Grund, daß ich meine lieben Freunde zeither ein wenig vernachläßigte. – Jezt wo bey mir die Friedenspräliminarien unterzeichnet, will ich nach und nach mein Schuldenregister wieder abtragen und tilgen. – Heute aber pressirt mich der Abgang der Post, ich versichere also die weitläufige Beantwortung deiner lieben Briefe auf nächsten Posttag. Von dem Vater, der dich innigst grüßt, und gestern nach Liebenstein mit meiner Mutter und Schwester gereißt ist, soll ich dir mit vielen Dank das politische Fragment zurückstellen. Da wir unbedingte Censurfreiheit hier genießen, (mit der Reservation gegen den Herzog keine politischen Pamphlets, die den Hof

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irgend compromittiren könnten, aufzunehmen – und die wirklich jezt Moutarde aprés le diner sind) so müßen wir streng in Ausnahme des zu Druckenden seyn, und lehnen aus diesen Gründen den gütig gemachten Antrag ab. Deiner edlen Schwester glückliche Niederkunft habe ich durch die holde Fräul. v. Stein gehört. – Erneuere bey Ihr mein Andenken, denn ich schätze sie sehr hoch – Eben so empfiehl mich den mir so gütig gewesenen Grafen Goerz u. Legat. Rath Kaufmann – vorzüglich aber Freund Stozingen. Gern hätte ich ihn schon längst schriftlich für die angenehmen Stunden, die ich ihm in Regensburg danke, herzlich begrüsst, aber – wahrhaftig ich wuste nicht, wo er sich aufhielt. – Jagemann ist am 8n huj. mit den Herzog nach Töpliz abgereißt, und geht dann über Wien auf mehrere Jahre nach Italien, was für sein höheres Kunst Studium durchaus nothwendig ist, denn hier beschränkte er sich blos auf ein schnelles Portraitiren. – Caroline Jagemann ist nach Lauchstädt – Mariane Jag. wird im August wahrscheinlich in Rudolstadt, Dankelmann heirathen, und nach Coburg gehen. Gustchen Löwenstern ist so höre ich, in Wilhelmsbad mit Coudenhove verbunden worden, und geht mit ihm nach Mähren. – Von Brühl habe ich gar nichts gehört. – Gottfried Herder’s Tod hat mich tief gebeugt, ich verlohr an ihm einen treuen redlichen Freund, den einzigen Ueberrest unseres alten vertraulichen Kreises. – Weimar stirbt immer mehr für mich ab, deswegen muß ich mir eine gute häusliche Existenz schaffen, die einzig bleibende und feste, die ich mir noch denken kann. – In Tiefurth befindet man sich wohl; – Vater Wieland befördert seiner treuen Freundin Sophie La Roche leztes Kind – Melusinens Feyerabende – zum Druck, was durch eine biographische Scizze der Verfasserin, die W. zu liefern versprochen hat, vielleicht Interesse erhält. – Für heute, theuerster Freund, muß ich schließen. Nächstens ein mehreres von Deinem treuen Freund C Bertuch. N. S.

55 Ein Courier hat gestern unserer holden treflichen Prinzessin Caroline den großen

Catharinenorden aus Petersburg gebracht. – .

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Nach Jahrelangem Stillschweigen sei Ihnen, hochgeehrtester Herr Professor! dieser Brief das erste Zeichen einer Wiedervereinigung zu gemeinschaftlichem litterarischem Streben. Warum ich es nicht schon längst gethan? Gerade aus keiner andern Ursache, als weil meine 1803. erfolgte Versezung nach Stuttgard mir von Monat zu Monat die Hoffnung gab, mit Ihnen persönlich zusammenzutreffen, was ich sooft vergebens wünschte – Berufsgeschäfte rissen mich indeß von meinen Lieblings neigungen hinweg – endlich sah ich im verflossenen Jahre den Augenblick der Erfüllung nahe, als mich das Schicksal traf, von dem Sie wahrscheinlich gehört haben werden, das dort meiner ganzen Existenz ein Ende machte. Seitdem ist persönliches Zusammenkommen nicht mehr möglich, so lang wenigstens mein Verfolger lebt, oder Sie nicht selbst ein Land verlassen, in das Sie sich nie hätten vergraben sollen. Dafür steht mir jezt die Feder wieder zu Gebot, ich bin frei, ganz frei von allen Verhältnissen, kann und werde von nun an nur mir selbst und meinen Studien leben, und bin Herr meiner Zeit. Vor der Hand bin ich noch in Regensburg fixirt, hieher machte ich eben einen Ausflug, um litterarische Verbindungen anzuknüpfen, von denen ich Sie zum Theil unterhalten muß. Vor Regierungen, Akademien u.s.w. muß man nichts erwarten, auch hier nicht, aber es gibt einzelne Männer, und was geleistet werden kan, müssen solche Seelen unternehmen, die eines heiligen Enthusiasmus fähig sind, und es vermögen, sich über den Jammer der gegenwärtigen Zeit auf einen höhern Standpunkt zu heben. Ich habe etwas von diesem Geiste, ich lasse nicht leicht etwas fahren, was ich ergriffen habe, und Hindernisse schrecken mich nicht – ich habe Zeit, und kan dereinst auf soviel Auskommen rechnen, daß ich dann, zum Theil selbst jezt, einige Opfer bringen kan, wenn es sein muß. Ich habe nun, nach langem Erwägen den Plan zu folgenden Werken entworfen, die ich nach und nach vorbereite, und wenn sie völlig reif sind, gewiß ausführe. 1.) Teutscher Percy, Denkmäler unsers lyrischen, hauptsächlich Vo lks gesangs (ob er sich auf den lezten allein einschränken, oder die Lyrik im weitesten Sinne umfassen soll, bin ich noch nicht ganz einig) nach verschiedenen Dialekten, Materien und Epochen teutscher Bildung u. Sprache geordnet. Alte Sprachformen, und Orthografie werden größtentheils beibehalten, wo es nöthig ist, eine möglichst treue Nachbildung in die neuere Sprache beigesezt. Der Text kritisch hergestellt, in kurzen Noten die wichtigsten Varianten angezeigt, aber so wenig kritischer Apparat wie möglich. Commentator u Glossator bin ich nicht, ich will ihnen blos vorarbeiten. Was in andern Sammlungen zerstreut ist, wird mit aufgenommen. Den Volksliedern werden in eigenen Heften die Nazionalmelo-

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dien soweit sie aufzufinden, mit ganz simpler, zweckmäsiger Begleitung beigesellt, als besondere Abtheilung derselben, sollen auch neuere im ächten Volkston komponirte Melodien, und ächte ausländische erscheinen. II.) Bibliothek für altteutsche Kunst u. Poesie. In dieser sollen die besten, größeren Gedichte, besonders die Heldenlieder in korrekten Abdrücken, zweckmäsigen Auszügen und Bearbeitungen, ferner die Volksromane u. Rittergeschichten, endlich interessante Abhandlungen über einzelne Gedichte erscheinen. Ich sammle aber nur für den poetischen, nicht für den kritischen Sinn – und nur das, was für den ersten Wert hat. III.) Bibliothek von Übersezungen ausländischer Dichter, klassischer u. romantischer. Hier ist genaues Auffassen des ursprünglichen Tones, und in diesem Sinne höchste Treue mit vollendeter Form der Zweck. Ausländische Volkslieder, Skaldengesänge u.s.w. werden hier ihre Stelle neben den edelsten griechischen u. orientalischen Blumen finden. Das alles, werden Sie sagen, sind schöne Träume, und ein kolossales Beginnen. Auf Theilname des Publikums rechne ich auch nicht sehr, sobald nicht einmal auf einen Verleger. Wol aber auf das Interesse aller, die sich schon rühmlich auf gleichem Wege versucht haben. Für die Ausführung selbst habe ich auch noch einige Ideen, die in der Folge das Gelingen versprechen mögen. Hier in München interessiren sich fürs erste der Oberbibliothekar, Freih. von Aretin, u. der Bibliotheksekretär Docen, ein hofnungsvoller junger Mann. Vor der Hand begnüge ich mich zu sammeln, – es kan wol geschehn, daß ich vor allen Dingen, sobald es ruhig wird, erst nach Rom gehe, um einen Versuch auf die vatikanischen Schäze zu machen. Es ist aber vor allen Dingen nötig, zu wissen, wer mich unterstüzen wird, und was ich von jedem erwarten kan. Braga u. Hermode scheint eingegangen, zum Theil mag das auch an der Form dieses Magazins liegen – kan aber kein Fönix aus der Asche hervorgehn, u. wie? Das erste Versprechen war auf 12. Bände gerichtet. Gestatten Ihnen Ihre Verhältnisse keine Fortsezung, u. wenn nicht, kan ich dann mit Gewisheit auf Ihren Antheil für mein Unternehmen zählen? Bis Michälis erscheint von mir ein Musenalmanach auf 1807. worinn ich erst im Publikum herumfühlen werde, ob es wieder klingt. Er soll eine Aufforderung zur Herausgabe des Percy, und eine besondere Ab theilung unter dem Titel: S t i m m e n d er V ölker enthalten, Volkslieder nach den Nazionen geordnet, diesmal blos ungedruckte – ich habe einstweilen teutsche, spanische, englische dazu bestimmt, dänisch verstehe ich nicht. Ich habe viel ungedruckte teutsche, die ich Arnim u. Brentano für den zweiten Theil des Wunderho rns versprochen hatte, allein es scheint, daß dieser noch nicht erscheint, dann nehme ich die besten in den Almanach. Dankbar würde ich Mittheilungen aus Ihrem Vorrat annehmen, sehr gern auch dänische – aber ich kan kein Honorar dafür anbieten, da

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ich, um es bei dem ängstlichen Verleger nur zu Stande zu bringen, selbst darauf verzichte. Diese Volkslieder werden 2/3 des Almanachs betragen, der Rest sind eigene u. fremde Gedichte das Ganze etwa 10–12. Bogen 8. Unter andern habe ich das ächte Jägerlied (mit der Melodie) wovon in den Blättern von teutscher Art einzelne Stellen angeführt sind, ganz, es weicht aber beträchtlich von dem Ihren, Bragur I. p. 277. ab – besonders im Schluß, da der Jäger sterben muß. Melodien kommen nicht zum Almanach, vielleicht ein paar, denn der Verleger scheut die Kosten, ich gebe aber eine besondre Sammlung heraus – ich vermuthe, daß Sie da gewis viele besizen werden – aber wie soll ich sie zuverlässig erhalten? denn es scheint, daß, wenigstens nach den Proben, die im Bragur stehn, sie nicht richtig sind. Von den dortigen Melodien wenigstens I. p. 265. II. p. 112. III. p. 309. ist keins musikalisch richtig gesezt – vermutlich da die Melodie nur unvollkommen nach dem Gehör aufgesezt ist. Das erste: Stund’ ich auf einem hohen Berg, hat besonders sehr gelitten, u. ich bin nicht im Stande es herzustellen – ich besize aber die schöne, äusserst klagende Melodie von dem im Text sehr ähnlichen Lied vom jungen Grafen, Herders Volkslieder 1,1. die wirklich noch in Wirtemberg gesungen wird – so auch die vom: Es stehn drei Sternlein am Himmel p die Melodie, aus Th. II. hat im 2ten Theil zwei falsche Takte, ich habe sie ächt. Die 3te endlich vom schönen Midel ist leicht zu verbessern. Es muß ¾ Takt statt 6/8 sein, und das erste Viertel in jedem Theil muß im Auftakt stehn, sonst hätte der erste Takt vier Viertel. Besonders hätte ich die Melodie von: S chö ns tes Kind zu d ein e n F üs s e n gern. Können und wollen Sie mir Volkslieder schicken, so bitte ich nur inständig, es recht bald, längstens bis 4. Wochen von heute an, zu thun, weil der Druck des Almanachs anfängt, sobald ich in Regensburg zurück bin, d.h. gegen Ende dieses Monats. Mit den Melodien hat es aber Zeit. Zum Schluße noch einige Fragen 1.) Sezt Koch die Müllerische Sammlung noch immer nicht fort? ist es wenigstens nicht möglich, daß nur der 3te Theil fertig u. ausgegeben werde – er ist schon halb gedruckt. 2.) Lebt Elwert noch, u. wo? 3.) Was ist aus dem Hofmeister Röther zu Stutgard u. seiner Sammlung teutsch. Volkslieder geworden? Bragur III. p. 478. Er hatte ja schon mehre 100. 4.) Was für Mittel stehn Ihnen zu Gebot, um eine Aufforderung ins schwäbische Publikum, Volkslieder mit Melodien zu sammeln, gelangen zu lassen. Meine Kommunikazion mit diesem Land ist äusserst schwer. Wäre nur erst die hiesige Bibliothek in Ordnung, oder ganz aufgestellt. Leben Sie herzlich wol Leo Seckendorf

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Von Achim von Arnim, Giebichenstein, 28. Juli 1806

Adresse: nach Regensburg unter Couvert à Madame la Bar. de Seckendorf, née Bar: de Stiebar. N.S. Aretin gibt seit Anfang d. Monats eine Fortsezung des Allg. litterar: Anzeigers 120 heraus, der besonders zu Verbreitung von Notizen über alte Litteratur dienen

kan, er wird nach u. nach manches aus der hiesigen Bibliothek mittheilen. Wissen Sie nicht ob H. Leon die schon lang angekündigten Melodien und Lieder vom Wolkenstainer herausgegeben hat?

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In Mecklenburg hatte ich von meiner Tante mehrmals gehört, daß Sie in Regensburg mißvergnügt und krank, ich war oft des guten Vorsatzes Sie an allerley Unternehmung zu erinnern, das ist der einzige Luftball, der aus allem Argen aufreist und aufrichtet und nicht wieder zur Erde muß. Sie haben indessen das Hausmittelchen selbst gefunden, Ihr Brief den ich spät in Berlin vorfand läst auch mich hoffen, daran Theil zu nehmen, ich antworte darauf noch später um Ihren Auftrag an Reichardt aus zu richten, zu dem ich bald hinreisen wollte, bey dem ich jezt bin. Einliegend seine Antwort. Als Musikverleger empfehle ich Ihnen Rudolph Werckmeister Musikhandlung oder die Realschulbuchhandlung in Berlin oder Breitkopf, leichter würde es freilich in Ihrer Nähe zu besorgen seyn. Glück zu, es wird sicher gehen. Für den zweyten Band des Wunderhorns habe ich nach Vermögen gesammelt, ich reiste durch Schwab Hall, Nürnberg Gotha, auch einige Beyträge wurden mir, ich bin jezt unterweges, es soll denke ich alles noch bis Michaelis zustande kommen. Ihr Anerbiethen nehme ich mit vielem Danke an, ich erbitte mir O Uli mein Uli, komm zu mir zur Kilt Droben im Weiherle Ist denn mein Vater ein Leirersmann Frau Nachtigal mach dich bereit Es ritten drey Bursche wohl über den Rhein Tra, ri, ro der Sommer u.s.w. Legen Sie bey was Ihnen merkwürdig scheint, ich greife unter denen angezeigten wie in Loose, eins schieb ich weg und nehm das Nächste, das ich vielleicht schon kenne, denn wörtlich erinnere ich mich selten eines Liedes; meine Briefe erhalte ich jezt am schnellsten durch Clemens Brentano, Heidelberg, Paradeplatz, zu

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dem ich mich bald hin träume, dazwischen besuche ich Göttingen, meinen alten Ameisenhaufen. In Lauchstädt habe ich ein Paar angenehme Tage zugesehen, die Jagemann spielte, Becker, Egmont Clärchen, Figaro, ausserdem ist der ganze Ort 30 ein Paradies. Hier wohne ich in Reichardts Haus und Garten wie ein eigen dazu gesandter und gezogener Bauer, so angenehm und eingewiesen (?) bin ich mit allen, über mir ziehts hell und dunkel, es kümmert mich nicht, so auch die Weltgeschichte rings, die mir zur reinen Zeitung geworden. Viel Herzliches allen die sich in Ihrer Stadt nach mir, wenn auch nur im Jahr einmal, erkundigen, Glück zu 35 Allem allen, Ihnen insbesondre. Ludwig Achim Arnim

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Arnim schreibt mir von Giebichenstein, ich sollte einige Volkslieder, die ich besize, u. die er nahmhaft macht, an Sie schicken, er hoffte noch immer, des Wunderhorns 2 ter Theil komme jezt heraus. Ich soll auch sonst beilegen, was ich gutes habe. Ich habe aber noch keine Antwort auf meinen ersten Brief von Ihnen. Ein paar, die ich grade abgeschieben habe, lege ich Ihnen bei, die übrigen müßte ich erst abschreiben, oder Ihnen die Originalsammlung unter Bedingung der Zurückgabe, sobald Sie Gebrauch gemacht, zusenden. Allein antworten Sie mir nur bestimmt, ob der 2te Theil des Wunderhorns jezt erscheint. Ich habe viele, aber von ungleichem Wert, und wahrscheinlich sind manche drunter, die Sie auch schon haben, was ich nicht wissen kan. Einige der besten wollte ich in den Almanach aufnehmen, der jezt von mir herauskömmt, u. größtentheils Volkslieder aus allen Nazionen enthalten soll. Ich lasse sie weg, wenn das Wunderhorn zu gleicher Zeit herauskomt, denn wozu Kollisionen? Ist dies aber nicht, so ist mir’s lieb, denn ich bin noch um Manuskript verlegen, und Ihnen verschlägt es nichts, da Sie auch gedruckte Sachen in Ihre Sammlung aufnehmen, wenn nur diese später heraus kommt. Also beantworten Sie mir diese Frage. Kölle schreibt mir, er habe Ihnen seinen Vorrat aus Tübingen zugesendet, dies thue ich ebenfalls, aber etwa ein Duzend behielt ich gern zu obigem Gebrauch. Ich komme eben von München zurück, wo Ihrer oft bei Docen gedacht wurde. D. hat etwa 20. Lieder im 2ten Theil seiner Miszellaneen abdrucken lassen, die gerade unter der Presse sind, auf der Bibliothek gibt es noch mehr. Wir haben vieles besprochen, altteutsche Poesie u. Romantik. Wir möchten gern ein fortlaufendes Werk dafür unternehmen, wo Sie mit dabei sein müssen – Abdruck korrekter Texte alter Heldenlieder u. Geschichten, nebst Bearbeitung u. Übersezung. Wäre

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das nichts für Ihren Verleger? Denn in München ist nichts zu machen, nur viel Geschrei. Das Lied: Tra, ri, ro! der Sommer der ist do! das Arnim auch von mir verlangt, steht D. Mus. 1778. Oct. Das: Frau Nachtigall! mach dich bereit, ist ebendas. Maj 30 1776. u. steht in Rosts Gaillarden. Leben Sie wol! Der arme Tian ist tod, das thut mir sehr weh, ich begreife das Wie? gar nicht. Adressiren Sie an meine Mutter, geb. v. Stiebar, hieher. Ich bleibe schwerlich lange. Leo Seckendorf. 35

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Hochwohlgeborner Herr! Schon längst nährte ich den Wunsch durch unsern gemeinschaftlichen Freund den Herrn Geheim Rath Isaak Sinclair dero mir höchst schäzbare Bekantschaft zu suchen, und meine Ansichten über Philosophie Ihnen zur Beurtheilung vorzulegen. Doch waren meine bisherige Versuche nicht vollständig genug um eine durchaus klare Einsicht in das Wesen meiner Tendenz zu gewähren. In beiliegender Schrift die ich die Ehre habe Ihnen zuzusenden glaube ich das Ganze so concentrirt zu haben, daß vor der Hand eine ziemlich deutliche Ansicht meines Systems hervorgehen wird. Der h i s t o r i s che Titel der Schrift wird Ihnen schon zum voraus den Standtpunkt bestimmen, aus dem ich die Philosophie aufgefaßt habe. Mir scheint der historische Sin überhaupt das eigentliche Organ des wahren und reellen philosophierens zu seyn. Leben und Philosophie müssen am Ende ganz zusamenfallen, doch so daß eigentlich keines von beiden dem andern angepaßt wird, sondern indem beide zusamen von selbst congruiren. Diese Einheit des Lebens in der Philosophie scheint als Bedürfniß freilich wohl der neuern Philosophie zum Grunde zu liegen. Doch wie es mir dünkt ist diese Vereinichung erzwungen, dem Leben thut man Gewalt an. Wenn man die Tendenzen des modernen Lebens genau durchforscht so wird man auf ganz andre Resultaten getrieben, als die neuere Philosophie uns lehren. – Diese Congruenz des Lebens und der Spekulazion zu finden war der Gegenstand meines Strebens. Was die Terminologie betrift, so wollte ich mit Absicht keine neue schaffen, sondern brauchte die alte Benennun-

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gen oft in einem andren Sinne welches sich jedoch aus dem Zusammenhang erklärt. ich that dies deswegen, weil meine jeziche Darstellung doch nur provisorisch ist, und ich künftig die populäre Form erwählen werde, und die Termini ohne hin hinweg fallen. Haben Sie einmal Muse dazu so beehren Sie mich gefälligst mit einer Kritik 30 Ihr Urtheil mag für oder gegen die Ansicht ausfallen, es wird auf jeden Fall für mich von höchstem Interesse seyn. Nehmen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Verehrung mit der ich bestehe Ihr ergebenster 35 Molitor

220. Von Heinrich Voß, Heidelberg, 1. September 1806 Heidelberg, 1. Sept. 1806.

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Ich habe mich endlich entschlossen, die wenigen einzelnen freien Augenblicke, die mir werden, zusammenzuraffen und Ihnen wenigstens zu sagen, wie sehr ich mich Ihres Planes erfreue, und denke, lieber so als gar nicht. Es ist, seit dem wir uns in Weimar sahen, mein beständiger Wunsch gewesen, dass ein Mann von Kraft und Kenntnissen die Direction eines Übersezungsjournals übernehmen möchte, und meine Freude war nicht geringe, als ich las, dass Sie sich diesem Geschäft selbst unterziehen wollten. Sehr zu billigen scheint auch mir der Plan, dass dies Journal in zwei Hälften für die Prosa und Poesie zerfallen soll. Unter der Leitung des verdienstvollen Grafen von Benzel Sternau wird auch diese Abtheilung wohl gedeihen. Sie verlangen von mir Beiträge, wofür ich Ihnen herzlich danke; ich bin erbötig zu etwa 1½ Bogen poetischer Übersetzungen aus dem Englischen (die ich schon im October Ihnen liefern kann); mehrere Balladen aus dem Percy liegen in meinem Pulte und verlangen nur einer Überarbeitung und sorgfältigen Ausbildung einzelner Theile, die ich ihnen noch mit der letzten Feile zu geben gedenke. Was ich als Übersezer in diesem Felde zu leisten im Stande bin, werden Sie aus meinen soeben erschienenen Shaksperübersezungen ersehen können. Fordern Sie sonst von mir die Übersezung einer Äschyl-Tragödie, so zeigen Sie es mir gefälligst an; doch könnte ich diese, durch meine Krankheit aufgehalten, vor dem May 1807 nicht vollständig liefern. Eine Probe meines Prometheus werden Sie in der J A L-Z 12. Aug. seq. lesen.

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Ich habe mit Bertuch in Ihrer Angelegenheit meiner Krankheit wegen nicht reden können. Nach meiner Heimkunft in W. könnte ichs thun, wenn es dann nicht zu spät wäre. Hain hat Ihnen nicht geantwortet? Der arme Schelm ist nicht mehr in Weimar; seine grossen Schulden haben ihn aus dem herzogl. Sächsischen Lande 30 getrieben; er lebt in Leipzig kümmerlich und mit wenig Musse zu litterarischen Arbeiten. Es ist ein unglücklicher Mensch, dessen grosse Talente durch eine leichtfertige Lebensart, deren traurige Folgen jetzt schon drücken, noch einmal ganz zu Grunde gehen wird. Mein Othello ist, wie ich höre, in Regensburg verlangt worden, hat er Glück 35 gemacht? Ich bin begierig auf des Schauspieler Beckers Rückkehr aus Lauchstädt, der die Einsendung besorgt hat. Sie werden sehen, dass er in ganz anderer Gestalt gedruckt erscheint, als in jener theatralischen Behandlung. So viel, lieber Herr von Seckendorff, in der flüchtigsten Eile, die Sie diesmal gefällig nachsehen werden. Wenn ich Ihnen die übersezte Balladen (vielleicht 40 auch ein Stück aus dem Joh. Secundus) überschicke schreibe ich gehöriger und mit mehr Musse. Leben Sie wohl, und empfehlen Sie mich dem Herrn Grafen von B St unbekannter Weise und gedenken Sie in Güte Ihres ergebenen Freundes Heinrich Voss. 25

45 Mein Vater grüsst Sie von Herzen. Noch eins: von Beiträgen zur Prosa-Abtheilung

sage ich mich gänzlich los.

221. An Achim von Arnim, Regensburg, 5. September 1806 Regensburg, 1806. Sept. 5. Ich vermute Sie noch in Giebichenstein, lieber Arnim, nach den Nachrichten aus dem Görzischen Hause. Dorthin sende ich diese Zeilen. Herzlichen Dank für Ihre gütige Nachricht von Reichard – sie gab mir das Vertrauen, diesem selbst zu 5 schreiben, was mit heutigem Briefe geschieht. Möchte mein Plan, die musikalische Sammlung der Volksmelodien zu veranstalten, sich recht bald an das Wunderhorn anschließen. – Ich habe die paar Lieder, um die Sie mich gebeten, an Brentano geschickt, ich habe ihm nun zweimal geschrieben, ihm meinen ganzen Vorrat angeboten, wenn der 2 te Theil des Wunderhorns jezt herauskäme, ihm 10 aber gesagt, daß, wenn dies verschoben würde, ich einige in meinen Musenalmanach aufnehmen möchte, er solle sich nur erklären – ich habe aber keine Antwort. Diese hätte ich doch erwarten können. Meine Absicht war nicht mich zu iso-

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liren – es ist aber doch natürlich, daß dies geschehen muß, wenn gar keine Vereinigung möglich ist. Ich kenne zwei Sammler, die sich mit mir zu einer eignen Herausgabe verbinden wollen, ich suche sie vielmehr zu bereden, sich an Sie anzuschließen, damit keine Kollision entstehe, aber warum will Clemens nicht einmal antworten? Es summt und arbeitet in meinem Herzen, geschäftig wie in einem Bienenkorbe. Wenn ich nur erst der lästigen Umgebung los bin! Doch Vertrauen u. Muth verlassen mich nicht. Ich muß hier noch die Trümmer der alten Formen mit ansehn – einige Monate, vielleicht den Winter noch aushalten, dann geht’s dem freieren Norden zu – noch bin ich über den künftigen Ort ungewiß, vielleicht Weimar, vielleicht Dresden. Aber fest ist es, ich rudre nicht mehr auf der Galere – ich lebe nur mir und der Kunst. Könnte ich nur nach Italien, oder Spanien, oder Griechenland. Neulich war ich 14. Tage in München. Viel Lärmen um nichts, die einzelnen bessren Köpfe zerstreut, mismutig. Die Bibliothek u. Gallerie sind noch lange nicht in Ordnung – ich versuchte Verbindungen zu knüpfen, es ging nicht, aber ich habe dennoch Hofnung, wenn nur erst die fremden Tirannen aus dem Lande, und Rechberg Minister ist. Er will nicht, aber es kan doch geschehn. Ihre Tante Schliz hoffe ich in 5. Wochen zu sehn, und von Ihnen durch sie zu hören, und meine liebe Adele zu sehn. Leben Sie wol. Lassen Sie öfter von sich hören. Directe hieher finden mich jezt alle Briefe. Leo Seckendorf.

222. Von Friedrich Schlegel, Unterzell bei Würzburg, 5. September 1806 Unterzell bei Würzburg. Den 5ten Sept. 1806 Ich war, wie Sie aus der Ueberschrift sehen, viel näher bei Ihnen als Sie glaubten. Ihr Brief hat daher einen weiten Umweg zu machen gehabt, welches die verspätete Antwort entschuldigen wird. Ihren gegenwärtigen Aufenthalt wußte 5 ich schon, da ich so eben in Frankfurt mit mehren Ihrer dortigen Bekannten von Ihnen gesprochen hatte. Um so erfreulicher war mir Ihr freundschaftliches Andenken. Ich bin bis jezt nicht fixirt in Kölln, wo mich nur Wahlanziehung, altdeutsche Studien u. freundschaftliche Verbindungen fesselten. Jeder vortheilhafte und eh10 renvolle Ruf wird mich daher ganz frei und bereitwillig finden. Dieß bitte ich denen zu sagen, die sich in den bayrischen Staaten so gütig für mich interessiren. Kaum hätte ich geglaubt, eben da dergleichen unbekannte Freunde zu haben. Besonders angenehm ists mir, wenn solche Alterthumsforscher wie H. v. Aretin meinen Bemühungen einigen Beifall schenken. Nur muß ich noch das hinzufügen,

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15 daß i ch keinen Schritt bei der bayrischen Regierung thun kann, um einen sol-

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chen Ruf herbeizuführen, sondern abwarten muß, daß er erfolgt. Der Grund dazu ist nicht ein unzeitiger Stolz, sondern ein besondrer der sich eher mündlich als schriftlich würde entwickeln lassen. Mit Vergnügen schicke ich Ihnen hier zu Ihrem poetischen Taschenbuch eine Kleinigkeit, um wenigstens meinen guten Willen zu beweisen. Ich würde mehr schicken können, wenn ich nicht unglücklicherweise die meisten meiner noch ungedruckten Gedichte in Kölln gelassen, die andern die ich bei mir hatte, aber schon größtentheils vergeben hätte. Zwar habe ich mir meine Gedichte von Kölln kommen lassen. Dieß dürfte aber zu lange dauern. Hat es jedoch noch einige Zeit, so könnte ich Ihnen in einigen Tagen noch ein paar aus dem Indischen übersetzte Stücke zusenden. – Kömmt auch der gegenwärtige Beitrag schon zu spät, so bitte ich ihn mir mit umgehender Post zurück zusenden. Ihre Antwort trift mich in den nächsten 14 Tagen gewiß noch hier, bei H. v. Hardenb erg, zu Unterzell b ei W ür zb urg. – Späterhin bäte ich an Willmans in Frankfurt zu addressiren. Ich denke über Frankf. den Rückweg zu nehmen und wenigstens ist mir der Gedanke aufgestiegen, einige Monate da zu bleiben. Ich lese in den Zeitungen, daß Ihr H. Vater Minister daselbst seyn wird. Vielleicht also werden auch Sie mit Eröffnung des Bundestages in Frankf. erscheinen und den Winter da selbst zubringen? – Es würde mich sehr freuen, Ihre Bekanntschaft zu erneuern, und ich würde in diesem Falle auf Ihre freundschaftliche Gefälligkeit rechnen, mir noch manche andre Bekanntschaft zu verschaffen. – Ich bitte Sie schließlich um Maiers Addresse, und ihn herzlich zu grüssen, wenn Sie Gelegenheit dazu haben. Ich möchte ihm gern sagen wie sehr mir seine Mythologie gefällt, kann aber aus Unwissenheit seiner Addresse nicht dazu kommen. Ihr ergebenster Fr. Schlegel.

223. Von Johann Franz Cordes, München, 6. September 1806 P. P. Lange, lange habe ich auf das, was Sie hier erhalten, warten lassen, ich bekenne meine Schuld und bin doch unschuldig zugleich, indem ich die klöntrupschen Sachen jetzt endlich erst von Scherer habe erhalten können. – Möchten sie nur 5 nicht zu spät kommen! In Rüksicht der meinigen, bitte ich um strenge nicht schonende Auswahl. Ob und was mit der Aurora werden soll, davon höre ich nichts; auch von der bey Ihrer Anwesenheit so nahe verkündigten Uebernehmung der Schererschen Handlung durch einen Andern nichts. Besondere Neuigkeiten kann ich Ihnen von hier nicht melden, das Urtheil 10 gegen den unglücklichen Palm u Consorten* haben die Franzosen drucken las-

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sen. Es ist erst gestern angekommen und ich habe es noch nicht gesehen; indeß soll nach demselben, wie es heißt, eine angebliche Verschwörung in Süddeutschland existirt haben!! – Der Rest der italienischen Garden ist vorgestern von hier abmarschirt, indessen hat dieser Abmarsch durchaus keinen Bezug auf 15 Krieg oder Frieden, weil sie hier nur auf Remonte Pferde warteten, die sie erhalten haben. Mit meinem Befinden geht es noch nicht zum Besten, keinen Tag u keine Nacht bin ich völlig von empfindlichen Kopfschmerzen frey. Alles Gute sey mit Ihnen u Ich empfehle mich Ihnen recht sehr u habe die Ehre mit aufrichtiger, vor20 züglicher Hochachtung zu seyn Euer Hochwohlgebohren ergebenster Diener J. F. Cordes München 25 am 6tn 7br. 1806.

PS. Hn. HofR. Dambmann bitte ich bestens zu grüßen. * Gegen 4 Abwesende – ausser den Buchhändler Eyrich in Linz weiß ich keinen zu nennen – ist das Todes Urtheil in Contumaciam erkannt. –

224. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 17. September 1806 K. 17. 7br. 1806. Herzl. Dank für Dein Schreiben v. 2. d. lieber Schwager u. Freund – die Stiefschwester des Götterboten hat uns sämtl. angekündigte Literaria wol überliefert: ich bitte dich, mich baldigst mit den übrigen Schreimüthigkeiten, tartaro emetico 5 und privilegirten Vereinigungsblättern zu versehn; denn hier herrscht im eigtl. Verstande liter arische Penuria. Ausser einer sehr magern Skizze von Lesegesellschaft u. der nicht reichl. versehenen Lesebibliothek ist nichts zu thun. Ich freue mich also doppelt, daß ich nebst dem Lesen noch etwas denken u. schreiben konnte. Unsere Reisegeschichte ist dir jezt schon bekannt; da ich der Verfas10 ser des d i k k e n M annes nicht bin, so mag ich auch nicht, wie dieser ein dikkes Buch, oder in verjüngtem Maasstabe einen korpulenten Brief darüber schreiben. Auch habe ich mir vorgenommen, schön zu schreiben, weil ich sonst noch nicht viel zu thun habe; dazu ist aber erforderlich, daß ich nicht viel erzähle, weil sich dabei weniger denken läßt, daher die Feder der Zunge ventre par terre nachsez-

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15 zen mus. Die für dich interessanteste Nachricht von Stgd. hat dir Marie schon ge-

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sandt. Das Original von der dir überschikten Poste ist wirkl. ein sehr liebenswürdiges Wesen. Die Effekten wird dir das Zakel. Comptoir spediren Durch einen Irrthum gab man uns 1. Paket Bücher von Meyer mit, das ich dir aufheben oder zusenden will, nach deiner Disposizion. Es befinden sich darinn Stükke von der dunklen Aurora, ein griechisches Lexikon, udgl. kurz, Nachlieferungen. – Cotta’s Bekanntschaft habe ich mit vielem Vergnügen gemacht, und einen denkenden, geistvollen, fleisigen Mann in ihm gefunden; von dem es mich nun nicht mehr befremden kann, daß er soviele u. so gute Geschäfte macht. Auch er lies sich auf die Echo nicht ein; die arme Nimfe wird sich also wol noch eine Zeitlang in Geduld fassen müssen, u. dazu hat sie hier die schönste Ausbildungsgelegenheit. Unterdessen werde ich doch fortfahren, sie mit Materialien zu füttern, damit sie, wenn ihr einmal das Zungenband gelößt wird, desto lauter u. anhaltender schreien kann. Für eine, im Genre des Freimüthigen mit Neujahr 1807. anfangende Zeitschrift habe ich eben Cotta’n meine Mitarbeit zugesagt, u. er hat desfalls auch an dich geschrieben. Wenn man ein ständiger Mitarbeiter ist, so kann dabei doch etwas Wesentliches herauskommen. Die anhaltenden Kriegsverhältnisse erschweren hierseits auch die literar. Unternehmungen der weitaussehenden Gattung. Becker schreibt mir auch, daß er in dieser Epoche wenig für den Fortgang aller Schillerischen Unternehmungen hoffe; seine Abwesenheit in Pirmont hatte bisher alle seine Korrespondenzen minimirt. – Den Muth sollst du nun nicht u. nimmer sinken lassen, l. Fr. aber die eine eigne Bahn brechen, sobald du darauf bestehst, in ganz freier Selbstständigkeit den Musen und dir zu leben. Unter diesem Ausdrukke verstehe ich, daß du nicht auf dem schon ausgetretenen Wege der Journale u.dgl. nach Blüthen u. Früchten des Helikons klimmest – du hast Geist u. Kenntnisse für neue Pfade. Ich an deiner Stelle würde mich ein halbes oder ganzes Jahr sequestriren an einem grosen, folgl. volkreich-einsamen Orte, oder in einer literar-Stadt, oder auf dem Lande mich etabliren, u. dort ein literar. Werk komponiren, dessen Erscheinung mir für den ersten Moment verdienten éclat, für die Folgezeit Haltung, Vortheil für jezt, u. dann eine anhaltende Quelle für künftige Beschäftigung gewährte u. sicherte. An den grosen Ort oder auf das Land gienge ich, wenn ich ein Imaginazionswerk komponiren wollte; an den gelehrten Ort, wenn ich mich einem historischen Werke widmete, folgl. Bibliotheken u.dgl. bedürfte. Aber das Zurükziehen von der Welt halte ich für unerlässliche Bedingnis des guten Erfolgs, lFr. die Arbeit mus die Hauptsache sein – sobald man von ihr u. durch sie existiren will – Gesellschaftlichkt nur Erhohlung. Sie verzehrt troz dem Fatum sonst ihre eigne Kinder, u. dii laboribus omnia pendunt. Dann wird es süse Gewohnheit. Ich fühle den wohlthätigen Seegen dieser jezt wieder nicht. Man hat mich als Geschäftsmann hieher berufen, ehrt und besoldet mich als solchen, u. giebt mir nichts zu thun – dies leztere besorge ich nun selbst, u. lebe ganz

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55 meiner Literatur; in ihren Armen erhohle ich mich auf vergangene u. künftige

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Geschäftsarbeit. Auch ist ein Werkchen: G e m m e n f ü r S ch i l l e r s F r e u n d e , schon zieml. weit gediehen. Wie geht es mit deinem Musen-Almanach? Ich kann dir noch ein paar gewählte Beiträge liefern, deren ich auf meiner Reise habhaft wurde. – Zuvor (?) personalia beruht hier alles auf der Organisazion, an welcher die Hand angelegt, deren Beendigung ungewis ist: der Erfolg wird u. mus es zeigen, indessen lebe ich ruhig fort, u. mische mich in nichts, bis man mir die bestimmte Sfäre meiner Wirksamkeit angiebt, wo ich vorerst mein judicium niederlassen kann u. werde. – Der Vater, bisher noch in Baden, wird morgen vor der Hand hieher kommen; wir freuen uns seiner sehr gebesserten Gesundheit. Die bestimmte Parthie, welche du von ihm wünschest, scheint mir durch seine Erklärung wegen den Gütern bereits ergriffen. Die Folge dieser Erklärung entwikkelt sich nun natürl. zwischen den interessirten Theilen, u. es kann keinem als Indelikatesse ausgelegt werden, wenn er sich dahin wendet, oder näher artikulirt. Die Betrachtung weg. Max, u. der ihm vielleicht nach der Vorschrift der rhein. Bundesakte bevorstehenden Unmöglichkt, die Oestreich. Dienste fortzusezzen, scheint mir sehr gegründet. Der beste Weg, in der Sache zu einem Beschlusse zu kommen, wäre trotzdem, wenn einer der Interessenten eine Punktazion aufsezte, wozu jeder der andren monirte; dieser mit Noten versehene Ductus leitete alsdann die Finnlandekzion (?), die Unterhandlung bekäme einen sichern Schritt, die Debattirung der Schwierigkten wäre ja erhalten u. ein Ganzes stellte sich von selbst her. Marie ist recht wol, sowie Albertulus; der zusehens an Körper u. Seele wächst. Der kleine Mensch schält sich täglich mehr aus dem kleinen Balg heraus. Der Mutter, dem Oncle, allen Freunden, allen meinen guten Regensburgern das beste u. herzlichste. Lebe wol, lFr. sei zufrieden u. unserer eingedenk. Btz

Das herzlichste von Marien, die sich bald Nachricht von dir verspricht, u. dir jüngsthin etwas Angenehmes in jeder Hinsicht geschickt zu haben glaubt. Seitdem ich die Schreiberin des Überschikten sah, wünsche ich sie meine Schwägerin zu nennen und glaube, sie ist gerade das, was Bruder Leo bedarf um glükl. zu 85 sein, wenn nur er selbst zu seiner Herzensgüte u. seinem natürl. Geiste alles fügt, was jenes Zartgebildete aber keineswegs verzärtelte Geschöpf bedarf. Um so lieber ist es mir, daß es nun ist wie es ist.

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225. An Friedrich Koelle, Regensburg, 25. September 1806 25. Sept. 6.

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Sie haben mir ein angenehmes Geschenk gemacht mit dem übersendeten, wobei ich nur bedaure, daß ich es nicht früher erhielt, um es gehörig zu vertheilen, und das bereits abgedruckte etwas mehr zusammen zu drängen. Missen wollte ich aber solche Beiträge (die, wenn es Erstlinge beider Dichter sind, zu den größten Hoffnungen berechtigen) durchaus nicht, und ihre Bedingung, alles oder nichts aufzunehmen (es ist noch einmal soviel als das Stück aus dem Heldenbuche, nehmlich 3. Bogen) beschränkte mich sehr. Der Verleger wollte durchaus nur bei seiner anfänglich zugesagten Bogenzahl stehn bleiben. Es blieb mir also nichts übrig, als einen bereits abgesezten halben Bogen mit Originalvolksliedern, die ich nun ins Wunderhorn gebe, herauszuwerfen, und 1½ Bogen auf meine Kosten weiter drucken zu lassen. Dennoch mußte ich von jedem ein Stück, weil schlechterdings kein Raum mehr war, weglassen, worüber ich beiden Herrn schreiben werde. Nun sind alle hintereinander weggedruckt, was Sie zwar wünschen, mir aber der Abwechslung wegen nicht ganz lieb ist, denn so vorzüglich diese Gedichte sind, so herrscht doch ein bestimmter, romantisch elegischer Ton in allen. Es sind 7. Stücke von Kerner, 27. von Uhland. Dieser ist unstreitig der bessere, doch sind auch K. Klosterfräulein und der Schäferin Raub gar herrlich. Empfangen Sie indessen meinen wahren Dank für Ihre gütige Verwendung. Es freut mich ausnehmend, daß gerade meine Sammlung drei aufblühende Dichter durch bedeutende Beiträge dem Publikum zuerst bekannt macht – auch hier nehmlich habe ich einen gefunden, der sich würdig anschließt, und mir 12. Stücke gegeben hat, und ausserdem erscheinen auch Sie, lieber Freund, u. Gerstner, wie ich glaube zum erstenmale, desgleichen ein sehr ausgebildetes Mädchen mit ihrem Erstling, einem kleinen Liede. Unter bereits anerkannten Dichtern werden Sie Fr. Schlegel, Hölderlin, Siegfried Schmidt und einen Anonymus finden, dann ausser verschiedenen Originalen 2. Balladen aus Percy und 7. Spanische von mir. Ich darf, ohne Eigenliebe, dreist behaupten, daß auch nicht ein Lückenbüsser, nicht ein Stück, das nicht durch irgend eine Wendung interessirte, darinn ist, wenn es gleich noch besser hätte werden können, wenn nicht manche, von denen mir Beiträge zugesichert wurden, so lange damit gezögert hätten. In einigen Tagen wird der Almanach ausgegeben, dann werde ich die Exemplare besorgen, u. den Brief an U & K. Sollten diese etwa gleich zu wissen wünschen, was ich weggelassen, so sagen Sie: von U. die Maiklagen, von K. Vo n I h r, durchaus aus keiner Ursache, als weil es an Plaz fehlte. Können Sie mir nichts näheres von diesen beiden sagen? Ich begreife nicht, daß ich nie von ihnen gehört. – Aretin’s A n z e ig e r ist nicht zur Unterhaltung, sondern blos

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literarisch, also kan man wol, wie ich auch thue, für ihn und Cotta zugleich arbeiten. Vale. Leo S. 40 Vergessen Sie mich nicht mit Melodien zu Volksliedern.

226. Von Friedrich Majer, Schleiz, 27. September 1806 Schleiz den 27. Septber 1806.

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Ich verschob es von Zeit zu Zeit und endlich auf meinen hiesigen Aufenthalt dir mein geliebter Freund! zu schreiben; und nun da ich hier bin und es unmöglich länger unterlassen kann dich zu begrüssen, kann ich kaum mehr sagen, als daß es mir auch jezt nicht möglich ist, dir einen ordentlichen Brief zu schreiben, da ich in einer zum Theil sehr traurigen Verwirrung lebe, an deren Veranlassung dein für mich so freundschaftlich gesinntes Herz gewiß den innigsten Antheil nehmen wird. In den lezten acht Erlanger Tagen, wo ich deinen zweiten noch unbeantworteten Brief erhielt, nahmen mir die Vorbereitungen zu unserer Hierherreise jede Minute die ich dir hätte widmen können. Das drohende Ungewitter eines neuen Kriegs nöthigte uns sie früher anzutreten als es außerdem geschehen wäre; da sein wirklicher Ausbruch schon ganz nahe zu seyn schien. Dieser ist zwar noch nicht erfolgt; doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben und wirklich stehen nun in unserm Sachsen gewiß mehr als 200/m tapfere Krieger wohlgerüstet, um Europens und besonders auch unseres deutschen Vaterlandes Schicksal unter Gottes Obhut endlich zu entscheiden. Die Stimmung derselben ist die beste, die jemals ein Heer beseelte, denn die Ueberzeugung von der guten Sache die sie verfechten sollen, entflammt zum Tod fürs Vaterland. Seit dem 17ten d. bin ich nun mit meinem lieben Reuß der dich vielmals grüßt, hier. Mir wurde leider die Freude, einige Zeit vergnügt im Vaterland zu leben, schon bald und auf lange verbittert, ja ein groser Theil meiner schönsten Erinnerungen ist nun für immer in trübe verwandelt worden. Am vierten Morgen meines Hierseyns erhielt ich die traurige Nachricht, daß in der Nacht vorher die Wohnung meines guten alten Vaters, drei Stunden von hier in der kleinen Stadt Tanna, abgebrannt sei und er alle seine Habseeligkeiten verloren habe. Das Feuer kam in dem nächsten Hause aus: so daß das unsrige schon brannte als man Lerm machte. Man konnte daher gar nichts retten und kaum in einer halben Stunde war Alles in Asche verwandelt, was mein guter alter Vater und meine drei armen Schwestern sich seit vielen Jahren durch ihren Fleiß mühsam erworben hatten. Auch ich habe viel dabei verloren doch wollte ich es gerne missen, wenn nur sie Etwas gerettet hätten; aber

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selbst das, was in der Geschwindigkeit noch in den Keller geschafft worden war, verbrannte. Meine Heiterkeit ist auf lange hin und es ist wahrhaftig sehr hart einen alten 69jährigen Vater, der in einem glücklichen Wohlstand lebte, auf einmal verarmt zu sehen. Mancherlei Geschäfte, außer meinen gewöhnlichen, sind mir dadurch noch zugewachsen, wie du mir wohl glauben wirst guter Leo und ich darf also auf deine Nachsicht rechnen. In einigen Wochen werde ich wieder über mehr Zeit disponiren können; dann werde ich dir mehr und fernerhin auch öfter schreiben. Jezt wende ich mich nur noch an dein Herz und bitte bei demselben für meinen alten verunglückten Vater und meine armen Geschwister. Du hast mancherlei Connexionen und Verbindungen welche du zu seinem Besten benuzen könntest um manche mildthätige Seele um eine Beisteuer zur Wiederherstellung seines verlorenen Glücks zu veranlassen. Vielleicht kannst du auch selbst Etwas für ihn thun; denn an deinem guten Willen habe ich keinen Zweifel. Thue also was du vermagst. Gott und unser Dank werden es dir lohnen. – Manche meiner alten Freunde und Bekannten, wenn sie es erfahren, thun vielleicht daßelbe. Und nun leb’ wohl für diesmal guter S. Schreibe mir bald und schicke mir dein Taschenbuch. Ich hatte nichts bei mir in Erlangen dir es dafür zu schicken, unter meinen hiesigen Papieren wäre vielleicht Etwas gewesen. An Friedrich Schlegel habe ich noch von Erl. aus geschrieben wollte der Himmel, wir könnten ihn in Deutschland behalten. Auf die Briefe an mich schreibe bis auf weitere Abänderung: Schleiz im Voigtlande. Nimmt der Krieg eine glückliche Wendung so gehen wir bis Anfang Novembers wieder nach Erl. zurück. Vielleicht sehe ich dich da bald einmal! Lebe wohl und bleibe mir so treu wie ich dir es ewig seyn werde! F Majer.

227. An Ludwig Uhland, Regensburg, 18. Oktober 1806 Regensburg, 1806. Oct. 18. Sie haben mir, hochgeehrtester Herr durch Ihre gütigen Beiträge für meinen Almanach ein so angenehmes Geschenk gemacht, daß es in mir lebhaftesten Wunsch erregt, eine nähere Verbindung mit Ihnen fortzusezen. Gleiche Stu5 dien geben uns einen angenehmen Berührungspunkt, wir sind einander in der Kunst nicht fremd, unsre Personen sollten es daher auch nicht sein, je mehr es Not thut, daß edle Gemüter in dieser Zeit sich aneinander schließen. Lassen Sie mich daher durch Briefe den ungünstigen Zufall so viel möglich ersezen, der mich in der unglücklichen Periode, die ich in Ihrem Vaterland zu10 brachte, die Gelegenheit Ihrer persönlichen Bekanntschaft nicht finden lies.

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Durch H. Kölle – der wie ich aus den Zeitungen sehe, nach Paris bestimmt ist, vielleicht auch Tübingen schon verlassen hat, so daß ich selbst nicht weis, ob ich diese Zeilen an ihn einschließen soll und sie daher auf allen Fall an H. Cotta übermache – werden Sie bereits ein Almanachsexemplar erhalten, und meinen vorläufigen Wunsch, Ihnen zu schreiben, erfahren haben – er hat mir hierauf noch nicht geantwortet, und ich schreibe Ihnen daher directe in Hinsicht auf Ihren Wunsch, daß Ihre sämmtlichen Beiträge entweder alle aufgenommen, oder zurückgesendet werden möchten. Ich habe das erste, so viel ich konnte, erfüllt, von dem übersendeten nichts, als V on I hr und Maikl age weggelassen, die hier zurück folgen, alles übrige aber nebeneinander abdrucken lassen. So bilden diese Lieder in meinem Kranze einen für sich bestehenden Strauß. Ich war – durch die späte Einsendung – auf einen bestimmten Raum beschränkt – Sie werden es am Zusammendrängen des Drucks bemerken, wie ungern ich etwas missen wollte, bei dem Weglassen jener beiden Stücke leitete mich daher keine andere Rücksicht, als die Unmöglichkeit für alles Plaz zu finden. Die Wahl Ihrer Beiträge zeigt mir, daß die heiligen Überreste unsrer Volkspoesie und unserer Heldenlieder zu Ihrem Herzen gesprochen haben. Ich darf also auf Ihre Theilname hoffen, wenn ich Sie zur Mitwirkung zu den literarischen Unternehmungen auffordere, an denen ich schon Jahre lang mit Liebe hänge. Ich wünschte jene Überreste auf eine würdige Art den Enkeln wieder zu erwecken. Ich habe manches dazu vorbereitet, was ich Ihnen, im Falle Ihres Antheils künftig näher entwickeln kan, denn der neubeginnende Krieg hemmt mir jezt jede Ausführung. Doch mag es indess im Stillen reifen. Überhaupt raubt mir keine ungünstige Gegenwart den Glauben an bessere Zukunft, und da ich nun fest entschlossen bin, künftig blos meiner Ausbildung als Mensch und Künstler zu leben, so werden Sie mich jeder schönen Gabe empfänglich finden, die in Ihnen nach einem ähnlichen Ziel aufkeimen mag. Ich richte diesen Brief an Sie gemeinschaftlich, da ich nicht weiß, wo und in welchen Verhältnissen jeder von Ihnen lebt, lassen Sie es meine erste Bitte sein, mir bald zu schreiben, und mir Ihre Adressen zu geben. Briefe an mich gehen am besten – unter einem besondern Umschlag mit der Adresse an meine Mutter, Frau v. Seckendorf, geb. von Stiebar. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Leo Seckendorf.

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228. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 23. Oktober 1806 Krh. 23. 8b. 6.

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Herzl. Dank für das deinige v. 8. lieber Freund. Ich hatte dir das Geistesprodukt nur insofern berührt, als es auf meinem Pulte zur Welt kam; die Wiedergeburt durch die Presse hat es aber noch nicht erhalten. Es heißt: Gemmen, für Schillers Freunde; vielleicht siehst du bald Proben davon im T. Merkur, vielleicht auch bald das Ganze. Ich mache mir meine dermalige Musse zum Besten meiner Muse zu Nuzze. Mit grosem Vergnügen verschlingen wir – wir wissen nicht, ob von Weiss oder dir – deinen Almanach. Er enthält sehr hübsche Sachen; vorzgl. die deinigen, u. jene des anonimon L . U . Darf man diesen nicht näher kennen? Auf die Votivtafeln glaube ich dich aufmerksam machen zu müssen, weil sie aus Herders Adrastäa entlehnt scheinen. – Daß du die Nazionalzeitung nicht erhältst, liegt in ihrer Sendung unter Kouvert an mich. – Übrigens bin ich des Glaubens, daß wir bald Friede haben, u. an Ostern unsere Literatur wieder lustig, wenigstens in Büchern blüht; aber um unvergängl. Werke zu haben, brauchen wir viel vergängliche Bücher – Ich hatte nie einen andern Glauben von dem Ausgange dieses Kriegs, als den, welche der Erfolg bis jezt bestätigt hat. Auch habe ich nie begreifen können, wie man die preussische Sache für die teutsche halten könne. – Seine Plane, lFr. sind im jezzigen Augenblik wol ajournirter, als jemals: indessen würde ich an deinem Plazze leisten, was eben die Zeit gestattet – so kommt man immer mit voran. In Wien glaube ich nicht, daß dein Lokal sei. Dein Bedürfnis frei zu sprechen, dein literar. Streben vertragen sich mit dortiger Art u. Weise nicht. Ich würde den Winter in Regensburg bleiben, dort etwas Tüchtiges für die All. Z. (?) ausführen, u. nebenher andere Sachen präpariren, so daß der Autors-Eierstok sich recht fundirte. Das arme Regbg. mus wol schon vieles verlohren haben – Schade! – Grüse mir alles, was meiner denkt! Herz u. Seel sie erwärmst du überm Schöpfen des eignen Werkes. – Schillers Gallerie mus freilich jezt ruhen – Becker war lang in Pirmont. B. Reden werde ich jezt meine nur wegen seiner Entfernung in England aufgeschobene Briefschuld entrichten. Ich bitte dich, mich seinem mir so verehrl. Andenken zu empfehlen. Themistokles ist nicht vergessen – gegenwärtig machen die Pigmäenbriefe steete Fortschritte. Ich umarme dich mit Marie von Herzen. Der Mutter das beste u. liebste – ich bin heute als Ghm Rath verpflichtet worden, welches ich dich ihr zu sagen bitte Dein treuer Freund B–

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229. An einen Bekannten in Weimar (Heinrich Voß?), Regensburg, 24. Oktober 1806 Regensburg, 24. Oct. 1806.

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Nach solchen Ereignissen, wie die gegenwärtigen, ist jeder Gedanke an künftiges Gedeihn der Künste des Friedens unmöglich, es bedarf daher auch nur einer stillschweigenden Übereinkunft, alle und jede Idee, die wir über S chiller gemeinschaftlich zu besprechen haben möchten vor der Hand aufzugeben. Ich begreife also sehr wol die Ursache Ihres Stillschweigens auf meinen vor einiger Zeit übermachten Brief. Allein eine andre Ursache dringt mich an Sie zu schreiben, um durch Sie, der Sie doch ganz gewiß Ihr Vaterland nicht verlassen haben werden, nur irgend e t wa s ü b e r d a s S ch i k s a l dieser L ä nder, und besonders Weimar s, dem ich mit so manchen Banden angehöre, zu erfa hren. Seit lange hatte ich keine Zeile von allen meinen Korrespondenten. Jezt ist der Postenlauf wieder offen – und nun schreckt uns das, wenn auch unverbürgte Gerücht von einer statt gehabten Plünderung zu Weimar. Ich weiß nicht, wer von meinen Bekannten dort oder geflüchtet war, ich habe auf Gerathe wol an einige geschrieben. Den Reichsanzeiger haben wir nur bis zum 7ten oder 8ten d. eben so fehlen noch andre nordische Nachrichten, wir kennen nichts als das erste französische Bulletin über die Schlacht vom 14ten. Darf ich Sie nur um e i n P a a r W o r t e ü b e r d a s S ch i c k s a l W e i m a r s überhaupt, d e s H o f e s, und der bedeutendsten Personen dort bitten – Gö the, Wieland, Wollzogen, Ber tuch zB. Sie würden mich dadurch recht sehr verbinden – Mein Schwager Benzel u. H. v. Reden, der kürzlich zurückgekommen, sagten mir schon, daß Ihre Gesundheitsumstände Sie schon an Ihren Geschäften gehindert hätten, ich darf also auf keinen ausführlichen Brief Anspruch machen, aber ein Paar Worte sind hinreichend Ihr ergebenster Leo Frh. v. Seckendorf.

230. Von Luise von Stein, Weimar, 10. November 1806 Wei: d. 10./11. 6. Ich hofe lieber Leo, Sie haben den Brief von Bertuch bekommen – ich konnte mich nicht entschließen im ersten Augenblick meines Hierseyns irgent jemand zu schreiben – der ausführlich unser Schicksal kennen wollte – ich konnte dieses

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5 nicht – weil meine Gedancken noch nicht in meiner Macht standen – weil ich un-

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ser Schicksal noch nicht zusammen hangend begreifen konnte. Ich fand Ihre Zeilen v. 24./9. d. 30.t, Tag unserer Rückkunft – Gott lob! nicht aus fernen Landen – wie der Gedancke im ersten Augenblick war – nur bis Göttingen u. Kassel trieb uns die Kriegs Furie – bald suchten wir die Heimath wieder auf – wo das tiefeste Elend nicht so schwehr, als in der Fremde auf einem Lastet – – viel schien uns fremt u. war es auch – es muß getragen seyn! – ein Tag der Erlößung – der Rache wird doch wohl einm al kommen? Bis dahin Ruhe – die Teutschen müssen ihre Feigheit Kraftlosigkeit, unentschlossenheit, büßen – vielleicht treibt da s gro ße Un glüc k – wieder das a l t e F e u e r in ihrem Bluth u. das Wort Ehre u. Va terl a n d werden wir wieder verstehn – jetzo ist das Wort kaum mehr da, der Sinn ga n z v e r l o h r e n , lieber Freund – tief erschüttert einen dieser Gedanke – bis jetzt war mein Sinn aufs Ganze hin gerichtet – doch ist es jetzt wohl weiße gehandelt ihn davon abzuwenden, doch wohin? Die letzte Hofnung ist verlohren!! – Nur Unglück umgiebt uns – doch hier geht ziemlich wieder alles seinen alten Gang trotz der Zerstörung – der Verluste – aber tiefer – im Land – da ist keine Hülfe die Sieger haben eigene Denkmähler errichtet die lange Zeit sich erhalten werden – das arme Jena – Sie wollten dem armen Ort immer wohl – nun ist er ganz zerstört. – Warum betrübe ich Sie? ich wollte es nicht thun als ich den Brief anfing noch steht es aber nicht in unsrer Macht die Gedancken vom fürchterlichen abzuwenden lieber Seckendorf –, sagen Sie mir, bald ob Sie ruhig – wie alles in Regensburg steht der arme Goerz ich dencke immer mit tiefer Trauer – daß noch in seinen < >en Tage an diesen Sturz erl< > mußte. Hier ist alles wohl – der Prinz ist seit 2 Tage zurück er war einen Augenblick bey seiner Frau in Eutin – der Herzog wird bald hier zurück kehren – – man sagt das Land sey gerettet – wir glauben n u n – a n i h n! – – Der Prinz Bernhart ist mit Ruhm vom Schlachtfeld gezogen – Muth ohne Grausamkeit hat er bewießen ein braves Kind! – er ist in Hannover bey v. Hintzenstern. Der arme Grause ist Todt – große Schrecken durch Mißhandlung darnach haben ihm Ruhe gegeben – wohl ihm! – Dieses Schicksal haben in Jena u. hier viele Menschen gehabt. Karoline u. Mama Egloffstein grüßen Sie herzlich – auch meine Herzogin (?) sie hat schon Zusendung in den stürmischsten Zeiten erhalten – Ihr Glaubensbekenntnis ist schön u. verdient tief gefühlt zu werden. – Ihren Bruder Louis hätte ich gar zu gerne in Kassel gesehn – leider war er auf Urlaub – die arme Hessen! – – Adieu, lieber Seckendorf bleiben Sie mein Freund Luise

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231. Von Friedrich Majer, Schleiz, 18. November 1806 Schleitz den 18ten Novber 1806.

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Dein lieber Brief, mein theurer Freund! welchen ich Gestern erhielt, hat mir nach sechs traurigen Wochen wieder die ersten vergnügten Augenblicke gewährt. Ich danke dir herzlich dafür und bemühe mich dieses auch dadurch zu thun, daß ich dir sogleich antworte. Ueberhaupt laß uns nun oft und ununterbrochen einander schreiben, in diesen Schreckenszeiten der Zerstörung und des Untergangs. Ein Wort aus Freundesmund ist ja der einzige lezte Trost der uns übrigblieb, die einzig mögliche Ermunterung zur Geduld und zur Hofnung. Wenn ich dir diesmal nur wenig und verwirrt durch einander schreibe: so ist es Mangel an Zeit und Störung von Aussen denen du es zuzuschreiben hast. Deine Trauer über die entsezliche Gegenwart die uns jezt umgiebt, kann wohl niemand so ganz verstehen und so innig mit dir theilen als ich. Alles was du über die Veranlassungen dazu schreibst, ist leider ganz so wahr und richtig. Unglaublich war der Uebermuth, der Wahnsinn und die Verblendung der Preußischen Machthaber. Sie glaubten wirklich nur allein durch die Autorität des P. Namens zu schrecken und zu imponiren. An eine feste Verbindung mit Alexander war noch gar nicht gedacht, man glaubte allein zu vermögen was nur dem innig vereinten noch freien Europa mit der größten Anstrengung möglich seyn konnte. Allen Vorstellungen Verständiger zum Troz ließ man die Pässe auf dem bambergischen und baireuthischen offen, ja man besezte nicht einmal das rechte Ufer der Saale, hinter welcher allein eine vortheilhafte Defension möglich war. Und doch ließ man sich zu dieser zwingen und die Offensive rauben, die nun allein heilbringend seyn konnte. Ja als nun die grose Armee eben durch jene offenen Strassen hereinbrach glaubte man selbst Augenzeugen nicht daß es wahr sei, sondern behauptete, es sei nur ein kleines Corps, weil man erwartete, man müsse ihnen da entgegen gehen wo sie es wünschten. Der entscheidende Tag für das Schicksal leider! des ganzen nördlichen Deutschlands war der 13 October, der Tag vor der unglücklichen Schlacht. Hätte man da Entschlossenheit genug gehabt, die Französische Armee, deren Colonnen noch im vollen Marsch nach ihren Positionen waren, anzugreifen, vielleicht errang man den Sieg, einen Tag später war es kaum mehr möglich. Die Infanterie hat herrlich gefochten, die Reuterei aber meistens schlecht, am schlechtesten waren die Feldherrn. Die mehresten hatten den Kopf verloren, gänzlich der Herzog von Braunschweig dessen Eigensinn die größte Schuld am Ausgang hat. Pr. Machthaber sind nicht zu bedauern, aber die feur (?) Armee, das arme Volk, die armen Nachbarn, vor allen wir unglücklichen so muthwillig aufgeopferten Sachsen, am meisten mein kleines Vaterland, von der Natur dürftig ausgestattet, nur durch seine fleißigen Bewohner zu seiner Erhaltung ge-

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schickt. Durch unser Schleiz giengen gewiß und ohne Uebertreibung 200000 Mann denn noch täglich dauern die Durchmärsche. Zu bewundern ists daß noch ein Bissen Brod vorhanden. Allein in der Nacht vom 10tn auf den 11ten October waren in unserer kleinen Stadt von etwa 700 Häusern 22000 Mann einquartiert, um dieselbe bivuakirten 40000 Mann. Hier im Schlosse war der Kaiser mit vielleicht 400 Menschen. Ich habe in neun Nächten in keinem Bette geschlafen, man war nur auf wenige Zimmer beschränkt. Und wie betrugen sich die Truppen? o gewiß so noch nirgends wie bei diesem Einfall in Sachsen. Die Scenen des 30jährigen Kriegs, die fürchterlichsten lebten wieder auf. Eben in jener Nacht brannten in der Nähe von einer halben Stunde von uns 2 Dörfer, eins an zwei Orten, eine Mühle und noch ein einzeln stehendes Haus auf einmal und dazu die Wachtfeuer und Kochfeuer der 40000 Mann. Das war eine fürchterliche Beleuchtung. – Zugleich wurde in der Stadt geplündert. Man hörte nur Heulen und Wehklagen Thüren Aufsprengen Fenster Einschlagen und das wilde Geschrei der Kinder des grosen Volks. So dauerte es drei Tage bis man uns nachdem nichts mehr da war für neutral erklärte. Etwa der 6te Theil der Häuser und das Schloß blieben von der allgemeinen Plünderung verschont. Einige von den Landgütern meines guten Herren aber wurden gänzlich zerstört. Da ist kein ganzes Möbel, kein lebendiges Geschöpf mehr, außer den unglücklichen Bewohnern. Städte und Dörfer plündern, leztere anzünden, die Menschen quälen und mißhandeln, einzelne ermorden, andere zur Verzweiflung des Selbstmords zu bringen, Weiber und Mädchen schänden, Alles zu zerstören selbst die Lebensmittel die man nicht bedurfte, Kirchen zu berauben und auf das schrecklichste zu verunreinigen selbst die Gräber aufzubrechen, war an der Tagesordnung. Doch genug und zuviel! Anderes ist Briefen nicht anzuvertrauen – wollte Gott ich könnte dir es bald mündlich sagen. Meine nächsten Verwandten hat Gott wunderbar beschüzt daß sie weniger verloren haben als andere. Mein alter Vater hatte nichts mehr zu verlieren. Ich verlor am meisten an meinen Hofnungen für die Zukunft. Alles ist nun zerstört und vernichtet, meine politische Laufbahn, da nun unsere Unmittelbarkeit höchstwahrscheinlich verloren geht, wohl auf immer, meine literarische auf lange, o und ich war gerade im schönsten Zug. Nun liegt Alles zertrümmert. Vortrefliche Bücher verbrannten mir. Gott wird helfen! Diesen Winter bleibe ich hier, leider unter den traurigsten Verhältnissen, da meine Bücher und Papiere noch in Erlangen sind. Kannst du Etwas für unser armes Reussenland thun, wo Lobenstein Saalburg, Schleiz und Gera am meisten litten, sende nur Alles an mich, ich w erde gew iß au f das gewis s enha ftes te da mit haushalten. Die Kursächsischen Ortschaften, etwa Auerstädt ausgenommen, brauchen wohl nichts, denn für sie giebt es doch viele Hülfsquellen, für unser kleines Land, so wie für das Weimarische aber nicht. Für das Reussische will ich also gern den Geschäftsträger machen. Schreibe mir nur weiter und überhaupt

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bald und viel. Mein guter Reuß grüßt dich. Er wird früh geprüft und geläutert. Leb’ wohl. Ewig dein F M. 80 Unter den deutschen Hülfstruppen haben sich nur die Baiern feindlich betragen, zum Theil sehr. Kannst das in München anbringen. – Schicke mir bald dein Taschenbuch. – Der frühe Tod der guten Sophie hat mich sehr gerührt! –

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Lieber Freund! Daß ich in den schrecklichen Tagen, die euch so unerwartet aus der friedlichen Ruhe der Musen aufgeweckt haben, mit euch gelitten habe, daß in mir, wie in allen Guten, die noch eines Vaterlands gedachten, das Gefühl des Jammers über dies alles fast bis zur Verzweiflung gesteigert ist, brauche ich dir nicht erst zu sagen, das sind alle, die mich so lange gekannt haben, von mir überzeugt. Ich weiß was Leiden ist, es hat mich manches Harte betroffen, seitdem wir uns nicht gesehn haben, aber was ist dies gegen die Masse des Elends, was ein unseeliges Jahr und die unbegreifliche Verblendung derer, denen für unsre Sicherheit zu wachen anvertraut war, über meine Mitbürger verbreitet haben. Da ist überall Nacht, und kaum noch der ferne Trost, daß die Nemesis, die unsre Schwachheiten, unsre kleinliche, falsche Politik so schrecklich gezüchtigt hat, auch über alle waltet. Ich darf mich solchen Ideen gar nicht überlassen, sie sind zu finster – und jezt muß mir an der Gegenwart genügen. Diese ist es auch eigentlich, welche diesen Brief veranlaßt. In der bangsten Erwartung der schon durch das Gerücht schrecklich angekündigten Begebenheiten war es kein geringes Leiden, die Unmöglichkeit, etwas über das Schicksal seiner Freunde zu erfahren. Noch jezt, obgleich einzelne sparsame Nachrichten ankommen, theile ich mit so vielen Andern die Sorge um so manchen Bekannten bei der zerstreuten Armee! Indeß habe ich doch einige Briefe von Weimar empfangen, und ich weiß doch, daß so viel auch einzelne ertragen mußten, doch noch Hilfe möglich ist – Freilich für den guten Kraus nicht mehr, und wer weiß, wen noch, nach dem ich kaum fragen möchte. – Ich weiß ferner, daß das Schicksal des Landes, dem Anschein nach, bald und besser entschieden sein wird, als zu fürchten war – und das ist jezt schon viel. Es kan also – jeder nach seinen Kräften – jezt schon darauf gedacht werden, die Ruinen wegzuräumen, und den erlittenen Verlust einigermassen zu ersezen, ohne daß man so leicht eine neue Zerstörung zu befürchten habe. Dazu, so viel ich kan, mitzuwirken, habe auch ich in

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meinem Wirkungskreise versucht, und mich daher, gemeinschaftlich mit dem 30 Kammerherrn Üchtriz, (Sohn des zu Treben, den du wol kennen wirst) zu Eröff-

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nung einer Subscription entschlossen, wovon du hier das Nähere aus beiliegendem Impresso sehen wirst. Fürs erste bleibt dies jedoch unter uns. Ich habe aber geglaubt, dich, als Mitglied der Regierung und provisorischen Landesadministration einstweilen davon präveniren zu müssen – weil unsre Absicht ist, im Fall die Beiträge, wie wir nicht zweifeln, ergiebig ausfallen – an die betreffenden Regierungen zu schreiben, ihnen die disponible Summe anzuzeigen, und sie zu ersuchen, nach gegenseitiger Kommunikation unter sich, uns diejenigen nahmhaft zu machen, welche sich zu einer Unterstüzung vorzüglich qualifiziren, wobei, meines Erachtens, nicht sowol auf die Summe des erlittenen Verlusts, sondern auch auf die Kräfte des Betheiligten, und seine Möglichkeit sich zu erheben, gesehen werden müßte. – Ich wünschte, sobald es dir deine Geschäfte erlauben, deine Ideen recht umständlich zu vernehmen. An Thätigkeit, die Subscription in Umlauf zu sezen, wird es uns nicht fehlen – wir dürfen daher gewiß uns guten Erfolg versprechen, ehe er aber da ist, können wir natürlich uns an Niemand offiziell wenden. Indeß kannst du ja dennoch das Nöthige präpariren. Und nun noch eine Frage an dich selbst. Ich weiß zwar von Weimar manches, wie es den Herzoginnen, Eglofsteins, Bertuch, Göthe Wieland Kraus, Riedel Stein ergangen ist, kein Wort aber von dir, von Wolfskeel, Seebach, Lynker, Wolzogen, Frau v. Schiller, Schardt, Herder, Marschall, Spiegel und von Tieffurt – dies lezte fürchte ich vernichtet, da sich die Schlacht auf Denstädt und Kromsdorf hingezogen. Was hat deine liebe Frau in diesem Gewirr wol ausgestanden? – Weist du nichts von Bekannten bei der Armee – von Bechtolsheim, August u. Heinrich Eglofstein – Örtel erkundigt sich in specie mit mir nach deinem Bruder? Ich grüße dich und die deinen herzlich. Leo Seckendorf. Regensburg, 21. Nov. 1806.

233. Von Johann Franz Cordes, München, 28. November 1806 Unser Docen hat mir Ihren werthen Brief gezeigt, und zur Beantwortung der darin enthaltenen Fragen so wie zur Erklärung über die Uebernehmung der hiesigen, quasi Redaction der Aurora, oder des „Morgenblattes“ aufgefordert. – – Zuerst die Beantwortung der Cottaischen Fragen, so gut ich sie zu geben vermag. – 1) Wie viel verlangt die Münchner Gesellschaft honorar? a) für die Redaction 5 ihrer Beyträge? – Nach Cottas Einrichtung wird zwar die Münchner immer nur

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eine quasi Redaction bleiben, u der Geschäfte nicht so viele haben; allein sie muß doch die Verbindung der ehmaligen Mitarbeiter wieder anzuknüpfen suchen, durch besondere Bekanntschaften neue erwerben pp die eingegangenen Aufsätze nach Stuttgard befördern, darüber Buch halten, das Honorar des Einzelnen berechnen p., mithin immer eine nicht ganz unbedeutende Correspondenz führen, und für alle diese Bemühungen, für den Vortheil der Erhaltung der alten Verbindung, deucht mir, wäre 500 rth jährlich wohl nicht zu viel verlangt. (besondere Ausgabe Porto p besonders gerechnet) – Salvo meliori! – b) Wie viel Honorar ist für die Beiträge Columnenweise zu berechnen? Ich glaube 3 pistolen in Golde, 16 rth sächsisch, oder 38 fl 12 xr für den Bogen. Diese giebt der Freymüthige, weniger darf man nicht ansetzen wenn man auf gute Mitarbeiter Rechnung machen will, und, einige Herren unserer Litteratur vielleicht abgerechnet, würde man im Durchsch n i t t damit auskommen. Die Bezahlung müßte durch Cotta selbst halb oder vierteljährlich geschehen, weil sein Name den Auswärtigen schon statt einer Bürgschaft für richtige Bezahlung dient, und er dieses zugleich auf die bequemste Art verfügen kann. 2.) Auf wie viel Beyträge könnte man im Durchschnitt rechnen p ? 5 Bogen, glaube ich, ist zu viel, gewiß im Anfang, auf 3–4 kann man sich einlassen. Ein auf groß median eng gedrukter Bogen fordert viel Mspt. 3). Wie hoch ist der Preis der Zeitschrift anzusetzen? Dies ist eigentlich blos Sache des Verlegers. Je billiger je besser, damit die Käufer nicht abgeschreckt werden. Dabey darf es indessen an äusserer Eleganz, Schönheit des Druks u des Papiers nicht fehlen, eine Sache, die man Cotta wohl nicht zu sagen braucht. – Für Görres d.h. Beyträge von ihm, glaubt der Hr v. Aretin stehen zu können. An Beyträgen von beyden Klotz Sen: & jun. zweifele ich eben so wenig; aber diese bedürfen immer einer starken Nachhülfe, ohne das, was Scherer sonst daran gethan hat, sähen sie bey w eit em nicht so aus. Was die Uebernehmung der zwar leichten quasi Redaction angeht, wovon mir Docen gesagt hat, so darf ich mich kaum unterstehen dieselbe, wegen meiner schwankenden Gesundheit zu übernehmen, indem ich seit Ihrer Abreise kaum eines durchaus gesunden Tages erfreuen konnte. Docen u H Stoll haben indessen versprochen mich, so weit es Noth sey, in jedem Geschäfte auszuhelfen, u so mich dann Herrn Cotta, wenn es Ihnen übrigens Recht ist, vorschlagen, da durch jedoch genannt, u er wissen muß, woran er sich zu halten hat. Was ich übrigens sehr bedürfte, sind Collitionen mit den Stuttgarder Redactoren in Rücksicht der Aufnahme der eingesendeten Aufsätze: es müßte darüber ein bestimmtes Reglement festgesetzt werden. Ferner glaubt der H v Aretin werde Cotta das Morgenblatt, als For t s e t z u n g d e r Au r o r a ankündigen. Nach einem Briefe, den Docen gestern von Cotta erhalten hat, will er erst den Frieden abwarten, allein ich fürchte, daß das Ganze dadurch so weit hinausgeschoben wird,

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daß wieder nichts daraus wird. Denn wann werden wir jetzt Friede haben? – Die Verhältnisse sind allerdings litterarischen Unternehmungen nicht günstig; allein ein Mann, wie Cotta, könnte dieses immer ohne Wagniß zu jeder Zeit beginnen. Daß H Cotta keine FreyExemplare will, ist nicht zu verargen, sobald gehörig 50 honorirt . – Glauben Sie, daß ich mit 3 F.dor zu wenig angesetzt habe, so könnte man 3 Carolinen allenfalls dafür substituiren; wogegen manche minder wichtige Sachen mit 2 abgemacht werden könnten z B Theaternachrichten u. dgl. Es empfiehlt sich Ihnen mit wahrer Hochachtung u aus ganzem Herzen Ihr ergebenster 55 J. F. Cordes. München am 28t 9br: 1806 N.S Den N. Litt. Anz. werden Sie hoffentlich durch die Montag p Buchhandlung 60 erhalten haben? Mit der hiesigen Post ist es eine wahre Schande u Ärger. Meinen

Gruß an Hofrath Dambmann. –

234. Von Ludwig Uhland, Tübingen, November / Dezember 1806 (Entwurf) Ihr Brief vom 19. Okt (erhalten d. 10. Nov.), öffnete mir die angenehme Aussicht, mit Ihnen in nähere Bekanntschaft und litterarische Verbindung treten zu können; ließ mich aber beinahe besorgen, daß Sie mehr von mir erwarten als ich zu leisten vermag. So sehr mir nehmlich das Studium der altteutschen Poesie am Herzen liegt, 5 (und am Herzen lag schon zu einer Zeit, da die Bemühungen der Neuern noch nicht öffentlich oder wenigstens mir noch nicht bekannt waren,) so sehr ich wünsche mich in Verhältnisse versetzt zu sehen, wo auch ich zur Wiederbelebung unsrer poetischen Vorzeit mein Geringes beitragen könnte – so wenig sah ich 10 mich bisher im Stande, in diesem Fache zu wirken. In einem Alter von nicht vollen 20 Jahren und bei einer ganz entgegengesetzten Bestimmung, ist es mir wol schon an sich nicht möglich, grosse litterarische Umsicht erlangt zu haben. Dazu kommt, daß mir keine ansehnliche Bibliothek offen steht, aus der ich verborgene Schätze hervorziehen oder auch nur mich mit 15 dem schon Vorhandenen vertraut machen könnte. Vorerst also hab’ ich weder etwas bedeutendes in Händen, noch zeigt sich mir Gelegenheit zu einer bestimmten Richtung meiner Neigung für die altteut-

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sche Poesie überhaupt. Mit Vergnügen aber würd’ ich Alles ergreifen, das Zufall oder Unterstützung eines Freundes mir zuführen sollte. Mittheilung eines Gegenstandes an dem ich meine Kräfte auf angemessene Art üben könnte, oder auch nur Anweisung, wo ein solcher zu finden wäre, sind mir daher immer willkommen. Da jedoch zu jeder ästhetischen, wenn auch nicht produktiven Arbeit eine Stimmung erforderl. ist, welche die launische Stunde nach Willkühr gibt oder versagt, so kann ich für mich selbst nicht Bürge seyn, wiefern mir die Ausführung dieser oder jener Arbeit möglich wäre, abgesehen davon, daß auch die Zeit, die ich auf diese Studien verwenden kann, sehr beschränkt ist. Der einzige Versuch, den ich in diesem Fache gemacht habe, sind die Bruchstücke aus dem Heldenbuche. Vielleicht würde ich mehrere auf diese Art bearbeitet haben, wenn mir nicht bekannt wäre, daß man neuerlich ein älteres und ächtes Heldenbuch aufgefunden haben will. Da ich nicht Gelegenheit habe den dahin gehörigen Aufsatz von Docen zu lesen, so würde mir einige Belehrung über diesen Gegenstand sehr erwünscht seyn. Hat man wol alle Theile des Heldenbuchs in einer ältern Gestalt aufgefunden? welche Sprache und Versart hat das ältere Heldenbuch? Etwa die des Niebelungenliedes? Tieck soll während seines Aufenthalts in Rom wichtige Entdeckungen im Felde der altteutschen Poesie gemacht haben. Noch red’ ich von einem Gegenstande, der unsrem beiderseitigen Interesse nicht fremd seyn möchte. Der teutsche Dichter, dem es um die wahre in rüstigem Leben erscheinende Poesie zu thun ist, fühlt einen auffallenden Mangel an vaterländischer Mythologie, (nicht in dem Sinn, in welchem man die nordische Götterlehre der Edda bei uns geltend machen wollte); er findet so wenige alte Kunden seiner Nation, die sich der bildenden Kraft ohne Sträuben hingäben und doch auf der andern Seite das tiefste Leben der Seele zur objektiven Erscheinung förderten. Die Geschichte kann diesen Mangel nicht ersetzen. Die griechischen Dramatiker hatten vor sich ihre Epiker, Shakespeare eine reiche Menge alter Lieder und romantischer Erzählungen; auch wir Teutsche stehn auf dem Punkte der dramatischen Kraft und suchen eine Vorwelt epischer Dichtungen. Wir haben zwar einige Volksromane (obgleich wenige der bekanntern ursprüngl. Teutsch seyn mögen.), ihre Anzahl ist aber so gering, daß die brauchbarern meist schon von Tieck und Andern bearbeitet sind Leider liegt zwischen uns und den Zeiten, wo solche Mähren im Gange waren, eine altkluge Periode, welche auf jene romantischen Kunden verachtend herabsah, und sie der Vergessenheit überließ, oder gar gewaltsam in dieselbe hinabstieß. Um so ernster sollte man in unsern Tagen darauf denken, zu retten, was noch zu retten ist. Aber Nicht blos ursprünglich teutsche, auch die Kunden verwandter Völker, von den Rittern der Tafelrunde, des Grals, Karls des Grossen u. s. w. so wie die altnordischen

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Erzählungen verdienen alle Aufmerksamkeit. Ein Geist des gothischen Ritterthums hatte sich über die meisten Völker Europas ausgebreitet. Auch gehört manches hieher, was in teutschen und lateinischen Chroniken treuherzig als Geschichte erzählt wird, und oft auch wirkl. Geschichte ist oder doch eine historische Grundlage hat. Denn auch die Geschichte der alten Zeiten trägt einen romantischen Schein. Zwar zeigten sich in unsern Tagen mehrere Bearbeiter von Volksmährchen, es werden wol auch diejenigen solcher Kunden, welche sich durch bessere Darstellung empfehlen, aus alten Schriften herausgegeben: allein könnte nicht noch mehr geschehen? Sollte nicht der Litterator, dem ein reicher Vorrath alter Schriften zu Gebote steht und der nicht selbst die Absicht hat, Kunden dieser Art poetisch zu bearbeiten, solche wenigstens wo er sie antrifft, sammlen, und den Dichtern seines Volkes anbieten? sollt’ er es nicht thun, und auch diese Kunden, wie er sie in alten Büchern findet, keinen künstlerischen Werth haben, aber doch aus den Schlacken ein körniges Gold blicken lassen, das der Künstler bearbeiten könnte? Eine plane, den alten Büchern getreue oder noch lieber mit allen Umständen wörtlich daraus genommene Erzählung würde zu diesem Zwecke hinreichen, wenige Mühe kosten, und für Manchen von grossem Werthe seyn. Auch mir wär’ es sehr wichtig, wenn ich solche Kunden zu Gesichte bekommen oder Andeutung erhalten könnte, in welchen alten oder neuen Büchern derlei zu finden sind. (Die Bibliothek des Romantisch-Wunderbaren, wovon ich 2 Theile in Händen hatte mag zum Theile diesen Zweck haben, schien mir aber, obwol auch das verdienstlich ist, mehr nur romantische Bilder, als grössern gediegenen Stoff zu geben. Gibt es eine V olksbibliot hek oder Bibl. von Volksromanen, und ist solche gehaltreich? Ueberhaupt nehmen Viele, besonders das gewöhnliche Lesepublikum, zu wenig darauf Rücksicht, daß man bei Wiederaufgrabung der verschütteten Vorwelt auch das hervorzuziehen habe, was zwar für sich ohne grossen Werth ist, aber doch als Stück in der grossen Ruine seinen Platz ausfüllt. So sind zB. in dem werthen Buche: „Des Knaben Wunderhorn“ auch sehr mittelmässige oder unvollständige Lieder. Solche die das Buch flüchtig durchblättern und solche einzelne Stücke lesen, rufen aus: was soll das? Dem aber, der in den ganzen Cyklus der altteutschen Poesie eingeweiht seyn möchte, werden auch diese geringern Reste nicht gleichgültig seyn, sie werden ihm zur Erklärung des Kostbarern und in Hinsicht auf das Ganze manchen Nutzen versprechen. Man rette lieber zu viel, als zu wenig! Wenn dieser Brief etwas lang geworden ist, so haben Sie es ihren eignen Einladungen und der Berührung eines Stoffes, der mir so nahe liegt, zuzuschreiben. Meine Adresse ist: U.

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235. Von Joseph Ludwig Stoll, Wien, vor dem 1. Dezember 1806 Nun erst, hochgeschätzter Freund, kann ich mich aus diesem Gewirre von Unsinn und Armseligkeit in Gedanken zu Ihnen flüchten, wollte Gott! ich könnte es auch persönlich thun. An litterarische Speculationen ist hier gar nicht zu denken, wie hier über5 haupt an nichts zu denken ist, weil man gar nicht – . Darum wünsch’ ich fort, fort! treibt und drängt es in meinem Innern; und doch habe ich mich eines Wiederspruchs anzuklagen, daß ich mich um eine Stelle bey dem Theater bemühe, aber nur als Planke, als schlechtes Brett, um mich aus dem Sturm zu retten. Uebrigens danke ich Ihnen für ihr < > Zutrauen; hätte ich Ihren Brief früher er10 halten, Ich würde Ihnen recht gern einige Proben aus meinem neuen Lustspiel für Ihren Almanach eingesendet haben. 2 Meiner neuen Stücke sind hier verbothen worden. Bleiben Sie mir gewogen und schreiben Sie noch ferner an Ihren aufrichtigen 15 Stoll (im k. k. Versazamt bei H. Director Kirchner.)

236. Von Wilhelm Gottlieb Becker, Dresden, 1. Dezember 1806 Dresden den 1. Decemb. 1806. Hochwohlgeborner Freiherr, Hochzuverehrender Herr. Ew. Hochwohlgeboren gütige Zuschrift hätte ich früher beantwortet, allein ich er5 hielt sie spät, und wir waren um diese Zeit hier in mancher Unruhe. Es kam dazu, daß mir meine Aemter alle Zeit raubten, daß ich meine Wohnung verändern und krank in die neue einziehen mußte. Seit dieser Zeit habe ich fast nichts thun können, u. selbst noch itzt wird mir das Schreiben sauer. Zu spät habe ich eingesehen, daß ich den Pränumerationspreis des Augu10 steum zu niedrig angesetzt habe, zumal da mich Platten, Zeitungen, Papier und Druck noch einmal so viel kosten, als anfangs berechnet war. Dennoch habe ich den wirklichen Pränumeranten Wort gehalten, und werde es ferner thun, wenn auch mir Wort gehalten wird. Uebrigens aber können Ew. Hochwohlgeboren glauben, daß die itzigen Zeiten, zumal die neuern meiner Unternehmung, die kei15 ner Unterstützung genießt, höchst ungünstig sind.

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Da ich immer fortarbeiten lasse, um mir die guten Kupferstecher, welche die Unternehmer der Musée de France ausschließlich für sich zu gewinnen suchen, zu erhalten, häufen sich die Interessen des schon aufgewendeten Capitals beträchtlich; indessen bekomme ich dadurch einen Vorrath von Platten, so daß ich schon zu drei folgenden Heften liegen habe. Wenn ich itzt die Hefte langsamer geliefert habe, so ist es blos der ausbleibenden Gelder wegen geschehen, denn je mehr zu bezahlen sind, desto schwerer ist Zahlung zu hoffen. Ew. Hochwohlgeboren sollen, da Sie vom Anfang an das Augusteum bestellt haben, sowohl die rückständigen als die folgenden Hefte zu 6 rth. erhalten, aber ohne Einmischung einer Buchhandlung, weil ich von 6 rth. keinen Rabatt geben kann; Sie müßten sich denn mit einer Buchhandlung darüber verstehen. In diesem Falle können Sie, gegen gleich baare Zahlung (denn Credit wird keiner Buchhandlung gegeben) von 18 rth. Sächs. (12 rth. für 2t u. 3t H. u. 6 rth. Pränumeration auf d 4t) den 2t u. 3t Heft in Leipzig von der Niemannschen Buchhandlung, oder durch eine hiesige von mir abfordern lassen. Wünschen Sie selbige aber lieber geradezu von mir, so erbitte ich mir von Ihnen eine Anweisung auf Dresden oder Leipzig an ein gutes Haus, u. für jede Sendung 8 xr. pro Emballage, also dießmal 18 rth. 8 xr. Sächs. Währung, welche ohngefähr 3 Carolins betragen. Haben Sie die Gewogenheit mir wieder Nachricht zu geben, welchen Weg Sie vorziehen. Ich habe die Ehre mit größter Hochschätzung zu seyn Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster Diener W. G. Becker.

237. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 3. Dezember 1806 K. 3. xbr. 1806. Ich habe deine beiden Briefe richtig erhalten, lieber Bruder u. Freund – Ich bin selbst noch nicht ganz mit Cotta im völligen Abschluße; aber meine Theilnehmung habe ich zugesagt, u. erwarte wegen des wechselseitigen Ultimatums den 5 mir von ihm zu sendenden ausführlichen Plan des Ganzen. Ich kenne seine übrigen Verhältniße u. jene anderen Mitarbeiter nicht; auch kömmt auf Druk u. Bogengröse gar viel an. Ich denke daher nach meiner Handschrift zu contrahiren. Drei Louisdor scheinen mir das Minimum; das Mehr ist Gegenstand der Negoziazion. Ich bitte dich seiner Zeit um Nachricht von der Art deines Abschlußes, u. 10 werde desgleichen geben. – Wenn du nächstes Jahr den Almanach fortzusezzen denkst, so kann ich dir einige nicht uninteressante Beiträge liefern, vielleicht auch von Hebel, dem Verfasser der allemann. Gedichte. – Deine Subskripzion ist

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schön u. edel jedoch fürchte ich, hier der Boden nicht, wo sie gedeiht. Moral. Uebel hüllt diese Nazion ein, drinnen leuchtet nur die Stinkfakkel des Eigennuzzes. Indessen wollen wir versuchen. Hat Thon keine Kommerz-Korrespondenz hier, welche er damit beauftragen könnte? Die Kasse müßte ohnehin auf diese Art besorgt werden. Wirken will ich gern für die Sache nur möchte ich aus manchen Gründen nicht als Unternehmer hier erscheinen. Sapienti pauca! – Reizenstein ist, wie es heißt, nicht mehr in B tätig. Ich werde mich wegen Heidelberg erkundigen; doch auch hierin geschieht wenig oder nichts. – Ich bitte dich Reden alles Freundschaftl. von mir zu sagen: ich habe ihm noch nicht geantwortet, aber er wird in der Lage der Sachen u. der täglichen Ungewisheit seines Aufenthaltes meine Entschuldigung finden – es geschieht indessen diesen Tagen, u. sollte er abgereißt sein, so folgt ihm mein Brief. Will er sich mit Familie da etabliren? Gut für Max, dessen Bessersein mich sehr freut. Wir sind wol; Marie hat gestern der Mutter geschrieben. Ich küsse diese Herzen u. bitte auch um Verzeihung wegen verzögerter Antwort. Ich darf darauf rechnen. Ich habe mich ein ziemliche Zeit in dem Reiche der Feen aufgehalten u. die Sammlung der Mährchen unter dem Titel Titania, die ich unserm Freunde Weiss versprochen, vollendet. Sage ihm dies, auch, daß sie in der Abschrift u. bis Ende Dcbr. in seinen Händen sei. Es hat mir Vergnügen gemacht, dies mir neue Genre zu versuchen, u. Wunder – zu thun, wo ich keine – sehe. Auch die Pigmäen Briefe sind weit vorgerükt: in alma patria kann es dem Geschichtschreiber an Stoff nicht fehlen. Nimm die brüderlichen Wünsche zu deinem Geburtstage, u. behalte lieb deinen treuen Freund B–

238. Von Heinrich Voß, Heidelberg, 6. Dezember 1806 Heidelberg d. 6 Dec. 1806. Ihren vor 4 Wochen geschriebenen Brief, liebster Freund, habe ich erst vorgestern Abend empfangen; er hat mich noch in Weimar gesucht, und ich habe den Ort auf immer verlassen. Kaum waren die trüben Tage nach dem 14ten October nur etwas 5 vorübergezogen, so erhielt ich einen Brief von meinem Vater, der ganz mit einem selbstentworfenen Plan übereinstimmte; ich sollte nach Heidelberg kommen, wo auf mich, wenn ich eine Zeitlang mich als Privatdocent der Akademie nüzlich zu machen gesucht hätte, eine günstigere Zukunft wartete, als in dem verödeten Weimar. Ich legte hierauf mein Amt nieder, nahm mit traurigem Herzen Abschied von 10 meinen Freunden, und eilte nach Heidelberg. Hier lebe ich nun vorerst ein sehr stilles eingezogenes Leben, sehe wenige, und arbeite wenig; denn ich muß meiner etwas zerrütteten Gesundheit pflegen. Von Ostern an hoff’ ich indeß mich in eine mir

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angemessene Thätigkeit versezt zu sehen. Dann will ich am Neckar wieder das Leben fortsezen, welches ich durch harten äußeren Zwang an der Ilm abbrechen mußte. – Sie wollen von mir Nachrichten von einzelnen Weimaranern haben; von Herzen gern will ich diesen Wunsch befriedigen: Göthe war mir in den traurigen Tagen ein Gegenstand des innigsten Mitleidens; ich habe ihn Thränen vergießen sehen: „Wer, rief er aus, nimmt mir Haus und Hof ab, damit ich in die Ferne gehen kann“? Als der erste Schrecken vorüber oder zur Gewohnheit worden war, ward er ruhiger, und jezt ist er sehr heiter; ich möchte sagen, er ist noch liebenswürdiger geworden; manche starre Seite an ihm ist gebrochen, er ist milder, freundlicher, herzlicher. Geplündert worden ist er nicht; aber sich selbst hat er plündern müssen, um nicht geplündert zu werden. Ob seine Verheiratung aus dem Gefühle seiner baldigen Hinfälligkeit entsprungen ist, oder aus dem sich aufdringenden Bewußtsein aller aufgehobenen Standes- und Rangesverschiedenheit, will ich nicht entscheiden; aber gewiß hätte er keinen schöneren Moment ergreifen können; kein Weimaraner hat über dieses Factum zu reden Muße gehabt, und Göthes Freunde haben sich um so herzlicher freuen können. Jezt lebt Göthe sehr häuslich, fast von allen Geschäften zurückgezogen, u. arbeitet an seiner Optik. Der gute Krause ist nicht mehr; er ist in seinem eigenen Hause gem ißhandelt worden von den unseligen Maraudeurs; im Bertuchischen Hause hat er noch zulezt eine Freistatt gefunden; aber sein ganzes Wesen war zu sehr von Schrecken u. Schmerze ergriffen; er ist bald verschieden! – Hr. Meyer hat viel eingebüßt, unter andrem seine Kupferstichsammlung; er ist indeß gesund u. heiter. Falk hat all sein baares Geld verloren, für ihn waren wir bange, seiner Aufsäze im Elys.u. Tartarus wegen; allein sie sind dem allsehenden Auge Napoleons entgangen. Falk ist Sekretär geworden bei dem jedes maligen Plazcommandanten, und hat sich auf diese Weise Sicherheit und – Brot erworben. Fernow hat gegen 50 Thaler eingebüßt, aber keines seiner Effecten. Im Hause der Familie wäre es schlimm gegangen, wenn nicht Zigesar als Schuzengel u. Vertheidiger erschienen wäre; doch soll manches verwüstet sein. Wieland hat nichts verloren. Bertuch hat viel eingebüßt, doch nach der Größe seines Vermögens u. der Menge seiner Häuser und Besitzungen, so daß er noch zufrieden ist. Die Schiller war ins Schloß geflüchtet, mit dem Kostbarsten ihrer Habe; was im Hause zurükblieb, ist durchstört und zum Theil geraubt worden. Zum erstenmale nach Schillers Tode habe ich bei dieser Gelegenheit Schillers freundliche Studierstube betreten – wo auch wir beide uns einmal bei dem theuren Entschlafenen fanden. Mir traten die Thränen in die Augen, als ich die heilige Schwelle betrat, und diesen Wechsel überdachte; zum erstenmale in dem Augenblick habe ich mich gefreut, daß Schiller nicht mehr unter uns sei. – Wie es in Tieffurth aussieht, weiß ich nicht; aber gewiß nicht schlimm, denn dies hätte ich erfahren. Der Park hat nicht bedeutend gelitten, am meisten in der Nähe des Röm. Hauses, wo ein Bivouac gehalten u. viele der schönen Bäume zur Unterhaltung des Wachtfeuers gefällt sind. –

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Die Frau von Schardt hat wenig eingebüßt, u. ist sehr heiter u. wohl; aber die arme Frau von Stein, die hat fast all das ihrige verloren; ich kam am 17 Octobr in ihre Wohnung; da fand ich eine mörderliche Verwüstung, alle Zimmer, alle Schubladen offen, zerrissene Wäsche auf der Erde liegend pp – nachher habe ich sie einmal gesprochen, ich fand sie gefaßt, aber ihre Heiterkeit ist wohl auf lange hin. Lieber Freund, lassen Sie mich abbrechen; u. nehmen Sie mit diesen flüchtig hingeworfnen Einzelnheiten vorlieb; es thut nicht freundlich, sich an diese Dinge zu erinnern, ich bin deshalb drüber weggeeilt. Ihren Allmanach habe ich noch nicht gesehen, hoffe ihn aber bald zu erhalten. – Neulich habe ich Schlegels Rom für Eichstädt recensirt – daß sie noch nicht abgedruckt ist, daran ist der Krieg Schuld (der grade in diese Recension einfuhr) u. weil einige musikal. Noten erst müssen gestochen werden in einer Offizin die zerstört ist. – Zum Schluß habe ich Schlegel herzhaft aufgefodert, er solle sein Shakspear fortsezen. – Ihren Entschluß, einige Stücke zu übersezen billige ich ganz; Sie sind so recht der Mann dazu. Fangen Sie aber bald an, darum bitte ich Sie dringend. Nehmen Sie das Wint erm ährchen, dies liebliche Stück, u. dann Cy m b e lin e u. M acbet h. Wenn Sie meine Übersezung mit der Eschenburgischen vergleichen, so werden Sie finden, daß ich an sehr vielen Stellen sehr von ihm in der Erklärung abweiche. Auch Sie möchte ich bitten, vertrauen Sie Eschenb. nicht zu sehr; er hat mehr Ruf als ihm gebürt. Poetische Misgriffe begeht er auf allen Seiten; aber die meine ich nicht, sondern die grammatischen. Nehmen Sie ja die Nichols’sche Ausgabe London 97., sie ist dem Übersezer unentbehrlich, Perthes in Hamburg verschafft sie Ihnen. – Schreiben Sie mir bald, daß Sie den Anfang gemacht haben; mir wäre es eine wahre Wollust, wenn ich bald wieder eine poetische Übersezung eines noch nicht übersezten Stückes von einem Kernmanne, der ins Innre dringt, lesen könnte. Für heute leben Sie wohl; ich bin Ihr ergebener Heinrich Voß Mein Vater bittet mich, zu grüßen.

239. Von Johann Franz Cordes, München, 12. Dezember 1806 Gestern erhielt ich einen Brief von Cotta vom 7tn, worin er mir die Ankündigung des „Morgenblattes“ zuschickt, zu Beyträgen auffodert, u p Bogen 33 fl Honorar bietet. Er schreibt zugleich, wahrscheinlich würde ich schon durch Sie oder H v Aretin von dem Unternehmen unterrichtet seyn, u von Ihnen sehe er schon län5 gere Zeit einer Antwort entgegen. Weiter aber erwähnt er des Plans einer hiesigen Redaction, u dgl mit keinem Worte gegen mich, auch sagt er nichts davon, wann

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mit dem Blatte angefangen werden soll. – Sobald Sie von Cotta nähere Nachricht, als Antwort auf Ihren Brief, u den hiesigen Erklärungen erhalten, bitte ich recht sehr, mich gütigst davon in Kenntniß zu setzen, indem ich zuvor nicht an Ihn schreiben mag, auch nicht weiß, was ich eigentlich schreiben soll. – Mit meiner Gesundheit bessert es sich, dem Himmel sey Danck, u ich wünschte recht sehr, daß die Sache zu Stande käme. – Die Ihnen fehlenden Kupfer zum N. Litt. Anzeiger werden Sie mit Ende dieses Monats nachgeliefert erhalten. Schelling hat sich dem H v. Aretin zum MitArbeiter erboten, u eine Erweiterung des Plans vorgeschlagen, die vielleicht in der Folge ausgeführt werden wird. Was sagen Sie dazu, daß der hiesige Buchhändler Lintner gleichfalls für 1807 einen „Anzeiger für Literatur u Kunst“ angekündigt hat, der wahrscheinlich dem Aretinischen den Stoß geben, u jährlich nur – 1 fl 12 xr kosten soll. An Beyfall, Unterstützung u Absatz zweifeln die Unternehmer nicht, „da – n a ch ihren Wo rten u. der Ankündigung – diese Schrift vieles Interesse hat; denn sie wird gewiß jeden Freund der Wissenschaft u Kunst befriedigen, u am Ende des Jahres ein orde n t li ch e s Ja hrbu ch der Literatur u Kunstgeschichte bilden.“ – Und das Alles für 1 fl 12 xr! – Die Erscheinung einer neuen Münchner Nationalzeitung, die der Prof. Klebe redigiren wird, ist Ihnen wahrscheinlich auch schon bekannt, der Plan ver spricht viel; aber! – Und nun sage man noch, daß in Baiern keine literarische Institute gedeihen wollen? – Ist es wahr, daß Freund Dambmann sich nach Wien begeben hat, u sich dort sehr wohl befindet? – Ich wünsche es von Herzen. – Was Sie über die politischen Begebenheiten sagen, kann ich mir denken. Ueberhaupt aber ist es jetzt besser – besonders hier in München – darüber nur zu denken, als zu sprechen; das Schlimmste, daß man keins beyden ohne Aerger kann. an versichert, Iffland würde als Theater Intendant hieher kommen: ich glaube indessen schwerlich, daß er so vortheilhafte Bedingungen, wie er in Berlin hat, aufgeben, u hier wieder finden wird. Auch verlautet wieder viel von der endlichen baldigen Organisation der Akademie. Der neue FinanzMinister v Hompesch hat allgemeines Zutrauen, aber leere Cassen, u einen gewiß, schwierigen Posten gefunden. – Mit Scheerers Buchhandlung ist auch nichts im Reinen. Ich empfehle mich Ihnen recht sehr, u bitte, daß Sie mich lieb behalten wollen. Mit wahrer Hochachtung. Euer Hochwohlgebohren ergebenster J. F. Cordes.

München 45 am 12tn Dbr: 1806.

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Mit tiefer Wehmut ergreife ich die Feder, mein theurer Freund, um Ihren Brief vom 5t Oct. zu beantworten. Ich habe ihn erhalten, mit allen Beilagen, am 20n – Ach! damals war der gräßliche Schlag schon geschehen, und wir wußten es nicht – mich erfüllten Ihre Hofnungen mit Freude – zum erstenmal, denn ich kan Ihnen nicht bergen – daß mich, auf meinem hiesigen Standpunkte, trübe Ahnungen, die nur zu sehr gerechtfertigt worden, auf diese Gegenwart schon vorbereitet hatten – dennoch war ich betäubt, und einige Zeit der Verzweiflung nahe! – Aber nun lassen Sie uns auch wieder emporringen aus diesem Abgrund, Männer sein im ganzen Sinn, da wir in uns die Fähigkeit fühlen, es zu sein – so muß – blutete auch tausendmal das Herz – die Vergangenheit mit einem kräftigen Willen ganz in die Nacht geworfen werden, in der allein unser Volk wiedergeboren werden kan, ein Fönix aus den Flammen. Untergegangen war es schon lang, eh sein Sturz so laut und entschieden verkündet war, untergegangen durch den zum Prinzip des Lebens erhobenen Egoismus, wodurch alles ächte Leben zerstört ward – ohne gewaltsame Revoluzionen kann das nicht mehr hervorgebracht werden – jene sind erfolgt, eine notwendige Vorbereitung – an uns ist es nun, die in diesem Chaos schlummernden lebendigen Kräfte zu wecken, zur schönen Entwicklung zu bringen. In unsrer politischen Unbedeutenheit fand sich die Bedingung zu der, uns ganz allein angehörenden, erhabenen Universalität des teutschen Charakters, diese muß hervor, diese kan nicht untergehn, denn sie ist ewig – und sie muß eine intellektuelle Revoluzion herbeiführen, wodurch der Besiegte zum Sieger wird. Ein intellektueller, innerer Staat muß künftig diese losen Massen an einander knüpfen, jezt ists Zeit, unsre Eleusinien zu halten. Wir werden uns hierüber noch näher erklären – wenn ich, wie ich hoffe, weiß, daß dieser Brief sicher bei Ihnen angekommen sein wird. Der Schaz ruhe tief in unserm Busen, das gemeinschaftliche Unglück drängt die sich verstehn, enger zusammen – ich habe mir vorgenommen, jezt allen meinen Freunden recht fleißig zu schreiben – thun Sie es auch, und antworten Sie mir bald, und schreiben Sie zugleich an Ihre Tante Schliz, mit der ich oft Ihrer gedenke. Wahrlich, diese Frau wird mir so oft ich sie wiedersehe, werter – an ihrem Geiste könnte mancher Mann sich aufrichten. Allein steht sie da, ihr eignes Herz zerrissen – ihr Mann vielleicht in diesem Augenblick ruinirt, ihre Mutter schwer krank, ihr Vater in tiefem Gram sich verzehrend, dennoch bleibt sie aufrecht, kann es wieder werden, nach gewaltigem innern Kampfe. Sobald Ihre Güter nicht mehr Ihre Gegenwart und nächste Pflichten fordern, sollten Sie, wie ich glaube – jenen Schauplaz des Elends verlassen, und reisen,

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nur um andre Szenen, und alte Freunde wiederzusehn, einige Wochen hieher, mit dem Frühling nach Heidelberg – wo Brentano, wie ich vermute, Ihrer bedarf – mir hat er zwar nicht geschrieben, ich glaube auch nicht, daß wir je einander etwas werden können, aber Sie sind es, und müssen es folglich bleiben. Mein A lm anach ist erschienen, bei Montag & Weiss hier – ich habe die teutschen Originalvolkslieder weggelassen, aber es sind einige sehr glückliche Nachbildungen, und Romanzen der Spanier u. Britten darinn – jene die Erstlinge zweier jungen Dichter, die viele Hoffnung geben. Nehmen Sie doch ja Ihre Muse bald in Anspruch – das S chöne und die Freiheit lebt nur im Gesang – ich schrieb neulich an Ihren Verleger, da ich noch nicht wusste, wohin Sie gekommen, und schlug ihm vor, des Wu nderhorns 2ten Theil hier drucken zu lassen, wir haben einen sehr guten Drucker, und die Korrektur wolte ich gern besorgen, zumal da ich mit diesem Drucker schon die Verabredung getroffen, Volkslieder in ganz wolfeilen Ausgaben zu sammeln, und auf dem Lande abzusezen, ich möchte gern das Mildheinische Liederbuch verdrängen. Ich habe noch keine Antwort – ich bin noch dazu erbötig – Meine Samlung von Vo lks melo dien wird wol künftiges Jahr zu Stande kommen. Sagen Sie mir doch, wohin sich Reichard gewendet, ich möchte ihm gern antworten. Ihr Leo S – dorf.

241. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Regensburg, 24. Dezember 1806 Ratisbonne, le 24. Dec. 1806. Je viens de recevoir, mon trés cher pére par les mains de beaucoup, le présent que Vous m’avés destiné, agréés en me tréshumbles remercimens – le tems que nous avons m’en fait sentir tout le prix, ce sont surtout les refroidissemens que je dois 5 craindre, puisque mon X… vaut pas grande chose. Il porait que le ciel, aprés avoir prolongé l’été tant qu’il le fallait pour completter nos disgrans, ne nous fait pas grace des pluyer de l’équinoxe – c’est comme si nous étions au mois de Septembre, aussi les fleurs poussent de nouveau, & l’on en trouve partout en se promenant. Je Vous suis bien obligé de Vous être interessé pour mon imprimé – on m’a fait 10 savoir depuis, que cela ne faisait pas fortune, & que le Prince primat ne permettait pas de quîte avuée, à quoi je ne m’attendais pas, j’avoue. La ville de Francfort a extremement souffert, j’en conviens, cependant elle a des ressources, comme peu de villes en Allemagne, & aprés de particuliers connus pour riches – on n’y envie surement pas les habitans d: Ulm, cependant Mr: de Leyden non seulement a formé 15 une souscription chéz lui à l’occasion d’un diner qu’il dormait, mais on a aussi quîté de la part du magistrat. Ici nous avons en à peupres 50. Louis. encore que plusieurs personne à leur aise n’ayent rien donné du tout. Das alles sind zwar nur Tropfen in

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Vergleich des Bedürfnisses, aber jene Gegenden können sich durch sich selbst nicht helfen. Lübeck und das Mecklenburgische haben unstreitig entsezlich mehr gelitten, Reden zB. schlägt seinen Verlust nur nach den ungefähren Angaben, détails hat er noch nicht über 20,000 fl. und ich begreife dies auch, da auf den dortigen großen Gütern der Gutsherr allein leidet, und so das Inventarium allein an Vieh soviel und mehr wert ist, allein auch dann kann man sich nach einigen drangvollen Jahren wieder helfen – wie aber in Thüringen, wenn nichts von Aussen zufliesst. Ich sehe aus den Zeitungen, daß das unglückliche Schicksal von Halle und den übrigen nördlichen Universitäten für die südlichen, namentlich Heidelberg, bedeutende Vortheile hat. Soviel ich weiß, steht diese Universität unter H. v. Reizensteins Kuratel – auch hat der Hof viel guten Willen, sie empor zu bringen – ich wünschte daher sehr, lieber Vater, daß sie in Frankfurt die erste, schickliche Gelegenheit benuzten, die interessante Bekanntschaft von Friedrich Schlegel zu machen. Er muß jezt dort sein, und ist in der Wilmannsischen Buchhandlung zu erfragen. Vielleicht könnte diese Bekanntschaft ihm zu einer Empfehlung zu einer Professur verhelfen. Er hat mir zwar nichts hierüber geschrieben, meldet sich auch nicht, ich weiß aber, daß er einen vortheilhaften Ruf verdient, und annehmen wird. Auch besizt er selbst kein Vermögen, war zwar schon einmal Privatdozent in Jena, hatte aber keine Aussichten, und lebte seitdem als Gelehrter von seinen Arbeiten. Er ist lange in Paris gewesen, und – troz des Vorurtheils, das die Hrn Kozebue und Merkel durch ihr Geschrei überall gegen ihn verbreiten, auf mein Wort die gründlichsten Kenntnisse in Philosophie und Kunst. Sein Plan wäre daher als Professor der Philosophie, alten Litteratur, Ästhetik, oder bei einer Akademie der bildenden Künste, wenn eine in Mannheim errichtet wird. – Ich sage das alles nur als meine Idee, ich will ihm aber schreiben, daß er Gelegenheit suche, Ihnen bekannt zu werden. Ich weiß indeß nicht gewiß, ob er schon da ist. Wilmanns haben Sie gewiß schon auf dem Casino gesehen. Sinclair ne m’a pas encore repondre de Helmstädt, peut-être ma dernière lettre a-t-elle été égarée. Je suis assés d’accord de laisser le Roi de W. mais il parait, que son tour est bien long à venis, à moins que N. fatigué de toutes ses sottises, n’en fasse justice pertice. Starkloff a écrit ici, que Louis s’est présenté à Cassel pour entrer dans le nouveaux regimens, je n’avais pû le croire. Cette nouvelle fait ici une sensation très-disagréable – on m’en a temoigné formellement des regréts, & je ne sais que les partager. Une démarche pareille n’est jamais dans mes principes – il pouvait ou attendre la decision du sort de son maître, ou en attendant entrer en service de Wirzbourg ou de Bavière – on l’aurait partout reçu comme enseigne. – Il y a longtemps que je n’ai pas de nouvelles de Max. Je suis réspectueusement Vôtre tr. h. & tr. o. fils Leo

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Herzl. Dank für dein gestern erhaltnes v. 5. lieber Freund u. Bruder das mich – ausschliesl. deines Hustens – sehr freute. Schone diesen; doppelt in dem poesie-freundlichen Winter, der ein zierlicher Bandit für unsere nordische Angewöhnung ist. Den N. Anzeiger u. die Abendzeitung endeten für die Regensb. Sendung mit 1806. Ich danke dir für die bisherige Besorgung. Die Pakete erwarten wir – welcher Üchtriz ist es? Vermuthl. der Bruder des Uhlanen; dann kommt es von Memmingen. Handschrift hast du jezt dreimal mit gestern erhalten schon folgt das 4te Paket. alles Übrige unverweilt. Abschreiben ist Höllenarbeit; aber das Abgeschriebene korrigiren, welches mir die gute Marie besorgt, eine noch ärgere. Die lebendige Federn sind gar zu dumm. Meine jüngste Bitte wegen der Revision erfülle nur, wenn es dich, deine Zeit u. deine Augen nicht sekkirt. Die Aushängebogen bitte ich dich aber mir schnell zu schikken, welches bei Beschleunigung des Druks um so mehr der Fall sein kann. An Weiss alles Freundschaftl. Ich glaube, die wenige, welche drukken lassen, machen gute Geschäfte; u. seine Idee ist richtig. Meine Pigmäenbriefe u. der steinerne Gast – beide bis Merz vollendet – erscheinen erst zu Ostern 1808. Willst du die Dedikazion der ersten – versteht sich, wie bei Titania mit den Anfangsbuchstaben – annehmen, so machst du mir ein Vergnügen. Titania ist meiner Schwester Freyberg dedizirt. Was hältst du von dem Debüt des Morgenblattes? Mir scheint es sehr ungenirlisch – die Redakzion trivialisirt meines Erachtens. Es mus besser werden. Aurnhammers Prolog ist hübsch. Hat er Theil am Morgenblatte genommen? Meine gute Marie umarmt dich herzl. Albert lallt dich freundlich an. Er wird prächtig. Wir sind behaglich u. glüklich für uns. Meine politische Lage ist noch dieselbe. Ich bin auf die Organisazion vertagt worden – aber tägl. nimmt die Nacht der Desorganisazion zu. Die, welche das Gute wünschen, wissen nicht zu wollen, u. die welche zu wollen wissen, mögen das Gute nicht. Ohe! iam satis – Ich bitte dich, der l. Mutter u. Tante das herzlichste von uns zu sagen, u. die Anlage an Baron Reden besorgen zu wollen. Dein treuer Freund B–

Sei doch so gut, anliegenden Brief an Saemann besorgen zu lassen, dessen Braut hieher reißte, u. die Mirra mitnahm. Der Mutter Leute wissen die Wohnung gewis. Und da die Nachricht darinn ist, daß ihm seinen Wünschen von dem G. G. größtentheils geruhet wurde, so bitte ich dich, den Brief bald u. sicher bestellen zu lassen. 35 Im Nothfall sind diese Leute bei Bresen (?) zu erfragen. Der Vater des Mädchens ist Rathssoldat.

An Johann Franz Cordes, Regensburg, 21. Januar 1807

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243. An Johann Franz Cordes, Regensburg, 21. Januar 1807 Regensburg, 21. Jan. 1807.

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Ich habe einen Brief von Cotta vom 13t worinn er sehr klagt, daß er weder von Ihnen noch von mir etwas erhalten habe, und bestimmt fragt, worauf er rechnen könne. Seit d 14. Dec. (wo ich Ihren Brief vom 12t empfing,) habe ich nicht ein Wort von Ihnen, noch von Docen. Dieser Brief hat sich mit meinem vom 10t an Sie gekreuzt, worinn ich Ihnen alle Vorschläge Cottas, und den gedruckten Plan des Morgenblatts mittheilte, und Sie bat, da Cotta gegen mich nicht ein Wort von der Redaktion erwähnte, geradezu selbst an ihn zu schreiben. Am 17tn schrieb ich das nehmliche ungefähr an Docen, und Cotta meldete mir darauf, er hoffe mit Ihnen nächstens ganz in Richtigkeit zu kommen. Ich erwartete nur Ihre Nachricht darüber, um was ich an Mscpt zusammen machen könne, an Sie zu schicken, Urtheilen Sie nun von meiner Verwunderung, da ich jezt vermuten muß, daß Sie nicht mit ihm einig sein müssen. Vielleicht hat indessen jeder von uns auf Nachricht von dem andern gewartet, und darüber ist jezt alle die Zögerung und der Wirrwarr entstanden. Ich habe Cotta nur ganz kurz geantwortet; ich wisse nicht, woran es liege, und will ihm jezt nur geschwind etwas Mscpt schicken, damit er zufrieden ist, künftig aber schicke ich alles an Sie, sobald die Sache in Gang ist. Vom Morgenblatt selbst habe ich noch nichts gesehn, Vom Litt. Anzeiger auch nichts, wenn Sie die Briefe Katts nicht dazu brauchen wollen, so schicken Sie solche an Cotta, doch müsste dan in einer Nachschrift beigefügt werden, daß einige schon gedruckt sind, aber noch nicht so vollständig. Ist es wahr, daß die Akadem ie aufgehoben? Ihr ganz eigner Seckdf.

25 N.S. Aus Versehen ist dieser Brief auf ein Blatt Charaden geschrieben – sie sind

ebenfalls für Cotta bestimmt.

244. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 1. Februar 1807 K. 1. Febr. 1807. Ich habe, lieber Bruder u. Freund deine Pakete, die Probebogen, deinen Brief v. 20. xbr. in jenen, später den v. 20. Jenn. erhalten, u. danke dir für alles herzl. vorzgl. für die übernommene Sekkatur der lezten Drukrevision. Du wirst nun5 mehr das Mskpt bis zu fol. 96. einschliesl. haben – es folgen noch zwei Mähr-

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chen. Ich hatte, als es zur Abschrift der Titania kam, noch keinen mir behaglichen Schreiber (aber mehrere in der Probe, u. jezt hab’ ich einen guten) daher die Ungleichheit der Hände u. Orthografien. – Deine Emendazion von weis u. weiss verdanke ich dir sehr; es ist schlimm, daß die Schreiber im Kopiren nicht die Rechtschreibung des Originals behalten, sondern immer ihre eigne einmischen – es geht damit wie mit der meisten Filosofie u. Religion. Die Menschen können das Interpoliren nicht lassen. – Ich gestehe dir, daß ich unseres Freundes Weiss Bedenken mir nicht erkläre? – Wegen der End-N ist mein Glaubensbekenntnis Folgendes. Unsere Sprache hat unter andern Flüchen der Püta auch den, ihre meiste Endungen in e oder en zu machen, so daß sich solche oft wie in einer Prozession folgen. Beide lauten, so oft wiederhohlt, hart. Es bleibt daher nur ein Mittel durch Mischung der beiden grösern Übel ein drittes kleineres zu schaffen, u. eine, wiewol immer noch etwas hart lautende Abwechslung hervorzubringen. Ich sezze daher das n nur dann den Begleitungswörtern bei, wenn das Hauptwort keinen Konsonanten zu Ende hat – z.B. ich seh die lang vermissten Freunde ; umgekehrt heisst es: ich seh die lang vermisst e Kind e r . Hat aber ein Hauptwort einen Vokalen am Ende, u. mehrere Begleitungsworte, so geb’ ich das Final-N nur dem lezten, unmittelbar vor dem Hauptworte stehnden, um die Kakofonie zu vermeiden: zB. ich fand die viele, liebe, lang vermissten Freunde. Eben so geb’ ich in dem Faden der Beiwörter demjenigen das N auch, worauf ein AnfangsVokal folgt; zB. Ich seh die guten, eben so wie ich erfreute Kinder. – Du siehst daraus, daß ich das Final-N wie einen Gegen-Apostrof behandle, u. es zusezzen lasse, wie dieser wegnimmt, aus derselben Ursache. Ich mag da eine neue Regel erfunden haben – aber sie scheint mir passend, u. nach meinem Gehörklange nüzlich. Wie schwer sich aber Abschreiber in diese, an sich einfache, aber in ihrer Anwendung nuanzirte u. Aufmerksamkeit fordernde Regel finden müssen, beurtheilst du leicht. Ich bitte dich bei der Revision darauf Rüksicht zu nehmen. Auch bitte ich dich, am Ende der Worte die ss in ein ß, u. die zz, kk – alle in z u. k ausgehn zu lassen. Ich werde selbst in meine Orthografie das ß wieder aufnehmen, da es, besonders im Druk das Aug weit weniger beleidigt als das ss. – Bei unsern Sorgen, Freund, daß die Pigm. Briefe i. J. Kristi 1808 zu späte kommen – sie werden noch 1818. u. 1828 ihre Anwendung finden. Dauert das Morgenbl. bis 1808. so ist für die Existenz einer erklekl. Pigmäenzahl der Beweis geführt. Es ist gar nichts dara – sie fürchten Genialität der Sachen u. des Ausdruks so sehr, daß sie sich von den Gemmen, der du welche im t. Merk. gefunden haben wirst, nicht eine abzudrukken getrauten, als die, welche sie vielleicht selbst nicht verstanden. Da sie ihre Engbrüstigkeit unter allerlei Vorwänden mir zu inokuliren dachten, so lies ich die Blatterkinder in ihrem Stüblein, u. zog mich abwärts, o. vielmehr aufwärts; denn sie sizzen verdammt tief unten im Entenpfuhl.

An Ludwig Uhland, Regensburg, 25. Januar / 7. Februar 1807

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Es freut mich sehr, dich mit Shakspears Zimbeline beschäftigt zu wissen – er ist schwer, aber schön u. lohnend. Ich denke mit Anf. 1808. einen Ja s o n monathweise herauszugeben – willst du mit ein Argonaute auf der Fahrt nach dem Goldvlies des Geistes, der unbefangnen Vorurtheilsfreiheit im allgemeinsten Sinne, sein? Das hindert die Echo nicht, in ihrem Sturm fortzuschreiten – Je mehr tüchtige Mittel zu einem Zwekke wahrer beglükkender Aufklärung, um so besser für das oft desertirte Ganze – je mehr zu wirken, desto woler dem Einzeln. Wer kann mich, (da ich nicht 100/m M. ins Feld stellen kann, hört der Bürgerkrieg auf) aber wer kann geistige Eroberungen, Schlachten u. aechte Indien-Züge dem Geist nehmen? u. giebt’s einen wolthätigern Krieg? Bei der Ausgabe, die ich von Sulzers Lexikon erhielt, befinden sich die Zusäzze – es ist fere von 1794. – Hubers Leben habe ich noch nicht gelesen. – Mohr u. Zimmermann kenne ich noch nicht; aber Hebel – ein stiller, anspruchloser Mann, mit lebhaftem Geist unter schon grauen Haaren. – Ich habe die engl. Ausgabe Shakspeaeres nicht. – Wegen deinen Papieren hat die Marie dir vorläuffige Nachricht gegeben. – Gruner sage recht viel Freundschaftl. von mir – den Brief an Fenninger sende ich nächstens – in Mannheim soll aber auch nicht viel mehr sein. Man hat mir dort eine BenefizVorstellung für Schillers Erben versprochen, die ich immer erinnere, u. die nicht erfolgen will. – Marie u. Albert grüsen dich herzl., lezterer wird dir gewis kein Pigmäe eher ein kleiner sankulus, der es zur Noth mit ein Paar Schlingeln aufnähme – Dii fortioribus adsunt! Dein treuer Freund B– Ich bitte dich der lieben Mutter das herzlichste von mir zu sagen. Morgen schreib’ ich ihr

245. An Ludwig Uhland, Regensburg, 25. Januar / 7. Februar 1807 Regensburg, 25. Jan. 1807. Haben Sie Dank für Ihren freundschaftlichen Brief! wenn ich ihn nicht früher beantwortete, so schreiben Sie es der widrigen Stimmung zu, welche seit der Epoke meines ersten Briefes an Sie meinen Geist niedergedrückt hat – erklärbar aus den 5 Ereignissen dieser Periode. Ich war unfähig an irgend etwas Theil zu nehmen. Jezt gewinn ich mir allmählich die Oberhand wieder – kein Mensch, empfänglich für ein höheres in sich, darf verzweifeln. Ich habe Ihren Brief mit wahrem Interesse gelesen, denn er enthält Stellen, die mich wie aus den ersten goldnen Träumen meiner dichterischen Jugend trafen – 10 sie wurden nicht erfüllt, alle Blüten meines Geistes sproßten auf unfruchtbaren

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Boden – das innere Gähren konnte sich zu keiner reinen Schöpfung gestalten, und ein glücklicher äusserer Anstoß hat mir stets gefehlt. Auch Ihnen, sehe ich, scheint die Gegenwart entgegenzuwirken, der Kamf Ihrer Neigung mit den Verhältnissen ist da – aber in einem solchen Kamf gedeiht auch das poetische Gemüt, gezwungen sich an eignem Feuer zu erwärmen, und sich zu konzentriren, um seinen Gegnern die Spize bieten zu können. – Ich glaube, den Hauptgegenstand Ihres Briefes am besten beantworten zu können, wenn ich Ihnen Rechenschaft von den Planen gebe, die ich in Bezug auf altvaterländische Literatur, zum Theil mit Docen besprochen habe, und an deren Ausführung ich vorbereite. Wenn ich Pl a n e sage, so sinds wol eigentlich nur Em b r y o n e – und die Ausführung ist immer nur so zu verstehn, wenn auch Lust, Zeit p dieselben bleiben, und vor allen Dingen ein Verleger. Dazu muß überhaupt eine günstigere Periode für literarische Betriebsamkeit eintreten. Do cen, der nun freilich an einer reichen Quelle in der Münchner Bibliothek sizt, scheint sich auch mehr an die Quellen allein zu halten. Er arbeitet daher an der Herausgabe eines korrekten Textes der besten altteutschen Poesien, nach Jahrhunderten geordnet, theils solcher, die schon in der Myllerischen Sammlung, aber ohne Kritik erschienen sind, theils ungedruckter. Hiezu käme ein Glossar. Unter den ungedruckten ist noch sehr reicher Stoff an epischen Sagen. Wenn ein günstiges Geschick darüber waltet, so wird dabei noch das ächte Heldenbuch zu Tage gefördert, dies ist nehmlich noch nicht vorhanden – Docen hat blos Fragmente aufgefunden, aber gegründete Spuren, oder vielmehr Gewisheit, daß es unter den teutschen Mscpten im Vatikan befindlich. Sein Aufsaz hierüber steht im Oct. u. Nov. stück 1804. von Aretins Beiträgen zur Geschichte u. Literatur, München, Scherer, der Aufsaz ist bis jezt Fragment. Hier ist ein Auszug: „Der allgemeine Grund der darinn enthaltenen Dichtungen beruht wahrscheinlich auf einzelnen historischen Sagen, vielleicht einer jener uralten Gesänge, die Karl der Große teste Eginhard in seinem Gedächtnis niederlegte“ (doch kommen auch viele dieser Geschichten in den ältesten dänischen Volksliedern vor s. die Kjämpeviiser.) „Aber der innere, ächte Kern ist mit einem fremden geflickten Kleide umgeben, das seinen späteren Ursprung durch modernere Orthografie und eine Menge kleiner verunstaltender Veränderungen verräth. Unmöglich kan daher das jezt vorhandene wirklich Ofterdingens Original sein, der schon 1207. zu Wartburg stritt. Diese Vermutung wird zur Gewißheit durch ein geschriebenes Fragment von 174. vierzeiligen Strofen: Von dem Rosengarten zu Worms. Dies Fragment ist mit dem gedruckten Rosengarten genau verwandt, der äussern Form nach, aber weit älter u. besser, als dieser, dessen älteste Ausgaben (1509.) auch besser sind als die spätern von Feyerabend zu Frankfurt veränderten. Proben davon sind folgende: Nr. 5. heißt es von Chriemhild, verglichen mit der 3ten Aventüre des gedruckten:

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Sie het einen garten mit rosen wol durchleit Der waz einer milen lang und einer halben breit Darum so gienc ein mure mit eime faden sidin Sie sprach trutz allen Fürsten daz keiner kum darin. Die mir des garten huoten das sind zwelf kune man So ich in meinem riche sie iendert finden kan Die mir des garten hutent di sint mir wol bekant der erst mîn vater Gibich ein richer kunig genant. S t r . 9. „Die starken zwelf recken sollen der rosen pfleger sin! Trutz und widertrutz, daz nieman kum darin!“ Sollichen widertrutz durch iuweren übermuot Sprach der held volkere ein kuner degen gut, Enbietent ir richen fürsten, die uch sint bekannt Man fund noch mangen helden, die furen durch die lant, Die wol getorsten vechten gen den fursten hochgemut; Erfuren ez die welfinge es ducht sie niemer gut. „Da haben Sie das Metrum der Nibelungen! Das gedruckte Heldenbuch hat alle diese u. ähnliche Stellen weit matter, kraft- und gedankenloser, häufig ist der Sinn entstellt, die Ausdrücke unpassend. Dennoch ist die Verwandschaft beider so genau, daß offenbar das eine die Quelle vom andern ist. Sprache und Geist entscheiden für das Fragment, als das ältere. Das gefundene Mscpt davon ist aus dem XIV. Jahrh. das Gedicht aber weit älter – das gedruckte Heldenbuch aus dem Anfang des XVI. Jahrh. und es existirt keine ältere Handschrift. (NB. Unger besaß eine Ausgabe, s. loc. & an. die gar nicht bekannt ist: Hie fahet sich an der Helden Buch oder der Wolf Dieterich p ich habe darüber nach Berlin geschrieben, doch kan auch diese nicht über das lezte Drittel des XV. Jahrh. hinaufsteigen.) Grund genug um zu vermuten, daß das ächte, verlorengegangene Heldenbuch von einem damaligen Reimer umgearbeitet worden. Auch das jezige Metrum des gedruckten deutet dies an, es ist Bru der V eit en To n, eine Versart der Meistersänger.“ Ein ähnliches kürzeres Fragment hat auch Kinderling aufgefunden, was ich erhalten werde. Docen hat seines noch nicht abdrucken lassen. F. Adelung in seinen Nachrichten von der Vatikanischen Bibliothek gedenkt zweier alten Mscpte aus dem Saec. XIV. welche Kaiser Otnits Meerfahrt bis zu Wolfdietrichs Klosterleben enthalten – er führt auch einige Stellen daraus an, die denselben Stil, wie das Fragment vom Rosengarten, haben. Ähnliche Mscpte existiren noch zerstreut zu Strasburg u. Dresden, aber noch ist freilich keine Hofnung zu einem freien Zutritt vorhanden, und ohne diesen kan wol schwerlich ein Dichter geweckt werden, die liebenswürdige Einfachheit und kindliche Bildung dieser Denkmäler in unsrer modernen Allseitigkeit wieder darzustellen. Denn dies ist es nun, was ich

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glaube, daß nach einer korrekten Ausgabe des ursprünglichen Textes am ersten geschehen müßte. Er muß lesbar gemacht werden, also in heutiges Teutsch übersezt werden, aber mit möglichster Beibehaltung des antiken Tons und Farbe, ja nicht modernisirt, nur an die Gränze des Verständlichen geführt. Tiecks Minnelieder, und die Proben der Hagenschen Übersezung der Nibelungen in Feßlers Eunomia sind hier Vorbild. Gerade diese Enthaltsamkeit im Umkleiden ist es auch, was mich in Ihren Proben in meinem Almanache so sehr anspricht – ich habe zwar hier kein gedrucktes Heldenbuch, und kan daher nicht über das treue Anschmiegen an das Original urtheilen, allein der Geist des Ganzen weht mich an, und darum wünschte ich wol das ganze Gedicht (wenn wir es erst in reinerer Gestalt besizen) so von Ihrer Hand – So mit der Zeit auch den Iwain, Parzifal, Titurel, Wilhelm von Oranse – sanguinische Hoffnungen, wenn einer in einem Menschenalter dies leisten sollte – allein diese langathmigen Gedichte haben wol schwerlich durchaus gleichen Wert, gebe man uns nur erst die wahrhaft poetischen Stellen, und Auszüge des übrigen. Diese Ideen ziemen mir, als Dilettanten und Literator – sie können aber keine Norm für den schöpferischen Genius sein, dem eine solche Sage, selbst der rohesten Form, als ein Gegebenes genügt, woraus ein Meisterwerk unter seinen Händen sich gestalten kan. – Fühlen Sie in sich – und o möchte es sein! – Kraft und Feuer, mit einem Schritt unser Ariost zu werden, dann brauchen Sie weder meine Fortsezung und Bearbeitung der Myllerischen Sammlung, noch romantische oder epische Sagen! Aber freilich jenes glorreiche Ziel will mühsam verfolgt, die Bahn, die dahin führt, und die Kraft des Wandelnden genau geprüft werden. Doch schon ein mutiger Versuch ist rühmlich, und hilft und fördert, wenn er auch nur Versuch bleibt. Ich war 13. Jahre alt – lebte und träumte damals nur im Messias, und entwarf damals den Plan eines heiligepischen Gedichts, in einer Glut waren einige 1000. Hexameter fertig, sie liegen noch mit dem vollständigen Plan des Ganzen in meinen Papieren begraben, um es ewig zu sein, allein ich habe mich selbst daran ausgebildet, ich habe mit Liebe daran gearbeitet, und noch sind mir diese rohen Versuche wert, da ich doch an ihnen selbst mein Urtheil schärfen, und erkennen lernte, woran es mir fehle, um kein Klopstok zu sein. Einzelne Reminiszenzen aus jener Periode, wo sich mir selbst unbewußt, alles unter meinen Händen verklärte, jede Zeile, die ich niederschrieb, von selbst zu Melodie u. Rythmus floß, habe ich als wehmütiges Denkmal im Almanach niedergelegt, und ich glaube nicht, daß ich mich ihrer schämen dürfe. Indeß – ich sehe ein, hier hilft das Tappen nichts, die Kunst bleibt Kunst, wer sie nicht durchgedacht, der darf sich keinen Meister nennen. Ich fühle die lebendige Kraft nicht in mir, die aus sich selbst heraus schaffend, mit siegender Stärke den Stoff beherrscht, bis er sich in schöner Harmonie zusammenfügt, allein ich glaube doch an Talent, Geschmack und Kritik so viel zu besizen, um zu wissen, was mir zu einem großen Dichter fehlt, was sein höchstes

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Ziel sein müße, und wie weit Cajus oder Sempronius von der Bahn abstehn. Glühend webt das Ideal in meinem Busen, aber die Sprache fehlt mir, um es zu erreichen – ich bin Dichter in der Konzeption und in meinem ganzen Wesen, ohne ein produzirender zu sein. Nächstdem glaube ich auch das technische der Poesie so ziemlich zu verstehn, und allenfalls ohne große Mühe deduziren zu können, daß zB. das Urteil über den Almanach im Morgenblatte seichtes Gewäsch sei, ob es mich gleich im geringsten nicht kränkt, denn ich war mir es gar nicht anders vermuten. Aber auch auf Sie, mein junger Freund. soll es nicht den geringsten Eindruck machen. Als ich vor 12. Jahren in meiner ersten Jugend zum erstenmale die Feder ansezte, um für den Druck zu arbeiten, da gelobte ich mir schon damals fest, mich nie von irgend einer Kritik abhängig, zu machen, und nie öffentlich ein Wort über eine zu verlieren – ich sagte mir selbst: „Das Publikum hat schlechterdings keine Stimme, um über Wert und Unwert eines Kunstwerks abzuurtheilen, eben so wenig hat sie der oder jener selbst gestempelte Aristarch – Schreib nach deiner Überzeugung, aber beruhige dich nie bei dem Geschriebenen, halte es nie für das einzig beste. Kommen Erinnerungen, so prüfe sie im Stillen, und dein Werk selbst, wenn der Rausch der ersten Vollendung vorüber, und du reifer geworden bist!“ und das habe ich gehalten bis jezt. Noch nie hat eine gerechte Kritik mir mehr sagen können, als ich schon vorher durch Selbstprüfung ergründen können – andre Stimmen gelten mir gar nichts. Aber mit einiger Ehrfurcht suche ich den Rath des Meisters, mit Zutrauen den Wunsch des Freundes zu hören. Ich möchte wol, daß Sie mir die Rechte des lezten gestatteten, um Ihnen sagen zu können: daß mir Ihre Dichtungen, bei aller Zartheit und Tiefe der Empfindungen, und dem innigen, romantischen Ton, der in ihnen herrscht, sich in einem zu engen Kreise zu bewegen scheinen. Sie sind blos subjektiv, Abdruck Ihres Gemüts, aber auch das edelste sollte sich nicht immer auf dieselbe Weise äussern. Mit einem Wort: ich wünschte Sie auch als objektiven, charakteristischen und – da man immer gleich nach dem höchsten streben muß – als dramatischen Dichter zu sehn, und zwar tragischen, wozu sich Ihre Muse mehr hinzuneigen scheint, und dem Jünglingsalter besser zuspricht, als die Komödie, Kind der Welterfahrung. Denn die dem Tragiker nöthige Menschenkentnis kan sehr wol von innen und besser herausquillen, als die durch langwieriges Studium a posteriori mühsam erworbene. Göthe war 24. Jahre alt, als er den Göz schrieb, zwar ein Jugendstück, in dem die subjektive Stimmung des Dichters vorherrscht, und die Objektivität noch lange nicht klar genug sich abgesondert hat, aber dennoch mit welcher ergreifenden Wahrheit, u. tragischer Kraft! Ich sehe eben, daß Cotta einen Preis auf die beste Tragödie binnen Jahresfrist gesezt hat. Wie wäre es, wenn Sie den Versuch wagten. Ich könnte Ihnen zwei Stoffe vorschlagen, die ich mir schon längst entworfen habe – der eine, der Held des Tags auf der Bühne, der in 3. Bearbeitungen, von denen ich gehört habe, durchaus misglückte Luther. Werner’s Weihe der Kraft ist offenbar zu subjektiv,

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zu modern sentimental – der kräftige Karakter Luthers durchaus nicht in gehörige Handlung gesezt, der Kampf mit dem Papismus durchaus nicht herausgehoben – denn der lezte sollte nicht im Sinken, schwach gestüzt durch einen verderbten römischen Hof, sondern in voller, rüstiger Thätigkeit in der ganzen Glorie des Enthusiasmus, und ergriffener Sinnlichkeit dargestellt werden, gegen welche die reinere Menschheit in Luther den mühsamen, aber siegenden Kampf beginnt. 2tens Francesca da Polenta aus Dantes Hölle (am besten vorgetragen finden Sie diesen Stoff in Schlegels Aufsaz in den Horen, ich glaube von 1795.) Die naive, schuldlose, sich selbst unbewußte Liebe der Franzeska zu ihrem Schwager Paolo, im Kontrast mit dem tapfern aber häslichen, und rohen Gemahl, der beide seiner Eifersucht opfert, müßte mit äusserster Zartheit behandelt werden – ich kenne nur Shakespeares Julie u. Desdemona, die hier Vorbild sein dürfen, aber nur nicht blose Nachahmung! Einen eignen interessanten Charakter, der dem Ganzen einen ganz romantischen Anstrich geben würde, hätte ich hineingewebt, Dante selbst, welcher wirklich bei Franzeska’s Vater, Guido, eine Zeitlang gelebt hat. Sein ahnendes Gemüt müßte ihr trauriges Schicksal vorbedeutend erkennen, er selbst gewissermassen den alten Chor repräsentiren. – Doch das sind alles vielleicht velut aegri somnia. Ich muß abbrechen, sonst wird ein Buch aus diesem Briefe – das Datum der ersten Seite beweist ohnehin, daß ich nicht auf einmal daran geschrieben. Ich muß noch ein paar Worte über das sagen, was Sie von Bearbeitung teutscher Volkssagen gedenken. Allerdings ein sehr verdienstliches Unternehmen, wo ich glaube, das Tieck und Schlegel auf dem rechten Wege sind, jeder auf seine Art, denn Kaiser Oktavian u. Genovefa des ersten gehören nicht hieher, da es eigne Komposizionen aus gegebenem Stoffe sind – wol aber seine vier Haimonskinder, Schlegels Zauberer Merlin und Lother u. Maller – Es ist aber noch viel übrig – Zu einer Bibliothek der romantischen Vorzeit aus Quellen, mündlichen Sagen oder ältern Romanen würde ich sehr gern die Hand bieten, sobald nur mit einem Verleger wieder etwas patriotisches gewagt werden kan. Vo lks b ib lio theken in dem Sinn, wie Sie und ich sie wünschen, und wills Gott, unternehmen wollen, kenne ich nicht – Musäus Volksmährchen sind in ihrer Art angenehm erzählt, aber ganz modernisiert, Reichards Romanenbibliothek, die in den 70er u. 80er Jahren zu Riga erschienen ist (20. Bände in 8.) enthält unter den Rubriken Ritter- und Volksromane ganz gute Auszüge aus verschiedenen in- u. ausländischen Werken, aber ohne poetischen Sinn, der kürzern einige zB. Wigolais v. Rade, den Finkenritter, hat er ganz abdrucken lassen – Einen, den ich Ihnen gern zur Bearbeitung empfehle, haben bis jezt fast alle vergessen: Fortunatus mit dem Seckel u. Wünschhütlein. Was ich selbst besize, kan ich Ihnen mit der Zeit, wenn wir beide domicilium fixum haben, mittheilen. Leben Sie indeß wol. Den 7ten Febr. geendet. Leo Seckendorf.

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Haben Sie die Güte, die Inlage an H. Kerner und ihm zugleich das nöthigste, aus diesem Briefe, die alte Literatur betreffend, mitzutheilen, da ich mich dort nur ganz kurz geäussert habe.

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Eine sichere – aber durch Zufälle verzögerte Gelegenheit in Ihr Vaterland verschafft mir endlich das, wiewol späte Vergnügen, Ihnen zu antworten. Ich schreibe so wenig wie möglich auf direktem Wege dahin, da ich nicht gern meine freundschaftlichen Mittheilungen mit den Postoffizianten theile. Haben Sie vor allen Dingen für Ihr freundschaftliches Erbieten, meine literarischen Ideen für vaterländische Poesie zu unterstüzen, herzlichen Dank. Bisher ging es mir noch sehr hinderlich, und solange die Zeiten sich nicht ändern, wird auch schwerlich viel ausgeführt werden können. Meine Vorarbeitungen gehn indeß fort und zerfallen in folgende 3. Hauptklassen I.) Korrekter Abdruck der vorzüglichsten altteutschen Dichter selbst, vornehmlich aus den Zeiten der Minnesinger, mit einem kurzen Glossar für jedes Werk – d.h. Fortsezung der Myllerischen Sammlung, aber mit mehr Geschmack und Kritik. Dies ist nur durch bedeutende Unterstüzung einer neuzuerrichtenden Gesellschaft für vaterländische Altertümer möglich – also, wenn Kontributionen u. Plünderungen ein Ende haben – Fürsten haben für so etwas weder Sinn noch Geld. II.) Teutscher Percy, mit Hinsicht auf Entwicklung der Sprache – Sammlung der teutschen lyrischen, hauptsächlich Volkspoesie. Das Wu nderhorn hindert mich hier nicht. Ich habe manches daran auszusezen, aber die Herausgeber würden schwerlich meine Meinung annehmen, daher kan mein Werk sehr wol neben dem ihren bestehn. Ich wünsche nur Originale mit den ursprünglichen Lesarten, nach Zeiten Stoff und Dialekten geordnet, zu geben, Volkslieder mit der ächten Melodie, wo sie zu finden ist. Wahrscheinlich werde ich mit einer Samlung dieser Melodien (vielleicht schon in diesem Jahre,) den Anfang machen. Können Sie mir welche mittheilen? Wie gern würde ich sie annehmen, aber es muß sie ein Musikverständiger, ganz kunstlos, ohne allen Schmuck aufsezen, und die Variazionen der verschiedenen Gegenden genau angeben. Kommt noch ein 2ter Theil des Wunderhorns heraus, allein Brentano allein ist zu nachläßig, Arnim aber in Ostpreussen verschollen, so gebe ich gern die Texte meiner Lieder dazu – einstweilen stehn sie da gut. Sonst veranstalte ich eine eigne Sammlung – und suche diese hauptsächlich durch die möglichste Wolfeilheit dem Landmann selbst in die Hände zu spielen – möge es so glücklich sein, sowol den ge-

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meinen Jahrmarktsunsinn, als die platte Nüchternheit des Mildheimischen Liederbuchs zu verdrängen. III.) Bibliothek der Volks- u. Ritterromane, vaterländische und fremde, aus den Quellen, einfältig treu, jeden nach seiner Weise und Ton wiedergegeben. Hier hat Schlegel einen guten Anfang gemacht – Tieck nahm sie zu Stoff eigner Gedichte – doch gehören einige seiner älteren Volksmährchen unter dem Namen Peter Lebrecht hieher. Sonderbar, daß er den gehörnten Siegfried und Fortunatus bis jezt vergessen, vom ersten steht ein dramatisirtes Fragment in Schlegels Europa. Genovefa, Oktavian, Herzog Ernst müssen auch noch treu wiedergegeben werden – vom leztern steht ein Auszug, wie überhaupt von den meisten, in Reichards Romanenbibliothek. Aber auch die Romane der Tafelrunde, von Karl dem Großen, die Amadisse, von Dietrich von Bern u.s.w. sind unerschöpfliche Fundgruben. Reichardt in Gotha wollte 1779. schon eine solche Bibliothek beginnen, und damals erschien der erste Theil unter dem Titel: Buch der Liebe. Er enthält, Ritter Galmeinon 1588. Apollon von Thyrlandt, poetisches Fragment aus dem 14ten Jahrh. Er hat es nicht fortgesezt. Die Romanenbibliothek enthält nur ein paar kleinere ganz, von den übrigen zB. Insel Felsenburg, Eulenspiegel, Simplicissimus, Elbenstein, Markgraf Walther, Schildbürger, Lancelot vom See, Ogier von Dänemark, Palmerin von Oliva, weise Meister, Roland, Heimons Kinder, Guy d’Hantone, Herzog Ernst, werden Auszüge gegeben, auch nur blose literarische Notizen, indeß muß man sie doch haben. Haben Sie keine Gelegenheit diese Sammlung zu benuzen, so kann ich Ihnen um wenige Gulden einen Abdruck aller sowol in diesem, als andern periodischen Schriften (zB. t. Museum zerstreuten Aufsäze, herausgeschnitten, durch den Prediger Koch in Berlin verschaffen. Ich will Ihnen sämmtliche Verzeichnisse dieser verkäuflichen Werke (wo Sie jene unter der Rubrik: Ausschnitte finden werden) beilegen, bitte mir sie aber, sobald als möglich, zurück aus, und bemerke nur, daß alles mit + bezeichnete und eingeklammerte mir gehört. Vor allen Dingen wollte ich rathen, die Myllerische Samlung, die nicht im Buchladen, sondern nur bei Koch zu haben ist, anzuschaffen – die 3. Theile kosten nicht völlig 1½ Karolinen. In diesen Verzeichnissen werden Sie eine alte Ausgabe vom Fortunatus finden, er ist zuverlässig alt, ob aber ursprünglich teutsch, weiß ich nicht – doch ist er schön. Die weisen Meister sind indischen Ursprungs, kein Roman hat mehr Veränderungen u. Übersezungen erlitten. Er heist eigentlich Dolopatos, bei Le Grand finden Sie seine Geschichte. Er ist gegen 2000. Jahre alt, die Form wurde vielfach verändert, der Stoff blieb. Ich hoffe nicht, daß das seichte Gewäsch im Morgenb la tt über unsern Almanach Ihnen mehr, als ein unschuldiges Lächeln gekostet haben wird, und rechne vielmehr recht sehr auf Ihre fernere Unterstüzung bei dessen Fortsezung, die ich allerdings willens bin, zu versuchen. Interessant wäre es, wenn der nehm-

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liche Verleger des Morgenblatts diese Fortsezung übernähme – denn hier bleibe ich schwerlich lang genug, um sie hier zu besorgen. Kennen Sie Cotta soweit, um ihn vielleicht darüber zu sondiren? Ich habe in diesen Tagen noch besonders über diesen Punkt (die Kritik des Morgenblatts) wie über altteutsche Literatur an H. Uhland weitläuftiger geschrieben, erlauben Sie mir, daß ich mich, um nicht zu wiederholen, größtentheils auf den Inhalt jenes Briefes beziehe. Hölderlins Schicksal geht mir sehr nahe, aber wie in alle Welt soll er ohne Umgang, ohne Aufsicht, ohne Befriedigung für sein gequtes Herz durch Erquickungen der Freundschaft zurecht kommen? Das ist sehr traurig – gerade die tödende Einsamkeit, das ewige Brüten hat ihn so zerstört! Grüßen Sie ihn doch recht herzlich von mir, wenn er der Erinnerung empfänglich ist – kan er vernehmen und Antheil nehmen? Er weiß nichts, daß von seinen Gedichten etwas im Almanach gedruckt ist, denn als ich Sinclairn davon schrieb, war er unzugänglich. Ich habe sie, mit äusserster Schonung, aber doch hie und da verändern müssen, um nur Sinn hineinzubringen. Leben Sie herzlich wol. Leo Seckendorf. Directe hieher zu adressiren.

247. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 19. Februar 1807 Krh. 19. Feb. 1807. Lieber Bruder. Der heute von hier abgereisste Post-Inspektor Braun bringt dir das Paket u. den Hut von E. – Ersteres ist gepakt u. gesiegelt geblieben wie es E. an Üc. gab; nur hat Marie ihr Siegel beigesezt, u. die Addresse der Mutter bei auf5 geschrieben. Der Überbringer geht über Heidelberg, wird daher wol erst nach gegenwärtigem ankommen. Ich hoffe heute wieder Probebogen zu erhalten. N. 1–8 habe ich; der Rest der Handschrift folgt nächstens. Von dem Morgenblatt hab’ ich mich geschieden, seit ich die untrügliche Überzeugung seiner Tages-Plattheit habe. Hast 10 du schon etwas hingegeben? Deinen Almanach p haben sie etwas scharf gerezensir t: wer ist denn der eine Redakteur Grüneis en – ein ganz unbekannter Name auf dem teutschen Parnass, welchen auch Haug mit nichts anderm als 1000 Stechblümchen bereichert hat. Der Kunstredakteur ist ein Kaufmann Rapp, den Schiller als einen der ersten Kunstkenner erklärt haben 15 soll. Ich kann mir diese Erklärung nur als Persiflage o. einen der gutmüthigen

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Momente des Menschen ausser der Bühne nicht so ausserordtl. gut kennenden Dichters erklären. Von Herzen dein treuer Freund B– Wir sind alle wol, u. grüsen dich herzl., die Mutter umarme ich, u. schreibe ihr ge20 wis dieser Tage – Wenn ich sage wol, so verstehe ich darunter nicht einen ganz

unausstehlichen Doppelschnupfen.

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Hochwohlgeborner Herr Geheimer Legationsrath, Gnädiger Herr Freiherr und Herr! Ewr Hochwohlgeboren geruthen gnädig, beim Herrn Buchhändler und Notarius Lechner in Nürnberg auf ein Exemplar auf großem Holländischen Papier klein Folio Format von meiner Ausgabe des Ulfilas zu unterzeichnen. Gleich nach Erscheinung des Werkes, das war im August 1805, sandte ich HEn Lechner dieses nebst andern Exemplaren zu. Ich wartete von einer Zeit zur andern auf die Bezahlung der acht Thaler in Golde für Ihr Exemplar und wollte nicht gern mahnen weil mir das in der Seele weh thut. Vor einigen Wochen schreibe ich an ihn und erhalte d. d. Nürnberg am 19ten Febr. eine Antwort von ihm, daraus ich die Ewr Hochwohlgeboren betreffenden Worte abschreiben muß. „Aber HE. Fr. v. Seckendorff hat bis diese Stunde noch nicht bezahlt, und sein bestelltes Exemplar ist noch in meinen Händen. Als ich die mir gesandten Exempl. empfing, schrieb ich demselben um Einsendung des Gelde wogegen ich das Ex. zu liefern versprach, aber ich erhielt weder Geld noch Antwort. Ich schrieb später wieder, und mein Brief kam uneröffnet retour. Ob das Begehren in meinem ersten Briefe den HEn v. S. beleidigt hat, will ich unbestimmt laßen, aber ich hatte mit demselben noch keine Geschäfte und wollte also den sichersten Weg einschlagen. Mein zweiter Brief fiel in jene Periode wo es in Regensburg unter einander ging, und mehrere Gesandte vermißt waren. Ich will daher annehmen daß HE. v. S. auch vermißt gewesen und deswegen mein Brief retour lief. Später erhielt ich von Ihrem HE Commißionär in Leipzig vermuthlich ein Mahnschreiben, und ich beförderte solches zur Post, ob aber darauf Antwort erfolgte, kann ich nicht wißen. Am besten wäre es daher daß Sie selbst an denselben schrieben, sich nach der Ursache des Schweigens erkundigten, die Bezahlung sich erbäten, und wenn Sie solche hätten, mir die Order zur Absendung des Exemplars zuschrieben denn ich will nun mit dem Gelde selbst nichts zu schaffen haben.“ Es schmerzt mich tief daß HE. Lechner Ewr. Hochwohlgeboren durch Mißtrau gekränkt hat, aber dennoch muß ich um Gnade für ihn bitten, er ist ein

Von Johann Christoph Friedrich Haug, Stuttgart, 3. März 1807

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30 ehr Mann, und wohl mehr ängstlich als mißtrauisch. Allen meinen HEn

Subscri habe ich die Exemplare durch meinen Commißionär arglos zu senden laßen, und von keinem Einzigen vor Uebersendung des Exemplares das Geld erwartet, am wenigsten würde ich gegen Ewr Hochwohlgeboren argwöhnisch gewesen seyn. Indem ich also unterthänig bitte mir dis Benehmen nicht an35 zurechnen, erbitte ich mir auch so bald als möglich von Ewr Hochwohlgeboren gnädige Befehle darüber, ob ich Ihnen das Exemplar noch zusenden laßen soll oder nicht? Erlaubte es Ewr Hochwohlgeboren hoher Beruf, Klagen eines Deutschen zu hören der seinem Vaterlande ein Opfer gebracht hat und darüber selbst zum Op40 fer geworden ist, so würde ich Hochdenenselben sagen wie es mir mit dem Ulfilas bisher ergangen ist, so aber kann ich nur noch die Versicherung hinzufügen daß ich mit unterthänigem Respect in Ehrfurcht verharre Ewr Hochwohlgeboren unterthäniger Zahn, Prediger in Delitz 45 an der Saale bei Weißenfels in Sachsen. Delitz den 2t März 1807.

249. Von Johann Christoph Friedrich Haug, Stuttgart, 3. März 1807 Es war nicht Undank, daß ich dem alten verehrten Freunde dem Herausgeber des Musenalmanachs bisher nicht schriftliche Kunde gab von der Unwandelbarkeit meiner Gefühle und von meiner innigen Erkenntlichkeit für das angenehme Geschenk, welches ich durch einen Fremden zugesandt erhielt. Überhäufte Canzleygeschäfte, und in den wenigen Nebenstunden die 5 Herausgabe einer Epigrammenanthologie mit Weisser, einer neuen Sammlung epigrammatischer Stücke von mir, und einer Auswahl von Gnomen Glossen und Paradoxen (letzteres erscheint erst später) so wie die Mitarbeit am Morgenblatte raubten mir beinah’ alle Zeit. Wenn ich aber nun auch die schöne Gelegenheit versäumte, Ihnen für Ihre 10 Güte zu danken und dem Notenpakete der Mme Zumsteeg nicht einige Zeilen beilegte, so fiele jede Rechtfertigung weg. Möge stets in diesen Tagen der Zwietracht innerer Friede Sie beglücken! und gewiß, er beglückt Sie. Mögen Sie in der poëtischen Welt der trocknen prosai15 schen vergessen! –

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Von Joseph Rückert, Würzburg, 4. März 1807

Noch sah und fand ich, meines Wissens, keinen Beitrag von Ihnen im Morgenblatte, C o t t a bat sie doch dringend. Sollt’ Ihnen etwa der Ton misfallen? Manches läßt sich nicht sagen. Die Censur gestattet’s nicht. Sind Sie mit der aesthetischen Ansicht unzufrieden? – Ich bin weder für, noch gegen die sogenannte n e u e s t e Poësie. Wenn ein Lied, eine Romanze p. gelungen ist, so fühl’ ich’s, und bin entzückt. Aber wenn nun die wahre kräftige deutsche Natur, das poëtisch-Erhab’ne Verständige Wahrphilosophische nichts mehr taugen, und alles auf den Geschmack der alten Gesangbücher Minnelieder, Legenden Volks Vaudevilles zurückgeführt werden soll, wenn eine gewisse Mysticität überhand nimmt und jeder, der kaum noch Lehrling war, sich Dichter wähnt, weil es ihm so leicht ist, statt des Reims Assonanzen zu statuiren und im (oft trivialen) Volkstone zu singen, wenn sogar ein Mann, wie Schlegel seiner angebohrnen Kraft entsagt, und absichtlich in der verschollenen alten Dichtart singt, u. s. w. so kann ich meinen Beifall (an dem ja ohnehin nichts liegt) unmöglich geben. Doch überschreit’ ich in Recensionen nie die Gränzen der Huma nitä t und schuldigen Achtung für jedes Ve rdienst . Dieß erweisen Ihnen meine Aufsätze im Morgenblatte, die mit g, A oder U bezeichnet sind. – Sprechen Sie ein Wort über wa hre Poësie! Im Fache der schönen Wissenschaften gilt noch Freimuth. – Kommt Ihre Sammlung a lt e r V olkslieder bald zu Stande? – Ich freue mich darauf. Das Wun d e r h o r n mischte alles untereinander, ist aber keine zu verachtende Quelle für Ihren Zweck. Noch hab’ ich einige Bücher von Ihnen u. Theile von den Delitiis poëtarum, eine Chronik in mehrern Theilen p. Was soll ich damit anfangen? Letztere ist des Portos unwerth. Leben Sie wohl, Verehrtester! – Das „Tempora mutantur“ ist unläugbar. Das „et nos mutamur in illis“ soll nie mehr werden. – Mit vollkommenster Hochachtung Ihr gehorsamster Dr. Haug. Stuttgart den 3. März 1807.

250. Von Joseph Rückert, Würzburg, 4. März 1807 Würzburg, d. 4 März, 07. Ew. Hochwohlgeboren Verzeihen gegenwärtige Zuschrift einem alten Bekannten, der hier nichts anders thut, als den an ihn geschehenen Auftrag einer Gesellschaft würdiger Gelehrten 5 auszurichten. Aus beiliegenden Ankündigungsblättern werden Sie ersehen, was

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diese Männer intentiren. Im Nahmen dieser Männer – die hießige Professoren sind und auf Verlangen sich nennen werden – bitte ich Sie zuvörderst, beiliegend. Ank. Blätter im Kreise Ihrer Bekannten zu verbreiten, Pränumerationen anzunehmen und endlich – wofern es Ihnen beliebt, als willkommener Mitarbeiter 10 gegen ein schönes Honorar und die Versicherung der Verschwiegenheit – Nachrichten über das Erziehungswesen in Ihren Gegenden u dgl. zu liefern. Sie können Ihre Depechen unmittelbar an mich, oder auch an den Universit. Buchdrucker Nitribitt dahier richten. Mitarbeiter sind – für die physische Erziehung – der durch seine Aufsätze im Hufelandischen Journal rühmlich bekannte 15 und noch größer prakt. Arzt E. D. Mü ller, Hofmedikus dahier und Prof. Rula nd. Die übrigen Sparten theilen unter sich der durch seine Religionsphilosophie und Einrichtung der Militärschule in Langensalza berühmte P. Müller, unser Fr. Maj e r, Prof. W e i ß u.a.m. Man hoft 2–3 Karolins Honorar bezahlen zu können. Ich bitte Ew. Hochwohlgeboren mir bald möglich Ihren Willen zu erkennen 20 zu geben und die Versicherung einer ungeheuchelten Verehrung anzunehmen von Ihrem alten Bekannten und Freunde J. Rückert, Prof. Noch Eins. Die Zeitschrift selbst wird deutsch gedruckt, und am Ende künftiger Woche der Probebogen ausgegeben werden. Sie werden ihn erhalten. Die Nahmen der Redaktoren – und auf Verlangen auch der H. H. Mitarbeiter – werden im 25 2ten oder 3ten Heft gedruckt werden.

251. Von Ludwig Uhland, Tübingen, bis zum 6. März 1807 (Entwurf) Herzlichen Dank für Ihren Brief, der so manche Zeichen ihrer freundschaftl. Gesinnungen gegen mich enthält und von so manchen Gegenständen handelt, die mir am Herzen liegen Die Belehrungen über das Heldenbuch waren mir sehr wichtig. Das Helden5 buch in der ächten Gestalt wird für einen künftigen Bearbeiter um vieles leichter seyn, da die Hälfte der Reime wegfällt und in dem grössern Zwischenraume von einem Reime zum andern sich viel ungezwungener diese oder jene Wendung nehmen läßt. Meiner Meinung nach sollten die Bemühungen der Literatoren sich zuerst 10 und vorzüglich auf das Heldenbuch selbst u. auf die mit dem Heldenbuch u. den Nibelungen verwandten Gedichte u. Kunden richten – Dietrich v. Bern, d. getreuen Eckart, hürnenen Siegfried König Etzel pp – Sie umfassen doch wol die älteste nordische Heldenwelt, die ächte Mythologie, unsrer u. der mit ihr verwand-

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ten Nationen u. sind wahrscheinl. Originalmäßige Gedichte. Die Kunden von 15 K. Artus u. s. Rittern sind doch meist aus franz. Romanen bearbeitet u. daher wol

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dort ächter zu finden. Mir ist daher auch das latein. Gedicht von Walther von Aquitanien werth, das doch wahrscheinl. auf einem altteutsch. Originale beruht, dessen Auffindung zu wünschen wäre. In den Nibelungen (bei Müller p. 115. v. 9179.f.) ist auf die in jenem Gedicht erzählte Begebenheit angespielt. Besonders möchten auch die letzten Schicksale Dietrichs v. Bern u. sr. Helden, deren ich in dem beilieg. Aufsatz über die Nibel. gedacht, sehr interessant seyn. Vielleicht enthält der D. v. Bern, in der im Katal. stehenden Nyerup’schen Sammlung, diese Kunde? In Dresden sind, wie ich aus Adelungs Berichte ersehen, mehrere Stücke, die in diesen Heldencyklus gehören. Was es mit den Gedicht. üb. Hrz. Friedr. v. Schwaben für eine Bewandtniß habe, ob sie teutsche Originale seyen oder nicht, ist mir bis jetzt unbekannt, da ich nur dürftige Notizen darüber habe. Die MeistersängerPeriode, in der doch wohl viel ächte Teutschheit liegt, ist mir noch ein unbekanntes Feld. Hans Sachsen u. andre edle Meister kenn’ ich nicht. Nach Wagenseil, den ich besitze, möcht’ ich mir kein Urtheil bilden. Wenn Sie mich zum Bearbeiter altt. Gedichte tüchtig glauben, so trauen sie mir vielleicht zu viel Fleiß u. Geduld zu. Ueberdiß haben solche Bearbeitungen wie man sie jetzt geben kann, nur ephemeren Werth u. sollen nur solchen haben. Denn je mehr das Publikum mit alteutscher Sprache u. Art bekannt wird desto ächter kann man ihm die Denkmale der Urzeit überliefern. Wenn daher, wills Gott! das Publ. in 10 Jahren hierin um ein Merkliches vorgerückt ist, so kann man ihm schon den Originalen um vieles nähere Bearbeitungen in die Hände geben, als man jetzt wagen dürfte. Schon durch Tiek u. andre Dichter ist dadurch Gutes gewirkt worden, daß sie alte Worte u. Formen wenigstens in einem gewissen Kreise in Kurs gebracht. Neuere Dichter sollten auf diesem Weege muthig fortschreiten u. sich mit der Sprache sowohl, als der Mythologie u. ganzen Poesie ihrer Völker mehr u. mehr in traulichen Verkehr setzen. Wie wär’ es wenn man in Almanachen (Sie in Ihrem künftigen Musenalmanach?) eine Abtheilung der altteutschen die andre der neuteutschen Poesie bestimmte? Es freut mich schon daß 2 Recensionen Ihres Almanachs aus meinen eignen Gedichten u. aus den Bruchstück aus d. Heldenb. promiscue Stellen ausheben ohne zu bemerken wem sie eigentlich angehören O daß erschiene die Zeit da zwischen den beiden sonnigen Bergen der alt. u. neuen teutsche Poesie zw. denen das Zeitalter der Unpoesie wie eine tiefe Kluft hinabdämmerte. eine befreundete Brücke geschlagen u. darauf ein frohes Hin- u. Herwandeln lebendig würde. Doch dieß sind Träume, es wird noch lange anstehn bis neue Bearbeitungen die gerade eine beßere Periode herbeiführen möchten überflüßig werden, u. auch der Kenner der altt. Poesie wird solche frühere Ge-

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dichte die für ihn Schwierigkeiten der Erklärung haben selbst VolksRomane in 55 einer durchaus klaren Sprache u. von allem Ueberflüssigen u. Ermüdenden be-

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freit, gerne lesen. Nun etwas Ueber mein eignes poet. Treiben, das freilich ein veränderlich Ding ist. Sie werden glauben daß darauf die Recensionen im Morgenblatt u. in der Dyk. Bibl., wo mir u. meinen Freunden noch weit schlimmer mitgespielt ist, auch keinen innern Einfluß gehabt, ob mich gleich ein solches Unwesen ärgerte Doch Schade für diese 3 Zeilen. Frühe schon wollt’ ich meine Poesie zum Grössern sammeln. Ich könnte Ihnen eine Reihe von Planen zu epischen u. dramatischen Gedichten aufführen, die ich mit Liebe entworfen, oft ziemlich klar gestaltet (zu Papiere bracht’ ich nur Weniges) u. dann verlaßen habe. Nur Eines will ich gedenken. Vor etwa 2 Jahren begann ich eine Tragödie zu entwerfen Achilleus Tod. Sie sollte die Idee darstellen: wenn auch das Schicksal die Ausführung unsrer Entschlüsse hindert, haben wir sie nur ganz u. fest in uns gefaßt u. zu ihrer Ausführung das Unsrige gethan, so sind sie doch vollendet. Was in der Wirklichkeit Bruchstük bleibt, kann in der Idee ein großes Ganze seyn. [Die Idee bleibt unbesiegt vom Schicksal] Achilleus will Friedensstifter werden zwischen Asien und Hellas. Er liebt Polyxena. Der Augenblik da beide sich die Hände bieten soll die zwei feindlichen Welten versöhnen. Diesen Entwurf fest in der Brust geht Achilleus nach Ilion zur Unterhandlung. Paris, Priamos übrige Söhne, das Volk von Troja durch verschiedenes Interesse geleitet, setzen sich seiner Absicht entgegen: Er schreitet muthig weiter. Mahnungen u. Wahrzeichen treten vor ihn, er wirft sie zurück. Er bringt es dahin, daß ihm Polyxena verlobt werden soll, [will schon zum festl. Tempel gehn] doch schon reift die Verschwörung im Hintergrunde. Er steht im festlichen Tempel, Er umfaßt Polyxena, schwebt in Entzückungen, sein Entwurf ist für ihn vollendet – da trifft ihn der Mordstahl er stirbt aber seine Idee steht groß u. heilig (?) [unverlezbar] in den Höhen. Die Seherin Cassandra bemerkt das geheime Weben des Schiksals, sie erblickt zuletzt den ermordeten Achilleus auf der Insel der Seligen [u. trägt dazu bei den Sieg des Helden zu verherrlichen.] Der Charakter der Polyxena hebt den des Achilleus. Sie hängt am Augenblik; er schreitet und wandelt nach dem fernen großen Ziele. [Der Charakt. der Polyx. hebt den des Achills durch die mächtigen Gefühle der ersten Liebe unter den Hindernissen die sich dieser entgegenstellen aus ihrem stillen Leben herausgerissen, verläugnet sie dennoch nicht das weibliche Anschmiegen an die Gegenwart aber all’ ihre Gegenwart ist Achilles. Dieser aber schreitet unverrückt nach dem fernen grossen Ziele, in dem seine Verbindung mit Polyxena und die Verbindung Griechenlands mit Asien Eines sind.] [Chöre]

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Auf das Detail will ich mich nicht einlassen so gut ich einsehe, daß die Idee 95 des Ganzen für den poet. Werth eines Stücks oft minder bedeutend ist als die le-

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bendige Darstellung der einzelnen Gestalten. Verschiedene Ursachen, besonders aber meine Vorliebe für das Romantische, dem der griech. Boden nicht angemessen war, hielten mich von der Ausführung dieses Entwurfes ab. Ich hatte seit dem mehrere andere, aber ein gewisser chaotischer Kampf in mir ließ keinen zur Vollendung kommen. Ueberdieß hab’ ich sehr wenig Neigung zum Gedichte-S chreiben. Ich komme schwer daran, Gestalten, die ich in begeisterten Momenten gesehn u. entworfen, in ruhigen auszumahlen. Wenn ich mich nach poet. Stoff umsehe, so geschieht es vorzügl. darum: weil blos idealische Gestalten nicht so leicht vollkommene Objektivität erhalten wie solche, die dem Dichter schon lebendig entgegentreten, aber ihr höheres Leben erst von ihm erwarten. Er wird durch die letztern in angenehme Selbsttäuschung gesetzt, sein unbestimmtes Schweifen erhält eine Begrenzung, seine peinigende Willkühr wird gebunden, zwar nicht mit Fesseln, aber durch die Arme einer Geliebten. Daß Sie mir 2 Stoffe zu dramat. Bearbeitg vorschlagen, ist mir ein werthes Zeichen ihres freundschaftl. Interesses für mich. Luther liegt theils den Ideen, die sich gegenwärtig in mir bewegen zu ferne, theils kenn’ ich ihn und seine Zeit zu wenig. Francesca da Polenta – erst kürzlich lernt’ ich sie aus Schlegels Aufsatze kennen – aber hat mich ergriffen, glänzende Gestalten stiegen in mir auf. Seit ich die Sache näher betrachte zeigen sich freilich auch Schwierigkeiten. Ich würde ihnen meine Ansichten mittheilen; allein ich weiß daß man über Gegenstände, mit denen sich der Geist dichtend beschäftigt, nicht immer gern die Ideen Anderer hört ehe man seine eigenen völlig zur Reife gebracht hat. Sie empfehlen mir diesen Stoff, es sollte mich aber Wunder nehmen wenn Sie selbst ihn aufgegeben hätten. Doch was hindert, daß nicht mehrere Dichter wetteifernd sich an demselben Gegenstande versuchen sollten – wie viele Dichter Griechenlands bearbeiteten oft denselben Mythos? Ob ich die Geschichte der Franceska bearbeiten könne u. werde, ob, wenn ich sie bearbeitet habe (?), zu der Preisaufgabe konkurriren – dieß sind Fragen die ich mir selbst jetzt nicht beantworten kann u. in verschied. Stimmungen ungern verschieden beantworten möchte. Auf jeden Fall aber können mir die Bilder u. Ideen, die dadurch in mir geweckt worden, wenn auch nicht hier, doch anderswo zu Statten kommen u. ihre Verweisung auf diesen Gegenstand verdient meinen innigen Dank. Mit dem 2ten Stoff mich bekannt zu machen hatt’ ich bisher keine Gelegenheit. Ich bin gegenwärtig leider zu gar nichts entschlossen. Was die VolksRomane betrift, so haben wir hier eine Sammlung mehrerer Stücke dieser Art, die in Reutlingen gedruckt u. durch Bänkelsänger, Bilder-

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händler etc. herumgetragen werden. Es sind: Genovefa, Heymonskinder, Herzog 135 Ernst, Magelone, Siegfried, weise Meister, Eulenspiegel, Fortunatus, Oktavianus

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pp. Genovefa ist mir theuer vor allen die ich bis jetzt gelesen Es weht ein zarter, romantischer Geist darin. Eine nochmalige dramat. Bearbeitung dieses Stoffs würde zu wünschen seyn. Tieks Bearbeitung, so gut u. feine Scenen sie auch enthält, gefällt doch im Ganzen nicht. Es scheint mir als breitete er sich zu weit aus u. versäumte darüber den Charakter der Genoveva, der doch wohl als der Hauptcharakter zu behandeln gewesen wäre u. gewiß einer schönsten Entwicklung fähig ist. Golo erscheint bei Tiek weit interessanter als Genovefa. Im Fortunat dünkt mir die Tendenz des Ganzen zu wenig poetisch, ob ich gleich ein frisches Leben darin nicht verkenne. Ihre Beurtheilung meiner Gedichte war mir willkommen. Ueber diese sei mir erlaubt Einiges zu sagen: Sie sind großentheils lyrische Ergiessungen eines jugendl. Gemüthes. Die ersten Gefühle u. Lebens ansichten einer erwachenden Seele; sie bilden die erste Periode meiner Poesie. Sollte der Dichter Alles darstellen dürfen nur sich nicht? Ich glaube daß es dabei sehr auf die Dichtungs art ankommt die er wählt. Die lyrische Poesie steht der Subjektivität offen. Aber selbst im Drama dünkt mir kann er sich selbst, oder vielmehr seine idealisirte Individualität anführen, wenn er ihr nur Leben u. Objektiv. für andere zu geben weiß. Die meisten Erstlinge dramat. Dichter sind wohl auch von dieser Art. Freilich aber hat sich der Dichter dabei wohl zu hüten daß nicht alle übrigen Personen nur verschiedene Modifikationen des Hauptcharakters werden. Will er sich selbst auftreten laßen, so wisse er sich auch von andren zu unterscheiden. [d. letzt. Febr.] Das Morgenblatt veranlaßte eine Gesellschaft junger Freunde hier ein geschrieb. Sonntagsblatt herauszugeben, das einem vertrauten Kreise mitgetheilt wird. Es soll ein gemeinschaftl. Spiel unsrer Jugendpoesie seyn. Gedichte, Aufsätze über Poesie, Satiren Fragmente usw. Gespräche über verschiedene Gegenstände sind der Inhalt. Man theilt einem traulichen Cirkel Dinge mit, die sich nicht für das Publ. eignen würden Es sind wirkl. einige Vorzügliche Stücke, bes. von Kerner u. einem Ungenannten darin zu Tage gekommen. Auch Musikal. Compos. Zeichnungen von einem unsrer Freunde der nicht geringes Talent zur Karikatur besitzt, sind beigesetzt. Da ich überhaupt seit geraumer Zeit weniges zu Papier gebracht habe, so konnt’ ich bisher auch nur Weniges beitragen. Es ist wie ich schon gedacht, als wäre mit der Sammlung in Ihrem Almanache eine gewisse Periode meiner Poesie geschlossen Bei herannahenden Frühlingsferien wird unser Sblatt geschlossen werden. Ob nachher zur Fortsetzung Lust und Materialien vorhanden seyn werden, wird die Zeit lehren. Unlängst hab’ ich ein Blatt ausgearbeitet das ganz der altt. Poesie geweiht ist. Es enthält ein Bruchstück aus den Nibel. mit Beziehungen aufs Ganze, (welche letztere ich ihnen hier mittheile, ob

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An Johann Christoph von Aretin, Regensburg, 20. März 1807

sie gleich unvollständig u. ganz flüchtig entworfen sind.) Dann folgen 3. altteut. 175 Balladen wovon ich zwei voriges Spätjahr auf einer Fußreise in die Schweiz auf-

getrieben hatte. In einen künftigen Blatte will ich meine Ansicht über das Romantische zur Prüfung ausstellen. Ueber Romantik u. Objektivität zwei Worte die jetzt so stark im Gange sind, wünscht’ ich sehr auch Ihre Ansichten kennen zu lernen um die 180 meinigen damit zu vergleichen u. vielleicht danach zu berichtigen. Durch Hrn. Kölle hoff’ ich Notizen über altteutsche Sprache in der Bibl. zu Paris zu erhalten. Lancelot. Leben sie glücklich u. eingedenk ihres L. U. 185 Abgeschickt d. 6. Merz. 1807.

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Lieber Freund Gerade habe ich eine Gelegenheit, Ihnen durch den Schauspieler, H. Grüner, der morgen früh abreist, diese Kleinigkeit zu schicken. Er bleibt einige Tage in München, und kommt dann zurück – Sie kennen ihn vermutlich schon von ehemals, also nichts zu seiner Empfehlung. Er wünscht im Museum ein Deklamatorium zu geben. Könnte er mir nicht No. 6. – 22. incl. vom litt. Anzeiger 1806. mitbringen, diese fehlen mir, so wie auch alle Beilagen (ausgenommen No. 1. nebst Stein plattendruck, den ich selbst mitgenommen) Von 1807. habe ich No. 8. erhalten, von Ihren Beiträgen den März 1806. – Grüner geht ein paar Tage früher, als ich glaubte, sonst hätte ich noch ein paar kurze Notizen für den Anzeiger mitgegeben, sie folgen aber künftige Woche. Können Sie mir aber niemand zuweisen, dem ich diese Beiträge für Sie einschließen könnte, damit Sie sie postfrei erhalten, denn ich kann nicht mehr frankiren, nur was an mich, auch unfrankirt, auf Taxischen Posten ankömmt, geht frei, ich kann aber nichts mehr frei abgehn lassen. Daher schicken Sie mir den Anzeiger nur unter Couvert an mich, – Montag & Weiss rechnen mir für jedes Blatt, das an sie kömmt Porto an. Ich habe sehr lange nichts von München gehört. Können Sie die Kattischen Originalbriefe nicht für den Anzeiger brauchen, so geben Sie sie doch Grünern mit. Ad vocem Morgenblat t , ich habe keine Zeile noch hingeschickt, werde es auch schwerlich, der Geist der Redaktion und das Benehmen Cotta’s gefällt mir

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nicht, er hat mir auf keine einzige Frage, wie er mit Ihnen und den übrigen stehe, geantwortet. Ich lebe u. webe jezt in altteutscher Literatur. Wenn ich künftigen Winter nicht unter den Handschriften im Vatikan size, was wol im Fall des Friedens möglich wäre, so kan es sein, daß ich nach Heidelberg gehe, wo ich manches für dies Studium thun kann. Den Sommer bin ich wahrscheinlich auf unsern Gütern in Franken, bis Ende Mai’s aber hier. Lauter Vermuthungen zwar, aber wer kann auch jezt feste Plane auf die Zukunft machen, und wo findet sich ein Verleger, der mir jezt zu einer festen Beschäftigung verhilft. Kürzlich habe ich ziemlich wolfeil eine ganze Bibliothek zur altteutschen Literatur gekauft, auch manches interessante aus der Panzerischen Auktion, zB. Schilter, Frisch, Ritter Pontus u.s.w. sodann das Heldenbuch, Dufresne, Wachter, einen kompletten Hans Sachs, mehre alte Volksromane und Liedersammlungen. Aus denen, die ich von der Bibliothek erhalten, lasse ich fleisig abschreiben, dann erhalten Sie alle auf einmal zurück. Das Verzeichnis von Dubletten und andern verkäuflichen Büchern, das ich Ihnen neulich überschickte, möchte ich gern zum Vertauschen brauchen, ich kan es vermehren, zB. den sehr seltenen Pyrgopolinices von Naogeorgus. Lassen Sie es nicht im Anzeiger abdrucken? Gruß u. Freundschaft an Sie, Docen, Cordes pp Seckendorf.

Die Palmische Bibliothek ist noch unzugänglich, folglich Herzog Friedrich auch. Wie geht es mit der Akademie, habe ich Hoffnung für F. Schlegel? Soll ich nicht selbst an Jacobi darum schreiben. Nur 2 Zeilen Antwort. Wollen Sie mir nicht 1. 45 Loos aus Cannabichs Musikalienverlassenschaft besorgen, den Preis dafür weise ich an Scherer an, der mir noch f 33. restirt.

253. Von Karl Wilhelm von Fritsch, Weimar, 22. März 1807 Weimar d. 22. März 1807. Lange hab ich gezögert, ehe ich auf Deinen freundschaftlichen Brief vom 11.t Jan. antworte, tausend kleine Hinderniße u. die noch immer fortgehende Beschäftigungen mit den durchmarschirenden Truppen, mit den Contributionen, Requisi5 tionen sind dazwischen getreten. So wahr im Algemeinen der Saz ist, wer bald giebt, giebt doppelt, so mach Deinen Freunden darum keinen Vorwurf, wenn sie eine größere Summe erwartend mit Einsendung der kleinen zögern. Bisher haben die verunglückten sich auf mancherley Weise fortgeholfen, denn was erträgt u. vermag nicht der Mensch!

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10 aber jede Unterstützung wird ihnen wohlthätig seyn, die noch kommt. Ich emp-

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fehle vor allen Almam Salanum, die einst blühende, nach u. nach gesunkene u. jezt gleichsam vernichtete Universität. Die noch anwesende beträchtliche Anzahl Bleßirter die fortgehenden kleinen u. größern Bedrückungen der Commissaire der Platz Commandanten; der Sousemplogis pp erschöpften die Kräfte der Einwohner u. alle Einnahmen, alle Gewerbe stocken weil die fröhliche liederliche GemüthsArt der Bürger fast keinen andern Erwerb suchte, als den leichten von den jungen Studirenden. Einige zwanzig Häuser liegen in der Asche u. deren Besitzer haben bey der Plünderung gar nichts gerettet. Das mir übergeschickte Pacquet Leinewand u. Harpie ist richtig angekommen, das durch den stud. Oppermann besorgte kann Niemand auch Ziegesar nicht, entdecken. Es ist ein Artikel der viel Noth u. Sorge veranlaßt hat, die Commissaire waren in Forderung dieses Artikels ganz unersättlich, so daß manchem Tag 1. auch wohl 2. Centner auf einmal erfordert wurden. Gegenwärtig kann man sich eher helfen. Unsere Existenz ist durch den berühmten Frieden d. d. Posen 15. Dec. 1806. gesichert, ein Frieden den der Reg. R. Müller abgeschloßen hat, wie Weimar mit Frankreich abschließen konnte. – Wir zahlen mutato titulo die im Krieg auferlegte Contribution, unser Contingent ist nach Stettin auf dem Marsch, wir liefern zur Verproviantirung von Erfurt alle mögliche Lebensmittel selbst, 13000. litres Wein – nicht Cunitzer Eßig – wir fahren alle 2. Tage mit 160. Pferden Munition nach Naumburg u. außerdem einzelne Durchzügler ad libitum. Hier halte fest mein Herz! Von jeher verglich man Weimar mit Athen, leichtsinnig geht unser Völckgen über das Ungemach hinweg, das Theater ist ferner besucht, (Torquato Tasso wird mit großem Beyfall gegeben u. Wolf spielt den launenvollen Schwärmer außerordentlich gut,) OberWeimar u. andere Plätze sind gefüllt u. die Bänder der Frauen u. Mädgen werden täglich länger. In Hymens Netze verstricken sich unsere Helden, August Egloffstein Brigadier u. Obrist mit 2000. rtl. Gehalt versprach sich wenig Tage vor dem Abmarsch mit C.tesse Waldner, Hoenning wurde kurz vorher getraut mit Miss Ely Ocurot (?). Daß Koppenfels abgegangen ist mit Beybehaltung des vollen Gehalts selbst der SchreibeMaterialien, daß Wolfskeel Kanzler, ich Praesident einer Landes Direction u. so nach Verhältniß unsrer übrigen Collegen u. Secretarien avanciren werde, soll die Fama dir zu seiner Zeit im Druck melden, jezt existiren die Einrichtungen noch in petto Unser Herzog ist zurück, Gottlob Egloffstein bey der Grosfürstin in Schleswig, wo auch der ErbPrinz sich befindet. Die Geschäfte gehen den alten Gang u. Estafetten u. Couriere fliegen nur so. Meine gute Frau hat mir am 3. März einen Sohn gebohren, den wir Georg August genannt haben, sie war in Anfang sehr matt, erhohlte sich jedoch bald u. ich

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50 habe keine Sorge mehr um ihre Gesundheit – Der Knabe ist so groß u. stark wie

keines seiner frühern Geschwistern von welchen mir der Tod 2. Söhne im vorigen Jahr raubte. Viele Empfehlungen von meiner Frau – Lebe recht wohl! Dein treuer Freund 55 F. Über Erfurt weis man nichts man vermuthet einer der Marschälle werde da festen Fuß fassen. Zum Glück ist Angereau, Cannes u. Davoust nicht sehr in Gunst.

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Felicia facta! u. den herzlichsten Dank für die freundschaftl. vollendete Korrektur! Noch bitte ich dich um den lez t en Aushängebogen – zu lezt erhielt ich N. 21. Hast du meine Errataliste erhalten? Ich schreibe morgen auch an Weiss, um ihm wegen unserer jezzigen Abrechnung das Nöthige zu sagen. Ich bitte dich, die Exemplare, welche er dir zustellen wird, zu übernehmen, eines als Dank u. Andenken deines Freundes zu behalten, eines der Mutter in meinem Namen zu überreichen u. die übrigen mir durch Braun zugehn zu lassen. Ist es möglich, ein’s auf Schreibpapier mit der Briefpost zu senden, so bitte ich dich auch hierum. Seit gestern sind die Pigm äenbriefe vollendet. Im Grunde eine Spielerei, die mir aber viel Vergnügen gemacht hat, u. ich hoffe dem Dedica ta rio auch einiges machen soll. Früher war bereits der st einerne Ga s t vollendet worden: opus operatum. Der Winter vergieng mir schnell u. heiter unter meinen lieben Menschen u. Musen. À point nommé wurde ich fertig, weil ich jezt das Commissoire über die KonstituzionsVerhandlungen mit der nunmehr inländischen Gesamten Ritterschaft erhielt. Ein Auftrag, der viel Gutes befördern lässt, u. mir daher willkomm ist. Von Jason behalte ich mir das Weitere vor, sobald die Argo weiter ist. Ich bin mit deinen Sprachideen ziemlich einverstanden. Der Hauptpunkt scheint mir, daß die Sprachmaschinerie möglichst vereinfacht werde, damit die Sprachschäzze leicht genies- und produzirbar werden. Alles unnöthige Augen-Schnörkelwerk mus fortan wie der Bagage-Last von einem gutorganisirten Herrn hinweg. Unser wahrer teutscher Geist u. Sinn kann nicht vergehn; das Prinzip der Re-Akzion, folgl. der Erhaltung wohnt im Innersten unserer vielseitigen Bildung.

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An Karl August Böttiger, Regensburg, 7. April 1807

Die Anstellung Grüners freut mich für ihn, indem sie mir für Regensburg leid ist – daß Walter die arme Zaire nur einmal erstach, ist mir um so lieber, da jezt Brosmer (?) fort ist, u. der anti-jambische Impressario sich schwerlich selbst soviel Justiz administriren wird, als der Sultan. Du hast Recht, meine Aforistik zu bemerken; sie ist mir aber überhaupt eigen, u. einem dazu geneigten Geist bei der Übersiedlung der Gedanken aus der Klapphülle der gereimten Alexandriner in reimfreie Jamben doppelt natürl. wie mir scheint. Auch glaube ich, geht es darinn dem Wort- wie dem Tondichter; er mus immer theurer u. lieber werden, je öfter man ihn hört, je mehr man in ihn eindringt, u. er bedarf zum vollen Effekt exakter Darsteller. Nimm Alfieri’s wertvolle Jamben! u. das im herlichen Italiänischen! Das Morgenblatt kann ein recht gutes Blatt für die Mittelklasse werden – so eine Art von h o norigem I nt elligenz blat t . Ich hatte mir mehr davon erwartet, u. fand mich getäuscht: daran war ich freilich Schuld, denn nicht allen Muscheln darf man Perlen supponiren. Nach deiner Schilderung würde Grüneisen ein vortrefflicher Bouffon sein, ein Redakteur aber soll ein genialischer Steuermann sein! Haugs Muse u. Epigramme formiren doch erst ein Binnenheer; ich meine, an der Spizze eines solchen stehn, u. tapfern Kämpfern Gesezze vorschreiben wollen, folgt gar nicht unmittelbar auseinander. Überhaupt ist es schon ein ungenial. Gedanke, etwas Genial. in Stuttgart anfangen zu wollen; der Asp–g ist ein schlecht begeisternder Helikon. Marie grüsst dich herzlich, dir ebenso dankend, u. wünscht mit mir, daß du dich von innen heraus erheitern, irgend ein festes, das Lebenswirken umfassendes Geschäft auswählen, u. damit auf einmal alle Abhängigkeit von Eindrükken der Vorzeit u. des Moments abwerfen mögest. Sie machte dir neulich einen Vorschlag, den ich vollkommen theile. Die Mutter verdient es wahrl. daß du zu ihrer Beruhigung auch beiträgst – – Unser Albert hat eine gewölbte Brust u. do Hirnkasten, u. verdammt viel Höhrsinn – ich stehe dir dafür gut, daß er fisisch gediegen ist, u. es moralisch werden soll. Mein Motto: Dii fortioribus adsunt – soll auf ihm ruhen. Von Herzen dein treuer Freund u Bruder B–

255. An Karl August Böttiger, Regensburg, 7. April 1807 Regensburg, 7. Aprl. 1807. Ich nüze eine erwünschte Gelegenheit, um Ihnen beiliegenden Aufsaz sicher zukommen zu lassen. Er ist von einem meiner Bekannten, der einen Plaz im Merku r dafür wünscht. Ob er gleich – der nie zum Schriftsteller berufen war – das 5 strengste Inkognito stets beobachtet, und ich ihm daher seine, zu seinem Genuß aufgesezten Bemerkungen, fast nur abstehlen kan, so scheinen sie mir doch der

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Mittheilung würdig, zumal da ich ihn als einen Mann von wahrhaft ausgebildeter Einsicht und treffendem Beobachtungsgeist verbürgen kan. Er ist mehremale in Italien gewesen, gedenkt wieder dahin zu gehn, sobald es ruhiger wird, und dürfte daher ein nicht uninteressanter Korrespondent für den Merkur sein. Nehmen Sie den Aufsaz an, so bitte ich Sie, ihm wo möglich eine unzertrennte Stelle anzuweisen – wo nicht, so schicken Sie mir ihn doch ja bald zurück, damit er anderswo hin benuzt werden könne, ehe er den Reiz der Neuheit verliert. Wäre es denn vielleicht etwas für das Modejournal. Was sagen Sie zum Morgenblatt? ich muß gestehn, ich hatte mehr erwartet unter den günstigen Umständen, die es benuzen konnte? Aber so geht es, wenn an Ort und Stelle selbst kein tüchtiger Mann an der Spize steht, und das ist doch Haug noch nicht. Noch hängt Dunkel über der Zukunft des armen Vaterlands – auch meine unbedeutende wird damit bedeckt. Hier ist alles zerrissen – täglich fast löst sich ein Band des kleinen Zirkels. Ich bin noch nicht ganz über meinen künftigen Aufenthalt entschieden, doch wird er gewiß der literarischen Musse günstiger sein. Hier habe ich nur wenig arbeiten können, ausser dem Almanach, den Ihnen H. Min. v. Globiz mitgebracht haben wird, und dem jezt fertigen Ostertagischen Nachlaß fast nichts. Manches aber vorbereitet, sobald nur die Buchhändler wieder frei athmen können. Leben Sie indeß recht herzlich wol. L. Seckendorf.

256. An Karl Graf von Brühl, Regensburg, 12. April 1807 Regensburg, 12. Aprl. 1807. Ich bin doch wirklich von einer guten Rasse Menschen – da sizt der Laban in Prag, um soviel Meilen näher bei mir, amüsirt sich, ist weit vom Schusse, dirigirt Liebhabertheater, u. liebäugelt von weitem mit der Duchessa d’Acerenza – kümmert 5 sich nichts um die ganze übrige Welt, erhält Nachrichten von Regensburg, weiß daß ich da bin, und thut gar nichts dergleichen – und ich bin so gutmütig mich nach ihm zu erkundigen, statt daß ich ihn längst hätte zu den Toden werfen sollen. Verdienst du das nicht? Sieh – das ist seit 1805. mein vierter Brief an dich – wüßte ich nur wenigstens, wo du dich herumtreibst, so ersparte ich die Umwege, 10 wie zB. bei meinem lezten, den ich im Januar nach Berlin schickte. Ich will also immer thun, als glaubte ich, du habest keinen meiner Briefe erhalten, obgleich die Posten nach Berlin vor dem Octob. 1806. noch richtig gegangen sein sollen, wo ich dir 2. mal schrieb, und es dir, selbst im Fall des Nichtempfangs, nicht ge-

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schadet hätte, dich von freien Stücken nach mir zu erkundigen, wäre es auch nur, 15 um dich meiner Erlösung zu freuen, Ehrenhalber, damit hiesige Bekannte von

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mir, die dich in Berlin sahen, sich nicht wundern, wenn sie mich von einer genauen Verbindung mit dir sprechen hören. Mache es wieder gut, und schreibe mir bald und viel, aber in den nächsten 6. Wochen, sonst verfehlst du mich vielleicht, bis dahin wird meine Abreise von hier wol entschieden sein. Du kanst jezt, da die Prager Postroute sicher ist, offen und ausführlich schreiben, thue es immer, und sage mir, seit wann du von Berlin weg bist, was du dort noch erlebt hast? Ich wollte zwar eigentlich mich der Politik ganz entschlagen, aber kan man es jezt, solang man noch Gefühl hat? Zwar that die Feuerprobe der jämmerlich zusammengeschrumpften Menschheit Not, allein darum ist sie nicht weniger schmerzhaft. Unter die vielen prekären, ungewissen Existenzen, welche diesen Vulkan veranlaßten, gehört nun auch die meine. Zwar leide ich weniger, was meine gewönliche Lage betrift – ich werde vielmehr unabhängiger, im Verhältnis zu andern haben wir noch fast nichts verloren – allein der innere Mensch gewinnt nichts dabei, als eine gewisse starre Energie, gestählt durch Leiden und Entbehrungen. Dahin werde ich kommen, wenn nicht ein milder Genius mich erquickt. Daß sich unter den jezigen Umständen kein gewisser Plan auf die Zukunft machen läßt, ist zu erwarten. Ich wollte nach meiner kleinen, lieblichen Ilm ziehn, aber sie ist entweiht, und blutig – jezt thäte mir die Erinnerung zu weh. Wahrscheinlich etablire ich mich daher für nächsten Winter, ohne fürs erste mich um Dienste zu bewerben, im Badischen, vielleicht in Heidelberg. Schöne Gegend, einige interessante Menschen, Wissenschaften im Aufblühen, dies reizt mich. Durch meines Vaters Verhältnisse im Lande bleibe ich dabei doch in einiger Berührung mit einer künftigen Carrière. Den Sommer bleibe ich noch theils hier, theils auf unsern Gütern in Franken. Hast du noch zuweilen Nachricht von Weimar? Die Herzogin Mutter war dem Tode nah, Seebach mit der Grosfürstin nach Petersburg, August Eglofstein Obrist, mit einer Waldner versprochen. Leb wol! Schreibe mir doch bald, du kanst durch den nehmlichen Kanal, der diesen Brief befördert, oder auch directe an mich schreiben, keine andre Adresse als die Beisezung meines Vornamens. Seckendorf.

Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 13. April 1807

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257. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 13. April 1807 K. 13. Aprl. 7. Ich melde dir, lieber Bruder dankbar den richtigen Empfang der à la Alzirtus (?) angekommenen Titania; durch diese sehr gute Idee erhielt ich das Expl. geschwind. Könnte ich noch eines so bekommen? Mit den übrigen bitte ich nach 5 Inhalt meiner ersten Bitte zu verfahren. Du bist ein trefflicher Kommissionär; habe recht vielen Dank für alles, was du der guten Titania erwiesen. Oberon vergelte dies durch einen tüchtigen Taranteltanz aller Widersacher. Meine Anstellung hat dir die Mutter mitgetheilt. Ich bin sehr zufrieden damit. Aber sie wird es mir unmöglich machen, an dem Erziehungs-Journal Theil zu neh10 men, da ich meine wenige, mir frei bleibende Musse für meine eigne literar. Unternehmungen bedürfen werde. Der junge Voss aus Weimar kommt jezt auch nach Heidelberg. An deiner Stelle würde ich mich, wohin es sei, mit meinen 1/m Sachen begeben, darauf mich einschreiben u. den Plan an Ort u. Stelle entwerfen, fest ausführen. Heidel15 berg hat, wie ich seitdem vernahm, einen grosen Mangel, den – einer Bibliothek! Das wäre nun für dich, insofern du der klassischen Literatur leben wolltest, weniger bedeutend. In Wien ist für das liber ale Wissenschaftl. nichts zu thun, u. nur dieses ist deine Sache. Herzl. Grus von Marie, Albert u. deinem treuen B–

258. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 20. April 1807 K. 20. Aprl. 1807. Sämtliche zerstreute Blätter sind, dank sei es deiner tipograf. Strategetik, lieber Freund glückl. u. schnell hier angekommen. Ich bitte dich, Freund Weiss für seine mir sehr werthe Zuschrift zu danken. Die übrigen Exempl. bitte ich mir baldmög5 lichst aus. Hättest du gute Gelegenheit dazu, so wünschte ich, daß du eines an Hofrath Boettiger nach Dresden sendetest. Giebt es keine Gelegenheit, so thu’ es mit dem Postwagen, doch franco. Es wird Zeit u. Weg bei der Versendung von Regensburg aus gespart. Ist nicht d e s R i t t e r s H e r z im Morgenblatt von dir? Eine sehr hübsche Ballade! 10 Hättest du nicht Lust, für Jason Bearbeitungen aus griechischen Cinikern zu übernehmen, welche in dem Gesichtspunkte der höhern Leb enszwekke gedichtet haben? Jason kommt gewis zu Stande Bis 27. wird der Vater in Regensburg eintreffen. Solltest du nicht bei dieser Gele-

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Von Carl Bertuch, Weimar, 22. April 1807

genheit deinen festen Plan fassen u. vollziehen? An deiner Stelle würde ich den 15 Sommer auf dem Lande, den Winter in der Stadt leben; in dieser sammeln, auf

jenem verarbeiten. 8 Sommermonathe lassen sich auf dem Lande mit 600 fl. zubringen; so bleiben den 4. Wintermonathen 900 fl. und deine literar. Einnahmen frei. Auch hier wirst du uns sehr willkommen sein; die Bibliothek ist hier im histor. Fache trefflich in ältern Sachen, der Ort ist langweilig. Was Marie dir darüber 20 durch die Mutter sagte, war meine Stimme mit , u. kam aus e i n e m Herzen. Wir umarmen dich brüderl. Dein treuer Freund B– Eben erhalte ich den Messekatal. u. finde darinn unter deinem Namen angezeigt: Sämtl. Gedichte – Vermischte Gedichte u. geistl. Ged. Sind sie wirkl. von dir, so empfange unsern besten Glükwunsch, u. Dank für die wakkern Neveus (?).

259. Von Carl Bertuch, Weimar, 22. April 1807 Weimar. d. 22. Aprl. 1807.

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Du hast, liebster Sekendorf, immer so gütigen Antheil an meinem Schicksal genommen, so daß ich dir jezt mit Freuden versichere, daß ich seit dem 22. Maerz durch die Hand meiner Henriette sehr glücklich bin. Meine kleine eigne Wirtschaft, die wir sogleich angefangen haben, giebt mir eine neue Heimath, wekt alle meine Kräfte von neuem zur Thätigkeit. Meine Frau ist ein braves teutsches Weib, die gebildeten Verstand mit unverdorbenen Gefühl und Herzlichkeit vereint, die Häuslichkeit mit gesellschaftlicher Bildung verbindet. Die Leute sagen, wir sähen uns ähnlich, also muß unsere Ehe schon im Himmel geschloßen seyn. – Meine Eltern scheinen in Henrietten eine zweite Tochter zu finden, du kanst also denken, daß unser harmonisches Familienband dabei nicht verloren hat. – Möchtest du doch endlich, guter Leo, nach so vielen Leiden und Lebens versuchen auch ein treues festes Weib erringen, das deinen Unmuth milderte, und Ruhe in dein Ineres zurückführte. Mit treuer Anhänglichkeit hänge ich an unsern alten freundschaftlichen Zirkel, der oft am SchützenGraben sich vereinigte. In meiner Frau finde ich die Herzlichkeit wieder, die Ihr mir damals gabt. – Wir sind so ziemlich zerstreut. Brühl höre ich, lebt mit seiner Mutter jezt in Prag. Dankelmann, der auf einmal in die diplomatische Carriere verschlagen wurde, kam als Coburg. Gesandter am 10 Aprl. von Berlin hier durch, u. blieb den Abend bey mir. Seine Frau erwartet bald ihre Niederkunft, weswegen er jezt in Coburg bleiben will. – Der 10 Aprl. ist ein harter Tag für uns! Unsere unvergeßliche Mutter A ma lia schied da von uns, sanft und ruhig, wie ihr Charakter, war ihr Tod. Noch Tages vorher sprach sie mit Sehnsucht von Herder, und sagte: bald bin ich bey ihm. –

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Von der Kanzel am 19 Aprl. wurde beiliegender kurzer Lebenslauf von Goethe 25 verlesen, den ich schön und gehaltvoll finde. Hätte Herder doch noch gelebt, um

sie würdiger zu perentiren, als der jezige GeneralSuperintendendt – . Ich sehe einen finstern Geist, der nach und nach alles große aus Weimar hinwegrafft, und wir werden nach S. Jacob wandern müßen, um unsere Sterne zu suchen. – Mein Vater grüßt Dich freundschaftlichst. Erneuere, ich bitte dich, mein An30 denken bey Deiner edlen Schwester, und bleibe gewogen Deinem unverändert Getreuen CBertuch.

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Wer von uns beyden der größte Laban ist, möchte wohl schwer zu bestimmen seyn! und eine solche labanische Auseinandersetzung würde gewaltig viel Zeit und Schreibmaterialien erfordern, darum – passons la dessus, und laß uns miteinander aufheben. Von den 3 Briefen die du mir exclusive des letzteren geschrieben hast habe ich nur 2 erhalten; nehmlich einen aus deinem Gefängniß, und einen von Regensburg: Die übrigen sind mir nicht zu Händen gekommen, was wohl sehr leicht möglich ist, da die Reichsposten nicht immer die sichersten sind, und ich auch nicht immer an einem Ort war. Den erstern aus dem Gefängniß hatte ich sogleich beantwortet und diese Antwort offen an den General Milius zur weitern Besorgung gegeben. Er nahm ihn aber nicht an, weil – wie er sagte es dich, und ihn und mich compromittiren könnte. Für mich war mir nun sehr wenig bange, aber dir und ihm wollte ich nicht schaden. Nach der Zeit erhielt ich die Nachricht deiner Freylassung durch Sinclair und späterhin auch einen Brief. Diesen beantwortete ich bald und gab die Antwort einem Offizier von uns mit, welcher durch Regensburg nach München und Wien reisen wollte. Hast du diesen nicht empfangen so ist es nicht meine Schuld, denn er versprach mir heilig dich aufzusuchen, und den Brief selbst zu übergeben. Hernach war ich böße auf dich daß du nichts von dir hören ließt und zugleich zu faul dir nochmals durch die Post zu schreiben. Du weißt daß ich nicht ganz so gern Briefe schreibe als Marcus Tullius Cicero, und freylich auch nicht so gut. – Lieb herzlich lieb habe ich dich aber immer behalten, das kann dir Sophie Lützow bezeigen, wenn s ie no ch b ei d er Ta x i s i n Re g ensbu rg ist , denn wie offt habe ich der mein Leid geklagt, daß Milius meinen Brief für dich nicht annehmen wollte! – Apropos von der Lützow; sag ihr doch, Malchen und ich hätten ihr beyde geschrieben, und nichts

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An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 24. April 1807

von ihr erfahren. Ich habe wieder einen Brief von Malchen für sie, den ich aber nicht schicke, bis ich gewiß weiß, wo sie sich aufhält – Seit dem unglücklichen Oktober sind fast alle meine Gedanken nur auf einen Punkt gerichtet gewesen trotz dem was man dir auch von meinem hiesigen amusements könnte gesagt haben. – Ich wußte nicht wo du geblieben warst (weiß man denn jetzt wo die Menschen bleiben) – wußte auch nicht wo ich nach dir fragen sollte, bis ich es endlich mit vieler Freude von Frau von Birr erfuhr. Da wollte ich dir von einem Postag zum andern schreiben, und wurde immer nicht fertig, denn ich habe jetzt sehr viel zu schreiben, weil mein Vater weit vo n hier ist, und ich noch oben drein die ganze Geschäfts correspondenz meiner Mutter zu führen habe. Endlich überraschte mich dein Brief, und erfreute mich unendlich; ja ich gestehe es gern; er beschämte mich sogar, denn – täglich hatte ich zwar den Vorsatz dir zu schreiben, aber doch warst du mir in der Ausführung zuvorgekommen. – Heute antworte ich dir nur kurz um dich nicht länger warten zu lassen, aber ich verspreche dir nächstens eine ausführliche Relation von allem dem was seit einem Jahr mit mir vorgegangen ist. Ich habe zu viel zu schreiben um es heute zu thun, und werde meinen Brief alsdann lieber nach und nach stückweis fertig machen. Solltest du von R: unter der Zeit weggehen, so hinterlaß es wo mein Brief dir hingeschickt werden soll. Die Zeiten sind gräßlich aber ich hoffe noch, und sage mit Luther eine ves te B urg i s t un s e r G ot t . Leb wohl alter ehrlicher Bruder, und sey immer von meiner herzlichen Zuneigung überzeugt. Man kann ja wohl jemand lieben, und dabey doch ein fauler Skribent seyn. Carl B

261. An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 24. April 1807 Regensburg, 24. April. 1807. Wir sind noch nicht genug gebeugt durch die Erschütterungen der Welt, wir müssen auch in diesen drangvollen Zeiten, wo die Guten so allein stehn, noch den Verlust verehrter Menschen beklagen, an denen man sich so gern aufrichten 5 mochte – Ich fürchte beinahe jezt Briefe von Weimar zu empfangen, da selten ein Unglück allein kommt. Die gute Herzogin! Nach einem so schönen Leben ein solches Ende in Kummer, Vernichtung ihrer friedlichen Umgebung, ihres Hauses Fall! Wol mußte ihr dies den lezten Stoß geben. Nun möchte ich sagen: Weimar ist

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g ew e s e n ! ein Neues kan entstehn, aber das alte, harmlose, mit seinem schönen 10 Zauber ist nicht mehr. Der militärische Geist, der künftig, gern oder gezwungen,

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allem angepaßt werden muß, wird vollends die Blumen zerdrücken, die sich jezt noch fristen möchten – sie haben keine Pflegerin mehr. Ich habe von Weimar selbst keine Nachricht über das alles, ebenso wenig die Günterrode blos Görz hat es durch die regierende erfahren, und daher weiß ich es. Ich fürchte mehr zu hören, denn für den alten Wieland, und unsre Karoline Eglofstein muß dieser Tod harte Folgen haben. Besonders fürchte ich für die große Reizbarkeit der lezten. Ich appellire an die Freundschaft deiner guten Frau, sie in diesen Umständen nicht zu verlassen, und bitte dich um baldige Nachricht. Beiliegendes Schreiben ad Serenissm (ob immediate, oder ins Conseil oder zur Regierung zu übergeben, bleibt dir überlassen) sende ich dir offen – es betrift die Subscriptionsangelegenheit, und wäre längst erlassen worden, wenn nicht die Reise Üchtriz’s nach Dresden, von wo er als ernannter Gesandter nach Stuttgard zurückgekommen ist, das ganze Geschäft verzögert hätte. Nur, wenn es möglich ist beschleunige die Resolution, daß man uns nicht so von einem Département zum andern spazieren schickt, wie sie es in Dresden gethan haben, wohin wie es scheint, sich die Förmlichkeit vom aufgelösten Reichstag, als Reliquie gerettet hat. Du siehst aus dem Schreiben, daß wir die Vertheilung der wenigen Gelder ganz allein den Obrigkeiten anheim stellen, und eigentlich können wir auch nicht anders handeln. Freilich hätte ich lieber gesehn, man hätte, je nachdem Gelder eingingen, Einzelne wahrhaft Bedürftige kräftig unterstüzt, aber dies für uns zu thun hätte uns wahrscheinlich weder den Dank der Geber, noch selbst der Empfänger verschafft – auch war nicht vorauszusehn, daß so gar wenig eingehn würde, denn ausser einigen wenigen Particuliers haben nur die Städte Regensburg, Ulm und Kölln Beiträge eingesendet. Mit dem einen Paket Charpie begreife ich nicht, wie es zugegangen sein muß – denn ich habe von Oppermann Antwort, daß er es richtig erhalten und abgeliefert habe – seine Auslagen an Porto habe ich bezahlt. Wenn es etwas zu versezen wäre, so ließe sich ein Unterschleif supponiren, vermuthlich hat er es also einem Commissaire selbst übergeben, und dieser den Empfang nicht angezeigt. Meinen herzlichen Glückwunsch zur Vermehrung deiner kleinen Familie – um die nehmliche Zeit hat auch meine Schwester Julie ein gesundes Mädchen bekommen. Das Glück können uns doch die Weltzerstörer nicht rauben in das Heiligthum unsrer Familien zu flüchten. Wohl dem, dem es so werden kan. Lebe herzlich wol, und gib mir bald Nachricht, daß ich meine Adressen an dich abzuändern habe. Ich möchte schon einmal den alten Freund Wolf als Kanzler präsidiren sehn. Leo S.

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Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 1. Mai 1807

262. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 1. Mai 1807 Weimar d 1 ten Maj 1807 Ich danke Ihnen, mein guter Leo, für Ihre so freundliche Theilnahme, an meinem traurigen Schicksal, leider scheine ich bestimmt alles zu verliehren, so mir lieb ist, welches ich bey meiner leidenden Gesundheit doppelt fühle!! Sie ist dahin 5 unsere so innigverehrte, und geliebte Fürstin, und ich verlohr in ihr, eine 2te Mutter, eine zärtliche Freundin, ihr Tod war schön und edel wie ihr Leben, 17 Tage währte ihre Krankheit, sie besserte sich, verschlimmerte sich, und ein Schlag entriß sie uns, sie sprach ruhig über alle Gegenstände, nahm Theil an Allen, legte sich zurück um zu schlaffen, wir glaubten sie dadurch gerettet, allein 10 sie erwachte nicht wieder!! Ich war noch kräncklich, und natürlich werde ich wieder aufs Neue kranck, jezt geht es aber wieder besser; ich bin zwar sehr betrübt, allein ich muß von mir selbst sagen, ich leide mit Würde, so wie die Edle hohe Seele betrauert sein will! und wissen Sie was mir diesen Muth, diese Kraft giebt? Die Ueberzeugung daß auch ich nicht lange lebe, und ihr Geist der zu mir 15 spricht durch diese Worte –

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Der Menschen Viele machen sich das Uebel Noch größer, als es ist. Dem starb ein Sohn, Dem eine Mutter; dem, beim Jupiter, Gar ein Verwandter. Nähm’ ers wie es ist, So starb ein Mensch. Das ist an sich das Uebel. Nun aber ruft er aus: „Das Leben ist für mich Kein Leben mehr! Er ist dahin! Ich werd’ ihn Nie wieder sehn! Er sieht den Unglüksfall Allein in sich und häuft auf Uebel Uebel. Wer alles mit Vernunft betrachtet, wie Es an sich selbst, und nicht für ihn nur sei, Empfängt das Glück und hält das Unglück fern. * *

In Traurigkeit sein selbst noch Meister seyn; dies ist, was mich erhält, und was den Menschen macht! Der Herzog ließ mir wissen ich sollte mir ein Andenken, aus der Verlassen30 schaft meiner geliebten Fürstin aussuchen, ich wählte ihr Lieblingsbuch, wo sie viele Stellen angestrichen, was ich oft in ihren Händen sah; Herders Briefe über die Humanität, man brachte sie mir, und ich schlug obige von ihr unterstrichne Stellen auf. Sprechen Sie Leo Spricht nicht aus ihnen ihr Geist zu mir? ich arbeite

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35 und kämpfe meinen Schmerz zu besiegen, sie die große Dulderin gab mir das Bei-

spiel, sie trug in den lezten Zeiten, der Leiden viele, mit einer seltenen Fassung, biß sie erlag, nur wenige, vielleicht Keine mehr als ich kante ihren Schmerz, denn ich bin stolz darauf sagen zu können, ich besaß ihre Freundschaft – ! Leo! wir die sie liebten wollen uns fester aneinander schließen, schreiben Sie mir oft, Ihre 40 Briefe sind mir wehrt, und Ihre Theilnahme erheitert mein Leben!! Komen kan ich nicht! – Ekonomische Ursachen hindern mich, mein Mann welcher seit wenig Tagen zurük ist, und meinen Schmerz theilt hat mir versprochen ein eigen Hauß zu miehten, weil meine Gesundheit mir nicht gestattet, in der Famille wo es so geräuschvoll ist zu leben, und da dieß den Aufwand vermehrt, so muß ich alles ver45 meiden, so darauf bezug hat. Ich beschäftige mich sehr mit Netten, es ist ein gutes Kind, äusserst verständig, verschwiegen und bescheiden, allein ihre Fähigkeiten sind beschränkt, vorzüglich durch ihre Kränklichkeit, welche aber jetzt vorüber – welches ist das beste Historische Lexicon, und welche Geschichtschreiber, sind für meinen Pfleg50 ling am besten? Unterstützen Sie mich. – Sie zeigten mir in Ihren lezten den Aufgang eines leuchtenden Sterns in Ihrem Leben – möchte er bald in vollen Glanz leuchten. Adio. C.

263. Von Friedrich Majer, Schleiz, 2./10. Mai 1807 Schleiz den 2tn Mai 1807. Beinahe, mein lieber alter Freund! hätte ich an deinem Andenken gezweifelt; denn diesmal hast du mich wirklich zu lange auf einen Brief von dir warten lassen. Ich rechne auf Besserung, und nur im Vertrauen darauf kann ich dir verzei5 hen. Daß du gesund, und was daraus folgt und noch höher zu achten ist, froh und heiter und guten Muthes für die Zukunft bist, war mir sehr erfreulich zu lesen. Bleibe dabei und in reger und fortgehender Thätigkeit, damit das Pfund welches die Vorsehung dir gab, auch Wucher bringe. Du hast es in einzelnen Perioden deines Lebens wahrhaftig sehr vernachlässiget, und manches wieder gut zu ma10 chen. Ich bin aber überzeugt, du wirst es thun, denn der Wille lebt noch in dir, stark und kräftig, und es kommt nur auf die Neigung an ihn durchzusezen. Ich lebe noch in stiller Resignation und freudenloser Einsamkeit und des Frühlings freundliche Gestalt, die jezt so herrlich erscheint, will mich noch nicht ansprechen. Es fehlt mir ganz an einem Umgang in welchem meine höhere Bildung 15 Spielraum oder Vervollkommnung finden könnte, und ich fühle das tief. Ich vermisse Männer und Frauen um mich, wie ich sonst sie gewohnt war, und könnte das nun in seinen geistigen Grundfesten zerstörte Weimar mir noch unvergeß-

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licher werden, als es schon ist: so geschähe es jezt. Wie glücklich waren wir doch, diesen Nektar noch zu kosten, der nur auf kurze Zeit auf Erden fliessen sollte, und nun wieder zum Himmel stieg. Selbst das gewöhnliche bürgerliche gesellige Leben, ist jezt hier durch den unseeligen Krieg, ganz zerstört. Kaum versprechen einige Tage der Ruhe, die Wiederkehr der alten bürgerlichen Ordnung, so folgt schon wieder Kriegsgetümmel; denn keine Woche vergeht hier, ohne Durchmärsche von Hunderten und Tausenden. Trauriger noch als Alles das, was im Allgemeinen mich umgiebt, ja für jeden, der nicht mit festen Muth gewafnet ist, vernichtend seyn würde, sind meine Familienverhältnisse. Freudenlos und beständig von der Quaal unbefriedigter Bedürfnisse verfolgt, muß mein alter grauer Vater zu Grabe gehen. Zwei meiner armen Schwestern lagen viele Wochen lang, an den Folgen unseres Unglücks, in tödlicher Krankheit, die jüngste ist tiefsinnig geworden und zerreißt mir mit dem Schreckenbild von Opheliens Wahnsinn das Herz. O Gott entferne Jedem solche Trauer! Oresten gleich geh’ ich zuweilen, wild, heftig und vom innern Gram zerstört, umher. Ach! wie sehr bedürfte ich einer Aufheiterung, und doch weiß ich selbst nicht welche ich mir wünschen könnte. Wohl wird es mir thun, wenn meine Freunde meiner oft gedenken, und darum schreibe auch du, der du in ihrer ersten Reihe und mir am nächsten stehest, recht oft an mich während du diesen Sommer das Landleben geniessest. Das Einzige was mir einiges Vergnügen gewährt, ist meine kleine Bibliothek, die ich nun seit einigen Wochen wieder bei mir habe. Vorher war sie noch in Erlangen, wo ich sie nun kürzlich selbst abholte. Viele herrliche und zum Theil kostbare Werke zB. das grose allgem. historische Lexikon, Barre’s Geschichte von Deutschland, Mosheims Kirchengesch. u.dgl. verlor ich bei der unglücklichen Zerstörung meines väterlichen Hauses. Meine Bücher werden also für diesen Sommer wie schon oft und Jahre lang in meinem Leben, meine angenehmste Gesellschaft ausmachen; denn wahrscheinlich werde ich ihn hier zubringen müssen, so sehr ich es besonders auch um meines lieben Prinzen willen, der dich grüßt, nicht wünsche. Ich werde meine schönsten Stunden den Musen widmen, und an einige meiner bessern Arbeiten, die Allem, was von mir jemals gedruckt wurde, meiner Meinung nach vorzuziehen sind, die lezte Hand legen. Noch mehr würde ich dazu ermuntert werden, wenn ich schon einen Verleger dazu hätte, was aber in diesen Zeiten, besonders in Sachsen schwer zu erreichen ist. Ich werde alle diese Aufsäze und Abhandlungen in einer Sammlung herausgeben, unter dem einfachen Titel: Beiträge zur Geschichte der Menschheit. Fände ich bald einen Verleger, so könnten bis zur Ostermesse 1808. zwei oder drei Bände erscheinen, und dann würde ich dieses Werk vielleicht jährlich durch einen Band fortsezen. Für die ersten Bände sind unter andern, meine Uebersezungen aus den beiden Isländischen Edden, mehrere Abhandl. über die alte Geschichte von Hindustan und Fragmente einer pragmatischen Gesch. der Menschheit bestimmt, die seit mehre-

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ren Jahren in den schönsten Stunden meiner wissenschaftlichen Thätigkeit, entstanden sind. Da du doch in mancherlei Verbindungen im südlichen Deutschland stehest, so könntest du mir vielleicht dort irgend einen Verleger verschaffen, wodurch du mir eine grose Gefälligkeit erzeigen würdest. Meine Forderungen würden bei den jezigen Zeitläuften sehr mäßig seyn, nemlich 2 Friedrichsd’or für den gedruckten Bogen in gewöhnl. 8. stark wie Herders Humanitätsbriefe. Laß es dir also angelegen seyn! und verweiße nur auf mich, ich will dann schon nähere Nachrichten ertheilen. Zur Belohnung sollst du auch ein Exemplar auf Velinpapier erhalten. Am Morgenblatt arbeite ich nicht, möchte es aber wohl, wenn ich dazu aufgefordert würde. Zu dem Erziehungsmagazin bin ich es und ich werde, wenn es einmal in Gang ist, Antheil daran nehmen. Dein Taschenbuch habe ich bis jezt nicht erhalten und es also auch noch nicht gesehen; ich hätte es aber gar zu gerne, weil Alles von dir mich interessirt. Besorge es noch einmal, daß man es mir schickt. Wäre Müller in W. ich glaube ich hätte es schon; aber so viel ich weiß ist er wieder in Warschau. Die Fragmente die du mir mittheilst finde ich sehr wahr und gut und zum Theil auch aus meiner Seele geschrieben; in wie ferne aber eine Art von Ordensverbindung nöthig wäre, um jene höhere Bildung zu verbreiten und zu erhalten, will mir nicht einleuchten. Ich könnte eine solche Verbindung nur dann für nüzlich halten, wenn sie mit einer wohl organisirten und reichlich dotirten Akademie der Wissenschaften in Verbindung stünde. Diese müßte auf der einen Seite bestimmen welche Gegenstände vorzüglich der Bearbeitung nöthig hätten und würdig wären, um das erhabene Ziel zu erreichen; auf der andern die Fleissigen und Verdienten belohnen, in verschiedenen Graden, deren Höchsten Pensionen auf Lebenszeit ertheilt würden, denn Armuth und Drang des augenblicklichen Bedürfnisses unterdrücken das Beste in Deutschland. Auch müßte die Gesellschaft eine eigene Verlagshandlung besizen, welche die von den Mitgliedern der Akademie für des Druckes würdig erkannte Arbeiten, honorirte und herausgäbe. Ich erwarte weitere Mittheilungen deswegen von dir und bitte dich unterdessen diese Punkte zu Herzen zu nehmen, welche meiner Meinung nach die wichtigsten sind. – Was die Angelegenheit der Subscription zum Besten meiner unglücklichen Landsleute betrift, so habe ich deswegen mit meinem Fürsten gesprochen. Da er allein nicht gerne eine Vollmacht oder Resolution deswegen ertheilen mag, zumal da diese Gelder den gesammten Reussischen Landen zu Gute kommen sollen, obgleich die der Aeltern Linie fast gar nichts gelitten haben: so hält er für das Beste, die den Reussischen Landen bestimmten Gelder: An den Fürstl. Reussischen Gesammtrath und Canzler Freiherrn vo n Eychelb erg in Ger a zu übersenden, welcher alle das ganze Haus und gesammte Lande betreffende Angelegenheiten zu besorgen hat. Du wirst also so gütig seyn und dieses verfügen. Und nun lebe für heute wohl! Von Friedrich Schlegel weiß ich seit 9 Monaten

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An Philipp Friedrich Gampert, Regensburg, 14. Mai 1807

nichts. Er ist mir Antwort schuldig. Höre ich Etwas, so erfährst du es. Schreibe mir ja bald. Ich bin ewig dein treuster Freund 100 F M. Durch Versehen eines Bedienten ist dieser Brief bis heute den 10tn Mai liegen geblieben, welches ich dir zur Nachricht melde! –

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Ich habe den Auftrag, hochgeehrtester Herr Konsistorialrath, von Seiten der Redaktion des hier angekündigten Magazins, Sie zu fragen, ob Sie geneigt sein würden, unter annehmlichen Bedingungen, als Mitarbeiter oder Korrespondent Theil zu nehmen. Redaktoren sind die Professoren Ruland u. Rückert zu Wirzburg, Mitarbeiter bis jezt, Superintendent Demme zu Altenburg, Müller zu Langensalza, Hofmedikus Müller zu Wirzburg, Direktor Schollinger zu Mühlhausen, Prof. Weiss zu Leipzig, jezt in Fulda, (sämmtliche als Schriftsteller oder Lehrer im Erziehungs Fache bekannt). Die nähere Einrichtung des Instituts ist von den Vorschlägen der Mitarbeiter abhängig. Im Fall Ihrer Geneigtheit wird eine besondere Einladung von Seiten der Redaktion erfolgen. Man hatte von mir eine besondere Empfehlung, Einsammlung von Pränumerazionen p in hiesiger Gegend gewünscht – Allein meine, wegen unsrer bevorstehenden gänzlichen Translokation sich sehr drängenden Geschäfte gestatteten mir nichts, als eine, wiewol zur Bekanntwerdung ganz fruchtlose Annonce in der Harmonie. Sollten Ihre Verhältnisse hiezu günstigere Gelegenheit gewähren, so bitte ich in jedem Falle um weitere gefällige Empfehlung. Es stehen dann mehre Exemplare des Probebogens zu Diensten. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster L. Seckendorf den 14ten Maj. 1807.

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Ihre Karlsbader Reise hat meine Antwort verzögert, verehrter Freund! jezt aber, wo Sie die Wichtigkeit der Ereignisse vermutlich nach Dresden zurückgeführt hat, werden Sie diese Zeilen wol treffen. Und welcher Ereignisse! Wie ganz anders, als da vor 12. Jahren Kocziusko ausrief – Finis Poloniae, konnte man zu Friedland sagen: Finis Borussiae! – Hier wissen wir von den Friedensbedingungen noch nichts, als Mutmassungen, aber sie fallen, wie sie wollen. Dennoch halte ich jenen Spruch für entschieden. Eine Macht, die mit Müh u. Not sich emporgewunden hat, deren Größe durchaus nur auf der öffentlichen Meinung, auf dem Glauben an ihre ehemaligen Thaten ruhte, fällt, sobald dieser Glauben vernichtet ist. Da hat Archenholz Recht, wenn er sich gleich zu hart ausgedrückt hat! Wir Südteutschen übrigens, die wir das neue Kriegssistem so ziemlich aus Erfahrung kannten, haben es nie anders erwartet, zwar nicht so schnell, aber dennoch unvermeidlich. Nun es sei – exorior exoribus alter! Ihre gütige Notiz in Betriff H. Kuhns habe ich benuzt, u. an ihn geschrieben – ich erwarte nun seine Antwort. Aber ein andrer junger Mann in Ihrer Stadt erregt mein lebhaftes Interesse. Ich habe erst nur einen Blick in Ad. Müllers Vorlesung geworfen, die mich aber höchlich anzieht. Möge der Name Müller aufs neue erstehn. Den germanischen Sinn, die Tiefe, und das Rein Menschliche in unsrer Bildung können die Fremdlinge uns doch nicht nehmen. Der Verfasser der Reisebemerkungen im Mai des Merkurs ist ein sehr gebildeter, aber in Hinsicht auf Schriftstellerei äusserst scheuer Mann. Körperliche Gebrechen entziehn ihn fast der Gesellschaft, machen ihn ängstlich und mistrauisch in seine Kräfte. Indessen hat er mir doch versprochen, soviel er über sich gewinnen kan, aus seinem Portefeuille zu sammeln. Für Honorar arbeitet er nie. Aber ein Freiexemplar des Merkurs würde er mit Dank annehmen. Er wünscht es durch Cotta zu empfangen – aber das sonderbare ist, daß er mir dies schreibt, und mir doch nicht erlaubt, seinen Namen zu nennen. Ich begreife, daß er auch, gerade vielleicht bei Cotta nicht gekannt sein will, da dieser Verbindungen hat mit Künstlern zu Stuttgard, welche über jenes Lob Danneckers u. Thourets, so wie über Hetschs Kritik sehr ungehalten sind. Das beste wäre wol, Sie ließen es an Cotta zum Aufbehalten, bis es abgeholt wird gelangen – und für dieses Abholen mag er Sorge tragen. Mit dem Grafen Sternberg haben Sie sich gerade verfehlt, er war kürzlich in Böhmen, und hat, wiewol nur im Flug, Karlsbad u. Töpliz berührt. Dort fand er den Herzog und Göthe. Wie soll ich Ihnen das Exemplar seiner Reise zukommen lassen? Ich habe es erhalten! Da ich bald von hier weggehe, so könnte ich es

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selbst bis Nürnberg mitnehmen, und von dort aus gibt es ja leicht Gelegenheit, Geben Sie mir doch eine Anweisung. Sternberg hat sehr schäzbare Kentnisse, sein Hauptstudium aber ist Botanik und Fysik. Allerdings war seine Idee einen großen botanischen Garten anzulegen, in dessen Mitte sich eine Rotonde, mit einer jonischen Attika erhebt, mit Zwei Seitengebäuden zu Treibhäusern. Hier sollte die künftige Regensburger Akademie ihre Sizungen halten, u. der Kurfürst wollte das Ganze nach Sternbergs Tod übernehmen. Allein seit Fäsch u. dem Primat hat er andre Gedanken – die Scheinoctroikasse, deren 1/12 jährlich zum wissenschaftl. Fond geschlagen werden sollte, ist auch nicht flüssig – und vor der Hand hat St. die fertige Anlage zu seinem Gebrauch behalten. Immer bleibt es ein schönes Denkmal der Architektur dicht vor der Stadt, neben Keplers Monument, das nun, Troz aller Hindernisse, der Vollendung nahe ist. Aber leider hat uns der Krieg gehoffte Zuflüsse entzogen, und statt 4. Basreliefs am Piedestal muß sich die gute Astronomie mit einem begnügen, aber – es ist von Dannecker. Die Steindruckerei existirt hier noch, aber schlecht, fast nur zu Noten, dem Arbeiter fehlt es an Bildung u. Geld. In München gedeiht sie weit besser – aber sie lassen sich dort sogar auf Landschaften ein, da sie doch nie Verschmelzung der Tinten hervorbringen können. Die Vignette auf des Primas Pericles 1806. ist das beste, was sie hier können. – Dieser Fürst ist übrigens seit 1. Jahr in Fankfurt, niemand weiß, wann er hieher kommt – gewöhnlich wird seine Ankunft alle Monate einmal angekündigt – ich selbst kan also Ihren Auftrag schwerlich besorgen, vielleicht aber doch ein Mittel dafür angeben. Unverändert Ihr Seckd.

266. An Ludwig Uhland, Regensburg, 24. Juli 1807 Regensb. 24. Jul. 1807. Eine überhäufte Menge der verdrieslichsten Geschäfte – die von dem Transporte und Verkaufe unserer ganzen Hauswirtschaft unzertrennlich ist, und die ich fast alle selbst besorgen muß, verhinderte mich solange, Ihnen zu antworten. Noch 5 jezt habe ich mit Arbeitsleuten und Packen vollauf zu thun, aber ich muß vor meiner Abreise noch meinen sämmtlichen Korrespondenten von hier aus schreiben, und will diesen Morgen denen, die mir vorzüglich wert sind, widmen. Unter diese darf ich Sie doch zählen? Vor allen Dingen aber ein Wort von meinem Almanach. Ich werde ihn fortse10 zen, und fange eben jezt an, nach und nach das Mscpt dazu zu ordnen. Die ungünstigen Umstände mögen zwar Verleger abschrecken, allein ich werde selbst mit eignen Aufopferungen alles an die Erhaltung eines Instituts sezen, das mir am Herzen liegt, und von dem ich mir allerdings schöne Blüthen für die Zukunft

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verspreche. Ich wünschte es zum Vereinigungspunkt für alle gleichgestimmte 15 Jünglinge, ihr tiefes Gemüt, und ihre Ansichten des Lebens und der Kunst poe-

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tisch auszusprechen. Mit der Zeit hoffe ich, soll sich eine eigne periodische Schrift für die prosaischen Arbeiten daran schließen. Das Romantische, als Charakter der modernen Bildung, wird unsern Produkten gewissermassen zur Einheit dienen. Ich bin Willens eine eigne Abtheilung für altteutsche Poesie zu bestimmen, wenn ich Vorrat dazu habe – denn ich selbst kan, seitdem meine Bibliothek eingepackt auf eine, noch unentschiedene Bestimmung meines künftigen Aufenthalts wartet, nichts bearbeiten, und habe nur einige Originalvolkslieder vorrätig. Überhaupt möchte ich nur das wahrhaft Volksmäsige – wozu die alten Heldenlieder gehören, aufnehmen. Dahin bedarf es unsre Blicke zu wenden. Wir sind so tief gesunken, daß uns jene hohen Gestalten wie aus einer Geisterwelt herübersprechen, und wir uns vor den Gespenstern entsezen, indem sie uns an unsre Erbärmlichkeit mahnen. Wir hätten also zu bearbeiten: 1.) Vo lk s li e d e r – so rein als möglich aufgefaßt. Im Almanach – und in den nächstens anfangenden Heften von Volksmelodien würde ich diese Lieder durchaus unverändert – höchstens mit der unsern Zeiten entsprechenden Orthografie geben – in einem künftigen teutschen Percy aber selbst an dieser nichts ändern, sobald sie nur dem Zeitpunkt des Liedes gemäß ist, und nicht von Unkunde der Abschreiber herrührt. Wer die Mühe scheut, die ehrwürdigen alten Formen unsrer Sprache in diesen Dichtungen selbst zu studiren, den wird nie ihr Geist anwehen. Auch steigt die Quelle unsrer Volkslieder selten bis ins 15te Jahrh. hinauf, die Sprache kan also leicht verstanden werden. Minder würde dies 2.) bei dem Heldenliedercyklus und den Minnesingern sein. Ein Almanach – der Natur nach immer untergeordnetes Werkchen, mehr zum Ergözen als zum Studium bestimmt – kan ohnehin nichts Ganzes, nur Proben geben – und hier würde ich Tiecks Behandlung der Minnelieder, u. die Ihre des Heldenbuchs vorziehen. Für die höhere Ansicht der Poesie ist durch einen sorgfältigen Abdruck der Originale hinlänglich gesorgt – den leistet die Myllerische – zu kleine Samlung nicht. Aber es gibt Männer von Geschmack u. Bildung die sich, jezt wo der Anstoß gegeben ist, mit Glück daran versuchen werden. Wir würden in dem mühsamen Vergleichen von Handschriften unser Feuer unnüz vergeuden. Dem Dichter dürfen diese Denkmale nichts als Stoff sein, mit dem er freischaltet. Selbst mich, dem doch die Natur mehr innere, als produzirende Poesie vergönnt hat, würde eine solche Arbeit tödlich abstumpfen, ob es mir gleich an kritischem Sammlergeiste fehlt – aber mitwirken will ich gern in meinem Kreise, wenn jemand den Beruf recht lebendig in sich fühlt, der Pisistrat unsrer Iliaden zu werden. c.) Sage n . Sind diese nur erst rein aufgefaßt, von fremdartigen u. modernen Schlacken gereinigt, so ist der einfachste Abdruck hinlänglich. Ob sie so bearbeitet werden müßen, wie Tieck mit einigen gethan hat – das ist Sache des Genius,

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wie er sich fühlt. Shakespeare, Spenser hatten Sagen vor sich, nach denen sie ar55 beiteten – wir haben keine solche Samlungen u. leider auch keinen Shakespeare.

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Auch mir würde Tiecks Genovefa besser gefallen, wenn er sich mehr auf sie konzentrirt hätte – auch seine ganze Schilderung des sarazenischen Krieges ist für eine blose Charakterisirung des Zeitalters zu weitschweifig, und greift viel zu wenig in das Drama ein. Wie ganz anders Shakespeare, in dessen Cymbelin sich eine ähnliche Situation findet. Wie hängt da alles zusammen. Wie wird die Abwesenheit des Posthumus überall zur Veranlassung, den Zweifel an die Beständigkeit seiner Gattin zu erregen. Unter den übrigen Sagen liebe ich sehr den Oktavianus. Melusine, Magellone sind provenzalisch – der ganze Cyklus der runden Tafel, der Amadisse, Karls und seiner 12. Pair gehört uns nicht an – sie müssen also vom ächtteutschen gesondert, aber dennoch aus den Quellen hervorgesucht werden. Denn nur, wenn der ganze Umfang der romantischen Poesie recht erkannt ist – kan der vermittelnden Kritik der Weg gebahnt werden, in seinem unsichtbaren Zusammenhang die Geschichte der Menschheit zu finden, und eine Vereinigungsbrücke zwischen der antiken und romantischen Welt zu gründen – Griechen und Germanen sind ihre Brennpunkte. Wie beide in einem Kunstwerke vereiniget werden können, das hat meines Erachtens Göthe in der Iphigenie zuerst gezeigt – Ein antiker Stoff, romantisch behandelt – und damit die Kunst wahrhaft bereichert, statt daß der Verfasser des Polyidos ins antike Zeitalter zurück bilden will. Mir scheint Ihr Plan des Achilleus auf der nehmlichen Bahn, wie Iphigenie zu liegen, und darum wünsche ich seine Ausführung, ob ich gleich die dem Ganzen zum Grunde liegende Idee nicht für antik, noch weniger für homerisch halte. Aber was thut das – wenn sie nur menschlich ist, und Sie den Charakteren Objektivität zu geben wissen. Ich habe hier etwas genannt, worüber Sie meine Ansicht wünschen. Dies wird mir schwer – ich fühle wol, was ich mir darunter denke, aber meine Gedanken in Worte klar einkleiden vermag ich nicht, da ich nie kritische Filosofie gründlich studirt habe. Meine akademische Bildung fiel noch in die Zeit, wo die Kantianer auf Gefühl und Fantasie mehr als auf den scharfen Verstand wirkten, Reinhold lehrte noch in Jena, ich war 16. Jahre alt, u. ließ also, wie überall, blos die Fantasie walten. Seitdem war ich nie ruhig genug, um mit Ernst an die Aufführung eines festen Gebäudes zu denken. Ewig entzweit durch den Streit des Ideals mit der Konvenienz – in ewigen Kampf mit drückenden Verhältnissen, und den Menschen um mich her, die mich immer in diese Verhältnisse zwingen wollten – konnte ich – obgleich jezt Versöhnungen in meiner Brust vollzogen sind, doch noch nicht zur gänzlichen Beruhigung gelangen. Wenn ich den objektiven Dichter, den dramatischen, plastischen höher stelle als den subjektiven, lyrischen, musikalischen (derselbe Gegensaz nur in andern Beziehungen) so ist es keineswegs meine Meinung, der Dichter solle zwar alles

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darstellen, aber sich nicht. Als einen gegebenen Charakter kan er sich selbst dar95 stellen, ja er wird um so wahrer und lebendiger, je mehr er sich selbst in die Situa-

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zionen hineindenkt, die er darstellt. Aber der blos subjektive drückt immer nur seine individuelle Empfindung aus, er ist nicht von seinem Stoff durchdrungen, so daß er frei und unabhängig damit schalten kan, er vermag sich nicht von seinem Werk zu trennen, sein eignes Ich, seine Reflexion drängt sich immer mit hervor, und wenn er fremde Charaktere auftreten läßt, so ist es immer seine eigne Persönlichkeit unter verschiedenen Masken. Dies ist Schillern, ihm selbst unbewußt, in seinen Tragödien beständig wiederfahren – dies auch Göthe’n im Anfang seiner Bahn, zB. Bruder Martin und Marie im Göz – endlich und am auffallendsten Klopstock im Messias, wo ich nur an Cidli und Semida – und an wen nicht? zu erinnern brauche. Dagegen, wie objektiv erscheint Göthe in seinen spätern Dichtungen – ja sogar die lyrische Poesie, ehmals fast ausschließend Empfindungsausguß oder reflektirend hat er zu objektiviren gewußt. Seine simpelsten Lieder haben Charakter, Dramatisches und ergreifen gerade desto lebendiger. So – die verschiedenen Empfindungen an einem Plaze – alles lebt – bewegt sich, schreitet vor. Mehre der römischen Elegien, der Balladen. Eben so hat er aber auch seine Subjektivität zu objektiviren gesucht, sein Individuum zum allgemeinen Charakter erhoben – denn ich müßte mich sehr irren, wenn nicht Weislingen, Egmont, Faust, Clavigo unter sich zusammenhängende Abdrücke seines Selbst wären. – So ist Achilleus, mit der Idee im Herzen, durch seine Verbindung mit Polyxena zwei feindliche Welten zu versöhnen – gewiß mehr ein Kind Ihrer Empfindung, des Geistes Ihrer Zeit – es ist nicht der Heros, der den Lycaon erwürgt, den toden Hektor schleift, und roh sein Herz verschlingen möchte – die homerische Objektivität wird ihm also fehlen. Geben Sie ihm aber eine, seiner Idee gemäßen Charakter, in scharfen bestimmten Umrissen, lassen Sie ihn nicht über seine Idee blos reflektiren, sondern fest danach handeln – so wird er ein vollkommen dramatischer Charakter werden. Ich sehe, daß wir schon einerlei Meinung sind – indem ich die Stelle Ihres Briefes wiederlese, worinn Sie selbst die ersten Ergüße Ihres Gemüts würdigen. Ich habe nichts hinzuzufügen – als daß ich das lebhafteste Interesse habe, den Gang zu verfolgen, welchen Ihre Poesie in der zweiten Periode wandeln wird. Franzeska da Polenta ist von mir nicht aufgegeben – aber ich habe seit einiger Zeit wieder ein großes Mistrauen in meine Kräfte. Es ist dies so leicht möglich, wenn man so lange an einem so durchaus unpoetischen Ort, und nicht ganz in einsamer Zurückgezogenheit lebt. Ich habe solange nichts gethan – am Ende verliert sich das Produktionsvermögen wol gar – doch dann wäre sein Verlust nicht zu beklagen, könnte es nicht einmal zufällige Hindernisse überdauern. Ich gedenke an diesen Stoff mit wahrer Liebe – ich sehe indeß in der Isis, daß sich schon ein andrer daran versucht hat, aber, dem Anschein nach, ziemlich gemein. Ich

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habe eine eigne Idee, und wäre begierig auf Ihre Meinung. Ich wollte Dante, aus 135 dessen Inferno wir die rührende Geschichte kennen, den Freund und Hausgenos-

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sen des alten Guido da Polenta, Franzeska’s Vater, selbst als Hauptcharakter hineinflechten, und in ihm einen Repräsentanten des romantisch mystischen Geistes seiner Zeit darstellen – Welfen und Gibellinen – Hierarchie und weltliche Macht im Kampf! Möchte Ihr Sonntagsblatt die Frühlingsferien überdauert haben. Gönnen Sie mir ja in der Folge eine vollständige Mittheilung, wenn es fortdauert, würde es mich freuen, selbst Antheil zu nehmen, und aus der Ferne einem Kreise so edler Jünglinge anzugehören. – So konnte mir nichts gedeihn! Die Nibelungen werden nun wol endlich erscheinen, beides, ein korrekterer Abdruck, als der Myllerische, u. v. der Hagen’s Übersezung. Aber diese ist so dicht dem Original angeschmiegt, so an die äusserste Gränze des Verständlich werden hingeführt, daß wer sie lesen muß, mit einem Schritt weiter lieber ans Original selbst tritt. Tiecks Nibelungen sind noch nicht da – Gott weiß, wo er jezt hingerathen. Er und die beiden Schlegel sind jezt blose Einsammler. Soviel ich weiß, wird T. auch die N. nicht übersezen, noch rein bearbeiten, sondern nach seiner Art zu einem Ganzen ausbilden. Von H. Kölle hab’ ich seit er in Paris ist, nichts gehört – ihm aber auch nicht geschrieben – da er, wie es scheint, glaubt, seine diplomatischen Verhältnisse könnten durch eine Korrespondenz mit mir Gefahr laufen. Denken Sie, da habe ich Ihren ersten Brief, wo Ihre u. H. Kerners Adressen stehen, verlegt – ich muß diesen Brief auf gut Glück laufen lassen, will aber doch Ihre Antwort abwarten, ehe ich auch an Kerner schreibe. Grüßen Sie ihn indessen freundschaftlich, und sagen Sie ihm daß ich die von ihm ausgezeichneten alten Werk in Berlin (bei dem Dr. Koch) bestellt aber keine Antwort habe, ob sie noch da, Cotta geschickt sind. Was Sie mir beide mittheilen, erwarte ich bis Mitte Augusts spätestens. Herzliches Lebewol. L. Seckendorf.

267. An Karoline von Wolzogen, Regensburg, Mitte Juli / August 1807 Gnädige Frau! Frau von Löwenstern, die kürzlich hier durch nach Wien ging, gab mir die Nachricht, Sie seien jezt in Wisbaden – nachdem ich Sie schon lange, auf ein früheres Gerücht, auf dem Wege nach Schwaben, oder schon dort vermutet hatte. Gerne 5 ergreife ich diese Gelegenheit, eine wolthätige Erinnerung wieder zu erwecken – und nicht wahr? man bedarf des Andenkens besserer Vergangenheit neben dem Glauben an die Ferne hinaus, um nicht ganz in dem Jammer der Gegenwart unterzugehn. Welch eine Welt liegt hinter uns! Wem sind diese wenigen Monate

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nicht Jahrhunderte! Dahin Kleinode, Hoffnungen, die für die Ewigkeit gegründet 10 schienen – nichts wird bleiben, als der ächt germanische Sinn, und der heilige

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Raum des Herzens! Ich verzage nicht, wenn ich gleich mit tiefem Schmerz an den Trümmern stehe – und nicht weiß, welche Schöpfung aus den Ruinen hervorgehn wird. Auch mein liebes Weimar ist hinweg, dasselbe hat es aufgehört zu bleiben – ein neues kan entstehn, aber wird es den magischen Reiz des verlorenen haben? Und kehrte alles an den alten Plaz – das Heiligtum ward doch entweiht, mir ging es, wie mit den Träumen meiner Kindheit – der Mann kann noch streben, schaffen, wirken, doch der erste süße Friede seiner Unschuld kehrt nicht wieder! Aber so retten wir doch nur, was noch bleiben kan – festeres Zusammenschließen der Bleibenden, das gemeinsame Elend ist ein mächtiges Band, – und das Andenken der Vergangenen. Allmählich – wenigstens auf ein paar Jahre – mag mit diesem Frieden einige Ruhe wiederkehren, soviel daß man wieder bauen, vielleicht unter Dach bringen kan, ehe der neue Sturm daherrauscht. So möchte ich denn auch an meiner Zukunft bauen. Ich dachte schon – vor dem lezten Oktober – mich künftig wieder in Weimar oder in der Nähe als Privatmann anzusiedeln – nun könnte ich das nicht, aber wiedersehen möchte ich es doch, wenn es mit Fug geschehn kan, solang ich noch unabhängig bin – denn diese jezige Freiheit von bestimmten Geschäften kan ich, wie ich fühle, nicht erhalten. Die Ursachen, warum ich nicht mehr dienen wollte, hören auf – eine blos litterarische Existenz ist jezt in diesen Zeiten stockender Betriebsamkeit nicht denkbar – gern werde ich daher jedem Wink folgen, der mir die Aussicht zu einem beschränkten, häuslichen Glück öffnet – denn dessen bedarf ich – sobald es nur in rechtlichen Dienstverhältnissen möglich ist – ein Zusaz, der bei den meisten unsrer Regierungen, wie sie jezt sind, wichtig wird. Ich habe die Idee zur Kupferstichgallerie für Schillers Werke nicht aufgegeben – aber verschoben muß sie werden auf bessere Zeiten. Kürzlich erhielt ich Abschrift eines noch nicht gekannten Gedichts von ihm: Was ist der Mensch? h a l b T h i e r, h alb Engel pp Ist dies schon gedrukt? und wenn nicht? darf ich es dann in meinen Musenalmanach auf 1808. aufnehmen? an dem nächstens gedrukt wird. Sie haben vielleicht den diesjährigen Fündling bei der Eglofstein gesehn? Besizen Sie überhaupt nichts ungedrucktes von Schiller zu diesem Behuf? Ich hätte gern an Frau v. Schiller directe geschrieben, allein ist sie auch gerade jezt in Weimar? und aufs Ungewisse verginge mir zuviel Zeit, da ich bald Antwort wünsche. Möchte Sie dieser Brief nicht verfehlen, und Sie sich zuweilen gütig dabei meiner erinnern. Leo Seckendorf. Ist Wollzogen mit im Bade? u. kehrt die Grosfürstin bald zurück?

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Ich schreibe dir heute in doppelter Eigenschaft, alter Laban! 1.) als Fräulein Lüzow – da antworte ich auf einen gewissen Brief den ich wol erhalten, aber bei meinen unendlichen Reisen unmöglich früher und anders als par procuration beantworten kan. Denn da war ich erst mit meiner Fürstin in Heiligenberg, dann auf meine eigne Hand am Rheinfall in Schaffhausen, und so ferner in Stuttgard bei meinen groß- und kleinen Freunden – dann wieder in Dischingen, und auf die Schreckenspost vom saubern Frieden in Tilsit mit meiner Fürstin auf dem Weg nach Dresden, erfuhr, ich würde zu spät kommen, reiste eilig zurück, nach Frankfurt u. Aschaffenburg, Raths erholen beim Primas, wieder zurück, im Flug nach Regensburg, Kleider zu holen, und nun geht’s im Fluge nach Paris heute um Mitternacht, wo wir leider! eine höchst qualvolle Rolle spielen und vielleicht plözlich wieder zurückkehren werden. Darüber ist mein Herz und Kopf angegriffen. Indeß vergesse ich meine Freunde nicht, gedenke ihrer auch in der Ferne mit einiger Theilnahme, und bewahre teutsches Herz u. teutschen Sinn auch unter den Unterdrückern die nur Verachtung einflößen, da sie ihre Macht nicht dem eignen Wert, sondern dem Glück, und dem Elend ihrer Gegner verdanken, und sich, wie unverschämte Glückspilze dieses Glücks überheben. So, damit wäre dies fertig. 2.) in meinem eignen Namen aber habe ich ernsthafter mit dir zu sprechen. Ich adressire diesen Brief nach Töpliz, wo ich hoffe, daß er dich noch finden wird. Du siehst, durch die Ereignisse seit deinem Brief, wie wenig deine Hoffnungen erfüllt worden sind – ich mochte dich früher damit nicht betrüben, ob ich es gleich so kommen sah – und, daß Rußlands Regent mit einer großen Karakterschwäche, auch noch ein feiges Dulden eines so niedrigen Verrats an seinen Bundesgenossen verbinden würde, dies konnte ich wol seinen kalt egoistischen Ministern, nicht ihm zutrauen. Du weißt, wie ich über euer Land denke – was den Keim des Verderbens in sich trägt, muß notwendig untergehn, sobald die Kraft erschlafft, die es notdürftig zusammenhält, aber das Unglück gleicht alles aus – und rühmlich wird die seltne Beharrlichkeit des Königs im Unglück auf die Nachwelt übergehn, wenn sie seine Verräther, wie seinen übermütigen Sieger längst gerichtet hat. Aber, was nun zu thun. Die geschlagenen Wunden sind da, wenn man aber kräftige Hand anlegt, sie zu heilen, sich nicht verblendet über die wahren Ursachen des Falls, ein festes, menschliches Sistem an die Stelle eines durchaus schwankenden, die Menschen zu Maschinen herabwürdigenden zu sezen weis, so kan auch Preussen aus der Asche wieder hervorgehn, und man wird sich freuen, lieber diesem kleinen geretteten Häuflein, als dem ungeheuren Födera-

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tivdespotenstaate anzugehören. Freier wird die Luft im Norden als im Süden sein, da hast du Recht, auch aus dem Norden wird einst unsre Rettung kommen, die gewis nicht ausbleibt, so gewiß es eine Nemesis gibt – aber meine Güter liegen im Süden – nach einem solchen Frieden habt ihr eine ungeheure Menge brodlose Leute zu versorgen, man braucht Reduktionen u. Ökonomie, kan also schwerlich für Ausländer etwas thun, so sehr ich auch überzeugt bin, daß dies geschehen müsse. Denn die inländische Routine wird sonst nicht gesprengt. Die Östreicher machen es auch nach ihrer alten Art fort, aber sie werden auch die Folgen in dem Krieg empfinden, der ihnen über’s Jahr bevorsteht. – Ohne Konnexionen, ohne bedeutende Zubusse, wie läßt sich etwas für mich bei euch hoffen. Dann habe ich auch einige, wenn auch entfernte Aussichten zu einer Anstellung in Wirzburg – wenig tröstliches, wenn ich an Bewohner und Grad der Kultur denke, allein immer besser, als gar keine, wenigstens ist der Fürst human. Ohne auf etwas bestimmtes fussen zu können, kan ich daher nicht an eine Bestimmung im Norden denken. Meine Freunde in Weimar wußten das schon lange, keiner hat etwas für mich thun können, oder wollen, alle junge Leute, die nach mir hingekommen sind, sind jezt mit Vortheil angestellt, man war in Not, glücklich, wenn sich nur einer fand, der französisch sprach, und nicht gleich den Kopf verlor. Nun für mich haben keine Rosen geblüht. Warum ich aber jezt überhaupt nach Anstellung strebe, bei meinen Grundsäzen? Du weist, Bruder! ich liebe. Meine Geliebte ist arm, mir an Familie nicht gleich, und katholisch – da kanst du leicht denken, was mein Vater für Einwendungen zu machen hat – vielmehr, er will gar nichts davon wissen. Ich könnte so leicht glücklich sein, denn ohne Ambition, wie ich jezt denke, würde ich mir sehr wol auf dem Lande gefallen, und er überließe mir nur die Administration eines Gutes. Das will er nicht. Ich muß also eine unabhängige Existenz haben. Er gibt mir 1500 fl. Die kan er aber jeden Augenblik wieder nehmen, als Garcon (?) könnte ich leben, wie aber weiter. Schriftstellerei kan – ist einmal der Ruf gegründet – sehr einträglich werden, aber bis dahin? und wie herabwürdigend – ums Brod schreiben? Es ist sehr gut als Zubusse, sehr schlimm als einzige Ressource, zumal nach den jezigen Schlägen, welche die Literatur treffen. Ich muß mich also einem Fürsten wieder verkaufen, und wenn es mir nicht mit einer wissenschaftlichen Carrière, als Studiendirektor, Intendant einer Akademie, Theaters p glückt, in ein Landeskollegium treten. Diesen Sommer war ich oft nahe dran, glaube mirs, auf gut Glück zu den Russen zu gehn, ich dachte, es sei dort noch Ehre zu holen. Wäre aus den Teutschen nicht aller Sinn, nicht alles Gefühl verschwunden, wie leicht konnten sich nicht einige 100. Jünglinge, wie ich, zumal aus Hessen, Hannover, die nichts mehr zu verlieren hatten zusammen thun, um glückliche Wagnisse zu beginnen. Tod oder eine glänzende Bahn hoffte ich dort zu finden – in beiden Fällen war mir geholfen. Aber nein! so mußte ich zwischen

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dem Wollen und Nichtwollen schwanken – und bald überzeugte ich mich, wie unwürdig eine solche Aufopferung belohnt worden wäre. Aber eine Partie muß dennoch ergriffen, und festgehalten werden. Ich verfolge also jezt die Aussicht nach Wirzburg, und suspendire Heidelberg, das nur zum Pisaller bleibt. Ist’s mit jenem nichts, dann etwas andres. Ich will doch sehen, wer eher müde wird in diesem Kampfe, ich oder mein Schicksal. Kehrst du indessen nach Berlin zurück, und glaubst, daß etwas für mich zu thun, so laß michs wissen. Könnte ich dich doch sehen, nur einmal so wieder aus voller Brust sprechen. Du liebst, du wirst geliebt – und du mußt deinem Glück entsagen? Wie ist das denkbar. Du hast Hindernisse zu bekämpfen. Sind Sie stärker als die meinen? Du hast doch deine Existenz, du bist deiner Eltern leicht mächtig – kanst es wenigstens sein – also der Widerstand der Mutter der Geliebten hat, wenn du wahrhaft geliebt bist, weniger zu sagen. Auch diesen empfinde ich, habe ihn aber gar nicht gerechnet. Du hast für dich zu leben, man behilft sich also im Anfang – Fürsprache, die Zeit, Enkel, können auch die zürnende Mutter versöhnen. Will deine Geliebte dir dieses Opfer nicht bringen – so warte, – aber dann scheint mir diese Liebe auch nicht so gar groß. Ich sage nicht, daß sie willig ihrer Mutter entsagen soll, um deinetwillen – es ist ein harter Schritt, aber an dir ist’s, vorher das Unmögliche zu versuchen, ihn ihr aber, wenn es sein muß, zu erleichtern. O hätte ich je die Seligkeit gefühlt, zu lieben und wieder geliebt zu werden! ich hätte alles andre dafür ertragen wollen. Jezt hoffe ich es zum erstenmal, aber so ganz ausschließend bin ich es doch noch nicht! Weißt du, daß wir uns doch sehen können? Hast du denn gar keine Lust, nach Wien zu gehn? Mein Bruder ist so krank, daß Gefahr da ist, und ich ihn auf einige Wochen besuchen werde – es hängt von seiner Antwort ab, so reise ich, vielleicht in 8. Tagen. Das Reisen in kaiserlichen Ländern ist wolfeil, du gehst mit der Ordinari, zahlst ein Pferd u. 17 x Trinkgeld, wenn auch ½ f in Papier. In Wien quartierst du dich in einer Vorstadt ein, wenn dich Finkenstein nicht logiren kan – aber was brauchst du viel – allein du renoncirst auf große Assembléen, findest aber kleinere Zirkel, und die Sehenswürdigkeiten, Theater, füllen schon ein paar Wochen. Essen und Trinken, wenn du zum Traiteur gehst, ist äusserst wolfeil, zumal bei dem Kurs der Bankozettel – da die Preise der Dinge nicht im Verhältnis ihres Unwerts steigen. Überhaupt wirst du eigentlich nur affaires du luxe theuer finden. Leb wol – ich glaube in 14. Tagen von heute an dort zu sein, dann wäre meine Adresse, bei Rittmeister von Kaiser Husaren, Bar. Seckendorf, Wieden, Heugasse N.o 41. Wernern halte ich für einen guten Dichter, der aber noch nicht zum Klaren gekommen ist. Er ist kein Dramatiker, mehr lyrisch. Einzelne gut dargestellte Szenen machen noch kein Drama. Lebe wol.

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Ich habe eine lange Nachläßigkeit Ihnen abzubitten – aber denken Sie darum nicht minder von mir. Es ist eine alte Sünde, daß ich Briefe zu schreiben gerne aufschiebe, selbst an Menschen, die mir vorzüglich wert sind, und mit denen es mich freut, mich zu unterhalten. Ich will mich auch lieber nicht entschuldigen, sondern durch die That beweisen, daß es mir Ernst ist, wieder gut zu machen. Zuerst beantworte ich Ihren Brief. Ich habe in Betreff der bewußten, von Ihnen gewünschten Bücher an den Prediger D. Koch in Berlin, den Eigentümer geschrieben, und ihn gebeten, was er noch hat, Ihnen durch Cotta gelegentlich zu spediren. Ein Vierteljahr darauf erhalte ich Antwort auf meinen Brief, ohne daß er dieses Auftrags erwähne – ich weiß also nicht, ob es geschehen ist, erinnere ihn aber daran. Doch glaube ich nicht, daß alles von Ihnen bezeichnete noch vorrätig ist. Was ich in diesem Fache besize steht Ihnen, sobald meine Zukunft fixirt ist, und das Postreglement in Ihrem Lande billiger eingerichtet wird, was wol der Gleichförmigkeit wegen, nicht ausbleiben kan, zum Gebrauch gern zu Diensten. Jezt ist meine Bibliothek schon seit ein paar Monaten eingepackt. Es ist sonderbar zu hören, daß ich wirklich noch nicht weiß, wo ich in Zukunft leben werde – aber im Grunde geht es mir doch nicht besser, als so vielen in meinem armen Vaterlande, die heimatlos umherirren – und mein Loos ist in Vergleich mit vielen noch glücklich. Meine Familie hat Regensburg und 19. jährige Verhältnisse auf immer verlassen – ich bin blos durch die, vom Transport eines großen Hauswesens unzertrennlichen langwierigen Geschäfte noch hier zurückgehalten, und wenn dies vollendet, und die neue Ordnung der Dinge, die uns Ruhe, Heil u. Segen von oben bringen soll, aus den Träumen unsrer gutmütigen Schwärmer in eine kahle Wirklichkeit übergeht, so ist auch für mich Zeit mir eine künftige Bestimmung zu gründen. Indessen werde ich doch kaum länger, als 10. Tage noch hier zubringen, und wünsche sehnlich noch in dieser Zeit ein Zeichen Ihrer Freundschaft zu empfangen. H. Uhland, den ich herzlich zu grüßen bitte, wird Ihnen vielleicht schon mitgetheilt haben, daß die Fortsezung meines Almanachs für 1808. jezt zum Druck hergerichtet wird. Sie erfahren es zwar spät, aber ich habe das Ganze sehr verspätet, da ich mit andern Verlegern in Unterhandlungen stand, welche sich erst ganz kurz zerschlugen, und erst seitdem ist die wirkliche Fortsezung entschieden. Indeßen ist es vollkommen Zeit, Beiträge einzusenden. Der Almanach enthält abermals zwei Abtheilungen I.) Original-Gedichte II.) Stimmen der Völker, dies mal vorzüglich: altteutsche Lieder. Sie sollen das Publikum nach und nach zu meinem teutschen Percy präpariren. Meine Sammlung altteutscher Volkslieder mit Originalmelodien ist auch soweit vorgerückt, daß ich – sobald die Betriebsamkeit

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An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 18. August 1807

der literarischen Welt aus ihrer Betäubung erwacht, und sich Verleger dazu finden – mit der Herausgabe den Anfang machen werde – Künftiges Jahr werde ich bedeutenden Antheil an einem beginnenden Journal erhalten, dessen Redakteur es mir, als I deen rep osit oriu m für Wah rheit , Kr a ft , Origina litä t , in freiester Form, ankündigt. Sollten die Verfasser des interessanten So ntagb lat t s nicht auch hierinnen ihre Gefühle über Kunst und Leben niederlegen wollen? Sinclair sandte mir neulich ein paar ältere Gedichte von Hölderlin, und fragt theilnehmend nach ihm. Ich fürchte er ist unheilbar! Der sonderbare Mensch! Also hatte er doch die Aurora nicht vergessen. Es ist wahr, vor mehr als 4. Jahren empfing ich Gedichte von ihm für diese Zeitschrift, statt prosaischer Aufsäze, die ich verlangt hatte. Mein Arrest folgte darauf, u. die Aurora ging ein. Von Honorar war nie die Rede, ich wollte ihn nur zur Arbeit vorbereiten. Trüge der Almanach Honorar, ich würde es ihm wahrlich am ersten ganz überlassen – und redlich soll alles geschehn, was ich für ihn zu bewirken vermag – aber erst muß ich meine Kräfte wieder brauchen können. Leben Sie herzlich wol, Leo Seckendorf. Auf alle Fälle sezen Sie auf Ihre Adresse an mich – abzugeben bei H. Legations-Rath Brenner, der mir alles nachschickt, wenn ich wider Vermuthen schon abgereist sein sollte von mir redigirt

270. An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 18. August 1807 Regensburg, 18. Aug. 1807. Die fatalen Geschäfte mit unserm Déménagiren von hier, und dem Einrichten eines eignen Hauses auf Vermiethung – die nun seit einigen Monaten allein auf mir ruhn – haben mich über Gebühr aufgehalten, und um manche schöne Stunde 5 gebracht, die ich meinen Freunden hätte widmen können. Ich habe auch gegen dich eine verspätete Antwort nachzuholen auf deine beiden lieben Briefe. Du bist zu gütig dem Wenigen, was ich zu Linderung eines so ausgebreiteten Unglücks beitragen konnte, einigen Wert beizulegen. Wenn irgendwo Willen für die That gelten muß, so ist es hier. Ich bin sehr in meinen Erwartungen getäuscht 10 worden. Ich weiß wol, daß kein Ort in unserm armen Vaterlande nicht seine eignen Leiden hat – aber es ist doch bedeutender Unterschied im Maaß, und in der Fähigkeit sich zu erholen. Wenn das arme Ulm reichlich geben kan, und Wien nichts – wo zwar der Staat unter Schulden seufzt, wo aber der eine Particulier den Ball von 60 f. gibt, der andre seiner Tochter eine Hochzeit von 600,000f. ausrich15 tet, der dritte ein Turnier von halb so viel – was soll man dazu sagen? Aus ganz Holland, Baden, Wirtenberg, Altbaiern, Österreich, Böhmen nichts?

