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German Pages 224 Year 1985
Linguistische Arbeiten
160
Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner
Hans Basb011/Johannes Wagner
Kontrastive Phonologie des Deutschen und Dänischen Segmentale Wortphonologie und -phonetik
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1985
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Basbell, Hans: Kontrastive Phonologic des Deutschen und Dänischen : segmentale Wortphonologie u. -phonetik / Hans Basbell; Johannes Wagner. - Tübingen : Niemeyer, 1985. (Linguistische Arbeiten ; 160) NE: Wagner, Johannes:; GT ISBN 3-484-30160-0
ISSN 0344-6727
© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1985 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort I. Kapitel: Einleitung
l
1.
Bemerkungen zur Methode und zum Korpus dieser Arbeit
l
2.
Zum Begriff 'Segmentale Wortphonologie'
3
3.
Die verwendete Terminologie
5
; IPA [a] i) Niedriger Mittelzungen- bis vorderer ungerundeter Vo-kal, liegt nahe an Kardinalvokal * (3ones: [ a ]). ii) Entspricht dem deutschen [ot], iii) Kommt nur in kurzer Quantität vor; kommt vor dem Halbvokal U] (oft mit der Qualität [ *]) und vor Labialen und Velaren vor. iv) In der Sprache von jüngeren Personen tritt vor Labialen und Velaren [o.] statt v)
t«] auf. miR, lak, tappe [frcxi } lo (mich, Lack, zapfen)
[a] (Dania [ a j); IPA [ 0+] i) Niedriger Mittelzungen- oder hinterer ungerundeter Vokal, liegt zwischen den Kardinal vokalen und 5 (Jones: [a] und [ a]), näher an 5.
[:] und [r>]
Realisierungen
verschiedener
Phoneme
auffassen (vgl. Abschnitt 6). Da es keine sicheren Kommutationspaare mit kurzem [o] und [o] gibt (ausser bei stilistischer Kürzung, z.B. bod (Bude), bäd (Boot) [ boJ3/ bo5', bo!3/bo3']), müssen wir die Möglichkeit untersuchen, beide als Varianten eines Phonems aufzufassen. Dabei gilt die tentative Distributionsregel, dass [o] in offener und [p] in geschlossener Silbe erscheint. (Diese Regel setzt natürlich eine genauere Bestimmung des Silbenbegriffs voraus.) Bei dieser Interpretation treten nun die folgenden Probleme auf: Wörter wie stör (gross) [sdoii] (bei stilistischer Kürzung: [ sdoi?' ]) werden häufig
als erstes Zussammensetzungsglied
ho:n]
und
zucken,
zocken
]), dass die langen und kur-
zen Vokale zu verschiedenen kontrastierenden Segmenten gehören. Mit der Reihe Ruße, Russe, große, Rosse [ au:sä, bUsa, gbso:ss, tsosa ] kann man zeigen, dass das Deutsche vier Phoneme bei den hinteren gerundeten Vokalen unterscheidet.
