Kitai und Karakitai: Ein Beitrag zur Geschichte Ost- und Innerasiens [Reprint 2021 ed.] 9783112505601, 9783112505595


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Kitai und Karakitai
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Kitai und Karakitai: Ein Beitrag zur Geschichte Ost- und Innerasiens [Reprint 2021 ed.]
 9783112505601, 9783112505595

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KITAI UND KARAKITAI EIN BEITRAG

ZUR GESCHICHTE

OST- UND INNERASIENS. VON

W. SCHOTT.

AUS DEN ABHANDLUNGEN DER KÖNIGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 1879.

BERLIN. RlCHIHUreKEREI

D E R KÖNIGL. AKADEMIE

DER

l'N'I VERS I T Ä T S S T R A S S E

WISSENSCHAFTEN 8.

1879. IN KOMMISSION

BF,I F .

[H'MMLERS

(llÄRRWITZ

l'NI)

VERLAGB-BICH HANDLUNG

COSSMANIS).

(g.

VOGT).

KITAI UND KARAKITAI EIN BEITRAG

ZUR GESCHICHTE

OST- UND INNERASIENS. YON

W. SCHOTT.

AUS DEN ABHANDLUNGEN DER KÖNIGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 1879.

BERLIN. BUCHDRUCKEREI

D E R KÖNIGL. AKADEMIE

DER

UNIVERSITÄTSSTRASSE

WISSENSCHAFTEN 8.

1879. IN COMMI8SION BEI F. DÜMMLER S VERLAGS-BUCHHANDLCNG (lIARRWITZ USD GOSSMASN).

(G. V O G l ) .

Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 23. Januar 1879.

Schon

seit, wenigstens anderthalb jahrtausendeil ist China von

zeit zu zeit durch von norden her eindringende Wandervölker teilweise, zwei mal sogar in seinem ganzen umfang, erobert und so lange behauptet worden bis ein zweiter eindringling den ersten verdrängte, oder bis die kraft des eroberers an dem üppigen leben welches der Süden ihm bot, gebrochen war.

fruchtbare

Die barbaren bequemten sich der über-

legenen geistigen bildung des unterworfenen Volkes, um nach irer früheren oder späteren austreibung das erlernte wieder zu vergessen.

Ob aber

nachwirkende einflösse der zeitweilig eingedrungenen horden auf die Chinesen statt gefunden, ob diese von den sitten jener freiwillig oder unbewusst etwas angenommen, ist mehr als zweifelhaft, und von aufgezwungenen sitten ausländischer entstehung weiss ich nur ein beispiel. Dieses eine ist die seit der ersten hälfte unseres 17ten jahrhunderts herrschende, durch das noch jetzt regierende mandschu-tungusische kaiserhaus gewaltsam eingeführte sitte des z o p f t r a g e n s .

Die in iren

nordöstlichen Stammsitzen schon bezopft gewesenen und doch sehr kriegerischen Mandschu haben dem ursprünglich z o p f l o s e n volke vor etwa dritthalb jahrhunderten

unterworfenen

die erste kopfzierde dieser art

gleichsam gewickelt und mit ir einen schwer vergänglichen klecks angehängt, da im neueren Europa die begriffe zopf und Chinese unwillkürlich einander erwecken.

Wozu die Urväter der heutigen Chinesen gewiss mit 1*

SCHOTT:

4

entrüstung sich bequemten, was die im letzten jahrzehent unter furchtbarstem blutvergieszen niedergeworfenen patriotischen 'rebellen' massenweise sich abschnitten und unter die füsze traten, das wird, auch wenn es nach dem (sanften oder krampfbegleiteten) erlöschen der Mandschudynastie wieder gesetzmäszig abgeschafft werden sollte, in unserem Europa noch lange emblem des Chinesentums

bleiben.

Spricht doch selbst ein

so besonnener forscher wie P o t t in der anzeige eines Werkes des Engländers Edkins (Göttinger gelehrte anzeigen, 1877, 14ter märz) von 'zopfig monotoner einzahl chinesischer öden', 1 )

und fragt ein par Seiten weiter,

ob der Russe, weil er des chinesischen w o r t e s für t h e e nicht blosz sich bedient, sondern auch das getränk selbst hinunterschlürft, damit schon zum 'bezopften Chinesen' werde? Soviel übrigens

in

steht

also wenigstens fest,

unserem

etikettisches

Europa

sein

das

ir

treues

und b u r e a u c r a t i s c h e s

nicht

abzuleugnendes,

Spiegelbild

zopftum

findendes

die Chinesen nie zu

kundgebung desselben an irer haartracht bestimmt hat, und dass zu diesem zwecke ein statsstreich von aussen her ablegen bedeutet dem dortigen

patrioten

nötig gewesen.