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Nun ist das große Spiel gespielt, und eine Generazion zu Grunde gerichtet. Und was nun? Bei Gott, Freund! es gehört viel Kraft dazu, um hier noch Glauben zu behalten, noch in der Dunkelheit nach einem Ziel zu spähen, das dieses alles rechtfertigt! Ich vermag es noch nicht. Nur das weiß ich, es gibt eine Nemesis, sie hat sich bei Einzelnen schon furchtbar bewährt. Aber bis dahin ist dieses Geschlecht vielleicht verloren – und wir leben nur künftigen Hoffnungen. Sag mir doch – liegt etwas darunter, daß Napoleon ohne Aufenthalt durch Weimar ging, war er unzufrieden? Ist euch ein Arondissement zugedacht, und welches? weiß man, was aus Erfurt wird? Ich muß nach reiflicher Erwägung mir eine unabhängige Existenz gewinnen, sei sie auch beschränkt. Das häusliche Glück ist jezt das einzige, das bleibt, dazu bedarf ich ihrer. Ich bewerbe mich daher auch wieder um Dienste, wo es sich nur mit meiner Überzeugung verträgt, d.h. nicht bei den alten Gliedern des rheinischen Bundes. Eine gefährlich sich anlassende Krankheit meines Bruders führt mich künftige Woche nach Wien, ich glaube aber nicht lang dort zu bleiben. Unterdessen gehn Briefe an mich noch hieher, abzugeben bei H. Legationsrath Brenner. Communikationen in Vertheilung der Subscriptionsgelder aber an H. Banquier G. F. von Dittmers Söhne. Empfiel mich deiner Frau Gemalin freundschaftlich. Dein treuer Freund Seckendorf.

271. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 20. August 1807 Weimar am 20ten August Lange, sehr lange, bester leo, ließ ich Ihren Brief unbeantwortet, und zwar weil ich in so großer Zerstreuung lebte, jezt ist es besser, denn theuerer Freund freuen Sie sich mit mir, ich habe eine eigne Wohnung, es war mir unmöglich, jezt da ich 5 durch den Tod, meiner geliebten Herzogin, mir wieder ganz angehöre, in diesen Geräusch länger zu leben, meine Gesundheit ertrug es nicht, ich habe das Haus welches ich vorigen Winter bewohnte für mich einrichten lassen, meine Haushaltung besteht aus meinen Mann (welcher aber noch zu St Petersburg ist), aus Nette, und die nöthigen Domestiquen. Nun habe ich Zeit, mir selbst, und meinen 10 entfernten Freunden mehr zu leben als bisher, ich theile meine Zeit zwischen lecture, Arbeit, Geselligkeit, und Ruhe, Leztere bedarf mein schwache Gesundheit, und ich hoffe diese Art zu Leben, soll vortheilhaft auf diese wirken. Ihr Schreiben, lieber leo, machte mir viele Freude, in jeder Rücksicht, ich freue mich Ihrer Stimmung, und des Ruhepuncktes welcher sich Ihnen zeigt,

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15 ich hoffe Sie sind weiter gekommen, und finden keine Wiedersprüche, denn nur

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durch ein sicheres Verhältniß, kann das Rastlose Treiben gemildert werden, was biß jezt, Sie so ungüklich machte, ich wiederhohle es, eine glükliche Ehe, ein häuslicher Zirkel allein, kan Sie beglücken – Wohl uns sind wir erst dahin gekommen das Glück in uns, und in unsern nächsten Umgebungen zu suchen; wir sagen dann mit Göthe, wende die zerstreuten Blicke nach den eignen Herzen“ denn nur in uns wohnt Glück oder Unglück, verstünden wir es das Gute uns zuzueignen, das üble zu betrachten, als Nothwendigkeit, wie ganz anders würde unsere Existenz sein, ich schließe diesen Satz mit einen Spruch aus Philemon, welchen Herder uns gab. „Der Mensch“ Er sieht den Unglücksfall Allein in sich, und häuft auf Übel Uebel Wer alles mit Vernunft betrachtet, wie Es an sich selbst, und nicht für ihm nur sei, Empfängt das Glück und hält das Unglück fern. Ich glaube Allerdings das Anstellung in irgend einem Fach sehr zuträglich für Sie wäre, und halte dafür das Wirzburg Ihnen zuträglich ist, auch die Wohlzogen meinnt es, fügen Sie sich in diesen Wunsch Ihres Vaters, er wird dann geneigter sein, die I h r ig e n zu erfüllen. Die Herzogin, die Prinzeß und Fr. v Wedel, nebst den Ami sind nach Schleßwig. Der Herzog nach Töplitz, wir sind allein – . Jette wird in wenig Tagen kommen, Gott! wie hat sich alles verändert, wie würde ich mich sonst gefreut haben – und jezt – ich werde Ihnen aufrichtig schreiben, wie ich sie finde, und wie ich mich finde, es muß Ihnen interessiren den Gang der menschlichen Gefühle zu beobachten, Sie sahen meine leidenschaftliche aufopfernde Anhänglichkeit, Sie sollen auch meine gemäßigten Empfindungen sehen, ich betrachte sie als eine Abgeschiedene, deren Andenken mir lieb ist, aber das was ich für sie empfand, kan ich weder ihr, noch irgend einen Wesen wieder geben, mein Glaube, meine Hoffnung auf ewige hingebende Freundschaft ist dahin Corinne rufte mir mein Ideal zurück, aber leider ist es Dichtung – Was halten Sie von Corine – mich hat sie tief bewegt – manche Errirung gegeben. Schreiben Sie mir bald, Ihre Briefe leo sind meine größte Freude – . Auf welchen Fuß stehen Ihre Eltern? wie ist es mit Max? ich höre es giebt Hinderniße mit seiner Heurath. Was macht Marie? schreibt er noch? und was? ich frage wie der Graf Marbot aber es interessirt mich. Louise Stein wird im Oct: heurathen, was macht Stozing? Ich muß noch einen Punckt Ihres Briefes beantworten, bevor ich schließe – Ich halte es für gut hat die Geliebte schon einmahl geliebt, sie erhält mehr Bestimmtheit, und Reife. Nun Adieu, lieber Leo, dencken Sie oft an Carolinen.

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Es freut mich, daß Sie gesonnen sind einen neuen Almanach heraus zugeben u. ich bin auf seinen Inhalt sehr begierig. Auch von mir erhalten Sie hier einige Beiträge. Zuerst für die der altteutschen Poesie gewidmete Abtheilung – die ich ja nicht versäumt wünschte – 2 Balladen, die wie mir dünkt das deutlichste Gepräge des Alterthums tragen. Es wäre vielleicht gut wenn sie nicht gleich hintereinander abgedruckt würden, da der fast gleichartige Ton derselben ermüden möchte. Was ich mir damit erlaubt sind meist Abkürzungen um das Schöne zu konzentriren u. sehr wenige u. unbedeutende Abänderungen, Verschönerungen keine. Ob meine eignen Produkte, den Charakter des Romantischen, der Ihrer Sammlung zur Einheit dienen soll, alle tragen, weiß ich nicht zu bestimmen – doch ich sehe daß sie das Wort Romantisch in einem weiten Sinn nehmen Sollte jedoch eines oder das andre nicht mit zum Ganzen stimmen, so kann es wegbleiben. Ich produziere neuerer Zeit weniger kleine Gedichte als sonst und widme günstige Stimmungen lieber meinen dramatischen Planen. Achilleus liegt nun so ziemlich ausserhalb derselben. Die Geschichte der Francesca – da Polenta? d’Arimino? da Rimino? – ist so einfach, daß sie der Willkühr des Dichters ein weites Feld läßt, u. daher aus dem nehmlichen Stoffe die Gedichte von der verschiedensten Tendenz entsteigen könnten Was mich betrifft, so konnten sich meine Ansichten weniger auf den Geist u. die Geschichte der Zeit, als auf die individuellen Verhältniße der Personen richten. Doch sollte das Ritterthum noch einmal in vollem Glanz erscheinen. Noch trag’ ich mich mit einer andern Idee zu einem Trauerspiel, der aber noch viel zur Reife fehlt. Die Geschichte bot mir keinen passenden Stoff dazu. Der Brautgesang sollte das Stück eröffnen. Unser Sonntagsblatt erhält vielleicht noch einen Zuwachs, wobei uns Mittheilungen von Ihnen sehr freuen würden. Da aber bis aufs Spätjahr nicht nur mehrere seiner Mitarbeiter sondern auch der grössere Theil der Leser, für die es bestimmt war, von hier abgehen, so muß es wohl aufhören. Meine Beiträge für ihren Almanach sind grösten theils schon darin niedergelegt. Von Hrn. Koelle, der mir unlängst wieder geschrieben, hab’ Ich Ihnen viel Schönes zu sagen. Er meint, Sie könnten vielleicht durch Hoche, der die Reise in’s Saterland geschrieben, einige saterländische Volkslieder bekommen. Sehen Sie dieses flüchtige Blatt nur als Begleitung des Uebersendeten an. Möge Ihre neue Lage,

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An Joseph Scherer, Regensburg, 17. Oktober 1807

273. An Joseph Scherer, Regensburg, 17. Oktober 1807 Regensb. 1807. Oct. 17. Mit zwei Worten melde ich Ihnen, verehrter Freund! daß die nach Stuttgard gekommenen Stücke der Aurora endlich retour gekommen sind, und heute in ein Paket an Aretin eingeschlossen durch Gelegenheit in Ihre Hände kommen wer5 den. Dagegen fehlt mir aber noch der Titelbogen des Jahrg. 1805. um den ich Sie bitte, ich kan es sonst nicht binden lassen. Dambmann hat den nehmlichen Wunsch für sich und die Harmonie, das macht also 3. Stücke. Wie ich höre finden Sie noch immer Hindernisse bei der künftigen Einrichtung Ihrer Buchhandlung. Das thut mir sehr leid, denn bei dem jezt unvermeid10 lichen Stocken in Nordteutschland könnte man, mit etwas Unterstüzung dem südteutschen Handel einen neuen Schwung geben. Ich hatte sehr darauf gerechnet, ich kan meine literarischen Plane, eben jener Ursache willen, noch immer nicht ausführen. Lassen Sie mich doch etwas hören, sobald es entschieden ist. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster 15 Seckendorf.

274. An Achim von Arnim, Weimar, 7. November 1807 Weimar, 7t Nov. 1807. Zum erstenmale nach langer – trüber Unterbrechung höre ich wieder von Ihnen, lieber Arnim! Savignys sind hier mit den Schwestern, und sagen mir, daß Sie in Halle sind. – Zu Anfang des unglücklichen Oktobers 1806. empfing ich Ihren lez5 ten Brief – ich sandte die Antwort auf Ihr Gut in der Mark, Sie waren aber schon nach Königsberg, und haben sie vermutlich nicht erhalten. Späterhin erzählte mir in Regensburg die Schliz, daß sie Nachricht von Ihnen habe. Es ist mir lieb und wehrt, Sie jezt in meiner Nähe zu wissen. Vielleicht treffen wir uns. Gute Menschen müssen sich jezt anschliessen. Ich komme nach und nach mit meinen 10 äussern Verhältnissen, folglich auch mit mir selbst zur Ruhe – und entsage der heftigen Opposizion gegen den Gang der jezigen Begebenheiten, deren innere Notwendigkeit mir immer klarer wird. Schade nur, daß so unreine Werkzeuge zur Regeneration nötig sind. – Dennoch wird der Sinn und das Gemüt der Besiegten nicht untergehn daran halte ich fest, und werde alles für diesen Glauben opfern. 15 Wenn auch untergeht, was der Verwesung geweiht war, was hindert uns der bessern Zukunft neue Saat auszustreun.

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Das Schicksal hat mich jezt auf einen rohen, aber bildungsfähigen Boden geworfen. Dort allein ist noch Volksgeist und Gediegenheit. Ich bin in Wien etablirt, und es lässt sich hoffen, daß sich dort etwas erreichen lässt, wozu das Flach alltäglich ausgeschliffene des übrigen Teutschlands nimmermehr gestaltet werden kann. Ich habe einen Versuch gemacht, der Gedeihen verspricht, und ich wünsche Ihre Theilname. Denn nur ein geistiges Vaterland ist uns geblieben, nur im Bewahren unsrer intellektuellen Bildung können wir noch bestehn, und aus Besiegten Überwinder werden. Östreich hat innre Ressourcen, guten Willen und Geld, es soll keine Bildung von dort ausgehn, aber die zerstreute soll sich dort sammeln. Ob dies auf dem Weg geschehen könne, mögen Sie urtheilen. Von Neujahr 1808 an habe ich, in Gemeinschaft mit Fr. Stoll dort ein Journal herauszugeben unternommen, Prometheus. Es soll durchaus der ästhetischen Bildung des Menschen gewidmet sein, sich in Darstellungen und freien Ansichten über Poesie, bildende Kunst und Theater verbreiten, und eine strenge Opposition gegen den gemeinen, erbärmlichen Zeitgeist bilden. Stoll und ich sind Redaktoren. Wir sind hiehergereist, blos um eine Verbindung der edelsten Blüthen zu Stande zu bringen, und werden auf diesem Ausflug Leipzig und Dresden berühren. Möchten sich unsre Bestrebungen einst würdig an die der Herausgeber des Athenäums und der Horen anschließen! Für jezt dürfen wir uns der Theilname von Göthe, Fernow, Falk, Meyer u. Schüz erfreuen, mit denen wir hier über das Ganze gesprochen haben. Wir wünschen eine Gesellschaft zu gründen, die sich regelmäsig zu Beiträgen verstehe, sich bei der Gründung einmal für allemal dem Publikum nenne, aber nicht jeden Aufsaz unterzeichne, da wir jeden einzelnen lieber als das Resultat unsres gemeinschaftlichen Strebens ansehen möchten. Am Schlusse jedes Jahres würden wir nennen, doch hängt dies von dem Willen jedes Einzelnen ab. Wollen Sie der Unsrige sein, so lade ich Sie ein, und erwarte Ihre Antwort bald unter Couvert an Buchhändler Kummer in Leipzig mit dem Beisaz W. J. Pr. auf der Adresse. Ihre Bedingungen wegen Honorar u.s.w. erwarte ich. Ich sehe mit Verlangen dem 2t Theil des Wunderhorns entgegen – einen Beitrag dazu werden Sie indeß in meinem Musenalmanach auf 1808. Regensburg, Montag, finden, wo ich eine Auswahl aus meiner Samlung gegeben habe. Künftig erscheinen auch Melodien. v. der Hagen in Berlin hat glücklich angefangen. Ich hoffe durch mein Journal auch dafür den erstorbenen Sinn in Östreich zu wecken, wo noch so kräftiger alter Gesang weht. Leben Sie wol Leo Seckendorf.

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275. An August Wilhelm Schlegel, Weimar, 7. November 1807 Weimar, 7ten Nov. 1807.

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Kaum werden Sie sich meines Namens erinnern können, da wir uns nur wenig Augenblicke gesehen, und verschiedene, für mich zum Theil verworrene Verhältnisse mir jede Hoffnung zu einer nähern Vereinigung vereitelt haben. Möge das, was ich Ihnen jezt mit Zutrauen zu eröffnen habe, diese Verbindung künftig begründen, möge besonders die Sage Grund haben, daß ich Sie diesen Winter in meinem jezigen Aufenthaltsorte, Wi e n , sehen werde. Ich bin jezt dort durch literarische Verbindungen fixirt. Von Neujahr 1808 an, wird dort bei G e ist inger, unter dem Titel: Prometheus regelmäsig jeden Monat eine Zeitschrift erscheinen, deren Redaktion dem Dr Stoll und mir anvertraut ist. Sie wird zunächst vom dortigen Theater ausgehn, sich ausschließend mit der ästhetischen Bildung des Menschen beschäftigen, sich in freien Ansichten über Poesie und bildende Kunst verbreiten, Geschichte und Filosofie befragen, in so fern beide in jenes Gebiet eingreifen. Durch strenges Stillschweigen über bürgerliche Verhältnisse in politischer und religiöser Hinsicht hoffen wir die Schranken der Zensur minder drückend zu empfinden, und durch eine strenge Opposition gegen alles Gemeine, Moderne, durch stetes Hinweisen auf das Ewig Wahre und Schöne vielleicht eine künftige, intellektuelle Umformung in jenem Lande zu veranlassen. Der Vorsaz ist kühn, er wäre vermessen, dürften wir nicht auf Unterstüzung hoffen. Der Direktor des Schauspiels, Graf Palfy, nimmt sich des Vorhabens mit Wärme an, durch ihn läßt sich die Unterstüzung der ganzen Theaterdirektion – auch in pekuniärer Hinsicht – erwarten. Er selbst hat sich persönlich an Gö the gewandt, und im Allgemeinen alle, die mit uns in Verbindung zu treten geneigt sind, schriftlich eingeladen. S t oll und ich sind zu diesem Zwecke hieher gereist, und wir dürfen uns nunmehr der entschiedenen Theilnahme von Gö the, F e r n o w, F r . M aj er, Meyer, Falk, S t . S chü t z erfreuen. Gö the selbst hat die Einleitung zum ganzen Werke übernommen. Von hier werden wir in wenig Tagen über Leipzig und Dresden zurückkehren. Wir wünschen, wie ehemals bei den Horen, eine Gesellschaft zu vereinigen, die sich beim Entstehen einmal für allemal dem Publikum nenne, aber nicht jeden einzelnen Aufsaz unterzeichne, sondern etwa nur am Schlusse jeden Jahres. Doch bleibt dies billig der Willkühr jedes Mitarbeiters überlassen. Sein Sie einer der Unsern! Unser Vaterland ist politisch zerrissen, aber ein geistiges Band umschlingt auch die Getrennten, das Heiligste, Edelste, der alte, germanische Sinn und das Gemüt darf nicht untergehn. Auch wenn Ihre Abwesenheit noch fortdauern sollte, werden Sie uns ewig angehören – und ich hoffe

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zutrauensvoll auf Ihre Erlaubnis, Sie in unserm Kreise nennen zu dörfen. – Kommen Sie noch selbst nach Wien, so werden Sie den guten, aber rohen Boden schnell erkennen, indem viel durch Wort und That gewirkt werden muß, aber es ist die höchste Zeit, es mit Ernst anzugreifen. Im Namen des Verlegers, HEn G e i s t i n g e r s, wage ich es, Ihnen für den Bogen 3 Karolins à 11f. zu bieten, welche jedesmal Ende Junius baar bezahlt werden sollen – doch erwarte ich Ihre nähere Bedingungen, unter Couvert an HE. Buchhändler Ku m m e r in Leipzig, mit dem Beisaz Wiener Journal Prometheus auf dem Couvert, welche Adresse in der Folge für alle Briefe und Einsendungen gilt. Sollte Ihr HE. Bruder in Ihrer Nähe sein, so bitte ich, ihm diesen Brief mitzutheilen, den ich ihn auch als Einladung für ihn anzusehn bitte. Ich habe im vergangenen Jahre, als er noch bei Hardenberg unweit Würzb urg sich aufhielt – zulezt an ihn geschrieben, weiß aber jezt seinen Aufenthalt nicht. Leider ist mein damaliger Wunsch, ihn auf eine bleibende Art an Südteutschland, namentlich an München zu fesseln, bis jezt nicht erfüllt worden. Ist er bei Ihnen, so begleitet er sie vielleicht nach Wien. Abgesondert vom Journal, aber in steter Verbindung und in einem Geiste, soll ein für die Lokalbedürfnisse Östreichs und besonders der Hauptstadt berechneter Anzeiger für Literatur, Kunst und Theater wöchentlich ausgegeben werden, der besonders für kürzere Aufsäze, Rezensionen, Notizen, geeignet ist, und mehr zu einem Vereinigungspunkt für jenes Reich dienen soll, wodurch alles Wissenswürdige schnell verbreitet werde, woran es bisher gefehlt hat. Übrigens erscheint er aber unter ganz verschiedenen Bedingungen. Leben Sie wol, und erfreuen mich bald mit einer Antwort. Leo v. Seckendorf

276. An Ludwig Uhland, Wien, November 1807 Wien, im Nov. 1807. H o chge e h r t e s t e r Herr! Beiliegende Ankündigung bezeichnet den Plan einer Zeitschrift, welche mit Neujahr 1808 unter unserer Redaktion zu Wien beginnen wird. Einige achtungswerte Männer haben sich bereits mit uns vereinigt, und er5 laubt, daß ihre Namen bei dem Erscheinen des ersten Stückes genannt werden. Wir erbitten uns die Erlaubnis, auch Sie zu den Unsrigen zählen zu dürfen, und nehmen uns die Freiheit Ihnen auf diesen Fall Acht Thaler – Groschen in L oui s d’ o r à 5 Rthlr. als Honorar für den gedruckten Bogen des Journals anzu10 bieten, welche alljährlich Ende Junius baar bezahlt werden sollen. Die Bedingun-

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gen, unter welchen am Anzeiger Theil genommen wird, beruhen auf besonderer Verabredung. Wir bemerken zugleich, daß alle von unsern Herrn Mitarbeitern außerhalb der Gränzen der kais. östreichischen Erblande für die Redaktion des Prome15 th e us bestimmten Briefe und Pakete an Herrn Buchhändler Kummer in Leipzig gesendet werden können, innerhalb der Erblande laufen sie directe an unsern Verleger, Hrn. Geistinger, Buchhändler zu Wien auf dem Kohlmarkte No. In der Regel werden die Namen der Verfasser jedes Aufsazes nur bei der Inhaltsanzeige des ganzen Jahrgangs genannt. Ausnahme ist, wenn sich der Verfas20 ser bestimmt unterzeichnet und gleich genannt zu werden begehrt. Wir dürfen uns einiger günstiger Auspizien und der besondern Theilname Göthes erfreuen, der das erste Stück mit einer dramatischen Einleitung begleiten wird. Wir erbitten uns einige Nachricht, was Sie vorzüglich zu bearbeiten gedenken. 25 H o ch ach t un gsv oll v erharrend Ihr e e rge b e n s t e n Seckendorf, J. L. Stoll. N.S. Hier lieber U. eine warme, herzliche Aufforderung an Sie. Mögen Sie ihr 30 bald entsprechen. Mehr darstellend als abhandelnd, durchaus nicht polemisch

schneidend, aber Leben und Ideal versöhnend, so soll Prometheus wirken. Ihre Gedichte sind im Almanach auf 1808. abgedruckt, den Sie nächstens erhalten werden, vielleicht schon haben. – Ich hoffe bald auf Aufsäze aus dem Sonntagsblatt, und noch lieber auf dramatische Arbeiten, die sich – wenn die all35 mähliche Wiedergeburt der Wiener Bühne gelingt, wol auch zur Aufführung eignen werden. Meine Adresse in Wien ist dermalen noch auf der Heugasse, Wieden N.o 41. Aufsäze und Briefe an die Redaktion senden Sie aber an Kummer. Seckendorf.

277. An Karl August Böttiger, Weimar, 16. November 1807 W. den 16t Nov. 1807. Ich lege dies Blättchen der gedruckten Einladung bei, um Sie nochmals zu ersuchen, verehrter Freund, uns doch ja bald Ihren Aufsaz über die Fa milie des Ju p i t e r s, und die Art, wie sie die alten Künstler abgebildet – so wie den andern 5 über Carstens Zeichnung nach Dante bald zu senden. Jenen möchte ich gern, wo

Von Heinrich Voß, Heidelberg, 12. Dezember 1807

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möglich, noch im ersten Stück bekant machen. – Von dem Göthischen Vorspiel ist noch nichts erschienen, und darunter leidet freilich gleich anfangs die Einrichtung für das erste Stück. Dergleichen Hindernisse wird die Redaktion noch öfter erfahren. Wir fanden hier, wie ich vermuthete – auf einer Seite große Erwartungen, auf 10 der andern rüstige Gegner. Diese haben sich bereits in unsrer Abwesenheit im Sonntagsblatt prononcirt – und auf eine wahrhaft unschickliche Weise sich Seitenblicke auf junge Genies erlaubt, welche ein Journal herausgeben wollten, wobei einer der berühmtesten teutschen Gelehrten Gevatterstelle vertreten 15 würde. Dies finde ich platt, und Ihre gute Absicht, daß ich mit Schreivogel eine freundschaftliche Erklärung haben würde – kan, in diesem Augenblicke wenigstens – nicht statt finden. Soviel ich weiß, hat es seinen Grund in einigen Klätschereien, wobei Wieland jun: seine Rolle spielte – die Veranlassung sei, welche sie wolle, so ist es immer unrecht, unsre Entfernung zu benuzen, um auf eine sol20 che Art gegen eine Sache zu präveniren, die man noch nicht kennt. Apropos wegen Carstens Dante, so glaube ich doch, daß eine Probe der Försterischen Übersezung bei dieser Gelegenheit gut angebracht sein würde. Vale, faveque. S. 25 Sonnenfels, Rezer, Collin haben sich bereits für uns erklärt. Wegen des fehlenden

Theils des Plautus ist das nötige besorgt.

278. Von Heinrich Voß, Heidelberg, 12. Dezember 1807 Heidelberg d. 12 Dec. 1807. Ihren Brief, mein liebster Seckendorf, habe ich mit sehr großer Freude empfangen und gelesen; wenn ich ihn nicht früher beantwortete, so lag die Schuld daran, daß ich Sie auf Ihrer Reise, nicht zu treffen wußte, und nach Ihrem Briefe, 5 Sie erst in diesen Tagen wieder in Wien vermuthen konnte. Auch jezt bin ich in einiger Verlegenheit wegen Ihrer Adresse, die Sie mir nicht gegeben haben. Doch hoffe ich, mein Brief soll Sie unter des Grafen Palfy Adresse finden; und ginge er verloren, nun so schreibe ich nach einiger Zeit einen Neuen. – Ihr Brief hat mich durch und durch warm gemacht. Gott segne Ihr rühmliches Beginnen und gebe 10 der Saat gedeihen. Sie wollen auch meine Beihülfe? Von ganzer Seele gebe ich Ihnen die und wollen Sie mir die Ehre anthun, wie Sie dies ja ausdrücklich schreiben mich als Mitarbeiter öffentlich zu nennen, so habe ich für meine Person natürlich nichts dagegen. Ich bin gleich nach dem Empfange Ihres Briefes dabei ge-

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gangen, Ihnen etwas auszuarbeiten, die Kassandra aus dem Agamemnon des 15 Äschylus; sie ist fertig bis auf die lezte Feile, die ich dann erst daran legen kann,

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wenn mir meine eigene Arbeit etwas fremd geworden ist. – Also zum Januar Monat kann ich sie Ihnen nicht liefern, aber gegen Ende Januar für das nächste Stück auf jeden Fall. Ich bin selber mit dieser Arbeit zufrieden, und hoffe in metrischer Hinsicht wenigstens, etwas Musterhaftes zu liefern, und dem Ausdruck nach wenigstens meine Vorgänger übertreffendes. – Sollte Ihnen die Kassandra nicht recht sein, so schreiben Sie es mir, dann erhalten Sie etwas aus den 7 gegen Theben, oder den Eumeniden. – Wollen Sie den ganzen Prometheus für Ihren Prometheus haben? auch den kann ich Ihnen liefern, wiewohl vor Ende May nicht. – Aus dem Percy verspreche ich Ihnen nichts. Der liegt dem Äschylus so ferne wie der Nordpol vom Südpol – und Schottische Baladen würden mir zu dieser Zeit, wo ich so ganz in den Äschylus verliebt bin, am wenigsten gelingen. – Ihren Allmanach habe ich noch nicht gesehen; zu einer Recension bin ich bereit, wenn Eichstädt ihn nicht schon andern übertragen hat. Ich habe Eichst. schon deshalb geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten. Ihren Prometheus muß kein Anderer als Wilh. Schlegel recensiren. Soll ich dies mit Eichstädt ausmachen? oder auch deshalb an Schlegel schreiben? so geben Sie mir nur einen Wink darüber. – Mein Vater freut sich Ihres herlichen Unternehmens. Ob aber er Antheil wird nehmen können, da er es ausgeschlagen an der Heidelberger Zeitung zu arbeiten, bezweifle ich. Er wird invidiam auf sich laden, doch das wird sich ausweisen. – Wie habe ich mich gefreut, daß Göthe Ihnen eine Einleitung schreiben will. Wo ein solches Segensgestirn voranleuchtet, da muß ja wohl Gedeihen folgen. Ja, lieber, wir wollen streben, daß unsre Arbeiten würdig sein, von solchen Musageten angeführt zu werden. Nichts das unwürdig sei, in Göthes Gesellschaft zu erscheinen, komme mehr aus unserer Feder! Grüßen Sie den guten Stoll herzlich von mir; sobald ich seine Adresse weiß, schreibe ich ihm. Er ist ein lieber Mensch, voll Enthusiasmus, und mir besonders noch dadurch werth, daß er ein so warmer u kindlicher Verehrer von Schiller war. Fragen Sie Stoll, ob er der Augenblicke noch gedächte, wo wir uns in schwärmerischer Liebe für den Entschlafenen verloren! Diese Worte, lieber S. habe ich Ihnen in großer Eile geschrieben. Ich weiß ja nicht einmal, ob u wo dieser Brief Sie trifft. Habe ich in drei Wochen keine Antwort, so schreibe ich einen neuen, u. laß mir unterdeß Ihre Adresse von Weimar aus schicken. – Leben Sie wohl. Der Ihrige H. Voß Mein Vater grüßt herzlich.

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279. An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 23. Dezember 1807 Eure Exzellenz eile ich von dem günstigen Fortgang unsrer Reise und Unternehmens – wenn auch heute nur mit wenig Worten – Nachricht zu geben. Wir haben uns in Leipzig, Dresden aufgehalten, überall uns des Interesse talentvoller Männer zu erfreuen 5 gehabt, worunter ich nur Apel, Wagner, Adam Müller und Schubert nennen will, welche uns thätigen Antheil versprochen. Auch hier ist die Erwartung gespannt, manches Gute ausgesät, und überhaupt vorbereitet, Ihre Gabe zu empfangen. Möchten Sie uns bald damit erfreuen, – vielleicht beschleunigen wir das Erscheinen des ersten Stücks noch vor Ablauf des Januars. Der Verleger ist zu Erfüllung 10 aller Bedingungen bereit. Unser Stolz sei, diesem Stück eine Gesellschaft auszuwählen, welche dessen, was an der Spize stehn wird, nicht unwert sei. Die Adresse: an die Redaktion des Prometheus ist bei H. Kummer in Leipzig abzugeben – meine Partikularadresse hingegen in der Teinfaltstraße, No. 74. Ich verharre ehrfurchtsvoll Ihr 15 ganz gehorsamster L Seckendorf. Wien, 23n Dec. 1807.

280. An Carl Bertuch, Wien, 30. Dezember 1807 W. 30n Dec. 1807. Mit heutiger Post geht ein Brief von Geistinger an das IndustrieComptoir ab mit Assignation 50. Dukaten für ihn an Göthe zu bezahlen – ich lege diese Zettel an dich bei, lieber Freund, und bitte dich dringend, sowol die Zahlung, die ich in 5 jedem Fall garantire, als auch bei Göthe selbst zu betreiben, daß er den Rest des Manuscripts sogleich dir dagegen aushändige. Wir haben den Anfang – er weiß nicht, daß es uns so pressirt, und daß die Briefe so lang laufen – und wegen der Censur zögert es ohnehin mehre Tage, bis der Druck anfangen kan. Er sezt uns in Verlegenheit, wenn wir es nicht auf der Stelle erhalten, da der ganze Zuschnitt des 10 ersten Hefts darauf gemacht ist. Im Nothfall muß es auf der Post rekommandirt werden, besser diese kleine Auslage, als 24. Stunden auf der Post versäumt. Daß doch die Dichter so wenig nach dem Geschäftsgang fragen, und dieser sich so wenig nach jenem richtet! Wenn es nur möglich ist, so gehe selbst zu Göthe. Es

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scheint, daß er dem Verleger wegen der Zahlung nicht traute, und deswegen nicht 15 alles schickte – er hätte mich doch besser kennen sollen. Doch dies unter uns.

Dein Briefchen vom 30. habe ich erhalten, weiß auch, daß die Kisten abgegangen sind, ich danke dir herzlich. Hast du denn auch die kleine Kiste von Gottfried Eglofstein dazu erhalten, sie stand gepackt bei ihm, und sollte dir gebracht werden? Adieu, tausend Grüße an unsre Freunde. Jagemann grüßt, u. ist jezt fleißig. 20 L Seckendorf. (Privatbriefe an mich Teinfaltstrasse, No. 74.)

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Von Tag zu Tag, mein geschäzter Freund, erwartete ich Nachricht von Ihnen, oder einen der gehofften Beiträge, deren ich so gern einen für das erste Heft des Prometheus bestimmt hätte, aber vergebens, und wenn er nicht jezt im Postpaket eingeschlossen sich dieser Stadt nähert, so ist es zu spät. Der Druck hat bereits angefangen, und die Zensur hält doch immer, auch wenn sie schnell ist, beträchtlich auf. Beinah sollte ich fürchten, das in der Hamburger Zeitung neu angekündigte Journal Phöbus entzieht uns Ihre Theilname. Ich weiß kein Wort davon. Adam Müller höre ich, gibt es heraus, und sein Verlust, ich läugne es nicht, ist mir empfindlich, da er so ganz unerwartet ist, denn gerade er machte mir bestimmte Hoffnungen. Können Sie mir vielleicht nähere Auskunft geben? – und wo auf einmal finden sich jezt die Verleger? Solche Kollisionen beim Entstehen eines Journals, das mit sovielen Lokalhindernissen zu kämpfen hat, sind nicht angenehm, können bleibend schaden. Ein andres wäre es gewesen, wenn der Prometheus schon ein Jahr bestanden hätte. Ich kann mir jenes nicht erklären – schwerlich bietet der neue Verleger mehr Honorar, und auch dann erwarte ich nur Vorschläge oder Forderungen, denn allerdings kan ich viel mehr thun, sobald der Absaz nicht gehemmt ist. Ich bitte Sie, erklären Sie sich ganz freundschaftlich darüber. Schreivogel, wenigstens sein Organ, das Sonntagsblatt, hat nun auch nahmentlich mich, und unanständig angegriffen, und gerade ich habe ihm nie Veranlassung gegeben. Ich werde mich nicht erniedrigen darauf zu antworten. Es wäre diesen Leuten so leicht gewesen, mit uns in gutem Vernehmen zu bleiben, jezt würde aber jede Annäherung von meiner Seite Kriecherei sein. Diese Menschen träumen von einer Koalition zu ihrem Umgang, sprechen von zugeworfenen Fehdehandschuh, und es hat keine Seele daran gedacht.

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Göthe’s Festspiel: Pandor a’ s Wiederku nft wird Ihnen einen schönen Genuß geben. Ich habe in Sachen Prometheus bei allen Erzherzogen persönlich Audienz 30 gehabt, das neue Unternehmen Ihnen empfolen und gute Aufname gefunden – nächstens gehe ich damit zum Kaiser, es muß tüchtig daran gesezt werden. Nur – nur darf mich das Ausland nicht stecken lassen – denn hier fehlt es gar sehr an rüstigen Männern, ob wir jezt gleich einen haben könnten an A. W. Schlegel, der seit 14 Tagen hier ist mit der Stael, aber noch zu sehr von der großen Welt zer35 streut wird. Er hat sich enorm geändert, im Äussern, wie in Ton, und spricht nur von Versöhnung. Die Feste sind seit gestern zu Ende, und zeichneten sich durch ungeheuren Luxus der Privatpersonen, weniger durch Ordnung und Geschmack aus – doch war der große Maskenaufzug auf der Freiredoute (Hofstaat des Moguls) und der 40 gestrige Ball des Herzogs Albert auch in dieser Hinsicht ausgezeichnet. Bei jenem gab es einzelne Umzüge, die eine Million wert waren. Die Kaiserin benimmt sich mit vielem Anstand und gefällt. Es kan zu Gutem führen. Leben Sie wol. Seckendorf. 45 (Privatadresse, Teinfaltstrasse N.o 74. 2ter Stock.)

282. An Karl Graf von Brühl, Wien, 23. Januar 1808 Wien, 23. Jan. 1808. Wolltest du mit dem Himmel rechten, mein Freund, daß nicht alle Träume reiften? Das höchste, größte ist geschehn, wenn Th. den unbefugten Freier fortgeschickt. Für’s andre laß die Zukunft sorgen. Dränge sie nicht – erwarte still und 5 ruhig den Ausgang, sei ihr Bruder, so schmiegst du dich an – vielleicht kan alles noch gut gehn. Es ist eine Zeit, wo nur das Anschließen allein, das Entsagen allem Vorurteil – sei es durch Cultus, Stand oder irgend eine zufällige Beschränkung entstanden, retten kan – der bessere Geist wird siegen, aber er bedarf der Zerstörung aller einengenden Formen – selbst einer schmerzlichen, wenn er sich frei 10 entwickeln soll. Ach Gott! wie weit und trüb liegt noch die Bahn vor mir. Wenn Th. von dir verlangt, du sollst ihren kleinen – Launen nachgeben – ihrer Meinung schonen, laß das gut sein. Zeige ihr allerdings diese Schonung, sei entfernt von allem Egoismus – sie wird dein Verdienst darum nicht minder fühlen – und du kanst durch Zeitgewinn, durch Läuterung ihrer Begriffe, durch Zurückführen 15 ihrer Schwärmerei auf die wahre Bestimmung des Mädchens – liebendes Weib zu

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werden, nicht blos gehorsame Tochter – alles gewinnen. Möge es gedeihn. Indeß versichre sie gelegentlich meiner ausgezeichneten Verehrung – sie hat mir wirklich sehr wol gefallen, sie mag mir verzeihn, daß ich sie einmal in Verlegenheit gesezt habe, hätte ich das nicht gethan, so würde ich keinen so schönen Blick in ihr Innres haben thun können. Sag ihr’s nur gerade zu – und en passant – empfiel mich auch der Mutter zu Gnaden. – Es thut mir leid, daß ich ihr Paket nach Prag oder Wien nicht mitgenommen, ich wurde nicht visitirt, aber freilich, wer kan es gerade voraus sehn? Von meiner Kusine Julie habe ich seitdem keine Nachricht. Ich fürchte, die Heirat geht vor sich, oder sie kompromittirt sich wenigstens. Daß wir uns wiedergesehn, wenn auch nur kurz – war mir doch sehr wol – meine Jugendfreunde verlieren oder verändern sich – du warst doch der alte, – mit neuen Bekannten kan ich so nicht wieder anknüpfen, die Poesie der Jugend fehlt – aber die Pappenheimer dürfen sich nicht verlassen. Ach Gott! hier in einer ganz artigen Gesellschaft hat man aus meiner Stimme auf einiges Talent zur Deklamazion geschlossen, und mich zum Lesen aufgefordert, wir lasen rollenweise den Wallenstein – ich wieder den Max, auch Tasso soll an die Reihe kommen, was für Erinnerungen – aber der Zauber ist hinweg, der kehrt nicht wieder. Hättest du mir doch nur deine Notizen über das Dresdner Theater geschickt, wie sie waren – wenn auch die Form nicht, der Stoff ließ sich dennoch brauchen – thue es lieber noch. Mein Journal ist im Druck – manche einfältige Hindernisse verspäteten das Erscheinen aber in 8. Tagen hoffe ich, soll das erste Heft vom Stapel laufen. Sage mir, was ist das mit Bassenge? Ich habe die 100 rtl. zur Verfallzeit durch Geymüller bezahlt, und die Kostenberechnung von ihm verlangt – gestern empfängt mein Bruder den Wechsel (unsern gemeinschaftlichen) nebst 62 f 30 W. W. in 20ern bare, die mir nach der Abrechnung noch gebühren sollen. Ich verstehe das nicht. Hast du etwa was am Wechsel bezahlt? aber du schreibst mir nichts davon. Mein Bruder nahm das Geld an, er wußte nichts davon, Geymüller hat blos auf Ordre bezahlt, weiß also auch nichts, eine Quittung wurde nicht einmal verlangt – ich warte ab, wie es sich aufklärt. Die Gräfin Chotek kenne ich noch nicht – es ist hier nicht leicht in Cotteries zu kommen, bei Hof und in Assemblées bin ich gewesen, aber da lernt man niemand kennen. – Den alten Appony habe ich ausgefragt, und deine Kommission wird gemacht. – Lebe herzlich wol, und gib mir ja Nachricht, wann du nach Berlin gehst. Dein Leo S. (Teinfaltstrasse, N.o 74.) Du siehst die geschehene Dummheit. Ich hab nicht mehr Zeit zum Abschreiben. Das wichtigste – wenn du etwas nicht mehr lesen kannst – ist meine Frage: wie

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55 es zugeht, daß ich von Bassenge, dem ich 100. rtl. zur Verfallzeit durch Geymüller

bezahlt habe – gestern auf eben diesem Weg 62½ f. W. W. in Silber zurückerhalte, als mir noch herausgebührend. Unsern Wechsel habe ich ebenfalls retour. Man schickt mir das Geld nebst einem Rechnungsextract ins Haus, daß mir soviel noch gehöre.

283. Heinrich Joseph von Collin an Unbekannt (Leo von Seckendorf?), Wien, Januar 1808 Wäre beyfolgendes Gedicht so gut, als mein Wunsch innig war, der ehrenvollen Einladung zur Verfaßung desselben genugzuthun, so müßte es sehr gut seyn. Unterdessen hoffe ich doch daß es nicht unter meine mißlungenen gehöre. Ich habe einige Worte angehängt, welche den Plan des Gedichtes andeuten, um die Beur5 theilung zu erleichtern. Sauerdorn Brombeeren sind unharmonische Worte. Die wilde Rose und der gelbe Veil klangen mir mit Rose und Veilchen zu gleich. Da ich niemand von der Gesellschaft gestern habhaft werden konnte, so entschloß ich mich, Lilien Hyacinthen Reseda und Vanille zu wählen. Auch die Bedeutungen le chagrin, 10 le repentir, les remords, la resignation paßten mir nicht mit d Geist meines Gedichtes. Das Gedicht sollte auf Pergament zu beyden Seiten geschrieben, und nach der Art der Landkarten die man aufhängt in vergoldete Metallstäbe mit Knaufen gefaßt werden.

284. An Heinrich Joseph von Collin, Wien, Januar oder Februar / April 1808 Was ich, lieber Freund! dazu thun kann, daß Ihr Wunsch wegen des Gedichts erfüllt werde, das verspreche ich Ihnen, aber ich kann ohne Zuziehung meines Mitredakteurs keine entscheidende Antwort geben. Haben Sie die Güte, es ihm ebenfalls zu sagen, senden Sie aber das Gedicht so schnell Sie nur können, wo 5 möglich, mit dem Imprimatur schon versehen ein. Der lezte Bogen des Jo urna ls ist schon fast ganz abgesezt, der Anzeiger zwar noch nicht – wenn es also nicht in den Anz. sondern ins Journal kommen soll, so ist keine Zeit zu verlieren. Seckendorf.

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285. An Heinrich Voß, Wien, 13. Februar 1808 Wien, 13. Febr. 1808.

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Ihre Kassandra, mein liebster Voss kam gestern gerade recht, um sogleich zum 2ten Hefte des Prometheus bestimmt zu werden – das erste hat so eben die Presse verlassen, und wird, wie ich hoffe, Beifall finden. Der Anfang von Göthe’s Festspiel, das einen beträchtlichen Umfang haben wird, Prof. Meyer, A. W. u. F. Schlegel, Falk, Wezel, selbst Wieland mit einer Kleinigkeit haben es unter den Auswärtigen bereichert. Lokalhindernisse, die aber weit weniger in der Zensur, als in den ungeschickten Arbeitern liegen, haben uns gehindert früher fertig zu werden – es soll nun aber schon besser gehn. Daß sich Prometheus vorzüglich einer Übersezung des Prom. von Äschylos – etwa mit einer Exkursion über die Fabel des Prometheus erfreuen würde, ist kein Zweifel, allein auch andre Äschylische Ganze oder Bruchstücke werden uns willkommen sein – die strengen, gediegenen Formen dieser Antike werden ein herrliches Gegenbild zu den altteutschen Sachen geben, die ich nach und nach zu benuzen gedenke. A. W. Schlegel – ich habe Ihnen in meinem lezten Briefe den Sie inzwischen erhalten haben werden schon gesagt, daß er hier ist – interessirt sich recht lebhaft für das Gedeihen – er hat Richard III. jezt fertig. Ein Aufsaz über das S onnet t – warum sollte er nicht für unser Journal passen, das nicht blos der Darstellung auch der Theorie und Kritik gewidmet ist. Trocken sind metrische Abhandlungen zwar für einen großen Theil des Publikums, aber dies ist auch jeder Theil der Theorie – es kommt hier mehr auf kluge Mischung und richtige, abwechselnde Zusammenstellung mit andern Aufsäzen an. Und gerade eine solche Abhandlung – wo wir Ihren H. Vater in einem neuen Felde erblicken, muß doppeltes Interesse erregen. Was die Zensur betrifft, so haben wir bis jezt nicht zu klagen, – wir müssen nur sehen, religiöse und politische Anspielungen zu vermeiden. Auch kan man sich gegenseitig verständigen, doch kan ich freilich nichts garantiren, ausser daß ich bestimmt nicht dulden werde, wenn es Ihr H. Vater verlangt, daß ein Aufsaz von ihm korrigirt in die Druckerei komme, ich nehme ihn dann lieber ganz zurück. Allein dieser Anstand wird gewiß bei filologischen oder mythischen Aufsäzen, oder Übersezungen aus Klassikern (zb. aus seinem umgearbeiteten Theokrit) nicht vorkommen. Ihr Name wird unter der Kassandra stehn – wir sind von der anfänglichen Idee, nur am Schlusse des Jahrs zu nennen, abgegangen, da es dem Lokal gemäßer ist. Leben Sie wol, ich werde Ihre Grüße an Stoll bestellen, habe aber gleich geantwortet, um die Post nicht zu versäumen. Seckendorf.

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Noch eins, Partikularbriefe an mich gehn unter meiner Adresse Teinfaltstrasse No. 74. Beiträge zum Journal aber couvertiren Sie an Geistinger od. Kummer

286. An Johannes Daniel Falk, Weimar, 24. Februar 1808 Weimar, 24. Febr. 8.

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Mein fauler Freund auf den elysäischen Veilchenlager hat wol zu viel Lethe pokulirt, da er die Prometheiden so ganz ohne alles Lebenszeichen lässt. Wir müssen also die Fackel schwingen und wecken. Sezen Sie sich stracks hin, und schreiben Sie eine gehaltreiche aber humane Darstellung von Werners Wanda für den Anzeiger des 3t Heftes, die aber notwendig wenigstens am 12t März von Weimar ablaufen muß, sonst kommt sie zu spät, freilich werden die Morgenblätter, eleganten und freiwüthigen dann schon lange ihren Senf gegossen haben, wir müssen uns aber durch innern Gehalt auszeichnen. Aber gewiß. NB. Werner ist unser Freund, die Wahrheit aber auch. Im ersten Hefte haben Sie indeß Ihre beiden Gaben gefunden, wo an der lezten die Zensur einige Zeilen des Gedichts gestrichen. So geht’s. Sonst aber noch gut. – Dies Heft hat hier günstige Sensation gemacht, der Verleger ist aber ein Schöps, und weiß sie nicht zu benuzen. Können Sie eine Anzeige desselben schleunig in die Leipziger Literaturzeitung spediren? oder Hallische? Für die Jenaische ist bereits gesorgt. Ad notit. Es ist bei uns Gesez, wie bei der Litt. Zeit. jeden Mitarbeiter, der es begehrt, 1. Exemplar des Journals um den Buchhändlerpreis à 6 rtl. am Honorar anzurechnen, aber Freiexemplare und einzelne Hefte können wir nicht geben, da die Kosten zu groß sind, Wollen Sie dies gütigst H.n Meyer, Fernow, St. Schütze mittheilen, und mir in aller Namen darauf antworten. Vale faveq u. haltet Wort. Seckendorf.

287. An Karl Graf von Brühl, Wien, 11. April 1808 Wien, 11t April – 8. Kein Wort von dir, mein lieber Freund, auf meinen Brief? Bist du ruhig, geheilt, oder in einem Zustand der Selbstqual, den du nicht mittheilen willst? Mich solltest du doch dabei nicht vergessen. Da du weißt, daß es mir nicht gleichgültig 5 sein, daß sich niemand so in deine Lage versezen kan! ich kenne sie, ich habe sie empfunden, ich bin noch nicht am Ende, ja vielleicht jezt um nichts besser, als

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du, da mich ein neues Labirinth umstrickt – aber hier ist der Fall zu sagen: Folge meinen Wor ten , nicht meinen Werken! – Ich habe hier Freundinnen deiner Therese gefunden, wodurch ich von ihr, auch von dir erfahren kann – ich weiß daß sie jezt in Pfyrten sind, und hoffe, du hast sie nicht begleitet – hast du dies, so steht es schlimm um dich – nur Entfernung vermag allmählich zu lindern, dann zu heilen; der erste Augenblick ist zerreissend, aber da muß man durch, und dann gehts – da spreche ich aus Erfahrung. Auch hier ist es mir bestätigt worden, daß es für Theresen eine Unmöglichkeit sei, sich je über den Fluch ihrer Grosmutter, wenn sie einen Protestanten heirathet, hinwegzusezen – vielleicht vermag sie es künftig, vielleicht kann das näher gerückte Gefühl des allgemeinen Weltelends die Spaltung des Vorurtheils im häuslichen Zirkel verwischen – dann kannst du, darfst du wieder auftreten – erseze also diese Leidenschaft nicht durch eine neue Verbindung, aber fliehe ihre Nähe, und wirf dich in ein fremdes Geschäft. – Ich selbst, ach Gott! ich denke jezt zwar noch warm, aber dennoch mit mehr Ruhe an meine entfernte Geliebte, ja selbst andre, verräthrische Wünsche vermögen in mir zu keimen. Schreib mir doch ja bald, und viel, ich habe so lange nichts von dir gehört. Der Irrtum im Gelde mit Bassenge hat sich aufgeklärt, es war Versehn seines hiesigen Korrespondenten, es ist nun alles berichtigt. Der Gräfin Chotek habe ich deine Empfelung gesagt, sie gedenkt deiner mit Theilnahme – aber ich sehe sie äusserst wenig, da sie nicht in meiner Cotterie ist, und ich keinen Zutritt zu der habe, wohin sie gehört, was so äusserst schwer für Fremde hält. In den großen Assembléen hingegen, wo man der Langeweile wegen selten erscheint, verfehlt man sich oft in der Menge. Prometheus 3es Heft wird eben vom Stapel laufen, noch ist es das nicht, was ich wünsche, die plözliche Rivalität sovieler andern neuen Zeitschriften, und die mechanische Unbeholfenheit der Wiener Buchhändler thut dem Absaz Schaden; ich bitte dich, mir doch auszuforschen, ob der Phoebus goutirt wird, und starken Absaz hat, das kanst du in Dresden erfahren, vergiß es aber nicht? Wie sieht es mit deiner Zukunft aus? Trübe! Die Hunde halten schön den Frieden, aber so thun sie ja immer, o über die rasende Verblendung Europas! Lebe wol Dein Leo

40 (Teinfaltstrasse, N.o 74.)

Du erhältst diesen Brief durch Graf Schönburg, der morgen nach Dresden geht.

An einen unbekannten Empfänger (C. G. Schütz?), Wien, 11. April 1808

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288. An einen unbekannten Empfänger (Christian Gottfried Schütz?), Wien, 11. April 1808 Wien, 11t Aprl. 1808.

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Eure Hochwolgebohrn habe ich die Ehre, die mitgetheilten Blätter der Teutone zurückzusenden, die ich mit Interesse gelesen habe, da sich diese Zeitung vor ihres Gleichen wenigstens durch ein ernsteres, höheres Ziel, und durch Entfernung von dem allgemeinen eingerissnen Klatschunfug auszeichnet, so verdiente sie fortzudauern. Wenn nun aber die Frage sein soll, den bisherigen Redakteur auf eine annehmliche Weise hieher zu verpflanzen, so weiß ich kaum, was sich dazu sagen lässt. Ich habe allerdings ein großes Interesse, einen Kreis junger talentvoller Männer hier zu versammeln, ich suche durch den Prometheus dahin zu arbeiten, ich fühle innig, daß nicht das Wort allein, daß auch Handeln und Persönlichkeit gemeinschaftlich zusammengreifen muß, um diesem fruchtbaren, aber brach liegenden Boden Erndten abzugewinnen – doppelt würde es mich freuen, einem Gliede des Schüzischen Hauses, dessen ich mich von Jena dankbar erinnere, nüzlich zu sein. Allein Euer Hochwolgebohrn kennen das Terrain sogut, und länger als ich. Auf ein sicheres Einkommen durch einen bestimmten Antheil am Anzeiger des Prometheus, dem nächsten Wege, den ich eröffnen könnte, lässt sich, solang der Absaz des Journals nicht fest gesichert ist, nicht rechnen, vor der Hand könnte ich nur das den hiesigen Mitarbeitern bewilligte Honorar von 12. rtl für den Bogen anbieten. Gerne will ich eine Empfehlung an den Grafen Palffy übernehmen, allein bei den ökonomischen Grundsäzen des neuen Unterdirektors, wissen Sie selbst, wird die Theaterkasse keine neue Besoldung auswerfen, wenigstens so lang Sonnleithner und Holbein nicht zur Ruhe gesezt sind. – Indess ist keine Frage, daß sich für einen Gegenwärtigen weit eher handeln lässt, als für den Abwesenden, und daß hier, wo der Zufall eine so große Rolle spielt, ein Augenblick persönlicher Bekantschaft leicht mehr bewirken kann, als ein ewiges schriftliches Negoziiren. Hat H. Prof. Schüz dazu Lust, und kein dringendes Interesse, das ihn zurückhält, so komme er lieber selbst, aber allein hieher, dann lässt es sich bald entscheiden. Hochachtungsvoll Ihr gehorsamer Seckendorf.

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Von Charlotte von Kalb, Berlin, 26. April 1808

289. Von Charlotte von Kalb, Berlin, 26. April 1808 Berlin d. 26 Aprl 1808

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Den Wunsch an Sie zu schreiben verehrtester Herr Vetter befriedige ich schon heute! Demoiselle Goldschmidt wird Ihnen einen Brief zeichen welcher die Anleitung zu diesen sein kan. – Ich habe in frühen Jahren in ruhigen Tagen – mit der Idee mich beschäftiget eine Institution eine Heimath für die Weibliche Jugend zu gründen. – Herder und Schiller interessirten sich oft thätig; (aber leider ist mir und andern bis jetzo keine Bemühung gelungen.) diesen Beruf für mich zu realisiren. – Heute ich gestehe es, leidet der Schmerz über ein dunckles unerbittliches Misgeschik meine Feder! – In Frankreich geschieht alles was man zu ersinnen vermag zu dieser Absicht. Deutschland ist wohl dieser Aufmerksamkeit eben so würdig. – Der düstere aber weniger bereicherte Geist vertraute ehedem den Klöstern diese Pflege. Solten nicht heute – mit angenehmeren Verhältnissen – ähnliche Institute für die weibliche Jugend bereitet werden? – Beachtet man wohl wie sehr die vernachläßigung dieses Geschlechts dem Glück der Gesellschaft nachtheilig sein wird – bei der eilenden Entwiklung des männlichen Genius! – In allen Verhältnissen der Erziehung ist mir Keines erschienen – welches der Wichtigkeit der Absicht, der Würde und Anmuth des Gegenstandes gleichsam gehuldigt hätte. Wo leicht – ohne Zwang Zerstreuung – vergebliche schaale Versuche – die Forderungen des Geistes wären befriediget worden. – Solte es Ihnen wundern verehrter Herr Vetter daß ich Ihnen über diesen Gegenstand schreibe? Ein Mann welcher stets in Geist lebte, mit eigenen Flammen leuchtete ahndet vielleicht was ich meyne was ich wünsche. – Über die Einrichtung und Behandlung zu sagen wäre mir nicht möglich – das Werden bestimmt die Form und die Würdigkeit, die Fähigkeit und Güte der Seelen die uns vertrauen wolen. – Was das Leben umfasst kan nur in der Befriedigung des Wesens bestätiget und offenbahrt werden. – Ich war unfähig hierüber zu schreiben – wir haben viel vortrefliches über dieses Anliegen – die Anwendung, nicht die Wiederholung, kan meine Sorge sein. Konnte nicht in einer grosen Stadt, wo so viel herrliches sich vereinigt helt. Ein Asil der Ruhe, der Befreiung von jeder zwekwiedrigen Sorge. – Wo das Liebste der Eltern – und die Waise aufgenommen – und mit steter Sorgfalt, und Gedult gepflegt würde. Mit dem Rath der Weisesten, der Gütigen gestiftet, und erhalten werden. Für Frauen ist eine wohlbewahrte Jugend das dreifache Ziel des Lebens. –

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Ich werde die Tage zählen bis Ihre Antwort – vielleicht mir Beruhigung gewährt, bis Ihre Meinung solch ein Vorhaben mehr berechtiget. Mit aller Hochachtung 40 ergebene Freundin und Cousine Charlotte von Kalb gb Marschalk von Ostheim.

290. An Heinrich Joseph von Collin, Wien, Frühjahr 1808 Mittwochs früh. H. Dr. Erichson – erst jezt von einer langwierigen Krankheit hergestellt – wünscht hier Gelegenheit zu finden, mit gebildeten, der klassischen Sprachen kundigen jungen Männern privatissime philologische Studien zu treiben. Ich wünschte ihn 5 deshalb Ihrer persönlichen Bekantschaft und der einiger andern würdigen Männer empfehlen zu können, und schlage als das bequemste Mittel eine Zusammenkunft im Prater oder Augarten Mittags oder Abends vor, wo ich ihn mitbringen würde. Wir sind ohnehin schon lange nicht froh zusammengekommen. Etwa H. v. Hormayr, Hammer, Gf Harrach, Ad. Schmidt, Stranzky wären mit von der Parthie. 10 Ich weiß aber nicht alle Wohnungen. Kan ich Sie morgen früh treffen, oder wollen Sie zu mir kommen, um das nähere zu verabreden, und um welche Stunde? Mir ist jede Anstalt und jeder Tag von heute bis Sonntag excl. recht. Ganz Ihr Seckendorf.

291. Von Joseph Ludwig Stoll, Wien, vermutlich April 1808 Erichson sagt mir, Sie wären wieder aufgebracht. Ich habe nur Mein Contingent von Geistinger genommen; meine Miethe zu bezahlen. Es soll und darf ihnen aber nicht deshalb entgehen, seyn Sie versichert. Sie wissen daß es mir nie um Geld zu thun war – ich wollte die Redaction ganz umsonst führen. Wegen der Correc5 tur – nun ja, Mögen Sie sie besorgen. Solche kleine Abänderungen wie Ma hl ohne h. laß ich mir jedesMahl und allemal – wie sie wollen – gefallen. Bedenken Sie wie alles gut geht und was wir schon für Ehren davon haben. Lassen Sie sich bald – aber r u h ig bey mir sehen. Ihr St.

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292. Von Joseph Ludwig Stoll, Wien, vermutlich April 1808 Sorgen Sie dafür, daß wir einmal einig werden, ich gelobe Ihnen, daß ich mit allen Kräften nur dahin streben werde, Sie zufrieden zu wissen. Hören wir über alles, worin sie mit mir verschieden denken W Schlegel; u. befolgen wir seinen Rath mit Hindansetzung unsrer eigenen Grillen. – Ich biethe Ihnen die Hand 5 freundlich dar – und gewiß geht es mir von Herzen. Gern möchte ich Sie wieder froh sehen, und dieses unser Unternehmen glücklich vor der Welt gedeihen. Ihr J. Stoll

293. Von Joseph Görres, Heidelberg, 10. Mai 1808 Ich empfehle dem Herren von Seckendorf die beyden Herren Barone von Eichendorf zu freundschaftlicher Aufnahme. Zu gleicher Zeit ergreife ich die Gelegenheit mich zu entschuldigen mit den gewöhnlichen Entschuldigungen der Nichtbeantwortung einer frühern Auffoderung zum Mitarbeiten am Prometheus. Drey hie5 ßige Journale nehmen mich über die Gebühr in Anspruch, doch werde ich bey einiger Freyheit und Losgebundenheit etwas einzuliefern suchen. Dann wollte ich Sie bey der Gelegenheit, auf meine Auffoderung im Einsiedler der ungarischen Volkslieder wegen noch einmal aufmerksam machen. Arnim und Brentano empfehlen sich Ihnen gemeinschafftlich mit mir. Heidelberg am 10ten May 1808. 10 Görres

294. An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 9. Juni 1808 Die Veranlassung, Ihnen verehrtester Herr Geheimerath! durch Frau von Eibenberg zu schreiben, ist zu schön, als daß ich sie nicht ergreifen sollte. Sie reist morgen nach Karlsbad, und erfreut sich dort vorzüglich Ihrer Gegenwart. Und wer sollte das nicht mit ihr? Wer sollte nicht ihrer Aufforderung, sie dahin zu beglei5 ten, willig folgen, da die Hoffnung, Sie hier zu besizen immer weiter sich hinaus drängt, wenn es möglich wäre! Aber ich bin durch den einmal unternommenen Plan durchaus ausser Stande, auch nur eine wochenlange Abwesenheit von hier mir zu erlauben – so langweilig auch der Sommer in dieser staubigen Stadt zugebracht werden mag. Es bedarf meiner ganzen Gegenwart, um das Journal, das 10 zu so schönen Hoffnungen berechtigt, wenn es sie auch noch nicht erfüllt, nicht erkalten zu lassen. Noch kämpfe ich mit täglich wiederkehrenden Schwierigkeiten, um seine Existenz zu sichern, da ich mich durchaus auf niemand, schlech-

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terdings niemand, als auf mich verlassen kan. Denn die gehoffte Unterstüzung durch einen gleichthätigen Gehilfen ist gänzlich verschwunden, ja in ihr liegt leider das größte Hinderniß. Doch davon will ich lieber schweigen. Troz dem ungünstigen Anschein ist doch schon manches gewonnen. Wackre Männer interessiren sich mit Wärme für das Ganze. Das Mechanische der Arbeit ist das schwerste, Verleger, Drucker u. s. w. haben, wie die meisten Wiener, keinen Begriff von eigentlicher literarischer Thätigkeit, die Masse selbst noch keinen Sinn für die tiefere Absicht, dennoch darf ich den Mut nicht sinken lassen, und durch Beharrlichkeit läßt sich manches noch gewinnen. Aber Ihr merkwürdiges Wort in Weimar: es ist ein dichter Wald, wo man keinen Pfad durch die Wildnis findet, hat sich bestätigt. Ob ich diesen Pfad finden oder schaffen werde, muß die Zeit lehren. Frau v. Eibenberg bringt ein Exemplar des Sonntagblatts mit, das schon lange für Sie bereit liegt, aber aus Mangel an Gelegenheit nicht abgehn konnte. Es verläugnet seinen Charakter von Gemeinheit u. hämischer Herabwürdigung des Guten nicht, vermag aber nicht, mich zu reizen, daß ich mich damit abgebe. – Die Gegenwart der Fr. v. Stael, welche Sie zu ihrem Leidwesen verfehlen wird, hat im verflossenen Winter manches Gute gewirkt, nicht minder A. W. Schlegels Vorlesungen, troz der heftigen Opposition der Gallomanen, und der fast verschollnen Aufklärungsmänner aus Josephs II. Zeiten bis ans Ende fleißig besucht. Es ist mancher gute Same ausgestreut – unendlich viel ließe sich noch bewirken, besonders durch eine Umschaffung des Theaters, wo aber bis jezt die vielen Köpfe wenig Sinn gezeigt haben. Aber auch hier werden keine Rückschritte geschehn, wenn nur der Gang ruhiger Ausbildung nicht plözlich gehemmt wird. Aber der politische Horizont schwärzt sich. Die 3te Szene aus Pandor a’ s Wiederku nft ist noch nicht abgedruckt, da ich gern dem allgemeinen Wunsche des hiesigen Publikums nachgeben, und es nicht zu sehr vereinzeln möchte. Ich wage daher die Bitte um b a ldige Fortsezung – vielleicht gönnen die reizenden Umgebungen Karlsbads eine günstige Musse. Möchte sie in jeder Hinsicht wohlthätig auf Sie und Ihre Gesundheit wirken, dies mögen unzählige wünschen, aber niemand mit wärmeren Herzen als Ihr gehorsamster Leo Seckendorf.

45 Wien, 9ten Jun. 1808.

(Vordere Schenkenstraße No. 23.)

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295. An August Wilhelm Schlegel, Wien, 15. Juni 1808 Wien, 15. Jun. 1808.

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Hätte ich ahnen können, daß Sie sich solange in Dresden, und wahrscheinlich auch in Weimar aufhalten würden, so wäre Ihnen längst ein Brief von mir nachgeeilt, aber diese laufen von hier bis Weimar 14 Tage, ich glaubte also nicht, daß er Sie dort erreichen könnte. Diesen sende ich nun nach Frankfurt, möge er nicht lange auf Sie warten, denn ich bedarf schleuniger Antwort. Zuerst also 1) S ch au m b u rg erbietet sich, Ihre hiesigen Vorlesungen in Verlag zu nehmen und mit 25f. Conventions Geld zu honoriren – wenn Sie diesen Vorschlag annehmen, so wünscht er das vollständige Manuscript sehr bald zu erhalten. Ha s chka hat es negoziirt. C o l l i n und ich sind für die Annahme, und halten es für nothwendig, den durch den mündlichen Vortrag ausgestreuten Samen zur Reife zu bringen. 2.) Ich habe mich von Stoll durch Übereinkunft, und pekuniäre Aufopferung getrennt, und besorge nun die Redaktion des Pr o m e t h e u s ganz allein; doch wird sein Name noch einige Monate lang auf dem Titel stehn. Sein wirklich unleidliches Benehmen bei dem 4ten Heft, dessen Erscheinung er 3 Wochen über die Zeit verzögert hat, machte, daß ich auf Auseinandersezung bestand, und Erichson hat dies in der Güte arrangirt, ohne daß wir mündlich nur ein Wort gewechselt hätten. Desto besser. 3.) Goethe hat von Carlsbad Beiträge gesendet, unter andren einen zwar anonymen aber sicher von ihm selbst herrührenden gehaltreichen Aufsaz über W e r n e r . Ihre Abhandlung über das Verhältnis der Kunst zur Natur erscheint im 5ten Heft, das 4te wird in 3 Tagen fertig. – Lieber Freund! sobald Sie in Ihrer Heimat zurück sind, so vergessen Sie mich nicht, und senden Sie mir ja recht bald Fortsezungen aus den Berliner Vorlesungen. Ich warte täglich auf die Ankunft Ihres Bruders, jezt sagt mir Moriz O donel, er sei am 10ten von Dresden weg. Ich gehe heute zu Madam Bernhardi mich erkundigen. – Frau v. Nuys war sehr lange krank, vorgestern besuchte ich , fand sie auf, und sichtbar gebessert, sie geht aber nicht ohne Hilfe und mit großer Anstrengung – rheumatisches Fieber. – B e s t soll eine sehr vortheilhafte Aussicht als Spitalarzt nach Rußland haben, besinnt sich aber noch, ob er sie annehmen will. Ich fürchte, da wird wenig innere Kraft geweckt werden können. So melancholisch und schwarz sehend Sie mich zuweilen diesen Winter gesehen haben, so sehr haben sich jezt wieder Hoffnung und Thätigkeit belebt. Jezt weiß ich, daß es meine Sache ist, und diese, wenn ich ganz und frei für sie wirken kann, habe ich nie von dem Ziele selbst getrennt. Nun muß, nun wird es auch gehn. Aber nun liegt auch alles daran, die Zeitschrift durch innern Gehalt zu

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gründen, und ihr durch unausgesezten Fleiß einen raschen regelmäsigen Gang zu geben. Aber sie muß auch Charakter haben, philosophischen wie ästheti40 schen. Hier gilt es eine feste Vereinigung. – Eine bedeutende Revoluzion ist seit wenigen Tage vorgefallen, der alte K ollow r ath, und Staats Rath B a lda cci von den Geschäften entfernt, Commandeur Z i n z e n d o r f Kabinets Minister – schwerlich kan sich nun Z ichy halten. Man spricht von einer Akademie der Wissenschaften. Leben Sie wol, empfehlen Sie mich Frau v. S t a e l recht freundschaftlich, ich 45 hoffe auf Ihre Erlaubnis, ihr nach Copet zu schreiben. – Wahrscheinlich werden Sie in Frankfurt meinen Vater, badischen Minister, kennen lernen, dort meiner in Ehren zu gedenken. Adressiren Sie Ihre Antwort an G e i s t i n g e r (unter Couvert). Seckendorf. 50

296. Von Charlotte von Kalb, Berlin, vor dem 23. Juni 1808 Ich bin oft besorgt ob auch der Brief welchen ich H. Grell aus Berlin mitgegeben Ew Hochwohlgebohrn richtig eingehändiget worden ist. – Denn es liegt mir viel daran, daß in Fall (der mir am wahrscheinlichsten) meine Anfrage ga nz verschwiegen bleibe. Wenn wie man fast vermuthen kan für ein Etablisment 5 dieser Art nichts zu thun wäre – und solte man dieser idee der Aufmerksamkeit würdigen, es mit aller Discretion und Achtung welche die Absicht fodert behandlet werde. – Ein geistiger Brief würde die Fähigkeiten meines Gemüths wieder beleben. – Solte es der Wunsch und Meinung mancher Personen werden können – so würde es nicht als mein Vorhaben angesehen; – sondern als der Wunsch an10 derer, dessen Ausführung ich durch meine Sorgfalt befödern könnte. Sprechen Sie dan zu mir wie ich zu Ihnen Freimütig und Vertrauungsvoll. – Ich habe Ihren Nahmen auf d. 1. Heft v Prometheus gelesen Leo. v. Skdf. Wie viel Schönheit in dem allerliebsten Dialog d Jungf Madchen von Hv Stoll. – Schreibt Ihnen H v Sinclair wo lebt er jetzo? – vielleicht früher als Sie dieses Blatt 15 erhalten habe ich Antwort von Ihnen. Mit aller Hochachtung! C v Kalb

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Ihren Brief mein lieber leo habe ich erhalten, ich war schon etwas böse auf Sie, wegen Ihres langen Schweigen, nun aber bin ich versöhnt. Der Frau d Stael habe ich Ihre Grüße überbracht, sie nahm solche gut und freundlich auf, mit denen Worten „C’est un homme d’esprit, il a eu bien de bontés pour moi, il me veut du bien“, sie hielt sich 10 Tage hier auf, und ist noch dieselbe, voller Geist und Leben. Falk war viel bei ihr, und er gefiel ihr, Vous parler un français horrible, mais cependant vous vous explique bien, sagte sie, ferner that sie ihm den Vorschlag sich nur täglich eine Stunde mit der Sprache abzugeben, er versicherte aber, er würde sie vor verlohren achten, er verlange nicht mehr als sich verständlich zu machen, denn sein Umgang mit Franzosen habe ihm gelehrt, daß man nie die Sprache so erlernte um ihnen zu gefallen, sondern das höchste Lob sei „il parle assez bien pour un allemand“ mithin wolle er sich nicht bemühen. Von Wien scheint sie zufriden; von ihrem Buch über die deutsche Litteratur kan ich mir keinen großen Begriff machen, da sie solche nur oberflächlich kennt, so sagte sie zu Wieland croyéz Vous qu’il me faudra parler de Jean Paul? inzwischen ist es doch gut daß sie es schreibt, sollte es auch nur zur Anregung sein, sie wird wiederlegt werden und dadurch werden sich Ideen entwickeln; für meine Wünsche führte sie bloß die Feder zu Romanen, und da würde sie auch die höchste Stufe erreichen. Majer war vor einigen Tagen bey mir, wir sprachen viel von Ihnen, er und ich sind über Ihr Verhältniß mit Stoll derselben Meinung Sie dürfen Ihre Verbindung mit ihm durchaus nicht aufgeben, sey sie auch noch so drückend, die Auflösung derselben würde Ihnen zum Nachtheil gereichen. Überdieß scheint Prometheus Glück zu machen, ich habe das 1ste Heft noch nicht gesehen, Falk theilt es mir mit, und dieser hat es noch nicht erhalten. An Einsiedel habe Ihre Aufträge besorcht, jezt ist er mit den Hof in Wilhelmsthal, so wie überhaupt die meiste Gesellschaft abwesend ist, indessen fühle ich keine Langeweile, ich beschäftige mich viel, und Falk sehe ich sehr oft, dieser sorgt dann für Unterhaltung, jezt ließt er uns das Heldenbuch vor, welches uns sehr unterhält. Mit der altspanischen Geschichte habe ich mich indeß viel abgegeben, und wünschte noch immer mehr zu wissen, kennen Sie ein hübsches Werk darüber? auch in Constantinopel bin ich, Danck sey es den chevalier d’Osson gleich der F räu lein v on S chanbrod w ie zu Hauße, und nun stehe ich bey den Leben Leon des 10ten, wo ich mich sehr freute, die Lucretia Borgia in einen bessern Licht dargestellt zu finden, da sie doch als Stammutter des Braunschweigischen Haußes zu betrachten ist, für welches ich stets eine Zuneigung empfinde, es scheint als wäre Großheit und Freude an den Schönen und Großen

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stets ihr Eigenthum gewesen, wäre meine Feder so beredt als mein Gefühl, so sollte Amalie und ihr Geschlecht, welches ihr Stolz ihre Freude war, ein schönes Denkmahl finden, ich würde die Idee (welche zwar nicht schmeichelhaft für den lezten Zweig dieses Haußes aber dennoch wahr ist) einflechten, daß nachdem es das Vorzüglichste hervorgebracht es wieder versinckt, weil es die Abnahme des Großen nicht ertragen sondern in seinem Glanz dahin geth, bevor es entartet ist, ich finde Beruhigung darinnen, es ist schön sich nicht zu überleben, wäre Preußen nach Friderichs Tod gesunken, so wäre es ehrenvoll zu Grabe gegangen und jezt? – – Anders ist es mit den Hauß von Este stets gab es Schuz den Dichtern und Künstler, und so wie Leonore in Tasso sagt, Ferrara ward durch seine Fürsten groß, so kan man es von Weim ar. Es wird stets genannt werden, und das durch Amalia, sie war es welche ihm Bedeutung gab; sie und ihre Brüder Beschützer des Schönen starben, ihr Haus fiel mit ihnen, es sollte seinen Ruf nicht verliehren. So ist meine Ansicht über dieße Begebenheit – ist es auch die Ihrige? Schreiben Sie mir bald lieber leo. Damit Sie sehen wie Nette vor Ihre weiland erzählten Märchen profitirt hat, so sende ich Ihnen eines ihrer Produckte welches ich ihr stahl; sie sind der Schöpfer dieses Talents, Ihnen gebührt der Erstling dieser Muse. 5 In dem er sich zu Rößchen wand. Rößchen wollt’ ins Gärtchen gehen So bot er freundlich ihr die Hand; Ihre Blümchen zu besehen Doch diese sprach „Es ist ein Traum Wollte sehen ob sie sprießen Ich glaube meinen Sinnen kaum.“ Wollte alle schön begießen. 2 Doch als sie trat ins Gärtchen ein Erblickt sie dort ein Blümchen fein Ein Blümchen, welches wunderschön, Wie sie keines noch gesehn.

6 Doch also sprach der schöne Mann: „Schön Rößchen! wie! du staunst mich an? Lange fühl ich süße Triebe, Heute fordre’ ich Gegenliebe.

3 7 Als sie nun näher zu ihm trat Denn tief hat es mein Herz bewegt Ein Balsamduft ihr schnell sich naht Daß du der Blumen schön gepflegt Der Wohlgeruch der wurd’ nur besser Das Blümchen auch, das wurde grösser Geschmeichelt hat es meinen Sinn Da ich der Blumen König bin. 4 70 8 Aus der Blumen tiefer Mitte Versprich auf ewig mein zu sein Hob sich eine kleine Hütte, Und kom mit mir ins Hüttchen rein, Und aus den Hüttchen tratt ein Mann Im Hüttchen wird’s gefallen dir, So schön man einen wünschen kann. Komm feines Liebchen geh mit mir.“ 75 65

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9 Und als sie wollt hinein zur Thür Da steht ein großer Baum dafür Und Rößchen stieß sich an den Baum Und wachte auf, weg war der Traum. 80 Nun lieber leo was sagen sie zur kleinen Dichterin? was zu meinen langen Brief? ich erwarte bald einen von Ihnen. Ich schließe um mich zur Taufe zu begeben, nicht zu meiner sondern zu Gottfrieds kleinen Mädchen, die Keele welche vorgestern aus den Wochen gieng ist Pahte. An Ihre Mutter habe ich geschrieben. Was 85 soll noch aus allen Geldmangel werden. Adio lieber Leo Ricordati di me. Caroline. Henriette B . muste aus St....dt weil der Hr: F. gefallen an ihr fand.

298. An einen unbekannten Empfänger (Wien, Hoftheaterdirektion), Wien, 8. Juli 1808 Hochgeehrtester Herr! Euer Wohlgeborn habe ich die Ehre um gefällige Nachricht zu ersuchen, was von Seiten der hochl. K. K. Hoftheaterdirektion über zwei Lustspiele beschlossen worden welche schon vor länger als sechs Monaten mir im Mscp zugesendet, und da5 mals mit Vorwissen des H. Grafen Ferd. von Palffy dem H. Dr. Stoll zum Durchlesen und Weiterbefördern anvertraut worden sind. Seitdem habe ich durchaus nichts mehr darüber erfahren, H. Dr. Stoll ist seit einigen Wochen auf dem Lande, und nicht zu sprechen, und die Verfasser verlangen von mir bestimmte Erklärung, ob diese Mscpte angenommen und gespielt, ingleichen wie sie alsdann 10 honorirt werden, oder sie wünschen solche zurück zu erhalten. Die genannten Mscpte sind: Der G eheim niskräm er (vom Geh. Rath v. Einsiedel in Weimar) in 4. ein rother Pappband, und die B e g e b e n h e i t e n v o r d e m L a n d h au s e in 8. in blau Pap. broschirt – von Siegfried Schmidt. Mit vorzüglicher Hochachtung verharrend Eurer Wohlgeborn 15 ergebenster Diener Leo Frh. von Seckendorf Wien, den 8ten Jul. 1808. (Vordere Schenken- und Löwelstrassen 20 Eckhaus N.o 23. erster Stock.)

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Schon am Sonnabend erhielt ich Ihren Brief vom 2. July. Ich kan es nicht aussprechen – welchen Trost welche Ermunderung mir dieses Blatt gewährte. – Ja, mein theurer Vetter Ihre Theilnahme Ihre Muthvolle beharliche Güte – bewundere ich wie eine mir höchst liebe aber nicht begreifliche Bestimmung – Mögte das Licht welches Sie mir in dem lichtfernsten Dunkel ziehen zum Tag werden. und ich die Kinder segnen – wo mit solchen Ahndungen ich Ihnen die Leitung meines Schicksaals übergeben habe. – Sie haben also mit verständigen von diesen Vorhaben gesprochen, und diese sind überzeugt – „daß dieser Plan einen dringenden besonders gefühlten Bedürfnis abhelfen würde – daß die Hoffnung des Gelingens vorhanden ist.“ Eben diese stimmung dieses anerkennen suchte ich – hier ist das Feld, wo dieser Saamen keimen kan – Die Politischen Veränderungen können dieses Bedürfnis nicht aufschieben – in gegentheil bey jeden Leiden wird es mir sichtbarer. – Und die unserer Unruhe sucht noch mehr eine Zuflucht für die Unmündigen. Ferner würde eine solche Erziehung weniger als jeder einzelne Unterricht Aufwand erfodern. – Über die Preise kan ich über haupt keine stimme haben weil ich diese Verhältnisse nicht kenne. Ich habe wenig Bedürfnisse – die allerstrengste Mäsigkeit welche allein ein geistiges Leben möglich macht und erhalten kan, ist mein Gesez! – Es können also Kinder an diesen Etablisement Theilnehmen die gar nicht sehr vermögend sind – Wenn die Eltern mir vertrauen das ist ja das höchste was mir werden kan. – Ich würde mit den Glauben mit der Überzeugung zu Ihnen kommen daß ich dies Ziel erreichen dieses Leben gründen werde – (wenn auch nur für w e n ig e , die Dauer kan allein die Güte der Anstalt sichern –). In meinem Geist ist die Gewißheit daß ich diesen Beruf Leben soll. – Gewiß nicht vorzügliche Kenntnisse. Aber die Liebe für eine geistige Thätigkeit wird mir diese Fähigkeit verleyhen. – Man solte aber auch mir mit der Gewißheit entgegen kommen, daß ich zu dieser Mühe dieser Sorge einer solchen gleichen und doch immer erneuerten Beharlichkeit Geduld und Liebe – berufen bin – der Glaube an das Unsichtbare hat allein die Verheisung des schönen Lebens! – Und wie anders wird meine Erscheinung sein, wenn ich schon einige Eltern grüse als meiner Seele verwandt. – Als erst wenn – eh man von mir im Leben geruht – ein flüchtigen Blick erst die M eynu ng bestimmen soll – Wird eine andere als eine bejahrte erfahrene Ernste sanftmütige Frau sich diesen Beruf weyhen wollen? – Das bin ich und nichts mehr! – O wäre nur das unbestimmte ungewisse von diesen Schritt entfernt was eigent-

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lich nie einen Weib das recht zum Handeln geben kan – welches auch vo r d e n Auge n anderer als ein wagendes auf das ohngefehr hineilendes Wesen e r b li k t we r d e n m u ß. Diese idee allein müste jeden andern guten Eindruck vernichten und verscheuchen! – Sie werden dieses – Sie haben es auch in Ihren Brief schon bemerkt. Mich feßelt diese Beobachtung wie das Absolute welches ich nicht übertreten darf! – Sind dann nicht unter den Lutherischen mehrere bedeudente Famillien durch den Consistorial-Rath Stoz. (?) konnte man ja Leicht mit ihnen bekannt werden – Ich mochte nicht in Wien anfänglich müsig Lustig seyn oder mit Privaten Sorgen mich hinhalten. – Ich kenne Frau von Uchtriz besonders diese Frau würde es mir sehr verargen wenn ich mit so unsichern Erwartungen diesen Schritt wagte; – ich achte und liebe diese Frau wahrscheinlich mehr als sie mich – denn bey der Einheit ihres Daseins konnte man sie leicht begreifen, das war weniger bey mir der Fall. Vielleicht würde ich bey einem Aufenthalt in Dresden sie um eine Aufnahme bitten! – aber jetzo bin ich nicht willens irgend jemand von diesen Stamm zu sprechen oder zu schreiben. In München hat man nichts gar nichts für uns gethan – in 3 Monathen habe ich keine Briefe mehr aus Francken erhalten – und in L. habe mir 200hundert Rthr. werdens (?) ob würcklich x… Der Goldschmidt unsere schönsten grüse. Sie nimt einen steten Gewinn und überlegten Antheil an meinem Geschick. Erichson wird es mir nicht verdenken, daß ich ihm nicht geschrieben – meines Andenkens ist er gewiß und alles was noch jetzo interessirt habe ich in diesen Blatt gesagt Verzeihen Sie die unordnung meines schreibens, ich kan nicht mit heiterer Spannung überlegen. – alles drängt mich zum Entschlus – und kein Ziel ist noch bestimmt – ich war nicht wohl, und Edda liegt noch mit den Masern krank. Auch die Hülfe eigener Arbeiten ist uns jetzo benomen weil sie die Augen so sehr schonen muß. – in solch einer Bangen stunde erhielt ich Ihren Brief. – In wochen (?) kan ich ohne eine Hülfe von Wien meine Abreiße nicht möglich machen. Der Mangel hat mir auch unmöglich gemacht nur das unentbehrlichste zu kaufen – ich habe keine Neigung hier jemand zu besuchen. aber ich könnte auch nicht. Gehe ich von hier so werde ich das wenige Mobiliar verkaufen Und dann glaube ich kann ich mit 300 Rthr Preusisch die Abreise bewerkstelligen vielleicht ist es zu wenig zu viel gewiß nicht – Sobald ein Etablisment gegründet ist oder wird – kan man es abziehn oder vorauszahlen. – Ich soll freimütig sein ich muß es seyn! und es wird mir leicht es Ihnen zu vertrauen. – Viele intereßiren sich auch davor diesen Plan hier zu realisiren Fichtes Woltmann Hufland – und gewiß auch Pz Wilhelm. – Aber welcher Druck von unmögl (?) für die nahe Gegend – Und am Ende fehlt etwa das Bindungs Mittel Phantasie und Gefühl um der Land Bewohner Wollen (?) – in Begeiste-

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rung zu versezzen – schreiben Sie mir bald wieder, mit der Po s t. Leben Sie recht wohl – C Kalb.

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Tausend Dank, mein werthester Freund für Ihren Brief, den ich in Basel erhalten, aber erst hier, wo ich vor fünf Tagen angekommen, zu beantworten Muße finde. Ich freue mich Ihres guten Muths und Ihrer heitern Stimmung, und wünsche dem Prometheus zu den damit vorgefallnen Veränderungen Glück. Ich zweifle nicht, daß wir damit durchdringen werden. An meinem Eifer soll es nicht fehlen. Vielleicht schon in acht Tagen sende ich Ihnen neue Beyträge, und dann schreibe ich umständlicher, heute also nur zwey Zeilen, wegen des Geschäfts mit Schaumburg. Die Einlage enthält das nöthige darüber, erweisen Sie mir die Liebe, es unverzüglich in Richtigkeit zu bringen, lassen Sie einen förmlichen Vertrag darüber ausstellen, und nehmen die Abschrift mit Schaumburgs Unterschrift in Verwahrung, das Duplicat müßte mir zur Unterzeichnung hiehergesandt werden. Verlieren wir aber mit allem diesem keine Zeit, ich gehe sogleich an die Durchsicht meines Heftes. Hätte ich in Frankfurt gewußt, daß Ihr Herr Vater dort sey, so würde ich nicht ermangelt haben, ihm meine Aufwartung zu machen. Friedrich wird Ihnen allerley neues aus meinem Briefe an ihn mittheilen können. Wie gesagt, diese Zeilen gelten für nichts, und ich will nächstens ordentlich schreiben. Tausend Gruß und Dank den Freunden, die sich meiner so wohlwollend erinnern. Ihr A. W. Schlegel

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301. Von Heinrich Joseph von Collin, Wien, 26. Juli 1808 (Entwurf) An Freyh v Seckendorf. 26st Julius 808.

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Als ich Ihre Einladung Herr Baron Mitarbeiter des Prometheus zu werden, annahm, geschah dieses in der Versicherung, daß diese Einladung eine Folge der freundschaftlichen Achtung wäre, welche Sie und Ihre Gesellschaft für mich und meine Arbeiten fühlten. Gestern haben Sie mich aber indem sie mir den Aufsatz über die Fortschritte des hiesigen mit wunderbarer Naivetät selbst zu lesen gaben, aus der Täuschung gerissen. Prometheus spricht von mir, als von einem Dichter, der in der Characterisierung und in dem Gange der Handlung immerfort fehlt, was doch, wie Sie mich selbst versichern, und ich es nie anders gedacht habe, bey dem dramatischen Dichter die Hauptsache ist. Man fordert von mir eine Stufe höher zu steigen als ich nach dem ersten Schritte schon gestanden bin; und was soll man von einem Dichter, der fast schon durch ein Jahrzehnt rastlos sich müht nach diesem Aufrufe anders halten, als daß er zum Dichter von der Natur verwahrlost sey. Was kann mein offener Feind Schreyvogel mit allem seinen bösen Willen Stärkeres gegen mich sagen als diese meine werthesten Freunde gegen mich ganz in der Kürze hinwerfen, als eine ohnehin schon den Vögeln auf dem Dache bekannte und erwiesene Sache. Sie sagten mir, das sey auch August Wilhelm Schlegels Meynung, und er habe in diesem Geiste den Mäon recensiren wollen. Wenn Sie Sich dessen wohl erinnern, so thuts mir leid, nicht meinetwegen sondern Schlegels wegen, der mit mir von meinen Werken und Ansichten ganz anders sprach. Wenn mich nun Jemand in Gesellschaft einen Esel hieße, so habe ich gewiß keinen Beruf mit ihm als Freund umzugehen, und eben so wenig Beruf habe ich mit einer Gesellschaft von Literaten verbunden zu bleiben die mir ihre Nichtachtung offentlich bezeuget. Ich will ihr den Zwang ersparen, mir mitten unter den absprechendsten Urtheilen eine Höflichkeit sagen zu müßen – wozu sie sich aber auch gegen die Autoren des Walds von Hermanstadt und des Machtspruchs verbunden fühlte. Ich trenne mich also von dem Prometheus und seiner Gesellschaft wieder los. Bin ich durch 7 Jahre allein gegangen, ohne mich in Jemand einzuhängen, und habe mich sorglos auf dem Wege von allen Partheyen anklaffen lassen, so werden mich meine Füße jetzt auch noch halten. Ich bin scheint es mir, von dem Schicksal einmahl dazu, wie Erasmus von Roterdam in seiner Zeit bestimmt, unter den Uibertreibungen des Zeitalters; unter der Anfeindung aller Partheyen [des Zeitalters] allein auszuhalten.

An Heinrich Joseph von Collin, Wien, nach dem 26. Juli 1808

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Glauben Sie nicht, daß dieser Brief dazu geschrieben sey, um Sie etwa zu einer Modification oder gar zur Unterdrückung des Aufsatzes zu bewegen. Auch dann noch würde ich abtreten. Denn nicht, dß man so von mir schreibt, sondern dß man so verächtlich von mir denkt, bestimmt mich zum Abtritte. Man soll mich 40 nicht bloß aus weltlichen Absichten in der Gesellschaft dulden. Kann die Gesellschaft ohne mich bestehen, und wer möchte daran zweifeln, ich auch ohne Sie. Mit Todten will ich umgehen, die waren meine einzigen literarischen Freunde, und sollen es wieder werden. Ich nenne mich

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Ihr mir so ganz unerwarteter Brief hat in mir eine schmerzliche Empfindung erregt, indem er auch mich einer Täuschung entriß, die ich sogern nicht dafür anerkannt hätte. Gewohnt misverstanden zu werden, kostet es mich dennoch Mühe, auch Sie zu denjenigen zählen zu müssen, die sich mit meinem innern Streben, und der Absicht die mich beseelt nicht vereinigen können, weil ich in einzelnen Ansichten von ihnen abweiche. Ich würde – wie ich immer gethan – erwarten, daß die Zeit Sie künftig in den Stand seze, mir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wenn nicht einige Stellen Ihres Schreibens eine augenblickliche Erklärung verlangten. Sie betreffen zunächst A. W. Schlegel, der – als abwesend – nicht darunter leiden kann, und es in Ihrer Meinung von ihm nicht darf, wenn das, was ich von ihm erwähnte, misverstanden worden ist. Erinnern Sie sich meines gestrigen Urtheils über Mäon, das sich ungefähr so zusammenfassen läßt – „der Dichter habe seine Subjektivität überwiegend in einen antiken Stoff übergetragen, und statt die Gestalt scharf und bestimmt hervortreten zu lassen, den Konflikt von Empfindungen uns gezeigt, welche der antiken Welt fremd gewesen, worüber die Handlung in den lezten Akten retardire – darum sei er mehr lyrischer als dramatischer Dichter, und weil der Regulus dasselbe Verhältnis klar andeute, so fände ich die späteren Stücke mit Inbegriff des Mäon auf derselben Stufe mit jenem. Derselben Meinung sei auch A. W. Schlegel gewesen, und er würde dies wahrscheinlich in einer Rezension des Mäon auseinandergesezt haben, um welche ich ihn gebeten, wenn ihn nicht das Schreivogelsche Produkt davon abgehalten hätte.“ Ich frage Sie aufrichtig und unbefangen: Zeigt dies Mangel an Achtung, wenn man sein Urtheil über Ihren dichterischen Wert so motivirt? Habe ich Ihnen geläugnet, daß Schiller auf demselben Wege stehe, und ist eine Vergleichung mit Schillern, so wie ich von diesem denke, herabsezend? Habe ich ferner meine Ansicht für unfehlbar ausgegeben? Habe ich nicht wiederholt erklärt, nicht auf das bestimmteste Ihnen gesagt, ich wünschte eine Diskussion zwischen uns über die

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Punkte, aber im Prometheus selbst, als ein Beispiel gegenseitiger Liberalität? Und nun geben Sie mir zu verstehen, ich urtheile wie Schreyvogel – ja Sie scheinen zu glauben A. Wilhelm habe über den Mäon nichts gesagt, weil Schreyvogel ihm z uv o rg e k o m m e n , d.h. wohl, er habe nichts andres zu sagen gewußt, als dieser – statt den ganz nahe liegenden Sinn als den natürlichen zu finden – er schwieg aus Verdruß über jene Kritik. – Daß meine Ansicht über Ihre Tragödien einer näheren Entwickelung bedarf, als jene wenigen Worte in dem bewußten Aufsaze, das gestehe ich ein, aber ist in jenem Aufsaz der Ort dazu? ist übrigens – unbefangen geprüft – ein Wort darinnen enthalten, das einen Mangel an Achtung gegen Sie begründete? Den stärksten Beweiß davon finde ich gerade in dem, was Sie für Naivetät halten – das Gefühl von Rechtlichkeit, was mich veranlaßte, Ihnen den Aufsaz vor dem Drucke mitzutheilen, nicht als ob ich glaubte, ihn vor Ihnen entschuldigen zu müssen, sondern weil ich es überhaupt für anständig halte, unter Freunden kein Urtheil über den andern öffentlich auszusprechen, wovon dieser nicht unterrichtet sei. Ihr Brief sollte dies freundschaftliche Verhältnis auflösen, wenn ich es nicht für besser gegründet ansähe, als daß um solcher Ursache willen zerrissen würde. Denken Sie nicht mistrauischer von mir, als ich von Ihnen, und fügen Sie nicht zu den harten Prüfungen, welche mein Bestreben hier erfährt, auch noch die hinzu, von Ihnen verkannt zu werden. Hochachtungsvoll verharrend Ihr ergebener Seckendorf.

303. An Karl August Böttiger, Wien, 31. August 1808 Wien, 31. Aug. 1803. Eine Gelegenheit nach Dresden bietet sich mir an, um Ihnen, verehrter Freund, das 5e u. 6e Heft des Prom. zu übersenden, das eben fertig, aber noch nicht ausgegeben worden, weil der schlechte Verleger den Drucker so wenig, wie nicht be5 zahlt. Hier haben Sie nur eine der geheimen Ursachen, warum dies Journal nicht gedeihen konnte. Ich habe unsägliche Mühe, Verdruß u. Noth gehabt, da sich Stoll u. Geistinger gemeinschaftlich verstanden, alles zu Grunde zu richten, was hätte nicht daraus werden können, da es dennoch so viel innere Kraft besaß, nicht unterzugehn. Um aber wenigstens die Trümmern zu retten, habe ich end10 lich durchgegriffen, und erklärt, daß ich es allein und bei einem andern Verleger übernehme. Wahrscheinlich muß ich Geistingern um das rückständige Honorar verklagen, aber es thut nichts, wenn ich nur loskomme. Ich bin mit Schaumburg halb u. halb richtig. Ich muß aber Opfer bringen, und einen Ausschuß der Mit-

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arbeiter für mich haben, auf deren Unterstüzung ich mich zuverlässig verlassen 15 kann. Noch sind Hoffnungen des Gedeihens vorhanden. Da aber der Absaz des er-

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sten Jahrgangs durch die entsezliche Unwissenheit, u. Unordnung des Geistinger sehr gelitten hat, so wird für den Anfang Schaumburg oder wer der Nachfolger ist, nur ein geringeres Honorar bezahlen können. Es ist um eine gute Sache zu befördern – Aussichten sind noch da – die Besorgnisse zu einem neuen, alles erstickenden Krieg scheinen vor der Hand verschwunden – es kann des Guten soviel geschehn. Lassen Sie mich auf Ihre thätige, eifrige Unterstüzung nicht vergebens hoffen. Sie können durch eigne Beiträge, worüber wir ja manches gesprochen, soviel wirken – nicht minder durch zweckmäßige Empfelung, wo es die Sache verdient – Von Goethe habe ich wieder ein großes Stück seiner Pandora, aber sonst ist er lau, – viel hat es aber geschadet, daß er Stolls Eitelkeit durch sein Lob zu einer wirklichen unerträglichen Höhe aufblies. Der Geiz des Verlegers hat den sämmtlichen Redaktoren der Lit. Zeit. der eleganten Zeit. des Morgenblatts, kein Exemplar geschickt, und darüber haben denn auch diese Blätter vom Prometheus so wenig Notiz wie möglich genommen. Das ist für den großen Haufen nicht gut. Sobald ich neu abgeschlossen habe, so werde ich ein Circulare an sämmtliche Mitarbeiter senden über die Fortdauer unsrer Verhältnisse. Nun habe ich noch ein paar Bitten: 1.) Beiliegendes Paket gefällig dem Dr. Wezel zu schicken, ich weiß nicht, ob er noch in Dresden, da er solang nicht geschrieben. 2.) mich dem Hofr. Becker bestens zu empfehlen, dessen 4es Heft Augustii seinem Wunsch gemäß im 6t Heft des Prom. angezeigt ist, und ihn zugleich zu bitten, seinen Sendungen an mich 1. Ex. der Winkelmannischen Werke durch Fernow, Schreibp. worauf ich zugleich für mich zu subscribiren bitte, beizulegen, ich kann das Geld dafür ebenfalls durch H. Director Neumann berichtigen. Iffland sind für die Direktion nicht weniger als 25000f. W.W. frei Logis und Equipage und Benefice angeboten – er will aber seine Verhältnisse als solches erst genau kennen, d.h. vermutlich unabhängiger sein, als man ihn haben möchte – auch erst abwarten, wie es in Berlin ausfallen wird. Kurz er hat es noch nicht angenommen. Etwas Ordnung wird er wol mit Mühe und Noth in das hiesige Chaos bringen können, ob aber bessern Geist? Am 7t ist die Krönung zu Preßburg, wohin ich zu reisen gedenke. – Antworten Sie mir, sobald als möglich, und wenn es sein kann, nicht ohne Beiträge, denn ich muß nun rasch drucken lassen, um das versäumte nachzuholen – directe, Vordre Schenkenstrasse No. 23. Leben Sie herzlich wohl Seckendorf

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NB. Das Paket konnte der Reisende nicht mitnehmen. Sie erhalten es durch die Buchhandlung. – Wir haben sehr wahrscheinliche Nachricht, daß die Spanier Bellegarde erstürmt, und Bayonne belagern. Wie sieht es denn bei Ihnen aus – 55 marschirt die Armee fort, oder stellt sie sich an der böhmischen Gränze auf? Man ist nicht ohne Unruhe.

304. An unbekannten Empfänger in Wien, Wien, August 1808 Ich bitte, beschleunigen Sie den Aufsaz über Wernern bei der Zensur, und den Agathokles für mich. – Fr. Schlegel läßt Sie grüßen u. besucht Sie vielleicht heute noch. Den Faust wird Ihnen Erichson zur rechten Zeit zurückbringen. Seckendorf.

305. Von Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808 Mein Herr Baron! So eben sagt mir Graf Moriz Dieterichstein daß Er bereits den 5 u 6ten Heft des Prometheus bey Ihnen g e h e f t e t gesehen habe – Ihnen habe ich nichts zu Befehlen – aber dem Buchdrucker kann ich klagen – 5 daß Er sich unterfängt eher den Prometheus Jemanden zu geben ehe er Ihn mir abliefert – Ein neuer Beweis, wie unord.lich der Mann ist – Ich bitte Sie nur mit dem in Händen habenden Expl mir nicht unnöthig Verdruß zu machen, wenn Sie es meinen Abnehmern zeigen – – Übrigens behalte ich mir den gerichtlichen Anspruch auch auf dieses Exempl 10 vor Achtungsv Geistinger

306. An Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808 Ich habe ihr Billet erhalten – der Drucker hat mir, weil ich es verlangte, einige Exemplare, über deren Verwendung ich Rechenschaft geben werde, roh gegeben, ich habe sie auf meine Kosten heften lassen. Daran hat der Drucker recht gethan. Sie hingegen Unrecht, daß Sie Ihr durch mich den Drucker gegebenes Wort, 5 ihn für jeden Bogen zu bezahlen, nicht erfüllt haben, und Schuld sind, daß das seit dem Mittwoch fertige Doppelheft nicht ausgegeben wird. Die Abonnenten

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Strauß, ich – alles ist verdrieslich, die Mitarbeiter, die durchaus kein Geld erhalten, springen ab, das Journal geht zu Grunde. Das mag seyn – ich werde des ewigen Ärgers los – aber daß ich für Sie gegen die Abonnenten und Mitarbeiter vor den Steiß treten soll, das erwarten Sie nicht. Ich habe mir Opfer gefallen lassen, ich verlange von Ihnen keinen Gewinn, ich verlange nichts von dem zurück, was ich an einen leichtsinnigen Menschen, wie Stoll, verloren habe, mit dem es unter meiner Würde ist, mich abzugeben, und mit dem ich vor 7. Monaten fertig geworden wäre, wenn Sie ihn nicht unterstüzt hätten. Ich sagte Ihnen zu rechter Zeit, daß nichts mit ihm anzufangen sei, – ich warnte Sie, ihm Geld zu geben. Damals war alles noch auf guten Weg zu bringen, und Sie, dessen größtes Interesse war, von einem unordentlichen Menschen los zukommen, haben sich nicht mit mir eingelassen. Nach ewigem Verdruß, mit der größten Mühe habe ich ihn nun vom Halse geschafft – aber wie spät! In 2. Monaten habe ich ein Doppelheft geliefert, und die Welt soll urtheilen, ob es nicht gut ist. 14. Tage wäre es früher fertig geworden, wenn mich die Censur nicht aufgehalten hätte, dafür können Sie und ich nicht, ich habe das Mscpt zeitig hingeliefert – solchen Aufenthalt kan das Publikum entschuldigen, nicht aber wenn der Drucker nicht bezahlt wird. Seit dem Montag könnte ich fortdrucken lassen, wenn das nicht hinderte. Wir sind jezt im Anfang Sept. in 4. Monaten soll der Jahrgang zu Ende seyn, ich mache mich verbindlich, 6. Hefte binnen der Zeit zu liefern, aber es muß schlechterdings anders gehn. Ich kann an die Mitarbeiter schreiben, und sie um Geduld bitten, aber ich muß wissen, worauf ich mich verlassen kann, ehe ich es thue. Nach Ihrer ersten schriftlichen Erklärung sind Sie verbunden, für den Bogen des Journals 2. Carolinen, und für den Anzeiger incl. der Redaktionsgebühren, für die ersten 6. Hefte 600 f Bankozettel zu bezahlen. Davon geht ab, pro rata, was Goethe empfangen hat, und die 300 f die Stoll erhalten. Was die übrigen Mitarbeiter nachlassen wollen, soll Ihnen ebenfalls zu Gute kommen. Für die künftigen Hefte bin ich mit 150 f Münze fürs Heft zufrieden, wofür ich Honorar, Redaktion, und die Kupferplatten übernehmen will. Mehr kann ich nicht thun. Geschieht das nicht, so gebe ich das Journal auf, schicke die Mscpte zurück, und erkläre öffentlich, warum ich es thue, werde aber im Nahmen der Mitarbeiter ihr Honorar auf allen erdenklichen Wegen eintreiben. Vom 7t Hefte an hören alle Freiexemplare auf, bis auf 12. für die Redaktion. Ich reise heute nach Preßburg, komme nach der Krönung zurück, und erwarte dann Ihre Erklärung, welche meine künftigen Maasregeln bestimmen wird. Seckendorf.

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Von Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808

307. Von Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808 Wien am 2. Sept. 1808

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Strauss hat eigenmächtig, widerrechtlich, und gegen mich sträflich gehandelt, wann er einem einzigen Menschen ohne Unterschied ein Exempl des 5–6ten Heftes des Prometheus ausgeliefert – nachdem er es mir vorenthielt – Strauss ist nicht von einem Blatt des Prometheus Herr – und kann also über kein Blatt ohne mein Wissen und Willen disponieren – Strauss hat unrecht, wenn Er sagt, Er würde von mir nicht bezahlt – ich traf über meine Verlag mit Ihm die Übereinkunft in Raten-Zahlungen – und habe jedesmal pünktlich eingehalten – um das 5 – und – 6te Heft zu beschleunigen – versprach ich ihm jeden Aushänge Bogen gleich bey der Übersendung zu zahlen – allein ich erhielt keinen – wurde daher außerstand gesezt mein Versprechen zu halten – und somit dessen entlediget – Was übrigens die Redaction betrifft, so haben mich Ihre Mißhelligkeiten – die auf mich eigentlich gar keinen Einfluß hätten haben sollen – in den größten Schaden gebracht – Die Drohung des Einkassierens der Honorare betreffend ist wohl etwas voreillig – Sie scheinen meinen bedeutenden Schaden noch nicht groß genug zu finden. Nach der Krönung, wozu ich Ihnen viel Vergnügen wünsche – das weitere. mit Ergebenheit Geistinger

308. An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 24. September 1808 Wien, 24. Sept. 1808. Eurer Exzellenz sehe ich mich nothgedrungen, noch einmal zu schreiben, und den Schleier von gewissen Dingen zu ziehen, die ich aus Schonung bisher verschwiegen habe. Al5 lein die Existenz meines, mit Liebe und Hingebung gepflogenen Journals steht durch Ungeschicklichkeit und Unredlichkeit einiger Maschinen auf der Spize, und ich muß das äusserste wagen, wenn nicht alle schönen Hoffnungen zu Grabe gehn sollen. H. Stoll hat – bei allen seinen anerkannten Talenten – seine Fähigkeit als Redacteur durchaus nicht beurkundet – seine Unkunde der mechani10 schen Geschäfte hat auf das ordentliche Erscheinen und den Absaz des Journals den nachtheiligsten Einfluß gehabt – mit vieler Mühe habe ich ihm zwar vor ein paar Monaten seinen Antheil an der Redaktion durch bedeutende Opfer abge-

An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 15. Oktober 1808

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kauft, allein zu spät – denn der unredliche Verleger, mit dem H. Stoll aller meiner Erinnerung unerachtet, versäumt hat, in Zeiten fest zu kontrahiren, hat seitdem durch allerlei Ausflüchte seine Versprechungen eludirt, weder Drucker noch Honorar bezahlt, wodurch er sehr unangenehme Zögerungen veranlaßt. Meine Sache ist jezt gerichtlich, er hat sich unterstanden, eine Fortsezung des Prometheus ohne mein Zuthun anzukündigen, ich habe dagegen protestirt, und kündige nunmehr – da alle vorräthige Mscpte in meinen Händen sind, eine eigene Fortsezung auf neue Rechnung bei einem andern Verleger an, wozu sich, wie ich hoffe, Cotta mit einem hiesigen Buchhändler verbinden wird. Da hier jedermann über Geistingers Benehmen indignirt ist, da er gar keinen Kredit, und hoffentlich keinen der mit mir in Verbindung stehenden Mitarbeiter für sich hat, so ist seine Fortsezung undenkbar – Ich bin vielmehr bei meinem neuen Unternehmen einer bedeutenden Unterstüzung gewiß, und werde es, da ich jezt ganz freie Hand habe, gewiß besser wie vorher ausführen. Allein ich bin jezt in Streit mit ihm über die noch nicht abgedruckte Fortsezung der Pandora. Geistinger behauptet, sie bezahlt zu haben, und will das Ganze auf eigne Rechnung abdrucken lassen – ich habe dem so lange, bis die Entscheidung Eurer Exzellenz darüber disponirt haben wird, widersprochen, indem ich anführe, daß diese Fortsezung von Ihnen zum Besten meines Journals gegeben worden, und daß es Ihnen nicht gleichgültig seyn könne, wo sie abgedruckt werde. Ich bin erbötig, sobald ich mit Cotta einig bin, den Betrag des Honorars dafür Geistingern zu vergüten. In dem so eben erschienenen 5ten u 6ten Hefte (welches Geistingers Streit mit dem Drucker um 4. Wochen verspätet hat) stehn die Sonnette von Werner, und der Aufsaz über Werner. Einige mitgeschickte Lieder sind in meinen Händen, nicht aber die B a lla den, von denen mir Stoll gesprochen hat. Darf ich gelegentlich um gütige Empfehlung bei Cotta bitten? In Erwartung baldiger Antwort habe ich die Ehre zu sein Ihr gehorsamster Seckendorf. Vordre Schenkenstrasse No. 23.

309. An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 15. Oktober 1808 Wien, 15. Oct. 1808. Ich erfahre durch die Rückkehr einiger Freunde aus Eger, daß Eure Exzellenz schon lange von Karlsbad weg, und nach Weimar jezt zurück sind – daß Sie also meinen lezten, nach Karlsbad adressirten Brief nicht erhalten haben können, der 5 vielleicht indeß wieder retour an mich läuft. Auf alle Fälle muß ich seinen Inhalt

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Von Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 8. November 1808

in der Kürze wiederholen. Ich bin mit meinem bisherigen Verleger Geistinger auseinander, der Mensch hat so niederträchtig gehandelt, daß ich gerichtlich gegen ihn verfahren muß, sein niedriger Eigennuz hat vollends am Journal das zu Grunde gerichtet, was ich seit Stolls von mir erkauften Abtritt von der Redaktion mit aller Mühe zu erhalten hoffte. Indessen habe ich an Cotta geschrieben, um bei ihm den Prometheus mit künftigem Jahre von neuem herauszugeben – doch soll er hier ferner gedruckt werden. Ich hoffe damit auf eine oder andre Art zu Stande kommen, und darf sicher auf die Unterstüzung einiger der besten Mitarbeiter rechnen. Gönnen Sie mir dann auch die Ihre, wie Sie es bei Entstehung dieses so schöne Hoffnung versprechenden Instituts mich hoffen ließen. Die geschehenen Misgriffe fallen mir nicht zur Last; sie lassen sich heben, und ein rechtlicher Verleger würde gewiß dabei nicht gefährdet sein. – Geistinger macht noch Ansprüche auf den Rest des Mscpts der Pandora. Dies habe ich nicht geduldet. Ich bin bereit ihn für das, was er schon bezahlt hat, zu entschädigen, sobald die Fortsezung des Prometheus zu Stande kommt, wenigstens habe ich darauf bestanden, Ihre Entscheidung abzuwarten. Die Hofschauspielerin Madam Renner hat mich ersucht, Eure Exzellenz auf Ihre Bitte vorzubereiten, bei ihrer Durch reise über München nach Dresden, in Weimar Gastrollen geben zu dürfen. Sie findet hier in naiven komischen Rollen – Elise im Räthsel zB. – in den Proberollen u. s. w. vorzüglichen Beifall – und benuzt jezt einen 6. wöchigen Urlaub zu Gastrollen. Wahrscheinlich enthält die Beilage das Nähere, welche ein Verwandter von mir aus Sachsen, der ehemalige Amtshauptmann Gustav Seckendorf, (der sich im dramatischen Gebiete versucht hat, und jezt seit einigen Tagen unter fremdem Namen hier aufhält) mir zum Einschluß an Eure Exzellenz gegeben hat. Ich füge nichts als die Unterzeichnung meines Nahmens mit ehrerbietiger Hochachtung hinzu. Leo Seckendorf. (Vordre Schenkenstrasse No. 23.)

310. Von Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 8. November 1808 Ew. Hochwohlgeboren auf verschiedene Anfragen zu antworten verschob ich immer, weil ich einige Hefte des Prometheus zu erhalten hoffte. Diese sind nun zwar angelangt, allein ich finde die Fortsetzung der Pandora nicht darin, welche doch dieser Zeitschrift 5 ganz besonders gewidmet war. Freylich konnte nichts schlimmeres begegnen als die Entzweyung der Redacteurs, wenn die Redaction und der Verleger nicht ganz einig sind. Ich wünsche gar sehr, daß Sie ein so schönes und in manchem Sinn be-

Von Otto Heinrich Graf von Loeben, Niederrudelsdorf bei Görlitz, 30. 11. 1808

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deutendes Institut möchten erhalten können. Was mich betrifft, so kann ich keinen sonderlichen Beystand zusagen: denn ich bin durch so mancherley Ereig10 nisse in meinen Arbeiten dergestalt gestört worden und zurückgekommen, daß ich kaum weiß, wo ich zuerst wieder anknüpfen soll. Bleiben Sie indeß von meiner Theilnahme versichert, und lassen mich bald wieder von sich hören. Goethe Weimar den 8. November 1808.

311. Von Otto Heinrich Graf von Loeben, Niederrudelsdorf bei Görlitz, 30. November 1808 NiederRudelsdorf bei Görliz in der OLausitz. 30. Novembr. 1808.

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Für Ihren Brief und die beigefügten Nachrichten sage ich Ihnen zuvor meinen ganzen Dank. Im Fall Sie einen MusenAlmanach für 1810 herausgeben würden, wozu doch im Frühjahr künft. J. Anstalt getroffen werden müßte, so stehn Ihnen die früheren Gedichte von mir, falls Sie es wollen und wünschen, dafür zu Diensten, und ich werde auch recht gern aus meiner neuern Poesie u. unter meinem eignen Namen etwas dafür auswählen. – Das Anerbieten, dieselben an Tiek zu schiken, muß ich deshalb dankbar ablehnen, weil ich ihm bereits einiges zusandte. Die Ursache, aus welcher ich so schnell Ihre Zeilen beantworte, ist die Bitte, das Gedicht, welches ich Ihnen für den Prometheus, schikte, entweder gar nicht, oder ohne Unterschrift einrüken zu laßen. Die Gemeinheit könte darin irgend eine Absicht finden oder suchen, als wollte ich mich an der Comedia divina, die ich erst vor kurzem erhielt, reiben oder rächen. Ich verhalte mich aber in keiner electrischen Kathegorie zu ihr, und ich glaube daß die meisten derer, welche man darin angegriffen zu haben sich einbildet, so denken wie ich, Löwe schlummerst du stets? „Nicht immer!“ Sie zischen – „Es sind nur Mäuse, die winzigen frißt alle der Kater noch auf.“ K. Rottmanner. Ueberhaupt schwächt den Menschen nichts so sehr, und chts ist seinem höheren Streben entgegengesezter, als um das bereits Errungene mit Worten zu streiten. Der Kampf der ächten Kraft gilt allemal dem noch zu Erringenden, der Eigenliebige nur und an Productivität wie an wahrhaft teutscher Gesinnung, d.h. Muth und Demuth verarmte, verweilt zufrieden vor jedem mühsam der inneren SandNatur entrungenen Palmzweig’ und wendet den lezten Schweißtropfen an

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Von Otto Heinrich Graf von Loeben, Niederrudelsdorf bei Görlitz, 30. 11. 1808

die Vertheidigung, wie an die Ausbietung desselben an. – Da Sie mir schreiben, daß aller literär. Commers so sehr erschwert ist, welches Sie, als Herausg. eines Journ., doppelt empfinden müßen; so ist Ihnen auch vielleicht das erwähnte Werk nur nach der pomphaften Recens. im Morgenbl. und die Gesellschaft nicht bekannt, welche diesen Wechselbalg im wahren Sinne zusammengearbeitet hat. Ich freue mich des würdigen Kampfs, wo Mann gegen Mann steht und zulezt höhere Liebe, ja auch ein höherer Haß sie vereint. Da nur kann von Zorn und hohem Unwillen, von Beweisen männlicher Ritterkraft und gerechter Sache die Rede seyn. Wo aber die feigste Abgeschmacktheit, die niederträchtigste Gesinnung sich vereint, und blos darum ihr Gift ausspeit, weil sie sich entfernt fühlt von dem Beßern und nun, in schändliches Phlegma ihres Egoismus versunken, diese ihre Versunkenheit erklären will für das goldne Alter der Erde, das alle frühern und alle kommenden beschämt und übersieht; da fällt der edlere Mann gern vor Gott im Staube nieder und betet, von ihnen still und groß abgewandt: Herr, ich bin Staub vor dir, gehe nicht mit mir in’s Gericht, aber ich bin freudig vor dir. Es gehört unter die schönen Träume Vieler, daß ein Neuauflebender einen Todten erseze. Dies kann allerdings in Rüksicht auf das Zeitalter eintreten, was die großen Geister jeder Nation bezeichnen u. fortbilden. So hat der Göttliche, Fr. Schlegel, Leßingen ersezt. In Rüksicht auf die Individualität aber gehört es wohl nur unter die Träume die weiter keine Bedeutung haben. Weder in der einen noch in der andern Rüksicht ist ein Bezug zwischen mir und Novalis, und wenn ich auch seine Gefühlstiefe in mir trage, so betrachte ich ihn übrigens als ein zu hohes Wesen, als daß der Gedanke, seine Zweke zu erfüllen, in meine Vernunft kommen könnte. Die Form meiner früheren war mit der Novalischen übereinstimmender, derselben nachstrebend; meine neuere Poesie hat in der äußeren Conformation kein Merkmal mit jener himmlischen Musik des Novalis gemein. Sie würden mich erfreuen, wenn Sie mir gelegentlich Nachricht geben wollten, ob Friedrich Schlegels Idee, sich in Wien zu fixieren, in Erfüllung gegangen ist. Meine künft. Beiträge für Prometheus werde ich Ihnen vermuthlich selbst einhändigen, ich gedenke, Si Diis placet (den göttlichen u. den irdischen) das künft. Frühjahr in Wien zu begehn, wohin auch mein Freund Florens, den Sie aus dem Astschen Journ. kennen u. von welchem ich ein kleines Lied beilege, mir zu folgen gedenkt. Er ist ein Baron Eichendorf aus ObSchlesien. Einige Notizen* für meinen Aufenthalt zu Wien würde ich von Ihnen sehr dankbar empfangen. Der Ihrige O H Graf von Loeben

65 * besonders in Betreff des literär. Zugangs.

An Johann Friedrich Cotta ( ? ), Wien, vermutlich Ende November 1808

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312. An Johann Friedrich Cotta (?), Wien, vermutlich Ende November 1808 (Entwurf) Künstler

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7.) Mit der Zensur bin ich noch ziemlich gut weggekommen. Sie ist im Grunde viel liberaler, als sie den Ruf hat. Mit gehöriger Rücksicht, besonders was Religion und gute Sitten betrifft, getraue ich mir, alle Mspte durchzubringen, kleine Veränderungen behält sich jeder Redakteur vor. Wenn die Mspte hier zensirt sind, so steht dem Debit gar nichts entgegen, dieser würde aber bei auswärtigem Druck immer erschwert bleiben. Eben so würde ich aber auch die billige Rücksicht beobachten, nichts aufzunehmen, was Sie, als Unterthan des rheinischen Bundes kompromittiren könnte. Auch vom Gouvernement, wenigstens von einigen Erzherzogen darf ich mir Unterstüzung versprechen – es sind überhaupt manche wackre und bedeutende Männer, die sich für dies Unternehmen interessiren werden. 8.) Der bisherige Absaz läßt sich, da Geistinger nicht ordentlich Buch hält, nicht berechnen. Er behauptete nur 250 abzusezen, allein ich habe ihm schon Unrichtigkeiten in der Berechnung nachgewiesen, und da er immer noch Lust hatte das Journal fortzusezen, und mich blos ums Honorar prellen wollte, so muß er die Spekulazion nicht für misrathen halten. Übrigens ist nur er an dem schlechten Absaz schuld. Er hat nie ordentlich abgeliefert, nie eine Anzeige in die Zeitungen gesezt, die Hefte oft 14. Tage liegen lassen, ehe er sie broschiren lies, und noch solange, ehe er sie nach Leipzig schickte, da konnte es nicht gedeihen. 9.) Die Vereinigung mit dem Phoebus ist mir nicht unangenehm – ich habe sie mit dessen Redaktoren vor Entstehung desselben gewünscht – Es ist aber wahr, daß jene Herrn mich mit Hoffnungen getäuscht, und durch den von mir erhaltenen Plan des Prometheus erst auf die Idee gekommen sind, den Phoebus herauszugeben. Ich weiß, daß sie damit nicht fortfahren können, ob sie gleich neuerlich erst angekündigt haben, daß er bei Walther in Dresden mit neuer Kraft fortgesezt werde. Sie haben bei weitem nicht die Unterstüzung und Konnexionen wie ich, der Beweis ist, daß sich ihre Mitarbeiter erboten haben, um ein geringeres Honorar für

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An Johann Friedrich Cotta, Wien, 1. Dezember 1808

313. An Johann Friedrich Cotta, Wien, 1. Dezember 1808 (Entwurf) An Cotta W. 1. Dec. 1808. P.P. Meine Antwort auf Ihren lezten Brief hat sich verzögert, da ich, um Ihnen ganz 5 ausführlich schreiben zu können, mehre nothwendige Nachrichten einziehn, und besonders mit einigen, der Sache von Anfang geneigten Männern sprechen musste, welche wegen des Landtags zu Preßburg abwesend waren, dies betraf vorzüglich den Graf Palfy, Direktor u.s.w.

314. An Ludwig Tieck, Wien, 1. Dezember 1808 Wien 1 Dec. 1808

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Noch kann ich mich über Ihre schnelle, gar nicht vermuthete Abreise nicht zufrieden geben, in einem Augenblick, wo ich mir soviel von Ihrer Unterstüzung versprochen hatte, wo es leichter, als zu irgend einem andern Zeitpunkt war, einen bedeutenden Einfluß auf die hiesigen Theater sich zu sichern, und vereint auf ein schönes Ziel hinzuwirken. Sie werden mir freilich einwenden, daß diese meine Ideen vielleicht ganz außer Ihrem Gesichtskreise lagen, mit Ihrer Neigung unvereinbarlich waren – allein vergeben Sie mir, wenn ich keine Kraft erblicke, ohne ihr zugleich in Gedanken ein bestimmtes Ziel anzuweisen, wenn ich gern alles Edle und Schöne um mich vereinigen möchte, um so vereint eine bleibende Stätte für die Kunst zu gründen. Und hier scheint mir durch die Entziehung Ihrer persönlichen Gegenwart ein großes Hinderniß entstanden. Nennen Sie es immerhin Träume wenn ich mir Sie an der Spize der hiesigen Theaterwelt, und mich als Ihren Gehülfen dabei dachte. In Ihrer Persönlichkeit lagen alle Mittel dazu; und was nun vielleicht auf Umwege durch jahrelange Bemühung nicht erreicht werden kan – das hätte Ihre Gegenwart, mit diesem Sinn das Gute überall anzuerkennen, und an seinen Plaz zu stellen, mit dieser poetischen Schöpfungskraft – und nicht zu vergessen die jezige Verlegenheit der Direktion, welche zwischen zwei Stühlen, Hartel u. Iffland sizt, möglich gemacht. Dieser Augenblick kehrt vielleicht nie zurück – nie die Möglichkeit eines entschiedenen Einflusses auf Hartel durch seine Verwandte, wovon ich selbst nichts wußte – denn er geht nun in 4 Wochen vom Theater ab. Iffland kommt auch nicht, folglich wird der elende Sonnleithner

Von Charlotte von Kalb, Berlin, 22. Januar 1809

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oder gar etwas ärgeres das Factotum werden. Nun sind das alles fromme Wünsche. Ich werde wohl nicht nachlassen, aber ich habe auch nur den guten Willen, mit den Menschen vermag ich nichts anzufangen. Auch hat mir meine erste Verbindung mit Stoll zu viel geschadet. Dagegen scheint es nun mit der Fortsetzung des Prometheus Ernst zu werden. Wenn Sie diese Zeilen erhalten, ist es wahrscheinlich mit Cotta entschieden. Er ist nicht abgeneigt, und ich habe billige Bedingungen gemacht und hoffe jezt seine günstige Definitiventscheidung. Auf diesen Fall rechne ich bestimmt auf Ihre Mitwirkung, und so schnell es sein kann, auf die Uebersicht der hiesigen Theater, wozu Sie mir Hoffnung gemacht haben. Dieses ist ganz dazu geeignet, das hiesige Publikum günstig für die Zeitschrift zu stimmen. In der Folge hoffe ich auch auf den Aufsaz über das teutsche Theater überhaupt , und über Fleck. Ich erwarte Ihre Bedingungen, bitte Sie aber, mir Ihre Abreise von München, und Ihren künftigen Aufenthalt sogleich wissen zu lassen. – Schlegel läßt Sie herzlich grüßen. Knorring und Best machen noch immer keine Anstalt zur Abfahrt. Der jüngere Collin geht in 14 Tagen nach Krakau als Prof: der Aesthetik. Empfehlen Sie mich Mad: Bernhardi und gedenken meiner zuweilen in Ehren. Seckendorf (Vordre Schenkenstraße No 23)

315. Von Charlotte von Kalb, Berlin, 22. Januar 1809 Berlin d 22 Jan 1809 Was werden Sie meynen verehrter Herr Vetter daß ich auf Ihre freundliche Zuschrift so spät erwiedere Aber Ihr Brief ist erst 3 Monathe nach dem Sie ihn geschrieben in meine Hände gekommen. H Rappal konnte meine Wohnung nicht 5 finden – obgleich er nur 6 Nr. von mir entfernt wohnt. – Und so ist denn der Winter herangekommen. – Mein Sinn ermattet für eine so totale Veränderung – nebst der Einsicht daß es ohnmöglich wäre – einen Fond zur erhaltung für 1. Jahr zu finden – Die hoffentlich nahe Ankunft der Königlichen Famill – giebt mir wenigstens 10 einige Sicherheit für mein tägliches auskommen. – Diese zerstörenden Sorgen werden doch entlich weichen. – Mit Frau v Uechtrizz und Auguste bin ich in bestem Verhältnis. – Aber auf ihre art hatten sie doch nicht helfen können – Unsere Verhältnisse in Franken sind noch dieselben und die Regierung in Bayern wird wohl Nichts zu unsern Gunsten thun – Wenn nur die Gegebenheiten in Gem: (?) 15 nicht wieder neue Dunkelheit über uns verbreitet – In einem Jahr werden wir wohl manche Veränderung wieder wahrnehmen.

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Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 6. Februar 1809

Ich kan mir die Societäten in Wien lebhaft denken. Eine Augenblikliche Empfindung kan so leicht zu Entschlüssen führen – Die Empfindung wekt das Vertrauen sie will Nahrung Idee und That werden. Bey uns hat man zwar schon mehr 20 für Ideen gewonnen – aber es ist oft dürres Laub womit man handelt und wuchert. – Wer das Werden der Menschheit erkennt wird freilich in der Sorgfalt für die Jugend das einzige nötigste streben der Vernunft finden. – Dazu nur zerteilen sich die strahlen ihres Geistes. – Aber meine Tage sind vergangen ich werde diesem Reich nicht dienen – Ist der Gemahl Ihrer Schwester Marie Graf Benzel? der Verfasser des Golde25 nen Kalbs? Er hat oft Geister – die wie in einem Amber Chinois erscheinen – ich kan aber den Faden seines Labirinth leicht finden. – Nochmahls Dank den allerxxxensten! für Ihre Bemühung und Andenken. Mit freundschaftlicher ergebenheit Charl von Kalb 30

316. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 6. Februar 1809 Weimar d 6 Febr 1809 Unser Briefwechsel war lange unterbrochen, oft wollte ich Ihnen schreiben, lieber Leo, allein da kein Brief mehr unerbrochen an seine Adresse komt so ließe ich es immer sein, denn Sie wissen ich spreche nur gerne von Herzen zu Herzen, und 5 mag nicht daß fremde Augen dazwischen kommen; nun aber ist mein Schweigen gebrochen, ich muß Ihnen ein Wort, ach! wäre es ein Wort des Trostes sagen – Sie haben viel, sehr viel an Ihrer guten Mutter verlohren, ich fühle es tief mit Ihnen, auch ich verlohr eine 2te Mutter in ihr, sie wollte mich künftigen Sommer besuchen, ich fürchte der Brief, wo ich ihr meine Freude darüber bezeugte kam erst 10 nach ihren Tod – Friede sey mit ihrer Asche – ihr Leben war freudenleer, die Abendröthe schien heiter, die lezte Zeit ihres Lebens war fast die schönste, sie ist glücklich hinüber gegangen in das Land der Liebe – Liebe war das so sie verlangte, geliebt zu werden ihr Glück, leider wählte sie nicht immer den Weg der dahin führt, jezt in den Land der Liebe, wird ihr die Palme nach welcher sie hinnie15 de. Schreiben Sie mir bald, der Schmerz des Verlustes bringder noch näher – Adio. Sie erhalten diesen Brief durch Ihren Vater weil ich Ihre Adresse nicht weiß.

An Karl Graf von Brühl, Wien, 7. März 1809

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317. An Karl Graf von Brühl, Wien, 7. März 1809 Weimar, 7. März. 9.

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Alter Freund! Seit 6. Monaten bin ich bei der östreichischen Miliz, seit 3. Tagen zum Hauptmann und Compagniechef bei dem 5ten Wiener Stadtbataillon avancirt, in 3. Tagen marschiren wir – die Anstrengungen sind ungeheuer, der Enthusiasmus unbeschreiblich, die furchtbarste Armee, welche diese Monarchie je besessen complett, alle Zeughäuser u. Magazine gefüllt, Gott wird uns nicht verlassen – ihr uns wol auch nicht, wenn der Moment da ist. Ich habe nicht früher geantwortet, weil ich durch Clary dich noch in S. wußte, jezt glaube ich dich in Berlin, und habe dahin eine Gelegenheit. Wer weiß, wann ich sie wieder habe, denn es wird heiß hergehn. Clary ist Major in Böhmen, u. geht heute ab – alles stürzt an die Gränzen, wer könnte zurückbleiben! Schreibe mir bald – deine Weise zu correspondiren habe ich inne – wo es möglich ist, werde ich antworten, denn es wird mir Bedürfnis sein, in den ernsten Stunden meiner Freunde zu gedenken. – Der Prometheus ruht nun natürlich. Fr. Schlegeln habe ich alle Mscpte übergeben, um die Fortsezung, sobald es thunlich, zu beginnen. – Ich bitte dich, meiner noch immer bei dem, jezt sehr kranken, Prediger an der Marienkirche, Dr. Koch liegenden Bücher dich zu erbarmen, und zu trachten, daß du sie bekommest. Friedr. Heinrich v. der Hagen, (Charlottenstrasse N.o 36.) kan dir’s Verzeichnis geben. Die 25f. habe ich erhalten. Lebe wohl, gedenke mein. Ewig Dein Leo. Adresse, durch Arnstein & Eskeles.

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An Karl Graf von Brühl, Wien, 7. März 1809

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An Karl Graf von Brühl, Wien, 7. März 1809

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An Karl Graf von Brühl, Wien, 7. März 1809

Leo von Seckendorf Korrespondenzen der Goethezeit Band 2

Leo von Seckendorf

Korrespondenzen der Goethezeit Edition und Kommentar Herausgegeben von Michael Grus

Band 2: Kommentar

Die Arbeit an der vorliegenden Edition wurde in den Jahren 2001–2005 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

ISBN 978-3-11-018911-7 e-ISBN (PDF) 978-3-11-025839-4 e-ISBN (ePub) 978-3-11-037335-6 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar © 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ? Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

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Inhalt Band 2 Editorischer Bericht fi VII Apparat/Kommentar fi 657 Chronologisches Verzeichnis der Briefe und Regesten fi 997 Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf fi 1103 Editorische Abkürzungen fi 1116 Abgekürzt zitierte Literatur fi 1117 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Archive und Bibliotheken fi 1118 Verzeichnis der Korrespondenten fi 1139 Namenregister fi 1141

Band 1 Einleitung fi 1 1

»hauptsächlich weitläufige Correspondenz« – Leo von Seckendorfs Stellung in der Literaturgeschichte fi 1

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Ein kluger Kopf an der Poetenschule – Zu Familie und Jugendzeit in Ansbach und Regensburg fi 10

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Die Revolution ins Stammbuch geschrieben – Das Studium 1792–1798 fi 20 3.1 Tübingen 1792 fi 20 3.2 Jena 1792–1794 fi 25 3.3 »Ein Wort zu seiner Zeit«. Studium in Göttingen 1796–1798 fi 32 4 Weimar 1798–1801 fi 39 4.1 Doppelter Hofdienst fi 39 4.2 »Ueberdem ist er ein blinder VerEhrer von dem Voßischen Sylbentreten« – Die »Blüthen griechischer Dichter« fi 46 4.3 Die Weimarer Taschenbücher fi 48

VI

5 5.1 5.2 5.3 5.4

Inhalt

Nach der Verbannung »aus dem Olymp« – Regensburg und Stuttgart 1801–1805 fi 66 Korrespondent in Regensburg fi 66 Der Ruf nach einem »Teutschen Percy« – Seckendorf und Gräter fi 78 Von der »Aurora« zum »Morgenblatt« – Umwege zu einem germanistischen Fachorgan 1804–1806 fi 83 Übersetzungen, Pläne und Projekte fi 93

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Einmischung in innere Angelegenheiten – Seckendorfs Verstrickung in die »Hochverratsaffäre« von 1805 fi 105 6.1 Voraussetzungen: Der Streit des Herzogs mit den Landständen fi 105 6.2 »s’inmiscer dans les affaires internes de gouvernement« fi 108 6.3 Verschwörung, Denunziation und Prozeß fi 115

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»Mit 30. Jahren ein neues Leben anfangen« – 1806–1808. Der Regensburger Musenalmanach fi 125

8 Die Zeitschrift »Prometheus« – 1808/09 fi 142 8.1 Von Regensburg über Weimar nach Wien fi 142 8.2 »Lokalhindernisse« – Die Auseinandersetzung mit Schreyvogels »Sonntagsblatt« fi 151 8.3 Der Verleger des »Prometheus«: Joseph Geistinger fi 157 8.4 Beiträger und Mitarbeiter fi 162 8.5 Der »Prometheus« – eine Bibliothek von Übersetzungen fi 169 8.6 Zwei Mitarbeiter: August Wilhelm und Friedrich Schlegel fi 173 8.7 Seckendorfs persönliches Umfeld in Wien fi 176 8.8 Das Scheitern der Zeitschrift fi 179 Briefe fi 187

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Editorischer Bericht Zur vorliegenden Ausgabe Die Briefausgabe enthält die überlieferte Korrespondenz von Leo von Seckendorf aus den Jahren 1782 bis 1809. Erfaßt wurden sämtliche in Archiven und Bibliotheken aufbewahrten Briefe sowie die in älteren Auswahleditionen gedruckt vorliegenden, im handschriftlichen Original heute nicht mehr ermittelbaren Briefe. Von den ermittelten, insgesamt 795 Briefen von und an Seckendorf werden in einer repräsentativen Auswahl 317 Briefe im Textband der vorliegenden Ausgabe im vollständigen Wortlaut abgedruckt, die übrigen werden in Regestform wiedergegeben. Briefe und Regesten sind jeweils chronologisch angeordnet; bei undatiert überlieferten Briefen ist das Datum erschlossen, wobei der Kommentar die zugrundeliegenden Kriterien angibt. Briefe, die über mehrere Tage oder einen längeren Zeitraum entstanden, werden nach dem Datum ihrer Beendigung eingeordnet. Sämtliche Briefe von und an Leo von Seckendorf sind in einem „Chronologischen Verzeichnis der Briefe“ erfaßt, das zugleich die Regesten der nicht in den Textband aufgenommenen Briefe enthält. Das „Verzeichnis der Korrespondenten“ bezieht sich auf die im Textband wiedergegebenen Briefe und ist unterteilt in Briefe von Seckendorf an verschiedene Adressaten (insgesamt 110 Briefe an 42 Empfänger) und Briefe an Seckendorf (207 Briefe von 77 Verfassern). Aufgrund der günstigen Überlieferungssituation diente in den meisten Fällen der handschriftlich überlieferte Originalbrief als Textgrundlage. Neben einigen nur im Druck bekannten Briefen wurden in wenigen Ausnahmefällen – handschriftlich überlieferte – Briefentwürfe herangezogen, deren spätere Reinschrift nicht bekannt ist. Eine weitere Besonderheit ergibt sich aus den Lebensumständen Seckendorfs, einige Briefe aus seiner Haft dürften, wie ihre Aufbewahrung unter den staatlichen Untersuchungsakten nahelegt, ihre Adressaten wohl nie erreicht haben; einige Briefe der Mutter Karoline von Seckendorf an ihren inhaftierten Sohn arbeiten mit fingiertem oder stellvertetendem Adressaten (Seckendorfs Bedienter Albert Förster).

Zur Textgestalt Die Brieftexte werden grundsätzlich unverändert nach der Textgrundlage unter Wahrung aller Eigentümlichkeiten und Uneinheitlichkeiten in den Schreibweisen und der Interpunktion der jeweiligen Briefschreiber wiedergegeben. Eingriffe des Herausgebers, in der Regel Korrekturen offenkundiger Schreibversehen, sind

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Editorischer Bericht

im Text durch spitze Klammern < > gekennzeichnet, der entsprechende Nachweis mit der Wiedergabe der Originallesart wird im Erläuterungsteil geführt. Dort finden sich gegebenenfalls auch Alternativvorschläge zu unsicheren Lesungen. Diese wurden im Text gekennzeichnet, einzelne unleserliche Wörter durch x… ersetzt. Abkürzungen, insbesondere von Personen- und Ortsnamen sowie Buchoder Zeitschriftentiteln, wurden, soweit dies zur Verstehbarkeit der Texte erforderlich schien, aufgelöst, der ergänzte Teil des Wortes kursiv gesetzt. Um die Eigentümlichkeiten der einzelnen Verfasser und deren äußerlichen Briefstil, etwa Schreibökonomie durch häufiges Abkürzen, zu wahren, wurde dabei auf wiederholte Ergänzung innerhalb eines Briefes in der Regel verzichtet. Grammatikalische Eingriffe erfolgten nur in wenigen Ausnahmefällen, um inhaltlichen Mißverständnissen vorzubeugen (vgl. die gelegentlich irreführende Schreibung der Konjunktion „denn“ als Relativpronomen „den“ in Briefen der Caroline von Egloffstein; im Text mit kursivierter Ergänzung: „denn“). Textverluste und -lükken durch Beschädigung der Handschrift werden durch spitze Klammern gekennzeichnet, Ergänzungen einzelner fehlender Wörter durch den Herausgeber erscheinen kursiv gesetzt in spitzen Klammern. Die Groß- und Kleinschreibung im Text folgt der Handschrift des jeweiligen Briefschreibers, in nicht lösbaren Zweifelsfällen, v.a. bei b/B, d/D, h/H, t/T, wurde nach heutiger Rechtschreibung entschieden, ebenso bei Unklarheit bei der Zusammen- oder Getrenntschreibung von Wörtern. Wortwertige Silben, die eindeutig getrennt geschrieben sind, blieben in jedem Fall getrennt. In der Handschrift unterstrichene Wörter erscheinen im Satz gesperrt, doppelt unterstrichene Passagen werden als Kapitälchen gesetzt. Postskripte und weitere Nachschriften an Seitenrändern eines Blattes werden am Schluß eines Brieftextes gedruckt.

Briefkommentar Der Kommentar enthält Angaben zur Überlieferung der Briefe und Erläuterungen zu den Brieftexten. Brieftext und zeitgenössische Zitate sind recte, Herausgeberkommentar kursiv gesetzt. Die Überlieferung enthält Angaben zum Aufbewahrungsort der dem Text zugrundeliegenden Handschrift, nach Möglichkeit mit Signatur, die Beschreibung des Überlieferungsträgers beschränkt sich auf Angaben zu Blattzahl und Format. Fehlt die Angabe einer überlieferten Handschrift, so ist der angegebene Druck (D) die Textvorlage (bzw. Druckvorlage für den Textband, DV). Ebenfalls angegeben sind frühere Drucke in den älteren SeckendorfBriefeditionen und Briefausgaben seiner Korrespondenten, auch Teildrucke (TD) und, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, einzelne Zitate in Monographien der

Profil des Seckendorf-Nachlasses und der Archivbestände

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Forschung. Sofern der Brief einen Empfängervermerk über den Eingang und evtl. die Beantwortung des Briefes enthält, wird dieser ebenfalls wiedergegeben. Lesarten sind in die Erläuterungen integriert. Eine Ausnahme bilden einige nur im Entwurf überlieferte Briefe von Ludwig Uhland, die eine größere Anzahl teilweise umfangreicher Varianten enthalten, längere gestrichene oder im Verlauf einer längeren Abfassungszeit vom Verfasser hinzugefügte Ergänzungen oder erläuternde Marginalien. Erschlossene Datierungen und ggf. Adressaten werden zu Beginn des Stellenkommentars begründet, Angaben zu wenig bekannten Briefempfängern oder -verfassern erfolgen in den ersten Erläuterungen.

Regesten und Briefverzeichnis Die Regesten wurden in das Gesamtverzeichnis der Briefe (Nr. 1–795) integriert. Die fortlaufende Numerierung erfolgt, wie die Anordnung der im Textband gedruckten Briefe, chronologisch, d.h. Briefe von und an Seckendorf im Wechsel. Ein weiteres alphabetisches „Verzeichnis der Korrespondenten“ ist dagegen unterteilt in Briefe von und an Seckendorf. Die im Textband abgedruckten Briefe sind eigens numeriert, ihre jeweilige Brief-Nummer (Nr. 1–317) stimmt mit der des Gesamtverzeichnisses daher nicht überein. Der Regestenkopf enthält Angaben zur Überlieferung (Aufbewahrungsort der Handschrift mit Blattzahl oder zugrundeliegender Druck sowie ggf. weitere Drucke). Die zusammenfassenden Informationen zum Briefinhalt selbst sind hier, anders als im Stellenkommentar, recte gesetzt; Zitate aus den Briefen werden, wie in der Einleitung, in Anführungszeichen geboten. Nicht vollständig verzeichnet wurde Seckendorfs amtliche Korrespondenz mit seinem Dienstherrn Friedrich II. von Württemberg und dem Staatsminister Ernst Levin von Wintzingerode; auf die inhaltliche Wiedergabe der Schreiben, die im wesentlichen Fragen der Einquartierung württembergischer Gesandter in Regensburg behandeln, wurde verzichtet. Ein zur Darstellung seiner beruflichen Laufbahn geeigneter Brief Seckendorfs an den württembergischen Herzog wurde jedoch in den Textband aufgenommen.

Profil des Seckendorf-Nachlasses und der Archivbestände Der gesamte schriftliche Nachlaß Leo von Seckendorfs umfaßt etwa 1075 Handschriften. Darunter sind, die im Württembergischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrte amtliche Korrespondenz eingerechnet, über 800 Briefe von und an Seckendorf, von 12 Briefen, deren Verbleib unbekannt ist, wurden Drucke bzw. Teildrucke ermittelt.

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Editorischer Bericht

Das handschriftliche Material ist im Besitz von (wenigstens) fünfzehn verschiedenen Sammlungen, wobei das Hölderlin-Archiv der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart mit dem Familiennachlaß über den Hauptanteil (730 Nummern) verfügt. Weitere bedeutende Teilnachlässe bzw. Bestände befinden sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar, in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden und im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

1. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart (WLB) Der insgesamt 730 Nummern, überwiegend Briefe, umfassende Nachlaß von Leo von Seckendorf in der WLB (Sign. Cod.hist. 4o 736) besteht, von einem etwa 250 Stücke umfassenden Posten von Briefen an den Vater Christoph Albrecht von Seckendorf abgesehen, vor allem aus Briefen an Leo von Seckendorf. Hinzu kommt eine Sammlung (knapp 40 Handschriften) von literarischen Programmen, Autoren- und Honorar-Listen sowie weiteren Kalkulationen, die den Wiener „Prometheus“ (1808) und andere literarische Projekte betreffen. Ferner gehören etwa 90 Stammbuchblätter dazu sowie einige Drucke, darunter drei Buchveröffentlichungen Seckendorfs, vermutlich aus ehemaligem Besitz des Autors (handschriftliche Notizen). Schließlich zählen 40 Briefe des Hofmeisters und Erziehers von Seckendorf, Johann Wilhelm Grosgebauer, an Leos Vater zum Stuttgarter Nachlaß. Kennzeichnend für diesen mit Abstand größten Nachlaßteil ist, neben dem Vorhandensein einzelner Briefe besonders namhafter Korrespondenten (Hölderlin, Jean Paul, J. G. Herder), der Bestand einiger größerer Einheiten von bis zu etwa 30 Briefen von Personen, mit denen Seckendorf fachlich oder freundschaftlich besonders eng verbunden war wie Karl August Böttiger und Karl Graf von Brühl. Während zu diesen beiden Korrespondenzpartnern Seckendorfs Antwortbriefe überliefert sind (in Dresden), konnten zu den in Stuttgart erhaltenen größeren Konvoluten von Christian von Benzel-Sternau, Augusta von Kalb, Friedrich Majer und Marie von Seckendorf die entsprechenden Gegenbriefe nicht ermittelt werden; auch zu den zahlreichen Briefen Carl Bertuchs fanden sich nur einige wenige Antwortschreiben Seckendorfs.

Profil des Seckendorf-Nachlasses und der Archivbestände

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2. Sächsische Landesbibliothek Dresden (SLB) Der Seckendorf-Bestand der SLB umfaßt insgesamt 41 Briefe von Seckendorf aus den in Dresden aufbewahrten Nachlässen von Karl August Böttiger und Karl Graf von Brühl. Beide Nachlaßteile, zwölf Briefe an Böttiger, 29 an Brühl, bilden das Pendant zu den Sammlungen von Gegenbriefen an beide Autoren, die sich im Hauptnachlaß in der Stuttgarter WLB befinden.

3. Goethe- und Schiller-Archiv der Stiftung Weimarer Klassik (GSA) Der Schwerpunkt des Weimarer Teilnachlasses besteht aus Autographen mit Weimar-Bezug. Er enthält sechs Briefe Seckendorfs an Goethe, die dessen Mitarbeit am „Taschenbuch von Weimar“ und am „Prometheus“ betreffen (1800 und 1807/08); diese und andere literarische Projekte sind auch Gegenstand vereinzelter Briefe Seckendorfs an Achim von Arnim, Friedrich Justin und Carl Bertuch sowie an Falk und Gräter. Für das gesellschaftliche und gesellige, das familiäre und berufliche Umfeld am „Weimarer Musenhof“ stehen einige Briefe des späteren Kanzlers Friedrich von Müller und der Hofdame Luise von Stein, vor allem aber ein größerer Bestand von insgesamt 35 Briefen von Caroline und Henriette von Egloffstein. Einige weitere Handschriften-Konvolute, darunter umfangreiche Sammlungen von Entwürfen, Übersetzungen, Volksliedern und anderen Gedichten, z.T. von fremder Hand, gehören ebenfalls zum Weimarer Nachlaß und können als Teile eines Redaktionsarchivs des Almanachherausgebers verstanden werden. Darüber hinaus verkörpert ein etwa 80 Blatt umfassender Bestand von Exzerpten und Prosa zu literarhistorischen Gegenständen wohl Vorarbeiten zu geplanten eigenen Veröffentlichungen (in Zeitschriften bzw. als wissenschaftlicher Kommentar zum Projekt eines „Teutschen Percy“; vgl. die Korrespondenz mit Arnim und Uhland).

4. Deutsches Literaturarchiv Marbach (DLA) Die etwa fünfzehn Briefe und Briefentwürfe von und an Seckendorf stammen überwiegend von Autoren aus dem süddeutschen Raum oder sind an diese gerichtet (Uhland, Kerner, Koelle, Haug, Cotta). Davon sind Briefe der Dichter der schwäbischen Romantik in älteren Ausgaben bereits ediert. Insbesondere die schwer entzifferbaren, trotz ihres Umfangs fragmentarischen Briefentwürfe des jungen Ludwig Uhland bedurften jedoch einer revidierten, um eine Verzeichnung der Varianten ergänzten Wiedergabe.

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Editorischer Bericht

5. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HSTA) Zwischen Februar und Oktober 1805 befand sich Seckendorf infolge einer Intrige am württembergischen Hof in Haft auf der Stuttgarter Solitude und dem Hohen Asperg. Die im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Hochverrats erstellten Verhörprotokolle befinden sich heute im HSTA. Zu dessen Beständen gehören ebenfalls die in dieser Zeit an Seckendorf gerichteten und von ihm geschriebenen, aufgrund dieses Aufbewahrungsortes (unter den amtlichen Verhörakten) vermutlich nicht abgegangenen Briefe. Neben zahlreichen (etwa 65) amtlichen Schreiben aus der Zeit vor der Verhaftung (an und von Friedrich II. von Württemberg und den Minister Wintzingerode) existieren Briefe des befreundeten Isaac von Sinclair, der Seckendorfs Schicksal teilte, ferner der Eltern (z.T. formal an Seckendorfs Diener Albert Förster gerichtet), die über die Begleitumstände der Festungshaft Auskunft geben, sowie Briefe aus den damals von der staatlichen Untersuchungskommission konfiszierten Papieren (etwa von Wilhelm von Wolzogen), die Seckendorf später nicht zurückgegeben wurden. Weitere Briefe von und an Seckendorf befinden sich in folgenden Sammlungen: Biblioteka Jagiellonska Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung) Stadt- und Landesbibliothek Dortmund Goethe-Museum Düsseldorf Landesbibliothek Eutin Freies Deutsches Hochstift Frankfurt a. M. Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Landesbibliothek Kiel Bayerische Staatsbibliothek München Österreichische Nationalbibliothek Wien Stadt- und Landesbibliothek Wien

Die vorliegende Edition entstand im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft »Leo von Seckendorf – Literaturvermittlung um 1800« unter der Leitung von Mathias Mayer, Universität Augsburg. Prof. Dr. Mayer, der die Bedeutung Seckendorfs als Vermittler und Multiplikator im literarischen Betrieb der Goethezeit erkannt und die Bereitstellung seiner umfangreichen Korrespondenz für die Forschung in die Wege geleitet hat, gilt mein besonderer Dank für die intensive Betreuung des Projekts. Für bedeutende Vorarbeiten bei der Erfassung der Korrespondenz in Bibliotheken und Archiven danke ich ihm ebenso wie Dr. Helmuth Mojem (Deutsches Literaturarchiv Marbach), der die im Württem-

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bergischen Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufbewahrte dienstliche Korrespondenz Seckendorfs und weiteres Material zum Hochverratsprozeß 1805 gesichtet und zusammengetragen hat. Für die freundliche Genehmigung zur Bearbeitung und Auswertung des umfangreichen ehemaligen Familiennachlasses danke ich der Württembergischen Landesbibliothek Suttgart, insbesondere Marianne Schütz und Dr. Jörg Ennen vom Hölderlin-Archiv der WLB sowie der Leiterin der Handschriftenabteilung Dr. Kerstin Losert und ihrem Vorgänger, Prof. Dr. Felix Heinzer; für die gute Betreuung während meiner Arbeit in Stuttgart danke ich außerdem Magdalene Popp-Grilli ganz herzlich. Ebenso danke ich den genannten Institutionen für die Erlaubnis zur Publikation der von ihnen aufbewahrten Briefe von und an Leo von Seckendorf. Für die Umsetzung des Druckmanuskripts der Edition danke ich den Mitarbeitern des Verlags Walter de Gruyter, insbesondere Dr. Manuela Gerlof und Susanne Rade für ihre intensive und geduldige Betreuung. Meiner Frau Ewa schließlich danke ich für die liebevolle Geduld und Unterstützung, die sie mir während der gesamten Arbeit an diesem Buch gegeben hat.

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Editorischer Bericht

Apparat / Kommentar

An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 16. Mai 1792

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1. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 16. Mai 1792 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,65 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl. 4o Empfängervermerk: B. den 23ten – D: Hölderlin, StA 7.1, S. 428f. (TD) Erläuterungen 20f. l’hombre: Kartenspiel; in Spanien erfunden, breitete es sich im 17. Jahrhundert über den französischen Hof in Europa aus. 37 Vetter: Karl August Gottfried v. Seckendorf (1747–1823), württembergischer Geheimrat und Oberhofmeister am Collegium illustris zu Tübingen (vgl. Rechter, Seckendorff, S. 247). 39 Professor Gaab: Johann Friedrich Gaab (1761–1832), evangelischer Theologe, seit 1788 Repetent an der Universität Tübingen, ab WS 1792/93 als außerordentlicher Professor der Philosophie im Vorlesungsverzeichnis geführt, las aber evtl. bereits ab Sommersemester 1792 (vgl. Jacobs, Revolution, S. 62 und 65; Eisenbach, S. 413). 41 Fechtstunde: 1792 war an der Tübinger Universität ein zweiter Fechtmeister eingestellt worden (vgl. Klüpfel, S. 277f.). 41 Jus naturae bei Pr. Dafinger: Friedrich Wilhelm Tafinger (1760–1813), 1786–1788 und 1790–1813 Professor der Rechte in Tübingen, war bestrebt, „namentlich die Kantische Philosophie zur Ausbildung des Naturrechts zu benuzen“ (Eisenbach, S. 286; vgl. auch Klüpfel, S. 258). 41 Institutionen bei Hofaker: Carl Christoph Hofacker (1749–1793), Jurist, hielt seit 1771 Vorlesungen an der Universität Tübingen. Aus seinen 1773 veröffentlichten, 1785 in veränderter Auflage erweiterten Institutiones juris romani methodo systematica adornatae ging das „in damaliger Zeit vielleicht (…) beste“ Lehrbuch der Pandecten hervor: Principia Iuris Civilis Romano-Germanici, 3 Bde., Tübingen 1788/98 (Bd. 2 und 3 hg. v. Christian Gottlob Gmelin; Zitat: Klüpfel, S. 248). 42f. Logik bei Pr. Abel: Jakob Friedrich Abel (1751–1829), der Lehrer und Freund Schillers, war zunächst ab 1772 Professor der Philosophie an der herzoglichen Militärakademie (militärischen Pflanzschule) auf der Solitude, ab 1790 auf dem Lehrstuhl für Logik und Metaphysik in Tübingen. Die Durchführung einer privatim gehaltenen Logik-Vorlesung ist nach den Tübinger Universitätsakten für das Winterhalbjahr 1792 bezeugt (abgedruckt bei Jacobs, Revolution, S. 131). 43f. Repetitorium über die Institutionen: Im Vorlesungsverzeichnis kein Name angegeben. 45f. christliche Moral bei Pr. Flat: Johann Friedrich (v.) Flatt (1759–1821), Moraltheologe der sog. Älteren Tübinger Schule, seit 1785 außerordentlicher Philosophieprofessor an der Tübinger Universität, im Sommersemester 1792 las er erstmals an der theologischen Fakultät. Bei Flatt, dessen Veranstaltungen sich eines überdurchschnittlichen Zuspruchs erfreuten, hörte im Juni 1792 auch Hölderlin; vgl. dessen Brief an die Schwester Heinrike vom 19. oder 20. Juni 1792, Hölderlin, StA 6.1, S. 77. Flatt las 1787–92 als erster an der Tübinger Universität über Kant. Seine Vorlesungen über christliche Moral wurden 1823 von J. C. F. Stendel herausgegeben (vgl. Jacobs, Revolution, S. 62 und 67; NDB 5, S. 223f.).

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An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 16. Mai 1792

48 Gmelin: Christian Gottlieb (Theophil) Gmelin (1749–1818), unter dessen Prorektorat Seckendorf sich an der Universität immatrikulierte (vgl. Matrikel Tübingen, S. 355), war Professor des Zivilrechts und der juridischen Praxis in Tübingen (vgl. ADB 9, S. 266; Ersch/ Gruber 70, S. 392f.). Gemeint ist möglicherweise aber auch der ebenfalls als Professor der Rechte in Tübingen lehrende Christian v. Gmelin (1750–1823), der zuvor in Erlangen hauptsächlich Pandekten, Institutionen und Rechtsgeschichte lehrte (vgl. Ersch/Gruber, ebd., S. 391f.) und während Seckendorfs Studienzeit in Tübingen die Aufsicht über dessen finanzielle Angelegenheiten wahrnehmen sollte. 53 Mechanikus Hahn: Philipp Matthäus Hahn (1739–1790), der evangelische Theologe betrieb als Pfarrer in Onstmettingen, ab 1780 in Echterdingen, nebenbei eine mechanische Werkstatt mit mehreren Angestellten, die sich v.a. auf die Anfertigung von (astronomischen) Uhren verlegte – sie „wird als die Keimzelle der heutigen württ. feinmechanischen Industrie angesehen“ (vgl. NDB 7, S. 496f., hier: S. 497). Der im väterlichen Betrieb mitarbeitende Sohn Christian Gottfried Hahn (geb. 1769) war später Hofmechanikus in Stuttgart und Berlin, bevor er nach Amerika auswanderte. 54f. Storr (…) Naturalienkabinet: Gottlob Konrad Storr, seit 1774 Professor für Botanik und Chemie in Tübingen, 1784 wurde ihm ein Lehrstuhl für Naturgeschichte eingerichtet. Auf Anordnung Herzog Karls wurde Storrs bedeutende, durch aufwendige Ankäufe noch erweiterte naturkundliche Sammlung im Collegium illustre an der Südseite des Schlosses untergebracht (vgl. Eisenbach, S. 532; Klüpfel, S. 511). 56 Wendeltreppen: Einschalige Konchilie, auch Architekturschnecke (vgl. DWb Ndr. 28, Sp. 1759). 60f. öffentliche Bibliothek: Die ab 1562 errichtete, durch die Vereinigung mit der Bibliothek der philosophischen Fakultät (1769/76) und anderen Sammlungen bedeutend erweiterte Tübinger Universitätsbibliothek stand an „öffentlichen Lesetagen“ auch nicht der Universität angehörenden Nutzern offen (vgl. Eisenbach, S. 462 und 465f.). 63 Observatorium: Ein Observatorium wurde 1752 unter Herzog Karl im nordöstlichen Eckturm des Schlosses errichtet und 1785 wiederum neu angelegt. Eine Erweiterung mit eigenem Zimmer für astronomische Beobachtungen und eine Wohnung für den Professor der Astronomie fand erst 1800 statt (vgl. Eisenbach, S. 540; Klüpfel, S. 510). 67 der Herzog und die Herzogin: Herzog Karl Eugen (1737–1793) und Herzogin Elisabeth, eine Tochter der Markgräfin Wilhelmine v. Bayreuth, der Schwester Friedrichs des Großen. 75 Mömpelgarder: Die Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard) gehörte zu den wenigen Außenbesitzungen des Herzogtums Württemberg und entsandte ein Kontingent an Studenten ins Tübinger Stift (vgl. Handbuch baden-württembergische Geschichte, S. 242; Adolf Beck, Aus der Umwelt des jungen Hölderlin. Stamm- und Tagebucheinträge, in: Hölderlin-Jahrbuch 1947 [Tübingen 1948], S. 18–46, hier: S. 41). 81f. die Hern Stipendiaten (…) ewigen Händel: Vgl. Hölderlin, StA 7.1, S. 430. 84 Ihres Briefes: Nicht bekannt. 93f. meiner Rede: Die Freuden des Wiedersehns der Freunde nach dem Tode / schildert in seiner den 11. April auf dem grössern Hörsaal des Regensburgischen Gymnasiums gehaltenen poetischen Abschiedsrede Franz Karl Leopold Freyherr von Sekendorf. Regensburg, 1792 (Privatdruck).

Von Ernst Adolf Heinrich Wechmar, Erlangen, 18. Januar 1793

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2. Von Ernst Adolf Heinrich Wechmar, Erlangen, 18. Januar 1793 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,485 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Erläuterungen Verfasser: Der spätere königlich württembergische Kammerherr und Oberschloßhauptmann in Ludwigsburg Ernst Adolf Heinrich v. Wechmar (1775–1854) gehörte zu Seckendorfs Regensburger Jugendfreunden. In der Matrikel der Universität Erlangen ist der Beginn seines Studiums auf den 8. Mai 1792 datiert. Nicht überprüft wurde „das Stammbuch eines Erlanger Studenten Namens Wechmar mit Einträgen aus den Jahren 1793 bis 1797“, das sich im Besitz des Historischen Vereins für Mittelfranken befindet (vgl. Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken 56, 1909, S. VI; Matrikel Erlangen, S. 530). 2 Deinen Brief: Nicht bekannt. 19 Markgräfin: Sophia Carolina, die Witwe des 1769 verstorbenen Markgrafen Friedrich Christian v. Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth. Nach seinem Tod fiel die Markgrafschaft an die Ansbacher Linie mit Markgraf Christian Friedrich Karl Alexander, der im Dezember 1791 zugunsten Preußens auf die Regentschaft verzichtet hatte. Vgl. auch Allgemeine deutsche Bibliothek 1792, Bd. 108, 2. St., S. 574–576, hier: S. 576: Junge von Adel haben an dem dasigen Hof der verwittheten Markgräfin Zutritt (Rez. von Johann Georg Friedrich Papst, Gegenwärtiger Zustand der Friedrich Alexanders Universität zu Erlangen, Erlangen 1791). 31 Milady Hay: Nicht ermittelt. 50 Der H von Wechmar, dessen du erwähnst: Wahrscheinlich Karl August v. Wechmar (1775–1811), der Sohn des waldeckschen Geheimrats und Kammerpräsidenten Friedrich Albert (Albrecht) v. W. (1746–1813), Herr auf Roßdorf und Vormund der Schwestern Charlotte und Eleonore v. Kalb. K. A. v. Wechmar, der später als Oberst- und Reisestallmeister in Meiningen mit Jean Paul korrespondierte, gehörte schon zu Seckendorfs Regensburger Jugendfreunden und studierte zeitweise mit diesem gemeinsam in Jena und Göttingen (vgl. Scheidel 1885, S. 9; Seelig, S. 16; Jean Paul SW III.4, S. 334; Matrikel Erlangen, S. 530). 50 Neve: In der Hs. Nevea. 54 H von Herda zu Brandenburg und Eisenach: Wohl Ludwig v. Herda zu Brandenburg (um 1767–1839?), der Sohn des Kammerpräsidenten in Eisenach, Karl Christian v. Herda zu Brandenburg (1726/28–1802); vgl. auch Majer an Seckendorf, 14. Juni 1802. 57 Hartlaub: Albert Friedrich August Hartlaub (geb. 1770/71), Jurastudent in Erlangen seit dem 9. Mai 1791 (vgl. Matrikel Erlangen, S. 225). 58 Auernhammer: Emerich Jakob Aurnhammer (1772–1817), Seckendorfs Jugendbekannter aus Regensburg und später Beiträger zu dessen Regensburger Musenalmanach, wurde am 23. April 1792 als Student der Rechtswissenschaften an der Universität Erlangen immatrikuliert (Matrikel Erlangen, S. 11). 58 Oppermann: Christian Heinrich Oppermann (geb. 1772), immatrikuliert an der medizinischen Fakultät der Universität Erlangen am 9. Mai 1791; später Arzt in Regensburg und Mitglied der botanischen Gesellschaft ebd. (vgl. Matrikel Erlangen, S. 355). 59 Lange: Wahrscheinlich Johannes Heinrich Lange (etwa 1773-nach 1843), später Fürstlich Thurn- und Taxisscher Hofrat und Hofmedikus in Regensburg; an der Universität immatrikuliert am 23. April 1792 vgl. Matrikel Erlangen, S. 280).

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Von Unbekannt, Berlin, 17. April 1793

62 Stuckenberg: Nicht ermittelt. 63 Brutum: Dummkopf; von lat. brutus, schwerfällig, dumm. 71f. Toussaintianer und Holtkeslerianer: In Fikenschers Geschichte der Universität Erlangen (vgl. folgende Erl.) findet sich keine namentliche Nennung studentischer Bünde, die Lesung Holtkeslerianer ist unsicher. Möglicherweise eine studentische Verbindung, die sich nach François-Dominique Toussaint L’Ouverture (um 1743–1803) benannte, dem Anführer im haitianischen Bürgerkrieg, der 1793/94 zur in der zeitgenössischen Publizistik viel beachteten Befreiung der Sklaven im französischen Teil der Insel (Santo Domingo) führte. Von Seckendorfs Interesse an einer verwandten Thematik zeugt seine privat gedrucke Gymnasialrede Das Schreckliche und Niederträchtige des Negersklavenhandels (…) den 8ten April 1791 (vgl. Publikationsverzeichnis). 78 Prorector (…) Duelle: Über alkoholische Exzesse, Schwärmerey und Schlägerey in der Erlanger Studentenschaft vgl. die zeitgenössische Beschreibung von Georg Wolfgang Augustin Fikenscher, Geschichte der Königlich Preussischen Friederich-Alexanders-Universität zu Erlangen, Coburg 1795, S. 357ff. Prorektor war zu diesem Zeitpunkt Johann Burkhard Geiger (vgl. ebd., S. 461). 81 Wangenheim: Karl August Freiherr v. Wangenheim (1773–1850) aus Gotha. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Jena und Erlangen seit 1806 im württembergischen Staatsdienst, zunächst als Präsident der Oberfinanzkammer, 1816/17 Kultusminister.

3. Von Unbekannt, Berlin, 17. April 1793 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,483 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Verfasser Der nicht identifizierte, mit einem Namenskürzel, A-r-ss (Lesung unsicher), unterschreibende Verfasser stammt, wie aus einem weiteren Brief aus dem Seckendorf-Nachlaß der WLB hervorgeht, offenbar aus Seckendorfs Regensburger Bekanntenkreis. In diesem, am 6. April 1792 ebenfalls aus Berlin abgesandten Brief gibt er sich als Bediensteten oder Begleiter eines nicht genannten Ministers zu erkennen und vergleicht seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort mit St. Petersburg, aus dem er im vorausgegangenen Winter zurückgekehrt sei: Ich logiere in dem Hause meines Ministers, habe 2 große Zimmer, die ich mir jezt auf meine Kosten niedlich ausmeublirt habe. Ich werde durch die Livree des Grafen bedient und speise immer, wenn er zu Hause ist, mit. Es gehet keine Woche hin, wo nicht große Diners sind, gewöhniglich das corps diplomatique oder Fremde. Berlin ist eine sehr hübsche Stadt, allein die Sitten sind hier außerordentlich verdorben; man kann hier mit recht sagen l’on est vieux à vingt ans, libertin à soixante. Des Nachts durchlaufen dienstfertige Nymphen schaarweise die Straßen, die nur auf einen Winck, auf ein Räuspern etc. etc. warten, um jedem zu folgen, der gerne das Bette hüten will. Die Vorsicht, die man hier gebrauchen muß, ist außerordentlich. (Lezthin wurde eine dieser Damen eingezogen; man frug sie, ob sie venerisch sey? nein, antwortete sie, in aller Unschuld: ich bin lutherisch.) (Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,481)

Von Unbekannt, Berlin, 17. April 1793

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Erläuterungen 3 Ihren poetischen Brief: Nicht bekannt. 5f. licenti< > (…) : Text durch Tintenfleck verdeckt. 11 Wielands Abderiten: Der zuerst zwischen 1774 und 1778/80 im Teutschen Merkur veröffentlichte Roman Die Abderiten. Eine sehr wahrscheinliche Geschichte (1781 unter dem Titel Geschichte der Abderiten, 2 Bde., Leipzig). 14 Sarras: Säbel mit schwerer Klinge. 17 Hohenthal: Wohl ein Sohn des Konferenzministers und kursächsischen Komitialgesandten am Regensburger Reichstag Peter Friedrich Graf v. Hohenthal-Dölkau (1735–1819; vgl. Seckendorf an Brühl, 15. Januar 1801). 30 des großen Friedrichs: Friedrich II. (der Große) v. Preußen starb am 17. August 1786 in Sanssouci im Sessel sitzend in seinem Arbeits- und Schlafzimmer. Gegen den testamentarisch verfügten Willen des Verstorbenen ließ ihn sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. nicht in einer zu dessen Lebzeiten angelegten Gruft in Sanssouci, sondern in der Potsdamer Hof- und Garnisonkirche beisetzen (vgl. Hans-Joachim Giersberg, Die Ruhestätte Friedrichs des Großen zu Sanssouci, Berlin 1991, S. 48–50). 45f. Barts mit der eisern Stirn: August v. Kotzebue, Doctor Bahrdt mit der eisernen Stirn, oder Die Deutsche Union gegen Zimmermann. Ein Schauspiel in vier Aufzügen, von Freyherrn von Knigge, o. O. (Grätz) 1790. Kotzebues anonym veröffentlichtes Pasquill galt der Verteidigung des Kotzebue-Verehrers Johann Georg Zimmermann (1728–1795), der in eine literarische Fehde mit verschiedenen Aufklärern, darunter der Theologe Karl Friedrich Bahrdt (1741–1792), die Berliner Friedrich Nicolai, Johann Erich Biester, Friedrich Gedike u.a., verwickelt war (vgl. Mathes 1969, S. 252; Mathes 1970, S. 339 u. pass.). 47f. Epigramm (…) Zimmermann: Das erwähnte Epigramm findet sich nicht im Brieftext. Der nachfolgend erwähnte Eid auf J. G. Zimmermann als Verfasser geschah offenbar in satirischer Anspielung auf Kotzebues Verhalten in der Affäre um die von ihm unter dem Namen Adolf v. Knigges veröffentlichte Schmähschrift Doctor Bahrdt mit der eisernen Stirn. Kotzebue, der durch fingierte Briefe und von ihm veranlaßte Falschaussagen anderer den Verdacht lange von sich abzulenken bemüht war, hatte sich erst nach der Einleitung gerichtlicher Nachforschungen zu seiner Autorschaft bekannt. Eine öffentliche Erklärung dazu gab er erst im August 1793 ab (vgl. Mathes 1970, S. 353). 51 diesjährigen Götting. Musenallmanachs (…) von Kozebue p. 84: Das Zitat nahezu wörtlich (v. 1: Sprich für den Adel nicht …) aus: Poetische Blumenlese, aufs Jahr 1793. Göttingen bey Joh. Christian Dieterich, S. 84, unter der Überschrift: An einen gewissen nicht leicht zu errathenden. Aus dem Russischen. Vom selben pseudonymen Verfasser Menschenschreck stammt eine ganze Reihe weiterer Beiträge in diesem Göttinger Musenalmanach 1793.

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An Christoph Albrecht von Seckendorf, Jena, 18. September 1793

4. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Jena, 18. September 1793 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,104 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl.; Schluß fehlt. Empfängervermerk: B. den 26. – Datum 18t korrigiert aus 16t Erläuterungen 10 bei Püttern Der Jurist und Publizist Johann Stephan Pütter (1725–1807) war seit 1747 Professor der Rechtswissenschaften in Göttingen; vgl. auch Leo an Christoph Albrecht v. Seckendorf, 4. Februar 1796. 11f. Jus germanicum bei Hufeland: Der Staatsrechtler und Professor der Rechtswissenschaft in Jena Gottlieb Hufeland (1760–1817) unterrichtete nach dem im Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung gedruckten Vorlesungsverzeichnis im Wintersemester 1793/94 Das deutsche Privatrecht nach eigenen Dictaten (Nr. 92, 4. September 1793, zit. n. Neuper, Vorlesungsangebot, S. 276). 12 bei Walch: Die Alternativveranstaltung zu Hufeland bot der seit 1756 an der Universität Jena lehrende Jurist Karl Friedrich Walch (1734–1799) an: Das deutsche Privatrecht nach Selchow (Neuper, Vorlesungsangebot, S. 276). 12f. Canonicum bei Schröter: Ein Dozent Dr. Schröter (keine Daten ermittelt) las im Wintersemester Das Kirchenrecht nach Böhmer (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot, S. 275). 14 Feudale (…) bei Schnaubert: Der Titel der von Seckendorf in Erwägung gezogenen Veranstaltung des seit 1786 in Jena lehrenden Juristen Andreas Joseph Schnaubert (1750–1828) lautete: Das Lehnrecht nach Böhmer (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot, S. 275). 22 Prof. Stumpf: Der Wirtschaftswissenschaftler und Statistiker Johann Georg Stumpf (1749–1798) hatte eine Professur für Ökonomik und Statistik an der Universität Jena inne. Als propädeutische Veranstaltung gab er im Wintersemester 1793/94 eine Anleitung zu einer Uebersicht der sämmtlichen Cameralwissenschaften nebst der dazu gehörigen Bücherkunde (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot, S. 278). 25 Reinhold (…) nur noch diesen Winter: Karl Leonhard Reinhold (1758–1823), der Schwiegersohn Wielands, lehrte seit 1787 zunächst als außerordentlicher, ab 1792 als ordentlicher überzähliger Professor der Philosophie in Jena. Die Professur verdankte er seinen 1786 im Teutschen Merkur veröffentlichten Briefen über die Kantische Philosophie; einen ersten außerordentlichen Zulauf an Hörern, anfangs mehr als 400 Studenten, verschaffte ihm die im Sommersemester 1788 gehaltene Vorlesung über Wielands Oberon. Nachdem er im August 1793 einen Ruf nach Kiel erhalten hatte, hielt er in Jena am 24. März 1794 seine letzte, von den Studenten gefeierte Vorlesung (vgl. Geschichte der Universität Jena, I, S. 246f.; Leo v. Seckendorf an seinen Vater, Christoph Albrecht, 10. September 1794). 35f. Erziehungsanstalt in Schnepfenthal: Vgl. Leo v. Seckendorf an seinen Vater, 3. November 1798.

An Christoph Albrecht von Seckendorf, Jena, 10. September 1794

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5. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Jena, 10. September 1794 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,113 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: B. den 27 – 3 Dbl., 4o Erläuterungen 45 Herr Schmid: Schmidt aus Danzig, Bekanntschaft Seckendorfs in Weimar Ende 1793/94 (vgl. Seelig, S. 27). Wohl nicht der zur gleichen Zeit wie Seckendorf in Jena studierende Hölderlin-Freund Siegfried Schmid, der wie jener u.a. bei Hufeland, Reinhold und Karl Christian Erhard Schmid hörte (vgl. Waas, Schmid, S. 36ff.). 60 Eckard: Johann Ludwig v. Eckard (1732–1800), seit 1783 erster Professor der Rechte in Jena und Ordinarius der Juristenfakultät. Im Wintersemester 1794/95 las er Die Pandecten nach Hellfeld (nach dem im Intelligenzbl. der Allgemeinen Literatur-Zeitung gedruckten Vorlesungsverzeichnis, Nr. 104, 13. September 1794, vgl. Neuper, Vorlesungsangebot, S. 283). 61 Schnaubert: Andreas Joseph Schnaubert (1750–1825), nach Lehrtätigkeiten in Gießen und Helmstedt seit 1785 als Professor des Lehnsrechts und Hofrat in Jena, ab 1794 Mitglied der Juristenfakultät. Im Wintersemester 1794/95 las er Das deutsche Staatsrecht nach Pütter (Neuper, ebd.; vgl. auch Seckendorf an seinen Vater, 4. Februar 1796). 62 Mereau: Friedrich Ernst Karl Mereau (1765–1825), der erste Ehemann der Dichterin Sophie M., unterrichtete ab 1792 Diplomatik, später Jurisprudenz an der Universität Jena und war Bibliothekar an der Universitätsbibliothek. Seine von Seckendorf besuchte Veranstaltung im Wintersemester 1794/95 trug den Titel Anleitung zur aussergerichtlichen Praxis (Neuper, ebd.). 63f. Martens Précis (…) l’Europe: Das berühmte, in französischer Sprache geschriebene Standardwerk des seit 1783 in Göttingen lehrenden Völkerrechtlers Georg Friedrich v. Martens (1756–1821) Précis du droit des Gens moderne de l’Europe fondé sur les traités et l’usage, Göttingue 1789 (zuerst in lateinischer Sprache 1785 erschienen unter dem Titel Primae lineae juris gentium Europaearum practici). Die Lehrveranstaltung Positives europäisches Völkerrecht nach Martens verbunden mit praktischen Uebungen in französischer Sprache wurde ebenfalls von Mereau gehalten (Neuper, ebd.). 64 Camerale bei Sukkow: Von dem seit 1756 in Jena lehrenden Laurenz Johann Daniel Suckow (1722–1801), der sich vor allem als Mathematiker, Physiker und Chemiker einen Namen machte, erschien ein Lehrbuch zur Verwaltungswissenschaft: Die CameralWissenschaften nach dem Grund-Risse des Herrn Geheimen-Rath Darjes zum akademischen Gebrauch entworfen, Jena 21784. Suckows Lehrveranstaltung trug den Titel Cameralwissenschaften nach seinem Lehrbuch (Neuper, Vorlesungsangebot, S. 285). 70 seitdem Reinhold anfieng, hier Celebrität zu bekommen: Zu Karl Leonhard Reinhold vgl. Leo v. Seckendorf an seinen Vater Christoph Albrecht, 18. September 1793. 74 drei Matadors Reinhold, Schmid, und Fichte: Der evangelische Theologe und Pädagoge Karl Christian Erhard Schmid (1761–1812) unterrichtete 1784–1791 als Adjunkt der Philosophischen Fakultät der Universität Jena, dabei vertrat er die Lehre Kants bereits 1785 in einer Vorlesung über die Kritik der reinen Vernunft (an der theologischen Fakultät). Nach einer zwischenzeitlichen Professur in Gießen wurde er 1793 erneut nach Jena zum ordentlichen Professor der Philosophie berufen (vgl. Geschichte der Universität Jena 1,

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An Christoph Albrecht von Seckendorf, Jena, 10. September 1794

S. 245, 247). Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) erhielt 1794 den Ruf auf den Lehrstuhl Reinholds an der Jenaer Universität (ebd., S. 249; zu Reinhold vgl. Verweis in der vorigen Erl.). 82 nude: Eigentlich nudis verbis, in nackten, dürren Worten. 103 Reinholds Logik: Nicht Reinholds erst 1806 publizierter Versuch einer Kritik der Logik, sondern die in der Zeit von Seckendorfs Jenaer Studienaufenthalt (ab Wintersemester 1792/93) gehaltenen Lehrveranstaltungen Reinholds, Logik und Metaphysik (WS 1792/93 und WS 1793/94) und Logik und Metaphysik nach Dictaten (SS 1793; vgl. Neuper, Vorlesungsangebot, S. 270, 274, 277). 121 Ich werde (…) Vortheil: Ergänze „haben“. 124 in verba magistri: Auf des Meisters Worte. 130 Vertheilung der Familiengüter (…) meine beiden Onkels: Karl v. Seckendorf (1736–1796), bayreuthischer, später kurmainzischer Staatsminister, und Alexander v. S. (1743–1814), österreichischer Feldmarschallieutenant. 141 Herr von Egglofstein: Gottlob v. Egloffstein (1766–1815) gelangte 1787, nach dem Ende seines juristischen Studiums (in Jena und Erlangen) in den Hofdienst des weimarischen Herzogs Carl August. 1794 avancierte er zum Kammerherrn und Hofrat (zu Egloffstein vgl. auch seine Briefe an Seckendorf im vorliegenden Band). Egloffstein verwaltete die Finanzen Seckendorfs bei dessen Jenaer Studienaufenthalt (vgl. seinen Brief an Christoph Albrecht v. Seckendorf vom 16. April 1794, Hs. Weimar GSA 13/518, und weitere Briefe aus demselben Jahr). 147 Zeichnungen und Gemählde der Akademie: Die Weimarer Kunstschule, ab 1795 als Freies Zeicheninstitut in Weimar, ging zurück auf eine Initiative Friedrich Justin Bertuchs von 1774. Nach der Anstellung von Georg Melchior Kraus als Lehrer 1776 erhielt sie einen eigenen Raum für den Unterricht im Fürstenhaus, ab 1781 (bis 1807) war sie im Roten Schloß untergebracht. Alljährlich wurden Arbeiten der Schüler dieses für jeden kostenlos zugänglichen Instituts ausgestellt (vgl. Konrad Paul, Die ersten hundert Jahre 1774–1873. Zur Geschichte der Weimarer Mal- und Zeichenschule, Weimar 1996). 154f. Westermeier: Konrad Westermayr (1765–1834), der spätere Direktor der Zeichenakademie in Hanau, kam 1790 nach Weimar und wurde an der Zeichenakademie bei Johann Heinrich Lips in der Kunst des Kupferstichs unterrichtet. Die hier genannten, wahrscheinlich während der Plünderung Weimars durch die Franzosen 1806 zerstörten Arbeiten listet Westermayr offenbar in einem seiner Selbstbiographie angehängten Werkverzeichnis auf: Neapel, sein Hafen, der feuerspeiende Vesuv bei Mondschein, groß, nach einer Skizze in Aquarell gemalt mit großer Reinheit, besonders des Himmels, von ihm ausgeführt, sowie, unter den Kupferplatten, eine Sommernacht bei Mondschein (Art. Westermayr [Konrad], in: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und Künstler-Geschichte, vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1831. Von Dr. Karl Wilhelm Justi, Marburg 1831, S. 728–760, hier: S. 753; vgl. auch Thieme/Becker, Bd. 35, S. 449f.). Westermayr schuf auch den Kupferstich nach einer Zeichnung Raffaels, der als Frontispiz für Seckendorfs Neujahrs Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801 diente. 158f. Onkel (…) vom Schlag gerührt: Wahrscheinlich Karl v. Seckendorf, der älteste Bruder des Vaters, der 1796 starb. 181 Hermes nach Halle: Von den Zensurmaßregeln des evangelischen Theologen Hermann Daniel Hermes (1734–1807), der 1791 vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. zum Präsidenten der Geistlichen Immediat-Examenskommission berufen worden war, blieben auch die in Halle lehrenden Theologen August Hermann Niemeyer und Johann August Nösselt wegen ihrer neologischen Ausrichtung nicht verschont. Beide „wurden in

Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 7. April 1795

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scharfen Rescripten mit Cassation bedroht“. Als jedoch Hermes und Hilmer 1794 persönlich „zur Revision der theologischen Facultät in Halle erschienen, belehrte sie ein von Studenten aller Facultäten wider sie erregter Tumult, wie die akademische Jugend über diese Attentate auf die Lehrfreiheit dachte (…) schleunige Abreise (war) das einzige Mittel, größeres Unheil zu verhüten“ (ADB 12, S. 157). 185 Professor Fischer: Möglicherweise der bis 1775 am Pädagogium in Halle lehrende und anschließend als Rektor pädagogischer Einrichtungen in Halberstadt wirkende Gottlob Nathanael F. (1748–1800). Fischer war Mitarbeiter und Redakteur verschiedener literarischer und pädagogisch-aufklärerischer Zeitschriften. 195f. König die Erlaubnis (…) hundertjährigen Jubiläums: Die Hundertjahrfeier der 1694 gegründeten Universität Halle wurde vom preußischen Ministerium untersagt; vgl. das von Johann Christoph v. Wöllner unterzeichnete Königl. Preussische Rescript an die Universität Halle die Belustigung der Studenten betreffend vom 3ten Jul. 1794. / Von S. S. Friedrich Wilhelm etc. etc. Da der lezte ärgerliche Tumult und die grobe Beschimpfung der zur blossen Schulvisitation dort gewesenen Commissarien, Unsere allerhöchste Person zum gerechten und grossen Zorn gegen die ganze dortige Universität, wovon noch die traurigsten Folgen für dieselben zu befürchten stehen, gereizt hat, so hält sich unser Obercuratorium nicht berechtigt, die mindeste Erlaubnis zu den von euch unterm 1sten d. M. gemeldeten Belustigungen der dort Studirenden zu geben, es wäre denn, daß noch ante terminum die ersten Urheber und Rädelsführer, oder wenigstens einer von ihnen, ausgemittelt und zur gefänglichen Haft gebracht würde (Deutsches Magazin, Mai 1795, S. 528; vgl. auch August Hermann Niemeyer. Zur Erinnerung an Dessen Leben und Wirken. Hg. v. A. Jacobs und nach Dessen Tode vollendet von J. G. Gruber, Halle 1831, S. 380; zu Niemeyer vgl. dessen Brief an Seckendorf, 1. Oktober 1800).

6. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 7. April 1795 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: b. am 14t Sept. 1795. / li. o.: No. 1. Erläuterungen 11 Salis Gedichte: Johann Gaudenz von Salis-Seewis, Gedichte, gesammelt von seinem Freunde Matthisson, Zürich 1793, 2. Aufl. 1794. 12 Matthisson: Wohl die 2. oder 3., verm. Aufl. von Friedrich von Matthisson, Gedichte, Zürich 1791 bzw. 1794. 17 Ihr Schreiben: Nicht bekannt. 29f. auf der Redoute: Isaak v. Gerning berichtet in seinem Tagebuch von einer Redoute in Weimar am 30. Januar 1795 aus Anlaß des Geburtstages der Herzogin Louise v. Sachsen-Weimar-Eisenach (zit. nach Begegnungen 4, S. 125; ein kurzer Bericht auch bei Bissing, Helvig, S. 17f.). 30–35 Gedicht (…) Goethe (…) Denckmal gestiftet: Liegt nicht mehr bei, Zusammenhang nicht geklärt. 40f. Starcke (…) Silhouetten: Der in Weimar tätige Silhouettist F. E. Starck (Daten nicht bekannt), der mit Arbeiten von 1805 nachgewiesen ist, u.a. Porträts von Wieland

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Von Johann Isaak Gerning, Weimar, 11. Mai 1795

und Herzog Carl August in Sammlungen in Weimar und Düsseldorf (vgl. Thieme/Becker 31, S. 479). Der hier angesprochene Zusammenhang wurde nicht geklärt.

7. Von Johann Isaak Gerning, Weimar, 11. Mai 1795 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,462 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl. 8o Erläuterungen 6 Winter Kollegien: Gerning studierte im Winter 1794/95 Geschichte, Staats- und Rechtswissenschaften in Jena (zu Gernings Aufenthalten in Jena, Weimar und Ilmenau vgl. Dölemeier, S. 44, Götting, S. 114–117; vgl. auch Seckendorf an Gerning, 31. März/2. April 1797). 9 Heyne: Christian Gottlob Heyne (1729–1812), der klassische Philologe; seit 1763 an der Universität Göttingen als Professor der Eloquenz, Direktor des philologischen Seminars und Mitglied der Societät der Wissenschaften (vgl. ADB 12, S. 375–378). Heyne war Redakteur der Göttingischen Gelehrten Anzeigen; vgl. seinen Brief vom 25. Dezember 1800 an Seckendorf. 12 Fräulein Schwester: Julie. 21 Maro’s: Vergil. Ein Stammbuch Gernings mit Eintragungen Klopstocks und Seckendorfs wurde nicht ermittelt; kein entsprechender Eintrag im Reise-Stammbuch Gernings (Hs. FDH, Hs-5186). 22 Beyliegendes ad amicum: Gernings Gedicht Virgils Grab. An Heyne, das im JuliHeft des Neuen Teutschen Merkur abgedruckt wurde (7. St., 1795, S. 314–317; vgl. Seckendorf an Gerning, 31. März/2. April 1797). 24 in Archenholzs Minerva Merz 1 Nr.: Gernings Gedicht Deutschland (vgl. Seckendorf an Gerning, 31. März/2. April 1797). 27 Georgia Augusta: Seckendorf schrieb sich am 13. Januar 1796 an der Georg-AugustUniversität zu Göttingen ein (vgl. Leo an seinen Vater Christoph Albrecht v. Seckendorf). 32 Fichte: Fichte wohnte seit Ende April 1795 in Oßmannstedt, nachdem Jenaer Studenten sich zusammengerottet, Fichte’n ein Pereat gebracht und alle seine Fenster eingeschlagen hatten (Jens Baggesen an Karl Leonhard Reinhold, 13. Februar 1795, zit. nach Wielands Briefwechsel 12.2, S. 353). Auslöser der Kundgebungen waren Fichtes Angriffe gegen seinen unter den Studenten populären Vorgänger Reinhold in seinen Vorlesungen.

An Christoph Albrecht von Seckendorf, Göttingen, 4. Februar 1796

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8. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Göttingen, 4. Februar 1796 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,132 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Datum am 4ten unsicher, evtl. als 1ten zu lesen Empfängervermerk: erh. le 29. Febr. Erläuterungen 1 Göttingen: Seckendorfs Eintrag in der Matrikel der Universität Göttingen datiert auf den 13. Januar 1796: Franc. Car. Leop. L. B. a Seckendorf, Ansbach in Franken, jur., ex ac. Jena (Matrikel Göttingen, Nr. 17488, S. 360). 7 Mariengroschen: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts eingeführte und bis ins 19. Jahrhundert in Nordwestdeutschland verbreitete niedersächsische Groschenmünze, so genannt nach der Darstellung der Muttergottes im Münzbild. 12 Droit des gens bei Martens: Zu Georg Friedrich v. Martens Précis du droit des Gens moderne de l’Europe fondé sur les traités e l’usage, Göttingen 1789, vgl. Leo v. Seckendorf an seinen Vater Christoph Albrecht, 10. September 1794. 23f. Vetter Ompteda: Wohl ein Sohn des Staatsrechtlers und kurhannoverschen Komitialgesandten Dietrich Heinrich L udwig v. Ompteda (1746–1803), der gemeinsam mit Seckendorfs Vater, Lerchenfeld und Hohenthal am Regensburger Reichstag eine eigene, an den Interessen des Reichs ausgerichtete Fraktion bildete (vgl. NDB 19, S. 535). Die Matrikel der Universität Göttingen weist am 5. März 1796 die Einschreibung von W. v. Ompteda, Nienburg, jur. (a.a.O., Nr. 17497, S. 360) nach. 34 Römermonate: Ursprünglich Monatssold für das nach der Wormser Reichsmatrikel von 1521 aufzustellende Reichsheer, der sich zur außerordentlichen Reichssteuer für die Stände, bei der Aufstellung von Truppenkontingenten des Reichs, entwickelte. Die folgenden Angaben betreffen offenbar die von preußischer Seite forcierte Aufstellung eines Bundesheeres zum Schutz der norddeutschen Stände gegen das französische Expansionsstreben. Hardenbergs diesbezügliche Denkschrift vom 26. Januar 1796 (und der Aufruf des preußischen Kabinetts vom 15. Februar) zeitigte seitens der deutschen Fürsten zwar nur geringe Resonanz, führte jedoch zu einer polemischen Reaktion seitens des in österreichischen Diensten anonym bzw. unter dem Pseudonym Strengschwerd publizierenden Karl Glave-Kolbielski (vgl. unten, Erl. zu Kreuzschwerdische Schrift): Das kurbrandenburgische Votum über neu zu bewilligende Römermonate, dem kurfürstlichen Kollegio vorgelegt den 22. Jan. 1796. Und mit Bemerkungen herausgegeben von K. Graf v. Strengschwerd, Regensburg, 23. Jan. 1796 (vgl. auch Heigel, Geschichte, S. 206f.). 40 Der unter Wörth: Personelle Anspielung, unter Hinweis auf eine Lokalität in Regensburg (Promenade ‚Untere Wörth‘), nicht geklärt (vgl. Tschirch 1, S. 99). 44 Kreuzschwerdische Schrift: Versehentlich anstelle von Strengschwerdische Schrift. Gemeint ist eine der zahlreichen Flugschriften des unter wechselnden Pseudonymen, v.a. als Karl Graf v. Strengschwerd(t) publizierenden Karl Glave-Kolbielski (1752–1831): Beurtheilung des Schreibens, welches der regierende Herr Herzog von Braunschweig-Lüneburg den 30. September 1795 an den Herrn Grafen von Westphal zu Fürstenberg, kaiserlichen Gesandten beim niederrheinischen Kreise, erlassen hat. Von

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An Christoph Albrecht von Seckendorf, Göttingen, 4. Februar 1796

Karl Grafen von Strengschwerd. Regensburg, den 14. November 1795 (Pribram/Fischer, S. 57). Glave-Kolbielski polemisierte darin heftig gegen die Bereitschaft des Herzogs zu einem Separatfrieden mit Frankreich, u.a. mit der von Seckendorf beanstandeten Formulierung: (…) wir haben zu hohe Gefüle von unserm Vaterlande, um uns durch solche Fürsten in Nationunkelchen von Schweinfurtern, Kasselern, Ochsenhäusern und Wirtembergern auflösen zu lassen! (zitiert nach Pribram/Fischer, S. 58; vgl. auch die nachfolgenden Erl. und Seckendorf an seinen Vater, 16. September 1796). 48f. ersten Gutachten eines Komizialgesanden: Karl Glave-Kolbielski, Gutachten eines Kommitialgesandten über die Maasregeln, welche die Würde des hl. römischen Reiches gegen den Bon Karl August von Hardenberg erheischt, Regensburg, den 31. August 1795 (Nachweis Pribram/Fischer, S. 45). In der etwa zur gleichen Zeit wie die Epistel an den jungen Mann, die sich direkt an Leo v. Seckendorf richtet (vgl. die folgende Erl.), erschienenen Schrift griff der unter dem Pseudonym Strengschwerd publizierende Verfasser den mit Frankreich wegen eines Waffenstillstands verhandelnden Hardenberg scharf an und verlangte von der kaiserlichen Regierung, „ihn als einen Reichsverräter vor ein Reichsgericht“ zu stellen (ebd., S. 53; vgl. auch Tschirch 1, S. 96). 49 Epistel an den jungen Mann: Epistel an den jungen Mann, der an Teutschlands Reichsstände ein Wort zu seiner Zeit verfasset hat. Regensburg im August 1795 (vgl. Pribram/Fischer, S. 45 und 53f.; Tschirch 1, S. 94f.). Mit der 94 Seiten umfassenden Flugschrift reagierte Glave-Kolbielski auf den Aufruf An Teutschlands Reichsstände. Ein Wort zu seiner Zeit, 1795, in dem Leo v. Seckendorf „in sehr überschwänglicher Sprache (…) die Gefahren schildert, die von der Verzögerung des Friedens drohen“, und in dem er „zur Abwendung gefährlicher Ränke Österreichs den Ausschluß der Grafen und Prälaten aus der zu bildenden Friedensdeputation vorschlägt“. Glave-Kolbielski erteilte darin „dem angehenden Schriftsteller in väterlichem Tone allerlei scheinheilige Ratschläge“ und schlug „ihm die kitzlichsten Gegenstände zur Bearbeitung (vor), unter satirischer Nachahmung der schwülstigen Sprache des Gegners“ (Tschirch 1, S. 95). 53–55 Bemerkungen (…) Fragmente pp.: Die genannte, nicht nachgewiesene Schrift von Nostitz befaßte sich anscheinend vornehmlich mit einer anonym veröffentlichten, vermutlich von Johannes v. Müller verfaßten Broschüre: Fragmente In Beziehung auf die Königlich Preussische Erklärung an die allgemeine Reichsversammlung, in Betreff des zu Basel am 5ten April 1795 geschlossenen Friedens und die dawider erschienenen Anmerkungen eines Ungenannten, o. O. u. Verlag 1795 (vgl. aber Tschirch 1, S. 91, der die Publikation dem Geheimsekretär der Brandenburgischen Komitialgesandtschaft Kaufmann in Regensburg zuschreibt bzw. – in Anlehung an eine „Schmähschrift“ Glave-Kolbielskis – für eine Gemeinschaftsproduktion von Kaufmann, Christoph Albrecht v. Seckendorf, des hannoverschen Gesandten Dietrich Heinrich Ludwig v. Ompteda u.a. hält). 58 Kongres zu Bopfingen: Der Congreß zu Bopfingen. Im November 1795, o. O. (Mannheim) 1795. Ein Interesse an dieser satirischen, gegen Österreich gerichteten Flugschrift bekundete auch Goethe in einem Brief an Schiller vom 25. Juni 1796 (vgl. auch Tschirch 1, S. 98f.). 58f. Triplik in der Deputazionssache: Nicht ermittelt, gemeint ist evtl. eine weitere Broschüre, Rescript des Herrn Herzogs N. N. an seinen Comitialgesandten in Regensburg (…), d. 4. Nov. 1795 (vgl. Tschirch 1, S. 97). Triplik, in der Rechtswissenschaft die Antwort des Klägers auf die Gegenerklärung (Replik) eines Beklagten. 60 Abhandlung Sur les frontières: Nicht ermittelt. 63 Hofmeister vom jungen Tettau, Gunther: Der Begleiter von Franz Tettau (Lebens-

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daten nicht bekannt), des ‚schwachsinnigen‘ Stiefbruders von Caroline v. Egloffstein (vgl. Egloffstein, Zeugnisse, S. 243), konnte nicht ermittelt werden. 67 Marie: Leos jüngere Schwester Maria Anna v. S. 73 Prof. Leist: Justus Christian Leist (1770–1858). Der mit Christoph Albrecht v. Seckendorf bekannte Professor der Rechte (seit 1795) half Leo nach der Ankunft in Göttingen bei der Zusammenstellung seines Studienplans und erklärte sich später bereit, für den Vater ein juristisches Gutachten gegen die preußischen Ansprüche gegenüber der fränkischen Reichsritterschaft auszuarbeiten (vgl. Leo v. Seckendorf an seinen Vater, 15. Januar und 6. November 1796, Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,131 und 151; s. Regesten). 83 Pütter: Johann Stephan Pütter (1725–1807), der berühmte, bereits mit 21 Jahren zum Prof. juris extraordinarius berufene Göttinger Rechtslehrer. Seine Lehrveranstaltungen waren, mit bis zu 200 Hörern, die am meisten besuchten der Universität – „seinetwegen ging man nach Göttingen“ und es hat „kaum eine bedeutendere Regierungsstelle in den deutschen Landen gegeben, die nicht mit einem Schüler dieses Göttinger Professors besetzt gewesen ist“ (Selle, S. 108; vgl. auch ADB 26, S. 749–777). Als selbst praktizierender Hausmusiker begründete Pütter eine Reihe öffentlicher Konzerte in Göttingen. 89 Feder: Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) wirkte ab 1760 als Privaterzieher im fränkischen Neustadt und in Ansbach, wo er auch Gelegenheit (hatte) öfters mit am Hofe zu seyn und die benachbarten Edelleute, besonders die Seckendorffe in Obern- und UnternZenn zu besuchen (Georg Wolfgang August Fikenscher, Vollständige Gelehrten Geschichte der königlich preußischen Friedrich-Alexanders Universität zu Erlangen […] Erste – Dritte Abth., Nürnberg 1806, S. 177). Ab 1765 lehrte er als Gymnasialprofessor der Metaphysik und orientalischer Sprachen in Coburg, bevor er 1768 einen Ruf als Professor (bis 1797) der Philosophie nach Göttingen erhielt. 91 : Erg. d. Hg. 96 seinen Zirkel: Zu dem eher ruhigen studentischen Leben in Göttingen, das sich von dem in Jena unterscheide – Zu Jena (…) herrscht (…) ein literarischer Freicorpsgeist. Die Professoren mit ihrem Brotneid, und ihrer leidigen Suten und Systemsucht, die Studenten mit ihrer Wildheit vgl. die übereinstimmende Wahrnehmung Friedrich Koelles in einem Brief an Henry Crabb Robinson (27. Juni 1803, Marquardt, Robinson 1, S. 290; ausführlich zit. in Einl., Abschn. 3.3). 107 L’hombre: Kartenspiel, ursprünglich aus Spanien. 116 Martens: Georg Friedrich v. Martens, seit 1783/84 Professor des Natur- und Völkerrechts an der Universität Göttingen. Mit seinen „völkerrechtlichen Vorlesungen verband er praktische Uebungen und bearbeitete zu diesem Behufe für seine Zuhörer wichtige Fälle aus dem politischen Staatsrechte“. Seine „geradezu musterhaft geleiteten Praktika – wofür M. einen Grundriß (,Ebauche d’un cours diplomat. et polit.‘, Gött. 1796) fertigte – erfreuten sich lebhafter Theilnahme“ (ADB 20, S. 462; vgl. auch Leo v. Seckendorf an seinen Vater Christoph Albrecht, 10. September 1794). 121 Pütterschen Practico: Das staatsrechliche Praktikum von Johann Stephan Pütter (vgl. o.) war die erste Übung im öffentlichen Recht und begründete den Ruf der Göttinger Universität (Georgia Augusta) als der „hohen Schule des Staatsrechts“ in Deutschland (Selle, S. 108). 121 Species facti: Lat. Tatbericht; Bericht vom Tatbestand in einem Rechtsfall. 130 Schnauberts Vorlesungen: Andreas Joseph Schnaubert, Professor mit den Fächern Staats-, Lehen- und Kirchenrecht in Jena (vgl. Leo v. Seckendorf an seinen Vater, 10. September 1794).

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131 Häberlins Handbuch: Handbuch des deutschen Staatsrechts nach dem System des Geh. Justizrath Johann Stephan Pütter. Zum gemeinnützigen Gebrauch der gebildetern Stände in Teutschland, mit Rücksicht auf die neuesten merkwürdigsten Ereignisse bearbeitet von dem Hofrath und Professor (Karl Friedrich) Häberlin, 3 Bde., (2. Aufl.) Berlin 1797. 134 Püttersche Compendium: Wohl Erörterungen und Beyspiele des Teutschen Staats- und Fürstenrechts von (Johann Stephan) Pütter, 2 Bde., Göttingen 1793/94. 139 Dumouriez: Charles François Dumouriez (1739–1823), französischer General, 1792 für kurze Zeit Außen- und Kriegsminister, ging im April 1793 ins österreichische Lager über. 140 K. Dekret vom 30sten Apr. 1793: Der nach einem Reichsgutachten vom 22. März 1793, das sich gegen Frankreich und die revolutionäre Propaganda aussprach, vom deutschen Kaiser ratifizierte Beschluß zur Erklärung eines allgemeinen Reichskriegs gegen Frankreich. 141f. ersten Nachricht vom Basler Frieden: Der am 5. April 1795 von Hardenberg und Barthélemy unterzeichnete Baseler Friedensvertrag wurde am 7. Mai in Regensburg offiziell angezeigt.

9. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Göttingen, 16. September 1796 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,147 (Seckendorf-Nachlaß) 3 Dbl., 4o Empfängervermerk: B. den 28.ten – Erläuterungen 6 29st vor. Mon.: Seckendorfs Brief an den Vater vom 29. August 1796 liegt ein gedrucktes Vorlesungsverzeichnis für das WS 1796/97 der Göttinger Universität bei (Catalogus praelectionum publice et privatim in Academia Georgia Augusta per semestre hibernum MDCCXCVI). Die genannten Gegenbriefe sind nicht bekannt. 21 in salvo: In Sicherheit. 71f. in einer Art von Germania angegriffen: Germania im Jahre 1795. Aus den Himmeln herabgesandt den 6. Nivôse des Jahres IV und ehrerbietigst gewidmet Seiner Hochreichsfreiherrlichen Exzellenz, dem wohlgebornen, hochweisen, hochgelehrten, hocheigennüzzigen und hochdemokratischen Herrn Christoph Albrecht Freiherrn von Seckendorf. Gedruckt zu Stuttgart, im Jahre 1796 der irdischen christlichen Zeitrechnung. Die anonym erschienene Flugschrift des in österreichischem Auftrag gegen Preußen agitierenden Publizisten Karl Glave-Kolbielski richtete sich eigentlich an Leo v. Seckendorf, an den schon die im August des Vorjahres, unter dem Pseudonym Karl Graf v. Strengschwerd veröffentlichte Epistel an den jungen Mann adressiert war. Die Flugschrift Germania „ist in der Form eines Bühnenstückes in zehn Szenen geteilt und enthält äußerst scharfe Angriffe gegen den Grafen Görz, den braunschweigischen Gesandten Grafen Ompteda und andere Gesandte. (…) Die Schrift erregte ein ungeheures Aufsehen. Kolbielski begab sich selbst nach Regensburg, um die Verteilung zu betreiben. Sie erfolgte in der Nacht zwischen 9 und 10 Uhr, worauf Kolbielski sofort wieder aus Regensburg verschwand. Man machte in Regensburg Anstrengungen den Autor zu eruieren, vermutete aber ganz unrich-

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tigerweise Hügel als den Verfasser.“ (Pribram/Fischer, S. 61f.; zu Glave-Kolbielskis publizistischer Agitation in österreichischen Diensten vgl. ebd., S. 36–81; vgl. auch Seckendorf an seinen Vater, 4. Februar 1796 und 18./28. Januar 1798). 82 im: Hs. irrtümlich ihm. 93 Criminale, Canonicum, Feudale: Die verschiedenen Fächer des rechtswissenschaftlichen Studiums, Kriminal- oder Strafrecht, Kirchenrecht und Staats- oder Lehensrecht. 94 Leist: Justus Christian Leist, Professor in Göttingen; vgl. den Brief Seckendorfs an seinen Vater vom 4. Februar 1796. 98f. Camerale (…) bei Beckmann: Johannes Beckmann (1739–1811), der Professor der Ökonomie war auf Anregung Schlözers nach Göttingen berufen worden und hatte sich zuvor lange in Schweden aufgehalten, wo er für seine erfahrungswissenschaftlich ausgerichtete Lehre Anregungen von Linné empfangen hatte (vgl. Selle, S. 149, 360f.). 99 allgemeine Staatsrecht bei Schlözer: Von dem seit 1769 als Ordinarius für Geschichte und Politik an der Göttinger Universität lehrenden August Ludwig Schlözer (1735–1809) erschien 1793 in Göttingen: Allgemeines Stats-Recht und Stats-Verfassungs-Lere. Voran: Einleitung in alle Stats-Wissenschaften. Encyklopädie derselben. Metapolitik. Anhang: Prüfung der v. Moserschen Grundsätze des Allgemeinen StatsRechts. 99f. Physik bei Lichtenberg: Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) las seit 1769 als Professor in Göttingen ein „viel bewundertes Colleg“ der Physik in Göttingen (Selle, S. 172; vgl. auch ebd., S. 172–175). Berichte von den Vorlesungen veröffentlichte sein Schüler Gottlieb Gamauf, Erinnerungen an Lichtenbergs Vorlesungen über die physikalische Geographie, Wien/Triest 1818, und ders., Erinnerungen an Lichtenbergs Vorlesungen über Erxlebens Anfangsgründe der Naturlehre, 3 Bde., Wien/Triest 1808/12. 117f. Aufsazmacherei zu Gamperts Zeiten: Wohl Philipp Friedrich Gampert (1764– 1838), Konsistorialrat, Dekan und erster Pfarrer an der Regensburger Dreieinigkeitskirche (vgl. Georg Völkl, Werden und Wirken des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 1830–1955, in: VHVO 96, 1955, S. 7–70, hier: S. 15). Hier evtl. Anspielung auf frühe Schulaufsätze oder die im Druck überlieferten Abschiedsreden des Abiturienten Leo v. Seckendorf aus den Jahren 1791/92 (vgl. Seckendorf Publikationsverzeichnis). 132 Bouterweck: Friedrich Bouterweck (1766–1828) erhielt 1796, nach dem Abgang Johann Heinrich Georg Feders, eine Professur für Ästhetik an der Universität Göttingen. Seine Geschichte der Poesie und Beredsamkeit seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts erschien 1801–1819 in 13 Bdn., eine kurze Anleitung, Grundriß akademischer Vorlesungen über die Aesthetik, 1797 in Göttingen. 152 Schwarzkopf: Die Matrikel Göttingen verzeichnet den Lüneburger Jurastudenten Friedrich Schwarzkopf (eingeschrieben am 27. April 1795, Nr. 17227, S. 355), 165f. Abtretung des linken Rheinufers: Mit dem zwischen Preußen und Frankreich geschlossenen Vertrag von Berlin vom 5. August 1796 wurde gegen die Neutralität einer von Emden bis Fulda gezogenen Demarkationslinie für das nördliche Deutschland die Abtretung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich vereinbart (vgl. Heigel, Geschichte, S. 207). 167f. Preußen nach Pohlen: Der am 24. Oktober 1795 in St. Petersburg von Rußland, Österreich und Preußen unterzeichnete Vertrag über die dritte und endgültige Teilung Polens sah – entsprechend der bereits am 3. Januar 1795 zwischen Rußland und Österreich

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vertraglich verabredeten Gebietsaufteilung – für Preußen Teile Litauens, Masovien und Warschau vor (vgl. Braubach, S. 37; Heigel, Geschichte, S. 206). 178 Nürnberg: Nach der vorübergehenden Besetzung Nürnbergs durch die Franzosen (9.–24. August 1796), die von dem Einrücken kaiserlicher Truppenverbände abgelöst wurde, sprach sich die Bürgerversammlung der bis dahin reichsfreien Stadt in einem Plebiszit mit großer Mehrheit für den Anschluß an Preußen aus. Zwar erfolgte anschließend die Besetzung durch preußische Truppen, indes befürchtete man die Provokation eines endgültigen Bruchs mit Österreich (vgl. Heigel, Geschichte, S. 215–217). 184 Strengschwerdianer: Nach dem von Karl Glave-Kolbielski verwendeten Pseudonym Karl Graf v. Strengschwerd; vgl. oben, Erl. zu dessen gegen Seckendorf gerichteter Flugschrift Germania. 191 die Feinde noch in Regensburg eingefunden: Eine von General Jean Victor Moreau angeführte französische Armee war während des Feldzugs im August 1796 „nur noch sieben Meilen von Regensburg“ entfernt (Heigel, Geschichte, S. 217), was teilweise zu panischen Fluchtbewegungen unter den Gesandten führte. Nach der Niederlage der ebenfalls auf dem Reichsgebiet operierenden Armee des französischen Generals Jourdan am 3. September sah sich Moreau jedoch zum Rückzug seiner Verbände gezwungen.

10. An Johann Isaak Gerning, Göttingen, 31. März/2. April 1797 Überlieferung Hs. FDH, Hs-4905–06 1 Dbl., 1 Bl., 4o Empfängervermerk auf S. 1: Seckendorf. / E d. 6tn April. / (1 Z. gestr., unleserl.) / B. cf. 4ten July. Zweite Nachschrift (Den 2t April) auf gesondertem Bl., dort weiterer Empfängervermerk: Göttingen 31 t Merz / & 2 t April 1797. / Seckendorf. / E d. 6.ten April. / B cf Erläuterungen 5 ung (…) estige: Textverlust durch Tintenfleck. 7f. Brief (…) nach Regensburg: Gerning an Seckendorf, 11. Mai 1795; zur Beilage vgl. u. 15 in der Minerva: Gerning veröffentlichte bis zu diesem Zeitpunkt vier Beiträge, v.a. Gedichte, in Johann Wilhelm v. Archenholtz’ Zeitschrift Minerva: Fragment eines Briefes aus Neapel, vom 16ten September 1794, in: Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts, Oktober 1794, S. 124–131; Deutschland, ebd., März 1795, S. 568f.; An Gleim, ebd., August 1795, S. 389f.; Die Wehen Westdeutschlands, ebd., November 1795, S. 371–374. 16 zugleich mit mir in Jena: Im Wintersemester 1794/95; vgl. Gerning an Seckendorf, 11. Mai 1795. 24 neapolitanischen Hofes angestellt: Gerning wurde 1797 zum unbesoldeten Legationsrat des Königreichs Neapel ernannt. Im Sommer desselben Jahres trat er eine große Italienreise an, an der teilzunehmen er auch Goethe einlud (vgl. dessen Briefe an Gerning, 14. Juni und 3. Juli 1797, in: WA IV 12, S. 159f. und IV 30, S. 63; Götting, S. 115–117). 30 Heyne: Christian Gottlob Heyne; vgl. Gerning an Seckendorf, 11. Mai 1795. 65 in Wezlar: Am Reichskammergericht. 71 Virgils Gr ab, an Heyne: Gernings Gedicht erschien im Neuen Teutschen Mer-

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kur, 7. St., Juli 1795, S. 314–317; die offenbar Gernings Brief an Seckendorf vom 11. Mai 1795 beiliegende Hs. des Gedichts befindet sich heute im Seckendorf-Nachlaß der WLB Stuttgart (Cod.hist. 4o 736,573; 1 Dbl.). Christian Gottlob Heyne veröffentlichte eine vierbändige Übersetzung der Gedichte des Virgilius, Leipzig 1767/75. 88 eine kleine Sammlung: Nicht bekannt. 90–94 grösere Arbeit (…) poetische Uebersezung der Aeneide: Bereits im Frühjahr 1793 hatte Seckendorf in Jena u.a. Virgils Aeneis und Literaturgeschichte bei Christian Gottfried Schütz gehört (vgl. den Brief an den Vater Christoph Albrecht v. S., 24. Mai 1793, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,97, s. Regesten). Das in der älteren Forschung irrtümlich mit Seckendorf in Verbindung gebrachte Epos, das Goethe mit der Bitte um eine Stellungnahme an Schiller sandte, stammt wahrscheinlich von Maximilian Jacobi, einem Sohn Friedrich Heinrich Jacobis (vgl. Goethe an Schiller, 4. Februar 1797, Schillers Antwort vom 7. Februar, Goethe-Schiller-Briefwechsel 1, S. 303–305; 3, S. 209; vgl. Scheidel 1885, S. 10 Anm. 14, in Anlehnung an Heinrich Düntzer).

11. An Johann Isaak Gerning, Regensburg, 24. August 1797 Überlieferung Hs. FDH, Hs-4907 1 Bl., 4o Briefschluß fehlt Empfängervermerk: S. / Seckendorf. No. 1 / E i m 9 b e r / C. f. oe / & 1 8 0 3 m d l . Erläuterungen 3f. von hier abgegangen: Gerning hatte auf seiner Reise von Weimar nach Wien in Regensburg Station gemacht; vgl. Goethe an Böttiger, 16. August 1797: (…) unser fürtrefflicher Gerning, der über Regenspurg nach Wien ist, hat, wie billig, die ihn anvertrauten Packete zurückgelassen (WA IV 12, S. 241f.). 10f. nach Göttingen geschriebener Brief (…) Beilage: Der Brief Gernings ist nicht bekannt, überliefert hingegen die Beilage, ein auf Hausen bey Ffurt am 5t July 1797 datiertes Gedicht Jugend Freundschaft, an Seckendorf (Hs. Weimar, GSA 96/2504). 15f. Göthe (…) bei Ihnen eingefunden: Wahrscheinlich hatte Gerning in dem Brief an Seckendorf von einem vorübergehend dem entsprechenden Plan Goethes im Vorfeld seiner dritten Schweizerreise berichtet. Goethe schrieb aber bereits am 14. Juni 1797 an Christiane: Gerning lädt mich ein, mit ihm über Regensburg und Wien nach Italien zu gehen; ich kann mich aber nicht darauf einlassen (Gräf 1, S. 178). 17 kriegführenden Mächte: Die zur Ersten Koalition gegen Frankreich zählenden Mächte. Das Königreich Neapel unter Ferdinand IV. hatte bereits im Vorjahr unter dem Eindruck der französischen Eroberungen in Oberitalien einen Frieden mit Napoeleon geschlossen. Nach der Proklamation der Cisalpinischen Republik Ende Juni 1797 folgte Österreich diesem Beispiel im Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797). 25 Posilippo: Posillipo, Hügelzug im Südwesten Neapels, an dessen Fuß das Grab Vergils liegen soll. 27 auf Napels Golf: Aus Friedrich v. Matthisson, Der Genfersee, vgl. Gedichte von Matthisson. Fünfte stark vermehrte Auflage, Zürich 1808, S. 12. 33 Eudämonisten: Nach der 1794 erstmals erschienenen Zeitschrift Eudämonia be-

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nannte Gruppierung gegenaufklärerisch agitierender Publizisten (vgl. Christoph Weiß [Hg.], Von ‚Obscuranten‘ und ‚Eudämonisten‘. Gegenaufklärerische, konservative und antirevolutionäre Publizisten im späten 18. Jahrhundert, St. Ingbert 1997, S. 11 und pass.). 34 Xenien: Die von Goethe gemeinsam mit Schiller verfaßten Xenien waren im Herbst 1796 im Musenalmanach auf das Jahr 1797 erschienen. 37 Egezogenheit: Textverlust am Blattrand. 44 Mein Onkel: Alexander v. Seckendorf. Die hier angekündigte Reise trat Seckendorf Mitte November 1797 an; vgl. seinen Brief an den Vater vom 18./28. Januar 1798.

12. Von August Wolfgang Herder, Freiberg, 20. Oktober 1797 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,303 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o, 1 Papierstreifen, quer beschr. Papierbeschädigung bei Datum Empfängervermerk: erh. Schloß Sonnek d 7t Xbr. 97. / b. den 9t Jan. 98. / aoR: No. 1. August H. D: Scheidel 1900, S. 265 (Zitat) Erläuterungen 2 Brief vom 8ten September von Töpliz: Nicht bekannt. 4 Freyberg: August Herder (1776–1838) war im April 1797 zum Studium an der Bergakademie in Freiberg zugelassen worden, nachdem er zuvor die Universitäten in Jena (ab Herbst 1795), mit den Fächern Mathematik, Physik, Naturgeschichte und Chemie, und Göttingen (ab Ostern 1796) besucht hatte. Ursprünglich einer Soldatenlaufbahn zuneigend, war er von den Eltern mit einiger Mühe zu dieser Ausbildung im Bergfach bewegt worden (vgl. Zaremba, Herder, S. 223f.; dagegen Wappler, S. 79f.). 5 Special: Vertrauter, enger Freund, „amicus specialis“ (DWb Ndr. 16, Sp. 2201). 9 Göttingen: August Herder wurde am 18. April 1796 als Student der Bergwerkswissenschaften an der Universität Göttingen immatrikuliert (vgl. Matrikel Göttingen, Nr. 17562, S. 361), sein Studium umfaßte neben den Fächern Mathematik, Markscheidekunst, Mechanik u.a. auch Kameralistik und Römisches Recht. Seckendorf war bereits seit Januar 1796 in Göttingen immatrikuliert, hatte einem Stammbucheintrag zufolge Herder aber schon in Jena kennengelernt (vgl. Scheidel 1885, S. 9). Friedrich Majer, der ebenfalls zuvor in Jena studiert hatte, wurde am 29. Oktober 1796 in Göttingen immatrikuliert (vgl. Matrikel Göttingen, Nr. 17796, S. 367; Wappler, S. 82). 14 Doctor philosophiae: Majer reichte 1797 ein vom Dekan und Professor der Geschichte in Jena, Christoph Gottlob (auch Gottlieb) Heinrich, befürwortetes Promotionsgesuch bei der Jenaer Philosophischen Fakultät ein, brachte sich aber – durch ein nicht näher bezeichnetes Ungeschick – selbst um die venia legendi (vgl. Merkel, S. 160f.). 19 Graf Colloredo: Ferdinand v. Colloredo-Mannsfeld, der 1801 kurböhmischer Gesandter am Regensburger Reichstag wurde, wurde am 26. Oktober 1796 ebenfalls in Göttingen immatrikuliert (Matrikel Göttingen, Nr. 17429, S. 359). 20 Die Briefform der N. B. d. H.: Unsichere Lesung, nicht ermittelt, evtl. „Neue Briefe (der Humanität)“? Offenbar plante Seckendorf bereits zu diesem Zeitpunkt eine Publikation, wie aus einem weiteren Brief von August Herder vom 6. Februar 1798 hervorgeht: Ich

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habe mich so gleich hingesezt u etwas für dich aufzuarbeiten gesucht; es ist freilich wenig; aber ich glaube wahr. Ob die Form die rechte ist, wirst du am besten entscheiden, u sie dann ändern können. So wie auch, wenn im Concepte u Styl zu ändern u verbesssern u auszufüllen seyn dürfte. Rein philosophisches Räsonnement ist es eben nicht, aber die Empfindungen wahr und treffend. Findest du ferner die Gedichte plaçables – eh bien so nimm sie auch auf. (…) An Majer schreibe ich deinetwegen morgen. Ob er vor Ostern dir willfahren kann, weiß ich nicht u glaub es kaum da er viel mit dem Faustrecht u sein andern operibus zu thun hat. (…) Ich sollte ja wohl meinen u hoffen daß dein project in W gut zu führen seyn sollte. Zu nennen wüßte ich dir aber keinen, der dir weiter dazu behülflich seyn könnte. Vielleicht Egloffstein wo du ja immer wohnest, denn dieser steht doch beym Herzog gut. Aber vor allem bitte ich dich sey politisch u vorsichtig; u brauche gute Maasregeln. (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,304) 27 H. v. K.: Nicht ermittelt, vielleicht Herr (Karl Ludwig) von Knebel? 33 Bistram: Gotthard v. Bistram (Lebensdaten nicht ermittelt) aus Kurland, Jurastudent in Leipzig und Göttingen (vgl. Matrikel Göttingen, S. 365, Nr. 17729 vom 20. Oktober 1796). 34 Westfeld: Karl Westfeld, Jurastudent aus Hannover (Lebensdaten nicht ermittelt; vgl. ebd., S. 355, Nr. 17269 vom 3. Mai 1795). 34 Naibens: Nicht ermittelt, unsichere Lesung. 35 Boehmer: Georg Ludwig Böhmer (1715–1797), geheimer Justizrat und Rechtsgelehrter in Göttingen (vgl. die Anzeige im Intelligenzbl. der ALZ, Nr. 109, 30. August 1797, Sp. 914f.). 36 Gräfin Hardenberg: Nicht ermittelt. 38 Have: Lat., lebe wohl. 38 Parlemann: In der Göttinger Matrikel (S. 332, Nr. 16038) ist unter diesem Namen nur der am 4. September 1791 als Student der Theologie immatrikulierte Kurländer Karl Friedrich Parlemann aufgeführt. 40 Conradis: Nicht sicher zu ermitteln; die Göttinger Matrikel (S. 366, Nr. 17788) nennt den am 28. Oktober 1796 immatrikulierten Kameralisten Georg Conradi aus Göttingen, und einen bereits am 4. Januar 1792 immatrikulierten Johann Otto Georg Friderich C., der Medizin studierte (S. 335, Nr. 16187). 46 wo die Kehle des Wolfes tönt: Anspielung auf die Weimarer Hofdame Henriette v. Wolfskeel (vgl. den Briefwechsel zwischen Seckendorf und Brühl). 50f. mein Bruder in den Stand der h. Ehe getreten: Wilhelm Gottfried, der spätere Weimarer Hofmedikus, heiratete Marie Henriette Caroline Schmidt, die Schwester des Weimarer Schauspielers Heinrich Schmidt. 52 Majers Faustrecht: Friedrich Majer, Allgemeine Geschichte des Faustrechts in Deutschland. Ersten Bandes erste und zweite Abtheilung, Berlin 1799 (vgl. auch Majer an Seckendorf, Mitte 1798). 52 Hartknoch in Riga: Bei Johann Friedrich Hartknoch (in Leipzig) erschien 1798 Zur Kulturgeschichte der Völker. Histor. Untersuchungen von Friedrich Majer. Mit einer Vorrede vom Herrn Vice-Präsidenten Herder in Weimar, 2 Bde. Johann Friedrich Hartknoch (d. J., 1769–1819), der Sohn des Firmengründers, siedelte mit dem Verlag endgültig erst 1803 nach Leipzg über (vgl. Schmidt, Buchhändler, S. 378). 54 Schillerschen Musenalmanach (…) Fraulein von Imhof in W.: In Schillers MusenAlmanach für das Jahr 1798, dem sogenannten „Balladenalmanach“, veröffentlichte Amalie v. Imhoff, allerdings unter den Initialen A. bzw. F., die Gedichte Mein Traum (S. 19–23),

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Sonett (S. 45), Der verlorne Maitag (S. 80–86), Die Mode (S. 194–198), Die Jungfrau des Schlosses. Romanze (S. 242–255), An Daphne (S. 288–291) und Die Freuden der Gegenwart (S. 301–303, mit einer Komposition von Zumsteeg); zu ihren Beiträgen vgl. auch Bissing, Helvig, S. 19–25. Mit Luise*** signierte Karoline Marie Louise Brachmann ihre Beiträge Guidos Aurora und Kindheit und Jugend (S. 186f. und 262; zu den Siglen vgl. Goedeke, Grundriß V/1, S. 204–206). 57 Sophie Mereau: Von Sophie Mereau erschienen, namentlich signiert, in Schillers Musen-Almanach die Beiträge Lindor und Mirtha, Der Garten zu Wörlitz und Licht und Schatten (S. 100–104, 216–220 und 292f.).

13. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Cilly, 18./28. Januar 1798 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,169 (Seckendorf-Nachlaß) 6 Dbl., 1 Bl., 4o li. o. vom Verf. durchnumeriert Empfängervermerk: B den 18. Febr. Erläuterungen 4 Onkels: Alexander v. Seckendorf. 5 F. M. L. Mack: Karl Freiherr Mack v. Leiberich (1752–1828), österreichischer General; nach dem Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797) im Rang eines FeldmarschallLieutenants zum Aufbau einer Flotte zur Deckung Istriens und Dalmatiens nach Triest entsandt, später nach Mailand, um für die Inbesitznahme Venedigs und des Landes „dießseits der Etsch das Nöthige einzuleiten“ (Johann Ritter v. Rittersberg, Biographien der ausgezeichnetesten Feldherren der k. k. österreichischen Armee, 2. Abt., Prag 1829, S. 827–899, hier: S. 879; ADB 20, S. 11). 26 Amfitheater: Die berühmte, etwa 30 n. Chr. erbaute und noch heute für Opernaufführungen und Konzerte genutzte Arena di Verona. 30f. ersten republikanischen Regierung: Nach der Eroberung der Lombardei im Mai 1796 wurde Mailand zur Hauptstadt der am 9. Juli 1797 von Napoleon proklamierten und nach dem Frieden von Campo Formio von Österreich anerkannten Cisalpinischen Republik. Die Regierung bestand aus den fünf Mitgliedern des Direktoriums sowie den beiden gesetzgebenden Versammlungen, dem Rat der Alten und dem Großen Rat. 47 dem Pabst den Krieg angekündigt: Die Ermordung des Generals Mathurin-Léonard Duphot in Rom am 28. Dezember 1797 und der Aufstand gegen die französischen Truppen führten zur neuerlichen Besetzung des Kirchenstaats und Verbannung, schließlich Deportation von Papst Pius VI. (reg. 1775–1799). 47f. Grosherzog von Toskana: Ferdinand III. (1769–1824), der zweite Sohn Kaiser Leopolds II.; Regentschaft 1790–1801 und 1814–1824. 73 Marchesi: Luigi Lodovico, gen. Marchesi (1754–1829), seit seinem Debüt in Rom 1772 u.a. in München, Berlin und London gastierender italienischer Sänger. Wenig Gefallen an dessen besonderer Stimmlage fand Johann Gottfried Seume, der den Kastratensopran 1801 in Wien erlebte: Der Kastrat Marchesi kombabusiert einen Helden so unbarmherzig in seine eigene verstümmelte Natur hinein, daß es für die Ohren des Mannes ein Jammer ist (J. G. S., Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802, Frankfurt am Main 1991 [Andere

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Bibliothek 3], S. 41; vgl. Lexikon der Oper. Komponisten – Werke – Interpreten – Sachbegriffe, hg. v. Elisabeth Schmierer, Laaber 2002, Bd. 2, S. 122). 77 Crescentini: Girolamo Crescentini (1762–1846), italienischer Kastratensopran und Komponist. An zahlreichen europäischen Opernhäusern auftretend wurde er 1804 Lehrer am kaiserlichen Hof in Wien. 78f. zwei Haupttheater der Opera buffe: Die sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts gegenüber der antikisierenden ernsthaften Opera seria immer mehr durchsetzende, sich durch dramatische Lebendigkeit auszeichnende Opera buffa wurde in Venedig v.a. im 1792 eröffneten Teatro La Fenice und im Teatro S. Benedetto aufgeführt (vgl. Lexikon der Oper, a.a.O., S. 732–734). 81 Einrükkung der k. k. Truppen: Nach dem von extremen Plünderungen begleiteten Abzug der französischen Truppen aus Venedig endete mit dem Einzug der Österreicher am 18. Januar 1798 die kurze Epoche der vorübergehend von Frankreich gestützten Revolutionsregierung, während der Venedig „planmäßig (…) seiner Schiffe, seines Arsenals und seines Geldes beraubt“ wurde (Manfred Hellmann, Grundzüge der Geschichte Venedigs, Darmstadt 1976 [Grundzüge 28], S. 193). 84f. Arsenal: Die seit Beginn des 12. Jahrhunderts gebaute Flottenbasis und Werft der Republik Venedig. 86 Karkassen: Frz. Gerippe. 89 Bucentero: Bucintoro, das prunkvoll geschmückte Schiff, auf dem der Doge von Venedig alljährlich an Christi Himmelfahrt die Zeremonie der Vermählung der Stadt mit dem Meer durchführte. 112 Friede zu Rastadt: Mit der Bekanntgabe des Friedens von Campo Formio (17. Oktober 1797) forderte ein kaiserliches Dekret vom 1. November 1797 die deutschen Reichsstände auf, Vertreter zur Beratung eines allgemeinen Reichsfriedens nach Rastatt zu entsenden. Den darin geäußerten Vorstellungen einer „Erhaltung der vollen Integrität des Reichsgebietes und der Reichsverfassung“ (Heigel, Geschichte, S. 291) begegnete Napoleon bereits Ende November in Rastatt mit der Forderung nach der Auflösung der geistlichen Fürstentümer. Am 16. Januar 1798 erhoben die französischen Gesandten gegenüber Preußen die – bereits seit längerem bekannte und am 11. März zugestandene – Forderung nach der Abtretung des linken Rheinufers und einer Säkularisierung geistlichen Besitzes zur Entschädigung der betroffenen Fürsten (vgl. ebd., S. 299f.). 125 Lavements: Frz. Klistir, Einlauf. 132 China: Chinarinde (Arzneirinde, Chinin), verwendet bei atonischen Verdauungsstörungen. 138f. Depensen: Frz. dépens, Ausgaben, Kosten. 163f. Darmstadt (?): Fragezeichen im Text. 175 die Pr-: Preußen; wahrscheinlich Anspielung auf die von Preußen seit Herbst 1794 forcierten Bemühungen um einen Friedensschluß mit Frankreich, auch unter Verzicht auf die ursprünglich erhobene Forderung der – durch die Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich ohnehin illusorisch gewordene – Reichsintegrität (vgl. Braubach, S. 34–36). 189 Vetter Reichshofrath: Franz Christoph v. Seckendorf (1750–1823); ursprünglich Kammerherr in Weimar, ging 1785 nach Wien. Als Reichshofrat übernahm er 1800 die Präsidentschaft des Reichskammergerichts in Wetzlar (vgl. Biedrzinski, S. 411; Retzer an Seckendorf, 9. Oktober 1800). Der genannte Brief ist nicht bekannt. 198 Grief: Engl., Kummer, Gram.

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210 ex proprius: Aus eigenen Mitteln. 222 Helmreichische L. M.: Nicht geklärt. 237f. Invektive gegen den Pseudo-Gustaf Hallo: Unter dem Pseudonym Gustaf Hallo erschien eine Flugschrift Etwas über einige neuerlich von Kurbrandenburg aufgestellte Maximen, o. O. 1797 (48 S.; vgl. Tschirch 1, S. 209). Tschirch vermutet in dem unbekannten Verfasser „dieser geschickten, aber sehr leidenschaftlichen Betrachtungen“ einen Angehörigen der durch die preußischen Gebietsansprüche in Ansbach-Bayreuth „geschädigten Stände des fränkischen Kreises (…). Der Verfasser richtet sich vor allem gegen eine allerdings sehr bedenkliche Beweisführung des Hauptkämpen der Hardenbergschen Politik Kretschmann“ (ebd., S. 209–211). Der unter Friedrich Wilhelm III. eingesetzte Regierungsrat Theodor v. Kretschmann (1762–1820) war für die staatsrechtliche Regelung der Hoheitsrechte in den seit Anfang 1793 unter preußischer Verwaltung stehenden fränkischen Fürstentümern zuständig. Sein Ende 1795 abgeschlossenes Gutachten für die Regierung in Berlin trug ihm insbesondere Anfeindungen der fränkischen Reichsritterschaft ein. Der Wortlaut von Seckendorfs Brief läßt keinen eindeutigen Rückschluß auf die eigene Verfasserschaft zu; ebensowenig die mit Gustaf Hallo unterzeichnete Verteidigung gegen eine Rezension des Redakteurs der deutschen Reichs- und Staatszeitung in Baireuth im Intelligenzblatt der ALZ, Nr. 112, 13. September 1797, Sp. 944. Eine Antwort der Direktion der D R und Staatszeitung darauf erfolgte ebd., Nr. 141, 8. November 1797, Sp. 1170f. 240–243 Verfasser der Germania (…) Glabe: Der häufig unter dem Pseudonym Karl Graf v. Strengschwerd(t) publizierende Karl Glave-Kolbielski. Nachdem die in Regensburg plazierte Flugschrift Germania im Jahre 1795 (o. O. 1796) in der Reichstagsstadt großes Aufsehen erregt hatte, und obwohl sogar eine Belohnung „auf die Entdeckung des Verfassers, Druckers und Verbreiters der Germania“ ausgesetzt worden war, war es dennoch nicht gelungen, Glave-Kolbielski als Autor namhaft zu machen (Pribram/Fischer, S. 65; vgl. Leo v. Seckendorf an den Vater, 16. September und 4. Februar 1796). 242–244 Epistel (…) Epitre (…) Revoluzion in Polen: Drei Schriften Glave-Kolbielskis: die an Seckendorf adressierte Epistel an den jungen Mann (…), Regensburg 1795 (vgl. Seckendorf an seinen Vater, 4. Februar 1796), das im März 1795 zugleich in deutscher und französischer Sprache gedruckte, gegen Preußen und Rußland gerichtete Sendschreiben des alten Weltbürgers Syrach an Frankreichs Nationalconvent (…), Sarmatien 1795 (vgl. Pribram/Fischer, S. 40f.; Tschirch 1, S. 76–81), und eine bereits 1791 entstandene Darstellung der neuen polnischen Verfassung: Dzien trzeciego Maia etc. …; Der 3te Mai 1791 und die an selbigem vollbrachte polnische Staatsumwälzung, Dresden 1791 (gedruckt in Schlözers Staatsanzeiger, auch u. d. T.: Geschichte der Pohlnischen Staatsveränderung vom 3. May 1791, Warschau 1791; vgl. Pribram/Fischer, S. 33f.). 244f. von Lucchesini in Warschau gebraucht: Dem preußischen Gesandten in Warschau, Girolamo Marchese Lucchesini (1751–1825), war es gelungen, den nach zweijähriger Staatshaft (1786/88) nach Polen abgeschobenen Glave-Kolbielski im Jahr darauf von dem für Preußen gefährlichen Übertritt in russische Dienste abzubringen. Glave, zuvor hochrangiger Regierungsbeamter im ostpreußischen Justizwesen, war als Justizrevisor wegen vorgeblicher Amtsvergehen inhaftiert worden und hatte lange vergeblich um seine Rehabilitierung gekämpft. Nachdem Glave 1794 auch Polen verlassen mußte und in österreichische Dienste getreten war, versuchte er, den nunmehr in Wien als Vertreter Preußens residierenden Lucchesini zu erpressen, woraufhin Lucchesini „den Zudringlichen durch die Polizei aus der Stadt entfernen“ ließ (vgl. Pribram/Fischer, S. 25–36; Tschirch 1, S. 114–122, Zitat S. 122).

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249f. sollte: Hs. irrtümlich sollten. 258 Eg-: Gottlob v. Egloffstein. 260 Antrag: Über diesen Antrag aus Weimar gibt ein Brief Gottlob v. Egloffsteins vom 16. Januar 1798 an Leos Vater, Christoph Albrecht v. Seckendorf, Auskunft (Hs. Weimar, GSA 13/518): Mit Sehnsucht sehe ich der Antwort wegen Ihrer Herrn Sohnes Anstellung in hiesigen Dienst entgegen und hoffe daß solche um so eher beyfällig ausfallen werde, als ich Ihnen die Versicherung geben kan, daß Serenissimus vivar. gestern gegen mich geäußert haben, die durch Voigten gemachten Bedingungen wären die alleräußersten, indem sie lieber zu wenig, als zuviel versprechen wollen. Diese Aeusserung ist von grosen Belang u. ich bin versichert, Leopold macht hier eine hübsche carière wenn er anderst in hiesig Dienst bleiben soll u. casu quod non ist sein hiesiger Auffenthalt gewiß von Nuzen, daß es wenigstens nicht zu bereuen, des Herzogs Antrags angenommen zu haben! Um mich dießmal etwas näher über Voigts Antrag herauszulassen, so darf ich, in Ansehung des Charackters u. Ranges, gedencken, daß noch kein junger Cavalier anders als mit einem Assessors charackter angestellt worden (…). Einen andern Charackter, als hofjuncker wird der Herzog nicht füglich geben können, weil noch viel 6 u. 8 jährige Diener, als v Breitenbach, v. Oldershausen H v Linker, v Hamar pp hofjuncker sind u. auf die Cammerjuncker ein jus quaesitum haben. Den Dienst in Weimar trat Seckendorf im November 1798 an. 283 Max: Seckendorfs Bruder Maximilian Friedrich (1780–1842), später k. k. österreichischer Kämmerer und Major. 300 Kalbfleisch: Bildlich verwendet für „ungebändigte oder ungewitzigte jugend“ (DWb Ndr. 11, Sp. 58). 312 Louis: Der jüngere Bruder Ludwig (1787–1834), später Königlich bayerischer Forstbeamter. Zu dem philantropinischen Erziehungsinstitut in Schnepfenthal, an dem Seckendorfs Bruder Ludwig zeitweise erzogen wurde, vgl. Seckendorf an seinen Vater, 3. November 1798. 354f. Briefe (…) vom 18t: Nicht bekannt. 364 Geldmangel (?): Fragezeichen im Text. 366 ob omissionem: Aus Versehen. 373f. mir intereßantesten Angelegenheit: Nicht sicher zu ermitteln, vielleicht Jeannette v. Wildenstein betreffend, von der aus dieser Zeit (1798/99) sechs Briefe an Seckendorf überliefert sind. 397 Inlagen: Nicht überliefert.

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Von Friedrich Majer, o. O., o. D. (vermutlich Jena, Frühjahr 1798)

14. Von Friedrich Majer, o. O., o. D. (vermutlich Jena, Frühjahr 1798) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,407 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: li. o. No. 2. Datum Majers Brief antwortet vermutlich auf eine Einladung Seckendorfs zur Beteiligung an einem nicht genauer bekannten publizistischen Projekt mit politischer Tendenz; vgl. den Brief August Herders an Seckendorf vom 20. Oktober 1797. Von der erwähnten Geschichte des Faustrechts in Deutschland waren nach Majers Angaben in einem Brief an Schlichtegroll vom 22. November 1807 die ersten zwölf Bogen (…) schon im J. 1797. gedruckt (Hs. BJ Krakau), das Buch sollte aber erst künftiges Jahr 1799, bei Unger in Berlin erscheinen, da die Arbeiten noch nicht abgeschlossen waren: Einen Erlaubnisschein für Maier (der itzt hier wohnt, um seine Geschichte des Faustrechts fertigzubringen) bin ich so frei, zur Approbation beizulegen. Es ist ein rechtliches Subjekt, an der Bibliothek zu Jena als Gehülfe stehend (Christian Gottlob Voigt an Goethe, 3. März 1798 oder 1799, Goethe-VoigtBriefwechsel 1, S. 49; Goethe und Voigt hatten im Dezember 1797 die Bibliothekskommission übernommen). Erläuterungen 27f. unsere republikanischen Träume: Vgl. August Herder an Seckendorf, 20. Oktober 1797, bes. Erl. zu Die Briefform der N. B. d. H. 47f. Historischer Untersuchungen: Zur Kulturgeschichte der Völker. Histor. Untersuchungen von Friedrich Majer. Mit einer Vorrede vom Herrn Vice-Präsidenten Herder in Weimar, 2 Bde., Leipzig (Johann Friedrich Hartknoch) 1798. 49 Geschichte des Faustrechts: Allgemeine Geschichte des Faustrechts in Deutschland. Ersten Bandes erste und zweite Abtheilung, Berlin (Unger) 1799 (vgl. auch August Herder an Seckendorf, 20. Oktober 1797). 59 eine aesthetische Zeitschrift: Vgl. Majer an Seckendorf, 29. Juli 1801. 66f. künftiges Jahr 1799, bei Unger: Bei Unger erschien im darauffolgenden Jahr lediglich die Geschichte des Faustrechts (vgl. oben).

15. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Weimar, 3. November 1798 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,179 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: rep. la 12 Erläuterungen 2 Schnepfenthal: Die Erziehungsanstalt (Philanthropin) Schnepfenthal bei Waltershausen in Thüringen wurde 1784 von dem Pädagogen Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811) gegründet. Salzmann, der bei seinem Vorhaben auf die Unterstützung von Herzog Ernst II. v. Sachsen-Gotha-Altenburg bauen konnte, wirkte nach einem Theologiestu-

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dium in Jena zunächst als Pfarrer u.a. in Erfurt und religionspädagogischer Schriftsteller, 1781 ging er als Liturg und Religionslehrer an Basedows Philanthropin nach Dessau. In seiner programmatischen Schrift Noch etwas über Erziehung nebst Ankündigung einer Erziehungsanstalt (1784) stellte er den vertrauten Umgang der Zöglinge mit der Natur, ihre körperliche Ertüchtigung und die handwerkliche, auch musische Ausbildung ins Zentrum seiner pädagogischen Bemühungen. Neben dem Erlernen alter und neuer Sprachen und einer an Realien orientierten Unterrichtung gehörte die regelmäßige Bewegung im Freien bei Gartenarbeit oder Exkursionen zum Kern seiner Reformpädagogik (vgl. ADB 30, S. 293–297; NDB 22, S. 402 mit weiterführender Literatur). 4 noch nicht erfolgten Einführung: Seckendorfs Dienstantritt als Regierungsassessor in Weimar erfolgte noch im gleichen Monat (vgl. Seelig, S. 39). 21 frugalen Gerichten: Hs. frugalen Gesichtern (offenkundig Schreibversehen). 32 moralischen Elementarwerke: Moralisches Elementarbuch, nebst einer Anleitung zum richtigen Gebrauch desselben, 2 Tle., Leipzig 1782/83 (in der 2. Aufl. mit einem weiteren, mit Kupfern nach Zeichnungen von Chodowiecki ausgestatteten Teilband). 47 Adelungischen Grammatik: Johann Christoph Adelung, Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen, 4 Bde., Leipzig 1774/80, in der 2. Ausgabe Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (…), 5 Bde., Leipzig 1774/86. 59 Karlsschule: Die 1770 vom württembergischen Herzog Karl Eugen als militärische Pflanzschule gegründete, bis 1775 auf der Solitude untergebrachte Lehranstalt. Danach in einem Gebäude hinter dem Neuen Schloß untergebracht, 1782 von Kaiser Joseph II. als Hohe Karlsschule zur Universität erhoben, wurde sie 1794 von Herzog Ludwig Eugen aufgelöst. 63 Embarras: Verlegenheit. 73 Kollet: Kragen. 74 Gillet: Weste. 74 Nanking: Gewebe aus Baumwolle. 110 zalreichen Familie: Aus Salzmanns Ehe mit Sophie Magdalena, geb. Schnell gingen 15 Kinder hervor. Von den neun u.a. als Hauswirtschafterin und Französischlehrerin am Philanthropin arbeitenden Töchtern heirateten wenigstens sechs dort ebenfalls beschäftigte Lehrer, so etwa Magdalena den weiter unten genannten Christian Ludwig Lenz (1760–1833), der später als Gymnasialdirektor in Nordhausen und Weimar wirkte (vgl. die Aufstellung NDB 22, S. 402).

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Von Augusta von Kalb, o. O., o. D. (Regensburg?, vor dem 14. November 1798)

16. Von Augusta von Kalb, o. O., o. D. (Regensburg?, vor dem 14. November 1798) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,392 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o, quer beschrieben Empfängervermerk: erh. Weimar, den 14tn 9br. 1798. / b. d 19tn. Erläuterungen 1 Marie: Seckendorfs Schwester Maria Anna. 1 Vetter: Die 1779 geborene Augusta (Auguste) v. Kalb war die einzige Tochter aus der ersten Ehe des Weimarer Kammerpräsidenten Johann August Alexander v. Kalb (1747–1814) mit der wenige Wochen nach der Entbindung verstorbenen Friederike Augusta Charlotte Ernestine, geb. Reichsfreie v. Künsberg (1758–1779). Deren Mutter Sophie Friederike Wilhelmine v. Künsberg, geb. Freiin v. Seckendorf-Aderbar (1734–1777) war eine ältere Schwester von Leos Vater Christoph Albrecht v. Seckendorf. Si(e)gmund v. Seckendorf, dessen Bruder (und Leos Onkel), hatte in seiner Zeit am Hof Anna Amalias anscheinend die Ehe von Augustas Vater – Johann August v. Kalb amtierte zwischen 1776 und 1782 als Weimarer Kammerpräsident – mit seiner Nichte vermittelt (vgl. Klarmann, S. 122, 161f. u. pass.). 8 B.: Augusta wuchs bei der Schwester ihrer verstorbenen Mutter Luise v. Üchtritz (Uechtritz), geb. v. Künsberg in Gotha auf und lebte erst ab 1797 wieder in dem Haushalt ihres inzwischen wieder verheirateten – mit Friederike Eleonore Marschalk v. Ostheim, der Schwester Charlotte v. Kalbs – Vaters in Bamberg (vgl. Klarmann, S. 219). 15f. bestelmeyrischen Gewölbe in Nürnberg: Georg Hieronymus Bestelmeyer (Bestelmeier), Nürnberger Spielzeughändler, dessen Pädagogisches Magazin, Nürnberg 1793, ab 1794 unter dem in der Folgezeit leicht variierten Titel Magazin von verschiedenen Kunst- und anderen nützlichen Sachen zur lehrreichen und angenehmen Unterhaltung für die Jugend (…), Nürnberg 1794ff., zugleich als Verkaufskatalog diente. 25 lieber Carl: Zu der ungewöhnlichen Anrede – anstelle von Leo(pold) – vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 27. August 1802.

17. Von Augusta von Kalb, Bamberg, 8. Dezember 1798 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,393 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. Weimar d 17t / b. den 24st / li. neben Datum: No. 1. Erläuterungen 3 Ihres lieben Briefchens: Nicht überliefert. 11f. Tante P.: Unsichere Lesung, evtl. T (?). 16 Vater: Johann August v. Kalb, der ehemalige Weimarer Kammerpräsident; vgl. Erl. zum vorausgehenden Brief Augustas an Seckendorf. 22 4 Thürme von W.: Aufgrund der vorausgehenden Textpassage nicht sicher zu klären, Weingartsgreuth liegt mainaufwärts, Würzburg mainabwärts der Strecke von Schweinfurt nach Haßfurt.

Von Augusta von Kalb, Bamberg, 2. Januar 1799

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24 Ich denke dein: Aus dem Eingangsvers von Goethes Nähe des Geliebten (ED in Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1796). Friederike Bruns im Jahr zuvor veröffentlichtes, gleichnamiges Gedicht (Ich denke dein, wenn sich im Blütenregen) ist sicher nicht gemeint, wenngleich es als eine Anregung für Goethes Verse gilt (vgl. MA 4.1, S. 1120f.). 26–30 Blättchen (…) Stammbuch (…) Maytag: Das Blatt enthielt offenkundig das später von Seckendorf in den Regensburger Musenalmanach für das Jahr 1807 aufgenommene Gedicht Ferne irret der Pfad, das ein weiteres Mal als Stammbucheintrag für den aus Weimar abreisenden Freund Brühl – datiert Weimar 9/2 1800 (Hs. FDH 15423) – verwendet wurde. Im Musenalmanach, S. 96, trägt das in wenigen Varianten von der überlieferten Hs. abweichende Gedicht jedoch die Überschrift An Linora. 1798. Die betreffende Stelle lautet: (…) Von Nacht umfangen / Windet jene sich durch, indeß ein Maitag / Der aus blumiger Fern’ entgegendämmert. 39f. Tante (…) in Belgershayn: Luise v. Uechtritz. 48 Tante Luck: Augusta Eleonore v. Luck, geb. v. Kalb (1761–1821), seit 1796 verh. mit Hans Georg Leberecht v. Luck, Kammerherr und Hauptmann in Weimar. 48 Majorin Kalb: Charlotte v. Kalb, die seit 1783 mit Heinrich v. Kalb, dem Bruder des Weimarer Kammerpräsidenten verheiratet war, sich noch bis Juli 1799 in Weimar aufhielt und gerade um diese Zeit (Dezember 1798) Jean Paul einen Heiratsantrag machte (vgl. Klarmann, S. 255; Naumann, Kalb, S. 202). 53 Kinder meines Oncles (…) Hofmeister: Als Nachfolger Hölderlins, der von Ende Dezember 1793 bis Mitte Januar 1795 als Hofmeister des ältesten Sohns Friedrich angestellt war, tauchen in den Briefen Charlotte v. Kalbs aus der Zeit zwischen 1797 und 1800 die Kandidaten der Theologie Ernst Bernhard Saal (1772–1837) und Zimmer (Daten nicht ermittelt) auf; vgl. Klarmann, S. 410.

18. Von Augusta von Kalb, Bamberg, 2. Januar 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,394 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. Weimar, am 14t / b. am 28. / li. o.: No. 2. Erläuterungen 3 Ihren (…) Brief: Nicht überliefert. 11 prédilection: Vorliebe, Vorzug. 23f. einen Platz in seinem Herzen: Vgl. dazu Klarmann, S. 295: „Augusta von Kalb scheint in Weimar, Bayreuth, Bamberg etc. viel umworben worden zu sein, so u.a. von ihrem Vetter Leopold von Seckendorff (…), mit dem jedoch der Briefwechsel schon Ende 1799 abgebrochen wurde; sie fällt in ihren Memoiren über ihre damaligen Verehrer kein besonders schmeichelhaftes Urteil“. 77 meinem Vermögen: Augusta erhielt nach Erreichen der Mündigkeit im Herbst 1800 ein ansehnliches Vermögen (von über 40000 fl.) aus dem von ihrem Vormund, dem Sachsen-Gothaischen Hofrat Friedrich Emil v. Uechtritz, verwalteten Erbe der wenige Wochen nach ihrer Geburt (1779) verstorbenen Mutter, der ersten Gattin des Vaters. Diese, Friederike Auguste, geb. v. Künsberg, hatte einen größeren Anteil an Allodialgütern in die Ehe mitgebracht, die Johann August v. Kalb 1783 an Uechtritz mit der Auflage verkaufte,

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Von August Wolfgang Herder, Freiberg, 21. Februar/6. März 1799

die Zinsen für die Erziehung der Tochter zu verwenden. Vor ihrer Ehe mit Leopold v. Geiger (1802) streckte Augusta einen Großteil ihres Vermögens dem Vater für den Betrieb der Saline in Offenau vor (vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 8. Juni 1799; Klarmann, S. 122, 200, 317f.). 82–84 Mädchen welche (…) schön angeredet werden (…) auf der nehmlichen Seite: In einem von Jean Paul in den 21. Hundsposttag seines Romans eingelegten Extrablatt über töchtervolle Häuser spricht der Autor zunächst die von ihren Eltern an einen beliebigen Mann verkauft, in ihr Schicksal jedoch einwilligenden Mädchen an: Wie, ihr Mädgen, ist denn euer Herz so wenig werth, daß ihrs wie alte Kleider, nach jeder Mode, nach jeder Brust zuschneidet und wirds denn wie eine sinesische Kugel, bald groß, bald wintzig um in eines männlichen Herzens Kugelform, und Ehering-Futteral einzupassen? – „Es muß wohl, wenn man nicht sitzen bleiben will, wie die heilige N.N.“ antworten mir die, denen ich nicht antworte, weil ich mich mit Verachtung wegwende von ihnen, um der sogenannten heiligen NN. zu sagen: „Verlassene, aber Geduldige! Verkannte und Verblühte! Erinnere dich der Zeiten nicht, wo du noch auf bessere hoftest als die jetzigen und bereue den edeln Stolz deines Herzens nie! Es ist nicht allemal Pflicht, zu heirathen, aber es ist allemal Pflicht, sich nichts zu vergeben, auf Kosten der Ehre nie glücklich zu werden und Ehelosigkeit nicht durch Ehrlosigkeit zu vermeiden. Unbewunderte, einsame Heldin! (Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Eine Biographie von Jean Paul. Zweites Heftlein, Berlin 1795, S. 140).

19. Von August Wolfgang Herder, Freiberg, 21. Februar/6. März 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,306 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. Weimar, d 12t März. / b. am 14tn. / li. o.: No. 4. August H. Erläuterungen 10 Paul Koll.: Nachträglich sehr klein über die Zeile geschrieben, unsichere Lesung (gemeint Colloredo?). 12 der Hyperboräische Landsmann: Bezugsperson nicht ermittelt; eine Anspielung auf Kotzebue ist wohl auszuschließen, da dessen dramatische Satire auf die Jenaer Romantiker Der hyperboreeische Esel oder Die heutige Bildung erst im Herbst 1799 bei Kummer in Leipzig erschien. Kotzebue kam indes im März 1799 nach Weimar, um seine dort lebende Mutter zu besuchen (vgl. Mathes 1969, S. 277, sowie unten zu Knorring). 15 Ode in den Merkur: Im Jahrgang 1799 des Neuen Teutschen Merkurs findet sich kein Beitrag Seckendorfs. 15 Der Buchhändler: Wahrscheinlich Johann Christian Gädicke, der sich von Bertuchs Industrie-Comptoir getrennt und mit seinen Brüdern Christian Friedrich und Johann Samuel 1799 eine eigene Buchdruckerei, die Weimarer Verlagshandlung und Druckerei Gebrüder Gädicke, aufmachte, bei der 1800 Seckendorfs Blüthen griechischer Dichter erschienen. 20 Poßelt: Ernst Ludwig Posselt (1763–1804), Redakteur der seit Februar 1795 bei Cotta erscheinenden Zeitschriften Europäische Annalen und Neueste Weltkunde. 20f. Huber (…) Friedenspräliminarien: Ludwig Ferdinand Huber, Friedens-Prälimi-

Von Augusta von Kalb, Mannheim, 12. März 1799

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narien. Herausgegeben von dem Verfasser des heimlichen Gerichts, Bd. 1, Berlin 1793/94. Die Zeitschrift erschien zunächst in unregelmäßigen Abständen, später in monatlichen Heften. Huber war zwischen 1798 und 1803 Redakteur der von Cotta nach dem Verbot der Neuesten Weltkunde (im März 1798) als Nachfolgerin herausgegebenen, seit 1798 in Stuttgart erscheinenden Allgemeinen Zeitung. Zuvor war er bereits an der Redaktion der Neuesten Weltkunde beteiligt (vgl. auch Seckendorf an Aretin, 17. Oktober 1803). 28 Colloredo: Vgl. August Herder an Seckendorf, 20. Oktober 1797; Attems, unsichere Lesung, nicht ermittelt. 30 Freund Knorring: Nicht sicher zu ermitteln. Vielleicht der Schriftsteller und coburgische Kammerrat, zugleich Grundbesitzer in Estland und spätere Schwager Kotzebues Ludwig Johann v. Knorring (1769–1837), der Bruder von dessen dritter Gattin Wilhelmine Friederike, gesch. v. Kursell (vgl. Mathes 1970, S. 362). Die Göttinger Matrikel nennt unter den am 11. Mai 1794 immatrikulierten Philosophiestudenten Johann Gotthard v. Knorring aus Estland und seinen Bruder Gustave (S. 350, Nr. 16970f.). Aufgrund der Herkunftsregion würde auf einen Angehörigen dieser Familie die o. a. Beschreibung eines Hyperboräische Landsmann zutreffen; vgl. auch Seckendorf an Brühl, 10. April 1800 (Erl. zur Reise mit Kozebue nach Dessau), und James Trainer, The Knorrings in Estonia. With Six Unpublished Letters To Karl Morgenstern, in: German Life and Letters 51, 1998, S. 443–454.

20. Von Augusta von Kalb, Mannheim, 12. März 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,395 (Seckendorf-Nachlaß) 3 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. Berl. am 25st / b. am 2t Apr. / li. o.: No. 3. Erläuterungen 1 Mannheim: Augustas Vater Johann August v. Kalb hatte im Januar 1799 wegen der Pacht einer Saline bei Heilbronn seinen Haushalt von Bamberg nach Mannheim verlegt (vgl. den folgenden Brief Augustas an Seckendorf). 6 Ihr Brief: Nicht bekannt. 39 Sie finden sich: So in Hs., wohl versehentlich oder abgekürzt für „sicher“. 72 Beurtheil: So! 88f. Ihres Zutrauens: In der Hs. versehentlich Ihrer Zutrauens. 97 Marie: Leos Schwester Maria Anna. 97 Berliner Reise: Dem Empfängervermerk des Briefes zufolge hielt sich Seckendorf bereits am 25. März in Berlin auf (vgl. auch die entsprechenden Vermerke auf den Briefen von Jean Paul, 13. April, und Augusta v. Kalb, 17. April 1799). Seckendorf reiste u.a. im Auftrag Carl Augusts nach Berlin, der Herzog v. Sachsen-Weimar-Eisenach selbst folgte am 26. April nach und kehrte am 27. Mai 1799 nach Weimar zurück (vgl. Goethe-Tagebücher II.2, S. 661; zu korrigieren: Seelig, S. 41). Über die Reise äußerte sich Seckendorf später enttäuscht in einem Brief an den Vater, den er dort vergebens anzutreffen gehofft hatte; zudem hatte ihm der Herzog kaum Beachtung geschenkt (Brief vom 15. Juli 1799, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,181; vgl. Regesten). 144 Tante: Wahrscheinlich Sophia Friederike v. Kalb (1755–1820), die Witwe Siegmund v. Seckendorfs, die ab den neunziger Jahren in Mannheim lebte (vgl. Klarmann, S. 83f.).

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Von Jean Paul Friedrich Richter, Weimar, 13. April 1799

148 meiner Mutter: Friederike Eleonore v. Kalb, geb. Marschalk v. Ostheim (1764– 1831), seit 1782 die zweite Ehefrau Johann Augusts v. K. und jüngere Schwester der Charlotte v. Kalb. Über das angespannte Verhältnis Augustas zu ihrer Stiefmutter vgl. ihre weiteren Briefe an Seckendorf.

21. Von Jean Paul Friedrich Richter, Weimar, 13. April 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,317 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: pf. Berlin am 20st. / b. am 30st. D: Obser, S. 37; Jean Paul, SW III/3, S. 180f. Erläuterungen 3 Fr. v. Kalb (…) Jüngling: Jean Paul hoffte, seinem Bruder Johann S a m u e l Richter (1778–1807) durch die Vermittlung Charlotte v. Kalbs eine Stelle verschaffen zu können. Diese hatte ihn wahrscheinlich am gleichen Tag aufgefordert: Schreiben Sie heute dem Sckd. Da Hardenberg wohl nach Franken kommen wird, so kann Ihnen und Ihrem Bruder bald geholfen werden. Oder schreiben Sie lieber an Hardenberg selbst (Nerrlich, KalbBriefe, S. 52; vgl. auch Jean Paul, SW III/3, S. 453f.). Während Charlotte v. Kalb auf eine Fürsprache bei dem für Ansbach-Bayreuth zuständigen preußischen Kabinettsminister Karl August v. Hardenberg spekulierte, dachte Jean Paul, wie er ebenfalls am 13. April 1799 an den Freund Christian Otto schreibt, an eine Stelle bei Seckendorfs Vater: Durch die Kalb bring ich meinen Bruder vielleicht als Sekretair unter – bei Seckendorf in Anspach oder in München (Nerrlich, ebd.). Zu einer Anstellung bei Christoph Albrecht v. Seckendorf kam es jedoch nicht, wenngleich sich dieser später bei Friedrich v. Oertel noch einmal nach Jean Pauls Bruder erkundigte (Oertel an Jean Paul, Ende Juli oder Anfang August 1799, Regest in Jean Paul, SW III/3, S. 558; vgl. auch Seckendorfs Antwortbrief an Jean Paul vom 30. April 1799). 18 der König (…) Weimar: Friedrich Wilhelm III. v. Preußen kam erst Anfang Juli 1799 nach Weimar.

22. Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 17. April 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,396 (Seckendorf-Nachlaß) 3 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. Berlin am 28st / b. am 30st. / li. o.: No. 4. Erläuterungen 7 Saline: Gemeinsam mit Friedrich Justin Bertuch – den Augusta nach Erreichen der Volljährigkeit im Oktober 1800 zu ihrem Geschlechtsvormund wählte – und dem königlich spanischen Bergdirektor Johann Martin Hoppensack (geb. 1741) hatte Johann August v. Kalb die seit 1754 bestehende, sich damals im Besitz des Deutschen Ordens befindende Saline Clemenshall bei Offenau am Neckar, nördlich von Heilbronn, gepachtet. Der am 21. Juli 1798 abgeschlossene Pachtvertrag für die „sehr heruntergekommene“ (Klarmann,

An Jean Paul Friedrich Richter, Berlin, 30. April 1799

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S. 228) und nur einen geringen Ertrag abwerfende Saline sah für Kalb die Beteiligung zu einem Drittel vor. Für den defizitären Betrieb, bei dem „zeitweise nicht einmal die Löhne an die Salinen-Arbeiter, die fälligen Pachtgelder an die Salinen-Herrschaft gezahlt werden“ konnten (ebd., S. 319), streckte Augusta ihrem Vater alsbald große Teile ihres ererbten Vermögens als verzinsliches Darlehen vor (vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 2. Januar 1799), weshalb Johann August später vorübergehend seinen Pachtanteil an Augustas Ehemann Leopold v. Geiger abtrat. Einen gegenteiligen Eindruck von der Prosperität des Unternehmens versuchte J. A. v. Kalbs Schwägerin Charlotte ihrem Weimarer Bekannten Karl August Böttiger zu vermitteln: Mit der Entrepr. des Salzwesens geht es wirklich gut (20. April 1800, zitiert nach Klarmann, S. 488; vgl. auch Naumann, Kalb, S. 160f.). 12 Ihres Briefs: Nicht bekannt. 62f. emportement: Jähzorn. 77 kommen: Ergänzung d. Hg.; Schreibversehen, nur kommen nachträgl. über der Zeile eingefügt. 79 griefs: Eigentlich Kummer, Gram. 101 Lichtensteins: Karl August Freiherr v. Lichtenstein (1767–1845) war 1798 vom Herzog von Gotha zum Intendanten des Theaters in Dessau berufen worden, zuvor lebte er auf seinem Stammgut Lahm bei Bamberg. Lichtenstein war dreimal verheiratet, der Name der Ehefrau war ebensowenig zu ermitteln wie die Ursache der hier erwähnten Streitigkeiten. Klarmann berichtet jedoch von dem 1801 erfolgten Kauf eines der Rittergüter Lichtensteins durch die Brüder Johann August und Heinrich v. Kalb, der jedoch „nicht zur Ausführung kam, da der Ritterort Baunach“, in dem das genannte Gut lag, „dagegen Einspruch erhob und bald darauf den Verkäufer Frhrn. von Lichtenstein wegen Verschwendung unter Kuratel (…) stellte“ (Klarmann, S. 272 sowie S. 265ff.; vgl. auch ADB 18, S. 553f.; Neuer Nekrolog 23, 1845, S. 743–746). 114 nach B. zu Üchtritzens: Nach Belgershayn zum Ehepaar Luise, der Schwester der verstorbenen Mutter, und Friedrich Emil v. Uechtritz, bei dem Augusta aufgewachsen war (vgl. ihren Brief an Seckendorf vom 14. November 1798). 115–117 Dessau (…) dem Fürsten: Leopold III. Friedrich Franz Herzog v. Anhalt-Dessau (1740–1817, reg. seit 1758).

