Kirchen, Freikirchen und christliche Gemeinschaften in Österreich: Schöne Augenblicke in der europäischen Geschichte 9783205204619, 9783205204008


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Kirchen, Freikirchen und christliche Gemeinschaften in Österreich: Schöne Augenblicke in der europäischen Geschichte
 9783205204619, 9783205204008

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Frank Hinkelmann

Kirchen, Freikirchen und christliche Gemeinschaften in Österreich Handbuch der Konfessionskunde

2016 BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

 Veröffentlicht mit Unterstützung durch Evangelische Kirche A.B. in Österreich Erzdiözese Wien Kulturabteilung der Stadt Wien – MA 7, Wissenschafts- und Forschungsförderung

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

© 2016 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Lektoratsbüro textbaustelle, Berlin Einbandgestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: Bettina Waringer, Wien Druck und Bindung: General Druckerei, Szeged Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-205-20400-8



Meinen Kindern

Carolin Naomi Luca

gewidmet mit dem Wunsch, dass sie die Vielfalt der christlichen Konfessionen zunehmend kennen und schätzen lernen und in einer unter den vielen christlichen Gemeinden dauerhaft ein geistliches Zuhause finden.





Inhalt

Vorwort 13 Definition einiger wichtiger Begriffe

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Einleitung

2 Die orthodoxen Kirchen 2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich 2.1.1 Griechisch-Orientalische (Orthodoxe) Kirche 2.1.2 Serbisch-Orthodoxe Kirche 2.1.3 Rumänisch-Orthodoxe Kirche in Österreich 2.1.4 Russisch-Orthodoxe Kirche 2.1.5 Bulgarisch-Orthodoxe Kirche 2.1.6 Georgisch-Orthodoxe Kirche in Österreich 2.1.7 Antiochenisch-Orthodoxe Kirche

2.2 Die altorientalischen Nationalkirchen in Österreich 2.2.1 Armenisch-Apostolische Kirche 2.2.2 Koptisch-Orthodoxe Kirche in Österreich 2.2.3 Syrisch-Orthodoxe Kirche 2.2.4 Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche 2.2.5 Malankara-Orthodox-Syrische Kirche (Indisch-Orthodoxe Kirche)

2.3 Die Assyrische Kirche des Ostens 3 Die katholischen Kirchen in Österreich 3.1 Die Römisch-Katholische Kirche 3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche 3.2.1 Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche (CE) 3.2.2 Fokolar-Bewegung 3.2.3 Loretto Gemeinschaft 3.2.4 Schönstattbewegung 3.2.5 Marriage Encounter (ME) 3.2.6 Cursillo

27 27 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 59 61 63 65 65 81 83 86 89 92 95 97

8

Inhalt

3.2.7 Verbund ökumenisch orientierter Gemeinschaften Österreichs 3.2.8 Gemeinschaft Emmanuel 3.2.9 Gemeinschaft der Seligpreisungen

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich 3.3.1 Chaldäisch-Katholische Kirche 3.3.2 Syro-Malabarische Kirche 3.3.3 Syro-Malankarische Kirche 3.3.4 Maronitische Kirche 3.3.5 Armenisch-Katholische Kirche 3.3.6 Melkitische Griechisch-Katholische Kirche 3.3.7 Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche 3.3.8 Rumänische Griechisch-Katholische Kirche

3.4 Die Altkatholische Kirche 3.5 Katholisch-Reformierte Kirche 4

99 106 108 110 112 113 115 117 118 120 121 123 126 129

Die staatlich anerkannten protestantischen

Religionsgemeinschaften in Österreich 4.1 Die Evangelische Kirche 4.2. Gemeinschaften und Bewegungen innerhalb der Evangelischen Kirche 4.2.1 Christlicher Missionsverein für Österreich 4.2.2 Die Volksmission 4.2.3 Scharnsteiner Bibelkreis 4.2.4 Die Geistliche Gemeindeerneuerung

4.3 Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) 4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ) 4.4.1 Der Bund der Baptistengemeinden in Österreich 4.4.2 Der Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich (BEG) 4.4.3 Elaia Christengemeinden (ECG) 4.4.4 Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich (FCGÖ) 4.4.5 Mennonitische Freikirche Österreich (MFÖ)

4.5 Neuapostolische Kirche (NAK) Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften in Österreich 5.1 Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich 5.2 Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

131 131 138 138 140 142 144 145 148 150 153 157 161 168 172

5

177 180 184

Inhalt

Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich 6.1 Die Anglikanische Kirche 6.2 Unabhängige Gemeinden evangelikaler Prägung 6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

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6

6.3.1 Foursquare Austria 6.3.2 Vineyard 6.3.3 Calvary Chapel 6.3.4 Hauskirchen 6.3.5 The Church of Acts – Vereinigte Pfingstgemeinde International 6.3.6  C. V. Hit Gemeinde Österreich 6.3.7 Wort+Geist 6.3.8 Unabhängige Gemeinden charismatischer und pfingstlicher Prägung

6.4 Brüdergemeinden 6.4.1 Die Salzburger Gemeinden 6.4.2 Evangeliums-Zentrum 6.4.3 Unabhängige Gemeinden brüdergemeindlicher Prägung

6.5 Heilsarmee 6.6 Gemeinden in der Tradition der Restoration Movement 6.6.1 Gemeinde Christi 6.6.2 Gemeinde Christi – Internationale Gemeinde Christi

6.7 Weltweite Kirche Gottes 6.8 Gemeinschaft Evangelikal-Episkopaler Kirchengemeinden 6.9 Freikirchen und Bekenntniskirchen lutherischer und reformierter Prägung 6.9.1 Evangelisch-Reformierte Gemeinde Westminster Bekenntnisses 6.9.2 Evangelisch-Lutherische Freikirche

6.10 Gemeinde für Christus – Evangelischer Brüderverein (EBV) 6.11 Evangelische Täufergemeinde (ETG) 6.12 Reform-Adventisten 6.13 Volksmission Evangelikale Freikirche Bludenz 6.14 Freie Volksmission Krefeld 6.15 Messianische Gemeinschaft Beth Yeschua 6.16 Die Quäker (Religiöse Gesellschaft der Freunde) Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache 7.1 Internationale englischsprachige Gemeinden

191 191 194 195 196 197 200 203 206 208 209 213 215 216 218 219 220 222 222 224 226 228 230 230 231 233 236 238 240 241 244 245

7

7.1.1 Crossway International Vienna – Evangelikale biblische Gemeinde 7.1.2 Grace Church Vienna

249 251 251 252

10

Inhalt

7.1.3 Grace International Fellowship 7.1.4 Immanuel Bible Church – Immanuel Bibelgemeinde 7.1.5 Salem International Church

7.2 Afrikanische fremdsprachige Gemeinden 7.2.1 Celestial Church of Christ (CCC) – Himmlische Kirche Christi 7.2.2 Christ Covenant Church – Kirche des Bundes Christi 7.2.3 Light of God Ministries 7.2.4 Mountain of Fire and Miracles Ministries 7.2.5 Redeemed Christian Church of God 7.2.6 Winners International Fellowship 7.2.7 Christ Apostolic Church WOSEM 7.2.8 House of Prayer Mission

7.3 Weitere fremdsprachige Gemeinden 7.3.1 Arabische Gemeinden 7.3.2 Philippinische Gemeinden 7.3.3 Koreanischsprachige Gemeinden 7.3.4 Persischsprachige Gemeinde 7.3.5 Weitere Gemeinden

8 Überkonfessionelle Bewegungen 8.1 Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) 8.2 Die Evangelikale Bewegung 8.2.1 Die Österreichische Evangelische Allianz (ÖEA) 8.2.2 Die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ)

253 254 255 256 257 259 260 261 262 263 264 265 266 266 267 270 272 273 279 279 283 286

8.3 Der Weg der Versöhnung – Runde Tisch (WdV)

289 291

9

295

Eingesehene Literatur

10 Anhang 10.1 Das Apostolische Glaubensbekenntnis 10.2 Das Nicaeno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis 10.3 Das Athanasianische Glaubensbekenntnis 10.4 Das Augsburger Bekenntnis 10.5 Das Konkordat 10.5.1 Das Konkordat von 1933 10.5.2 Das Teilkonkordat zu vermögensrechtlichen Beziehungen von 1960 10.5.3 Das Teilkonkordat zum Schulwesen von 1962

10.6 Protestantengesetz von 1961 10.7 Die Leuenberger Konkordie von 1973

321 321 322 323 325 333 333 350 355 360 368

Inhalt

11

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

377 10.8.1 Die Verfassung der Freikirchen in Österreich (2012) 377 10.8.2 Die Glaubensgrundlagen der Freikirchen 389 10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften in Österreich 439 10.9.1 Bundesgesetz: Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften 439 10.9.2 Die Statuten der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich 446 10.9.3 Die Verfassung der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten 486 10.9.4 Die Glaubensgrundlagen der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich 494 10.9.5 Die Glaubensüberzeugungen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten 502 10.10 Die sechs Kernwerte der Vineyard-Bewegung 512 10.11 Die theologischen Leitlinien der Geistlichen Gemeindeerneuerung (GGE) 513 10.12 Die Lausanner Verpflichtung von 1974 514 10.13 Die gemeinsame Basis des Glaubens und das Selbstverständnis der Österreichischen Evangelischen Allianz 521 10.14 Die Glaubensgrundsätze der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ) 544 10.15 Das Selbstverständnis des „Weg der Versöhnung“ (WdV) 545 10.16 Das christliche Zeugnis in einer multikulturellen Welt 547 11 11.1 11.2 11.3 11.4

Verzeichnisse und Register Abkürzungsverzeichnis Kirchenverzeichnis Personenverzeichnis Ortsverzeichnis

553 553 556 560 561





Vorwort

Dieses Buch verdankt seine Entstehung einer Vorlesung zur österreichischen Konfessionskunde. In der Vorbereitung musste ich feststellen, dass es zwar Bücher über die konfessionelle Vielfalt in Deutschland und der Schweiz gibt; wer aber einen Gesamtüberblick über die christlichen Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften sucht, die in Österreich anzutreffen sind, der muss sich mühselig Informationen aus verschiedenen Büchern, Kleinschriften oder dem Internet besorgen. Zu manchen Gemeinschaften findet man zudem fast keinerlei Informationen. Dabei gab es laut der World Christian Database in Österreich schon vor zehn Jahren (2005) mindestens 43 verschiedene Denominationen. So reifte im Herbst 2008 in mir der Entschluss, meine Vorlesungsunterlagen ausführlicher zusammenzustellen und als Konfessionskunde in Buchform zu veröffentlichen. Dieses Werk erschien erstmals im Januar 2009. Doch inzwischen sind weitere acht Jahre vergangen und die kirchliche Landschaft hat sich auf vielfache Weise verändert. So entstand beispielsweise mit der staatlichen Anerkennung des Zusammenschlusses von fünf eingetragenen Bekenntnisgemeinschaften mit den Freikirchen in Österreichs (FKÖ) eine dritte staatlich anerkannte protestantische Religionsgemeinschaft. Gleichzeitig erweist sich bedingt durch die steigende Migration der Anteil der fremdsprachigen christlichen Kirchen und Gemeinschaften als stetig dynamisch wachsend und sich ändernd. Diesen Entwicklungen möchte ich mit einer zweiten, grundlegend überarbeiteten und erweiterten Auflage Rechnung tragen. Bei meiner Tätigkeit im Rahmen der Evangelischen Allianz stelle ich immer wieder fest, dass in volkskirchlichen Kreisen oft wenig Wissen über die freikirchlichen Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften vorliegt. Vielleicht kennt man vom Hörensagen den Namen einzelner Denominationen. Was sie jedoch im Einzelnen charakterisiert und welche theologischen Überzeugungen sie haben, ist selten bekannt. Umgekehrt verhält es sich ähnlich. In freikirchlichen Kreisen kennt man vielfach andere Gemeinden ähnlicher theologischer und konfessioneller Prägung, aber auch bei vielen Angehörigen freier Gemeinden fehlt es oft an grundlegenden Kenntnissen über die sogenannten traditionellen Kirchen. Es ist mein Wunsch, dass dieses Buch den gegenseitigen Respekt zwischen den christlichen Konfessionen stärkt und einen Dialog fördert. Denn wirklicher Dialog ist nur möglich, wenn jeder sich seiner eigenen theologischen Überzeugung bewusst und gewiss ist. Trotz aller angestrebten Objektivität trägt jeder Autor seine eigenen theologischen Überzeugungen in eine Veröffentlichung hinein und kann diese nicht verleugnen. Der Autor ist Pfarrer im Ehrenamt der Evangelischen Kirche in Österreich, engagiert sich verantwortlich in der Evangelischen Allianz und weiß sich der Evangelikalen Bewegung verbunden. Somit ist dieses Buch aus einer evangelisch-evangelikalen Perspektive geschrieben. Gleichzeitig habe ich mich um eine sachliche und faire Darstellung bemüht.

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Vorwort

Abschließend möchte ich denen danken, die zum Erscheinen dieses Buches entscheidend beigetragen haben. Daniel Fankhauser, Bundeskoordinator der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich, Pastor Markus Marosch, Leiter des Charismatischen Zweigverbandes der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich, sowie Pastor Ing. Reinhold Eichinger, Vorsitzender des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich, seien stellvertretend für viele andere genannt, die mir Kontakte, Adressen und Informationen zu Kirchen und Gemeinden zur Verfügung gestellt haben. Univ. Prof. Dr. Rudolf Prokschi, Leiter des Fachs Theologie und Geschichte des christlichen Ostens an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Ao. Univ.Prof. Ministerialrat Dr. Karl W. Schwarz sowie der Leiter des Ordinariats für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich, Generalvikar MMag. Lic. theol. Yuriy Kolasa, haben Teile des Manuskripts gelesen, mir wertvolle Hinweise gegeben und mich vor manchen Fehlern bewahrt. Ihnen sowie den vielen Ungenannten möchte ich herzlich danken! Frank Hinkelmann Petzenkirchen Ende Februar 2016



Definition einiger wichtiger Begriffe

Charismatisch, Charismatische Bewegung, Neocharismatische Bewegung

Charismatisch meint einen christlichen, konfessionsübergreifenden Frömmigkeitsstil, der die besonderen geistlichen Begabungen hervorhebt, die Gott einem Menschen verleihen kann. Diese Fähigkeiten werden als sogenannte Geistesgaben bzw. Charismata (vom griechischen charis, Gnade) bezeichnet. Im Neuen Testament und im frühen Christentum bezeichnet Charisma die Gaben des Heiligen Geistes an Christen, zu denen Weisheit, Erkenntnis, Glaube, Prophetie, Krankenheilungen, Wundertaten, Geisterunterscheidung, Zungenrede und Auslegung der Zungenrede zählen. Im charismatischen Raum wird die Bedeutung der Geistesgaben sowohl für die christliche Lehre (Theologie) als auch für die persönliche Lebensführung (Praxis Pietatis) und das Gemeindeleben betont. Charismatische Strömungen haben im Verlauf der Kirchengeschichte von jeher existiert. Die sogenannte charismatische Bewegung trat jedoch erst in den 1960er Jahren als eine innerkirchliche Erneuerungsbewegung in verschiedenen Konfessionen auf. Anfang der 1980er entstand die neocharismatische Bewegung, die vor allem eigenständige, freikirchliche Gemeindegründungen durchführte. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Zimmerling, Peter. Die charismatischen Bewegungen. Stuttgart: UTB (Vandenhoeck & Ruprecht), 2009.

Denomination

Der Begriff Denomination (vom lateinischen denominare, benennen) wurde ursprünglich für separatistische Reformbewegungen in der Kirche von England im 17. Jahrhundert verwendet. Er fand im deutschsprachigen Raum im 18. und 19. Jahrhundert als neutraler Begriff für religiöse Gruppierungen im Bereich der angelsächsischen Erweckungsbewegungen Eingang in den Sprachgebrauch. Heute wird die Bezeichnung Denomination als neutraler Sammelbegriff für verschiedene Kirchen und Gemeinden im christlichen Bereich synonym zum Begriff Konfession verwendet. Der Begriff findet vor allem auch im angelsächsischen Bereich häufige Verwendung. Dispensationalismus/dispensationalistisch

Mit dem Begriff Dispensationalismus wird eine besondere Form heilsgeschichtlicher Theologie bezeichnet, die seit Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in freikirchlichen Kreisen weite Verbreitung gefunden hat. Die Bezeichnung geht auf den griechischen Begriff oikonomia zurück, der im Englischen mit dispensation übersetzt wird und Heilsplan bzw. Heilsordnung

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Definition einiger wichtiger Begriffe

meint. Paulus verwendet den Begriff u. a. in Eph. 1,10 und Kol. 1,25 f. Der Dispensationalismus teilt die Heilsgeschichte im Zuge der fortschreitenden Offenbarung in einander ablösende Dispensationen bzw. Heilsordnungen (mit jeweils spezifischen Episoden göttlicher Offenbarung bzw. göttlicher Prüfungen der Menschheit) ein. So leben wir derzeit in der Heilsordnung der neutestamentlichen Gemeinde. Der Dispensationalismus zieht in der Regel eine klare Trennlinie zwischen Israel und der (christlichen) Kirche.1 Evangelikal

Der Begriff evangelikal meint eine erwecklich geprägte theologische Richtung innerhalb des Protestantismus. Evangelikale Christen können dabei verschiedenen protestantischen Konfessionen angehören; sie sind in Österreich sowohl in der Evangelischen Kirche als auch in Freikirchen beheimatet. Evangelikale betonen die absolute Verbindlichkeit der Heiligen Schrift für Lehre und Leben, da sie als das vom Heiligen Geist inspirierte Wort Gottes gilt. Auch der Bekehrung und Wiedergeburt durch den Glauben an Jesus Christus wird eine große Bedeutung beigemessen. Geistliche Gemeinschaft aller von Herzen an Jesus Christus Glaubenden wird – oft über die konfessionelle Grenze hinausgehend – bewusst gepflegt. Darüber hinaus nimmt die Heiligung des persönlichen Lebens sowie die Betonung von Mission durch Verkündigung des Evangeliums unter Einbeziehung diakonischer und sozialer Verantwortung eine zentrale Rolle ein. Auch vertreten Evangelikale die Erwartung der sichtbaren Wiederkunft Jesu Christi und die Hoffnung auf ein ewiges Leben im Reich Gottes. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Lüdke, Frank. »Evangelikales Christentum«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 153–169. ₋₋ Hinkelmann, Frank. Die Evangelikale Bewegung in Österreich. Grundzüge ihrer historischen und theologischen Entwicklung 1945–1998. Bonn: VKW, 2014: S. 11–55.

Freikirche

Der Begriff Freikirche bezeichnet eine konfessionelle Gruppe, die sich bewusst als vom Staat unabhängig versteht. Auch wird der Begriff Freikirche häufig dazu verwendet, eine bestimmte Denomination gegenüber Volkskirchen abzugrenzen. Das Attribut frei kann dabei jeweils unterschiedlich verstanden werden, etwa im Sinne von freiwilliger Zugehörigkeit, organisatorischer Unabhängigkeit, der Zugehörigkeit zu einer Minderheit oder als Hinweis auf einen bestimmten theologischen Akzent.2 1 2

Vgl. hierzu den hilfreichen Überblicksartikel auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/ Dispensationalismus [12.02.2016]. Eine ausführliche Diskussion und Definition des Begriffes findet sich u. a. in: Hans Schwarz, „Freikirche“, Theologische Realenzyklopädie, Bd. 11, Gerhard Krause/Gerhard Müller (Hg.), Berlin

Definition einiger wichtiger Begriffe

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In diesem Buch wird der Begriff Freikirche im Sinne von Kirchen und einzelnen Gemeinden verwendet, die die Freiwilligkeit der Mitgliedschaft, eine Trennung von Kirche und Staat sowie eine verbindliche Mitarbeit in der Gemeinde betonen. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Geldbach, Erich. Freikirchen – Erbe, Gestalt und Wirkung. 2. völlig neu bearb. Aufl. Bensheimer Hefte 70. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1989. ₋₋ Graf-Stuhlhofer, Franz. »Freikirche zwischen Volkskirche und Sekte – Versuch einer Definition anhand dreier Kennzeichen«. Freikirchenforschung. 17 (2008). Verein für Freikirchenforschung, 2008: S. 290–296. ₋₋ Kirchner, Hubert (Hg.). Freikirchen und konfessionelle Minderheitskirchen. Ein Handbuch. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1987: S. 9–18.

Konfession

Der Begriff Konfession (vom lateinischen confessio, Geständnis, Bekenntnis) bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch eine Untergruppe innerhalb der christlichen Religionsgemeinschaft, die sich in ihrer Glaubenslehre, Organisation oder Praxis von anderen Denominationen unterscheidet. Der Begriff Konfession wird in diesem Buch austauschbar mit der Bezeichnung Denomination verwendet. Protestantisch/Protestantismus

Die Bezeichnung protestantisch bzw. Protestantismus geht in ihren Ursprüngen auf die Reformationszeit zurück. So wurden die evangelischen Fürsten und Städte, die auf dem Reichstag von Speyer 1529 das im Reichsrecht vorgesehene Mittel der protestatio einlegten, als protestantes bezeichnet, als Protestierende. In den Anfängen stellt der Begriff damit ursprünglich keine Selbstbezeichnung des auf die Reformation zurückgehenden Christentums dar, sondern war eine Fremdbezeichnung für die Evangelischen. Später fand der Begriff zunehmend eine polemische Aufnahme in kontroverstheologischen Auseinandersetzungen. Im Sinne einer Selbstbezeichnung evangelischen Glaubens und der Kirche findet sich der Begriff erst seit Beginn des 18. Jahrhunderts. Erstmals in England werden damit alle christlichen Glaubensgemeinschaften gemeint, die nicht römisch-katholisch sind. Dies schließt auch Gruppen mit ein, die beispielsweise aus täuferischer Tradition stammen.3

3

et al.: de Gruyter, 1983: S. 560–563 sowie in: Franz Graf-Stuhlhofer, „Freikirche zwischen Volkskirche und Sekte – Versuch einer Definition anhand dreier Kennzeichen“, Freikirchenforschung, 17 (2008), Verein für Freikirchenforschung, 2008: S. 290–296. Vgl. hierzu u. a. Hermann Fischer, „Protestantismus I“, Theologische Realenzyklopädie, Bd. 27, Gerhard Müller (Hg.), Berlin: de Gruyter, 1997: S. 542–551; Friedrich Wilhelm Graf, „Protestantismus II“, Theologische Realenzyklopädie, Bd. 27, Gerhard Müller (Hg.), Berlin: de Gruyter, 1997: S. 551–580 sowie Karl Hinrich Manzke, „Protestantismus“, Lexikon für Theologie und Gemeinde, Bd. 3, Wuppertal: R. Brockhaus, 1994: S. 1623–1624.

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Definition einiger wichtiger Begriffe

In diesem Sinne wird der Begriff in diesem Buch verwendet, da im Unterschied zu Deutschland und der Schweiz in Österreich die Evangelische Kirche A. u. H. B. das Namensrecht auf die Bezeichnung evangelisch für sich in Anspruch nimmt und Freikirchen in Österreich – mit Ausnahme der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Evangelisch-Reformierten Kirche Westminster Bekenntnisses – die Bezeichnung evangelisch nicht als Teil ihres Namens verwenden dürfen.4 Daher wird für Kirchen und Gemeinden, die in Deutschland oder der Schweiz als evangelische Freikirchen bezeichnet werden (wie beispielsweise die Baptisten), in Österreich der Begriff protestantisch verwendet.

4

Zur Auseinandersetzung der Evangelischen Kirche mit den Freikirchen rund um die Bezeichnung evangelisch vgl. vor allem: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich: Grundzüge ihrer historischen und theologischen Entwicklung, Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich, Bd. 8, Frank Hinkelmann/Franz Graf-Stuhlhofer/Thomas Schirrmacher (Hg.), Bonn: VKW, 2014: S. 451 ff.



1 Einleitung

Konfessionskunde ist ein Teilbereich der theologischen Wissenschaft, die verschiedene Konfessionen, Kirchen und kirchliche Gemeinschaften umfassend darstellt, sie miteinander vergleicht und gegebenenfalls beurteilt. Sie wird teilweise der Systematischen Theologie (Dogmatik) oder aber auch der Historischen Theologie (Kirchengeschichte) zugeordnet. Der Begriff der Konfession kommt vom lateinischen confessio und meint im allgemeinen Sprachgebrauch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft. Dabei wird der Begriff der Konfession im Bereich der Konfessionskunde häufig im Sinne des im Angelsächsischen verbreiteten Begriffs der Denomination verwendet. Der Begriff Denomination (vom lateinischen denominare, benennen) kam ursprünglich für separatistische Reformbewegungen in der Kirche von England im 17. Jahrhundert auf. Er fand im deutschsprachigen Bereich im 18. und 19. Jahrhundert als neutraler Begriff für religiöse Gruppierungen im Bereich der Erweckungsbewegungen in England und Nordamerika Eingang in den Sprachgebrauch. Heute wird die Bezeichnung Denomination als neutraler Sammelbegriff für verschiedene Kirchen und Gemeinden im christlichen Bereich verwendet.5 Der Fokus bei der Verwendung des Begriffes Denomination liegt daher rein auf der organisatorischen Form der Gruppierung, während dessen theologische oder historische Fragestellungen wie die Zuordnung zu einer Konfessionsfamilie unbeachtet bleiben. Der Begriff der Konfessionskunde wurde im Deutschen zum ersten Mal von dem Theologieprofessor Ferdinand Kattenbusch6 in sein Lehrbuch aus dem Jahr 1892 aufgenommen. Er bezeichnete es in seinem Werk als Aufgabe der Konfessionskunde, die Kirchen seiner Zeit als lebende und geschichtliche Größen mit allen ihren Facetten darzustellen und zu vergleichen. Dies ist bis heute Hauptaufgabe der Konfessionskunde geblieben. Viele der traditionellen Kirchen haben ihre theologischen Kerninhalte in Bekenntnisschriften festgehalten. Andere haben eine Glaubensgrundlage bzw. ein Glaubensbekenntnis formuliert. Darüber hinaus gibt es aber auch Kirchen und Gemeindebewegungen, die bewusst auf die Formulierung eigener Bekenntnisse verzichten und oftmals die Bibel als alleinige Grundlage ihrer theologischen Glaubenslehre verstehen. Doch auch bei ihnen lassen sich schnell theologische Schwerpunkte feststellen, die als Unterscheidungs- und Vergleichs5 6

Vgl. Aloys Klein, „Denomination“, Lexikon für Theologie und Kirche, Walter Kasper (Hg.), Bd. 3, Freiburg, Wien et al.: Herder, 1995: S. 94–95. Vgl. hierzu Wolfdietrich von Kloeden, „Ferdinand Kattenbusch“, Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Bd. 3, Herzberg: Bautz, 1992: Sp. 1239–1241 sowie Joachim Weinhardt, „Kattenbusch, Ferdinand“, Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 4, 4. Aufl., Tübingen: Mohr-Siebeck, 2001: Sp. 905–906.

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1 Einleitung

kriterium angewendet werden können. Solche Unterscheidungsmerkmale finden sich in fast allen Kirchen. So zeigt sich z. B. bei den lutherischen Kirchen eine besondere Betonung der Rechtfertigungslehre (Luthers „allein aus Gnade“), bei den Baptisten liegt die Betonung auf der Glaubenstaufe, bei den Methodisten der Schwerpunkt historisch auf der Heiligung und bei den Brüdergemeinden nimmt das Abendmahl eine zentrale Rolle an. Die mennonitischen Gemeinden betonen den Pazifismus und Pfingstkirchen und charismatische Gemeinden die Zungenrede bzw. die Geistesgaben. Doch die Unterschiede zwischen den Kirchen liegen nicht nur im theologischen Bereich oder in ihren Glaubensüberzeugungen. Vielmehr gibt es zahlreiche weitere Unterscheidungsmerkmale, die vor allem im Bereich der Frömmigkeit sichtbar werden. So heißt es in einer neueren Konfessionskunde: „Diese ‚Äußerlichkeiten‘ des Glaubens sind oft auffälliger als die theologischen Glaubensüberzeugungen. Schon die Kirchengebäude unterscheiden sich. Die Facette reicht von der Kathedrale bis zur Garage oder Wellblechhütte. In einigen Kirchen gibt es für den Pfarrer eine Kanzel, in anderen spricht der Redner bewusst auf gleicher Höhe mit den Zuhörern. Einige Kirchen und Gemeinden leben eher abgeschottet von der Welt, andere engagieren sich aktiv für die Belange der Gesellschaft. In einigen Gemeinderichtungen geben Menschen aus den höheren sozialen Schichten die Richtung vor, andere spiegeln die weniger begüterten Kreise wieder [sic]. Manche Kirchen sind eng mit der nationalen Geschichte ihres Landes verbunden, was sich bis in die praktische Gestaltung des Gemeindelebens niederschlägt (Nationalfahne auf der Bühne). Andere lehnen eine Verquickung von Staat und Kirche vehement ab. Auch das Liedgut, die religiöse Kleidung, die religiöse Sprache oder bestimmte Verhaltensmuster können eine christliche Gemeinschaft kennzeichnen und von anderen Kirchen unterscheiden.“7

Wer die christlich-religiöse Landschaft betrachtet und näher untersucht, der wird sich schnell davon überzeugen können, dass das Christentum keinen einheitlichen, unveränderlichen Block darstellt. Vielmehr ist das Christentum ein lebendiger Organismus, der wächst und sich ständig verändert. Neue Kirchen und Gemeinschaften kommen hinzu, andere verschwinden in der Versenkung der Geschichte. Mag die Situation in Österreich noch überschaubar erscheinen, so ändert sich dies sicherlich, wenn man den internationalen Kontext betrachtet. Die World Christian Database, ein renommiertes Forschungsinstitut zu Fragen der religiösen Statistik, führt weltweit 9000 Denominationen an.8 Hier nehmen sich die 43 für Österreich im Jahr 2008 angege7

Stephan Holthaus, Konfessionskunde: Handbuch der Kirchen, Freikirchen und christlichen Gemeinschaften, Hammerbrücke: Jota Publikationen, 2008: S. 9–10. 8 Quelle: http://www.worldchristiandatabase.org/ [20.12.2008].

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benen kirchlichen Gruppierungen nahezu bescheiden aus, auch wenn die Zahl inzwischen längst überholt ist und wahrscheinlich eher bei rund 70 Kirchen und kirchlichen Gruppierungen liegt. In Deutschland waren es im Jahr 2008 schon 98 Kirchen und für die Schweiz wurden 72 Denominationen angegeben.9 Ein deutscher Theologe spricht global gesehen sogar von knapp „40.000 organisatorisch selbständigen, wenn auch untereinander verwandten christlichen Kirchen und Gemeinschaften“10 weltweit. Gleichzeitig übersehen wir in der westlichen Welt leicht, dass sich der Schwerpunkt des Christentums schon längst von der westlichen Welt auf der nördlichen Halbkugel in den Globalen Süden (Afrika, Asien und Lateinamerika) verschoben hat. So leben heute allein in Brasilien (145 Millionen), Mexiko (94 Millionen), Kolumbien (38 Millionen) und auf den Philippinen (69 Millionen) mehr Katholiken als in den USA (64 Millionen), Frankreich (45 Millionen), Italien (58 Millionen), Spanien (35 Millionen) und Polen (34 Millionen) zusammen; immerhin waren dies die alten Kernländer der Römisch-Katholischen Kirche. 11 Auch im protestantischen Bereich sieht die Entwicklung ähnlich aus, was vor allem im rasanten Wachstum der Evangelikalen Bewegung – und hier im Besonderen der Pfingstbewegung – begründet liegt. So ist das Wachstum der Evangelikalen ungefähr dreimal so hoch wie das der Weltbevölkerung.12 Man schätzt, dass inzwischen rund 60 Prozent aller 2,1 Milliarden Christen13 im Globalen Süden leben.14 Diese Ausgangslage dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, auch wenn dieses Buch sich vornehmlich mit der Situation in Europa und im Speziellen mit Österreich beschäftigt. Es ist nun Aufgabe der Konfessionskunde, dem interessierten Leser einen zuverlässigen Überblick über Geschichte, Lehre und Glaubensvollzug der einzelnen Denominationen zu bieten. Hierbei geht das vorliegende Buch von einer Aufteilung der christlichen Kirchen in 3 Hauptgruppen aus, wie es derzeit in der Konfessionskunde üblich ist: die katholischen Kirchen, die orthodoxen Kirchen (Ostkirchen) mit Einschluss der orientalischen Nationalkirchen und die protestantischen Kirchen. Alle christlichen Denominationen, von Sonderge9 Quelle: http://www.worldchristiandatabase.org/wcd/about/denominationlist.aSp [20.12.2008]. 10 Holthaus, Konfessionskunde, S. 6. 11 Quelle: http://www.catholic-hierarchy.org/country/sc1.html [20.12.2008]. 12 Vgl. hierzu Patrick Johnstone, Viel größer als man denkt: Auftrag und Wachsen der Gemeinde Jesu. Holzgerlingen: Hänssler, 1999: S. 171 ff. 13 Quelle: http://www.adherents.com/Religions_By_Adherents.html#Christianity [17.11.2015]. 14 Quelle: http://pewforum.org/events/051805/global-christianity.pdf [20.12.2008]. Vgl. ferner: Pew Research Center (Hg.), Global Christianity: A Report on the Size and Distribution of the World’s Christian Population, Washington: Pew Reseach Center, 2011: http://www.pewforum. org/2011/12/19/global-christianity-exec/ [17.11.2015] und Center for the Study of Global Christianity (Hg.), Christianity in its Global Context, 1970–2020: Society, Religion, and Mission, South Hamilton, Center for the Study of Global Christianity, 2013: http://www.gordonconwell.edu/ ockenga/research/Christianity-in-Its-Global-Context.cfm [17.11.2015].

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meinschaften und Sekten einmal abgesehen, können dieser Dreiteilung zugeordnet werden, wobei am ehesten bei der Zuordnung der Anglikanischen Kirche Schwierigkeiten entstehen, die bis heute sowohl katholische als auch protestantische Elemente in sich vereint. Während es in Deutschland und der Schweiz allgemein üblich ist, viele der Freikirchen als Teil der evangelischen Konfession zu verstehen, sie daher auch als evangelische Freikirchen geführt werden und nicht wenige der Freikirchen die Bezeichnung evangelisch in ihrem Namen führen (siehe z. B. die Freien Evangelischen Gemeinden [FEG] oder die Evangelisch-freikirchlichen Gemeinden = Baptisten), hat sich in Österreich aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen eine eigenständige und unterschiedliche Entwicklung ergeben. Der Begriff evangelisch ist in Österreich für die Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses (A. u. H. B.) rechtlich geschützt. Einzig der Evangelisch-methodistischen Kirche ist vor einigen Jahren von der Evangelischen Kirche das Recht zugestanden worden, die Bezeichnung evangelisch im Namen zu führen.15 Daher wird im Folgenden für Österreich der Begriff protestantisch verwendet, während in Deutschland oder der Schweiz eher die Bezeichnung evangelisch geläufig ist. Zur Kategorisierung einzelner Untergruppen in der Konfessionskunde greift man auf eine Dreiteilung zurück: Kirchen, Freikirchen und christliche Gemeinschaften. Mit Kirchen bezeichnet man die traditionellen Kirchen, die in einzelnen Ländern als Staats-, Landes-, oder Volkskirche verankert sind und oft in einem Naheverhältnis zum Staat stehen oder besondere Privilegien genießen. Hierzu gehören unter anderem die Römisch-Katholische Kirche, die Evangelische Kirche und die orthodoxen Kirchen. Freikirchen betonen im Unterschied und Gegensatz zu den Kirchen ihre Unabhängigkeit vom Staat. Zwar stehen auch sie dem Staat positiv gegenüber (Röm. 13), möchten aber von staatlichen Einflüssen frei bleiben und treten für eine klare Trennung von Kirche und Staat ein. Klassische Freikirchen sind z. B. Baptisten und Methodisten. Christliche Gemeinschaft meint hingegen Gemeinden vor Ort, die sich aus theologischen Gründen keinem Bund bzw. keiner Bekenntnisgemeinschaft anschließen wollen. Die Hauskirchenbewegung – eine weltweit wachsende Bewegung – oder aber auch Teile der Brüderbewegung wären hier einzuordnen. Christliche Sondergemeinschaften bzw. Sekten werden in dieser Konfessionskunde nicht näher behandelt. Unter einer Sondergemeinschaft bzw. Sekte (vom lateinischen Begriff secare, schneiden, abtrennen) versteht man eine Gruppe, die sich aus theologischen Gründen von einer anderen Kirche abgetrennt hat und ein theologisches Sondergut lehrt – oft bezüglich einer sonst eher untergeordneten Lehrfrage, häufig verbunden mit einem besonderen Erwählungsgedanken. Friederike Valentin definiert den Begriff folgendermaßen:

15 In einem gerichtlichen Vergleich infolge einer Unterlassungsklage der Evangelischen Kirche A. u. H. B. erhielt im Jahr 2009 auch die Evangelisch-Reformierte Kirche Westminster Bekenntnisses das Recht, die Bezeichnung evangelisch im Namen zu führen.

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„Der Begriff ‚Sekte‘ wird in diesem Sinne für jene Gemeinschaften verwendet, die 1. sich von (Welt-)Religionen dadurch unterscheiden, daß sie sich von diesen größeren Gemeinschaften getrennt haben und sich nun als eigene Religionsform definieren, 2. im Unterschied zu Weltanschauungen eine kultische Komponente aufweisen, 3. im Unterschied zu Freikirchen (noch) nicht im ökumenischen Dialog stehen und 4. im Unterschied zur Evangelikalen Bewegung […] klare Grenzen gegenüber allen anderen Organisationen (in Lehre, Organisation, Praxis u. a. m.) ziehen.“16

Dem Bereich der Sekten und Sondergemeinschaften werden u. a. die Zeugen Jehovas, Scientology oder die Christliche Wissenschaft zugeordnet. Dieses Buch kann und möchte keine umfassende Abhandlung jeder christlichen Konfession bieten. Gerade zu den klassischen Kirchen gibt es zahlreiche hervorragende und ausführliche Monographien, auf die in öffentlichen Bibliotheken zurückgegriffen werden kann. Daher werden die Ausführungen zu den klassischen Kirchen in diesem Buch auf die zentralen Aspekte beschränkt. Wer jedoch Informationen zu Geschichte, Lehre und Verbreitung von verschiedenen Freikirchen und christlichen Gemeinschaften in Österreich sucht, findet oft schwerlich zuverlässige Darstellungen.17 Entweder handelt es sich um vereinzelte Artikel oder Aufsätze in Fachzeitschriften bzw. Lexika, die so für viele Leser eher selten zugänglich sind, oder man findet Selbstdarstellungen bzw. Werbematerial der jeweiligen Denomination. Zwar gehen einige Bücher fundiert auf die Situation in Deutschland ein, doch gibt es unseres Wissens nach bis heute keine zusammenhängende Gesamtdarstellung der Situation in Österreich.18 Diesem Mangel möchte das Handbuch Abhilfe schaffen. Aus diesem Grund wird ausführlich auf die staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften und die staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften im protestantischen Bereich sowie auf weitere Freikirchen und christliche Gemeinschaften eingegangen. Darüber hinaus werden auch die wichtigsten übergemeindlichen Bewegungen in Österreich vorgestellt. 16 Friederike Valentin, „Sekten“, Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen: Fakten, Hintergründe, Klärungen, 5. durchges. und überarb. Aufl. Wien: Herder, 1997: S. 974. 17 Der Autor freut sich über Korrekturen falscher Angaben oder Ergänzungen seitens des Lesers und kann unter [email protected] erreicht werden. 18 Auch das 2013 vom Wiener Historiker Karl Vocelka vorgelegte Handbuch Multikonfessionelles Österreich: Religionen in Geschichte und Gegenwart, Wien: Styria Premium, kann diesem Anspruch nicht genügen. Zum einen beschränkt es sich nicht nur auf christliche Kirchen und Gemeinschaften, zum anderen ist die vorgelegte Auswahl unvollständig und sachlich an nicht wenigen Stellen falsch und unzutreffend. Vgl. hierzu die Rezension von Ernst Fürlinger, „Blinde Flecken“, Die Presse, 23.11.2015: Spectrum S. VI sowie Franz Graf-Stuhlhofer, „Rezension“, Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, 129 (2013): S. 233–235.Vgl. ferner zusammenfassend zur kritischen Rezeption des Buches: https://de.wikipedia.org/wiki/Multikonfessionelles_%C3%96sterreich [17.11.2015].

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Die Zahlenangaben über Mitglieder und Anhänger bzw. Gläubige der einzelnen Kirchen und Freikirchen gehen in der Regel auf eigene Erhebungen des Autors zurück oder sind anderen Veröffentlichungen entnommen.19 Daten der letzten Volkszählung 2001 wurden nur noch in Ausnahmefällen als Referenz hinzugezogen.20 Dabei gilt es jedoch eines zu beachten: Während die Volkskirchen formal hohe Mitgliederzahlen aufweisen, besucht oft nur ein Bruchteil der Mitglieder regelmäßig die Gottesdienste oder nimmt aktiv am kirchlichen Leben teil. Bei den Freikirchen zeigt sich uns das gegensätzliche Bild. Da in Freikirchen in der Regel nur Erwachsene als Mitglieder gezählt werden, ist die offizielle Mitgliederzahl nicht selten wesentlich niedriger als die Anzahl der tatsächlichen Gottesdienstbesucher bzw. derjenigen, die sich aktiv am gemeindlichen Leben beteiligen. Nicht selten liegt die Zahl der Gottesdienstbesucher doppelt so hoch wie die formale Mitgliederzahl. Ein Beispiel aus der Volkszählung 2001 verdeutlicht diesen Sachverhalt. Während der Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich (BEG) damals nach interner Zählung nur 1280 Mitglieder aufwies, gaben 4892 Personen an, zum BEG zu gehören – ein fast dreimal höherer Wert als die offizielle Mitgliederzahl. Dies gilt es bei den jeweiligen Angaben zu beachten. Daher wird an vielen Stellen auf die Angabe der offiziellen Mitgliederzahl verzichtet und stattdessen unter dem Begriff Anhänger die Zahl derjenigen angegeben, die aktiv am kirchlichen bzw. gemeindlichen Leben teilnehmen. Der zweite Teil des Buches bietet wichtige Texte und Dokumente einzelner Kirchen, Freikirchen und überkonfessioneller Bewegungen. Diese Quellen sollen es dem interessierten Leser ermöglichen, sich selbst ein Urteil über die einzelnen Kirchen und Gemeinschaften zu bilden und auch theologische, rechtliche und strukturelle Positionen zu vergleichen. Daher finden sich die Statuten und Glaubensgrundlagen aller religiösen Bekenntnisgemeinschaften sowie weitere bedeutende Texte. Literaturhinweise bzw. Internetlinks zu den jeweiligen Kirchen, Freikirchen und christlichen Gemeinschaften sollen darüber hinaus ein vertiefendes Studium ermöglichen. Bei diesen Literaturtipps wurden allgemeinverständliche Werke und Bücher mit speziellem Österreichbezug bevorzugt. Die wissenschaftliche Fachliteratur kann der Bibliographie am Ende des Buches entnommen werden. Vertiefende, allgemeine Literatur zur Konfessionskunde

₋₋ Barrett, David/Kurian, George T./Johnson, Todd M. World Christian Encyclopedia: A Comparative Survey of Churches and Religions in the Modern World. 2. Bd. 2. Aufl. Oxford. Oxford University Press, 2001. Das Standardwerk zur Religionsstatistik im internationalen Bereich. Vgl. hierzu auch die Internetseite: http://www.worldchristiandatabase.org/wcd/.

19 Den meisten Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften wurde ein Fragebogen mit der Bitte um Bekanntgabe statistischer Daten zugesandt. 20 Vgl.: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/ volkszaehlungen_registerzaehlungen_abgestimmte_erwerbsstatistik/bevoelkerung_nach_demographischen_merkmalen/022894.html [17.11.2015].

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₋₋ Biewald, Roland (Hg.). Die christlichen Konfessionen: Geschichte, Hintergründe und Glaubensinhalte. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2007. Eine aktuelle und hilfreiche kurze Einführung ins Thema im DIN-A4-Format. ₋₋ Die Kirchen der Gegenwart. Gury Schneider-Ludorff/Walter Fleischmann-Bisten (Hg.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007 ff. Eine vom Konfessionskundlichen Institut in Bensheim (Deutschland) herausgegebene aktuelle Reihe, die auf 18 Bände angelegt ist. Bisher sind vier Bände erschienen (Lutherische Kirchen, Methodistische Kirchen, Die katholischen Ostkirchen, Freie Evangelische Gemeinden). Jeder Band geht auf Geschichte, Theologie, geographische Verbreitung sowie die heutige Situation in den fünf Erdteilen ein. Diese Reihe wird wahrscheinlich die als Nächstes genannte Reihe Die Kirchen in der Welt ablösen. ₋₋ Die Kirchen der Welt. Hans Heinrich Harms u. a. (Hg.). Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, heute: Berlin et al.: de Gruyter, 1959 ff. 20 Bde. Eine mehrheitlich ältere, jedoch umfassende Darstellung von Kirchen und Freikirchen, jeweils eine Kirche pro Buch. Der Verlag de Gruyter hat zwischenzeitlich die Veröffentlichung der Reihe übernommen. ₋₋ Frieling, Reinhard/Geldbach, Erich/Thöle, Reinhard. Konfessionskunde: Orientierung im Zeichen der Ökumene. Grundkurs Theologie 5,2. Stuttgart: Kohlhammer, 1999. Eine Darstellung aus ökumenischer Sicht. ₋₋ Gasper, Hans/Müller, Joachim/Valentin, Friederike (Hg.). Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen: Fakten, Hintergründe, Klärungen. 5. durchges. u. überarb. Aufl. Wien u. a.: Herder, 1997. An diesem römisch-katholischen Nachschlagewerk hat die langjährige Leiterin des Referats für Weltanschauung im Pastoralamt der Erzdiözese Wien mitgewirkt. Es zeichnet sich durch eine gründliche und sachliche Darstellung aus, reicht aber weit über den Bereich der Konfessionskunde hinaus und bietet zusätzlich auch Informationen zu Sekten und weiteren religiösen Gruppierungen außerhalb des Christentums. ₋₋ Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.). Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, 2015. Dieses umfangreiche Werk ist aus Sicht der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen Deutschlands verfasst und bietet eine umfassende Darstellung der Freikirchen, Sekten und weiterer, neuerer religiöser Bewegungen, die teilweise auch über den Bereich des Christentums hinausreichen. Ende November 2015 erschien diese gänzlich überarbeitete Ausgabe des bewährten Standardwerks der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. ₋₋ Holthaus, Stephan. Konfessionskunde. Handbuch der Kirchen, Freikirchen und christlichen Gemeinschaften. Hammerbrücke: Jota Publikationen, 2008. Dies ist die aktuellste Konfessionskunde aus evangelikaler Sicht. Allerdings geht sie nicht auf die österreichische Situation ein. Auch die Altkatholische Kirche wird übergangen.

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₋₋ Kleine Konfessionskunde. Johann-Adam-Möhler-Institut (Hg.). Konfessionskundliche Schriften des Johann-Adam-Möhler-Instituts 19. Paderborn: Bonifatius, 1996. Eine kurze und prägnante Darstellung aus römisch-katholischer Sicht. ₋₋ Mühling, Markus (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009. Gute, aktuelle, jedoch sehr komprimierte Selbstdarstellung der wichtigsten Kirchen. ₋₋ Oeldemann, Johannes (Hg.). Konfessionskunde. Leipzig/Paderborn: Evangelische Verlagsanstalt/Bonifatius, 2015. Die aktuellste Konfessionskunde aus Deutschland, erst Ende 2015 als Gemeinschaftsproduktion eines evangelischen und eines katholischen Verlages erschienen. Die Autoren der einzelnen Kapitel stellen die wichtigsten Kirchen jeweils aus deren eigener Perspektive vor. ₋₋ Tibusek, Jürgen. Ein Glaube, viele Kirchen: Die christlichen Religionsgemeinschaften – Wer sie sind und was sie glauben. 2. Aufl. Gießen: Brunnen, 1996. Dieses umfassende evangelikale Standardwerk geht teilweise auch auf den österreichischen Bereich ein, ist allerdings schon etwas veraltet und inzwischen nur noch antiquarisch zu finden. Hilfreiche Internetlinks:

₋₋ http://www.ezw-berlin.de/html/index.php (Homepage der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin.) ₋₋ http://www.religio.de/ (Elektronisches Informationssystem über Sekten, neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen in Deutschland.) ₋₋ http://www.relinfo.ch/ (Evangelische Informationsstelle über Kirchen, Sekten und Religionen in der Schweiz.) ₋₋ http://www.weltanschauungsfragen.at/home (Referat für Weltanschauungsfragen der Erzdiözese Wien.)

Darüber hinaus finden sich in den neuesten Editionen der theologischen Fachlexika Evangelisches Kirchenlexikon (EKL), Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG) und Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) ausgezeichnete Artikel auf aktuellem wissenschaftlichem Stand, oft mit hilfreichen vertiefenden Literaturangaben.

2 Die orthodoxen Kirchen

Rund 420.000 orthodoxe Christen leben in Österreich.21 Umso erstaunlicher ist es, dass den meisten Christen in Österreich das orthodoxe Christentum wenig bekannt ist, es sei denn, man hat es auf Reisen in Osteuropa oder Griechenland vor Ort kennen gelernt. Wenn wir von orthodoxen Kirchen sprechen, meinen wir zwei miteinander verwandte, aber trotzdem sich unterscheidende Kirchengemeinschaften. Da sind zum einen die im Nahen Osten entstandenen altorientalischen Nationalkirchen und zum anderen die Orthodoxe Kirche, die aus der Kirche des Oströmischen Reiches hervorgegangen ist und auch als Autokephale (unabhängige) Orthodoxe Kirche bezeichnet wird.

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich Es ist sowohl korrekt, von einer Orthodoxen Kirche als auch von vielen orthodoxen Kirchen zu sprechen. Denn die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche des Ostens besteht aus 14 autokephalen orthodoxen Kirchen. Autokephal bedeutet, dass diese Kirchen ihre innerkirchlichen Angelegenheiten zur Gänze selbständig regeln können. Die Bezeichnung orthodox steht hierbei für rechtgläubig und der Begriff katholisch bringt die allumfassende Gültigkeit und Ausbreitung der Kirche zum Ausdruck. Die 14 orthodoxen Kirchen sind im Einzelnen: ₋₋ Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel ₋₋ Patriarchat von Alexandrien ₋₋ Patriarchat von Antiochien ₋₋ Patriarchat von Jerusalem ₋₋ Patriarchat von Moskau ₋₋ Patriarchat von Belgrad ₋₋ Patriarchat von Bukarest ₋₋ Patriarchat von Sofia ₋₋ Patriarchat von Georgien 21 Vgl. hierzu: http://religion.orf.at/stories/2623784/ [20.11.2015] und http://medienservicestelle.at/ migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015]. Die Zahlen gehen auf Angaben von Pro Oriente zurück. Eine Zahl von 400.000 wurde dem Autor von der Metropolis von Österreich in einer E-Mail vom 28. Januar 2015 mitgeteilt. Es wird in dem Schreiben gleichzeitig darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um eine Schätzung handelt und keine genauen Zahlen vorliegen.

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2 Die orthodoxen Kirchen

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Kirche von Zypern Kirche von Griechenland Kirche von Polen Kirche von Albanien Kirche von Tschechien und der Slowakei

„An erster Stelle in diesem System, wo alle Kirchen gleichwertig sind, steht das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel mit dem Ökumenischen Patriarchen als sichtbares Oberhaupt der Weltorthodoxie an der Spitze, der als ‚primus inter pares‘ und im Sinne der orthodoxen Ekklesiologie die Verantwortung für die Koordination des orthodoxen Zeugnisses und der Wohlfahrt aller Orthodoxen Kirchen innehat.“22

Neben den autokephalen Kirchen gibt es noch einige autonome orthodoxe Kirchen, „die zwar ihre innerkirchlichen Belange weitgehend ebenfalls selbständig regeln können, deren Oberhaupt jedoch vom Patriarchen einer autokephalen orthodoxen Kirche ernannt wird“.23 Allerdings sind eine Reihe der Kirchen nur teilweise anerkannt. Zu den autonomen orthodoxen Kirchen zählen:24 ₋₋ Kirche von Finnland (Als autonome Kirche untersteht sie dem Ökumenischen Patriarchen, autonom seit 1957.) ₋₋ Kirche von Estland (Status ist umstritten.) ₋₋ Kirche auf dem Sinai (Heute ist sie identisch mit der Mönchsgemeinschaft des Katharinenklosters auf dem Sinai. Sie untersteht dem Jerusalemer Patriarchen.) ₋₋ Ukrainische Orthodoxe Kirche (Ihr Status ist umstritten.) ₋₋ Kirche von China (Sie wurde schon 1957 vom Moskauer Patriarchen in die Autonomie entlassen.)25 ₋₋ Kirche von Kasachstan (Sie wurde vom Moskauer Patriarchen 2010 in die Autonomie entlassen.)26 ₋₋ Kirche von Moldawien (Sie wurde vom Moskauer Patriarchen in die Autonomie entlassen.)

22 Peter Pietzinger, Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften, 2. Aufl., St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 24. 23 Johannes Oeldemann, Die Kirchen des christlichen Ostens: Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Kirchen, 3. Aufl., Kevelaer: Verlagsgemeinschaft Tops Plus, 2011: S. 12. 24 Vgl. hierzu die Angaben bei Johannes Oeldemann, Die Kirchen des christlichen Ostens, S. 12 sowie: http://www.orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxesleben/unterpunkt1 [20.11.2015] und http:// www.pro-oriente.at/Uebrigen_Orthodoxen_Kirchen/ [20.11.2015]. 25 Vgl. hierzu: Hans-Dieter Döpmann, Die orthodoxen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, S. 107. 26 Vgl. hierzu http://de.bogoslov.ru/text/992891/index.html [15.03.2016].

2 Die orthodoxen Kirchen

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Kirche von Japan (Sie wurde 1970 vom Moskauer Patriarchen in die Autonomie entlassen.)27 ₋₋ Kirche in Weißrussland (Sie wurde 1990 vom Moskauer Patriarchen in die Autonomie entlassen.)28 ₋₋ Kirche in Amerika (Sie wurde 1970 vom Moskauer Patriarchen in die Autokephalie entlassen, allerdings wurde sie bisher von den anderen autokephalen Kirchen nicht anerkannt.)29 In Österreich ist die Griechisch-Orientalische (Orthodoxe) Kirche eine gesetzlich anerkannte Kirche. Zu ihr gehören die bulgarisch-orthodoxe Kirchengemeinde, die griechisch-orthodoxen Kirchengemeinden (Ökumenisches Patriarchat), die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde, die russisch-orthodoxe Kirchengemeinde sowie die serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde. 30 Darüber hinaus entstanden in den vergangenen Jahren kleine Gemeinden der Georgisch-Orthodoxen Kirche sowie des griechischen Patriarchats von Antiochien, die allerdings staatlich bisher nicht anerkannt sind. Im Oktober 2010 formierte sich die Orthodoxe Bischofskonferenz in Österreich unter dem Vorsitz des Vertreters des Ökumenischen Patriarchen, der Metropolit von Austria ist.31 Insgesamt schätzt man die Zahl der Gläubigen der orthodoxen Kirchen in Österreich derzeit auf rund 420.000 Gläubige.32 Geschichte

Die orthodoxen Kirchen sind geistesgeschichtlich stark mit der Geschichte des Oströmischen Reiches verbunden. Zum Zentrum des oströmischen Christentums entwickelte sich Konstantinopel, und bis heute hat hier der bedeutendste Patriarch der orthodoxen Kirchen seinen Sitz. In den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichte breitete sich auch das Christentum im Osten des Reiches erfolgreich aus. Syrien, Ägypten und Kleinasien waren rasch christlich durchdrungen und zahlreiche blühende Gemeinden entstanden. Gleichzeitig wehrte man sich im Osten schon früh gegen die wachsende Dominanz Roms und förderte stattdessen die Stärkung der eigenen Stellung sowohl im kirchlichen wie auch im politischen Bereich. 27 Vgl. hierzu: Hans-Dieter Döpmann, Die orthodoxen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, S. 107. 28 Vgl. hierzu: Hans-Dieter Döpmann, Die orthodoxen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, S. 107. 29 Vgl. hierzu: Hans-Dieter Döpmann, Die orthodoxen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, S. 104–105. 30 Vgl. hierzu: https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/82/Seite.820214.html [20.11.2015]. 31 Vgl. hierzu: http://www.metropolisvonaustria.at/index.php/de/metropolis/geschichte [20.11.2015]. 32 Vgl. hierzu: http://religion.orf.at/stories/2623784/ [20.11.2015] und http://medienservicestelle.at/ migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015]. Die Zahlen gehen auf Angaben von Pro Oriente zurück.

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2 Die orthodoxen Kirchen

In den folgenden Jahrhunderten sollte es immer wieder zu Spannungen zwischen dem Bischof von Rom und den Kirchen im Osten des Römischen Reiches kommen. Hier spielten auch kulturelle Aspekte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Der Osten war von jeher stärker philosophisch und künstlerisch interessiert. Hinzu kamen zunehmend theologische und politische Konflikte, so z. B. über die Frage des genauen Ostertermins im 2. Jahrhundert. Auch die Entscheidung Kaiser Konstantins im Jahr 330 n. Chr., Konstantinopel zu seinem Hauptsitz zu erklären, führte zwangsläufig auf Dauer zur Stärkung der Stellung des dortigen Patriarchen. Von einer Reichskirche kann man schließlich seit der Zeit Kaiser Justinians (482–565) sprechen, der eine aktive Kirchenpolitik betrieb. Auch in den folgenden Jahrhunderten trat immer wieder die Rivalität zwischen West und Ost zutage. So entschied die Ostkirche 692, weiterhin verheiratete Priester zur Weihe zuzulassen, was der römischen Kirchenlehre über das Zölibat widersprach. Weitere Beispiele wie der Streit um die sogenannte filioque-Formel33 könnten angeführt werden. Zu einer offiziellen Trennung zwischen West- und Ostkirche ist es allerdings nie gekommen. Zwar wird oft das Jahr 1054 als Jahr der ersten großen Spaltung der Christenheit angeführt. Doch ist dies historisch und sachlich zu hinterfragen. Denn es waren nicht zwei Kirchen, die sich gegenüberstanden und gegenseitig in den Bann legten, sondern zwei Männer: Kardinal Humbert und Patriarch Kerullarios. Ergänzend zitiere ich Dietmar W. Winkler und Klaus Augustin: „Die Trennung zwischen Ost- und Westkirche läßt sich nicht mit einem exakten Datum festhalten. Es gab schon in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends immer wieder Meinungsverschiedenheiten, die zum Abbruch der Kirchengemeinschaft (Communio) führten. Es gab aber bis ins zweite Jahrtausend hinein immer wieder freundschaftliche Kontakte zwischen dem Osten und dem Westen. Das immer wieder zitierte Jahr 1054 ist als symbolisches Datum zu betrachten. Die damals geschehene gegenseitige Exkommunikation ist eher als persönlicher Akt der zwei beteiligten Personen – Kardinal Humbert da Silva Candida und Patriarch Michael Kerullaios – anzusehen, nicht als offizieller Schritt der betroffenen Kirchen. Ein endgültiges Auseinanderbrechen der Beziehungen zwischen der Kirche von Rom und den Kirchen des östlichen Teiles des Reiches ist am ehesten mit der Zeit der Kreuzzüge anzusetzen. Vor allem der 4. Kreuzzug (1204) brachte nicht die erhoffte Befreiung der Heiligen Stätten aus der Hand der osmanischen Eroberer. Vielmehr war man gewillt die Kaiserstadt Konstantinopel zu erobern und die ‚vom Glauben abgefallenen‘ Christen des Ostens wieder in die Mutter Kirche zu bringen. Inmitten der

33 Hier geht es um den berühmten und gleichzeitig umstrittenen Zusatz im nicaeno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis: »Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht“ (lateinisch: „Credo […] et in Spiritum Sanctum […] qui ex patre – filioque – procedit“).

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

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Ostkirche wurde nun auch dort ein lateinischer Patriarch eingesetzt. Bis heute ist dies ein sehr schmerzhaftes Kapitel der Geschichte und ein schwieriges Problem in der Beziehung zwischen der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche, das es mit vereinten Kräften zu überwinden gilt.“34 Lehre

Sakramente Obgleich es auch Unterschiede zwischen den einzelnen orthodoxen Kirchen gibt, überwiegen die wesentlichen theologischen Gemeinsamkeiten. Diese betreffen in erster Linie die folgenden Bereiche: ₋₋ Sieben Sakramente bzw. Mysterien (Taufe, [Myron-]Salbung, Eucharistie, Beichte, Krankensalbung, Ehe und Weihe).35 ₋₋ Die sakramental begründete ordinierte Hierarchie mit Bischöfen in apostolischer Sukzession. ₋₋ Die Liturgie in der Volkssprache – in der Regel wird die Landessprache verwendet, wenn auch häufig in einer sprachgeschichtlich älteren Form. ₋₋ Die Selbständigkeit (Autokephalie) der Patriarchate und Landeskirchen. ₋₋ Mönche leben nach den evangelischen Räten (lat. consilia evangelica) und verstehen Ehelosigkeit als Ausdruck einer freiwillig gewählten Lebensweise. Bischöfe werden immer aus dem Mönchsstand gewählt. ₋₋ Die Anerkennung der sieben Ökumenischen Konzile als normativ: Konzil von Nizäa (325), I. Konzil von Konstantinopel (381), Konzil von Ephesus (431), Konzil von Chalcedon (451), II. Konzil von Konstantinopel (553), III. Konzil von Konstantinopel (680) und das II. Konzil von Nicaea (787). Auf diesen Konzilen wurden vor allem theologische Klärungen im Bereich der Trinitätslehre und der Christologie festgelegt. Wenden wir uns im Folgenden einigen zentralen Lehrfragen der orthodoxen Theologie zu. Hierbei werden wir feststellen, dass sich Lehre und Praxis der Orthodoxen Kirche stärker vom reformatorischen als vom römisch-katholischen Glaubensverständnis unterscheidet. Dogma und Liturgie Es widerspricht einem orthodoxen Selbstverständnis, die Lehre der Orthodoxen Kirche einzig als Summe aller Lehraussagen zu definieren.36 Denn die zentrale Rolle innerhalb der 34 Dietmar W. Winkler/Klaus Augustin, Die Ostkirchen, Graz: Andreas Schnider-Verlagsatelier, 1997. 35 Vgl. hierzu Panagiotis Boumis, „Das Kirchenrecht der orthodoxen Kirche“, Wilhelm Nyssen (Hg.), Handbuch der Ostkirchenkunde, Bd. 3, Düsseldorf: Patmos, 1997: S. 145 f. 36 Vgl. Endre von Ivánka, „Das Dogma der orthodoxen Kirche im Spiegel der wichtigsten Glau-

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2 Die orthodoxen Kirchen

orthodoxen Christenheit nimmt keineswegs ein festgeschriebenes Dogma, sondern das gottesdienstliche, liturgisch-eucharistische Leben ein. Hier findet sich eine mystische und charismatische Grundtendenz, „die eine allumfassende Definition der Wahrheit nach den Gesetzen des Intellekts, der Logik und der Immanenz überschreitet“.37 „Prinzipiell verstehen orthodoxe Christen ihren Glauben nicht nur als richtige Lehre, sondern auch als gelebte existenzielle Frömmigkeit, die man insbesondere in der gottesdienstlichen Liturgie äußert. Im Gottesdienst schlägt der eigentliche Puls der orthodoxen Kirchen. Die orthodoxe Theologie vertritt auch einen völlig anderen lehrmäßigen Ansatz als die Dogmatik der westlichen Kirchen. Das erste Ziel aller orthodoxen Theologie ist die Darstellung Christi und seines Werkes in dieser Welt. Der fleischgewordene Christus, der die Kirche gegründet hat, soll in der Liturgie, in den Bildern und den Heiligen sichtbar gemacht werden. Die Begegnung und Einheit (‚unio‘, ‚theosis‘) zwischen Gott und Mensch in seinen vielfältigen Erscheinungsformen bildet die Mitte aller orthodoxen Theologie und Frömmigkeit, nicht das Festhalten an bestimmten dogmatischen Lehren.“38

Nicht die dogmatische Festlegung sichert den Glauben, sondern die gefeierte Liturgie. Sicher liegt in dieser auf mystische Frömmigkeit ausgerichteten Theologie auch die zunehmend hohe Attraktivität des orthodoxen Glaubens für viele postmoderne Menschen in der heutigen westlichen Welt. Daher kommt der griechische Religionssoziologe Demosthenes Savramis zum Schluss: „Meiner Meinung nach ist das liturgische Leben die eigentliche Eigenart der Orthodoxie. Einziges Ziel des orthodoxen Gottesdienstes bleibt die mystische Vereinigung der Gläubigen mit Christus und mit Gott, wobei andere Punkte wie etwa die Erbauung und die Belehrung an die zweite Stelle rücken.“39

Schriftverständnis „Die Orthodoxe Kirche betrachtet die heilige Schrift als von Gott inspiriert und die göttliche Offenbarung enthaltend. So sind die heilige Schrift und die heilige Überlieferung, gemäß der Lehre der Orthodoxen Kirche, die Quellen des christlichen Glaubens.“40 bensurkunden“, Wilhelm Nyssen (Hg.), Handbuch der Ostkirchenkunde, Bd. 1, Düsseldorf: Patmos, 1984: S. 289. 37 Reinhard Thöle, „Orthodoxe Kirchen, II. Konfessionskundlich“, Religion in Geschichte und Gegenwart, Hans Dieter Betz et al. (Hg.), Bd. 6, 4. Aufl., Tübingen: Mohr Siebeck, 2003: S. 682. 38 Holthaus, Konfessionskunde, S. 54–55. 39 Demosthenes Savramis, Zwischen Himmel und Erde: Die orthodoxe Kirche heute, Stuttgart: Seewald, 1982: S. 14. 40 Panagiotis Bratsiotis (Hg.), Die orthodoxe Kirche in griechischer Sicht, 1. Teil, Die Kirchen der Welt, Bd. I, Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1959: S. 123.

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

33

Neben der Heiligen Schrift wird somit der Tradition der Kirche eine hohe Stellung und Autorität zugestanden. Die Tradition wird wie die Bibel als Offenbarung Gottes verstanden, ja vielmehr darüber noch hinausgehend ist die Tradition der Schrift sogar übergeordnet, da die Heilige Schrift als gelebter Niederschlag der Tradition verstanden wird. Jürgen Tibusek schreibt: „Die Kirche legt von der Gültigkeit, Autorität und Inspiration der Bibel Zeugnis ab. Eigentliche Quelle des Glaubens ist somit das Leben der Kirche. Kirche, Tradition und Bibel werden als sich gegenseitig durchdringende Größen aufgefasst. Inspiration ist von daher nicht auf die Bibel beschränkt, sondern erstreckt sich auf die Tradition und das Leben der Kirche.“41

Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich die Schriften der Kirchenväter bis heute einer hohen Wertschätzung erfreuen und die Beschlüsse der sieben großen Konzile der Frühen Kirche als verbindlich erachtet werden. Insgesamt herrscht in der orthodoxen Theologie eine von der Alexandrinischen Schule geprägte allegorische bzw. typologische Schriftauslegung vor. Eine historisch-kritische Exegese wird als nicht notwendig erachtet. Der orthodoxe Theologe Panagiotis Bratsiotis schreibt: „Indem die Orthodoxe Kirche und ihre Theologie von dem Prinzip ausgehen, daß die Geschichte des Alten und Neuen Testaments Heilsgeschichte ist, die in der Welt das Erlösungswirken Gottes darstellt, sucht sie die tiefere Bedeutung der sich zutragenden Geschehnisse und führt zu einer pneumatischen Interpretation; diese dringt nun in den tieferen Sinn und in den Geist des Textes ein, der den Menschen erneuert und erlöst.“42

Menschenbild und Heilslehre Dies führt uns zu einer weiteren Fragestellung, nämlich der nach dem Menschenbild und der Heilslehre in der orthodoxen Theologie. Der Mensch, einst im Ebenbild Gottes geschaffen, verlor durch den Sündenfall zwar nicht seine Gottesebenbildlichkeit, doch gilt das Ebenbild Gottes im Menschen fortan als verhüllt. Jesus Christus wurde nun mit dem Ziel Mensch, diese Gottesebenbildlichkeit wieder herzustellen und den Schleier zu heben. Während in der westlichen Tradition, zurückgehend auf Augustinus, die Befreiung des Menschen von der Sünde durch den Versöhnungstod Jesu im Vordergrund steht, betont die Orthodoxe Kirche die Umwandlung und Verherrlichung des Menschen. Statt des Kreuzes steht die Auferstehung, statt Karfreitag Ostern im Vordergrund. Als Ziel gilt die mystische Vereinigung mit Gott, die durch die Vereinigung Christi mit dem Gläubigen im Gottesdienst 41 Jürgen Tibusek, Ein Glaube, viele Kirchen: Die christlichen Religionsgemeinschaften – Wer sie sind und was sie wollen, 2. aktual. und erweit. Aufl., Gießen: Brunnen, 1996: S. 69. 42 Panagiotis Bratsiotis (Hg.), Die orthodoxe Kirche in griechischer Sicht, S. 135.

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2 Die orthodoxen Kirchen

und in der Eucharistie auf geheimnisvolle Weise geschieht. Dieses Geschehen kann durch Fasten, Wachen und Beten gefördert werden. Statt der Rechtfertigung des Sünders und seiner Vergebung steht vielmehr die Verwandlung und Wiederherstellung des Menschen im Zentrum. Die Sakramente (Mysterien) sind dabei Träger der göttlichen Kraft und stärken das neue Sein im Menschen. Insgesamt kennt die Orthodoxe Kirche sieben Sakramente: Taufe, Salbung, Eucharistie, Buße, Weihe, Ehe und Krankensalbung. Ikonen Zu erwähnen bleibt abschließend die besondere Bedeutung von Ikonen im Bereich der Orthodoxen Kirche, da die Darstellung von Ikonen die gleiche Offenbarung vermittelt wie das Wort der Bibel. „Der Zweck der Ikonen ist, Ehrfurcht zu erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten zu sein, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott.“43 Sie sollen somit ein sichtbarer Ausdruck der Gegenwart der himmlischen Welt im Gottesdienst sein. Ikonen sollen verehrt, jedoch nicht angebetet werden.44 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

Einführungen ₋₋ Basdekis, Athanasios. Die Orthodoxe Kirche: Eine Handreichung für nicht-orthodoxe und orthodoxe Christen und Kirchen. 7. Aufl. Frankfurt: Otto Lembeck, 2007. ₋₋ Bremer, Thomas/Gazer, Hacik Rafi/Lange, Christian (Hg.). Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2013. ₋₋ Bulgakov, Sergej. Die Orthodoxie. Trier: Paulinus, 1996. ₋₋ Oeldemann, Johannes. Die Kirchen des Ostens. Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Ostkirchen. 3. Aufl. Kevelaer: Topos Verlagsgemeinschaft, 2011. ₋₋ Thöle, Reinhard. Zugänge zur Orthodoxie. Bensheimer Hefte. Bd. 68. 3. neu bearb. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1989. Geschichte ₋₋ Baum, Wilhelm/Winkler, Dietmar W. Die Apostolische Kirche des Ostens. Klagenfurt: Kitab, 2000. ₋₋ Beck, Hans G. Geschichte der orthodoxen Kirche im byzantinischen Reich. Die Kirche in ihrer Geschichte: Ein Handbuch. D1. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1980. ₋₋ Bryner, Erich. Die orthodoxen Kirchen von 1274 bis 1700. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. III/10. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1996.

43 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ikone_(Religion) [15.03.2016]. 44 Wilhelm Nyssen, „Zur Theologie der Ikone“, Handbuch der Ostkirchenkunde, Bd. 2, Wilhelm Nyssen (Hg.), Düsseldorf: Patmos, 1989: S. 244.

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

35

₋₋ Bryner, Erich. Die orthodoxen Kirchen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. II/9. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2004. ₋₋ Chaillot, Christine (Ed.). The Orthodox Church in Eastern Europe in the Twentieth Century. Bern: Peter Lang, 2011. ₋₋ Döpmann, Hans-Dieter. Die Ostkirchen vom Bilderstreit bis zur Kirchenspaltung von 1054. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. I/8. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1991. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart et al.: Kohlhammer, 2007. ₋₋ Thümmel, Hans Georg. Die Kirchen des Ostens im 3. und 4. Jahrhundert. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. I/4. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1988. ₋₋ Winkelmann, Friedhelm. Die östlichen Kirchen in der Epoche der christologischen Auseinandersetzungen (5. bis 7. Jahrhundert). Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. I/6. 2. Aufl. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1983. Theologie und Frömmigkeit ₋₋ Felmy, Karl Christian. Die orthodoxe Theologie der Gegenwart: Eine Einführung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1990. ₋₋ Groen, Basilius J./Gastgeber, Christian (Hg.). Die Liturgie der Ostkirche. Ein Führer zu Gottesdienst und Glaubensleben der orthodoxen und orientalischen Kirchen. 2. Aufl. Freiburg: Herder, 2013. ₋₋ Nyssen, Wilhelm/Schulz, Hans-Joachim/Wiertz, Paul (Hg.). Handbuch der Ostkirchenkunde. 3. Bd. Düsseldorf: Patmos, 1984–1997. ₋₋ Heitz, Sergius. Christus in euch. Hoffnung und Herrlichkeit: Orthodoxes Glaubensbuch für erwachsene und heranwachsende Gläubige. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Rup­recht, 2002. ₋₋ Kallis, Anastasious. Orthodoxie, was ist das? 3. Aufl. Mainz: Matthias Grünewald, 1988. ₋₋ Larentzakis, Grigorios. Die Orthodoxe Kirche. Ihr Leben und ihr Glaube. 3. Aufl. Wien: LIT-Verlag, 2012. ₋₋ Staniloae, Dimitru. Orthodoxe Dogmatik. Einsiedeln: Benzinger, 1985. Internetlinks

₋₋ http://www.orthodoxe-kirche.at/ (Homepage der Orthodoxen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/ (Grundlegende Informationen zur Orthodoxie) ₋₋ http://www.orthodoxes-christentum.com (Umfassendes Quellenverzeichnis orthodoxer Quellen) ₋₋ http://www.orthodoxwiki.org/Main_Page (Englischsprachiges Internetlexikon zur Orthodoxie) ₋₋ http://oki-regensburg.de/ (Homepage des Ostkirchlichen Instituts)

36

2 Die orthodoxen Kirchen

2.1.1 Griechisch-Orientalische (Orthodoxe) Kirche KURZ & BÜNDIG Name Griechisch-Orientalische (Orthodoxe) Kirche Anhänger weltweit Ca. 4 Millionen Internationaler Sitz Istanbul (Türkei) Liturgiesprache Griechisch Gemeinden in Österreich 2 Kirchengemeinden und 5 Filialgemeinden Anhänger in Österreich Ca. 40.000, davon rund 15.000 aktive Mitglieder Kontakt Griechisch-Orientalische Metropolis von Austria Fleischmarkt 13 1010 Wien Tel: 01 5333889 E-Mail: [email protected]

Geschichte in Österreich

Nach dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 wanderten viele byzantinische Gelehrte in den Westen aus. So entstanden erste griechische Gemeinden und Schulen in einer Reihe europäischer Städte. Auch in Wien siedelten sich schon früh griechisch-orthodoxe Christen an. Hier waren es vor allem Kaufleute, die sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Wien niederließen. Kaiser Karl VI. genehmigte schließlich im Jahr 1723 bzw. 172645 auf Intervention des Prinzen Eugen von Savoyen die Errichtung der Bruderschaft Zum Heiligen Georg. Die Anzahl der Griechen in Wien stieg in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von rund 300 im Jahr 1867 auf an die 4000 im Jahr 1814; allerdings ging sie nach der Gründung des Königreiches Griechenlands nach 1830 wieder zurück.46 Durch das Toleranzpatent von Kaiser Joseph II. konnten zudem die ersten griechischen Kirchengemeinden in Wien gegründet werden: zum einen die Pfarre Zum Heiligen Georg (1782), zu der sich vor allem osmanisch stämmige Griechen hielten, und die Pfarre Zur Heiligen Dreifaltigkeit (1787), zu der sich mehrheitlich die Griechen des Habsburger Reiches hielten. 1804 wurde auch eine Schule am Wiener Fleischmarkt eröffnet, die bis heute existiert und im Schuljahr 2006/2007 von 240 Schülern im Alter zwischen vier und achtzehn Jahren besucht wurde. Die Mehrheit der rund 40.000 griechisch-orthodoxen Gläubigen47 lebt in Wien. Neben den beiden Wiener Gemeinden gibt es noch Filialgemeinden 45 Vgl. die Hinweise in: Veronika Schmidt, „Sie waren alle Untertanen: Griechen in Wien“, Die Presse, 4. Oktober 2014, S. 35. 46 Franz Gschwandtner & Christian Gastgeber, Orthodoxe in Wien: Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden, Wien: Styria, 2004: S. 49. 47 Vgl. hierzu: http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-ortho-

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

37

in Graz, Leoben, Linz, Klagenfurt, Kufstein, Innsbruck und Bregenz,48 allerdings besitzt man außer in Leoben49 an diesen Orten keine eigene Kirche. Die offizielle Bezeichnung der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Österreich lautet Griechisch-Orientalische Kirche.50 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Dura, Nicolae. Kirche in Bewegung. Das religiöse Leben der Rumänen in Österreich. Wien: RUOKI Österreich Verlag, 2007: S. 105–107. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 48–63. ₋₋ Oeldemann, Johannes. Die Kirchen des christlichen Ostens. Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Ostkirchen. 3. Aufl. Kevelaer: Verlagsgemeinschaft Tops plus, 2011: S. 82– 84. ₋₋ Religionen in Österreich. Bundeskanzleramt (Hg.). Wien: Bundespressedienst, 2007: S. 18–20. ₋₋ Staikos, Michael. »Griechisch-Orientalische Kirche in Österreich.« Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 24–26. Internetlinks

₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

http://www.metropolisaustria.at/de/ (Offizielle Homepage des Ökumenischen Patriarchats in Österreich) http://www.pro-oriente.at/Konstantinopel/ (Gute Hintergrundinformationen) http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/griechischorthodoxekirche (Homepage der Orthodoxen Kirche in Österreich mit grundlegenden Hintergrundinformationen) ₋₋ https://www.patriarchate.org/index ₋₋ (Englischsprachige Homepage des Ökumenischen Patriarchats)

doxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015]. Die letzte Volkszählung im Jahr 2001 ergab 18.553 Gläubige in Österreich. 48 Vgl. hierzu: Nicolae Dura, Kirche in Bewegung: Das religiöse Leben der Rumänen in Österreich, Wien: RUOKI Österreich Verlag, 2007: S. 106. 49 Vgl. hierzu: http://www.ordensgemeinschaften.at/1576-redemptoristenkirche-st-alfons-in-leoben-wird-an-orthodoxe-christen-uebergeben [25.11.2015]. 50 Vgl. zu diesen Angaben: http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2012/06/14/griechische-community-in-osterreich/ [25.11.2015] und Nicolae Dura, Kirche in Bewegung, S. 106.

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2 Die orthodoxen Kirchen

2.1.2 Serbisch-Orthodoxe Kirche KURZ & BÜNDIG Name Serbisch-Orthodoxe Kirche Entstehung 9. Jahrhundert, autokephal seit 1219 Anhänger weltweit Ca. 9 Millionen Internationaler Sitz Belgrad (Serbien) Liturgiesprache Serbisch Gemeinden in Österreich 17 Anhänger in Österreich Ca. 265.000 Kontakt Serbisch-Orthodoxe Kirche Veithgasse 3 1030 Wien Tel: 01 7134765

Geschichte in Österreich

Die Christianisierung in Serbien begann recht früh im Verlauf der ersten Jahrhunderte n. Chr. Doch sollte es nach der Besiedelung Serbiens durch die heidnischen Slawen mehrere Jahrhunderte dauern, bis sich auch die eingewanderten Südslawen endgültig dem Christentum zuwendeten. Diese beginnende Christianisierung wird auf das Ende des 9. Jahrhunderts angesetzt und markiert gleichzeitig die Entstehungszeit der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Ihre Selbständigkeit als autokephale Kirche verdankt die Serbisch-Orthodoxe Kirche dem Nationalhelden und Heiligen Sava, der im Jahr 1219 diesen Status beim Patriarchen von Konstantinopel erwirkte und zum ersten Erzbischof Serbiens geweiht wurde. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts kam es zu einer dauerhaften Ansiedelung von Serben in Wien. Ähnlich wie bei den Griechen waren es auch hier Händler, die Waren aus dem Osmanischen Reich in das Habsburger Reich importierten und dafür ein Privileg vom Kaiser erhielten. Anfangs kam es zu einer Kooperation zwischen serbisch- und griechisch-orthodoxen Christen, allerdings kam es schon bald darauf zu Meinungsverschiedenheiten über die Nutzung der St.-Georgskapelle, die schließlich 1776 den Griechen osmanischer Staatsangehörigkeit per kaiserlichem Dekret zugesprochen wurde. Vorübergehend schloss man sich der neuen wiederum griechischen Dreifaltigkeitsbruderschaft an. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts konnte eine eigene Gemeinde gegründet werden. Ihre Konstituierung fand im November 1860 statt. Damals lebten rund 500 Serben dauerhaft und rund 1000 vorübergehend in Wien. Bis zur Weihe einer ersten Kirche vergingen noch einmal über 20 Jahre. Am 19. November 1893 konnte schließlich die Kirche zum Heiligen Sava in Anwesenheit des Kaisers als erste serbisch-orthodoxe Kirche im heutigen Österreich geweiht werden, die bis zu 400 Personen Platz bietet.