so viel

als

'die

Den

zopf

sklavenkette

brechen'. Ein chinesischer Verfasser der ältesten annalen der Kin (Goldnen, Altyn-Chane), wie das regentenhaus des von 1115 bis 1234 in Nordchina geherrscht habenden, gewöhnlich Nütsche

oder Nütschen

gusischen Volkes sich auf chinesisch benannte,

sagt,

genannten tun-

wo

er (buch

blatt 2) von köpf- und kleidertracht dieser ausländer handelt: flechten

ir kopfhaar

39, JH^

und lassen es

auf den rücken hinabhangen, (hierin) sich von den Kitan unterscheidend. Jene

Nütschen

Tschinggis herr Jü-uen

waren

gestürzten

aber

die

durch

den

geraden vorfahren der

Meu-tschao

(s. w. u.)

ahnte

mongolischen

weltstürmer

heutigen Mandschu,

schwerlich

dass

seine

und eigne

nation dereinst annehmen würde, ja m ü s s t e , was er unter den nationa-

Herren W.

Fr.

Davis

Schott's academ. abh. 'über

leicht gemildert haben. sehr nahe.

'Poetry

of

chinesische

the

Chinese' ( L o n d o n

1870)

verskunst' ( 1 8 5 7 ) würden

D i e chinesische Ottava rima

und w o h l

auch

dieses urteil v i e l -

z. b. k o m m t unserer

abendländischen

Kitai und

Karakitai.

5

Jen abzeichen des volkes a u f f ü h r t dessen Vertreibung aus China ihm in frischer erinnerung war. 1 ) In gleichem Umschlag mit dem eben erwähnten ^ |Hf Tu lein kuö tschi d. i. der groszen Kin annalen (von Jü-uen Meu tschao) befindet sich das ältere ip? ^f" |Mf Khi-tan kuö tschi d. i. des Kitanstates annalen eines gewissen Je Lung-li, vollendet im jähre 1180 u. z. Beide werke, deren ganzes äussere sie als in gleicher officin xylographirt kund giebt, habe ich bereits in meinen academischen denkschriften 'Älteste nachrichten von Mongolen und Tataren' (1847) und 'Karachatai oder Si Ljao' (1851) zu benutzen gelegenheit gehabt. Das volk der Kitan ist uns schon darum merkwürdig, weil sein name in verschiedenen formen auf die Chinesen selbst und zwar meist auf ganz China, von welchem es doch ( 9 1 6 — 1 1 2 4 ) nur die nördlichsten teile inne hatte, übertragen worden, vor allem aber, weil ein spross ires herrscherhauses nach dessen stürze durch die Nütschen mit geringem gefolge nordwestlich zog und in Centraiasien das eine periode hindurch bis über den Kaspischen see hinaus gefürchtete reich der Karachatajer oder Karakitajer (1125 — 1 2 1 8 ) gründete. Welchen stammes die Kitan gewesen, müsste aus irer spräche hervorgehen wenn sie schriftliche denkmäler hinterlassen hätten. Es sind uns aber nur namen und etwa drei dutzend andere a n g e b l i c h e Wörter dieser spräche überliefert. In dem von einem gelehrten archimandriten (Palladji) irgendwo gesammelten verzeichniss welches herr Howorth in Manchester mir mitgeteilt, entdecke ich fünfzehn tungusische Wörter (die mandschuischen natürlich mit einbegriffen), etwa sechs mongolische, und zwei verstümmelte chinesische. Den zwölf übrigen kann ich nicht eine stelle anweisen. D a die Nütsche

der Chinesen von westasiatischen Schriftstellern

Dschordschi

genannt werden, so deutet jenes auf eine chinesische verderbung des namens welche indess gemildert wird, wenn man die erste durch was nach alten, im Khang-hi oft (oder so selten?) pers.) gebraucht wird. Jr^

Tseho-r-tseM

der Kitan(\)

ausgedrückte silbe zü liest statt nü,

Uze tjän citirten lexicalischen quellen sich schicken soll so

(sonst w e i b ) als gleichbedeutend mit ^ ^

(dem fürworte 2ter

Übrigens finde ich ein obigem i^fjJ^?" fast lautgleiches P ^

ip[

unter den verschiednen namen des Stammherrn (nicht der Kin, sondern)

in dem encyclopädischen San-tshai

thu hwi (buch 3, bl. 19). Ob Verwechselung?