23. An Jean Paul Friedrich Richter, Berlin, 30. April 1799 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung: Jean Paul) 1 Dbl., 8o Adresse: An / Herrn Jean Paul / Richter / in / Weimar / frei. D: Jean Paul, SW III/3, S. 553 (Regest) Erläuterungen 3 wird: Textverlust durch Beschädigung des Papiers. 7 Ihr H. Bruder: Samuel Richter, Jean Pauls jüngster Bruder; zum Gegenstand vgl. den vorausgehenden Brief Jean Pauls. 42 Ehestand (…) Frau von Berlepsch: Jean Paul hatte Emilie v. Berlepsch (1755– 1830) während der gemeinsamen Zeit in Leipzig im Januar 1798 ein Eheversprechen gege-

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Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 8. Juni 1799

ben, das er aber schon Ende Februar/Anfang März 1799 wieder zurücknahm. Kurz nach seiner – später ebenfalls wieder gelösten – Verlobung mit Karoline v. Feuchtersleben und Emilies mißglückter Eheanbahnung bei einer Schottlandreise bot er ihr im November desselben Jahres „Asyl“ in seinem künftigen Hausstand an (vgl. Schweikert, S. 56f. und 72, sowie Seckendorf an Jean Paul, 19. Juni 1801).

24. Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 8. Juni 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,397 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. Weimar, d 29st Jul. / b. am 16t Sept. (oder 10t ?) / li. o.: No. 5. Erläuterungen 2 Ihr lieber Brief: Nicht bekannt. 12f. meinem Oncle u. Bedienter: Augustas Vormund nach dem Tod der Mutter, der Sachsen-Gothaische Hofrat Friedrich Emil v. Uechtritz; vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 2. Januar 1799. Über die hilfsbedürftige Familie wurde nichts ermittelt. 13f. bey der Saline: Die von Augustas Vater Johann August v. Kalb anteilig gepachtete und verwaltete Saline Clemenshall bei Offennau am Neckar, „ein verrottetes Unternehmen, das noch einmal Unsummen verschlingt, ohne zu Kalbs Lebzeiten recht in Gang zu kommen“ (Biedrzynski, S. 225; vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 17. April 1799, und die weitere Beschreibung im folgenden Brief Augustas vom 16. Juli 1799). 57 Festungswerke in Mannheim démolirt: Nach dem neuerlichen Ausbruch des Krieges der (zweiten) Koalition gegen Frankreich Ende Februar 1799 und der Besetzung Mannheims durch ein französisches Heer unter Marschall Jean Baptiste de Bernadotte am 2. März 1799 gelang dem österreichischen Erzherzog Karl am 18. September 1799 die Wiedereinnahme der Stadt (vgl. Heigel, Geschichte, S. 342, 347). 65 Lichtenstein: Vgl. Augusta v. Kalbs vorausgehenden Brief.

25. Von Friedrich Majer, Schleiz, 7. Juli 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,406 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Adresse: Dem / HErrn Regierungs-Assessor von Seckendorf / in / Weimar. Empfängervermerk: erh. W. d 11tn / b. d 5t Aug. / li. o.: No. 1. Erläuterungen 4f. Donnerstagsgesellschaft: Kein gesellig-kultureller Club unter diesem Wochentag ermittelt; vgl. die Angaben bei Friedrich Ludwig Christian von Oertel, Briefe eines ehrlichen Mannes bey einem wiederholten Aufenthalt in Weimar, Deutschland 1800 (Faks. d. Originalausg., hg. v. Paul Stapf, Bern/München 1982), S. 64f., und Biedrzinski, S. 107–120. 18 Anwesenheit des Königs: Das preußische Königspaar besuchte Weimar vom 30. Juni bis 3. Juli 1799.

Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 16. Juli 1799

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19 Asträa: Nicht eindeutig zu klären; anklingend an die von Majers Mentor Johann Gottfried Herder herausgegebene, von März 1801 an erscheinende Zeitschrift Adrastea, die bereits im Sommer 1799, allerdings unter dem Namen Aurora, geplant wurde. Vielleicht auch das geplante Organ eines nach Astraios, in der antiken Mythologie der „Vater der Sterne“ (Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, Bd. 1, München 101988, S. 161), benannten Dichter- und Freundschaftsbundes. 20f. Schrift über das Preussische Neutralitätssistem: Die von dem herzoglich-oldenburgischen Leibarzt Heinrich Mathias Marcard anonym herausgegebene Schrift Preußens Neutralitätssystem, dessen Ursachen und wahrscheinliche Folgen, Deutschland (d. i. Hamburg) 1799 (vgl. Tschirch 1, S. 419–422). 22 deiner kleinen Göttin: Nicht sicher zu klären, vielleicht Tinette („Käthchen“) v. Reitzenstein-Imhoff. 27f. Rückert, Lütke, Merkel, Gerning: Wohl Josef Rückert, dessen Bemerkungen über Weimar im gleichen Jahr erschienen, Garlieb Merkel und Isaak v. Gerning; Lütke nicht ermittelt. 32 Str auch: Ein Göttinger Kommilitone und Landsmann Majers; vgl. Matrikel Göttingen, 25. April 1795, Nr. 17219, S. 354: „Henricus Ferdinandus Strauch, Voigtlandia“.

26. Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 16. Juli 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,398 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 1 Bl., 8o Empfängervermerk: b. W. am 16t Sept. / li. o.: No. 6. Erläuterungen 6 Königsstadt: Berlin, wo sich Seckendorf zwischen Ende März und Mai 1799 aufhielt; vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 12. März 1799. 44 mein kleines munteres Mädchen: Vgl. den vorausgehenden Brief Augustas. 57 Marien: Seckendorfs Schwester. 57 meine Tante: Luise v. Uechtritz.

27. An Karoline von Seckendorf, Weimar, 19. August 1799 Überlieferung Hs. Weimar, GSA 96/2684 1 Dbl., 2o Adresse: A Son Excellence / Madame la Baronne de Seckendorf; / née Baronne de Stiebar / à / Ratisbonne. Poststempel: PP WEIMAR Erläuterungen 3 Julie: Leo Schwester Julie Karoline Henriette. 36f. an meinen Vater geschrieben: Am 15. Juli 1799 (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,181) hatte Leo seinen Vater Christoph Albrecht v. Seckendorf um einen finanziellen Zu-

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An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 29. August 1799

schuß für die Möblierung seiner Wohnung gebeten, der ihm in den darauffolgenden Monaten gewährt wurde. Darin berichtet er auch von der nun doch angetretenen Reise der Mutter und Julies nach Wien (vgl. die Briefe an den Vater vom 28. August und 25. September 1799, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,182 und 183). 38 Gottlob: Egloffstein. 43 Liebhabertheaters: Das von Anna Amalia v. Sachsen Weimar 1774 ins Leben gerufene, unter Goethes Leitung stehende Liebhabertheater auf Ettersburg, später Tiefurt (vgl. Einleitung, Abschn. 4.1; Seckendorf an Goethe, 29. August 1799). 45 schwarzen Mann: Der schwarze Mann. Eine Posse in zwey Akten, von (Friedrich Wilhelm) Gotter, nach Gernevaldes L’homme noir, ou le Spleen, erstaufgeführt in Lauchstädt am 12. August 1792, erschienen in Komisches Theater der Franzosen. Für die Deutschen, hg. v. Johann Gottfried Dyk, Bd. 9, Leipzig 1784. 45 die Unglüklichen: Kotzebues Lustspiel in einem Akt Die Unglücklichen (Leipzig 1798) war am 17. Oktober 1797 erstmals in Weimar aufgeführt worden. 53 Westindier: Der Westindier, ein Lustspiel in fünf Handlungen aus dem Englischen des Herrn (Richard) Cumberland, deutsch von Johann Joachim Christoph Bode, Hamburg 21775. 54f. Heiress: The Heiress, a comedy in five acts des englischen Dramatikers John Burgoyne (1786). Das Stück wurde in der deutschen Übersetzung und Bearbeitung von Heinrich Christian Beck, Alles aus Eigennutz, aufgeführt; vgl. Seckendorf an Goethe, 29. August 1799. 69 Die Üchtriz: Luise v. Uechtritz, geb. v. Künsberg; vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 14. November 1798.

28. An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 29. August 1799 Überlieferung Hs. Stadtarchiv Hannover, Sammlung Culemann 702 D: Goethe, Regesten 3, S. 110, Nr. 316 (Regest) Erläuterungen 2 Liebhabergesellschaft: Vgl. Leo v. Seckendorf an Karoline v. Seckendorf, 19. August 1799. Eine Aufführung der hier genannten Stücke fand am 11. September statt; vgl. Sichardt, S. 170f. (nach einer Mitteilung Böttigers): Wieland kam den 11. Sept. 1799 zur Vorstellung des Lustspiels Alles aus Eigennutz und der Komödie aus dem Stegreife, die von Liebhabern gespielt wurde (vgl. auch den Brief Anna Amalias an Goethe vom 9. September 1799 aus Tiefurt: Vieleicht Morgen oder Übermorgen werden wir uns in einer Lustigen Geselschaft sehen (Begegnungen 4, S. 523; vgl. ferner Goethe, Regesten 3, S. 110–113). Goethe leitete Seckendorfs Brief am folgenden Tag an Kirms weiter mit einem kurzen Begleitschreiben: Ew. Wohlgeb. haben die Güte nach den Wünschen der Gesellschaft das nöthige zu verfügen (WA IV 30, S. 72). In seinem Tagebuch vermerkte Goethe unter dem 13. September 1799 rückblickend: War ich in einigen Proben der Liebhaber Gesellschaft behülflich (Goethe, Tagebücher II.1, S. 314). 3f. Alles aus Eigennuz: Lustspiel von Heinrich Christian Beck (1760–1803) nach John Burgoynes The Heiress (vgl. Seckendorf an seine Mutter, 19. August 1799). Die Weimarer Erstaufführung hatte am 30. Oktober 1794 stattgefunden.

Von Augusta von Kalb, o. O. o. D. (Waltershausen, vor dem 6. Dezember 1799)

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4 Die Komödie aus dem Stegreife: Lustspiel in einem Aufzug von Johann Friedrich Jünger (1759–1797) nach einer 1735 in Paris veröffentlichten Vorlage von Philippe Poissin. 7 Voitts: Textverlust durch Beschädigung des Papiers.

29. Von Augusta von Kalb, o. O. o. D. (Waltershausen, vor dem 6. Dezember 1799) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,399 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: b. d 6t Dec. Erläuterungen 1f. auf den Tag aufmerksam gemacht: Gemeint ist wahrscheinlich Seckendorfs Geburtstag, der 2. Dezember. Vorausgegangen war ein Treffen Augusta v. Kalbs mit Seckendorf in Weimar bzw. Thüringen, auf das auch ein kurz zuvor geschriebener Brief Augustas vom 25. November 1799 aus Waltershausen (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,400, vgl. Regesten) Bezug nimmt.

30. Von Augusta von Kalb, Offennau, 30. Dezember 1799 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,401 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. W. d 6t Jan. 1800. / li. o.: No. 9. Die beiden Postscripti (Z. 45–48: Von Ihrem Bruder […] an beyden.) auf der letzten S. aoR u. alR und auf S. 1 aoR kopfstehend. Erläuterungen 2 Ihren Brief: Nicht bekannt. 10 reals: Reel, von zwei oder mehr Paaren getanzter britischer und dänischer Tanz im Viervierteltakt. 22 Wenn wir Friede bekommen: Napoleon hatte nach dem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9./10. November 1799) König Georg von Großbritannien und Kaiser Franz II. in Briefen ein Friedensangebot unterbreitet, das von beiden jedoch zurückgewiesen wurde (vgl. Heigel, Geschichte, S. 357f.). 45 Ihrem Bruder: Maximilian Friedrich v. Seckendorf. 47 Gustchen: Auguste v. Löwenstern; vgl. den Briefwechsel Seckendorfs mit Brühl.

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Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 1. März 1800

31. Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 1. März 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,361 (Seckendorf-Nachlaß) 6 S. (1 Bl., 1 Dbl.), 4o Datum d 1ten korrigiert aus 29tn Empfängervermerk: erh. W den 6t M. / b. den 16tn. / li. o.: No. 1. Erläuterungen 3 einen so langen Brief: Nicht überliefert. 5 Auguste (…) Loewen Mutter: Auguste v. Löwenstern und ihre Mutter Christina Friederike. 8 die Dame: Luise v. Göchhausen. 9 Herzogin: Herzogin Mutter Anna Amalia v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 10 L aban: Onkel und Schwiegervater Jakobs; vgl. 1 Mose 29,1–30. 12 Octavia: Auguste v. Löwenstern, vgl. den folgenden Brief Brühls (29./31. März 1800). Nicht mit Sicherheit zu klären ist eine mit dem Übernamen verbundene literarische Anspielung, zumal Brühl die jugendliche Geliebte im vorliegenden Brief auch Aurora nennt. Eher unwahrscheinlich ist der Bezug auf Shakespeares Antonius und Cleopatra, in der die gleichnamige Schwester Cäsars von ihrem Ehemann Antonius mit Cleopatra betrogen wird (die historische Octavia war die Schwester des Kaisers Augustus). Denkbar ist auch eine Anspielung auf Kotzebues – jedoch erst am 10. Januar 1801 in Weimar erstaufgeführtes – Trauerspiel Octavia, das im Sommer 1799 im Entstehen begriffenen war und später vom Verfasser anonym an Goethe gesandt wurde (vgl. Mathes 1969, S. 272f.; Goethe an Schiller, 11. Dezember 1799, WA IV 14, S. 233). 28 alle Väter der Erde: Bezogen auf den Vater der von Brühl verehrten fünfzehnjährigen Auguste v. Löwenstern. Paul v. Löwenstern (1752–1824) hatte während eines Aufenthalts in Weimar im Oktober/November 1799 vor einer möglichen ehelichen Verbindung gegenüber Brühls Vater Moritz Graf v. Brühl eine Frist von zwei Jahren, wegen des jugendlichen Alters seiner Tochter, zur Bedingung gemacht (vgl. Krosigk, S. 229f., und die folgenden Briefe zwischen Brühl und Seckendorf). 30 Lottchen: Charlotte Bertuch, später verh. v. Froriep. 30 Louisen: Wahrscheinlich Louise v. Lichtenberg (1783–1823). 34f. selbst Engel (…) t r e n n e n : Nach den Eingangsversen Die Engel Gottes weinen, wo Liebende sich trennen von Mozarts Lied der Trennung für Singstimme und Klavier (KV 519), Text von Klamer Eberhard Karl Schmidt. Die genannte Sängerin ist Caroline Jagemann. 38 Stammbuchs Geschichte: Nicht ermittelt. Brühl hatte Weimar im Vormonat verlassen und zum Abschied von verschiedenen Bekannten Blätter für sein Stammbuch erbeten; vgl. Seckendorf an Brühl, 3. März 1800: Es grüßen dich Kraus, Kozebue, Bertuch, Böttiger, Bury, Örtele, Lottchen, Luise (v. Lichtenberg?) pp Ich habe der lezten Stammbuchsblatt, wie soll ich es dir aber unzerknikt schikken? (Hs. SLB Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1948) 42 Tina und ihrer Mutter: Katharina (Tinette) v. Reitzenstein-Imhoff (1782/83– 1840), eine jüngere Schwester Amalie v. Imhoffs, und deren Mutter Luise, geb. v. Schardt,

Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 1. März 1800

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in zweiter Ehe verh. mit Ernst v. Reitzenstein (vgl. Bissing, Helvig, S. 33 u. pass.; Scheidel 1885, S. 36; Scheidel 1900, S. 269). 46 pis-allé: Pis-aller (frz.), Notlösung. 46f. tournure: Frz. Gestalt. 47 Haren: Jan Poppe André van Haren (gest. 1801), vermutlich der Sohn von Duco van Haren (1747–1801) aus Friesland (Holländer), des Oberhofmeisters des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar. André van Haren war Seckendorfs Nebenbuhler bei Tinette v. Reitzenstein; vgl. Charlotte von Schiller an Fritz von Stein, 17. Februar 1801: Daß Käthchen ihren Bräutigam verloren, wissen Sie wohl? (…) daß die Parthie nicht sehr vortheilhaft hätte werden können. Denn der junge Haren, so gut er war, hatte nichts für sich als seinen geraden, guten Sinn, keine Talente noch Bildung, um das spätere Leben reich zu machen (…). Auch hätte er wahrscheinlicher Weise doch an der Schwindsucht nach einigen Jahren sterben müssen (Urlichs I, S. 459; vgl. auch Bode, Stein, S. 513). Henriette v. Egloffstein meldete Seckendorf am 5. Juni 1801 den Tod van Harens (wahrscheinlich des Vaters; Hs. GSA Weimar, GSA 13/90); vgl. auch den Brief ihrer Schwägerin Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801. 68 pour parlés: Pourparlers (frz.), Besprechungen. 70 Prinzen: Carl Friedrich v. Sachsen-Weimar-Eisenach (1783–1853); Duco v. Haren (auch: Haaren) war Oberhofmeister des Erbprinzen. 86 Keele und Gustchen: Henriette Albertine Antonie Freiin Wolfskeel von Reichenberg, später verheiratete Fritsch (1776–1859), zweite Hofdame bei der Herzogin Mutter Amalie von Sachsen Weimar, und Auguste v. Löwenstern. 88f. in der Loewengrube (…) Herzog: Wegen der ursprünglich guten Beziehungen der Mutter Christina v. Löwenstern zu Carl August, die sich mit der Annäherung des Herzogs an Caroline Jagemann jedoch eintrübten. Mutter und Tochter Löwenstern wohnten zuletzt, vor ihrem Weggang aus Weimar im Juni 1801, im Nordflügel des Wittumspalais. Zu den persönlichen Verwicklungen vgl. die spätere Mitteilung Franz Kirms’ an Iffland: Das von Löwensternische Haus ist die Gelegenheit zu dem Unglück, welches die Jagemann sich zugezogen hat. Dort lernte sie den H.[erzog] kennen und er hatte Wohlgefallen an ihrer Unterhaltung, die ohnleugbar anziehend ist. Die Jagemann ohne Hang zu den Männern hatte doch aber auch Evens [Evas] Erbtheil, nehmlich gefallen zu wollen und geliebt zu werden, und so kahm Leidenschaft auf der andern Seite ins Spiel (…). Sie glaubte (…), ein gutes Werck zu thun, wenn sie den H.[erzog] erhörte, nahm Anträge an und versprach, seinen Willen und seine Bedingungen zu erfüllen. (…) vielleicht aus Rache habe Frau von Löwenstern die Jagemann bewogen, Weimar vorübergehend zu verlassen (zitiert nach Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 728). 106 Vater: Moritz v. Brühl; vgl. dessen Brief an Seckendorf, 25. November 1804, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,531, Regesten. 108f. Waldner: Vgl. Seckendorf an Brühl, 10. April 1800.

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Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 29./31. März 1800

32. Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 29./31. März 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,364 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Weim. d 7tn Aprl. / b. d 16tn. / li. o.: No. 4. Erläuterungen 2 Brief vom 16ten dM: Nicht bekannt; überliefert ist der vorausgehende Brief Seckendorfs vom 3. März 1800 (Hs. SLB Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1948), der Mitteilungen von gemeinsamen Weimarer Bekannten, v.a. über Auguste (Gustchen) v. Löwenstern, enthielt. 7 in Rheinsberg: Brühl war gemäß einer im März 1800 ergangenen Kabinettsordre als Hofcharge bei dem in Rheinsberg residierenden Prinzen Heinrich von Preußen, dem Bruder Friedrichs II., angestellt worden (vgl. Krosigck, S. 232). 39 Caroline: Caroline Jagemann, die Vertraute in seiner Herzensangelegenheit, schrieb Brühl am 24. Juli 1800 aus Wien: Hätte ich nur die Beruhigung das Sie endlich wüßten woran Sie wären. Doch das wird noch nicht seyn. Und ich weis gar nichts, als das Guste Ihnen bey meiner Abreiße (von Weimar Ende April 1800) so herzlich gut war, als immer vorher (Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 703f.; vgl. auch Brühl an Seckendorf, 1. März 1800). 49 Lotte: Charlotte Bertuch. 59 Octavia: Vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800. 75 Lievland: Die seit 1797 in Weimar lebende Familie v. Löwenstern stammte aus Livland – es sind sehr reiche Leute (Sophie v. Schardt an Amalie v. Imhoff?, 14. September 1797, in: Heinrich Düntzer, Zwei Bekehrte. Zacharias Werner und Sophie von Schardt, Leipzig 1873, S. 389; zur Familie Löwenstern vgl. auch Scheidel 1885, S. 26; Bamberg, Jagemann, S. 244f.; Mathes 1970, S. 426f. mit weiterer Literatur). 80 Prinz: Carl Friedrich v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 83f. Heimweh wie die Schweitzer: Sprichwörtlich; vgl. DWb Ndr. 10, Sp. 884. 92 Jean Paul: Reiste um diese Zeit für einige Tage von Weimar nach Gotha (vgl. Schweikert, S. 75). 92 Amelie: Wohl Amalie v. Imhoff. 95 Mathias: Bedienter Brühls, weiteres nicht ermittelt. 104 L: Löwenstern. 108 der Prinz: Prinz Heinrich v. Preußen (gest. am 3. August 1802). 121 Gustav Wasa: Kotzebues historisches Schauspiel in fünf Aufzügen (Leipzig 1801) wurde am 4. Januar 1800 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt. 124 Vohs: Heinrich Vohs (1762–1804), seit 1792 Schauspieler in Weimar, 1802 als Direktor des kurfürstlichen Theaters nach Stuttgart berufen. 124 Mattausch: Franz Mattausch (1767–1833), Sänger und Schauspieler; seit 1789 am Berliner Hoftheater. 125f. Iffland (…) dänischen Ritter: Vgl. Gustav Wasa, II,5. 127f. Unzelmann (…) Caroline: Friederike Unzelmann, geb. Flittner (1760–1815). In der Weimarer Uraufführung spielte Caroline die Rolle der Margarethe Wasa. 129 Vaterhauß (…) Jäger: Das Vaterhaus. Das für das Wiener Hoftheater geschriebene Schauspiel in 5 Aufzügen erschien zuerst im Druck in Ifflands Dramatische Werke,

An Karl Graf von Brühl, Weimar, 10. April 1800

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Bd. 16, Leipzig 1802. Bereits 1785 wurde das Schauspiel Die Jäger. Ein ländliches Sittengemählde (Berlin 1785) uraufgeführt. 132 musikalischen Freunde: Nicht ermittelt. 138 Lauterbach: Vgl. den nächsten Brief Brühls vom 16. Mai 1800. Vielleicht der im Brief der Christiane Vulpius an Goethe vom 13./14. Juni 1803 erwähnte Johann Gottlieb Lauterbach, Wirt im Gasthaus zur „Stadt Weimar“ in Buttstädt, der auch das „Hôtel de Saxe“ in Weimar besaß (vgl. Gräf 1, S. 422; 2, S. 920). 141 Kehle: Henriette v. Wolfskeel.

33. An Karl Graf von Brühl, Weimar, 10. April 1800 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1949 1 Dbl., 8o Erläuterungen 2 Dein Brief: Vom 29./31. März 1800. 3 wis: Textverlust durch Papierbeschädigung. 4 mit Kozebue nach Dessau: Vgl. Kotzebue an Böttiger, 22. Februar 1801 (Maurach 1987, S. 48): Gedenkt Baron Seckendorff noch meiner und unserer lustigen Reise nach Dessau? – Ich lege hier ein kleines Gedicht bey, welches er vielleicht für sein Taschenbuch brauchen kann. Mir kommt es artig vor. Es ist von einer Frau v. Knorring, gebohrene v. Krusenstern, einer Cousine meiner Frau. Die Veranlassung war, daß sie eine ihrer Freundinnen necken wollte, da sie ihr dies Gedicht, als Mannesperson verkleidet, in die Hand steckte auf der Maskerade. In seinen Erinnerungen bestätigt Kotzebue den 10. April als Abreisetermin aus Weimar. Er reiste über Berlin weiter nach Rußland, um dort sogleich verhaftet zu werden (vgl. August von Kotzebue, Das merkwürdigste Jahr meines Lebens, hg. v. Wolfgang Promies, München 1965, S. 13). 17 Lotte: Charlotte Bertuch. 18 Bedingung der 2. Jahre: Die Vereinbarung eines zweijährigen Aufschubs einer Verbindung von Brühl und Auguste v. Löwenstern (vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800; Krosigk, S. 230). 40 Karolinen: Jagemann. Die angesprochenen Gemütsschwankungen der Weimarer Schauspielerin und Sängerin gingen möglicherweise auf das verstärkt einsetzende Werben des Herzogs Carl August zurück, der sie am 23. März 1800 erstmals zu Hause besucht hatte (vgl. Emde, Selbstinszenierungen 1, S. 416). 45 goldne Nadel der Waldner: Mit seinem Brief vom 11./12. März an Seckendorf (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,363) hatte Brühl einen Medusenkopf für Fräulein Waldner (Adelaide Freiin Waldner v. Freundstein, Hofdame der Herzogin Louise v. Sachsen-Weimar-Eisenach) übersandt. 46 meinen Brief mit des Prinzen Einschluß: Wohl Seckendorfs – nicht überlieferter – Brief vom 16. März 1800 (vgl. Brühl an Seckendorf, 29./31. März 1800). Bereits zuvor, am 3. März, hieß es in einem Brief Seckendorfs an Brühl: Ein zweiter, der sich sehr bitterlich über dich beklagt, ist der Prinz (Carl Friedrich v. Sachsen-Weimar-Eisenach). Der gute Junge glaubt wirklich, du seist kälter gegen ihn geworden, und sucht nun die Ursache in einem Fehler von seiner Seite. (…) Du habest ihm nehmlich kurz vor deiner Abreise sehr

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Von Friedrich Gosert, Eisenach, o. D. (zwischen April und Oktober 1800)

ernsthafte Vorstellungen über seine natürliche Faulheit gemacht, worauf er denn Besserung gelobt. Gleichwol sei er unmittelbar darauf in denselben Fehler gefallen, und bei dem Schloßbrande am Morgen deiner Abreise zu faul gewesen, aufzustehn, und hinzugehn, was er eigentlich hätte thun sollen. Nun schämt er sich, und glaubt, du habest das bemerkt, und hieltest ihn für unfähig, Herr über sich selbst zu werden, folglich deiner Freundschaft unwert. (…) Es kan keiner besser auf ihn wirken, als du, ich vielleicht künftig, denn er scheint sich mir wieder zu nähern. Ab Umgebung hält mich zurük. (Hs. SLB Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1948) 52 Bayard ist nun aufgeführt: Kotzebues Schauspiel in 5 Akten Bayard (Leipzig 1801) mit der Rolle der Blanca für Caroline Jagemann, aufgeführt in Weimar – unter dem Titel Die beiden Hofmeister – am 5. April 1800. 52 Makbeth: Shakespeares Macbeth ein Trauerspiel wurde in der Bearbeitung Schillers (im Druck Tübingen 1801) am 14. Mai 1800 erstmals in Weimar gegeben. 53 Gustaf Wasa: Kotzebues Schauspiel Gustav Wasa wurde am 4. Januar 1800 in Weimar uraufgeführt (vgl. auch Brühl an Seckendorf, 29./31. März 1800). 54 Jean Paul heiratet: Mit Karoline v. Feuchtersleben (1774–1842), der Hofdame der Herzogin Charlotte v. Hildburghausen, war Jean Paul seit Oktober 1799 verlobt. Ein Zusammentreffen in Ilmenau Anfang Mai 1800 führte jedoch zum Zerwürfnis, dem am 8. Juli die endgültige Lösung des Verlöbnisses folgte. 56 Herzogin: Anna Amalia. 60f. im hiesigen Wochenblatte: Nicht ermittelt.

34. Von Friedrich Gosert, Eisenach, o. D. (zwischen April und Oktober 1800) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,496 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: b. 18. Dec. 1801. Verfasser und Datierung Trotz der späten Antwort ist der Brief wahrscheinlich auf einen Zeitpunkt nur kurz nach April 1800, dem Erscheinungstermin von Seckendorfs Litterarischer Anzeige eines monatlichen Almanachs im Neuen Teutschen Merkur, zu datieren. Der Autor, über den nichts ermittelt werden konnte, bietet Beiträge für das zunächst auf eine monatliche Erscheinungsweise ausgelegte Weimarer Taschenbuch an. Von der geänderten Konzeption einer vierteljährlichen Erscheinungsweise konnte Gosert erst im Oktober desselben Jahres, wiederum aus dem Merkur, erfahren. Erläuterungen 14 Zwez: Nicht ermittelt; Lesung unsicher.

Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 16. Mai 1800

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35. Von Sigismund Grüner, Breslau, 10. Mai 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,497 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Nachsatz Z. 21 auf der Rückseite des Bl. Adresse: Herr v. Seckendorf / Hochwohlgebohren / zu / Weimar / wegen des Monatl. / Kalenders. Empfängervermerk: erh. W. den 15t. / b. eod. Erläuterungen 3 Anzeige wegen eines monatlichen Kalenders: Litterarische Anzeige eines monatlichen Almanachs, in: Neuer Teutscher Merkur, 4. Stück, April 1800, S. 341–344. Darin hatte Seckendorf das Erscheinen des ersten Heftes für Juli 1800 angekündigt. 12 Geist oder Kritik der Theater Litteratur: Sigismund Grüner (1757–1808), der sich seit 1775 als Schauspieler verschiedenen Gesellschaften anschloß und zahlreiche Gastspielreisen unternahm, publizierte meist anonym (u.a. im Teutschen Merkur) „theaterreformerische Schriften, in denen er für die soziale Absicherung und bessere Ausbildung von Schauspielern plädierte“ (Literatur Lexikon. Autoren und Werke in deutscher Sprache, hg. von Walther Killy, Bd. 4, Gütersloh/München 1989, S. 393). Von ihm erschienen keine Beiträge in den beiden Weimarer Taschenbüchern Seckendorfs. Zehn Jahre nach der Publikation seiner Theatralischen Reisen, 2 Bde., Weißenfels/Leipzig 1789/90, veröffentlichte er 1801 in Danzig seine Fragmente über Schauspielwesen, Darstellung und Kritik. Nebst einem Anhange von Gedichten. Im selben Jahr war er Mitglied der Bühne zu Breslau (Hamberger/Meusel, 9. Bd., 1801, S. 471; zu Grüner vgl. auch Kosch, Theaterlexikon 1, S. 632; Walter Unruh, Christoph Sigismund Grüner. Ein ostdeutscher Komödiant und Belletrist. Den Teilnehmern am Festessen zur Hauptversammlung der Gesellschaft für Theatergeschichte am 21. April 1929 gewidmet. Privatdruck, o. O. [Berlin] 1929). 13 Berliner Theater Zeitung: Berliner Litteratur- und Theaterzeitung, hg. von Christian August (v.) Bertram, 1778–1784. Vom selben Herausgeber erschienen 1788–1797 in 20 Heften die Annalen des Theaters (vgl. Kosch, Theaterlexikon 1, S. 133). 21 Inlage: Nicht mehr vorhanden.

36. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 16. Mai 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,366 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. d 26st / b. d 4t Jun. / li. o.: No. 6. Erläuterungen 2 Laban: Vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800. 18 Auguste: v. Löwenstern. 29 Jeremiaden: Sprichwörtlich, nach den Klageliedern des Jeremia. 30 excursion nach Leipzig und Dessau: Vgl. Seckendorf an Brühl, 10. April 1800. 37 der Prinz: Heinrich v. Preußen.

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Von Christian Gottfried Heinrich Burdach, Kohlo, 29. Mai 1800

41 Waldnera: Adelaide Freiin Waldner v. Freundstein; vgl. Seckendorf an Brühl, 10. April 1800. 51 Dame: Louise v. Göchhausen. 56 Herzogin: Anna Amalia. 60 Keele: Henriette v. Wolfskeel. 70 Herzog von Braunschweig: Karl II. Wilhelm Ferdinand v. Braunschweig (1735–1806), der Bruder Anna Amalias. Über die hier angesprochene Auseinandersetzung wurde nichts ermittelt. 83 ami: Friedrich Hildebrand v. Einsiedel. 93 Octavia: Auguste v. Löwenstern, vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800. 127 Stammbuchsgeschichte: Vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800. 146 Carolinens: Caroline Jagemann. 149 Hunter: Nicht ermittelt; möglicherweise Zögling des 1797 gegründeten, v.a. von englischen Adligen frequentierten Mounierschen Erziehungsinstituts im Weimarer Belvedere. 178 Lotte: Charlotte Bertuch. 200 Hofdame: Friederike v. Riedesel (1751–1820), Hofdame der Herzogin Louise v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 201 Prinzeß: Caroline v. Sachsen-Weimar-Eisenach (1786–1816). 201 Horne: Ungewiß, vielleicht Conrad Horny (Horni) (1764–1807), Lehrer an der Weimarer Zeichenschule. 202 Hinzenstern: August v. Hinzenstern (1770–1830), Erzieher des Prinzen Bernhard v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 203–205 Herzog v Alba (…) Gräfin Fuentes: Personen aus Schillers Don Carlos. Eine Aufführung des 1791 am Weimarer Hoftheater erstaufgeführten Stücks durch Angehörige des Liebhabertheaters konnte nicht ermittelt werden. 205 Lucka: Wahrscheinlich Luise v. Lichtenberg, die Stieftochter Lebrechts v. Luck. 210 Aulhorn: Johann Adam Aulhorn (1729/30–1808), Weimarer Schauspieler. 210 Destouches: Franz Seraph Destouches (1772–1844), seit 1799 Kapellmeister in Weimar. 210 Menes: Nicht ermittelt. 210 Eggloffsteins Bello: Nicht geklärt. 211 Lauterbach: Vgl. Brühl an Seckendorf, 29./31. März 1800, Erl. 211 Boettger: Böttiger.

37. Von Christian Gottfried Heinrich Burdach, Kohlo bei Pförten/Niederlausitz, 29. Mai 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,488 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: b. d 19t Jul. 1800. Erläuterungen 6 selbst ein dergleichen Werk: Christian Gottfried Heinrich Burdach (1775–1823), aus Kohlo in der Niederlausitz stammender Sohn eines Pfarrers, gab 1802 gemeinsam mit

Von Sigismund Grüner, Breslau, 1. Juni 1800

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S. Nigmann die in Guben erscheinende Monatsschrift Der Niederlausitzer Volksfreund heraus, in späterer Zeit vorwiegend pädagogische Schriften (vgl. Neuer Nekrolog 1.1 [1824], S. 311–322; Goedeke, Aufriß 10, S. 131; Kosch 2, Sp. 365). 1801–05 beteiligte er sich mit verschiedenen Gedichtbeiträgen an der von Ignaz Aurelius Feßler herausgegebenen Zeitschrift Eunomia und am Freimüthigen. Burdach studierte Theologie in Wittenberg und Leipzig (1797–99), bevor er 1800 als Adjunkt, ab 1804 in der Nachfolge seines Vaters als Pfarrer bzw. evangelischer Prediger in Kohlo wirkte. 8f. Ankündigung des monatlichen Taschenbuchs: Seckendorfs Litterarische Anzeige eines monatlichen Almanachs erschien im Neuen Teutschen Merkur, 4. Stück, April 1800, S. 341–344. Der ursprüngliche Plan einer monatlichen Erscheinungsweise ließ sich nicht realisieren und wurde zugunsten des vierteljährlichen Turnus aufgegeben (vgl. die neuerliche Anzeige im Intelligenzblatt zum Neuen Teutschen Merkur, 10. Stück, Oktober 1800, S. XVIIf.). 14 einige meiner Gedichte: In seine Weimarer Taschenbücher nahm Seckendorf keine Beiträge Burdachs auf. Zu dessen Gedichten vgl. die Antwort Goethes vom 2. März 1801 auf eine Gedichtsendung Burdachs vom 4. Februar 1801 – mit der Empfehlung, sich wegen einer Publikation an Bernhard Vermehren, den Herausgeber eines Musen-Almanachs für 1802, zu wenden (vgl. Goethe, WA IV 15, S. 187 und 344). In diesem und im folgenden Jahrgang des Almanachs veröffentlichte Burdach mehrere Beiträge (vgl. Goedeke, a.a.O.). 16 entsprechen: Text am rechten Rand abgeschnitten.

38. Von Sigismund Grüner, Breslau, 1. Juni 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,498 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Weim. den 9tn Jun. Erläuterungen 3 Ihre (…) Zuschrift: Nicht überliefert. 3 monatlichen Almanachs: Vgl. Grüner an Seckendorf, 10. Mai 1800. 5 Soufleur Belling: F. Beling (Lebensdaten nicht ermittelt); nachgewiesen 1802 als Souffleur für die Aufführung von Einsiedels Die Mohrin (vgl. Goethe-Regesten 4, S. 152, Nr. 452). 6–9 beiliegenden Mspten (…) Geschichte der heutigen Schaubühne: Nicht mehr beiliegend; möglicherweise Teile der von Grüner im folgenden Jahr veröffentlichten Fragmente über Schauspielwesen, Darstellung und Kritik. Nebst einem Anhange von Gedichten, Danzig 1801 (vgl. Erl. zu Grüner an Seckendorf, 10. Mai 1800). 20 H. Korn jun: Johann Gottlieb Korn (1764–1837) leitete von 1790 an die seit 1732 in Breslau bestehende Verlagsbuchhandlung in Familienbesitz (vgl. Schmidt, Buchhändler, S. 578f.). 27 Ansichten des Nordens: Unter den zahlreichen Veröffentlichungen Grüners unter diesem Titel nicht zu ermitteln; vielleicht anknüpfend an die in 3 Teilen, 1793/95 erschienenen Reisen ins Vaterland (Nachweis bei Hamberger/Meusel 11, 1805, S. 300). 34 Gadike: Im Weimarer Verlag der Gebrüder Gädicke erschien kein Werk Grüners.

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Von Friedrich von Matthisson, Wörlitz, 10. Juli 1800

38 Franz Seconda: F. S. (1755–1833), Schauspieler, später Ökonomierat in Dresden. Gemeinsam mit seinem Bruder Joseph Seconda, der E.T.A. Hoffmann als Kapellmeister engagierte, Prinzipal der kurfürstlich sächsischen Hoftheater in Dresden und Leipzig (bis 1814). 39 Regisseur Opitz: Der Schauspieler und Regisseur Christian Wilhelm Opitz (1756–1810) wurde 1789 in Leipzig von Franz Seconda mit der Leitung seines Theaterunternehmens beauftragt (vgl. seine Kontaktaufnahme mit Schiller Anfang 1799, NA 38 I, S. 42). 41f. Somerschen Buchhandlung: Sommersche Buchhandlung in Leipzig, später, bis 1809, Hofbuchdruckerei in Potsdam. 41 Reinike u Heinrichs: Reinicke & Hinrichs; 1791 von August Leberecht Reinicke gegründete, ab 1796 gemeinsam mit Johann Conrad Hinrichs (1765–1813) geführte Buchhandlung in Leipzig (vgl. Schmidt, Buchhändler, S. 451).

39. Von Friedrich von Matthisson, Wörlitz, 10. Juli 1800 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt; ursprünglich in Familienarchiv Sugenheim (vgl. Scheidel 1885, S. 11f. und 18f.) D: Scheidel 1885, S. 11f. und 18f. (TD); Obser, S. 36f. (DV) Erläuterungen 1 Musengabe: Blüthen griechischer Dichter übersezt von F. K. L. Frhn. von Seckendorf. Weimar, in Commission bei den Gebrüdern Gädicke. 1800. Seckendorfs Anthologie war zu Beginn des Jahres erschienen (vgl. seine Anzeige im Intelligenzblatt zum Neuen Teutschen Merkur, 2. Stück, Februar 1800, S. XXf.). 4 Stolberg im Froschmausekrieg: Seckendorf eröffnete seine Blüthen mit einer eigenen Übersetzung Homers Froschmaüsekampf (S. 1–25), wofür er nach einer Angabe in seinen Anmerkungen (S. 200) auch Christian Graf zu Stolbergs Homers Frösch- und Mäusekrieg (in: Deutsches Museum, 3. St., März 1784, S. 193–206) heranzog. 4 Voß: Johann Heinrich Voß, ihm hatte Seckendorf seine Anthologie gewidmet (Blüthen, S. III). In einer An den Leser gerichteten Einleitung über die Grundsätze seiner Übersetzung nannte er Voß den eigentliche(n) Schöpfer des homerischen Hexameters bei uns (ebd., S. XII). 6 Pindars erster olympischer Chor: Pindars erstes olümpisches Chor, in: Blüthen, S. 96–103. 7 Homers kleinere Hymnen: Ebd., S. 104–143. 7f. Reliquien des Kallistratus und Ariphron: Von dem alexandrinischen Grammatiker Kallistratos (2. Jahrhundert v. Chr.) übersetzte Seckendorf Auf den Tod der Peisistratiden, von dem Hymnendichter Arifron, der Siküoner (Ariphron von Sikyon, erwähnt 420–398 v. Chr.), die Dichtung An Hügieia (Blüthen, S. 180f. und 182). 9 Fragmente des Mimnermus: Von Mimnermos v. Kolophon oder Smyrna (2. Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr.) ist eine Reihe von fragmentarisch überlieferten Elegien auf eine junge Frau überliefert (vgl. Pauly 8, Sp. 199–201). Mimnermos gilt als einer der „Erfinder“ der Elegie; Seckendorf merkt zu seiner Übersetzung (unter Aristoteles, in: Blüthen, S. 185f.) an: Er soll den Pentameter erfunden haben (ebd., S. 231). 10 das zweite: 2Hmei« d’o›ˇ te f÷lla f÷ei xil Der Beginn des 2. Fragments lautet in

An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 24. September 1800

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Herders Übersetzung: Wie die Blätter, die sich die blumenliebende Hora / Auf den Zweigen erzieht, wenn sie die Sonne beglänzt (zitiert nach Carl Fischer [Hg.], Antike Lyrik, Stuttgart/Hamburg o.J. [1964], S. 66; vgl. Poetae Lyrici Graeci, recensuit Theodorus Bergk, Editionis quartae, Vol. II, Lipsiae 1882, S. 26). 12f. Kleanths (…) Hymnus: Von Kleanthes (ca. 300–232/31 v. Chr.), einem Hauptvertreter der älteren stoischen Philosophie, ist ein pantheistischer Hymnus auf Homer überliefert (vgl. Carl Fischer [Hg.], Antike Lyrik, a.a.O., S. 255f.). 14 meine gedruckten Briefe: Friedrich von Matthisson, Briefe, 2 Bde., Zürich 1795/96. 20 Beitrag zu Ihrem Taschenbuche: In Seckendorfs Weimarer Taschenbüchern finden sich keine Beiträge Matthissons, wenngleich er ihn als Beiträger bereits in seiner Ankündigung des Neujahrs Taschenbuchs von Weimar, 1801 genannt hatte (vgl. Intelligenzblatt zum Neuen Teutschen Merkur, 10. Stück, Oktober 1800, S. XVIII).

40. An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 24. September 1800 Überlieferung Hs. GSA Weimar 28/30 1 Dbl., 4o Adresse: Sr Hochwolgebohrn / dem Herrn Geheimen / Rath von Göthe / in / Jena / frei. D: Begegnungen 5, S. 54 (TD); Goethe, Regesten 3, S. 252f., Nr. 899 (Regest); WA I 132, S. 144 (Regest) Erläuterungen 4f. Redaktion eines monatlichen Taschenbuchs: Vgl. die Litterarische Anzeige eines monatlichen Almanachs, in: Neuer Teutscher Merkur, 4. Stück, April 1800, S. 341–344. Ein weiterer schriftliche(r) Plan ist nicht bekannt, jedoch findet sich im handschriftlich überlieferten Entwurf der – im Druck auf Ende des März 1800 datierten – Anzeige noch die später gestrichene Ankündigung: Unter dem Titel: Taschenbuch für den Monat Julius 1800. soll das erste Heft in den ersten Tagen des Junius in jedermanns Händen sein (Hs., evtl. von Schreiberhand, Biblioteka Jagiellonska, Krakau – Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung, acc. ms. 1928.10). 17f. eines Beitrags von Ihnen: Paläofron und Neoterpe. Ein Festspiel zur Feier des 24 Oktobers 1800, in: Neujahrs Taschenbuch 1801, S. III–XXXVI. Mit der Arbeit am Festspiel, das unter dem Titel Alte und neue Zeit zu Ehren der Herzogin Mutter Anna Amalia am 31. Oktober 1800, sieben Tage nach ihrem Geburtstag, aufgeführt wurde, begann Goethe zwischen dem 18. und 24. Oktober (vgl. Goethes Tagebuchnotiz vom 24. Oktober 1800 und den Hinweis auf eine diesbezügliche Entleihung aus der Weimarer Bibliothek vom 18. Oktober, in: Goethe, Tagebücher II.1, S. 390, und II.2, S. 735f., 754). Der wiedergegebene Brieftext an der Stelle entspricht handschriftlichem Befund. 21f. das (…) zugestandene Honorar: Zu Goethes Honorar für seinen Taschenbuchbeitrag vgl. Seckendorf an Brühl, 10. Dezember 1800. Angaben zu den ansonsten gewährten Honoraren finden sich im handschriftlich überlieferten Entwurf zur Anzeige des Taschenbuchs vom April 1800: Unterzeichneter (…) kan zugleich versichern, daß wer welches verlangt, nicht weniger, wie 2 Louisd’ors á 5 rh für den Bogen erhalten wird, für sehr vorzügliche Beiträge ist man auch zu reichlichern Vergütungen erbötig (Hs. BJ Krakau; vgl. erste Erl.).

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Von August Hermann Niemeyer, Halle, 1. Oktober 1800

26 Schillerischen Musenalmanach: Schillers Musen-Almanach erschien 1796–1800 bei Cotta. 28f. Euer Hochwolgebohrn aufwarten: Im Tagebuch Goethes, der sich bis zum 4. November in Jena aufhielt, ist kein Besuch Seckendorfs vermerkt.

41. Von August Hermann Niemeyer, Halle, 1. Oktober 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,512 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. W. den 7t 8br. 1800. / b. am 10t. Erläuterungen 4f. unserer Anstalt: Die von dem lutherischen Theologen August Hermann Niemeyer (1754–1828) geleitete, 1787 aus dem Pädagogium am Halleschen Waisenhaus als eigenständiges Institut ausgegliederte Erziehungsanstalt (vgl. Bautz 6, S. 733f.). Leos jüngerer Bruder Max war zuvor in dem von Christian Gotthilf Salzmann geleiteten Philanthropin Schnepfenthal in Thüringen unterrichtet worden; vgl. Seckendorf an seinen Vater, Christoph Albrecht v. S., 3. November 1798. 16 neuesten Nachricht: Ein eigenes Periodikum dieses Namens von der WaisenhausBuchhandlung Halle konnte nicht ermittelt werden, gemeint sind wahrscheinlich Niemeyers Ideen über den Plan eines Lehrbuchs für die oberen Religionsclassen gelehrter Schulen. Nebst fortgesetzter Nachricht von den Ereignissen und Veränderungen im Königl. Pädagogium seit seiner hundertjährigen Stiftungsfeyer, Halle 1798. Den Untertitel fortgesetzte Nachricht von den Ereignissen (…) trägt auch eine weitere, im März 1801 erschienene Programmschrift Niemeyers, Ansichten der deutschen Pädagogik und ihrer Geschichte im achtzehnten Jahrhundert (…), Halle 1801. 20 Doederlein: Lesung unsicher, Person nicht ermittelt. Möglicherweise ein Sohn des zeitweise in Halle als Prediger wirkenden Theologen Christian Albrecht Döderlein (1714–1789), oder auch des seit 1782 als Theologieprofessor lehrenden Johann Christoph Döderlein (1745–1792).

42. Von Josef Freiherr von Retzer, Wien, 9. Oktober 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,514 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl. 8o Empfängervermerk: erh. W. den 27n 8br. 1800. Erläuterungen 2 Ihres Journals: Retzer antwortet offenbar auf eine nicht überlieferte Einladung Seckendorfs zur Mitarbeit am Weimarer Taschenbuch. 3f. Aufenthalt in Weimar: Retzer besuchte im Mai 1798 Böttiger und Wieland in Weimar und Oßmannstädt. In der Folgezeit wurde er zu einem wichtigen Beiträger des Neuen Teutschen Merkur und regte wohl auch Johannes v. Müller und Josef v. Hammer (Purgstall)

An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 15. Oktober 1800

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sowie weitere Wiener Bekannte zur Mitarbeit an dem von Böttiger redigierten Merkur an (vgl. Starnes, Merkur, S. 63f.). Aus diesem Bekanntenkreis dürften die im Brief genannten, nicht überlieferten Beiträge stammen. 7 Reichshofrath Sekendorf: Franz Christoph v. Seckendorf (1750–1823); vgl. Seckendorf an seinen Vater, Christoph Albrecht v. S., 18./28. Januar 1798).

43. An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 15. Oktober 1800 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung acc. ms. 1928.10) 1 Bl., 4o Vermerke S. 1, re. o.: Seckendorf. / li. u.: Ilmenau, H. Major v. Knebel. Erläuterungen 4 monatlichen Taschenbuch: Zu der anfangs geplanten monatlichen Erscheinungsweise des Taschenbuchs von Weimar vgl. Erl. zu den Briefen Burdachs vom 29. Mai und Grüners vom 1. Juni 1800 an Seckendorf. 7–9 beiliegenden gedrukten Anzeige (…) Honorar: Die – nicht mehr beiliegende – Anzeige entsprach vermutlich dem Text der Ankündigung des Neujahrs Taschenbuchs im Intelligenzblatt zum 10. Stück des Neuen Teutschen Merkurs von Oktober 1800 (S. XVIIf.). Zum Honorar vgl. Seckendorf an Goethe, 24. September 1800. 14f. besizt Herder mehre Elegien (…) Aurora: Herder kam mit seiner seit Sommer 1799 geplanten Zeitschrift Aurora, an der Knebel und Jean Paul mitarbeiten sollten, über Vorarbeiten nicht hinaus. An deren Stelle gab er ab 1801 die Adrastea, mit nur wenigen Beiträgen Knebels, heraus.

44. Von Heinrich Laleben (?), Berlin, 18./19. Oktober 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,508 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. W. d 24n / b. d 5t Nov. Erläuterungen 9 Dellbrük: Der evangelische Theologe Friedrich Delbrück (1768–1830), zuvor Schulrektor in Magdeburg, trat am 24. Juli 1800 sein Amt als Erzieher des fünfjährigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, später F. W. IV. v. Preußen, an. 17 über die Gärten von Versailles: Böttiger gab den Aufsatz Heinrich Lalebens – nähere Angaben zu Seckendorfs Korrespondent ließen sich nicht ermitteln, die Lesung des Namens ist unsicher – anscheinend an Bertuchs Zeitschrift London und Paris weiter. Darin erschien ohne Verfasserangabe: Wasserkünste in Versailles. Die Tournée in den Gärten, und Beschreibung der einzelnen Werke (8. Bd., 1801, 6. St., S. 117–124). Der zweite Aufsatz über die Rhône ist nicht bekannt. 25–28 Einmal nun einen (…) wieder abrükken ließ.: Unsichere Lesung.

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Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 23. Oktober 1800

36 der ich um Antwort bitte: Unsichere Lesung. 38f. um in alter: Lesung unsicher. 39f. mit Altem beschäftigt: Unsichere Lesung. 47f. vor allem wer sich in Hinsicht auf sie wende: Unsichere Lesung.

45. Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 23. Oktober 1800 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt, wahrscheinlich Kriegsverlust (Angabe BJ Krakau). D: Obser, S. 29 Erläuterungen 8 Übersetzung des Lukrez: Knebels Übersetzung von T. Lucretius Carus, Von der Natur der Dinge erschien im Druck erst 1821 bei Göschen in Leipzig, der unter Hinweis auf den schlechten Absatz von Übersetzungen die Veröffentlichung zunächst abgelehnt hatte (in einem Brief an Böttiger, vgl. Luise Gerhardt, Schriftsteller und Buchhändler vor hundert Jahren. Karl August Böttiger und Georg Joachim Göschen im Briefwechsel, Leipzig 1911, S. 98f.). Zuvor war erschienen: Lukrez Schauergemälde der Kriegspest in Attika, übersetzt, Züllichau 1816 (vgl. Goedeke, Grundriß 4.1, S. 675). 17 Jean Pauls: Knebel hatte Jean Pauls Beitrag für das Neujahrs Taschenbuch für 1801, D. Fenks Leichenrede auf den höchstseligen Magen des Fürsten von Scheerau (ebd., S. 1–19), offenbar in dem von Seckendorf am 15. Oktober 1800 übersandten Probebogen gelesen.

46. Von Lorenz von Westenrieder, München, 26. Oktober 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,522 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. W. d 6t Oct. (offenbar Versehen) / b. Erläuterungen 5 seit achtzehen Jahren (…) Aktendreschen: Der Münchner Theologe und Historiker Lorenz v. Westenrieder (1748–1829), der später in der publizistischen Auseinandersetzung um die von Montgelas forcierte Berufung norddeutscher bzw. protestantischer Wissenschaftler an bayrische Institute eine kontroverse Position einnahm, verfaßte als Mitglied (seit 1777) und im Auftrag der Bayrischen Akademie der Wissenschaften eine Reihe von Arbeiten zur Geschichte seines Landes. Nach Fertigstellung einer 1782 begonnenen bayrischen Geschichte zum Gebrauch an Gymnasien (Geschichte von Baiern für die Jugend und das Volk, 1782/85) erhielt er die Stelle eines Schulrats und wurde wenig später zum Bücherzensurrat ernannt. 1798 veröffentlichte er zwei im Schulunterricht in Bayern verwendete Lehrbücher (Abriß der deutschen Geschichte und Abriß der baierischen Geschichte) und gab die Jahrbücher Baierisch-historischer Calender (1787ff.) und Beyträge zur vaterländischen Historie (1788ff.) heraus (vgl. Wilhelm Haefs, Aufklärung in Altbayern. Leben, Werk und Wirkung Lorenz Westenrieders, Neuried 1998, S. 581ff., 623ff.; ADB 42, S. 173–181,

An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 11. November 1800

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hier: S. 177f.; August Kluckhohn, Über Lorenz von Westenrieders Leben und Schriften, Bamberg 1890 [Bayerische Bibliothek 12], S. 23, 47 u. pass.). 18 Waffengeklirr: Nach dem Einmarsch der französischen Verbände unter General Moreau in München war im Juli 1800 zwischen Frankreich und der zweiten Koalition eine Waffenruhe vereinbart worden, die jedoch nur bis Anfang Dezember Bestand hatte (vgl. Braubach, S. 53).

47. An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 11. November 1800 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung acc. ms. 1928.10) 1 Bl., 4o Adresse: Sr Hochwolgebohrn / dem Herrn Kammerherrn und / Major von Knebel / in / Ilmenau. / durch Güte. Erläuterungen 5f. Einsiedel (…) Tieffurter Journals mitgetheilt: Das im geselligen Kreis um die Herzogin Mutter Anna Amalia entstandene Journal von Tiefurt wurde zwischen August 1781 und Juni 1784 handschriftlich hergestellt und vermutlich „in elf Exemplaren von Copistenhänden“ verbreitet (Journal, S. XXVIII). Während Einsiedel von Beginn an zum Kreis der Beiträger zählte, ist Knebels Mitarbeit erst ab etwa März 1782 bezeugt (vgl. ebd., S. 369; zu Einsiedels Beiträgen für das Neujahrs Taschenbuch von Weimar vgl. Seckendorf an Knebel, 30. November 1800). 8f. kleine Elegie (…) Chiron, der Alte: Im Neujahrs Taschenbuch von Weimar (1801, S. 142f.) erschien mit der Sigle K. (Knebel) die Elegie Ach! es sagt es kein Lied (…), die jedoch nicht dem Tiefurter Journal entnommen wurde. Aus dem 37. Stück des Journals (S. 291–296) stammt indes die im Sommer 1782 entstandene Dichtung Chiron der Alte, die Seckendorf mit geringfügigen Abweichungen in das Neujahrs Taschenbuch aufnahm (S. 197–212; wiederabgedruckt in Knebels Sammlung kleiner Gedichte, Leipzig 1815, S. 39–45; vgl. Journal, S. 388). 12 anonym: Herder, von dem aus dem Tiefurter Journal eine Übersetzung aus dem Spanischen ins Neujahrs Taschenbuch gelangte (S. 242–245; vgl. Journal, 34. St., S. 268f.), schrieb am 19. Januar 1801 an Gleim: Zum Seckendorfschen Taschenbuch Quartal 1. habe ich nichts gegeben. Die Elegien sind von Seckendorf u. Knebel; A. weiß ich nicht, von wem? (vermutlich Amalie v. Imhoff) Die Spanische Romanze, B l a n ka , ist allein von mir; vor vielen Jahren ins Tiefurter Journal gegeben, das damals als Zeitvertreib geschrieben, nicht gedruckt ward. Daher hat Seckendorf den vergeßenen Schmetterling erbeutet. Im 2ten Stück kommen einige Stücke von mir vor, worunter Ihnen ein paar gefallen werden. Ich habe mich genannt: denn die Namenlosigkeit wird mir immer mehr zuwider. (Herder, Briefe 8, S. 192, Nr. 188) 15–18 Von Bildung (…) Anthologie: Von den genannten Texten erschienen lediglich vier mit K. unterzeichnete Epigramme im Oster Taschenbuch von Weimar (1801) in einer Der Kranz überschriebenen Sammlung aus der ‚Griechischen Anthologie‘: Ajas Stein (Oster Taschenbuch, S. 248f.; vgl. Journal, 48. Stück, S. 353), Der dreifach Verliebte (S. 250; vgl. Journal, 25. St., S. 186), Hermes und Herkules (S. 251; vgl. Journal, ebd.), Nach

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An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 20. November 1800

Platon (S. 258; vgl. Journal, S. 187). Als Verfasser bzw. Übersetzer galt ursprünglich Johannes Tobler; von der Hellen vermutet eine gemeinsame Verfasserschaft Knebels und des Schweizers, der zwischen Mai und November 1781 bei Knebel in Weimar zu Gast war (vgl. Journal, S. 382). Nicht in den Weimarer Taschenbüchern abgedruckt wurde die wohl nicht von Knebel stammende Dichtung An eine Rose im Winter (in: Journal, 18. St., S. 149f.; vgl. ebd., S. 377); ebensowenig fanden Knebels Übersetzungen von Pindars fünfter Ode (An die Nymphe Kamarina, in: Journal, 37. St., S. 290f.) und vom Lob des Landvolks. Aus dem zweyten der Bücher des Virgils vom Feldbau (ebd., 26. St., S. 187–191) Berücksichtigung. Im Regensburger Musenalmanach 1807 (S. 54, Sigle Y.) veröffentlichte Seckendorf schließlich eine weitere Dichtung Knebels aus dem Tiefurter Journal: An die Freude (46. St., S. 330). Aus dem Journal übernahm er ferner das Gedicht Persische Liebe, aus Siegmund von Seckendorfs Nachlasse, und die von Herder stammende Übersetzung aus dem Spanischen Blanka (Neujahrs Taschenbuch, S. 194–196, 242–245; vgl. Journal, 20. St., S. 155f., und 34. St., S. 268f.). Der Text Von Bildung des Geschmacks an einfachen Vergnügung ließ sich keinem Beitrag des Journals eindeutig zuordnen, vgl. allenfalls Vom Glücke der Einfältigen. Aus dem Französischen des Herrn Necker (in: Journal, 35. St., S. 273–281; vgl. ebd., S. 387), verfaßt „höchst wahrscheinlich“ von Prinz August v. Gotha. 16–19 Vergnügung (…) (…) < >rlassen: Textverlust durch Siegelabriß. 20 allegorischen Drama: Paläofron und Neoterpe, in: Neujahrs Taschenbuch 1801, S. III–XXXVI. Die Aufführung des Festspiels, unter dem ursprünglichen Titel Alte und neue Zeit, fand eine Woche nach dem Geburtstag Anna Amalias, am 31. Oktober 1800, statt; vgl. Goethes Tagebuchnotiz: Mittag bey Durchl. der Herzogin Mutter Abends Theatral. Fest daselbst (Goethe, Tagebücher II.1, S. 391, mit Erl. II.2, S. 735f.).

48. An Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 20. November 1800 Überlieferung Hs. GSA Weimar 28/31 1 Bl., 4o (ursprünglich 1 Dbl., 2. Hälfte später, vor dem Einbinden in ein Buch mit weiteren, an Goethe gerichteten Briefen, abgeschnitten) D: WA I 132, S. 144f. (TD); Goethe, Regesten 3, S. 274, Nr. 979 (Regest) Erläuterungen 3 Bogen aus der Drukkerei: Von dem im Neujahrs Taschenbuch für Weimar 1801 abgedruckten Festspiel Paläofron und Neoterpe. Das Taschenbuch erschien in der Weimarer Verlagsbuchhandlung und Druckerei der Gebrüder Gädicke. 7 durch den H. Hofrath Schiller (…) schikken: Am folgenden Tag vermerkte Goethe in seinem Tagebuch: War Hofr. Schiller mit Prof. Meyer hier (in Jena). (…) An H. R. Ass. v Seckendorf. Abdrück des Festspiels retour gesendet (Freitag, 21. November 1800, Goethe, Tagebücher II.1, S. 394).

Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 20. November 1800

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49. Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 20. November 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,509 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. Weimar, 26n Nov. 1800. / b. d 4t Xbr. Erläuterungen 9 ein Sonett von mir: Im Oster Taschenbuch von Weimar 1801, S. 161f. erschien von Messerschmid Die Gaben der Muse. Sonnet. Johann Georg Friedrich Messerschmid (1776–1831) studierte 1794–98 in Leipzig zunächst Jura, anschließend Theologie und ging 1802 als Hilfslehrer nach Schulpforta. Dichtungen Messerschmids wurden in zahlreichen Taschenbüchern und Zeitschriften publiziert; zu diesem Zeitpunkt erschienen seine Gedichte Der Herbststurm und Metamorphose in Aglaja. Jahrbuch für Frauenzimmer auf 1801, hg. v. Nikolaus Peter Stampeel (vgl. die Anzeige im Intelligenzblatt der ALZ, Nr. 153, 20. September 1800, Sp. 1290). In Weimar sprach er verschiedentlich vor und unterhielt Kontakt u.a. zu J. G. Seume; von ihm stammen möglicherweise auch zwei bislang nicht zugewiesene Gedichte in Schillers Horen (mit der Sigle M.: Das Neue und Die Cosmopoliten, 10. St., 1797, S. 104 und 108; vgl. Rolf Michaelis, Die Horen. Geschichte einer Zeitschrift, Weimar 2000, S. 100f.; vgl. seine Briefe an Schiller, 6. Juni 1798 und 30. April 1799, NA 37.2, S. 301f., und 38.1, S. 83; Johann Gottfried Seume, Briefe, hg. von Jörg Drews und Dirk Sangmeister unter Mitarbeit von Inge Stephan, Frankfurt a.M. 2002, S. 302 und 892). 19 Schulpforte: Die 1543 von Kurfürst Moritz v. Sachsen gegründete Landesschule für Knaben hatte Messerschmid bereits ab 1788 besucht, im August 1802 wurde er hier als Hilfslehrer angestellt. Ende 1806 war er als Nachfolger von Heinrich Voß für die Stelle am Weimarer Gymnasium im Gespräch; vgl. Johann Samuel Gottlob Schwabe an Böttiger, 5. Dezember 1806: Meineke hat Messerschmieden, geht nach Altenburg an Mörlins Stelle, aus der Schulpforte sehr empfohlen (Geiger, Alt-Weimar, S. 51; vgl. Neuer Nekrolog 9.2, S. 855–857).

50. Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 21. November 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,516 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. Weimar, d 22st / b. (gestr. W. d 5t Jan.) 1801. D: Obser, S. 28f. Varianten 4 alle von mir: alle nachträgl. üdZ eingefügt. Erläuterungen 7f. Lob des Virgils vom Landleben: Das Lob des Landvolks, von Knebel im Mai 1782 übersetzt und durch Goethe in das 26. Stück, S. 187–191, des Journals von Tiefurt aufgenommen (vgl. Seckendorf an Knebel, 11. November 1800; Journal, S. 383), erschien nicht in den Weimarer Taschenbüchern.

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An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 30. November 1800

11 Madagaskarischer Lieder: Gedruckt im Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801, S. 234–241, und im Oster Taschenbuch, 1801, S. 79–88. Seckendorf hatte eine erste Lieferung noch vor Fertigstellung des Drucks in die Neujahrsausgabe einrücken können; vgl. den folgenden Brief Seckendorfs an Knebel, 30. November 1800. 12f. Jacobis Taschenbuch: Johann Georg Jacobi (Hg.), Iris. Vierteljahrsschrift für Frauenzimmer, 8 Bde., Düsseldorf/Berlin 1774/77. 16 Oden des Pindar: Nicht im Weimarer Taschenbuch erschienen.

51. An Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 30. November 1800 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung acc. ms. 1928.10) 1 Bl., 4o Erläuterungen 2 angenehmes Geschenk: Vgl. Knebel an Seckendorf, 21. November 1800. 9 Ackermann: Ernst Christian Wilhelm v. Ackermann (1761–1835), Amtsrat und Justizrat in Ilmenau. 11–13 Herdern (…) mit einem Buchstaben bezeichnen: Im Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801, erschien von Herder mit der Sigle B. die Aus dem Spanischen übersetzte Romanze Blanka (S. 242–245). Wieland, unter der bereits im Journal von Tiefurt verwendeten Sigle X Y Z, war mit dem Versuch einer Beantwortung der Preisfrage: Wie sich eine unbeschäftigte Gesellschaft am besten beschäftigen könnte? vertreten (ebd., S. 222–233; vgl. Journal, 3. St., S. 26–29 und 364). Von Amalie v. Imhoff stammt die mit der Sigle A. gezeichnete Erste Elegie (Horchet, geliebtester Mann! im wilden Getöse der Waffen, Neujahrs Taschenbuch, S. 127–134; zu der schon in Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1798 verwendeten Sigle vgl. August Herder an Seckendorf, 20. Oktober 1797). Von Einsiedel stammen die mit E. gezeichneten Gedichte Der frohe Junker, Die Nahen und die Fernen und Die rasche Lebensreise sowie die Aphorismensammlung Ideenspiele (S. 111–126); außerdem übernahm Seckendorf seine gesellige Stegreifdichtung Der Bramine aus dem Journal von Tiefurt (48. Stück, S. 351–353; vgl. auch ebd. Anm., S. 392; Neujahrs Taschenbuch, S. 213–219). 14 in diesen schönen Kranz: Von fünf Elegien im Neujahrs Taschenbuch, S. 127–145. Neben der Elegie von Amalie v. Imhoff (vgl. vorige Erl.) und Knebels Elegie Ach! es sagt es kein Lied (S. 142f.) erschienen von Seckendorf mit der Sigle S. die Elegien Schweigt, ihr Wipfel! um mich, verstumm’, o Platanengeflüster, Hab’ ich sie recht gedeutet, des Blicks hinschmachtende Sehnsucht und Still umdämmert mich rings des Vollmonds sanfte Beleuchtung (S. 134–141). 18f. aus den Manuskrptn des Ti e f f u r t e r J o u r n a l s: Zu Knebels Beteiligung am Journal von Tiefurt vgl. Seckendorf an Knebel, 11. November 1800.

Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 1. Dezember 1800

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52. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 1. Dezember 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,373 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: b. / li. o.: No. 13. Erläuterungen 5 Fräulein Knebel: Henriette v. Knebel (1755–1813), die Erzieherin der Prinzessin Caroline. 11 Caroline Louise: Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach (1786–1816). 15 erhälts: So in Hs. 16 Erbprinzen: Carl Friedrich. Während seines kurz zurückliegenden Besuchs in Weimar hatte Brühl einige Zeilen in das Stammbuch des Erbprinzen eingetragen: Die Thätigkeit, ist was den Menschen glücklich macht! / Die, erst das Gute schaffend, bald ein Uebel selbst / durch Göttlich wirkende Gewalt in Gutes kehrt. Weimar d 10ten Novembr: 1800 Möge Ihnen gnädiger Herr bey Lesung dieses goldnen Spruchs, mein Andenken immer nahe seyn, so wie das Ihrige nie aus meiner Seele kommen wird. – (Hs. FDH Stb. 37, Bl. 139v; das im Stammbuch folgende Blatt stammt von Seckendorf; freundlicher Hinweis von Hans Grüters, Frankfurt a. M.). 19 Augustens: v. Löwenstern; vgl. Caroline Jagemann an Brühl, 21. Dezember 1800: Gustchen ist sich und Ihnen noch völlig treu. Und scheint entschiedner für Ihr Glück als iemals. Frau von Löwenst:[ern] hält ihr Versprechen und folgt ihrem Grundsatz das Schicksal walten zu lassen, und das ist das Beste was sie thun kann. Doch weis ich gewis wenns drauf ankömmt ihre Stimme geltend zu machen, so nimmt sie sich von Herzen Ihrer an. (Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 709) 35 Dame und Kehle: Luise v. Göchhausen und Henriette v. Wolfskeel. 43 Taschenbuch: Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801. 43 Meyer: Friedrich Majer. 44 Bertuch. Den jungen: Carl Bertuch. 46 Gräfin und Gottlob: Henriette v. Egloffstein und ihr Bruder Gottlob. 47 Destouches: Franz Seraph Destouches (1772–1844), seit 1799 als Konzertmeister in Weimar, ab 1803 Leiter der Weimarer Hofkapelle. 51 Caroline, Marianne: Die Schwestern Caroline und Mariane Jagemann. 53 ältesten Fritsch: Friedrich August v. Fritsch (1768–1845); evtl. gemeint aber der ein Jahr jüngere Carl Wilhelm v. F., der spätere Ehemann Henriette v. Wolfskeels.

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Von Karl Christian Ferdinand Sigel, o. O., 2. Dezember o. J. (1800)

53. Von Karl Christian Ferdinand Sigel, o. O., 2. Dezember o.J. (1800) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,527 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. W. d 21. / b. d 29. Erläuterungen Verfasser: Vermutlich Karl Christian Ferdinand Sigel (1768–1826) aus Hohentwil, der später als evangelischer Pfarrer in Siglingen und Gochsen am Kocher (bei Heilbronn) wirkte. Sigel gehörte zum Offenbacher Freundeskreis von Christian Karl Ernst Wilhelm Buri (vgl. dessen Brief an Seckendorf, 15. Dezember 1800) und war einer der bevorzugten Adressaten von dessen schwärmerischer Dichtung (vgl. Rüdiger, Buri, S. 426f., 432). Der pietistisch geschulte Sigel gehörte zu den Erziehern des Theologen Hermann Hupfeld (1796– 1866), einem Verwandten von Buris erster Ehefrau Elisabetha Friderike, geb. Hupfeld (Hupheld). Das in empfindsamer Tradition, in Anlehnung an Klopstocks Ode Selma und Selmar, verwendete Pseudonym (Wilhelm, auch Gamaliel) Selmar wurde auch von verschiedenen anderen Autoren der Zeit gewählt. Eine Verfasserschaft etwa des deutsch-schwedischen Dichters Carl Gustav v. Brinckmann (1764–1847), der das Pseudonym bei seinen Gedichtveröffentlichungen (Leipzig 1789, in Wielands Teutschem Merkur und in Schillers und Voß’ Musenalmanachen, 1798) verwendete, scheidet jedoch aus inhaltlichen und zeitlichen Gründen aus (vgl seinen Brief an Klopstock aus Stockholm vom 28. November 1800, in: Klopstock, HKA X/1, S. 197–199; HKA X/2, S. 373f. und 677f.). 15 Mathisons Gedichte: Friedrich von Matthisson, Gedichte, Zürich 1790 und weitere Auflagen. 17 Ihlee: Johann Jacob Ihlée (1762–1827) kam 1787 aus Kassel, wo er das Posamentiererhandwerk erlernt hatte, nach Frankfurt a. M. Er veröffentlichte Kriegslieder (1790) und einen Band mit Gedichten nach anakreontischen Mustern (1797), später v.a. Übersetzungen und Bearbeitungen französischer und italienischer Opernlibretti im Rahmen seiner seit 1792 in verschiedenen Positionen am Frankfurter Theater ausgeübten Tätigkeit (vgl. ADB 50, S. 664–666). 27 Fontenelle’s Behauptung: Bernard Le Bouyer de Fontenelle (1657–1757); das Zitat des französischen Schriftstellers nicht ermittelt. 28 Nro 5: Die aufgezählten Gedichte sind nicht überliefert. 44 vel manum de tabula: Die Finger von etwas lassen, Finger weg! 52 Buchhändler H e r r m a n n : August Hermann (1763–1803) gründete 1801 Buchhandlung und Verlag in Frankfurt, die nach seinem Tod die Witwe, Anfang 1804 deren zweiter Ehemann Jakob Christian Benjamin Mohr (später Heidelberg) übernahm.

An Jean Paul Friedrich Richter, Weimar, 4. Dezember 1800

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54. An Jean Paul Friedrich Richter, Weimar, 4. Dezember 1800 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung: Jean Paul II) 1 Dbl., 8o Adresse: An Herrn / Jean Paul Richter / Berlin. / bei dem H Kommerzienrath / Mazdorf. D: Jean Paul, SW III/4, S. 441, Nr. 55 (Regest) Erläuterungen 2 Berlin: Ende September 1800 löste Jean Paul seine Weimarer Wohnung auf, um – bis Anfang Juni 1801 – seinen Wohnsitz nach Berlin zu verlegen (vgl. Schweikert, S. 80 und 86). 6 Diez-sche Postkarte: Eines der kartographischen Werke des Reichsoberpostmeisters von Mainz und späteren Ober-Postkommissars von Eisenach Franz Maximilian Diez (geb. 1767): Allgemeines Post-Lauf- und Straßenbuch durch das ganze Heilige Römische Reich und einige angrenzende Landen (…), Frankfurt a. M. 1790, oder Allgemeines Postbuch und Postkarte von Deutschland und einigen angrenzenden Ländern, Frankfurt a. M. 1795. 6 Homanns: Johann Baptist Homann (1664–1724), Kartograph und Kartenstecher in Nürnberg, in dessen 1702 gegründetem Landkartenverlag u.a. Johann Peter Nells Neu vermehrte Post-Charte durch gantz Deutschland (1709 und 1714) erschien, sowie als bedeutendstes Werk der mehr als 100 Karten umfassende und um zahlreiche Supplemente vermehrte Große Atlas über die ganze Welt, Nürnberg 1716 (vgl. ADB 18, S. 35–38). 7f. teutschen Paris (…) Athen: Weimar und Berlin („Spree-Athen“). 14f. Excitatorium somnio-lethifero-depulsatorium: Weckmittel. 19 Landesmagen: Anspielung auf Jean Pauls Beitrag D. Fenks Leichenrede auf den höchstseligen Magen des Fürsten von Scheerau für Seckendorfs eben erschienenes Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801 (S. 1–19). Die Leichenrede war zunächst für den Komischen Anhang des Titan vorgesehen, wurde vom Berliner Zensor jedoch teilweise gestrichen, so daß Jean Paul sie von seinem Verleger Karl Matzdorff wieder zurückverlangte (vgl. Schweikert, S. 73; Jean Paul, SW III/3, S. 564). Die meisten Beiträge im Taschenbuch waren mit Siglen gezeichnet.

55. Von Christian Gottfried Schütz, Jena, 5. Dezember 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,519 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. Weim. 6t Dec. / b. Erläuterungen 2f. Recension: Die Besprechung des Neujahrs Taschenbuchs von Weimar erschien in der von Schütz herausgegebenen Allgemeinen Literatur-Zeitung doch erst zu Beginn des folgenden Jahres, Nr. 4, 3. Januar 1801, Sp. 25–27. Sie enthielt, neben einem Überblick über die Beiträge des Taschenbuchs, eine längere Charakteristik von Goethes Festspiel Paläofron und Neoterpe und wurde mit den aufmunternden Worten eingeleitet: So groß auch das Wagstück scheint, die gewaltige Concurrenz der Taschenbücher, die jährlich er-

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Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 8. Dezember 1800

scheinen, dadurch überwinden zu wollen, daß man alle Vierteljahr eins liefere: so hat doch Hr. v. Seckendorf diese Unternehmung unter so günstigen Auspicien begonnen, daß, wenn die folgenden Quartale dem ersten gleich bleiben, man an einer allgemein zustimmenden Aufnahme nicht zweifeln darf. (Sp. 25)

56. Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 8. Dezember 1800 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt, wahrscheinlich Kriegsverlust (Angabe BJ Krakau). D: Obser, S. 30 (DV) Erläuterungen 6 artigen Elegien: Im Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801, das Knebel offenbar kurz nach Seckendorfs Brief vom 30. November 1800 erhielt, erschienen Elegien von Amalie v. Imhoff, Knebel und Seckendorf (S. 127–145; vgl. Seckendorf an Knebel, 11. und 30. November 1800). 10–13 Veränderungen (…) Druckfehler: Ein Verzeichnis von Verbesserungen im ersten Stük wurde im Oster Taschenbuch von Weimar, 1801, S. 278, abgedruckt – ausschließlich mit Anmerkungen zu Knebels Elegie aus dem Neujahrs Taschenbuch, S. 142f. 14 aus dem Tiefurter Journal: Vgl. Seckendorf an Knebel, 11. November 1800. 18 Honorar: Vgl. die dritte Erl. zu Seckendorf an Goethe, 24. September 1800.

57. An Karl Graf von Brühl, Weimar, 10. Dezember 1800 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1958 1 Dbl., 4o Adresse: A Monsieur / Monsieur le Comte de Brühl, Chambellan / de S. M. le Roi de Prusse et Son Gentil- / homme des Forêts, attaché à le Cour / de S. A. R. le Prince Henri de Prusse / à / Rheinsberg. / Durch Gefälligkeit. / nebst einem Stock. / abz in Berlin, bei d. k. pr. Obrist / Moriz, Graf von Brühl, in der lezten Str asse / hinter den Gensdarmesställen. Neben der Adresse quer (mit anderer Tinte, von fr. Hd.): Durch den Bedienten des / H. Professor Jensch Erläuterungen 2 Brief vom 21n l.: Tatsächlich vom 20. November 1800 (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,372), in dem Brühl sich für Seckendorfs Gastfreundschaft während seines soeben zu Ende gegangenen, etwa sechswöchigen Aufenthalts in Weimar bedankte. Über sein Verhältnis zu Auguste v. Löwenstern teilt er mit, er habe ihr einen langen ausführlichen Brief geschrieben worin ich ihr meine Lage deutlich schildern, meine Verhältnisse sogar wegen meiner Vermögens Umstände auseinander setze, und es ihr zur heiligen Pflicht mache, mir bestimmt wissen zu lassen, ob sie sich stark genug fühlt, ob sie mich genug liebt um für mich zu sprechen, wenn die Zeit kömmt. Diesen Brief kann ich nun schwerlich nicht directe in ihre Hände bringen, weil sie keinen ohne der Mutter Wissen annimmt.

An Karl Graf von Brühl, Weimar, 10. Dezember 1800

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Ich schicke ihn aber der Lotte (Bertuch), mit der Bitte, ihn nicht aus den Händen zu geben, sondern Auguste bloß vorzulesen. So kann diese ihr Gewissen rein halten, denn es ists nichts anders als spräche ich mit ihr, und erfährt sie was ihr zu wissen so nöthig ist. (…) Ich habe sie gebeten und beschworen, sich genau zu prüfen und mir keine vorschnelle Antwort zu geben, weil mein ganzes Glück und meine ganze Hoffnung darauf gestellt sey. Von diesem Brief erwarte ich große Wirkung (…). Am Rande erkundigt er sich auch nach Seckendorfs Weimarer Taschenbuch: Wenn du mir schreibst, so laß mich doch wissen wie es mit deinem Taschenbuch steht und ob Göthe das Gedicht hergegeben hat. 5 Baumeister Genz: Der an der Berliner Bauakademie ausgebildete Heinrich Gentz (1766–1811) war etwa Anfang Dezember 1800 zu einem ersten Kurzbesuch nach Weimar gekommen, wo er ab Mai 1801 als Nachfolger Nikolaus Friedrich v. Thourets für die folgenden zwei Jahre die baulichen Arbeiten am Weimarer Schloß leitete (vgl. Biedrzynski, S. 384, und die Briefe Goethes an Carl August und Wilhelm v. Wolzogen vom 9. März 1801: Brühl überbringt die Gentzischen Zeichnungen; WA IV 15, S. 194 und 195). 6 Schwerin: Wohl der preußische Offizier Graf v. Schwerin (Lebensdaten nicht ermittelt; vgl. Goethe, Tagebücher III.2, S. 1479). 7 die Dame: Louise v. Göchhausen. 22 intriquirt: Beunruhigt, neugierig; nach der im 18. Jahrhundert noch geläufigen älteren französischen Bedeutung (vgl. Deutsches Fremdwörterbuch, hg. v. Hans Schulz, Bd. 1, Straßburg 1913, S. 307). 41 seine beiden Geheimenräthe: Kammerpräsident Johann Christoph Schmidt und Christian Gottlob Voigt, Mitglieder des Geheimen Consiliums. 51 Prinzen: Carl Friedrich Erbprinz v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 59 Herzogin: Anna Amalia. 62 Mein Taschenbuch (…) 12. Louisd’or: Zu Goethes Honorar für seinen Beitrag Paläofron und Neoterpe im Neujahrs Taschenbuch von Weimar vgl. Seckendorf an Goethe, 24. September 1800. 67 als Theilnehmer: Nicht sicher zu klären, Brühl war nicht mit einem Beitrag in Seckendorfs Taschenbuch vertreten. Wahrscheinlich dachte er an Brühls Teilnahme an der Aufführung von Paläofron und Neoterpe zur Feier des Geburtstages von Anna Amalia am 31. Oktober: Ein allegorisches Lustspiel von ihm (Goethe) auf den Geburtstag der Herzogin Mutter, das durch den Grafen Brühl u. die Fräulein Wolfskehl recht schön aufgeführt worden ist, finden Sie im Weimarischen Taschenbuch von Seckendorf herausgegeben (Caroline und Johann Gottfried Herder an Emilie v. Berlepsch, 24. Februar 1801, Herder-Briefe 8, S. 202; vgl. auch Charlotte v. Schiller an Fritz v. Stein, 17. Februar 1801, Urlichs 1, S. 460f.). 70 Keele: Henriette v. Wolfskeel. 75 Prinz Friedrich, Haak: Friedrich Prinz v. Sachsen-Gotha-Altenburg (1774–1825) und sein Begleiter, Friedrich Carl Ernst v. Haake (1751/52–1843), Offizier und Kammerherr in Gotha. 76 Luck: Lebrecht von Luck. 77 Kammermusikus Hey: Johann Heinrich Wilhelm Hey jr. (oder dessen Vater, Daten nicht bekannt), Hofmusikus, Hornist und Solobläser in Weimar zwischen 1810 und 1820 (vgl. Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 619). 76–78 Familie (…) Jubiläumsfeier: Briefschluß auR von S. 2 kopfstehend, durch Verweiszeichen eingeordnet. 78 Jubiläumsfeier: Zur geplanten Feier des neuen Jahrhunderts vgl. Seckendorf an Brühl, 15. Januar 1801.

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Von Christian Karl Ernst Wilhelm Buri, Offenbach, 15. Dezember 1800

58. Von Christian Karl Ernst Wilhelm Buri, Offenbach, 15. Dezember 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,489 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. d 21. D. / b. d 24n Erläuterungen Verfasser: Christian Karl Ernst Wilhelm Buri (1758–1817) aus Birstein/Isenburg ließ sich 1780 oder 1782 als Fürstlich Isenburgischer Hofgerichts-Advokat in Offenbach nieder und gehörte dort zum Kreis der Verehrer der Sophie v. LaRoche. Neben zwei Gedichtbänden (Offenbach 1791 und 1797) veröffentlichte er eine Sammlung Skizzen und kleine Gemälde, Offenbach 1792, mit Fragmenten aus dem Briefwechsel Selmars (d. i. Karl Christian Ferdinand Sigel) mit seinen Freunden. Zunächst ein Schüler und Nachahmer Klopstocks und Höltys, schließlich als Verehrer der Sophie v. LaRoche und Vertreter der Humanitätsideen Herders hat Buri „nahezu alle damals gangbaren Dichtungsgattungen behandelt“. Neben der vorwiegend nach 1800 entstehenden reliösen Dichtung „wären seine politischen Gedichte, die aber mit mehr Fug und Recht Friedensgedichte genannt werden könnten, ob ihres patriotischen Schwungs der Hervorhebung wert“ (Rüdiger, Buri, S. 441). Der von Buri herausgegebene Offenbacher Taschenkalender, ein Forum für eigene und Dichtungen aus dem Freundeskreis, erreichte zeitweise eine Auflage von 5000 Exemplaren (vgl. Wilhelm Karl Prinz von Isenburg, Um 1800. Aus Zeit und Leben des Grafen Volrat zu Solms-Rödelheim 1762–1818, Leipzig 1927, S. 107–112, hier: S. 107; zu Buri vgl. auch Dölemeyer, S. 49 mit weiterer Lit.). 4 Wodan, Br aga u. die Götter: Die Ode zählt zu der in Buris Werk in eher geringem Umfang vertretenen, in ihrer Bildlichkeit von Klopstock beeinflußten politisch-patriotischen Lyrik. Rüdiger datiert die Ode auf 1810 (vgl. Rüdiger, Buri, S. 434f.). In Seckendorfs Weimarer Taschenbuch wurde sie nicht aufgenommen.

59. Von Christian Gottlob Heyne, o. O., o. D. (Göttingen, vor dem 25. Dezember 1800) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,500 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. Weim. d 25 Dec. 1800. / b. Erläuterungen 3 Gelehrten Anzeigen: Seckendorf hatte den Göttinger Philologen und Herausgeber der Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen (ab 1802 Göttingische Gelehrte Anzeigen) während seines Studiums kennengelernt (vgl. Seckendorf an Gerning, 31. März/2. April 1797). Das Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801, so schrieb Heyne in seiner kurzen Besprechung im 206. Stück der Anzeigen vom 27. Dezember 1800, S. 2056, scheint sich durch den großen Haufen der Jahrsschriften dieser Art hervorzudrängen und Aufmerksamkeit zu erwecken.

Von Sigismund Grüner, Breslau, 29. Dezember 1800

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60. Von Sigismund Grüner, Breslau, 29. Dezember 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,499 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Adresse: Dem / Freiherrn v. Seckendorff / Hochwohlgeboh / zu / Weimar Empfängervermerk: erh. Weim. d 12t Jan. 1801. Erläuterungen 2 S. T.: Salvo titulo, vorbehaltlich des richtigen Titels. 4 Fragment über Moscau: Nicht ermittelt; Johann Karl Spazier erbat sich das Manuskript in seinem Brief an Seckendorf vom 9. Januar 1801 für die soeben gegründete Zeitung für die elegante Welt. 8 Kalender: Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801; von Grüner erschienen keine Beiträge in Seckendorfs Weimarer Taschenbüchern.

61. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 30. Dezember 1800 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,376 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Weim. den 9t Jan. 1801. / b. d 15t Jan. / li. o.: No. 16. Ortsangabe Z. 1 vom Empfänger korrig. zu Rheinsberg Erläuterungen 2 Brief von der Jagemann: Abgedruckt in Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 707–709. Über Seckendorfs Unfall heißt es darin: Mit uns allen werden Sie den Unfall des guten Seckendorff von Herzen bedauert haben. Ein Unfall den er sich hätte ersparen können wenn ein gut p l a c i r t e r Stolz ihm gesagt hätte das ein vernünftiger Mann nicht leicht von der naßeweisheit eines solchen Buben beleidigt werden kann, und das er sich durch ein Duell mit dem Menschen vergab. Die Ganze Geschichte der Streitigkeit ist schon so unbedeutend, das ich nicht begreiffe wie Seckend.[dorff ] es soweit treiben konnte (ebd., S. 708; vgl. die folgende Erl.). 3 Unfall: Seckendorf war bei einem Duell am 19. Dezember 1800 verwundet worden (vgl. die Schilderung des Hergangs in Seckendorfs Antwortbrief vom 15. Januar 1801). Der Vorgang hatte einiges Aufsehen erregt, wie aus Christian Gottlob Voigts Brief an Goethe vom 20. Dezember 1800 hervorgeht. Danach habe sich Seckendorf zunächst bei der Vorbereitung der (schließlich abgesagten) Säkularfeier in der größten Geschäftigkeit hervorgetan. Um während dieser heißen Bemühungen sich etwas abzukühlen, ist Herr von Seckendorff gestern mit Herrn Hauptmann von Egloffstein ins Webicht gefahren, von da aber mit einer tief zerhauenen linken Wade zurückgekommen. Die Verblutung hat lange gedauert, und er war sehr hinfällig, als ihn mein Sohn gestern nachmittag 3 Uhr besuchte. Dem Vernehmen nach hat er sich mit dem berüchtigten jungen Dumanoir duelliert. Wie der ihm an die linke Wade gekommen, mag ein Kunstfechter beurteilen. (…) Beiläufig sorge ich, daß dergleichen studentenmäßige Rauferei unsrer Gesetzgebung und Strenge gegen die Musensöhne kein gutes Ansehen gibt. Was Serenissimus dazu sa-

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gen, weiß ich noch nicht. (Goethe-Voigt-Briefwechsel, II, S. 249, Nr. 266; vgl. auch Voigt an Goethe, 22. Dezember 1800, ebd., S. 253, Nr. 270, und Seckendorfs Antwort an Brühl vom 15. Januar 1801) Seckendorfs Kontrahent war Félix Du Manoir (1783-nach 1815), der Sohn des 1796 nach Weimar emigrierten Jean Louis Le Chanoine Comte Du Manoir. Der erwähnte Sekundant war August v. Egloffstein, der jüngste Bruder Gottlobs v. Egloffstein. 6f. deinem Brief vom 26 Nov: Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1957. 11f. einige närrische Zeilen: Gottfried Herders Postscriptum im Brief Caroline Jagemanns vom 21. Dezember 1800 an Brühl: Mit unserm länglichen Freund Seckendorf, den ich an seiner Hiebwunde in Cur habe, geht es gut – der arme Teufel ist auf eine recht dumme Art darzu gekommen (Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 708). 19f. Dumanoir: Vgl. die 2. Erl. 29 Gustchen: Auguste v. Löwenstern.

62. Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 6. Januar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,510 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. Weim. am 9t / b. Erläuterungen 4 Dero letztem Briefe: Nicht bekannt. 5 das Gedicht: In Seckendorfs Oster Taschenbuch von Weimar 1801 erschien als einziger Beitrag von Messerschmid Die Gaben der Muse. Sonnet, v. Messerschmid, S. 161f. 8 Der Aufzug selbst: Über die Leipziger Feiern zum Beginn des neuen Jahrhunderts vgl. den Bericht eines anonymen Verfassers im Neuen Teutschen Merkur (1801, 1. St., S. 76–80): Gegen 11 Uhr versammelten sich sämmtliche Professoren, wie es auch bei andern Universitätsaufzügen gewöhnlich ist, in der Nikolaikirche, und zogen von da, eingefaßt von Studierenden, in die Paulinerkirche. (…) Bei der zweiten Kolonne der Studierenden, die den Schluß machte, wurde das Messerschmidtische Gedicht auf einem Kissen getragen, und in der Paulinerkirche während der Musik dem Rektor feierlich übergeben. (S. 78) Der Bericht nannte zuvor bereits den Verfasser der lateinischen Säkularode (irrtümlich Marschmidt) einen vielseitig geübten Kopf, der sein Dichtertalent schon durch mehrere Gedichte in lateinischer und teutscher Sprache erprobt und selbst durch diese Ode ein neues Lob erworben hat. (S. 77; vgl. auch, mit weiteren Nachweisen, August Sauer in seiner Anthologie Die deutschen Säculardichtungen an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts, Berlin 1901 [Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts, N. F. 41–54], S. XCIf., und Neuer Nekrolog 9.2, S. 856.) 16f. zwey Sonette aufzunehmen: Seckendorfs Brief an Messerschmid ist nicht bekannt; ins Taschenbuch wurde lediglich das o. g. Sonett aufgenommen. 17 Memnonssäule: Monolithische Kolosse im ägyptischen Theben, bei einem Erdbeben teilweise zerstört. Antiker Überlieferung zufolge soll der Torso, vom Strahl der aufgehenden Sonne getroffen, zu tönen begonnen haben. 18 den G e l e h r t e n : Nicht ermittelt.

Von Johann Karl Spazier, Leipzig, 9. Januar 1801

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63. Von Johann Karl Spazier, Leipzig, 9. Januar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,520 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. Weim. d 12t / b. d 15t Erläuterungen 2 in liegende Brief: Wahrscheinlich von Sigismund Grüner an Seckendorf vom 29. Dezember 1800. 5f. Anzeige in meiner Zeitung: Vom Neujahrs Taschenbuch erschien eine anonyme, ausgesprochen freundliche Rezension in der Zeitung für die elegante Welt, Nr. 12, 27. Januar 1801, Sp. 94; später auch von Seckendorfs Oster Taschenbuch, ebd., Nr. 52, 30. April 1801, Sp. 420f. 7 Kupferstich zu Palaophron u Neoterpe: Ein kolorierter Kupferstich von Johann Heinrich Lips, Maskenszene aus Paläophron und Neoterpe nach einer Zeichnung von Johann Heinrich Meyer, erschien als Titelkupfer zum ersten Jahrgang der Zeitung für die elegante Welt (abgebildet u.a. bei Ulrike Müller-Harang, Das Weimarer Theater zur Zeit Goethes, Weimar 1991, Frontispiz). Zu der (laut redaktioneller Mitteilung in Nr. 1, 1. Januar 1801, Sp. 8) etwas zu spät eingelaufen(en) Zeichnung verfaßte Böttiger eine Beschreibung: Paläophron und Neoterpe. (Zur Erklärung der Maskenszene in der Abbildung.), ebd., Nr. 12f., 27./29. Januar 1801, Sp. 89–93, 97–102. 12 nordischen Schattenrissen: Vgl. Grüner an Seckendorf, 29. Dezember 1800.

64. Von Augusta von Kalb, Mannheim, 10. Januar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,402 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. Weimar d 19t / b. d 15t F. / li. o.: No. 10. Erläuterungen 4 Ihren Unfall: Seckendorfs Verletzung im Duell; vgl. Brühl an Seckendorf, 30. Dezember 1800. 8 Luise L.: Luise v. Lichtenberg, die Stieftochter Leberechts v. Luck aus dessen erster Ehe mit der verwitweten Sophia Majorin v. Lichtenberg. Luck hatte 1796 in zweiter Ehe Augusta Eleonore v. Kalb, eine Schwester Johann Augusts v. Kalb geheiratet. 21 Marien: Maria Anna v. Seckendorf, Leos Schwester. 28 der Oncle: Maries (und Leos) Vater, Christoph Albrecht v. Seckendorf.

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An Karl Graf von Brühl, Weimar, 15. Januar 1801

65. An Karl Graf von Brühl, Weimar, 15. Januar 1801 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1959 1 Dbl., 8o Erläuterungen 2 Die Königin Vasthi (…) Ahasver: Von der Hand Henriette von Wolfkeels (vgl. Briefschluß); darüber spätere Bearbeitervermerke von fr. Hd. mit Bleistift: Für Wolfskeel; nach Ahasver.: Carl. In der zur Feier des Geburtstages der Herzogin Mutter Anna Amalia am 28. Oktober 1800 (vier Tage nach dem Geburtstag) im Wittumspalais aufgeführten Posse Die stolze Vasthi von Friedrich Wilhelm Gotter (1746–1797) spielte Brühl den König Ahasver. Das in Masken gespielte Stück war zugleich „Vorübung“ für die Vorstellung von Goethes Festspiel Paläofron und Neoterpe, bei dem Brühl drei Tage später die Rolle des Paläophron und Henriette von Wolfskeel die der Neoterpe übernahm (vgl. Bernhard Suphan, Neue Mitteilungen aus dem Goethe- und Schiller-Archiv I/3, in: GJb 11, 1890, S. 20–24, hier: S. 23; Krosigck, 244f.; Charlotte von Schiller an Fritz von Stein, 17. Februar 1801, in: Urlichs I, S. 460f.; Sichardt, S. 171). In seinem Brief an Goethe vom 31. Dezember 1801 beschließt Brühl seine Neujahrsglückwünsche mit der Unterschrift Archaeodaemon (aus Paläophron und Neoterpe; vgl. Goethe, Regesten 3, S. 296). 4 so lange still liegen mußte: Infolge der Verletzung bei einem Duell mit Félix Du Manoir (vgl. Brühl an Seckendorf, 30. Dezember 1800). Seckendorfs Lage beschreibt Böttiger in einem Brief an Garlieb Merkel, in dem er auch auf dessen ausführliche und überwiegend negative Kritik des Neujahrs Taschenbuchs von Weimar in seinen Briefen an ein Frauenzimmer (18. u. 19. Brief, 6. u. 13. Januar 1801, S. 285–287 und 301–30) zu sprechen kommt: Ihre wahre und in jedem Wort von mir unterschriebene Recension vom Seckendorfischen Taschenbuch hat auch bei der alten Herzogin nicht zum besten gewirkt, da besonders der eine Seckendorf durch die Blessur, die er in einem Duell mit dem jungen Dumanoir in Belvedere erhielt, und die ihn noch jetzt am Stock zu gehen nöthigt, ihn zu einer p e r s o n a m i s e r ab i l i s machte. Allein wie könnte das auf Ihr Urtheil einen Einfluß haben. (2. Februar 1801, in: Schelle, Wieland 1978, S. 385) 14 Tine: Katharina v. Reitzenstein-Imhoff, gen. Tinette. 14 D.: Dumanoir. 18 Webicht: Gehölz bei Weimar. 18 Sauhiebe: Vgl. Voigts Bericht in seinem Brief an Goethe vom 22. Dezember 1800: Seckendorff und Dumanoir bekamen Händel bei dem Hofball. Letzterer aber wird als Angreifer und Beleidiger erkannt, und da Seckendorff ein übles Gesicht hat, so verwundete er ihn in einer Finte bei dem ersten Hieb nach den Beinen. Der Patient befindet sich aber leidlich (Goethe-Voigt-Briefwechsel 2, S. 253, Nr. 270). Unter dem Sauhieb wird „studentisch ein nicht commentmäsziger hieb“ verstanden (DWb Ndr. 8, Sp. 1898). 49 Hohenthal: Peter Friedrich Graf v. Hohenthal-Dölkau (1735–1819); Seckendorf kannte den Konferenzminister aus dessen Zeit als kursächsischer Komitialgesandter am Regensburger Reichstag (vgl. auch Unbekannt an Seckendorf, 17. April 1793). 55 Bauprofessor Genz: Heinrich Gentz (vgl. Seckendorf an Brühl, 10. Dezember 1800). 65 Das Modell: Vermutlich das von Brühl in einem Brief an Seckendorf vom 15. De-

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zember 1800 erbetene Schnittmuster eines neumodischen Talars, sonst auch Turque genannt (…), da ich denselben unsern Damen hier (in Rheinsberg) versprochen habe (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,375). 67 hochangekündigten säkularischen Festlichkeiten: In die Vorbereitungen eines großangelegten Festes zur Feier des neuen Jahrhunderts (bzw. der Jahreswende 1800/01) war, bei konkurrierenden Vorhaben anderer, Seckendorf involviert: Herr von Seckendorff hat sich in der größten Geschäftigkeit hervorzutun fortgefahren und besonders darüber, wie man eigentlich die dem Vernehmen nach auf 200 Säkulargäste ansteigende Versammlung für ihre Zahlung gehörig bewirten möge (Voigt an Goethe, 20. Dezember 1800, Goethe-Voigt-Briefwechsel 2, S. 249, Nr. 266). Selbst Schiller nahm regen Anteil an der Planung von Feierlichkeiten, die unter anderem einen Jahrmarkt, römisches Karneval und eine Festnacht im Theater vorsahen, von Carl August jedoch aufgrund der schwierigen politischen Lage abgesagt wurden. Der Herzog fürchtete politische Manifestationen des Volkes und der Studenten, sowie ein Aufbrechen des schwelenden Konflikts zwischen den Anhängern Kotzebues und der Goethe verehrenden Romantiker-Partei (vgl. zusammenfassend Oellers, Allerlei Curiosa, S. 15ff.). 70 Ifigenia, die Schöpfung und Octavia abgeorgelt: Vgl. Schiller an Körner, 5. Januar 1801: Am Neujahrsabend wurde die Schöpfung von Heidn aufgeführt, an der ich aber wenig Freude hatte, weil sie ein charakterloser Mischmasch ist. Dagegen hat mir Glucks Iphigenia auf Tauris einen unendlichen Genuß verschafft (Schiller, NA 31, S. 1). Glucks Oper war in der Bearbeitung von Christian August Vulpius am 27. Dezember 1800 zuerst aufgeführt und am 3. Januar 1801 wiederholt worden. 70f. Bethmann Gastrollen: Heinrich Eduard Bethmann (1774–1857), seit 1794 an der Berliner Bühne. 72 Göthe ist tödlich krank: Zu Beginn des Jahres erkrankte Goethe an einer gefährlichen Gesichtsrose bei starker Anschwellung der Umgebung des linken Auges. Die Ärzte, so Schiller in seinem Brief an Cotta vom 8. oder 10. Januar 1801, sind nicht ohne Furcht eines unglücklichen Ausgangs (Schiller, NA 31, S. 3).

66. Von Ludwig Theobul Kosegarten, Altenkirchen, 15. Januar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,505 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Weim. d 2t Febr. 1801. / b. d 20st D: Obser, S. 31–33 (TD) Datum Jahreszahl Z. 1 korrigiert mit Bleistift zu 1801; Datum evtl. auch Jan. 19. Zur Datierung auf 1801 vgl. Seckendorfs Empfangsvermerk; der im Brief erwähnte Titan von Jean Paul erschien erst Anfang Mai 1800 im Buchhandel; vgl. Jean Paul, SW I/8, S. LXVIf. Erläuterungen 4 Dichtungen: Unsichere Lesung (vgl. Obser, S. 31). 7 Bianca del Giglio: Eine romantische Dichtung, 2 Bde., Dresden 1801. 9 Adele Cameron, und Guy und Issole: Adele von Cameron erschien 1803; die ge-

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plante Fortsetzung des romantischen Zyklus, die in der Zeit der Kreuzzüge spielende Dichtung Guy und Yseule, blieb unvollendet. 11f. allerley poetischen Blumen: Blumen, Berlin 1801 (vgl. Hermann Franck, Gotthard Ludwig Kosegarten. Ein Lebensbild, Halle a. S. 1887, S. 249). 20 Aristipp: Die Bände 3 und 4 von Wielands Aristipp und einige seiner Zeitgenossen erschienen 1801 bei Georg Joachim Göschen in Leipzig (nach Band 1 und 2 im Jahr zuvor). Der Plan zu einem fünften Band, von Wieland noch 1802 mehrfach erwähnt, wurde nicht mehr ausgeführt (vgl. C. M. Wielands Leben. Neu bearb. v. J. G. Gruber, 4. Tl., Leipzig 1828, S. 336–345). 20 Marie Stuart: Uraufführung im Weimarer Hoftheater am 14. Juni 1800, fünf Tage nach Vollendung des Manuskripts. 21f. dass Göthe die Ilias fortsetze: Zwischen dem Frühjahr 1798 und April 1799 intensivierte Goethe das Studium der Ilias (vgl. seine Briefe an Knebel vom 15. Mai und an Schiller vom 16. Mai 1798, WA IV 13, S. 145 und 148). Die Niederschrift des daran anschließenden epischen Fragments Achilleis entstand zwischen 10. März und 5. April 1799 (vgl. WA I 50, S. 416). 22f. Jean Paul’s Paulus-Bekehrung (…) Titan: Anspielung nicht geklärt. Jean Paul arbeitete seit 1792 an seinem Titan, dessen erster Band im Mai 1800 erschien, die weiteren Bände 2–4 bis 1802. 24f. Schiller (…) Antwort schuldig: Schiller schrieb vermutlich am 9. Juni 1797 den letzten, nicht überlieferten Brief an Kosegarten, mit einer Kritik der von diesem für die Horen eingesandten Gedichte (vgl. Schiller, NA 40 II, S. 69). 25 dem Kleinsten unter den Tausenden Juda: Frei nach Micha 5,1 und 5 Mose 7,7. 29 ein junger Mann: Nicht ermittelt. 29f. Schillers Arzt: Johann Christian Stark d.Ä. (1753–1811), Professor der Medizin in Jena und Leibarzt der herzoglichen Familie in Weimar. In den Jahren 1799/1800 wurde auch Franz Joseph Harbaur (1776–1824) konsultiert (vgl. Urlichs 1, S. 378f.; 3, S. 168 u. ö.). 31 Reise in das nördliche Deutschland: Schillers Plan, im Juli/August 1801 ins Ostseebad Doberan und anschließend nach Berlin zu reisen, wurde nicht ausgeführt (vgl. Oellers 2002, S. 575f. und 1131f.; Schiller an August Wilhelm Iffland, 29. Juni 1801; Kosegarten an Seckendorf, 15. März 1801). 43 die Verfasserin der Agnes von Lilien: Der zunächst anonym in Schillers Horen (2, 1796; 3, 1797) erschienene Roman von Caroline von Wolzogen. 47 Bänkelsänger der Arkona: Arkona, Titel eines Gedichts von Kosegarten in Schillers Musenalmanach für das Jahr 1797. 58 Ebba von Medem: Eine Tragödie in fünf Akten, Hamburg 1800. 48 Ida von Plessen: Eine romantische Dichtung, 2 Bde., Dresden 1800/01. Garlieb Merkel „mißhandelte“ Kosegartens Dichtung in seinen Briefen an ein Frauenzimmer (Berlin 1801, Brief 22 vom 3. Februar), wogegen sich Wieland in zwei Briefen an Böttiger verwahrte (27. Februar und 6. März 1801, Wielands Briefwechsel 15.1, S. 385 und 396f.; 15.2, S. 366f. und 375). 52 Kalokagathen: Die Schönen und die Guten (griech.); bei Klopstock etwa (An die Dichter meiner Zeit) auf die griechischen Dichter angewandt.

Von Friedrich Benedikt von Oertel, Leipzig, 17. Januar 1801

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67. Von Friedrich Benedikt von Oertel, Leipzig, 17. Januar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,513 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. d 20n / b. d 5t Febr. Erläuterungen 2 meine Schwester: Wilhelmine (Mimi) Henriette von Oertel (geb. 1764), Hofdame in Weimar. 3 einen Beitrag zu Ihrem Taschenbuche: In Seckendorfs Oster Taschenbuch von Weimar, 1801, erschien kein Beitrag von Oertel. Der unten erwähnte Aufsatz wurde nicht ermittelt. 10f. mein Blumenpfand in der Aglaja: Oertels Prosa-Beitrag Das Blumenpfand zur Aglaja. Jahrbuch für Frauenzimmer auf 1801, hg. v. Nikolaus Peter Stampeel, Frankfurt a. M. (bei August Hermann), S. 133–181.

68. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 9. Februar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,377 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 1Bl., 8o Empfängervermerk: erh. W. den 19n / b. d 23n / li. o.: No. 17 Datum 9 (Februar) korrig. aus 6 Erläuterungen 2f. Gustchen: Auguste v. Löwenstern. 14 eine Wunde wie die deinige: Seckendorf war bei einem Duell am 19. Dezember 1800 verwundet worden (vgl. die Schilderung des Hergangs in Seckendorf an Brühl, 15. Januar 1801; ferner Brühl an Seckendorf, 30. Dezember 1800). 17 Deine nothwendige Entfernung von Weimar: Vgl. Seckendorf an Brühl, 15. Januar 1801. 43f. bey dem jetzigen Friedensschluß: Durch den am gleichen Tag (9. Februar 1801) unterzeichneten Frieden von Lunéville fielen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich. 45f. daß der König einen größern Theil von Franken bekömmt: Der überwiegende Teil der vorher reichsunmittelbaren Territorien des fränkischen Reichskreises fiel mit dem Reichsdeputationshauptschluß 1803 jedoch an Bayern. 55f. im Merz (…) nach Weimar: Brühl verband mit seinem Besuch in Weimar Anfang März 1801 die Hoffnung auf eine Zusage für die beabsichtigte Heirat Gustchens v. Löwenstern durch deren Vater. Da die zu diesem Zeitpunkt fünfzehnjährige Auguste jedoch nicht vor dem Ablauf von vier Jahren heiraten wollte, gab Brühl sie frei, wie er in einem Brief an seine Mutter Margaretha Christina v. Brühl schreibt (9. März 1801, Krosigck, S. 248). 71 Caroline: Jagemann.

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Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 10. Februar 1801

93 Laban: Vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800. 97 Zeit bringt Rosen: Sprichwörtlich; vgl. Sprichwörterlexikon 5, Sp. 552. 100 Keele: Henriette von Wolfskeel. 100 Dame: Luise von Göchhausen.

69. Von Johann Georg Friedrich Messerschmid, Leipzig, 10. Februar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,511 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. W. d 13t / b. Erläuterungen 5f. Säkulargedicht: Vgl. Erl. zum Brief Messerschmid an Seckendorf, 6. Januar 1801. 7 Renommisten: Nicht überliefert. 9f. die Gabe n der Muse (…) Veränderungen: Messerschmids Sonett erschien im Oster Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801, S. 161f. Die erbetene Änderung (S. 162) betraf v. 9 im ersten Terzett: Dan bringt sie euch die holden Göttergaben / Des heitern Bakchus vom Olimp herunter, / Die froh den Sinn, froh das Gemüt erlaben. 16 den G e l e h r t e n : Nicht ermittelt.

70. Von Joseph Rückert, Leipzig, 13. Februar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,518 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. W. d 16t Erläuterungen Verfasser: Joseph Rückert (1771–1823) aus Beckstein in der Nähe von Würzburg kam während seines theologischen Studiums (1789–1794) in Berührung mit der Philosophie Kants und Reinholds und floh wenige Wochen vor der Weihe zum Subdiakon aus der Zisterzienser-Abtei Schönthal bei Heilbronn, wo er nach dem Willen der Eltern für den geistlichen Stand vorbereitet werden sollte. Mit Unterstützung des Fürsten Ludwig Friedrich Karl v. Hohenlohe-Östringen gelangte er im Mai/Juni 1794 an die Universität Jena, vermutlich datiert die Bekanntschaft mit Seckendorf aus dieser Zeit des gemeinsamen Studiums, u.a. mit Siegfried Schmid und Isaac v. Sinclair (vgl. Waas, Schmid, S. 46ff.; eine farbige Schilderung seines Werdegangs gibt Wieland in seinem Empfehlungsbrief an Goethe von Ende Mai 1794; gedruckt bei Waas, S. 46–48). Zwischen Mai und September 1800 veröffentlichte er im Genius der Zeit die Bemerkungen über Weimar 1799, in denen es über v. Seckendorf, Regierungsassessor in Weimar heißt: (…) ein neuer Schößling an dem dortigen Parnasse. Von seiner Hand sind die neuerlich unter dem wohlriechenden Titel „Blüten der griechischen Dichtkunst“ erschienenen Übersetzungen. Auch ist er der Herausgeber des neuen monatlichen Almanachs, der uns vor kurzem angekündigt wurde. (Joseph Rückert, Bemerkungen über Weimar 1799, hg. v. Eberhard Haufe, Weimar o.J. [1970],

An Friedrich David Gräter, Weimar, 23. Februar 1801

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S. 137f.) Zu weiteren schriftstellerischen Projekten des ab 1803 an der Universität Würzburg Philosophie und Geschichte lehrenden Rückert vgl. seine Briefe an Seckendorf vom 4. und 24. März 1807; ferner Hamberger/Meusel 19, S. 463. 3 die Kleinigkeiten (…) Nro 1 und Nro 2: Die beiden in Seckendorfs Oster Taschenbuch aufgenommenen Eidüllien (Idyllen) An Aurora, S. 235f. und Pium desiderium, S. 236f. 8 Meine Elegien: Nicht zu ermitteln; am 6. März 1800 sandte Rückert aus Langensalza, wo er als Hofmeister angestellt war, eine Elegie. Seinen Freunden zum Abschied ins Bad nach Kissingen an Schiller für dessen Musen-Almanach (vgl. Schiller, NA 38 I, S. 233; 38 II, S. 403; Jakob Minor, Briefe an Schiller, in: Euphorion 12, 1905, S. 333 und 762f.). 9f. Meine Kritik über Wallenstein (…) in einem neuen Journale: Kritische Bemerkungen über Schillers Wallenstein, in: Eunomia, 1. Jg., Januar 1801, S. 18–65 (unterz. A).

71. An Friedrich David Gräter, Weimar, 23. Februar 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.misc. 4o 30 c, Nr. 113 (Gräter-Nachlaß) 1 Bl., 4o Adresse: Heilbronn, an H. Professor Gräter. Erläuterungen 2 Ihre beiden Schreiben: Briefe Gräters an Seckendorf sind nicht bekannt. 5f. Bearbeitung des Heldenbuchs: Friedrich Majers Beitrag Hugdieterich und Hildburg, Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801, S. 26–110. Gräters positive Reaktion ist einem längeren, unveröffentlichten Manuskript Seckendorfs zu entnehmen, in dem dieser einen historischen Abriß literarischer Gattungen entwirft. In der in Weimar aufbewahrten Handschrift (GSA 96/283) heißt es zum Heldenbuch. V Neuere Bearbeitungen. Einer der neusten Versuche von Friedrich Majer steht im Neujahrstaschenbuch von Weimar 1801. (…) Er ist in Prosa, Gräter hat ihn in einem Brief an mich sehr gelobt, und für die beste Art, das Heldenbuch zu bearbeiten erklärt. Ich bin damit nicht einverstanden. Diese Heldenkinder sind Poesie, und müssen poetisch wiedergegeben werden (…). Später, mit anderer Tinte und in anderem Schreibduktus, fügte Seckendorf hinzu: Weit besser Ludwig Uhlands Proben in meinem Musenalmanach auf 1807 (vgl. Seckendorf an Uhland, 24. Juli 1807). 11 Dialoge: Rousseau: Rousseau mit seinem guten und bösen Geist (1780; vgl. Zerstreute Blätter von F. D. Gräter, 2. Sammlung, Ulm 1824, S. 291–326). 21 indischen Müthen … 2te Heft: Friedrich Majers Beiträge Fragmente aus den heiligen Schriften der Indier und Die vier Weltalter der Indier, in: Oster Taschenbuch von Weimar 1801, S. 27–56, 168–199. 23 in B r aga und H e r m o d e 3ten Bandes 2te Abtheilung p. 231: Vgl. Gräter, Altteutsche Bardenliteratur, in: Braga und Hermode, 3. Bd., 2. Abt. (Bragur, 6. Bd., 2. Abt.), Leipzig 1800, S. 231–253, hier: S. 231f., Anm.: Hier möchte ich gern Besserunterrichtete fragen: ob denn der Barde Ossian vor der Bekanntmachung der Macphersonschen poetischen Musive schon in Teutschland bekannt war, oder, wie es kommt, daß Klopstock bereits in der, im Jahre 1747. gedichteten Ode, Wi n g o l f , desselben gedenken konnte?

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An Friedrich Schiller, Weimar, 8. März 1801

Willst du zu Strophen werden, o Haingesang? Willst du gesetzlos, O s s i a n s S chw u n g e g l e i ch , Gleich Ullers Tanz auf Meerkrystalle, Frey aus der Seele des Dichters schweben? 25 Samlung von Klopstocks Oden: Im Rahmen der 1798–1817 bei Göschen erschienenen Ausgabe letzter Hand – Klopstocks Werke. Erster Band. Oden. Erster Band, Leipzig 1798; darin Wingolf, S. 6–23. 26f. ersten vollständigen Samlung (1775: Die 1771 bei Johann Joachim Bode in Hamburg erschienene Ausgabe der Oden. 29–33 Lesart von 1747 (…) taumeln: Seckendorf zitiert nach der Darmstädter Ausgabe, Klopstocks Oden und Elegien. Vier und dreyssigmal gedruckt. Für Ihro Hochfürstliche Durchlaucht die Frau Landgräfin von Darmstadt, Darmstadt 1771; darin S. 114–125: An des Dichters Freunde. In Gleims Abschrift des Originals mit dem Titel: Alcäische Ode. Auf meine Freunde. 1747 (vgl. Jaro Pawel, Friedr. Gottl. Klopstocks Wingolf. Kritische Ausgabe nebst Commentar, Wien 1882, S. 3 und 6). Die jüngere, umgearbeitete Lesart wie sie Gräter in seinem Bragur-Beitrag zitiert (vgl. oben, Erl. zu Z. 23), entstand im gleichen Jahr für die Hamburger Ausgabe und wurde auch in die Ausgabe der Werke (1798) übernommen.

72. An Friedrich Schiller, Weimar, 8. März 1801 Überlieferung Hs. DLA Marbach A: Schiller 51.871 1 Bl., 4o D: Ludwig Urlichs (Hg.), Briefe an Schiller, Stuttgart 1877, S. 420f.; Scheidel 1885, S. 13 Anm. 18 (TD); Schiller, NA 39.1, S. 26f. Erläuterungen 4f. Früchten der poetischen Musse: Schiller zog sich am 5. März 1801 für vier Wochen in sein Jenaer Gartenhaus zurück, um dort den 4. Aufzug der Jungfrau von Orleans zu vollenden (vgl. Wilpert, Schiller-Chronik, S. 288). 9 des Verlegers: Johann Christian Gädicke, der wegen finanzieller Probleme durch den schlechten Absatz beider Weimarer Taschenbücher zeitweise sogar die an Wieland geleisteten Honorarzahlungen für den Neuen Teutschen Merkur aussetzte; vgl. Wieland an Böttiger, 24. Mai 1801, Wielands Briefwechsel 15.1, S. 434, mit Erl. 15.2, S. 412; vgl. auch Majer an Seckendorf, 9. September 1801. 13f. bevorstehenden Abreise: Am 10. April 1801. 17 das 2te wird so eben fertig: Nach dem Oster Taschenbuch erschien (zunächst) keine weitere Ausgabe des auf eine vierteljährliche Erscheinungsweise angelegten Weimarer Taschenbuchs, obwohl Seckendorf bereits für ein Johannistaschenbuch plante (vgl. an Gräter, 23. Februar 1801). Außerdem haben sich im GSA Weimar (Hs. 96/2683) eine Reihe von Gedichten oder Gedichtabschriften sowie Prosatexte erhalten, die möglicherweise für weitere Ausgaben vorgesehen waren. Ende 1804 erschien lediglich noch ein Taschenbuch für Weimar. Aufs Jahr 1805 aus Anlaß der Vermählung des Weimarer Erbprinzen Carl Friedrich mit der Zarentochter Maria Paulowna; Seckendorfs Beteiligung daran ist ungewiß.

Von Ludwig Theobul Kosegarten, Altenkirchen, 15. März 1801

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22 ein Antrag zur Fortsezung an Cotta: Cotta arbeitete zu dieser Zeit noch mit Gädicke zusammen. Die erbetene Anfrage Schillers unterblieb jedoch (vgl. seinen Antwortbrief an Seckendorf vom 16. März 1801). 26 Friedrich Majern zum Gehülfen: Vgl. Majer an Seckendorf, 15./26. Mai und 9. September 1801. 28 appretirt: Textilien durch entsprechende Bearbeitung Glanz und Festigkeit geben bzw. vom frz. apprêter, vorbereiten. 32 in # Honorar: Zeichen für Gold. Zu den von Cotta gezahlten Honoraren für Taschenbuchbeiträger vgl. Schiller, NA 39.2, S. 85. 34f. Göthe hat (…) mehr erhalten: Vgl. Seckendorf an Goethe, 24. September 1800. 41 besuche ich Sie gelegentlich: Vermutlich am 1. April 1801. 44 Liebhabertheater: Vgl. Seckendorf an Goethe, 29. August 1799, sowie Einleitung, Abschnitt 4.1. 45 Gerücht (…) Sofokles Antigone: Offenbar handelte es sich „wirklich nur um ein Gerücht“ (Schiller, NA 39.2, S. 86); die Bearbeitung einer Antigone nach Sophokles fand erst 1809 statt.

73. Von Ludwig Theobul Kosegarten, Altenkirchen, 15. März 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,506 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Apr. 7. / b. d 7t Sept. / li. o.: No. 2. D: Obser, S. 33–35 (TD) Erläuterungen 2 in die Stelle der Horen: In der im Frühjahr 1800 im Neuen Teutschen Merkur (4. Stück, April 1800, S. 342) abgedruckten Litterarischen Anzeige eines monatlichen Almanachs schrieb Seckendorf über die Programmatik seines, zu diesem Zeitpunkt noch wie Schillers Horen als monatliches Periodikum geplanten Taschenbuchs: Der Inhalt (…) begreift das ganze Gebiet des Schönen. Alles blos abhandelnde, wenn dessen Gegenstand nicht aus jenem Gebiete genommen, Alles spekulative und blos historische bleibt, so wie jedes, was auf Politik und Geschichte des Tags Bezug hat, gänzlich ausgeschlossen. Schiller hatte in der Ankündigung seiner Horen eine Monatsschrift versprochen, die sich über das Lieblingsthema des Tages ein strenges Stillschweigen auferlegen (…) wird (Die Horen eine Monatsschrift […] 1795, 1. St., S. III) und sich alle Beziehungen auf den jetzigen Weltlauf und auf die nächsten Erwartungen der Menschheit verbietet (S. IV). 5 historisches Bruchstück: Liegt nicht mehr bei (vgl. Kosegarten an Seckendorf, 13. August 1801). Nach Obser (S. 33) fehlen die anschließend genannten „Proben“ über die Schlacht in den Catalaunischen Feldern bzw. die Abendtheuer der schönen Athenais auch in der Ausgabe der Dichtungen Kosegartens von 1824. Vermutlich handelt es sich um Vorarbeiten und Erträge seiner Übersetzungen von Oliver Goldsmith’s Geschichte der Römer. Uebersetzt und ergänzt von Ludwig Theobul Kosegarten, 4 Bände, Leipzig 1795/1802, und Dr. Goldsmith’s Geschichte der Römer von der Erbauung der Stadt Rom bis auf den Untergang des abendländischen Kaiserthums. Aus dem Englischen (…) neu übersetzt und mit einer Geschichte des oströmischen Kaiserthums ergänzt, 6 Bde., Frankenthal 1803/10.

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Von Friedrich Schiller, Jena, 16. März 1801

7 Schlacht in den Catalaunischen Feldern: Die Schlacht (bei Troyes in der Champagne) der mit den Franken und Westgoten verbündeten Römer unter Aetius gegen die Hunnen unter Attila, 451 n. Chr. 9 Eudocia: Byzantinische Kaiserin, gest. 404. 10 Ilm-Ilyssus: Weimar; nach dem Bach Ilissos bei Athen. 21 Ihr Erbprinz ist bey mir gewesen: Der Weimarer Erbprinz Carl Friedrich wurde auf seiner Reise nach Norddeutschland von den Weimarer Kammerherrn Friedrich v. Seebach und Franz August v. Hinzenstern begleitet (vgl. Herders Empfehlungsschreiben vom 7. Februar 1801 an Klopstock, HKA X/1, S. 208f., und an Gleim, Herder Briefe VIII, S. 197). 39 Ihren angenehmen Brief: Nicht erhalten. 54 Ida von Plessen: Vgl. Erl. zu Kosegarten an Seckendorf, 15. Januar 1801. 71 Schiller in (…) Berlin: Schillers seit längerem geplante Reise nach Berlin, wo seinen von Iffland aufgeführten Dramen große Erfolge beschieden waren, fand erst im Mai 1804 statt. Den Besuch in der preußischen Hauptstadt wollte das Ehepaar Schiller ursprünglich an einen Sommeraufenthalt im Ostseebad Doberan anhängen (vgl. auch Kosegarten an Seckendorf, 15. Januar 1801; Böttiger an Seckendorf, 4. Mai 1804; Michael Bienert [Bearb.], Schiller in Berlin, Marbacher Magazin 106, 2004, pass.).

74. Von Friedrich Schiller, Jena, 16. März 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,319 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: b. Schiller hatte den Brief seinem Brief an Goethe vom gleichen Tag mit der Bitte um Weitergabe beigelegt (vgl. Goethe, Regesten 3, S. 321, Nr. 1163). D: Scheidel 1885, S. 12f.; Obser, S. 38; Schiller, NA 31, S. 17f. Erläuterungen 2–5 in der bewußten Sache (…) abrathen: Betraf die Fortsetzung des 1801 bei Gädicke erschienenen Neujahrs Taschenbuchs von Weimar und den beabsichtigten Wechsel des Verlegers (vgl. Seckendorf an Schiller, 8. März 1801). Anderen gegenüber äußerte sich Schiller eher kritisch über den Almanach: Ich sende Dir hier Seckendorfs Taschenbuch, worinn Du wenig Trost finden wirst, es ist eine traurige Lecture. (An Charlotte Schiller, Jena, 27. März 1801, NA 31, S. 23) 5f. die erste Lieferung (…) Buchhandel: Darauf deutet auch die im Herbst 1801 ohne Absprache mit dem Herausgeber veranstaltete Titelauflage der beiden Weimarer Taschenbücher durch den Verleger Gädicke: Kleine Schriften, größtentheils von Weimarischen Gelehrten, aus dem ersten Jahre des Neunzehnten Jahrhunderts, 2 Bde. Seckendorf zeigte sich vor allem über die dabei erfolgte Preisgabe der Anonymität verschiedener Verfasser verärgert (vgl. seinen Brief an Böttiger, 16. Oktober 1801). 5f. Göthens bedeutenden Beitrag: Paläofron und Neoterpe. Ein Festspiel zur Feier des 24 Oktobers 1800, Neujahrs Taschenbuch, S. III–XXXVI. 8 Cotta (…) vor einem Jahr: Vgl. Schiller an Cotta, 25. September 1800 (Schiller, NA 30, S. 200): Ich wünsche, daß die erstaunliche Menge von Taschenbüchern p die in dem dießjährigen Meßcatalog figurieren, das Publicum nicht zu sehr in partes theilen und

Von Friedrich Gottlieb Klopstock, Hamburg, 25. März 1801

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den Absatz des Ihrigen dadurch verringern mögte. (…) Diese Calendermacherey ist jezt auf einer so übertriebenen Höhe, daß sie sinken muß, und ich läugne nicht, daß ich mich mit einer gewißen innern Zufriedenheit aus diesem Felde zurückziehe. 12 bei Fromman angeklopft: Kein Brief Schillers an Fromman aus den ersten Monaten des Jahres 1801 bekannt; wahrscheinlich mündlich. 18f. Ihre Abreise: Seckendorf verließ Weimar am 10. April.

75. Von Friedrich Gottlieb Klopstock, Hamburg, 25. März 1801 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt (früher Sugenheim, vgl. Scheidel 1885, S. 6) D: Scheidel 1885, S. 19 (TD; danach: Klopstock, HKA X/1, S. 212); Obser, S. 27f. (DV) Erläuterungen 4 Ihre Elegieen: Im Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801, unter Nr. VIII. Elegieen, v. A. S. u. K., S. 127. Von deren Existenz war Klopstock möglicherweise durch Knebel unterrichtet (vgl. Seckendorf an Knebel, 30. November 1800). 4 Ihr Brief: Nicht ermittelt. 7f. Oden (…) noch nicht bekannt machen: Die hierfür in Frage kommenden Oden, die seit dem Erscheinen von Klopstocks Oden-Ausgabe von 1798 entstanden waren und bis auf zwei erst postum veröffentlicht wurden, sind aufgelistet in Klopstock, HKA X/2, S. 710. 8f. eine letzte (…) schicken: Nicht bekannt; im Oster Taschenbuch von Weimar, 1801, erschien kein Beitrag Klopstocks (vgl. auch Klopstock, HKA X/2, ebd.). 10f. Beygelegte Ode (…) Schützen mittheilte: Liegt nicht mehr bei; vgl. aber den Brief Klopstocks an Böttiger vom 24./26. Februar 1800 mit der Bitte, die beiliegende Übersetzung einer Ode des Horaz (Carmina IV 13) an Christian Gottfried Schütz weiterzuleiten (Klopstock, HKA X/1, S. 137f.; mit Böttigers Antwort vom 7. März 1800, ebd., S. 142; vgl. auch a.a.O., X/2, S. 562). 13f. German. Museum: Eine Zeitschrift dieses Namens war nicht zu ermitteln. Vielleicht meinte Klopstock das von Heinrich Christian Boie und Christian Wilhelm v. Dohm herausgegebene Deutsche Museum, das jedoch nur bis 1788 erschienen war; sicher nicht Wielands Attisches Museum. 16 Zefürosschritt: Cephyrs Schritt; aus der Zweiten Elegie Seckendorfs im Neujahrs Taschenbuch, S. 135: Denn, dort wandelt sie still die Buchengänge herunter, / Leis’ im schwankenden Gras gleitet ihr Zefürosschritt. (V. 3f.) Zur eigentümlichen Schreibweise vgl. Einleitung, Abschn. 4.2. 16f. Zurückbleibende (…) Abschnitt … Moment: Aus der Dritten Elegie Seckendorfs im Neujahrs Taschenbuch, S. 138: Da ergriff es mich, rasch drang aus dem Busch ich hervor, / Alles vergessend, da hustete dumpf die alte Dueña, / Welche, besorgt, die Zurückbleibende keuchend gesucht (…) Wiegt ein Moment der Luft Jahre der Reue wol auf? (v. 14–16, 20) Auslassung im Brief entsprechend der Textüberlieferung. 17 Vorzeit Lied (e) Zitternden Nass: Aus der Vierten Elegie Seckendorfs im Neujahrs Taschenbuch, S. 139f.: Dort im zitternden Naß bist du nicht Hesperos Glanz? (…) Wird in der Vorzeit Lied doch Endümion selig gepriesen (v. 4, 11). 17f. Gräfin Bernstorff: Charitas Emilie Gräfin v. Bernstorff (1732–1820), die Witwe des deutsch-dänischen Staatsmannes Johann Hartwig Ernst v. B., lebte seit 1779 in Weimar.

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Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 4. April 1801

76. Von Karl Ludwig von Knebel, Ilmenau, 4. April 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,517 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. W. d 6t Apr. 1801. / b. D: Obser, S. 30f. Erläuterungen 1 Neuestes Taschenbuch: Oster Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801. Ähnliche Klagen über mangelnde Sorgfalt sind bei Knebel häufiger anzutreffen; vgl. etwa die Beschwerde gegenüber Schiller angesichts der redaktionellen Eingriffe bei seinen ProperzÜbersetzungen für die Horen (16. April 1796; nach Klaus Mlynek, die horen 30, 1985, 4, S. 19). 6 „Unter Thränen (…) oft –“: Aus Knebels vierzeiligem Gedicht Dem neuen Jahrhundert, mit dem Seckendorfs Oster Taschenbuch (vor S. 1, unpag.) eröffnete. Im Taschenbuch lautet die Stelle: Unter Thränen beginnt den lieblichsten Tag Aurora. 11f. Epigramm S. 258: Einer von mehreren Beiträgen Knebels zu einem Kranz von Gedichten in Seckendorfs Taschenbuch. Das mit der Überschrift Nach Platon abgedruckte Epigramm hat dort (S. 258) folgenden Wortlaut: Küpris drohte den Musen: ihr Mädchen, scheut Afroditen, / Die mit Köcher und Pfeil Eros gewaltig euch schikt! / Afroditen entgegneten jen’: o spare der Scherze / Göttin! denn nicht so leicht flieget dein Knäbchen zu uns. 18f. Hemystich: Halbvers einer durch Zäsur geteilten Verszeile. 27 alle Sendung hievon an Mich: Knebel erhielt das Neujahrs Taschenbuch indes ein weiteres Mal, am 16. Oktober 1801, von Goethe zugesandt: Beyliegenden Kalender nimm freundlich auf, und gedencke mein bey denen Scherzen, die du von mir darinne finden wirst (WA IV 15, S. 268; möglicherweise auch zuvor schon mit Goethes Brief vom 2. Juni 1801, ebd., S. 236; vgl. Erl. S. 354; zu Knebels Dank für den artigen Kalender vgl. Goethe, Regesten 3, S. 387, Nr. 1421, vom 9. November 1801).

77. Von Henriette von Egloffstein, o. O. (Weimar), 10. April (1801) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/90 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. Erlang, den 14t / li. o.: No. 1. Erläuterungen Datierung: Der Brief wurde sehr wahrscheinlich am Tag von Seckendorfs Abschied von Weimar geschrieben. 2 Lebewohl: Seckendorf verließ Weimar am 10. April 1801. 3f. die fatale Gestalt: Nicht ermittelt. 9 Julie: v. Seckendorf, Leos Schwester. Die Einlage nicht mehr vorhanden. 24 richtet er den Geist: In der Hs. unvollständige Korrektur: richtet er (korrigiert aus sich) der Geist.

Von Friedrich Matthias Gottfried Cramer, Berlin, 15. April 1801

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78. Von Friedrich Matthias Gottfried Cramer, Berlin, 15. April 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,493 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. R. d 2t Maj. / b. Erläuterungen Verfasser: Friedrich Matthias Gottfried Cramer (1779–1836), in Quedlinburg als Sohn eines Predigers geboren, unternahm die ersten literarischen Versuche bereits während seines Studiums in Helmstedt und Halle, das er mit der Promotion zum Doktor der Rechte abschloß (1797–1800). Literarische Kontakte ergaben sich während und im Anschluß an die in Berlin verbrachte Referendarszeit und durch eine lebhafte Reisetätigkeit bis zu seiner Anstellung als Steuerinspektor in Kassel (1808). Cramer war Mitglied eines poetischen Freundeskreises, zu dem die Grafen v. Löwenstein-Wertheim, August v. Witzleben und Alexander v. OppelnBronikowsky zählten; als Autor lieferte er überwiegend biographische Beiträge zum Conversationslexikon, dem Neuen Nekrolog u.a. Als vielbeschäftigter Mitarbeiter bedeutender Journale hat er, „vorzüglich als Critiker, mehr auf die deutsche Literatur eingewirkt, als bekannt geworden“ (Neuer Nekrolog 14/1, 1836 [1838], S. 505–509, hier: S. 508; ADB 4, S. 547). 3f. Gedichte (…) in Ihrem nächsten Taschenbuche: Nicht mehr beiliegend; nach dem Oster Taschenbuch erschien kein weiteres Weimarer Taschenbuch Seckendorfs. 9 Rambach: Friedrich Eberhard R. (1767–1826), wie Cramer aus Quedlinburg stammend. Der klassische Philologe und Deutschlehrer, bekannt geworden als Förderer des jungen Ludwig Tieck, unterrichtete seit 1791 am Friedrichswerderschen Gymnasium in Berlin und war Mitherausgeber des Berlinischen Archivs der Zeit und ihres Geschmacks (1795–1800) und der Zeitschrift Kronos. 17 Jägerstrasse Nro: : Bl. am Rand abgeschnitten.

79. Von Jean Paul Friedrich Richter, Berlin, 28. April 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,318 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: pf. R. d 16t Maj. / b. d 19t Jun. D: Jean Paul, SW III/4, S. 432, Nr. 11 (Regest) Erläuterungen 2 Almanache: Seckendorfs Neujahrs und Oster Taschenbuch von Weimar, 1801; im erstgenannten erschien von Jean Paul D. Fenks Leichenrede auf den höchstseligen Magen des Fürsten von Scheerau, S. 1–19. 5 Kienhold: Wohl Kienholz, die Ehefrau des Sattlermeisters Johann Georg Christoph Kienholz, bei dem Jean Paul ab Oktober 1798 in Weimar wohnte. Seiner Wirtin – nach anderen Angaben Kühnoldt, Frau des Ratsmaurers von Weimar (vgl. Schweikert, S. 63) – gedenkt Jean Paul dankbar in einem Brief an Christian Otto (3. November 1798, Jean Paul, SW III/3, S. 112; vgl. auch Günter de Bruyn, Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter, Halle/ Saale 1975, S. 201–204).

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Von Henriette von Egloffstein, o. O. (Weimar), 1. Mai (1801)

6f. des versprochnen Ordalienrechts: Friedrich Majers Geschichte der Ordalien, insbesondere der gerichtlichen Zweikämpfe in Deutschland. Ein Bruchstück aus der Geschichte und den Alterthümern der deutschen Gerichtsverfassung, Jena 1795. 7 die heilige Tetrahtys in Tieffurth: Tetraktys (griech.); nach der bei den Pythagoreern heiligen Zahl Vier bezogen auf die Tiefurter Gesellschaft um die Herzoginmutter Anna Amalia.

80. Von Henriette von Egloffstein, o. O. (Weimar), 1. Mai (1801) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/90 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. R. d 6tn / b. d 18t / li. o.: No. 2. D: Bartolo, S. 226, 243 (Zitate) Erläuterungen Datierung: Geschrieben wohl noch im Jahr (1801) von Seckendorfs Weggang von Weimar; vgl. Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 10. April 1801. 2 einen frohen Tag: Der 1. Mai war der Geburtstag der gemeinsamen Freundin Henriette v. Wolfskeel („Kehlchen“). 4 noch duftet: nach duftet Hs. 6 Amelie: Amalie v. Imhoff. 9 empfindsamer: entpfindsamer Hs. 12f. laß Schiller (…) bei der Herzogin Mutter: Am 24. April (Wilpert, Schiller-Chronik, S. 290). 22f. Gern, u ein Paar SoloTänzer aus Berlin: Der Bassist Johann Georg Gern, bis zum Frühjahr 1801 in München, danach in Berlin engagiert, gastierte in Weimar in der Rolle des Axur aus Salieris Oper Tarare. Zu den Tanzeinlagen während der Opernaufführung am 27. April äußerte sich auch Schiller am darauffolgenden Tag in einem Brief an Goethe: Die Tänzer welche am Montag im Intermezzo sich sehen ließen haben die Weimarianer in eine zweifelhafte Verwunderung gesezt, man ist an die seltsamen Stellungen und Bewegungen (…) nicht gewohnt. Sie sehen unschicklich indecent und nichts weniger als schön aus. (Schiller, NA 31, S. 31f.; Erl. ebd., S. 263) 37f. „was hat (…) Mignon sagen: In leichter Abwandlung des Harfner-Liedes aus Goethes Wilhelm Meister: Was hat man dir, du armes Kind getan? (3. Buch, 1. Kapitel). 40 an Ihrem Posten: Als herzoglich-württembergischer Komitialgesandter und Legationsrat ohne Besoldung am Reichstag zu Regensburg. 45 Ihres Briefs: Nicht erhalten. 46 mich falsch beurtheilen: Vermutlich anspielend auf das Verhältnis zu ihrem Ehemann Leopold von Egloffstein, von dem sie 1803 geschieden wurde. 57f. mit Schillers Maria (…) geliebt worden!: Vgl. Maria Stuart, V/6: Ich bin viel Gehasst worden, doch auch viel geliebt! 64 Briefchen von Juliechen: Vgl. den nachfolgend wiedergegebenen Brief von Henriettes damals neunjähriger Tochter. 67 Linchen: Caroline von Egloffstein, Henriettes 1789 geborene Tochter. 67 Nette: Jeannette von Egloffstein (geb. 1791).

Von Julie Gräfin von Egloffstein, o. O., o. D. (Weimar, etwa 1. Mai 1801)

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84 das Blatt von der Kunstabhandlung: Nicht erhalten; vgl. auch die folgenden Briefe Henriettes. 88–93 Gustchen Kalb (…) Pappenheim: Über eine Beziehung zwischen Augusta v. Kalb und (wahrscheinlich) Wilhelm v. Pappenheim, der später Diane Waldner v. Freundstein, eine Schwägerin von August v. Egloffstein (Bruder Henriettes), heiratete, ist nichts bekannt.

81. Von Julie Gräfin von Egloffstein, o. O., o. D. (Weimar, etwa 1. Mai 1801) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/351 1 Bl., 8o Das mit kindlicher Schrift beschriebene Dbl. arR von S. 2 angeschnitten, dadurch geringfügiger Textverlust. Empfängervermerk: erh. R. d 6t Maj. 1801. Erläuterungen Datierung: Vgl. Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 1. Mai 1801, und die Erl. zu die kleine Jageman. 3f. Phaf von Philippsbron: Nicht ermittelt. 4 die kleine Jageman: Caroline Jagemanns Schwester Mariane, die am 18. April 1801 in Töffel und Dortchen „ihren ersten schauspielerischen Versuch mit bestem Erfolge (machte), noch einmal wiederholte sie das Dortchen bei dem späteren Gastspiel ihrer Schwester in Mannheim; damit war aber ihre Bühnenkarriere beendet.“ (Bamberg, Jagemann, S. 271) 4f. Töfel und Dorchen: Töffel und Dortchen, Oper in 2 Aufzügen von Nicolas Desaides, deutsch von H. v. Meyer, in Weimar erstaufgeführt am 18. April 1801 (vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 39; bei Emde, Selbstinszenierungen 1, S. 435, die umgekehrte Besetzungsangabe; vgl. auch Theaternachrichten. Weimar, den 22. April 1801, in: Journal des Luxus und der Moden, Mai 1801, S. 274–276).

82. An Friedrich David Gräter, Regensburg, 4. Mai 1801 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 96/4485 1 Bl., 4o Vermerk: S. 1 unten (von Seckendorfs Hand?): Schwäbisch Halle, / H. Prof. Gräter. Erläuterungen 2 Ihren Brief vom 12n: Nicht überliefert. 3 Weimar ganz verlassen: Seckendorf verließ Weimar am 10. April 1801, nachdem er durch Vermittlung seines Vaters bereits seit dem 19. Februar als Kammerjunker und Legationsrat in herzoglich-württembergische Dienste getreten und der Komitialgesandtschaft in Regensburg beigeordnet worden war. 8 einen Mitredaktör: Friedrich Majer (vgl. dessen Brief an Seckendorf, 15./26. Mai 1801).

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Von Josef Freiherr von Retzer, Wien, 16. Mai 1801

14f. Hjalmars Abfahrt, und das Littauische Lied: Gräters Beiträge Hialmars Abfahrt und Das Lied der Littauerin Elzke Mantwillaite für Seckendorfs Oster Taschenbuch von Weimar 1801, S. 216–234. 28 Donnergott u. den Asiaten Thor: Gräters 1793 entstandener Aufsatz Der Donnergott und der Asiate Thor. Ein Bruchstück aus Werdomars Jugendträumen erschien erst im 8. Bd. des Bragur, Breslau 1812, S. 1–22. 29 Ihr Urtheil über Majers Bearbeitung: Vgl. die zweite Erl. zu Seckendorf an Gräter, 23. Februar 1801. Außer der Beanstandung einer gewissen Redseligkeit, so die Zeitung für die elegante Welt (Nr. 12, 27. Januar 1801, Sp. 94), fand Majers Bearbeitung in den Besprechungen des Neujahrs Taschenbuchs ein eher wohlwollendes Echo. 35 Episode vom Z w e rg L au r i n : Nicht ermittelt.

83. Von Josef Freiherr von Retzer, Wien, 16. Mai 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,515 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl. 4o Am rechten unteren Rand d. Bl. Papierstück ausgeschnitten, daher Lücken im Text. Empfängervermerk: erh. Reg. d 6t Jun. / b. d 16t Jul. Erläuterungen 2 ungedrukte Briefe des Card: Bernis: François-Joachim de Pierres de Bernis (1715–1794), Comte de Lyon, brillierte mit gefälligen Versen am Hof von Versailles und gewann die Gunst der Marquise von Pompadour und Ludwigs XV., seit 1769 französischer Botschafter beim Vatikan. Zu den hier angesprochenen Briefen wurde nichts ermittelt; auf die in der folgenden Erl. erwogene Adressatin finden sich keine Hinweise in der einläßlichen Monographie von Jean-Paul Desprat, Le Cardinal de Bernis. La belle ambition (1715–1794), o.O. (Paris) 2000. 3 Gräfinn H –– s geborne Fürstinn Cl -y: Die von Retzer verwendeten Kürzel deuten auf Maria Christiana Gräfin Hoyos, geb. Prinzessin von Clary und Aldringen (1755–1821), eine Tochter des österreichischen Reichsfürsten Franz Wenzel von Clary und Aldringen. 9–11 Brieffolgte Tod: Textverlust durch Papierbeschädigung. 14f. Fortsetzung Ihres Taschenbuchs: Erfolgte nicht.

84. Von Friedrich Majer, Weimar und Oberweimar, 15./26. Mai 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,408 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. Reg. d 1tn. Jun. / b. d 5tn Jun. / li. o.: No.3. Erläuterungen 2 deinen Brief vom 1. d. M.: Nicht überliefert. 7 die Gräfin: Henriette von Egloffstein. 10 Bertuch: Carl Bertuch.

Von Friedrich Majer, Weimar und Oberweimar, 15./26. Mai 1801

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35 die an meinem Herzen: Sophie Mereau. Auf ein intimeres Verhältnis zwischen ihr und Majer deuten Eintragungen in Sophie Mereaus Tagebuch, v.a. aus dem Sommer 1798 und bis Mai 1800; vgl. Hammerstein 3, S. 40–45, 72f. Eine verdeckte Anspielung auf dieses, im Mai 1801 aber schon abgekühlte Verhältnis enthalten die wahrscheinlich von Friedrich Ludwig Christian v. Oertel verfaßten Briefe eines ehrlichen Mannes bey einem wiederholten Aufenthalt in Weimar (Deutschland 1800, S. 9f.): Der Herr Professor Mereau ist Bibliothekar (in Jena), und ein gewisser Herr Mayer sein Gehülfe. (…) Mereau ist ein guter ehrlicher Jurist und Diplomatiker; weiter aber auch nichts. Und seine Frau ein so sanftes zartes geistiges Geschöpf, (…) so daß dieses Paar einen sonderbaren Contrast miteinander macht, aber – les extrêmes se touchent. Mehr in Hinsicht mit dieser Sanftheit, Zartheit und Geistigkeit des Sinnes und der Seele, schien mir Herr Mayer zu sympathisieren. 43 Liebessonetten: In dem von Friedrich Wilmans herausgegebenen Taschenbuch für das Jahr 1803. Der Liebe und Freundschaft gewidmet, erschienen drei Sonette von Majer; vgl. seinen Brief an Seckendorf, 14. April 1802, sowie Reinhold Steig, Ueber den Göttingischen Musenalmanach für das Jahr 1803, in: Euphorion 2, 1895, S. 312–324, hier: S. 312; Goedeke, Aufriß 7, S. 783. 44 meinen Roman: Nicht bekannt. 48 Wohnung in Oberweimar: Majer wohnte ab Mai 1801 gemeinsam mit Johann Wilhelm Ritter im Pfarrhaus zu Oberweimar als Gast des Pfarrers Ernst Friedrich Christoph Netto. Über diese, bis Anfang November 1801 dauernde Wohngemeinschaft vgl. Richter, Ritter, S. 66–70, ders. (Hg.), Der Physiker des Romantikerkreises Johann Wilhelm Ritter in seinen Briefen an den Verleger Carl Friedrich Ernst Frommann, Weimar 1988, S. 44 u. pass. 51f. Wilmanns: Im Verlag von Friedrich Wilmans in Bremen erschien 1801/02 Majers Bertrand DuGuesclin (vgl. Erl. unten). 52f. Gädicke (…) Frölich: Weder bei Johann Christian Gädicke in Weimar noch beim Berliner Buchhändler Heinrich Frölich, der den Verlag von Vieweg übernommen und u.a. die beiden letzten Jahrgänge des Athenäums (1799/1800) herausgegeben hatte, erschienen Arbeiten Majers. 64 Er hat das Buch erhalten: Nicht bekannt, möglicherweise Seckendorfs Oster Taschenbuch. 66 Mereau und seine Frau (…) getrennt: Die zivilrechtlichen Festlegungen der Scheidung von Friedrich Ernst Karl Mereau und seiner Frau, der Schriftstellerin Sophie, geb. Schubart, sind auf den 28. Juni 1801 datiert, das von Herder ausgeführte Scheidungsprotokoll auf den 7. Juli 1801. 68 Bastel Schardt: Nicht ermittelt; Lesung unsicher. 70f. Regierungsvoigt als Gesandter nach Petersburg: Gemeint ist Christian Gottlob Voigt d.J., der Sohn von Goethes Weimarer Ministerkollegen, der mit Wilhelm v. Wolzogen nach St. Petersburg reiste (vgl. Wolzogen an Seckendorf, 4. Juni 1801, erste Erl.). 73 Günther Knecht Gottes (…) Konsistorialrath: Wilhelm Christoph Günther (1755–1826) war Pfarrer in Mattstädt, einem Dorf bei Apolda, und trat an die Stelle von Georg Gottlieb Weber (1744–1801), der seit 1791 als Oberkonsistorialrat, später als Hofprediger in Weimar wirkte. 80 Bertrand: Bertrand Du-Guesclin. Romantische Biographie von Friedrich Majer, 2 Bde., Bremen 1801/02. Unter anderem Titel waren in Seckendorfs Neujahrs Taschenbuch (S. 146–193) bereits Auszüge daraus erschienen.

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Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 30. Mai 1801

85. Von Karl Graf von Brühl, Rheinsberg, 30. Mai 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,378 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Regensburg d 1st Jul. / b. d 28n / li. o.: No. 18 Erläuterungen 2 Laban: Vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800. 12 Deine Abreise von Weimar: Am 10. April 1801. 42 dein Nachfolger: Adolf v. Dankelmann trat als unbesoldeter Regierungsassessor die Nachfolge Seckendorfs an. 44f. die Hauptperson des E: Hauses: Henriette v. Egloffstein. 81f. Ettersburg: Das 1706 von Herzog Wilhelm Ernst v. Weimar erbaute Jagdschloss auf einem Berg bei dem gleichnamigen Dorf war zeitweise der Sommersitz der Herzogin Mutter Anna Amalia. 85 dupe: Frz., Gimpel, Betrogener. 90 meinem herzlichsten Glückwünschen: So in Hs. 92 meinem Geburtstag: 18. Mai. 101 jaloux: Frz., eifersüchtig. 119 die Herzogin verlaßen: Henriette von Wolfskeel-Reichenberg, die zweite Hofdame der Herzogin Mutter von Sachsen-Weimar scheint erst im Frühjahr 1805, nach der Eheschließung mit Karl Wilhelm Friedrich v. Fritsch (17. Mai 1803), aus dem Dienst bei Anna Amalia ausgeschieden zu sein. 123 Abdera: Nach Wielands Geschichte der Abderiten (1774/81) über die Bewohner der Stadt Abdera in Thracien, die im Roman so etwas wie die selbstgenügsamen Bürger von Schilda darstellen. 131 eine Möglichkeiten: So in Hs. 135 das Taschenbuch: Nach dem Oster Taschenbuch erschien in der Tat keine weitere Ausgabe des Weimarer Taschenbuchs in Seckendorfs Herausgeberschaft. 141f. daß Schiller (…) vorgelesen hat: Vgl. Erl. zu Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 1. Mai 1801. Im Druck erschien Die Jungfrau von Orléans im Herbst des Jahres im Kalender auf das Jahr 1802, Berlin, bei Johann Friedrich Unger. 148 Der erste Baßist: Ludwig Fischer (1745–1825), 1788–1815 an der Berliner Oper. 149 den Prinzen: Bei dem auf Schloß Rheinsberg residierenden Prinzen Heinrich von Preußen (1726–1802), einem Bruder Friedrichs II., hatte Brühl seit März 1800 die Kammerherrenstelle inne und beaufsichtigte das französische Theater und das dort ebenfalls unterhaltene Orchester. Die Aufführung galt dem jüngeren Bruder August Ferdinand (1730–1813). 150 Adrien, von Mehul: Etienne Nicolas Méhuls (1763–1817) Oper Adrien, nach Adriano in Sirio von Pietro Metastasio, war im Juni 1799 in Paris uraufgeführt worden. 152 tant bien que mal: Frz., so gut es eben geht, recht und schlecht. 159 feuerige Kohlen auf mein Haupt sammeln: Sprichwörtlich, nach Röm 12,20.

Von Wilhelm Freiherr von Wolzogen, St. Petersburg, 4. Juni 1801

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86. Von Wilhelm Freiherr von Wolzogen, St. Petersburg, 4. Juni 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,524 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 12o Empfängervermerk: erh. d 9t Jul. / b. d 10t. Erläuterungen 1 St. Petersburg: Nach der Ermordung Zar Pauls I. am 24. März 1801 war Wolzogen am 8. April zunächst mit Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach über Schwerin nach Berlin und später nach St. Petersburg gereist, um in neue Verhandlungen über die geplante und zwischenzeitlich gefährdet erscheinende Eheschließung zwischen dem Weimarer Erbprinzen Carl Friedrich und Maria Pawlowna, der Schwester des neuen Zaren Alexander I., einzutreten. In seiner Begleitung befand sich Christian Gottlob Voigt d.J. (1774–1813), der Sohn des Weimarer Ministers (vgl. Politischer Briefwechsel 2, S. 228–231). 3f. Es giebt (…) Schiller sagt: Vgl. Marquis Posa in Schillers Don Carlos (III/9): Den Zufall gibt die Vorsehung – zum Zwecke / Muß ihn der Mensch gestalten. 5 Vogt: Vgl. die erste Erl. 10 Reckberg: Alois Franz Graf v. Rechberg (1766–1849).

87. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 11. Juni 1801 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. Reg. d 17tn /b. d 18tn / li. o.: No. 4. (korrig. aus 2.) Erläuterungen 3 der kleine Ernst: Nicht ermittelt. 9 Jette: Henriette von Egloffstein. 16f. Die Mereau (…) scheiden: Am 7. Juli 1801; vgl. Majer an Seckendorf, 15./26. Mai 1801. 15 Lottchen: Charlotte, geb. Bertuch, die am 29. April Ludwig Friedrich v. Froriep geheiratet hatte. H und Frau Vermehren: Johann Bernhard Vermehren (1774–1803) und seine, mit Beiträgen zu den Musenalmanachen (1802/03) ihres Mannes auch dichterisch tätige Ehefrau Henriette, geb. Freiin v. Eckardt verw. Ebert (gest. 1842). 26f. ihr Hauß (…) habe Kotzebue gemiethet: Kotzebue hatte nach der Ermordung Zar Pauls I. im März 1801 von dessen Nachfolger Alexander I. den Abschied erhalten und kehrte über Reval nach Weimar zurück. Bereits im Sommer 1798 hatte er das Löwensternische Quartier zu miethen beabsichtigt, das damals jedoch nicht frei wurde (Kotzebue an seine Mutter Anna Christina, 31. August 1798, Mathes 1970, S. 426; vgl. auch Mathes 1969, S. 281). 28 zwey Antipoden: Duco van Haren (1747–1801) aus Friesland, der Oberhofmeister des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar, dessen Sohn André als Konkurrent Se-

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Von Ernst von Imhoff, Duderstadt, 12. Juni 1801

ckendorfs bei Katharina v. Reitzenstein-Imhoff galt (vgl. Charlotte von Schiller an Fritz von Stein, 17. Februar 1801, wonach der junge Haren bereits Mitte Februar 1801 starb, Urlichs 1, S. 459; Bode, Stein, S. 513; Wolzogen, Literarischer Nachlass 2, S. 237). Vom Unfalltod des Vaters berichtet Caroline Herder in einem Brief an Knebel vom 28. Mai 1801, Düntzer, Knebel 2, S. 12. Félix Du Manoir war Seckendorfs Gegner beim Duell im Dezember 1800 (vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März und 30. Dezember 1800). 30 Der Prinz: Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach. 32 Bertrand du Guesclin: Vgl. Erl. zu Friedrich Majer an Seckendorf, 15./26. Mai 1801. 32f. Die Oldershaussen (…) Prinzessin von Württemberg: Katharina v. Württemberg (1783–1835), die Nichte der verwitweten Zarin Maria Feodorowna. Über die Begleiterin, evtl. eine Frau v. Seebach, geb. Baronin v. Oldershausen wurde nichts ermittelt; vgl. die Angaben zu dem seit 1791 in Weimar lebenden Herrn v. Oldershausen bei Karl Obser, Briefe der Frau Sophie von Schardt an den Freiherrn Christoph Albrecht von Seckendorf, in: GJb 25, 1904, S. 68–81, hier: S. 79. 33f. Richter ist mit seiner jungen Frau angekommen: Jean Paul heiratete am 27. Mai 1801 in Berlin Karoline Mayer und reiste gleich nach der Hochzeit über Weimar (2.–16. Juni) und Gotha zu seinem neuen Wohnsitz Meiningen. 36 Wien (…) diese Stelle: Vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, 19. August 1801. 40 Balletmeister Morelly: Cosimo Damianus Morelli, 1801–03 Ballettmeister in Weimar; vgl. den anonymen Bericht Weimarisches Theater im Journal des Luxus und der Moden, Juli 1801, S. 374, über ein pantomimisches Ballett, einstudiert durch Hrn. Morelli aus Frankfurt a. M. 50f. Beschreibung, der merkwürdigen Stadt Weimar: Wahrscheinlich Wilhelm Schumanns Beschreibung und Gemälde der Herzoglichen Parks bey Weimar und Tiefurt besonders für Reisende, Erfurt 1797.

88. Von Ernst von Imhoff, Duderstadt, 12. Juni 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,504 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. d 18t. / li. o.: No. 4 Erläuterungen Verfasser: Ernst v. Imhoff (Lebensdaten nicht ermittelt), ein Cousin Amalie v. Imhoffs und Jugendfreund Seckendorfs aus Ansbach-Bayreuth, identisch mit dem in Scheidels Briefauswahl vertretenen, nicht näher identifizierten Korrespondenten Ernst (vgl. Scheidel 1885, S. 8). In seinem Brief vom 8. Mai 1790 an Seckendorf (bei Scheidel irrtümlich: 1789) berichtet Imhoff vom Selbstmord Max v. Knebels, eines jüngeren Bruders von Karl Ludwig v. Knebel, der noch während eines Besuchs Anna Amalias v. Sachsen-Weimar für Gesprächsstoff sorgte. Luise v. Göchhausen, die als Begleiterin der Herzogin Mutter bei ihrer Rückreise aus Italien ebenfalls im Juni 1790 in Bayreuth Station machte, notierte am 16. Juni 1790 in ihr Tagebuch: Es kam der Herr v. Imhoff, Bergamtmann, mit seiner Frau, und Tochter und den Ernst Imhoff zur Herzogin, es wurde viel von dessen Veränderungen in Ansbach gesprochen (zitiert nach: Goethes Leben von Tag zu Tag. Eine dokumentarische Chronik von Robert Steiger, Bd. 3, Zürich/Mannheim 1984, S. 92; vgl. auch Knebels

Von Ernst von Imhoff, Duderstadt, 12. Juni 1801

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Nachlaß 1, S. XLII–XLVIII; Knebel an Herder, 12. Mai 1790, in: Heinrich Düntzer, Friedrich Gottfried Herder [Hg.], Briefe von und an Herder, 3. Bd., Leipzig 1862, S. 60). 4f. dicke Siegel: Seckendorf hatte im Herbst des Vorjahres Briefe an verschiedene Adressaten in Göttingen durch Imhoff weiterbefördern lassen: Wenn ich nämlich Leist acconctiren soll, so begehen Sie keine solche monströse Superfœtationen von Siegellack: der macht (…) gewaltig Sensation: nehmen Sie Oblaten (Imhoff an Seckendorf, 15. November 1800, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,503; Seckendorfs Briefe an Imhoff sind nicht bekannt). 7 ihr Vierteljahrbuch: Das Weimarer Taschenbuch. 8 Reinhard u. Bouterwek: Karl Reinhard (1769–1840), ab etwa 1792 Privatdozent der Philosophie und Assessor der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen. Neben dem Göttinger Musenalmanach (Poetische Blumenlese), 1793–1802, gab er u.a. 1802 einen Band mit Gedichten von Friedrich Bouterwek heraus; zu ihm vgl. Seckendorf an seinen Vater, 16. September 1796. 8f. Via deserta (…) von Kampen: Unsichere Lesung; eine entsprechende Stelle im Werk von Thomas von Kempen (um 1380–1471), des Verfassers der vier Bücher de Imitatione Christi (um 1427), nicht ermittelt. 10 Bunsen eine „Geschichte der Genien“: Nicht überliefert; Christian Bunsen (1770–1827) war Professor der neueren Sprachen an der Universität Göttingen und Kustos der Universitätsbibliothek. 11–15 ein paar Lükenbüßer (…) Denkübung eines Cosmopoliten: Nicht mehr beiliegend. 16 Thesen inaugurales: Für die disputatio oder oratio inauguralis im Rahmen des Promotionsverfahrens. 25f. Heyne, Leist, Berg, Cappel (…) Eichhorn: Günther Heinrich v. Berg (1765–1843), seit 1793 außerordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Göttingen, wurde 1800 an die Justizkanzlei in Hannover berufen. Der Göttinger Arzt Ludwig Christoph Wilhelm v. Cappel (1772–1804) lehrte ab 1797 an der Universität Göttingen; Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827), Theologe und Professor für orientalische Sprachen in Jena und Göttingen; zu den Göttinger Professoren Christian Gottlob Heyne und Justus Christoph Leist vgl. Gerning an Seckendorf, 11. Mai 1795, und Seckendorf an seinen Vater, 4. Februar 1796. 26 Hofräthin Cba: Lesung unsicher; Henriette Vermehren, die Tochter des Geheimen Hofrates und Juristen Ludwig v. Eckardt, war in erster Ehe verheiratet mit einem Postrat Eber (vgl. auch Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801). 30 Dlle Sigalione M: Nicht ermittelt. 31 Bäßchen Malchen in Weimar: Amalie von Imhoff (vgl. auch Imhoff an Seckendorf, 15. November 1800, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,503: nimt, wohl Cousinchen Malchen unbekant eine Empfehlung an?). 31f. Fahnenberg (…) Koller: Einer der Söhne des Regensburger Kammergerichtsassessors und österreichischen Gesandten am Reichstag Egid Joseph Carl von Fahnenberg auf Burgheim. Als deren Hofmeister war Benedikt Joseph Maria Koller (1767–1817) angestellt, der sich auch dichterisch betätigte (vgl. seinen Brief an Schiller, 14. März 1800, NA 38.1, S. 236). 32 volatre (?): Lesung unsicher. 34 Ademtio: Lat., Wegnahme, Entziehung.

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An Karl August Böttiger, Regensburg, 15. Juni 1801

89. An Karl August Böttiger, Regensburg, 15. Juni 1801 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 1 1 Bl., 4o Erläuterungen 3f. kurze Korrespondenznachricht: Der Beitrag Ueber die Aufführung von Haydn’s Schöpfung in Regensburg erschien im Neuen Teutschen Merkur, 7. Stück, Juli 1801, S. 236–240, mit dem Datum des vorliegenden Briefs: Regensburg, den 15. Jun. 1801. 11 Mysterious Mother: Die Greueltragödie The Mysterious Mother (1768; dt. Die geheimnisvolle Mutter) des englischen Dichters Horace (Horatio) Walpole Earl of Orford (1717–1797), eines der Wegbereiter der Schauerromantik. Seckendorf war möglicherweise bereits von Goethe und Schiller, die zwischen 1798 und 1800 eine Einrichtung des Stücks für die Weimarer Bühne erwogen hatten, zu einer Bearbeitung angeregt worden (vgl. Schiller, NA 39.2, S. 234; vgl. auch Seckendorf an Schiller, 19. Juni 1801). 15 Albrechtischen Bücheraukzion: Das Angebot der am 22sten Jun. d. J. in Weimar zu haltenden Auction (ALZ, Intelligenzblatt Nr. 103, 27. Mai 1801, Sp. 832) bestand aus Werken französischer, englischer und italienischer Autoren sowie physical. Instrumenten und Uhren. Zur Versteigerung, bei der neben anderen Böttiger Commissionen übernehmen sollte, kam der Nachlaß von Johann Karl Albrecht (vor 1736–1800), des im Vorjahr verstorbenen Gelehrten und ehemaligen Erziehers der Weimarer Prinzen Carl August und Constantin. 32 Klubfreunden: Der am 2. Januar 1800 gegründete, am 9. Januar 1801 sich als fester Verein konstituierende und bis 1806 existierende „Club zu Weimar“, der nach einer schriftlich niedergelegten Constitution (…) bey der Wahl seiner (durchweg männlichen) Mitglieder keine Rücksicht auf Stand, Rang und Würde nehmen sollte, war auf keinen bestimmten Tag festgelegt wie verschiedene andere gesellige Vereinigungen Weimars. Vielmehr stand den Mitgliedern ein eigens angemietetes Zimmer im Stadthaus zur Verfügung (Constitution, zitiert nach Schiller, NA 39.2, S. 70; ebd., S. 71 auch das vollständige Verzeichnis der insgesamt 75 Mitglieder, darunter O. Cons. Rath. Böttiger und Reg. Assess. Seckendorf). Die Regularien, auch der sogenannten Ballotage bei der Aufnahme neuer Mitglieder, nahm Seckendorf zum Vorbild für die von ihm maßgeblich mitgestalteten Statuten der Regensburger Lesegesellschaft Harmonie (vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802). Den egalitären Aufnahmebedingungen zum Trotz blieb der Club „eine nahezu geschlossene Gesellschaft der höheren Hof- und Staatsbeamtenschaft. – Goethe und Schiller waren Ehrenmitglieder, nahmen aber kaum am Clubleben teil.“ (Biedrzynski, S. 117; vgl. auch Riederer, Amalia, S. 163f., 168)

An Jean Paul Friedrich Richter, Regensburg, 19. Juni 1801

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90. An Jean Paul Friedrich Richter, Regensburg, 19. Juni 1801 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung: Jean Paul) 1 Bl., 8o D: Jean Paul, SW III/4, S. 451, Nr. 151 (Regest) Erläuterungen 12 nach Weimar gekommen: Am 2. Juni; vgl. Erl. zu Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801. 19 Hafen der Solitarliebe: Jean Paul hatte am 27. Mai in Berlin Karoline Mayer geheiratet, nachdem die Eheversprechen bzw. Verlobungen mit Emilie von Berlepsch und Karoline von Feuchtersleben aufgelöst worden waren. 24 das heimliche Klaglied der Männer: Jean Pauls Erzählung Das heimliche Klaglied der jetzigen Männer erschien Mitte April 1801 bei Wilmans in Bremen. 26 der gefälligen Freundin: Henriette Gräfin v. Schlabrendorf (1773–1853); vgl. die abenteuerlichen Andeutungen Jean Pauls in seinem Brief an Christian Otto, 11./18. September 1800, Jean Paul, SW III/3, S. 377. 28 einer zweiten nach Meinungen: Karoline Mayer, die Jean Paul am 27. Mai 1801 geheiratet hatte. Um dem Ehepaar in Meiningen eine Wohnung zu besorgen, war Henriette v. Schlabrendorf am 15. Mai dorthin gereist (vgl. Schweikert, S. 86). 29f. der ältern, aus Schottland zurükgekommenen: Emilie v. Berlepsch. Nach der Aufkündigung des Eheversprechens durch Jean Paul Ende Februar/Anfang März 1799 reiste sie im August 1799 nach Schottland, wo sie sich bis Anfang 1801 bei James Macdonald, einem Bekannten Klopstocks, aufhielt. Caroline Herder erwähnt die Verlesung eines entsprechenden Reiseberichts der Berlepsch im kleinen Kreis bei Anna Amalia im Januar 1801 (Caroline und Johann Gottfried Herder an Emilie Berlepsch, 24. Februar 1801, Herder Briefe VIII, S. 201, 203). 31 hollsteinischen Beamten oder Ökonomen: Emilie v. Berlepsch heiratete im Juni 1801 den mecklenburgischen Domänenrat August Harmes (vgl. Paul Nerrlich, Einleitung, in: Jean Pauls Werke, hg. v. P. N., Bd. 1, Berlin/Stuttgart o.J. [1884] [DNL 130], S. XXXIV). 34f. Prinzeßin von Taxis (…) Geburtstagswunsch für die Königin: Therese v. Thurn und Taxis, die Schwester der Königin Luise v. Preußen. Jean Pauls Brief an die Königin vom 10. März 1801, ihrem Geburtstag, erschien am 21. Mai in der Zeitung für die elegante Welt (Nr. 61; vgl. Jean Paul, SW III/4, S. 50 und 337). 37 2ter Theil zum Titan ist heraus: Anfang Mai bei Matzdorf in Berlin. 39 Örtel, nehmlich der jüngste: Friedrich Ludwig Christian von Oertel (1770–1818), der jüngere Bruder des mit Jean Paul befreundeten Friedrich Benedikt von Oertel aus Leipzig. Während seines Aufenthalts in Weimar im Juni 1796 stand Jean Paul in engem Kontakt mit Friedrich Ludwig Christian.

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An Friedrich Schiller, Regensburg, 19. Juni 1801

91. An Friedrich Schiller, Regensburg, 19. Juni 1801 Überlieferung Hs. DLA Marbach A: Schiller 33314 1 Dbl., 1 Bl., 8o D: NA 39.1, S. 80–82 Erläuterungen 3 Ihre Berlinerreise: Vgl. Kosegarten an Seckendorf, 15. März 1801. 14 Johanna d’Arc: Die Uraufführung der Jungfrau von Orleans fand erst am 11. September 1801 in Leipzig statt; Erstaufführung in Weimar am 23. April 1803. 15f. mit Enthusiasmus: Vgl. Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 1. Mai 1801. 23 die jambischen Stükke: Über den Versuch des Theaterleiters Goethe, die Verssprache auf der Weimarer Bühne durchzusetzen, vgl. zusammenfassend die Erl. zur Stelle in Schiller, NA 39.2, S. 231. 25f. ungünstiges Talent (…) Haide: Friedrich Haide (1771–1832); vgl. auch seinen Brief an Seckendorf, 3. Mai 1806. Haide, der am Weimarer Hoftheater zunächst in Liebhaber-, später in Helden- und Väterrollen engagiert war, galt als eher durchschnittlich talentiertes Mitglied des Ensembles. Schiller soll „’das ewige Vagiere mit dene Händ un des Hinaufpfeife bei der Rezitation’ einen Graus“ genannt haben (Biedrzynski, S. 181). 26 aüßert, zb. Haide.: Hs. mit abweichender Zeichensetzung: aüßert. zb. Haide, Hs.; zb. Haide, nachträglich über der Zeile. 26f. Das hiesige Theater (…) das schlechteste stehende: Das 1760 vom Fürsten von Thurn und Taxis gegründete und von diesem durch ein entsprechend dotiertes Abonnement gestützte – aber auch abhängige – Regensburger Theater am Ballhaus hatte während der Intendanz Emanuel Schikaneders (1786/90) eine vorübergehende Blütezeit erlebt. Zahlreiche Direktionswechsel bewirkten in den darauffolgenden Jahren einen Niedergang des Theaters, der durch die Kündigung des ‚fürstlichen‘ Abonnements während der Intendanz von Elias Gumperts zwischen 1. April 1798 und 14. März 1802 beschleunigt wurde (vgl. Neubauer, Regensburg, S. 76f.). 29f. die erste Vorstellung von Gustav Wasa: Die Weimarer Uraufführung von Kotzebues Schauspiel hatte am 4. Januar 1800 stattgefunden, einen Tag, nachdem der Autor sein Stück auf Einladung Anna Amalias in einer Gesellschaft (mit u.a. Schiller) vorgelesen hatte. In Regensburg wurde es am 17. Juni 1801 erstmals gegeben. 30 der Entrepreneur: Elias Gumperts; zum Regensburger Theater vgl. auch Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802, und Einleitung, Abschn. 5.1. 35 Vorstellung des Bayard: Nicht ermittelt; die Weimarer Uraufführung des von Kotzebue verfaßten Schauspiels fand am 5. April 1800 statt (vgl. Schiller, NA 39.2, S. 232). 44 Beichtszene im fünften Akte: Die Beichte Maria Stuarts bei ihrem Haushofmeister Melvil (V/7). 50f. H. Eugen und Madam Stohn: Die Regensburger Schauspieler Wilhelm Eugen (1775-um 1830) und Henriette Stohn (geb. 1760). Über Seckendorfs Angebot wurde Goethe in Schillers Brief vom 28./29. Juni 1801 unterrichtet: Seckendorf schreibt mir aus Regenspurg daß unter der dortigen schlechten Truppe sich ein brauchbarer Schauspieler, Nahmens Eugen, befinde, der den Tenor singt, in der Opera die Buffons und im Schauspiel die ersten Liebhaber spielt. (…) er meint daß er es mit Kordeman und Heide wohl aufnehmen könne, ja den ersten um vieles übertreffe. (…) Ich melde Ihnen dieses, weil Secken-

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dorf doch eher zu tadeln als das Lob zu übertreiben pflegt, und an dem jungen Menschen also doch etwas seyn muß (Schiller, NA 31, S. 46f.). Zu einem Engagement Eugens in Weimar kam es jedoch nicht (ebd., S. 1129; vgl. auch Marie v. Seckendorf an Leo v. Seckendorf, 8. März 1804). 56 Cordemann: Friedrich Cordemann (1769–1808), Schauspieler in Weimar 1798– 1805. 58 Ehlers: Wilhelm Ehlers (1774–1845), seit Januar 1801 in Weimar engagierter Schauspieler, Sänger und Komponist. 59 Teller u. Beck: Louise Teller (1755–1810), Schauspielerin, zunächst in Regensburg, seit 1799 in Weimar, und Henriette Beck (1744–1833), 1794–1823 Schauspielerin in Weimar. 70 Schmid (…) in W. debütirt: Der von Goethe protegierte Schauspieler Heinrich Schmidt hatte in Weimar am 4. Mai 1801 im Lustspiel Die Lästerschule nach Sheridan, bearbeitet von Leonhardi und Schröder, debütiert (vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 39). 77 Marianen Jagemann für das Theater: Caroline Jagemann hatte ihre jüngere Schwester Mariane bereits 1799 als Nachfolgerin für die Sängerin F. M. Matiegzeck vorgeschlagen. Das Vorhaben scheiterte möglicherweise an der wenigstens zeitweise labilen Gesundheit Marianes (vgl. Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 714; Gottfried Herder an Seckendorf, 14. August 1801). 80 eine Komposizion Ihrer Glocke von Hurka: Das Lied von der Glocke von Friedrich Schiller, in Musik gesetzt und Seiner Kayserlichen Majestät, Selbstherscher aller Reußen Alexander I. allerunterthänigst zugeeignet von Friedrich Franz Hurka, Königlich Preußischen Kammersänger (vgl. Schiller, NA 39.2, S. 233). Friedrich Franz Hurka (1762–1805) lebte als Sänger und Komponist in Berlin. 82 Wollzogen nach Petersburg: Vgl. Wilhelm v. Wolzogen an Seckendorf, 4. Juni 1801. 84 Fraülein Imhof: Katharina (Käthchen, Tinette) v. Reitzenstein-Imhoff (1782/83– 1840); ihr Verhältnis zu Seckendorf gab immer wieder Anlaß zu Spekulationen über dessen Weggang von Weimar im April 1801; vgl. die Briefe Charlotte v. Schillers an Fritz v. Stein, Urlichs 1, S. 458–461, und von Seckendorf an Brühl, 1. März 1800, und an Caroline v. Wolzogen, 10. Juli 1801; vgl. auch Schiller, NA 39.2, S. 233f. 87 mysterious Mother: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801.

92. Von Friedrich Müller, Erlangen, 24. Juni 1801 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 68/564 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Reg. d 29. Juin. 1801. / b. d 1. Aug. Erläuterungen 7 Decharge: Entlastung. 9 deductis: Abzüglich. 17 Recitivs: Rezidiv, gesundheitlicher Rückfall. 27–30 Frlein Wolfskehl (…) Oncle: Henriette Wolfskeel v. Reichenberg war demnach zum Stammsitz der Freiherrn v. Wolfskeel gereist, dem Rittergut Albertshausen, wozu Lindflur in der Gemarkung Reichenberg in Unterfranken gehörte. Ihr Onkel, der Reichsfreiherr

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An Karoline und Wilhelm von Wolzogen, Regensburg, 10. Juli 1801

Sigmund Philipp August zu Uettingen (gest. 1809) hatte sich in verschiedenen Schlachten der kaiserlichen Armee ausgezeichnet. 32f. Weimar. Heuraths-Project mit Rußland: Vgl. Erl. zu Wilhelm von Wolzogen an Seckendorf, 4. Juni 1801. 33 Gottlob: v. Egloffstein. 34 Tod der Erzherzogin Joseph von Oestreich: Alexandra Pawlowna Großfürstin v. Rußland (1783–1801), die erste Ehefrau des Erzherzogs Joseph Anton Johann v. Österreich (1776–1847), eine Tochter Zar Pauls I. 37 Naumburger Messe: Die Peter-Paulsmesse (zum Fest Peter und Paul am 29. Juni) in Naumburg. 40 Florestin: Der von Dorothea Schlegel verfaßte Florentin. Ein Roman. Herausgegeben von Friedrich Schlegel, Lübeck/Leipzig 1801. 40f. Charakteristiken: Die Charakteristiken und Kritiken. Von August Wilhelm und Friedrich Schlegel, 2 Bde., erschienen bei Nicolovius in Königsberg im April 1801. 41 M a r i a S t u a r t : Maria Stuart. Ein Trauerspiel, Tübingen 1801. Das bereits Juni 1800 vollendete Werk wurde bei Gädicke in Weimar gedruckt und erschien im April 1801 bei Cotta. 48 Graf Leopold: Nicht geklärt; evtl. Fürst Leopold III. Friedrich Franz v. Anhalt-Dessau (1740–1817).

93. An Karoline und Wilhelm von Wolzogen, Regensburg, 10. Juli 1801 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt; die in Wolzogen, Literarischer Nachlaß edierten Handschriften wurden vermutlich nach dem Druck 1867 vernichtet (vgl. Peter Boerner, „Ich schreibe …“. Mitteilungen aus dem literarischen Nachlaß Caroline von Wolzogens, in: Jochen Golz [Hg.], Caroline von Wolzogen, Marbach a. N. 1998, S. 101–121). D: Wolzogen, Literarischer Nachlaß 2, S. 236–238 (DV); Scheidel 1885, S. 13f., 15, 35 Adressaten Nach DV an Wilhelm und Karoline v. Wolzogen; bei Scheidel 1885, S. 13, als Adressatin irrtümlich nur Karoline v. Wolzogen angegeben. Erläuterungen 2 der junge Stephani: Karl August Christian Steffany (Steffani), wohl der Sohn des Weimarer Bauinspektors Georg Christoph S., der 1802 als Zimmermannsgeselle nach Berlin ging. 2f. Ihr gütiges Andenken vom 7. v. M.: Nicht überliefert oder irrtümlich für „4. v. M.“, da ein Brief Wilhelm v. Wolzogens an Seckendorf vom 4. Juni 1801 vorliegt. 15 Haren ist todt: Vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801. 18 Voigt Sie begleitet: Christian Gottlob Voigt d.J. (1774–1813), der Sohn des Weimarer Ministers (vgl. Wilhelm v. Wolzogen an Seckendorf, 4. Juni 1801). 22 Rechberg: Aloys Franz Graf v. Rechberg-Rothenlöwen (1766–1849), als pfalzbayerischer Gesandter in St. Petersburg, Berlin und zuletzt Regensburg, ging im April 1801 in besonderer Mission nach St. Petersburg (vgl. ADB 27, S. 494f.). 23f. ein K. K. Hofdecret: Im kaiserlichen Hofdekret vom 26. Juni 1801 wurde „der Mit-

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wirkung des Reiches“ bei weiteren Friedensverhandlungen mit Frankreich und in Fragen der Entschädigung für die nach dem Frieden von Lunéville an Frankreich fallenden linksrheinischen Gebiete „in der gewöhnlichen Form der Reichstagsberatschlagung“ zugestimmt (Heigel, Geschichte 2, S. 391). 40 Ihr Geschäft: Vgl. Wilhelm v. Wolzogen an Seckendorf, 4. Juni 1801. Das Ehepaar Wolzogen, Karoline war ihrem Mann später nachgereist, kehrte nach der Teilnahme an der Krönung Alexanders I. in Moskau und der Unterzeichnung des Kontrakts über die Ehe des Weimarer Erbprinzen Carl Friedrich und der Tochter des ermordeten Zaren Paul I., Maria Pawlowna, im September am 23. November 1801 nach Weimar zurück.

94. Von Caroline von Egloffstein, Tiefurt/Weimar, 19. Juli 1801 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. d 29n / b. d 14t Aug. / li. o.: No. 5. Erläuterungen 1 1800: Angabe der Jahreszahl im Datum irrtümlich. 3 Ihre Lieblings Blume: Henriette v. Wolfskeel, die Neoterpe der Aufführung von Goethes Festspiel Paläofron und Neoterpe, die sich zu einem, auch ihrer Gesundung dienenden Verwandtenbesuch in Franken aufhielt (vgl. Friedrich Müller, 24. Juni 1801, und Göchhausen an Seckendorf, 20. August 1801). 5 Herzogin: Anna Amalia. 5 Dame: Luise v. Göchhausen. 6 Ami: Friedrich Hildebrandt v. Einsiedel. 8 Mama: Sophie v. Egloffstein (1742–1807), Carolines Schwiegermutter. 14 R e ch a : Caroline Luise v. Sachsen-Weimar-Eisenach (1786–1816) – V. C. L. ist demnach mit „Vivat Caroline Louise“ aufzulösen. Bezeugt ist eine Liebhaberaufführung aus Anlaß des 13. Geburtstages der Weimarer Prinzessin zwei Jahre zuvor (vgl. Goethe, Tagebücher II.1, S. 309, zum 18. Juli 1799). 24 Löwengrube: Auguste v. Löwenstern und ihre Mutter Christina hatten Weimar im Juni 1801 verlassen. Eine Ursache war die offenkundig gewordene Neigung Herzog Carl Augusts zu Caroline Jagemann; vgl. den die Ereignisse zusammenfassenden Bericht von Franz Kirms in einem Brief an Iffland vom 7. September 1801 (Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 727–730). 25 Gottlob (…) Duc: Gottlob v. Egloffstein, Carolines Ehemann, begleitete Carl August zur Kur nach Pyrmont, die der Herzog, „körperlich und seelisch niedergebrochen“ infolge der Begleitumstände seiner Werbung um Caroline Jagemann, Mitte Juli angetreten hatte (Bamberg, Jagemann, S. 272; vgl. auch Carl August an Goethe, 29. Juni 1801). 26 W.: Wilhelm v. Wolzogen; vgl. seinen Brief an Seckendorf, 4. Juni 1801, und Seckendorf an Wolzogen, 10. Juli 1801. 40 Schicksal: Schicksals Hs. 46 Julien: v. Seckendorf.

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Von Karl August Böttiger, Weimar, 27. Juli 1801

95. Von Karl August Böttiger, Weimar, 27. Juli 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,354 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. St d 1tn Aug. / b. d 16tn Oct. / li. o.: No. 1. D: Scheidel 1885, S. 17 (Zitat); Scheidel 1900, S. 264 (Zitat); Obser, S. 13f. (TD) Erläuterungen 3 an unserem Gymnasium: Böttiger war seit 1791, auf Initiative Herders, Rektor des Gymnasiums in Weimar, wo er auch, bis zu seinem Umzug nach Dresden 1804, als Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten wirkte. 4f. Albrechtischen Auction: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801; neben Böttiger war unter anderem Johann August Ludecus als Kommissionär tätig. 6f. Nachrichten über den Erfolg: Nicht mehr beiliegend. 15f. die mitgetheilten Nachrichten: Seckendorfs Korrespondenznachricht aus Regensburg, vgl. Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801. 18 Erzherzog Carl: Im 11. Stück des Neuen Teutschen Merkur, November 1801, S. 225–229, erschien von Seckendorf der Aufsatz Verhandlungen wegen des Nazionaldenkmals auf den Erzherzog Karl. 24 Göthe (…) in Göttingen: Goethe kam am 18. Juli 1801 aus Bad Pyrmont, wohin er sich zur Erholung nach seiner schweren Erkrankung am Beginn des Jahres begeben hatte, nach Göttingen und hielt sich dort bis zum 14. August auf. 24f. literarische Schatzkammer: Die 1734 gleichzeitig mit der Universität gegründete und im ehemaligen Paulinerkloster untergebrachte, damals von Christian Gottlob Heyne geleitete Universitätsbibliothek Göttingen (Bestand um 1810 über 150.000 Bände; heute Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek). 25f. Der zweite Theil der Zauberflöte: Erschien im Taschenbuch auf das Jahr 1802. Der Liebe und Freundschaft gewidmet, Bremen bei Wilmanns, S. 15–36. 28 ins Seebad: Vgl. Erl. zu Kosegarten an Seckendorf, 15. Januar 1801. 29 Jeanne d’Arc (…) bei Unger: Schillers Jungfrau von Orleans erschien in Ungers Kalender auf das Jahr 1802 am 12. Oktober 1801 (Wilpert, Schiller-Chronik, S. 295; vgl. auch Schiller an Seckendorf, 1. August 1801). 29f. Kotzebue war (…) hier: Kotzebue hielt sich im Sommer 1801 in Berlin auf, da er von Iffland den Auftrag erhalten hatte, zur Einweihung des neuen Berliner Theaters ein Schauspiel zu schreiben (vgl. Mathes 1969, S. 283, Anm. 217). 31 Insinuation von Wien: Als Ursache für seine Verhaftung bei der Reise nach Rußland im April 1800 (vgl. Seckendorf an Brühl, 10. April 1800) gab Kotzebue selbst das Mißtrauen Zar Pauls I. gegenüber Schriftstellern an; vgl. August v. Kotzebue, Das merkwürdigste Jahr meines Lebens, 2. Tl., Berlin 1801, S. 303. Über eine von Wien gesteuerte Intrige, Kotzebue hatte dort für kurze Zeit die Stelle eines Theatersekretärs inne (1797/98) und wurde anschließend zum Hoftheater-Dichter ernannt, wurde nichts ermittelt (vgl. Mathes 1969, S. 270f., 277f.). 35f. Frau v. Löwenstern (…) Jagemann in Manheim: Die Abreise der Familie Löwenstern von Weimar Mitte Juni 1801, zunächst in die „Rheingegenden“, schildert Caroline Jagemann in ihrer Autobiographie (Emde, Selbstinszenierungen 1, S. 236). Ihre Gastspielreise führte sie selbst über Göttingen und Frankfurt a. M. nach Mannheim, wo sie zwischen

Von Friedrich Majer, Oberweimar, 29. Juli 1801

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dem 21. und 31. Juli als Gast am Theater in den Opern Das unterbrochene Opferfest, Töffel und Dorchen, Die Zauberflöte und Die Müllerin, sowie in Kotzebues Schauspiel Bayard auftrat (vgl. ebd., S. 435ff.). Anschließend reiste sie nach Berlin weiter. 38f. Preißaufgabe auf das beste Intriguen-stück: Bei der Ende 1800 in Goethes Zeitschrift Propyläen (Dritten Bandes zweites Stück) gestellten – und von Schiller formulierten – Dramatische(n) Preisaufgabe konkurrierten insgesamt dreizehn eingesandte Werke um den Preis von dreißig Dukaten, der auf das beste Intriguenstück gesetzt wurde. Der Preis wurde am Ende jedoch nicht vergeben, da sich die Stücke als unbrauchbar erwiesen. 40f. Ob Iffland (…) kommen kann: Einen Monat zuvor schrieb Schiller an Iffland (29. Juni 1801, Schiller, NA 31, S. 49): Man rechnet hier noch sehr auf Ihre Ankunft im September. Nach seinen vorausgegangen Gastspielen 1796 und 1798 kam Iffland jedoch erst wieder 1810 nach Weimar. 41 Schröder: Vgl. die Briefe von Schiller, 1. August 1801, Caroline v. Egloffstein, 18. August 1801, und Göchhausen, 20. August 1801, an Seckendorf.

96. Von Friedrich Majer, Oberweimar, 29. Juli 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,409 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. Reg. d 4t Aug. / b. eod. / li. o.: No. 4. Erläuterungen 5 regelmäßig: In der Hs. verschrieben: relgelmäßig. 11 Einen Geschäftsbrief: Nicht erhalten. 18 in mir und mich: Lies in mir und mich (?). 32 hier auf dem Lande: Majer wohnte ab Mai 1801 zusammen mit Johann Wilhelm Ritter in Oberweimar im Haus des Pfarrers Ernst Friedrich Christoph Netto (Richter, Ritter, S. 44). 49f. Wilmans (…) eine Zeitschrift herauszugeben: Ein entsprechender Kontrakt zwischen Majer und dem Bremer (ab August 1802 Frankfurter) Verleger Friedrich Wilmans kam nicht zustande (vgl. auch den folgenden Brief Majers an Seckendorf, 9. September 1801). Wilmans verband sich jedoch bereits im darauffolgenden Frühjahr 1802 mit Friedrich Schlegel zur Herausgabe der Zeitschrift Europa (1803–1805; vgl. Raabe, Wilmans, S. 107). 50 Handbuch: Das Allgemeine Mythologische Lexicon, dessen Erste Abtheilung, welche die nicht altklassischen Mythologien (…) enthält, erschien bei Bertuch in zwei Bänden (erarbeitet bis zum Buchstaben K) 1803 und 1804. Böttigers Beitrag blieb aus. 52f. auf Verlangen: In der Vorankündigung des Mythologischen Lexicons hatte es geheißen: So forderten wir den Hrn. Ober-Consist. Rath Böttiger und Hrn. Dr. Majer allhier – zwey Gelehrte, welche ohnsteitig (!) etwas ausgezeichnet Vortreffliches in diesem Fache liefern können, und deren Lieblings-Studium dieses reiche und schwierige Feld unserer Literatur schon längst war – zu dieser interessanten Arbeit auf (Königlich privilegirter Reichs-Anzeiger, Nr. 223, 30. August 1801, Sp. 2921). 56 Die Zeitschrift gebe ich mit Ritter heraus: Einen, allerdings wenig konkreten Hinweis auf die geplante Zusammenarbeit des Mythologen Majer mit dem Naturwissenschaftler Ritter gibt letzterer in einem Brief an Friedrich Karl von Savigny vom 13. Juli 1801: Ich

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An Friedrich David Gräter, Regensburg, 1. August 1801

wohne mit Fr. Majer dem Historicus u. Verf. des Bertrand du Guesclin zusammen, und es werden große Anstalten getroffen, zu einer Verbündung zweier Wissenschaften, die vorher einander kaum über die Achsel ansahen (in: C. v. Klinkowstroem, Drei Briefe von Johann Wilhelm Ritter, in: Der grundgescheute Antiquarius 1, 1921, S. 124, zitiert nach: Richter, Ritter, S. 67). 62 Heinrich Lehrpursch: Schwager von Wilhelm Gottfried Herder; vgl. dessen Brief an Seckendorf, 14. August 1801. 64f. Herder (…) Doktorin: Wilhelm Gottfried Herder und seine Frau Marie Henriette Caroline, geb. Schmidt (vgl. auch Herders Brief an Seckendorf, 14. August 1801).

97. An Friedrich David Gräter, Regensburg, 1. August 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.misc. 4o 30 c, Nr. 114 (Gräter-Nachlaß) 1 Dbl., 8o D: Den ersten Teil des Briefes (1–16: Regensb. […] verschoben worden ist.) übernahm Gräter als Auszug aus Briefen an den Herausgeber in seinen Bragur. Ein Literarisches Magazin der Teutschen und Nordischen Vorzeit, 7. Bd., 2. Abt., Leipzig 1802, S. 269f.; hier unter der Überschrift: Neue Ausgabe des Rhabanus Maurus. Der zweite Abschnitt des Briefes (ab Z. 17: Am 17.n werden […]) in der Hs. am Blattrand mit roter Tinte markiert. Erläuterungen 2f. Kolomann Sanftl, über das Emmeranische Evangelienbuch: Dissertation in aureum ac pervetustum SS. Evangeliorum Codicem Manuscriptum Monasterii S. Emmerami Ratisbonae, Regensburg 1786. Der Benediktinermönch Koloman Sanftl (1752–1809) war Bibliothekar von St. Emmeram in Regensburg und verfaßte neben der genannten Schrift über den Codex aureus, die berühmte, 870 vollendete spätkarolingische Handschrift, einen vollständigen Katalog der mittelalterlichen Handschriften des Klosters (heute BSB München, Cbm Cat. 14; vgl. Stephan Kellner/Annemarie Spethmann, Historische Kataloge der Bayerischen Staatsbibliothek München. Münchner Hofbibliothek und andere Provenienzen, Wiesbaden 1996, S. 388f.; Bautz 16, Sp. 1391f.). 8f. einer gestorben (…) Rhabanus Maurus: Der Benediktiner Johann Baptist Enhu(e)ber (1736–1800) stellte eine Sammlung aus Abschriften, auch von heute verlorenen Handschriften des Hrabanus Maurus (um 780–856, Abt von Fulda, seit 847 Erzbischof von Mainz) als Vorarbeit für eine Gesamtausgabe zusammen. Der aus 97 Faszikeln bestehende Nachlaß befindet sich heute ebenfalls in der BSB München (vgl. Marc-Aeilko Aris, Quid faciat Rhabanus tuus, scire gestio. J. B. Enhubers Vorarbeiten zu einer Edition der Werke des Hrabanus Maurus im 18. Jahrhundert, in: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 46, 1994, S. 93–112, bes. S. 98). 18 VII. Art. des Friedens von Luneville: Der 7. Artikel der Friedensakte von Lunéville (9. Februar 1801) sah die Entschädigung der weltlichen Fürsten vor, die auf dem linksrheinischen Ufer Besitzungen verloren hatten. Der Regensburger Reichstag war durch kaiserliches Dekret vom 26. Juni 1801 zur Beratung über die Ausführung der Bestimmungen aufgefordert worden; die Verhandlungen im August betrafen die Berufung der Reichsdeputation (vgl. Heigel, Geschichte 2, S. 390f.).

Von Friedrich Schiller, Weimar, 1. August 1801

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23 in Rastadt: Während des seit November 1797 andauernden und mit dem Mord an zwei französischen Gesandten am 28. April 1799 endenden Reichsfriedenskongresses in Rastatt hatten Rußland und Frankreich 1798/99 mit militärischen Vorstößen begonnen (vgl. Braubach, S. 47–50). 35 Gädicke (…) Honorar: Für Gräters Beiträge Hialmars Abfahrt und Das Lied der Littauerin Elzke Mantwillaite im Oster Taschenbuch von Weimar 1801, S. 216–234.

98. Von Friedrich Schiller, Weimar, 1. August 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,320 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. Reg. d 7n (aus 8n) / li. o.: N.o 2. D: Scheidel 1885, S. 16–18; Scheidel 1900, S. 264 Anm. 2 (TD); Obser, S. 38–40; Schiller, NA 31, S. 54–56. Erläuterungen 2 Ihr Brief: Vgl. Seckendorf an Schiller, 19. Juni 1801; zu korrigieren ist Obser, S. 40, wonach der Brief verloren ging. 7–9 meine Reise (…) Berlin (…) Seebad: Der Plan einer Reise nach Doberan an der Ostsee, westlich von Rostock, war am 20. Juli endgültig aufgegeben worden; nach Berlin reiste Schiller erst 1804 (vgl. Kosegarten an Seckendorf, 15. März 1801). 11 Göthe (…) Pyrmonterreise: Goethe kehrte am 30. August wieder nach Weimar zurück. 12 vorgeschlagenen Schauspielers: Wilhelm Eugen aus Regensburg; vgl. Seckendorf an Schiller, 19. Juni 1801. 15 an den Hofkammerrath Kirms: Der für die organisatorische Verwaltung des Weimarer Hoftheaters zuständig war. Ein Brief Seckendorfs an ihn ist nicht bekannt. 20 Mein neues Stück: Die Jungfrau von Orleans; vgl. Böttiger an Seckendorf, 27. Juli 1801. 21 theatralische Zänkereien: Ich will mit dem Schauspielervolk nichts mehr zu schaffen haben, schrieb Schiller am 28. April 1801 an Goethe, es giebt nur ein einziges Verhältniß zu ihnen, den kurzen Imperativ, den ich nicht auszuüben habe (Schiller, NA 31, S. 32). Vorausgegangen waren ein Streit zwischen Caroline Jagemann und Friederike Vohs um die Rolle der Thekla in Schillers Wallenstein und der Protest von Heinrich Vohs gegen die Besetzung der Daja in Lessings Nathan mit seiner Gattin (vgl. NA 39.1, S. 57f.; 39.2, S. 86f. und 165f.). 23 bei Ungern: Johann Friedrich Unger in Berlin; vgl. Brühl, 30. Mai 1801, und Böttiger an Seckendorf, 27. Juli 1801. 24f. vorher (…) gespielt werden: Schillers Jungfrau wurde am 11. September 1801 in Leipzig uraufgeführt. Ebenfalls noch vor der Weimarer Erstaufführung am 23. April 1803 fanden Aufführungen in Berlin (23. November 1801), Dresden (26. Januar 1802) und Mannheim (24. Oktober 1802) statt. In Hamburg war eine Bearbeitung des Stücks für September 1801 in Aussicht genommen worden, wofür Schiller am 31. Juli 1801 das Bühnenmanuskript an Jakob Herzfeld sandte. 28 H Schmidt: Heinrich Schmidt (1779–1857), der am 4. Mai am Weimarer Theater de-

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Von Gottlob von Egloffstein, o. O., o. D. (Weimar, etwa 7. August 1801)

bütiert hatte, kam noch im Sommer 1801 durch eine Empfehlung Goethes nach Wien, wo er jedoch „als hölzerner Anfänger abgefertigt“ wurde und in einer Besprechung des Freymüthigen „für seinen Lehrmeister büßen“ mußte: Der Herr Geheimrath von Goethe hatte uns einen Schmidt mit großen Empfehlungen hergesendet, der sich nicht einmal zu Hilfsrollen qualificirt (Der Freymüthige, Nr. 34, 1801; zitiert nach Goethe und Österreich 2, S. XVI). 33 Schröder: Die Lesung fand am Nachmittag des 31. Juli statt (vgl. Wilpert, SchillerChronik, S. 293; ferner die ausführlicheren Schilderungen in den Briefen von Caroline v. Egloffstein, 18. August, und Luise v. Göchhausen, 20. August 1801, an Seckendorf).

99. Von Gottlob von Egloffstein, o. O., o. D. (Weimar, etwa 7. August 1801) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,490 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. R. d 19n Aug. (danach von fr. Hd. ergänzt: [1801]) / b. 7t Sept. D: Scheidel 1885, S. 36 (Zitat) Datum Vgl. die erste Erl. Erläuterungen 1 mit Smo erfolgten retour von Pyrmont: Egloffstein war gemeinsam mit Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach etwa am 10. Juli 1801 im Badeort Pyrmont eingetroffen; der Herzog wurde am 6. August in Weimar zurückerwartet (vgl. Christiane Vulpius an Goethe, 5. August 1801, Gräf 1, S. 365). 5 Gottfried: Gottfried v. Egloffstein (1769–1818), der jüngere Bruder des Briefschreibers. 7 qu.: quästioniert, fraglich, in Rede stehend. 10 Reichshofrath: Von einer Anstellung in Wien war bereits kurz nach Seckendorfs Abschied von Weimar die Rede: (…) ich bin fest überzeugt daß Sie die Beförderung nach W angenommen haben u sie betreiben werden nach besten Kräften (Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Mai 1801, Hs. GSA 13/90; vgl. auch Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801). 12 renonciiren: Verzichten. 13 imm: Unsichere Lesung, evtl. nun. 14 Wollzogen (…) Voigt jun.: Vgl. Wilhelm v. Wolzogen an Seckendorf, 4. Juni 1801. 15 die qu. Sache: Die Verhandlungen über die geplante und nach der Ermordung Zar Pauls I. zunächst gefährdet erscheinende Eheschließung zwischen dem Weimarer Erbprinzen Carl Friedrich und Maria Pawlowna, der Schwester von Pauls Nachfolger Alexander I. 15 Die alte Wizleben ist tod: Martha Eleonore v. Witzleben, geb. v. Oppel (1726–1801), die Witwe des 1788 verstorbenen Friedrich Hartmann v. W., des Oberhofmarschalls in Herzog Carl Augusts Hofhaltung, starb am 7. Juli 1801. 16 die Haren. Familie: Vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801. 17 Hinzenstern: Franz August v. Hinzenstern (1770–1830), 1799 bis zu seiner Entlassung 1807 Gouverneur des Prinzen Bernhard von Sachsen-Weimar-Eisenach (vgl. Bamberg, Jagemann, S. 251; Göchhausen, S. 172).

Von Ludwig Theobul Kosegarten, Altenkirchen, 13. August 1801

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19 Meine Weiber: Gottlobs Ehefrau Caroline und seine Schwester Henriette. 19 Leopold: Egloffsteins Schwager Leopold v. Egloffstein (1766–1830) aus der ostpreußischen Linie, der erste Ehemann Henriettes. 20 meinem ältesten Bruder: Christian Dietrich Veit v. Egloffstein in Erlangen, Majoratsherr auf Egloffstein. 24 Stern: Der 1685 erstmals erwähnte „Sterngarten“, früher ein alter Baumgarten am rechten Ilmufer, dann eine mit Bäumen und Büschen bestandene Wiese, die von der Generation des Sturm und Drang als Versammlungsort wiederentdeckt wurde (Biedrzynski, S. 435f.). 26f. Mounier wird (…) abreisen: Jean Joseph Mounier (1757–1806), der ehemalige Präsident der französischen Nationalversammlung, gründete 1796 ein Erziehungsinstitut für junge Adlige in Weimar mit Sitz im Schloß Belvedere bei Weimar. Nach Unstimmigkeiten mit Herzog Carl August gab er die Leitung des Instituts auf und verließ Weimar Ende September/Anfang Oktober 1801, um über Paris in seine Heimatstadt Grenoble zurückzukehren (vgl. Bojanowski, Mounier, S. 313f., 387; Einsiedel an Seckendorf, 2. November 1801).

100. Von Ludwig Theobul Kosegarten, Altenkirchen, 13. August 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,507 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Adresse: Dem Herrn Baron von Seckendorff / zu / Weymar. Empfängervermerk: erh. d 4t Sept. / b. d 7t / li. o.: No. 3. Erläuterungen 3 ein Brief: Kosegarten an Seckendorf, 15. März 1801. 5 Die Eroberung Roms: Bezieht sich vermutlich auf (einen Ausschnitt aus) Kosegartens Übersetzung von Oliver Goldsmith’s Geschichte der Römer. Uebersetzt und ergänzt von Ludwig Theobul Kosegarten, 4 Bde., Leipzig 1795/1802. Die beiden ersten Bände erschienen 1805 als Neue, verbesserte Auflage.

101. Von Wilhelm Gottfried Herder, Weimar, 14. August 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,309 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. R. d 19n / b. d 2 Sept. / li. o.: No. 2 vor der Unterschrift später – von Seckendorf? – hinzugefügt: Gottfried. D: Obser, S. 24 (TD); Bamberg, Jagemann, S. 274f. (TD) Erläuterungen 10f. Kehlchen (…) zu Verwandten: Zur Reise Henriettes v. Wolfskeel vgl. Friedrich Müller an Seckendorf, 24. Juni 1801. 12 Dame: Luise v. Göchhausen.

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Von Wilhelm Gottfried Herder, Weimar, 14. August 1801

13 Platanengeflüster: Vgl. die Zweite Elegie von S.(eckendorf) im Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801, S. 134: Schweigt, ihr Wipfel! um mich, verstumm’, o Platanengeflüster! (v. 1). 16f. Meine Eltern (…) Adelbert: Das Ehepaar Herder war zu seinem Sohn Adelbert (1779–1857) gereist, der soeben die Hofmark Stachesried in Pfalzbayern nahe dem Böhmerwald erworben hatte (zu den Problemen, die der Kauf mit sich brachte vgl. Zaremba, Herder, S. 230–234). Ein Brief Adelbert Herders an Seckendorf vom 30. Dezember 1802 mit einigen summarischen Nachrichten von einer Weimar-Reise hat sich erhalten (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,307). 22 der alte Tettau: Wohl der Stiefvater Caroline v. Egloffsteins, der markgräflich brandenburg-ansbachisch-bayreuthische Offizier und Kammerherr Karl August Willibald v. Tettau (1737–1815). 28–31 Die Jagemann (…) die Myrrha gespiellt: Caroline Jagemann gastierte im Juli 1801 in der Rolle der Myrrha aus Peter v. Winters Unterbrochenem Opferfest in Frankfurt und in Mannheim (21. Juli), am 23. Juli in Mannheim auch als Töffel in Desaides’ Oper. Vgl. auch Böttiger an Seckendorf, 27. Juli 1801, und an Kotzebue, 10. August 1801: Die liebe Jagemann, die in Frankfurt und Mannheim als Mirha und Blanka in Ihrem Bayard alles bezauberte, reist übermorgen nach Berlin. (Maurach 1987, S. 52) 32f. Der Herzog ist leidenschaftlich verliebt in sie: Carl Augusts Werben um Caroline Jagemann trat im Sommer 1801 in eine entscheidende Phase. Nach einem Treffen mit dem Herzog am 11. August, das zum – vorübergehenden – „Bruch“ (Emde) und der Aufforderung Carl Augusts führte, ihr Weimarer Engagement zu kündigen, ging Caroline auf eine Gastspielreise nach Frankfurt, Mannheim und Berlin. Auf Vermittlung von Kirms und Iffland gelangte sie im November, zu verbesserten materiellen Bedingungen, wieder nach Weimar zurück (vgl. die ergiebige Dokumentation bei Emde, Selbstinszenierungen 1, S. 417; 2, S. 714ff.). 34 Mariane paßt nicht fürs Theater: Vgl. Seckendorf an Schiller, 19. Juni 1801, Erl. zu Marianen Jagemann. 36f. Dankelmann (…) mineralog. Reise: Bei Hamberger/Meusel (zu Dankelmann: Bd. 9, 1801, S. 225; 17, 1820, S. 383f.) nicht verzeichnet. 38f. Schröter (…) legt in Alstedt eine Loge an: Der Hamburger Theaterdirektor Friedrich Ludwig Schröder (1744–1816) gilt als „der bedeutendste der Freimaurerreformer“ um 1800 (Florian Maurice, Reformen der Freimaurerei um 1800, in: Geheime Gesellschaft, S. 205–209, hier: S. 205), der die Logen nach altenglischem Vorbild wiederherzustellen beabsichtigte und „auf die aktive Einübung von Tugenden“ zielte; „’tätige’ Arbeit am Menschen galt ihm als Kern der rituellen Handlungen“ (Joachim Berger, Einführung, ebd., S. 203f., hier: S. 204). Mit Johann Gottfried Herder korrespondierte er über eine „umfassende Ritualreform“, auf ihn geht sein Ritualverständnis zurück. „Herzog Carl August genehmigte schon 1801 eine Logengründung in Allstedt, einer Landstadt im Norden des Herzogtums. Vorbild war die Rudolstädter Loge, die sich Anfang 1801 der Hamburger Provinzialloge und damit Schröders Ritual unterstellt hatte“ (ebd.).

Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 18. August o. J. (1801)

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102. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 18. August o.J. (1801) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. R. d 29n / b. d 2t Oct. / li. o.: No. 6. Erläuterungen 4f. Wieland (…) las den 3ten Theil des Aristips: Von Wielands Tiefurter Lesung etwa in der zweiten Augustwoche 1801 berichten auch Caroline Herder und Henriette von Knebel, letztere in einem Brief an ihren Bruder Karl Ludwig: Vorigen Montag haben wir einen ganzen Tag in Tiefurt zugebracht, wo die liebliche Erscheinung von Wieland das Beste und Liebenswürdigste war. Er hat (…) uns Abends aus seinem „Aristipp“ schöne Stellen vorgelesen. (13. August 1801, zitiert nach Starnes, Wieland 3, S. 70; vgl. auch Caroline Herder an Böttiger, undat., etwa 14. August 1801, Starnes, ebd.). 15f. Schiller (…) neues Gedichte: Die Ballade Hero und Leander (s.u.); im Druck erschienen in Cottas Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1802, Tübingen (1801), S. 153–162. 20 Ami: Friedrich Hildebrand von Einsiedel. 21f. die Herzogin: Die Herzogin Mutter Anna Amalia. 22 Jette: Carolines Schwägerin Henriette v. Egloffstein. 23 Schiller (…) in Dresden: Schiller war mit seiner Frau und der Tochter Caroline am 6. August 1801 nach Dresden gereist, Rückkehr nach Weimar am 20. September. 30 las Schröder, Nathan den Weisen: Die Nathan-Lesung des Hamburger Schauspielers und Theaterdichters Friedrich Ludwig Schröder (1744–1816) fand am Nachmittag des 31. Juli 1801 statt (vgl. auch die Briefe Schillers, 1. August, und Göchhausens, 20. August 1801, an Seckendorf). 36 Uebersetzung von Plutarch: Vom Gothaer Altphilologen und Gymnasialprofessor Johann Friedrich Salomon Kaltwasser (1752–1813) erschien Des Plutarchus von Chäroneia vergleichende Lebensbeschreibungen. Aus dem Griechischen übersetzt und mit Anmerkungen, 10 Tle., Magdeburg 1799/1805. 42f. jene Dame: Wohl die Göchhausen. 48 Daja: Die Gesellschafterin der Recha in Lessings Nathan.

103. Von Luise von Göchhausen, Tiefurth, 20. August 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,494 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. St. d 29n / b. d 3. Sept. / li. o.: No. 1. D: Scheidel 1885, S. 18 (Zitat); Scheidel 1900, S. 263–266; Obser, S. 18f. (TD); Göchhausen, S. 127–130 Erläuterungen 5 Ihr leztes Billet aus Weimar: Nicht bekannt. 14f. Schiller ließt (…) Hero u. Leander: Vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 18. August 1801.

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Von Friedrich Majer, Oberweimar, 9. September 1801

14 nen Arbeiten: Durch Tintenfleck teilweise unleserlich. 16f. Das Mädchen (…) gedruckt: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 27. Juli 1801. 18f. der Autor (…) in Dreßden: Vgl. Erl. zu Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 18. August 1801. 20 Die Eumeniden: Vgl. Jean Paul an Knebel, 2. November 1801: Die ‚Eumeniden‘ kenn’ ich, 2 Studenten haben sie gemacht; selber die Schlegel misbilligen sie. Alle diese Leute meinen es aber nicht so schlim; die Gellertsche Poesie, die nur eine Leipziger ist, kurz die dichterischen Gesangbücher sollen hinab (Jean Paul, SW III/4, S. 114). Als Verfasser der genannten anonymen Schrift (Zürich 1801) hat Eduard Berend Franz Horn und Adolf Wagner ermittelt (ebd., S. 361, mit weiteren Nachweisen; vgl. ferner Scheidel 1900, S. 264). 21 Motto: Neben dem mit Fr. Schlegel gezeichneten Motto (s. Brieftext) heißt es erläuternd auf der Rückseite des Titelblatts (vgl. vorige Erl.): Der Titel: „Noten zum Text des Zeitalters“ ist aus dem Athenäum genommen; welches nur für diejenigen erwähnt wird, die es etwa treffen könnte. 23 Schröder: Schröder las am 31. Juli, vgl. die Briefe Schillers, 1. August, und Caroline v. Egloffsteins, 18. August 1801, an Seckendorf. 33 ersten Scene: Im 5. Auftritt des 2. Aufzugs von Lessings Nathan. 34f. die, wo Nathan (…) erzehlt: Nathan, IV/7. 38 D. Herder: Dr. Wilhelm Gottfried Herder. 40 den guten Vorleser: Über Seckendorfs Talent zur Deklamazion vgl. seinen Brief aus Wien an Brühl, 23. Januar 1808. 39 Fürstin: Anna Amalia. 45 Keelchen zurück: Henriette v. Wolfskeel zu Reichenberg war im Sommer 1801 zur gesundheitlichen Erholung und aus Anlaß eines Familienkonvents zu ihren Verwandten nach Franken gereist (vgl. Friedrich Müller an Seckendorf, 24. Juni 1801; Kotzebue an Böttiger, 22. Februar 1801, Maurach 1987, S. 47). 48 Jülie: v. Seckendorf.

104. Von Friedrich Majer, Oberweimar, 9. September 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,410 (Seckendorf-Nachlaß) 4 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. Regensb. d 16t Sept. 1801. / b. 24 Nov. / li. o.: No. 5. Erläuterungen 2 meines lezten Briefs: Vom 29. Juli 1801. 7 deinen lezten Brief: Nicht erhalten. 8f. den Auftrag an Gädicke: Siehe unten. 11f. in Camburg: Nach der Scheidung von dem Jenaer Universitätsprofessor und -bibliothekar Friedrich Ernst Karl Mereau zog Sophie Mereau mit ihrer Tochter Hulda nach Camburg. 15f. veränderten Titel des Taschenbuchs: Kleine Schriften, größtentheils von Weimarischen Gelehrten, aus dem ersten Jahre des Neunzehnten Jahrhunderts, Erstes und Zweytes Bändchen. Über die Aufhebung der Anonymität seines Beitrages hatte sich Wieland schon einen Monat zuvor bei Gädicke beschwert: Ich beklage E. W. daß Sie sich

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durch den schlechten Abgang des Seckendorfsch. Taschenbuchs zu einem abgenutzten Buchhändler-Kniff genöthigt finden. (…) aber (…) ich (kann) auf keinen Fall einwilligen, daß mein Nahme bey dieser Gelegenheit zum Vorschein komme, zumahl da die paar Kleinigkeiten von mir, die sich in das Taschenbuch geschlichen haben, nie zum Druck bestimmt waren (Brief vom 6. August 1801, in: Schelle, Wieland 1978, S. 381; auch in: Wielands Briefwechsel 15.1, S. 456f.). 20 im Reichsanzeiger: Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger, Nr. 226, 2. September 1801, Sp. 963. In der Anzeige, unter dem Titel Herabgesetzte Bücherpreise, begründeten die Verleger die Ausgabe einer Titelauflage: Durch die Versetzung des Redacteurs des vierteljährigen Taschenbuchs von Weimar, hat selbiges mit zwey Bändchen geschlossen werden müssen. Da nun diesen unter dem Titel: Taschenbuch, kein Plätzchen in der Bibliothek eines gebildeten Lesers und Leserin eingeräumt werden möchte, welches die Arbeiten der verdienstvollen Mitarbeiter doch verdienen sollen, so haben wir dieselben unter dem vorgesetzten Titel noch einmal ausgegeben, und im Preise gemindert. Wir hoffen, so mehreren nicht allein eine wohlfeile, sondern auch eine des Aufbewahrens würdige Lectüre in die Hände zu liefern, und glauben wegen des veränderten Titels entschuldigt zu seyn. Neben einigen Ungenannten wurden die Namen sämtlicher Mitarbeiter der beiden Bändchen aufgeführt. 31f. neu projektirten Zeitschrift (…) von Erlangen: Nicht ermittelt. Die vage Ankündigung eines weiteren Projekts enthielt eine von Seckendorf in verschiedenen Blättern abgedruckte Erklärung (u.a. im Neuen Teutschen Merkur, 6. St., Juni 1801, Intelligenzblatt, S. XXVIf.; vgl. Einleitung, Abschn. 4.3). Ein Kontakt zu den Herausgebern der von Gottlieb Ernst August Mehmel und Johann Christoph Adelung herausgegebenen Erlanger Literaturzeitung ist nicht bekannt. 33 aus der Zeitschrift: Vgl. Majer an Seckendorf, 29. Juli 1801. 35 Ruhestunden: Ruhestunden für Frohsinn und häusliches Glück, hg. v. Johann Karl Christoph Nachtigal und Johann Gottfried Hoche, Bremen (ab dem 5. Bd. Frankfurt a. M. u. d. T. Neue Ruhestunden), bei Friedrich Wilmans, 6 Bde., 1798–1804. 47f. Beiträge zur Mythologie, Geschichte und Kunst: Der Plan wurde erst Jahre später in Ansätzen durch die Herausgabe eines allerdings nur in zwei Jahrgängen erschienenen Mythologischen Taschenbuchs realisiert: Mythologisches Taschenbuch, oder Darstellung und Schilderung der Mythen, religiösen Ideen und Gebräuche aller Völker, Weimar, Landes-Industrie-Comptoir, 1810 und 1812 (jeweils auf das Folgejahr). 62 W. Geschichte der Kunst: Johann Joachim Winckelmann, Geschichte der Kunst des Altertums, 2 Tle., Dresden 1764. 62f. seine Briefe an Freunde: Von Winckelmanns Freundesbriefen erschienen folgende Ausgaben: Winckelmanns Briefe an seine Freunde in der Schweiz, hg. v. Leonhard Usteri, Zürich 1778; Johann Caspar Füßli, Geschichte von Winkelmanns Briefen an seine Freunde in der Schweiz, Zürich 1778; Winckelmanns Briefe an seine Freunde. Mit einigen Zusätzen und litterarischen Anmerkungen herausgegeben von Karl Wilhelm Daßdorf, 2 Tle., Dresden 1777/80; Johann Jacob Winckelmann, Briefe an Einen seiner vertrautesten Freunde in den Jahren 1756 bis 1768, 2 Tle., Berlin/Stettin 1781; J. J. Winckelmann, Briefe an einen Freund in Liefland. Mit einem Anhang, Coburg 1784. 69f. Schulmonarch und Bibliothekar: Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) war nach verschiedenen Beschäftigungen als Hauslehrer 1743–1748 Lehrer und Konrektor in Seehausen bei Stendal (Altmark) und nahm anschließend die Bibliothekarsstelle bei Heinrich Graf v. Bünau an, der über die größte Privatbibliothek dieser Zeit verfügte.

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75–77 mit dem Isländischen (…) die Voluspa (…) jüngern Edda neu übersezt: Vgl. Majers Rückblick in einem undatierten, wohl um 1815 verfaßten Brief, wahrscheinlich an Carl Bertuch: Seit acht Jahren war es eine Beschäftigung meiner Mußestunden, mich mit der Isländischen Sprache und der ihr verwandten Dialekte des alten germanischen Sprachstammes im nördlichen Europa bekannt zu machen und die beiden Edden getreu aus denselben in unsere Sprache zu übertragen. Proben dieser Übersetzungen, die ich im Jahrg. 1803 des Göttinger Musenalmanachs; im 1. und 2. Stück der ‚Polychorda‘ und neuerlich im 3. Stück des ‚Prometheus‘ bekannt gemacht habe, sind mit Beifall aufgenommen worden. (…) Ich habe mich daher entschlossen, jenen erwähnten Teil der beiden Edden zur nächsten Ostermesse möglichst getreu übersetzt, in einem eigenen kleinen Werk vereinigt, unter dem Titel: ‚Mythische Lieder und Dichtungen der Skandinavier‘ zugleich mit den nötigsten historischen, antiquarischen, kritischen und philologischen Anmerkungen und Erläuterungen, herauszugeben. Dieses Werkchen wird nächst einer Einleitung aus der älteren Edda ‚Volu-spa oder die Weisheit der Seherin‘ (…) enthalten. (Merkel, S. 174f.) Die Sammlung erschien schließlich im Todesjahr Majers: Mythologische Dichtungen und Lieder der Skandinavier. Aus dem Isländischen der jüngeren und älteren Edda übersetzt und mit eigenen Anmerkungen begleitet von Friedrich Majer, Leipzig 1818. Zuvor war der Teil Voluspa oder Die Weisheit der Seherin in einem Sammelband Büschings erschienen: Erzählungen Dichtungen Fastnachtsspiele und Schwänke des Mittelalters, hg. v. Johann Gustav Büsching, Bd. 1, Breslau 1814, S. 43–82 (s. auch unten die Erl. zu Eröfnen […] mit der Edda). 77f. die Schimmelmannische: Jacob Schimmelmann, Die isländische Edda, Stettin 1777, eine unvollständige Übersetzung der Snorra Edda oder jüngeren Edda, des Skaldenlehrbuchs von Snorri Sturluson (1179–1241). 79 die ältere oder Sämundische: Die ältere Lieder- oder Sæmundar-Edda wurde früher fälschlich dem isländischen Gelehrten Sæmundr Sigfússon (1056–1133) zugeschrieben. 81 zweiten Theil vom Bertrand: Der zweite Teil des Bertrand Du-Guesclin sollte, auf 1802 vordatiert, im Herbst des Jahres erscheinen (vgl. aber Majer an Seckendorf, 14. April 1802, sowie Majer an Seckendorf, 15./26. Mai und 16. November 1801). 82 Sickingen: Die Arbeit, von der nach einem Brief Majers vom 3. Februar 1808 an einen nicht genannten Adressaten bereits sechs Jahre zuvor 14 Bogen gedruckt vorgelegen haben sollen, ist „bibliothekarisch nicht nachweisbar“ (Merkel, S. 172). Für die Ostermesse 1808 kündigte er sie im genannten Brief erneut an, wahrscheinlich ist sie aber zu diesem Zeitpunkt – und auch später – nicht erschienen (vgl. auch Majer an Seckendorf, 14. Juni 1802). 83f. Werk über die Mythologie (…) A.L.Z.: In der Anzeige des Weimarer Landes-Industrie-Comptoirs (im Reichs-Anzeiger, Nr. 223, 30. August 1801, Sp. 2920–2922) wurde das Erscheinen der ersten beiden Bände von C. A. Böttigers und Fr. Majers Allgemeines Mythologisches Lexicon bereits für die Ostermesse 1802 angekündigt. Tatsächlich erschienen die (nur) von Majer bearbeiteten Bände (bis zum Buchstaben K) 1803 und 1804. 94 Eröfnen (…) mit der E d d a : Der Plan ließ sich zunächst nur in Ansätzen, durch Beiträge in der von August Bode herausgegebenen Zeitschrift Polychorda verwirklichen: Skirners Reise. Aus dem Isländischen der älteren Edda, in: Polychorda, 1. Bd., 1803, 1. H., S. 1–16; Das Lied von Wegtamr oder dem Wanderer. Nach dem Isländischen der älteren Edda, ebd., 2. H., S. 144–152. Überarbeitet erschienen die Beiträge später erneut in Fouqués Die Musen 1812, und in der von Majer 1818 in Leipzig publizierten Sammlung Mythologi-

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sche Dichtungen und Lieder der Skandinavier. Weitere Proben finden sich auch im 3. Heft von Seckendorfs Prometheus, 1808, S. 1–48. 94 kunstigen: Ahd. chunstig; die in der deutschen Literatur nur bis ins 16. Jahrhundert nachweisbare Form lebte noch länger im Dänischen und Norwegischen fort (vgl. DWb Ndr. 5, Sp. 2703). 95 Aufsatz (…) Indier: Nicht bekannt. 95–98 über die epische Poesie (…) ihren Fabeln: Ein entsprechender Aufsatz wurde nicht ermittelt. 99f. wie Lessing meinte (…) Gottsched (…) zu retten: In einem seiner Beiträge über die Schätze der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Über die sogenannten Fabeln aus den Zeiten der Minnesinger. Zweite Entdeckung, Braunschweig 1781, wendet sich Lessing gegen die Versuche Gottscheds und der Schweizer Bodmer und Breitinger, den mehrheitlich aus (…) alten lateinischen Fabeldichtern genommen(en) Fabeln einen deutschen Ursprung zuzuweisen (Gotthold Ephraim Lessing, Werke, hg. v. Herbert G. Göpfert, 5. Bd., München 1973, S. 645). 99 das Heldenbuch: Aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammende Bezeichnung für Sammlungen von Heldenepen, besonders in drei wichtigen Sammelhandschriften: Straßburger Handschrift, 1477 zuerst gedruckt; Dresdner Handschrift von 1472, wohl von Kaspar von der Rhön für Herzog Balthasar v. Mecklenburg geschrieben; Ambraser Handschrift des Hans Ried in Bozen, entstanden 1504/06 für Kaiser Maximilian. Vgl. auch Seckendorfs Äußerungen zu Majers Proben einer Bearbeitung in seinem Neujahrs Taschenbuch von Weimar im Brief an Gräter, 23. Februar 1801. Zum „Heldenbuch“ vgl. Seckendorfs Korrespondenz mit Uhland, bes. die Erl. zum Brief Seckendorfs vom 25. Januar/7. Februar 1807. 110 Braga und Hermode: Die von David Friedrich Gräter zunächst gemeinsam mit dem Anfang 1792 verstorbenen August Böckh herausgegebene Zeitschrift Bragur. Ein Litterarisches Magazin der Deutschen und Nordischen Vorzeit (Leipzig 1791–1802 und Breslau 1812) erschien ab 1796 auch unter dem Nebentitel Braga und Hermode oder Neues Magazin für die vaterländischen Alterthümer der Sprache, Kunst und Sitten. Beiträge Majers darin sind nicht nachweisbar. 121 Die Gräfin: Wohl Henriette v. Egloffstein; vgl. ihren Brief an Seckendorf vom 30. Oktober 1801. 125f. die Karakteristiken und Friedrichs Griechen und Römer: August Wilhelm und Friedrich Schlegels Charakteristiken und Kritiken, 2 Bde., Königsberg 1801, und Friedrich Schlegels Die Griechen und Römer. Historische und Kritische Versuche über das klassische Altertum, 1. Bd., Neustrelitz 1797, oder auch seine Geschichte der Poesie der Griechen und Römer. Ersten Bandes erste Abtheilung, Berlin 1798. 128 deinem lezten Brief an Herder: Nicht überliefert. 144 Herders Gegenwart: Das Ehepaar Johann Gottfried und Caroline Herder reiste Mitte August 1801 nach Stachesried, dem soeben von ihrem Sohn Adelbert erworbenen Hofgut. Sicher bezeugt ist ein Besuch bei Seckendorf in Regensburg erst für das darauffolgende Jahr (vgl. J. G. Herder an Seckendorf, 2. Oktober 1802).

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Von Karl Graf von Brühl, Seifersdorf, 26. September 1801

105. Von Karl Graf von Brühl, Seifersdorf, 26. September 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,379 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. 6t Oct. / b. 6. Nov. / li. o.: No. 19. Erläuterungen 9 Deinen letzten vom 28t July: Nicht erhalten wie sämtliche Briefe Seckendorfs an Brühl zwischen 7. Februar 1801 und 15. März 1804. 17f. l’Opera comique (…) von Dellamaria: Die 1798 in Paris uraufgeführte Oper des französischen Komponisten Dominique (Domenico) Della-Maria (1769–1800). 18 la Déséspoire de Jocrisse eine farce: Le Désespoir de Jocrisse, 1791 uraufgeführte zweiaktige Komödie in Versen und Prosa von Louis-François Archambault, gen. Dorvigny (1742–1812). 18 Le Leg von Marivaux: Le Legs, 1736 uraufgeführte Prosakomödie in einem Akt von Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux (1688–1763). 18f. le Cercle ou la Soirée a la Mode: Komödie in einem Akt von Louis Poinsinet de Sivry (1733–1804), uraufgeführt an der Comédie Française in Paris 1764. 19 Adolphe et Clara ou les deux prisonniers von Dalayrac: Singspiel in einem Aufzug von Nicolas d’Alayrac (1753–1809). 23f. Radziwill: Fürst Anton Heinrich v. Radziwill Herzog zu Nieswiesz (1775–1833). 24f. Fräulein Krüdner (…) Gesandten in Berlin: Burchard Alexis Constantin Baron v. Krüdener (1744–1802) brachte in die 1782 geschlossene Ehe mit der bekannten Mystikerin Barbara Juliane v. Krüdener (1764–1824) eine neunjährige Tochter – Marie? – aus einer früheren Ehe mit. Eine weitere, gemeinsame Tochter (Name nicht ermittelt) wurde 1788 oder 1789 geboren. Juliane v. Krüdener veröffentlichte 1803 anonym den erfolgreichen Briefroman Valerie, in dem sie ihre Zeit als vielgereiste, mondäne Lebedame autobiographisch verschlüsselt wiedergab. Später, nach dem Anschluß an pietistische Kreise in Württemberg, gewann sie mit ihren Schriften Einfluß u.a. auf Zar Alexander I. und Luise v. Preußen (vgl. Karl Schirren, Walter von Plettenberg. Frau von Krüdener, Riga 1908 [Aus baltischer Geistesarbeit. Reden und Aufsätze], S. 211–214; NDB 13, S. 95f.). 28f. Fürstin Dolgoroncky: Nicht ermittelt. 36 unsere mimischen Talente: Erprobt bei den Aufführungen des Weimarer Liebhabertheaters seit 1799; vgl. u.a. Seckendorf an seine Mutter Karoline v. Seckendorf, 19. August 1799, und an Goethe, 29. August 1799. 37f. deinen fehlgeschlagenen Reise Plan: Nicht bekannt. 57 beym Prinzen: Heinrich v. Preußen. 71 bey den dortigen Franzosen: Über die Verkehrssprache am Hof des Prinzen Heinrich gibt ein Brief an Goethe Auskunft, den Brühl seiner Rücksendung des Mahomet beilegte. Er habe ihn dem Prinzen, welcher der deutschen Sprache (…) nicht sehr mächtig sei, nur langsam vorlesen können (31. Dezember 1801, Goethe, Regesten 3, S. 296). 75 Keele: Henriette v. Wolfskeel, die 1803 Karl Wilhelm Friedrich v. Fritsch heiratete; über ihre angegriffene Gesundheit vgl. Friedrich Müller an Seckendorf, 24. Juni 1801. 108f. die Geschichte mit Wolzogen: Über eine Affäre wurde nichts ermittelt. Infrage kämen evtl. die jüngeren Brüder Wilhelm v. Wolzogens, Karl (geb. 1764), August (geb. 1771) oder Ludwig (geb. 1773), vielleicht auch Alfred Freiherr v. W., der sich ab Februar 1798

Von Luise von Göchhausen, Tiefurt, 12. Oktober 1801

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einige Wochen in Weimar aufhielt (vgl. dessen Memoiren des königlich preußischen Generals der Infanterie, Leipzig 1851, S. 13). 135 seiner künftigen Frau: Maria Pawlowna. Der Ehe-Pakt wurde in diesem September 1801 unterzeichnet. 143 Wollzogens Rückkunft aus Rußland: Die Rückreise nach Weimar über Dresden erfolgte im Oktober/November 1801 (vgl. Wolzogen, Geschichte, S. 154). 144 nach der Krönung: Die Krönung Zar Alexanders I. fand am 6. November 1801 statt. 148 Der jüngste Fritsch: Der jüngste Sohn des Weimarer Ministers Jakob Friedrich v. F., Ludwig Heinrich Gottlieb Freiherr v. F. (1772–1808). 150 Wolffskeel: Christian Friedrich Carl, Geheimrat und Kanzler in Weimar; zu dessen und Seckendorfs (oder Gottlob v. Egloffsteins) Aussicht auf einen Posten als Reichshofrat in Wien vgl. auch Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801. 153 Dankelmann (…) Augustens Schlacht Opfern: Aufschlußreich in diesem Zusammenhang ist ein Brief Charlotte v. Frorieps an Seckendorf vom 11. Februar 1802 (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,535): Von Gustchen habe ich einen Brief (…). Über Dankelmann hat sie nie mit mir gesprochen, denn diese Neigung hat sich erst entsponnen, wie ich schon von Weimar weg war, und ich habe hernach bemerkt, wenn ich sie zuweilen sah, daß sie es absichtlich vermied, daß das Gespräch zwischen uns, nicht auf Dankelmann kam; ich kann Ihnen also von diesem Verhältniße nichts bestimmteres sagen, als was ich von andern gehört habe, welche behaupten: daß Gustchen den Brühl eigentlich nie geliebt hätte, sondern daß ihr Gefühl von Achtung das sie für ihm hätte, sie irre geleitet, und zu den mancherley Schritten gegen ihn, bewogen hätte, und daß sie erst wahre Liebe, mit ihren Gesinnungen gegen Dankelmann hätte kennen lernen.

106. Von Luise von Göchhausen, Tiefurt, 12. Oktober 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,495 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 1 Bl. (mit der Nachschrift), 8o Empfängervermerk: pfs. R. den 27n / b. d 14tn Nov. / li. o.: No. 2. D: Obser, S. 19f. (TD) Erläuterungen 4f. Geburtstag der Herzogin: Der Herzoginmutter Anna Amalia, 24. Oktober. 5 die Lit: Briefe: Nicht geklärt. 18 Ihren lezten lieben Brief: Nicht erhalten. 20f. Ankunft der Herderischen und Kotzebuischen Familien: Das Ehepaar Herder war von einer im August angetretenen Reise nach Stachesried, zum Gut des Sohnes Adelbert, zurückgekehrt. Kotzebue hatte sich bis September 1801 in Berlin aufgehalten (vgl. Mathes 1969, S. 283f.). 21f. Reise Geschichte: Kotzebues Verbannung nach Sibirien zwischen Mitte April und Anfang Juli 1800, die er in Das merkwürdigste Jahr meines Lebens, 2 Bde., Berlin 1802, beschrieb. 29 Unzelmann: Die Berliner Schauspielerin Friederike Unzelmann kam im Herbst 1801 zu einem Gastspiel nach Weimar, wo sie zwischen 21. September und 1. Oktober sieben

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An Friedrich II. Herzog von Württemberg, Regensburg, 13. Oktober 1801

Vorstellungen gab, u.a. als Maria Stuart, Orsina, Minna von Barnhelm und Gurli in Kotzebues Indianern (vgl. Reichs-Anzeiger, Nr. 250, 26. September 1801, Sp. 3274; Bamberg, Jagemann, S. 279; Starnes, Wieland 3, S. 76; Fambach, S. 570); vgl. auch Böttigers Bericht Mad. Unzelmann auf dem Weimarischen Hof-Theater in: Journal des Luxus und der Moden, Oktober 1801, S. 565–570. 32f. Das Cottaische (…) Wolzogen u Schillerschen Beyträge: Im Cottaschen Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1802 erschienen von Schiller neben der Ballade Hero und Leander (vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 18. August 1801) das Gedicht An *** (Edler Freund! Wo öfnet sich dem Frieden, S. 167f.) und ein kurzer Prosatext Voltaires Pücelle und die Jungfrau von Orleans (S. 231). Von der Verf. v. Agnes v. Lilien (Caroline v. Wolzogen) wurde die Erzählung Die Zigeuner (S. 84–152) abgedruckt. 34 das Viewegsche (…) Eloise: Im Taschenbuch für 1802, Braunschweig, gedruckt und verlegt bei Vieweg, S. 29–68, erschien von Johann Gottfried Herder Eloise. Ihr Charakter. Nenien an ihrem Grabe. 34 Willmansche: Taschenbuch auf das Jahr 1802. Der Liebe und Freundschaft gewidmet, Bremen, bei Friedrich Wilmans. 36 Karoline Eglofstein: Vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 23. Oktober 1801. 37 Königliche Jette: Henriette v. Egloffstein. 43 Tag Ihrer Abreise: 10. April 1801. 47 noch etwas: Nicht mehr beiliegend, ungeklärt.

107. An Friedrich II. Herzog von Württemberg, Regensburg, 13. Oktober 1801 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 16a, Bü 47 1 Dbl., 2o Erläuterungen 3f. unter die Zahl Höchstdero Diener: Friedrich II. Herzog (ab 29. April 1803 Kurfürst, ab 27. Dezember 1805 König Friedrich I.) v. Württemberg war seit dem 19. Februar 1801 Dienstherr Seckendorfs, der durch Vermittlung seines Vaters als Kammerjunker und Legationsrat bei der württembergischen Komitialgesandtschaft in Regensburg angestellt worden war. 17f. Kammerherrn v. Seckendorf: Carl v. Seckendorf. 22 Lüneviller Frieden: Beendete am 9. Februar 1801 den Krieg der Zweiten Koalition gegen die französische Republik. Aus Art. 7 des Friedensschlusses ergab sich die Notwendigkeit der Entschädigung der weltlichen Fürsten für die linksrheinischen Gebietsverluste. Württemberg gehörte neben den Kurfürstentümern Mainz, Böhmen, Brandenburg und Sachsen, sowie Bayern, Hessen-Kassel und Vertretern der Hoch- und Deutschmeister zu der am 2. Oktober eingesetzten Reichsdeputation (vgl. Braubach, S. 56, und die 3. Erl. zu Seckendorf an Böttiger, 16. Oktober 1801).

An Karl August Böttiger, Regensburg, 16. Oktober 1801

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108. An Karl August Böttiger, Regensburg, 16. Oktober 1801 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 2 2 Bl. (evtl. 1 Dbl., durch die Befestigung in einem Handschriftenband nicht feststellbar), 8o Text durch enge Bindung im Handschriftenband an den Zeilenenden teilweise schwer zu entziffern. Im Band nachfolgend eingebunden ein Druck (offenbar Beilage einer Briefsendung an Böttiger): Der Harmonie / gesungen. / Am 1sten Januar 1802. / Regensburg // Hoch sollen bei dem Saft der Reben (…); 4 S., 8o. Erläuterungen 2 Ihren (…) Brief: Vom 27. Juli 1801. 4 Korrespondenznachrichten: Seckendorfs Beitrag Verhandlungen wegen des Nazionaldenkmals auf den Erzherzog Karl (Karl Ludwig Joseph Laurentius Erzherzog v. Österreich [1771–1847]) erschien in dem von Böttiger redigierten Neuen Teutschen Merkur, 11. St., November 1801, S. 225–229. Offenbar stammt auch ein anonymer, mit Regensburg, den 16sten Oktober 1801 datierter Beitrag Regensburger Theater im Journal des Luxus und der Moden, 16. Bd., November 1801, S. 605–607, aus seiner Feder. 10 die Deputation hier organisirt: Die Auseinandersetzungen um die Zusammensetzung der Reichsdeputation, v.a. mit den Vertretern Österreichs, hatten die Einsetzung des Gremiums verzögert. Erst mit einem kaiserlichen Dekret vom 7. November 1801 wurde dem Reichstagsbeschluß vom 2. Oktober 1801 über die Organisation der Deputation zugestimmt und Regensburg als deren Sitz bestimmt (vgl. Heigel, Geschichte, S. 392f., und Seckendorf an seinen Vater, 14. Oktober 1801: Das Ratifikationsdekret wird erst spät erfolgen, da der Wiener Hof zuvor mit dem Berliner und Frankreich über den Ort des Kongresses übereinkommen will. Ich habe indessen auf alle Fälle an den Herzog geschrieben, und ihn gebeten, mich bei seiner Gesandschaft dort anzustellen. Hoffentlich wird er mir es nicht abschlagen. (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,205b) 14 Taschenbücher (…) neuen Titel: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801. 16 um meine Einwilligung befragt: Briefe Gädickes an Seckendorf sind nicht bekannt. 19f. wenn es die Mitarbeiter zufrieden wären: Das war nicht durchweg der Fall; vgl. Wielands Brief an Gädicke, 6. August 1801, zitiert in Erl. zu Majer an Seckendorf, 9. September 1801. 29f. Adolf v. Seckendorf: Adolph Freiherr v. Seckendorf (1767–1833) lebte als dramatischer und kameralistischer Schriftsteller auf seinem Gut Zingst bei Querfurt. 1801 eröffnete er mit Genehmigung des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt eine Bücher- und Kunst Waaren-Lotterie in Stadtilm, die bereits zu einer Auseinandersetzung mit einem vergleichbaren Unternehmen Bertuchs in Weimar geführt hatte (vgl. dessen Klarstellung und die Replik A. v. Seckendorfs im Reichs-Anzeiger, Nr. 218, 25. August 1801, Sp. 2850–2855; s. auch Michael Schütterle, Bertuchs Verlagsunternehmungen in Rudolstadt, in: Kaiser/Seifert, S. 381–394, hier: S. 386f.). 34 zufällige Erwähnung: Im Neuen Teutschen Merkur nicht ermittelt. 36 Herder auf seinem neuen Tusculum: Johann Gottfried und Caroline Herder, die sich ihrerseits zu Besuch bei ihrem Sohn Adelbert auf dessen neuerworbenem Gut im pfalzbayrischen Stachesried nahe dem Böhmerwald aufgehalten hatten (Tusculum, Landsitz).

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Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 23. Oktober 1801

38 Der Kurfürst von der Pfalz (…) Reskripts: Am 8. Oktober 1801 erhielt Johann Gottfried Herder vom bayrischen Kurfürsten Maximilian Joseph das erbliche Bürgerrecht (Indigenat), das zugleich die Voraussetzung für die Absicherung des Landbesitzes darstellte, sowie die Erhebung in den Reichs- und Landesadel (vgl. Zaremba, Herder, S. 230f.). 48f. Auktionsgeschäfts: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801, und Böttiger an Seckendorf, 27. Juli 1801. 52 Mysterious Mother: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801. 53 Schiller (…) auf Reisen: Schiller war bereits seit dem 20. September von seiner am 6. August begonnenen Reise (zusammen mit seiner Frau Charlotte und Karoline v. Wolzogen) nach Dresden und Leipzig zurück (vgl. Wilpert, Schiller-Chronik, S. 292f.). 54 im Cottaischen Kalender: Vgl. Göchhausen an Seckendorf, 12. Oktober 1801. 55 Göthes Zauberflöte: Der Zauberflöte zweiter Teil erschien in Friedrich Wilmans Taschenbuch auf das Jahr 1802. Der Liebe und Freundschaft gewidmet, Bremen, S. 15–36. 55f. archäologischen Museums: Archäologisches Museum zur Erläuterung der Abbildungen aus dem klassischen Alterthume, Tl. 1, H. 1, Weimar 1801. Die offenbar nur in diesem einen Heft (zu Ariadne) erschienene Zeitschrift begleitete die von Böttiger und Heinrich Meyer herausgegebenen Archäologischen Hefte oder Abbildungen und Erläuterungen des klassischen Alterthums aus alten zum Theil noch unbekannten Denkmälern, Weimar 1801. 56f. mythologischen Werke (…) Majer: Vgl. Majer an Seckendorf, 29. Juli 1801. 57 die Unzelmann: Vgl. Göchhausen an Seckendorf, 12. Oktober 1801.

109. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 23. Oktober 1801 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. d 28n / b. 17. Nov. / li. o.: No. 7. Erläuterungen 2 meine Mutter: Sophie v. Egloffstein, geb. Freiin v. Thüna (1742–1807). 5 H a r m o n i e : Anspielung auf die am 1. November 1801 von Seckendorf mitbegründete Regensburger Lesegesellschaft Harmonie (vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802). 7 Mädchen von Orleans: Schillers Jungfrau von Orleans war soeben, am 12. Oktober 1801, in Ungers Kalender auf das Jahr 1802 ausgeliefert worden. 7f. die Zigeuner von der Wohlzogen: Karoline v. Wolzogens Erzählung erschien in Cottas Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1802 (vgl. Göchhausen an Seckendorf, 12. Oktober 1801). 9 Carmeliten Wasser: Karmelitergeist oder Melissenspiritus. Zur Behandlung von Muskelschmerzen oder Darmproblemen, eingeführt von Karmelitenklöstern in Paris und Nürnberg. 11 der Verfasser: Vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 20. November 1801. 14 Gottlob: Carolines Ehemann.

Von Henriette von Egloffstein, o. O. (Weimar), 30. Oktober o. J. (1801)

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110. Von Henriette von Egloffstein, o. O. (Weimar), 30. Oktober o.J. (1801) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/90 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. am 7t Nov. / b. am 27n / li. o.: No. 10. daneben Markierung durch ein X D: Bartolo, S. 232f., 237f., 240 (Zitate) Erläuterungen 2 Ihr Brief: Nicht erhalten. 13f. Kotzebub (…) vorigen Aufenthalt: Nach seiner Ernennung zum Wiener Hoftheaterdichter ließ sich Kotzebue im Herbst 1799 in Weimar nieder, erlangte aber nicht den gewünschten Zutritt zu den führenden Kreisen der Stadt. Am 10. April 1800 verließ er Weimar, um auf seine estländischen Besitzungen zurückzukehren, wurde aber bereits kurz darauf verhaftet und nach Sibirien verschleppt. 15 Karoline: Die Schwägerin, Caroline v. Egloffstein. 16f. bei Kozebub einen kleinen Zirkel: Daraus ergab sich, als Konkurrenz zum unten angesprochenen Mittwochskränzchen oder cour d’amour, Kotzebues an Donnerstagen zelebrierte Gesellschaft; vgl. Carl Bertuch, 23. November 1801, und Böttiger, 11. Dezember 1801 an Seckendorf. 24 eine Gesellschaft Verliebter: Die Umstände der Entstehung des hier beschriebenen Plans zu einer cour d’amour schildert Henriette v. Egloffstein in ganz ähnlicher Weise in ihren handschriftlich überlieferten Memoiren. Darin wird jedoch Goethe als der Urheber der auch als „Mittwochskränzchen“ bekannten Geselligkeit beschrieben. So soll dieser bei einem morgendlichen Besuch bei Luise v. Göchhausen den Vorschlag gemacht haben, wir sollten zur Erheiterung des noch bevorstehenden traurigen Winters einen Verein bilden, wie es deren in der guten alten Zeit so viele gegeben habe. Wenn nur ein Paar gescheite Leute den Anfang machten, dann würden die Übrigen schon nachfolgen (…). Ich legte also unbedenklich meine Hand in die seinige, und belachte den Eifer, womit er die anderen anwesenden Damen aufforderte, jede von ihnen möge sich gleichfalls einen poursuivant d’amour erwählen, denn unser Verein müsse nach der wohlbekannten Minnesänger-Sitte eine cour d’amour bilden, und auch so genannt werden, indem der Name die poetische Tendenz desselben und die Zwanglosigkeit bezeichne, die unter den Mitgliedern herrschen solle. (Beaulieu-Marconnay, Cour, S. 66f.) Vgl. Goethe an Henriette v. Egloffstein, 6. November 1801: Möge diese schöne Vereinigung, die sich so zufällig und doch so natürlich zusammenfand, recht lange dauern und ich dadurch meines alten Wunsches theilhaftig werden recht oft in Ihrer Nähe zu seyn. (WA IV 15, S. 273; vgl. auch ders. an dies., 10. November und 25. November 1801, ebd., S. 273 und 285) 26 einen Aufsaz: Henriettes Bericht zufolge hat Goethe die folgenden Statuten der cour d’amour aufgestellt, die mit den Angaben im Brief weitgehend übereinstimmen: E r s t l i ch sollte die zu errichtende Gesellschaft aus lauter wohlassortirten Paaren bestehen, die Versammlungen derselben wöchentlich einmal, Abends nach dem Theater, im Goetheschen Hause Statt finden und dort ein Souper eingenommen werden, zu welchen die Damen das Essen, die Herren den Wein liefern würden. Zweitens werde jedem Mitgliede die Erlaubnis ertheilt, einen Gast mitzubringen,

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Von Friedrich Hildebrandt von Einsiedel, Weimar, 2. November 1801

jedoch nur unter der unerlässlichen Bedingung, dass dieser allen Theilen gleich angenehm und willkommen sei. (Beaulieu-Marconnay, Cour, S. 68) Unter Berufung auf diesen letzten Punkt der Statuten habe Goethe später eine – von Böttiger und Göchhausen gewünschte – Einladung Kotzebues strikt abgelehnt, was neben der „tyrannische(n) Pedanterie, mit der er (Goethe) die heiteren Scherze in Gang zu setzen suchte“ (Biedrzynski, S. 70), im März 1802 schon wieder zur Auflösung der Geselligkeit führte (vgl. auch Hermann v. Egloffstein, Zeugnisse, S. 220). 33 Die Personnen: Goethe und Henriette v. Egloffstein, Caroline v. Egloffstein und Einsiedel, Henriette v. Wolfskeel zu Reichenberg und Gottlob v. Egloffstein, August v. Egloffstein und Amalie v. Imhoff, Caroline v. Wolzogen und Schiller, Wilhelm v. Wolzogen und Charlotte v. Schiller, Göchhausen und Heinrich Meyer (entsprechend Beaulieu-Marconnay, Cour, S. 69). 44f. Prinzesschen: Caroline Prinzessin v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 46 Dux: Herzog Carl August v. Sachsen-Weimar-Eisenach.

111. Von Friedrich Hildebrandt von Einsiedel, Weimar, 2. November 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,526 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. Regensb. d 15n/ ÷ / b. 22. Jan. 1802. / li. o.: No. 1. D: Obser, S. 17f. Erläuterungen 7f. Herder (…) auf seiner Reise: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 16. Oktober 1801. 17 aufgelösste Kolonie zu Belvedere: Vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, etwa 7. August 1801. 19 neuen Institut zu Belvedere: Die Weiterführung des Instituts wurde durch die Berufung des Weimarer Kammerherrn und Leutnants in britischen Diensten, Albrecht David Gabriel Freiherr v. Groß, ermöglicht. Groß sollte ab Ostern 1803 das Amt des Direktors versehen (vgl. Akademie in Belvedere, in: Neuer Teutscher Merkur, 1803, 2. St., S. 144–152). 19f. Kotzebue (…) Löwensternische Quartier: Das Haus von Johanna Sophia v. Fritsch. Später fand der erneute Wohnungswechsel statt: Das Allerneuste ist, daß in 4 Wochen Löwensterns kommen (Christina Friederike v. L. und ihre Tochter Auguste) und in Fritschens Haus wieder ziehen; und der Herr von Kotzebue geht nach Berlin und von da nach Wien, wo er für immer bleiben will. (Christiane Vulpius an Goethe, 17. März 1802, Gräf 1, S. 391) 23 Ludekus: Johann August Ludecus (1742–1801), Steuerrat und Geheimsekretär der Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, starb am 23. Oktober (vgl. die Todesanzeige in: Reichs-Anzeiger, Nr. 290, 5. November 1801, Sp. 3814). Ludecus war seit 1793 mit Johanne Caroline Amalie, geb. Kotzebue (1757-um 1827) verheiratet, der Tochter eines älteren Bruders von August v. Kotzebues Vater. Carolines Mutter, Ludecus’ Schwiegermutter, J. G. M. v. Kotzebue, geb. Schwarzenstein (1726–1795) war als Witwe nach Weimar gezogen, die Tochter seit 1790 Kammerfrau der Herzoginmutter Anna Amalia (vgl. Mathes 1970, S. 345). 27 Die Brüder nach Terenz: Die Uraufführung von Einsiedels Bearbeitung von Terenz’

Von Gottlob von Egloffstein, o. O., o. D. (Weimar, vor dem 20. November 1801)

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Adelphi (Brüder) fand am 24. Oktober, dem Geburtstag der Herzoginmutter Anna Amalia, statt. Ihr hatte, wie Böttiger in seiner Aufführungsbesprechung im Journal des Luxus und der Moden schrieb, auch Goethe schon sein deutungsvolles Maskenspiel (Paläophron und Neoterpe) zum Eintritt des neuen Jahrhunderts gewidmet (Die Brüder des Terenz mit Masken aufgeführt; auf dem Hoftheater in Weimar, November 1801, S. 619). Die Inszenierung von Einsiedels Stück habe schon dadurch gewonnen, daß die Möglichkeit, mit Masken zu spielen, der ganzen Sache bewiesen wurde (ebd., S. 622; vgl. auch Böttiger an Goethe, 25. Oktober 1801, Goethe, Regesten 3, Nr. 1393, S. 380).

112. Von Gottlob von Egloffstein, o. O., o. D. (Weimar, vor dem 20. November 1801) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,491 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Adresse: S Reichsfreyhochwohlgeb / Herrn Cammerjuncker und legations- / Rath Reichsfreyherrn von / Seckendorff / zu / Regenspurg / fr Poststempel: de weimar Empfängervermerk: pf. R. d 20n N. / li. o.: N.o 2. Erläuterungen 6f. Reichshofraths Angelegenheiten: Vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, 19. August 1801. 16 BanAmt: Unsichere Lesung. 23f. Dr Müller (…) angestellt worden: Der in Göttingen und Erlangen ausgebildete Jurist Friedrich Müller (1779–1849), Anfang 1807 von Herzog Carl August in den Adelsstand erhoben, war bereits durch Vermittlung Gottlob v. Egloffsteins nach Weimar gekommen und avancierte nach seiner Assessorentätigkeit im April 1803 zum Regierungsrat bei der Regierung, dem obersten Justizkollegium des Herzogtums (vgl. dessen Briefe an Seckendorf vom 12. Oktober 1802 und 24. Februar 1803). 28 meinen Abschied: Vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, 21. Dezember 1801.

113. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 20. November 1801 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. d 25n / b. d 3t Dec. / li. o.: No. 8. Erläuterungen 2 Linker: Nicht ermittelt. Zu dem Vorfall vgl. auch den folgenden Brief Carl Bertuchs an Seckendorf, 23. November 1801. 5 den Großvater: Mit vielen Personen ausgeführter Tanz, ursprünglich zu Hochzeiten; vgl. DWb 4.1/6, Sp. 588: „groszvatertanz (…) ein alter reigen, (…) so genannt nach dem anfang des zugehörigen liedes: und als der groszvater die groszmutter nahm“.

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Von Carl Bertuch, Weimar, 23. November 1801

14 Julie: Henriette („Jette“) v. Egloffsteins Tochter Julie. 19 Johanna bey Kotzebue aufgeführt: Von der kleinen Aufführung berichtet auch Friedrich v. Gentz in einem Tagebucheintrag vom 19. November 1801: (…) à 6 heures je suis allé chez M. de Kotzebue, où il y avait un thé, et une petite représentation dramatique; on a exécuté le prologue de Jeanne d’Arc de Schiller, et un méchant proverbe. – La première de ces représentations m’a singulièrement frappé; le rôle principal a été joué par Mlle d’Imhoff (…) Il y avait, outre elle, la princesse, Mlle de Wolffskehl, Mlle de Göchhausen, deux comtesses d’Egloffstein, MM. de Dankelmann, de Fritsch, Wieland, Kraus, etc., etc. (zitiert nach Starnes, Wieland 3, S. 80). Von einer weiteren, aus Anlaß der von Kotzebue geplanten Schiller-Feier vorgesehenen Aufführung einzelner Szenen aus der Jungfrau berichtet Henriette v. Egloffstein in ihren handschriftlich überlieferten Memoiren (vgl. BeaulieuMarconnay, Cour, S. 74f.). 20 Amelie: Amalie v. Imhoff; vgl. die vorige Erl. 35 Auszug von Adelungen: J. C. Adelung über den Deutschen Styl, im Auszuge von Theodor Heinsius (…), Berlin, in der Vossischen Buchhandlung. 1800. 38 Sprichwörter: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 11. Dezember 1801, Erl. zu Donnerstagszirkel. 39 au: Textverlust durch Beschädigung des Blattes. 41 der 2te Decbr: Seckendorfs Geburtstag. 44 Meyer (…) der Verfasser von Ti e f u r t h : Nikolaus Meyer (1775–1855), der in Jena Medizin studiert hatte und in den Jahren 1800/01 längere Zeit im Haus Goethes zu Gast war; zu ihm vgl. Meier, Vulpius, pass. Meyers Poem, Tiefurth. Eine Phantasie war 1801 bei Göpfert in Jena im Druck erschienen. Möglicherweise ist das in seiner Art incomparable Carmen Anonymi wovon letzthin bey unsrer Fürstin in Tiefurt die Rede war (Wieland an Böttiger, 16. August 1801, Wielands Briefwechsel 15.1, S. 460) damit identisch.

114. Von Carl Bertuch, Weimar, 23. November 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,333 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. R. d. 29t / b d 11tn Dec. / li. o. (wie auch bei den anderen BertuchBriefen wahrscheinlich von Seckendorf durchnumeriert): No. 1 D: Obser, S. 7 (TD) Erläuterungen 15 Grf. Beust: Karl Leopold Graf v. Beust (1740–1827). 16 Grosvater: Tanz; vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 20. November 1801. 23 more consulto: Mit Absicht. 44 Schwarzenfels: Vielleicht der 1810 in die Weimarer Loge Anna Amalia aufgenommene Kammerherr Ernst Friedrich v. S. (vgl. Starnes, Wieland 3, S. 366); die übrigen Beteiligten nicht ermittelt. 50 Stolpe: Eigentlich Stulpe, breiter Aufschlag am Handschuh oder Ärmel. 74 Verhältniß mit der Augusta: Nicht ermittelt. 78–80 Kozebue (…) Fêten: Für seinen bereits seit Sommer geplanten Aufenthalt in Weimar sollte Kotzebue das Haus des weimarischen Regierungsrats Carl Wilhelm Fried-

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rich v. Fritsch (oder von dessen Vater, Jakob Friedrich v. Fritsch) beziehen. Henriette v. Knebel berichtet ihrem Bruder Karl Ludwig am 17. Dezember 1801: Diesen Abend werden wir zum Thee (…) bei Kotzebue sein, welcher sich vorgesetzt hat, die hiesige schöne Welt zu erfreuen und zu amüsiren, und deshalb alle Donnerstage Gesellschaft gibt, wo wir auch zuweilen sind. Es gibt da Vorlesungen und Späße, und er läßt sichs wirklich angelegen sein, seine Gäste artig zu unterhalten. (Knebel, Briefwechsel, S. 142; vgl. auch Böttiger an Kotzebue, 10. August 1801, in: Maurach 1987, S. 51, und Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 30. Oktober 1801) 85 Kreutzfahrern: Im Auftrag Ifflands schrieb Kotzebue zur Eröffnung des neuen Berliner Schauspielhauses am Gendarmenmarkt die Stücke Die Kreuzfahrer und Des Teufels Lustschloß. Bei den Eröffnungsvorstellungen am 1. und 2. Januar 1802 war Kotzebue anwesend (vgl. Mathes 1969, S. 279). 89 Nathan der Weise: Die Weimarer Erstaufführung von Lessings Drama in der Bearbeitung Schillers fand am 28. November 1801 statt. 97 Herder: Der unten nochmals genannte August Herder (1776–1842) hatte 1797–1800 an der Bergakademie in Freiberg studiert und ging anschließend, weil seine Bewerbung für eine Auditorsstelle am dortigen Bergamt nicht angenommen wurde, zum juristischen Studium nach Wittenberg, wo er – allerdings erst am 3. Juli 1802 – seine Dissertation verteidigte (vgl. Wappler, S. 79–83). 100 Gerhardt: Carl Abraham Gerhard (1738–1821), der leitende Beamte in der Administration des preußischen Bergbaus (vgl. ADB 8, S. 772f.).

115. Von Karl August Böttiger, Weimar, 11. Dezember 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,355 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. d 16tn / b. 5t Jan. 1802. / li. o.: No. 2. D: Obser, S. 14 (TD) Erläuterungen 2f. Gräfin von Egloffstein: Henriette v. E. 7 im Modenjournal u. Merkur: In der Rubrik Künste veröffentlichte Böttiger Seckendorfs Beitrag Verhandlungen wegen des Nazionaldenkmals auf den Erzherzog Karl (Neuer Teutscher Merkur, 11. St., November 1801, S. 225–229; ohne Verfasserangabe). Mit demselben Datum wie dieser Aufsatz im Merkur – Regensburg, den 16. Oktbr. 1801 (zugleich das Datum des Briefs von Seckendorf an Böttiger) – erschien ein ebenfalls anonymer Beitrag, Regensburger Theater, im Journal des Luxus und der Moden (16. Bd., November 1801, S. 605–607), der demzufolge auch auf Seckendorf zurückgeht. 9f. öffentlich an Sie gerichteten Wunsch: Als abschließende Anmerkung des Redakteurs Böttiger zu Seckendorfs Beitrag: Wir bitten den uns höchstachtungswürdigen Herrn Einsender um fortgesetzte Nachrichten wegen dieses Denkmals, wobei die Verhandlungen zugleich als Eudiometer der teutschen Kunst-Aufklärung gelten, und in mehr als Einer Rücksicht dem patriotischen Beobachter belehrend seyn müssen. B. (Neuer Teutscher Merkur, ebd., S. 229). 10f. dieses „Denkmal (…) Klopstock: Nicht ermittelt.

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13 ein Casino: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802. 16f. Ludecus Tod: Johann August L. (geb. 1742) starb am 23. Oktober 1801; vgl. Einsiedel an Seckendorf, 2. November 1801. 18f. H. v. Wolzogen (…) Oberhofmeister (…) Geheimerathscollegiums: Wilhelm v. Wolzogen war durch Dekret vom 10. August 1801 zum Oberhofmeister ernannt worden und hatte am 4. Dezember Sitz und Stimme im Geheimen Consilium erhalten (zu den Auswirkungen dieser Personalie vgl. auch die Briefe Gottlob v. Egloffsteins an Seckendorf, 21. Dezember 1801, und Seckendorf an Böttiger, 12. März 1802). 21 Donnerstagszirkel: Vgl. Charlotte v. Schiller an Fritz v. Stein, 2. Januar 1802 (Urlichs 1, S. 465): Bei Kotzebue ist Donnerstags immer Gesellschaft; da werden Sprüchwörter dramatisiert und allerlei Spässe gemacht, auch Scenen aus der Jungfrau sind gespielt worden, wo Amalie (v. Imhoff) die Heldin war. Kotzebues Geselligkeit konkurrierte mit der cour d’amour oder Mittwochsgesellschaft, zu der ihm der Zutritt verwehrt blieb (vgl. auch Henriette v. Egloffstein, 30. Oktober 1801, und Caroline v. Egloffstein, 20. November 1801, an Seckendorf). 23f. Hr v. Aretin (…) Verunglimpfung: Im September-Heft des Neuen Teutschen Merkur (9. St., 1801, S. 68–73) hatte der anonyme Verfasser – G. F. Winckler (?) – von Korrespondenz-Nachrichten aus Paris (Chaussard. Hr. v. Aretin. Dr. Bojanus. Fremde in Paris. Neue Einrichtung der Nazionalbibliothek, datiert auf den 24. Thermidor bzw. 2. August 1801) Johann Christoph v. Aretin unterstellt, er sei nach Paris in der Absicht gereist, sich als auswärtiges Mitglied des Nazionalinstituts aufnehmen zu lassen (S. 69). Überdies sprach er ihm die wissenschaftliche Qualifikation für ein solches Amt ab. Dagegen verwahrte sich Aretin in einer Berichtigung. München, den 24sten November 1801 (ebd., 12. St., Dezember 1801, S. 308–312). 27 Herausgabe seiner Abhandlungen: In seiner Gegendarstellung kündigte Aretin den Druck zweier Abhandlungen über einige bisher noch dunkle Stellen in der teutschen und französischen Geschichte an (Neuer Teutscher Merkur, ebd., S. 312). 33f. Nathan (…) von Schiller verkürzt und überarbeitet: Die Erstaufführung des überarbeiteten Lessing-Stücks hatte am 28. November 1801 stattgefunden (vgl. auch Carl Bertuch an Seckendorf, 23. November 1801). 36 Vohße: Heinrich Vohs (1762–1804). 37 Jon von Hr v. Humbold: Zu diesem Gerücht über den lange geheim gehaltenen und noch auf dem Programmzettel der Uraufführung nicht genannten Verfasser (August Wilhelm Schlegel) des Jon vgl. Caroline Schlegel an A. W. Schlegel, 20./21. Dezember 1801 (Waitz, Caroline 2, S. 241f.): Frommann war vorigen Mittwoch drüben (in Weimar) und mit Kotzebue in Einer Loge. Kirmes (Kirms) kommt zu ihnen und spricht von dem neuen Stück, weiß aber noch nichts vom Verfasser als die Neugier, und Kotzebue trägt die (vielleicht Böttcherische) Hypothese vor: es sey von Wilhelm Humboldt, der Kirmes beystimmt, weil sich Goethe so viel Mühe damit gäbe, daß er sich sehr dafür interressiren müsse. Am Sonnabend (19. Dezember) ist Frommann wieder mit den nehmlichen Personnagen zusammen, da wissen sies auf einmal (…). Böttiger war demnach beim Abfassen des Briefes an Seckendorf noch ein Opfer der zwischen Schlegel und Goethe verabredeten Geheimhaltung (vgl. Hecker, S. 240). 39 Turandot: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 1. Februar 1802. 41 Creuzfahrer: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 23. November 1801. 46 Carolinischen Monument: Zum o. g. Denkmal auf Erzherzog Karl. 48 Göthes u. Meyers Urtheil: Böttiger hatte seine Information aus einer von Goethe

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unterzeichneten Ankündigung im Intelligenzblatt der Jenaer Allgemeinen Literatur-Zeitung, Nr. 234, 9. Dezember 1801: Der in den „Propyläen“ für dieses Jahr ausgesetzte Preis (…) ist abermals unter die Herren Nahl zu Kassel und Hoffmann zu Köln in gleichen Teilen verteilet worden. Das Resümee der Kunstausstellung von 1801 mit den ausgeschriebenen Aufgaben fürs laufende Jahr (1802) wurde von Goethe Im Namen der vereinigten Kunstfreunde in der Extra-Beilage zum 1. Januar 1802 zur Allgemeinen Literatur-Zeitung veröffentlicht (zitiert nach Goethe, FA I 18, S. 820 und 821–839; vgl. auch Carl Bertuch an Seckendorf, 25. Oktober 1802). 49 Nahl (…) Hofmann: Johann August Nahl (1752–1825) und Joseph Hoffmann (1764–1812) erhielten jeweils die Hälfte des für 1801 ausgesetzten Preises für ihre Zeichnungen zum Thema „Achill auf Skyros“.