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

39

Durch die Weltkriege verringerte sich die Zahl der serbisch-orthodoxen Gläubigen dramatisch, und erst die Zuwanderung serbischer Gastarbeiter seit den 1960er Jahren führte in den vergangenen Jahrzehnten zu einem erneuten Wachstum der Serbisch-Orthodoxen Kirche, das vor allem im vergangenen Jahrzehnt erheblich war. So gehören heute rund 265.000 Gläubige zur Serbisch-Orthodoxen Kirche.51 Inzwischen gibt es drei Pfarrgemeinden in Wien und weitere 14 in den Bundesländern in Bregenz, Feldkirch, Innsbruck, Kufstein, Salzburg, Saalfelden, Linz, Gmunden, Enns, St. Pölten, Tulln, Wiener Neustadt, Graz und Klagenfurt. Zusätzlich werden serbisch-orthodoxe Gläubige in weiteren Filialgemeinden in Reute, Imst, Fügen, Bischofshofen, Lienz, Spittal a. d. Drau, Villach, Wolfsberg und Bruck a. d. Murr betreut.52 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Djokić, Srboljub. »Die Serbisch-Orthodoxe Kirche im Bundesland Salzburg.« Peter Leander Hofrichter (Hg.). Ostkirchliches Christentum in Salzburg. Salzburg: Pro Oriente, 2006: S. 37–40. ₋₋ Dura, Nicolae. Kirche in Bewegung. Das religiöse Leben der Rumänen in Österreich. Wien: RUOKI Österreich Verlag, 2007: S. 107–108. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 122–129. ₋₋ Popovic, Mihailo. »Serbisch-orthodoxe Kirche«. Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 28–29. ₋₋ Religionen in Österreich. Bundeskanzleramt (Hg.). Wien: Bundespressedienst, 2007: S. 21–22. Internetlinks

₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

www.crkva.at/de/ (Homepage der Serbisch-Orthodoxen Kirche in Österreich) http://www.orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/serbischorthodoxekirche (Homepage der Orthodoxen Kirche in Österreich mit grundlegenden Hintergrundinformationen) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/?site=ok20041102190613 ₋₋ (Gute Hintergrundinformationen auf der Homepage von Pro Oriente)

51 Vgl. hierzu: http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015]. Die Volkszählung 2001 ergab 74.198 Mitglieder in Österreich. Durch Migration ist die Anzahl weiter gestiegen. 52 Zu den Zahlenangaben vgl. die Angaben auf der Homepage der Serbisch-Orthodoxen Kirche: www.crkva.at/de/ [25.11.2015].

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2 Die orthodoxen Kirchen

2.1.3 Rumänisch-Orthodoxe Kirche in Österreich KURZ & BÜNDIG Name Rumänisch-Orthodoxe Kirche Entstehung Ab dem 3. Jahrhundert, autokephal seit 1885 Anhänger weltweit Ca. 20 Millionen Internationaler Sitz Bukarest (Rumänien) Liturgiesprache Rumänisch Gemeinden in Österreich 9 Pfarren und 3 Filialgemeinden Anhänger in Österreich Ca. 40.000 Anhänger Rumänisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Zur Hl. Auferstehung« Simmeringer Hauptstraße 161 1110 Wien Tel & Fax: 01 5330329 E-Mail: pr.dura@rumkirche

Geschichte in Österreich

Die Anfänge des Christentums im heutigen Rumänien gehen weit zurück. Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche führt ihre Wurzeln auf das Wirken des Apostels Andreas zurück, der das Evangelium im heutigen Südosten Rumäniens verkündete.53 Wahrscheinlich waren es ähnlich wie im Gebiet des heutigen Österreichs römische Soldaten, die das Evangelium im Zuge ihrer Eroberung rumänischer Gebiete 106 n. Chr. mitbrachten. Spätestens für das frühe vierte Jahrhundert können christliche Gemeinden angenommen werden, denn am Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) nahm ein Bischof aus Tomis, dem heutigen Constanța, teil.54 Die Entstehung der Rumänisch-Orthodoxen Kirche als autokephale Kirche ist in engem Zusammenhang mit der politischen Entwicklung der Zeit zu verstehen. Nachdem 1859 durch Personalunion die beiden bis dahin eigenständigen Fürstentümer Moldau und Walachei zu einem Staat vereinigt und 1878 die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erlangt werden konnte, schlossen sich auch die Kirchen der beiden Metropolien 1864 zusammen und wählten auf einer Synode den Metropoliten von Bukarest an ihre Spitze. 1885 entließ der Ökumenische Patriarch die Rumänisch-Orthodoxe Kirche in die Unabhängigkeit (Autokephalität).55

53 http://www.rumkirche.at/j/de/geschichte/geschichteruo [25.11.2015]. 54 Vgl. hierzu: Daniel Munteanu & Björn Röhrer-Ertl, „Die Rumänische Orthodoxe Kirche“, Thomas Bremer/Hacik Rafi Gazer/Christian Lange (Hg.), Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2013: S. 54. 55 Vgl. hierzu: Daniel Munteanu & Björn Röhrer-Ertl, „Die Rumänische Orthodoxe Kirche“, S. 57.

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

41

Schon seit 1730 gibt es Belege für rumänisch-orthodoxe Christen in Wien. Die orthodoxen Gläubigen rumänischen Hintergrunds sammelten sich ebenfalls anfangs zusammen mit griechisch-orthodoxen Gläubigen in der Kapelle Zum Heiligen Georg. Erst Ende des 19. Jahrhunderts bemühten sich die rumänischen Gläubigen um eine eigene Kirchengemeinde, da sie Gottesdienste in rumänischer Sprache feiern wollten.56 Die erste Kapelle in Wien wurde am 7. Januar 1907 in der Löwelstr. 8 im 1. Bezirk geweiht. Trotzdem sollte es noch bis zum Jahr 2003 dauern, bis die erste rumänisch-orthodoxe Kirche geweiht werden konnte. Heute gibt es für die rund 40.000 Gläubigen57 Pfarren in Wien (mit zwei Kirchen und einer Kapelle), Wiener Neustadt, Linz, Graz, Knittelfeld, Klagenfurt, Salzburg Innsbruck und Feldkirch sowie Filialgemeinden in Amstetten, St. Pölten, Krems a. d. Donau, Oberpullendorf und Bad Ischl.58 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Dura, Nicolae. Kirche in Bewegung. Das religiöse Leben der Rumänen in Österreich. Wien: RUOKI Österreich Verlag, 2007. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 99–105. ₋₋ Dura, Nicolae. »Rumänisch-orthodoxe Kirche«. Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 31–33. ₋₋ Leb, Ioan Vasile. Die Rumänische Orthodoxe Kirche im Wandel der Zeiten. Cluj: Editura Presa Universitarǎ Clujenǎ, 1998. ₋₋ Religionen in Österreich. Bundeskanzleramt (Hg.). Wien: Bundespressedienst, 2007: S. 23–25. ₋₋ Viezuianu, Dumitru. »Die Rumänisch-Orthodoxe Kirchengemeinde.« Peter Leander Hofrichter (Hg.). Ostkirchliches Christentum in Salzburg. Salzburg: Pro Oriente, 2006: S. 41–45. Internetlinks

₋₋ http://www.rumkirche.at/j/de/ (Homepage der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Österreich)

56 Vgl. hierzu: Nicolae Dura, Kirche in Bewegung, S. 95 ff. 57 Vgl. hierzu: http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015] sowie http://www.orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/rumaenischorthodoxekirche [25.11.2015]. Die letzte Volkszählung im Jahr 2001 ergab nur 2819 Gläubige in Österreich. 58 Vgl. hierzu: http://www.rumkirche.at/j/de/pfarre/orth-pfarren-in-oe [25.11.2015] und Nicolae Dura, „Rumänisch-orthodoxe Kirche“, Peter Pietzinger (Hg.), Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften, 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 32. Zur Geschichte der älteren rumänisch-orthodoxen Pfarren vgl.

vor allem: Nicolae Dura, Kirche in Bewegung, S. 117–119.

42

2 Die orthodoxen Kirchen

₋₋ http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/rumaenischorthodoxekirche ₋₋ (Homepage der Orthodoxen Kirche in Österreich mit grundlegenden Hintergrundinformationen) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/?site=ok20041102201331 ₋₋ (Guter Hintergrundartikel) ₋₋ http://www.mitropolia-ro.de/index.php/die-metropolie/geschichte-der-metropolie ₋₋ (Artikel zur Geschichte der Rumänisch-Orthodoxen Kirche)

2.1.4 Russisch-Orthodoxe Kirche KURZ & BÜNDIG Name Russisch-Orthodoxe Kirche Entstehung 988, autokephal seit 1589 Anhänger weltweit Ca. 85 Millionen Internationaler Sitz Moskau (Russland) Liturgiesprache Russisch Gemeinden in Österreich 4 Anhänger in Österreich Ca. 40.000 Kontakt Russisch-Orthodoxe Kirche Jauresgasse 2 1030 Wien Tel: 01 7138250 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Russisch-Orthodoxe Kirche gibt als ihr Entstehungsdatum die Taufe des Großfürsten Vladimir I. im Jahr 988 n. Chr. an, der sich unter dem missionarischen Wirken von Mönchen dem Christentum zuwandte. Es folgten zweieinhalb Jahrhunderte hingegebener Missionsarbeit unter den Bewohnern des nördlichen Russland, die zu einer großflächigen Aufnahme des Christentums im Lande führten. So blickt die Russisch-Orthodoxe Kirche inzwischen auf eine über 1000-jährige Geschichte zurück. 1448 erreichte die Russisch-Orthodoxe Kirche ihre Autokephalie.59 59 Vgl. hierzu: Rudolf Prokschi, „Die Russisch-Orthodoxe Kirche“, Thomas Bremer, Hacik Rafi Gazer & Christian Lange (Hg.), Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2013, S. 33 ff. Vgl. zur Frühgeschichte der Russisch-Orthodoxen Kirche ferner: Ludolf Müller, „Die Russische Orthodoxe Kirche von den Anfängen bis zum Jahre 1240“, Peter Hauptmann/Gerd Stricker (Hg.), Die Orthodoxe Kirche in Rußland: Dokumente zu ihrer Geschichte (860–1980), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1988: S. 35–75.

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

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Mit der Ankunft eines Priesters der Russisch-orthodoxen Kirche im Jahr 1762 in Wien 60 sind die Anfänge der Russisch-Orthodoxen Kirche in Österreich anzusetzen. Anfangs trafen sich die Gläubigen in der russischen Botschaft, doch schon 1765 mussten für die Botschaftskirche eigene Räumlichkeiten angemietet werden. So schrieb D. M. Golizyn in einem Brief an Kaiserin Katherina II. am 19. März 1776: „Nicht nur für die Personen griechischen Glaubens, die in recht großer Zahl zu den Gottesdiensten in diese Kirche kommen, sondern auch für die hiesige Bevölkerung, die aus reiner Neugier den Gottesdienst besucht, scheint es mir unumgänglich, größere Räumlichkeiten für den Gottesdienst zu haben.“61

In Beantwortung dieser Anfrage stellte das Kollegium für auswärtige Angelegenheiten Russlands für die Erhaltung der Kirche fortan 600 Taler pro Jahr zur Verfügung. Weitere 400.000 Rubel steuerte Zar Alexander III. bei. Schließlich konnte ein eigenes Kirchengebäude fertiggestellt und am 4. April 1899 feierlich geweiht werden. Durch die Weltkriege wurde die Geschichte der Russisch-orthodoxen Kirche in Österreich unterbrochen.62 Man traf sich zwar in gemieteten Räumen, aber erst seit 1945 finden wieder Gottesdienste in der eigenen Kirche statt. 1962 wurde eine eigene Diözese für Wien und Österreich mit Wien als Bischofssitz gegründet. Heute gibt es vier russisch-orthodoxe Pfarren in Wien, Graz, Linz und Salzburg mit rund 40.000 Gläubigen.63 Allerdings untersteht die Salzburger Pfarre der Diözese von Berlin und Deutschland der Russisch-orthodoxen Kirche im Ausland (ROKA).64 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Metropolit Pitirim von Volokolamsk und Jurjev (Hg.). Die Russische Orthodoxe Kirche. Kirchen der Welt. Bd. XIX. Berlin: de Gruyter, 1988. ₋₋ Bogalin, Theodora. »Die Russisch-Orthodoxe Kirche in Salzburg«. Peter Leander Hofrichter (Hg.). Ostkirchliches Christentum in Salzburg. Salzburg: Pro Oriente, 2006: S. 11–28.

60 Nicolae Dura, Kirche in Bewegung, S. 108 spricht fälschlicherweise von 1761. Alle anderen Quellen sprechen von 1762. 61 Vgl. hierzu: http://pfarre-graz.orthodox.ru/Stage_DE/html/gemeinden_in_oesterreich.html [26.11.2015]. 62 Einen interessanten Einblick in die Außenwahrnehmung der Russisch-Orthodoxen Kirche in den 1930er Jahren bietet ein Bericht in der Wiener Zeitung aus dem Jahr 1937. In verschiedenen Ausgaben der Zeitung zu der Zeit wurden „Sekten in Wien“ vorgestellt. Vgl. hierzu: Felix Hilke, „Sekten in Wien: Der weiße Adler“, Wiener Zeitung, 234 (16. März 1937) Nr. 75, S. 5. 63 http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015] sowie http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/russischorthodoxekirche [26.11.2015]. 64 Vgl. hierzu: http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/rumaenischorthodoxekirche [26.11.2015].

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2 Die orthodoxen Kirchen

₋₋ Dura, Nicolae. Kirche in Bewegung. Das religiöse Leben der Rumänen in Österreich. Wien: RUOKI Österreich Verlag, 2007: S. 108–109. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 71–83. ₋₋ Religionen in Österreich. Bundeskanzleramt (Hg.). Wien: Bundespressedienst, 2007. ₋₋ Schilowsky, Viktor. »Russisch-orthodoxe Kirche«. Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 34–35. Internetlinks

₋₋ http://www.nikolsobor.org (Homepage der Russisch-Orthodoxen Kirche in Österreich) ₋₋ http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/russischorthodoxekirche (Homepage der Orthodoxen Kirche in Österreich mit grundlegenden Hintergrundinformationen) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/?site=ok00020306 (Guter Hintergrundartikel zur Russisch-Orthodoxen Kirche) ₋₋ http://www.mospat.ru/ (Die internationale Homepage der Russisch-Orthodoxen Kirche)

2.1.5 Bulgarisch-Orthodoxe Kirche KURZ & BÜNDIG Bulgarisch-Orthodoxe Kirche Name 1. Jahrhundert, autokephal seit 1945 Entstehung Ca. 7 Millionen Anhänger weltweit Sofia (Bulgarien) Internationaler Sitz Liturgiesprache Kirchenslawisch 1 Gemeinden in Österreich Ca. 40.000 Anhänger in Österreich Kontakt Hl. Iwan Rilski Kirche Kühnplatz 7, Im Hof 1040 Wien Tel: 0664 2244370 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche führt ihre Anfänge auf die Missionstätigkeit des Apostel Paulus zurück. Allerdings ist uns wenig über die Anfänge des Christentums im Bereich des

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

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heutigen Bulgariens überliefert und es sollte bis zum 8. Jahrhundert dauern, bis das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde. Die weitere Entwicklung zu einer selbständigen Kirche ist eng mit dem bulgarischen Streben nach politischer Unabhängigkeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbunden. Im Jahr 1870 genehmigte der Sultan des Osmanischen Reiches die Gründung eines bulgarischen Exarchats (kirchlicher Verwaltungsdistrikt). Allerdings erlangte die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche erst 1945 die Autokephalie. 65 Schon kurz nach 1800 bemühten sich die in Wien lebenden Bulgaren, eine eigene und selbständige Kirche zu gründen. Doch dies sollte noch länger dauern. Die Schuld hieran gab man u. a. auch der Serbisch-Orthodoxen Kirche, die für sich beanspruchte, alle Orthodoxen slawischer Abstammung zu vertreten, und die gegen einen eigenen Kirchbau der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche auftrat. So konnte erst 1967 die erste bulgarisch-orthodoxe Gemeinde des Heiligen Iwan Rilski in Wien gegründet werden und sie wurde schon zwei Jahre später als staatlich anerkannt. Anfangs traf man sich in den Räumen der Russisch-Orthodoxen Kirche, doch konnte zwischenzeitlich innerhalb der Botschaftsanlage Bulgariens eine Kirche errichtet werden, die am 24. April 1994 feierlich geweiht wurde. Die meisten der rund 40.000 Gläubigen66 der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche leben in Wien; weitere in den Bundesländern. Allerdings gibt es trotz der großen Zahl von Gläubigen bis heute nur eine Kirchengemeinde in Wien, die Teil der Diözese von West- und Mitteleuropa ist. Gelegentliche Gottesdienste finden darüber hinaus in den verschiedenen Landeshauptstädten statt.67 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Anon. »Bulgarisch orthodoxe Kirche«. Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 36–37. ₋₋ Dura, Nicolae. Kirche in Bewegung. Das religiöse Leben der Rumänen in Österreich. Wien: RUOKI Österreich Verlag, 2007: S. 109–110.

65 Vgl. hierzu vor allem: Julia Lis, „Die Bulgarische Orthodoxe Kirche“, Thomas Bremer/Hacik Rafi Gazer/Christian Lange (Hg.), Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2013: S. 61–62. Lis geht auch auf die Spaltung der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche in den 1990er Jahren ein. 66 Vgl. hierzu: http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015] sowie http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/bulgarischorthodoxekirche [26.11.2015]. Bei der Volkszählung 2001 gaben 1135 Personen an, bulgarisch-orthodoxen Glaubens zu sein. 67 Vgl. hierzu: Nicolae Dura, Kirche in Bewegung, S. 110.

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2 Die orthodoxen Kirchen

₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 108–113. ₋₋ Religionen in Österreich. Bundeskanzleramt (Hg.). Wien: Bundespressedienst, 2007: S. 27–28. Internetlinks

₋₋ http://www.bok.at/de/index.html (Homepage der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche in Österreich) ₋₋ http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/bulgarischorthodoxekirche (Homepage der Orthodoxen Kirche in Österreich mit grundlegenden Hintergrundinformationen) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/?site=ok20041102201509 (Guter Hintergrundartikel über die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche) ₋₋ http://www.rilaeu.com/welcome/d/sinod1d.htm (Homepage der Diözese für West- und Zentraleuropa) ₋₋ http://www.pravoslavieto.com/docs/eng/history_of_the_bulgarian_orthodox_church. htm#gen (Homepage zur Geschichte der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche in englischer Sprache)

2.1.6 Georgisch-Orthodoxe Kirche in Österreich KURZ & BÜNDIG Georgisch-Orthodoxe Kirche Name 4. Jahrhundert, autokephal seit 1943 Entstehung Ca. 4 Millionen Anhänger weltweit Tiflis (Georgien) Internationaler Sitz Liturgiesprache Georgisch 3 Gemeinden in Österreich Mitglieder in Österreich 310 Georgisch-Orthodoxe Kirche Zum Hl. König David dem Kontakt Erneurer Forsthausgasse 15 1200 Wien Tel: 0681 10353192

Geschichte

Die Anfänge des Christentums in Georgien liegen im geschichtlichen Dunkeln. Gesichert ist jedoch, dass es schon Anfang des 4. Jahrhunderts mehrere Bistümer in der Küstenregion des Schwarzen Meers gab. Durch eine stetige Zahl georgischer Pilger nach Palästina – u. a. entstanden dort zeitweise mehrere georgische Klöster – übernahm die georgische Tradition

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

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eine Reihe von Jerusalemer Bräuchen. Auch ins benachbarte Armenien pflegte man enge Beziehungen. Im Zuge eines heftigen Konflikts zwischen dem armenischen Katholikos Abraham I. (607–615) und dem georgischen Katholikos Kyrion I. (595–610) kam es 608 zu einer auf Dauer angelegten Trennung der beiden Kirchen und die georgische Kirche wandte sich dem byzantinischen Kaiserreich zu. Als goldenes Zeitalter der Georgisch-Orthodoxen Kirche kann die Zeit des geeinten georgischen Königreiches vom 11. bis zum 13. Jahrhundert gesehen werden. Darauf folgten jedoch Jahrhunderte der wechselnden Fremdherrschaft (Mongolen, Türken und Perser), bis Zar Alexander I. Georgien annektierte und ins russische Großreich eingliederte. Somit fiel auch die Kirche unter das Moskauer Patriarchat. Zwar erklärte die Georgisch-Orthodoxe Kirche sich schon 1917 für unabhängig, allerdings akzeptierte das Moskauer Patriarchat die Autokephalie der Georgisch-orthodoxen Kirche erst im Jahr 1943.68 Die Georgisch-Orthodoxe Kirche ist in Österreich noch recht jung. Die älteste Gemeinde ist die Wiener Gemeinde zum Heiligen König David dem Erneurer. Hier wirkte der heutige Bischof von Mitteleuropa Lazar Samadbegischvili von 2006 bis 2014 als Pfarrer.69 Die Gemeinde hat heute rund 200 Mitglieder. Weitere Gemeinden entstanden 2009 in Linz (ca. 70 Mitglieder) und im Jahr 2010 in Graz (ca. 40 Mitglieder). Bisher ist die Georgisch-Orthodoxe Kirche in Österreich staatlich noch nicht anerkannt. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Kohlbacher, Michael. »Die Georgisch Orthodoxe Kirche«. Bremer, Thomas/Gazer, Hacik Rafi/Lange, Christian (Hg.). Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2013: S. 71–76. Internetlinks

₋₋ http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/georgischeorthodoxekirche (Homepage der Orthodoxen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Georgien/ (Guter Hintergrundartikel über die Georgisch-Orthodoxe Kirche)

68 Vgl. zur Geschichte der Kirche vor allem: Michael Kohlbacher, „Die Georgische Orthodoxe Kirche“, Thomas Bremer, Hacik Rafi Gazer & Christian Lange (Hg.), Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2013: S. 71–76. 69 Vgl. hierzu: http://www.pro-oriente.at/?site=ne20141126141411 [26.11.2015].

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2 Die orthodoxen Kirchen

2.1.7 Antiochenisch-Orthodoxe Kirche KURZ & BÜNDIG Name Antiochenisch-Orthodoxe Kirche Entstehung 1. Jahrhundert Anhänger weltweit Ca. 4 Millionen Internationaler Sitz Damaskus (Syrien) Liturgiesprache Arabisch Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 1000 Kontakt Antiochenisch-Orthodoxe Kirche Fünfhausgasse 27–29 1150 Wien

Geschichte

Die Griechisch-Orthodoxe Kirche des Patriarchats von Antiochien, auch als Rum-Orthodoxe Kirche bezeichnet (von „Rum“ als arabische Bezeichnung der Römer bzw. Byzantiner), geht in ihren Ursprüngen auf die Missionstätigkeit der Apostel Petrus und Paulus zurück. Es war in Antiochien, wo die Nachfolger Jesu zum ersten Mal als Christen bezeichnet wurden (Apg. 11,26). Beim Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) wurde das Patriarchat als gleichberechtigt mit Rom und Alexandria bezeichnet. Es war auch in Antiochien, wo sich früh eine der führenden theologischen Schulen des Christentums etablierte. In ihrer wechselvollen Geschichte hatte die Kirche unter dem Vordringen des Islam seit dem 7. Jahrhundert zuerst unter den Arabern und später unter den Seldschuken zu leiden. Im 14. Jahrhundert wurde der Sitz des Patriarchen nach Damaskus verlegt. Mit der Eroberung der Region durch die Osmanen im Jahr 1517 wurden alle dortigen orthodoxen Christen dem Ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel unterstellt, so dass fortan nur Griechen als Patriarchen eingesetzt wurden, obwohl die Mehrheit der Gläubigen arabischsprachig war. Im Jahr 1899 erfolgte erstmals wieder die Berufung eines arabischsprachigen Patriarchen (Meletios II.). Verschiedene kirchenpolitische und regionenspezifische politische Entwicklungen brachten es mit sich, dass schließlich im Mittelalter der westsyrische Ritus durch den byzantinischen Ritus ersetzt wurde.70 In Wien siedelten sich seit den 1970er Jahren Christen der Griechisch-Orthodoxen Kirche des Patriarchats von Antiochien an. In den 1980er Jahren begannen sich die Gläubigen zur organisieren. Erstmals fand im Jahr 2002 eine Liturgie in ihrem Ritus (Messe/Gottesdienst) in Wien statt, nachdem Mihail Papas, dessen Großvater und Vater schon Priester 70 Vgl. zur Geschichte der Kirche vor allem: Wolfgang Hage, Das orientalische Christentum, Religionen der Menschheit 29,2, Stuttgart: Kohlhammer, 2007: S. 78–95.

2.1 Die orthodoxen Kirchen weltweit und in Österreich

49

waren, vom Metropoliten von West- und Zentraleuropa zum Priester geweiht worden war. Mit diesem Datum verbindet sich auch die Gründung einer eigenen Pfarre, die allerdings bis heute keine eigene Kirche bzw. keine eigenen Räumlichkeiten besitzt. Stattdessen trifft man sich in der römisch-katholischen Kirche Mutter der Barmherzigkeit im 15. Bezirk in Wien. Die meisten der mindestens 1000 Gläubigen71 stammen aus Syrien, der Türkei, dem Libanon, dem Irak oder Jordanien. Die Antiochenisch-Orthodoxe Kirche ist bisher staatlich noch nicht anerkannt und wird vom Metropoliten des Ökumenischen Patriarchen vertreten. Die Pfarre gehört organisatorisch zur Metropolie von West- und Zentraleuropa mit Sitz in Paris.72 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Dura, Nicolae. Kirche in Bewegung. Das religiöse Leben der Rumänen in Österreich. Wien: RUOKI Österreich Verlag, 2007: S. 110. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart: Kohlhammer, 2007: S. 78–95. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 65–69. Internetlinks

₋₋ http://antiochorth.org/?page_id=2&lang=de_DE (Homepage der Antiochenisch-Orthodoxen Kirche) ₋₋ http://orthodoxe-kirche.at/site/orthodoxedioezesen/patriarchatvonantiochien (Homepage der Orthodoxen Kirche in Österreich mit einer Kurzbeschreibung) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Antiochien/ (Guter Hintergrundartikel über die Antiochenisch-Orthodoxe Kirche.) ₋₋ http://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Griechisch-Orthodoxe_Kirche_in_%C3%96sterreich (Hilfreicher kurzer Lexikonartikel mit konkreten Angaben zur Situation in Österreich)

71 Vgl. die Angaben bei: Franz Gschwandtner & Christian Gastgeber, Orthodoxe in Wien: Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden, Wien: Styria, 2004, S. 68, wo von 210 Familien die Rede ist. Unter http://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Griechisch-Orthodoxe_Kirche_in_%C3%96sterreich [26.11.2015] ist von rund 1000 Gläubigen die Rede. Durch die Flüchtlingswelle im Jahr 2015 ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Gläubigen zwischenzeitlich stark erhöht hat. 72 Vgl. zu den Angaben: http://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Griechisch-Orthodoxe_Kirche_ in_%C3%96sterreich [26.11.2015].

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2 Die orthodoxen Kirchen

2.2 Die altorientalischen Nationalkirchen in Österreich Als altorientalische Kirchen bezeichnet man in der Regel diejenigen Ostkirchen, die sich nach dem Konzil von Chalcedon (451 n. Chr.) von der römischen Reichskirche trennten. Bei dem Konzil ging es vor allem um das Verhältnis der menschlichen und der göttlichen Natur Jesu Christi. Bei den altorientalischen Nationalkirchen handelt es sich zum einen um Landeskirchen, die außerhalb der Grenzen des Römischen Reichs beheimatet waren, und zum anderen um Kirchen, die sich gegen den konstantinopolitanischen Zentralismus wendeten und regionale Bewegungen im byzantinisch beherrschten Ägypten und Syrien vereinten. Neben theologischen spielten somit auch politische Gründe bei der Trennung eine Rolle. Zu den altorientalischen Nationalkirchen werden die Armenisch-Apostolische Kirche, die Koptisch-Orthodoxe Kirche, die Syrisch-Orthodoxe Kirche, die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche, die Eritreisch-Orthodoxe Kirche sowie die Malankara-Syrisch-Orthodoxe Kirche in Indien gezählt. Diese Kirchen stehen miteinander in Kirchengemeinschaft. In Österreich sind bis auf die Eritreisch-Orthodoxe Kirche zwischenzeitlich alle altorientalischen Kirchen mit Gemeinden vertreten, gesetzlich anerkannte Kirche und Religionsgemeinschaft sind die Armenisch-Apostolische Kirche, die Koptisch-Orthodoxe Kirche sowie die Syrisch-Orthodoxe Kirche. Lehre

Wie schon oben erwähnt, lösten sich im Anschluss an das Konzil von Chalcedon (451 n. Chr.) einzelne Kirchen aus dem bis dahin bestehenden Reichskirchenverband. Der Trennungsgrund lag zuallererst in der Christologie begründet. Während die Reichskirche die Zweinaturenlehre Christi betonte (wahrer Mensch und wahrer Gott),73 lehrten die späteren orientalischen Kirchen die eine gottmenschliche Natur Christi. Sie lehnten daher die Entscheidungen dieses Vierten Ökumenischen Konzils ab und wurden in weiterer Folge von der Reichskirche als Häretiker verurteilt und abgelehnt.74 Auch alle weiteren Konzile blieben fortan von ihnen unberücksichtigt. 73 „Jesus Christus ist ‚wahrer Gott‘ (die zweite Person der Trinität) und ‚wahrer Mensch‘ zugleich. Dies wurde dadurch ausgedrückt, dass man von zwei ‚Naturen‘ sprach, einer göttlichen und einer menschlichen. Beide seien in Christus unwandelbar, ungetrennt, ungeteilt und unvermischt. Man bezeichnet dieses Ergebnis daher auch als Zwei-Naturen-Lehre (Dyophysitismus). Demnach ist Christus wahrer Gott, weil er nur so als die wahre Selbstoffenbarung Gottes verstanden werden kann. Dass Gott in ihm zugleich wahrer Mensch ist, soll festhalten, dass die Menschen in ihm wirklich erlöst sind.“ Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Christologie [26.11.2015]. 74 Das Konzil von Chalcedon lehnte folgende christologischen Lehren ab: den „Arianismus, auch wenn er in Christus Gott sieht (Logostheologie), ihn jedoch als nicht ewig bezeichnet, sondern als von Gott gezeugt. [Den] Monophysitismus, wonach das Göttliche und das Menschliche eine ungeteilte und vermischte gott-menschliche Natur bildeten (polemisch überzeichnet: Jesus als Gott, dessen Menschlichkeit nur Schein und Verkleidung sei) [und den] Nestorianismus, wonach das Göttliche und das Menschliche in Jesus weitgehend geteilt und unvermischt sind.“ Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Christologie [26.11.2015].

2.2 Die altorientalischen Nationalkirchen in Österreich

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„In ihrer konfessionellen Prägung folgten sie damit dem Miaphysitismus alexandrinischer Tradition, bekennen also Christus als den wahren Gott und wahren Menschen in der nur einen fleischgewordenen Natur des Gott-Logos.“75 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Bryner, Erich. Die orthodoxen Kirchen von 1274 bis 1700. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. II/9. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2004. ₋₋ Döpmann, Hans-Dieter. Die Ostkirchen vom Bilderstreit bis zur Kirchenspaltung von 1054.

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Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. I/8. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1991. Groen, Basilius J./Gastgeber, Christian (Hg.). Die Liturgie der Ostkirche. Ein Führer zu Gottesdienst und Glaubensleben der orthodoxen und orientalischen Kirchen. 2. Aufl. Freiburg at al.: Herder, 2013: S. 105–250. Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart: Kohlhammer, 2004: S. 129–264. Handbuch der Ostkirchenkunde. Wilhelm Nyssen/Hans-Joachim Schulz/Paul Wiertz (Hg.). 3. Bd. Düsseldorf: Patmos, 1997. Lange, Christian/Pinggéra, Karl (Hg.). Die altorientalischen Kirchen. Glaube und Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010. Müller, Caspar Detlef G. Geschichte der orientalischen Nationalkirchen. Die Kirche in ihrer Geschichte. Ein Handbuch. Bd. D 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1981.

Internetlinks

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http://www.pro-oriente.at/Einfuehrung-orientalisch-orthodoxe-Kirchen/ (Gute Einführung in alle altorientalischen Kirchen) http://de.wikipedia.org/wiki/Vorreformatorische_Kirchen (Guter Lexikonartikel, der einen ausführlichen Überblick u. a. auch über die altorientalischen Kirchen bietet)

75 Wolfgang Hage, Das orientalische Christentum, S. 129.

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2 Die orthodoxen Kirchen

2.2.1 Armenisch-Apostolische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anhänger weltweit Internationaler Sitz Liturgiesprache Gemeinden in Österreich Anhänger in Österreich Kontakt

Armenisch-Apostolische Kirche 1. Jahrhundert Ca. 6 Millionen Etschmiadzin (Armenien) Altarmenisch (Grabar) 1 mit 2 Filialen Ca. 10.000 Armenisch-Apostolische Kirche Kolonitzgasse 11, 1030 Wien Tel: 01 7180965, Fax: 01 8906886

Geschichte

Die Armenisch-Apostolische Kirche gilt als eine der ältesten der altorientalischen Kirchen und beansprucht apostolische Gründung durch die Apostel Judas Thaddäus und Bartholomäus in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts. Das Christentum muss auf jeden Fall schon früh nach Armenien gelangt sein, da es bereits im Jahr 301 (nach anderen Angaben erst 316) zur Staatsreligion durch den armenischen König Tradt III. erklärt wurde.76 Auf dem 2. Konzil von Dwin – damaliger Sitz des armenischen Katholikos und rund 20 Kilometer südlich des heutigen Eriwan gelegen – lehnte die armenische Kirche die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon ab, so dass es zum Bruch mit der römischen Reichskirche kam. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde das Land von arabischen Muslimen und später von den zentralasiatischen Seldschuken erobert. Die unsicheren Lebensverhältnisse über Jahrhunderte hinweg führten dazu, dass viele Armenier ihre Heimat verließen und sich im gesamten Mittelmeerraum und in Osteuropa niederließen. Unter der osmanischen Herrschaft wurden die Armenier 1915/1916 grausam unterdrückt und viele ermordet. Schätzungen gehen von bis zu 1,5 Millionen Opfern dieses tragischen Genozids aus.77 In Österreich bildeten die Armenier ab dem 17. Jahrhundert eine kleine Gemeinde, die vor allem aus Kaufleuten im Dienste der Habsburger bestand und eine Tochtergemeinde der Gemeinde in Suceawa/Bukowina bildete. Diese Muttergemeinde wurde im Jahr 1783 76 Vgl. zur historischen Entwicklung der orientalischen Nationalkirchen vor allem: Hans Joachim Schulz & Paul Wiertz, „Die altorientalischen Kirchen“, Handbuch der Ostkirchenkunde, Bd. 1, Wilhelm Nyssen et al. (Hg.), Düsseldorf: Patmos, 1984: S. 34 ff. 77 Zur Geschichte der armenischen Kirche vgl. vor allem: Mesrob Krikorian, „Die Geschichte der Armenisch-Apostolischen Kirche“, Friedrich Heyer (Hg.), Die Kirche Armeniens, Die Kirchen der Welt, Bd. XVIII, Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1978: S 29–58.

2.2 Die altorientalischen Nationalkirchen in Österreich

53

von Kaiser Joseph II. besucht, und er berichtete in einem eigenhändig geschriebenen Brief vom 19. Juni 1783 an Feldmarschall Hadik: „Die armenische Gemeinde allhier, deren Gottesdienst ich selbst beigewohnt habe, ist wenig ausgenommen allen übrigen katholischen Armeniern gleich, es sind also alle weiteren Nachforschungen über ihre Religion einzustellen und sei bei ihrem Handel und Wandel ungestört zu belassen, auch ist zu trachten, noch mehrere derlei Leute zu bringen.“78

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der armenisch-apostolischen Gläubigen in der österreichischen Hauptstadt auf rund 100 Personen an. Eine erste Hauskapelle wurde im Dezember 1912 in Wien errichtet. 1968 konnte schließlich in Wien die erste armenisch-apostolische Kirche geweiht werden und schon 1972 erfolgte die staatliche Anerkennung der Armenisch-Apostolischen Kirche in Österreich als anerkannte Religionsgemeinschaft. Im Jahr 1980 wurde Wien zudem Sitz der neu eingerichteten Diözese für Mitteleuropa und Schweden. Neben der Pfarre in Wien gibt es für die rund 10.000 Gläubigen79 armenisch-apostolische Filialgemeinden (Sektionen) in Graz und Linz.80 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Dum-Tragut, Jasmine. »Armenier in Salzburg – eine unbekannte christliche Gruppe«. Peter Leander Hofrichter (Hg.). Ostkirchliches Christentum in Salzburg. Salzburg: Pro Oriente, 2006: S. 47–54. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 131–141. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart: Kohlhammer, 2004: S. 226–262. ₋₋ Heyer, Friedrich (Hg.). Die Kirche Armeniens. Die Kirchen der Welt. Bd. XVIII. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1978. ₋₋ Krikorian, Mesrob K. »Armenisch-apostolische Kirche in Österreich«. Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 38–39.

78 Peter Pietzinger, Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften, 2. Aufl., St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 38. 79 Vgl. hierzu: http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015]. Bei der Volkszählung 2001 gaben 1824 Personen an, zur Armenisch-Apostolischen Kirche zu gehören. 80 Vgl. hierzu: http://www.proreligion.at/proreligion/home/werwirsind/article/103801.html [26.11.2015].

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2 Die orthodoxen Kirchen

₋₋ Religionen in Österreich. Bundeskanzleramt (Hg.). Wien: Bundespressedienst, 2007: S. 29–30. Internetlinks

₋₋ http://www.armenia.at (Homepage der armenisch-apostolischen Kirchengemeinde in Österreich) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/?site=ok00020404 (Sehr gute Information des Wiener Vereins Pro Oriente) ₋₋ http://www.armenianchurch.org/index.jsp?sid=1&id=3&pid=1 (Die englischsprachige Homepage der Armenisch-Apostolischen Kirche)

2.2.2 Koptisch-Orthodoxe Kirche in Österreich KURZ & BÜNDIG Name Koptisch-Orthodoxe Kirche Entstehung 1. Jahrhundert Anhänger weltweit Ca. 10 Millionen Internationaler Sitz Kairo (Ägypten) Liturgiesprache Koptisch (bohairischer Dialekt) und Arabisch Gemeinden in Österreich 7 Anhänger in Österreich Ca. 10.000 Kontakt Koptisch-Orthodoxe Kirche Quadenstrasse 4 1220 Wien Tel & Fax: 01 2827443 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Koptisch-Orthodoxe Kirche versteht sich als erste Kirche Afrikas und führt ihre Entstehung auf den Apostel Markus im Jahr 63 n. Chr. zurück. Sie hat ihre Wurzeln im alexandrinisch-ägyptisch geprägten Christentum der Spätantike. Hier muss vor allem auf die hellenistische Wissenschaftstradition im christlichen Alexandria des 2. Jahrhunderts verwiesen werden, die Alexandria zu einem Zentrum der Theologie in der frühen Kirche machte. Auch die Idee des christlich geprägten Mönchtums stammt aus Ägypten und verbreitete sich seit dem 4. Jh. in die ganze damals bekannte Welt. „Was wir heute als ‚koptische‘ (= ägyptische) Kirche bezeichnen, hat sich vom 5.–10. Jh. entwickelt. Erst nach dem 10. Jh. gerieten die Kopten gegenüber den Muslimen in Ägypten durch die politischen Wechselfälle und die Expansionspolitik des fatimidischen Kalifats in die Minderheit. Um dieselbe Zeit ersetzte das Arabische das Koptische als

2.2 Die altorientalischen Nationalkirchen in Österreich

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Landessprache. Heute leben ca. 6 Millionen Kopten in Ägypten, das sind 10 % der Gesamtbevölkerung. Da es keine verlässlichen staatlichen Statistiken gibt, kann man mitunter auch von 10 Millionen Kopten lesen, zu denen noch mit Sicherheit 1,5 Millionen in der Diaspora kommen, wo sie in den vergangenen Jahrzehnten mit großem Fleiß außerordentlich stabile Gemeinden und Diözesen aufgebaut haben.“81

In Österreich besteht seit 1976 eine koptische Gemeinde, die die ursprünglich wenigen als Studenten oder Geschäftsleute nach Österreich gekommenen koptischen Familien betreute. Im Juli 2004 konnte Papst-Patriarch Schenouda III. die Kirche der Heiligen Jungfrau von Zeitoun im 22. Wiener Gemeindebezirk einweihen. Hier befindet sich gleichzeitig der Bischofssitz des im Jahr 2000 eingerichteten Bistums für Österreich und die deutschsprachige Schweiz.82 Schloss Obersiebenbrunn (Niederösterreich) konnte 2001 erworben werden und wurde zu einem Kloster und einem ökumenischen Begegnungszentrum samt theologischer Schule umgebaut. Zwischenzeitlich gibt es für die insgesamt 10.000 Gläubigen83 drei weitere koptisch-orthodoxe Kirchen in Wien und in den Bundesländern Kirchen in Graz, Linz, Klagenfurt, Bruck a. d. Mur und Obersiebenbrunn (im Kloster) sowie eine Gemeinde in Schärding.84 Im April 2003 trat das Orientalisch-Orthodoxe Kirchengesetz in Kraft, mit dem die Koptisch-Orthodoxe Kirche der Armenisch-Apostolischen Kirche und der Syrisch-Orthodoxen Kirche gleichgestellt und als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt wurde. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Baramousy, Johannes El/Istfanous, Amir. »Die Koptisch-Orthodoxe Kirche.« Johann Hirnsperger/Christian Wessely/Alexander Bernhard (Hg.). Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaft in Österreich: Selbstdarstellungen und theologische Reflexion. Theologie im kulturellen Dialog. Bd. 7. Graz: Styria, 2001: S. 143–149. ₋₋ Chaillot, Christine. The Coptic Orthodox Church. A Brief Introduction to Its Life and Spirituality. Paris: Inter-Othodox Dialogue, 2005. ₋₋ Gabriel, Anba. »Koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich«. Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 42–43. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 113–121.

81 http://www.pro-oriente.at/?site=ok20041101124021 [15.03.2016]. 82 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Koptische_Kirche_der_heiligen_Jungfrau_von_Zeitoun [26.11.2015]. 83 Vgl. hierzu: http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015]. Bei der Volkszählung 2001 gaben 1633 Personen an, zur Koptisch-Orthodoxen Kirche zu gehören. 84 Vgl. hierzu: http://www.kopten.at/index.php/de/kirchen-gemeinden [26.11.2015].

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2 Die orthodoxen Kirchen

₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart: Kohlhammer, 2004: S. 167–195. ₋₋ Jaschke, Lambert. »Koptisch-Orthodoxe Kirche in Österreich.« Referat für Weltanschauungsfragen der Erzdiözese Wien (Hg.). Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich. Neun Beschreibungen. Werkmappe 83. Wien: Referat für Weltanschauungsfragen, 2000: S. 10–22. ₋₋ Religionen in Österreich. Bundeskanzleramt (Hg.). Wien: Bundespressedienst, 2007: S. 33–34. ₋₋ Verghese, Paul (Hg.). Koptisches Christentum. Die orthodoxen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens. Kirchen der Welt. Bd. XII. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1973: S. 11–129. Internetlinks

₋₋ http://www.kopten.at (Homepage der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/?site=ok20041101124021 (Gute Hintergrundinformationen von Pro Oriente)

2.2.3 Syrisch-Orthodoxe Kirche KURZ & BÜNDIG Name Syrisch-Orthodoxe Kirche Entstehung Ab dem 3. Jahrhundert Anhänger weltweit Ca. 1,3 Millionen Internationaler Sitz Damaskus (Syrien) Liturgiesprache Aramäisch Gemeinden in Österreich 3 Mitglieder in Österreich Ca. 7000 bis 10.000 Kontakt Syrisch-Orthodoxe Kirche zu St. Ephrem Speisinger Straße 107 1130 Wien Tel/Fax: 01 804 09 16 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche führt ihre Entstehung auf das Wirken des Apostels Petrus im Jahr 34 in Antiochien zurück, der Stadt, in der die Nachfolger Jesu zum ersten Mal als Christen bezeichnet wurden (Apg. 11,26).85 Bis heute wird die Liturgie überwiegend in aramäischer 85 Dass sich bis heute die Oberhäupter von fünf Kirchen (Antiochenisch-Orthodoxe Kirche, Syrisch-Orthodoxe Kirche, Syrisch-Katholische Kirche, Melkitische Griechisch-Katholische Kirche sowie die Maronitische Kirche) als Patriarchen von Antiochien bezeichnen, zeigt die Bedeutung

2.2 Die altorientalischen Nationalkirchen in Österreich

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Sprache gefeiert, die Sprache, die auch Jesus gesprochen hat. Auch die Syrisch-Orthodoxe Kirche trennte sich infolge von sowohl theologischen als auch politischen Streitigkeiten des 5. Jahrhunderts von der römischen Reichskirche. Die Mehrheit der West-Syrer lehnte die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon (451) ab und wählte in weiterer Folge im Jahr 470 mit Petrus dem Walker einen eigenen Patriarchen. Dessen Nachfolger Severus von Antiochien wurde samt allen mit ihm sympathisierenden Bischöfen im Jahr 518 vom byzantinischen Kaiser Justinus I. für abgesetzt erklärt und musste nach Ägypten ins Exil fliehen. Dort entwickelte Severus eine eigene Christologie, die bis heute für die Syrisch-Orthodoxe Kirche verbindlich ist. „Dank dieser Christologie konnte im 20. Jahrhundert nach einem längeren Annäherungsprozess geklärt werden, dass es in Fragen der Christologie keine kirchentrennenden Glaubensunterschiede zwischen den Kirchen gibt, die die Beschlüsse von Chalkedon rezipiert haben, und denjenigen, die dies nicht getan haben.“86

Im 6. Jahrhundert schuf Jakobus Baradäus erstmals klare Strukturen für die Kirche (daher rührt die manchmal verwendete Bezeichnung jakobitische Kirche für die Syrisch-Orthodoxe Kirche), die weiterhin jedoch unter der Unterdrückung der römischen Reichskirche litt. Damit mag zusammenhängen, dass die Kirche bis heute nie ein echtes kirchliches Zentrum gebildet hat; die jeweiligen Patriarchen lebten an verschiedenen Orten. Ihre Blütezeit erlebte die Kirche im 12. und 13. Jahrhundert, auf die mehrere Jahrhunderte des Niedergangs folgten, die anfangs durch interne Streitigkeiten bedingt, die dann aber auch blutiger Verfolgung geschuldet waren. Im 20. Jahrhundert starben während des Massakers unter den Armeniern auch rund 186.000 syrisch-orthodoxe Christen. Die Mehrheit der Anhänger der Syrisch-Orthodoxen Kirche leben bis heute in der Osttürkei, in Syrien, dem Irak und Libanon und Indien sowie in Ländern der westlichen Welt. Nach Österreich gelangte die Syrisch-Orthodoxe Kirche zu Beginn der 1960er Jahre durch rund 30 Gastarbeiterfamilien. 1974 kam es zur Gründung der Kirchengemeinde St. Ephrem durch rund 100 Familien, die sich bis heute in der von der Römisch-Katholischen Kirche zur Verfügung gestellten ehemaligen Lainzer Pfarrkirche versammelt. Im Februar 1988 erkannte der Staat die Syrisch-Orthodoxe Kirche offiziell an. Heute unterhält sie für die 7000 bis 10.000 Gläubigen87 neben drei Gemeinden in Wien dort auch ein Kulturzentrum sowie Seelsorgezentren in Linz, Steyr, St. Pölten, Tulln und Ebreichsdorf. der Stadt für die Geschichte des Christentums. Vgl. hierzu: http://www.pro-oriente.at/Syrisch_ Orthodoxe_Kirche/ [27.11.2015]. 86 Zitiert nach: http://www.pro-oriente.at/Syrisch_Orthodoxe_Kirche/ [27.11.2015]. 87 Vgl. hierzu: E-Mail der Syrisch-Orthodoxen Kirche an den Autor mit der Angabe von 7000 Anhängern vom 12.01.2015. Die Angabe von 10.000 Anhängern ist entnommen aus: http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2014/01/02/rund-500-000-orthodoxe-christinnen-in-osterreich/ [20.11.2015]. Bei der Volkszählung 2001 gaben 1589 Personen an, zur Syrisch-Orthodoxen Kirche zu gehören.

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2 Die orthodoxen Kirchen

Im Mai 2015 fand erstmals auch ein syrisch-orthodoxer Gottesdienst in Graz statt. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche in Österreich untersteht dem Patriarchalvikariat der Schweiz und Österreichs. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Aydin, Hanna. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien. Ein geschichtlicher Überblick. Glane-Losser: Bar Hebräus Verlag, 1990. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 122–129. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart: Kohlhammer, 2004: S. 133–167. ₋₋ Lange, Christian/Pinggéra, Karl (Hg.). Die altorientalischen Kirchen. Glaube und Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010: S. 77–88. ₋₋ Mallat, Peter. »Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien in Österreich«. Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 40–41. ₋₋ Religionen in Österreich. Bundeskanzleramt (Hg.). Wien: Bundespressedienst, 2007: S. 31–32. ₋₋ Tamcke, Martin. Die Christen vom Tur Abdin. Hinführung zur Syrisch-Orthodoxen Kirche. Frankfurt: Otto Lembbeck, 2009. Internetlinks

₋₋ https://www.morephrem.at/ (Homepage der St.-Ephrem-Gemeinde in Wien) ₋₋ http://www.suryoye.at/ (Weitere Homepage der Gemeinde in Wien) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/?site=ok00020403 (Guter Hintergrundartikel von Pro Oriente)

2.2 Die altorientalischen Nationalkirchen in Österreich

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2.2.4 Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anhänger weltweit Internationaler Sitz Liturgiesprache Gemeinden in Österreich Anhänger in Österreich Kontakt

Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche 4. Jahrhundert Ca. 30 Millionen Addis Abeba (Äthiopien) Altäthiopisch (Ge’ez) 1 Ca. 300–500 Äthiopisch-Orthodoxe Kirche c/o Pfarre Schwechat Wiener Straße 18 2320 Schwechat Tel: 01 7076475

Geschichte

Belegt ist, dass das Christentum schon in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts in Äthiopien Einzug hielt. Schon 340 wurde Frumentios zum Bischof von Aksum geweiht, wahrscheinlich verlief dies parallel zur Konversion König Azanas, des Herrschers des Königreiches Aksum. Doch erst Mönche aus dem östlichen Mittelmeerraum sorgten im 6. Jahrhundert für eine Missionierung des Landes, die über den Königshof von Aksum hinausging. Durch sie gelangte wahrscheinlich auch die miaphysitische Lehre nach Äthiopien. Bedeutend für die weitere Entwicklung der Kirche ist das äthiopische Nationalepos Kebrä nägäst vom Anfang des 14. Jahrhunderts, das im Kontext der Identitätsbildung Äthiopiens verstanden werden muss und auch den starken alttestamentlichen Bezug der Kirche bis heute erklärt: „Darin wird farbenfroh ausgemalt, wie die Königin von Saba (die als äthiopische Herrscherin verstanden wird) den biblischen König Salomo besuchte und aus beider Verbindung der Sohn Menilek hervorging. Zum Manne gereift, soll Menilek nach Äthiopien zurückgekehrt sein. Dabei habe er nicht nur 40 Leviten mit sich geführt, sondern auch die Bundeslade aus dem Jerusalemer Tempel nach Aksum gebracht. Auf Menilek werden die Könige Aksums und ihre seit dem 13. Jahrhundert (‚wieder‘) regierenden Nachfolger genalogisch zurückgeführt.“88

88 Karl Pinggéra, „Die Äthiopisch-Othodoxe Kirche und die Eritreisch-Orthodoxe Kirche, Christian & Karl Pinggéra (Hg.). Die altorientalischen Kirchen. Glaube und Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010: S. 43.

60

2 Die orthodoxen Kirchen

Die weiteren Jahrhunderte brachten neben Zeiten des Wachstums auch innere und äußere Krisen und theologische Richtungskämpfe mit sich. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem erneuten Erblühen und Wachstum der Kirche, später auch gefördert durch die Rückkehr des Kaisers und die politische Unabhängigkeit des Landes. Von Anfang an war die äthiopische Kirche eng mit der koptischen Kirche verbunden und unterstand dem koptischen Papst. Erst im Jahr 1959 entließ die koptische Kirche die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche in die Unabhängigkeit. Ende der 1990er Jahre erhielt der Priestermönch Aba Kidane ein Stipendiat des Afroasiatischen Instituts in Wien, um dort eine äthiopisch-orthodoxe Gemeinde aufzubauen. Die offizielle Gemeindegründung fand 1998 statt und ein erster Gottesdienst konnte im Jahr 2000 gefeiert werden. In den folgenden Jahren stellte die Römisch-Katholische Kirche der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche für ihre 300 bis 500 Gläubigen89 immer wieder Räumlichkeiten für die Gottesdienste zur Verfügung, zuletzt in Klein-Schwechat.90 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Chaillot, Christine. The Ethiopian Orthodox Tewahedo Church Tradition. A Brief Introduction to Its Life and Spirituality. Paris: Inter-Othodox Dialogue, 2002. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 142–145. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart: Kohlhammer, 2004: S. 200–222. ₋₋ Pinggéra, Karl. »Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche und die Eritreisch-Orthodoxe Kirche.« Lange, Christian/Pinggéra, Karl (Hg.). Die altorientalischen Kirchen. Glaube und Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010: S. 41–50. ₋₋ Verghese, Paul (Hg.). Koptisches Christentum. Die orthodoxen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens. Kirchen der Welt. Bd. XII. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1973: S. 133–207. Internetlinks

₋₋ http://www.oekumene.at/site/home/article/366.html (Überblick über die Geschichte der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Aethiopisch_Orthodoxe_Kirche/ (Guter Artikel zur Äthiopisch-Orthodoxen Kirche)

89 Vgl. zu den Zahlenangaben: http://www.oekumene.at/site/home/article/366.html [27.11.2015]. Bei der Volkszählung 2001 gaben 41 Personen an, zur Äthiopisch-Orthodoxen Kirche zu gehören. 90 Einen guten Einblick in das gottesdienstliche Leben der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in Österreich bietet: Desta Alemu, „55 Tage fasten: Äthiopier warten auf Ostern: Die äthiopisch-orthodoxe Gemeinde ist für ihre bunten – und langen Gottesdienste bekannt“, Die Presse, (17.02.2010), S. 11, auch zu finden unter: http://diepresse.com/home/panorama/integration/540199/55-Tage-fasten_Aethiopier-warten-auf-Ostern [27.11.2015].

2.2 Die altorientalischen Nationalkirchen in Österreich

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2.2.5 Malankara-Orthodox-Syrische Kirche (Indisch-Orthodoxe Kirche) KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anhänger weltweit Internationaler Sitz Liturgiesprache Gemeinden in Österreich Anhänger in Österreich Kontakt

Malankara-Orthodox-Syrische Kirche (Indisch-Orthodoxe Kirche) 52 bzw. 1912/1965 Ca. 1 Millionen Kottayam, Kerala (Indien) Aramäisch und Malayalam 1 75 Malankara-Orthodox-Syrische Kirche Kapelle am Tabor Am Tabor 7 1020 Wien Tel: 0699 12509849

Geschichte

Die autokephale Malankara-Orthodox-Syrische Kirche – nicht zu verwechseln mit der Malankara-Syrisch-Orthodoxen Kirche (s. unten) – ist eine von mehreren indischen Kirchen, die ihre Anfänge auf die missionarische Tätigkeit des Apostels Thomas in Indien zurückführen.91 Insgesamt sind nur wenige Informationen aus den ersten Jahrhunderten dieser Kirchen überliefert und erhalten geblieben, so dass vieles im Dunkeln bleiben muss. Als gesichert gilt, dass die Kirche jedoch vor der Ankunft der portugiesischen Kolonialmacht zur Assyrischen Kirche des Ostens (s. nächster Abschnitt) gehörte und sich erst durch die Ankunft der Portugiesen im 16. Jahrhundert und der damit verbundenen Latinisierungstendenz vom ostsyrischen zum westsyrischen Ritus wandte. „Ab 1665 standen die orientalisch-orthodoxen Bischöfe in Indien daher in Gemeinschaft mit dem Syrischen Orthodoxen Patriarchat von Antiochien.“92 Allerdings gab es immer wieder interne Konflikte innerhalb der indischen Kirche, verbunden mit dem Drängen nach Unabhängigkeit, die 1912 schließlich dazu führten, dass die Malankara-Orthodox-Syrische Kirche sich für autokephal erklärte. Zwar gab es zwischen 1958 und 1975 noch einmal Bemühungen, die Einheit der beiden Kirchen (malankarisch-orthodox-syrisch und malankarisch-syrisch-orthodox) wiederherzustellen, doch scheiterten diese, so dass beide Kirchen bis heute jurisdiktionell getrennt sind, obwohl beide in voller Kirchengemeinschaft stehen und auch Geistliche immer wieder zwischen den Kirchen wechseln. 91 Vgl. zur wissenschaftlichen Diskussion, ob Thomas tatsächlich in Indien missionarisch gewirkt hat: Eckhard Schnabel, Urchristliche Mission, Wuppertal: Brockhaus, 2002: S. 853 ff. 92 Johannes Oeldemann, Die Kirchen des christlichen Ostens, S. 75.

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2 Die orthodoxen Kirchen

In Wien kam es 1982 zur Gründung einer malankara-orthodox-syrischen Gemeinde. Seit 1985 wurden sie vom Priester Oomen John betreut, der jedoch 1997 nach Indien zurückkehrte, so dass zeitweise die geistliche Betreuung der Gemeinde von Deutschland aus erfolgte, bevor im Frühjahr 2004 ein neuer Pfarrer nach Wien entsandt wurde. KURZ & BÜNDIG Name Malankara-Syrisch-Orthodoxe Kirche Entstehung 52 Anhänger weltweit Ca. 3,5 Millionen Internationaler Sitz Kottayam, Kerala (Indien) Liturgiesprache Aramäisch und Malayalam Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 150 Kontakt Malankara-Syrisch-Orthodoxe Kirche St. Mary‘s Lainzer Straße 154a 1130 Wien Tel: 01 9901975

Geschichte

Die autonome Malankara-Syrisch-Orthodoxe Kirche teilt ihre Geschichte mit der autokephalen Malankara-Syrisch-Orthodoxen Kirche (s. vorangegangenes Kapitel). Sie untersteht jedoch als autonome Kirche der autokephalen Syrisch-Orthodoxen Kirche. Das bedeutet, dass der Katholikos (das Kirchenoberhaupt) vom Patriarchen der Syrisch-Orthodoxen Kirche ernannt wird. Die autonome Malankara-Syrisch-Orthodoxe Kirche ist in Österreich mit einer kleinen Gemeinde seit 1989 präsent und hat etwa 150 Mitglieder, die zu rund 15 Familien gehören. Sie können ihre Messen in der Pfarre St. Jakob und Josef in Wien-Floridsdorf feiern. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 147–149. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart: Kohlhammer, 2004: S. 341–380. ₋₋ Verghese, Paul (Hg.). Die syrischen Kirchen in Indien. Kirchen der Welt. Bd. XIII. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1974. Internetlinks

₋₋ http://www.pro-oriente.at/Malankara_Orthodoxe_Kirche/ (Gute Einführung in die Malankara-Orthodox-Syrische Kirche) ₋₋ http://www.amtabor.at/styled-2/styled-3/index.html (Information über die Malankara-Orthodox-Syrische Kirche)

2.3 Die Assyrische Kirche des Ostens

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2.3 Die Assyrische Kirche des Ostens KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anhänger weltweit Internationaler Sitz Liturgiesprache Gemeinden in Österreich Anhänger in Österreich Kontakt

Assyrische Kirche des Ostens 5. Jahrhundert Ca. 400.000 Chicago (USA) Ostsyrischer Dialekt des Aramäischen 2 Ca. 50 Familien Assyrische Kirche des Ostens Tel.: 0660 2520440 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Assyrische Kirche des Ostens, auch als Apostolische Kirche des Ostens oder eher abschätzig als nestorianische Kirche bezeichnet, konstituierte sich auf einer Synode im Jahr 410 in der damaligen persischen Reichshauptstadt Selekeia-Ktesiphon. Allerdings konnten die christlichen Kirchen östlich der römisch-persischen Reichsgrenze zum damaligen Zeitpunkt schon auf eine längere Geschichte zurückblicken, die bis in die ersten Jahrhunderte zurückreichte und die anfänglich von unabhängigen Gemeinden und Bistümern geprägt war. Waren es zu Beginn vor allem politische Beweggründe, die zum Zusammenschluss der neuen Kirche führten, schlug die Assyrische Kirche des Ostens in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts einen theologischen Kurs ein, der zu einer dogmatischen Abgrenzung von der römischen Reichskirche führte. Ähnlich wie bei den altorientalischen Kirchen war es die Frage der Christologie, allerdings in einer gegensätzlichen Richtung: „Sie betonte vielmehr die Notwendigkeit der Zweinaturenlehre im christologischen Denken, nämlich dass in der Person Jesu Christi zwei Naturen unvermischt vereinigt seien: die göttliche und die menschliche.“93

Trotz schwerer Verfolgung und trotz der arabisch-islamischen Eroberung Mesopotamiens im Verlauf des 7. Jahrhunderts „entfaltete die Kirche des Ostens ab dem 7. Jahrhundert eine äußerst dynamische und effektive Missionsarbeit im fernen Osten, die in der gesamten Kirchengeschichte ihresglei93 Quelle: http://www.pro-oriente.at/Apostolische_Kirche_des_Ostens/ [27.11.2015].

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2 Die orthodoxen Kirchen

chen sucht und die Kirche des Ostens zur weltweit größten christlichen Gemeinschaft des Mittelalters machte“.94

In ihrer Blütezeit umfasste die Assyrische Kirche des Ostens mehrere Millionen Gläubige, die in 27 Metropolien und 230 Diözesen zusammengefasst waren. Erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann der Niedergang dieser Kirche, der vielfach mit blutiger Verfolgung verbunden war. Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert schätzte man die Zahl der assyrischen Christen des Ostens noch auf rund 150.000, allerdings reduzierte sich diese Zahl durch Krieg und Verfolgung auf rund 50.000 Christen am Ende des Ersten Weltkriegs. In den folgenden Jahrzehnten emigrierten viele in die weltweite Diaspora. Dies erklärt auch den heutigen Sitz des Patriarchen in Chicago, USA. In den 1990er Jahren kam es zur Gründung einer ersten Gemeinde in Wien, die dem in Schweden residierenden Bischof unterstellt ist. Sie traf sich über Jahre in den Räumen des römisch-katholischen Priesterseminars in der Boltzmanngasse und hat inzwischen in der Pfarre Schönbrunn-Vorpark eine neue Heimat gefunden.95 Zwischenzeitlich entstand eine zweite Gemeinde in Linz. Beide Gemeinden werden jeweils von einem Diakon betreut. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Baumer, Christoph. Frühes Christentum zwischen Euphrat und Jangtse. Eine Zeitreise entlang der Seidenstraße zur Kirche des Ostens. Stuttgart: Urachhaus, 2005. ₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 150–151. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart: Kohlhammer, 2004: S. 269–313. Internetlinks

₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

http://www.assyrianchurch-vienna.at/ (Homepage der Assyrischen Kirche des Ostens) http://www.pro-oriente.at/Apostolische_Kirche_des_Ostens/ (Ein ausgezeichneter Artikel über Geschichte und Theologie der Assyrischen Kirche des Ostens)

94 Quelle: http://www.pro-oriente.at/Apostolische_Kirche_des_Ostens/ [15.03.2016]. Vgl. hierzu ferner den ausgezeichneten Bd.: Christoph Baumer: Frühes Christentum zwischen Euphrat und Tigris: Eine Zeitreise entlang der Seidenstraße zur Kirche des Ostens. Stuttgart: Urachhaus, 2005. 95 Vgl. hierzu: http://www.pfarre-schoenbrunn.at/content/aktuell/1/articles/2014/02/27/a4245/ [27.11.2015].

3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Zwar ist es im landläufigen Sprachgebrauch üblich, von der katholischen Kirche zu sprechen, wenn wir die Römisch-Katholische Kirche meinen, doch ist der Begriff sprachlich unpräzise. Denn das Wort katholisch meint an sich, so wie es auch in den altkirchlichen Bekenntnissen verwendet wird, die gesamte Christenheit. Daher gibt es eine Reihe weiterer Kirchen, die auch die Bezeichnung katholisch im Namen tragen wie z. B. die Freikatholische Kirche, die Katholisch-apostolischen Gemeinden, die Palmarianisch-Katholische Kirche oder die Altkatholische Kirche.96 In Österreich sind mehrere katholische Kirchen beheimatet: Die Römisch-Katholische Kirche, die Altkatholische Kirche sowie die Katholisch-Reformierte Kirche.

3.1 Die Römisch-Katholische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Römisch-Katholische Kirche Entstehung 1. Jahrhundert Anhänger weltweit Ca. 1,25 Milliarden Internationaler Sitz Rom Liturgiesprache Latein, jeweilige Volkssprache Gemeinden in Österreich Knapp über 3000 Mitglieder in Österreich 5,21 Millionen Kontakt Generalsekretariat der Österreichischen Bischofskonferenz Rotenturmstraße 2 1010 Wien Tel: 01 51611-0 E-Mail: [email protected]

96 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Kirche_%28Begriffskl%C3%A4rung%29 [8.12.2015].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Mit rund 17,5 Prozent der Weltbevölkerung bzw. 1,25 Milliarden Anhängern97 stellt die Römisch-Katholische Kirche die größte christliche Konfession. Die meisten der römisch-katholischen Christen leben inzwischen in Nord- und Südamerika, während das größte Wachstum der Kirche derzeit in Afrika zu beobachten ist.98 In Österreich ist die Römisch-Katholische Kirche in zwei Kirchenprovinzen aufgeteilt: die Kirchenprovinz Wien mit der Erzdiözese Wien sowie den Diözesen Eisenstadt, St. Pölten und Linz sowie die Kirchenprovinz Salzburg mit der Erzdiözese Salzburg und den Diözesen Innsbruck, Graz-Seckau, Feldkirch, Gurk-Klagenfurt. Daneben gibt es das Militärordinariat (in seiner heutigen Form seit 1986), das für die Seelsorge der Militärangehörigen zuständig ist. Oberstes Organ der Römisch-Katholischen Kirche in Österreich bildet die Österreichische Bischofskonferenz. In Österreich gehören derzeit 5,21 Millionen Gläubigen zur Römisch-Katholischen Kirche.99 Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch ist rückläufig und lag an den zwei Zählsonntagen im Jahr 2012 bei 633.000 und 670.000.100 Geschichte

Auf dem Weg zur frühkatholischen Kirche Die Römisch-Katholische Kirche führt ihre Anfänge auf das Wirken Jesu Christi und den Apostel Petrus zurück (Mt. 16,18). „Die Geschichte der Kirche weist in ihrem Ursprung auf Jesus von Nazaret zurück, der mit seinem Wirken und Verkünden die Menschen zum Glauben und zur Gemeinschaft im Bekenntnis führte.“101 „Der Vorrang des Apostels Petrus ist im Zwölferkreis und seine sowohl Juden wie Heiden umgreifende Missionstätigkeit fanden bereits im frühesten Kirchenverständnis ihren Niederschlag. Als Erstberufener und Osterzeuge eignete Petrus ein allgemein anerkanntes 97 Vgl. hierzu die Angaben des ORF unter Bezugnahme auf den Vatikan: http://religion.orf.at/ stories/2737814/ [8.12.2015] sowie unter: http://kath.net/news/50194 [8.12.2015]. Die Zahlen sind Stand 2013. Vgl. die geringfügig niedriger liegenden Zahlen einer US-Forschungseinrichtung: http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/katholikenzahl-weltweit-gestiegen [8.12.2015]. 98 Vgl. hierzu: http://www.pewforum.org/2013/02/13/the-global-catholic-population/?utm_expid=53098246-2.Lly4CFSVQG2lphsg-KopIg.0&utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google. at [8.12.2015]. 99 Vgl. zu den Zahlen die Angaben seitens der Römisch-Katholischen Kirche Stand 31.12.2015: http://www.katholisch.at/kirche/meldungen-zur-kirchenstatistik-97495 [10.02.2016]. 100 Vgl. die Angaben bei: http://www.katholisch.at/aktuelles/2014/01/14/statistik-priesterzahlen-stabil-mehr-trauungen [8.12.2015]. 101 Peter Stockmayer & Johannes B. Bauer, „Altertum“, Josef Lenzenweger et al. (Hg.), Geschichte der katholischen Kirche, 3. verbesserte & ergänzte Aufl., Graz et al.: Styria, 1995: S. 25.

3.1 Die Römisch-Katholische Kirche

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Ansehen […]. Die universale Bedeutung des Petruszeugnisses hat im Anspruch der römischen Bischöfe, unmittelbare Nachfolger des Erstapostels zu sein, eine die Geschichte der Kirche prägende Konzentration erfahren.“102

Allerdings bleibt historisch festzuhalten, dass eine hervorgehobene Stellung des römischen Bischofs erst ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. belegt werden kann, und erst seit der Zeit Kaiser Konstantins reichte seine Einflusssphäre über die des Römischen Reiches hinaus. Seit dem 5. Jahrhundert unter Papst Leo dem Großen (440–461) kann von einem wirklichen Primat des Bischofs von Rom gesprochen werden. Ähnlich schwierig ist die zeitliche Fixierung des Beginns einer Römisch-Katholischen Kirche. Nicht zu Unrecht nehmen auch die Orthodoxe Kirche und protestantische Kirchen die Zeit der frühen Kirche für sich in Anspruch, vor allem da sich eine spezielle römisch-katholische Theologie teilweise erst im Laufe des Mittelalters herausgebildet hat. Gleichzeitig finden sich schon in den ersten Jahrhunderten Tendenzen, die zur Ausformung einer Römisch-Katholischen Kirche beitrugen. So gibt es schon ab dem 2. und 3. Jahrhundert eine stetig wachsende Entwicklung zu einem hierarchischen Amtsverständnis, das eine gegenläufige Entwicklung zum allgemeinen Priestertum des Neuen Testaments darstellt. Als Folge vergrößerte sich die Kluft zwischen Laien und Klerikern und führte letztendlich zur Ausformung einer Amtskirche. Doch gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen, dass diese Entwicklung in vielem auch nachvollziehbar und verständlich ist, vor allem im Hinblick auf die Wirren der Völkerwanderungszeit und den parallel stattfindenden Kampf gegen entstehende Häresien (Irrlehren): „In Zeiten, die von so vielen Gefahren bedroht sind, in denen alles zu zerfließen scheint, gehört an die Spitze der Gemeinde ein Mann, nicht ein Kollegium. Zu dieser Überzeugung kommt man alsbald überall. Ein Kollegium ist immer schwerfällig, hier bestehen die verschiedensten Meinungen nebeneinander und setzt sich aus menschlichen Voraussetzungen heraus nicht immer die richtige durch. Hier ringen die verschiedensten Kräfte miteinander, so dass die Schlagkraft der Gemeinde gefährdet wird. Der Beste, den man finden kann, muß an die Spitze der Gemeinde gestellt werden und er muß auch ganze Vollmacht zum Handeln haben.“103

Die Entwicklung im Mittelalter Die päpstliche Primatstellung des römischen Bischofs, die sich schon in den vorangegangenen Jahrhunderten mehr und mehr abzeichnete, setzte sich endgültig unter Papst Leo dem Großen (Leo I.) durch. In der Predigt anlässlich seiner Ordination am 29. September 444 sagte er: 102 Peter Stockmayer & Johannes B. Bauer, „Altertum“, S. 46–47. 103 Kurt Aland, Geschichte der Christenheit, Bd. 1: Von den Anfängen bis an die Schwelle der Reformation, Gütersloh: Verlagshaus Gerd Mohn, 1980: S. 121.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

„(2) […] Aus der ganzen Welt wird einzig Petrus erkoren, der auch das Haupt aller berufenen Völker, aller Apostel und sämtlicher Väter der Kirche sein soll; obwohl es daher im Volke Gottes viele Priester und Hirten gibt, ist doch im eigentlichen Sinne Petrus der Leiter aller derer, über die, als Haupt, auch Christus herrscht. […] Da wir also […] auf göttliche Anordnung hin uns einen so mächtigen Schutz zur Seite stehen sehen, wollen wir uns, wie es vernünftig und recht ist, der Verdienste und der Würde unseres Führers freuen, indem wir dem ewigen König, unserem Erlöser, dem Herrn Jesus Christus dafür danken, dass er dem solche Vollmacht verliehen, den er zum Haupt der gesamten Kirche machte. Wird demzufolge auch heutzutage etwas von uns in rechter Weise vollbracht und verfügt, so ist dies dem Wirken und Lenken dessen zuzuschreiben, zu dem er (Christus) gesagt hat (es folgen biblische Belege). Dies tut er [Petrus] ohne jeden Zweifel auch noch heute und führt als getreuer Hirte den Auftrag seines Herrn aus, indem er uns durch seine Ermahnungen stärkt und ohne Unterlaß für uns bittet, dass wir keiner Versuchung zum Opfer fallen.“104

Weitere Päpste wie Papst Gregor I. („der Große“), der von 590–604 Bischof von Rom war, bauten die politische Machtsphäre der Kirche und vor allem die des Papstes weiter aus. Schon bald trat die Kirche mit dem Anspruch auf, dass es die Kirche sei, die allein die Macht habe, Kaiser ein- bzw. abzusetzen. So forderte Papst Gregor VII. (1073–85) die völlige Unterwerfung aller Menschen unter den Pontifex Maximus in Rom. Er war es auch, der sich auf einen Machtkampf mit Kaiser Heinrich IV. einließ, der schließlich zum berühmten Bußgang nach Canossa führte und vordergründig eine Unterwerfung des Kaisers unter den Herrschaftsanspruch der Kirche mit sich brachte. Als es allerdings einige Jahre später zu einem erneuten Konflikt zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII. kam, eroberte Heinrich Rom und ersetzte Gregor durch einen Gegenpapst. Die Klärung der Frage sollte jedoch ein beherrschendes Thema für weitere Jahrhunderte bleiben. Im Jahr 1054 kam es dann zur ersten großen Kirchenspaltung, als sich die orthodoxen Kirchen des Ostens von der weströmischen Kirche trennten. Auf Seite der abendländischen Kirche kam es im weiteren Verlauf des Mittelalters zu einem stetigen Ausbau der Macht. Papst Innozenz III. (1198–1216) verstand sich erstmals als Stellvertreter Christi auf Erden, „‚geringer als Gott, aber größer als der Mensch‘. Innozenz war es auch, der den Orden Franz von Assisis anerkannte und 1215 das ‚4. Laterankonzil‘ einberief, das für die katholische Theologie und das Kirchenrecht wegweisend werden sollte. Hier wurde das Dogma der ‚Transsubstantiation‘, also der Umwandlung von Blut und Wein in den Leib und das Blut Jesu, verbindlich gemacht.“105

104 Zitiert nach Adolf Martin Ritter, Alte Kirche, Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, 9. überarb. und ergänzte Aufl., Neukirchen-Vluyn: Neukirchen, 2007: S. 262. 105 Holthaus, Konfessionskunde, S. 27.

3.1 Die Römisch-Katholische Kirche

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Eine weitere theologiegeschichtlich wichtige Entwicklung im Hochmittelalter ist die Ausformung einer neuen systematischen Theologie durch die sogenannten Scholastiker. Besonders Thomas von Aquin übt bis heute prägenden Einfluss auf die römisch-katholische Dogmatik aus. In die Zeit des Hochmittelalters fällt auch die Gründung zahlreicher neuer Orden wie die der Karmeliter, Augustiner-Eremiten, Franziskaner oder auch die der Dominikaner. Die beiden letzteren spielen in der Inquisition eine entscheidende Rolle. Die Auseinandersetzungen in der Reformationszeit Der äußerliche Anlass, der schließlich zur Reformation und Herausbildung der protestantischen Kirchen führen sollte, war der (vermeintliche) Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober 1517. Inhaltlich ging es anfangs um Exzesse rund um das Ablasswesen. Doch schon bald setzte sich der entscheidende Gedanke der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade als tragende theologische Überzeugung in der reformatorischen Bewegung durch und führte schlussendlich zum Bruch mit Rom. Auch aufgrund politischer Rahmenbedingungen breitete sich die Reformation vorerst jedoch rasant aus, und weder Kaiser noch Kirche konnten entscheidend gegen die reformatorischen Kräfte eingreifen. Die römisch-katholische Antwort auf die Reformation wurde erst auf dem Konzil von Trient (1545–1563) gegeben. Hier setzte sich die römisch-katholische Theologie eindeutig von den theologischen Positionen der Reformation ab. Der Heiligen Schrift wurde als zweite Säule die Tradition (heilige Überlieferung) der Kirche zur Seite gestellt. Gleichzeitig sah man sich durch die von Luther ausgelöste Frage um den Kanon der Bibel genötigt, den biblischen Kanon zu definieren, der nun auch offiziell die apokryphen Spätschriften umfasst, wie sie bis heute in einer katholischen Bibel zu finden sind. Auch die Lehren vom Messopfer, von der Verehrung der Reliquien und vom Fegefeuer wurden bestätigt. Neben einer theologischen kam es auch zu einer politisch-militärischen Antwort. Die Gegenreformation erfasste weite Teile Europas, wobei vor allem in Frankreich und Österreich die reformatorischen Kirchen fast zur Gänze ausgelöscht wurden. Erst mit Abschluss des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) und dem Westfälischen Frieden im Jahr 1648 gelangten die Glaubenskriege zum Abschluss. Die weitere Entwicklung der Römisch-Katholischen Kirche bis 1870 Die zweite Hälfte des 17. und das 18. Jahrhundert sind zum einen durch eine Beruhigung der Auseinandersetzung zwischen den Konfessionen gekennzeichnet. Zum anderen gab es darüber hinaus auch Erneuerungsbewegungen innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche. Der Jansenismus in Frankreich und der Quietismus, eine innerkatholische Parallelbewegung zum Pietismus im Protestantismus, förderten eine Verinnerlichung des Glaubens und betonten gleichzeitig das Gnadenwirken Gottes im Leben des Gläubigen. Anders sieht das Bild auf politischer Ebene aus: Die Französische Revolution und die Niederlage des Papstes gegen Napoleon im Jahr 1799, die zur Verhaftung des Papstes führte,

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

schwächten die Kirche. Auch in Italien wurde der weltlichen Herrschaft der Kirche mit der Revolution von 1848 eine bittere Niederlage zugefügt. Doch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sollte es zu einer Kehrtwende kommen. Vor allem in Mitteleuropa stieg der Einfluss der Römisch-Katholischen Kirche als Bollwerk gegen Säkularismus und Modernismus und es ist sicher kein Zufall, dass das 1. Vatikanische Konzil (1869/1870), auf dem das Dogma von der Unfehlbarkeit päpstlicher Lehraussagen verabschiedet wurde, in diese Epoche fiel. „Das verabschiedete Dogma spricht schließlich dem Papst jene Unfehlbarkeit in ‚ex cathedra‘ Entscheidungen und eingegrenzt auf Glaubens- und Sittenfragen zu‚ mit der der göttliche Erlöser seine Kirche ausgestattet sehen wollte (DH 3074). […] Keineswegs ist daraus jedoch – wie in späteren Interpretationen anzutreffen – eine selbständige, von der Kirche abgekoppelte oder kreativ-produktive Unfehlbarkeit des Papstes im Sinne des extremen Infallibilismus ableitbar.“106

Die Entwicklung im 20. Jahrhundert Vom theologischen Standpunkt aus betrachtet, stellt das 2. Vatikanische Konzil (1962–1965) das zentrale Ereignis in der Römisch-Katholischen Kirche während des 20. Jahrhunderts dar. Es knüpft an das im Herbst 1870 aufgrund der Einnahme Roms durch die italienische Einheitsbewegung und das damit verbundene Ende des Kirchenstaates auf unbestimmte Zeit verschobene 1. Vatikanische Konzil an und greift gleichzeitig Anliegen der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen liturgischen, ökumenischen und biblischen Bewegungen auf. Insgesamt kann von einer Öffnung der Kirche gesprochen, ohne dass man dabei jedoch von den traditionellen kirchlichen Lehren abwich. Als wichtige Entscheidungen des 2. Vatikanischen Konzils sind die Liturgiereform, das Dekret über das Laienapostolat und die Erklärungen über den Ökumenismus und die Religionsfreiheit anzusehen.107 Gerade im Hinblick auf die Ökumene entschied das II. Vatikanum, auf andere Kirchen und Konfessionen („getrennte Brüder“) vermehrt zuzugehen, insbesondere zu den orthodoxen Kirchen. Vom österreichischen kirchenpolitischen bzw. kirchenrechtlichen Standpunkt aus betrachtet, nimmt das am 5. Juni 1933 (formeller Abschluss 1934) zwischen der österreichischen Bundesregierung unter Bundeskanzler Dollfuß und Papst Pius IX abgeschlossene Konkordat eine wichtige Stellung ein. Hier wurden die Rechtsstellung der Kirche im Staat definiert sowie die Heranbildung des Klerus, die Durchführung des Religionsunterricht, das Recht der Kirche auf eigene Schulen, die kirchliche Eheschließung, die Militärseel106 Günther Wassilowsky, „Papsttum: Der Siegeszug des Ultramontanismus im 19. Jahrhundert“, RGG4, Hans Dieter Betz et al. (Hg.)., Bd. 6, Tübingen: Mohr-Siebeck, 2003: Sp. 892. 107 Vgl. hierzu u. a. Peter Walter, „Vatikanische Konzilien: B., Vaticanum II., III. Nachgeschichte, LThK³, Walter Kasper (Hg.), Bd. 10, Freiburg: Herder, 2001: Sp. 567–568.