Schott:

6

Hier das verzeichniss mit beibehaltung der Schreibweise und englischen Übersetzung des herren Howorth: asre large,

mandsch. aszuru viel.

aya good,

tungusisch dasselbe.

chaou hundred. cholo stone,

mongol. dschaghun, dschaghu, dschau.

mongol. tschilaghun, tschilün.

chook jurt or temporary felt-tent.? choor two. tungus. dasselbe. holoowan to assist.? kemta easy, mongol. kimta unschwer, leicht. keenmoo to leave.? kwawau jade stone, mandsch. gugjo, gugui. kwoaleen to take a country? nungkoo six. tungus. dasselbe. nooleuktih hair of the head, tungus. nach Castren: nüriktä haar. neukoo gold.? peishin jungle, mandsch. budschan. poorkoo fat, corpulent,

tungus. nach Castren: burgu.

pooshuwang prosperous, offenbar das chinesische ys§L ^

p'ü-schuäng.

siltsih armour, ob mandsch. szele eisen? shikwan sun. tungus. schigun, sygun. taha near, tungus. dag a. talkokile to burn, mandsch. talkia blitzen. taloo bark of a tree.? tama to contract an enclosure, mandsch. toma zusammenziehen. taula korpooko to shut hares, mongol. taulai charbuchu, aus tauJai hase und charbuchu mit dem bogen schieszen. tarako field, mongol. tari land bauen, besäen, türk. taryk ackerland. tikin four, tungus. digin.1) tile head, tungus. dil. Die rein tungusische form der grundzalilwörter für z w e i ,

v i e r und

sechs

beweist nähere stammverwandtschaft der K i t a n mit den Nütsche und also auch mit den Mandschu.

Kitai und

Karakitai.

tektih continued darkness or inferiority. ? tihtipuu filial piety. ? tolepui to tranquillize. ? tookih winter. tungus. tugo, tugäni. toor half grown pig. ? tseangkwan a captain-general, das chinesische ^fff ^ wolooto camp, mongol. ordu. wookoore ox, bull, mongol. üker. wotowan parental affection.? yasloowan prosperöus.i

7

tsjang-kün.

Bei dem Versuche, namen zu deuten, ist schon mehr vorsieht empfehlenswert. Doch halte ich beispielsweise ohne bedenken "jg^ JH Tschha-ko-tschi welches mir in den oberwähnten annalen (buch XIV, bl. 3) als kitanischer ^jzj ming oder 'kleiner name' (kindheitsname) eines prinzen Tsin-uang sich bietet, für die chinesische Umschreibung der mandschuischen Ordinalzahl dschakotschi von dschakon acht. Man vergleiche die römischen namen Octavius und Octavianusl Der gründer des Kitanstates, über dessen taten man Wasziljew in den ' T p y # b i Becmoiiiaro oin^i^ieiria HAinepam. apxeojt. oöiu,ecmBa (Arbeiten der östlichen abteilung der kaiserlichen (d. h. russischen) archäologischen gesellschaft', band IV, s. 11 ff.) vergleiche, führt daselbst ausser J e l ü (s. w. u.) den ehrennamen Ambagän, von amba grosz. Die gewöhnliche chinesische Schreibung ^^ A-pao-ki könnte zwar auf andere spur leiten, aber in einer anmerkung zu s. 13 der 'Tpy/i r bi' sagt herr Wasziljew: 'Das Udai (U-tcii-sze, geschichte fünf kleiner dynastien von 907 bis 960 u. z.) schreibt genauer An-ba-dsjän (kjäri) und ein gelehrter ausschuss unter Kjen-lung verwandelt dieses wort in Ambagän, hinzufügend, in der heutigen spräche der Szolon-Mandschu bedeute es 'groszer mensch". Da eine verkleinernde endung hiermit nicht stimmen will, so möchte der russische gelehrte den zusatz gän in diesem falle wohl allzukühn aus dein chinesischen zen mensch, das ganze also für einen mandschuisch-chinesischen zwitter erklären. Das dreisprachenwörterbuch San hö pjen Ihn kennt nur ambakan p-j • und ambaM, von denen ersteres chinesisch durch y ^ Ijö tci, mon-

Schott:

8

golisch durch ikeken d. i. etwas grosz, ziemlich grosz, erklärt wird, 1 ) während dem anderen chinesisch ^ | | | tä jang, mongolisch ikergek d. i. groszartigkeit, edles ansehen, stolz entsprechen. 2 ) Dieses ambaki stimmt seiner form nach besser zu der chinesischen verderbung a-paoIci, wie es seiner bedeutung nach des in jeder hinsieht gewaltigen eroberers von Nordchina ganz würdig sein musste. Der auf alle fürstlichen personen aus des Stammherren Verwandtschaft übergegangene familienname desselben wird chinesisch # Jelü geschrieben. Die versuchte erklärung aus dem mandschuischen eru stark, ausdauernd (mongol. ere und türkisch er mann) hat ire berechtigung, setzt aber entstellung in mund und pinsel der Chinesen voraus. Meines erachtens darf man das wort ohne zwang in dem jelu der Mandschu wiedererkennen, welches eber, chinesisch ^ ^ ^ f f päo-tschü bespring -schwein bedeutet. Es ist nämlich wohl anzunehmen, dass ein fürstenhaus jagdbegeisterter nomaden nach einem so starken und tapferen tiere sich benannt habe. 3 ) Als viel weniger sich empfehlend sei noch die Vermutung des herren Wasziljew erwähnt, dass Ambagän nach dem von ihm bewohnten l a n d e ( n o oouinaeMofi m n 3e>nrb) den familiennamen Schi-Ii angenommen habe, aus welchem die Chinesen Je-lü gemacht, und schi-li sei wahrscheinlich nichts anderes als das heutige mongolische schiroi. Da Ambagän bis dahin nicht in wasser gewohnt hatte, warum sollte er seinen nunmehrigen aufenthalt schlechthin l a n d benamst und dabei ein mongolisches wort gewählt haben, das nicht einmal terra sondern humus bedeutet? Oder hätte er an ackerland im gegensatze zur steppe gedacht?

1

) Vergl. über verkleinernde anhänge in den Altaisprachen meine Altaischen Studien, lieft 1 (I860), heft 3 (1867), und heft 4 (1870). 2 ) In des verewigten C. v. d. Gabelentz Mandschu-deutschem wörterbuche ist ambaki mit 'ernstes ansehen' und 'streng' übersetzt. 3 ) Vergl. den artikel 'eber' in Grimm's deutschem wörterbuche wo man unter anderem liest: das buchstäblich entsprechende altnordische iöfur erscheine merkwürdiger weise nur in der bedeutung von rex oder prineeps, und eine menge alter heldenuamen sei mit epar = eber zusammengesetzt.

Kitai und

Karakitai.

9

Ich komme nun zu dem namen Kitan oder Ohitan selber, der bei den Mongolen Kitat, bei den Türken Innerasiens und den Westasiaten Chatai, bei den Russen Kitai geworden ist. Das die mongolische form schlieszende t ist ausdruck der mehrzahl und hat das schlieszende n der längst ausser gebrauch gekommenen einheit verdrängt, wie bei seinem zusammenstosz mit einem solchen immer geschieht. Die im Russischen ausgebildete form steht, wie wir sehen, mitten inne: diese zeigt das erste i den Mongolen und das letzte den Türken abgeborgt, vermittelt also die beiden anderen. Aber den Mongolen und Russen bedeutet das wort nicht die weiland eroberer des nördlichsten China (mit einschluss der Mongolei) sondern China selbst und zwar in seinem ganzen umfang, wie Cataya (aus Catai, Chatai) den Europäern des Mittelalters; nur heisst der Chinese russisch Kitajets (mehrzahl Kitaitsy) während Kitat im Mongolischen zunächst die Chinesen und dann ohne weiteren zusatz ir reich oder land bezeichnet. So wie die chinesischen annalisten und chroniker den namen schreiben, besteht er aus zwei schriftzeichen von denen das zweite eine rote färbe (carnation or cinnaber), das erste unter anderem 'geschrammt', 'geschunden' (scared) bedeutet. Auf den grund dieser Zusammenstellung haben einige den namen für chinesisch erklären wollen mit beziehung auf die angebliche sitte des volkes, sich zu tättowiren. Der treffliche Wells-Williams sagt in seinem groszen chinesisch - englischen 'Syllabic dictionary' unter dem namen: 'It is supposed to have been given them from their t a t t o o i n g ' , lässt also zweierlei dahingestellt: ob die Wortverbindung KM-tan im Chinesischen den begriff des tättowirens wirklich ausdrückt, und ob die Kitan solcher sitte wirklich huldigten. Davon weiss aber weder das Khi-tan kaö ci, noch (allem anscheine nach) das spätere und gründlichere Ljao sze welches herr Wasziljew im 4ten bände der Tpy^ti neben jenem benutzt und ausgezogen hat (wie nach ihm durch Dr. Bretschneider geschehen). Sehen wir uns in den s. g. tatarischen sprachen um, so bietet sich eine wurzel chit zunächst bei den Mandschu in dem worte cMtachun klaue, kralle, fingernagel. Die bis jetzt bekannt gewordenen schwestersprachen des Mandschuischen in Tungusien haben dafür kadächun welche PMlos.-Mstor.