116. Von Gottlob von Egloffstein, Weimar, 21. Dezember 1801 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,492 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. d 26n Dec. / b. d 5t Jan. 1802. / li. o.: N.o 3. Erläuterungen 3 meine Entlassung: Egloffstein, der neben anderen Ämtern seit 1799 als Direktor der Stadt- und Landpolizei amtierte, legte die Geschäfte im Regierungsdepartement nieder, weil er sich durch Herzog Carl Augusts Entscheidung, Wilhelm v. Wolzogen ins Geheime Conseil zu berufen (per Dekret vom 4. Dezember 1801), übergangen fühlte. Vgl. Caroline Herder an Knebel, 9. Dezember 1801: Gestern ist der Herr Oberhofmeister von Wolzogen als Geheimrath ins Conseil eingeführt worden. Die ganze Stadt hat geglaubt, daß der Kammerherr Egloffstein ins Conseil käme. Da hat sich nun die Stadt geirrt. Man sagt, Egloffstein wäre gestern verreist. (Düntzer, Knebel 2, S. 21) Carl August war die kompromißlose Reaktion seines Beamten offenbar unangenehm, da er Egloffstein, der den Hofdienst nicht gänzlich quittieren wollte, anschließend die Beibehaltung der Besoldung zusicherte und ihn ein Jahr später in das Amt eines Hofmarschalls einsetzte (vgl. auch Sophie v. Egloffstein an Franz Oberthür, 15. Januar 1802, in: Egloffstein, Zeugnisse, S. 219). 16 Jette und Caroline: Gottlobs Schwester Henriette und seine Ehefrau Caroline.

117. An Karl August Böttiger, Regensburg, 5. Januar 1802 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 4 3 Bl., 8o Erläuterungen 3 nekrologischen Artikel: Seckendorfs Nekrolog Johann Filipp Ostertag erschien im redaktionellen Teil des Neuen Teutschen Merkur, 1. St., Januar 1802, S. 38–46. Den Nachruf auf den Übersetzer klassischer Autoren und Lehrer am Gymnasium Poeticum in Regens-

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burg (1734–1801) beschloß eine Nachschrift, die als Subskriptionsanzeige für eine von Seckendorf mitinitiierte Herausgabe von Ostertags kleinen Schriften diente (vgl. auch die folgenden Briefe an Böttiger). Eine weitere Ankündigung, nunmehr wie von Seckendorf gewünscht, im Intelligenzblatt, erschien im 7. Stück des Neuen Teutschen Merkur, Juli 1802, S. XXVIIf. (mit der Verlängerung der Subskriptionsfrist bis zum 1. November 1802). Die Sammlung Auswahl aus den kleinen Schriften des verstorbenen Professors und Rektors am Gymnasium zu Regensburg, Johann Filipp Ostertag, erschien jedoch erst 1810 (bei Seidel in Sulzbach) mit einer Vorrede der Herausgeber, zu denen auch Seckendorf zählt. Auf dessen Vorarbeiten für eine Biographie seines Lehrers wird in der auf August 1809 datierten Vorrede hingewiesen: Herr Baron Leopold von Seckendorf übernahm, aus unserer Mitte, die Auswahl der Ostertagschen Schriften, ihre Zusammenstellung, die Besorgung des Drucks und der Korrectur. Er versprach auch: die Biographie seines innigst geliebten Lehrers und Freundes zu liefern; aber an der Erfüllung dieses Versprechens hinderten Ihn immer neu eintretende anderweitige Umstände und Verhältnisse. Als Er uns zulezt die Unmöglichkeit, uns hierin zu genügen, erklärte, sahen wir uns in neuer Verlegenheit; denn verschiedene Versuche, einen gleich würdigen Biographen für unseren O s t e r t ag aufzufinden, blieben fruchtlos. Endlich gab der hiesige Herr Konsistorialrath M. G a m b e r t (Philipp Friedrich Gampert) unseren Bitten nach, und übernahm diese Arbeit (ebd., S. V; zu Ostertag vgl. Schmid, Regensburg 2, S. 932). 14 G… à portée: Wo es Gädicke möglich ist. In einer Anmerkung zu Seckendorfs Nekrolog bzw. Ankündigung (a.a.O., S. 46) schrieb Böttiger: In hiesigen Gegenden wird die Verlagshandlung des Merkurs mit Vergnügen sich dieser Subskriptionssammlung unterziehn. 17f. Übersezung des Lukans: Marcus Annaeus Lucanus (39–65 n. C.); zu Übersetzungen von dessen Hauptwerk Bellum civile oder Pharsalia über den Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompeius vgl. unten. Im Nekrolog (S. 40f.) berichtete Seckendorf über Ostertags Projekt: Lukan war der Lieblingsgegenstand der Arbeiten seiner letzten Jahre. Mit Liebe und Unverdrossenheit arbeitete er an einer Uebersetzung der Farsalien. Es sollte sein letztes und gelungenstes Werk werden. (…) Ich freue mich indessen, dem Publikum im Voraus ankündigen zu können, daß der erste Theil dieser Uebersetzung zum Drucke fertig bereits in den Händen des Verlegers, der Seidlischen Kunst- und Buchhandlung zu Amberg, daß der zweite und letzte Theil ebenfalls größtentheils fertig ist, und durch die vereinten Bemühungen seiner Freunde aus den hinterlassenen Papieren möglichst ergänzt werden, und als vollständiges Werk erscheinen wird (vgl. auch Schmid, Regensburg 1, S. 37). 23 Stelle (…) Weishaupt betreffend: Die Stelle über den Gründer des Illuminatenordens Johann Adam Weishaupt (1748–1830), der nach seiner Entlassung als Professor an der Universität Ingolstadt 1785 vorübergehend in Regensburg Zuflucht fand, wurde nicht gestrichen. Sie lautet in Seckendorfs Nachruf: So achtete er (Ostertag) in jenen Tagen, wo alles gegen Weishaupt sich verschworen hatte, und jedermann den ersten Stein aufzuheben eilte, in diesem stets den redlichen Mann und den angenehmen Gesellschafter, und war sein inniger Freund, als jener sich einige Zeit in Regensburg aufhalten mußte, ob er gleich aus Grundsätzen kein Freund von geheimen Gesellschaften war, und allen Einladungen dazu jederzeit mit Festigkeit widerstand. (Nekrolog, S. 41f.) 26 Ihren lezten Brief: Vom 11. Dezember 1801. 29 Schüzengraben vulgo Lotte: Nicht geklärt; den Abschluß der heutigen Schützengasse bildet das Wittumspalais.

An Karl August Böttiger, Regensburg, 5. Januar 1802

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31 Eglofsteins Geschichte: Vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, 21. Dezember 1801. 33 Casino, hier Harmonie genannt: Die Regensburger Lesegesellschaft Harmonie war am 1. November 1801 gegründet worden, die erste Mitgliederversammlung fand am 18. November statt. Seckendorf hatte wesentlichen Anteil am Zustandekommen des sich aus Adel und gehobenem Bürgertum zusammensetzenden Clubs. Das in der Staatlichen Bibliothek Regensburg aufbewahrte gedruckte Alphabetische Verzeichnis sämmtlicher zur Gründung der Gesellschaft unterzeichneter ordentlicher Mitglieder der Harmonie (Rat. civ. 443) enthält neben dem Namen Baron Seckendorf, Sohn den handschriftlichen Vermerk Secretair, auch der Vater, Christoph Albrecht v. Seckendorf, wird als Mitglied aufgeführt. Wie aus Briefen des Abtes von St. Emmeram, Roman Zirngibl, hervorgeht, wurde die bis 1837 bestehende Harmonie sehr bald zu einer bedeutenden Institution: In der Stadt Regensburg befindet sich in dem prächtigen Gesellschafthause eine Harmonie, welche aus 160 ordentlichen Mitgliedern besteht. Man findet in derselben alle Journale, Recensionen, und vorzügliche Zeitungen. Der Lesesaal ist mit Wachskerzen beleuchtet, und steht täglich 8 Stunden offen. Nur adeliche, und honoratiores werden aufgenommen. (…) Die meisten H. Gesandte, und alles was Kopf hat, ließ sich aufnehmen. (Zirngibl an Lorenz Westenrieder, 29. Januar 1807, in: Kraus 1, S. 143; vgl. auch Ausstellung Regensburg 1998, S. 121–123; Neubauer, Regensburg, S. 41–44; Neubauer, Kulturelles Leben, S. 930f.). 35f. gleichen Gesellschaft: Ein Passus der wohl im wesentlichen auf Seckendorf zurückgehenden Verfassung und Geseze der Harmonie zu Regensburg. Entworfen und angenommen in der Generalversammlung am 18. November 1801 (gedrucktes Exemplar, o. O. [Regensburg] 1802, in der Staatlichen Bibliothek Regensburg, Rat. civ. 343, unpag., 1. Abschnitt, § 2) lautet entsprechend: Die Gesellschaft entsagt (…) bei der Wahl ihrer Mitglieder notwendig allen ausser ihr bestehenden Rücksichten und Verhältnissen derselben unter sich, und macht keinen Unterschied zwischen Stand, Rang und Würde. 38 Ballotage: Geheime Abstimmung. Die Verfassung und Geseze der Harmonie sahen vor, daß Ueber jeden, der sich zur Aufnahme in die Gesellschaft, als ordentliches oder außerordentliches Mitglied meldet (…) ballotirt wird (a.a.O., 3. Abschnitt, § 1), und legten dafür ein geheimes Wahlverfahren fest. 39f. Stifter (…) ersten Beamten: Im gedruckten Mitgliederverzeichnis der Harmonie (a.a.O.) sind neben dem Secretair Seckendorf die weiteren Beamten, d.h. Angehörige des sogenannten Verwaltungsausschusses mit handschriftlichem Vermerk genannt, darunter der Kurmainzer Direktorialgesandte Andreas Baron Steigentesch Praesident, Baron Thon Cassier, Baron Eyben Aufseher, Seckendorfs späterer Mithäftling auf dem Hohen Asperg, Christian Friedrich Baz, Legazionsrath I. Suppl. (Beisitzer), und Heinrich Johann Thomas v. Bössner, Rath II. Suppl., der Mitherausgeber des Ostertag-Schriften. 42 in unsrem glüklichen Zirkel: Dem Club von Weimar; vgl. Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801. 43 Schmerzenslager: Nach der Verwundung im Duell; vgl. Brühl an Seckendorf, 30. Dezember 1800 48f. Göthe (…) Klub: Vgl. Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 30. Oktober 1801. 52 Schlitten gefahren: Vgl. den folgenden Brief Seckendorfs an Böttiger vom 12. März 1801. 55 La Harpe den Lucan übersezt: Jean-François de La Harpe (1739–1803), französischer Dichter, Kritiker und Philosoph. Eine Lukan-Übersetzung La Harpes konnte nicht ermittelt werden (vgl. auch Böttigers Antwort vom 1. Februar 1802). Die Ankündigung einer –

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Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 12. Januar 1802

nicht spezifizierten – Übersetzung aus dem Französischen durch Johann Franz La Harpe meldet das Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Nr. 88, 25. Juni 1800, Sp. 736. 60 Marmontels: Die Prosaübersetzung von Lucain, La Pharsale des französischen Schriftstellers und Enzyklopädisten Jean-François Marmontel (1723–1799) erschien in 2 Bänden, Paris 1766. 63 zitirten Impressa: In Seckendorfs Nachruf heißt es: Den rohen Abriß seiner Lebensumstände finden Sie in der beiliegenden Gedächtnißrede; das Verzeichniß seiner Schriften steht im Meusel V. Band, geht aber nur bis 1797. Die letzte, die im Druck erschienen, ist eine Rede, gehalten am 24ten März des eben abgelaufenen Jahres, bei Gelegenheit der Preisvertheilung auf dem Gymnasium, und besteht in einigen Bemerkungen über die Privat- und öffentliche Unterweisung der Jugend in Regensburg. (Nekrolog, S. 39) 64 vale, faveque: Leben Sie wohl und bleiben mir gewogen. 66 Monument: Das geplante Nationaldenkmal auf den Erzherzog Karl; vgl. Böttiger an Seckendorf, 11. Dezember 1801. 68 Theater (…) Totalreform: Nach Elias Gumperts (vgl. Seckendorf an Schiller, 19. Juni 1801) übernahm 1802 Johann Gottfried Edler von Tönniges die Leitung des Regensburger Theaters. Unter seiner bis Anfang März 1804 währenden Leitung erfolgte eine deutliche Anhebung des Niveaus durch Aufführungen von Stücken Goethes, Schillers und Lessings (vgl. Neubauer, Regensburg, S. 77f.). 70 ein Komödienzettel: Liegt nicht mehr bei. 71–73 Mozart (…) Schikaneder: Emanuel Schikaneder, der Librettist von Mozarts Zauberflöte, war 1787–1789 fürstlicher Schauspieldirektor am Regensburger Theater. Angesprochen ist möglicherweise Schikaneders Fortsetzung von Mozarts Zauberflöte, der von Peter v. Winter (nicht von Wenzel Müller) komponierte und 1798 in Wien uraufgeführte Zweyte Teil der Zauberflöte unter dem Titel Das Labyrinth oder: Der Kampf mit den Elementen. Winters Musik „ist Mozart nachempfunden. (…) Der Erfolg in Wien war groß, auch in Deutschland gab man sie“ (Egon Komorzynski, Emanuel Schikaneder. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters, Wien 1951, S. 303). 74 dramatischen Miszelle: Nicht ermittelt. 75 Auftrag an Aretin: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 11. Dezember 1801.

118. Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 12. Januar 1802 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/90 1 Dbl., 8o Zweite Nachschrift Z. 35–40 auf S. 2 u. 3 kopfstehend auR u. oR d. Bl. Empfängervermerk: pf. am 16t / b. 18t. / li. o.: No. 12. Erläuterungen 4 Ihr lezter Brief: Nicht überliefert. 8 freudenlos: freundenlos Hs. 12f. Unmuth u Sorge: Hintergrund der Äußerung sind wahrscheinlich persönliche Probleme, die sich aus der zerrütteten Ehe der Briefschreiberin ergaben. Henriette hatte

Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 29. Januar o. J. (1802)

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1788 aus Gründen der Familienräson einen Cousin, den aus Ostpreußen stammenden Grafen Friedrich L e o p ol d v. Egloffstein, geheiratet. In der um einer engeren Verbindung der ostpreußischen Linie des Gatten mit Henriettes fränkischer Sippe willen geschlossenen Ehe fühlte sie sich nicht glücklich; bereits 1800 zog sie mit ihren fünf Kindern nach Weimar, während Graf Leopold als Ritterhauptmann des Kantons Steigerwald in Erlangen lebte. Die Scheidung erfolgte am 14. August 1802 (vgl. Egloffstein, Chronik, S. 267; Fiebinger, Briefe Wielands, S. 296; abweichendes Scheidungsdatum 1803 bei Biedrzynski, S. 69). 19 Caroline: Die Schwägerin Caroline v. Egloffstein, geb. v. Aufseß. 20 einen Plan: Dazu nichts Näheres bekannt; vgl. aber Henriettes Brief vom 8. Februar 1802. Die folgenden Personen und Zitate nicht ermittelt. 30f. Ion (…) macht groses Aufsehen: Zu den Begleiterscheinungen der Uraufführung von August Wilhelm Schlegels Jon am 2. Januar 1802 vgl. Carl Bertuchs Schilderung in seinem Brief an Seckendorf vom 12. März 1802. 35 J……: Caroline Jagemann. 37 Bögen: Nicht überliefert. 37 : Ergänzung des Hg.

119. Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 29. Januar o.J. (1802) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/90 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. d 3t Febr. / b. d 28 Aprl./4 Maj. / li. o.: No. 13. Erläuterungen 3 herlichen Aufzug: Zum Geburtstag der Herzogin Luise v. Sachsen-Weimar-Eisenach verfaßte Goethe auf Wunsch des Erbprinzen Carl Friedrich das Gedicht Maskenzug. Zum 30. Januar 1802. Während der szenischen Aufführung am Vorabend des Geburtstages wurden die auf einem Großfolio gedruckten Stanzen über die verschiedenen Dichtungsarten der Herzogin von dem damals zwölfjährigen August v. Goethe überreicht, der in der Rolle des Amor, des Gefährlichsten (v. 10), von Erato, der Muse (v. 9) der Liebesdichtung, verkörpert durch die Briefschreiberin, begleitet wurde. Vgl. die ausführlichere Beschreibung Carl Bertuchs im Brief an Seckendorf vom 18. Februar 1802, sowie Goethe an Henriette v. Egloffstein, 29. Januar 1802, WA I 51, S. 161; Goethe, FA I 6, S. 1390f., und Goethe, Tagebücher III.1, S. 75f. 7f. Prinz (…) Prinzes: Carl Friedrich v. Sachsen-Weimar-Eisenach und seine 15 Jahre alte Schwester Caroline; vgl. v. 1f. von Goethes Maskenzug: Wenn, von der Ruhmverkünderin begleitet, / Heroischer Gesang den Geist entzündet. 11 Linchen: Henriettes älteste Tochter Caroline („Line“), geb. 1789.

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Von Karl August Böttiger, Weimar, 1. Februar 1802

120. Von Karl August Böttiger, Weimar, 1. Februar 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,356 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: b. 12. Mart. / erh. den 6tn / li. o.: No. 3. D: Obser, S. 14f. (TD) Erläuterungen 4 Ostertag: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802. 10 Kasino: Vgl. ebd. 10f. Hr v Götz (…) Lenardo und Blandine: Joseph v. Götz gab 1783 Gottfried August Bürgers 1776 entstandene Ballade Lenardo und Blandine als Bildergeschichte mit zahlreichen Kupferstichen heraus: Lenardo und Blandine, ein Melodram nach Bürger in 160 Leidenschaftlichen Entwürfen. Erfunden und auf Kupfer gezeichnet von J. F. v. Götz, (o. O.) 1783. In seinem Nekrolog auf Ostertag hatte Seckendorf eine von Götz in Gips gefertigte Totenmaske des Verstorbenen erwähnt (Neuer Teutscher Merkur, 1. St., Januar 1802, S. 43). 14 La Harpe: Jean-François de La Harpe; vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802, auch zum folgenden. 15 Er sch in seinem Tresor literair: Gemeint ist wohl Johann Samuel Erschs La France literaire contenant les auteurs francais de 1771 à 1796, 3 Bde., Hamburg 1797/98. 16 Marmontel (…) von 1772: Ermittelt wurde lediglich Jean-François Marmontels Ausgabe von 1766: La Pharsale de Lucain, traduite en Francais par M. Marmontel de l’Academie Francais, 2 Bde., Paris 1766. 18 Luca von Rome: Die paraphrasierende Versübersetzung Lucan’s Pharsalia von Nicholas Rowe (1674–1718) erschien zuerst London 1718, eine weitere Ausgabe London 1790. 19 Märzstück des Modejournals: Im Journal des Luxus und der Moden, 17. Bd., März 1802, S. 136–148, erschien Goethes Beitrag Weimarisches Hoftheater als Reaktion auf die von ihm selbst bei Bertuch unterdrückte Rezension von Böttiger. Vgl. die ausführliche Dokumentation der Reaktionen auf die Weimarer Uraufführung von August Wilhelm Schlegels Jon am 2. Januar 1802 bei Fambach, S. 570–621; vgl. auch Carl Bertuch an Seckendorf, 12. März 1802. 22 Schillersche Turandot: Gozzis Turandot in Schillers Bearbeitung wurde am 30. Januar 1802, dem Geburtstag der Herzogin Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach in Weimar mit mäßigem Erfolg uraufgeführt und bei den weiteren Aufführungen, um das Interesse des Publikums zu wahren, jedesmal durch neue Rätsel modifiziert. 23f. soporifiques: Frz., einschläferndes. 26 Kleinstädter: Zu einer Weimarer Aufführung von Kotzebues Stück Die deutschen Kleinstädter kam es erst am 7. November 1803, da, wie Böttiger am 8. März 1802 an Rochlitz schrieb, nun auch Kotzebue, der sich Goethes eigenmächtige Correkturen in seinem neuesten ächt komischen Stücke „die Kleinstädter“ nicht gefallen lassen konnte – sie betrafen Stellen, worin Goethe Anspielungen auf seine Lieblinge die Schlegel witterte – nichts mehr von sich auf unserm Theater aufführen läßt (zitiert nach Fambach, S. 593). 27f. Erbprinz (…) Reise: Carl Friedrich trat die Reise, die ihn in Begleitung Wilhelm v. Wolzogens nach Stuttgart, Wien und Paris führte, am 24. Februar an.

Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 8. Februar o. J. (1802)

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121. Von Henriette von Egloffstein, Weimar, 8. Februar o.J. (1802) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/90 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. d 13t / b. d 28n Aprl. / 4n Maj. / li. o.: No. 14. Erläuterungen 2 Ihr lezter langer Brief: Nicht überliefert. 12 L. v. D.: Wahrscheinlich Luise v. Diede. 22 unsren Plan: Vgl. Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 12. Januar 1802. 24 Müller: Friedrich Müller. 27 Filomele Me reau: Sophie Mereau wohnte seit Dezember 1801 in Weimar, im Sommer 1802 verbrachte sie drei Wochen gemeinsam mit Henriette v. Egloffstein in Bad Lauchstädt. Ihrer Freundin widmete sie ein Gedicht An Henriette von ***, das im Göttinger Musenalmanach für das Jahr 1803 (S. 34f.) erschien (wieder abgedruckt bei Hammerstein 2, S. 36f.; vgl. auch Hammerstein 3, S. 78, und Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 10. Juni 1802). Philomele, dichterisch für Nachtigall; nach der Tochter des Königs Pandion von Athen, die in der Sage in eine Nachtigall verwandelt wird. 32 Sie (…) geth jezt nach Hoff: Christina Gertrude Baronesse v. Krusenstiern (1769–1803), August v. Kotzebues zweite Ehefrau. 33f. Gottlob hat sein Haus (…) verkauft: Nach einer Mitteilung von Sophie v. Egloffstein verdankte ihr Sohn Gottlob die neue Wohnung dem schlechtem Gewissen Herzog Carl Augusts nach dem Rücktritt Gottlobs von seinen Regierungsämtern (vgl. ders. an Seckendorf, 21. Dezember 1801): Alleweile in dem ich dies schreibe, heißt es in Sophies Brief an Franz Oberthür vom 15. Januar 1802, schickt der Herzog, da er vernahm, wir hätten einen so guten Käufer zu unsern Hauß, er offrire uns ein Herrschaffts-Hauß zur Wohnung, wen(n) unser Kauff richtig wurde. (Egloffstein, Zeugnisse, S. 219) 35 die Werthen: Werthern; Amalia v. Einsiedel, gesch. v. Werthern-Beichlingen (1757–1844), verh. mit August v. Einsiedel. 35 Gottfried: Henriettes Bruder, Kammerherr in Weimar (1769–1818), verheiratet mit Dorette v. Egloffstein, geb. v. Lenthe. 35 Tettaus: Die Familie des Stiefvaters der Schwägerin Caroline; der ansbachbayreuthische Offizier und Kammerherr Karl August Willibald v. Tettau (1737–1815) war verheiratet mit einer Schwester von Seckendorfs Mutter. 36 August: Bruder Henriettes. August v. Egloffstein (1771–1834) war seit 1795 Offizier in Diensten Carl Augusts. 38 Ahlefeld: Wohl die in Weimar aufgewachsene Schriftstellerin Charlotte v. A., geb. v. Seebach (1777/81–1849), die nach ihrer Eheschließung 1798 auf das schleswigsche Rittergut ihres Mannes Rudolf v. Ahlefeld gezogen war. 40 Caroline: Die Schwägerin, Caroline v. Egloffstein, geb. v. Aufseß. 42f. Gottlob (…) Dienst bei u n s r e r Herzogin: Nach der Niederlegung seiner Geschäfte in der Regierung Weimars beschränkte sich Gottlob v. Egloffstein, unter Beibehaltung der vollen Besoldung, auf den Hofdienst bei der Herzogin Mutter Anna Amalia (vgl. seinen Brief an Seckendorf, 21. Dezember 1801).

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Von Carl Bertuch, Weimar, 18. Februar 1802

122. Von Carl Bertuch, Weimar, 18. Februar 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,334 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 27. b. 18. Febr. / li. o.: No. 2 Erläuterungen 2 Deinen lieben langen Brief: Nicht überliefert. 9 Duellgeschichte: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 23. November 1801. 16 bon valets: Servile Menschen. 31 nach Ostindien: Adolf Freiherr v. Danckelmann (1777–1820 oder 1829), in Chiuchura in Bengalen geboren, studierte bis 1798 Bergbau in Freyberg. Nach den hier geschilderten Vorfällen erlangte er eine Anstellung bei der Holländisch-Ostindischen Compagnie (vgl. zu seinem Reisebericht im Journal des Luxus und der Moden die Erl. zu Carl Bertuch an Seckendorf, 14. Februar 1803). 1806 heiratete er Mariane Jagemann, eine Ehe, die nach skandalträchtigen Auftritten Danckelmanns 1815 wieder geschieden wurde (vgl. Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 622f., 787f. und pass.; Hamberger/Meusel 9, 1801, S. 225). 50–54 Erbprinzen (…) v. Wollzogen: Wilhelm v. Wolzogen war am 4. Dezember 1801 zum Oberhofmeister des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar ernannt worden und begleitete ihn im Frühjahr 1802 bei seinen Reisen u.a. nach Wien und Paris und an die deutschen Fürstenhöfe (vgl. Wolzogen, Geschichte, S. 154f.; Abreise von Weimar am 24. Februar). 54 Major v. Pappenheim: Wilhelm Maximilian Rabe von Pappenheim (1764–1815). 59 Hinzensternen: Franz August v. Hinzenstern (1770–1830), Erzieher des jüngeren Prinzen Bernhard von Sachsen-Weimar. 65 H–ns Tod: Duco van Haren; vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801. 69 Göthens Stanzen: Das von Goethe verfaßte Gedicht Maskenzug. Zum 30. Januar 1802, vgl. Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 29. Januar 1802. 74 Prinzeß: Caroline Luise v. Sachsen-Weimar. 74f. Fr. v. Stein auf Kochberg: Wohl Amalie v. Stein, geb. v. Seebach, eine Schwiegertochter von Charlotte v. Stein, verheiratet mit deren ältestem Sohn Karl, Gutsherr auf Kochberg. 75 Einzige Gräfin: Henriette v. Egloffstein. 76f. SchäferGedicht (…) Fumel: Vgl. die dritte Stanze in Goethes Maskenzug, in der die Idylle besungen wird, von Henriette v. Reitzenstein und Flavie Fumel allegorisch verkörpert. 77f. Momus (…) Fritsch: Hinzenstern als Gott des Tadels und des Spottes (Momos) und Karl Wilhelm v. Fritsch als bocksbeiniger Waldgeist, stellvertretend für die satirische Dichtungsart, Gegenstand der vierten Stanze. 84 die Kotzebue: Christina Gertrude, geb. v. Krusenstiern, August v. Kotzebues zweite Ehefrau. 85 Egloffsteinisch. Cammerherrn Damen: Caroline und Dorette, die Ehefrauen Gottliebs und Gottfrieds v. Egloffstein. 89 die kleine Sophie: Sophie Mereau, die im Dezember 1801 nach Weimar übersiedelt war.

An Karl August Böttiger, Regensburg, 12. März 1802

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123. An Karl August Böttiger, Regensburg, 12. März 1802 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 5 3 Bl., 8o Erläuterungen 7f. die gewünschte Nachricht: Auszüge aus dem vorliegenden Brief verwendete Böttiger für eine Korrespondenznachricht (Auszüge aus Briefen) Aus Regensburg, datiert jedoch auf den 30 März 1802, im Neuen Teutschen Merkur, 4. St., April 1802, S. 318–320. 9 Harmonie: Zur 1801 in Regensburg gegründeten Lesegesellschaft vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802. 23–32 Indessen (…) Schale begnügen: Diese Passage des Briefes zusammengefaßt, z.T. wörtlich im Neuen Teutschen Merkur, a.a.O., S. 318f. 25 Lesekabinets: Das in der Verfassung der Harmonie als Anhang gedruckte, mit handschriftlichen Ergänzungen versehene Verzeichnis der politischen und gelehrten Zeitungen, welche in den Lesezimmern der Harmonie vorhanden sind, umfaßte etwa 130 in- und ausländische Journale, darunter auch zahlreiche literarische und wissenschaftliche Zeitschriften (Verfassung, o.O. 1802, unpag. [S. 25–30], StB Regensburg, Rat. civ. 343). 26f. Nachahmer (…) München: In München wurde 1802 die Lesegesellschaft Musäum gegründet, zu deren Mitgliedern u.a. die Herausgeber der Zeitschrift Aurora, Aretin und Babo, zählten (vgl. Walch, Aurora, S. 123, 144). 29 in Frankfurt gestiftete Kasino: Davon berichtete Gerning in seinem Beitrag Ueber Frankfurt am Main im Neuen Teutschen Merkur, 2. St., Februar 1802, S. 154–158, hier: S. 158: Die seit 12 Jahren bestehende Lesegesellschaft ist unter Schwarzkopfs thätiger Mitdirekzion neu organisirt worden. Ein Casino wird, der vielen Fremden wegen, in einem neuen Gebäude errichtet, wo zugleich der Freimaurer-Klub sich versammeln soll. 35–50 Sie haben doch (…) Sache liegen: Wörtlich übernommen in Seckendorfs Korrespondenznachricht im Neuen Teutschen Merkur, a.a.O., S. 319f. 35f. Schlittenfahrt der hiesigen Exjesuitenschüler: Die Schlittenfahrten der Studenten des katholischen Gymnasiums St. Paul in Regensburg waren ein seit dem 18. Jahrhundert bestehender Brauch. „Mit dieser Schlittenfahrt wurde den Regensburgern auf lebendige Weise das Bild einer verkehrten Welt, der Welt ‚à la mode‘, vorgeführt. Repräsentanten von Völkern und Nationen, Vertreter politischer Ereignisse und Zustände, von Berufen, Charakteren und menschlicher Schwächen waren auf mehr oder weniger geistreiche Weise zu Gruppen zusammengestellt worden, die grotesk-humoristisch wirken sollten.“ (Emilie Huber, Die Schlittenfahrt der Studenten 1792, in: Feste in Regensburg. Von der Reformation bis zur Gegenwart, hg. v. Karl Möseneder, Regensburg 1986, S. 422–425, hier: S. 423; vgl. auch Kleinstäuber, S. 143; Nestler, S. 119) 38 §. 39. und 43.: Nach einer von Seckendorf nicht eigens erwähnten gedruckten Beilage zu seinem Brief, in der die einzelnen Motivgruppen der Schlittenfahrt vorgestellt wurden: Grundriß des neuesten Geschmackes. Ein Denkmal der Verehrung (…) bey Gelegenheit einer feyerlichen Schlittiade der Herrn Musensöhne in der k. freyen Reichsstadt Regensburg den 18 Jäner 1802 (StB Regensburg, Rat. civ. 606d). Daraus entnahm Böttiger für die Wiedergabe des Briefs im Merkur die Anregung für eine erläuternde redaktionelle Anmerkung: Die 39 Gruppe gab einen Kourier mit einem Entschädigungsplan zum Besten, und No. 43 hatte einen Kannengießer zum Vorreiter, und im Schlitten saß ein Peru-

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An Karl August Böttiger, Regensburg, 12. März 1802

quenmacher und Pfannenflicker, die den Lüneviller Frieden glossirten, Entschädigungen ausmittelten u. s. w. Alles, heißt es im gedruckten Plan, nach dem Neuwieder. Den genannten Druck legte auch Achim von Arnim, der sich zur gleichen Zeit wie Seckendorf in Regensburg aufhielt und zu ihm Kontakt aufnahm, einem Brief (oder Briefentwurf) an seinen Freund Clemens Brentano bei, um ihn ebenfalls zu einem Zeitschriftenbeitrag über dieses lokale Ereignis anzuregen (vgl. Hartwig Schultz, Frühe Zeugnisse zum Freundschaftsbriefwechsel von Arnim und Brentano, in: JbFDH 2003, S. 108–122, hier: S. 115, 119–121; ders., Freundschaftsbriefe 1, S. 6; Nestler, S. 119). 38f. Reichsdirectorialis v. Steigentesch: Andreas Freiherr v. Steigentesch (1743–1802), seit 1798 als Kurmainzer Reichsdirektor Gesandter in Regensburg. 40 Thurn: Joseph Benedikt Wilhelm Graf v. Thurn und Valsassina-Wardegg (1744– 1825), Gesandter am Reichstag, Domdechant und Domprobst in Regensburg. 44f. Erzherzog Karl (…) Statue: Das Vorhaben, Erzherzog Karl v. Österreich (1771– 1847), den Bruder Kaiser Franz II. und erfolgreichen Feldherrn der Zweiten Koalition, durch ein Denkmal zu würdigen, tauchte erstmals 1800 auf, geriet jedoch wegen der ursprünglich geplanten, am Petersburger Denkmal für Peter den Großen orientierten Ausführung in die Kritik. Ein neuerlicher Vorschlag des schwedischen Gesandten am Regensburger Reichstag, Knudt Bildt (als Vertreter des der schwedischen Krone gehörenden Herzogtums Vorpommern) rief wegen der zu erwartenden Kosten eines Denkmals nach Plänen des Bologneser Baumeisters Santini das „Mißbehagen“ des Reichtstags hervor (vgl. Heigel, Geschichte, S. 429f.). Das hier erwähnte Berliner Kabinetsreskript folgte der zeitgenössischen Diskussion über das geplante Monument und den Verwendungszweck der bereits dafür gesammelten Gelder wie die knappe Anzeige einer Denkschrift Ueber das, dem Erzherzoge Carl zu errichtende Denkmahl. Briefe an einen Freund in Regensburg. Im Juni 1801 (o. O.) in der Neuen allgemeinen deutschen Bibliothek (Bd. 62, 1801, 3. H., S. 204) belegt: Diese wahrhaft patriotische (…) Schrift, thut den Vorschlag, statt eines, zum Beweise der Dankbarkeit für die großen Verdienste des Erzherzogs Carl um Deutschland zu errichtenden Kunstmonuments, in Regensburg eine gemeinnützliche Anstalt zu stiften; nämlich eine Bildungsschule für die militairische Jugend (…). Zudem galt im Frühjahr 1802 eine Aufstellung des Denkmals in Regensburg, von der Seckendorf in seinem Beitrag über Verhandlungen wegen des Nazionaldenkmals auf den Erzherzog Karl im Novemberheft des Neuen Teutschen Merkur noch ausgegangen war (1801, 11. St., S. 225–229), schon nicht mehr als sicher; vgl. den Brief Johann Heinrich Danneckers an Caroline und Wilhelm von Wolzogen, 3. Februar 1802: Tausend Dank für die Recommandation zu Bearbeitung des Monuments für Erzherzog Carl. Wahrscheinlich wird nicht mehr davon die Rede sein, und ich glaube auch, daß es nach Wien kommen würde (Wolzogen, Literarischer Nachlaß 1, S. 471; vgl. auch Johann Friedrich Cotta an Goethe, 25. Februar 1801, Goethe-Regesten 3, S. 313, Nr. 1132). Das von Anton Dominik Fernkorn geschaffene Reiterstandbild des Erzherzogs auf dem Wiener Heldenplatz wurde schließlich erst 1860 durch Karls Großneffen, Kaiser Franz Joseph I., enthüllt (vgl. Winfried Romberg, Erzherzog Carl von Österreich. Geistigkeit und Religiosität zwischen Aufklärung und Revolution, Wien 2006 [Archiv für österreichische Geschichte 139], S. 19f., mit weiterführender Literatur). 45 König v. Schweden: Gustav IV. Adolf (1778–1837, reg. 1792–1809). 51 Lenardo u. Blandine: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 1. Februar 1802. 55 Ostertagischen kleinen Schriften: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802. 58 Propyläen: Das Erscheinen von Goethes periodischer Schrift Propyläen war be-

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reits im November 1800, nach dem Erscheinen des letzten Stücks (von insg. sechs), eingestellt worden. 62f. Eglofsteinische Geschichte: Vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, 21. Dezember 1801. 67f. merkwürdiges Jahr: Das merkwürdigste Jahr meines Lebens. Von August von Kotzebue, 2 Tle., Berlin 1801. An der von Seckendorf genannten Stelle heißt es: Ich schließe mit einigen Versen, die wenige Tage nach des Kaisers (Paul I.) Tode in Petersburg gelesen wurden. Den Verfasser kenne ich nicht; aber seine Schilderung trägt den Stempel der Wahrheit: On le connût trop peu, lui ne connût personne; Actif, toujours pressé, bouillant, impérieux, Aimable, seduisant, même sans la couronne, Voulant gouverner seul, tout voir, tout faire mieux, Il fit beaucoup d’ingrats – et mourût malheureux! Eine auf den 1790 gestorbenen Joseph II. gemünzte Vorlage wurde nicht ermittelt. 70 Pliqum: Unsichere Lesung aufgrund enger Bindung des Blattes im Handschriftenband.

124. Von Carl Bertuch, Weimar, 12. März 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,335 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 17tn b. 19tn / li. o.: No. 3 D: Obser, S. 7f. (TD); Skonietzki, S. 304f. (TD) Erläuterungen 7 Nathan: Die Weimarer Erstaufführung in Schillers Bearbeitung hatte am 28. November 1801, weitere Aufführungen am 2. und 14. Dezember stattgefunden. 8 Brüder: Nach der Weimarer Uraufführung am 24. Oktober 1801 wurde Friedrich v. Einsiedels Bearbeitung des Lustspiels von Terenz noch dreimal im gleichen Jahr wiederholt (am 26. und 30. November und 21. Dezember). Die bei Göschen erschienene Buchausgabe, Die Brüder. Ein Lustspiel nach Terenz in 5 Akten, Leipzig 1802, enthielt vier Kupfer nach Entwürfen von Johann Heinrich Meyer, die sechs Figurinen und zwei Masken der Weimarer Aufführung zeigten. 12 Ion: Zu den Begleiterscheinungen der Weimarer Uraufführung am 2. Januar 1802 (die einzige Wiederholung am 4. Januar) vgl. die Dokumentation bei Fambach, S. 564–621, sowie Bernd Maurach, Die Affäre um Goethes Inszenierung des Schlegelschen Ion, in: Neophilologus 60, 1976, Nr. 4, S. 542–550; s.a. Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 12. Januar 1802. 13 Die Chöre: Dazu schrieb Böttiger in seiner unterdrückten Aufführungsbesprechung: Schon die unvermeidliche Weglassung des Chors, der doch hier nicht blos durch Mitleid, sondern auch durch rasches Eingreifen an der Handlung selbst Theil nimmt, macht große Abänderungen in der Oeconomie des Stückes und Eintheilungen in Acte nöthig, die bei dem griechischen Tragiker kaum angedeutet sind. (Zit. nach Fambach, S. 617)

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17 ganz entblößte Stellen: Ein schamloseres, frecheres, sittenverderbenderes Stück, schrieb Caroline Herder am 6. Januar 1802 entrüstet an Knebel, ist noch nicht gegeben (Knebels Nachlaß 2, S. 23). Goethe selbst vermerkte in den Tag- und Jahresheften 1802: (…) in den Zwischenakten flüsterte man von allerley tadelnswürdigem, wozu denn die freylich etwas bedenkliche Stellung der Mutter erwünschten Anlaß gab (Goethe, FA I 17, S. 93). 19f. fulminirte Goethe dagegen (…) vom Theater zurückziehen: Bereits am Tag nach der Uraufführung (2. Januar 1802) hatte Goethe gegenüber Friedrich Justin Bertuch den Wunsch geäußert, die Notizen, welche künftig, über das weimarische Theater, in das Mode Journal eingerückt werden, im Manuscript zu sehen (WA IV 16, S. 1f.; Fambach, S. 572). Nachdem Bertuch ihm einen Teil der Aufführungsbesprechung Böttigers für das Journal des Luxus und der Moden mitgeteilt hatte, drohte er nun, für den Fall einer Veröffentlichung, mit seinem Rückzug von der Weimarer Theaterleitung. So kündigte er an, daß wenn Sie (F. J. Bertuch) nicht selbst geneigt sind, die Sache zu remediren, und den Aufsatz zu unterdrucken, ich sogleich an Durchl. den Herzog gehe und Alles auf die Spitze setze. Denn ich will entweder von dem Geschäft sogleich entbunden oder für die Zukunft vor solchen Infamien gesichert seyn. (Goethe an F. J. Bertuch, 12. Januar 1802, WA IV 16, S. 3; Fambach, S. 581) Auch Wieland warnte er einen Tag später vor einem Abdruck der Kritik im Neuen Teutschen Merkur (vgl. Goethe an Wieland, 13. Januar 1802, Wielands Briefwechsel 15.1, S. 520; Fambach, S. 581f.). 24 Aushängebogen: Nicht mehr beiliegend. Die unveröffentlichte Besprechung machte indes die Runde, wofür Böttiger selbst gesorgt hatte (vgl seinen Brief an Johann Friedrich Rochlitz, 21. Januar 1802, in: Geiger, Alt-Weimar, S. 44; Fambach, S. 588; außerdem Wieland an Böttiger, 15. Januar 1802, Wielands Briefwechsel 15.1, S. 523–525; Fambach, S. 583; Caroline Herder an Knebel, etwa 20. Januar 1802, Knebels Nachlaß 2, S. 32; Fambach, S. 587). Im Druck erschien die Besprechung schließlich erst nach Böttigers Tod in C. A. Böttiger’s kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts, gesammelt und herausgegeben von Julius Sillig, 1. Bd., Dresden/Leipzig 1837, S. 340ff.; Fambach, S. 617–621). 26 foderte der Vater Goethen auf: Eine Reaktion Bertuchs auf Goethes Brief ist laut Fambach (S. 613) nicht überliefert. 28 seine erste Darstellung: Goethes Aufsatz Weimarisches Hoftheater erschien im Journal des Luxus und der Moden, März 1802, S. 136–148. Die darin angekündigte Fortsetzung erschien nicht. 31 Camilla von Pär: Erstaufführung in Weimar am 23. Januar 1802; der Opernkomponist Ferdinand Paër (1771–1839) war damals Kapellmeister in Parma und erhielt 1803 einen Ruf nach Dresden. 34 Maas: Wilhelmine Maas (auch Maaß, 1786-um 1834), die unter Iffland in Berlin gespielt hatte, war zwischen Februar 1802 und Frühjahr 1805 in Weimar engagiert. 37 Mädchen von Marienburg: Franz Kratter, Das Mädchen von Marienburg. Ein fürstliches Gemälde (ab der 3. Aufl. 1803: Familiengemälde) in fünf Aufzügen, Frankfurt a. M. 1795. 38 Caspers: Franziska (Fanny) Caspers, Schauspielerin in Weimar (Lebensdaten nicht ermittelt). Ihre Schwester Luisa Manon Caspers kam im Januar 1800, offenbar auf Empfehlung von Goethes Mutter, als Schauspielerin nach Weimar. 39 Mad. Stieler: In dem von ihr geleiteten privaten Erziehungsinstitut in Gotha wurden u.a. Mariane Jagemann und Luise Herder unterrichtet (vgl. Herder, Briefe 10, S. 556; Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 740).

Von Karl August Böttiger, Weimar, 5. April 1802

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44 H. v. Wolf: Schauspieler in Eisenach; nicht Pius Alexander Wolf, der erst Mitte 1803 nach Weimar kam.

125. Von Karl August Böttiger, Weimar, 5. April 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,358 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. d 10tn / b. 1stn Jun. / li. o.: No. 5. D: Obser, S. 15 (TD) Erläuterungen 3 im Merkur und Modenjournal: Auszüge aus Seckendorfs Brief an Böttiger vom 12. März 1802 (vgl. dort, erste Erl.) gingen in das April-Heft des Neuen Teutschen Merkur ein. Im Journal des Luxus und der Moden, Juni 1802, S. 297–303, erschien von Seckendorf anonym: Die neuerrichtete Harmonie in Regensburg (vgl. Publikationsverzeichnis). 6–8 Lichtenberg (…) Symphonia Discors: Der Kurzvers (Hemistichon) lautet in einer Passage über die mittelmäßigen Dichter aus Horaz’ Dichtkunst: Ut gratas inter mensas symphonia discors, / (…) Offendunt, (…) / Sic animis natum inventumque poema juvandis, / Si paulum summo discessit, vergit ad imum. – So wie bey einem angenehmen Gastmahle eine mißhellige Musik, (…) beleidigt, (…) so auch die Poesie, erfunden zur Belustigung unsers Geistes, erreicht sie nicht den Gipfel der Vollkommenheit, so sinkt sie in die Tiefe (De arte poetica, 374–378; Übers. nach: Die Dichtkunst des Horaz, übersetzt und erklärt in Prosa von K. W. Ramler (…), 2. Aufl., Basel 1789, S. 118f., Hervorhebung M. G.). Zur Eintragung Lichtenbergs in ein Exemplar von Matthäus Merians Topographia Germaniae (Frankfurt a. M. 1642ff.) nichts ermittelt, nicht unter den zahlreichen Zitaten aus Horaz’ arte poetica in den Sudelbüchern (vgl. Georg Christoph Lichtenberg, Schriften und Briefe, hg. v. Wolfgang Promies, K I+II, München/Wien 1992, S. 1449, Reg.). 8 das Liedlein: Nicht eindeutig zu klären. Dem Handschriftenband mit Briefen Seckendorfs in der Böttiger-Sammlung der SLB Dresden ist der Druck eines Liedes (ohne Verfasserangabe) auf die Regensburger Lesegesellschaft Harmonie beigebunden: Der Harmonie gesungen. Am 1sten Januar 1802 (zum Brief Seckendorfs vom 5. Januar 1802). 10 die Gesetze Ihres Casinos: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802. 11 unsers Clubs: Zu Weimar; vgl. Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801. 14 Mahomet: Die Aufführung von Goethes Bearbeitung des Trauerspiels von Voltaire hatte am 3. April stattgefunden. Bereits nach der Weimarer Uraufführung am 30. Januar 1800 überwogen die kritischen Stimmen. Böttiger schrieb am 6. Februar an einen unbekannten Briefpartner: Uns hat neulich Goethes „Mahomet“ dreimal hintereinander an die schönen Tage der französischen Stelzentragödie erinnert, die bei uns n i e greifen wird. (Zit. nach Goethe, BA 22, S. 345) Abweichend von Böttigers Angaben zur neuerlichen Mahomet-Aufführung spielte Caroline Jagemann ursprünglich die Palmire, die einem männlichen Schauspieler vorbehaltene Rolle von Mahomets Sklaven Seïde spielte bei der Premiere Friedrich Heide. 14 Mlle Maaß: Wilhelmine Maas (vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 12. März 1802) hatte im März 1802 mit Caroline Jagemann die Rolle der Palmire einstudiert (vgl. Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 556).

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Von Friedrich Majer, Weimar, 14. April 1802

16 Göthes Iphigenie: Schiller hatte Goethes Iphigenie auf dessen Wunsch im Januar 1802 für das Hoftheater bearbeitet, wo das Drama am 15. Mai 1802 zum ersten Mal in Weimar überhaupt auf die Bühne kam. der vielveränderte Don Carlos: Schiller begann mit der Bühnenbearbeitung seines Dramas für die Weimarer Bühne zwischen dem 20. und 30. März 1802; die Aufführung fand am 19. Juni statt. 17 Johanna: Die Weimarer Erstaufführung der Jungfrau von Orleans fand erst ein Jahr später, am 23. April 1803, statt. 20 Hussiten vor Naumburg: Die Hussiten vor Naumburg im Jahr 1432. Ein vaterländisches Schauspiel mit Chören in fünf Acten, Leipzig 1803. 23f. Herders Adrastea, das 4te Stück: Gemeint ist der 10. Abschnitt, Das Drama, der Früchte aus den sogenannt-goldnen Zeiten des achtzehnten Jahrhunderts im Ende Februar/Anfang März 1802 erschienenen 4. Stück (2. Bd.) von Herders Zeitschrift Adrastea. Herder setzte sich darin, u.a. auf der Grundlage von Aristoteles Peri poietikes und Politeia, kritisch mit der Weimarer Theaterpraxis auseinander (vgl. Herder, Adrastea, S. 317–374, bes. S. 326, 336 u. ö., sowie den Stellenkommentar ebd., S. 1155–1173). 36 Blüthen aus Griechenland: Seckendorfs 1800 bei Gädicke in Weimar erschienene Anthologie Blüthen griechischer Dichter. 38 Quintus Calabor: Quintus von Smyrna (vermutlich 3. Jahrhundert n. Chr.) verfaßte ein griechisches Epos in vierzehn Büchern, Posthomerica, dessen Erzählung mit Hektors Tod einsetzt und die Lücke zwischen der Ilias und der Odyssee schließen sollte. Das Werk wurde 1505 erstmals gedruckt bei Aldus Manutius (vgl. Pauly 10, Sp. 722–724). Seckendorf ging auf Böttigers Vorschlag nicht ein, dafür erschien im 11. Sück des Neuen Teutschen Merkur (November 1802, S. 180–205) eine längere Übersetzungsprobe des Schriftstellers und späteren Weimarischen Gesandten Friedrich Peucer (1779–1849). 43f. Vossischen Homer: Die Übersetzungen der Odyssee (Hamburg 1781) und der Ilias (2 Bde., Altona 1793) von Johann Heinrich Voß. 44 Cornand: Nicht ermittelt. In Frankreich war jedoch kurz zuvor eine Übersetzung des Philologen, Publizisten und Mediziners René Tourlet (1757–1836) erschienen: Guerre de Troie depuis la mort d’Hector jusqu’à la ruine de cette ville, poème en quatorze chants, par Quintus de Smyrne, faisant suite à la l’Iliade, et traduit pour la première fois du grec en fraçais, par R. Tourlet, 2 Bde., Paris 1800. 50f. Helwig (…) Amalie Imhof: Der schwedische Gesandte Carl v. Helvig heiratete im Sommer 1803 Amalie v. Imhoff (vgl. Bissing, Helvig, S. 42ff., 166).

126. Von Friedrich Majer, Weimar, 14. April 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,412 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4 Bl., verschiedenfarbiges Papier, 8o Datum 14 April korrig. aus 12 April Empfängervermerk: erh. d 20n / b. d 25n Mai. / li. o.: No. 7.

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Erläuterungen 3 ein Blatt dieser Farbe: Majer verwendete für den Brief zunächst grünes, dann auch rotes und gelbes Papier. 11 Purg: Lesung des Namens unsicher, nicht ermittelt. 15 Novelle des Cervantes: Die Novelle von der unbesonnenen Neugier, entstanden bereits vor der Veröffentlichung des Don Quixote, wurde in den 1605 veröffentlichten 1. Teil des Romans (Kap. 33/34) integriert (vgl. Miguel de Cervantes Saavedra, Der scharfsinnige Ritter Don Quixote von der Mancha. Textrevision nach der anonymen Ausgabe 1837 von Konrad Thorer, Frankfurt a. M. 1975 [Insel Taschenbuch 109], S. 411–460). 19 Petschur: Unsichere Lesung, gemeint wohl Petschaft, Siegelstempel. 20 Brief vom 26 Merz: Nicht überliefert. 20 Stosch: Heinrich Wilhelm Muzel-Stosch, Neffe und Erbe des Barons Philipp von Stosch aus Florenz, dessen berühmte Gemmensammlung Winckelmann katalogisierte. Aus deren Korrespondenz veröffentlichte Johann Erich Biester die Sammlung Johann Winkelmann, Briefe an Einen seiner vertrautesten Freunde in den Jahren 1756. bis 1768. nebst einem Anhange von Briefen an verschiedene andere Personen, 2 Tle., Berlin 1781. 22 herausgegeben von Daßdorf: Die Ausgabe des Dresdner Bibliothekars Karl Wilhelm Daßdorf erschien 1777/80 (vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801). 24 Freunde in der Schweiz: Erschienen 1778. 32 Kynosarges: August Ferdinand Bernhardis Kynosarges. Eine Quartal-Schrift, erschien nur in einem Heft, Berlin 1802. 38 dem S.: Nicht geklärt; vielleicht Friedrich Schlegel, der zur Frühjahrsmesse mit Wilmans über die Herausgabe einer Zeitschrift (Europa) verhandelte; vgl. Raabe, Wilmans, S. 107. 39 wenn dieses auch der Zufall: Unsichere Lesung. 41 griechischen Kammerspiel: Über konkrete Pläne zur Übersetzung eines griechischen Dramas finden sich in Seckendorfs Briefen keine Hinweise. 45 Göthe die seinige kürzlich verändert: Goethe bat Schiller um die Bearbeitung seiner Iphigenie auf Tauris für das Weimarer Theater, nachdem er schon länger Zweifel an der dramatischen Wirksamkeit des Stücks gehegt hatte. Er überließ Schiller auch die Einstudierung der Weimarer Aufführung, die am 15. Mai 1802 zum ersten Mal stattfand (vgl. u.a. Goethe an Schiller, 19. Januar 1802, NA 39 I, S. 175f.; Schiller an Goethe, 22. Januar und 20. März 1802, NA 31, S. 92f. und 120–122). 52 Proselitin: Nicht sicher zu klären. Vielleicht die in einem Brief von Louise v. Schlitz an Achim v. Arnim vom 27. Mai 1802 genannte Friederike Wilhelmine v. Schlitz (1783–1852): Es werden diesen Sommer über Actionen gehalten werden wobey Leopold S. présidiren soll. Indessen hatt er eine zweite Affaire d. honneur oder de Poissarde mit der Cousine gehabt. (WAA 31, S. 51; als der feurige Liebhaber ihrer Cousine figuriert Seckendorf auch in einem weiteren Brief der Louise v. Schlitz an Arnim, 27. Juli 1802, ebd., S. 68). 55 Sophie: Mereau. 55 Gräfin: Henriette v. Egloffstein. 56 Genoveva: Tiecks 1800 erschienene Volksbuchbearbeitung Leben und Tod der heiligen Genoveva im 2. Bd. der Romantischen Dichtungen, 2 Bde., Jena 1799/1800. 69 Alarkos: Majer erhielt Friedrich Schlegels Tragödie Alarcos. Ein Trauerspiel, Berlin 1802, wenig später vom Autor mit einem Brief vom 29. April 1802 (vgl. Klin, S. 563f.). 73 Kaiser Octavian von Tiek: Kaiser Octavianus. Ein Lustspiel in zwei Theilen, Jena 1804.

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75 ersten Band hardenbergischer Relikten: Im Juni 1802 erschien bei Georg Andreas Reimer Heinrich von Ofterdingen. Ein nachgelassener Roman von Novalis. Zwei Theile. Berlin 1802. Den zweiten Teil des Romans enthielt jedoch erst der 2. Band der von Tieck herausgegebenen Schriften, erschienen Ende 1802 gemeinsam mit Bd. 1 als Neuauflage des ersten Romanteils. 78 Uebersetzung des Plato: Der erste Band von Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers Übersetzung von Platons Werken erschien 1804 in Berlin. 79 Fortsezung des Shakespeare von August: Von August Wilhelm Schlegel war zuletzt Bd. 8 von Shakespeare’s dramatischen Werken mit der Übersetzung von Heinrich V. (Tl. 2 u. 3), Berlin 1801, erschienen. 80 Die neue Ausgabe des Spinoza von Paulus: B. de Spinoza, Opera quae supersunt omnia. Iterum edenda curavit (…) Henr. Eberh. Gottlob Paulus, 1. Bd., Jena 1802. 81f. ein Leiter: Unsichere Lesung. 87f. Gedichte von Sophie M. (…) S e r ap h i n e : Serafine. Ein Gedicht in sechs Gesängen, erschien als 2. Bändchen der Gedichte von Sophie Mereau, Berlin 1802 (1. Bdchn. 1800). 101 zweite Theil des Ber tr and: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801. 102 Mythologie: Vgl. Majer an Seckendorf, 29. Juli 1801. 106 Asiatische Magazin: Das von Julius Heinrich Klaproth herausgegebene Asiatische Magazin erschien nur in einem Jahrgang (2 Bde., Weimar 1802). Majer publizierte darin zahlreiche Beiträge, überwiegend Übersetzungen und Bearbeitungen englischer und französischer Neuerscheinungen. Im 2. Stück des 1. Bandes veröffentlichte er Ueber die Schiffahrten der Araber in das Atlantische Meer. Auszug aus einem Schreiben des Herrn S… in Wien, und den ersten Teil von Die Verkörperung des Wischnu (vgl. auch Merkel, S. 168f.). 108f. Taschenbuch von Wilmans (…) Sonette von mir: Im Taschenbuch für das Jahr 1803. Der Liebe und Freundschaft gewidmet, Frankfurt am Mayn, bey Friedrich Wilmans, S. 173f., erschienen Majers drei Sonette an Alwina, jedoch keine morgenländische Erzählung (vgl. auch Friedrich Müller an Seckendorf, 12. Oktober 1802). 110 mein Sic kingen: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801. Georg von Fronsperg: Ein Werk Majers über den Landsknechtführer unter Maximilian I. und Karl V., Georg v. Frundsberg (1473–1528), ist nicht bekannt. 115f. Herders reisen (…) nicht nach Baiern: Das Ehepaar Herder reiste tatsächlich im Spätsommer nach Bayern; vgl. Johann Gottfried Herder an Seckendorf, 2. Oktober 1802. 120 Fouque à la Motte: Fouqué erhielt ab 1789 für mehrere Jahre Privatunterricht durch den Philosophen Ludwig August Hülsen (1765–1809). Bei seiner Reise nach Weimar traf er im Januar 1802 u.a. Goethe und Schiller (vgl. Wilpert, Schiller-Chronik, S. 299). 129 Dankelmann: Adolf v. Dankelmann hatte nach dem Duell im vergangenen Herbst (vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 23. November 1801) seinen militärischen Abschied nehmen müssen und war nach Amsterdam gereist, um bei der Holländisch-ostindischen Companie eine Stelle als Zivilkommissär anzunehmen. Den Abschied von Weimar schildert Carl Bertuch in einem Brief an Seckendorf vom 9. April 1802 (vgl. Regesten; Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,336). 133 Herder (…) Tochter: Natalie, die Tochter von Gottfried und Henriette Herder wurde am 30. Mai 1802 geboren (gest. 1871). 134f. Kozebue (…) geht bald weg: Kotzebue verließ Weimar und Jena, wo er sich

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während des Sommers 1802 aufgehalten hatte, erst im September oder Oktober, um nach Berlin zu gehen. 135f. Schiller Arbeitet (…) um: Schiller beabsichtigte, Die Räuber und Kabale und Liebe für eine Sammlung seiner Theaterschriften zu bearbeiten; vgl. seinen Brief an Johann Friedrich Cotta, 27. November 1802 (Schiller, NA 31, S. 176 mit Erl., S. 573); zur Bearbeitung des Don Carlos vgl. Böttiger an Seckendorf, 5. April 1802. 136f. Graf von Alstädt: Nicht ermittelt.

127. Von Carl Bertuch, Weimar, 22. April 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,337 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. d. 28n / b. d. 20n Juli. / li. o.: 5. D: Scheidel 1900, S. 266–268 (TD); Obser, S. 9f. (TD); Bamberg, Jagemann, S. 301–305 (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 739–741 Erläuterungen 2f. Notiz von Rath Jagemann: Eine Notiz von Christian Joseph Jagemann, dem Bibliothekar Anna Amalias, liegt nicht mehr bei. 14f. ihre Brust zu schwach: Über den Gesundheitszustand ihrer jüngeren Schwester hatte Caroline Jagemann bereits am 6. Dezember 1801 an Karl v. Brühl geschrieben: Mariane leydet an der Brust, und braucht Eßelsmilch. Sie hat auf meinen Reißen mich begleitet, und in Berlin unter der Jugend auch ihre Sensatiöngen gemacht. (Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 736) 15 musikalischen Reise: Gemeinsam mit der Schwester Caroline Juni/Juli 1801; vgl. Böttiger an Seckendorf, 27. Juli 1801. 21 Ettersburg: Jagdschloß nördlich von Weimar, die Sommerresidenz Anna Amalias. 22 Prof. Genz: Heinrich Gentz (1766–1811), Professor der Baukunst an der Königlichen Akademie der Künste Berlin, wurde im Dezember 1800 Nachfolger von Nicolaus Friedrich Thouret als Baumeister am Weimarer Schloß. 23 Krahmer: Johann Heinrich Krahmer, Architekt aus Berlin, 1802/03 am Weimarer Schloßbau beteiligt. 23 Dr. Herders: Gottfried Herder, der Weimarer Hofmedikus, und seine Frau Henriette. 27 H. Koch’s: Carl Friedrich Koch, Förster in Ettersburg. 30 Steinwein: Berühmte Weinlage bei Würzburg. 30 Bischoff: Punsch aus Rotwein, Zucker und den Schalen bitterer grüner Pomeranzen. 32f. Augustens: Auguste v. Löwenstern, die im Juni 1801 mit ihrer Familie Weimar verlassen hatte. 44 Philippsthal: Ort 40 km südwestlich von Eisenach. 55 Schwester und Schwager: Charlotte Froriep, geb. Bertuch, und deren Ehemann Ludwig Friedrich v. Froriep. Dieser ging 1802 nach Paris, um moderne naturwissenschaftliche Lehr- und Forschungsinstitutionen kennenzulernen. Der erste Sohn aus dieser Ehe war Edmund F. (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 208).

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57 Handbuch über das Accouchement: Ludwig Friedrich v. Froriep, Theoretischpraktisches Handbuch für Geburtshülfe, zum Gebrauche bei akademischen Vorlesungen und für angehende Geburtshelfer, Weimar 1802.

128. Von Friedrich Majer, Weimar, 31. Mai 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,413 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 5 Jun. / b. 25. Jun. / li. o.: No. 8. Erläuterungen 2f. Deinen Brief vom 25: Nicht erhalten; aus diesem und den folgenden Briefen Majers geht jedoch hervor, daß Seckendorfs Vorschläge die Bemühungen Majers um eine Aufnahme in die Bayerische Akademie der Wissenschaften betrafen. Majer hoffte durch eine Anstellung als besoldetes Mitglied seiner finanziellen Nöte ledig zu werden, denn die materielle Absicherung der Akademiemitglieder gehörte zum Konzept der seit dem Regierungsantritt des Kurfürsten Maximilian IV. Joseph in Angriff genommenen und von Montgelas intensivierten Erneuerung der Münchner Akademie. Nutznießer des von Benjamin Thompson Graf Rumford (1753–1814) durchgeführten Reformprogramms, das sich eine Qualitätssteigerung des akademischen Betriebs von der Aufnahme auswärtiger, insbesondere norddeutscher und nicht-katholischer Wissenschaftler versprach, war u.a. Majers zeitweiliger Hausgenosse Johann Wilhelm Ritter, der zwei Jahre später mit einem in Aussicht gestellten Gehalt von 400 bis 500 Reichstalern nach München gelockt wurde (vgl. Richter, Ritter, S. 133f., und die weiteren Briefe Majers an Seckendorf). 8 Uebersezung der jüngern oder semischen Edda: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801. 9 Häffelin: Kasimir Johann Freiherr v. Haeffelin (1737–1827), Bischof von Chersones, bis 1802 Leiter der Hof- und Centralbibliothek in München (vgl. Aretin, Briefe, S. 33).

129. An Karl August Böttiger, Regensburg, 1. Juni 1802 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 6 6 Bl., 8o Erläuterungen 4 bona officia: Gefälligkeit. 12 Anton Niedermayer: Franz Anton Niedermayr (1777–1849) aus Straubing hatte sich im September 1801 in Regensburg niedergelassen und eine Steindruckerei eingerichtet, da er in seiner kurpfalzbairischen Heimat wegen des Druckprivilegs für Alois Senefelder, dem eigentlichen Erfinder der Lithographie (1796/98), keine Betätigungsmöglichkeiten sah (vgl. Michalik, pass.). 14 vor ohngefähr 3. Jahren: In dem seit der Wende zum 19. Jahrhundert anhaltenden Streit um die Ersterfindung des Steindrucks reklamierte u.a. Rudolph Zacharias Becker, in

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einem Bericht für seine National-Zeitung der Teutschen (3. Februar 1803, 5. St., Sp. 107; nach Michalik, S. 99), die Erfindung für Niedermayr. Dieser soll jedoch, Behauptungen der Gegenseite zufolge, die neue Technik in der Münchner Werkstatt Alois Senefelders gesehen haben (ebd., S. 127). 16 Solenhofener Marmor: Bei der Lithografie (Steindruck) dient eine feinporige Kalksteinplatte (Solnhofener Kalkschiefer) als Druckform. 28 Abdruk eines Kopfes: Nicht überliefert. 33 zu wetteifern zu können: Schreibversehen aufgrund Seitenwechsels. 33 Musikalien: Niedermayr gründete gemeinsam mit dem aus einer Buchdruckerund Zeitungsverlegerfamilie stammenden Georg Heinrich Kayser eine Buchhandlung in Regensburg. In einer Subskriptionsanzeige der G. H. Keyser- u. Niedermayersche(n) Kunst-, Musik- und Buchhandlung heißt es: Diese Gedichte (…) werden in dem mit unserem Geschäfte verbundenen polytypischen Bureau auf Stein gedruckt und sind in ganz Europa das allerneueste Product, das auf diesem Material geliefert wird (Reichs-Anzeiger, Nr. 34, 6. Februar 1803, Sp. 451). 46 Bertuch: In seinem Gesuch, gemeinsam mit Niedermayr eine Druckerei einzurichten, schrieb der Regensburger Zeitschriftenredakteur Georg Heinrich Kayser am 8. Dezember 1802 an den Staatsminister und Gouverneur von Regensburg Franz Josef v. Albini, daß „Bertuch in Weimar Niedermayr ein Angebot wegen Zusammenarbeit gemacht habe“ (Michalik, S. 89; vgl. Friedrich Justin Bertuch an Seckendorf, 21. Juni 1802). 54f. Erwähnung im Merkur: Nicht nachweisbar. 70 der Nachbarstaat: Österreich. 71 Karl Theodor gegen Josef II.: Die Konkurrenz ergab sich aus den zwischen 1778 und 1785 von Kaiser Joseph II. verfolgten Plänen, Bayern nach der Erlangung der bayrischen Kurwürde durch den pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor (1777) an Österreich anzuschließen, wogegen sich Karl Theodor durch die Mithilfe Preußens (Bayerischer Erbfolgekrieg 1778/79, Deutscher Fürstenbund 1785) zur Wehr setzen konnte. 75f. der Kurfürst: Maximilian IV. Joseph, seit 1799 Kurfürst von Bayern. 78 S a l a t : Jakob Salat (1766–1851), aufgeklärter Theologe, der ab 1802 eine Professur für Moral- und Pastoraltheologie am Münchner Königlichen Lyzeum innehatte, war mit Berichten über das Schulwesen und den Stand der Aufklärung in Bayern ein eifriger Beiträger des Neuen Teutschen Merkurs. 78–80 Westenrieder (…) zu den Verfolgern übergegangen: Gegen die konfessionell tolerante Berufungspolitik der Akademie der Wissenschaften in München nahm ihr zeitweiliger Sekretär, der Historiker Lorenz v. Westenrieder (1748–1829), ab etwa 1799 einen zunehmend katholischen Standpunkt ein. Mitverursacht durch seine allmähliche Entmachtung und den Verlust wichtiger Ämter und Einkünfte (1802 Aufsicht über das bayerische Schulwesen) wandelte er sich von einem Vertreter der Aufklärung zum Verteidiger vorrevolutionärer Traditionen im Unterrichtswesen und gegen den Liberalismus der MontgelasÄra (vgl. ADB 42, S. 173–181, bes. S. 179f.; Karl Theodor von Heigel, Die Münchner Akademie von 1759 bis 1909. Festrede gehalten in der öffentlichen Festsitzung der K. Akademie der Wissenschaften zur Feier des 150. Stiftungstages am 10. März 1909, München 1909, S. 15f.). 83 Aretin: Wurde am 4. Februar 1802 zum akademischen Aufseher der historischen Abteilung der Hofbibliothek München ernannt. 85 Akademie der Wissenschaften eine Reorganisazion: Beabsichtigt war die Vereinigung der 1759 gegründeten Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit der kur-

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fürstlichen Hofbibliothek (vgl. August Graf v. Törring/Lorenz Westenrieder, Ueber die Pfalzbairische Nazionalbibliothek in München, in: Neuer Teutscher Merkur, 10. St., Oktober 1802, S. 140–145). 87 Dr Scherer: Joseph Scherer (1776–1829) hatte von Konstantinopel aus eine dreijährigen Reise durch Kleinasien und Persien unternommen. Eine Anstellung als Unterbibliothekar an der Münchner Hofbibliothek erhielt er, durch Fürsprache Aretins, erst 1806 (vgl. Walch, Aurora, S. 160–162). 89 Herbert: Peter Philipp Herbert Freiherr v. Rathkeal (1735–1802), ging 1780 im Auftrag Maria Theresias als österreichischer Gesandter nach Konstantinopel. 92 Gemäldegallerie: Kurfürst Maximilian IV. Joseph gliederte gleich nach seinem Regierungsantritt 1799 die Galerie Zweibrücken in die Münchner Hofgartengalerie ein, nachdem sein Vorgänger Kurfürst Karl Theodor schon im Jahr zuvor über 750 Gemälde aus der Mannheimer Sammlung nach München überführt hatte. Wegen der drohenden Kriegsgefahr nach der Französischen Revolution gelangten zwischen 1793 und 1799 auch die Bestände von Schloß Carlsberg über Kaiserslautern und Mannheim nach München. 96f. Paulus und Johannes: Die beiden Tafeln der „Vier Apostel“, 1526 von Albrecht Dürer vollendet und dem Rat der Stadt Nürnberg geschenkt, wurden 1627 dem bayerischen Kurfürsten Maximilian I. vom Rat überlassen. 101 Josefa Cannabich: Josephine C., geb. Woraleck, die Gattin des seit 1801 in München wirkenden Musikdirektors Karl Cannabich. 102 Maurer: Wohl Louis Wilhelm Maurer (1789–1878), seit 1802 öffentlich auftretender Violinvirtuose. 102f. les deux journees von Cherubini: Luigi Cherubinis bekannteste, 1800 in Paris uraufgeführte Oper wurde vom darauffolgenden Jahr an unter dem Titel Der Wasserträger an zahlreichen deutschen Häusern gespielt. 110 Quintus Calaber: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 5. April 1802.

130. Von Caroline von Egloffstein, o.O. (Weimar), 10. Juni 1802 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: b. d 29n Jun. / li. o.: No. 9. Erläuterungen 6f. die Begebenheiten des vorigen Winters: Der Rücktritt ihres Mannes Gottlob von seinen Ämtern im Regierungsdepartement; vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, 21. Dezember 1801. 11 diesen Ausweg: Die Übernahme des Hofmarschallamtes (vgl. ebd.). 15 Verkauf unseres Haußes: Vgl. Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 8. Februar 1802. 33 Seraphine: Vgl. Majer an Seckendorf, 14. April 1802. 34 Alarcos: Vom skandalträchtigen Mißerfolg der Uraufführung von Friedrich Schlegels Trauerspiel am 29. Mai 1802 in Weimar berichtet Henriette v. Egloffstein in ihren Memoiren. Danach hätten sich die Zuschauer im überfüllten Schauspielhaus zunächst völlig passiv verhalten. Dann aber, bei einer Szene unfreiwilliger Komik, brach die Menge in

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ein tobendes Gelächter aus, so daß das ganze Haus davon erbebte, während Kotzebue wie ein Besessener unaufhörlich applaudierte. Aber nur einen Moment. Im Nu sprang Goethe auf, rief mit donnernder Stimme und drohender Bewegung: „Stille, stille!“ (…) Augenblicklich legte sich der Tumult, und der unselige Alarcos ging ohne weitere Störung, aber auch ohne das geringste Zeichen des Beifalls zu Ende (Beaulieu-Marconnay, Cour, S. 73). Vgl. auch Caroline Herder an Knebel, 2. Juni 1802: Das neueste armseligste Product der dramatischen Kunst (…) ist am Sonnabend unter dem Monarchischen Scepter aufgeführt worden. (…) jedes Monarchische Beklatschen des Unsinns, wurde mit einem Lachen des Publikums beehrt (Herder, Briefe 8, S. 519). 39 spanischen Magazin von Bertuch: Als Vorbild für den Stoff des Dramas diente Schlegel die Romance del Conde Alarcos (u.a.) im Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur, hg. v. Friedrich Justin Bertuch, Bd. 3 (Theater der Spanier und Portugiesen), Dessau/Leipzig 1782, S. 102 (vgl. Friedrich Schlegel, KA 5, S. LXXII, Anm. 9; Bastian Machiel Blok, Romantisches in F. Schlegels Trauerspiel ‚Alarcos‘. Proefschrift Groningen/ Den Haag/Batavia 1931, S. 36). 46 die Herzogin: Anna Amalia. 48 Julie: Julie v. Seckendorf, Leos Schwester. 49 Carmeliter Wasser: Auch Melissen-Wasser, Karmelitergeist; Melissenspiritus zur Behandlung von Muskel- und Nervenkrankheiten. 50 Line: Caroline v. Egloffstein, die Nichte der Briefschreiberin, Tochter von Henriette v. E. 53 Gottlob (…) nach London: Eindrücke von seiner viermonatigen Reise in die Niederlande, Frankreich und England schildert Gottlob v. Egloffstein kurz nach seiner Rückkehr in seinem Brief an Seckendorf vom 21. September 1802 (vgl. Regesten und Carl Bertuch an Seckendorf, 4. August 1802, Erl.).

131. Von Friedrich Majer, Weimar, 14. Juni 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,414 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 23. / b. 25. Jun. / li. o.: No. 9. Erläuterungen 4 Uebersezung der jüngern Edda: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801. 5 Geschichte der Ordalien: Jena 1795. 6 historische Untersuchungen: Zur Kulturgeschichte der Völker. Historische Untersuchungen von Friedrich Majer. Mit einer Vorrede vom Herrn Vice-Präsidenten Herder in Weimar, 2 Bde., Leipzig 1798. 7 Faustrecht: Allgemeine Geschichte des Faustrechts in Deutschland, Berlin 1799. 8 Bertrand du Guesclin: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801. 11 Morawitsky: Theodor Heinrich Graf Topor Morawitzky (1735–1810), langjähriger Leiter der bayerischen Bücherzensurkommission; zu Lorenz Westenrieder vgl. dessen Brief an Seckendorf, 26. Oktober 1800. 29 Was ist Aretin: Johann Christoph v. Aretin amtierte seit 1799 als Generallandesdirektionsrat in München. 1801 wurde er zum Vizepräsidenten der Akademie der Wissen-

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schaften ernannt und war seit dem 10. Februar 1802 Aufseher des historischen Fachs der Königlichen Hofbibliothek München. 44–46 Dankelmann (…) Batavia: Nachdem Adolf v. Dankelmann – wie Seckendorf – seine Dienste am Weimarer Hof nach einem Duell quittieren mußte, erhielt er einen guten Posten als CivilComißair einstweilen, bey der Holländ. Ostind. Comp. in Batavia, der 1610 von den Holländern gegründeten Hafenstadt auf Java (heute Djakarta/Indonesien; vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 9. April 1802, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,336; vgl. auch ders. an dens., 23. November 1801). 48f. Herder in Eisenach: (Recte: Herda) Karl Christian v. Herda zu Brandenburg (1726/28–1802), Kammerpräsident in Eisenach; sein Sohn Ludwig (um 1767–1839?) war 1803–05 als Landkammerrat Mitglied des Berg- und Salinendepartements (vgl. auch Ernst Adolf Heinrich Wechmar an Seckendorf, 18. Januar 1793). 51 Sickingen: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801.

132. Von Friedrich Justin Bertuch, Weimar, 21. Juni 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,530 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl. 4o Empfängervermerk: b. 6. Jul. Erläuterungen 2f. Brief an unsern Freund Böttiger: Vom 1. Juni 1802. 4f. Niedermayrs: Franz Anton Niedermayr; vgl. Seckendorf an Böttiger, 1. Juni 1802. 8 bey meinem Institute: Bertuch erhielt im November 1800 die Konzession zum Betrieb einer Druckerei in Weimar und errichtete 1802 außerdem eine physikalisch-mechanische Gerätebauwerkstatt sowie Arbeitsräume für Kolorierer, Buchbinder und Karten- und Schriftstecher (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 78f.). 19 Buchhändler Kuchler: Karl Wilhelm Küchler, der den Greifswalder Verlag von Anton Ferdinand Roese übernommen hatte. 23f. Tabacksbriefe: Die Verpackung von Tabak erfolgte in Paketen oder Briefen mit aufgedruckten Warenzeichen in Form von Wappen, Firmenzeichen u.ä. 27 einen braven Zeichner: Möglicherweise der in Regensburg als Steinzeichner dilettierende Emmerich Jakob Aurnhammer (1772–1817), ein Bekannter Seckendorfs und später Beiträger zu dessen Regensburger Musenalmanachen 1807 und 1808 (vgl. Michalik, S. 166f.). Die Probe ist nicht bekannt. 35 versorgen: Unsichere Lesung. 38f. seinen Stab weitersetzen: Nach einer Anfrage des in Frankreich lebenden Komponisten und Musikverlegers Ignaz Pleyel, der sich für die neue Technik interessierte, ging Niedermayr im Juni 1803 für einige Zeit nach Paris. 40f. Papenheimer Marmor: Basismaterial für lithographische Druckplatten aus Pappenheim in Mittelfranken; wie das für sein bedeutendes Kalkschiefervorkommen berühmte Solnhofen an der Altmühl gelegen.

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133. Von Carl Bertuch, Weimar, 4. August (?) 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,339 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o D: Obser, S. 10f. (TD) Datum Das offenbar irrtümlich eingesetzte Datum Jan. evtl. vom Empfänger gestr. u. durch Sept. ersetzt. Seckendorf erhielt den Brief jedoch anscheinend erst verspätet zugestellt (vgl. den folgenden Brief Bertuchs vom 10. September 1802 mit dem Hinweis, daß die ersten Stücke des Asiat. Magazins, die dem vorliegenden Brief ursprünglich beilagen, vom PostAmt in Regensburg wieder zurück geschickt worden seien). Im Empfängervermerk fehlt die sonst übliche Angabe des Empfangsdatums und die fortlaufende Nummer der eingegangenen Briefe Carl Bertuchs. Eine Datierung auf September ist wegen der noch bevorstehenden Besetzung Erfurts durch preußische Truppen (vgl. Brieftext) ausgeschlossen. Da der Brief, entsprechend der – hier fehlenden – fortlaufenden Numerierung der von Carl Bertuch erhaltenen Briefe als Nr. 7 zwischen den Briefen vom 28. Juli 1802 (Nr. 6; hier nicht abgedruckt) und 10. September 1802 (Nr. 8) einzuordnen ist, erscheint die Datierung auf August (vgl. auch die Erwähnung des Englandaufenthalts Gottlobs v. Egloffstein und weitere Indizien) am wahrscheinlichsten. Empfängervermerk: erh. / b. 10. Sept. Erläuterungen 5f. Julius Klaproth: Vgl. Majer an Seckendorf, 14. April 1802. Julius Heinrich Klaproth, der bereits mit 14 Jahren die chinesische Sprache erlernt hatte, kam Ende 1801 nach Weimar (bis 1804) und konnte dort u.a. die hinterlassene Bibliothek des Jenaer Gelehrten Christian Wilhelm Büttner für seine Beiträge zum Asiatischen Magazin nutzen. 11 Fr. Hörnemanns (…) Tagebuch: Fr Hornemann’s Tagebuch seiner Reise von Cairo nach Murzuck der Hauptstadt des Königreichs Fessan in Afrika in den Jahren 1797 und 1798. Aus der teutschen Handschrift desselben hg. v. Carl König, Weimar 1802 (Bibliothek der neuesten und wichtigsten Reisebeschreibungen, hg. v. M. C. Sprengel, 7). Das Tagebuch des im Vorjahr in Afrika verstorbenen Forschungsreisenden war zuvor in einer englischen Übersetzung in London erschienen. 16f. die Nachträge dazu: Verschiedene Anhänge und Erläuterungen von William Young, dem Sekretär der Afrikanischen Gesellschaft, sowie dem Sekretär der Admiralität Wilhelm Marsden und Major J. Rennel beanspruchen den größten Teil der Publikation: William Young, Einleitung, S. XIX–XXVIII; Bemerkungen über Fr. Hornemann’s Beschreibung (…), S. 86–109; J. Rennel, Geographische Erläuterungen des Hornemann’schen Reiselaufes nebst Beiträgen zur allgemeinen Geographie von Afrika, S. 123–218; Wilhelm Marsden, Bemerkungen über die Sprache der Siwaher, S. 219–224. 18 Kozebue (…) Fuchsischen Gartenhaus: Kotzebue verbrachte den Sommer in einem Gartenhaus in Jena, das er 1799, nach seiner Rückkehr aus Wien, vom Jenaer Medizinprofessor Justus Christian Loder gekauft hatte (vgl. Mathes 1969, S. 285). 19 Vertheidigung gegen Masson: Kotzebue hatte durch eine Kritik an Charles François Philibert Massons Mémoires secrets sur la Russie, Paris 1800/01, im Anhang seines Berichts Das merkwürdigste Jahr meines Lebens (Berlin 1801, S. 305–383), dessen Replik

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Lettres d’un Français à un Allemand servant de réponse à Mr. de Kotzebue et de supplement aux Memoires secrêts sur la Russie (…), Basel 1802, provoziert (die Übersetzung u. d. T. Briefe eines Franzosen an einen Deutschen zur Beantwortung des merkwürdigsten Jahres des Herrn v. Kotzebue und als Anhang zu den geheimen Nachrichten über Rußland […], Koblenz und Basel 1802). 21f. Jeremiade vom linken Rhein Ufer: Jeremiade, Klagelied; Anspielung nicht geklärt, vielleicht bezogen auf die linksrheinischen Gebietsabtretungen nach dem Frieden von Lunéville (vgl. u.). 23 Amüsements: Vgl. Henriette v. Egloffstein (30. Oktober 1801), Carl Bertuch (23. November 1801) und Böttiger (11. Dezember 1801) an Seckendorf. 26 Trompetenbläser (…) in der ele(ga)nten: Z. B. Karl August Böttiger mit seiner Rezension der Deutschen Kleinstädter in: Zeitung für die elegante Welt, Nr. 74, 22. Juni 1802, Sp. 593–596. 28 eine unserer Damen: Nicht geklärt; Henriette v. Egloffstein? 29 Luchs: Unsichere Lesung; wohl der weimarische Kammerherr Lebrecht v. Luck. 34 RegierungsRäthin: Caroline v. Egloffstein. 38f. Wettrennen: Davon berichtete Gottlob v. Egloffstein nach seiner Rückkehr auch Seckendorf in seinem Brief aus Weimar, 21. September 1802: Ich lobe mir (…) Einen Wettrenner von einer Schönheit u Schnelligkeit, worauf in meiner Gegenwart drey tausend £ Sterling gebothen worden. In den Seckendorf mitgeteilten Reiseeindrücken schneidet London wesentlich besser ab: Vier Monathe war ich abwesend u unterdessen, die Niederlande, England und Franckreich durchgeflogen, überall aber das Merckwürdigste besehn (…). Ich wollte aber, daß ich diejenige 4 Wochen so ich in Paris zugebracht um 3/4 vermindert und diese Zeit lieber England geschenckt hätte (…) – Ich lobe mir die englischen Campagnen, wo die Industrie den höchsten Grad erreicht hat, Einen Ochßen von 5000 (…); den schlechtesten Boden, zu dem allerbesten u ergiebigsten umgeschaffen; die Londner Brauhäußer; die engl. Reinlichkeit; ihre Manufackturen; und was mich am meisten gewundert hat, grades u gute Benehmen der Provinz-Einwohner gegen einen Teutschen, zumalen ich, wie du weißt, mit der englischen Sprache nicht fortkommen kan und ausser London wenig französ. gesprochen wird (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,533; vgl. auch Carl Bertuch an Seckendorf, 10. September 1802). 40 Die Erfurter: Auf der Grundlage des preußisch-französischen Landabtretungsvertrags vom 23. Mai 1802 erhielt Preußen, im Vorgriff auf die Entschädigungsregelungen des Reichsdeputationshauptschlusses, das bislang zum Erzbistum Mainz gehörende Erfurt und weitere Gebiete des Umlandes als Kompensation für linksrheinische Gebietsverluste nach dem Frieden von Lunéville. Die Übergabe an die preußischen Truppen durch den kurmainzischen Kommandanten Christian Freiherr v. Knorr erfolgte am 21. August, nachdem ein kaiserlich-königliches Bataillon die Festungsstadt bereits am 12. August verlassen hatte. 43 Beusts trauriges Ende: Friedrich August Leopold Graf v. Beust, Kammerherr und Regierungsrat in Erfurt. 49f. Die Gräfin (…) Gräfin Line: Karoline Louise Fürstin zu Schwarzburg-Rudolstadt (1771–1854), seit 1791 verh. mit Erbprinz, später Fürst Ludwig Friedrich II. v. Sachsen-Rudolstadt. 53 ErbPrinzeß von Taxis: Therese Mathilde Amalie von Thurn und Taxis, über die Henriette v. Egloffstein in einem – hier nicht abgedruckten – Brief an Seckendorf vom 11. Mai 1801 schreibt: Es ist ein Glük für Sie, daß die schöne Fürstin mit dem kleinen schwarzen Engel auf einige Zeit aus Ihren Augen entfernt wird, denn schon glimmt der Funke der

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Verehrung in Ihren Herzen, hüten Sie sich vor der Flamme der Anbetung! Mit grosen Herren ist nicht gut Kirschen essen, sagt das Sprichwort, ich aber sage, mit so schönen u gebildeten Weibern ist nicht gut scherzen, denn sie sizen im Herzen ehe man sichs versieht u lachen dem Eigenthümer noch obendrein aus. (Hs. GSA Weimar, GSA 13/90)

134. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 4. August 1802 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 14. / b. 10. Dec. / li. o.: No. 10. Erläuterungen 3 Nette: Karolines Nichte Jeannette v. Egloffstein (1791–1809); sie blieb auch nach dem Wegzug der 1803 wiederverheirateten Mutter Henriette v. Beaulieu-Marconnay, gesch. v. Egloffstein, bei der Tante. 14 ihr neuer Roman: In der Hs. ihre neuer Roman. Sophie Mereaus Briefe von Amanda und Eduard erschienen zunächst im dritten Jahrgang der Horen (1797, 6., 7. und 10. St., S. 49–68, 38–59 und 41–55), die Buchausgabe bei Friedrich Wilmans, Amanda und Eduard, ein Roman in Briefen, Frankfurt a. M. 1803. 17 Marie: Über die Auflösung ihrer Verlobung mit L: berichtet Maria Anna (Marie) v. Seckendorf ihrem Bruder ausführlich in einem Brief vom 4. August 1803. Demnach standen Vorbehalte von seiten der Familie des Verlobten und die eigene Überzeugung, wie wenig wir zusammen gepaßt hätten (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,426), der Verbindung entgegen.

135. Von Augusta von Kalb, Offennau bei Heilbronn, 27. August 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,404 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 9t. Sept. / b. 11. Nov. / li. o.: No. 12. Erläuterungen 8f. einen sehr vorzüglichen Mann: Leopold Edler v. Geiger (1777–1835), kurpfalzbayerischer Hauptmann (Stabskapitän), seit 1793 Offizier im Leibgarde-Infanterie-Regiment des Herzogs von Zweibrücken, Augusta lernte ihn im Sommer 1801 kennen. Kurz vor der Heirat, am 11. September 1802, nahm Geiger auf Betreiben seines Schwiegervaters vorübergehend seinen Abschied von der Offizierslaufbahn, um diesen bei seinem Salinen-Unternehmen in Offennau zu unterstützen. Nach kurzer Wiederverwendung im militärischen Bereich (1806) trat er 1807 in den bayerischen Finanzdienst, ab 1811 in Bayreuth (vgl. Klarmann, S. 294f.). 25f. Notifikations-Brief: Anzeige. 30f. meines Vaters mannichfaltigen Geschäften: Zu Johann August v. Kalbs teilweise sehr spekulativen Unternehmen, insbesondere der gemeinsam mit Friedrich Justin

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Bertuch betriebenen Saline Clemenshall bei Offennau, vgl. die vorhergehenden Briefe Augustas. Kalb und Bertuch hatten u.a. bereits 1791 in Lothringen und um 1793 in den Bädern Bocklet und Kissingen Salinen zu pachten gesucht, was letztlich wegen des Todes des Kalb günstig gesonnenen Fürstbischofs von Bamberg und Würzburg, Franz Ludwig Freiherr v. Erthal (1730–1795), mißlang (vgl. Naumann, Kalb, S. 160f.; Klarmann, S. 216–219; Starein, S. 48; Christian Deuling, Friedrich Justin Bertuch und der Handel mit Nordamerika, in: Kaiser/Seifert, S. 195–227, hier: S. 211). 43f. rélégirten Nahmen: Auch Geiger trug den Rufnamen Leopold, den Augusta in der Anrede Seckendorf gegenüber bekanntlich mied (vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, vor dem 14. November 1798). 52 Tante U.: Luise v. Uechtritz (Lesung unsicher). 58 am 1sten Septembre: Klarmann zufolge (vgl. erste Erl.) fand die Hochzeit am 11. September statt.

136. An Karl August Böttiger, Regensburg, 31. August 1802 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 7 2 Bl., 8o Vermerk: S. 1 unten: H. Oberkonsistorialrath Böttiger, Weimar. Erläuterungen 4 Entschädigungsplanes: Vgl. die folgenden Erl. 10 Besiznahme von Passau: Das Hochstift Passau, ursprünglich dem Großherzog von Toskana zugedacht, sollte nach dem bayrisch-französischen Vertrag vom 24. Mai 1802 an Bayern fallen. Nachdem Fürstbischof Leopold Leonhard wegen des Aufzugs bayrischer Truppen um kaiserlichen Schutz nachgesucht hatte, rückten österreichische Truppen vor und besetzten die Stadt am 16. August 1802 trotz eines zunächst getroffenen Stillhalteabkommens beider Seiten. Der Einmarsch geschah im Vorgriff auf Vereinbarungen des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803; Kaiser Franz II. reagierte damit auf in ähnlicher Weise erfolgende Inbesitznahme vorgesehener Entschädigungslande von seiten Preußens und Bayerns. Um einen Konflikt zu vermeiden, ging Österreich dann jedoch auf französische Vermittlungsversuche ein und wurde schließlich durch die Einsetzung des Großherzogs von Toskana in dem u.a. um Teile von Passau vergrößerten Erzbistum Salzburg entschädigt (vgl. Braubach, S. 56f.; Heigel, Geschichte 2, S. 420). 10f. Noten der französisch russischen Gesandten: Die Vertreter Rußlands, Karl Freiherr v. Bühler, und Frankreichs, Bürger Laforest, in Regensburg hatten Verwahrung gegen die österreichische Besetzung Passaus eingelegt, die, „so war in ihrer dem kaiserlichen Plenipotentiarius übergebenen Note gesagt, werde wohl nur auf ein Mißverständnis von militärischen Befehlen zurückzuführen sein“ (Heigel, ebd.). 11f. kaiserliche Erklärung (…) kurböhmischen Veto: Vorausgegangen war eine hinhaltende Erklärung des Barons Johann Aloys Joseph v. Hügel auf die Note Rußlands und Frankreichs, „er wisse von der ganzen Angelegenheit zur Zeit noch gar nichts, müsse sich also darauf beschränken, die Note seiner Regierung vorzulegen.“ (Heigel, Geschichte 2, S. 420) Auf der ersten Sitzung der Reichsdeputation am 24. August 1802 hatte der Vertreter Kurböhmens „den Kollegen die beruhigende Versicherung“ gegeben, „daß er erste Konsul

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keineswegs, wie die Note Laforets befürchten lasse, seinen Willen den deutschen Fürsten aufdrängen wolle“ (ebd., S. 421). Schließlich erging „eine kaiserliche Ermahnung, die zum erhabenen Friedensgeschäft Berufenen möchten nur die Gerechtigkeit, nicht die Rücksicht auf ein angebliches Gleichgewicht im Auge behalten und in Erhaltung der Reichsverfassung (…) ihre erste Pflicht erblicken“ (ebd.). 20 archäologischen Museum: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 16. Oktober 1801. 21 Hercules, der Dreifusschwinger: Böttiger erwähnte die in der Dresdner Galerie aufbewahrte Plastik erstmals in seinem Aufsatz Die Dresdner Antiken-Gallerie mit Fackelbeleuchtung gesehen (o. O. 1798, wiederabgedruckt im Anzeiger des Prometheus, 2. H., S. 3–9, hier: S. 4). Während ein eigener Aufsatz Böttigers über das antike Kunstwerk nicht ermittelt werden kann (nicht verzeichnet in der Aufstellung seiner Schriften in C. A. Böttiger’s kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts, ges.u. hg. v. Julius Sillig, 3 Bde., Dresden/Leipzig 1837/38), erfuhr es eine eingehende Behandlung in Wilhelm Gottlieb Beckers Augusteum, dem opulenten Kupferstichwerk über die Dresdner Antikensammlung (1. Bd., Leipzig 1804, S. 42–54, mit Abb. Tafel V; vgl. auch Becker an Seckendorf, 1. Dezember 1806): Höchstwahrscheinlich diente es in einem berühmten Tempel des Apoll (vielleicht in Delphi selbst) zum Piedestal eines goldenen oder ehernen Dreifußes, der dem Gott zum Geschenk gewidmet war. (…) Die erste Seite enthält den Streit des Apollon mit dem Herakles oder Herkules über den delphischen Dreifuß (ebd., S. 45f.). Nach Pausanias und Apollodorus raubte Herkules den Dreifuß, von dem aus Pythia die Orakel zu verkünden pflegte, aus dem Tempel aus Verärgerung darüber, daß ihm die Priesterin Xenoklea eine Weissagung verweigert hatte (vgl. Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, Bd. 1, München 101988, S. 110). 24f. Was wir bringen (…) eleganten Zeitung: Die Erstaufführung von Goethes Vorspiel bei Eröffnung des neuen Schauspielhauses zu Lauchstädt hatte am 26. Juni 1802 stattgefunden, den sehr positiven Bericht fand Seckendorf in der Zeitung für die elegante Welt vom 15. und 17. Juli 1802. Der Erstdruck erschien noch im gleichen Jahr in der Cottaschen Buchhandlung (vgl. auch Böttiger an Seckendorf, 17. September 1802).

137. Von Friedrich Majer, Weimar, 5. September 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,415 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: b. d 22. Nov. 1802. / li. o.: No. 10. Erläuterungen 4 die Münchner Angelegenheit: Vgl. Majer an Seckendorf, 31. Mai und 14. Juni 1802. 6 Mythologie: Vgl. Majer an Seckendorf, 29. September 1801. 8 Asiatisch. Magazin: Vgl. Majer an Seckendorf, 14. April 1802; ungewiß ist die Zuschreibung verschiedener anonymer Beiträge. Neben dem in mehreren Fortsetzungen publizierten Aufsatz Die Verkörperung des Wischnu (1. Bd., 2., 3., 5. St.) stammen mit Sicherheit folgende Beiträge im ersten Band von Majer: Mherul-nissa, oder die Sonne der Frauen, nach des Mahomed Casim Ferishta Geschichte (1. Bd., 4. St.), Der BhaguatGeeta, oder Gespräche zwischen Kreeschna und Arjoon (1. Bd., 5. St.), Yu-Chou, der erste Theil des Chou-king, aus dem Französischen (1. Bd., 6. St.), Kalmückische Lieder

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nach Pallas Sammlung historischer Nachrichten über die mongolischen Völkerschaften (ebd.). 10f. Edda (…) an die Kurfürstl. Akademie zu München: Vgl. die Vorrede Majers in seiner erst im Todesjahr erschienenen Ausgabe Mythologische Dichtungen und Lieder der Skandinavier, Leipzig 1818: Während meines zweiten Aufenthalts in Weimar, in den Jahren 1800–1804, beschäfftigte ich mich unter Benutzung der in der dortigen und Jenaischen Großherzoglichen Bibliothek befindlichen Hülfsmittel damit, in meinen Nebenstunden die isländische Sprache zu erlernen, um die in der jüngeren und älteren Edda enthaltenen Schätze der skandinavischen Mythologie in der Ursprache lesen und, so weit es möglich wäre, verstehen zu können. Ich übersandte im Frühjahr 1803 (!) eine Uebersetzung der ersten fünfunddreißig Dämesagen der jüngeren Edda mit einigen philologischen und kritischen Anmerkungen an die nun königliche Akademie der Wissenschaften in München und ließ dieselbe mit einer kurzen Einleitung, aber ohne die Anmerkungen 1808, im dritten Heft des Prometheus, herausgegeben von Leo von Seckendorf und Jos. Ludw. Stoll, einrücken. (S. III; vgl. Merkel, S. 175f.; vgl. Die Täuschung des Gylfe, aus dem Isländischen der jüngern Edda, in: Prometheus, 3. H., S. 1–48). 28 Doktor Scherer: Beiträge von Joseph Scherer (1776–1829) im Asiatischen Magazin sind nicht mit Sicherheit nachweisbar. Scherer war kurz zuvor von einer dreijährigen Reise durch Kleinasien und die nördlichen Provinzen von Persien nach München zurückgekehrt, nachdem er während eines längeren Aufenthalts in Konstantinopel orientalische Sprachen erlernt hatte (vgl. Walch, Aurora, S. 160–162; Seckendorf an Scherer, 17. Oktober 1807). 31f. Vom künftigen Jahre (…) behält: Vgl. die Anzeige Schluß und herabgesetzter Preis von Klapproths Asiat. Magazin des Landes-Industrie-Comptoirs im Intelligenzblatt des Neuen Teutschen Merkurs, 3. St., März 1803, S. XXXV: Da das Asiatische Magazin nicht so glücklich gewesen ist, die zu seiner Fortdauer nöthige Zahl von Abonnenten zu finden, so sehen wir uns genöthiget, dasselbe anjetzt mit Beendigung des ersten Jahrgangs (…) zu schließen. 33 Herders: Zum Kuraufenthalt des Ehepaars Herder in Aachen im Sommer 1802, an den sich eine Reise nach Regensburg und Stachesried anschloß, vgl. Johann Gottfried Herder an Seckendorf, 2. Oktober 1802.

138. Von Carl Bertuch, Weimar, 10. September 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,340 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. 15tn / li. o.: No. 8. D: Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 742 (Zitat) Erläuterungen 3f. Asiat. Magazins: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 4. August 1802. 7 gefenstert: Gescholten; vgl. DWb Ndr. 3, Sp. 1525. 9f. Eglofstein (…) nicht zufrieden: Vgl. Gottlob v. Egloffstein, 21. Dezember 1801 und 21. September 1802 (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,533; Regesten) an Seckendorf und Henriette v. Egloffstein an Seckendorf, 8. Februar 1802.

Von Karl August Böttiger, Weimar, 17. September 1802

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12 Der junge Patron: Vermutlich Félix Du Manoir, Seckendorfs Duellant von Dezember 1800. 13f. Froriep (…) nach Paris: Bertuchs Schwager reiste nach Paris, um dort moderne Lehr- und Forschungsinstitutionen kennenzulernen (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 208). 15 Lottchen: Charlotte Froriep, geb. Bertuch, mit dem Sohn Edmund (1802–1822). 18 Prinz: Carl Friedrich v. Sachsen-Weimar-Eisenach und sein Adjutant Wilhelm v. Pappenheim. 29 mit Niedermeyern: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 1. Juni 1802 u. ö.

139. Von Karl August Böttiger, Weimar, 17. September 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,357 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: erh. d 29n / b. 12. 8br / li. o.: No. 4. D: Obser, S. 15f. (TD) Varianten 52 noch nach] noch nach nach Hs. (Schreibversehen) Erläuterungen 3 Beilagen: Nicht erhalten; vgl. aber unten, Erl. zu Correspondent. 7 Brühl: Prinz Heinrich, der Bruder Friedrichs II. v. Preußen und Dienstherr Brühls, war am 3. August 1802 gestorben. Der einzige Zweck um deßen willen ich hier bleibe, hatte Brühl noch kurz zuvor an Seckendorf geschrieben, ist – nach des Prinzen Tod 800 rh Pension zu behalten, und indépendent dafür zu seyn – sonst hätte ich das ganze hiesige Leben längst zum Teuffel geschickt (Brief vom 8. Juli 1802, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,380). Zum Ende des Jahres verbesserte sich die materielle Situation in seiner neuen Stellung noch weiter. Als Kammerherr der Königin Friederike Luise, der Mutter des regierenden Königs Friedrich Wilhelm III. v. Preußen, erhielt er nun 800 rh Pension 200 rh als Forstjunker, und 600 rh von der Königin als Dienst thuender Kammerherr, in Summa 1600 rh und freye Tafel bey Hof (Brühl an Seckendorf, 8. Dezember 1802, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,381; vgl. auch Carl Bertuch an Seckendorf, 19. November 1802). 8 Fräulein Löwenstern: Über Auguste v. Löwenstern, sie war mit ihrer Mutter Anfang des Jahres über Lausanne nach Paris gereist, und ihr Verhältnis zu Brühl schrieb Charlotte Froriep an Seckendorf: Brühl scheind sich leider noch sehr wenig über Gustchen beruhigt zu haben, und fühlt sich noch immer unglücklich; nächsten Herbst rechnet er nach Weimar zu kommen, aber daß er da das Ziel seiner Wünsche zu finden hoffe, davon erwähnt er nichts (11. Februar 1802, Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,535). 12 des Vohsischen Paars Verlust: Das Schauspielerehepaar Heinrich und Friederike Vohs ging nach beinah zehn Jahren Bühnentätigkeit in Weimar im September 1802 nach Stuttgart. Heinrich war zum Direktor des dortigen Theaters ernannt worden. 13 Stück von Vogel: Von dem am Weimarer Theater mit mehreren Stücken präsenten Unterhaltungsdramatiker Wilhelm Vogel wurde am 23. Oktober 1802 das Schauspiel Pflicht und Liebe aufgeführt (vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 45). 14 was wir bringen: Die Erstaufführung von Goethes Vorspiel bei Eröffnung des neuen Schauspielhauses zu Lauchstädt fand am 26. Juni 1802 statt. Zu den Anwesenden

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zählte auch der Komponist Johann Friedrich Reichardt, der die Vertonung zu der Liedeinlage Warum doch erschallen Himmerwärts die Lieder beigesteuert hatte (vgl. Reichardt an Goethe, 22. Juni 1802, Hecker, S. 213). In Weimar wurde das Vorspiel mit einem von Heinrich Becker gesprochenen Prolog am 25. September und 2. Oktober 1802 gegeben (vgl. Burkhardt, ebd.). 15 die Fremde (Andria) von Niemeyer: Das Schauspiel Die Fremde aus Andros von Terenz in der Bearbeitung von August Hermann Niemeyer wurde erst am 6. Juni des darauffolgenden Jahres aufgeführt. Vorschläge für die Besetzung der Aufführung in Weimar und Lauchstädt gingen auf Einsiedel zurück, der Niemeyer in einem Brief an Goethe als premier moteur (13. April 1803, Goethe, Regesten 4, S. 212, Nr. 682) seiner eigenen, 1806 im Druck erschienenen Übersetzung des Lustspiels von Terenz bezeichnete (vgl. Oscar Fambach, Einsiedels Übersetzung der Adelphoe des Terenz in der deutschen Bühnen- und Kritikgeschichte, in: JbFDH 1968, S. 59–129, hier: S. 78, Anm. 63; zu korrigieren ist die Angabe bei Burkhardt, Repertoire, S. 47). 15 das Morenmädchen: Einsiedels Übersetzung des Lustspiels Die Mohrin (Eunuchus) wurde erstmals am 19. Februar 1803 am Weimarer Hoftheater gegeben, gedruckt erschien es im 1. Bd. der Lustspiele des Terenz in freyer metrischer Uebersetzung, Leipzig 1806 (vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 46; Fambach, Einsiedel, S. 91, Anm. 92). 17f. Demois. Jagemann (…) Saal Nixe: Die Saalnixe, nach Ferdinand Kauers Oper Das Donauweibchen in der Bearbeitung von Vulpius, wurde am 6. November 1802 aufgeführt (vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 129; Meier, Vulpius 2, S. 130). 20 Kunstausstellung: Die Weimarische Kunstausstellung wurde am 24. September 1802 eröffnet. Als Preisaufgabe war neben einem frei wählbaren Gegenstand die Befreiung der Andromeda durch Perseus als Thema vorgegeben (Goethe, Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1801 und Preisaufgaben für das Jahr 1802, FA I 18, S. 821–839, hier: S. 833). 23 Trompeterstückchen: Gemeint ist wohl J. F. Reichardts Begleitschreiben zum Abdruck des von ihm vertonten Liedes (s.o.) in der Zeitung für die elegante Welt, Nr. 102, 1802, Musikbl. 8. Der begeisterte Bericht – in dieser Nebenbedeutung ist das Wort auch belegt im DWb Ndr. 22, Sp. 849 (das „marktschreierische Trompeterstück“) – über die Aufführung an gleicher Stelle (15. u. 17. Juli 1802, Nr. 84f.) stammt jedoch sicher nicht von ihm (vgl. Hecker, S. 244). 25 Hussiten: Kotzebues Die Hussiten vor Naumburg im Jahr 1432. Ein vaterländisches Schauspiel mit Chören in fünf Acten, Leipzig 1803. 28 Was Schiller arbeitet: Seit August an der Braut von Messina (fertiggestellt 1. Februar 1803). 29 wer Passau behält: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 31. August 1802. 30 den wackern Künstler: Niedermayr; vgl. Seckendorf an Böttiger, 1. Juni 1802 u. ö. 37 Totalreform: Den „Plan zu einem ‚dem Geist der Zeit und den Wünschen des Publikums‘ angemessenen Neuesten Teutschen Merkur“ erhielt Mitte September auch Wieland (Starnes, Wieland 3, S. 111). 41 Correspondent: Seckendorf ging auf Böttigers Offerte offenbar nicht ein, da weitere Beiträge von ihm im Neuen Teutschen Merkur nicht nachweisbar sind. Kulturnachrichten aus Stuttgart lieferte stattdessen Ludwig Albrecht Schubart (1765–1811), der Sohn von Christian Daniel Friedrich Schubart, der schon seit längerem mit Beiträgen im Merkur vertreten war (vgl. auch Carl Bertuch an Seckendorf, 21. August 1804). 51 Herder in Stachesried: Vgl. Johann Gottfried Herder an Seckendorf, 2. Oktober 1802.

Von Carl Bertuch, Weimar, 29. September 1802

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140. Von Carl Bertuch, Weimar, 29. September 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,341 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: b. 10. Nov. erh. 5tn Oct. / li. o.: No. 8. D: Bamberg, Jagemann, S. 306 (Zitat) Erläuterungen 2 liebevollen Brief: Nicht überliefert. 5 eine Freundin: Nicht sicher zu klären, vgl. Majer an Seckendorf, 14. April 1802, Erl. zu Proselitin. 9f. Ehret die Frauen (…) Leben: Schiller, Würde der Frauen, v. 1f. 11 Falks Taschenbuch: Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire, Weimar 1803. Das seit 1797 (bis 1800) in Leipzig in der Sommerschen Buchhandlung, ab 1801 beim Landes-Industrie-Comptoir erscheinende Taschenbuch wurde von letzterem nach diesem Jahrgang nicht weitergeführt. 1806 erschien in Tübingen eine Fortsetzung mit geändertem Titel: Grotesken, Satyren und Naivitäten auf das Jahr 1807. 15 Asiatisch Magazin: Vgl. Majer an Seckendorf, 4. April 1802. 20 Physicalisch-mechanisches Institut in Jena: Nicht ermittelt; seit 1802 gab es im ausgebauten Haus Bertuchs – allerdings in Weimar – eine „physikalisch-mechanische Gerätebauwerkstatt und Arbeitsräume für Kolorierer, Karten- und Schriftstecher, sowie Buchbinder“ (Steiner/Kühn-Stillmark, S. 79; vgl. auch die folgende Erl.). 23 Batsch: Karl Batsch (1761–1802), Botaniker, Begründer und Vorsitzender der Naturforschenden Gesellschaft in Jena, gehörte zu Carl Bertuchs Universitätslehrern während seines Jenaer Studiums und war in Friedrich Justin Bertuchs Planung einer populärwissenschaftlichen Publikationsreihe zur Naturgeschichte eingebunden (vgl. Jutta Heinz, „Ueber die Mittel Naturgeschichte gemeinnütziger zu machen“ [1799]. Bertuchs Entwurf eines populärwissenschaftlichen Forschungs- und Verlagsprogramms, in: Kaiser/Seifert, S. 659– 671, bes. S. 667ff.). 27 Mad. Miller: Die Weimarer Schauspielerin Amalie Malcolmi hatte im Sommer den Bayreuther Schauspieler Julius Miller geheiratet und war zu dieser Zeit schwanger (vgl. Kirms an Goethe, 16. und 25. August 1802, Goethe, Regesten 4, S. 127 und 132, Nr. 355 und 375).

141. Von Johann Gottfried Herder, Stachesried, 2. Oktober 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,310 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: pf. d 5t / b. 12. Nov. / li. o.: Herder Pater. D: Obser, S. 20f. Erläuterungen 1 Stachesried: Das vom Sohn Adelbert v. Herder im August des Vorjahres erworbene Hofgut in Pfalzbayern nahe dem Böhmerwald. Das Ehepaar Herder hielt sich dort etwa seit Mitte September, im Anschluß an einen Aufenthalt in Aachen und Regensburg, auf (vgl. Ca-

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Von Johann Gottfried Herder, Stachesried, 2. Oktober 1802

roline Herder an Siegmund August Wolfgang Herder, 15. Juli 1802, Herder, Briefe 8, S. 524; zu den Umständen des Erwerbs von Stachesried vgl. Zaremba, Herder, S. 230–234; Seckendorf an Böttiger, 16. Oktober 1801). 2f. aufnahmen u. bewirtheten: Über den Aufenthalt ihres Mannes in Regensburg schreibt Caroline Herder am 25. Oktober 1802 an ihren Sohn Siegmund August Wolfgang: Der Vater war in Regensburg – Graf Görtz hat ihn unendlich freundschaftlich aufgenommen; an seinem Schwiegersohne dem Baierschen Gesandten G r afen Rechberg hat er einen sehr vorzüglichen Mann u. Gönner gefunden. Noch mehrere gute u. ausgezeichnete Menschen die ihn lieben u. ehren fand er da. (…) der H. von Gleichen, der die metaphisischen Kezereien geschrieben. Ein H. von Sardaigna aus Wien, ein Freund u. Bekannter von Seckendorf, ein liebenswürdiger Mensch; er hat dem Vater wo er nur konnte, angenehme Stunden u. Unterhaltung verschafft. (…) Bei Seckendorf hat er (der Vater) logirt (er war dermalen allein in seines Vaters Haus). (Herder, Briefe 8, S. 526; zu den genannten Personen vgl. die folgenden Erl.) 8 zu Ihren Diensten bereits: So in Hs. 10 G e r n i n gs Jahr 100: Johann Isaak Gerning, Das achtzehnte Jahrhundert, Saecularischer Gesang, Grimma 1801, 2. Aufl., Gotha 1802. Die Dichtung entstand unter metrischer Mitarbeit von Herder und Knebel (vgl. Götting, S. 123). 12 Doctor: Gottfried Herder. 13 Baron von Gleichen: Caroline Herder nennt den ansbach-bayreuthischen Kammerherrn Karl Heinrich v. Gleichen gen. Rußwurm (1733–1807) unter den Wohltätern ihres Mannes in Regensburg (vgl. 2. Erl.). Vgl. auch Johann Isaak Gerning, Reise durch Oestreich und Italien, 1. Tl., Frankfurt a. M. 1802, S. 22: In Regensburg privatisirt nun der zu Neapel und Paris gewesene Dänische Gesandte Baron Gleichen; er ist Verfasser der schätzbaren „Metaphysischen Ketzereyen“ (2 Bde., Regensburg 1791/92) und eines ebenfalls auf eigene Kosten gedruckten Werkchens „über Politik und freye Künste,“ das allerley paradox scheinende Gedanken der Welt-Erfahrung enthält, und worin auch dargethan wird, daß Aristokratismus ein arger Feind von Monarchieen und Republiken zugleich sey. 17 Camee: Die Verwendung eines entsprechenden allegorischen Motivs nach einer durch Christian Ludwig v. Oertel (1770–1818) vermittelten Kamee (reliefartig geschnittener Edelstein) in Herders Adrastea nicht nachgewiesen (zur Titelvignette der Zeitschrift vgl. Herder, Adrastea, S. 991). 21 Sardegna: Benedikt v. Sardagna v. Meanberg und Hohenstein (1766–1812), Tiroler Historiograph, Jurist und Staatsbeamter in Wien. 24 Günderodische Haus: Die Familie des kurhessen-kasselschen Komitialgesandten Philipp Maximilian Freiherrn v. Günderrode (1745–1814) und seiner Gemahlin Wilhelmine Caroline Eleonore, geb. v. Stein (gest. 1857) gehörte zum Regensburger Bekanntenkreis Seckendorfs (vgl. Ersch/Gruber, I. Sektion, Tl. 97, S. 128f.; NDB 7, S. 259f.). 30 wir wandern: Das Ehepaar Herder kehrte am 11. Oktober wieder nach Weimar zurück (vgl. Zaremba, Herder, S. 233; Herder, Briefe 8, S. 526).

Von Friedrich Müller, Weimar, 12. Oktober 1802

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142. Von Friedrich Müller, Weimar, 12. Oktober 1802 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 68/564 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: b. 14n Dec. / li. o.: N.o 4. Erläuterungen 6f. durch < > v. Guntherode (…) nermeßl.: Textverluste durch Siegelabriß, weitere Textverluste auch im folgenden durch Beschädigung des Papiers. 6 v. Guntherode: Wahrscheinlich der als Komitialgesandter in Regensburg tätige Philipp Maximilian v. Günderrode (1745–1814) oder sein Sohn Karl Maximilian v. G. (1769–1806), der bis 1805 in Altenburg lebte (vgl. Johann Gottfried Herder an Seckendorf, 2. Oktober 1802). 12 die Gräfin: Henriette v. Egloffstein. 21f. Herzog von Meinungen: Georg I., Herzog von Sachsen(-Coburg)-Meiningen (1761–1803). 25 Avancement: Müller war seit Oktober 1801 Assessor bei der Regierung in Weimar und wurde im April 1803 zum Regierungsrat ernannt (vgl. seinen Brief vom 24. Februar 1803). 27 kranken Wiedeburgs u. Osanns: Vgl. Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803. 27f. Wolfskehl (…) Kanzler-Stelle: Die Ernennung des Weimarer Regierungsrats Christian Friedrich Karl Wolfskeel v. Wolfskeel zu Reichenberg (1763–1844) zum Kanzler erfolgte 1807. 29 Wilhelmsburg: Das Weimarer Residenzschloß; so genannt nach Herzog Wilhelm IV., der den Schloßbau nach der Unterbrechung durch den Dreißigjährigen Krieg 1651 vorantrieb. 30 othe Schloß: 1573/76 am Weimarer Markt erbautes Renaissanceschloß. 31 GehRth. Thon: Christian August Thon (1755–1829) war ab 1802 Assistenzrat im Geheimen Consilium in Weimar (vgl. auch Müllers Brief vom 24. Februar 1803). 32 Voigts: Christian Gottlob Voigt (1743–1819), Mitglied des Geheimen Consiliums und seit 1802 Kammerpräsident von Weimar. 33 ottlob (…) HofMarschall: Vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, 21. Dezember 1801. 34 Luk: Johann Georg Lebrecht v. Luck (1751–1814), seit 1794 Hofmarschall in Weimar, ging Ende 1802 in Pension. 34f. Bertuch jun. ist Land Kammerrath: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 19. November 1802. 36 Fräulein Reitzenstein wird Friz Steinen heyrathen: Tatsächlich heiratete sie den wohlhabenden Kammerjunker Friedrich Ludwig August v. Schilden; vgl. Fedor von Zobeltitz, Das Stammbuch Fritz von Steins, in: Zeitschrift für Bücherfreunde 9, 1905/06, H. 7, S. 296–306. Demnach kam Fritz v. Stein im Herbst 1802 nach Weimar „und hält um Fräulein Tinette von Reitzenstein an. Karl scheint nicht recht damit einverstanden gewesen zu sein“ (ebd., S. 303). Einem Brief Karls vom 13. Oktober 1802 an seinen Bruder Fritz zufolge gab es Gerüchte, dieser wolle sich noch in die Löwenstern (…) verlieben. Fritz v. Stein hatte Karl zuvor von seinem Interesse an der Marquise Fumel und der Gräfin Reuß geschrieben; er galt dem Bruder als Don Juan der Zweite, vor dem die

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Von Friedrich Müller, Weimar, 12. Oktober 1802

arme Tinette geschützt werden müsse, bevor du (…) sie abschlachten würdest. Schließlich wird Tinette v. Reitzenstein „auf Zureden ihres Vaters die Braut eines reicheren Verehrers, des Herrn von Schilden“ (ebd.; vgl. auch Friedrich Müller, 12. Oktober 1802, und Caroline Jagemann an Seckendorf, 1. November 1802). 36 Maier: Friedrich Majer. 41 Eunuch von Einsiedel: Friedrich Hildebrand v. Einsiedels Übersetzung Die Mohrin nach Terenz, wurde am 19. Februar 1803 unter dem Titel Eunuch in Weimar uraufgeführt (vgl. auch Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803). 41 Andria (?) von Vilmayer: Zur geplanten – und im darauffolgenden Jahr durchgeführten – Aufführung der Fremden aus Andros von Terenz in der Bearbeitung von August Hermann Niemeyer (die antikisierenden Vorlagen zur vorausgegangenen Aufführung von Einsiedels Terenz-Bearbeitung der Brüder hatte Johann Heinrich Meyer geliefert) vgl. Böttiger an Seckendorf, 17. September 1802. Die Lesung des Namens ist unsicher, ein Wortspiel mit den beiden Namen daher fraglich. 42 Bassist Fischer: Anton Joseph Fischer (1778?-1808), Sänger und Komponist aus Wien. 42f. Schadow (…) Wielanden (…) bustirt: Dem Reisetagebuch Johann Gottfried Schadows zufolge saß ihm Wieland vom 2. bis 4. Oktober 1802 Modell für eine Büste. Nach Böttigers Angaben, die Schadow an gleicher Stelle referiert, sollen Goethe und zunächst auch Herzog Carl August den Bildhauer Friedrich Tieck für diese Arbeit vorgesehen haben (vgl. Starnes, Wieland 3, S. 111–113, 125). 45 Clubb: Von Weimar; vgl. Seckendorf an Böttiger, 15. Juni 1801. 45f. Mayer (…) Son an Allwinna: Im Taschenbuch für das Jahr 1803. Der Liebe und Freundschaft gewidmet, Frankfurt am Mayn, bey Friedrich Wilmans, S. 173f., erschienen von Friedrich Majer drei Sonette an Alwina (vgl. Majer an Seckendorf, 14. April 1802). 47 Göttinge MusenAllm.: In der Poetischen Blumenlese (Musen-Almanach) für das Jahr 1803, hg. v. Sophie Mereau, Göttingen (Heinrich Dieterich), finden sich Beiträge u.a. von Majer, Johann Bernhard Vermehren, Amalie v. Imhoff und Friedrich Müller selbst, auch Henriette v. Egloffstein beabsichtigte ursprünglich einen Beitrag (vgl. Hans Grantzow, Geschichte des Göttinger und des Vossischen Musenalmanachs, Berlin 1909 [Berliner Beiträge zur Germanischen und Romanischen Philologie 35], S. 178–183; Gisela Schwarz, Literarisches Leben und Sozialstrukturen um 1800. Zur Situation von Schriftstellerinnen am Beispiel von Sophie Brentano-Mereau, geb. Schubart, Frankfurt a. M. u.a. 1991, S. 121–123; Goedeke, Aufriß 4.1, S. 949f.). 50 In Gotha sucht man ein Regierungs Mitglied: Vgl. Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803. 59 Die Musikalien: Vgl. ebd. 62 Suggenheimer Freunde: Nicht sicher zu identifizieren, evtl. Seckendorfs Onkel Alexander v. Seckendorf.

Von Carl Bertuch, Weimar, 25. Oktober 1802

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143. Von Carl Bertuch, Weimar, 25. Oktober 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,342 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. 31. b. 10. Nov. / li. o.: No. 9.b. D: Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 743 (TD) Erläuterungen 2 diesjährigen Kunstausstellung: Die Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1802 fand vom 24. September bis 31. Oktober statt. Dass Künstler vom besten Willen, durch zufällige Hindernisse, abgehalten worden, diesmal zu konkurrieren, und also die Ausstellung überhaupt minder zahlreich ausgefallen, als man erwartet haben möchte, räumte Goethe selbst in seiner gemeinsam mit Johann Heinrich Meyer verfaßten Mitteilung für die Allgemeine Literatur-Zeitung (Extra-Beilage zum 1. Januar 1803; zit. nach FA I 18, S. 853; vgl. auch ebd., S. 1314f.) ein. 4 Nahl: Johann August Nahl (1752–1825), Historienmaler, Akademielehrer in Kassel, hatte bei der Kunstausstellung des Vorjahres (gemeinsam mit Joseph Hoffmann) den Preis für seine Zeichnung „Achill auf Skyros“ erhalten (vgl. FA I 18, S. 825f., 1306; BA 19, S. 881; eine Abb. beider Arbeiten in der ALZ, Beilage zum 1. Januar 1802, von Nahls Arbeit bei Scheidig, Nr. 7). 4 Har tmann: Der Historien- und Porträtmaler Ferdinand Hartmann (1774–1842) aus Dresden hatte mit einem Gemälde zur Preisaufgabe „Achills Kampf mit den Flüssen“ am Wettbewerb des Vorjahres teilgenommen (vgl. FBA I 18, S. 831, 1307; BA 19, S. 881). 4 K o l b e : Heinrich Christoph Kolbe (1771–1836), Porträt- und Historienmaler aus Düsseldorf, erhielt für seine Zeichnung „Aphrodite führt die Helena dem Paris zu“ den Preis der Weimarer Kunstausstellung des Jahres 1799 (vgl. Fambach, S. 661). 4 Hofmann: Joseph Hoffmann (1764–1812), Historienmaler aus Köln; in den beiden vorausgegangenen Jahren Träger des Weimarer Preises (für „Tod des Königs Rhesos“, 1800, vgl. BA 19, S. 365, und 1801 für die Kreidezeichnung „Achill unter den Töchtern des Lykomedes“ zum Thema „Achill auf Skyros“; vgl. FA I 18, S. 825 und 1306; BA 19, S. 368; Abb. bei Scheidig, Nr. 15). 6f. Hummelsche Zeichnung: Der Maler und Zeichner Ludwig Hummel (1770–1840) aus Kassel, Schüler Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins, erhielt einen der Preise der Kunstausstellung des Jahres 1802 für seine Zeichnung „Perseus und Andromeda“ (vgl. FA I 18, S. 852, 1313; BA 19, S. 391; Abb. bei Scheidig, Nr. 24, als Kupferstich in der Extra-Beilage der ALZ, 1. Januar 1803). Carl Bertuch sandte Seckendorf am 31. Dezember 1802 den genannten Abdruck von Hummels Preisausgabe, wie sie mit Goethes Abhandlung in den Jan. der A. L. Z. kommen wird (Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,344). 9 Jagemanns Zeichnung: Ferdinand Jagemann (1780–1820), Maler aus Weimar, der Bruder der Schauspielerin Caroline Jagemann, hatte am Wettbewerb mit einer Arbeit zum Thema „Perseus befreit Andromeda“ teilgenommen (vgl. BA 19, S. 888). Seine in Weimar bei Georg Melchior Kraus begonnene Ausbildung setzte er ab 1797 an der Wiener Akademie unter Heinrich Friedrich Füger fort. 18 No. E. G. H. I: Die Beiträge von J. Jacob Schillinger (E), Fürstlich Hohenlohischer Hofmaler aus Öhringen, Laube (G), Maler aus Hütz in Cleve (Abb. bei Scheidig, Nr. 25),

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Von Carl Bertuch, Weimar, 25. Oktober 1802

Ernst v. Valentini (H), Fürstlich Lippischer Hof- und Kabinettmaler aus Detmold, und von J. Joseph Hönig (J) aus Kassel (vgl. Scheidig, S. 296–306, 502f.). 20 OelBleyGemählte: Die Beschreibung entspricht den Darstellungen von Gemälden von Josef Grassi (1757–1838), Professor der Malerei in Dresden, und dem Historienmaler und Direktor der Wiener Maler- und Bildhauerschule Heinrich Füger (1751–1818) im Beitrag der ALZ über die Kunstausstellung. Die hier zu den Exponaten gezählten Arbeiten wurden aber vermutlich gar nicht gezeigt (vgl. Fambach, S. 655–658; Scheidig, S. 312, und die Erl. zur Ausstellungsbesprechung in der Eleg. Zeitung). 21 Perseus schon vom Perseus herunter: Schreibversehen; gemeint ist „vom Pegasus“, dem geflügelten Roß, abgestiegen. 24 Rohden: Für das von Bertuch erwähnte Gemälde („Aussicht von einer mannigfaltigen Gebirgshöhe auf einen Meerbusen. Morgen“) erhielt der in Kassel und Rom lebende Landschaftsmaler Johann Martin von Rohden (1778–1868) den Preis der Ausstellung für die Bearbeitung eines freien Themas (vgl. BA 19, S. 391 und 888f.). 27 in der Eleg. Zeitung: Die auf Weimar, 30 Sept. 1802 datierte, anonyme Ausstellungsbesprechung erschien in der von Karl Spazier herausgegebenen Zeitung für die elegante Welt, Nr. 120–124, 7., 9., 12., 14. und 16. Oktober 1802, Sp. 957–960, 965–968, 981–983, 989–993. „Unter dem Deckmantel eines sachlichen Berichts, der Vortäuschung einer gerechten Beurteilung und einer freimütigen Meinungsäußerung wurden in Wirklichkeit Goethes Kunstanschauungen, Meyers theoretisches Wissen und künstlerisches Leistungsvermögen sowie die praktischen Bemühungen der [Weimarer Kunst-] Freunde verspottet. Künstler wurden genannt, von denen einige in Weimar gar nicht ausgestellt und andere sich nicht an der Lösung der Preisaufgabe für 1802 beteiligt hatten, Kunstwerke wurden beschrieben, die in Weimar nicht zu sehen waren.“ (BA 19, S. 890) Verfasser war aller Wahrscheinlichkeit nach Karl August Böttiger, der sich mit diesem ‚fiktiven‘ Bericht offenbar für seine „durch Goethe verschuldete (…) Desavouierung im Falle des Schlegelschen Ion“ (Fambach, S. 662) revanchieren wollte (für die Zuschreibung vgl. Fritz Adolf Hünich, Spaziers ‚Visite à Weimar‘, in: Jb der Sammlung Kippenberg 5, 1925, Leipzig 1926, S. 277–289, hier: S. 288 f.; Bernd Maurach, Zeitgenosse Goethe. K. A. Böttigers verschmähte kritische Notizen über Goethe, in: JbFDH 1978, S. 225–255, hier: S. 251). 31 Schadow: Johann Gottfried Schadow (1764–1850), der sich Ende September 1802 in Weimar aufhielt, wurde zeitweise für den Verfasser der Ausstellungsbesprechung in der Zeitung für die elegante Welt gehalten. Z.B. von Kotzebue, der am 30. Oktober 1802 an Böttiger schrieb: Über die elegante Zeitung wollen wir uns auch hier krank lachen. Vermuthlich haben die Herren Schadow und Catel Herrn Spazier diese Posse gespielt, und sich zugleich für die erwiesene Kälte gerächt, mit welcher Göthe sie empfangen hat, wie sie mir schon in Jena klagten. Was machen Göthe und Meyer für Gesichter dabey? Sogar A. W. Schlegel hat sich sehr darüber ergözt“ (Maurach 1987, S. 69). Catel hatte nach seinen Ausstellungsbesuch am 25. und 27. September in seinem Tagebuch notiert: Ich ging in die Ausstellung, die Armut und Kleinigkeit des Gebäudes und die schlechten Sachen an Zeichnungen und Gemälden haben mich erschreckt (zit. nach BA 19, S. 889). 32 dem jungen Klauer: Ludwig Klauer (1782-nach 1815), der Sohn des 1801 verstorbenen Martin Gottlieb Klauer. 33 ni fallor: Wenn ich mich nicht täusche. 43f. Caroline hat sie abandonnirt: Caroline Jagemann wurde von Frau v. Löwenstern

Von Caroline Jagemann, Weimar, 1. November 1802

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vermutlich wegen des offenkundig gewordenen Verhältnisses mit Herzog Carl August gemieden (abandonnirt, preisgeben, verlassen). 48 die hohe Gräfin: Henriette v. Egloffstein.

144. Von Caroline Jagemann, Weimar, 1. November 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,537 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. 13. Nov. 1802. D: Gustav Scheidel, Herzog Karl August von Weimar und Karoline Jagemann, in: Zeitschrift für Kulturgeschichte 7, 1900, S. 270–284, hier: S. 275f. (TD); Obser, S. 26f. (Datierung irrtümlich auf 9. November); Bamberg, Jagemann, S. 306f. (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 742–744 Erläuterungen 2 Graff Winzingerode: Wahrscheinlich Heinrich Karl Friedrich Levin Graf W. (1778–1856), seit 1802 Attaché bei der württembergischen Gesandtschaft in Regensburg (Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 742, vermutet Ferdinand Freiherr v. Wintzingerode [1770–1818] oder einen preußischen Offizier dieses Namens). 4 Reisepläne: Caroline Jagemann hielt sich im Juli 1802 zu Gesangsstunden bei Luigi Marchesi in Wien auf und kam Anfang September, nach einer Gastspielreise nach Stuttgart und Mannheim, wieder nach Weimar zurück (vgl. Emde, ebd.). 21 Ein solches bin ich: Ein solches bin ich ich Hs., Verdoppelung wegen Zeilenumbruchs. 24 Umgang mit dem Loewensternschen Hause: Ursache für ihren Rückzug aus der Weimarer Gesellschaft war das offen zutage tretende Verhältnis mit Herzog Carl August. Aus diesem Grund war auch Carolines Beziehung zur Familie v. Löwenstern (vgl. dazu allgemein Emde, Selbstinszenierungen 1, S. 178–183, und pass.; Bamberg, Jagemann, S. 129 ff.) zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so ungetrübt wie es hier den Anschein hat: Von der Mutter Christina v. Löwenstern, so Brühl am 8. Dezember 1802 an Seckendorf (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,381), sagt man nur Wunderdinge; – sie soll keine Launen mehr haben (…). Der Teuffel traue darauf, ich glaube immer es ist nur eine Komödie die sie spielt, um sich an dem Herzog und Caroline zu rächen von denen sie sich betrogen sieht. Sie hat sonst geglaubt der Herzog käme zu ihr, und nun sieht sie daß er eigentlich zu Carol: kam; das kränkt freylich ihren Stolz – ihre Eigenliebe – ihre Eitelkeit. Sie soll auch wüthend auf Caroline seyn, wie mir Keelchen (Henriette v. Wolfskeel) schreibt, und die abscheulichsten Schimpfreden gegen sie ausstoßen. Das begreiffe ich, – wie aber Carol: sich doch noch endlich dem alten Wollüstling hat ergeben können, nach allem was sie darüber fühlte und sprach – das begreiffe ich nicht. 35 Brühl kömmt: Brühl kam erst im August 1803, auf der Durchreise nach Paris, für kurze Zeit erneut nach Weimar. Die Reise unternahm er gemeinsam mit einer neuen Verlobten, Sophie v. Löwenstern aus Berlin, einer Cousine Auguste v. Löwensterns. Auch diese, mehr auf Drängen der Eltern Brühls zustande gekommene Verlobung, wurde wenig später wieder gelöst (vgl. Krosigk, S. 256f.).

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Von Carl Bertuch, Weimar, 19. November 1802

37f. Mariane (…) Institut nach Gotha: Carolines Schwester kam am 18. November 1802 in das Institut der Madame Stieler in Gotha. 46 Vohsens sind weg: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 17. September 1802. 46 Benda: Christian Benda (1759–1805), Sänger und Schauspieler, seit 1791 in Weimar. 47 Mlle Malcolmi: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 29. September 1802. 48 Mll. Maas: Wilhelmine Maas hatte am 17. Februar 1802 in der Rolle der Chatinka in Franz Kratters Mädchen von Marienburg debütiert. Von Iffland engagiert ging sie Ostern 1805 nach Berlin zurück (eine Abb. der Schauspielerin in Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 745; vgl. auch Böttiger an Seckendorf, 5. April 1802). 50 Die Tina Reizenstein heurathet: Vgl. Friedrich Müller an Seckendorf, 12. Oktober 1802.

145. Von Carl Bertuch, Weimar, 19. November 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,343 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. d 24n / b. 10. Dec. / li. o.: No. 10. D: Gustav Scheidel, Herzog Karl August von Weimar und Karoline Jagemann, in: Zeitschrift für Kulturgeschichte 7, 1900, S. 270–284, hier: S. 278 (TD, danach Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 743) Erläuterungen 4 Brühl ist Cammerherr: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 17. September 1802. 5f. Kehlchen hat ihm (…) geschrieben: Vgl. Caroline Jagemann an Seckendorf, 1. November 1802. 7 Mad. Thon: Caroline Christiane Thon, die ihrem kurz zuvor in Weimar als Assistenzrat angestellten Ehemann Christian August T. aus Eisenach gefolgt war. 9 Mariane: Jagemann; vgl. den Brief ihrer Schwester Caroline an Seckendorf. 16 Buchdruckerherr: Bertuchs „Neue Druckerey“ war bereits nach dem Antrag wegen der concession einer Buchdruckerey vom 12. November 1800 in Betrieb gegangen und 1802/03 in das ausgebaute Weimarer Haus am Baumgarten eingezogen. Am 26. November 1802 wurde die Konzession zur Gründung einer Schriftgießerei erteilt, für die Justus Erich Walbaum Ostern 1803 nach Weimar zog (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 80f.; Bertuch-Ausstellung, S. 67). 18 in Rudolstadt Franc Maçon: Freimaurer. Carls Vater Friedrich Justin Bertuch gehörte bereits seit 1801 der Loge Günther zum stehenden Löwen in Rudolstadt an (gegr. 1785). Diese hatte sich im gleichen Jahr als eine der ersten der Großen Loge in Hamburg angeschlossen und damit das Ritualsystem des Reformers Friedrich Ludwig Schröder übernommen (vgl. Geheime Gesellschaft, S. 222f.; vgl. auch Wilhelm Gottfried Herder an Seckendorf, 14. August 1801). 22 LandCammerRath: Die Ernennung war am 19. Juli erfolgt (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 179). 23 Fürsten v. Rudolstadt: Ludwig II. Fürst v. Schwarzburg-Rudolstadt. 26 Adolf: Dankelmann; vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 23. November 1801.

Von Caroline Herder, Weimar, 19. November 1802

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146. Von Caroline Herder, Weimar, 19. November 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,311 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 24n / b. 26n. / li. o.: No. 1. Herder mater. D: Obser, S. 21f. Erläuterungen 2 Ihre liebe Zeilen: Verbleib des von Herder in einem Brief an Knebel erwähnten Schreibens nicht bekannt: Neulich schrieb mir Seckendorf (bei dem ich in Regensburg aus Mangel öffentlicher Quartiere gewohnt) entzückt über ihre Ilm. (27. November 1802, Herder, Briefe 8, S. 322) Zu Herders Aufenthalt in Regensburg vgl. Johann Gottfried Herder an Seckendorf, 2. Oktober 1802. 10f. Colloredo (…) Bitte meines Mannes: In zwei Briefen vom 25. Oktober und 8. November 1802 bittet Caroline Herder ihren Sohn August, seine Disputation (Wittenberg 1802) an den ehemaligen Kommilitonen Ferdinand Graf v. Colloredo-Mannsfeld (1777–1848) zu senden: Beim Grafen Colloredo, dem Böhmischen Gesandten, Deinem UniversitätsFreund, hat der Vater gespeist; er hat sich Deiner als eines Freundes erinnert. (Herder, Briefe 8, S. 526) Da August nach seinem Examen in Marienberg als Bergamtsassessor angestellt worden war, betraf die Bitte wohl das Gut des Sohnes Adelbert (vgl. Caroline Herder an Seckendorf, 3. Dezember 1802). 19f. Grafen Görz u. Familie: Nicht bekannt; der letzte Brief Herders an Karoline Luise Gräfin v. Schlitz, die Tochter des Grafen Johann Eustachius v. Schlitz gen. Görtz, der Herders Nobilitierung in Bayern vermittelt hatte, datiert vom 2. Oktober 1802 (Herder, Briefe 8, S. 308f.). 23 Doctor: Gottfried Herder

147. Von Karl Wilhelm von Fritsch, Weimar, 25. November 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,534 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl. 4o Empfängervermerk: erh. 1st Dec. Erläuterungen 7 Herstellung Deines Piedestals: Anspielung auf Seckendorfs Verwundung im Duell im Dezember 1800 in Weimar. 14 Grosvater: Vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 20. November 1801 20 die junge Erbprinzeßin: Caroline Amalie, die Tochter des Kurfürsten Wilhelm I. v. Hessen-Kassel und zweite Ehefrau (seit dem 24. April 1802) des Erbprinzen (ab 1804 Herzog) August v. Sachsen-Gotha und Altenburg. 21f. der vorigen (…) Prinzeßin: Luise Charlotte, geb. Herzogin v. MecklenburgSchwerin (1779–1801). 23 Wolfskeel: Christian Friedrich Karl v. W. zu Reichenberg, Fritschs künftiger Schwager, wurde 1807 Kanzler.

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Von Johann Christoph von Aretin, München, 20. November 1802

27 Friz: Der ältere Bruder Friedrich August v. Fritsch (1768–1845). 31 Wiedeburg: Christian Justus W. (1727–1804), Hof- und Regierungsrat in Weimar (vgl. auch Friedrich Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803). 31 Kanzler: Johann Friedrich Kobe v. Koppenfels (1737–1811). 32 Osann: Der Weimarer Regierungsrat und fürstliche Baukommissar Friedrich Heinrich Gotthelf Osann (1752–1803) verstarb im darauffolgenden Jahr, wahrscheinlich an Tuberkulose (vgl. auch Friedrich Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803). 32f. sein eigener Schwager: Christoph Wilhelm Hufeland hatte Osann für lungensüchtig erklärt (Voigt an Goethe, 18. Oktober 1802, Goethe-Voigt-Briefwechsel 2, S. 315). 33 Muller: Friedrich Müller. 37 Freundschaft (…) Sonnabende (…) Liebe: Die Formulierung erinnert an den Titel des bei Friedrich Wilmans erscheinenden Taschenbuchs Der Liebe und Freundschaft gewidmet. Über den sich regelmäßig an Samstagen bei Luise v. Göchhausen versammelnden Freundeskreis berichtet eine Schrift aus Weimar. Danach versammelte sich um 1800 „jeden Sonnabend Vormittag eine bald größere bald kleinere Gesellschaft in den beiden freundlichen, wiewohl keineswegs geräumigen Mansard-Zimmern des Fräulein von Göchhausen. Dieser Sonnabend hieß der ‚Freundschaftstag‘. (…) Zu den Stammgästen gehörten von den Damen: die durch liebliche Anmuth und Grazie gefallende zweite Hofdame der Herzogin, Fräulein von Wolfskeel; die heiter gelaunte Frau von Egloffstein geb. von Aufseß; die als Dichterin und Malerin reich begabte Amalie von Imhof; die geistreiche und schöne Henriette von Egloffstein und Fräulein Mimi von Oertel. Kammerherr von Einsiedel, der liebenswürdige, stets harmlose und verbindliche Freund seiner Freunde und deshalb mit dem Beinamen l’Ami belegt (…); Heinrich Meyer, der Kunstfreund, fand sich auch zuweilen ein (…). Häufig kamen Graf Karl Brühl, Böttiger, Bertuch, die Brüder von Fritsch, Rath Krause, von Wolfskeel, Leo von Seckendorff, der sich in Weimar aufhielt, Weyland, Froriep, Müller, auch Wieland etc. Jedes Mitglied des Vereins suchte für den Sonnabend etwas aufzufinden, was zur Würze der Unterhaltung beizutragen vermöchte.“ (August Diezmann, Weimar-Album. Blätter der Erinnerung an Carl August und seinen Musenhof, Leipzig 1860, S. 98f.) 40 Tinette: Tina v. Reitzenstein. 42 Oertel: Friedrich Ludwig Christian v. Oertel (1770–1818), der jüngere Bruder des Korrespondenzpartners von Seckendorf Friedrich Benedikt v. O. Der hier genannte war bis April 1797 Regierungsassessor in Weimar und vermutlich der Verfasser der anonym erschienenen Schrift Briefe über Weimar (1800).

148. Von Johann Christoph von Aretin, München, 20. November 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,528 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. 22. / aoR: No. 1. Erläuterungen 3f. akademische Diplom für Fr. Mayer: Friedrich Majer war zum Mitglied der Kurfürstlichen Akademie der Wissenschaften in München ernannt worden. Im Jahr darauf wurde ihm außerdem eine Anstellung in München in Aussicht gestellt (vgl. auch Seckendorf an Aretin, 17. Oktober 1803, Majer an Seckendorf, 21. August 1804).

Von Caroline Herder, Weimar, 3. Dezember 1802

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7 Minister: Maximilian v. Montgelas. 20 Oberhofbibliothekär (…) in Mannheim: Kasimir Johann Freiherr v. Haeffelin, Aretins Vorgänger als Leiter der Hof- und Centralbibliothek in München. 24f. die bevorstehende Aufhebung (…) Prälaturen: Die Aufhebung der bayerischen Prälatenklöster erfolgte im März 1803; vgl. auch Seckendorf an Aretin, 17. Oktober 1803. 26 in kurf. Dienste zu treten: Die Absicht, in bayerische Dienste zu treten, ist anhand von Seckendorfs Korrespondenz sonst nicht zu belegen. Karl v. Brühl hatte ihn zuvor zu einem Übertritt in preußische Dienste zu bewegen versucht (vgl. den Brief Brühls an Seckendorf, 8. Juli 1802, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,380, zitiert in Einleitung, Abschn. 5.2). 32 an der Jenaer Bibliothek: Majer arbeitete nach seinem Studium der Staatswissenschaft und Jurisprudenz 1792–95 an der Universität Jena als Gehilfe Friedrich Ernst Carl Mereaus an der dortigen Bibliothek, u.a. bei der Erstellung der Kataloge (vgl. Briefe eines ehrlichen Mannes bey einem wiederholten Aufenthalt in Weimar, Deutschland 1800, S. 9). Durch ein nicht näher bezeichnetes „Ungeschick“ (Merkel, S. 161) brachte er sich nach der Promotion 1797 selbst um die venia legendi als Privatdozent.

149. Von Caroline Herder, Weimar, 3. Dezember 1802 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,312 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o (am Rand stark fleckig und beschädigt) Empfängervermerk: li. o.: No. 2. Herder mater. D: Scheidel 1885, S. 15f., 20, 29 (TD); Obser, S. 22f. (TD); Herder, Briefe 8, S. 531 (TD, nach Bamberg, Jagemann, S. 309f.; Datierung irrtümlich auf 4. Dezember 1802); ebd., Bd. 9, S. 667 (TD, nach Scheidel 1885) Erläuterungen 3 Brief vom 26. Nov.: Nicht bekannt; zum Gegenstand vgl. den vorausgehenden Brief Caroline Herders an Seckendorf. 17 SchutzEngel von Majer: Betrifft Seckendorfs Verwendung für eine Anstellung Majers an der Münchner Akademie der Wissenschaften (vgl. Majer an Seckendorf, 31. Mai 1802 und die folgenden Briefe Majers). Eine Stelle als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Jena hatte Majer erst Ende 1803 in Aussicht. 27 Serdagna: Sardagna; vgl. Johann Gottfried Herder an Seckendorf, 2. Oktober 1802. 36 B aum seines Lebens: Scheidel 1885 (S. 15) bezieht die Stelle auf Seckendorfs vergebliches Werben um Tina v. Reitzenstein (Katharina v. Reitzenstein-Imhoff; vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 11. Juni 1801). 38 Schicksal Eglofsteins: Vgl. Gottlob v. Egloffstein an Seckendorf, 21. Dezember 1801. 39 am grünen Holz: Nach Lk 23,31. 49 He: Unterschrift durch Papierbeschädigung verstümmelt. 50 von Kalb: Die Ursache für dieses „damals in Weimarischen Kreisen verbreitete“, jedoch unzutreffende Gerücht war offenbar Hardenbergs Empfehlung des in einer Lehensangelegenheit in München weilenden Kalbs gegenüber Montgelas (Klarmann, S. 266–273, Zitat S. 268).

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Von Friedrich Majer, Weimar, 23. Oktober 1802/10. Februar 1803

150. Von Friedrich Majer, Weimar, 23. Oktober 1802/10. Februar 1803 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,416 (Seckendorf-Nachlaß) 4 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 29. Febr. 1803. / li. o.: No. 11. h: ältere Teilabschrift (ab Z. 51, 28. Januar 1803) von u. H., WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,417/418 (Seckendorf-Nachlaß) Erläuterungen 2 in meinem Vaterland: Majer stammte aus dem Voigtland, Fürstentum Reuß jüngere Linie (Reuß-Schleiz), der Vater war Pastor in Unterkoskau (Majers Geburtsort) und wurde später nach Tanna versetzt. 9 der Einen: Sophie Mereau, von der auch im weiteren die Rede ist; vgl. Majers Brief vom 15./26. Mai 1801. 59f. erste Band meiner allgemeinen Mythologie: Allgemeines Mythologisches Lexicon aus den Original-Quellen bearbeitet. Erste Abtheilung, welche die nicht altklassischen Mythologien (…) enthält, von Friedrich Majer, 1. Bd., Weimar 1803. Zur Ostermesse war der Band noch nicht erschienen (vgl. den nächsten Brief Majers an Seckendorf vom 27. April 1803). 66 eine Indische Kleinigkeit: S. u. zu Gita-govinda. 69f. bei der Gräfin (…) Schwester: Über den Besuch von Seckendorfs Mutter und seiner Schwester Maria Anna bei Henriette v. Egloffstein vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 14. Februar 1803. 76 Akademischen Diploms: Die Aufnahme in die Münchner Akademie ließ Majer als Titelzusatz zu seinem Mythologischen Lexicon vermerken: (…) von Friedrich Majer, d. W. W. Dr. Mitglied der kurfürstl. Akademie der Wissenschaften in München (vgl. Majer an Seckendorf, 31. Mai, 14. Juni und 5. September 1802, Aretin an Seckendorf, 20. November 1802). 83 Törring: Anton v. Toerring-Seefeld (1725–1812), zeitweise Präsident der Münchner Akademie. 87 Gita-govinda: Gita-govinda. Ein Indisches Singspiel von Jajadeva. Aus der Ursprache ins Englische von W. Jones, und aus diesem ins Teutsche übersetzt, und mit einigen Erläuterungen begleitet von Friedrich Majer, Weimar 1802 (ebenfalls in Asiatisches Magazin, 1802, 2. Bd., 5. St.). Das geistlich-erotische Singspiel des bengalischen Dichters Dschayadeva aus dem 12. Jahrhundert war kurz zuvor bereits in einer, in den erotischen Szenen jedoch gekürzten und „gemilderten“ Übersetzung von Friedrich Hugo v. Dalberg erschienen (Gita-govinda oder die Gesänge Jajadeva’s eines altindischen Dichters, Erfurt 1802; vgl. Schiller an Goethe, 20. Februar 1802, NA 31, S. 107 mit Erl. S. 425). 112 Toleranz-Edikt: Durch das im Zuge der bayerischen Besitzergreifung fränkischer Gebiete erlassene Religionsedikt vom 10. Januar 1803, dem das Toleranzedikt vom 26. August 1801 vorausgegangen war, wurde den Angehörigen katholischer, lutherischer und reformierter Konfession die bürgerliche Gleichberechtigung zugesichert. 125 Novalis: Friedrich v. Hardenberg war bereits am 25. März 1801 gestorben, die beiden Bände der von Tieck herausgegebenen Schriften erschienen bis Ende 1802. 128 Europa: Das erste Heft von Friedrich Schlegels Zeitschrift (1803–05), deren Her-

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ausgabe er im Mai 1802 in Leipzig mit dem Frankfurter Verleger Friedrich Wilmans verabredet hatte, erschien im Februar 1803. Beiträge Majers finden sich darin nicht. 134 freimüthigen Lurche: Anspielung auf die von Kotzebue und Garlieb Merkel herausgegebene Zeitschrift Der Freimüthige, oder Ernst und Scherz. 136 Kelchen und Fritsch: Henriette v. Wolfskeel und Karl Wilhelm Friedrich v. Fritsch hatten sich am 28. Januar 1803 verlobt, die Heirat fand am 17. Mai statt (vgl. auch Carl Bertuch an Seckendorf, 14. Februar 1803).

151. Von Carl Bertuch, Weimar, 14. Februar 1803 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,345 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: b. 24. Mart. / li. o.: No. 12. D: Obser, S. 11f. (TD); Skonietzki, S. 305f. (TD) Erläuterungen 14 Geburtstags Redoute: Für Herzogin Louise v. Sachsen-Weimar-Eisenach am 30. Januar 1803. 31 Texel: Die größte der westfriesischen Inseln (Niederlande). 40f. Mineralogische Excursionen (…) schicken will: Von Adolf v. Dankelmann ist ein – von dieser Ankündigung jedoch abweichender – Bericht im Journal des Luxus und der Moden, datiert Ryswyk bei Batavia den 23. May 1803, nachweisbar: A. v. D., Sittengemälde von Batavia auf der Insel Java. (Aus dem Briefe eines teutschen Edelmanns, der bei der Holländisch-Ostindischen Compagnie angestellt ist.), in: Journal des Luxus und der Moden, Oktober 1804, S. 473–479. 48 a. c.: anni currentis (im laufenden Jahr); vgl. auch Majer an Seckendorf, 23. Oktober 1802/10. Februar 1803). 50 Hof- und Staatskalender: Der bei Göpferdt in Jena gedruckte Herzoglich SachsenWeimar und Eisenachische Hof- und Adreßkalender. 54 Mohren Sclavin: Die Mohrin, Lustspiel nach Terenz in der Bearbeitung Einsiedels, die Premiere fand am 19. Februar 1803 statt (vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 46). 54f. Schillers Br aut von Messina: Über die Lesung in Gegenwart seines Dienstherrn, des Herzogs Georg I. v. Sachsen-Meiningen, schreibt Schiller in einem Brief an Goethe vom 4. Februar 1803 (Schiller, NA 32, S. 7, mit einer Aufzählung der Anwesenden S. 256). Die Weimarer Urauführung fand am 19. März 1803 statt. 61 Jean Paul verlässt Meinungen: Im Juni 1803. 63 Herz. v. Meinungen: Georg I. Friedrich Karl Herzog von Sachsen-Meiningen (1761–1803)

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Von Carl Bertuch, Weimar, 23. Februar 1803

152. Von Carl Bertuch, Weimar, 23. Februar 1803 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,346 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: b. 24. März / li. o.: No. 13. Erläuterungen 2f. als RegierungsRath nach Stuttgardt: Die Versetzung erfolgte im Juni 1803 (vgl. Seckendorf an Bode, 7. Juni 1803). 8–10 FastnachtsSpiel (…) Siegfried von Lin denberg: Vgl. Vulpius an Nikolaus Meyer, 26. Februar 1803: Auf der Fast Nachts Redoute, war ein Lindenberg. Aufzuge, (von der Bertuch. Klique) die eine Novitäten Staffete austeilte, die ich Ihnen hierbei sende. Sie ist ziemlich elend. (Meier, Vulpius 1, S. 66, vgl. auch die Erl. ebd., 2, S. 137). Dem Aufzug lag Johann Gottwerth Müllers komischer Roman Siegfried von Lindenberg (1779) zugrunde. Das gedruckte Avisen Blatt war lt. Meier nicht zu ermitteln. 8 Herder: Wilhelm Gottfried Herder. Ludecus: Johann Christian Ludwig Ludecus. 14 Schillers Mädchen aus der Fremde: Schillers Gedicht wurde zuerst in seinem Musen-Almanach für das Jahr 1797 gedruckt und von Zelter und Reichardt (Schillers lyrische Gedichte in Musik gesetzt, 1. Heft) vertont. 16 Gräfin: Henriette v. Egloffstein. 17 fulgend: Nach lat. fulgere, leuchtend, strahlend; nach als duldend, mehr bricht der Textabschnitt an dieser Stelle ab. 18 Baron Gross: Der niederländische Freiherr Albrecht David Gabriel v. Groß wurde 1803 Nachfolger Mouniers als Leiter der zur Militärakademie umgewidmeten, bis 1806 bestehenden Erziehungsanstalt Belvedere. 23f. Ruf als Herzogl. Leibarzt: Froriep ging nicht nach Coburg. Im Herbst 1804 nahm er einen Ruf an die preußische Universität Halle als außerordentlicher Professor für Vergleichende Anatomie und Chirurgie an (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 208).

153. Von Friedrich Müller, Weimar, 24. Februar 1803 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 68/564 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: b. / li. o.: No. 5. Erläuterungen 5 Marie: Maria Anna v. Seckendorf, Leos Schwester, die sich mit ihrer Mutter zu Besuch in Weimar aufhielt (vgl. Carl Bertuch, 14. Februar 1803, und Friedrich Majer an Seckendorf, 23. Oktober 1802/10. Februar 1803). 11 mit dem Prinzen: Carl Friedrich, der Erbprinz von Sachsen-Weimar und Eisenach, reiste Anfang März 1803 zunächst nach München, bevor er am 21. März nach Weimar zurückkehrte. 13 die Würfel Ihrer Bestimmung: Seckendorf wurde am 6. Mai 1803 als Regierungsrat nach Stuttgart versetzt und verließ Regensburg im darauffolgenden Monat.

Von Friedrich Müller, Weimar, 24. Februar 1803

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15 die Batz. Stelle: In seiner Geschichte meiner Dienstzeit im Wirtembergischen (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,724) schreibt Seckendorf über die Zeit nach seinem Eintritt in württembergische Dienste als Kammerherr im Regierungsratskollegium: Ich trat meinen Posten an, ging meinem Vater als Sekretär zur Hand, und hatte, als bald darauf der Leg. Rath Baz nach Berlin verschikt wurde, seine Stelle, und bei Abwesenheiten meines Vaters auch fast alle gesandschaftlichen Geschäfte alleine zu versehen. Seckendorf trat offenbar an die Stelle des württembergischen Ständevertreters und Ludwigsburger Bürgermeisters Christian Friedrich Baz, des späteren Mitangeklagten beim Hochverratsprozeß des Jahres 1805 (vgl. die entsprechenden Angaben in Genealogisches Reichs- und Staatshandbuch auf das Jahr 1802, 2. Tl., Frankfurt a. M. 1802, S. 223 und 225, sowie 1803, 2. Tl., S. 270f.). Irritierend ist die Angabe, Baz sei nach Berlin verschikt worden, vgl. dazu Einleitung, Abschn. 5.1. 17 eines solchen Fürsten: Friedrich II. von Württemberg. 18 In Gotha: Vgl. Friedrich Müller an Seckendorf, 12. Oktober 1802, mit dem Hinweis auf eine zu besetzende Stelle in der Regierung des Herzogtums Sachsen-Gotha. 19 Egloffst.: Gottlob v. Egloffstein. 22f. Ziegesarn (…) seinen Sohn: August Friedrich Karl Freiherr v. Ziegesar (1746–1813) war seit 1790 herzoglich sachsen-gothaischer Kanzler; sein Sohn, Anton v. Ziegesar (1783–1843), wurde nach dem Studium in Jena und Göttingen 1804 Assessor bei der Regierung in Weimar. 36 diesen Sommer Regierungs Rath: Müller, seit Oktober 1801 Assessor bei der Regierung in Weimar, wurde am 13. April 1803 zum Regierungsrat ernannt (vgl. Müller an Seckendorf, vor 10. Juni 1803). 37 Osann: Der weimarische Regierungsrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann (1753–1803) starb nach längerem Siechtum noch im gleichen Jahr. Christoph Wilhelm Hufeland hatte ihn bereits im Herbst des Vorjahres für lungensüchtig erklärt (vgl. Karl Wilhelm v. Fritsch, 25. November 1802, und Friedrich Müller an Seckendorf, vor 10. Juni 1803). 41f. Schwabe (…) Wiedeburg: Traugott Lebrecht Schwabe (1746–1835) und Christian Justus Wiedeburg (1727–1804), Hof- und Regierungsräte in Weimar. 42 Wolfskehl: Der Weimarer Regierungsrat Christian Friedrich Karl Wolfskeel v. Wolfskeel zu Reichenberg (1763–1844), seit 1803 Mitglied des Konsistoriums, wurde 1804 zum Oberkonsistorialdirektor ernannt. 44 Kehlchens Verbindung: Henriette v. Wolfskeel zu Reichenberg (1776–1859) war seit dem 28. Januar 1803 mit dem sachsen-weimarischen Kammerherrn und Regierungsrat Karl Wilhelm Friedrich v. Fritsch verlobt (Heirat am 17. Mai 1803). 46 Frl. v. Traxdorf: Vermutlich die Tochter des Jenaer Buchbinders Traxdorf. 47 Gedike: Gädicke. 48 die Romanze der Thekla: Schillers Gedicht Thekla. Eine Geisterstimme erschien in Cottas Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1803, Tübingen (1802), S. 201. Wahrscheinlich bat Seckendorf Müller aber um Rudolph Zumsteegs Komposition des Liedes der Thekla (Der Eichwald brauset) aus Schillers Die Piccolomini (R. Z., Kleine Balladen und Lieder mit Klavierbegleitung, Leipzig [Breitkopf & Härtel] 1801, 3. H., Nr. 12, S. 35; vgl. auch Günther, Freund, in: Nägele, Zumsteeg, S. 36 und 47f.). 50 Caroline: Wahrscheinlich Caroline Jagemann. 53 Thons (…) Bruder: Christian August Thon (1755–1829), seit 1802 Assistenzrat im Geheimen Consilium in Weimar, stammte aus der reichen Regensburger Kaufmannsfamilie (von) Dittmer.

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Von Carl Bertuch, Weimar, 28. Februar 1803

57f. Einsiedels MohrenSklavin: Friedrich Hildebrand v. Einsiedels Übersetzung Die Mohrin nach Terenz, wurde am 19. Februar 1803 unter dem Titel Eunuch in Weimar uraufgeführt – hat aber nicht gefallen (August Vulpius an Nikolaus Meyer, 26. Februar 1803, in: Meier, Vulpius 1, S. 66). 59 Consist. Günther: Wilhelm Christoph Günther (1755–1826), seit 1801 Oberkonsistorialrat, Hofprediger und Direktor des Waiseninstituts in Weimar. 59 Prof. Hofmann: Nicht geklärt. 62 D. Meyer aus Tübingen: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 28. Februar 1803.

154. Von Carl Bertuch, Weimar, 28. Februar 1803 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,347 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Empfängervermerk: b. 24. März / li. o.: No. 14. D: Obser, S. 12 (TD); Skonietzki, S. 306 (TD); Starnes, Wieland 3, S. 127 (Zitat) Erläuterungen 4 Ancient Songs (…) Siedler: Joseph Ritson, Ancient Songs, from the time of King Henry the Third to the Revolution, London 1790. Die – nicht erhaltene – Anfrage Seckendorfs steht offenbar in Zusammenhang mit seinem späteren Beitrag Altenglische Volkslieder für Bodes Zeitschrift Polychorda (1805; vgl. Seckendorf an Hain, 9. Mai 1805, und Seckendorfs Prosaentwurf Alt englische Volkslieder, Hs. WLB Stuttgart Cod.hist. 4o 736,702). 6 Göthe’s Programm der Kunstausst.: Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1802 und Preisaufgaben für das Jahr 1803, in: Allgemeine Literatur-Zeitung, Extra-Beilage zum 1. Januar 1803 (vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 25. Oktober 1802). 8 Repertorien der Literatur: Das Allgemeine Repertorium der Literatur für die Jahre 1791 bis 1795, 3 Bde., Weimar 1799/1800, erschien im Verlag des Bertuchschen Landes-Industrie-Comptoirs. 11 Merkur: Johann Christian Gädicke, der den Neuen Teutschen Merkur mit Beginn 1800 von Göschen übernommen hatte, kündigte den Verlag der Zeitschrift aufgrund zu geringen Ertrags bereits im Sommer 1802. Die Beteiligung an einer von Böttiger und Friedrich Justin Bertuch, des neuen Verlegers (1803–1810), geplanten Umgestaltung des Merkur lehnte Wieland zunächst ab, ließ sich aber gegen Ende des Jahres doch noch davon abbringen, die seinen Namen tragende Zeitschrift eingehen zu lassen (vgl. Starnes, Wieland 3, S. 104, 110f., 119). 16f. Stichling (…) Kaufmann Kühn: Karl Wilhelm Constantin Stichling (1767–1836), verheiratet mit Wielands Tochter Juliane Caroline Dorothea, hatte dessen Gut Oßmannstedt am 6. Februar 1803 an Christian Johann Martin Kühne (1758–1827), einen Geschäftsmann aus Hamburg, verkaufen können: Der Papa ist über den, seine und des ganzen hiesigen Publicums Erwartung übersteigenden vortheilhaften Verkauf sehr glücklich (denn nach den revenuen berechnet ist 24000 rthl der höchste Werth des Guths) (Stichling an Charlotte Geßner, 9. Februar 1803, Starnes, Wieland 3, S. 127). 20 Wieland (…) Stoetzer: Der Umzug von Gut Oßmannstedt, das Wieland nach dem Tod seiner Frau im November 1801 zur Last geworden war, in das nahe dem Wittumspalais

Von Friedrich Majer, Weimar, 27. April 1803

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gelegene Haus des Weimarer Stadtsyndikus Johann Wilhelm Julius Stötzer erfolgte Anfang Mai 1803. 20f. Goethe kränkelt seit einiger Zeit: Ein in dieser Zeit umlaufendes, ansonsten nicht bestätigtes Gerücht; vgl. Wieland an Göchhausen, 18. Januar 1803, in: Fiebinger, Briefe Wielands, S. 281, vgl. auch Erl. ebd., S. 295. 23 Kozebue verkauft (…) Jena: Kotzebue verbrachte nach Ende seines Engagements als Theaterdirektor in Wien die Sommermonate in einem Gartenhaus in Jena, das er 1799 von Justus Christian Loder gekauft hatte (vgl. Mathes 1969, S. 285f.). 25 Königin: Luise v. Preußen. 26 Spectakelmeister: In seinen Briefen an Böttiger aus Berlin berichtet Kotzebue wiederholt von der sehr wohlwollenden Aufnahme, die ihm von seiten des preußischen Hofes zuteil geworden sei. So studierte der königliche Hof bereits im Herbst 1802 verschiedene Stücke aus seinem Almanach Dramatischer Spiele ein (vgl. Kotzebue an Böttiger, 19. Oktober 1802, Maurach 1987, S. 67f. und pass.). 28 Mellisch (…) Nordheim: Der seit 1797 in Weimar, Dornburg und Nordheim lebende englische Diplomat und Kammerherr Joseph Charles Mellish of Blyth (1769–1823; verheiratet mit Karolina, geb. v. Stein zu Nord- und Ostheim) übersetzte u.a. Goethes Paläophron und Neoterpe ins Englische 29 Rentsch: Johann Heinrich Siegmund Rentsch (1757–1803), Bürgermeister und Gerichtssekretär in Weimar. 29 Ludekus: Johann W ilhelm Karl Ludecus (1768–1854), seit 1791 Regierungskanzleiakzessist, ab 1803 Gerichtssekretär in Weimar. 31f. Maiern (…) Mithol. Lexicons: Die Erste Abtheilung des von Friedrich Majer herausgegebenen Allgemeinen Mythologischen Lexicons war ursprünglich schon für Ostern 1802 angekündigt worden und erschien schließlich zur Ostermesse 1803 (vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801 und 5. September 1802). 32f. D. Majers b. Tübingen: Nicht ermittelt. 34 ErbPrinz v. Oranien in Fulda: Wilhelm Friedrich v. Oranien-Nassau (1772–1843) hatte im Oktober 1802 die Regierung über das säkularisierte Fürstbistum Fulda angetreten.

155. Von Friedrich Majer, Weimar, 27. April 1803 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,419 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: li. o.: No. 12. Erläuterungen 2 gegen Bertuch: Nicht bekannt. 26 akademischen Diplom: Vgl. Majer an Seckendorf, 23. Oktober 1802/10. Februar 1803. 29 der erste Bd.: Vgl. ebd. 34 Notizen darüber einzuziehn: Vgl. Seckendorf an Aretin, 17. Oktober 1803. 38 Grafen Solms: Friedrich Ludwig Christian Graf zu Solms-Laubach (1769–1822). 52 dem Kaiser meine Mythol. zugeeignet: Sein Allgemeines Mythologisches Lexicon hatte Majer gewidmet S. K. M. Alexander I. v. Rußland (1. Bd., Titel, unpag.).

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Von Carl Bertuch, o.O., o.D. (Weimar, vor 30. April 1803?)

52f. Klingern: Friedrich Maximilian Klinger (1752–1831) erhielt 1780 eine Offiziersstelle in russischen Diensten und wirkte seit dieser Zeit als Lehrer an verschiedenen militärischen Lehranstalten Rußlands. 1803 wurde er zum Kurator der Universität Dorpat ernannt. 61–63 Göthes natürl. Tochter (…) Jubel: Über die „Irritationen“, die Goethes Drama Die natürliche Tochter bei seiner Uraufführung am 2. April 1803 am Weimarer Hoftheater auslöste, vgl. Goethe, FA I 6, S. 1138–1143, mit einer Zusammenfassung der ambivalenten (z.B. Böttiger) bis polemischen (Kotzebue) Urteile. Eine weitere Aufführung fand am 16. April statt (vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 47). 64 Dankelmann: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 14. Februar 1803.

156. Von Carl Bertuch, o.O., o.D. (Weimar, vor 30. April 1803?) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,348 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Bl., 8o Empfängervermerk: erh. 30. Aprl. (v. fr. Hd. erg. [1803?]) / b. (gestr.) / li. o.: No. 16. (korrig. aus 17) Erläuterungen 2 Deinen letzten lieben Brief: Nicht überliefert. 7 Verzereifalter: Unsichere Lesung, kein Nachweis ermittelt. 14 Elkin: Nicht sicher zu ermitteln, möglicherweise Israel Julius Elkan (1770/79– 1839), ein Sohn des Weimarer Kaufmanns Jacob Elkan (1742–1805), später der bedeutendste Bankier im klassischen Weimar (vgl. Meier, Vulpius 2, S. 121). 16f. Weißenburg: Die südlich von Rudolstadt oberhalb der Saale gelegene Burg aus dem 13. Jahrhundert, nach einem Brand 1792 vier Jahre später in mittelalterlichem Stil wiederaufgebaut, war 1707–1761/63 im Besitz der Familie Lengefeld. 17f. Beulwitzens: Friedrich Wilhelm Ludwig v. Beulwitz (1755–1829), der erste Ehemann Caroline v. Wolzogens, geb. Lengefeld. 25 der freimüthige Kozebue: In einem Brief aus Berlin vom 22. März 1803 an Böttiger kündigte Kotzebue seinen Besuch in Weimar an. Die erwarteten Anfeindungen wegen der literarischen Agitation gegen das Weimarer Kulturleben in seiner Zeitschrift Der Freimüthige ließen ihn vorfühlen, wer mich sehn will? und wer nicht? Dabei hoffte er u.a. Egloffsteins, Henriette v. Wolfskeel, Göchhausen, Wieland und Herder zu treffen, doch möge sich Böttiger erkundigen, ob diese Leute mich sehn wollen oder dürfen, oder ihn vielleicht wegen des kleinen Despoten meiden müßten (Maurach 1987, S. 104). 29 Schwester Gildemeister: Kotzebues zwei Jahre ältere Schwester Karoline Amalie (1759–1844) hatte 1778 den späteren Syndikus des Collegium Seniorum in Bremen, Johann Friedrich Gildemeister, geheiratet. 33 Luise, Auguste, Flavie: Luise Lichtenberg, Auguste v. Löwenstern und Flavie Fumel. 38 nach Paris: Carl Bertuch hielt sich von September 1803 bis Juli 1804 zu Studienzwecken in Paris auf; während der Hinreise machte er vermutlich auch für einen kurzen Besuch bei Seckendorf in Stuttgart Station: Ich gehe über Frankfurt wo ich einige Tage bleibe, dann streife ich über Mainz, Darmstadt, Mannheim nach Heidelberg, und dann

An Theodor Heinrich August Bode, Regensburg, 7. Juni 1803

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das herrrliche Neckarthal zu meinen alten Freund in Stuttgard. Ende July bin ich gewiß in Stuttgard (Brief an Seckendorf, 11. Juli 1803, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,349; vgl. auch Steiner/Kühn-Stillmark, S. 179). Charles Gore reiste mit Einsiedel im August 1803 über Regensburg nach Wien (vgl. Goethe, Regesten 4, S. 258 u. 270, Nr. 847 u. 885. Über eine Reise der beiden nach Paris ist nichts bekannt, stattdessen ist in Briefen Voigts an Goethe von Ende April 1803 von einer Reise Einsiedels nach St. Petersburg die Rede (vgl. GoetheVoigt-Briefwechsel 2, S. 333 u. 483). 44 Lucks (…) Luise: Luise Lichtenberg war die Tochter aus der ersten Ehe Sophie Lucks mit dem Husaren-Rittmeister Friedrich Wilhelm v. Lichtenberg. 49 Müller: Vgl. Friedrich Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803. 49 Lauhn: Johann Karl Christian Lauhn (Lebensdaten unbekannt), Regierungsrat in Weimar; Ehrmann und v. Alten nicht ermittelt. 55 Semler: Lesung unsicher; möglicherweise Christian August Semler (1767–1825), Lehrer am Pädagogium in Halle, später Sekretär der fürstlichen Bibliothek Dresden. 55 Fahnenbergischen Aufsatz: Egid Joseph Karl v. Fahnenberg (1749–1827), zwischen 1795 und 1806 österreichischer Gesandter am Regensburger Reichstag; vgl. die Berichte Seckendorfs über Fahnenbergs Wirken in Briefen an seinen Vater (16. und 27. Mai 1801, 15. Mai 1802, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,200/202/207). Die genannte Schrift nicht ermittelt. Als Anhänger Kaiser Josephs II. versuchte Fahnenberg 1802 dem Herzog von Württemberg die Burg Sponeck abzukaufen, um dort Juden gegen Schutzgeld aufzunehmen (vgl. WAA 31, S. 461).

157. An Theodor Heinrich August Bode, Regensburg, 7. Juni 1803 Überlieferung Hs. DLA Marbach, B: F.K.L. Seckendorff Z 812 1 Dbl., 8o Erläuterungen 4f. von Ihrem Plane ausschließen: In der Vorrede zum ersten Heft der Polychorda schrieb Bode über die Absicht, seine Zeitschrift zu einem Magazin poetischer Uebersetzungen zu machen (…). Aus andern Gründen hoffte der Herausgeber, daß man die Ausschliessung der Poesieen des classischen Alterthums genehmige, wiewohl sich der Plan im übrigen keinesweges allein auf die Dichtungen der Neuern beschränkt. (Polychorda, 1. Bd., 1803, 1. Jg., 1. H., S. III–VI, hier: S. IV) Seckendorf beteiligte sich schließlich doch mit den, z.T. von Friedrich Koelle stammenden, Übersetzungen Altenglische(r) Volkslieder (2. Bd., 1805, 1. Jg., 7. H., S. 621–627, 667–669 [Anmerkungen]; die den ersten Jahrgang abschließenden Hefte 7 und 8 erschienen wegen Bodes Tod erst mit zweijähriger Verspätung). Über den Anteil Koelles vgl. dessen Anzeige im Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, 24. Mai 1806, Nr. 74, Sp. 592, und Seckendorfs Erklärung, ebd., 12. Juli 1806, Nr. 93, Sp. 744; ferner Marquardt, Robinson, 1, S. 303; zu korrigieren ist die Angabe Gustav Anton v. Seckendorfs als Übersetzer bei Walzel/Houben, Zeitschriften, Sp. 52f. Vgl. auch Seckendorfs Prosaentwurf Alt englische Volkslieder, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,702 sowie Seckendorf an Ludwig Hain, 9. Mai 1805. 5f. Übersezungen aus der klassischen Litteratur: Seckendorf war zunächst mit einer Anthologie von Dichtungen griechischer Autoren (Homer, Sappho, Theokrit u.a.), den Blü-

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Von Friedrich Müller, o. O., o. D. (Weimar, vor dem 10. Juni 1803)

then griechischer Dichter, Weimar 1800, hervorgetreten. Im Weimarer Seckendorf-Teilnachlaß (Hs. GSA 96/2683) findet sich eine Reihe von Entwürfen zu weiteren Übersetzungen klassischer Autoren; vgl. auch die von Böttiger in seinem Brief vom 5. April 1802 – und später von Benzel-Sternau (Briefe vom 6. Februar 1806 und 20. April 1807) – an Seckendorf herangetragene Empfehlung, sich wieder den griechischen Dichtern zu widmen. 8f. Reichsdeputation, bei der ich angestellt war: Nach seinem Weggang von Weimar am 10. April 1801 ging Seckendorf nach Regensburg, wo er von Herzog Friedrich II. von Württemberg am 24. Oktober des selben Jahres als erster Legationssekretär bei der zu dem bevorstehenden ReichsFriedensDeputationsKongreß abzuordnende(n) Gesandtschaft (Seckendorf an Friedrich II. v. Württemberg, 30. Oktober 1801, Hs. HSTA A 12, Bü 97) am Reichstag angestellt wurde. Die Versetzung nach Stuttgart war im Vormonat erfolgt. 15 Dienemann: Ferdinand Dienemann in Penig war Verleger der Polychorda. 16 Rimessen: Übersendung von Geld bzw. eines Wechsels.

158. Von Friedrich Müller, o. O., o. D. (Weimar, vor dem 10. Juni 1803) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 68/564 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Weingartsgr. d 10. Jun. / b. in (aus b. d 12.) / li. o.: No. 6. Datum Seckendorf vermerkt den Empfang von Müllers Brief am 10. Juni. Im Jahr 1803 wurde er von Regensburg nach Stuttgart versetzt, am 24. Februar d. J. hatte Müller vom Weimar-Aufenthalt von Seckendorfs Mutter und Schwester berichtet. Erläuterungen 2 Frlein Schwester: Marie. 3f. Ihr Avancement: Vgl. Seckendorf an Bode, 7. Juni 1803. 9 finden (…) finden: Schreibversehen Müllers. 11 Gross: Karl Heinrich Gros (1765–1840), ein Bekannter Schillers und Sinclairs, 1796 Professor der Rechte in Erlangen, danach Landschaftskonsulent, als Lehrer des gegen seinen Vater, Friedrich II. v. Württemberg, opponierenden und nach Paris geflohenen Erbprinzen Wilhelm dem Kurfürsten besonders verdächtig und im August 1804 verhaftet. Ein Brief Gros’ vom 28. Januar 1805 an Seckendorf findet sich in den Untersuchungsakten zum Hochverratsprozeß gegen Seckendorf und andere (Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3283, Bl. 114f.). 19 Mayer: Wohl Friedrich Majer. 19 Osann: Vgl. Friedrich Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803. 20 Laun: Johann Karl Christian Lauhn. 22 Osmanstedt ist verkauft: Das Gut Wielands wurde bereits am 6. Februar 1803 verkauft. Wieland übersiedelte bis etwa 10. Mai wieder nach Weimar (vgl. Starnes, Wieland 3, S. 143; Carl Bertuch an Seckendorf, 28. Februar 1803). 30 Gädicke (…) Traxdorf: Vgl. Müller an Seckendorf, 24. Februar 1803.

An Johann Christoph von Aretin, Stuttgart, 17. Oktober 1803

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159. An Johann Christoph von Aretin, Stuttgart, 17. Oktober 1803 Überlieferung Hs. DLA Marbach, B: F.K.L. Seckendorff 84.531 1 Dbl., 8o Erläuterungen 3 Ihr Geschenk: Nicht ermittelt. 5 Ihre litterarische Klosterreise: Mit dem Auftrag, alle bayerischen Abteien zu bereisen, die Bibliotheken derselben zu durchsuchen, und die brauchbaren Bücher daraus für die hiesige Hof- und Nationalbibliothek auszuwählen, unternahm Aretin zwischen März und Oktober 1803 drei ausgedehnte Reisen, über die er in seinen Beyträgen zur Geschichte und Literatur, vorzüglich aus den Schätzen der pfalzbairischen Centralbibliothek zu München (Bd. 1–6, 1803/06; das Zitat in: Aretin, Beyträge, 1. Bd., 1803, 1. St., S. 87f.) berichtete. Die Handhabe zur Überführung der Klosterbibliotheken bot das am 1. April 1803 in Kraft tretende Edikt zur Aufhebung der landständischen Klöster Bayerns. 5f. zu begegnen wünschte: Seckendorf hatte im Mai des Vorjahres (1802) eine Wanderung nach München unternommen, auf der er Aretin bereits persönlich begegnet war (vgl. Seckendorf an Böttiger, 1. Juni 1802). 8 durch den Merkur (…) erfahren: Böttigers Beitrag Münchner Nationalbibliothek über die bevorstehenden Klosterreisen Aretins erschien im Juni-Heft des Neuen Teutschen Merkur, 1803, 6. St., S. 150–156. Ein Brief Friedrich Koelles an Seckendorf ist nicht bekannt. 16 Herrschsistem Pauls I.: Der als mißtrauisch und unberechenbar geltende Zar Paul I. war am 24. Juni 1801 Opfer einer Palastverschwörung geworden. Seine Witwe Maria Feodorowna war die Schwester von Seckendorfs Dienstherrn, dem württembergischen Kurfürsten Friedrich II. 20 Allgemeine Zeitung ist (…) verboten: Die von Johann Friedrich Cotta herausgegebene, seit 1798 in Stuttgart erscheinende Allgemeine Zeitung war am 12. Oktober 1803 verboten worden. Kurfürst Friedrich II. v. Württemberg wollte Cotta dadurch die finanzielle Basis entziehen, die ihm eine Alimentation des in Paris weilenden und gegen den Vater opponierenden Erbprinzen Wilhelm erlaubte (vgl. Neugebaur-Wölk, Revolution, S. 409f.). 26 Huber u. C. (…) Verbindungen mit der Landschaft: Cotta war im November 1799 in geheimer Mission für die württembergischen Stände nach Paris gereist, um bei seinem Freund, dem französischen Außenminister Karl Friedrich Reinhard, für die den Absichten des Landesherrn widersprechende Außenpolitik der Landschaft (Aufrechterhaltung des Friedens mit Frankreich) zu werben. Ludwig Ferdinand Huber war 1798–1803 Redakteur der Allgemeinen Zeitung (vgl. Neugebaur-Wölk, Revolution, S. 375 u. pass.; Huber, Briefe 1, S. 159, 177–181, sowie Einleitung, Abschn. 6.1). 30 Krieg mit einigen Partheien in der Schweiz: Nicht ermittelt. Liselotte Lohrer zufolge war der „Abdruck einer offiziellen französischen Rede, die einen Seitenhieb auf die Praxis der Ordensverleihungen in den Monarchien enthielt“ (Lohrer, Cotta, S. 80), der vom Kurfürsten gesuchte Anlaß zum Verbot. 40 Anträge (…) ins Ausland zu ziehen: Nach dem Verbot der A. Z. erhielt Cotta eine ganze Reihe von Angeboten zur Verlagerung der Zeitung – Baiern und Baden machten mir die schönsten Anträge, (…) das Preussische Ministerium in Ansbach, einige Glieder des Reichshofrates, zwei kleinere Fürsten und ein Partikulier buhlten eigentlich um diß Institut (Cotta an Schiller, 11. November 1803, in: Wilhelm Vollmer, Briefwechsel zwischen

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An Johann Christoph von Aretin, Stuttgart, 17. Oktober 1803

Schiller und Cotta, Stuttgart 1876, S. 501). Cotta entschied sich letztlich für die zum Kurfürstentum Bayern gehörende Stadt Ulm, in der die A. Z. ab dem 17. November 1803 wieder erschien. 42f. Seidelischen Etablissement: Mit dem Sulzbacher Verleger Johann Esaias v. Seidel (1758–1827) stand Seckendorf seit Ende 1801/Anfang 1802 wegen der geplanten, jedoch erst 1810 erschienenen Ausgabe der kleinen Schriften von Johann Philipp Ostertag in Verbindung (vgl. Böttiger an Seckendorf, 5. Januar 1802; zu Seidel: Wilhelm Wühr, Aufklärung und Romantik im Spiegel eines bayerischen Verlags. Zum 100. Todestag von Joh. Es. v. Seidel, Sulzbach/Opf. 1927). 51f. Negoziation seinetwegen: Seckendorf hatte sich bereits während seines München-Besuchs im Mai 1802 wegen der Möglichkeit einer Anstellung für Majer erkundigt, woraufhin dieser begleitend zu seiner Bewerbung eine Reihe seiner Publikationen nach München sandte. In einem wenige Jahre später verfaßten neuerlichen Bewerbungsschreiben beim Generalsekretär der königlichen Akademie der Wissenschaften in München faßte Majer die Bemühungen des – hier ungenannten – Freundes zusammen: Veranlaßt durch einen Freund, gegen welchen bei einem Besuch in München, wo ich nicht die geringste Connexion hatte, meiner gedacht worden war, übersandte ich denselben im Sommer 1802. einige meiner in Druck erschienenen historischen Versuche und eine ungedruckte Arbeit: es war die Probe einer Uebersezung der jüngeren Edda aus dem Isländischen. Einige Monate nachher hatten der damalige Vicepräsident H. Freiherr von Häffelin, Bischof zu Chersones und der Hofbibliothekar, H. Freiherr von Aretin die Gewogenheit, mich zu benachrichtigen: daß ich von der Akademie einhellig zum Mitgliede ernannt worden sei, und lezterer überschickte mir das akademische Diplom. Beide Männer hatten seitdem auf mein Ersuchen die Güte, sich dafür zu verwenden, mich nach München zu bringen, und nach Verlauf eines Jahres meldete mir der Freiherr von Aretin in Auftrag der Akademie: daß ich der höchsten Behörde von derselben zur Einberufung empfolen worden sei. (Majer an Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll, 22. November 1807, Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau – Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung; vgl. auch Majer an Seckendorf, 31. Mai, 14. Juni, 5. September 1802, 23. Oktober 1802/10. Februar 1803, 27. April 1803). Seckendorfs Eingabe an Aretin, zu dieser Zeit Kustos der Münchner Bibliothek und Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften, hatte offenbar Erfolg. Majer verzichtete jedoch auf die ihm in einem (nicht erhaltenen) Schreiben Aretins von Dezember 1803 in Aussicht gestellte Anstellung, da er zur gleichen Zeit einen Ruf als Begleiter des Erbgrafen von Schleiz erhielt (vgl. Majer an Seckendorf, 21. August 1804, Aretin an Seckendorf, 20. November 1802). 58f. Professur (…) in Jena: Im September bewarb sich Majer bei Goethe um die nach dem Abgang von Johann Samuel Ersch frei gewordene Bibliothekarsstelle an der Jenaer Universitätsbibliothek – vielleicht wäre ich im Stande der Akademie auch als Lehrer nüzlich zu werden (Majer an Goethe, 7. September 1803, zit. nach Goethe, Regesten 4, S. 290, Nr. 948; eine Antwort ist nicht bekannt). 61 H. v. Asbeck: Franz Wilhelm v. Asbeck (1760–1826), seit 1803 Präsident des obersten Gerichtshofs in Franken.

Von Johann Christoph von Aretin, München, 18. November 1803

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160. Von Johann Christoph von Aretin, München, 18. November 1803 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,529 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: No. 3. Erläuterungen 2 Majer: Vgl. Seckendorf an Aretin, 17. Oktober 1803, Majer an Seckendorf, 21. August 1804. 3 Huber und Cotta: Vgl. Seckendorf an Aretin, 17. Oktober 1803. 6 süddeutschen Kunst- und Literatur Zeitung: Die von Aretin und Joseph Maria Babo herausgegebene Aurora, eine Zeitschrift aus dem südlichen Deutschland, in zwei Jahrgängen 1804/05 erschienen bei Georg Scherer in München. 8 Beylage: Nicht bekannt; ein Circular mit der Aufforderung um Beiträge für die Aurora war z.B. auch an Joseph Görres gegangen (vgl. dessen Brief an Aretin, 6. Februar 1804; bei Walch, Aurora, S. 121). Nach Walch „scheint dieses wichtige Dokument verloren gegangen zu sein“, im Wortlaut entsprach es wahrscheinlich teilweise der auf den 12. Januar 1804 datierten Buchhändleranzeige in der Allgemeinen Literatur-Zeitung (Nr. 32, 25. Februar 1804, Sp. 251f.). Darin heißt es, die neue Zeitschrift werde vorzüglich darauf Rücksicht nehmen (…), durch richtige und anspruchlose Darstellungen eine wahre Würdigung von dem südlichen Deutschland vorzubereiten. Von bloß politischen Weltbegebenheiten und trocken gelehrten Recensionen wird darin keine Rede seyn. 16 Beyträge von Ihrer Hand: Einer Aufstellung eigener Publikationen zufolge (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,699) beteiligte sich Seckendorf mit insgesamt sechs (anonymen) Beiträgen an der Aurora, die jedoch erst kurz vor Einstellung der Zeitschrift, zwischen Oktober und Dezember 1805, erschienen (vgl. Publikationsverzeichnis; Walch, Aurora, S. 213, konnte Seckendorf als Verfasser der anonym abgedruckten Aufsätze nicht identifizieren).

161. Von Caroline von Egloffstein, o. O., o. D. (Weimar, Ende Dezember 1803) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Bl., 8o Erläuterungen Datierung: Johann Gottfried Herder starb am 18. Dezember 1803, Mme de Staël hielt sich seit dem 14. Dezember 1803 in Weimar auf; der – unvollständig überlieferte – Brief dürfte daher Ende Dezember 1803, evtl. im Januar 1804 geschrieben worden sein. 1 Keele: Henriette v. Wolfskeel, inzwischen verheiratete v. Fritsch. 2f. Kö (?) Bruder: Nicht ermittelt. 3 Herder starb an der Leber: Herder kämpfte in den letzten beiden Lebensmonaten „gegen Erkältung, Neurasthenie, Hämorrhoidalbeschwerden, Gichtanfälle, chronische Verstopfung und mehrere Schlaganfälle“ (Zaremba, Herder, S. 239), den letzten erlitt er Mitte November 1803.

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Von Johann Christoph von Aretin, München, 1. Februar 1804

5 Frau v Stael ist hier: Nach ihrer Verbannung durch Napoleon verließ Anne-LouiseGermaine de Staël (1766–1817) Frankreich im Oktober 1803. Auf der Reise durch Deutschland sammelte sie Material für ihr 1807 entstandenes Buch De l’Allemagne (Paris/London 1813, Erstausgabe 1810 auf Befehl Napoleons unterdrückt). Über ihre Erscheinung schrieb Böttiger aus Anlaß ihres Aufenthalts in Weimar zwischen 14. Dezember 1803 und 1. März 1804 (ein weiterer Weimar-Aufenthalt vom 22. April bis 1. Mai 1804): Sie wäre, hieß es (…) ein Mannweib und fühle sich nur im Kreise der Männer wohl, weil sie zu häßlich sei, um durch den Gürtel der Venus zu erobern, wolle sie durch Witz und Gelehrsamkeit glänzen u. s. w. (…) Hat man sich nur erst eine halbe Stunde ihr gegenüber oder neben ihr auf dem Sopha befunden; so ist man von ihrem Geiste unwiderstehlich ergriffen (Böttiger, Literarische Zustände, S. 347f.).

162. Von Johann Christoph von Aretin, München, 1. Februar 1804 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt D: Obser, S. 6 (DV) Erläuterungen 2 Aurora: Seckendorf sollte für die seit Januar 1804 in München erscheinende Zeitschrift als Mitarbeiter gewonnen werden (vgl. Aretin an Seckendorf, 18. November 1803). Sein Brief an Aretin, in dem er diesem die Mitarbeiterschaft der genannten Autoren in Aussicht stellte, ist nicht bekannt. 4 Matthisson, Schubart und Haug: Ludwig Schubart, der Sohn Christian Daniel Schubarts, wurde „einer der eifrigsten Mitarbeiter der Zeitschrift“ (Walch, Aurora, S. 191; zu seinen Beiträgen ebd., S. 191–198). Von Matthisson, Haug und Koelle hat Walch keine Beiträge für die Aurora ermittelt. 6 der Buchdrucker: Franz Seraph Hübschmann. Zur verzögerten Lieferung der ersten Hefte hieß es in der auf den 12. Januar 1804 datierten Anzeige der Aurora in der Allgemeinen Literatur-Zeitung (Nr. 32, 25. Februar 1804, Sp. 252): Besondere Umstände sind Schuld daran, daß die ersten No. (1–3.) erst in der Mitte des Monats, und die andern (4–8.) am Ende desselben versendet werden können; doch wird schon vor der Mitte des folgenden Monats alles nachgeholt werden. 9 Procopius Vessadiensis: Nicht sicher zu klären. Aretin veröffentlichte in seinen Beyträgen (3. St., 1804) die Aktenstücke zur Geschichte der berüchtigten Gräfin von Würben, Maitresse des Herzogs Karl Alexander von Wirtemberg. Aus Procopius Vessadiensis Geschichte des Allemannischen Hofes. Nach Obser (S. 6) handelt es sich um das Pseudonym für „Hofrat Pfau aus Dessau“, den Verfasser einer Geheimen Geschichte des württembergischen Hofes unter den Herzogen Eberhard Ludwig und Karl Alexander, die mit anderen Mannheimer Handschriften nach München ging. Gemeint ist offenbar Besondere Entrevue der Gespräche in dem Reich der Todten zwischen denen zwey letztverstorbenen regierenden Hertzogen von Würtemberg Herrn Eberhard Ludwig und Herrn Carl Alexander (…), Frankurt a. M. 1737, erschienen in der von David Fassmann zwischen 1718 und 1739 herausgegebenen Zeitschrift Gespräche in dem Reiche der Todten (zu Hofrat Pfau nichts ermittelt).

Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 1. Februar 1804

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163. Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 1. Februar 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,383 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: erh. den 15. St. / b. 15. März. / li. o.: No. 23. D: Gustav Scheidel, Herzog Karl August von Weimar und Karoline Jagemann, in: Zeitschrift für Kulturgeschichte 7, 1900, S. 270–284, hier: S. 279 (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 750 (TD) Erläuterungen 2 Dein letzter Brief: Nicht überliefert. Brühl war im August 1803 gemeinsam mit seiner Verlobten Sophie v. Löwenstern über Weimar und andere deutsche Städte an den Rhein und nach Paris gereist und kehrte im Dezember nach Berlin zurück (vgl. Krosigck, S. 256–262; Carl Bertuch an Seckendorf, 11. Juli 1803, Regesten). 10 Loewenstern: Wohl der Vater Sophie v. Löwensterns, Landrat in Livland und Bruder des zeitweise in Weimar lebenden Paul v. L., des Vaters von Brühls ehemaliger „Verlobter“ Auguste. 12 General Bauer: Friedrich Wilhelm v. Bauer (1731–1783), der 1769 von Katharina II. als Generalmajor und Generalquartiermeister nach Petersburg berufen wurde und neben der Verwaltung von Straßenbau, Kanälen, Wasserleitungen und Salinen die Aufsicht über das Deutsche Hoftheater in St. Petersburg innehatte. Kotzebue erhielt 1781 durch Vermittlung des Grafen Görtz eine Stelle als Sekretär bei General Bauer (vgl. Mathes 1970, S. 313f.). Seckendorfs Anfrage in seinem nicht überlieferten Brief an Brühl galten den Familienverhältnissen seiner neuen Geliebten Charlotte Bauer (dem Mädgen), vgl. dazu den Brief an Wilhelm v. Wolzogen vom 19. Februar 1804 und nachfolgende Briefe. 17f. für einen Bösewicht bekannt: Offenbar Verwechslung Brühls, der hier auf eine – nicht ermittelte – Episode aus dem Leben des russischen Generalleutnants Karl Friedrich Bauer (1762–1812), des Sohnes Friedrich Wilhelm Bauers aus erster Ehe, anspielt. Über das exaltierte Verhalten des jüngeren Bruders des Zaren Alexander I., Großfürst Konstantin Pavlovic (1779–1831), waren unter den ausländischen Diplomaten am Petersburger Hof schon länger Anekdoten in Umlauf (vgl. Erich Donnert, Katharina II. die Große, Regensburg 1998, S. 357). 34 behandeln: behandelt Hs. 37 Herzogin: Wahrscheinlich ist die auch weiter unten als Herzogin angesprochene Herzogin Mutter Anna Amalia gemeint. 38 Prinzeß: Caroline v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 42 ihren Mann: Karl Wilhelm Friedrich v. Fritsch; Henriette v. Fritsch, geb. v. Wolfskeel zu Reichenberg schied erst im Frühjahr 1805 aus dem Dienst einer Hofdame Anna Amalias. 47f. Herders Tod, durch Boettgers und Amelies Entfernung: Johann Gottfried Herder war am 18. Dezember 1803 gestorben; Karl August Böttiger verließ Weimar erst im Mai 1804, um nach Dresden zu gehen (vgl. seinen Brief an Seckendorf vom 4. Mai 1804); Amalie v. Imhoff hatte 1803 den schwedischen Offizier Karl v. Helvig geheiratet und hielt sich ab 1804 zeitweise in Schweden auf (vgl. Caroline v. Wolzogen an Seckendorf, 5. Juni 1804). 48–51 Carolinen (…) Marianchen: Jagemann. 52 des Raubvogels: Herzog Carl August v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 55f. Vater des kleinen Schleyerweber: Brühls Mutter, Margareta Christina (Tina) v.

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An Wilhelm von Wolzogen, Stuttgart, 19. Februar 1804

B. war eine geb. Schleierweber, Tochter eines französischen Feldwebels aus Maubeuge. Am 25. November 1804 schrieb ihr Ehemann Moritz v. Brühl an Seckendorf: (…) nach wohl überlegten Gründen neme ich mir die Freyheit Ew. Hochwohlgeb. hiermit 2. Ducaten zuzuschicken mit der Bitte dem kleinen Pagen v. Schleierweber Monathlich 2 rtl für seine kleine Bedürfniß davon gefälligst auszuzahlen da mir mein Sohn schreibt daß er diesen Zuschuß höchst nötig bedarf (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,531). 63 Oeconomische: Oecomomische Hs. 65 oeconomie: oecomomie Hs. 68f. Christian von Hessen Darmstadt: Christian Landgraf v. Hessen-Darmstadt (1763–1830), jüngster Sohn des Landgrafen Ludwig IX. v. Hessen-Darmstadt (reg. 1768– 1790), holländischer Generalfeldmarschall. 73f. mein Bild geschickt: Der Brief Carl Bertuchs an Seckendorf ist nicht bekannt. 76 Sophie: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 11. Juli 1803: Von Brühl selbst habe ich nichts gehört; doch das allgemeine Gerücht sagt mir täglich, daß er eine Frh. Lowenstern, von der Familie, die sich in Berlin aufhält, gewiß heirathe. – Es soll ein gutes liebes Mädchen von 17 Jahren, voller Talente, vorzüglich auch in Musik seyn (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,349).

164. An Wilhelm von Wolzogen, Stuttgart, 19. Februar 1804 Überlieferung Hs. Goethe-Museum, Düsseldorf Adresse: A Monsieur / Monsieur le Baron de Wollzogen / à / Petersbourg. Empfängervermerk: K/Sch / 1t-Merz in x… (unleserlich) an ErbPrinzen Erläuterungen 2 Prinzen: Carl Friedrich; der Brief Seckendorfs an ihn wurde nicht ermittelt. Die Eheschließung des weimarischen Erbprinzen mit Großfürstin Maria Pawlowna, der Schwester des Zaren, fand am 3. August 1804 in St. Petersburg statt. 12 der Gegenstand: Zu Verhandlungen über das weimarisch-russische Ehebündnis hielt sich Wolzogen seit Mitte des Vorjahres in Petersburg auf. 20f. diesen Zeilen nicht anvertrauen: Wie Wolzogen in seinem Antwortschreiben vom 3. April 1804 vermutet (vgl. dort und die Bestätigung in Seckendorfs Brief an Wolzogen vom 12. Juli 1804), handelt es sich um den Prinzen Paul, den zweiten Sohn des Kurfürsten Friedrich v. Württemberg, der wegen seiner Affäre mit der Stuttgarter Schauspielerin Friederike Vohs und des damit einhergehenden Wunsches, in russische Dienste zu treten, um Vermittlung bei seiner Tante, der Kaiserin Mutter Maria Feodorowna, bat. 25 sich: Textverlust am Blattrand. 34 Bauer: Friedrich Wilhelm (v.) Bauer (vgl. Brühl an Seckendorf, 1. Februar 1804); Seckendorfs Geliebte Charlotte Bauer stammt aus dessen zweiter Ehe mit Sophie Böhme. 34f. des jezigen Generals: Karl Friedrich Bauer (1762–1812), Generalleutnant, Friedrich Wilhelm Bauers Sohn aus erster Ehe; zu seiner Geschichte vgl. Brühl an Seckendorf, 1. Februar 1804. 38f. H. v. Weinheim: Über das Ehepaar v. Weinheim – Sophie, geb. Böhme, verw. Bauer (gest. 1825), war in zweiter Ehe mit einem ab 1790 in Neuchâtel lebenden französischen Emigranten v. Weinheim (gest. 1830) verheiratet – wußte Therese Huber nicht viel

Von Maria Anna von Seckendorf, Regensburg, 29. Februar 1804

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Schmeichelhaftes zu berichten: Mad. de Weinheim abgestorben comme une momie, froide ennuié – Mr. de W l’air du maitre d’hôtel de sa femme (an Therese Forster, 1. Januar 1804, Huber, Briefe 2, S. 19). 44f. Bauer hatte freilich das erste nicht: Die Verleihung des preußischen Adelstitels (1763) an den Vater Charlottes, Friedrich Wilhelm (v.) Bauer, „ist nicht nachzuweisen“ (NDB 1, S 637). Über die sich hier andeutenden Schwierigkeiten für eine Verbindung Seckendorfs mit Charlotte Bauer spricht Therese Huber in einem weiteren Brief an Therese Forster: (…) l’ainée Bauer (Charlotte; ihre jüngere Schwester Caroline heiratete im gleichen Jahr August v. Taubenheim) est recherché d’un jeune Sekendorf, mais cet etablissement est douteux vu la situation du jeune homme au quel il faut de l’argent et 16 quartiers (6./7. Februar 1804, Huber, Briefe 2, S. 26). Für das Einheiraten in eine altadelige Familie bedurfte es hier des Nachweises sechzehn adeliger Vorfahren (vgl. auch Seckendorf an seinen Vater, 14. Februar 1804, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,248, Regesten). 59 Rrungsrath: Textverlust am Blattrand.

165. Von Maria Anna von Seckendorf, Regensburg, 29. Februar 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,429 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 1 Bl., 8o Empfängervermerk: o. li.: No. 5. Erläuterungen 4 dein Brief: Nicht bekannt. 11f. lassen würde: lassen würden Hs. 16 Charlotte: Bauer, Seckendorfs Verlobte; vgl. Seckendorf an Wilhelm v. Wolzogen, 19. Februar 1804. 19f. deine Briefe an den Vater (…) die Mutter: Ohne die Freundin beim Namen zu nennen, hatte Leo v. Seckendorf am 14. Februar 1804 dem Vater geschrieben: Gut wäre es denn doch l. V. wenn Sie mir einmal rein heraus mir erklärten, was Sie von einer künftigen Schwiegertochter wünschten, wenn sie Ihnen gefallen soll, wieviel wenigstens im Vermögen, und wie hoch Sie, da doch bekanntlich der guten Familien, die keine Lumpen sind, in hiesigen Landen blutwenig sind, die bekante Klausel anschlagen – ich meine jezt nicht pekuniärisch, denn darüber habe ich bereits Ihre Erläuterungen, sondern nach dem Anschlag Ihres Herzens (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,248). Der Brief an die Mutter ist nicht bekannt. 24 deinen Brief: Nicht bekannt. 24 Fr. v. W: Nicht geklärt. 42 40000 Rubel vom Vater: Friedrich Wilhelm v. Bauer (General Bauer), vgl. Brühl an Seckendorf, 1. Februar 1804. 51f. für deinen Freund: Wohl Wilhelm v. Wolzogen; vgl. Seckendorfs Brief an diesen vom 19. Februar 1804. 60 Triumpf der Ritterschaft: Nach dem Beschluß des bayrischen Kurfürsten vom 13. Februar 1804, die gegen Abmachungen des Reichsdeputationshauptschlusses verstoßenden landesherrlichen Maßnahmen gegen die Reichsritterschaft aufzugeben und diese

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Von Maria Anna von Seckendorf, Regensburg, 8. März o. J. (1804)

in den Entschädigungslanden wieder in den Stand der Reichsunmittelbarkeit zurückzuversetzen (vgl. Heigel, Geschichte, S. 477f.). 113 wegen B.: Baden; Christoph Albrecht v. Seckendorf hatte im Septemer 1803 sein Amt als Komitialgesandter Württembergs am Regensburger Reichstag aufgegeben und stand zu diesem Zeitpunkt in Verhandlungen mit Baden, das er ab Dezember 1804 als Reichstagsgesandter vertrat. 120 St:: Vermutlich der ursprünglich als Verlobter ausersehene Stotzing. 125 Louise D:: Louise Diede, verheiratete Löw; hier möglicherweise Anspielung auf den Tod ihrer Mutter Luise v. Diede, geb. Gräfin v. Callenberg im Herbst 1803 (vgl. Wilhelm Christoph v. Diede an Goethe, 20. Mai 1804, Goethe, Regesten 4, S. 476f.). 129 deinen hübschen Fächer: Vgl. Leo an seinen Vater Christoph Albrecht v. Seckendorf, 31. Dezember 1803: Beiliegende 2. Fächer habe ich für meine Schwestern, als ein kleines Weihnachten mitgebracht. Der rothe ist für Marie. Der an der Seite stekkende Silberstift ist, um auf den Fächer, der von Pergament ist, zu schreiben. Er ist eine neue Erfindung (Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,244). 145f. Stotzing (…) wichtigen Fragen: Zusammenhang nicht ermittelt. 147 Louise St: (…) Hofdamen-Stelle (…) Princesse Linningen: Wohl Luise Amalie Friederike Auguste v. Stein zu Nord- u. Ostheim (1781–1855), die aber noch im gleichen Sommer eine Stelle als Hofdame bei Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach antrat (vgl. Caroline v. Egloffstein an Franz Oberthür, 14. Juni 1804, in: Egloffstein, Zeugnisse, S. 223; Seckendorf an Caroline v. Wolzogen, 12. Juli 1804). Die genannte Prinzessin Victoria v. Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786–1861) hatte im Dezember 1803 Fürst Emich Carl v. Leiningen geheiratet. Nach dessen Tod heiratete sie Eduard August Herzog v. Kent, aus der Ehe ging die spätere Queen Victoria hervor.

166. Von Maria Anna von Seckendorf, Regensburg, 8. März o.J. (1804) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,430 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk oben: No. 6. Erläuterungen 46f. vom Onkel und von Max: Alexander v. Seckendorf und Leos Bruder Maximilian Friedrich. 54 Auszug: Auszugs Hs. 55 Tante P: Pappenheim (?); Auszug nicht mehr beiliegend. 57 diese Frau in ihre jezige unglückliche Lage: Über die Affäre des jüngeren Bruders Max mit einer (nicht identifizierten) Frau P: heißt es in Maries nächstem Brief: sie steht unter der Aufsicht ihrer Mutter, die Aussage als sey sie guter Hofnung war erdichtet, und diese Schaamlose Erklärung, durch welche sie ihrer Ehre so freiwillig entsagte, mindert um vieles mein Mitleiden für ihre Lage (13. Mai 1804, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,432). 61 die Innlage: Nicht mehr beiliegend. 76 Stohn und Eugen (…) aufgelößt: Die Amtszeit des seit 1802 in Regensburg amtierenden Intendanten Johann Gottfried Edler von Tönniges endete am 1. März 1804 mit

Von Friedrich Hölderlin, Nürtingen, 12. März 1804

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einem Skandal, da die Schauspieler wegen zu geringer Einnahmen in Streik getreten waren und ein Konkursverfahren gegen Tönniges einleiteten (vgl. Neubauer, Regensburg, S. 77f.). Für ein (Gastspiel-) Engagement der beiden Regensburger Schauspieler Wilhelm Eugen und Henriette Stohn in Weimar hatte sich Seckendorf bereits am 19. Juni 1801 bei Schiller verwendet (vgl. dort). Seinem Vater meldete Seckendorf am 26. März 1804 schließlich nur, daß der Stuttgarter Intendant Ulrich Lebrecht v. Mandelsloh um seine Entlassung gebeten habe (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,251). 89 Brief der Mutter: Nicht bekannt. 95–97 Caroline (…) Jettens Verbindung: Henriette v. Egloffstein heiratete schon im April 1804 den hannoverischen Forstmeister Carl Freiherr v. Beaulieu-Marconnay und zog mit ihm, zum Unwillen ihrer Schwägerin Caroline v. Egloffstein, nach Misburg bei Hannover. Vgl. Carolines hier erwähnten Brief an Seckendorf vom 6. Januar 1804: Sie kennen, und lieben, die Freundin die mir biß jetzt Alles war – ewig werde ich treu an ihr hängen, allein ich empfinde, wie Sie, für die Zukunft, kan sie das nicht mehr, für mein, nur durch den Hauch der Liebe, und Freundschaft bewegtes Herz sein, welches viel begehr t , kein Weib auf Erden kan mir sie ersetzen, sie ist einzig – ich habe der sogenanten Freundinnen mehr, aber keiner kan ich geben, was ich ihr gab (Hs. GSA Weimar, GSA 13/504; vgl. auch dies. an dens., vor 16. März 1804, Hs. ebd., Regesten). 98 Böttcher: Karl August Böttiger verließ Weimar im Mai 1804 (vgl. seinen Brief an Seckendorf vom 4. Mai 1804). 98 Maier: Vgl. Majer an Seckendorf, 21. August 1804. 103 Der Chevalier: Nicht geklärt. 104 Louise: Diede.

167. Von Friedrich Hölderlin, Nürtingen, 12. März 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,316 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: Mündlich beantwortet. D: Scheidel 1885, S. 21 (TD); Obser, S. 24f.; Hölderlin, StA 6.1, S. 437f. (u.a.) Erläuterungen 3 neulich besuchen: Über diesen Aufenthalt Hölderlins in Stuttgart ist nichts bekannt; ein Treffen fand dort Mitte Juni 1804 statt, als Sinclair Hölderlin von Nürtingen nach Homburg holte (vgl. StA 6.2, S. 1096, sowie Einleitung, Abschn. 6.3). 5 Ansichten des Rheins: Mahlerische Ansichten des Rheins von Mainz bis Düsseldorf (…). Frankfurt am Mayn, bei Friedrich Wilmans. 1805/06. Den Text des aus drei Heften bestehenden Werks verfaßten Nikolaus Vogt und Aloys Schreiber. Hölderlin hatte dem Frankfurter Buchhändler und Verleger Friedrich Wilmans in einem Brief von Dezember 1803 versprochen, in Stuttgart für das Werk zu werben (vgl. Raabe, Wilmans, S. 133). Die Ausgabe, so Archenholtz in einer Anzeige seiner Zeitschrift Minerva, sei als ein politisches Monument zu betrachten (Der Rheinstrom, in: Minerva 1806, 3. Bd., S. 553). 7 Fürst: Wohl nicht Kurfürst Friedrich v. Württemberg (vgl. StA 6.2, S. 1097), sondern Landgraf Friedrich Ludwig von Hessen-Homburg. 10 Erde (…) Gleichgewicht (…) Himmel: Hölderlins Äußerungen beziehen sich mög-

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An Karl Graf von Brühl, Stuttgart, 15. März 1804

licherweise auf das dem Prospekt beigefügte Probekupfer mit einer Ansicht der Gegend des Mäuseturms bei Bingen (vgl. Hölderlin, StA 6.2, S. 1097; Raabe, Wilmans, S. 134). 15 Die Antiquen in Paris: Hölderlin sah die von Napoleon aus Italien verschleppten Antiken vermutlich im Mai 1802 auf seiner Rückreise von Bordeaux; vgl. Hölderlin an Casimir Ulrich Böhlendorf, vermutlich Frühherbst 1802 (Hölderlin, StA 6.1, S. 432; vgl. StA 6.2, S. 1089 und 1097; zur Datierung: Hölderlin, Frankfurter Ausgabe 16, S. 16). 17 Sophokleischen Tragödien: Seckendorf sollte ein Freiexemplar von Hölderlins im Frühjahr 1804 bei Friedrich Wilmans erschienenen Sophokles-Übertragung (Die Trauerspiele des Sophokles, Frankfurt a. M. 1804) erhalten; vgl. die von Hölderlin am Rand des Briefes von Wilmans an ihn vom 14. April 1804 notierten Namen: HE. von Sekendorff. HE. Haug. HE. Hegel. HE. von Göthe und andere (Hölderlin, Frankfurter Ausgabe 16, S. 19; vgl. auch Hölderlin, StA 6.1, S. 438f.). 29–35 Ich glaube dir (…) zu uns gehört: Hölderlin, StA 6.2, S. 1098, vermutet einen Bezug auf den Konflikt zwischen dem Kurfürsten und den württembergischen Landständen. Als die Feinde des Vaterlands seien wohl eben der Kurfürst und die Hofpartei anzusehen (vgl. auch Kirchner, S. 19–25).

168. An Karl Graf von Brühl, Stuttgart, 15. März 1804 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1961 1 Dbl., 8o Erläuterungen 3 wegen Schleierweber: Zum folgenden vgl. Brühl an Seckendorf, 1. Februar 1804. 22f. Nachrichten (…) von Wollzogen: Vgl. Seckendorf an Wilhelm v. Wolzogen, 19. Februar 1804, und dessen Antwort vom 3. April 1804. 23f. jezigen General Bawr: Karl Friedrich Bauer, der Stiefbruder Charlotte Bauers. 25 Das Mädchen: Charlotte Bauer. 48 Gräfin Eglofstein heiratet Beaulieu: Henriette v. Egloffstein heiratete im April 1804 den hannoverischen Forstmeister Carl Freiherr v. Beaulieu-Marconnay. 49 Keele: Henriette v. Wolfskeel hatte am 17. Mai 1803 Karl Wilhelm Friedrich v. Fritsch geheiratet. 51 Bertuch (…) dein Bild: Carl Bertuch hielt sich seit dem September 1803 in Paris auf. Möglicherweise hatte Brühl ihn während seiner eigenen Paris-Reise des Vorjahres dort besucht. Zum genannten Bild wurde nichts ermittelt. 56 Prinzen zu seiner Vermählung: Vgl. Seckendorf an Wilhelm v. Wolzogen, 19. Februar 1804. 57 deine Sofie: Sophie v. Löwenstern, Brühls Verlobte (bis zum Frühjahr 1804; vgl. Brühl an Seckendorf, 14. Juni 1804).

Von Wilhelm von Wolzogen, St. Petersburg, 3. April 1804

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169. Von Wilhelm von Wolzogen, St. Petersburg, 3. April 1804 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3287, Bl. 5 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. d 12. Jun. / b. 12. Jul. Von dem Brief existiert eine Abschrift von Schreiberhand: HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3293. Erläuterungen 1 Petersburg: Wegen der Verhandlungen über die Eheschließung des Weimarischen Erbprinzen Carl Friedrich mit Maria Pawlowna, Großfürstin v. Rußland und Schwester des Zaren Alexander I., hielt sich Wolzogen seit Juli des Vorjahres in St. Petersburg auf. 2 Nachrichten von Ihnen: Vgl. Seckendorfs Brief vom 19. Februar 1804. 7 P. P.: Prinz Paul, der zweite Sohn des Kurfürsten Friedrich v. Württemberg (vgl. auch Seckendorfs Antwort an Wolzogen vom 12. Juli 1804). Wie aus Verhörprotokollen der vom Kurfürsten 1805 eingesetzten Untersuchungskommission hervorgeht, sollte Wolzogen in Seckendorfs Auftrag am Petersburger Hof sondieren, ob sich Prinz Paul wegen seiner Affäre mit der Schauspielerin Friederike Vohs an seine Tante, die Kaiserin Mutter Maria Feodorowna, eine Schwester des Kurfürsten, wenden könne. Seckendorf hatte laut eigener Aussage vor der Kommission damit einem Auftrag der 1802 von Weimar nach Stuttgart gewechselten Schauspielerin entsprochen (vgl. Unterthänigste Relation der gnädigst niedergesezten UntersuchungsCommission in Betref einiger auf die Angelegenheiten des Herrn Herzogs Paul Durchlaucht sich beziehender besonderen Vergehungen des K. Raths von Seckendorf, Hs. HSTA A 202, Bü 3287; Bl. 1–94; bes. Bl. 80–88; der vorliegende Brief Wolzogens gehört als Bl. 5 zu dieser umfangreichen Akte mit Protokollen von Verhören und Untersuchungsergebnissen). Im Verhörprotokoll fehlt die Mitteilung Seckendorfs in seiner Antwort an Wolzogen (12. Juli 1804), daß der Prinz entschlossen sei, in russische Dienste zu treten. 9 Frl. von B.: Charlotte Bauer, Seckendorfs Freundin. 9–20 Paris (…) Briefs u: Textlücke durch Siegelabriß bzw. Papierausriß am Blattrand. 16f. Ihr Proieckt wegen Diensten u. ......: So in der Handschrift. Seckendorfs Unzufriedenheit mit den württembergischen Dienstverhältnissen und die Absicht eines Wechsels wird anhand verschiedener Briefe deutlich (vgl. etwa Aretin an Seckendorf, 20. November 1802). 21 über obiges dieses: Unklare Korrektur, Hs. liest (versehentlich?) über obiges über dieses. 22 zurükkehren: Wolzogen kehrte gemeinsam mit den jungen Eheleuten Erbprinz Carl Friedrich und Maria Paulowna v. Sachsen-Weimar-Eisenach (Hochzeit am 3. August 1804 in St. Petersburg) am 9. November nach Weimar zurück. 27 Komt Wintzingerode jun. hieher: Über entsprechende Ambitionen des 1803 in die Regierung nach Stuttgart berufenen Heinrich Karl Friedrich Levin Graf Wintzingerode (1778–1856), des Sohnes des württembergischen Staatsministers Georg Ernst Levin v. W., schrieb Seckendorf am 14. Februar 1804 an seinen Vater: Dagegen hat man für Petersburg grosse Projekte auf W. der nunmehr einstweilen hier zwar in die Regierung, aber unter mich gesezt worden ist. (…) so ists mir ein Beweis, daß er nicht mehr lange bleibt. Wenigstens ist schon an seinen nahen Verwandten gleiches Namens, der Generaladju-

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An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 30. April 1804

tant des Kaisers ist (Ferdinand Freiherr v. Wintzingerode), nach Petersburg geschrieben worden, um es zu präpariren. (WLB Cod.hist. 4o 736,248) Wintzingerode blieb jedoch in Stuttgart.

170. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 30. April 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,252 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: rep. le 5. May. Vermerk unter der Unterschrift von u. H. mit Bleistift: Vom 1. Jun. Pension 800f. Quartalhol. antecipando. Erläuterungen 3f. O. Gemmingens Abreise: Otto Heinrich Freiherr v. Gemmingen (1755–1836), bekannt auch als Dramenautor und Verfasser der Mannheimer Dramaturgie für das Jahr 1779, war seit 1799 badischer Gesandter am Wiener Kaiserhof. Zwischen Dezember 1803 und 2. März 1804 hielt er sich zu Verhandlungen über die Entschädigung der schwäbischen Reichsritterschaft in Stuttgart auf. Die unvermittelte Abberufung (Rappell) durch seinen Dienstherrn stand im Zusammenhang mit den von Markgraf Friedrich v. Baden abgelehnten „Sondierungen Kaiser Franz II., der insgeheim einen neuen Waffengang mit Napoleon vorbereitete“ (Gabriele Freiin von Koenig-Warthausen in Warthausen, Otto Heinrich Freiherr von Gemmingen. 1755–1836, in: Lebensbilder aus Schwaben und Franken. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg hg. v. Robert Uhland, Bd. 15, Stuttgart 1983, S. 115–138, hier: S. 136). 4 Publiciste: Die seit 1799 von Jean Baptiste Antoine Suard redigierte Pariser Zeitschrift Le Publiciste. 6 Bacherischen Note: Theobald Bacher (1748–1813), der französische Gesandte am Reichstag in Regensburg, hatte dem Reichstag Anfang März 1804 eine Note seiner Regierung übergeben, in der Frankreich sich gemeinsam mit Rußland gegen einen Einmarsch österreichischer Truppen in Bayern verwahrte. Vorausgegangen waren Auseinandersetzungen um die von Bayern durchgeführten Besetzungen reichsfreier Gebiete in Franken (vgl. Friedrich Otto, Theobald Bacher, ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs [1748–1813], Straßburg 1910, S. 88f.). 8 Ritterhauptmann Rassler: Joseph Freiherr v. Raßler auf Gamerschwang, Ritterhauptmann des Kantons Neckar, Schwarzwald und Ortenau (schwäbischer Reichskreis). 12 Ihre Angelegenheit: Die Verhandlungen über einen Eintritt des Vaters in badische Dienste; vgl. Seckendorf an Brühl, 21. Juli 1804, Erl. zu mein Vater. 13 Wächter: Wohl Carl Eberhard v. Wächter (1746–1825), zu dieser Zeit wie Leo v. Seckendorf Angehöriger des württembergischen Regierungsratskollegiums. Die hier angesprochene Reise nach Paris stand offenbar im Zusammenhang mit den Verhandlungen der Vertreter der Landstände mit Frankreich als deren Schutzmacht (vgl. Einleitung, Abschn. 6.3). Wächter stand angeblich sogar mit dem rheinischen Revolutionär Krutthofer in Verbindung (vgl. Hölzle, Altes Recht, S. 270f.). 15 Konsulent Kloz: Christian Philipp Klotz (Lebensdaten nicht ermittelt), Konsulent des Kantons Neckar und Schwarzwald, versuchte durch Verhandlungen mit Talleyrand

An Christoph Albrecht von Seckendorf, Tübingen, 30. April 1804

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Frankreich – anstelle von Österreich – zum Schutz der reichsritterschaftlichen Interessen zu bewegen (vgl. Hofmann, Adelige Herrschaft, S. 219f.). 18 hors du courant: Frz., nicht auf dem laufenden. 19 Conspiration zu Paris: Auch Verschwörung des Jahres XII; die nicht zur Ausführung gelangten Attentatspläne von Georges Cadoudal, einem Anführer der royalistisch gesinnten bretonischen Bauern (Chouans), gegen Napoleon. Polizeiliche Verhöre nach dessen Verhaftung gaben den Anlaß zur Entführung des Herzogs von Enghien von deutschem Boden (aus Baden) und dessen Hinrichtung am 21. März 1804; Cadoudal und weitere Chouans wurden am 25. Juni zum Tode verurteilt und hingerichtet (vgl. Jean Tulard, Frankreich im Zeitalter der Revolutionen 1789–1851. Aus dem Französischen übertr. v. Arnulf Moser, Stuttgart 1989 [Geschichte Frankreichs, hg. v. Jean Favier, Bd. 4], S. 193f., 205f.). 19 Spencer Smith: James Spencer Smith, englischer Gesandter in Stuttgart; vgl. die folgende Erl. 22 Drake ait oû quitter Munic: Sir Francis Drake, englischer Gesandter in München, war als „Leiter einer europaweiten Verschwörung gegen Bonaparte“ (Weis, Montgelas, S. 261f. mit weiterer Lit.), die durch einen von Talleyrand öffentlich gemachten konspirativen Briefwechsel mit einem französischen Doppelagenten aufgedeckt wurde, am Hof des bayerischen Kurfürsten nicht mehr tragbar. Nachdem er von Montgelas am 31. März 1804 zur unerwünschten Person erklärt und ausgewiesen worden war, folgte Friedrich II. v. Württemberg seinem Beispiel und wies seinerseits den englischen Gesandten Smith aus (vgl. die ausführliche, wenngleich tendenziöse Darstellung in: Geschichte Napoleons. Aus dem Französischen des Herrn von Norvins, übers. v. Friedrich Schott, Bd. 3, Leipzig 1839, S. 37–53). 24 un honnee aimable: Unsichere Lesung, evtl. un homme aimable. 39f. Inkorporation der Reichsstädte: Hölzle zufolge war diese Information über die vor dem Reichsdeputationshauptschluß zuerst im Oktober 1802 erhobene Forderung Frankreichs, wonach die Reichsstädte ihre Reichsunmittelbarkeit verlieren und als Entschädigungsgut für die Landesfürsten betrachtet werden sollten, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aktuell. Danach hatte der die Interessen des württembergischen Kurfürsten in Paris mitvertretende hessen-kasselsche Gesandte Christoph Erdmann Steube zu Schnaditz mit Sainte-Foy, einem Vertrauten Talleyrands, am 14. April 1804 einen Vertrag geschlossen, „in dem französischerseits der Verzicht auf jegliche Einsprache in die inneren Angelegenheiten und auf die Inkorporation der Reichsstädte ausgesprochen wurde“ (Altes Recht, S. 317; vgl. auch Klaus-Peter Schroeder, Das Alte Reich und seine Städte. Untergang und Neubeginn: Die Mediatisierung der oberdeutschen Reichsstädte im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1802/03, München 1991, S. 97f.). 40 der Landtag ist auseinander: Der württembergische Landtag war auf Druck Frankreichs zum 19. März 1804 von Friedrich II. einberufen worden. Angesprochen ist hier offenbar interner Streit unter den Fraktionen der Ständevertretung, die vom Kurfürsten am 20. Juni wieder aufgelöst wurde, nachdem ihm die dort inoffiziell beratene finanzielle Unterstützung seines in Paris lebenden Sohnes, des Erbprinzen Wilhelm, durch den Ständevertreter Johann Elias Steeb hinterbracht worden war (vgl. Hölzle, Altes Recht, S. 316–319; Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 412f.). 41 Ausschluß: Offenbar Schreibversehen, gemeint sicher Ausschuß. 43f. Kurprinzen (…) seine Geliebte: Erbprinz Wilhelm v. Württemberg und Therese Abel, die Tochter des Landschaftsvertreters Konradin Abel (vgl. Einleitung, Abschn. 6.2).

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Von Karl August Böttiger, Weimar, 4. Mai 1804

45f. sein Begleiter, Phull: Wahrscheinlich Karl August Friedrich v. Phull (1767– 1840), Offizier der herzoglichen Garde, später Generalgouverneur in verschiedenen neuwürttembergischen Territorien (ADB 26, S. 94f.). 48 primo acquirente: Erstkäufer. 49 Regredientsuccession: Begriff aus dem Lehensrecht; Ersatznachfolge nach dem Aussterben einer männlichen Linie. 50 hat diesen Prozeß: Hs. liest: hat dieser Prozeß. 53 feudum extra curtem: Lehensobjekte außerhalb fürstlicher Landesherrschaft. 55 Napoleon (…) Konsulat: Napoleon Bonaparte und das französische Volk unter seinem Consulate, Germanien (Hamburg) im Jahr 1804. Verfasser der Ende Februar 1804 bei Benjamin Gottlob Hoffmann anonym erschienenen Schrift war Johann Friedrich Reichardt. Die lange Zeit hartnäckig vertretene, irrtümliche Zuschreibung an Gustav v. Schlabrendorf – noch von Hans Magnus Enzensberger in seinem Neudruck (Andere Bibliothek 84, Nördlingen 1991) – widerlegt Günter Hartung (Der Autor des Buches Napoleon Bonaparte […], in: Johann Friedrich Reichardt [1752–1814]. Zwischen Anpassung und Provokation. Goethes Lieder und Singspiele in Reichardts Vertonung. Bericht über die wissenschaftlichen Konferenzen in Halle anlässlich des 250. Geburtstages 2002 und zum Goethejahr 1999, Halle a. d. S. 2003 [Schriften des Händel-Hauses in Halle 19], S. 33–50. 61 9ter Thermidor: Der 27. Juli (1794), Tag der Verhaftung Robespierres. 64 v. d. Lühe: Hans Otto von der Lühe (1762–1836), württembergischer Hofgerichtsassessor, später Präsident des Oberjustizkollegiums, Staatsminister und Präsident des Geheimen Rats. 66 Truchsess: Nicht sicher geklärt, vielleicht Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen (1755–1826); vgl. ADB 38, S. 679–682. 73f. die Sache mit Karlsruhe: Vgl. oben, Erl. zu Ihre Angelegenheit. 80f. W. u. N.: Wintzingerode und Normann. 84f. Gegenstand meiner Wahl: Charlotte Bauer.

171. Von Karl August Böttiger, Weimar, 4. Mai 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,359 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: li. o.: No. 6. D: Obser, S. 16f. (TD) Erläuterungen 3f. Weimar zu verlassen: Böttiger verließ Weimar Mitte Mai 1804. Zunächst hatte er seit dem Sommer des Vorjahres mit Hilfe Kotzebues die Möglichkeit einer Anstellung in Berlin sondiert und schließlich im Dezember 1803 einen Ruf zur Schulinspektion nach Berlin erhalten (Voigt an Goethe, 9. Dezember 1803, Goethe-Voigt-Briefwechsel 2, S. 381; vgl. auch Maurach 1987, S. 107ff.). Anfang Februar 1804 sagte Böttiger den geplanten Wechsel in die preußische Hauptstadt jedoch ab, um stattdessen die Stelle eines Studiendirektors der Pagerie in Dresden anzunehmen. 6 den guten Herzog: Dokumentiert sind Bemühungen Carl Augusts, Böttiger den ursprünglich beabsichtigten Weggang nach Berlin auszureden: Böttiger hat gestern eine lange Audienz bei Serenissimo gehabt; Höchstdieselben haben ihm demonstriert, daß

Von Karl August Böttiger, Weimar, 4. Mai 1804

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seine 2000 Rtlr. in Berlin nicht so gut wären, als er hier ständ’ (Voigt an Goethe, 14. Dezember 1803, Goethe-Voigt-Briefwechsel 2, S. 386). Heute ward ich ad Serenissimum beschieden. Da bemerkte ich wieder die Neigung schwächer, den Ubique zu retiriren (Voigt an Goethe, 20. Dezember 1803, ebd., S. 393). 7 ihren letzten treulichen Zuruf: Nicht überliefert. 9 wegen der Aurora: Seckendorf hatte in dem gleichfalls nicht überlieferten Brief Böttiger wahrscheinlich zur Mitarbeit an der seit Beginn des Jahres bei Joseph Scherer in München erscheinenden Aurora aufgefordert oder um eine Erwähnung der Zeitschrift in einem der von ihm redigierten Journale gebeten. Letzteres holte Böttiger im Dezember, in einer Anmerkung zu einem vermutlich vom Aurora-Mitarbeiter Ludwig Albrecht Schubart verfaßten Korrespondenten-Bericht aus Stuttgart für den Merkur, nach: Diese Zeitschrift verdient auch im nördlichen Teutschlande eine weit größere Zahl von Theilnehmern und Lesern zu finden, als ihr bisher zu Theil ward (Neuer Teutscher Merkur, 12. St., Dezember 1804, S. 310). 17 Redacteur einer Literaturzeitung: Nach dem Umzug der Allgemeinen LiteraturZeitung und ihres Redakteurs Christian Gottfried Schütz von Jena nach Halle im September 1803 wurde auf Drängen Goethes die Gründung der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung beschlossen. Für die Redaktion wurde der seit 1797 für die ALZ arbeitende Heinrich Carl Abraham Eichstädt gewonnen. Goethe bemühte sich um namhafte Mitarbeiter für das seit Anfang 1804 erscheinende Blatt, zu dem er selbst Rezensionen beisteuerte und nahm auch maßgeblichen Anteil an der redaktionellen Arbeit (vgl. Bulling 1, S. 25ff.). 19 durch Vossens in Jena eingreifende Mithilfe: Der seit 1802 in Jena lebende Johann Heinrich Voß war in die seit September 1803 in Jena stattfindenden Beratungen über die Gestaltung der neuen Literaturzeitung eingebunden, unter den angeworbenen Beiträgern wird er als einer der ersten in einem überlieferten Rezensentenverzeichnis geführt (vgl. Bulling 1, S. 13, 34 u. pass.). 20 Jena ganz ruinirt: Die Jenaer Universität hatte 1803 den Wechsel namhafter Professoren nach Halle (Loder, Schütz) bzw. Würzburg (Gottlieb Hufeland, Paulus, Schelling) zu verkraften. 21 Schiller ist in Berlin: Schiller hielt sich zwischen dem 1. und 21. Mai 1804 in Berlin auf, die Erstaufführung seines Schauspiels Wilhelm Tell am Königlichen Nationaltheater fand jedoch erst am 4. Juli statt. 23 August Schlegel (…) Frau v. Stael: A. W. Schlegel war von Mme de Staël als Hofmeister und Hausgenosse mit einem Jahresgehalt von 12000 Franken angestellt worden. Nachdem die Staël von der tödlichen Erkrankung ihres Vaters Jacques Necker erfahren hatte, war sie mit Schlegel aus Berlin nach Coppet abgereist und traf am 22. April zu einem Zwischenaufenthalt in Weimar ein. Seckendorf der Dichter der in Weimar war, ist würklich hier (in Tübingen), u. Steigentesch, dessen Sachen du vielleicht auch kennst. Jener sagte mir, Bottcher (Böttiger) hätte ihm gesch(rieben) dass A. W. Schlegel als Hofmeister der Kinder der Fr. v Stael d(ur)ch Weimar passirt sey, und Wielanden besucht hätte. Ist’s wahr? (Friedrich Koelle an Henry Crabb Robinson, 13. Mai 1804, Marquardt, Robinson 1, S. 300; vgl. Starnes, Wieland 3, S. 173, 177). 24 eine räthselhafte Reise: Carl August war am 26. April 1804 nach Leipzig und Berlin gereist, wo er sich mit Christian Gottlob Voigt d. J. traf, der, aus St. Petersburg kommend, ihn über den Stand der von Wilhelm v. Wolzogen geführten Verhandlungen über die Heirat des Weimarischen Erbprinzen mit der russischen Großfürstin Maria Pawlowna unterrichtete (vgl. Voigt an Goethe, 23. April und 5. Mai 1804, Goethe-Voigt-Briefwechsel 3, S. 51f. und 378f.).

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Von Karoline von Wolzogen, Weimar, 5. Juni 1804

26 Fernow: Karl Ludwig Fernow hatte im Februar 1804, nach dem Tod von Christian Joseph Jagemann, dessen Stelle als Bibliothekar bei Anna Amalia übernommen. Zum seinem Aufenthalt in Tiefurt bei der Herzogin Anna Amalia vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 9. Juli 1804. 35 Carl Bertuch: Sein Aufenthalt in Paris endete im Juli 1804 (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 179).

172. Von Karoline von Wolzogen, Weimar, 5. Juni 1804 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt; ursprünglich im Familienarchiv Sugenheim, vgl. Scheidel 1885, S. 21f. D: Scheidel 1885, S. 21f.; Obser, S. 46f. (DV) Erläuterungen 2 Ihr Brief: Nicht bekannt. 19 Herders Tod: Am 18. Dezember 1803. 22 Schillers Tell: Die Uraufführung am Weimarer Hoftheater fand am 17. März 1804 statt (vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 51; Buchausgabe Tübingen 1804). 24 Inliegender Brief von Wolzogen: Wohl Wilhelm v. Wolzogens Brief vom 3. April 1804 (vgl. auch den nachfolgenden Brief an Wilhelm vom 12. Juli 1804). 26 Herzogin: Anna Amalia. 27 Amalia: Amalie von Imhoff, die 1803 den schwedischen Offizier Karl v. Helvig geheiratet hatte, siedelte mit ihm nach Stockholm über. 32 Nachricht von sich: Vgl. Seckendorf an Karoline v. Wolzogen, 12. Juli 1804.

173. Von Karl Graf von Brühl, Berlin, 14. Juni 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,384 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: erh. 25. / b. eod. / li. o.: No. 24. Erläuterungen 7 alten Königin: Friederike Luise, die Witwe Friedrich Wilhelms II. v. Preußen. Brühl, der seit Herbst 1802 als Kammerherr in ihren Diensten stand, begleitete sie im Sommer zur Kur nach Baden (Baden-Baden), wobei die Reisegruppe, in der sich auch ein Studiengefährte Brühls, der Kammermusikus und Zeichner Friedrich Adam, befand, zunächst den Höfen in Wörlitz und Weimar sowie dem Theater in Lauchstädt einen Besuch abstattete (vgl. Krosigk, S. 264f.). 12 Fußreise durch die Schweitz: Brühl und der Zeichner Adam traten eine erste Reise in die Schweiz, die sie zunächst über Straßburg führte, Ende Juli an, die ursprünglich geplante Teilnahme Seckendorfs zerschlug sich (vgl. Seckendorf an Brühl, 21. Juli 1804). Kurz nach der Rückkehr nach Baden wurde Anfang Oktober 1804 auf Wunsch der bislang in der Kur weilenden Königinwitwe sogleich eine weitere, über Zürich führende Schweizreise unternommen. Ich habe nichts dagegen, schrieb Brühl am 23. September 1804 an Se-

Von Isaac von Sinclair, Homburg vor der Höhe, 1. Juli 1804

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ckendorf, daß die Königin auf einmal Lust bekommen hat wenigstens einen Theil der Schweitz zu sehen, (…) denn solche göttliche Sachen sieht man gern zweymal (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,388). Für den u.a. in Malerei und Radierkunst ausgebildeten Brühl, der sich daher im vorliegenden Brief als Mahler bezeichnet, brachte die Reise eine große Ausbeute an zeichnerisch festgehaltenen Eindrücken (vgl. Krosigk, S. 265–267). 19 meine Heyrath abermal zerrissen: Die eher auf Drängen von Brühls Eltern zustandegekommene Verlobung mit Sophie v. Löwenstern, einer Cousine Auguste v. Löwensterns aus Berlin, wurde im Frühjahr 1804 wieder gelöst (vgl. Krosigck, S. 256, und die Briefe Carl Bertuchs, 11. Juli 1803, und Brühls an Seckendorf, 7. Oktober 1803, Regesten). 24 Lief und Curlaender: Die Familie v. Löwenstern stammte aus Livland.

174. Von Isaac von Sinclair, Homburg vor der Höhe, 1. Juli 1804 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3283, Bl. 104 1 Bl., 4o Nachschrift von Alexander Wilhelm Ludwig Blankenstein Empfängervermerk: pf. 8 Jul. / b. 5. Aug. Von dem Brief existieren Abschriften von Schreiberhand: HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3284 und Bü 3295 sowie A 12, Bü 52 D: Kirchner, 21969, S. 35f. (TD); StA 7.2, S. 288 (TD) Erläuterungen 3 in frischem Andenken: Sinclair schrieb den Brief etwa drei Wochen nach einem Treffen mit Seckendorf während eines Abendessens beim Consulenten der württembergischen Landschaft Christian Friedrich Baz, bei dem die Idee eines ständischen Gewaltstreichs gegen den Kurfürsten Friedrich und Staatsminister Georg Ernst Levin v. Wintzingerode diskutiert worden sein soll. Über dieses Souper vom 11. Juni 1804 heißt es in einer Zusammenfassung von Aussagen Isaac v. Sinclairs vor der staatlichen Untersuchungskommission: In Stuttgart hätte v. Sinclair mit Baz in dessen Hausse Zusammenkünfte gehalten, welchen Sekendorf und Weißhaar (Jakob Friedrich Weishaar, Jurist und Studienfreund Sinclairs), jedoch beede leztern nie zugleich, beigewohnt haben. Baz habe damals sehr auf die Unterstüzung Frankreichs bei einer RegierungsVeränderung in Schwaben gehoft, hiebei stark auf Didelot gerechnet (…). Nach einem offenbar vergeblichen Besuch von Baz bei Charles Didelot, dem Pariser Gesandten in Stuttgart, hätten v. Sinclair, Sekendorf und Blankenstein bey Baz zu Nacht gespeißt, und hier hätte Baz geäusert, daß man auf Didelot wenig Rechnung machen könne, daß aber Frankreich doch die Stände unterstüzen, und derjenige sichern Schuz finden werde, der dem gegenwärtigen Despotismus in Schwaben ein Ende mache (…). Jedenfalls sei von französischer Seite empfohlen worden, einen Coup auszuführen, der die kurfürstlichen Aktionen gegen die Stände beenden werde (Species facti, die Solituder Untersuchung betr: Wie solche des Herrn LandGrafen von HessenHomburg Dchlt mitgeteilt worden ist; Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3295, Bl. 161–173, das Zitat Bl. 172). 3 Bl: Alexander Wilhelm Ludwig Blankenstein, vgl. die Nachschrift. 4 Frau von Geiger: Auguste v. Kalb hatte im September 1802 Leopold v. Geiger gehei-

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ratet, ihr Vater war der frühere Weimarer Kammerpräsident Johann August Alexander v. Kalb (vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 27. August 1802). 7 zu Maintz gewesen: In dem Ende 1797 von Frankreich annektierten Mainz besuchten Sinclair und Blankenstein Franz Wilhelm Jung (1755–1833), einen Vertrauten Sinclairs aus dessen früher Homburger Zeit. Jung stand dort als Polizeikommissar in französischen Diensten und dürfte von der Stimmungslage in Frankreich berichtet haben (vgl. Hölderlin, StA 7.2, S. 288; Brauer, Sinclair, S. 45f.; Kirchner, S. 35f.). Blankenstein bezeugte das Treffen in einem seiner Denunziationsschreiben an Wintzingerode: Eine Unterredung, die Sinclair mit dem Hofrath Jung zu Mainz im Monat August hatte und bey welcher ich gegenwärtig war, überzeugte mich, daß Sinclair stark auf eine Empörung des linken Rheinufers rechnete. (7. Februar 1805, Kirchner, S. 72) 7f. von unruhigen Stimmungen (…) in Frankreich: Diese gingen wohl auf die jüngste Entwicklung in Frankreich zurück, nachdem Napoleon am 20. Mai 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen proklamiert worden war (Krönung am 2. Dezember 1804), wodurch die republikanischen Hoffnungen einen entschiedenen Dämpfer erhalten hatten. Vorausgegangen waren auch die Entführung und Hinrichtung des Herzogs von Enghien im März im Zuge der Verhaftung royalistisch gesinnter Militärs nach einer angeblichen Verschwörung (vgl. die Erl. zum Brief Leos an Christoph Albrecht v. Seckendorf, 30. April 1804). 10 einen Brief: In Hs. korrigiert aus zwei Briefe. 12 interessante Nachrichten: Briefe Seckendorfs an Sinclair sind nicht bekannt bzw. nicht überliefert. Abschriften zweier Briefe aus den Jahren 1804/05, die sich ehemals im Staats-Archiv Wiesbaden befanden, sind vermutlich Kriegsverlust (freundliche Auskunft von Dr. Hartmut Heinemann, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden; vgl. Frels, Dichterhandschriften, S. 278). 13 Hölderlin: Nach dem Aufenthalt in Stuttgart war Sinclair am 19. Juni 1804 mit Hölderlin aus Nürtingen abgereist und nach einem Besuch bei Schelling in Würzburg am 26. Juni in Homburg eingetroffen. 18–20 Genealogische Adels Historie (…) 1727: Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer Im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen zum Theil ehemahls, allermeist aber noch ietzo in guten Flor stehenden ältesten und ansehnlichsten Adelichen Geschlechter (…) zusammen getragen und heraus gegeben von Valentino Königen, 3 Bde., Leipzig 1727/36. 22 Falks satirische Schriften: Neueste Sammlung kleiner Satiren, Gedichte und Erzählungen, Berlin 1804. Blankenstein bezieht sich möglicherweise auf Falks darin abgedrucktes Spiel in zwey Akten, Die Prinzessin mit dem Schweinerüssel (S. 142–223). In derselben Sammlung auch eine Satire auf Goethes, in Seckendorfs Weimarer Taschenbuch erschienenes Festspiel Paläfron und Neoterpe: Schreiben der beiden Gebrüder Gelbschnabel und Naseweis, an den Herrn Kollegienrath von Kotzebue (ebd., S. 9f., 11f.).

Von Caroline von Egloffstein, Tiefurt, 9. Juli 1804

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175. Von Caroline von Egloffstein, Tiefurt, 9. Juli 1804 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 16. / b. 8. Aug. / li. o.: No. 19. Erläuterungen 2 Ihr Brief: Nicht überliefert. 4 Charlotte: Bauer; vgl. Seckendorf an Wilhelm v. Wolzogen, 19. Februar 1804. 35 Jettens Geschichte: Die Heirat ihrer Schwägerin Henriette v. Egloffstein mit Karl v. Beaulieu-Marconnay am 18. April 1804. 46f. ließt Fernow (…) den Ariost vor: Karl Ludwig Fernow hatte im Februar 1804, nach dem Tod von Christian Joseph Jagemann, dessen Stelle als Bibliothekar bei Anna Amalia übernommen. Luise v. Göchhausen schrieb am 5. Juli 1804 an Böttiger: Fernow flucht diesem kalten Sommer (…). Alle Tage wird gegen Abend ein oder zwei Gesänge aus Ariost gelesen. Er liest vortrefflich. (Göchhausen, S. 134) Von Fernow erschien 1805 bei Frommann in Jena die Ausgabe: Orlando furioso di Lodovico Ariosto. Riveduto e corretto, col confronto delle migliori edizioni, 5 Bde. 48 Uebersetzung von Gries: Ludovico Ariosto’s Rasender Roland, 4 Bde., Jena (Frommann) 1807/08. 48 unsere Gesellschaft: Ähnlich im Brief Carolines an Franz Oberthür, 14. Juni 1804: Jezt besteht unsere Gesellschaft aus der edlen Fürstin (Anna Amalia), der Fräulein Goechhausen, Einsiedel, den Professor Fernow und mir; bald wird unser Wieland (…) und die neue Hofdame, ein Fräulein von Stein, unsere Gesellschaft vermehren (Egloffstein, Zeugnisse, S. 223). 51 der, so sie liebt: Luise v. Stein-Nordheim hatte vor ihrer Ehe mit dem Weimarer Regierungsassessor Anton v. Ziegesar eine über zwei Jahre währende Beziehung zu einem Freund Seckendorfs aus Regensburg. Über die Beendigung dieser, anscheinend eher in Briefen ausgelebten Verbindung zog sie Seckendorf zwei Jahre später ins Vertrauen: (…) nur das wichtigste sey Ihnen bekannt; nehmlich daß die unmöglichkeit Stotzings Glück zu gründen mich entlich den Muth gegeben – ihm klar über meine Gefühle für ihn blicken zu lassen – kurz ihn zu bitten meiner zu entsagen (13. Juni 1806, Hs. GSA Weimar 96/2841).

176. An Karoline von Wolzogen, Stuttgart, 12. Juli 1804 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt (vgl. Karoline v. Wolzogen an Seckendorf, 10. Juli 1801). D: Wolzogen, Literarischer Nachlaß 2, S. 238–241 (DV); Scheidel 1885, S. 22–24 Datum Die irrtümliche Datumsangabe im ED (2. Juli 1804, vgl. Wolzogen, Literarischer Nachlaß 2, S. 238) korrigiert bereits Scheidel 1885, S. 22. Die dort angegebene Begründung (Seckendorf „hat auf den vorhergegangenen Brief Karolinens den Vermerk beantw. am 12. Juli gesetzt“) wird gestützt durch das identische Datum des sicher als Einschluß beigefügten und handschriftlich erhaltenen Briefs Seckendorfs an Wilhelm v. Wolzogen.

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An Wilhelm von Wolzogen, Stuttgart, 12. Juli 1804

Erläuterungen 3 Ihre Zeilen: Vom 5. Juni 1804. 5 den Einschluß: Sicher Seckendorfs Brief an Wilhelm v. Wolzogen vom 12. Juli 1804. 39f. als Fremdling finden: Druck- oder Lesefehler im ED: als Fremdling wird finden. 45 Louise Stein: Vgl. Caroline v. Egloffstein an Franz Oberthür, 14. Juni 1804: (…) bald wird (…) die neue Hofdame, ein Fräulein von Stein, unsere Gesellschaft vermehren (Egloffstein, Zeugnisse, S. 223). Henriette v. Fritsch, geb. v. Wolfskeel schied anscheinend erst im Frühjahr 1805 aus dem Dienst bei der Herzogin Mutter aus (vgl. ebd., S. 227).

177. An Wilhelm von Wolzogen, Stuttgart, 12. Juli 1804 Überlieferung Hs. Stadt- und LB Dortmund, Atg. 4256 1 Bl., 8o Erläuterungen 2 Ihr freundschaftliches Andenken: Wilhelm v. Wolzogen an Seckendorf, 3. April 1804; vgl. zu den im folgenden angesprochenen Themen die Erl. ebd. und zu Seckendorf an Wolzogen, 19. Februar 1804. 6 PP: Prinz Paul v. Württemberg. Über dessen Wunsch, in russische Dienste zu kommen, schrieb Seckendorf in einer längeren Erklärung für die staatliche Untersuchungskommission, der Prinz habe bei verschiedenen Besuchen (…) in Augenblikken eines vorübergehenden Misvergnügens zuweilen Worte fallen lassen, daß er wol einmal weggehen könne, auch mich gelegentlich gefragt, ob ich ihn alsdann begleiten würde, was aber damals auf sich beruhen blieb. So erfuhr ich zugleich Ihren Wunsch in Russische Dienste zu gehn, worüber ich, durch meine Bekantschaft mit dem in Petersburg befindlichen Sachsen-Weimarischen Geheimen Rath von Wollzogen, Erkundigungen einziehen sollte. Ich that dies auch gelegenheittlich in einem Brief an denselben, aber so unbestimmt, daß W. sich weiter gar nicht darüber herauslies. (Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3293, Bl. 30) 9f. Kaiserin Mutter: Maria Feodorowna, geb. Sophie Dorothea Herzogin v. Württemberg (1759–1828), die Schwester des Kurfürsten Friedrich und zweite Ehefrau des 1801 ermordeten Zaren Paul I. 17 Prinzen Eugene: Eugen (Friedrich Karl Paul Ludwig) Herzog v. Württemberg (1788–1857), ein Neffe des Kurfürsten Friedrich v. Württemberg, lebte nach einer militärischen Ausbildung am Petersburger Hof zeitweise auf der elterlichen Standesherrschaft Karlsruh in Schlesien (vgl. ADB 48, S. 437). 17 H. Bruder: Ludwig v. Wolzogen (1773–1845) begleitete als Erzieher den Prinzen Eugen v. Württemberg an die Universität Erlangen, von wo dieser im April 1804 zur Fortsetzung des Studiums nach Stuttgart zurückgerufen wurde (vgl. Alfred Freiherr von Wolzogen, Memoiren des königlich preußischen Generals der Infanterie Ludwig Freiherrn von Wolzogen. Aus dem Nachlaß (…), Leipzig 1851, S. 17–19). 18 v. Struve: Vgl. den nachfolgenden Brief Seckendorfs an Brühl. 20 in P.: Petersburg; vgl. Wilhelm v. Wolzogen an Seckendorf, 3. April 1804. 27 Gegenstandes meiner Neigung: Charlotte Bauer.

An Karl Graf von Brühl, Stuttgart, 21. Juli 1804

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30 Prinz wird nun vermählt sein: Die Hochzeit des Weimarer Erbprinzen Carl Friedrich mit Maria Pawlowna fand erst am 3. August 1804 statt. 35–37 Ihren hiesigen (…) nun < >: Die Nachschrift alR quer, durch Papierabriß verstümmelt und unvollständig. 35 Winzing: jun.: Heinrich Karl Friedrich Levin Graf Wintzingerode; vgl. Wilhelm v. Wolzogen an Seckendorf, 3. April 1804.

178. An Karl Graf von Brühl, Stuttgart, 21. Juli 1804 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1964 2 Dbl., 8o Erläuterungen 1 Dein Briefchen: In einem kurzen Brief vom 9. Juli 1804 aus Wilhelmsbad bei Hanau hatte Brühl den Freund über die Verschiebung seiner Schweizerreise auf August informiert und ihn wegen seiner ursprünglich beabsichtigten Teilnahme gefragt (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,386). 5 2. Briefe: In zwei Briefen vom 25. und 26. Juni 1804 an Brühl entwickelte Seckendorf zwei ausführliche Routenpläne und die eigenen Terminvorstellungen für die Schweizreise (Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1962 und 1963). 10 Konstellation am hiesigen Himmel: Der in Württemberg schon seit langem andauernde Konflikt zwischen der Ständevertretung, der Landschaft, und dem Kurfürsten war nach der Auflösung des im März 1804 auf französischen Druck einberufenen Landtages durch Friedrich II. (am 21. Juni 1804) eskaliert. Nachdem die finanzielle Unterstützung des vor seinem Vater nach Paris geflohenen Erbprinzen Wilhelm durch die Landschaft bekannt geworden war, ließ Friedrich verschiedene Ständevertreter verhaften, während sich der Erbprinz mit einem offiziellen Schreiben an den Geheimen Rat (vom 21. Juli 1804) auf die Seite der Stände stellte (vgl. Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 412–414; Kirchner, S. 34; Marquardt, Robinson, S. 243f.; Handbuch baden-württembergische Geschichte, S. 249). 33f. in der L i e b e nicht glüklich sein: Seckendorf hatte von der Auflösung des Verlöbnisses zwischen Brühl und Sophie v. Löwenstern erfahren: Deine Heirat ist zerrissen? Das ist mir neu. Mir thut es weh, aber doch ist der Ton deines Briefes gefaßt, das beruhigt mich wieder – Ach lieber! auch ich bin nichts weniger, als glüklich. Freundschaft – das habe ich – Liebe will nicht kommen, – noch immer spricht man davon gar nicht heirathen zu wollen (Seckendorf an Brühl, 25. Juni 1804, Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1962). Die im folgenden erwähnte Person, als Partie für den Freund, ist nicht eindeutig zu ermitteln. Möglicherweise handelte es sich um eine Bekannte von Charlotte Bauer, der Geliebten oder Freundin Seckendorfs. 61 Montjoyes: Vgl. Marie v. Seckendorf an Leo v. Seckendorf, 6. November 1804. 64f. nach Campanien, oder Baja: Das vor der Rekultivierung im 19. Jahrhundert verödete Steppenland um Rom, die Campagna, und der altrömische Badeort westlich von Neapel (lat. Baiae, meton. für Badeort); hier bildhaft für eine mögliche Schicksalswende. 67 mein Vater: Christoph Albrecht v. Seckendorf nahm im September 1803 seinen Abschied als württembergischer Komitialgesandter am Regensburger Reichstag; dort vertrat er ab Dezember 1804 das neue Kurfürstentum Baden (vgl. Andreas, Verwaltungsorganisa-

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Von Friedrich Majer, Würzburg, 21. August 1804

tion, S. 108). Über die Ursachen der Verzögerung des neuen Engagements spricht Seckendorf in einem Brief an seinen Vater vom 31. Dezember 1803. Danach sei das Haupthindernis (…) bisher Görz gewesen, welcher die Stelle durchaus selbst behalten wolle (…). Ein andrer Grund, (…) in der Sache noch keinen entscheidenden Schritt zu thun, liege in Ihren (des Vaters) ritterschaftlichen Verhältnissen, und in Ihrer künftigen Lage zu Baiern (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,244). 76 Sollizitiren: Frz., sich bewerben. 77 trainirt: Frz., sich hinschleppen. 86f. Wöllwarth: Karl Ludwig Georg v. Wöllwarth, Angehöriger der Friedenspartei im Herzogtum Württemberg, der seit 1795/96 gemeinsam mit Konrad Abel im Auftrag der Landstände ein Sonderfriedenskonzept mit Frankreich ausgehandelt hatte (vgl. Sauer, Schwäbischer Zar, S. 126–132), oder Franz Bernhard Wilhelm v. Wöllwarth (geb. 1763), aus einem Reichsrittergeschlecht, ab 1808 Generalmajor in württembergischen Diensten. 89 Reizenstein: Sigismund Freiherr v. Reitzenstein (1766–1847) war 1803 wegen seiner geschwächten Gesundheit auf eigenen Wunsch von seinem badischen Gesandtschaftsposten am Pariser Hof abgezogen worden und hielt sich bis September 1804 in Italien auf (vgl. Franz Schnabel, Sigismund von Reitzenstein der Begründer des Badischen Staates, Heidelberg 1927 [Schriftenreihe der akademischen Mitteilungen Heidelberg 6], S. 81; ADB 30, S. 69). 98f. unsrer vorjährigen Durchreise: Im Spätherbst 1803 hatte Seckendorf eine achttägige Reise nach Strasburg unternomen, wohin mir Graf Brühl von Berlin ein Rendésvous gegeben hatte. Ich machte mit ihm sodann den Rükweg über Karlsruhe u. Heidelberg, ging von da nach Manheim, u. brachte einen Tag bei Kalbs, Löwenstern, Luck u. der Tante Sigmund zu (Leo an den Vater Christoph Albrecht v. S., 31. Dezember 1803, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,244).

179. Von Friedrich Majer, Würzburg, 21. August 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,420 (Seckendorf-Nachlaß) 4 Dbl., 4o Empfängervermerk: li. o.: No. 13. Erläuterungen 9 Freundschaft: Davor zwei Wörter übereinandergeschrieben, gestr.: alte xxx. 19f. deinen und Aretins Brief: Vgl. Aretin an Seckendorf, 20. November 1803. 21 den Ruf (…) nach Jena: Majer hatte sich, neben Goethes Schwager Vulpius und dem Jenaer Professor Wilhelm Gottlieb Tennemann, um die nach dem Weggang von Johann Samuel Ersch frei gewordene Bibliothekarsstelle an der Universitätsbibliothek beworben. Bei der Berufung setzte sich Majer aufgrund der Fürsprache Herders beim sachsen-gothaischen Minister Sylvius Friedrich v. Franckenberg zwar gegen Goethes und Voigts Favoriten Vulpius durch, verzichtete im Januar 1804 aber auf das Amt. Vgl. Voigt an Goethe, 17. Dezember 1803, Goethe-Voigt-Briefwechsel 2, S. 389: Wenn die Reskripte ergehn, muß es dem Meier zur Schuldigkeit gemacht werden zu arbeiten, nicht zu scriblern. Fleißig ist er (…). 27f. Herders (…) Tod: Am 18. Dezember 1803.

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45 Erbgraf von Schleitz: Erbprinz Heinrich v. Reuß jüngere Linie (Reuß-Schleiz), der spätere Fürst Heinrich LXII. (1788–1854). 1802 war nach dem Erlöschen einer (von zahlreichen) Nebenlinie des Hauses Reuß, der Grafen von Gera, ein Teil der reußischen Territorien (Teile von Gera und Saalburg) an seinen Vater Heinrich XLII. v. Reuß-Schleitz gefallen. 85 zwei Jahre hier bleiben: Majer begleitete den Erbprinzen im Juli 1804 zum Studium (der Rechte) nach Würzburg und ging mit ihm Ostern 1806 nach Erlangen; vgl. Matrikel Würzburg, S. 868, Nr. 25203f. vom 9. August 1804: „Heinrich der 62 J. Reuß. / Friedr. Majer, D. Gräfl. Reußischer Rath aus d. Voigtlande“. Zu einem Studienaufenthalt in Heidelberg und der geplanten Kavalierstour kam es infolge der Kriegsereignisse nicht mehr (vgl. Majers Briefe an Seckendorf aus dem Jahr 1806 und Heyden, Reußenländer, S. 166). 95f. Aussicht bei der Akademie in München: Nach der vorzeitigen Beendigung seiner Anstellung als Erzieher des Erbprinzen von Reuß-Schleitz im November 1807 bemühte sich Majer erneut um eine Anstellung bei der königlichen Akademie der Wissenschaften in München (vgl. seine Briefe an die befreundeten Johann Wilhelm Ritter, 16. August 1807, und Adolf Heinrich Friedrich v. Schlichtegroll, 22. November 1807, Hs. Biblioteka Jagiellonska Krakau, Autografen-Sammlung der Staatsbibliothek Berlin; Seckendorf an Aretin, 17. Oktober 1803, Erl.). 163f. zweiten Band meines mythologischen Lexikons: Allgemeines Mythologisches Lexicon, 2. Bd., Weimar 1804 (vgl. Majer an Seckendorf, 23. Oktober 1802 u. ö.). Die Titelseite des 2. Bandes trägt als neuen Verfasserzusatz: von Friedrich Majer (…) Gräflich Reuß-Plauischen Rath. Weitere Bände, Bd. 2 reicht nur bis zum Buchstaben K, erschienen jedoch nicht, obwohl Carl Bertuch die Fortsetzg. d. 3n Bds. ds. Mythol. Lexicons in zwei – nicht bekannten – Briefen vom 30. November 1804 und 30. Mai 1805 bei Majer anmahnte (Postbuch Carl Bertuch, Hs. GSA 06/5279). 172 Asiatische Magazin: Das wegen Absatzschwierigkeiten nach einem Jahrgang (1802) eingestellte Asiatische Magazin (Hg. Julius Klaproth; vgl. Majer an Seckendorf, 5. September 1802). 172 Gita-govinda: Vgl. Majer an Seckendorf, 23. Oktober 1802. 173 Aurora: Beiträge zu der von Aretin und Babo herausgegebenen Münchner Zeitschrift (1804/05) steuerte Majer wahrscheinlich nicht bei. Einen mit der Sigle D gezeichneten, thematisch passenden Aufsatz Die Hindus. (Nach dem Französischen.), schreibt Walch dem Münchner Komponisten Franz Danzi zu (Aurora, Nr. 13, 28. November 1804, S. 570f.; vgl. Walch, Aurora, S. 174f.). 174f. Hubern für die vierteljährischen Unterhaltungen: Die von Ludwig Ferdinand Huber bei Cotta in Tübingen herausgegebenen Vierteljährlichen Unterhaltungen erschienen 1804 als Fortsetzung der ebenfalls von Huber geleiteten Zeitschrift Flora; ein entsprechender Aufsaz Majers ist nicht bekannt. 176 Uebertragung aus dem Heldenbuche: Hugdieterich und Hildburg, von Fr. Majer, in: Neujahrs Taschenbuch von Weimar, 1801, S. 26–111. 182f. Einleitung (…) Romanzen vom Cid: Eine Anzeige der Cotta’schen Buchhandlung, Subscription zur Herausgabe der Sämmtlichen Werke von Johann Gottfried von Herder, datiert auf den 15. September 1804, erschien im Neuen Teutschen Merkur (Intelligenzbl. zum 11. St., November 1804, S. CLXXXIII–CLXXXVII). Unter den Mitarbeitern der ab der Ostermesse 1805 zur Auslieferung vorgesehenen Bände – Der Cid war als Bd. 1 der 3. Abt. geplant – wurde Majer jedoch nicht genannt. Zu dem ab Juni 1805 gedruckten Band schrieb Johannes v. Müller eine historische Einführung (vgl. Pape, Müller, S. 198). 201 Böttiger, Jagemann: Karl August Böttiger verließ Weimar im Frühjahr 1804, der

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Bibliothekar Christian Joseph Jagemann war am 4. oder 5. Februar 1804 gestorben. Dessen Sohn, der Maler Ferdinand Jagemann, der Weimar nach einem zwischenzeitlichen Aufenthalt im August 1804 Richtung Wien verließ, ist hier wohl nicht gemeint (vgl. den nachfolgenden Brief von Carl Bertuch sowie Seckendorfs Brief an Bertuch vom 15. März 1806, Erl.). 229f. Hohenlohe Kirchberg: Christian Friedrich Karl Fürst v. Hohenlohe-Kirchberg, der Großvater mütterlicherseits von Majers Schützling, des Erbprinzen Heinrich v. ReußSchleitz. 233 28 Jul.: Lesung unsicher, möglicherweise auch 18 Jul. 238 Die Akademie: Nach der Übernahme des Hochstifts Würzburg durch das Kurfürstentum Bayern war die zuvor konfessionell orientierte Universität Würzburg im Sommer 1803 unter Leitung des Grafen v. Thürheim reformiert worden. Die im Sinne der aufklärerischen Maximen des bayerischen Ministers Montgelas angewandte Berufungspolitik führte zum Wechsel Friedrich Wilhelm Joseph Schellings sowie des Juristen Gottlieb Hufeland und des Theologen und Orientalisten Heinrich Eberhard Gottlob Paulus von Jena nach Würzburg. 241 Rückert: Der seit seiner Jenaer Studienzeit (Immatrikulation im Juni 1794) mit Seckendorf befreundete Joseph Rückert war 1803 als Professor mit einem Lehrauftrag für Geschichte der Philosophie nach Würzburg berufen worden (vgl. Waas, Schmid, S. 48). 244 Isenburg: Wahrscheinlich der hessen-darmstädtische Generalleutnant Casimir Fürst zu Isenburg (1781–1852). Die Beziehungen zum Haus Isenburg ergaben sich wohl durch die Schwiegermutter des regierenden Fürsten von Reuß-Schleitz Heinrich XLII., Philippine Sophie v. Hohenlohe-Kirchberg, eine Geborene zu Isenburg und Büdingen. 258f. Marie (…) verheiratet: Maria Anna v. Seckendorf heiratete am 14. Juli 1805 Christian v. Benzel-Sternau.