3.1 Die Römisch-Katholische Kirche

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sorge, die kirchlichen Feiertage sowie die vermögensrechtlichen Belange der Kirche geregelt.108 Zu Beginn der Zweiten Republik war die Frage zunächst politisch umstritten, ob das Konkordat von 1933 auch für die Zweite Republik fortgilt. Schließlich erkannte die Bundesregierung im Jahr 1957 das Konkordat von 1933 jedoch an und in den Jahren 1960 und 1962 konnten wesentliche Anpassungen am Konkordat aufgrund der veränderten Ausgangslage ausverhandelt werden.109 In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der gesellschaftliche Einfluss der Römisch-Katholischen Kirche in Österreich, nicht zuletzt auch aufgrund mancher Skandale verbunden mit zahlreichen Kirchenaustritten, deutlich verringert. Die Geschichte der Anfänge des Christentums in Österreich „Mit der Präsenz von Christen in den Donauprovinzen ist wohl schon im 1. Jahrhundert zu rechnen.“110 Diese Christen waren vor allem unter den römischen Soldaten zu finden. So wurde z. B. die zweite italienische Kohorte, in der der Centurio Cornelius (vgl. Apg. 10,1 ff.) diente, zumindest vorübergehend im Jahre 69 n. Chr. nach Carnuntum verlegt.111 Allerdings liegen erst für die Zeit nach 170 n. Chr. gesicherte Nachrichten über eine christliche Präsenz in Österreich vor. Zwar gibt es zahlreiche Legenden, die behaupten, dass das Christentum schon im ersten Jahrhundert Eingang in Österreich gefunden habe, allerdings handelt es sich hier eher um Zwecklegenden – so Peter Bartons Terminologie, die die apostolische Gründung wichtiger Bischofssitze begründen und diesen damit eine Legitimation und Vorrangstellung einräumen sollte.112 Den historischen Wahrheitskern dieser Legenden herauszuarbeiten, bleibt aufgrund der fehlenden Quellen zumindest derzeit ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen. Von christlichen Gemeinden in Österreich kann man jedoch spätestens ab dem 3. und 4. Jahrhundert sprechen. Diese sind dann auch durch archäologische Funde belegbar. Allerdings beschränken sich die christlichen Gemeinden vor allem auf die römischen Grenzund Handelsstädte. Von einem missionarischen Durchbruch auch im ländlichen Bereich zu sprechen, wäre noch verfrüht. Und auch in den bestehenden Gemeinden zeigt sich, dass 108 Vgl. hierzu vor allem: Herbert Kalb, Richard Potz & Brigitte Schinkele, Religionsrecht, Wien: WUV Universitäts-Verlag, 2003 und http://www.proreligion.at/proreligion/home/werwirsind/ article/103777.html [8.12.2015]. 109 Abgedruckt im Anhang unter 10.5. 110 Peter F. Barton, Geschichte des Christentums in Österreich und Südmitteleuropa. Bis zur Reichsteilung 395. Bd. 1: Frühes Christentum. Wien: Böhlau, 1992: S. 11. 111 Barton, Geschichte, S. 14. 112 Vgl. Peter F. Barton, Die Frühzeit des Christentums in Österreich und Südmitteleuropa bis 788, Bd. I, Teil 1, 1800 Jahre Christentum in Österreich und Südostmitteleuropa. Eine Einführung in seine Geschichte, Wien: Böhlau, 1975, S. 11 und Barton, Geschichte, S. 20 ff.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

sich nach der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion rasch ein formales Namenschristentum ausbreitete, wie es z. B. an den Aufrufen Severins – einer der herausragendsten Persönlichkeiten der österreichischen Kirchengeschichte des 5. Jahrhunderts, eines „charismatischen Seher[s]“113 – zur Umkehr deutlich wird. Eine strategische Missionierung Österreichs durch Missionare findet erst durch iroschottische und später fränkische Mönche im siebten und achten Jahrhundert statt. Wie weit sie außerhalb der Zentren und abgesehen von Klostergründungen erfolgreich waren, muss wiederum offenbleiben. Auch hier fehlen uns aussagekräftige Quellen. Die Missionstätigkeit zeichnete sich auf jeden Fall dadurch aus, dass sie einem großen geistlichen Anliegen entsprang und sie sich z. B. oft bemühten, die jeweilige Sprache zu lernen und in ihr zu verkündigen. Mit der zunehmenden Machtpolitik der Kirche, parallel zum Aufstieg der fränkischen Dynastie, erleben wir eine Entwicklung weg von wirklicher Mission hin zu einer Christianisierung, bei der die Grenzen zwischen eigentlicher Mission und formaler Christianisierung durchaus fließend verlaufen. Spätestens im 11. Jahrhundert war die Missionierung bzw. Christianisierung Österreichs abgeschlossen und der weitere Ausbau des Christentums konnte fortschreiten.114 Lehre

Eine umfassende Darstellung und Diskussion der römisch-katholischen Lehre kann an dieser Stelle nicht geleistet werden. Hierzu muss auf die zahlreichen und kompetenten Veröffentlichungen zur römisch-katholischen Theologie verwiesen werden – sowohl aus römisch-katholischer als auch aus protestantischer Sicht. Grundsätzlich vertritt die Römisch-Katholische Kirche jedoch die klassischen christlichen Glaubenslehren, wie sie im Apostolischen Glaubensbekenntnis ihren Ausdruck gefunden haben. An dieser Stelle soll nur kurz auf einige Lehren eingegangen werden, die im Gegensatz zu einer reformatorischen Theologie stehen. Die Lehre vom Menschen Das Menschenbild der Römisch-Katholischen Kirche unterscheidet sich in einem wesentlichen Aspekt vom protestantischen. Geht man in der reformatorisch geprägten Theologie von einer völligen Verderbtheit der menschlichen Natur aufgrund des Sündenfalls aus, so vertritt die römisch-katholische Theologie die Lehre, dass der Mensch durch den Sündenfall nicht 113 Peter F. Barton, Geschichte des Christentums in Österreich und Südostmitteleuropa, Bd. 2: Von der Gotennot zum Slovenensturm, Wien: Böhlau, 1992: S. 112. 114 Karl-Jürgen Romanowski, Phasen der Christianisierung in Österreich bis ins 11. Jahrhundert – ein Überblick mit besonderer Berücksichtigung der iroschottischen und fränkischen Mission, Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 1994: S. 57.

3.1 Die Römisch-Katholische Kirche

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vollständig verderbt sei. So spricht der Katechismus der Katholischen Kirche davon, dass „der Mensch eine verwundete, zum Bösen neigende Natur hat“.115 Weiter heißt es: „Der Mensch ermangelt der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber die menschliche Natur ist nicht durch und durch verdorben, wohl aber in ihren natürlichen Kräften verletzt.“116 Hier zeigt sich ein optimistischeres Menschenbild als bei den reformatorischen Kirchen mit der Folge, dass die Macht der Sünde weniger im Vordergrund zu stehen scheint. Der Grund dieser positiveren Beschreibung des gefallenen Menschen liegt auf römisch-katholischer Seite in der Frage nach der Anknüpfung der Gnade. Wenn der Mensch geistlich gesprochen zur Gänze tot wäre, dann könnte er auch nicht auf den Ruf Gottes antworten. Hieraus ergibt sich weiter, dass die Erlösung somit eher als Prozess zur Vervollkommnung des Menschen denn als ein einmaliger rechtfertigender Akt der Gnade Gottes verstanden wird. Die Lehre von der Schrift Auch die Römisch-Katholische Kirche misst der Bibel höchste Autorität bei. Gleichzeitig wird aber die kirchliche Tradition (heilige Überlieferung) neben die Schrift gestellt: „Die Heilige Schrift ist Gottes Rede, insofern sie unter dem Anhauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet worden ist. Die Heilige Überlieferung aber gibt das Wort Gottes, das von Christus, dem Herrn, und vom Heiligen Geist den Aposteln anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter, damit sie es unter der erleuchtenden Führung des Geistes der Wahrheit in ihrer Verkündigung treu bewahren, erklären und ehren (DV9).“117

Die in einem Streitfall letztverbindliche Auslegung der Heiligen Schrift und der Heiligen Überlieferung obliegt dabei einzig dem Lehramt der Kirche: „Es zeigt sich also, daß die Heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche gemäß dem überaus weisen Ratschluß Gottes so miteinander verknüpft und einander zugesellt sind, daß das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Seelen beitragen (DV 10,3).“118

Hier steht das römisch-katholische Verständnis im Gegensatz zum reformatorischen sola scriptura – allein die Schrift!

115 116 117 118

Katechismus der Katholischen Kirche (Editio Typica Latina). Linz u. a.: Veritas u. a., 1993: S. 135. Katechismus der Katholischen Kirche, S. 134. Katechismus der Katholischen Kirche, S. 60. Zitiert nach: Katechismus der Katholischen Kirche, S. 63.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Die Lehre vom Papst In der heute gültigen Form ist die Stellung des Papstes erst seit dem 1. Vatikanischen Konzil von 1870 festgelegt. Erst hier wurde die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes kirchlich zum Dogma erhoben: „Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen Religion, zum Heil der christlichen Völker lehren und erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, in treuem Anschluss an die vom Anfang des christlichen Glaubens her erhaltene Überlieferung, unter Zustimmung des heiligen Konzils: Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt (= ex cathedra) spricht, das heißt: wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er auf Grund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des Römischen Papstes sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich.“119

Der Papst wird bis heute als oberster Richter der Menschheit, der selbst nicht gerichtet werden kann, beschrieben. Diese herausgehobene und lehrmäßig festgelegte Position des Papstes stellt einen nicht unwesentlichen Konfliktpunkt im ökumenischen Dialog dar. Dies betrifft sowohl die orthodoxen Kirchen als auch die reformatorisch geprägten Kirchen und Freikirchen, in denen der Gedanke des allgemeinen Priestertums eine wesentlich stärker ausgeprägte Rolle spielt. Die Lehre von der Kirche Auch im Verständnis der Kirche unterscheidet sich die römisch-katholische Lehre von anderen christlichen Konfessionen. Im römisch-katholischen Verständnis ist die Kirche Vermittlerin des Heils und steht damit als Zwischeninstanz zwischen Gott und Mensch. Daher kann es auch außerhalb der Kirche kein Heil geben: „Im Glauben müssen wir festhalten, daß außerhalb der apostolischen, römischen Kirche niemand gerettet werden kann; sie ist die einzige Arche des Heils und jeder, der nicht in sie eintritt, muß in der Flut untergehen (Singulari Quadam 1854).“120 119 Zitiert nach Josef Neuner/Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, neubearb. v. Karl Rahner u. Karl-Heinz Weger, 13. Aufl., Regensburg: Friedrich Pustet, 1992: S. 302–303. 120 Zitiert nach Neuner/Roos, Glaube der Kirche, S. 234.

3.1 Die Römisch-Katholische Kirche

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Diese Überzeugung wurde auf dem 2. Vatikanischen Konzil noch einmal erneuert: „So ist es nötig, dass sich alle zu ihm, der durch die Verkündigung der Kirche erkannt wird, bekehren sowie ihm und seinem Leib, dem der Kirche, durch die Taufe eingegliedert werden. […] Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen (Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche, 9. Sitzung, 1965).“121

Damit wird die Kirche selbst zur Heilsinstitution. Dieser Anspruch ist bis heute nicht aufgegeben worden, selbst wenn die Römisch-Katholische Kirche Christen anderer Konfessionen inzwischen als getrennte Brüder bezeichnet. Einzig die Orthodoxe Kirche wird von der Römisch-Katholischen Kirche im Vollsinn als Kirche anerkannt. Die Lehre von der Erlösung Für die Erlösungslehre stellt der Weltkatechismus klar: „Wir haben unsere Rechtfertigung der Gnade Gottes zu verdanken. Die Gnade ist das Wohlwollen, die ungeschuldete Hilfe, die Gott uns schenkt, um seinem Ruf zu entsprechen.“122 Es ist die Gnade Gottes, die die Bekehrung des Menschen bewirkt. Zu dieser Rechtfertigung aus Gnade gesellt sich nun der Gedanke des Verdienstes. „Das Wort ‚Verdienst‘ bezeichnet im Allgemeinen die Vergeltung, die eine Gemeinschaft oder Gesellschaft für die Tat eines ihrer Mitglieder schuldet […].“123 Hier kommt es in der römisch-katholischen Theologie zu einem stärkeren Mitwirken des Menschen, aus seinem freien Willen heraus. So spricht man von dem menschlichen „Mitwirken an der Rechtfertigung durch den Glauben und an der Heiligung durch die Liebe“124; Gott nimmt also die Werke des Menschen in den Heilsprozess mit auf. Der freikirchliche Theologe Jürgen Tibusek fasst zusammen: „Mit dieser Mitwirkung ist jedoch gerade nicht gemeint, der Mensch könne seine Werke ergänzend zur Gnade Gottes zu seiner Rechtfertigung einsetzen. Bereits der Empfang der Gnade gilt als Gnadenwirken Gottes. Der Katechismus gebraucht auf der menschlichen Seite den Begriff ‚Verdienst‘. Es wird jedoch festgestellt, dass auch dieser Verdienst der Gnade Gottes entspringt.“125

121 Zitiert nach Neuner/Roos, Glaube der Kirche, S. 241. 122 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 516. 123 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 519. 124 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 517. 125 Tibusek, Ein Glaube, viele Kirchen, S. 25.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Die Lehre von der Eucharistie und den Sakramenten Im Zentrum des römisch-katholischen gottesdienstlichen Lebens steht die Eucharistie. „Die Eucharistie ist die Mitte und der Höhepunkt des Lebens der Kirche. In ihr nimmt Christus seine Kirche und alle seine Glieder in sein Lob- und Dankopfer hinein, das er am Kreuz seinem Vater ein für allemal dargebracht hat. Durch dieses Opfer läßt er die Gnaden des Heils seinem Leib, der Kirche, zuführen.“126

So heißt es in der Instruktion der Ritenkongregation über Feier und Verehrung des Geheimnisses der Eucharistie127 von 1967, dass die Eucharistie sowohl Erinnerungsmahl als auch Opfer128 sei. In der Eucharistie finden eine Vereinigung mit Christus129, eine Trennung von Sünde130 und eine Tilgung der lässlichen Sünden131 statt. Einzig der Priester kann der Eucharistiefeier vorstehen. In den Elementen Brot und Wein sieht die römisch-katholische Theologie eine reale Präsenz Christi, die während des Hochgebetes (Lobpreis und Anrufung Gottes über Brot und Wein) mit den Einsetzungsworten durch den Priester in Christi Leib und Blut gewandelt werden. Diese Wesensverwandlung wird auch als Transsubstantiation bezeichnet. Die Römisch-Katholische Kirche kennt insgesamt sieben Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Krankensalbung, Weihe und Ehe. Unter einem Sakrament versteht sie eine heilige Handlung, die von Christus selbst eingesetzt wurde. Die Taufe wird als ein Sakrament verstanden, „das den Menschen von der Erbschuld und der persönlichen Schuld befreit, das ihn Christus und seiner Kirche eingliedert. Es ist also die Pforte zu neuem, übernatürlichem Leben.“132 Das Sakrament der Firmung vollendet das Taufsakrament und wird als „Sakrament der Reife und Mannbarkeit“133 verstanden. Das Bußsakrament beinhaltet, dass die Kirche die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben. Daher lehrt man: „Nur durch das Bußsakrament werden nach der Taufe begangene schwere Sünden vergeben“134, und zwar durch Lossprechung seitens des Priesters. Auf Seiten des Sünders werden dabei Reue, Bekenntnis und Genugtuung vorausgesetzt. Das Sakrament der Krankensalbung bzw. die letzte Ölung wird durch die vom Gebet begleitete Salbung mit geweihtem Öl gespendet. Sie wird immer dann gespendet, wenn der Gläubige wegen Krankheit oder Altersschwäche in Lebensgefahr gerät, wirkt die Kräftigung der Seele sowie oft auch des Leibes und kann den Nachlass von

126 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 386. 127 Neuner/Roos, Glaube der Kirche, S. 405 f. 128 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 374. 129 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 375. 130 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 382. 131 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 382. 132 Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, S. 362. 133 Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, S. 370. 134 Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, S. 410.

3.1 Die Römisch-Katholische Kirche

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Sünden mit sich bringen.135 Das dreistufige Sakrament der Weihe (Bischof, Priester, Diakon) bewirkt hingegen die Mitteilung des Heiligen Geistes und unterscheidet vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen die „Einprägung eines unauslöschlichen Merkmals, das den Geweihten für immer von Laien unterscheidet“.136 Das siebte und letzte Sakrament stellt die Ehe dar. Mit dem Sakrament der Ehe wird ein Mehrfaches ausgesagt: zum einen, dass die Ehe von Gott gewollt ist und von Jesus Christus selbst zum Sakrament erklärt wurde. Die Ehe ist Vertrag und Bund mit dem Zweck der Förderung der gegenseitigen Heiligung. Sie wird als unauflöslich angesehen.137 Die Lehre von Maria, die Heiligenverehrung und der Reliquienkult Ein nicht zu unterschätzender Unterschied zwischen römisch-katholischer und reformatorisch geprägter Frömmigkeit ist die Betonung des sichtbar Religiösen in der Römisch-Katholischen Kirche. Dies wird schon bei der Betrachtung der Messe deutlich: eine feierliche Liturgie, prunkvolle Gewänder, Weihrauch und Glocken machen den Gottesdienst zu einem verschiedenste Sinne ansprechenden Erlebnis. Dazu kommen visuelle Elemente wie Marienstatuen, Kruzifixe, Kerzen, Altäre etc. Speziell die Marienfrömmigkeit ist ein besonderer Ausdruck römisch-katholischer Frömmigkeit. Maria wird dabei nicht nur als Mutter Jesu, sondern vielmehr als Gottesgebärerin138 verstanden, die als ewige Jungfrau Jesus unbefleckt empfangen hat. Deshalb vertritt die Römisch-Katholische Kirche Folgendes: „Die Lehre, daß die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechts, von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben.“139

Im Jahr 1950 wurde die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel zum Dogma erhoben.140 Maria gilt bis heute als Mittlerin der Gnade zwischen Gott und Mensch. Allerdings wird eine Miterlöserschaft Marias auch von römisch-katholischer Seite abgelehnt. Doch weil sie Mittlerin der Gnade zwischen Gott und Mensch ist, gebührt ihr besondere Verehrung. Deswegen heißt es: „Die Verehrung der Kirche für die selige Jungfrau Maria gehört

135 Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, S. 439. 136 Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, S. 448. 137 Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, S. 467–468. 138 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 157. 139 Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, S. 329. 140 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 278–288.

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zum Wesen des christlichen Gottesdienstes.“141 Maria wird aufgrund ihrer soteriologischen Stellung im Heilswerk Christi verehrt, aber nicht angebetet. Der Heiligenverehrung und dem Reliquienkult wird in der römisch-katholischen Theologie eine wichtige Rolle zugemessen. Die Römisch-Katholische Kirche ist eine Kirche der Lebenden und der Toten. Heilige sollen zwar nicht angebetet, aber verehrt werden. Denn sie sind es, die fürbittend vor Gott für Christen einstehen: „Denn dadurch, dass die, die im Himmel sind, inniger mit Christus vereint werden, festigen sie die ganze Kirche stärker in der Heiligkeit, […] hören sie nicht auf, […] beim Vater für uns einzutreten, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus, auf Erden erworben haben […]. Daher findet durch ihre brüderliche Sorge unsere Schwachheit reichste Hilfe (LG 49).“142

Doch nicht nur die Heiligen, sondern auch ihre sterblichen Überreste – die Reliquien, sind Gegenstand der Verehrung. Die Lehre vom Fegefeuer und vom Ablass Die Lehre vom Purgatorium (Fegefeuer) geht davon aus, dass Menschen, die zwar als gläubige Christen sterben, aber noch nicht vollkommen geläutert sind, durch einen Läuterungsprozess den Eintritt in die himmlische Vollendung erlangen. Dazu heißt es beim Konzil von Trient, wieder aus der Überzeugung, dass die Kirche eine Gemeinschaft der Lebenden und der verstorbenen Getauften ist: „Es gibt einen Reinigungsort, und die dort festgehaltenen Seelen finden eine Hilfe in den Fürbitten der Gläubigen, vor allem aber in dem Gott wohlgefälligen Opfer des Altars.“ 143 Allerdings ist das Purgatorium von der Hölle zu unterscheiden. Eine weitere Möglichkeit, die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen, bietet der Ablass: „Der Ablaß wird gewährt durch die Kirche, die Kraft der ihr von Jesus Christus gewährten Binde- und Lösegewalt für den betreffenden Christen eintritt und ihm den Schatz der Verdienste Christi und der Heiligen zuwendet, damit er vom Vater der Barmherzigkeit den Erlaß der für seine Sünden geschuldeten zeitlichen Strafen erlangt. Auf diese Weise will die Kirche diesem Christen nicht nur zu Hilfe kommen, sondern ihn auch zu Werken der Frömmigkeit, der Buße und der Nächstenliebe anregen. Da die verstorbenen Gläubigen, die sich auf dem Läuterungsweg befinden, ebenfalls Glieder dieser Gemeinschaft der Heiligen sind, können wir ihnen unter anderem zu Hilfe kommen, daß wir für sie Ablässe 141 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 280. 142 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 276. 143 Zitiert nach Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, S. 538.

3.1 Die Römisch-Katholische Kirche

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erlangen. Dadurch werden den Verstorbenen im Purgatorium für ihre Sünden geschuldete zeitliche Strafen erlassen.“144

Zeitliche Strafen sind keine von Gott verhängten Strafmaßnahmen, sondern leidschaffende Sündenfolgen. Es gibt Teilablässe und vollkommene Ablässe, wie sie z. B. durch Pilgerfahrten nach Rom erworben werden können. Normalerweise müssen zur Gewinnung eines vollkommenen Ablasses generell fünf Bedingungen eingehalten werden: die sakramentale Beichte (also die Befreiung von Schuld), die entschlossene Abkehr von jeder Sünde, der Kommunionempfang (also die sakramentale Vereinigung mit Jesus Christus in der Eucharistie), das Gebet nach Meinung des Heiligen Vaters sowie die Erfüllung des vorgeschriebenen Wortes.145 Dabei können Ablässe auch fürbittweise Verstorbenen zugewendet werden. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

Dokumente und Quellen ₋₋ Codex Iuris Canoninci. Codex des Kanonischen Rechts. Lateinisch-Deutsche Ausgabe. Deutsche Bischofskonferenz (Hg.). 5. Aufl. Kevelaer: Butzon & Bercker, 2001. ₋₋ Denzinger, Heinrich. Enchiridion symbolorum. Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Peter Hünermann (Hg.). 41. Aufl. Freiburg: Herder, 2007. ₋₋ Katechismus der Katholischen Kirche (Editio Typica Latina). Linz u. a.: Veritas u. a., 1993. ₋₋ Neuner, Josef/Roos, Heinrich. Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung. Neu bearb. v. Karl Rahner u. Karl-Heinz Weger. 13. Aufl. Regensburg: Friedrich Pustet, 1992. ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

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Geschichte Basse, Michael. Von den Reformkonzilien bis zum Vorabend der Reformation. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. II/2. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2008. Fitschen, Klaus. Der Katholizismus von 1648 bis 1870. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. III/8. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 1997. Holze, Heinrich. Die abendländische Kirche im hohen Mittelalter (12./13. Jahrhundert). Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. I/12. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2003. Jedin, Hubert. Kleine Konziliengeschichte. 6. Aufl. Freiburg: Herder, 1990. Kirchner, Hubert. Die römisch-katholische Kirche vom II. Vatikanischen Konzil bis zur Gegenwart. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. IV/1. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 1996. Kleines Konzilskompendium. Karl Rahner/Herbert Vorgrimmler (Hg.). 35. Aufl. Freiburg: Herder, 2008.

144 Katechismus der Katholischen Kirche, S. 403. 145 In leicht abgeänderter Form übernommen aus: http://www.kathpedia.com/index.php/Ablass [19.02.2016].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

₋₋ Lenzenweger, Josef et al. (Hg.). Geschichte der Katholischen Kirche. 3. verb. u. erg. Aufl. Graz, Wien, Köln: Styria, 1995. ₋₋ Norman, Edward. Geschichte der katholischen Kirche: Von den Anfängen bis heute. Stuttgart: Theis, 2007. Zum Papsttum ₋₋ Franzen, August/Bäumer, Remegius. Papstgeschichte. Freiburg: Herder, Nachdruck 1988. ₋₋ Fuhrmann, Horst. Von Petrus zu Johannes Paul II. Das Papsttum: Gestalt und Gestalten. 2. Aufl. München: C.H.Beck, 1984. ₋₋ Lexikon der Päpste und des Papsttums. Redaktion Bruno Steiner. Lexikon für Theologie und Kirche kompakt. Freiburg: Herder, 2001. ₋₋ Mirbt, Carl/Aland, Kurt. Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus. 2 Bde. Tübingen: Mohr Siebeck, 1967–1972. Theologie und Frömmigkeit ₋₋ Lexikon für Theologie und Kirche. Walter Kasper (Hg.). 10 Bde. 3. Aufl. Freiburg: Herder, 1993–2001. ₋₋ Beinert, Wolfgang (Hg.). Glaubenszugänge: Lehrbuch der katholischen Dogmatik. 3 Bde. Paderborn: Bonifatius, 1995. ₋₋ Hegger, H. J. Die katholische Kirche. Ihre Lehren auf dem Prüfstand. Pb. 144 S. Asslar: Schulte & Gerth, 1985. ₋₋ Katholische Dogmatik. Leo Scheffczyk/Anton Ziegenaus (Hg.). 8 Bde. Aachen: MM Verlag, 1996–2003. ₋₋ Löser, Werner et al. (Hg.). Die römisch-katholische Kirche. Die Kirchen der Welt XX. Frankfurt: Evangelisches Verlagswerk, 1986. Einführungen ₋₋ Sattler, Dorothea. »Römisch-katholische Konfession«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 199–217. Internetlinks

₋₋ http://www.katholisch.at/ (Das Onlineportal der Römisch-Katholischen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.bischofskonferenz.at/ (Homepage der Österreichischen Bischofskonferenz) ₋₋ http://vatican.com/ (Offizielle Homepage des Vatikans) ₋₋ http://w2.vatican.va/content/vatican/de.html (Homepage des Vatikans mit Dokumenten) ₋₋ http://www.kathpedia.com/index.php/Hauptseite (Freies römisch-katholisches Internetlexikon in der Tradition von Wikipedia)

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche Während der vergangenen Jahrzehnte entstanden zahlreiche Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche. In diesen schließen sich überwiegend, wenn auch nicht ausschließlich Laien zusammen. Ihr Anliegen ist es, sowohl Erneuerung für ihren persönlichen Glauben zu suchen als auch Erneuerung in die Kirche und Gesellschaft hineinzutragen. Allein für die Erzdiözese Wien werden derzeit 36 kirchliche Bewegungen und neue geistliche Gemeinschaften angeführt, die mit dem Einverständnis des Bischofs tätig sind.146 Welchen Stellenwert genießen die Erneuerungsbewegungen und geistlichen Gemeinschaften innerhalb der Kirche? Papst Johannes Paul II. brachte im Apostolischen Schreiben Ecclesia in Europa seine Wertschätzung für innerkirchliche Erneuerungsbewegungen und Gemeinschaften zum Ausdruck. Sie „helfen nämlich den Christen, radikaler nach dem Evangelium zu leben; sie sind eine Wiege verschiedener Berufungen und bringen neue Formen gottgeweihten Lebens hervor. Sie fördern vor allem die Berufung der Laien und führen dazu, daß sie in den verschiedenen Lebensbereichen zum Ausdruck kommt. Sie begünstigen die Heiligkeit des Volkes; sie können Botschaft und Aufforderung für diejenigen sein, die sonst der Kirche nicht begegnen. Häufig unterstützen sie den ökumenischen Weg und eröffnen Möglichkeiten für den interreligiösen Dialog; sie sind ein Gegenmittel gegen die Ausbreitung der Sekten; sie sind sehr behilflich dabei, in der Kirche Lebendigkeit und Freude zu verbreiten.“147

Auch Kardinal Schönborn tritt den neuen geistlichen Bewegungen in der Erzdiözese Wien mit großem Wohlwollen gegenüber „und bezeichnet sie als ‚Zeichen der Hoffnung‘ und charakterisiert sie in fünf Merkmalen:

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als ‚Neuentdeckung der Tradition der Kirche‘, in der Bibellesung, Liturgie und intensive Communio auf neue Weise mit Leben erfüllt sind als ‚mächtiger Stimulus, über die Grenzen der Ortskirche hinauszusehen‘, indem sie ‚im Geist der Universalität und Verbindung mit dem Petrusamt‘ stehen als ‚neue Gestalt der Zusammenarbeit von Priestern und Laien‘, die als Laienbewegungen viele priesterliche Berufungen hervorbringen

146 Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien, Pastoralamt der Erzdiözese Wien (Hg.), 2013. Ein Download steht unter: http://www.erzdioezese-wien.at/pages/ inst/14431715/informationenueber/erneuerungsbewegungen zur Verfügung [15.12.2015]. 147 Vgl. das Dokument Ecclesia in Europa: http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/apost_ exhortations/documents/hf_jp-ii_exh_20030628_ecclesia-in-europa_ge.html [15.12.2015].

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mit einem ‚neuen Bild der Frau in der Kirche‘, da viele der Bewegungen (auch Männergemeinschaften) von Frauen gegründet und geleitet sind ₋₋ als ‚gesellschaftliche Prägekraft‘ für eine ‚erneuerte christliche Kultur‘, die sich in deren vielfachem gesellschaftlichem Engagement zeigt“.148 Papst Benedikt XVI. brachte seine Wertschätzung für diese neueren Gemeinschaften zum Ausdruck. Doch nicht „alle teilen diese besondere Wertschätzung Johannes Pauls II und Benedikts XVI. Die Einschätzung der Bewegungen reicht von begeisterter Befürwortung bis hin zu vehementer Ablehnung. Die einen sprechen von einem ‚neuen Aufbruch in die Zukunft der Kirche‘, loben sie als ‚Frühling der Kirche‘, weil deren Mitglieder als besonders spirituelle, religiös motivierte und sozial engagierte Christinnen und Christen gelten – weit mehr als der ‚Durchschnittschrist‘. Andere orten im Selbstverständnis der ‚Bewegungschristen‘ eine Versuchung zu geistlicher Überheblichkeit: Denn im Bewusstsein ihrer besonderen Erwählung und Gottverbundenheit hielten sie sich für die ‚besseren Gläubigen‘. Diese Haltung – so der Verdacht – mache eine kritische Reflexion des Glaubensweges der eigenen Gemeinschaft unmöglich und begünstige Einseitigkeiten und Fanatismus.“149

Vor allem auf der Ebene der örtlichen Pfarrgemeinde kann dabei leicht ein Spannungs- und Konkurrenzverhältnis entstehen, dem bewusst entgegengewirkt werden soll.150 Eine ausführliche Darstellung aller Bewegungen und Gemeinschaften kann an dieser Stelle allein aus Platzgründen nicht geboten werden. Daher werden im Folgenden einige Erneuerungsbewegungen und einige ökumenisch ausgerichteten Laiengemeinschaften exemplarisch herausgegriffen und vorgestellt. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hegge, Christoph (Hg.). Kirche bricht auf. Die Dynamik der Neuen Geistlichen Gemeinschaften. Münster: Aschendorff, 2005. ₋₋ Katholischer Laienrat Österreichs (Hg.). Apostolische Bewegungen im katholischen Laienrat Österreichs. Selbstverständnis, Spiritualität, Struktur. Formung, Arbeitsschwerpunkte. 6. Aufl. Wien: Selbstverlag, 2005.

148 Maria Widl, „Movimenti – ein postmoderner Beitrag der Kirchenentwicklung“, Theologisch-praktische Quartalszeitschrift, 159 (2011), S. 249. 149 Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien, Pastoralamt der Erzdiözese Wien (Hg.), 2008: S. 3–4. 150 Vgl. zu dieser Problemstellung vor allem die Diskussion über Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Herausforderungen bei: Maria Widl, „Movimenti – ein postmoderner Beitrag der Kirchenentwicklung“ sowie: Maria Widl, „Spannungsfeld der Ortskirchen“, Gastbeitrag vom 06.05.2014 zu finden unter: http://www.katholisch.de/aktuelles/dossiers/neue-geistliche-gemeinschaften-begeistert-von-gott/spannungspol-der-ortskirchen [04.01.2016].

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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₋₋ Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien. Pastoralamt der Erzdiözese (Hg.). Wien, 2013. ₋₋ Päpstlicher Laienrat im Vatikan (Hg.). Die geistlichen Gemeinschaften der katholischen Kirche: Kompendium. Leipzig: St. Benno Verlag, 2006. ₋₋ Schönborn, Kardinal Christoph. »Die Bedeutung der neuen geistlichen Bewegungen für die Neuevangelisierung Europas«. Brigitte Holmes-Edlinger/Hans Gasper/Joachim Müller (Hg.). Neue Wege zum Heil? Die religiöse Frage und die Vielfalt der Antworten. Festschrift für Friederike Valentin. Sonderausgabe der Werkmappe »Sekten, religiöse Sondergemeinschaften, Weltanschauungen« 84. Wien: Referat für Weltanschauungsfragen, 2001: S. 401–416. ₋₋ Valentin, Friederike & Albert Schmitt. Lebendige Kirche. Neue geistliche Bewegungen. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, 1988. ₋₋ Valentin, Friederike (Hg.). Neue Wege der Nachfolge. Katholische Intensivgemeinschaften und Erneuerungsbewegungen in Österreich. Salzburg: Verlag St. Peter, 1981. ₋₋ Widl, Maria. »Geistliche Bewegungen in der Erzdiözese Wien. Laienfrömmigkeit zwischen Tradition und Postmoderne.« Informationes theologiae Europae. Internationales Europäisches Jahrbuch für Theologie. 11 (2002): S. 147. ₋₋ Widl, Maria. »Movimenti – ein postmoderner Beitrag der Kirchenentwicklung«. Theologisch-praktische Quartalszeitschrift. 159 (2011): S. 248–256. Internetlinks

₋₋ http://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/14431715/informationenueber/erneuerungsbewegungen (Homepage des Pastoralamts der Erzdiözese Wien zu Erneuerungsbewegungen) ₋₋ http://www.helmut-zenz.de/hzneuegg.html (Allgemeine Homepage mit weiterführenden Informationen und Links)

3.2.1 Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche (CE) KURZ & BÜNDIG Name Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche (CE) Entstehung Ende der 1960er Jahre (Österreich: 1972) Anhänger weltweit Ca. 120 Millionen. Gruppen in Österreich Ca. 500 Anhänger in Österreich Ca. 4000–5000 Kontakt CE-Österreich-Sekretariat Eduard-Fenzlstr. 2 3375 Krummnussbaum Tel: 02757 7305E-Mail: [email protected] Zeitschrift Österreich-Rundbrief

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Geschichte

Die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche (CE) entstand Ende der 1960er Jahre als Teil der weltweiten Charismatischen Erneuerungsbewegung, die in verschiedenen traditionellen Kirchen aufkam. Für den römisch-katholischen Bereich war sicher ein Geschehen im Jahr 1967 von zentraler Bedeutung. Katholische Studenten der amerikanischen Duquesne-Universität erlebten eine starke Erfüllung mit dem Heiligen Geist. In einem Bericht über diese erste Ausgießung des Heiligen Geistes im Rahmen eines Einkehrwochenendes berichtet Patti Mansfield. An sich war sie auf der Suche nach Studenten, um sie zu einer Geburtstagsparty abzuschleppen. Die Studenten meinte sie in der Kapelle zu finden: „Mit diesen Gedanken war ich gerade auf dem Weg zur Kapelle. Ich ging nicht hinein, um zu beten – ich wollte nur den Kommilitonen dort sagen, sie sollten zur Party herunterkommen. Als ich in die Kapelle eintrat, sah ich einige auf dem Boden sitzen und beten. Ich kniete ebenfalls in der Gegenwart des Herrn Jesus im heiligen Sakrament nieder. Dann geschah etwas, was ich nicht erwartet hatte. […] Als ich an jenem Abend dort kniete, zitterte mein Körper förmlich von Seiner Größe und Heiligkeit. Ehrfurcht erfüllte mich in seiner Gegenwart. Er war da, der König des Universums! Ich bekam wirklich Angst […]. Als ich dort vor dem Herrn Jesus Christus im Allerheiligsten kniete, betete ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Gebet, das ich ein ‚Gebet der bedingungslosen Hingabe‘ nennen würde. […] Dieses Gebet sprach ich kniend vor dem Altar. Im nächsten Moment fand ich mich flach ausgestreckt auf dem Angesicht liegen vor dem Tabernakel wieder. Niemand hatte mir die Hände aufgelegt. […] Ich wußte nicht genau, wie das geschehen konnte, aber in diesem Prozeß kamen meine Schuhe von meinen Füßen. […] Als ich dort lag, wurde ich von meinen Fingerspitzen bis zu meinen Zehen mit einem tiefen Gefühl von Gottes persönlicher Liebe zu mir überflutet, von seiner erbarmenden Liebe.“151

„In der Folge legen die Professoren manchen der Studenten die Hände auf, die meisten von ihnen empfangen die Taufe im Heiligen Geist, einige beginnen in Sprachen zu beten, andere sollen die Gaben der Unterscheidung, der Prophetie und der Weisheit erhalten haben.“ 152 Die Bewegung breitete sich rasch innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche in den USA aus und griff schon Anfang der 1970er Jahre nach Europa über. Schon im Jahr 1972 bildeten sich unabhängig voneinander erste charismatische Gebetsgruppen innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche in Österreich durch Personen, die die Charismatische Erneuerung (CE) in den USA kennen gelernt hatten. Diese ersten Gruppen formten sich in Innsbruck, 151 Patti Gallagher Mansfield, … wie ein neues Pfingsten: Der aufsehenerregende Anfang der Charismatischen Erneuerung in der Katholischen Kirche, Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag, 1993: S. 75–76. 152 Quelle: http://www.relinfo.ch/ce/info.html [15.12.2015].

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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Wien, Kremsmünster und im Raum Wiener Neustadt. Ein internationaler Kongress der CE in Rom im Jahr 1975 brachte weitere Impulse für die frühen österreichischen Gebetsgruppen. So fand ein Jahr später ein erstes Pfingsttreffen aller österreichischer Gebetsgruppen in Puchberg bei Wels statt und ein Jahr später eine erste landesweite Konferenz in Linz (1977). An einer zweiten Konferenz 1978 in Wels nahmen schon zwischen 600–800 Teilnehmer teil. In den folgenden Jahren stieg die Teilnehmerzahl der Konferenzen auf rund 2000 Teilnehmer.153 Heute treffen sich jede Woche zwischen 4000154 und 5000155 Gläubige in 500 Gebetsgruppen156. Daneben veranstaltet die Charismatische Erneuerung regelmäßig Glaubensgrundkurse, Seelsorgeschulungen sowie Segnungs- und Heilungsgottesdienste. Seit 2002 findet alle zwei bis drei Jahre in Schladming eine Frei-Zeit mit Jesus statt, die von rund 700 Gläubigen – darunter 300 Kindern und Jugendlichen – besucht wird. Lehre und Aufbau

Im Zentrum der Charismatischen Erneuerung steht das Wirken und die Erfahrung des Heiligen Geistes. Gleichzeitig wird die notwendige persönliche Entscheidung des einzelnen Menschen für Jesus Christus betont. Wie auch in den wöchentlichen Gebetstreffen deutlich wird, zeigt sich in der Charismatischen Erneuerung eine große Wertschätzung des Gebets. Hier wird dem Lobpreis, der Anbetung und der Fürbitte ein großer Stellenwert beigemessen und gleichzeitig werden neue Gebetsformen gefördert. Auch die gemeinsame Bitte um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist und seinen Gaben ist wesentlich. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Ausbreitung des Evangeliums in Wort und Tat. In einer Selbstvorstellung heißt es: „Die CE möchte Menschen ermöglichen, Jesus Christus in der Kraft des Heiligen Geistes als den auferstandenen Herrn und Heiland zu erfahren, und helfen, den neu geschenkten Glauben zu vertiefen, damit dieser für das Leben des Einzelnen und für die Kirche fruchtbar wird.“157

Darüber hinaus setzt sich die Charismatische Erneuerung für eine geistliche Ökumene ein und betont die Einheit aller Christen. 153 Vgl. hierzu vor allem: Hans Eisenhardt, „Charismatische Erneuerung“, Friederike Valentin (Hg.), Neue Wege der Nachfolge: Katholische Intensivgemeinschaften und Erneuerungsbewegungen in Österreich, Salzburg: Verlag St. Peter: S. 38–40. 154 Quelle: Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien (2013), S. 13. 155 Katholischer Laienrat Österreichs (Hg.), S. 11. 156 Vgl. hierzu: Katholischer Laienrat Österreichs (Hg.), Apostolische Bewegungen im katholischen Laienrat Österreichs: Selbstverständnis, Spiritualität, Struktur, Formung, Arbeitsschwerpunkte, 5. Aufl., Wien: Selbstverlag, 2002: S. 11. 157 Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien (2008), S. 8.

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Da sich die Charismatische Erneuerung als Bewegung versteht, kennt sie keine formelle Mitgliedschaft. In jeder österreichischen Diözese werden zwei bis drei Verantwortliche – jeweils ein bis zwei Laien und ein Priester – vom Ortsbischof für ihre diözesane Leitungsaufgabe bestätigt. Der Österreich-Leitungsdienst arbeitet jeweils eng mit den diözesanen Leitungen und mit dem Internationalen Büro der CE im Vatikan zusammen. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Biehler, Benno. »Charismatische Erneuerung in Österreich.« Charisma. Geistliche Erneuerung gestern – heute – morgen. Schorndorf: Verlag Johannes Fix, 1985: S. 80–82. ₋₋ Charismatische Erneuerung (Hg.). Wesen und Auftrag. Krummnussbaum: CE Österreich, 2009. ₋₋ Großmann, Siegfried (Hg.). Der Aufbruch. Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche. Kassel: Rolf Kühne, 1973. ₋₋ Lochner, Hansmartin. Charismatische Erneuerung. Ein Weg der Neuevangelisierung. Altötting: Verlag Kirche heute, 2010. ₋₋ Mansfield, Patti Gallagher. … wie ein neues Pfingsten. Der aufsehenerregende Anfang der Charismatischen Erneuerung in der Katholischen Kirche. Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag, 1993. Internetlinks

₋₋ http://www.erneuerung.at/ (Homepage der Charismatischen Erneuerung in Österreich) ₋₋ http://www.iccrs.org/ (Homepage der Internationalen Charismatischen Erneuerung)

3.2.2 Fokolar-Bewegung KURZ & BÜNDIG Name Fokolar-Bewegung (kirchenrechtlicher Name: Werk Mariens) Entstehung 1943 Gründerin Chiara Lubich (1920–2008) Mitglieder weltweit Ca. 140.000 Gruppen in Österreich Ca. 60 Anhänger in Österreich 1300 Mitglieder und 20.000 Freunde Kontakt Fokolar-Bewegung Österreich Meyrinkgasse 7 1230 Wien Tel: 01 6038100 E-Mail: [email protected] Zeitschriften Neue Stadt, Wort des Lebens & Fokolarenews

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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Geschichte

Die Fokolar-Bewegung nennt das Jahr 1943 als ihr Entstehungsjahr, das Jahr, in dem sich die 23-jährige Italienerin Chiara Lubich (1920–2008) entschied, ihr Leben ganz in den Dienst für Gott zu stellen. In weiterer Folge übersiedelte sie mit einigen Freundinnen in eine gemeinsame Wohnung in ihrer Heimatstadt Trient – das erste Fokolar war entstanden. Der Begriff focolare meint im Norditalienischen die Feuerstelle in einem alten Bauerhaus und soll auf die Wärme und Geborgenheit einer Familie hinweisen. In der Bevölkerung Norditaliens wurden die Gruppen um Chiara Lubich bald als Orte der Versammlung und der gegenseitigen Wärme wahrgenommen. Daraus erwuchsen nur wenige Jahre später (1948) die ersten Männer-Fokolar-Gemeinschaften. Rasch breitete sich die Bewegung weiter aus und wuchs von Italien über andere europäische Länder bis hin nach Lateinamerika und später auf die anderen Kontinente. „Es entsteht die Idee der jährlichen Sommertreffen, ‚Mariapoli‘ genannt, an denen sich Menschen jeden Alters, unabhängig von sozialer Schicht, geographischer Herkunft und Konfession treffen und zusammen Ferien verbringen. 1959 finden sich am ‚Mariapoli‘-Treffen in den Dolomiten bereits 10.000 Menschen ein.“158

Im Jahr 1962 approbierte Papst Johannes XIII. die Fokolar-Bewegung als private, universalkirchliche Vereinigung von Gläubigen päpstlichen Rechts. Heute gehören der Bewegung ungefähr 140.000 offizielle Mitglieder in 182 Ländern an.159 Die Anfänge der Fokolar-Bewegung in Österreich gehen bis in Jahr 1952 zurück, als sich einige der frühen Mitglieder für mehrere Monate in Innsbruck niederließen. Bis zur tatsächlichen Gründung der ersten Fokolar-Gemeinschaft in Wien sollte es noch einmal zehn Jahre dauern, doch dann breitete sich die Bewegung rasch aus und fand sowohl unter Priestern als auch unter Familien und Jugendlichen Zuspruch. Eine erste Mariapoli – überhaupt die erste im deutschen Sprachraum – fand 1963 in Wattens in Tirol statt. Bis heute bildet dieses Treffen mit rund 1000 Teilnehmern einen jährlichen Fixpunkt für die Fokolar-Bewegung.160 In Österreich hat die Bewegung derzeit 1300 Mitglieder und rund 20.000 Freunde,161 die sich in rund 60 Gruppen zusammengeschlossen haben.162 Lehre und Aufbau „Grundpfeiler der Spiritualität ist die Bitte Jesu an den Vater: ‚Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast‘ (Joh. 17,21). 158 Quelle: http://www.relinfo.ch/fokolare/info.html [15.12.2015]. 159 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fokolar-Bewegung [15.12.2015]. 160 Vgl. hierzu: http://www.focolare.org/de/focolare-worldwide/europa/austria/ [17.12.2015]. 161 Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien (2008), S. 20. 162 Vgl. hierzu: http://www.fokolare.at/site/home/article/469.html [17.12.2015].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Das Anliegen der Fokolar-Bewegung ist es, zur Einheit in Vielfalt unter Menschen, Völkern, Angehörigen der verschiedenen Konfessionen und Religionen beizutragen. Der Weg dazu führt über den Dialog. Sie engagiert sich daher vor allem im ökumenischen und interreligiösen Gespräch, aber auch auf politischer, wirtschaftlicher und sozialer Ebene.“163

In diesem Zitat aus einer Selbstdarstellung findet sich das Schlüsselwort für die Fokolar-Bewegung: Einheit. Überraschen mag, dass die Fokolar-Bewegung auch Mitglieder aus nichtchristlichen Religionsgemeinschaften aufnimmt: „Den im Jahr 2007 vom Vatikan approbierten Statutenänderungen zufolge können der Fokolar-Bewegung Menschen aus unterschiedlichen Konfessionen, Religionen und auch nichtreligiösen Weltanschauungen angehören – und dies auch im innersten Kreis. Tatsächlich gibt es orthodoxe, evangelische und anglikanische Christen auch in jenen Gemeinschaften, die sich zu einem Leben nach den „evangelischen Räten“ verpflichten. Mittlerweile gibt es auch schon erste Buddhisten und Muslime, die ebenfalls in solchen Gemeinschaften leben, auch wenn es da in der konkreten Ausprägung noch eine gewisse Suchbewegung geben mag. In Algerien beispielsweise besteht die Fokolar-Bewegung zu über 90 % aus Muslimen.“164

Einheit muss gelebt und sichtbar werden. Daher findet das Anliegen der Einheit seinen praktischen Niederschlag in einer gelebten gemeinschaftlichen Spiritualität, den sogenannten Fokolaren. Die Fokolare bilden den inneren Kern der Bewegung, in dem sie sich in Männerbzw. Frauengemeinschaften, denen sich aber auch Familien anschließen können, zusammenschließen. Daneben gibt es noch sogenannte Gen (von Generation), die Jugendgemeinschaften der Fokular-Bewegung, sowie Gemeinschaften von Priestern und Ordensangehörigen sowie rund 20 Modellsiedlungen, in denen die gelebte Einheit sichtbar gemacht werden soll. „Auch in Wien gibt es eine kleine Modellsiedlung, die sich rund um das Mariapolizentrum Am Spiegeln ansiedelt. Hier leben Familien, Alleinstehende, Pensionisten und Studentinnen, die der Wunsch verbindet, die gegenseitige Liebe in ihrem Alltag zu leben.“165

In der Fokolar-Bewegung gibt es darüber hinaus unterschiedliche Verbindlichkeitsebenen, angefangen von einer Bindung in Form eines Gelübdes bis hin zu einer bloßen Bejahung und Unterstützung einzelner Ziele der Bewegung oder der Mitarbeit bei Projekten. Die Bewegung gibt es in 182 Ländern und ist in 90 Zonen organisiert, die teilweise mehrere Länder regional zusammenfassen.

163 Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien (2008), S. 20. 164 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fokolar-Bewegung [15.12.2015]. 165 Zitiert nach: http://www.fokolare.at/site/ueberuns/modellsiedlungen [17.12.2015].

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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„Für jede Zone ernennt die Präsidentin zwei Delegierte, eine Fokolarin und einen Fokolar, die verantwortlich für die Bewegung vor Ort sind. Sie werden unterstützt von einem Zonenrat. Jede Zone besteht aus verschiedenen Fokolaren (Frauen und Männer), die sich um die Verbreitung der Bewegung in dem genannten Territorium kümmern. Über die ganze Zone erstreckt sich ein Netz von Gemeinschaften vor Ort, die aus Menschen aller Altersstufen und sozialen Schichten bestehen. Sie bezeugen durch ihr Leben die Einheit und die Werte des Evangeliums.“166

Oberste Instanz ist die Generalversammlung, die alle sechs Jahre zusammentritt und alle wichtigen inhaltlichen und personellen Entscheidungen trifft. Die Fokolar-Bewegung wird immer von einer Präsidentin – also einer Frau – und einem Mann als Co-Präsidenten geleitet. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Assmus, Dietlinde (Hg.). Wo zwei oder drei … Die Fokolar-Bewegung. Entstehung – Spiritualität – Initiativen. München: Neue Stadt, 1992. ₋₋ Diana, Arnaldo. Die Bewegung der Fokolare. München: Neue Stadt, 1992. ₋₋ Pree, Bernhard. Mitgliedschaft in kirchlichen Vereinigungen. Die Fokolar-Bewegung. Linz: Trauner, 2000. Internetlinks

₋₋ http://fokolare.at/ (Homepage der Fokolar-Bewegung in Österreich) ₋₋ http://www.focolare.org/ (Internationale Homepage der Fokolar-Bewegung) ₋₋ http://www.kathpedia.com/index.php/Fokolar-Bewegung (Katholischer Lexikonartikel)

3.2.3 Loretto Gemeinschaft KURZ & BÜNDIG Name Loretto-Gemeinschaft Entstehung 1987 Gründer Georg Mayr-Melnhof Anhänger in Österreich Ca. 350 Mitglieder und rund 5000 Anhänger Gruppen in Österreich 35 Gebetskreise Kontakt Loretto Gemeinschaft Operngasse 4/17 1010 Wien E-Mail: [email protected] 166 Zitiert nach: http://www.fokolare.at/site/ueberuns/struktur [17.12.2015].

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Geschichte

Die Wurzeln der Loretto Gemeinschaft liegen in einem Gebetskreis, den es seit den 1970er Jahren in der Katholischen Hochschulgemeinde in Wien gab. Doch zur eigentlichen Gründung der Loretto Gemeinschaft kam es erst einige Jahre später. Im Oktober 1987 trafen sich drei junge Menschen in der Privatwohnung von Georg Mayr-Melnhof zu wöchentlichen Gebetstreffen, an denen sie den Rosenkranz beteten. Melnhof selbst berichtet über seine Erlebnisse und Beweggründe, die zur Gründung der Loretto Gemeinschaft führten: „‚Gründet Gebetskreise!‘ – diese Botschaft der Muttergottes ließ mich damals nicht mehr los! Und so war es dann in der ersten Oktoberwoche 1987 soweit. […] Wir begannen mit einem kleinen Gebetskreis, bestehend aus drei Jugendlichen. Fast heimlich trafen wir uns in einer kleinen Wohnung in Wien, beteten den Rosenkranz, erfreuten uns an selbst gemachten Wurstbroten und träumten von den unvergesslichen Tagen in Medjugorje.167 Treu kamen wir zusammen, Woche für Woche. Ein Vierter und eine Fünfte gesellten sich dazu, und so wuchs unsere kleine Gruppe langsam an! Kein Monat verging ohne ein Wochenende in Medjugorje! Alle Strapazen, Müdigkeiten und Herausforderungen nahmen wir auf uns, um immer wieder zur Gospa168 zu pilgern! Und immer war es unser großes Anliegen, dass zumindest einer dabei war, der die Liebe Gottes noch nicht erkannt hatte. Mit großem Eifer fasteten wir zweimal in der Woche, immer für einen anderen ‚unbekehrten Kandidaten‘, der als Nächster für eine Medjugorjereise gewonnen werden sollte. Und jedes Mal war ein ‚Neuer‘ dabei – und jedes Mal, wirklich jedes Mal, kam dieser Neue als ‚Frischbekehrter‘ zurück!“169

Im Winter 1990/1991 begann man in Zusammenarbeit mit dem Jugendmissionswerk Jugend mit einer Mission mit der Durchführung eines ersten Jüngerschaftsaufbauseminars. In den folgenden Jahren wuchs die Bewegung rasch und neue Gebetskreise entstanden in Graz (1993), Salzburg (1994) und St. Andrä im Burgenland (1995) sowie weitere Gebetskreise in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre in Sattledt, Innsbruck, Linz und Steyr. Zwischenzeitlich ist die Anzahl der Gebetskreise auf rund 35 gewachsen. Die Treffen dieser Gebetskreise sind jeweils durch eine Zeit des Lobpreises, des freien Gebets, der Lehre und der Anbetung charakterisiert. Es ist auch eine Bildungseinrichtung dazu gekommen. Neben den Gebetskreisen gibt es seit dem Jahr 2000 Familiengruppen, die sich in der Regel einmal monatlich treffen.

167 Es handelt sich hierbei um einen Marienwallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina. 168 Kroatisch für Gottesmutter. 169 Quelle: http://www.loretto.at/index.php?option=com_content&task=view&id=140&Itemid=144 [15.03.2016].

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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„Oft beginnt eine Familiengruppe mit einer Hl. Messe; dann kommt ein Essen, Lobpreis, Kinderprogramm/Katechese und Zeit zum Austausch. So können sich junge Familien sammeln, sich vom Hl. Geist erfüllen lassen und sich gegenseitig für den Alltag stärken.“170

In den letzten Jahren sind zudem geistliche Zentren in Graz, Linz, Salzburg (zwei) und Wien entstanden, in denen das Leben der Gemeinschaft auch nach außen hin sichtbar werden soll und in denen sowohl apostolische als auch administrative Aufgaben wahrgenommen werden. Einen jährlichen Höhepunkt bildet das Fest der Jugend, ein Kongress zu Pfingsten in Salzburg, der von mehr als 5000 Teilnehmern besucht wird, obwohl die Zahl der eigentlichen Mitglieder der Gemeinschaft mit rund 350 eher niedrig geblieben ist.171 Lehre

Die Zielsetzung der Loretto Gemeinschaft ist eine zweifache: Man möchte die persönliche Gottessuche des Einzelnen unterstützen und fördern und einander in der Heiligung stärken. In den eigenen Worten von Loretto: „Schwerpunkt: Junge Menschen zu Jesus bringen. Wenn sie Jesus gefunden haben: sie auf den Weg in den Himmel und bei der Entfaltung ihrer Charismen begleiten.“172 Hierzu sollen Gebetskreise und Familiengruppen beitragen. Von der Spiritualität lässt sich die Gemeinschaft mit den Schlagwörtern marianisch, charismatisch, eucharistisch und neuerdings auch ökumenisch am besten beschreiben. „Im Herzen der katholischen Kirche beheimatet, schöpfen wir aus dem Wort Gottes und den Sakramenten und bekennen uns zur Tradition und dem Lehramt. Im Herzen der Kirche will die Loretto Gemeinschaft um eine Erneuerung der Kirche (in Österreich) beten und wirken. Aus Liebe zu den ‚getrennten Brüdern‘ wächst eine ökumenische, wirkmächtige Sehnsucht nach der vollen Einheit des Leibes Christi, damit die Welt Christus erkenne (vgl. Joh. 17,21).“173

Die Feier der Heiligen Messe, die Durchführung von 24/7 Gebetswochen (damit sind Gebetswochen gemeint in denen man 7 Tage jeweils 24 Stunden durchbetet) sowie von Alphakursen, ein theologisches Studienprogramm für Laien (Duc in altum) und weitere Veranstaltungen neben den schon erwähnten regelmäßigen Treffen bilden Schwerpunkte im Leben der Loretto Gemeinschaft. Im Oktober 2015 begann man in Salzburg mit einer ersten neunmonatigen Jüngerschaftsschule.174 170 171 172 173 174

Zitiert nach: https://www.loretto.at/angebote/familien [17.12.2015]. Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien (2013), S. 59. Zitiert nach: http://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/19618452 [17.12.2015]. Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien (2013), S. 59. Vgl. hierzu: http://www.home-salzburg.com/ [17.12.2015].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Internetlinks

₋₋ http://www.loretto.at/ (Homepage der Loretto Gemeinschaft) ₋₋ http://www.kathpedia.com/index.php/Loretto-Gemeinschaft (Katholischer Lexikonartikel)

3.2.4 Schönstattbewegung KURZ & BÜNDIG Name Schönstattbewegung Entstehung 1914 Gründer Pater Josef Kentenich Anhänger weltweit Ca. 100.000 im Jahr 1998 Anhänger in Österreich Unbekannt Kontakt Österreichische Schönstattbewegung Schönstatt am Kahlenberg 1190 Wien Tel: 01 32013070 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Schönstattbewegung wurde von Pater Josef Kentenich im Oktober 1914 im Ortsteil Schönstatt in Vallendar in der Nähe von Koblenz (Deutschland) gegründet. Er arbeitete zu der Zeit als Spiritual in einem Burscheninternat und lud eine Gruppe interessierter junger Männer zu einem regelmäßigen Treffen ein, bei dem es um die Erneuerung des katholischen Glaubens ging. Die Schwerpunkte lagen auf einer Betonung von Gemeinschaft und dem Ausrichten des Lebens an Idealen. Die Idee breitete sich trotz des Ersten Weltkrieges rasch aus und schon bald schlossen sich auch Frauen der Bewegung an, für die Pater Josef Kentenich zahlreiche Exerzitien, Vorträge und Tagungen hielt. Die Nationalsozialisten verboten Ende der 1930er Jahre die Bewegung und verschleppten Kentenich ins Konzentrationslager Dachau. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches kam es in den 1950er Jahren zu Auseinandersetzungen zwischen Kentenich mit Amtsträgern der Römisch-Katholischen Kirche, die seiner Bewegung kritisch gegenüberstanden. Vor allem die starke Fokussierung der Bewegung auf ihren Gründer und das Konzept des Liebesbündnisses – so wird die persönliche Glaubensentscheidung in Beziehung zu Maria bezeichnet – wurden theologisch hinterfragt.175 In der 175 Vgl. hierzu: „Geistliche Gemeinschaften: ‚Wir sind keine Marienanbeter‘: Generaloberer Heinrich Walter zu 100 Jahren Schönstatt-Bewegung“, zu finden unter: http://www.katholisch.de/

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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Folge wurde Kentenich von der Schönstattbewegung getrennt und in die USA strafversetzt. Erst das 2. Vatikanische Konzil bestätigte seine Ideen und Papst Paul VI. rehabilitierte ihn im Oktober 1965, so dass Kentenich nach Deutschland zurückkehren durfte. Inzwischen hat die Schönstattbewegung eher den Ruf einer konservativen katholischen Bewegung. Seit 1975 läuft der Seligsprechungsprozess Kentenichs. Die Schönstattbewegung ist heute in über 80 Ländern mit 175 Schönstattzentren verbreitet, die Anhängerzahl betrug im Jahr 1998 um die 100.000; neuere Zahlen fehlen.176 Dauerhaft nach Österreich kam die Schönstattbewegung endgültig im Jahr 1972 durch drei Schönstätter Marienschwestern. Zwar wirkten schon ab 1929 einige Schönstätter Marienschwestern in Wien, allerdings musste die Filiale im Jahr 1936 wieder eingestellt werden und auch die Arbeit zweier Marienschwestern aus den heutigen Ländern Serbien und Ungarn im Verlauf der 1950er Jahren blieb ohne große Breitenwirkung, da sie vornehmlich unter ihren Landsleuten wirkten. Daher kann man den August 1972 als Beginn der Schönstattbewegung in Österreich bezeichnen. Später stieß Pater Kuller dazu und zusammen mit Schwester M. Elmengard bauten sie die Schönstattbewegung in Österreich in den folgenden Jahren auf.177 Lehre und Aufbau

Zentral für die Spiritualität der Schönstattbewegung ist das Verständnis der Gründung der Schönstattbewegung als dem eines Liebesbündnisses mit Maria. „Durch das Liebesbündnis, in dem die gegenseitige Verantwortung der Bündnispartner eine zentrale Rolle einnimmt, wurde Maria gebeten, in Schönstatt in besonderer Weise wirksam zu sein als Mutter und Erzieherin der Christen zu einer tiefen, lebendigen und den Alltag prägenden Liebe zu Gott und den Menschen. Das Liebesbündnis mit Maria und die darin wurzelnde Bindung an das Urheiligtum wurden zur Mitte sowohl von Schönstatt als spirituellem Zentrum wie zur geistigen Mitte und Heimat der internationalen apostolischen Bewegung von Schönstatt.“178 „Das so genannte Heiligtum, das es derzeit 180 Mal auf der Welt gibt, und das ein maßstabgetreuer Nachbau des Urheiligtums ist, wird als geistliches Zentrum und Wallfahrtsort

aktuelles/dossiers/neue-geistliche-gemeinschaften-begeistert-von-gott/wir-sind-keine-marienanbeter [04.01.2016]. 176 Vgl. zur Geschichte: http://www.schoenstatt.de/ und http://de.wikipedia.org/wiki/ Sch%C3%B6nstatt-Bewegung [17.12.2015]. Zu den Zahlen vgl.: http://www.relinfo.ch/schoenstatt/infotxt.html [17.12.2015]. 177 Vgl. hierzu: http://www.schoenstatt.org/es/leben/menschen/2011/02/mutter-der-ersten-generation/ sowie: http://www.schoenstatt.org/es/leben/2010/03/achtzehn-jahre-gemeinsam-unterwegs-zur-heiligen-stadt/ [17.12.2015]. 178 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6nstatt-Bewegung [17.12.2015].

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des jeweiligen Landes bzw. der jeweiligen Schönstatt Gliederung, die es errichtet hat, gesehen. Von diesem Heiligtum aus wirkt Maria. Auch hier ist der Beitrag der Menschen wichtig, die zum Heiligtum kommen und rund um das Heiligtum leben und tätig sind. Durch Gebet und Opfer erfüllen die Menschen ihren Beitrag und dürfen die von Maria erflehte göttliche Gnade erwarten.“179

Darüber hinaus spielt der Glaube an die Führung Gottes im alltäglichen Leben des Christen eine wichtige Rolle, der Gottes Wirken auch hinter den eigentlichen Ereignissen am Wirken sieht. Die Schönstattbewegung gliedert sich in über 25 unterschiedliche und rechtlich eigenständige Gemeinschaften, die auf verschiedene Zielgruppen ausgerichtet sind. In dem föderalen Aufbau gibt es keinerlei Weisungsbefugnis, sondern stattdessen eine gegenseitige Inspirationspflicht. Auch gibt es keine eigentliche Mitgliedschaft, stattdessen bindet man sich lediglich durch eine Weihe an Jesus durch Maria (Liebesbündnis) an die Schönstattbewegung. „Die Säkularinstitute und die Bünde sind Kerngemeinschaften der Bewegung. Ihre Mitglieder leben ohne Gelübde nach der Radikalität der Evangelischen Räte. Mitglieder der Ligagliederungen verpflichten sich ohne verbindliche Gemeinschaftsform zum apostolischen Engagement. Das Liebesbündnis verbindet alle in marianischer Lebensform und beauftragt sie zur Mitarbeit an der Neuevangelisierung in Kirche und Welt.“180

In Österreich gibt es seit 1982 ein Heiligtum (Kapelle) am Kahlenberg und seit 2014 ein weiteres in Leibnitz in der Steiermark.181 Insgesamt ist vor allem die Familienbewegung der Schönstattbewegung stark engagiert, die seit 1992 auch eine Akademie für Familienpädagogik betreibt. Daneben baut Schönstatt gezielt an einem Netzwerk christlicher Häuser, durch das den Gläubigen geholfen werden soll, als Christen die Welt aktiv mitzugestalten.182 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Kentenich, Josef. Allgemeine Prinzipienlehre der Apostolischen Bewegung von Schönstatt. Einführungstagung für Priester 1928. Bearb. v. Herta Schlosser Vallendar: Schönstatt-Verlag, 1999. ₋₋ Kentenich, Joseph. Texte zum Verständnis Schönstatts. Günther, P./Boll, M. (Hg.). Vallendar: Patris-Verlag, 1974.

179 Quelle: http://www.schoenstatt.at/index.php?id=18 [17.12.2015]. 180 Kirchliche Bewegungen & neue geistliche Gemeinschaften in der Erzdiözese Wien (2008), S. 63. 181 Vgl. hierzu: http://www.schoenstatt.org/es/leben/2014/06/das-erste-steirische-kirchenheiligtum-ist-eingeweiht/ [17.12.2015]. 182 Vgl. hierzu die Angaben in: Katholischer Laienrat Österreichs (Hg.). Apostolische Bewegungen im katholischen Laienrat Österreichs. Selbstverständnis, Spiritualität, Struktur. Formung, Arbeitsschwerpunkte. 6. Aufl. Wien: Selbstverlag, 2005: S. 55–56.

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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₋₋ Kentenich, Joseph. Das Lebensgeheimnis Schönstatts (1952). 2 Bde. Valendar: Patris-Verlag, 1972. ₋₋ Lammerskötter, Josef (Hg.). Schönstatt. Zur Geschichte und Struktur einer apostolischen Bewegung. Münster, 1963. ₋₋ Projekt Pilgerheiligtum (Hg.). Schönstatt – Kommt und Seht! Eine Einführung. Valendar: Schönstatt-Verlag, 2008. ₋₋ Schönstatt-Lexikon. Fakten – Ideen – Leben. Vallendar: Patris-Verlag, 1996. Internetlinks

₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

http://www.schoenstatt.at/ (Homepage der österreichischen Schönstattbewegung) http://www.akademie-familienpaedagogik.at/ (Homepage der Familienakademie in Wien) http://www.kathpedia.com/index.php/Sch%C3%B6nstatt (Katholischer Lexikonartikel) http://www.schoenstatt-lexikon.de/index.html (Onlinelexikon zur Schönstattbewegung) http://www.schoenstatt.de/ (Homepage der deutschen Schönstattbewegung)

3.2.5 Marriage Encounter (ME) KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Kursteilnehmer weltweit Kursteilnehmer in Österreich Kontakt

Marriage Encounter (ME) 1960er Jahre 30.000 Paare 8500 Marriage Encounter Österreich c/o Johanna und Wolfgang Mandl Saileräckergasse 28/10 1190 Wien

Geschichte

Marriage Encounter ist eine römisch-katholische Erneuerungsbewegung, die im Anschluss an das II. Vatikanische Konzil in Spanien entstand und auf die Arbeit des Priesters Gabriel Calvo zurückgeht. Er lud in den 1960er Jahre Ehepaare zu Wochenenden ein, die das Ziel verfolgten, eheliche Beziehungen zu vertiefen und zu stärken. Von Spanien gelangte die Idee über Lateinamerika in die USA, wo der Jesuitenpater Chuck Gallagher die Idee aufnahm und zum World Wide Marriage Encounter in seiner heutigen Form ausbaute. Im Jahr 1972

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

kehrte das Konzept zurück nach Europa. Heute findet sich Marriage Encounter, das auch für Paare unterschiedlicher Konfessionen offen ist, in 88 Ländern. Nach Österreich kam Marriage Encounter im Jahr 1979. Ein Jahr vorher hatten Pater Reinhold Ettel und zwei österreichische Ehepaare ein Wochenendseminar von Marriage Encounter in einer kleinen deutschsprachigen Gemeinde in Belgien besucht. Zurück in Österreich führten sie im März 1979 ein erstes Wochenende in Baden bei Wien. Die Arbeit wuchs in weiterer Folge. 1980 gab es ein erstes Wochenende in Oberösterreich, 1981 folgte Tirol und im Jahr 1982 fanden schon 25 Marriage-Encounter-Wochenenden statt.183 Insgesamt haben bis heute über 8500 Paare den Kurs belegt.184 Jährlich werden acht bis zehn solcher Ehevertiefungswochenenden durchgeführt, an denen insgesamt rund 100 Paare teilnehmen. Auch andere Kirchen wie die Anglikanische Kirche und einige lutherische Kirchen haben das Programm aufgenommen und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Darüber hinaus engagiert sich Marriage Encounter in der Ehevorbereitung und bietet auch Aufbauseminare an. Inhalt

Hauptprogramm der Erneuerungsbewegung Marriage Encounter ist ein Wochenende für Zwei, das immer gleich aufgebaut ist und von einem Team, bestehend aus zwei bis drei Ehepaaren und einem Priester, geleitet wird. Das Team „führt und begleitet durch das Wochenende und gibt Anregungen aus den eigenen persönlichen Erfahrungen mit folgenden Schwerpunkten:

₋₋ Wer bin ich? Wo stehe ich? ₋₋ Wie erleben wir unser Miteinander in den verschiedenen Lebensbereichen? ₋₋ Was möchte Gott für unser Leben in Gesellschaft und Kirche? Nach jeder Einführung ist Zeit für persönliche Besinnung und für den Dialog im Paar. Auf Gespräche in Gruppen wird bewusst verzichtet. Die persönliche, private Sphäre im Paar bleibt gewahrt.“185 Auf diesem Seminar aufbauend können Ehepaare weitere Kurse besuchen. Auch wenn sich Marriage Encounter als Erneuerungsbewegung innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche versteht, verzichtet man bewusst auf eine formelle Mitgliedschaft. 183 Vgl. hierzu: Anni & Erhard Hayer, „Marriage Encounter (ME)“, Friederike Valentin (Hg.), Neue Wege der Nachfolge: Katholische Intensivgemeinschaften und Erneuerungsbewegungen in Österreich, Salzburg: Verlag St. Peter, 1981: S. 148. 184 Quellen für die Zahlenangaben: Ausgefüllter Fragebogen durch Marriage Encounter an den Autor vom Februar 2015. 185 Quelle: http://www.marriage-encounter.at/index.php?option=com_content&task=view&id=4&Itemid=5 [15.12.2008].

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Strnad, Elisabeth. Marriage Encounter. Ein Weg, das Sakrament der Ehe zu verlebendigen. Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 1994. Internetlinks

₋₋ http://www.marriage-encounter.at/ (Homepage von Marriage Encounter Österreich)

3.2.6 Cursillo KURZ & BÜNDIG Name Cursillos de Christiandad Entstehung 1948 Kursteilnehmer weltweit Weit über 6.000.000 Kursteilnehmer in Österreich 150.000 Kontakt Arbeitsgemeinschaft der Diözesansekretariate der Cursillobewegung Bennogasse 21/I 1080 Wien Tel: 01 405 53 18 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Bewegung Cursillo hat ihren Ursprung in Spanien im Jahr 1948, als sich junge Christen anlässlich der jährlich stattfindenden Wallfahrt nach Santiago de Compostela fragten, wie man die Diskrepanz zwischen Tradition und Alltagspraxis besser überwinden könne. Das Ergebnis war ein erster dreitägiger Cursillo (spanisch für kleiner Kurs), der erstmals vom 7. bis 10. Januar 1949 im Kloster Santuari de Sant Honorat auf dem Berg Randa (Mallorca) stattfand. Die Kurse fanden großen Anklang und breiteten sich rasch aus. Bis heute haben weit über 6.000.000 Teilnehmer den Kurs besucht.186 Nach Österreich kam der Cursillo durch den spanischen Claretiner-Pater Josef Garciá-Cascales (1928–2012), der an Pfingsten 1960 einen ersten deutschsprachigen Kurs in Heiligenkreuz durchführte.187 Über seine Eindrücke berichtet er: „In Wien arbeitete ich damals mit einer starken Gruppe von Studentinnen und Studenten an der Universität bei Obdachlosen, Verwahrlosten, Prostituierten. Als ich von meinem Cursillo in Burgos zurückkam, dürfte ich sehr Cursillo ausgestrahlt haben: meine Mitar186 Vgl. die Angaben unter: http://cursillos.ca/en/faq/f23-nombre-cursillistes.htm [17.12.2015]. 187 Vgl. hierzu: https://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/14429999 [17.12.2015].

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beiter bedrängten mich, bald in Wien einen Cursillo zu halten. Recht und schlecht vorbereitet (ich hatte nur die Unterlagen meiner Mitschrift bei meinem Cursillo) hielten wir den ersten Cursillo auf Deutsch in den Pfingsttagen 1960 vom 3.-6. Juni. Ich dachte, wir machen einen Versuch, so etwas wie einen Cursillo zu halten! Doch am Ende des Kurses erlebten wir, dass der Chef der Kommunisten einer mittelgroßen Stadt in Österreich konvertierte und in die Kirche aufgenommen wurde; ein 65-jähriger Mann machte die Erste Kommunion, zwei Orthodoxe baten uns um die Aufnahme in die katholische Kirche. So gaben wir diesem Wochenende doch die Bezeichnung ‚Cursillo Nummer 1‘.“188

Die Anzahl der Kurse in Österreich erreichte vor allem in den 1980er und 1990er Jahren mit oft bis zu 30 Teilnehmern einen Höhepunkt. Inzwischen sind die Kurse in der Regel eher von bis zu 15 Teilnehmern besucht. Insgesamt dürften in Österreich an die 150.000 Personen einen Cursillo besucht haben.189 In jeder Diözese gibt es ein Diözesansekretariat, das die jeweiligen Mitarbeiterteams in der Diözese und die Cursillos koordiniert. Als landesweite Leitung versteht sich die Arbeitsgemeinschaft der Diözesansekretariate der Cursillo-Bewegung. Lehre

Der dreitägige Cursillo wird von einem ehrenamtlichen Team aus Laien und Priestern durchgeführt. Der Cursillo will dazu einladen, über den Glauben neu nachzudenken und ihn gleichzeitig auch erfahrbar zu machen. Dabei soll es zu einer dreifachen Begegnung kommen: einer Begegnung mit sich selbst, einer Begegnung mit Jesus Christus und zu einer Begegnung mit der Gemeinschaft der Christen. Grundlage des Kurses ist die christliche Botschaft der Erlösung. Auch wenn man die Grundlagen des christlichen Glaubens vermitteln will, geht es vor allem um den Glaubensvollzug, das Erleben des Glaubens. Dies konkretisiert sich im Erlebnis der Liebe Gottes, im Erlebnis der Freude Christi und im Erlebnis der Freiheit eines Christen. Cursillo „will keine kirchliche Gruppierung neben schon bestehenden sein, sondern innerhalb der Kirche erlebbare Gemeinschaft bilden, die sich vom Geist Jesu Christi getrieben weiß. Verschiedene Treffen nach dem Cursillo sollen Hilfe sein, den Geist entschlossenen Glaubens wachzuhalten, sowie dem Einzelnen die Geborgenheit einer Gemeinschaft Gleichgesinnter anzubieten.“190

188 Quelle: http://cursillo.at/artikel.php?Art_ID=1991 [17.12.2015]. 189 Vgl. zu den Zahlenangaben: https://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/14429999 [17.12.2015]. 190 Quelle: http://cursillo.at/artikel.php?Art_ID=1369 [17.12.2015].

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Unter der Bezeichnung „der vierte Tag“ werden im Anschluss an den dreitägigen Cursillo Vertiefungscursillos (Aufbauseminare) angeboten.191 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ ARGE Cursillo-Bewegung (Hg.). Grundlagen der Cursillo-Bewegung. Wien: St. Gabriels, 1983. ₋₋ Seidl, Elisabeth/Klose, Alfred. Die Dynamik der Cursillobewegung. Klagenfurt/Wien: Hermagoras-Verlag, 1988. Internetlinks

₋₋ http://www.cursillo.at/ (Homepage von Cursillo in Österreich)

3.2.7 Verbund ökumenisch orientierter Gemeinschaften Österreichs KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anzahl der Gemeinschaften

Verbund ökumenisch orientierter Gemeinschaften Seit den 1970er Jahren 6

In diesem Abschnitt werden mehrere Laiengemeinschaften näher vorgestellt, die Teil des Verbunds ökumenisch orientierter Gemeinschaften Österreichs sind, zu denen derzeit sechs Gemeinschaften gehören.192 Die Mehrheit dieser charismatisch geprägten Gemeinschaften ist zusätzlich auch Mitglied des European Network of Communities (ENC). Im Rahmen des Verbundes findet jedes Jahr zu Christi Himmelfahrt in Bad Goisern eine dreitägige Konferenz statt, zu der Mitglieder und Freunde der Verbundgemeinschaften eingeladen sind. KURZ & BÜNDIG Ökumenische Gemeinschaft Umkehr zum Herrn (UzH) Name Entstehung 1977 Mitglieder 55 Kontakt UzH Gemeinschaftsbüro Firmiangasse 27/6 1130 Wien Tel: 0699 10514749 E-Mail: [email protected] 191 Vgl. beispielsweise die Vertiefungscursillos unter: http://cursillo.at/artikel.php?Art_ID=1381 [17.12.2015]. 192 Quelle: http://www.erneuerung.at/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=68&Itemid=96 [17.12.2015]. Die Nehemia-Gemeinschaft in Obernberg hat sich zwischenzeitlich aufgelöst.

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Die Gemeinschaft Umkehr zum Herrn wurde am 15. August 1977 von sieben Christen gegründet, die mehrheitlich aus der katholisch-charismatischen Bewegung stammen und ein Berufungserlebnis erlebten, in dem Gott sie zur Gründung der Gemeinschaft motivierte. Sie wollten einen Bund mit Gott und untereinander eingehen und sich gemeinsam in den Dienst am Reich Gottes stellen. Es sollte nicht lange dauern, bis sich weitere Personen der Gemeinschaft anschlossen, so dass bis Ende des Jahres 1977 die Mitgliederzahl auf 20 Erwachsene stieg. Die Gemeinschaft wuchs schnell auf einen Höchststand von 160 Erwachsenen und 120 Kindern bis zum Sommer des Jahres 1994. Doch kam es Mitte der 1990er Jahre zu einer Krise. Einige freikirchliche Mitglieder von Umkehr zum Herrn gründeten eine freie Hauskirche innerhalb der Gemeinschaft und traten wenig später aus der Gemeinschaft aus und schlossen sich der Vineyard-Gemeinde in Wien an. Die Arbeit konnte neu strukturiert und ausgerichtet werden, allerdings erlebte die Gemeinschaft vor einigen Jahren nochmals eine Krise. Heute gehören rund 55 Erwachsene und eine eigene Jugendgemeinschaft (WILCO) der Gemeinschaft Umkehr zum Herrn an.193 Im Vision Statement der Gemeinschaft heißt es: „Umkehr zum Herrn ist eine ökumenische, charismatische Bundesgemeinschaft aus Wien, deren besonderes Anliegen ein Leben in der persönlichen Nachfolge Jesu ist, das sich in geschwisterlichen Beziehungen untereinander und im Bestreben nach Erneuerung und Einheit in den christlichen Kirchen ausdrückt sowie in dem Wunsch, die Gute Nachricht des Evangeliums allen Menschen in zeitgemäßer Form zu vermitteln.“

Umkehr zum Herrn versteht sich bewusst als eine ökumenische Gemeinschaft, auch wenn die Mehrheit der Mitglieder römisch-katholische Christen sind. Andere Mitglieder gehören der Evangelischen Kirche bzw. Freikirchen an. Gezielt will man sich beim gemeinschaftlichen Leben auf die Aspekte konzentrieren, die allen gemein sind, und umstrittene Fragen wie z. B. eine gemeinsame Abendmahlsfeier über die Konfessionsgrenzen hinweg ausklammern. Die Gemeinschaft fördert gleichermaßen den Gemeinschaftsbau nach innen als auch nach außen. Letzteres beinhaltet sowohl eine missionarische Stoßrichtung zu Außenstehenden als aber auch die bewusste Kontaktpflege zu anderen christlichen Einheitsplattformen wie dem Weg der Versöhnung – Runder Tisch bzw. der Evangelischen Allianz. Schwerpunkte der Spiritualität und des Apostolats von Umkehr zum Herrn liegen auf einem authentisch geführten christlichen Leben in der Nachfolge Jesu und der Bereitschaft, sein eigenes Leben täglich neu unter die Führung und Korrektur des Heiligen Geistes zu stellen. Offen und ehrlich gelebte Beziehungen sowie Lobpreis und persönlicher Austausch bilden weitere Merkmale des gemeinschaftlichen Lebens.