Kl. 1879.

Abb. I.

2

10

Schott:

form in irem kadá schon an katai erinnert, wie chita an kitai. Beide formen ergeben sich hiernach als gleichberechtigte. Die mongolische spräche besitzt ein etymon chit, kit in dem verbum kitu-chu schneiden, tödten, ermorden, und in einigen substantiven wie kitu-ghu oder kitu-gha messer. Eine variante dieses kit ist chut oder kut in kutu-gha, kutagha messer und dessen ableitungen. 1 ) Ausserdem gehören offenbar hierher: das kad der Mongolen in kadu-chu getreide mähen, ernten, das chasz der Mandschu in irem chasza-me schneiden (woher chasza-cha scheere), und käsz der Türken (käsz-mek schneiden, käsz-kin schneidig, scharf). In beiden letzteren erscheint t zu scharfem sz gesteigert. Möglicher weise war also der beruf zum gebrauche tödtender klingen in dem namen Kitan angedeutet. Die Kitan sind übrigens, wenn ich nicht irre, schon das dritte der ausländischen Völker gewesen die nach eroberung Chinas oder eines teiles von China iren angestammten namen in der person irer kaiser mit einem der chinesischen spräche entlehnten vertauschten. Derjenige für welchen iré kaiser sich entschieden, war Ljao. Dieses wort, dessen grundbedeutung, sofern ihm das schriftzeichen entspricht, s. v. a. ^gi juén fern, entfernt, kommt hauptsächlich vor als name eines von den Mongolen Schara müren genannten flusses, welcher, dem nördlichen Tungusien entstammt, in das s. g. Gelbe meer mündet und von welchem die provinz Ljao-tung (osten des L.) und die stadt Ljao-jang (sonnenseite des L.) ire namen erhielten. An dem genannten flusse hatte der söhn des A-pao-ki (nach anderen schon letzterer) seinen herrschersitz gewählt und diese tat sollte durch annahme jenes namens verewigt werden. Immerhin zeigte sich hier weniger Selbstüberhebung als in dem ^ Kin (gold) wie die kaiser der Nütsche, oder Jfjjf Tshing (reinheit, daher das englische Pure-dynastyl) wie die Mandschukaiser sich betitelt haben, bezüglich noch betiteln. Derselbe name Ljao, nur mit U si westen, abendland vorher, pflanzte sich in den annalen China's auch auf eine dynastie in Centraiasien fort, welche, ums jähr 1125 gegründet von einem flüchtig geworWer das arabische sei es unverwehrt.

und

englische cut

noch hierher

ziehen will,

dem

Kitai und

11

Karakitai.

denen blutsverwandten der kurz vorher in süd und nord der groszenmauer schmählich untergegangenen Kitankaiser eine Zeitlang, besonders unter irem Stifter, das schrecken aller nachbarvölker wurde, bis sie irerseits herabgekommen, einem derselben (den Naiman) zur beute ward und dann in Tschinggis-chan's weitreiche unterging. Die Si-Ljao, im abendlande viel besser unter den namen Kurchane d. i. volks-chane und Karakitajer d. i. s c h w a r z e K i t a n bekannt, haben, ein von morschem stamme abgelöstes, unter einem andern himmelsstrich neugewurzeltes und daselbst zu einem mächtigen bäume gleichsam aufgeschossenes reis, für uns ungleich mehr anziehungskraft als ire im weit entfernteren osten verkommenen blutsverwandten. Diese erwägung bestimmte mich zu der kleinen academischen abhandlung 'Das reich Karachatai oder Si-Liao' (1850), bei der mir ausser dem Khi-tan kuö tschi von chinesischen quellen nur zu geböte standen: eine 1699 gedruckte geschichte der Mongolen in China, das /Q J ^ ^iffj $H Juan sze lüi pjen, eine kurzgefasste allgemeine geschichte China's bis zum ende der dynastie Ming (1661), gedruckt 1712 und betitelt fpjj | j j | J | r fä Kang kjen % tschi lü, und das encyclopädische ^ |§f ^ San tshai thu hui. Von westasiatischen urkunden hatte ich nur des tschaghataischen Türken Abulghäsi's Türkenstammbaum (