180. Von Carl Bertuch, Weimar, 17. Oktober 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,350 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: erh. St. d 24. / li. o.: 19. Erläuterungen 2f. freundschaftlichen Brief: Nicht bekannt; der vorliegende Brief ist in Carl Bertuchs Postbuch irrtümlich unter Sept. 17. und mit folgender Inhaltsangabe verzeichnet: Wegen Corresp. des Jorn. d. Moden – Kenguroos (Hs. GSA 06/5279). 19 sublunarische Welt: Im Sinne von ‚diesseitig‘ (vgl. DWb Ndr. 20, Sp. 816; mit einem Schiller-Beleg: die Liebe erhebt uns über das Sublunarische empor). 28 meiner Rückreise: Vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, vor dem 30. April 1803. 32 Dr. Gmelin aus Tübingen: Der Mediziner Ferdinand Gottlieb Gmelin (1782–1848), der sich gemeinsam mit Carl Bertuch 1804 in Paris aufgehalten hatte. Gmelin war ein Neffe Cottas; vgl. dessen Empfehlung in einem Brief an Goethe vom 7. Juni 1804. 36f. erwarten wir die Erbprinzeß: Maria Pawlowna v. Sachsen Weimar und Eisenach, der feierliche Einzug des Erbprinzenpaares in Weimar fand am 9. November statt. Die zu ihren Ehren vorbereiteten großen Feten werden ausführlich dargestellt in dem Taschenbuch für Weimar. Aufs Jahr 1805. Mit ausgemalten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage der F. S. pr. Hof- und Stadtdruckerei; vgl. darin v.a. S. 15–22 . Der

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Band ist mit Kupfern von den verschiedenen Ehrenpforten und Ehrenbogen ausgestattet, die von den Bürgerschaften verschiedener Orte an der Straße von Auerstedt nach Weimar errichtet wurden. Die verschiedentlich angenommene Urheberschaft Seckendorfs für dieses dritte Weimarer Taschenbuch (Aufs Jahr 1805) konnte nicht belegt werden (vgl. Scheidel 1885, S. 24f.; Hauser, S. 24; Goethe, Tagebücher III.1, S. 180 mit Erl. III.2, S. 775; eine Beschreibung des Taschenbuchs bei Geiger, Alt-Weimar, S. 54–58). 40 Frl. Stein: Luise v. Stein-Nordheim, die neue Hofdame der Herzogin Mutter Anna Amalia. 41 trefliche Schwester: Maria Anna v. Seckendorf. 43 Boettigers Abgang: Im Mai 1804. 47 einen guten Correspondenten: Im Journal des Luxus und der Moden erschienen zunächst keine Kunst- oder Theaterberichte aus Stuttgart (vgl. auch zu Böttigers entsprechender Anfrage bei Seckendorf vom 17. September 1802). 53 Iffland in Stuttgart: Iffland gab das Gastspiel in Stuttgart und Ludwigsburg auf besonderen Wunsch des württembergischen Kurfürsten zwischen dem 14. und 29. August 1804 (vgl. Rudolf Krauß, Ifflands Beziehungen zum Stuttgarter Hoftheater, in: Beiträge zur Literatur- und Theatergeschichte. Ludwig Geiger zum 70. Geburtstage als Festgabe dargebracht, Berlin-Steglitz 1918, S. 197–208, hier: S. 205–207). 54f. Ateliers von Dannecker, Scheffhauer: Entsprechende Beiträge erschienen nur in dem von Böttiger auch nach seinem Weggang von Weimar redigierten Neuen Teutschen Merkur. Darin berichtete Ludwig Albrecht Schubart in den folgenden Monaten über die Plastik Ariadne auf dem Panther von Johann Heinrich Dannecker (1758–1841) und das Grabmal für Klopstock von Philipp Jacob v. Scheffauer (1756–1808); vgl. den Stuttgard d 1. Nov. 1804 überschriebenen Bericht im Merkur, 12. St., Dezember 1804, S. 309–312, und ebd., 2. St., Februar 1805, S. 152–159. 55 Seele: Der spätere königliche Hofmaler Johann Baptist Seele (1774–1808). 55f. Kunstsammlungen von Uxküll, Frommann: Friedrich Wilhelm Frommann (1707–1787) war Direktor des herzoglichen Konsistoriums in Stuttgart. Seine umfangreiche Bücher- und Handschriftensammlung, die seinerzeit größte Privatbibliothek Württembergs, vermachte er vor seinem Tod an Herzog Karl Eugen; sie bildete den Grundstock zur Württembergischen Landesbibliothek. Zu Uxkull (auch Uexküll) vgl. Seckendorf an Fernow, 11. Juli 1806. 59 Froriep: Bertuchs Schwager Ludwig Friedrich v. Froriep erhielt im Herbst 1804 einen Ruf an die preußische Universität Halle als außerordentlicher Professor für Vergleichende Anatomie und Chirurgie. 61f. in Ludwigsburg Kanguruhs: Eine Antwort Seckendorfs ist nicht erhalten, in Bertuchs Postbuch sind jedoch zwei Briefe an Froriep vom 29. November und 10. Dezember 1804 mit der Inhaltsangabe Wegen den Kanguruhs vermerkt (GSA Weimar 06/5279). 73 Bode: August Bode, der Herausgeber der Polychorda (vgl. Seckendorf an Bode, 7. Juni 1803), starb am 19. Oktober 1804. 74 Goethens Goez: Die Weimarer Premiere der Bühnenbearbeitung des Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand fand am 22. September 1804 statt. Wegen der Länge der Aufführung (sechs Stunden) wurde die nächste Vorstellung auf zwei Tage verteilt (29. September und 13. Oktober 1804).

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Von Alexander W. L. Blankenstein, Homburg vor der Höhe, 22. Oktober 1804

181. Von Alexander Wilhelm Ludwig Blankenstein, Homburg vor der Höhe, 22. Oktober 1804 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3289, Bl. 304f. 1 Dbl., 4o Notiz der Untersuchungskommission beim vorliegenden beschlagnahmten und bei den Untersuchungsakten aufbewahrten Brief: v. Seckendorf. Papiere, welche theils in dem Taubenheim. Hauß verwahrt gewesen, theils in dem Practicant Weckerlin übergebenen Pack sich vorgefunden haben. (HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3289, Bl. 306) Erläuterungen 2f. Herrn Pixis mit seinen beiden Söhnen: Friedrich Wilhelm Pixis, zunächst Organist in Mannheim, unternahm ab 1797 mit seinen beiden Söhnen Friedrich Wilhelm d. J. (1785/86–1842), der später in Prag als Violinvirtuose und Orchesterleiter reüssierte, und dem als Pianist ausgebildeten Johann (oder Joseph) Peter (1788–1874) zahlreiche Konzertreisen (vgl. Wurzbach XXII, S. 378f.). 17 Drukerey hier etablirt: Blankenstein hatte im Herbst 1804 „eine sogenannte Hofdruckerei eingerichtet, die nichts anderes war als die Presse des Druckers, welcher die Lotterielose herstellte“ (Kirchner, S. 62). Nach der Aufdeckung der betrügerischen Machenschaften Blankensteins im Januar 1805 wurde die Druckerei vom Landgrafen Friedrich Ludwig v. Homburg beschlagnahmt. 20 Der beigehende Plan: Vgl. im Verhörprotokoll (Hs. HSTA Stuttgart, A 202, 3289, Bl. 245): Nach seiner (Seckendorfs) weiteren Angabe ist unter dem Plan, dessen am Schluß des verzeichneten Blankensteinischen Schreibens dd. Homburg 22. Octbr. 1804. gedacht wird, der damahls von Blankenstein im Druk bekannt gemachte LotteriePlan gemeint (…).

182. Von Karl Graf von Brühl, Baden, 25. Oktober 1804 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,389 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: erh. St. d 1. Nov. / b. / li. o.: No. 28. Erläuterungen 4–6 wied (…) Doneschingen: Textverlust am Blattrand. 5 Mama Königin: Friederike Luise v. Preußen; zur gemeinsamen Schweizerreise mit der verwitweten Mutter Friedrich Wilhelms III. vgl. Brühl an Seckendorf, 14. Juni 1804. 11 Hofdamen: In Begleitung der preußischen Königin Mutter befanden sich die Hofdamen Frl. v. Driberg und Frl. v. Hill (vgl. Krosigk, S. 264). 26 Uebersendung meines Cartons: Offenbar hatte Brühl während eines Besuchs in Stuttgart vor Antritt seiner Schweizerreise Ende Juli/Anfang August 1804 eine Mappe vergessen oder verloren; vgl. Seckendorf an Brühl, 27. September 1804: Hier, lieber Bruder, hast du dein sehnlich erwartetes Portefeuille – ich habe es heute Morgen von Balingen erhalten, u. da der Kerl, der es gefunden, selber mit ankam, und nun auch seinen Weg und Transportkosten mitliquidirte, ihn mit 3. Kronenthalern abgefertigt. Dafür hast du

Von Maria Anna von Seckendorf, Weingartsgreut, 6. November o. J. (1804)

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nun aber auch alles, sämmtliche Kupfer, Blumen pp wie ich selbst nachgesehen (Hs. SLB Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1966). 32 Herzogin: Anna Amalia (Geburtstag am 24. Oktober). 37 unsere Rückreise: Die Rückreise führte von Baden über Darmstadt, Hanau und Weimar, wo Brühl am 9. November 1804 Zeuge der Ankunft des frischvermählten Erbprinzenpaares Carl Friedrich und Maria Pawlowna wurde, nach Berlin (vgl. Krosigk, S. 267f.). 48 Rotberg: Nicht ermittelt. 67 Charlotte: Bauer.

183. Von Maria Anna von Seckendorf, Weingartsgreut, 6. November o.J. (1804) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,435 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: o. li. (evtl. von fremder Hand) 11 Erläuterungen 4 vom 30ten O:: Nicht bekannt. 18 einen langen Brief: Anscheinend verloren; der letzte erhaltene Brief Maries an Leo v. Seckendorf ist vom 10. August 1804 (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,434). 19 unglücklicher: ungeglücklicher Hs. 23 der Onkel: Alexander v. Seckendorf. 25f. Brennern: Gottfried Carl Brenner, anhaltischer Legationsrat in Regensburg. 50 dem meinen: den meinen Hs. 54 deinem Wege nach Weimar: Leo v. Seckendorf reiste etwa am 12. November 1804 von Stuttgart nach Weimar ab. 55 Caroline, Keele: Caroline v. Egloffstein und Henriette v. Fritsch, geb. v. Wolfskeel. 64f. : Erg. d. Hg.

184. Von Isaac von Sinclair, o.O. (Homburg vor der Höhe), 29. Januar 1805 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3294, Bl. 142 1 Bl., 4o Vermerke: Am oberen Rand Blattzählung (der Untersuchungskommission) MM (aus gestr. Nr. 1.) Von dem Brief existieren Abschriften von Schreiberhand: HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3284 und Bü 3293. D: Kirchner, 21969, S. 68 Erläuterungen Der Brief war gleichlautend auch an Christian Friedrich Baz in Wien gesandt worden; vgl. die offenbar vollständige Wiedergabe (Abschrift) des Briefes im Solituder Verhörprotokoll: Species facti, die Solituder Untersuchung betr: Wie solche des Herrn LandGrafen von HessenHomburg Dchlt mitgeteilt worden ist (Hs. HSTA A 202, Bü 3295, Bl. 173ff.; das

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An Albert Förster, o.O. (Solitude), 4. März o.J. (1805)

nachfolgende Zitat: Bl. 161). Im Protokoll des Sinclair-Verhörs heißt es weiter: Die Untersuchungs Kommission mußte diese beeden Briefe von besonderer Bedeutung finden, und sich veranlaßt sehen, die Beweggründe, welche den Reg. Rath v. Sinclair dazu veranlaßt haben zu erforschen. Baz und v. Sekendorf wollten diese Briefe gar nicht verstanden haben – Reg Rath v. Sinclair, der vorerst nur wegen des an den von Sekendorf geschriebenen Briefes gefragt wurde, gab die Erläuterung. es beziehe sich der Innhalt dieses Briefs auf die Zukunft und nicht auf das Vergangene, und wenn er etwas bedeutender gefaßt sey, so sey dies auf das mystische Naturell des von Sekendorf berechnet gewesen – 4 Blankenstein: Am selben Tag sandte Blankenstein sein Schreiben an Kurfürst Friedrich v. Württemberg, in dem er Sinclair, Seckendorf u.a. der Verschwörung durch die Gründung einer geheime(n) Verbindung gegen den Kurfürsten bezichtigte (vgl. Kirchner, S. 65–68). Die Denunziation, von welcher Sinclair zu diesem Zeitpunkt noch nichts wissen konnte, geschah aus „Rache“ (Kirchner) für die Aufdeckung der Unterschlagungen, deren sich Blankenstein als Lotterieunternehmer in der Landgrafschaft Hessen-Homburg schuldig gemacht hatte. 4f. diesen Sommer in Studtgardt: Vgl. Sinclair an Seckendorf, 1. Juli 1804. 7 Weishaar u. Hauff: Der Stuttgarter Jurist Jakob Friedrich Weishaar (1775–1834), ein Tübinger Studiengefährte Sinclairs, gehörte wie der Tübinger Bürgermeister Viktor Wilhelm Hauff (geb. 1772) zur radikalen Reformpartei des landständischen Ausschusses (vgl. Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 375f.; Hans Fenske, Der liberale Südwesten. Freiheitliche und demokratische Traditionen in Baden und Württemberg 1790–1933, Stuttgart u.a. 1981 [Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 5], pass.). Weishaar sollte auf Sinclairs Anregung als Gesandter der Landstände nach Paris gehen, um dort Kontakt mit dem württembergischen Kurprinzen Wilhelm aufzunehmen. Als Teilnehmer an dem berüchtigten Souper bei Baz im Sommer 1804 wurde er kurz nach Seckendorf verhaftet (vgl. Kirchner, S. 103, 136ff. u. pass. sowie Einleitung, Abschn. 6.3).

185. An Albert Förster, o.O. (Solitude), 4. März o.J. (1805) Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3299, Bl. 39f. 1 Dbl., 4o Erläuterungen 2 Klopstoks Werke (…) Schubart: Klopstocks Werke. Siebenter Band. Oden. Geistliche Lieder. Epigramme, und Achter Band. Der Tod Adams. Hermanns Schlacht, beide Leipzig 1804. Albert Förster, Seckendorfs Diener in Stuttgart, wurde Ende Juni 1805 wegen unerlaubter Kurierdienste für seinen Herrn ebenfalls verhaftet. In einem Verhörprotokoll (Hs. HSTA A 202, Bü 3299, Bl. 44) bestätigte er, daß Ludwig Albrecht Schubart die Werke Klopstocks abgeholt habe. Die Besorgung der Journale und den Verkauf der Pistolen (vgl. unten) habe er, Förster, am nächsten Tag durchführen wollen. 4 Englische Miszellen: Englische Miscellen, hg. v. Johann Christian Hübner, Tübingen 1800/06. 4 französische: Französische Miscellen, hg. v. Helmina v. Chézy, Tübingen 1803/07. 5 Minerva: Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts, hg. v. Johann Wilhelm v. Archenholz.

Karoline von Seckendorf an Albert Förster, Regensburg, 24. April 1805

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6 Uxküll: Karl Friedrich Emich Freiherr v. Uxkull-Gyllenband (1755–1833); vgl. Seckendorf an Fernow, 11. Juli 1806. 11 Feuerbachs (…) Kriminalrechts: Paul Johann Anselm Feuerbach, Kritik des Kleinschrodischen Entwurfs zu einem peinlichen Gesetzbuche für die Chur-Pfalz-Bayrischen Staaten, 3 Tle., Gießen 1804. 14 Zuschauer: Der Deutsche Zuschauer oder Archiv aller merkwürdigen Vorfälle welche auf die Vollziehung des zu Lüneville abgeschlossenen Friedens Beziehung haben, 2 Bde., Offenbach 1802/03, Fortsetzung unter dem Titel Neuer deutscher Zuschauer, 1. Bd., Frankfurt a. M. 1804, 2. Bd. Frankenthal 1804. 21 Katalog der H e r d e r i s ch e n Auction: Bibliotheca Herderiana, Wimariae 1804 (vgl. Meier, Vulpius 2, S. 177; die Auktion bzw. der Verkauf begann am 24. April 1804). 30 Akten von Hofacker: Die Akten betrafen einen Kriminalfall, mit dessen Bearbeitung Seckendorf kurz vor seiner Verhaftung befaßt war. Der zur radikalen Reformpartei des ständischen Ausschusses gehörende Ludwig Hofacker hatte Seckendorf die Übernahme der Bearbeitung des Falls angeboten und die entsprechenden Akten durch Förster erhalten (vgl. das Protokoll aus der Vernehmung Hofackers durch die Untersuchungskommission vom 9. Juni 1805, Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3289, Bl. 106; Kirchner, S. 115).

186. Karoline von Seckendorf an Albert Förster, Regensburg, 24. April 1805 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3290, Bl. 138f. 1 Dbl., 4o Von dem Brief existiert eine Abschrift von Schreiberhand: HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3291. Der in den Akten der Untersuchungskommission überlieferte Brief gehört zu einem kleinen Konvolut (Bl. 130–154) mit der Aufschrift: Zwölf der Commission zwar übergebene zu der Untersuchung übrigens nicht geeignete Beylagen. Zu diesen Beilagen zählen u.a. ein weiterer Brief Karoline v. Seckendorfs an Albert Förster, 6. April 1805 (Bl. 132f.), sowie ein Brief Christoph Albrecht v. Seckendorfs an Förster, 6. März 1805 (Bl. 134f.) und Leo v. Seckendorfs Entwurf zu den Statuten einer Gesellschaft, 19. Februar 1805 (Bl. 131). Erläuterungen Der Brief an Albert (auch Albrecht) Förster, den Bediensteten Leo v. Seckendorfs, richtet sich, wie weitere Briefe der Mutter, eigentlich an den inhaftierten Sohn. In den Akten der Untersuchungskommission befindet sich ein weiterer Brief von Karoline v. Seckendorf an Förster vom 6. April 1805 (Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3290, Bl. 132f.). 3 vom 10.ten: Nicht bekannt. 5 wegen seiner Schulden: Vgl. Karoline v. Seckendorf an Albert Förster, 6. April 1805: Daß übrigens der ganze Geld Vorrath den mein Sohn mitnahm aufgezehrt, ist höchst traurig! Waß wird das für ein Ende nehmen! Es thut mir leid mein lieber Albert daß auch er darunter leiden muß, ich weiß keinen andern Rath, als daß er manches unnöthige waß mein Sohn besizt verkauft, wie wir es hier schon ausgemacht hatten, und einstweilen davon lebt. Bey der großen Schulden last ist es ohnehin erforderlich daß mein Sohn nur das höch s t n o t hw e n d ig e behält und alles Uebrige zu Zahlungen anwendet. (Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3290, Bl. 132f.)

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An Ludwig Hain, Stuttgart, 9. Mai 1805

10 seines Bruders: Der jüngere Bruder Maximilian Friedrich v. Seckendorf (1780– 1842) war K. K. österreichischer Kämmerer und Major. Möglicherweise ist aber auch der als Feldmarschallieutenant ebenfalls in österreichischen Diensten stehende Bruder des Vaters Alexander v. S. gemeint.

187. An Ludwig Hain, Stuttgart, 9. Mai 1805 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3295, Bl. 94–97 1 Dbl., 8o (Bl. 96f.: Brief), 2 Bl. 4o (Bl. 95: Gedicht; Bl. 94: Briefumschlag mit Adresse) Dem Brief auf gesondertem Bl. beiliegend das Gedicht Der blutige Strohm. Romanze aus dem Spanischen Adresse: Sr Wolgebohrn / Herrn Doktor Hayn / in / Weimar. / im Kühnlenschen Hause / auf dem Markte. Erläuterungen 2 Umstände: Seckendorf befand sich seit dem 26. Februar 1805 wegen einer angeblichen Verschwörung gegen den württembergischen Kurfürsten in Untersuchungshaft. Da der Brief heute unter den Prozeßakten liegt, ist davon auszugehen, daß er Hain nie erreicht hat. 4 Rükkunft: Aus Weimar, von wo er am 6. Februar 1805 nach Stuttgart zurückkehrte. 6 gemeinschaftlichen Kindes: Polychorda. Eine Zeitschrift, geplant als Magazin poetischer Übersetzungen, erschien in 6 Heften im Jahr 1803 unter der Redaktion von August Bode bei F. Dienemann u. Comp. in Penig. Nach dem Tod Bodes im Oktober 1804 komplettierte Hain 1805 den ersten (und einzigen) Jahrgang mit den beiden letzten Heften. Seckendorf beteiligte sich mit einer Einsendung Altenglische Volkslieder, an der Friedrich Koelle mitwirkte (vgl. Seckendorf an Bode, 7. Juni 1803). Da der Brief den Adressaten nicht erreichte, konnte die hier beiliegende Romanze nicht in die Polychorda aufgenommen werden und erschien stattdessen in Seckendorfs Regensburger Musenalmanach 1807; vgl. die folgende Erl. 19f. bekannte Romanze: Die erste Übersetzung findet sich in Johann Gottfried Herder, Volkslieder, 1. Tl., Leipzig 1778, S. 250–253. Herder hatte sie Thomas Percys Sammlung Reliquies of Ancient Poetry (1765) entnommen (zu Herders Übersetzung und den Quellen vgl. Gaier, Herder, S. 1039f., der Text in ders. Ausgabe S. 186–188; vgl. auch Einleitung, Abschn. 5.4). Später wurde das Gedicht noch von Julius Eduard Hitzig übertragen (in dem von Chamisso und Varnhagen herausgegebenen Musenalmanach auf das Jahr 1804). Seckendorfs Übersetzung erschien in seinem Musenalmanach auf das Jahr 1807, S. 122–125. Dabei überarbeitete er die vorliegende, von Herders Übersetzung abweichende Fassung und ergänzte die hier noch – wie in Herders Volksliedern – fehlenden sechs Verse in den letzten beiden Strophen (vgl. Musenalmanach 1807, S. 125, Z. 3–8; Gaier, Herder, S. 1040). 22 Percy: Von Thomas Percy erschien 1765 die berühmte Sammlung (teils bearbeiteter) englischer Volkslieder und -balladen Reliques of Ancient English Poetry (vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806). 24 Liedern aus dem Englischen: Die von Seckendorf und Friedrich Koelle übersetzten Altenglischen Volkslieder, die in der Polychorda (2. Bd., 7. H., 1805, S. 621–627, 667–669) erschienen.

An Johann Christoph Friedrich Haug, Solitude, 9. Mai 1805

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34 Historia de las guerras: Ginés Pérez de Hita, Historia de los vandos de los Zegríes y Abençerrages Caualleros Moros de Granada, de las Civiles guerras (…), Saragossa 1595. 34f. ersten Theil der Volkslieder: Vgl. oben. 39 schon andre bemerkt: Bereits Percy hatte in seiner Sammlung darauf hingewiesen, daß der Beginn der Romanze „Rio verde“ could not be translated faithfully: ‚Verdant river, verdant river‘ bzw. Literally, ‚Green river, green river‘. ‚Rio verde‘ is said to be the name of a river in Spain (Percy, Reliquies I, S. 279). Herders Übersetzung beginnt entsprechend (Grüner Strom, du rinnst so traurig; Volkslieder, a.a.O., S. 250). Ebenso, auch im Titel, eine weitere Übersetzung von Julius Eduard Hitzig (Der grüne Strom. Romanze aus dem Spanischen), in: Musenalmanach auf das Jahr 1804. Hg. v. L. A. v. Chamisso und K. A. Varnhagen, Leipzig 1804.

188. An Johann Christoph Friedrich Haug, Solitude, 9. Mai 1805 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3295, Bl. 92f. 1 Dbl., 8o Adresse: Sr Wolgebohrn / Herrn Geheimen / Sekretär Haug / in / Stuttgardt. Erläuterungen 5 Lessing: Gotthold Ephraim Lessings sämmtliche Schriften, Tl. 1–30, Berlin 1771–1794. 9 Gräters (…) Hermode: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801. 10 Bibliothek der Romane: Die von Heinrich August Ottokar Reichard herausgegebene Bibliothek der Romane erschien in 21 Bdn., jedoch nicht in Gotha, sondern in Berlin (Bd. 1–3, 1778–1781) und Riga (Bd. 4–21, 1782–1794). 12 Geh. Rath Uxkull: Vgl. Seckendorf an Fernow, 11. Juli 1806, sowie zu seiner Bibliothek die Erl. zum Brief Carl Bertuchs an Seckendorf, 17. Oktober 1804. 15 Tieks Zerbino: Ludwig Tieck, Romantische Dichtungen, Bd. 1, Jena 1799. 19 eine Idee: Vgl. Seckendorfs Plan eines teutschen Percy in den Briefen an Carl Bertuch, 15. März 1806, an Arnim, 21. April 1806, an Kerner, 7. Februar 1807, und in den Briefen an Uhland. 23 teutschen Martial: Haug; nach dem Klassiker des lateinischen Epigramms, Marcus Valerius Martialis. 27f. Lucretia (…) Tarquin: Bezieht sich auf die halbmythische Erzählung von der Vergewaltigung der Lucretia durch den Sohn des römisch-etruskischen Tyrannen Tarquinius Superbus (5. Jh. v. Chr.). Lucretia, die nach der Tat Selbstmord beging, gilt – entgegen der schlüpfrigen Anspielung – als ein Spiegel ehelicher Treue und weiblicher Tugend.

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An Sixt Gottlieb Kapff, Solitude, 6. Juni 1805

189. An Sixt Gottlieb Kapff, Solitude, 6. Juni 1805 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3290, Bl. 189 1 Dbl., 12o beiliegend (Bl. 190) 1 Bl., 4o, Anweisung, Solitude, 6. Juni 1805 Adresse: Sr Wolgeboren / dem Herrn Hofrath / Kapf / in / Stuttgardt. Erläuterungen Der Adressat, der Stuttgarter Advokat, Hofrat und Sekretär des württembergischen Staatsministeriums Sixt Gottlieb Kapff (auch Kapf; 1773–1818), fungierte als Berichterstatter der staatlichen Untersuchungskommission und als ihr Mittelsmann gegenüber den Angeklagten im Hochverratsprozeß. Gegenüber den Vertretern der württembergischen Landstände hatte er bereits im Vorjahr ein doppeltes Spiel getrieben, indem er ein Johann Friedrich Cotta zugespieltes Schreiben des vor seinem Vater nach Paris geflohenen Erbprinzen Wilhelm, mit dem dieser sich im Juli 1804 für die ständischen Belange einsetzte, an den Staatsminister v. Normann-Ehrenfels, den Vertrauten des Kurfürsten Friedrich, verriet (vgl. Neugebauer-Wölk, Revolution, S. 414f.). Ursprünglich hegte Kapff literarische Ambitionen. Zwar schrieb er am 16. November 1803 an Schiller, den er bereits 1797 in Jena kennengelernt hatte, er hoffe, bald eine Staatsbeamtung bei uns zu erhalten, eine akademische Lehrstelle würde er jedoch vorziehen (Schiller, NA 40.1, S. 148; vgl. auch ebd., 40.2, S. 204) und bat deshalb um eine Empfehlung bei dem in St. Petersburg angestellten Friedrich Maximilian Klinger. Er veröffentlichte seine Gedichte in zwei Bänden (Die Erstlinge meiner Muse, Breslau/Leipzig 1796, und Gedichte, Stuttgart 1801), außerdem publizierte er in Cottas Morgenblatt (vgl. Julius Hartmann, Ungedruckte Briefe an Schiller, in: Euphorion 12, 1905, S. 734, der Kapffs Versuche als „nüchternste Verstandespoesie“ klassifiziert). 1 Mein Bedienter: Albert Förster. 6 H. Staatsminister: Philipp Christian Friedrich v. Normann-Ehrenfels. 18 die bewußten Mscpte: Beiträge für Aretins Münchner Zeitschrift Aurora. Sie erschienen zwischen dem 21. Oktober und 18. Dezember 1805. Bereits am 20. Mai 1805 hatte Seckendorf Kapff gebeten, beiliegenden Brief mit seinen Inlagen recht bald auf die Post zu befördern. Er enthält durchaus nichts als unverfängliche litterarische Arbeiten, deren Lecture sehr gern zu Diensten steht, wenn nur dereinst, wenn sie gedruckt sind, das Publikum nicht erfährt, daß sie von mir sind. (Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3295, Bl. 91)

190. Von Caroline von Egloffstein, o. O. (Tiefurt), 14. Juni 1805 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3295, Bl. 84f. 1 Dbl., 4o Adresse: Sr Hochwohlgebohrn / Den Herrn Kamerjuncker / und Regierungsrath Leopold / von Seckendorff / zu / Stuttgardt. Verfasser Der Brief befindet sich in einem Konvolut der Akten der staatlichen Untersuchungskommission, überschrieben mit von Seckendorff’sche Papiere. Den Notizen eines späteren Be-

An Karoline von Seckendorf, Solitude, 21. Juni 1805

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arbeiters zufolge (ebd.) handelt es sich um einen Brief an Seckendorf von einer „Tante Caroline“. Kirchner, S. 128, schreibt den Brief Caroline v. Wolzogen zu, Briefinhalt und Duktus der Handschrift lassen jedoch eindeutig auf Caroline v. Egloffstein als Verfasserin schließen. Erläuterungen 6 Hygïea: Hygieia, griechische Göttin der Gesundheit. 8 Gräfin Henkel: Eleonore Maximiliane Ottilie v. Henckel-Donnersmarck, geb. v. Lepel (1750–1843), seit dem Vorjahr Oberhofmeisterin Maria Pawlownas v. Sachsen Weimar. Über den gemeinsamen Kuraufenthalt in Pyrmont schrieb Caroline im darauffolgenden Jahr an Seckendorf: Eine neue Freundin habe ich in der Gräfin Henkel gefunden, sie ist eine Frau von seltenen Verstand und Kenntnissen, und dabey bieder und edel, unsere Reiße nach Pirmont brachte uns einander näher, und wir leben in einen schönen freundschaftlichen Verhältniß, so, wie ich wieder eines schließen kan, nachdem das schöne Band sich lößte, so mich an Jette (Henriette v. Beaulieu-Marconnay, gesch. v. Egloffstein) knüpfte (Hs. GSA Weimar, GSA 13/N 5). 9 Caroline: Die sechzehnjährige Caroline („Line“), Tochter der Schwägerin Henriette. 11 Schillers Tod: Am 9. Mai 1805. 13 und Nichte: Von anderer Hand.

191. An Karoline von Seckendorf, Solitude, 21. Juni 1805 Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3291, Bl. 7 (Abschrift von Schreiberhand) 1 Bl., 2o Adresse: A Madame / Madame la Baronne de Seckendorf, / née Baronne de Stiebar. Vermerk alR oben: Copia. Datum In Hs. irrtümlich 1804 Erläuterungen 2 Ihren Brief vom 7.n: Ein Brief vom 7. Juni 1805 ist nicht bekannt, lediglich die Briefe der Mutter an den Bedienten Albert Förster vom 6. und 24. April 1805, die sich wohl in erster Linie auch an den Sohn richteten. 3 geheimen Kanal: Offenkundig der Kaiserliche Reichsoberpostmeister in Augsburg v. Haysdorf, gegen den wenige Tage später eine Untersuchung eingeleitet wurde, die mit Verhören und der Suspendierung des Postbeamten durch seinen Dienstherrn, den Fürsten Carl Anselm v. Thurn und Taxis, endete (vgl. Carl Anselm Fürst von Thurn und Taxis an Normann, 26. Juni 1805, Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3291, Bl. 11). Nachdem der vorliegende Brief, anders als Seckendorfs unten erwähnter Bericht an den Vater, abgefangen – und vor der Weitergabe kopiert – worden war, zeigte sich der Vorsitzende der Untersuchungskommission Staatsminister v. Normann-Ehrenfels erzürnt, daß v. Sekendorf Mittel und Wege gefunden habe, einen für dessen Vater bestimmten Aufsaz über die ihm angeschuldigten Verbrechen in die Hände des HE. v. Haysdorf zu bringen (ebd., Bl. 20). Zur PostmeisterFamilie Haysdorf vgl. Behringer, S. 419.

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An Christoph Heinrich Erhardt (?), o.O., o.D. (Solitude, vor 26. Juni 1805?)

5 Marie: Seckendorfs Schwester Maria Anna heiratete am 14. Juli 1805 Christian Graf v. Benzel-Sternau. 6f. eine genaue Darstellung meiner Geschichte: Vgl. Erl. oben (geheimen Kanal). Von Normann wenig später zur Herausgabe des Aufsatzes gedrängt, schrieb Christoph Albrecht v. Seckendorf am 27. Juni 1805 an den Staatsminister, der aus der Haft herausgeschmuggelte Brief enthalte auf alle Fälle die VertheidigungsGründe meines Sohns, deren er aber in Beziehung auf Ehre und Pflicht nicht bedürfen wird (…). Sie fühlen ohne weitere Gründe auch schon von selbst, daß es einem Vater nicht zukommen könne, das Vertrauen seines Kindes so sehr zu misbrauchen (…). Meines Sohns nun 4. monatlicher Arrest, die harte Entbehrung seiner persönlichen Freiheit, verdienen Schonung nicht Verbitterung seines Schiksals. (HSTA Stuttgart A 202, Bü 3290, Bl. 160–163). Den Bericht wieder herauszugeben oder bei einer neutralen Stelle zu hinterlegen, wäre er nur dann bereit, wenn es dem Fortgang der Untersuchung – die aber schon viel zu lang andauere und dem Vernehmen nach auch bereits abgeschlossen sei – dienen könne. 20f. Ihren ersten Brief: Nicht bekannt; im Brief Karoline v. Seckendorfs an Albert Förster, 24. April 1805, wird eine Beilage Louisens (wahrscheinlich ein Schreiben von Louise Löw, geb. v. Diede) nicht erwähnt.

192. An Christoph Heinrich Erhardt (?) (Metzlersche Buchhandlung), o.O., o.D. (Solitude, vor 26. Juni 1805?) Überlieferung Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3295, Bl. 89 1 Bl., ausgeschnitten, 160 × 160 Späterer Bearbeitervermerk mit Bleistift: „(Mai-Juli 1805?)“ Adressat und Datum Die Bücherbestellung richtet sich wahrscheinlich an Christoph Heinrich Erhardt (1756– 1815), der nach der Heirat der ältesten Tochter von Johann Benedikt Metzler d.J. (1795) die Leitung der Metzlerschen Buchhandlung in Stuttgart übernahm (zu Erhardt vgl. Reinhard Wittmann, Ein Verlag und seine Geschichte. Dreihundert Jahre J. B. Metzler Stuttgart, Stuttgart 1982, S. 315–356, bes. S. 338ff.). Das Datum ergibt sich aus zwei Mitteilungen von Friedrich Wilhelm Kempff, der bis zu seiner eigenen Verhaftung am 26. Juni 1805 als Oberleutnant die Aufsicht über die auf der Solitude einsitzenden Staatsgefangenen innehatte und gelegentlich Aufträge Seckendorfs ausführte. Kempff mahnte am 31. Mai 1805 Seckendorfs Bediensteten Albert Förster, Die Bücher bei H. Ehrhard nicht zu vergessen (Hs. HSTA A 202, Bü 3291), und sandte Normann, dem Leiter der Untersuchungskommission, am 26. Juni 1805 gehors: durch die Anz: 1. Pack Bücher, von H: Bar: v. Seckendorff, welche vorhero genau durchgesehen worden. – Die Bücher gehören in die Mezlerische Buchhandlung. (Hs. HSTA Stuttgart A 202, Bü 3295, Bl. 103f.). Erläuterungen 1 Bibliotheca Castellana: Bibliotheca Castellana, Portugues y Provencal por G. Enrique Schubert (d. i. Gotthilf Heinrich Schubert), 2 Bde., Altenburg 1804/05. 2 Ariost: Orlando Furioso; vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 9. Juli 1804. 3f. Tragedie d’Alfieri: Der 1. Band Vittorio Alfieri, Tragedie, erschien 1803 in Berlin

An Johann Friedrich Cotta, Pforzheim, 28. Oktober 1805

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bei Fröhlich, Bd. 2 folgte erst im Jahr 1811 im Rahmen der Ausgabe Vittorio Alfieri, Tragedie. In Due Volumi. Edizione completa, con le critiche dell’autore medesimo e d’altri illustri ingegni bei Duncker & Humblot in Berlin. 6 v. Wangenheims Beitrag: Auch ein Beitrag zur Geschichte der Organisation der Coburg-Saalfeldischen Lande durch den geheimen Rath und dirigierenden Minister von Kretschmann, geliefert durch Karl August von Wangenheim, Meiningen 1805. 9 wirkliche Erscheinung (…) von Wözel: Johann Karl Wötzel, Meiner Gattin wirkliche Erscheinung nach ihrem Tode; eine wahre, unlängst erfolgte Geschichte, für jedermann zur Beherzigung, und vorzüglich für Psychologen zur unpartheyischen und sorgfältigen Prüfung dargestellt von D. J. K. W., Chemnitz 1804. Die von zahlreichen Gegenschriften – u.a. Wielands Euthanasia. Drey Gespräche über das Leben nach dem Tode, Leipzig 1805 – und Rechtfertigungen des Verfassers begleitete Geschichte erschien im darauffolgenden Jahr bereits in vierter Auflage (in Leipzig). 11f. Aurora: Zu der von Aretin und Babo herausgegebenen Aurora. Eine Zeitschrift aus dem südlichen Deutschland, vgl. die Briefe Aretins und Cordes’ an Seckendorf sowie Einleitung, Abschn. 5.3.

193. An Johann Friedrich Cotta, Pforzheim, 28. Oktober 1805 Überlieferung Hs. DLA Marbach, Cotta-Archiv: Briefe Leo von Seckendorf 1 Dbl., 8o Adresse: An / Herrn Dr. J. G. Cotta / in / Tübingen / durch Einschluß. Empfängervermerk: Seckendorf / 28 Oct 805 / 4 Nov – / 22 – Erläuterungen 2 frei gelassen: Am 17. Oktober 1805; vgl. Maria Anna (geb. v. Seckendorf) und Christian v. Benzel-Sternau an Leo v. Seckendorf, 31. Oktober 1805. 11 Briefe der Mezlerischen Buchhandlung: Nicht bekannt. 13 Verfügungen über mein Vermögen: In den Akten der Untersuchungskommission befindet sich ein Schreiben vom 9. September 1805 über das vorhandene Vermögen Seckendorfs mit dem Hinweis, daß das Stadtoberamt in Stuttgart mit dessen Verwahrung und der Untersuchung der finanziellen Verbindlichkeiten beauftragt sei (HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3295, Bl. 310). Aus dem Brief eines Regensburger Bekannten (Günderrode?) an Seckendorf vom 25. November 1805 geht außerdem hervor, daß Karoline v. Seckendorf um die Begleichung der Schulden ihres Sohnes bemüht war. Auf keinen Fall wird in Studtgardt von Ihren Effekten etwas versteygert, noch verschleudert – dafür ist und wird gesorgt. (…) Aber ein Theil von Bibliotheck, oder Musick der wenigstens jetzo für Sie unbrauchbar ist, wird wenn er gut an Mann gebracht werden kann, nach Herrn Papa Gesinnung doch lieber abgegeben, und zur Schuldentilgung verwendet (…). Jitzo wird vor allem durch Frau Mama in Studtg. zur Befreyung der Effekten berichtiget, was zu berichtigen ist. (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,552) 24 Diaconus Romann: Das Werk Versuch eines badischen evangelisch lutherischen Kirchen-Rechts, vorzüglich für Pfarrer und Kandidaten des Predigt-Amts von Philipp Ludwig Roman (1774–1814) erschien bei Katz in Pforzheim 1806. 24f. Hartmannischen Sammlung: Johann Georg Hartmann, Geseze des Herzog-

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Von Maria Anna und Christian von Benzel-Sternau, Regensburg, 31. Oktober 1805

thums Wirtemberg, aus ältern und neuern Verordnungen, Rescripten, Resolutionen und Dekreten zusammengetragen, 2. Tl., Bd. 2–4, Stuttgart 1792/98. Es erschienen drei Bände Kirchen- und ein Band Ehegesetze. Die Sammlung blieb wegen der zu hohen, vom Herausgeber selbst getragenen Kosten unvollendet und wurde mit dem Erscheinen des Württembergischen Regierungsblattes seit 1806 überflüssig (vgl. Herbert Meyer, Johann Georg Hartmann, in: Schwäbische Lebensbilder, 2. Bd., Stuttgart 1941, S. 200–207, hier: S. 203). 35 Ich reise morgen von hier ab: Vgl. aber Seckendorfs Brief an Cotta vom 8. November 1805, ebenfalls aus Pforzheim.

194. Von Maria Anna (geb. von Seckendorf) und Christian Graf von Benzel-Sternau, Regensburg, 31. Oktober 1805 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,439 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Nachschrift Christian v. Benzel-Sternau auf S. 4 Empfängervermerk: pf. Frankfurt. 20. Nov. / b. 2. Dec. Erläuterungen 2 Brief vom 15ten vom Aschberg: Meint den (Hohen) Asperg, Seckendorfs Haftort; seine Briefe an die Schwester sind nicht überliefert. 3 Freylassung: Seckendorf war am 17. Oktober 1805 nach sieben Monaten aus der Festungshaft entlassen und am selben Tag mit der Auflage, die kurwirtembergischen Staaten nie wieder zu betreten, bei Pforzheim über die Grenze abgeschoben worden (vgl. seine Erklärung vom 17. Oktober 1805, Hs. HSTA A 202, Bü 3287, Bl. 146). Nach mehrwöchigem Aufenthalt in Pforzheim ging er zunächst nach Bad Homburg und Frankfurt, um erst Anfang Dezember bei seinem Onkel Alexander v. Seckendorf in Sugenheim einzutreffen. 19 daß deine Sachen verkauft werden: Seckendorf hatte sich in seinen während der Haft oder kurz nach der Entlassung geschriebenen – nicht überlieferten – Briefen an den Vater offenbar gegen den Verkauf von Teilen seines in Stuttgart zurückgebliebenen Eigentums zur Tilgung seiner Schulden verwahrt. Sicher auch aufgrund der Bitten seiner Schwester rückte er von seiner kompromißlosen Haltung ab. Jedenfalls schien der Vater, wie es in dem Brief eines unbekannten Freundes der Familie in Regensburg an Seckendorf vom 25. November 1805 heißt, mit einem späteren Schreiben Leos weit zufriedner (…) und ausgesöhnter mit Ihnen zu seyn, als mit den vorigen eingegangenen Briefen, welche alle Schuld des Derangemens auf die Eltern wälzten, und zu despotisch Gesetze ihrer Tilgung vorschrieben. (…) Sie haben Unrecht wenn Sie daran zweifeln, daß die Frau Mama Ihre Schulden berichtigen werde – sie will, sie wird es thun. (Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,552; vgl. Seckendorf an Cotta, 28. Oktober 1805) 19f. beiden Gefangnen: Von den vier wegen Hochverrats belangten und auf dem Hohen Asperg einsitzenden Häftlingen war Sinclair bereits am 9. Juli 1805 freigekommen, auch die anderen Gefangenen (Baz und Blankenstein) wurden etwa um die gleiche Zeit wie Seckendorf entlassen (vgl. Kirchner, S. 174f.). Ende Juni befand sich auch dessen Diener Albert Förster wegen unerlaubter Kurierdienste, aber wohl nur für kurze Zeit, in Haft (vgl. Wintzingerode an Normann, 25. und 26. Juni 1805, Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3295, Bl. 106 und 107f.; Seckendorf an Heinrich Erhardt, vor 26. Juni 1805).

Von Luise Zumsteeg, Stuttgart, 6. November 1805

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195. Von Luise Zumsteeg, Stuttgart, 6. November 1805 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,570 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. 2. Dec. / b 16. Maj Erläuterungen 3 Schreiben vom 25. v. M.: Nicht bekannt. 19f. H. Hochstetter: Nicht identifiziert; wahrscheinlich ein Vertreter des Stadtoberamts in Stuttgart, das Seckendorfs Besitztümer in Verwahrung hatte (vgl. Seckendorf an Cotta, 28. Oktober 1805). 22f. Musikalischen Rechnung: Luise Zumsteeg gründete nach dem Tod ihres Mannes mit großzügiger Unterstützung des Leipziger Musikverlags Breitkopf & Härtel in Stuttgart die Zumsteegsche Musikalienhandlung (vgl. Landshoff, S. 116; Günther, Freund, in: Nägele, Zumsteeg, S. 27). 25 Breitkopf: Der Leipziger Musikverlag Breitkopf & Härtel, dessen Leitung der 1795 als Associé in die Breitkopfsche Handlung eingetretene Gottfried Christoph Härtel von Christoph Gottlob Breitkopf (1750–1800) übernommen hatte. 26f. meines sel. Gatten: Johann Rudolph Zumsteeg (1760–1802). 33 Ihre Lieder: Eigene Kompositionen Seckendorfs wurden nicht ermittelt; vgl. aber sein Lied des Gefangenen im Musenalmanach für das Jahr 1807, S. 98. 43–52 Haug Empfiehlt (…) folgen soll: Die Nachschriften quer zur Schreibrichtung an verschiedenen Stellen des Briefs. 44 meine Kleine: Emilie Zumsteeg (1796–1857). 48 Zumsteegs 17 te Cantate: Die von Johann David Schwegler aus einer im Manuskript überlieferten Missa solenne ausgezogene Kantate Leucht’ im dunkeln Erdenthale von Johann Rudolph Zumsteeg erschien posthum 1805 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig (Landshoff, S. 179). 48 Naumann’s Psalm: Von Johann Gottlieb Naumann (1741–1801) erschien 1798 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig Um die Erde wandeln Monde. Psalm mit dem Vater Unser von Klopstock. Vermutlich handelt es sich bei dem von Seckendorf bestellten Psalm um diese Ausgabe, da weitere Psalmen des Dresdner Hofmusikers und Komponisten nur bei anderen Verlagen erschienen (vgl. MGG 9, Sp. 1291). 48f. das 3te Heft der Guittarre Lieder: Nicht ermittelt. 51 wenn Sie etwas von Musik wünschen: Seckendorf erhielt noch im März 1807 eine Musikaliensendung von Luise Zumsteeg (vgl. Haug an Seckendorf, 3. März 1807).

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An Johann Friedrich Cotta, Pforzheim, 8. November 1805

196. An Johann Friedrich Cotta, Pforzheim, 8. November 1805 Überlieferung Hs. DLA Marbach, Cotta-Archiv: Briefe Leo von Seckendorf 1 Bl., 4o Adresse: An / Herrn Dr. J. G. Cotta / in / Tübingen. / durch Güte. Empfängervermerk: Seckendorf / 8 Nov 5 / 12 – / 22 – Erläuterungen 2 lezten Brief: Vom 28. Oktober 1805. 2f. eine kurze Anzeige: In der von Cotta herausgegebenen Allgemeinen Zeitung; nicht ermittelt. 5 Meine öffentliche Vertheidigung: Über wenige Vorarbeiten kam Seckendorfs noch in mehreren Briefen angekündigte und von verschiedenen Korrespondenzpartnern erwartete Rechtfertigungsschrift über die Umstände seiner Inhaftierung offenbar nicht hinaus. Erhalten ist lediglich eine vier Seiten umfassende Aufzeichnung Geschichte meiner Dienstzeit im Wirtembergischen (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,724). Offenbar waren weder Cotta noch der später umworbene Benjamin Gottlob Hoffmann (vgl. Seckendorfs Brief an ihn, 20. Januar 1806) bereit, Seckendorfs Verteidigungsschrift zu drucken (vgl. auch Seckendorf an Brühl, 19. Dezember 1805; Benzel-Sternau an Seckendorf, 30. Oktober 1805, Wilhelm v. Diede an S., 9. Dezember 1805, Caroline v. Egloffstein an S., 29. März 1806). 7 B.: Christian Friedrich Baz; er zog nach seiner Haftentlassung zu seiner Mutter nach Waiblingen (vgl. Kirchner, S. 174).

197. Von Maria Anna von Benzel-Sternau, Regensburg, 6. Dezember 1805 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,440 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Bl., 8o Empfängervermerk: pf. Sug. d 8t Dec. Erläuterungen 2 Briefchen vom 2ten: Nicht bekannt. 3 Onkels: Alexander v. Seckendorf. 11 Albert: Albert Förster, Seckendorfs ehemaliger Bediensteter. 16f. Plan zum Erzherzog zu gehen: Nicht sicher zu klären; im Zusammenhang mit der Brühl gegenüber geäußerten Absicht, in kaiserliche Kriegsdienste zu treten (vgl. Seckendorfs Brief vom 19. Dezember 1805), war möglicherweise an eine Eingabe bei Erzherzog Karl v. Österreich gedacht. 17 Brief an Schäfer: Nicht bekannt. 23 Am 2ten: Seckendorfs Geburtstag. 24f. Lerchenfeld geb: Groschleg beim Kurf: Maria Anna Freiin v. Groschlag zu Dieburg; mit dem Kurfürsten ist Carl v. Dalberg gemeint. 35 Louis: Der Bruder Ludwig v. Seckendorf.

An Karl Graf von Brühl, Weingartsgreut bei Bamberg, 19. Dezember 1805

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198. An Karl Graf von Brühl, Weingartsgreut bei Bamberg, 19. Dezember 1805 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1968 1 Bl., 2o Adresse: A Monsieur / Monsieur le Comte Charles de Brühl, / Chambellan de S. M. le Roi de Prusse, / & Son Gentilhomme des Forêts, / à / Berlin. Erläuterungen 3 durch (…) Sinclair: Sinclair kam nach seiner Entlassung aus der Haft am 9. Juli 1805 zunächst nach Bad Homburg und ging Mitte September nach Berlin. Der Brief Seckendorfs, der selbst am 24. November 1805 in Bad Homburg eingetroffen war, an Sinclair, in den der hier vorliegende eingeschlossen war, ist nicht überliefert (vgl. Kirchner, S. 173; Brauer, Sinclair, S. 255; Brühl an Seckendorf, 22. April 1807). 11 Meine Geschichte: Vgl. Seckendorf an Cotta, 8. November 1805. 16f. kaiserliche Kriegsdienste: Unter dem Eindruck der Niederlage der dritten Koalition (Österreich und Rußland) gegen Napoleon am 2. Dezember 1805 in der Schlacht von Austerlitz (vgl. auch Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806). 43 Brief deines H. Vaters: Moritz Graf v. Brühl an Seckendorf, 25. November 1804 (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,531); Seckendorfs Brief aus der Gefangenschaft ist nicht bekannt. 47 daß du heiraten willst: Nicht bekannt; Brühl heiratete erst 1814 Gräfin Jenny v. Pourtalis.

199. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Regensburg, 30. Dezember 1805 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,321 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: b. 19t Jan. Erläuterungen Christian Graf von Benzel-Sternau (1767–1849), hatte Seckendorfs Schwester Maria Anna (Marie, Moiza) am 14. Juli 1805 geheiratet. Zur Schreibung des Namens, „Benzel“ ohne t, die sich von der des Vaters Anselm Franz v. Bentzel-Sternau unterscheidet, vgl. Dereich, S. 28. 5 Ihres Briefes: Nicht überliefert. 20 Ihre Rechtfer tigung: Zu der geplanten öffentliche(n) Vertheidigung vgl. Seckendorf an Cotta, 8. November 1805. 49 Oheims: Alexander v. Seckendorf. 58 Pretsfeld: Pretzfeld (Oberfranken); Schloß im Besitz der Familie von Seckendorfs Mutter, der Reichsfreiherren Stiebar von Buttenheim. 64f. Sapienti pauca: Lat., dem Weisen genügt weniges. 78 ein r ö m i s ch e s Museum: Als Desiderat noch einige Jahre später von Benzel-Sternau in einem Beitrag zur eigenen Zeitschrift Jason bezeichnet: Nach dem Vorgange des attischen könnten wir ein römisches Musäum haben, das sich mit Geist und Meisterstücken

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An Benjamin Gottlob Hoffmann, Sugenheim, 20. Januar 1806

der lateinischen Klassiker darstellend und erweckend beschäftigte. (Einige Litteraturlücken, in: Jason, 3 Jg., 2. Bd., April 1810, S. 359–367, hier: S. 364). Wielands Attisches Museum erschien zwischen 1796 und 1803, die gemeinsam mit Johann Jakob Hottinger und Friedrich Jacobs herausgegebene Fortsetzung Neues Attisches Museum 1805–1809. 86 Sic vos non vobis: Lat., nach Versen von Vergil: „Ihr, aber nicht für euch“. 88 Frieden: Der am 26. Dezember 1805 geschlossene Frieden von Preßburg beendete den Krieg der dritten Koalition (Österreich und Rußland) gegen Frankreich.

200. An Benjamin Gottlob Hoffmann (Hoffmannsche Buchhandlung), Sugenheim, 20. Januar 1806 Überlieferung Hs. Staats- u. UB Hamburg, CS 4: Seckendorf 1 Dbl. Adresse: An / die löbl. Hofmännische Buch- / handlung / in / Hamburg. / fro. Beigefügt eine biographische Notiz zu Seckendorf von Elisabeth Campe und Elise ReclamCampe. Erläuterungen 3 Befreiung aus dem Wirtemberg.: Am 17. Oktober 1805; vgl. Marie geb. v. Seckendorf und Benzel-Sternau an Leo v. S., 31. Oktober 1805. 5f. meinen dortigen Bekannten: Vgl. die Tagebucheintragung Johann Isaac Gernings vom 24. November 1805: Seckendorf erschien, und nun bin ich au fait. Von Coup, Bauer, Kurfürst war die Rede, gare Sinclair! (Kirchner, S. 173). 6 meine Erklärung: Vgl. Seckendorf an Cotta, 8. November 1805. Ein Antwortbrief Hoffmanns ist nicht bekannt. 7f. Buchhändler W.: Friedrich Wilmans. 29 theils politische, theils historische Aufsäze: Entsprechende Aufsätze sind nicht überliefert, von dem unten genannten Zeitschriften-Projekt Clio ist an keiner anderen Stelle die Rede. Zwischen Oktober und Dezember 1805 hatte Seckendorf lediglich in Aretins und Babos Aurora mehrere Aufsätze bzw. Übersetzungen zu historischen Themen veröffentlicht, u.a. über Friedrich den Großen und Voltaire (vgl. Publikationsverzeichnis). 39 Clio: Muse der Geschichtsschreibung. 41–44 Über die Campagne des Gener als Mack (…) Eröffnung des Prozesses: Der österreichische General Karl Mack Freiherr v. Leiberich (1752–1828) hatte als Oberbefehlshaber der österreichischen Armee in Deutschland durch seine Niederlagen gegen das napoleonische Heer bei Elchingen und Ulm (Kapitulation am 17. Oktober 1805) den Franzosen den Weg zur Eroberung Wiens geöffnet. Im darauffolgenden Kriegsgerichtsprozeß zum Tode verurteilt, wurde Mack vom österreichischen Kaiser zu 20 Jahren Festungshaft begnadigt, 1808 jedoch auf Fürsprache Erzherzog Karls v. Österreich aus der Haft entlassen. Seckendorf war Mack bereits Anfang 1798 bei einer gemeinsam mit dem Onkel Alexander v. Seckendorf unternommenen Reise nach Oberitalien mehrfach persönlich begegnet (vgl. Seckendorf an seinen Vater, 18./28. Januar 1798; Wurzbach 16, S. 211–221). 49 Minerva: Die von Johann Wilhelm v. Archenholz (1743–1812) seit 1792 herausgegebene Minerva erschien ab dem dritten Jahrgang bei Hoffmann in Kommission, ein Brief Seckendorfs an Archenholz ist nicht bekannt. In seinem Journal historischen und politi-

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schen Inhalts, so der Untertitel der Minerva, nahm die Diskussion über den General Mack breiten Raum ein. Noch immer, so eröffnete Archenholz einen seiner eigenen Debattenbeiträge, beschäfftigt der Gener al Mack die Federn von Freunden und Feinden; und beständig erhält der Herausg. d. Min. bald Anklage- bald Vertheidigungsschriften über diesen Feldherrn, mit deren Bekanntmachung in gegenwärtiger Zeitschrift die Leser derselben, wie billig, verschont werden. (Noch einiges den General Mack betreffend, in: Minerva, März 1806, Bd. 1, S. 535–539, hier: S. 535)

201. Von Carl Bertuch, Weimar, 14. März 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,351 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: erh. d 26. b. 12. Maj. / li. o.: 21. D: Skonietzki, S. 306f. (TD) Erläuterungen 6 Capelle: Schmelztiegel aus Knochenasche zum Auffangen von Silber nach einem Schmelzvorgang. 12 in Regensburg war: Auf seiner im Oktober des Vorjahres unternommenen Reise nach Wien, über die Bertuch in seinen Bemerkungen auf einer Reise aus Thüringen nach Wien, 2 Hefte, Weimar 1808/10, berichtete (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 179; vgl. auch Seckendorfs Brief an Carl Bertuch vom 15. März 1806, der sich mit dem vorliegenden kreuzte). 19 Gedichtchen von Vater Wieland: An Maria (Freundliche Geberinnen alles Guten), in: Journal des Luxus und der Moden, März 1806, S. 162. Gerichtet ist das Gedicht an die junge Frau des Weimarer Erbprinzen, Großfürstin Maria Pawlowna. 24 Auctions Extract: Vielleicht Käufe Seckendorfs bei der Versteigerung der HerderBibliothek im Vorjahr (vgl. Seckendorf an Förster, 4. März 1805). 28f. Transrhenanenn den Sieg: Bei Ulm gegen das von Mack geführte österreichische Heer (vgl. Seckendorf an Hoffmann, 20. Januar 1806). 30 Hofmarschall v Eglofstein: Gottlob v. Egloffstein. 33 Rackniz: Joseph Friedrich Freiherr v. Racknitz (1744–1818), sächsischer Hofmarschall und Theaterintendant. 33 Becker: Wilhelm Gottlieb Becker (vgl. seinen Brief an Seckendorf, 1. Dezember 1806) war seit 1795 Inspektor der Dresdner Antikengalerie und der Münzsammlung und führte seit 1805 auch die Aufsicht über die Schätze des Grünen Gewölbes. 33 Reinhard: Der Oberhofprediger und Kirchenrat Franz Volkmar Reinhard (1752– 1812) zählte zum Freundeskreis Böttigers (vgl. NDB 28, S. 34). 34 Prinz Bernhard: Von Sachsen Weimar und Eisenach. 35 Raden: Nicht ermittelt. 39 Dankelmann: Vgl. die Mitteilung Caroline v. Egloffsteins im Brief an Seckendorf vom 31. Mai 1806: (…) eile ich Ihnen zu sagen, daß Dankelmann mir eben sagt ich möchte Ihnen proponiren ob Sie nicht in Coburgische Dienste wollten, Sie bekämen 1500 f auf der Stelle, Dank. ist dort angestellt, er sagt man verlange dort nichts als T h ä t ig k e i t u Subordonation, es wäre vielleicht ein Ausweg Ihnen Ihr Schiksal zu erleichtern (Hs. GSA Weimar, GSA 13/N 5).

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An Carl Bertuch, Regensburg, 15. März 1806

202. An Carl Bertuch, Regensburg, 15. März 1806 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 06/1781 2 Dbl., 2o Erläuterungen 3 in Weimar zurück: Von einer Reise nach Wien im Winter 1805/06, bei der u.a. eine thematische Erweiterung der Bertuch-Zeitschrift London und Paris auf die österreichische Hauptstadt Wien sondiert wurde (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 180, und Bertuch an Seckendorf, 14. März 1806) 5 über meine Geschichte drucken: Vgl. Seckendorf an Cotta, 8. November 1805. 11f. in Böhmen und Mähren (…) schimpfliche Friede: Napoleon siegte am 2. Dezember 1805 über die Armeen der Russen und Österreicher in der „Dreikaiserschlacht“ bei Austerlitz in Südmähren, woraufhin sich Österreich zu dem demütigenden, zahlreiche Gebietsverluste einschließenden Frieden von Preßburg am 26. Dezember 1805 bereitfinden mußte. 32 an Eglofstein und Brühl: Vgl. Seckendorf an Brühl, 19. Dezember 1805; Briefe an Gottlob v. Egloffstein sind nicht bekannt. 34 der lezte in Ungarn: Gemeint ist der Erstgenannte, Gottlob v. Egloffstein. 34f. Tode der Königin: Friederike Luise v. Preußen, in deren Dienst Brühl stand, starb am 24. Februar 1805. 52f. in herbis: Als junge Saat (lat.). 55 Herausgabe eines teutschen Percy: Zu den hier erstmals und dann in zahlreichen weiteren Briefen formulierten literarischen Projekten vgl. ein undatiertes Konzept Seckendorfs Litterarische Plane welche nach Zeit und Umständen ausgeführt werden sollen, wenn sich Mitarbeiter u. Verleger finden (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,698). 58 Percys englisches Werk: Reliques of Ancient English Poetry: consisting of Old Heroic Ballads, Songs, and other Pieces of our earlier Poets, (Chiefly of the Lyric kind.) Together with some few of later Date, 3 Bde., London 1765. Die von Thomas Percy (1729– 1811) herausgegebene Sammlung wurde schon im Erscheinungsjahr auch in Deutschland wahrgenommen, wobei der erste Rezensent, Rudolf Erich Raspe in der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften, in seiner Besprechung bereits die Forderung nach einem ‚deutschen Percy‘ erhob. Unter den seit 1790 in Deutschland erfolgenden Nachdrucken fand die 1803 bei Varrentrapp und Wenner in Frankfurt erschienene Ausgabe die größte Verbreitung (vgl. Aufriß III, Sp. 103; Percy’s Reliques of Ancient English Poetry. Nach der ersten Ausgabe von 1765 (…) von Arnold Schröder, 1. Hälfte, Berlin 1893, S. XXIV). Zu Seckendorfs Plänen für einen teutschen Percy vgl. auch seine Briefe an Arnim, 21. April 1806, an Brentano, 8. Juli 1806, und an Gräter, 18. Juli 1806. 59 des Knaben Wunderhorn: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, hg. v. Achim v. Arnim und Clemens Brentano, 3 Bde., Heidelberg 1806/08. Zu der über Ansätze nicht hinaus gelangten Zusammenarbeit Seckendorfs mit den Wunderhorn-Herausgebern vgl. Seckendorf an Arnim, 21. April 1806. 62 an 40. beisammen: Ein handschriftliches Konvolut aus den Beständen des GSA Weimar enthält 33 Lieder, meist Österreich. Bauerl. u Tiroler, aufgezeichnet von Freih. Leo v. Seckendorf (Titelblatt; Hs. GSA 96/2682, teilweise von anderen Schreiberhänden). Einige der Lieder sind vollständig mit Melodien versehen und gingen in Seckendorfs Musenalmanach auf 1809 (richtig: 1808; Notiz auf Bl. 1) ein.

An Carl Bertuch, Regensburg, 15. März 1806

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63 Onkels Siegmund: Karl Siegmund v. Seckendorf (1744–1785) veröffentlichte eine dreiteilige Sammlung Volks- und andere Lieder (Weimar 1779, 1779, 1782). 63f. Reichard: Vgl. Seckendorfs Brief an Arnim vom 21. April 1806, in dem er allerdings erst um die Vermittlung eines Kontakts zu Johann Friedrich Reichardt (1752–1814) bittet. Zu einer ersten persönlichen Begegnung könnte es Anfang November 1807 in Weimar gekommen sein, Ende 1808 führte Seckendorf den eben in Wien eingetroffenen Reichardt bei Collin ein (vgl. Seckendorf an Arnim, 7. November 1807; Reichardt, Vertraute Briefe 1, S. 118f.). 66 Breitkopf: Der Leipziger Musikverlag Breitkopf & Härtel (vgl. Luise Zumsteeg an Seckendorf, 6. November 1805). 67 Unger: Vgl. Seckendorf an Arnim, 21. April 1806. 74 klassisches Museum: Vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 30. Dezember 1805. 75f. attischen Museum: Wielands Attisches Museum (1796–1803; vgl. BenzelSternau an Seckendorf, 30. Dezember 1805). 76 Polychorda: Von der ursprünglich von August Bode (gest. 1803) herausgegebenen Zeitschrift (bei Ferdinand Dienemann, Penig) erschienen 1805 die beiden letzten Hefte (vgl. Seckendorf an Bode, 7. Juni 1803, und an Ludwig Hain, 9. Mai 1805). 81f. Aurora: Zu Seckendorfs Beiträgen in der Aurora vgl. das Verzeichnis der Publikationen Seckendorfs. Die von Aretin und Babo in München herausgegebene Zeitschrift hatte Ende 1805 ihr Erscheinen eingestellt. 84 Deine Journale: Neben dem 1803 übernommenen Neuen Teutschen Merkur gab das Weimarer Landes Industrie Comptoir noch das ab 1807 von Carl Bertuch geleitete Journal des Luxus und der Moden – deren Mitarbeiter jedoch vergleichsweise großzügige Honorare erhielten (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 99) – und die Zeitschrift London und Paris heraus, deren Redaktion Carl Bertuch schon im Herbst 1804 übernommen hatte und die aus politischen Gründen im preußischen Halle, in der Neuen Societäts Buch und Kunsthandlung erschien. Seckendorf dachte sicher nicht an eine Mitarbeit an dem vierteljährlich in zwei Heften erscheinenden und ab 1807 von seinem Freund redigierten Bilderbuch für Kinder (1790–1830) oder an den ebenfalls von Bertuch herausgegebenen Allgemeinen Geographischen Ephemeriden. 85f. Falks Elysium: Elysium und Tartarus. Zeitung für Poesie, Kunst und neue Zeitgeschichte. Weimar, in der Kurf. Sächs. Zeitungsexpedition (erschien vom 1. Januar bis 8. Oktober 1806). 90f. Schriften u. Aufsäze meines seel. Onkels Sigmund: Siegmund v. Seckendorf hatte schon vor seiner Zeit in Weimar von Ende 1775 bis 1784 verschiedene Werke, darunter Goethes Werther, ins Französische übersetzt. Neben einem Trauerspiel (Kalliste, Dresden 1782) arbeitete er am Tiefurter Journal mit und veröffentlichte verschiedene musikästhetische Aufsätze im Teutschen Merkur (vgl. Knab, S. 79ff.). 91f. Onkels, des Ministers in Baireut: Friedrich Karl v. Seckendorf (1736–1796) war Staatsminister am Hof von Ansbach-Bayreuth und bemühte sich gemeinsam mit seinem damals ebenfalls in ansbach-bayreuthischen Diensten stehenden Bruder Christoph Albrecht, Leos Vater, um eine Anstellung für den mit seiner Weimarer Situation unzufriedenen Siegmund v. S. Dieser wurde im Januar 1785, wenige Monate vor seinem Tod, von Friedrich II. von Preußen als bevollmächtigter Minister und Gesandter des preußischen Hofes beim Fränkischen Kreis angestellt (vgl. Knab, S. 71–74). 93f. F o r t s e z u n g des R a d s d e s S ch i c k s a l s: Siegmunds v. Seckendorf unter Wielands Einfluß entstandener philosophischer Roman Das Rad des Schicksals, oder die

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Von Therese Huber, Stoffenried, 18. April 1806

Geschichte des Tchoan-gsees, Dessau/Leipzig 1783. Über den Verbleib der Manuskripte wurde nichts ermittelt, auch der in der Buchhandlung der Gelehrten erschienene Druck scheint verschollen (vgl. Knab, S. 85f., und die anonyme zeitgenössische Rezension in Allgemeine Deutsche Bibliothek 1787, Bd. 72, 1. St., S. 170–172). 104f. Bücherauktion: Vgl. Seckendorf an Förster, 4. März 1805. 109 Göthes Programm: Goethes, im Namen der vereinigten Kunstfreunde verfaßter Bericht Siebente Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1805 erschien in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, Extra-Beilage, Januar 1806. 113 Marianchen: Mariane Jagemann, die jüngere Schwester der Schauspielerin Caroline Jagemann, heiratete am 10. September 1806 Adolf Dankelmann. 114f. Brühl geheirathet: Die Herkunft des Gerüchts ist nicht bekannt. Brühl heiratete erst 1814. 118 Caroline Jagemann (…) Ferdinand: Die Schauspielerin hielt sich ab Oktober 1805 zu einem Gastspiel in Berlin auf (vgl. Emde, Selbstinszenierungen I, S. 419). Ihr jüngerer Bruder Ferdinand war 1804 nach längeren Aufenthalten in Wien, wo er bei Heinrich Füger ausgebildet worden war (1797–1801), und Rom vorübergehend nach Weimar zurückgekommen, das er im August des selben Jahres erneut Richtung Wien verließ (vgl. den Nachruf Goethes in: Ridels und der früher heimgegangenen Brüder Kästner, Krumbholz, Slevoigt und Jagemann Totenfeier in der Loge Anna Amalia zu Weimar, am 15. Juni 1821, in: Goethe, MA 13.2, S. 344).

203. Von Therese Huber, Stoffenried, 18. April 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,554 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Adresse: An Herrn / Herrn Baron Leopold von Seckendorf. Empfängervermerk: pf. 10. Oct. b. eod. Ältere Vermerke auf dem Bl. von fr. Hd. unterhalb des Brieftextes, vgl. die letzte Erl. D: Huber, Briefe 2, S. 315f. Erläuterungen 3 unsre Briefe: Nicht bekannt. 5f. in unsern Hauße: Seckendorf war im Juni 1803 zu einem Abendessen im Hause Huber eingeladen (vgl. Huber, Briefe 1, S. 416; 2, S. 786). 10 alte englische Theater stücke verkaufen: Die erwähnten Bücher, deren Titel im einzelnen nicht ermittelt wurden, erwarb Georg Forster, Therese Hubers erster Ehemann, möglicherweise während seiner Reise nach Holland und England im Jahr 1790. Sie befanden sich, wie aus einem Brief Therese Hubers an Friedrich Haug vom 7. Juni 1805 hervorgeht, wenigstens seit einem Jahr in Händen Seckendorfs: Meine alt englische Schauspiele liegen also bei Seckendorf? Was macht er? wir denken oft an ihn, auch die Kinder, sie lieben den armen ungescheuten Menschen. (Huber, Briefe 2, S. 189) Haug hatte sich in Stuttgart um Käufer für Bücher aus dem Nachlaß Forsters bemüht und war dabei von Therese Huber auf Seckendorf als Interessenten verwiesen worden: Mit den Preisen bin ich jedes mal zufrieden. (…) Nur die alten englischen Schauspiele kenne ich als rar. Seckendorf verthut doch sein Geld und will sie aus Eitelkeit, er kann also einen honetten Preis geben

An Achim von Arnim, Regensburg, 21. April 1806

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(an Haug, 1. März 1805, ebd., S. 166). Der Verkauf der Bücher Forsters ergab schließlich ein „Vermögen“ für die Töchter aus der ersten Ehe Therese Hubers (Ludwig Geiger, Therese Huber. 1764–1829. Leben und Briefe einer deutschen Frau, Stuttgart 1901, S. 148; vgl. auch Huber, Briefe 2, S. 692). 12 Forsters eigenhändige Rechnung: Für den vorliegenden Brief benutzte Therese Huber ein altes Blatt mit einem Vermerk von fremder – möglicherweise Georg Forsters – Hand (unterhalb des Brieftextes): f 38. 30. Betrag sämmtliche Bücher, es gehn aber 13 Sh. 6. Pence für 2. fehlende ab. (Huber, Briefe 2, S. 786, vermutet Seckendorf als Urheber des Rechnungsvermerks; zu den Leipziger Interessenten wurde nichts ermittelt).

204. An Achim von Arnim, Regensburg, 21. April 1806 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 03/226 1 Dbl., 2o Adresse: A Monsieur / Monsieur le Baron L. A. / d’Arnim / à / Berlin. / abzugeben im Viereck / N.o 4. / franco. u. weitere postalische Vermerke D: WAA 32/1, S. 201–203 Erläuterungen 13f. die versprochenen Volkslieder: Seckendorf hatte Clemens Brentano die Mitarbeit an der von diesem gemeinsam mit Arnim herausgegebenen Volksliedersammlung Des Knaben Wunderhorn bereits Ende 1805 in Aussicht gestellt, denn am 23. Dezember 1805 teilte Brentano Arnim mit, daß Sekkendorf sich bereits an uns geschloßen habe (FBA 31, S. 476; vgl. auch FBA 9,3, S. 765f.). Wahrscheinlich war der Kontakt vor oder nach Seckendorfs Aufenthalt in Bad Homburg Ende November 1805 bei einer persönlichen Begegnung in Frankfurt oder Heidelberg zustande gekommen. Brentanos abfälliges Urteil in einem späteren Brief an Arnim erklärt sich aus der inzwischen entstandenen Konkurrenzsituation – Seckendorfs Planung eines Musenalmanachs mit einem Volksliederanteil: Sekkendorf ist in Frft herumgelaufen, stelle dir vor, Bethmann und andere haben ihn dir sehr ähnlich gefunden, und ihn verehrt, und die Günterrode sich in ihn verliebt, Betine ward ganz indignirt über den Lumpen und die Lumpensammler (Brentano an Arnim, 16. Juli 1806, in: Schultz, Freundschaftsbriefe 1, S. 411; vgl. auch Seckendorf an Brentano, 8. Juli und 4. August 1806). Weiss geht von einem „bereits bestehenden Briefwechsel“ (Unbekannte Briefe, S. 127) zwischen Arnim und Seckendorf, vor dem hier vorliegenden Brief, aus. 15 der zweite Theil vom Wunderhorn: Der zweite (und dritte) Teil von Des Knaben Wunderhorn erschien erst im September 1808 bei Mohr und Zimmer in Heidelberg. 21 meinen deutschen Percy: Vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806. 25 Elwert: Ungedrukte Reste alten Gesangs nebst Stücken neurer Dichtkunst. von A Elwert, Gießen/Marburg 1784. 27 Briefwechsel mit Reichardt: Briefe Seckendorfs an Johann Friedrich Reichardt oder Gegenbriefe Reichardts sind nicht bekannt. 28 Melodien zu Volksliedern: Vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806. 32 L i e d e r s p i e l e n : Johann Friedrich Reichardt, Liederspiele, Tübingen 1804. In einer Vorbemerkung schrieb Reichardt, neben den von ihm selbst und seiner Tochter Louise komponierten Melodien enthalte die Sammlung einige allgemein gesungene Volkslieder

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An Achim von Arnim, Regensburg, 21. April 1806

(ebd., unpag., [S. II]. Arnim hatte sich seinerseits Volkslied-Beiträge Reichardts für das Wunderhorn erhofft und seinen die Sammlung eröffnenden programmatischen Aufsatz Von Volksliedern dem befreundeten Komponisten und Kapellmeister gewidmet. Einige der in den Liederspielen gedruckten Volkslieder gingen, jedoch in anderer Fassung, auch in das Wunderhorn ein (vgl. FBA 9,3, S. 759; Ausstellung Arnim, S. 33–35). 33 kleinen feinen Almanach: Aus dem von Friedrich Nicolai, allerdings in parodistischer Absicht herausgegebenen Eyn feyner kleyner Almanach Vol schönerr echterr liblicherr Volckslieder (…), Berlin, Stettin 1777, 21778, entnahmen Arnim und Brentano zwölf Lieder für das Wunderhorn (vgl. auch FBA 9,3, S. 751f.; Ausstellung Brentano, S. 152). 35 in einer eignen Zeitschrift: Musikalisches Kunstmagazin von Johann Friederich Reichardt, 2 Bde., Stück I–VIII, Berlin 1782–1791. Aus dem 1. Bd. (1782) ging das Volkslied Es ging ein Müller wohl übers Feld in das Wunderhorn ein (FBA 6, S. 205–207). 40 prävenirt: Vorbereitet. 38 Unger: Beim Berliner Verleger Johann Friedrich Unger war 1796 Reichardts Musikalischer Almanach. Mit 12 neuen in Kupfer gestochenen Liedern erschienen. 41 Verzeichniß: Von den genannten Volksliedern waren drei bereits im 1. Bd. des Wunderhorns erschienen: Es fuhr ein Fuhrknecht übern Rhein (Der Pfalgraf am Rhein, FBA 6, S. 224f.; vgl. diese abweichende Fassung mit der von Seckendorf in seinen Musenalmanach 1808, S. 25, aufgenommenen), O daß ich könnte von Herzen (Der Graf und die Königstochter, FBA 6, S. 259–263; vgl. FBA 9,1, S. 460–463, zuvor von A. G. Meißner im Deutschen Museum, 1784, und seiner Monatsschrift Apollo, 1794 veröffentlicht) und Ich sah meinen Herrn von Falkenstein (Herr von Falkenstein, FBA 6, S. 240f.; im Wunderhorn nach Herders Volksliedern, 1. Tl., 1778; vgl. FBA 9,1, S. 441). Drei weitere gingen in den 2. und 3. Bd. des Wunderhorns ein: Es hatt’ ein Herr ein Töchterlein (2. Bd., FBA 7, S. 247–249: Alle bey Gott, die sich lieben; als eine Quelle ihrer Kontamination diente den Herausgebern wohl die Einsendung der Version aus dem Tübinger Sonntags-Blatt durch Friedrich Koelle; vgl. FBA 9,2, S. 408, 411; Seckendorf nahm das Lied auch in seinen Regensburger Musenalmanach für das Jahr 1808, S. 23–25 auf; vgl. Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807), Königs Ladislaus Ermordung (2. Bd.: Von einem König lobesan, FBA 7, S. 116–121; Arnim kannte das Lied bereits aus dem Deutschen Museum, 1778, und in einer weiteren Fassung; vgl. FBA 9,2, S. 220, 223) und Tra, ri, ro, der Sommer (3. Bd., Kinderlieder: Das Sommertagslied, FBA 8, S. 275f.; nach einer Einsendung von Seybold im Deutschen Museum, 1778; vgl. FBA 9,3, S. 491–494). Von Ich weis eine stolze Müllerin existiert eine Abschrift Brentanos von einem Flugblatt, die jedoch nicht ins Wunderhorn aufgenommen wurde (FBA 9,3 S. 899f.; vgl. ebd., S. 901). Seckendorf druckte dieses (S. 34f.) sowie weitere Lieder aus der Liste in seinem Musenalmanach 1808: Ich weis ein Jäger, der bläst sein Horn Alleweil (S. 26f.), Es ist ja keine Kreatur (S. 45f.), Herzig lieb Schäzele (S. 46), Ein Wildpretschüz, das ist mein Leben (S. 61f.), Was kann einen mehr ergözen (S. 64f.), Ein Jäger aus Kurpfalz (S. 62f.), Ich bin ein lustiger Fuhrmannssohn (S. 35f.), Schönstes Hirschlein über die Massen (S. 63f.), Droben in dem Weiherle (S. 69), ’s schwimmen drei Fischle im Bodensee (S. 68) und Ist denn mein Vater ein Leirersmann (S. 69).

Von Friedrich Heide, Weimar, 3. Mai 1806

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205. Von Friedrich Heide, Weimar, 3. Mai 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,553 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. 14tn / b. 30n Erläuterungen Verfasser: Friedrich Johann Michael Jakob Heide (auch Haide, eigentl. Halt von der Heide, 1771–1840, abweichende Angaben zu Lebensdaten bei Eisenberg, S. 385f., Kosch, Theater-Lexikon 1, S. 673, und ADB 10, S. 380: 1770–1832) kam nach einem nicht abgeschlossenen Medizinstudium in seiner Geburtsstadt Mainz 1790 zum Theater. Auf der Weimarer Bühne debütierte er im Mai 1793, wo er, von einem kurzen, wenig erfolgreichen Gastspiel in Wien 1807/08 abgesehen, bis zu seiner Pensionierung als Sänger und Schauspieler, vorwiegend im Heldenfach, engagiert war (vgl. Eisenberg, a.a.O., Goethe und Österreich 2, S. XVII–XXIII; Emde, Selbstinszenierungen 1, S. 159, 299). 3 Antrag: Ein Brief Seckendorfs an Heide ist nicht überliefert. Aus der vorliegenden Antwort ergibt sich jedoch, daß Seckendorf, vielleicht im Auftrag oder wenigstens in Absprache mit seinem Schwager Benzel-Sternau (vgl. u.) den Weimarer Schauspieler für das eben im Aufbau befindliche Regensburger Ensemble gewinnen wollte. Der Neubau eines Theaters (und Gesellschaftshauses) ging auf eine vom Fürstprimas Carl v. Dalberg energisch geförderte Initiative des Regensburger Hofkammerrats Jakob Guiollet zurück, das unter der Leitung des zuvor u.a. an der Wiener Hofoper tätigen Tenoristen Ignaz Walter stehende Haus wurde am 7. September 1804 eröffnet (vgl. Pigge, Gründung, S. 88–90; Gaul, S. 9f.). 24 52 rtl.: Abk. (Währungsangabe) unsicher. 26f. Leitung (…) von Benzel: Christian Ernst v. Benzel-Sternau leitete die von Dalberg als Aufsichtsinstanz für die Theaterdirektion einberufene Theater-Kommission und fungierte somit quasi als „Intendant“ des Regensburger Theaters mit maßgeblichem Einfluß auf Engagements, Spielplan und Rollenbesetzungen (vgl. Pigge, Gründung, S. 92–96). 27 während meiner Studien in Mainz: Heide studierte Medizin bis 1790, Benzel-Sternau an der philosophischen Fakultät zwischen 1784 und 1786, u.a. bei dem späteren Mainzer Jakobiner Felix Anton Blau. Nach dem Tod des Vaters im März 1786 setzte Christian v. Benzel-Sternau sein juristisches und staatswissenschaftliches Studium in Würzburg fort (vgl. Dereich, S. 34–38). 28 sein Vater war Rector der Universität: Anselm Franz v. Bentzel-Sternau (1738– 1786), seit 1770 als Geheimer Kabinettssekretär und Hofvizekanzler an zweiter Stelle der kurmainzischen Beamtenhierarchie, wurde 1782 zum Kurator der Universität Mainz berufen und unterzog die „hohe Schule“ einer grundlegenden Reform im Sinne der Aufklärung (Verabschiedung einer neuen Universitätsverfassung am 1. Oktober 1784). Die Unterordnung der universitären Autonomie unter das Primat der Theologie und Eingriffe des Erzbischofs und Kurfürsten Friedrich Karl v. Erthal führten jedoch bald zum Rückzug Bentzels (vgl. Horst-Wilhelm Jung, Anselm Franz von Bentzel im Dienste der Kurfürsten von Mainz, Wiesbaden 1966, S. 9, 75; Helmut Mathy, Die Mainzer Universitätsreform von 1784, in: Hermann Weber [Hg.], Aufklärung in Mainz, Wiesbaden 1984, S. 61–84; Jörg Schweigard, Die Liebe zur Freiheit ruft uns an den Rhein. Aufklärung, Reform und Revolution in Mainz, Gernsbach 2005, S. 70–82).

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Von Siegfried August Mahlmann, Leipzig, 3. Mai 1806

29 Folgen der Revolution: Nach der Eroberung von Mainz durch das französische Revolutionsheer im Oktober 1792 war am 18. März 1793 die Mainzer Republik ausgerufen worden, die bis zur Rückeroberung durch deutsche Koalitionstruppen im Juli 1793 Bestand hatte. 33 Graf: Johann Jakob Graff (1768–1848), Schauspieler und Sänger in Weimar von 1793 bis 1841. 34 Becker: Heinrich Becker (eigentl. v. Blumenthal; 1764–1822), seit 1791 am Weimarer Hoftheater engagiert. 34 Beck: Henriette Beck, geb. Zietheim, verw. Wallenstein (1756–1833), Schauspielerin und Sängerin, zwischen 1794 und 1823 am Weimarer Theater, von dem zu trennen sie sich bereits Jahre zuvor gewünscht hatte; vgl Böttiger an Kotzebue, 6. Januar 1803: Die Beck wünscht auch sehr von hier weg! (Maurach 1987, S. 86). 45 G: frhl.!: Grußformel unklar.

206. Von Siegfried August Mahlmann, Leipzig, 3. Mai 1806 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt, früher im Familienarchiv Seckendorf, Sugenheim (vgl. Scheidel 1885, S. 25). D: Scheidel 1885, S. 25 (TD); Obser, S. 35f. (DV) Erläuterungen 2 Briefs aus Rom: Brief eines deutschen Künstlers in Rom an einen Freund in Stuttgart, in: Zeitung für die elegante Welt, Nr. 82–84, 10., 12. und 15. Juli 1806. Verfasser des anonym erschienenen Beitrages ist Josef Anton Koch; Briefe Seckendorfs an Mahlmann sind nicht bekannt (der Nachlaß gilt als verloren; vgl. Erwin Bruno Richter, Siegfried August Mahlmann, ein sächsischer Publizist am Anfang des XIX. Jahrhunderts, Dresden 1934, S. 17 u. pass.; zum Künstler-Brief vgl. auch Seckendorf an Böttiger, 7. April 1807). 13 meine Blätter: August Mahlmann (1771–1826) übernahm nach dem Tod von Karl Spazier (19. Januar 1805), dem Schwager seiner Ehefrau, die Redaktion der von Spazier 1801 begründeten Zeitung für die elegante Welt. Unter Mahlmanns bis 1816 währender Leitung erzielte die wöchentlich dreimal (ab 1808 viermal) erscheinende „elegante Zeitung“ die vergleichsweise hohe Auflage von 2000 bis 2500 Stück (vgl. Richter, a.a.O., S. 31, 34 u. pass.). Einer Angabe in einem gegen Ende 1808 erstellten Verzeichnis eigener Publikationen zufolge veröffentlichte Seckendorf 1806. Anonym. In der Eleganten Zeitung (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,699). Die Beiträge sind nicht zweifelsfrei auszumachen; von ihm stammt jedoch wahrscheinlich, als direkte Reaktion auf die hier ergangene Aufforderung, die Regensburg am 12ten May überschriebene Nachricht von Theateraufführungen anläßlich von Schillers Todestag im Korrespondenz- und Notizen-Blatt der Zeitung für die elegante Welt, Nr. 62, 24. Mai 1806, Sp. 503; vgl. Publikationsverzeichnis.

Von Karl August Böttiger, Dresden, 16. Mai 1806

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207. Von Karl August Böttiger, Dresden, 16. Mai 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,360 (Seckendorf-Nachlaß) Empfängervermerk: erh. 24n / b. 6. Jun. / li. o.: No. 7. Von u. H. daneben: (No. 8. bei Schillers Prachtausgabe) Postscriptum Z. 35f. alR quer Erläuterungen 3 Kindervater: Christian Victor Kindervater (1758–1806), Landpfarrer und Verfasser psychologisch-moralischer Abhandlungen, Mitarbeiter des Neuen Teutschen Merkur, seit 1804 Konsistorialrat und Superintendent in Eisenach, starb am 9. Mai (vgl. ADB 15, S. 764f.). 4 Hofmedicus Herder: Gottfried Herder starb am 11. Mai 1806. Nachdem er, einem Bericht der Mutter zufolge, zuvor zahlreiche Patienten wegen eines in Weimar seit einigen Wochen grassierenden bößartige Nervenfieber behandelt hatte, erlag er endlich der Krankheit selbst (Caroline Herder an Friederike Flachsland, 18. Juni 1806, in: Moering, Mutter, S. 130; vgl. auch den Nekrolog im Intelligenzblatt Nr. 111 der ALZ, 13. August 1806, Sp. 884–886). 4 Ihren Brief: Nicht überliefert. 10 Churfürst: Friedrich August III. v. Sachsen (1750–1827), ab 1806 König Friedrich August I., der Gerechte. 12 Eggers aus Copenhagen: Der in Kiel lebende dänische Rechtshistoriker und Staatsmann Christian Ulrich Detlev v. Eggers (1758–1813), zwischen 1790 und 1800 Herausgeber des Deutschen gemeinnützigen Magazins und des (Neuen) Deutschen Magazins. 18 archäologischen Vorlesungen: Vgl. Andeutungen zu vier und zwanzig Vorträgen über die Archäologie, im Winter 1806 gehalten von C. A. Böttiger. Erste Abtheilung: Algemeine Uebersichten und Geschichte der Plastik bey den Griechen, Dresden 1806. 23f. Kepplers (…) Monument: Die erste Anregung zu einem Denkmal für den 1630 in Regensburg verstorbenen Astronomen Johannes Kepler war von Johann Philipp Ostertag ausgegangen (vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802). Der in einer Denkschrift (An das aufgeklärte teutsche Publikum, 1786) entwickelte Plan wurde nach dessen Tod von Personen aus dem Umkreis des Fürstprimas Carl v. Dalberg wieder aufgegriffen, ein öffentlicher Aufruf zur Errichtung des Denkmals erfolgte am 1. Februar 1806. Mit der Durchführung wurde der aus Portugal stammende klassizistische Architekt Emanuel d’Herigoyen beauftragt. Als Grundlage für den Denkmalsentwurf wurde, wahrscheinlich auf Anregung des Regensburger Naturwissenschaftlers Placidus Heinrich, das Titelblatt von Keplers Rudolphinischen Tafeln verwendet. Das schließlich am 27. Dezember 1808 eingeweihte Monument bestand aus einem dorischen Rundtempel, in dem eine Keplerbüste von Friedrich Doll aufgestellt wurde, deren Sockel außerdem mit einem Basrelief von Dannecker, Keplers Genius darstellend, versehen war (vgl. Karl Bauer, Regensburg. Aus Kunst-, Kultur- und Sittengeschichte, Regensburg 1970, S. 326–330; Heinrich Huber, Ein Vorentwurf zum Regensburger Keplerdenkmal, in: VHVO 81, 1931, S. 46–48; Andreas Kraus, Regensburg im 18. Jahrhundert, in: Andreas Kraus/Wolfgang Pfeiffer (Hg.), Regensburgs Geschichte in Bilddokumenten, München 21986, S. 123–131; Ostertag, Kleine Schriften, S. 570; vgl. eigens zu diesem Thema die Arbeit von Becher-Hedenus, Kepler-Denkmal, pass.).

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An Karl August Böttiger, Regensburg, 6. Juni 1806

27 Pantheon der Deutschen: Das 1794–1800 in drei Bänden in Chemnitz und Leipzig von Karl Gottlieb Hofmann herausgegebene Pantheon der Deutschen enthielt Biographien berühmter deutscher Gelehrter und Staatsmänner. Für den 3. Band (1800) verfaßte Georg Christoph Lichtenberg eine Lebensbeschreibung von Nikolaus Kopernikus, während eine Biographie Keplers nicht in den genannten Bänden zu finden ist. 30 Steindrucken in Regensburg: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 1. Juni 1802. 30 André: Der Musikverlag Johann André in Offenbach, zu dieser Zeit geführt von Johann Anton André (1775–1842), dem Sohn des Verlagsgründers. Nach einem Besuch von Alois Senefelder im Jahr 1800 hatte sich André dessen Erfindung, die Lithographie, in großem Umfang für seinen Notendruck nutzbar gemacht (vgl. ADB 1, S. 434f.). 35 Apel (…) Polydos: Johann August Apel, Die Aitolier. Tragödie, Leipzig 1806, und Polyidos. Tragödie, Leipzig 1805.

208. An Karl August Böttiger, Regensburg, 6. Juni 1806 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 10 2 Bl., 2o Erläuterungen 2 Ihre Antwort: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806, mit der Nachricht vom Tod Gottfried Herders. 12f. Beilagen: Die hier angesprochene, dem Brief im Original nicht mehr beiliegende Ankündigung von Ostertag’s kleinen Schriften erschien u.a. im Intelligenz-Blatt des Neuen Teutschen Merkurs, 8. St., August 1806, S. IIIf.; vgl. auch Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802. 14 Ostertagiana: Der Ankündigung zufolge sollte die Auswahl aus den kleinen Schriften des (…) Johann Filipp Ostertag noch vor Ende des laufenden Jahres erscheinen. Möglich schien dies, nachdem der wegen einer zu geringen Subskribentenzahl (67 statt der benötigten wenigstens 120) schon aufgegebene Editionsplan durch das Projekt eines Kepler-Denkmals (vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806) neuen Auftrieb erfuhr. Tatsächlich verzögerte sich der Druck bis zum Herbst 1809, so daß das Werk erst nach Seckendorfs Tod bei Seidel in Sulzbach (1810) erscheinen konnte. In der von Seckendorf noch mitunterzeichneten Vorrede der Herausgeber heißt es über die Probleme bei der Finanzierung des Drucks und den Anteil Seckendorfs an der Herausgabe des Werks: Mit neu belebter Hoffnung erschien unterm ersten Junius 1806 unsere dritte Ankündigung. An die Spitze der neuen Subscribenten traten Se. Hoheit der Herr Fü r st Primas, unser allgemein verehrter Landesfürst mit 30 Exemplaren. Ungeachtet dieses grossmüthigen Vorganges gewann auch jezt unser Unternehmen noch keine solche Selbstständigkeit, dass wir den Selbstverlag des Werks zum Besten der Frau Wittwe wagen durften. Wir mussten uns begnügen, einen Verleger zu suchen, der, gegen Uebernahme der Subskriptionsgelder, das Versprechen leiste: das Werk zu verlegen (…). Herr Baron Leopold von Seckendorf übernahm, aus unserer Mitte, die Auswahl der Ostertagschen Schriften, ihre Zusammenstellung, die Besorgung des Drucks und der Korrectur. Er versprach auch: die Biographie seines innigst geliebten Lehrers und Freundes zu liefern; aber an der Erfüllung dieses Versprechens hinderten Ihn immer neu eintretende anderweitige Umstände und Ver-

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hältnisse. Als Er uns zulezt die Unmöglichkeit, uns hierin zu genügen, erklärte, sahen wir uns in neuer Verlegenheit (Ostertag, S. IVf.). 16f. 2ten Abtheilung: Vgl. die o. g. Ankündigung: Da aber der Manuscriptenvorrath so reichlich ist, daß gar wohl noch eine eben so starke zweite Abtheilung gegeben werden kann, so werden die Subscribenten ersucht, sich zu erklären, ob sie sich auch zu dieser (…) verbindlich machen wollen (Intelligenz-Blatt des Neuen Teutschen Merkurs, a.a.O., S. IV). Über die Erste Sammlung (Sulzbach 1810) hinaus erschien jedoch keine weitere Abteilung der Schriften Ostertags. 25 Shakespear’s Gallery: Boydell’s Graphic Illustrations of the Dramatic Works of Shakespeare (…), London, 1791/1803. Die vom Londoner Kupferstecher und Verleger John Boydell (1719–1804) gemeinsam mit seinem Neffen Joshua Boydell initiierte Sammlung hatte eine Belebung der Historienmalerei in England zum eigentlichen Ziel, wobei am Ende 33 Künstler Aufträge zu Gemälden über die Dramen Shakespeares erhielten. Die genannte Folio-Ausgabe war, zusammen mit Stichreproduktionen eines Teils der insgesamt 167 entstandenen Arbeiten, nur ein Teil dieses als nationales Unternehmen betrachteten Projekts, eine bereits 1789 eröffnete Ausstellung wurde zu einem großen Erfolg. Die Mehrzahl der Bilder wurde schließlich auch in einer Kupferstichausgabe veröffentlicht: Collection of Prints: From Pictures for the Purpose of Illustrating the Dramatic Works of Shakespeare by the Artists of Great Britain, London 1803 (im Vorwort auf 1805 datiert; vgl. Hildegard Hammerschmidt-Hummel, Die Shakespeare-Illustration [1594–2000]. Bildkünstlerische Darstellungen zu den Dramen William Shakespeares: Katalog, Geschichte, Funktion und Deutung, Tl. 1, Wiesbaden 2003, S. 22–29, 162–165). Boydell beschäftigte schließlich 265 Radierer, die insgesamt über 4000 Platten herstellten. 25f. auf Schillern übertragen (…) Prachtausgabe: Seckendorf hat sein Vorhaben in einem Pl a n zu einer Gallerie aus Schillers Werken schriftlich fixiert (überliefert in zwei Handschriften von Schreiberhand, GSA Weimar, GSA 96/3414, und WLB Stuttgart Cod.hist. 4o 736,703). Danach sollte mit der aufwendig gestalteten Ausgabe ein Nazionaldenkmal der Achtung für den großen Dichter geschaffen werden, wobei eine Gallerie fortlaufender Gemälde als Begleiterin seiner Dichtungen vorgesehen war, welche nachher gestochen erscheinen sollen. Dazu sollten jährlich einige aus Schillers Werken gewählte Sujets als Gegenstand einer öffentlichen Ausstellung ausgeschrieben werden, wobei es jedem Künstler freisteht, zu konkurriren. (…) Das Preisstück wird sodann im Großen in Öl ausgeführt, und von den ersten Kupferstechern gestochen. Künstler von anerkanntem Wert bedürfen diesen nicht durch öffentliche Konkurrenz zu erproben. (…) Alle dramatischen und poetischen Werke Schillers, selbst die Nachbildungen laden zur Auswahl ein. Die Sammlung kan in einzelnen Heften, jedes zu 4. Blättern, (…) erscheinen. Man wählt den Weg der Pränumeration (…). 500 Pränumeranten sind erforderlich um die Erscheinung des Ganzen möglich zu machen (…). Der Pränumerations Termin läuft bis 1808. – Der reine Ertrag des Ganzen ist für das Familiengut bestimmt, das unter dem Namen: S chiller s Ehre von dem Rath Becker zu Gotha gekauft werden soll. Dort sollen auch nach Vollendung des Ganzen sämtliche Gemälde und Platten niedergelegt werden. (Plan zu einer Gallerie; vgl. auch Seckendorf an Fernow, 11. Juli 1806, Benzel-Sternau an Seckendorf, 17. September 1806) Neben Problemen, die sich aus der Konkurrenz mit Schillers Verleger Cotta ergaben (vgl. Caroline v. Wolzogen an Seckendorf, 28. Juni 1806), führte schließlich die Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt im Oktober 1806 zur – zunächst noch als vorläufig be-

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trachteten – Aufgabe des ambitionierten Plans (vgl. u.a. Seckendorf an einen Bekannten in Weimar [Heinrich Voß?], 24. Oktober 1806). 29f. Bowyers Prachtausgabe des Hume: David Hume, The History of England, from the Invasion of Julius Caesar to the Revolution in 1688. Embellished with engravings on copper and wood from original designs, 10 Bde., London 1803. Robert Bowyer (1758–1834) war ein bedeutender Förderer und Sammler historischer Malerei zur britischen Geschichte und fertigte zahlreiche Kupferstiche nach Gemälden aus der eigenen Sammlung für seine Hume-Ausgabe. 34 Kurerzkanzler: Carl v. Dalberg. 34 Brabeck: Friedrich Moritz v. Brabeck (1742–1814); der namhafte Kunstsammler gründete 1795 die Chalkographische Gesellschaft in Dessau, die durch Vervielfältigung bedeutender Kunstwerke den Kunstsinn in Deutschland zu heben gedachte. Aufgrund wirtschaftlicher Fehlplanung und der Zeitumstände ging das Institut 1806 bankrott. 36f. Montgomery: Der Tod Montgomerys in der Schlacht bei Quebéc, Gemälde des amerikanischen Historienmalers John Trumbull (1756–1843). Richard Montgomery (1736–1775) war General im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. 39 Schillers Ehre: Einen ausführlichen Zwischenbericht von dem Vorhaben, die Hinterbliebenen Schillers durch den Kauf eines Erbguts zu unterstützen, gibt der an dem Plan beteiligte Schwager Seckendorfs, Christian v. Benzel-Sternau, in einem Brief an Ignaz Heinrich v. Wessenberg: Gleich nach Schillers Tode entstand der Vorschlag, ihm ein Nazionaldenkmal zu sezzen; die erste Idee hatte der verdienstvolle Böttiger in Dresden, den Sie als grosen und geistvollen Archäologen kennen. Modifizirt wurde diese Idee durch einen weiteren Vorschlag unseres teutschen Apostels der Gemeinnüzzigkeit Perthes in Gotha. Man kam dahin überein, das Monument in einem fidekommißen Familiengute für Schillers männliche Nachkommenschaft zu begründen; welches den Namen Schillers-Ehre führen, und sowol den großen Verstorbenen als die dankbare Nazion durch reale Belohnung der Nachkommen ehren soll. (4. April 1807, in: Reinhard, BentzelSternau/Wessenberg, S. 208; wahrscheinlich Lesefehler Reinhards, recte: Becker statt Perthes). Eine erste öffentliche Anregung für die Errichtung eines Denkmals in Schillers Geburtsort Marbach und die Absicherung der Familie des Verstorbenen war von Rudolf Zacharias Becker ausgegangen. Die Finanzierung der Projekte sollte durch die Einnahmen aus Benefizvorstellungen sämtlicher deutschen Bühnen an Schillers Geburtstag (10. November) gewährleistet werden (vgl. Wollen wir S chillern nicht ein Denkmahl stiften?, in: Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger, Nr. 176, 6. Juli 1805, Sp. 2201–2206; vgl. auch Dereich, S. 54). 50 v. Reden: Der kunstsinnige und literarisch ambitionierte hannoverische Staatsmann Franz Ludwig Wilhelm v. Reden (1754–1831) war seit 1803 Gesandter am Reichstag in Regensburg. 50 Becker: Rudolf Zacharias Becker (1752–1822), Schriftsteller und Verlagsbuchhändler in Gotha. 52 König: Georg III. 58 Hartmann: Ferdinand Hartmann (1774–1842), seit 1801 in Dresden, dort später Professor und Direktor der Kunstakademie. 67f. quamquam o: Hier etwa ‚gleichwohl‘, ‚indessen‘; rhetorisches Stilmittel der Aposiopese, des bewußten Abbrechens eines begonnenen Gedankens. 69 Kepler (…) Dannecker: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806. 73 Polyidos: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1805.

An Friedrich Justin Bertuch, Regensburg, 27. Juni 1806

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77 Augusteum: Augusteum, Dresden’s antike Denkmäler enthaltend, 3 Bde., Leipzig 1804ff., das kunstgeschichtliche Hauptwerk von Wilhelm Gottlieb Becker (vgl. dessen Brief an Seckendorf, 1. Dezember 1806, und Böttigers Besprechung im Neuen Teutschen Merkur, 2. St., Februar 1804, S. 146–150).

209. An Friedrich Justin Bertuch, Regensburg, 27. Juni 1806 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 06/1781 1 Dbl., 8o S. 1 u. 2 Textverlust durch Beschädigung des Papiers. Empfängervermerk: Hr. v. Seckendorf. Erläuterungen 3 mitfolgenden Manuscriptprobe: Liegt nicht mehr bei. 4 Lucina: Geburtsgöttin in Gestalt der Juno oder Diana. 5–13 Es (…) einigen: Textverlust durch Beschädigung des Papiers. 6f. Fragment de Polybe: Traduction d’un Fragment du XVIIIe Livre de Polybe trouvé dans le monastère Ste Laure au Mont Athos par le Comte d’Antraigues. Nouvelle édition revue, corrigée et augmentée par l’auteur. Die ohne Verlagsangabe gedruckte Flugschrift des französischen Diplomaten und Publizisten d’Antraigues war Ende April 1805 in erster Auflage erschienen, eine 2. und 3., verm. Auflage erschien London 1806 (tatsächlich bei Hartknoch in Leipzig; vgl. die Anzeige ohne Verlagsangaben im Intelligenzblatt der Zeitung für die elegante Welt, Nr. 9, 1. März 1806, , sowie Pape, Müller, S. 244f.). Nach der 2. Auflage erschien, ebenfalls bei Hartknoch, eine deutsche Übersetzung: Hannibal und Antiochus. Ein Bruchstück aus dem XVIIIten Buch des Polybius. Nach der zweyten Ausgabe der französischen Uebersetzung des Grafen d’Antraigues bearbeitet. Mit kritischen Anmerkungen, St. Petersburg 1806 (vgl. die Anzeige im Intelligenzblatt der ALZ, Nr. 106, 6. August 1806, Sp. 846). Eine Angabe Seckendorfs in seinem etwa Ende 1808 zusammengestellten Publikationsverzeichnis (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,699) zu Veröffentlichungen des Jahres 1806: Anonym. Polybs Geschichten, 18es Buch läßt keine eindeutigen Rückschlüsse, etwa auf ihn als den Übersetzer der genannten Schrift zu, denn über Kontakte zu d’Antraigues oder Hartknoch liegen keine Zeugnisse vor. Ein – nicht entschlüsselter – Hinweis findet sich in einem Brief von Johannes v. Müller an Joseph v. Hormayr aus Berlin, 2. April 1806 (J. v. M., Sämtliche Werke, hg. v. Johann Georg Müller, Bd. 17, Tübingen 1814, S. 386ff., zit. nach Lederer, Collin, S. 356): Vortrefflich, daß Collin, wie ich schon vor Jahren wünschte, an Mithridat geht. Ich höre, daß auch der neuliche Übersetzer eines Fragments von Polyb den Charakter jenes großen Königs in Bearbeitung hat. Der aus einer schweizerisch-französischen Familie stammende Comte d’Antraigues (Louis Emmanuel Henri Alexande de Launay, 1753–1812) hatte nach seiner Flucht aus Frankreich 1790 ein weitreichendes Agenten- und Korrespondentennetz aufgebaut, das die europäischen Höfe mit Informationen über die innerfranzösischen Entwicklungen versorgte. Als Angehöriger der spanischen und russischen Gesandtschaft in Venedig, ab 1798 in Wien, schließlich in Dresden (seit 1802), entfaltete er eine umfangreiche publizistische Tätigkeit, die ihn zur „führende Figur der Contré-Revolution“ machte (Pape, Müller,

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Von August Schmidt, Altona, 28. Juni 1806

S. 72). In der unter dem Decknamen des griechischen Geschichtsschreibers Polybios (um 200–120 v. Chr.) verfaßten Flugschrift verurteilte er in einer für die Zeitgenossen leicht zu dechiffrierenden Form das Expansionsstreben der französischen Nation und die unentschlossene Haltung der Alliierten, sich zu isolieren und neutral zu bleiben (in der deutschen Übersetzung, S. 18). Das Werk besteht im wesentlichen aus einer Reihe aufrüttelnder Reden des an den syrischen Hof – gemeint ist der preußische – des Antiochus geflohenen Hannibal, der vor einer Unterjochung der Welt durch das römische Allmachtstreben warnt (vgl. Pape, Müller, S. 245). 7 der Verfasser: Nicht ermittelt, möglicherweise eine Fiktion. 21 Karl: Carl Bertuch.

210. Von August Schmidt, Altona, 28. Juni 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,561 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: (gestr.: erh) b. 14. Jul. Erläuterungen 3f. Böttiger einen Brief: August Schmidt, ein Bruder des von Weimar nach Wien übersiedelten Schauspielers Heinrich Schmidt (vgl. die folgende Erl.), hatte am 25. April 1806 einen Brief an Böttiger geschrieben, der sich im Stuttgarter Seckendorf-Nachlaß befindet (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,560) und daher wohl von Böttiger an Seckendorf weitergeleitet wurde. Darin bat er, ähnlich wie hier, seinen seit Mai 1804 in Dresden lebenden Lehrer um Protektion bei der Suche nach einer neuen Stelle. Spätestens im Frühjahr 1807 kam August Schmidt offenbar nach Dresden (vgl. Heinrich Schmidt an Goethe, 6. März 1807, in: Goethe und Österreich 2, S. 26f.; Goethe, Regesten 5, S. 215). 7 Heinrich Schmidt: H. S. (1779–1857), der mit wenig Erfolg als Schauspieler in Weimar debütiert hatte (vgl. Schiller an Seckendorf, 1. August 1801) und 1801 durch Goethes Vermittlung ans Wiener Burgtheater kam. Eine Schwester, Marie Henriette Caroline, war mit Seckendorfs Freund, dem Arzt Gottfried Herder verheiratet. 13 Günderode: Philipp Maximilian v. Günderode (1745–1814), kurhessischer Gesandter am Reichstag und Mitglied der 1802 einberufenen Reichsdeputation in Regensburg; ging 1806 nach Auflösung des Alten Reichs als Gesandter nach Wien (vgl. Jung, Günderrode, S. 73–75; Körner/Hansert, S. 137f.). Seine zweite Gattin Wilhelmine Karoline Eleonore, geb. v. Stein zu Nord- und Ostheim (1767–1857) versammelte auf dem Familiengut in Höchst an der Nidder zahlreiche Gelehrte, Dichter und Künstler (vgl. Ersch/Gruber, I,97, S. 129). Ob es zu einer Beschäftigung Schmidts als Hofmeister für den Sohn Eduard v. Günderrode (1795–1876; später in hessen-darmstädtischen Militär- und Hofdiensten) kam, konnte nicht festgestellt werden. 19f. an einem dortigen Institute: Nicht ermittelt; vgl. August Schmidt an Böttiger, 25. April 1806: Seit Michälis bin ich hier in Hamburg als Lehrer an einem Institute des Herrn Papke angestellt (…). Plötzlich aber hat sich der Glücksstern des Instituts verdunkelt, (…) H. Papke sieht sich gezwungen seinen Aufwand zu beschränken und eines Hauslehrers zu entbehren, deshalb ich ihn auf Johannis verlasse. (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,560)

Von Karoline von Wolzogen, Weimar, 28. Juni o. J. (1806)

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211. Von Karoline von Wolzogen, Weimar, 28. Juni o.J. (1806) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 83/2612 1 Bl., 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 3. Jul. / b. 4. / S. 1 auR: 12. Erläuterungen 3 Kranckheit Wollzogens: Wilhelm v. Wohlzogen hat das Knie gebrochen (Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 10. Juni 1806, Hs. GSA Weimar, GSA 13/N 5; Wolzogen, Geschichte, S. 159, spricht von einem Bruch des Fußes am 5. Juni 1806). 4 Ihren zweiten Brief: Nicht überliefert. 7f. Entwurf (…) theuren Verstorbenen: Seckendorf formulierte einen Plan zu einer Gallerie aus Schillers Werken, der eine mit Kupferstichen ausgestattete Prachtausgabe vorsah, für die Subskribenten und namhafte Förderer gewonnen werden sollten (vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806). 13 Demetrius: Schillers nachgelassenes Dramenfragment Demetrius erschien zuerst in Friedrich von Schillers sämmtliche Werke, 12. Bd., Stuttgart/Tübingen (Cotta) 1815, S. 293–368. 16f. sämtlichen Schriften: Die von Christian Gottlieb Körner herausgegebene Ausgabe Friedrich von Schillers sämmtliche Werke in 14 Bänden erschien 1812–15. 23f. Becker (…) Reden: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806. 35 Göthe ist nicht hier: Goethe hielt sich in Jena auf und reiste am 29. Juni nach Karlsbad.

212. An Clemens Brentano, Regensburg, 8. Juli 1806 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung, acc. ms. 1908.29) 1 Dbl., 8o Erläuterungen 3 seit wir uns gesehen haben: Wahrscheinlich kurz vor oder nach Seckendorfs Aufenthalt in Bad Homburg Ende November des Vorjahres (vgl. Seckendorf an Arnim, 21. April 1806). 4f. Wunderhorns: Seckendorf hatte Brentano die Mitarbeit an weiteren Bänden von Des Knaben Wunderhorn (1. Tl., Heidelberg 1806, erschienen Anfang September 1805) vermutlich bei dem o. g. Treffen zugesagt. 8 Streit: Anscheinend waren schon beim ersten Treffen von Seckendorf und Brentano unterschiedliche Auffassungen über die Notwendigkeit einer historisch getreuen Wiedergabe der Volkslieder zutage getreten, nachdem der erste Band des Wunderhorns die Neigung der Herausgeber zu Bearbeitungen des Gesammelten offenbart hatte. Uebrigens, schrieb Arnim schon am 26. Januar 1806 an Brentano über Friedrich Koelle, der ebenfalls seine Bereitschaft zur Mitarbeit am Wunderhorn bekundet hatte, scheint der Mann so eine Seckendorfische Natur zu haben, er will die Kartoffeln mit der Schale und allem Dreck

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fressen, der sich vom Boden angehängt. (Schultz, Freundschaftsbriefe 1, S. 338) Koelle distanzierte sich seinerseits von Seckendorf. Dieser, so schrieb er am 27. März 1806 an Brentano, scheint mich als Sammler für seinen Zweck benützen zu wollen, daher will ich mich von ihm, was teutsche Volkslieder betrifft, trennen (zit. nach FBA 38,3, S. 645). 9f. Arnim (…) nach Meklenburg: Achim von Arnim, dem Seckendorf am 21. April 1806 geschrieben hatte, hielt sich zwischen März und Mai/Juni 1806 in Neustrelitz, Karsdorf und an der Ostsee auf (vgl. seine Briefe an Brentano, in: Schultz, ebd., S. 349ff.). 12 teutschen Percy: Vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806. 16 Ich habe bereden lassen: So in Hs.; vielleicht zu ergänzen „mich“. 16 Musenalmanach: Über Seckendorfs Angebot einer Teilnahme an seinem Musenalmanach für das Jahr 1807 schrieb Brentano acht Tage später an Arnim: Sekkendorf ist in Frft herumgelaufen (…). Gestern schreibt er mir wieder von Regensburg und fragt wie viel Honorar Mohr giebt, ob ich ihm Beiträge in seinen Musenalmanach schicken will, ob ich ihm erlauben will seine wenigen Liedlein einstweilen abzudrukken ect. (Schultz, ebd., S. 411). Brentano und seine Ende Oktober 1806 verstorbene Frau Sophie beteiligten sich nicht am Musenalmanach. 19 Stimmen der Völker: Im Inhaltsverzeichnis des Musenalmanachs 1807 wurde diese Abteilung (S. 103–135) Als Probe eines größern Werkes angekündigt (Inhaltsverz., ), im 2. Jahrgang 1808 bildeten sie die Erste Abtheilung (S. 3–72). Hermann Bausinger vermutet, daß der Zwischentitel aus Seckendorfs Almanach die Herausgeber der Nachlaßedition der Herderschen Volkslieder-Sammlung bei ihrer Titelwahl beeinflußt haben könnte (Sämmtliche Werke, Abt. Zur schönen Litteratur und Kunst, 8. Tl.: Stimmen der Völker in Liedern, Stuttgart 1807; vgl. Bausinger, S. 76). Die Anregung könnte auch von einem Vers aus Herders Gedicht Zueignung der Volkslieder ausgegangen sein, das 1803 in der Adrastea erschien und nach Angaben des Verfassers ursprünglich einem Aufsatz über das deutsche Volkslied und den Char akter der Deutschen als Zueignung vorangehen sollte: Euch weih’ ich die Stimme des Volks, der zerstreueten Menschheit (Adrastea von J. G. v. Herder. Herausgegeben von dessen ältestem Sohn D. W. G. v. Herder, 6. Bd., 2. St., Leipzig 1803, S. 159–161, hier: S. 159f., v. 9). 22 das Wunderhorn (…) fortgesezt: Der 2. und 3. Teil erschienen erst im September 1808. Allerdings war ursprünglich eine frühere Fortsetzung geplant, denn wohl schon im Sommer 1806 verfaßte Brentano eine Aufforderung, altdeutschen Volksgesang betreffend, die jedoch erst am 11. Dezember 1807 in der Badischen Wochenschrift und später in weiteren Zeitschriften erschien (vgl. FBA 8, S. 353f.; FBA 9,3, S. 663). 24 Ihrer Sammlung einverleiben: Aus dem Musenalmanach für das Jahr 1808 übernahmen Arnim und Brentano fünf Lieder, meist mit Herkunftsnachweis, für den 2. Teil des Wunderhorns, die Seckendorf seinerseits teilweise Uhlands handschriftlich verbreitetem Sonntags-Blatt verdankte: Die wiedergefundene Königstochter (Musenalmanach, S. 29–32; vgl. FBA 7, S. 273–276; FBA 9,3, S. 457–459), Vom Ritter und seinem Liebchen (S. 16–18; im Wunderhorn u.d.T. Die Entführung, vgl. FBA 7, S. 281–283; 9,3, S. 463f.), Graf Friedrichs Brautfahrt (S. 19–23; vgl. FBA 7, S. 288–293; 9,3, S. 467–469), St. Jakobs Pilgerlied (S. 11–16; vgl. FBA 7, S. 325–329; 9, S. 516–519) und Trinklied (S. 37–40; vgl. FBA 7, S. 413–415; 9,3, S. 640–642). 26 Kölle schreibt: Koelles Brief an Seckendorf ist nicht überliefert (vgl. Seckendorf an Koelle, 25. September 1806). 26f. an Sie geschrieben: Schon am 30. November 1805 hatte Koelle in einem Brief an Brentano auf die Aufforderung zur Mitarbeit an der Fortsetzung von Des Knaben Wunder-

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horn reagiert und den Herausgebern eine Zusammenarbeit vorgeschlagen: Ich würde keinen Augenblick anstehen Ihnen alles was ich aus Liebe zur Volkspoesie seit 2 Jahren von deutschen Volksliedern gesammelt habe, sogleich zu übersenden, wenn ich nicht mit L. v. Seckendorf, welchen Sie (dem Nahmen nach wenigstens) gewiß kennen, gemeinschaftlich für Volkspoesie überhaupt sammelte. (FBA 38,3, S. 565) Nach langem Zögern sandte er Brentano schließlich am 24. Juli 1806 alle Volkslieder meiner Sammlung welche ich der Aufnahme in Ihr Wh würdig achtete (ebd., S. 697). Es handelte sich dabei um Aufzeichnungen Uhlands und Kerners sowie Fliegende Blätter, deren Rücksendung er sich jedoch erbat (vgl. auch FBA 9,3, S. 822). 28 Mohr: Der Heidelberger Verlag des Wunderhorns, Mohr und Zimmer.

213. Von Friedrich Majer, Erlangen, 9. Juli 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,421 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. 12n. / b. 14t Regensburg. / li. o.: 14. Erläuterungen 2 Deine beiden Briefe: Nicht erhalten. 5 Herder: Der am 11. Mai verstorbene Gottfried H. (vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806). 17 Religion mit ins Spiel bringt: Gemeint sind wohl die Versuche des Regensburger Erzbischofs Carl Theodor v. Dalberg, durch den Abschluß eines Reichskonkordats die Stellung der katholischen Kirche gegenüber den Ansprüchen der Territorialfürsten zu stärken, wobei er sich bei den Verhandlungen mit der römischen Kurie und Papst Pius VII. auf die Mithilfe Napoleons verließ (vgl. Hausberger 1994, S. 120; ders. 1995, S. 178–188). 19f. da selbst die Dalberge uns verrathen: Dalberg wurde wegen seiner seit 1804 geführten Verhandlungen mit Napoleon über die Gründung eines deutschen Fürstenbundes, mit der er die Substanz des Alten Reiches retten wollte, als „Verräter vom Rhein“ betrachtet. Im Mai 1806 hatte er unter Verletzung von Reichs- und kanonischem Recht den Kardinal Joseph Fesch zu seinem Koadjutor bestimmt. Fesch, Napoleons Stiefonkel, trat dieses Amt jedoch nie an. Schließlich gerieten die deutschen Mittelstaaten durch die am 12. und 16. Juli 1806 erfolgte Unterzeichnung der Rheinbundakte in ein von Napoleon erzwungenes Vasallitätsverhältnis zu Frankreich (vgl. Konrad M. Färber, Carl von Dalberg – Reichsverräter oder Reichspatriot? in: Hausberger, Dalberg, S. 153–175, hier: S. 168f.; ders., Sternberg, S. 412; Mathy, S. 91; Hausberger 1994, S. 121; Braubach, S. 79). 24 Arndts Geist der Zeit: Ernst Moritz Arndt, Geist der Zeit, o. O. (Berlin) 1806. 24 das erniedrigte Deutschland: Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung, o. O. 1806 (Neudruck Stuttgart 1906). Wegen der Verbreitung der anonym erschienenen Schrift des gräflich Rechtern’schen Konsistorialrats Johann Konrad Yelin v. Winterhausen bei Würzburg wurde der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm von einem französischen Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 26. August 1806 in Braunau erschossen (vgl. auch Cordes an Seckendorf, 6. September 1806). 24f. 18te Buch des Polybius: Vom Comte d’Antraigues; vgl. Seckendorf an Friedrich Justin Bertuch, 27. Juni 1806.

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25 Attila: Attila, der Held des fünften Jahrhunderts, Berlin 1806; anonym erschienene Schrift von Johannes v. Müller. 25 der magische Spiegel: Magischer Spiegel, darin zu schauen die Zukunft Deutschlands und aller umliegenden Lande. Hiebevor ein Wort von der Herrlichkeit unsers Reichs, edler deutscher Nation an Herz und Seele gelegt durch Theophrast, genannt Teutonicus, o. O. 1806; anonyme Schrift von Friedrich Gottlob Wezel. 26 60000 Oestreicher: Majers Spekulation geht vermutlich auf damals umlaufende Gerüchte zurück, wonach Österreich starke Armeen nach Wels und Salzburg entsandt habe (vgl. Bitterauf, S. 430). 27f. Dein gewesener König: Friedrich I. v. Württemberg. Herkunft und Bezug des Gerüchts nicht sicher festzumachen. Bei den im Frühjahr 1806 geführten Verhandlungen über die Aufteilung des nach dem Preßburger Frieden aufgegebenen schwäbischen Kreises unter die drei mit Frankreich verbündeten Staaten Baden, Bayern und Württemberg sollte letzteres für verschiedene Gebietszuwächse seine südlich der Donau gelegenen Besitzungen verlieren (vgl. Bitterauf, S. 350ff.). In Württemberg und Bayern verstärkten sich zudem noch kurz vor der Unterzeichnung der Rheinbundakte die Bedenken gegen die auf ein französisches Protektorat hinauslaufende Gestaltung der Föderation. Entsprechend sah der bayrische Minister Montgelas die politische Existenz Bayerns und Württembergs als „in höchstem Grad“ gefährdet, „die beiden Staaten (…) würden ‚aufhören, selbständige Staaten zu sein‘“ (Kurt von Raumer, „Préfecture Française“. Montgelas und die Beurteilung der napoleonischen Rheinbundpolitik, in: Spiegel der Geschichte. Festgabe für Max Braubach, hg. v. Konrad Repgen und Stephan Skalweit, Münster i. W. 1964, S. 635–661, hier S. 648f.). 30 dein H. Vater käme als Minister nach Carlsruhe: Christoph Albrecht v. Seckendorf, bereits seit Ende 1804 kurbadischer Gesandter am Regensburger Reichstag, wurde im Mai 1806 zum Minister des Departements der Finanzen nach Karlsruhe berufen, verzichtete aber wegen Widerständen in der Umgebung des badischen Kurfürsten Karl Friedrich nach wenigen Wochen auf dieses Amt (vgl. ADB 54, S. 293; s. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 17. September 1806). 36 Fanny C.: Nicht ermittelt. 39 Wir: Majer hielt sich mit seinem Zögling, dem Erbprinzen Heinrich v. Reuß-Schleiz LXII. j. L., seit Ostern 1806 zum Studium an der Universität in Erlangen auf (Immatrikulation am 24. April 1806, vgl. Matrikel Erlangen, S. 315 und 393, sowie Majer an Seckendorf, 21. August 1804). 46 Uebersezungen der beiden Isländischen Edden: Die Gelegenheit zu einer Publikation bot sich Majer erst durch Seckendorfs Zeitschrift Prometheus 1808 (3. Heft); eine eigenständige Veröffentlichung kam erst in seinem Todesjahr 1818 zustande (vgl. die Erl. zu Majer an Seckendorf, 9. September 1801). 50 pragmatischen Geschichte der Menschheit: Von der aufwendigen Arbeit an diesem, vom Vorbild Herder inspirierten, aber letztlich nicht zur Veröffentlichung gelangten Werk ist auch in Briefen Majers an andere Korrespondenzpartner wiederholt die Rede: Unterdessen habe ich die vier lezteren Jahre meines Lebens zu Vorarbeiten zu einer Geschichte der Menschheit benuzt, und schon längere Zeit hätten sie zum Theil im Druck erscheinen können, hätte ich es nicht bei dem grosen Verfall des Buchhandels für besser gehalten, ihre Bekanntmachung noch zu verschieben (Majer an Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll, 22. November 1807, Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau; vgl. auch Majer an Johann Wilhelm Ritter, 16. August 1807, Hs. ebd., und den im Vorwort zu seiner letzten Publikation [Brahma oder die Religion der Indier als Brahmanismus, Leipzig 1818] erwähn-

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ten, großangelegten Plan zu einem Werk „Die Weltalter. Bruchstücke zu einer Geschichte des Universums, unseres Sonnensystems, der Erde und des Menschengeschlechts“; nach Merkel, S. 169). 52 Nibelungen deren Bearbeitung von Tiek: Tieck verzichtete nach dem Erscheinen von Friedrich Heinrich von der Hagens Ausgabe Der Nibelungen Lied, Berlin 1807, auf die beabsichtigte Herausgabe seiner Bearbeitung, von der v. d. Hagen jedoch Jahre später einen Auszug in seinem Jahrbuch Germania veröffentlichte (Das Lied der Niebelungen. Ein Altdeutsches Episches Gedicht, neu bearbeitet und herausgegeben von Ludwig Tieck. Erstes Buch. Crimhilde und Brynhilde, in: Germania. Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für Deutsche Sprache und Alterthumskunde, Bd. 10, 1853, S. 1–16). 58 Burggrafen von Meissen: Heinrich III. v. Meißen hatte in dem 1215 mit den Reußen von Plauen geschlossenen Vertrag von Grimma den Einfluß der Markgrafen von Meißen auf ihre thüringischen Lehen gesichert. 64 Brief von F. Schlegel: Nicht überliefert; die Korrespondenz zwischen Friedrich Schlegel und Majer ist bis auf zwei Briefe wahrscheinlich verloren (vgl. Klin, S. 561; Majer an Seckendorf, 14. April 1802). Schlegel ging nach seinem Paris-Aufenthalt auf Einladung der Brüder Boisserée im April 1804 nach Köln. Über seine vagen Hoffnungen, an der von Murat für Düsseldorf geplanten Universität eine Professur zu erhalten vgl. Friedrich Schlegel an Seckendorf, 5. September 1806. 64 mythologisches Lexikon: Vgl. Majer an Seckendorf, 21. August 1804.

214. An Karl Ludwig Fernow, Regensburg, 11. Juli 1806 Überlieferung Hs. Goethe-Museum Düsseldorf 1 Dbl., 4o Erläuterungen 4f. die Resultate: Angesprochen ist wahrscheinlich die auch unten erwähnte Biographie Leben des Künstlers Asmus Jakob Carstens, ein Beitrag zur Kunstgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts von Carl Ludwig Fernow, Leipzig 1806. Ein kurzer Vorabdruck (Fragmente aus Carstens Künstlerleben) des zur Ostermesse 1806 veröffentlichten Werks erschien im Neuen Teutschen Merkur, 3. St., März 1806, S. 172–194. Von Fernow erschienen im selben Jahr außerdem: Ueber den Bildhauer Canova und dessen Werk, Zürich 1806, und die beiden ersten Bände der Römischen Studien, Tl. 1–3, Zürich 1806–08. 8 eine Idee: Für die Durchführung seines im Sommer 1806 entworfenen Plans zu einer Gallerie aus Schillers Werken (vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806) hoffte Seckendorf u.a. auf die Teilnahme der Weimarer Kunstfreunde um Goethe. Dem ausformulierten Plan zufolge sollte eine namhafte Jury die in einer Wettbewerbsausstellung konkurrierenden Arbeiten bewerten. Die Unternehmer (…) haben das Vertrauen zu den edelsten Kunst Freunden Deutschlands, daß sie sich der Oberaufsicht über diese Ausstellung und der Entscheidung unterziehn, welcher Zeichnung der Preis gebühre, und wünschen, daß der Herr Kurfürst Reichserzkanzler (Dalberg), die unter Direction des H: Geh. R. v. Göthe zu Weimar vereinigte Gesellschaft – und vielleicht die Freiherrn v. Brabeck und

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Hofmarschall v. Rackliz in Dresden diese Kunstfreunde sein mögen. (Seckendorf, Plan zu einer Gallerie aus Schillers Werken, Hs. GSA Weimar, GSA 96/3414, von Schreiberhand; dem Brief selbst nicht mehr beiliegend.) 23 Benzel: Seckendorfs Schwager Christian v. Benzel-Sternau verfolgte zur gleichen Zeit den von Böttiger angeregten und dem Gothaer Verleger Rudolf Zacharias Becker mitgetragenen Plan zur Finanzierung eines Schiller-Nationaldenkmals (Schillers-Ehre; vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 1. Februar 1807). 35 v. Uxkull: Karl Friedrich Emich Freiherr v. Uxkull-Gyllenband (1755–1833; auch Uexküll) aus Stuttgart hatte in den Jahren 1804 und 1805 zweimal Italien bereist (ein weiteres Mal 1810/11) und betätigte sich nach der Niederlegung seiner Ämter im württembergischen Staatsdienst (1806) als Kunstsammler und -schriftsteller (vgl. die Briefe Eberhard v. Wächters an Uexküll in: Adolf Haakh, Beiträge aus Württemberg zur Neueren Deutschen Kunstgeschichte, Stuttgart 1863, S. 149–182; David Friedrich Strauß, Der Freiherr Karl Friedrich Emich v. Uexküll und seine Gemäldesammlung, in: Kleine Schriften, 2. Bd., Leipzig 1862, S. 274–302; ADB 39, S. 440). 36f. Skize von Carstens (…) zum Dante: Es handelt sich dabei, nach Fernows Angaben in seiner Biographie von Asmus Jakob Carstens (1754–1798), um einen 1796 entstandenen Zyklus von Studien (Umrißzeichnungen) zu D a n t e ’ s H ö l l e , Scene aus dem fünften Gesange derselben, wo der Dichter die beiden Liebenden F r ancesca und Paolo zu sich heranwinkt (Leben des Künstlers Asmus Jakob Carstens, a.a.O., S. 211). An anderer Stelle verbindet Fernow ein Lob dieser Arbeiten mit dem Hinweis auf eine zeitgenössische literarische Anregung: So z.B. entstand eine seiner lezten und schönsten Komposizionen, die mehrerwähnte Scene aus dem Vten Gesange der Danteschen Hölle, durch S chlegels Darstellung dieses Gedichts in den Horen, aus der er dasselbe zuerst kennen lernte (ebd., S. 266; August Wilhelm Schlegels Beitrag Dante’s Hölle in den Horen, 1, 1795, 3. St., S. 22–69; 4. St., S. 1–13; 7. St., S. 31–49, 8. St., S. 35–74). 38f. dies Stück (…) in Regalfolio: Nicht bekannt.

215. Von Carl Bertuch, Weimar, 11. Juli 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,352 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. München, 20n b. 5t Aug. / li. o.: 22. D: Obser, S. 13 (TD) Erläuterungen 4 glücklicher Bräutigam: Die Hochzeit mit Henriette Feder, der Tochter des Dessauer Professors Christoph Friedrich Feder, fand am 22. März 1807 statt. 20f. das politische Fragment: Vgl. Seckendorf an Friedrich Justin Bertuch, 27. Juni 1806. 21 unbedingte Censurfreiheit: Dies galt für die in Sachsen Weimar erscheinenden Zeitschriften nur bedingt. Der bis 1803 in Jena, danach in Halle erscheinenden Allgemeinen Literatur-Zeitung war Christian Gottlob Voigt als Zensor zugeordnet. Im Jahr darauf wurde wegen einer aus England übernommenen Karikatur Bertuchs Zeitschrift London und Paris auf Druck der französischen Regierung verboten, so daß auch Bertuch mit die-

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sem Periodikum ins preußische Halle auswich (vgl. Steiner/Kühn-Stillmark, S. 109–111; vgl. auch Goethe Handbuch 4/1, S. 570f.). 26 Schwester: Marie war von einem Sohn, Albert, entbunden worden. 32 Jagemann: Ferdinand J.; vgl. Erl. zu Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806. 35 Caroline Jagemann: Vgl. Arnim an Seckendorf, 28. Juli 1806. 35 Mariane Jag.: Mariane Jagemann heiratete am 10. September den gemeinsamen Freund Adolf v. Dankelmann (geschieden 1815), der im Juli 1806 als Oberbergrat nach Coburg berufen worden war (vgl. JALZ, Intelligenzblatt v. 2. August 1806, Nr. 104, Sp. 826f.). 41 Gottfried Herder’s Tod: Am 11. Mai 1806; vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806. 47 Melusinens Feyerabende: Melusinens Sommer-Abende von Sophie von la Roche. Herausgegeben von C. M. Wieland, Halle 1806. Wieland verfaßte eine kurze Einleitung Der Herausgeber an den Leser (ebd., unpag., vor S. I), jedoch keine biographische Scizze; vgl. Starnes, Wieland 3, S. 237: „Aus Offenbach den Brief Sophie von La Roches vom 23. Juni (1806) und einen Aufsatz, der anstelle der von ihm vorgeschlagenen Lebensbeschreibung dem Roman Melusinens Sommerabende als Einleitung dienen sollte, erhalten und gelesen.“

216. An Friedrich David Gräter, München, 18. Juli 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.misc. 4o 30 c, Nr. 115 (Gräter-Nachlaß) 2 Dbl., 2o D: Bausinger, S. 76, 84 (TD) Erläuterungen 6 persönlich zusammenzutreffen: Gräter lebte in Schwäbisch-Hall. 12 mein Verfolger: König Friedrich I. v. Württemberg; bei seiner Haftentlassung hatte sich Seckendorf verpflichtet, württembergisches Gebiet nicht mehr zu betreten. 28 Teutscher Percy: Vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806 (auch zu den weiteren aufgeführten Plänen). 50 Skaldengesänge: Altnordische Preislieder auf Fürsten, Gönner und Heilige des 9. bis 13. Jahrhunderts. 62 Braga u. Hermode: 1812 erschien, nach zehnjähriger Pause, ein letzter Band der von Gräter herausgegebenen Zeitschrift (vgl. Seckendorf an Majer, 9. September 1801). 69f. Aufforderung zur Herausgabe des Percy: Im Musenalmanach 1807 unterblieb die genannte Aufforderung. Die Abteilung Stimmen de r Völker, mit britischen und spanischen Volksliedern sowie einigen Romanzen aus dem Cid (S. 103–135), wurde lediglich als Probe eines größern Werkes angekündigt (vgl. Seckendorf an Brentano, 8. Juli 1806). 74 Arnim u. Brentano (…) versprochen: Vgl. Seckendorf an Arnim, 21. April 1806, und an Brentano, 8. Juli 1806. 76 Mittheilungen aus Ihrem Vorrat: Schon Arnim und Brentano hatten Gräters Bragur ausgiebig für ihre Volksliedersammlung genutzt (vgl. FBA 9,3, S. 726f., 809f.), während Seckendorf für den 2. Jahrgang seines Regensburger Musenalmanachs (1808) auf die Zeitschrift zurückgriff.

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78 Verleger: Montag und Weiß in Regensburg. 81 Jägerlied: Der Jäger erschien im 2. Jahrgang des Regensburger Musenalmanachs (1808), S. 26, mit einer Variazion (ebd., S. 27f.; vgl. auch die Variazion im Wunderhorn, FBA 6, S. 31f.). Zu seinem Abdruck des Jägerliedes (Bragur, 1. Bd., 1791, S. 277–281) hatte Gräter angemerkt: In den Blättern von deutscher Art und Kunst ist dies Lied auch angeführt, ob ganz, und so wie hier? erinnere ich mich nicht genau (ebd., S. 277f.). 85 besondre Sammlung: Vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806; die angekündigte Sammlung erschien nicht. 88–91 I. p. 265 (…) Stund’ ich auf einem hohen Berg: Vgl. Das Lied vom Grafen und der Nonne (Stund ich auf hohen Bergen), in: Bragur, 1. Bd., 1791, S. 265–270, die Melodie S. 264. Zu ihr schreibt Gräter, man habe sie hier, so gut ich sie ohne Kunstkenntniß auf meinem Claviere aufnehmen konnte (ebd., S. 271). 88f. II.p. 112: Vgl. Es hatt’ ein Bauer ein junges Weib, in: Bragur, 2. Bd., 1792, S. 112–116 (richtig: 212–216), die Melodie S. 112f. (212f.). 89–96 III. p. 309. (…) vom schönen Midel: Vgl. W. H. F. Abrahamson, Das Lied vom schönen Midel. Ein neuaufgefundenes altes Dänisches Volkslied, nebst der Melodie, in: Bragur, 3. Bd., 1794, S. 292–309; die Melodie (S. 309f.) wurde laut Gräter nach seinem eigenen Gesang aufgezeichnet von Zink (ebd., S. 307). 93 Lied vom jungen Grafen, Herders Volkslieder 1,1.: Johann Gottfried Herder, Volkslieder, 1. Tl., 1. Buch, Leipzig 1778, S. 15–17. 94 Es stehn drei Sternlein am Himmel: Das Lied vom eifersüchtigen Knaben (Es stehen drey Stern’ am Himmel), ebd., S. 38–40. 98f. S chönstes Kind zu deinen Füssen: Vgl. Ein Lied an das Liebchen (Schönstes Kind, zu deinen Füßen), in: Bragur, 2. Bd., 1792, S. 119–121, mit Gräters Anmerkung: Von der schmachtendsten Melodie begleitet (…). Die Melodie werde ich ein andermal mittheilen (ebd., S. 119). 99 Volkslieder schicken: Von Gräter gelangten keine Beiträge in Seckendorfs Musenalmanache. 104 Koch die Müllerische Sammlung: Christoph Heinrich Myller (auch Müller) hatte die Sammlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jahrhundert, Berlin 1783/85, in zwei Bänden herausgegeben, ein dritter Bd. blieb unvollendet. Seckendorfs Information stammte wahrscheinlich von Bernhard Joseph Docen, vgl. dessen Brief an Brentano vom 17. Januar 1806: Ich bin jetzt daran, in Verbindung mit Koch den III. Band der Müllerischen Samml. zu vollenden (zit. nach FBA 38,3, S. 591; vgl. auch ebd., S. 595). Myller selbst hatte die Fortsetzung offenbar wegen der zunächst geringen Resonanz ausgesetzt, während bei Koch persönliche Probleme einer kontinuierlichen Arbeit im Wege standen (vgl. Fallersleben, Koch, S. 61; Rabe, Koch, S. 150 u. pass.). 107 Elwert: Anselm Elwert (1761–1825) lebte als Amtmann in Dornberg (HessenDarmstadt). Seine Ausgabe Ungedrukte Reste alten Gesangs nebst Stücken neurer Dichtkunst, Gießen/Marburg 1784, war von den Herausgebern des Wunderhorns eifrig benutzt worden (vgl. FBA 9,3, S. 733). 108f. Röther (…) Sammlung teutsch. Volkslieder: Auch diesen Volksliedsammler hatten vor Seckendorf bereits die Herausgeber des Wunderhorns für ihre Zwecke in Anspruch nehmen können. Johann Wilhelm Röther (1766–1817) war bis 1795 Hauslehrer in Stuttgart und Tübingen, bevor er ab 1796 als Pfarrer in Aglasterhausen bei Mosbach lebte. Gräter veröffentlichte im 3. Bd. des Bragur (1794, S. 478–480) einen an ihn gerichteten Brief (vom 10. November 1793) Röthers über seine Volksliedsammeltätigkeit unter dem

Von Achim von Arnim, Giebichenstein, 28. Juli o. J. (1806)

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Titel Sammlung Teutscher Volkslieder. Die von Röther Anfang 1795 fertiggestellte Sammlung Feldblumen gelangte nicht zum Druck, wahrscheinlich im Januar und Juni 1806 übergab er sie und weitere Liedaufzeichnungen Brentano und dem Wunderhorn-Verleger Johann Georg Zimmer (vgl. FBA 9,3, S. 834f., und Brentano an Arnim, um den 15. Februar 1806, Schultz, Freundschaftsbriefe 1, S. 340). 119 Allg. litterar: Anzeigers: Als Fortsetzung der Vorgänger Allgemeiner literarischer Anzeiger (Leipzig, 1796–1801) und Literarische Blätter (Nürnberg, 1802–05) erschien seit dem 1. Juli 1806 ein Neuer literarischer Anzeiger. Neben regelmäßigen Mitarbeitern wie Bernhard Joseph Docen, Johann Joachim Eschenburg und Johann Georg Meusel beteiligte sich auch Seckendorf mit wenigstens zwei Beiträgen an der bis (Ende Juni?) 1808 zunächst in München, im letzten Jahr bei Cotta erscheinenden Zeitschrift (vgl. auch Seckendorf an Aretin, 20. März 1807). 122f. Leon (…) Wolkenstainer: Der Wiener Schriftsteller und Kustos der Hofbibliothek Gottlieb (v.) Leon (1757–1832) veröffentlichte zwischen 1798 und 1806 mehrmals Gedichte nach den Minnesingern im Neuen Teutschen Merkur und Altteutsche Volkslieder in Gräters Bragur. Darunter befinden sich jedoch keine Proben von Liedern des Tiroler Ritters Oswald v. Wolkenstein. Eine entsprechende Ausgabe konnte ebenfalls nicht ermittelt werden.

217. Von Achim von Arnim, Giebichenstein, 28. Juli o.J. (1806) Überlieferung Hs. Goethe-Museum Düsseldorf 1 Dbl., 2o Empfängervermerk auf S. 1: pf. 1. Aug. 1806. / b. 5. Sept. / S. 1, aoR links: No. 1. D: Weiss, Unbekannte Briefe, S. 126f.; WAA 32/1, S. 285f. Die Hs. gehörte früher zur Autographensammlung von Stefan Zweig (vgl. Weiss, Unbekannte Briefe, S. 127). Datum Weiss und WAA datieren auf 18. Juli 1806 und korrigieren damit die Datierung bei Knaack (Achim von Arnim – Nicht nur Poet. Die politischen Anschauungen Arnims in ihrer Entwicklung, Darmstadt 1976, S. 158); dort ebenfalls 28. Juli (vgl. Weiss, Unbekannte Briefe, S. 127, Anm. 144). WAA (32/1, S. 286f.) datiert einen kurzen Entwurf zum vorliegenden Brief auf 18. Juli. Erläuterungen 2 meiner Tante: Louise Caroline Gräfin v. Schlitz (1773–1832). 6 Ihr Brief: Seckendorf an Arnim, 21. April 1806. 9 seine Antwort: Briefe Reichardts an Seckendorf sind nicht bekannt. 9f. Rudolph Werckmeister: Musikverleger in Berlin ab 1806. 13 Schwab Hall, Nürnberg Gotha: Arnim reiste im Herbst 1805 durch Schwaben und Franken, um Material für die Fortsetzung von Des Knaben Wunderhorn zu sammeln. Ausführlich beschreibt er die Reise in einem Brief an Brentano aus Gotha von Anfang Dezember 1805, in dem er u.a. eine ausführliche Charakterisierung des von ihm in Schwäbisch Hall aufgesuchten Friedrich David Gräter gibt (vgl. Schultz, Freundschaftsbriefe 1, S. 311–315).

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An Clemens Brentano, Regensburg, 4. August 1806

17–22 O Uli (…) Sommer u.s.w.: Seckendorf sandte die hier von Arnim erbetenen Lieder an Brentano; diese Beilage zu seinem Brief vom 4. August 1806 hat sich jedoch nicht erhalten. In das Wunderhorn, 3. Tl., Kinderlieder, ging lediglich das zuletzt genannte, ursprünglich schon im Deutschen Museum (1778) gedruckte Tri, ra, ro ein (unter dem Titel Das Sommertagslied, FBA 8, S. 274–276, vgl. FBA 9,3, S. 491–494; Weiss, S. 127f.). Zur Verwendung der Lieder in seinem Regensburger Musenalmanach 1808 vgl. die letzte Erl. zu Seckendorf an Arnim, 21. April 1806. 26 Paradeplatz, zu: In der Hs. korrigiert aus Paradeplatz, bey (Weiss, a.a.O., S. 126, liest bey). 28f. Die Jagemann spielte (…) Figaro: Caroline Jagemann war vom 13. bis 30. Juli 1806 zu einem Gastspiel in Lauchstädt, wo sie die Rolle der Clara in Nicolas d’Alayracs Singspiel Adolph und Clara gab (20. Juli, vgl. Emde, Selbstinszenierungen 1, S. 419, 433; Emde verzeichnet für sie nur einen Auftritt in der Rolle des Klärchens in Goethes Egmont im Jahr 1819, ebd., S. 448; vgl. dagegen die bei Burkhardt, Repertoire, S. 60, verzeichnete Aufführung des Egmont am 17. Juli in Lauchstädt). Außerdem trat sie am 16. Juli als Cherubin in Mozarts Hochzeit des Figaro auf (ebd., S. 439). 29 Becker: Heinrich Becker (1764–1822), Weimarer Schauspieler und Regisseur. 31 eingewiesen (?): Weiss, a.a.O., S. 127, liest eingewohn.

218. An Clemens Brentano, Regensburg, 4. August 1806 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung, acc. ms. 1908.29) 1 Dbl., 8o Erläuterungen 2 Arnim schreibt mir: Vgl. Arnim an Seckendorf, 28. Juli 1806. 5 meinen ersten Brief: Vgl. Seckendorf an Brentano, 8. Juli 1806. 6 lege ich Ihnen bei: Beilage nicht mehr vorhanden (vgl. Arnim an Seckendorf, 28. Juli 1806). 11f. in den Almanach aufnehmen: Die in Frage kommenden deutschen Volkslieder gab Seckendorf erst in den zweiten Jahrgang seines Regensburger Musenalmanachs für das Jahr 1808, da nach der Einsendung einer größeren Anzahl von Gedichten Kerners und Uhlands durch Koelle (vgl. Seckendorf an Koelle, 25. September 1806) kein Platz mehr im ersten Jahrgang zur Verfügung stand. Mehrere der im 2. Jg. gedruckten Volkslieder übernahmen Brentano und Arnim für den 2. Teil des Wunderhorns (vgl. Seckendorf an Brentano, 8. Juli 1806). 17 Kölle schreibt mir: Vgl. ebd. 21 im 2ten Theil seiner Miszellaneen: Fortgesezte Sammlung altteutscher geistlicher und weltlicher Lieder, vorzüglich aus dem sechszehnten Jahrhundert, in: Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur, hg. v. Bernhard Joseph Docen, 2. Bd., München 1807, S. 239–257. Docen hatte bereits im 1. Bd. der Miscellaneen, unter dem Titel Altteutsche Lieder, aus dem sechszehnten Iahrhundert (München 1807, S. 247–288), eine erste Sammlung von Volksliedern vorgelegt. In einer Einleitung sprach er sich anerkennend über die bewußt volkstümlich gehaltene, ohne historische Rücksichten oder kritische Beziehungen

An Clemens Brentano, Regensburg, 4. August 1806

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(ebd., 1. Bd., S. 251) arbeitende Sammlung des Wunderhorns aus, grenzte den eigenen, auf originalgetreue Wiedergabe der Volkslieder zielenden Ansatz jedoch deutlich davon ab. 23f. fortlaufendes Werk: Ohne ins Detail zu gehen, erwähnt Docen in seinen Miscellaneen einen entsprechenden Plan, der auf eine allgemeine umfassende Sammlung der vorzüglichsten Denkmäler aus jedem Iahrhu ndert der teutschen Poesie (1. Bd., S. 253) ausgehe. Die eigenen Vorarbeiten sollten die übrigen Kenner der altteutschen Literatur zur Aufsuchung und Erhaltung aller jener zerstreuten Denkmäler (…) ermuntern, deren vollständige Sammlung endlich einmal die Erscheinung eines genuinen teutschen Percy möglich machen würde (ebd., 2. Bd., S. 239). 26 Ihren Verleger: Mohr und Zimmer in Heidelberg. 28–30 Das Lied: Tra, ri, ro (…) Frau Nachtigall (…) Rosts Gaillarden: D. C. Seybold, Ein Beitrag zu den Volksliedern aus der Pfalz, in: Deutsches Museum, 10. St., Oktober 1778, S. 362–368 (das genannte Lied S. 364f.); Johann Joachim Eschenburg, Zweyter Beytrag zur alten deutschen Literatur, ebd., 5. St., Mai 1776, S. 389–408 (das Lied An die Nachtigall S. 403f.). Eschenburg zitiert in seinem Beitrag aus Newer lieblicher Galliardt mit schönen lustigen Texten (…) componirt und publicirt von Nicolao Rosthio, F. S. Cappellmeister zu Altenburg. 1593. 2 Theile in 4. (ebd., S. 402f.; zu Nikolaus Rosth [?-1614] vgl. ADB 29, S. 280). 31 Tian ist tod: Auf den am 26. Juli 1806 verübten Selbstmord der unter dem Pseudonym Tian veröffentlichenden Karoline v. Günderrode reagierte Seckendorf in seinem Epilog-Gedicht im Musenalmanach 1807, S. 188: Tian! der leise Gesang weht hin, wo du ruhest, und flüstert Still um der Pinie Haupt, welche der Schlummernden grünt. Ach! nicht mochte die Welt dem tiefen Gemüt sich gestalten, Und da wandelst du selbst frei zu den Schatten hinab. Wie aus einigen Briefen Friedrich Creuzers an Karoline v. Günderrode hervorgeht, scheint zwischen ihr und Seckendorf zeitweise eine engere persönliche Beziehung bestanden zu haben, wovon auch Brentano in seinem Brief an Arnim vom 16. Juli 1806 spricht (vgl. Zitat in Erl. zu Seckendorf an Arnim, 21. April 1806): Den Sekkendorf hab ich hier selbst gesehen, schreibt Creuzer im November 1805, und zwar einige stunden bei Klemens. Dieser aber verachtet ihn sehr, wie ich nachher erfahren, spricht ihm wahren geist ab, findet ihn verworren und so weiter. Auch die Mereau sagte: „Er habe einen boesen geist, der ihn treibe, dieser sei die sucht mit gewalt ein berühmter schriftsteller zu werden, was ihm doch nie gelingen werde“ (…) sein maennlicher wuchs ist sehr schoen (weniger sein gesicht), seine art sich zu kleiden, zu bewegen gefaellig und sehr anziehend. Kurz ich verdenke es Dich gar nicht dass er Dir gefaellt, und Du ihn gern oft bei Dir siehst. (…) Mit einem wort wie sonderbar waere es von mir zu begehren Du solltest von ihm lassen (Hs. UB Heidelberg, Heid Hs Nr. 774,144–145). In einem weiteren Brief, vom 23. Juni 1806, schreibt Creuzer: wenn ich dein verhaeltniss zu Sekkendorf zu würdigen bemüht war, und ihm gerechtigkeit widerfahren lies – insofern ich dachte: es sey wirklich etwas dabei, was zu einem für dich natürlichen und schoenen ziel führen koennte – so erscheint mir dagegen das spiel mit Lignak sinnlos und deiner (meiner Lina!) unwürdig (Hs. UB Heidelberg, Heid. Hs Nr. 774,265; vgl. auch den Abdruck der Briefe bei Karl Preisendanz [Hg.], Die Liebe der Günderode. Friedrich Creuzers Briefe an Caroline von Günderode, München 1912, S. 187–189, 304f. Für die freundliche Mitteilung und Transkription der Briefstellen aus dem Heidelberger Creuzer-Nachlaß danke ich Ulrich Karrenbach, Freudenstadt). Überlieferte Korrespondenz zwischen Seckendorf und der Günderrode ist nicht bekannt.

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Von Franz Joseph Molitor, Heddernheim bei Frankfurt, 25. August 1806

219. Von Franz Joseph Molitor, Heddernheim bei Frankfurt, 25. August 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,556 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: erh. 8. Oct. / b. 14. Nov. Regensb. D: Katharina Koch, Franz Joseph Molitor und die jüdische Tradition. Studien zu den kabbalistischen Quellen der „Philosophie der Geschichte“, Berlin/New York 2006 (Studia Judaica 33), S. 297 (Regest) Erläuterungen Verfasser: Franz Joseph Molitor (1779–1860) aus Oberursel bei Frankfurt studierte zunächst in Mainz Philosophie und Mathematik, anschließend Jura in Marburg, wo er Ende 1803 mit einer Arbeit über eine künftig aufzustellende Rechtswissenschaft nach dem Prinzip eines transzendentalen Realismus promoviert wurde. Nachdem seine in den Jahren 1803/04 in Frankfurt gehaltenen Vorlesungen über die Geschichte der Menschheit „großen Anklang fanden“ (Koch, a.a.O., S. 23), begann er 1807 eine langjährige Lehrtätigkeit an der Realschule der jüdischen Gemeinde in Frankfurt (Philanthropin). Zu Molitors Biographie sowie zu seinem philosophischen Lebenswerk vgl. die unter Überlieferung angegebene Arbeit von Katharina Koch. Molitor war seit etwa 1803 mit Isaac v. Sinclair befreundet, dem er zwei seiner Schriften widmete; vielleicht hatte auch Friedrich Schlegel, der kurz zuvor, am 29. Juli 1806, auf seiner Reise nach Köln Sinclair und wohl auch Molitor in Frankfurt bzw. Hädernheim besucht hatte, letzteren auf Seckendorf hingewiesen (vgl. F. Schlegel an Seckendorf, 5. September 1806; Otto Pöggeler, Ist Hegel Schlegel? Friedrich Schlegel und Hölderlins Frankfurter Freundeskreis, in: Jamme/Pöggeler, S. 325–348, hier: S. 338; Koch, S. 24f., mit weiterführender Literatur). 8 meine bisherige Versuche: Neben der handschriftlich vorgelegten Gießener Dissertation (1803) waren im Druck erschienen: Über das Antike und Moderne als die zwei entgegengesetzte (!) Bildungsstufen des Menschengeschlechts. Probevorlesung, gehalten den 30. December 1803, Frankfurt a. M. 1804; Ideen zu einer künftigen Dynamik der Geschichte. Von Franz Joseph Molitor der Philosophie Doctor. Frankfurt am Mayn, 1805. Bei Bernhard Körner, und Der Wendepunkt des Antiken und Modernen. Oder Versuch den Realismus mit dem Idealismus zu versöhnen, Frankfurt a. M. 1805. Die Ideen hatte Molitor bereits am 20. Oktober 1804 an Joseph Görres gesandt, das Werk enthalte, so Molitor, die ersten Anfangspunkte eines künftig aufzuführenden Systems der Philosophie (Görres, Schriften II.2, S. 10; zu Molitors frühen geschichtsphilosophischen Ansätzen vgl. Koch, S. 20–24). 9f. beiliegender Schrift: Nicht mehr vorhanden; vermutlich Über die Philosophie der modernen Welt. Eine Epistel an den Herrn geh. Rath von Sinclair in Homburg, Frankfurt a. M. 1806 (vgl. Koch, S. 297).

Von Heinrich Voß, Heidelberg, 1. September 1806

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220. Von Heinrich Voß, Heidelberg, 1. September 1806 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt; ursprünglich in Familienarchiv Sugenheim (vgl. Obser, S. 42). D: Obser, S. 42f. (DV) Erläuterungen 5 Ihres Planes: Obser (S. 42) weist in einer Erläuterung zum ersten – von ihm nach dem Auslassungszeichen gedruckten – Briefabsatz auf Seckendorfs Musenalmanach 1807 hin, in dem kein Beitrag von Heinrich Voß erschienen sei. Der Bezug ergibt sich jedoch aus dem folgenden (vgl. unten zu Übersezungsjournals). 6 in Weimar sahen: Wohl während Seckendorfs Weimar-Aufenthalt Ende Dezember 1804/Anfang Januar 1805. Heinrich Voß war zu dieser Zeit Gymnasialprofessor für alte Sprachen in Weimar. 7f. Übersezungsjournals: Wahrscheinlich das vom Schwager Benzel-Sternau in seinem Brief an Seckendorf vom 30. Dezember 1805 angeregte und unter Seckendorfs Plänen im Brief an Carl Bertuch vom 15. März 1806 genannte klassische Museum. Mit diesem Projekt möglicherweise identisch bzw. eine Weiterentwicklung davon ist eine durch BenzelSternaus Vermittlung Cotta vorgeschlagene Zeitschrift, die den Titel Echo tragen sollte (vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 17. September 1806). An Beiträge zu einer Abteilung des Regensburger Musenalmanachs (Stimmen der Völker) dachte Voß sicher nicht. 15 Balladen aus dem Percy: Entsprechende Veröffentlichungen sind nicht bekannt. Voß zitiert jedoch im Zusammenhang mit seiner Othello-Übersetzung Teile eines aus Percy bekannten Weidenliedes (Othello, Jena 1806, S. VIff., zitiert nach Heinrich Döring, Friedrichs von Schiller Leben. Friedrichs von Schiller sämmtliche Werke. Supplementbd., Weimar 1824, S. 219). 19 Shaksperübersezungen: So in D. 1806 waren von Heinrich Voß die auf Anregung Schillers entstandenen Übersetzungen König Lear. (…) Mit zwei Compositionen von K. F. Zelter, Jena 1806, und Othello (…) Mit drei Compositionen von Zelter, Jena 1806, erschienen (zuvor Auszüge aus beiden Übersetzungen in Elysium und Tartarus, Januar-April 1806, vgl. Goedeke, Grundriß XVII/2, S. 1674; vgl. auch Heinrich Voß an August Wilhelm Schlegel, 8. August 1806, in: Körner, Krisenjahre I, S. 354f.). 20 Übersezung einer Äschyl-Tragödie: Voß arbeitete über 17 Jahre, bis zu seinem Tod 1822, an dieser schließlich erst von seinem Vater vollendeten Übersetzung (vgl. Seckendorf an Heinrich Voß, 13. Februar 1808, Erl. zu Kassandra). 22f. Probe meines Prometheus: In der JALZ vom 12./13. August 1806 (Nr. 189f., Sp. 282–288, 289–294, hier: Sp. 286–288, 289–292; in Gegenüberstellung zu Auszügen aus einer rezensierten Übersetzung von Johann Traugott Leberecht Danz, Äschylos Trauerspiele, Leipzig 1805). Ein weiterer Vorabdruck, Aeschilos Io aus dem gefesselten Prometheus, 563–892. (Von J. H. Voß, dem Sohne, Prof. in Heidelberg.), in: Morgenblatt Nr. 80f., 2. und 4. April 1808, S. 317–319 und 321–323; vgl. auch Seckendorf an Heinrich Voß, 13. Februar 1808. 25 in Ihrer Angelegenheit: Bezug unsicher; vgl. Carl Bertuch an Seckendorf, 11. Juli 1806, und Seckendorf an Friedrich Justin Bertuch, 27. Juni 1806. 25 meiner Krankheit: Heinrich Voß litt seit 1803 wiederholt an einer schweren Gichterkrankung (vgl. Gräf, Voss, S. 84, 101 u. pass.).

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An Achim von Arnim, Regensburg, 5. September 1806

28 Hain: Ludwig Hain lebte 1802–1805 in Weimar, wo er den umfangreichen Nachlaß des Jenaer Gelehrten Christian Wilhelm Büttner ordnete. In Leipzig übernahm er später (1812) die Hauptredaktion des von Friedrich Arnold Brockhaus herausgegebenen Konversationslexikons. Angesprochen ist möglicherweise Seckendorfs von der württembergischen Untersuchungskommission konfiszierter Brief vom 9. Mai des Vorjahres an Hain. 34 Mein Othello: Die Übersetzung des Shakespeare-Dramas ging nach Heinrich Voß’ Angaben im Vorbericht zur Druckausgabe von 1806 auf einen Auftrag Schillers zurück, der eine Aufführung des Othello auf der Weimarer Bühne wünschte. Die bereits Anfang 1805 fertiggestellte Übersetzung wurde von Schiller für die Bühne bearbeitet und am 8. Juni 1805 in Weimar erstmals aufgeführt (vgl. Döring, Schiller, S. 217–219; Schiller an Iffland, 12. April 1805, in: Schiller, NA 32, S. 212f.). 35f. Beckers (…) Einsendung: Über eine Aufführung in Regensburg wurde nichts ermittelt. Schiller gab Heinrich Becker etwa Mitte April 1805 Mitteilung von Voß’ OthelloÜbersetzung (vgl. NA 32, S. 214). 40 Joh. Secundus: Aus den Küssen (Basia), einem neulateinischen Werk des niederländischen Renaissancekünstlers Johannes Secundus (eigentlich Johann Nico Everaerts, 1511–1534). Eine Übersetzung von Franz Passow erschien 1807 in Leipzig.

221. An Achim von Arnim, Regensburg, 5. September 1806 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 03/226 1 Bl., 2o Adresse auf S. 2: An / Freiherrn L. A. v. Arnim / in / Giebichenstein. / Durch Einsch. D: WAA 32/1, S. 325f. Erläuterungen 2f. Nachrichten aus dem Görzischen Hause: Nicht überliefert; Arnim hielt sich zu dieser Zeit in Göttingen auf. 4 Nachricht von Reichard: Vgl. Arnim an Seckendorf, 28. Juli 1806, auch zum folgenden; Seckendorfs Brief an Reichardt ist nicht bekannt. 7f. an Brentano geschickt: Vgl. Seckendorf an Brentano, 4. August 1806. Arnim teilte diesem am 6. Oktober den Empfang von Seckendorfs vorliegendem Brief mit: Seckendorf schreibt mir, daß er die Lieder an Dich gesandt, die ich von ihm verlangte, klagt aber, daß Du ihm kein Wort geantwortet (Schultz, Freundschaftsbriefe 1, S. 428). 14 zwei Sammler: Wahrscheinlich Bernhard Joseph Docen und Friedrich Koelle; vgl. die beiden Briefe Seckendorfs an Brentano. 26 Bibliothek u. Gallerie: Nachdem die Münchner Hofbibliothek einen bedeutenden Zuwachs bereits durch die Überführung der pfälzischen Hofbibliothek Mannheim durch den bayerischen Kurfürsten Maximilian IV. Joseph erfahren hatte, brachte die Aufhebung der Klöster 1803 eine Erweiterung ihre Bestandes, die sie zur reichsten Bibliothek Deutschlands machte. Mit der durch die gewaltigen Büchermassen erforderlich gewordenen Neuordnung waren Johann Christoph v. Aretin (vgl. Seckendorfs Brief an ihn vom 17. Oktober 1803) und der aus Göttingen berufene Julius Wilhelm Hamberger betraut worden. Die 1777 durch Erbschaft an Karl Theodor gefallene Düsseldorfer Galerie wurde 1806 von Johann Wilhelm von der Pfalz nach München überführt und bildete zusammen mit den

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schon zuvor (1799) nach München verbrachten kurpfälzischen Gemäldesammlungen von Mannheim und Zweibrücken den Grundstock der Alten Pinakothek. 28 die fremden Tirannen: Bayern hatte im August und Dezember 1805 Bündnisverträge mit Napoleon geschlossen, die Frankreich militärische Unterstützung und Bayern nach dem siegreichen Feldzug gegen Österreich Gebietszuwächse auf dessen Kosten sicherte. 29 Rechberg Minister: Aloys Franz v. Rechberg und Rothenlöwen (1766–1849) war ab Februar 1801 Gesandter am Regensburger Reichstag. Zum leitenden Minister im Königreich Bayern wurde er erst 1817 als Nachfolger von Montgelas ernannt. 30 Tante Schliz: Louise Caroline Gräfin v. Schlitz (1773–1832), die Tochter von Johann Eustach Graf v. Görtz gen. v. Schlitz, verheiratet mit Hans Graf v. Schlitz, Freiherr v. Labes. 31 Adele: Adele v. Schlitz. Unter den Elegien und Epigrammen seines Musenalmanachs 1808, S. 165, veröffentlichte Seckendorf ein vierzeiliges Gedicht, Adele, auf die 1801 geborene jüngste Tochter von Hans und Louise v. Schlitz.

222. Von Friedrich Schlegel, Unterzell bei Würzburg, 5. September 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,559 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. 7t / b. eod. D: Obser, S. 40f. Erläuterungen 1 Unterzell: Friedrich Schlegel reiste Ende Juli 1806 mit seinem Stiefsohn Philipp Veit zunächst nach Frankfurt a. M., woran sich ein etwa sechswöchiger Aufenthalt auf dem Gut Karls v. Hardenberg, des Bruders Friedrichs v. Hardenberg (Novalis), anschloß (vgl. Friedrich Schlegel an August Wilhelm Schlegel, 24. Juli 1806, in: Körner, Krisenjahre 1, S. 350; 3, S. 190). 8 nicht fixirt in Kölln: Friedrich Schlegel sicherte sich während der Jahre 1804–1807 einen „eher kümmerlichen“ Lebensunterhalt durch private Vorlesungen (vgl. Behler, Schlegel, S. 97). Dem Bruder August Wilhelm berichtete Friedrich von seinen Bemühungen um eine Anstellung in Köln und sprach von der vagen Aussicht auf die Errichtung einer Universität in Düsseldorf unter Murat (vgl. seine Briefe vom 22. Juni und 6. September 1806, in: Körner, Krisenjahre 1, S. 346, 358f., und Seckendorfs Brief an seinen Vater, 24. Dezember 1806). 11 in den bayrischen Staaten: Seckendorf war im Juli für etwa 14 Tage nach München gereist. Für eine Anstellung Schlegels an der Münchner Akademie verwendete er sich noch in seinem Brief an Aretin vom 20. März 1807. 19f. eine Kleinigkeit: Die Ballade Sankt Reinolds Kapelle, in Musenalmanach 1807, S. 98–102 (vgl. Schlegel, KA 5, S. 357–359). 23 schon größtentheils vergeben: An den Dichter-Garten, hg. v. Rostorf (d. i. Karl v. Hardenberg), Würzburg 1807. 25 aus dem Indischen: Schlegel widmete sich in seiner Kölner Zeit vornehmlich Studien über die Geisteskultur Indiens, als Ergebnis erschien sein Werk Über die Sprache und Weisheit der Indier, Heidelberg 1808. Eine Reihe Sprüche aus dem Indischen erschien im Morgenblatt 1807, 2. Bd., S. 631f. (vgl. Schlegel, KA 8, S. 435–437).

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30 über Frankf. den Rückweg: Von dieser Absicht berichtet Brentano Mitte/Ende Oktober 1806 in einem Brief an Arnim. Sinclair habe ihn gebeten, für Friedrich Schlegel Zuhörer zu einem Kollegium über waß man wolle zu sammeln, das dieser in Fft lesen wolle (Schultz, Freundschaftsbriefe 1, S. 434; vgl. auch Friedrich an August Wilhelm Schlegel, 27. Juli 1806, in: Körner, Krisenjahre 1, S. 425). Friedrich reiste jedoch Ende Oktober 1806 zu seinem Bruder August Wilhelm nach Rouen und kehrte erst Anfang Mai 1807 nach Köln zurück (vgl. Körner, Krisenjahre 3, S. 219). 31f. Ihr H. Vater Minister: Christoph Albrecht v. Seckendorf hatte Ende Juli 1806 auf die Leitung des badischen Finanzministeriums verzichtet und erhielt im November 1806 den eher unbedeutenden Posten eines großherzoglichen Gesandten am Hof des Fürstprimas v. Dalberg. In Frankfurt wurde er 1810 bei der Auseinandersetzungskommission für die vormaligen Kur- und Oberrheinischen Reichskreise akkreditiert (vgl. Andreas, Verwaltungsorganisation, S. 114–116; Wolfgang Burgdorf, Christoph Albrecht Freiherr von Seckendorff-Aberdar, Württemberg, in: Wende 1803, S. 433; ADB 54, S. 293). 32f. Eröffnung des Bundestages: Frankfurt war in der am 12. Juli 1806 unterzeichneten Rheinbundakte zum Sitz des Bundestages bestimmt worden, der jedoch nach den Absagen Württembergs und Bayerns wegen des beginnenden Kriegs gegen Preußen nicht zusammentrat. Lediglich für das 1810 gebildete Großherzogtum Frankfurt wurde im Oktober desselben Jahres eine Ständeversammlung nach Hanau einberufen (vgl. Darmstaedter, Großherzogtum, S. 102f.; Wende 1803, S. 75, 428; Günter Christ, Dalberg im Jahrzehnt zwischen Säkularisation und Zusammenbruch des napoleonischen Systems. Symbolfigur politischen Umbruchs – Landesherr – Metropolit, in: Hausberger, Dalberg, S. 137–151, hier: S. 146). 38 Mythologie: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. Juli 1806.

223. Von Johann Franz Cordes, München, 6. September 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,545 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Auf der Rückseite des Bl. zwei Zahlenkolonnen mit Berechnungen Empfängervermerk: erh. 13 Sept. / b. 17. Oct. Erläuterungen Verfasser: Der aus Galentdorf in Westfalen stammende Johann Franz Cordes (geb. 1773) wandte sich nach einem mit der Promotion abgeschlossenen Jurastudium nach München, wo er am 11. Juni 1807 im Alter von nur 34 Jahren verstarb; vgl. den kurzen Nachruf im Intelligenzblatt der JALZ Nr. 52, 8. Juli 1807, Sp. 453: Von ihm sind einige Gedichte in den Schillerschen Musenalmanachen abgedruckt, auch hatte er an dem Freymüthigen, an der Aurora, an Frh. v. Aretins Anzeiger für Literatur und Kunst u.s.w. Antheil. Er war ein Gelehrter von umfassenden Kenntnissen, ein anspruchsloser und liebenswürdiger Mensch. Seine Beiträge für die Aurora verzeichnet Walch, Aurora, S. 170–172; außerdem war er Herausgeber des von 1806 bis zu seinem Tod bei Josef Zängl erscheinenden Münchner Mittwochs- und Sonntagsblatts für den gebildeten und bildungsfähigen Bürger und Landmann in Baiern und Deutschland überhaupt (vgl. ebd., S. 170). Sein Nachlaß, enthaltend Gedichte verschiedener Autoren, Briefe von und an Cordes

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sowie Arbeiten für die Zeitschrift Aurora, befindet sich in der BSB München, Cgm 5446e; vgl. Dieter Kudorfer, Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die neuzeitlichen Handschriften aus Cgm 5155–5500, Wiesbaden 2000, S. 190–194. Nach Goedeke V, 2. Abt., S. 438, und Kosch, 3. Aufl., 2. Bd., 1969, Sp. 760, stammen die Gedichtbeiträge zu Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1798 von einem Namensvetter, dem in Osnabrück und Oldenburg lebenden Juristen Johann Friedrich Cordes (1759–1827). 3f. klöntrupschen Sachen: Der Osnabrücker Jurist, Dialektforscher und Dichter Johann Aegidius Rosemann gen. Klöntrup (1754/55–1830) stand Mitgliedern des Göttinger Hainbundes nahe und veröffentlichte Gedichte u.a. im Göttinger Musenalmanach. Außerdem war er Beiträger zur Zeitschrift Aurora. Seckendorf interessierte sich womöglich für seine Übersetzungen von Liedern Ossians; Beiträge von ihm für die Regensburger Musenalmanache 1807/08 sind allerdings direkt nicht nachweisbar (vgl. aber die von einem Ungenannten übersetzten schottischen Lieder in Musenalmanach 1808, S. 5–11; zu Klöntrups Mitarbeit an der Aurora vgl. Walch, Aurora, S. 190; ADB 51, S. 238–240). 5 der meinigen: Keine Beilagen vorhanden; Beiträge von Cordes zu Seckendorfs Musenalmanachen sind nicht nachweisbar. 6 Aurora: Die auch von Seckendorf mit Beiträgen belieferte Zeitschrift Aurora war Ende 1805 nach dem zweiten Jahrgang eingestellt worden. Bereits vor dem Abschluß des ersten Jahrgangs kursierten Übernahmegerüchte, offenbar wegen der Unerfahrenheit des Verlegers Joseph Scherer: Ich hoffe die Zeitschrift Auror a von B abo und Aretin herausgegeben (welche vermuthlich nächstens der rüstige Cotta mit übernehmen wird) werde auch zu Ihnen gelangen; und da sollten Sie noch in dem laufenden Jahre manchen, wenigstens dem Inhalte nach, nicht uninteressanten Aufsatz finden. (Ludwig Albrecht Schubart [?], Bericht aus Stuttgard d. 1. Nov. 1804, in: Neuer Teutscher Merkur, 12. St., Dezember 1804, S. 310) Schon vorher, während des Aufenthalts von Sinclair und Blankenstein in Stuttgart im Juni 1804, dürfte ein Treffen stattgefunden haben, von dem Kirchner berichtet: „(…) es fehlte auch nicht an literarischen Plänen. Seckendorf erörterte eine Erweiterung der von seinem Freunde von Aretin in München herausgegebenen Zeitschrift ‚Aurora‘, für die er von Hölderlin statt der verlangten Prosaaufsätze schon Gedichte empfangen hatte. (…) Auch Sinclair sollte Beiträge liefern, und Blankenstein wurde zu einem Aufsatz über einen finanziellen Gegenstand aufgefordert.“ (Kirchner, S. 33, der diese Angaben den von Sinclair nach der Entlassung aus württembergischer Haft verfaßten Bemerkungen über den Antheil, den ich an den Angelegenheiten der württembergischen Landstände genommen, entnahm. Homburger Akten des Wiesbadener Staatsarchivs, Kriegsverlust; vgl. ebd., S. 197). 7f. Uebernehmung der Schererschen Handlung: Joseph Scherer, der Verleger der Aurora, hatte 1803 zur Existenzsicherung eine Buchhandlung in München gekauft, besaß „aber nicht die nöthigen Fonds dazu, noch auch kaufmännischen Sinn überhaupt“ (Walch, Aurora, S. 160). Scherer hatte die 1801 eröffnete Filiale des Sulzbacher Buchhändlers Johann Esaias Seidl übernommen und sein Sortiment u.a. 1803 durch Käufe von Dubletten aus dem Säkularisierungsgut bayrischer Klosterbibliotheken ausgebaut. 1806 erhielt er durch Verwendung Aretins eine Stelle als Unterbibliothekar an der Münchner Hofbibliothek; spätestens 1809 verkaufte Scherer die Buchhandlung an Maximilian Josef Stöger (vgl. Pius Dirr, Buchwesen und Schrifttum im alten München, München 1929, S. 126; Bettina Wagner, Dublettenauktionen der Münchener Hofbibliothek in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Aus dem Antiquariat 2006, 2, S. 89–97, hier: S. 90; Schmidt, Buchhändler, S. 247).

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9f. Urtheil gegen (…) Palm u Consorten: Neben fünf weiteren, z.T. in Abwesenheit Angeklagten wurde der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm wegen der Verbreitung der anonym erschienenen Schrift Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung am 25. August 1806 von einem französischen Kriegsgericht in Braunau zum Tode verurteilt und am 26. August erschossen. Die Hinrichtung des ebenfalls inhaftierten Joseph Schoderer wurde auf Drängen der bayerischen Regierung aufgeschoben, der Augsburger Buchhändler wurde nach sechs Wochen aus der Haft entlassen. Das gedruckte Urteil wurde auf Befehl Napoleons in allen Rheinbundstaaten angeschlagen bzw. veröffentlicht (Wortlaut in Julius Graf v. Soden, Johann Philipp Palm, Buchhändler zu Nürnberg. Ein Beitrag zur Geschichte des leztern Jahrzehnds, Nürnberg 1814, S. 115–125). 27 Gegen 4 Abwesende: Zu den sechs wegen Hochverrats von einem französischen Kriegsgericht verurteilten Angeklagten, an denen das Todesurteil wegen Abwesenheit nicht vollstreckt wurde, zählten die Buchhändler Friedrich Emanuel Eurich aus Linz und Kupfer aus Wien. Ebenso abwesend waren die Mitangeklagten Merkel, der Weinwirt aus Neckarsulm war der württembergischen Regierung zur Bestrafung überstellt worden, und Karl Friedrich v. Jenisch, Kommis der Stageschen Buchhandlung in Augsburg, der vom bayerischen König nicht ausgeliefert wurde (vgl. Bitterauf, S. 431; Soden, a.a.O., S. 118ff.; Schmidt, Buchhändler, S. 232f., 514f.; geringfügig abweichend der anonyme Bericht Fragment eines Schreibens aus München vom 16ten September 1806, in: Minerva, 3. Bd., 1806, S. 547–552).

224. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 17. September 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,323 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 21. / b. 8. Oct. Erläuterungen 2 Dein Schreiben: Nicht überliefert. 2f. Stiefschwester des Götterboten: Unklare Anspielung; wahrscheinlich – wie im folgenden – mit Bezug auf verschiedene Zeitschriften, hier: Neuer Teutscher Merkur und Minerva; anschließend: Der Freimüthige, Elysium und Tartarus und Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger. 6 Penuria: Drückender Mangel. 9f. Verfasser des dikken Mannes: Eine entsprechende Veröffentlichung mit der Anspielung auf die Leibesfülle von Seckendorfs vormaligem Dienstherrn, des württembergischen Kurfürsten Friedrich II., konnte nicht ermittelt werden. Ähnlich heißt es in einem Brief von Wilhelm Christoph v. Diede zum Fürstenstein an Seckendorf: Ob ich mich gefreut habe, als ich die Nachricht von Ihrer Befreiung aus den Klauen des dicken Herrn erfuhr, brauch ich Ihnen, theuerster Freund! wohl nicht erst lange zu betheuern (9. Dezember 1805, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,549). 14 ventre par terre: Eigentlich „ventre à terre“, im gestreckten Galopp. 15 Nachricht von S tg d .: Die Schwester hatte Leo am 11. September 1806 Nachrichten und einen Brief von Charlotte Bauer übersandt (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,442; vgl. Regesten).

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18 Bücher von Meyer: Zusammenhang nicht geklärt; evtl. handelte es sich um Bücher von Friedrich Majer sowie Hefte der Münchner Zeitschrift Aurora. 24 Echo: Offenbar ein von Seckendorf gemeinsam mit Benzel-Sternau geplantes Zeitschriftenprojekt für Übersetzungen klassischer Autoren, das den Namen der aus der griechischen Mythologie bekannten Nymphe tragen sollte (vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 1. September 1806). 28f. 1807. anfangende Zeitschrift: Die Absicht, von Neujahr 1807 an eine Zeitung nach Art des Freimüthigen herauszubringen, bekundete Cotta zuerst in einem Brief vom 12. August 1806 an Wilhelm v. Wolzogen (Mojem, Repertorium, S. 196, Nr. 830), dabei stand der später gewählte Name Morgenblatt für gebildete Stände offenbar noch nicht fest. Ein Schreiben Cottas an Seckendorf ist nicht bekannt. 34 Schillerischen Unternehmungen: Zu Rudolf Zacharias Beckers Engagement für eine Benefizstiftung für die Hinterbliebenen Schillers, wozu auch Seckendorfs Plan einer Gallerie aus Schillers Werken gehörte, vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806. 51 Fatum: Unsichere Lesung (Saturn [?]). 53 als Geschäftsmann hieher berufen: Mein bester Gönner allhier Graf Penzl (Benzel), so schreibt am 6. August 1806 der Abt von St. Emmeram, Roman Zirngibl, aus Regensburg an Lorenz Westenrieder, tritt in fürstl. baadische Dienste hinüber. Er vermählte sich mit einer Tochter des baadischen Staatministers Seckendorf, durch diesen Weg erhielt er die Vicepräsidenten Stelle bey den Finanzen mit einem Gehalte von 4500 fl. Hier hatte er nur einen Gehalt von 2000 fl. (Kraus, S. 133). 56 G e m m e n f ü r S ch i l l e r s F r e u n d e : Das Werk erschien erst im Herbst 1807 bei Macklot in Karlsruhe: Gemmen. Taschenbuch für Schillers Freunde auf das Jahr 1808. Vom (!) dem Verfasser des goldnen Kalbes, Karlsruhe 1808 (vgl. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 23. Oktober 1806 und 1. Februar 1807). 63 Der Vater: Über die kurzzeitige Berufung Christoph Albrechts v. Seckendorf zum badischen Minister der Finanzen schrieb Benzel-Sternau am 2. April 1807 an Ignaz Heinrich v. Wessenberg: Auch ich genoß seit 7 Monathen einer mir sehr wol behagenden Ruhe nach langen Anstrengungen. (…) Mein Schwiegervater wurde als Minister, ich als Vizepräsident des Dep[artemen]ts der Finanzen berufen. Abänderungen in dem ersten von ihm entworfenen Plane, die mit seiner Überzeugung nicht stimmten, liesen ihn auf die ihm zugedachte Thätigkeit entsagen. (Reinhard, Bentzel-Sternau/Wessenberg, S. 207). 69 Max: Leos jüngerer Bruder Maximilian Friedrich v. Seckendorf war freiherrlich K.K. österreichischer Kämmerer und Major. 83 die Schreiberin des Überschikten: Charlotte Bauer; vgl. oben, Erl. zu Nachricht von Stgd.

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An Friedrich Koelle, o.O. (Regensburg), 25. September 1806

225. An Friedrich Koelle, o.O. (Regensburg), 25. September 1806 Überlieferung Hs. DLA Marbach A: Uhland, Briefe Dritter 47551 1 Bl., 2o Empfängervermerk: Antwort auf Brief vom 12ten. Erläuterungen 2 übersendeten: Die Beiträge Uhlands und Kerners für den Musenalmanach 1807 (vgl. Uhlands Leben, S. 25). 7 Stück aus dem Heldenbuche: Von Ludwig Uhland: Die Linde zu Garten und Otnits Rächer (Musenalmanach 1807, S. 13–37). 8 Der Verleger: Montag und Weiß. 10 Originalvolksliedern: Sie erschienen im darauffolgenden Jahrgang des Musenalmanachs (vgl. Seckendorf an Brentano, 4. August 1806). Eine erste Zusammen- oder Zuarbeit Koelles für Seckendorfs Volkslieder-Veröffentlichungen lag bereits zwei bis drei Jahre zurück. Beide hatten sich wahrscheinlich schon im Sommer 1803, kurz nach Seckendorfs Übersiedlung nach Stuttgart kennengelernt und den Austausch während Seckendorfs dienstlichem Aufenthalt in Tübingen im April und Mai 1804 vertieft (vgl. Seckendorf an seinen Vater, Christoph Albrecht v. S., 30. April 1804). Seckendorf / der Dichter der in Weimar war /, ist würklich hier, schrieb Koelle am 13. Mai 1804 an Henry Crabb Robinson (Marquardt, Robinson 1, S. 300), und meldete diesem wenig später noch: Ich arbeite mit Seckendorf an einer Sammlung Volkslieder. Kömmt die Polychorda noch ferner heraus? (17. September 1804, ebd., S. 303). Die Zusammenarbeit betraf Übersetzungen altenglischer Volkslieder für die von Bode gegründete Zeitschrift Polychorda (vgl. Seckendorf an Bode, 7. Juni 1803, und an Carl Bertuch, 28. Februar 1803). 12f. von jedem ein Stück (…) weglassen: Vgl. unten sowie Seckendorf an Uhland, 18. Oktober 1806. 14 alle hintereinander weggedruckt: Lieder von C. K. (Kerner) im Musenalmanach 1807, S. 136–143; Lieder von L. U. (Uhland), ebd., S. 144–178. 18 Klosterfräulein (…) der Schäferin Raub: Vgl. ebd., S. 141 und 138f. 20 drei aufblühende Dichter: Kerner, Uhland und möglicherweise Aurnhammer (vgl. die folgende Erl.). 21f. auch hier (…) einen gefunden: Seckendorfs langjähriger Bekannter aus Regensburg, Emerich Jakob Aurnhammer, der jedoch nur zehn, mit A. gezeichnete Gedichte beisteuerte (vgl. Inhaltsverzeichnisse der Seckendorf-Publikationen). Die hier irreführende Angabe 12. Stücke bezieht sich auf den unten genannten Anonymus (vgl. Erl. z. St.). 23 auch Sie: Von Koelle nahm Seckendorf zwei Gedichte, Bächleins Klage und Die Lösung, Ballade (Musenalmanach 1807, S. 97 und 184f.) in den Almanach auf. 24 Gerstner: Sonnette nach Petrarka, Musenalmanach 1807, S. 51f. Karl Friedrich Gerstner (1764–1799) aus Stuttgart, von 1791 bis zu seinem Tod Präzeptor in Alpirsbach, gab u.a. ein Liederbuch für Bürger und Landleute, Stuttgart 1792 heraus. 24f. ausgebildetes Mädchen: Die mit dem Namen Idoine, nach der Figur aus Jean Pauls Titan zeichnende Verfasserin des Liedes Erinnerung (Ich ruh’ an silberner Welle, Musenalmanach 1807, S. 49) konnte nicht identifiziert werden. 26 Fr. Schlegel: Sankt Reinolds Kapelle, ebd., S. 98–102. 26 Hölderlin: Von Hölderlin erschienen im Musenalmanach 1807, zum Teil erstmals

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im Druck, die Elegie Stutgart (unter dem Titel Die Herbstfeier. An Siegfried Schmidt, ebd., S. 3–12), die Hymne Die Wanderung (S. 55–60 [ED in: Flora. Teutschlands Töchtern geweiht, 1802, 4. Vierteljahr]) und die erste Strophe von Brod und Wein (unter dem Titel Die Nacht, S. 90f.). Zu Seckendorfs Eingriffen vgl. seinen Brief an Kerner, 7. Februar 1807. 26 Siegfried Schmidt: Von Siegfried Schmid, der wie Seckendorf 1792–94 (bzw. 1795) in Jena studierte, stammen drei Beiträge im Musenalmanach 1807: Morgenländisches Lied, Die Jäger und Belebte Natur (S. 92, 94f.). 26f. Anonymus: Mit der Sigle X waren – vom Herausgeber anscheinend unerkannt – Beiträge von Karl Ludwig v. Knebel gezeichnet, die zuvor teilweise bereits in Herders Zeitschrift Adrastea veröffentlicht worden waren (vgl. dazu Benzel-Sternau an Seckendorf, 23. Oktober 1806). 27 2. Balladen aus Percy: Der Aufstand im Norden und König Arthurs Tod, Musenalmanach 1807, S. 103–119. 28 7. Spanische: Ebd., S. 120–135; darunter vier aus dem Cid, die in anderer Übertragung auch von Herder in seinen Volksliedern gedruckt wurden, sowie die bereits Hain mitgeteilte Romanze Rio verde! Rio verde! (u.d.T. Die Schlacht bei Sierra Bermeja, ebd., S. 122–125; vgl. Seckendorf an Hain, 9. Mai 1805). 33 den Brief an U & K.: Vgl. Seckendorf an Uhland, 18. Oktober 1806; ein Brief an Kerner aus dieser Zeit ist nicht bekannt (vgl. auch Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807). 34 die Maiklagen: Uhlands Gedicht Maiklage, vgl. Uhland, Gedichte 1, S. 7f. 35 Von Ihr: Vgl. Justinus Kerners sämtliche poetische Werke in vier Bänden, hg. v. Josef Gaismaier, 1. Bd., Leipzig o.J. (1905), S. 102. 37 Aretin’s Anzeiger: Neuer literarischer Anzeiger; vgl. Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806.

226. Von Friedrich Majer, Schleiz, 27. September 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,422 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 1. Oct. Regensb. / b. 14. Nov. / li. o.: 15. darunter von u. H. An Leo. Erläuterungen 8f. unbeantworteten Brief: Nicht bekannt. 14 200/m tapfere Krieger: Nach der Mobilmachung des preußischen Heeres am 9. August 1806, die Armee zählte 126800 Mann, wurde am 25. September auf Scharnhorsts Betreiben der Plan gefaßt, der französischen Armee in Süddeutschland über den Thüringer Wald entgegenzugehen (vgl. v. d. Goltz, Kriegsgeschichte, S. 24–27). 19 meinem lieben Reuß: Heinrich Erbprinz v. Reuß j. L. 24 Tanna: Majers Vater (geb. 1737?), Oberpfarrer von Unterkoskau, war nach der Geburt des Sohnes nach Tanna im Kreis Schleiz versetzt worden (Heyden, Reußenländer, S. 165). 47 dein Taschenbuch: Musenalmanach 1807. 48f. An Friedrich Schlegel (…) geschrieben: Vgl. Majer an Seckendorf, 9. Juli 1806.

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An Ludwig Uhland, Regensburg, 18. Oktober 1806

227. An Ludwig Uhland, Regensburg, 18. Oktober 1806 Überlieferung Hs. DLA Marbach Z 1773 2 Bl., 4o Datum 1806. korrig. aus 1807. Erläuterungen 2f. Beiträge für meinen Almanach: In Seckendorfs Musenalmanach 1807 erschienen von Ludwig Uhland mit der Sigle L. U. zwei Bruchstücke aus dem Heldenbuch sowie 27 Gedichte (vgl. Publikationsverzeichnis). Die Einsendungen hatte Friedrich Koelle vorgenommen (vgl. Seckendorf an Koelle, 25. September 1806). 3 : Verdeckt durch Tintenfleck. 11 Durch H. Kölle: Vgl. Seckendorf an Koelle, 25. September 1806; Koelle wurde 1806 als Legationssekretär zur württembergischen Gesandtschaft nach Paris beordert. 19 Von Ihr und Maiklage weggelassen: Vgl. Seckendorf an Koelle, 25. September 1806.

228. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 23. Oktober 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,325 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. 27. / b. 18. Nov. Regensb. Erläuterungen 2 das deinige v. 8.: Nicht überliefert. 4f. Gemmen (…) im T. Merkur: Einige von Benzel-Sternaus Gemmen, kleineren Dichtungen, denen jeweils als Motto Verse aus verschiedenen Gedichten Schillers vorangestellt waren, wurden im Neuen Teutschen Merkur, 12. St., Dezember 1806, S. 257–280, vorabgedruckt. Die Buchausgabe erschien im Herbst 1807 bei Macklot in Karlsruhe (vgl. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 17. September 1806). 8 Almanach: Musenalmanach 1807. 8f. Sachen; vorzgl. die deinigen: In seinen Musenalmanach gab Seckendorf zwölf eigene Lieder sowie, in einer besonderen Abteilung Stimmen der Völker, Übersetzungen aus dem Englischen und Spanischen (vgl. Publikationsverzeichnis). 9 L . U . : Von dem in Seckendorfs Musenalmanach erstmals veröffentlichenden Ludwig Uhland erschienen, neben 27 Liedern, die Bruchstücke aus dem Heldenbuche (S. 13–37). 10f. Votivtafeln (…) aus Herders Adrastäa: Benzels Hinweis veranlaßte Seckendorf zu folgender Erklärung im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Nr. 322, 29. November 1806, Sp. 3804: Erst nach Erscheinung meines bey Montag und Weiß in Regensburg kürzlich herausgegebenen Musenalmanachs erfahre ich, daß einige der darin unter dem Namen Votivtafeln aufgenommenen Distichen schon im 3 Stück der Adrastea S. 63

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stehen. Ich kenne den Verfasser nicht. Ich fand diese Distichen unter einer ganzen Sammlung in den Papieren, die ich zum Taschenbuche von Weimar im Jahr 1801 bestimmt hatte. Ich weiß nichts, als daß sie vor Erscheinung der Adrastea in meinen Händen waren. Die Handschrift ist mir unbekannt, zum Theil sehr unleserlich und defect. Sie gefielen mir indeß so sehr, daß ich eine Auswahl machte, hier und da ergänzte, und sie theils einzeln theils unter jenem Titel vereinigt, mit dem Buchstaben X. bezeichnet, abdrucken ließ. Regensburg im Nov. 1806. Leo Freyh. von Seckendorf. Der Verfasser der Votivtafeln war Karl Ludwig v. Knebel. Von den unter diesem Titel im Musenalmanach (1807, S. 70–85) abgedruckten, insgesamt 58 Distichen waren zwanzig im 3. Stück von Herders Adrastea unter dem Titel Blumen aus dem Garten eines Freundes erschienen (S. 63–67, gedruckt im Januar 1802; vgl. Johann Gottfried Herder, Adrastea [Auswahl], hg. v. Günter Arnold, Frankfurt a. M. 2000 [Bibliothek deutscher Klassiker 170], S. 1097, 1464). Auch fast alle übrigen Distichen sowie die weiteren, im Almanach mit X gezeichneten Gedichte (bis auf zwei) wurden später als Lebensblüthen in Distichen von Varnhagen und Mundt aus Knebels Nachlaß (1, S. 89–104) veröffentlicht. Ob die unterschiedlich starken Abweichungen der Almanach-Fassungen von denen der Nachlaßausgabe auf Eingriffe Seckendorfs zurückgehen, war nicht zu ermitteln (vgl. auch Seckendorf an Koelle, 25. September 1806). 11 Nazionalzeitung: Die seit 1796 von Rudolph Zacharias Becker in Gotha herausgegebene Nationalzeitung der Teutschen. 26f. Schillers Gallerie: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806, und an Fernow, 11. Juli 1806. 30 Themistokles: In seiner Zeitschrift Jason druckte Benzel-Sternau als Auszug Der Gang am Strande. Dazu heißt es in einer Anmerkung am Schluß: Aus einer handschriftl. Reihe von Gesprächen, betittelt: Themistokles, oder von der Charakterkraft auf Gemeinwohl. (Jason. Eine Zeitschrift. Herausgegeben von dem Verfasser des goldnen Kalbes, Gotha, 1. Bd., März 1808, S. 292–296; eine separate Veröffentlichung ist nicht nachweisbar.) 30 Pigmäenbriefe: Pigmäen-Briefe, 2 Bde., Gotha 1808. Ein Auszug unter dem Titel Vaters-Kummer, Lehre und Jubel erschien vorab in Jason, 1. Bd., Februar 1808, S. 154–166. Darin heißt es in einer Anmerkung, der Beitrag sei dem Herausgeber mitgeteilt aus einer Handschrift, Pygmäen-Briefe betitelt, welche vielleicht im Verlag von Peter Hammer in Kölln erscheinen wird (ebd., S. 154). 33 als Ghm Rath verpflichtet: Benzel-Sternau trat im August 1806 in badische Dienste, zunächst als geheimer Rat des Polizei-Departements.

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An einen Bekannten in Weimar (Heinrich Voß?), Regensburg, 24. Oktober 1806

229. An einen Bekannten in Weimar (Heinrich Voß?), Regensburg, 24. Oktober 1806 Überlieferung Hs. FDH, Hs-18700 Empfängervermerk: v Seckendorf. Regensb. 24. Oct. 6. / beantw. Adressat Der Adressat des Briefes ist nicht mit Sicherheit zu klären. Am meisten spricht für Heinrich Voß; vgl. den Anfang von dessen Brief vom 6. Dezember 1806 an Seckendorf: Ihren vor 4 Wochen geschriebenen Brief, liebster Freund, habe ich erst vorgestern Abend empfangen; er hat mich noch in Weimar gesucht (…). Auch die von Seckendorf angesprochenen Gesundheitsumstände des Adressaten sprechen für den gegen Ende seines Weimarer Aufenthalts erkrankten Heinrich Voß. Dagegen spricht allerdings die Angabe Ihr Vaterland (Heinrich Voß ist in Otterndorf geboren, das nur bis 1731 zum Herzogtum von SachsenLauenburg gehörte, danach zum Kurfürstentum Hannover). Als Weimarer Adressat kommt evtl. auch Friedrich Müller in Frage. Erläuterungen 2 solchen Ereignissen: Die Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806. 4 Idee (…) Schiller: Wohl die geplante Gallerie aus Schillers Werken (vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806 u. ö.). 13 Plünderung zu Weimar: Nach der Niederlage des preußischen Heeres bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 wurde Weimar von französischen Soldaten geplündert; zu den Kriegsfolgen für die Stadt vgl. Goethe, Weimar und Jena im Jahre 1806. Nach Goethes Privatakten, hg. v. Richard und Robert Keil, Leipzig 1882, und die folgenden Erl. sowie die Briefe an Seckendorf von Luise v. Stein, 10. November, Fritsch, 21. November und Heinrich Voß, 6. Dezember 1806. 14 an einige geschrieben: Vgl. Luise v. Stein an Seckendorf, 10. November 1806. 18f. d a s S ch i c k s a l (…) des Hofes: Von der herzoglichen Familie war lediglich Herzogin Louise in Weimar geblieben. Ihr couragiertes Auftreten gegenüber Napoleon, der am Tag nach der Schlacht im Schloß Quartier bezogen hatte, ist Bestandteil nahezu jedes Berichts über die „Weimarischen Scenen“ (Ludwig Geiger) jener Tage und wird auch von Adolf v. Dankelmann in einem – ansonsten zahlreiche Falschinformationen enthaltenden – Brief vom 27. Oktober 1806 an Seckendorf kolportiert: Was ich weis und was man in Genere aus den Lügen sich abstrahiren kann, ist wenig. (…) Die Herzogin Mutter ist in Braunschweig angekommen. Wer sie begleitete weiß ich auch nicht. Die Großfürstin ist nach Petersburg, Wolzogen reist mit. Ich glaube als Hofmarschall. Die Herzogin soll dem Kaiser N. einen Fußfall gethan haben und um Schonung gebethen haben. Der Herzog hat sich mit einem Theile des von ihm angeführten Haufens über den Hartz nach jenseits der Elbe begeben, wo die Preußen nach der Défaite bei Jena und Halle sich wiedersammeln. (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,548) Zu den Aufenthalten der Angehörigen der Familie im einzelnen vgl. Louise v. Stein an Seckendorf, 10. November 1806. 19 Göthe: Vgl. aus den „Tagebuchaufzeichnungen des dänischen Archäologen Johann Heinrich Koës“ (mitget. v. L. Bobe, in: GJb 27, 1906, S. 118–124, hier: S. 122): Die Nacht zwischen dem 14ten und 15ten war das Plündern am schlimmsten. Marodeurs bei Goethe,

Von Luise von Stein, Weimar, 10. November 1806

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setzten ihm eine Bajonette vor die Brust. Wieland kriegte gleich eine Sauvegarde. (Vgl. auch Heinrich Voß an Seckendorf, 6. Dezember 1806.) 19f. Wieland: Wieland blieb von Plünderungen verschont. Sogar die 6 oder 7 gemeinen Husaren und Chausseurs, die in der Nacht vom 14ten October in meiner Wohnung einsprachen, benahmen sich, nach ihrer Weise, sehr manierlich, constituierten sich selbst zu meinen Beschützern (…) und zogen sich sodann wieder zurück, ohne auch nur ein Stecknadel Werth zu nehmen (Wieland an Böttiger, undatiert, in: Starnes, Wieland 3, S. 243). 20 B e r t u ch : Bertuchs Haus blieb von Plünderungen weitgehend verschont durch die Einquartierung der Generäle Jean Verdier und Louis Gabriel Suchet (vgl. Steiner/KühnStillmark, S. 163f.; vgl. auch Loder an Hufeland, in: Geiger, Alt-Weimar, S. 101).

230. Von Luise von Stein, Weimar, 10. November 1806 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 96/2841 1 Dbl., 8o Adresse: Monsieur le Baron / Leo de Seckendorff / à / Ratisbonne / frco. Poststempel R4 WEI Empfängervermerk: erh. Regensb. 15/11. 1806. / b. 17. April. 1807. Erläuterungen Adressatin: Zu L uise Amalie Friederike Auguste v. Stein zu Nord- und Ostheim (1781–1855), seit 1804 Hofdame bei Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, vgl. Marie v. Seckendorf an Leo v. S., 29. Februar 1804, sowie Hans Körner, Die Freiherren v. Stein zu Nord und Ostheim. Sonderdruck aus Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels, Bd. IV, Neustadt a. d. Aisch 1957, S. 314–337, hier: 322–325). Im Oktober 1807 heiratete sie Anton Freiherr v. Ziegesar, den späteren Präsidenten des Oberappellationsgerichts Jena und Kurator der Universität Jena (vgl. ADB 45, S. 159f.). 2 Brief von Bertuch: Nicht bekannt. 6f. Ihre Zeilen v. 24./9.: Nicht bekannt. 7 d. 30.t, Tag unserer Rückkunft: In der Hs.: d. 30.t Tag, unserer Rückkunft. Luise v. Stein begleitete als Hofdame Anna Amalia v. Sachsen-Weimar-Eisenach und deren Enkelin Prinzessin Caroline bei ihrer (eigentlich nach Braunschweig gerichteten) Flucht vor dem französischen Heer vom 14. bis zum 30. Oktober 1806 über Erfurt, Göttingen und Kassel, die schließlich über Eisenach wieder zurück nach Weimar führte. Die ebenfalls mitreisende Louise v. Göchhausen schildert den Verlauf der Irrfahrt in einem Brief an Böttiger vom 3. November 1806 (Göchhausen, S. 164–166). 22 das arme Jena: In Jena vernichtete eine Feuersbrunst über 20 Häuser. Viele Häuser, so Frommann an Goethe, seien geplündert, ganz verwüstet, verlaßen (19. Oktober 1806, Goethe, Regesten 5, S. 83); es habe 3 Tage gebrannt; und, wir haben 3 Tage, Plünderung ausgehalten (Johann Friedrich August Hertel an Goethe, 20. [?] Oktober 1806, ebd., S. 83f.; vgl. auch Goethe, Weimar und Jena im Jahre 1806. Nach Goethes Privatakten, hg. v. Richard und Robert Keil, Leipzig 1882, S. 73–75; Geiger, Alt-Weimar, S. 110). 27 < >en Tage an diesen Sturz erl< >: Textverlust durch Beschädigung des Blattes. 28 der Prinz: Carl Friedrich v. Sachsen-Weimar-Eisenach hatte sich ursprünglich der

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Von Luise von Stein, Weimar, 10. November 1806

am Morgen des 14. Oktober 1806 Weimar verlassenden Anna Amalia angeschlossen, um dann nach Berlin zu gehen, wohin seine Gattin Maria Pawlowna bereits am 11. Oktober abgereist war (vgl. Bojanowski, Louise, S. 283, 289). Nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg kehrte er im November nach Weimar zurück (vgl. Voigt an Goethe, 2. November 1806, Goethe-Voigt-Briefwechsel 3, S. 164; Christian August Vulpius an Nikolaus Meyer, Meier, Vulpius 1, S. 125). 29 der Herzog: Carl August v. Sachsen-Weimar-Eisenach; vgl. Seckendorf an Fritsch, 21. November 1806. 30 das Land sey gerettet: Am 8. November war ein Schreiben Napoleons an die Großherzogin Louise und der Bericht des in Berlin verhandelnden Friedrich Müller in Weimar eingetroffen, „wonach Napoleon die Anerkennung der politischen Existenz Sachsen-Weimars ausgesprochen hatte“ (Goethe-Voigt-Briefwechsel 3, S. 428; vgl. auch Karl Wilhelm v. Fritsch an Seckendorf, 22. März 1807). 30 Prinz Bernhart: Bernhard Prinz v. Sachsen-Weimar-Eisenach, der sich als Vierzehnjähriger im September 1806 freiwillig gemeldet hatte, nahm im Gefolge des Fürsten v. Hohenlohe an der Schlacht von Jena teil. Über sein Verhalten schreibt die Mutter, Herzogin Louise, am 28. Oktober 1806 an ihren Bruder, Ludwig v. Hessen und bei Rhein (?): J’avais aussi les plus grandes inquiétudes pour Bernard, qui servait comme volontaire à l’armée du prince de Hohenlohe; mais heureusement que j’en aie de bonnes nouvelles. Je le vis un quart heure le jour de la bataille, dont il fût, et où il s’est heureusement bien conduit ayant été exposé au plus grand feu et ayant conservé la meilleure contenance. (Bojanowski, Louise, S. 289) Während des Rückzugs in Begleitung seines Erziehers v. Hinzenstern begegnete er Ende Oktober in Schwerin seinem Vater, Herzog Carl August (vgl. Richard Starklof, Das Leben des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1. Bd., Gotha 1865, S. 27ff.). 32 Grause: Georg Melchior Kraus, der Leiter der Weimarer Zeichenakademie, starb am 5. November 1806 an den Verletzungen, die er durch marodierende Soldaten der französischen Armee in Weimar erlitten hatte (vgl. auch den Brief von Heinrich Voß an Seckendorf, 6. Dezember 1806). 35 Mama Egloffstein: Sophie v. Egloffstein. 35 meine Herzogin: Herzogin Mutter Anna Amalia. 37 Ihren Bruder Louis: Leos jüngster Bruder Ludwig v. Seckendorf (1787–1834). 38 die arme Hessen: Nicht sicher zu klären; möglicherweise gemeint ist die ältere Schwester von Herzogin Louise, die mit Karl Ludwig v. Baden verheiratete Amalie Friederike, deren Sohn Karl gegen den Willen der Eltern mit Napoleons Adoptivtochter Stéphanie de Beauharnais verheiratet worden war (am 8. April 1806).

Von Friedrich Majer, Schleiz, 18. November 1806

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231. Von Friedrich Majer, Schleiz, 18. November 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,423 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 22t Regensb. / b. 27. April. 1807. / li. o.: No. 16. Erläuterungen 2 Dein lieber Brief: Nicht bekannt. 16 feste Verbindung mit Alexander: Nach der russischen Garantieerklärung für Preußen am 24. Juli 1806 waren mit dem Zaren Alexander I. Pawlowitsch (1777–1825, reg. 1801–1825) und der russischen Heeresführung keine eingehenderen Absprachen über eine militärische Unterstützung für den preußischen Feldzug gegen Napoleon getroffen worden (vgl. v. d. Goltz, Kriegsgeschichte, S. 24f.). 19f. Pässe (…) offen: Die preußische Armee sammelte sich nördlich des Thüringer Waldes, um in einer „Flankenstellung“ hinter der Saale den Aufzug des französichen Heeres zu erwarten, das sich ab dem 8. Oktober 1806 über die Heeresstraßen von Bayreuth über Hof und Gera bzw. von Bamberg aus rechts der Saale über Schleiz und Saalfeld auf die preußische Hauptstadt Berlin zubewegte. Ein trotz der defensiven Haltung schließlich doch am 11. Oktober eingeleiteter Übergang des preußischen Heeres über die Saale wurde abgebrochen (ebd., S. 28ff.). 27 13 October: Mit dem Vormarsch auf die von den Franzosen besetzte Stadt Naumburg am 12./13. Oktober 1806 ergab sich „für die preußische Armee zum letzten Male eine unerwartet günstige Lage“ (ebd., S. 38), die jedoch durch das Ausbleiben von Angriffen auf die zu diesem Zeitpunkt noch unterlegenen Divisionen der französischen Generäle Davout und Lannes (bei Jena), durch Unentschlossenheit und Langsamkeit des Vormarschs und die Zersplitterung der eigenen Kräfte nicht ausgenutzt wurde (vgl. auch Bichler, Napoleons Krieg, S. 59–62). 33 Herzog von Braunschweig: Karl II. Wilhelm Ferdinand Herzog v. Braunschweig, der Bruder Anna Amalias v. Sachsen-Weimar-Eisenach, war der Oberbefehl über das preußische Heer übertragen worden. Bei Auerstedt verwundet starb er wenige Wochen nach der Schlacht im dänischen Ottensen (bei Hamburg). Das militärische Talent Karls, eines Neffen Friedrichs des Großen, der bereits während des 1. Koalitionskriegs gegen Frankreich 1792/94 den preußischen Oberbefehl innehatte, galt allgemein als überschätzt, der Herzog als ein zögerlicher und unentschlossener Feldherr, der eine entscheidende Offensive gegen den gefürchteten Gegner Napoleon hinausschob (vgl. v. d. Goltz, Kriegsgeschichte, S. 31f.). 38 Schleiz: Bei Schleiz fand am 9. Oktober 1806 ein erstes Gefecht zwischen Teilen des sich zurückziehenden preußischen Heeres und französischen Divisionen statt, bei dem die von General Tauentzien befehligten Verbände eine Niederlage erlitten (vgl. v. d. Goltz, Kriegsgeschichte, S. 32f.; Bichler, Napoleons Krieg, S. 31f.). Ähnlich lautet Majers Bericht in seinem Brief an Johann Wilhelm Ritter vom 16. August 1807: Hier in und nahe bei der Stadt war, wie du wissen wirst, das erste Gefecht. Ich kann nun in Wahrheit sagen: ich bin auch dabei gewesen; denn die Kugeln sind mir so gut um den Kopf gepfiffen als den Kämpfenden. Gewiß beinahe 200000 Mann von der grosen Armee und der Verbündeten giengen in den ersten acht bis zehn Tagen hier durch, ein Drittheil so viel mögen seitdem noch gefolgt seyn (Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau, Bestand Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung).

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An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 21. November 1806

42 der Kaiser: Napoleon. 44f. wie betrugen sich die Truppen: Zum Durchmarsch der französischen Truppen und der „Feuer-Nacht“, den Plünderungen in der Stadt und der Umgebung (10./11. Oktober), vgl. Aufzeichnungen des Fürsten Heinrichs XLII. Reuß-Schleiz über den Aufenthalt Napoleons in Schleiz und die Durchzüge der großen Armee 1806–1810. In der 1896 von Archivar Dr. Berthold Schmidt publizierten Fassung mit neu hinzugef. Erl. v. Juergen K. Klimpke, Schleiz 2006, S. 6–12 u. pass. 55 meines guten Herren: Heinrich XLII. v. Reuß Schleiz j. L. (1752–1818, reg. 1784–1818). 66 meine politische Laufbahn: Vgl. den Brief der Herder-Tochter Luise Stichling an Sophie v. Herder, o. D. (Ende September 1807): Friedrich Majer hat seine Entlassung, noch ist er in Schlaitz wird aber ohne Zweifel wieder seinen Aufenthalt in Weimar nehmen. Man hat ihm dort eine Stelle angebothen, die er aber nicht angenommen; wahrscheinlich will er aus jenen Verhältnissen weg – was ihm auch nicht zu verdenken ist. (Peter v. Gebhardt/Hans Schauer, Johann Gottfried Herder. Seine Vorfahren und seine Nachkommen, 2. Tl., Leipzig 1930, S. 207). 69 Bücher verbrannten mir: Beim Brand des väterlichen Hauses in Tanna; vgl. Majer an Seckendorf, 27. September 1806, und Majer an Ritter, 16. August 1807: Auch ich verlor insbesondere noch vieles dabei, eine schöne Bibliothek von 7–800 Bänden und manche andere dahin zum Aufheben gegebene Besitzthümer (Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau). 77 den Geschäftsträger machen: Vgl. Seckendorfs auf den gleichen Tag datierten Aufruf (Subscription) zur Unterstützung der von den Kriegsfolgen betroffenen Ortschaften (Seckendorf an Fritsch, 21. November 1806, Erl.). 84 Sophie: Sophie Brentano, gesch. Mereau war am 31. Oktober 1806 in Heidelberg an den Folgen einer Entbindung gestorben.

232. An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 21. November 1806 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 20/I a, S. 116–120 (Abschrift; DV). Aus einem Konvolut mit „Abschriften von Briefen an Karl Wilhelm und Jakob Friedrich von Fritsch; Standort: Sächsisches Staatsarchiv. Familienarchiv Fritsch auf Seehausen“. Eine weitere, nur in der Schreibung einzelner Wörter geringfügig abweichende Abschrift von Sophie v. Fritsch aus dem Fritsch-Nachlaß des FDH, Hs-24877. Erläuterungen 20 einige Briefe von Weimar: Von Seckendorfs Weimarer Korrespondenzpartnern ist aus dieser Zeit lediglich der Brief Louise v. Steins vom 10. November 1806 überliefert. 22 Kraus: Vgl. Louise v. Stein an Seckendorf, 10. November 1806. 23f. Schicksal des Landes: Nachdem Herzog Carl August, der als militärischer Befehlshaber in preußischen Diensten (seit 1798) seine Gefangennahme befürchten mußte, vor den französischen Truppen nach Norddeutschland ausgewichen war, wuchs aufgrund der Drohungen Napoleons die Sorge um den Bestand des Weimarer Herzogtums. Die Situation entspannte sich jedoch durch die Auflösung des vom Herzog kommandierten Regiments (29. Oktober 1806), erste Verhandlungen Friedrich Müllers mit Napoleon in Potsdam

An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 21. November 1806

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(4. November) und schließlich der von Carl August am 24. Dezember von Berlin aus erklärten Bereitschaft eines Beitritts des Landes zum Rheinbund (vgl. Volker Ebersbach, Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Goethes Herzog und Freund, Köln/Weimar/Wien 1998, S. 187–191; Louise v. Stein an Seckendorf, 10. November 1806, und unten die Erl. zu Spiegel). 31 Subscription: Der auch Briefen an andere Adressaten ursprünglich beigelegte gedruckte Aufruf zur Unterstützung von Ortschaften, die durch die Kriegsereignisse in Not geraten waren, fehlt. Wahrscheinlich entsprach der Text der im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (bis 18. September 1806 Reichs-Anzeiger) vom 28. November 1806, Nr. 321, Sp. 3797f., veröffentlichten Einladung. Im festen Vertrauen auf die wohlthätigen Gesinnungen der dießmahl von den Verheerungen des Kriegs verschont gebliebenen Gegenden Süd-Deutschlands und auf ihre Bereitwilligkeit, die mannichfaltigen Unterstützungen zu erwiedern, welche sie, besonders die Umgebungen von Ulm, im verflossenen Jahre von ihren Landsleuten im Norden empfiengen, haben sich einige Personen in Regensburg entschlossen, die Eröffnung einer Subscription hiermit anzukündigen, deren Ertrag unter die, durch die unvermeidlichen Schrecknisse des Kriegs so sehr mitgenommenen Einwohner von Weimar, Jena, Schleiz, Gera, Plauen, Auma und Auerstädt und der umliegenden Dörfer vertheilt werden soll. Auf ihr Ersuchen haben die Hrn. Banquiers G. F. v. Dittmer’s Söhne allhier die Güte gehabt, sich zur Uebernahme der eingehenden Gelder bereitwillig finden zu lassen. Die Unternehmer bitten daher um reichliche Unterstützung dieser menschenfreundlichen Absicht und um Absendung der Beyträge an genannte Herren Banquiers. Sie werden alsdann über die Verwendung dieser Gelder seiner Zeit öffentliche Rechnung ablegen. Sollte ein Geber einen der genannten Orte, oder ein Individuum besonders begünstigen wollen, so wird er ersucht, es bey Einsendungen seines Beytrages zu bemerken. Regensburg den 18 Nov. 1806. (Erneuter Abdruck in Allgemeiner Anzeiger Nr. 327, 4. Dezember 1806, Sp. 3866; eine leicht gekürzte Fassung als Korrespondenz-Nachricht im Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 5, 6. Januar 1807, S. 20; vgl. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 3. Dezember 1806, und Seckendorf an Fritsch, 24. April 1807). 33 Mitglied der Regierung: Fritsch gehörte seit 1789 der Weimarer Regierung an, seit 1802 als Vorsitzender der Generalpolizeidirektion, ab 1807 als Präsident des Landespolizeipräsidiums. 47 den Herzoginnen: Herzogin Louise blieb in Weimar; zur Flucht der Herzogin Mutter Anna Amalia vgl. Louise v. Stein an Seckendorf, 10. November 1806. 47 Riedel: Cornelius Johann Rudolf Ri(e)del (1759–1821), bis 1799 Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach, danach Kammerrat bzw. Kammerdirektor in Weimar. 48 Wolfskeel: Fritsch war mit Henriette, geb. v. Wolfskeel zu Reichenberg verheiratet, sein Schwager Christian Friedrich Carl war seit 1804 Oberkonsistorialdirektor in Weimar. 48 Seebach: Gemeint ist vermutlich das Ehepaar Friedrich und Henriette Seebach. 48 Lynker: Der Hauptmann von Lynker ist noch nicht zurück und soll noch irgendwo krank liegen (Voigt an Böttiger, Ende November 1806, in: Geiger, Alt-Weimar, S. 113). 49 Marschall: Wohl August Dietrich Graf v. Marschall auf Burgholzhausen, der Ehemann der 1800 verstorbenen Hortensie v. M., geb. Waldner v. Freundstein, und dessen Familie. 49 Spiegel: Der sachsen-weimarische Kammerherr Karl Emil Spiegel von Pickelsheim

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Von Johann Franz Cordes, München, 28. November 1806

überbrachte Herzog Carl August am 27. Oktober 1806 die Bitte des Geheimen Consiliums, nach Weimar zurückzukommen und Verhandlungen mit Napoleon aufzunehmen (vgl. Politischer Briefwechsel 2, S. 333 und 341). 49 Tieffurt: Vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 6. Dezember 1806. 52 Bechtolsheim: Wahrscheinlich Emil v. Mauchenheim genannt Bechtolsheim oder dessen Vater, Johann Ludwig v. M., sachsen-weimarischer Kanzler in Eisenach (gest. 1806). 52 August: August v. Egloffstein, als Generalmajor und Generaladjutant in den Diensten Herzog Carl Augusts von Sachsen-Weimar-Eisenach, wurde nach seiner Verwundung in der Schlacht bei Jena in einem Spital in Magedeburg gepflegt: August liegt blessirt – wo, das weiß Gott (Caroline v. Egloffstein an Franz Oberthür, 6. November 1806, in: Egloffstein, Zeugnisse, S. 229). 53 Örtel: Friedrich Ludwig Christian v. Oertel, der jüngere Bruder von Seckendorfs Korrespondenzpartner Friedrich Benedikt v. Oertel. 53 Bruder: Der jüngere Bruder Ludwig v. Fritsch, Offizier in preußischen Diensten.

233. Von Johann Franz Cordes, München, 28. November 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,546 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Regensb. 1. Dec. b. 10. Erläuterungen 1 Ihren werthen Brief: Nicht bekannt. 3 quasi Redaction der Aurora: Von der Absicht einer Übernahme von Mitarbeitern der bis Ende 1805 in München erschienenen Zeitschrift Aurora in eine Art Filialredaktion des ab Januar 1807 bei Cotta erscheinenden Morgenblatts für gebildete Stände war bislang nichts bekannt; vgl. aber den bereits zwei Jahre zurückliegenden Bericht des Stuttgarter Korrespondenten des Neuen Teutschen Merkurs (zitiert in Erl. zu Cordes an Seckendorf, 6. September 1806). Briefe J. F. Cottas an Cordes sind nicht bekannt, bei Docen hatte Cotta sich jedoch am 17. November 1806 für dessen Bereitschaft, am Morgenblatt mitzuarbeiten, bedankt (vgl. Mojem, Repertorium, S. 199f., Nr. 849). In einem weiteren Brief an Docen, vom 23. Dezember 1806, bemerkt Cotta, „für das ‚Morgenblatt‘ zähle er auf die Mitarbeit Aretins, der die erste Idee dazu gegeben habe“ (ebd., S. 203, Nr. 867); am 12. Januar 1807 mahnt er Docen wegen der Korrespondenzen für das Morgenblatt (ebd., S. 204, Nr. 874). Liselotte Lohrer zählt zwar nicht die Aurora, jedoch den von Aretin seit Juli 1806 herausgegebenen, zunächst bei Strobel (bzw. in Kommission bei Fleischmann) in München, und zuletzt (1808) bei Cotta in Tübingen erscheinenden Neuen Literarischen Anzeiger, neben weiteren, von Cotta publizierten Zeitschriften wie den Englischen, Französischen und Italienischen Miscellen, zu den Blättern, „die alle zusammen den Grundstock für das ‚Morgenblatt‘ bildeten“ (L. L., Cotta. Geschichte eines Verlages 1659–1959, Stuttgart 1959, S. 76; vgl. auch Fischer, Cotta, S. 772, Nr. 691; Einleitung, Abschn. 5.3). Aretins Literarischer Anzeiger erschien jedoch noch bis Ende Juni 1808 (vgl. Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806). 14 Salvo meliori: Vorbehaltlich eines besseren. 15 Honorar: Das von Cotta gezahlte Honorar betrug für Beiträge A. W. Schlegels 33 fl.

Von Ludwig Uhland, o. O., o. D. (Tübingen, November/Dezember 1806)

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je Spalte (vgl. Körner, Krisenjahre 3, S. 207, mit dem Hinweis auf eine – ehemals – in Coppet befindliche gedruckte Voranzeige des Morgenblatts, ein Oktavblatt mit doppelseitigem Text). 30 Görres: Joseph Görres war bereits eifriger Mitarbeiter der Aurora (vgl. Walch, Aurora, S. 143, 182ff., und den Briefwechsel zwischen Görres und Aretin, in: Görres, Schriften II.2, S. 12–24), eine Einladung Cottas zur Mitarbeit am Morgenblatt ist nicht bekannt. 31 Klotz Sen: & jun.: Mathias Klotz (geb. 1748) war seit 1775 Hoftheatermaler des Kurfürsten Karl Theodor in Mannheim, ab 1778 in München, Beiträge schrieb er u.a. seit 1779 für das Berliner Archiv der Zeit (vgl. Walch, Aurora, S. 176–180). „Die Aufsätze von Mathias Klotz sind bedeutend und gehören zum besten Inhalt der Aurora. (…) Dazu besitzt Klotz die seltene Gabe eines Künstlers, sich auch schriftlich gewandt über seine eigene Kunst und die Kunst überhaupt äußern zu können.“ (Ebd., S. 176) Sein Sohn Simon Petrus Klotz (1776–1824) war als Landschaftsmaler Schüler von Johann Jakob Dorner d.Ä.; vgl. Von Füssli bis Menzel. Aquarelle und Zeichnungen der Goethezeit aus einer Münchner Privatsammlung. Ausstellungskatalog, München/New York 1997, S. 158). 37 H Stoll: Unsichere Lesung, evtl. Stolz; vgl. aber die Mitteilung zu Stolls Aufenthalt in München in Erl. zu Stoll an Seckendorf, vor dem 1. Dezember 1806. 40 da durch jedoch genannt: Unsichere Lesung. 59 N. Litt. Anz.: Neuer literarischer Anzeiger.

234. Von Ludwig Uhland, o.O., o.D. (Tübingen, November/Dezember 1806) Überlieferung Hs. DLA Marbach A: Uhland 46742 1 Dbl., 4o D: Uhlands Briefwechsel, S. 14–17 Datum Uhlands Briefwechsel, S. 14, datiert auf Ende 1806. Erläuterungen 1 Brief vom 19. Okt: Richtig 18. Oktober. 11 nicht vollen 20 Jahren: Uhland wurde am 26. April 1787 geboren. In einem Brief an Koelle schreibt Uhland: Seckendorf hat uns eingeladen, bei seinen Lieblingsstudien mitzuwirken, sollten wir uns geneigt zeigen, so würd’ er uns tiefer in seine Plane einweihen. Ich antwortete, daß ich kein privatisirender Gelehrter, sondern Student seye, und mir keine litterar. Vorräthe zu Gebote stehen, daß es mich aber freuen würde, wenn er mir Gegenstände aus diesem Fache mittheilen möchte, an denen ich meine Kräfte auf angemessene und freie Weise üben könnte. Die Antwort ist noch nicht angelangt. (26. Januar 1807, Uhlands Briefwechsel, S. 20) 27f. Bruchstücke aus dem Heldenbuche: In Seckendorfs Musenalmanach 1807, S. 13–37. Uhland schöpfte dabei aus seinem im Juli 1805 auf der Versteigerung der Herderschen Bibliothek erworbenen Exemplar des Heldenbuchs, einer Ausgabe aus dem Jahr 1590 (bei Sig[is]mund Feyerabend, Frankfurt a. M.; vgl. Haustein, Helden Buch, S. 24–27, mit einer Analyse von Uhlands Bearbeitungsmethode; VL 3, S. 956).

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Von Joseph Ludwig Stoll, Wien, vor 1. Dezember 1806

31 Aufsatz von Docen: Bernhard Joseph Docens Aufsatz Entdeckung über das sogenannte Heldenbuch des Heinrich von Ofterdingen; vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar bis 7. Februar 1807. 35 Tieck: Während seines Rom-Aufenthalts von August 1805 bis Sommer 1806 nahm Ludwig Tieck Abschriften von den in der Vaticana aufbewahrten mittelhochdeutschen Handschriften, verwertete das dabei gewonnene Material jedoch nur zu einem geringen Teil (vgl. die Bearbeitung König Rother zieht einer Jungfrau die Schuhe an in Arnims Zeitung für Einsiedler, 9., 12. und 15. April 1808, Nr. 3–5, Sp. 22–36). In einem Brief Koelles an Uhland heißt es dazu: Der deutsche Codex, den Tieck benützte, ist beinahe der einzige deutsche poetische der kaiserlichen Bibliothek. Ungefähr 200 alte Romane, theils in Romanzo, theils schon in der langue d’oui (der Quelle des heutigen Französischen) liegen da (undatiert; Uhlands Leben, S. 29). 51 von Tieck und Andern bearbeitet: Tieck beschäftigte sich seit etwa 1801 mit einer Bearbeitung des Heldenbuchs und versuchte Frommann (1802) und Zimmer (1807) als Verleger für eine Ausgabe zu gewinnen (vgl. Haustein, Helden Buch, S. 30; Seckendorf an Uhland, 25. Januar bis 7. Februar 1807). Wahrscheinlich dachte Uhland hier auch an Tiecks Geschichte von den Heymonskindern in zwanzig altfränkischen Bildern im 1. Bd. der Volksmährchen, Berlin 1798. Die von Heinrich August Ottokar Reichard herausgegebene Bibliothek der Romane, 21 Bde., Berlin/Riga 1778/94, war ihm anscheinend nicht bekannt (vgl. unten). 57 Karls des Grossen: Von der intensiven Beschäftigung mit diesem Sagenkreis kündet Uhlands Aufsatz Ueber das altfranzösische Epos, angereichert mit Übersetzungs-Proben aus altfranzösischen Gedichten, in: Die Musen. Eine norddeutsche Zeitschrift. Herausgegeben von Friedrich Baron de la Motte Fouqué und Wilhelm Neumann 1812, 3. H., S. 59–109, 4. H., S. 101–155. 79 Bibliothek des Romantisch-Wunderbaren: Herausgegeben von Christian August Vulpius, 2 Bde., Leipzig 1805. 88 Des Knaben Wunderhorn: Herausgegeben von Arnim und Brentano, Heidelberg 1806 (1. Tl.).

235. Von Joseph Ludwig Stoll, Wien, vor 1. Dezember 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,567 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Adresse: An den / Freyherrn Leo von / Seckendorf / Hochwohlgeboren. Empfängervermerk: erh. Regensb. 1. Dec. 1806. / b. 2. Jan. 1807. Erläuterungen 7f. eine Stelle bey dem Theater: Stoll reiste Anfang Mai 1806 mit Empfehlungsschreiben Goethes an Peter Freiherrn v. Braun, den Direktor der Hoftheater, und Josef Freiherrn v. Retzer nach Wien (vgl. Goethe und Österreich 2, S. 20–22). Noch Ende Januar 1807 war die Anstellung nicht erfolgt. Stoll sei, wie Heinrich Schmidt am 30. Januar 1807 Goethe mitteilte, nach München gereis’t und durch Paradoxien mit Vielen Einzelnen, auch mit ganzen Instituten, Censur pp. verfeindet (ebd., S. 24f.). Erst nach seiner Rückkehr nach Wien wurde er von der seit Oktober 1806 die Wiener Theater gemeinschaftlich leitenden Thea-

Von Wilhelm Gottlieb Becker, Dresden, 1. Dezember 1806

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ter-Unternehmungsgesellschaft, der sog. „Kavaliersdirektion“, als Theaterregisseur angestellt (vgl. Sauer, Stoll, S. 314). 10 ihr < > Zutrauen: Textverlust durch Papierbeschädigung (Siegelabriß). Die Andeutung ist unklar, vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem in Cordes Brief vom 28. November 1806 an Seckendorf erwähnten Angebot Stolls, den Münchner Aurora-Redakteur bei der Arbeit in einer noch einzurichtenden Filialredaktion von Cottas Morgenblatt zu unterstützen. Der erwähnte Brief Seckendorfs an Stoll ist nicht bekannt. 11 neuen Lustspiel: Wahrscheinlich das am 19. März 1806 in Weimar uraufgeführte Streit und Liebe, das unter dem Titel Das Duell, eine dramatische Maske im 2. Heft des Prometheus gedruckt wurde (S. 21–36; vgl. Burkhardt, Repertoire, S. 59). In Seckendorfs Regensburger Musenalmanach 1808 erschienen zwei Gedichte Stolls: Die Zeit und Der Tod (S. 175 und 177). 12 2 Meiner neuen Stücke: Nicht eindeutig zu ermitteln; zu Stolls Problemen mit der österreichischen Zensur vgl. die erste Erl. Neben dem o. g. Streit und Liebe erschien im Prometheus (1. H., S. 19–30) das Stück Amors Bild, in einem Act. Gedruckt lag bis zu diesem Zeitpunkt lediglich vor: Scherz und Ernst. Ein Spiel in Versen, Berlin 1804.

236. Von Wilhelm Gottlieb Becker, Dresden, 1. Dezember 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,544 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: b. 12. Jan. Erläuterungen 4 Zuschrift: Nicht ermittelt. 9f. Pränumerationspreis des Augusteum: Augusteum. Dresden’s antike Denkmäler enthaltend. Herausgegeben von Wilhelm Gottlieb Becker, 1. Bd., Leipzig 1804 (Bd. 2 und 3 erschienen 1808 und 1811). Wilhelm Gottlieb Becker (1753–1813), seit 1795 Inspektor der Dresdner Antikengalerie, gab das opulent, mit zahlreichen, z.T. kolorierten Kupferstichen ausgestattete Werk auf eigene Kosten heraus. Der Subskriptionspreis betrug für das heftweise ausgegebene Augusteum beim ersten Heft 8 Rtlr., bei allen folgenden 6 Rtlr. Bereits in einer Herausgebernotiz im Anschluß an das Verzeichnis der Pränumeranten – in dem Seckendorfs Name fehlt – beklagte sich Becker: So aufmunternd auch das Vertrauen obiger Beförderer einer so kostspieligen Unternehmung für mich war, so sehe ich mich doch zu der Äußerung genöthiget, daß mehrere Theilnehmer sich um die Fortsetzung nicht bekümmert und mehrere Andre noch gar nichts bezahlt haben. Anschließend gibt Becker zu bedenken, daß der ohnedieß zu niedrige Pränumerationspreiß nur denenjenigen gehalten werden kann, die beim Empfang eines Heftes das folgende wirklich vorausbezahlen (Augusteum, 1. Bd., unpag.). 17 Musée de France: Der ähnlich wie Beckers Werk, mit etlichen Nachstichen berühmter Gemälde aus französischen Museen ausgestattete Cours Historique et Élémentaire de Peinture, ou Galerie complette du Museum Central de France. Par une Société d’Amateurs et d’Artistes, Bd. 1ff., Paris 1802ff.

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Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 3. Dezember 1806

237. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 3. Dezember 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,324 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. 9ten / b. 20. Erläuterungen 2 deine beiden Briefe: Nicht überliefert. 3f. meine Theilnehmung: Am Morgenblatt für gebildete Stände, das ab Januar 1807 bei Cotta in Tübingen erschien (vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 17. September 1806). 5 Plan des Ganzen: „Das Erscheinen des ‚Morgenblatts‘ wurde in einem Prospekt angekündigt, der in verschiedenen Journalen und Zeitungen erschien“ (Fischer, Cotta, S. 716, Nr. 629; vgl. etwa Allgemeiner Anzeiger, Nr. 343, 21. Dezember 1806, Sp. 4028f.; zum Wortlaut vgl. die erst spät gedruckte Anzeige im Intelligenzbl. des Neuen Teutschen Merkurs, 8. St., August 1807, S. VI–VIII). Briefe Cottas an Benzel-Sternau sind nicht bekannt, er erkundigte sich jedoch am 2. Februar 1807 nach ihm bei dem badischen Staatsrechtler und Professor in Heidelberg, Johann Ludwig Klüber (vgl. Mojem, Repertorium, S. 206, Nr. 882). 12 allemann. Gedichte: Johann Peter Hebel, Alemannische Gedichte, Karlsruhe 1803. Von Hebel erschien kein Beitrag im Musenalmanach 1808. 12 Subskripzion: Vgl. Seckendorf an Fritsch, 21. November 1806. In einem Brief des Schwagers Carl v. Seckendorf an Leo v. S. vom 8. Dezember 1806 heißt es: Dein Schreiben vom 28t 9br mit den beiden Exempl: der Ankündigung habe ich erhalten und werde mir Mühe geben, einen meiner Bekannten in Bamberg zur Übernahme des EinkaßirungsGeschäfts zu disponiren. Doch darfst du dir keinen sehr beträchtl: Beitrag aus einer Gegend versprechen, die selbst unendlich gelitten hat (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,566; vgl. auch Majer an Seckendorf, 2./10. Mai 1807). 18f. Reizenstein (…) in B tätig: Unleserliches Wort. Sigismund v. Reitzenstein (1766–1847), 1797–1803 und 1806 badischer Gesandter in Paris, kam nach der Gründung des Rheinbundes im Herbst 1806 nach Heidelberg, wo er mit der Reorganisation der Universität betraut wurde (zwischen September 1806 und Mai 1807 als Kurator; vgl. Schnabel, S. 81–83; NDB 21, S. 404f.). Benzels versprochene Erkundigungen standen wohl im Zusammenhang mit Seckendorfs gelegentlich geäußerten Plänen, an die Universität Heidelberg zu gehen. 20 Reden: Franz Ludwig Wilhelm v. Reden. 25 Max: Seckendorfs Bruder Maximilian Friedrich. 29 Titania: Titania oder das Reich der Mährchen. Aus dem Klarfeldischen Archive. Vom Herausgeber des goldnen Kalbes, Regensburg 1807; vgl. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 1. Februar 1807. 32 Pigmäen Briefe: Pigmäen-Briefe, 2 Bde., Gotha 1808; vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 23. Oktober 1806.

Von Heinrich Voß, Heidelberg, 6. Dezember 1806

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238. Von Heinrich Voß, Heidelberg, 6. Dezember 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,568 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: erh. Regensb. 13. / b. 30. März 1807. D: Scheidel 1885, S. 25f. (TD); Obser, S. 43–46 Erläuterungen 2 Ihren (…) Brief: Wahrscheinlich Seckendorfs Brief vom 24. Oktober 1806 an einen nicht genannten Adressaten. 6 nach Heidelberg: H. Voß verließ Weimar auf Veranlassung des Vaters Johann Heinrich Voß (vgl. dessen Brief an Goethe, 26. Oktober 1806, in: Gräf, Briefe, S. 59) in der ersten Novemberhälfte 1806. Im April 1807 wurde er als Extraordinarius für klassische Philologie an der Universität Heidelberg angestellt. Wegen eines hartnäckigen Leidens an der Lippe hatte er sich im Frühjahr 1806 drei Monate in Jena behandeln lassen (vgl. Gräf, Voss, S. 100f.; Otto Biehler, Aloys Schreiber. 1761–1841. Sein Leben und seine Werke, in: Zs für die Geschichte des Oberrheins NF 55 [94], 1942, S. 598–675, hier: S. 635). 16–23 Göthe (…) seine Verheiratung: Vgl. den auf Mitteilungen Gottlobs v. Egloffstein zurückgehenden Bericht Ferdinand Justus Christian Loders in einem Brief an Christoph Wilhelm Hufeland von 24. März/8. April 1807: Goethe ward allerdings geplündert und ein paar brutale Kerls drangen mit ihrem Degen auf ihn ein und hätten ihn vielleicht umgebracht oder wenigstens verwundet, wenn die Vulpius sich nicht auf ihn geworfen und ihn theils dadurch, theils durch einige silberne Leuchter, die sie sogleich hergab, gerettet hätte. D a f ü r hat er sie geheyrathet (am 19. Oktober 1806) und der Herzog hat nachher seine Einwilligung dazu gegeben, auch haben die Weimarischen Damen – Egloffstein’s Frau mit zuerst – die neue Geheime Räthin in ihre Gesellschaften gebeten und sie dadurch gefirmelt. (Geiger, Alt-Weimar, S. 99) 29 Optik: Goethes Zur Farbenlehre, 1. Bd., Tübingen 1808, erschien bereits im September 1807. 29 Krause: Georg Melchior Kraus starb am 5. November 1806 (vgl. Louise v. Stein an Seckendorf, 10. November 1806) 33 Meyer: Über die Plünderungen bei Heinrich Meyer und seiner Familie berichtet Johanna Schopenhauer ihrem Sohn August im Oktober 1806 (Geiger, Alt-Weimar, S. 105): Professor Meyer wollte in seinem Hause bleiben, aber die fliehenden Preußen ließen drei Pulverwagen dicht vor seinem Hause stehen, wovon einer ganz zerbrochen war, daß das Pulver umher lag. Meyer konnte also nicht bleiben; er eilte zu seinen Schwiegereltern, die nicht weit von Kühns wohnten. Auch hierher drangen die Unholde, raubten Alles, treiben zuletzt mit Gewalt die unglückliche Familie zum Hause hinaus, welche zusehen mußte, wie man ihre Habseligkeiten ordentlich auf Wagen lud und fortfuhr. (…) Goethe sagte mir nachher, er hätte nie ein größeres Bild des Jammers gesehen, als diesen Mann im leeren Zimmer, rund um ihn alle Papiere zerrissen und zerstreut. 35 Aufsäze im Elys.u. Tartarus: In Johann Daniel Falks in Weimar herausgegebener Zeitschrift Elysium und Tartarus erschienen noch wenige Wochen vor der Schlacht bei Jena und Auerstedt patriotisch-nationale bzw. gegen Frankreich gerichtete Aufsätze, z.B. Empfindungen bei der Nachricht von Palms Tode oder Deutschlands Auferstehung (Nr. 74f., 1. und 6. Oktober 1806; vgl. Geiger, Alt-Weimar, S. 165f.; Wiederabdruck verschiedener Auf-

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Von Heinrich Voß, Heidelberg, 6. Dezember 1806

sätze in Johannes Falks Kriegsbüchlein. Nr. 1. Darstellung der Kriegsdrangsale Weimars, Weimar 1815, Neudruck Leipzig 1911, S. 128–138). Falk erhielt kurz nach dem Eintreffen der Franzosen auf Empfehlung Wielands die Stelle eines Secretaire interprète beim französischen Militärintendanten Vilain de St. Hilaire (vgl. JALZ, Intelligenzbl. Nr. 24, 28. März 1807, Sp. 201, und die Erinnerungen von Falks Tochter Rosalie; nach Starnes, Wieland 3, S. 247). 38 Fernow: Karl Ludwig Fernow gab selbst einen umfangreichen Bericht über die Plünderungen in einem Brief an Böttiger (6. November 1806, Böttiger, Literarische Zustände 1838, 2. Bd., S. 264–274, hier: S. 269): Ich und meine sämmtlichen Hausgenossen mußten (…) die Nacht außer dem Bette zubringen, weil unser Haus nicht zu verschließen war. 40f. Wieland: Vgl. Seckendorf an einen Bekannten in Weimar (Heinrich Voß?), 24. Oktober 1806. 41 Bertuch: Vgl. ebd. 43 Die Schiller: Von Charlotte v. Schiller stammt der von Bojanowski (Louise, S. 285) überlieferte Augenzeugenbericht über das Verhalten der Herzogin Louise gegenüber Napoleon am Tag nach der Schlacht. 49 in Tieffurth: In Tiefurt ist es desto ärger hergegangen; in dem dortigen Wohnhause der Herzogin ist Alles geplündert und zerschlagen; die Zeichnungen im Speisesaal hat man aus dem Rahmen weggenommen. In dem neuen artigen Salon ist Alles ruinirt (Fernow an Böttiger, 6. November 1806, in: Böttiger, Literarische Zustände 1838, 2. Bd., S. 271; vgl. auch Seckendorf an Fritsch, 21. November 1806). 50 Park: Den Park sollten sie sehen! Ach Gott! Sie kennten ihn an manchen Stellen gar nicht mehr; die amerikanischen Bäume sind größtentheils alle niedergehauen; u das Römische Haus ist von innen schön mitgenommen. (Christian August Vulpius an Nikolaus Meyer, 10. November 1806, in: Meier, Vulpius 1, S. 126; vgl. auch die Berichte der Herzogin Louise in Bojanowski, Louise, S. 289, und Johanna Schopenhauers bei Geiger, AltWeimar, S. 103) 54 Frau von Stein: Vgl. Bojanowski, Louise, S. 285: „Wiederholt ließ sie [Herzogin Louise] Frau von Stein, die sie anfangs in ihrer Wohnung dem Tumult beutegieriger Soldaten ausgesetzt wußte, auffordern, sich zu ihr ins Schloß zu retten.“ 61 Allmanach: Musenalmanach 1807. 62 Schlegels Rom: Rom. Elegie von A. W. Schlegel, Berlin 1805 (Unger). Ursprünglich hatte Goethe Eichstädt die Rezension für die JALZ versprochen, gab sie dann aber an Heinrich Voß ab, da dieser bereits zuvor eine Besprechung für Falks Elysium und Tartarus geliefert hatte (vgl. JALZ 13.–15. Januar 1807, Nr. 11–13, Sp. 81–99, und Intelligenzbl. der JALZ 1807, Nr. 17, Sp. 143; vgl. auch Körner, Krisenjahre 3, S. 145). 64 Offizin: Vgl. den Brief von Eichstädt an Goethe, 18. Oktober 1806, Goethe, Regesten 5, S. 173. 65 Schlegel herzhaft aufgefodert: Möge diese Anzeige dem verdienstvollen Verfasser der Elegie Rom (…) eine Auffoderung seyn, bald neue Beweise abzulegen, wie sehr er inneren Beruf habe, das Studium der Metrik unter den Deutschen zu verbreiten! (JALZ, 15. Januar 1807, Nr. 13, Sp. 99). 68f. Wintermährchen (…) Cymbel u. Macbeth: Die Shakespeare-Dramen erschienen schließlich in Bd. 1 und 2 der Schauspiele von W. Shakespeare, übersetzt von Heinrich Voß und Abraham Voß, 3 Bde., Tübingen 1810/15. Vgl. auch Heinrich Voß an Johann Friedrich Cotta, 4. Februar 1809: Der König Cymbelin, der noch nie poetisch übersetzt ist, soll sich hoffentlich Beifall erwerben (…). Ob (August Wilhelm) Schlegel sei-

Von Johann Franz Cordes, München, 12. Dezember 1806

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nen Shakespeare fortsetzen wird – und vollenden, bezweifle ich sehr (Fehling, Briefe an Cotta 1, S. 308f.). Heinrich Voß’ Übersetzungsarbeiten sind auch gemeint in einer Fußnote von Seckendorfs Besprechung der Wiener Macbeth-Aufführung Nach Schillers Bearbeitung im Prometheus, 2. H., Anzeiger, S. 14: Freylich ist eine Übersetzung des Macbeth, besonders der Hexengesänge, eine der schwierigsten Aufgaben, selbst der sprach- und versgewandte neueste Übersetzer hat dieß gefühlt, und es ist wohl nicht ohne Absicht, daß er mit dieser Arbeit, wie mit andern aus Shakespeares reiferer Zeit, dem Lear, Othello, Cymbeline, zögert. 69f. der Eschenburgischen: Willhelm Shakespeares Schauspiele. Übersetzt von Joh. Joach. Eschenburg. Neue verb. Auflage, 20 Bde., Mannheim/Straßburg 1778/80. 74 Nichols’sche Ausgabe London 97: Nicht ermittelt; die Ausgabe The Plays of William Shakespeare des Londoner Druckers John Nichols und seines Sohnes John Bowyer Nichols erschien 1811 in 9 Bänden.

239. Von Johann Franz Cordes, München, 12. Dezember 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,547 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o Adresse: Seiner Hochwohlgebohren / Dem Frey Herrn von Seckendorf. / zu / Regensburg. Poststempel: R4 MÜNCHEN Empfängervermerk: erh. 14. Dec. Reg. / b. 21. Jan. 1807. Erläuterungen 1 Brief von Cotta: Nicht bekannt; vgl. die bei Mojem (Repertorium, S. 196–203) verzeichneten Briefe an verschiedene potentielle Beiträger zu dem ab Januar 1807 erscheinenden Morgenblatt sowie Cordes an Seckendorf, 28. November 1806 zu den hier angesprochenen Einzelheiten. 13 Kupfer zum N. Litt. Anzeiger: Die Kupferstichbeilagen zu Aretins seit Juli 1806 erscheinendem Neuem literarischen Anzeiger wurden, ebenso wie die sporadisch hinzugefügten redaktionellen Beilagen, offenbar nur unregelmäßig mitgeliefert (fehlen im Exemplar der ULB Darmstadt Sign. Zs 9768 und Zs 9768i; vgl. auch Seckendorf an Aretin, 20. März 1807). 14 Schelling: Schelling war im Frühjahr 1806 als besoldetes Mitglied an die Münchner Akademie der Wissenschaften berufen worden, ein Brief aus dieser Zeit an Aretin ist nicht bekannt (vgl. F. W. J. Schelling, Briefe und Dokumente, Bd. 1: 1775–1809, hg. v. Horst Fuhrmans, Bonn 1962, S. 348–354). 18 Anzeiger für Literatur u Kunst: Vielleicht der Kritische Anzeiger für Litteratur und Kunst, der 1807–11 bei Jakob Giel in München erschien. Eine Übersicht über die Anfang 1807 in München erscheinenden insgesamt zehn Tagblätter im Intelligenzblatt der JALZ (Nr. 17, 28. Februar 1807, Sp. 143) nennt jedoch die Allgemeine Anzeige (so!) für Literatur und Kunst, in der Lentnerschen Buchhandlung, wöchentlich ein halber Bogen. 24 Münchner Nationalzeitung: Die von Friedrich Albert Klebe (1769–1843) ab dem 1. Januar 1807 herausgegebene Baierische National-Zeitung (erschienen bis 1820; vgl. die Ankündigung in der JALZ, ebd.).

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An Achim von Arnim, Regensburg, 16. Dezember o. J. (1806)

28 Dambmann: Die Bekanntschaft mit Georg Peter Dambmann (1761–1826), Geschäftsträger mehrerer Reichsstände am Reichstage und wie Seckendorf Mitglied der Regensburger Lesegesellschaft Harmonie, war Cordes möglicherweise durch Aretin vermittelt worden, den Dambmann im Sommer 1801 nach Paris begleitet hatte (Hamberger/ Meusel 17, S. 383; vgl. auch Neuer Teutscher Merkur, September 1801, 9. St., S. 69f.). Durch die Überwachung des Drucks einer Denkschrift (1804) über das Verhältnis der Landstände zu Friedrich II. v. Württemberg war Dambmann offenbar auch in das Stuttgarter Verfahren gegen Seckendorf, Sinclair, Baz und andere involviert, hielt sich zu diesem Zeitpunkt aber wohl nicht mehr in Württemberg auf (vgl. das Konvolut Actenstücke aus dem Fascicel: Bazische Papiere welche von Wien kamen, HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3289, Bl. 247–254). Nach dem Ende des Alten Reichs übernahm Dambmann zwischenzeitlich eine „Informatorenstelle“ bei einem jungen Münchner Grafen, schließlich (um 1808) trat er in Wien in den Dienst des Grafen Stadion und schloß sich eng an August Ernst v. Steigentesch an (vgl. Scriba, Lexikon, S. 153–155; Goedeke VII, S. 243). 32f. keins beyden (…) an versichert: Hs. beschädigt durch Siegelabriß. 33 Iffland würde (…) hieher kommen: Die Quelle dieses Gerüchts wurde nicht ermittelt. Zu Anfang des folgenden Jahres waren vielmehr Verhandlungen über eine Berufung nach Wien im Gange, die Iffland jedoch zunächst ablehnte, um erst im September 1808 zu einem längeren Gastspiel dorthin zu reisen (vgl. Goethe und Österreich 2, S. XVI und 215, sowie Hugo Holsteins Einführung in: A. W. Iffland, Ueber meine theatralische Laufbahn, Heilbronn 1886 [Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts 24], S. LVII–LIX). 36f. v Hompesch: Johann Wilhelm Freiherr v. Hompesch-Bollheim (1761–1809) war am 29. Oktober 1806 im Zuge der neuen Ministerialorganisation des Königreichs Bayern zum Minister der Finanzen ernannt worden. 38 Scheerers Buchhandlung: Vgl. Cordes an Seckendorf, 6. September 1806.

240. An Achim von Arnim, Regensburg, 16. Dezember o.J. (1806) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 03/226 1 Dbl., 2o Adresse: A Monsieur / Monsieur le Baron Louis / A. d’Arnim / à / Friedenfelde, / p. Prenzlau, in der Uckermark. Poststempel: R.4. REGENSBURG und weitere postalische Vermerke D: WAA 32/1, S. 363–365 Erläuterungen 2f. Ihren Brief vom 5t Oct.: Nicht erhalten; vgl. Weiss, Unbekannte Briefe, S. 128. 4 der gräßliche Schlag: Die Niederlage des preußischen Heeres bei Jena und Auerstedt. 24 Eleusinien: Altgriechisches Fest mit Prozession zu Ehren der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter. 30 Tante Schliz: Louise Caroline Gräfin v. Schlitz. 37 Schauplaz des Elends: Arnim befand sich nicht, wie Seckendorf vermutete, auf seinen Gütern (vgl. Adresse), sondern war über Berlin und Danzig dem fliehenden preußischen Königshof nach Königsberg gefolgt.

An Christoph Albrecht von Seckendorf, Regensburg, 24. Dezember 1806

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42 Mein Almanach: Musenalmanach 1807. 42f. teutschen Originalvolkslieder weggelassen: Sie erschienen im zweiten Jahrgang des Musenalmanachs (1808). 45 zweier jungen Dichter: Justinus Kerner und Ludwig Uhland. 47 Ihren Verleger: Seckendorfs Brief an Johann Georg Zimmer, den Verleger von Des Knaben Wunderhorn, 1. Tl., Heidelberg 1806 (bei Mohr und Zimmer), ist nicht bekannt. 49 guten Drucker: Heinrich Augustin in Regensburg. 52 Mildheinische Liederbuch: Mildheimisches Lieder-Buch, ges. v. Rudolf Zacharias Becker, Gotha 1799. Mit dem gleichen Vorsatz waren die Herausgeber des Wunderhorns angetreten, es sollte das platte oft unendlich gemeine Mildheimische Liederbuch unnötig mache (Brentano an Arnim, 15. Februar 1805, in: Schultz, Freundschaftsbriefe 1, S. 263). 53 Samlung von Volksmelodien: Vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806; die Sammlung kam nicht zustande. 54 Reichard: Der Brief Johann Friedrich Reichardts, der sich im Frühjahr und Sommer 1807 wie Arnim in Königsberg aufhielt, an Seckendorf ist nicht bekannt.

241. An Christoph Albrecht von Seckendorf, Regensburg, 24. Dezember 1806 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,257b/261 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 4o (257b), 1 Bl., 4o (261) Empfängervermerk: rep. le 9. Janv. D: Obser, S. 41f. (TD) Datum 1806. aus 1807. (Korrektur des Empfängers?) Erläuterungen 5 X…: Unleserliche Stelle. 9 mon imprimé: Seckendorfs Aufruf zu einer Subscription für die von den Kriegsereignissen Geschädigten (vgl. Seckendorf an Fritsch, 21. November 1806). 10 Prince primat: Carl v. Dalberg. 25 Halle: Drei Tage nach der Besetzung der Stadt durch die Truppen Marschall Bernadottes war die Universität Halle am 20. Oktober 1806 auf französischen Befehl geschlossen worden. Mit dem Frieden von Tilsit (7. Juli 1807) verlor Preußen alle Universitätsstandorte westlich der Elbe; die Universität Halle wurde schließlich erst im Mai 1808 unter westfälischer Verwaltung wiedereröffnet. 27f. Reizensteins Kuratel: Vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 3. Dezember 1806. 30 Friedrich Schlegel: Befand sich nicht in Frankfurt, sondern war Ende Oktober 1806 zu seinem Bruder August Wilhelm nach Rouen gereist (vgl. Friedrich Schlegel an Seckendorf, 5. September 1806). 35f. Privatdozent in Jena: Friedrich Schlegel war im Wintersemester 1800/01 an der philosophischen Fakultät der Universität Jena zum Doktor promoviert und als Privatdozent habilitiert worden. Am 27. Oktober 1800 eröffnete er ein Kolleg Über Transzendentalphilosophie.

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Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 10. Januar 1807

37 in Paris: Schlegel hielt sich zwischen Juli 1802 und April 1804 in Paris auf. 37 : Erg. d. Hg. 38 Kozebue und Merkel: Beide polemisierten nach der Weimarer Uraufführung von F. Schlegels Alarcos (29. Mai 1802) gegen den Autor; Garlieb Merkel in den Briefen an ein Frauenzimmer über die wichtigsten Produkte der schönen Literatur, Berlin 1802, Kotzebue u.a. mit seinen anonym erschienenen Expectorationes. Ein Kunstwerk und zugleich ein Vorspiel zum Alarcos, Berlin (d. i. Altenburg) 1803 (vgl. die Dokumentation bei Fambach, S. 596ff.; Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 10. Juni 1802). 41 Akademie (…) in Mannheim: Nachdem sich die 1758 gegründete Zeichnungs- und Bildhauerakademie in Mannheim nach dem Tod ihres Leiters Peter Anton Verschaffelt 1793 aufgelöst hatte, wurden im Zuge der Neuorganisation der Universität Heidelberg 1803/05 auch Pläne zur Einrichtung einer neuen Kunstakademie, allerdings nur in Heidelberg, laut. In Mannheim war 1803 durch Markgraf Karl Friedrich v. Baden lediglich eine GemäldeGalerie gegründet worden (vgl. Erika Rödiger-Diruf, Friedrich Rottmann. Universitätszeichenmeister in Heidelberg, in: Ausstellung Baden und Württemberg 2, S. 561–582, hier: S. 562). 44 Casino: Die 1802 gegründete Frankfurter Kasinogesellschaft mit bis zu 250 Mitgliedern wird von Darmstaedter wegen der hohen jährlichen Beiträge „als eine Vereinigung der reichen Leute“ bezeichnet (Großherzogtum, S. 343). 45 Sinclair: Isaac v. Sinclair ging Ende September über Frankfurt und Kassel nach Helmstädt; vgl. seinen Brief an Brentano, 20. September 1806 (Hs. BJ Krakau; vgl. Michael Franz, September 1806, in: Le pauvre Holterling. Blätter zur Frankfurter Ausgabe, Nr. 6, Frankfurt 1983, S. 45f.). 45f. ma dernière lettre: Nicht überliefert. 46 Roi de W.: Friedrich I. v. Württemberg. 47 N.: Napoleon. 48 n’en fasse justice: justice möglicherweise gestr. 49 Starkloff: Georg Wilhelm v. Starkloff, bis 1803 als Vertreter Philipp Maximilians v. Günderrode am Regensburger Reichstag, war von Wilhelm IX. v. Hessen-Kassel im November 1807 (vergeblich) nach Berlin entsandt worden, um bei Napoleon Verständnis für die Haltung des hessischen Landgrafen und späteren Kurfürsten Wilhelm I. im preußisch-französischen Krieg zu erzielen (vgl. Wolfgang Burgdorf, in: Wende 1803, S. 434); Brief nicht bekannt. 49–55 Louis (…) Max: Seckendorfs Brüder Ludwig und Maximilian.

242. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 10. Januar 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,326 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: pf. 16. / b. 20. Erläuterungen 2 v. 5.: Nicht erhalten. 6 N. Anzeiger: Unklar; gemeint ist vermutlich R. Z. Beckers Nationalzeitung der Teutschen, Gotha 1796ff. (vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 23. Oktober 1806), oder dessen,

An Johann Franz Cordes, Regensburg, 21. Januar 1807

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nach dem Ende des Alten Reichs ab Mitte September 1806 in Allgemeiner Anzeiger umbenannter Reichs-Anzeiger (vgl. Nr. 249, 17. September 1806, Sp. 3097). Wahrscheinlich nicht gemeint ist der von Aretin herausgegebene Neue literarische Anzeiger. 6 Abendzeitung: Die von Karl Gottfried Winkler (Pseud. Theodor Hell) und Friedrich Kind herausgegebene Dresdner Abend-Zeitung, 1805–06. 8 Üchtriz: Nicht sicher geklärt, evtl. verwandt mit dem bayerischen Oberst Ernst v. Uechtritz aus Lenzfried bei Kempten (vgl. Hueck, Adelslexikon 15, S. 100; zur Familie vgl. auch Augusta v. Kalb an Seckendorf, 17. April 1799). 9 Handschrift: Seckendorf besorgte die Druckrevision für die in Regensburg bei Montag und Weiß erscheinende Titania oder das Reich der Mährchen, vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 3. Dezember 1806. 13 sekkirt: Verletzt. 17 Pigmäenbriefe: Pigmäen-Briefe, 2 Bde., Gotha 1808. Der 1. Bd. trägt auf S. III die Widmung: M.**B.**L.**S.** (Meinem Bruder Leo Seckendorf). 17 der steinerne Gast: Der steinerne Gast. Eine Biographie. Vom Verfasser des goldenen Kalbes, 4 Bde., Gotha 1808. 19 Titania: Das der Märchensammlung Titania vorangestellte Gedicht Benzel-Sternaus (O – fahre fort aus deinem schönen Hain) richtet sich an Wieland und trägt die Widmungszeile: M**S**E**F**. 23 Aurnhammers Prolog: Emerich Jakob Aurnhammer, Prolog zur Feier des 1. Jan. 1807 auf dem Theater zu Regensburg, in: Musenalmanach 1808, S. 147–151. Über eine Mitarbeit am Morgenblatt für gebildete Stände ist nichts bekannt. 25 Meine politische Lage: Benzel-Sternau wurde erst am 15. September 1807 zum Direktor der badischen General-Studien-Kommission, d.h. zu einer Art Kultusminister, ernannt und war danach mit der Arbeit an einer badischen Schulverfassung betraut (vgl. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 17. September 1806). 31–35 Brief an Saemann (…) G. G. (…) Bresen: Zusammenhang nicht geklärt.

243. An Johann Franz Cordes, Regensburg, 21. Januar 1807 Überlieferung Hs. BSB München, Cgm 5446, 3b, 65/66 (Cordes-Nachlaß) 1 Bl., 2o Erläuterungen 2 Brief von Cotta vom 13t: Nicht bekannt, auch die im folgenden genannten Briefe an Cordes und Docen sowie Cottas an Seckendorf sind nicht bekannt. 16 etwas Mscpt schicken: Vgl. aber Seckendorf an Aretin, 20. März 1807, worin Seckendorf seine Mitarbeit am Morgenblatt in Abrede stellt (ich habe keine Zeile noch hingeschickt), wohl wegen der inzwischen wahrgenommenen negativen Rezensionen des Regensburger Musenalmanachs. 18f. Litt. Anzeiger (…) Briefe Katts: Eine Veröffentlichung von Briefen des preußischen Offiziers und Jugendfreundes Friedrichs II., Hans Hermann v. Katte (1704–1730), konnte weder im Morgenblatt noch in dem von Aretin ab Juli 1806 in München herausgegebenen Neuen literarischen Anzeiger nachgewiesen werden. In einem Brief an die auswärtigen Herren Abnehmer des N. Lit. Anzeigers entschuldigte sich die Redaktion einige

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Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 1. Februar 1807

Zeit später für die von mehrern Seiten erhobenen Klagen über die Unordentlichkeit in der Versendung (Nr. 18, 5. Mai 1807, S. 288). 22 die Akademie aufgehoben?: Vgl. JALZ, Intelligenzbl. Nr. 17, 28. Februar 1807, Sp. 144: Die bayerische Akademie der Wissenschaften zu München ward nicht am Schlusse des vorigen Jahrs, wie es in den meisten öffentlichen Blättern hieß, gänzlich aufgehoben. Sie ward nur geschlossen, weil ihre ganze Form verändert wird. (Friedrich Heinrich) Jacobi wird Präsident derselben. Es soll nächstens die neue Organisation bekannt gemacht werden. Als „Königliche Akademie“ wurde die neu konstituierte Einrichtung am 27. Juli 1807 (Konstitutionsurkunde vom 1. Mai) in München feierlich eröffnet (vgl. Karl Theodor von Heigel, Die Münchner Akademie von 1759 bis 1909. Festrede gehalten in der öffentlichen Festsitzung der K. Akademie der Wissenschaften zur Feier des 150. Stiftungstages am 10. März 1909, München 1909, S. 18f.). 25 ein Blatt Charaden: Auf der Rückseite des Blattes von Seckendorfs Hand zwei Char aden. 1. Grüßt auf schweigender Bahn dich mein Erstes freundlich, o Wandrer! Eil’! es verhüllen dir sonst meine zwei andern den Pfad. Aber noch ängstlicher fliehe mein viertes und fünftes, o Jüngling! Eh dir den Frieden der Brust raubt der geflügelte Pfeil. Denn noch schimmert das Leben dir bunt, wie von meinen fünf Tönen Meine vier lezten, du ahnst noch nicht der Sinne Betrug. Staunst du mein Ganzes an? –– So selten ist dauernde Liebe! Sinne dem Räthsel nun nach – aber verirre dich nicht. 2. Mein erstes Silbenpaar ist von zwölf Schwestern Eine – Sie nennt der lezten Silbe Farbe dir. Mein Ganzes eine unscheinbare Zier Im Ohr, am Arm, am Busen –– aber keine Monarchenkron gleicht, wie du sie deutest, ihr. Sf. Die Weiterleitung an Cotta ist ungewiß, im Morgenblatt konnten die Charaden nicht nachgewiesen werden.

244. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 1. Februar 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,327 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. 5. / b. 8. März. Erläuterungen 2f. deinen Brief v. 20. xbr. (…) den v. 20. Jenn.: Nicht überliefert. 4 Sekkatur: Belästigung, Quälerei. 6 Titania: Das angesprochene, von Seckendorf im Druck überwachte Werk erschien im selben Jahr bei Montag und Weiß: Titania oder das Reich der Mährchen. Aus dem Klarfeldischen Archive. Vom Herausgeber des goldnen Kalbes, Regensburg 1807.