193 Quellen zur Geschichte der UzH: http://www.uzh.at/_Archiv/UzH-Geschichte_1977-2002.pdf [15.12.2008] sowie E-Mail an den Autor vom 26. August 2015.

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Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Gemeinschaft »Umkehr zum Herrn«. … eine lebendige Vision. 10 Jahre Gemeinschaft »Umkehr zum Herrn«. Wien, Selbstverlag, 1987. ₋₋ Gemeinschaft »Umkehr zum Herrn«. 25 Jahre Umkehr zum Herrn. Geschichte und geistliche Wegweisung. Wien, Selbstverlag, 2002. Internetlinks

₋₋ http://www.uzh.at/ (Offizielle Homepage von Umkehr zum Herrn)

KURZ & BÜNDIG Name Gemeinschaft »Um Gottes Willen« (UGW) Entstehung 1988 Mitglieder 12 Kontakt Gemeinschaft »Um Gottes Willen« (UGW) Thallernstrasse 15 2352 Gumpoldskirchen E-Mail: [email protected]

Die Gemeinschaft „Um Gottes Willen“ in Mödling entstand 1988 aus einem von einer Religionslehrerin spontan initiierten Gebetstreffen von Schülerinnen, bei dem diese so tiefe Erfahrungen mit Gott machten, dass sie sich fortan regelmäßig zum Gebet trafen. Schnell wuchs die Gruppe auf 30 bis 40 Teilnehmer an und eine Gemeinschaft war entstanden. Die Gemeinschaft »Um Gottes Willen“ wuchs zwischenzeitlich auf bis zu 100 Mitglieder. Allerdings kam es Ende der 1990er Jahre zu einer Krise: „‚Was uns in den Jahren 1998 und 1999 nicht gelungen ist, war den Übergang von nur Jugendlichen zu Jugendlichen und jungen Familien zu schaffen. Die Familien sind nach und nach weg geblieben‘, so Robert Guttman über die Krisenzeit der Gemeinschaft Ende der 90er Jahre.“194

Heute gehören rund nur noch 12 Mitglieder zur Gemeinschaft, die sich jeweils für ein Jahr zur Mitgliedschaft verpflichten.195 Es wird von der Gemeinschaft darauf Wert gelegt, dass die Mitglieder weiterhin aktive Glieder ihrer jeweiligen Heimatgemeinde bleiben. Die Gemeinschaft „Um Gottes Willen“ versteht sich als ökumenische Gemeinschaft. In einer Selbstvorstellung wird beschrieben, was damit gemeint ist:

194 Quelle: http://stephanscom.at/edw/gemeinschaften/15/articles/2007/02/12/a12361/ [15.12.2008]. 195 Vgl. die Angaben bei: https://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/21108983 [18.12.2015].

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„Ökumene bedeutet für uns weiter, aus dem Erfahrungsreichtum seiner eigenen und der anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften zu schöpfen und von ihnen zu lernen. Das bedeutet jedoch, dass man seine eigene Konfession bzw. Denomination zumindest ein Stück weit kennen gelernt haben muss, bevor man mit anderen Christen in Dialog treten kann. Es ist uns daher wichtig, dass alle, die sich unserer Gemeinschaft zugehörig fühlen, neben den Gemeinschaftstreffen auch in einer Gemeinde (katholisch, evangelisch, freikirchlich u. a.) integriert sind.“196

Das gemeinschaftliche Leben wird durch regelmäßige Zusammenkünfte mit Gebet, gemeinsamen Lobpreis, einer Andacht und Fürbitten gepflegt. Zusätzlich gibt es noch Treffen in kleineren Hauskreisen. Neben dem gemeinschaftlichen Leben nimmt die Weitergabe des Evangeliums an junge Menschen sowie die Förderung der Einheit der Christen eine wichtige Rolle ein. Man trifft sich jeden zweiten Sonntag am Nachmittag zu einem zweistündigen Gruppentreffen sowie auch zweiwöchentlich in einer Kleingruppe. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Pirkner, Werner. Um Gottes Willen: theologische Analyse und Kritik eines ökumenisch-charismatischen Jugendgebetskreises in Mödling-Südstadt. Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 1995. Internetlinks

₋₋ http://www.ugw.at/ (Homepage der Gemeinschaft »Um Gottes Willen«) ₋₋ https://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/21108983 (Homepage der Erzdiözese Wien mit aktuellen Informationen)

KURZ & BÜNDIG Name Kanaangemeinschaft Entstehung 1989 Mitglieder 19 Kontakt Kanaan-Gemeinschaft c/o Margit Sachsenhofer Kahlspergstraße 48 5411 Oberalm Tel: 06245 77297 E-Mail: [email protected]

Die Kanaangemeinschaft in Salzburg entstand als ökumenisch orientierte Gemeinschaft im Jahr 1989 mit dem Ziel, eine Weggemeinschaft des Glaubens zu sein – „gemeinsam unterwegs 196 Quelle: http://www.ugw.at/Oekumene/oekumene.html [15.12.2008].

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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in das verheißene Land ‚Kanaan‘“.197 Die Gemeinschaft trifft sich wöchentlich gemäß des Hauskirchenprinzip in Kleingruppen zum gemeinsamen Gebet, zum Bibelstudium und zum persönlichen Austausch. Einmal monatlich versammelt sich die Kanaangemeinschaft zu einem Gemeinschaftstreffen, bei dem Lobpreis in Form von Gebeten und Liedern eine zentrale Rolle einnehmen. Aus der Arbeit der Kanaangemeinschaft entstanden in den vergangenen Jahren die selbständigen Vereine Alpha198 und Xpand Austria199. Derzeit gehören rund 35 Christen unterschiedlicher Konfession zur Kanaangemeinschaft. Internetlink

₋₋ http://bildung.kirchen.net/portal/section.asp?sec=40&menuopt=archiv&apid=9077 (Information über die Gemeinschaft auf der Homepage der Erzdiözese Salzburg)

KURZ & BÜNDIG Name Gemeinschaft Maranatha Entstehung 1989 Mitglieder 10 Kontakt Gemeinschaft Maranatha c/o Herbert Veit Figuylstr. 10 4030 Linz Tel: 0699 10601957 E-Mail: [email protected]

Die Gemeinschaft Maranatha in Linz hat sich erst seit März 2006 als ökumenische Gemeinschaft organisiert, auch wenn sie schon länger als charismatisch geprägte römisch-katholische Gemeinschaft bestand. Zielsetzung der Gemeinschaft Maranatha ist es, die persönliche Gottesbeziehung der Gemeinschaftsmitglieder immer lebendiger zu gestalten. In wöchentlichen Treffen wird gemeinsam gebetet – auch füreinander –, man tauscht sich aus und unterstützt sich gegenseitig. Daneben räumt man dem Lobpreis Gottes einen zentralen Platz ein. Auch die Gemeinschaft Maranatha unterstützt und fördert bewusst die Zugehörigkeit und Mitarbeit ihrer Mitglieder in einer Kirche bzw. Freikirche. Ein Dienstteam bietet seinen Mitgliedern zusätzlich die Möglichkeit, missionarisch nach außen zu wirken. Dies geschieht beispielsweise durch die Durchführung eines Alphakurses in der Justizanstalt Asten und in einer derzeit geplanten Arbeit unter Flüchtlingen. Zurzeit gehören zehn Personen zur Gemeinschaft Maranatha in Linz. 197 Quelle: Maschinenschriftliche Selbstvorstellung der Gemeinschaft, die dem Autor am 30.12.2008 vom Leiter der Gemeinschaft per E-Mail übermittelt wurde. Auch die weiteren Angaben stammen aus dieser Schrift. 198 Vgl.: http://www.alphakurs.at/ [18.12.2015]. 199 Vgl.: http://www.xpand.eu/at/ [181.2.2015].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Internetlinks

₋₋ http://www.maranatha.at/ (Homepage der Gemeinschaft Maranatha)

KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Schließung

David Gemeinschaft 1989 2009

Die Anfänge der David Gemeinschaft in Vorarlberg gehen auf einen katholischen Jugendgebetskreis in den 1980er Jahren zurück, der in den folgenden Jahren rasch wuchs. 1989 schlossen sich einige junge Christen aus diesem Gebetskreis zu einer tieferen Form der Gemeinschaft zusammen und es bestand ein engerer Kontakt zur Gemeinschaft Umkehr zum Herrn in Wien. Vision der Gemeinschaft war es, Menschen in Vorarlberg in die Anbetung Gottes und in die Nachfolge Jesu zu führen sowie in Gemeinschaft so zu leben, dass der Einzelne seine Gaben entdecken und einbringen kann. Zu Beginn des Jahrtausends folgte jedoch eine Zeit der Stagnation und in weiterer Folge trennten sich die Wege der verantwortlichen Leiter. Einige schlossen sich der Vineyard-Gemeinde an, andere gründeten eine neue Gemeinschaft (die inzwischen ebenfalls nicht mehr existiert) und die verbliebene Gruppe engagierte sich verstärkt in einer missionarischen Kinderarbeit in enger Kooperation mit den KisiKids. Als jedoch weitere Mitglieder die Gemeinschaft verließen, wurde die David Gemeinschaft im 20. Jahr ihres Bestehens im März 2009 aufgelöst. Internetlinks

₋₋ http://joh-for-ten.npage.at/unsere-wurzeln.html (Homepage der David Gemeinschaft)

KURZ & BÜNDIG Name Gemeinschaft Lumenchristi, Tirol Entstehung 1989 Mitglieder 12 Kontakt Gemeinschaft Lumenchristi Tirol c/o Theresia Rettenbacher Bilgeristr. 15 6080 Innsbruck Tel: 0512 3773938 E-Mail: [email protected]

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

105

Die Gemeinschaft Lumenchristi, Tirol ist aus dem charismatischen Gebetskreis Igls nach einem sogenannten Leben-im-Geist-Seminar hervorgegangen und wurde unter Begleitung eines Ehepaares aus der Gemeinschaft Umkehr zum Herrn am Ostermontag 1989 gegründet. Die charismatische Spiritualität der Gemeinschaft wurde zusätzlich durch ignatianische Exerzitien200 geformt. Ende Dezember 2007 erfolgte der Zusammenschluss von Lumenchristi mit der Gemeinschaft Jesus.Community. Die Auseinandersetzung mit Themen wie Gemeinschaftsentwicklung, Einheit des ganzen Leibes (Lernen von anderen Kirchen und Traditionen) und Orientierung an der neutestamentlichen Gemeinde rückten dadurch wieder mehr in den Vordergrund. Der Name der Gemeinschaft wurde nun abgeändert auf „Lumenchristi, Tirol“ – auch zur Vermeidung einer Verwechslung mit der zwischenzeitlich gegründeten Gemeinschaft gleichen Namens in Deutschland. Wie auch andere Verbundgemeinschaften ist Lumenchristi offen für Mitglieder aller Konfessionen und Traditionen und hat sich folgende Schwerpunkte gesetzt: Pflege der persönlichen und gemeinsamen Beziehung zum lebendigen Gott sowie zueinander, Dienst an der Einheit des Leibes Christi sowie ein Dienst an den Suchenden. Die Gemeinschaft trifft sich wöchentlich zu Gebet, Schriftlesung, Lehre und Austausch. Jährlich sind einige Tage zur geistlichen Vertiefung vorgesehen und drei- bis viermal im Jahr finden sogenannte Tag-des-Herrn-Feiern in Privathäusern statt. Derzeit besteht die Gemeinschaft besteht aus 12 Mitgliedern.201 Internetlinks

₋₋ http://www.cetirol.org/gebetskreise/gemeinschaften/ (Homepage der Charismatischen Erneuerung in Tirol mit Infos zur Gemeinschaft Lumenchristi)

KURZ & BÜNDIG Name

Ökumenische Gemeinschaft Felsenfest Oberes Mühlviertel Entstehung 2001 Mitglieder 20 Kontakt Ökumenische Gemeinschaft Felsenfest Oberes Mühlviertel c/o Hans Pühringer Fraunschlag 15 4121 Altenfelden Tel: 07282 20754

200 Vgl. hierzu: http://www.jesuiten.at/index.php?id=59 [02.01.2016]. 201 Vgl. zu den Angaben E-Mail an den Autor vom 31.12.2015.

106

3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Die Ökumenische Gemeinschaft Felsenfest im Oberen Mühlviertel hat ihre Anfänge in verschiedenen Gebets- und Bibelkreisen in der Nähe von Rohrbach Ende der 1990er Jahre. Ein Teil der Mitglieder dieser verschiedenen Kreise entschied sich später, einen freikirchlichen Weg einzuschlagen, und gründete die Gemeinde Treffpunkt Leben in St. Martin, die heute zu Foursquare Österreich gehört. Andere wollten bewusst ihre Herkunftskirche nicht verlassen und gründeten so im Jahr 2001 die Ökumenische Gemeinschaft Felsenfest, zu der sich Christen aus der Römisch-Katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche und aus Freikirchen halten. Zur Gemeinschaft gehören derzeit 20 erwachsene Bundesglieder. Die Gemeinschaft hat mehrere Hauskreise und bietet auch eine Jungschar sowie einen Teenkreis an.202

3.2.8 Gemeinschaft Emmanuel KURZ & BÜNDIG Name Gemeinschaft Emmanuel Entstehung 1972 Mitglieder weltweit 10.300 Mitglieder in Österreich 120 Kontakt Gemeinschaft Emmanuel Österreich c/o Maja Scanovsky Schenkenstr. 2 1010 Wien Tel: 0664 8187707 E-Mail: [email protected]

Die Anfänge der Gemeinschaft Emmanuel gehen auf einen Gebetskreis der Charismatischen Erneuerung im Jahre 1972 zurück. Der Filmkritiker Pierre Goursat (1914–1991) und die Ärztin Martine Catta (geb. Laffitte) erlebten die Nähe Gottes während des Gebets auf eine außergewöhnliche Weise, so dass fortan das gemeinschaftliche Gebet für sie einen zentralen Stellenwert einnahm, und diese Gebetszeiten solch eine Anziehungskraft auf andere ausübten, dass sich binnen weniger Monate mehrere hundert Personen ihnen anschlossen. 1975 begann man aufgrund des großen Interesses mit der Durchführung internationaler Einkehrtage in Paray le Monial, bis heute Sitz der Gemeinschaft. Aus dem Wunsch heraus, das Leben mit Gott zu intensivieren und sich regelmäßiger zu treffen, entstand die Gemeinschaft Emmanuel, die seit 2009 vom Päpstlichen Rat für die Laien als eine „internationale, öffentliche Vereinigung von Gläubigen päpstlichen Rechts“ anerkannt ist. Über das Anliegen der Gemeinschaft heißt es in den Statuten u. a.:

202 Die Informationen erhielt der Autor von der Gemeinschaft in einer E-Mail vom 18.02.2016.

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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„Alle Mitglieder, Laien und Kleriker, erkennen sich gegenseitig als Brüder und Schwestern in Christus an, mit demselben Ruf zur Heiligkeit und zur Verkündigung des Evangeliums. Sie wollen diesen Ruf verwirklichen, jeder gemäß seinem Lebensstand und Amt. Sie verpflichten sich, zusammen eine und dieselbe Gemeinschaft zu bilden, und sie versprechen sich gegenseitig im Rahmen dieser Gemeinschaft eine aktive materielle, brüderliche und geistliche Hilfestellung für das Leben der Heiligung und die Verkündigung des Reiches Gottes.“203

Der tägliche Lobpreis und die regelmäßige Teilnahme an der Eucharistie nehmen einen wichtigen Stellenwert für die Gemeinschaft ein. Aus diesem Lebensstil der Anbetung erwächst das Anliegen, anderen geistlich und materiell zu helfen, wie es beispielsweise durch die Arbeit des Hilfswerks Fidecsco in über 60 Ländern der Welt sichtbar wird. Grundsätzlich gilt: „Die ganze Gemeinschaft ist missionarisch. […] Gott bittet uns um die Bereitschaft, Zeugen zu sein für seine Gegenwart.“204 Mitte der 1980er fällt der Beginn des Wirkens der Gemeinschaft Emmanuel in Österreich, nachdem Österreicher die Gemeinschaft bei Einkehrtagen in Paray le Monial kennen gelernt hatten. Die Mehrzahl der Mitglieder lebt im Großraum Wien. Dort führt die Gemeinschaft u. a. auch eine Akademie für Evangelisation. Im Jahr 1999 entstand auch eine Gemeinschaft in Graz. Weitere Gemeinschaften gibt es zwischenzeitlich in Innsbruck, Linz, im Raum Villach und in Vorarlberg. Neben der Gemeinschaftsarbeit nach innen ist man nach außen vor allem durch missionarische Initiativen wie „Grüß Gott Graz“ sowie zahlreiche Pfarrmissionen aktiv.205 Im Jahr 2015 gehörten 120 Mitglieder zur Gemeinschaft Emmanuel in Österreich.206 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hirsch, Georg. Neuevangelisierung als Programm der Gemeinschaft Emmanuel. Hamburg: Kovac, 2009. ₋₋ Neubauer, Otto. »Die Initiativen von Pfarr- und Stadtmissionen der Gemeinschaft Emmanuel«. Walter Krieger (Hg.). Missionarisch Kirche sein. Linz: Wagner, 2008: S. 140–147. Internetlinks

₋₋ http://emmanuel.at/emmanuel.php?Startseite&p=DE,1 (Homepage der Gemeinschaft Emmanuel in Österreich)

203 Vgl. Statuten I.1. Zitiert nach: Hermann Glettler, Feuer der Hoffnung: Berufung und Aufgabe der Gemeinschaft Emmanuel. Als Download erhältlich unter: http://akademie-wien.at/emmanuel. php?p=DE,,,1.80 [19.12.2015]. 204 Zitiert nach: Hermann Glettler, Feuer der Hoffnung, S. 3. 205 Vgl. hierzu die jeweiligen Angaben auf den Unterseiten der Homepage: http://emmanuel.at/ emmanuel.php?Startseite&p=DE,1 [19.12.2015]. 206 Die Information erhielt der Autor in einem ausgefüllten Fragebogen von der Gemeinschaft Emmanuel vom 29. Januar 2015.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

₋₋ http://www.akademie-wien.at/emmanuel.php?page&p=DE,3602,12,,1,, (Homepage der Akademie der Gemeinschaft Emmanuel in Wien) ₋₋ http://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/19617542 (Hintergrundinformationen zur Gemeinschaft auf der Homepage der Erzdiözese Wien)

3.2.9 Gemeinschaft der Seligpreisungen KURZ & BÜNDIG Name Gemeinschaft der Seligpreisungen Entstehung 1973 Anhänger weltweit 150 Anhänger in Österreich Eine kleine Gruppe Kontakt Gemeinschaft der Seligpreisungen Maria Langegg 1A 3642 Aggsbach Dorf Tel: 02753 393 E-Mail: [email protected] Zeitschrift Feuer und Licht

Die Anfänge der Gemeinschaft der Seligpreisungen gehen auf das Jahr 1973 zurück, als zwei Ehepaare die Gemeinschaft unter dem ursprünglichen Namen „Der Löwe von Juda und das geopferte Lamm“ – der Name geht auf die Bezeichnung für Jesus in der Offenbarung zurück – gründeten. Ähnlich wie bei anderen Gemeinschaften hatten die Gründer vorher geistliche Erfahrungen in der Charismatischen Bewegung gemacht und sie begannen 1974 das gemeinschaftliche Leben in Soyons in Gebet und Gütergemeinschaft. Erst im Zuge der internationalen Ausbreitung der Gemeinschaft gab sie sich im Jahr 1991 den heutigen Namen Gemeinschaft der Seligpreisungen. Zu den Mitgliedern der Gemeinschaft gehören inzwischen verheiratete und unverheiratete Laien, Seminaristen, Priester und Ordensangehörige. „Die Pfingsterfahrung steht als Quelle und Ursprung der Gemeinschaft im Zentrum der Spiritualität. Aus ihr gehen ihr geistliches Leben, die Communio der Lebensstände und das apostolische Wirken hervor. Die gelebte Gemeinschaft (Communio) von Geweihten und Laien verwirklicht sich in einer Gliederung in drei Zweigen mit jeweils eigenen Verantwortlichen: einen Zweig bilden die Schwestern, einen anderen die Brüder, zu denen auch Priester gehören. Der dritte Zweig umfasst die Laien (Männer und Frauen, verheiratet oder ehelos lebend), aber auch Kleriker im ständigen Diakonat. Die Communio der Lebensstände kommt besonders in den gemeinschaftlichen Zentren sichtbar zum Ausdruck. Mittelpunkt des Gemeinschaftsalltags ist ein intensives liturgisches Leben (Stun-

3.2 Erneuerungsbewegungen und neue geistliche Gemeinschaften

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dengebet, Eucharistie, eucharistische Anbetung) und die gemeinsamen Apostolate im Dienst an den Armen und in der Verkündigung des Evangeliums.“207

Keuschheit, Gütergemeinschaft und Armut bilden Charakteristika der ordensähnlichen Gemeinschaft, die dem Vorbild der urchristlichen Gemeinde folgen will. Vor einigen Jahren durchlebte die Gemeinschaft eine schwere Krise, als sowohl der Gründer Ephraim (Gérard) Croissant als auch ein weiteres leitendes Mitglied (Pierre-Etienne Albert) pädophiler Handlungen überführt wurden. Beide gehören heute nicht mehr zur Gemeinschaft.208 2007 ordnete der Vatikan eine strukturelle Neuordnung der Gemeinschaft an, die 2011 abgeschlossen wurde,209 und bestellte zeitweise den Dominikanerpater Henry Donneaud als päpstlichen Kommissar zum Leiter der Gemeinschaft.210 Im Dezember 2015 wurde die deutsche Ordensfrau Anna Katharine Pollmeyer durch die Vollversammlung zur neuen Leiterin gewählt. In Österreich hat die Gemeinschaft der Seligpreisungen seit über 20 Jahren ihr Zentrum in Maria Langegg in Aggsbach bei Melk in der Diözese St. Pölten und betreut die Wallfahrtskirche und die Pfarre. Neben Schulungsangeboten und Einkehrtagen führt die Gemeinschaft ein jährliches Familienfest und missionarische Einsätze im Land durch.211 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Beisteiner, Reimund. Gespräch mit Gott von Herz zu Herz: das innere Gebet in der Gemeinschaft der Seligpreisungen. Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 1998. ₋₋ Drechsler, Andreas. Die Gemeinschaft der Seligpreisungen (oder: Der Löwe von Juda und das geopferte Lamm): eine neue katholische Gemeinschaft. Grundzüge ihrer Spiritualität. Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 1993. Internetlinks

₋₋ http://www.seligpreisungen.at/ (Homepage der Gemeinschaft der Seligpreisungen in Österreich) ₋₋ http://beatitudes.org/de (Homepage der Gemeinschaft der Seligpreisungen in Deutschland)

207 Zitiert nach: http://www.kathpedia.com/index.php?title=Gemeinschaft_der_Seligpreisungen&printable=yes [19.12.2015]. 208 Vgl. hierzu u. a.: https://gloria.tv/?media=218888 und https://www.kathpress.at/goto/meldung/1328748/deutsche-leitet-kuenftig-gemeinschaft-der-seligpreisungen [beide 19.12.2015]. 209 Vgl. hierzu: http://www.kath.net/news/31649 [19.12.2015]. 210 Vgl. hierzu u. a.: https://gloria.tv/?media=218888 [19.12.2015]. 211 Vgl. hierzu: http://www.seligpreisungen.at/ [19.12.2015].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich Mit der Bezeichnung katholische Ostkirchen bzw. unierte Kirchen werden diejenigen Kirchen bezeichnet, die zwar historisch aus ostkirchlicher Tradition kommen, aber in voller Gemeinschaft mit Rom stehen und die das Jurisdiktionsprimat des Papstes als Bischof von Rom anerkennen. Diese Kirchen haben ganz unterschiedliche historische Wurzeln. So hat sich beispielsweise die Maronitisch-Katholische Kirche in ihrem Selbstverständnis nie von Rom getrennt, sondern bestätigte im Jahr 1181/2 nur formell die Gemeinschaft mit Rom. Andere katholische Ostkirchen gehen auf eine römisch-katholische Missionstätigkeit unter orthodoxen und orientalischen Kirchen zurück. „Einem Kirchenverständnis folgend, das die Einheit der Kirche als Einheit unter dem Bischof von Rom definierte, hat die römisch-katholische Kirche auch unter den Ostkirchen Mission betrieben. Jedoch führten diese Unionsversuche zumeist zu neuen Spaltungen anstatt zur ersehnten einen Kirche Christi. Fast aus allen Ostkirchen sind Teile herausgebrochen und mit Rom vereinigt.“212

Die katholischen Ostkirchen bilden bis heute im offiziellen römisch-katholischen Dialog mit der Orthodoxie eine der größten Herausforderungen und Konfliktpunkte, da die orthodoxen Kirchen die unierten Kirchen „als Abtrünnige, Überläufer oder sogar als Verräter der ‚heiligen Orthodoxie‘“213 ansehen. In den 1990er Jahren zeigte sich dies beispielsweise im Konflikt um die Griechisch-Katholische Kirche der Westukraine mit der Russisch-Orthodoxen Kirche. Aus liturgischer Perspektive zeigen sich Unterschiede zur übrigen Römisch-Katholischen Kirche. So feiern die katholischen Ostkirchen in der Regel die Liturgie in den verschiedenen Traditionen, denen sie entwachsen sind. Dies kann entweder die ostsyrische, die alexandrinische, die antiochenisch-westsyrische, die armenische oder auch vor allem die byzantinische Tradition sein. Ein weiterer gravierender Unterschied zur übrigen Römisch-Katholischen Kirche stellt der Umgang mit dem Zölibat dar. Verheiratete Männer können zum Priester geweiht werden.214 Hinzu kommt: Aus kirchenrechtlicher Perspektive unterliegen die katholischen Ostkirchen nicht dem Kirchenrecht des Codex Iuris Canonici (CIC), sondern

212 Zitiert nach: http://www.pro-oriente.at/?site=ka00020501 [21.12.2015]. 213 Zitiert nach: http://okk-ktf.univie.ac.at/studium/lehrveranstaltungen/arbeitsblaetter/ss-2015-orientalisch-orthodoxe-kirchen-und-katholische-ostkirchen/ unter Menüpunkt: Übersicht: Orient.-orth. Kirchen – Orthodoxe Kirchen – Katholische Ostkirchen, S. 3 [21.12.2015]. 214 http://www.katholisches.info/2014/11/15/papst-franziskus-erlaubt-unierten-kirchen-weltweit-priesterweihe-von-verheirateten-maennern/ – vgl. dort den Link zur Acta Apostolica Sedis, Ausgabe 6/2014, S. 496–499 [21.12.2015].

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich

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dem Codex Canonum Orientalium (CCEO).215 Die katholischen Kirchen des byzantinischen Ritus in Österreich unterstehen einem eigenen Ordinariat in Wien. KURZ & BÜNDIG Kontakt REKTORAT ARGE AAG – ERZDIÖZESE WIEN Kath. Gemeinden aus Afrika, Asien u. Lateinamerika Canisiuspfarre Pulverturmgasse 11 1090 Wien E-Mail: [email protected]

Ordinariat für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich Wollzeile 2/3 1010 Wien Tel: 01 51552 3405 E-Mail: [email protected]



Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015. Internetlinks

₋₋ http: www.erzdioezese-wien.at/unit/byzantinischesordinariat (Homepage des Ordinariats für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/?site=ka00020501 (Gute Einführung und kompakter Überblick zu den katholischen Ostkirchen)

215 Vgl. den überblicksartigen Artikel: http://www.kathpedia.com/index.php?title=Katholische_ Ostkirchen [21.12.2015].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

3.3.1 Chaldäisch-Katholische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Chaldäisch-Katholische Kirche Entstehung 1552 Anhänger weltweit Ca. 480.000 Internationaler Sitz Bagdad (Irak) Liturgiesprache Arabisch/Aramäisch Ritus Ostysrisch Gemeinden in Österreich 2 Anhänger in Österreich 500 Kontakt Chaldäisch-Katholische Gemeinde c/o Pfarre St. Benedikt am Leberberg Svetelskystraße 9 1110 Wien

Die Chaldäisch-Katholische Kirche ist aus der Assyrischen Kirche des Ostens herausgewachsen und hat sich von ihr erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts abgespalten. Zwar kam es schon seit dem 13. Jahrhundert zu ersten Kontakten zwischen westlicher Kirche und den assyrischen Christen, als Franziskaner und Dominikaner als Missionare bis in das Gebiet zwischen Euphrat und Tigris vordrangen. Auch nach dem Untergang des Kalifats von Bagdad im Jahr 1258 kam es immer wieder zu Kontakten zwischen den Kirchen, zur Abspaltung und Union mit Rom entschied man sich jedoch erst Mitte des 16. Jahrhunderts aufgrund von inneren Konflikten innerhalb der Assyrischen Kirche des Ostens um die Erbnachfolge des Patriarchen. Allerdings nahmen die Konflikte nach der Abspaltung keineswegs ab, sondern nahmen eher zu. So wurde der von Papst Julius III. im April 1553 zum Bischof geweihte Patriarch Johannes VIII. Sulaqa schon 1555 von Rivalen ermordet. Auch die folgenden 250 Jahre waren durch zahlreiche innerkirchliche Konflikte geprägt, in deren Verlauf der chaldäische Patriarch seinen Sitz mehrfach verlegen musste. Seit 1950 ist der Sitz der Kirche in Bagdad. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts durchlitten die Chaldäer ein ähnliches Schicksal wie die Armenier und rund 70.000 verloren in Pogromen ihr Leben. Zahlenmäßig stellt die Chaldäisch-Katholische Kirche die einzige katholische Ostkirche dar, die inzwischen größer als die Kirche ist, von der sie sich ursprünglich abgespalten hat. Aufgrund von Verfolgung und Migration lebt heute die Mehrheit der chaldäischen Christen nicht länger mehr in den Stammländern des Nahen Ostens (Irak, Iran, Türkei, Syrien, Libanon und Ägypten), sondern mehrheitlich in den USA, Kanada und Australien. Durch das gemeinsame Leid und die Jahrhunderte überdauernde gemeinsame Tradition ist das ökumenische Miteinander der Chaldäisch-Katholischen Kirche mit der Assyrischen

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich

113

Kirche des Ostens in den vergangenen Jahren recht eng geworden. Seit 2001 gibt es sogar eine offizielle Sakramentengemeinschaft. In Österreich gibt es zwischenzeitlich sowohl in Wien als auch in Linz216 eine chaldäisch-katholische Gemeinde, die ihre Messe gastweise in österreichischen katholischen Kirchen feiern darf. Die meisten Gemeindeglieder sind in Folge des zweiten Golfkrieges (1990– 1991) aus dem Irak nach Österreich gekommen.217 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart et al.: Kohlhammer, 2007, S. 398–407. ₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012: S. 80–83. ₋₋ Sako, Louis. Die Chaldäisch-katholische Kirche. Ihre Geschichte und der Auftrag heute. Linz: Initiative christlicher Orient, 2010. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 157–158. Internetlinks

₋₋ http://www.pro-oriente.at/Chaldaeische_Kirche/ (Guter einführender Artikel über die Kirche von Pro Oriente)

3.3.2 Syro-Malabarische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anhänger weltweit Internationaler Sitz Liturgiesprache Ritus Gemeinden in Österreich Anhänger in Österreich Kontakt

Syro-Malabarische Kirche 52 n. Chr. Ca. 4 Millionen Kochi, Kerala (Indien) Malayalam (südindische Sprache) Ostsyrisch 1 3000 Indian Catholic Community Tivoligasse 20 1120 Wien Tel: 01 8174206 E-Mail: [email protected]

216 Vgl. hierzu: https://www.dioezese-linz.at/pfarre/4194/pfarre/pfarrgemeinde/beheimatetegruppen/chaldaeischkatholischekir [21.12.2015]. 217 Vgl. hierzu: Franz Gschwandtner & Christian Gastgeber, Die Ostkirchen in Wien, S. 180. Zu den beiden Gemeinden in Österreich zählen sich rund 500 Gläubige. Vgl. hierzu: http://religion.orf. at/stories/2570508/ [21.12.2015].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Die Syro-Malabarische Kirche zählt zu den Thomaschristen Indiens, die ihre Gründung auf die Missionstätigkeit des Apostel Thomas in den 50er Jahren des 1. Jahrhunderts zurückführen, und stellt mit rund 4 Millionen Gläubigen die zahlenmäßig größte Ostkirche des indischen Subkontinents dar. Der Name Malabar – ebenso wie Malankar – ist eine Bezeichnung der Westküste des südindischen Bundesstaates Kerala, dem Gebiet, das das geographisch gesehen Hauptverbreitungsgebiet der Thomaschristen ist. „Unter dem Aspekt der liturgischen und kirchlichen Tradition lassen sich zwei große Gruppen innerhalb der Thomaschristen unterscheiden: auf der einen Seite die Malankaren, welche die Sammelbezeichnung für die Gläubigen der verschiedenen Kirchen des west-syrischen Ritus auf dem Subkontinent darstellt, und auf der anderen Seite die Malabaren, welche der terminus technicus für die Gläubigen der ost-syrischen Tradition ist.“218

Bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert stand die indische Christenheit im Einflussbereich der Assyrischen Kirche des Ostens; erst mit der Ankunft der portugiesischen Kolonialmacht im Jahr 1498 änderte sich diese kirchliche Ausgangslage, vor allem auch durch das Wirken jesuitischer Missionare. Es kam vermehrt zu (kirchen-)politischen Auseinandersetzungen zwischen der Apostolischen Kirche des Ostens und der Römisch-Katholischen Kirche. In den folgenden Jahrhunderten setzte sich der Einfluss Roms endgültig durch, doch erst im 19. Jahrhundert kam es zu einer Verselbständigung der Kirche. Während dieser Zeit entwickelte sich auch die Bezeichnung syro-malabarisch für diese Kirche. Im Jahr 1923 erhielt die Syro-Malabarische Kirche den kirchenrechtlichen Status einer selbständigen Kirchenprovinz und im Dezember 1992 wurde die Syro-Malabarische Kirche in den Rang eines Großerzbistums und damit eines Quasipatriarchats erhoben. In Wien haben sich die beiden unierten indischen Kirchen, die Syro-Malabarische und die Syro-Malankarische Kirche, sowie die römisch-katholischen Gläubigen indischer Herkunft zur Indischen Katholischen Gemeinde (Indian Catholic Community [ICC] zusammengeschlossen und umfassen gemeinsam rund 3000 Gläubige. Sie feiern ihre Gottesdienste gemeinsam unter Verwendung aller drei Riten. Betreut wird die Gemeinde vom syro-malabarischen Pfarrer Dr. Thomas Thandappily.219 Die Gemeinde trifft sich zu ihren Gottesdiensten an verschiedenen Orten, u. a. in der Meidlinger Pfarre Maria Lourdes sowie in der Pfarre Breitenfeld.220

218 Zitiert nach: http://www.pro-oriente.at/Syro_Malabarische_Kirche/ [21.12.2015]. 219 Vgl. hierzu die Angaben bei: http://www.breitenfeld.info/indische-gemeinde/ [22.12.2015]. Vgl. ferner hierzu: Franz Gschwandtner & Christian Gastgeber, Die Ostkirchen in Wien, S. 181–183. 220 Vgl. hierzu die aktuellen Angaben unter: http://www.iccvienna.org/liturgy.asp [22.12.2015].

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich

115

Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart et al.: Kohlhammer, 2007, S. 328–340. ₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012: S. 83–88. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 119– 123. Internetlinks

₋₋ http://www.iccvienna.org/ (Homepage der Indischen Katholischen Gemeinde in Wien – in englischer Sprache) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Syro_Malabarische_Kirche/ (Guter einführender Artikel über die Kirche von Pro Oriente)

3.3.3 Syro-Malankarische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Syro-Malankarische Kirche Entstehung 1930 Anhänger weltweit Ca. 430.000 Internationaler Sitz Trivandrum, Kerala (Indien) Liturgiesprache Malayalam Ritus Westsyrisch 1 Gemeinden in Österreich Anhänger in Österreich 2000 Kontakt Indian Catholic Community Tivoligasse 20 1120 Wien Tel: 01 8174206

Die Entstehung der Syro-Malankarischen Kirche, die historisch die gleichen Wurzeln wie die Syro-Malabarische Kirche hat, geht auf innerkirchliche Konflikte innerhalb der westsyrisch geprägten Kirchen zu Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Es war dann die charismatische Führungspersönlichkeit Erzbischof Mar Ivanios, der zusammen mit seinem Ordensmitbruder Bischof Mar Theophilos und ihren Anhängern die Malankarisch-Orthodoxe Kirche am 20. September 1930 verließ und sich der Römisch-Katholischen Kirche anschloss. Zwei Jahre später wurde Mar Ivanios als erster Metropolit von Trivandrum und damit als Oberhaupt der Syro-Malankarischen Kirche eingeführt.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

„Der enorm rasche Aufschwung der Syro-Malankarischen Kirche in ihren Anfangsjahren und ihre heutige beachtliche Größe wäre ohne das unermüdliche Wirken ihres ersten Metropoliten, der in vielen Bereichen Neuland betrat, nicht denkbar, und zwar sowohl im theologischen Denken wie auch im Bereich des Klassenschranken durchbrechenden diakonisch-karitativen Wirkens!“221

Im Februar 2005 wurde die Syro-Malankarische Kirche in den Rang eines Großerzbistums und damit eines Quasipatriarchats erhoben. Heute zählen rund 430.000 Gläubige zur Syro-Malankarischen Kirche. In Wien haben sich die beiden unierten indischen Kirchen, die Syro-Malabarische und die Syro-Malankarische Kirche, sowie die römisch-katholischen Gläubigen indischer Herkunft zur Indischen Katholischen Gemeinde (Indian Catholic Community [ICC] zusammengeschlossen und umfassen gemeinsam rund 3000 Gläubige. Allerdings stellt die Syro-Malabarische Kirche mit rund 2000 Gläubigen den weitaus größeren Anteil.222 Die Inder feiern ihre Gottesdienste jedoch gemeinsam unter Verwendung aller drei Riten. Betreut wird die Gemeinde vom syro-malabarischen Pfarrer Dr. Thomas Thandappily.223 Die Gemeinde trifft sich zu ihren Gottesdiensten an verschiedenen Orten, u. a. in der Meidlinger Pfarre Maria Lourdes sowie in der Pfarre Breitenfeld.224 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd 29,2. Stuttgart et al.: Kohlhammer, 2007, S. 369–373. ₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012: S. 95–97. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 119–123. Internetlinks

₋₋ http://www.iccvienna.org/ (Homepage der Indischen Katholischen Gemeinde in Wien – in englischer Sprache) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Syro_Malankarische_Kirche/ (Guter einführender Artikel über die Kirche von Pro Oriente)

221 Zitiert nach: http://www.pro-oriente.at/Syro_Malankarische_Kirche/ [22.12.2015]. 222 Vgl. zu den Angaben: László Vencser & Franz Scharl (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 120–121. 223 Vgl. hierzu die Angaben bei: http://www.breitenfeld.info/indische-gemeinde/ [22.12.2015]. Vgl. ferner hierzu: Franz Gschwandtner/Christian Gastgeber, Die Ostkirchen in Wien, S. 181–183. 224 Vgl. hierzu die aktuellen Angaben unter: http://www.iccvienna.org/liturgy.asp [22.12.2015].

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich

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3.3.4 Maronitische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Maronitische Kirche Entstehung 4. Jahrhundert Anhänger weltweit Ca. 3,3 Millionen Internationaler Sitz Bkerké (Libanon) Liturgiesprache Arabisch/Altysrisch Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 300 Kontakt Kongregation der Maronitischen Libanesischen Mission, Niederlassung Wien Stephansplatz 3 1010 Wien Tel: 0664 9424421

„Die Maronitische – oder auch Syrisch-Maronitische Kirche – ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Katholischen Ostkirchen: Sie ist die älteste der mit Rom in voller Communio stehenden Ostkirchen und die einzige, die als ganze vollständig die Gemeinschaft mit Rom aufgenommen hat; es gibt zu ihr kein von Rom getrenntes Pendant. Anders ausgedrückt: Jeder Gläubige der Maronitischen Kirche ist Katholik.“225

Der Name der Kirche geht auf den Einsiedlermönch Maron (gestorben 410) und das nach ihm benannte Kloster Mar Maron zwischen Aleppo und Antiochien am Orontes zurück. Die Geschichte der Maronitischen Kirche steht in engem Zusammenhang mit den theologischen Auseinandersetzungen der frühmittelalterlichen Kirche. Es waren Mönche dieses Klosters, die die Entscheidungen des IV. Ökumenischen Konzils von Chalcedon im Jahr 451 in den christologischen Kontroversen der folgenden Jahrhunderte verteidigten. Sowohl politische (Eroberung des Gebiets durch Araber im Verlauf des 7. Jahrhunderts) als auch kirchenpolitische Entwicklungen prägten die weitere Entwicklung dieser Kirche, so dass es um 745 zum vorübergehenden Bruch mit der Reichskirche kam. Erst im Jahr 1182 wurde die formelle Kirchengemeinschaft der Maronitischen Kirche mit der ömischen Kirche offiziell bestätigt. Die Maronitische Kirche stellt bis heute die größte christliche Kirche im Libanon dar. Allerdings lebt rund die Hälfte der Gläubigen inzwischen in der Diaspora. In Wien gibt es eine Gemeinde der Maronitischen Kirche mit rund 300 Gläubigen, deren Betreuung in den Händen von Pater Michel Harb liegt, der der Kongregation der Libanesischen Maronitischen Missionare (CML) angehört. Der Orden führte zudem von 2009–2012 die Wiener Pfarre 225 Zitiert nach: http://www.pro-oriente.at/Maronitische_Kirche/ [22.12.2015].

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

in der Rossau.226 Derzeit trifft sich die Maronitische Kirche in den Räumlichkeiten der Ruprechtskirche im ersten Bezirk.227 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Drexler, Ferdinand. Geschichte der Maroniten des Libanon unter politischem Blickpunkt mit besonderer Berücksichtigung der modernen Forschung. Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2012. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart et al.: Kohlhammer, 2007: S. 380–397. ₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012: S. 88–92. ₋₋ Suermann, Harald. Die Gründungsgeschichte der Maronitischen Kirche. Wiesbaden: Harrassowitz, 1998. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 159–161. Internetlinks

₋₋ http://www.pro-oriente.at/Maronitische_Kirche/ (Guter einführender Artikel über die Kirche von Pro Oriente)

3.3.5 Armenisch-Katholische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Armenisch-Katholische Kirche Entstehung 1307 Anhänger weltweit Ca. 470.000 Internationaler Sitz Beirut (Libanon) Liturgiesprache Grabar (Altarmenisch) Gemeinden in Österreich 1 400 Anhänger in Österreich Kontakt Armenisch-Katholische Kirche Mechitharistengasse 4 1070 Wien Tel: 01 5236417 E-Mail: [email protected] 226 Vgl. hierzu: http://www.rossau.at/cml/, http://old.kathpress.at/site/jahrderorden/ordensabc/article/1310.html sowie: http://www.ordensgemeinschaften.at/1787-zum-jahr-der-orden-der-ordenskalender-vom-8-bis-14-februar-2015 [alle 22.12.2015]. Andere Angaben sprechen von 200 Maroniten in Österreich; vgl. hierzu: László Vencser/Franz Scharl (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015, S. 159. 227 Vgl. hierzu: http://alt.langenachtderkirchen.at/wien/termin_detail/32337/ [22.12.2015].

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich

119

Das armenische Christentum geht bis ins 1. Jahrhundert zurück. Anfang des 4. Jahrhunderts wurde das Christentum in Armenien zur Staatsreligion erhoben. Allerdings entwickelte sich mit der Armenisch-Apostolischen Kirche eine bis heute bestehende Kirche, die den altorientalischen Kirchen zuzurechnen ist. Aufgrund der Einfälle zentralasiatischer Stämme verließen im Verlauf des 11. Jahrhunderts viele Armenier ihre Heimat und ließen sich im heutigen türkischen Küstenbereich des Mittelmeers nieder und gründeten dort das Fürstentum von Kilikien. Es waren die fränkischen Kreuzfahrer, die 1097 nach Kilikien kamen und zur Schutzmacht des Fürstentums wurden und es dadurch gleichzeitig mit dem westlichen Christentum in Berührung brachten. Hundert Jahre später ging man eine erste durchaus umstrittene Union mit der Römisch-Katholischen Kirche ein, die jedoch schon 1361 auf der Synode in Sis (dem heute türkischen Kozan) wieder rückgängig gemacht wurde. Im 18. Jahrhundert gingen dann mehrere armenische Bischöfe erneut eine Union mit Rom ein, die diesmal von Dauer sein sollte. Für die Armenisch-Katholische Kirche sollte vor allem das Wirken der Mechitaristen-Kongregation werden, die 1701 gegründet wurde. Im Jahr 1811 ließen sich die Mechitharisten in Wien mit 8 Patres, 2 Fratres und einer Schwester nieder und übernahmen dort das vormalige Kapuzinerkloster. Gleichzeitig erhielten sie seitens des Kaisers das Privileg, eine Druckerei einzurichten, und trugen so entscheidend zur Erhaltung der armenischen Kultur bei. Auch in der Förderung des Schulwesens setzten sie entscheidende Akzente.228 Teil der Klosteranlage in Wien ist die Kirche Maria Schutz, in der sich bis heute die armenisch-katholische Gemeinde trifft und die seit 1991 offizielle Kirche der armenisch-katholischen Gläubigen ist. Durch Zuzug ist die Zahl der armenisch-katholischen Gläubigen in den vergangenen Jahren auf rund 400 gestiegen.229 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 165–173. ₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart et al.: Kohlhammer, 2007: S. 424–435. ₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012: S. 101–106. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 154–156. Internetlinks

₋₋ http://www.mechitharisten.org

228 Vgl. hierzu neben der unten angeführten Literatur vor allem: http://mechitharisten.org/die-wiener-mechitharisten/in-wien/ [22.12.2015]. 229 Vgl. zu den Zahlenangaben: László Vencser/Franz Scharl (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015, S. 154.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

(Homepage der Mechitharisten in Wien) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Armenisch_Katholische_Kirche/ (Guter einführender Artikel über die Kirche von Pro Oriente)

3.3.6 Melkitische Griechisch-Katholische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Melkitische Griechisch-Katholische Kirche Entstehung 1724 Anhänger weltweit Ca. 1,6 Millionen Internationaler Sitz Damaskus (Syrien) Liturgiesprache Arabisch Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 200 Kontakt Melkitische Griechisch-Katholische Kirche Dr. Hanna Ghoneim Tel: 0681 10762019 E-Mail: [email protected]

Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche ist eine von mehreren katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus. Während die anderen Kirchen des byzantinischen Ritus jedoch ursprünglich aus dem Patriarchat von Konstantinopel hervorgegangen sind, entstammt die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche als Einzige der unierten Ostkirche des Antiochenischen Patriarchats. Ähnlich wie bei den Maroniten kam es während der Kreuzzüge zu ersten Kontakten mit der römischen Kirche, doch blieben Unionsbemühungen zunächst erfolglos. Erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts, als der pro-römisch-katholische Bischof Kyrillos VI. Taras in Damaskus von Befürwortern der Unionspläne zum Patriarchen gewählt und vom Papst anerkannt wurde – ihm wurde umgehend auf einer Synode in Zypern seitens der unionskritischen Bischöfe der griechische Mönch Sylvester als „Gegen“-Patriarch gegenübergestellt – kam es zu einer dauerhaften Spaltung der Kirche. Schließlich erkannten im Jahr 1848 auch die osmanischen Herrscher die zahlenmäßig stark gewachsene Kirche an. „Im Gegensatz zu den anderen katholischen Ostkirchen leistete diese Kirche im Laufe der Unionsgeschichte einen wesentlich stärkeren Widerstand gegen das Eindringen der Latinismen.“230 Neben den traditionellen Stammgebieten der Kirche im Nahen Osten gibt es zwischenzeitlich über 700.000 Gläubige in Brasilien und Argentinien sowie zahlreiche Gläubige in Nordamerika, Australien und Europa. Liturgiesprache ist an sich Arabisch, al230 Andriy Mykhaleyko, Die katholischen Ostkirchen, S. 110.

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich

121

lerdings werden die Gottesdienste auch in den jeweiligen Landessprachen in der Diaspora gefeiert. In Wien betreut ein Priester die arabischsprechende Gemeinde, die sich in der Kirche St. Thomas in Nußdorf sonntäglich zum Gottesdienst trifft, der von durchschnittlich 45 Gläubigen besucht wird. Die Gesamtzahl der melkitischen Gläubigen betrug zumindest bis zum Anbruch der Flüchtlingswelle in Sommer 2015 knapp 200 Gläubige.231 Zusammen mit den anderen Kirchen des griechisch-katholischen Ritus unterstehen die Kirchen dem Ordinariat für die byzantinischen Gläubigen in Österreich. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hage, Wolfgang. Das orientalische Christentum. Religionen der Menschheit. Bd. 29,2. Stuttgart et al.: Kohlhammer, 2007, S. 411–424. ₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012: S. 107–111. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 162–164. Internetlinks

₋₋ http://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/14428057 (Homepage der Arbeitsgemeinschaft der Gemeinden aus Afrika und Asien (ARGE AAG) der Erzdiözese Wien) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Melkitische_Kirche/ (Guter einführender Artikel über die Kirche von Pro Oriente)

3.3.7 Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche Entstehung 1596 Anhänger weltweit 4.500.000 Internationaler Sitz Kiew (Ukraine) Liturgiesprache Kirchenslawisch & Ukrainisch Gemeinden in Österreich 6 Anhänger in Österreich Ca. 8000 Kontakt Ukrainische Griech.-kathol. Zentralpfarre St. Barbara Riemergasse 1/11 1010 Wien Tel: 01 5122133 E-Mail: [email protected]

231 Vgl. hierzu: László Vencser/Franz Scharl (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015, S. 162–163.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Die Geschichte der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche ist anfänglich eng mit der Geschichte der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche verbunden. Als jedoch Mitte des 14. Jahrhunderts weite Teile des Territoriums (Westukraine und Weißrussland) unter die Herrschaft der römisch-katholischen Länder Litauen und Polen fielen, führte dies im Verlauf der folgenden Jahrhunderte zu Unionsbestrebungen. Doch erst im 16. Jahrhundert, „ausgelöst durch die immer stärker vordringende Reformationsbewegung und die darauf folgende Katholische Reform unter der Federführung der Jesuiten, suchten viele orthodoxe ukrainische Geistliche den Schulterschluss mit der Römisch-Katholischen Kirche, um nicht nur dem Protestantismus besser Paroli bieten zu können, sondern auch um die rechtliche Gleichstellung mit dem im katholisch dominierten Staat privilegierten katholischen Geistlichen zu erlangen“.232

Im Oktober 1596 beschloss die Synode von Brest-Litowsk eine Kirchenunion mit der Römisch-Katholischen Kirche und es kam in weiterer Folge zu einer Spaltung der Kiewer Metropolie in eine unierte und eine orthodoxe. Im 20. Jahrhundert durchlebte die Kirche eine wechselvolle Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche zwangsweise aufgelöst und mit der Russisch-Orthodoxen Kirche vereinigt. Priester, die diesen Schritt nicht bereit waren mitzugehen, gingen in den Untergrund und bildeten eine aktive Untergrundkirche. Erst mit einem Erlass vom 18. November 1989 fand die Verfolgungsperiode der Kirche ein Ende und die Kirche durfte sich wieder frei registrieren. Im März 1990 kehrte schließlich auch das Oberhaupt Großbischof Ljubachivsky aus dem Exil in Rom nach Lemberg zurück. Sein Nachfolger verlegte 2005 den Sitz wieder nach Kiew. Die erste ukrainische griechisch-katholische Gemeinde auf österreichischem Boden wurde 1783 in Wien gegründet, nachdem Kaiserin Maria Theresia der Kirche schon 1773 das aufgehobene Wiener Jesuitenkonvikt Barbareum samt der kleinen Kirche der Heiligen Barbara übergeben hatte, bis heute Sitz der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche. Zwar stieg schon nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der Gläubigen deutlich an, allerdings wanderten die meisten Flüchtlinge in den folgenden Jahren nach Nordamerika und Australien aus. Eine neue Flüchtlings- und Migrationswelle gab es Anfang der 1990er Jahre. Heute werden rund 8000 Gläubige neben der Zentralpfarrei St. Barbara in Wien in Gemeinden bzw. Seelsorgezentren in Salzburg, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Linz betreut.233 232 Zitiert nach: http://www.pro-oriente.at/Ukrainisch_Katholische_Kirche/?printSite=1 [19.02. 2016]. 233 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Ordinariat_f%C3%BCr_die_byzantinischen_ Gl%C3%A4ubigen_in_%C3%96sterreich sowie http://www.ukrainische-kirche-innsbruck.at/index.php?option=com_content&view=article&id=3&Itemid=2&lang=de [beide 22.12.2015]. Die Zahlenangabe erhielt der Autor vom Generalvikariat für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Wien.

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich

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Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 153–163. ₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012: S. 111–126. ₋₋ Plöchl, Willibald M. St. Barbara zu Wien. Bd. 1–2. Wien: Herder, 1975. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 93–97. Internetlinks

₋₋ http://members.aon.at/ukrchurch/deutsch/index.html (Homepage der Zentralpfarre der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.ukrainische-kirche.at/?Willkommen (Homepage der Salzburger Gemeinde der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.ukrainische-kirche-innsbruck.at/ (Homepage der Innsbrucker Gemeinde der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Ukrainisch_Katholische_Kirche/ (Guter einführender Artikel über die Kirche von Pro Oriente)

3.3.8 Rumänische Griechisch-Katholische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Rumänische Griechisch-Katholische Kirche Entstehung 1700 Anhänger weltweit 710.000 Internationaler Sitz Blaj (Rumänien) Liturgiesprache Rumänisch Gemeinden in Österreich 3 Anhänger in Österreich 800 Kontakt Rumänisch-unierte Mission Einwanggasse 30 1140 Wien Tel: 0699 19239616 E-Mail: [email protected]

Die Entstehung der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche ist nur auf dem Hintergrund der Geschichte Siebenbürgens zu verstehen, das erst nach dem Ersten Weltkrieg Teil

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

des Königreiches Rumänien wurde. Zwar war Siebenbürgen schon bis zum 11. Jahrhundert rumänisch und orthodox geprägt, allerdings fiel es dann an Ungarn und wurde überwiegend von Deutschen und Ungarn besiedelt, die auch die Oberschicht ausmachten. Nach der Vertreibung der Osmanen wurde Siebenbürgen 1687 schließlich Teil der Donaumonarchie. Auch hier waren es politische und wirtschaftliche Gründe, die einen Teil des Klerus dazu veranlasste, eine Union mit Rom anzustreben. Denn: „Im Habsburgerreich verschlechterte sich die Situation der rumänischen orthodoxen Bevölkerungsmehrheit: Ihnen wurde der Zugang zu öffentlichen Ämtern und höherer Bildung verwehrt und sie waren den nicht-orthodoxen Landesherren leibeigen. Auch ihr kirchlich-liturgisches Leben wurde eingeschränkt und ihre Geistlichen hatten nicht dieselbe Rechtsposition wie der katholische Klerus.“234

Diverse Bemühungen um eine Union fanden auf einer Synode im September 1700 ihren vorläufigen Abschluss, als die Synode die Union formell beschloss. Trotz politischer Opposition vor allem seitens der Evangelischen in Siebenbürgen wurde Bischof Athanasios per kaiserlichem Dekret vom 19. März 1701 zum Bischof für die Rumänen in Siebenbürgen berufen, allerdings blieb er dem Primas von Ungarn unterstellt. Obwohl anfangs fast alle Orthodoxen in Siebenbürgern sich der Union anschlossen, gab es zunehmend Enttäuschungen, die durch eine Gegenmission seitens der Orthodoxen Kirche in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich genutzt werden konnte. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sollte es zu einer Blütezeit der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche kommen. 1853 wurde die Diözese Fagaras-Alba zur Metropolie für alle griechisch-katholischen Gläubigen in Siebenbürgen erhoben. Die Aufnahme Siebenbürgens in den rumänischen Staat nach 1918 brachte zudem eine volle Anerkennung der Kirche mit sich, so dass die Zahl der Gläubigen um das Jahr 1940 bei 1,5 Millionen Gläubigen lag. Ähnlich wie in anderen osteuropäischen Ländern brachte die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Rückschläge mit sich. Am 21. Oktober 1948 wurde die Kirche staatlich aufgelöst, sechs Bischöfe verhaftet, die Güter der Kirche konfisziert und schließlich wurde die Rumänische Griechisch-Katholische Kirche mit der Rumänisch-Orthodoxen Kirche zwangsvereinigt. Erst nach dem Sturz des Ceausescu-Regimes Ende 1989 lösten sich sowohl Gläubige als auch Priester von der Rumänisch-Orthodoxen Kirche. Nur wenige Wochen später, im Januar 1990, wurden die Beschlüsse der Synode von 1948 für ungültig erklärt. „Im Dezember 2005 ernannte Papst Benedikt XVI. den bisherigen Metropoliten von Fagaras-Alba Julia zum Großerzbischof, womit die Eigenständigkeit der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche eine größere Betonung erfahren hat, die sich selbst als Rumänische Kirche uniert mit Rom bezeichnet.“235 234 Zitiert nach: http://www.pro-oriente.at/Rumaenisch_Katholische_Kirche/ [22.12.2015]. 235 Zitiert nach: http://www.pro-oriente.at/Rumaenisch_Katholische_Kirche/ [22.12.2015].

3.3 Katholische Ostkirchen in Österreich

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In Österreich kamen erst mit den Flüchtlingsströmen Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er Jahre Gläubige der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche nach Wien. Schon bald entstand der Wunsch nach eigenen Gottesdiensten. Im Jahr 1995 übergab die Erzdiözese Wien den Rumänen die St.-Rochus-Kapelle in der Penzingerstraße, bis heute Zentrum der Rumänisch unierten Mission in Wien. Im Jahr 2008 konnte eine weitere Gemeinde in Graz gegründet werden und im Jahr 2104 folgte eine Gemeinde in Wiener Neustadt. Zur Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche gehören zwischenzeitlich rund 800 Gläubige.236 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Gschwandtner, Franz/Gastgeber, Christian. Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Wien: Styria, 2007: S. 175–178. ₋₋ Marte, Johann et al. (Hg.). Die Union der Rumänen Siebenbürgens mit der Kirche von Rom. Bd. 1. Von den Anfängen bis 1781. Bukarest: Editura Enciclopedică, 2010. Bd. 2. Von 1701 bis 1761. Bukarest: Editura Enciclopedică, 2015. ₋₋ Mykhaleyko, Andriy. Die katholischen Ostkirchen. Die Kirchen der Gegenwart. Bd. 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012: S. 132–140. ₋₋ Vencser, László/Scharl, Franz (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 90–92. Internetlinks

₋₋ http://www.ruk-wien.at/ (Homepage der Rumänischen Griechisch-Katholischen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.pro-oriente.at/Rumaenisch_Katholische_Kirche/ (Guter einführender Artikel über die Kirche von Pro Oriente)

236 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Ordinariat_f%C3%BCr_die_byzantinischen_ Gl%C3%A4ubigen_in_%C3%96sterreich [22.12.2015] sowie: László Vencser & Franz Scharl (Hg.). Einheit in Vielfalt. 40 Jahre Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich. Linz: Wagner Verlag, 2015: S. 92.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

3.4 Die Altkatholische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Altkatholische Kirche Entstehung 1870 Mitglieder international Die Angaben schwanken zwischen 70.000–115.000 Gemeinden in Österreich 11 (12 Gottesdienstorte) Mitglieder in Österreich Ca. 10.000 Kontakt Altkatholische Kirche Schottenring 17/1/3/12 1010 Wien E-Mail: [email protected] Zeitschrift Kirche in Bewegung

Geschichte

Die Altkatholische Kirche ist eine katholische Kirche, die von der Römisch-Katholischen Kirche unabhängig ist. Sie entstand im deutschsprachigen Bereich im Anschluss an das Erste Vatikanische Konzil (1869–1870), nachdem die Römisch-Katholische Kirche diejenigen Gläubigen exkommuniziert hatte, die die Beschlüsse des Konzils ablehnten. Eine eigenständige historische Entwicklung nahm die Altkatholische Kirche in den Niederlanden. Sie entstand dort schon in den 1720er Jahren, nachdem die Metropolie von Utrecht aufgrund eines Konflikts mit Rom exkommuniziert worden war.237 Am 24. September 1889 schlossen sich die selbständigen Altkatholischen Kirchen der Niederlande, Deutschlands und der Schweiz in der Utrechter Union der Altkatholischen Kirche zusammen. 1890 folgte der Beitritt der Altkatholischen Kirche Österreichs zur Union. Die Bischöfe dieser Kirchen – inzwischen gibt es über die vier bisher erwähnten Kirchen hinaus Altkatholische Kirchen in Polen, Tschechien und den USA – treffen sich regelmäßig unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Utrecht in der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz (IBK). Alle vier Jahre findet zusätzlich ein internationaler Altkatholikenkongress statt. Auch in Österreich kam es zu massiven Protesten von Gläubigen gegen die Entscheidungen des 1. Vatikanischen Konzils. So löste z. B. Kaiser Franz Josef aus Protest einseitig das mit dem Vatikan geschlossene Konkordat mit der Begründung auf, dass sein Vertragspartner nun ein anderer, ein unfehlbarer geworden sei. Führer und Schlüsselfigur des deutschsprachigen Widerstands gegen die Beschlüsse des I. Vatikanums 1869/1870 war der Münchener Stiftspropst und Professor für Kirchengeschichte Dr. Ignaz von Döllinger (1799–1890). Zwar waren es meist Liberale, die sich dem

237 Vgl. hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Altkatholische_Kirche_der_Niederlande [18.03.2016].

3.4 Die Altkatholische Kirche

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Protest anschlossen, doch nicht nur sie, sondern auch der Wiener Geistliche Alois Anton wendete sich der Bewegung zu. Er konnte erreichen, dass mit Gemeinderatsbeschluss vom 6. Oktober 1871 die Rathauskapelle St. Salvator in Wien den „antivatikanisch gesinnten Katholiken“ zur Benützung übergeben wurde. Dort traf man sich am 15. Oktober 1871 zum ersten Gottesdienst. Eine weitere Gemeinde entstand schon bald in Ried im Innkreis. Mit Verordnung des Ministers vom 18. Oktober 1877 erfolgte die Anerkennung der Altkatholischen Kirche als gesetzlich anerkannte Kirche. Auf der Ersten Ordentlichen Synode am 5. Mai 1879 wurde eine Kirchenverfassung verabschiedet. Nur einen Monat später am 5. Juni 1879 beschloss eine Synodalversammlung weit reichende Reformen wie die Mitentscheidung von Laien in der Kirchen- und Gemeindeleitung, die Einführung der deutschen Sprache im Gottesdienst sowie die Aufhebung des Zölibatzwangs und der Ohrenbeichte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden weitere Gemeinden in Graz, Linz und Salzburg. Die Altkatholische Kirche in Österreich versteht sich als Landeskirche mit einer bischöflich-synodalen Verfassung. „Der Bischof wird von der Synode gewählt und nach der Wahl von einem altkatholischen Erzbischof oder Bischof unter Assistenz von zwei weiteren Bischöfen, die in der apostolischen Sukzession stehen, geweiht. Der Bischof hat die geistliche Leitung der Kirche inne, ihm obliegt die Sorge für die Erhaltung der Bekenntnisgrundlagen und der Liturgie. Das geistliche Amt ist dreigeteilt: Diakon/Diakonin – Priester/Priesterin – Bischof/Bischöfin. Nach Synodalbeschluss von 1991 und 1995 stehen alle Ämter grundsätzlich auch Frauen offen. Dem Bischof steht der Synodalrat für Verwaltungsaufgaben, insbesondere für die Vermögensverwaltung, zur Seite. Bischof und Synodalrat bilden die Kirchenleitung. Der Synodalrat besteht aus drei geistlichen und sechs weltlichen Mitgliedern, die für die Dauer von sechs Jahren gewählt werden. Bischof und Vorsitzender bzw. Vorsitzende des Synodalrats vertreten die Kirche nach außen.“238 Lehre

Aufgrund ihres Ursprungs als katholische Reformbewegung unterscheidet sich die Altkatholische Kirche sowohl von der Römisch-Katholischen Kirche als auch von den protestantischen Kirchen. Grundsätzlich werden von der Altkatholischen Kirche nur die Lehrentscheidungen der ersten sieben Ökumenischen Konzile für verbindlich befunden. Der ursprüngliche Anlass zur Entstehung der Altkatholischen Kirche war ja die Entscheidung des 1. Vatikanischen Konzils zur Stellung des Papstes gewesen. Zwar gesteht die Altkatholische Kirche dem Papst bis heute eine Ehrenstellung als primus inter pares nach altkirchlichem Vorbild zu, hingegen lehnt sie Dogmen über die Unfehlbarkeit des Papstes und seiner Universaljurisdiktion über die Gesamtkirche entschieden ab. 238 Religionen in Österreich, S. 36.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Auch in der Frage des Verhältnisses von Heiliger Schrift und Tradition wird eine Korrektur zum römisch-katholischen Dogma vorgenommen. Die Tradition wird nicht als gleichwertig neben der Schrift stehend erachtet: „Die Tradition ist nicht Quelle des Glaubens – das ist und bleibt allein die Heilige Schrift –, sie gilt als regulatives Prinzip der Wahrheitsfindung und bezeichnet die Grenzen der christlichen Lehrbildung.“239

Die hier zum Ausdruck kommende hohe Wertschätzung der Heiligen Schrift zeigt sich im kirchlichen Leben im hohen Stellenwert der Predigt innerhalb des Gottesdienstes und auch darin, dass jedem Gläubigen das Lesen der Bibel empfohlen wird.240 Im Bereich des Sakramentsverständnisses wertet die Altkatholische Kirche die Transsubstantiationslehre als einen unzureichenden Versuch, die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi zu deuten. Sie vertritt stattdessen eine unsichtbare Wandlung von Brot und Wein durch das Wort Christi in der Eucharistiefeier und betont die reale Vergegenwärtigung des einen Opfers Christi. Die römisch-katholischen Mariendogmen des 19. und 20. Jahrhunderts (unbefleckte Empfängnis, leibliche Aufnahme) werden ähnlich wie Wallfahrten, Prozessionen, Bilderund Reliquienverehrungen sowie das Rosenkranzgebet abgelehnt, auch wenn man der Mutter Jesu ehrend gedenken soll. Wie weiter oben schon erwähnt, sind die Geistlichen vom Zölibat dispensiert und Frauen können zu allen geistlichen Ämtern geweiht werden. Die Angaben über die Mitgliederzahlen der Altkatholischen Kirche im internationalen Bereich schwanken zwischen 70.000241 und 115.000242. In Österreich ist die Zahl der Mitglieder abnehmend und wird derzeit mit rund 10.000243 angegeben. In Österreich gibt es vier altkatholische Gemeinden in Wien sowie weitere Gemeinden in Graz, Klagenfurt, Krems/ St. Pölten, Salzburg, Ried im Innkreis, Linz und Innsbruck, die jeweils Diasporagemeinden an zahlreichen weiteren Orten betreuen.244 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Crüwell, Henriette. »Alt-katholische Kirche«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Kon-

239 „Die alt-katholische Kirche“, Kurt Eberhard, Was glauben die anderen? (Hg.), Berlin: Willy Trubach, 1954: S. 110. 240 Vgl. hierzu: Christian Halama, „Altkatholische Kirche Österreichs“, Peter Pietzinger (Hg.), Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften, 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005. 241 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Altkatholische_Kirche [23.12.2015]. 242 Vgl. hierzu: https://www.oikoumene.org/en/church-families/old-catholic-churches/ibk [23.12.2015]. 243 So die Kirche in einem Schreiben an den Autor vom 15. Januar 2015. 244 Vgl. hierzu: http://altkatholiken.at/gemeindezugeh%C3%B6rigkeit.html#Oben [23.12.2015].

3.5 Katholisch-Reformierte Kirche

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fession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 186–198. ₋₋ Halama, Christian. Altkatholiken in Österreich. Geschichte und Bestandsaufnahme. Böhlau: Wien/Köln/Weimar, 2004. ₋₋ Küry, Urs. Die Altkatholische Kirche. Ihre Geschichte. Ihre Lehre. Ihr Anliegen. Die Kirchen der Welt. Bd. III. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1966. ₋₋ Müller, Wolfgang W. (Hg.). Kirche und Kirchengemeinschaft. Die Katholizität der Altkatholiken (Christkatholiken). Zürich: TVZ, 2013. Internetlinks

₋₋ http://www.altkatholiken.at/ (Homepage der Altkatholischen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.utrechter-union.org/ (Homepage der Utrechter Union)

3.5 Katholisch-Reformierte Kirche KURZ & BÜNDIG Name Katholisch-Reformierte Kirche Entstehung 1999 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 150 Kontakt Katholisch-Reformierte Kirche Bischöfliches Ordinariat Margarretengürtel 14/21 1050 Wien Tel: 01 9668169 E-Mail: [email protected]

Die Katholisch-Reformierte Kirche wurde im Jahr 1999 vom Wiener Oliver Gehringer gegründet.245 Sie versteht sich als eine Freikirche, die sich als „eine vollgültige Verwirklichung […] der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“246 bezeichnet, die sich nur durch ein bestimmtes Kirchen- und Gemeindeverständnis unterscheidet.

245 Vgl. die Angaben unter: https://www.facebook.com/Katholisch-Reformierte-Kirche260133611334/?fref=ts [23.12.2015]. 246 Zitiert nach: Anon, „Katholisch-Reformiert? Was is’n das?“ kirche unterwegs: bistumszeitschreift, (2003), Heft 4, S. 12.

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3 Die katholischen Kirchen in Österreich

Die Katholisch-Reformierte Kirche hält an den Glaubensaussagen der Heiligen Schrift fest und übernimmt die Lehrentscheidungen der ersten sieben Ökumenischen Konzile. Gleichzeitig wird eine freie und persönliche Entscheidung für den Glauben betont, der in ein verbindliches Leben der Nachfolge münden soll. Die Kirche kennt als Sakramente Taufe, Buße, Erstkommunion, Firmung, Weihe, Krankensalbung und Ehe, wobei das Sakrament der Ehe von den beiden Partnern sich gegenseitig selbst gespendet wird und der Priester als Zeuge und Segnender auftritt. Als Kirche vertritt man die apostolische Sukzession. Der Gründer und heutige Bischof der Kirche, Oliver Gehringer, hat seine Bischofsweihe von einem amerikanischen Bischof der Anglican Free Church erhalten.247 Die Kirche legt Wert auf eine Gleichberechtigung aller getauften Mitglieder – auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften werden dabei anerkannt – und jedes kirchliche Amt steht grundsätzlich jedem Gemeindeglied offen und wird durch Wahl bestimmt. Weder wird das Primat des Papstes anerkannt noch kennt man ein Pflichtzölibat. Jeder Priester geht darüber hinaus neben seinem geistlichen Amt einem Zivilberuf nach. Im Sommer 2007 gründete die Kirche eine Franziskus-Schwesterngemeinschaft, zu der jedoch bisher nur eine Schwester gehört.248 Neben der Gemeinde in Wien, die sich in einer Kapelle im bischöflichen Ordinariat trifft, gibt es gelegentliche Gottesdienste in Allensteig (Niederösterreich) sowie in Judenburg und Möbersdorf (Steiermark). Die Kirche hat rund 150 Mitglieder.249 Die vor einigen Jahren beabsichtigte Gründung einer Kirche in Deutschland (von Wien aus) scheiterte und ist vorerst auf Eis gelegt.250 Internetlinks

₋₋ http://www.katholisch-reformierte-kirche.com/ (Homepage der Katholisch-Reformierten Kirche)

247 Vgl. hierzu die Angaben bei: Anon., „Katholisch-Reformiert? Was is’n das?“, S. 12. Allerdings wird in dem Artikel selbst vermerkt, dass die Kirche sich zwar im Verständnis der apostolischen Sukzession stehen sieht, dies „aber nicht überall anerkannt“ wird. 248 Anon, „Jungfrauenweihe für Frauen, die in der Welt leben: ‚Braut Christi‘ in der Welt“, kirche unterwegs: bistumszeitschrift, (2007), Heft 3, S. 4. 249 Vgl. hierzu: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/Eklat-am-Altar-Falscher-Pfarrer-in-Windischgarsten;art4,700028,PRINT?_FRAME=33 [23.12.2015]. 250 Vgl. hierzu die Berichte in den diversen Ausgaben der Bistumszeitschrift und den Hinweis unter: http://www.katholisch-reformierte-kirche.com/kirche.html [23.12.2015].

4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

4.1 Die Evangelische Kirche KURZ & BÜNDIG Name

Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses (A. u. H. B.) Entstehung Reformationszeit Anhänger/Mitglieder Ca. 145 Millionen Lutheraner, ca. 80 Millionen Reformierte Gemeinden in Österreich 203 (zzgl. 10 Gemeinden fremder Herkunft und Sprache) Mitglieder in Österreich 306.183 (292.578 A. B./13.605 (H. B.) Kontakt Evang. Kirche A. u. H. B. in Österreich Evangelisches Zentrum Severin-Schreiber-Gasse 1+3 1180 Wien Tel: 01 4791523 E-Mail: [email protected] Zeitschriften Die Saat, Amt & Gemeinde, Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich

Geschichte der Reformation

Die Geschichte der Evangelischen Kirche geht auf die Reformationszeit des 16. Jahrhunderts zurück. Aufgrund eines seelsorgerlichen Anliegens löste der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther im Jahr 1517 die Reformation aus, ohne dies an sich beabsichtigt zu haben. Er sah sich im Beichtstuhl mit den verheerenden Folgen des Ablasshandels konfrontiert und schlug deswegen am Vorabend von Allerheiligen im Jahre 1517 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche, in denen er sich kritisch mit dem Ablasshandel auseinandersetzte.251 Dass solcherart The251 Allerdings ist die Historizität des Thesenanschlags zwischenzeitlich umstritten. Vgl. hierzu die einschlägige wissenschaftliche Literatur.

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

sen ein nicht geringes Aufsehen erregten, ist vorstellbar. In Windeseile verbreiteten sich Luthers Thesen in den Landen, ohne dass Luther selbst bewusst war, was er damit ausgelöst hatte. Doch schon bald gesellte sich Kritik an der Stellung des Papstes zur Kritik an der Sakramentspraxis. Auch wenn sich der Streit mit der Kurie verschärfte, blieben Konsequenzen für Luther vorerst einmal aus. So entstanden 1520 drei der bedeutendsten Schriften Luthers: An den christlichen Adel deutscher Nation, Präludium von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche und Von der Freiheit eines Christenmenschen. Doch schließlich wurde Martin Luther am 21. Januar 1521 in den Bann gelegt. Man gestand Luther zwar noch zu, sich im April 1521 in Worms auf dem Reichstag zu verteidigen. Da Luther jedoch nicht widerrief, wurde er im Mai 1521 zusätzlich in Reichsacht gelegt. Auf dem Rückweg von Worms „entführte“ Kurfürst Friedrich Luther und versteckte ihn zu seinem eigenen Schutz auf der Wartburg, wo sich Luther über ein Jahr aufhielt und das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Gleichzeitig schritt die Reformation voran und breitete sich immer weiter aus. Kaiser und Kurie konnten aus verschiedenen Gründen nicht allzu viel unternehmen, standen doch die Türken kurze Zeit später vor Wien, und man benötigte dringend die Unterstützung der Territorialfürsten, von denen nicht wenige der protestantischen Lehre Luthers anhingen. Einige Jahre später, auf dem Reichstag von Augsburg im Jahr 1530, wurde die Confessio Augustana, eine Zusammenfassung der reformatorischen Lehre lutherischen Bekenntnisses eingebracht und bildete fortan die Grundlagen der lutherischen Theologie (siehe Anhang). Neben der von Martin Luther geprägten Reformation entwickelte sich vor allem in der Schweiz eine eigenständige Reformationsbewegung, die zur Gründung der Reformierten Evangelischen Kirche führen sollte. Schlüsselfiguren dieser Bewegung sind Huldrych Zwingli und Johannes Calvin. Zwingli, im Jahr 1484 geboren, wurde wahrscheinlich zu Beginn des Jahres 1519 zum ersten Mal auf Martin Luther und die Vorgänge in Deutschland aufmerksam. Voller Eifer verbreitete er anfangs die Schriften Luthers und hatte sich wahrscheinlich seit der Leipziger Disputation zwischen Luther und Eck im Sommer 1519 innerlich vom Papsttum befreit. Spätestens in der 2. Hälfte des Jahres 1520 überschritt Zwingli auch äußerlich die Schwelle von der humanistischen Reform zur evangelischen Reformation. Im Gegensatz zu Luther dachte Zwingli die verschiedenen Problemkreise rationaler durch, war er doch durch seine humanistische Prägung nie so eng an die Römisch-Katholische Kirche gebunden gewesen wie der Mönch Martin Luther. So setzte er das Erkannte sofort in die Praxis um, auch wenn dies durchaus radikale Konsequenzen nach sich zog. Während der Fastenzeit im Frühjahr 1522, gegen die Zwingli schon öfters gepredigt hatte, nahm er an einem Wurstessen von Züricher Bürgern teil, was durchaus richtig als bewusste Kampfansage gegen die katholische Kirche verstanden wurde. Gleichzeitig heiratete Zwingli in jenem Frühjahr, auch wenn er diese Ehe nach außen hin vorerst geheim hielt. Als der Konstanzer Bischof von dem Wurstessen Wind bekam, verklagte er Zwingli vor der höchsten richterlichen Instanz der Schweiz. Am 10. November 1522 legte Zwingli schließlich sein Priesteramt nieder und wurde vom Rat der Stadt Zürich beauftragt, als evangelischer Prediger zu arbeiten. Trotz mancher noch

4.1 Die Evangelische Kirche

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folgender Auseinandersetzungen hatte der Siegeszug der Reformation in Zürich Einzug gehalten, und die systematische Durchführung der dortigen Reformation fand in der Abendmahlsfeier in beiderlei Gestalt an Ostern 1525 ihren Abschluss. Doch in der übrigen Schweiz ließ sich die Reformation nicht ohne weiteres durchsetzen. Der Bischof von Konstanz scharte eine ganze Reihe Kantone hinter sich, die gegen die Einflüsse der Reformation ankämpften. Zwingli versuchte nun mit politischen Mitteln die Reformation durchzusetzen und es kam zu den Kappeler Kriegen. Am 11. Oktober 1531 fiel Zwingli im Kampf gegen die katholischen Kantone im Zweiten Kappeler Krieg. Es war Johannes Calvin, geboren am 10. Juli 1509 in Noyon in der Picardie, der den reformierten Zweig der Evangelischen Kirche nachhaltig prägen sollte. Ähnlich wie Zwingli öffnete sich auch Calvin anfangs dem Humanismus. Gleichzeitig muss er aber um 1530 mit den Schriften Luthers in Berührung gekommen sein und er erlebte – wahrscheinlich 1533 – eine Hinwendung zur Reformation. Sofort wurde er zu einem eifrigen Anhänger und Verfechter der neuen Lehre. Als der Rektor der Pariser Universität aus Anlass des Allerheiligenfestes am 1. November 1533 eine Rede hielt, die einer Aufforderung glich, die Lehre der Reformation anzunehmen, musste nicht nur der Rektor fliehen, sondern auch Calvin, war er doch der Verfasser der Rede gewesen. Für kurze Zeit hielt er sich in Straßburg auf, ließ sich aber dann in Basel nieder, wo die erste Ausgabe der Institutio Christianae Religionis erschien. Eine zweite Ausgabe folgte 1539, nun schon eher ein Handbuch der Theologie in 17 Kapiteln. Die letzte Ausgabe von 1559 ist ein Lehrbuch der Theologie mit 80 Kapiteln. Diese Institutio machte Calvin schlagartig zu einem bekannten Mann. 1536 begann die Wirkungszeit Calvins in Genf. Dort konnte er seine reformatorischen Ideen durchsetzen, wenn auch teilweise gegen großen Widerstand, der auch zu einer mehrjährigen Ausweisung aus der Stadt führte. Am 27. Mai 1564 starb Calvin in Genf. In Österreich hat der reformierte Flügel der Reformation nie großflächig Wurzeln schlagen können. So bildet die Reformierte Kirche in Österreich (Helvetisches Bekenntnis, H. B.) nur einen kleinen Teil der Evangelischen Kirche in Österreich. Geschichte der Evangelischen

Schon früh gelangte reformatorisches Gedankengut durch Studenten, Kaufleute und Handwerker nach Österreich. So wurden bereits zwischen 1519 und 1522 fünfzehn Schriften Luthers in Wien nachgedruckt. Rasch breitete sich der evangelische Glaube im ganzen Land aus. So wandte sich beispielsweise die Stadt Waidhofen an der Ybbs schon früh zur Gänze dem evangelischen Glauben zu. Obwohl sich insgesamt gesehen die Reformation innerhalb Österreichs regional recht unterschiedlich entwickelte,252 hing gegen Ende des 16. Jahrhunderts in vielen Gegenden – ausgenommen Tirol – eine große Mehrheit der Bevölkerung dem neuen evangelischen Glauben an. 252 Vgl. hierzu auch den guten Überblick bei: Grete Mecenseffy, Geschichte des Protestantismus in Österreich, Graz: Böhlau, 1956: S. 8–19.