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verkürzt (wie auch in bestimmten Ableitungen o.a.): stormand (grosser Herr), storartet (grossartig) ['sdo^man' , 'sdoJp-JdeäJ^ Wenn solche Formen in unserer Beschreibung als die Standardformen gerechnet würden, müssten sie als Gegenbeispiele zur oben diskutierten Realisierungsregel ([o] in offener und [o] in geschlossener Silbe) betrachtet werden. Einzelne Wörter mor, bror, sort, hurtig (Mutter, Bruder, schwarz, schnell) [ "no*, bbo^,so^d , hcxpdi ] sind Ausnahmen. (Diese Wörter sind keine Beispiele für die alte Parallelform [°V.], die der modernen Form [ uj] entspricht, beispielsweise in murre (knurren) [mu^*/ move].) Wie in der ersten Silbe im Wort Oktober [o/og!to!b*] kann [o] bisweilen in Silben auftreten, die von anderen Kriterien aus gesehen eindeutig geschlossen sind. Obwohl wir keine Regel für die Distribution beider Qualitäten geben können, die alle fraglichen Fälle erfasst, ergibt sich wie erwähnt die deutliche Tendenz, dass [o] in offenen Silben vorgezogen wird und [o] in geschlossenen. Wahrscheinlich ist diese Tendenz in betonter Stellung am deutlichsten. Ausserdem ist zu beachten, dass der auditiv perzipierbare Unterschied zwischen beiden Qualitäten vor allem in unbetonter Silben recht gering ist und dass viele Wörter zwischen [o] und [o] wechseln können (z.B. sort, hurtig (schwarz, schnell)). Vorläufig können wir feststellen, dass kurzes [o] als ein marginales Phonem betrachtet werden kann. Wir werden es deshalb im Folgenden in Klammern aufführen, wenn wir das System der Vokalphoneme registrieren (vgl. die Abschnitte 5 und 9). [ ] und [?] können phonetisch zusammenfallen (vgl. Abschnitt 8 zum Verhältnis beider Segmente). Die folgenden Wörter bilden eine (Quasi-) Kommutationsreihe aller sieben gerundeten
38 hinteren Vokalphoneme: hule/ugle, hole/Öle, äle, ärle, hulde, hülle, (h)olde(Höhle/Eule,klauen/Ole,necken,früh,hold, löchern,halten (alt)) t ( h ) u: l
, (h)o: l a ,
hole , (h) !
:
, u: la , h u l a ,
].
Wie oben erwähnt kommt das kurze [o] mit einem unsicheren phonemischen Status dazu: foto [foto].
*. Die Anordnung der silbischen Segmente in 3ones' Schema über Kardinalvokale Im Zusammenhang mit der Normierung der deutschen und dänischen Vollvokale, die in den Abschnitten 1-3 phonetisch charakterisiert wurden, sollen diese in ein von Daniel Jones ausgearbeitetes Schema über Kardinalvokale eingetragen werden. Diese Eintragungen basieren auf dem genauen Abhören von Bandaufnahmen mit D. Jones, der die Kardinal vokale in verschiedenen Kombinationen auf Band gesprochen hat. Diese Bänder haben wir mit Aufnahmen der dänischen und deutschen Vokale verglichen, die in der hier gewählten Aussspracheform vorkommen. Die Resultate wurden auch mit früheren Versuchen dieser Art, die in der Fachliteratur beschrieben sind, verglichen. Zunächst seien Jones' eigene Schemata abgebildet. Es ist anzumerken, dass wir ungerundete und gerundete Vokale in verschiedenen Schemata wiedergeben, im Gegensatz zu Jones, der statt dessen zwischen primären und sekundären Vokalen unterscheidet. Wenn wir Jones' Prinzip gefolgt wären, hätte es unlösbare Unsicherheiten bei der Einordnung der Phoneme in der Nähe von [D] und [o] gegeben. Bevor wir die einzelnen Vokale in das Schema eintragen, wollen wir einige generelle Bedingungen für den Gebrauch von Jones' Schema angeben: - Die Eintragung erfolgt auf rein auditiver Grundlage. Man kann deshalb prinzipiell nicht schliessen, dass "der Vokal X eine höhere Zungenstellung hat als der Kardinalvokal Nr. n", sondern nur dass er "so klingt, als ob ". - Rundung ist prinzipiell keine Dimension im Schema, aber da Lippen-und Zungenstellung auditiv in bedeutendem Grad für einander eintreten können, entsteht eine grundlegende Unsicherheit bei der Eintragung von bestimmten, relativ seltenen Vokaltypen, wie beispielsweise ungerundeten hinteren Vokalen, Mittelzungenvokalen, anderen zentralen Vokalen, wie auch zu einem gewissen Grad bei den sehr niedrigen Vokalen. - Die viereckige Figur ermittelt den falschen Eindruck, dass der Kardinalvokal Nr.