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14 Püta: Pythia, delphisches Orakel. 36 Pigm. Briefe: Vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 23. Oktober 1806. 37f. Morgenbl.: Das Morgenblatt für gebildete Stände erschien seit Januar 1807 (bis 1865). 39f. dara (…) der: Textverlust durch Papierabriß. 40 Gemmen (…) im t. Merk.: Neben den Auszügen im Dezember-Stück des Neuen Teutschen Merkurs (vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 23. Oktober 1806) erschien auch eine kleine Auswahl von Benzel-Sternaus Gemmen (…) für Schillers Freunde unter der Überschrift Götter-Bekenntnisse im Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 5, 6. Januar 1807, S. 17. 46 Shakspears Zimbeline: Die Beschäftigung mit Shakespeares Drama Cymbeline steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem im Sommer des Vorjahres gegenüber Heinrich Voß geäußerten Plan eines Übersezungsjournals, an dem auch Benzel-Sternau mitarbeiten sollte (vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 1. September und 6. Dezember 1806). 47 Ja s o n : In Benzel-Sternaus Zeitschrift Jason (Gotha, 1808–1811) sind Beiträge von Seckendorf nicht nachweisbar. 51 Echo: Ein Zeitschriftenprojekt, möglicherweise das o. g. Übersezungsjournal, das Benzel-Sternau im Herbst des Vorjahres Cotta vergeblich angeboten hatte (vgl. BenzelSternau an Seckendorf, 17. September 1806). 57 Sulzers Lexikon: Johann George Sulzer, Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Neue vermehrte zweyte Auflage, 4 Tle., Leipzig 1792–1794. 58 fere: Lat. ungefähr. 58 Hubers Leben: Im ersten Band von L. F. Huber’s sämtliche Werke seit dem Jahre 1802 nebst seiner Biographie, Tübingen 1806. 58f. Mohr u. Zimmermann: Der Heidelberger Verlag Mohr und Zimmer. 59 Hebel: Der als Gymnasialprofessor in Karlsruhe lebende Johann Peter Hebel war nach dem Erscheinen seiner Alemannischen Gedichte (1803) mit der Umgestaltung des Badischen Landkalenders betraut worden, der unter seiner Redaktion als Der Rheinländische Hausfreund oder Neuer Calender ab 1807 bedeutende Auflagenerfolge erzielte (vgl. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 3. Dezember 1806). 64 BenefizVorstellung für Schillers Erben: Die Benefiz-Vorstellungen sollten zur Finanzierung eines Schiller-Nationaldenkmals beitragen (vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806). Über den Plan äußerte sich Benzel-Sternau in seiner Schrift Schillers Feier. Seinen Manen durch seinen Geist. Mit einem Bericht vom Fortgang des Planes dem verewigten Schiller ein Denkmal (…) zu stiften, Gotha 1806. Zum Stand der Finanzierung durch Benefiz-Vorstellungen schreibt er in einem Brief an Ignaz Heinrich v. Wessenberg: Sämtliche Bühnen Teutschlands wurden zu einer Benefize-Vorstellung für diesen Zweck eingeladen. Dieser Einladung haben bisher entsprochen: Bremen, Lübeck, Riga, Leipzig, Hamburg, Berlin, Regensburg; der Betrag beläuft sich auf 10/m Fl., welche bereits bei Tiege und Comp. in Leipzig verzinslich anliegen, bis sie zu ihrer Bestimmung verwendet werden können. (…) Es steht nun zu erwarten, welche Beträge von den noch zurückgebliebenen Bühnen, namentlich Wien, München, Mannheim, Frankfurt, Dresden, eingehen, in Hamburg ist überdies eine besondere Subskripzion eröffnet. (4. April 1807, in: Reinhard, Benzel-Sternau/Wessenberg, S. 208) 66 sankulus: Von lat. Sancus, Beiname Jupiters. 68 Mutter: Karoline v. Seckendorf.

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An Ludwig Uhland, Regensburg, 25. Januar/7. Februar 1807

245. An Ludwig Uhland, Regensburg, 25. Januar/7. Februar 1807 Überlieferung Hs. DLA Marbach 47552/47555 3 Dbl., 4o Vermerk auf Bl. 2, S. 1 (Z. 73ff.: ältere Handschrift […]), von u. H.: er empfiehlt U. Franzeska u. F… Aufzunehmen. / er lobt Stellen aus dem Heldenbuch die Uh geschickt. Ermuntert zu mehr. Erläuterungen 2 Ihren freundschaftlichen Brief: Von November/Dezember 1806. 4 meines ersten Briefes: Vom 18. Oktober 1806. 25f. Herausgabe (…) altteutschen Poesien: Bernhard Joseph Docen verwirklichte seinen Plan einer Sammlung poetischer Denkmäler (vgl. Seckendorf an Brentano, 4. August 1806) ansatzweise in seinen Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur, 2 Bde., München 1807, und in dem gemeinsam mit Friedrich Heinrich von der Hagen, Johann Gustav Büsching und Bernhard Hundeshagen herausgegebenen Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst, 2 Bde., Berlin 1809/11. 27 Myllerischen Sammlung: Sammlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jahrhundert, hg. v. Christoph Heinrich Myller, 2 Bde., Berlin 1783/85 (vgl. Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806). 32f. unter den teutschen Mscpten im Vatikan: Bezieht sich auf die von Friedrich Adelung 1796 veröffentlichten Nachrichten von altdeutschen Gedichten, die er in der Vaticana entdeckt hatte, worunter sich auch Sieben Stücke aus dem Heldenbuche befanden, die von den zuvor bekannten (erstmals 1479) gedruckten Heldenbüchern beträchtlich abweichen (Adelung, Nachrichten 1796, S. 169). Zu der Spekulation über das ächte Heldenbuch und die hier aufscheinende Problematik einer zunehmenden Ausdehnung und Unschärfe des „Heldenbuch“-Begriffs vgl. Haustein, Helden Buch, S. 6f. 33 Sein Aufsaz: Bern. Ios. Docen, Entdeckung über das sogenannte Heldenbuch des Heinrich von Ofterdingen, in: Aretin, Beyträge, 3. Bd., München 1804, 4. Stück, S. 85–112, 5. St., S. 49–58. Beim nachfolgenden Auszug handelt es sich um eine nur zum Teil wörtlich zitierende, Docens Text (4. St., S. 86–97) in teilweise stark komprimierter Form wiedergebende Zusammenfassung, die mit eigenen Einschüben versehen wurde. Zu Docens Aufsatz vgl. Haustein, Helden Buch, S. 44, 160–162; zu dem darin genannten, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Fragment vgl. Heinzle, Dietrichepik, S. 314. 38 Karl der Große teste Eginhard: Einhard (um 770–840), Verfasser der Vita Caroli magni (um 835). 40 Kjämpeviiser: Kaempeviser, mittelalterliche Tanzballaden mit Stoffen aus Mythologie und Heldensage. 43–45 Ofterdingens (…) Worms: Der im Fürstenlob des „Wartburgkriegs“ genannte Sangspruch- und Minnedichter (gest. vor 1287) hat seit dem 18. Jahrhundert viele „Dichter und Forscher (…) zu macherlei Phantasien angeregt“ (B. Wachinger), er galt, neben Wolfram von Eschenbach, vereinzelt noch im 19. Jahrhundert als Verfasser oder zumindest Sammler der Dichtungen des Heldenbuchs (vgl. VL 3, Sp. 855f., hier: Sp. 855; Haustein, Helden Buch, S. 126f.). Der Verfasser des vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandenen Rosengarten in Worms, einer in zwanzig Handschriften überlieferten Heldendichtung aus dem Stoffkreis der Dietrich-Sage, ist unbekannt; von Ofterdingen stammt

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möglicherweise eine Fassung des thematisch verwandten Laurin (vgl. VL 8, Sp. 187–192, hier: Sp. 189). 47 älteste Ausgaben (1509.): Hagenau 1509 (Heinrich Gran für Johann Knobloch in Straßburg), vgl. Heinzle, Dietrichepik, S. 308. Es existieren zwei ältere Drucke: Straßburg 1483 (Johann Prüss) und Augsburg 1491 (Johann Schönsperger), vgl. ebd., S. 306f. 48 Feyerabend: Sigmund Feierabend, Frankfurter Drucker der fünften und sechsten Heldenbuchausgabe (von insg. sechs) 1560 (mit Weigand Han) und 1590; letztere besaß auch Uhland (vgl. dessen Brief von November/Dezember 1806 an Seckendorf). 67–80 „Da haben (…) Meistersänger.“: Zusammenfassung von Docen, a.a.O., 4. St., S. 103–110. 73f. Unger besaß eine Ausgabe: Seckendorf verdankt diese Kenntnis entweder Erduin Julius Koch, der in „seinem Literaturkompendium (…) auf einige Blätter hin(weist), die ursprünglich J. F. Unger besaß, die aber nach dessen Tod in den Besitz v. d. Hagens übergegangen sind, und die Koch ins 15. Jahrhundert datiert“ (Haustein, Helden Buch, S. 125), oder dem gedruckten Katalog der Bibliothek des Berliner Professors und Teilhabers der Vossischen Zeitung Johann Friedrich Unger: Bibliotheca Ungeriana, seu Catalogus tum manuscriptorum, tum impressorum (…), Berlin 1805, S. 10. Der genannte Brief Seckendorfs nach Berlin ist nicht bekannt. 81 Kinderling: Der Theologe Johann Friedrich August Kinderling (1743–1807), ein Sammler historischer Dokumente, Rektor am Kloster Berge bei Magdeburg, zuletzt in Calbe, besaß einige Blätter des fragmentarisch erhaltenen Berlin-Wolfenbütteler Heldenbuchs aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (heute in der Staatsbibliothek Berlin; vgl. Hermann Degering, Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preußischen Staatsbibliothek, Bd. 1, Leipzig 1925, S. 101 und 117; zu Kinderling vgl. ADB 15, S. 754). 82f. F. Adelung in seinen Nachrichten: Vgl. die in Adelung, Nachrichten 1796, S. 216–252, beschriebenen und in Auszügen zitierten Handschriften No. 365 (Ottinti Regis Lampartorum seu Langobardorum et Hugonis Dieterici) und No. 373 (Disz buch sit von Otint […]) aus der Bibliotheca Vaticana. 86 Fragment vom Rosengarten: Adelung erwähnt in dem Abschnitt Sieben Stücke aus dem Heldenbuche seiner Nachrichten (1796, S. 169–252, hier: S. 202–211) eine in der Vaticana aufbewahrte Handschrift (No. 359), die einen bekannten Theil aus Dietherichs Geschichte, nehmlich seinen Aufenthalt und sein Abenteuer in Chriemhildens Rosengarten zu Worms enthält. 86f. Mscpte (…) zu Strasburg u. Dresden: Das im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts von Diebolt von Hanowe geschriebene „Straßburger Heldenbuch“ (1870 verbrannt; vgl. VL 3, Sp. 952–954); zu Dresden vgl. Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807. 94f. Tiecks Minnelieder: Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter, neu bearbeitet und herausgegeben von Ludewig Tieck. Wörtlich nach dem Originale, Berlin 1803. 95 Proben der Hagenschen Übersezung: Ueber die Grundsätze der neuen Bearbeitung vom Liede der Nibelungen, in: Eunomia. Eine Zeitschrift des neunzehnten Jahrhunderts, April 1805, S. 254–265. 101f. Iwain (…) Oranse: Die höfischen Romane Hartmanns von Aue (Iwein) und Wolframs von Eschenbach (Parzival, Titurel und Willehalm, letzterer nach dem französischen Epenzyklus um Guillaume d’Orange). 110f. meine Fortsezung und Bearbeitung der Myllerischen Sammlung: Nicht bekannt; wahrscheinlich ein Plan Seckendorfs, den er nach der Übernahme von Teilen der Bibliothek Erduin Julius Kochs in Angriff nehmen wollte. Am 29. Januar 1807 bittet Seckendorf

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Brühl, sich um Abholung und Lagerung der noch in Berlin befindlichen Bücher zu kümmern: (…) so würdest du mich sehr verpflichten, wenn du dich gemeinschaftlich mit M. (Christian v. Massenbach) einer Parthie Bücher annehmen wolltest, die ich von dem Prediger Koch an der Marienkirche erkauft habe. Er wäre sie gern aus seinem Hause los (Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1969; vgl. auch Seckendorf an Brühl, 24. Juni 1807, 7. März 1809, an Gräter, 18. Juli 1806, und an Kerner, 7. Februar 1807, Erl. zu Prediger Koch). 116 Plan eines heiligepischen Gedichts: Vgl. Seckendorf an Gerning, 31. März 1797. Nach Gustav Scheidel (1885, S. 10f.; in Anschluß an eine Vermutung Heinrich Düntzers) könnte es sich dabei um den von Goethe in einem Brief an Schiller vom 4. Februar 1797 erwähnten Gesang eines wunderlichen Gedichtes handeln, das vom poetisch Talent seines Verfassers zeuge, jedoch keine Spur von einer zusammenfassenden Form aufweise (Seidel, Goethe-Schiller-Briefwechsel 1, S. 303). In seiner Antwort vom 7. Februar bestätigt Schiller Goethes Eindruck von diesem Epos (ebd., S. 304), das dem Kommentar Siegfried Seidels zufolge aber wahrscheinlich von Maximilian Jacobi, einem Sohn von Friedrich Heinrich Jacobi, stammt (vgl. ebd. 3, S. 209, unter Verweis auf Goethes Tagebucheintragung vom 17. Januar 1797, Goethe, Tagebücher II.2, S. 519). Hierzu passende Entwürfe sind in Seckendorfs Nachlaß nicht nachweisbar. 124 Denkmal im Almanach: Seckendorfs eigene Gedichtbeiträge in seinem Musenalmanach 1807. Dazu heißt es in einer Herausgebernotiz im unpaginierten Inhaltsverzeichnis: Auch ich träumte damals von wiederkehrenden Griechen. Wer gedenkt nicht gern der Träume seiner Kindheit. Im Almanach sind die einzelnen Gedichte mit den Jahreszahlen ihrer Entstehung versehen: Dem neuen Hellas (1789), An Zidli (1789), Einladung aufs Land (1790), Das Veilchen (19. Mai 1791), Die Jungfrau, Ihr Gesang, An ein weinendes Kind, An die Grazien, Das Hochamt am Auferstehungstage (jeweils 1791), Der Gewitterabend (1792; vgl. auch das Publikationsverzeichnis). 131 Cajus oder Sempronius: Gaius Sempronius Gracchus (153–121 v. Chr.), der römische Volkstribun. 136 Urteil (…) im Morgenblatte: Die Rezension Friedrich Weißers im Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 11, 13. Januar 1807, S. 43. 137f. denn ich war (…) vermuten: So in Hs. 139 vor 12. Jahren: An Teutschlands Reichsstände. Ein Wort zu seiner Zeit, 1795 (vgl. Seckendorf an seinen Vater, Christoph Albrecht v. S., 4. Februar 1796). 144 Aristarch: Aristarchos v. Samothrake (um 217–145 v. Chr.), der bedeutende Textkritiker des Altertums. 163 als er den Göz schrieb: Tatsächlich schrieb Goethe die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand bereits mit 22 Jahren im Herbst 1771. 166 Preis auf die beste Tragödie: „Zur dramatischen Preisaufgabe erschien in der ‚Zeitung für die elegante Welt‘ 1807 die Satire: ‚Sendschreiben deutscher Lustspieldichter an Herrn Cotta in Tübingen‘“ (Fischer, Cotta, S. 716; vgl. auch Benzel-Sternau an Wessenberg, 2. April 1807, Reinhard, Bentzel-Sternau/Wessenberg, S. 207). 170 Weihe der Kraft: Martin Luther oder Die Weihe der Kraft. Eine Tragödie vom Verfasser der Söhne des Thales, Berlin 1807. Uhland wies diesen Themenvorschlag für eine dramatische Behandlung zurück; vgl. an Seckendorf, bis zum 6. März 1807. 177 Francesca da Polenta: Von Uhlands Drama Franceska da Rimino fand Adelbert von Keller im handschriftlichen Nachlaß lediglich einen fünfaktigen Prosaentwurf sowie eine szenische Ausarbeitung von 325 Versen vor (gedruckt bei A. v. K., Uhland als Dramatiker, Stuttgart 1877, S. 91–119). Uhlands zunächst ernsthaftes Interesse an diesem Stoff be-

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legt seine Bitte um eine Abschrift aus dem in Paris aufbewahrten Lancelot du Lac in einem Brief an Koelle, beendet 9. Juli 1807. Uhland wünschte diejenige Stelle (…), welche die Liebeserklärung zwischen Lancelot und Genevra enthält, die Stelle worauf Dante im 5ten Gesange des Inferno sich bezieht, wenn er Francesca da Rimino ihre unglückliche Geschichte erzählen läßt (Uhlands Briefwechsel, S. 32f.). Dem Freund Karl Mayer, dem er im Juli 1809 den Entwurf übersandt hatte, teilte er jedoch wenig später mit: Zu Größerem, z.B. der Franzeska, fehlt mir Muße, innere Ruhe, Lebensanregung; ich kann Alles nur fragmentarisch treiben (6. Februar 1810, ebd., S. 154f.; vgl. auch Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807). 178 Schlegels Aufsaz in den Horen: August Wilhelm Schlegel, Dante’s Hölle, in: Die Horen, 1. Jg. 1795, 3. St., S. 22–69, 4. St., S. 1–13, 7. St., S. 31–49, 8. St., S. 35–74. 182 Shakespeares Julie u. Desdemona: Aus Romeo und Julia und Othello. 187f. velut aegri somnia: Lat., wie schmerzliche Träume, leerer Wahn. 194 Kaiser Oktavian u. Genovefa: Ludwig Tieck, Kaiser Octavianus, ein Lustspiel in zwei Theilen, Jena 1804, und seine 1800 erschienene Volksbuchbearbeitung Leben und Tod der heiligen Genoveva im 2. Bd. der Romantischen Dichtungen, 2 Bde., Jena 1799/1800. 195f. vier Haimonskinder: Ludwig Tieck, Geschichte von den Heymonskindern in zwanzig altfränkischen Bildern, im 1. Bd. der Volksmährchen, herausgegeben von Peter Leberecht, Berlin 1798. 196 Schlegels Zauberer Merlin: Sammlung romantischer Dichtungen des Mittelalters. Aus gedruckten und handschriftlichen Quellen, hg. v. Friedrich Schlegel, 1. Tl.: Geschichte des Zauberers Merlin (bearb. v. Dorothea Schlegel), Leipzig 1804. 196 Lother u. Maller: Lother und Maller. Eine Rittergeschichte aus einer ungedruckten Handschrift, bearb. u. hg. v. Friedrich Schlegel (bearb. v. Dorothea Schlegel), Frankfurt 1805. 201 Musäus Volksmährchen: Johann Karl August Musäus, Volksmährchen der Deutschen, 5 Bde., Gotha 1782/86. 202 Reichards Romanenbibliothek: Heinrich August Ottokar Reichard, Bibliothek der Romane, 21 Bde., Berlin/Riga 1778/94 (vgl. auch Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807). 205 Wigalois v. Rade: Prosaroman des 15. Jahrhunderts, Erstdruck Augsburg (Schönsperger) 1493 (vgl. VL 10, Sp. 1067–1070; in Reichards Bibliothek der Romane, Bd. 2, Berlin 1778). 206 Finkenritter: In Straßburg um 1559/60 erstmals gedrucktes Volksbuch, eine Prosa-Schwanksammlung in der Tradition der ‚Verkehrten Welt‘ (Lügendichtung), zeitweise dem Neustädter Notar Lorenz v. Lauterbach zugeschrieben (vgl. Kosch, 3. Aufl., Bd. 5, Sp. 41; in Reichards Bibliothek, Bd. 16, Riga 1789, S. 63–82). 207 Fortunatus: Um 1490 entstandenes Volksbuch bzw. frühbürgerlicher Roman eines unbekannten Verfassers (möglicherweise Stephan Friedolin), zuerst gedruckt Augsburg 1509 (vgl. VL 2, Sp. 796–798; 11, Sp. 450f.). Tiecks Bearbeitung Fortunat. Ein Mährchen in fünf Aufzügen, erschien 1815/16 in Bd. 3 des Phantasus. 211 die Inlage: Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807.

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An Justinus Kerner, Regensburg, 7. Februar 1807

246. An Justinus Kerner, Regensburg, 7. Februar 1807 Überlieferung Hs. DLA Marbach, A: Kerner (Z 1773) 1 Dbl., 2o Adresse: An / Herrn Justin C. Kerner / in / Tübingen. / durch Einschl. D: Kerner, Briefe 1, S. 8–10 (TD); ebd., S. 10f. im Anschluß an den Brieftext eine im Original nicht überlieferte „Nachschrift“, die jedoch nicht zum vorliegenden Brief, sondern zu einem auf Anfang 1808 zu datierenden, verschollenen Brief gehört: N. S. Mein erstes Lebenszeichen auf Ihren freundschaftlichen Brief vom August erfolgt etwas spät, häufige Reisen haben mich etwas außer Cours gebracht. Ihre Gedichte stehen sämtlich im Almanach auf 1808, auch das auf die Jungfrau – mögen sie darüber schreien, was kümmert’s uns. Prometheus beginnt unter günstigen Auspicien – möge er sich erhalten. Er soll Feuer vom Himmel holen, nicht zu verzehren, aber Himmel und Erde zu versöhnen. Erläuterungen 3 Ihnen zu antworten: Briefe Kerners an Seckendorf sind nicht bekannt. 12f. Myllerischen Sammlung: Christoph Heinrich Myller, Sammlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jahrhundert, Berlin 1783/85 (vgl. Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806; zu den hier ausgeführten Plänen vgl. auch ebd. und Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806). 18 Wunderhorn: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, hg. v. Achim v. Arnim und Clemens Brentano, 3 Bde., Heidelberg 1806/08 (vgl. dazu Seckendorfs Briefe an die Herausgeber). Der 2. (und 3.) Tl., mit dem verkürzten Titel Wunderhorn, erschien erst im September 1808. 28f. Arnim aber in Ostpreussen: Arnim hielt sich bis Ende September 1807 in Königsberg auf, wohin er dem preußischen Königshof nach der Niederlage gegen Napoleon im Herbst 1806 gefolgt war. 30 eine eigne Sammlung: Nicht verwirklicht; eine größere Anzahl deutscher Volkslieder ging in die Abteilung Stimmen der Völker des Regensburger Musenalmanachs 1808 ein. 33 Jahrmarktsunsinn: Seckendorf war sogar während seiner Haftzeit in Stuttgart um die Sammlung von Volksliedern bemüht. Der mit seiner Bewachung betraute Oberleutnant Friedrich Wilhelm Kempff, so heißt es in einem der Verhörprotokolle von Ende Juni 1805, habe auf Seckendorfs Wunsch, am lezten Sonntage wieder 24. g. einem Soldaten gegeben, um auf der KirchWeyh zu Weil im Dorf Baurenlieder für den v. Seckendorf zu kaufen. Man habe aber keine Lieder bekommen (Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3291 Bl. 224v). 33f. Mildheimischen Liederbuchs: Mildheimisches Lieder-Buch, ges. v. Rudolf Zacharias Becker, Gotha 1799 (vgl. Seckendorf an Arnim, 16. Dezember 1806). 37 Schlegel einen guten Anfang gemacht: Friedrich Schlegel mit seiner Sammlung romantischer Dichtungen des Mittelalters, 2 Tle., Leipzig 1804, und Lother und Maller, Frankfurt a. M. 1805. 39 Peter Le brecht: Volksmährchen, herausgegeben von Peter Leberecht (Ludwig Tieck), 3 Bde., Berlin 1798. 39f. gehörnten Siegfried und Fortunatus: Das Volksbuch vom Hürnen Seyfried, damals in zwei Drucken bekannt (Georg Wachter, Nürnberg 1560, 1585), ist die Prosaauflö-

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sung einer späten deutschen Sigfriddichtung (Seyfridslied, 16. Jahrhundert; vgl. Aufriß 3, Sp. 1518f.; Haustein, Helden Buch, S. 42; zum Fortunatus vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807). 40f. Fragment in Schlegels Europa: Der gehörnte Siegfried in der Schmiede, Europa, 2. Bd., 1805, 2. H., S. 82ff.; der Bearbeiter war Fouqué (vgl. Schlegel, KA 3, S. XXV; zum Volksbuch vgl. Uhland an Seckendorf, bis 6. März 1807). 41 Genovefa, Oktavian: Vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807. 41–43 Herzog Ernst (…) in Reichards Romanenbibliothek: Eine lesenswürdige Historie vom Herzog Ernst in Bayern und Oesterreich, in: Heinrich August Ottokar Reichard (Hg.), Bibliothek der Romane, 6. Bd., Berlin 1780, S. 51–62; zum Volksbuch vgl. Uhland an Seckendorf, bis 6. März 1807. 45–48 Reichardt (…) Buch der Liebe (…) Fragment aus dem 14ten Jahrh: Heinrich August Ottokar Reichard, Buch der Liebe. Innhaltendt Herrliche, schöne Historien, allerley Alten und newen Exempel; züchtigen Frauwen und Jungfrauwen, auch jedermann in gemein, zu lesen lieblich und kurzweilig, 1. Bd., Leipzig 1779. Neben der Ausgabe von Jörg Wickrams Roman Ritter Galmy uß Schottland (1539) bot Reichard im Anhang als angebliches Fragment einen Auszug aus dem spätgotisch-antikisierenden Roman Apollonius von Tyrland des um 1310 in Wien nachweisbaren Heinrich von Neustadt. Zu Reichards „Mystifikation“ – er hatte bewußt nur ein „Fragment“ aus der ihm bekannten, vollständigen Gothaer Handschrift des Apollonius abgedruckt – vgl. Haustein, Helden Buch, S. 10). 48f. Die Romanenbibliothek enthält (…) zB. Insel Felsenburg: Johann Gottfried v. Schnabel, Wunderliche Fata einiger See-Fahrer (…), 4 Tle., Nordhausen 1731/43. Die kürzende Bearbeitung Ludwig Tiecks unter dem Titel Die Insel Felsenburg oder Wunderliche Fata (…) erschien 1828. Zu Reichards Romanenbibliothek, in deren 2. Bd., Berlin 1778, die Insel Felsenburg erschien, vgl. auch Hans Joachim Kreuzer, Der Mythos vom Volksbuch. Studien zur Wirkungsgeschichte des frühen deutschen Romans seit der Romantik, Stuttgart 1977, S. 37–42. 49 Eulenspiegel: Anonym veröffentlichter, wahrscheinlich von Hermen Botes verfaßter frühnhd. Schwankroman, zuerst gedruckt in Straßburg 1510/11 (vgl. VL 9, Sp. 1225–1233), in der Bibliothek der Romane, Bd. 4, Berlin 1779, S. 93–122: Litterarische Nachrichten von Tyll Eulenspiegel: vom Herrn von Murr. 49f. Simplicissimus: Grimmelshausens Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch, zuerst Nürnberg 1668; bei Reichard Bd. 4, S. 125–140: Des aus dem Grab der Vergessenheit wieder erstandenen Simplicissimi abentheuerlicher (…) Lebenswandel. 50 Elbenstein: Nicht ermittelt. 50 Markgraf Walther: Das in Reichards Bibliothek der Romane (Bd. 3, Berlin 1779, S. 58–68) aufgenommene Volksbuch Schöne anmuthige Historien von Marggraf Walthern, auf das Seckendorf hinweist, geht auf eine Ausgabe von 1680 zurück, die ihrerseits auf einer Übertragung der Griseldis-Erzählung Petrarcas von Johann Fiedler (Marggraf Walther, Das ist: Eine wunderliche und lustige Historia Vom Weiblichem Gehorsam und Treue […], Dresden 1653) basiert (vgl. Ersch/Gruber I/91, S. 413–421, hier: S. 415). 50 Schildbürger: Volksbuch, erstmals 1597 unter dem Titel Das Lalebuch, populär ab der 2., vermutlich von Johann Friedrich v. Schönberg bearbeiteten Aufl. Frankfurt 1598 unter dem Titel Die Schiltbürger; bei Reichard, ebd., S. 49–57: Das lustige und lächerliche Lalenbuch etc. 50 Lancelot vom See: Der um 1220 entstandene Prosaroman, „Prosa-Lancelot“,

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eines oder mehrerer unbekannter Verfasser; neben Handschriften auch in zahlreichen Drucken des 15. und 16. Jahrhunderts verbreitet. Im 3. Bd. von Reichards Bibliothek der Romane, Berlin 1779, S. 3–46 u. d. T.: Lanzelot vom See, Ritter von der Tafelrunde. 50f. Ogier von Dänemark: Volksbuch (zuerst Frankfurt a. M. 1571) nach einem über Dänemark vermittelten Chanson de geste-Stoff, übersetzt von Konrad Egenberger v. Wertheim; bei Reichard Bd. 5, S. 7–85. 51 Palmerin von Oliva: Ursprünglich in Spanien verfaßter Ritterroman in der Nachfolge der Amadís-Romane, El libro del famoso y muy esforzado caballero Palmerín de Olivia, Salamanca 1511. Die von Christian August Vulpius erstellte, auf einer französischen Übersetzung von Jean Maugin fußende Bearbeitung für Reichard findet sich im 10. und 11. Bd. der Bibliothek der Romane, Riga 1783/84, S. 7–108 und 7–96. 51 weise Meister: Vgl. unten; bei Reichard Bd. 15, Riga 1788, S. 43–106: Nützliche Unterweisung der sieben weisen Meister etc. 51 Roland: Das um 1170 entstandene Rolandslied des Pfaffen Konrad aus Regensburg, nach der altfranzösischen Chanson de Roland (um 1100). In der Rubrik Ritter-Roman u. d. T. Die Wanderungen Ritter Rolands in Reichards Bibliothek Bd. 15, Riga 1788, S. 7–40. 51 Heimons Kinder: 1508 erstmals gedrucktes Volksbuch, basierend auf einer Prosaversion der Mitte des 15. Jahrhunderts entstandenen rheinfränkischen Umschrift des weitverbreiteten mndl. Versromans Reinolt von Montalban. Dieser ist zugleich die freie Bearbeitung des Renaut, eines sogenannten Rebellenepos aus der altfrz. Chanson de geste-Literatur (vgl. VL 7, Sp. 1208–1214; vgl. Reichards Bibliothek Bd. 6 und 7, Berlin 1780/81, S. 7–46 und 8–36: Geschichte der vier Söhne Herzog Amon’s. 51f. Guy d’Hantone: Nach einem anglo-normannischen Chanson de geste des 12. Jahrhunderts Beuve de Hanstone (Southampton). Nach Reichard gehört der Roman Ritter Veit, oder Histoire & chronique de Gui d’Hantone, Chevalier du Sacre & de l’Herbolotte zu den französischen Romanen, welche gewissermaßen als Vorbereitung auf die Romane Karls des Großen und seiner Pairs, anzusehen sind (Bibliothek, 16./17. Bd., Riga 1789/90, S. 7–60 und 7–100, Zitat: 16. Bd., S. 7; als Vorlage diente hier eine Fassung von Pierre Desrey, Champenois. Lyon 1579). 55 t. Museum: Deutsches Museum, hg. v. Heinrich Christian Boie und Christian Konrad Wilhelm Dohm, 1776–1788 (in der Hs. fehlt die schließende Klammer). 56 Prediger Koch: Erduin Julius Koch. Das genannte Verzeichnis fehlt, jedoch scheint Kerner in einem verschollenen Antwortbrief eine Bestellung aufgegeben zu haben (vgl. Seckendorf an Kerner, 13. August, und an Uhland, 24. Juli 1807). In den Kreisen der jüngeren Romantik genoß die Bibliothek des Predigers und Diakons an der Berliner Marienkirche, Erduin Julius Koch, einen legendären Ruf. Diese Büchersammlung, die ursprünglich zugleich als Bibliothek einer 1788 von Koch und befreundeten Literarhistorikern gegründeten Gesellschaft der Deutschen Sprach- und Literatur-Forschung zu Berlin diente und schon um 1793 etwa 4000 Bände umfaßt haben soll, war ein „später von den Romantikern oft genutzer Bücherschatz seltener Erstausgaben zur deutschen Literatur“ (Raabe, Koch, S. 148): Koch hat mir Ausschnitte aus dem deutschen Museum, aus Kanzlers Quartalschrift, aus Gottscheds Büchersaal, aus tausend andern Zeitschriften gegeben (Arnim an Brentano, Anfang April 1805, in: Schultz, Freundschaftsbriefe 1, S. 286). Koch, der sich infolge wachsender persönlicher Probleme (Alkoholismus) nur bis etwa 1795 aktiv am wissenschaftlichen Leben beteiligte und 1810 in den Ruhestand versetzt wurde, verkaufte anscheinend nach und nach seine Bibliothek und hatte, als er 1834 als Insasse des Landesarmenhauses

Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 19. Februar 1807

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Kreuzberg/Schlesien starb, „seine Bücher und Schriften (…) verbraucht und N i c h t s hinterlassen“ (Gustav Freytag, in: Fallersleben, Koch, S. 72). 64–66 Die weisen Meister (…) Dolopatos: Das aus 15 Erzählungen bestehende deutsche Volksbuch (zuerst gedruckt Augsburg 1473) basiert auf einer handschriftlich überlieferten Prosafassung der zyklischen Rahmenerzählung Dolopathos oder De rege et septem sapientibus, einem Ende des 12. Jahrhunderts entstandenen Werk des Zisterziensermönchs Johannes de Alta Silva. Das Werk indischen Ursprungs (Pañcatantra) gelangte durch lateinische Umbildungen in die abendländische Literatur und wurde durch französische Bearbeitungen verbreitet (vgl. VL 8, Sp. 1178f., 1184f.; der Hinweis auf Dolopathos auch bei Reichard, Bd. 15, S. 46). 69 Gewäsch im Morgenblatt: Formulierung wie im Brief an Uhland, 25. Januar/ 7. Februar 1807 über Weißers Rezension des Musenalmanachs 1807 im Morgenblatt. Zu einer Mitarbeit Seckendorfs an Cottas Zeitschrift kam es nicht; der zweite Jahrgang 1808 des Regensburger Musenalmanachs erschien wieder bei Montag und Weiß. 77f. H. Uhland weitläuftiger geschrieben: Vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/ 7. Februar 1807. 80 Hölderlins Schicksal: Hölderlin war am 15. September 1806 in das Authenriethsche Clinicum in Tübingen eingeliefert worden, in dem von Justinus Kerner geführten Krankenbuch finden sich Eintragungen über Hölderlin bis zum 21. Oktober 1806. Anfang Mai 1807 kam Hölderlin schließlich zum Schreinermeister Ernst Zimmer in dauerhafte Pflege (vgl. Sattler, S. 19f.). 85f. im Almanach gedruckt: In seinen Musenalmanach 1807 nahm Seckendorf von Hölderlin die Elegie Stutgart (unter dem Titel Herbstfeier, S. 3–12), die Hymne Die Wanderung (S. 55–60) und die erste Strophe (v. 1–18) von Brod und Wein (unter dem Titel Die Nacht, S. 90f.) auf. Die Wanderung war bereits in der Flora 1802, 4. Vierteljahr, gedruckt worden. Die Gedichte – „revidierte Gesänge und Elegien“ (Sattler, S. 19) – erhielt Seckendorf vielleicht schon im Juni 1804 in Stuttgart, spätestens aber Ende November 1805 in Homburg. Zu Seckendorfs Eingriffen und Hölderlins unterschiedlichen Reaktionen auf die Mitteilung der – nicht autorisierten – Veröffentlichung seiner Gedichte vgl. die Zusammenstellung in Hölderlin, StA 7.2, S. 382, 400, 469; StA 7.3, S. 129f. Dagegen geht Sattler, S. 170f., von einer „späten Überarbeitung von 1805/06“ aus. 86 Sinclairn davon schrieb: Brief nicht überliefert.

247. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 19. Februar 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,328 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. 28. / b. 8. März. Erläuterungen 3f. E. an Üc.: Zusammenhang nicht geklärt; zu Uechtritz vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 10. Januar 1807. 7 Probebogen: Der in Regensburg gedruckten Titania; vgl. die vorausgehenden Briefe Benzel-Sternaus. 8 Morgenblatt: In einer der ersten Nummern von Cottas Zeitschrift war von Benzel-

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Von Johann Christian Zahn, Dölitz, 2. März 1807

Sternau, mit der Überschrift Götter-Bekenntnisse, ein kurzer Auszug Aus einer Handschrift: Gemmen für Schillers Freunde erschienen (Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 5, 6. Januar 1807, S. 17). 10f. scharf gerezensir t: Morgenblatt, Nr. 11, 13. Januar 1807, S. 43 (vgl. Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807). 11 Grüneisen: Carl Christian Heinrich Grüneisen (1765–1831) war neben Haug Herausgeber des Morgenblatts und anscheinend „Hauptredakteur für den ersten Jahrgang“ (Höfle, S. 15), mußte diese Aufgabe aber schon Ende 1807 wegen seiner beruflichen Geschäfte als Generalsekretär im Stuttgarter Kultusministerium niederlegen. 13 1000 Stechblümchen: Anspielung auf die überwiegend aus Epigrammen, Scherzgedichten u.ä. bestehende literarische Produktion Haugs. 14 Rapp: Gottlieb Heinrich v. Rapp (1761–1832), Schwager des Bildhauers Johann Heinrich v. Dannecker und Angehöriger eines Kreises von Kunstfreunden in Stuttgart. Schiller, der 1793/94 häufig bei ihm zu Gast war, würdigte seine Aufsätze zur Gartenkunst (vgl. ADB 27, S. 291). Als Mitarbeiter des Morgenblatts war der gelehrte Stuttgarter Kaufmann zuständig für das Kunstfach und lieferte bis 1825 zahlreiche Beiträge (vgl. Höfle, S. 11f.; Mojem, Repertorium, S. 887; Hermann Mildenberger, Johann Baptist Seele und die Stuttgarter Malerei um 1800, in: Ausstellung Baden und Württemberg, Bd. 2, S. 529).

248. Von Johann Christian Zahn, Dölitz, 2. März 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,569 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. 11. / b. eod. Erläuterungen Verfasser: Johann Christian Zahn (1767–1818), seit 1798 Pastor in Delitz bei Weißenfels, gab auf der Grundlage der Vorarbeiten von Friedrich Karl Fulda (1722–1788) und unter großen finanziellen Opfern die gotische Bibelübersetzung des Bischofs Ulfilas (um 310–383) heraus (vgl. ADB 44, S. 665f.). Bereits im Vorjahr hatte Zahn eine Dringende und herzliche Bitte ins Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Nr. 90, 9. Juli 1806, Sp. 720, einrücken lassen: Ich hätte es nie gedacht, daß so Manche meiner Subscribenten mich so lange auf die Bezahlung hoffen lassen würden, da doch jeder, der nur Lust zu bezahlen hatte, wenigstens diese vergangene Ostermesse mit Buchhändler-Gelegenheit seine Schuld berichtigen konnte. (…) Ich wiederhole also mit der Anzeige: Ulfilas Gothische Bibelüber setzung, die älteste Germanische Urkunde etc. her ausgegeben von J. C. Z ahn. Weißenfels 1805. in gr. 4. auf Schreibpapier, ist bey Hrn. J. A. Barth in Commission und in allen Buchhandlungen für 8 Rthlr. feil. meine dringende und herzliche Bitte, an jeden Restanten unter meinen Herren Subscribenten (…) so bald als möglich an mich auf der Post einzusenden (…). In der Anzeige ging Zahn sogar so weit, mit einer Veröffentlichung der Namen der säumigen Zahler in öffentlichen Blättern zu drohen. Zwei Jahre später mußte er dem Herausgeber der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Christian Gottfried Schütz, mitteilen, daß er wegen der hohen Schulden durch seine Ulfilas-Ausgabe nicht einmal die eingesandte Anzeige für das In-

Von Johann Christoph Friedrich Haug, Stuttgart, 3. März 1807

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telligenzblatt der ALZ bezahlen könne (Brief vom 1. Juni 1809, in: Schütz, Darstellung 2, S. 545). 4 Lechner in Nürnberg: Buchhändler Johann Leonhard Sixtus Lechner; vgl. Seckendorf an Aretin, 20. März 1807. Lechners Brief an Seckendorf ist nicht bekannt. 9 Gelde: Hs. arR beschnitten. 22 Commißionär in Leipzig: Johann Ambrosius Barth (1760–1813), der die 1789 von ihm übernommene Haugsche Buchhandlung in Leipzig unter seinem Namen fortführte (vgl. Schmidt, Buchhändler, S. 28f.). 28–31 Mißtrau (…) ehr (…) Subscri: Textverlust durch Papierbeschädigung (Siegelabriß).

249. Von Johann Christoph Friedrich Haug, Stuttgart, 3. März 1807 Überlieferung Hs. DLA Marbach A: Haug 27456 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 24. Dec. 1808. Erläuterungen 3f. Geschenk: Wahrscheinlich Seckendorfs Regensburger Musenalmanach 1807. 6 Epigrammenanthologie mit Weisser: Die gemeinsam mit dem befreundeten Friedrich Weißer herausgegebene Epigrammatische Anthologie, 10 Bde., Zürich 1807/09. 6f. neuen Sammlung epigrammatischer Stücke: Epigrammatische Spiele, Zürich 1807. 7f. Auswahl von Gnomen Glossen und Paradoxen: Die allerdings erst später unter dem Pseudonym Friedrich Hophthalmos veröffentlichten Sammlungen Zweihundert Hyperbeln auf Herrn Wahl’s ungeheure Nase in erbauliche hochdeutsche Reime gebracht, Brünn 1820, oder Panorama des Scherzes. Zwölfhundert Anecdoten, Witzantworten, Irische Bulls, Naivitäten, Schwänke u.s.w. vom Verfasser der Hyperbeln auf Wahls große Nase, 2 Bdchn., Leipzig 1820. 8 Mitarbeit am Morgenblatte: Haug war 1807 bis 1817 als Redakteur des bei Cotta in Tübingen erscheinenden Morgenblatts für gebildete Stände tätig. 11 Notenpakete der Mme Zumsteeg: Haug zählte zu den engsten Freunden Luise Zumsteegs, die nach dem Tod ihres Mannes, des Komponisten Johann Rudolph Zumsteeg (1802), einen Musikalienhandel eröffnete (vgl. Luise Zumsteeg an Seckendorf, 6. November 1805). 17 Cotta bat sie doch dringend: Seckendorf hatte ursprünglich einige Beiträge für das Morgenblatt an seinen Münchner Bekannten Johann Friedrich Cordes gesandt, der ihre Weiterleitung an Cotta besorgen sollte (vgl. Seckendorf an Cordes, 21. Januar 1807). Nachdem über eine ursprünglich verabredete oder von Cotta in Aussicht gestellte Übernahme der Redaktion der inzwischen eingegangenen Münchner Zeitschrift Aurora keine Übereinkunft erzielt worden war, fühlte sich Seckendorf an frühere Absprachen nicht mehr gebunden. Hinzu kam die Verärgerung über die polemische Rezension seines Regensburger Musenalmanachs (vgl. seine Briefe an Kerner, 7. Februar 1807, und Aretin, 20. März 1807). 27 Schlegel: Friedrich Schlegels Beiträge zu Seckendorfs Musenalmanach 1807

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Von Joseph Rückert, Würzburg, 4. März 1807

(S. 98–102: Sankt Reinold) und zu Rostorfs Dichtergarten (1806), sind für Hans Eichner in einem Fall „gleichsam der Auftakt zur Rheinromantik Arnims und Brentanos“ (Schlegel, KA 5, S. LXXXV). 33f. Ihre Sammlung alter Volkslieder: Verwirklicht nur ansatzweise durch die Abteilung Stimmen der Völker in den Regensburger Musenalmanachen 1807/08; im ersten Jahrgang noch angekündigt als Probe eines größern Werkes (S. [190]). 35 Wunderhorn: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, hg. v. Achim v. Arnim und Clemens Brentano, 1. Bd., Heidelberg 1806. 37 Delitiis poëtarum: Wohl die Sammlung neulateinischer Dichtungen von Janus Gruyter (Jan de Gruytere, 1560–1627), Delitiae c poetarum Italorum (Gallorum, Belgicorum, Germanorum) hujus superiorisque aevi illustrium, 9 Bde., Frankfurt a. M. 1608/14. Zu dem aus Antwerpen stammenden Philologen, ab 1603 Leiter der Heidelberger Palatina, vgl. Ersch/Gruber, Tl. 95, S. 356–363, bes. S. 362; ADB 10, S. 68–71; zur genannten mehrteiligen Chronik war nichts zu ermitteln.

250. Von Joseph Rückert, Würzburg, 4. März 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,557 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. 7.tn / b. 27. (aus gestr. eod.) Erläuterungen 5 beiliegenden Ankündigungsblättern: Eine gedruckte Ankündigung der geplanten und ab Juli 1807 erscheinenden Monatsschrift Magazin für häusliche und öffentliche Erziehung liegt nicht mehr bei. Im Wortlaut entsprach sie womöglich Rückerts ausführlicher Anzeige An das erziehende Publicum vom Oktober 1807 in der JALZ. Danach verfolgte der Kantianer Rückert mit der – allerdings nur in wenigen Heften (bis 1808) erscheinenden – Zeitschrift das Ziel, die Pädagogik, die in diesem Augenblicke nichts, als eine übelzusammengeflickte Naturwissenschaft und dem Naturtriebe sklavisch dienende Methode ist, zu einer wahren Vernunftwissenschaft zu erheben (JALZ, Intelligenzbl. Nr. 79, 17. Oktober 1807, Sp. 668f., hier: Sp. 669). Rückert sandte Seckendorf bereits drei Wochen später, in einem Brief vom 24. März 1807, Probebogen der pädagog. Zeitschrift und bat ihn ein weiteres Mal um den Beitritt zu diesem Unternehmen (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,558; vgl. auch Seckendorf an Gampert, 14. Mai 1807). 13 Universit. Buchdrucker Nitribitt: Franz Ernst Nitribitt. 14 Hufelandischen Journal: Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst, hg. v. Christoph Wilhelm Hufeland, Jena 1795ff. 15 E. D. Müller, Hofmedikus dahier: Anton Müller (1755–1827 oder 1829), 1796 vom Würzburger Fürstbischof Georg Karl zum Hofmedikus ernannt, seit 1798 Arzt am Königlichen Juliushospital in Würzburg, nahm durch seine Arbeit mit Geisteskranken Einfluß auf die Entwicklung der Psychiatrie (vgl. G. Sticker, Entwicklungsgeschichte der Medizinischen Fakultät an der Alma Mater Julia, in: Aus der Vergangenheit der Universität Würzburg. Festschrift zum 350jährigen Bestehen der Universität, hg. v. Max Buchner, Berlin 1932, S. 383–799, hier S. 570f.). Hs.: Lesung E. unsicher. 15 Prof. Ruland: Thomas August Ruland (1776–1846), seit 1803 außerordentlicher

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Professor der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg. Der außerdem Philosophie und klassische Literatur lehrende Ruland gilt als Begründer der medizinischen Psychologie in Würzburg (vgl. J. Denzinger, Kurze Biographie des kgl. Professors der Medizin und geheimen Hofraths Dr. Thomas August Ruland, in: Archiv des historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg 9, 1847, 2. Heft, S. 185–199). 17 P. Müller: Nicht ermittelt. 18 Prof. Weiß: Christian Weiß (1774–1853) lehrte seit 1796 (ab 1801 als außerordentlicher Professor) an der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig und ging 1805 als Professor an das neuerrichtete Lyzeum in Fulda (vgl. ADB 41, S. 561f.).

251. Von Ludwig Uhland, o. O. (Tübingen), bis zum 6. März 1807 Überlieferung Hs. DLA Marbach, A: Uhland 46743 2 Dbl., 4o D: Uhlands Briefwechsel 1, S. 22–27. Uhlands Brief ist nur in dem hier vorgelegten Entwurf mit zahlreichen Streichungen, Einfügungen und Neuansätzen überliefert. Die im Laufe der längeren Entstehungszeit des Briefkonzepts eingefügten Ergänzungen wurden der ersten Entwurfsfassung von Uhland meist in eckigen Klammern (Kastenklammern) hinzugefügt. Varianten 67f. Entschlüsse hindert (…) in uns gefaßt: ArR späterer Zusatz bzw. Neuformulierung [Die herrschende Idee war: Mag auch das Sch. die A. uns. Ent. hindern pp. gefaßt u. zu ihrer Ausführung das Unsrige gethan,] 78 [will schon zum festl. Tempel gehn]: Wie die anderen Zusätze in eckigen Klammern wohl spätere Ergänzung. 81 heilig (?): Evtl. als heil zu lesen; Endung, wie auch sonst häufig, stark verschliffen. 86 großen Ziele: Danach des Ganzen (Streichung unsicher). 108f. Arme einer Geliebten.: Danach gestr. Absatz, für die Reinschrift des Briefes vermutlich nicht vorgesehen (fehlt in D, S. 25): Ein Jüngling gieng durch die üpigen Frühlingsfluren in tiefem Sinnen. Es war in seiner Brust ein wunderbares Drängen voll Lust u. Schmerz, als wollte sich noch ein Frühling gebähren. Es umschwebten ihn seltsame Gestalten, schöne Feen aus der Märchenwelt giengen glänzend vorüber – er breitete die Arme aus, er rief mit Thränen, umsonst! keine der seligen Träume konnt’ er fest halten, keiner stillte den Durst seines Herzens. Da kam er ein schönes Schloß, golden stand es da im Sonnenstrale und eine Jungfrau neigte sich vom Söller. Wie Er sie sah und die er umfing sie mit glühenden Blicken. Der ganze Frühling seiner Herzens Seele blühte in (üdZ zwei unleserliche Wörter) dieser Gestalt. Jeden Tag gieng er vorüber, sah hinauf u. freute sich. Er hat ihr nie genaht, nie mit ihr gesprochen und doch glaubt’ er sie so ganz zu kennen, (daneben alR stichpunktartige Notizen und Ansätze: Wxxxrom (?) / SBlatt Nibel / Romantisch. / Almanach / Aber Aber / eben / Aus eben) 116 Ansichten mittheilen.: Danach gestr. u. besonders wie ich mir den Charkter der Franceska schnell gebildet habe, wenn ich nicht wüßte 139 im Ganzen nicht: Danach gestr. besonders scheint mir der Charakter der Gen selbst zu leicht genommen

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146 war mir willkommen: willkommen aus wichtig 151 der Subjektivität offen.: Danach gestr. Wenn der Dichter im Drama seine subjektiv vortreten lassen will, sollte er nicht auch sich selbst aufführen 166f. zu Papier gebracht: aus ausgebildtes 179 wünscht’ ich sehr auch Ihre Ansichten: auch Ihre aus (1) fremde (2) bestimmte 186 Abgeschickt d. 6. Merz. 1807: AlR aus Geendet den 2. Merz Erläuterungen 1 Ihren Brief: Vom 25. Januar/7. Februar 1807. 4 Heldenbuch: Zum Heldenbuch vgl. ebd. und Uhland an Seckendorf, Ende November/Anfang Dezember 1806. 11 Dietrich v. Bern (…) Etzel: Zur Dietrichsage und ihren literarischen Ausprägungen seit dem Hildebrandslied vgl. Werner Betz, Die deutsche Heldensage, in: Aufriß 3, Sp. 1459–1548, bes. Sp. 1489–1502; zum Textcorpus vgl. Heinzle, Dietrichepik, S. 9–13. 12 hürnenen Siegfried: Bei dem nur in Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts überlieferten Lied vom Hürnen Seyfried wird der aus dem Nibelungenlied bekannte Gang der Siegfried-Sage um verschiedene Details aus nordischer Überlieferung ergänzt (Ältere Edda, Thidrekssaga; vgl. VL 4, Sp. 317ff.). 15 K. Artus (…) aus franz. Romanen: Chrétien de Troyes schrieb um 1160/80 die zum Artuskreis gehörenden altfrz. Versepen, die von den deutschen Dichtern des Mittelalters aufgegriffen wurden: Hartmann von Aue (Érec et Énide und Yvain), Wolfram von Eschenbach (Perceval) und Ulrich von Zatzikhoven (Lancelot). 16f. Walther von Aquitanien: Das um 930 von Ekkehard I. von St. Gallen in lateinischen Hexametern verfaßte Heldenepos Waltharius (Waltharilied). 18f. Nibelungen (bei Müller […]): Im 1. Bd. seiner Sammlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jahrhundert, Berlin 1782, veröffentlichte Christoph Heinrich Myller (Müller) unter dem Titel Der Nibelungen Liet den ersten vollständigen Druck des Nibelungenliedes. 21 beilieg. Aufsatz über die Nibel.: Uhlands Beitrag Bruchstük aus dem Niebelungen-Liede mit Beziehungen auf’s Ganze für das Sonntags-Blatt, Nr. 7, 22. Februar 1807, in: Sonntagsblatt, S. 107–114 (vgl. auch den Schluß des Briefes). 22f. Nyerup’schen Sammlung: Rasmus Nyerup, Symbolae ad literaturam Teutonicam antiqviorem, Kopenhagen 1787. Die Edition des Kopenhagener Literarhistorikers und Universitätsbibliothekars Rasmus Nyerup (1759–1829) ist der erste größere Abdruck eines Textes aus dem Heldenbuch (vgl. Haustein, Helden Buch, S. 15). 24 In Dresden (…) Adelungs Berichte: Vgl. den Bericht (Vorrede) von Friedrich Adelung über Handschriften von altdeutschen Gedichten in der churfürstlichen Bibliothek zu Dresden, in: Adelung, Nachrichten 1799, S. XXV–XXVIII: No. 103. Eine Sammlung zum Heldenbuche gehöriger Stücke in einer Handschrift auf Papier aus der letzten Hälfte des 15ten Jahrhunderts (SLB, Hs. M 201). Das „Dresdner Heldenbuch des Kaspar von der Rhön“ (aus Unterfranken; entstanden um 1472) stellt die umfangreichste Sammlung von Heldenepik dar (vgl. Heinzle, Dietrichepik, S. 294; VL 3, Sp. 949–951). 25f. Hrz. Friedr. v. Schwaben: Auch Handschriften des nach 1314 entstandenen spätmhd. Heldenepos Friedrich von Schwaben, einer dichterischen Bearbeitung der Wielandsage, aus Beständen der Vaticana und der Dresdner Bibliothek werden in Friedrich Adelungs Nachrichten (1796, S. 25; 1799, S. 29) genannt. 30 Wagenseil: Johann Christof Wagenseils Buch Von Der Meister-Singer Holdseli-

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gen Kunst, Anfang, Fortübung, Nutzbarkeiten, und Lehr-Sätzen, in: Joh. Christophori Wagenseilii de Sacri Rom. Imperii Libera Civitate Noribergensi Commentatio. Accedit, de Germaniæ Phonascorum Von der Meister-Singer Origine, Præstantia, Utilitate, et Institutis, Sermone vernaculo liber, Altdorf 1697. 45–59 2 Recensionen (…) im Morgenblatt u. in der Dyk. Bibl.: Beide Besprechungen, mit Y. signiert, stammen von Friedrich Weißer; vgl. Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 11, 13. Januar 1807, S. 43, und Bibliothek der redenden und bildenden Künste, 2. Bd., 1806, 2. St., S. 383–388 (längere Auszüge, auch aus weiteren Rezensionen des Musenalmanachs, bei Pissin, Almanache, Sp. 96f.). Im Morgenblatt wird der Schluß des ersten Heldenbuch-Bruchstücks im Musenalmanach 1807, S. 24, zitiert, in der Bibliothek der Anfang (ebd., S. 13) und aus dem Lied Die Nonne (S. 146). Johann Gottfried Dyk (auch Dyck) war Herausgeber und Redakteur der in Leipzig erscheinenden Bibliothek, der Nachfolgerin seiner Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste (1765/1806). In der Vorrede zu Nr. 2 des Sonntags-Blatts vom 18. Januar 1807 gibt vermutlich Uhland eine ironische Replik Im Tone der Leipsiker Bibliothek und der Recens. von W – r. auf die beiden negativen Besprechungen (vgl. Sonntagsblatt, S. 38–41). 66 Achilleus Tod: Von Adelbert v. Keller unter den dramatischen Versuchen aus Uhlands Nachlaß aufgeführt, datiert auf 1805. Bei der geplanten Tragödie kam der Dichter über eine kurze Inhaltsskizze nicht hinaus (vgl. Fröschle, S. 108f.; Uhlands Briefwechsel, S. 24). 112f. Luther (…) Francesca da Polenta: Vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807. 120f. diesen Stoff (…) aufgegeben: Vgl. Seckendorf an Uhland, 24. Juli 1807. 125 Preisaufgabe: Vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807. 133f. in Reutlingen gedruckt: Justus Fleischhauer und weitere Reutlinger Drucker spezialisierten sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf billige Nachdrucke von Volksbüchern und anderen populären Lesestoffen (vgl. die Erinnerungen von Justinus Kerner, Aus meiner Knabenzeit, Berlin 1914, S. 112; Claudine Pachnicke, Bücher aus der Krämerkiste, in: Ausstellung Baden und Württemberg, Bd. 1.2, S. 1049f.). 134 Genovefa: Seit dem 18. Jahrhundert verbreitetes Volksbuch eines unbekannten Verfassers (Erstdruck Köln o.J., bei C. Everaerts), basierend auf Martin v. Cochems freier Übersetzung von L’innocence reconnue ou Vie de Sainte Geneviève de Brabant (Paris 1634) des René de Ceriziers (vgl. Kosch, 3. Aufl., Bd. 6, Sp. 194f.). 134 Heymonskinder: Vgl. Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807. 134f. Herzog Ernst: Ursprünglich in einer Reihe von (auch lat.) Handschriften überlieferte Versdichtung; bei dem um 1560 erstmals gedruckten Volksbuch vom Herzog Ernst handelt es sich um die Kurzfassung der um 1480 entstandenen frühnhd. Prosabearbeitung (vgl. VL 3, Sp. 1182f.). 135 Magelone: Durch Ludwig Tiecks Bearbeitung „ins literarische Bewußtsein der Neuzeit gelangte“ Volksbuchversion (VL 5, Sp. 1147) der seit Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisbaren frz. Prosaerzählung Magelone. Verfasser des etwa 1527 entstandenen, um 1534 erstmals gedruckten Volksbuchs Histori von dem Ritter mit den silbern schlüsseln und der schönen Magelonna ist der Nürnberger Veit Warbeck. 135 Siegfried: Prosaauflösung des Liedes vom Hürnen Seyfried (vgl. oben). Der älteste Druck des deutschen Volksbuchs Eine Wunderschöne Historie von dem gehörnten Siegfried ist nachgewiesen für Hamburg 1657 (vgl. VL 4, Sp. 325f.). 135 weise Meister, Eulenspiegel: Vgl. Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807.

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135–138 Fortunatus, Oktavianus pp. Genovefa (…) Tieks Bearbeitung: Vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807. 160f. ein geschrieb. Sonntagsblatt: Die Zeitschrift des Tübinger Romantikerkreises Sonntags-Blatt für gebildete (einmal auch ungebildete) Stände erschien in acht Ausgaben zwischen dem 11. Januar und 1. März 1807. Das mit der Hand geschriebene und jeweils an Sonntagen aufgelegte Blatt mit Beilagen und Extrablättern ging auf eine Initiative Kerners zurück, aus seiner und Uhlands Feder stammt ein maßgeblicher Teil der Beiträge. Entstanden war es als Reaktion auf die als anti-romantisch empfundenen Kritiken des seit dem 1. Januar 1807 bei Cotta erscheinenden Morgenblatts für gebildete Stände, das in seiner äußeren Gestalt genau kopiert wurde (vgl. Berhard Zellers Einleitung in seiner Edition der Zeitschrift, Sonntagsblatt, S. 5–31; ferner Briefe Uhlands an Koelle, 26. Januar und beendet 9. Juli 1807, in: Uhlands Briefwechsel, S. 21, 29–31, und an Friedrich Christoph Mayer, 1807, ebd., S. 57f.). 164 einem Ungenannten: Wohl Friedrich Koelle, der als gleichzeitiger Korrespondent des Morgenblatts auf Anonymität bestehen mußte (vgl. Zeller, in: Sonntagsblatt, S. 18). Julius Hartmann identifiziert einen von Uhland in einem Brief an Koelle erwähnten ungenannten trefflichen Mitarbeiter des Sonntags-Blatts als den gemeinsamen Freund Heinrich Köstlin (1787–1859; Brief vom 26. Januar 1807, Uhlands Briefwechsel, S. 20). 165 Zeichnungen von einem unsrer Freunde: Karl Mayer. Die hier gleichfalls erwähnten Zeichnungen hatten in Umrissen von Carikaturen bestanden, welche ich meistens in Eile zeichnete, und die ich übrigens im Ganzen nicht für würdig gehalten hätte, einem größeren Publikum vorgeführt zu werden (Ludwig Uhland, seine Freunde und Zeitgenossen. Erinnerungen von Karl Mayer, 1. Bd., Stuttgart 1867, S. 15). 168 Sammlung in Ihrem Almanache: Uhlands lyrische Beiträge zu Seckendorfs Musenalmanach 1807, S. 144–178. 172f. Bruchstück aus den Nibel.: Vgl. oben. 174f. 3. altteut. Balladen: In Nr. 7 des Sonntagsblattes vom 22. Februar 1807, S. 115–125, direkt an das Bruchstük aus dem Niebelungen-Liede anschließend. Die drei Nachdichtungen Uhlands, Es hatt’ ein Herr ein Töchterlein, Graf Friedrich thät ausreiten und Es hatt’ ein König ein Töchterlein, nahm Seckendorf in seinen Musenalmanach 1808 auf (S. 19–25, 29–32; vgl. auch Seckendorf an Arnim, 21. April 1806). Uhland hatte im Herbst 1806 gemeinsam mit Freunden eine Fußreise durch die Schweiz unternommen (vgl. Zeller, in: Sonntagsblatt, S. 169f.). 177 Ansicht über das Romantische: Uhlands mit Florens gezeichneter Aufsatz Über das Romantische in Nr. 8 des Sonntagsblattes vom 1. März 1807, S. 138–143. Später bat er auch Koelle in einem Brief um entsprechende Auskunft: Theilen Sie mir einmal mit, was Sie unter: Romantisch – verstehen! (beendet 9. Juli 1807, Uhlands Briefwechsel, S. 34). 181–183 Kölle (…) Lancelot: Koelle war zu dieser Zeit als Legationssekretär bei der württembergischen Gesandtschaft in Paris tätig; zu Lancelot vgl. die Erl. zu Francesca da Polenta in Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807.

An Johann Christoph von Aretin, Regensburg, 20. März 1807

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252. An Johann Christoph von Aretin, Regensburg, 20. März 1807 Überlieferung Hs. BSB München, Schereriana IV 1 Bl., 4o Erläuterungen 2 Grüner: Der Schauspieler Karl Franz v. Akáts gen. Grüner (1776/1780–1845) kam nach einem Engagement in Weimar (1803/04) im September 1805 nach Regensburg, vermutlich auf Betreiben Benzel-Sternaus. Nach Auseinandersetzungen mit dem dortigen Theaterdirektor Ignaz Walter ging er für kurze Zeit nach München, 1807 wurde er an das Theater an der Wien verpflichtet (vgl. Pigge, Gründung, S. 95f.; Goethe und Österreich 2, S. XIIf.; abweichende Daten bei Eisenberg, S. 361; Kosch, Theaterlexikon 1, S. 632). 6 im Museum: In der 1802 gegründeten Münchner Lesegesellschaft Musäum, zu deren Vorstand Aretin zählte (vgl. Walch, Aurora, S. 123, 218). 7 litt. Anzeiger 1806: Der von Aretin herausgegebene Neue literarische Anzeiger erschien ab 1. Juli 1806; in der hier erwähnten Nr. 8 vom 24. Februar 1807 war Seckendorf mit einem eigenen Beitrag, Zusatz zu Degens Literatur der teutschen Uebersetzung der Griechen, vertreten (vgl. Publikationsverzeichnis). 8f. Stein plattendruck: Im Neuen literarischen Anzeiger nicht nachweisbar. 10 Beiträgen: Aretins Beyträge zur Geschichte und Literatur, vorzüglich aus den Schätzen der pfalzbairischen Centralbibliothek zu München. 16f. Montag & Weiss: Der Regensburger Verlag von Seckendorfs Musenalmanach 1807/08. 18f. die Kattischen Originalbriefe: Erschienen nicht im Neuen literarischen Anzeiger; vgl. Seckendorf an Cordes, 21. Januar 1807. 20 Morgenblatt: Seckendorfs Musenalmanach 1807 war in einer der ersten Ausgaben der seit Anfang 1807 bei Cotta erscheinenden Zeitschrift von Friedrich Weißer abwertend besprochen worden, Verhandlungen über das Engagement einer Münchner Filialredaktion unter der Leitung von Johann Franz Cordes verliefen offenbar ergebnislos (vgl. dessen Briefwechsel mit Seckendorf und Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807). 26 nach Heidelberg: Vgl. Seckendorf an Brühl, 12. April 1807. 32 Panzerischen Auktion: Der Bibliograph Georg Wolfgang Panzer war 1805 gestorben; vgl. die Ankündigung der Nachlaßauktion in Nürnberg im Neuen literarischen Anzeiger: Der öffentliche Verkauf der seltenen und reichen BücherSammlung beginnt am 5ten Januar 1807 (Nr. 7, 12. August 1806, Sp. 102). Die sich über mehrere Etappen hinziehende Auktion, durchgeführt vom Buchhändler Johann Leonhard Sixtus Lechner, wurde erst zu Beginn des darauffolgenden Jahres abgeschlossen. 33 Schilter: Johannes Schilter (1632–1705), Jurist an der Universität Straßburg, Hauptwerk Thesaurus antiquitatus Theutonicarum, ecclesiasticarum, civilium, litterariarum, 3 Bde., Ulm 1727/28 (abgeschlossen von Johann Georg Scherz und Johann Frick), mit alt- und mhd. Zeugnissen wie Notkers Psalmen, Benediktinerregel, Otfried u.a. „auf lange Zeit hinaus ein Grundbuch altdeutscher Denkmälerforschung“ (Aufriß 1, Sp. 103). 33 Frisch: Der vom Straßburger Kreis um Schilter und während seiner späteren Zeit als Rektor des Gymnasiums zum grauen Kloster in Berlin von Leibniz angeregte Lexikograph Johann Leonhard Frisch (1666–1705) schuf neben philologischen Arbeiten als Hauptwerk ein Teutsch-Lateinisches Wörterbuch, Berlin 1741.

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Von Karl Wilhelm von Fritsch, Weimar, 22. März 1807

33 Ritter Pontus: Das aus einer französischen Vorlage von Eleonore von VorderÖsterreich 1456 übersetzte, 1483 in Augsburg erstmals gedruckte Volksbuch Pontus und Sidonia. 33 Heldenbuch: Vgl. Uhland an Seckendorf, November/Dezember 1806 33 Dufresne: Wohl das mittellat. Lexikon Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis (…), zuerst Paris 1678 von Charles du Fresne, sieur du Cange. 33 Wachter: Johann Georg Wachter, Glossarium Germanicum, continens origines & antiquitates totius linguae Germanicae, et omnium pene vocabulorum, vigentium desitorum. Opus bipartitum et quinque indicibus instructum, Leipzig 1727 (erweitert 1737/38). 36 Verzeichnis von Dubletten: Wahrscheinlich das in der III. Beilage zum Neuen Literarischen Anzeiger 1807 abgedruckte Verzeichnis mehrerer aus freier Hand zu verkaufenden, zum Theil seltener Bücher (unpag., Sp. 5–8). 38f. Pyrgopolinices von Naogeorgus: Das neulateinische Drama Incendia seu Pyrgopolinices von Thomas Naogeorg(us) (1511–1563) erschien 1541 bei Georg Rhau in Wittenberg (in die o. g. Verkaufsanzeige nicht mehr aufgenommen). 42 Palmische Bibliothek (…) Herzog Friedrich: Carl Josef Graf v. Palm (1698–1770), Konkommissar am Regensburger Reichstag, hatte 1747 die Bibliothek des im Jahr zuvor verstorbenen Eucharius Gottlieb Rinck (Bibliotheca Rinckiana) erworben, in der sich eine heute in München aufbewahrte Handschrift (Cgm 5237) des spätmhd. Versepos Friedrich von Schwaben, eine Ausgestaltung der Wielandsage, befand (vgl. Karin Schneider, Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die mittelalterlichen Handschriften aus Cgm 4001–5247, Wiesbaden 1996, S. 566; Max Hermann Jellinek [Hg.], Friedrich von Schwaben aus der Stuttgarter Handschrift, Berlin 1904, S. XVIII; NDB 20, S. 19f.). 43 Hoffnung für F. Schlegel: Vgl. Friedrich Schlegel an Seckendorf, 5. September 1806. Friedrich Heinrich Jacobi war zum Präsidenten der Münchner Akademie der Wissenschaften ernannt worden. 45 Cannabichs Musikalienverlassenschaft: Johann Christian Cannabich (1731– 1798), Komponist und Leiter des Orchesters am Hof des pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor in Mannheim, ab 1778 in München (vgl. MGG 2, Sp. 752–759, hier: Sp. 755f.).

253. Von Karl Wilhelm von Fritsch, Weimar, 22. März 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,551 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 28. b. 24. Aprl. Erläuterungen 2 Brief vom 11.t Jan.: Nicht überliefert. 7 eine größere Summe: Die folgenden Ausführungen betreffen die u.a. von Seckendorf initiierte Sammlung zugunsten der von den Kriegsfolgen betroffenen Länder (vgl. Seckendorf an Fritsch, 21. November 1806). 11 Almam Salanum: Alma Salana, die – an der Saale gelegene – Universität Jena. 25 Unsere Existenz: Als Bevollmächtigter des weimarischen Herzogs war Friedrich

Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 29. März 1807

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Müller Anfang November zu Verhandlungen mit Napoleon nach Posen gereist und konnte mit den am 15. und 16. November 1807 unterzeichneten Verträgen zum Frieden von Posen und der Urkunde zum Beitritt der sächsischen Herzogtümer zum Rheinbund die politische Existenz Sachsen-Weimars sichern. Seine Bemühungen um eine Abwendung der auferlegten Kontributionen schlugen fehl (vgl. Politischer Briefwechsel, S. 392–397). 28 Contribution (…) Contingent: Die Sachsen-Weimar auferlegten Kontributionen betrugen 2,2 Mio Francs; nach Art. 4 der Urkunde des Beitritts der sächsischen Herzogtümer zum Rheinbund hatte das Herzogtum 800 Mann Infanterie zu stellen (vgl. Politischer Briefwechsel, S. 396; Bojanowski, Louise, S. 297). 30 Cunitzer Eßig: Abfällig über den Weinanbau bei Kunitz (Dorf an der Saale bei Jena). 34 Torquato Tasso: Die Weimarer Uraufführung des Dramas in Goethes Bühnenbearbeitung, mit Pius Alexander Wolf in der Titelrolle, fand am 16. Februar 1807 statt. 38f. Egloffstein (…) Waldner: August v. Egloffstein, Oberst in dem von Herzog Carl August gestellten weimarischen Infanterieregiment „Herzöge von Sachsen“ und später Teilnehmer an den Feldzügen in Tirol, nach Spanien und Rußland, heiratete Isabella Waldner v. Freundstein, seit 1805 Hofdame der Herzogin Louise. 39 Hoenning: Vermutlich ein Sohn des sachsen-weimarischen Offiziers und Kammerherrn in Eisenach, Johann Christoph Ehrenfried v. Hoenning. 41 Koppenfels: Johann Friedrich Kobe v. Koppenfels (1737–1811), schon seit 1768 Beamter in weimarischen Diensten, wurde 1789 zum Kanzler der Landesregierung, 1803/04 zum weimarischen Landschaftsdirektor ernannt. 42 Wolfskeel: Der sachsen-weimarische Hofrat und Kammerherr Christian Friedrich Carl v. Wolfskeel zu Reichenberg (1763–1844), seit 1804 Oberkonsistorialdirektor, wurde 1807 Nachfolger Koppenfels’ als Kanzler. 42 ich Praesident: Des Landespolizeipräsidiums. 45 Herzog ist zurück: Bereits am 29. Januar 1807 war Carl August, der sich seit November 1806 in Berlin aufgehalten hatte, nach Weimar zurückgekehrt. 45f. Gottlob Egloffstein (…) Schleswig: Egloffstein war im Januar/Februar 1807 zu der sich in Schleswig aufhaltenden Erbprinzessin Maria Pawlowna v. Sachsen-WeimarEisenach entsandt worden. 48 Meine gute Frau: Henriette, geb. Wolfskeel zu Reichenberg. 57 Erfurt: Die seit 1802 preußische Stadt war nach der Niederlage von Jena und Auerstedt kampflos vom französischen Heer eingenommen worden und wurde durch ein Dekret Napoleons im August 1807 kaiserliche Domäne.

254. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 29. März 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,329 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. 3. Aprl. / b. eod. Erläuterungen 2f. Korrektur: Von Benzel-Sternaus bei Montag und Weiß in Regensburg verlegter Titania oder das Reich der Mährchen; vgl. die vorausgehenden Briefe Benzel-Sternaus.

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An Karl August Böttiger, Regensburg, 7. April 1807

10f. Pigmäenbriefe (…) Dedicatario: Benzel-Sternau widmete seine PigmäenBriefe, 2 Bde., Gotha 1808, Leo v. Seckendorf; vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 10. Januar 1807. 12 steinerne Gast: Vgl. ebd. 14 À point nommé: Frz., gerade recht. 14 das Commissoire: Vgl. Benzel-Sternau an Ignaz Heinrich v. Wessenberg, 2. April 1807: Jezt aber hat mir der Grosherzog (Karl Friedrich v. Baden) aus eigener Bewegung das Comiß[ariat] in der Ritterschaftssache anvertraut. (Reinhard, Benzel-Sternau/Wessenberg, S. 207). 18 Jason: Benzel-Sternaus Zeitschriftenprojekt (Gotha 1808–1811); vgl. seinen Brief vom 1. Februar 1807. 26 Grüners: Zum Engagement des Schauspielers Franz v. Akáts gen. Grüner an die Wiener Bühne vgl. Seckendorf an Aretin, 20. März 1807. 27 Walter die arme Zaire: Zaïre, 1732 uraufgeführte Tragödie von Voltaire. Die Anspielung – mit Bezug auf den ab 1804 in Regensburg als Theaterleiter wirkenden Ignaz Walter – nicht geklärt (zu Walter vgl. Gaul, pass.). 35 Alfieri’s: Von der Absicht, Dichtungen des italienischen Klassizisten Vittorio Graf Alfieri (1749–1803) zu übersetzen, spricht Benzel-Sternau später in einem Brief an Ignaz Heinrich v. Wessenberg (16. September 1811, in: Reinhard, Benzel-Sternau/Wessenberg, S. 252ff.). 39 Grüneisen: Seckendorfs Brief ist nicht erhalten; zum Herausgeber und Redakteur des Morgenblatts für gebildete Stände, Carl Christian Heinrich Grüneisen, vgl. BenzelSternau an Seckendorf, 19. Februar 1807. 44 Asp–g: Das württembergische Staatsgefängnis auf dem Asperg. 53 Dii fortioribus adsunt: Das Tacitus-Motto später auch in Benzel-Sternaus Zeitschrift Jason, 1. Jg., März 1808, S. 245.

255. An Karl August Böttiger, Regensburg, 7. April 1807 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 11 1 Bl., 8o Erläuterungen 3 einem meiner Bekannten: Wahrscheinlich der mit Seckendorf seit seiner Stuttgarter Zeit befreundete Karl Friedrich Emich Freiherr v. Uxkull-Gyllenband, der 1804 und 1805 nach Italien gereist war (vgl. Seckendorf an Fernow, 11. Juli 1806). Uxkull (auch Uexküll) hatte bereits im Vorjahr in den bei Cotta in Tübingen erscheinenden Italienischen Miscellen (5. Bd., 1. St., S. 3–24) den Aufsatz Disappointments of Italy. oder Über die Reisen nach Italien, besonders nach Rom. Ein Brief veröffentlicht. Ungesichert bleibt jedoch, ob es sich bei dem im Mai-Heft des Neuen Teutschen Merkur (1807, 5. St., S. 39–62) anonym veröffentlichten Auszug aus einem Schreiben eines Reisenden über Kunstgegenstände in Stuttgart um den hier angesprochenen Beitrag handelt (vgl. auch Mahlmann an Seckendorf, 3. Mai 1806). 14 Modejournal: Im Jahrgang 1807 des Journals des Luxus und der Moden erschien kein Beitrag von Uxkull-Gyllenband.

An Karl Graf von Brühl, Regensburg, 12. April 1807

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15 Morgenblatt: Das von Johann Friedrich Cotta verlegte Morgenblatt für gebildete Stände erschien seit Beginn des Jahres 1807, Friedrich Haug gehörte (bis 1817) zu den Redakteuren. Mit Cotta hatte Seckendorf im Herbst des Vorjahres über die Uebernehmung der hiesigen, quasi Redaction der Aurora (Cordes an Seckendorf, 28. November 1806), der von Aretin und Babo in München herausgegebenen und kurz zuvor eingestellten Zeitschrift, verhandelt, anscheinend ohne konkretes Ergebnis (vgl. dazu Seckendorf an Cordes, 21. Januar 1807, mit einem für das Morgenblatt gedachten, jedoch nicht gedruckten Beitrag). Die wiederholte Einladung zur Mitarbeit an dem neuen Blatt ignorierte er im weiteren jedoch, sicher auch wegen Friedrich Christoph Weißers negativer Rezension seines Regensburger Musenalmanachs für das Jahr 1807 im Morgenblatt (Nr. 11, 13. Januar 1807, S. 43; vgl. auch Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807, und an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807). 18 Haug: Johann Christoph Friedrich Haug (1761–1829), seit 1782 Beiträger zu Zeitschriften und Almanachen, trat vor allem mit verschiedenen epigrammatischen Anthologien hervor. Als Redakteur des Morgenblatts hatte er Seckendorf erst kurz zuvor nochmals die Mitarbeit an der Zeitschrift angetragen; vgl. Haug an Seckendorf, 3. März 1807. 23 Almanach: Musenalmanach für das Jahr 1807. Herausgegeben von Leo Freiherrn von Seckendorf. Regensburg, in der Montag- und Weißischen Buchhandlung. 24 Ostertagischen Nachlaß: Mit Vorarbeiten für eine Sammlung der kleinen Schriften von Johann Philipp Ostertag, seines Lehrers am evangelischen Gymnasium in Regensburg, hatte Seckendorf bereits kurz nach dessen Tod 1801 begonnen, eine Subskription des geplanten Werks erzielte zunächst nicht die erforderliche Resonanz (vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar und 12. März 1802). Das Werk erschien schließlich erst nach Seckendorfs Tod: Auswahl aus den kleinen Schriften des verstorbenen Professors und Rektors am Gymnasium zu Regensburg, Johann Filipp Ostertag, aus dessen Nachlass herausgegeben von einigen seiner Freunde. Erste Sammlung, Sulzbach 1810 (die Vorrede der Herausgeber datiert auf August 1809).

256. An Karl Graf von Brühl, Regensburg, 12. April 1807 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1970 1 Bl., 2o Adresse: A Monsieur / Monsieur le Comte de Brühl, Cham- / bellan de S. M. le Roi de Prusse. Gentil- / homme des Forêts à / Prague. Empfängervermerk: Beantwortet d. 22 April Erläuterungen 2 Laban in Prag: Brühl ging nach der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstedt im Oktober 1806 mit seiner Mutter nach Prag, wo er sich bis Ende Oktober 1807 aufhielt (vgl. Krosigk, S. 272ff.; zu Laban vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800). 3f. dirigirt Liebhabertheater: In Prag „fanden Tina und Karl doch wenigstens ab und zu auch in geselligen Veranstaltungen, in einem gut unterhaltenen Theater und in vortrefflichen Musikaufführungen willkommene Ableitung ihrer Gedanken in dieser kummervollen Zeit“ (Krosigk, S. 273). 4 Duchessa d’Acerenza: Johanna Katharina v. Acerenza-Pignatelli (1783–1876), eine

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Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 13. April 1807

Nichte der mit Brühls Mutter befreundeten Elisa von der Recke; im Vorjahr von ihrem Mann, Francesco Pignatelli Duca di Acerenza, geschieden. 8 mein vierter Brief: Vgl. Seckendorf an Brühl, 29. Januar 1807: Ich habe dir seit 18. Monaten zweimal geschrieben, einmal noch von der Festung, dann wie ich frei wurde durch Sinclair (Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1969; der Brief von der Festung (Asperg) ist nicht erhalten, die beiden darauffolgenden sind vom 19. Dezember 1805 und 29. Januar 1807). 35 in Heidelberg: Den Plan, nach Heidelberg zu gehen, verfolgte Seckendorf wenigstens bis Anfang August 1807; vgl. Heinrich Voß an Charlotte v. Schiller: Habe ich Ihnen schon geschrieben, daß Herr v. Seckendorf auf eine Zeitlang nach Heidelberg zieht? Ich freue mich sehr darauf, denn wir interessiren uns für Einen Gegenstand (28. August 1807, in: Urlichs 3, S. 229; vgl. aber Seckendorf an Brühl, 13. August 1807). 37 meines Vaters Verhältnisse: Christoph Albrecht v. Seckendorf war großherzoglich badischer Gesandter am Bundestag und dem Hof des Fürstprimas in Frankfurt (vgl. Friedrich Schlegel an Seckendorf, 5. September 1806). 40 Herzogin Mutter: Anna Amalia v. Sachsen-Weimar-Eisenach war zwei Tage zuvor gestorben. 41 Großfürstin nach Petersburg: Maria Pawlowna war vor den kriegerischen Ereignissen des Oktobers 1806 nach Schleswig ausgewichen und kam im Sommer 1807 zurück nach Weimar (vgl. Bojanowski, Louise, S. 303f.). Die ursprünglich geplante Reise nach Petersburg kam wegen Vorbehalten von französischer Seite zunächst nicht zustande; allerdings schlug auch der Versuch, Carl Augusts Schwiegertochter in eine Vermittlerrolle zwischen Napoleon und Zar Alexander, ihrem Bruder, zu drängen, nicht zuletzt aufgrund ihrer Weigerung fehl (vgl. Politischer Briefwechsel 2, S. 467ff.). Die geplante Reise fand schließlich im darauffolgenden Jahr statt. 41f. August Eglofstein (…) Waldner: August v. Egloffstein heiratete 1808 Isabella Waldner v. Freundstein, die Hofdame der Herzogin Louise v. Sachsen-Weimar-Eisenach.

257. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 13. April 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,330 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. 18n. / b. 30 Apr./4 Maj. Erläuterungen 2 à la Alzirtus (?): Lesung unsicher; nicht ermittelt. 3 Titania: Vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 3. Dezember 1806. 6f. Oberon (…) Taranteltanz: Vgl. Christoph Martin Wieland, Oberon, 12. Gesang, Kap. 61; C. M. Wielands sämmtliche Werke, Bd. 23, Leipzig 1796, S. 288f. 8 Meine Anstellung: Benzel-Sternau wurde im April/Mai 1807 zum Stellvertreter (erster Rat) des Leiters des badischen Polizeidepartements, Johann Nikolai Friedrich Brauer, ernannt (Andreas, Verwaltungsorganisation, S. 155–157; vgl. auch Benzel-Sternau an Seckendorf, 29. März 1807). 9 Erziehungs-Journal: Vgl. Joseph Rückert an Seckendorf, 4. März 1807. 12 Voss: Hr. D. Joh. Heinrich Voß, seither Professor am Gymnasium zu Weimar,

Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 20. April 1807

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rühmlich bekannt durch seine Uebersetzung des Lear und Othello von Shakespear, ist seinem Vater nach Heidelberg gefolgt, um künftige Ostern Vorlesungen über alte Geographie, Mythologie und Literatur überhaupt daselbst zu eröffnen (JALZ, Intelligenzbl. Nr. 11, 2. Februar 1807, Sp. 90). 13 mit meinen 1/m Sachen: Unsichere Lesung, evtl. auch als mit meiner Idee dh deutbar. 15 Bibliothek: Die wertvollsten Bestände der von Kurfürst Ottheinrich im 16. Jahrhundert begründeten Bibliotheca Palatina waren 1623 als Schenkung Herzog Maximilians v. Bayern nach Rom gebracht worden. Erst im Zuge der Reorganisation der Universität durch Zuweisung von Beständen säkularisierter Klöster erlangte auch die Universitätsbibliothek wieder Bedeutung; eine größere Zahl altdeutscher Handschriften kam erst ab 1816 aus Rom und Paris wieder nach Heidelberg zurück.

258. Von Christian Graf von Benzel-Sternau, Karlsruhe, 20. April 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,331 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. 26. / b. 30 Apr./4 Maj. Erläuterungen 3 Weiss: J. L. U. Weiß (auch Weiss), der nach dem Tod des Firmengründers Johann Leopold Montag 1788 Verlag und Sortiment der Regensburger Buchhandlung Montag und Weiß übernommen hatte. 4 übrigen Exempl.: Der soeben gedruckten Märchensammlung Titania; vgl. die vorausgehenden Briefe Benzel-Sternaus. 9 d e s R i t t e r s H e r z im Morgenblatt: Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 91, 16. April 1807, S. 361f.; dort mit der Sigle C. 12 Jason: Benzel-Sternaus Zeitschrift Jason erschien ab Januar 1808 (bis 1811) bei R. Z. Becker in Gotha, offenbar ohne Beiträge Seckendorfs. 18 die Bibliothek: Die 1771 aus der Vereinigung der beiden markgräflich badischen Hofbibliotheken in Durlach und Rastatt neu gebildete Karlsruher Hofbibliothek (heute Badische Landesbibliothek) konnte ihre Bestände durch das Recht der ersten Auswahl aus den 1803 aufgehobenen Kloster- und Stiftsbibliotheken bedeutend erweitern. 22 Messekatal. (…) unter deinem Namen angezeigt: Die Eintragung im Messekatalog nicht ermittelt; wahrscheinlich wurde eine Veröffentlichung von Karl August v. Seckendorff (Gedichte, 2 Bde., Zwickau 31808) angezeigt.

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Von Carl Bertuch, Weimar, 22. April 1807

259. Von Carl Bertuch, Weimar, 22. April 1807 Überlieferung Hs. Goethe-Museum, Düsseldorf 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 29. / b. 18. Aug. Erläuterungen 17 Brühl: Vgl. Seckendorf an Brühl, 12. April 1807. 17 Dankelmann: Adolf v. Dankelmann war seit dem Vorjahr als Bergamtsassessor (später Oberbergrat) in Coburg angestellt; vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, undatiert, vor 31. Mai 1806 (Hs. GSA 13/N 5): (…) eile ich Ihnen zu sagen, daß Dankelmann mir eben sagt ich möchte Ihnen proponiren ob Sie nicht in Coburgische Dienste wollten, Sie bekämen 1500 f auf der Stelle, Dank. ist dort angestellt, er sagt man verlange dort nichts als Thätigkeit u Subordonation, es wäre vielleicht ein Ausweg Ihnen Ihr Schiksal zu erleichtern. 19 Seine Frau: Mariane, geb. Jagemann; das erste Kind, Marianne, wurde am 30. Juni in Coburg geboren. 24f. Lebenslauf von Goethe verlesen: Der von Goethe verfaßte offizielle Nachruf Zum feyerlichen Andenken der Durchlauchtigsten Fürstin und Frau Anna Amalia wurde am 19. April 1807 von allen Kanzeln verlesen (vgl. die Abb. des im Druck vorliegenden Nekrologs bei Volker Wahl, „Meine Gedanken“. Autobiographische Aufzeichnung der Herzogin Anna Amalia von Sachsen Weimar. „Andenken“ und „Grabinschrift“, in: Wolfenbütteler Beiträge 9, 1994, S. 99–122, hier S. 118–121; Goethe, MA 9, S. 929–933). Im Seckendorf-Nachlaß der WLB findet sich darüber hinaus ein Separatdruck aus dem MaiHeft des Journals des Luxus und der Moden: Den Manen der verewigten Herzogin Anna Amalia (8 S.; WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,730, darauf der handschriftliche Vermerk Bertuchs: An Freund Sekendorf; vgl. auch den Nekrolog in JALZ Nr. 30, 18. April 1807, Sp. 257–260). 26 perentiren: Von Parentation, Totenfeier, Trauerrede. 26 der jezige GeneralSuperintendendt: Johann Gottlob Marezoll (1761–1828), protestantischer Theologe und Honorarprofessor in Jena, seit 1802 Oberpfarrer, später Konsistorialrat und Superintendent in Weimar. 28 S. Jacob: Anna Amalia war am 14. April, allerdings in der Weimarer Stadtkirche zu St. Peter und Paul (Herderkirche), beigesetzt worden. Auf dem Friedhof der Jakobskirche befanden sich die Grabstätten u.a. des im Vorjahr verstorbenen Georg Melchior Kraus und, bis zu seiner Umbettung in die Fürstengruft, Friedrich v. Schillers. 30 Schwester: Maria Anna.

Von Karl Graf von Brühl, o. O. (Prag), 22. April 1807

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260. Von Karl Graf von Brühl, o. O. (Prag), 22. April 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,391 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Empfängervermerk: erh. 29n / b. 3. Maj. / li. o.: No. 29. Erläuterungen 2 Laban: Vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800. 5 den 3 Briefen: Vgl. Seckendorf an Brühl, 12. April 1807. 10 General Milius: Wahrscheinlich der sich seit 1805 vorwiegend in Böhmen aufhaltende österreichische Feldmarschalleutnant Anton Ulrich Freiherr v. Mylius (1742–1812; vgl. NDB 18, S. 664). 22 Sophie Lützow: Nicht ermittelt. 25 Malchen: Vielleicht Amalie Lerchenfeld (Daten nicht ermittelt; vgl. Fürstlich Thurn- und Taxissches Zentralarchiv Regensburg, Bestand Haus- und Familiensachen, Nr. 3837: Materialien zur Geschichte der Fürstin Therese v. Thurn und Taxis). 34 mein Vater: Moritz v. Brühl hielt sich im Frühjahr 1807 in Preußisch-Eylau und in der Umgebung des nach Memel ausgewichenen preußischen Hofes auf (vgl. Krosigk, S. 274f.). 37 dein Brief: Vom 12. April 1807. 41 eine ausführliche Relation: Nicht bekannt; Hs.: einen ausführliche. 47f. eine veste Burg ist unser Gott: Eingangsvers des 1527/28 entstandenen Liedes von Martin Luther.

261. An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 24. April 1807 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 20/I a, S. 124–127 (Abschrift) Vgl. die nur geringfügig abweichende Brief-Abschrift von Sophie v. Fritsch aus dem FritschNachlaß des FDH, Hs-13718. Erläuterungen 6 Herzogin: Die am 10. April verstorbene Herzogin Mutter Anna Amalia. 13f. die Günterrode: Wahrscheinlich Wilhelmine Karoline Eleonore, die Gattin des kurhessischen Gesandten Philipp Maximilian v. Günderode (vgl. August Schmidt an Seckendorf, 28. Juni 1806). 14 die regierende: Louise v. Sachsen-Weimar-Eisenach. 19 Schreiben ad Serenissm: Seckendorfs Schreiben an Herzog Carl August über die Hilfsaktion zur Linderung der Kriegsleiden liegt nicht mehr bei (vgl. Seckendorf an Fritsch, 21. November 1806). 40 Vermehrung deiner kleinen Familie: Durch den Sohn Georg August; vgl. Fritschs Brief vom 22. März 1807. 45 Freund Wolf: Nicht ermittelt.

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Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 1. Mai 1807

262. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 1. Mai 1807 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 9t / b. 20. Jun. / li. o.: No. 29. Erläuterungen 2f. meinem traurigen Schicksal: Am 10. April war die Herzogin Mutter Anna Amalia v. Sachsen-Weimar-Eisenach gestorben; im selben Jahr starb Carolines Schwiegermutter Sophie v. Egloffstein. 16–29 Der Menschen Viele (…) den Menschen macht: Aus der Dritten Sammlung von Johann Gottfried Herders Briefen zu Beförderung der Humanität, 10 Bde., Riga 1793/97, hier: 38. Brief: Sprüche aus Philemon (vgl. J. G. H., Werke in zehn Bänden, hg. v. Martin Bollacher u.a., Bd. 7: Briefe zu Beförderung der Humanität, hg. v. Hans Dietrich Irmscher, Frankfurt a. M. 1991, S. 207f.; von Caroline erneut zitiert im Brief an Seckendorf vom 20. August 1807). 41f. mein Mann (…) zurük: Aus Schleswig, wo sich noch bis zum Sommer 1807 Erbprinzessin Maria Pawlowna aufhielt. 46 Netten: Jeannette v. Egloffstein, die sechzehnjährige Tochter der Schwägerin Henriette. Sie blieb nach der zweiten Eheschließung der Mutter bei ihrer Tante in Weimar.

263. Von Friedrich Majer, Schleiz, 2./10. Mai 1807 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,424 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: pf. 16 Maj. / b. 3. Jul. / li. o.: No. 17. Erläuterungen 3 einen Brief von dir: Nicht überliefert. 26 meine Familienverhältnisse: Vgl. Majer an Seckendorf, 27. September 1806. 30 Opheliens Wahnsinn: In Shakespeares Hamlet (IV/5). 31f. Oresten (…) zerstört: Nach dem Mord an der Mutter Klytaimnestra; vgl. Sophokles’ Elektra und Euripides’ Orestes. 40 allgem. historische Lexikon: Johann Franz Buddeus, Allgemeines historisches Lexicon, 5 Bde., Leipzig 1730/40. 40 Barre’s Geschichte von Deutschland: P. Joseph Barre, Allgemeine Geschichte von Deutschland vor und nach Errichtung des Kaiserthums bis auf itzige Zeiten, hg. und übers. von Johann Joachim Schwabe, 7 Bde., Leipzig 1749/52. 40f. Mosheims Kirchengesch.: Johann Lorentz von Mosheim, Institutionem historiae ecclesiasticae antique et recentioris libri quatuor (…), Helmstedt/Leipzig 1755. 45 Prinzen: Heinrich Erbprinz v. Reuß j. L. (Reuß-Schleitz). 51 Sammlung: Unter diesem Titel nicht erschienen; die nachfolgend genannten Übersetzungen und Abhandlungen erschienen u.a. in Seckendorfs Prometheus, dem von Fouqué und Neumann herausgegebenen Taschenbuch Die Musen 1812, 3. H., S. 81–100, und

An Philipp Friedrich Gampert, o. O. (Regensburg), 14. Mai 1807

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Johann Gustav Gottlieb Büschings Sammelband Erzählungen, Dichtungen, Fastnachtsspiele und Schwänke des Mittelalters, Breslau 1814 (vgl. Majer an Seckendorf, 9. September 1801). Zu dem lange gehegten Plan einer pragmatischen Gesch. der Menschheit vgl. Majer an Seckendorf, 9. Juli 1806. 63 Herders Humanitätsbriefe: Johann Gottfried Herder, Briefe zur Beförderung der Humanität, 1.–10. Sammlung, Riga 1793/97. 67 Erziehungsmagazin: Vgl. Joseph Rückert an Seckendorf, 4. März 1807, und den folgenden Brief an Gampert vom 14. Mai 1807. 68 Taschenbuch: Musenalmanach 1807. 71 Müller in W.: Friedrich v. Müller hatte sich bis März 1807 zu Verhandlungen über die Minderung der Weimarer Kontributionszahlungen in Warschau aufgehalten und war im April nach Berlin entsandt worden. 72 Fragmente: Nicht bekannt. 87 Subscription: Vgl. Fritsch an Seckendorf, 21. November 1806. 88f. meinem Fürsten: Heinrich XLII. v. Reuß j. L. 97 Friedrich Schlegel: War in den ersten Tagen des Mai 1807 von einem Paris-Aufenthalt nach Köln zurückgekehrt (vgl. Körner, Krisenjahre 3, S. 219).

264. An Philipp Friedrich Gampert, o. O. (Regensburg), 14. Mai 1807 Überlieferung Hs. BSB München, Autogr. Seckendorf, Leo v. 1 Bl., 4o Adresse: An den Herrn / Konsistorialrath M. Gampert / allhier Erläuterungen Adressat: Der in Schweinfurt geborene Magister Philipp Friedrich Gampert (1764– 1838) wirkte seit 1789 in Regensburg als Kirchenrat, Dekan und erster Pfarrer der oberen Stadt (Dreieinigkeitskirche). Er übernahm die ursprünglich Seckendorf zugedachte Aufgabe, für die Ausgabe von J. F. Ostertags kleinen Schriften eine Biographie des Regensburger Gelehrten zu verfassen und gehörte später zu den Gründungsmitgliedern des Historischen Vereins für die Oberpfalz (vgl. Georg Völkl, Werden und Wirken des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 1830–1955, in: VHVO 96, 1955, S. 7–70, hier: S. 15). 2 angekündigten Magazins: Magazin für häusliche und öffentliche Erziehung, vgl. Joseph Rückert an Seckendorf, 4. März 1807; zu den aufgezählten Mitarbeitern vgl. auch ebd. 5 Demme: Hermann Christoph Gottfried Demme (1760–1822), rationalistischer Theologe, Hymnologe und Dichter, seit 1796 Superintendent in Mühlhausen/Thür., Verfasser von Der Pächter Martin und sein Vater, 3 Bde., Leipzig 1792/1802. 6 Schollinger: Richtig: Johann Georg Schollmeyer (1768–1839), pädagogischer Reformer, ab 1799 Schuldirektor in Mühlhausen, Verfasser religionskundlicher Schul- und Lehrbücher (vgl. Goedeke VII, S. 301). 13 gänzlichen Translokation: Vgl. Seckendorf an Brühl, 3. Mai 1807: Den Sommer bringe ich in Franken auf unsern Gütern zu, den Winter gehe ich nach Heidelberg. Mein Vater, den seine Carrière künftig in Karlsruhe oder am Bundestag fixirt, verläßt Regens-

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An Karl August Böttiger, Regensburg, 23. Juli 1807

burg auf immer (Hs. SLB Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1971). Seckendorf verließ Regensburg jedoch erst im Oktober, um nach Weimar und Wien zu gehen. 15 Harmonie: Die Regensburger Lesegesellschaft; vgl. Seckendorf an Böttiger, 5. Januar 1802.

265. An Karl August Böttiger, Regensburg, 23. Juli 1807 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 12 1 Dbl., 8o Erläuterungen 5 Finis Poloniae: Ausruf des polnischen Freiheitskämpfers Tadeusz Ko´sciuszko (1746–1817) als Anführer des Aufstandes gegen Rußland und Preußen bei seiner Gefangennahme in der Schlacht von Maciejowice am 10. Oktober 1794. 6 Friedland: Die Niederlage des in Ostpreußen gegen Napoleon aufmarschierten und mit den Resten der preußischen Armee verbündeten russischen Heeres bei Friedland am 14. Juni 1807 machte die Hoffnungen auf eine Befreiung von der französischen Herrschaft zunichte. 11 Archenholz: Johann Wilhelm v. Archenholz kritisierte in zahlreichen Aufsätzen in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Minerva insbesondere das militärische Versagen der preußischen Führung. Das Zitat nicht ermittelt, vgl. aber seine Betrachtungen eines Deutschen am Grabe der preußischen Monarchie, in: Minerva, Bd. 4, Dezember 1806, S. 377–396 und 544–555. 15 H. Kuhns: Böttigers Notiz fehlt; sie galt dem in Dresden lebenden Friedrich Adolph Kuhn (1774–1844), der in zahlreichen Almanachen und Zeitschriften (u.a. der Polychorda) publizierte und 1804 und 1807 mit einer Übersetzung der Luisaden (1572) des portugiesischen Dichters Camões hervorgetreten war. 17 Ad. Müllers Vorlesung: Adam Müller, Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur (…), Dresden 1807. 18 der Name Müller: Seitenhieb gegen den Schweizer Historiker Johannes v. Müller, der als Anhänger Napoleons in den Dienst des neuerrichteten Königreichs Westfalen trat. 21 Reisebemerkungen: Auszug aus einem Schreiben eines Reisenden über Kunstgegenstände in Stuttgart, in: Neuer Teutscher Merkur, 5. St., Mai 1807, S. 39–62. Während der anonyme, nicht ermittelte Verfasser sich lobend über Johann Heinrich v. Danneckers Ariadne auf dem Panther (1803/14) und den Theaterbau (1803) des Stuttgarter Hofarchitekten Nikolaus Friedrich v. Thouret äußerte, kritisierte er das Gemälde Odin’s Höllenfahrt von Philipp Friedrich Hetsch wegen der abweichenden Behandlung der literarischen Vorlage von Thomas Gray. 34–36 Grafen Sternberg (…) Reise: Kaspar Graf v. Sternberg, Botanische Wanderung in dem Böhmer-Wald, Nürnberg 1806. 41–43 botanischen Garten (…) Regensburger Akademie: Der Regensburgische Geheimrat und Domkapitular Kaspar Graf v. Sternberg (1761–1838) ließ sich 1804 vom venezianischen Architekten Giannantonio Selva auf dem Terrain der ehemaligen Befestigungsanlagen vor dem Regensburger Peterstor eine Sommervilla errichten. Da Sternberg sich mit

An Ludwig Uhland, Regensburg, 24. Juli 1807

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dem Bau des klassizistischen Gartenpalais finanziell übernommen hatte, kaufte ihm Fürstprimas Carl v. Dalberg 1806 Palais und Garten ab, um dort die geplante Naturwissenschaftliche Akademie einzurichten. Sternberg, der ein lebenslanges Nutzungsrecht für das Gebäude erhielt, wurde zugleich zum Präsidenten der Akademie ernannt. Das Projekt scheiterte jedoch infolge der politischen Entwicklung (Verlegung der Residenz Dalbergs nach der Auflösung des Reichstags, Zerstörung des Gartens bei der Erstürmung Regensburgs durch französische Truppen 1809). Ende 1814 erwarb Fürst Karl Alexander v. Thurn und Taxis das Palais und stellte es seiner Gemahlin Therese als Sommerresidenz zur Verfügung (vgl. Konrad M. Färber, Domkapitular Graf Kaspar von Sternberg und sein Wirken für Regensburg, in: VHVO 124, 1984, S. 395–420, hier: S. 409–411; Ausstellung Regensburg 1998, S. 105). 44 Fäsch: Kardinal Joseph Fesch (1763–1839), den Dalberg im Mai 1806 zum Koadjutor ernannt hatte (vgl. Majer an Seckendorf, 9. Juli 1806). 48 Keplers Monument: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806. 52 Steindruckerei: Vgl. Böttiger an Seckendorf, 1. Juni 1802. 53f. In München (…) Landschaften: Von Emerich Jakob Aurnhammer, dem Beiträger zu Seckendorfs Musenalmanachen, war kurz zuvor bei Keyser in München erschienen: XII Landschaften auf Stein gezeichnet, von Aurnhammer und gedruckt bey Theodor Senefelder (vgl. JALZ Nr. 132, 6. Juni 1807, Sp. 447f.). 55 des Primas Pericles: Perikles. Ueber den Einfluß der schönen Künste auf das öffentliche Glück. Aus der französischen Urschrift übersetzt von Ch. C. Grafen von Benzel, Gotha 1806 (Verfasser Carl Theodor v. Dalberg). 56 Dieser Fürst: Carl Theodor v. Dalberg. Die Reichsstadt Frankfurt fiel nach Abschluß der Rheinbundakte am 12. Juni 1806 in das Hoheitsgebiet des Fürstprimas, der sich nach dem 4. August 1807 zu Verhandlungen in Paris aufhielt.

266. An Ludwig Uhland, Regensburg, 24. Juli 1807 Überlieferung Hs. DLA Marbach 47553 2 Dbl., 2o Adresse: An / Herrn Ludwig Uhland, der / Rechte Kand: / in / Tübingen. / frei. / Gränze. Poststempel: R4 RegensBurg Am Schluß des Briefes Textverlust durch Siegelabriß Erläuterungen 22 Originalvolkslieder: In der Abteilung Stimmen der Völker im Musenalmanach 1808, S. 11–69. 29 Heften von Volksmelodien: Zu diesem nicht verwirklichten Plan Seckendorfs vgl. seinen Brief an Carl Bertuch, 15. März 1806. 31 künftigen teutschen Percy: Vgl. ebd. 40 Tiecks Behandlung der Minnelieder: In Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter, neu bearbeitet und herausgegeben, Berlin 1803. 40 die Ihre des Heldenbuchs: Im Musenalmanach 1807, S. 13–37. 42 Myllerische (…) Sammlung: Vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807 u. ö.

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An Ludwig Uhland, Regensburg, 24. Juli 1807

50 Pisistrat: Peisistratos v. Athen (560–527 v. Chr.); Bibliotheksgründer, auf dessen Veranlassung Onomakritos und andere die Homerischen Epen aufzeichneten. 54 Spenser: Edmund Spenser (1552?-1599) verband in seinem als Nationalepos gedachten Hauptwerk The faerie queene epische Traditionen der Antike (Vergil) mit Mustern der italienischen Renaissance (Ariost). 59 Cymbelin: Die Verwicklungen in Shakespeares Drama basieren auf der Wette des britischen Edelmanns Leonatus Posthumus mit dem Italiener Jachimo auf die Treue seiner Gemahlin Imogen, der Tochter des Königs von Britannien (Cymbeline, I/5). Zu Seckendorfs Beschäftigung mit dem 1609 entstandenen Drama vgl. Benzel-Sternau an Seckendorf, 1. Februar 1807. 63 Oktavianus: Von Wilhelm Salzmann 1535 nach einer französischen Vorlage ins Deutsche übersetzter Ritterroman und Volksbuch (vgl. Aufriß 3, S. 889). 63f. Melusine, Magellone sind provenzalisch: Den französischen Adels- und Lokalsagen um das Geschlecht der Grafen von Lusignan mit einem Undinenmärchen vereinigenden Prosaroman des Jehan d’Arras (Ende 14. Jahrhundert), dem 1401 der Versroman über „Die schöne Melusine“ von Couldrette nachfolgte, übertrug Thüring v. Ringoltingen 1456 in deutsche Prosa. Die schöne Magelone wurde – nach einer ersten, auf italienische Vorlagen zurückgehenden deutschen Fassung (Nürnberg, 15. Jahrhundert) – 1527/35 von Veit Warbeck aus dem französischen Roman Pierre de Provence übersetzt, der seinerseits möglicherweise auf eine provencalische Quelle zurückgeht (vgl. Aufriß 3, Sp. 889). 64f. Cyklus der runden Tafel, der Amadisse, Karls und seiner 12. Pair: Abgrenzung von den Artusromanen Chrétien de Troyes’ und den ebenfalls altfrz. Chansons de geste, hier dem sog. „Königszyklus“ (Le cycle de Charlemagne ou Cycle du Roi), sowie dem aus Portugal und Spanien stammenden Ritterroman Amadis de Gaula und seinen zahlreichen Nachfolgern. 72 Iphigenie: Goethes Iphigenie auf Tauris. Ein Schauspiel erschien zuerst 1787 bei Göschen in Leipzig im 3. Bd. von Goethes Schriften. 74 Verfasser des Polyidos: Johann August Apel, Polyidos. Tragödie, Leipzig 1805 (vgl. Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806). 74f. Plan des Achilleus: Vgl. Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807. 84 Reinhold: Karl Leonhard Reinhold; vgl. Leo v. Seckendorf an seinen Vater, Christoph Albrecht v. S., 18. September 1793 und 10. September 1794. 103 im Göz: Der mit dem Tauf- und Klosternamen (Augustin) Martin Luthers ausgestattete Mönch und Maria (Marie), die Schwester Götz v. Berlichingens. 104 Cidli und Semida: Die in Anlehnung an Mk 5,38–43 erfundene und im 4. Gesang des Messias eingeführte Cidli wurde von Klopstock ursprünglich im Gedenken an die Jugendliebe Maria Sophia Schmidt konzipiert, die Fanny der Oden. Die spätere Cidli der Oden ist die nach sechsjähriger Ehe 1758 verstorbene Gattin Meta, geb. Moller. Semida, Cidlis Geliebter im Messias, entspricht dem bei Lk 7,11–17 vom Tod auferweckten Jüngling von Naïn. 116f. Lycaon (…) Herz verschlingen: Vgl. Ilias, 21. und 22. Gesang. 126 Franzeska da Polenta: Vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar 1807; eine Ausarbeitung Seckendorfs ist nicht überliefert. 133 ein andrer daran versucht: Wahrscheinlich die im darauffolgenden Jahr erschienene Ausgabe von H. J. Burke (d. i. Heinrich Keller), Franzeska und Paolo, Zürich 1807. Über sie schreibt Uhland am 13. März 1809 an Karl Mayer: Die Burkische Franceska ist allerdings mit der meinigen historisch Eine Person, mehr kann ich nicht beurtheilen, da

An Karoline von Wolzogen, o. O., o. D. (Regensburg, Mitte Juli/August 1807)

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ich dieses Trauerspiel nicht gelesen und auch nicht lesen werde, bevor ich die meinige ausgearbeitet oder aufgegeben habe (Uhlands Briefwechsel, S. 110; zu Keller vgl. auch Körner, Krisenjahre 3, S. 253). Eine Anzeige oder Auszug in der Zürcher Monatsschrift Isis wurde nicht ermittelt. 136 Guido da Polenta: Guido Novella da Polenta (gest. um 1323), Stadtherr von Ravenna und Vater der historischen Francesca da Polenta oder Francesca da Rimini (1255–1285; vgl. ihren Auftritt in der Göttlichen Komödie, Inferno, 5. Gesang), bot Dante in dessen letzten Lebensjahren Asyl in Ravenna. 140 Sonntagsblatt: Die letzte Ausgabe des handgeschriebenen Sonntags-Blatts war am 1. März 1807 erschienen; vgl. Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807. 145 Myllerische: Christoph Heinrich Myller, Der Nibelungen Liet im 1. Bd. seiner Sammlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jahrhundert, Berlin 1782. 145 v. der Hagen’s Übersezung: Friedrich Heinrich von der Hagen, Der Nibelungen Lied, Berlin 1807. 148 Tiecks Nibelungen: Durch das Studium von Nibelungen-Handschriften (Münchner Hs. D und St. Gallen, B) zwischen 1802 und 1806 strebte Tieck eine texttreue Ausgabe an, die jedoch nach dem Erscheinen der Ausgabe von der Hagens 1807 aufgegeben wurde (vgl. Höltenschmidt, S. 662f.; Majer an Seckendorf, 9. Juli 1806). 149 die beiden Schlegel: Friedrich Schlegel hatte 1803 „als erster überhaupt“ (Höltenschmidt, S. 571) eine kritische Edition des Nibelungenliedes gefordert, die sein Bruder August Wilhelm übernehmen sollte. Dessen Vorarbeiten mit der Kollationierung von Handschriften, zunächst denselben wie bei Tieck, begannen jedoch erst Anfang 1808, die öffentliche Ankündigung einer vollständigen sowohl kritischen als Wort- und Sach- erklärenden Ausgabe des Liedes des Nibelungen erfolgte 1812 in Friedrich Schlegels Zeitschrift Deutsches Museum (zitiert nach Höltenschmidt, S. 574; zu A. W. Schlegels Nibelungen-Forschungen vgl. ebd., S. 569ff.). 150f. zu einem Ganzen ausbilden: Neben der zunächst intendierten texttreuen Edition verfolgte Tieck die Absicht, das Nibelungenlied durch die Einfügung von Mythen der Edda zu einem umfassenden Mythos zu erweitern. Der Plan scheiterte „teils aus Gründen gehaltlicher Unvereinbarkeit des NL und der nordischen Sagen, teils des übergroßen Arbeitsaufwandes wegen“ (Höltenschmidt, S. 663). 152 H. Kölle: Vgl. Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807. 155 Ihren ersten Brief: Von November/Dezember 1806; im überlieferten Briefkonzept fehlt die Absenderadresse.

267. An Karoline von Wolzogen, o. O., o. D. (Regensburg, Mitte Juli/August 1807) Überlieferung Hs. DLA Marbach, A: Schiller, Caroline von Wolzogen 1143 1 Dbl., 4o D: Wolzogen, Literarischer Nachlaß 2, S. 241; Scheidel 1885, S. 26f. Datum Der im Brief erwähnte Friede von Tilsit (9. Juli 1807) und der nächstens anstehende Druck des Musenalmanachs von 1808 lassen auf eine Entstehung des Briefes im Sommer 1807

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An Karl Graf von Brühl, Regensburg, 13. August 1807

(etwa Mitte Juli/August) schließen. Karoline v. Wolzogen ging mit ihrem kränkelnden Mann Wilhelm, nachdem dessen Entlassungsgesuch im Februar von Herzog Carl August abgelehnt worden war, im September 1807 nach Paris. Ein weiterer Kuraufenthalt des Ehepaars v. Wolzogen in Wiesbaden fand erst wieder im August 1809 statt, bei dem Wilhelm starb (vgl. Wolzogen, Geschichte 2, S. 164). Erläuterungen 3 jezt in Wisbaden: Vgl. oben zur Datierung. 21 diesem Frieden: Der Tilsiter Friede zwischen Frankreich und Preußen vom 9. Juli 1807. 34 Kupferstichgallerie für Schillers Werke: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 6. Juni 1806. 36 nicht gekannten Gedichts: Das Gedicht stammt nicht von Schiller, sondern aus einer Publikation des Altonaer Goldschmieds, Schriftstellers und Verlegers Joachim Lorenz Evers (1758–1807; vgl. Schillers sämmtliche Schriften. Historisch-kritische Ausgabe, hg. v. Karl Goedeke, Tl. 11: Gedichte, hg. v. K. G., Stuttgart 1871, S. 420; Scheidel 1885, S. 27). 36 Was ist der Mensch: Die mit Schiller (nicht original) unterschriebene Abschrift u. H. eines Gedichts mit dem Titel Der Mensch gehört zu einem Konvolut mit weiteren Abschriften von Gedichten verschiedener Verfasser, darunter auch des von Schiller stammenden Thekla. Eine Geisterstimme, aus dem Weimarer Seckendorf-Teilnachlaß (Hs. GSA 96/2504). Das Gedicht wurde nicht in den Musenalmanach aufgenommen. 46 Grosfürstin bald zurück: Maria Pawlowna v. Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Großfürstin v. Rußland, kehrte im September 1807 nach Weimar zurück.

268. An Karl Graf von Brühl, Regensburg, 13. August 1807 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1973 1 Dbl., 4o Erläuterungen 2 Laban: Vgl. Brühl an Seckendorf, 1. März 1800 3 einen gewissen Brief: Nicht bekannt. 4f. par procuration: Per procura, in Vollmacht. 5 meiner Fürstin: Therese Mathilde Fürstin v. Thurn und Taxis. Heiligenberg ist der Hauptort der dem Fürsten von Fürstenberg gehörenden gleichnamigen Grafschaft bei Konstanz. 7f. Dischingen: Dischingen mit dem Schloß Trugenhofen war die Sommerresidenz der Fürsten von Thurn und Taxis. 8 Frieden in Tilsit: Nach dem am 9. Juli 1807 zwischen Frankreich und Preußen geschlossenen Friedensvertrag von Tilsit mußte Preußen alle westlich der Elbe gelegenen Besitzungen an das neugebildete Königreich Westfalen abtreten. Die in der zweiten und dritten Polnischen Teilung erworbenen Gebiete gingen an das mit dem Königreich Sachsen in Personalunion verbundene Großherzogtum Warschau. 10 Primas: Carl v. Dalberg. 11f. nach Paris (…) qualvolle Rolle: Um die Folgen des mit der Gründung des Rheinbunds (12. Juli 1806) einhergehenden Verlusts der staatlichen Souveränität und der Auf-

An Justinus Kerner, Regensburg, 13. August 1807

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hebung der fürstlich Thurn- und Taxisschen Reichspostlehen zu mildern, reiste Therese v. Thurn und Taxis 1807 (und 1809) zu Verhandlungen nach Paris. Von Napoleon zwar zu Audienzen empfangen, blieben ihre Bemühungen zur Wiedererlangung der Postrechte und der staatlichen Unabhängigkeit jedoch, zumal als Schwester der preußischen Königin Luise, erfolglos (vgl. Behringer, S. 228f.; Piendl, S. 81–85). 22 deinem Brief: Vermutlich Brühls – nicht überlieferte – Antwort auf Seckendorfs Brief vom 24. Juni 1807 (vgl. Regesten). Von Brühl sind nach dem Brief vom 22. April 1807 keine weiteren Briefe an Seckendorf erhalten. 24 Rußlands Regent: Zar Alexander I. hatte im Friedens- und (v.a. gegen England gerichteten) Bündnisvertrag zwischen Frankreich und Rußland vom 7. Juli 1807 zwar die Existenz Preußens retten, die Gebietsabtretungen des Verbündeten aus dem Vierten Koalitionskrieg aber nicht verhindern können. 48 Anstellung in Wirzburg: Näheres ist nicht bekannt; möglicherweise spekulierte Seckendorf auf eine Vermittlung des an der Würzburger Universität in den Bereichen philosophische und historische Wissenschaften lehrenden Josef Rückert. 50 der Fürst human: Georg Karl v. Fechenbach (1749–1808) war nur bis 1803 Fürstbischof von Würzburg, bis zur Mediatisierung des Hochstifts Würzburg und dessen Übergang an Kurbayern. 58 Meine Geliebte: Nicht ermittelt. 81 suspendire Heidelberg: Vgl. Seckendorf an Brühl, 12. April 1807. 81 Pisaller: Pis aller, frz. Notlösung. 85 Du liebst: Nicht ermittelt. 101 Mein Bruder: Maximilian Friedrich. 105 Finkenstein: Friedrich Ludwig Karl Reichsgraf Finck v. Finckenstein (1774–1847), der preußische Gesandte in Wien. 114 Wernern: Über Zacharias Werner wurde zu dieser Zeit „schriftlich und mündlich voll Eifer debattiert, um so mehr, als dieser plötzlich in Prag erschien. Brühls kannten ihn persönlich aus Berlin“ (Krosigk, S. 273). Brühl hatte sich bereits im Vorjahr mit den Bemerkungen eines Kunstfreundes für die Zeitschrift Der preußische Hausfreund (13. und 20. Mai 1806) für Werner und seine Weihe der Kraft eingesetzt. Ein Graf Brühl zum Exempel hat allerlei Wischiwaschi von sich gehen lassen, um für das Stück zu wirken, aber es hat wohl wenig geholfen (Zelter an Goethe, 2. August 1806, in: Der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter, hg. v. Max Hecker, 1. Bd., Leipzig 1915, S. 152).

269. An Justinus Kerner, Regensburg, 13. August 1807 Überlieferung Hs. DLA Marbach, A: Kerner (Z 1773) 1 Dbl., 4o Adresse: An Herrn / Herrn C. Kerner, Med. / Stud. im Neuen Bau / in / Tübingen. / frei. / Gränze. D: Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, begonnen v. Norbert v. Hellingrath (…), Bd. 6, Berlin 1923, S. 552 (TD); Hölderlin, StA 7.2, S. 381 (TD) Datum Hellingrath, a.a.O., liest als Datum 15. August 1807.

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An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 18. August 1807

Erläuterungen 7 Ihren Brief: Nicht überliefert. 8 gewünschten Bücher: Vgl. Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807; Briefe zwischen Seckendorf und Koch sind nicht bekannt. 31 mit andern Verlegern: Keine konkreten Mitteilungen bekannt, vgl. aber Seckendorfs Briefe an den Münchner Buchhändler Joseph Scherer vom 17. Oktober 1807 und an Böttiger, 23. Juli 1807. 33 Beiträge einzusenden: Von Kerner erschienen im Musenalmanach 1808 das Lied auf die heilige Jungfrau Maria (S. 110–112, unter dem Pseudonym Hans Volz), sowie Lied. Ich kam vor Liebchens Fensterlein, Der Rosenstrauch. Eine Legende und Wanderer (S. 113f., 118f. u. 131, unter dem Pseudonym Justinus Wartenburg). 36 Sammlung altteutscher Volkslieder: Zu diesem nicht realiserten Plan vgl. Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807, sowie die frühen Äußerungen dazu in den Briefen an Carl Bertuch, 15. März 1806, und an Arnim, 21. April und 5. September 1806. 40 einem beginnenden Journal: Wahrscheinlich in dem ab Juli 1807 in Würzburg erscheinenden Magazin für häusliche und öffentliche Erziehung von Josef Rückert und Thomas August Ruland. Rückert hatte sich in seiner Ankündigung gegen den oberflächlichen Methodenkram der neueren Pädagogik gewandt, die die jüngere Generation um den letzten Rest männlicher Kraft bringe und plädierte für jene weise Beschränkung des Alterthums (…), aus der Kraft und Fruchtbarkeit quoll (JALZ, Intelligenzbl. Nr. 79, 17. Oktober 1807, Sp. 669; vgl. Rückert an Seckendorf, 4. März 1807). 45 Sinclair sandte (…) ältere Gedichte von Hölderlin: Im Musenalmanach 1808 erschienen von Hölderlin die Dichtungen Pathmos. Dem Landgrafen von Hessen-Homburg (S. 79–87), Der Rhein. An Isaak von Sinclair (S. 94–102) und Andenken (S. 128–130). Ob es sich dabei um die neulich von Sinclair übersandten ältere(n) Gedichte handelt, bleibt ungewiß, da Sinclairs Brief nicht überliefert ist (vgl. auch Hölderlin, StA 7.2, S. 382; ein Verzeichnis der Varianten in StA 2.2, S. 767–784, 722–730 und 801). Sattler zufolge erhielt Seckendorf Ende November 1805 – von Sinclair? – „revidierte Gesänge und Elegien, die er in seinen Musenalmanachen 1807 und 1808 publiziert“ (Sattler, S. 19; vgl. auch die Erl. zu Seckendorf an Kerner, 7. Februar 1807). 46 unheilbar: Hölderlin war seit dem 3. Mai 1807 bei dem Tübinger Schreinermeister Ernst Zimmer in Pflege. 48 Gedichte von ihm für diese Zeitschrift: Nicht zu ermitteln, im einzig überlieferten Brief Hölderlins an Seckendorf vom 12. März 1804 ist von einer Gedichtsendung nicht die Rede. Zu der von Aretin und Babo herausgegebenen Aurora vgl. die Briefe Aretins und Cordes’ an Seckendorf. 56 sollte von mir redigirt: Am Briefschluß eine Zeile unleserlich wegen Beschädigung des Blattes.

270. An Karl Wilhelm von Fritsch, Regensburg, 18. August 1807 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 20/I a, S. 121–123 (Abschrift) Eine nur geringfügig abweichende Abschrift des Briefes von Sophie v. Fritsch im FritschNachlaß des FDH, Hs-24878.

Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 20. August o. J. (1807)

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Erläuterungen 6 deine beiden lieben Briefe: Bekannt ist nur der Brief vom 22. März 1807; vgl. dort zu den nachfolgenden Ausführungen über die von Seckendorf initiierte Sammlung zugunsten der von den Kriegsereignissen betroffenen Regionen. 23f. Napoleon (…) Weimar: Nach dem Frieden von Tilsit hielt sich Napoleon Mitte Juli 1807 vor der Weiterreise nach Paris für einige Tage in Dresden auf (Gründung des Großherzogtums Warschau), wo er am 18. Juli Herzog Carl August eine Audienz gab. 25 Erfurt: Erfurt, das nach dem preußisch-französischen Vertrag vom 23. Mai 1802 an Preußen gefallen war, wurde per Dekret Napoleons am 4. August 1807 zur kaiserlichen Domäne (Domaine réservé à l’Empereur) erklärt. 31 Krankheit meines Bruders: Maximilian Friedrich, vgl. Seckendorf an Brühl, 13. August 1807. Der Antritt einer ersten Reise nach Wien bereits Ende August/September ist ungesichert (vgl. Einleitung, Abschn. 8.1); zur Herausgabe des Prometheus ging Seckendorf im November 1807 nach Wien.

271. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 20. August o.J. (1807) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/N 5 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 26. / b. 28. Datum Nach dem Tod Anna Amalias und dem Umzug in eine eigene Wohnung (vgl. den Brief Carolines an Seckendorf, 1. Mai 1807). Erläuterungen 2 Ihren Brief: Nicht bekannt. 20 wende (…) Herzen“: Nicht ermittelt. 24 „Der Mensch“: Vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 1. Mai 1807. 30 Wirzburg: Vgl. Seckendorf an Brühl, 13. August 1807. 32f. Die Herzogin (…) nach Schleßwig: Vgl. Luise v. Göchhausen an Fürstin Louise Christine v. Reuß-Köstritz, 9. August 1807 (Göchhausen, S. 175): Unsere gute Prinzeß Caroline (…) reißte gestern mit ihrer Fr. Mutter nach Schleßwig ab. (…) Frau v. Wedel, Fr. v. Pogwisch und Hr. v. Einsiedel begleiten die Herzogin. 33 Der Herzog nach Töplitz: Am 15. August, gemeinsam mit dem jüngeren Sohn, Prinz Bernhard (vgl. ebd., S. 175f.). 33 Jette: Die wiederverheiratete Schwägerin, Henriette v. Beaulieu-Marconnay. 42 Corinne: Mme de Staëls Roman Corinne, ou l’Italie, Paris 1807 (deutsche Übersetzung von Friedrich Schlegel, Berlin 1807), las man dort in einer gemeinsamen Runde; vgl. Luise v. Göchhausen an Fürstin v. Reuß-Köstritz, 13. Juli 1807 (Göchhausen, S. 172f.): Wahrscheinlich haben Ew. Durchl. den neuen Roman der Fr. v. Staël, Corinne, schon gelesen. So sehr auch manches darinnen der Kritik unterworfen sein mag, so bin ich doch überzeugt, daß Ew. Durchl. seinen hohen Werth anerkennen. (…) Es war anfänglich nur ein einziges Exemplar hier, Fr. v. Wedel kaufte es ganz heimlich, ehe noch jemand diese Ankunft wußte, nun hatte sie die Großmuth es mit der Montags Gesellschaft zu lesen; wir

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Von Ludwig Uhland, o. O., o. D. (Tübingen, Mitte/Ende September 1807)

kamen die Woche 3 bis 4 mal zusammen, auch Prinzeß (Caroline von Sachsen-WeimarEisenach), Frl. v. Knebel und Frl. Gore hatten sich dazu gestellt. Diese lecturen waren jedes mahl abends von halb 6 bis 9 auch 10 Uhr, und wir danken ihr sehr angenehme Abende. 43 Errirung: Textlücke wegen Papierbeschädigung. 46f. Graf Marbot: Lesung unsicher, nicht ermittelt. 47 Louise Stein wird im Oct: heurathen: Den Hofjunker und Regierungsassessor Anton v. Ziegesar; vgl. Luise v. Göchhausen an Fürstin v. Reuß-Köstritz, 13. Juli 1807 (Göchhausen, S. 172): Die Louise Stein wird den Zigesar im 8br heyrathen; sie ist noch immer in Dackendorff.

272. Von Ludwig Uhland, o. O., o. D. (Tübingen, Mitte/Ende September 1807) Überlieferung Hs. DLA Marbach 46744 1 Dbl., 4o Brieftext S. 1–3, auf S. 4 Gedichtentwurf D: Uhlands Briefwechsel 1, S. 28f. Datum Der undatierte Briefentwurf wurde bislang auf „Mai oder Juni 1807“ datiert (vgl. Uhlands Briefwechsel, S. 28f.). Uhland bezieht sich jedoch eindeutig auf die Ankündigung einer Fortsetzung des Musenalmanachs in Seckendorfs Brief vom 24. Juli 1807 und zitiert nahezu wörtlich dessen Beschreibung eines für die Zukunft geplanten Periodikums: Das Romantische, als Charakter der modernen Bildung, wird unsern Produkten gewissermassen zur Einheit dienen. (Z. 17–19) Entsprechend ist hier bei Uhland vom Charakter des Romantischen, der Ihrer Sammlung zur Einheit dienen soll die Rede. Der vorliegende Brief wird kurz nach Erhalt des erwähnten Schreibens von Koelle vom 12. September 1807 aus Paris entstanden sein. Varianten AoR, wohl später nachgetragen: an Seckendorf (davor gestr. Wie mir scheint) 23–25 Noch trag’ ich (…) eröffnen.: Aus Noch trag’ ich mich mit einer andern Idee, zu der mir aber die Geschichte keinen passenden Stoff anbot, ich mußte mir daher die Fabel selbst schaffen u. verlegte solche in die Zeiten der teutschen Heldenlieder, aber freilich nicht um den Charakter jenes Zeitalters darzustellen, sondern um freien Spielraum für jede Dichtung zu haben. Ich fühl’ es aber wohl, je weniger ein Gedicht an Ort u. Zeit gebunden, um so schwerer die Objektivität zu erhalten ist u. daß ein Charakter der sich nicht so aus der sichtbaren Geschichte herausgebildet sondern erst die Geschichte um sich her bilden soll, Gefahr läuft aus seinen Grenzen zu fallen u. mit der romantischen Stimmung des Dichters sich zu vermischen. Mit dem Brautgesang den sie unter meinen Beiträgen finden, sollte das Trauerspiel anheben. Erläuterungen 2f. einige Beiträge: Neben den Balladen (vgl. die folgende Erl.) nahm Seckendorf sieben Gedichte Uhlands in die Zweite Abtheilung (Vermischte Gedichte) seines Musenal-

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manachs 1808 auf: Der Rosengarten (S. 108–110), Der Sohn des Meeres (S. 112f.), Die Lieder der Vorzeit (S. 117f.), Brautgesang (S. 130), Des Knaben Berglied (S. 134f.), Des Königs Jagdlied (S. 139f.) und Lauf der Welt (S. 142); vgl. auch Publikationsverzeichnis. 4 2 Balladen: Seckendorf nahm drei von Uhland eingesandte Balladen in seinen Musenalmanach 1808 in die Abteilung Stimmen der Völker (III. Teutsche) auf. Neben den hier wohl gemeinten Graf Friedrichs Brautfahrt (S. 19–23) und Die wiedergefundene Königstochter (S. 29–32), bei denen das Inhaltsverzeichnis Fliegendes Blatt aus der Schweiz als Quelle angibt und die Uhland „bei einem Schuhmacher in Meyringen im Haslithal“ (Uhlands Leben, S. 25) fand, auch die Ballade Von der jungen Markgräfin (S. 23–25). Letztere hatte Uhland, trotz der Herkunftsangabe Mündlich aus Schwaben, vermutlich in Form eines Flugblatts von Koelle erhalten. Dieser hatte die Ballade bereits kurz zuvor auch schon an Brentano gesandt, der sie in einer mit einer weiteren Quelle kontaminierten Fassung im 2. Tl. des Wunderhorns brachte (II, 250; vgl. FBA 7, S. 247–249, sowie Erl., Stemma und Lesarten in FBA 9,2, S. 408–418; vgl. auch Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807). 15 Achilleus: Vgl. Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807. 17 Francesca – da Polenta? d’Arimino? da Rimino: Vgl. Seckendorf an Uhland, 25. Januar/7. Februar und 24. Juli 1807. 23 Trauerspiel: Vgl. Seckendorf an Uhland, 24. Juli 1807. 25 Brautgesang: In Seckendorfs Musenalmanach 1808, S. 130. 26 Sonntagsblatt: Vgl. Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807. 31 Hrn. Koelle (…) geschrieben: Vgl. Uhlands Briefwechsel, S. 39 und 42. 32 Hoche: Johann Gottlieb Hoche, Reise durch Osnabrück und Niedermünster in das Saterland, Ostfriesland und Groningen, Bremen 1800. Das friesische Saterland (bei Cloppenburg) gehörte seit 1803 zum Herzogtum Oldenburg.

273. An Joseph Scherer, Regensburg, 17. Oktober 1807 Überlieferung Hs. BSB München, Schereriana IV 1 Bl., 4o Adresse: An / den Herrn Bibliothekar Dr. Scherer / in / München / d. Einschluß. Erläuterungen 3 Aurora: Zu der nach dem zweiten Jahrgang Ende 1805 eingestellten Zeitschrift und ihrem Verleger Joseph Scherer vgl. die Erl. zu Cordes an Seckendorf, 6. September 1806. 6 Dambmann: Georg Peter Dambmann (1761–1826), als Geschäftsträger der wetterauischen Grafen am Regensburger Reichstag tätig, in den Verzeichnissen der Regensburger Lesegesellschaft Harmonie wird er 1802 und 1804 als Mitglied geführt (StB Regensburg, Rat.civ. 443). Sein Engagement für die württembergischen Landstände, er besorgte den Druck einer Denkschrift über das Verhältnis der Landstände zu Kurfürst Friedrich, brachte ihn 1805 in das Visier der gegen Seckendorf u.a. ermittelnden Untersuchungskommission; vgl. Cordes an Seckendorf, 12. Dezember 1806, Erl. 7 Harmonie: Der gedruckte Katalog der Journale, Zeitungen, Bücher und Landkarten, welche zum Lesekabinet der Harmonie gehören, verzeichnet unter Aurora. 22 Hefte 804. 805 (lezterer Jahrgang defect) (Regensburg 1816, S. 5, StB Regensburg, Rat.civ. 349).

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An Achim von Arnim, Weimar, 7. November 1807

274. An Achim von Arnim, Weimar, 7. November 1807 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 03/226 1 Bl., 2o Erläuterungen 3f. daß Sie in Halle sind: Arnim traf offenbar nur einen Tag nach der Abfassung dieses Briefs selbst in Weimar ein, wo er gemeinsam mit Brentano und Johann Friedrich Reichardt, seinem bisherigen Gastgeber in Giebichenstein bei Halle, zu einer kleinen Reisegruppe um Friedrich Karl v. Savigny – bestehend aus dessen Frau Kunigunde und deren Schwestern Bettine und Meline Brentano – stieß (vgl. Arnims Brief an seinen Bruder Pitt, 24. November 1807, in: Heinz Härtl, Zwischen Tilsit und Tauroggen. Briefe Achim von Arnims an seinen Bruder Carl Otto von Arnim 1807–1812, in: Impulse. Aufsätze, Quellen, Berichte zur deutschen Klassik und Romantik, Folge 6, Berlin/Weimar 1983, S. 252–343, hier: S. 269; Konrad Feilchenfeldt, Brentano Chronik. Daten zu Leben und Werk, München/Wien 1978, S. 56; Goethe WA III 3, S. 291–294). 4f. Ihren lezten Brief: Arnims Brief vom 5. Oktober 1806 ist nicht erhalten (vgl. Seckendorfs Antwort vom 16. Dezember 1806). 36 der Theilname von Göthe: In einem Brief vom 27. November 1807 teilte Christoph Martin Wieland seinem zeitweise in Wien lebenden Sohn Ludwig mit, er habe „mehrere Besuche Jos. Ludwig Stolls und Leo von Seckendorffs empfangen; mit den zwei jungen Männern deren Pläne, ihr vor kurzem angekündigtes Journal herauszugeben, besprochen und von ihnen vernommen, daß Goethe tätiger Mitarbeiter sein solle“ (Auktionskatalog Stargardt 276, Nr. 895, zitiert nach Starnes, Wieland 3, S. 274; vgl. Wielands Briefwechsel 17.1, S. 283f.). Von Goethe erschien neben dem Festspiel Pandora’s Wiederkunft, mit dem das 1. Heft des Prometheus eröffnet wurde (S. 1–11, Fortsetzung im 2. H., S. 1–14), das Gedicht Rastlose Liebe mit einer Komposition von Johann Friedrich Reichardt (S. 83). 37 Fernow, Falk, Meyer: Karl Ludwig Fernow beteiligte sich mit einem Beitrag Über die Nachahmung des italiänischen Verses im Deutschen (4. H., S. 32–64) an der Zeitschrift, Johannes Daniel Falk mit dem Gedicht Das Ungewitter im Walde. An Heloisen, (1. H., S. 71f.), dem Sendschreiben aus dem Elysium an Stoll (1. H., Anzeiger, S. 27–30) und einem Bericht An die Herausgeber des Prometheus, über einige theatralische Vorstellungen zu Weimar (im Anzeiger des 4. H., S. 12–17). Johann Heinrich Meyer steuerte die Beiträge Ueber Handzeichnungen bei (1. H., S. 12–18), sowie als Fortsetzung Über Handzeichnungen. Aus der Zeichnungssammlung zu Florenz (2. H., S. 37–49, 5./6. H., S. 113–144). 37 Schüz: Der Weimarer Autor Stephan Schütze beteiligte sich nicht am Prometheus. In seinem Tagebuch vermerkte er unter dem 1. November 1807: Bei der Sch[openhauer]. Mit Goethen über das Wiener Journal. Auch der alte Wieland ist da. (Hs. Goethe-Museum Düsseldorf, Schütze-Nachlaß, zitiert nach Starnes, Wieland 3, S. 274) 43 lade ich Sie ein: Arnim beteiligte sich mit dem Gedicht Die Uhr der Liebe mit Musikbeilage von Reichardt (5./6. H., S. 182) am Prometheus. 44 W. J. Pr.: Wiener Journal Prometheus. 45 Honorar: In einem von Seckendorf mit dem Titel SpeciesFacti den Prometheus betreffend versehenen Protokoll über die mit dem Verleger Joseph Geistinger vereinbarten Honorare für die Zeitschriftenbeiträger heißt es unter No. 6. „Das pro Basi angenommene Honorar ist zwei Karolin für den Bogen und wird jährlich nach Ablauf jedes Jahrs in

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Konventionsgelde bezahlt, worauf jedoch nur Männer von wirklich gelehrtem Rufe Anspruch machen können. Mit Männern aber von ausserordentl. Rufe, als Goethe, Wieland, Jean Paul Richter wird besonders kontrahirt.“ (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,684). Arnim verzichtete, wie es an anderer Stelle heißt, auf ein Honorar: Arnim (durch Banquier Karl Jordis in Kassel) gibt Beiträge, freie Lieder mit Reichards Melodien, bittet statt des Honorars um Mittheilung interessanter Kupferstiche. Wir mögen alte musikalische Schäze, besonders Choralgesänge, Volkslieder, (besonders aus der großen Sammlung eines gewissen Wiener Barons) dann eine Suite von Umrissen wenig bekannter Gemälde und Handzeichnungen liefern. (Seckendorf, Notamina, den Prometheus betreffend, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,679). 46 2t Theil des Wunderhorns: Der 2. (und 3.) Tl. der Volksliedersammlung von Arnim und Brentano erschien erst im September 1808. In seinen Musenalmanach 1808, S. 11–69, veröffentlichte Seckendorf in der Abteilung Stimmen der Völker eine 41 Nummern umfassende Sammlung deutscher Volkslieder, darunter auch einige der in seinem Brief an Arnim vom 21. April 1806 aufgezählten, die er ihm ursprünglich für das Wunderhorn angeboten hatte.

275. An August Wilhelm Schlegel, Weimar, 7. November 1807 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht bekannt. D: Körner, Krisenjahre 1, S. 468–470 (DV) Erläuterungen 2f. wenig Augenblicke gesehen: Nicht bezeugt; wahrscheinlich während A. W. Schlegels Zeit in Jena um 1800 (vgl. Josef Körner, Carolinens Rivalin, in: Preußische Jahrbücher 198, 1924, S. 27–52). 6f. in (…) Wien, sehen werde: A. W. Schlegel kam Anfang Januar 1808 mit Madame de Staël nach Wien. Die Absicht, den Winter in Deutschland zu verbringen, hatte A. W. Schlegel u.a. gegenüber Heinrich Voß geäußert (Brief vom 2. Oktober 1807, in: Körner, Schlegel-Briefe 1, S. 209). 8 Von Neujahr 1808 an: Der nachfolgende Brieftext zur inhaltlichen Ausrichtung des Prometheus stimmt weitgehend mit der Ankündigung der Zeitschrift überein (veröffentlicht u.a. in der JALZ, Intelligenzbl. Nr. 88, 21. November 1807, Sp. 743f.). 12–14 ästhetischen Bildung (…) strenges Stillschweigen: Auffällig ist die Nähe zur Programmatik der Horen, nach Schillers Ankündigung vom 10. Dezember 1794 eine Zeitschrift, die sich über das Lieblingsthema des Tages, d.h. die politischen und zeitgeschichtlichen Ereignisse, ein strenges Stillschweigen auferlegen (…) wird (Horen, Bd. 1, S. III; weitere Parallelen bei Hauser, S. 76f.; vgl. auch unten). Ähnlich beschreibt Kleist den Phöbus in einem Brief an Cotta als ein Kunstjournal (…) monatsweise, nach dem erweiterten Plane der Horen (Fehling, Briefe an Cotta, S. 292). 21–23 Graf Palfy (…) an Göthe: Vgl. Pálffy an Goethe, 12. Oktober 1807, in: Goethe und Österreich 2, S. 48–50. 23 in pekuniärer Hinsicht: In einer Aufzählung von Vereinbarungen über die Herausgabe des Prometheus von Seckendorfs Hand (SpeciesFacti den Prometheus betreffend, Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,684) heißt es, man habe durch Stoll beim Grafen Pálffy

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An August Wilhelm Schlegel, Weimar, 7. November 1807

in Wien für den Anfang auf eine solche Unterstüzung der Zeitschrift von Seite der Direktion angetragen, daß man im Stande sei, 3 1/2 Carolinen Honorar für den Bogen in Format des Morgenblatts zu geben. Allerdings sei man schon bald benachrichtigt worden, an einen jährlichen Zuschuß der Direktion zu den Kosten sei nicht zu denken. Die finanzielle Unterstützung beschränkte sich schließlich auf 800f. W. W. zu Bestreitung der Reisekosten für die Reise nach Weimar. 25f. hieher gereist: Goethes Tagebücher vermerken zwischen dem 23. Oktober und 17. November 1807 mehrere Besuche von Leo von Seckendorff, der mit Dr Stoll von Wien gekommen war. Ueber das neue Journal, das sie Herausgeben wollen (25. Oktober, Goethe, Tagebücher III.1, S. 385; vgl. auch ebd., S. 384–392). 26f. Theilnahme von Göthe (…) S ch ü t z : Vgl. Seckendorf an Arnim, 7. November 1807; Friedrich Majer beteiligte sich mit der Übersetzung Die Täuschung des Gylfe, aus dem Isländischen der jüngern Edda (3. H., S. 1–48). 29 Leipzig und Dresden: In einer von Seckendorf angelegten Mitarbeiter- und Honorarliste für den Prometheus (Notamina, den Prometheus betreffend, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,679) heißt es: In Leipzig sind Apel u. Wagner à 12 rh engagirt. Beide werden mitgeben. Von dem schon früher von Böttiger empfohlenen Juristen und Schriftsteller Johann August Apel veröffentlichte der Prometheus die erste Abteilung seiner Romanzendichtung Ines und Pedro (3. H., S. 58–73, 5./6. H., S. 83–112; die 2. Abt. erschien im Freimüthigen, Nr. 259f., 29./30. Dezember 1809; vgl. Hauser, S. 108; Böttiger an Seckendorf, 16. Mai 1806). Ungesichert ist seine Verfasserschaft für das Gedicht Adonis (5./6. H., S. 181; vgl. Hauser, S. 134). Durch Vermittlung Falks wurde der Übersetzer Adolf Wagner (1774–1835) als Beiträger gewonnen, von ihm erschien die Abhandlung Der Scherz (5./6. H., S. 51–82; vgl. Hauser, S. 136f.; vgl. dagegen Seidler, S. 114, der Johann Jakob Wagner [1775–1851] als Verfasser der genannten Abhandlung annimmt). Seckendorfs o. g. Notamina nennen eine ganze Reihe von Autoren, die in Dresden für eine Mitarbeit gewonnen werden sollten: Die Präsidentin Herder empfielt Schubert in Dresden (Verfasser der Bib. Castellana und der Ahnung eines höhern Lebens) und dessen Freund, Wezel, in der Abendzeitung bekannt, zu Mitarbeitern. Aufgelistet finden sich ferner: Heinr. v. Kleist (…) Friedr. Kuhn (…) Ad. Müller, außerdem empfielt Böttiger den Hartmann, Förster, lezter als Übersezer des Dante (…). Von Friedrich Gottlob Wezel (auch Wetzel, 1772–1819) erschienen die Abhandlung Versuch einer Allegorie über den Homer (1. H., S. 31–53), sowie die Gedichte Der starke Hans (ebd., S. 79–82), Das Wahrzeichen, Im Winter und Macht der Musik (5./6. H., S. 171–174, 176, 177). Von den übrigen Genannten – Gotthilf Heinrich Schubert (Ahndungen einer allgemeinen Geschichte des Lebens, 1. Bd. und 2. Bd., 1. Abt., Leipzig 1806/07; Biblioteca castellana portugues y proënzal, 2 Bde., Altenburg 1804/05), Friedrich Adolph Kuhn (vgl. Seckendorf an Böttiger, 23. Juli 1807), sowie von Carl Friedrich August Hartmann (1783–1828), zeitweise Redakteur der Dresdner Abendzeitung und Hauslehrer bei Böttiger (vgl. Weiss, Phöbus-Spuren, S. 176), und Karl Förster (1784–1841) finden sich keine Beiträge im Prometheus. Ebensowenig von Heinrich v. Kleist und Adam Müller, deren Journal Phöbus ebenfalls ab Anfang 1808 erschien. Vielleicht auch auf eine Empfehlung Böttigers geht die Einsendung des zeitweiligen Privatdozenten für Geschichte an der Universität Dresden, Hans Karl Dippold (1783–1811), für den Prometheus zurück: Das Bild des modernen Geschichtsschreibers nebst einem Bruchstück aus der Geschichte Karls des Großen (5./6. H., S. 145–169). Möglicherweise war der Beitrag ursprünglich für den Phöbus vorgesehen (vgl. Weiss, ebd., S. 174f.).

An Ludwig Uhland, Wien, November 1807

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30 wie ehemals bei den H o r e n : Vgl. Schillers Ankündigung der Horen: (…) wird man sich erlauben, von einer allgemeinen Gewohnheit abzugehen, und bey den einzelnen Aufsätzen die Nahmen ihrer Verfasser, bis zum Ablauf eines jeden Jahrgangs verschweigen (Horen, Bd. 1, S. IX). 34 einer der Unsern: Zu den Veröffentlichungen A. W. Schlegels im Prometheus vgl. Publikationsverzeichnis. Zu A. W. (und Friedrich) Schlegels eifriger Mitarbeit am Prometheus vgl. insb. Körner, Krisenjahre 1, S. 507ff., 3, S. 293ff., sowie Einleitung, Abschn. 8.6. 42f. für den Bogen 3 Karolins à 11f.: Die Honorare für die Autoren waren durchaus unterschiedlich (vgl. die Angaben in den Notamina, den Prometheus betreffend, a.a.O.) und entsprachen nach der Einstellung des Blattes auch nicht dem ursprünglich Vereinbarten, wie Friedrich Schlegel ein Jahr später dem Bruder mitteilt: Geistinger hat sich wieder Vermuthen zur Zahlung der Beiträge im Prometheus bereitwillig finden lassen. Zwar was die Herausgeber angeboten hatten, kann er nicht zahlen; aber von diesen würdest Du ohnehin gar nichts erhalten haben. Da sich Geistinger nun zu 12 Th. Convent. pr. Bogen erboten, so glaubte ich dieses annehmen zu müssen, weil ihm sonst dieser ganze ihm so unnatürliche Gedanke leicht wieder vergehn könnte. (23. November 1808, Körner, Krisenjahre 1, S. 649) 50 zulezt an ihn geschrieben: Vgl. Friedrich Schlegel an Seckendorf, 5. September 1806; dem Empfangsvermerk zufolge schrieb Seckendorf am 7. September die – nicht überlieferte – Antwort. Zu dieser Zeit hielt sich Friedrich noch in Köln auf, nach Wien kam er erst in der zweiten Junihälfte 1808. 56 Anzeiger (…) wöchentlich: Der Plan ließ sich nicht verwirklichen; der Anzeiger erschien jeweils mit den einzelnen Heften in unregelmäßigem Abstand.

276. An Ludwig Uhland, Wien, November 1807 Überlieferung Hs. DLA Marbach 47554 1 Dbl., 4o Vorgedrucktes Formular mit eigenhändigen Zusätzen bei Datums- und Honorarangabe, Unterschriften sowie im Anschluß an den vorgedruckten Text (S. 1–2): Wir dürfen uns (…) zu bearbeiten gedenken. Außerdem (auf nicht bedruckter S. 3) die N S. Hier lieber U. (…) Adresse: An / Herrn L. Uhland, / Med. Stud. bei H. Uni- / versitätssekretär / Uhland / in / Tübingen. / fr. Gränze. Erläuterungen 1 im Nov. 1807: Während Uhland Karl Mayer noch Mitte November meldete, er habe von Seckendorf bislang weder einen Almanach, noch sonst eine Zeile erhalten (15. November 1807, Uhlands Briefwechsel, S. 48), heißt es im Brief vom 26. Dezember 1807 an den Freund: Seckendorf hat uns geschrieben, und zwar von Wien, wo er sich jezt aufhalten wird. Dort gibt er mit Jos. Lud. Stoll mit nächstem Jahre eine Monatsschrift: Prometheus heraus (…). Auch wir, Kerner und ich, sind zu Beiträgen aufgefordert. Ich werde aber aus der Sache nicht ganz klug. Aus Einigem möchte man schließen, daß dieß Journal bloß für prosaische Aufsätze bestimmt seye, auf der andern Seite äußert Seckendorf, daß ihm dramatische Arbeiten angenehm wären. Er schreibt zugleich, daß meine Gedichte im Al-

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An Karl August Böttiger, Weimar, 16. November 1807

manach für 1808 abgedruckt seyen, den ich nächstens erhalten werde, vielleicht schon habe. Dieß ist aber noch nicht der Fall. Auch Kerner hat Einiges in diesen Almanach gegeben (ebd., S. 54f.). Sogar einen Monat später war der Almanach noch nicht bei ihm eingetroffen (vgl. Uhland an Mayer, 23. Januar 1808, ebd., S. 63f.). 3 Ankündigung: Der auf Wien im Oktober 1807 datierte Einblattdruck Ankündigung. Prometheus. Eine Zeitschrift, herausgegeben von Leo von Seckendorf und Jos. Ludw. Stoll (WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,676). 15 Kummer: Zum Leipziger Buchhändler Paul Gotthelf Kummer (1750–1835) vgl. F. Hermann Meyer, Mittheilungen zur inneren Geschichte des Deutschen Buchhandels von 1811–1848, in: Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels 8, 1883, S. 164–285, hier S. 165–171; Mathes 1969, S. 238–240 u. pass. 17 Geistinger: Zu Joseph Geistinger (1769–1829), einem „der berühmtesten oder berüchtigesten Wiener Buchhändler und Verleger“, vgl. Rauscher, Geistinger 1942, und ders., Nachdrucke, S. 23–32, Zitat S. 23, sowie Einleitung, Abschn. 8.3. 22 dramatischen Einleitung: Mit dem Festspiel Pandora’s Wiederkunft. 32 Ihre Gedichte: Vgl. Publikationsverzeichnis (Musenalmanach 1808) und Uhland an Seckendorf, bis 6. März 1807. 33f. Aufsäze aus dem Sonntagsblatt: Hier die mit Schreyvogels Zeitschrift namensgleiche, handgeschriebene Zeitschrift des Tübinger Freundeskreises; vgl. Uhland an Seckendorf, bis zum 6. März 1807. 34 dramatische Arbeiten: An diese Bitte erinnerte Uhland in einem Brief an Kerner von April 1808: Ist die Hutkomödie auch für den Prometheus bestimmt? Seckendorf hat ja besonders um dramatische Arbeiten, die sich bei der Wiedergeburt des Wiener Theaters zur Aufführung eigneten, geschrieben (Uhlands Briefwechsel, S. 91). In einem weiteren, ebenfalls aus dem April 1808 stammenden Brief Uhlands an Kerner heißt es: Da ich nun sehe, daß Gedichte aufgenommen werden, so möcht’ ich ihm auch was schicken, etwa meine 5 Balladen etc., um zu sehen, ob auch meine Gedichte aufgenommen werden. Wär’ es nur nicht so weitläufig, etwas über Leipzig nach Wien zu schicken, und dann soll man die Briefe frankirt schicken und kann es doch nur bis an die Grenze. Willst du nicht auch etwas hergeben, etwa: Abreise, das geistliche Lied, Zwei Särge etc. (ebd., S. 92). Eine schließlich erfolgte Sendung Uhlands nach Wien ging offenbar verloren: Du wirst in Wien erfahren können, ob von mir etwas in den Prometheus gekommen, für den ich den Herbstbrief und 4 Gedichte im Mai 1808 abgeschickt hatte. Ich zweifle daran, allein man müßte Gewißheit haben. (Uhland an Kerner, 8. Dezember 1809, ebd., S. 143; vgl. auch Uhland an Karl Mayer, 22. April und 25. Mai 1808, ebd., S. 88 und 94).

277. An Karl August Böttiger, Weimar, 16. November 1807 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 13 1 Dbl., 8o Erläuterungen 3f. über die Fa m i l i e d e s Ju p i t e r s: Ein Aufsatz dieses Titels von Böttiger war nicht zu ermitteln; im „Verzeichniß von C. A. Böttiger’s sämmtlichen Schriften“, in: C. A. Böttiger’s kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts, hg. v. Julius Sillig, 1. Bd.,

An Karl August Böttiger, Weimar, 16. November 1807

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2. Ausg., Leipzig 1850, S. XIII–LXVIII, nicht verzeichnet. Mit Sicherheit von Böttiger stammt im Prometheus lediglich der erstmals schon o. O., 1798 publizierte Beitrag Die Dresdner Antiken-Gallerie mit Fackelbeleuchtung gesehen, den 25. August 1798 (2. H., Anzeiger, S. 3–9). 5 über Carstens Zeichnung nach Dante: Nicht ermittelt; im o. g. Verzeichniß (S. XXXI) lediglich eine Besprechung Carsten’s Leben von Fernow, in: Der Freimüthige 1806, Nr. 108; vgl. Seckendorf an Fernow, 11. Juli 1806. 6 Göthischen Vorspiel: Pandora’s Wiederkunft, Prometheus, 1. H., S. 1–11, 2. H., S. 1–14. 10 Wir fanden hier: Gemeint ist Wien; Seckendorf schrieb den vorliegenden Brief aber noch in Weimar. 12 im Sonntagsblatt: Unter verschiedenen Pseudonymen polemisierte Joseph Schreyvogel in dem von ihm herausgegebenen Sonntagsblatt (Wien 1807/09) schon kurz nach Erscheinen der Ankündigung des Prometheus im November 1807 gegen das Projekt von Stoll und Seckendorf. In einem mit Josuah Scharf unterzeichneten Brief an das Sonntagsblatt über Deutsche Journale beschwert sich der wahrscheinlich fingierte Einsender über die Klatschereien (Schreyvogel, Schriften 2, S. 278) in ausländischen Journalen und zitiert aus einer Korrespondenznachricht der Zeitung für die elegante Welt über Wien und den kulturellen Standard seiner Bewohner. Bei seiner Übersicht über die in der Stadt erscheinenden oder geplanten Zeitschriften habe der Korrespondent zwar weder vom Sonntagsblatt noch von den Annalen der österreichischen Literatur Kenntnis genommen. Dafür sehe man „Einer aufkeimenden Zeitschrift (…) mit künftigem Jahresanfang unter dem Titel: Prometheus, entgegen. Hr. Stoll und Hr. von Seckendorf sind die Herausgeber. Beide rühmt man als Männer von Kenntniß und Geschmack, und so läßt sich endlich einmal etwas Bedeutendes erwarten.“ – Was den Hrn. Stoll insbesondere anlangt, so wird hier, unter andern Beweisen seines vortrefflichen Geschmackes, auch eines hochkomischen, aber etwas phantastischen Stückes, die S chnecken betitelt, erwähnt (ebd., S. 284). Über Stoll, auf dessen erst 1809/10 erschienene Schnecken-Comödie (Ein scherzhaftes Taschenbuch auf das Jahr 1810) hier angespielt wird, heißt es in einem eigenen Beitrag, ein Dichter Lips Schneck habe dem Sonntagsblatt seine Mitarbeit zugesagt. Ich besorge jedoch, daß ich mich der Unterstützung des genialen jungen Mannes nicht lange werde zu erfreuen haben, denn ich höre, daß es der Redaktion einer neuen, demnächst hier erscheinenden Zeitschrift bereits gelungen ist, sich seiner zu bemächtigen, und ohne Zweifel werden die Talente des Dichters Schneck in diesem Journale einen angemesseneren Wirkungskreis finden, als in dem unsrigen (Der Dichter Schneck, ebd., S. 216; vgl. auch Seckendorf an Böttiger, 13. Januar 1808). Über Schreyvogels Sonntagsblatt als einen verspäteten „Ausläufer der aufklärerischen Publizistik“ und seine als Rückzugsgefecht zu deutenden Angriffe auf die romantische Ästhetik und Philosophie vgl. Seidler, S. 99–111 (Zitat S. 110; zum Prometheus vgl. ebd., S. 111–116). 14 einer der berühmtesten teutschen Gelehrten: Goethe; vgl. den 2. Brief des Herrn Hans Stolidus an den Herausgeber des Sonntagsblatts: Indessen glaubt jeder mittelmäßige Kopf, dessen Nahme auf dem Umschlag eines Journals einmal neben Göthe’s Nahmen erschien, etwas von der Superiotät dieses seltenen Geistes erworben zu haben (Sonntagsblatt, Nr. 57, 31. Januar 1808, S. 108ff., etwas entschärft in Schreyvogel, Schriften 2, S. 307–316). 18 wobei Wieland jun: seine Rolle spielte: Ludwig Wieland (1777–1819) war Ende

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Von Heinrich Voß, Heidelberg, 12. Dezember 1807

August oder im Lauf des Septembers 1807 nach Wien gereist, wo ihn Schreyvogel bereits als Mitarbeiter seines Sonntagsblatts erwartete. Von seinem Vater erhielt er Ende November Nachrichten aus Weimar vom Besuch Seckendorfs und Stolls und dem geplanten Journal (vgl. Christoph Martin Wieland an Ludwig Wieland, 27. November 1807, in: Wielands Briefwechsel 17.1, S. 283f.). In diesem Brief unterrichtete C. M. Wieland den Sohn auch von Stolls Schnecken-Comödie, zeigte sich aber einige Zeit darauf von euren literarischen Fehden und Streifzügen, insbesondere gegen die Brüder Schlegel, wenig amüsiert: Herr Thomas West (Joseph Schreyvogel) hat einen Ton angenommen, der zuweilen etwas choquantes hat (C. M. Wieland an Ludwig Wieland, 25. März 1808, ebd., S. 318). L. Wieland gab schließlich gegen Ende 1808 in Wien gemeinsam mit Friedrich Ludwig Lindner den 6. und letzten Band des bis dahin von Schreyvogel verantworteten Sonntagsblatts heraus (vgl. Körner, Krisenjahre 3, S. 438; Karl Wagner, Die Wiener Zeitungen und Zeitschriften der Jahre 1808 und 1809, in: Archiv für österreichische Geschichte 104/I, 1915, S. 197–401, hier: S. 204–208; zu Ludwig Wieland vgl. Geiger, Alt-Weimar, S. 16–38). 21f. Försterischen Übersezung: Von Karl Förster (1784–1841), dem Dresdner Philologen und Übersetzer, seit 1807 Lehrer am Kadettenkorps, enthält der Prometheus keinen Beitrag. In seinem Todesjahr erschien seine Übersetzung Das neue Leben von Dante Alighieri, Leipzig 1841 (vgl. ADB 7, S. 189f., und die Erl. zu den Dresdner und Leipziger Beiträgern in Seckendorf an A. W. Schlegel, 7. November 1807). 25 Sonnenfels, Rezer, Collin: Joseph v. Sonnenfels, Joseph v. Retzer und Heinrich Joseph v. Collin zählt Seckendorf in seinen Notamina zum Prometheus unter den Mitarbeitern auf, welche engagirt werden sollen (Notamina, den Prometheus betreffend, Hs. WLB Stuttgart, Cod. hist. 4o 736,679). 25f. fehlenden Theils des Plautus: Sehr wahrscheinlich sind die Plautus-Übersetzungen Friedrich Hildebrands v. Einsiedel gemeint, von denen Seckendorf Auszüge im Prometheus veröffentlichen wollte (Einsiedel verspricht Fragmente seiner Übersezung Plautus; Seckendorf, Notamina, a.a.O.). Einsiedel bearbeitete Lustspiele des römischen Komödiendichters für die Weimarer Bühne und korrespondierte über fünfzehn Jahre mit Böttiger über seinen, schließlich aus finanziellen Gründen aufgegebenen Plan, Ausgewählte Lustspiele des Plautus bei Göschen drucken zu lassen (vgl. Böttiger, Literarische Zustände 1838, 2, S. 232–237, hier: S. 237, Einsiedel an Böttiger, 2. Februar 1821; vgl. auch Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 5. Juli 1808).

278. Von Heinrich Voß, Heidelberg, 12. Dezember 1807 Überlieferung Hs. Kiel, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Cb 6:6 (Familienarchiv Boie-Voss) 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: pf. 29n / b. 30. / li.o.: v. H. Voß Erläuterungen 2 Ihren Brief: Nicht bekannt. 4 auf Ihrer Reise: Seckendorf reiste im Oktober 1807 mit Josef Ludwig Stoll nach Weimar, um mit Goethe und anderen wegen Beiträgen für die Zeitschrift Prometheus zu verhandeln. Beide verließen Weimar frühestens am 17. November, um nach Jena und Leipzig weiterzureisen (vgl. Goethe, Tagebücher III.1, S. 392; Hauser, S. 68, 73).

Von Heinrich Voß, Heidelberg, 12. Dezember 1807

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7 Palfy: Ferdinand Graf Pálffy v. Erdöd (1774–1840) war Leiter des Departements Schauspiel der aus ursprünglich neun Angehörigen des österreichischen Adels bestehenden Theater-Unternehmungsgesellschaft, die im Herbst 1806 gemeinsam Pacht und künstlerische Leitung der Wiener Hoftheater übernommen hatte. 14 Kassandra: Kassandra, aus dem Agamemnon des Aeschylos, Prometheus, 2. H., S. 51–69. Zu korrigieren ist die Angabe bei Walzel/Houben, Zeitschriften, Sp. 85, wo die Arbeit dem Vater Johann Heinrich Voß zugeschrieben wird. Dieser wirkte jedoch bei der Nachlaß-Ausgabe des 1822 verstorbenen Sohnes mit: Äschylos von Heinrich Voß. Zum Theil vollendet von Johann Heinrich Voß, Heidelberg 1826 (darin Agamemnon, S. 173–234). Heinrich hatte die Fortsetzung (oder einen vollständigen Druck) ursprünglich für die Zeitschrift Pantheon von Johann Gustav Büsching und Karl Ludwig Kannegießer vorgesehen (vgl. Heinrich Voß an Goethe, 1. August 1810, in: Fehling, Briefe an Cotta, S. 322). 21f. aus den 7 gegen Theben, oder den Eumeniden: Zu Aischylos’ Tragödie Sieben gegen Theben (etwa 463 v. Chr.) und seine Eumeniden aus der Orestie (458 v. Chr.) vgl. Heinrich Voß an A. W. Schlegel, 13. März 1808: Ich lebe und webe nun in meinem Äschylus (…). Den Prometheus und die Sieben habe ich schon ganz verdeutscht (…). Ich werde meinen Äschylus zuerst fragmentarisch hie und dort erscheinen lassen (Körner, Krisenjahre 1, S. 517). 22f. Prometheus für Ihren Prometheus: Eine Probe der Prometheus-Übersetzung erschien nicht in Seckendorfs Zeitschrift, sondern im Morgenblatt 1808, Nr. 80f. und 233, S. 317–319, 321–323 und 929f. 27 Allmanach (…) Recension: Den zum Ende des Vorjahres erschienenen ersten Jahrgang des Musenalmanachs hatte Voß im Sommer 1807 von Seckendorf erhalten. In einem Brief von Heinrich Voß an Charlotte v. Schiller heißt es: Vor einigen Tagen schickte er mir seinen Musenalmanach, der viel Schönes enthält, besonders einige Romanzen aus dem Cid. Er hat die Romanzensprache und Romanzenmetrik völlig inne; nur etwas Rauhes klebt ihm noch an, das sich nach und nach abschleifen muß. Gegen seine poetischen Freunde ist er indeß zu nachsichtig gewesen, wie ich ihm dieses auch aufrichtig geschrieben; er gibt Manchen für einen Dichter aus, der kaum ein Reimschmied dürfte genannt werden (28. August 1807, Urlichs 3, S. 229f.). Eine Rezension in der JALZ wurde nicht ermittelt. 29f. kein Anderer als Wilh. Schlegel recensiren: In der JALZ 1808, Nr. 94, Sp. 137–140 (gez. W. u. T. Z.). Eichstädts Vorbehalte, weil Schlegel selbst Mitarbeiter des Prometheus war, führten dazu, daß ein Mitautor bei der Rezension hinzugezogen wurde (vgl. Eichstädt an A. W. Schlegel, 7. März 1808, Körner, Krisenjahre 1, S. 514f.). 32f. Ob aber er Antheil wird nehmen können: Von Johann Heinrich Voß (Vater) erschien im 3. H. des Prometheus, S. 81–86, Die Schnitter, Theokrits zehnte Idylle, ein Auszug aus der 1808 bei Cotta veröffentlichten Übersetzung von Theokrits Bion und Moschos. 33 Heidelberger Zeitung: Wohl nicht die von Alois Schreiber seit dem 1. Juli 1806 herausgegebene Badische Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung für alle Stände, sondern die ab 1808 erscheinenden Heidelbergischen Jahrbücher. Der ursprünglich von Sigismund v. Reitzenstein angeregte Plan einer akademischen Literaturzeitung für Heidelberg war von Benzel-Sternau als Referent für die Hochschulangelegenheiten im badischen Departement des Inneren aufgegriffen worden. Während Heinrich Voß die Bemühungen unterstützte, trug sein Vater von Anfang an Bedenken gegen das Projekt und versagte den Jahrbüchern schließlich seine Mitarbeit (vgl. Schnabel, S. 56f.; Schneider, Geschichte, S. 290).

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An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 23. Dezember 1807

35 eine Einleitung: Die Information ging wohl auf Seckendorf selbst – und den Wortlaut der gedruckten Einladung – zurück, denn von der Niederschrift des Festspiels Pandora, mit der die Zeitschrift Prometheus eröffnet wurde, berichtet Goethe in seinem Tagebuch erst ab dem 19. November 1807; vgl. WA I 50, S. 295–344 u. 450–460; Goethe, Tagebücher III.1, S. 395. 40–42 Stoll (…) Schiller: Josef Ludwig Stoll hatte sich zuletzt zwischen 1801 und Frühjahr 1803 in Weimar aufgehalten, Schiller hatte er wahrscheinlich noch einmal im Mai 1804 in Berlin getroffen (vgl. seinen Brief an Schiller vom 2. April 1804, in: Euphorion 12, 1905, S. 359f., 780, sowie die Erl. zu Stoll an Seckendorf, 1. Dezember 1806).

279. An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 23. Dezember 1807 Überlieferung Hs. GSA Weimar 28/850 1 Dbl., 8o li. o. Vermerk von u. H.: v. Seckendorf, L. D: Goethe und Österreich 2, S. 50f. Erläuterungen 5 Apel (…) Schubert: Vgl. Seckendorf an August Wilhelm Schlegel, 7. November 1807. Adam Müller hatte wenige Tage zuvor ebenfalls an Goethe geschrieben und das Erscheinen des Phöbus mit Beginn des nächsten Jahres angekündigt: Was Ew. Excellenz dem Prometheus gethan haben, darf ja wohl auch der Phöbus hoffen (17. Dezember 1807, Baxa 1, S. 364). 7 Ihre Gabe: Das in den ersten beiden Heften des Prometheus gedruckte Festspiel Pandora’s Wiederkunft. 9f. Erfüllung aller Bedingungen: Dazu heißt es in Seckendorfs Notamina, den Prometheus betreffend: Göthe verspricht ein Vorspiel zu schreiben, das als Einleitung des Ganzen angesehen werden kan, und das Frontispiz des ersten Stücks ausmacht, er wird fortdauernd sich dafür interessiren, und Beiträge liefern. In Jena erhalten wir eine Antwort an Palfy von ihm. Dafür sollen wir a.) 50 # für das Vorspiel gleich nach dem Empfang zahlen. b.) Betreiben, daß er für seine nach Wien gesendeten Stücke bezahlt werde. c.) ihm durch Fuhrleute 1. Exemplar vom Sonntagsblatt und ähnliche Wiener Produkte senden. (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,679). Nach der Einstellung des Prometheus druckte der Verleger Joseph Geistinger noch zwei eigene Ausgaben von Pandora’s Wiederkunft (vgl. Erl. zum nachfolgenden Brief an Carl Bertuch und Seckendorf an Goethe, 24. September 1808).

An Carl Bertuch, Wien, 30. Dezember 1807

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280. An Carl Bertuch, Wien, 30. Dezember 1807 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 06/3003 1 Bl., 8o Adresse: Herrn / Herrn Landkammerrath Ber- / tuch in / Weimar. D: Skonietzki, S. 307f. (TD) Erläuterungen 2 Brief von Geistinger: Das mit dem Verleger verabredete Honorar für Goethes Beitrag zum Prometheus, Pandora’s Wiederkunft (vgl. Seckendorf an Goethe, 23. Dezember 1807). Carl Bertuchs Antwortbrief an Seckendorf ist nicht überliefert; in seinem Postbuch ist für den 8. Januar 1808 ein Brief an Hr. Leo v. Sekendorf vermerkt mit dem Zusatz Einsch an Geistinger dch den Vater und der Inhaltsangabe Weg. Prometheus Goethe (Hs. GSA Weimar 06/5280). 5f. den Rest des Manuscripts: Eine erste Sendung war am 16. Dezember erfolgt (Pandora, v. 1–154, im 1. H. des Prometheus, S. 1–11), der zweite Abschnitt gelangte in zwei Sendungen nach Wien (am 17. Februar und 10. März 1808; v. 155–276 und 277–402, Prometheus, 2. H., S. 1–14). Der dritte, am 13. Juni 1808 in Karlsbad abgeschlossene und am darauffolgenden Tag versandte Teil wurde jedoch erst 1810 in Geistingers Taschenbuch für das Jahr 1810, Wien/Triest, gedruckt. An die Entstehung des Festspiels erinnert sich Riemer: (…) vom 29. (November 1808) an schrieb ich mehrere Tage hinter einander an dem, was er jedesmal fertig hatte und mir diktierte. Doch gerieten diese Morgenbeschäftigungen bald ins Stocken (…) Von der ‚Pandora‘ kam daher nur eben so viel zustande als nötig war, um in die beiden ersten Stücke des Wiener ‚Prometheus‘ aufgenommen werden zu können (Friedrich Wilhelm Riemer, Mitteilungen über Goethe, hg. v. Arthur Pollmer, Leipzig 1921, zitiert nach Goethe, MA 9, S. 1149; vgl. auch ebd., S. 1145–1148). 16 Dein Briefchen vom 30.: Der nicht erhaltene Brief ist in Carl Bertuchs Postbuch unter dem 30. November 1807 eingetragen: An Sekendorf Leipz. fahr. Post. Paq. – Am 2n Dec. gehen die Kisten an Reitmajer ab. – Ueber Danklm. (Hs. GSA Weimar 06/5280). Über die genannten Kisten, möglicherweise Bücherkisten, wurde nichts ermittelt. 20 Jagemann: Ferdinand Jagemann lebte seit Sommer 1804 in Wien und unterhielt dort bis 1810 ein Atelier (vgl. Seckendorf an Carl Bertuch, 15. März 1806).

281. An Karl August Böttiger, Wien, 13. Januar 1808 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 14 1 Dbl., 8o D: Weiss, Phöbus-Spuren, S. 166 (TD) Erläuterungen 3 einen der gehofften Beiträge: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 16. November 1807 (erste Erl.). 8 Phöbus: Die erste Ankündigung des von Heinrich v. Kleist und Adam Müller herausgegebenen Phöbus erschien am 6. Januar 1808 in der Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten (vgl. Weiss, Phöbus-Spuren, S. 166).

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An Karl Graf von Brühl, Wien, 23. Januar 1808

10f. er machte mir bestimmte Hoffnungen: Prof. Müller in Dresden wird bereits im ersten, N.o 1 überschriebenen Plan des Prometheus als potentieller Mitarbeiter genannt und auf einer wenig später entstandenen Honorarliste geführt (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,685, und Notamina, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,679). 21 unanständig angegriffen: In seinem Sonntagsblatt veröffentlichte Joseph Schreyvogel unter Anspielung auf Stolls Schnecken-Comödie eine kleine Anthologie Springblüthen des Geiers, gesammelt vom Dichter Schneck (Schreyvogel, Schriften 2, S. 223–230), zu der auch ein längerer, mit polemischen Anmerkungen versehener Auszug aus Stimmen der Völker. (Aus dem Musen-Almanach für das Jahr 1808. von Hrn. Leo von Seckendorf) gehörte (ebd., S. 224–228). Eine satirische Meldung über Seckendorfs Plan zur ästhetischen Bildung der Oesterreichischen Monarchie erschien bereits Ende 1807 im Sonntagsblatt (Bd. 2, Nr. 47/48, 20. Dezember 1807, S. 325; ausführlich zitiert in der Einleitung, Abschn. 8.2). 27 Pandor a’s Wiederkunft: In Prometheus, 1. H., S. 1–11, 2. H., S. 1–14. 33f. A. W. Schlegel (…) mit der Stael: Beide waren nach ihrer Abreise von München in den ersten Januartagen 1808 in Wien eingetroffen (vgl. Körner, Krisenjahre 3, S. 286f.; dort auch zu der gesellschaftlichen Bedeutung des Wienbesuchs insbesondere von Germaine de Staël). Schlegel berichtete im Anzeiger zum 1. Heft des Prometheus (S. 3–19) ausführlich von der im Brief erwähnten Vermählungsfeyer Sr. K. K. Majestät Franz I. mit I. Königl. Hoheit Maria Ludovica Beatrix von Oesterreich, der dritten Gemahlin des österreichischen Kaisers. 39 Maskenaufzug auf der Freiredoute: Vgl. die Schilderung bei Hilde Spiel: „Die bescheidenere Geselligkeit, welche der Besetzung Wiens gefolgt war, fand nach kaiserlichem Beispiel im Januar 1808 zur altgewohnten Pracht zurück.“ Kurz nach dem 6. Januar „erschien der gesamte Adel, mit Gold und Diamanten besteckt, in einem herrlichen Maskenzug – die Huldigung eines hindostanischen Sultans darstellend – auf der ersten großen Freiredoute“ (Hilde Spiel, Fanny von Arnstein oder Die Emanzipation. Ein Frauenleben an der Zeitenwende 1758–1818, Frankfurt a. M. 1981, S. 312). Zu dem großen Maskenball am 9. Januar 1808 verfaßte Heinrich Joseph v. Collin den Gedichtzyklus Blumenstrauß, der im 2. Heft des Prometheus abgedruckt wurde (S. 72–75, Zitat: S. 72; vgl. auch Collin an Unbekannnt [Seckendorf?], Januar 1808). 40 Herzogs Albert: Albrecht Kasimir Herzog v. Sachsen-Teschen (1738–1822), ein Enkel Kaiser Josephs I. v. Österreich, Statthalter von Ungarn und Generalgouverneur der Niederlande. Nach seinem militärischen Abschied (1795) als Privatmann in Wien lebend, legte er eine bedeutende Sammlung von Kupferstichen und Zeichnungen (die „Albertina“) an. Später kam auch A. W. Schlegel mit ihm in Berührung (vgl. seinen Brief an Aretin, 25. Juli 1808, Körner, Krisenjahre 3, S. 576f.).

282. An Karl Graf von Brühl, Wien, 23. Januar 1808 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1974 1 Dbl., 1 Bl., 8o S. 4 des Briefes durch verschüttete Tinte z.T. schwer lesbar; vgl. den Nachsatz des Verfassers (Du siehst die geschehene Dummheit …).

Heinrich Joseph v. Collin an Leo v. Seckendorf (?), o. O., o. D. (Wien, Januar 1808)

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Erläuterungen 3 Th.: Therese; vgl. Seckendorf an Brühl, 11. April 1808 (Person nicht ermittelt). 24 Kusine Julie: Wegen ihrer Heirat mußte Julie von Seckendorf als Hofdame der Prinzessin Marianne v. Preußen („Prinzessin Wilhelm“) ausscheiden. Ihre Nachfolgerin wurde Edda v. Kalb, die Tochter der Charlotte v. Kalb (vgl. Naumann, Kalb, S. 274). 26 Daß wir uns wiedergesehn: Sicher während der Reise von Weimar nach Wien über Leipzig und Dresden im November 1807. 30f. Talent zur Deklamazion: Vgl. die Briefe von Brühl, 16. Mai 1800, und Göchhausen, 20. August 1801, an Seckendorf. 34 Notizen über das Dresdner Theater: Vielleicht identisch mit den anonym mitgeteilten Kunstnachrichten aus Dresden im Anzeiger des 3. Hefts, S. 23f., des Prometheus; darin auch Mitteilungen über Aufführungen am Dresdner Theater (vgl. Hauser, S. 117). 39 Bassenge: Der Dresdner Bankier Heinrich Bassenge (1776–1840), ein Schwager von Philipp Otto Runge (vgl. NDB 22, S. 265). 40 Geymüller: Johann Heinrich d. Ä. Freiherr v. Geymüller (1754–1824) oder dessen Bruder Johann Jacob Freiherr v. G. (1760–1834), Wiener Bankiers (vgl. NDB 6, S. 362f.). 47 Gräfin Chotek: Maria Isabella Gräfin v. Chotek, geb. Gräfin Rottenhan (1774–1817), die als Grafikerin bekannt wurde (vgl. auch Körner, Krisenjahre 1, S. 570); wohl nicht Gräfin Maria Sidonia (1748–1824), die Frau des österreichischen Staats- und Konferenzministers Rudolf Graf Chotek v. Chotkowa und Wognin. 47f. in Cotteries zu kommen: Von frz. „coterie“, Clique, Klüngel. 49 Appony: Anton Georg Graf v. Apponyi (1751–1817), bekannt durch seine etwa 50000 Bände umfassende Bibliothek. 53 die geschehene Dummheit: Ein Teil des Briefes ist durch verschüttete Tinte verdeckt und nahezu unleserlich.

283. Heinrich Joseph von Collin an Unbekannt (Leo von Seckendorf?), o. O., o. D. (Wien, Januar 1808) Überlieferung Hs. ÖNB Wien (NB. X, 32) D: Lederer, Collin, S. 257, Nr. 64 Adressat und Datierung Der nur in diesem Entwurf ohne Nennung eines Adressaten überlieferte Brief diente als Begleitschreiben zu dem dreiteiligen Gedichtzyklus Blumenstrauß, den Heinrich Joseph v. Collin aus Anlaß eines großen Maskenballs im Januar 1808 in Wien verfaßte und den Prometheus-Herausgebern für einen Abdruck im 2. Heft zur Verfügung stellte (S. 72–75; zum Maskenball vgl. Seckendorf an Böttiger, 13. Januar 1808). Nach dem Wortlaut des Briefentwurfs könnte das Schreiben an die Organisatoren des Festes – die im Konzept genannte Gesellschaft – gerichtet gewesen sein. Da der undatierte, ebenfalls im Januar oder zwischen Februar und April 1808 verfaßte Brief von Seckendorf an Collin als Antwortschreiben auf den vorliegenden Brief gedeutet werden kann, erscheinen auch Seckendorf bzw. die „Gesellschaft“ der Prometheus-Herausgeber als Adressat möglich.

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Heinrich Joseph v. Collin an Leo v. Seckendorf (?), o. O., o. D. (Wien, Januar 1808)

Erläuterungen 1 beyfolgendes Gedicht: Gemeint ist der aus drei Gedichten bestehende Blumenstrauß von Collin, Ihren k. k. Majestäten auf dem großen Maskenball am 9. Januar 1808 überreicht, in: Prometheus, 2. H., S. 72–75. Vgl. unter den von Lederer, Collin, S. 351, angeführten Zeugnissen zum Gedichtabdruck die maliziöse Reaktion des Freymüthigen: Blumenstrauß, ein Gelegenheitsgedicht von Collin, zart, sinnvoll ausgeführt und gut versifiziert. Es hält für den übrigen Schnickschnack, mit den der „Prometheus“ überfüllt ist, wirklich schadlos (Nr. 84, 26. April 1808, S. 232). 6f. wilde Rose (…) gelbe Veil: In Collins Blumenstrauß heißt es: Rose du glühst, jungfräulich und sanft, den Busen verschlossen, Weil die heilige Scheu, schüchtern, dein Innres bewacht. V e i l ch e n , ihr dränget euch nach, zur Pracht der funkelnden Rose (Prometheus, ebd., S. 73). 8f. Lilien (…) Vanille: Vgl. in Collins Gedicht: Prange du leuchtend hervor, o Lilie, Blume der Unschuld, Deinem Lichte gebührt, Lilie, vor allen der Preis. (…) Ha, wie verströmt ihr Wesen in Duft die süße Va n i l l e ! O wie entzücket ein Herz, das sich in Andacht verhaucht! – (…) Duftender Glocken Reichthum bewegt Hyazinthen gefällig; Fülle der Freuden winkt froh in die Stürme der Zeit. Nicht an häuslicher Wonne gebricht’s: seht, wie die Reseda Stillbescheiden den Duft aller Genossen versüßt (ebd., S. 72f.; Hervorhebungen ebd.). 9f. le chagrin (…) resignation: Vgl. folgende Verse des Gedichts: Dornen ritzen wie Sorgen, auch Dornen dürfen nicht fehlen, Süße Sorgen, euch nährt, willig ein menschliches Herz (ebd., S. 74). 12–14 auf Pergament (…) gefaßt werden: Vgl. den Bericht im Morgenblatt (Nr. 28, 2. Februar 1808, S. 111) über die Feierlichkeiten bey Gelegenheit der Vermählung Franz I. mit Erzherzogin Maria Ludovika: Den tiefsten Eindruck hat jedoch die Freyredoute zurückgelassen, in welche den gebildeteren Ständen gegen Billete der Eintritt gestattet war (…). Eine zahlreiche Gesellschaft aus dem hiesigen hohen Adel hatte sich mit ungeheurem Aufwande orientalisch costumirt, (…) und als die Gesellschaft an das äusserste Ende des großen Saales gekommen war, wo beyde Majestäten sie erwarteten, überreichte sie Denselben (…) einen Glückwunsch durch einen Blumenstrauß. Derselbe Glückwunsch war auch in einem Gedichte von Collin ausgedrückt, welches die Gesellschaft auf zwey großen Pergamentrollen beyden Majestäten zugleich mit dem Blumenstrauße übergab.

An Heinrich Joseph von Collin, o. O., o. D. (Wien, Januar oder Februar/April 1808)

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284. An Heinrich Joseph von Collin, o. O., o. D. (Wien, Januar oder Februar/April 1808) Überlieferung Hs. Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Handschriftensammlung I.N. 128.738 1 Bl., 4o Auf der Hs. verschiedene ältere – und fehlerhafte – Bearbeitervermerke: Friedrich Chr. / von Seckendorff / Friedr. Christian Leopold von Seckendorf / in Wien an V. Collin in Wien. / v. Collin. Am Blattrand von späteren Bearbeitern hinzugefügte biographische Notizen zu Seckendorf. D: Leo Liepmannssohn. Antiquariat, Katalog 219: Autographen deutscher Schriftsteller, Berlin 1927, S. 62, Nr. 878 (Regest). Datum Der Brief ist möglicherweise die Antwort auf den oben abgedruckten Brief von H. J. v. Collin, o. D., vermutlich Januar 1808, der nicht mit Sicherheit an Seckendorf bzw. die Herausgeber des Prometheus gerichtet ist. Aus dem Brieftext geht nicht eindeutig hervor, welcher der Beiträge Collins für den Prometheus, sein Gedicht Blumenstrauß (2. H., S. 72–75) oder Haydn’s Jubelfeier (3. H., S. 87–89), von Seckendorf angemahnt wird. Heft 2 erschien wohl Februar/März 1808, das dritte Heft etwa Mitte/Ende April 1808 (vgl. Seckendorf an Brühl, 11. April 1808). Erläuterungen 1 Ihr Wunsch wegen des Gedichts: Vgl. Collin an Unbekannt (Seckendorf?), vermutlich Januar 1808, und zur Datierung des vorliegenden Briefs. 2f. meines Mitredakteurs: Stoll.

285. An Heinrich Voß, Wien, 13. Februar 1808 Überlieferung Hs. LB Eutin, Sign. Autogr. 3.8. 1 Dbl., 8o Erläuterungen 2 Kassandra: Vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 12. Dezember 1807. 4f. Göthe’s Festspiel: Pandora’s Wiederkunft, in: Prometheus, 1808, 1. H., S. 1–11; 2. H., S. 1–14. 5 Prof. Meyer: Von Heinrich Meyer erschien der Aufsatz Ueber Handzeichnungen im Prometheus, 1. H., S. 12–18. 5f. A. W. u. F. Schlegel: Von A. W. Schlegel erschien das Gedicht An Friedrich Schlegel, ebd., S. 57–65, und der Aufsatz Ueber die deutschen Mundarten, ebd., S. 73–78; von F. Schlegel das Gedicht An A. W. Schlegel, ebd., S. 66–69. Über die einander gewidmeten Gedichte vgl. F. Schlegels Brief vom 12. April 1808 an August Wilhelm: Unser poetisches Wechsellob hätte vielleicht für Wien schicklicher in einem der spätern Hefte gestanden als grade in dem ersten; doch für Deutschland ist es sehr gut und an der Zeit, die Fortdauer unsrer Verbrüderung auch in dieser Form einmal laut verkündigt zu haben. (Kör-

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An Johannes Daniel Falk, Weimar, 24. Februar 1808

ner, Krisenjahre 1, S. 532; zur Mitarbeit der Brüder am Prometheus vgl. auch ebd., S. 511ff.; zu A. W. Schlegels Aufsatz vgl. seinen Brief an Julius Eduard Hitzig, 16. Januar 1809, Körner, Schlegel-Briefe 1, S. 229.) 6 Falk: Von Johannes Daniel Falk erschienen im Prometheus die Dichtung Das Ungewitter im Walde. An Heloisen (1. H., S. 71f.), und ein Korrespondentenbericht aus Weimar, Falk’s Sendschreiben aus dem Elysium an Stoll (im Anzeiger zum 1. H., ebd., S. 27–30; vgl. auch Seckendorf an Falk, 24. Februar 1808). 6 Wezel: Der starke Hans, von (Friedrich Gottlob) Wezel, in: Prometheus, 1. H., S. 79–82. 6 Wieland: Wielands Gedicht An Olympia, entstanden aus Anlaß des Geburtstages der Weimarer Herzogin Mutter Anna Amalia am 24. Oktober 1791, gelangte ohne Einwilligung des Verfassers in den Prometheus (1. H., S. 54f.; vgl. Starnes, Wieland 3, S. 283; Christoph Martin Wieland an Ludwig Wieland, 25. März 1808, Wielands Briefwechel 17.1, S. 318). 10 Übersezung des Prom. von Äschylos: Vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 1. September 1806. 16 in meinem lezten Briefe: Nicht überliefert. 18 Richard III. jezt fertig: Vgl. Heinrich Voß an A. W. Schlegel, 13. März 1808: Erst gestern erhalte ich einen Brief von Seckendorf, der mir vollständigere Nachrichten über Sie mittheilt. (…) Seckendorf schreibt mir, daß Richard 3 fertig sei (Körner, Krisenjahre 1, S. 516; außerdem A. W. Schlegel an Ludwig Tieck, 4. April 1809, in: Lüdeke, Tieck, S. 162). 19 Aufsaz über das Sonnett: Im Prometheus nicht erschienen, möglicherweise hatte Heinrich Voß einen Beitrag seines Vaters in Aussicht gestellt. Von Johann Heinrich Voß erschien in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung 1808, Nr. 128–131, Sp. 409–440, eine Rezension über Bürgers Sonette (vgl. Heinrich Voß an Goethe, 25. April 1810, in: GJb 5, 1884, S. 80–83). 32 umgearbeiteten Theokrit: Im gleichen Jahr veröffentlichte Johann Heinrich Voß bei Cotta die Übersetzung von Theokritos Bion und Moschos, Tübingen 1808. Eine Probe, Die Schnitter, Theokrits zehnte Idylle, erschien im Prometheus, 1808, 3. H., S. 81–86. 39 Geistinger od. Kummer: Vgl. die gedruckte Ankündigung der Zeitschrift in Seckendorfs Brief an Uhland, November 1807.

286. An Johannes Daniel Falk, Weimar, 24. Februar 1808 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 15/II,1 D,10 1 Dbl., 8o Erläuterungen 2 elysäischen Veilchenlager: Vgl. Erl. zu Ihre beiden Gaben. 5 Darstellung von Werners Wanda: Falks Beitrag Ueber Werners Wanda auf dem Weimarischen Hoftheater im Rahmen seines Briefes An die Herausgeber des Prometheus, über einige theatralische Vorstellungen zu Weimar kam in der Tat zu spät und erschien erst im Anzeiger des 4. H., S. 12–17, zu Werner S. 12–14. 7 Morgenblätter: In Cottas Morgenblatt war tags zuvor eine Besprechung der Weima-

An Karl Graf von Brühl, Wien, 11. April 1808

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rer Uraufführung von Werners Wanda am 30. Januar 1808 erschienen (vgl. Nr. 46, 23. Februar 1808, S. 181–183). 10f. Ihre beiden Gaben: Das Gedicht Das Ungewitter im Walde. An Heloisen (1. H., S. 71f.) und das Sendschreiben aus dem Elysium an Stoll im Anzeiger zum 1. H., S. 27–30. Zensiert wurde das zweistrophige Gedicht am Schluß des Sendschreibens, Entweicht das Weltall seinen Grenzen (S. 30). Über die von Falk postulierte Antiathäneische Tendenz des Prometheus (ebd.) beklagte sich Friedrich Schlegel in einem Brief an seinen Bruder August Wilhelm: Wie hat aber Seckendorf den elenden Brief von Falk aufnehmen können, wo auf eine so ganz ungebührende Art die herablassende Absicht zu vernehmen gegeben, Wien zu einem zweiten Weimar (!) zu bilden und zu erheben. Und was hat der verdorbne Perrüquier noch jetzt und so sehr zur Unzeit, auf das Athenäum zu schimpfen? (12. April 1808, Körner, Krisenjahre 1, S. 532f.) 13 ein Schöps: Eigentlich Hammel; im übertragenen Sinne „dummer, einfältiger Mensch“ (vgl. DWb Ndr. 15, Sp. 1570). 14 Anzeige (…) Jenaische: Von A. W. Schlegel erschien eine Rezension des Prometheus in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung, 21. April 1808, Nr. 94, S. 137. Eine Voranzeige war dort bereits am 5. Dezember 1807, Nr. 91, S. 765 erschienen, ebenso im Intelligenzbl. Nr. 93 der Hallischen Allgemeinen-Literatur-Zeitung 1807, S. 750; weitere Rezensionen bei Walzel/Houben, Zeitschriften, Sp. 439.

287. An Karl Graf von Brühl, Wien, 11. April 1808 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1975 1 Dbl., 8o Erläuterungen 2 meinen Brief: Vgl. Seckendorf an Brühl, 23. Januar 1808. 8f. Freundinnen deiner Therese: Nicht ermittelt. 24 Bassenge: Das seit 1804 bestehende Großhandelshaus Geymüller u. Co. in Wien; vgl. Seckendorf an Brühl, 23. Januar 1808. 26 Chotek: Vgl. Seckendorf an Brühl, 23. Januar 1808. 27 Cotterie: Koterie, Klüngel. 31 Prometheus 3es Heft (…) nicht: Die Zeitung für die elegante Welt meldete in einer Korrespondenznachricht Aus Wien vom 14. May, das 3. Heft sei erschienen (Nr. 91, 7. Juni 1808; vgl. Walzel/Houben, Zeitschriften, Sp. 78). 32 andern neuen Zeitschriften: Neben Phöbus (Kleist/Müller), Jason (Benzel-Sternau) und Teutona (Friedrich Karl Julius Schütz; vgl. Seckendorfs Brief vom selben Tag an Unbekannt/Christian Gottfried Schütz?) erschien im April 1808 außerdem erstmals Arnims Zeitung für Einsiedler; ferner u.a. die Zeitschrift Kalliope in Buchau sowie in Wien die Vaterländischen Blätter für den österreichischen Kaiserstaat. 34f. Phoebus (…) starken Absaz: Nach einer Mitteilung Böttigers hatte der Phöbus vom 7ten Stück an nur 150 Auflage (an Cotta, 11. November 1808, Sembdner, Phöbus, S. 618). 41 Schönburg: Otto Viktor Fürst v. Schönburg-Waldenburg (1785–1859), seit 1805 in österreichischen, später in sächsischen und preußischen militärischen Diensten (vgl. ADB 55, S. 884–886).

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An einen unbekannten Empfänger (Christian Gottfried Schütz?), Wien, 11. April 1808

288. An einen unbekannten Empfänger (Christian Gottfried Schütz?), Wien, 11. April 1808 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 96/2686 1 Dbl., 8o Neben dem Datum von u. H.: v. Seckendorff. Adressat Adressat ist wahrscheinlich Christian Gottfried Schütz in Halle (oder eine Person aus dessen engem Umfeld), der Vater des im Brief angesprochenen Prof. (Friedrich Karl Julius) Schüz. Erläuterungen 3 der Teutone: Die von Friedrich Karl Julius Schütz herausgegebene Teutona, ein Wochenblatt für Literatur und Kunst. Die Zeitschrift wurde in der Allgemeinen Literatur-Zeitung (Halle) vom 19. Dezember 1807 angekündigt, ging aber bald wegen Schwierigkeiten mit dem schließlich insolventen Berliner Verleger Oehmigke wieder ein (vgl. Weiss, PhöbusSpuren, S. 168; Morgenblatt Nr. 1, 1. Januar 1808, S. 4). Zwar schrieb Böttiger noch am 24. Januar 1808 anerkennend an Christian Gottfried Schütz: Auch die ersten Blätter der Teutona Ihres Sohnes haben meinen Beifall. Welche jämmerliche Klatschbude ist dagegen der neue Freimüthige! (Schütz, Darstellung 1, S. 22; vgl. auch ebd. 2, S. 204). Ein baldiges Scheitern des Unternehmens war jedoch, dem Berlin-Korrespondenten des Morgenblatts zufolge, absehbar: Die ersten Nummern der Zeitschrift T e u t o n a vom Professor Schütz, so hieß es bereits in einem Bericht vom 12. Januar 1808 (Nr. 36, S. 144), scheinen die baldige Auflösung des Instituts zu auguriren. Der Inhalt mag recht sehr g e l e h r t seyn, unterhaltend ist er durchaus nicht. Von Mannichfaltigkeit scheint der Herausgeber auch kein Freund. Der Teutone wurde schließlich schon in der ersten Februarhälfte 1808 eingestellt, offenbar mit einem gerichtlichen Nachspiel: Der Verleger und der Herausgeber der todesverblichenen Zeitschrift: Teutone, sind in einen Prozeß gerathen; der erstere fürchtete bey dem geringen Debit den Totalverlust der namhaften Kosten, dieser aber nahm davon keine Notiz, und schien zu hoffen, daß das Publikum allmählig durch das ästhetisch-philosophisch-statistisch-politisch-artistische Blatt zu einer Geschmackshöhe emporsteigen werde, wie sie die vielseitige Tendenz der Zeitschrift bedinge. (Morgenblatt, Nr. 63, 14. März 1808, S. 252, Korrespondenznachricht Berlin vom 27. Februar 1808) 21 des neuen Unterdirektors: Josef Hartl Edler v. Luchsenstein (1760–1822) übernahm mehrmals kommissarisch die Leitung der Wiener Hoftheater; vgl. auch eine entsprechende Nachricht von einer Veränderung der Direction im Anzeiger zum 1. H. des Prometheus, S. 33: Man weiß vor der Hand nur so viel, daß sie dem Hrn. Regierungsrath von Hartl übertragen werden wird. 22f. Sonnleithner und Holbein: Joseph Ferdinand Sonnleithner (1766–1835) leitete nach einem kurzzeitigen Einsatz als künstlerischer Leiter des Theaters an der Wien seit 1804 als Hoftheater-Sekretär die Wiener Theater an der Burg und am Kärntner Tor (bis 1814); Franz Ignaz v. Holbein Edler v. Holbeinsberg (1779–1855) war im Januar 1807 von Pálffy als Dramaturg an die Wiener Hoftheater berufen worden (vgl. Grossegger, Burgtheater, S. 379). 27 Prof. Schüz: Friedrich Karl Julius Schütz (1779–1844), der Sohn des Altphilologen

Von Charlotte von Kalb, Berlin, 26. April 1808

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Christian Gottfried Schütz in Halle, wirkte als akademischer Lehrer an den preußischen Universitäten Jena und Halle bis zu deren Aufhebung durch Napoleon 1806 (vgl. Schütz, Darstellung 1, S. VII).

289. Von Charlotte von Kalb, Berlin, 26. April 1808 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 96/1456 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 18. Maj. / b. 2. Jul. D: Naumann, Kalb, S. 265 (Zitat) Erläuterungen 2 Vetter: Charlotte v. Kalb war die Schwägerin von Sophie Friederika v. Seckendorf, geb. v. Kalb (1755–1820), der Schwester des Weimarer Kammerrats Johann August v. Kalb und Frau bzw. Witwe von Leos Onkel Karl Sigmund v. Seckendorf (1744–1785), des bis kurz vor seinem Tod am Weimarer Musenhof Anna Amalias wirkenden Dichters und Komponisten. 3 Goldschmidt: Eine Mademoiselle Goldschmid gehörte zu den Besuchern von A. W. Schlegels Wiener Vorlesungen (vgl. das Subscribenten-Verzeichniß zu Vorlesungen über Dramaturgie vom (!) A. W. Schlegel, Körner, Krisenjahre 3, S. 302–306, hier: S. 304). 6 eine Institution eine Heimath für die Weibliche Jugend: Der Plan zur Gründung eines Erziehungsinstituts für Mädchen (auch: für höhere Töchter) existiert bei Charlotte v. Kalb schon seit der Zeit um die Jahrhundertwende 1800 und ist eine „fixe Idee“ (Ursula Naumann) ihrer zweiten Lebenshälfte, die sie in einer ganzen Reihe von Korrespondenzen entwickelte. In einem um den 10. Juli 1800 an Schiller gerichteten Brief entwirft sie in knapper Form ein Erziehungsprogramm, das die Unterweisung der jungen Frauenzimmer (…) in weiblichen Arbeiten wie Nähen Stiken und Putzmachen vorsieht, aber auch Sprachunterricht, geographische und historische Studien, sowie eine Anweisung in feinern Künsten, als Tanz, Musik, auch Zeichenkunst; alles unter der Voraussetzung, daß die Christl iche Sittenlehre und Hoffnung (…) die Quelle des moralischen Unterrichts sein sollte (Schiller, NA 38.1, S. 289). Schiller lehnte den Plan in seinem Antwortbrief vom 25. Juli 1800 zwar entschieden ab, verwendete sich aber knapp zwei Jahre später in einem – nicht überlieferten – Empfehlungsschreiben an Carl v. Dalberg für Charlotte v. Kalb und ihren aufs neue vorgebrachten Plan der Einrichtung eines solchen Instituts, das im übrigen auch, angesichts der wachsenden Verschuldung ihres Mannes Heinrich v. Kalb, als eine Erwerbsquelle zur Bestreitung des Lebensunterhalts hätte dienen sollen: Mein wunsch und Wille ist daß mir die Jugend. Mädchen von 9. bis 12 Jahren in einen guten Hauß anvertraut werde ––– Wien – fast am liebsten – berlin oder Hamburg. Wegen Wien – könnt e n S i e so schreiben Sie an den Coadjutor von Dalberg. (Charlotte v. Kalb an Schiller, 5./8. April 1802, Schiller, NA 39.1, S. 223; vgl. auch NA 39.2, S. 550, sowie zusammenfassend Naumann, Kalb, S. 155–164, sowie S. 221f., 253f. u. pass.) 16 Geschlechts: In der Hs. Geschleichts; wohl ein Schreibversehen der in ihren letzten Lebensjahrzehnten stark sehbehinderten Briefschreiberin. 38 Ihre Antwort: Briefe Seckendorfs an Charlotte v. Kalb sind nicht überliefert.

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An Heinrich Joseph von Collin, o. O., o. D. (Wien, Frühjahr 1808)

290. An Heinrich Joseph von Collin, o. O., o. D. (Wien, Frühjahr 1808) Überlieferung Hs. Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Handschriftensammlung I.N. 19636 1 Dbl., 8o Adresse: Herrn / Herrn Hofsekretär von / Collin / Alter Fleischmarkt / W. 750. 3ter Stock Erläuterungen 2 Erichson: Der eifrige Prometheus-Mitarbeiter Johann Erichson (1777–1856) kam nach einem Theologiestudium 1795/98 in Jena und Greifswald etwa 1805 nach Wien, wo er „als eine Art Sekretär“ (Naumann, Kalb, S. 285) beim Fürsten Joseph Franz Maximilian v. Lobkowitz angestellt wurde. Erichson war langjähriger Korrespondenzpartner Charlotte v. Kalbs und gab gemeinsam mit Sinclair 1806 den Almanach Glauben und Poesie heraus und einige Jahre nach Seckendorfs Tod einen Musen-Almanach (Wien 1814), wofür der Mitherausgeber Stoll alte Weimarer Verbindungen wiederzubeleben versuchte (vgl. seine Briefe vom 25. Januar 1813 an Goethe, in: Goethe und Österreich, S. 65f., und an Carl Bertuch, Hs. GSA Weimar, GSA 06/3014). 9 Hormayr: Josef Freiherr v. Hormayr (1782–1848), der politische Publizist und Geschichtsschreiber Tirols war zu diesem Zeitpunkt Direktor des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 9 Hammer: Der österreichische Orientalist und Dichter Josef Freiherr von Hammer (1774–1852). In seinen Erinnerungen berichtet er von verschiedenen Treffen mit Seckendorf und Collin (vgl. Hammer-Purgstall, Erinnerungen, S. 177, 182) 9 Gf Harrach, Ad. Schmidt: Die Wiener Ärzte Karl Borromäus Graf v. Harrach zu Rohrau und Bruck (1761–1829) und Johann Adam Schmidt (1759–1809). Der mit Goethe, Böttiger u.a. korrespondierende Graf Harrach war zudem ein Freund Hammers, mit dem er 1797/99 gemeinsam persische Studien trieb (vgl. ADB 10, S. 638f.). Zu dem hier aufgezählten Bekanntenkreis gehörten bald auch F. und A. W. Schlegel, der nach seiner Abreise aus Wien am 25. Juli 1808 an Schelling schrieb: Auch nicht wenig merkwürdige und werthe Bekanntschaften habe ich in Wien gemacht. Dazu gehören besonders die mit Adam Schmidt und Graf Carl Harrach, die ich erst später recht ausbildete. Schmidt gab mir den Tag vor meiner Abreise ein kleines Fest, wobey er mir eine Probe seiner Kunst sehen lassen wollte (eine Operation des Staarstechens; Körner, Krisenjahre 1, S. 580). 9 Stranzky: Der Wiener Arzt Franz Otto Ritter Stransky v. Stranka und Greiffenfels (1778–1845); zu einer „Affäre“ seiner Frau Christine mit Friedrich Schlegel vgl. Körner 3, S. 329f.

291. Von Joseph Ludwig Stoll, o. O., o. D. (Wien, vermutlich April 1808) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,691 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Aus einem Konvolut von Entwürfen, Plänen und Kalkulationen zum Prometheus. AoR von Seckendorfs Hand: No. 7. Billet von Stoll an mich.

Von Joseph Ludwig Stoll, o. O., o. D. (Wien, vermutlich April 1808)

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Datum Das Billett entstand vermutlich vor einem ebenfalls undatierten weiteren Billett (vgl. Stoll an Seckendorf, vermutlich April 1808 [2], Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,692), in dem von einer angestrebten Vermittlung durch A. W. Schlegel die Rede ist, dessen Anwesenheit anscheinend vorausgesetzt wird. Schlegel verließ Wien um oder kurz nach dem 22. Mai 1808, und da hier zudem die Anfangserfolge des Prometheus erwähnt werden, dürften die beiden Billets schon einige Zeit zuvor geschrieben worden sein, vielleicht während der Vorbereitungen des 3. Hefts, das etwa Mitte/Ende April 1808 erschien (vgl. Seckendorf an Brühl, 11. April 1808; Walzel/Houben, Zeitschriften, Sp. 78). Denkbar ist immerhin auch ein zeitlicher Zusammenhang mit den schließlich zum Bruch der Redakteure führenden Auseinandersetzungen um das 4. Heft, die Seckendorf in seinem Brief an A. W. Schlegel vom 15. Juni beschreibt. Erläuterungen 1 Erichson: Der Prometheus-Beiträger Johann Erichson (vgl. Seckendorf an Collin, Frühjahr 1808) arbeitete offenbar eng mit dem Verleger Geistinger zusammen wie aus der Korrespondenznachricht eines Lieutenant (wohl Karl August) Varnhagen im Morgenblatt hervorgeht: Hier bey Geistinger (…) erscheint ein Nachdruck von Goethes Werken, den ein gewisser Erichson aufs schändlichste redigirt, ohne Sinn und Ordnung. Im weiteren klagt Varnhagen über die Niederträchtigkeit eines Nachdruckers (Geistinger), der nicht nur den rechtmäßigen Verleger, sondern auch seine Kunden betrügt (1810, Nr. 33, S. 132, zit. nach Rauscher, Nachdrucke, S. 23, vgl. auch ebd., S. 25; über die Wiener Kontakte K. A. Varnhagens zu Erichson und Stoll Anfang 1810 vgl. Kerner, Briefe, S. 87–90). 4f. Wegen der Correctur: Vgl. Stoll an Goethe, 30. Juli 1808: Es giebt zwischen mir und Seckendorf zuweilen unvermeidliche Mißhelligkeiten. Seckendorf ist ein Erzgrammatiker, wenns hoch kommt. Es heißt bey ihm: Überall aus und nirgends an! Seit kurzen macht er es ernsthaft arg. Mit der Correctur, die er besorgt, und durchaus allein besorgen will, bin ich sehr unzufrieden (Goethe und Österreich 2, S. 58).

292. Von Joseph Ludwig Stoll, o. O., o. D. (Wien, vermutlich April 1808) Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,692 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Aus einem Konvolut von Entwürfen, Plänen und Kalkulationen zum Prometheus. Datum Vgl. die Angaben zum ersten Billett Stolls an Seckendorf, vermutlich April 1808. Erläuterungen 3 W Schlegel: August Wilhelm Schlegel hatte sich bis zu seinem Weggang aus Wien um oder kurz nach dem 22. Mai 1808 (vgl. seinen Brief an Caroline Pichler vom selben Tag, Körner, Schlegel-Briefe 1, S. 213f.) mit eigenen Beiträgen und durch engagierte Fürsprache in seiner Korrespondenz mit Auswärtigen für den Erfolg des Journals engagiert. Stolls Billett setzt Schlegels persönliche Anwesenheit in Wien offenkundig voraus.

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Von Joseph Görres, Heidelberg, 10. Mai 1808

293. Von Joseph Görres, Heidelberg, 10. Mai 1808 Überlieferung Hs. FDH, Hs-28860, DLB 1990/104E 1 Bl., 4o D: Briefe an Freiherrn Joseph von Eichendorff, hg. von Wilhelm Kosch, Regensburg o.J. (1910) (Joseph von Eichendorff. Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, 13. Bd.), S. 235; Josef von Eichendorff, Ausgewählte Werke und Briefe, hg. von Wilhelm Schellberg, Bd. 2, Kempten/München 1911, S. 106 (TD) Erläuterungen 1f. Barone von Eichendorf: Joseph v. Eichendorff kam 1808 gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm nach einem Aufenthalt in Heidelberg für einige Monate nach Wien. Ausgestattet mit dem vorliegenden Empfehlungsschreiben von Görres hatte die anschließend nach Lubowitz fortgesetzte Heimreise über Regensburg und eine Fahrt auf der Donau in die Kaiserstadt geführt, wo die Brüder bei der verwandten Familie der Grafen Franz Joseph und Stanislaus v. Wilczek unterkamen. Durch den in Wien lebenden Ferdinand Graf v. Loeben, einen Bruder des Dichters Otto Heinrich v. L. (Pseud. Isidorus Orientalis), kamen sie in Kontakt mit Friedrich Schlegel (vgl. Mülher, Eichendorff, S. 55–57). 4 Mitarbeiten am Prometheus: Görres in Heidelberg wird in einem von Seckendorf angelegten Verzeichnis der Mitarbeiter welche engagirt werden sollen, und an die eine gedruckte Einladung erging, genannt (Notamina, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,679). 4f. Drey hießige Journale: Die von Arnim seit Anfang April 1808 herausgegebene Zeitung für Einsiedler; daneben lieferte Görres Beiträge für die ebenfalls seit Beginn 1808 erscheinenden Heidelbergischen Jahrbücher für Litteratur und wohl auch für Christian v. Benzel-Sternaus Jason. Dagegen hatte die im Heidelberger Verlag Mohr und Zimmer erscheinende Badische Wochenschrift Alois Schreibers zu Beginn des selben Jahres ihr Erscheinen eingestellt. 7 Auffoderung im Einsiedler: In seinem mehrteiligen Beitrag Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen für Arnmis Zeitung für Einsiedler schrieb Joseph Görres über die Wilkinsaga als ein poetisches Zeugnis für den Zug der Hunnen unter Attila nach Gallien. Darüber hinaus sei es aber auch nicht unwahrscheinlich, daß sich wohl noch Fragmente von alten hunnischen Gesängen in ungarischen Volksliedern und Traditionen erhalten haben mögen (…). Herr von Seckendorf in Wien mögte wohl die beste Gelegenheit zu dieser Untersuchung haben, und er würde sich um die ältere Poesie ein bedeutendes Verdienst erwerben, wenn er die Resultate derselben etwa im Pr o m e t h e u s mittheilen wollte. (Nr. 8, 26. April 1808, Sp. 57–64, hier: Sp. 60, Anm.)

An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 9. Juni 1808

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294. An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 9. Juni 1808 Überlieferung Hs. GSA Weimar 28/850 1 Dbl., 4o li. o. Vermerk von u. H.: Seckendorf (Leo) D: Goethe und Österreich 2, S. 54–56 Erläuterungen 1f. Frau von Eibenberg: Zu der aus einer Berliner Kaufmannsfamilie stammenden Marianne, geb. Meyer (gest. 1812), die nach dem Tod ihres Ehemannes, des Fürsten Heinrich XIV. von Reuß (1799), den Titel einer Frau v. Eybenberg annahm, vgl. Goethe und Österreich, S. LI–LIV und 193–203. Ihr Eintreffen in Karlsbad am 10. Juni annoncierte sie Goethe in einem Brief vom 11. Mai 1808 (ebd., S. 192). In Karlsbad brachte Goethe den ersten Teil von Pandora’s Wiederkunft am 13. Juni zum Abschluß. Diese dritte Sendung (mit v. 403–1086) an die Prometheus-Herausgeber wurde am darauffolgenden Tag zur Post gegeben, erschien aber erst 1810, zusammen mit den beiden zuerst übersandten und im Prometheus gedruckten Teilen, in Geistingers Taschenbuch (vgl. Stolls Eingangsbestätigung im Brief vom 30. Juni 1808 an Goethe, in: Goethe und Österreich, S. 57; Seckendorf an Carl Bertuch, 30. Dezember 1807). In einem der Briefe Goethes an Marianne v. Eybenberg aus Franzensbrunn und Karlsbad heißt es: Seckendorfen will ich schreiben. Er und Stoll machen ein schlechtes Zugpaar aus. Ich fürchte, der Prometheus’sche Karren bleibt darüber stecken. (12. August 1808, ebd., S. 199) 14 gleichthätigen Gehilfen: In dem tags zuvor verfaßten Brief von Stoll an Goethe (8. Juni 1808, Goethe und Österreich, S. 51–54) ist von einem Zerwürfnis mit Seckendorf und der unmittelbar bevorstehenden Trennung der beiden Redakteure (vgl. Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808) noch nicht die Rede. Stoll berichtet nur, er sei krankheitsbedingt daran gehindert gewesen, seinen Geschäften mit jener Genauigkeit nachzukommen, die besonders bey der Führung einer Redaction erforderlich ist (ebd., S. 51). Allenfalls deutet sich eine gewisse Unzufriedenheit mit der Akzeptanz des Journals durch die Theaterdirektion an: Was meine Verhältniße betrifft, so bin ich noch bey dem Theater, habe aber weder durch die Aufführung meiner Stücke, und fortlaufende Arbeiten, noch durch das ausdrücklich von der Direction verlangte Journal, welches unsern Prometheus selbst über ihre Köpfe herbeygerufen, irgend eine schriftliche Verbindlichkeit von den Herren erhalten können (ebd., S. 53f.). 21 Ihr merkwürdiges Wort: Vgl. Goethe, Tagebücher III.1, S. 1044 (zum 25. Oktober 1807). 24 Sonntagblatts: In seinem Tagebuch vermerkt Goethe Das Wiener Sonntagsblatt am 18. November 1808 (Goethe, Tagebücher III.1, S. 393). 28 Gegenwart der Fr. v. Stael: Madame de Staël traf nach dem 21. Dezember 1807 gemeinsam mit A. W. Schlegel in Wien ein; zu ihrem Aufenthalt vgl. Pauline Gräfin de Pange, August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen. Deutsche Ausgabe von Willy Grabert, Hamburg 1940, S. 160–167. 29f. A. W. Schlegels Vorlesungen: Zu den am 31. März 1808 beginnenden Vorlesungen über Dramaturgie vgl. Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808; eine Aufstellung der Subskribenten in Körner, Krisenjahre 3, S. 302–306.

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An August Wilhelm Schlegel, Wien, 15. Juni 1808

39f. baldige Fortsezung: Vgl. Goethe an Cotta, 9. April 1808: (…) habe ich alle Ursache mich zusammenzuhalten, ja zusammenzuziehen, wenn ich das einigermaßen leisten will, was mir vorsteht und vorschwebt. Den Wienern habe ich das, in Betracht älterer Verhältnisse, ihnen zugesicherte kleine Stück noch nicht einmal ganz schicken können (Fehling, Briefe an Cotta, S. 98).

295. An August Wilhelm Schlegel, Wien, 15. Juni 1808 Überlieferung Hs. Coppet (vgl. Körner, Krisenjahre 3, S. 325) D: Körner, Krisenjahre 1, S. 556–558 (DV) Erläuterungen 2–5 in Dresden (…) Weimar (…) Frankfurt: A. W. Schlegel war nach kurzem Aufenthalt in Dresden und Weimar weiter zu einem Besuch seiner Mutter nach Hannover gereist, wo er sich um den 15. Juni 1808 aufhielt. Zum anschließenden Aufenthalt in Frankfurt vgl. A. W. Schlegel, 12. Juli 1808, und Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 5. Juli 1808; zum Reiseverlauf Körner, Krisenjahre 3, S. 321. 7 S chaumburg (…) Vorlesungen in Verlag zu nehmen: Für die Veröffentlichung seiner Vorlesungen zur Dramaturgie favorisierte Schlegel zunächst den bedeutenden Wiener Verleger: Schaumburg hat sich zum Verlag meiner Vorlesungen erboten. Dieß ist mir lieb, da ich besonders dort und überhaupt im Österreich gelesen zu werden wünsche. (Brief an Karl von Hardenberg, 4. August 1808, Körner, Schlegel-Briefe 1, S. 217) Wegen des zu geringen Gebots riet Friedrich Schlegel, in einem Brief an den Bruder vom 13. August 1808, von einem Kontrakt jedoch ab (Körner, Krisenjahre 1, S. 588; vgl. auch ebd., S. 562). A. W. Schlegels Ueber dramatische Kunst und Litteratur. Vorlesungen erschienen schließlich in drei Bänden 1809/11 bei Mohr und Zimmer in Heidelberg. 9 Haschka: Lorenz Leopold Haschka (1749–1827), Professor für Ästhetik am Wiener Theresianum, bekannt als Textdichter der österreichischen Kaiserhymne. 13f. von Stoll (…) getrennt: Zu diesem Vorgang existiert der Entwurf einer Vereinbarung Seckendorfs mit dem Verleger über die alleinige Redaktion des Prometheus ab dem 4. Heft und eine aus eigenen Mitteln geleistete finanzielle Abfindung Stolls (Mein endlicher Vorschlag an Geistinger dd. 13. Jun. 1808, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,697). Im Gegenzug sollte sich Geistinger verpflichten, für die pünktliche Auszahlung der Beiträgerhonorare zu sorgen und dem Drucker das für eine – wie ursprünglich geplant – monatliche Erscheinungsweise erforderliche Papier zur Verfügung zu stellen. In seinem zwei Wochen später, nach dem Eingang der dritten Lieferung des Pandora-Manuskripts verfaßten Brief an Goethe geht Stoll zwar auf die angesprochenen Auseinandersetzungen ein, die hier als bereits vollzogen gemeldete Trennung der beiden Redakteure erscheint jedoch lediglich als mögliche Drohung (30. Juni 1808, Goethe und Österreich 2, S. 58f.; vgl. Einleitung, Abschn. 8.8). 21f. Aufsaz über Werner: Der Aufsatz Ueber die Tendenz der Wernerschen Schriften in Heft 5/6, S. 35–50, des Prometheus ist von Zacharias Werner selbst verfaßt und wurde von Goethe am 18. Juni 1808 an Stoll gesandt (vgl. die Tagebucheintragung Goethes vom selben Tag: an H. Stoll nach Wien, eingeschloßen der Aufsatz über die Wernerschen Dramen, in: Goethe, Tagebücher III.1, S. 439; der Brief ist verschollen). Am 4. Mai 1808

An August Wilhelm Schlegel, Wien, 15. Juni 1808

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hieß es in einem Brief Goethes an Werner: Lassen Sie nur Niemanden merken, daß jener Aufsatz eine Confession von Ihnen ist. Wir wollen es verheimlichen (ebd., III.2, S. 1126). Der dritte Teil von Pandora’s Wiederkunft war am 14. Juni 1808 aus Karlsbad abgesandt worden. 22 Ihre Abhandlung: Über das Verhältniß der schönen Kunst zur Natur; über Täuschung und Wahrscheinlichkeit; über Styl und Manier. (Aus Vorlesungen, gehalten in Berlin im Jahre 1802.) von A. W. Schlegel, in: Prometheus, 5./6. Heft, S. 1–28. 26 Moriz Odonel: An Moritz Graf O’Donnell hatte Madame de Staël am 6. Juni 1808 über Friedrich Schlegel geschrieben. Dieser traf am 22. Juni ein (Körner, Krisenjahre 3, S. 325–327). 27 Frau v. Nuys: Minna v. Nuys, A. W. Schlegels Wiener Freundin; vgl. Krisenjahre 1 und 3, pass. Sie hielt sich wegen eines rheumatischen Leidens im Juli und August 1808 in Baden bei Wien auf (vgl. ebd. 3, S. 325). 30 Best: Cornelius Best, der Sohn eines mit Friedrich und Dorothea Schlegel befreundeten Kölner Arztes (ebd., S. 345). 40 Eine bedeutende Revoluzion: Die hier angesprochenen Personalien gehen auf die Verschlechterung der allgemeinen Finanzlage in Österreich unter dem für die Finanzpolitik zuständigen Staatsminister Karl Graf v. Zichy (1753–1826) zurück und spiegeln zugleich die Fraktionenkämpfe zwischen den ausgeprägten Gegnern Napoleons und gemäßigten Kräften innerhalb der österreichischen Regierung wider. Im Zuge der Bemühungen von Erzherzog Rainer, des Bruders des Kaisers, um eine Reorganisation des Staatsrats hatte Franz I. am 6. Juni 1808 das sechs Jahre zuvor auf Vorschlag von Erzherzog Karl begründete Staats- und Konferenzministerium für das Innere aufgehoben und an seine Stelle einen rein beratenden, zudem überwiegend aus Anhängern Frankreichs bestehenden Staatsrat eingesetzt, mit dessen Führung am 7. Juni Karl Graf v. Zinzendorf (1739–1813) betraut wurde. Die vom einflußreichen Ratgeber des Kaisers, dem bei der Errichtung eines österreichischen Landsturms führenden Anton Freiherr v. Baldacci (1762–1841) inspirierten Maßnahmen galten zudem einer Entmachtung des Erzherzogs Karl und einer Eindämmung des Einflusses des Grafen Johann Philipp Stadion. Der ebenfalls zu deren Lager zählende Zichy wurde im August 1808 von Moritz Graf O’Donnell (1780–1843) abgelöst, behielt jedoch seinen Einfluß als Staats- und Konferenzminister ohne Portefeuille (vgl. Rössler, Stadion 1, S. 302–305; Eduard Wertheimer, Geschichte Österreichs und Ungarns im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, 2. Bd: Von Preßburg bis Schönbrunn, Leipzig 1890, S. 11ff. und 33–35). 43f. Akademie der Wissenschaften: Der Plan wurde alsbald von Metternich aufgegriffen, aber erst 1846 verwirklicht (vgl. Srbik, 1, S. 510f.).

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Von Charlotte von Kalb, o. O., O. D. (Berlin, vor dem 23. Juni 1808)

296. Von Charlotte von Kalb, o. O., O. D. (Berlin, vor dem 23. Juni 1808) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 96/1456 1 Bl., 4o Empfängervermerk: pf. 23. Jun. / b. 2 Jul. D: Naumann, Kalb, S. 265 (Zitat) Erläuterungen 4f. Etablisment dieser Art: Vgl. Charlotte v. Kalb an Seckendorf, 26. April 1808. 13 Dialog d Jungf Madchen von Hv Stoll: Stolls Amors Bild. Ein Spiel in einem Act (Prometheus, 1. H., S. 19–30) ist der dramatisierte Dialog einer jungen Malerin, eines Mädchens, mit einem Jüngling über die zur Kunst bewegende Kraft der Liebe. 14 H v Sinclair: Sinclair hielt sich etwa seit September 1807 für ein Jahr in Paris zu Verhandlungen über die Angelegenheiten Hessen-Homburgs auf (evtl. mit Unterbrechungen, vgl. Brauer, Sinclair, S. 268f., 409–411). Zuvor lebte er von September 1805 bis Ende März 1806 in Berlin als Gast der Charlotte von Kalb und der Prinzessin Marianne v. Preußen (geb. v. Hessen-Homburg; vgl. Naumann, Kalb, S. 264; Pape, Müller, S. 194f.).

297. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 5. Juli 1808 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 13/504 1 Dbl., 4o Empfängervermerk: pf. 18. Erläuterungen 2 Ihren Brief: Nicht bekannt. 3 Frau d Stael: Anne-Louise-Germaine de Staël hielt sich zwischen dem 9. und 20. Juni 1808 in Weimar auf, ihre bevorstehende Ankunft hatte der Korrespondent des Morgenblatts bereits am 24. März gemeldet: Künftigen May wird die berühmteste gelehrteste Dame unserer Zeit, die Frau von Stael-Necker, mit ihrem trefflichen Begleiter A. W. Schlegel hier erscheinen, und schon ist ihr Quartier am Parke gemiethet. (…) Frau von Stael soll nicht blos an Briefen über Deutschland, sondern an einem großen Werk über deutsche Literatur arbeiten (Nr. 82, 5. April 1808, S. 328; vgl. Körner, Krisenjahre 3, S. 321). 7–11 Falk (…) Umgang mit Franzosen: Vgl. Heinrich Voß an Seckendorf, 6. Dezember 1806. 14 Buch über die deutsche Litteratur: De l’Allemagne (Deutschland), 1810 in Paris bereits gedruckt und auf Befehl Napoleons sofort konfisziert, erschien in französischer Sprache 1813 in London, in deutscher Übersetzung u. d. T. Deutschland in 3 Bdn., Berlin 1814. 21 Verhältniß mit Stoll: Die Redaktionsgemeinschaft der Prometheus-Herausgeber war indes bereits getrennt, vgl. Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808. 26 An Einsiedel (…) Aufträge: Betraf wahrscheinlich die von Seckendorf gewünschten Plautus-Übersetzungen Friedrich Hildebrand v. Einsiedels für den Prometheus; vgl. Seckendorf an Böttiger, 16. November 1807.

An einen unbekannten Empfänger (Wien, Hoftheaterdirektion), Wien, 8. Juli 1808

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29 Heldenbuch: Zum „Heldenbuch“ vgl. die Korrespondenz zwischen Seckendorf und Uhland. Von vergleichbarer Lektüre berichtet auch Goethe in einem Brief an Cotta vom 2. Dezember 1808: So habe ich z.B. übernommen, wöchentlich ein paar Stunden vor einer geistreichen Gesellschaft die Nibelungen vorzulesen, zu erklären und zu kommentieren (Fehling, Briefe an Cotta, S. 104). 32f. chevalier d’Osson: Ignatius Moradgea d’Ohsson, Tableau général de l’empire othoman, 3 Bde., Paris 1787/1820. Das mit Tafeln ausgestattete Werk des Geschäftsträgers der schwedischen Krone in Konstantinopel erschien in einer deutschen Übersetzung des Leipziger Professors Christian Daniel Beck: Allgemeine Schilderung des Othomanischen Reichs, 2 Bde., Leipzig 1788/93. 33 Fräulein von S chanbrod: Nicht ermittelt, Lesung unsicher. Leben Leon des 10ten: Papst Leo X. (Giovanni de’ Medici, 1475–1521). Welche Biographie des 1513–1521 regierenden Papstes gemeint ist, war nicht zu ermitteln. 34f. Lucretia Borgia (…) Stammmutter: Nicht zutreffend; Lucrezia Borgia (1480– 1519), Tochter von Papst Alexander VI., war in vierter Ehe verheiratet mit Alfonso d’Este Herzog v. Ferrara; die welfischen Vorfahren des Begründers des Hauses Braunschweig, Otto das Kind (gest. 1252), stammen aus einer anderen Linie der italienischen Markgrafen von Este. 46 gab es Schuz: gab es es Schuz Hs. 47 Leonore in Tasso: Wörtlich aus Goethes Torquato Tasso, I/1. 52 Nette: Jeannette v. Egloffstein; vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 1. Mai 1807. 82 Gottfrieds: Gottfried v. Egloffstein, Carolines Schwager. 82 Keele: Henriette v. Fritsch, geb. Wolfskeel v. Reichenberg. 84 Geldmangel: Im Monat zuvor hatte Caroline Franz Oberthür um die Verlängerung eines Darlehens gebeten (vgl. ihren Brief vom 11. Juni 1808, in: Egloffstein, Zeugnisse, S. 233, vgl. auch ebd., S. 236). Ihre späteren Briefe, auch die ihrer Schwägerin Henriette, an den Würzburger Domherrn sind angefüllt mit Klagen über drückende Geldsorgen und die Bitte um die Vermittlung von Handarbeiten, mit deren Hilfe die Familien ihre materielle Situation aufzubessern hofften. 86 Henriette B. muste aus St…dt: Vielleicht Henriette Beaulieu-Marconnay, geb. von Egloffstein, Carolines wiederverheiratete Schwägerin; der Zusammenhang konnte nicht geklärt werden.

298. An einen unbekannten Empfänger (Wien, Hoftheaterdirektion), Wien, 8. Juli 1808 Überlieferung Hs. FDH, Hs-13643 1 Bl., 4o AuR der 2. S. von u. H. biographische Notiz zu Seckendorf. Adressat Möglicherweise Joseph Hartl Edler v. Luchsenstein (1760–1822), seit Anfang des Jahres neuer Leiter der Wiener Hoftheater; vgl. Seckendorf an unbekannten Empfänger (Christian Gottfried Schütz?), 11. April 1808.

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Von Charlotte von Kalb, Berlin, 12. Juli o. J. (1808)

Erläuterungen 11 Der Geheimniskrämer: Friedrich Hildebrand v. Einsiedels Lustspiel in vier Aufzügen Der Geheimnißkrämer oder Abentheuer im Bade (ungedr.) wurde ein einziges Mal am 7. Juni 1806 in Weimar aufgeführt (vgl. Goethe, Tagebücher III.2, S. 829). 12 die B e g e b e n h e i t e n v o r d e m L a n d h au s e : Schauspiel von Siegfried Schmid (1774–1859). Das in einer Aufstellung des Verfassers aus dem Jahr 1833 unter dem Titel Die Parthie vor dem Landhause erwähnte Stück ist nach den Erkenntnissen des Schmid-Biographen Christian Waas „zweifellos dasselbe“ wie das im 2. Bd. der Dramatischen Schriften, 2 Bde., Leipzig 1842/43, gedruckte Prosalustspiel in vier Aufzügen Das entdeckte Komplott (entstanden vermutlich 1799/1802; vgl. Waas, Schmid, S. 152, vgl. ebd. auch S. 253). Eine Aufführung in Wien konnte nicht ermittelt werden; ein Teil des Schmid-Nachlasses befindet sich in der ÖNB Wien (vgl. Ludwig Strauß, Jacob Zwilling und sein Nachlaß, in: Euphorion 29, 1928, S. 368–396, hier: S. 361).

299. Von Charlotte von Kalb, Berlin, 12. Juli o.J. (1808) Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 96/1456 1 Dbl., 1 Bl. 4o Empfängervermerk: pf. 19. / b. 31. Aug. Das Einzelbl. (im Text Z. 61–79: Verzeihen Sie die unordnung bis Leben Sie recht wohl – C Kalb.) bildet wahrscheinlich den Schluß des vorliegenden Briefs (im Hs.-Konvolut der GSA keine eindeutige Zuordnung). Erläuterungen 2 Ihren Brief vom 2. July: Nicht überliefert; vgl. den Beantwortungsvermerk zum Brief Charlotte v. Kalbs vom 26. April 1808. 9 Vorhaben: Vgl. die vorausgehenden Briefe Charlotte v. Kalbs an Seckendorf. 33 eh man von mir im Leben geruht: Wortlaut und Position der nachträglich eingefügten Parenthese unsicher. 40 Diese idee allein: Davor ungestr. am Ende der vorhergehenden Seite Dies allein müste. 44 Consistorial-Rath Stoz.: Lesung des Namenskürzels unsicher (Stoz?). 47 Frau von Uchtriz: Wilhelmine Luise Charlotte v. Üchtritz (Uechtritz), geb. v. Künsberg (1758–1810) war die ältere Schwester der ersten Ehefrau von Johann August v. Kalb, Friederike Augusta, der Mutter Augusta v. Kalbs. Charlotte v. Kalb lernte Luise v. Üchtritz in Gotha durch Vermittlung ihres Schwiegervaters, des ehemaligen sachsen-weimarischen Kammerpräsidenten Carl Alexander v. Kalb kennen. Carl Bertuch nannte sie in einem Brief an Seckendorf eine herrliche Frau, die ich sehr schätze (28. Juli 1802, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,338; vgl. Naumann, Kalb, S. 119, und Augusta v. Kalb an Seckendorf, 14. November 1798). 53 In München: Die Stadt, in der Charlotte v. Kalbs Schwester Karoline, verh. v. Geispitzheim lebte, spielte zeitweise ebenfalls eine Rolle im Erziehungsprojekt. Am 19. Januar bat Charlotte Jean Paul um Unterstützung: Man gebe ein Kloster oder Abtei, die in München ist, zu dieser Absicht (Nerrlich, Kalb-Briefe, S. 120). Außerdem hatte sie an die Königin von Bayern geschrieben und um eine Pension für meine Kinder gebeten;

Von August Wilhelm Schlegel, Coppet, 12. Juli 1808

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auch mehrere haben sich in derselben Absicht bemüht (an dens., 30. Juni 1806, ebd., S. 129). 54f. Briefe mehr aus Francken (…) würcklich x…: Text alR des Bl., nahezu unleserlich. 58 Erichson: Charlotte v. Kalb hatte Johannes Erichson, den Mitherausgeber des Taschenbuchs Glauben und Poesie. Zum Frühlinge des Jahres 1806 (unter dem Pseudonym Lucian), offenbar durch Sinclair in Berlin kennengelernt und unterhielt mit dem Prometheus-Mitarbeiter eine langwährende Korrespondenz (aufbewahrt im GSA Weimar; vgl. die ausführliche Darstellung bei Naumann, Kalb, S. 268 und 284–290). 63 Edda: Charlottes Tochter Edda (1791–1874). Sie wurde später Hofdame am preußischen Königshof und nahm die Mutter ab 1820 zu sich in ihre Dienstwohnung im Berliner Schloß (vgl. Naumann, Kalb, S. 241f.). 74f. Fichtes (…) Pz Wilhelm: Charlotte war im Juli 1804 mit der Tochter Edda nach Berlin gezogen, wo sie zeitweise in Woltmanns Garten wohnte (d.h. bei dem Historiker und Diplomaten Karl Ludwig Woltmann und dessen Frau Karoline; vgl. Charlotte v. Kalb an Jean Paul, 30. Juni 1806, Nerrlich, Kalb-Briefe, S. 129). In Berlin konnte Charlotte „auf Vermittlung, Fürsprache, Gunst- und Gnadenbezeugungen für die Familie und Edda hoffen (…) die Prinzessin ‚Wilhelm‘ von Preußen [Marianne, geb. v. Hessen-Homburg] kannte sie von Bad Homburg her. Auch nähere, aus Jena zugezogene Bekannte fand sie in Berlin: ihren Arzt Hufeland, (…) und ihr am wichtigsten von allen, Fichte mit seiner Familie“ (Naumann, Kalb, S. 241f.). 75f. welcher Druck von unmögl (?): Stelle, auch wegen der Abkürzungen, schwer lesbar; evtl. auch: welcher Wunsch wäre unmögl.

300. Von August Wilhelm Schlegel, Coppet, 12. Juli 1808 Überlieferung Hs. SLB Dresden D: Körner, Schlegel-Briefe 1, S. 214 (DV) (vgl. ebd. 2, S. 95) Erläuterungen 2 Ihren Brief: Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808. 8 neue Beyträge: Ob der von A. W. Schlegel im letzten Doppelheft des Prometheus erschienene Auszug Aus Vorlesungen, gehalten in Berlin im Jahre 1802 (5./6. H., S. 1–28), Seckendorf zu diesem Zeitpunkt bereits vorlag, läßt sich nicht klären, weitere Beiträge sind nicht bekannt. 9f. Geschäfts mit Schaumburg: Die zunächst beabsichtigte Herausgabe der – auch im Prometheus (3. H., Anzeiger, S. 24) angekündigten – Wiener Vorlesungen über Dramaturgie; vgl. Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808. 10 Die Einlage: Nicht überliefert. 16 in Frankfurt (…) Ihr Herr Vater: Christoph Albrecht v. Seckendorf war badischer Ministerresident am Hofe des seit Juli 1806 als Großherzog von Frankfurt eingesetzten Fürstprimas Dalberg. Schlegel hielt sich Ende Juni 1808 dort auf (vgl. Körner, SchlegelBriefe 2, S. 95). 18 aus meinem Briefe an ihn: Vom gleichen Tag wie der vorliegende Brief (vgl. Körner, Krisenjahre 1, S. 581).

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Von Heinrich Joseph von Collin, Wien, 26. Juli 1808

301. Von Heinrich Joseph von Collin, Wien, 26. Juli 1808 Überlieferung Hs. ÖNB Wien, NB. X,32 D: Lederer, Collin, S. 260f., Nr. 68 Erläuterungen 7 über die Fortschritte des hiesigen: Anlaß für Collins Aufkündigung weiterer Mitarbeit am Prometheus war die für das 5./6. Heft vorgesehene und im Anzeiger S. 17f., schließlich auch abgedruckte Besprechung: Was hat die K. K. Hofschaubühne im verflossenen Jahre 1807 geleistet? In dem anonymen, wahrscheinlich von Seckendorf stammenden Aufsatz heißt es: Von dem rezitierenden Schauspiele sind uns folgende Klagen beherzigenswert erschienen. Sie betreffen 1. fehlerhafte Auswahl der neueren Stücke (…). Unter den neuen Erscheinungen nennen wir zuerst diejenigen, womit die neue Direktion ihre Administration eröffnet hat: Bianca della Porta von Collin, dem ein edles, wahrhaft dichterisches Streben, und die würdige Diktion schon allein einen ehrenvollen Platz unter den deutschen Tragikern sichern, wenn man auch nicht immer mit dem Gang seiner Handlungen und der Entwicklung der dargestellten Charaktere einverstanden ist und ihm zurufen möchte, sich nicht mit der, wenn gleich ausgezeichneten Stufe zu begnügen, die er schon mit dem ersten Schritte errang (…). Diese Stelle versah Seckendorf mit einer, offenkundig auf den vorliegenden Brief von Collin reagierenden Anmerkung: Diese Stelle ist mißverstanden worden. Wir bemerken daher zur Erläuterung – ohne uns jedoch auf eine vollständige Darstellung der Collinischen Tragödie einzulassen, wozu vielleicht ein andermal die Gelegenheit sein wird –, daß der dramatische Dichter wie der bildende Künstler, der progressiven Ausdehnung im Einzelnen unerachtet, wenn man auf das Ganze seiner Produktionen Rücksicht nimmt, oft lange auf demselben Standpunkte verweilen könne, wohin ihn gerade seine Subjektivität hinleitet. Diese Erscheinung ist bei den antiken Dichtern, wegen ihres Übergewichtes zum Objekte, minder häufig, als bei den modernen – bei denen wir, z.B. bei Goethe, Schiller, jene verschiedenen Stufen bestimmt wahrnehmen. Bei dem letzten lassen sich sogar drei Perioden deutlich unterscheiden, und jede begreift in mehreren Jahren einen Cyclus von Tragödien, bis wir endlich in Wilhelm Tell den Anfang einer 4. Periode wahrnehmen. So erscheinen uns auch die Collinischen Tragödien, der inneren Verschiedenheit und der Fortschreitung des Dichters in seiner poetischen Ausbildung überhaupt unbeschadet, wegen der, allen gemeinschaftlichen Hinneigung zum Lyrischen, auf einem Standpunkt, und da, nach unserem Begriffe vom Drama, das subjektive Lyrische nicht vorherrschen kann, ohne den Gang der tragischen Handlung zu retardieren und die festen Umrisse der Charaktere zu verwischen, so ergibt sich hieraus von selbst, daß und warum wir etwas an jenen Gedichten vermissen (vgl. auch Lederer, Collin, S. 354). 15 mein offener Feind Schreyvogel: Schreyvogel kritisierte Collin in seinem Sonntagsblatt (1807, Nr. 15, 18, 38f., 41, 43) in den Briefen über die neueste Literatur, wobei er selbst vor willkürlichen „Verdrehungen“ nicht zurückschreckte (Seidler, S. 102; vgl. auch Lederer, Collin, S. 355). 18f. August Wilhelm Schlegels Meynung: Mit der Übersetzung von A. W. Schlegels Comparaison entre la Phèdre de Racine et celle d’Euripide (Vergleichung der Phädra des Racine mit der des Euripides, von A. W. Schlegel. Uebersetzt, und mit Anmerkungen und einem Anhange begleitet von H. J. von Collin, Wien 1808; angekündigt im Prometheus,

An Heinrich Joseph von Collin, o. O., o. D. (Wien, nach dem 26. Juli 1808)

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2. H., Anzeiger, S. 20–22) setzt Collins Auseinandersetzung mit der Dramentheorie des romantischen Autors ein. Im Frühjahr 1808 besuchte Collin die Wiener Vorlesungen Schlegels und „ist von ihnen beeindruckt und will sie genauer studieren. Aber die Art der Schlegelschen Betrachtungsweise und seine Darstellung sind ihm fremd geblieben, er kommt von einer anderen Kunsttheorie her“ (Seidler, S. 88; zu Collins freundschaftlichem Austausch mit A. W. Schlegel, in dem der Mäon keine Erwähnung findet, vgl. Körner, Krisenjahre 1, S. 535f. und 543–545, mit Erl. ebd. 3, S. 312f. und 317–320). 19 Mäon: Mäon. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen von Collin, Berlin 1809; die Wiener Uraufführung war 1807. 28 Walds von Hermanstadt: Der Wald von Hermannstadt, Drama von Johanna Franul v. Weißenthurn (1773–1847), aufgeführt am 14. Juli 1807. 28 Machtspruchs: Der Machtspruch, Trauerspiel von Friedrich Wilhelm Ziegler, aufgeführt am 12. März 1807. 33 Erasmus von Roterdam: Vermutlich Anspielung auf die Fehden des bekannten Humanisten mit Hutten und Luther, dessen Sola-fides-Lehre er in seiner Schrift Diatribe de libero arbitrio (Über den freien Willen, 1524) attackierte (vgl. Lederer, Collin, S. 355). 35 [des Zeitalters]: Erwogene Variante in der Hs.

302. An Heinrich Joseph von Collin, o. O., o. D. (Wien, nach dem 26. Juli 1808) Überlieferung Hs. ÖNB Wien, 13/27–1 1 Dbl. D: Lederer, Collin, S. 261–263; Hauser, S. 113f. (TD) Erläuterungen 1 Ihr (…) Brief: Vom 26. Juli 1808; zum folgenden vgl. ebd. 9 A. W. Schlegel: Hatte Wien bereits um den 22. Mai 1808 verlassen. 12 Urtheils über Mäon: Vgl. Collin an Seckendorf, 26. Juli 1808. Collin fühlte sich getroffen durch folgende Beurteilung seines Trauerspiels Mäon in der Besprechung Was hat die K. K. Hofschaubühne im verflossenen Jahre 1807 geleistet? (Prometheus, 5./6. H., Anzeiger, S. 17f.): (…) und endlich Mäon, die zweite Tragödie von Collin, die in großen Situationen die Kraft der edelsten, reinsten Liebe ausspricht, aber wohl den Wunsch erregt, es möchte der mit der Beschaffenheit der hiesigen Bühne bekannte Dichter durch den ziemlich entbehrlichen Charakter der Mutter uns nicht erinnert haben, daß das Fach der tragischen Mütter gerade auf unserer Bühne am wenigsten besetzt ist. 17 Regulus: Collins 1801 in Wien uraufgeführte Tragödie Regulus hatte A. W. Schlegel nach ihrem Erscheinen 1802 bei Unger in Berlin in der Zeitung für die elegante Welt „verrissen“. Dennoch wurde Collin „in Wien 1808 sein intimer Freund und leidenschaftlicher Parteigänger“ (Körner, Schlegel-Briefe 2, S. 115). 21 das Schreivogelsche Produkt: Joseph Schreyvogels Sonntagsblatt, in dem zahlreiche Angriffe gegen Collin in den Briefen über die neueste Literatur erschienen (vgl. Seidler, S. 100f.; Seckendorf an Böttiger, 16. November 1807). 24f. Vergleichung mit Schillern: Collin entwickelte seine Auffassung über das Wesen der Tragödie in intensiver Auseinandersetzung mit dem Weimarer Klassizismus und dabei insbesondere mit dem dichterischen Werk und den ästhetischen Schriften Schillers. In ver-

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schiedenen, seit etwa 1801 veröffentlichten theoretischen Schriften knüpft er „klar an Schillers ästhetische Anschauungen an. Seine (…) von Schiller abweichenden Auffassungen (…) sind also deutlich aus einer kritischen Stellungnahme zu Schiller erwachsen, ohne ihn nicht zu denken und nicht zu verstehen. Sie stellen wohl die erste kritische Auseinandersetzung mit Schillers Ästhetik in Österreich dar.“ (Seidler, S. 85–87; zur Vergleichung in Seckendorfs Besprechung vgl. Erl. zum vorausgehenden Brief Collins) 30f. weil Schreyvogel ihm zuvorgekommen: In Thomas Wests (d. i. J. Schreyvogel) gegen Collins Briefe über die Charakteristik im Trauerspiele gerichteten Briefe über die neueste Literatur, vgl. besonders den 5. und 7. Brief im Sonntagsblatt Nr. 39, 25. Oktober 1807, S. 187–199, und Nr. 43, 22. November 1807, S. 261ff.

303. An Karl August Böttiger, Wien, 31. August 1808 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o) 1 Dbl., 4o Erläuterungen 1 1803: Datumsangabe offenkundig Versehen des Briefschreibers. 3 das 5e u. 6e Heft des Prom.: Zu den Auseinandersetzungen um das letzte Doppelheft des Prometheus zwischen Seckendorf und dem Verleger Geistinger vgl. dessen Billet und Brief vom 2. September 1808. 4 Drucker: Anton Strauß; vgl. Geistinger an Seckendorf, 2. September 1808 (Brief). 12 Schaumburg: Der aus Niedersachsen stammende Karl Schaumburg (1770–1833) übernahm 1796 die Buchhandlung seines Schwiegervaters Joseph Stahel. Unter dem Firmennamen Schaumburg & Comp. entwickelte sie sich „nicht nur zur zeitweise wohl komplettesten Sortimentsbuchhandlung in Wien“, sondern auch zu einer der größten im deutschen Sprachraum. Schaumburg, der sich v.a. als Verleger Friedrich Schlegels einen Namen machte, übernahm auch den ausländischen Vertrieb der bei Anton Strauß, dem Drucker des Prometheus, erscheinenden Verlagswerke (Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, hg. v. d. Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 10. Bd., Wien 1994, S. 52; Frank/Frimmel, Buchwesen, S. 234f.). Zu der hier geplanten Geschäftsbeziehung sind keine Zeugnisse bekannt. 15f. der Absaz des ersten Jahrgangs: In einer vertragsähnlichen Erklärung Wie soll es mit dem Prometheus stehen? von Ende Juni 1808 gab Geistinger an: Der gegenwärtige Stand ist 200 Abnehmer (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,693). Eine weitere Angabe Geistingers, wonach der Absatz bei 250 Exemplaren liege, hielt Seckendorf Ende November 1808 immer noch für zu niedrig angesetzt – dies allerdings in einem Werbeschreiben für die Verlagsübernahme durch Cotta (vgl. Seckendorf an Cotta, Ende November 1808). 21 Ihre thätige, eifrige Unterstüzung: Böttiger setzte sich bei Cotta für eine Verlagsübernahme des Prometheus – und gegen die Fortsetzung des von Kleist und Müller herausgegebenen Phöbus – ein; vgl. seine Briefe an Cotta vom 21. Oktober und 11. November 1808 (Sembdner, Phöbus, S. 617f.; Fehling, Briefe an Cotta, S. 294f.; vgl. Seckendorf an Cotta, Ende November 1808, Erl.). 24 ein großes Stück seiner Pandora: Der dritte, am 14. Juni von Karlsbad abgeschickte Teil von Pandora’s Wiederkunft (v. 403–1086); vgl. Seckendorf an Goethe, 9. Juni 1808.

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27 Lit. Zeit. der eleganten Zeit. des Morgenblatts: Rezensionen des Prometheus erschienen in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung, Nr. 94, 21. April 1808, S. 137 (von A. W. Schlegel), und im Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 83, 6. April 1808, S. 329f. Das Morgenblatt berichtete auch mehrfach in Korrespondenznachrichten aus Wien, überwiegend von den Auseinandersetzungen mit Schreyvogels Sonntagsblatt (Nr. 304, 21. Dez. 1807; Nr. 83, 6. April 1808; Nr. 107, 4. Mai; Nr. 159, 4. Juli und Nr. 223, 16. Sept. 1808); die Zeitung für die elegante Welt brachte ebenfalls Korrespondenznachrichten aus Wien (Nr. 2, 4. Januar 1808; Nr. 91, 7. Juni 1808). 30 ein Circulare: Vgl. Seckendorfs im Morgenblatt und anderen Zeitschriften veröffentlichte Erklärung. An die Leser und Mitarbeiter des Prometheus vom 24. September 1808 (Morgenblatt, 15. Oktober 1808, Nr. 248, Intelligenzbl. Nr. 22; handschriftlicher Entwurf WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,690). 33 Dr. Wezel: Friedrich Gottlob Wetzel, der Dresdner Prometheus-Mitarbeiter; vgl. Seckendorf an A. W. Schlegel, 7. November 1807. 35 Hofr. Becker (…) Augustii: Die Ankündigung des 4. Hefts des Augusteums (Bd. 2, 1808) des Inspektors der Dresdner Antikengalerie Wilhelm Gottlieb Becker (vgl. dessen Brief an Seckendorf, 1. Dezember 1806) in den Kurzen Nachrichten. Kunstnachrichten aus Dresden im Anzeiger des Prometheus, 5./6. H., S. 50). 37 Winkelmannischen Werke durch Fernow: Von der ab Bd. 3 mit Heinrich Meyer und Johannes Schulze veranstalteten Ausgabe Winckelmann’s Werke, Dresden (ab Bd. 9: Berlin, Hg. Friedrich Förster) 1808/25, gab Karl Ludwig Fernow 1808 die Bde. 1: Schriften über die Nachahmung der Griechen (…), und 2: Schriften über die herculanischen Alterthümer (…) heraus. 40 Iffland: Eine im Vorjahr von Heinrich Schmidt bei einem Berlin-Besuch im Auftrag des Fürsten Esterhazy überbrachte Einladung nach Wien hatte Iffland im September 1807 noch abgelehnt. Nachdem ihm während seines schließlich im September/Oktober 1808 erfolgten Gastspiels in Wien und Preßburg erneut die Leitung der Hoftheater angeboten worden war, hatte er sich, wegen des in Aussicht gestellten hohen Jahresgehalts von 30000 Gulden Wiener Währung und evtl. Versorgung der Witwe, zunächst Bedenkzeit ausgebeten, sagte Anfang Mai 1809 jedoch engültig ab (vgl. die Einführung von Hugo Holstein, in: A. W. Iffland, Ueber meine theatralische Laufbahn, Heilbronn 1886 [Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts, Bd. 24], S. III–CVI, hier S. LVIII–LX, und entsprechende Akten im Wiener HHSTA, dokumentiert bei Grossegger, Burgtheater, pass.; vgl. auch Seckendorf an Tieck, 1. Dezember 1808, Erl. zu Hartel u. Iffland). 46 Krönung zu Preßburg: Tatsächlich fand die Krönung Maria Ludovicas, seit kurzem dritte Gemahlin des Kaisers Franz I. v. Österreich, am 9. September 1808 in Preßburg, dem alten ungarischen Krönungsort statt. 54 Bellegarde: Unter Ludwig XIV. errichtete, 1793/94 umkämpfte französische Festung in den Ostpyrenäen an der Grenze zu Spanien. 54 Bayonne: Französische Stadt in den Pyrenäen mit einer – nie eingenommenen – Festung. Nachdem hier das spanische Königshaus am 5. Mai 1808 die Abtretungsurkunde mit dem Verzicht auf die spanische Krone zugunsten Joseph Bonapartes, des Bruders von Napoleon, unterzeichnet hatte, brachen von England unterstützte Aufstände in Asturien und anderen Teilen des spanischen Königreichs gegen die neue Herrschaft aus. Sie zwangen Joseph Bonaparte Ende Juli 1808 dazu, sich hinter den Ebro zurückzuziehen.

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An unbekannten Empfänger in Wien, o. O., o. D. (Wien, August 1808)

304. An unbekannten Empfänger in Wien, o. O., o. D. (Wien, August 1808) Überlieferung Hs. Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Handschriftensammlung I.N. 128.739 1 Bl., ca. 70 × 120 Adressat und Datum Als Adressaten kommen am ehesten in Frage Joseph Geistinger, der Verleger des Prometheus, oder auch Heinrich Joseph v. Collin, zumal sich zwei Briefe Seckendorfs an ihn ebenfalls in der Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek befinden. Collin könnte als Hofbeamter (Hofsekretär in der Hofkriegskanzlei) seinen Einfluß bei der Zensurbehörde geltend gemacht haben. Auch der angekündigte Besuch Friedrich Schlegels spricht eher für ihn (vgl. aber Collins Ende Juli 1808 eingetretenes Zerwürfnis mit den Prometheus-Herausgebern). Der Aufsaz über Wernern erschien im 5. und 6. Heft, dem letzten Doppelheft des Prometheus, das in den ersten Septembertagen 1808 gedruckt vorlag (vgl. Geistinger an Seckendorf, 2. September 1808). Erläuterungen 1 Aufsaz über Wernern: Der von Goethe vermittelte, von Zacharias Werner selbst stammende Aufsatz Ueber die Tendenz der Wernerschen Schriften, in: Prometheus, 5./6. H., S. 35–50 (vgl. Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808). 2 Agathokles: Briefroman in drei Teilen, Wien 1808, von Caroline Pichler.

305. Von Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,694 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 8o Aus einem Konvolut von Entwürfen, Plänen und Kalkulationen zum Prometheus aus Seckendorfs Besitz. AoR von Seckendorfs Hand: No. 15. Billet von Geistinger an mich dd. 2. Sept. Erläuterungen 2 Dieterichstein: Moritz I. Johann Joseph Graf v. Dietrichstein-Proskau-Leslie (1775–1864) aus dem Freundeskreis Joseph Heinrich v. Collins, der spätere Direktor des Burgtheaters (1821–1825) und Präfekt der Hofbibliothek (vgl. Wurzbach 3, S. 303–305, und Seckendorf an Collin, Frühjahr 1808, Erl. zu Hammer). 4 dem Buchdrucker: Anton Strauß; vgl. den folgenden Brief Geistingers an Seckendorf vom selben Tag. 12 Achtungsv: Bl. re. u. beschädigt.

An Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808

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306. An Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,696 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 2o Aus einem Konvolut von Schriftwechseln, Plänen und Kalkulationen zum Prometheus aus Seckendorfs Besitz. AoR von Seckendorfs Hand: No. 16. An H. Geistinger dd. 2. Sept. 1808 Offenbar Briefabschrift zu eigenem Gebrauch. Erläuterungen 1 Drucker: Anton Strauß; vgl. Geistinger an Seckendorf, 2. September 1808 (Brief). 6 fertige Doppelheft: Heft 5/6 (Mittwoch: 31. August). 7f. kein Geld erhalten: Vgl. dazu den betreffenden Punkt in Seckendorfs Vertragsentwurf für die Zusammenarbeit mit Geistinger nach der Trennung von Mitherausgeber Stoll: Das den Mitarbeitern akkordirte Honorar welches für Journal u. Anzeiger gleich ist, worüber er ein Verzeichnis erhält, pünktlich und ordentlich alle Jahre Ende Junius zu bezahlen, Nimmt der Absaz des Journals bedeutend zu, so kann auch eine halbjährige Zahlung eintreten. (Mein endlicher Vorschlag an Geistinger dd. 13. Jun. 1808, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,697). 11f. was ich an (…) Stoll, verloren habe: Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang eine gestrichene Passage in Seckendorfs Vertragsentwurf (vgl. vorige Erl.). Seckendorf leitet ihn mit den Worten ein: Da bisher alle meine Anstrengungen, Ordnung in die Redaktion des Prometheus zu bringen vergeblich gewesen sind, so bleibt mir, um dem gänzlichen Ruin des sonst so vielversprechenden Journals zuvorzukommen, mir aber künftigen Schaden und Verdruß zu ersparen, nichts als folgende Vorschläge übrig. Danach gestrichen: Ich erkläre aber im Voraus, daß ich davon nicht abgehn; sondern wenn sie nicht angenommen, das Journal auf eigne Rechnung fortsezen, und so dem H: Dr. Stoll durch den Weg Rechtens anhalten werde, mir die von der Reise her schuldigen ungefähr 650 f Talers calculo (salvo errore calculi, vorbehaltlich eines Rechenfehlers) und die am Honorar für die Redaktion zuviel empfangenen 150 f bis ult (am Rand ergänzt: bis ult. Jun.) zu bezahlen. (Hs. WLB Stuttgart, a.a.O.) 28f. Ihrer ersten schriftlichen Erklärung: In der von Geistingers oder Schreiberhand ausgefertigten Erklärung Wie soll es mit dem Prometheus stehen? vom 29. Juni 1808 heißt es dazu: No. 3 Erhalten die im Auslande lebenden Mitarbeiter pro Bogen 36 f BN und die im Innlande – 24 f BN Honorar – No. 4. Erhält der Redacteur vom 1ten Juli an Jährlich 900 f – Dieses Honorar steigt in dem Verhältniß des Debit des Journals bis auf 1200 f – Die Vermehrung geschiht immer nach Vermehrung von 50 Abnehmern um 50 f – Der gegenwärtige Stand ist 200 Abnehmer No. 4. (!) Alle Honorar Zahlungen geschehen ohne Ausnahme pünktlich Ende Februar von verfloßnen Jahren (Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,693). 31f. was Goethe empfangen hat: Goethe sollte 50 # für das Vorspiel gleich nach dem Empfang erhalten, außerdem war zwischen Seckendorf und Geistinger vereinbart, daß er für seine nach Wien gesendeten Stücke (die beiden Folgelieferungen von Pandora’s Wiederkunft) bezahlt werde (Seckendorf, Notamina, den Prometheus betreffend, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,679). 39 Krönung: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 31. August 1808.

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Von Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808

307. Von Joseph Geistinger, Wien, 2. September 1808 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,695 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o Aus einem Konvolut von Schriftwechseln, Plänen und Kalkulationen zum Prometheus aus Seckendorfs Besitz. AoR von Seckendorfs Hand: No. 17. Antwort auf meinen Brief ddt eod. Erläuterungen 2 Strauss: Anton Strauß (1775–1827), der Wiener Drucker des Prometheus. Strauß eröffnete etwa 1801 eine Druckerei, die bald zu einer der bedeutendsten der österreichischen Hauptstadt, mit eigener Schriftgießerei und Papierfabrik, avancierte. Im eigenen Verlag brachte er ab 1810 eine Reihe bedeutender Zeitschriften wie den Österreichischen Beobachter, den Sammler, die Vaterländischen Blätter und Hormayrs Archiv heraus. Bis zum endgültigen Zerwürfnis 1812 druckte er außerdem die meisten Verlagswerke Geistingers (vgl. Frank/Frimmel, Buchwesen, S. 272f.; Mayer, Buchdruckergeschichte, S. 152–157; Wurzbach 39, S. 321f.; Rauscher, Nachdrucke, S. 25). 18 Krönung: Vgl. Seckendorf an Böttiger, 31. August 1808.

308. An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 24. September 1808 Überlieferung Hs. GSA Weimar 28/850 1 Dbl., 8o li. o. Vermerk von u. H.: Seckendorf / (Leo) D: Goethe und Österreich 2, S. 61–63 Erläuterungen 12f. durch bedeutende Opfer abgekauft: Seckendorf bezifferte den Betrag, den Stoll ihm seit der Reise nach Weimar im Vorjahr schuldete, auf 650 bis 800 Gulden (vgl. Seckendorf an Geistinger, 2. September 1808). 13 der unredliche Verleger: Zum üblen Leumund Joseph Geistingers vgl. Stoll an Seckendorf, vermutlich April 1808 (1. Billett). 18f. kündige nunmehr (…) eine eigene Fortsezung: Seckendorfs Erklärung im Intelligenzblatt Nr. 22 zum Morgenblatt Nr. 248, 15. Oktober 1808, trägt dasselbe Datum wie der vorliegende Brief an Goethe. Die erhoffte Zusammenarbeit mit Cotta und/oder dem Wiener Buchhändler Karl Schaumburg kam nicht zustande (zu den Bemühungen um Cotta vgl. Seckendorf an Goethe, 15. Oktober, und an Cotta, Ende November 1808). 27 Fortsezung der Pandora: Auch Geistinger bemühte sich mit seinem Brief vom 3. Oktober 1808 an Goethe um das fehlende Manuskript: Hierbey habe ich die Ehre Euer Hochgeb den (!) 5. und 6ten Heft des Prometheus zu übersenden. So weit als Pandora gedruckt ist habe ich in meine Hände bekommen – ich bitte gütigst mir zu senden – jedoch unter meiner Adreße – was mir noch kömmt. Herr Stoll trat eigenmächtig von der Redaction ab, und Secrendorf (!) übernahm solche eigenmächtig, mit der frohen Aussicht, an der Redaction zu gewinnen, was Er wehrend der Reise nach Waimar Herrn Stoll vorstrekte – allein ich als Verleger bin mit diesen eigenmächtigen Tausch durchaus nicht

An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 15. Oktober 1808

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zufrieden. (Rauscher, Geistinger, S. 36f.; vgl. auch Goethe und Österreich 2, S. 352). Geistinger druckte die bis dahin fertiggestellten und von Goethe nach Wien gesandten Teile der Pandora im 3. Bd. seiner Nachdruckausgabe von Goethe’s sämmtlichen Schriften, Wien 1810. Diese erschienen vermutlich schon 1809 und vor der ebenfalls von ihm gedruckten Separatausgabe Pandora von Goethe. Ein Taschenbuch für das Jahr 1810, Wien/Triest (1810) (vgl. Rauscher, ebd., S. 37; im Erstdruck fehlen v. 277–291 des Dramas, vgl. Goethe, MA 9, S. 1145 und 1154). 35 Sonnette (…) Werner: Sonnette eines Reisenden und Ueber die Tendenz der Wernerschen Schriften, in: Prometheus, 5./6. H., S. 29–34 und 35–50. 36 mitgeschickte Lieder (…) B alladen: Nicht bekannt; Goethe notierte im Tagebuch zu dem am 14. Juni 1808 an Stoll gesandten – heute verschollenen – Brief neben der Beilage des 3. Teils der Pandora nur den Einschluß des Aufsatzes über Zacharias Werner (vgl. Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808).

309. An Johann Wolfgang von Goethe, Wien, 15. Oktober 1808 Überlieferung Hs. GSA Weimar 28/850 1 Dbl., 8o D: Goethe und Österreich 2, S. 63f. Erläuterungen 3 von Karlsbad weg: Goethe verließ Karlsbad am 30. August 1808 und traf nach einem Zwischenaufenthalt in Franzensbad am 17. September in Weimar ein. 4 meinen lezten (…) Brief: Vom 24. September 1808. 10 an Cotta geschrieben: Nicht bekannt, allerdings ist eine – wenigstens vorläufig optmistisch stimmende – Antwort Cottas mittelbar, im Brief Friedrich Schlegels an seinen Bruder August Wilhelm vom 24. Oktober 1808, überliefert: Endlich scheint es, daß der gefesselte Prometheus doch noch auf einen Befreier hoffen darf. Wenigstens hat Cotta wegen Uebernahme des Verlags nicht ganz abschläglich geantwortet. Geht dieß in Erfüllung, so will ich dann selbst auch eifrig mitwirken. Bisher mußte man alle Lust verliehren. Dann muß aber auch Seckendorf einiges wesentlich verändern; das kleine Weimarsche Gesindel – Falk-Fernow-Meier-Stoll – hätte gleich anfangs gar nicht dazu gezogen werden sollen. (Körner, Krisenjahre 1, S. 640; vgl. auch die im Entwurf überlieferten Briefe Seckendorfs an Cotta von Ende November und 1. Dezember 1808) 18 den Rest des Mscpts der Pandora: Den dritten, am 14. Juni 1808 an Stoll übersandten Teil des Manuskripts von Pandora’s Wiederkunft, der nicht mehr in den Prometheus aufgenommen wurde und schließlich von Geistinger separat und in der Nachdruckausgabe von Goethe’s sämmtlichen Schriften erschien; vgl. Seckendorf an Goethe, 24. September 1808. 22 Renner: Marie Johanna Renner, geb. Borchard (1782–1824), die zweite Gattin des Wiener Theaterdichters Franz v. Holbein. 25 Elise im Räthsel: Das Rätsel, Verslustspiel von Karl Wilhelm Salice Contessa (1777–1825). 25 Proberollen: Das einaktige Lustspiel von L. Breitenstein, entstanden um 1807 (genauere Daten nicht bekannt; vgl. Goedeke XI, S. 478), oder die ebenfalls einaktige Posse

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Von Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 8. November 1808

gleichen Namens von Karl Franz v. Steinsberg, die 1811/12 dreimal auf der Weimarer Bühne aufgeführt wurde (vgl. Goethe und Österreich 2, S. XXVII). 28 Gustav Seckendorf: Gustav Anton Freiherr v. Seckendorf (1775–1823) machte damals unter dem Pseudonym Patrik Peale Kunstreisen als Deklamator.