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Doch schon Ende des 16. Jahrhunderts markierte der Regierungsantritt Rudolfs II. den Beginn einer ersten systematischen und massiven Gegenreformation. Seit dieser Zeit standen viele Evangelische vor der Alternative: Glaube oder Heimat. Den entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Evangelischen in Österreich bildete schließlich der Regierungsantritt Kaiser Ferdinands II. im Jahr 1619. Schon im Jahr 1620 kam es zu einer militärischen Konfrontation zwischen den evangelischen Ständen und dem Kaiser, die am 8. November für die Stände verloren ging. Die Auswirkungen waren allenthalben zu merken. Die religiösen Privilegien von 1568/71 und 1609 sah Ferdinand als erloschen an, viele Ämter wurden neu besetzt, wobei Katholiken bevorzugt wurden. Dazu kam die Beschlagnahmung zahlreicher Vermögenswerte. In den folgenden Jahrzehnten sollte die Gegenreformation einen erfolgreichen Kampf gegen alles reformatorische Denken führen. Infolgedessen verließen Tausende Österreicher ihre Heimat. Noch einmal ein Beispiel aus Waidhofen an der Ybbs: So standen im Jahr 1600 in der kleinen Stadt bereits 160 Häuser leer; nur acht Jahre später waren es schon 200.253 Mehrere tausend Einwohner verließen die Stadt. Insgesamt sind es nach neueren Forschungen zwischen 100.000 und 200.000 evangelische Gläubige gewesen, die aus Gründen ihres Glaubens Österreich als Heimat verließen.254 Verhältnismäßig wenig ist über evangelisches Leben in der „dunklen Zeit“ der Evangelischen im Anschluss an die erfolgreiche katholische Gegenreformation bekannt. Die meisten Evangelischen, die aus Überzeugung ihrer Konfession treu blieben, hatten ihre Heimat verlassen. Andere, denen die Konfession weniger wichtig war, waren zur Römisch-Katholischen Kirche zurückgekehrt. Nur noch wenige waren es, die im Geheimen ihrem Glauben anhingen, und dies vor allem in gebirgigen Regionen Oberösterreichs, Kärntens und der Steiermark. Nach außen hin nahmen zwar auch sie – die Geheimprotestanten – am katholisch-kirchlichen Leben teil, doch parallel organisierten sie im Untergrund ihr eigenes evangelisches Glaubensleben. Hier spielten vor allem evangelische Bücher eine entscheidende Rolle, den eigenen evangelischen Glauben zu bewahren und weiterzugeben. Erst im Jahr 1781 machte Kaiser Joseph II. mit dem Toleranzpatent die öffentliche Ausübung evangelischen Glaubens wieder möglich. Sowohl vom wirtschaftlichen Nutzen einer toleranten Haltung gegenüber den Evangelischen als auch von einer „toleranten Mission“ durch die Römisch-Katholische Kirche überzeugt, wurden den Evangelischen erstmals bürgerliche Rechte eingeräumt, wenn auch vorerst einmal nur eingeschränkt. Innerhalb kurzer Zeit ließen sich rund 40.000 Geheimprotestanten als evangelisch registrieren und bauten die evangelischen Gemeinden in Österreich neu auf. Das Protestantenpatent von 1861 brachte 253 Peter F. Barton, Evangelisch in Österreich. Ein Überblick über die Geschichte der Evangelischen in Österreich, Wien: Böhlau, 1987: S. 81. 254 Vgl. hierzu die Angaben bei: Rudolf Leeb, „Der Streit um den wahren Glauben – Reformation und Gegenreformation in Österreich“, Rudolf Leeb/Maximilian Liebmann/Georg Scheibelreither/Peter G. Tropper, Geschichte des Christentums in Österreich, Wien: Uebereuter, S. 266.

4.1 Die Evangelische Kirche

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die Anerkennung als Kirche mit sich und verlieh den Evangelischen erstmals eine bürgerliche Gleichberechtigung, auch wenn die Kirche selbst vorerst unter staatlicher Oberaufsicht blieb. Im 19. und 20. Jahrhundert erlebte die Evangelische Kirche mehrere große Wachstumsschübe: Eine erste Welle kam im Laufe des 19. Jahrhunderts durch den Zuzug von Kaufleuten, Unternehmern, Wissenschaftlern und Künstlern aus Deutschland und der Schweiz. Ein zweiter Wachstumsschub erlebte die Evangelische Kirche nach dem Ersten Weltkrieg, als das Burgenland Österreich zugesprochen wurde, war es doch das Bundesland mit dem höchsten prozentuallen Anteil an Evangelischen. Eine weitere Eintrittswelle gab es durch die sogenannte Los-von-Rom-Bewegung und eine vorerst letzte durch die Aufnahme von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Protestantengesetz aus dem Jahr 1961 bildet bis heute die rechtliche Grundlage einer freien evangelischen Kirche in einem freien Staat.255 In Österreich ist die Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses durch eine Kirchenverfassung zusammengeschlossen. Ende des Jahres 2015 betrug die Zahl der Evangelischen in Österreich 306.183, die sich in 194 lutherischen Pfarrgemeinden und neun reformierten Pfarrgemeinden zusammengeschlossen haben. Eine der Besonderheiten der Evangelischen Kirche in Österreich sind mehrere gemischt-konfessionelle (A. u. H. B.) Gemeinden. Außerdem hat die Evangelische Kirche in Österreich zehn fremdsprachige Gemeinden als evangelische Kirchengemeinden anerkannt.256 International gibt es über 70 Millionen Lutheraner, die sich im Lutherischen Weltbund zusammengeschlossen haben, sowie weiter 74 Millionen unabhängige Lutheraner, die nicht Mitglied im Lutherischen Weltbund sind.257 Die reformierten Mitgliedskirchen der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen vertreten rund 80 Millionen Gläubige.258 Daneben gibt es zwei weitere, theologisch konservativere reformierte Dachverbände, die World Reformed Fellowship259 und die International Conference of Reformed Churches260. Lehre und Aufbau

Die lutherische Theologie findet ihren verbindlichen Ausdruck in ihren Bekenntnisschriften. Dazu gehören vor allem die Confessio Augustana (1530), Luthers Katechismen und die 255 Abgedruckt im Anhang unter 10.4. 256 Vgl. zu den Zahlen: http://evang.at/kirche/zahlen-fakten/ [10.02.2016]. 257 Vgl. zu den Zahlen, die sich auf das Jahr 2010 beziehen: https://www.landeskirche-hannovers.de/ evlka-de/presse-und-medien/nachrichten/2011/02/20-15441 [02.01.2016]. 258 Vgl. zu den Zahlen: https://www.oikoumene.org/de/church-families/reformed-churches/ wcrc und http://www.reformiertsein.ch/die-reformierten/reformierte-weltweit.html [beide 02.01.2016]. 259 Vgl. hierzu: http://wrfnet.org/ [02.01.2016]. 260 Vgl. hierzu: http://www.icrconline.com/ [02.01.2016].

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Konkordienformel von 1580. Zusätzlich bekennen sich die lutherischen Kirchen auch zu den altkirchlichen Glaubensbekenntnissen Apostolikum, Nicaeno-Konstantinopolitanum und dem Athanasianum. Allerdings stehen die Bekenntnisschriften und die Glaubensbekenntnisse nicht auf einer Ebene neben der Heiligen Schrift, sondern werden vielmehr als geprüfte und somit autoritative Auslegung der Heiligen Schrift verstanden. Alleinige Richtschnur für die lutherische Kirche ist der Kanon der Bibel. Vom Kirchenverständnis sind die meisten lutherischen Kirchen bischöflich bzw. bischöflich-synodal strukturiert. Die Kirche wird dabei verstanden als Versammlung um das Evangelium, und das Sakrament und der Gottesdienst sind Mitte des Gemeindelebens. Als Sakramente kennt die lutherische Kirche Taufe und Abendmahl. Taufe wird dabei als Handeln Gottes verstanden und wird überwiegend als Säuglingstaufe vollzogen. Beim Abendmahl geht die lutherische Theologie von der objektiven Gegenwart Christi in Brot und Wein aus. Die Reformierte Kirche in Österreich (H. B.) bildet nur einen kleinen Teil der Evangelischen Kirche in Österreich. Die reformierten Kirchen folgen in ihrem strukturellen Aufbau dem presbyterialen Prinzip. Die Presbyter werden dabei von den Gemeindegliedern gewählt. Eine einheitliche Theologie ist bei den reformierten Kirchen nicht so einfach festzustellen, fehlt doch den historischen Bekenntnissen wie beispielsweise der Confessio Helvetica Posterior oder dem Heidelberger Katechismus der Verbindlichkeitscharakter wie im Luthertum. Trotzdem lassen sich gemeinsame theologische Grundüberzeugungen festhalten. So werden die Sakramente, auch hier Taufe und Abendmahl, als Zeichen verstanden. Vor allem bei der Taufe wird das Wesen der Taufe als Bundeszeichen betont. Des Weiteren spielt in der reformierten Theologie die Erwählungslehre eine wichtige Rolle. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

Zur Reformation und zu den Reformatoren Beutel, Albrecht (Hg.). Luther Handbuch. 2. Aufl. Stuttgart: UTB, 2010. Brecht, Martin. Martin Luther. 3 Bde. Stuttgart: Calwer, 1981–1987. Gäbler, Ulrich. Huldrych Zwingli. Leben und Werk. 3. Aufl. Zürich: TVZ, 2004. Kaufmann, Thomas. Geschichte der Reformation. Berlin: Verlag der Weltreligionen, 2009. Kohnle, Armin. Martin Luther. Reformator, Ketzer, Ehemann. Leipzig/Holzgerlingen: EVA/ SCM Hänssler, 2015. Leppin, Volker. Martin Luther. Gestalten des Mittelalters und der Renaissance. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010. Leppin, Volker. Das Zeitalter der Reformation. Eine Welt im Übergang. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2009. Obermann, Heiko A. Zwei Reformationen. Luther und Calvin – Alte und Neue Welt. Berlin: Siedler, 2003. Selderhuis, Herman J. (Hg.). Calvin Handbuch. Tübingen: Mohr-Siebeck, 2009. Selderhuis, Herman J. Johannes Calvin. Mensch zwischen Zuversicht und Zweifel. Eine Biographie. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2009.

4.1 Die Evangelische Kirche

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Zur Geschichte der Evangelischen in Österreich ₋₋ Barton, Peter F. Evangelisch in Österreich. Ein Überblick über die Geschichte der Evangelischen in Österreich. Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte. 2. Reihe. Bd. XI. Wien: Institut für protestantische Kirchengeschichte, 1987. ₋₋ Barton, Peter F. (Hg.). Im Lichte der Toleranz. Aufsätze zur Toleranzgesetzgebung des 18. Jahrhunderts im Reiche Joseph II. Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte. 2. Reihe. Bd. IX. Wien: Institut für protestantische Kirchengeschichte, 1981. ₋₋ Barton, Peter F. (Hg.). Im Zeichen der Toleranz. Aufsätze zur Toleranzgesetzgebung des 18. Jahrhunderts im Reiche Joseph II. Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte. 2. Reihe. Bd. VIII. Wien: Institut für protestantische Kirchengeschichte, 1981. ₋₋ Karner, Peter (Hg.). Die evangelische Gemeinde H. B. in Wien. Wien: Franz Deuticke, 1986. ₋₋ Leeb, Rudolf/Scheutz, Martin/Weikl, Dietmar (Hg.). Geheimprotestantismus und evangelische Kirchen in der Habsburgermonarchie und im Erzstift Salzburg (17./18. Jahrhundert). München/Wien: Oldenbourg/Böhlau, 2009. ₋₋ Leeb, Rudolf/Liebmann, Maximilian/Scheibelreiter, Georg/Tropper, Peter G. Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Spätantike bis zur Gegenwart. Wien: Ueberreuter, 2003. ₋₋ Leeb, Rudolf/Pils, Susanne Claudine/Winkelbauer, Thomas (Hg.). Staatsmacht und Seelenheil. Gegenreformation und Geheimprotestantismus in der Habsburgermonarchie. Wien, München: Oldenbourg, 2007. ₋₋ May, Gerhard (Hg.). Die evangelische Kirche in Österreich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1962. ₋₋ Mecenseffy, Grete. Geschichte des Protestantismus in Österreich. Graz/Köln: Böhlau, 1956. ₋₋ Reingrabner, Gustav. Protestanten in Österreich. Geschichte und Dokumentation. Wien/ Köln/Graz: Böhlau, 1981. ₋₋ Reingabner, Gustav. Um Glaube und Freiheit: Eine kleine Rechtsgeschichte der Evangelischen in Österreich und ihrer Kirche. Frankfurt: Peter Lang, 2007. ₋₋ Trauner, Karl-Reinhart. Die Los-von-Rom-Bewegung. Gesellschaftliche und kirchliche Strömung in der ausgehenden Habsburgermonarchie. Szentendre: Péter Tillinger, 1999. Zu Theologie und Frömmigkeit ₋₋ Danz, Christian. Einführung in die evangelische Dogmatik. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010. ₋₋ Körtner, Ulrich H. J. Reformiert und ökumenisch. Brennpunkte reformierter Theologie in Geschichte und Gegenwart. Salzburger theologische Studien 7. Innsbruck: Tyrolia, 1998. ₋₋ Pöhlmann, Horst Georg. Abriss der Dogmatik. 6. überarb. Aufl. Gütersloh: Christian Kaiser im Gütersloher Verlagshaus, 2002. ₋₋ Weiland, Paul/Morgan-Bukovics, Elizabeth/Weist, Christoph et al. (Hg.). Evangelisch. Standpunkte für christliches Leben. Wien: Evang. Presseverband, 2014.

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Einführungen ₋₋ Plasger, Georg. »Reformierte Tradition«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 34–49. ₋₋ Tietz, Christiane. »Lutherische Konfession«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 18–33. Internetlinks

₋₋ http://www.evang.at/ (Homepage der Evangelischen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.reformiertekirche.at/ (Homepage der Reformierten Kirche in Österreich) ₋₋ https://de.lutheranworld.org/ (Homepage des Lutherischen Weltbundes) ₋₋ http://wcrc.ch/de/ (Homepage der Reformierten Weltgemeinschaft)

4.2. Gemeinschaften und Bewegungen innerhalb der Evangelischen Kirche Ähnlich wie in Deutschland und der Schweiz haben sich auch in Österreich im Verlauf des 20. Jahrhunderts Erneuerungsbewegungen innerhalb der Evangelischen Kirche entwickelt, die vor allem aber nicht ausschließlich dem Bereich des Pietismus zuzuordnen sind. Die Mitglieder dieser Gruppierungen sind weiterhin Mitglied der Evangelischen Kirche, sammeln sich aber (auch) in ihren jeweiligen Gemeinschaften bzw. Gemeinden.

4.2.1 Christlicher Missionsverein für Österreich KURZ & BÜNDIG Name Christlicher Missionsverein für Österreich (CMV) Entstehung 1893 Gemeinden in Österreich 3 (alle in Kärnten) Anhänger in Österreich Ca. 200 Kontakt Christlicher Missionsverein Seeallee 12 9871 Seeboden Tel: 04762 81131 E-Mail: [email protected] Zeitschrift CMV Journal

4.2. Gemeinschaften und Bewegungen innerhalb der Evangelischen Kirche

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Geschichte

Der Christliche Missionsverein für Österreich (CMV) ist ein Verein innerhalb der Evangelischen Kirche und geht in seinen Anfängen auf die Gräfin Elvine de la Tour (1841–1916) zurück. Sie rief 1895 den ersten Prediger nach Kärnten, um neben der großen sozialen Not (Gründung der Evangelischen Stiftung de la Tour, Treffen – heute Diakonie Kärnten) auch der geistlichen Not volksmissionarisch zu begegnen. Hieraus entwickelte sich eine rege Gemeinschaftsarbeit parallel zur Evangelischen Kirche, die im 1893 gegründeten Christlichen Missionsverein einen eigenen Rechtsträger fand.261 Der CMV sieht seine Hauptaufgabe in der Förderung der Kinder- und Jugendarbeit innerhalb der Evangelischen Kirche in Kärnten. Weitere Schwerpunkte sind die Durchführung von Bibelstunden, Hauskreisen, die Betreuung und Stärkung von Mitarbeitern, das Organisieren von Vorträgen, Bibelwochen und Evangelisationen, Verbreitung christlicher Literatur und die Durchführung von Freizeiten. Regelmäßige Gemeinschaftsstunden bzw. Gottesdienst finden heute noch an drei Orten statt: in Villach, Seeboden und Hermagor, und insgesamt sammeln sich rund 200 Gläubige in den Versammlungen des CMV.262 Die Jugendarbeit des CMV ist Mitglied im deutschen Jugendverband Entschieden für Christus (EC) und ist seit 1989 vor allem durch seinen EC Chor bekannt.263 Der CMV ist Mitglied im (deutschen) Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband. Lehre

Der CMV ist Teil der Gemeinschaftsbewegung und versteht sich als freies Werk innerhalb der Evangelischen Kirche, das das geistliche Leben in der Evangelischen Kirche fördern will. Seine theologische Prägung liegt im Pietismus gegründet. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Szepannek, Heidrun. Elvine Gräfin de La Tour (1841–1916). Protestantin – Visionärin – Grenzgängerin. Klagenfurt: Verlag des Kärntner Landesarchivs, 2010. Internetlinks

₋₋ http://www.cmv.or.at/ (Die Homepage des Christlichen Missionsvereins für Österreich)

261 Vgl. hierzu: Michaela Sohn-Kronthaler, „Elvine Gräfin de La Tour (1841–1916)“, Adelheid M. von Hauff (Hg.), Frauen gestalten Diakonie, Bd. 2: Vom 18 bis zum 20. Jahrhundert, Stuttgart: Kohlhammer, 2006, S. 361 sowie die Angaben in: Reinhard Hempelmann (Hg.), Handbuch der evangelistisch-missionarischen Werke, Einrichtungen und Gemeinden: Deutschland – Österreich – Schweiz, völlig neu bearb. Ausgabe: Stuttgart, Christliches Verlagshaus, 1997: S. 148. 262 Diese Angabe erhielt der Autor durch den Prediger des Missionsvereins in einem Telefonat vom 20.02.2016. 263 Vgl. hierzu: http://www.meinbezirk.at/spittal/kultur/ec-chor-feiert-sein-25-jahres-jubilaeum-d1151065.html und http://ec-chor.at/ [08.01.2016].

140

4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

₋₋ http://ec-chor.at/ (Homepage des EC Chores) ₋₋ http://www.gnadauer.de/ (Die Homepage des Gnadauer Verbandes)

4.2.2 Die Volksmission KURZ & BÜNDIG Name Volksmission Entstehung In den 1920er Jahren Gemeinden in Österreich 4 Anhänger in Österreich Ca. 400 Kontakt Jeweils über die Homepages der einzelnen Volksmissionen

Geschichte

Die Volksmission geht in Österreich auf das volksmissionarische Wirken des evangelischen Pfarrers Max Monsky zurück. Er gründete vor allem nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg in einer Reihe österreichischer Städte Volksmissionsgesellschaften, darunter in Linz, Innsbruck, Wels, Salzburg, Wien, Villach und Graz. Das Motte Monsky lautete: „Nicht warten, bis die Leute zur Kirche kommen, sondern hinein mit dem Evangelium ins Volk, und zwar in einer Form, in der es auch von Gott ganz entfremdeten Menschen verstanden werden kann!“264

Ein Teil der Volksmissionen schlugen nach dem Zweiten Weltkrieg einen freikirchlichen Weg ein und sind heute Mitgliedsgemeinden des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich (FKÖ). Übrig geblieben sind die Grazer Volksmission, die Volksmission in Wien sowie das Missionswerk Salzburg und die von diesem im Jahr 1978 abgespaltete Gemeinde Unterwegs. Die Anfänge der Volksmission in Wien liegen in zwei Evangelisationen (Volksmissionen) im Jahr 1919 und 1920. Monsky schreibt im Rückblick: „Der größte Teil unseres gegenwärtigen Wiener Gemeinschaftskreises ist durch diese beiden Volksmissionen erweckt und gewonnen worden.“265 Auch in Graz begann die Arbeit mit einer Evangelisation im Jahr 1920.266 Die Volksmission Graz selbst wurde 1924 gegründet und erlebte rasches Wachs264 Max Monsky, Im Kampf um Christus, Wien: Selbstverlag, 1958, S. 60. 265 Max Monsky, Im Kampf um Christus, S. 76. 266 Max Monsky, Im Kampf um Christus, S. 81.

4.2. Gemeinschaften und Bewegungen innerhalb der Evangelischen Kirche

141

tum.267 Doch in den Wirren des Zweiten Weltkriegs kam die Arbeit vorerst zum Erliegen und wurde erst im Jahr 1956 von der Salzburger Schwester Trude Wehner neu gegründet.268 Auch in Salzburg begann alles mit einer Volksmission im Jahr 1919, aus der sich ein Volksmissionskreis entwickelte. Vor allem die Berufung der späteren Oberin Lydia Haman nach Salzburg durch Pfarrer Monsky Ende 1934, um „die Volksmissionsarbeit in Salzburg zu retten“, hatte langfristige Folgen.269 Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Haman ein eigenes Werk, das Missionswerk Salzburg, auf. Das Missionswerk mit eigener Schwesternschule, Glaubenskonferenzen und großen Jugendtagen mit bis zu 1000 Besuchern sollte eine der prägendsten pietistisch-missionarischen Einrichtungen bis in die 1970er Jahre werden. Erst einsame Entscheidungen rund um ihre eigene Nachfolge führten kurz nach ihrem Tod 1977 zu einer Spaltung des Werkes und der Volksmission, so dass es bis heute die Volksmission Salzburg (Missionswerk Salzburg) und die Gemeinde Unterwegs gibt.270 Die vier Gemeinden bzw. Gemeinschaften verstehen sich als Vereine im Rahmen der Evangelischen Kirche (Volksmission Wien und Graz sowie das Missionswerk Salzburg)271 oder als eigenständige Gemeinde im Rahmen der Evangelischen Kirche (Gemeinde Unterwegs Salzburg)272. Lehre

Bei den Gemeinden Volksmission Graz, Wien und der Gemeinde Unterwegs in Salzburg handelt es sich um freie Gemeinden innerhalb der Evangelischen Kirche. Von ihren theologischen Lehransätzen sind sie dem evangelikal-pietistischen Bereich zuzuordnen. Das Missionswerk Salzburg versteht sich als innerkirchliche evangelische Gemeinschaft. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Haman, Lydia. Grosses hat der Herr getan. Die Geschichte des Salzburger Missionswerkes. Ebensee: Konsulent Franz Swoboda, 1973. ₋₋ Hinkelmann, Frank. Die Evangelikale Bewegung in Österreich. Grundzüge ihrer historischen und theologischen Entwicklung 1945–1998. Studien zur Geschichte christlicher Bewegun-

267 Vgl. hierzu: http://www.volksmission-graz.at/wirueberuns-geschichte [08.01.2016]. 268 Vgl. hierzu: Ursula Weiser, „Volksmission – Neuanfang nach dem Krieg“, Volksmission Graz (Hg.), Gemeindeinformation Volksmission Graz: Zum Jubiläum – November 2006 [Festschrift], Graz: Selbstverlag, 2006: S. 18–19. 269 Lydia Haman, Grosses hat der Herr getan: Die Geschichte des Salzburger Missionswerkes, Ebensee: Konsulent Franz Swoboda, 1973: S. 14. 270 Vgl. zur Geschichte des Missionswerks Salzburg vor allem: Lydia Haman, Grosses hat der Herr getan; Hannelore Reiner, Das Amt der Gemeindeschwester am Beispiel der Diözese Oberösterreich: Entstehung, Funktion und Wandel eines Frauenberufes in der Kirche, Wien: Evangelischer Presseverband, 1992 sowie Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich. 271 Vgl.: http://www.volksmission.at/index.html und http://vm.ninau.net/ [beide 15.12.2008]. 272 Vgl.: http://www.gmu.at/index.php/gemeinde/vorstellung.html [05.01.2016].

142

4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

gen reformatorischer Tradition in Österreich. Bd. 8. Frank Hinkelmann/Franz Graf-Stuhlhofer/Thomas Schirrmacher (Hg.). Bonn: VKW, 2014. ₋₋ Monsky, Max. Im Kampf um Christus. Wien: Selbstverlag, 1958. ₋₋ Reiner, Hannelore. Das Amt der Gemeindeschwester am Beispiel der Diözese Oberösterreich. Entstehung, Funktion und Wandel eines Frauenberufes in der Kirche. Wien: Evangelischer Presseverband, 1992. Internetlinks

₋₋ http://www.volksmission.at/ (Homepage der Volksmission Wien) ₋₋ http://www.volksmission-graz.at/ (Homepage der Volksmission Graz) ₋₋ http://www.gmu.at/ (Homepage der Evangelischen Gemeinschaft Salzburg Gemeinde Unterwegs) ₋₋ http://volksmission-salzburg.at/ (Homepage der Volksmission Salzburg)

4.2.3 Scharnsteiner Bibelkreis KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Gemeinden in Österreich Mitglieder in Österreich Kontakt

Scharnsteiner Bibelkreis 1920er Jahre, offiziell 1974 1 80 Scharnsteiner Bibelkreis e. V. 4072 Alkoven Tel: 07274 8293 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Wurzeln des Scharnsteiner Bibelkreises reichen knapp 90 Jahre in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Damals nahmen zwei oberösterreichische Pfarrer, denen die Jugendarbeit ein besonders Anliegen war, Kontakt zu den Leitern des Diakoniewerkes in Gallneukirchen auf – mit Rektor August Kornacher und mit Wirtschaftsdirektor Georg Kragler. Unter Leitung von Kornacher und Kragler fand 1928 eine erste Winterbibelfreizeit für junge Männer in der Villa vor Anker in Scharnstein statt. Weitere regelmäßige Winterfreizeiten folgten, bis die Nationalsozialisten diese Arbeit 1939 behördlich verboten. 1958 wurden die jährlichen Männerfreizeiten wieder aufgenommen und ab Mitte der 1960er Jahre folgten regelmäßige Frauenfreizeiten. Dieses Freizeitangebot wurde um Familien- und Singlefreizeiten und die jährliche Durchführung eines Scharnsteiner Tages erwei-

4.2. Gemeinschaften und Bewegungen innerhalb der Evangelischen Kirche

143

tert. Auf Initiative des Präses des deutschen Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Kurt Heimbucher, wurde der Scharnsteiner Bibelkreis 1974 als innerkirchlicher evangelischer Verein gegründet, der sich umgehend dem Gnadauer Verband anschloss. Bis heute bilden die Durchführung von Bibel- und Gebetsstunden, Hauskreisarbeit, Freizeiten und sonstige missionarische Aktivitäten und die Unterstützung sowohl der Evangelischen Kirche als auch überkonfessioneller Gemeinschaften und Vereine mit ähnlichen Zielen die Schwerpunkte der Arbeit. Der Scharnsteiner Bibelkreis hat rund 80 Mitglieder und rund 800 Personen befinden sich im Verteiler der Gemeinschaft.273 Lehre „Der ‚Scharnsteiner Bibelkreis‘ ist ein Verein, dessen Hauptanliegen darin besteht, Menschen zu einer persönlichen Glaubensbeziehung zu Jesus Christus als Heiland und Erlöser zu führen. […] Der ‚Scharnsteiner Bibelkreis‘ steht auf dem Boden des reformatorischen Bekenntnisses und weiß sich den Anliegen eines evangelischen innerkirchlichen Pietismus verpflichtet. Die Mitglieder des Vereins arbeiten innerhalb der evangelischen Kirche und suchen die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden vor Ort. Der Verein ist jedoch in dem Sinne überkonfessionell, als er allen Menschen – ohne Unterschied der Konfession – in Schrift und Verkündigung das Evangelium bringen will und sie zu einer persönlichen Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus einladen möchte.“274

Die Heilige Schrift wird dabei als Grundlage und Richtschnur für die Arbeit und als maßgebende Autorität für Glauben und Leben des Christen und der christlichen Kirchen angesehen. Die Verbreitung des Evangeliums, die Vertiefung der Kenntnis der Heiligen Schrift und die Ermutigung in der praktischen Glaubensgestaltung sind weitere Schwerpunkte in der Arbeit des Scharnsteiner Kreises. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Angermeier, Helmut (Hg.). 40 Jahre Bibel-Freizeiten in Scharnstein u. a. 1928–1968. Alkoven: Scharnsteiner Bibelkreis, 1985. Internetlinks

₋₋ http://www.scharnsteiner.at/ (Die Homepage des Scharnsteiner Bibelkreises) ₋₋ http://www.gnadauer.de/ (Die Homepage des Deutschen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes)

273 Schriftliche Information an den Autor durch die langjährige Vorsitzende W. Rossrucker vom 11.01.2016. 274 Quelle: http://www.scharnsteiner.at/content/view/14/27/ [05.01.2016].

144

4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

4.2.4 Die Geistliche Gemeindeerneuerung KURZ & BÜNDIG Name Entstehung in Österreich Kontakt

Geistliche Gemeindeerneuerung 1983 Geistliche Gemeindeerneuerung c/o Pfr. Mag. Waltraud Mitteregger Loyplatz 211 8962 Gröbming Tel: 0699 18877657 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Der Arbeitskreis für geistliche Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche in Österreich (GGE) bildete sich 1983 in Salzburg und stand über eine Reihe von Jahren unter der Leitung von Pfarrer Helmuth Eiwen (Neunkirchen).275 Als im Jahr 1989 Pfarrer Mag. Ralf Miro und ein Jahr später Pfarrer Mag. Helmuth Eiwen, beide aus dem Leitungskreis der GGE, die Evangelische Kirche in Österreich verließen und sich der Anskar Kirche in Hamburg zuwandten bzw. eine eigene Freikirche gründeten, geriet die innerkirchliche Erneuerungsbewegung in eine Krise. In dieser Phase übernahmen Pfr. Gottfried Fliegenschnee und Pfr. Siegfried Oberlechner die Leitung.276 Im Jahr 2007 veränderte man zuletzt die Struktur und teilte Aufgaben zwischen dem Leitungsteam und dem Arbeitskreis neu auf. Der Arbeitskreis für Geistliche Gemeindeerneuerung versieht zukünftig die Planungs- und Leitungsaufgaben der GGE, während das Leitungsteam für die Durchführung der Projekte und Tagungen verantwortlich ist. Die Geistliche Gemeindeerneuerung in Österreich pflegt darüber hinaus enge Kontakte zur GGE in Deutschland und der Schweiz. Lehre

Die Geistliche Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche ist eine evangelische Bewegung, die vor allem die Anliegen der charismatischen Erneuerung in die Gemeinden hineintragen will.277 Dies geschieht vor allem durch die Durchführung von Gottesdiensten 275 Vgl. hierzu: Helmuth Eiwen, „Eine umfassende Geisterfahrung“, Gemeindeerneuerung (1984), Heft 17: S. 6–8. 276 Vgl. hierzu: Gottfried Fliegenschnee, „Sondern der Heilige Geist“, Gemeindeerneuerung (1990), Heft 35: S. 46. 277 Einblick in die Arbeit eines leitenden GGE-Mitarbeiters auf Gemeindeebene bietet: Gottfried C. Fliegenschnee, „Die Wüste soll leben“: Bericht aus einer evangelischen Gemeinde in Österreich, Gemeindeerneuerung (1989), Heft 32: S. 10–13.

4.3 Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK)

145

mit Lobpreis, Segnung, Glaubenszeugnissen und Heilungsgebeten, ein Angebot an Glaubens- und Vertiefungsseminaren, Tagungen zu speziellen Themen, Wochenendfreizeiten, Seelsorgewochen und Einzelseelsorgegesprächen, Freundestreffen sowie die Verbreitung von Zeitschriften und Literatur zur Thematik der geistlichen Gemeindeerneuerung. Internetlinks

₋₋ http://www.gge-oesterreich.at/ (Homepage der Geistlichen Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche in Österreich)

4.3 Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anhänger weltweit Gemeinden in Österreich Mitglieder in Österreich Kontakt Zeitschrift

Evangelisch-methodistische Kirche Ca. 1780 Ca. 80 Millionen 10 350 Evangelisch-methodistische Kirche Superintendentur Sechshauser Str. 56/1/9 1150 Wien Tel: 01 6045347 E-Mail: [email protected] Der Methodist

Geschichte

Die Bezeichnung Methodisten kam im Laufe des 18. Jahrhunderts als spöttische und abfällige Bezeichnung für Christen auf, die ihr Christsein mit Ernst lebten und sich durch ein von der Heiligung charakterisiertes Leben auszeichneten. Ihre Frömmigkeit hatte Methode. Die Evangelisch-methodistische Kirche entsprang keinem Lehrstreit, sondern verstand sich anfangs als eine Erneuerungsbewegung innerhalb der Anglikanischen Kirche während des 18. Jahrhunderts. Sie wurde von dem anglikanischen Pfarrer John Wesley (1703–1791) gegründet. Schon 1784 entwickelte sie sich in den Vereinigten Staaten von Amerika jedoch zur eigenen Kirche und breitete sich von den USA und später auch von England ausgehend in der ganzen Welt aus. Die Anfänge der Methodistenkirche in Österreich liegen im Jahr 1870 in Wien und gehen auf die missionarische Arbeit der Wesleyanischen Methodisten aus dem württembergischen Raum zurück. Noch im 19. Jahrhundert folgte neben Wien die Gründung einer

146

4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

weiteren Gemeinde in Graz. Im 20. Jahrhundert entstanden weitere Gemeinden in Wien, Linz, St. Pölten, Salzburg, Ried im Innkreis und Bregenz. Wie auch andere protestantische Kirchen konnte die Evangelisch-methodistische Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg vom Zuzug volksdeutscher Flüchtlinge profitieren, denn eine Reihe der oben erwähnten Gemeinden gehen in ihrer Gründung auf die sozial-diakonisches Arbeit der Methodisten unter volksdeutschen Flüchtlingen zurück. Von den derzeit zehn Gemeinden in Österreich gehört die Gemeinde in Bregenz zur Jährlichen Konferenz der Schweiz und die Wiener koreanische Gemeinde zur Methodistenkirche in Korea. Die Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich hat rund 1800 Anhänger und rund 1350 Mitglieder.278 Aufbau

Das oberste Leitungsorgan der Evangelisch-Methodistischen Kirche sind die jährlichen Konferenzen. „Das Wort ‚Konferenz‘ wird sowohl in seinem engeren Sinn (Zusammenkunft zum Besprechen von Angelegenheiten, ähnlich einer Synode) als auch in der Bedeutung als ständige Einrichtung und in einer räumlichen Bedeutung verwendet.“279

Dabei bilden die Bezirkskonferenzen die unterste Ebene, die oft – je nach Größe – eine oder mehrere Gemeinden umfassen. Die Jährlichen Konferenzen finden auf Distriktebene statt. In Österreich steht ein Superintendent dem österreichischen Distrikt vor. Die Zentralkonferenzen stehen jeweils unter der Leitung eines Bischofs (in Europa gibt es z. B. drei Zentralkonferenzen) und haben das Recht, im gewissen Rahmen die Kirchenordnung an lokale bzw. regionale Gegebenheiten anzupassen. Das oberste Gremium bildet die Generalkonferenz, die alle vier Jahre zusammentritt. Hier werden die gesamtkirchlichen Entscheidungen getroffen. Alle Konferenzen werden jeweils paritätisch von Laien und Geistlichen besetzt, und auch der Bischof hat nur ein einfaches Stimmrecht und tritt eher moderierend auf. Lehre

Von seinen historischen Wurzeln legt der Methodismus Schwerpunkt auf die Heiligung. Die Heiligungslehre wird daher bis heute als „Zentrum einer evangelisch-methodistischen Theologie, sofern diese ihrer ursprünglichen Berufung treu bleiben will“280, verstanden. Dabei geht es jedoch weniger um eine individuelle Frömmigkeit als um eine auf das Wohl 278 Die Zahlenangaben erhielt der Autor in einer E-Mail vom 10. Januar 2015 von der Superintendentur der EMK und sie sind Stand 2013. 279 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelisch-methodistische_Kirche [18.03.2016]. 280 Walter Klaiber/Manfred Marquardt, Gelebte Gnade: Grundriss einer Theologie der Evangelisch-methodistischen Kirche, Stuttgart: Christliches Verlagshaus, 1993, S. 280.

4.3 Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK)

147

des Nächsten ausgerichtete und sozial orientierte Heiligung. Allerdings spielt die klassische Heiligungstheologie heute eine eher untergeordnete Rolle. Die Methodistenkirche hat grundsätzlich die Glaubensartikel und die Gottesdienstform der Anglikanischen Kirche übernommen, auch wenn beides im Laufe der Jahrhunderte immer wieder an die jeweilige Situation angepasst wurde. In einer Selbstbeschreibung heißt es: „Obwohl sie [die Methodisten] nicht direkt aus der Reformation stammen, gehören sie zur Familie der evangelischen Kirchen und bekennen mit diesen den evangelischen Glauben, der in der Liebe Gottes zu allen Menschen und in der bedingungslosen Annahme des schuldig gewordenen Menschen gründet. Die Bibel ist Grundlage und Jesus Christus die Mitte des Glaubens und Lebens. Taufe und Abendmahl sind die beiden Sakramente, die die Zusage von Gottes Liebe sichtbar machen. Von allen, die als Kinder getauft sind, wird erwartet, dass sie später in freier Entscheidung ihren Glauben bekennen und Verantwortung in der Kirche übernehmen. Von allen, die ihren Glauben bekennen, wird erwartet, dass sie als Christen und Christinnen leben, Liebe und Gerechtigkeit üben und in der Gesellschaft aus ihrem Glauben handeln.“

Dienste und Ämter in der Methodistischen Kirche stehen sowohl Frauen und Männern offen. Auch werden Fragen der Lehre und Ordnung der Kirche von Pastoren und Pastorinnen sowie Laien gemeinsam entschieden. Die Evangelisch-Methodistische Kirche kennt zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl. Dabei ist die Kindertaufe in vielen Kirchen die Regel; sie führt aber nicht automatisch zur Mitgliedschaft. Wer nicht getauft ist, wird anlässlich seiner Aufnahme in die Kirche getauft. Das Abendmahl ist in der methodistischen Kirche eine liturgische Feier, die ihre Wurzeln in der anglikanischen Tradition hat. Beim Abendmahl wird von der wirklichen, persönlichen und lebendigen Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl ausgegangen, ohne diese vollständig erklären zu wollen. Sowohl eine reine Erinnerungsfeier als auch die Lehre von der Transsubstantiation wird daher abgelehnt. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Klaiber, Walter/Marquardt, Manfred. Gelebte Gnade. Grundriss einer Theologie der Evangelisch-methodistischen Kirche. Stuttgart: Christliches Verlagshaus, 1993. ₋₋ Marquardt, Manfred. »Evangelisch-methodistische Kirche«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 95–112. ₋₋ Melle, F. H. Otto. Abschiedsgruß des scheidenden Superintendenten Dr. F. H. Otto Melle an die Gemeinde der Bischöflichen Methodistenkirche in Österreich, Ungarn und Jugoslawien. Wien: Selbstverlag, 1920. ₋₋ Nausner, Wilfried. »Entstehung und Geschichte der Methodistenkirche in Graz«. Konfession und Ökumene. Beiträge zur Geschichte der christlichen Kirchen in der Steiermark im 20. Jahrhundert. Ernst-Christian Gerhold/Rolf A. Höferl/Matthias Opis (Hg.). Wien: Czernin Verlag, 2002: S. 210–218.

148

4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

₋₋ Scholz, Ernst. 1871–1931. Zum 60jährigen Jubiläum der I. Methodistengemeinde in Wien VIII., Bennogasse 11. Wien: Selbstverlag, 1931. ₋₋ Sommer, C. Ernst. Der Methodismus. Die Kirchen der Welt. Bd. 6. Stuttgart: Evangelisches Verlagshaus, 1968. ₋₋ Steckel, Karl/Sommer, C. Ernst (Hg.). Geschichte der Evangelisch-methodistischen Kirche. Weg, Wesen und Auftrag des Methodismus unter besonderer Berücksichtigung der deutschsprachigen Länder Europas. Stuttgart: Christliches Verlagshaus, 1982. Internetlinks

₋₋ http://www.emk.at/ (Homepage der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Österreich) ₋₋ http://www.umc.org/ (Homepage der United Methodist Church)

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ) KURZ & BÜNDIG Name Freikirchen in Österreich (FKÖ) Entstehung 2013 Gemeinden in Österreich 172 Mitglieder in Österreich 11.660 Freikirchen in Österreich Kontakt Krummgasse 7/4 1030 Wien Tel: 01 7136828 E-Mail: [email protected]

Die Freikirchen in Österreich (FKÖ) stellen die bisher jüngste staatlich anerkannte christliche Religionsgemeinschaft in Österreich dar und bildeten sich aus dem Zusammenschluss von fünf vormalig als staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften organisierten freikirchlichen Bünden. Hierzu gehören der Bund der Baptistengemeinden in Österreich (BBGÖ), der Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich (BEG), die Elaia Christengemeinden (ECG), die Freie Christengemeinde-Pfingstgemeinde (FCGÖ) sowie die Mennonitische Freikirche Österreich (MFÖ). Obwohl sich einzelne Bünde schon mehrere Jahrzehnte um eine staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft bemühten,281 bildet das Jahr 2009 einen ersten Meilenstein auf 281 Einen ausgezeichneten Überblick über die historischen Bemühungen der Freikirchen um eine Anerkennung von 1781 bis zur Anerkennung im Jahr 2013 bietet Karl W. Schwarz in einem Auf-

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

149

dem Weg zur staatlichen Anerkennung. Zum einen trafen sich Leiter des Bundes Evangelikaler Gemeinden und der Freien Christengemeinden-Pfingstgemeinde erstmals auf informeller Ebene, um eine gemeinsame Vorgehensweise in der Anerkennungsfrage auszuloten. Zum anderen kommt es im Dezember 2009 auf Initiative des Vereins Weg der Versöhnung – Runde Tisch Österreichs zu einem ersten Treffen von leitenden Vertretern mehrerer freikirchlicher Bünde, Vertretern der Österreichischen Kommission Iustitia et Pax sowie Vertretern des Wegs der Versöhnung – Runder Tisch Österreichs und der Österreichischen Evangelischen Allianz. Bei diesem ersten Treffen wird vereinbart, baldmöglichst die bisherigen erfolglosen Bemühungen zu einer rechtlichen Anerkennung der einzelnen Bünde zu sammeln und zu sichten, ein Gespräch mit Vertretern der Behörden im Frühjahr 2010 zu planen sowie einen Studientag unter Federführung des Instituts für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht für das Wintersemester 2010/11 durchzuführen.282 Weitere Treffen dieser Gruppe folgten im Verlauf des Jahres 2010 und auch die geplante Fachtagung zur Religionsfreiheit fand im Oktober 2010 statt.283 Im April 2011 kam es zu einem ersten gemeinsamen Treffen von Vertretern von vier freikirchlichen Bünden (vorerst noch ohne die Elaia Christengemeinden) und es wurde beschlossen, einen Arbeitskreis zur staatlichen Anerkennungsfrage einzurichten, in dem schließlich Vertreter aller fünf Bünde – nachdem die Elaia Christengemeinden im Verlauf des Jahres 2011 dazugestoßen waren – gemeinsam das Ziel einer staatlichen Anerkennung aufgreifen wollten. Dieser Arbeitskreis arbeitete in den folgenden Monaten in enger Abstimmung mit den oben schon erwähnten Gruppierungen und es folgten weitere Gespräche sowohl mit dem zuständigen Kultusamt als auch mit den ökumenischen Gremien. Nachdem die fünf freikirchlichen Bünde sich 2012 zur Vereinigung Freikirchen in Österreich zusammengeschlossen hatten, reichte die FKÖ am 30. Januar 2013 den Antrag auf Erlassung der Anerkennung ein. Am 22. August 2013 wurde der Antrag vom Bundesminister unterzeichnet und am 26. August 2013 die Verordnung im Bundesgesetzblatt der Republik Österreich veröffentlicht. Damit erlangte die Freikirche in Österreich den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Internetlinks

₋₋ http://freikirchen.at/ (Homepage der Freikirchen in Österreich)

satz unter der Überschrift „Protestantische Freikirchen in Österreich – von der Toleranz (1781) bis zur gesetzlichen Anerkennung (2013)“, der zur Veröffentlichung im Jahrbuch des Vereins für Freikirchforschung vorgesehen ist. Dem Autor liegt das unveröffentlichte Manuskript vor. 282 Vgl. maschinenschriftliches Kurzprotokoll des Treffens vom 14.12.2009. Liegt im Archiv zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich (AzGcBrTiÖ) in Wieselburg (ab Sommer 2016 in Pöchlarn) vor. 283 Die Referate der Tagung sind veröffentlicht in: „Fachtagung: Religionsfreiheit in Österreich – Zwischen Privilegierung und Diskriminierung“, Österreichisches Archiv für Recht und Religion (ÖARR) 57 (2010), Heft 2: S. 177–236.

150

4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

4.4.1 Der Bund der Baptistengemeinden in Österreich KURZ & BÜNDIG Name Baptisten, Bund der Baptistengemeinden in Österreich Entstehung 1611, in Österreich 1869 Anhänger weltweit Ca. 110 Millionen Anhänger in Österreich 3000 Gemeinden in Österreich 31 Mitglieder in Österreich 1650 Kontakt Bund der Baptistengemeinden in Österreich Krummgasse 7/4 1030 Wien Tel: 01 7136828 E-Mail: [email protected] Zeitschrift Magazin Baptisten.at

Geschichte

Auch wenn sich die Anzahl der Baptisten in Österreich eher im niedrigen Tausenderbereich bewegt, stellen die Baptisten international gesehen eine der größten protestantischen Kirchen mit ungefähr 110 Millionen Anhängern284, darunter bekannten Persönlichkeiten wie Charles H. Spurgeon, Billy Graham und Martin Luther King, dar. Die Bezeichnung Baptisten (Täufer) wurde den ersten Anhängern dieser Kirche gegeben, weil sie an der Glaubenstaufe festhielten und eine Säuglingstaufe ablehnten. Ihre indirekten Wurzeln gehen auf die Täuferbewegungen während der Reformationszeit zurück. Ihre direkten Ursprünge liegen im England des 17. Jahrhunderts, wo sich eine separatistische Gruppe von der Anglikanischen Kirche abspaltete und bald in die Niederlande fliehen musste, bevor sie sich von dort weiter ausbreiten konnte. „Gegen Ende des 17. Jh. standen die Konturen der baptistischen Identität fest: Die Kirche ist eine Gemeinschaft bekennender Christen, die neues Leben durch Buße und Glauben an Jesus Christus gefunden haben. Die Glaubenstaufe gliedert in die sichtbare Gemeinde ein und wird durch Untertauchen administriert. Der einzelne Gläubige genießt Gewissensfreiheit. Jeder kann die Schrift studieren und sich von Gottes Geist leiten lassen.“285 284 Die Zahlenangaben stammen von BBGÖ in einer E-Mail vom 11.02.2015. 285 Emanuel Wieser/Franz Graf-Stuhlhofer, „Die Baptisten“, Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Selbstdarstellung und theologische Reflexion, Johann Hirnsperger et al. (Hg.), Theologie im kulturellen Dialog, Bd. 7, Graz: Styria, 2001: S. 27.

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

151

Der Baptismus breitete sich vor allem im angelsächsischen Bereich rasch aus. Auch auf dem europäischen Kontinent gewann die baptistische Bewegung früh Anhänger. So wurde schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die erste Baptistengemeinde durch den Kaufmann Johann Gerhard Oncken in Hamburg gegründet. Handwerker aus Österreich, die nach dem großen Brand in Hamburg im Jahr 1842 zur Mithilfe beim Wiederaufbau dorthin gingen, kamen mit der dortigen Baptistengemeinde in Kontakt und fanden in Hamburg zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Sie kehrten 1846 nach Wien zurück und gründeten einen baptistischen Bibelkreis. In den folgenden Jahrzehnten sollte Edward Millard, der Leiter des Depots der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft aus London, zu einer prägenden Gestalt für den österreichischen Baptismus werden. 1869 wurde im Anschluss eines Besuches von Johann Gerhard Oncken in Wien die erste Baptistengemeinde mit anfangs 20 Mitgliedern gegründet. Sie wuchs binnen 10 Jahren auf über 100 Personen an und Gemeinden in Ternitz (NÖ) und Graz kamen hinzu. In der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts fanden weitere Gemeindegründungen in Steyr, Seekirchen/Salzburg und in ­Wien-Hütteldorf und Wien-Eßling statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1953 zur Konstituierung des Bundes der Baptistengemeinden in Österreich. Heute gehören 31 Gemeinden, darunter auch rumänisch-, farsi-, spanisch, französisch- und englischsprachige Gemeinden zum Bund der Baptistengemeinden.286 Lehre „Die freiwillige persönliche Glaubensentscheidung zu einem bewussten Leben in der Nachfolge Jesu ist den Baptisten wichtig. Sie sind der Überzeugung, dass Menschen nicht als Christen geboren werden. Deshalb muss der mündige Mensch eine Antwort auf Gottes Angebot finden. Nur die, die ja sagen zur Frage nach dem Glauben, können sich taufen lassen und Mitglied einer Baptistengemeinde werden. Das entspricht der Praxis der Kirche, bevor das Christentum römische Staatsreligion wurde.“287

Hinsichtlich des Schriftverständnisses finden sich zahlreiche Gemeinsamkeiten mit anderen protestantischen Kirchen, indem die Heilige Schrift als alleinige Grundlage und Richtschnur für Lehre und Leben auch im Baptismus verstanden wird. „Die Bibel – wie sie unter der Anleitung des Hl. Geistes von ihrer Mitte, von Christus her, zu verstehen ist – bleibt für die Lebensgestaltung des Christen wie für die Gemeindeordnung verbindlich. […] Die Schriftauslegung ist Sache der Gemeinde, da der einzelne 286 Die Zahlenangaben stammen von BBGÖ in einer E-Mail vom 11.02.2015. 287 Walter Klimt, „Bund der Baptistengemeinden in Österreich“, Peter Pietzinger (Hg.), Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl., St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 68.

152

4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Christ durch den Hl. Geist zum rechten Verstehen der Bibel angeleitet wird, selber aber Korrektur und Ergänzung durch die Gemeinde bedarf.“288

Auch im Baptismus wird das allgemeine Priestertum aller Gläubigen betont. Kein Dienst ist grundsätzlich auf den Pastor (Amtsträger) begrenzt. Es wird nur die Glaubenstaufe im Anschluss an ein Glaubenszeugnis des Täuflings und des Votums der Gemeinde mit der trinitarischen Taufformel durch Untertauchen praktiziert. Das Abendmahl wird in beiderlei Gestalt in der Regel einmal im Monat gefeiert und als Gedächtnismahl verstanden. Baptistengemeinden sind grundsätzlich kongregationalistisch organisiert. Die Gemeindeversammlung ist das höchste Gremium der Ortsgemeinde und entscheidet über alle Angelegenheiten, wobei auf eine größtmögliche Einmütigkeit geachtet wird. Der Gottesdienst ist nicht durch eine ausgeprägte Liturgie charakterisiert. Vielmehr wird eine breite Beteiligung der Gemeinde im gottesdienstlichen Geschehen erwünscht. Einen zentralen Stellenwert nimmt dabei die Predigt im Gottesdienst ein. Baptisten betonen das Priestertum aller Gläubigen. Kirchliche Handlungen sind nicht allein dem Pastor vorbehalten. Trotzdem werden z. B. Handlungen wie eine Taufe in der Regel vom Pastor durchgeführt. Frauen können zwar ein Ältestenamt ausüben, sind in Österreich aber bisher nicht als Pastorinnen tätig. Die Mehrheit der österreichischen Baptistengemeinden teilt Frauen auch nicht für den Predigtdienst ein. Zusammenfassend kann die Lehre der Baptisten folgendermaßen beschrieben werden: ₋₋ „Für Lehre, Glauben und Leben ist die Bibel alleinige Richtschnur. ₋₋ Die Gemeinde Jesu ist eine Schöpfung des Wortes Gottes. Die Verkündigung weckt, stärkt und korrigiert den Glauben des einzelnen Menschen und verlangt nach dessen Antwort. Die Verkündigung des Evangeliums ist die Voraussetzung dafür, dass ein Mensch zum Glauben kommt. Wer zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist, wird eingeladen, sich aufgrund seines persönlichen Bekenntnisses taufen zu lassen. ₋₋ Nicht die Taufe, sondern der persönliche Glaube an Jesus Christus als Herrn und Erlöser ist heilsentscheidend. ₋₋ Die örtliche Gemeinde der Glaubenden ‚verwaltet‘ das Wort und die von Jesus Christus eingesetzten Zeichen Taufe und Abendmahl. Sie delegiert diese Aufgabe an einzelne Gemeindemitglieder. […] ₋₋ Das Abendmahl wird vorwiegend als Gedächtnismahl verstanden. ₋₋ Bei den Baptisten wird das Kreuz ohne Korpus dargestellt, da Jesus auferstanden ist. ₋₋ Baptisten sehen in der Evangelisation die vordringlichste Aufgabe sowohl des einzelnen Gemeindemitglieds (Johann Gerhard Oncken: ‚Jeder Baptist ein Missio288  E. Brandt, „Baptismus/Baptisten“, Evangelisches Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 1, Helmut Burkhardt/Uwe Swarat (Hg.), Wuppertal: Brockhaus, 1992: S. 176.

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

₋₋

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nar!‘) als auch der Gemeinde und ihrer regionalen und nationalen Zusammenschlüsse. Baptisten treten weltweit für Glaubens- und Gewissensfreiheit des Menschen ein. Staat und Kirche sind zu trennen. Keine Religion darf vom Staat bevorzugt behandelt werden.“289

Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Geldbach, Erich. »Baptisten«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 132–152. ₋₋ Graf-Stuhlhofer, Franz (Hg.). Frisches Wasser auf dürres Land. Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Bundes der Baptistengemeinden in Österreich. Baptismus-Studien 7. Kassel: Oncken, 2005. ₋₋ Hughey, J. D. (Hg.). Die Baptisten. Kirchen der Welt. Bd. 2. Stuttgart: Evang. Verlagswerk, 1964. ₋₋ Strübind, Andrea/Rothkegel, Martin (Hg.). Baptismus. Geschichte und Gegenwart. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012. ₋₋ Wieser, Emanuel/Graf-Stuhlhofer, Franz. »Die Baptisten«. Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Selbstdarstellung und theologische Reflexion. Johann Hirnsperger et al. (Hg.). Theologie im kulturellen Dialog. Bd. 7. Graz: Styria, 2001: S. 25–42. ₋₋ Internetlinks ₋₋ http://www.baptisten.at/ (Homepage des Bundes der Baptistengemeinden in Österreich) ₋₋ http://bwanet.org/ (Homepage der Baptist World Alliance, dem internationalen Dachverband der Baptisten)

4.4.2 Der Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich (BEG) KURZ & BÜNDIG Name Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich Entstehung 1992 Gemeinden in Österreich 52 Mitglieder in Österreich 3160 Kontakt Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich Ispergasse 22 1210 Wien Tel: 01 2927781 E-Mail: [email protected] Zeitschrift BEG Aktiv 289 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Baptisten [31.12.2008].

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es an verschiedenen Orten zur Gründung freier Gemeinden evangelikaler Prägung. Eine Reihe dieser Gemeinden traf sich seit Ende der 1960er Jahre zu einer jährlichen Schulungswoche, die zu einer vertieften Zusammenarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ) führte, die 1981 gegründet wurde. Freie evangelikale Gemeinden, Baptistengemeinden, Mennonitengemeinden und verschiedene Brüdergemeinden engagierten sich in der ARGEGÖ. Doch für eine Reihe freier Gemeinden erschien nach einigen Jahren die Zusammenarbeit im Rahmen der ARGEGÖ als zu lose; sie wünschten sich eine engere Zusammenarbeit. Verschiedene Initiativen für die Gründung eines Bundes entstanden Ende der 1980er Jahre sowohl im Osten als auch im Westen Österreichs. Im Frühling 1990 kam es schließlich in Wien zu einem Treffen, an dem Vertreter aus Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten zusammenkamen. Man entschloss sich, sowohl eine Glaubensgrundlage als auch Grundsätze einer Zusammenarbeit zu entwerfen. Nach der Annahme der Grundlagenpapiere wurde im Herbst 1990 ein Proponenten-Komitee berufen, das mit der Gründung eines Bundes auf Vereinsebene beauftragt wurde und sich mehrfach traf. An einem Vorstellungstreffen in Attnang-Puchheim im Juni 1991 trafen sich 28 Einzelgemeinden, die Interesse an dem zu gründenden Bund äußerten. Allerdings sollte sich die vereinsrechtliche Gründung des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich (BEG) noch länger hinziehen, da die Vereinsbehörden die vorgelegten Statuten in erster Instanz aufgrund eines Einspruchs der Evangelischen Kirche abgewiesen hatten. Erst nachdem dem Einspruch des Proponenten-Komitees bei der Vereinsbehörde stattgegeben wurde, konnte es am 21. März 1992 zur Gründung des Bundes durch 17 Gemeinden in Traun kommen. Schließlich genehmigte das Bundesministerium für Unterricht und Kulturelle Angelegenheiten den Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich am 11. Juli 1998 als staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft.290 Der Bund ist zwischenzeitlich auf 52 Mitgliedsgemeinden (davon sind fünf Gemeindegründungsprojekte, sogenannte Projektgemeinden) mit insgesamt 3160 Mitgliedern291 gewachsen, darunter auch eine polnischsprachige und eine chinesischsprachige Gemeinde 292. Innerhalb des Bundes kommen verschiedene Ströme der Evangelikalen Bewegung zusammen. Darunter sind Gemeinden, die aus der Volksmission hervorgegangen sind und einen freikirchlichen Weg einschlugen, Gemeinden, die vom brüdergemeindlich geprägten Missionshaus Bibelschule Wiedenest gegründet wurden, sowie zahlreiche Gemeinden, die auf die

290 Vgl. zur Vor- und Frühgeschichte des BEG vor allem: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich. 291 Die Zahlenangaben erhielt der Autor vom Bund Evangelikaler Gemeinden in einem Schreiben vom 16.01.2015 sowie vom 11. und 13.02.2016. Der Stand der Mitgliederzahlen ist von November 2015. 292 Vgl. hierzu: http://www.beg.or.at/de/regionen/gemeindeatlas.html [12.02.2016].

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

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Gemeindegründungsarbeit von internationalen Missionswerken wie TEAM293, Greater Europe Mission294, World Venture295 bzw. deutschsprachigen Missionswerken wie Vision Europa296, der Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG) in der Schweiz297 oder der Mission für Süd-Osteuropa298 zurückgehen. Der BEG steht in inoffiziellem Kontakt zu den Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland und der Schweiz und deren internationaler Dachorganisation International Federation of Free Evangelical Churches, ohne jedoch dort Mitglied zu sein. Der Bund hat zwischenzeitlich eine Reihe Arbeitskreise („Teams“) mit den Arbeitsschwerpunkten Inlandsmission, Auslandsmission, Jugendarbeit, Gemeindeberatung, Diakonie sowie Mitarbeiterbegleitung gebildet. Im Jahr 2010 kam es zudem zur Gründung eines diakonischen Vereins Hilfe die ankommt, der zahlreiche Projekte im In- und Ausland unterstützt. Lehre

Der Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich erklärt seine Zustimmung zu den altkirchlichen Bekenntnissen, vor allem zum Apostolischen Glaubensbekenntnis. Die Heilige Schrift wird als höchste und letzte Autorität für Lehre und Leben verstanden und man vertritt eine Inspiration der Heiligen Schrift (ohne Apokryphen), ohne sich allerdings auf eine bestimmte Inspirationslehre festlegen zu wollen. Dabei geht man davon aus, dass die Heilige Schrift in allen ihren Aussagen zuverlässig und irrtumsfrei ist.299 Zum Bereich der Erlösungslehre (Soteriologie) heißt es: „In der Frage der Soteriologie betont der BEG+Ö [sic] neben der protestantischen Rechtfertigungslehre und der exklusiven Mittlerstellung Christi zwischen Mensch und Gott besonders die Frage der Heilsaneignung. Diese geschieht durch Eingeständnis der persönlichen Schuld, willentlicher Inanspruchnahme des Opfers Christi und Anerkennung der Herrschaft Christi im eigenen Leben. Dieses Geschehen wird gern mit den Worten ‚Bekehrung‘ bzw. ‚Wiedergeburt‘ beschrieben.“300 293 Vgl. hierzu vor allem: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 311 ff., 361 ff. und S. 430 ff. sowie http://en.wikipedia.org/wiki/The_Evangelical_Alliance_Mission und https://team.org/HOME/Default.aspx?page=home [beide 04.01.2016]. 294 Vgl.: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 311 ff., 361 ff. und S. 430 ff. sowie http://www.gemission.org/ [04.01.2016]. 295 Vgl.: http://en.wikipedia.org/wiki/Conservative_Baptist_Association_of_America und http:// www.worldventure.com/ [beide 04.01.2016]. 296 Vgl.: http://www.feg.ch/feg/Engagement/Vision-EU/vision.php [04.01.2016]. 297 Vgl.: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 366 ff. sowie http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigung_Freier_Missionsgemeinden und https://www.vfmg.ch/ [04.01.2016]. 298 Vgl.: http://www.msoe.org/ [04.01.2016]. 299 Vgl. die Angaben in den Glaubensgrundlagen des BEG unter VIII.9.1. 300 Raimund Harta, „Der Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich“, Wege zum Heil? Religiöse

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Vom Gemeindeverständnis her hält der BEG gemäß den biblischen Aussagen an der universalen Gemeinde Jesu fest, zu der alle wiedergeborenen Menschen gehören und die vor Ort sichtbar werden soll. Dabei will man bewusst nicht exklusiv auftreten. Es wird ein allgemeines Priestertum der Gläubigen praktiziert; jedes Gemeindeglied soll sich mit seinen ihm von Gott gegebenen Gaben in der Gemeinde gemäß den Vorgaben aus dem Neuen Testament einbringen. Gemäß dem eigenen biblischen Verständnis von Ältestenschaft tragen Männer die letzte Lehr- und Leitungsverantwortung.301 Zu regelmäßigem Bibellesen und freiem Gebet wird jeder Christ ermutigt. Die Ortsgemeinde ist selbständig und die Bundesstrukturen sind auf ein Minimum reduziert und sollen die Autorität der lokalen Gemeinde nicht infrage stellen. Sakramente als solche kennt der BEG nicht. Die Taufe der Gläubigen wird durch Untertauchen praktiziert. Das Abendmahl wird als Gedächtnis- und Gemeinschaftsmahl in beiderlei Gestalt gefeiert, wobei die Häufigkeit von der jeweiligen Ortsgemeinde festgelegt wird. Eine bestimmte Liturgie für die Gottesdienste im BEG ist nicht festgeschrieben. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Eichinger, Reinhold/Windler, Christoph (Hg.). Handbuch für Missionare in Österreich. Hintergrundinformation für die Vorbereitung und Durchführung eines wirkungsvollen Dienstes. Jenbach: BEGÖ, 1999. ₋₋ Harta, Raimund. »Der Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich«. Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Selbstdarstellung und theologische Reflexion. Johann Hirnsperger et al. (Hg.). Theologie im kulturellen Dialog. Bd. 7. Graz: Styria, 2001: S. 59–67. ₋₋ Hinkelmann, Frank. Die Evangelikale Bewegung in Österreich. Grundzüge ihrer historischen und theologischen Entwicklung 1945–1998. Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich. Bd. 8. Frank Hinkelmann/Franz Graf-Stuhlhofer/Thomas Schirrmacher (Hg.). Bonn: VKW, 2014. Internetlinks

₋₋ http://www.beg.or.at/ (Homepage des BEG) ₋₋ http://www.hilfedieankommt.at/home.html (Homepage der diakonischen Einrichtung des BEG)

Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Selbstdarstellung und theologische Reflexion, Johann Hirnsperger et al. (Hg.), Theologie im kulturellen Dialog, Bd. 7, Graz: Styria, 2001: S. 62. 301 Vgl. die Angaben in den Glaubensgrundlagen des BEG unter 10.8.2.2.

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

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4.4.3 Elaia Christengemeinden (ECG) KURZ & BÜNDIG Name Elaia Christengemeinden (ECG) Entstehung 2005 Gemeinden in Österreich 8 Anhänger in Österreich Ca. 1000 Kontakt Elaia Christengemeinden (ECG) Zulingergasse 6 2700 Wiener Neustadt Tel: 02622 83944 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Elaia Christengemeinden (ECG) sind ein recht junger Gemeindebund, der sich erst im Oktober 2005 gebildet hat und im April 2006 als staatlich eingetragene Bekenntnisgemeinschaft anerkannt wurde. „Ausschlaggebend für die Entstehung der Elaia Christengemeinden war eine Vision von zunächst zwei (sic!) Freikirchen, der Ichthys Gemeinde Wiener Neustadt und dem Christlichen Zentrum Amstetten sowie der Rhema Gemeinschaft Linz, nämlich die Vision über ein Netzwerk von freien Gemeinden in Österreich, die eine gemeinsame Sicht über die Bedeutung des edlen Ölbaums (Elaia) Israel verbindet und der Überzeugung sind, als ‚Christen aus den Nationen“ in diesem Ölbaum eingepflanzt zu sein (Röm. 11), und dem Wollen, dies auch in ihrer Theologie und religiösen Praxis auch zum Ausdruck zu bringen. Dieser grundlegenden Vision schlossen sich zwei weitere Freikirchen, das Christliche Zentrum Wien und die Gemeinde ‚Leben in Christus‘ Gmunden, an. So kam es im Oktober 2005 dazu, dass diese fünf Gemeinden mit dieser Vision beim Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur den Antrag auf Erwerb der Rechtspersönlichkeit als ‚staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft‘ stellten. Mit dem Zusammenschluss unter der Vision des Ölbaumes möchten diese Gemeinden eine ‚deutliche Stimme innerhalb des gesamten Leibes Christi für dieses wesentliche theologische Grundanliegen erheben‘.“302

Die Ichthys Gemeinde Wiener Neustadt entstand aus einer überregionalen und überkonfessionellen Gemeinschaft und Hauskreisbewegung, die sich zwischen 1983 und 1989 unter dem Dienst des evangelischen Pfarrers Helmuth Eiwen in Neunkirchen gebildet hatte. 1990 trat 302 Quelle: http://www.weltanschauungsfragen.at/suche/articles/2006/12/12/a2507 [15.12.2008].

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Eiwen aus der Evangelischen Kirche aus und gründete die Ichthys Gemeinde, die seit 1994 ihre eigenen Gemeinderäumlichkeiten in Wiener Neustadt hat.303 Die Rhema Gemeinschaft Linz geht auf einen Gebetskreis zurück, den der römisch-katholische Kaplan Konrad Walhör 1976 in der Pfarre Haid-Ansfelden gründete. Er übergab die Leitung 1978 an Jakob Krämer, da er als Militärseelsorger nach Zypern ging. Im Jahr 1984 konstituierten 114 Personen formal die Rhema-Gemeinschaft. In den Jahren 1988–1992 errichtete die Gemeinschaft in der Gemeinde St. Marien ein Gemeinschaftshaus und eine Reihenhausanlage mit 24 Häusern. Der größte Teil der etwa 200 Erwachsenen und 100 Kinder gehörten zu der Zeit konfessionell zur Römisch-Katholischen Kirche, einige wenige zur Evangelischen Kirche. Allerdings kam es zu einer stetig wachsenden Entfremdung zwischen der Rhema-Gemeinschaft und der Römisch-Katholischen Kirche. So hieß es schon Mitte der 1990er Jahre auf einer Homepage des Pastoralamts der Diözese Linz: „Überdies wird eine Angleichung an evangelikale-freikirchliche Positionen geortet. Heiligenverehrung im allgemeinen und Marienverehrung im besonderen werden weitgehend abgelehnt und ein evangelikales Sakramentenverständnis äußert sich besonders in der Geringschätzung des Bußsakramentes. […] Mit Betroffenheit wird registriert, dass manche Eltern der Rhema-Gemeinschaft ihre Kinder vom Religionsunterricht abmelden. Dass durch diese Isolierung sich bisweilen Probleme in der Erstkommunion- und Firmvorbereitung ergeben, darf aus dem Gesagten nicht verwundern. Für die Zukunft sei daher in guter biblischer Tradition Wachsamkeit empfohlen, weil die Gefahr besteht, dass aus dem gut gemeinten Aufbruch auch ein Ausbruch aus der Kirche werden kann.“304

Im April 2004 traten die meisten Mitglieder der Rhema-Gemeinschaft aus der Römisch-Katholischen Kirche aus. Die charismatische Freikirche ist eine der Gründungsgemeinden der Elaia Christengemeinden. Das dritte Gründungsmitglied der Elaia Christengemeinden bildete das Christliche Zentrum Amstetten, das auf die Arbeit des Mediziners Erich Schindler zurückgeht. Schon seit 1984 gab es in Amstetten monatliche Treffen der Geschäftsleute des Vollen Evangeliums. Bei diesen Veranstaltungen, die meistens in Gasthäusern stattfanden, fanden eine Reihe Menschen zu einer lebendigen Gottesbeziehung. Zur Gründung des Christlichen Zentrums Amstetten kam es im Dezember 1985 unter der Leitung von Josef Hofer, Dr. Erich Schindler, Wolfgang Gruber sowie Josef Fluch. Ein erster Gottesdienst fand in den Räumlichkeiten in der Arthur-Krupp-Straße in Amstetten statt. Von 1987 bis 2006 leitete Dr. Erich Schindler als Pastor die Gemeinde. Seit November 2006 wirken Peter Zalud und Franz Illek als Pas303 Vgl. hierzu vor allem: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 462 ff. 304 Quelle: http://www.dioezese-linz.or.at/pastoralamt/weltanschauungsfragen/gruppen1.asp [15.12.2008].

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

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toren im CZA305. Allerdings entschied sich die Gemeinde vor einigen Jahren mehrheitlich, von den Elaia Christengemeinden zu den Freien Christengemeinden-Pfingstgemeinden zu wechseln. Eine kleinere Gruppe unter der Leitung von Erich Schindler wollte diesen Schritt nicht mitgehen und gründete die Immanuel-Gemeinde Amstetten, die wieder Teil der Elaia Christengemeinden wurde. Das Christliche Zentrum Wien geht auf einen evangelistischen Einsatz des Bibelkollegs Berlin zurück und konstituierte sich 1989 als Gemeinde. Verschiedene Pastoren bauten die Gemeinde auf und übergaben die Leitung im Jahr 1996 an Pastor Dr. Erich Schindler. Seit 1999 wird die Gemeinde von Karl und Uschi Peloschek als Pastoren geleitet. Die Mitgliedsgemeinden der Elaia Christengemeinden sind derzeit acht Gemeinden überwiegend charismatischer Prägung: die Ichthys Gemeinde Wiener Neustadt, die Rhema-Gemeinschaft Linz, das Christliche Zentrum Wien, die Wort des Lebens Gemeinde Wien, das Christliche Zentrum Weinviertel-Rabensburg, die Gemeinde – ‚Leben in Christus‘ – Gmunden, Immanuel-Gemeinde Amstetten sowie seit Sommer 2015 die vormals zum Bund Evangelikaler Gemeinden gehörende Gemeinde Christus im Zentrum in Leoben. Insgesamt halten sich rund 1000 Personen zur ECG.306 Lehre

Der Name der Elaia Christengemeinden ist Programm: „Dieses griechische Wort heißt Ölbaum. Der Apostel Paulus verwendet das Bild des edlen Ölbaumes als Sinnbild für das jüdische Volk mit seinem Glaubensreichtum und macht deutlich, dass auch wir als Christen aus den verschiedenen Nationen durch unseren Glauben an Jesus in diesen Ölbaum eingepfropft sind. Das macht uns nicht zu Juden, zeigt aber deutlich, dass wir als Christen jüdische Wurzeln haben, aus denen wir unsere Identität empfangen. So ist das Bild vom edlen Ölbaum ein Ausdruck für die grundlegende Zusammengehörigkeit von Christen und Juden durch Jesus.“307

Das Besondere der Elaia Christengemeinden ist das Gemeindeverständnis (Ekklesiologie). Die ECG verstehen sich als Teil eines jüdischen Baumes, ohne dabei Teil des jüdischen Volkes zu werden. „Die jüdischen Wurzeln der heidenchristlichen Kirche ist daher für das Selbstverständnis der Elaia Christengemeinden konstitutiv: Der ‚edle‘ Ölbaum ist ein Bild für die Glaubenden Israels von Abraham an (Wurzeln und Stamm) bis zu den an Jesus gläubigen Juden (Judenchristen) aller Zeiten, die als die natürlichen Zweige dieses Baumes dargestellt wer305 Quelle: http://cza.at/cza/geschichte [04.01.2016]. 306 Zu den Angaben vgl. E-Mail von Helmuth Eiwen an den Autor vom 06.09.2015. 307 Quelle: http://www.elaia.at/werwirsind.html [04.01.2016].

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den. Daneben werden die an Jesus Gläubigen aus den anderen Nationen (HeiDenchristen) als die Zweige eines ‚wilden‘ Ölbaumes beschrieben, die durch Jesus auf den edlen Ölbaum aufgepfropft worden sind.“308

Infolge wird bewusst der Kontakt zu messianischen Juden in aller Welt gesucht. Auch bekennen sich die Elaia Christengemeinden zum Land Israel. So heißt es auf der Homepage unter der Überschrift Was wir wollen: „1. Wir wollen Menschen mit der Wahrheit erreichen, dass JESUS der einzige RETTER aus Sünde und Verlorenheit und der einzige Weg in eine versöhnte Gemeinschaft mit Gott ist. 2. Wir möchten als Gemeinden Menschen, die den Weg in der Nachfolge Jesu gehen wollen, geistliche „Heimat“ sein und ihnen helfen, zu reifen Christen heranzuwachsen. 3. Wir möchten dazu beitragen, dass unter Christen unterschiedlichster Herkunft eine neue Liebe zum jüdischen Volk wächst und es zu einem tieferen Verständnis darüber kommt, was es heißt, in den edlen Ölbaum Israel eingepflanzt zu sein. 4. Wir möchten helfen, dass Kontakte zu messianischen Juden und Gemeinden entstehen und es zu einem lebendigen Austausch kommt. 5. Wir möchten andere Christen und Gemeinden ermutigen, sich zu Israel als dem auserwählten Volk Gottes auch öffentlich zu stellen, für Israel zu beten und gegen jede Form des Antisemitismus aufzustehen.“309

In den meisten theologischen Fragen vertreten die Elaia Christengemeinden ähnliche Positionen wie andere protestantisch-charismatische Freikirchen. So verstehen sie die Heilige Schrift als alleinigen und verbindlichen Maßstab für Leben und Lehre der Gemeinde. Man spricht von einer Inspiration der Heiligen Schrift in dem Sinne, dass „in ihnen ‚Gotteswort‘ und ‚Menschenwort‘ zu einer unlösbaren Einheit verwoben sind“.310 Darüber hinaus praktizieren die Elaia Christengemeinden die Wassertaufe von Gläubigen. Das Abendmahl wird als Gedächtnismahl verstanden. Ausgeprägt ist ferner ein Reich-Gottes-Verständnis, das der neutestamentlichen Spannung zwischen dem Anbruch der Königsherrschaft Jesu durch dessen Geburt, Tod und Auferstehung und seiner Erfüllung bei Jesu Wiederkunft (Vollendung) gerecht wird. Als sichtbare Zeichen des angebrochenen Königreichs Gottes gelten vollmächtige Zeichen und Wunder. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Eiwen, Helmuth. »Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft Elaia Christengemeinden«. Österreichisches Archiv für Recht und Religion 53 (2006) Heft 1: S. 172–176.

308 Quelle: http://www.weltanschauungsfragen.at/suche/articles/2006/12/12/a2507 [15.12.2008]. 309 Zitiert nach: http://www.elaia.at/waswirwollen.html [04.01.2016]. 310 Vgl. die Glaubensgrundlagen der ECG unter 10.8.2.3.

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

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₋₋ Eiwen, Uli. Vom Traum zur Wirklichkeit. Ein prophetisches »Bilderbuch«. Wiener Neustadt: Ichthys Kreativ-Werkstatt, 2008. Internetlinks

₋₋ http://www.elaia.at/ (Homepage der Elaia Christengemeinden)

4.4.4 Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich (FCGÖ) KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anhänger weltweit Gemeinden in Österreich Mitglieder in Österreich Anhänger in Österreich Kontakt Zeitschrift

Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich Anfang des 20. Jahrhunderts, in Österreich 1946 Ca. 588 Millionen 78 5500 10.000 Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich Julius-Fritsche-Gasse 44 5111 Bürmoos Tel: 06274 4256 E-Mail: [email protected] Impuls Magazin

Geschichte

Die internationale Pfingstbewegung hat ihre Wurzeln in den Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts sowie in der Heiligungsbewegung des 19. Jahrhunderts, entstand aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA. „Charles Fox Parham (1873–1929), ein Prediger der Heiligungsbewegung, leitete in Topeka, Kansas, eine Bibelschule. In der Nacht auf den 1.1.1901 erlebte die Bibelschülerin Agnes N. Ozman eine ‚Geistestaufe‘, die von Zungenreden begleitet war. Damit war der Beginn der modernen Pfingstbewegung eingeläutet. Parham reiste in den nächsten fünf Jahren unermüdlich durch die Lande und verkündete das neue ‚Zeitalter des Heiligen Geistes‘.“311

Im Jahr 1906 kam es durch William James Seymour (1870–1929), einen Schüler Parhams, zu Erweckungsveranstaltungen mit einer Ausschüttung der Geistestaufe und der Zungenrede 311 Holthaus, Konfessionskunde, S. 205.

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

in der Azusa Street Mission in Los Angeles. Nach Deutschland gelangte die aufkommende Pfingstbewegung 1907 über Christen aus Norwegen, die zu Veranstaltungen nach Kassel eingeladen wurden. Gerade in der Gemeinschafts- und Heiligungsbewegung im deutschsprachigen Raum stieß die Nachricht von einer neuen Ausschüttung des Heiligen Geistes auf fruchtbaren Boden. Allerdings distanzierte sich die deutsche Gemeinschaftsbewegung kurze Zeit später (1909) in Form der Berliner Erklärung radikal von der neuen Bewegung, ohne diese jedoch aufhalten zu können. International ist die Pfingstbewegung die am stärksten wachsende Bewegung innerhalb des Christentums. Heute werden zur klassischen Pfingstbewegung 78 Millionen, zur charismatischen Bewegung 192 Millionen und zur neocharismatischen Bewegung 318 Millionen Gläubige gerechnet. Da die Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde (FCGÖ) in Österreich Gemeinden aus allen drei Bewegungen zusammenfasst, wird eine Gesamtzahl von 588 Millionen Anhänger für die globale Pfingstbewegung angegeben.312 Nach Österreich gelangte die Pfingstbewegung zu Beginn der 1920er Jahre durch Missionare aus Schweden. Es entstanden rasch zwei Gemeinden in Wien, die sich später zu einer vereinigen sollten, und eine missionarische Arbeit im Salzburger Raum, nachdem ein gebürtiger Fuschler in einer Pfingstgemeinde in der Schweiz zum Glauben gefunden hatte und seine neu gewonnenen Überzeugungen zurück in seine Heimat brachte. Einen entscheidenden Schub erhielt die Pfingstbewegung in Österreich durch volksdeutsche Flüchtlinge, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich ansiedelten. Am 14. Dezember 1946 wurde der Gemeindeverbund der Freien Christengemeinden in Österreich in Sattledt gegründet. Obwohl nicht wenige der Flüchtlinge im Laufe der folgenden Jahre nach Nordamerika weiterzogen, entstanden eine Reihe weiterer Pfingstgemeinden. Vor allem seit den 1970er Jahren bemüht sich die FCGÖ gezielt um die Gründung neuer Gemeinden. Im Jahr 1989 gründete man den Dachverband der FCGÖ. Im Jahr 1993, nur wenige Jahre nach der demokratischen Wende in Osteuropa, schlossen sich eine Reihe der neu entstandenen rumänischen Gemeinden dem Bund der Freien Christengemeinden/Pfingstgemeinden an. Am 20. Juli 1998 erfolgte die Anerkennung als eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft. In den letzten Jahren wuchs die Freikirche überdurchschnittlich stark durch die Aufnahme verschiedener Teilverbände, denen eine gewisse Eigenständigkeit zugestanden wird. Bei den Teilverbänden gibt es einen charismatischen Teilverband mit derzeit elf Gemeinden, den Gemeinden der Life Church mit neun Gemeinden,313 den internationalen Teilverband mit zwei Gemeinden, einen afrikanischen Teilverband mit neun Gemeinden sowie den rumänischen Teilverband mit derzeit 15 Gemeinden. Die restlichen 32 Gemeinden (zzgl. dreier 312 Vgl. hierzu die Angaben unter: https://www.oikoumene.org/en/church-families/pentecostal-churches [04.01.2016] unter Bezug auf die World Christian Database. 313 Vgl.: „Wir begrüßen 16 neue Gemeinden in der Bewegung“, Lebensbotschaft, 58 (2005) Dezember: S. 1.

