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German Pages 288 [296] Year 1893
EPIGRAMiM UND SKOLION.
EIN BEITRAG ZUR
GESCHICHTE DER ALEXANDRINISCHEN DICHTUNG VON
R. REITZENSTEIN.
GIESSEN. J. R I C K E R ' S C H E
BUCHHANDLUNG. 1893-
Alle Rechte vorbehalten.
Eduard Schwartz gewidmet.
Lieber Freund, als ich vor mehr als zwei Jahren die Ergebnisse der nachfolgenden Untersuchungen in einem Vortrag vor grösserem Publikum, welcher sich doch im letzten Grund einzig an Sie und Prof. K ö r t e richtete, darzulegen versuchte, da ahnte ich nicht, wie lange durch allerlei unvorhergesehene Zwischenfälle die Ausführung jenes Umrisses sich hinziehen würde, das aber stand mir sicher, dass auch diese an Sie sich wenden solle, der Sie in unserem ov/KpiXoZoyeTv die ersten Ideen dazu kennen gelernt und oft genug wohl auch veranlasst haben. Wenn jetzt endlich das Buch zu Ihnen kommt und Ihnen, der Sie bis zur Korrektur der Druckbogen hin freundlich daran Teil genommen haben, nichts neues bringt, so soll es vor Allem den Dank aussprechen, welchen ich für eine wundervolle erste Zeit akademischen Wirkens Ihnen besonders schulde. Ihr R. R.
Inhalts-Übersicht. Saite
Vorwort
i— a
I. D i e S k o l i e n : Granimatikerzeugnisse 3. Die attischen Skolien 13. Schilderungen in der Komödie 24
3-44
II. D i e E l e g i e : Die Elegie zum Vortrag beim Gelage bestimmt 45. Die sogenannten TheognisSammlungen 52
45—86
III. D a s E p i g r a m m : Zweck und Begriff bei den Alexandrinern 87. Entwicklung des Epigramms bis zum zweiten Jahrhundert v. Chr. 104. . . .
87—192
IV. D i e B u k o l i k : Ursprünge der bukolischen Dichtung 193. Die Dichter-ypi ist ebensogut möglich, dass eine sikyonische Skoliensammlung der einzigen älteren Dichterin der Stadt zugeVJIO
19 schrieben ist. Die Beeinflussung dieser Sammlung von Athen könnte kaum befremden. Wie dem sei, verfehlt ist jeder Versuch, aus dem Metrum neue Gedichte der Praxilla zuzuweisen. Die Angaben über die Verfasser einzelner „attischen" Skolien sind damit bis auf eine Angabe des Hesych (unter dem Wort Agf/odiov fieXog) als wertlos erwiesen. Dass dies natürlich und notwendig ist, lehrt eine nähere Betrachtung dieser Skolien. Zu dem sechsten (eid-' ¿^ftv ¿Jtolog) giebt uns Eustath. 1574, 16 die Erklärung. Es nimmt Bezug auf einen alten AioaaJteioq Xoyog, wie solche zum Vortrag bei Gelagen j a auch Sokrates dichtete. Aber man versuche, unsere Strophe nach demselben zu ergänzen, den die Fabel enthaltenden Anfang so hinzuzudichten, dass die Worte dem Mmfioq selbst in den Mund gelegt werden, um das Unpassende zu empfinden. Aus einer allbekannten Fabel hat der Verfasser des Skolions nur den Kernpunkt, nur die Hauptsentenz herausgegriffen und in die Form eines lesbischen Liedes gegossen. Klarer ist derselbe Vorgang bei Skolion 9 : 'O de xaQxlvog cod' iq>rj %aiL« TOV og rt r¿¡¡ig anr/xei. xal eXeyev o öe^ctfievog naqa x ov XQWXOV xa igrjq xaxelvog In eölöov nähv m ¿ßovXexo.
30 Während die uns vorliegenden Auszüge aus Dikaiarch und Aristoxenos nur von der Reihenfolge der die Themata angebenden Gtt8te sprechen, 1 ist hier nur von der Fortsetzung eines einzelnen Liedes die Rede. Natürlich hätte nichts gehindert, wenn Philokieon von dem angefangenen Harmodios - Liede nur einen Teil ergänzt und die weitere Fortsetzung einem dritten Gast tibertragen hätte. Aber ein Miss Verständnis ist dem Scholiasten doch begegnet. An Stelle der Skolien nennt er 2ificoviöov rj 2tt)6ixoqov fitXrj. Die Erklärung dafür giebt uns Aristophanes selbst in der oben erwähnten zweiten Stelle, in den Wolken 1 3 5 4 ff.: 2T. . . . iJCBiörj yctQ elaria/ie&-', owntQ LOTS,
. 2T.
jiqwtov fiev avrov xrjv Xvquv Xaßövx' kya> 'xtAevöa aOai 2I(ia>vldov //¿Zog, tov Kqlov, mq hjtix&RJ. o 6' svd-imq aQxalov elv' eQO0vvrj die schlaue Erfindungskraft des Sisyphos, das
ipevdea
welcher selbst die Persephone zu Uberreden weiss,
Jtoielv
kxvfioiotv
ofiola,
des göttergleichen Nestor
Beredsamkeit; erwägen wir die freche Benutzung Homers und der Heroenvorbilder, so ist der Eindruck kaum abzuweisen,
dass wir
ein W e r k der Sophistenzeit, einen Preis des Reichtums mit ebensoviel E r n s t ,
wie
etwa
die Rede
des Thrasymachos
erstem Buch vom Staat vor uns haben. 1 solonische Bruchstück V .
in
Die A n t w o r t
Piatos ist das
719—728.
Ahnlich glaube ich sophistische Einwirkungen in V . 9 0 3 — 9 3 0 , einem der interessantesten Lieder der Sammlung, zu empfinden: "Oaxig avaXmOLV xTjyel xaxa xvölat Wie
Tjv agszTjv
xolq
der bekannte Herakles
XQ'lliaTa
0-t]qcöv (?)
awielaiv
des Sophisten
ex£lsteht der Dichter am
Scheidewege (V. 9 1 1 ) ; zwei Bahnen liegen vor ihm, die eine zum Wohlleben
und G e n u s s ,
aber da niemand
den Todestag voraus
weiss, führt sie vielleicht zur Armut, die andere zu harter Arbeit und Erwerb, aber wer weiss, ob ihm später noch Freude an dem Erworbenen beschieden ist. Reichtum
und
dieselbe,
der
sein rechter Genuss; wieder ist die Antwort
Wieder ist die aQexrj
aus
Solon entnommen. Denn der Gedanke el fitv yciQ xXovxelc,