310. Von Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 8. November 1808 Überlieferung Verbleib der Hs. nicht ermittelt D: Goethe und Österreich 2, S. 65 (DV) Erläuterungen 2 verschiedene Anfragen: Seckendorf an Goethe, 9. Juni, 24. September und 15. Oktober 1808. 4 die Fortsetzung der Pandora nicht darin: Die beiden ersten Teile von Pandora’s Wiederkunft waren in Heft 1 (v. 1–154) und 2 (v. 155–402) des Prometheus erschienen. In seinem Brief vom 8. Juni 1808 hatte Stoll an Goethe geschrieben, Die letzte Sendung der Pandora haben wir noch zurück behalten, um dem Publicum denn ein Mehreres miteinmal zu geben (Goethe und Österreich 2, S. 53). Die dritte Teilsendung (v. 403–1086) war von Goethe erst am 14. Juni 1808 auf die Post gegeben worden (vgl. Seckendorf an Goethe, 24. September und 15. Oktober 1808). 9f. mancherley Ereignisse: In einem Brief Goethes an Christiane vom 31. Oktober 1808 heißt es entsprechend: Alles Andre geht gut. Nur daß ich in 6 Wochen gar nichts gethan habe und aus einer Zerstreuung in die andre gefallen bin. (Gräf 2, S. 564) Dazu zählten der Tod der Mutter in Frankfurt am 13. September 1808 und die sich daraus ergebenden Verhandlungen finanzieller Angelegenheiten durch die nach Frankfurt gereiste Christiane. Hinzu kamen Goethes Reise nach Erfurt und das Treffen mit Napoleon am 2. Oktober sowie Auseinandersetzungen mit dem Herzog und Caroline Jagemann über das Weimarer Theater, die Goethe am 10. November zu einem Gesuch um Entbindung von der Theaterleitung bewegten.

311. Von Otto Heinrich Graf von Loeben, Niederrudelsdorf bei Görlitz, 30. November 1808 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,555 (Seckendorf-Nachlaß) 2 Dbl., 8o Empfängervermerk: pfs. 11. Dec. b. 11. Febr. Erläuterungen 3 Ihren Brief: Nicht bekannt. 9 an Tiek zu schiken: Vgl. Loeben an Ludwig Tieck, 22. November 1808 (in: Holtei 2, S. 265): Von Sekendorff erfuhr ich, daß Sie einen Almanach herauszugeben gesonnen sind. Nehmen Sie, was inliegt, freundlich für denselben an. Auf dieses – nicht realisierte – Vorhaben spricht auch Arnim Tieck in einem Brief von Ende November 1808 an (vgl. ebd. 1, S. 15).

Von Otto Heinrich Graf von Loeben, Niederrudelsdorf, 30. November 1808

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12 das Gedicht (…) für den Prometheus: Nicht zu ermitteln. Etwa zur selben Zeit wurden von Loeben drei Gedichte in die letzte Nummer des Phöbus (11./12. St., November/Dezember 1808, S. 35–39) aufgenommen. 14 Comedia divina: Die im Sommer 1808 anonym veröffentlichte Satire auf Joseph Görres und weitere Vertreter der Heidelberger Romantik Comoedia divina, mit drei Vorreden von Peter Hammer, Jean Paul und dem Herausgeber, o. O. 1808 (Neudruck Deutsche Litteratur-Pasquille, hg. v. Franz Blei, 2. Sück, Leipzig 1907). In dem wahrscheinlich von Alois Schreiber verfaßten Werk wird auch Loeben „scharf vorgenommen (…). Weiter werden die romantischen Äusserungen in der Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst von Ast in Landshut gegeiselt, wobei besonders der Landshuter Student Rottmanner zum Ziel genommen wird“ (Schneider, Beiträge, S. 57–61, hier: S. 57). 20 K. Rottmanner: Karl Rottmanner (1773–1824) studierte in Landshut und München und beteiligte sich mit Einsendungen an Asts Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst (vgl. u.). Eine Parodie auf seine Gedichte erschien in Benzel-Sternaus Jason, Juli 1808, S. 305; vgl. Johann Heinrich Voß an Benzel-Sternau, 29. Mai 1808, in: Schneider, Beiträge, S. 92. 21 chts: Text verstümmelt durch Beschädigung des Papiers (Siegelabriß). 30 Recens. im Morgenbl.: Morgenblatt, Nr. 192–194, 11.–13. August 1808, S. 765f., 770f. und 774–776. In einer Anzeige im Intelligenzbl. zum Morgenblatt (Nr. 21, 7. Oktober 1808, S. 81) verwahrte sich der anonyme Verfasser der Comoedia divina gegen Görres’ Angriffe in seiner Replik Des Dichters Krönung (Zeitung für Einsiedler, Beylage, Sp. 33–40). 40f. Herr (…) freudig vor dir: Teilweise nach Ps. 143,2. 47 Novalis: Loebens Novalis-Rezeption, die sich besonders in seinem 1808 veröffentlichten Roman Guido niederschlug, setzte im September 1806 ein (vgl. Pissin, Loeben, S. 37, 45–47). 50f. (…) : Textverlust wegen Siegelabriß. 55 Schlegels Idee, sich in Wien zu fixieren: Friedrich Schlegel war am 22. Juni 1808 in Wien eingetroffen, seine Frau Dorothea folgte ihm im November nach. Der Aufenthalt galt zunächst archivalischen Forschungen zur österreichischen Geschichte und dem Vorhaben, ein Trauerspiel über Karl V. zu schreiben. Nach einer vorübergehenden Tätigkeit als Privatbibliothekar des Freiherrn Josef v. Penkler erfolgte am 29. März 1809 „völlig überraschend“ die Anstellung als Hofsekretär (vgl. Behler, Schlegel, S. 105–110, hier S. 110; ferner Mülher, Eichendorff, S. 58). 58f. das künft. Frühjahr in Wien: Loeben kam erst Mai bis Anfang August 1810 bei einem Besuch seines Bruders Ferdinand, dem Adjutanten des Erzherzogs Karl, nach Wien, wobei er u.a. F. Schlegel persönlich kennenlernte (vgl. Harald Preiß, Otto Heinrich Graf von Loeben. Adliger und freier Schriftsteller in der romantischen Bewegung, Frankfurt a. M. u.a. 1995, S. 62; Pissin, Loeben, S. 231–235). 59 mein Freund Florens: Joseph v. Eichendorff, der wie Loeben Heidelberg Mitte Mai 1808 verlassen hatte, um mit einem Empfehlungsschreiben von Görres nach Wien zu gehen (vgl. Görres an Seckendorf, 10. Mai 1808). Loeben hatte sich in Nürnberg von den Brüdern Eichendorff getrennt und war zum Familiengut Nieder-Rudelsdorf in der Oberlausitz zurückgekehrt, wo er für den Rest des Jahres blieb (vgl. Pissin, Loeben, S. 175f.). 60 Astschen Journ.: In der von Georg Friedrich Ast 1808–1810 in Landshut als Organ der neu gegründeten bayrischen Universität herausgegebenen Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst erschienen 1808 sechs Gedichte von Eichendorff, die Loeben an den Herausgeber gesandt hatte (1. Bd., H. 2 und 3, vgl. die Nachweise in: Joseph von Eichendorff, Werke in sechs Bänden, Bd. 1: Gedichte. Versepen, hg. v. Hartwig Schultz, Frankfurt a. M. 1987 [Bi-

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An Johann Friedrich Cotta (?), Wien, vermutlich Ende November 1808

bliothek deutscher Klassiker 21], S. 829–831). Zu Asts Zeitschrift und der Landshuter studentischen „Jugendbewegung“ um Karl Rottmanner vgl. auch Wolfgang Bunzel, Patriotismus und Geselligkeit. Bettine Brentanos Umgang und Briefwechsel mit Studenten der Universität Landshut, in: „Der Geist muß Freiheit genießen …!“ Studien zu Werk und Bildungsprogramm Bettine von Arnims, hg. v. Walter Schmitz und Sibylle von Steinsdorff, Berlin 1992 (Bettina von Arnim-Studien 2), S. 26–47, bes. S. 26–36.

312. An Johann Friedrich Cotta (?), Wien, vermutlich Ende November 1808 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,688 (Seckendorf-Nachlaß) 1 Bl., 4o D: Hauser 1929, S. 324f.; Baxa 1, S. 454f. (TD) Adressat und Datum Empfänger und Datierung des im Seckendorf-Nachlaß unter den Redaktionspapieren zum Prometheus aufbewahrten fragmentarischen Briefentwurfs ergeben sich aus dem Inhalt. Seckendorf bemühte sich spätestens seit dem endgültigen Zerwürfnis mit Geistinger im September 1808 um einen neuen Verleger für seine Zeitschrift (vgl. Seckendorf an Böttiger, 31. August 1808, und an Goethe, 24. September 1808). Durch die Fürsprache Böttigers und Friedrich Schlegels (vgl. Körner, Krisenjahre 3, S. 331; Holtei 4, S. 31f.) schien Cotta zeitweise geneigt, den ihm durch Kleist und Müller ebenfalls zur Inverlagnahme angebotenen Phöbus mit dem Prometheus „zu einem Blatt zu vereinigen und in seinem Verlag erscheinen zu lassen“ (Sembdner, Phöbus, S. 606). Zwar fehlen eindeutige Belege für diese Annahme Sembdners, die sich offenbar auf den Wortlaut des hier vorgelegten Dokuments stützt, Seckendorf scheint jedoch auf einen entsprechenden Vorschlag Cottas in einem nicht erhaltenen Antwortschreiben auf eine erste eigene Anfrage (etwa erste Oktoberhälfte 1808, vgl. Seckendorf an Goethe, 15. Oktober 1808, Erl. zu an Cotta geschrieben) zu reagieren. Die Datierung ergibt sich aus aus einer im Brieftext erwähnten Fortsetzungsankündigung des konkurrierenden Phöbus (vgl. letzte Erl.). Erläuterungen 1 Künstler: Nachträglich auf dem Blatt notiert. 13 Der bisherige Absaz: Dazu gibt es unterschiedliche Angaben. In einer Erklärung Geistingers vom 29. Juni 1808 hieß es sogar: Der gegenwärtige Stand ist 200 Abnehmer (vgl. Seckendorf an Geistinger, 2. September 1808; vgl. auch an Böttiger, 31. August 1808). 21 Vereinigung mit dem Phoebus: Cotta hatte diesen Vorschlag offenbar in einem nicht erhaltenen Brief an Seckendorf geäußert (vgl. Seckendorf an Goethe, 15. Oktober 1808). Nachdem Kleist schon im Mai/Juni 1808 bei Georg Joachim Göschen und Cotta wegen einer Verlagsübernahme oder Unterstützung des Phöbus angefragt hatte, reagierte Böttiger im Herbst in zwei Briefen an Cotta auf entsprechende Übernahmegerüchte und versuchte auf eine Entscheidung des süddeutschen Verlegers zugunsten des in dieser Hinsicht konkurrierenden Prometheus Einfluß zu nehmen: Es freuet mich, daß Sie meine Bedenklichkeiten wegen des Phöbus so freundlich aufnehmen. (…) Die Herausgeber haben nun, nach einem Verlust von 1400 Thalern, die Fortsetzung der hiesigen Waltherschen Handlung, bloß damit sie gedruckt werde, ohne alles Honorar übergeben und

An Johann Friedrich Cotta, Wien, 1. Dezember 1808

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diese Handlung druckt nun vom 7ten Stück an nur 150 Auflage. Allerdings wäre für den Seckendorfischen Prometheus mehr Hoffnung zu schöpfen und fast möchte ich wegen desselben eine Fürbitte thun. (…) Seckendorf, den ich von Weimar aus schon kenne, hat Kraft und Willen etwas vorzügliches zu leisten (Böttiger an Cotta, 11. November 1808, in: Sembdner, Phöbus, S. 618; vgl. auch seinen Brief an dens. vom 21. Oktober 1808, sowie Kleist an Göschen, 7. Mai, und an Cotta 7. Juni 1808, in: Kleist. Geschichte meiner Seele. Das Lebenszeugnis der Briefe, hg. v. Helmut Sembdner, Frankfurt a. M. 1977, S. 338–340). 23f. den von mir erhaltenen Plan: Gemeint ist die Ankündigung und Einladung zur Mitarbeit Wien, im Nov. 1807 (Wortlaut in Seckendorf an Uhland, November 1807). Heinr. v. Kleist in Dresden und Ad. Müller werden im Verzeichnis der Mitarbeiter welche engagirt werden sollen genannt (Notamina, den Prometheus betreffend, Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,679). Die ersten Überlegungen für die Gründung einer Dichtung und Kunst verbindenden Zeitschrift entstanden in Kleists Dresdner Bekanntenkreis jedoch schon im September 1807; als „eigentlichen Gründungstag des Phöbus“ betrachtet Sembdner den 17. Dezember 1807 (Sembdner, Phöbus, S. 604). 26 bei Walther in Dresden (…) fortgesezt: Die Ankündigung erschien am 22. November 1808 in der Zeitung für die elegante Welt; vgl. Sembdner, ebd., S. 618; zu den Bedingungen der Fortsetzung – der Dresdner Buchhändler Walther übernahm die weitere Herausgabe des Phöbus gegen einen sehr geringen Abschlag für die ausstehenden Abonnementsgelder und zahlte keine Autorenhonorare – vgl. ebd., S. 604f.

313. An Johann Friedrich Cotta, Wien, 1. Dezember 1808 Überlieferung Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,686 (Seckendorf-Nachlaß) Der fragmentarische, in der Hs. vollständig gestr. Briefentwurf auf S. 1 eines Bl., das anschließend für die Niederschrift eines neuen Plan zum Prometheus benutzt wurde. 1 Dbl., 4o Erläuterungen 4 Ihren lezten Brief: Nicht erhalten; eventuell das von Friedrich Schlegel in seinem Brief an den Bruder August Wilhelm erwähnte Schreiben Cottas von Mitte Oktober 1808 (vgl. Erl. zu Seckendorf an Goethe, 15. Oktober 1808).

314. An Ludwig Tieck, Wien, 1. Dezember 1808 Überlieferung Hs. Biblioteka Jagiellonska, Krakau (Staatsbibliothek Berlin, Autografen-Sammlung: Tieck; Notiz mit Bleistift „Seckendorf pag. 28“ u. „29“) Abschrift u. H. 2 Bl., 4o D: Holtei 4, S. 30–32; dort irrtümlich Gustav v. Seckendorf zugeschrieben.

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An Ludwig Tieck, Wien, 1. Dezember 1808

Erläuterungen 2 Abreise: Tieck, der Anfang August 1808 in der Hoffnung auf eine Anstellung am Hoftheater in Wien eingetroffen war, verließ die Stadt Mitte Oktober wieder (vgl. Loeben an Tieck, 22. November 1808: Sekendorff schreibt mir heute aus Wien, daß Sie letzteres kürzlich verlaßen (Holtei 2, S. 264; vgl. auch ADB 38, S. 264; Körner, Schlegel-Briefe 1, S. 218; Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat, Nr. 27, 7. August 1808). 19 Hartel u. Iffland: Josef Hartl war seit Beginn des Jahres Direktor der Wiener Hoftheater und wurde Ende 1808, wie von vornherein geplant, dieses Amtes wieder enthoben; vgl. dazu die Akten der Generalintendanz der Wiener Hoftheater im HHStA, 1806/1810, Nr. 27–36, fol. 75 vom 27. Dezember 1808. Ebd., fol. 27ff., auch Material über die Honorarforderungen Ifflands für sein Wiener Gastspiel im Herbst 1808; vgl. auch Rudolfine Ofenschüssel, Ferdinand Graf Pálffy, ein Leben für das Theater, Diss. Wien 1965, S. 29–33; Grossegger, pass., sowie Seckendorf an Unbekannt, 11. April 1808). 22 Iffland kommt auch nicht: Iffland, der nach seinem Gastspiel in Wien im Herbst 1808 nach Berlin zurückgekehrt war, entschied sich endgültig erst im Mai des darauffolgenden Jahres, trotz eines großzügigen, von Heinrich Schmidt Ende 1808 überbrachten Angebots der Wiener Theaterdirektion, gegen ein festes Engagement am Hoftheater (vgl. Seckendorf an Böttiger, 31. August 1808). Zu Joseph Sonnleithner vgl. Seckendorf an einen unbekannten Adressaten, 11. April 1808. 28 mit Cotta entschieden: Vgl. Seckendorf an Cotta, Ende November und 1. Dezember 1808. 31f. Uebersicht der hiesigen Theater: Nicht bekannt. 34f. über Fleck: Über den großen Schauspieler Ferdinand Fleck (1757–1801), den bedeutendsten Mitarbeiter Ifflands am Berliner Theater, schrieb Tieck in der 2. Abteilung des Phantasus (Ludwig Tieck, Phantasus, hg. v. Manfred Frank, Frankfurt a. M. 1985 [L. T., Schriften in 12 Bänden, Bd. 6], S. 687). Ein eigener Aufsatz ist während seines Wien-Aufenthalts oder kurz danach nicht entstanden; sein Biograph Rudolf Köpke „berichtet von einer ‚Pflicht‘, die noch der alte Tieck verspürt habe, ‚ein Buch über Cervantes, über Goethe und Fleck zu schreiben (…)‘“ (ebd., S. 1447). Eine eingehende Charakterisierung lieferte er, in einer Gegenüberstellung mit Flecks Schauspielerkollegen Friedrich Ludwig Schröder, in den 1826 erschienenen Dramaturgischen Schriften (wieder abgedruckt ebd., S. 1450–1455; zu Fleck vgl. auch Kosch, Theaterlexikon 1, S. 458f.). 36 Schlegel: Friedrich; Joseph v. Hormayr erinnerte sich an die Treffen mit Schlegel, Collin und Tieck im Sommer 1808 in einem späteren Brief an Tieck (vom 15. August 1821, Holtei 2, S. 1). 37 Knorring und Best: Karl Gregor v. Knorring (1769–1837), mit dem baltischen Gutsbesitzer war Tiecks Schwester Sophie ab 1810 in zweiter Ehe verheiratet; zu Best vgl. Seckendorf an A. W. Schlegel, 15. Juni 1808. 38 jüngere Collin: Matthäus v. Collin (1779–1824), der Bruder des Prometheus-Mitarbeiters Heinrich Joseph v. C. erhielt 1808 eine Professur für Ästhetik und Geschichte der Philosophie in Krakau.

Von Charlotte von Kalb, Berlin, 22. Januar 1809

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315. Von Charlotte von Kalb, Berlin, 22. Januar 1809 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 96/1456 1 Dbl., 8o Empfängervermerk: pf. 14. Febr. Erläuterungen 2f. Ihre freundliche Zuschrift: Nicht überliefert; vgl. Beantwortungsvermerk bei C. v. Kalb an Seckendorf, 12. Juli 1808. 9 Ankunft der Königlichen Famill: Der preußische Königshof verbrachte das gesamte Jahr 1808 in Memel. Am 27. Dezember waren Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin Luise auf Einladung des russischen Zaren Alexander I. für sechs Wochen nach Petersburg gereist, von dort gingen sie im Februar 1809 nach Königsberg. Die Rückkehr nach Berlin erfolgte erst zum Ende dieses Jahres, mit einem feierlichen Einzug am 23. Dezember 1809. 14 Gegebenheiten in Gem: Unsichere Lesung, Zusammenhang nicht geklärt. 22 nur zerteilen: Unsichere Lesung. 25f. Goldenen Kalbs: Christian Ernst v. Benzel-Sternau, Das goldene Kalb. Eine Biographie, 4 Bde., Gotha 1802/03. 26 Amber Chinois: Chinesisches Parfum. 28 allerxxxensten: „allerschönsten“ (?); Text nicht zu entziffern.

316. Von Caroline von Egloffstein, Weimar, 6. Februar 1809 Überlieferung Hs. GSA Weimar, GSA 96/2841 1 Bl., 4o Adresse: Pour Monsieur / le Baron Leo de Seckendorff / à / Vienne Empfängervermerk: pf. 8. März Erläuterungen 7 Mutter: Leos Mutter, Karoline v. Seckendorf, war am 24. Januar 1809, wenige Tage nach ihrem 54. Geburtstag gestorben. An dem herben Verlust Ihrer Familie haben wir herzlichen Antheil genommen, schrieb Johann Heinrich Voß am 23. Februar 1809 an Seckendorfs Schwager Benzel-Sternau (Schneider, Beiträge, S. 96). 14f. hinniede. (…) bringder: Fehlender Text wegen Papierbeschädigung (Siegelabriß).

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An Karl Graf von Brühl, Wien, 7. März 1809

317. An Karl Graf von Brühl, Wien, 7. März 1809 Überlieferung Hs. Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1976 1 Bl., 2o Adresse: A Monsieur / Monsieur le Comte Charles de Bruhl, / Chambellan de S. M. le Roi de Prusse, / à / Berlin. / in der l e z t e n Strasse hinter den Gens- / d’armes ställen. Empfängervermerk: Letzter Brief meines ehrlichen Seckendorf vor seinem Tode Erläuterungen 1 Weimar: Die Handschrift trägt über dem Datum einen späteren Bearbeitervermerk zur Ortsangabe: „Verschrieben – muß Wien heißen“. 4 5ten Wiener Stadtbataillon: Nach der durch kaiserliche Patente vom 12. Mai und 9. Juni 1808 geregelten Aufstellung einer österreichischen Landwehr war am 17. Februar 1809 der Befehl zur Bildung von Freikorps ergangen, in die u.a. die Angehörigen der Landwehr eintraten. Adlige wurden, neben Gutsbesitzern, Beamten und ehemaligen Militärangehörigen, als Offiziere in die Landwehr aufgenommen. Seckendorf gehörte dem 5. (von insgesamt 6) Wiener Freiwilligenbataillon an, das der Division des Feldmarschallieutenants Karl Freiherr v. Vincent zugeteilt war, welche zum 6. österreichischen Armeekorps unter Korpskommandant Feldmarschallieutenant Johann Freiherr v. Hiller gehörte (vgl. Krieg 1809, I, S. 84–86 und 661). 4f. in 3. Tagen marschiren wir: In seinem Nachruf auf Seckendorf im Journal des Luxus und der Moden zitiert Carl Bertuch aus einem nicht erhaltenen Brief Seckendorfs, ebenfalls vom 7. März 1809: „Ich marschire in drei Tagen als Hauptmann des 5ten Bataillons der Wiener L andwehre an die baierische Gränze. Ich that was ich nicht lassen konnte. Sollte mir Etwas begegnen, sollte ich aus diesem Kampfe nicht wiederkehren, so erhaltet mein Andenken, lieben Freunde.“ (C. B., Andenken an Leo von Seckendorf, in: JLM, Dezember 1809, S. 785–789, hier: S. 788) Seckendorfs Angaben gehen vermutlich auf gegen Ende Februar 1809 in Wien eintreffende Meldungen über den Vormarsch der französischen Armee auf Bayern und Tirol zurück (vgl. Krieg 1809, I, S. 185–192). Befehle zum Vorrücken der österreichischen Verbände erfolgten indes erst ab dem 8. April; „bei Beginn der Feindseligkeiten [am 10. April] waren die Wiener Freiwilligenbataillone noch nicht eingerückt. Das [6.] Korps marschierte daher (…) in Bayern ein. (…) Die Wiener Freiwilligen erreichten das Korps am 18. April“ (ebd., S. 661). 5 Enthusiasmus: Vgl. Karl v. Brühl an seinen Vater Moritz v. B. aus Berlin, 25. März 1809, Krosigk, S. 284: Übrigens habe ich einen Brief aus Wien von Seckendorf, der Hauptmann in der Wiener Landwehr geworden ist, und der mir sagt, die Begeisterung und die Schlaglust wären allgemein und außerordentlich. 9 Clary: Nicht ermittelt. 9 in S.: Seifersdorf. 15 Fr. Schlegeln habe ich alle Mscpte übergeben: Die „beim Erlöschen des ‚Prometheus‘ noch unverwerteten Beiträge fanden nachmals Verwendung im ‚Musenalmanach für das Jahr 1814‘, hg. von Joh. Erichson (Wien, bei Karl Gerold); vgl. Wiener ALZ 1814, S. 169.“ (Körner, Krisenjahre 3, S. 325) Schlegel selbst nahm als offizieller „Pressechef“ (Körner, Schlegel-Briefe 2, S. 102) am österreichischen Feldzug teil, mußte nach der Schlacht bei Wagram (5./6. Juli 1809) mit dem Hauptquartier nach Ungarn gehen und kam erst Ende Dezember 1809 wieder nach Wien.

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17 Dr. Koch: Zu Erduin Julius Koch vgl. Seckendorf an Gräter, 18. Juli 1806, und an Brühl, 29. Januar 1807.

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Chronologisches Verzeichnis der Briefe und Regesten 1782 1 Ansbach, 18. Mai 1782: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,1 (1 Dbl.) Kindlicher Bericht von zuhause, den Geschwistern Max und Julie. „Bei dem Hofmeister lerne ich auch fleisig und mit dem Danzen ist es auch gut“. 2 Bayreuth, 25. September 1782: von Alexander v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,470 (1 Dbl.) Scherzhaftes Lob der poetischen Begabung des Neffen, Leo könne als Dichter ein zweiter Veit Ludwig v. Seckendorf werden. D: Scheidel 1885, S. 8 (TD, 1 Satz)

1784 3 Kleinlangheim, 13. September 1784: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,2 (1 Bl.) Bericht von einer Reise über Ingolstadt nach Kleinlangheim, Krankheit des Bruders Max. Am Schluß: „J’ai écris cette lettre moi-même & sans que mon cher gouverneur me l’ai dit.“ 4 Ansbach, 15. September 1784: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,3 (1 Bl.) Hofft, daß der Vater gut in Frankfurt angekommen ist. 5 Kleinlangheim, 16. September 1784: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,2a (1 Dbl.) Antwort auf einen Brief des Vaters; Bericht über die vergangenen Tage. Nächsten Montag werde er auch der Mutter schreiben. Eine Einladung von Herrn Schmidt erhalten. 6 Kleinlangheim, 20. September 1784: an Karoline v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,4 (1 Dbl.) Fußwanderung nach Albernhofen, die morgen zum Konvent von Schwarzach (Münsterschwarzach) fortgesetzt wird. Ein Brief an die Mutter werde folgen. 7 Ansbach, 26. Oktober 1784: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,5 2 S. (1 Bl.) Er habe die Medizin gegen sein Rheuma genommen; Reise der Mutter nach Unternzenn.

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8 Brüssel, 30. Oktober 1784: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,449 (1 Dbl.) Von den Anstrengungen der Eltern, ihm eine solide Ausbildung zu ermöglichen, daher Ermunterung zum Lernen der Fremdsprachen (Englisch, Französisch), Musik und Zeichnen. 9 Ansbach, 16. November 1784: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,6 (1 Dbl.) Hoffnung, der Vater sei glücklich in London eingetroffen. Dankt „pour les paternelles exhortations“. 10 Ansbach, 24. November 1784: Karoline v. Seckendorf an Alexander v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,475 Nachschrift Leo v. Seckendorf: „Nicht Solon sondern ein Sokrates, Cicero, pp will ich werden, liebster Onkel, denn Sokrates hat in meinen Augen mehrere Verdienste als Solon, obgleich dieser einer der 7. Weisen Griechenlands war. Sage! die Welt immer daß ich in Gesellschaft ungezogen wäre: wenn ich nur meine Bücher habe so bin ich zufrieden.“ 11 Ansbach, 5./7. Dezember 1784: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,7 (1 Dbl.) Hat Geschenke zu seinem Geburtstag erhalten. Über die ersten Sprechversuche der Schwester Marie. 12 Ansbach, 21. Dezember 1784: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,8 (1 Dbl.) Bericht an den Vater in London von seinem Sprachunterricht und Studien der römischen und deutschen Geschichte. 13 Ansbach, 30. Dezember 1784: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,9 (1 Dbl.) Von seinem Erzieher habe er erfahren, daß es dem Vater in London gut gehe; die Schwester Marie sei wohlauf.

1785 14 London, 4. Januar 1785: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,450 (1 Dbl.) Eindrücke von einem Besuch am englischen Hof an Neujahr inmitten einer großen Menschenmenge und über die reizende königliche Familie. Erlaubt Leo den Besuch eines Schauspiels in Ansbach. 15 Ansbach, 6. Januar 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,10 (1 Dbl.) Brief des Vaters vom 18. Dezember 1784 erhalten. Beginn des Tanzunterrichts bei M. Dupetit, der vom Vater aus London die Zusendung englischer Tänze erbittet; die jüngeren

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Geschwister Max und Marie tanzten manchmal mit. Durchzug des Regiments von Preiß (?). Der Onkel (Alexander v. Seckendorf) habe ihm aus Weingartsgreuth auf seinen Brief geantwortet. 16 London, 16. Januar 1785: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,451 (1 Dbl.) Besuch eines Empfangs zum Geburtstag der englischen Königin Charlotte. Lobt die Briefe Leos, in denen dieser vom Anblick kaiserlicher Truppen berichtete; Gedanken über die Greuel des Krieges. 17 Ansbach, 21. Januar 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,11 (mit Nachschrift von Hofmeister Johannes Balbierer; 1 Dbl.) Besuch einer Redoute. Briefe von Julie und Charles v. Seckendorf erhalten, die in Bayreuth Konzerte besucht hatten. Nachschrift des Hofmeisters Balbierer über die nach den Truppendurchzügen eingekehrte Ruhe, die Kriegsvorbereitungen verliefen nur langsam und die niederländischen Händel stünden vor der Beilegung. 18 Ansbach, 1. Februar 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,12 (1 Dbl.) Antwort auf einen Brief des Vaters vom 16. Januar 1785, Mitteilungen zum Unterrichtspensum. 19 Ansbach, 8. Februar 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,13 (1 Dbl.) Dankt für eine vom Vater erhaltene Nadel („epingle“); zu verschiedenen Unterrichtsgegenständen. 20 London, 8. Februar 1785: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,452 (1 Dbl.) Neuerliches Lob von Leos Bemühungen im Briefeschreiben, so könne er ein nützliches Glied der Gesellschaft werden. Gibt ihm ein Zitat von Pope als Übersetzungsaufgabe. Ausführungen über das parlamentarische System in England und zeremonielle Einzelheiten bei den Sitzungen der beiden Häuser. 21 Ansbach, 15. Februar 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,14 (1 Dbl.) Hat vom Wohlergehen des Vaters aus dessen Brief an seinen Hofmeister erfahren und von der Mutter selbst einen Brief aus Gotha erhalten, den er heute noch beantworten wolle. Über das winterliche Wetter und verschiedene Besuche zur Zerstreuung der Langeweile. 22 Ansbach, 21. Februar 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,15 (1 Dbl.) Bedankt sich für die Beschreibung des englischen Parlaments und bittet um weitere Darstellungen zu Politik und Handel am gegenwärtigen Aufenthaltsort des Vaters. Probe einer Übersetzung von Sinnsprüchen Popes.

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23 Ansbach, 4. März 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,16 (1 Dbl.) Hat von seiner Mutter die „Veillées du Chateau“ der Comtesse de Genlis erhalten. Über die Aufnahme des Cellounterrichts. 24 London, 4. März 1785: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,453 (1 Dbl.) Erwähnt Leos Erlernen des Cellospiel und betont, daß die Erziehung zu einem würdigen Auftreten in der Gesellschaft notwendiger Bestandteil seiner Ausbildung sei. Über Oper und Schauspiel in London; er versuche, wenigstens einmal die Woche in das Königliche Theater (Drury Lane) zu gehen, um die großartige Schauspielerin Sarah Siddons sehen zu können. 25 Ansbach, 15. März 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,17 (mit Nachschrift von Hofmeister Johannes Balbierer; 1 Bl.) Mitteilungen zur Lektüre: u.a. Gibbon, Gallieni, Voltaires Geschichte Ludwigs XV., Naturgeschichte von Johann Matthias Schröckh und Antoine Banier. 26 Ansbach, 28. März 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,18 (1 Dbl.) Rückkehr der Mutter. Er beginne jetzt mit dem Cellospiel. Der Bruder Max erhalte seine abgetragenen Kleidungsstücke. 27 Ansbach, 7. April 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,19 (mit Zusätzen von Karoline v. Seckendorf; 1 Dbl.) Fortschritte beim Cellounterricht; Lektüre von Schriften Ovids (Epistolae ex Ponto). 28 Ansbach, 21. April 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,20 (1 Dbl.) Lektüre des römischen Geschichtsschreibers Quintus Curtius, des „Lehrbuchs der allgemeinen Weltgeschichte“ (1778ff.) von Johann Matthias Schröckh und der „Geschichte der Deutschen“ (1774) von Michael Ignaz Schmid; Beobachtung eines Ballonaufstiegs. 29 Matlock in Derbyshire, 4. Mai 1785: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,454 (1 Dbl.) Bericht von einem Ausflug nach Birmingham mit Besuch nahegelegener Manufakturen und der Ländereien (Parkanlagen und Haus) von Lord Littleton. 30 Ansbach, 11. Mai 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,21 (mit Nachschrift von Hofmeister Johannes Balbierer; 1 Dbl.) Zu Unterricht und Lektüre. 31 Ansbach, 26. Mai 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,22 (Nachschriften und Zusätze von Max und Karoline v. Seckendorf; 1 Dbl.) Bittet um Auskunft über Bergwerke und die Hutmanufaktur in England; hat mit der Lektüre Popes begonnen.

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32 Ansbach, 10. Juni 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,23 (Nachschriften und Zusätze von Max v. Seckendorf und Hofmeister Johannes Balbierer; 1 Dbl.) Ankündigung einer Reise mit der Mutter nach Brüssel. 33 Ansbach, 20. Juni 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,24 (Nachschrift von Max v. Seckendorf; 1 Dbl.) Erwähnung eines Konzertbesuchs. Liest Reise- und andere Beschreibungen, u.a. von Johann Jacob Volkmann, Neueste Reisen durch die vereinigten Niederlande (1783) und ein Buch über Versteinerungen von David Ludwig Bourguet. 34 Ansbach, 26. Juni 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,25 (1 Bl.) Erster Brief in englischer Sprache. Er werde mit seiner Mutter im Juli in Brüssel erwartet. 35 Brüssel, 26. Juli 1785: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,26 (Nachschrift von u. H.; 1 Dbl.) Brief des Vaters vom 18. d. Monats erhalten, Reise nach England bevorstehend. Unterschrift: „Sohn Leopold der Tolle Kopf“. 36 London, 2. August 1785: Karoline v. Seckendorf an Alexander v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,47 Nachschrift Leo v. Seckendorf: Verse auf die Ankunft in London, gemeinsam mit der Mutter; grüßt als der „in Poesiren“ dem Onkel Überlegene. 37 Ansbach, 7. Oktober 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,27 (1 Bl.) Zu verschiedenen Studien. 38 Ansbach, 22. Dezember 1785: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,28 (1 Dbl.) Brief in Schönschrift mit ständigem Wechsel der Sprache (Latein, Deutsch, Französisch, Englisch). „Today will be the Kristkindlein“.

1786 39 Ansbach, 27. Februar 1786: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,29 (1 Dbl.) Reue über die unaufmerksame Lektüre eines Briefes des Vaters vom 11. Januar, stattdessen habe „in jenem Augenblik jeder lumpichte Roman von der Insel Felsenburg bis zum Amadis des Gaules mehr Reiz und Anzüglichkeit für meine Neugierde gehabt“. Der Hofmeister habe ihn angehalten, den Brief noch einmal zu lesen. 40 Ansbach, 28. März 1786: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,30 (1 Bl.) Über verschiedene Studien (Sprachen, Geographie).

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41 Ansbach, 30. Mai 1786: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,31 (1 Bl.) Über verschiedene Studien. 42 Ansbach, 13. Juni 1786: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,32 (1 Bl.) Über sein Unterrichtspensum. Vom vergangenen Aufenthalt in London beeindruckt würde er gern wieder dorthin gehen.

1787 43 Ansbach, 21. September 1787: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,33 (1 Dbl.) (Brief vom Empfänger nachträglich datiert) Über verschiedene Unterrichtsgegenstände. 43a Ansbach, 29. November 1787: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,34 (1 Bl.) Erwähnung eines von ihm verfaßten lateinischen Gedichts; er wolle seinen Geschwistern ein Vorbild sein. 44 Ansbach, 16. Dezember 1787: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,35 (1 Dbl.) Bekundung des Gehorsams gegenüber dem Vater. Er lerne Fremdsprachen (englisch, französisch und italienisch) und verfasse eifrig lateinische Verse. 45 Ansbach, 29. Dezember 1787: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,36 (1 Dbl.) Rückblick auf das Jahr verbunden mit Einsicht, Dankbarkeit und der Versicherung künftigen grenzenlosen Gehorsams.

1788 46 Berlin, 5. Januar 1788: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,455 (1 Dbl.) Nachricht vom Tod Th. Feuerleins. Der Karneval beginne mit einer Aufführung der Oper „Andromeda“ (von Johann Friedrich Reichardt). 47 Weimar, 7. Januar 1788: von Karoline v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,477 (1 Bl.) Wünscht dem Sohn alles Gute zum neuen Jahr; er möge sich beständig weiterbilden zu einem angenehmen Mitglied der Gesellschaft. 48 Ansbach, 18. Januar 1788: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,37 (1 Dbl.) Über einen beiliegenden Brief von Frau v. Wechmar, adressiert nach Berlin.

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49 Berlin, 30. Januar 1788: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,457 (1 Dbl.) Über den Nutzen der Ausbildung und des Erwerbs von Kenntnissen in der Gesellschaft, auch im Hinblick auf eine spätere Einstellung in Staatsdiensten. Bei der Berliner Aufführung der Oper „Andromeda“ (vgl. Brief vom 5. Januar 1788) habe die Dekoration die Musik noch überboten. 50 Sugenheim, 4. September 1788: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,456 (1 Dbl.) Ermahnungen wegen der von Mutter und Hauslehrer vorgetragenen Klagen über seinen mangelnden Fleiß. Er solle die ihm gegebenen seltenen Fähigkeiten nutzen, jedoch weniger Zeit den Grazien opfern. Verspricht verschiedene Kleidungsstücke zu schicken. Über den rechten Umgang mit seinem Mikroskop.

1789 51 Bayreuth, 28. August 1789: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,38 (1 Dbl.) Über seine Probleme mit dem schulischen Pensum und die Arbeit mit dem Mikroskop.

1790 52 Regensburg, 5. Januar 1790: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,39 (1 Dbl.) Über seine Studien, den Bruder Max und verschiedene Bekannte in Regensburg. 53 Ansbach, 8. Mai 1790: von Ernst v. Imhof (?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,459 (1 Dbl.) D: Scheidel 1885, S. 8 (TD) Über den Freitod des Rittmeisters Max v. Knebel, des Bruders von Karl Ludwig v. Knebels. Der Briefschreiber hat erfahren, daß Mademoiselle le Pajen das Seckendorfische Haus verlasse. Carl von Wöllwarth trete als Minister in den Dienst des Markgrafen Karl Friedrich von Baden. Bei dem nur mit seinem Vornamen zeichnenden Verfasser des Briefes, der unvollständig auch in Scheidels Auswahl gedruckt wurde (vgl. Scheidel 1885, S. 8; als nicht identifizierter „Freund“), handelt es sich vermutlich um den Jugendfreund Ernst v. Imhof, von dem auch aus späterer Zeit einige Briefe an Seckendorf überliefert sind (vgl. Brief Nr. 88 und Briefe vom 10. Juli, 24. September und 15. November 1800). Ein Hinweis darauf findet sich im Tagebuch Luise v. Göchhausens, die auf der Rückreise aus Italien im Juni 1790 in Bayreuth Station machte: „Es kam der Herr v. Imhoff, Bergamtmann, mit seiner Frau, und Tochter und den Ernst Imhoff zur Herzogin , es wurde viel von dessen Veränderungen in Ansbach gesprochen“ (16. Juni 1790, zitiert nach: Goethes Leben von Tag zu Tag. Eine dokumentarische Chronik von Robert Steiger, Bd. 3, Zürich/Mannheim 1984, S. 92; die „Veränderungen“ werden ebd. erläutert mit dem „Freitod von Knebels Bruder“ Max Anfang Mai 1790). Vgl. auch Knebels Nachlaß 1,

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S. XLII–XLVIII; in seinen Erinnerungen datiert Knebel den Vorfall auf den 9. Mai 1790; sowie Knebel an Herder, 12. Mai 1790, in: Heinrich Düntzer/Friedrich Gottfried Herder (Hg.), Briefe von und an Herder, 3. Bd., Leipzig 1862, S. 60. 54 Regensburg, 5. September 1790: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,40 (1 Dbl.) Über seine Italienischstudien; Lektüre des Metastasius (Pietro Metastasio), Demetrius, Abbé Raynals Geschichte Indiens (Guillaume Raynal, L’Histoire des deux Indes, Amsterdam 1790). 55 Regensburg, 26. September 1790: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,41 (1 Dbl.) Brief in italienischer Sprache; über den Besuch des künftigen Kaisers (Leopold II.) in Regensburg. 56 Regensburg, 21. Oktober 1790: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,42 (1 Dbl.) Die Mutter bewege sich in Frankfurt jetzt wohl in der großen Welt (bei der Kaiserkrönung Leopolds II., Krönung am 9. Oktober 1790). 57 Regensburg, 11. November 1790: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,43 (1 Dbl.) Auskunft über seine schulischen Studien. 58 Regensburg, 13. November 1790: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,44 (1 Dbl.) Mitteilungen über verschiedene Bekannte in Regensburg. 59 Regensburg, 25. November 1790: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,45 (1 Dbl.) Auskunft über die schulischen Studien.

1791 60 Regensburg, 29. Mai 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,46 (1 Dbl.) Bericht über seine Lebensführung mit der Einsicht, sich ändern zu müssen. 61 Regensburg, 1. Juni 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,47 (1 Dbl.) Nachricht von der ersten Fechtstunde; bittet um die Erlaubnis, Milch oder Butter anstelle des Tees zum Frühstück nehmen zu dürfen.

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62 Regensburg, 5. Juni 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,48 (Nachschrift Karoline v. Seckendorf; 1 Dbl.) Bericht von einer Landpartie mit ermüdendem dreistündigem Fußmarsch. Über J. Ph. Ostertag, den Lehrer am Gymnasium, und dessen Bezahlung. 63 Regensburg, 8. Juni 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,49 (1 Dbl.) Über die eigene Gesundheit. 64 Regensburg, 16. Juni 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,50 (1 Dbl.) Bericht vom schulischen Pensum; Nachrichten von der Mutter. 65 Regensburg, 24. Juni 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,51 (1 Dbl.) Über verschiedene Ausgaben und Anschaffungen sowie schulische Arbeiten. 66 Regensburg, 24. Juni 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,52 (1 Dbl.) Informiert darüber, daß die Fechtwaffen eingetroffen seien. Auskunft über verschiedene Ausgaben; Zugeständnis, daß die eigenen finanziellen Angelegenheiten der Kontrolle des Vaters unterliegen müßten. 67 o.O., o.D. (Regensburg, vor 25. Juni 1791): an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,53 (1 Dbl.) (Datiert nach Empfängervermerk) Bericht vom schulischen Pensum. 68 Regensburg, 6. Juli 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,56 (1 Dbl.) Von einer Möglichkeit, von dem „Lammwirt“, einem Schuldner des Vaters, geliehenes Geld durch Umschuldung einzutreiben. 69 Regensburg, 9. Juli 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,55 (1 Dbl., 1 Bl.) Über Rechtsstreitigkeiten, ausstehende Wechsel des Lammwirts. Nachricht von der Ankunft des Königs in Paris. Gibt zu, selbst „ein sehr übler Wirt“ zu sein, er könne mit dem zugemessenen Geld aber schon wegen des höheren Eintrittsgeldes für die Komödie nicht auskommen. Morgen will er in eine Vorstellung der „Sonnenjungfrau“ gehen (August v. Kotzebue, Die Sonnenjungfrau, Leipzig 1791, UA 1789); übersendet (eigenes?) Gedicht. 70 Regensburg, 13. Juli 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,57 (1 Dbl.) Nochmals über die Angelegenheit des Schuldners Lammwirt. Erwähnung eines Bandes von Torquato Tasso, den der Vater verliehen hatte. Über den neuen Hofmeister Grosgebauer.

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71 Monrepos, 13. Juli 1791: von Callenberger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,468 (1 Dbl.) Erinnerung an Leo und seine Eltern verbunden mit dem Wunsch, den einstigen Kontakt zu erneuern. 72 Regensburg, 19. Juli 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,54 (1 Dbl.; Beilage 2 Bl. u.H.) Auskunft über die Unterrichtsstunden und über verschiedene Bekannte in Regensburg. 73 Regensburg, 9. August 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,58 (1 Dbl.) Nachricht von einem Kriminalfall in Regensburg und Bericht von einem Theater für Kinder. Fragt, ob man einige Werke Wielands erwerben solle, die neuen Göttergespräche und Geheime Geschichte („Neue Götter-Gespräche“ und „Geheime Geschichte des Philosophen Peregrinus Proteus“, Leipzig 1791). 74 Regensburg, 15. August 1791: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,59 (1 Dbl.) Mitteilungen von verschiedenen Unterrichtsfächern. 75 Prag, 3. November 1791: von Justizrat Karliner Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,469 (1 Dbl.) Erinnerung an die Freundschaft.

1792 76 Ansbach, 23. Februar 1792: von Jakob Fischer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,460 (1 Dbl., 1 Bl.) Dankt für einen Brief Seckendorfs; er, seine Frau und der Musikus Brunner sprächen häufig von ihm. Die Berufung des Ministers Hardenberg sei ein Glücksfall für die Markgrafschaft. 77 Berlin, 6. April 1792: von Unbekannt Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,481 (1 Dbl.) Schilderung einer abenteuerlichen Reise von Petersburg nach Berlin zu seinem Minister, bei dem er jetzt logiere; über das Berliner Theater, „dienstfertige Nymphen“ auf den Straßen Berlins und die Bälle in der preußischen Hauptstadt und in St. Petersburg. Vom bislang vergeblichen Versuch, mit dem Grafen Hohental (Peter Friedrich v.H.) Kontakt aufzunehmen. Frage nach gemeinsamen Regensburger Bekannten, Herrn Peterson und Mlle. L. (Vgl. auch Unbekannt an Seckendorf, 17. April 1793) 78 Ulm, 22. April 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,62 (1 Dbl.) Bericht von seiner Reise nach Tübingen, unterbrochen von einer Einladung nach Ulm. Dabei habe er den Hofrat Tritschler und Herrn von Bauer aus Augsburg getroffen und Be-

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kanntschaft des Barons Ehrenstreit (Franz Joseph Linghen Edler von Ehrenstreit?), des badischen Gesandten Wöllwarth sowie von Bühler und Uexküll machen können. 79 Tübingen, 4. Mai 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,64 (1 Dbl.) Er ist bei Hofrat Christian v. Gmelin in Pension untergebracht. Seine Unterrichtsfächer sind Naturrecht, Institutiones, Geschichte, Logik und Algebra. Nach der Ankunft in Tübingen habe er nur wenige Studenten kennengelernt, schlechte Subjekte, die er meiden wolle. Er habe mit dem württembergischen Prinzen Friedrich gesprochen und geht auf die Pläne des Vaters ein, ihn später nach Stuttgart zu schicken. 80 Regensburg, 8. Mai 1792: von Weiße Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,486 (1 Dbl.) Über seine Arbeit an Komitialakten und Mußestunden in Regensburg; Besuch des Theaters mit neuen Schauspielern; Besuch bei Familie Struve; Brand der Residenz von Thurn und Taxis. 81 Tübingen, 16. Mai 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,65 (1 Dbl.) D: Hölderlin, StA 7.1, S. 428f. (TD) Textband Brief Nr. 1 82 Tübingen, 26. Mai 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,66 (1 Dbl.) D: Hölderlin, StA 7.1, S. 429 (TD) Antwortet auf die Fragen des Vaters nach den Verhältnissen am Tübinger Stift; der Herzog sei unzufrieden mit dem schlechten Benehmen der Stiftler. Von Politik sei jedoch wenig die Rede, vom Tod der Kaiserin (Maria Ludovica; 15. Mai 1792) etwa habe man erst spät erfahren. Über Pläne zu einem Treffen mit dem Vater. 83 Erlangen, 27. Juni 1792: von Ernst Adolf Heinrich Wechmar Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,484 (1 Dbl.) Trauer über den Tod des Vaters, dessen Vorsorge er jedoch ein gesichertes Auskommen verdanke, außerdem habe er eine Präbende in Magdeburg; als fürsorgend habe sich auch das Ehepaar Hardenberg erwiesen. Während der Bruder nach Göttingen gegangen sei, habe er das Studium in Erlangen, an einer preußischen Universität, dem von Leo vorgeschlagenen in Tübingen vorgezogen. Über das Studentenleben. Der König von Preußen komme im Juni mit großem Gefolge nach Ansbach, dort wolle sich Wechmar auch mit Seckendorf treffen; von dessen Homer-Übersetzung. 84 Tübingen, 17. Juli 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,68 (1 Dbl.) Leo gesteht, mit seinem Geld schlecht zu wirtschaften, nennt den finanziellen Bedarf für Equipierung und anderes. Wegen seiner Augenschmerzen müsse er das Schreiben abbrechen.

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85 Tübingen, 11. August 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,70 (2 Dbl., 1 Bl.) Entschuldigt sich für seine unsolide Lebensweise und daß er so selten schreibe, wobei er auf einen kürzlich an die Mutter geschriebenen Brief verweist. Erwähnt werden Schulden bei Gemmingen, Gmelin, bei einem Perückenmacher und einem Jockey; er verwahrt sich aber gegen den Vorwurf, daß er spiele und die Schulden nicht bezahle. Überblick über seine Lektionen: Logik bei Flatt, Naturrecht bei Tafinger, Staatsrecht bei Höpfner, Institutiones bei Hofacker und Schmied (Repetitorium), Kriegsgeschichte bei Domfelder, über Friedrich den Großen bei Krause, Moral bei Döderlein. Wenn er auch wenig Geschmack am Jurastudium finde, glaube er doch, es darin zu etwas bringen zu können. 86 Tübingen, 28. August 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,74 (1 Bl.) Nach dem Erhalt eines mahnenden Briefes des Vaters verspricht er, mit seinen Finanzen künftig sorgsamer umzugehen. Trotz seines Widerwillens gegen die Jurisprudenz wolle er sich doch diesem Studium ernsthaft widmen. Da er sich in Tübingen nicht wohlfühlt, ist er damit einverstanden, den Ort wieder zu verlassen. 87 Tübingen, 31. August 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,76 (1 Dbl.) Schuld- und Reuebekenntnis gegenüber dem Vater, dessen Verzeihung er erbittet. Will trotz seiner Abneigung gegen das Jurastudium damit fortfahren. 88 Wonfurt, 18. September 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,79 (1 Dbl.) Meldet die bevorstehende Abreise von Tübingen, wo er sich zu einigen, mittlerweile von ihm selbst verabscheuten Ausschweifungen habe hinreißen lassen. Da Gmelin sich nunmehr seiner Finanzen annehmen wolle, sollte jedoch auch eine Fortsetzung des Studiums in Tübingen erwogen werden. 89 Weimar, 15. Oktober 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,80 (1 Dbl.) Bericht von unangenehmen Erlebnissen auf der Reise nach Weimar, man habe ihm in Meiningen an beiden Stadttoren Chausseegelder (Mautgebühren) abverlangt, was nach Auskunft von Herrn W. v. Türk zu Unrecht erfolgt sei. In Gotha habe er Minister Frankenberg (Sylvius Friedrich Ludwig v. F.) und den Prinzen August (v. Sachsen-Gotha und Altenburg), den Bruder des Herzogs (Ernst II. Ludwig), getroffen. In Weimar logiere er bei der Tante (Caroline v. Egloffstein) und plane eine Fußreiße nach Jena, wo die Kollegien im Oktober beginnen. 90 Jena, 30. Oktober 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,83 (1 Dbl.) Er finde nunmehr Geschmack am juristischen Studium und listet seinen Kollegplan auf: Institutionen, Logik und Metaphysik bei Reinhard, Diplomatik bei Mereau, Anthropologie und medizinische Forensik bei Loder. Im Hinblick auf den späteren Beruf bevorzuge er Diplomatik und Anthropologie gegenüber der Ästhetik, zumal man für die Belegung

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der Vorlesungen Schillers zwei Louisd’ors zahlen müsse, ohne die Gewißheit zu haben, daß dieser bei seiner angegriffenen Gesundheit tatsächlich volle sechs Monate lesen werde. Seckendorf erwägt Reitstunden zu nehmen und den Kauf eines Fortepianos. 91 Jena, 11. November 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,84 (1 Dbl.) Erwähnung eines in Gegenwart der Mutter in Weimar geschriebenen, verlorengegangenen Briefs an den Vater. Sorge um die Sicherheit des Vaters in Wonfurt wegen des Kriegs mit Frankreich und der möglichen Bedrohung durch französische Truppen. Eine Gefährdung könne auch von den Emigranten ausgehen, die sich aus materieller Not womöglich gezwungen sehen könnten, auf den Straßen Reisende auszurauben. Eine Kiste mit Büchern ist von Tübingen eingetroffen. 92 Jena, 14. November 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,85 (1 Dbl.) Der Vater hat Leos Wahl des Diplomatikkollegs zugestimmt. Bitte um die Zusendung des von Tübingen nach Regensburg gelangten Kleiderpakets. Über die Rückgabe von Büchern und – allerdings geringe – Schulden bei Cotta, bei dem er drei oder vier Titel gekauft habe, die Werke Matthissons besitze er bereits. 93 Jena, 2. Dezember 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,86 (1 Dbl.) Über literarische Neuerscheinungen, unter denen Reinholds „Briefe über die Kantische Philosophie“ (Leipzig 1790/92), August Gottlieb Meißner, „Spartacus“ (Berlin 1792), „Aristides und Themistokles. Vom Verfasser des Marc-Aurels“ (Ignaz Aurelius Feßler; Berlin 1792) Interesse verdienten. Schiller arbeite kaum, habe aber die „Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs“ und den „Geisterseher“ abgeschlossen. Tod des Kirchenrats Söderlein; Übersendung von Versen auf den Tod des jungen Görtz. 94 Jena, 24. Dezember 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,87 (1 Dbl., 1 Bl.) Allgemeine Reflexionen über seine Ziele für Familie und Gesellschaft. Die Problematik öffentlichen Wirkens, mit dem man sich Neid und Mißgunst anderer aussetze, wird dem Glück im kleinen Kreis der Familie und Freunde gegenübergestellt. 95 Jena, 30. Dezember 1792: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,88 (1 Dbl.) Über den Umzug des Vaters nach Sugenheim und Mitteilungen über den Ärger mit einem renitenten Bediensteten. Zu verschiedenen finanziellen Aufwendungen: für die Teilnahme an Festen und einen Mantel, den er sich wegen einer Erkältung habe machen lassen.

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1793 96 Jena, 12. Januar o.J. (1793): an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,89b (1 Dbl.) (Brief irrtümlich datiert: 1792) Über sein persönliches Umfeld am Studienort, zum Bekanntenkreis gehört u.a. ein Herr v. Stein, Sohn des Hofstallmeisters von Weimar (Fritz v. Stein). Schillers Arbeitskraft werde durch seine labile Gesundheit beeinträchtigt, seine Frau habe ihn zu einem Besuch empfangen. 97 Erlangen, 18. Januar 1793: von Ernst Adolf Heinrich Wechmar Hs. WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,485 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 2 98 Jena, 24. Januar 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,89a (2 Dbl., 1 Bl.) Von seinem gegenwärtig misanthropischen Gemütszustand, verursacht durch Lektüre und seine schwankende Gesundheit. Jetzt, gegen Ende des Semesters, vervielfache sich die Arbeit im Studium; er läßt sich C. Chr. Hofackers Kompendium zum römischen Recht, „Institutiones juris romani“ (1788ff.), zuschicken. Begegnet brieflichen Vorhaltungen des Vaters, er suche Ruhm auf schöngeistigem Gebiet zu erlangen. Vielmehr hätten ihn die Musen verlassen, die Verfertigung eines Dutzends Verse verursache ihm weit mehr Probleme als die ausdauernde Beschäftigung mit den Paragraphen des „Code du Droit“. 99 Jena, 6. Februar 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,90 (1 Bl.) Sendet dem Vater (zum Druck bestimmte) Verse auf den Tod eines Onkels, für deren Unvollkommenheit er um Nachsicht bittet. 100 Jena, 8. Februar 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,91 (1 Dbl.) Über die studentischen Orden in Jena, unter denen der Harmonistenorden mit dem dänischen König als Schutzherren das größte Ansehen genieße. Weniger günstig fällt das Urteil über die vorwiegend aus Livländern und Mecklenburgern bestehenden Amicisten aus, die den Jesuiten gleichgesetzt würden und im Verdacht geheimer Machenschaften stünden. Die Constantisten betrauerten den Tod Ludwigs XVI. Er stimmt den Vorbehalten des Vaters gegen die Orden zu und wolle selbst auch keinem beitreten. 101 Berlin, 27. Februar 1793: von Unbekannt Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,482 (1 Dbl.) (Zum Verfasser vgl. Unbekannt an Seckendorf, 17. April 1793) Über Bekannte aus der gemeinsamen Zeit in Regensburg, wo er Leos Mutter einen Besuch abgestattet habe. Detaillierte Beschreibung der in Berlin geprägten Medaillen zur Hinrichtung des Königs von Frankreich am 21. Januar 1793. Der Reichstag werde sich demnächst mit den studentischen Orden und Landsmannschaften befassen. Mitteilung einiger in Straßburg veröffentlichter politischer Verse eines Anonymus.

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102 Jena, 13. März 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,92 (3 Dbl., 1 Bl.) Seckendorf beabsichtigt, den Herrn v. Asseburg in Meisdorf bei Eschwege zu besuchen. Über die eigenen Planungen für das Sommersemester; anstelle der Pandekten, die in Jena vernachlässigt würden, will er u.a. Rechtsgeschichte bei G. Hufeland, Antike bei Chr. G. Heinrich, mittlere und neuere Literaturgeschichte bei Chr. G. Schütz und Mathematik bei J. H. Voigt hören. Leo zeigt sich erstaunt über die pauschale Ablehnung der studentischen Orden durch den Vater. Wenigstens einige erwiesen sich schon durch die Mitgliedschaft eines Suckow, Reinhold oder Schiller als durchaus ehrenwert, gleichwohl wolle er keiner derartigen Verbindung beitreten. Über die teuren Anschaffungskosten seiner Reitausrüstung. 103 Berlin, 17. April 1793: von Unbekannt Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,483 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 3 104 Weimar, 24. April 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,93 (1 Dbl., 1 Bl.) Anstelle der ursprünglich geplanten Reise nach Meisdorf habe er für einige Tage Weimar besucht und dabei die Predigt Herders am Karfreitag gehört. Dessen Deklamation sei schwer zu folgen; zu Unrecht jedoch werde er, wie Sack, Spalding oder W. A. Teller, für nicht-christlich gehalten. Verteidigung des spektakulären und umstrittenen Übertritts des französischen Generals Dumouriez in das österreichische Lager als patriotische Tat. 105 Jena, 3. Mai 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,94 (1 Dbl.) Bitte um Erlaubnis zur Anschaffung verschiedener Bücher (Odyssee, Georgica, Hymnen von Homer, Theokrits Idyllen und Kallimachus). Über den Wandel der Zeiten und Einstellungen: einen „Magister“ habe er kürzlich theologische Glaubenssätze wie die Unbefleckte Empfängnis als „nonsense“ bezeichnen hören. 106 Jena, 17. Mai 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,96 (1 Dbl.) Bittet den Vater, das Französisch seiner Korrespondenz zu korrigieren. Er erläutert den Wunsch, seine regelmäßige finanzielle Unterstützung jeweils bereits zu Monatsanfang, statt wie bisher wöchentlich, zu erhalten, um besser planen zu können. 107 Woltitz bei Raditz, 23. Mai 1793: von Franz Deym Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,458 (1 Dbl.) Von einer schweren Erkrankung nach sechsmonatiger Reise wiederhergestellt, versichert er Seckendorf seiner Freundschaft. 108 Jena, 24. Mai 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,97 (1 Dbl.) Bittet um finanziellen Zuschuß für seine Aufenthalte im Hartungschen Gasthaus, das auch von Professoren besucht werde. Mitteilung über die besuchten Kollegien, darunter von Schütz über Vergils „Aeneis“, Statistik bei Heinrich und Rechtswissenschaften

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bei Elkud nach Georg Adam Struves „Jurisprudentia Romano-Germanica forensis“ (1658/63). Mittteilungen über seine Gesundheit. 109 Regensburg, 10. Juni 1793: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,98 (2 Dbl., 1 Bl.) Vorwürfe an den Sohn, der wegen seiner kindischen Eigenliebe, fehlgeleitetem Ehrgeiz und falschen Freunden in Jena das vom Vater vorgegebene Ziel, sich zu einem Mann „comme il faut“ in der Gesellschaft zu bilden, verfehle. Er will ihm seine neuen Schulden nicht bezahlen und auch nur Geld für eine Mahlzeit am Tag und einige Partien Billard zugestehen. 110 Jena, 22. Juni 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,99 (2 Dbl.) Betroffen von den berechtigten Vorwürfen des Vaters, die er mit seiner jugendlichen Schwäche zu entschuldigen versucht. In seinem Alter könne er seinen Charakter noch nicht vollständig ausgebildet haben, weshalb er den Vater bittet, die ihm so wichtigen Bande der Freundschaft und Zuneigung nicht zu zerreißen. Das für ein Abendessen erbetene Geld habe er für die Begleichung seiner Schulden sparen wollen. Über die schlechte Qualität des Essens in Jena. 111 Jena, 3. Juli 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,100 (2 Dbl.) Eingeständnis seiner Fehlerhaftigkeit, er hoffe jedoch, vom Vater weniger als Richter, denn als Freund behandelt zu werden. Der letzte Brief des Vaters habe ihn tief getroffen, durch dessen finanzielle Restriktionen werde ihm die Möglichkeit genommen, öffentlich in Erscheinung zu treten. Verteidigt sich gegen den Vorwurf, falsche Freundschaften geschlossen zu haben. Er gehöre keinem Orden an und kenne nur einige „schwarze Brüder“, bei denen es sich aber um ehrenwerte Leute handle. Bis auf Ausflüge nach Weimar gehe er derzeit kaum aus und studiere stattdessen eifrig. 112 Jena, 24. Juli 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,101 (1 Dbl.; Beilage Abrechnung, 2 Dbl.) Übersendung des Rechnungsbuchs über seine finanziellen Aufwendungen. Hinzugefügt seien Blätter seines Tagebuchs, um dem Vater einen Überblick über seine Aktivitäten zu verschaffen. Verteidigt sich gegen den Verdacht, ihm nicht zum Geburtstag geschrieben zu haben. 113 Jena, 31. Juli 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,102 (1 Dbl.) Antwort auf neuerliche Vorwürfe des Vaters, Leo beteuert seine Reue und verspricht, an seinen Fehlern zu arbeiten. Entschuldigt die Kürze des eigenen Briefs damit, daß er seit 5 Uhr sieben Briefe geschrieben habe. 114 Jena, 21./25. August 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,103 (2 Dbl.) Dank für Briefe und Geldgeschenk des Vaters, das ihm Schulden zu begleichen erlaubte. Er habe vergeblich Bücher zum Verkauf in Kommission gegeben. Bericht von seiner Er-

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krankung an Spulwürmern. Die bisher von ihm besuchten studentischen Zirkel, die ihre Zeit hauptsächlich mit Kartenspielen und Ausflügen verbringen, wolle er meiden, um sich künftig mehr dem Studium, etwa bei Reinhold, zu widmen. Außerdem beabsichtige er, einem juristischen Diskussionskreis bei Walch beizutreten. Erwähnt als ihm wohlgesonnene Professoren Schütz, Hufeland, Mereau, Suckow, Batsch, Heinrich. Über einen Ball und universitäre Feierlichkeiten. Zur Reise des Vaters nach Bad Brückenau. 115 Jena, 18. September 1793: an Christoph Albrecht v Seckendorf. Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,104 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 4 116 Regensburg, 28. September o.J. (1792/93): von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,479 (1 Dbl.) Mitteilungen über ihren Unterricht und von verschiedenen Neuigkeiten im städtischen Leben und der familiären Umgebung. 117 Regensburg, 10. Oktober o.J. (1792/93): von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,480 (1 Bl.) Erinnerung an ein Versprechen des Bruders; über ihren Unterricht und Handarbeiten. 118 Jena, 11. November 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,107 (1 Dbl.) Bericht von seinen Kollegien über die Pandekten bei K. F. v. Reinhardt und J. L. v. Eckard sowie zum Germanicum (nach Struve) und zu Schütz’ Enzyklopädie. Außerdem besuche er Clubs zur Übung im Französischen und Disputation juristischer Fragen (bei Walch) und nehme Englischstunden. An Sonntagabenden finden akademische Konzerte statt, die Professoren laden Studenten zu Abendessen im familiären Kreis ein. 119 Jena, 22. November 1793: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,106 (1 Dbl.) Bericht von einer Reise nach Meuselwitz zu Verwandten. Er sei mit einem Cousin v. Seckendorf nach Leipzig, dessen Studienort, gereist, habe dort auch einen Bekannten aus Regensburg, Hohenthal, getroffen. Über seine finanziellen Angelegenheiten und Schulden, in deren Regulierung Gottlob v. Egloffstein miteingebunden sei. Über ein Gerücht, der Kaiser (Franz II.) sei vergiftet worden und über die Personalpolitik des neuen württembergischen Herzogs (Ludwig Eugen). 120 Jena, o.D. (vor 16. Dezember 1793): an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,82 (1 Dbl.) (Datum von u.H. nachgetragen) Über seine Kollegstunden, insbesondere bei Schnaubert, der die Fehler der Fürsten anprangere, zugleich aber auch revolutionäre Umwälzungen verurteile. Reinhold stehe in seinen Forderungen nach Moralität den Theologen nicht nach.

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1794 121 Jena, 8. Januar 1794: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,108 (1 Dbl.) Weihnachten in Weimar bei Egloffsteins verbracht und mit Gottlob v. E. die eigenen finanziellen Angelegenheiten besprochen. Über die äußere Erscheinung Carl Augusts von Sachsen Weimar; Kontakte mit dem Herzog von Meiningen (Georg I.) und Frau (Sophie) von Schardt. 122 Jena, 6. Juni 1794: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,109 (4 Dbl., 1 Bl.) Leo gibt eine Abrechnung seiner Ausgaben, verbunden mit dem Bedauern, erneut Schulden gemacht zu haben, obwohl er G. v. Egloffstein zugesichert habe, nicht mehr als 500 fl. auszugeben. Versprechen, künftig auf unnütze Vergnügungen zu verzichten, um durch Sparsamkeit selbst zur Abtragung der Schulden beitragen zu können. An die Universität sei mit Fichte ein junger Schweizer berufen worden, der durch seine „Kritik aller Offenbarung“ (1792) und „Beiträge zur Berichtigung der Bemerkungen über die Französische Revolution“ (Beiträge zur Berichtigung der Urtheile des Publicums …, 1793) bekannt sei. Als Historiker werde Fabri durch Woltmann aus Göttingen ersetzt. Über den wegen seines mutmaßlichen Anteils an Unruhen in Polen nach Weimar geflohenen Schulz, ehem. Rat des Herzogs von Kurland. Bitte um Flußspat für das Kabinett der physikalischen Gesellschaft in Jena. (Auf freier Seite d. Bl. Namensliste, Personen und Städte, mit Bleistift) 123 Jena, 9. Juli 1794: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,111 (2 Dbl.) Bittet den Vater, am Haus der Familie in Regensburg eine „Maschine“ gegen Blitzeinschlag anbringen zu lassen. Über die in Weimar eingetroffene Schwester Julie und deren Plauderhaftigkeit. Verspricht dem Vater eine Sammlung von Fossilien aus Jena zukommen zu lassen. 124 Jena, 4. August 1794: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,112 (1 Dbl.) Eine geplante Reise nach Wonfurt zum Vater muß aufgeschoben werden, da er die Stunden bei Schnaubert über Kirchenrecht und Lehensrecht, das ihn mehr als das Studium der Regesten interessiere, nicht versäumen wolle. Über Gerüchte vom Eindringen der Franzosen in Schwaben und die Niederlage des preußischen Heeres in Polen. Nachrichten über G. v. Egloffstein und eine Begegnung mit der Gräfin Görtz. 125 Jena, 22. August 1794: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,114 (1 Dbl.) Nach der Vorlesungszeit will er Ende September nach Regensburg kommen und unter Anleitung des Vaters seine juristischen Studien vertiefen und Akten durcharbeiten. Äußert die Absicht, der Schwester Marie Anleitungen zur Verbesserung ihres schriftlichen Ausdrucks zu geben.

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126 Jena, 10. September 1794: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,113 (3 Dbl.) Textband Brief Nr. 5 127 Jena, 12. September 1794: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,115 (1 Dbl.) Widerspruch gegen den Wunsch des Vaters, ihn den Winter über in Regensburg zu behalten. Durch eine Unterbrechung des Studiums in Jena verzögere sich dessen Abschluß, wo er wegen des Aufenthalts in Tübingen ohnehin im Verzug sei, um ein weiteres Jahr bis Michaelis 1796. Eigentlich habe er das Studentenleben satt, fürchte aber beim Aufenthalt in Regensburg die Wiederkehr seiner unglücklichen, hypochondrischen Stimmung, die ihn zur Untätigkeit verleite.

1795 128 Regensburg, 18./20. Januar 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,116 (Nachschrift Karoline v. Seckendorf; 1 Dbl., 1 Bl.) Detailliertes Protokoll der eigenen Tätigkeit an den beiden vergangenen Tagen: Besuch einer Gala in Anwesenheit des (Taxis’schen) Hofstaates auf Einladung des jungen Ompteda (Friedrich?). Tags darauf, nach Akten- und Staatsrechtsstudium unter Anleitung des Syndikus, die Mutter auf einen Ball begleitet zu einer Gesellschaft von etwa 150 Personen. Tod des kleinen Prinzen Georg v. Thurn und Taxis. 129 Regensburg, 20./22. Januar 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,118/119 (1 Dbl.) Weiteres Tagesprotokoll: Besuch einer mittelmäßigen Komödie. Austausch mit dem befreundeten Rantzau über den Krieg in Holland und die von dort eintreffenden Gerüchte, die Einnahme von Amsterdam und den Rückzug der kaiserlichen Armee betreffend. Aktenstudium bis in die Nacht. 130 Regensburg, 23./27. Januar 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,120 (1 Dbl., 1 Bl.) Weiteres Tagesprotokoll: Repetitionen in Staatsrecht, Klavierstunden, Korrektur von Briefen der Schwester Marie und Begleitung der Mutter bei verschiedenen Visiten. Der Besuch von Ifflands „Alte und neue Zeit“ (1794) machte „ziemliche Langeweile“. Einladung zur Hochzeit des Magisters Gampert erhalten. Über einen Württemberger Enslin, der jetzt am Gymnasium poeticum mechanische Geräte vorführe, dabei etwa „durch Holspiegel Geistererscheinungen hervorbringt (…). Auf der Stelle, wo ihr Erstgeborener sich einen Kranz unverwelklichen Lorbeers um die Stirne gewunden hat, figurirt nun ein – Taschenspieler. Sic transit gloria mundi.“ Vom Grafen Seiler (Joseph Graf v. Seilern), bei dem er sich wegen des Reichshofrats erkundigt habe, verschiedene Briefe aus Wien erhalten. 131 Regensburg, 27./29. Januar 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,121 (1 Dbl., 1 Bl.) Weiteres Tagesprotokoll: Staatsrechtsstudien. Gespräche über Pferde und Philosophie (Kant, Wolff), Besuch eines Balls.

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132 Weimar, 7. April 1795: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 6 133 Göttingen, 9. April 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,122 (3 Dbl.) Über einen Besuch in Meisdorf bei der Familie v. Asseburg. Politisches Raisonnement: Girtanner prognostiziere baldigen Friedensschluß, weil es den kriegführenden Parteien an Geld fehle. Bemerkungen zu Gebietsansprüchen der Fürsten in Elsaß und Lothringen, des württembergischen Herzogs u.a. Echauffiert sich über die Schuldenmacherei der Regensburger Gesandten. Während seines Aufenthalts in Bayreuth habe er sich viel von Hardenberg erhofft. Er will sich in den Ritterschaftskanton von Steigerwald und Gebürg eintragen lassen. 134 Weimar, 11 Mai 1795: von Johann Isaak Gerning Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,462 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 7 135 Regensburg, 14. Juni o.J. (1795/96?): von Günderrode Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,463 (Nachschrift von anderer Hand; 1 Dbl., 1 Bl.) Dank für den Trost nach dem Tod eines Familienmitglieds. 136 Münichweiler 16. August o.J. (1795?): von George v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,474 (2 Dbl.) Dankt seinem Vetter Leo für die Anteilnahme an seiner bedrängten finanziellen Lage. Über seine materielle Situation als Offizier. 137 Wonfurt, 9. September 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,123 (2 Dbl.) Zu Familien- und Gutsangelegenheiten; Treffen mit Landschaftsassessor Hornthal, v. Truchseß, Pfändung Rittergut Thüngen. 138 Weingartsgreuth, 16. September 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,124 (1 Dbl.) Über das in Schweden erschienene Buch über eine Affäre, deren hiesige geheime Behandlung Befürchtungen über die Unterdrückung der Pressefreiheit aufkommen lasse. Zu Gutsangelegenheiten (Liquidation bei Wonfurt). Reise nach Regensburg und Treffen mit Rantzau geplant. 139 Ulm, 2. Oktober 1795: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,472 (1 Bl.) Über die Vorteile eines Gesandtschaftspostens an einem Fürstenhof. Der Sohn soll die sich voraussichtlich bald bietende Gelegenheit des schon länger erwarteten Friedenskongresses nutzen, den württembergischen Herzog um eine entsprechende Stelle anzugehen. Zweifel dagegen am Nutzen von Leos Vorhaben, sich bei Abel in Basel zu bewerben.

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140 Ulm, 8.(?) Oktober 1795: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,473 (1 Bl.) Erneutes Abraten von der geplanten Reise nach Basel. Seckendorf möge – wegen seiner Bewerbungspläne – bei seinem Aufbruch nach Göttingen den Weg über Stuttgart nehmen und den Rat Wöllwarths einholen. 141 Regensburg, 15. Oktober 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,125 (1 Dbl.) Besorgt über die Nähe Wonfurts, wo sich der Vater aufhält, zum Kampfgebiet und zugleich in Erwartung eines entscheidenden Schlages gegen das französische Heer nach der vorgesehenen Vereinigung beider kaiserlichen Armeen. Überlegungen zur Wahrscheinlichkeit eines neuen Separatfriedens des Kaisers mit Frankreich, wo die Unstimmigkeiten unter den Republikanern zu einer neuen Krise führen dürften. Gespräch mit v. Bühler (Albrecht Freiherr v. B.) über die Mission des Vaters. 142 Amberg, 29. Dezember 1795: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,127 (1 Bl.) Knapper Bericht über eine Reise von Schwandorf nach Ambach. 143 Wien, 30. Dezember 1795: von H (Unbekannt) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,461 (1 Dbl.) Hätte es gern gesehen, wenn Leo mit seinem Vater nach Basel gereist wäre, freut sich gleichwohl, daß dessen Leben mit dem Entschluß, das Studium in Göttingen fortzusetzen, nun eine andere Wendung genommen habe. Er möge dort eine gründliche Ausbildung erfahren, empfiehlt insbesondere Prof. Leist. Fragt nach der Schwester Marie und läßt Grüße an den Vater bestellen. In Wien interessiere derzeit vor allem das tragische Unglück des Fürsten Karl (v. Liechtenstein, getötet im Duell am 24. Dezember 1795).

1796 144 Bayreuth, 1. Januar 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,128 (1 Dbl., 1 Bl.) Bericht von der Reise zur Fortsetzung des Studiums nach Göttingen, Unfall der Kutsche. Von Familienangehörigen in Bayreuth, über Voelderndorff, den heiratsunwilligen Karl Pappenheim. Über v. Hardenberg und dessen für die Fürstentümer (Markgrafschaft Ansbach-Brandenburg) nachteilige Verhandlungsführung in Basel; inzwischen sei er nach Berlin gereist und überbringe einen Brief des Vaters. Kretschmanns feindliche Position gegenüber dem reichsständischen Adel. 145 Meiningen, 7. Januar 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,129 (3 Dbl.) Ausführlicher Bericht von der beschwerlichen, durch Unwetter und schlechte Wege beeinträchtigten Reise nach Meiningen. Über den dortigen Aufenthalt und Erwähnung eines Besuchs der Komödie in Coburg.

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146 Göttingen, 8. Januar 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,130 (1 Dbl.) Nach dem vom Vater vermittelten ersten Kontakt mit Prof. J. C. Leist in Göttingen. Über die Aussichten der Ritterschaftsangelegenheiten und die dabei anfallende Rolle des Wiener Kriegshofrats. Der Friedensprozeß sei, nachdem Malmesbury Paris verlassen habe, gefährdet, zumal Pitt dadurch einen Vorwand bekomme, den Krieg fortzusetzen. Nachricht über den Bankrott des fränkischen Kreises und die bevorstehende Auflösung der Kreisversammlung. 147 Göttingen, 15. Januar 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,131 (2 Dbl.) Bericht von der Begegnung mit Prof. Leist, der ihm seinen Studienplan arrangiere: Rechtsprinzipien bei Martens, Staatsrecht bei Pütter, ein Publice über den Reichskrieg bei Leist und Kriegsgeschichte bei Spittler. Über eine familiäre Einladung zu Feder sowie zu den gesellschaftlichen Kontakten mit den Professoren in Göttingen, die an Sonntagen empfingen. 148 Göttingen, 24. Januar 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,117 (1 Dbl., 1 Bl.) Abrechnung der wegen verschiedener Zwischenfälle höher ausgefallenen Reisekosten, er werde mit seinem Geld wegen der Miete u.a. nicht bis Ende Februar auskommen. In Göttingen seien die Lehrveranstaltungen bereits weiter fortgeschritten als erhofft; man lebe hier zurückgezogener als in Jena, zu den wenigen Kontakten zähle der junge Colloredo (Ferdinand v. Colloredo-Mansfeld). 149 Göttingen, 4. Februar 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,132 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 8 150 Göttingen, 15. Februar 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,133 (1 Dbl.) Über sein Studium und das des Vetters Ompteda; in zivilem und öffentlichem Recht fühle er sich schon recht beschlagen. In Erwartung einer Geldsendung des Vaters. Lektüre verschiedener tagespolitischer Broschüren, darunter „Kongreß zu Bopfingen“ von Strengschwerd (Karl Glave-Kolbielski); Bitte um Zusendung weiterer Schriften. 151 Göttingen, 4. März 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,134 (1 Dbl., 1 Bl.) Katalog der Lektionen im kommenden Halbjahr (Privatrecht, Prozeßrecht bei Klaproth, Pandekten bei Meister, Politik, Staatsverwaltung und Kameralistik bei Schlözer, Praktika bei Pütter, über den Reichskrieg bei Leist, bei Berg über die neueste Wahlkapitulation), von denen er wegen terminlicher Überschneidungen nicht alles wahrnehmen könne. Bemüht sich um Bewegung (Fechten, Wanderungen, Teilnahme an einer Treibjagd) als Ausgleich für die sitzende Tätigkeit. Argumentation für eine von ihm gewünschte Reise nach Holstein und Hamburg, bei der er Güter im Interesse des kaufwilligen Vaters in Augenschein nehmen könne.

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152 Regensburg, 14. März 1796: von Frau von Guanta (?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,464 (1 Dbl.) Antwort auf einen Brief Seckendorfs über seine Situation an der Universität. Nachricht über die Familie Rantzau, die für einige Monate nach Kopenhagen gegangen sei. 153 Göttingen, 21. März 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,135 (1 Dbl.) Absage der Reise nach Holstein, stattdessen fahre er nach Meisdorf zu Asseburg. Fragt, wie lange er nach dem Wunsch des Vaters in Göttingen studieren solle, bei längerem Studium würde sich idealerweise ein Aufenthalt am Reichskammergericht in Wetzlar anschließen. Erwähnung angenehmer Aufenthalte in Weimar, er benötige gesellschaftlichen Umgang, um nicht als Misanthrop zu enden. 154 Göttingen, 13. April 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,136 (1 Dbl.) Über verschiedene Druckschriften von Möser und Schlözer sowie A. Hennings „Annalen der leidenden Menschheit“ (1795ff.), P. B. Horstmanns „Gute Nacht! Republik, die Emigrirten stehn auf!“ (1796) sowie über eine Satire Strengschwerds gegen den Vater und Mittel, ihr zu begegnen (Auszug aus einer Anzeige für die Schrift „Germanien im Jahre 1795“ im Reichsanzeiger). 155 Göttingen, 23./24. April 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,137 (3 Dbl.) Über die wegen der Abwesenheit Asseburgs abgebrochene Fahrt nach Meisdorf, die ihn dafür Teile des Harz bereisen ließ. Gegen ein nicht genanntes, gegen ihn gerichtetes Pasquill eines anonymen Autors (vermutlich Strengschwerd), gleichsam ein Gesellschafter von Kotzebues „Dr. Bahrdt“, wolle er sich öffentlich zur Wehr setzen; der Vater müsse Görtz, Hohenthal und Kaufmann ebenfalls zu einer sachlichen Replik bewegen; Überlegungen zum Publikationsort (Intelligenzblatt der ALZ, Allgemeine deutsche Bibliothek). Über die Situation nach dem Baseler Frieden, Skepsis über dessen Bestand, nachdem Österreich Erzherzog Karl das Oberkommando übertrage habe und dem nördlichen Deutschland kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Schweden, Kurland und Dänemark drohten. 156 Göttingen, 13. Mai 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,138 (2 Dbl.) Auskunft über sein hohes Arbeitspensum und die erhöhten Ausgaben, die sich aus der mitgesandten Abrechnung ergeben. Plan einer Reise nach Kassel, will sich Minister v. Wittorf, Hardenberg und Frau v. Berlepsch vorstellen. Arbeitet an einer Schrift über die Gesandtschaftsberichte zum preußischen Separatfrieden. Die hiesige Mannschaft habe den Abmarschbefehl für den 8. Juni erhalten. Bedauert das Fortwirken von Obskuranten wie Strengschwerd und daß er einen Brienaud (?) oder Knigge nicht kennengelernt habe. 157 Göttingen, 29. Mai 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,139 (1 Dbl., 1 Bl.) Über die schlimmen Ereignisse in Italien, der Onkel, Alexander v. Seckendorf, müsse mit seiner Einberufung zum Heer rechnen. Bei einer Fortsetzung des Krieges werde Öster-

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reich einen schweren Stand haben, sollten die Truppen zur Rettung der Lombardei abgezogen werden, drohe eine Schwächung der militärischen Präsenz am Rhein. Zugleich eroberten die Engländer eine holländische Kolonie nach der anderen, am Reichstag werde an Frieden nicht mehr gedacht. Überlegungen zu einer publizistischen Entgegnung auf das „Germania“-Pasquill, das er noch immer nicht in Händen habe. Pfingsten hat er in Kassel verbracht, war vom Park und dem Millionen verschlingenden Marmorbad wenig angetan; Hardenberg habe er in einer großen Gesellschaft kaum persönlich sprechen können. 158 Göttingen, 9. Juni 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,140 (1 Dbl.) Zum Tod des Onkels Friedrich Karl v. Seckendorf (1736–1796, bayreuthischer und kurmainzischer Staatsminister). Übermittelt Grüße Hardenbergs, den er noch einmal besucht habe; der Onkel Alexander v. Seckendorf sei wohl schon nach Italien unterwegs. Aus Württemberg komme das Gerücht von einer beabsichtigten Verheiratung des Erbprinzen Friedrich mit der Prinzessin von England (Prinzessin Charlotte; Hochzeit am 18. Mai 1797), außerdem sollten württembergische Untertanen als Soldaten für die Kolonien verkauft werden – was schon wegen des voraussehbaren militärischen Eigenbedarfs in Erstaunen setze. 159 Göttingen, 17. Juni 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,141 (1 Dbl., 1 Bl.) Spekulation über mögliche Reaktionen auf den Vormarsch der französischen Truppen, die in Deutschland eine Art Polnischer Teilung ins Werk setze: Die Reichsstände würden einen Frieden um jeden Preis anstreben, Österreich sich wahrscheinlich Bayern aneignen, Preußen und Braunschweig sich durch Gebiete in Norddeutschland schadlos zu halten suchen, worauf entsprechende Truppenbewegungen schließen ließen. Jedenfalls sei von Preußen keine Unterstützung der von Napoleon vorgeblich gewünschten Reichsintegrität zu erwarten. Übersendung des Pasquills „Germania“, das neben zutreffendem Spott verschiedene Pöbeleien enthalte, gegen die er sich durch eine Vorrede in gelassenem Ton wehren wolle. Da die Franzosen inzwischen schon in Wetzlar stünden, änderten sich die eigenen Zukunftspläne. Statt einer Anstellung beim Friedenskongreß strebe er einen Verbleib in Göttingen über den Winter an. Über Alternativen, etwa württembergische Dienste, sei er sich noch im unklaren. 160 Göttingen, 3. Juli 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,142 (3 Dbl.) Eindrücke von seiner Harzreise über Ostern, trotz der Ärmlichkeit habe er die Bewohner des Harz in einem gesünderen und behaglicheren Zustand vorgefunden als die der umliegenden geistlichen Herrschaften. Eine weitere projektierte Reise in die Rheingegenden sei wegen des französischen Vorstoßes in Baden derzeit nicht durchführbar. Widersprüchliche Gerüchte über die Absichten der Franzosen (Vormarsch auf Mannheim, Schwaben), die eigentlich auch Besorgnis beim württembergischen Herzog hervorrufen müßten; preußische Truppenbewegungen vor Ort. Zu einem preußisch-französischen Abkommen über die Abtretung linksrheinischer preußischer Besitzungen und entsprechender Kompensationen – „Alle Prognostika scheinen eine friedlich verabredete allmähliche Teilung des Reichs anzudeuten“. Erwartung weiteren Vormarschs der Franzo-

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sen Richtung Schwaben und Tirol nach neuerlichem Rheinübergang; Vergleich des Zustands der preußischen Armee mit der russischen, die Abhängigkeit der schwedischen Krone von Rußland dient als mahnendes Beispiel. Die „Germania“ zirkuliere jetzt unter den Göttinger Professoren. 161 Göttingen, 10. Juli 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,143 (1 Dbl.) Mitteilung von Gerüchten und allgemeiner Sorge wegen möglicher preußischer und französischer Besetzungen in Süddeutschland. 162 Göttingen, 31. Juli 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,144 (1 Dbl.) Weitergabe von Nachrichten aus dem bedrohten Regensburg, wo einige aus der Stadt geflohen, andere um das Archiv des Reichstags besorgt seien. In Göttingen glaubt man, angesichts der augenblicklichen, mit dem 30jährigen Krieg vergleichbaren Krise werde der Reichstag nach seiner Zerstreuung nicht mehr zusammentreten. Unklarheit über die mit seinen Truppenbewegungen in Norddeutschland verbundenen Absichten Preußens (Besetzung von Nordhausen und Mühlhausen). Nachrichten über militärische Operationen in Franken und aus Wetzlar; für fränkische Gutsbesitzer bestünde Gefahr durch die Franzosen nur bei einer Zugehörigkeit zum kaiserlichen Heer – wie bei Alexander v. Seckendorf der Fall. Nachrichten vom württembergischen Sonderfrieden; am 3. August gehe der preußische König durch Göttingen. 163 Göttingen, 5. August 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,145 (1 Dbl., 1 Bl.) Besuch des preußischen Königs bei Hardenberg, wohin halb Göttingen aufgebrochen, auch er habe ihn gesehen. Von der „Germania“ seien nun auch, „aus Malice gegen mich“, einige Exemplare nach Göttingen gelangt. 164 Göttingen, 29. August 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,146 (Beilage gedrucktes Vorlesungsverzeichnis Universität Göttingen WS 1796/97; 1 Dbl.) Allgemeine Klage über das Elend der Gegenwart und darüber, daß inzwischen auch das bislang verschonte Süddeutschland vom Feind überrannt werde. Sorge um den Bestand des Reichstags verbunden mit der auch in der Publizistik geäußerten Hoffnung, daß die Konstitution dennoch Bestand haben werde. Vom Augenzeugen Dr. Meyer aus Hamburg, der seine Stadt in Paris vertrete, über die Stimmungslage in der französischen Hauptstadt vernommen, daß das Direktorium bis auf Carnot den Anschluß der linksrheinischen Gebiete befürworte. Zur Haltung Englands und den Problemen des deutschen Kaisers, eine neue Armee aufzubauen. Interesse u.a. für Lichtenbergs Physik-Vorlesungen aus dem – gedruckt beiliegenden – Vorlesungsverzeichnis zum Wintersemester. 165 Göttingen, 16. September 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,147 (3 Dbl.) Textband Brief Nr. 9

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166 Göttingen, 30. September 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,148 (1 Dbl.) Erfreut über die Wendung des Kriegsglücks zu Ungunsten der Franzosen, deren Generäle, bis auf Napoleon, sämtlich geschlagen seien. Statt dies zu konkreten Verhandlungen zu nutzen, träume man jedoch seitens der Koalition von einer Konterrevolution. Über einen interessanten Aufsatz im „Moniteur“, wonach Frankreich vorderhand eine neue Verfassung benötige. Zum Fall des Grafen Rollin. In Stuttgart müsse der Landtag zusammentreten, außerdem würden die württembergischen Prinzen auf dem Weg nach London Göttingen passieren – ob er sich beiden vorstellen lassen solle? Plant, im kommenden Winter naturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen zu belegen. Bemühung um eine in der Hamburger Zeitung angekündigte Schrift, „An Deutschlands Ratstände“, als deren Verfasser der Meiningische Rat (Franz Josias) v. Hendrich gelte. 167 Göttingen, 8. Oktober 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,149 (1 Dbl.) Überlegungen zur territorialen Unabhängigkeit Frankens von Preußen, die sich aus der politischen Entwicklung, aus dem Interesse Österreichs und Frankreichs ergeben könne; dazu Details über möglichen Gebietstausch. Der mit Ritterschaftsangelegenheiten betraute Leist hat eine Reise ins Hannoversche unternommen. Leo spricht von der ihm stets „heiligen“ Erinnerung an das konsequente Verhalten des Vaters (dessen Rücktritt als Finanzminister des Markgrafen Karl Alexander v. Brandenburg-Ansbach wegen einer von dessen Maitresse Lady Craven angezettelten Intrige) vor genau neun Jahren. Zu verschiedenen Bekannten (Colloredo geht nach Wien; Karl v. Seckendorf, die Töchter der Tübinger Seckendorfs). 168 Göttingen, 16. Oktober 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,150 (1 Dbl.) Abrechnung seiner Ausgaben für die zurückliegenden beiden Monate. Zum sonntäglichen Besuch bei Göttinger Professoren, absolviert in Galarock und mit Degen, der aber keine Gelegenheit zur Konversation biete; ohne die übliche Etikette dagegen die zweimal wöchentlich stattfindenden Gesellschaften bei Girtanner. Darüber hinaus suche er den Umgang mit Kameraden; allgemeine Überlegungen zu geselligen Bräuchen (Spiel, Kontakte zu Frauenzimmern). 169 Göttingen, 6. November 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,151 (1 Dbl.) Leist ist bereit, ein juristisches Gutachten im Auftrag des Vaters zu erstellen und erbittet Materialien und eine inhaltliche Vorgabe für die vorgesehene Deduktion (vgl. den folgenden Brief an den Vater). Leo geht auf einen Vorschlag des Vaters ein, selbst eine gegen die preußische Erklärung gerichtete Druckschrift auszuarbeiten, die ihn weniger Angriffen aussetzen solle als der Erstling „Ein Wort zu seiner Zeit“; über die dafür erforderlichen historischen und juristischen Vorkenntnisse. Mitteilung von in Göttingen kursierenden Gerüchten über den Kriegsverlauf: Moreaus desolate Armee, Wurmsers Erfolge gegen Napoleon in Italien. Über neu eingetroffene Studenten, der Sohn des mecklenburgischen Ministers (Ulrich Otto) v. Dewitz, und die Vorzüge des kameralistischen Studiums.

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170 Göttingen, 26. November 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,152 (2 Dbl., 1 Bl.) Schrift des Briefes gekennzeichnet von einer Handverletzung des Briefschreibers, möglicherweise infolge eines Duells – „ich schreibe bald links, bald (…) mit den hinteren Fingern der rechten Hand“ (vgl. den vorausgehenden, im Auftrag Leos geschriebenen Brief eines Jo. Schuhl [?] an den Vater vom 18. November 1796 [Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,152]: Der Sohn könne selbst nicht schreiben, da er „durch einen Hieb“ in die Hand keine Feder halten könne). Über den Leist erteilten Auftrag einer Stellungnahme gegen das Gutachten Kretschmanns (vgl. Brief vom 1. Januar 1796), Gedanken über die Ursachen für dessen Karriere am preußischen Hof und Sorge um die eigenen Aussichten nach der geplanten öffentlichen Stellungnahme – seine eigene Anonymität sollte vorläufig jedenfalls wegen der eingetretenen Rufschädigung durch die erste Schrift (vgl. den vorigen Brief) gewahrt bleiben. Erwägung eigener Karrieremöglichkeiten, am kaiserlichen Hof sei man der Familie Seckendorf nicht wohlgesonnen; evtl. gebe es Aussichten in Berlin; die Erlangung einer ersten Anstellung in Ansbach-Bayreuth, erstrebenswert wegen der Nähe zu den Familiengütern, sei aber abhängig von Hardenberg. Nachfragen Leists zu seinem Auftragsgutachten. Zur politischen Situation, derzeit erwarte man Ergebnisse der preußischen Friedensverhandlungen in Paris ab (Stellungnahme von Malmesbury). 171 Göttingen, 24. Dezember 1796: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,153 (2 Dbl.) In Erwartung der für ihn und Leist erforderlichen Papiere für die Ausarbeitung einer „Schrift“ gegen die anmaßende preußische Position gegenüber der Reichsritterschaft. Über die Entwicklung in Rußland nach dem Tod Katharinas II. (17. September 1796), der neue Zar (Paul I.) werde, wenn er sich von fremdem Einfluß befreien könne, seine Mutter sicher nicht in allem zum Vorbild nehmen. Sorge über die Entwicklung im bedrängten Württemberg; über eine (ungenannte) Schrift Häberlins und Angriffe auf Erzherzog Karl im 5. Heft des „Staats-Archivs“ (von Karl Friedrich Häberlin). Über die Angriffe auf Wöllwarth und die mangelnde Solidarität seines Dienstherren, verglichen mit gegenteiligen Erfahrungen des Vaters mit dem seinen, Herzog Karl Eugen, vor etwa sechs Jahren.

1797 172 Göttingen, 21. Januar 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,154 (2 Dbl.) Trotz Krankheit versuche er bis Ostern die Abhandlung wider das preußische Gutachten über die Reichsritterschaft in angestrengter Arbeit, 12–14 Stunden am Tag, fertigzustellen. Literatur wie Schmids „Geschichte der Deutschen“ dabei jedoch wenig hilfreich, v.a. was die frühe Geschichte der fränkischen Ritterschaft angehe; dazu zwei unterschiedliche Entstehungstheorien für die Zeit nach dem Untergang des Hauses Hohenstaufen. Spekulationen über den Kriegsverlauf, dem der Winter kaum Einhalt gebiete: Verluste der Franzosen (Eylau, mißglückte Expedition in Kurland). Gerücht im „Moniteur“, der französische Gesandte in Basel v. Bülow werde in Paris Frieden für Hannover schließen. Schwere Erkrankung Girtanners und Lichtenbergs.

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173 Göttingen, 10. Februar 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,155 (3 Dbl.) Klagt über mangelnde Aktualität der Zeitungen bei literarischen Ankündigungen. Seine geplante Arbeit über das preußische Gutachten zum Reichsritterstand werde nun entbehrlich durch (nicht genannte) Aufsätze von Schmid, u. a. die Rezension einer eigenen Schrift in der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“; will zur Vervollkommnung seiner kameralistischen Studien lieber noch bis Michaelis in Göttingen bleiben. 174 Göttingen, 1. März 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,156 (2 Dbl.) Besserung seiner Gesundheit. Zu den Veränderungen seit 1789 und den Auswirkungen der Revolution (die in Analogie zu Luthers Reformation gesehen wird) auf die deutschen Fürsten; Notwendigkeit einer neuen Staatsverfassung. Mit dem historischen Prozeß (der Aufklärung) notwendig einhergehend sei ein neues Verhältnis zwischen Fürsten und Untertanen. 175 Göttingen, 14. März 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,157 (3 Dbl.) Überlegung, ob ein sicherer Schutz des Untertanenstatus durch einen Mächtigen bei gleichzeitiger Unfreiheit und unfreiwilliger totaler Politisierung des Lebens der Unterordnung unter einen ohnmächtigen Fürsten vorzuziehen sei (zielt auf die Alternative Unterordnung unter preußische Hoheit oder Fortbestehen reichsunmittelbarer Ritterschaft). Die gegenwärtige Politik befördere das Partikularglück des eigennützigen Privatmannes, statt zu einem Handeln für das Gemeinwohl zu erziehen. Mißtrauen gegenüber Görtz und Hardenberg; Kretschmann und Häberlin verteidigten die preußischen Maßnahmen in ihrem Journal, dagegen wären Abhandlungen über das preußische Reunionssystem zu erarbeiten, etwa in Häberlins „Staats-Archiv“, in Bergs „deutschem Staatsmagazin“, dem „Genius der Zeit“ oder dem „Mausgrauen Ungeheuer“. Vorschlag verschiedener Personen (Schnaubert, Pütter, Danz u.a.) für eine entsprechende publizistische Reaktion. Reise zum Vater für Ende April erwogen. 176 Göttingen, 31. März/2. April 1797: an Johann Isaak Gerning Hs. FDH, Hs-4905–06 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 10 177 Göttingen, 6. April 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,159 (2 Dbl.) Plan, für die juristische Praxis nach Wetzlar zu gehen. Tod des Herrn von Asseburg, dessen Tochter bereits seit längerem als interessante Partie für Seckendorf gehandelt worden sei. Überlegungen zur beruflichen Karriere, wegen der Abweisung in Württemberg 1795 lieber in Norddeutschland, Preußen oder andernorts.

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178 Göttingen, 14. April 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,160 (2 Dbl.) Vor dem Abschied von Göttingen, Vergleich von Stadt und Universität mit Jena. Dort ein Zirkel junger talentierter Leute, was in Göttingen fehlte, wo aber die wissenschaftliche Anregung intensiver sei. Arbeit an einer vorläufigen Deduktion; über Strengschwerds Pasquillen (Plan einer kühlen Erwiderung) und Bülows Berichte. 179 Göttingen, 27. April 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,161 (1 Dbl.) Kurz vor einer Reise nach Weimar (über Schnepfenthal mit beabsichtigtem Besuch des dortigen Erziehungsinstituts), um G. v. Egloffstein zu sprechen. Pütter empfiehlt (Johann Christoph) Koch in Gießen für die Ausarbeitung einer juristischen Arbeit (des o. g. Rechtsgutachtens über die Situation der Reichsritterschaft). 180 Weimar, 19. Mai 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,162 (2 Dbl.) Will am 24. Mai beim Vater in Birkenfeld sein. Von einem Aufenthalt in Meisdorf mit Auslotung einer möglichen Partie – über das nicht schöne, aber gutherzige Frl. v. Asseburg –, wozu aber noch keine konkreten Schritte unternommen, zuerst wolle er die eigene berufliche Anstellung vorantreiben. Reise nach Ballenstedt und Sondierungen wegen einer weiteren möglichen Heiratskandidatin Frl. v. Oberkirch. 181 Weimar, 22. Mai 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,163 (1 Dbl.) Verzögerung seiner Abreise wegen der Deduktion und Unterredung darüber mit Egloffstein und Schnaubert (in Rudolstadt); Botensendung an den Vater zwecks Autorisierung der Verhandlungen mit Schnaubert. 182 Graz (?), 27. Mai o.J. (1797?): von Inigo (Ignatz) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,467 (1 Dbl.) Ausführliche Beschreibung der landschaftlichen Schönheit seines derzeitigen Aufenthalts, verbunden mit einer Einladung an Leo und seinen Onkel Alexander v. S., ihn dort zu besuchen. Über eine versprochene Sendung von Mineralien. 183 Birkenfeld, 8. Juli 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,164 (1 Dbl.) Über verschiedene Besuche, u.a. bei Frau von Thüngen. 184 Wonfurt, 17. Juli 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,165 (1 Dbl.) In der Abgeschiedenheit des Ortes habe er keine Informationen über die aktuellen Ereignisse. Von Kanonenschüssen und Spekulation, ob diese mit den Ereignissen um Nürnberg zu tun hätten. Auskünfte über das Landgut. 185 Regensburg, 24. August 1797: an Johann Isaak Gerning Hs. FDH, Hs-4907 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 11

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186 Freiberg, 20. Oktober 1797: von August Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,303 (1 Dbl., 1 Bl.) D: Scheidel 1900, S. 265 (TD, Zitat) Textband Brief Nr. 12 187 Linz, 19. November 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,166 (1 Dbl.) Reiseplanung: über Wien nach Leoben. Von einer Unterredung mit dem italienischen General Lusignan über den Standort der Armeen. Über den Verlauf des Rastatter Kongresses, Gerüchte über Gebietstausch und das angebliche Vorrücken napoleonischer Truppen auf Rastatt. 188 Schloss Sonneck, 30. November 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,167 (3 Dbl.) Von der Armee und über die Brigade des – nach seinem Eindruck gealterten – Onkels Alexander v. Seckendorf; zur Amtsführung Killingers. Tod der „Majesté aquatique“ (Friedrich Wilhelm II. v. Preußen); über Hardenberg und seine Clique. Der Onkel wolle eine Dokumentation über historische Dokumente in Sugenheim für den (preußischen) König verfassen, wovon er die Schlußredaktion übernehme, dafür benötigt er archivalische Unterlagen über die fränkische Ritterschaft; er habe auf 6 Briefe an Hardenberg lediglich einmal Antwort erhalten. 189 Schloss Sonneck, November 1797: an Jeanette v. Wildenstein? Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,478 (Briefentwurf? 1 Dbl.) Dank für eine viertägige Gastfreundschaft, die ihm ein überaus süßes Vergnügen bereitet habe. Nach achttägiger beschwerlicher Reise angekommen auf Schloß Sonneck des Grafen Auersberg, dessen Sohn mit einer Prinzessin v. Schwarzenberg in Wien verheiratet ist. Ratschläge in der ihm anvertrauten Angelegenheit des Herrn v. W., dessen problematisches Verhältnis zum Wiener Hof (wegen des Gerüchts, in preußische Dienste treten zu wollen) durch Vermittlung des ihm gewogenen Erzherzogs Karl entspannt werden und zu einer Rehabilitierung führen könne. 190 Schloss Sonneck, 10. Dezember 1797: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,168 (1 Dbl.; Beilage Postwagenbillet, 1 Bl.; Reisekostenaufstellung, 1 Dbl.) Bedauern, den Vater nicht nach Berlin begleiten zu können. Bekanntschaft mit Baron Z. (?) geschlossen, einem engen Vertrauten des Onkels Alexander v. Seckendorf. 191 Jena, 25. Dezember 1797(?): von Frau von Werneck (?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,487 (1 Dbl.) Zu Leos Ankunft beim Onkel Alexander. Über die kritische Lage des Kaiserreichs, möglicherweise stehe eine kriegerische Auseinandersetzung Österreichs mit Preußen bevor. Übermittelt Grüße und den Dank Henriettes (v. Egloffstein?), die für die Empfehlung eines Werks von Matthisson dankt.

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1798 192 Cilly, 18./28. Januar 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,169 (6 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 13 193 Freiberg, 6. Februar 1798: von August Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,304 (1 Bl.) Dankt für Leos Brief aus Laibach, er habe für ihn Beiträge (Aufsatz, auch Gedichte, wohl für eine geplante Zeitschrift) ausgearbeitet (vgl. Brief Herders v. 21. Februar/6. März 1797). Majer, den er während seines weihnachtlichen Weimar-Aufenthalts in Jena getroffen habe, arbeite jetzt emsig an seinem „Faustrecht“ (1. Bd., Berlin 1799); zu dritt könne man sich im Frühjahr in Böhmen treffen und „das alte trifolium patrioticum germanicum bilden“. Zuversichtlich hinsichtlich Seckendorfs Weimarer Ambitionen. Bittet um Sammlung von Mineralien aus österreichischen Ländern. 194 Graz, 23. Februar 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,170 (1 Dbl., 1 Bl.) Der Onkel, Alexander v. Seckendorf, sei wegen der schweren Erkrankung der Erzherzogin Maria Christina nach Wien gereist. Zu erforderlichen Änderungen an den Species facti über Sugenheim und über die politischen Umstände, die einen ungünstigen Reichsfriedensschluß erwarten ließen; Leo äußert die Absicht, später eine Geschichte des derzeitigen Krieges auszuarbeiten. Über den revolutionären Zustand in den kleineren Staaten (Schweiz, Holland, Italien). Auch für die kleineren deutschen Staaten bestünden, angesichts der Bedrohung der alten Verfassung durch den künftigen Friedensschluß und wegen der preußischen Dominanz, schlechte Aussichten auf eine Einheit in einer von territorialer Zersplitterung geprägten Monarchie. Fragt nach Reaktionen (von G. v. Egloffstein, sein Anstellungsgesuch betreffend) aus Weimar. (Beilage: Abschrift eines Briefs des Onkels Alexander v. S. an den preußischen König und Minister Haugwitz.) 195 Graz, 12. März 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,171 (1 Dbl.) In Erwartung eines positiven Bescheids (von Voigt), seine Anstellung betreffend, will er Egloffstein noch einmal um Mitteilungen bitten, welche Aufgaben in Weimar auf ihn warten und worauf er besonders zu achten habe. In den verbleibenden vier bis sechs Monaten wolle er an einem ruhigen Ort (Wonfurt) seine Studien abschließen. Seit zwei Tagen liefen – wohl aufgebauschte – Gerüchte über den Aufstand von Teilen der französischen Armee in Italien um, er hält die französische Regierung aber für einig und stark genug. Einer weiteren Nachricht zufolge streite der auf Bonaparte eifersüchtige General Augereau mit dem Direktorium und drohe mit seiner Armee gegen Paris zu ziehen. Bittet um ein Verzeichnis der in einem Band der „Akademie der schönen Redekünste“ (hg. v. G. A. Bürger) versammelten Aufsätze. Der Onkel hält sich noch in Wien auf, um die Gesundung der Erzherzogin Maria Christina abzuwarten.

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196 o.O. (Regensburg?), 27. März 1798: von Frau von Guanta (?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,465 (1 Dbl.) Dankt für ein Schreiben, sein letztes habe sie der gemeinamen Freundin Luise Diede jedoch nicht gezeigt. Erörterung und Vorstellung eigener Pläne für den Sommer. 197 Graz, 28. März 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,172 (2 Dbl., 1 Bl.) An einer Reise nach Wien durch seinen Husten gehindert. Von der Abtretung des linken Rheinufers, wie von der kaiserlichen Deputation zugestanden, werde Frankreich profitieren, das zugleich die Bedingungen diktieren könne. Die schmähliche Lage der Reichsstände sei selbstverschuldet. Die bevorstehende Konsolidierung der Helvetischen Republik sei ausgerechnet dem Verhalten Frankreichs zu verdanken, das sich in auswärtige Angelegenheiten doch nie habe einmischen wollen. So entstehe eine schändliche Republik vor der Geschichte; dagegen bestehe weiterhin die Gefährdung vieler kleiner Territorien, demnächst von den großen Monarchien geschluckt zu werden. 198 Graz, 20. April 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,173 (1 Dbl., 1 Bl.) Auskurieren einer Krankheit in Bad Neuhausen und Teplitz beabsichtigt. Die eigene Arbeit besteht derzeit in der bald abgeschlossenen Ausarbeitung eines Aufsatzes über die Angelegenheit Sugenheim, außerdem Studien zur Cisalpinischen Republik, über den Frieden von Udine und Campo Formio. Beklagt seine ungenügenden Informationsmöglichkeiten (alte Zeitungen, Allgemeine Literarische Zeitung), die Häufung geschäftlicher Korrespondenz und das Fehlen gesellschaftlicher Kontakte. Zu Bernadottes Wiener Problemen. Die eigene Angelegenheit in Weimar sei geregelt (Nachricht G. v. Egloffsteins). 199 Graz, 27. April 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,174 (1 Dbl.) Der Onkel ist von Wien zurück. Über die Wahrscheinlichkeit eines neuen Krieges und zur Angelegenheit (Demission) Bernadottes, dessen Forderungen und diplomatische Entgleisungen; Erwähnung einer Schrift über diesen Eklat. Bericht von den angenehmen Bedingungen des Weimarer Hofdienstes, er habe an Herzog Carl August geschrieben; war bei Prinz Ferdinand von Württemberg. 200 o.O., o.D. (Jena?, vermutlich Frühjahr 1798): von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,407 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 14 201 Neuhauss, 29. Mai/2. Juni 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,175 (3 Dbl.) Vom Badeaufenthalt in Teplitz, in einer landwirtschaftlich unterentwickelten Umgebung. Die französische Flotte sei von Toulon ausgelaufen. Von den französischen Ansprüchen gegenüber dem Kaiserreich, dabei Anspielungen auf Verhandlungen des württembergischen Herzogs (Friedrich II., „Le gros Patàpouf“, Plumpsack) mit Frankreich. Bittet um das zuletzt erschienene Buch Wielands mit politischen Dialogen; befürwortet die Verbindung der Schwester Julie mit August v. Egloffstein.

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202 Laibach, 13. Juli 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,176 (2 Dbl.) Bericht von einem Ausflug nach Oberkärnten mit Besichtigung von Eisenminen, Aufenthalt an der Save; Reise nach Triest beabsichtigt. Angeblich bestehe die Gefahr eines Krieges; Unabhängigkeitsgarantien des Kaisers für die Schweiz und Teile Italiens; Gerüchte über Napoleon und von der Einnahme Maltas seien unglaubwürdig. 203 Wien, 7. August 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,177 (1 Dbl.) Reiseplan für Salzburg und Bitte um dessen Finanzierung. 204 Wien, 22. August 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,178 (1 Dbl.) Äußert die Absicht, den Vater in Linz zu treffen. Aus Triest träfen wilde Gerüchte ein über Niederlagen der Franzosen, sogar den Tod Napoleons. 205 Nürnberg?, 10. Oktober 1798: von Ignatz (Inigo) (?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,466 (1 Dbl.) Über eine der Mutter ausgerichtete Geburtstagsfeier und vom Eintreffen der in Leipzig bestellten Satiren. Widerspricht Seckendorfs Auffassung („System“) von der Liebe, das als Harmonie verwandter schöner Seelen den Mann zu großen Taten anspornen könne. Ist einem Auftrag zur Sammlung von Mineralien nachgekommen und hat in einem Steinbruch versteinerte Muscheln u.a. für Leos Vater und eine Jenaer mineralogische Gesellschaft gesammelt. 206 Karlsdorf, 16. Oktober 1798: von Jeanette v. Wildenstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,443 (1 Dbl.) Kokettes Schreiben über ihre Bemühungen zur Erziehung des Freundes Leo. Auskunft über die eigenen Reisen der vergangenen Monate: nach Ungarn, Wagram und der Steiermark, als Zaungast von Regimentsmanövern des Erzherzogs Joseph v. Österreich. Ihre Liebe zu Seckendorf hindere sie daran, es einer Freundin (Lili) nachzutun, die sich eben frisch vermählt habe. 207 Freiberg, 20. Oktober 1798: von August Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,305 (1 Dbl.) Er müsse noch über ein Jahr in Freiberg verbringen, um den Bergbau richtig zu erlernen. Erfreut über Leos baldiges Eintreffen in Weimar, von wo er sich Nachrichten, insbesondere über Frl. v. Wolfskeel, erbittet. Verwunderung über seinen offenkundig verlorenen Brief nach Laibach an den Freund, dessen Mineraliensendung er jedoch erhalten habe. 208 Weimar, 3. November 1798: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,179 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 15 209 o.O., o.D. (Regensburg?, vor 14. November 1798): von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,392 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 16

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210 Bamberg, 8. Dezember 1798: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,393 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 17

1799 211 Bamberg, 2. Januar 1799: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,394 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 18 212 Weimar, 22. Januar 1799: Christian Friedrich Karl Wolfskeel an Johann Wolfgang v. Goethe (Nachschrift Leo v. Seckendorf) Hs. GSA Weimar 28/24 (Abschrift von Johann Jacob Ludwig Geist) D: Goethe, Regesten 3, S. 31f., Nr. 29 (Regest) Knapper spöttischer Kommentar über die von Wolfskeel angeführte Begründung für die, wegen einer Probe zu Schillers „Piccolomini“ notwendig gewordene Verschiebung eines Balls des adligen Klubs. 213 Graz, 8./12. Februar 1799: von Jeanette v. Wildenstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,444 (1 Dbl.) Über verschiedene Bälle und Redouten des Karnevals bei Khevenhüller, Herberstein u.a. Kokett zu Leos Eigenheiten, seinen brieflichen Komplimenten, seiner Streitsucht. Hofft, daß sie Gegenstand seiner Gedichte sei. Die schöne Lili habe den Grafen Inzaghi geheiratet. 214 Weimar, 13. Februar 1799: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,180 (1 Dbl., 1 Bl.) Zum Heiratskontrakt der Schwester Julie (verlobt mit August v. Egloffstein); Gottlob v. Egloffstein fungiere als Adlatus von Herzog Carl August. Über die eigene Arbeit in Weimar, meist Beschäftigung mit Gerichtsakten, umständliche Vorbereitung auf die Sitzungen des Consiliums, dabei durch seine mangelnde Übung in Aktenlesen und Vortrag gehandicapt. Über den kriegsgefangenen General Mack; Informationen zur Kaffeebrennerei in Jena. 215 Freiberg, 21. Februar/6. März 1799: von August Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,306 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 19 216 Mannheim, 12. März 1799: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,395 (3 Dbl.) Textband Brief Nr. 20 217 o.O., 19. März 1799: von Jeanette v. Wildenstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,445 (1 Bl.) Hat von einer Erkrankung Seckendorfs erfahren, ihre Traurigkeit darüber zeige die dunkle Farbe ihres Briefpapiers an. Ob die Hochzeit Lilis dafür verantwortlich sei?

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218 o.O., 25. März 1799: von Jeanette v. Wildenstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,446 (1 Dbl.) Neuerliche Vorwürfe wegen der ungeschickten Art seiner Komplimente. Sie werde ihm nur so lange weiter Briefe schreiben, bis sie einen Geliebten habe, denn danach werde sie unausstehlich für alle anderen. Kurze Nachrichten von verschiedenen Personen und Frage nach seinen Zerstreuungen. 219 Weimar, 13. April 1799: von Jean Paul Friedrich Richter Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,317 (1 Dbl.) D: Jean Paul, SW III/3, S. 180f.; Obser, S. 37 Textband Brief Nr. 21 220 Offennau bei Heilbronn, 17. April 1799: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,396 (3 Dbl.) Textband Brief Nr. 22 221 Berlin, 30. April 1799: an Jean Paul Friedrich Richter Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS Jean Paul) (1 Dbl.) D: Jean Paul, SW III/3, S. 553 (Regest) Textband Brief Nr. 23 222 o.O., 11./12. Mai 1799: von Jeanette v. Wildenstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,447 (1 Dbl., 1 Bl.) Bedauert ihren Fehler bzw. ihre Lüge, von einer Heirat Lilis gesprochen zu haben und vertraut ihm ihr künftiges Schicksal an, etwa ob sie eine Nonne werden solle (wobei sie bittet, zu den Englischen Fräulein statt ins Trappistenkloster gehen zu dürfen). Ob man sich in Graz oder Berlin treffen werde. Nachrichten von verschiedenen Personen und Hofklatsch. Vom Durchzug russischer Truppen, wobei sie vor allem die Kosaken beeindruckten. 223 Offennau bei Heilbronn, 8. Juni 1799: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,397 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 24 224 Schleiz, 7. Juli 1799: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,406 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 25 225 Weimar, 15. Juli 1799: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,181 (1 Dbl.) Über seine Berlinreise an der Seite Carl Augusts, die ihm wegen der geringen Beachtung durch den Herzog nicht viel gebracht habe. Bitte um finanzielle Unterstützung für die Ausstattung seiner in Weimar bezogenen Wochnung (vgl. auch Erl. zu Leo an Karoline v. Seckendorf, 19. August 1799).

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226 Offennau bei Heilbronn, 16. Juli 1799: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,398 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 26 227 Weimar, 19. August 1799: an Karoline v. Seckendorf Hs. GSA Weimar 96/2684 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 27 228 Weimar, 28. August 1799: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,182 (1 Dbl., 1 Bl.) Ab Michaelis wolle er etwas zum neuen Jahr für das Publikum ausarbeiten. Über die Anbahnung zwischen der Schwester Julie und August v. Egloffstein, ein erwartetes diesbezügliches Schreiben des Vaters sei bislang nicht eingetroffen. 229 Weimar, 29. August 1799: an Johann Wolfgang v. Goethe Hs. Stadtarchiv Hannover, Sammlung Culemann 702 D: Goethe, WA IV 30, S. 225 (Erwähnung); Goethe, Regesten 3, S. 110, Nr. 316 (Regest) Textband Brief Nr. 28 230 Weimar, 25. September 1799: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,183 (2 Dbl.) Über die Stuttgarter Geschichte, der Herzog von Württemberg breche den Frieden mit Frankreich. Der Vater möge sich vielleicht einen neuen Dienst suchen, was jedoch schwierig werden dürfte, der württembergische sei besser als nichts und vom preußischen jedenfalls abzuraten. Gedrückte Stimmung herrsche auch in Weimar, der Erbprinz (Carl Friedrich) unterlasse eine Reise nach Berlin zum künftigen Schwiegervater; Weimar werde möglicherweise in einen neuen Krieg einbezogen, weil Carl August als General in preußischen Diensten stehe. Wegen der unsicheren Lage zögere August v. Egloffstein die Heiratsentscheidung hinaus; Herder wünscht die „Metaphysischen Ketzereien“ von Karl Heinrich v. Gleichen (Regensburg 21796) zu erhalten. 231 Weimar, 1. November 1799: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,184 (1 Dbl.) Über einen neu angestellten Bediensteten und dessen Fertigkeiten. 232 Waltershausen, 25. November 1799: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,400 (1 Bl.) Kurze Mitteilung, daß Leo seine Briefe an sie nunmehr unter Umschlag an ihren Vater adressieren könne. In vierzehn Tagen werde man wieder nach Offennau gehen. 233 Weimar, 30. November 1799: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,185 (1 Dbl.) Der Dank für ein Geburtstagsgeschenk und väterliche Ratschläge wird begleitet von guten Vorsätzen und Ausführungen über eigene charakterliche Eigenschaften. Zu familiären Neuigkeiten und über das militärische Engagement des Onkels Alexander v. Seckendorf

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234 Graz, 4. Dezember 1799: von Jeanette v. Wildenstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,448 (1 Bl.) Wegen einer zuletzt allzu kühnen Vertraulichkeit in seinen Briefen habe sie ihm länger nicht mehr geschrieben, sie sei seine Wohltäterin, nicht Freundin. Sie werde nach Triest und Venedig reisen. 235 o.O., o.D. (Waltershausen, vor 6. Dezember 1799): von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,399 (3 Dbl.) Textband Brief Nr. 29 236 Offennau bei Heilbronn, 30. Dezember 1799: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,401 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 30

1800 237 Weimar, 1. Februar 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,187 (1 Dbl.) Es besteht Ungewißheit über die Verlobung August v. Egloffsteins mit Leos Schwester Julie. Räsonnement über aufziehende Gewitter am politischen Horizont, die Revolution werde die ganze Welt erfassen, die gegenwärtige Generation geopfert; die eigene Nation verschlafe das Erstarken Frankreichs. Er selbst stehe jetzt im Ruf eines potentiell erfolgreichen Autors und Schöngeistes. Meldung von der Rückkehr Camille Jourdans nach Frankreich. 238 Weimar, 14. Februar 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,188 (1 Dbl.) Über seine mögliche Bewerbung für eine Stelle als Deputierter der Reichsritterschaft, begünstigt durch das Ausscheiden verschiedener Personen, zumal er auf Unterstützung von Aufsees und Redwitz in Erfurt hoffen könne; Gottlob v. Egloffstein werde Deputierter. Zu Gemmingens Weggang von Regensburg. 239 Berlin, 1. März 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,361 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 31 240 Weimar, 3. März 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1948 (1 Dbl.) Nach Brühls Weggang von Weimar, zu verschiedenen Weimarer Bekannten, besonders zu der von Brühl hartnäckig umworbenen Auguste v. Löwenstern („Gustchen“); Caroline (Jagemann) und der Prinz (Bernhard v. Sachsen-Weimar) sind enttäuscht, daß Brühl ihnen noch nicht geschrieben hat. Über „Keele“ (Henriette v. Wolfskeel), die er, mangels materieller Unabhängigkeit, nicht heiraten könne. „An Tinen mag ich nicht denken, es ist eine bittere Erinnerung.“

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241 Berlin, 4. März 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,362 (1 Dbl.) Kurz zu verschiedenen geschäftlichen Angelegenheiten, die er zu besorgen bittet, v.a. Schulden betreffend. Brühl ist unzufrieden mit einem kalten und herzlosen Schreiben von Auguste v. Löwenstern, das er eben erhalten hat. 242 Weimar, 5. März 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,189 (1 Dbl.) Über eine beiliegende Note von Voigt, die dessen Dresdner Verhandlungen über ein (nicht näher bezeichnetes) kaiserliches Ansinnen zusammenfassen. Über das Heiratsprojekt des Weimarer Erbprinzen Carl Friedrich und wie dieser auf seinen künftigen Ehestand vorbereitet werden soll (Reisen, Erlernen der russischen Sprache, wozu Leo engagiert werden soll). 243 Berlin, 11./12. März 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,363 (1 Bl.) Wegen einer Erkrankung nur kurzes Begleitschreiben zu einem in Auftrag gegebenen Medusenkopf für Frl. Waldner; in Berlin wird das „neue Jahrhundert“ (von Kotzebue) gegeben. 244 Weimar, 17. März 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,190 (1 Dbl.) Der Bruder Ludwig (Louis) v. Seckendorf soll evtl. zu Ostern von der Schule in Schnepfenthal nach Halle wechseln, wo Niemeyer als Pädagoge arbeitet. Aufzählung von Personen, die ihn bei seiner angestrebten Wahl zum Deputierten des Ritterschaftskantons Gebürg unterstützen würden. 245 Berlin, 29./31. März 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,364 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 32 246 Rheinsberg, 7. April 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,365 (1 Dbl.) Bitte um Vermittlung der Göchhausen bei der Herzogin (Anna Amalia), ihm einige Rosen-Pflanzen aus dem Tiefurter Park zu senden. 247 Weimar, 10. April 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1949 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 33 248 Eisenach, o.D. (April/Oktober 1800?): von Friedrich Gosert Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,496 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 34

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249 Weimar, 1. Mai 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1950 (1 Dbl.) Über Auguste v. Löwenstern („Deine liebe süsse Octavia“), die der Vater „nach Rusland nehmen“ wollte, was die Brühl wohlgesonnene Mutter verhindern konnte; er möge Vertrauen in seine Dienste als Courmacher haben. Gedanken über eine Verbindung mit Henriette v. Wolfskeel, die er, Leo, verehre, aber nicht liebe, außerdem sei sie keine „glänzende Parthie“, eine Heirat entlasse ihn nicht aus der Abhängigkeit von seinem Vater. Grüße von Caroline (Jagemann), die Brühls Bild erhalten habe, und von der „Dame“ (Göchhausen). Über Tinette (v. Reitzenstein) und einige ihrer Verehrer. 250 Weimar, 5. Mai 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,191 (2 Dbl.) Über seine Reise nach Dessau, Halle und Belgershayn; Besuch der Oper und von Gesellschaften, Bekanntschaft u.a. Matthissons, Besuch von Giebichenstein. Vorschlag verschiedener pädagogischer Institute zur weiteren Erziehung des Bruders Louis. 251 Breslau, 10. Mai 1800: von Sigismund Grüner Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,497 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 35 252 Weimar, 15. Mai 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1951 (1 Bl.) Mahnt einen Brief Brühls an Gustchen (v. Löwenstern) an, auch wenn es ihn, Brühl, Überwindung koste, denn die Briefe würden der Mutter gezeigt. Vielleicht könne er die Briefe auch vertraulich über Lottchen (Charlotte Froriep) oder ihn senden. Auch die Mutter (Christiane v. Löwenstern) und Caroline (Jagemann) dürfe Brühl nicht vernachlässigen. 253 Rheinsberg, 16. Mai 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,366 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 36 254 Kohlo bei Pförten, 29. Mai 1800: von Christian Gottfried Heinrich Burdach Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,488 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 37 255 Breslau, 1. Juni 1800: von Sigismund Grüner Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,498 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 38 256 Weimar, 4. Juni 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1952 (1 Dbl.) Wegen zahlreicher Konzerte und Gastspiele in Weimar, u.a. der jungen Pixis, habe er kaum Gelegenheit gefunden, mit Auguste v. Löwenstern über Brühls Anliegen zu sprechen; der Freund wird vor zu viel „Hingebung“, wie in dessen letztem Brief zu spüren, gewarnt. Bei der Unerfahrenheit des jungen Mädchens sei die derzeitige Trennung eine geeignete Prüfung. Reise der Löwensterns nach Rußland möglich. „Mein Projekt in Tief-

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furt wohnen zu bleiben ist durch die Dame vereitelt worden“. Haak hat ein Pistolenduell überstanden; Frl. Fumel geht nach Frankreich mit Reitzensteins; von der schweren Krankheit Haarens. 257 Rheinsberg, 9. Juni 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,367 (1 Dbl.) Verärgert über das lange briefliche Schweigen Augustens, die sogar seinen Geburtstag vergessen habe. Er befinde sich „in einer fürchterlichen Gemüthsstimmung“, da Gustchen ihm bei ihrer anstehenden Badereise leicht „durch irgend einen listigen Verführer (…) entrissen werden“ könne. 258 Weimar, 12. Juni 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,192 (1 Dbl., 1 Bl.) Sorge um Regensburg und Bayern; zum Geburtstag des Vaters, den er evtl. in Gotha treffen könnte. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit würde Leo jetzt gern den Weimarer Hof ins Bad nach Liebenstein oder Wilhelmsbad begleiten; ausgiebig über den Nutzen verschiedener Wässer. Er strebt eine Einschreibung beim Johanniterorden an und spekuliert über die Konkurrenz seines Vetters von Ebnet um die Ritterratsstelle. 259 Weimar, 23. Juni 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1953 (1 Dbl.) Auguste ist mit ihrer Mutter nach Pyrmont gereist, indes drohe weiterhin die Gefahr, „daß der Caligula, der am Eismeer regiert“ (Zar Paul I.), die Familie nach Rußland zurückbeordert. Die Mutter Löwenstern scheine ihr Interesse an Weimar verloren zu haben, da anscheinend „zwischen ihr, Carolinen und dem Dux etwas bedeutendes vorgefallen“. C. Jagemann ist in Begleitung des Tenoristen Schulz nach Wien abgereist, der Hof nach Eisenach und Liebenstein, ihm bleibe nur die Gesellschaft in Tiefurt (Göchhausen, Wolfskeel, Erbprinz Carl Friedrich). „Marie Stuart ist gegeben, und hat der Erwartung nicht entsprochen, es reicht bei weitem nicht an Wallenstein. Caroline war Königin Elisabet, die Vohs spielte die Marie sehr brav.“ 260 Rheinsberg, 7. Juli 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,368 (1 Dbl., 1 Bl.) Heftige Klagen über die untreue, ihn „wie einen gleichgültigen Menschen“ behandelnde Auguste, die, ohne ihm selbst Mitteilung davon zu machen, nach Pyrmont gereist sei. Bittet Erkundigungen und Ratschläge in dieser Sache bei deren Freundinnen in Weimar, insbesondere bei Charlotte Froriep, einzuholen. 261 Duderstadt, 10. Juli 1800: von Ernst v. Imhoff Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,501 (1 Bl.) Dankt für die Gastfreundschaft bei seinem Weimar-Besuch. Äußert sich unzufrieden mit seiner Versetzung nach Duderstadt und bietet Seckendorf an, ihm bei der Versendung von Korrespondenz nach verschiedenen Orten behilflich zu sein. 262 Wörlitz, 10. Juli 1800: von Friedrich v. Matthisson D: Obser, S. 36f.; Scheidel 1885, S. 11f., 18f. (TD) Textband Brief Nr. 39

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263 Weimar/Liebenstein, 19./26. Juli 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,193 (3 Dbl.) In Weimar begonnener Brief, den er in Liebenstein, seinem wegen der angegriffenen Gesundheit dringend benötigten Sommerkuraufenthalt, fortsetzt. Nach Abhandlung verschiedener Nachrichten und Gerüchte über die Kriegsereignisse (Niederlage der Kaiserlichen gegen die Franzosen, die auf Regensburg zögen) folgt eine eingehende Beschreibung des Badeorts, an dem gerade auch der Weimarer Hof eintrifft (Unterkunft, Preise, Gesellschaften). Über seine Korrespondenzen wegen Bewerbungen um eine Gesandtschaftsstelle, u.a. am Kammergericht Wetzlar. 264 Liebenstein, 7. August 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1954 (1 Dbl.) Zwischenbericht über Gustchen v. Löwenstern, die aus Pyrmont wieder nach Weimar zurückgekehrt ist; „die Mutter handelt dir aber jezt entschieden entgegen“, so die Auskunft der Weimarer Freunde. Wegen seiner Krankheit (heftige Rheumaanfälle) kann er nicht mehr erfahren, nur „durch die Prinzeß oder die Amalie Imhof“. Er selbst habe in Tiefurt „starke Fortschritte gemacht“ in der Gunst Henriette v. Wolfskeels, an weitergehenden Ambitionen hindere ihn die eigene geringe finanzielle Ausstattung durch den Vater. 265 Liebenstein, 7. August 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,194 (1 Dbl.) Bleibt länger als vorgesehen im Bad wegen seiner Rheumaanfälle; über Wonfurt und Regensburg. 266 Rheinsberg, 25. August 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,369 (1 Dbl.) Ankündigung eines Besuchs in Weimar Anfang Oktober, der die Entscheidung in seiner Liebesangelegenheit herbeiführen soll, zumal dann auch das von Augustens Vater ausbedungene (erste) Probejahr abgelaufen sei. Ermuntert Leo in seiner Werbung um Henriette v. Wolfskeel. 267 Weimar, 8. September 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1955 (1 Bl.) Zu den Rußland-Plänen der Löwensterns, die sich bis ins kommende Frühjahr hinein verzögern könnten. Während seines geplanten Weimar-Besuchs soll Brühl bei ihm wohnen, wenigstens bis zum Geburtstag Anna Amalias (24. Oktober). Sehr ausführlich – und skeptisch – über Brühls Aussichten bei Auguste v. Löwenstern, sie scheine „nur Freundschaft nicht Liebe für dich zu empfinden (…) sie hat sich selbst getäuscht, bei ihrer Unerfahrenheit sehr verzeihlich“. Brühls vorwurfsvolle, die 15jährige kränkenden Briefe seien offenbar durch ein Brühls Chancen leugnendes Schreiben der „Dame“ (Göchhausen) verursacht. Der jetzt in Halberstadt bei einem preußischen Regiment dienende Erbprinz von Weimar (Carl Friedrich) erhoffe sich einen Brief von Brühl, der Herzog ist zum Herbstmanöver nach Berlin. „Karoline hat auf dem Wiener Hoftheater mit vielem Beifall gespielt.“

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268 Rheinsberg, 15. September 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,370 (1 Dbl.) Zum geplanten Besuch, die Reise nach Weimar soll über Potsdam (Besuch des Vaters), Dessau und Halle nach Weimar führen. Brühl hat auch weiterhin keine Briefe mehr von Auguste erhalten und räumt die Möglichkeit eigener Fehler im Umgang mit ihr ein. 269 Rheinsberg, 18. September 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,371 (1 Bl.) Brühl bittet einen Brief für „Marquise Mondekar“ (Charlotte Froriep oder Caroline Jagemann) zu bestellen, außerdem hat er zufriedenstellende Briefe von Löwensterns (Gustchen und deren Mutter) erhalten. 270 Weimar, 24. September 1800: an Johann Wolfgang v. Goethe Hs. GSA Weimar 28/30 (1 Dbl.) D: Begegnungen 5, S. 54 (TD); Goethe, WA I 132, S. 144 (Regest); Goethe, Regesten 3, S. 252f., Nr. 899 (Regest) Textband Brief Nr. 40 271 Duderstadt, 24. September 1800: von Ernst v. Imhoff Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,502 (1 Dbl.) Politisches Räsonnement über die gegenwärtigen Feldzüge und Bonapartes Aussichten, zu Ruhm zu gelangen. Er habe in Paris ein Bildnis von ihm bestellt. Andeutung literarischer Bekanntschaften in Göttingen und Ankündigung, insgeheim einige Monate zwecks literarischer Studien dorthin zu ziehen. 272 Halle, 1. Oktober 1800: von August Hermann Niemeyer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,512 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 41 273 Wien, 9. Oktober 1800: von Josef Freiherr v. Retzer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,514 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 42 274 Weimar, 13. Oktober 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,195 (1 Dbl.) Über den Bruder Louis und dessen mögliche Unterbringung bei Niemeyer in Halle. Seckendorf erwartet eine Entscheidung von Carl August über sein weiteres Schicksal in Weimar. Räsonnement über die politischen Zustände, das Verhältnis von England, Frankreich und Rußland; über das Los des Onkels Alexander v. Seckendorf und dessen mühevolle Karriere. 275 Weimar, 15. Oktober 1800: an Karl Ludwig v. Knebel Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS acc.ms. 1928.10) (1 Bl.) Textband Brief Nr. 43

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276 Weimar, 15. Oktober 1800: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,196 (1 Dbl.) Bemerkungen über den aktuellen Zustand der Pädagogik vor dem Hintergrund eines möglichen Wechsels des Bruders Louis zum Pädagogium in Halle. 277 Berlin, 18./19. Oktober 1800: von Heinrich Laleben Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,508 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 44 278 Ilmenau, 23. Oktober 1800: von Karl Ludwig v. Knebel D: Obser, S. 29 Textband Brief Nr. 45 279 München, 26. Oktober 1800: von Lorenz v. Westenrieder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,522 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 46 280 Weimar, 11. November 1800: an Karl Ludwig v. Knebel Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS acc.ms. 1928.10) (1 Bl.) Textband Brief Nr. 47 281 Duderstadt, 15. November 1800: von Ernst v. Imhoff Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,503 (1 Bl.) Beschwerde über Leos ungeschickte Verwendung von Siegellack für seine Briefe, die über ihn, Imhoff, laufenden (an Leist) möge er sorgfältiger verschließen. Er sei selbst kein eigenständiger Dichter, nur „,des Gelesenen vol‘“, vielleicht könne er ihm zu Ostern „eine Scripturam Semi-politicam über mein Fach“ anzeigen. Über den Vortrag einiger Göttinger Professoren (Heeren, Martens, Bouterweck). 282 Weimar, 20. November 1800: an Moritz Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1956 (1 Dbl.) Der Sohn Karl v. Brühl ist in der vergangenen Woche, nach sechswöchigem Aufenthalt, „mit schwerem Herzen“ von Weimar abgereist, wobei er und Carl Bertuch ihn bis Auerstedt begleiteten. Seckendorf teilt dem Vater des Freundes seine – weiterhin sehr skeptische – Auffassung über die Aussichten einer Verbindung mit Auguste v. Löwenstern mit, bei der er „das Feuer und die Entschlossenheit der ersten Liebe“ vermisse, während Karl sich noch Illusionen hingebe. „Die Ankunft des Vaters aus Rußland ist für mich der Termin, wo sich Gustchens Gesinnungen entschieden dargelegt haben müssen.“ 283 Weimar, 20. November 1800: an Johann Wolfgang v. Goethe Hs. GSA Weimar 28/31 (1 Bl.) D: Goethe, WA I 132, S. 144f. (TD); Goethe, Regesten 3, S. 274, Nr. 979 (Regest) Textband Brief Nr. 48

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284 Rheinsberg, 20. November 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,372 (1 Dbl., 1 Bl.) Dank für Beherbergung in Weimar, wo keine Entscheidung Auguste betreffend gefallen sei, daher Ankündigung eines Briefs an Auguste über Lotte (Froriep). Knappe Erkundigung nach Seckendorfs Neujahrs Taschenbuch, ob Goethe sein „Gedicht“ dazu gegeben habe? 285 Leipzig, 20. November 1800: von Johann Georg Friedrich Messerschmid Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,509 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 49 286 Ilmenau, 21. November 1800: von Karl Ludwig v. Knebel Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,516 (1 Bl.) D: Obser, S. 28f. Textband Brief Nr. 50 287 Weimar/Gutmannshausen, 26. November 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1957 (1 Dbl.) Seckendorf schreibt von einer dienstlichen Reise (Stadtratsvisitation) aus Gutmannshausen. Bericht über das zunächst unpäßliche Befinden Gustchens nach Brühls Abreise. Sie habe auf einem Ball getanzt, später, während eines Soupers bei Hofe habe sie ihm von ihren Reiseplänen für das kommende Jahr erzählt. Sie werde nach Pyrmont gehen, im Sommer beabsichtige sie dann mit Caroline (Jagemann) nach Wien, Tirol und Frankreich zu gehen. Auf seine Frage nach etwaigen Plänen für Berlin habe sie verwundert reagiert, und sogar beleidigt, als er sie auf ihr Verhältnis zu Brühl ansprach. 288 Weimar, 30. November 1800: an Karl Ludwig v. Knebel Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS acc.ms. 1928.10) (1 Bl.) Textband Brief Nr. 51 289 Rheinsberg, 1. Dezember 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,373 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 52 290 o.O., 2. Dezember 1800: von Karl Christian Ferdinand Sigel Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,527 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 53 291 Weimar, 4. Dezember 1800: an Jean Paul Friedrich Richter Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS Jean Paul II) (1 Dbl.) D: Jean Paul, SW III/4, S. 441, Nr. 55 (Regest) Textband Brief Nr. 54 292 Jena, 5. Dezember 1800: von Christian Georg Schütz Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,519 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 55

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293 Rheinsberg, 6. Dezember 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,374 (1 Dbl.) Klagen über Augustens Kälte und ähnliches Pech bei seinen früheren Heiratsbemühungen. In ihre Reisepläne sei er zwar eingeweiht und von der Mutter sogar zur Teilnahme eingeladen worden, was ihm bei seinem derzeitigen Gebundensein am preußischen Hof jedoch unmöglich sei. Enttäuschung und Resignation bei der Aussicht auf eine spätere Vernunftheirat. 294 Ilmenau, 8. Dezember 1800: von Karl Ludwig v. Knebel D: Obser, S. 30 Textband Brief Nr. 56 295 Weimar, 10. Dezember 1800: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1958 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 57 296 Rheinsberg, 15. Dezember 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,375 (1 Bl.) Aufträge zur Begleichung seiner Schulden in Weimar und Bitte, ihm von den Weimarer Damen den „Schnitt eines neumodischen Talars, sonst auch Turque genannt verschaffen, da ich denselben unsern Damen hier versprochen habe“. Von Auguste habe er einen leidlich zufriedenstellenden Brief erhalten. 297 Offenbach, 15. Dezember 1800: von Christian Karl Ernst Wilhelm Buri Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,489 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 58 298 o.O., o.D. (Göttingen, vor 25. Dezember 1800): von Christian Leberecht Heyne Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,500 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 59 299 Breslau, 29. Dezember 1800: von Sigismund Grüner Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,499 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 60 300 o.O. (Rheinsberg), 30. Dezember 1800: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,376 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 61

1801 301 Leipzig, 6. Januar 1801: von Johann Georg Friedrich Messerschmid Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,510 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 62

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302 Leipzig, 9. Januar 1801: von Johann Karl Spazier Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,520 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 63 303 Mannheim, 10. Januar 1801: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,402 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 64 304 Weimar, 15. Januar 1801: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1959 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 65 305 Altenkirchen, 15. Januar (1801): von Ludwig Theobul Kosegarten Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,505 (1 Dbl.) D: Obser, S. 31–33 (TD) Textband Brief Nr. 66 306 Leipzig, 17. Januar 1801: von Friedrich v. Oertel Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,513 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 67 307 Weimar, 30. Januar 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,197 (1 Bl.) Leo hat die Geldanweisung des Vaters erhalten; sein als Folge des Duells noch geschwollenes Bein verhindere die Abreise von Weimar. 308 Weimar, 7. Februar 1801: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1960 (1 Bl.) Kurzes Begleitschreiben zu einer Notensendung für Brühl, die Flotow mit nach Berlin nimmt. Seckendorfs Wunde sei bis auf eine Geschwulst inzwischen verheilt. Der Vater Gustchens, Paul Ludwig Johann von Löwenstern, ist mit seinen Söhnen in Weimar eingetroffen. 309 Weimar, 9. Februar 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,199 (1 Bl.) Bericht vom Tod des Geheimrats Berzig in Coburg und den Schulden von dessen Erbe, eines Leutnant v. Lichtenstein. Beim Archivar Schindler habe er die Ausfertigung eines Stammbaums beantragt; momentan könne er nur mühsam gehen. 310 Rheinsberg, 9. Februar 1801: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,377 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 68 311 Leipzig, 10. Februar 1801: von Johann Georg Friedrich Messerschmid Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,511 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 69

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312 Leipzig, 13. Februar 1801: von Joseph Rückert Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,518 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 70 313 Weimar, 23. Februar 1801: an Friedrich David Gräter Hs. WLB Cod.misc. 4o 30c,113 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 71 314 Mannheim, 2. März 1801: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,403 (1 Dbl.) Bericht von der schweren Erkrankung ihrer langjährigen Freundin und Erzieherin (Luise v. Uechtritz). Augusta spricht das Verhältnis Leos zu seinem Vater an, offenbar als Reaktion auf die Klagen des Freundes in einem (nicht überlieferten) vorausgegangenen Brief. Sie wünschte sich ein Treffen mit ihm vor dessen erwogener Reise nach Frankreich. Ihr Vater schätze ihn sehr und sei bereit, sich mit ihm über einen bestimmten „Gegenstand“ auszutauschen. Über ihre geselligen Kontakte, mit dem „jüngste Fräulein Dalberg, deren Bruder Sie vielleicht in Regensburg gekannt haben“, und der „älteste natürliche Tochter des verstorbenen Fürsten von Saarbrücken“. Auftragsgemäß hat sie sich bei ihrer (und Leos) Tante Sophia Friederika Freifrau von Seckendorf-Aderbar nach Papieren ihres verstorbenen Mannes Siegmund von Seckendorf erkundigt; diese habe aber „bey des Oncles Todte alle Papiere an den seelgen Minister ausgeliefert. Vielleicht könne Helmreich darüber Auskunft geben wo dieselben hingekommen“. Über ihr Patenkind (vgl. Augusta v. Kalb an Seckendorf, 8. Juni 1799). 315 Weimar, 8. März 1801: an Friedrich v. Schiller Hs. DLA Marbach, A: Schiller 51.871 (1 Bl.) D: Ludwig Urlichs (Hg.), Briefe an Schiller, Stuttgart 1877, S. 420f.; Schiller, NA 39.1, S. 26f.; Scheidel 1885, S. 13 (TD) Textband Brief Nr. 72 316 Altenkirchen, 15. März 1801: von Ludwig Theobul Kosegarten Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,506 (1 Dbl.) D: Obser, S. 33–35 (TD) Textband Brief Nr. 73 317 Jena, 16. März 1801: von Friedrich v. Schiller Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,319 (1 Dbl.) D: Scheidel 1885, S. 12f.; Obser, S. 38; Schiller, NA 31, S. 17f. Textband Brief Nr. 74 318 Hamburg, 25. März 1801: von Friedrich Gottlieb Klopstock D: Obser, S. 27f.; Scheidel 1885, S. 19 (TD); Klopstock, HKA X/1, S. 212 (TD) Textband Brief Nr. 75

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319 Ilmenau, 4. April 1801: von Karl Ludwig v. Knebel Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,517 (1 Dbl.) D: Obser, S. 30f. Textband Brief Nr. 76 320 o.O. (Weimar), 10. April (1801): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 77 321 Berlin, 15. April 1801: von Friedrich Cramer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,493 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 78 322 Berlin, 28. April 1801: von Jean Paul Friedrich Richter Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,318 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 79 323 o.O. (Weimar), 1. Mai (1801): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (4 Bl.) D: Bartolo, S. 226, 243 (TD, Zitate) Textband Brief Nr. 80 324 o.O., o.D. (Weimar, etwa 1. Mai 1801): von Julie v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/351 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 81 325 Regensburg, 4. Mai 1801: an Friedrich David Gräter Hs. GSA Weimar 96/4485 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 82 326 o.O. (Weimar), 11. Mai (1801): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (2 Dbl.) D: Bartolo, S. 244f. (TD; Zitat) Über Seckendorfs mögliche Beförderung nach Wien; Ermahnungen, sich nur den Freunden zu öffnen und sich das Ideal (Italien) zu bewahren. Sie bittet um sein Urteil über eine von ihr, der schriftstellerischen Dilettantin, erarbeitete Kunstabhandlung über den Porträtmaler Alexander Macco; über ihn habe es verschiedene Beiträge in der „Zeitung für die elegante Welt“ gegeben. Warnung vor unnützer Anbetung einer Fürstin (vermutlich Therese v. Thurn und Taxis). Zu verschiedenen Weimarer Stadtneuigkeiten: von der Scheidung Karl Pappenheims und ihrer früheren Neigung zu ihm; Heiratsgerüchte aus Leos Weimarer Bekanntenkreis Line v. Reitzenstein betreffend. 327 Regensburg, 15. Mai 1801: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A16a, Bü 47 (1 Dbl.)

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328 Regensburg, 15. Mai 1801 (?): an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,207 (1 Bl.) Summarisch knappe Aufzählung von Neuigkeiten: Die Substituierung von Görtz durch Rechberg wurde vom katholischen Gesandten in München beanstandet. Fahnenbergs Entwurf „projectum conclusi principum“ mit einer Würdigung der geistlichen Stände sei an Cobenzl gegangen, ein „ad imperatorem“ gerichtetes Schreiben über die Situation der norddeutschen Städte übergeben worden. Einzelheiten zum Hauskauf in Regensburg. 329 Regensburg, 16. Mai 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,200 (Promemoria) (1 Bl.) Über den Hauskauf in Regensburg und die schwierigen Verhandlungen mit der Besitzerin Habrecht. Bericht von Graf v. Sumeraus Stellungnahme zur Immission des Herzogs v. Modena; Fahnenberg betreibe eine Klage gegen Rechberg in München wegen Görtz; Steigentesch werde durch ein Reskript von Erfurt unterstützt. Über Fahnenberg und die Gesandtschaften der geistlichen Stände; zu Stellungnahmen des kaiserlichen Hofs (Cobenzl, Hügel); Verhandlungen über die Hansestädte. 330 Wien, 16. Mai 1801: von Josef Freiherr v. Retzer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,515 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 83 331 Weimar, 18. Mai 1801: von Wilhelm Gottfried Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,308 (1 Bl.) D: Scheidel 1885, S. 14f. (TD) Knapper Bericht aus dem Weimarer Freundeskreis (Anna Amalia, Henriette v. Wolfskeel, Einsiedel). 332 Regensburg, 19. Mai 1801: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A16, Bü 45/1 333 Regensburg, 23. Mai 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,201 (1 Dbl.) Über einen „Notifikationsbrief“ A. v. Steigenteschs an den Erzherzog Karl über das zu seinen Ehren geplante Monument, mit dem sich lediglich jener verewigen wolle; um die erforderlichen Kosten würden sich die deutschen Staaten indes wohl kaum kümmern. Der württembergische Herzog habe aus Ludwigsburg eine Druckschrift über seine Rückkehr verbreitet. Zu verschiedenen Regensburger Bekannten, der Beerdigung der „Fürstin“ v. Niedermünster (Äbtissin des Stiftes N., Maria Violanta v. Lerchenfeld-Premberg). Über eine militärische Expedition nach Ägypten. 334 Weimar/Oberweimar, 15./26. Mai 1801: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,408 (mit Nachschrift Johann Wilhelm Ritter; 2 Bl.) Textband Brief Nr. 84

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335 Regensburg, 27. Mai 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,202 (1 Bl.) Zu Fahnenbergs Unterredung mit Görtz wegen des Corpus Evangelicorum. Mitteilung von Nachrichten über Ägypten, die Trümmer der englischen Armee seien nach Malta abgerückt, zur (angeblichen) Beerdigung des Generals Abercrombie (John Abercrombie, gest. 1817). 336 Rheinsberg, 30. Mai 1801: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,378 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 85 337 Regensburg, 4. Juni 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,203 (1 Bl.) Eine wenig konkrete Antwort Cobenzls auf Fahnenbergs Schreiben im Namen der geistlichen Stände sei erfolgt, ebenso eine (positive) Reaktion des Erzherzogs Karl auf Steigenteschs Denkmalsinitiative. Über Zar Alexander I., verschiedene Amtsgeschäfte und die politische Entwicklung. Rumford sei, offenbar auf Betreiben von Montgelas, wieder nach München berufen worden, in Regensburg wurden Dittmer, Mandey (?) und Thon baronisiert. Merkwürdige Fügung, daß zwei seiner ärgsten persönlichen Kontrahenten in Weimar, Vater und Sohn Haren, unmittelbar nach seinem Weggang gestorben seien. 338 St. Petersburg, 4. Juni 1801: von Wilhelm v. Wolzogen Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,524 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 86 339 o.O. (Weimar), 5. Juni (1801): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (2 Dbl.) D: Bartolo, S. 247 (TD, Zitat) Zusendung der versprochenen Abhandlung (über Macco, nicht beiliegend; vgl. Brief vom 11. Mai 1801), deren Verbesserung sie von Seckendorf wünscht; sie bittet, ihre Anonymität zu wahren. Zum Tod des kleinen Ernst und Harens und über verschiedene Krankheitsfälle. Ermahnungen wegen seiner Schwärmerei um eine verflossene (nicht genannte) Geliebte. 340 Bamberg, 6. Juni 1801: von Heinrich Karl Christof Schindler Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,710 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Unterrichtet über ein Schreiben an den Regensburger Archivar wegen des zum Eintritt in den Johanniterorden benötigten Stammbaums mit der Bitte um eine Beschreibung des Wappens der Familie. 341 Regensburg, 8. Juni 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,204 (1 Dbl.) Zum Thema Denkmal zu Ehren des Erzherzogs Karl, über dessen eigenen Standpunkt und die – noch offene – Wahl des ausführenden Künstlers (Schwarzenau, Klüpfel). Der Erzherzog beabsichtige, bald zu heiraten. Mitteilung vom französischen Rheinübergang bei Ehrenbreitstein.

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342 Weimar, 11. Juni 1801: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 87 343 Duderstadt, 12. Juni 1801: von Ernst v. Imhoff Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,504 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 88 344 Regensburg, 15. Juni 1801: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 1 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 89 345 Bayreuth, 16. Juni (?) 1801: von Karl Friedrich Wilhelm v. Voelderndorff Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,521 (1 Bl.) Beklagt den Schwund des vertraulichen Tons in ihrer Korrespondenz. Er habe eine verlangte Vollmacht beigelegt und erbittet die Abschrift eines Vertrages von 1785 und 1787 für seine Frau. Voelderndorff wünscht, daß Leo von seiner Familie den Auftrag erhalte, ihn zu besuchen, um die „mir so sehr verbitterte VerlassenschaftsSache meiner seel. Schwiegermutter“, eine Auseinandersetzung mit dem Ritterhauptmann v. Stauffenberg, „ins Reine zu bringen“. 346 Regensburg, 19. Juni 1801: an Jean Paul Friedrich Richter Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS Jean Paul) (1 Bl.) Textband Brief Nr. 90 347 Regensburg, 19. Juni 1801: an Friedrich v. Schiller Hs. DLA Marbach, A: Schiller 33314 (1 Dbl., 1 Bl.) D: Schiller, NA 39.1, S. 80–82 Textband Brief Nr. 91 348 Erlangen, 24. Juni 1801: von Friedrich Müller Hs. GSA Weimar 68/564 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 92 349 Bamberg, 25. Juni 1801: von Heinrich Karl Christof Schindler Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,709 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Entbietet Glückwünsche zu Seckendorfs Eintritt in den Johanniterorden. Er habe den erforderlichen Stammbaum aus Urkunden des Ortsarchivs angefertigt und „schon in die Arbeit auf einen Pergamentbogen (…) gegeben“. Zu einzelnen Problemen mit Filiationen, Vorfahren u.ä. bei der Erstellung des Stammbaums (vgl. dazu den Stammbaum Hs. [Kopie] WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,708/1). 350 o.O. (Regensburg), 29. Juni 1801: an Johann Georg Arnold Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,718 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Fragen wegen seiner „bevorstehenden Aufnahme in den Johanniter Malteser-Orden zu Sonnenburg“; Seckendorf „gehen (…) verschied Data ab“. Dazu Notizen des Briefempfängers auf demselben Blatt.

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351 Regensburg, 30. Juni 1801: an Frau v. Tettau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,719 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Bittet seine „liebe Tante“ Tettau in Weimar, einige Fragen, seinen Stammbaum betreffend, zu beantworten. 352 Bamberg, 6. Juli 1801: von Heinrich Karl Christof Schindler Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,711 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Seckendorf verlange etwas von ihm, was er nicht geben könne. Zum Kauf eines Fräuleinstiftes (ohne nähere Angabe), welcher durch Urkunden u.a. belegt werden könne. 353 o.O. (Regensburg?), 6. Juli 1801: von Karl August Willibald v. Tettau (?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,720 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Antwort auf verschiedene Fragen Seckendorfs, die er in einem Brief an die Ehefrau gestellt hatte. 354 Berlin, 8. Juli 1801: von Heinrich Christoph v. Wylich und Lottum Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,723 (Kopie; Hs. Familienbesitz) Antwort auf ein Schreiben Seckendorfs vom 24. Juni 1801, „worin Dieselben um Aufnahme in den St. Johanniter-Maltheser-Orden angesucht haben“. Anlage mit Auskunft über die Erfordernisse für den Ordenseintritt von seiten der Ballei Brandenburg. 355 Regensburg, 10. Juli 1801: an Karoline und Wilhelm v. Wolzogen D: Wolzogen, Literarischer Nachlaß 2, S. 236–238; Scheidel 1885, S. 13f., 15, 35 (TD) Textband Brief Nr. 93 356 Hagenbach, 10. Juli 1801: von Johann Georg Arnold Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,716 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Antwort des Amtsverwalters Arnold auf eine Nachfrage Seckendorfs nach den Eltern mütterlicherseits, zur Errichtung eines Kanton Gebirgischen Fräuleinstifts und zu Fragen der Heraldik. 357 Hagenbach, 13. Juli 1801: von Johann Georg Arnold Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,717 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Auskunft über Seckendorfs mütterliche Vorfahren, ermittelt aus dem Kirchenbuch der Schloßpfarre zu Buttenheim; Angabe verschiedener Eintragungen und Erkenntnisse daraus. 358 Tiefurt/Weimar, 19. Juli (1801): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 94 359 o.O. (Bamberg), 23. Juli 1801: von Heinrich Karl Christof Schindler Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,712 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Auskunft über das bestellte Wappen, dessen Ausführung er schon bei einem Maler in Auftrag gegeben habe.

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360 Weimar, 27. Juli 1801: von Karl August Böttiger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,354 (1 Bl.) D: Scheidel 1885, S. 17 (TD, Zitat); Scheidel 1900, S. 264 (TD, Zitat); Obser, S. 13f. (TD) Textband Brief Nr. 95 361 Oberweimar, 29. Juli 1801: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,409 (2 Bl.) Textband Brief Nr. 96 362 Regensburg, 1. August 1801: an Friedrich David Gräter Hs. WLB Cod.misc. 4o 30c,114 D: Bragur 7, 1802, S. 269f. (TD) Textband Brief Nr. 97 363 Weimar, 1. August 1801: von Friedrich v. Schiller Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,320 (1 Dbl.) D: Scheidel 1885, S. 16–18; Obser, S. 38–40; Schiller, NA 31, S. 54–56; Scheidel 1900, S. 264 Anm. 2 (TD) Textband Brief Nr. 98 364 o.O., o.D. (Weimar, etwa 7. August 1801): von Gottlob v. Egloffstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,490 (1 Dbl.) D: Scheidel 1885, S. 36 (TD, Zitat) Textband Brief Nr. 99 365 Altenkirchen, 13. August 1801: von Ludwig Theobul Kosegarten Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,507 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 100 366 Weimar, 14. August 1801: von Wilhelm Gottfried Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,309 (1 Dbl.) D: Scheidel 1885, S. 17, 18, 19 (TD); Scheidel 1900, S. 264, 266 (TD); Obser, S. 24 (TD); Bamberg, Jagemann, S. 274f. (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 714 (TD) Textband Brief Nr. 101 367 Regensburg, 17. August 1801: an G. v. Horneck Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,722 (Entwurf; Kopie, Hs. Familienbesitz) Seckendorfs Aufnahme in den Ritterorden betreffend. 368 Weimar, 18. August o.J. (1801): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 102

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369 Tiefurt, 20. August 1801: von Luise v. Göchhausen Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,494 (1 Dbl.) D: Scheidel 1900, S. 263–266; Göchhausen, S. 127–130; Scheidel 1885, S. 18 (TD, Zitat); Obser, S. 18f. (TD); Starnes, Wieland 3, S. 69 (TD) Textband Brief Nr. 103 370 Bamberg, 27. August 1801: von G. v. Horneck Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,715 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Bietet seine Mitarbeit für die Erstellung einer Stammtafel für Seckendorfs Beitritt zum Johanniterorden an. 371 Oberweimar, 9. September 1801: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,410 (4 Dbl.) Textband Brief Nr. 104 372 Seifersdorf, 26. September 1801: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,379 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 105 373 Regensburg, 11. Oktober 1801: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A 16a, Bü 45/1 (1 Dbl.) 374 Regensburg, 11. Oktober 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,205a (1 Dbl.) Aufzählung der ihm durch Bacher mitgeteilten Ergebnisse der Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und England mit für Frankreich vorteilhaften Abmachungen (Verzicht auf britische Eroberungen, Malta, Piemont, Portugal u.a.); dabei keine das Reich und Hannover betreffende Vereinbarungen. Görtz mahnt im Namen des preußischen Hofes eine Erklärung des württembergischen Herzogs über gewünschte Entschädigungen an. Steigentesch lädt zu einem Treffen über die Ausführung der geplanten Erzherzog-Karl-Statue. Die Gesellschaft „Harmonie“ hat ein neues Lokal gemietet. 375 Tiefurt, 12. Oktober 1801: von Luise v. Göchhausen Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,495 (1 Dbl., 1 Bl.) D: Obser, S. 19f. (TD) Textband Brief Nr. 106 376 Regensburg, 13. Oktober 1801: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A16a, Bü 47 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 107 377 Regensburg, 14. Oktober 1801: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,205b (1 Dbl.) Details über den Friedensschluß mit Frankreich; die Ratifizierung werde „erst spät erfolgen, da der Wiener Hof zuvor mit dem Berliner und Frankreich über den Ort des Kongresses übereinkommen will“. Er habe an den württembergischen Herzog „geschrieben, und ihn gebeten, mich bei seiner Gesandschaft dort anzustellen“. Bei der Konferenz zum

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Denkmal für Erzherzog Karl habe man bislang nur zwei Künstler in die engere Wahl gezogen, Herold in Nürnberg und Zauner in Wien. 378 Regensburg, 15. Oktober 1801: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A16a, Bü45/2 (1 Dbl.) 379 Regensburg, 16. Oktober 1801: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 2 (Beilage: Druck zur „Harmonie“, 2 Bl.) Textband Brief Nr. 108 380 Weimar, 23. Oktober 1801: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 109 381 Weimar, 23. Oktober o.J. (1801?): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (1 Dbl.) Bitte um Vergebung wegen eines provozierenden Scherzes und um Beendigung seines Schweigens: „Sie sind ein Siebenschläffer – Ein Bücherwurm – ein Murmelthier, kurz! es giebt nichts, was Sie nicht sind!“ Mit ihrer Gesundheit sei auch ihr euphorisches Selbstgefühl zurückgekehrt. 382 Bamberg, 28. Oktober 1801: von Heinrich Karl Christof Schindler Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,713 (Kopie, Hs. Familienbesitz) Der gewünschte Stammbaum sei fertiggestellt; fragt nach Attestanten („ein Zeugniß“) für Seckendorfs Wappen und den Stammbaum (Zeugnisse der Attestanten: Hs. [Kopie] WLB Stuttgart, Cod.hist. 4o 736,714). 383 Regensburg, 30. Oktober 1801: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 (1 Bl.) Dankt für den am 24. Oktober 1801 ergangenen Erlaß zur Einstellung als Legationssekretär. 384 Weimar, 30. Oktober 1801: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,332 (1 Bl.) Kurzes Billett mit der Versicherung, Seckendorf bleibe den Freunden in Weimar unvergessen. 385 o.O. (Weimar), 30. Oktober o.J. (1801): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (1 Dbl.) D: Bartolo, S. 232f., 237, 238, 240 (TD, Zitate) Textband Brief Nr. 110 386 Weimar, 2. November 1801: von Friedrich Hildebrand v. Einsiedel Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,526 (1 Dbl.) D: Obser, S. 17f. Textband Brief Nr. 111

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387 Weimar, 16. November 1801: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,411 (2 Bl.) Kurzes Begleitschreiben zur Übersendung des 2. Bandes seines „Bertrand Du-Guesclin“ (2 Bde., Bremen 1801/02) mit der Beschwerde, seit Wochen keine Zeile von Seckendorf erhalten zu haben. Wohnt nach einem Monat Abwesenheit wieder in Weimar. 388 o.O., o.D. (Weimar, vor 20. November 1801): von Gottlob v. Egloffstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,491 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 112 389 o.O., o.D. (Weimar, vor 20. November 1801): von Jeannette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/494 (Nachschrift Henriette v. Egloffstein; 1 Bl.) Jeannette v. E. ist böse auf Seckendorf, da sie dreimal an ihn geschrieben habe, ohne eine Antwort zu erhalten. In der Nachschrift gibt die Mutter zu, die Absendung der Briefe vergessen zu haben. 390 Weimar, 20. November 1801: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 113 391 Weimar, 23. November 1801: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,333 (1 Dbl., 1 Bl.) D: Obser, S. 7 (TD) Textband Brief Nr. 114 392 o.O. (Weimar), 10. Dezember o.J. (1801): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (1 Bl.) Kurze Nachricht von der allmählichen Erholung von schwerer Krankheit; die ganze Familie war an den Masern erkrankt. „Ich war dem Tode nah“. 393 Weimar, 11. Dezember 1801: von Karl August Böttiger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,355 (1 Dbl.) D: Obser, S. 14 (TD) Textband Brief Nr. 115 394 Kölleda, 16. Dezember 1801: von Frau v. Weilhorn (?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,523 (1 Bl.) Sie habe von Seckendorfs Interesse an der ursprünglich aus Paris stammenden Harfe ihres verstorbenen Mannes erfahren, die der Instrumentenmacher Schenk auf 35 Carolinen taxiert habe. Sie überlasse ihm die Harfe für 30, bittet aber wegen eines weiteren Interessenten um baldige Nachricht. 395 Weimar, 21. Dezember 1801: von Gottlob v. Egloffstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,492 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 116

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396 o.O., o.D. (Regensburg, 1801?): von Louise v. Diede zum Fürstenstein Hs. GSA Weimar 96/524 (1 Bl.) Spricht ihr Bedauern über ein krankheitsbedingt ausgebliebenes Treffen aus.

1802 397 Bayreuth, 2. Januar 1802: von Karl Friedrich Wilhelm v. Voelderndorff Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,541 (1 Bl.) Bittet um Vermittlung eines geeigneten Regensburger Mechanikus, der ihm ein Meßinstrument reparieren könne, und um Auskünfte über einen ihm empfohlenen neuen Gutsverwalter. 398 Regensburg, 5. Januar 1802: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 4 (3 Bl.) Textband Brief Nr. 117 399 Weimar, 12. Januar 1802: von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 118 400 Weimar, 29. Januar o.J. (1802?): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 119 401 Weimar, 1. Februar 1802: von Karl August Böttiger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,356 (1 Dbl.) D: Obser, S. 14f. (TD) Textband Brief Nr. 120 402 Weimar, 8. Februar o.J. (1802): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 121 403 Jena, 11. Februar 1802: von Charlotte v. Froriep Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,535 (1 Dbl.) Über das Verhältnis Brühls zu Auguste v. Löwenstern, der es bei ihrem derzeitigen Aufenthalt in Paris nicht gefällt, weil sie offenbar in Dankelmann verliebt sei. Brühl hingegen habe sie offenbar nie geliebt, ihm gegenüber nur Achtung empfunden; dieser wolle im Herbst nach Weimar kommen. Vom häuslichen Glück mit ihrem Ehemann in Jena. 404 Weimar, 18. Februar 1802: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,334 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 122

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405 Regensburg, 12. März 1802: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 5 (3 Bl.) Textband Brief Nr. 123 406 Weimar, 12. März 1802: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,335 (1 Dbl.) D: Obser, S. 7f. (TD); Skonietzki, S. 304f. (TD) Textband Brief Nr. 124 407 Regensburg, 13. März 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 408 Regensburg, 17. März 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 409 Regensburg, 20. März 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 410 Regensburg, 23. März 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 411 Weimar, 5. April 1802: von Karl August Böttiger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,358 (1 Dbl.) D: Obser, S. 15 (TD) Textband Brief Nr. 125 412 Weimar, 9. April 1802: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,336 (1 Dbl.) Umständliche Schilderung von Dankelmanns militärischem Abschied infolge eines Duells und seiner Abreise nach Amsterdam, wo er eine Stelle bei der Ostindischen Compagnie antreten soll. Von Weimar habe er ihn gemeinsam „mit dem jungen Krahmer (Architect aus Berlin, Schüler von Gentz) bis Erfurt“ begleitet. 413 Weimar, 14. April 1802: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,412 (2 Dbl., 4 Bl.) Textband Brief Nr. 126 414 Weimar, 22. April 1802: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,337 (1 Dbl.) D: Scheidel 1900, S. 266–68 (TD); Obser, S. 9f. (TD); Bamberg, Jagemann, S. 301–305 (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 739–741 (TD) Textband Brief Nr. 127 415 Den Haag, 6. Mai 1802: von Adolf v. Dankelmann Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,532 (1 Dbl.) Bedankt sich für Seckendorfs Bemühungen um eine Stelle in württembergischen Diensten und blickt zurück auf das unglückliche Duell, das zu seinem Abschied von Weimar

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geführt habe. Sentimentale Erinnerung an eine winterliche Schlittenpartie nach Ettersburg und an den Abschiedsabend in Weimar bei den Freunden (Bertuch, Jagemann, Majer, Diede u.a.). In Amsterdam sei er durch Vermittlung seines Onkels auf eine Stelle in Ostindien engagiert worden, die früher schon sein Vater innehatte. Die Einschiffung nach Batavia verzögere sich, derzeit wohne er meist beim Onkel in Haarlem. In trauriger Stimmung, er befürchtet, wie sein Vater in Indien sterben zu müssen. 416 Regensburg, 8. Mai 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,206 (1 Dbl.) Details zum Frieden zwischen dem Herzog v. Württemberg und England und zu Äußerungen Talleyrands und Cobenzls über die ausbleibende Einberufung eines Landtags. Der Vorgang sei derzeit beim Reichshofrat in Wien anhängig. Nach der bevorstehenden Unterzeichnung des Friedens, so hoffe man, werde der Herzog in diesem Punkt nachgeben. Dieser werde sich vermutlich nach Wien begeben, um dort seine Interessen zu vertreten, und zuvor Regensburg besuchen. Die Gesellschaft „Harmonie“ ekle ihn beinah an; es solle ein Souper für Hügel, Westerholt, Colloredo und Sternberg gegeben werden. 417 Regensburg, 24. Mai 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 418 Regensburg, 24. Mai 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,208 (1 Dbl.) Zu verschiedenen Reichstagsangelegenheiten und einem Bericht aus Wetzlar über die ökonomische Situation nach Abtretung des linken Rheinufers. Bericht von einem prunkvollen Zug von Mustafa Effendi von der ottomanischen Pforte durch Regensburg in Begleitung seines Harems. Trotz eines Treffens mit Gottlob v. Egloffstein fühle er sich einsam in Regensburg. 419 Regensburg, 25. Mai 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 420 o.O. (Regensburg), 26. Mai 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,209 (1 Bl.) Die Deduktion von Schmid über die Interessen des reichsunmittelbaren Adels sei zur Abschrift gegeben worden. Bacher melde den Erhalt einer Depesche über Bonapartes Ernennung zum Konsul auf Lebenszeit. 421 Weimar, 31. Mai 1802: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,413 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 128 422 Regensburg, 1. Juni 1802: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 6 (6 Bl.) Textband Brief Nr. 129

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423 Regensburg, 1. Juni 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 424 Regensburg, 1. Juni 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,210 (1 Dbl.) Mitteilung von Auszügen aus dem Vertrag zwischen Württemberg und Frankreich, der von Normann in Paris unterzeichnet wurde (Sonderfrieden v. 25. Mai 1802), Entschädigungen und Gebietsabtretungen betreffend. 425 Regensburg, 5. Juni 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 426 o.O. (Weimar), 10. Juni 1802: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 130 427 Regensburg, 11. Juni 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 428 Regensburg, 14. Juni 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 429 Regensburg, 14. Juni 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,211 (1 Dbl.) Zu den Abmachungen zwischen Talleyrand, Lucchesini und Markow über Gebietsabtretungen und die territoriale Integrität von Bayern, das die Pfalz erhalte, und zum Herzogtum Berg. Oranien werde Fulda in Besitz nehmen, der Großherzog v. Toskana und Erzherzog Karl sollten als Kurfürsten mit einigen Provinzen ausgestattet werden, Entschädigungen für Preußen seien noch offen. Ein Aufruhr in München anläßlich einer Prozession zu Pfingsten sei von der Polizei unterbunden worden. Mitteilungen zu einigen Regensburger Bekannten und über ein Konzert von (Franz Xaver) Sterkel. 430 Weimar, 14. Juni 1802: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,414 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 131 431 Regensburg, 21. Juni 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 432 Weimar, 21. Juni 1802: von Friedrich Justin Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,530 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 132 433 Regensburg, 25. Juni 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97

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434 Regensburg, 26. Juni 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,212 (2 Dbl.) Bericht von einem Besuch bei der befreundeten Familie v. Pappenheim. Über die Reichstagsverhandlungen zur Abtretung von Mainz an Frankreich und zum Sitz des Reichstags. Basierend auf Mitteilungen von Görtz ausführliche Schilderung des harmonischen Treffens des preußischen Königs mit dem Zaren in Memel. 435 Regensburg, 28. Juni 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 436 Regensburg, 1. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 437 Regensburg, 1. Juli 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,213 (2 Dbl.) Mitteilungen zu den organisatorischen Vorkehrungen für die nach Bachers Angaben in vier Wochen beginnenden abschließenden Entschädigungsverhandlungen, die bis Oktober abgeschlossen werden sollen. Der Vater soll sich nach Wiesbaden begeben. Über territoriale Veränderungen, v.a. Bayern erhielte verschiedene Bistümer, Städte (Eichstätt, Bamberg, Würzburg, Schweinfurt, Augsburg, Freisingen, Ulm u.a.) und Prälaturen, Württemberg dagegen Ellwangen, drei Reichsstädte und drei Prälaturen. Reichsunmittelbar blieben lediglich Nürnberg, Regensburg und Frankfurt sowie drei Hansestädte. Zu Bällen und gegenseitigen Ordensverleihungen beim Treffen der Kaiser. Über ein Konzert der Prinzessin (von Thurn und Taxis) in Regensburg und einer Komposition Sterkels. 438 Regensburg, 4. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 439 Regensburg, 5. Juli 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,214 (2 Dbl.) Mitteilung vom Tod des Kurmainzer Gesandten (Andreas v.) Steigentesch und des Ritters von Saxe (Joseph Xaver Chevalier de Saxe) im Duell mit dem russischen Fürsten Tscherbatow. Wiedergabe politischer Korrespondenznachrichten über eine Initiative von Preußen und Kurland gegen Österreich; der Fürst von Mecklenburg spreche von großer Harmonie des preußischen Königs und des russischen Kaisers in Memel, der Zar sei in die Königin verliebt. Der Vater sollte es nicht versäumen, nach Wiesbaden zu gehen. 440 Regensburg, 8. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 441 Rheinsberg, 8. Juli 1802: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,380 (2 Dbl.) D: Bamberg, Jagemann, S. 305 (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 741f. (TD) Vom Treffen mit den Brüdern Pappenheim in Berlin. Nach einer Reise an die Ostsee spricht Brühl voller Bewunderung über Baudenkmäler in Rostock, Dobberan u.a. Über Louise Diede, deren bevorstehende Heirat und den ihm selbst auferlegten Zwang, eine

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gute Partie zu machen, was eine Ehe mit Henriette v. Wolfskeel ausschließe. Über die Abneigung gegen den französisch geprägten Hofstaat seines Prinzen Heinrich: „Der einzige Zweck um deßen willen ich hier bleibe, ist – nach des Prinzen Tod 800 rh Pension zu behalten, und indépendent dafür zu seyn – sonst hätte ich das ganze hiesige Leben längst zum Teuffel geschickt.“ Konkreter Vorschlag an Seckendorf, in preußische Dienste zu treten. Er solle versuchen, „durch den Minister Schulenburg der die organisation der neuen Provinzen (…) – Unter andern Erfurth, das ganze Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen – (…) über sich hat, eine Regierungs oder Kriegs und Domainen Raths Stelle zu erhalten. Unser Gesandter am Reichstage Graf Goerz könnte dir dabey nützlich seyn“. Leo könne dann etwa in Erfurt seine „Heyraths Pläne auf die älteste Eggloffstein oder auf eine deiner dortigen Geliebten ausführen“ (vgl. Caroline v. Egloffstein an Seckendorf, 6. Januar und 16. März 1804, Regesten) und durch die Nähe zu Weimar seine literarischen Pläne weiter verfolgen. Wenig Verständnis für „Carolinens Betragen (…) jetzt sagt jedermann, sie sey des Dux erklärte Maitresse“. 442 Regensburg, 10. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 443 Regensburg, 12. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 444 Regensburg, 12. Juli 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,215 (1 Dbl.) Der württembergische Herzog wünsche Berichte über die Entschädigungsverhandlungen nach Rastatt und die baldige Rückkehr des Vaters. Die Besetzung Passaus stehe bevor, Seinsheim solle zum Gouverneur von Bamberg und Würzburg ernannt werden. Bei den Verhandlungen sei noch nicht ausgemacht, ob auch die Reichsritterschaft entschädigt werden solle. 445 Regensburg, 17. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 446 Regensburg, 18. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 447 Regensburg, 18. Juli 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,216 (2 Dbl.) Mitteilungen von Görtz, dessen Eintreffen von Berlin sich verzögere. Zur ursprünglich ablehnenden Haltung des Kaisers in Entschädigungsfragen; dieser wolle nun doch die Reichsdeputation einberufen, um im Sinn des Lunéviller Friedens und der Reichskonstitution zu verfahren, von Wien seien Hügel und Schraut als Delegierte bestellt. Ungewißheit bestehe über den Umfang der Entschädigungen; Rußland, das sich beim Treffen in Memel preußischen Vorstellungen offenbar gewogen zeigte, verhielte sich neutral. Bayern könne möglicherweise als Verlierer (Inn-Winkel, Zugänge zur Naab) aus den Verhandlungen hervorgehen. In Regensburg kursiere ein Gerücht, der Vater sei nach Paris entsandt worden.

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448 Regensburg, 19. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 449 Regensburg, 22. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 (Entwurf) 450 Regensburg, 23. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 451 Regensburg, 26. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 452 Regensburg, 26. Juli 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,217 (2 Dbl.) Anfrage, ob ihr Haus in Regensburg als Quartier für Reichstagsgesandte zur Verfügung stehen solle. Vom Aufmarsch preußischer Truppen in Franken zur Sicherung Bayerns und an die österreichische Grenze. Vor der erwogenen Bestellung eines kaiserlichen Kommissars sollen nach Auffassung des württembergischen Hofs zunächst alle Arrangements für die Reichsdeputation getroffen werden, dazu habe er sich auch mit R(echberg) als Vertreter Bayerns verständigt. Leo würde in dieser Angelegenheit am liebsten selbst, in herzoglichem Auftrag, nach München reisen. Der preußische König habe sich gegenüber Wien über die Vorläufigkeit des Status von Venetien geäußert. 453 Regensburg, 27. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 454 Weimar, 28. Juli 1802: von Bertuch, Carl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,338 (1 Dbl.) D: Scheidel 1885, S. 36 (TD, Zitat) Tröstender Zuspruch für den Freund, der sich in Regensburg unglücklich fühlt. Dankelmann habe ihm unmittelbar vor seiner Abreise nach Batavia Mitte Juli geschrieben. Befürchtungen wegen dessen Neigung zum Alkohol. Nachrichten von Bekannten in Weimar: Auguste lebt nach ihrem Paris-Aufenthalt in Offenbach, „Löwensterns machen jezt mit Kraus, der in Frankfurt ist, die Rheinfahrt von Mainz nach Coblenz“, das Ehepaar Herder ist über Frankfurt nach Aachen gereist, um später nach Stachesried zu gehen. Ihr Sohn August „hat sich brav beym Examen in Wittenberg gehalten; erhielt die erste Censur, disputirte öffentlich, und ist als BergAmtsAssessor in Marienberg mit 400 rtl. angestellt“. Über die derzeitigen Reisen des weimarischen Herzogs und Anna Amalias. Augusta v. Kalb wird Herrn v. Geiger heiraten. 455 Regensburg, 29. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 456 Regensburg, 31. Juli 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97

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457 Ludwigsburg, 1. August 1802: von Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz. 26, Nr. 311 (Abschrift; Beilage Personenaufstellung Reichstagsdelegation; 1 Bl.) 458 Regensburg, 2. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 459 Regensburg, 3. August 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,218 (1 Dbl., 1 Bl.) Mitteilung vom Eintreffen des Mainzer Kurfürsten (Dalberg) in Regensburg; verhandelt werden augenblicklich Vollmachten und Dekrete zur Einberufung der Reichsdeputation. Über den Stand der Diskussion über die Entschädigungspläne unter Einbeziehung der Reichsritterschaft; ein nach München beorderter Kurier habe die dazu ausgearbeiteten Vorstellungen Preußens im Gepäck, für Württemberg sollten neun Reichsstädte (darunter Schwäbisch Hall und Heilbronn, aber nicht Ulm) abfallen. Zum vorgesehenen Quartier für die württembergische Delegation. 460 Regensburg, 4. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 461 Weimar, 4. August (?) 1802: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,339 D: Obser, S. 10f. (TD) Textband Brief Nr. 133 462 Weimar, 4. August 1802: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 134 463 Regensburg, 5. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 464 Regensburg, 6. August o.J. (1802): an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,220 (1 Dbl.) Über Modalitäten zur Unterbringung der württembergischen Delegation (Normann und weiteres Personal) während der Reichstagsverhandlungen. 465 Regensburg, 7. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 466 Regensburg, 7. August 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,219 (1 Dbl.) Zur Unterbringung der württembergischen Delegation unter Normann, Details zu Schlafgelegenheiten und Küche. 467 Regensburg, 7. August 1802: an Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz. 26, Nr. 311 (1 Bl.)

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468 Regensburg, 9. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 469 Regensburg, 9. August 1802: an Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz. 26, Nr. 311 (1 Bl.) 470 Regensburg, 13. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 471 Regensburg, 13. August 1802: an Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz. 26, Nr. 311 (Beilage Notiz Friedrich II. v. Württemberg) 472 Ludwigsburg, 13. August 1802: von Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz. 26, Nr. 311 (Entwurf; 1 Bl.) 473 Regensburg, 14. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 474 Regensburg, 16. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 475 Regensburg, 16. August 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,221 (3 Dbl.) Das eigene Haus werde als Quartier für die württembergische Delegation nicht benötigt, dafür sei das von Ompteda angemietet worden. Die Anwesenheit des Vaters am Reichstag sei erforderlich. Der württembergische Herzog habe Bühler nach München geschickt; opportun sei ein Zusammenschluß mit Bayern, Sachsen und Hessen für die Durchsetzung der eigenen Ziele. Die großen Mächte beschäftigten sich mit der Türkei, eine Allianz Frankreichs mit Österreich sei denkbar, um einen neuen Staat in Griechenland zu konstituieren. 476 Regensburg, 18. August 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,222 (1 Dbl.) Mitteilung eines noch inoffiziellen, von Frankreich (durch Laforêt) mitgeteilten allgemeinen Entschädigungsplans mit detaillierten Angaben zu Entschädigungen und der Aufteilung von Gebieten süddeutscher Staaten an verschiedene Fürstentümer. Der Beginn der Verhandlungen der Deputation wird täglich erwartet. 477 o.O., o.D. (Regensburg, nach 18. August 1802): an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,223 (Anfang fehlt; 1 Bl.) Aufstellung zu einzelnen Punkten des Entschädigungsplans. Zur Inbesitznahme von Klöstern und Städten und dem Abschluß einer Vereinbarung zwischen Talleyrand und Graf Markow. Die Kurwürde für Württemberg sei neben territorialer Erweiterung vorgesehen, ebenso für Baden. Zu den Gebietsabtretungen und der Verteilung von Territorien im einzelnen (Bayern, Hessen-Darmstadt, Toskana); nur drei Reichsstädten der Bestand gesichert. Während Österreich mit Cobenzl übergangen werde, beabsichtige Preußen, ungeachtet einer Reaktion aus Wien, die erforderlichen Maßregeln einzuleiten.

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478 Regensburg, 19. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 479 Regensburg, 20. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 480 Regensburg, 20. August 1802: an Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz. 26, Nr. 311 (2 Bl.) 481 Regensburg, 21. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 482 Regensburg, 21. August 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,224 (1 Dbl.) Österreich habe sich vor wenigen Tagen Passaus bemächtigt, wovon die kaiserlichen Bevollmächtigten nach ihren Angaben vorab nicht unterrichtet gewesen seien, wogegen die französischen Gesandten dies nicht für ein Mißverständnis bzw. eigenmächtiges Vorgehen des militärischen Befehlshabers vor Ort ansehen wollten. Preußen habe sich seinerseits nicht auf eine bloß vorläufige Besetzung zugesprochener Territorien beschränkt, sondern führe bereits organisatorische Maßnahmen durch. Unzufrieden mit den für sie vorgesehenen Entschädigungen tendierten Württemberg und Hessen zu Privatabschlüssen. Normann sei von Paris aus noch nicht am Reichstag eingetroffen. Frankreich und Rußland drängten auf die Erörterung der Deputation, für deren Erklärung eine Frist von zwei Monaten nicht überschritten werden sollte, ansonsten bestehe die Gefahr österreichischer und preußischer Vorgriffe auf eine Verhandlungslösung und die kleineren Staaten drohten zum Spielball der Mächtigen zu werden. 483 Ludwigsburg, 24. August 1802: von Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz. 26, Nr. 311 (Entwurf; 1 Bl.) 484 Regensburg, 25. August 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,225 (1 Dbl.) Bei den Reichstagsverhandlungen sei er als Legationssekretär mit der Protokollführung betrauftragt. Über die Reden von Hügel und Albini bei einer vorbereitenden Sitzung, dabei sei die Deklaration von Frankreich und Rußland zur Entschädigungsfrage verlesen worden. Der württembergische Herzog sei mit den bislang vorgesehenen Entschädigungen nicht zufrieden und suche mit russischer Unterstützung noch einige Stifte und Dörfer zu erhalten. Verhandlungen wegen der Besetzung Passaus über einen Rückzug Bayerns und Österreichs. Seine eigene Anfrage wegen eines Gehalts sei von Wintzingerode mit dem Hinweis auf seine nach der Deputation vorgesehene Anstellung als Regierungsrat beantwortet worden. 485 Regensburg, 26. August 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 486 Regensburg, 26. August 1802: an Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz. 26, Nr. 311 (unvollst. Entwurf; 1 Bl.)

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487 Regensburg, 27. August 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,226 (1 Bl.) Der Streit um Passau drohe zu eskalieren, wenn die Österreicher sich nicht zurückzögen. Diese wollten aber partout das rechte Innufer halten; an der Salza stünden sich die Parteien gegenüber. 488 Offennau bei Heilbronn, 27. August 1802: von Augusta v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,404 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 135 489 Regensburg, 31. August 1802: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 7 (2 Bl.) Textband Brief Nr. 136 490 Regensburg, 2. September 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,227 (1 Dbl.) Von der zweiten Deputationssitzung, auf der Brandenburg, Bayern, Württemberg und Hessen sich einig bezüglich der Entschädigungspläne gezeigt hätten, Vorbehalte dagegen von seiten Böhmens und Mainz. Leo fühlt sich von Normann gegenüber Wintzingerode (d. J.) zurückgesetzt und nur unzureichend informiert und ins Vertrauen gezogen. 491 Regensburg, 4. September 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 492 Weimar, 5. September 1802: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,415 (4 Dbl.) Textband Brief Nr. 137 493 Regensburg, 8. September 1802: an Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz.26, Nr.311 (2 Bl.) 494 Weimar, 10. September o.J. (1802): von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,340 (1 Bl.) D: Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 742 (TD, Zitat) Textband Brief Nr. 138 495 Weimar, 17. September 1802: von Karl August Böttiger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,357 (1 Dbl.) D: Obser, S. 15f. (TD) Textband Brief Nr. 139 496 Weimar, 21. September 1802: von Gottlob v. Egloffstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,533 (1 Dbl.) Über eine viermonatige Reise nach den Niederlanden, Paris und London. „Paris ist, die geraubten Kunst Sachen abgerechnet, nicht zur Hälfte mehr so angenehm, als es vor der revolution war – (…) Die Gesellschaften aller Classen theils langweilig, theils von

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ganz niedrigem Ton; Mismuth auf allen Seiten, Theurung, lauter geschmierte Weine, schlechte Polizey pp!“ Mehr beeindruckt sei er von England, von den Pferderennen und voller Bewunderung für „die Londner Brauhäußer; die engl. Reinlichkeit; ihre Manufackturen“, zugleich erstaunt über das gute „Benehmen der Provinz-Einwohner gegen einen Teutschen“. Zurück in Weimar versuche man jetzt, ihm „die Hofdirection aufzuhängen, weil Luck solches in der Zukunft nicht mehr verstehen kan“. Er werde sich jedoch auf die Gesellschaft der Herzogin (Anna Amalia) beschränken. 497 Weimar, 24. (September 1802): von Henriette v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/90 (1 Dbl.) Von der Abgeschiedenheit ihrer derzeitigen Existenz und der erfreulichen Entwicklung ihrer Kinder, sie selbst sei jetzt „ganz frei“. Glückwunsch zur Heirat seiner beiden (!) Schwestern, besonders Julies, die sie immer gut in Erinnerung behalten wird. Sie werde die von ihm geliehenen Bücher zurückschicken. 498 Weimar, 29. September 1802: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,341 (1 Bl.) D: Bamberg, Jagemann, S. 306 (TD, Zitat) Textband Brief Nr. 140 499 Regensburg, 1. Oktober 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,228 (1 Dbl.) Ein neuer Entschädigungsplan ist in Arbeit, Beratungen über den Unterhalt der säkularisierten Geistlichkeit sind vorgesehen. Eine Note Hügels ist dem französischen Gesandten übergeben worden; die Reichsstädte sollten den Munizipatsstädten gleichgestellt werden. Am Tag nach der Abreise des Vaters habe (J. G.) Herder ihn besucht, der den Weg nach Stachesried über Regensburg genommen habe, um Görtz zu sehen. Da alle Herbergen besetzt gewesen seien, habe er ihn in ihrem Haus aufgenommen; während seines dreitägigen Aufenthalts sei er von Görtz, Rechberg, Gleichen und ihm betreut worden. Herder habe es sehr bedauert, den Vater nicht angetroffen zu haben (vgl. Brief von J. G. Herder, 2. Oktober 1802). 500 Ziegenberg, 1. Oktober 1802: von Louise v. Diede zum Fürstenstein Hs. GSA Weimar 96/522 (2 Dbl.) Die Entscheidung zur Schließung ihrer Ehe mit George Löw ist gefallen, sie empfindet zugleich Dankbarkeit und Trauer über die Trennung vom Elternhaus im kommenden Frühjahr. Erinnerung an gemeinsam verbrachte Kindheitsjahre und gute Wünsche für den als noblen und zuvorkommenden Charakter beschriebenen Seckendorf. Hofft, daß er das Klavier abholen ließ, das sie ihm zugedacht habe. 501 Stachesried, 2. Oktober 1802: von Johann Gottfried Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,310 (1 Bl.) D: Obser, S. 20f. Textband Brief Nr. 141

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502 Regensburg, 8. Oktober (1802): an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,229 (1 Dbl.) Auf einer außerordentlichen Konferenz bei Laforêt wurde eine neue Deklaration vorgelesen. Danach solle es weitere Territorialverschiebungen geben. Meldung der Ankunft verschiedener Franken, des Fürsten v. Ligne, Metternichs, des Staatsrats Bühler. 503 Weimar, 12. Oktober 1802: von Friedrich Müller Hs. GSA Weimar 68/564 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 142 504 Regensburg, 13. Oktober 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,230 (1 Dbl.) Bericht von den unterschiedlichen Reaktionen auf die Pläne zur territorialen Neuordnung, Gebietsaufteilungen und -entschädigungen (Brandenburg, Böhmen u.a.), die kaiserliche Seite betont ihre Plenipotenz gegenüber der Deputation. Normann zeigt sich idigniert angesichts der Uneinigkeit über die Gewichtung der Stimmen (Virilstimmen). Leo spricht von einer vertraulich zu behandelnden Reichsmitteilung über die Einrichtung eines neuen oberrheinischen Kreises unter badischer (von Konstanz bis Heidelberg) und württembergischer (Schwaben) Direktion, außerdem Hessens Direktion über weitere rheinische Gebiete. 505 Regensburg, 14. Oktober 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 506 Regensburg, 22. Oktober (1802): an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,231 (1 Dbl.) Der neue allgemeine Plan zu Gebietsentschädigungen und territorialer Neuordnung sei am Vormittag endlich angenommen worden, Einigungen hinsichtlich Kurhessens, der Toskana und Passaus erzielt. Über den Unterhalt der säkularisierten Geistlichkeit und wegen der Schuldenansprüche soll dem Hauptdeputationsschluß noch ein Protokoll angehängt werden. Wann dieser dem Reichstag vorgelegt werden könne, sei ungewiß. Das Verhältnis zwischen Wien und der Reichsritterschaft bleibe wegen der Entschädigungsfragen angespannt. 507 Weimar, 25. Oktober 1802: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,342 (1 Bl.) D: Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 743 (TD) Textband Brief Nr. 143 508 Regensburg, 27. Oktober 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,232 (1 Dbl.) Über die Erwartungen an den Plenipotenzerlaß. In der gestrigen Sitzung der Deputation sei die Frage der Abfindungen und Renten für die Geistlichen geregelt worden. Informationen über die von preußischer Seite für Augsburg zugedachte Entschädigung; Protest Schwedens unter Hinweis auf den Westfälischen Frieden. Erkundigung nach der frisch verheirateten (am 24. Oktober) Schwester Julie (mit Karl Alexander Sigmund v. Seckendorf).

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509 Weimar, 1. November 1802: von Caroline Jagemann Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,537 (1 Dbl.) D: Obser, S. 26f.; Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 742–744; Bamberg, Jagemann, S. 306f. (TD) Textband Brief Nr. 144 510 Regensburg, 3. November 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,233 (1 Dbl.) Von der angeblich schon getroffenen Übereinkunft zwischen Wien und Paris ist den französischen Gesandten noch nichts bekannt, Österreich werde von seinen Ansprüchen bezüglich Passaus, des Innviertels und der alten Mandatsstifte nicht abrücken. Weitere Einzelheiten zu den Reichstagsverhandlungen und Haltungen Frankreichs, Österreichs, Preußens und Rußlands, insbesondere zu österreichischen Gebietsansprüchen, zu den an die Hansestädte gerichteten Abgabenforderungen und zum Deutschen Orden. 511 Regensburg, 10. November 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,234 (1 Dbl.) Noch keine Einigung zwischen Österreich und Frankreich in der toskanischen Entschädigungsfrage; man vermute, Frankreich habe es aus Rücksicht auf Rußland dem sardischen König zugedacht. Normann wolle demnächst die Verhandlungsgeschäfte wieder an den Vater abgeben. Zu den Vorstandswahlen bei der Regensburger Lesegesellschaft „Harmonie“. 512 Regensburg, 15. November 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,235 (1 Dbl., 1 Bl.) Über Probleme mit der Dienerschaft in Regensburg und eine Konferenz bei Laforêt. Wien suspendiere weiterhin seinen Beitritt zum allgemeinen Entschädigungsplan, bevor nicht ein Arrangement in der Toskana-Frage erzielt sei. Details von weiteren Reichstagsverhandlungen v.a. über kleinere Gebietsverschiebungen bei verschiedenen Fürsten. Er selbst sei mit der Anfertigung von Subdelegationsberichten befaßt. Über die ungünstige Haltung von Normann u.a. gegenüber der Reichsritterschaft. 513 Weimar, 19. November o.J. (1802): von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,343 (1 Bl.) D: Scheidel 1900, S. 278 (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 743 (TD) Textband Brief Nr. 145 514 Weimar, 19. November 1802: von Caroline Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,311 (1 Dbl.) D: Obser, S. 21f. Textband Brief Nr. 146 515 München, 20. November 1802: von Johann Christoph v. Aretin Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,528 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 148 (dort versehentlich nach dem später entstandenen Brief Nr. 147)

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516 Sugenheim, 21. November 1802: von Alexander v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,540 (1 Dbl.) Über die Affäre von Leos Bruder Max v. Seckendorf mit einer verheirateten Frau und dessen Auseinandersetzungen in finanziellen Angelegenheiten mit dem Vater sowie einen Kredit zu einem überhöhten Zinssatz. Anhang in französischer Sprache: Bericht über die Verführung von Max durch die Gräfin, die den Bruder jetzt mit ihrer Eifersucht verfolge. 517 Regensburg, 22. November 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,236 (1 Dbl.) Von der hohen Arbeitsbelastung in der eigenen, württembergischen Kanzlei durch Tätigkeiten für Albini, v.a. durch Übersetzungen aus dem Französischen. Ein Entwurf zum Deputationshauptschluß, die Entschädigungen betreffend, ist weitgehend zum Vortrag fertig, offen noch immer die Frage der toskanischen Entschädigungen. Abgelehnt wurden Forderungen des Deutschen Ordens und der Ritterschaft; Nachrichten aus Regensburg. 518 Weimar, 25. November 1802: von Karl Wilhelm v. Fritsch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,534 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 147 519 Holleschau/Mähren, 28. November 1802: von Albert v. Pappenheim Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,538 (Beilage von u.H., 1 Bl.; 1 Dbl.) Pappenheim kann ihm nicht die erwünschte Auskunft über seinen Bruder Max geben, da er bei seinem kürzlichen Aufenthalt in Wien Wöllwarth diesbezüglich nicht hatte sprechen können. Er selbst bedürfe jetzt des Trostes, da er nach der Rückkehr (an seinen Garnisonsort) von seinem Obristen wegen zu langen Urlaubs zu vier Wochen ProfosenArrest verurteilt worden sei. 520 Regensburg, 29. November 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,237 (mit eigenh. Abschrift aus Brief von Max v. Seckendorf, Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,237A; 1 Dbl.) Bei den Verhandlungen der Reichsdeputation konnte noch kein Beschluß zu Entschädigungen für die Toskana gefaßt werden, vermutlich werde man Österreich mit dem Innviertel zufriedenstellen können. Es werde wahrscheinlich eine Verhandlungspause bis Neujahr geben. Zur Krankheit der Schwester Marie. Als Beilage wörtlicher Auszug aus einem Brief des Bruders Max vom 4. November über seine Liebesaffäre und seine Schulden. 521 Regensburg, 1. Dezember 1802: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,238 (1 Bl.) Vor der unmittelbar bevorstehenden Ankunft des Vaters möge dieser den Weg von Wonfurt nach Regensburg über Sugenheim nehmen, um mit dem Onkel Alexander über den Bruder Max zu sprechen. 522 Weimar, 3. Dezember 1802: von Caroline Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,312 (2 Dbl.) D: Obser, S. 22f.; Bamberg, Jagemann, S. 309f.; Herder, Briefe 8, S. 531; Herder, Briefe 9, S. 667; Scheidel 1885, S. 15f., 20, 29 (TD) Textband Brief Nr. 149

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523 Regensburg, 4. Dezember 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 97 524 Regensburg, 7. Dezember 1802: an Friedrich II. Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A16, Bü 48 525 Seifersdorf, 8. Dezember 1802: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,381 (1 Dbl., 1 Bl.) D: Bamberg, Jagemann, S. 307f. (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 745f. (TD) Bericht von den für ihn angenehmen beruflichen Veränderungen: Nach dem Tod des Prinzen Heinrich von Preußen, seines bisherigen Herrn, sei er nun Kammerherr der Königinwitwe Friedrike Luise (Mutter Friedrich Wilhelms III.). Über das geliebte Weimar („terra sacra“), die dortigen Beförderungen im Staatsdienst, gemeinsame Bekannte (Löwenstern, Wolfskeel) und die Affäre zwischen dem Herzog und Caroline Jagemann. Zu der Machtlosigkeit des Regensburger Reichstags und Napoleons Vorgehen gegen die Schweiz. 526 Stachesried, 16. Dezember 1802: von Karl Adelbert v. Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,313 (Beilage Wegbeschreibung, 1 Bl.; 1 Dbl.) Geschäftsbrief (von Schreiberhand) über die Vermittlung einer Getreidelieferung (Gerste) durch Ulmer Getreideschiffe. Bedauert zugleich das Ausfuhrverbot für Gerste aus Böhmen, das auch durch einen Zwischenkauf des Grafen C nicht habe umgangen werden können. 527 Weimar, 24. Dezember 1802: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Die Ankunft von Leos Mutter in Weimar, in Begleitung seiner Schwester Marie, wird erwartet. Caroline hofft, daß die aufgelöste Verlobung mit ihrem Schwager August v. Egloffstein keine störende Rolle spielen werde. Die Schwägerin Henriette bittet um Rückgabe der Anfang des Jahres an Leo übersandten Schriftstücke. „Was sagen Sie zu der Persiflage in der eleganten Zeitung über die hiesiche Kunstausstellung? Goehte ist abermahls Papa geworden, das Kind starb aber wieder“. 528 Stachesried, 26. Dezember 1802: von Karl Adelbert v. Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,314 (von Schreiberhand; 1 Bl.) Über ein von Seckendorf vermitteltes Angebot von Gerste aus Regensburg, auf das er nun verzichten könne, da er jetzt doch zu einem günstigeren Preis an böhmische Gerste gelangt sei. 529 Weimar, 27. Dezember (?) 1802: von Carl Bertuch D: Scheidel 1900, S. 268–270; Bamberg, Jagemann, S. 308f. (TD) Bericht vom Geburtstagsfest von Sophie v. Egloffstein – in Anwesenheit der Herzogin Anna Amalia – mit Aufführung eines Laienspiels der „,barmherzigen Brüder‘ aus Kotzebus dramatischem Kalender (…). Meine Wenigkeit spielte den Pater Hilarius (…). Dann folgte die Burleske Kleopatra“. Zu beruflichen Avancements und persönlichen Veränderungen verschiedener Weimarer Bekannter; Tina v. Reitzenstein steht zwischen zwei Bewerbern (Stein und Mellet); Nachricht von Geburt und Tod einer Goethe-Tochter.

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530 Stachesried, 30. Dezember 1802: von Karl Adelbert v. Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,307 (1 Bl.) Dankt für das eingeholte Angebot über eine Lieferung Gerste, das er dank eines günstigeren Kaufs nicht annehmen könne. Übermittelt Grüße seines Bruders Gottfried aus Weimar, von wo er kürzlich zurückgekehrt sei; „Freund Meyer lebt in guter Hoffnung mehr nach Süden zu kommen, und versprach mir auf seiner Reise dahin einige Tage bei mir zu bleiben“. 531 Weimar, 31. Dezember 1802: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,344 (1 Bl.) D: Scheidel 1885, S. 37f. (TD); Scheidel 1900, S. 279 (TD); Skonietzki, S. 305 (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 746 Nachricht von Brühls neuer Stellung als Kammerherr der verwitweten Königin von Preußen (vgl. Brühl an Seckendorf, 8. Dezember 1802). Am Abend steht die Silvesterfeier im Weimarer Stadthaus bevor „in einer großen Gesellschaft, wo der Donnerstags-Club und die adelige Tanzgesellschaft vereinigt ist. Selbst die Herzogin Luise kömmt hin, damit der Adel wegen der Karoline nicht wegbleibt“. Beilage: Hummels Preisaufgabe mit Goethes Abhandlung für die JALZ. 532 o.O., o.D. (Ziegenberg, 1802?): von Louise v. Diede zum Fürstenstein Hs. GSA Weimar 96/522 (1 Bl.) Kurzes Dankschreiben (Billett) für das Geschenk einer Perle.

1803 533 Weimar, 23. Oktober 1802/10. Februar 1803: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,416 (4 Dbl.) Textband Brief Nr. 150 534 Weimar, 14. Februar 1803: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,345 (1 Dbl.) D: Obser, S 11 (TD); Skonietzki, S. 305f. (TD) Textband Brief Nr. 151 535 Weimar, 23. Februar 1803: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,346 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 152 536 Weimar, 24. Februar 1803: von Friedrich Müller Hs. GSA Weimar, 68/564 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 153 537 Weimar, 28. Februar 1803: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,347 (1 Bl.): D: Obser, S. 12 (TD); Skonietzki, S. 306 (TD, Zitat); Starnes, Wieland 3, S. 127 (TD, Zitat) Textband Brief Nr. 154

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538 Regensburg, 16. März 1803: an Friedrich II., Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A12, Bü 69 539 Regensburg, 16. März 1803: an Georg Ernst Levin v. Wintzingerode Hs. HSTA Stuttgart, A205, Fasz.26, Nr.311 (1 Bl.) 540 Weimar, 18. März 1803: von Carl Bertuch D: Obser, S. 12 (TD) Am selben Abend werde „die längst erwartete Iphigenie bey Fr. Oberstallmeister von Stein vor einem kleinen auserwählten Publikum gegeben“; Aufzählung einiger beteiligter Darsteller. 541 Weimar, 27. April 1803: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,419 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 155 542 o.O., o.D. (Weimar, vor 30. April 1803?): von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,348 (2 Bl.) Textband Brief Nr. 156 543 Weimar, 30. Mai o.J. (1803?): von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,425 (1 Dbl., 1 Bl.) Ihre und der Mutter Abreise von Weimar, wo das preußische Königspaar erwartet werde, stehe bevor. Planung eines Wiedersehens mit Leo in Ansbach, Weingartsgreuth oder Sugenheim. Grüße von Auguste v. Löwenstern, begleitet von der Versicherung der Anteilnahme an seiner neuen Anstellung (in Stuttgart) seitens der gesamten Familie. 544 Regensburg, 31. Mai 1803: an Friedrich II., Herzog v. Württemberg Hs. HSTA Stuttgart, A16a, Bü53 545 Regensburg, 31. Mai 1803: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,239 (1 Dbl.) Der Einmarsch der Franzosen nach Osnabrück und in das Herzogtum von Aremberg stehe bevor. In Paris wurde die gesamte Kabinettskorrespondenz seit 1800 veröffentlicht. Von den Schwierigkeiten, ein Exemplar einer österreichischen Verlautbarung zu erhalten; Nachrichten aus Regensburg. 546 Stachesried, 1. Juni 1803: von Karl Adelbert v. Herder Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,315 (1 Dbl., 1 Bl.) Glückwünsche zu Seckendorfs Anstellung „im muntern Schwabenland“. Zu einer „Geldoperation“ mit einem Regensburger Spekulanten; Einladung nach Stachesried mit genauer Wegbeschreibung. 547 Regensburg, 7. Juni 1803: an August Bode Hs. DLA Marbach; B: F.K.L. Seckendorff (Z 812) (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 157

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548 o.O., o.D. (Weimar, vor 10. Juni 1803): von Friedrich Müller Hs. GSA Weimar 68/564 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 158 549 Erlangen, 10. Juni 1803: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,240 (1 Bl.) Soeben in Erlangen angekommen informiert Seckendorf über seine bevorstehende Weiterreise zur Mutter und Schwester Marie nach Weingartsgreuth. 550 Weimar, 11. Juli 1803: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,349 (1 Dbl.) Ankündigung eines Aufenthalts in Stuttgart, das er Ende des Monats auf seinem Weg nach Paris besuchen will. Brühl soll angeblich eine Cousine Augustens, Sophie v. Löwenstern, heiraten. Mit F. Müller hat Bertuch verabredet, alle benötigten Bücher aus Seckendorfs noch in Weimar deponierter Sammlung nach Stuttgart spedieren zu lassen. Amalie v. Imhoff hat den Weimarer Hof verlassen. 551 Stuttgart, 3. August 1803: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,241 (2 Dbl.) Zur Ernennung des Cousins Johann Carl Christoph v. Seckendorf zum Gesandten für das neue Kurfürstentum Württemberg (und als Nachfolger des Vaters) am Regensburger Reichstag; über die Vorteile von dessen neuer Stellung. Über die Anmietung eines Hauses und verschiedene Unglücksfälle. Zur eigenen Position im Kabinett; da man sich jetzt vornehmlich mit Ausländern umgebe, werde er selbst wahrscheinlich nicht mehr gebraucht. 552 Regensburg, 4. August 1803: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,426 (5 Dbl.) Nach vierzehnmonatiger Abwesenheit (darunter einem längeren Weimar-Aufenthalt) ist sie jetzt nach Regensburg zurückgekehrt. Mit der Absage an ihren Heiratskandidaten L., mit Einwilligung und durch den Vater, ist sie sehr zufrieden. Zum Scheitern der Verbindung hat auch das Verhalten von dessen Familie beigetragen. Von ihrem Brief an St. (Stotzing?) und einem Treffen mit ihm, dem ersten nach mehreren Jahren in Gegenwart Luise v. Steins nach ihrer Abreise von Weimar. St. habe sich ihr gegenüber reserviert verhalten, es habe Mißverständnisse in dieser, von ihr als geschwisterlich aufgefaßten Beziehung gegeben wegen L. und dem langen Schweigen in ihrer Korrespondenz. Von einem Besuch bei Col in Kaufing. Nachrichten von zahlreichen Bekannten und Neuigkeiten aus Weimar: Die Heirat Amalie Imhoffs stehe bevor, sie werde nach einem Jahr ihrem Mann nach Schweden nachfolgen, Frl. Rothberg übernimmt ihre Hofdamenstelle. Da sie sich von der Mutter wegen ihres Verzichts auf die Heirat entfremdet habe, wünsche sie einen desto innigeren Anschluß an den Bruder. 553 Stuttgart, 12. August 1803: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,242 (1 Dbl.) Über die bevorstehende Abreise von Johann Carl Christoph v. Seckendorf nach Regensburg, die von verschiedenen Umständen abhängt (Ablösezahlungen für eine Wohnung?). Angeblich schwere Erkrankung des Kaisers, die die Einführung eines Gesandten beim Prinzipalkommissar forciere.

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554 Weimar, 8. September 1803: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Kurze Bitte, das briefliche Schweigen zu beenden. 555 Wonfurt, 27. September 1803: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,427 (1 Dbl.) Trauer über den Tod der Luise v. Diede (Mutter), über die Reaktion der mit Leo und Marie befreundeten Tochter Louise; von deren Besuch bei der Familie Günderrode in Höchst und weitere familiäre Nachrichten. 556 Paris, 7. Oktober 1803: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,382 (1 Bl.) Nachdem er mit seiner Braut (Sophie v. Löwenstern) und deren Familie eine Reise auf dem Rhein unternommen hat, grüßt Brühl von einem kurzen Abstecher nach Paris und lädt Seckendorf ein, ihn gegen Ende des Monats in Straßburg zu besuchen. 557 Stuttgart, 13. Oktober 1803: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,243 (1 Dbl.) Leo unterrichtet den Vater über das Druckverbot für die „Allgemeine Zeitung“ trotz kaiserlichen und kurfürstlichen Privilegs. Von den erwogenen Maßnahmen zur Aufsicht über öffentliche Autoritäten und der Verwaltung der Kirchenangelegenheiten; gespannte Lage im Württembergischen. 558 Stuttgart, 17. Oktober 1803: an Johann Christoph v. Aretin Hs. DLA Marbach, B: F.K.L. Seckendorff (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 159 559 München, 18. November 1803: von Johann Christoph v. Aretin Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,529 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 160 560 Wonfurt, 8. Dezember 1803: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,428 (Beilage Briefabschrift Marie v. Seckendorf) (2 Dbl., 2 Bl.) Herzliches Gedenken an den Bruder zu seinem Geburtstag und Bitte um Briefe. Der Vater sei viel unterwegs in den ihn bedrückenden Ritterschaftsangelegenheiten, man würde ihn in Regensburg gern behalten. Zuletzt zahlreiche Besuche von Nachbarn und Verwandten erhalten wegen der (bayerischen) „Landplage“. Eine mit dem Vater geplante Reise nach Frankfurt ist nicht zustandegekommen; über zahlreiche Bekannte und ein Geschenk für Leo. 561 o.O., o.D. (Weimar, Oktober/Dezember 1803?): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Bl.) Neuerliche Bitte, sein langes Schweigen zu brechen.

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562 Stuttgart, 31. Dezember 1803: an Seckendorf, Christoph Albrecht v. Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,244 (2 Dbl.) (Auszug aus demselben Brief von u. H.: Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,245, 1 Dbl.) In gedrückter Stimmung wegen der eigenen persönlichen (beruflichen) Situation. Zum Stand der Verhandlungen über die badische Komitialstelle für den Vater: Gemmingen vermittelt zwischen württembergischem Hof und Karlsruhe; dazu Mitteilungen von Bühler und die Vorbehalte von Görtz, insbesondere wegen des Vaters Standesverhältnissen (Ritterschaft). Bedacht werden dabei auch die eigene Position und Beförderungsaussichten am württembergischen Hof. Von Heiratsplänen des Kollegen (Heinrich Karl Friedrich Levin v.) Wintzingerode, der möglicherweise sein Vorgesetzter werde, und von der Militär- und Heiratspolitik des Kurfürsten von Württemberg, gerichtet gegen Darmstadt, Hohenlohe und die schwäbische Ritterschaft. Prinz Paul soll wohl der bairischen Kurprinzessin (Auguste) vermählt werden, was eine Aussöhnung mit dem Kurprinzen Wilhelm erschweren dürfte, den Napoleon mit Mlle. Abel verbinden wolle. Kurfürst Friedrich hat ungerechte Haftstrafen für Wilhelms Fluchtbegleiter veranlaßt. Einen eigenen Heiratsplan habe er wegen Abwesenheit der Kandidatin nicht weiter verfolgt. Vor einigen Wochen hat Leo eine achttägige Reise nach Straßburg unternommen, wo er sich mit Brühl traf; Rückkehr über Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim. 563 o.O., o.D. (Weimar, Ende Dezember 1803?): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (Anfang fehlt; 1 Bl.) Textband Brief Nr. 161

1804 564 Weimar, 6. Januar o.J. (1804): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Beschwörung der Freundschaft und Bitte um Diskretion; mit dem Weggang ihrer Schwägerin Henriette v. Egloffstein verliere sie die einzige Freundin. Fragt, warum er „den Plan“ mit Caroline (Tochter Henriettes) verworfen habe. 565 Stuttgart, 11. Januar 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,246 (1 Dbl.) Einberufung und feierliche Einführung eines Geheimen Rats durch den württembergischen Kurfürsten als Gegenpol zum ebenfalls bewilligten Landtag, dessen Einberufung durch Didelot kategorisch gefordert worden sei; zum Leitungspersonal des neuen Consiliums. Die Regierungsanstellung des jungen W bleibe ungewiß. Über seine eigene schwierige und einsame Position. 566 Stuttgart, 24. Januar 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,247 (1 Dbl.) Ein Vertrag zugunsten der Ritterschaft zwischen Bayern und dem Kaiser sei noch nicht geschlossen worden. Zur Besetzung des Weimarer Gesandtschaftspostens mit dem Grafen Truchseß als Kandidaten und über seine Beziehung zum (jungen) Wintzingerode. Leo empfiehlt dem Vater, in der eigenen Stellenangelegenheit noch abzuwarten, auch mit dem Hausverkauf. Besuch v. Eybens, der ihn mit Nachrichten aus Regensburg unterhalte.

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567 München, 1. Februar 1804: von Johann Christoph v. Aretin D: Obser, S. 6 (TD) Textband Brief Nr. 162 568 Berlin, 1. Februar 1804: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,383 (1 Dbl.) D: Scheidel 1900, S. 279 (TD); Emde, Selbstinszenierungen 2, S. 750 (TD) Textband Brief Nr. 163 569 Stuttgart, 14. Februar 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,248 (3 Bl.) Anfrage wegen des vom Archivar Schindler erstellten Stammbaums für die Aufnahme in den Johanniterorden. Ein Kurier mit Anweisungen zu den Angelegenheiten der württembergischen Landschaft für Didelot sei aus Paris eingetroffen. Über Schnüffeleien wegen möglicher Kontakte zu ausländischen Gesandtschaften. Leo beneidet Wintzigerode um den Ehestand und bedauert die eigenen „mißlungene Versuch, mich an ein gutes Weib zu knüpfen“. 570 Stuttgart, 19. Februar 1804: an Wilhelm v. Wolzogen Hs. Goethe-Museum Düsseldorf (1 Bl.) Textband Brief Nr. 164 571 Stuttgart, 23. Februar 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,249 (1 Bl.) Die Einberufung des württembergischen Landtags ist erfolgt. Über eine Note von Montgelas an Buol über bayerische Truppenbewegungen. Nachrichten aus Paris, allerdings nur aus den zugänglichen französischen Blättern, drehten sich v.a. um Moreau. 572 Regensburg, 29. Februar 1804: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,429 (2 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 165 573 Stuttgart, 6. März 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,250 (1 Bl.) Mit Gemmingen, der Stuttgart eben verlasse, habe er über den erstrebenswerten neuen Posten des Vaters gesprochen. Dessen Meinung über die eigene Liebesangelegenheit (Charlotte v. Bauer) wünscht Leo seinerseits zu hören. Wöllwarth werde als kaiserlicher Gesandter in Stuttgart erwartet. 574 Regensburg, 8. März 1804: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,430 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 166

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575 Nürtingen, 12. März 1804: von Friedrich Hölderlin Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,316 (1 Dbl.) D: (u.a.) Obser, S. 24f.; Raabe, Wilmans, S. 134; Hölderlin, StA 6.1, S. 437f.; Scheidel 1885, S. 21 (TD) Textband Brief Nr. 167 576 Stuttgart, 15. März 1804: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1961 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 168 577 o.O., o.D. (Weimar, vor 16. März 1804): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Über ihre Vorbehalte gegenüber Henriette v. Egloffsteins neuer ehelicher Verbindung; diese wolle wenigstens vorläufig noch in Weimar bleiben, auch der Kinder wegen. Über ihre 14jährige Nichte Caroline. „Der Ami hat wieder ein Stück des Terenz übersezt, er nennt es den Selbstpeiniger, mich dünckt es sei viel interessanter als die Brüder.“ 578 Stuttgart, 26. März 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,251 (1 Dbl.) Vor acht Tagen wurde der Landtag eröffnet, Baz und Steeb in den Großen Ausschuß gewählt, der Hof ist währenddessen nach Ludwigsburg gegangen. Mandelsloh hat das Amt des Theaterintendanten niedergelegt; zu weiteren Stellenumbesetzungen in Stuttgart. Leo empfiehlt dem Vater nach Regensburg zu gehen, um dort mit Gemmingen über seine Stellenambitionen zu sprechen und wegen Ritterschaftsangelegenheiten des Kantons Steigerwald. Er selbst geht in 14 Tagen nach Tübingen. 579 St. Petersburg, 3. April 1804: von Wilhelm v. Wolzogen Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3287 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 169 580 Schlitz, 13. April (?) 1804: von Johann Eustach v. Görtz Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,536 (1 Bl.) Bittet Seckendorf um Weitergabe eines Briefs seines Neffen an den Vater, über dessen Inhalt er ihm selbst aus Gründen der Diskretion nichts sagen könne. Er werde sich in einigen Tagen in die Nähe der Seckendorfschen Güter, nach Weißenstein, begeben. 581 Tübingen, 30. April 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,252 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 170 582 Weimar, 4. Mai 1804: von Karl August Böttiger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,359 (1 Bl.) D: Obser, S. 16f.; Starnes, Wieland 3, S. 173 (TD, Zitat) Textband Brief Nr. 171

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583 Regensburg, 12. Mai o.J. (1804): von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,431 (3 Dbl.) Über die insgesamt erfreuliche Entwicklung in Leos Herzensangelegenheit: Der Vater habe nur Gutes über Charlotte Bauer erfahren, Verabredungen zwischen gemeinsamen Freundinnen von ihr, Marie, und Charlotte wurden bereits eingefädelt. In Stuttgart solle Zoé, die „intimste liaison deiner Charlotte“ die Gelegenheit erhalten, Leo kennenzulernen, sie selbst versucht, dessen Vorbehalte wegen Charlottes labiler Gesundheit und gegen ihren Stiefvater zu zerstreuen. St(otzing?) habe ihr geschrieben, was sie belastet. Sie möchte ihn nicht kränken. Elmenreich, ein Schauspieler oder Sänger, den Leo von Stuttgart kenne, entzücke allgemein und gehe jetzt nach München. 584 o.O., o.D. (Weimar, vor 13. Mai 1804): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Bl.) Knappe Mitteilung vom Tod der Frau Drachsdorf. 585 Regensburg, 13. Mai 1804: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,432 (2 Dbl.) Zur Affäre des Bruders Max, dessen Geliebte eine Schwangerschaft nur vorgetäuscht hatte. Max hält sich jetzt bei seiner Garnison in Ungarn auf und plant den Eintritt in den Deutschherrenorden als sichere Stellung mit einer kleinen Pfründe (Kommende), was jedoch noch ungewiß sei. Der Bruder Louis sehnt sich (aus Frankreich?) nach Hause. Louise v. Diede ist in ihrer Ehe nicht sonderlich glücklich, was ihr, Marie, die Richtigkeit der eigenen Entscheidung (gegen das Eingehen einer Vernunftehe) bestätige. Über verschiedene Bekannte (Diede, Günderrode u.a.). Sie werde den Vater vielleicht nach Nürnberg begleiten; zu Henriette v. Egloffsteins Verbindung. 586 Tübingen, 18. Mai 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,253 (2 Dbl.) Von Schwierigkeiten bei der Übersetzung eines französischen Memoirenwerks, in dem deutsche Urkunden und Reichstagsdiplomatie behandelt werden. Seine Beziehung zu Charlotte Bauer erfährt Komplikationen durch deren Vorbehalte gegen die Ehe. Verhandlungen mit dem Pariser Direktorium werden von dem dafür ungeeigneten Wächter geführt; dessen Differenzen mit Wöllwarth über die Anliegen der Reichsritterschaft. Meldung von der Heirat einer Seckendorf aus Kirchheim mit dem Juristen v. Winterfeld. 587 Regensburg, 26. Mai 1804: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,433 (1 Dbl.) Der Vater wird im Juni bei einem Aufenthalt in Bamberg Mélanie Montjoye, eine Freundin Charlotte Bauers, besuchen, um Auskunft über sie zu erhalten, scheint auch geneigt, diese selbst kennenzulernen. Wegen seiner Anstellung in Baden wird er auch nach Stuttgart kommen. „Von Weimarischen Nachrichten ist Müllers Verbindung mit Mademoiselle Lüttich und Keelens Entbindung von einem Sohne das intereßanteste“. 588 Stuttgart, 5. Juni 1804: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,254 (2 Dbl.) Erste Bögen einer Übersetzung an Vater geschickt, daran anknüpfend Überlegungen zur gegenwärtigen literarisch-publizistischen Debatte über die Rechtsverhältnisse und hi-

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storischen Ansprüche der Reichsritterschaft. Adolf v. Ende aus Braunschweig wurde zum neuen Vizepräsidenten des württembergischen Regierungsratskollegiums ernannt und ist damit sein Vorgesetzter im Collegio; dadurch seien andere, wie Otto v. d. Lühe zurückgesetzt worden. 589 Weimar, 5. Juni 1804: von Karoline v. Wolzogen D: Scheidel 1885, S. 21f. (TD); Obser, S. 46f. Textband Brief Nr. 172 590 St. Petersburg, 11. Juni 1804: von Wilhelm v. Wolzogen Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,542 (1 Bl.) Wolzogen bittet Seckendorf, die Neffen des aus der Schweiz stammenden Kollegienrats und Lehrers der russischen Großfürstinnen in St. Petersburg, eines Herrn von Sieburg, in die gesellschaftlichen Kreise Stuttgarts einzuführen. „In Juli heyrathen wir , in Septbr. reißen wir ab, wenn alles noch gut geht. Was ist das für ein Spectacle in der Welt? – Nirgends Ruhe – überall Vulkane, die ausbrechen wollen.“ 591 Berlin, 14. Juni 1804: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,384 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 173 592 Stuttgart, 25. Juni 1804: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1962 (1 Dbl.) Bittet den Freund um genauere Auskünfte zur geplanten Schweizerreise mit Friederike Luise v. Preußen, an der teilzunehmen Leo eingeladen wurde. Er selbst müsse auf jeden Fall den Besuch der Gräfin Montjoye, der Jugendfreundin Charlotte Bauers, aus Paris abwarten. Terminlich ist er außerdem durch die Ende August beginnende Herbstsession des Tübinger Hofgerichts gebunden, so daß er am liebsten erst im Oktober reisen würde. Ein persönliches Treffen mit Brühl, der bald in Pforzheim eintreffe, wäre für eine genauere Vereinbarung wünschenswert. „Deine Heirat ist zerrissen? Das ist mir neu.“ 593 Stuttgart, 26. Juni 1804: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1963 (1 Dbl.) Neuer Terminvorschlag für die Schweizerreise, er könne „nur von jezt an bis zum 20n Jul. abwesend sein“. Diese Zeit eigne sich aber am besten für eine Reise im Gebirge, während der Oktober dafür schon wieder ungeeignet sei. Zwei detaillierte, alternative Vorschläge für den Reiseverlauf. Eine längere Tour sollte von Basel ausgehend zunächst über Biel und Neufchâtel bis Genf und über den Genfer See nach Lausanne und Vevey führen. Weitere Stationen auf dem Weg in die Alpen wären Bern, der Thuner See, Interlaken, Grimsel und Furka bis zum „Hospital des Gotthards“. Von dort zurück über den Vierwaldstädter See mit Luzern und Küssnacht, schließlich nach Zürich, Winterthur, dann von Konstanz über den Bodensee nach Schaffhausen. „Der 2te kürzere Plan schliest Basel, Neufchatel, Genf und Freiburg aus, fängt bei Schafhausen an und macht die obige Route rükwärts über Zürch, Zug, Altorf, Thun nach Bern. Er wäre mir, da er kürzer und wolfeiler ist, lieber“.

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594 Homburg v. d. Höhe, 1. Juli 1804: von Isaac v. Sinclair Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3283 (Nachschrift Alexander v. Blankenstein) D: Kirchner, S. 35f. (TD); Hölderlin, StA 7.2, S. 288 (TD) Textband Brief Nr. 174 595 Wilhelmsbad bei Hanau, 9. Juli 1804: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,385 (1 Bl.) Kurze Nachricht, daß die Reisegruppe nicht vor dem 20. oder 22. Juli in Baden eintreffen werde, die Schweizerreise daher erst im August angetreten werden könne. „Gehst du noch mit?“ 596 Tiefurt, 9. Juli 1804: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 175 597 o.O. (Stuttgart), 12. Juli 1804: an Karoline v. Wolzogen D: Wolzogen, Literarischer Nachlaß 2, S. 238–241; Scheidel 1885, S. 22–24 Textband Brief Nr. 176 598 Stuttgart, 12. Juli 1804: an Wilhelm v. Wolzogen Hs. SuLB Dortmund, Atg.4256 (Schluß fehlt; 1 Bl.) Textband Brief Nr. 177 599 Stuttgart, 21. Juli 1804: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1964 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 178 600 Karlsruhe, 25. Juli 1804: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,386 (1 Bl.) Brühl ist vor zwei Tagen in Karlsruhe angekommen und bedauert sehr, daß Seckendorf seiner „fatalen Geschäfte“ wegen die „poetisch malerische Reise“ durch die Schweiz doch nicht mitmachen könne. Vielleicht könne man sich vorab für einige Tage in Neuenburg treffen, da die Königinwitwe vorerst nach Baden gehe. Er selbst werde zunächst Pfeffel in Colmar besuchen und daran anschließend für etwa vier Wochen allein die Schweiz (Basel, Schaffhausen, Zürich, Luzern, Appenzell) bereisen und über Stuttgart zurück nach Baden kommen. 601 Stuttgart, 5. August 1804: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1965 (1 Bl.) Brühl möge den Tag angeben, an dem er in Neuenburg sein werde, damit Seckendorf ihn dort besuchen könne. Er selbst geht zwischen dem 1. September und 6. oder 8. Oktober nach Tübingen. 602 Baden, 10. August 1804: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,387 (1 Bl.) Durch wechselseitiges Warten auf neue Briefe des anderen sei unnötig Zeit verstrichen, so daß aus dem Treffen in Neuenburg nichts wurde. Da er in zwei Tagen in die Schweiz

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gehe, schlägt Brühl als Ersatz ein Treffen in Tübingen vor. Zuvor werde er Pfeffel in Colmar besuchen und seinen Rückweg nach Baden über Lindau und Tübingen nehmen. Auch würde er gern Leos Geliebte bei einem anschließenden Abstecher nach Stuttgart kennenlernen. 603 Wonfurt, 10. August 1804: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,434 (1 Dbl.) Vorfreude auf ein bevorstehendes Treffen mit dem Bruder, mit dem Vater werde sie am 13. August eintreffen. Gerührt von Leos Brief, der ihr jedoch seine gedrückte Stimmung offenbarte. Sie freue sich auch, Leos „Angélika“ (Charlotte Bauer) zu sehen, deren Zeilen er ihr kürzlich mitgeteilt habe. 604 Weißenstein, 14. August 1804: von Aloys Franz v. Rechberg-Rothenlöwen Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,539 (1 Dbl.) Rechberg hält sich seit drei Wochen in Weißenstein auf, er erhole sich von der Langeweile in der Stadt. Da er erfahren habe, daß Seckendorfs Vater sich mit Marie in Stuttgart aufhalte, möge Leo sich für einen Besuch bei ihm verwenden. Er besitze keine alten Manuskripte, die er ihm anbieten könne. Skizzierung der möglichen Reiserouten zu seinem Aufenthaltsort. 605 Würzburg, 21. August 1804: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,420 (4 Dbl.) Textband Brief Nr. 179 606 Baden, 23. September 1804: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,388 (1 Bl.) Die Königinwitwe Friederike Luise v. Preußen habe nun selbst „auf einmal Lust bekommen (…) wenigstens einen Theil der Schweitz zu sehen“, weshalb man am 1. Oktober erneut zu einer etwa 14tägigen Reise aufbreche. Sofern man über Stuttgart zurückkehre, könne man sich noch einmal dort treffen, der Aufenthalt muß jedoch geheim bleiben, „denn wir sind im strengsten incognito“. Sein eigenes „Weimarische Project“ sei „nun am Ende“. Bestellt Grüße an Bekannte vom zurückliegenden Stuttgart-Besuch, besonders an Cotta und „den etwas überspannten H Advocat Kollen “. Nachfrage nach in Stuttgart vergessenen oder verlorenen Zeichnungen. 607 Tübingen, 27. September 1804: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1966 (1 Bl.) Seckendorf sendet Brühl das vermißte „Portefeuille“ mit Kupfern und gesammelten Blumen, das ihm der Finder, gegen entsprechende Belohnung, aus Balingen gebracht habe. Leo wird Mitte November nach Weimar gehen, Brühl, der einigen Eindruck auf seine Freundin Charlotte Bauer gemacht habe, dort aber leider nicht mehr antreffen. Er möge „bei Keelen u. der Jagemann“ um Verständnis für ihn werben, gleichzeitig spricht er dem Freund hinsichtlich dessen Ambitionen auf „R.“ Mut zu.

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608 o.O., o.D. (Tiefurt, um 15. Oktober 1804): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Caroline warnt Seckendorf davor, seine Freundin Charlotte Bauer durch allzu heftige Bekundungen seiner Liebe zu verstören – „es ist herabwürdigung für ein edles Weib, sich auf diese Art geliebt zu sehen, es verlangt eine edle, von Sinnlichkeit befreite Liebe, und hat es diese gefunden, so vertraut es innig den geliebten Gegenstand“. Seckendorf möge seine Leidenschaft „in das Gewand der Freundschaft“ verwandeln. Sie bittet ihn um Auskünfte über die neue Weimarer Hofdame Luise v. Stein und deren zurückliegende Liebesbeziehung. Der kürzliche Besuch ihrer Schwägerin Henriette habe sie an vergangene „glücklichere Zeit“ erinnert, die „nie wiederkehren kan“. 609 Tiefurt, 15. Oktober 1804: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 96/2841 (Nachschrift Luise v. Stein; 1 Dbl.) Vorfreude auf den brieflich angekündigten Besuch Seckendorfs in Weimar. Bei seiner Ankunft werde er den Erbprinzen mit seiner Gemahlin (Maria Pawlowna) antreffen. Die Herzogin Luise werde er „unverändert finden, in jeder Hinsicht, sie ist und bleibt sich immer gleich, edel, gut, und liebenswürdig, auch ihre Äussern Formen bleiben unverändert, sie ist noch hübsch, und ihr Auge hat nichts von seinem Glanz verlohren“. Caroline dankt für Informationen über Luise v. Stein. In der Nachschrift dankt diese für Seckendorfs Ratschläge; sie ist weitgehend zufrieden mit ihrer Lage in Weimar. 610 Weimar, 17. Oktober 1804: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,350 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 180 611 Homburg v.d.H., 22. Oktober 1804: von Alexander Wilhelm Ludwig Blankenstein Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3238 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 181 612 Baden, 25. Oktober 1804: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,389 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 182 613 o.O., o.D. (Baden?, Ende Oktober/Anfang November 1804): von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,390 (1 Bl.) Brühl sendet den von Seckendorf erhaltenen „Bastillen Stein, ganz unbearbeitet zurück“, den ein Steinschleifer in Karlsruhe (für die Fassung in einem Ring?) nicht bearbeiten konnte, er wäre dabei wohl „zerbröckelt“. Hofft, ihn ab dem 12. oder 13. November noch einmal in Wilhelmsbad bei Hanau treffen zu können. 614 Weingartsgreuth, 6. November o.J. (1804): von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,435 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 183

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615 Stuttgart, 11. November 1804: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1967 (1 Bl.) Morgen reise er nach Weimar ab, wo er Charlotte, „die Freude meines Lebens“, zu treffen hofft. „Meine hiesigen Verhältnisse sind im höchsten Grade traurig – ich werde suchen, sobald als möglich zu quittiren, d.h. sobald ich nur weis, wohin?“ 616 o.O., o.D. (Weimar, bald nach Mitte November 1804): von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,353 (1 Bl.) Dank für eine Adresse, die er gleich an Froriep weitergegeben habe. Gibt ihm einen Brief von Dankelmann: „Möchte doch jezt seine Entreprise am Cap gelingen“. Einladung zum gemeinsamen Frühstück, bei dem er Leo „einige Kleinigkeiten“ zeigen will, die er aus Paris mitgebracht habe. 617 Wonfurt, 24. November 1804: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,436 (1 Dbl., 1 Bl.) Mitteilung von Auszügen aus einem Brief von Charlotte Bauer aus Bamberg, in dem diese ihre, Maries, Situation sehr zutreffend dargestellt habe und ihr Mut und Trost in einer Liebesangelegenheit, offenbar einen geschiedenen Mann betreffend, gespendet habe. Leo möge die Enttäuschung, Charlotte in Weimar nicht treffen zu können, durch das Zusammensein mit den Weimarer Vertrauten verwinden. Sie selbst werde voraussichtlich bald nach Regensburg gehen und hofft, den Bruder dort zu treffen. Bestellt Grüße an die Weimarer Bekannten, vor allem Familie Egloffstein. 618 Seifersdorf, 25. November 1804: von Moritz Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,531 (1 Bl.) Übersendung von zwei Dukaten, von denen Seckendorf dem kleinen Pagen Schleierweber monatlich zwei Reichstaler für dessen Bedürfnisse auszahlen möge. In Weimar gehe es jetzt wohl „hoch zu“, er wünscht dem Erbprinzen Glück. In Berlin sehe er manchmal Seckendorfs Cousine Julie; „sie wirbelt in der Welt herum und hat das Glük eigentlich dujour a la journée zu leben“. 619 Eisenach, 28. Dezember 1804: von Unbekannt (L. Thon?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,543 (1 Dbl.) Klage darüber, daß Seckendorf nichts von sich hören lasse. Die Briefschreiberin zitiert aus einem Brief aus Regensburg, wonach die Heirat „der Wernek (…) sich neuerdings zerbrochen“ habe. Ob Storzing (Stotzing?) Louise v. Stein heirate? Bittet um Nachricht über das Unglück, das der Familie Günderrode widerfahren sei, die jetzt beinah alle ihre Bediensteten und Pferde abschaffen müßten.

1805 620 o.O. (Erlangen), 28. Januar 1805: von Karl Heinrich Gros Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3283 (1 Dbl.) Das gegen Seckendorf eingeleitete, auf einem „sonderbare Decret“ beruhende „Verfahren“ erstaune ihn keineswegs. Gros hat Verständnis für den Entschluß Seckendorfs, den er ihm in einem (nicht erhaltenen) Brief mitgeteilt hat und der offenbar darauf hin-

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auslief, seine Stellung zu kündigen, wenn das Verfahren nicht eingestellt werden sollte. Gleichzeitig bedauert er den drohenden Verlust: „Wenn die wenigen noch übrigen Patrioten, welche weder durch Ungnade zu erschüttern noch durch Gunst zu bestechen sind, nach und nach vollends verdrängt werden, so ist der Sieg der terroristischen Grundsätze und mit demselben das Unglük des Landes entschieden.“ Er könne nicht sagen, ob ein „Aufruf an das Collegium“ oder „eine Klage bey dem RKammerGericht“ Erfolg versprechen könne. Jedenfalls hielte er es für richtig, den württembergischen Kronprinzen (Wilhelm in Paris) von der eingetretenen Entwicklung zu unterrichten. 621 o.O. (Homburg v. d. Höhe), 29. Januar 1805: von Isaac v. Sinclair Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3294 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 184 622 o.O., o.D. (Stuttgart, nach 6. Februar 1805): von Gratien Damase de Raymond Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3293 (1 Bl.) Einladung zu einem Treffen. 623 o.O., o.D. (Stuttgart, nach 6. Februar 1805): von Gratien Damase de Raymond Hs. HSTA Stuttgart, A 202, Bü 3293 (1 Bl.) Bei seiner Einladung für den kommenden Tag habe er vergessen, daß er bereits eine anderweitige Verabredung getroffen habe; wünscht jedoch, seine glückliche Rückkehr mit ihm im Römischen Kaiser zu feiern. 624 Regensburg, 18. Februar 1805: von Unbekannt Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3295 (1 Bl.) Warum er den Eltern nicht mehr schreibe, insbesondere die Mutter litte darunter. Von gesellschaftlichen Ereignissen (Carneval, Bälle) in Regensburg in Anwesenheit des Kurfürsten und der Prinzessin Solms (Friederike zu Solms-Braunfels?). Empfehlung eines demnächst eintreffenden Freundes aus Bayern, Emanuel Seyboltsdorff. Ein Bekannter aus Braunschweig habe ihm geschrieben, Seckendorf habe seinen Abschied genommen. 625 Offennau bei Heilbronn, 19. Februar 1805: von Augusta Geiger, geb. v. Kalb Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,405 (1 Dbl.) Augusta bittet um Leos Unterstützung in einer Erbschaftsangelegenheit. Sie habe aus der hälftig an sie und die Tante Uechtritz verteilten Erbschaftsmasse von Seckendorfs Großmutter den Anteil der Tante als Hochzeitsgeschenk erhalten, für die Auszahlung sei noch die Zustimmung der übrigen Familienmitglieder erforderlich. Vom Verwalter des Kapitals, Herrn v. Voelderndorff, habe sie nun erfahren, daß der zirkulierende Erbschaftsrezeß anscheinend beim Cousin Louis in Stuttgart liegen geblieben sei. Sie bittet ihn nun, diese Angelegenheit für sie durch persönliche Vorsprache zu beschleunigen. In Stuttgart empfiehlt sie ihm eine ihrer vertrautesten Freundinnen, „die Frau des Bassisten Fischer der kürzlich zum dortigen Theater gekommen“. 626 Regensburg, 21. Februar 1805: von Maria Anna v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,437 (1 Dbl.) Marie hat von Leos Rückkehr nach Stuttgart erfahren und unterrichtet ihn von der überraschend gelassenen Reaktion der Eltern auf seinen „Finanzzustand“ und ihrer Bereit-

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schaft, für seine Schulden aufzukommen. Nur möge er ihnen bald schreiben und in „Aufrichtigkeit und Reue“ Besserung versprechen. Grüße von etlichen Bekannten sowie Nachrichten aus der städtischen Gesellschaft. „Montag ist die Taufe des kleinen Prinzen (Friedrich Wilhelm v. Thurn und Taxis) die Princesse Polens ist hier der Feierlichkeit beizuwohnen und einige Wochen mit ihrer Schwester zuzubringen. Dies belebt den Schluss unseres Karnevals (…). Bei den Verpuppten Seelchen war Ball nach dem Beispiel, der Gretel im Busch“. 627 Regensburg, 3. (oder 6.) März 1805: von Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3295 (1 Dbl.) Über die mißliche Lage des Sohnes und Versicherung seiner Unterstützung. 628 o.O. (Solitude), 4. März 1805: an Albert Förster Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3299 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 185 629 Solitude, 19. April 1805: an August v. Taubenheim Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3299 (1 Dbl.) Glückwunsch zur Geburt eines Sohnes, wovon er durch Regierungsrat Mohl erfahren hat. Er habe den ganzen Nachmittag Gitarre gespielt und sei dabei, wo er „jezt nichts bessers thun“ könne, seine „entschlafenen Talente wieder erwekken“ und seine Gesangsstimme auszubilden. Erkundigt sich nach dem Wohlergehen von Taubenheims Gattin und bittet ihn, sich gemeinsam mit Albert Förster um den Verkauf seines Pferdes zu kümmern, für das er wenigstens 30 Karolin zu erhalten hofft. 630 Regensburg, 24. April 1805: Karoline v. Seckendorf an Albert Förster (Leo v. Seckendorf) Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3290, Bl. 138f. (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 186 631 Solitude, 4. Mai 1805: an Sixt Gottlieb Kapf Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3290 (1 Dbl.) Bitte, die beiliegende Anweisung für den Hauszins an seinen Vermieter zu verwenden sowie davon Geld an seinen Bedienten und an Bozenhard in Calw auszuzahlen. 632 Stuttgart, 9. Mai 1805: an Ludwig Hain Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3295 (Beilage Gedicht „Der blutige Strohm“; 1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 187 633 Solitude, 9. Mai 1805: an Johann Christoph Friedrich Haug Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3295 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 188 634 Solitude, 17. Mai 1805: an Albert Förster Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3291 (Abschrift; 1 Bl.) Verschiedene Anweisungen, die seine Rechnungen und Außenstände betreffen, wozu der bereits bezahlte Hauszins, Zahlungen an eine Wäscherin und den Buchbinder gehö-

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ren. Der Preis für eines der Pferde wird berichtigt, Dr. Klotz in Tübingen sei bereits bezahlt. Außerdem verwahrt sich Seckendorf dagegen, daß seine „Contos“ nach Regensburg geschickt werden sollen. Bitte um Tabak und Kleidungsstücke. 635 Solitude, 20. Mai 1805: an Albert Förster Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3295 (1 Dbl.) Will ihm Stiefel und Hosen zur Ausbesserung mitgeben, seine Kleidung und Uniformen müßten wegen der heißen Witterung gelüftet werden. Über die ausstehende Rechnung eines Kaufmanns. 636 Solitude, 6. Juni 1805: an Sixt Gottlieb Kapf Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3290 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 189 637 o. O. (Tiefurt), 14. Juni 1805: von Caroline v. Egloffstein Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3295 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 190 638 Solitude, 21. Juni o.J. (1805): an Karoline v. Seckendorf Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3291 (Abschrift u. H.; 1 Bl.) Textband Brief Nr. 191 639 o.O., o. D. (Solitude, vor dem 26. Juni 1805): an Christoph Heinrich Erhardt (?) (Metzlersche Buchhandlung) Hs. HSTA Stuttgart, A202, Bü 3295 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 192 640 Regensburg, 2. August 1805: von Maria Anna v. Benzel-Sternau, geb. v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,438 (1 Bl.) Am 14. Juli hat sie in Wonfurt Christian v. Benzel-Sternau geheiratet. Während der Vater nach Wiesbaden gereist ist, sind sie seit einigen Tagen zurück in Regensburg, sie bewohnt mit ihrem Mann „ein Gartenhaus auf dem Oberwörth sehr hübsch und freundlich“. Wünscht sich baldige Nachricht vom Bruder, dessen Schicksal sie ebenso wie ihren Mann, der „den herzlichsten Brudergruß“ übermittelt, sehr beschäftigt. 641 Pforzheim, 28. Oktober 1805: an Johann Friedrich Cotta Hs. DLA Marbach, Cotta-Archiv: Briefe Leo von Seckendorf (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 193 642 Regensburg, 31. Oktober 1805: von Maria Anna v. Benzel-Sternau, geb. v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,439 (Nachschrift Christian v. Benzel-Sternau; 1 Dbl.) Textband Brief Nr. 194 643 Stuttgart, 6. November 1805: von Luise Zumsteeg Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,570 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 195

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644 Pforzheim, 8. November 1805: an Johann Friedrich Cotta Hs. DLA Marbach, Cotta-Archiv: Briefe Leo von Seckendorf (1 Bl.) Textband Brief Nr. 196 645 Regensburg, 25. November 1805: von Unbekannt Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,552 (2 Dbl.) Der nicht identifizierte Verfasser dankt für Seckendorfs Vertrauen, in seinen Angelegenheiten für ihn zu wirken. Er hat Leos Schreiben an ihn dem Vater mitgeteilt, der es positiv aufgenommen habe, zumal Seckendorf, anders als bei früheren Briefen, die Schuld für seine finanziellen Probleme nicht mehr auf die Eltern abzuwälzen versuchte. „Der Fr. Mama hat er Ihren Brief nicht mitgetheilt, vermutlich einiger Invektiven wegen, welche er gegen Sie enthält. Demohngeachtet wird nun alles geschehen. – Sie haben Unrecht wenn Sie daran zweifeln, daß die Frau Mama Ihre Schulden berichtigen werde – sie will, sie wird es thun.“ Man werde seine Habe in Stuttgart nicht leichtfertig versteigern, er müsse sich aber von einem Teil seiner Bibliothek und nicht benötigten Musikalien trennen. Leo soll seinen Vorsatz befolgen und einige Zeit bei dem Onkel auf dem Land leben. 646 Regensburg, 6. Dezember 1805: von Maria Anna v. Benzel-Sternau, geb. v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,440 (2 Bl.) Textband Brief Nr. 197 647 Regensburg, 9. Dezember 1805: von Wilhelm Christoph v. Diede zum Fürstenstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,549 (1 Bl.) Die Nachricht von Seckendorfs „Befreiung aus den Klauen des dicken Herrn“ (Kurfürst Friedrich v. Württemberg) hat ihn sehr erfreut; er erwarte gespannt seine angekündigte Rechtfertigungsschrift. Es möge ihm „einige Satisfaktion gewähren“, daß „gescheide und rechtliche Leute“ in Regensburg Partei für ihn ergriffen hätten, nicht zuletzt er selbst bei abendlichen Treffen in der „Harmonie“. Dort werde man sich freuen, wenn er im Winter einige Wochen zu Besuch käme. Erwähnung von Stolbergs Tod an der Wassersucht. 648 Weingartsgreuth, 19. Dezember 1805: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1968 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 198 649 Regensburg, 30. Dezember 1805: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,321 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 199

1806 650 Sugenheim, 20. Januar 1806: an Benjamin Gottlob Hoffmann (Hoffmannsche Buchhandlung) Hs. SuUB Hamburg, CS 4: Seckendorf Textband Brief Nr. 200

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651 Regensburg, 23. Januar 1806: von Maria Anna und Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,441 (1 Bl.) Von dem Gerücht, daß Normann in Stuttgart „seine Entlassung erhalten habe wahrscheinlich als Folge der gewaltsamen Veränderungen im Würtembergischen worüber der Kaißer Nap: höchst aufgebracht war“. Leo könne daher beim württembergischen König „um rechtl Genugthuung bitten“. Marie dankt herzlich für ein Geschenk des Bruders, der sich mit dem Vater aussprechen möge. 652 Regensburg, 6. Februar 1806: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,322 (1 Dbl.) Zusammenstellung einer Reihe von „Ideen“ für Leos weitere Lebens- und Laufbahnplanung. Seine Rechtfertigungsschrift soll er für das Publikum bearbeiten. Da es dem Schwager widerstrebe, eine „Finanz-Carriere“ einzuschlagen, sollte er die schriftstellerische Laufbahn weiterverfolgen, wobei die „Oeconomie“ bzw. „das Studium der Landwirtschaft“ neben dem der Literatur nicht zu verachten sei. Für die Schriftstellerei lohne es sich, viel Material zur weiteren Verwertung anzusammeln. Plädoyer für Übersetzungen: Er selbst arbeite jetzt „an einer Übersezzung von Youngs Nächten in Jamben. – Nehmen Sie Montesquieu’s so zeitgemäse Betrachtungen über Grise u. Fall Roms, u. geben Sie einen Kommentar dazu“. Außerdem plane er ein „klassisches Museum (…). Der Genius, der über Klassikern brütete, produziert zulezt selbst klassisch.“ Mit kontinuierlicher Arbeit („Nulla dies sine linea“) habe er im vergangenen Jahr „aus meinen neben Amtsarbeiten betriebenen Literatur-Arbeiten über dritthalbtausend Gulden bezogen“. 653 Regensburg, 12. Februar 1806: von Wilhelm Christoph v. Diede zum Fürstenstein Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,550 (2 Dbl.) Diede hat den „Aufsatz über Fleury“ nach München geschickt und erwartet Aretins Antwort, auch das Honorar betreffend. Eine Aufführung von „Schillers Feier“ von Benzel sei „gut abgelaufen“. Diede bittet Leo um Fürsprache bei seinem „Herrn Cousin“ bei der Besetzung der frei gewordenen Stelle des Reichsquartiermeisters in Regensburg. Mitteilung eines Xenions von Broxtermann, das womöglich in der „Aurora“ gedruckt werden soll. Über ein Duell zwischen Anton Falmenberg und Dumoulin und dem sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Eklat. 654 Weimar, 14. März 1806: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,351 (1 Dbl.) D: Skonietzki, S. 306f. (TD) Textband Brief Nr. 201 655 Regensburg, 15. März 1806: an Carl Bertuch Hs. GSA Weimar 06/1781 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 202 656 Weimar, 29. März 1806: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/N 5 (1 Dbl.) Nach überstandener schwerer Krankheit erkundigt sie sich nach Seckendorfs Stimmung und seinen Plänen für die Zukunft. Karoline v. Wolzogen läßt ausrichten, er möge seine

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Verteidigungsschrift vor der Veröffentlichung „verständigen, ruhigen, unpartheiischen Staatsmänner“ zu lesen geben, „wozu sie Ihnen Görz vorschlägt“. Außerdem sollte er sich seinen literarischen Geschäften widmen und mit der Übersetzung „alter Autoren“ beginnen. Von Leos Schwester Marie habe sie seit langem nichts gehört. Henriette v. Fritsch, geb. Wolfskeel habe den dritten Sohn geboren. Luise v. Stein und die Gräfin Henckel gehörten jetzt zu ihren engsten Vertrauten. 657 Stoffenried, 18. April 1806: von Therese Huber Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,554 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 203 658 Regensburg, 21. April 1806: an Achim v. Arnim Hs. GSA Weimar 03/226 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 204 659 Friedenthal, 22. April 1806: von Charlotte v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,562 (1 Bl.) Bittet den Vetter in einer – nicht näher erläuterten – Angelegenheit ihrer Schwester Henriette bei der gemeinsamen Cousine Betty (Elisabeth Eleonore) v. Seckendorf, „Königl: Hoff Dame“ in Stuttgart, zu vermitteln. 660 Weimar, 3. Mai 1806: von Friedrich Heide Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,553 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 205 661 Leipzig, 3. Mai 1806: von August Mahlmann D: Obser, S. 35f.; Scheidel 1885, S. 25 (TD) Textband Brief Nr. 206 662 Dresden, 16. Mai 1806: von Karl August Böttiger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,360 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 207 663 o.O., o.D. (Weimar/Tiefurt, vor 31. Mai 1806): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/N 5 (1 Bl.) Caroline beeilt sich, Seckendorf von dem Vorschlag Dankelmanns zu berichten, in Coburgische Dienste zu treten. „Sie bekämen 1500 f auf der Stelle, Dank. ist dort angestellt, er sagt man verlange dort nichts als Thätigkeit u Subordonation, es wäre vielleicht ein Ausweg Ihnen Ihr Schiksal zu erleichtern – und es ist doch besser etwas zu verdienen, als bloß von der Generosität des Vaters abzuhängen“. Der 2. Teil des Terenz von Einsiedel werde demnächst erscheinen; dieser habe außerdem „ein Stück des Plautus übersezt, die Gefangenen, welches sehr gefiel“. 664 Regensburg, 6. Juni 1806: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 10 (2 Bl.) Textband Brief Nr. 208

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665 Regensburg, 7. Juni 1806: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,256 (1 Dbl.) Leo äußert sein Unbehagen über den Prinzipienwandel in obrigkeitlicher Administration. Über die Situation des Vaters im Dienst eines ehrenhaften Fürsten, der sich jedoch in einer schwierigen Lage befinde. Zu Erwägungen des Vaters, eine Gesandtschaftsstelle (für Anhalt und Meiningen) mit 2000 Tlr. Gehalt zu übernehmen. Ankündigung der nachgelassenen Schriften von Ostertag und Einladung zur Subskription. 666 Tiefurt, 10. Juni 1806: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/N 5 (1 Bl.) Bericht von ihrer bevorstehenden Abreise nach Pyrmont und Hannover, Gottlob reise mit dem jungen Großfürstenpaar Carl Friedrich und Maria Pawlowna eine Woche später nach. Glückwünsche an die Schwester Marie zur Geburt eines Sohnes. Mit Bangen erwartet sie ein Wiedersehen mit der Schwägerin Henriette; „Wohlzogen hat das Knie gebrochen.“ 667 o.O. (Tiefurt?), 13. Juni 1806: von Luise v. Stein Hs. GSA Weimar 96/2841 (1 Bl.) Sie habe den Mut gefunden, Stotzing die Auflösung ihres Verhältnisses mitzuteilen und bittet Seckendorf, als ihren Vertrauten, um Nachricht, wie der zu großer Heftigkeit neigende bisherige Verlobte (?) auf diese Absage reagiere. Von ihrer diesbezüglichen Korrespondenz sollte der mit Leo befreundete Stotzing gleichwohl nichts erfahren. 668 Regensburg, 27. Juni 1806: an Friedrich Justin Bertuch Hs. GSA Weimar 06/1781 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 209 669 Tiefurt, 27. Juni 1806: von Luise v. Stein Hs. GSA Weimar 96/2841 (2 Dbl.) Ausführlicher Bericht über ihr Verhältnis zu Stotzing in den vergangenen zwei Jahren. Aus ihrer Sicht sei es nur eine sentimental-romanhafte Brieffreundschaft gewesen. In dieser Zeit hatte es verschiedene Zwischenfälle gegeben, darunter finanzielle Probleme (Konkurs), ein – nicht näher erläuterter – Vorfall mit Lütz und Ziegesar, die ablehnende Haltung von Stotzings Eltern und eine weitere Heiratskandidatin. 670 Altona, 28. Juni 1806: von August Schmidt Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,561 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 210 671 Weimar, 28. Juni (1806): von Karoline v. Wolzogen Hs. GSA Weimar 83/2612 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 211 672 Paris, 2. Juli 1806: von Carl v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,565 (1 Dbl.) Legt Seckendorf ein Schreiben seines Freundes Bawr bei. Von den Ergebnissen seiner Verhandlungen in Paris über die Angelegenheiten der kleineren Reichsstände, insbe-

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sondere die weitere Existenz der Reichsritterschaft. Napoleon habe sich günstig über sein durch „Fusch“ (Fouché?) vermitteltes Memorandum geäußert, „worinn ich unsere Wünsche sehr beschränckte (weil dies das einzige Mittel etwas zu erlangen war)“. Aufgrund der hier in Paris sehr ungewohnten Behandlung solcher diplomatischen Geschäfte hätten sich andere deutsche Unterhändler vergebens bemüht: „Wer nicht gut combiniren und distinguiren kann, kömmt nicht weiter.“ Napoleon habe „befohlen, daß bis den 15t Jul: die südteutschen Angelegenheiten im Reinen sein sollen.“ Den Fürstentümern Nassau, Weilburg, Hohenzollern, Sigmaringen – „weil der Sohn die Marats Niéce heirathet“ – und Isenburg sei der Fortbestand gesichert worden. Leos Vater werde hier erwartet, sollte diese Mission aber besser ablehnen. 673 Regensburg, 8. Juli 1806: an Clemens Brentano Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS acc.ms. 1908.29) (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 212 674 Erlangen, 9. Juli 1806: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,421 (4 Dbl.) Textband Brief Nr. 213 675 Regensburg, 11. Juli 1806: an Karl Ludwig Fernow Hs. Goethe-Museum Düsseldorf Textband Brief Nr. 214 676 Weimar, 11. Juli 1806: von Carl Bertuch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,352 4 S. (1 Dbl.) D: Obser, S. 13 (TD); Starnes, Wieland 3, S. 237 (TD, Zitat) Textband Brief Nr. 215 677 München, 18. Juli 1806: an Friedrich David Gräter Hs. WLB Cod.misc. 4o 30c,115 D: Bausinger, S. 76, 84 (TD) Textband Brief Nr. 216 678 Giebichenstein, 28. Juli 1806: von Achim v. Arnim Hs. Goethe-Museum, Düsseldorf Textband Brief Nr. 217 679 Regensburg, 4. August 1806: an Clemens Brentano Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS acc.ms. 1908.29) (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 218 680 Heddernheim bei Frankfurt, 25. August 1806: von Franz Joseph Molitor Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,556 8 S. (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 219

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681 Stift Hutt bei Heilbronn, 28. August 1806: von Charlotte v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,563 (1 Bl.) Dankt für Leos Engagement für einen Stiftsplatz für ihre Schwester Henriette. Den von Konsulent Thon verlangten Stammbaum werde die Schwester sogleich anfertigen lassen. Auf weitere Anfragen in Familienangelegenheiten habe bislang nur Frl. von Altenstein aus Berlin geantwortet. 682 Heidelberg, 1. September 1806: von Heinrich Voß D: Obser, S. 42f. (TD) Textband Brief Nr. 220 683 Regensburg, 5. September 1806: an Achim v. Arnim Hs. GSA Weimar 03/226 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 221 684 Unterzell bei Würzburg, 5. September 1806: von Friedrich Schlegel Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,559 (2 Dbl.) D: Obser, S. 40f.; Scheidel 1885, S. 30 (TD) Textband Brief Nr. 222 685 München, 6. September 1806: von Johann Franz Cordes Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,545 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 223 686 o.O. (Karlsruhe?), 11. September 1806: von Maria Anna v. Benzel-Sternau, geb. v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,442 (1 Bl.) Von einem angenehmen Treffen mit Charlotte Bauer – von der sie ihm ein Schreiben mitteilt – während ihres kürzlichen Stuttgart-Aufenthalts. Gemeinsam haben sie Dannecker besucht. Charlotte hat Aufträge an Taubenheim und einen Brief an Alexander (v. Seckendorf?), „der für immer in Paris fixirt ist“, mitgenommen. Ob er etwas von zwei angeblich freien Hofdamen-Plätzen in Weimar wisse. 687 Karlsruhe, 17. September 1806: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,323 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 224 688 o.O. (Regensburg), 25. September 1806: an Friedrich Koelle Hs. DLA Marbach, A: Uhland (Briefe Dritter 47551) (1 Bl.) Textband Brief Nr. 225 689 Schleiz, 27. September 1806: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,422 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 226

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690 Regensburg, 18. Oktober 1806: an Ludwig Uhland Hs. DLA Marbach (Z 1773) (2 Bl.) Textband Brief Nr. 227 691 Karlsruhe, 23. Oktober 1806: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,325 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 228 692 Regensburg, 24. Oktober 1806: an einen Bekannten in Weimar (Heinrich Voß?) Hs. FDH, Hs-18700 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 229 693 Coburg, 27. Oktober 1806: von Adolf v. Dankelmann Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,548 (1 Dbl., 1 Bl.) Dankt für einen eben erhaltenen Brief Seckendorfs, der seine jetzige, nach seiner Heirat Mariane Jagemanns eingetretene Isolation aufgehellt habe. Dankelmann teilt mit, was er selbst an wenigem über die Lage in Weimar nach der preußischen Niederlage erfahren hat. Anna Amalia sei in Braunschweig eingetroffen, die Großfürstin Maria Pawlowna mit Wolzogen nach Petersburg gereist. „Die Herzogin soll dem Kaiser N. einen Fußfall gethan haben und um Schonung gebethen haben. Der Herzog hat sich mit einem Theile des von ihm angeführten Haufens über den Hartz nach jenseits der Elbe begeben, wo die Preußen nach der Défaite bei Jena und Halle sich wiedersammeln.“ Napoleon habe die Elbe noch nicht überquert, angeblich befinde er sich jetzt auf dem Weg nach Mainz. Die russische Armee sei endlich in Pommern eingetroffen – „Bei Charlottenburg, sagt man, sei eine siegreiche Schlacht für die Rußen vorgefallen.“ Einzelheiten zur militärischen Situation und zu den Exzessen der Sieger; die Preußen hätten „zwar viel gelitten, indeß die Franzosen 3mal mehr“. Während all der sich schon andeutenden Schwierigkeiten habe er in Weimar seine Frau „geheurathet und aus diesem Sturm gerißen“. Man habe ihm „Dienstofferten in Tyrol gemacht und ich stehe in Unterhandlungen mit München“. 694 Weimar, 10. November 1806: von Luise v. Stein Hs. GSA Weimar 96/2841 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 230 695 Schleiz, 18. November 1806: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,423 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 231 696 Regensburg, 21. November 1806: an Karl Wilhelm v. Fritsch Hs. GSA Weimar 20/I a (Abschrift; weitere Abschrift FDH, Hs-24877) Textband Brief Nr. 232 697 Regensburg, 26. November 1806: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,257 (1 Bl.) Mitteilung über die Subskription für die vom Krieg betroffenen Gebiete, besonders für Weimar und Orte im Vogtland. Er selbst sei Mitglied der für diesen Unterstützungsfonds gebildeten Kommission, Zahlungen sollen an Dittmer erfolgen. Verschiedene Auskünfte

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zu weiteren Kriegsfolgen. Prinz Paul v. Württemberg hält sich in Ellwangen auf. Zu den Verhandlungen General Clarkes (Henri Clarke d’Hunebourg) in Wien über österreichischen Gebietstausch (Innviertel, versch. Städte). Depressive Stimmung wegen des Ausgangs der Jenaer Schlacht, ein neuerlicher Kriegsausbruch stehe bevor. 698 München, 28. November 1806: von Johann Franz Cordes Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,546 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 233 699 o.O., o.D. (Tübingen, November/Dezember 1806): von Ludwig Uhland Hs. DLA Marbach (46742) (Entwurf) (1 Dbl.) D: Uhlands Briefwechsel, S. 14–17 Textband Brief Nr. 234 700 Wien, vor 1. Dezember 1806: von Joseph Ludwig Stoll Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,567 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 235 701 Dresden, 1. Dezember 1806: von Wilhelm Gottlieb Becker Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,544 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 236 702 Karlsruhe, 3. Dezember 1806: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,324 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 237 703 Heidelberg, 6. Dezember 1806: von Heinrich Voß Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,568 (2 Dbl.) D: Obser, S. 43–46; Scheidel 1885, S. 25f. (TD) Textband Brief Nr. 238 704 Weingartsgreuth, 8. Dezember 1806: von Carl v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,566 (1 Bl.) Hat Leos Ankündigungen in der Subskriptionsangelegenheit für die vom Krieg geschädigten Gebiete erhalten und will sich um Ansprechpartner für das Einkassieren von Geldern in Bamberg bemühen. Leo möge sich jedoch nicht allzu viel aus diesen ebenfalls betroffenen Gebieten versprechen. Klage über die Abgabenlasten für den ritterschaftlichen Adel. „Sehr begierig bin ich aber auf die Ereigniße in Polen, wovon man schon mehrere Nachrichten debatirt.“ 705 München, 12. Dezember 1806: von Johann Franz Cordes Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,547 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 239 706 Regensburg, 16. Dezember 1806: an Achim v. Arnim Hs. GSA Weimar 03/226 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 240

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707 Regensburg, 24. Dezember 1806: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,257b/261 (1 Dbl., 1 Bl.) D: Obser, S. 41f. (TD) Textband Brief Nr. 241

1807 708 Karlsruhe, 10. Januar 1807: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,326 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 242 709 Regensburg, 21. Januar 1807: an Johann Franz Cordes Hs. BSB München, Cgm 5446, 3b, 65/66 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 243 710 Regensburg, 29. Januar 1807: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1969 (1 Dbl.) Wartet auf ein Lebenszeichen des Freundes, dem er „einmal noch von der Festung, dann wie ich frei wurde durch Sinclair“ geschrieben habe. Klage über die politische Situation, die den Zusammenhalt der Gleichgesinnten erfordere, was er auch im Epilog zu seinem Musenalmanach postuliert habe. Ohne Hoffnungen auf die Zukunft und enttäuscht in seinen Bemühungen um „eine kleine harmlose Existenz auf dem Lande, oder in einer literarischen Stadt“ führe er derzeit ein „Pflanzenleben“. Schließt einen Brief an Massenbach ein, in dem er diesen wie Brühl bittet, sich um eine Partie Bücher zu kümmern, die er bei E. J. Koch in Berlin gekauft habe. 711 Karlsruhe, 1. Februar 1807: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,327 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 244 712 Regensburg, 25. Januar/7. Februar 1807: an Ludwig Uhland Hs. DLA Marbach (Z 47552/47555) (3 Dbl.) Textband Brief Nr. 245 713 Regensburg, 7. Februar 1807: an Justinus Kerner Hs. DLA Marbach, A: Kerner (Z 1773) (1 Dbl.) D: Kerner, Briefe 1, S. 8–10 (TD); Hölderlin, StA 7.2, S. 381 (TD) Textband Brief Nr. 246 714 Karlsruhe, 19. Februar 1807: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,328 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 247 715 Dölitz, 2. März 1807: von Johann Christoph Matthias Zahn Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,569 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 248

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716 Stuttgart, 3. März 1807: von Johann Christoph Friedrich Haug Hs. DLA Marbach, A: Haug 27456 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 249 717 Würzburg, 4. März 1807: von Joseph Rückert Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,557 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 250 718 o.O. (Tübingen), bis 6. März 1807: von Ludwig Uhland Hs. DLA Marbach (46473) (Entwurf; 4 Bl.) D: Uhlands Briefwechsel, S. 22–27 Textband Brief Nr. 251 719 Regensburg, 20. März 1807: an Johann Christoph v. Aretin Hs. BSB München, Schereriana IV (1 Bl.) Textband Brief Nr. 252 720 Weimar, 22. März 1807: von Karl Wilhelm v. Fritsch Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,551 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 253 721 Würzburg, 24. März 1807: von Joseph Rückert Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,558 (1 Bl.) Übersendet den versprochenen Probebogen der neuen pädagogischen Zeitschrift „Magazin für häusliche und öffentliche Erziehung“ und erinnert Seckendorf an seine Bitte um Teilnahme. Demme, „der Verf. des Pächter Martin“, und Schuldirektor Schollmajer seien schon als Mitarbeiter gewonnen. 722 Pforzheim, 28. März 1807: von Charlotte v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,564 (1 Dbl.) Leos Vater, dessen Adresse sie nicht weiß, möge sich für die Unterbringung ihrer Schwester im Huttischen Fräuleinstift verwenden. Sie habe bereits alle erforderlichen Formalitäten wie Stammbaum und Taufschein besorgt. 723 Karlsruhe, 29. März 1807: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,329 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 254 724 Regensburg, 7. April 1807: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 11 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 255 725 Regensburg, 12. April 1807: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1970 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 256

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726 Karlsruhe, 13. April 1807: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,330 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 257 727 Karlsruhe, 20. April 1807: von Christian v. Benzel-Sternau Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,331 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 258 728 Weimar, 22. April 1807: von Carl Bertuch Hs. Goethe-Museum, Düsseldorf (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 259 729 o.O. (Prag), 22. April 1807: von Karl Graf v. Brühl Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,391 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 260 730 Regensburg, 24. April 1807: an Karl Wilhelm v. Fritsch Hs. GSA Weimar 20/I a (Abschrift; weitere Abschrift FDH, Hs-13718) Textband Brief Nr. 261 731 Regensburg, 24. April 1807: an Joseph Mozler FDH, Hs-13642 (1 Dbl.) Bitte um die Zusendung einer „Ankündigung eines Kataloges seltner Bücher“ mit Vermerken über die daraus bereits verkauften Posten. 732 Weimar, 1. Mai 1807: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 262 733 Regensburg, 3. Mai 1807: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1971 (1 Bl.) Verärgert über ausbleibende Briefe des Freundes, der sich stattdessen in einer parallel geführten Korrespondenz mit Frau v. Lützow über ihn ausgetauscht habe. Seinen Brief an Brühl nach Prag werde Graf v. Sternberg mitnehmen. Sein jetzt in Karlsruhe und am Bundestag engagierter Vater verläßt Regensburg „auf immer“. Er selbst will im Winter nach Heidelberg gehen, da er einen Ort der Wissenschaften aufsuchen will und das Badische jetzt als seine Heimat betrachte. Karlsruhe gilt ihm mit der Anwesenheit von Stéphanie Beauhernais als Repräsentationsort französischer Hegemonie und kommt daher als Aufenthalt nicht in Betracht. Auch Weimar scheidet nunmehr, nach den Zerstörungen und dem Tod Anna Amalias, aus. Nachrichten von Carl Bertuchs Heirat und Dankelmann erhalten. 734 Schleiz, 2./10. Mai 1807: von Friedrich Majer Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,424 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 263

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735 o.O. (Regensburg), 14. Mai 1807: an Philipp Friedrich Gampert Hs. BSB München, Autogr. Seckendorf, Leo v. (1 Bl.) Textband Brief Nr. 264 736 Regensburg, 14. Mai 1807: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,258 (1 Bl.) Begleitbrief zu einem übersandten Aufsatz mit Bitte um Bemerkungen dazu. 737 Regensburg, 24. Juni 1807: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1972 (1 Bl.) Leo erneuert seine Bitte, die „Parthie Bücher“, die er von dem „Prediger an der Marienkirche Dr. Erduin Julius Koch“ gekauft habe, sicher unterbringen zu lassen und ihm im Herbst durch „Meßfuhren, oder Buchhändlergelegenheit an die Lechnerische Buchhandlung in Nürnberg (…) spediren“ zu lassen. Hat erfahren, daß Brühl nach Teplitz gehe; seine eigene Zukunft sei ungewiß, er habe ein Mädchen, allerdings ohne Vermögen, „gefunden, daß mir paßt, meiner Liebe wert ist, u. mich wieder liebt“. Empfiehlt dem Freund ein Mädchen „in Prag, gut, lieblich – du kennst sie auch (…). Es ist die junge Ahlfeld“. Finanziell sei sie zudem gut ausgestattet. Gedenkt des Unglückstags 10. April – Datum seines Abschieds von Weimar (1801) und des Todes Anna Amalias. 738 Regensburg, 23. Juli 1807: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 12 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 265 739 Regensburg, 24. Juli 1807: an Ludwig Uhland Hs. DLA Marbach (Z 47553) (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 266 740 Regensburg, 7. August 1807: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,259 (3 Dbl., 1 Bl.) Zu notwendigen Reparaturen ihres Hauses (in Regensburg) und dessen möglicher Vermietung, die wohl abhängig sei von der Einrichtung eines Bundestages in Regensburg. Detaillierte Erörterung der sich daraus möglicherweise ergebenden finanziellen Einnahmen, Einzelheiten zum Inventar, zum Hausrat und potentiellen Mietern nach der Räumung des Hauses. Die eigene Abreise sei abhängig von der Klärung einiger Familienangelegenheiten. Über die Erkrankung des Onkels und die Situation des Bruders Max. 741 o.O., o.D. (Regensburg, Mitte Juli/August 1807): an Karoline v. Wolzogen Hs. DLA Marbach, A: Schiller, Caroline v. Wolzogen (Z 1143) (1 Dbl.) D: Wolzogen, Literarischer Nachlaß 2, S. 241; Scheidel 1885, S. 26f. Textband Brief Nr. 267 742 Regensburg, 13. August 1807: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1973 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 268

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743 Regensburg, 13. August 1807: an Justinus Kerner Hs. DLA Marbach, A: Kerner (Z 1773) (1 Dbl.) D: Hölderlin, StA 7.2, S. 381 (TD) Textband Brief Nr. 269 744 Regensburg, 15. August 1807: an Christoph Albrecht v. Seckendorf Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,260 (1 Dbl.; Beilage 2 architektonische Pläne, 2 Dbl.) Über das zu vermietende Haus und dessen in vieler Hinsicht schlechten Zustand. Dalberg bemühe sich in Paris um die Verlegung des Bundestages nach Regensburg. Zu Territorialangelegenheiten Bayerns. 745 Regensburg, 18. August 1807: an Karl Wilhelm v. Fritsch Hs. GSA Weimar 20/I a (Abschrift; weitere Abschrift FDH, Hs-24878) Textband Brief Nr. 270 746 Weimar, 20. August o.J. (1807): von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/N 5 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 271 747 Weimar, 20. September 1807: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Bericht vom Tod ihrer Schwiegermutter Sophie v. Egloffstein am 16. September und Würdigung ihrer Verdienste im Leben: „sie war ein schönes reines Bild der Humanität, (…) eine seltene Erscheinung auf Erden, ihr Wille wohlzuthun, zu beglücken, ihre eigne Entbehrung, ihre Aufopferung, wird nicht leicht erreicht“. Henriette v. Egloffstein war zuvor eingetroffen, abwesend dagegen ist ihr Ehemann Gottlob und dessen jüngerer Bruder August. 748 o.O., o.D. (Tübingen, Mitte/Ende September 1807): von Ludwig Uhland Hs. DLA Marbach (46744) (unvollst. Entwurf; 1 Dbl.) D: Uhlands Briefwechsel, S. 28 Textband Brief Nr. 272 749 Regensburg, 17. Oktober 1807: an Joseph Scherer Hs. BSB München, Schereriana IV (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 273 750 Weimar, 7. November 1807: an Achim v. Arnim Hs. GSA Weimar 03/226 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 274 751 Weimar, 7. November 1807: an August Wilhelm Schlegel D: Körner, Krisenjahre 1, S. 468–470 Textband Brief Nr. 275

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752 Wien, November 1807: an Ludwig Uhland Hs. DLA Marbach (Z 47554) (Einblattdruck mit handschriftl. Zusatz) (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 276 753 Weimar, 16. November 1807: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 13 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 277 754 Heidelberg, 12. Dezember 1807: von Heinrich Voß Hs. SHLB Kiel, Cb 6:6 (Familienarchiv Boie-Voss) (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 278 755 Wien, 23. Dezember 1807: an Johann Wolfgang v. Goethe Hs. GSA Weimar 28/850 (1 Dbl.) D: Goethe und Österreich 2, S. 50f. Textband Brief Nr. 279 756 Wien, 30. Dezember 1807: an Carl Bertuch Hs. GSA Weimar 06/3003 (1 Bl.) D: Skonietzki, S. 307f. (TD) Textband Brief Nr. 280 757 Würzburg, 1807: von Joseph Rückert D: Scheidel 1885, S. 28 (TD) Vom Enthusiasmus der Mitarbeiter des neuen pädagogischen Journals. Für Deutschland sei vor allem „auf dem Wege der Erziehung“ noch etwas zu erreichen. 758 o.O., o.D. (Tübingen, 1807): von Ludwig Uhland Hs. DLA Marbach (28203) (Entwurf) (1 Bl.) D: Uhlands Briefwechsel, S. 58 Rücksendung einer „Sammlung von Minnesingern“, die ihm „sehr vieles Vergnügen gemacht“ habe. Er interessiere sich vornehmlich für alte, „dem Geiste nach ächt teutsch“ Heldenlieder und legt ihm die Bearbeitung einer Stelle aus dem Heldenbuch bei, ferner „Kerners neuere u. meine eigenen poetischen Versuche“, über die er sich ein Urteil erbittet.