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

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Gemeinden in Deutschland) gehören dem Stammverband an. Mit insgesamt 78 Gemeinden stellen die FCG die derzeit größte Freikirche im protestantischen Raum in Österreich.314 Zur Geschichte des rumänischen Teilverbandes Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks im Jahr 1989 siedelten sich zahlreiche rumänische Staatsbürger in Österreich an, darunter auch mehrere tausend Christen verschiedener Denominationen. Etwa 300 Mitglieder der rumänischen Pfingstgemeinden schlossen sich in der Folge den Freien Christengemeinden an. Am 1. November 1993 wurde im Rahmen eines rumänisch-österreichischen Gottesdienstes eine Zusammenarbeitsvereinbarung unterzeichnet. Bis heute halten die Gemeinden des rumänischen Zweiges aus sprachlichen und kulturellen Gründen ihre eigenen Gottesdienste in rumänischer Sprache ab. Heute gibt es Gemeinden des rumänischen Teilverbandes in Wien, St. Pölten, Krems, Linz, Traun, Haid, Lenzing, Salzburg, Bad Ischl, Bruck a. d. Mur, Mürzzuschlag, Knittelfeld, St. Veit a. d. Glan und in Gols.315 Zur Geschichte des charismatischen Teilverbandes Der charismatische Zweig besteht derzeit aus elf Gemeinden. Drei dieser Gemeinden haben ihre Wurzeln in den His-People- (seit 2005: Every-Nation-) Gemeinden (Innsbruck, Salzburg und Judenburg), die auf die Gemeindegründungsarbeit der südafrikanischen Bewegung His People zurückgeht. Diese Gemeinden wurden seit 1993 unter der Leitung von Sean und Trudie Morris aus Südafrika gegründet. Im Jahr 2003 übernahmen Markus und Cornelia Marosch die Leitung von Every Nation Mitteleuropa. Bei den weiteren Gemeinden des charismatischen Teilverbandes handelt es sich um unabhängige charismatische Gemeindegründungen in Wien316, in Salzburg317, Innsbruck, Dornbirn und Judenburg sowie neuerdings um drei Gemeinden der International Christian Fellowship (ICF) in Wien, Salzburg und Vorarlberg.318 Die charismatischen Gemeinden legen grundsätzlich Wert auf die Ausübung der Geistesgaben. Der Teilverband steht unter der Leitung des Innsbrucker Pastors Markus Marosch. 314 Weitere neun Gemeinden stehen für April 2016 zur Aufnahme an: eine Gemeinde im Teilverband der Life Church, zwei Gemeinden im rumänischen Teilverband, drei Gemeinden im charismatischen Teilverband, eine im afrikanischen Teilverband sowie zwei Gemeinden im Stammverband. Voraussichtlich verlässt eine Gemeinde des charismatischen Teilverbands die FCGÖ im Laufe des Jahres 2016. Die Angaben erhielt der Autor vom Bundeskoordinator der FCGÖ in einer E-Mail vom 11.02.2016. 315 Vgl. hierzu: http://www.fcgoe.at/rumaenischer-zweig.html [04.01.2016]. 316 Vgl. hierzu: http://www.fourcorners.at/ [04.01.2016]. 317 Vgl. hierzu: http://www.agape-salzburg.org/ [04.01.2016]. 318 Vgl. hierzu: http://www.icf-wien.at/de/willkommen/ [04.01.2016].

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Zur Geschichte des Life-Church-Teilverbandes Das Life-Church-Österreich-Netzwerk (vormals Vision für Österreich) geht auf die missionarische Arbeit von Gianni und Angela Gaeta zurück. Es war ihre Vision, „Gemeinden zu gründen, die sich nicht nur damit begnügen, das eigene Seelenheil zu finden, sondern ihren Auftrag für unsere Gesellschaft wahrnehmen“.319 Ziel des Gemeinde-Netzwerks ist: „Die Wahrheit des Evangeliums zu verbreiten - durch die Kunst, Literatur, Musik, Medienarbeit und Gottesdienste. - durch soziales und politisches Engagement. - durch österreichweite Jugend- und Kinderarbeit. - durch die Gründung von neutestamentlichen Gemeinden in allen Bezirkshauptstädten Österreichs. Dieses Vorhaben kann nur in der Zusammenarbeit mehrerer Christengemeinden verwirklicht werden. Ein nur oberflächlicher Kontakt miteinander wird dieses Ziel auch nicht erreichen können. Obwohl die Beziehungen der einzelnen VfÖ- [so der ursprüngliche Name der Life Churches] Gemeinden freundschaftlicher Art und nicht formell organisiert sind und jede Gemeinde ihren eigenen Charakter und ihre eigenen Stärken hat, sind die Verbindung mit der gemeinsamen Vision und die Verpflichtung zueinander sehr stark.“320

Der Life-Church-Teilverband der Freien Christen Gemeinde/Pfingstgemeinde hat derzeit Gemeinden in Wien, Villach, Hermagor, Klagenfurt, Wolfsberg, Graz, Leoben, Liezen und im Murtal.321 Der Internationale Teilverband entstand im Jahr 2001 und umfasste fremdsprachige und internationale Gemeinden vor allem im städtischen Raum. Nachdem im Jahr 2012 ein Afrikanischer Teilverband gebildet wurde, wechselten die afrikanischen Gemeinden aus dem Internationalen Teilverband zum Afrikanischen Teilverband, so dass der Internationale Teilverband nun bewusst nur noch internationale Gemeinden umfasst und derzeit aus zwei internationalen Gemeinden in Wien, dem Vienna Christian Center (VCC) und der Christliche Internationale Gemeinde (CIG), der vormaligen Greater Grace Church besteht. Sie wurde im Jahr 1985 von den amerikanischen Missionaren Robert und Mary Prokop ursprünglich unter dem Namen Greater Grace International Church gegründet.322 Das Vienna Christian Center entstand durch die Arbeit von Bonnie Mackish, der 1987 begann, eine englischsprachige Gemeinde zu gründen, die sich anfänglich in den Räumen der Freien Christengemeinde 319 Quelle: http://www.leadership-academy.info/html/lehrer3.html [04.01.2016]. 320 Quelle: http://www.vision-austria.net/index.php?option=com_content&task=category§ionid=5&id=29&Itemid=45 [15.12.2009]. 321 Vgl. hierzu: https://www.lifechurch.at/ [04.01.2016]. 322 Vgl. zu den Anfängen: http://www.erf.at/themen/freie-artikel-einzelansicht/article/mit-freude-dienen.html und http://www.korky.info/book/ch8.html [beide 12.02.2016].

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

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in der Wiener Halbgasse traf. Heute gehören neun Teilgemeinden (afrikanisch, chinesisch, äthiopisch, philippinisch, französisch, persisch, lateinamerikanisch sowie international und deutsch) zur VCC.323 Der Afrikanische Teilverband ist mit derzeit fünf Gemeinden in Wien, drei Gemeinden in Linz und einer Gemeinde in Graz präsent und wurde im Jahr 2012 gegründet.324 Zum Teilverband gehören zum einen Gemeinden, die Teil einer internationalen Bewegung sind: Deeper Christian Life Ministry325 wurde 1973 in in Lagos, Nigeria gegründet und ist eine Kirche mit rund 120.000 Gläubigen in über 40 Ländern.326 Die Church of Pentecost327 hat ihre Ursprünge in Ghana und hat inzwischen 2,1 Millionen Gläubige (davon leben 1,8 Millionen in Ghana) in 85 Ländern.328 Eine dritte aus Afrika hervorgegangene Gemeindebewegung ist die Christ Apostolic Church, die Ende der 1930er Jahre in Ghana entstand und heute über 5 Millionen Anhänger hat. Die Christ Apostolic Church ist in Linz tätig. Daneben gibt es auch eine Reihe unabhängiger afrikanischer Gemeinden wie die International Bible Church in Linz, gegründet 1990, die Mission New Alliance of Christ Church in Wien, die 2009 gegründete Word-of-Life-International-Ministry-Gemeinde in Wien, die Bethel-Prayer-Ministries-International-Gemeinden in Wien und Graz, die Deeper-Christian-Life-Ministry-Gemeinde in Wien, gegründet im Jahr 2003 sowie The Lord‘s Pentecostal Evangelistic Ministry. Dies ist eine der ältesten freikirchlich-afrikanischen Gemeinden in Wien und wurde 1994 von Margaret Makinwa ursprünglich unter dem Namen New Apostolic Church gegründet. Weitere Gemeinden gibt es in Linz und Klagenfurt, während die Gemeinde in St. Pölten aufgrund der Auswanderung von Gemeindegliedern wieder geschlossen werden musste.329 Lehre

Wie keine andere Bewegung in der neueren Kirchengeschichte ruft die Pfingstbewegung zu einer erneuten Wertschätzung und Betonung der über Jahrhunderte eher vernachlässigten dritten Person der Trinität, des Heiligen Geistes, auf. Bis heute nimmt daher die Lehre vom Heiligen Geist (Pneumatologie) eine zentrale Stellung in der pfingstlichen Theologie ein.

323 Vgl. hierzu: http://viennachristiancenter.at/ [12.02.2016]. 324 Vgl. hierzu die Angaben bei: http://www.fcgoe.at/afrikanischer-zweig.html [04.01.2016]. 325 Vgl. allgemein zur Kirche: http://www.dclm.org/ [12.02.2016]. 326 Vgl. hierzu: https://discipleallnations.wordpress.com/tag/deeper-christian-life-ministry/ [12.02.2016]. 327 Vgl. allgemein zur Kirche: www.thecophq.org [12.02.2016]. 328 Vgl. hierzu: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Church_of_Pentecost [12.02.2016]. 329 Vgl. hierzu: Laura Landergott, »Praise the Lord! Alleluja!“. Eine Dokumentation von Gospelmusik drei ausgewählter christlich westafrikanischer Glaubensgemeinschaften in Wien, Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, S. 11 ff. sowie: http://lpem.weebly.com/about-us.html [12.02.2016].

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

„Die Lehre von der ‚Ausgießung des Heiligen Geistes‘ auf die Christen war nicht neu, sondern wurde in der Christenheit grundsätzlich immer vertreten. Sie trat aber hinter anderen dogmatischen Lehren so stark zurück, dass sie Anfang des 20. Jahrhunderts praktisch neu entdeckt werden musste.“330

Im Zentrum pfingstlicher Pneumatologie steht das Verständnis von der Geistestaufe als einer zweiten Erfahrung neben der Bekehrung. Die Lehre von der Geistestaufe als zweiter Erfahrung war zwar schon in der Heiligungsbewegung weit verbreitet, wurde jedoch erst von der Pfingstbewegung zur zentralen Lehre erhoben: „Nach dem Lehrverständnis der meisten Pfingstgemeinden wird zwischen dem Empfang der Gabe des Heiligen Geistes bei der Wiedergeburt und der Geistestaufe unterschieden. Die Verheißung des Trösters (Joh. 14–16) wird nicht mit der Geistestaufe verbunden, obwohl Er am Pfingsttage zum ersten Male kam. Sondern wir verstehen es so, daß der Heilige Geist bei der Wiedergeburt das göttliche Leben wirkt und bei der Geistestaufe die Salbung zum Dienst schenkt […]. In der lehrmäßigen Haltung der meisten Pfingstgemeinden gelten die anderen Zungen als das anfängliche Zeichen der Geistestaufe, dem weitere Beweise im Leben, Dienst und Wandel der Geistgetauften folgen müssen. Es wird von der Gabe der neuen Zungen (1. Kor. 12,10) unterschieden, da nicht jeder Christ die neuen Zungen als bleibende Gabe empfängt (1. Kor. 12, 30) […].“331

Der Pfingsttheologe Jakob Zopfi fasst zusammen: „Wir dürfen daraus schließen, daß die Geistestaufe eine erkennbare Durchbruchserfahrung als Kraftausrüstung zum Dienst ist, die sich in der Regel in Zungenreden äußert.“332

In den weiteren Lehrfragen gibt es eher geringe Unterschiede zu anderen protestantischen Freikirchen. Die Heilige Schrift wird als inspiriertes Wort Gottes angesehen, das nicht nur sinngemäß, sondern wörtlich zu verstehen ist. Sie gilt als höchste Autorität für Lehre und Leben der Mitglieder. Bei der Lehre von der Erlösung wird ein klassisch reformatorisches Verständnis vertreten. Das Gemeindeverständnis ist kongregationalistisch geprägt, das heißt, jede Gemeinde ist in sich selbständig, ohne dass dies als völlige Unabhängigkeit verstanden werden soll.333 Stattdessen legt man auf Wert auf ein gemeinsames Bekenntnis 330 Holthaus, Konfessionskunde, S. 210. 331 Walter J. Hollenweger (Hg.), Die Pfingstkirchen, Die Kirchen der Welt, Bd. VII, Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1971. 332 Jakob Zopfi, … auf alles Fleisch: Geschichte und Auftrag der Pfingstbewegung, Kreuzlingen: Dynamis Verlag, 1985: S. 98. 333 Klaus Winter, „Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde (FCGÖ), Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Selbstdarstellung und theologische Reflexion“, Johann Hirn-

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

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„zu Bruderschaft – zu gegenseitigem Vertrauen und Anerkennung – zu gemeinsamer Verantwortung – zu gemeinsamer Ausrichtung in Lehre und Praxis – zu gemeinsamen Anliegen und zu Zusammenarbeit“.334

Zur Gemeinde können nur gläubige und getaufte Personen gehören. In den Pfingstgemeinden wird die Glaubenstaufe durch Untertauchen praktiziert. Das Abendmahl wird als Gedächtnis- und Gemeinschaftsmahl gefeiert. Zudem wird auf die Heiligung der Gläubigen Wert gelegt, die durch die Kraft der Erlösung grundsätzlich zu einem geheiligten Leben befähigt sind. Das oberste Gremium der freikirchlichen Glaubensgemeinschaft Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich ist die Jahreskonferenz, die sich aus Delegierten der Gemeinden und den Mitgliedern des Pastoralrats zusammensetzt. Aus ihrer Mitte wird der Vorstand der FCGÖ gewählt. Teil des Pastoralrats kann jeder ordinierte Pastor werden, der von der Jahreskonferenz bestätigt wurde. Der Pastoralrat stellt das eigentliche Leitungsgremium der FCGÖ dar, ist aber gleichzeitig gegenüber der Jahreskonferenz verantwortlich. „Zur Aufgabe des P[astoral]R[ats] zählt die Unterstützung zur Gründung von Gemeinden nach biblischem Vorbild. Er ordiniert Kandidaten zu voll- und nebenamtlichen Pastoren und beurteilt ihre Ordinationsarbeit. Er achtet darauf, daß die der Vereinigung angehörenden Gemeinden dem Wort Gottes gemäß geleitet werden, überwacht die unter ihnen verkündigte Lehre und gehandhabten Methoden und ist bevollmächtigt, bei Verfehlungen in Lehre, Praxis und Wandel die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen, jedoch ohne die Selbständigkeit der Gemeinde zu verletzen.“335

Die Zweigverbände verfügen jeweils über einen eigenen Pastoralrat. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Betschel, Nikolaus. Geschichten die das Leben schrieb. Erinnerungen und Episoden. Kreuzlingen: Dynamis Verlag, 1993. ₋₋ Burgess, Stanley M./van der Maas, Eduard M. (Ed.). Dictionary of Pentecostal and Charismatic Movements. 2nd Edition. Grand Rapids: Zondervan, 2003. ₋₋ Haustein, Jörg/Maltese, Giovanni (Hg.). Handbuch pfingstliche und charismatische Theologie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2014. ₋₋ Hollenweger, Walter J. Charismatisch-pfingstliches Christentum. Herkunft, Situation, Ökumenische Chancen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1997. ₋₋ Hollenweger, Walter J. Enthusiastisches Christentum. Die Pfingstbewegung in Geschichte und Gegenwart. Wuppertal: Brockhaus, 1969.

sperger et al. (Hg.), Theologie im kulturellen Dialog, Bd. 7, Graz: Styria, 2001: S. 76. 334 Winter, „Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde“, S. 77. 335 Winter, „Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde“, S. 78.

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

₋₋ Hollenweger, Walter J. (Hg.). Die Pfingstkirchen. Die Kirchen der Welt. Bd. 7. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1971. ₋₋ Quaas, Anna/Haustein, Jörg. »Die Pfingstbewegung.« Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 170–185. ₋₋ ₋₋ Schmidgall, Paul. Von Oslo nach Berlin. Die Pfingstbewegung in Europa. Erzhausen: Leuchter, 2003. ₋₋ Winter, Klaus. »Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde«. Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Selbstdarstellung und theologische Reflexion. Johann Hirnsperger et al. (Hg.). Theologie im kulturellen Dialog. Bd. 7. Graz: Styria, 2001: S. 69–85. ₋₋ Winter, Klaus (Redaktion). Eine Bewegung stellt sich vor. 50 Jahre Freie Christengemeinden in Österreich. 1946–1996. Salzburg: Lebensbotschaft Eigenverlag, 1997. ₋₋ Zimmerling, Peter. Charismatische Bewegungen. Stuttgart: UTB, 2009. ₋₋ Zopfi, Jakob. … auf alles Fleisch. Geschichte und Auftrag der Pfingstbewegung. Kreuzlingen: Dynamis Verlag, 1985. Internetlinks

₋₋ http://www.fcgoe.at/ (Homepage der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich)

4.4.5 Mennonitische Freikirche Österreich (MFÖ) KURZ & BÜNDIG Name Mennonitische Freikirche Österreich Entstehung Ab den 1520er Jahren, in Österreich ab 1953 Anhänger weltweit 1,77 Millionen Gemeinden in Österreich 5 Mitglieder in Österreich Ca. 500 Anhänger Ca. 1000 Kontakt Mennonitische Freikirche Österreich Bundessekretariat Cumberlandstr. 64 4810 Gmunden

Geschichte

Die mennonitische Bewegung entstand aus der Täuferbewegung der Reformationszeit. In Österreich waren die Täufer vor allem im Tiroler Raum weit verbreitet, aber auch Melk (nur

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

169

Anfang der 1520er Jahre), Steyr und Freistadt bildeten Zentren täuferischen Lebens.336 In Österreich wurden die Täufer ab 1527 systematisch verfolgt und verließen ihre Heimat. Der Name Mennoniten geht auf den niederländisch-friesischen Täuferführer und ehemaligen römisch-katholischen Priester Menno Simons (1496–1561) zurück. Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte ließen sich viele Mennoniten zuerst im zaristischen Russland und später in Nord- und Lateinamerika nieder. Die heutige Mennonitische Freikirche Österreich (MFÖ) stellt das Ergebnis mehrerer Gemeindegründungsinitiativen nordamerikanischer mennonitischer Brüdergemeinden nach dem Zweiten Weltkrieg dar. „Die Mennonitischen Brüdergemeinden waren im 19. Jahrhundert durch eine pietistische Erweckungsbewegung innerhalb der mennonitischen Kolonien in Russland entstanden. Nach einer Empfehlung des internationalen Mennonitischen Zentralen Komitees, das sich bereits seit vielen Jahren karitativ in der Flüchtlingsarbeit in Österreich betätigte, sollte Linz ein neues Zentrum der mennonitischen Mission werden. Dies wurde von der nordamerikanischen Missionsgesellschaft ‚Mennonite Brethren Mission and Service International (MBMSI)‘ aufgegriffen und es kam zur Entsendung von Missionaren nach Österreich. Das Ziel war die Gründung selbständiger kongregationalistischer Gemeinden mit einer eigenen österreichischen Arbeitsgemeinschaft.“337

Im Jahr 1953 kamen die ersten zwei nordamerikanischen Missionarsfamilien in Linz an. Ihre Arbeit war anfangs stark auf die Flüchtlingslager im Raum Linz ausgerichtet, stieß dabei aber auf erbitterten Widerstand sowohl römisch-katholischer als auch evangelischer Pfarrer und auf Skepsis im freikirchlichen Bereich. Trotzdem entstand bald eine kleine Gemeinde in Linz, die 1958 ihr eigenes Gemeindehaus einweihen konnte. Im selben Jahr konnte auch eine Gemeinde in Steyr gegründet werden. Weitere Gemeinden in Wels, Salzburg, Gmunden und Wien kamen hinzu; andere Gemeindegründungsprojekte in Amstetten und Liezen mussten im Laufe der Jahre eingestellt werden. Im Jahr 2011 folgte die Auflösung der Salzburger Mennonitengemeinde. Sie löste gleichzeitig jedoch einen grundsätzlichen Neustart der Arbeit auf Bundesebene auf, die sich im Motto der Mennonitischen Freikirche – Versöhnung leben, Frieden stiften – niederschlägt. Seither stehen die Förderung von Diakonie, die Leiterausbildung und Gemeindegründung im Zentrum der MFÖ. Heute gehören fünf Gemeinden in Wien, Linz, Gmunden, Steyr und Wels zur Mennonitischen Freikirche Österreich, die im Juli 2001 die Anerkennung als eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft erhalten hatte. 336 Seit Oktober 2008 gibt es im niederösterreichischen Museumsdorf Niedersulz eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Täufer in Österreich; vgl. hierzu: https://museumsdorf.wordpress. com/category/taufermuseum/ [04.01.2016]. 337 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mennonitische_Freikirche_%C3%96sterreich [04.01.2016].

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Lehre

Die Lehren der Mennonitischen Freikirche sind in vielen Bereichen denen anderer protestantischer Kirchen und Freikirchen ähnlich. „Typisch mennonitische Betonungen sind der Nachdruck, der auf den ausgelebten Glauben gelegt wird, die persönliche Integrität eines konsequenten christlichen Lebensstils sowie die Wichtigkeit von Versöhnungs- und Friedensarbeit. Deshalb machen auch fast alle jungen Männer Zivil- statt Wehrdienst, auch wenn diese Wahl in ihrem eigenen freien Ermessen liegt.“338

Die Gemeinden sind kongregationalistisch aufgebaut; jede Gemeinde ist somit selbständig. Das Abendmahl wird einmal monatlich in Form von Brot und Traubensaft als Gedächtnisund Gemeinschaftsmahl gefeiert. Säuglinge werden gesegnet und Jugendliche ab 14 Jahren sowie Erwachsene aufgrund ihres eigenen Entschlusses und eines Bekenntnisses des Glaubens durch Untertauchen getauft. Wie schon erwähnt, betonen die Mennoniten eine pazifistische Grundhaltung. So heißt es im derzeitigen Glaubensbekenntnis der Mennonitischen Freikirche Österreich: „Wir streben danach in allen Beziehungen Gottes Werkzeuge der Versöhnung und Friedensstifter zu sein. Dies schließt Situationen, in denen wir persönlich Unrecht erleiden, ein als auch Situationen gesellschaftlicher Umwälzungen und internationaler Spannungen. Besonders in diesen Situationen werden wir von Jesus aufgerufen und bevollmächtigt Feindesliebe zu praktizieren. Wir glauben, dass Christen in einem Ersatz- und Friedensdienst besser das Wesen Christi darstellen können als in einem militärischen Umfeld.“339

Hier hat in den vergangenen Jahren eine Abschwächung zum Glaubensbekenntnis von 1980 stattgefunden. Dort hieß es noch: „Wir glauben nicht, dass es Wille Gottes ist, dass Christen militärische Dienste mit der Waffe leisten.“340 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Zur Geschichte der Täufer in Österreich

338 Horst Kefer, „Mennonitische Freikirche in Österreich“, Peter Pietzinger (Hg.), Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften, 2. Aufl., St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 91. 339 Siehe Anhang unter Punkt 10.8.2.5 (Artikel 14). 340 „Verfassung der Mennonitischen Freikirche Österreich“, Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Pfingstkirche Gemeinde Gottes und Mennonitische Freikirche. Ökumenische und interreligiöse Perspektiven, Johann Hirnsperger et al. (Hg.), Theologie im kulturellen Dialog, Bd. 7b, Graz: Styria, 2005: S. 34.

4.4 Freikirchen in Österreich (FKÖ)

171

₋₋ Packull, Werner O. Die Hutterer in Tirol. Frühes Täufertum in der Schweiz, Tirol und Mähren. Innsbruck: Wagner, 2000. ₋₋ Schlachta, Astrid von. Die Hutterer zwischen Tirol und Amerika. Eine Reise durch die Jahrhunderte. Innsbruck: Wagner, 2006. ₋₋ Schlachta, Astrid von/Forster, Ellinor/Merola, Giovanni (Hg.). Verbrannte Visionen? Erinnerungsorte an die Täufer in Tirol. Innsbruck: Innsbruck University Press, 2007. Zu den Mennoniten ₋₋ Goertz, Hans-Jürgen (Hg.). Die Mennoniten. Kirchen der Welt. Bd. 8. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1971. ₋₋ Goertz, Hans-Jürgen. Das schwierige Erbe der Mennoniten. Aufsätze und Reden. Marion Kobelt-Groch/Christoph Wiebe (Hg.). Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2002. ₋₋ Lange, Andrea, »Mennoniten«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 115–131. ₋₋ Mennonitisches Lexikon. Christian Neff/Christian Hege et al. (Hg.). 4 Bde. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1913–67. ₋₋ Podobri, Martin. Die Mennoniten in Österreich. Entstehung, geschichtliche Entwicklung und Ausblick. Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich. Bd. 9. Frank Hinkelmann/Franz Graf-Stuhlhofer/Thomas Schirrmacher (Hg.). Bonn: VKW, 2014. ₋₋ Rathmair, Franz. »Die Mennonitische Freikirche Österreich (MFÖ)«. Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Pfingstkirche Gemeinde Gottes und Mennonitische Freikirche. Ökumenische und interreligiöse Perspektiven. Johann Hirnsperger et al. (Hg.). Theologie im kulturellen Dialog. Bd. 7b. Graz: Styria, 2005: S. 11–16. Internetlinks

₋₋ http://www.mennoniten.at/ (Homepage der Mennonitischen Freikirche in Österreich) ₋₋ http://www.mwc-cmm.org/ (Homepage der mennonitischen Weltkonferenz) ₋₋ http://www.mennolink.org/ (Englischsprachige mennonitische Homepage) ₋₋ http://gameo.org/ (Homepage der Global Annabaptist Mennonite Enyclopedia Online) ₋₋ http://www.gameo.org/encyclopedia/contents/A922.html (Ausführlicher englischsprachiger Artikel über die Geschichte des Täufertums in Österreich)

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

4.5 Neuapostolische Kirche (NAK) KURZ & BÜNDIG Name Neuapostolische Kirche (NAK) Entstehung 1863 Anhänger weltweit Ca. 10 Millionen Gemeinden in Österreich 49 Anhänger in Österreich 5100 Kontakt Neuapostolische Kirche Mittersteig 10 1050 Wien Tel: 01 5860521 E-Mail: [email protected] Zeitschrift Community Regional

Geschichte

Die heutige Neuapostolische Kirche (NAK) ist aus den im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in England entstandenen Katholisch-Apostolischen Gemeinden hervorgegangen, nachdem der Prophet Heinrich Geyer (1818–1896) im Verlauf von Auseinandersetzungen 1862/63 aus der Katholisch-Apostolischen Gemeinde ausgeschlossenworden war. Er gründete in Hamburg 1863 die Allgemeine christliche apostolische Mission. Allerdings trennten sich schon 1878 fast alle apostolischen Gemeinden außerhalb Hamburgs von der Allgemeinen christlichen apostolischen Mission. In dieser Phase erwuchsen zuerst Friedrich Wilhelm Schwarz (1815–1895) und später Fritz Krebs (1832–1905) zu prägenden Gestalten der Gemeindebewegung, unter deren Führung die Gemeinden sich jedoch immer weiter von ihren katholisch-apostolischen Wurzeln entfernten und sich zur neuapostolischen Bewegung im heutigen Sinn entwickelten. „1897 nahm Krebs die Bezeichnung Stammapostel an, hob das Gleichheitsprinzip unter den Aposteln auf, organisierte die Gemeinden zentralistisch und gab der Bewegung ein exklusiv ausgerichtetes Glaubens- und Selbstverständnis. Unter seinen Nachfolgern entwickelten sich die ‚Neuapostolischen Gemeinden‘ (Bezeichnung ab 1907) bzw. die ‚Neuapostolische Kirche‘ (seit 1930) zu einer der zahlenmäßig stärksten Religionsgemeinschaften im deutschsprachigen Raum.“341

Die Anfänge der Neuapostolischen Kirche in Österreich reichen ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts zurück. Damals beauftragte Apostel Krebs im Jahr 1885 den jungen Diakon 341 Helmut Obst, Apostel und Propheten der Neuzeit. Gründer christlicher Religionsgemeinschaften im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, S. 55.

4.5 Neuapostolische Kirche (NAK)

173

und Kaufmann Josef Hallawitsch aus Hamburg, sich in Wien niederzulassen. Er eröffnete ein Geschäft und bemühte sich, mit Kunden und Besuchern über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Allerdings erschwerte die religionspolitische Ausgangslage, die keine Versammlungs- und Religionsfreiheit für freikirchliche Gruppen vorsah, jegliche kirchliche Aufbauarbeit. Fast 20 Jahre später, im Jahr 1914, kam aus Dresden der Evangelist Martin Trinks nach Wien und begann mit der Durchführung von Gottesdiensten. Aufgrund der veränderten religionsgesetzlichen Ausgangslage zu Beginn der Ersten Republik konnte Trinks nun missionarisch an die Öffentlichkeit treten und die Arbeit zeigte erste Früchte. Erstmals in Jahr 1921 wurde das Sakrament der Heiligen Versiegelung (Geistestaufe) in Österreich gespendet und auch erste Gläubige sammelten sich. Schon vor 1938 konnten neben Wien Gemeinden in Linz, Innsbruck, Graz und Dornbirn gegründet werden. Auch zu Beginn der Zweiten Republik setzte sich das Wachstum fort. Im Jahr 1975 wurde die Neuapostolische Kirche staatlich als Religionsgemeinschaft anerkannt. Heute gehören rund 5100 Gläubige in 49 Gemeinden, die auf zwei Bischofsbereiche aufgeteilt sind, zur Neuapostolischen Kirche in Österreich.342 Weltweit zählt die Kirche rund zehn Millionen Anhänger.343 Lehre

Mit dem im Jahr 2012 veröffentlichten Katechismus der Neuapostolischen Kirche liegt erstmals eine Gesamtschau neuapostolischer Lehre vor. Dies ist umso bedeutender, da die Kirche in lehrmäßiger Hinsicht in den vergangenen Jahren einen Wandel hin zu einer weitreichenden Öffnung erlebte und bis heute erlebt. „Grundlage dafür ist ein neues Kirchenverständnis, demgemäß die Kirche Christi nicht nur neuapostolische, sondern alle gläubigen Christen und Christinnen umfasst“ – heißt es beispielsweise in einer gemeinsamen Orientierungshilfe des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich und der Neuapostolischen Kirche in Österreich.344 Bei einer Darstellung der lehrmäßigen Überzeugungen wirft diese Neupositionierung allerdings durchaus Probleme auf. Denn „auch wenn die Leitung große Anstrengungen unternimmt, den Katechismus in den eigenen Gemeinden bekannt zu machen, bleibt ein solches theologisches Buch für viel Amtsträger noch ungewohnt. Daher muss eine Beschreibung der NAK die traditionellen Positionen kennen und zugleich die neuen Positionen würdigen.“345 342 Vgl. hierzu: http://www.nak.at/kirche/geschichte/ sowie: http://www.nak.at/kirche/bezirke-gemeinden/ [beide 09.02.2016]. 343 Vgl. hierzu: Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.), Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, S. 313. 344 Zu finden unter: http://www.oekumene.at/site/presse/oerkoeerklaerungen/article/k1180.html [09.02.2016]. 345 Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.), Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, S. 302.

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

Aus Platzgründen stellt diese Darstellung daher nur die derzeitige offizielle Lehre und nicht bisherige historische Lehrpositionen in den Vordergrund. Die Heilige Schrift bildet die Grundlage für die Lehre der Neuapostolischen Kirche, wobei die Apokryphen mit zum biblischen Kanon gerechnet werden. Daneben treten jedoch mögliche gegenwärtige Offenbarungen durch den Stammapostel. „Darüber hinaus vermittelt der Heilige Geist dem Apostolat neue Einsichten über Gottes Wirken und seinen Heilsplan, die in der Heiligen Schrift zwar angedeutet, aber noch nicht vollständig enthüllt sind. Als wichtiges Beispiel ist dafür die Lehre von der Heilsvermittlung für Entschlafene zu nennen […]. Es obliegt dem Stammapostel aufgrund seiner lehramtlichen Vollmacht, derartige Aufschlüsse aus dem heiligen Geist zu verkündigen und zur verbindlichen Lehre der Neuapostolischen Kirche zu erklären.“346

Hier tritt eine Besonderheit der Neuapostolischen Kirche zutage, da sie sich als Wiederherstellung der Urkirche versteht und das Apostelamt als ein Kennzeichen der wahren Kirche sieht. Das Apostolat ist hierarchisch in Stammapostel-, Bezirks- und Apostelamt aufgeteilt und alle Apostel sind den neutestamentlichen Aposteln gleichgeordnet. Zusammen mit den Aposteln leitet der Stammapostel die Kirche, genießt dabei aber bis heute hohe Autorität:347 „Der Dienst und die Aufgaben, die der Herr dem Apostel Petrus übertragen hat, werden heute vom Stammapostel ausgeübt. […] Der Dienst des Stammapostels äußert sich in der Reinhaltung und Weiterentwicklung der Lehre, dem Erschließen neuer Erkenntnisse sowie der einheitlichen Ausbreitung des Glaubenszeugnisses. […] Der Stammapostel ist oberste geistliche Autorität; ihm kommt im Kreis der Apostel die führende Stellung zu.“348

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Neuapostolischen Kirche bildet die Lehre über das Leben nach dem Tod. In ihrer Lehre vom Entschlafenenwesen vertritt die Kirche eine Unsterblichkeit der Seele auch über den leiblichen Tod hinaus. „Der Zustand der Seelen im Jenseits ist Ausdruck der Gottnähe oder Gottferne und gleicht dem während der Lebenszeit. Die Wiedergeborenen, die dem Herrn zugewandt 346 Neuapostolische Kirche (Hg.), Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Frankfurt: Friedrich Bischoff, 2012: S. 48 (1.3). 347 Noch 1998 wurde der Stammapostel als „Repräsentant des Herrn auf Erden“ bezeichnet. Allerdings wurde 2013 erstmals öffentlich zugegeben, dass eine Botschaft des ehemaligen Stammapostels Bischoff keine göttliche Offenbarung gewesen sei. Diese Erklärung markiert eine Wende mit möglichen weitreichenden Folgen für das Amtsverständnis. Vgl. zu den theologischen Spannungen und Konflikten rund um die nicht eingetretene Offenbarung Bischoffs die einschlägige Literatur. 348 Neuapostolische Kirche (Hg.), Katechismus der Neuapostolischen Kirche, S. 303–304 (7.6.6).

4.5 Neuapostolische Kirche (NAK)

175

waren, befinden sich in einem Zustand der Gerechtigkeit vor Gott. Seelen, die nie vom Evangelium gehört, keine Sündenvergebung erfahren und kein Sakrament empfangen haben, befinden sich in einem Zustand der Gottferne. Er kann nur durch den Glauben an Jesus Christus, die Annahme seines Verdienstes und den Empfang der Sakramente überwunden werden. Seit dem Opfer Christi ist der Zustand der Seelen im Jenseits zum Guten hin veränderbar. Heil kann also auch nach dem leiblichen Tod erlangt werden.“349

Im Sakramentsbereich kennt die Neuapostolische Kirche drei Sakramente: zum einen die Wassertaufe, die heilsnotwendig ist, die aber gleichzeitig nur den ersten Schritt auf dem Weg der Erlösung bildet. Zur Taufe muss die Heilige Versiegelung, eine Geistestaufe, hinzukommen, die unter Handauflegung und Gebet ausschließlich von Aposteln gespendet werden kann. Nur durch Taufe und Versiegelung erlangt der Gläubige eine vollständige Wiedergeburt und die damit verbundene Gotteskindschaft. Als drittes Sakrament spielt das Abendmahl eine wichtige Rolle, das in jedem Gottesdienst gefeiert wird. Zwar ist das Abendmahl auch Gedächtnismahl, allerdings vertritt man eine Realpräsenz (Leib und Blut Christi sind wahrhaft anwesend) sowie eine Konsubstantiation (Brot und Wein werden durch die Konsekration in ihrer Substanz nicht verändert. Vielmehr tritt die Substanz von Leib und Blut Jesu hinzu).350 Alle drei Sakramente können auch stellvertretend für Verstorbene gespendet werden. In der Eschatologie vertritt die Neuapostolische Kirche einen konkreten Ablauf des endzeitlichen Geschehens, das im Großen und Ganzen dem traditionellen dispensationalistischen Verständnis entspricht. Eine Besonderheit stellt jedoch die Überzeugung dar, dass bei der ersten Entrückung nur die Brautgemeinde, gemeint sind nur die versiegelten Gläubigen der Neuapostolischen Kirche, entrückt wird. Die Zurückgebliebenen erleiden eine Zeit der Trübsal auf Erden, gefolgt von der ersten Auferstehung und der Errichtung eines Friedensreichs durch Christus. Erst danach erfolgt die zweite Auferstehung verbunden mit dem Weltgericht. „An jedem Punkt können zu den Geretteten auch gläubige Christen anderer Kirchen hinzustoßen.“351 Hier zeigt sich eine Öffnung in der vormals exklusiven Lehre, indem unter Bezug auf Gottes Souveränität und seinem universellen Heilswillen die Heilsmöglichkeit für Christen anderer Kirchen eröffnet wird. Insgesamt gesehen ist der derzeitige theologische Reformprozess innerhalb der Neuapostolischen Kirche unübersehbar und weitreichend. In einer Einschätzung zur Entwicklung der Neuapostolischen Kirche heißt es zutreffend:

349 Neuapostolische Kirche (Hg.), Katechismus der Neuapostolischen Kirche, S. 358 (9.5 & 9.6). 350 Vgl. hierzu: Neuapostolische Kirche (Hg.), Katechismus der Neuapostolischen Kirche, S. 334–336. 351 Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.), Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, S. 306.

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4 Die staatlich anerkannten protestantischen Religionsgemeinschaften in Österreich

„Dieser Katechismus markiert noch nicht das Ende des Reformprozesses, wohl aber einen wichtigen Zwischenschritt. Für die weitere Entwicklung kann von Interesse sein, wie der Katechismus mit Leben gefüllt wird, welche seiner Aspekte in der Praxis betont werden und wie der jeweils amtierende Stammapostel seinen Einfluss einsetzt.“352

Neuapostolische Gläubige treffen sich sowohl mittwochs als auch sonntags zum Gottesdienst, in dem der Musik und dem Gesang neben der Predigt eine wichtige Rolle zugemessen wird. Die Predigt wird von Laien auf Grundlage eines von der Kirchenleitung vorgegebenen Predigttextes meistens in freier Rede gehalten und verschiedene anwesende Amtsträger dienen nacheinander mit dem Wort. Im Anschluss an die Predigt wird das Abendmahl gefeiert. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.). Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, 2015: S. 294–319. ₋₋ Neuapostolische Kirche (Hg.). Katechismus der Neuapostolischen Kirche. Frankfurt: Friedrich Bischoff, 2012. ₋₋ Obst, Helmut. Apostel und Propheten der Neuzeit. Gründer christlicher Religionsgemeinschaften des 19. und 20. Jahrhunderts. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000: S. 55– 142. ₋₋ Obst, Helmut. Die Neuapostolische Kirche – die exklusive Endzeitkirche? Neukirchen-Vluyn: Friedrich Bahn, 1996. Internetlinks

₋₋ http://www.nak.at/ (Offizielle Homepage der Neuapostolischen Kirche in Österreich)

352 Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.), Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, S. 302.

5 Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften in Österreich

Am 10. Januar ,31998 trat das Bundesgesetz über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften (BGB I Nr. 19/1998) in Kraft.353 Dieses Gesetz bot Kirchen und Freikirchen, die nicht einer staatlich und gesetzlich anerkannten Kirche und Religionsgesellschaft angehören, erstmals die Möglichkeit, sich zu einer staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft zusammenzuschließen. Allerdings gelten die Mitglieder einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft offiziell weiterhin als ohne religiöses Bekenntnis, da sie nicht Teil einer anerkannten Religionsgesellschaft sind. Einzig in Schulzeugnissen wird die Mitgliedschaft in eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften vermerkt,354 ohne dass dies das Recht auf Religionsunterricht einschließt. Voraussetzung zum Erwerb des Status einer eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft ist der Nachweis von mindestens 300 Mitgliedern, die in Österreich ihren Wohnsitz haben und keiner anderen anerkannten Religionsgesellschaft oder eingetragenen Bekenntnisgemeinschaft angehören. Gleichfalls müssen auch Statuten vorgelegt werden, aus denen inhaltliche Überzeugungen und religiöse Praxis samt Aufbau der eingetragenen Bekenntnisgemeinschaft deutlich wird. Wenn die Behörde binnen sechs Monaten nach Eingang des Antrags keinen ablehnenden Bescheid ausstellt, gilt die religiöse Bekenntnisgemeinschaft als eingetragen und genehmigt. Ablehnungsgründe wären z. B. die Aufforderung zu einer Strafhandlung oder zu einem gesetzwidrigen Verhalten, die Behinderung der psychischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder die Verletzung der psychischen Integrität z. B. bei der Glaubensvermittlung. Der Status einer Bekenntnisgemeinschaft gilt als eine Art Vorstufe zum Status einer gesetzlich anerkannten Kirche und Religionsgemeinschaft. Um diese offizielle staatliche Anerkennung zu erlangen, mussten im ursprünglichen Gesetz von 1998 zusätzlich folgende Voraussetzungen erfüllt werden: „Bestand als Religionsgemeinschaft durch mindestens 20 Jahre, davon mindestens 10 Jahre als religiöse Bekenntnisgemeinschaft mit Rechtspersönlichkeit im Sinne dieses Bundesgesetzes, Anzahl der Angehörigen in der Höhe von mindestens 2/1000 der Bevölkerung Österreichs nach der letzten Volkszählung (ca. 16.000 Personen), Verwendung der Ein353 Das aktuelle Gesetz ist abgedruckt im Anhang unter 10.9.1. 354 Vgl. hierzu: https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10010098 [05.01.2016].

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5 Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften

nahmen und des Vermögens für religiöse Zwecke (wozu auch in der religiösen Zielsetzung begründete gemeinnützige und mildtätige Zwecke zählen), positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat, keine gesetzwidrige Störung des Verhältnisses zu den bestehenden gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften sowie sonstigen Religionsgemeinschaften.355

Allerdings führte eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes (G 58/10, G 59/10) und des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR Nr. 40825/98) dazu, dass zumindest der Passus des Erfordernisses eines zwanzigjährigen Bestandes, davon zehn Jahre als religiöse Bekenntnisgemeinschaft, als verfassungswidrig erachtet wurde, so dass es im Frühsommer 2011 zu einer Änderung des Gesetzes kommen musste.356 Unverständlich bleibt, dass statt der üblichen sechswöchigen Begutachtungsfrist im Parlament diese Frist bei der Revision des Bekenntnisgemeinschaftsgesetzes auf drei Wochen verkürzt und gleichzeitig massive Einwendungen übergangen wurden.357 Auch eine grundlegende Neuordnung des Anerkennungsrechtes, wie sie sowohl von der Österreichischen Bischofskonferenz in ihrem Gutachten gefordert358 als auch von der Evangelischen Kirche A. u. H. B. angemahnt wurde, steht bis heute aus. So schrieb der evangelische Oberkirchenrat: „Zeitgemäße religionsrechtliche Bestimmungen scheinen insgesamt notwendig zu sein. Es wäre nach Auffassung der Evangelischen Kirche A. und H. B. in Österreich angebracht, anstelle des vorliegenden ungenügenden und z. T. verbesserungsfähigen Gesetzesentwurfes endlich umfassende, zeitgemäße religionsrechtliche Vorschriften und gesetzliche Regelungen zu schaffen und zu verabschieden. Dazu wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.“359

Die grundlegende Kritik am Bekenntnisgemeinschaftsgesetz richtet sich vor allem daran, dass im Unterschied zu den anerkannten Religionsgemeinschaften für Bekenntnisgemeinschaften weder Fragen des Arbeitsrechts, des Baurechts, des Steuerrechts, des Schulwesens noch des Personenstandwesens durch den Gesetzgeber im Bund und in den Ländern geklärt 355 Quelle: http://www.weltanschauungsfragen.at/suche/articles/2005/01/20/a2468 [04.01.2016]. 356 Vgl. zur Problematik der österreichischen Gesetzgebung vor allem: Brigitte Schinkele, „Privilegierte und diskriminierte Religionen – korporative Religionsfreiheit in europäischer Perspektive“, Österreichisches Archiv für Recht & Religion 57 (2010): S. 180–197. 357 Vgl. hierzu die Stellungnahme von Bundesrätin Dr. Jennifer Kickert (Grüne, Wien) in der Parlamentssitzung vom 21. Juli 2011. Einzusehen unter: http://www.parlament.gv.at/PAKT/ VHG/BR/BRSITZ/BRSITZ_00799/index.shtml [05.01.2016]: Stenographisches Protokoll der 799. Sitzung, S. 126. 358 Vgl. hierzu: Stellungnahme der Österreichischen Bischofskonferenz vom 9. Juni 2011. Aktenzeichen BK 266/11, S. 3. 359 Vgl. hierzu: Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Österreich, Oberkirchenrat A. u. H. B. vom 10. Juni 2011, Aktenzeichen STG01;1380/2011, S. 8.

5 Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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sind und in vielen Bereichen eine unklare Rechtslage besteht.360 Auch die „prohibitiv hohe Mitgliederzahl von über 16.000“361 für eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft wird kritisch bewertet. Derzeit gibt es acht religiöse Gruppierungen, die den Status einer eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft haben, darunter zwei Freikirchen aus dem protestantischen Raum: die Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich sowie die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Beide werden in diesem Kapitel näher vorgestellt.362 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Kalb, Herbert/Potz, Richard/Schinkele, Brigitte. »Eintragung und Anerkennung von Religionsgemeinschaften nach dem Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften«. Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 45 (1998): S. 58–111. ₋₋ Krömer, Peter. »Zur Problematik unterschiedlicher Rechtsvorschriften für Religionsgemeinschaften«. Österreichisches Archiv für Recht & Religion 57 (2010): S. 198–221. ₋₋ Ortner, Helmut. Religion und Staat. Säkularität und religiöse Neutralität. Wien: Verlag Österreich, 2000. ₋₋ Potz, Richard/Schinkele, Brigitte. »Stellungnahme zum Entwurf eines Bundesgesetzes über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften«. Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 45 (1998): S. 30–57. ₋₋ Schinkele, Brigitte. »Privilegierte und diskriminierte Religion – korporative Religionsfreiheit in europäischer Perspektive«. Österreichisches Archiv für Recht & Religion 57 (2010): S. 180–197. ₋₋ Schwendenwein, Hugo. »Das neue österreichische Gesetz über die religiösen Bekenntnisgemeinschaften«. Josef Isensee/Wilhelm Rees/Wolfgang Rüfner (Hg.). Dem Staate, was des Staates – der Kirche, was der Kirche ist. Festschrift für Joseph Lisl zum 70. Geburtstag. Berlin: Duncker & Humblot, 1999: S. 309–338.

360 Vgl. hierzu vor allem: Peter Krömer, „Zur Problematik unterschiedlicher Rechtsvorschriften für Religionsgemeinschaften“, Österreichisches Archiv für Recht & Religion. 57 (2010): S. 199–221. 361 Brigitte Schinkele, „Privilegierte und diskriminierte Religionen – korporative Religionsfreiheit in europäischer Perspektive“, S. 189. 362 Vgl. hierzu: https://www.bka.gv.at/site/3405/default.aspx [05.01.2016].

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5 Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften

5.1 Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Mitglieder weltweit Gemeinden in Österreich Mitglieder in Österreich Kontakt Zeitschrift

Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich 1886, in Österreich seit 1984 Ca. 8 Millionen 32 13.002 Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich Maculangasse 9 1220 Wien E-Mail: [email protected] Apa Vieţii (in rumänischer Sprache)

Geschichte

Die Ursprünge der Pfingstkirche Gemeinde Gottes (Church of God [Cleveland, Tenn.]) gehen in die Vereinigten Staaten von Amerika zurück. Sie entstand im Jahr 1886 in Tennessee (USA) durch den Baptistenprediger R. G. Spurling, der zusammen mit weiteren Mitarbeitern im Jahr 1896 während des Sommers erlebte, wie der Heilige Geist auf rund 130 Personen fiel, sie heilte, ihnen die Gabe der Zungenrede schenkte und – wie es dann später bezeichnet wurde – die Gruppe mit dem Heiligen Geist taufte. Aus diesen Anfängen wuchs eine Kirche, die in knapp 150 Ländern um die 8 Millionen Gläubige hat.363 Nach Österreich kam die Pfingstkirche Gemeinde Gottes durch rumänische Christen im Flüchtlingslager Traiskirchen, die sich im Jahr 1981 zum gemeinsamen Gebet und zu Bibelstunden versammelten. Unter Mithilfe des deutschen Partnerverbandes konnte 1984 in Wien eine erste Gemeinde gegründet werden. Am 8. August 1989 fand eine Vereinsgründung unter dem Namen Verein der Gemeinde Gottes in Österreich statt. Mit Wirksamkeit vom 13. Oktober 2001 ist die Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich als staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft anerkannt. Derzeit gehören 32 rumänischsprachige Gemeinden zur Pfingstkirche Gemeinde Gottes, die sich u. a. an folgenden Orten treffen: Wien, eine in Krems, Amstetten, Linz, Wels, Braunau, Wolfsegg, Salzburg, Feldkirchen, Klagenfurt, St. Veit, Graz, Kapfenberg, Neudau, Gleisdorf, Oberwart, Wiener Neustadt und Bruck/Leitha. Mit rund 6500 ordentlichen Mitgliedern sowie 5600 363 Vgl.: http://www.churchofgod.org/about/history.cfm und C. W. Conn, „Chuch of God (Cleveland, Tenn.)“, Dictionary of Pentecostal and Charismatic Movements, Stanley M. Burgess/ Gary B. McGee (Hg.), 7. Aufl., Grand Rapids: Zondervan, 1995: S. 197–202. Die Zahlenangaben erhielt der Autor von der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich in einem Schreiben vom 8. Januar 2015.

5.1 Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich

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Jugendlichen und Kindern und 1100 außerordentlichen Mitgliedern gehört die Gemeinde Gottes zu den größten Freikirchen in Österreich.364 Die Emmaus Gemeinde in Graz war ursprünglich eine im Jahr 2002 bzw. 2003 gegründete rumänische Pfingstgemeinde, ist aber vor einiger Zeit aus dem österreichischen Bund ausgetreten und ist stattdessen Mitglied im Bund der Gemeinde Gottes in Deutschland. Zur Gemeinde, die Gottesdienste im Wechsel auf Deutsch, Rumänisch oder Englisch durchführt bzw. in diese Sprachen übersetzt, halten sich rund 120 bis 130 Gläubige. Lehre

Die Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich vertritt als Teil der weltweiten Pfingstbewegung die „fünf pentekostalen Fundamentalien“: Bekehrung, Heiligung, Heilung, Geistestaufe und eine eschatologische Naherwartung:365 Zu weiteren theologischen Positionen heißt es: „Die Bekehrung: ist eine persönlich willentliche Hinkehr zu Gott. Die durch den Heiligen Geist gewirkte Sinnesänderung gestaltet Leben und Nachfolge des Gläubigen. Die Wiedergeburt: Der Sünder wird von neuem aus Gott geboren. Der Heilige Geist bewirkt in dem Neugeborenen die Voraussetzung zur Aufnahme in das Reich Gottes. Der aus dem lebendigen Wort wiedergeborene Christ wird befähigt, nach dem Willen Gottes leben zu können. Die Wassertaufe: Jeder, der glaubt, wie die Schrift sagt, befolgt das biblische Gebot, sich taufen zu lassen. Die Taufe von Kleinkindern wird in der Gemeinde Gottes nicht praktiziert. Kleinkinder werden in einem besonderen Gottesdienst dem Herrn geweiht und im Namen Jesu gesegnet. Die Heiligung: Die Grundlage der Heiligung wird uns durch Christi Opfertod am Kreuz vermittelt. Sie ist eine göttliche Gabe und wird denen zuteil, die an Christi Sterben und Auferstehung glauben. Die göttliche Heilung ist ein sichtbares, übernatürliches Einwirken Gottes. Das Gebet für die Kranken und die Salbung mit Öl darf von den Ältesten/Presbytern der Gemeinde ausgeübt werden. Die Taufe im Heiligen Geist, die der betende Gläubige empfängt. Voraussetzung ist ein Leben in Reinheit und Heiligkeit vor Gott. Das zweite Kommen des Herrn: Jesus wird vom Himmel her kommen, um die im Herrn

364 Die Zahlenangaben erhielt der Autor von der Gemeinde Gottes in Österreich in einem Schreiben vom 18.02.2016 mitgeteilt. 365 Vgl. hierzu: Ioan Varadin, „Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“, Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften, 2. Aufl., St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 93–95.

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5 Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften

Entschlafenen zusammen mit den lebenden Gläubigen in einem Augenblick zu verwandeln und zu sich zu nehmen.“366

Die Gemeinde Gottes ist international organisiert. So steht zwar in der Verfassung der Gemeinde Gottes: „Die Lokalgemeinde ist ein Teil der universalen Gemeinde und ist zur Selbstverwaltung berechtigt.“367 Gleichzeitig heißt es aber auch: „Die Gemeinde Gottes wird zentral geleitet“368 und in den international festgelegten Strukturen der Gemeinde Gottes, die Teil der österreichischen Verfassung sind, wird betont: „Die Internationale Generalversammlung der Gemeinde Gottes ist die organisierte Körperschaft mit der Vollmacht, Lehren, Gemeindeaufbau, Grundsätze und Tätigkeiten aller Einzelgemeinden zu beschließen, die jene Versammlung bilden.“369

Der formale strukturelle Aufbau der Gemeinde Gottes kennt verschiedene Ebenen: „Die Hauptversammlung Die Hauptversammlung besteht aus allen Mitarbeitern und Amtsträgern der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich. Diese vertreten die Nationale Gemeinde Gottes. Die Hauptversammlung findet mindestens einmal im Jahr statt. Die Predigerversammlung (Pastorenkomitee) Die Predigerversammlung besteht aus allen Pastoren, Presbytern und Diakonen der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich. Sie findet mindestens zweimal im Jahr statt. Das Nationale Exekutivkomitee (Vorstand) Das Nationale Exekutivkomitee besteht aus mindestens sieben ordinierten Amtsträgern. Es besteht also aus dem Vorsitzenden (Vorsteher), zwei stellvertretenden Vorsitzenden (Vorsteher), Sekretär, Kassier und den Beiräten. Die zwei stellvertretenden Vorsitzenden sind zugleich die Regionalleiter der zwei Regionen. Der Nationalvorsteher Der Nationalvorsteher vertritt das Interesse der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich auf nationaler und internationaler Ebene. Die Lokalgemeinden Die Lokalgemeinden der Pfingstkirche Gemeinde in Österreich sind in zwei Regionen 366 Zitiert aus den wichtigen Lehrgrundsätzen, abgedruckt im Anhang unter 10.9.3. 367 Anon, „Verfassung der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“, Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Pfingstkirche Gemeinde Gottes und Mennonitische Freikirche. Ökumenische und interreligiöse Perspektiven, Johann Hirnsperger et al. (Hg.), Theologie im kulturellen Dialog, Bd. 7b, Graz: Styria, 2005: S. 59. 368 „Verfassung der Pfingstgemeinde Gemeinde Gottes in Österreich“, S. 59. 369 „Verfassung der Pfingstgemeinde Gemeinde Gottes in Österreich“, S. 82.

5.1 Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich

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(Nord-West und Süd-Ost) eingeteilt und werden von den zwei Stellvertretenden des Nationalvorstehers vertreten. Jede Lokalgemeinde hat einen Pastor, der für diese verantwortlich ist, sowie auch ihr eigenes Komitee.“370 Insgesamt erscheinen die Strukturen der Pfingstkirche Gemeinde Gottes wie bei keiner der anderen protestantischen Bekenntnisgemeinschaften in Österreich hierarchisch festgelegt, sowohl auf nationaler Ebene als auch im internationalen Kirchenbund. Darüber hinaus hat auch der ordinierte Pastor eine herausgehobene Stellung inne, die über die Stellung eines Pastors in anderen Freikirchen hinausreicht, wie z. B. das Recht, über disziplinarische Maßnahmen gegenüber Gemeindegliedern eigenständig zu entscheiden. Bemerkenswert ist ferner, dass die meisten Pastoren ehrenamtlich tätig sind. Die Pfingstkirche Gemeinde Gottes kennt drei Sakramente: die Wassertaufe Gläubiger, das monatliche Abendmahl und die sich daran anschließende Fußwaschung. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Knospe, Dieter L. Gemeinde Gottes. Glaube – Ziele – Vitale Strukturen. Ein Handbuch für den Dienst der Gemeinde Gottes auf ihren internationalen Feldern. Urbach: Gemeinde Gottes Weltmission e. V., 2011. ₋₋ Schaser, Martin. »Die Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich«. Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Pfingstkirche Gemeinde Gottes und Mennonitische Freikirche. Ökumenische und interreligiöse Perspektiven. Johann Hirnsperger et al. (Hg.). Theologie im kulturellen Dialog. Bd. 7b. Graz: Styria, 2005: S. 37–47. Internetlinks

₋₋ http://www.gemeindegottes.at/ (Hompage der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich) ₋₋ http://www.churchofgod.org/ (Homebage der International Church of God, Cleveland) ₋₋ http://emmaus-graz.at/ (Homepage der aus dem österreichischen Bund ausgetretenen Gemeinde in Graz)

370 Ioan Varadin, „Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“, Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften, 2. Aufl., St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 94.

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5 Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften

5.2 Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Mitglieder weltweit Anhänger weltweit Gemeinden in Österreich Mitglieder in Österreich Kontakt

Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten 1861, in Österreich seit 1903 18,2 Millionen Ca. 30 Millionen 61 4120 zzgl. rund 1000 vorläufigen Mitgliedern Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten Prager Straße 287 1210 Wien Tel: 01 3199301

Geschichte

Die historischen Wurzeln der Siebenten-Tags-Adventisten liegen in den Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts in Europa und Nordamerika. Die Freikirche an sich geht auf den Baptistenprediger William Miller zurück, der die Wiederkunft Jesu für die Jahre 1843/1844 berechnet und verkündet hatte. „William Miller, anfangs skeptischer Deist, begann aufgrund bestimmter Ereignisse im Befreiungskrieg von 1812 sich intensiv mit der Bibel zu beschäftigen, indem er die Bibel systematisch durchlas und Bibelstellen miteinander verglich. 1818 kam er aufgrund des Studiums der Prophezeiungen des Buches Daniel und Offenbarung zu dem Schluss, dass Christus am Ende der geweissagten 2300 Tage (Dan. 8,14) zurückkehren werde, also um 1843.“371

In der Folge erhielt Miller zahlreiche Vortragseinladungen, bei denen bis zu 10.000 Besucher seinen Ausführungen folgten. Zahlreiche Prediger unterschiedlicher Denominationen unterstützten in weiterer Folge die aufkommende Bewegung. Als die von Miller zwischen April 1843 und April 1844 erwartete Wiederkunft Jesu nicht eintraf, kam es zu einer Neuberechnung der Wiederkunft Jesu durch einen von Millers Anhängern namens Samuel Snow für den 22. Oktober 1844. „Am 22. Oktober erwarteten schätzungsweise 50.000–100.000 Gläubige das Erscheinen Jesu in den Wolken. Als Jesus nicht wie erwartet wiederkam, spaltete sich die interkon371 Frank M. Hasel, „Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten“, Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Selbstdarstellung und theologische Reflexion, Johann Hirnsperger et al. (Hg.), Theologie im kulturellen Dialog, Bd. 7, Graz: Styria, 2001: S. 116.

5.2 Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

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fessionelle Millerische Adventbewegung nach der sogenannten ‚großen Enttäuschung‘ in mehrere Gruppierungen.372

Im Jahr 1863 kam es zur eigentlichen Gründung der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, als sich eine der Gruppierungen unter der Leitung der als Prophetin bezeichneten Ellen G. White zusammenschloss. „Vom 20. bis 23. Mai 1863 trafen sich die Vertreter von sechs Vereinigungen zur ersten Generalkonferenz in Battle Creek. Sie repräsentierten 3500 Glieder in 125 Gemeinden. Dieses Ereignis kann als die Gründung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten angesehen werden. Der Name war und ist durch die ausdrückliche Erwähnung der beiden fundamentalen Sonderlehren – Sabbat und Adventerwartung – zugleich Programm.“373

Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten hat heute über 18 Millionen Mitglieder und ist in über 200 Ländern verbreitet.374 Seit 1890 versuchten die Siebenten-Tags-Adventisten auch in Österreich Fuß zu fassen. Doch die Versuche waren schwierig. So beschrieb der nordamerikanische Prediger G. Dail seine Eindrücke hinsichtlich der Situation in Österreich im Rückblick: „Österreich schien wie ein europäisches Tibet, zumindest was unsere Arbeit betraf; denn es war sehr schwierig, dort einen Fuß hinein zu bekommen. Wir würden Arbeiter dorthin senden, nur um sie deportiert zu sehen. Religiöse Versammlungen, wie wir sie in Deutschland halten würden, waren verboten. Es schien unmöglich zu sein, eine Erlaubnis zum Verkauf unserer Publikationen zu erhalten.“375

Es dauerte bis zum Jahr 1903, dass die Adventisten in Wien zusammenkommen durften, und 5 weitere Jahre, bis sich 5 Gläubige in Wien zusammenfanden. Zwar litten die Adventisten weiter unter staatlichen Repressalien, doch entstanden in den folgenden Jahren Gemeinden und Gruppen in Wien und weiteren Teilen des Landes, so dass man von 32 Gemeinden mit rund 1550 getauften Mitgliedern im Jahr 1935 sprechen konnte.376 Nach dem Zweiten 372 Hasel, „Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten“, S. 117. 373 Helmut Obst, Apostel und Propheten der Neuzeit: Gründer christlicher Gemeinschaften des 19. und 20. Jahrhunderts, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000: S. 369–370. 374 Die Zahlenangaben erhielt der Autor von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in einem Schreiben vom 30. Januar 2015. 375 In eigener Übersetzung übernommen aus Daniel Heinz, Repression, Toleranz und Legalität: Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich, Manuskript, o. J. 376 Hinrich Bargmann, „Die Freikirchen in Österreich“, Ekklesia. Eine Sammlung von Selbstdarstellungen der christlichen Kirchen. Friedrich Sigmund-Schultze (Hg.), Bd. IV: Deutschsprachige Länder: Die evangelische Kirche in Österreich. Gotha: Leopold Klotz Verlag, 1935: S. 156.

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5 Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften

Weltkrieg wuchsen die Adventisten wiederum vor allem im städtischen Bereich stark. So lebten allein in Wien rund 1000 Gemeindeglieder. Im Jahr 1949 konnte in Bogenhofen bei Braunau/Inn ein Predigerseminar eröffnet werden, das bis heute neben einem staatlich anerkannten Oberstufenrealgymnasium Bestand hat. Das Theologische Seminar Bogenhofen ist bis heute das größte freikirchliche Ausbildungszentrum in Österreich. Heute gehören 61 Gemeinden und Gruppen mit 4121 Mitgliedern zuzüglich 1000 Kindern und Jugendlichen zu der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich. Fünf Gemeinden führen eigene Volks- und Mittelschulen mit Öffentlichkeitsrecht. Seit 2012 befindet sich die Verwaltung der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in einem modernen Bürogebäude im 21. Wiener Bezirk. Dort sind sämtliche Abteilungen der Kirche, das Medienzentrum und ein Verlagshaus sowie das Büro der adventistischen Katastrophen- und Entwicklungshilfe untergebracht.377 Lehre

Autoritative Grundlage der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist die Heilige Schrift. So heißt es in den Glaubensüberzeugungen: „Die Heilige Schrift – Altes und Neues Testament – ist das geschriebene Wort Gottes, durch göttliche Inspiration heiligen Menschen anvertraut, die geredet und geschrieben haben, getrieben vom Heiligen Geist. In diesem Wort hat Gott dem Menschen alles mitgeteilt, was zu dessen Errettung nötig ist. Die Heilige Schrift ist die unfehlbare Offenbarung seines Willens.“378

In den zentralen Glaubenslehren gibt es eine breite Übereinstimmung mit den Lehren anderer reformatorisch geprägter Kirchen und Freikirchen. Die Taufe wird durch Untertauchen als Glaubenstaufe praktiziert. Das Abendmahl wird als Gedächtnis- und Gemeinschaftsmahl verbunden mit einer vorangehenden gegenseitigen Fußwaschung gefeiert. Statt des Sonntags halten die Siebenten-Tags-Adventisten – wie es der Name schon sagt – den Sabbat (Samstag). Sie sind der Überzeugung, dass das vierte Gebot sich genau auf diesen siebenten Tag der Woche bezieht und gemäß der alttestamentlichen Gesetzgebung einzuhalten ist. Hierzu heißt es in den Glaubensüberzeugungen: „Das vierte Gebot in Gottes unwandelbarem Gesetz gebietet die Heiligung des siebenten Tages der Woche als Tag der Ruhe, der Anbetung und des Dienens, so wie es uns Jesus Christus, der Herr des Sabbats, gelehrt und vorgelebt hat. Der Sabbat ist ein Tag froher Gemeinschaft – mit Gott und untereinander. Er ist ein Sinnbild unserer Erlösung 377 Die Zahlenangaben erhielt der Autor von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in einem Schreiben vom 30. Januar 2015. 378 Vgl. die Glaubensgrundlagen im Anhang unter 10.9.5, Punkt 1.

5.2 Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

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durch Christus, ein Zeichen unserer Heiligung, ein Ausdruck unserer Treue und ein Vorgeschmack ewigen Lebens im Reich Gottes. Der Sabbat ist Gottes bleibendes Zeichen seines ewigen Bundes mit seinem Volk. Wer diese heilige Zeit freudig beachtet, von Abend zu Abend, von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang, feiert Gottes schöpferisches und erlösendes Handeln.“379

Adventisten glauben, dass der Mensch durch Jesus Christus wieder zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückfinden kann und eine Einheit bildet. Hierin liegt auch der Einsatz der Adventisten in den Bereichen der (Präventiv-)Medizin, Vollwertkost und Gesundheitserziehung (der Enthaltsamkeit von Alkohol, Drogen und Tabak sowie des Medikamentenmissbrauchs) begründet. So heißt es in den Glaubensüberzeugungen: „Wir sind berufen, ein gottesfürchtiges Volk zu sein, das in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Wortes Gottes denkt, fühlt und handelt. Damit der Heilige Geist in uns einen Christus ähnlichen Charakter ausprägen kann, beschäftigen wir uns bewusst mit dem, was in uns Reinheit, Gesundheit und Freude fördert. Freizeitgestaltung und Unterhaltung sollen dem hohen Anspruch von Geschmack und Schönheit entsprechen, wie sie christlichem Glauben angemessen sind. Während wir durchaus kulturelle Unterschiede berücksichtigen, sind wir darauf bedacht, uns schlicht, anständig und geschmackvoll zu kleiden; denn wahre Schönheit besteht nicht in Äußerlichkeiten, sondern in dem unvergänglichen Schmuck der Freundlichkeit und Herzensgüte. Das schließt auch ein, dass wir für unseren Leib, der ein Tempel des Heiligen Geistes ist, in vernünftiger Weise Sorge tragen. Neben ausreichender körperlicher Bewegung und Ruhe wollen wir uns so gesund wie möglich ernähren und uns der Speisen enthalten, die in der Heiligen Schrift als unrein bezeichnet werden. Wir enthalten uns auch alkoholischer Getränke, des Tabaks, jeglicher Drogen und lehnen den Missbrauch von Medikamenten ab, weil sie schädlich sind. Stattdessen befassen wir uns mit dem, was unsere Gedanken und unseren Körper unter den Einfluss Christi stellt. Er wünscht uns Freude, Gesundheit und Wohlergehen.“380

Abschließend sei noch auf eine gewisse Sonderposition hingewiesen, in der sich die Adventisten aufgrund der Einhaltung des Sabbats sehen und in dem sie einen speziellen Auftrag sehen: „Die weltweite Gemeinde setzt sich zusammen aus allen, die wahrhaft an Christus glauben. Doch in der letzten Zeit, einer Zeit weit verbreiteten Abfalls, ist eine Schar der Übrigen herausgerufen, um an den Geboten Gottes festzuhalten und den Glauben an Jesus zu bewahren. Diese Übrigen weisen darauf hin, dass die Stunde des Gerichts gekommen ist,

379 Vgl. die Glaubensgrundlagen im Anhang unter 10.9.5, Punkt 20. 380 Vgl. die Glaubensüberzeugungen, abgedruckt im Anhang unter10.9.5, Punkt 22.

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5 Die protestantischen, staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften

predigen, dass es Erlösung durch Christus gibt, und verkündigen das Herannahen seiner Wiederkunft. Die drei Engel in Offb. 14 sind Sinnbild dieser Verkündigung. Sie geht einher mit dem Gerichtsgeschehen im Himmel und führt auf Erden zu einer Bewegung der Buße und Erneuerung. Jeder Gläubige ist aufgefordert, sich an diesem weltweiten Zeugnis persönlich zu beteiligen.“381

Bezüglich der Endzeit vertreten die Adventisten, dass Menschen nach dem Tod in einem Zustand ohne Bewusstsein existieren; die Gläubigen werden dann bei der Wiederkunft Jesu auferstehen. Über die übrigen Verstorbenen wird allerdings während dieser Zeit zwischen der ersten und zweiten Auferstehung, in denen Christus mit seinen Heiligen im Himmel herrscht, Gericht gehalten. So heißt es in den Glaubensgrundlagen über das Endgericht: „Die Erde befindet sich in einem verwüsteten Zustand; kein Mensch lebt darauf, nur Satan und seine Engel. Am Ende der tausend Jahre kommen Christus und seine Heiligen sowie die Heilige Stadt vom Himmel zur Erde herab. Dann werden die Ungerechten aus dem Tod auferweckt. Mit Satan und seinen Engeln werden sie die Heilige Stadt belagern. Aber Feuer von Gott wird sie verzehren und die Erde reinigen. So wird das Universum auf ewig von Sünde und Sündern befreit.“382

In der Vergangenheit wurden die Siebenten-Tags-Adventisten häufig als Sekte bzw. Sondergemeinschaft eingeordnet.383 Dies widerspricht jedoch sowohl dem Selbstverständnis der Siebenten-Tags-Adventisten als auch der inzwischen gängigen Praxis im deutschsprachigen Raum. So sind die Adventisten in Deutschland z. B. Mitglied der Vereinigung evangelischer Freikirchen. Deshalb wird die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten an dieser Stelle auch für den österreichischen Bereich den protestantischen Freikirchen zugeordnet. Seit 2010 gibt es sowohl auf örtlicher Gemeindeebene als auch auf offizieller Ebene zunehmend Kontakte und gemeinsames Engagement mit anderen Freikirchen sowie vereinzelt auch zu den Volkskirchen. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hasel, Frank M. »Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten«. Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaften in Österreich: Selbstdarstellung und theologische Reflexion. Johann Hirnsperger et al. (Hg.). Theologie im kulturellen Dialog. Bd. 7. Graz: Styria, 2001: S. 115–141. ₋₋ Obst, Helmut. Apostel und Propheten der Neuzeit. Gründer christlicher Religionsgemeinschaften des 19. und 20. Jahrhunderts. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000.

381 Vgl. die Glaubensüberzeugungen im Anhang unter 10.9.5, Punkt 13. 382 Vgl. die Glaubensüberzeugungen im Anhang unter 10.9.5, Punkt 27. 383 Allerdings werden sie in dem im Dezember 2015 erschienenen Handbuch Weltanschauungen, religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, hg. im Auftrag der Kirchenleitung der VELKD von Matthias Pöhlmann und Christine Jahn, schon unter den Freikirchen geführt.

5.2 Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Internetlinks

₋₋ http://www.adventisten.at/startseite/index.php (Homepage der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich) ₋₋ http://portal.bogenhofen.at/startseite/index.php (Homepage des Theologischen Seminars Bogenhofen) ₋₋ http://www.bibelstudien.at/grundsaetzliches.asp (Homepage des Bibelstudien-Instituts der österreichischen Adventisten) ₋₋ http://www.adra.at/ (Homepage der adventistischen Katastrophen- und Entwicklungshilfe Österreich)

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Im folgenden Abschnitt werden weitere protestantische Freikirchen und Gemeinschaften in Österreich vorgestellt, die bisher keine staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft bilden. Teilweise wird seitens der betreffenden Kirche bzw. Gemeinschaft auch bewusst auf diesen Schritt verzichtet. Darüber hinaus wird auch auf Gruppen eingegangen, die ihren Platz bewusst als freie Vereine im Rahmen der Evangelischen Kirche sehen.

6.1 Die Anglikanische Kirche KURZ & BÜNDIG Name Anglikanische Kirche Entstehung 1534, in Österreich seit 18 Anhänger weltweit Ca. 85 Millionen Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 400 Kontakt Christ Church Vienna Jaurèsgasse 24 1030 Wien Tel: 01 7148900 E-Mail: [email protected] Zeitschrift Crossways (englischsprachig)

Geschichte

Die Anglikanische Kirchengemeinschaft – so der offizielle Name – steht konfessionell zwischen den katholischen und den protestantischen Kirchen. Sie wurde 1534 auf Parlamentsbeschluss vom englischen König Heinrich VIII. (1509–1547) gegründet, nachdem Papst Clemens VII. dem Scheidungsbegehren des englischen Königs nicht zugestimmt hatte. Heinrich VIII. selbst stand als ausgebildeter Theologe dem reformatorischen Gedankengut eher kritisch gegenüber, nutzte aber die Ehepolitik als Anlass, sich selbst als Oberhaupt der Kirche einzusetzen und alle Priester auf sich zu verpflichten. In den Folgejahren setzte sich die innere und äußere Loslösung von Rom fort. So wurden z. B. römisch-katholische Kirchengüter konfisziert und der Krone zugesprochen.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Für die eigentliche reformatorische Ausprägung der Theologie und Liturgie in der Anglikanischen Kirche war Thomas Cranmer verantwortlich, der von 1533–1566 Erzbischof von Canterbury war. So gehen z. B. das Book of Common Prayer (1549) und die Ordnung der biblischen Lesungen auf Cranmer zurück. Ein reformatorisches Bekenntnis als solches kennt die Anglikanische Kirche nicht, auch wenn die 39 Artikel von 1563 im Jahr 1571 vom englischen Parlament als verbindlich erklärt wurden. Insgesamt gibt es bis in die Gegenwart hinein drei Ströme in der Anglikanischen Kirche: Zum einen gibt es einen hochkirchlichen Flügel (high church), der bis heute ungefähr 15 Prozent der anglikanischen Gläubigen umfasst. Für sie nehmen die Liturgie, die kirchlichen Ämter sowie die Sakramente und die Neueinrichtung anglikanischer Mönchs- und Nonnenklöster eine wichtige Rolle ein. Traditionell pflegen sie auch gute Kontakte zur Orthodoxie und zur Altkatholischen Kirche. Ein zweiter Flügel ist der evangelikale Flügel (low church), der stark von den Erweckungsbewegungen der letzten Jahrhunderte geprägt ist und für den Mission und Evangelisation einen hohen Stellenwert haben. Ungefähr 30 Prozent der Anglikaner werden dem evangelikalen Flügel zugerechnet. Der restliche Teil mit etwas mehr als 50 Prozent gehört zum volkskirchlichen Flügel (broad church). Vertreter dieses Flügels wehren sich gegen Vereinnahmung seitens der anderen beiden Flügel und stehen eher für einen pragmatischen und liberalen Ansatz.384 Insgesamt hat die Anglikanische Kirche weltweit rund 85 Millionen Anhänger.385 In Österreich entstand im 19. Jahrhundert in Wien eine anglikanische Botschaftskirche, die bis heute mit der britischen Botschaft in Verbindung steht: die Christ Church. Es sind vor allem englischsprachige Gläubige, die sich zu den Gottesdiensten versammeln. Durchschnittlich gehören rund 400 Personen zur Anglikanischen Kirche in Wien, die Teil der europäischen Diözese ist. Von der Pfarrgemeinde in Wien werden auch Gottesdienstorte im benachbarten Ausland (Ljubljana und Zagreb) sowie in Klagenfurt und Innsbruck betreut.386 Lehre

Die Anglikanische Kirche betont ihre Sonderstellung zwischen Katholizismus und Protestantismus. So bezeichnet sie sich zu Recht als sowohl wahrhaft katholisch als auch als wahrhaft reformatorisch.

384 Vgl. Gerd Ruhbach, „Anglikaner, Anglikanismus“, Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, Bd. 1, Helmut Burkhardt/Uwe Swarat (Hg.), Brockhaus: Wuppertal, 1992: S. 73. 385 Vgl. hierzu: http://www.anglicancommunion.org/structures/member-churches.aspx [06.01.2016]. 386 Vgl. zu den Zahlen: http://www.oekumene.at/site/oerkoe/mitglieder/article/28.html [06.02.2016] und zu den Orten: http://www.achurchnearyou.com/innsbruck-anglican-congregation-in-innsbruck-church/ sowie: http://www.achurchnearyou.com/innsbruck-anglican-congregation-in-innsbruck-church/ [beide 05.01.2016].

6.1 Die Anglikanische Kirche

193

Das Kirchen- und Amtsverständnis und die liturgische Praxis stehen der katholischen Lehre nahe. Die Bejahung der Autorität der Heiligen Schrift und die Rechtfertigungslehre sind in ihrem Wesen hingegen reformatorisch. So heißt es z. B. über die Heilige Schrift: „Die Heilige Schrift enthält alles, was zum Heil notwendig ist, so dass, was darin nicht zu lesen steht und daraus nicht bewiesen werden kann, niemandem als Glaubensartikel oder etwas Heilsnotwendiges auferlegt werden darf.387

Zur Rechtfertigung heißt es: „Allein um des Verdienstes unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi willen, durch den Glauben, nicht um unserer Werke und Verdienste willen, werden wir vor Gott für gerecht geachtet. Dass wir daher allein durch den Glauben gerechtfertigt werden, ist eine sehr heilsame und sehr trostvolle Lehre.“388

Die Anglikanische Kirche kennt zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl. Die Bedeutung des Abendmahls wird dabei wie folgt beschrieben: „Das heilige Abendmahl ist nicht nur ein Zeichen des gegenseitigen Wohlwollens der Christen untereinander, sondern es ist vielmehr das Sakrament unserer Erlösung durch den Tod Christi. Und so ist denn für die, welche es rechtmäßig, würdig und gläubig empfangen, das Brot, das wir brechen, die Gemeinschaft des Leibes Christi und ebenso der gesegnete Kelch die Gemeinschaft des Blutes Christi.“389

Die römisch-katholische Transsubstantiationslehre wird abgelehnt. Die Anglikanische Kirche praktiziert die Säuglingstaufe, ohne dabei eine Taufwiedergeburtslehre zu vertreten. Die Lehre vom Fegefeuer und Ablässen sowie die Lehre von der Verehrung der Heiligen und Reliquien werden abgelehnt. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ The Book of Common Prayer. Cambridge: Cambridge University Press, 2004. ₋₋ Harms, Hans Heinrich (Hg.). Die Kirche von England und die anglikanische Kirchengemeinschaft. Die Kirche der Welt. Bd. IV. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1966.