1808 759 Wien, 13. Januar 1808: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o), Nr. 14 (1 Dbl.) D: Weiss 1989, S. 166 (TD) Textband Brief Nr. 281 760 Wien, 23. Januar 1808: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1974 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 282

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761 o.O., o.D. (Wien, Januar 1808): Heinrich Joseph v. Collin an Unbekannt (Seckendorf?) Hs. ÖNB Wien, NB. X,32 (Entwurf; 1 Bl.) D: Lederer, Collin, S. 257, Nr. 64 Textband Brief Nr. 283 762 o.O., o.D. (Wien, Januar oder Februar/April 1808): an Heinrich Joseph v. Collin Hs. StuLB Wien, I.N. 128.738 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 284 763 Wien, 13. Februar 1808: an Heinrich Voß Hs. LB Eutin, Autogr. 3.8. (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 285 764 Wien, 24. Februar 1808: an Johannes Daniel Falk Hs. GSA Weimar 15/II,1,D,10 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 286 765 Wien, 11. April 1808: an Karl Graf v. Brühl Hs. SLB, Mscr. Dresd. App. 514 A 1975 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 287 766 Wien, 11. April 1808: an einen unbekannten Empfänger (Christian Gottlob Schütz?) Hs. GSA Weimar 96/2686 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 288 767 Berlin, 26. April 1808: von Charlotte v. Kalb Hs. GSA Weimar 96/1456 (1 Dbl.) D: Naumann, Kalb, S. 265 (TD, Zitat) Textband Brief Nr. 289 768 Wien, o.D. (Frühjahr 1808): an Heinrich Joseph v. Collin Hs. StuLB Wien, I.N. 19636 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 290 769 o.O., o.D. (Wien, vermutlich April 1808): von Joseph Ludwig Stoll Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,691 (Billett; 1 Bl.) Textband Brief Nr. 291 770 o.O., o.D. (Wien, vermutlich April 1808): von Joseph Ludwig Stoll Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,692 (Billett; 1 Bl.) Textband Brief Nr. 292

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771 Heidelberg, 10. Mai 1808: von Joseph v. Görres Hs. FDH, Hs-28860 (1 Bl.) D: Joseph von Eichendorff. Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, 13. Bd., Regensburg (1910), S. 235; J. v. E., Ausgewählte Werke und Briefe, hg. von Wilhelm Schellberg, Bd. 2, Kempten/München 1911, S. 106 (TD) Textband Brief Nr. 293 772 Wien, 9. Juni 1808: an Johann Wolfgang v. Goethe Hs. GSA Weimar 28/850 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 294 773 Wien, 15. Juni 1808: an August Wilhelm Schlegel D: Körner, Krisenjahre 1, S. 556–558 Textband Brief Nr. 295 774 o.O., o.D. (Berlin, vor dem 23. Juni 1808): von Charlotte v. Kalb Hs. GSA Weimar 96/1456 (1 Bl.) D: Naumann, Kalb, S. 265 (TD, Zitate) Textband Brief Nr. 296 775 Weimar, 5. Juli 1808: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 13/504 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 297 776 Wien, 8. Juli 1808: an einen unbekannten Empfänger (Wien, Hoftheaterdirektion) Hs. FDH, Hs-13643 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 298 777 Berlin, 12. Juli o.J. (1808): von Charlotte v. Kalb Hs. GSA Weimar 96/1456 (1 Dbl., 1 Bl.) Textband Brief Nr. 299 778 Coppet, 12. Juli 1808: von August Wilhelm Schlegel D: Körner, Schlegel-Briefe 2, S. 95 Textband Brief Nr. 300 779 Wien, 26. Juli 1808: von Heinrich Joseph v. Collin Hs. ÖNB Wien, NB. X,32 (Entwurf; 1 Dbl.) D: Lederer, Collin, S. 260f., Nr. 68 Textband Brief Nr. 301 780 o.O., o.D. (Wien, nach 26. Juli 1808): an Heinrich Joseph v. Collin Hs. ÖNB Wien, 13/27–1 (1 Dbl.) D: Lederer, Collin, S. 261–263; Hauser, S. 113f. (TD) Textband Brief Nr. 302

Chronologisches Verzeichnis der Briefe und Regesten

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781 Wien, 31. August 1808: an Karl August Böttiger Hs. SLB, Mscr. Dresd. h 37, Bd. 188 (4o) (Nr. 15) (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 303 782 o.O., o.D. (Wien, August 1808): an unbekannten Empfänger in Wien Hs. StuLB Wien, I.N. 128.739 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 304 783 o.O, o.D. (Wien, 2. September 1808): von Joseph Geistinger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,694 (Billett; 1 Bl.) Textband Brief Nr. 305 784 Wien, 2. September 1808: an Joseph Geistinger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,696 (eigenh. Abschrift) (1 Bl.) Textband Brief Nr. 306 785 Wien, 2. September 1808: von Joseph Geistinger Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,695 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 307 786 Wien, 24. September 1808: an Johann Wolfgang v. Goethe Hs. GSA Weimar 28/850 (1 Dbl.) D: Goethe und Österreich 2, S. 61–63 Textband Brief Nr. 308 787 Wien, 15. Oktober 1808: an Johann Wolfgang v. Goethe Hs. GSA Weimar 28/850 (1 Dbl.) D: Goethe und Österreich 2, S. 63f. Textband Brief Nr. 309 788 Weimar, 8. November 1808: von Johann Wolfgang v. Goethe D: Goethe und Österreich 2, S. 65 Textband Brief Nr. 310 789 Niederrudelsdorf bei Görlitz, 30. November 1808: von Otto Heinrich v. Loeben Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,555 (2 Dbl.) Textband Brief Nr. 311 790 o.O., o.D. (Wien, vermutlich Ende November 1808): an Johann Friedrich Cotta (?) Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,688 (Entwurf) (1 Bl.) D: Baxa 1, S. 454f. (TD) Textband Brief Nr. 312 791 Wien, 1. Dezember 1808: an Johann Friedrich Cotta Hs. WLB Cod.hist. 4o 736,686 (Entwurf) (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 313

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Chronologisches Verzeichnis der Briefe und Regesten

792 Wien, 1. Dezember 1808: an Ludwig Tieck Hs. BJ Krakau (Staatsbibliothek Berlin, AS Tieck) (Abschrift) D: Holtei 4, S. 30–32 Textband Brief Nr. 314

1809 793 Berlin, 22. Januar 1809: von Charlotte v. Kalb Hs. GSA Weimar 96/1456 (1 Dbl.) Textband Brief Nr. 315 794 Weimar, 6. Februar 1809: von Caroline v. Egloffstein Hs. GSA Weimar 96/2841 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 316 795 Wien, 7. März 1809: an Karl Graf von Brühl Hs. SLB Dresden, Mscr. Dresd. App. 514 A 1976 (1 Bl.) Textband Brief Nr. 317

Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf

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Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf 1. Selbständige Veröffentlichungen Das Schrekliche und Niederträchtige des Negersklavenhandels geschildert in einer auf dem kleinen Hörsaal des Regensburgischen Gimnasiums den 8ten April 1791. gehaltenen Rede von Franz Karl Leopold von Sekendorf. Gedrukt mit Zeitlerischen Schriften. Die Freuden des Wiedersehns der Freunde nach dem Tode schildert in seiner den 11. April auf dem grössern Hörsaal des Regensburgischen Gymnasiums gehaltenen poetischen Abschiedsrede Franz Karl Leopold Freyherr von Sekendorf. Regensburg, 1792. mit Keyserischen Schriften. An Teutschlands Reichsstände, Ein Wort zu seiner Zeit. o.O. 1795. Blüthen griechischer Dichter übersezt von F. K. L. Frhn. von Seckendorf. Weimar, in Commission bei den Gebrüdern Gädicke. 1800. (Leo von Seckendorf u.a.) Verfassung und Geseze der Harmonie zu Regensburg. Entworfen und angenommen in der Generalversammlung am 18. November 1801, o.O. (Regensburg) 1802.

2. Veröffentlichungen in Zeitschriften und periodischen Sammelwerken Philologische Anzeige der Blüten griechischer Dichter, in: Intelligenzblatt zum Neuen Teutschen Merkur, 2. Stück, Februar 1800, S. XXf. Erklärung, in: Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, 5. April 1800, Nr. 47, Sp. 384. Litterarische Anzeige eines monatlichen Almanachs, in: Neuer Teutscher Merkur, 4. Stück, April 1800, S. 341–344. (Leo von Seckendorf und) Gebrüder Gädicke, Neujahrs Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801 (Anzeige), in: Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Nr. 168, 11. Oktober 1800, Sp. 1409f.; Intelligenzblatt zum Neuen Teutschen Merkur, 10. Stück, Oktober 1800, S. XVIIf. Erklärung, in: Intelligenzblatt zum Neuen Teutschen Merkur, 6. Stück, Juni 1801, S. XXVIf.; Kaiserlich-privilegirter Reichs-Anzeiger, Nr. 171, 9. Juli 1801, Sp. 2293f. Ueber die Aufführung von Haydn’s Schöpfung in Regensburg, in: Neuer Teutscher Merkur, 7. Stück, Juli 1801, S. 236–240. Verhandlungen wegen des Nazionaldenkmals auf den Erzherzog Karl, in: Neuer Teutscher Merkur, 11. Stück, November1801, S. 225–229. Regensburger Theater, in: Journal des Luxus und der Moden, 16. Jg., November 1801, S. 605–607. (Verfasserschaft unsicher)

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Nekrolog Johann Filipp Ostertag, in: Neuer Teutscher Merkur, 1. Stück, Januar 1802, S. 38–46. Aus Regensburg, in: Neuer Teutscher Merkur, 4. Stück, April 1802, S. 318–320. Die neuerrichtete Harmonie in Regensburg, in: Journal des Luxus und der Moden, 17. Jg., Juni 1802, S. 297–303. Ankündigung von Johann Philipp Ostertag’s (…) kleine Schriften, in: Intelligenzblatt zum Neuen Teutschen Merkur, 7. Stück, Juli 1802, S. LXXVIIf. Neue Ausgabe des Rhabanus Maurus, in: Bragur. Ein Literarisches Magazin der Teutschen und Nordischen Vorzeit, 7. Bd., 2. Abt., Leipzig 1802, S. 269f. Lettre inédite de Frédéric II. Roi de Prusse, in: Aurora, eine Zeitschrift aus dem südlichen Deutschland, Nr. 124, 21. Oktober 1805, S. 496. Nähere Umstände, das Ende des ersten schlesischen Krieges betreffend, in: Aurora, eine Zeitschrift aus dem südlichen Deutschland, Nr. 132, 8. November 1805, S. 525f. Aphorismen, in: Aurora, eine Zeitschrift aus dem südlichen Deutschland, Nr. 137, 20. November 1805, S. 548. Nachricht über eine interessante neue Schrift. Traduction d’un fragment du 18ème livre de Polybe trouvé dans le monastère Ste. Laure au mont Athos par le Comte d’Antraigues, in: Aurora, eine Zeitschrift aus dem südlichen Deutschland, Nr. 138, 22. November 1805, S. 549f. Fragmente über Litteratur und Kunst, in: Aurora, eine Zeitschrift aus dem südlichen Deutschland, Nr. 141, 29. November 1805, S. 561f. Voltaire’s Aufenthalt in Bückeburg, in: Aurora, eine Zeitschrift aus dem südlichen Deutschland, Nr. 147–149, 13., 16., 18. Dezember 1805, S. 585–587, 589–591, 594–596. (Friedrich Koelle und Leo von Seckendorf) Altenglische Volkslieder, in: Polychorda, 2. Bd., 7. H., 1805, S. 621–627, 667–669. Prolog zur Feier von Schillers Todestag in Regensburg und Regensburg am 12ten May (Korrespondenz-Nachrichten), in: Zeitung für die elegante Welt, Nr. 62, 24. Mai 1806, Sp. 500f. und 503. (Verfasserschaft unsicher) Heinrich Johann Thomas Boessner/Albrecht Christoph Kayser/Leo von Seckendorf, Ankündigung von Ostertag’s kleinen Schriften, in: Intelligenz-Blatt des Neuen Teutschen Merkurs, 8. Stück, August 1806, S. IIIf. (auch als Einblattdruck) Erklärung (zu Altenglische Volkslieder in Polychorda), in: Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, 12. Juli 1806, Nr. 93, Sp. 744. (Leo von Seckendorf u.a.) Einladung (zur Subskription für die Einwohner von Weimar, Jena, Schleiz u.a.), in: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Nr. 321, 28. November 1806, Sp. 3797; ebd., Nr. 327, 4. Dezember 1806, Sp. 3866; Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 5, 6. Januar 1807, S. 20. Erklärung (zu Musenalmanach 1807), in: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Nr. 322, 29. November 1806, Sp. 3804.

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Lied des Gefangenen (den 4. September 1805), in: Glaube und Liebe. Zum Frühlinge des Jahres 1806. Eine Sammlung von Dichtungen, und Bruchstücken in Prosa, von mehreren Verfassern, herausgegeben von Lucian (Johann Erichson), Berlin 1806. Wiederabgedruckt in: Musenalmanach 1807, S. 98. Zusatz zu Degens Literatur der teutschen Uebersetzung der Griechen, in: Neuer literarischer Anzeiger, Nr. 8, 24. Februar 1807, Sp. 127f. Nachricht von einer bisher unbekannten Ausgabe des NarrenSchiffes, als Beitrag zu Panzers Annalen der ältern teutschen Literatur, S. 214, in: Neuer literarischer Anzeiger, Nr. 13, 31. März 1807, Sp. 200–203. Verzeichnis mehrerer aus freier Hand zu verkaufenden, zum Theil seltener Bücher, in: Neuer literarischer Anzeiger, III. Beilage, 1807, unpag. (Sp. 5–8). Leo von Seckendorf/Joseph Ludwig Stoll, Unter dem Titel: Prometheus (…) (Ankündigung der Zeitschrift), in: Intelligenzblatt der Jenaischen Allgem Literatur-Zeitung, Nr. 88, 21. November 1807, Sp. 743f. Ueber Macbeth, nach Schiller, aufgeführt in dem k. k. Hoftheater im Februar, in: Prometheus, 2. H., 1808, Anzeiger, S. 10–19. Erklärung. An die Leser und Mitarbeiter des Prometheus, in: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 248, 15. Oktober 1808, Intelligenzblatt Nr. 22. Leo’s von Seckendorf Nachrichten, in: Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst, herausgegeben von Dr. F. H. v. d. Hagen, B. J. Docen und Dr. J. G. Büsching, 1. Bd., 2. H., Berlin 1810, S. 615–647. Beiträge in den eigenen Taschenbüchern vgl. 3. Herausgeberschaften.

3. Herausgeberschaften Neujahrs Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801. Herausgegeben von Seckendorf. Weimar, gedruckt und verlegt bey den Gebrüdern Gädicke. Paläofron und Neoterpe. Ein Festspiel zur Feier des 24 Oktobers 1800 von (Johann Wolfgang von) Göthe, S. III–XXXVI I. D. Fenks Leichenrede auf den höchstseligen Magen des Fürsten von Scheerau, von Jean Paul Fr. Richter, S. 1–19 II. Das Gewitter, von Fr.(iederike) Brun, geb. Münter, S. 20–25 III. Hugdieterich und Hildburg, von Fr.(iedrich) Majer, S. 26–111 IV. Der frohe Junker, v. E. (Friedrich Hildebrand von Einsiedel), S. 111–113 V. Die Nahen und Fernen, v. E., S. 113–115 VI. Die rasche Lebensreise, v. E., S. 115f. VII. Ideenspiele, v. E., S. 117–126 VIII. Elegieen, v. A. S. u. K. (Emerich Jakob Aurnhammer, S. 127–134, 144f.; Leo von Seckendorf, S. 134–141; Karl Ludwig von Knebel, S. 142f.), S. 127–145 IX. Bertrand Du-Guesclin, v. F. Majer, S. 146–193 X. Persische Liebe, aus Siegmund von Seckendorfs Nachlasse, S. 194–196 XI. Chiron der Alte, v. K. (K. L. v. Knebel), S. 197–212

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XII. Der Bramine, v. E. (F. H. v. Einsiedel), S. 213–221 XIII. Versuch einer Beantwortung der Preisfrage: Wie sich eine unbeschäftigte Gesellschaft am besten beschäftigen könne? v. W. (Christoph Martin Wieland), S. 222–233 XIV. Madagaskarische Lieder, v. K. (K. L. v. Knebel), S. 234–241 XV. Blanka, von B. (Johann Gottfried Herder), S. 242–245 XVI. An die Herzogin Amalia, von Göthe, S. 246–248 Inhalt, S. 249f. Verbesserungen (Druckfehler), S. 250 Erklärung (des Herausgebers), S. 251f. Oster Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801. Herausgegeben von Seckendorf. Weimar, gedruckt und verlegt bey den Gebrüdern Gädicke. Dem neuen Jahrhundert, von Knebel, vor S. 1 (unpag.) I. Blumen, von Herder, S. 1–26 II. Fragmente aus den heiligen Schriften der Indier, von F. Majer, S. 27–56 III. Der Schuldner, von (Samuel Christoph Abraham) Lütkemüller, S. 57–78 IV. Madagaskarische Lieder, v. Knebel, S. 79 V. Der neue Protagoras, v. (Joseph von) Sonnenfels, S. 89–94 VI. Proben aus Georg Franks nachgelassenen Briefen und Papieren, von M*** (nicht identifiziert), S. 94–160 VII. Die Gaben der Muse. Sonnet, v. (Johann Georg Friedrich) Messerschmid, S. 161f. VIII. An Ludwig Tieck. Sonnet, v. F.(riedrich) Schlegel, S. 163f. IX. Nachtmusik, an Olimpia. Aus Siegmund von Seckendorfs Nachlasse, S. 165– 167 X. Die vier Weltalter der Indier, von F. Majer, S. 168–199 XI. Der Haarring, aus dem Persischen, v. (Josef von) Hammer, S. 200–215 XII. Hialmars Abfahrt, v. (Friedrich David) Gräter, S. 216–230 XIII. Das Lied der Littauerin Elzke Mantwillaite, v. Gräter, S. 231–234 XIV. Eidüllien, von Rückert u. Gerning, S. 237f. (Joseph Rückert, An Aurora, S. 236, Pium Desiderium, S. 237; Johann Isaak Gerning, Amor, der Maler, S. 237) XV. Gesang der Sechshundert als sie unter Dias Anführung in die Schlacht zogen, von S. (Leo von Seckendorf), S. 239–247 XVI. Der Kranz, v. Knebel, Gerning, Rückert, H. L. u. S., S. 248–262 (K. F. v. Knebel, Ajas Stein, S. 248f., Die Bakchantin, S. 249, Die dreifach Verliebte, S. 250, Hermes und Herkules, S. 251, Der Weinstok zum Bok, S. 253, Die erdrosselte Maus, S. 253f., Die Bakchantin, S. 257, Nach Platon, S. 258; J. I. Gerning, An Amor, S. 252, Das Vergissmeinnicht, S. 256, nach Tibull, S. 259f.; H. L. [nicht identifiziert], Sprache der Liebe, S. 254f.; J. Rückert, Trost, S. 255f., Ach! es verwelkt die schöne Gestalt, S. 260f.; L. v. Seckendorf, An Porfüria, S. 262) XVII. Der Tod Oskars, v. S. (L. v. Seckendorf), S. 263–278 Inhalt, S. 279f. Titelauflage der beiden Taschenbücher: Kleine Schriften, größtentheils von Weimarischen Gelehrten, aus dem ersten Jahre des Neunzehnten Jahrhunderts. Erstes Bändchen, verfaßt von Fr. Brun geb. Münter, von Einsiedel, von Göthe, von Knebel, Fr. Majer,

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Jean Paul Friedr. Richter, Siegm. von Seckendorf, F. K. L. von Seckendorf, und einigen Ungenannten. Weimar 1801. gedruckt und verlegt bei den Gebrüdern Gädicke. Musenalmanach für das Jahr 1807. Herausgegeben von Leo Freiherrn von Seckendorf. Regensburg, in der Montag- und Weißischen Buchhandlung. Inhaltsverzeichnis (S. 189–192; Erl. zu den Beiträgen ebd.): A. (Emerich Jakob Aurnhammer) Der Liebestraum, S. 45, Mensch und Natur, S. 50, Sonne und Mensch, S. 50, Mädchenidille, S. 65, Wiegenlied, S. 67, Sonnette, S. 86, Die Natur und der Mensch, S. 89, Geisterstimmen aus Ruinen, S. 179, Der Beruf, S. 184, Das Namenlose, S. 185 (Karl Friedrich) GERSTNER, Sonnette nach Petrarca, S. 51f. Starb in der Blüte der Jahre, als Präzeptor zu Alpirsbach. Sein poetischer Nachlaß, etwa 60 Gedichte nach Petrarka, wartet auf Herausgabe in den Händen eines seiner Schüler. (Friedrich) HÖLDERLIN Herbstfeier, S. 3–12, Die Wanderung, S. 55–60, Die Nacht, S. 90f. IDOINE. (nicht identifiziert) Erinnerung, S. 49 K, (C.) (Justinus Andreas Christian Kerner) Des Gärtners Lied, S. 136f., Der Schäferin Raub, S. 138f., Morgen, S. 139f., Die Pilgerin, S. 140f., Klosterfräulein, S. 141, Lied, S. 142, Trost, S. 143 (Friedrich) KÖLLE, Bächleins Klage, S. 97, Die Lösung, Ballade, S. 184f. SCHLEGEL, (FRIEDRICH) Sankt Reinolds Kapelle, S. 98–102 SCHMIDT, (SIEGFRIED) Morgenländisches Lied, S. 92, Die Jäger, S. 94, Belebte Natur, S. 95 SECKENDORF (LEO V.) Dem neuen Hellas (1789), S. 38–41 Auch ich träumte damals von wiederkehrenden Griechen. Wer gedenkt nicht gern der Träume seiner Kindheit. An Zidli. Nach Horaz (1789), S. 42, Einladung aufs Land (1790), S. 43, Die Helden der Vorwelt, S. 46, Das Veilchen (Am 19. Mai 1791), S. 47f., Die Jungfrau (1791), S. 53, Ihr Gesang (1791), S. 61f., An ein weinendes Kind, nach W. Spencer (1791), S. 63, An die Grazien (1791), S. 64, Das Hochamt am Auferstehungstage (1791), S. 68f., Der Gewitterabend (1792), S. 93, An Linora (1798), S. 96 Lied des Gefangenen (1805), S. 98 (Anm.) Ist aus Versehen hier abgedruckt worden, indem es schon im Glauben und Poesie von Lucian steht. Epilog, S. 186–188 Stimmen der Völker. Als Probe eines größern Werkes, Denkmale der Volkspoesie nach Völkern und Zeiten geordnet. I. Britten. 1. Der Aufstand im Norden (Percy, Reliq. I, 3, 3), S. 103–110 2. König Arthurs Tod (Ebendas. III. 1, 4), S. 110–119

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II. Spanier. 1. Zayde und Zayda (Hist. de las guerras civiles de Granada. I, 101), S. 120–122 2. Die Schlacht bei Sierra Bermeja (Ebendas. III, 223), S. 122–125 3. Vom Grafen Claros (Biblioth. Castellana, Altenb. 1805. II. 296), S. 125f. Aus dem Cid. Herder besang den Cid nach spanischen Romanzen. Dies reizte zur Vergleichung mit den Originalien, und zum Versuch, einige zu übertragen. Künftig vielleicht das Ganze. 4. Von Chimena Gomes, bei Herder 7 (Primera parte de las silvas de varios romances, en Çaragoça, 1530. 12. Fol. 75), S. 126–128 5. Vom Cid Rui Dias, Herder 5 (Ebendas. Fol. 76), S. 128–131 6. Die fünf Mohrenkönige, Herder 8 (Romances nuevamente sacados compuestos por Lorenço de Sepulveda, en Anvers 1551. 12. Fol. 116), S. 132f. 7. Vom Beinamen des Cid. Herder, 18 (Ebendas. Fol. 130), S. 134f. Beide sehr seltne Sammlungen enthalten 59 Romanzen über den Cid. U. (L.) (Ludwig Uhland) Bruchstücke aus dem Heldenbuch. 1. Die Linde zu Garten, S. 13–24, 2. Otnits Rächer, S. 25–37 (Lieder von L. U.) An den Tod, S. 144f., Die Nonne, S. 145f., Der Kranz, S. 146f., Der Schäfer, S. 147f., Entsagung, S. 149f., Harfnerlied am Hochzeitsmahle, S. 151f., Der König auf dem Thurme, S. 152f., Die Vätergruft, S. 153f., Der Sänger, S. 154, Gretchens Freude, S. 155f., Die Kapelle, S. 156, Gesang der Jünglinge, S. 157f., Die sanften Tage, S. 158f., Im Herbste, S. 160, Mein Gesang, S. 160f., Vom treuen Walter, S. 161–163, Wunder, S. 163f., Mönch und Schäfer, S. 164, Entschluß, S. 165, Schäfers Sonntagslied, S. 166, Das Schloß am Meere, S. 166f., Abschied, S. 167–169, Drei Fräulein, S. 169–173, Der schwarze Ritter, S. 173–175, Gesang der Nonnen, S. 175f., Der Pilger, S. 177f., Lied des Gärtners, S. 178 X. (Karl Ludwig von Knebel) Distichon (Weisheit des Thoren), S. 37, Distichon (Gleich dem Teiche Bethesda), S. 44, Lauf der Welt, S. 60, Vielen, S. 62, Auf die Statue der Büblis in Tieffurt, S. 63, Distichon (Mangel der Eigenschaft), S. 66, Votivtafeln, S. 70–85, Der Verkannte, S. 85, Die Rose von Schiras, S. 88, Dein ist die ganze Welt, S. 94, Der Wundersüchtige, S. 96, Prometheus Fackel, S. 102, Seine Söhne, S. 102 Y. (K. L. v. Knebel) An die Freude, S. 54 Musenalmanach für das Jahr 1808. Herausgegeben von Leo Freiherrn von Seckendorf. Regensburg, in der Montag- und Weißischen Buchhandlung. (Äußerer Umschlagtitel: Musenalmanach auf das Jahr 1808. von Seckendorf. Exemplar FDH, Sign. XI M/9) Inhaltsverzeichnis (unpag., S. 185–191) E r s t e Ab t h e i l u n g Stimmen der Völker Vorwort (Der Herausgeber), S. 4

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I. Schotten und Britten. X***Z (Leo von Seckendorf) 1. Die Judentochter (Percy, Reliq. T, I. 1,3.), S. 5–7 2. Edward (ibid. T. I, 1,7), S. 7–9 3. Sir Patrick Spence (ibid. T. I, 1,7), S. 9–11 II. Spanier, vacat. III. Teutsche. 1. St. Jakobs Pilgerlied (Aus der kön. Bibliothek zu München), S. 11–16 2. Vom Ritter und seinem Liebchen (Ebendaher), S. 16–18 3. Graf Friedrichs Brautfahrt (Fliegendes Blatt aus der Schweiz), S. 19–23 4. Von der jungen Markgräfin (Mündlich aus Schwaben), S. 23–25 5. Das Lied vom Fuhrknechte (Aus einer Musikaliensammlung im Herder’s Besiz. Siehe des Knaben Wunderhorn S. 259), S. 25 6. Der Jäger (Ebendaher. Fragmente davon stehn in den Blättern von teutscher Art und Kunst. Bekannter ist die Variazion im Wunderhorn. S. 34), S. 26f. 7. Variazion des vorigen. (Fliegendes Blatt aus Baiern), S. 27–29 8. Die wiedergefundene Königstochter (Fliegendes Blatt aus der Schweiz.), S. 29–32 9. Das hungernde Kind (Mitgeteilt von Hrn. Hofmedikus Dr. Hohnbaum in Hildburghausen), S. 32f. 10. Die schöne Müllerin (Fliegendes Blatt aus Baiern), S. 34f. 11. Fuhrmannslied (Ebenfalls), S. 35f. 12. Tiroler Sennlied (Ebenfalls.), S. 36f. 13. Trinklied (Aus Erasmus Widmanns musikalischer Kurzweil, Nürnberg 1623), S. 37–40 14. Der liebste Bule (Thomas Mancini erst Buch neuer lustiger und höflicher weltlicher Lieder. Helmstädt 1588), S. 41 15. Trinklied (Harnisch Hortulus lieblicher lustiger und höflicher teutscher Lieder. Nürnb. 1604), S. 41f. 16. Die Liebste im grünen Kleide (Nic. Zangius schön newe auserlesene Lieder. Berlin 1617), S. 42f. 17. Sommerfreuden (Eben daher), S. 43 18. Die schöne Zusammenkunft (L. Lechneri Athesini newe teutsche Lieder. Nürnb.), S. 44 19. Liebesgespräch (Fliegendes Blatt aus Baiern), S. 44f. 20. Überall Liebe (ebenfalls), S. 45f. 21. Liebeslied (Mündlich aus Schwaben), S. 47 22. Sehnsucht nach der Geliebten (Nic. Zangius Lieder), S. 48 23. Der Traum (Aus Jups Studentengärtlein, Nürnberg 6), S. 49f. 24. Der Liebsten Preis (Ausbund schöner weltlicher teutscher Lieder), S. 50f. 25. Trennung von der Geliebten (Eben daher), S. 51f. 26. Verschwiegene Liebe (Eben daher), S. 52f. 27. Das Vögelein (Val. Haussmann’s vierstimmige Canzonetten Horatii Vecchi mit teutschem Text, Nürnb. 1610), S. 53f. 28. Liebesfeuer (Eben daher), S. 54 29. Die verzögerte Hochzeit (Jac. Regnart neue kurzweilige teutsche Lieder, Nürnb. 1586. Die moderne Variazion ist bekannt.), S. 54

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30. Des Müllers Tochter (Fliegendes Blatt aus Baiern), S. 55f. 31. Die Sklavin (Fliegendes Blatt), S. 56 32. Der Salzburger Bauer (Fliegendes Blatt), S. 57–59 33. Tiroler Wildschüzenlied (Ebenfalls), S. 59–61 34. Der Wildschüze (Mündlich aus Schwaben), S. 61f. 35. Der Jäger aus Kurpfalz (Mündlich), S. 62f. 36. Das Hirchlein (Mündlich), S. 63f. 37. Der Wald (Fliegendes Blatt), S. 64f. 38. Jagdlied (Ebenfalls), S. 65–67 39. Das unglückliche Füllen (Aus einer handschriftlichen Liedersammlung in meinem Besitz), S. 67 40. Bergmannslied (Mündlich aus Schwaben. Eine Variazion ist das Tabakslied im Wunderhorn S. 144 ), S. 68 41. Fragmente Es sind Anfangsstrofen alter Lieder, die sich erhalten haben, um Tanzmelodien danach zu bezeichnen. S. Bragur III. B. Das erste ist schwäbisch, das zweite östreichisch, die übrigen fränkisch. ’S schwimmet drei Fischli im Bodensee, S. 68 Zwischen zwei Donaubäum’, S. 68 Drobe in dem Weiherle, S. 69 Is denn mei Vater a Leirersmann, S. 69 Du liederli’s Bürschle, S. 69 IV. Italiäner 1. Venezianisches Gondelliedchen (Sono innamorato d’una morettina), S. 70 2. Ein andres (La biondina in gondoletta), S. 71f. Zweite Abtheilung Vermischte Gedichte Martin Luther, Zuversicht, S. 75f. A. (Emerich Jakob Aurnhammer) Glaube, Liebe, Hoffnung, S. 102f., Das Harfenmädchen, S. 107f., Das verlorne Paradies, S. 116, Der Kinderglaube, S. 126f., Skolie, S. 127, Vier Träume, S. 132f., Säuglings Wiegenglück, S. 136, Lied aus der Ferne, S. 137f., Die Todten. Skolie, S. 139, Liebe und Freundschaft, S. 140, Sehnsucht nach Italien, S. 143, Der Bienenstich (Nach dem Englischen), S. 145, Prolog zur Feier des 1. Jan. 1807 auf dem Theater zu Regensburg, S. 147–151 Crisalin (Isaac von Sinclair) Auf Prinz Ludwigs Tod, S. 77–79, Päan, S. 88–91, An mein Vaterland, S. 104–106, Akkorde, S. 133f., Nach Horaz. IV.7. (Diffugere nives, redeunt jam etc.), S. 144f. Eglantina (nicht identifiziert) Geist des Schicksals, S. 93 Hölderlin Pathmos. Dem Landgrafen von Hessen-Homburg, S. 79–87, Der Rhein. An Isaak von Sinclair, S. 94–102, Andenken, S. 128–130 Siegfried Schmidt An J. M. , S. 91f.

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L. U. (Ludwig Uhland) Der Rosengarten, S. 108–110, Der Sohn des Meeres, S. 112f., Die Lieder der Vorzeit, S. 117f., Brautgesang, S. 130, Des Knaben Berglied, S. 134f., Des Königs Jagdlied, S. 139f., Lauf der Welt, S. 142 Hans Volz (Justinus Kerner) Lied auf die heilige Jungfrau Maria, S. 110–112 J. Wartenburg (J. Kerner) Lied. (Ich kam vor Liebchens Fensterlein), S. 113f., Der Rosenstrauch. Eine Legende, S. 118f. Wanderer, S. 131, An den Mond, S. 136, Ade, S. 141 X***Z (Leo von Seckendorf) Sestine. Nach Petrarca, S. 114f., Lied. Nach dem Portugiesischen, S. 138, Sonett. Nach Shakespeare, S. 146 x † y (L. v. Seckendorf) Herr Walter. Nach dem Englischen (Percy. T. III. I,10), S. 120–126 Elegieen und Epigr amme Alina (nicht identifiziert) Tieffurt, S. 174 A. (E. J. Aurnhammer) Leben und Ideal, S. 152, Der Fremdling, S. 153f., Die Ruine, S. 159f., Orfeus, S. 160, Die Schwestern, S. 161, Das Höchste, S. 161, Sättigung und Leere, S. 162, Die Distichen, S. 163, Die Muse, S. 164, Die Moralisten, S. 164, Kunst und Handwerk, S. 164, Das Feenmährchen, S. 165, Natur, S. 165, Verstand und Herz, S. 165, Grabschrift eines Mädchens, S. 166, Der Standpunkt, S. 166, Die Moiren, S. 166, Zwei Kränze, S. 167, Amor und Hymen, S. 167, Amor früher als Amor, S. 167, Die Himmelspflanze, S. 168, Die Klosterzelle, S. 168, Geisterstimmen von Jenseits, S. 168, Amor und der Dichter, S. 169, Der Schiffende, S. 169, An Diana, S. 169, Die doppelte Satire, S. 170, An einen Schauspieler, als Hamlet, S. 170, Die drei Sterne, S. 170, An eine bräutliche Wittwe, S. 171, Der Kranz des Lebens, S. 171f., Diogen, S. 173, Das Unsichtbare, S. 173 Eglantina Freude der Sehnsucht, S. 176f. Siegfried Schmidt Der Besuch, S. 155–159 Seckendorf (Leo v.) Sofie, S. 162, Adele, S. 163, An Alina, S. 174f., Olympia. Dem 10. April 1807, S. 179–184 Stoll (Joseph Ludwig) Die Zeit, S. 175, Der Tod, S. 177 (Zacharias) Werner Zwei Sonette. 1806 An mein Ideal, S. 178, An die Teutschen, S. 178f. Verbesserungen im vorjährigen Almanach (und) In diesem, S. 184

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Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf

Prometheus. Eine Zeitschrift. Herausgegeben von Leo v. Seckendorf und Jos. Lud. Stoll. Wien, in Geistinger’s Buchhandlung. 1808. Erstes Heft Josef Ludwig Stoll, Einleitung (unpag., 4 S.) Inhalt (unpag., 1 S.) Johann Wolfgang Goethe, Pandora’s Wiederkunft. Ein Festspiel, S. 1–11 Johann Heinrich Meyer, Ueber Handzeichnungen. (Als Einleitung zu einer kritischen Ausgabe der vorzüglichsten Stücke berühmter Künstler, in der königl. Zeichnungs-Sammlung zu Florenz), S. 12–18 Josef Ludwig Stoll, Amors Bild. Ein Spiel in einem Act, S. 19–30 Friedrich Gottlob Wetzel, Versuch einer Allegorie über den Homer, S. 31–53 Christoph Martin Wieland, An Olympia, (die verwitwete Herzoginn Amalia von Sachsen Weimar), S. 54f. Johann Erichson, Die Kraft des Genies, S. 56 August Wilhelm Schlegel, An Friedrich Schlegel. Im Herbst 1802, S. 57–65 Friedrich Schlegel, An A. W. Schlegel. 1807, S. 66–69 Johann Erichson, Der schlummernde Satyr. Eine Statue von Diodor, von Plato in der griechischen Blumenlese, S. 70 Johannes Daniel Falk, Das Ungewitter im Walde. An Heloisen, S. 71f. August Wilhelm Schlegel, Die deutschen Mundarten, S. 73–78 Friedrich Gottlob Wetzel, Vom starken Hans, S. 79–82 Johann Wolfgang Goethe, Rastlose Liebe, komponirt von (Johann Friedrich) Reichardt (unpag. Notenbeilage) Anzeiger für Litter atur, Kunst und Theater August Wilhelm Schlegel, Ueber die Vermählungsfeyer Sr. K. K. Majestät Franz I. mit I. Königl. Hoheit Maria Ludovica Beatrix, von Oesterreich, S. 3–19 Joseph Ellmaurer, Bildende Künste in Wien, S. 20–26 Johannes Daniel Falk, Sendschreiben aus Elysium an Stoll, S. 27–30 Kurze Notizen. (Aus Weimar. Aus Dresden. Aus Wien.), S. 31–33 Zweytes Heft Inhalt (unpag., 1 S.) Berichtigungen. Im ersten Heft, Im Zweyten Heft (unpag., 1 S.) Johann Wolfgang Goethe, Pandora’s Wiederkunft. Ein Festspiel. Fortsetzung, S. 1–14 August Wilhelm Schlegel, Montbard. (Aus den im ersten Stück S. 78 erwähnten, noch ungedruckten Umrissen auf Reisen durch die Schweiz, Italien und Frankreich gezeichnet.), S. 15–20 Josef Ludwig Stoll, Das Duell. Eine dramatische Maske, S. 21–36 Johann Heinrich Meyer, Ueber Handzeichnungen. Aus der Zeichnungssammlung zu Florenz. Fra Bartolomeo, Rafael, Tizian, Andrea del Sarto, S. 37–49 Josef Ludwig Stoll, Lied, S. 50 Heinrich Voß, Kassandra. Aus dem Agamemnon des Äschylos, S. 51–69 August Wilhelm Schlegel, Lied (Laue Lüfte, Blumendüfte), S. 70f. Heinrich Joseph von Collin, Blumenstrauß. Ihren k. k. Majestäten auf dem großen Maskenball am 9. Januar 1808 überreicht, S. 72–75

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Johann Erichson, Die liebenden Gatten. Die blinde Mutter (Epigramme aus dem Griechischen des Apollonidas), S. 76 Anzeiger für Litter atur, Kunst und Theater Karl August Böttiger, Die Dresdner Antiken-Gallerie mit Fackelbeleuchtung gesehen, S. 3–9 Leo von Seckendorf, Macbeth. Nach Schillers Bearbeitung, aufgeführt auf dem k. k. Hoftheater im Februar 1808, S. 10–19 Heinrich Joseph von Collin, A. W. Schlegels Vergleichung der Phädra des Racine und Euripides, S. 20–22 Joseph Ellmaurer, Sokrates am Tage vor seiner Hinrichtung (…) dargestellt von Wächter, S. 23–28 Kurze Nachrichten (Lipperts Daktyliothek. Aus Berlin. Aus Dresden. Aus Lübben. Aus Weimar), S. 29 Beylage. Umriß des schlummernden Sokrates, gezeichn. von Wächter, gest. von Rahl, nach S. 32 Drittes Heft Inhalt (unpag., 1 S.) Friedrich Majer, Die Täuschung des Gylfe. Aus dem Isländischen der jüngern Edda übersetzt, S. 1–48 Meister Eckardt (Friedrich Schlegel), Rückkehr des Gefangenen, S. 49–57 Johann August Apel, Ines und Pedro. Romanze. Erste Abtheilung, S. 58–73 Franz Horn, Andeutungen, S. 74–80 Johann Heinrich Voß, Die Schnitter. Theokrits zehnte Idylle, S. 81–86 Johann Wolfgang Goethe, Sehnsucht, componirt von L. v. Beethoven (Notenbeilage, nach S. 86) Heinrich Joseph von Collin, Haydn’s Jubelfeyer, S. 87–90 Anzeiger für Litter atur, Kunst und Theater (Joseph Ellmaurer?) Statuten der k. k. Akademie der bildenden Künste zu Wien, S. 3–11 Ignaz Paul Vitalis Troxler, Über die neuesten Entdeckungen in der Chemie, S. 11–14 Leo von Seckendorf, Kunstnachrichten aus Wien. Musik, S. 15–20 Kunstnachrichten aus Dresden, S. 21–24 Nachricht, A. W. Schlegels Vorlesungen über Dramaturgie betreffend, S. 24 Verbesserungen (Im ersten Stück. Im zweyten Stück), S. 25 Zusätze (Zum zweyten Heft), S. 26 Vi e r t e s H e f t Inhalt (unpag., 1 S.) Josef Ludwig Stoll, Das Duell. Eine dramatische Maske. Beschluß, S. 1–31 Karl Ludwig Fernow, Über die Nachahmung des italiänischen Verses in der deutschen Poesie, S. 32–64 Jusuf der Übersetzer (Josef von Hammer), Probe einer Übersetzung des Korans, S. 65–71 Johann Erichson, Griechische Epigramme, S. 72–74 Beylage: das Bildniß Canova’s, gemahlt von Lampi, in Umriß gest. von Ruschewey, S. 75

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Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf

Anzeiger für Litter atur, Kunst und Theater (Joseph Ellmaurer?) Statuen der k. k. Akadmie der bildenden Künste zu Wien. (Beschluß.), S. 3–11 Johannes Falk, An die Herausgeber des Prometheus. I. Über Werners Wanda auf dem Weimarischen Hoftheater, S. 12–14 II. Über den zerbrochenen Krug des Herrn v. Kleist, und dessen Aufführung auf dem Weimarischen Hoftheater, S. 14–16 III. Nachschrift über den Tyroler Wastel und die Aufführung desselben auf dem Weimarischen Hoftheater, S. 16f. R – e (nicht identifiziert) Kunst-Nachrichten aus Wien. Bildende Kunst, S. 18–26 (Johann Erichson) Gallerie szenischer Künstler, S. 27–34 Fünftes und sechstes Heft Inhalt. Druckfehler (unpag., 2 S.) August Wilhelm Schlegel, Über das Verhältniß der schönen Kunst zur Natur; über Täuschung und Wahrscheinlichkeit; über Styl und Manier. (Aus Vorlesungen, gehalten in Berlin im Jahre 1802.), S. 1–28 Zacharias Werner, Sonnette eines Reisenden, S. 29–34 (Zacharias Werner) Über die Tendenz der Wernerschen Schriften, S. 35–50 Adolf Wagner, Der Scherz, S. 51–82 Johann August Apel, Ines und Pedro. Fortsetzung, S. 83–112 Johann Heinrich Meyer, Über Handzeichnungen. Aus der Zeichnungssammlung zu Florenz. Fortsetzung, S. 113–144 H. K. Diepold (Hans Karl Dippold), Das Bild des modernen Geschichtschreibers nebst einem Bruchstück aus der Geschichte Karls des Großen, S. 145–169 August Wilhelm Schlegel, Der Dom zu Mailand, S. 170 Friedrich Gottlob Wetzel, Das Wahrzeichen, S. 171–174 Johann Erichson, Frühlingsgefühl, S. 175 Friedrich Gottlob Wetzel, Im Winter, S. 176 Friedrich Gottlob Wetzel, Macht der Musik, S. 177 Johann Erichson, Griechische Epigramme, S. 178–180 (Johann August Apel?) Adonis, S. 181 A. L. v. Arnim, Die Uhr der Liebe, S. 182 Die Uhr der Liebe, Poesie von A. L. v. Arnim, Musik von J. F. Reichardt (Notenbeilage nach S. 182) Anzeiger für Litter atur, Kunst und Theater I. (Josef von Hammer), Über die Sprache und Weisheit der Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde von Friedrich Schlegel, S. 3–9 (Leo von Seckendorf) Über die Darstellung des Trauerspieles König Lear im Theater an der Wien, S. 10–15 (L. v. Seckendorf) Was hat die K. K. Hofschaubühne im verflossenen Jahre 1807 geleistet?, S. 17–34 Briefe aus Rom. Erster Brief, S. 35–47 Kurze Nachrichten Kunstnachrichten aus Dresden, S. 48–50 F. von der Hagen und Büschings Sammlung altdeutscher Gedichte, S. 50–52

Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf

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Reichardts Komposizionen zu Göthes Liedern, S. 52f. Ahlwordts Übersetzung von Ossians Gedichten, S. 53 (Heinrich Johann Thomas Boessner/Albrecht Christoph Kayser/Leo von Seckendorf [Hg.]) Auswahl aus den kleinen Schriften des verstorbenen Professors und Rektors am Gymnasium zu Regensburg, Johann Filipp Ostertag, aus dessen Nachlass herausgegeben von einigen seiner Freunde. Erste Sammlung. Mit vier Kupfern, Keplers Monument in Regensburg darstellend. Sulzbach, im Verlage der Kommerzienrath Seidelschen Kunst- u. Buchhandlung. 1810.

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Verzeichnis der Schriften und Publikationen von Leo von Seckendorf

Editorische Abkürzungen AlR/alR AoR/aoR ArR/arR AuR/auR Bl. D Dbl. DV ED fr. Hd. gestr. Hs. Jb. li. o. li. u. re. o. re. u. TD u. H. üdZ Z. Zs

Am linken Rand Am oberen Rand Am rechten Rand Am unteren Rand Blatt Druck Doppelblatt Druckvorlage Erstdruck fremde Hand gestrichen Handschrift Jahrbuch links oben links unten rechts oben rechts unten Teildruck unbekannte Hand über der Zeile Zeile Zeitschrift

Abgekürzt zitierte Literatur

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Abgekürzt zitierte Literatur ADB

Adelung, Nachrichten 1796

Adelung, Nachrichten 1799

ALZ Andreas, Verwaltungsorganisation

Aretin, Beyträge

Aretin, Briefe

Aufriß 1–3

Ausstellung Arnim

Ausstellung Baden und Württemberg Ausstellung Brentano

Ausstellung Erlangen

Allgemeine Deutsche Biographie, auf Veranlassung und mit Unterstützung Seiner Majestät des Königs von Bayern Maximilian II., hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften, 56 Bde., Leipzig 1785–1912. Nachrichten von altdeutschen Gedichten, welche aus der Heidelbergischen Bibliothek in die Vatikanische gekommen sind. Nebst einem Verzeichnisse derselben und Auszügen von Friedrich Adelung, Königsberg 1796. Altdeutsche Gedichte in Rom, oder fortgesetzte Nachrichten von Heidelbergischen Handschriften in der Vatikanischen Bibliothek von Friedrich Adelung. Nebst einer Vorrede von dem Herrn Hofrath Adelung über Handschriften von altdeutschen Gedichten in der churfürstlichen Bibliothek zu Dresden, Königsberg 1799. Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena/Halle) Willy Andreas, Geschichte der badischen Verwaltungsorganisation und Verfassung in den Jahren 1802–1818, hg. von der Badischen Historischen Kommission, 1. Bd.: Der Aufbau des Staates im Zusammenhang der allgemeinen Politik, Leipzig 1913. Beyträge zur Geschichte und Literatur, vorzüglich aus den Schätzen der pfalzbairischen Centralbibliothek zu München, hg. v. Ioh. Chr. Freyherrn von Aretin, 9 Bde., München 1803–1807. Johann Christoph von Aretin, Briefe über meine literarische Geschäftsreise in die baierischen Abteyen. Mit e. Einführung hg. v. Wolf Bachmann, München/Wien 1971. Deutsche Philologie im Aufriß. Unter Mitarb. zahlreicher Fachgelehrter hg. v. Wolfgang Stammler, 3 Bde., Berlin/Bielefeld 1952–1957. Achim von Arnim. 1781–1831. Ausstellung. Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum. Katalog, bearb. v. Renate Moering und Hartwig Schultz, hg. v. Detlev Lüders, Frankfurt a. M. 1981. Württembergisches Landesmuseum Stuttgart. Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Ausstellung des Landes Baden-Württemberg. Katalog, 2 Bde., Stuttgart 1987. Clemens Brentano. 1778–1842. Ausstellung. Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum. Katalog, bearb. v. Jürgen Behrens u.a., hg. v. Detlev Lüders, Frankfurt a. M. 1978. Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth. Eine Ausstellung der Bayerischen Vereinsbank und der Universitätsbibliothek,

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Abgekürzt zitierte Literatur

Ausstellung Regensburg 1998

Bamberg, Jagemann

Bartolo

Bausinger Bautz

Baxa Beaulieu-Marconnay, Cour

Becher-Hedenus, Kepler-Denkmal

Begegnungen Behler, Schlegel

Behringer Berger, Musenhof

Berger, Musensitz Bertaux Bichler, Napoleons Krieg

Biedrzynski Bissing, Helvig

Erlangen 1980 (Schriften der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg 13). »Dieser glänzende deutsche Hof …«. 250 Jahre Thurn und Taxis in Regensburg. Ausstellung Regensburg 1998, hg. v. Martin Dallmeier, Manfred Knedlik, Peter Styra, Regensburg 1998. Eduard Bamberg (Hg.), Die Erinnerungen der Karoline Jagemann. Nebst zahlreichen unveröffentlichten Dokumenten aus der Goethezeit, Dresden 1926. Julia di Bartolo, Selbstbestimmtes Leben um 1800. Sophie Mereau, Johanna Schopenhauer und Henriette von Egloffstein in Weimar – Jena, Heidelberg 2008 (Ereignis Weimar – Jena. Kultur um 1800, Bd. 17). Hermann Bausinger, Gräters Beitrag zur Volksliedforschung, in: Gräter, S. 73–94. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, begr. und hg. von Friedrich Wilhelm Bautz, fortgef. von Traugott Bautz, 33 Bde., Hamm/Nordhausen 1975–2012. Adam Müllers Lebenszeugnisse, hg. v. Jakob Baxa, 2 Bde., München/Paderborn/Wien 1966. Carl von Beaulieu-Marconnay, Goethes Cour d’Amour. Bericht einer Teilnehmerin, nebst einigen Briefen, in: GJb 6, 1885, S. 59–83. Doris Becher-Hedenus, »Wir durchlaufen alle eine exzentrische Bahn«. Die deutsche Kepler-Rezeption im 18. Jahrhundert und das Regensburger Denkmal von 1808, Regensburg 2010. Goethe. Begegnungen und Gespräche, hg. v. Ernst Grumach u. Renate Grumach, Bd. 1ff., Berlin/New York 1965ff. Ernst Behler, Friedrich Schlegel in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1983 (rowohlts monographien 123). Wolfgang Behringer, Thurn und Taxis. Die Geschichte ihrer Post und ihrer Unternehmen, München/Zürich 1990. Joachim Berger (Hg.), Der Musenhof Anna Amalias. Geselligkeit, Mäzenatentum und Kunstliebhaberei im klassischen Weimar, Köln/Weimar/Wien 2001. Joachim Berger, Anna Amalias Rückzug auf ihren ›Musensitz‹, in: Berger, Musenhof, S. 125–161. Pierre Bertaux, Friedrich Hölderlin, Frankfurt a. M. 51991. Karl-Horst Bichler, Napoleons Krieg gegen Preußen und Sachsen 1806 (Schleiz, Saalfeld, Jena und Auerstedt). Unter Mitarbeit v. Heinz Prochazka, Berlin 22006. Effi Biedrzynski, Goethes Weimar. Das Lexikon der Personen und Schauplätze, Zürich 1992. Henriette von Bissing, Das Leben der Dichterin Amalie von Helvig geb. Freiin von Imhoff, Berlin 1889.

Abgekürzt zitierte Literatur

Bitterauf

Blüthen

Bode, Stein Böttiger, Kleine Schriften Böttiger, Literarische Zustände

Böttiger, Literarische Zustände 1838 Bojanowski, Louise

Bojanowski, Mounier

Bragur

Braubach

Brauer, Sinclair Bruford Bulling

Bunzel, Poetik

Burgdorf, Weltbild

Burkhardt, Repertoire

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Theodor Bitterauf, Geschichte des Rheinbundes, 1. Bd.: Die Gründung des Rheinbundes und der Untergang des alten Reiches, München 1905. Blüthen griechischer Dichter übersezt von F. K. L. Frhn. von Seckendorf. Weimar, in Commission bei den Gebrüdern Gädicke. 1800. Wilhelm Bode, Charlotte von Stein, Berlin 51920. C. A. Böttiger’s kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts, hg. v. Julius Sillig, 1. Bd., 2. Ausg., Leipzig 1850. Karl August Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen. Begegnungen und Gespräche im klassischen Weimar, hg. v. Klaus Gerlach und René Sternke, Berlin 1988. Literarische Zustände und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Karl Aug. Böttiger’s handschriftlichem Nachlasse, hg. v. K W Böttiger, 2 Bde., Leipzig 1838. Eleonore von Bojanowski, Louise Großherzogin von SachsenWeimar und ihre Beziehungen zu den Zeitgenossen. Nach grösstenteils unveröffentlichten Briefen und Niederschriften, Stuttgart/Berlin 1903. P von Bojanowski, J. J. Mounier. Ein französischer Parlamentarier in Weimar. 1795–1801, in: Deutsche Rundschau 1896/97, Bd. IV, S. 297–314, 376–388. Bragur. Ein Literarisches Magazin der Teutschen und Nordischen Vorzeit, hg. v. F D Gräter, 1.–7. Jg., 1791–1802; 8. Jg., 1812. Max Braubach, Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß, Stuttgart 1970 (Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, 9. Aufl., Bd. 14). Ursula Brauer, Isaac von Sinclair. Eine Biographie, Stuttgart 1993 (Schriften der Hölderlin-Gesellschaft 15). Walter H. Bruford, Kultur und Gesellschaft im klassischen Weimar 1775–1806, Göttingen 1966. Karl Bulling, Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens, Weimar 1962 (Claves Jenenses 11). Wolfgang Bunzel, Poetik und Publikation. Goethes Veröffentlichungen in Musenalmanachen und literarischen Taschenbüchern. Mit einer Bibliographie der Erst- und autorisierten Folgedrucke literarischer Texte Goethes im Almanach (1773–1832), Weimar/Köln/Wien 1997 (Kontext. Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte 2). Wolfgang Burgdorf, Ein Weltbild verliert seine Welt. Der Untergang des Alten Reiches und die Generation 1806, München 2006. Carl August Hugo Burkhardt, Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes Leitung 1791–1817, Hamburg/ Leipzig 1891 (Theatergeschichtliche Forschungen I).

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Abgekürzt zitierte Literatur

Buxbaum, Schreyvogel Darmstaedter, Großherzogtum Dehlinger, Württemberg

Dereich

Dirnfellner, Sinclair

Dölemeyer

Düntzer, Knebel

DVjs DWb Ndr. Egloffstein, Chronik

Egloffstein, Zeugnisse

Eisenbach

Emde, Selbstinszenierungen

Ersch/Gruber Färber, Dalberg

Fallersleben, Koch

Elisabeth Buxbaum, Joseph Schreyvogel. Der Aufklärer im Beamtenrock, Wien 1995 (Literarhistorische Studien X). Paul Darmstaedter, Das Großherzogtum Frankfurt. Ein Kulturbild aus der Rheinbundszeit, Frankfurt a. M. 1901. Alfred Dehlinger, Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute, 2 Bde., Stuttgart 1951/53. Richard Wilhelm Dereich, Graf Benzel-Sternau. Ein Beitrag zur Gegenromantik im Beginn des 19. Jahrhunderts, Diss. (masch.) Frankfurt a. M. 1920. Berthold Dirnfellner, Isaac von Sinclair. Zur Edition seiner Jugendbriefe, in: Le pauvre Holterling. Blätter zur Frankfurter Ausgabe 4/5, 1980, S. 89–140. Barbara Dölemeyer, Fragmentarische Staatlichkeit. Die Landgrafschaft Hessen-Homburg im Alten Reich und im Deutschen Bund, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg v. d. H. 44, 1995, S. 5–64. Zur deutschen Litteratur und Geschichte. Ungedruckte Briefe aus Knebels Nachlaß, hg. v. Heinrich Düntzer, 2 Bde., Nürnberg 1858. Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Nachdruck der Erstausgabe, 33 Bde., München 1984. Gustav Freiherr von und zu Egloffstein, Chronik der vormaligen Reichsherrn jetzt Grafen und Freiherrn von und zu Egloffstein, Aschaffenburg 1894. Hermann Freiherr von Egloffstein, Zeugnisse über Alt-Weimar in Briefen der Familie v. Egloffstein an einen fränkischen Prälaten, in: Jb der Goethe-Gesellschaft 13, 1927, S. 205–250. Heinrich Friedrich von Eisenbach, Beschreibung und Geschichte der Stadt und Universität Tübingen, Tübingen 1822. Selbstinszenierungen im klassischen Weimar: Caroline Jagemann. Hg. u. unters. v. Ruth B. Emde, kommentiert in Zusammenarbeit mit Achim von Heygendorff, 2 Bde., Göttingen 2004. Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, hg. v. J. S. Ersch und J. G. Gruber, Leipzig 1818–1889. Konrad M. Färber/Albrecht Klose/Hermann Reidel (Hg.), Carl von Dalberg. Erzbischof und Staatsmann (1744–1817), Regensburg 1994. Hoffmann von Fallersleben, Erduin Julius Koch. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Philologie im 18. Jahrhundert, in: Weimarisches Jb für deutsche Sprache Litteratur und Kunst, hg. v.H. v. F. und Oskar Schade, 1. Bd., 1854, S. 58–72.

Abgekürzt zitierte Literatur

Fambach

FBA

Fehling, Briefe an Cotta Fiebinger, Briefe Wielands Fischer, Cotta

Frank/Frimmel, Buchwesen

Frels, Dichterhandschriften

Gaier, Herder Gaul

Geheime Gesellschaft

Geiger, Alt-Weimar Geschichte der Universität Jena

Gier

GJb Göchhausen

1121

Oscar Fambach, Ein Jahrhundert deutscher Literaturkritik (1750–1850). Ein Lesebuch und Studienwerk, Bd. 4: Das grosse Jahrzehnt (1796–1805), Berlin 1958. Clemens Brentano, Sämtliche Werke und Briefe. Historischkritische Ausgabe, veranst. v. Freien Deutschen Hochstift, hg. v. Jürgen Behrens u.a., Stuttgart u.a. 1975ff. (Frankfurter Brentano-Ausgabe), Bd. 1ff. Maria Fehling (Hg.), Briefe an Cotta. Das Zeitalter Goethes und Napoleons 1794–1815, Stuttgart/Berlin 1925. Otto Fiebinger, Dreizehn Briefe Wielands, zumeist an Luise v. Goechhausen, in: JbGG 11, 1925, S. 253–297. Bernhard Fischer, Der Verleger Johann Friedrich Cotta. Chronologische Verlagsbibliographie 1787–1832. Aus den Quellen bearbeitet, Bd. 1: 1787–1814, Marbach am Neckar/München 2003 (Deutsches Literaturarchiv. Verzeichnisse – Berichte – Informationen 30/1). Peter R. Frank/Johannes Frimmel, Buchwesen in Wien 1750–1850. Kommentiertes Verzeichnis der Buchdrucker, Buchhändler und Verleger, Wien 2008 (Buchforschung. Beiträge zum Buchwesen in Österreich 4). Wilhelm Frels, Deutsche Dichterhandschriften von 1400 bis 1900. Gesamtkatalog der eigenhändigen Handschriften deutscher Dichter in den Bibliotheken und Archiven Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und der CSR, Leipzig 1934 (Bibliographical publications. Modern Language Association of America, German Section 2). Ulrich Gaier, Kommentar, in: Herder, Volkslieder, S. 839–927. Magnus Gaul, Geistlicher Reichsfürst mit Kultursinn. Carl von Dalberg und seine Bedeutung für das Regensburger Theaterleben, in: mälzels magazin. Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg, 4. Jg., 2001, Nr. 3, S. 8–11. Geheime Gesellschaft. Weimar und die deutsche Freimaurerei. Katalog zur Ausstellung der Stiftung Weimarer Klassik im Schiller-Museum Weimar 2002, hg. v. Joachim Berger und Klaus-Jürgen Grün, München/Wien 2002. Ludwig Geiger, Aus Alt-Weimar. Mittheilungen von Zeitgenossen nebst Skizzen und Ausführungen, Berlin 1897. Geschichte der Universität Jena. 1548/58–1958. Festgabe zum vierhundertjährigen Universitätsjubiläum, hg. v. Max Steinmetz u.a., Bd. 1, Jena 1958. Helmut Gier, Die Bedeutung der französischen Kultur für Markgraf Alexander und seinen Hof, in: Ausstellung Erlangen, S. 25–37. Goethe-Jahrbuch Die Göchhausen. Briefe einer Hofdame aus dem klassischen Weimar. Zum ersten Male gesammelt u. hg. v. Werner Deetjen, Berlin 1923.

1122

Abgekürzt zitierte Literatur

Goedeke, Grundriß

Görres, Gesammelte Schriften

Görres, Schriften

Goethe, BA

Goethe, FA

Goethe Handbuch Goethe, MA

Goethe, Regesten

Goethe-Schiller-Briefwechsel

Goethe, Tagebücher

Goethe und Österreich

Goethe-Voigt-Briefwechsel

Goethe, WA

Götting

Karl Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen, 2., ganz neu bearb. Aufl., Bd. 1ff., Dresden 1884ff. Joseph Görres, Gesammelte Schriften, hg. im Auftrage der Görres-Gesellschaft von Wilhelm Schellberg u.a., Bd. 3: Geistesgeschichtliche und literarische Schriften I (1803–1808), hg. v. Günther Müller, Köln 1926. Joseph von Görres, Gesammelte Schriften, hg. v. Marie Görres, 8. Bd., 2. Abt.: Gesammelte Briefe, 2. Bd., hg. v. Franz Binder, München 1874. Johann Wolfgang von Goethe. Poetische Werke, Kunsttheoretische Schriften und Übersetzungen. Berliner Ausgabe, hg. v. Siegfried Seidel u.a., bearb. v. Regine Otto u.a., Bd. 1–22, Berlin 1965ff. Johann Wolfgang von Goethe, Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche, Frankfurter Ausgabe, hg. v. Friedmar Apel u.a., 40 Bde., Frankfurt a. M. 1985–1999 (Bibliothek deutscher Klassiker). Goethe Handbuch in vier Bänden, hg. v. Bernd Witte u.a., 4 Bde., Stuttgart/Weimar 1996–1998. Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe, hg. v. Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller, Gerhard Sauder und Edith Zehm, 21 Bde., München 1985–1998. Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform, hg. v. KarlHeinz Hahn/Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und SchillerArchiv, Bd. 1ff., Weimar 1980ff. Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar hg. v. Siegfried Seidel, 3 Bde., München 1984. Johann Wolfgang Goethe, Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen hg. v. Jochen Golz unter Mitarb. v. Wolfgang Albrecht, Andreas Döhler und Edith Zehm, Bd. 1ff., Stuttgart/Weimar 1998ff. Goethe und Österreich. Briefe mit Erläuterungen, hg. v. August Sauer, 2 Bde., Weimar 1902/04 (Schriften der GoetheGesellschaft 17/18). Goethes Briefwechsel mit Christian Gottlob Voigt, bearb. u. hg. v. Hans Tümmler, 4 Bde., Weimar 1949–1962 (Schriften der Goethe-Gesellschaft 53–56). Goethes Werke, hg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen, 4 Abt., 143 Bde., Weimarer Ausgabe, Weimar 1887–1919. Franz Götting, Johann Isaak von Gerning. 1767–1837, in: Nassauische Lebensbilder, Bd. 5, Wiesbaden 1955, S. 114–131.

Abgekürzt zitierte Literatur

v. d. Goltz, Kriegsgeschichte

1123

Colmar Freiherr von der Goltz, Kriegsgeschichte Deutschlands im Neunzehnten Jahrhundert, 1. Tl.: Im Zeitalter Napoleons, Berlin 1910. Gräf Goethes Briefwechsel mit seiner Frau, hg. v. Hans Gerhard Gräf, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1989. Gräf, Briefe Hans Gerhard Gräf (Hg.), Goethes Ehe in Briefen. Der Briefwechsel zwischen Goethe und Christiane Vulpius 1792–1816, Frankfurt a. M. 1994. Gräf, Voss Hans Gerhard Gräf, Heinrich Voss der Jüngere und sein Verhältniss zu Goethe und Schiller, in: GJb 17, 1896, S. 75–104. Gräter Friedrich David Gräter. 1768–1830. Jahrbuch Württembergisch Franken 52 (N.F. 42), 1968. GRM Germanisch Romanische Monatsschrift Grossegger Elisabeth Grossegger, Das Burgtheater und sein Publikum, 2. Bd., 1. Teilbd.: Pächter und Publikum 1794–1817, Wien 1989 (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte 530). Günther, Freund Georg Günther, »Bist Du mein Freund nicht mehr?« Johann Rudolph Zumsteeg und Friedrich Schiller, in: Nägele, Zumsteeg, S. 9–49. Härter, Reichstag Karl Härter, Reichstag und Revolution 1789–1806. Die Auseinandersetzung des immerwährenden Reichstags zu Regensburg mit den Auswirkungen der Französischen Revolution auf das alte Reich, Göttingen 1992 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 46). Hamberger/Meusel Das gelehrte Teutschland oder Lexicon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Angef. v. Georg Christoph Hamberger, fortges. v. Johann Georg Meusel, 5., durchaus verb. und verm. Ausg., Bd. 1ff., Lemgo 1796ff. Hammer-Purgstall, Erinnerungen Josef Frh. von Hammer-Purgstall, Erinnerungen aus meinem Leben. 1774–1852, bearb. v. Reinhart Bachofen von Echt, Wien/Leipzig 1940 (Fontes rerum Austriacarum 2/70). Hammerstein 2 Sophie Mereau-Brentano, Ein Glück, das keine Wirklichkeit umspannt. Gedichte und Erzählungen, hg. u. komm. v. Katharina v. Hammerstein, München 1996. Hammerstein 3 Sophie Mereau-Brentano, Wie sehn’ ich mich hinaus in die freie Welt. Tagebuch, Betrachtungen und Vermischte Prosa, hg. u. komm. v. Katharina v. Hammerstein, München 1996. Handbuch badenHandbuch der baden-württembergischen Geschichte, 3. Bd.: württembergische Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchien. Geschichte Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg hg. v. Hansmartin Schwarzmaier in Verb. mit Hans Fenske u.a., Stuttgart 1992. Haus Württemberg Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke Lorenz/Dieter Mertens/Volker Press, Stuttgart 1997.

1124

Abgekürzt zitierte Literatur

Hausberger 1994

Hausberger, Dalberg

Hauser Hauser 1929 Haustein, Helden Buch

Hecker Heigel, Geschichte

Heinzle, Dietrichepik

Herder, Adrastea

Herder, Briefe

Herder, SW Herder, Volkslieder

Herz, Vorlesungen

Heyden, Reußenländer

Karl Hausberger, Dalbergs Bemühungen um die Neuordnung der katholischen Kirche in Deutschland, in: Färber, Dalberg, S. 120–123. Karl Hausberger (Hg.), Carl von Dalberg. Der letzte geistliche Reichsfürst, Regensburg 1995 (Schriftenreihe der Universität Regensburg 22). Rudolf Hauser, Die Zeitschrift »Prometheus«. Wien 1808, Diss. (masch.) Wien 1925. Rudolf Hauser, Zur Geschichte der Wiener Zeitschrift »Prometheus« (1808), in: Euphorion 30, 1929, S. 308–328. Jens Haustein, Der Helden Buch. Zur Erforschung deutscher Dietrichepik im 18. und frühen 19. Jahrhundert, Tübingen 1989 (Hermaea N.F. 58). Max Hecker, Die Briefe Johann Friedrich Reichardts an Goethe, in: JbGG 11, 1925, S. 197–252. Karl Theodor v. Heigel, Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs d. Gr. bis zur Auflösung des alten Reiches, 2. Bd.: 1792–1806, Stuttgart/Berlin 1911. Joachim Heinzle, Mittelhochdeutsche Dietrichepik. Untersuchungen zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgeschichte später Heldendichtung, München 1978 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 62). Johann Gottfried Herder, Werke in zehn Bänden, hg. v. Martin Bollacher u.a., Bd. 10: Adrastea, Auswahl, hg. v. Günter Arnold, Frankfurt a. M. 2000 (Bibliothek deutscher Klassiker 170). Johann Gottfried Herder, Briefe. Gesamtausgabe. 1763–1803. Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hg. v. den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Bd. 8: Januar 1799–November 1803, bearb. v. Wilhelm Dobbek und Günter Arnold, Weimar 1984; Bd. 10: Register, bearb. v. Günter Arnold, Weimar 1996. Johann Gottfried Herder, Sämmtliche Werke, hg. v. Bernhard Suphan, Bd. 1–33, Berlin 1877–1913. Johann Gottfried Herder, Werke in zehn Bänden, hg. v. Martin Bollacher u.a., Bd. 5: Volkslieder, Übertragungen, Dichtungen, hg. v. Ulrich Gaier, Frankfurt a. M. 1990 (Bibliothek deutscher Klassiker 60). Hans Herz, Von Schillers Berufung bis Fichtes Entlassung. Vorlesungen an der philosophischen Fakultät der Universität Jena 1789–1799, Jena 1989 (Jenaer Reden und Schriften. Friedrich-Schiller-Universität Jena 1989). Eduard Heyden, Gallerie berühmter und merkwürdiger Reußenländer. Eine biographische Sammlung, Frankfurt a. M. 1858.

Abgekürzt zitierte Literatur

Höfle

Hölderlin, Frankfurter Ausgabe

Hölderlin, StA

Höltenschmidt Hölzle, Altes Recht

Hölzle, Altwürttemberg

Hofmeister-Hunger

Holtei Horen

Huber, Briefe

Hueck, Adelslexikon

Jacobs, Revolution

JALZ

1125

Frieda Höfle, Cottas Morgenblatt für gebildete Stände und seine Stellung zur Literatur und zur literarischen Kritik, Berlin 1937 (Diss. München 1933). Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke. Frankfurter Ausgabe. Historisch-Kritische Ausgabe, hg. v. D. E. Sattler, Bd. 1: Gedichte 1784–1789. Stammbuchblätter und Widmungen, hg. v. D. E. Sattler und Hans Gerhard Steiner, Basel/Frankfurt a. M. 1995; Bd. 7: gesänge. dokumentarischer teil, hg. v. D. E. Sattler, Basel/Frankfurt a. M. 2000; Bd. 16: Sophokles, hg. v. Michael Franz, Michael Knaupp und D. E. Sattler, Basel/ Frankfurt a. M. 1988. Hölderlin, Sämtliche Werke. Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe. Im Auftrag des württembergischen Kultministeriums hg. von Friedrich Beißner, 2. Aufl., Bd. 1ff., Stuttgart 1951ff. Edith Höltenschmidt, Die Mittelalter-Rezeption der Brüder Schlegel, Paderborn u.a. 2000. Erwin Hölzle, Das alte Recht und die Revolution. Eine politische Geschichte Württembergs in der Revolutionszeit 1789–1805, München/Berlin 1931. Erwin Hölzle, Altwürttemberg und die Französische Revolution, in: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte N.F. 35, 1929, S. 273–286. Andrea Hofmeister-Hunger, Pressepolitik und Staatsreform. Die Institutionalisierung staatlicher Öffentlichkeitsarbeit bei Karl August von Hardenberg (1792–1822), Göttingen 1994 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 107). Briefe an Ludwig Tieck. Ausgewählt und herausgegeben von Karl von Holtei, 4 Bde., Breslau 1864. Die Horen. Eine Monatsschrift hg. v. Friedrich Schiller, Bd. 1–12, Tübingen 1795–1797 (Unveränderter Nachdruck, Weimar 2000). Therese Huber, Briefe, hg. v. Magdalene Heuser, Bd. 1: 1774–1803, bearb. v. Magdalene Heuser in Zusammenarbeit mit Corinna Bergmann-Törner u.a., Tübingen 1999; Bd. 2: 1804–Juni 1807, bearb. v. Magdalene Heuser u.a., Tübingen 2003. Adelslexikon, Hauptbearb. Walter v. Hueck, Bd. 1–18, Limburg a. d. Lahn 1972–2012 (Genealogisches Handbuch des Adels, hg. v. der Stiftung Deutsches Adelsarchiv, Bd. 53ff. der Gesamtreihe). Wilhelm G. Jacobs, Zwischen Revolution und Orthodoxie? Schelling und seine Freunde im Stift und an der Universität Tübingen. Texte und Untersuchungen, Stuttgart-Bad Cannstatt 1989 (Spekulation und Erfahrung. Texte und Untersuchungen zum Deutschen Idealismus. Abt. II/12). Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung

1126

Abgekürzt zitierte Literatur

Jamme/Pöggeler

JbFDH JbGG JbHVM Jean Paul, SW

JLM Journal

Jung, Günderrode

Kaiser/Seifert

Kerner, Briefe Kirchner

Klarmann

Kleinstäuber

Klin Klopstock, HKA

Klüpfel Klussmann, Taschenbuch

Klussmann/Mix

Christoph Jamme/Otto Pöggeler (Hg.), »O Fürstin der Heimath! Glükliches Stutgart«. Politik, Kultur und Gesellschaft im deutschen Südwesten um 1800, Stuttgart 1988. Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, hg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1.–3. Abt., Berlin 1927–1964. Journal des Luxus und der Moden Das Journal von Tiefurt. Mit einer Einleitung von Bernhard Suphan hg. v. Eduard von der Hellen, Weimar 1892 (Schriften der Goethe-Gesellschaft 7). Rudolf Jung, Zur Geschichte der Familie von Günderrode, in: Alt-Frankfurt. Vierteljahrschrift für seine Geschichte und Kunst 5, 1913, H. 3, S. 65–77. Gerhard R. Kaiser/Siegfried Seifert (Hg.), Friedrich Justin Bertuch (1747–1822). Verleger, Schriftsteller und Unternehmer im klassischen Weimar, Tübingen 2000. Justinus Kerners Briefwechsel mit seinen Freunden, hg. von Theobald Kerner, 1. Bd., Stuttgart/Leipzig 1897. Werner Kirchner, Der Hochverratsprozeß gegen Sinclair. Ein Beitrag zum Leben Hölderlins, Marburg/Lahn 1949; neue, verbesserte Aufl., besorgt v. Alfred Kelletat, Frankfurt a. M. 1969. Johann Ludwig Klarmann, Geschichte der Familie von Kalb auf Kalbsrieth. Mit bes. Rücksicht auf Charlotte von Kalb und ihre nächsten Angehörigen, Erlangen 1902. Christian H. Kleinstäuber, Ausführliche Geschichte der Studienanstalten zu Regensburg, 1. Tl.: Geschichte des evangel. reichsstädt. Gymnasii poetici (1538–1811), in: VHVO 35, 1880, S. 1–152. Eugeniusz Klin, Friedrich Schlegel an Friedrich Majer. Zwei unbekannte Briefe, in: DVjs 38, 1964, S. 561–564. Friedrich Gottlieb Klopstock, Werke und Briefe. Historischkritische Ausgabe, begr. v. Adolf Beck u.a., hg. v. Horst Gronemeyer u.a. Hamburger Klopstock-Ausgabe, Abt. Briefe, Bd. X: Briefe 1799–1803, Tl. 1: Text, Tl. 2: Kommentar, hg. v. Rainer Schmidt, Berlin/New York 1999/2003. Karl Klüpfel, Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen, Tübingen 1849. Paul Gerhard Klussmann, Das Taschenbuch im literarischen Leben der Romantik und Biedermeierzeit. Begriff, Konzeption, Wirkung, in: Klussmann/Mix, S. 47–64. Paul Gerhard Klussmann/York-Gothart Mix (Hg.), Literarische Leitmedien. Almanach und Taschenbuch im kulturwissenschaftlichen Kontext, Wiesbaden 1998.

Abgekürzt zitierte Literatur

Knab

Knebel, Briefwechsel

Knebels Nachlaß

Körner, Krisenjahre Körner, Schlegel-Briefe Körner/Hansert

Kosch, 3. Aufl.

Kosch, Theaterlexikon

Kraus

Kraus, Bürgerlicher Geist

Krieg 1809

Krosigk

Lanckoronska/Rümann ´

Landshoff

1127

Valentin Knab, Karl Siegmund von Seckendorf (1744–1785). Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen volkstümlichen Liedes und der Musik am Weimarer Hof im 18. Jahrhundert, in: Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken 60, 1914, S. 17–184. Aus Karl Ludwig Knebels Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette (1774–1813). Ein Beitrag zur deutschen Hof- und Litteraturgeschichte, hg. v. Heinrich Düntzer, Jena 1858. K. L. von Knebel’s literarischer Nachlaß und Briefwechsel, hg. v. K. A. Varnhagen von Ense und Th. Mundt, Bd. 1–3, Leipzig 1835–1836. Josef Körner (Hg.), Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis, 3 Bde., Brünn/Bern 1936–1958. Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Ges.u. erl. durch Josef Körner, 2 Bde., Zürich/Leipzig/Wien 1930. Frankfurter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Frankfurt am Main von Hans Körner, neubearb. u. fortges. durch Andreas Hansert, Neustadt/Aisch 2003 (Deutsches Familienarchiv 143–144). Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, begr. v. Wilhelm Kosch, fortgef. v. Carl Ludwig Lang, 3., völlig neu bearb. Aufl., 37 Bde., Berlin u.a. 1968–2012. Deutsches Theater-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, begr. v. Wilhelm Kosch, fortgef. v. Ingrid BiglerMarschall, Bd. 1ff., Klagenfurt u.a. 1953ff. Andreas Kraus, Die Briefe Roman Zirngibls von St. Emmeram in Regensburg. I. Die Briefe Zirngibls an Lorenz Westenrieder, in: VHVO 103, 1963, S. 5–163 (Tl. 1); 104, 1964, S. 5–164 (Tl. 2). Andreas Kraus, Bürgerlicher Geist und Wissenschaft. Wissenschaftliches Leben im Zeitalter des Barocks und der Aufklärung in Augsburg, Regensburg und Nürnberg, in: Archiv für Kulturgeschichte 49, 1967, S. 340–390. Eberhard Mayerhoffer von Vedropolje u.a., Krieg 1809, 3 Bde., Wien 1907–1909 (Geschichte der Kämpfe Österreichs. Kriege unter der Regierung des Kaisers Franz). Hans von Krosigk, Karl Graf von Brühl. General-Intendant der Königlichen Schauspiele, später der Museen in Berlin und seine Eltern, Berlin 1910. Maria Gräfin Lanckoronska/Arthur ´ Rümann, Geschichte der deutschen Taschenbücher und Almanache aus der klassischromantischen Zeit, München 1954. Ludwig Landshoff, Johann Rudolph Zumsteeg (1760–1802). Ein Beitrag zur Geschichte des Liedes und der Ballade, Berlin o.J. (1902).

1128

Abgekürzt zitierte Literatur

Lederer, Collin

Leube Lohre, Percy

Lohrer, Cotta Lüdeke, Tieck Marquardt, Robinson

Mathes 1969 Mathes 1970 Mathy Matrikel Erlangen

Matrikel Göttingen

Matrikel Tübingen

Matrikel Würzburg

Maurach 1987 Mayer, Buchdruckergeschichte

Meier, Vulpius

Max Lederer (Hg.), Heinrich Joseph Collin und sein Kreis. Briefe und Aktenstücke. Mit einer Einleitung und Anmerkungen, in: Archiv für Österreichische Geschichte 109/I, 1921, S. 153–372. Martin Leube, Das Tübinger Stift 1770–1950. Geschichte des Tübinger Stifts, Stuttgart 1954. Heinrich Lohre, Vom Percy zum Wunderhorn. Beiträge zur Geschichte der Volksliedforschung in Deutschland, Berlin 1902 (Palaestra XXII). Liselotte Lohrer, Cotta. Geschichte eines Verlags. 1659–1959, Stuttgart 1959. Henry Lüdeke (Hg.), Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe, Frankfurt a. M. 1930. Henry Crabb Robinson und seine deutschen Freunde. Brücke zwischen England und Deutschland im Zeitalter der Romantik. Nach Briefen, Tagebüchern und anderen Aufzeichnungen unter Mithilfe v. Kurt Schreinert bearb. v. Helga Marquardt, 2 Bde., Göttingen 1964/67 (Palaestra 237/249). Jürg Mathes, Aus Briefen Kotzebues an seinen Verleger Kummer, in: JbFDH 1969, S. 233–307. Jürg Mathes, Kotzebues Briefe an seine Mutter, in: JbFDH 1970, S. 304–436. Helmut Mathy, Karl Theodor von Dalberg und das Ende des Alten Reiches, in: Färber, Dalberg, S. 90f. Register zur Matrikel der Universität Erlangen 1743–1843, bearb. v. Karl Wagner, München/Leipzig 1918 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte IV/4). Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen. 1734–1837. Im Auftrage der Universität hg. v. Götz von Selle, Textband, Hildesheim/Leipzig 1937. Die Matrikeln der Universität Tübingen, bearb. v. Albert Bürk und Wilhelm Wille, hg. in Verb. mit der Württembergischen Kommission für Landesgeschichte von der Universität Tübingen, Bd. 3: 1710–1817, Tübingen 1953. Die Matrikel der Universität Würzburg, hg. v. Sebastian Merkle, 1. Tl.: Text, 2. Hälfte, München/Leipzig 1922 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte IV/5). Bernd Maurach (Hg.), Der Briefwechsel zwischen August von Kotzebue und Carl August Böttiger, Bern u.a. 1987. Anton Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882, hg. von den Buchdruckern Wiens, 2. Bd.: 1682–1882, Wien 1887. Andreas Meier (Hg.), Christian August Vulpius. Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit, 2 Bde., Berlin/New York 2003 (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 28).

Abgekürzt zitierte Literatur

Merkel MGG

Michalik Moering, Mutter

Mojem, Repertorium

Mülher, Eichendorff Müller, Reichsritterschaft

Musenalmanach 1807/1808

NADB Nägele, Zumsteeg

Naumann, Kalb NDB

Nerrlich, Kalb-Briefe Nestler Neubauer, Regensburg

Neubauer, Kulturelles Leben

Neuer Nekrolog Neugebauer-Wölk, Revolution

1129

Rudolf F. Merkel, Schopenhauers Indien-Lehrer, in: Schopenhauer-Jahrbuch 32, 1945/48, S. 158–181. Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, unter Mitarb. zahlreicher Musikforscher (…) hg. v. Friedrich Blume, 17 Bde., Kassel u.a. 1949–1986. Rudolf Michalik, Der frühe Steindruck in Regensburg. Franz Anton Niedermayr von 1801 bis 1809, Regensburg 1971. Renate Moering, ›Ewigtreue Mutter Caroline Herder‹. Caroline Herder, geb. Flachsland, in ihren letzten Lebensjahren im Spiegel unbekannter Briefe, in: JbFDH 2000, S. 96–163. Helmuth Mojem, Der Verleger Johann Friedrich Cotta (1764–1832). Repertorium seiner Briefe, Marbach am Neckar 1997 (Deutsches Literaturarchiv. Verzeichnisse – Berichte – Informationen 24). Robert Mülher, Eichendorff in Wien, in: Aurora 41, 1981, S. 55–74. Heinrich Müller, Der letzte Kampf der Reichsritterschaft um ihre Selbständigkeit (1790–1815), Berlin 1910 (Historische Studien 77). Musenalmanach für das Jahr 1807/1808. Herausgegeben von Leo Freiherrn von Seckendorf. Regensburg, in der Montagund Weißischen Buchhandlung. Neue allgemeine deutsche Bibliothek Reiner Nägele (Hg.), Johann Rudolph Zumsteeg (1760–1802). Der andere Mozart. Begleitbuch zu einer Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Stuttgart 2002. Ursula Naumann, Charlotte von Kalb. Eine Lebensgeschichte (1761–1843), Stuttgart 1985. Neue Deutsche Biographie, hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1ff., Berlin 1953ff. Paul Nerrlich (Hg.), Briefe von Charlotte von Kalb an Jean Paul und dessen Gattin, Berlin 1882. Hermann Nestler, Kleine Beiträge zur Geschichte Regensburgs, in: VHVO 81, 1931, S. 118–125. Edmund Neubauer, Das geistig-kulturelle Leben der Reichsstadt Regensburg (1750–1806), München 1979 (Miscellanea Bavarica Monacensia, 84). Edmund Neubauer, Kulturelles Leben im Zeitalter der Aufklärung (1750–1806), in: Peter Schmid (Hg.), Geschichte der Stadt Regensburg, Bd. 2, Regensburg 2000, S. 212–268. Neuer Nekrolog der Deutschen, hg. v. Friedrich August Schmidt, Bd. 1ff., Ilmenau 1824ff. Monika Neugebauer-Wölk, Revolution und Constitution. Die Brüder Cotta. Eine biographische Studie zum Zeitalter der Französischen Revolution und des Vormärz, Berlin 1989.

1130

Abgekürzt zitierte Literatur

Neujahrs Taschenbuch

Neujahrs Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801. Herausgegeben von Seckendorf. Weimar, gedruckt und verlegt bey den Gebrüdern Gädicke. Neuper, Vorlesungsangebot Horst Neuper (Hg.), Das Vorlesungsangebot an der Universität Jena von 1749 bis 1854. Unter Mitarbeit von Katarina Kühn und Matthias Müller, 2 Tle., Weimar 2003. NTM Neuer Teutscher Merkur Obser Karl Obser, Aus dem Briefwechsel des Freiherrn Leo von Seckendorff. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im ersten Jahrzehnt des 18. (!) Jahrhunderts, in: Neue Heidelberger Jahrbücher 18, 1914, S. 1–47. Obser, Politische Correspondenz Politische Correspondenz Karl Friedrichs Großherzogs von Baden 1783–1806, hg. von der Badischen Historischen Commission, bearb. v. Bernhard Erdmannsdörffer und Karl Obser, Bd. 1–6, Heidelberg 1888–1915, hier: Bd. 5: 1801–1806, bearb. v. Karl Obser, Heidelberg 1901. Obser, Schardt-Briefe Karl Obser, Briefe der Frau Sophie von Schardt an den Freiherrn Christoph Albrecht von Seckendorff, in: GJb 25, 1904, S. 68–81. Oellers, Allerlei Curiosa Norbert Oellers, Allerlei Curiosa. Die Jahrhundertwende in Weimar vor 199 Jahren, in: Literatur im Wandel. Festschrift für Viktor Zmegac zum 70. Geburtstag, hg. v. Marijan Bobinac, Zagreb 1999, S. 5–24. Oellers 2002 Friedrich Schiller, Werke und Briefe in zwölf Bänden, hg. v. Otto Dann u.a., Bd. 12: Briefe II. 1795–1805, hg. v. Norbert Oellers, Frankfurt a. M. 2002 (Bibliothek deutscher Klassiker 180). Ofenschüssel, Palffy Rudolfine Ofenschüssel, Ferdinand Graf Palffy, ein Leben für das Theater, Diss. Wien 1965. Ostertag Auswahl aus den kleinen Schriften des verstorbenen Professors und Rektors am Gymnasium zu Regensburg, Johann Filipp Ostertag, aus dessen Nachlass herausgegeben von einigen seiner Freunde. Erste Sammlung. Mit vier Kupfern, Keplers Monument in Regensburg darstellend. Sulzbach, im Verlage der Kommerzienrath Seidelschen Kunst- u. Buchhandlung. 1810. Oster Taschenbuch Oster Taschenbuch von Weimar, auf das Jahr 1801. Herausgegeben von Seckendorf. Weimar, gedruckt und verlegt bey den Gebrüdern Gädicke. Otto/Rudnik, Knebel Regine Otto/Christa Rudnik, Karl Ludwig von Knebel – Goethes »alter weimarischer Urfreund«. Seine Persönlichkeit und sein literarischer Nachlaß, in: Jochen Golz (Hg.), Das Goethe- und Schiller-Archiv 1896–1996. Beiträge aus dem ältesten deutschen Literaturarchiv, Weimar/Köln/Wien 1996, S. 293–320. Pape, Müller Matthias Pape, Johannes von Müller. Seine geistige und politische Umwelt in Wien und Berlin 1793–1806, Bern/Stuttgart 1989.

Abgekürzt zitierte Literatur

Pauly

Percy, Reliquies

Piendl

Pigge, Gründung

Pissin, Almanache

Pissin, Loeben Politischer Briefwechsel

Press, Landtag

Pribram/Fischer

Raabe, Koch

Raabe, Wilmans

Raabe, Zeitschriften

Rauscher, Geistinger Rauscher, Geistinger 1942

1131

Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, hg. v. Hubert Cancik und Helmut Schneider, Bd. 1–16, Stuttgart/Weimar 1996–2003. Percy’s Reliquies of Ancient English Poetry, 2 Vol., London/ New York 1910 (Everyman’s Library, ed. by Ernest Rhys. Poetry). Max Piendl, Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. Zur Geschichte des Hauses und der Thurn und Taxis-Post, Regensburg 1980. Helmut Pigge, Die Gründung des Theater- und Gesellschaftshauses durch Carl von Dalberg, in: Hausberger, Dalberg, S. 83–104. Raimund Pissin (Hg.), Almanache der Romantik. Veröffentlichungen der Deutschen Bibliographischen Gesellschaft. Bibliographisches Repertorium, Bd. 5, Berlin-Zehlendorf 1910. Raimund Pissin, Otto Heinrich Graf von Loeben (Isidorus Orientalis). Sein Leben und seine Werke, Berlin 1905. Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar, hg. v. Willy Andreas, bearb. v. Hans Tümmler, Bd. 2: Vom Beginn der Revolutionskriege bis in die Rheinbundzeit, Stuttgart 1958 (Quellen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts 38). Volker Press, Der württembergische Landtag im Zeitalter des Umbruchs 1770–1830, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 42, 1983, S. 255–281. Alfred Francis Pribram/Erich Fischer, Ein politischer Abenteurer (Karl Glave-Kolbielski, 1752–1831), Wien/Leipzig 1937 (Akademie der Wissenschaften in Wien. Phil.-hist. Klasse. Sitzungsberichte 216/5). Paul Raabe, Erduin Julius Kochs Pläne zur Erforschung der deutschen Sprache und Literatur. Ein Hinweis auf die Frühgeschichte der Germanistik, in: Studien zur Deutschen Literatur. Festschrift für Adolf Beck zum siebzigsten Geburtstag, hg. v. Ulrich Fülleborn u. Johannes Krogell, Heidelberg 1979, S. 142–157. Paul Raabe, Der Verleger Friedrich Wilmans. Ein Beitrag zur Literatur- und Verlagsgeschichte der Goethezeit, in: Bremisches Jahrbuch 45, 1957, S. 79–162. Paul Raabe, Zeitschriften und Almanache, in: Buchkunst und Literatur in Deutschland 1750 bis 1850, hg. v. Ernst L. Hauswedell und Christian Voigt, 2 Bde., Hamburg 1977, hier: Bd. 1, S. 145–195. Otto Rauscher, Joseph Geistinger als Verleger Goethes, in: Chronik des Wiener Goethe-Vereins 43, 1938, S. 36f. Otto Rauscher, Joseph Geistinger 1769–1829. Ein Wiener Buchdrucker und Verleger. Habilitationsschrift einger. in der

1132

Abgekürzt zitierte Literatur

Rauscher, Nachdrucke

Rechter, Seckendorff

Reichardt, Vertraute Briefe

Reinhard, Bentzel-Sternau/ Wessenberg

Richter, Ritter Riederer, Amalia

Ritson, Ancient Songs Rölleke, Nebeninschriften

Rössler, Stadion Rudolph, Almanache

Rüdiger, Buri

Ruiz, Jena

philosophischen Fakultät der Universität Wien, Wien o.J. (1942). Otto Rauscher, Die Wiener Nachdrucke von Goethes Werken. I. Der Nachdruck der ersten Cottaschen Gesamtausgabe, in: Chronik des Wiener Goethe-Vereins 40, 1935, S. 23–32. Gerhard Rechter, Die Seckendorff. Quellen und Studien zur Genealogie und Besitzgeschichte, Bd. III: Die Linien Aberdar und Hörauf, Teil 1, Neustadt a. d. Aisch 1997 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte e.V., Reihe 9: Darstellungen aus der fränkischen Geschichte, Bd. 36: Die Seckendorff III). Johann Friedrich Reichardt, Vertraute Briefe geschrieben auf einer Reise nach Wien und den Österreichischen Staaten zu Ende des Jahres 1808 und zu Anfang 1809. Eingel. u. erl. von Gustav Gugitz, 2 Bde., München 1915 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich XV/XVI). Ewald Reinhard, Der Briefwechsel des Grafen Karl Christian zu Bentzel-Sternau mit Ignaz Heinrich von Wessenberg, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N.F. Bd. 55 [94], 1942, S. 202–265. Klaus Richter, Das Leben des Physikers Johann Wilhelm Ritter. Ein Schicksal in der Zeit der Romantik, Weimar 2003. Jens Riederer, Zur sozialen Zusammensetzung der Freimaurerloge Amalia im Vergleich zu öffentlichen Vereinen in Weimar um 1800, in: Geheime Gesellschaft, S. 159–168. Joseph Ritson, Ancient Songs, From the Time of King Henry the Third, to the Revolution, London 1790. Heinz Rölleke, Justinus Kerner, Ludwig Uhland und »Des Knaben Wunderhorn«, in: H. R., ›Nebeninschriften‹. Brüder Grimm – Arnim und Brentano – Droste-Hülshoff. Literarhistorische Studien, Bonn 1980, S. 64–74. Hellmuth Rössler, Graf Johann Philipp Stadion. Napoleons deutscher Gegenspieler, 2 Bde., Wien/München 1966. Gerhard Rudolph, Almanache und Taschenbücher in der Sammlung Kippenberg. Gedanken zu einer künftigen Geschichte von Musenalmanach und Taschenbuch, in: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg, N.F. 2, 1970, S. 170–188. Wilhelm Rüdiger, Christian Carl Ernst Wilhelm Buri. Ein Beitrag zur hessischen Literaturgeschichte, in: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde, N.F. 4, 1907, S. 423–442. Alain Ruiz, Universität Jena Anno 1793/94. Ein jakobinischer Student und Geheimagent im Schatten Reinholds und Fichtes, in: Revolution und Demokratie in Geschichte und Literatur. Zum 60. Geburtstag von Walter Grab, hg. v. Julius H. Schoeps und Imanuel Geis, Duisburg 1979 (Duisburger Hochschulbeiträge 12), S. 95–132.

Abgekürzt zitierte Literatur

Sattler Sauer, Schwäbischer Zar Sauer, Stoll Schaffry, Wissenschaft

Scheidel 1885

Scheidel 1900

Scheidig

Schelle, Wieland 1978 Schiller, Briefe

Schiller, NA

Schlegel, KA

Schmid, Regensburg Schmidgall, Hiller

Schmidt, Buchhändler

Schnabel

1133

Friedrich Hölderlin, Einhundert Gedichte, hg. v. D. E. Sattler, München 2003. Paul Sauer, Der schwäbische Zar. Friedrich, Württembergs erster König, Stuttgart 1984. Eberhard Sauer, Joseph Ludwig Stoll, in: GRM 9, 1921, S. 313–319. Andreas Michael Schaffry, An der Schwelle zur Wissenschaft. Ideologische Funktionen und gesellschaftliche Relevanz bei der Organisierung des Diskurses »Altdeutsche Literatur« zwischen 1790 und 1815, München 1995 (Cursus. Bd. 12). Gustav Scheidel, Franz Karl Leopold Freiherr von Seckendorff in seinen literarischen Beziehungen, hauptsächlich zum Weimarschen Dichterkreise, nach einer ungedruckten Korrespondenz, Nürnberg 1885. Gustav Scheidel, Aus Weimars Glanzperiode. Drei ungedruckte Briefe an Leo von Seckendorf, in: Zeitschrift für Kulturgeschichte 7, 1900, S. 263–270. Walther Scheidig, Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler 1799–1805, Weimar 1958 (Schriften der Goethe-Gesellschaft 57). Hansjörg Schelle, Wieland und die Gebrüder Gädicke, Tl. 2, in: Modern Language Notes 93, 1978, S. 374–398. Friedrich Schiller, Werke und Briefe in zwölf Bänden, hg. v. Otto Dann u.a., Bd. 12: Briefe II. 1795–1805, hg. v. Norbert Oellers, Frankfurt a. M. 2002 (Bibliothek deutscher Klassiker 180). Schillers Werke. Nationalausgabe. Historisch-kritische Ausgabe, begr. v. Julius Petersen, fortgef. v. Liselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel, hg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach v. Norbert Oellers u.a., Bd. 1ff., Weimar 1943ff. Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, begr. und hg. v. Ernst Behler unter Mitwirkung v. Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner, fortgef. v. Andreas Arndt, Bd. 1ff., Paderborn u.a. 1958ff. Peter Schmid (Hg.), Geschichte der Stadt Regensburg, 2 Bde., Regensburg 2000. Georg Schmidgall, Die Französische Revolution im Stift und die Tübinger Studentenschaft. Das Stammbuch des C. F. Hiller, in: Tübinger Blätter 35, 1946/47, S. 37–48. Rudolf Schmidt, Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker. Beiträge zu einer Firmengeschichte des deutschen Buchgewerbes, 6 Bde. in 1 Bd., Berlin/Eberswalde 1902–1908 (Nachdruck Hildesheim 1979). Franz Schnabel, Sigismund von Reitzenstein der Begründer des Badischen Staates, Heidelberg 1927 (Schriftenreihe der akademischen Mitteilungen Heidelberg 6).

1134

Abgekürzt zitierte Literatur

Schneider, Beiträge

Schneider, Geschichte

Schreyvogel, Schriften

Schütz, Darstellung

Schuhmann, Ausklang

Schultz, Freundschaftsbriefe

Schulz, Literatur

Schweikert

Scriba, Lexikon

Seelig

Seidel, Goethe-SchillerBriefwechsel Seidler

Selle

Franz Schneider, Beiträge zur Geschichte der Heidelberger Romantik, in: Neue Heidelberger Jahrbücher 18, 1914, S. 48–102. Franz Schneider, Geschichte der Universität Heidelberg im ersten Jahrzehnt nach der Reorganisation durch Karl Friedrich (1803–1813), Heidelberg 1913 (Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte 38). Gesammelte Schriften von Thomas und Karl August West. Zweite Abtheilung. Kritische und satyrische Streifzüge. Zweiter Theil. Braunschweig 1829. Christian Gottfried Schütz. Darstellung seines Lebens, Charakters und Verdienstes nebst einer Auswahl aus seinem litterarischen Briefwechsel mit den berühmtesten Gelehrten und Dichtern seiner Zeit, hg. v. seinem Sohne Friedrich Karl Julius Schütz, 2 Bde., Halle 1834/35. Günther Schuhmann, Ausklang der Markgrafenzeit. Die biographischen Aufzeichnungen des ehemaligen ansbachbayreuthischen Ministers Carl Freiherr von Gemmingen, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 85, 1969/70, S. 104–136. Hartwig Schultz (Hg.), Achim von Arnim und Clemens Brentano. Freundschaftsbriefe. Vollständige kritische Edition, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1998 (Die Andere Bibliothek 157/158). Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, begr. v. Helmut de Boor und Richard Newald, 7. Bd.: Gerhard Schulz, Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration, 1. Tl.: Das Zeitalter der Französischen Revolution 1789–1806, München 1983. Uwe Schweikert, Jean Paul-Chronik. Daten zu Leben und Werk, zusammengest. v. Uwe Schweikert u.a., München/ Wien 1975. Biographisch-literärisches Lexikon der Schriftsteller des Grossherzogthums Hessen im 19. Jahrhundert, bearb. u. hg. v. Heinrich Eduard Scriba, 2. Abt., Darmstadt 1843. Eugen Seelig, Leo Freiherr von Seckendorf, 1775–1809. Leben und literarische Tätigkeit mit besonderer Berücksichtigung seiner Beziehungen zum Weimarer Dichterkreis und zur Romantik, Diss. (masch.) Tübingen 1922. Siegfried Seidel (Hg.), Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, 3 Bde., München 1984. Herbert Seidler, Österreichischer Vormärz und Goethezeit. Geschichte einer literarischen Auseinandersetzung, Wien 1982 (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte Bd. 394). Götz von Selle, Die Georg-August-Universität zu Göttingen. 1737–1937, Göttingen 1937.

Abgekürzt zitierte Literatur

Sembdner, Phöbus

Sichardt

Skonietzki Sondermann, Böttiger

Sonntagsblatt

Spindler, Handbuch

Sprichwörterlexikon

Srbik Staatsbank

Starein

Starnes, Merkur Starnes, Wieland 3

Steiner/Kühn-Stillmark

Thieme/Becker

Trube, Wetzel

Tschirch

1135

Phöbus. Ein Journal für die Kunst. Herausgegeben von Heinrich von Kleist und Adam Müller. Nachwort und Kommentar von Helmut Sembdner, Darmstadt 1961. Gisela Sichardt, Das Weimarer Liebhabertheater unter Goethes Leitung. Beiträge zu Bühne, Dekoration und Kostüm unter Berücksichtigung der Entwicklung Goethes zum späteren Theaterdirektor, Weimar 1957. Kurt Skonietzki, Aus unveröffentlichten Briefen Carl Bertuchs an Leo v. Seckendorff, in: GJb 17, 1955, S. 302–308. Ernst Friedrich Sondermann, Karl August Böttiger. Literarischer Journalist der Goethezeit in Weimar, Bonn 1983 (Mitteilungen zur Theatergeschichte der Goethezeit VII). Das Sonntagsblatt für gebildete Stände. Eine Zeitschrift der Tübinger Romantiker. Nach der Handschrift hg. v. Bernhard Zeller, Marbach a. N. 1961. Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 3: Franken, Schwaben, Oberpfalz bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v. Max Spindler, München 1971. Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk, hg. v. Karl Wilhelm Friedrich Wander, 5 Bde., Leipzig 1867–1880 (Nachdr. Augsburg 1987). Heinrich von Srbik, Metternich. Der Staatsmann und der Mensch, 3 Bde., München 1925–1954. Franz Steffan/Walter Diehm, Die Bayerische Staatsbank 1780–1955. Geschichte und Geschäfte einer öffentlichen Bank. Zur 175. Wiederkehr des Gründungsjahres hg. vom Staatsbankdirektorium, o.O. u. J. (München 1955). Otto Stockhorner von Starein, Aus der Geschichte des Rittergutes Kalbsrieth und seiner Bewohner, Heidelberg 1908. Thomas C. Starnes, Der teutsche Merkur in den österreichischen Ländern, Wien 1994. Thomas C. Starnes, Christoph Martin Wieland. Leben und Werk, Bd. 3: »Der Dekan des deutschen Parnasses«. 1800–1813, Sigmaringen 1987. Walter Steiner/Uta Kühn-Stillmark, Friedrich Justin Bertuch. Ein Leben im klassischen Weimar zwischen Kultur und Kommerz, Köln/Weimar/Wien 2001. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. v. Ulrich Thieme und Felix Becker, hg. v. Ulrich Thieme, 37 Bde., Leipzig 1907–1950. Hans Trube, Friedrich Gottlob Wetzels Leben und Werk. Mit besonderer Berücksichtigung seiner Lyrik, Berlin 1928. Otto Tschirch, Geschichte der öffentlichen Meinung in Preußen vom Baseler Frieden bis zum Zusammenbruch des Staates (1795–1806), 2 Bde., Weimar 1933/34.

1136

Abgekürzt zitierte Literatur

Turtur, Wien

Uhlands Briefwechsel

Uhland, Gedichte

Uhlands Leben

Urlichs VHVO VL

Vopelius-Holtzendorff

WAA

Waas, Schmid

Wagner

Waitz, Caroline Walch, Aurora

Walzel/Houben, Zeitschriften

Bianca Turtur, »Wien ist schön«. Situation der deutschen Romantiker in Wien. Eine feldtheoretische Untersuchung, Berlin 2001. Uhlands Briefwechsel. Im Auftrag des Schwäbischen Schillervereins hg. v. Julius Hartmann, 1. Tl., 1795–1815, Stuttgart/ Berlin 1911 (Veröffentlichungen des Schwäbischen Schillervereins 4). Gedichte von Ludwig Uhland. Vollständige kritische Ausgabe auf Grund des handschriftlichen Nachlasses besorgt v. Erich Schmidt u. Julius Hartmann, 2 Bde., Stuttgart 1898. Ludwig Uhlands Leben. Aus dessen Nachlaß und aus eigener Erinnerung zusammengestellt von seiner Wittwe, Stuttgart 1874. Ludwig Urlichs (Hg.), Charlotte von Schiller und ihre Freunde, 3 Bde., Stuttgart 1860–1865. Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, begr. v. Wolfgang Stammler, fortgef. v. Karl Langosch, hg. v. Kurt Ruh u.a., Berlin/New York 21978ff. Barbara Vopelius-Holtzendorff, Das Recht des Volkes auf Revolution? Christian Friedrich Baz und die Politik der württembergischen Landstände von 1797–1800 unter Berücksichtigung von Hegels Frankfurter Schrift von 1798, in: Christoph Jamme/Otto Pöggeler (Hg.), Frankfurt aber ist der Nabel …, Stuttgart 1983, S. 104–134. Ludwig Achim von Arnim, Werke und Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe, in Zusammenarbeit mit der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen hg. v. Roswitha Burwick u.a., Bd. 31: Briefwechsel 1802–1804, hg. v. Heinz Härtl, Tübingen 2004 (Weimarer Arnim-Ausgabe). Christian Waas, Siegfried Schmid aus Friedberg in der Wetterau, der Freund Hölderlins (1774–1859), Darmstadt 1928 (Hessische Volksbücher 66–69). Karl Wagner, Die Wiener Zeitungen und Zeitschriften der Jahre 1808 und 1809, in: Archiv für österreichische Geschichte 104/I, S. 197–401. Caroline. Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt, 2 Bde., Leipzig 1913. Erich Walch, Geistesleben der Montgelas-Zeit im Spiegel der Münchener Zeitschrift »Aurora«, in: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte 67, 1930, S. 108– 224. Heinrich Hubert Houben/Oskar F. Walzel (Hg.), Zeitschriften der Romantik, Berlin 1904 (Bibliographisches Repertorium. Veröffentlichungen der Deutschen Bibliographischen Gesellschaft 1).

Abgekürzt zitierte Literatur

Wandel, Democratismus

1137

Uwe Jens Wandel, Verdacht von Democratismus? Studien zur Geschichte von Stadt und Universität Tübingen im Zeitalter der Französischen Revolution, Diss. Tübingen 1981 (Contubernium. Beiträge zur Geschichte der Eberhard-Karls-Universität Tübingen 31). Wappler August F. Wappler, Oberberghauptmann Siegmund August Wolfgang Freiherr von Herder. Eine Gabe zum 100jährigen Todestage seines Vaters, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 39, 1903, S. 77–144. Weis, Montgelas Eberhard Weis, Montgelas, 2. Bd.: Der Architekt des modernen bayerischen Staates. 1799–1838, München 2005. Weiss, Phöbus-Spuren Hermann F. Weiss, Neuentdeckte Phöbus-Spuren, in: ZfdPh 108, 1989, S. 162–179. Weiss, Unbekannte Briefe Hermann F. Weiss, Unbekannte Briefe von und an Achim von Arnim aus der Sammlung Varnhagen und anderen Beständen, Berlin 1986 (Schriften zur Literaturwissenschaft 4). Wende 1803 1803 – Wende in Europas Mitte. Vom feudalen zum bürgerlichen Zeitalter. Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Regensburg, 29. Mai bis 24. August 2003, hg. v. Peter Schmid und Klemens Unger, Regensburg 2003. Wielands Briefwechsel Wielands Briefwechsel, hg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Siegfried Scheibe, 12. Bd.: Juli 1793-Juni 1795, bearb. v. Klaus Gerlach, Berlin 1993/95; 15. Bd.: Juli 1799-Juni 1802, bearb. v. Thomas Lindenberg und Siegfried Scheibe, Berlin 2004/06; 16. Bd.: Juli 1802-Dezember 1805, bearb. v. Siegfried Scheibe, Berlin 1997/98; 17. Bd.: Januar 1806-September 1809, bearb.v. Siegfried Scheibe, Berlin 2001/03. Wilpert, Schiller-Chronik Gero von Wilpert, Schiller-Chronik. Sein Leben und Schaffen, Stuttgart 2000 (Universal-Bibliothek 18060). Wissenschaftsgeschichte Jürgen Fohrmann/Wilhelm Voßkamp (Hg.), WissenschaftsGermanistik geschichte der Germanistik im 19. Jahrhundert, Stuttgart/ Weimar 1994. Wolzogen, Geschichte Karl August Freiherr von Wolzogen und Neuhaus, Geschichte des Reichsfreiherrlich von Wolzogen’schen Geschlechts, 2. Bd., Leipzig 1859. Wolzogen, Literarischer Nachlaß Literarischer Nachlaß der Frau Caroline von Wolzogen, 2 Bde., Leipzig 1848/49. Wurzbach Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 60 Bde., Wien 1856–1891. Zaremba, Herder Michael Zaremba, Johann Gottfried Herder. Prediger der Humanität. Eine Biografie, Köln/Weimar/Wien 2002. ZfdPh Zeitschrift für deutsche Philologie Zimmermann, Schlegel Harro Zimmermann, Friedrich Schlegel oder Die Sehnsucht nach Deutschland, Paderborn u.a. 2009.

1138

Abgekürzt zitierte Literatur

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Archive und Bibliotheken BJ BSB DLA FDH GSA HHSTA HSTA LB Eutin ÖNB SHLB Kiel SLB StB Regensburg SuLB Dortmund SuUB Hamburg WSTLB

Biblioteka Jagiellonska Krakau Bayerische Staatsbibliothek München Deutsches Literaturarchiv Marbach Freies Deutsches Hochstift Goethe- und Schiller-Archiv der Stiftung Weimarer Klassik Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien Hauptstaatsarchiv Stuttgart Landesbibliothek Eutin Österreichische Nationalbibliothek Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel Sächsische Landesbibliothek Dresden Staatliche Bibliothek Regensburg Stadt- und Landesbibliothek Dortmund Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Wiener Stadt- und Landesbibliothek

Verzeichnis der Korrespondenten

1139

Verzeichnis der Korrespondenten Angegeben sind die Nummern der Briefe in Bd. 1 (Textband). Briefe von Leo von Seckendorf an Aretin, Johann Christoph von 159, 252 Arnim, Achim von 204, 221, 240, 274 Bertuch, Carl 202, 280 Bertuch, Friedrich Justin 209 Bode, Theodor Heinrich August 157 Böttiger, Karl August 89, 108, 117, 123, 129, 136, 208, 255, 265, 277, 281, 303 Brentano, Clemens 212, 218 Brühl, Karl Graf von 33, 57, 65, 168, 178, 198, 256, 268, 282, 287, 317 Collin, Heinrich Joseph von 284, 290, 302 Cordes, Johann Franz 243 Cotta, Johann Friedrich 193, 196, 312, 313 Erhardt, Christoph Heinrich 192 Falk, Johannes Daniel 286 Fernow, Karl Ludwig 214 Förster, Albert 185 Fritsch, Karl Wilhelm Freiherr von 232, 261, 270 Gampert, Philipp Friedrich 264 Geistinger, Joseph 306 Gerning, Johann Isaak 10, 11 Goethe, Johann Wolfgang von 28, 40, 48, 279, 294, 308, 309

Gräter, Friedrich David 71, 82, 97, 216 Hain, Ludwig 187 Haug, Johann Christoph Friedrich 188 Hoffmann, Benjamin Gottlob 200 Jean Paul Friedrich Richter 23, 54, 90 Kapff, Sixt Gottlieb 189 Kerner, Justinus 246, 269 Knebel, Karl Ludwig von 43, 47, 51 Koelle, Friedrich 225 Scherer, Joseph 273 Schiller, Friedrich von 72, 91 Schlegel, August Wilhelm 275, 295 Schütz, Christian Gottfried (?) 288 Seckendorf, Christoph Albrecht von 1, 4, 5, 8, 9, 13, 15, 170, 241 Seckendorf, Karoline von 27, 191 Tieck, Ludwig 314 Uhland, Ludwig 227, 245, 266, 276 Voß, Heinrich 229 (?), 285 Wolzogen, Karoline von 93, 176, 267 Wolzogen, Wilhelm von 93, 164, 177 Württemberg, Friedrich II. Herzog von 107 An Unbekannt 298, 304

Briefe an Leo von Seckendorf von Aretin, Johann Christoph von 148, 160, 162 Arnim, Achim von 217 Becker, Wilhelm Gottlieb 236 Benzel-Sternau, Christian Graf von 194, 199, 224, 228, 237, 242, 244, 247, 254, 257, 258 Bertuch, Carl 114, 122, 124, 127, 133, 138, 140, 143, 145, 151, 152, 154, 156, 180, 201, 215, 259 Bertuch, Friedrich Justin 132 Böttiger, Karl August 95, 115, 120, 125, 139, 171, 207

Blankenstein, Alexander Wilhelm Ludwig 181 Brühl, Karl Graf von 31, 32, 36, 52, 61, 68, 85, 105, 163, 173, 182, 260 Burdach, Christian Gottfried Heinrich 37 Buri, Christian Karl Ernst Wilhelm 58 Collin, Heinrich Joseph von 283 (?), 301 Cordes, Johann Franz 223, 233, 239 Cramer, Friedrich Matthias Gottfried 78 Egloffstein, Caroline von 6, 87, 94, 102, 109, 113, 130, 134, 161, 175, 190, 262, 271, 297, 316

1140

Verzeichnis der Korrespondenten

Egloffstein, Gottlob von 99, 112, 116 Egloffstein, Henriette von 77, 80, 110, 118, 119, 121 Egloffstein, Julie von 81 Einsiedel, Friedrich Hildebrandt von 111 Fritsch, Karl Wilhelm Freiherr von 147, 253 Geistinger, Joseph 305, 307 Gerning, Johann Isaak 7 Göchhausen, Luise von 103, 106 Görres, Joseph 293 Goethe, Johann Wolfgang von 310 Gosert, Friedrich 34 Grüner, Sigismund 35, 38, 60 Haug, Johann Christoph Friedrich 249 Heide, Friedrich 205 Herder, August Wolfgang 12, 19 Herder, Johann Gottfried 141 Herder, Caroline 146, 149 Herder, Wilhelm Gottfried 101 Heyne, Christian Gottlob 59 Hölderlin, Friedrich 167 Huber, Therese 203 Imhoff, Ernst von 88 Jagemann, Caroline 144 Jean Paul Friedrich Richter 21, 79 Kalb, Augusta von 16, 17, 18, 20, 22, 24, 26, 29, 30, 64, 135 Kalb, Charlotte von 289, 296, 299, 315 Klopstock, Friedrich Gottlieb 75 Knebel, Karl Ludwig von 45, 50, 56, 76 Kosegarten, Ludwig Theobul 66, 73, 100 Laleben, Heinrich 44 Loeben, Otto Heinrich Graf von 311 Mahlmann, Siegfried August 206

Majer, Friedrich 14, 25, 84, 96, 104, 126, 128, 131, 137, 150, 155, 179, 213, 226, 231, 263 Matthisson, Friedrich von 39 Messerschmid, Johann Georg Friedrich 49, 62, 69 Molitor, Joseph Franz 219 Müller, Friedrich 92, 142, 153, 158 Niemeyer, August Hermann 41 Oertel, Friedrich Benedikt von 67 Retzer, Josef Freiherr von 42, 83 Rückert, Joseph 70, 250 Schiller, Friedrich 74, 98 Schlegel, August Wilhelm 300 Schlegel, Friedrich 222 Schmidt, August 210 Schütz, Christian Gottfried 55 Seckendorf, Karoline von (186) Seckendorf, Maria Anna von 165, 166, 183, 194, 197 Sigel, Karl Christian Ferdinand 53 Sinclair, Isaac von 174, 184 Spazier, Johann Karl 63 Stein, Luise von 230 Stoll, Joseph Ludwig 235, 291, 292 Uhland, Ludwig 234, 251, 272 Voß, Heinrich 220, 238, 278 Wechmar, Ernst Adolf Heinrich 2 Westenrieder, Lorenz von 46 Wolzogen, Karoline von 172, 211 Wolzogen, Wilhelm von 86, 169 Zahn, Johann Christian 248 Zumsteeg, Luise 195 Von Unbekannt 3

Namenregister

1141

Namenregister Erfaßt sind alle in den Briefen und im Kommentar (Erläuterungen zu den Briefen und Regesten) erwähnten Personen. Landesfürsten und Angehörige der Herrscherhäuser sind unter dem Namen des jeweiligen Territoriums zu finden. Abel, Jakob Friedrich 190, 659 Abel, Konradin 106, 110, 831, 1016 Abel, Therese 110, 111, 456, 831, 1073 Abercrombie, John 1046 Acerenza-Pignatelli, Francesco Duca di 936 Acerenza-Pignatelli, Johanna Katharina v. 585, 935, 936 Ackermann, Ernst Christian Wilhelm v. 289, 710 Adam, Friedrich 460, 834 Addisson, Joseph 154 Adelung, Friedrich 565, 576, 916, 917, 928 Adelung, Johann Christoph 233, 371, 683, 755, 766 Aëtius, Flavius 728 d’Affry, Louis 439 Ahlefeld, Charlotte v., geb. v. Seebach 381, 775 Ahlefeld, Rudolf v. 775 Ahlfeld 1096 Aischylos 104, 171, 529, 618, 624, 885, 959, 966 d’Alayrac, Nicolas-Marie 358, 758, 882 Albini, Franz Joseph v. 787, 1062, 1066 Albrecht, Johann Karl 335, 343, 740 Alexander VI., Papst 977 Alfieri, Vittorio Graf 490, 584, 852, 853, 934 Alstädt, Graf v. 393, 785 Alta Silva, Johannes de 923 v. Alten 436, 817 v. Altenstein 1090 Alxinger, Johann Baptist 153, 154 Ami s. Einsiedel André, Johann August (Buchhandlung) 511 André, Johann 868 André, Johann Anton 868 Anhalt-Dessau, Leopold III. Friedrich Franz Herzog v. 249, 340, 689, 744 Ansbach-Bayreuth, Friederike Karoline Herzogin v. 738

d’Antraigues, Louis Emmanuel Henri Alexandre de Launay, Comte 91, 92, 871, 872, 875 Apel, Johann August 169–171, 511, 600, 619, 868, 944, 954 Apollodorus v. Athen 795 Appony, Anton Georg Graf v. 622, 963 Archenholz, Johann Wilhelm v. 204, 501, 597, 668, 674, 827, 846, 858, 859, 942 Aretin, Johann Christoph v. 56, 82–89, 109, 374, 378, 398, 401, 409, 426, 428, 434, 458, 468, 488, 524, 526, 531, 536, 547, 555, 556, 564, 612, 768, 777, 787–790, 809, 819, 820, 822, 841, 850, 853, 858, 861, 886–889, 893, 902, 903, 909, 910, 913, 931, 935, 948, 1086 Ariost, Lodovico 57, 463, 490, 566, 837, 852, 944 Ariphron v. Sikyon 279, 702 Aristarchos v. Samothrake 567, 918 Aristoteles 782 Arndt, Ernst Moritz 518, 875 Arnim, Achim v. 4, 5, 71, 80, 96, 98, 99, 127, 136, 140, 141, 143, 144, 151, 155, 165, 504, 517, 524, 527, 528, 569, 630, 778, 783, 860, 863, 864, 873, 874, 879, 881, 882, 886, 904, 910, 911, 920, 922, 926, 952, 953, 967, 972, 988 Arnold, Johann Georg 1047, 1048 Arnstein 178, 655 Asbeck, Franz Wilhelm Friedrich v. 440, 820 v. Asseburg, Herr v. 1011, 1016, 1019, 1024 v. Asseburg, Tochter 1016, 1019, 1024, 1025 Ast, Georg Friedrich 650, 989, 990 Attems (?) 242, 687 Attila 972 Auersberg, Graf v. 1026 Augereau, Pierre François Charles 583, 1026 Augustin, Heinrich 132, 558, 911

1142

Namenregister

Augustus 694 Aulhorn, Johann Adam 277, 700 Aurnhammer, Emerich Felix 131 Aurnhammer, Emerich Jakob 18, 52, 130–132, 141, 142, 193, 536?, 560, 661, 790, 892, 913, 943 Autenrieth, Johann Heinrich Ferdinand 127 Babo, Joseph Maria (v.) 85, 441, 777, 820, 841, 853, 858, 861, 889, 935, 948 Bacher, Theobald 30, 455, 830, 1050, 1055, 1057 Baden, Amalie Friederike v. 898 Baden, Karl Friedrich Markgraf/Großherzog v. 8, 143, 830, 876, 912, 934, 1003, 1088 Baden, Karl Ludwig Prinz v. 111, 898 Baer, Johann Daniel 443, 453 Bäuerle, Adolf 156 Baggesen, Jens 668 Bahrdt, Karl Friedrich 663 Balbierer, Johannes 997–1000, 1001, 1003 Baldacci, Anton v. 633, 975 v. Bandemer 372 Banier, Antoine 1000 Banks, Joseph 404 Barre, P. Joseph 594, 940 Barth, Johann Ambrosius 573, 924, 925 Barthélemy, Louis Joseph Schérer 672 Basedow, Johann Bernhard 19, 683 Bassenge, Heinrich 622, 624, 626, 963 Batsch, Karl 413, 799, 1013 v. Bauer 1006 Bauer, Caroline s. Taubenheim Bauer, Charlotte 113, 116, 442, 444–451, 453–455, 457, 461, 462, 466, 479–481, 535, 823–825, 828, 829, 832, 837–839, 845, 890, 891, 1074, 1076, 1077, 1079–1081, 1090 Bauer, Friedrich Wilhelm (v.) 113, 441, 442, 444–446, 453, 823–825, 858 Bauer, Karl Friedrich 444, 445, 453, 823, 824, 828 Bauer 126 Bauer (Weimar) 403 Bausinger, Hermann 4, 874 Bawr 1088 Bayern, Auguste Prinzessin v. 1073 Bayern, Charlotte Prinzessin v. 111

Bayern, Karl Theodor Kurfürst von der Pfalz und v. 397, 787, 788, 886, 903, 932 Bayern, Karoline Friederike Wilhelmine Königin v. 978 Bayern, Maximilian I. Herzog v. 937 Bayern, Maximilian IV./I. Joseph Herzog (ab 1806 König) v. 83, 365, 397, 762, 786–788, 825, 886, 890 Bayreuth, Friedrich Markgraf v. 11, 12 Bayreuth, Friedrich Christian Markgraf v. 12 Bayreuth, Wilhelmine Markgräfin v., geb. v. Preußen 11, 660 Baz, August Friedrich 67, 431, 433 Baz, Christian Friedrich 106, 107, 118–122, 124, 456, 494, 495, 771, 813, 835, 845, 846, 854, 856, 910, 1075 Beauharnais, Eugène de 111 Beauharnais, Stéphanie de, verh. Prinzessin v. Baden 898, 1095 Beaulieu-Marconnay, Carl v. 332, 454, 827, 828, 837 Becher-Hedenus, Doris 130 Bechtolsheim, Julie v. 17 Bechtolsheim, Karl Emil v. Mauchenheim gen. 546, 902 Beck, Christian Daniel 977 Beck, Heinrich Christian 692 Beck, Henriette, geb. Zeitheim, verw. Wallenstein 333, 338, 509, 743, 866 Becker, Heinrich (eigentlich v. Blumenthal) 509, 527, 530, 798, 866, 882, 886 Becker, Rudolf Zacharias 128, 512, 516, 520, 534, 540, 786, 787, 869, 870, 873, 878, 891, 894, 911, 912, 920 Becker, Wilhelm Gottlieb 502, 643, 795, 859, 871, 983 Beckmann, Johannes 211, 673 Beling, F. 278, 701 Benda, Christian 418, 806 Bentzel-Sternau, Anselm Franz v. 509, 857, 865 Benzel-Sternau, Albert 535, 560, 562, 584, 587, 879, 1088 Benzel-Sternau, Christian Graf v. 6, 51, 70, 88, 103, 104, 128, 130, 132, 133, 138, 143, 144, 149, 491, 492, 496, 510, 512, 516,

Namenregister

520, 529, 530, 541, 654, 818, 842, 857, 865, 870, 878, 885, 891, 894, 895, 906, 913, 915, 923, 924, 931, 933, 934, 936, 937, 943, 959, 967, 972, 989, 993, 1084, 1086 Berend, Eduard 754 Berg 502 Berg, Günther Heinrich v. 36, 334, 739, 1018, 1024 Bergsträßer, Johann Andreas Benignus 19 Berlepsch, Emilie Dorothea Friederike v., geb. v. Oppel, verh. Harmes 251, 336, 689, 690, 715, 741, 1019 Bernadotte, Jean Baptiste de 690, 911, 1028 Bernard, Georges Louis 24 Bernhardi, August Ferdinand 390, 783 Bernhardi, Sophie, geb. Tieck, gesch. Knorring 178, 632, 653, 992 Bernis, François-Joachim de Pierres de, Comte de Lyon 324, 734 Bernstorff, Charitas Emilie Gräfin v., geb. v. Buchwald 316, 729 Bernstorff, Johann Hartwig Ernst v. 729 Bertram, Christian August (v.) 699 Bertuch (Familie) 541, 546 Bertuch, Carl 5, 7, 8, 9, 66, 94, 97, 98, 142, 144, 162, 164, 166, 185, 186, 291, 302, 313, 325, 366, 393, 403, 412, 415, 432, 443, 454, 458, 468, 509, 514, 541, 694, 711, 734, 784, 791, 799, 801, 803, 804, 806, 808, 815, 816, 824, 828, 834, 841–843, 859, 861, 872, 878, 885, 938, 968, 978, 994, 1039, 1051, 1054, 1055, 1059, 1068–1071, 1081, 1095 Bertuch, Friederike Elisabeth Caroline, geb. Slevoigt 373, 384, 405, 417, 419 Bertuch, Charlotte s. Froriep Bertuch, Friedrich Justin 5, 7, 49, 52, 66, 71, 92, 99, 100, 131, 291, 345, 373, 384, 387, 397, 400, 405, 410, 412, 413, 417, 419, 430, 433, 504, 505, 521, 530, 552, 588, 589, 666, 688, 694, 705, 747, 761, 774, 780, 787, 789, 790, 793, 794, 799, 806, 814, 885, 897, 908, 968 Bertuch, Henriette, geb. Feder 588 Bertuch, Karoline 430, 521, 588 Berzig 1042

1143

Best, Cornelius 632, 653, 975, 992 Bestelmeyer, Georg Hieronymus 236, 684 Bethmann, Heinrich Eduard v. 304, 721 Bethmann Simon Moritz v. 863 Beulwitz, Friedrich Wilhelm Ludwig v. 435, 436, 816 Beust, Karl Leopold Graf v. 371, 766 Beust, Friedrich August Leopold Graf v. 372, 404, 405, 792 Beust, Friederike Karoline Gräfin v., geb v. Reitzenstein 371 Biedenfeld 455, 465 Biester, Johann Erich 663, 783 Bildt, Knut (v.) 72, 386, 778 v. Birr 590 Bischofswerder, Hans Rudolf v. 58 Bistram, Gotthard v. 219, 677 Blankenstein, Alexander Wilhelm Ludwig (Aron Levi, Aron Levi Wetzlar) 90, 117–122, 124, 126, 460, 482, 835, 836, 844, 846, 854, 889 Blau, Anton Felix 865 Bode, Theodor Heinrich August 56, 93–95, 99, 476, 756, 814, 817, 843, 848, 861, 892 Bode, Johann Joachim Christoph 692, 726 Bodmer, Johann Jakob 757 Böckh, August 757 Böckh, Christian Gottfried 78 Boehlendorff, Casimir Ulrich 28, 29, 60 Böhmer, Georg Ludwig 219, 677 Böhmer, Justus Henning 664 Bössner, Heinrich Johannes Thomas v. 771 Böttiger, Karl August 5, 7, 8, 46, 47, 54, 57–60, 62, 66, 69–73, 76, 78, 83, 93, 104, 131, 152–154, 161, 162, 166–170, 172, 182–184, 216, 277, 283, 287, 301, 316, 345, 387, 402, 442, 451, 473, 476, 502, 514, 587, 689, 692, 694, 697, 700, 704–706, 709, 719, 720, 729, 740, 746, 747, 756, 760, 761, 764, 765, 767, 768, 770, 774, 777, 779–781, 792, 795, 798, 802, 804, 808, 814–816, 818, 819, 822, 823, 827, 832, 833, 841, 843, 859, 867, 870–872, 878, 954, 956–958, 967, 968, 970, 982, 990 Boie, Heinrich Christian 729, 922

1144

Namenregister

Boisserée, Melchior 173, 877 Boisserée, Sulpiz 173, 877 Bonaparte, Joseph 983 Borgia, Lucrezia 634, 977 Botes, Herman 921 Bourguet, David Ludwig 1001 Bouterweck, Friedrich 36, 212, 333, 673, 739, 1039 Bowyer, Robert 512, 870 Boydell, John 128, 869 Boydell, Joshua 128, 869 Bozenhard 1083 Brabeck, Friedrich Moritz v. 129, 512, 870, 877 Brachmann, Karoline Marie Louise 678 Brandenburg-Ansbach, Friederike Karoline v. 16 Brandenburg-Ansbach, Christian Friedrich Karl Alexander Markgraf v. 11–13, 16, 17, 35, 661, 1022 Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, Sophia Carolina Markgräfin v. 192, 661 Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, Friedrich Christian Markgraf v. 661 Brauer, Johann Nikolai Friedrich 936 v. Braumann 214 Braun, Carl 571, 583 Braun, Peter v. 146, 147, 904 Braunschweig, Otto I. Herzog v. 977 Braunschweig-Lüneburg, Georg III. Herzog v. 670 Braunschweig und Lüneburg, Karl II. Wilhelm Ferdinand Herzog zu 119, 273, 543, 700, 899 Brechtel, Johann Franz Jacob 30, 31 v. Breitenbach 681 Breitenstein, L. 987 Breitinger, Johann Jakob 757 Breitkopf & Härtel 98, 493, 494, 504, 506, 855, 861 Breitkopf, Christoph Gottlob 526?, 855 Brenner, Gottfried Carl Johann 209, 210, 224, 480, 607, 609, 845 Brentano, Bettine 612, 863, 952 Brentano, Clemens 5, 60, 71, 80, 96, 98, 99, 125, 127–129, 134, 136, 140, 143, 155, 165, 170, 185, 504, 524, 526, 530, 531, 558,

569, 630, 778, 860, 863, 864, 873–875, 879, 881–883, 886, 888, 904, 911, 920, 926, 952, 953 Brentano, Meline 612, 952 Bresen 560, 913 Brienaud 1019 Brinckmann, Carl Gustav v. 712 Brockhaus, Friedrich Arnold 886 Brosmer (?) 584 Broxtermann, Theobald Wilhelm 1086 Brühl, Karl Graf v. 4, 5, 7, 41–45, 53, 64, 66, 82, 141, 161, 166, 168, 179, 185, 261, 369, 411, 418, 419, 436, 503–505, 522, 588, 677, 685, 693, 694, 696, 697, 711, 714, 715, 720, 733, 736, 758, 759, 785, 787, 797, 805, 806, 808, 809, 823, 824, 828, 834, 839, 840, 844, 845, 856, 860, 862, 918, 935, 947, 994, 1033–1042, 1053, 1057, 1068, 1069, 1071–1073, 1077–1081, 1093, 1095, 1096 Brühl, Margarete Christina (Tina) v. 43, 266, 272, 303, 360, 361, 443, 453, 588, 560, 606, 723, 733, 805, 823, 835, 935, 936 Brühl, Moritz v. 43, 45, 264, 266, 267, 270, 272, 307, 308, 360, 443, 497, 590, 606, 694, 714, 805, 824, 835, 857, 939, 1038, 1039, 1081 Brun, Friederike 57, 58, 685 Brunner 1006 Buddeus, Johann Franz 940 Bühler, Albrecht Christoph v. 1007, 1017, 1061, 1065, 1073 Bühler, Karl Freiherr v. 445, 446, 450, 794 Bülow, Bernhard Joachim v. 1023, 1025 Bünau, Heinrich Graf v. 755 Bürger, Gottfried August 79, 135, 291, 380, 774, 966, 1027 Bürlich 317 Büsching, Johann Gustav 170, 185, 756, 916, 941, 959 Büttner, Christian Wilhelm 791, 886 Bunsen, Christian 334, 739 Bunzel, Wolfgang 50, 151 Buol-Schauenstein, Johann Rudolf Graf v. 1074 Burdach, Christian Gottfried Heinrich 52, 700, 701

Namenregister

Burgoyne, John 692 Buri, Christian Karl Ernst Wilhelm 52, 712, 716 Buri, Elisabeth Friederike 712 Burney, Charles 97 Bury, Friedrich 694 Cadoudal, Georges 831 Cäsar 770 Callenberger 1006 Camesina & Comp. 156 Camões, Luís de 99, 170, 942 Cannabich, Johann Christian 581, 932 Cannabich, Josefa 398 Cannabich, Josephine, geb. Woralek 788 Cannabich, Karl 788 Canova, Antonio 877 Cappel, Ludwig Christoph Wilhelm v. 334, 739 Carl, Christian Friedrich 759, 760 Carnot, Lazare Nicolas Marguerite 1021 Carstens, Asmus Jakob 520, 616, 877, 878, 957 Caspers, Franziska (Fanny), verh. Doré 388, 780 Caspers, Luisa Manon 780 Castelli, Ignaz Franz 145, 146 Catel, Franz Ludwig 804 Ceriziers, René de 929 Cervantes Saavedra, Miguel de 391, 783, 992 Chamisso, Adelbert v. 848, 849 Cherubini, Luigi 398, 788 Chézy, Helmina v. 846 Chodowiecki, Daniel 683 Chotek, Maria Isabella Gräfin, geb. Gräfin v. Rottenhan 622, 626, 963, 967 Chotek, Maria Sidonia Gräfin v. 963, 967 Chotek v. Chotkowa und Wognin, Rudolf Graf 963 Chrétien de Troyes 928, 944 Cicero 15, 90, 103, 587, 998 Clairon, Hippolyte 17 Clarke d’Hunebourg, Henri 1092 Clary 655, 994 Clary und Aldringen, Maria Christiana Gräfin Hoyos, geb. Gräfin v. 324, 734 Clary und Aldringen, Franz Wenzel Reichsfürst v. 734 Clavijoy Fajardo, José 154

1145

Cobenzl, Johann Ludwig v. 91, 1045, 1046, 1055, 1061 Cochem, Martin v. 929 Collin, Heinrich Joseph v. 59, 129, 160, 175, 177, 178, 181, 182, 617, 632, 861, 871, 958, 962, 963–965, 970, 980–982, 984, 992 Collin, Matthäus v. 172, 653, 992 Colloredo-Mannsfeld, Ferdinand Graf v. 218, 241, 242, 420, 423, 678, 686, 687, 807, 1018, 1022, 1055, 1068, 1071 Colloredo-Mannsfeld, Franz de Paula Gundaker Fürst v. 91 Conradi, Johann Otto Georg Friderich 219, 677 Contessa, Karl Wilhelm Salice 987 Conz, Karl Philipp 131, 135, 137, 140 Coppenrath, Alfred 133 Cordemann, Friedrich 338, 742, 743 Cordes, Johann Franz 87, 88, 133, 581, 853, 888, 889, 902, 910, 913, 925, 931 Cornand de Lacroze, Jean 389, 782 Corneille, Pierre 94 Cotta, Johann Friedrich 5, 49, 50, 52, 61, 62, 87–89, 101, 104, 106, 109–111, 124, 129, 136, 158, 160, 162, 163, 168, 171, 179, 183, 312, 315, 437, 439, 440, 459, 516, 534, 537, 539, 546–548, 552, 555, 556, 561, 567, 571, 574, 580, 581, 597, 602, 607, 647, 648, 653, 686, 687, 721, 727, 744, 762, 819–821, 841, 842, 850, 856, 869, 881, 885, 889, 891, 902, 903, 906, 909, 913–915, 918, 923, 925, 930, 931, 934, 935, 966, 982, 987, 990, 991, 1009, 1079 Coudenhove, Franz Ludwig v. 522 Coudrette (Couldrette) 944 Cramer, Friedrich Matthias Gottfried 52, 731 Craven, Elisabeth Lady 16, 17, 1022 Crescentini, Girolamo 222, 679 Creuzer, Friedrich 149, 165, 883 Cumberland, Richard 692 Custine, Adam-Philippe de 23 Dalberg 1043 Dalberg, Carl Theodor v. 69, 70, 78, 129–131, 495, 509, 512, 518, 558, 598, 604, 856, 865, 867, 868, 870, 875, 877, 888, 911, 936, 943, 946, 969, 979, 1060, 1097

1146

Namenregister

Dalberg, Friedrich Hugo v. 810 Damase de Raymond, Gratien 1082 Dambmann, Georg Peter 533, 548, 556, 612, 910 Dankelmann, Adolf v. 326, 328, 332, 350, 361, 370–373, 375, 382–384, 393–395, 402, 419, 429, 435, 502, 505, 522, 588, 736, 752, 759, 766, 776, 784, 790, 806, 811, 816, 859, 862, 879, 896, 938, 1053, 1054, 1059, 1081, 1087, 1091, 1095 Dankelmann, Marianne 938 Dankelmann, Wilhelm v. 1055 Dannecker, Johann Heinrich 72, 476, 513, 597, 598, 778, 843, 867, 870, 924, 942, 1090 Dante Alighieri 520, 568, 602, 617, 878, 919, 945, 954, 957, 958 Danz, Johann Traugott Leberecht 164, 885, 1024 Danzi, Franz 841 Darjes, Joachim Georg 665 Darmstaedter, Paul 912 Daßdorf, Karl Wilhelm 391, 755, 783 Daub, Karl 149, 165 Davoust (Davoût), Louis Nicolas 583, 899 Degen, Johann Friedrich 47, 931 Degen, Johann Vincenz 158 Delbrück, Friedrich 283, 705 Della-Maria, Dominique 358, 758 Demetrius 1004 Demme, Hermann Christoph Gottfried 596, 941, 1094 Dereich, Richard Wilhelm 143 Desaides, Nicolas 733 Desprat, Jean-Paul 734 Desrey, Pierre 922 Destouches, Franz Seraph 277, 291, 700, 711 Dewitz, Ulrich Otto v. 1022 Deym, Franz 1011 Didelot, Charles 111, 114, 439, 835, 1073, 1074 Diderot, Denis 164 Diebolt von Hanowe 917 Diede zum Fürstenstein, Louise v., verh. Löw 193, 380, 448, 452, 454, 489?, 496, 775, 826, 827, 852, 1028, 1053, 1057, 1064, 1072, 1076 Diede zum Fürstenstein, Luise v., geb. Gräfin v. Callenberg 826, 1055, 1072

Diede zum Fürstenstein, Wilhelm Christoph v. 124, 366, 890, 1085, 1086 Dienemann, Johann Ferdinand 437, 484, 818, 848, 861 Dieterich, Johann Christian 402, 663, 802 Dietrichstein-Proskau-Leslie, Moritz I. Johann Joseph Graf v. 172, 644, 984 Dieulafoy, Michel 145 Diez, Franz Maximilian 293, 713 Dippold, Hans Karl 166, 168, 169, 954 Dittmer (Familie, Bankhaus) 813, 901, 1046, 1091 Dittmer, Georg Friedrich v. 609 Docen, Bernhard Joseph 86–89, 185, 524, 526, 546, 547, 549, 561, 564, 565, 581, 880–883, 886, 902, 904, 913, 916 Dodsley, Robert 58 Doederlein (Duderlein) 281, 518, 1008 Döderlein, Christian Albrecht 704 Döderlein, Johann Christoph 704 Dohm, Christian Konrad Wilhelm 729, 922 Dolgoroncky, Fürstin 358, 758 Doll, Anton d.Ä. 158 Doll, Friedrich 867 Dolomien, Mélanie, geb. Gräfin Montjoye 457, 467, 481, 1076, 1077 Domfelder 1008 Dorner, Johann Jakob 903 Dorvigny, Louis-François Archambault gen. 758 Drachsdorf 1076 Drake, Sir Francis 456, 831 v. Driberg 478, 844 Dschayadeva 810 Dürer, Albrecht 398, 788 Düntzer, Heinrich 27, 675, 918 Dumanoir (Du Manoir), Félix Guillaume Le Chanoine Comte 63, 299, 302, 304, 332, 333, 410, 717, 718, 720, 738, 797 Du Manoir, Jean Louis Le Chanoine Comte 63, 410, 718 Dumoulin, Charles 1086 Dumouriez, Charles François 208, 672, 1011 Duncker & Humblot 853 Dupetit 998 Duphot, Mathurin-Léonhard 678 Dyck (Dyk), Johann Gottfried 577, 692, 929

Namenregister

Eberstein 334 Ebert 201, 228 Eber 739 Eckard, Johann Ludwig v. 665, 739, 1013 Eckardt 198, 518 Edelsheim, Georg Ludwig v. 123 Egenberger v. Wertheim, Konrad 922 Eggers, Christian Ulrich Detlev v. 510, 867 Eginhard 564 Egloffstein (Familie) 203, 428, 546, 1014, 1081 Egloffstein, August v. 367, 380, 381, 546, 582, 586, 718, 733, 764, 775, 902, 933, 936, 1028, 1030, 1032, 1033, 1068, 1097 Egloffstein, Caroline v., geb. Aufseß 5, 10, 144, 349, 350, 353, 362, 367, 376, 378, 381, 384, 404, 432, 451, 481, 542, 591, 603, 732, 745, 751, 752, 760, 762–764, 766, 769, 773, 775, 776, 792, 793, 808, 827, 845, 851, 859, 902, 907, 938, 940, 977, 1008, 1058, 1068, 1073, 1075, 1076, 1080, 1086–1088, 1097 Egloffstein, Caroline v. (Line, Tochter Henriettes) 321, 379, 400, 489, 773, 789, 851, 1058, 1073, 1075 Egloffstein, Christian Dietrich Veit v. 349, 751 Egloffstein, Dorette v., geb. v. Lenthe 380, 775, 776 Egloffstein, Gottfried v. 348, 380, 620, 636, 750, 775, 977 Egloffstein, Gottlob v. 28, 37, 38, 41, 42, 200, 228, 258, 291, 310, 333, 339, 349, 342, 366, 367, 377, 380, 381, 386, 399, 400, 404, 410, 415, 421, 424, 431, 502, 503, 509, 582, 593, 609, 666, 677. 681, 692, 711, 718, 744, 745, 750, 751, 759, 762, 764, 765, 769, 771, 775, 779, 788, 791, 792, 801, 809, 813, 859, 860, 907, 933, 1013, 1014, 1025, 1027, 1028, 1030, 1033, 1055, 1063, 1088, 1097 Egloffstein, Heinrich v. 546 Egloffstein, Henriette v. (Jette, »Gräfin«) 5, 10, 66, 291, 325, 328, 332, 349–353, 357, 362, 370, 374, 376, 384, 391, 392, 399, 400, 406, 414, 417, 426, 430, 451, 454, 462, 489, 610, 636, 695, 711, 733, 734, 736, 737, 751, 753, 757, 760, 763, 764,

1147

766, 767, 769, 772, 773, 775, 776, 783, 788, 789, 792, 793, 801, 802, 805, 808, 810, 812, 827, 828, 837, 851, 940, 949, 977, 1026, 1044, 1046, 1051, 1052, 1064, 1068, 1073, 1075, 1076, 1080, 1088, 1097 Egloffstein, Jeanette (Nette) von 321, 405, 593, 609, 635, 732, 793, 940, 977, 1052 Egloffstein, Julie v. 41, 66, 321, 370, 732, 766 Egloffstein, Leopold Friedrich v. 349, 732, 751, 773 Egloffstein, Sophie v., geb. Freiin v. Thüna 342, 366, 400, 542, 745, 762, 775, 898, 940, 1068, 1097 Egloffstein-Arklitten, Graf v. 376 Ehlers, Johann Wilhelm 338, 743 Ehrenstreit, Franz Joseph Linghen v. 1007 Ehrmann 436, 817 Eichendorff, Joseph v. 630, 650, 972, 989 Eichendorff, Wilhelm v. 630, 972, 989 Eichhorn, Johann Gottfried 334, 739 Eichner, Hans 926 Eichstädt, Heinrich Carl Abraham 180, 555, 618, 833, 908, 959 Einhard 916 Einsiedel, Amalia, gesch. v. Werthern-Beichlingen 380, 775 Einsiedel, Friedrich Hildebrandt v. 44, 45, 53, 56, 66, 273, 286, 289, 331, 342, 351, 367, 387, 411, 415, 429, 432, 436, 459, 463, 505, 610, 634, 636, 700, 701, 707, 710, 745, 753, 764, 765, 779, 798, 802, 808, 811, 814, 817, 837, 949, 958, 976, 978, 1045, 1075, 1087 Einsiedel, Johann August v. 44, 775 Ekkehard I. v. St. Gallen 928 Elkan, Israel Julius 435?, 436?, 816 Elkan, Jacob 816 Elkud 1012 Ellenrieder, Maria 13 Ellmenreich, Johann Baptist 1076 Elwert, Anselm 99, 133, 507, 525, 863, 880 Emde, Ruth B. 882 Ende, Friedrich Adolph v. 461, 488, 1077 Enghien, Louis Antoine Henri de BourbonCondé Herzog v. 831, 836 England, Sophie Charlotte Königin v., geb. v. Mecklenburg-Strelitz 21, 999

1148

Namenregister

England, Georg III. König v. 21, 512, 693, 870 England, Victoria Königin v. 826 Enhueber, Johann Baptist 346, 748 Enke 308 Enslin 1015 Enzensberger, Hans Magnus 832 Erasmus v. Rotterdam 640, 981 Erhardt, Christoph Heinrich 852 Erichson, Johann 125, 126, 157, 177, 179, 185, 186, 629, 632, 638, 644, 970, 971, 979, 994 Ersch, Johan Samuel 380, 774, 820, 840 Erthal, Franz Ludwig v. 794 Erthal, Friedrich Karl v. 865 Eschenbach, Wolfram v. 916, 917, 928 Eschenburg, Johann Joachim 19, 555, 881, 883, 909 Eskeles 180, 655 Este, Beatrix Riccarda v. 176 d’Este, Alfonso Herzog von Ferrara 977 Esterházy de Galantha, Nikolaus II. Fürst v. 153, 983 Eudocia, Aelia 728 Eugen, Wilhelm 338, 347, 451, 742, 743, 749, 827 Euler, Heinrich Ludwig Karl 107 Eurich, Friedrich Emanuel 533, 890 Euripides 375, 387, 391, 940, 980 Evers, Joachim Lorenz 946 Eyben, Friedrich v. 123, 448?, 771, 1073 Eybenberg, Marianne v., geb. Meyer 182, 631, 973 Eychelberg, Heinrich Erhard v. 595 Eypel(en) 413 Fabri, J. E. 1014 Fabricius 208 Fahnenberg auf Burgheim, Egid Joseph Carl v. 71, 436, 739, 817, 1045, 1046 Fahnenberg, Karl Heinrich v. (?) 334 Falk, Johannes Daniel 144, 160, 164, 166, 169, 170, 412, 461, 554, 613, 614, 624, 634, 799, 836, 861, 907, 908, 952, 954, 966, 967, 976, 987 Falk, Rosalie 908 Fallot, Georges Frédéric 24 Falmenberg, Anton 1086 Fasch, Carl Friedrich 43

Fassmann, David 822 Fechenbach, Georg Karl v. Fürstbischof von Würzburg 605, 926, 947 Feder, Christoph Friedrich 521, 878 Feder, Henriette (Caroline) 521, 878 Feder, Johann Georg Heinrich 207, 671, 673, 1018 Fels 257 Fenninger 563 Fernkorn, Anton Dominik 778 Fernow, Karl Ludwig 137, 164, 173, 458, 463, 490, 554, 613, 614, 625, 643, 834, 837, 877, 878, 908, 952, 957, 983, 987 Fesch, Joseph, Kardinal v. Lyon 598, 875, 943 Feßler, Ignaz Aurelius 566, 701, 1009 Feuchtersleben, Karoline v. 270, 690, 698, 741 Feuerbach, Paul Johann Anselm 483, 847 Feuerlein, Th. 1002 Feyerabend, Sigismund 564, 903, 917 Fichte, Johann Gottlieb 25, 26, 29, 31, 39, 146, 198, 204, 638, 665, 666, 668, 979, 1014 Fidéle 449, 452 Fiedler, Johann 921 Fikenscher, Georg Wolfgang Augustin 662 Finck von Finckenstein, Friedrich Ludwig Karl Reichsgraf 947 Finkenstein, Karl Friedrich Albrecht v. 606 Fischart, Johann 46 Fischer 1082 Fischer, Anton Joseph 415, 802 Fischer, Gottlob Nathanael 201, 667 Fischer, Jakob 1006 Fischer, Ludwig 736 Fischer, Ludwig Eberhard 24 Flatt, Johann Friedrich (v.) 24, 190, 659, 1008 Fleck, Ferdinand 653, 992 Fleischhauer, Justus 929 Fleischmann (Buchhandlung) 902 Fleury 1086 Flotow 1042 Förster, Albert (Albrecht) 123, 124, 488, 489, 495, 846, 847, 850–852, 854, 856, 1083, 1084 Förster, Friedrich 983 Förster, Karl 170, 617, 954, 958 Fontenelle, Bernard Le Bouyer de 292

Namenregister

Forster, Georg 506, 862, 863 Fouché, Joseph 1089 Fouqué, Friedrich Baron de la Motte 393, 756, 784, 904, 921, 940 Fränkel, Ludwig 7 Franckenberg, Sylvius Friedrich v. 840, 1008 Frankreich, Ludwig XIV. König v. 983 Frankreich, Ludwig XV. König v. 734, 1000 Frankreich, Ludwig XVI. König v. 1005, 1010 Franz II., deutscher Kaiser (Franz I. Kaiser v. Österreich) 68, 72, 105, 108, 124, 174–177, 346, 386, 456, 519, 621, 693, 778, 794, 830, 858, 962, 964, 975, 983, 1013, 1017, 1021, 1029, 1058, 1071 du Fresne sieur du Cange, Charles 581, 932 Freundstein, Diane Waldner v. 733 Freyberg, Frau v., geb. Benzel-Sternau 560 Freytag, Gustav 923 Frick, Johann 931 Friederich, Gerhard 29 Friedolin, Stephan 919 Frisch, Johann Leonhard 581, 931 Fritsch, Friedrich August v. 291, 421, 711, 808 Fritsch, Georg August v. 582, 583, 591, 939 Fritsch, Jakob Friedrich v. 759, 767 Fritsch, Johanna Sophia v. 764 Fritsch, Karl Wilhelm Friedrich v. 264, 342, 373, 384, 428, 429, 442, 711, 736, 758, 766, 767, 776, 808, 811, 813, 823, 828, 901 Fritsch, Ludwig Heinrich Gottlieb v. 361, 546, 759, 902 Fritsch, Sophie v. 948 Fröhlich, Heinrich (Verlag) 326, 490, 735 Frommann, Carl Friedrich Ernst (Verlag) 62, 63, 139, 315, 490, 729, 768, 837, 897, 904 Frommann, Friedrich Wilhelm 476, 843 Froriep, Charlotte v., geb. Bertuch 262, 266, 269, 276, 290, 332, 395, 410, 417, 430, 476, 522, 694, 696, 697, 700, 715, 737, 759, 785, 797, 1035, 1036, 1038, 1040, 1053 Froriep, Edmund 410, 785 Froriep, Ludwig Friedrich v. 395, 410, 430, 476, 737, 785, 786, 797, 808, 812, 843, 1053, 1081

1149

Frühwald, Wolfgang 2, 140 Füger, Heinrich 416, 803, 804, 862 Füßli, Johann Caspar 755 Fulda, Friedrich Karl 924 Fumel 415 Fumel, Flavie 384, 421, 436, 776, 801, 816, 1036 Fumel, Marquis 410, 416 Gaab, Johann Friedrich 190, 659 Gädicke (Gebrüder G., Verlag) 18, 46, 52, 71, 271, 278, 279, 438, 686, 701, 708, 728, 744, 754, 755, 782 Gädicke, Christian Friedrich 52, 686 Gädicke, Johann Christian 48, 51, 52, 55, 57, 59, 62, 280, 294, 312, 316, 317, 323, 326, 347, 354, 365, 376, 408, 432, 686, 726, 728, 735, 761, 770, 813, 814, 818 Gädicke, Johann Samuel 52, 686 Gaier, Ulrich 101 Gallieni 1000 Gamauf, Gottlieb 673 Gampert, Philipp Friedrich 76, 211, 673, 770, 941, 1015 Garve, Christian 103 Gedike, Friedrich 663 Geiger 462, 463 Geiger, Johann Burkhard 662 Geiger, Karl Leopold Maria Joseph v. 406, 407, 686, 689, 793, 794, 835, 1059 Geiger, Ludwig 896 Geistinger, Joseph 4, 156–162, 176, 178–183, 614–616, 619, 620, 625, 629, 633, 642, 643, 647, 648, 651, 952, 955, 956, 960, 961, 966, 971, 973, 974, 982, 984–987, 990 Gellert, Christian Fürchtegott 754 Gemmingen, Otto Heinrich v. 830, 1008, 1033, 1073–1075 Genelli, Janus 43 Genlis, Stéphanie Félicité Du Crest de SaintAlbin Comtesse de 16, 1000 Gentz, Friedrich v. 766 Gentz, Heinrich 295, 303, 375, 393, 715, 720, 785, 1054 Gerhard, Carl Abraham 767 Gerhard, Johann Carl Ludwig 374 Gern, Johann Georg 320, 732

1150

Namenregister

Gernevalde 692 Gerning, Isaak v. 52, 60, 125–127, 143, 172, 254, 297, 413, 667, 668, 674, 675, 691, 777, 800, 858 Gerold, Carl 185, 994 Gerstner, Karl Friedrich 134, 137, 536, 892 Geyer 204 Geymüller, Johann Heinrich v. (d.Ä.) 622, 623, 963, 967 Geymüller, Johann Jacob v. 622, 623, 963, 967 Gibbon, Edward 15, 1000 Giel, Jakob 909 Gildemeister, Johann Friedrich 816 Gildemeister, Karoline Amalie geb. Kotzebue 436, 816 Girtanner, Christoph 1016, 1022, 1023 Gith (?) 474 Glatz, Jacob 158, 162 Glave-Kolbielski, Karl Graf v. 34, 35, 205, 208, 213, 226, 669, 670, 672–674, 680, 1018, 1019, 1025 Gleichen, Karl Heinrich v. gen. Rußwurm 82, 413, 800, 1032, 1064 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig 707, 726 v. Globiz 585 Gluck, Christoph Willibald 721 Gmelin, Christian Gottlieb (Theophil) 22, 190, 660, 1007, 1008 Gmelin, Christian Gottlob 659 Gmelin, Ferdinand Gottlieb 475, 842 Göchhausen, Luise v. 5, 17, 42, 44, 54, 66, 262, 264, 273, 277, 290, 291, 295, 296, 304, 309, 335, 342, 350, 352, 367, 389, 412, 463, 694, 700, 711, 715, 724, 738, 745, 751, 753, 763, 764, 766, 808, 816, 837, 897, 949, 950, 1003, 1034–1037 Göpfert (Göpferdt; Verlag) 766, 811 Görres, Joseph 84, 85, 87, 136, 155, 165, 170, 547, 821, 884, 903, 972, 989 Görtz (Goertz; Familie) s. auch Schlitz 886, 1009 Görtz (Goertz), Johann Eustachius v. Schlitz, gen. 81, 82, 116, 335, 420, 423, 446, 467, 502, 522, 542, 557, 591, 672, 800, 807, 823, 887, 1019, 1024, 1045, 1046, 1050, 1057, 1058, 1064, 1073, 1075, 1087

Göschen, Georg Joachim (und Verlag) 387, 706, 722, 779, 814, 958, 990 Goethe, August v. 146, 384, 773 Goethe, Johann Wolfgang v. 1, 3, 4, 5, 13, 14, 17, 27, 29, 41, 42, 44, 45, 47, 48, 50–52, 54–57, 59–63, 65, 71, 91, 129, 138, 139, 146–148, 150–154, 157, 159–164, 166, 167, 180–182, 184, 203, 204, 217, 286, 289, 296, 300, 304, 312, 315, 320, 338, 344, 347, 348, 366, 367, 375, 377, 380, 384, 387–389, 391, 393, 400, 408, 411, 432, 433, 435, 458, 476, 505, 512, 516, 520, 541, 546, 554, 567, 589, 597, 600, 601, 610, 613, 614, 616–619, 621, 624, 632, 643, 645, 667, 670, 674–676, 682, 685, 692, 694, 701, 703, 704, 708, 709, 715, 717, 720–722, 724, 730, 732, 740, 742, 743, 745–747, 749, 750, 758, 763–766, 768, 769, 772–774, 776, 778–784, 789, 795, 797, 798, 802–804, 814–816, 820, 828, 833, 836, 843, 861, 862, 872, 873, 877, 882, 896, 897, 904, 907, 908, 918, 933, 938, 944, 952–954, 957, 958, 960, 961, 970, 973–975, 977, 980, 982, 984–988, 992, 1030, 1040, 1068, 1069 Goethe, Katharina Elisabeth 138, 780, 988 Götz, Joseph Freiherr v. 380, 386, 774 Götz 413 Gok, Karl 140 Goldschmidt, Arthur 2, 50 v. Goldschmidt 630, 640, 969 Goldsmith, Oliver 727, 751 Goltz, Bernhard von der 33 Gore 389 Gore, Charles 436, 816 Gore, Frl. 950 Gosert, Friedrich 52 Gotha, August Prinz v. 708 Gotter, Friedrich Wilhelm 44, 692, 720 Gotter, Luise 61 Gottfried von Straßburg 185 Gottsched, Johann Christoph 16, 358, 757, 922 Gozzi, Carlo 375, 775 Gracchus, Gaius Sempronius 567, 918 Gräff, Heinrich (Verlag) 313

Namenregister

Gräffer, Franz 156 Gräter, Friedrich David 56, 65, 78–81, 90, 94, 98, 103, 128, 130, 133, 356, 487, 725, 726, 733, 734, 748, 749, 757, 879–881 Graff, Johann Jakob 509, 866 Grassi, Josef 804 Gray, Thomas 942 Grell 633 Gries, Johann Dieterich 149, 165, 463, 837 Grimm, Jacob 80, 90, 184 Grimm, Wilhelm 80, 90 Grimmelshausen, Hans Jakob Christof v. 921 Gros, Christiane, geb. Eyring 437 Gros, Karl Heinrich 110, 118, 210, 439, 463, 818, 1081 Groschlag zu Dieburg, Maria Anna v. 856 Grosgebauer, Johann Wilhelm 25, 195, 228, 1005 Gross, Albrecht David Gabriel v. 430, 764, 812 Grüneisen, Carl Christian Heinrich 571, 584, 924, 934 Grüner, Karl Franz v. Akáts gen. 582, 586, 931, 934 Grüner, Sigismund 52, 303, 699, 701, 717, 719 Gruner 563 Grüters, Hans 146, 711 Gruyter, Janus 926 v. Guanta 1019, 1028 v. Gültlingen 110 Günderrode (Höchst) 1072 Günderrode (Regensburg) 416, 1016, 1076, 1081 Günderrode, Eduard v. 516?, 872 Günderrode, Karl Maximilian v. 801 Günderrode, Karoline v. 125, 136, 165, 528, 863, 883 Günderrode, Philipp Maximilian v. 514, 800, 801, 853?, 854?, 872, 912, 939 Günderrode, Wilhelmine Caroline Eleonore, geb. v. Stein 451, 454?, 593, 800, 872, 939 Günther, Wilhelm Christoph 326, 432, 735, 814 Günther (Gunther) 206 Guiollet, Jakob 865 Gumperts, Elias (Salomon) 70, 71, 337, 338, 742, 772

1151

v. Gundlach 465 H -s, Gräfin, geb. Fürstin Cl -y s. Clary Haake (Haak) Friedrich Carl Ernst v. 297, 715, 1036 Haaren (Haren), Jan Poppe André van 263, 332, 341, 349, 695, 737, 738, 1046 Haaren (Haren), Duco van 41, 302, 332, 349, 384, 695, 737, 738, 744 (d.J.), 776, 1036, 1046 Habrecht 1045 Häberlin, Karl Friedrich 93, 208, 672, 1023, 1024 Haeffelin, Kasimir Johann v. 395, 401, 409, 422, 426, 786, 809, 820 Härtel, Gottfried Christoph 855 Häßlein, Johann Heinrich 78 Hagen, Friedrich Heinrich von der 185, 566, 602, 613, 655, 877, 916, 917, 945 Hahn, Christian Gottfried 660 Hahn, Philipp Matthäus 190, 660 Hain, Ludwig 2, 95, 97, 99, 100, 530, 848, 886, 893 v. Hamar 681 Hamberger, Julius Wilhelm 886 Hammer, Josef Freiherr von 56, 57, 172, 173, 175–178, 629, 704, 970 Hammer, Peter (Buchhandlung) 157 Hannibal 91 Harbaur, Franz Joseph 722 Hardenberg 219, 677 Hardenberg, Friedrich v. (Novalis) 346, 391, 427, 650, 784, 810, 887, 989 Hardenberg, Karl v. 133, 532, 615, 887, 926 Hardenberg, Karl August v. 33, 35, 36, 80, 110, 250, 251, 669, 670, 672, 688, 809, 1006, 1007, 1016, 1017, 1019–1021, 1023, 1024, 1026 Hardenberg, Sophie v. 1007 Harmes, August 741 Harrach zu Rohrau und Bruck, Karl Borromäus Graf v. 177, 629, 970 Hartknoch, Johann Friedrich (und Verlag) 92, 219, 231, 677, 682, 871 Hartl Edler v. Luchsenstein, Josef 627, 652, 968, 977, 992 Hartlaub, Albert Friedrich August 193, 661 Hartmann, Carl Friedrich August 954

1152

Namenregister

Hartmann, Christian Ferdinand 513 Hartmann, Ferdinand 416, 803, 870 Hartmann, Johann Georg 853, 854 Hartmann, Julius 850, 930 Hartmann von Aue 917, 928 Hartung, Günther 832 Haschka, Lorenz Leopold 175, 632, 974 Hauff, Friedrich Wolfgang 95 Hauff, Viktor Wilhelm 483, 846 Hauff, Wilhelm 95 Haug, Johann Christoph Friedrich 441, 483, 494, 571, 584, 585, 822, 828, 849, 862, 924, 925, 935 Haugsche Buchhandlung 925 Haugwitz, Heinrich Christian Kurt Graf v. 227, 1027 Hauser, Rudolf 8, 161 Hawkins, John 97 Hay, Milady 192, 661 Haydn, Joseph 69, 70, 721, 740 Haysdorf, Heinrich Werner v. 123, 489, 851 Hebel, Johann Peter 552, 561, 906, 915 Hebereich 450 Heeren, Arnold Hermann Ludwig 1039 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 24, 828 Heide (Haide), Friedrich Johann Michael Jakob 150, 337, 338, 742, 781, 865 Heine, Heinrich 135, 136 Heinrich, Christian Gottlob 676, 1011, 1013 Heinrich, Placidus 867 Hellen, Eduard von der 708 Heller, Ludwig (?) 283 Hellfeld, Johann August 665 Helmreich 225, 226, 229, 680, 1043 Helvig, Carl v. 389, 782, 823, 834, 1071 Henckel-Donnersmarck, Eleonore Maximiliane Ottilie v., geb. v. Lepel 489, 851, 1087 Hendrich, Franz Josias v. 1022 Hendrich, Ludwig Ferdinand Emil Wilhelm v. 350 Hennings, August 1019 Herberstein 1030 Herbert Freiherr v. Rathkeal, Peter Philipp 398 Herda zu Brandenburg, Karl Christian v. 192, 402, 661, 790

Herda zu Brandenburg, Ludwig v. 192, 402, 661, 790 Herder (Familie) 362, 384, 546 Herder, Karl Adelbert 81, 350, 365, 423, 752, 757, 759, 761, 799, 807 Herder, Agnes 346, 350 Herder, August Wolfgang Siegmund 31, 32, 39, 41, 55, 66, 81, 373, 374, 676, 682, 767, 800, 807, 1027, 1029, 1059 Herder, Caroline 4–6, 39, 55, 60, 62, 66, 81, 167, 218, 350, 365, 392, 409, 676, 715, 738, 741, 752, 753, 757, 759, 761, 769, 780, 784, 789, 796, 799, 800, 807, 867, 954, 1059 Herder, Johann Gottfried 3, 4, 5, 39, 55, 56, 58, 62, 65, 79, 81, 100–103, 137, 138, 163, 164, 167, 218, 282, 289, 305, 312, 315, 316, 350, 357, 362, 365, 368, 389, 392, 409, 412, 419, 420, 423, 441, 442, 454, 459, 469, 473, 505, 525, 540, 588, 589, 592, 595, 610, 628, 676, 677, 682, 691, 703, 705, 707, 708, 710, 715, 716, 728, 735, 746, 757, 759, 760, 762, 782, 784, 796, 799, 800, 807, 816, 821, 823, 834, 840, 841, 846, 848, 849, 859, 864, 874, 876, 880, 893, 894, 900, 903, 940, 941, 1011, 1032, 1059, 1064 Herder, Karl Adelbert v. 1068–1070 Herder, Luise 394, 780, 900 Herder, Marie Henriette Caroline, geb. Schmidt 346, 350, 351, 394, 417, 677, 748, 784, 785, 872 Herder, Natalie 393, 784 Herder, Sophie 149, 900 Herder, Wilhelm Gottfried 63, 66, 81, 136, 219, 299, 346, 353, 354, 357, 372, 393, 394, 413, 417, 420, 430, 468, 475, 505, 510, 511, 518, 522, 677, 718, 748, 752, 754, 761, 784, 785, 800, 807, 812, 867, 868, 872, 875, 879, 894, 1069 d’Herigoyen, Emanuel 867 Hermann, August (Verlag) 19, 292, 712, 733 Hermes, Hermann Daniel 201, 666, 667 Herold 1051 Hertel, Christoph Ernst 254 Herzfeld, Jakob 749

Namenregister

Hessen-Darmstadt, Amalie Friederike v. Baden, geb. v. 542 Hessen-Darmstadt, Christian Prinz v. 443, 824 Hessen-Darmstadt, Ludwig IX. Landgraf v. 824 Hessen-Homburg, Friedrich Ludwig Landgraf v. 116, 117, 119, 121–123, 125, 126, 141, 452, 827, 844, 845 Hessen-Kassel, Wilhelm IX. Landgraf/ Wilhelm I. Kurfürst v. 807, 912 Hessen und bei Rhein, Ludwig II. v. 898 Hetsch, Philipp Friedrich 597, 942 Hey, Johann Wilhelm Heinrich 297, 715 Heyne, Christian Gottlob 60, 203, 214–216, 334, 668, 674. 675, 716, 739, 746 St. Hilaire, Vilain de 908 Hildburghausen, Charlotte Herzogin v. 698 Hill, Frau v. 478, 844 Hiller, Johann v. 24, 184, 994 Hillmer, Gottlob Friedrich 667 Hinrichs, Johann Conrad 279, 702 Hinzenstern, Franz August v. 276, 313–315, 342, 349, 383, 384, 511, 542, 700, 728, 750, 776, 898 Hita, Ginés Pérez de 100, 102, 849 Hitzig, Julius Eduard 848, 849 Hoche, Johann Gottfried 611, 755 Hochstetter 493, 855 Hölderlin, Friedrich 1, 2, 3, 5, 22, 24, 54, 90, 116–118, 126, 127, 134, 139–142, 461, 536, 571, 608, 659, 665, 685, 827, 828, 836, 889, 892, 923, 948 Hölderlin, Heinrike 22, 659 Hölty, Ludwig Christoph Heinrich 135, 291, 716 Hölzle, Adolf 106, 831 Hönig, J. Joseph 804 Hoenning, Johann Christoph Ehrenfried v. 582, 933 Höpfner 1008 Hofacker, Carl Christoph 24, 25, 190, 659, 1008, 1010 Hofacker, Ludwig 118, 483, 847 Hofer, Josef Karl 158 Hoffmann, Benjamin Gottlieb 124, 832, 856, 858

1153

Hoffmann, Joseph 375, 416, 769, 803 Hofmann 434, 814 Hofmann, Karl Gottlieb 868 Hohenlohe-Kirchberg, Christian Friedrich Karl Fürst zu 474, 842, 898 Hohenlohe-Kirchberg, Philippine Sophie zu, geb. zu Isenburg und Büdingen 474, 842 Hohenlohe-Kirchberg, Georg Friedrich Moritz Erbprinz v. 474 Hohenlohe-Östringen, Friedrich Karl v. 724 Hohenthal, Peter Friedrich v. 18, 303, 663, 669, 720, 1006, 1019 Hohenthal (Sohn des vorigen) 194, 663, 1013 Holbein v. Holbeinsberg, Franz Ignaz v. 627, 968, 987 Homann, Johann Baptist 293, 713 Homer 27, 46, 47, 167, 279, 389, 600, 702, 703, 782, 817, 943, 954, 1007, 1011 Hompesch-Bollheim, Johann Wilhelm v. 556, 910 Hoppensack, Johann Martin 688 Horaz 15, 18, 388, 729, 781 Hormayr, Josef v. 177, 178, 182, 629, 970, 986, 992 Horn, Franz 754 Horneck, G. v. 1049, 1050 Hornemann, Friedrich 404, 791 Hornthal, Franz Ludwig (?) 1016 Horny, Conrad (?) 276, 700 Horstig, Karl Gottlieb 165 Horstmann, Philipp Bernhard 1019 Hottinger, Johann Jakob 858 Hrabanus Maurus 78, 346, 748 Huber, Ludwig Ferdinand 49, 241, 439, 440, 472, 563, 686. 687, 819, 821, 841, 915 Huber, Therese 824, 825, 862, 863 Hübner, Johann Christian 846 Hübschmann, Franz Seraph 822 Hügel, Johann Aloys Joseph v. 34, 673, 794, 1045, 1055, 1058, 1062, 1064 Hülsen, Ludwig August 393, 784 Hufeland, Christoph Wilhelm (v.) 421, 431, 575, 808, 813, 907, 926 Hufeland, Friedrich 638, 979 Hufeland, Gottlieb 25, 26, 195, 474, 664, 665, 833, 842, 1011, 1013 Hugelmann, Karl 30

1154

Namenregister

Humboldt, Alexander v. 163 Humboldt, Wilhelm v. 149, 163, 375, 768 Hume, David 99, 512, 870 Hummel, Ludwig 416, 803, 1069 Hundeshagen, Bernhard 916 Hunter 275, 700 Hupfeld, Hermann 712 Hurka, Friedrich Franz 339, 743 Idoine 536 Iffland, August Wilhelm 32, 71, 268, 344, 476, 556, 643, 652, 695, 696, 728, 746, 747, 752, 767, 780, 806, 843, 910, 992, 1015 Ihlée, Johann Jacob 291, 712 Imhoff, Amalie v., verh. Helvig 17?, 41, 44, 58, 59, 164, 219, 264, 267, 289, 305, 320, 334, 339, 367, 370, 389, 419, 421, 429, 442, 459, 677, 694, 696, 707, 710, 714, 732, 738, 739, 764, 766, 768, 782, 802, 808, 823, 834, 1037, 1071 Imhoff, Carl v. 17, 738, 1003 Imhoff, Ernst v. 16, 17, 738, 739, 1003, 1036, 1038, 1039 Imhoff, Louise v., geb. v. Schardt 17, 694, 738, 1003 Inigo (?) 1025, 1029 Inzaghi, Karl Graf v. (?) 1030 Iselin 515 Isenburg, Casimir Fürst zu 842 Isenburg, Heinrich (?) Graf zu 472 Jacobi, Friedrich Heinrich 85, 581, 675, 914, 918, 932 Jacobi, Johann Georg 288, 710 Jacobi, Maximilian 675, 918 Jacobs, Friedrich 858 Jagemann, Caroline 6, 66, 150, 266–270, 275, 276, 291, 298, 299, 308, 323, 344, 350, 373, 379, 387–389, 393, 394, 410, 411, 417, 442, 506, 522, 527, 694–698, 700, 711, 717, 718, 723, 733, 743, 745, 746, 749, 752, 773, 781, 785, 798, 803–806, 813, 823, 862, 882, 988, 1033, 1035–1038, 1040, 1058, 1068, 1069, 1079 Jagemann, Christian Joseph 56, 393, 458, 463, 473, 785, 834, 837, 842 Jagemann, Ferdinand 416, 475, 506, 522, 620, 803, 842, 862, 1055

Jagemann, Marianne, verh. v. Dankelmann 291, 323, 338, 350, 373, 393, 394, 410, 418, 419, 442, 443, 505, 522, 588, 711, 733, 743, 752, 776, 780, 785, 806, 823, 862, 879, 938, 1091 Jean Paul Friedrich Richter 5, 10, 48, 51, 65, 69, 149, 159, 240, 267, 270, 277, 285, 305, 333, 429, 634, 661, 685–690, 696, 698, 705, 706, 713, 721, 722, 738, 741, 754, 892, 953, 978, 989 Jehan (Jean) d’Arras 944 Jenisch, Karl Friedrich v. 890 Jensch 714 Johnson, Samuel 154 Jones, William 810 Jordis, Karl 953 Joseph II. (deutscher Kaiser) 71, 72, 153, 176, 386, 397, 631, 683, 779, 787, 81 Jourdan, Camille 674, 1033 Jünger, Johann Friedrich 693 Jung, Franz Josef 22, 31 Jung, Franz Wilhelm 836 Just, Leo 86 Juvenal 19 Kaaz (Katz), Carl Ludwig 853 Kämpf, Friedrich Gustav 31 Kämpf, Jacob Wilhelm 31 Kästner 862 Kalb, Augusta v. 6, 10, 322, 653, 684–690, 693, 733, 793, 794, 835, 836, 978, 1032, 1043, 1044, 1059, 1082 Kalb, Carl Alexander v. 978 Kalb, Charlotte v. 6, 157, 237, 246, 250, 661, 684, 685, 688, 689, 969, 970, 976, 978, 979 Kalb, Edda v. 638, 979 Kalb, Friederike Augusta Charlotte Ernestine v., geb. v. Künsberg 684, 685, 690, 978 Kalb, Friederike Eleonore, geb. Marschalk v. Ostheim 246, 661, 684, 688, 719 Kalb, Friedrich v. 685 Kalb, Heinrich v. 237, 238, 685, 689, 969 Kalb, Johann August Alexander von 10, 237, 240, 245–249, 255, 260, 261, 406, 407, 424?, 505, 684–690, 719, 793, 794, 809, 836, 969, 978, 1032, 1044

Namenregister

Kalb, Karoline v., geb. Geispitzheim 978 Kalb, Sophia Friederike v. 245, 687 Kallimachus 1011 Kallistratos 279, 702 Kalman, Wilhelm Josef 30 Kaltwasser, Johann Friedrich Salomon 753 Kannegießer, Karl Friedrich Ludwig 170, 959 Kant, Immanuel 24, 26, 153, 198, 199, 659, 724, 1015 Kapf, Sixt Gottlieb 120, 850, 1083 Karl V. (deutscher Kaiser) 174, 784, 989 Karl der Große 549, 564, 570, 916, 922, 954 Karliner 1006 Karrenbach, Ulrich 883 Kaspar von der Rhön 757, 928 Kathel (?) 518 Katte, Hans Hermann v. 561, 580, 913, 931 Kauer, Ferdinand 798 Kauffmann, Carl Philipp v. 524, 670, 1019 Kayser, Georg Heinrich 787 Keele s. Wolfskeel, Henriette v. Keim 228 Keller, Adelbert v. 918, 929 Keller, Heinrich 601, 944, 945 Kempff, Friedrich Wilhelm 852, 920 Kent, Eduard August Herzog v. 826 Kepler, Johannes 130, 131, 511, 513, 598, 867, 868, 870, 943 Kerner, Justinus 1, 5, 88, 96, 98, 126, 133–136, 139–142, 144, 168, 170, 536, 538, 558, 569, 579, 602, 882, 892, 893, 911, 920, 922, 929, 930, 948, 955, 956, 1098 Keyser, G. H. (Verlag) 787, 943 Khevenhüller 1030 Kienholz (Kühnoldt), Johann Georg Christoph 731 Kienholz (Kühnoldt; Frau des vorgen.) 319, 731 Killinger 229, 1026 Kind, Friedrich 913 Kinderling, Johann Friedrich August 565, 917 Kindervater, Christian Victor 510, 867 Kirchner (Wien) 551 Kirchner, Werner 2, 120, 125, 889 Kirms, Franz 44, 347, 692, 695, 745, 749, 752, 768

1155

Klaproth, Julius Heinrich 404, 791, 784, 796, 841, 1018 Klarmann, Johann Ludwig 794 Klauer, Ludwig 416, 804 Klauer, Martin Gottlob 804 Kleanthes 279, 703 Klebe, Friedrich Albert 556, 909 Kleist, Heinrich v. 150, 151, 161, 166, 167, 170, 183, 184, 651, 953, 954, 961, 967, 982, 990, 991 Klingemann, August 169 Klinger, Friedrich Maximilian 435, 816, 850 Klöntrup, Johann Aegidius Rosemann gen. 133, 532, 889 Klopstock, Friedrich Gottlieb 5, 16, 20, 27, 46, 47, 52, 58, 59, 69, 81, 163, 204, 311, 374, 483, 566, 601, 668, 712, 716, 722, 725, 726, 729, 741, 767, 846, 855, 944 Klopstock, Meta, geb. Moller 944 Klotz, Christian Philipp 456, 830, 1084 Klotz, Mathias 547, 903 Klotz, Simon Petrus 547, 903 Klüber, Johann Ludwig 906 Klüpfel, Heinrich 1046 Knaack, Jürgen 881 Knebel, Henriette v. 290, 711, 753, 767, 950 Knebel, Karl Ludwig v. 17, 45, 46, 52, 56, 58–60, 62, 138, 164, 181, 203?, 204, 677, 705–710, 714, 722, 729, 730, 738, 767, 800, 807, 893, 895, 1003, 1004 Knebel, Max v. 16, 17, 738, 1003 Knigge, Adolf v. 663, 1019 Knigge 518 Knorr, Christian v. 404, 792 v. Knorring 242, 697 Knorring, Gustave v. 687 Knorring, Johann Gotthard v. 687 Knorring, Karl Gregor v. 653, 992 Knorring, Ludwig Johann v. 687 Kobe v. Koppenfels, Johann Friedrich 808 Koch, Carl Friedrich 394 Koch, Christoph Wilhelm 13 Koch, Erduin Julius 78, 86, 133, 185, 525, 570, 602, 607, 655, 880, 917, 918, 922, 948, 995, 1093, 1096 Koch, Johann Christoph 1025 Koch, Josef Anton 866

1156

Namenregister

Koch, Karl Friedrich 785 Koch, Katharina 884 Koch (Regensburg) 257 Köderl, Joseph 154 Koelle (Kölle), Friedrich 28, 37, 95, 96, 131, 133–135, 137, 438, 441, 517, 527, 539, 579, 580, 602, 611, 671, 817, 819, 822, 848, 864, 873–875, 882, 886, 892, 894, 903, 904, 919, 930, 945, 1079 Koelle, Johann Adam Christoph 95 Koelle, geb. Hauff 95 König, Valentin 461, 836 Köpke, Rudolf 992 Körner, Christian Gottlieb 721, 873 Körner, Josef 173, 174, 179 Köstlin, Heinrich 930 Kolbe, Heinrich Christoph 416, 803 Kolk, Rainer 90 Koller, Benedikt Joseph Maria 334, 739 Kolowrat-Krakowsky, Johann Nepomuk Karl Graf v. 633 Kopernikus, Nikolaus 868 Koppenfels, Johann Friedrich Kobe v. 582, 933 Korn, Johann Gottlieb 278, 279, 701 Ko´sciuszko, Tadeusz 597, 942 Kosegarten, Allwina Luise 314 Kosegarten, Ludwig Theobul 52, 56, 722, 727, 751 Kotzebue, Anna Christina, geb. Krüger 436, 686, 737 Kotzebue, August v. 44, 48, 53, 69–71, 192, 264, 268-270, 272, 332, 337, 338, 344, 362, 366–368, 370, 373–375, 380, 384, 386, 388, 389, 393, 404, 411, 433, 436, 559, 663, 686, 687, 692, 694, 696–698, 721, 737, 742, 746, 747, 759, 763, 764, 766–768, 774–776, 779, 782, 784, 789, 791, 792, 798, 804, 811, 815, 816, 823, 832, 912, 1005, 1019, 1034, 1068 Kotzebue, Christina Gertrude, geb. v. Krusenstiern 367, 380, 384, 775, 776 Kotzebue, J. G. M., geb. Schwarzenstein 368, 764 Kotzebue, Levin Karl Christian 764 Kotzebue, Wilhelmine Friederike, gesch. v. Kursell 687 Krahe 206

Krahmer, Johann Heinrich 394, 785, 1054 Kratter, Franz 780, 806 Kraus, Georg Melchior 264, 542, 545, 546, 554, 666, 694, 766, 803, 808, 898, 900, 907, 938, 1059 Krause, Karl Christian 169, 1008 Kretschmann, Konrad Theodor 36, 680, 853, 1017, 1023, 1024 Kreutzer, Konradin 135 Kreuzschwerd/Strengschwerd s. GlaveKolbielski Krosigk, Hans v. 4, 5 Krüdener, Barbara Juliane v. 359, 758 Krüdener, Burchard Alexis Constantin v. 358, 758 Krüdener, Marie (?) 358, 758 Krumbholz 862 Krutthofer, Leonhard 118, 122, 830 Küchler, Karl Wilhelm 403, 790 Kühn 907 Kühne, Christian Johann Martin 433, 814 Künsberg, Sophie Friederike Wilhelmine v., geb. v. Seckendorf-Aderbar 684 Kuhn, Friedrich Adolph 170, 597, 942, 954 Kummer, Paul Gotthelf (und Verlag) 157, 613, 615, 616, 618, 625, 686, 956, 966 Kunz, Karl Friedrich 167 Kupfer (Buchhandlung) 890 Lafontaine, August Heinrich Julius 48, 49, 323 Laforêt, Antoine de (Bürger Laforest) 794, 795, 1061, 1065, 1066 La Harpe, Jean-François de 377, 380, 771, 772, 774 Laleben (?), Heinrich 52, 705 Lanckoroñska, Maria Gräfin 138 Lang 227 Lange, Johannes Heinrich 193, 661 Lannes, Jean 583, 899 LaRoche, Sophie v. 522, 716, 879 Laube 803 Lassaulx, Franz v. 86 Lauhn, Johann Karl Christian 436, 438, 817, 818 Laun, Friedrich 170 Laurenz 415 Lauterbach, Johann Gottlieb 268, 277, 697, 700

Namenregister

Lauterbach, Lorenz v. 919 Lauterbach 349 Lavater, Johann Kaspar 69 Lechner, Johann Leonhard Sixtus 572, 925, 931, 1096 Lefler 339 Legrand d’Aussy, Pierre Jean-Baptiste 570 Lehrbursch (Lehrpursch), Heinrich 346, 350, 354, 748 Leiningen, Emich Carl Fürst v. 826 Leiningen (Liningen), Victoria, geb. v. Sachsen-Coburg-Saalfeld 449 Leist, Justus Christoph 36, 206, 211, 334, 671, 673, 739, 1017, 1018, 1022, 1023, 1039 Lengefeld 816 Lentner (Buchhandlung) 556 Lenz, Christian Ludwig 235, 683 Lenz, Magdalena, geb. Basedow 683 Leo X., Papst (Giovanni de’ Medici) 634, 977 Leon, Gottlieb (v.) 135, 526, 881 Leopold II. (deutscher Kaiser) 678, 1004 Leopold Leonhard, Fürstbischof v. Passau 794 Leonhardi, Johann Daniel Siegfried 743 Lerchenfeld, Amalie 589, 590, 939 Lerchenfeld, Maria Anna Freiin, geb. Groschleg 495 Lerchenfeld, Philipp Graf v. 669 Lerchenfeld-Premberg, Maria Violanta v. 1045 Lessing, Gotthold Ephraim 46, 71, 79, 91, 356, 387, 487, 650, 749, 753, 754, 757, 767, 768, 772, 779, 849 v. Leyden 558 Lichtenberg, Friedrich Wilhelm v. 817 Lichtenberg, Georg Christoph 37, 47, 211, 388, 673, 781, 868, 1021, 1023 Lichtenberg, Karoline Luise Amalie Christiane Charlotte Sophie v. 262, 276?, 301, 342, 428, 436, 694, 700, 719, 816, 817 Lichtenberg, Sophie v. 719 v. Lichtenstein 1042 Lichtenstein, Karl August v. 249, 253, 689 Lichtenstein (Frau des vorgen.) 249, 253 Liechtenstein, Karl Joseph Emanuel v. 1017 Ligne, Karl Joseph Fürst de 1065 Lin(c)ker s. Lyncker Lindner, Friedrich Georg Ludwig 154, 958

1157

Linné, Carl v. 673 Lips, Johann Heinrich 54, 59, 666, 719 Liszt, Franz 135 Littleton, Edward Lord 1000 Lobkowitz, Joseph Franz Maximilian Fürst v. 970 Loder, Ferdinand Justus Christian 26, 375, 791, 815, 833, 907, 1008 Loeben, Ferdinand Graf v. 972, 989 Loeben, Otto Heinrich Graf v. 972, 989, 992 Löw, Georg(e) 452, 454, 1064 Löwenstein-Wertheim 731 Löwenstern (Familie) 349, 350 Löwenstern, Auguste (Gustchen) v. 43, 261, 262, 264–267, 269, 272, 274–276, 290, 291, 295, 296, 299, 303, 304, 306, 308, 309, 329, 330, 332, 342, 359, 361, 368, 373, 394, 410, 411, 415–418, 421, 428, 429, 436, 522, 693–698, 700, 711, 714, 715, 718, 723, 745, 746, 759, 764, 766?, 785, 797, 801, 816, 823, 835, 1033–1042, 1053, 1059, 1068, 1070, 1071 Löwenstern, Carl Otto v. 441–443, 460 Löwenstern, Christina (Christiane) Friederike v. 262, 265, 266, 268, 269, 274, 276, 290, 291, 295, 303, 329, 332, 342, 344, 361, 368, 373, 389, 410, 415–418, 602, 694, 695, 711, 714, 745, 746, 764, 797, 804, 805, 1035–1038, 1041, 1059, 1068 Löwenstern, Paul Ludwig Johann v. 263, 265–267, 274, 275, 303, 308, 332, 694, 733, 746, 823, 1035, 1037, 1039, 1042 Löwenstern, Sophie v. 443, 454, 805, 823, 824, 828, 835, 839, 1071, 1072, 1077 Lohre, Heinrich 81 Lohrer, Liselotte 89, 819, 902 Lucan(us), Marcus Aennaeus 19, 46, 376, 378, 380, 770–772, 774 Lucchesini, Girolamo Marchese 226, 680, 1056 Luck (Familie) 350 Luck, Auguste Eleonore, geb. v. Kalb 237, 238, 685 Luck, Johann (Hans) Georg Lebrecht v. 297, 404, 415, 436, 685, 700, 715, 719, 792, 801, 1064

1158

Namenregister

Luck, Sophie v. 436, 817 Ludecus, Johann August 368, 374, 764, 768 Ludecus, Johann Christian Ludwig 335, 343, 430, 812 Ludecus, Johann Wilhelm Karl 433, 815 Ludecus, Johanna Caroline Amalie, geb. Kotzebue 764 Lühe, Hans Otto von der 457, 832, 1077 Lütke 254, 691 Lütkemüller, Samuel Christoph 57 Lützow 1088 Lützow, Sophie (v.) 589, 590, 604, 939, 1095 Lukrez 58, 285, 706 Lusignan, Franz Xaver Joseph de 1026 Luther, Martin 141, 568, 578, 590, 939, 944, 981, 1024 Lyncker, Karl v. 546 Lyncker (Linker; Eisenach/Weimar) 370–372, 681, 765, 901 Maas (Maaß), Wilhelmine 387, 388, 418, 780, 781, 806 Macchiavelli, Niccholó 99 Macco, Alexander 1044, 1046 Macdonald, James 741 Mack, Karl Freiherr v. Leiberich 39, 220, 221, 501, 678, 858, 859, 1030 Macklot (Verlag) 891, 894 Macpherson, James (Ossian) 135, 137, 311, 725, 726, 889 Mahlmann, Siegfried August 866 Maier (Karlsruhe) 467 Majer, Friedrich 10, 31, 33, 39, 56, 63, 65, 81, 83, 85, 94, 149, 218, 219, 241, 242, 250, 291, 310–313, 319, 323, 332, 333, 366, 380, 384?, 400, 413, 415, 417, 419, 420, 422, 423, 433, 438?, 439, 440, 451, 468, 504, 505, 532, 534, 575, 614, 634, 676, 677, 691, 711, 725, 727, 732–735, 747, 756, 757, 783, 784, 786, 795, 796, 802, 808–810, 815, 818, 820, 827, 840, 841, 876, 877, 891, 900, 954, 1027, 1052, 1055 Majer (Vater von Friedrich) 344, 537, 538, 544, 594, 810, 893, 900 Majer (Schwestern von Friedrich) 425, 594 Malcolmi, Amalie, verh. Miller 413, 418, 799, 806

Malmesbury, James Harris Earl of 1018, 1023, 1069 Mandelsloh, Ulrich Lebrecht Graf v. 457, 827, 1075 Mandy (?) 1046 Manutius, Aldus 782 Marat, Jean-Paul 1089 Marcard, Heinrich Mathias 691 Marchesi (Marchese), Luigi Lodovico, gen. 222, 678, 805 Marezoll, Johann Gottlob 589, 938 Marivaux, Pierre Carlet de Chamblain de 358, 758 Markow, Arkadi Iwanowitsch Graf 1056, 1061 Marmontel, Jean-François 377, 380, 772, 774 Marschall auf Burghausen, August Dietrich Graf v. 546, 901 Marschall auf Burghausen, Hortensie, geb. Waldner von Freundstein 901 Marsden, William 404, 791 Martens, Georg Friedrich v. 26, 198, 205, 207, 665, 669, 671, 1018, 1039 Martialis, Marcus Valerius 849 Massenbach, Christian v. 918, 1093 Masson, Charles François Philibert 404, 791, 792 Massow, Valentin v. 433 Mathias 267, 696 Matiegzeck (Maticzeck), F. M. 743 Mattausch, Franz 268, 696 Matthisson, Friedrich v. 52, 57, 58, 135, 202, 217, 291, 441, 667, 675, 703, 712, 822, 1009, 1026, 1035 Matzdorff, Karl 713, 741 Mauchenheim, Johann Ludwig v. 902 Maugin, Jean 922 Maurer, Louis Wilhelm 398, 788 Maximilian I. (Kaiser) 757, 784 Mayer, Karl 140, 579, 919, 930, 944, 955 Mayer, Karoline, verh. Richter 333, 336, 738, 741 Mecklenburg, Balthasar Herzog v. 757 Mecklenburg, Luise Charlotte, geb. Herzogin v. 421 Mecklenburg, Friedrich Franz I. Herzog v. 1057 Mehmel, Gottfried Ernst August 60, 755 Méhul, Etienne Nicolas 331, 736

Namenregister

Meine(c)ke, Johann Heinrich Friedrich 709 Meißen, Heinrich III. Markgraf v. 877 Meißner, August Gottlieb 864, 1009 Meister, Georg Jakob Friedrich 1018 Mellet 1068 Mellish of Blyth, Joseph Charles 50, 433, 815 Mendelssohn-Bartholdy, Felix 135 Menes 277, 700 Mereau, Friedrich Ernst Karl 26, 29, 198, 326, 665, 735, 754, 809, 1008, 1013 Mereau, Hulda 754 Mereau, Sophie, verh. Brentano 26, 128, 219, 326, 332, 354, 380, 384?, 391, 392, 400, 405, 415, 425, 426, 517, 545, 678, 735, 754, 775, 776, 783, 784, 793, 802, 810, 874, 883, 900 Merian, Matthäus 388, 781 Merkel 890 Merkel, Garlieb 61, 62, 254, 559, 691, 720, 722, 811, 912 Messerschmid, Johann Georg Friedrich 52, 709, 718, 724 Metastasio, Pietro 736, 1004 Metternich, Clemens Fürst v. 13, 175, 975, 1065 Metzler, Johann Benedikt 852, 853 Meusel, Johann Georg 881 Meyer (Hamburg) 1021 Meyer (Majer; Tübingen) 432, 433, 814, 815 Meyer (Weimar) 349 Meyer, H. v. 733 Meyer, Johann Heinrich 29, 59, 162, 367, 375, 387, 520, 554, 613, 614, 624, 625, 708, 719, 762, 764, 768, 769, 779, 802–804, 808, 907, 952, 965, 983, 987 Meyer, Nikolaus 152, 371, 766 Miller, Julius 799 Miller (Möller) 413 Mimnermos v. Kolophon (Smyrna) 279, 702 Modena und Reggio, Ercole III. d’Este Herzog v. 1045 Mörlin 709 Möser, Justus 1019 Mohl, Benjamin Ferdinand 122, 1083 Mohr, Jakob Christian Benjamin 517, 712 Mohr und Zimmer (Verlag) 563, 868, 875, 883, 915, 972, 974

1159

Molitor, Franz Joseph 149, 884 Montag, Johann Leopold 132, 133, 937 Montag und Weiß (Buchhandlung) 132, 133, 525, 536, 548, 558, 580, 613, 880, 892, 894, 923, 931, 935, 937 Montesquieu, Charles-Louis de Secondat, Baron de la Brède et de 99, 103, 1086 Montgelas, Maximilian v. 13, 83–85, 111, 422, 706, 786, 787, 805, 831, 842, 876, 887, 1046, 1074 Montgomery, Gabriel de 512 Montgomery, Richard 870 Montjoye s. Dolomien Moore, Edward 154 Morawitzky Graf Topor, Theodor Heinrich 401, 789 Moreau, Jean Victor 67, 107, 674, 707, 1022, 1074 Morelli, Cosimo Damianus 333, 384, 738 Mosheim, Johann Lorentz v. 594, 940 Mounier, Jean Joseph 63, 344, 349, 751 Mozart, Wolfgang Amadeus 262, 378, 694, 772, 882 Müller, Adam 149, 150, 161, 166, 167, 169, 170, 597, 619, 620, 651, 942, 954, 960–962, 967, 982, 990, 991 Müller, Anton 575, 594, 926 Müller, Friedrich (v.) 41, 82, 369, 371, 378, 380, 389, 421, 436, 475, 582, 595, 765, 775, 801, 802, 808, 813, 815, 818, 896, 898, 900, 932, 933, 941, 1071, 1076 Müller, Johann Friedrich 340 Müller, Johann Gottwerth 812 Müller, Johannes v. 4, 34, 91, 92, 169, 670, 704, 841, 871, 876, 942 Müller, P. 575, 596 Müller, Wenzel 378, 772 Müller, Wilhelmine, geb. Lüttich 1076 Mundt, Theodor 138, 895 Murat, Joachim 173, 877, 887 Musäus, Johann Karl August 568, 919 Mustafa Effendi 1055 Muzel-Stosch, Heinrich Wilhelm 392, 783 Mylius (Milius) 497 Mylius, Anton Ulrich Freiherr v. 589, 939 Myller (Müller), Christoph Heinrich 525, 564,

1160

Namenregister

566, 569, 570, 599, 602, 880, 916, 917, 920, 928, 943, 945 Nachtigal, Johann Karl Christoph 755 Nahl, Johann August 375, 416, 769, 803 Naibens 219, 677 Naogeorg(us), Thomas 581, 932 Napoleon I. Bonaparte 4, 31, 91, 110–112, 117, 124, 143, 176, 177, 219, 457, 544, 554, 559, 609, 675, 678, 679, 693, 794, 822, 828, 830–832, 836, 857, 860, 875, 887, 890, 896, 898–900, 902, 908, 912, 920, 933, 936, 942, 947, 949, 969, 975, 976, 983, 988, 1020, 1022, 1027, 1029, 1038, 1055, 1068, 1073, 1086, 1089, 1091 Naumann, Johann Gottlieb 494, 855 Neapel, Ferdinand IV. König v. 675 Necker, Jacques 708, 833 Nell, Johann Peter 713 Nenning 502 Netto, Ernst Friedrich Christoph 346, 518, 735, 747 Neumann 645 Neumann, Wilhelm 904, 940 Nichols, John 555, 909 Nichols, John Bowyer 555, 909 Nicolai, Friedrich 99, 663, 864 Niedermayr, Franz Anton 131, 396, 397, 402, 403, 410, 411, 786, 787, 790, 798 Niemannsche Buchhandlung 552 Niemeyer, August Hermann 201, 411, 666, 667, 704,798, 802, 1034, 1038 Nigmann 701 Nitribitt, Franz Ernst 575, 926 Nockher 257 Nösselt, Johann August 666 Nolte 216 Normann-Ehrenfels, Philipp Christian Friedrich v. 67, 107, 120, 121, 123, 457, 488, 832, 850–852, 1056, 1062, 1063, 1065, 1066, 1086 Nostitz, Johann Graf 206 Notker (der Deutsche) 931 Novalis s. Hardenberg, Friedrich v. Nuys, Minna v. 632, 975 Nyerup, Rasmus 576, 928 Oakly (?) 430 Oberg, Hilmer Ludewig Wilhelm Ernst v. 417

Oberg, geb. Busch, Charlotte v. 417 Oberkirch, Marie Philippine v. (?) 1025 Oberlin, Jeremias Jakob 14 Oberthür, Franz 977 Obser, Karl 8, 9, 727, 822, 885 O’Caroll, Ely (Ocurot?) 582 Octavia (Schwester von Kaiser Augustus) 694 O’Donnell v. Tyrconnell, Moritz Graf 632, 975 Oehmigke, Johann Samuel Ferdinand 968 Oertel, Friedrich Benedikt v. 688, 690, 694, 723, 741, 808, 902 Oertel, Friedrich Ludwig Christian v. 52, 336, 413, 421, 546, 735, 741, 800, 808, 902 Oertel, Wilhelmine (Mimi) Henriette v. 41, 306, 378, 406, 723, 808 Österreich, Alexandra Pawlowna v., geb. Großfürstin v. Rußland 340 Österreich, Franz Joseph I. Kaiser v. 778 Österreich, Johann Erzherzog v. 176, 177 Österreich, Joseph Anton Johann Erzherzog v. 744, 1029 Österreich, Karl Ludwig Joseph Laurentius Erzherzog v. 72, 107, 118, 343, 374, 375, 385, 386, 495, 690, 746, 764, 767, 768, 772, 778, 856, 858, 975, 989, 1019, 1023, 1026, 1045, 1046, 1050, 1056 Österreich, Maria Christina Erzherzogin v. 1027 Österreich, Maria Ludovica Kaiserin v. 1007 Österreich, Maria Ludovica Beatrix Kaiserin v. 175–177, 621, 962, 964, 983 Österreich, Maria Theresia Kaiserin v. 176, 788 Österreich, Rainer Erzherzog v. 975 Ofterdingen, Heinrich v. 564, 904, 916 d’Ohsson, Ignatius Moradgea 634, 977 Oldershausen (s. auch Seebach, Henriette v.) 335, 681, 738 Ompteda, Dietrich Heinrich Ludwig v. 18, 205, 206, 208, 669, 670, 672 Ompteda, Friedrich v. 1015, 1018, 1061 Ompteda, Wilhelm v. 669 Onomakritos 944 Opitz 279 Opitz, Christian Wilhelm 702 Opitz, Martin 98, 504 Oppeln-Bronikowsky, Alexander v. 731

Namenregister

Oppermann, Christian Heinrich 193, 582?, 591?, 661 Oranien, Wilhelm v. (Guillaume d’Orange/ Wilhelm v. Nassau-Dillenburg) 917 Oranien-Nassau, Wilhelm Friedrich v. 433, 815, 1056 Orell (und Geßner, Verlag) 390 Osann, Friedrich Heinrich Gotthelf 415, 421, 431, 438, 801, 808, 813, 818 Ossian s. Macpherson Osterkamp, Ernst 163 Ostertag, Johann Philip 18, 19, 46, 76, 78, 130, 133, 376, 377, 380, 386, 511, 512, 585, 769–772, 774, 778, 820, 867–869, 935, 941, 1005, 1088 Oswald von Wolkenstein 526, 881 Otfried von Weißenburg 504, 931 Otto, Christian 688, 731, 741 Ovid 15, 54, 1000 Paër, Ferdinand 387, 780 le Pajen 1003 Pálffy v. Erdöd, Ferdinand Graf 147, 148, 152, 156, 159, 614, 617, 627, 638, 652, 953, 959, 960, 968 Palm, Carl Josef Graf v. 581, 932 Palm, Johann Philipp 532, 875, 890, 907 Panzer, Georg Wolfgang 581, 931 Papke 872 v. Pappenheim 450, 826 v. Pappenheim (Weimar) 429 Pappenheim, Albert v. 1057, 1067 Pappenheim, Karl v. 1017, 1044, 1057 Pappenheim, Wilhelm Maximilian Rabe v. 322, 383, 384, 410, 733, 776, 797 v. Pappenheim (Mutter des vorigen) 322 Papst, Johann Georg Friedrich 661 Parlemann, Karl Friedrich 219, 677 Passow, Franz 886 Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob 392, 474, 784, 833, 842 Pausanias 795 Peisistratos von Athen 599, 944 Penkler, Josef v. 989 Percy, Thomas 79, 80, 89, 98–102, 134, 138, 485, 504, 507, 517, 523, 524, 529, 536, 569, 599, 607, 618, 848, 849, 860, 874, 879, 885, 893, 943

1161

Perret, Claude Camille 31 Perthes, Friedrich (Verlag, Hamburg) 555 Perthes, Justus (Verlag, Gotha) 870 Peterson 1006 Petrarca, Francesco 137, 138, 274, 326, 892, 921 Peucer, Friedrich 782 Pfaffe Konrad 922 Pfalz, Johann Wilhelm von der 886 Pfalz, Ottheinrich Kurfürst von der 937 Pfau (Procopius Vessadiensis) 441, 822 Pfeffel, Gottlieb Konrad 49, 1078, 1079 Philemon 608 Phull, Karl August Friedrich 832 Pichler, Caroline 178, 984 Pindar 279, 286, 289, 702, 708, 710 Pitt, William d.J. 1018 Pius VI., Papst 221, 678 Pius VII., Papst 875 Pixis, Friedrich Wilhelm d.Ä. 477, 844 Pixis, Friedrich Wilhelm d.J. 477, 844, 1035 Pixis, Johann (Joseph) Peter 477, 844, 1035 Plato 392, 708, 730, 784 Plautus 164, 617, 958, 976, 1087 Pleyel, Ignaz 790 Plutarch 352, 753 Pogwisch, Henriette Ulrike Ottilie v. 949 Poissin, Philippe 693 da Polenta, Guido Novella 945 Polybios 872 Pompadour, Marquise de (Jeanne-Antoinette Poisson) 734 Pompeius 770 Pope, Alexander 15, 999, 1000 Posselt, Ernst Ludwig 241, 686 Pourtalis, Jenny v. 857 Prechtel 518 Preiß 999 Preußen, August Ferdinand v. 331, 736 Preußen, Friederike Luise Königin v. 419, 460, 478, 503, 797, 834, 835, 844, 860, 1068, 1069, 1077–1079 Preußen, Friedrich II. v. 11, 86, 194, 635, 660, 663, 696, 736, 797, 858, 861, 899, 913, 1008 Preußen, Friedrich Heinrich Ludwig Prinz v. 267, 272, 331, 359–361

1162

Namenregister

Preußen, Friedrich Wilhelm II. König v. 194, 201, 208, 663, 666, 667, 834, 1007, 1021, 1026 Preußen, Friedrich Wilhelm III. König v. 72, 225, 246, 254, 267, 283, 307, 604, 688, 690, 733, 797, 844, 993, 1026, 1027, 1057, 1059, 1068, 1070 Preußen, Friedrich Wilhelm (IV.) Kronprinz v. 283, 705 Preußen, Heinrich Prinz v. 82, 696, 699, 736, 758, 797, 1057, 1058, 1068 Preußen, Louis Ferdinand Prinz v. 141 Preußen, Luise Königin v. 69, 254, 336, 433, 690, 741, 758, 815, 947, 993, 1070 Preußen, Marianne Prinzessin v., geb. v. Hessen-Homburg 638, 963, 976, 979 Prölß, Johannes 8 Properz 58 Pütter, Johann Stephan 14, 26, 37, 195, 206–208, 664, 665, 671, 672, 1018, 1024, 1025 Purg 390, 783 Purgstall, Gottfried Wenzel v. 172, 173 Purgstall, Johanna Anna 172 Quintus Curtius 1000 Quintus v. Smyrna (Quintus Calabor) 389, 398, 782, 788 Racine, Jean Baptiste 94, 980 Racknitz (Racklitz), Joseph Friedrich v. 502, 859, 878 Raden 504 Radziwill Fürst zu Olyka und Wieswiesz, Anton Heinrich 358, 758 Raffael (Raffaello Santi) 54, 398, 666 Rambach, Friedrich Eberhard 319, 731 Rantzau 1015, 1016, 1019 Rapp, Gottlieb Heinrich v. 571, 924 Rappal 653 Raspe, Rudolf Erich 860 Raßler, Joseph v. 455, 830 Rathkeal, Peter Philipp Herbert v. 788 Rauscher, Otto 157, 158 Raymond, Gratien Damase de 114, 115, 123 Raynal, Guillaume 1004 Rebmann, Georg Friedrich 29, 30 Rechberg-Rothenlöwen, Aloys Franz Graf v. 82, 331, 332, 341, 465, 531, 737,

744, 800, 887, 1045, 1059, 1064, 1079 Recke, Elisa von der 936 Reden, Franz Ludwig Wilhelm v. 130, 512, 516, 520, 540, 541, 553, 559, 560, 870, 873, 906 Redwitz 1033 Reichard, Heinrich August Ottokar 487, 568, 570, 849, 904, 919, 921, 922 Reichardt, Johann Friedrich 98, 145, 147, 165, 174, 184, 411, 504, 507, 526, 527 530, 558, 798, 812, 832, 861, 863, 864, 881, 886, 911, 952, 953, 1002 Reichardt, Louise 863 Reichstadt, Napoleon Franz Bonaparte Herzog v. 172 Reimer, Georg Andreas 784 Reinhard, Franz Volkmar 502, 859 Reinhard, Karl Friedrich 333, 739, 819, 1013 Reinhold, Karl Leonhard 25, 26, 30, 31, 173, 196, 198, 199, 600, 664, 665, 666, 668, 724, 944, 1008, 1009, 1011, 1013 Reinicke, August Leberecht 277 v. Reischach 456 Reitzenstein, Ernst v. 695, 802 Reitzenstein, Henriette v. 776, 808 Reitzenstein, Katharina (Tina, Tinette, Käthchen) v. 41, 263, 276, 302, 384, 415, 418, 421, 691, 694, 695, 720, 738, 743, 801, 802, 806, 809, 1033, 1035, 1068 Reitzenstein, Line v. 263, 1044 Reitzenstein, Luise, geb. v. Schardt, verw. v. Imhoff 263, 276 Reitzenstein, Sig(is)mund Karl Johann Freiherr v. 467, 553, 559, 840, 906, 911, 959 Rennel, James 404, 791 Renner, Marie Johanna, geb. Borchard 648, 987 Rentsch, Johann Heinrich Siegmund 433, 815 Retzer, Josef v. 52, 146, 153, 178, 617, 704, 734, 904, 958 Reuß, Heinrich XIV. Fürst v. 973 Reuß j.L. (Reuß-Schleitz), Heinrich XLII. v. 473, 544, 595, 841, 842, 900, 941 Reuß j.L. (Reuß-Schleitz), Heinrich LXII. v. (Erbprinz) 83, 84, 451, 469, 470, 473,

Namenregister

474, 518, 537, 538, 545, 594, 820, 841, 842, 876, 893, 940 Reuß j.L. (Reuß-Schleitz), Karoline v., geb. Hohenlohe-Kirchberg Prinzessin v. 473 Reuß, Graf 415 Reuß, Gräfin 801 Richter, Johann Samuel 246, 250, 251, 688, 689 Ried, Hans 757 Riedel, Cornelius Rudolf Johann 546, 862, 901 Riedesel, Friederike v. 276, 700 Riemer, Friedrich Wilhelm 961 Riese 346 da Rimini (da Polenta), Francesca 945 Rinck, Eucharius Gottlieb 932 Rist, Johann Georg 28 Ritter, Johann Wilhelm 65, 326, 327, 346, 357, 735, 747, 786, 841 Ritson, Joseph 94, 95, 97, 814 Robespierre, Maximilian de 832 Robinson, Henry Crabb 28, 95, 671, 892 Rodiek, Christoph 102 Rölleke, Heinz 134 Roese, Anton Ferdinand 790 Röther, Johann Wilhelm 133, 525, 880, 881 Rohden, Johann Martin v. 416, 804 Rollin, Graf 1022 Roman, Philipp Ludwig 491, 853 Rosth, Nikolaus 528, 883 v. Rothberg 478, 1071 Rottmanner, Carl 649 Rousseau, Jean-Jacques 30, 725 Rowe, Nicholas 380, 774 Rudolph, Gerhard 2, 50 Rückert, Joseph 1, 52, 57, 60, 126, 254, 474, 596, 608, 691, 724, 725, 842, 926, 947, 948, 1094 Rüdiger, Wilhelm 716 Rümann, Arthur 138 Ruiz, Alain 31 Ruland, Thomas August 575, 596, 926, 927, 948 Rule 284 Rumford, Benjamin Thompson Graf 786, 1046 Runge, Philipp Otto 963 Rußland, Alexander I. Pawlowitsch Zar v. 113, 435, 543, 604, 737, 743, 745, 750, 758,

1163

759, 815, 823, 824, 829, 830, 899, 936, 947, 993, 1046, 1057 Rußland, Alexandra Pawlowna Großfürstin v. 744 Rußland, Constantin Pawlowitsch Großfürst v. 442 Rußland, Katharina II. Zarin v. 113, 444, 445, 823, 1023 Rußland, Konstantin Pavlovic Großfürst v. 823 Rußland, Maria Feodorowna Zarin v., geb. Sophie Dorothee v. Württemberg 113, 464, 738, 819, 824, 829, 838 Rußland, Paul I. Zar v. 109, 386, 438, 737, 744–746, 750, 779, 819, 838, 1023, 1036 Rußland, Peter der Große Zar v. 778 Saal, Ernst Bernhard 685 Sachs, Hans 576, 581 Sachsen, August I. König v. 867 Sachsen, Friedrich August III. Kurfürst v. 510 Sachsen, Moritz Kurfürst v. 709 Sachsen-Coburg-Meiningen, Georg I. Herzog v. 414, 801 Sachsen-Coburg-Saalfeld, Victoria Prinzessin v. 826 Sachsen-Gotha und Altenburg, August Prinz v. 807, 1008 Sachsen-Gotha und Altenburg, Caroline Amalie Erbprinzessin v., geb. v. HessenKassel 421, 807 Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig Herzog v. 682, 1008 Sachsen-Gotha und Altenburg, Friedrich Prinz v. 297, 715 Sachsen-Gotha und Altenburg, Luise Charlotte, geb. Herzogin v. MecklenburgSchwerin 807 Sachsen-Hildburghausen-Altenburg, Charlotte Freiin v. 119 Sachsen-Meiningen, Georg I. Friedrich Karl Herzog v. 429, 811, 1014 Sachsen-Rudolstadt, Ludwig Friedrich II. v. 792 Sachsen-Teschen, Albrecht Kasimir Herzog v. 621, 962

1164

Namenregister

Sachsen-Weimar-Eisenach, Anna Amalia Herzogin v. 17, 42, 44, 45, 51, 53, 61, 66, 144, 166, 203, 262, 270, 273, 276, 286, 296, 304, 320, 330, 331, 342, 348, 351, 353, 362, 363, 366, 369, 381, 400, 423, 442, 458, 459, 476, 478, 505, 542, 546, 586, 588–590, 592, 593, 609, 635, 684, 692, 694, 695, 698, 700, 703, 707, 708, 715, 720, 732, 736–738, 741, 742, 745, 753, 754, 759, 764, 765, 775, 785, 789, 823, 826, 834, 837, 838, 843, 845, 896–899, 901, 908, 936, 938–940, 949, 966, 969, 1003, 1034, 1037, 1045, 1059, 1064, 1068, 1091, 1095, 1096 Sachsen-Weimar-Eisenach, Bernhard Prinz v. 349, 502, 511, 542, 700, 750, 776, 859, 898, 949, 1033 Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl August Herzog v. 38, 40, 41, 44, 63, 66, 196, 203, 272, 296, 302–304, 307, 331, 342, 349, 350, 368, 375, 379, 381, 410, 421, 431, 442, 443, 458, 509, 521, 522, 542, 582, 591, 592, 597, 610, 666, 668, 677, 681, 687,695, 697, 715, 721, 737, 740, 745, 750–752, 764, 765, 769, 775, 780, 802, 805, 823, 832, 833, 896, 898, 900–902, 907, 933, 936, 939, 946, 949, 988, 1014, 1028, 1030–1032, 1036–1038, 1058, 1059, 1068, 1091 Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl Friedrich Erbprinz v. 41–43, 113, 263, 264, 267, 269, 270, 276, 290, 296, 297, 313–315, 332, 340, 342, 349, 360, 361, 379, 380, 383, 384, 405, 410, 429–432, 443, 454, 455, 458, 465, 479, 480, 542, 582, 695–698, 711, 715, 726, 728, 737, 738, 745, 750, 773, 774, 776, 797, 812, 824, 828, 829, 833, 839, 842, 845, 859, 897, 898, 901, 1032, 1034, 1036, 1037, 1077, 1080, 1088 Sachsen-Weimar-Eisenach, Caroline Louise v. 44, 276, 290, 291, 342, 343, 367, 368, 379, 384, 442, 522, 610, 700, 711, 745, 764, 773, 776, 823, 897, 949, 950, 1037 Sachsen-Weimar-Eisenach, Constantin Prinz v. 58, 740 Sachsen-Weimar-Eisenach, Louise Auguste Herzogin von 2, 29, 94, 302, 375, 379,

380, 384, 417, 442, 546, 591, 610, 667, 697, 773, 774, 811, 896, 898, 901, 908, 933, 936, 939, 949, 1069, 1080, 1091 Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Pawlowna, geb. Großfürstin v. Rußland 42, 113, 340, 361, 475, 542, 582, 586, 603, 726, 737, 745, 750, 759, 824, 829, 833, 842, 845, 851, 859, 896, 898, 933, 936, 940, 946, 1080, 1088, 1091 Sack, August Friedrich Wilhelm 1011 Saemann 560, 913 Sæmundur Sigfússon 356, 756 Sainte Foix (Sainte-Foy), Maximilien Radix de 831 Salat, Jakob 83, 398, 787 Salieri, Antonio 732 Salis-Zizers, Rudolph Graf 185 Salis-Seewis, Johann Gaudenz v. 202, 291, 667 Salzmann, Christian Gotthilf 232, 234, 235, 682, 683, 704 Salzmann, Sophie Magdalena, geb. Schnell 683 Salzmann, Wilhelm 944 Sanftl, Koloman 78, 346, 748 Santini, Francesco 778 Sappho 817, 839 Sardagna v. Meanbery und Hohenstein, Benedikt v. 413, 414, 420, 423, 800, 809 Sardinien, Viktor Emanuel I. König v. 1066 Sattler, D. E. 140, 923, 948 Sauer, Eberhard 144, 185 Savigny, Friedrich Karl v. 174, 612, 952 Savigny, Kunigunde v. 612, 952 Saxe, Joseph Xaver Chevalier de 1057 Saxo Grammaticus 135 Schadow, Johann Gottfried 415, 416, 802, 804 Schäfer 495, 496, 856 Schardt, Bastel 326, 735 Schardt, Karl v. 546 Schardt, Sophie v. 18, 546, 555, 696, 1014 Scharnhorst, Gerhard v. 893 Schaumburg, Karl 158, 160, 183, 632, 639, 642, 643 Schaumann, Johann Christian Gottlieb 94 Scheffauer, Philipp Jacob v. 72, 476, 843

Namenregister

Scheffel, Viktor v. 8 Scheidel, Gustav 7, 8, 27, 738, 837, 918, 1003 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 24, 474, 556, 833, 836, 842, 909 Schenk 1052 Scherer, Joseph 83, 85, 87, 89, 398, 409, 458, 532, 547, 556, 564, 581, 788, 796, 821, 833, 889, 910, 948 Scherer, Wilhelm 90 Scherz, Johann Georg 931 Schikaneder, Emanuel 69, 70, 378, 742, 772 Schilden, Friedrich Ludwig August v. 418, 801, 802 Schiller, Caroline v. 603, 753 Schiller, Charlotte Luise Antoinette, geb. v. Lengefeld 60, 339, 347, 367, 459, 546, 554, 695, 728, 753, 762, 764, 768, 908, 1010 Schiller, Friedrich v. 5, 12, 27, 29, 44, 48, 51, 52, 57, 58, 60, 62, 63, 65, 70, 71, 73, 94, 110, 128–131, 134, 146, 151, 154, 162, 163, 169, 170, 172, 219, 280, 287, 289, 305, 315, 320, 321, 331, 344, 351, 353, 362, 366, 367, 373, 375, 380, 389, 393, 411, 429, 430, 458, 459, 489, 508, 509, 512, 516, 534, 540, 541, 554, 563, 571, 572, 601, 603, 618, 628, 641, 659, 670, 675–677, 698, 700, 702, 704, 708–710, 712, 721, 722, 725–730, 732, 736, 740, 742–744, 746, 747, 749, 753, 760, 762, 764, 766, 768, 772, 774, 779, 782–785, 798, 799, 811–813, 818, 827, 833, 834, 850, 851, 866, 869, 870, 873, 877, 878, 885, 886, 888, 889, 891, 894–896, 909, 915, 918, 924, 938, 946, 953, 955, 960, 969, 980–982, 1009, 1011, 1030, 1086 Schillinger, J. Jacob 803 Schilter, Johann 581, 931 Schimmelmann, Jacob 356, 756 Schindler, Heinrich Karl Christof 1042, 1046–1048, 1051, 1074 Schink, Johann Friedrich 91 Schlabrendorff, Gustav v. 832 Schlabrendorff, Henriette Gräfin v. 336, 741 Schlegel, August Wilhelm 4, 5, 50, 61, 62, 94, 144, 151, 173–180, 183, 340, 353, 355, 362, 379, 380, 387, 392, 458, 555, 568,

1165

578, 602, 618, 621, 624, 630, 631, 640–642, 744, 754, 757, 768, 773, 774, 779, 784, 804, 833, 878, 887, 888, 902, 908, 911, 919, 945, 953, 955, 958, 959, 962, 965–967, 970, 971, 973–976, 979–981, 983, 987, 991 Schlegel, Caroline 61, 768 Schlegel, Dorothea 744, 919, 975, 989 Schlegel, Friedrich 5, 51, 65, 133, 158, 173–175, 177–179, 183, 185, 186, 340, 353, 355, 357, 362, 391, 400, 427, 519, 536, 538, 559, 568, 570, 574, 581, 595, 596, 602, 615, 624, 633, 639, 644, 650, 653, 655, 744, 747, 754, 757, 774, 783, 788, 789, 810, 877, 884, 887, 888, 892, 893, 911, 912, 919–921, 925, 932, 941, 945, 955, 958, 965–967, 970, 972, 974, 975, 982, 984, 987, 989–992, 994 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 355, 392, 784 Schleierweber (Schleyerweber) von Friedmann, Paul Ernst v. 443, 453, 824 Schleierweber (Sohn des vorgen., Page) 443, 453, 497, 823, 824, 828, 1081 Schlichtegroll, Adolf Heinrich Friedrich v. 682, 820, 841, 876 Schlitz, Adele Caroline Louise Johanne v. 531, 887 Schlitz, Friederike Wilhelmine v. 783 Schlitz Freiherr v. Labes, Hans Graf v. 557, 887 Schlitz, Louise Caroline Gräfin v., geb. v. Goertz 526, 531, 557, 612, 783, 807, 881, 886, 910, 1014 Schlözer, August Ludwig 37, 211, 332, 673, 1018, 1019 Schmid, Karl Christian Erhard 25, 26, 198, 665, 1024, 1055 Schmid, Siegfried 126, 127, 134, 141, 536, 636, 665, 724, 893, 978 Schmid (Schmidt) (Danzig) 198, 665, 997 Schmidt, August 872 Schmidt, Heinrich 146, 147, 150, 338, 348, 514, 677, 743, 749, 750, 872, 904, 983, 992 Schmidt, Johann Adam 178, 629 Schmidt, Johann Christoph 163, 296, 715

1166

Namenregister

Schmidt, Klamer Eberhard Karl 694 Schmidt, Maria Sophia 944 Schmidt, Michael Ignaz 16, 1000, 1023 Schmidt-Funke, Julia A. 75 Schmied 1008 Schnabel, Johann Gottfried 921 Schnaubert, Andreas Joseph 196, 198, 208, 664,665, 671, 1013, 1014, 1024, 1025 Schoderer, Joseph 890 Schönberg, Johann Friedrich v. 921 Schöpflin, Johann Daniel 13, 14 Schollmeyer, Johann Georg 596, 941, 1094 Schopenhauer, Johanna 907, 908, 952 Schopenhauer, August 907 Schraut, Franz Alban v. 1058 Schreiber, Alois 827, 959, 972, 989 Schreyvogel, Joseph 142, 152–156, 161, 617, 619, 640–642, 956–958, 962, 980–983 Schröckh, Johann Matthias 1000 Schröder, Friedrich Ludwig 81, 172, 195, 344, 348, 350–353, 743, 747, 750, 752–754, 806, 992 Schröter 195, 664 Schubart, Christian Friedrich Daniel 798, 822 Schubart, Ludwig Albrecht 441, 483, 798, 822, 833, 843, 846, 889 Schubert, Gotthilf Heinrich 100, 167, 169, 619, 852, 954 Schüler 264, 272 Schütz, Christian Gottfried 25–27, 54, 154, 162, 316, 675, 713, 729, 833, 924, 968, 969, 1011, 1013 Schütz, Friedrich Karl Julius 627, 967–969 Schütze, Johann Stephan 613, 614, 625, 952, 954 Schuhl, Jo. 37, 1023 Schulenburg, Friedrich Wilhelm Graf von der 82, 1058 Schultz, Franz 167 Schulz (Kurland) 1014 Schulz (Weimar) 1036 Schulze, Johann 983 Schumann, Robert 135 Schumann, Wilhelm 738 Schwabe, Friedrich 431 Schwabe, Johann Joachim 940 Schwabe, Johann Samuel Gottlob 709

Schwabe, Traugott Leberecht 813 Schwarzburg-Rudolstadt, Karoline Louise Fürstin v. 405, 792 Schwarzburg-Rudolstadt, Ludwig Friedrich II. Fürst v. 405, 419, 761, 806 Schwarzenau 1046 Schwarzenberg, Maria Ernestine v. 1026 Schwarzenfels, Ernst Friedrich v. (?) 372, 766 Schwarzkopf, Friedrich 212, 673 Schwarzkopf, Joachim v. 777 Schwebel 93 Schweden, Gustav IV. Adolf, König v. 72, 73, 385, 778 Schwegler, Johann David 855 Schwerin, Graf v. 295, 715 Seckendorf, Adolph von 365, 761 Seckendorf, Alexander Friedrich Wilhelm v. 15, 39, 144, 200, 218, 220, 222, 223, 225, 226, 229, 450, 451, 480, 483, 491, 492, 495–498, 534, 535, 666, 676, 678, 802, 826, 845, 848, 854, 856–858, 997–999, 1001, 1019–1021, 1025–1028, 1032, 1038, 1067, 1085, 1090, 1096 Seckendorf, Carl v. 365, 480, 482, 760, 906, 999, 1022, 1088, 1092 Seckendorf, Charlotte v. 1087, 1090, 1094 Seckendorf, Christoph Albrecht v. 6, 8f., 11–18, 20–23, 25–28, 32, 34–38, 41, 58, 63, 64, 67, 68, 105, 109, 110, 115, 116, 123, 143, 217, 245, 246, 249, 251, 257, 258, 281, 296, 302, 303, 307, 334, 339, 349, 363, 365, 369, 444–451, 454, 467, 480, 481, 484, 489, 491, 492, 494–497, 499, 503, 504, 518, 532, 535, 586, 587, 605, 610, 633, 639, 654, 669–672, 681, 684, 687, 688, 691, 692, 704, 719, 733, 760, 771, 800, 813, 825–827, 830, 839, 840, 851–854, 861, 876, 888, 891, 936, 979, 997–999, 1002, 1005–1009, 1011–1015, 1017–1019, 1022–1026, 1029, 1032, 1036, 1037, 1042, 1044, 1057, 1058, 1061, 1064, 1066, 1067, 1071–1076, 1079, 1082–1089, 1094, 1095 Seckendorf, Christoph Friedrich v. 11 Seckendorf, Elisabeth Eleonore v. 1087 Seckendorf, Franz Christoph v. 224, 225, 229, 282, 679, 705

Namenregister

Seckendorf, Friedrich Karl v. 200, 201, 505, 666, 861, 1020 Seckendorf, George v. 1016 Seckendorf, Gustav Anton Freiherr v. 648, 817, 988, 991 Seckendorf, Henriette 1087, 1090, 1094 Seckendorf, Johann Carl Christoph v. 1071, 1082, 1086 Seckendorf, Johann Wilhelm Friedrich v. 11 Seckendorf, Julie Henriette v. 203, 226, 235, 250, 257, 258, 301, 302, 317, 322, 333, 342, 343, 349, 352, 353, 366, 369, 379, 400, 405, 406, 480, 482, 503, 591, 668, 691, 692, 730, 745, 754, 789, 963, 997, 999, 1014, 1028, 1030, 1032, 1033, 1064, 1065, 1081 Seckendorf, Julie v. (?) 622 Seckendorf, Karl Alexander Sigmund v. 1065 Seckendorf, Karl August v. 937 Seckendorf, Karl August Gottfried v. 659 Seckendorf, Karl Ludwig (?) 1010 Seckendorf, Karoline v. 14–16, 43, 185, 194, 212, 235, 349, 366, 369, 426, 428, 431, 438, 445–449, 451, 454, 474, 480, 492, 495–498, 502, 506, 508, 526, 528, 535, 539, 540, 553, 560, 563, 571, 572, 583, 584, 587, 588, 610, 636, 654, 692, 810, 812, 818, 825, 847, 851–854, 857, 915, 993, 997–1006, 1009, 1015, 1068, 1070, 1071, 1082, 1083, 1085 Seckendorf, Ludwig (Louis) v. 228, 232–234, 496, 542, 559, 681, 856, 898, 912, 1034, 1035, 1038, 1039, 1076 Seckendorf, Maria Anna (Marie) v., verh. v. Benzel-Sternau 6, 206, 235–237, 241, 242, 249, 252, 256, 302, 349, 352, 405, 426, 428, 430–432, 436–438, 454, 463, 474, 476, 489, 491, 495, 500, 502, 522, 534, 535, 540, 553, 560, 563, 571, 584, 587–589, 610, 654, 671, 684, 687, 691, 719, 792, 810, 812, 818, 826, 842, 843, 845, 852, 854, 857, 879, 890, 891, 938, 998, 999, 1013–1015, 1017, 1067, 1068, 1070–1072, 1076, 1079, 1081, 1082, 1084, 1086–1088, 1090 Seckendorf, Maximilian Friedrich v. 144, 227, 261, 281, 450, 451, 484, 535, 553, 559,

1167

606, 609, 610, 622, 681, 693, 704, 826, 848, 891, 906, 912, 947, 949, 997, 999–1001, 1003, 1067, 1076, 1096 Seckendorf, Si(e)gmund v. 3, 17, 41, 42, 45, 56, 98–100, 504, 505, 684, 687, 708, 861, 969, 1043 Seckendorf, Sophie Friederika, geb. v. Kalb 505, 840, 969, 1043 Seckendorf, Veit Ludwig v. 11, 997 Seckendorf (Cousin, Ebnet) 1036 Seckendorf (Cousin) 1013 Seconda, Franz 279, 702 Seconda, Joseph 702 Secundus, Johannes (Johann Nico Everaerts) 530, 886 Seebach, Friedrich Johann Christian Heinrich v. 313–315, 349, 546, 586, 728, 901 Seebach, Henriette v., geb. v. Oldershausen 335?, 463, 546, 738 Seele, Johann Baptist 476, 843 Seelig, Eugen 9 Seidel, Johann Esaias v. 439, 770, 820, 868, 889 Seidel, Siegfried 918 Seidler, Herbert 154, 954 Seilern (Seiler), Joseph Graf v. (?) 1015 Seinsheim 1058 Selchow, Johann Heinrich Christian v. 664 Selmar, Wilhelm s. Sigel Selva, Giannantonio 942 Sembdner, Helmut 166, 990, 991 Semler, Christian August 436, 817 Senefelder, Alois 131, 786, 787, 868, 943 Sepúlveda, Lorenzo de 102 Seume, Johann Gottfried 678, 709 Seybold, David Christoph 864, 883 Seyboltsdorff, Emanuel 1082 Shakespeare, William 128, 138, 171, 172, 392, 512, 529, 549, 555, 563, 568, 600, 694, 698, 784, 869, 885, 886, 908, 909, 915, 919, 937, 940, 944 Sheridan, Richard Brinsley 743 Siddons, Sarah 1000 Sieburg 1077 Siedler 432 Sigalione 334 Sigel, Karl Christian Ferdinand 52, 712, 716

1168

Namenregister

Sinclair, Isaac v. 2, 22, 29–32, 90, 107, 110, 116–119, 121–123, 125–127, 139, 141, 142, 149, 157, 452, 496, 528, 559, 571, 589, 608, 633, 724, 818, 827, 835, 836, 846, 854, 857, 884, 888, 889, 910, 912, 923, 936, 948, 970, 976, 979, 1093 Sivry, Louis Poinsinet de 758 Skonietzki, Kurt 9 Slevoigt 862 Smith, Adam 12 Smith, James Spencer 456, 831 Snorri Sturluson 135, 756 Soden, Julius Graf v. 890 Söderlein 1009 Sokrates 15, 998 Solms-Braunfels, Friederike zu, verw. v. Preußen 1082 Solms-Laubach, Friedrich Ludwig Christian Graf zu 434, 815 Solon 15, 998 Sommersche Buchhandlung 279, 702, 799 Sonnenfels, Joseph v. 617 Sonnleithner, Joseph Ferdinand 155, 627, 652, 958, 968, 992 Sophokles 139, 169, 312, 370, 391, 452, 727, 828, 940 Spalding, Johann Joachim 1011 Spazier, Johann Karl 60, 298, 717, 720, 804, 866 Spenser, Edmund 600, 944 Spiegel, Emilie 546 Spiegel v. Pickelsheim, Karl Emil Freiherr 546, 901 Spiel, Hilde 962 Spinoza, Baruch de 392, 784 Spittler, Ludwig 120, 1018 Stadion, Friedrich v. 173, 174 Stadion, Johann Philipp Karl v. 174, 175, 910, 975 Staël-Holstein, Anne-Louise-Germaine de 173, 176, 441, 458, 621, 631, 633, 634, 821, 822, 833, 949, 953, 962, 973, 975, 976 Stängel 201 Stahel, Joseph 982 Stampeel, Nikolaus Peter 709, 733 Starck, F. E. 203, 667

Stark, Johann Christian d.Ä. 305, 722 Starkloff, Georg Wilhelm v. 559, 912 Stauffenberg, Johann Franz Schenk zu 1047 Steeb, Johann Elias 111, 456, 831, 1075 Steffany, Georg Christoph 744 Steffany, Karl August Christian 744 Steigentesch, Andreas v. 74, 385, 771, 778, 833, 1045, 1046, 1050, 1057 Steigentesch, August Ernst v. 74, 172, 178, 910 v. Stein (Familie) 546 Stein, Amalie Constantine Luise Henriette v., geb. v. Seebach 386, 776 Stein, Charlotte v. 164, 555, 776, 908, 1070 Stein, Gottlob Friedrich (Fritz) Konstantin v. 415, 418, 695, 801, 1010, 1068 Stein, Gottlob Ernst Josias Friedrich v. 1010 Stein, Karl v. 776, 801 Stein zu Nord- und Ostheim, Karoline v., verh. Mellish 815 Stein zu Nord- und Ostheim, Luise Sophie Amalie Friederike v. 449, 463, 464, 476, 522, 610, 826, 837, 838, 843, 897, 900, 950, 1071, 1080, 1087, 1088 Steinsberg, Karl Franz v. 988 Stendel, Johann Christian Friedrich 659 Stephani, Karl August Christian 340 Sterkel, Franz Xaver 1056, 1057 Sternberg, Kaspar Graf v. 597, 598, 942, 943, 1055, 1095 Steube zu Schnaditz, Christoph Erdmann 831 Stichling, Karl Wilhelm Constantin 433, 814 Stichling, Juliane Christiane Dorothea, geb. Wieland 814 Stichling, Luise, geb. Herder 149 Stieler 388, 419 Stöger, Maximilian Josef 889 Stötzer, Johann Wilhelm Julius 433, 815 Stohn, Henriette, geb. Fröx, gesch. Korn 338, 451, 742, 827 Stolberg 1085 Stolberg, Christian Graf v. 279, 702 Stoll, Joseph Ludwig 142, 144–153, 155–160, 162, 164, 166, 169, 178–182, 185, 435, 547, 613, 614, 616, 618, 623, 624, 632–634, 636, 642, 643, 645–648, 653,

Namenregister

903, 904, 952–955, 957, 958, 960, 962, 965, 970, 971, 973, 974, 976, 985–988 Stoll, Maximilian 145, 181, 435 Stollberg 452 Storr, Gottlob Konrad 188, 660 Stosch, Philipp v. 783 Stotzing(en) 448, 449, 452, 482, 502, 522, 610, 638?, 826, 837, 978, 1071, 1076, 1081, 1088 Strack, Friedrich 165 Stransky von Stranka und Greiffenfels, Christine v. 970 Stransky v. Stranka und Greiffenfels, Franz Otto v. 178, 629, 970 Strauch, Heinrich Ferdinand 254, 691 Strauß, Anton 160, 182, 642, 644–647, 982, 984–986 Strengschwerd s. Glave-Kolbielski Strobel (Verlag) 902 Strobl v. Ravensberg, Ferdinand 185 Struve (Familie) 1007 Struve, Georg Adam 1012, 1013 Struve, Johann Gustav v. 93, 123, 465, 467, 468, 838 Stuckenberg 193, 662 Studniz 518 Stumpf, Johann Georg 196, 664 Suard, Jean Baptiste Antoine 830 Suchet, Louis Gabriel 897 Suckow (Sukkow), Laurenz Johann Daniel 198, 665, 1011, 1013 Sulzer, Johann George 563, 915 Sumerau, Joseph Thaddäus v. 1045 Tacitus 934 Tafinger, Friedrich Wilhelm 190, 659, 1008 Talleyrand-Périgord, Charles-Maurice de 13, 439, 830, 1055, 1056, 1061 Tasso, Torquato 165, 1005 Taubenheim, August v. 457, 466, 467, 489, 825, 1082, 1090 Taubenheim, Caroline v., geb. Bauer 466, 825, 1083 Tauentzien v. Wittenberg, Bogislav Graf 899 Teik (?) 430 Teiß, Graf (?) 380 Teller, Marie Louise, geb. Schuriam 333, 338, 743

1169

Teller, Wilhelm Abraham 1011 Tennemann, Wilhelm Gottlieb 840 Terenz 369, 411, 415, 764, 765, 779, 798, 802, 811, 814, 1075, 1087 v. Tettau 237, 428, 560, 1048 Tettau, Franz 206, 228, 670, 671 Tettau, Karl August Willibald v. 350, 752, 775, 1048 Theokrit 27, 104, 171, 624, 817, 959, 966, 1011 Thomas von Kempen 333, 739 Thon 1046, 1081, 1090 Thon, Caroline Christiane 419, 806 Thon, Georg Friedrich v. 502, 553, 771 Thon-Dittmer (Familie) 432 Thon-Dittmer, Christian August 415, 432, 801, 806, 813 Thouret, Nikolaus Friedrich v. 597, 715, 785, 942 Thüngen 226, 1025 Thürheim, Friedrich Graf v. 842 Thüring von Ringoltingen 944 Thugut, Johann Amadeus Franz v. 34 Thurn und Taxis, Alexander Ferdinand v. 742 Thurn und Taxis, Friedrich Wilhelm v. 1083 Thurn und Taxis, Georg v. 1015 Thurn und Taxis, Karl Alexander Fürst v. 69, 74, 123, 851, 943 Thurn und Taxis, Therese Mathilde Amalie Fürstin v. 69, 336, 405, 589, 604, 741, 792, 943, 946, 947, 1044, 1057 Thurn und Valsassina-Wardegg, Joseph Benedikt Wilhelm Graf v. 385, 778 Tieck, Friedrich 802 Tieck, Ludwig 5, 61, 94, 128, 134, 178, 184, 355, 391, 487, 519, 549, 566, 568, 570, 576, 579, 599, 600, 602, 649, 731, 783, 784, 810, 849, 877, 904, 917, 919–921, 929, 930, 943, 945, 988, 992 Tiege und Comp. 915 Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm 416, 803 Tobler, Johannes 708 Tönniges, Johann Gottfried v. 71, 772, 826, 827 Toerring-Seefeld, Anton Clemens v. 426, 810 Toskana, Ferdinand III. Großherzog v. 221, 678, 1056 Tourlet, René 782

1170

Namenregister

Toussaint L’Ouverture, François-Dominique 662 Trattinik, Leopold 158 v. Traxdorf 432, 438, 818 Tritschler 1006 Trube, Hans 168 Treffz, Immanuel Joseph 23 Truchseß v. Wetzhausen, Christian Freiherr v. 457, 832, 1016 Trumbull, John 870 Tscherbatow 1057 Tschirch, Otto Richard Sigismund 680 Türk, Wilhelm v. 1008 Uechtritz (Üchtritz) auf Treben und Haselbach, C. S. E. v. 546 Uechtritz, Ernst v. 913 Uechtritz, Friedrich Emil v. 249, 250, 252, 560?, 685, 689, 690, 923 Uechtritz, Friedrich Joseph Peter v. (?) 546, 591 Uechtritz, Wilhelmine Luise Charlotte v., geb. v. Künsberg 237?, 249, 250, 256, 258, 407, 638, 653, 684, 685, 689–692, 794, 978, 1043, 1082 Uettingen, Sigmund Philipp August Reichsfreiherr zu 743, 744 Uexkuell (Uexküll, Uxkull; Familie) 455 Uexküll, Frau v. 451, 457 Uexkuell-Gyllenband, Karl Friedrich Emich Freiherr v. 476, 483, 487, 520, 521, 584, 585, 843, 847, 849, 878, 934, 1007 Uhland, Ludwig 1, 3, 5, 7, 88, 96, 98, 131, 133–136, 141, 142, 155, 168, 170, 536, 540, 558, 571, 607, 725, 874, 882, 892–894, 903, 904, 911, 917–919, 923, 927, 929, 930, 944, 950, 955, 977, 1098 Ulfilas 572, 573, 924 Ulrich von Hutten 981 Ulrich von Zatzikhoven 928 Unger, Johann Friedrich (und Verlag) 98, 219, 231, 344, 348, 504, 507, 565, 682, 736, 749, 861, 864, 917, 981 Unzelmann, Friederike Auguste Konradine, geb. Flitner 268, 362, 366, 696, 759, 760, 762 Usteri, Leonhard 755 Valentini, Ernst v. 804

Varnhagen von Ense, Karl August 138, 157, 848, 849, 895, 971 Varrentrapp und Wenner (Verlag) 860 Veit, Philipp 887 Verdier, Jean 897 Vermehren, Johann Bernhard 62, 63, 332, 334, 701, 737, 802 Vermehren, Henriette, geb. v. Eckardt, verw. Ebert 332, 334, 737, 739 Verschaffelt, Peter Anton 912 Vieweg, Friedrich 48, 735, 760 Vilmayer (Vilmeier) 415 Vincent, Karl v. 994 Virgil (Vergil) 27, 204, 215–217, 286, 288, 291, 668, 674. 675, 708, 709, 858, 944, 1011 Voelderndorff, Karl Friedrich Wilhelm v. 1017, 1047, 1053, 1082 Vogel, Wilhelm 411, 797 Vogt, Nikolaus 827 Vohs, Friederike 112, 114, 115, 119, 411, 418, 749, 797, 806, 824, 829, 1036 Vohs, Johann Heinrich Andreas 112, 268, 338, 375, 411, 418, 696, 749, 768, 797, 806 Voigt, Christian Gottlob d.Ä. 38, 63, 226, 296, 369, 413, 415, 432, 438, 681, 682, 715, 717, 720, 721, 735, 737, 744, 801, 815, 840, 878, 1011, 1027, 1034 Voigt, Christian Gottlob d.J. 326, 331, 341, 348, 717, 735, 737, 744, 750, 833 Voigt, Johann Ludwig Gottfried 163 Volkmann, Johann Jakob 1001 Voltaire, François Marie Arouet, gen. 17, 86, 760, 781, 858, 934, 1000 Vopelius-Holtzendorff, Barbara 106 Vorder-Österreich, Eleonore v. 932 Voß, Abraham 908 Voß, Georg 49 Voß, Heinrich 104, 139, 142, 149, 165, 171, 172, 179, 587, 709, 885, 886, 896, 907–909, 915, 936, 953, 959, 966 Voß, Johann Heinrich 3, 7, 46, 47, 93, 104, 142, 149, 155, 164, 165, 171, 279, 389, 458, 505?, 530, 553, 555, 618, 624, 702, 712, 782, 833, 885, 907, 937, 959, 966, 993

Namenregister

Vossische Buchhandlung 298 Vulpius, Christian August 150, 721, 798, 812, 840, 904, 908, 922 Vulpius, Christiane, verh. Goethe 675, 697, 907, 988 Waas, Christian 978 Wachter, Johann Georg 581, 932 Wächter, Carl Eberhard v. 830, 1076 Wächter, Leonhard 134, 456 Wagenseil, Johann Christof 576, 928, 929 Wagner, Adolf 169–171, 619, 745, 954 Wagner, Johann Jakob 954 Walbaum, Justus Erich 806 Walch, Erich 86, 195, 821, 822, 841 Walch, Karl Friedrich 664, 1013 Waldeck-Schönburg, Otto Viktor d.J. Fürst v. 474, 626, 967 Waldner v. Freundstein, Isabelle 582, 586, 933, 936 Waldner v. Freundstein, Luise Adelaide 264, 269, 272, 697, 700, 1034 Walpole Earl of Orford, Horace 335, 339, 740 Walter, Ignaz 584, 865, 931, 934 Walther, Friedrich (Verlag) 166, 390, 651, 990, 991 Wangenheim, Karl August v. 193, 490, 662, 853 Warbeck, Veit 929, 944 Warton, Joseph 154 Weber, Georg Gottlieb 326, 735 Wechmar 192, 1002, 1007 Wechmar, Ernst Adolf Heinrich (v.) 21, 661, 1007, 1010 Wechmar, Friedrich Albert (Albrecht) v. 661 Wechmar, Karl August v. 192, 661 Wedel, Johanna Marianne Henriette v., geb. v. Wöllwarth 610, 949 Weede 263 Weidmannische Buchhandlung 157 Weilhorn 1052 Weimar, Wilhelm IV. Herzog v. 801 Weimar, Wilhelm Ernst Herzog v. 736 v. Weinheim 442, 444, 454, 824, 825, 1076 Weinheim, Sophie, geb. Böhme, verw. Bauer 441, 442, 444–446, 454, 824, 825 Weishaar, Jakob Friedrich 118, 122, 483, 835, 846

1171

Weishaupt, Johann Adam 133, 376, 770 Weiss 228 Weiß, Christian 575, 594, 927 Weiss, Hermann F. 161, 169, 863, 881, 882 Weiss, J. L. U. 132, 540, 553, 560, 562, 583, 587, 937 Weiße 1007 Weißenthurn, Johanna Franul v. 640, 981 Weißer, Friedrich 88, 135, 139, 573, 918, 923, 925, 929, 931, 935 Wendt, Amadeus 136, 137, 139 Wenzel 481 Werckmeister, Rudolph 526, 881 Werneck 1026, 1081 Werner, Zacharias 142, 567, 606, 625, 632, 644, 647, 918, 947, 966, 967, 974, 975, 984, 987 Werthern, Cäcilie 41 Westenrieder, Lorenz v. 52, 77, 83, 131, 398, 401, 426, 706, 787, 789, 891 Westerholt, Alexander v. 1055 Westermayr, Karl 54, 200, 666 Westfeld, Karl 219, 677 Wetzel (Wezel), Friedrich Gottlob 167, 168, 624, 643, 876, 954, 966, 983 Weyland, Philipp Christian 808 Wibel 518 Wickram, Jörg 921 Wiedeburg, Christian Justus 415, 421, 431, 801, 808, 813 Wieland, Anna Dorothea 814 Wieland, Christoph Martin 16, 17, 30, 47, 48, 51, 55, 57, 62, 103, 150, 152–155, 159, 164, 194, 289, 291, 304, 351, 353, 415, 416, 432, 433, 436, 438, 458, 461, 463, 499, 502, 522, 541, 546, 554, 590, 624, 634, 663, 664, 667, 692, 704, 710, 712, 722, 724, 726, 729, 736, 753–755, 761, 780, 798, 802, 808, 814, 816, 818, 833, 837, 853, 858, 859, 861, 879, 897, 908, 936, 952, 953, 958, 966, 1006, 1028 Wieland, Ludwig 48, 152–154, 164, 619, 952, 957, 958 Wilczek, Franz Joseph Graf v. 972 Wilczek, Stanislaus Graf v. 972 Wildenstein, Jeanette v. 681, 1026, 1029, 1030, 1031, 1033

1172

Namenregister

Wilmans, Friedrich 65, 116, 326, 343, 345, 354, 355, 392, 415, 452, 500, 532, 559, 735, 747, 760, 762, 783, 784, 793, 808, 811, 827, 828, 858 Winckelmann, Johann Joachim 355, 390, 643, 755, 783, 983 Winckler, G. F. 768 Winkler, Karl Gottfried (Ps. Theodor Hell) 913 Winter, Peter v. 772 v. Winterfeld 1076 Wintzingerode, Ferdinand v. 805, 830 Wintzingerode, Georg Ernst Levin v. 108, 109, 117–121, 443, 453, 457, 465, 828. 832, 835, 836, 1062, 1063 Wintzingerode, Heinrich Karl Friedrich Levin v. 93, 109, 120, 417, 455, 465, 805, 829, 830, 839, 1063, 1073, 1074 Wittorf, Julius Jürgen v. 1019 Witzleben, August v. 731 Witzleben, Friedrich Hartmann v. 750 Witzleben, Martha Eleonore v., geb. v. Oppel 349, 750 Wöllner, Johann Christoph v. 667 Wöllwarth, Karl Ludwig Georg v. 450, 467, 840, 1003, 1007, 1017, 1023, 1067, 1074, 1076 Wöllwarth, Franz Bernhard Wilhelm v. 840 Wözel (Wötzel), Johann Karl 490, 853 Wolf, Friedrich August 80 Wolf, Pius Alexander 582, 781, 933 v. Wolf 388, 781 Wolff, Christian 1015 Wolfram v. Eschenbach 185 Wolfskeel von Wolfskeel zu Reichenberg, Christian Friedrich Karl 348, 361, 369, 414, 421, 431, 546, 582, 801, 807, 808, 813, 901, 933, 1030 Wolfskeel von Reichenberg, Henriette Albertine Antonie, verh. v. Fritsch (Keele, Kehlchen) 219, 264, 267, 268, 273, 274, 276, 290, 291, 296, 297, 303, 304, 309, 320, 329–331, 340, 342, 349, 350, 353, 359–363, 367, 384, 406, 419, 421, 428, 429, 431, 441, 442, 454, 462, 464, 476, 481, 546, 582, 583, 591, 609, 636, 677, 695, 697, 700, 711, 715, 720, 724, 732, 736, 743, 745, 751, 754, 758, 764, 766,

805, 808, 811, 813, 816, 821, 823, 828, 838, 845, 901, 933, 977, 1029, 1033, 1035–1037, 1045, 1058, 1068, 1076, 1079, 1087 Woltmann, Karl Ludwig 149, 638, 979, 1014 Woltmann, Karoline 638, 979 Wolzogen 541, 546 Wolzogen, Alfred v. 758, 759 Wolzogen, August v. 758 Wolzogen, Karl v. 758 Wolzogen, Karoline v. 5, 66, 113, 129, 305, 339, 342, 361, 362, 366, 367, 429, 454, 520, 610, 722, 744, 745, 760, 762, 764, 816, 837, 851, 946, 1086, 1087 Wolzogen, Ludwig v. 119, 120, 465, 758, 838 Wolzogen, Wilhelm v. 42, 112, 113, 119, 120, 339, 342, 348, 361, 367, 374, 375, 383, 405, 410, 429, 453, 458, 459, 516, 603, 715, 735, 743–745, 750, 758, 759, 764, 768, 769, 774, 776, 824, 825, 828, 829, 833, 834, 837, 858, 873, 891, 896, 946, 1077, 1088, 1091 Würben, Gräfin v. (Wilhelmine v. Grävenitz) 822 Württemberg, Charlotte v., geb. Prinzessin v. England 1020 Württemberg, Eberhard Ludwig Herzog v. 822 Württemberg, Elisabeth Herzogin v. 190, 191, 660 Württemberg, Eugen Friedrich Karl Paul Ludwig Herzog v. 465, 838 Württemberg, Ferdinand Prinz v. 1022, 1028 Württemberg, Friedrich II. Herzog v. (Kurfürst; Friedrich I. König v.) 2, 21, 64, 67, 68, 72, 95, 105–111, 113–115, 117–119, 121, 122, 124, 126, 431, 443, 453, 465, 476, 478, 500, 518, 523, 559, 760, 761, 813, 817–819, 824, 827–829, 831, 835, 838, 839, 843, 846, 848, 850, 858, 876, 879, 890, 910, 912, 1007, 1020, 1022, 1028, 1032, 1045, 1050, 1051, 1055, 1058, 1059, 1061, 1062, 1073, 1085, 1086 Württemberg, Friedrich Eugen Herzog v. 67, 1016, 1020, 1023 Württemberg Karl Herzog v. 660 Württemberg, Karl Alexander Herzog v. 822

Namenregister

Württemberg, Karl Eugen Herzog v. 17, 21, 23, 24, 105, 190, 191, 660, 683, 843, 1007 Württemberg, Katharina Prinzessin v. 333, 738 Württemberg, Ludwig Herzog v. 114 Württemberg, Ludwig Eugen Herzog v. 683, 1013, 1016 Württemberg, Paul Prinz v. 110–115, 119, 444, 454, 464, 818, 824, 829, 838, 1073, 1092 Württemberg, Wilhelm Prinz v. 110, 111, 114, 117, 118, 122, 124, 456, 818, 831, 839, 846, 850, 1073, 1082 Wurmser, Dagobert Sigmund Graf v. 1022 Wylich und Lottum, Heinrich Christoph v. 1048 Yelin v. Winterhausen, Johann Konrad 875 Young, Edward 103, 1086 Young, William 404, 791 Zahn, Johann Christian 924 Zängl, Josef 888 Zauner, Franz Anton v. 72, 1051 Zelter, Carl Friedrich 812, 885, 947

1173

Zeppelin, Karl Reichsgraf v. 67, 107 Zichy zu Zich v. Vasonykeö, Karl Graf v. 633, 975 Ziegesar, Anton v. 431, 554, 582, 813, 837, 897, 950, 1088 Ziegesar, August Friedrich Karl v. 431, 813 Ziegler, Friedrich Wilhelm 640, 981 Zimmer, Ernst 923, 948 Zimmer, Johann Georg 528, 558, 685, 881, 904, 911 Zimmermann, Johann Georg 194, 663 Zinck, Friedrich v. 880 Zinzendorf, Karl Graf v. 633, 975 Zirngibl, Roman 77, 131, 771, 891 Zobel 372 Zumsteeg, Emilie 494, 855 Zumsteeg, Johann Rudolph 98, 494, 813, 855, 925 Zumsteeg, Luise 98, 573, 855, 925 Zweig, Stefan 881 Zwez 270