387 Zitiert nach Artikel 6 aus den 39 Artikeln von 1571. 388 Zitiert nach Artikel 11 aus den 39 Artikeln von 1571. 389 Zitiert nach Artikel 28 aus den 39 Artikeln von 1571.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

₋₋ Noorveld-Lorenz, Dorothea-Henriette. »Anglikanische Kirchen«. Markus Mühling (Hg.). Kirchen und Konfession. Grundwissen Christentum. Bd. 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009: S. 77–94. ₋₋ Thiede, Carsten Peter. Religion in England: Darstellung und Daten zu Geschichte und Gegenwart. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1994. ₋₋ Ward, Reginald. Kirchengeschichte Großbritanniens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. III/7. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2000. ₋₋ Webber, Christoper L. Welcome to the Episcopal Church. An Introduction to Its History, Faith and Worship. Harrisburg: Morehouse, 1999. Internetlinks

₋₋ http://www.christchurchvienna.org/ (Offizielle Homepage der anglikanischen Gemeinde in Wien in englischer Sprache) ₋₋ http://europe.anglican.org/who-we-are/our-history (Offizielle Homepage der europäischen Diözese der Anglikanischen Kirche)

6.2 Unabhängige Gemeinden evangelikaler Prägung

Geschichte

Die meisten der unabhängigen evangelikalen Gemeinden, die keiner eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft angehören, gehen ähnlich wie die Mehrzahl der Mitgliedsgemeinden des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich auf die Gemeindegründungsarbeit ausländischer Missionare nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Bei den unabhängigen evangelikalen Gemeinden handelt es sich zumeist um Gemeinden, die sich aus theologischen oder historischen Gründen bewusst keinem Bund bzw. Kirche anschließen wollen. Waren vor 10 Jahren noch mindestens 25 Gemeinden mit schätzungsweise mehreren tausend Mitgliedern dieser Gruppe zuzuordnen,390 so hat sich die Zahl in den vergangenen Jahren reduziert, da einige sich vor allem dem Bund Evangelikaler Gemeinden (BEG/FKÖ) angeschlossen haben. Derzeit sind rund 20 Gemeinden dieser Richtung zuzuordnen. Viele von ihnen sind Mitglied bzw. haben ein theologisches Naheverhältnis zur Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ). Die bekanntesten und größten unabhängigen evangelikalen Gemeinden sind die Evangelikal-Freikirchliche Gemeinde Tulpengasse in Wien, die Freie Evangelikale Christliche Gemeinde Krems, die Christliche Gemeinde Linz-Urfahr, die Christliche Freikirche Oberes Waldviertel, 390 Franz Rathmair schätzt die Mitgliederzahl der unabhängigen freikirchlichen Gemeinden ohne die Brüdergemeinden auf 3.700. Vgl. Franz Rathmair, „Täufer … Hutterer … Freikirchen heute“. Broschüre anlässlich der Hutterer Ausstellung Innsbruck, Innsbruck, 2007.

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

195

die Vöcklabrucker Freikirche, Evangelium für Alle in Salzburg, die Freie Bibelgemeinde Donaustadt, die Evangelikale Gemeinde Klagenfurt, die Evangelikale Gemeinde Köstenberg sowie die Freie Gemeinde Jesu Christi Eisenstadt Umgebung.391 Einige dieser Gemeinden stehen derzeit mit dem Bund Evangelikaler Gemeinden innerhalb der Freikirchen in Österreich (FKÖ) in Gesprächen über einen Beitritt. Lehre

Bei der großen Mehrheit der unabhängigen evangelikalen Gemeinden sind keine gravierenden lehrmäßigen Unterschiede zu den Glaubensgrundlagen des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich festzustellen. In der Regel vertreten die Gemeinden ein konservatives Schriftverständnis. Die Bibel wird als unfehlbares und irrtumsloses inspiriertes Wort Gottes verstanden. Die Gemeinden praktizieren die Glaubenstaufe durch Untertauchen und das Abendmahl wird als Gedächtnismahl und ggf. Gemeinschaftsmahl verstanden. Vom Rechtfertigungsverständnis her bewegen sich die Gemeinden in reformatorischer Tradition. Teilweise haben die Gemeinden in Vollzeit tätige Pastoren, teilweise stehen sie auch in brüdergemeindlicher Tradition und lehnen Pastoren ab. In der Regel leitet ein Ältestenkreis (Männer) die Gemeinde. Internetlinks

₋₋ http://www.freikirchenatlas.at/ (Verzeichnis aller freikirchlichen Gemeinden in Österreich)

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen Die Anzahl charismatisch und pfingstlich geprägter Gemeinden in Österreich ist in den vergangenen Jahrzehnten sprunghaft gestiegen. Dabei handelt es sich sowohl um völlig unabhängige Gemeinden als auch um Gemeinden, die internationalen Bewegungen angehören. Im folgenden Kapitel sollen die wichtigsten unter ihnen vorgestellt werden, die jedoch weder den Freikirchen Österreichs (FKÖ) angehören noch eine staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft bilden.

391 Die einzelnen Gemeinden können über den Freikirchenatlas unter http://www.freikirchenatlas. at/ [05.01.2016] gefunden werden.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.3.1 Foursquare Austria KURZ & BÜNDIG Name Foursquare Austria Entstehung In den 1920er Jahren Anhänger weltweit Ca. 8 Millionen Gemeinden in Österreich 3 Mitglieder in Österreich Ca. 100 Anhänger in Österreich Ca. 200 Kontakt Foursquare Austria Landwiedstr. 140 4020 Linz E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die in Österreich mit drei Gemeinden vertretene International Church of the Foursquare Gospel ist eine pfingstlich-charismatische Freikirche und entstand in den 1920er Jahren in den USA durch die Arbeit von Aimee Semple McPherson. Inzwischen gibt es Foursquare Gemeinden in über 140 Ländern der Welt. Der Begriff foursquare soll die vier wichtigen Eckpfeiler der Evangeliumsverkündigung beschreiben: Jesus als Erlöser, Jesus als Arzt, Jesus als Täufer im Heiligen Geist und Jesus als wiederkommender König. Gleichzeitig soll der Begriff in seiner englischen Bedeutung ausgewogen verdeutlichen, dass die Foursquare Gemeinden keine einseitigen Betonungen in der Lehre vertreten möchten. Im Jahr 1993 wurde in Linz die Cornerstone-Gemeinde von Hans-Jürgen Huber gegründet, der vorher als Jugendreferent in der Evangelischen Pfarrgemeinde Linz-Urfahr gearbeitet hatte und zusammen mit einer Gruppe aus der Evangelischen Kirche ausgetreten war.392 1996 schloss sich die Cornerstone-Gemeinde der International Church of the Foursquare Gospel an und seit 2003 wird die Gemeinde vom Pastorenehepaar Mathilde und Joachim Runck geleitet. Eine weitere Gemeinde unter dem Namen Treffpunkt Leben entstand in St. Martin im Mühlkreis. Neueste Gemeinde bei Foursquare ist die von den koreanischen Pastoren David und Kim Yang 2012 gegründete J[esus]H[eilt]U[ns] Gemeinde in Wien, die eine Betonung auf ganzheitliche Heilung legt.393 Die zwei österreichischen Gemeinden in Oberösterreich und die JHU Gemeinde in Wien sind als pfingstkirchliche Gemeinden mit evangelikalen Wurzeln charismatischer Prägung einzuordnen. 392 Quelle: http://www.dioezese-linz.or.at/pastoralamt/weltanschauungsfragen/gruppen2.asp#evangelikale [15.12.2008]. 393 http://www.jhucenter.com/ueber_uns/dienst.html [05.01.2016].

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

197

Lehre

Unter dem Motto „in heilsnotwendigen Dingen Einheit, in nebensächlichen Dingen Freiheit, in allem Liebe“394 berufen sich die österreichischen Gemeinden auf das Apostolische und Nizänische Glaubensbekenntnis. Die Heilige Schrift gilt als inspiriertes Wort Gottes. Praktiziert wird die Glaubenstaufe und das Abendmahl wird als Gedächtnismahl gefeiert395. Im Bereich der Pneumatologie wird die Taufe mit dem Heiligen Geist als Erfülltwerden mit dem Geist Gottes gedeutet. Die „Geistestaufe wird nicht als ‚höhere Stufe‘ des Christseins verstanden. Ein graduelles Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist ohne Hervorhebung einer ‚zweiten Erfahrung‘ ist eine in der Freikirche durchaus vertretene Position zur ‚Geistestaufe‘.“396 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Epstein, Daniel Mark. Sister Aimee. The Life of Aimee Semple McPherson. San Diego: Harcourt, 1993. ₋₋ Van Cleave, Nathaniel M. The Vine and the Branches: A History of the International Church of the Foursquare Gospel. Lake Mary: Creation House, 2014. Internetlinks

₋₋ http://www.foursquare.at/ (Offizielle Homepage der österreichischen Foursquare Gemeinden) ₋₋ http://www.foursquare.org/ (Homepage des internationalen Dachverbandes der Foursquare Gemeinden)

6.3.2 Vineyard KURZ & BÜNDIG Name Vineyard Entstehung 1978 Anhänger weltweit Zwischen 250.000 und 320.000 Gemeinden in Österreich 5 Anhänger in Österreich Ca. 250 Kontakt Vineyard Österreich

394 Vgl.: http://www.cornerstone-gemeinde.org/cowp/glaube/ [05.01.2016]. 395 Vgl.: http://www.foursquare.org/about/what_we_believe/spirit_filled_life [05.01.2016]. 396 Tibusek, Ein Glaube, viele Kirchen, S. 409.

198

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Geschichte

Die internationale Vineyard-Bewegung entstand 1978 durch die Arbeit von John Wimber (gestorben 1997) und bildet eine wachsende weltweite charismatische Erneuerungs- und Gemeindegründungsbewegung. Die Anaheim Vineyard Fellowship397, die 1977 aus der Yorba Linda Friend Church herauswuchs, wuchs unter der Leitung von John Wimber zur ersten Vineyard-Gemeinde. Ihr stand Wimber bis 1994 als Pastor vor. Nach Wimbers frühem Tod aufgrund einer Krebserkrankung im Jahr 1997 durchlebte die internationale Vineyard-Bewegung eine Krise, die sie jedoch überwinden konnte. Schon früher war es durch den sogenannten Torontosegen, der in der Vineyard-Gemeinde Toronto Airport Christian Fellowship auftrat, zu Spannungen gekommen, in deren Folge diese Gemeinde 1995 aus Vineyard ausgeschlossen wurde. Durch Mitarbeiterkongresse, die durch die Geistliche Gemeindeerneuerung in der evangelischen Kirche (GGE) und die charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche (CE) zwischen 1987 und 1992 in Deutschland durchgeführt wurden und Kongresse in der Schweiz zwischen 1988 und 1995 breitete sich das Anliegen von Vineyard aus. Heute zählen rund 3500 Gemeinden bzw. Gemeinschaften zu Vineyard und die Anhängerzahl wird auf zwischen 250.000 und 300.000 geschätzt.398 1994 entstand die erste Vineyard-Gemeinde im deutschen Sprachraum durch den Anschluss der von Martin Bühlmann geleiteten Basileia-Gemeinschaft in Bern (CH) an die weltweite Vineyard-Bewegung. Im Jahr 2015 gehörten 90 Gemeinschaften im deutschsprachigen Bereich zur Vineyard-Bewegung. In Österreich entstanden bisher fünf freikirchliche Gemeinden. Vineyard Graz wurde 1991 von Paul und Holly Miller gegründet. Sie begann als selbständige Immanuel-Gemeinde, schloss sich aber im Jahr 1999 offiziell der Vineyard-Bewegung an. Vineyard Innsbruck entstand aus einem ökumenischen Gebetskreis, der 1984 durch das Mitwirken von „Jugend mit einer Mission“ ins Leben gerufen wurde. 1996 schloss man sich der internationalen Vineyard-Bewegung an.399 Vineyard Wien wurde 1994 unter der Leitung der amerikanischen Missionare David und Lisa Boyd gegründet, sie übergaben die Leitung 2001 in österreichische Hände.400 Weitere Gemeinden sind Vineyard Rheintal in Lustenau und Vineyard Lavanttal in Wolfsberg. Insgesamt sind rund 250 Personen der Vineyard-Bewegung in Österreich zuzurechnen. Während sich Vineyard beispielsweise in Deutschland auch als Bewegung innerhalb der 397 Vgl. hierzu: http://www.vcfanaheim.com/contentpages.aspx?viewcontentpageguid=9cccac9a-4559-4645-b275-2f2287b3f058&parentnavigationid=24600 [06.01.2016]. 398 Da Vineyard selbst keine Statistik erhebt, bleiben Zahlenangaben vage Schätzungen. Die hier angegebenen Zahlen erhielt der Autor vom Leiter von Vineyard D-A-CH Martin Bühlmann in einer E-Mail vom 09.01.2016. 399 Quelle: http://vineyard.at/index.php?id=62 [15.12.2008]. 400 http://www.vineyard-wien.at/main.php?id=10&s=GESCHICHTE [06.01.2016].

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

199

Volkskirchen engagiert, hat Vineyard Österreich einen eindeutig freikirchlichen Charakter.401 Aber auch in Österreich entwickelt sich Vineyard zu einer kirchenübergreifenden Bewegung. So werden beispielsweise die beiden Vineyard-Gemeinden Innsbruck und Rheintal voraussichtlich im Frühjahr 2016 Teil des charismatischen Teilverbandes der Freien Christengemeinden in Österreich und damit Teil der Freikirchen in Österreich (FKÖ), während die anderen Gemeinden unabhängig bleiben. Lehre

Die Theologie der Vineyard-Bewegung gründet auf einer evangelikalen Theologie, zu der einige besondere Schwerpunkte hinzukommen. Zentral für das Verständnis der Vineyard-Bewegung ist das Reich-Gottes-Verständnis. In einer Selbstvorstellung heißt es: „Wir schätzen das Reich Gottes als die zentrale Botschaft der Bibel. In der Person Jesu ist das Reich Gottes angebrochen. Er verkörpert es mit Worten, Werken und Wundern. Wir erwarten Zeichen dieses neuen Reiches in der Spannung von ‚schon jetzt‘ und ‚noch nicht‘ und leben seinen Auftrag mit einer positiven Weltsicht.“402

Auch die Anbetung, vor allem in Liedform, war vor allem in den Anfangsjahren ein zentrales Anliegen von Vineyard. Vineyard prägte durch sein Liedgut über Jahre stark die weltweite christliche Anbetungsmusik. Wie bei einer neocharismatischen Bewegung zu erwarten ist, nimmt die Pneumatologie (die Lehre vom Heiligen Geist) eine wichtige Rolle ein. Übernahm Vineyard anfänglich die Lehre von der Geistestaufe als einer notwendigen zweiten Erfahrung nach der Bekehrung, lehnt man inzwischen diese These ab und lehrt stattdessen, dass jeder Christ mit dem Heiligen Geist getauft ist und sich der Heilige Geist im und durch das Leben jedes einzelnen Christen manifestiert. Der Heilige Geist rüstet dazu jeden Gläubigen mit einer oder mehreren Geistesgaben aus. Einen wichtigen Stellenwert nimmt weiterhin die Frage nach Heilung bei Vineyard ein, die auf die starke Beschäftigung von John Wimber mit dem Thema zurückgeht. Durch Jesu Wirken im Heilungsdienst kann jede Krankheit geheilt werden, egal ob körperlicher, psychischer oder geistlicher Art. Trotzdem bleibt es der Souveränität Gottes vorbehalten, ob Gott Heilung schenkt und diese eintritt. So werden in einigen Gemeinden regelmäßig Heilungsgottesdienste durchgeführt. Als letzten theologischen Schwerpunkt bleibt der Bereich der Evangelisation zu erwähnen, der eng mit Vineyard als Gemeindegründungsbewegung 401 So heißt es in einer Selbstverstellung von Vineyard D-A-CH: „Vineyards gibt es als freikirchliche, evangelische und als Römisch-katholische Gemeinschaften.“ Vgl. hierzu: http://www.vineyard-dach.net/ueber-uns.html [06.01.2016]. 402 Vineyard. Wertvoll! Die Kernwerte der Vineyard. Flyer. Zum Download unter: http://www.vineyard.at/unsere-werte/ [07.01.2016].

200

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

verbunden ist und ihrem Anliegen, Menschen zu erreichen, die noch keine persönliche Gottesbeziehung haben. Hinzu kommt eine starke Betonung einer gesellschaftsrelevanten und sozialdiakonischen Arbeit. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Bühlmann, Martin/Bühlmann, Georgia. Bewegung mit Zukunft: Die Vineyard-Bewegung im deutschsprachigen Bereich. Dudenhofen: Vineyard Music DACH, 2007. ₋₋ Watling, Marlin. Natürlich Übernatürlich. Die Geschichte der Vineyard-Bewegung. Witten: SCM Brockhaus, 2008. Internetlinks

₋₋ http://www.vineyard.at/ (Die österreichische Homepage der Vineyard-Bewegung) ₋₋ http://www.vineyard-dach.net/ (Die Homepage des deutschsprachigen Dachverbandes) ₋₋ http://www.vineyard.org (Die Homepage der internationalen Vineyard-Bewegung)

6.3.3 Calvary Chapel KURZ & BÜNDIG Name Calvary Chapel Entstehung 1965 Anhänger weltweit Über 35.000/1.500 Gemeinden Gemeinden in Österreich 4 Anhänger in Österreich 270 Kontakt Calvary Chapel Turnerstraße 11 5023 Salzburg Tel: 0660 4664578 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Anfänge von Calvary Chapel liegen im Jahr 1965, als der Amerikaner Chuck Smith (1927–2013) das Amt eines Pastors einer kleinen Gemeinde mit rund 25 Mitgliedern im kalifornischen Costa Mesa übernahm, die den Namen Calvary Chapel trug. Schon bald begann Smith, seine Predigten über das Radio zu verbreiten. Vor allem aber durch seine Offenheit für die verschiedensten Gruppen Jugendlicher, seien es Hippies, Drogenabhängige oder andere Jugendliche, die am gesellschaftlichen Rand standen, zog er rasch eine wachsende Zahl an Gottesdienstbesuchern an. Er selbst schreibt im Rückblick:

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

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„Es ist wichtig, dass ich meine anfängliche Abscheu gegenüber der Hippiebewegung bekenne; langmähnig und vollbärtig waren diese schmutzigen Kids in ihrem Denken und in ihrer Haltung meilenweit von meinem Denken und meiner Haltung entfernt. Das, für das sie offensichtlich standen, dem stand ich ganz klar entgegen. Unsere Philosophie und unser Weltbild konnten nicht gegensätzlicher sein. Aber viele nahmen Jesus auf und als ihre Zahl wuchs, schuf Gott in mir ein Anliegen, ihnen zu dienen.“403

Durch Bibelstudien- und Gebetskreise und ein echtes und wachsendes Anliegen für die jugendlichen Anhänger der gesellschaftlichen Gegenkultur der 1960er Jahre wuchs die Gemeinde binnen zwei Jahren auf 2000 Mitglieder. Mitte der 1970er Jahre erlebte die Gemeinde rund 900 Bekehrungen pro Monat und rund 8000 Taufen innerhalb von zwei Jahren.404 Heute gehören rund 1500 Gemeinden zur Bewegung von Calvary Chapel, die sich bewusst als ein nicht denominationeller Zusammenschluss versteht und daher auch keine Mitgliederzahlen angibt.405 Schätzungen gehen jedoch von rund 35.000 Anhängern allein in den USA aus.406 Nach dem Tod von Chuck Smith im Jahr 2013 ging die Leitung der Bewegung an seinen Schwiegersohn Brian Brodersen über.407 Nach Österreich kam Calvary Chapel Ende der 1980er Jahre, als man Schloss Herold­ eck in Millstatt erwarb und dort das European Bible College (1992–2002) einrichtete.408 Eine kleine bestehende Gemeinde in Spittal a. d. Drau, die schon Mitte der 1960er Jahre durch das von der Schwedischen Allianzmission ausgesandte Missionarsehepaar Alexander und Erna Ferrari gegründet worden war – Alexander Ferrari war gebürtiger Spittaler –,409 schloss sich Anfang der 1990er Jahre Calvary Chapel an und wurde einige Jahre vom amerikanischen Pastor Frank Ippolito geleitet.410 Mitte der 1990er Jahre gründete der Amerikaner 403 Zitiert nach: Chuck Smith, The History of Calvary Chapel, Costa Mesa: The Word for Today [Calvary Ministry], 1981: S. 21. Als Download erhältlich unter: https://calvarychapel.com/about/calvary-chapel-history/view/calvary-chapel-history/ [07.01.2016]. Eigene Übersetzung des Autors. Einblick in die frühen Jahre der Bewegung gibt: Randall Balmer, Mine Eyes Have Seen the Glory: A Journey Into Evangelical Subculture in America, New York: Oxford University Press, 1989: S. 12–30. 404 C. M. Robeck Jr. „Calvary Chapel“, The New International Dictionary of Pentecostal and Charismatic Movements, Revised and Expanded Edition, Grand Rapids: Zondervan, 2003: S. 453. 405 Vgl. hierzu: http://christianity.about.com/od/Calvary-Chapel/a/Calvary-Chapel.htm [07.02. 2016]. 406 Vgl. hierzu: C. M. Robeck Jr., „Calvary Chapel“, S. 453. 407 Vgl. hierzu: http://www.christianitytoday.com/ct/2014/february-web-only/change-calvary-chapel-chuck-smith.html [07.01.2016]. 408 Vgl. hierzu die Angaben im PDF über das Schloss, zu finden unter: http://www.calvarymagazine. org/index.php [07.01.2016]. 409 Vgl. hierzu: Birger Thureson, Das andere Kreuz, Neuhausen: Hänssler, 1985. Das Buch erzählt die Lebensgeschichte Ferraris und berichtet über die Anfänge der Gemeindegründung. 410 Vgl. hierzu: https://www.aihitdata.com/company/00E8DFCF/CALVARY-CHAPEL-SPITTAL/ overview [07.01.2016].

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Shay Swanson eine Calvary-Chapel-Gemeinde in Wien und in den letzten Jahren sind zwei weitere Gemeinden von amerikanischen Missionaren in Salzburg und Klagenfurt gegründet worden, in denen sich insgesamt um die 270 Gläubige treffen.411 Lehre

Calvary Chapel versteht sich als eine evangelikale Bewegung mit charismatischer Prägung, so dass man sich in theologischer Hinsicht nicht von anderen evangelikal-charismatischen Kirchen unterscheidet. Besonderen Wert wird dabei auf eine biblische Unterweisung gelegt. In der Eschatologie vertritt Calvary Chapel eine dispensationalistische und prämilleniatistische Sichtweise. „Sie glauben, dass die Entrückung der Kirche zuerst geschehen muss, gefolgt von der siebenjährigen Periode der Großen Trübsal, auf welche wiederum die zweite Wiederkunft Christi folgt. Man glaubt an ein tatsächliches Tausendjähriges Reich Christi auf Erden. Die Zeitangaben werden wörtlich genommen. Calvary Chapel lehnt die Substitutionstheologie ab und glaubt stattdessen, dass das jüdische Volk auch weiterhin Gottes auserwähltes Volk ist und die israelische Nation in der Endzeit eine wichtige Rolle spielt.“412

In der Pneumatologie vertritt Calvary Chapel die Überzeugung, dass der Gläubige eine Erfüllung mit der Kraft des Heiligen Geist erleben kann, die sich vom Innewohnen des Heiligen Geistes zum Zeitpunkt der Bekehrung unterscheidet.413 Man ist überzeugt, dass es die Gabe der Zungenrede noch heute gibt, allerdings mahnt man zur Vorsicht, diese im Rahmen eines Gottesdienstes zu praktizieren, vor allem wenn es keine Auslegung gibt.414 Ein presbyterianisches Gemeindeverständnis wird abgelehnt. Stattdessen vertritt man ein episkopales Modell: „Wir glauben, dass Gott folgendes Modell vorsieht: der Pastor lässt sich vom Herrn leiten und wird von den Ältesten unterstützt, um die Gedanken und den Willen Jesu Christi für die Gemeinde zu erkennen. Die Assistenzpastoren wiederum setzen dies in die Tat um.“415

411 Vgl. hierzu: http://www.calvarychapel.at/ [07.01.2016]. Die Zahlenangabe erhielt der Autor in einem Telefonat mit dem Pastor der Salzburger Gemeinden am 15.02.2016. 412 Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Calvary_Chapel [07.01.2016]. Vgl. dazu die ausführlichen Angaben in der deutschen Ausgabe eines englischen Buches von Chuck Smith, Die Merkmale einer Calvary Chapel, Kapitel 8. Als PDF abzurufen unter: http://www.calvarysalzburg.com/ de/media/books-buecher/ [07.01.2016]. 413 Vgl. hierzu: Chuck Smith, Die Merkmale einer Calvary Chapel, S. 18. 414 Vgl. hierzu: Chuck Smith, Die Merkmale einer Calvary Chapel, S. 37. 415 Chuck Smith, Die Merkmale einer Calvary Chapel, S. 17.

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

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Von Gemeinden, die sich Calvary Chapel anschließen wollen, wird erwartet, dass es sich zum einen wirklich um eine Gemeinde und nicht nur einen Hauskreis handelt, dass sie den Merkmalen (Distinctives) der Calvary-Chapel-Bewegung zustimmen können und dass die Gemeinde bereit ist, Partnerschaften mit anderen Calvary-Chapel-Gemeinden einzugehen. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Smith, Chuck. The History of Calvary Chapel. Costa Mesa: The Word for Today, 1981. ₋₋ Smith, Chuck. Autobiography. A Memoir of Grace. Costa Mesa: The Word for Today, 2009. ₋₋ Smith, Chuck/Tal Brooke. Harvest: Schläger, Drogensüchtige, Freaks – Der Abschaum der Gesellschaft. Chuck Smiths erstaunliche Geschichte über die Entstehung von Calvary Chapel und die Männer, die Gott in seine Ernte berief. Hannover: Calvary Books, 2001. Internetlinks

₋₋ http://www.calvarychapel.at/ (Homepage von Calvary Chapel Österreich) ₋₋ https://calvarychapel.com// (Homepage von Calvary Chapel International)

6.3.4 Hauskirchen KURZ & BÜNDIG Name Hauskirchen Entstehung In den 1990er Jahren Gemeinden in Österreich 8 Anhänger in Österreich Ca. 90

Geschichte

Die Hauskirchenbewegung in Österreich war eine neuere charismatisch geprägte Bewegung, die in Österreich vor allem im Großraum Linz stärker vertreten war. Ihre Wurzeln in Oberösterreich lagen in der ehemaligen charismatischen Jedidja-Gemeinde. Diese charismatische Gruppe begann 1984 als Gebetskreis von sechs Personen in der Pfarrgemeinde St. Thomas und schlug schon bald einen freikirchlichen Kurs ein. Die Gemeinde wuchs schnell auf sonntäglich etwa 250 Gottesdienstteilnehmer an. Mitte der 1990er Jahre erlangte die Gemeinde mediale Aufmerksamkeit, als einer Volksschullehrerin, die zur Gemeinde gehörte, vorgeworfen wurde, Mitglied einer Sekte zu sein und Kinder während des Unterrichts zu manipulieren.416 Die religiös und politisch gefärbten Anschuldigungen führten sogar zu

416 Vgl. die abschließenden gerichtlichen Klärungen: http://www.vwgh.gv.at/Content.Node/de/aktuelles/pressemitt/2003/2000_09_0153.pdf [15.12.2008].

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

mehreren schriftlichen Anfragen eines Abgeordneten im Parlament.417 Vor einigen Jahren entschied sich schließlich die Leitung der Jedidja-Gemeinde, aus theologischen und ekklesiologischen Gründen auf das Hauskirchenmodell umzustellen. Gab es vor rund zehn Jahren weit über 30 Hauskirchen in Österreich, ist die Zahl in den vergangenen Jahren stark gesunken. Derzeit gibt es nur noch vereinzelte Hauskirchen im Raum Linz und in Wien.418 Lehre

Die Hauskirchen im Raum Linz sind charismatisch geprägte Freikirchen, die ihr gemeindliches Leben in Privathäusern gestalten. Ihre theologische Lehre unterscheidet sich mehrheitlich nicht von anderen charismatischen Freikirchen, abgesehen vom ekklesiologischen Modell der Hauskirchen und der Betonung eines fünffältigen Dienstes. Wolfgang Simson, einer der Vordenker der Hauskirchenbewegung im deutschsprachigen Raum, der selbst schon als Referent bei einem Hauskirchentag in Linz sprach, beschreibt das Modell einer Hauskirche: „Stellen sie sich vor, an ihrem Ort oder ihrer Region würden sich die Christen wieder wie in urchristlichen Zeiten an zwei Orten treffen: 1. ‚von Haus zu Haus‘, also dezentral in vielen Hauskirchen, und 2. immer wieder alle zusammen an einem zentralen und wirklich großen Ort ‚in der Tempelhalle Salomos’, einem großen Saal, einer Halle, einem Stadion. In den Häusern würden sie authentisch miteinander das Leben teilen, organische Gemeinschaft leben und so ein echtes ‚Schaufenster Gottes‘ für ihr Wohnquartier sein. In den großen Festgottesdiensten würden sie immer wieder ein unübersehbares Zeichen der Einheit von Gottes Volk setzen, ihrer Zusammengehörigkeit Ausdruck geben, ein großes Fest feiern und einen Ort bieten, an dem die kleinen Hauskirchen zu einer großen Vision zusammenfinden und Bewegungscharakter annehmen können. Das würde wieder – wie damals – ganze Städte und Regionen mit dem Evangelium von Jesus Christus verändern. Und niemand könnte leugnen: ‚Ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre‘ (Apg. 5,28).“419

Zentral für das klassische Hauskirchenmodell ist das Konzept eines fünffältigen Dienstes. Dabei geht es um die Wiederentdeckung und Umsetzung der fünf neutestamentlichen

417 Vgl. u. a.: http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XX/J/J_01949/pmh.shtml [05.01.2016]. 418 Vgl. die Angaben bei Christine Alisch, Der Beitrag evangelikal freikirchlichen Gemeindelebens in Wien im Vorfeld von Sozialarbeit und Freizeitpädagogik: Eine Lebensweltstudie des evangelikal freikirchlichen Gemeindelebens unter Betonung des Aspekts der Selbstverwaltung und Partizipation sowie einer Beschreibung der Schnittstelle zu professioneller Sozialarbeit und Freizeitpädagogik, Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2008: S. 43. 419 Zitat von Wolfgang Simson auf: http://www.hauskirchen.at/73.html?&L=3 [15.12.2008]. Ein weiterer lesenswerter Artikel zur Hauskirchenbewegung kann unter: http://www.gloryworld.de/kih/ kih_kap6.htm [05.01.2016] heruntergeladen werden.

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

205

Gaben und Berufungen zum Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer.420 Für Wolfgang Simson ist die Einbeziehung des fünffältigen Dienstes unabdingbar für eine Hauskirche.421 Als weitere Kennzeichen hält er fest: „Es ist eine Hauskirche, wenn eine Gruppe von Christen 1. sich als Gemeinde versteht - nicht als Gruppe, Zelle, Kreis o. Ä. Das bedeutet u. a., dass dort praktische Jüngerschaft stattfindet, in der Regel Abendmahl und Taufe, biblische Lehre, Essen, Teilen und Gebet in der Hauskirche erlebt wird und ein kulturell akzeptabler Grad an Verbindlichkeit erwartet wird (etwa Mitgliedschaft). […] 2. biblische Ältestenschaft vorhanden ist oder erkennbar angestrebt wird Jede Hauskirche hat entweder einen ‚geistlichen Hausvater‘ nach den biblischen Leitlinien (etwa 1. Tim. 3) oder einen Ad-hoc-Leiter oder Leiterin, der entweder selber potentieller Ältester ist oder sich einem oder den Ältesten (oder Verantwortlichen des 5-fältigen Dienstes) in der Region klar zuordnet. […] 3. angeschlossen ist an den 5-fältigen Dienst Eine gesunde Hauskirche ist nicht unabhängig, sondern mit dem Leib Christi der Region so gesund wie möglich vernetzt. […] 4. eine gemeinsame Kasse hat oder anstrebt Hauskirche bedeutet Leben teilen, und das macht vor den Finanzen nicht halt. Gerade dort, wo in der Welt „die Freundschaft aufhört“ – beim Geld –, wird ein neuer, kollektiver Lebensstil deutlich, der mit dem Geist des Mammons und des privaten finanziellen Traums bricht. Hier wird jede Hauskirche gesunde und kulturell akzeptable Wege finden. Die gemeinsame Kasse kann beispielsweise lokal, regional oder gar national (etwa als Apostelfonds) organisiert werden und jeweils vertretbare Rechtsformen annehmen. […] 5. Multiplikation anstrebt Keine Gemeinde lebt zum Selbstzweck, sondern es ist Teil ihrer apostolischen Sendung und ihrer natürlichen Lebensspanne, sich in gesundem Rhythmus und je nach kontextuellen und internen Faktoren zu multiplizieren, damit ‚die Nationen zu Jüngern gemacht‘ werden.“422 Allerdings ist es schwierig, alle Hauskirchen unter ein (theologisches) Dach zu ordnen. Weil die Hauskirchen eine Netzwerk-Bewegung sind und keinerlei hierarchische Struktur kennen,

420 Vgl. zur Lehre des fünffältigen Dienstes die verschiedenen Beiträge unter: http://portal.einfachegemeinde.de/ und zur Geschichte besonders der Aufsatz von Frank Viola: http://portal.einfachegemeinde.de/themen/42-dienste-nach-eph-411/75-der-fuenffaeltige-dienst-die-geschichte-einer-doktrin-frank-viola.html [beide 07.01.2016]. 421 Vgl. hierzu: http://www.hauskirchen.ch/content/view/15/28/ [15.12.2008]. 422 Quelle: http://www.hauskirchen.ch/content/view/15/28/ [15.12.2008].

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

gibt es sicher eine zunehmende Anzahl an Hauskirchen, die eher aus persönlichen Verletzungen und Enttäuschungen mit bestehenden Kirchen und Freikirchen denn aus theologischer Überzeugung entstanden sind. Im oberösterreichischen Zentralraum gibt es derzeit 8 Hauskirchen mit rund 90 Mitgliedern.423 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Simson, Wolfgang. Häuser, die die Welt verändern. Glashütten: C&P Verlag, 2005. Internetlinks

₋₋ http://www.hauskirchen.at/ (Homepage der österreichischen Hauskirchenbewegung, die allerdings kaum Informationen erhält) ₋₋ http://housechurch.org/ (Internationale englischsprachige Homepage über die Hauskirchen-Bewegung)

6.3.5 The Church of Acts – Vereinigte Pfingstgemeinde International KURZ & BÜNDIG Name The Church of Acts – Vereinigte Pfingstgemeinde Int. Entstehung 1945 Anhänger weltweit 3.000.000 Internationaler Sitz Hazelwood (St. Louis, Missouri, USA) Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 400 Kontakt The Church of Acts – Vereinigte Pfingstgemeinde Int. Simmeringer Hauptstr. 2/2 1100 Wien Tel: 01 7962597

Geschichte

Die Vereinigte Pfingstkirche International (United Pentecostal Church International) wurde 1945 durch den Zusammenschluss der Pentecostal Assemblies of Jesus Christ und der Pentecostal Church, Inc. gegründet, die beide vorher schon auf andere gemeindliche Zusammenschlüsse zurückgingen. Beide Gruppierungen hatten sich schon 1916 von den Assemblies of God zurückgezogen, da sie zu der Gruppe der Pfingstbewegung zählten, die unter dem Schlagwort Jesus allein (Oneness Pentecostalism424) eine modalistische Trinitätslehre vertra423 Die Zahlenangaben erhielt der Autor von G. Schuster in einem E-Mail vom 3. März 2016. 424 Vgl. hierzu: D. A. Reed, „Oneness Pentecostalism“, The New International Dictionary of Pentecostal and Charismatic Movements, Revised and Expanded Edition, Grand Rapids: Zondervan,

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

207

ten.425 Die Kirche breitete sich rasch aus und hat heute knapp 20.000 Gemeinden in über 190 Ländern. Nach Österreich kam die Vereinigte Pfingstkirche International im Jahr 1971 durch amerikanische Missionare. Es gibt eine Gemeinde in Wien, eine Tochtergemeinde in Eisenstadt sowie fünf weitere Predigtorte. Die Kirche hat in Österreich 230 Mitglieder und führt ihre Gottesdienste in deutscher und englischer Sprache durch.426 Lehre

Lehrmäßig unterscheidet sich die Vereinigte Pfingstkirche International in den meisten Punkten wenig von anderen Kirchen, die aus der Heiligungs- und Pfingstbewegung entstanden sind. Eine Ausnahme bildet wie oben schon angedeutet die Trinitätslehre, hier vertritt die Kirche einen modalistischen Ansatz: Dabei wird der Vater des Alten Testament genauso wie der Heilige Geist in unserer Zeit als andere Erscheinungsform des in Jesus erschienenen Christus verstanden. Von drei Personen der Gottheit zu sprechen, wird abgelehnt, da es nur einen Gott gibt, der sich in verschiedenen Formen offenbart hat. In folgerichtiger Konsequenz wird eine Taufe daher auch nur auf den Namen Jesu durchgeführt. In der Pneumatologie vertritt die Kirche die klassische Pfingsttheologie. Im Schriftverständnis geht sie von der Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift aus und lehnt darüber hinausgehende Offenbarung und Schriften, ja selbst Glaubensbekenntnisse als unbiblisch ab. Internetlinks

₋₋ http://www.upci.org/home (Homepage der Vereinigten Pfingstkirche International) ₋₋ http://thecoa.at/ (Homepage der österreichischen Gemeinde Church of Acts) ₋₋ http://www.apostolic-churches.com/ (Homepage mit Verzeichnis aller Gemeinden und Einrichtungen der Vereinigten Pfingstkirche International)

2003: S. 936–944. 425 Vgl. zu der theologischen Auseinandersetzung: Walter Hollenweger, Enthusiastisches Christentum: Die Pfingstbewegung in Geschichte und Gegenwart, Wuppertal/Zürich: R. Brockhaus/TVZ, 1969: S. 30–31. 426 Die Angaben entstammen einem Fragebogen, den die Kirche dem Autor im Februar 2015 ausgefüllt zusandte.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.3.6 C. V. Hit Gemeinde Österreich KURZ & BÜNDIG Name C. V. Hit Gemeinde Österreich Entstehung 1998 Anhänger weltweit 70.000 Internationaler Sitz Budapest Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 60 Kontakt C. V. Hit Gemeinde Österreich Simmeringer Hauptstr. 2–4, Top 2 1100 Wien Tel: 0699 12376685

Geschichte

Die C. V. Hit Gemeinde Österreich gehört zur ungarischen Faith Church (Hit Gyülekezete Buda­pest), einer Gemeinde, die sich selbst als „pfingstlich charismatische Gemeinde des vollen Evangeliums“427 bezeichnet. Ihre Anfänge gehen auf einen Gebetskreis im Jahr 1979 zurück, den der Ungar Sándor Németh nach seiner Bekehrung zusammen mit einigen Freunden durchführte. Schon bald entwickelte sich ein enger Kontakt zu Derek Prince (1915–2003) und seinem Missionswerk (Derek Prince Ministries), einem pfingstkirchlich geprägten Bibellehrer, der für Németh zu einem Mentor wurde und die ungarische Gemeinde auch durch nach Ungarn geschmuggelte Literatur unterstützte. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs breitete sich die Gemeindebewegung durch europäische Regionalkonferenzen rasch aus und auch die Budapester Gemeinde wuchs stark, so dass die Bewegung im Jahr 1994 schon rund 10.000 Mitglieder hatte. Inzwischen ist sie die viertgrößte Kirche Ungarns.428 Auch in Wien begann die Arbeit mit einem kleinen ungarischen Gebetskreis, bevor Istvan Soós beauftragt wurde, diese Gebetsgruppe zu einer Gemeinde auszubauen. Da immer mehr deutschsprechende Gottesdienstbesucher kamen, wurde die Gottesdienstsprache auf Deutsch geändert. Heute besuchen rund 60–65 Gottesdienstbesucher die im Jahr 1998 gegründete Gemeinde.429

427 Vgl. hierzu die Einträge der Kirche im Telefonbuch, u. a. auf: http://www.herold.at/gelbe-seiten/ wien/PS1Qg/hit-gemeinde-%C3%B6sterreich-ev-pfingstlich-charismatische-gemeinde-des-vollen-evangeliums/ [15.02.2016]. 428 Vgl. hierzu vor allem: http://www.faithchurchhungary.com/de/lebenslauf [15.02.2016]. 429 Die Informationen erhielt der Autor in einer E-Mail von István Soós vom 14.02.2016.

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

209

Lehre

Die Gemeinde vertritt klassisch pfingstlich-charismatische Lehrüberzeugungen und legt Wert auf Heilungs- und Befreiungsdienst sowie Lobpreis und Anbetung. Eine besondere Betonung liegt zusätzlich auf einem christlichen Zionismus, der sich auch in einer bewussten Fürbitte für Israel niederschlägt.430 Internetlinks

₋₋ http://www.faithchurchhungary.com/de/ (Homepage der Hit Faith Church in Budapest [in deutscher Sprache])

6.3.7 Wort+Geist KURZ & BÜNDIG Name Wort+Geist Entstehung 1999 Anhänger weltweit Ca. 1500 Röhrnbach (Bayern/Deutschland) Internationaler Sitz 5 Gemeinden in Österreich Anhänger in Österreich Mehrere hundert in Österreich Kontakt Wort und Geist Passauer Straße 43 D-94133 Röhrnbach E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Wort+Geist Bewegung wurde vom Deutschen Helmut Bauer gegründet. Helmut Bauer erlebte im Jahr 1990 laut eigenen Angaben eine persönliche Beauftragung Gottes, das neue Leben in Jesus Christus zu verkündigen, und berichtet von „erstaunliche[n] Heilungen, Wundern und Kraftwirkungen des göttlichen Geistes“.431 Im Jahr 1999 gründete er schließlich die erste Wort+Geist-Gemeinde in Waldkirchen im Bayerischen Wald, die er im Jahr 2002 nach Röhrnbach verlegte. Dort ist bis heute das Zentrum der Wort+Geist-Bewegung, die derzeit aus 30 Gemeinden in den deutschsprachigen Ländern besteht. Im Jahr 2009 distanzierten sich weite Teile der Evangelischen Allianz, der Pfingstbewegung und der Charismatischen Bewegung von Wort+Geist aufgrund der zunehmenden „negativen Auswüchse“ – so Peter Wenz, selbst Pastor einer großen charismatischen Gemeinde in Deutschland. Wenz merkt an: 430 Vgl. hierzu die unter http://digi.hetek.hu/lapok/2014_aldott_en/ [18.03.2016] abgedruckte Broschüre „Blessed Is He Who Blesses You: Faith Church and Israel“. 431 Zitiert nach: http://wortundgeist.at/de/Stiftung/Historie.html [06.01.2016].

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

„Durch viele persönliche Gespräche mit betroffenen und die Auswertung von Tonträgern dieser Gruppierung, ergibt sich das Bild einer problematischen Entwicklung: Neben systematischen Gemeindespaltungen stellen wir fest, dass zahlreiche Wort und Geist-Mitglieder ihre sozialen Beziehungen zu Familie, Gemeinde, Freunden und zum Teil sogar zum Ehepartner hinter sich gelassen haben.“432

Inzwischen hat sich Wort+Geist gänzlich von der Charismatischen Bewegung getrennt und wirkt isoliert. Von den zeitweise bis zu 10.000 Anhängern sind nach neuesten Schätzungen nur noch rund 1500 Anhänger übrig.433 In Österreich gibt es derzeit fünf Gemeinden in Linz, Klagenfurt und Pertisau am Achensee (Tirol) sowie zwei Hausgemeinden in Salzburg und Steyr.434 Lehre

Die Wurzeln der Wort+Geist-Bewegung sind in der Wort-des-Glaubens-Bewegung zu finden, die einen Randflügel der Pfingst- bzw. charismatischen Bewegung bildet, die eine eigene Theologie unter Aufnahme von Ansätzen der Neugeist- und Positives-Denken-Bewegung in ihr pfingstlich-charismatisches Lehrsystem eingebaut hat. Als theologischer Vater dieser Bewegung gilt Kenneth E. Hagins (1917–2003). „Die Wort-des-Glaubens-Bewegung geht wie die Neugeist-Bewegung von einer schöpferischen Kraft des gesprochenen Wortes aus. Diese Kraft, die im Schöpfungsbericht 1. Mose 1 zum Ausdruck kommt, ist nicht Gott allein vorbehalten, sondern steht im Grunde auch dem Christen zu (wie denn überhaupt der Mensch nach Ansicht mancher Wort-des-Glaubens-Lehrer an der Göttlichkeit Gottes Anteil hat oder sogar als ‚kleiner Gott‘ bezeichnet werden kann). Zum Ausdruck kommt das schöpferische Wort, das auch ‚Rhema‘ genannt wird, durch ‚Proklamation‘ oder durch ‚Bekennen‘: Es wird nicht um das Gewünschte gebetet, sondern dessen schon geschehener, aber noch nicht sichtbarer Empfang proklamiert resp. bekannt. Durch die Proklamation, das Bekenntnis wird der Empfang realisiert. Dies sieht im Fall einer Heilung so aus, dass die schon geschehene Heilung proklamiert wird – im Gegensatz zum ‚main stream‘ der Pfingst- und Charismatischen Bewegung, welcher Gott um Heilung bittet. Voraussetzung für eine erfolgreiche Proklamation ist allerdings der Glaube – nur ein im Glauben gesprochenes Wort trägt schöpferische Kraft (deshalb der Name Wort-des-Glaubens-Bewegung). Glaube meint hier nicht in erster Linie Vertrauen auf Gott, sondern die unerschütterliche Gewissheit der Wirksamkeit des Wortes. Bleibt das Proklamierte aus, hat offensichtlich der nötige Glaube gefehlt. Im Falle der Pro432 Peter Wenz, „Mann kann nur warnen: Sie verbreiten Lügen“, idea spektrum (2009), Nr. 50: S. 22. 433 Vgl. hierzu: Matthias Pöhlmann & Christine Jahn (Hg.), Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2015: S. 234. 434 Vgl. hierzu: http://wortundgeist.at/de/Zentren-und-Gemeinden/Gemeinden.html [15.03.2016].

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

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klamation einer Heilung können weiterlaufende Symptome im Extremfall als durchzustehende Versuchungen Satans gedeutet werden, denen nicht medizinisch begegnet werden darf (da die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe ja den fehlenden Glauben in die Faktizität der Heilung dokumentiert). Die schöpferische Kraft des Wortes darf und soll auch zur Gewinnung materiellen Wohlstands eingesetzt werden. Gläubige Christen im Sinne der Wort-des-Glaubens-Bewegung zeichnen sich deshalb auch durch wirtschaftlichen Erfolg aus. Aus diesem Grund wird für die Bewegung auch der Name «Wohlstandsevangelium» verwendet.“435

Wie dieses Gedankengut bei Wort+Geist aufgenommen wird, zeigt sich auf der Homepage. Dort heißt es zum Thema Heilung: „Jeder Einzelne kann am Triumph Jesu Christi teilhaben und dessen praktische Auswirkung in der Wiederherstellung seiner ganzen Person erleben: So erfährt der Geist des Menschen durch das Vertrauen in diese Erlösung eine neue Geburt. Für die Seele jedes Menschen ist eine völlige Erneuerung hin zu einem erfüllten, freudvollen Innenleben möglich. Dem Körper des Menschen steht Heilung von jeglicher Krankheit und ein Leben in völliger Gesundheit zur Verfügung.“436

Eine ausführliche theologische Auseinandersetzung mit der Wort-des-Glaubens-Theologie kann an dieser Stelle nicht geführt werden. Trotzdem soll an dieser Stelle ausführlich aus einer theologischen Stellungnahme der Initiative Geistliche Gemeinde Erneuerung im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland zum Wort+Geist Zentrum in Röhrnbach/Bayern zitiert werden: „Wir halten es […] für notwendig, auf die irreführenden und einseitigen Lehren dieser Bewegung hinzuweisen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um extreme Positionen der „Wort des Glaubens-Bewegung“ (Kenneth Haggin u. a.). […] 1. Der Umgang mit dem gesamten Zeugnis der Bibel Die Röhrnbacher setzen ihren lehrmäßigen Akzent auf die Aussage des Neuen Testamentes, dass Christus in dem glaubenden und vom Heiligen Geist wiedergeborenen Menschen lebt. Aus dieser Position heraus werden andere Aussagen der Heiligen Schrift zugeordnet oder auch korrigiert. Das Alte Testament wird in seinem Zeugnis abgewertet und lediglich im Sinne der Gesetzlichkeit interpretiert. Einzelaussagen des Neuen Testamentes werden aus ihrem Kontext gerissen, sodass es zu irreführenden Lehren kommt (z. B. „Du bist Gott.“ „Wenn Gott in dir ist, dann ist alles so einfach. Gott ist weder arm noch krank noch hat er irgendwelche Niederlagen“ [K. Pilsl]). […] 435 Quelle: http://www.relinfo.ch/wdg/info.html [05.01.2016]. 436 Zitiert nach: http://wortundgeist.at/de/Heilung/Gott-heilt-heute.html [06.01.2016].

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

2. Die Verkürzung der Erlösungslehre des Neuen Testamentes Die Erlösung in Jesus Christus führt zur Rettung und zum Heil des Menschen. Zeichenhaft können hierin auch Heilung und materieller Segen liegen. Die Lehrer des ‚WORT+GEIST ZENTRUMs‘ jedoch vertreten die einseitige Sicht, dass ein Christ bereits vollkommene Heilung und auch Wohlstand empfangen habe und diese lediglich freigesetzt werden müssen. Sie lehren, dass Christus uns von allen Belastungen und Nöten befreit habe. Wenn Gott in uns sei, so haben Krankheiten und Nöte und Tränen keinen Platz mehr. Es wird die Auffassung vertreten, dass völlige Schmerzlosigkeit, immerwährende Freude, völlige körperliche Unversehrtheit, materieller Wohlstand im vollen Umfang hier und jetzt erreichbar bzw. sogar verfügbar sind. […] Hierin sehen wir eine verhängnisvolle und folgenschwere Irrlehre und Verkürzung des neutestamentlichen Zeugnisses von der Erlösung durch Christus. Das Neue Testament weiß auch von Anteilen der Erlösung, die erst nach der Wiederkunft Jesu eintreten und erfahrbar werden. Nichtsdestotrotz ermutigt uns das neutestamentliche Zeugnis, Heilungen und Segnungen als Zeichen des angebrochenen Gottesreiches zu erbitten. 3. Die Verkürzung und Missinterpretation der neutestamentlichen Lehre von der Heiligung des Christen Die Röhrnbacher Lehren fixieren sich darauf, dass in Christus bereits die gesamte Heiligung des Christen gegeben sei. Jeglicher Aufruf zur Buße oder zum eigenen Mühen, die Bitte an Gott um die Entfaltung eines heiligen Lebenswandels wird abgelehnt, da nach ihrer Ansicht Gott in Christus bereits alles gewirkt hat. Christen sollten sich nach Auffassung der Röhrnbacher Lehrer nicht ermahnen und auch nicht zur Buße aufrufen lassen. Hierin liegt eine verheerende Verkürzung des biblischen Zeugnisses über die Heiligung und eine herausragende Gefährdung aller, die sich einer solchen Auffassung anschließen. 4. Die Missachtung des Leibes Jesu Christi in der gesamten christlichen Kirche Die eigentliche Verführung durch „religiöse Geister“ sehen die Vertreter der Röhrnbacher Bewegung bei den etablierten Kirchen und Freikirchen, bei Pastoren und Hauskreisleitern. Sie halten sich nach K. Pilsl schwerpunktmäßig in Gemeinden und Kirchen auf, weniger in der Welt. Geistliche Leiter und ganze Gemeindebewegungen werden diffamiert und regelrecht dämonisiert. H. Bauer und seine Mitstreiter sehen sich als apostolischer Leiter einer umfassenden Reformation und haben die erklärte Absicht, eine neue Gemeindebewegung zu gründen. In ihren Zuhörern bewirken sie Verunsicherung in Bezug auf die eigene Gemeinde bzw. eine spalterische Grundhaltung. Darin sehen wir eine Missachtung des Leibes Jesu Christi in der gesamten christlichen Kirche.437

437 Zitiert nach: http://www.ggenet.de/download/GGE_Stellungnahme.pdf (15.12.2008]. Diese Stellungnahme ist von Dr. Heinrich Christian Rust am 27. Juni 2006 für die Initiative GGE im BEFG verfasst worden.

6.3 Charismatische und pfingstliche Freikirchen

213

Es ist darauf hinzuweisen, dass sich weite Teile der Pfingst- und charismatischen Bewegung ausdrücklich von der Wort-des-Glaubens-Bewegung distanzieren. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hempelmann, Reinhard. »Die Wort- und Glaubensbewegung«. Reinhard Hempelmann (Hg.). Panorama der neuen Religiosität. Sinnsuche und Heilsversprechen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. 2. überarb. Aufl. im Auftrag der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005. ₋₋ McConnell, D. R. Ein anderes Evangelium? Eine historische und biblische Analyse der modernen Glaubensbewegung. Hamburg: Fliss, 1990. ₋₋ Wiesenhütter, Rolf. Die »Geistfalle«. Gefangen im Bann der Sekte Wort+Geist Röhrnbach. Hamburg: tredition, 2014. Internetlinks

₋₋ http://www.wortundgeist.de/ (Offizielle Homepage des Wort + Geist Zentrums in Röhrnbach) Darüber hinaus finden sich im Internet zahlreiche Seiten, die sich kritisch mit Wort+Geist auseinandersetzen und auch von Aussteigern.

6.3.8 Unabhängige Gemeinden charismatischer und pfingstlicher Prägung Geschichte

Während sich die klassische charismatische Bewegung der 1960er und 1970er Jahre als innerkirchliche Erneuerungsbewegung in den bestehenden Kirchen verstand, kam in den 1980er Jahren die sogenannte neocharismatische Bewegung auf, die verstärkt auf Evangelisation, verbunden mit eigener Gemeindegründung, setzte. Dieser Trend zeigte sich auch in Österreich, wo zahlreiche neue Gemeinden entstanden. Zwar schlossen sich vor einigen Jahren eine Reihe von ihnen den Freien Christengemeinden/Pfingstgemeinden in Österreich (FKÖ) an, doch gibt es immer noch rund zehn unabhängige deutschsprachige charismatische Gemeinden in Österreich.438 Hierzu gehören u. a. folgende Gemeinden: ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

Strom des Lebens – Christengemeinde Freistadt Exousia Christengemeinde in Graz Christuszentrum Kufstein Victory of HisMajesty – Neutestamentliche Gemeinde Walgau

438 So die Recherche des Autors auf Grundlage des Freikirchenatlasses. Vor 11 Jahren (2005) lag die Zahl unabhängiger charismatischer Gemeinden noch bei rund 30. Vgl. hierzu: Franz Rathmair, Religion in Steyr. Eine religionstopographische Bestandsaufnahme im Interesse der Mission, Pretoria: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2005: S. 107.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

Bread of Life – Christliches Zentrum Feldkirch Christus Gemeinde Montafon Feuerhaus Christliche Gemeinde in Mondsee Haus der Herrlichkeit in Wien Christen Gemeinde Wien Nord Elohim in Wien, eine von Afrikanern 2007 gegründete deutschsprachige Gemeinde, zu der sich vor allem Kongolesen und Rumänen halten.

Eine besondere Stellung nimmt die Freie Christengemeinde Pucking ein, die eine klassische Pfingstgemeinde ist, sich aber aus theologischen Vorbehalten nicht dem Bund der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde anschließen wollte. Auch die Gemeinde Leben für Christus in Feldkirch schied im Zuge des Zusammenschlusses der Freikirchen in Österreich (FKÖ) und der staatlichen Anerkennung der Freikirchen aus der Freien Christengemeinde (FCGÖ) aus. Die Oase Church.TV in Vösendorf bei Wien ist die einzige freikirchliche Online-Gemeinde und hat nach eigenen Angaben rund 1500 Anhänger in Österreich, die die Gottesdienste über Livestream verfolgen.439 Lehre

Die neocharismatischen Gemeinden teilen in weiten Teilen die theologischen Lehren anderer reformatorischer Kirchen. Sie praktizieren die Glaubenstaufe und feiern das Abendmahl als Gedächtnismahl. Besonderen Wert wird auf die Anbetung Gottes in Gebet- und Liedform gelegt. Darüber hinaus ermutigt man die Gemeindeglieder, die von Gott geschenkten Geistesgaben auszuüben, wobei vielfach ein besonderer Schwerpunkt auf Heilung und Segnung gelegt wird. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Zimmerling, Peter. Die charismatischen Bewegungen. Stuttgart: UTB (Vandenhoeck & Ruprecht), 2009. ₋₋ Pöhlmann, Matthias/Jahn, Christine (Hg.). Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2015: S. 219–248. ₋₋ Spornhauer, Dirk. Die charismatische Bewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Münster. LIT-Verlag, 2001.

439 Vgl. hierzu: http://www.oasechurch.tv/online-kirche/ [07.01.2016].

6.4 Brüdergemeinden

215

6.4 Brüdergemeinden KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Anhänger weltweit Gemeinden in Österreich Anhänger in Österreich

Brüdergemeinde/(Christliche) Versammlung Ab 1829 Ca. 1 Million Ca. 35 Ca. 3250

Die Brüderbewegung fällt in einer Konfessionskunde in mancher Hinsicht aus dem Rahmen, da sie sich selbst weder als Kirche noch als Freikirche versteht. Vielmehr will sie ein Zusammenschluss von Gläubigen jenseits denominationeller Strukturen sein, selbst wo sie im Laufe der Zeit eigene denominationelle Strukturen entwickelt hat. Geschichte

Die geschichtlichen Wurzeln der Brüderbewegung liegen in Großbritannien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. „Diese Bewegung entwickelte sich erst nach und nach zur ‚Brüderbewegung‘. Ihre Ablehnung starrer äußerer Formen war damals in den erweckten Kreisen in Großbritannien eine weit verbreitete Forderung. Der bekannteste Vertreter der Gründerzeit war John Nelson Darby (1800–1882). Er gab der Bewegung durch seine Schriften eine eigenständige Identität.“440

Obwohl Darby ursprünglich als Priester der Anglikanischen Kirche tätig war, trat er 1834 aus der Anglikanischen Kirche aus. Hinfort traf er sich mit Freunden zum privaten Bibellesen und Brotbrechen – ein anderer Begriff für das Abendmahl. Hinzu kam eine zunehmende Absonderung von anderen Denominationen. Die Bewegung breitete sich rasch von Irland ausgehend nach England und schon in den 1840er Jahren in den deutschsprachigen Bereich aus. In Deutschland sollten Carl Brockhaus und F. W. Baedeker zu prägenden Gestalten der aufkommenden Brüderbewegung werden. Insgesamt wird weltweit rund 1 Million Gläubige in verschiedenen Strömungen der Brüderbewegung zugerechnet. Lehre

Die Brüderbewegung verbindet in den zentralen theologischen Lehren große Gemeinsamkeiten mit den übrigen reformatorischen Kirchen, vor allem im Bereich der Rechtfertigungs440 Holthaus, Konfessionskunde, S. 190.

216

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

lehre. Im Bereich des Schriftverständnisses wird in der Regel von der Irrtumslosigkeit und Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift ausgegangen. Darüber hinaus zeigen sich auch besondere Schwerpunkte in mehreren Bereichen brüdergemeindlicher Lehre: In der Ekklesiologie (Gemeindeverständnis) vertritt man die Sammlung der Gläubigen um den Tisch des Herrn (Abendmahl). Die Versammlungen (Gottesdienste) sollen ohne feste Struktur und Liturgie und – je nach brüdergemeindlicher Richtung – auch ohne Pastoren ablaufen. Neben dem Abendmahl gehört die Verkündigung des Wortes Gottes zu dem Teil der Versammlungen, zu dem verschiedene Gemeindeglieder (Männer) unter der Leitung des Heiligen Geistes beitragen sollen. Im Zentrum jeder sonntäglichen Versammlung der Brüder steht die Feier des Abendmahls, das von jedem Bruder ausgegeben werden kann. Lieder, Gebete und kurze Schriftlesungen ergänzen die Feier des Brotbrechens. Weite Teile der Brüderbewegung vertreten zudem ein heilsgeschichtliches Verständnis, das in der Theologie als Dispensationalismus bezeichnet wird: „Dabei wird die Heilsgeschichte Gottes in bestimmte Abschnitte (‚Heilszeiten‘, engl. ‚dispensations‘) unterteilt. In diesen Zeiten habe Gott mit seinem Volk nach festen Regeln gehandelt. Nach einer Verheißung Gottes an sein Volk und einem Bundesschluss kam es jeweils zum Abfall des Volkes von Gott und zu einem göttlichen Gericht, worauf ein Neuanfang in einer neuen Heilszeit begann. Klassische Dispensationalisten unterscheiden zumindest sieben Heilszeiten Gottes mit den Menschen […]. Grundlegend ist eine deutliche Trennung zwischen Israel, dem irdischen Gottesvolk, und der Gemeinde, dem himmlischen Volk. Beide Heilslinien dürfen nach dispensationalistischem Verständnis nicht vermischt werden.“441

6.4.1 Die Salzburger Gemeinden KURZ & BÜNDIG Name Entstehung Gemeinden in Österreich Mitglieder in Österreich Anhänger in Österreich Kontakt Zeitschrift

Salzburger Gemeinden Mitte der 1970er Jahre 24 1900 3000 Christliche Gemeinde Salzburg Loig Hermann-Gmeiner-Str. 1 5071 Wals/Salzburg Tel: 0662 851314 Gemeinde und Mission

441 Holthaus, Konfessionskunde, S. 198.

6.4 Brüdergemeinden

217

Geschichte

Die Versammlungen bzw. Gemeinden im Salzburger Land sind auf die missionarisch-evangelistische Arbeit von Missionaren der schweizerischen Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG) zurückzuführen, allen voran auf die Arbeit von Walter Mauerhofer. So entstanden ab Mitte der 1970er Jahre Versammlungen in Bischofshofen, St. Johann, Altenmarkt, Hallein und Saalfelden. Doch erst als der Amerikaner Fred Colvin eine engere Zusammenarbeit mit Walter Mauerhofer einging, gab Mauerhofer seinen eigenen Gemeindehintergrund mehr und mehr auf und übernahm die brüdergemeindliche Versammlungsprägung von Colvin, die für die Bewegung dominierend werden sollte. „Während W. Mauerhofer weiterhin in der evangelistischen Arbeit aktiv war, besonders durch seine Bio-Vorträge im ganzen Land, bestand F. Colvins Hauptaufgabe im systematischen Bibelunterricht und im Training für Leitungsaufgaben. Damit bestimmte letzterer den Kurs der Bewegung, zu der 1989 etwa 600 Gläubige zählten.“442

Waren die Salzburger Versammlungen seit ihrer Gründung aktiv in der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ) engagiert, zogen sie sich Mitte der 1990er Jahre mehr und mehr zurück und bauten in weiterer Folge verstärkt eigene Strukturen auf. Mit dem neunmonatigen Trainingsprogramm für Mitarbeiter im Gemeindebau (TMG) in Salzburg wird ein intensives Schulungsprogramm angeboten. Darüber hinaus gibt es jährliche Jugendtage, Frauentage und Glaubenskonferenzen, an denen jeweils mehrere hundert Gläubige teilnehmen.443 Heute gibt es 24 Gemeinden mit ungefähr 1900 Mitgliedern und 3000 Gottesdienstbesuchern.444 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Mauerhofer, Walter. Eine Saat geht auf. Evangelisation als Lebenswerk. Bielefeld: CLV, 2011. Internetlinks

₋₋ http://www.gemeinde-loig.at/ (Homepage der Salzburger Gemeinde) ₋₋ http://christenleben.at/ (Evangelistische Homepage der Salzburger Gemeinde) ₋₋ http://gemeindeundmission.de/?page_id=18 (Homepage der Zeitschrift der Salzburger Gemeinden)

442 Fritz Börner, Freikirchlicher Gemeindebau in Österreich: Eine Untersuchung der Gemeinden der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ), mit einem historischen Rückblick in die Kirchengeschichte und die Geschichte der Bekennergemeinden auf österreichischem Boden, Linz: Selbstverlag, 1989: S. 130. 443 Vgl. hierzu: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 469-471. 444 Die Angaben erhielt der Autor telefonisch von Fred Colvin in einem Anruf vom 29.12.2008.

218

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.4.2 Evangeliums-Zentrum KURZ & BÜNDIG Name Evangeliums-Zentrum Entstehung Ca. 1970 Gemeinden in Österreich 4 Anhänger in Österreich 200 Kontakt Evangeliums-Zentrum e. V. Graf-Starhemberg-Gasse 6 1040 Wien Tel: 01 5059404 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Das Evangeliums-Zentrum entstand um das Jahr 1970 aus einer Arbeit des amerikanischen Missionars Ed Peterson im Umfeld der beginnenden Studentenarbeit. Anfänglich traf man sich in einer Wohnung, doch als die Gruppe wuchs, mietete man ein Versammlungslokal in der Mumbgasse in Wien-Leopoldstadt. Später zog man in die Graf-Starhemberg-Gasse um. Im Laufe der Jahre konnten durch gezielte evangelistisch-missionarische Bemühungen verschiedene Tochtergemeinden gegründet werden. Heute gibt es vier Gemeinden in den Wiener Bezirken Wieden, Erlaa, Stadlau und Donaustadt und insgesamt halten sich rund 200 Gläubige zum Evangeliums-Zentrum. Dienstagabends finden jeweils Schulungen für alle Gemeinden in der Gemeinde in der Graf-Starhemberg-Gasse statt, während man sich sonntags in den verschiedenen Gemeinden zum Gottesdienst trifft. Die Muttergemeinde in der Graf-Starhemberg-Gasse bildet bis heute das verbindende Zentrum zwischen den an sich selbständigen Gemeinden. Vor allem im Bereich von Schulung Evangelisation sowie der Kinder- und Jugendarbeit arbeitet man eng zusammen. Die Gemeinden werden jeweils von einem Ältestenkreis geleitet. Lehre

Die Gemeinden des Evangeliums-Zentrum sind lehrmäßig eine konservativ-evangelikale Gemeinde brüdergemeindlicher Prägung, die nur punktuell Zusammenarbeit mit anderen evangelikalen Werken und Einrichtungen sucht. Seit den Anfängen wurde ein besonderer Schwerpunkt auf Evangelisation gelegt, vor allem auch auf Straßen- und Schriftenevangelisation. Bewusst verzichtet man auf formelle Mitgliedschaft und auf eine verbindliche Glaubensgrundlage, da man die Heilige Schrift als einzige Grundlage anerkennt. Internetlinks

₋₋ http://www.evangeliumszentrum.at/ (Homepage des Evangelium-Zentrums in Wien)

6.4 Brüdergemeinden

219

6.4.3 Unabhängige Gemeinden brüdergemeindlicher Prägung „Die darbystischen Versammlungen in Österreich führen ihr Entstehen auf das Jahr 1853 zurück. Es scheint schon damals in Wien einen Kreis darbystisch gerichteter Freunde gegeben zu haben. Als später Georg Müller, Bristol, Dr. F. W. Bädecker (sic!) und ihre Mitarbeiter ihre Besuche in Österreich machten, gab es für die Brüder neue Anregung und engeren Zusammenschluß. […] In Wien bestehen zwei Gemeinden, von denen eine sich zu den Geschlossenen, die andere zu den Offenen Brüdern zählt. Kleinere Gruppen und Gemeinden finden sich weiter im Land zerstreut.“445

Was vor 150 Jahren begann, gibt es bis heute. Darüber hinaus gibt es über Österreich verstreut vereinzelt unabhängige Brüdergemeinden. Hierzu gehören z. B. die Christliche Gemeinde Donaustadt, die Christliche Gemeinde Sachsenplatz oder die Christliche Gemeinde Graz-Ost. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Börner, Fritz. Freikirchlicher Gemeindebau in Österreich. Eine Untersuchung der Gemeinden der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ), mit einem historischen Rückblick in die Kirchengeschichte und die Geschichte der Bekennergemeinden auf österreichischem Boden. Linz: Selbstverlag, 1989. ₋₋ Geldbach, Erich. Christliche Versammlung und Heilsgeschichte bei John Nelson Darby. 3. Aufl. Wuppertal: Brockhaus, 1975. ₋₋ Jordy, Gerhard. Die Brüderbewegung in Deutschland. 3 Bde. Wuppertal: R. Brockhaus, 1979–1986. ₋₋ Steinmeister, Andreas. … ihr alle aber seid Brüder. Eine geschichtliche Darstellung der »Brüderbewegung«. Lychen: Daniel-Verlag, 2004. Internetlinks

₋₋ http://www.evangeliumszentrum.at/ (Homepage des Evangeliums-Zentrums Wien) ₋₋ http://www.bruederbewegung.de/ (Homepage der deutschen Brüderbewegung)

445 Bargmann, „Die Freikirchen in Österreich“, S. 150.

220

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.5 Heilsarmee KURZ & BÜNDIG Name Heilsarmee Entstehung 1865 Anhänger weltweit 1,6 Millionen Gemeinden in Österreich 1 Mitglieder in Österreich Ca. 20 Kontakt Heilsarmee Gemeinde (Korps) Wien Moritz-Dreger-Gasse 19 1210 Wien Tel. 01 8903282-2264 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Heilsarmee ist eine weltweite Glaubensgemeinschaft, deren Anfänge ins England des 19. Jahrhunderts zurückgehen. 1865 gründeten William und Catherine Booth im Osten Londons ein sozialmissionarisches Werk, das sich vor allem den Menschen in den Elendsvierteln zuwandte, die zu Opfern der industriellen Revolution geworden waren. 1878 wurde dieses Werk in Salvation Army (Heilsarmee) umbenannt. Die Heilsarmee schuf sich in der Folge eine eigene Fahne, eigene Uniformen und gab sich eine militärische Struktur mit dem erklärten Ziel, gegen Elend und Laster für die Rettung der Menschen und ihrer Seelen zu kämpfen.446 Die Heilsarmee breitete sich recht schnell nicht nur im britischen Königreich, sondern auch auf dem europäischen Kontinent aus. 1927 begann die Heilsarmee ihre Arbeit in Österreich. In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1935 heißt es: „Von Deutschland aus hielt diese Armee Jesu Christi im Jahr 1927 mit klingendem Spiel ihren Einzug in Wien, wo einzelne Mitglieder seit längerem die erforderlichen Vorarbeiten getan hatten. Wie in der ganzen Welt, so verbindet sie auch in Wien regen Evangelisationseifer mit tatkräftigem sozialem Dienst. In drei verschiedenen Sälen der Stadt hat sie das Banner des Evangeliums aufgepflanzt, und in einem Männerheim mit sechshundert Betten bietet sie Obdachsuchenden Unterkunft und Verpflegung. Das österreichische Korps, das zirka hundert Mitglieder zählt, steht mit dem Londoner Hauptquartier in unmittelbarer Verbindung.“447

446 Vgl. hierzu das PDF zum Download über William Booth unter: http://www.heilsarmee. at/%C3%BCber-uns/geschichte/ [05.01.2016]. 447 Bargmann, „Die Freikirchen in Österreich“, S. 153.

6.5 Heilsarmee

221

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1938 musste die Arbeit der Heilsarmee vorläufig eingestellt werden und konnte erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder neu aufgebaut werden. Die Heilsarmee in Österreich hat heute rund 20 Gottesdienstbesucher448 und 34 Vollzeitmitarbeiter, darunter Sozialarbeiter und Fachärzte. Die Arbeit der Heilsarmee in Österreich ist auf Wien beschränkt. Insgesamt zählen sich weltweit rund 1,6 Millionen Christen zur Heilsarmee. Lehre

Die Heilsarmee ist eine protestantische Freikirche, die in den zentralen Lehrfragen sich wenig von anderen protestantischen Kirchen unterscheidet, einmal abgesehen von der starken militärischen Identität und dem militärisch-strukturierten Aufbau.449 Eine besondere Betonung wird allerdings auf Bekehrung und darauffolgende Heiligung gelegt.450 Da der Gründer der Heilsarmee William Booth den Eindruck gewann, dass viele Christen ihr Heil in Ritualen und nicht in einer Beziehung zu Gott suchten, kennt die Heilsarmee bis heute keinerlei Sakrament, weder Taufe noch Abendmahl. Säuglinge werden gegebenenfalls Gott geweiht. Die Gemeinde wird in der Heilsarmee als Korps bezeichnet und kennt zwei Arten von Mitgliedern: Soldaten (Salutisten) sowie registrierte Freunde, für die es jeweils schriftlich verfasste Regeln und Verordnungen gibt. Insgesamt gesehen vertritt die Heilsarmee ein „Glaubensbekenntnis auf evangelikaler Grundlage. Ihre uniformierten Mitglieder, die Heilssoldaten und Offiziere, verpflichten sich unter anderem dazu, nach christlichen Maßstäben zu leben, auf Alkohol, Tabak, Drogen und Pornographie zu verzichten und sich aktiv in der sozialen und evangelistischen Tätigkeit zu engagieren.“451 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Collier, Richard. William Booth. Der General Gottes und die Heilsarmee. Schwarzenfeld: Neufeld, 2015. ₋₋ Heimowski, Uwe. Die Heilsarmee. Practical Religion – gelebter Glaube. Schwarzenfeld: Neufeld Verlag, 2006. Internetlinks

₋₋ http://www.heilsarmee.at/swi/www_at.nsf (Homepage der Heilsarmee in Österreich)

448 Die Zahlen erhielt der Autor telefonisch von der Korpsleiterin Heidi Oppliger am 15.02.2016. 449 Als Begründung verweist man bewusst auf die militärische Ausdrucksweise, wie sie auch im Neuen Testament zu finden ist, vgl. beispielsweise Eph. 6. 450 Vgl. hierzu: Uwe Heimowski, Die Heilsarmee: Practical Religion – gelebter Glaube, Schwarzenfeld, Neufeld, 2006: S. 185–186. 451 Zitiert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Heilsarmee [05.01.2016].

222

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.6 Gemeinden in der Tradition der Restoration Movement Die Restoration Movement war eine Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert, die vor allem in den USA Fuß fasste und von den irischen Presbyterianern Thomas und Alexander Campbell sowie Barton W. Stone initiiert wurde (daher findet sich auch die Bezeichnung Stone-Campbell-Bewegung. Ziel der Bewegung war es, das Christentum wieder auf seine neutestamentlichen Grundlagen zurückzuführen, „nicht nur bezüglich Theologie, sondern insbesondere auch bezüglich Einzelheiten des täglichen Lebens und Gemeindepraxis“.452 In Österreich waren zeitweise zwei Kirchen in der Tradition der Restoration Movement präsent.

6.6.1 Gemeinde Christi KURZ & BÜNDIG Name Gemeinde Christi Entstehung 1906 Anhänger weltweit Ca. 2 Millionen Beginn der Arbeit in Österreich 1952 Gemeinden in Österreich 4 Anhänger in Österreich 60 Kontakt Gemeinde Jesu Christi Wien Porzellangasse 7 1090 Wien

Geschichte

Die Gemeinde Christi geht in ihren Anfängen auf die sogenannte „Restoration Movement“ des frühen 19. Jahrhunderts in Amerika zurück, die von vier schottischen Presbyterianern (Thomas Campbell, Alexander Campbell, Walter Scott und Barton W. Stone) geprägt wurde und Teil des zweiten Great Awakening (einer Erweckungsbewegung) war. Die vier Männer sagten sich von ihren ursprünglichen presbyterianischen Wurzeln los mit der Absicht, das Christentum wieder auf seine ursprünglichen neutestamentlichen Grundlagen zurückführen, gerade auch hinsichtlich der gemeindlichen Praxis. Die Bewegung durchlief mehrere Spaltungen, aus denen weitere Kirchen entstanden. Im Jahr 1906 formierte sich schließlich die heutige Kirche Churches of Christ. Nach Österreich kam die Gemeinde Christi im Jahr 1952 in Salzburg durch amerikanische Soldaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg dort stationiert waren und sich zu Gottesdiens452 Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Restoration_Movement. Vgl. ferner den ausführlichen Artikel auf der englischsprachigen Wikipedia-Seite: https://en.wikipedia.org/wiki/Restoration_Movement [beide 15.02.2016].

6.6 Gemeinden in der Tradition der Restoration Movement

223

ten trafen. Auf deren Bitten folgten als Missionare die Amerikaner Bob Hare im Jahr 1953 in Salzburg, Jack Nadeau im Jahr 1957 in Wien sowie 1958 der Deutsche Rudolf Fischer, um zum einen die amerikanischen Soldaten geistlich zu betreuen, um zum anderen aber auch missionarisch in Österreich aktiv zu werden. Als Ergebnis der verschiedenen missionarischen Aktivitäten konnte im Jahr 1964 in Graz eine Gemeinde unter dem Namen Eine Gemeinde des Herrn Jesus Christus gegründet453 werden. Zehn Jahre später folgte eine weitere Gemeinde in Wiener Neustadt.454 Heute gibt es drei Gemeinden in Wien sowie eine in Graz, doch tragen alle vier österreichischen Gemeinden eher den Charakter von Hausgemeinden. Daneben betrieb die Kirche von 1980 bis 2013 eine internationale Ausbildungsstätte, die anfänglich unter der Bezeichnung European Christian College und später unter International University Vienna auftrat. Für kurze Zeit, von 2001 bis 2003, war die Universität in Österreich auch als Privatuniversität akkreditiert.455 Lehre

Bei den Gemeinde-Christi-Gemeinden handelt es sich um eine Bewegung unabhängiger Gemeinden. Sie verbindet die Überzeugung der absoluten Autorität der Heiligen Schrift für Lehre und Leben und setzt sich für die Wiederherstellung der Urgemeinde in ihrer ursprünglichen Form ein. Als hermeneutischer Grundsatz gilt: Wo die Schrift redet, reden wir; wo die Schrift schweigt, schweigen wir. Der Gottesdienst wird von einem getauften Mann geleitet und sonntäglich Abendmahl gefeiert. Da instrumentale Musikbegleitung nirgendwo im Neuen Testament gelehrt wird, verzichtet man darauf und singt grundsätzlich a cappella. Daneben trifft man sich in Hauskreisen. Die Taufe wird als Glaubenstaufe mit Untertauchen gelehrt und nimmt einen zentralen Raum im theologischen Selbstverständnis der Kirche ein. Alleinstellungsmerkmal im Taufverständnis ist dabei die Überzeugung, dass durch die Taufe Sünden vergeben werden und gleichzeitig eine geistliche Wiedergeburt stattfindet. Als weitere Besonderheit findet sich die Lehre, dass das Erfüllen des Willens Gottes heilsnotwendig ist. Daher lehnt die Kirche die Lehre einer unbedingten Heilsgewissheit ab. Der Kontakt zu anderen Kirchen und Gemeinden wird wenig gesucht, da die Kirche aufgrund des Taufverständnisses eine gewisse Exklusivität pflegt. 453 Vgl. Hierzu: Anna Strobl, Was Graz glaubt. Religion und Spiritualität in der Stadt, Innsbruck: Tyrolia, 2010: S. 371. 454 Vgl. zur Geschichte der Gemeinde Christi insgesamt: http://missions-history.wikispaces.com/ Austria [15.02.2016]. 455 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/International_University_Vienna [15.02.2016] sowie: Günther Zäuner, Hirngift und Seelenmord: Schattenwirtschaft der Sekten und anderer Glaubensmärkte, Wien: Goldegg, 2009: S. 289.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Internetlinks:

₋₋ http://www.kreuzung-wien.at/ (Homepage einer der Wiener Gemeinden Christi) ₋₋ https://gemeindechristi.wordpress.com/ (Homepage der Gemeinde Christi in Graz) ₋₋ http://church-of-christ.org/ (Internationale Homepage der Churches of Christ) ₋₋ https://www.facebook.com/gemeindechristi/ (Facebook-Seite einer Wiener Gemeinde Christi)

6.6.2 Gemeinde Christi – Internationale Gemeinde Christi KURZ & BÜNDIG Name Gemeinde Christi – Internationale Gemeinde Christi Entstehung 1979 Anhänger weltweit Ca. 100.000 Beginn der Arbeit in Österreich 1995 Gemeinden in Österreich Inzwischen fusioniert mit Gemeinde Christi

Geschichte

Bei der Gemeinde Christi (International Church of Christ) handelt es sich um eine Kirche, die 1979 aus der Gemeinde Christi (vgl. unter VI.6) hervorging und die anfänglich unter dem Namen Boston Church of Christ und seit 1992 unter der Bezeichnung International Church of Christ auftritt. Sie wurde von Kip McKean gegründet, der aber 2002 selbst aus der Leitung zurücktreten musste, als seine Tochter aus der Kirche austrat, da dies vorher eine von McKean verkündete Lehrüberzeugung war. McKean verließ schließlich die Internationale Gemeinde Christi und gründete eine neue Kirche. Diese Entwicklungen führten zu einer schweren innerkirchlichen Krise und einem teilweisen Auseinanderbrechen der Kirche.456 In Wien gab es eine kleine Gemeinde, die 1995 gegründet wurde und rund 35 Anhänger hatte.457 Sie wurde allerdings auch von der Krise der Internationalen Gemeinde Christi im Jahr 2002 erfasst. Einige verließen daraufhin die Gemeinde, während die Übriggebliebenen mit einer der Wiener Gemeinden der Gemeinde Christi fusionierten. Dort sind heute noch rund zehn Personen, die vormals zur Internationalen Gemeinde Christi gehörten.

456 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Gemeinden_Christi [18.03.2016]. 457 Vgl. hierzu die Angaben bei: http://www.dtodayinfo.net/ [15.02.2016] sowie: Günther Zäuner, Hirngift und Seelenmord, S. 289. Die Daten sind Stand 2014.

6.6 Gemeinden in der Tradition der Restoration Movement

225

Lehre

In den zentralen Lehrfragen hat die Internationale Gemeinde Christi die Lehren der Gemeinde Christi übernommen. Darüber hinaus bildete jedoch das Jüngerschaftsverständnis einen besonderen Schwerpunkt: „Typisches Merkmal der ICOC war bis 2002 ihre spezielle Auffassung der Jüngerschaft, die sie als heilsnotwendig erachtete. Jüngerschaft beinhaltete nach Meinung der ICOC eine stark missionarische Ausrichtung, die Bereitschaft zur Unterordnung unter die Gemeinde (= ICOC) und das Eingehen sog. Jüngerschaftsbeziehungen, die hierarchisch ausgestaltet waren: Jedes Mitglied war einem persönlichen, gleichgeschlechtlichen Hirten unterstellt, welchem regelmäßig die begangenen Sünden zu beichten waren und mit welchem anstehende Entscheidungen diskutiert werden mussten.“458

In den vergangenen Jahren sind verschiedene Flügel innerhalb der Kirche aufgebrochen. Während einige Gemeinden grundlegende Reformen in Lehre und der Glaubenspraxis durchführten und den Exklusivitätsanspruch der Kirche aufgaben, blieben andere Gemeinden der bisherigen Lehre treu. Die österreichische Gemeinde fusionierte vor einigen Jahren mit einer der drei Wiener Gemeinden der Gemeinde Christi. Internetlinks:

₋₋ http://www.disciplestoday.org/ (Homepage der Internationalen Gemeinde Christi) ₋₋ http://www.dtodayinfo.net/ (Verzeichnis der Internationalen Gemeinden Christi)

458 Zitiert nach: http://www.relinfo.ch/icoc/kurz.html [15.02.2016].

226

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.7 Weltweite Kirche Gottes KURZ & BÜNDIG Name Weltweite Kirche Gottes Entstehung 1933 Internationaler Sitz Glendora, Kalifornien (USA) Anhänger weltweit 50.000 Gemeinden in Österreich Zurzeit keine Mitglieder/Assoziierte in Österreich 12 Kontakt Weltweite Kirche Gottes Postfach 1129 D-53001 Bonn E-Mail: [email protected] Zeitschrift Nachfolge

Geschichte

Die Weltweite Kirche Gottes (im Englischen ursprünglich Worldwide Church of God, seit 2009 Grace Communion International) geht auf die Tätigkeit von Herbert W. Armstrong (1892–1986) zurück, der ursprünglich in einer Quäkerfamilie aufwuchs und später von einer adventistischen Gemeinde ordiniert wurde. Er gründete 1933 die Weltweite Kirche Gottes und leitete sie bis zu seinem Tod. Im deutschsprachigen Raum war vor allem die seit 1960 auch in deutscher Sprache erschienene Zeitschrift Klar & Wahr bekannt, die kostenlos abgegeben wurde. Die Kirche vertrat anfangs adventistisch geprägte Überzeugungen, nahm jedoch mit der Zeit mehr und mehr Sonderlehren auf. Gleichzeitig erhob Armstrong einen Absolutheitsanspruch und betrachtete die Weltweite Kirche Gottes als einzig wahre Kirche. Mit dem Tod Armstrongs im Jahr 1986 kam es unter seinem Nachfolger Joseph Tkach zu einer völligen theologischen Neuorientierung der Kirche, die sektenhafte Überzeugungen und bisherige Lehren der Kirche widerrief. Gleichzeitig fand eine Öffnung gegenüber anderen Kirchen statt. In Österreich war die Weltweite Kirche Gottes seit Ende der 1960er Jahre in Salzburg und seit Mitte der 1970er Jahre mit einer Gemeinde in Wien präsent, die sich in der Kenyongasse im Gebäude des CVJM traf und aus ca. 25 Personen bestand. Zurzeit gibt es keine Gemeinde in Österreich.459

459 Die Angaben erhielt der Autor von der Weltweiten Kirche Gottes in Bonn. E-Mail vom 15.02.2016.

6.7 Weltweite Kirche Gottes

227

Lehre

Heute ist die Weltweite Kirche Gottes eine evangelikal geprägte Freikirche ohne Sonderlehren. Sie legt ihren Schwerpunkt als Kirche darauf, die gute Nachricht von Jesus Christus zu leben und anderen weiterzugeben. In einer Selbstvorstellung heißt es: „Der Hauptauftrag der Kirche ist es, das Evangelium Jesu Christi zu verbreiten und interessierten Menschen zu helfen, in der Nachfolge Christi zu leben (religiöser Zweck). Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung von Bedürftigen (mildtätiger Zweck). Unser Auftrag richtet sich ‚nach oben‘ (Anbetung und Verehrung Gottes), ‚nach innen‘ (Gemeinschaft und Zurüstung der Gläubigen) und ‚nach außen‘ (Evangelisation/Mission).“460 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Reller, Horst/Krech, Hans/Kleiminger, Matthias (Hg.). Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. 5. neu bearb. u. erw. Aufl. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2000, S. 234–244. ₋₋ Schirrmacher, Thomas. Eine Sekte wird evangelisch. Die Reformation der Weltweiten Kirche Gottes. Wetzlar: idea-Dokumentation 11/2000. ₋₋ Schmidt, Markus. Weltweite Kirche Gottes. Von Sonderlehren zur Bibel. Werkmappe »Sekten, religiöse Sondergemeinschaften, Weltanschauungen« 78. Wien: Referat für Weltanschauungsfragen, 1998. Internetlinks

₋₋ http://wkg.gci.org/# (Homepage der Weltweiten Kirche Gottes im deutschsprachigen Bereich)

460 Zitiert nach: http://wkg.gci.org/includes/ueber-uns.html [08.01.2016].

228

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.8 Gemeinschaft Evangelikal-Episkopaler Kirchengemeinden KURZ & BÜNDIG Name Gemeinschaft Evangelikal-Episkopaler Kirchengemeinden Entstehung in Österreich 1996 Gemeinden weltweit Ca. 5000 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 20 Kontakt Kapelle St. Paulus (Haus Theresienthal) Theresienthalstraße 71 4810 Gmunden Tel: 0681 10342882 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Gemeinschaft Evangelikal-Episkopaler Kirchengemeinden ist eine relativ neue Kirche, die aus der sogenannten Konvergenz-Bewegung erwachsen ist. „In den 70iger und 80iger Jahren des 20. Jahrhunderts bekundeten Pastoren und vollzeitige Leiter aus den verschiedensten evangelikalen Kirchen und freikirchlichen Gemeinden weltweit ein Interesse an den Ursprüngen der Kirche, insbesondere an den ersten drei Jahrhunderten in Bezug auf Lehre und Gottesdienst. Daraus entwickelte sich eine Bewegung, welche die apostolischen Väter studierte und begann den Reichtum liturgischen Gottesdienstes zu entdecken. Diese Bewegung wurde bekannt unter dem Namen Konvergenzbewegung. Konvergenz bedeutet Zusammenführung oder Verschmelzung. Man erkannte, dass die Kirche von Anfang an katholisch, evangelisch und charismatisch war, und begann eben diese drei Elemente zu verbinden oder zu verschmelzen.“461

In den Jahren 1994 und 1995 trafen sich verantwortliche Pastoren und Priester unterschiedlicher denominationeller Hintergründe, um gemeinsam eine Kirche zu bilden, die die oben beschriebene Zusammenführung unterschiedlicher Traditionen ermöglichte. So wurde 1996 die Communion of Evangelical Epsicopal Churches gegründet, die mittlerweile rund 5000 Gemeinden umfasst. Nach Österreich kam die Kirche durch den Priester Christoph Bloh461 Zitiert nach: http://www.sanktpaulus.at/was_bedeutet_konvergenz.html [08.01.2016] und https://en.wikipedia.org/wiki/Convergence_Movement [08.01.2016].

6.8 Gemeinschaft Evangelikal-Episkopaler Kirchengemeinden

229

berger, der 2005 zum Diakon und 2007 zum Priester geweiht wurde und der Gemeinde in Gmunden vorsteht.462 Zur Gemeinde halten sich rund 15 bis 20 Personen.463 Lehre

Wie schon angeführt verschmilzt in der Gemeinschaft Evangelikal-Episkopaler Kirchengemeinden katholisch-anglikanische mit charismatischer und evangelikaler Frömmigkeit. Als Glaubensgrundlage hält man am anglikanischen Chicago-Lambeth Quadrilateral von 1886/1888 fest: „1. Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, die ‚alles Notwendige zur Erlösung‘ enthält und die Regel und die endgültige Norm des Glaubens ist. 2. Das Apostolische Bekenntnis als das Taufbekenntnis und das Nicänische Bekenntnis als ausreichendes Bekenntnis des christlichen Glaubens. 3. Die zwei Sakramente, die von Christus selbst eingesetzt wurden – die Taufe und das Herrenmahl –, stets mit den Einsetzungsworten Christi und unter den von Ihm verordneten Elementen verwaltet. 4. Das historische Bischofsamt, dessen Verwaltungsmethoden den örtlichen Gegebenheiten so angepasst werden, dass sie den unterschiedlichen Bedürfnissen der Nationen und Menschen entsprechen, die Gott zur Einheit in Seiner Kirche berufen hat.“464 Diese vier Überzeugungen bilden die für alle Gemeinden verbindliche Grundlage. Darüber hinaus steht es Gemeinden und ihren Priestern frei, ihre Katholizität auszubauen bzw. stärker zu betonen. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Praxis so, dass die österreichische Gemeinde sieben Sakramente feiert, während es andere Gemeinden in der Kirche gibt, die nur zwei Sakramente anerkennen und die übrigen fünf als Riten mit sakramentalem Charakter verstehen. Es besteht kein Pflichtzölibat und in einigen Gemeinden werden Frauen auch zu Priesterinnen geweiht. Gleichzeitig hält man jedoch an der apostolischen Sukzession fest.465 Internetlinks

₋₋ http://www.sanktpaulus.at/ (Homepage der österreichischen Kirche in Gmunden) ₋₋ http://www.theceec.org/index.html (Homepage der Communion of Evangelical Episcopal Churches)

462 http://www.sanktpaulus.at/was_wir_sind.html [08.01.2016]. 463 Die Angaben erhielt der Autor vom Priester und Pastor der Gemeinde, Christoph Blohberger, in einem Telefonat vom 18. April 2016. 464 Zitiert nach: http://www.sanktpaulus.at/was_wir_sind.html [08.01.2016]. 465 Die verschiedenen grundlegenden und verbindlichen Dokumente sind zu finden unter: http:// www.theceec.org/Documents.html [08.01.2016].

230

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.9 Freikirchen und Bekenntniskirchen lutherischer und reformierter Prägung 6.9.1 Evangelisch-Reformierte Gemeinde Westminster Bekenntnisses KURZ & BÜNDIG Name Evang.-Reformierte Kirche Westminster Bekenntnisses Entstehung 1984 Gemeinden in Österreich 3 Anhänger in Österreich 150 Kontakt Evang.-Reformierte Kirche Westminster Bekenntnisses Feldkreuzweg 13, infra 14 6830 Rankweil Tel: 05522 48900 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Evangelisch-Reformierte Kirche Westminster Bekenntnisses in Österreich wurde 1984 von dem ehemaligen evangelischen Vikar Reinhold Widter in Neuhofen an der Krems gegründet und wurde dabei von Anfang an von der Gereformeerde Kerken – vrijgemaakt in den Niederlanden unterstützt. Widter hatte schon vorher Pläne für eine Freie Evangelische Missions-Bewegung und ein Freies Evangelisch-Theologisches Seminar geschmiedet, die er in Österreich gründen wollte. Die Gründung eines Calvin-Seminars fand zwar 1998 in Neuhofen statt. Allerdings gab es insgesamt nur zwei eingeschriebene Studenten und einige Jahre später wurde das Seminar geschlossen.466 Nachdem Widter im Jahr 2005 Österreich verlassen hatte, schlitterte die Neuhofener Gemeinde in eine Krise. Während Widter von seiner Persönlichkeit und seinem Auftreten eher polarisierte, änderte sich die polarisierende Ausrichtung nach seinem Weggang. Neben der Gemeinde in Neuhofen an der Krems entstand 1999 eine zweite Gemeinde in Rankweil (Vorarlberg). Im Jahr 2009 folgte eine Gemeinde in Wien und eine Gründung in Kärnten ist in Planung. Darüber hinaus gibt es zwei Gemeinden in der Schweiz.467 Erwähnenswert ist ferner, dass der Evangelische Oberkirchenrat A. u. H. B. im Jahr 2008 eine Unterlassungsklage gegen die Evangelisch-Reformierte Kirche Westminster Bekenntnisses in Rankweil hinsichtlich der Verwendung der Bezeichnung evangelisch im Namen ein-

466 Vgl. E-Mail von Pfr. R. Mayer an den Autor vom 13.01.2015. Vgl. ferner: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 473–474. 467 Vgl. hierzu: http://www.reformiert.at/church/kirche.htm [08.01.2016].

6.9 Freikirchen und Bekenntniskirchen lutherischer und reformierter Prägung

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reichte. In einem Vergleich auf immerwährenden Frieden im Jahr 2009 wurde dieses Ansinnen zurückgewiesen mit der Übereinkunft, dass W. B. (Westminster Bekenntnis) nach Möglichkeit ausgeschrieben wird, um eine Verwechslung mit der Evang. Kirche H. B. zu vermeiden. Lehre

Die Evangelisch-Reformierte Kirche Westminster Bekenntnisses versteht sich selbst nicht als Frei-, sondern als Bekenntniskirche.468 Als Bekenntnisgrundlage dienen der Heidelberger Katechismus, das Westminster Bekenntnis von 1647 und selbstverfasste theologische Erklärungen. Darüber hinaus gibt es eine ausführliche Kirchenverfassung, die sich am niederländischen Kirchenrecht der Gereformeerde Kerken – vrijgemaakt in den Niederlanden orientiert.469 Die Kirche ist als eine theologisch konservative reformierte Bekenntniskirche einzuordnen. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Walicord, Sacha. Staat und Kirche in Österreich. Gesellschaftliche und rechtspolitische Aspekte und Problemlagen am Beispiel nicht anerkannter evangelikaler Freikirchen in Österreich. Hamburg: RVB, 2005. ₋₋ Widter, Reinhold. Evangelische Missionskirchen im nachchristlichen Europa. Am Beispiel Österreichs. Theologische Schriften. Bd. 3. Neuhofen: Evangelisch-Reformierte Medien, 1999. Internetlinks

₋₋ http://www.reformiert.at/ (Offizielle Homepage der Evangelisch-Reformierten Kirche Westminster Bekenntnisses in Österreich)

6.9.2 Evangelisch-Lutherische Freikirche KURZ & BÜNDIG Name Evangelisch-Lutherische Freikirche Entstehung 1871 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 10 Kontakt Evangelisch-Lutherische Paulusgemeinde Lindenhofstr. 1 D-88145 Hergatz Tel: +49 (0) 7522 913340 Mail: [email protected] 468 Sacha Walicord, Staat und Kirche in Österreich: Gesellschaftliche und rechtspolitische Aspekte und Problemlagen am Beispiel nicht anerkannter evangelikaler Freikirchen in Österreich, Hamburg: RVB, 2005. 469 Abgedruckt bei: Walicord, Staat und Kirche in Österreich, S. 175 ff.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Geschichte

Die Evangelisch-Lutherische Freikirche versteht sich als eine lutherische Freikirche, deren meiste Mitglieder im deutschen Bundesland Sachsen leben. Sie geht zurück auf lutherische Gemeinden im Königreich Sachsen, die sich ab 1871 von der sächsischen Landeskirche trennten, da sie liberale Tendenzen in der offiziellen Evangelisch-Lutherischen Kirche ablehnten. Mehrere Pfarrer verließen zu der Zeit die Landeskirche und gründeten 1876 die Evangelisch-Lutherische Freikirche in Sachsen. Hier wurde für unabhängige lutherische Kirchen erstmals die Bezeichnung Freikirche verwendet. Weitere Gemeinden aus ganz Deutschland schlossen sich im Laufe der kommenden Jahrzehnte der Freikirche an. Die Evangelisch-Lutherische Freikirche hat derzeit etwa 1500 Mitglieder in 16 Gemeinden, darunter auch eine Predigtstation der Diasporaarbeit der Ev.-Lutherischen Freikirche in Süddeutschland in Ludesch/Vorarlberg.470 Insgesamt halten sich rund 10 Gläubige zur Ev.-Lutherischen Freikirche in Österreich.471 Lehre

Bei der Evangelisch-Lutherischen Freikirche handelt es sich um eine bekenntnisorientierte Freikirche, die klassisch lutherische Positionen vertritt. Im Unterschied zu anderen lutherischen Kirchen hält sie an der Lehre von der Verbalinspiration fest.472 Der Evangelisch-Lutherischen Freikirche stehen ein Präses und ein fünfköpfiger Synodalrat als Leitungsgremium vor. Diesem gehören, neben dem Präses, zwei Pfarrer und zwei Laien an. Der Synodalrat führt die Verwaltung der Kirche nach den Richtlinien der Kirchensynode und vertritt und repräsentiert die Freikirche. Eine Synode tagt alle zwei Jahre und besteht aus 32 stimmberechtigten Delegierten, davon sind je 16 Laien (Gemeindevertreter) und je 16 Pastoren aus den 16 Pfarrbezirken. Die Synode entscheidet über die innere und äußere Verwaltung der Rechte und Aufgaben, die der Kirche von den Einzelgemeinden übertragen sind. Sie wählt die Vertreter der Kirche und legt deren Befugnisse und Aufgaben fest. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Hermann, Gottfried. Lutherische Freikirche in Sachsen. Geschichte und Gegenwart einer lutherischen Bekenntniskirche. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1985. ₋₋ Herrmann, Gottfried Martin (Hg.). Verzeichnis der Gemeinden und Pastoren. Ev.-Luth. Freikirche von 1876 bis 1996. Zwickau: Concordia, 1996. Internetlinks

₋₋ http://www.kleinekraft.de/

470 Vgl. hierzu: http://www.kleinekraft.de/kontakt/ [08.01.2016]. 471 Die Angaben erhielt der Autor vom Pfarrer der Gemeinde in einem Telefonat vom 18. April 2016. 472 Tibusek, Ein Glaube, viele Kirchen, S. 203 und die dort angeführten Belege.

6.10 Gemeinde für Christus – Evangelischer Brüderverein (EBV)

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(Homepage der Diasporaarbeit der Evangelisch-Lutherischen Freikirche in Süddeutschland, die die Predigtstation in Vorarlberg betreut) ₋₋ http://elfk.de.dd21408.kasserver.com/html/main/ (Offizielle Homepage der Evangelisch-Lutherischen Freikirche)

6.10 Gemeinde für Christus – Evangelischer Brüderverein (EBV) KURZ & BÜNDIG Name Gemeinde für Christus Entstehung 1914 Anhänger weltweit Mehrere tausend Gemeinden in Österreich 2 Anhänger in Österreich Ca. 40 Kontakt Gemeinde für Christus Lederergasse 9 9800 Spittal Tel: 04762 2328

Geschichte

Die Ursprünge der Gemeinde für Christus gehen auf die Erweckungs- und Heiligungsbewegung des 19. Jahrhunderts in der Schweiz zurück. Eigentlicher Gründer der Gemeinde für Christus war Fritz Berger (1868–1950), nachdem er eine eindrückliche Bekehrung erlebt hatte: „Am 11. Februar 1899 um 23 Uhr bekehrte sich Berger im Wirtshaus. Berger nahm sich vor: ‚Von nun an will ich der Bibel glauben, will tun, was sie befiehlt, und lassen, was sie zu lassen heisst.‘ Durch eine innere Stimme geleitet wurde Berger Mitglied beim Blauen Kreuz, einer erwecklich geprägten Organisation zum Kampf gegen den Alkoholismus. Berger besuchte nun regelmässig die Versammlungen des Blauen Kreuzes, die nicht nur Fragen der Abstinenz, sondern auch der Verkündigung eines erwecklichen Christentums gewidmet waren. Allerdings überwarf sich Berger bald mit der Leitung der lokalen Sektion des Blauen Kreuzes, weil er für auch nur in Details abweichende Meinungen kein Verständnis aufbringen konnte“.473

Berger schloss sich der Evangelischen Gesellschaft an, doch auch dort kam es zu Konflikten und so wurde er im Jahr 1908 ausgeschlossen. Auch mit dem Blauen Kreuz kam es zu ei473 Quelle: http://www.relinfo.ch/ebv/info.html [05.01.2016].

234

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

ner endgültigen Trennung. Berger gründete stattdessen mit zwölf weiteren Ortsvereinen das Freie Blaue Kreuz, das 1914 in den Evangelischen Brüderverein umgewandelt wurde. Im Jahr 2009 erfolgte die Umbenennung in Gemeinde für Christus.474 Die Gemeinde für Christus breitete sich rasch aus und hatte im Jahr 1930 schon 103 Ortsgemeinden und im Todesjahr Bergers im Jahr 1950 über 190 Mitgliedsgemeinden. In den 1960er Jahren kam es zur Spaltung in eine konservativere und eine offenere Gruppe. Die offene Gruppe konstituierte sich 1967 als Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG). Heute gibt es die Gemeinde für Christus in neun Ländern, darunter auch in Österreich. Vor allem durch die Missionsarbeit in Papua-Neuguinea ist der Gemeindebund dort inzwischen doppelt so groß wie in Europa, wo sich mehrere tausend Gläubige zu Gemeinde für Christus halten. Schon seit den 1960er Jahren führte der damalige Brüderverein zeltmissionarische Einsätze und Evangelisationen in Vorarlberg und Tirol durch. Ein erstes Missionarsehepaar ließ sich 1972 in Irschen (Kärnten) nieder. Ein weiteres Ehepaar folgte 1975 und zog nach Tamsweg. So entstanden Gemeinden in Spittal an der Drau und Afritz sowie Hausund Bibelkreise in Klagenfurt und im Lungau.475 Im Jahr 1988 wurde ein weiteres Missionarsehepaar im oberösterreichischen Andorf (Bezirk Schärding) stationiert; dadurch entstanden Hauskreise in Andorf und Linz. Einige Jahre später, im Jahr 1991, begann der Brüderverein zusätzlich auch in Wien mit regelmäßigen Gottesdiensten.476 Allerdings wurden die Gemeinden in Wien (2013) und in Linz (2014) aufgelöst und die Gemeindeglieder schlossen sich anderen evangelikalen Gemeinden an.477 Heute halten sich rund 40 Personen zu den zwei Gemeinden und zwei Hauskreisen.478 In den vergangenen Jahren pflegten die Gemeinden in Österreich in der Regel eher wenig Kontakt zu anderen christlichen Gemeinden im Land. Lehre

Die Gemeinde für Christus ist eine konservativ-evangelikal geprägte Freikirche. Umstritten war zumindest zeitweise die Lehre über das Verständnis einer christlichen Vollkommenheit, bei der an manchen Stellen der Eindruck erweckt wurde, ein Zustand der absoluten Sündlosigkeit könne erreicht werden. Zentrales Anliegen des Brüdervereins ist ein an der Bibel orientierter Lebensstil. In der Vergangenheit sollte die Umsetzung dieses Lebensstils durch 474 Vgl. hierzu: http://www.joycenet.de/index.php?id=2205&tx_ttnews[tt_news]=157639&cHash=ee2a931f3f [08.01.2016]. 475 Vgl. hierzu: Evangelischer Brüderverein (Hg.), Mein Wort behalten: 75 Jahre Evangelischer Brüderverein 1904–1984, Wydibühl: Verlag des Evang. Brüdervereins, 1985, S. 110–113 und http://www. gfc.ch/de/taetigkeitenwerke/mission/europa/oesterreich/ [08.01.2016]. 476 Vgl. hierzu: http://www.gfc.ch/de/taetigkeitenwerke/mission/europa/oesterreich/ueber-uns/werwir-sind/ [08.01.2016]. 477 So die Angaben des ehemaligen Missionars Hans Steiner in Wien in einer E-Mail an den Autor vom 10.02.2016. 478 Die Angaben erhielt der Autor vom Prediger der Gemeinde für Christus, Andreas Wurst, über einen Freund am 15.02.2016 telefonisch übermittelt.

6.10 Gemeinde für Christus – Evangelischer Brüderverein (EBV)

235

eine Absonderung von der Welt erleichtert werden. Daraus resultierte teilweise eine Reglementierung des alltäglichen Lebens. Dies wird z. B. in einer Veröffentlichung des Brüdervereins aus dem Jahr 1984 deutlich: „So sind auch die ‚ausgewaschenen Jeans‘ Ausdruck einer gottlosen Weltanschauung und der Anarchie, nämlich sich gegen die Gesetze der Obrigkeit und ihre Ordnungen in jeder Form aufzulehnen.“479

Oder: „Radio, fromme Aufführungen, Film- und Lichtbildervorträge lehnten die Brüder zum Aufbau des Reiches Gottes ab. Heute ist es ebenso notwendig, vor dem Fernseher zu warnen. Dieses Medium besitzt einen gewaltigen suggestiven Einfluß auf die Massen, dessen sich der Antichrist bedienen wird.“480

In den vergangenen Jahren kam es zu einer zunehmenden Öffnung der Bewegung. Die Gemeinde für Christus „durchläuft seit Beginn des 21. Jahrhunderts eine Reform mit dem Ziel, die biblische Lehre uneingeschränkt, ohne sektiererische Tendenzen (‚selbstgeschnitzte Steckenpferdchen‘) und in einem schlichten, aber zeitgemäßen Rahmen zu verkünden und auf fundamentalistische Details zu verzichten.“481

Auch im Verhältnis zur Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG) ist es zwischenzeitlich zu einer Klärung und Versöhnung gekommen. Dies geschah im Zuge der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2009. So heißt es in einer gemeinsamen Erklärung: „Wir ermutigen uns gegenseitig bei der Verkündigung des Evangeliums und beim Aufbau des Reiches Gottes.“482 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Evangelischer Brüderverein (Hg.). Mein Wort behalten. 75 Jahre Evangelischer Brüderverein. Herblingen: Verlag des Evangelischen Brüdervereins Wydibühl, 1984. Internetlinks

₋₋ http://www.gfc.ch/de/taetigkeitenwerke/mission/europa/oesterreich/ (Homepage der Gemeinde für Christus für Österreich)

479 Evangelischer Brüderverein (Hg.), Mein Wort behalten: 75 Jahre Evangelischer Brüderverein, Herblingen: Verlag des Evangelischen Brüdervereins Wydibühl, 1984: S. 169–170. 480 Evangelischer Brüderverein, Mein Wort behalten, S. 45. 481 Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinde_f%C3%BCr_Christus [08.01.2016]. 482 Zitiert aus: Gemeinsame Erklärung der GfC und der VFMG vom 16. Mai 2009.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

6.11 Evangelische Täufergemeinde (ETG) KURZ & BÜNDIG Name Evangelische Täufergemeinde (ETG) Entstehung 1832 Mitglieder weltweit 2300 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 100 Kontakt Evangelische Freikirche Rif (Evangelische Täufergemeinde Salzburg) Fostergasse 2 5400 Hallein-Rif E-Mail: [email protected]

Geschichte „Die Gemeinschaft Evangelischer Taufgesinnter wurde durch den Pfarrer Samuel Heinrich Fröhlich gegründet. Dieser wirkte im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in Leutwil, entzweite sich jedoch mit den Kirchenbehörden aufgrund theologischer Differenzen. Durch seine Predigten fühlten sich jedoch viele Menschen berührt, was dazu führte, dass sich mehrere hundert außerhalb der landeskirchlichen Strukturen trafen, um ihm zuzuhören. 1832 taufte er 38 von ihnen auf ihren Glauben. Die anschließende gemeinsame Einnahme des Abendmahls am Pfingstsonntag desselben Jahres wird heute als die Geburtsstunde der ETGs betrachtet.“483

Noch im Laufe des 19. Jahrhunderts breitete sich die Bewegung nach Deutschland, Frankreich, Ungarn und Nord- und Südamerika aus. Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Abspaltung eines konservativeren Flügels. 1984 wurde schließlich in Bern als Folge eines Öffnungsprozesses der Bund der Evangelischen Täufergemeinden gegründet, der zum Dachverband für die Gemeinden in der Schweiz, in Deutschland und Österreich wurde. Nach Österreich kamen die Nazarener schon Mitte des 19. Jahrhunderts und gründeten eine Gemeinde in Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Gruppen und Gemeinden in Linz, Wels, Graz, Lambach und Salzburg, denn zeitweise hielten sich um die 400 volksdeutsche Flüchtlinge, die in ihrer alten Heimat schon zu einer Nazarenergemeinde gehört hatten, in Österreich auf. Diese wollte man geistlich versorgen und half ihnen auch bei Gemeindebauten.484

483 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Evangelischer_T%C3%A4ufergemeinden [05.01.2016]. 484 Vgl. hierzu: Bernhard Ott, Missionarische Gemeinde werden: Der Weg der Evangelischen Täufergemeinden, Uster: Verlag ETG, 1996: S. 137 ff.

6.11 Evangelische Täufergemeinde (ETG)

237

Der Bund der Evangelischen Täufergemeinden hat heute rund 2300 Mitglieder (ohne Kinder und Besucher)485 und ist heute nur noch mit einer Gemeinde in Österreich in Salzburg-Rif vertreten, zu der sich rund 100 Gläubige halten.486 Die Wiener Nazarener Gemeinde besteht bis heute ebenso wie eine Nazarenergemeinde in Feldkirchen487, ohne dass sie allerdings Teil des Bundes der Täufergemeinden sind. Einblick in die Geschichte bietet ein Bericht über die Wiener Gemeinde aus dem Jahr 1935: „Die in Wien bestehende Gemeinde der Neutäufer führt ihre Entstehung auf den Begründer der Gemeinschaft, den Schweizer Theologen Samuel H. Fröhlich, zurück. Unter seiner Wirksamkeit in Preßburg und Straßburg waren Ungarn zur Bekehrung gekommen, die wiederum ihren Verwandten in Wien mit dem Evangelium zu dienen suchten. Dies geschah in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Aber die Gläubigen dieser Gemeinschaft wurden in der ganzen Monarchie als staatsgefährdende Ketzer verfolgt und konnten selbst ihre Hausgottesdienste nur im Verborgenen halten. Die Gläubigen lehnen die Kindertaufe ab, lassen kein geistliches Amt gelten und verweigern den Eid und den Kriegsdienst oder wenigstens doch den militärischen Waffengebrauch. Den Dienst an der Gemeinde versehen Mitglieder derselben, entweder als Lehrbrüder, die den Dienst am Wort haben, oder als Älteste, denen die Aufsicht und Verwaltung in der Gemeinde anvertraut ist. Die Wiener Gemeinde, die auch einige verstreute Mitglieder in Niederösterreich und Kärnten hat, steht in enger Verbindung mit den Gemeinden in der Schweiz.“488 Lehre

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben die Evangelischen Täufergemeinden eine grundlegende Revision ihrer Lehrüberzeugungen vorgenommen und haben sich zu einer evangelikal geprägten Freikirche entwickelt, die sich in den wesentlichen Punkten nicht stark von anderen evangelikalen Gemeinden unterscheidet. Es wird die Glaubenstaufe durch Untertauchen praktiziert, wobei die Taufe als ein symbolisches, äußeres Zeichen der Wiedergeburt und des Bekenntnisses des Menschen zu Christus als auch des Handelns Gottes am Menschen verstanden wird. Der Perfektionismus, die Lehre, dass Christen nicht mehr sündigen, wurde fallengelassen, auch wenn ein Leben nach den Geboten Gottes für einen Christen in allen Lebensbereichen das Ziel bleibt. Gerade historische Regeln bezüglich Äußerlichkeiten, die gesetzliche 485 Vgl. die Angaben unter: http://www.freikirchen.ch/mitglieder/bund-der-evangelischen-taeufergemeinden-etg.html [08.01.2016]. 486 Die Zahlenangaben erhielt der Autor von einem Gemeindeglied in einem Telefonat vom 16.02.2016. 487 Vgl. die Angaben unter: http://www.freikirchenatlas.at/frka/liste/?bundesland=K [08.01.2016]. 488 Bargmann, „Die Freikirchen in Österreich“, S. 155–156.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Züge trugen, wurden aufgegeben.489 Heute bilden die Evangelischen Täufergemeinden eine konservativ-evangelikale Freikirche. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Ott, Bernhard. Missionarische Gemeinde werden. Der Weg der Evangelischen Täufergemeinden. Uster: Verlag ETG, 1996. Internetlinks

₋₋ http://www.etg-salzburg.at/index.html (Homepage der ETG in Österreich) ₋₋ http://www.etg.ch/ (Homepage der Evangelischen Täufergemeinden)

6.12 Reform-Adventisten KURZ & BÜNDIG Name Reform-Adventisten Entstehung 1919 Anhänger weltweit 30.000 Gemeinden in Österreich 3 Anhänger in Österreich Wenige dutzend Kontakt Reform-Adventisten Ketzergasse 148 1230 Wien Tel: 0681 10261365

Geschichte

Die Reform-Adventisten waren ursprünglich Teil der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, spalteten sich jedoch offiziell im Jahr 1919 von den Siebenten-Tags-Adventisten ab. Die Gründe für die Trennung von den Siebenten-Tag-Adventisten lagen in der Frage des militärischen Waffendienstes während des Ersten Weltkrieges. Während die offiziellen Adventisten in Deutschland ihre Mitglieder zum Dienst an der Waffe im Weltkrieg ermutigten bzw. ihn zumindest billigten, verweigerten sich zahlreiche Mitglieder dem Militärdienst und formierten sich im Jahr 1919 zur Denomination der Reform-Adventisten. Sie gründeten die Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung (IMG), die im Jahr 1925 zu einer ersten eigenen Generalkonferenz zusammenkam und damit ihre Abspaltung von der Mutterkirche besiegelte. Auch in anderen eu489 Vgl. hierzu: http://www.relinfo.ch/etg/info.html [05.01.2016].

6.12 Reform-Adventisten

239

ropäischen Ländern bildeten sich reformadventistische Gruppen. Als die Nationalsozialisten im Jahr 1936 die Reform-Adventisten verboten, wurden nicht wenige ihrer Anhänger verfolgt oder emigrierten ins Exil. Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierten sich die Reform-Adventisten unter der im Jahr 1949 in Kalifornien (USA) eingetragenen Dachorganisation Seventh Day Adventist Reform Movement. Allerdings kam es im Jahr 1951 international zu einer erneuten Aufspaltung der Gruppe, als man sich über die Frage der Wiederheirat nach einer erfolgten Scheidung nicht einigen konnte. Insgesamt gehören heute rund 30.000 Anhänger in 90 Ländern den Reform-Adventisten an490, darunter rund 250 Gläubige in Deutschland.491 In Österreich entstanden die ersten Gemeinden der Reform-Adventisten in den Jahren 1925–1928. Heute gibt es österreichische Gemeinden der Reform-Adventisten in Wien, Graz und Klagenfurt. Lehre

Die Reform-Adventisten vertreten grundsätzlich ähnliche theologische Positionen wie ihre Mutterkirche, die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, legen diese aber strenger aus. Ein bedeutender Unterschied liegt in ihrem Verständnis der Trinität (Dreieinigkeit). Die Reform-Adventisten sind in ihrer Anschauung eine antitrinitarische Gemeinschaft, die an Gott, den Vater, den Sohn Jesus Christus und die Kraft des Heiligen Geistes, die vom Vater ausgeht, glaubt. Hinzu kommen legalistische Züge wie die unbedingte Einhaltung des Sabbatgebotes und die Gläubigentaufe Erwachsener sowie die Ablehnung des Militärdienstes und die Einhaltung einer gesunden Lebensweise, die einen unbedingten vegetarischen Lebensstil einschließt. In einer Selbstdarstellung heißt es: „Anders als die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten sind reform-adventistische Gruppen wenig darum bemüht, sich als gesellschaftlich anschlussfähig darzustellen, und lehnen zum Beispiel die Ökumene deutlich ab. Reformadventisten sehen sich als bibeltreue Christen. Diese Sichtweise basiert auf der Überzeugung, dass kein Mensch Gottes Gebote ändern kann und dass die Bibel nicht mit Formenwesen und Tradition vermischt werden soll. Reformadventisten sind von Grund auf demokratisch aufgebaut. Die Gottesdienste und Versammlungen sind öffentlich und stehen grundsätzlich jedem Besucher offen.“492 490 Vgl. hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Missionsgesellschaft_der_Siebenten-Tags-Adventisten,_Reformationsbewegung [05.01.2016]. 491 Vgl. zu den Zahlen: http://www.adventisten.de/news/news/datum/2014/08/19/100-jahre-reform-adventisten/ [08.01.2016]. 492 Quelle: http://www.reform-adventisten.net/ueber/wer.html [15.12.2016], heute u. a. zu finden unter: http://www.mauspfeil.com/Gemeinschaft_der_Siebenten_Tags_Adventisten_Reformationsbewegung.html [05.01.2016].

240

6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Ruttmann, Hermann. Die adventistische Reformationsbewegung 1914–2001. Die Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung in Deutschland. Teiresias-Verlag, Köln, 2002. Internetlinks

₋₋ http://www.reform-adventisten.net/ (Homepage der deutschsprachigen Reform-Adventisten)

6.13 Volksmission Evangelikale Freikirche Bludenz KURZ & BÜNDIG Name Volksmission Evangelikale Freikirche Bludenz Entstehung 1970er Jahre Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 100 Kontakt Volksmission Evangelikale Freikirche Bludenz Walserstraße 7 6700 Bludenz Tel: 05552 68077 E-Mail: [email protected]

Geschichte

Die Anfänge der Volksmission Evangelikale Freikirche in Bludenz gehen auf die missionarische Arbeit von Martin Mauerhofer als Missionar der Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG) Anfang der 1970er Jahre zurück. Die Gemeinde in Bludenz wuchs langsam von 12 Personen im Jahr 1974 über 22 Personen im Jahr 1984 auf 46 Mitglieder im Jahr 1989 und gehörte zu den evangelikalen Gemeinden im Umfeld der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich.493 Allerdings entschied sich die Gemeinde unter der Leitung des amerikanischen Pastors Dr. James E. Griggers vor über 10 Jahre aus dem Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich aus theologischen Gründen auszutreten. Im Internetauftritt der Gemeinde heißt es u. a.: „Bibelgläubige Christen finden es mehr und mehr schwierig, eine Gemeinde zu finden, die ihnen hilft, im Glauben zu wachsen und deren Familien in der Vermahnung zum Herrn zu erziehen. Es ist traurig, aber wahr, dass in den meisten Fällen Kirchen zu einem Werkzeug in der Hand des Satans geworden sind, welche dazu beitragen, Familien zu zerstören. Zu den Übeln der heutigen Kirchen zählen verfälschte Versionen der Heiligen Schrift, gottlose Musik, die Be493 Fritz Börner, Freikirchlicher Gemeindebau in Österreich, S. 123.

6.14 Freie Volksmission Krefeld

241

reitschaft, das Wort Gottes zwecks Einheit um jeden Preis zu gefährden, und die Überzeugung, dass politischer Aktivismus unser Land zu Gott bekehrt. Die Volksmission Evangelikale Freikirche Bludenz weigert sich, mit der heutigen Apostasie gleichzuziehen, welche die moderne Christenheit plagt. Unser Ziel ist es, eine Gemeinschaft anzubieten, welcher christliche Eltern ihre Kinder anvertrauen können, ohne Angst zu haben, dass ihre eigene persönliche Überzeugung oder Autorität von der Führung der Gemeinde unterwandert wird.“494 Lehre

Teil des theologischen Sonderguts der Gemeinde ist es, dass nur Lutherbibeln in den Übersetzungen zwischen 1545 bis spätestens 1912 akzeptiert werden – hier ist der Textus Receptus die griechische Grundlage des Neuen Testaments. Auch scheint sich die Gemeinde zu einem eher episkopalen Verständnis der Rolle des Pastors der Gemeinde entwickelt zu haben. Ansonsten vertritt die Volksmission Evangelikale Freikirche Bludenz klassische evangelikale Überzeugungen. Seit 1996 betreibt die Gemeinde ein Bibelinstitut, um Pastoren und Missionare für den Dienst auszubilden. Internetlinks

₋₋ www.volksmission.org (Die offizielle Homepage der Volksmission Evangelikale Freikirche Bludenz)

6.14 Freie Volksmission Krefeld KURZ & BÜNDIG Name Freie Volksmission Krefeld Entstehung 1960 Anhänger weltweit 1200 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Wenige dutzend Kontakt Freie Volksmission Krefeld Am Herbertzhof 11–17 D-47809 Krefeld Tel: +49 (0) 2151 545151 E-Mail: [email protected]

494 Zitiert nach: http://volksmission.sct-webdesign.at/wort_des_pastors [05.01.2016].

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Geschichte

Die Freie Volksmission Krefeld wurde 1960 von Missionar Ewald Frank in Zusammenarbeit mit Leonhard Russ und Paul Schmid, bis heute Älteste und Vorsteher der Gemeinde, gegründet. Prägend für die Freie Volksmission Krefeld sollte die Begegnung Ewald Franks mit dem amerikanischen Heilungsevangelisten William M. Branham im Jahr 1958 werden, dessen Veranstaltungen er 1955 in Karlsruhe besuchte und der „als ein auserwähltes Rüstzeug in unserer Zeit wie Paulus damals auf übernatürliche Weise berufen und für die Gesamtgemeinde zum Segen gesetzt“495 wurde. Von 1956 bis 1959 hielt sich Frank in den USA und in Kanada auf und nach seiner Rückkehr sammelte er zu Silvester 1959 in seiner Wohnung 14 Bekannte zum gemeinsamen Gebet. Hier entstand der Wunsch nach eigenen Veranstaltungen, da man nur bei wenigen Christen das Anliegen sah, zu einem ursprünglichen Christentum wie im Neuen Testament geschildert zurückzukehren. Im Jahr 1964 wurde die Freie Volksmission Krefeld schließlich als gemeinnütziger Verein anerkannt. Durch eine ausgedehnte Reise- und Vortragstätigkeit Ewald Franks im Rahmen des gleichnamigen Missionswerks stieg die Zahl der Anhänger der Bewegung, so dass man 1974 ein eigenes Gotteshaus in Krefeld errichtete, das für 550 Gläubige Platz bot.496 Immer am ersten Wochenende des Monats trifft sich die Gemeinde, die sich aus Gläubigen aus verschiedenen Teilen Deutschlands zusammensetzt, zu Versammlungen in Krefeld. Die Treffen dauern jeweils mehrere Stunden und bestehen aus einem längeren Vortrag Ewald Franks sowie Zeiten des Gebets, am letzten Wochenende des Monats jeweils in Zürich. In Österreich entstand eine Gruppe in Salzburg, die sich in Hotels der Stadt unregelmäßig trifft. Auch in Graz trat Frank auf.497 Insgesamt zählen rund 1200 Personen zum Freundeskreis der Kirche. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch liegt bei rund 300 Gläubigen.498 Lehre

Ziel der Gruppe ist dabei nach eigenen Angaben eine völlige Rückkehr zur Lehre und Praxis der Urgemeinde in der Apostelzeit. So wird die Heilige Schrift als einzige Quelle und vollkommene Grundlage für Lehre und Leben der Gemeinde verstanden. „Die Heilige Schrift ist in allem, was sie bezeugt, eindeutig. Nur was über sie gesagt wird, ist vieldeutig. Deswegen lehnen wir aus Liebe zur geoffenbarten Wahrheit des Wortes jede Interpretation entschieden ab.

495 Vgl. hierzu: http://www.freie-volksmission.de/?lang=1&site=detail#id1 [09.02.2016]. 496 Vgl. hierzu: http://www.freie-volksmission.de/?lang=1&site=detail#id1 [09.02.2016]. 497 Vgl. hierzu: http://www.misia.sk/ [09.02.2016]. 498 Vgl. hierzu die Angaben unter: http://www.idea.de/frei-kirchen/detail/50-jahre-freie-volksmission-krefeld-88175.html [17.02.2016].

6.14 Freie Volksmission Krefeld

243

Nur was die Apostel im Neuen Testament schriftlich hinterlassen haben, ist in der Tat ‚Apostellehre‘. Nur was in der Bibel tatsächlich bezeugt wird, ist ‚biblisch‘. Nur was von Christus selbst stammt, ist ‚christlich‘.“499

Aus diesem Verständnis heraus wird betont, dass Gott einer ist: „Nicht Drei sind allgegenwärtig, allwissend und ewig, nicht Drei teilen sich die Allmacht, nicht Drei sind sich einig, sondern der alleinige, allmächtige, ewige Gott, der sich seit Zeitbeginn in mannigfaltiger Weise kundtat, offenbarte sich im Neuen Bund zu unserer Rettung als Vater im Himmel, im Sohn als Immanuel = ‚Gott mit uns‘ auf Erden und durch den Heiligen Geist.“500

Konsequent werden daher auch die trinitarischen Beschlüsse der Konzile von Nizäa (325) und von Chalcedon (451) als unbiblisch abgelehnt. Daneben findet sich ein stark dispensationalistischer Ansatz in der Schriftauslegung, der sich vor allem auch in der Eschatologie widerspiegelt. Die Glaubenstaufe durch einmaliges Untertauchen wird als einzig biblisch anerkannt. Das Abendmahl mit Brot ohne Sauerteig wird als Gedächtnismahl gefeiert. Die Gemeinde sucht nicht die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden vor Ort, betont aber gleichzeitig, keinen „alleinseligmachenden Anspruch“ zu erheben. Trotzdem heißt es über andere Freikirchen: „Die Freie Volksmission Krefeld unterscheidet sich von allen vergangenen Erweckungsbewegungen, die der Gemeinde Christi seit der Reformation geschenkt wurden. Sie alle gründeten eigene Gemeinden und organisierten sich in einem Verband. Wir tragen durch die Verkündigung des geoffenbarten Wortes den ganzen Ratschluss Gottes vor, der zur Vollendung notwendig ist. In diesem Sinne soll allen bestehenden Gemeinden – dem ganzen Volke Gottes, ungeachtet der Konfessionszugehörigkeit gedient werden. Aus dieser Verkündigung gehen nicht abermals Gemeinden hervor, die dem Krefelder Missionswerk unterordnet wären, sondern das Resultat muss und wird die zubereitete Gemeinde Jesu Christi sein, die Er selbst von überall herausruft.“501 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Frank, Ewald. 40 Jahre Missionsarbeit. Gehet hin in alle Welt … Die Ernte ist groß. Ein Blick aus biblischer Sicht. Krefeld: Freie Volksmission Krefeld, 2005. ₋₋ Fronkova, Zuzana. Freie Volksmission Krefeld. Turin: CESNUR. Center for Studies on New Religions, 2001.

499 Vgl. hierzu: http://www.freie-volksmission.de/?lang=1&site=detail#id1 [09.02.2016]. 500 Vgl. hierzu: http://www.freie-volksmission.de/?lang=1&site=detail#id1 [09.02.2016]. 501 Vgl. hierzu: http://www.freie-volksmission.de/?lang=1&site=detail#id1 [09.02.2016].

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

Internetlinks

₋₋ http://www.freie-volksmission.de/ (Offizielle Homepage der Freien Volksmission Krefeld) ₋₋ http://www.misia.sk/ (Homepage des slowakischen Zweiges der Freien Volksmission Krefeld mit deutschsprachigen Angaben)

6.15 Messianische Gemeinschaft Beth Yeschua KURZ & BÜNDIG Name Messianische Gemeinschaft Beth Yeschua Entstehung 2006 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 25 Kontakt Messianische Gemeinschaft Wien Beth Yeschua E-Mail: [email protected]

Die Messianische Gemeinschaft Beth Yeschua in Wien wurde im Jahr 2006 von Pnina und Josua Benjehoschafat gegründet. Pnina ist in Wien geboren, während Josua in Manila geboren ist. Beide sind seit Geburt jüdisch. Die Messianische Gemeinschaft trifft sich am ersten und dritten Sabbat im Monat in Wien und am zweiten und vierten Samstag in Niederösterreich. Zielsetzung der Gemeinschaft ist es auf der einen Seite, Christen nichtjüdischen Hintergrunds herauszufordern, ihre jüdischen Wurzeln zu entdecken und auf der anderen Seite Juden zu helfen, ihren Messias kennen zu lernen. Als ihr Motto gibt die Gemeinschaft an: in wesentlichen Dingen Einheit; in unwesentlichen Dingen Freiheit; in allen Dingen Liebe. Derzeit treffen sich rund 25 Personen in der Gemeinschaft, die keine Mitgliedschaft kennt.502 Die Gemeinschaft ist auf Facebook präsent und trifft sich derzeit im 7. Wiener Bezirk in der Kenyongasse. Internetlinks

₋₋ https://www.facebook.com/beth.yeschua (Facebook-Seite der Messianischen Gemeinschaft Wien)

502 Die Angaben wurden dem Autor von der Messianischen Gemeinschaft in einer E-Mail vom 18.02.2016 mitgeteilt.

6.16 Die Quäker (Religiöse Gesellschaft der Freunde)

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6.16 Die Quäker (Religiöse Gesellschaft der Freunde) KURZ & BÜNDIG Name Die Quäker (Religiöse Gesellschaft der Freunde) Entstehung 17. Jahrhundert Anhänger weltweit Ca. 355.000 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Zwischen 5 und 10 Kontakt Religiöse Gesellschaft der Freunde – Quäker Lederergasse 23/3/27 1080 Wien E-Mail: [email protected] Zeitschrift Quäker

Geschichte

Das Quäkertum entstand im England des 17. Jahrhundert und geht u. a. auf George Fox (1624–1691) zurück. Aufgewachsen in einem puritanisch geprägten Elternhaus berichtet er in seinem Tagebuch von einem für ihn einschneidenden Ereignis im Jahr 1647: „Nachdem ich jene Offenbarung von dem Herrn erhalten hatte, dass es nicht genügte, in Oxford oder Cambridge erzogen zu sein, um als Mann zum Diener Christi tauglich zu sein, beachtete ich die Prediger weniger und suchte mehr die Dissenters auf. Aber wie ich die Prediger aufgegeben hatte, so verließ ich die Separatisten auch. Und als all meine Hoffnungen auf sie und alle Menschen dahin waren, so dass ich nichts Sichtbares hatte, das mir helfen konnte, noch sagen konnte, was ich tun sollte, da – oh! – da hörte ich eine Stimme, welche sagte: ‚Es gibt einen, nämlich Christum Jesum, der zu deinem Gemüte sprechen kann‘, – und als ich das hörte, hüpfte mein Herz vor Freude.“503

Es wurde Fox zum Anliegen, seine Erfahrungen an andere weiterzugeben und sie so von in seinen Augen toten und traditionellen religiösen Formen zu einer selbst erfahrenen und erlebten Gottesverbundenheit zu führen. Zentral für die Lehre der Quäker wurde der Begriff des Inneren Lichts; dem Glauben, dass das Licht Gottes in jedem Menschen gegenwärtig ist. Deswegen wird die Würde des Menschen betont und jedem Mensch ein einzigartiger Wert zugesprochen. Die ersten Anhänger bezeichneten sich anfangs als Kinder des Lichts und erst 1652 nannten sie sich unter Bezug auf Joh. 15,15 auf Gesellschaft der Freunde um. Der Name Quäker 503 Zitiert nach: Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, Horst Reller/Hans Krech/Matthias Kleininger (Hg.), 5. neu bearb. & erw. Aufl., Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2000: S. 165.

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6 Weitere protestantische Gemeinschaften und Gemeindebewegungen in Österreich

war ursprünglich eine spöttisch gemeinte Bezeichnung, wurde allerdings später von den Mitgliedern selbst übernommen und ist heute normaler Sprachgebrauch. Die Bewegung breitete sich trotz vehementer Verfolgung rasch aus und unter William Penn (1644–1718) wanderten zahlreiche Quäker in das 1681 in Amerika von Penn erworbene Gebiet von der Größe Englands aus. Penn wurde gleichzeitig vom englischen König zum ersten Gouverneur des Pennsylvania genannten Gebietes ernannt. Zählten die Freunde um das Jahr 1700 in England noch rund 60.000 erwachsene Mitglieder, sank die Zahl auf 17.000 im Jahr 1750. Erst die Erweckungsbewegung um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert führte zu einer Wiederbelebung der Quäker. Von Anfang an findet sich bei den Freunden eine ausgeprägte soziale Wirksamkeit. Im deutschsprachigen Raum waren es vor allem Hilfsprogramme für hungernde Kinder sowie ihre Hilfsleistungen nach dem Zweiten Weltkrieg, die die Quäker weithin bekannt machte und für die sie 1947 den Friedensnobelpreis erhielten. Nach Österreich kamen die Quäker im Jahr 1921 und bauten in Wien ab 1922 ein internationales Quäkerzentrum auf, das allerdings 1938 geschlossen werden musste. Ab 1934 unterstützten die Quäker verfolgte Sozialdemokraten, in den Jahren 1935 bis 1937 halfen sie Arbeitslosen der Fabrik Marienthal im niederösterreichischen Gramatneusiedl504 und ab 1938 standen sie Juden bei der Auswanderung bei. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg leisteten sie vielfache materielle Hilfe.505 Insgesamt wird die Zahl der Quäker heute mit rund 355.000 angegeben. In Deutschland und Österreich sind es rund 250 Mitglieder.506 Heute gibt es eine Gruppe in Wien, die sich an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat zur Andacht trifft, aber nur noch wenige Mitglieder und Freunde hat.507 Lehre

Eine Darstellung der Lehre der Quäker erweist sich als nahezu unmöglich, da die Gesellschaft der Freunde keine verbindliche Lehre kennt. „Ein Quäker kann immer nur von sich – über seine eigene Erfahrung und Meinung –, aber nicht über die der anderen Freunde berichten und sprechen.“508 Das einzige Dogma lautet, dass es eine Religion ohne Dogma 504 Vgl. hierzu: http://agso.uni-graz.at/marienthal/chronik/05_1935_quaeker.htm [09.02.2016]. 505 Vgl. hierzu: http://austria-forum.org/af/AEIOU/Qu%C3%A4ker [09.02.2016]. 506 Vgl. zu den Zahlen: http://www.fwccamericas.org/publications/images/fwcc_map_2007_sm.gif [09.02.2016] sowie: Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.), Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, S. 155. 507 Für das Jahr 1974 wird die Zahl mit 14 angegeben. Vgl. hierzu: Heinrich Otto, „Das Quäkertum in Deutschland“, Richenda C. Scott (Hg.). Die Quäker, Kirchen der Welt, Bd. XIV, Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1974: S. 205. Inzwischen beträgt der Freundeskreis zwischen 5 und 10 Personen. Vgl. hierzu: https://quaeker.org/meeting/wien/ [09.02.2016]. 508 Zitiert nach: Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, Horst Reller/Hans Krech/Matthias Kleininger (Hg.), S. 169.

6.16 Die Quäker (Religiöse Gesellschaft der Freunde)

247

sei. Die Bibel wird auch nicht als unmittelbares Wort Gottes verstanden, vielmehr ist man der Überzeugung, dass sie göttliche Worte enthält. Weil ein Lehrgebäude abgelehnt wird, verzichten die Quäker sowohl auf Glaubensbekenntnisse als auch auf Sakramente. Trotzdem versteht man sich als bewusst christliche Kirche, in der sich vor allem im nordamerikanischen Bereich zwischenzeitlich drei unterschiedliche Hauptströmungen entwickelt haben: ein liberaler, ein konservativer sowie ein evangelikaler Zweig. Wichtig ist der Religiösen Gesellschaft der Freunde der gelebte Glaube. „Ausgehend von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen, setzen sich Quäker für die Achtung jedes Menschenlebens unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht und Nationalität ein.“509 Quäker sind in der Regel dem Pazifismus (Verweigerung des Kriegsdienstes und Förderung der Versöhnung und des Friedens) verpflichtet und nehmen gesellschaftliche Verantwortung wahr. Der Gottesdienst der Quäker kennt keine feste Liturgie, findet traditionell allerdings überwiegend als einstündige stille Andacht statt, die wortlos verläuft. Allerdings sind auch Wortbeiträge möglich und Schriftlesungen möglich und vor allem durch die Erneuerungsbewegungen im nordamerikanischen Protestantismus sind neue gottesdienstliche Formen entstanden, die auch Lieder, Gebete und Predigten einschließen können. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Religiöse Gesellschaft der Freunde. (Hg.). Quäker heute in Deutschland und Österreich. 4. Aufl. Bad Pyrmont: Religiöse Gesellschaft der Freunde, 2015. ₋₋ Religiöse Gesellschaft der Freunde. (Hg.). Ratschläge und Fragen. Bad Pyrmont: Religiöse Gesellschaft der Freunde, 2007. ₋₋ Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.). Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, 2015: S. 149–158. ₋₋ Scott, Richenda C. (Hg.). Die Quäker. Kirchen der Welt. Bd. XIV. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1974. Internetlinks

₋₋ https://quaeker.org/meeting/wien/ (Homepage der Quäker in Wien als Teil der Deutschen Jahresversammlung)

509 Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.), Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, S. 153.

7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Die Zahl der Gemeinden fremder Sprache und Herkunft in Österreich ist vor allem im städtischen Bereich in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. So gibt es allein in Wien unabhängige freikirchliche Gemeinden iranischen, chinesischen, brasilianischen, philippinischen, arabischen, russischen, mazedonischen, serbischen sowie afrikanischen Ursprungs. Daneben treten die schon weiter oben erwähnten römisch-katholischen Ostkirchen, die Orthodoxen Kirchen und altorientalischen Kirchen und Gemeinden sowie fremdsprachige Gemeinden, die sich den evangelischen Kirchen (Evangelische Kirche A. u. H. B. sowie Evangelisch-methodistische Kirche) oder den Freikirchen in Österreich (hier vor allem der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde und dem Bund Evangelikaler Gemeinden) angeschlossen haben. Viele dieser Gemeinden sind erst in den letzten Jahren gegründet worden und nicht wenige haben eine pfingstlerisch-charismatische Prägung. Doch nicht nur in der Bundeshauptstadt sind diese Gemeinden im Wachstum begriffen. Auch in den Landeshauptstädten und teilweise sogar auf Bezirksebene entstehen solche Gemeinden. Da viele dieser Gemeinden jedoch von Laien geführt werden und eher den konfessionellen Strukturen ihrer Heimat verbunden sind, als dass sie Kontakte zu österreichischen Gemeinden suchen, ist es sehr schwer, sie zahlenmäßig überhaupt zu erfassen. Während viele dieser Gemeinden sich vornehmlich der eigenen ethnischen Gruppe zuwenden, zeigt sich gleichzeitig jedoch ein Trend, der in ganz Europa festzustellen ist. Vor allem im Globalen Süden (Asien, Afrika und Lateinamerika) steigt die Anzahl von Personen, die von ihren Kirchen nach Europa gesandt werden und sich bewusst als Missionare und Gemeindegründer verstehen, um hier neue Gemeinden zu gründen.510 So heißt es im Mission Statement der nigerianischen Church of the Lord Aladura: „Die Mission der Kirche des Herrn (Aladura) in Europa besteht deshalb darin, alle neuen, lauwarmen und verlorenen Seelen für Jesus Christus zu gewinnen. Die Mission erfolgt nun in die umgekehrte Richtung, weil diejenigen, denen Jesus Christus einst verkündet wurde, jetzt in die Gebiete der früheren Verkündiger zurückgekommen sind, um ihnen Jesus Christus in seiner ganzen Güte zu verkünden. Welche ‚umgekehrte Mission‘.“511 510 Vgl. zu dieser europäischen Entwicklung das hervorragende Werk von Philip Jenkins, Gottes Kontinent? Über die religiöse Krise Europas und die Zukunft von Islam und Christentum. Freiburg: Herder, 2008. 511 Zitiert nach: Philip Jenkins, Gottes Kontinent, S. 108.

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Und Jehu J. Hanciles, Theologe aus Sierra Leone, kommt zum Schluss: „In Westeuropa wird der Anstieg der afrikanischen Immigrantengemeinden dramatisch deutlich, da sich ein starker Kontrast zwischen der Dynamik der neuen christlichen Immigrantengruppen und dem oftmals todgeweihten Stil der traditionellen Kirchen zeigt.“512

Ein Beispiel einer aus Asien initiierten Gemeindegründung bildet das Victory Family Centre Vienna, einer Gemeindegründungsbewegung aus Singapur, die eine heute zur FCGÖ gehörende deutschsprachige Gemeinde im Jahr 2003 gründete. Es bleibt insgesamt gesehen abzuwarten, wie erfolgreich sich solcherart Missionsarbeit von Christen aus dem Globalen Süden in einem im zumindest städtischen Bereich oft nachchristlichen Kontext erweisen wird. Eine weitere spannende Entwicklung gilt es zu beobachten. Vor allem bei ethnischen freikirchlichen Gemeinden fremdsprachiger Herkunft, deren sprachlicher Hintergrund nicht Englisch ist, zeigt sich in der Regel in der zweiten Generation ein Phänomen, das viele Gemeinden vor eine Zerreißprobe stellt. Während die Elterngeneration, die selbst erst nach Österreich emigriert ist, oftmals versucht, vor allem aus Gründen der kulturellen Identität den religiösen Frömmigkeitsstil der alten Heimat zu bewahren und quasi „einzubetonieren“, und jeden Reformversuch abwehrt, wünscht sich die zweite Generation, die in Österreich zur Welt gekommen und aufgewachsen ist, zeitgemäße Gottesdienstformen und einen Ausbruch aus dem vielfach empfundenen ethnisch-kulturellen Ghetto sowie zumindest eine Zweisprachigkeit, um auch einmal österreichische Freunde in die Gemeinde mitnehmen zu können. Beispiele unter Russlanddeutschen in Deutschland und unter Koreanern in den Vereinigten Staaten haben gezeigt, dass viele dieser Gemeinden ihre zweite Generation komplett verlieren, wenn sie nicht für Veränderungen offen sind. Vor allem in rumänischen Gemeinden in Österreich ist dieser Konflikt schon heute zu beobachten. Das folgende Kapitel ist in drei Abschnitte gegliedert. Zuerst werden einige internationale englischsprachige Gemeinden vorgestellt. Der zweite Teil geht auf Gemeinden afrikanischen Ursprungs ein und der letzte Abschnitt stellt Gemeinden aus anderen Teilen der Welt vor. Es ist dabei jedoch zu beachten, dass dieses Kapitel nur Gemeinden und Kirchen vorstellt, die nicht Mitglied einer der anerkannten Religionsgemeinschaften oder eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften sind. Diese wurden schon unter diesen Kirchen vorgestellt.513

512 Zitiert nach: http://www.lausanneworldpulse.com/themedarticles.php/975?pg=all [10.02.2016]. Eigene Übersetzung des Autors. 513 Dies trifft vor allem auf Gemeinden fremder Sprache und Herkunft zu, die sich den Freikirchen in Österreich angeschlossen haben.

7.1 Internationale englischsprachige Gemeinden

251

7.1 Internationale englischsprachige Gemeinden Die folgenden Kirchen und Gemeinden werden in alphabetischer Reihenfolge dargestellt. Es handelt sich um Kirchen und Gemeinden, die sich als internationale, multiethnische Gemeinden verstehen und deren Liturgiesprache in der Regel Englisch ist, obwohl Gottesdienste auch in Deutsch oder in andere Sprachen übersetzt werden können.

7.1.1 Crossway International Vienna – Evangelikale biblische Gemeinde KURZ & BÜNDIG Name Crossway International Vienna – Evangelikale biblische Gemeinde Entstehung 2011 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 40 Kontakt Crossway International Vienna Tulpengasse 5 1080 Wien E-Mail: [email protected]

Bei Crossway International Vienna handelt es sich um eine englischsprachige evangelikale Freikirche reformierter Prägung, die Teil des internationalen Netzwerks The Gospel Coalition514 ist. Sie wurde im Herbst 2011 vom Engländer James Devenish zusammen mit zwei weiteren Freunden mit dem Ziel gegründet, eine englischsprachige Gemeinde aufzubauen, die eine reformierte Soteriologie vertritt, jedoch in anderen Fragen wie z. B. der Tauffrage unterschiedliche Überzeugungen zugesteht. Internetlinks

₋₋ http://crossway.at/ (Homepage von Crossway International Vienna)

514 Vgl. hierzu: http://www.thegospelcoalition.org/ [10.02.2016].

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

7.1.2 Grace Church Vienna KURZ & BÜNDIG Name Grace Church Vienna Entstehung 1989 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 50 Kontakt Grace International Ministrier Kenyongasse 15 1070 Wien E-Mail: [email protected]

Grace Church Vienna ist eine englischsprachige evangelikal geprägte Gemeinde, die auf einen Hauskreis eines pensionierten amerikanischen Missionarsehepaars zurückzuführen ist, das einen Hauskreis für englischsprachige Christen gründete. Als die Privatwohnung des Missionarsehepaars zu klein war, schloss man sich vorübergehend der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Sechshauser Straße an, bevor man 1987 in die Räumlichkeiten des CVJM wechselte, wo man sich heute noch trifft. Im Jahr 1989 konstituierte man sich als Gemeinde, damals mit 52 Gründungsmitgliedern. Die Gottesdienste finden sonntäglich statt und werden auf Englisch mit deutscher Übersetzung gehalten. Die Mitgliederzahl fluktuiert stark, da viele Gottesdienstbesucher sich nur eine begrenzte Zeit in Wien aufhalten und dann wieder in ihre Heimat zurückkehren. Derzeit liegt sie bei rund 50 Personen. Voraussichtlich im Herbst 2016 wird die Gemeinde in die Freikirchen Österreichs (FKÖ) als Teil des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich aufgenommen.515 Internetlinks

₋₋ http://www.gracechurch.at/ ₋₋ (Homepage der Grace Church Vienna)

515 Die Informationen erhielt der Autor aus den Reihen der Gemeindeleitung der Grace Church.

7.1 Internationale englischsprachige Gemeinden

253

7.1.3 Grace International Fellowship KURZ & BÜNDIG Name Grace International Fellowship Entstehung 2002 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich ca. 50 Kontakt Grace International Fellowship c/o Dietmar Jowanka Gusenbachstr. 49 4209 Engerwitzdorf Tel: 0676 7850008 E-Mail: [email protected]

Die Grace International Fellowship ist eine evangelikale Gemeinde mit leicht reformierter Prägung in Linz und wurde von Dietmar Jowanka, einem ehemaligen Pastor des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich, gegründet. Die Erfahrung, dass sich ausländische Mitbürger nur schwer in bestehende österreichische Gemeinden integrieren ließen, bewog ihn und weitere Mitglieder eines Hauskreises im Sommer 2001 dazu, auf die Gründung einer internationalen Gemeinde zuzugehen. Anfang des Jahres 2002 fanden erste Gottesdienste, sogenannte Praisenights statt, die schon bald auf wöchentliche Abendgottesdienste umgestellt wurden. In den ersten Jahren war aufgrund der Flüchtlingsarbeit der Gemeinde der Anteil an Afrikanern, die die Gemeinde besuchten, besonders hoch. Heute bilden junge Österreicher, Studenten aus dem englischsprachigen Ausland sowie eine größere Gruppe Iraner die Kerngemeinde. Die Gemeinde trifft sich derzeit jeden Samstagabend in den Räumen der Evangelischen Versöhnungskirche in Linz-Dornach zum Gottesdienst, der derzeit von rund 50 Personen regelmäßig besucht und in englischer Sprache durchgeführt wird.516 Internetlinks

₋₋ http://joyofgrace.com/ (Homepage der Grace International Fellowship)

516 Die Angaben erhielt der Autor von Dietmar Jowanka in einem Telefongespräch vom 10.02.2016.

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

7.1.4 Immanuel Bible Church – Immanuel Bibelgemeinde KURZ & BÜNDIG Name Immanuel Bible Church – Immanuel Bibelgemeinde Entstehung 2001 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 100 Kontakt Immanuel Bible Church – Immanuel Bibelgemeinde Latschkagasse 9 1090 Wien Tel: 01 3674926 E-Mail: [email protected]

Die Immanuel Bible Church – Immanuel Bibelgemeinde ist eine konservativ-evangelikale Gemeinde in Wien, die im Jahr 2001 vom Amerikaner Todd Hudson gegründet wurde. In den zentralen Glaubensaussagen vertritt die Gemeinde evangelikale Glaubensüberzeugungen, allerdings definiert sich die Gemeinde darüber hinaus als anticharismatisch. So heißt es in den Gemeindestatuten: „Wir glauben fest daran, dass Zungenrede mit dem Abschluss des biblischen Kanons aufgehört hat (1. Kor. 13,8). Wir glauben, dass es falsch ist zu lehren, dass man auf die Taufe des Heiligen Geistes warten oder sie suchen soll. […] Wir halten die gegenwärtige Charismatische Bewegung für eine gefährliche, abgefallene Bewegung, die mit ihrer Betonung der Zungenrede, körperlicher Heilungen und Wunder durch einzelne Personen, Prophetien gemieden werden muss, da sie Gefühle und Erfahrungen über die biblische Lehre stellt.“517

Auch im Hinblick auf den Musikstil nimmt die Gemeinde Stellung. „Wir halten uns fern von allen Formen der Musik, die in sich Charakteristika tragen […], die ein Verstoß gegen die Gottesfürchtigkeit sind. Rockmusik (die Rebellion, Drogen und Promiskuität fördert) in all ihren Formen und die Instrumente, die für die Rock-’n’-RollKultur typisch sind, werden weder in unseren Gottesdiensten eingesetzt noch ermutigen wir dazu, sie in unserem persönlichen Leben, das nun zu Christus gehört, einzusetzen.“518

517 Zitiert nach: http://www.im-bi.org/#!church-constitution/c167l [10.02.2016], Abschnitt 3 „Ministry of the Holy Spirit“. Eigene Übersetzung des Autors. 518 Zitiert nach: http://www.im-bi.org/#!church-constitution/c167l [10.02.2016], Abschnitt 7 „Separation“. Eigene Übersetzung des Autors.

7.1 Internationale englischsprachige Gemeinden

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Die Gemeinde versteht sich bewusst als autonome und unabhängige Gemeinde, gehört aber dem deutschen Netzwerk Konferenz für Gemeindegründung519 an.520 Zu der Wiener Gemeinde, die 2006 eigene Gemeinderäumlichkeiten erwarb, halten sich derzeit rund 100 Personen, die sich zu zwei Gottesdiensten treffen: Sonntags um 9:00 Uhr findet ein englischsprachiger Gottesdienst statt und um 11:00 Uhr folgt ein deutschsprachiger.521 Internetlinks

₋₋ http://www.im-bi.org/ (Homepage der Immanuel Bibelgemeinde in Wien)

7.1.5 Salem International Church KURZ & BÜNDIG Name Salem International Church – Internationale Christliche Gemeinschaft Entstehung 2012 Anhänger weltweit Ca. 8 Millionen Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 150 Kontakt Salem International Church – Internationale Christliche Gemeinschaft Paul-Hahn-Str. 1–5 B 4020 Linz Tel: 0650 5498110 E-Mail: [email protected]

Die Salem International Church hat ihren Ursprung in der rumänischen Pfingstkirche Gemeinde Gottes, die 1999 im Raum Perg (Oberösterreich) begann, rumänische Migranten nördlich der Donau mit dem Evangelium zu erreichen. Doch von Anfang war es Ziel der Verantwortlichen, auch an Menschen aus anderen Nationen das Evangelium weiterzugeben, was schon bald zu einer Arbeit unter Flüchtlingen und Asylsuchenden in Bad Kreuzen führte. Nach mehreren Jahren zog die Gemeinde in Räumlichkeiten nach Linz um. Anfang 2002 entschied sich die bis dahin doch überwiegend rumänischsprachige Gemeinde, bewusst internationale Gemeinde zu werden, und verließ die in Österreich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft der rumänischen Pfingstkirche Gemeinde Gottes. 519 Vgl. hierzu: http://kfg.org/ [10.02.2016]. 520 Siehe die Angaben unter: http://kfg.org/gemeinden/immanuel-bibelgemeinde/ [10.02.2016]. 521 Zu den Zahlen vgl.: http://www.erf.de/service-und-shop/kirchenfinder/immanuel-bibelgemeinde/103-7624?range=detailDataset [10.02.2016].

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Martin Schaser, Gründer und langjähriger Pastor der Linzer Gemeinde, wurde darauf von der europäischen Leitung der Pfingstkirche Gemeinde Gottes jedoch gebeten, ein europäisches Netzwerk, die Internationale Christliche Gemeinschaft (ICG), innerhalb der Pfingstkirche Gemeinde Gottes aufzubauen. Derzeit gibt es eine weitere Gemeinde in Freilassing und ein Gemeindegründungsprojekt in Rom. Auch wenn Salem International Church nicht mehr Teil der österreichischen Pfingstkirche Gemeinde Gottes ist, gehört sie weiterhin zum europäischen Zweig der Kirche. Im Jahr 2012 zog die Gemeinde in die heutigen Räumlichkeiten im Paul-Hahn-Center in Linz ein. Zu den zwei sonntäglichen Gottesdiensten in deutscher Sprache, die weiterhin ins Englische und Rumänische übersetzt werden, kommen rund 150 Gläubige.522 Internetlinks

₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

http://www.salemic.at/ (Homepage der Salem International Church) http://www.icg-cog.com/ (Homepage der Internationalen Christlichen Gemeinschaft)

7.2 Afrikanische fremdsprachige Gemeinden In den letzten zwei Jahrzehnten ist ein Phänomen in Österreich wie auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten: Afrikanische Gemeinden entstehen vor allem im städtischen Bereich in großer Zahl. Dabei handelt es sich einerseits um europäische Tochtergemeinden afrikanischer Kirchen, zum anderen aber auch um afrikanische Kirchen, die in Europa entstehen, hier ein Netzwerk von Gemeinden aufbauen und schließlich Ableger ihrer Kirche in Afrika gründen. Daneben gibt es zahlreiche weitere unabhängige Gemeinden, die nur lokal organisiert sind. Der folgende Abschnitt stellt die wichtigsten freikirchlichen fremdsprachigen Gemeinden afrikanischen Ursprungs vor, die keiner der in Österreich anerkannten Kirchen angehören. Daneben gibt es eine wachsende Zahl von afrikanischen Gemeinden, die dem afrikanischen Zweigverband der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich (FCGÖ) innerhalb der Freikirchen in Österreich (FKÖ) angehören. Die in diesem Buch angeführten Kirchen bilden dabei nur einen Bruchteil der tatsächlich bestehenden Gemeinden, die oftmals nur innerhalb der afrikanischen Community bekannt sind. So ist es mir beispielsweise trotz aller Bemühungen nicht gelungen, nähere Informationen über Gemeinden wie Missionary Journey Evangelism, Grace Ministries International, Living Word Fellowship oder Prayer House Fellowship zu erhalten. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Adogame, Afe. »Neue Religiöse Bewegungen und ihre Vernetzung in Europa«. Afrika-

522 Die Angaben erhielt der Autor von Martin Schaser im Frühjahr 2015.

7.2 Afrikanische fremdsprachige Gemeinden

257

nisch initiierte Kirchen in Europa. Referat für Weltanschauungsfragen (Hg.). Werkmappe 87/2002. Wien: Referat für Weltanschauungsfragen, 2002: S. 9–32. ₋₋ Simon, Benjamin. »Pluralismus und Identität – Afrikanische Christinnen und Christen in der deutschsprachigen Diaspora Europas«. Afrikanisch initiierte Kirchen in Europa. Referat für Weltanschauungsfragen (Hg.). Werkmappe 87/2002. Wien: Referat für Weltanschauungsfragen, 2002: S. 33–51.

7.2.1 Celestial Church of Christ (CCC) – Himmlische Kirche Christi KURZ & BÜNDIG Name Celestial Church of Christ (CCC) – Himmlische Kirche Christi Entstehung 1947 Anhänger weltweit Ca. 15 Millionen Internationaler Sitz Porto Novo, Benin Beginn der Arbeit in Österreich Ca. 1982 Gemeinden in Österreich 3 Anhänger in Österreich 120–150 Kontakt Celestial Church of Christ (CCC) Mittelgasse 27/1 1060 Wien Tel: 01 7158727 E-Mail: [email protected]

Die Celestial Church of Christ (Himmlische Kirche Christi) ist eine von Bischof Samuel B. J. Oshoffa im Jahr 1947 in Benin gegründete Kirche, die zu den sogenannten Aladura-Kirchen gerechnet wird (Aladura kommt aus dem Yoruba und meint übersetzt „Besitzer des Gebets“). Die Aladura-Kirchen zeichnen sich durch eine Betonung von Gebet, Prophetie, Visionen und Träumen sowie Heilung und anderen charismatischen Phänomenen aus und entstanden als Folge der Spanischen Grippepandemie, die 1918 Westafrika heimsuchte. Während die christlichen Missionskirchen übernatürlichen Phänomen oftmals kritisch gegenüberstanden, sah dies auf afrikanischer Seite anders aus. „Nach afrikanischer Auffassung muss die Religion auch im Hier und Jetzt wirksam sein und nicht nur auf ein besseres Jenseits vertrösten. Sie soll bei der Heilung von Krankheiten, auch solchen, die von bösen Geistern hervorgerufen werden, bei Kinderlosigkeit und bei der Überwindung von persönlichen Problemen helfen. Afrikanische Christen, die in den Missionskirchen ausgebildet worden waren, fanden in der Bibel auch Berichte von Wunderheilungen, Dämonenaustreibungen, Kindersegen bei Paaren im fortgeschrittenen

258

7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Alter und der Hilfe Gottes in ausweglosen Situationen. Sie erkannten, dass die christliche Religion die gleiche Wirksamkeit besitzt, die sie früher von den traditionellen Religionen erwarteten.“523

Auf diesem Nährboden verkündeten charismatische Laienprediger eine Botschaft, die übernatürliches Eingreifen Gottes einschloss und gewannen rasch Zulauf. Die größte der in dieser Zeit entstandenen Kirchen bildet die Cherubim and Seraphim Kirche, die 1925 gegründet wurde und auch auf die Celestial Church of Christ und seinen Gründer Samuel B. J. Oshoffa prägenden Einfluss nahm. Oshoffa berichtet über die Gründung der Kirche, wie ihm 1947 ein Engel mit dem Auftrag erschien, in die Welt hinauszugehen und zu predigen, da viele Menschen den Kräften dunkler Mächte und falschen Priestern ausgeliefert wären. Durch die Gabe des Heilens durch Jesus Christus werde es ihm gelingen, Menschen für das Evangelium zu gewinnen. Rasch gewann die neue Bewegung in Westafrika Zulauf. Der Name Himmlische Kirche geht auf die Offenbarung des Johannes, Kapitel 4 zurück. Nach Österreich kam die Kirche um das Jahr 1982 und gründete eine erste Gemeinde in Wien. Später kamen eine Gemeinde in Salzburg sowie eine weitere Gemeinde in Wien hinzu, die zu 95 Prozent aus Nigerianern aus der ethnischen Gruppe der Yoruba gehören. Im Jahr 2012 hielten sich zwischen 120 und 150 Personen zur Celestial Church of Christ.524 Die Kirche ist durch ein starkes liturgisches Verständnis geprägt. So spielen Weihwasser und Weihrauch genauso wie ritualisierende Gesten eine wichtige Rolle. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht die Predigt, aber auch der Gemeindegesang. So kann jedes Gemeindeglied selbst während der Predigt ein Lied anstimmen. Alleinstellungsmerkmal ist die ausgeprägte Verehrung von Engeln, an erster Stelle des Erzengels Michael. Auch Propheten und Prophetinnen nehmen eine bedeutende Rolle an. Wer der Celestial Church of Christ beitreten will, muss sich dort taufen lassen, die erfolgte Taufe in einer anderen Kirche wird nicht anerkannt. Auf die Taufe folgen verschiedene Salbungen, die den hierarchischen Grad einer Person bestimmen, allerdings kann die erste Salbung erst drei Jahre nach der Taufe erfolgen. Insgesamt kann von einer ausgeprägten Hierarchie innerhalb der Gemeinde und Kirche gesprochen werden. Unter anderen – auch afrikanischen Kirchen – ist die Celestial Church of Christ umstritten, da ihr unterstellt wird, heidnische Praktiken einfach christlich übertüncht zu haben. So 523 Herta Konecky, Die Kirche des himmlischen Christentums im Kontext der westafrikanischen kulturellen Matrix: Elemente traditioneller westafrikanischer Religionen in ihrem Weltbild und in ihrer religiösen Praxis. Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2013: S. 79. 524 Vgl. zu den Angaben: Laura Landergott, „Praise the Lord! Alleluja!“ Eine Dokumentation von Gospelmusik drei ausgewählter christlich westafrikanischer Glaubensgemeinschaften in Wien, Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2012: S. 43. Die Zahlenangabe von 120 beruht auf Angaben des Wiener Pastors an die Autorin. Der ORF spricht in einer Reportage aus dem gleichen Jahr von 150 Gläubigen. http://religion.orf.at/stories/2547132/ [11.02.2016].

7.2 Afrikanische fremdsprachige Gemeinden

259

sei beispielsweise der Engelskult an die Stelle des Ahnenkultes getreten. Die Kirche verwahrt sich allerdings gegen den Vorwurf des Synkretismus. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Adogame, Afeosemime U. Celestial Church of Christ. The Politics of Cultural Identity in a West African Prophetic-Charismatic Movement. Frankfurt: Peter Lang, 1999. ₋₋ Konecky, Herta. Die Kirche des himmlischen Christentums im Kontext der westafrikanischen kulturellen Matrix. Elemente traditioneller westafrikanische Religionen in ihrem Weltbild und in ihrer religiösen Praxis. Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2013. Internetlinks

₋₋ http://www.celestialchurch.com/ (Homepage der Celestial Church of Christ) ₋₋ http://religion.orf.at/stories/2547132/ (Reportage des ORF über die Celestial Church of Christ in Wien)

7.2.2 Christ Covenant Church – Kirche des Bundes Christi KURZ & BÜNDIG Christ Covenant Church – Kirche des Bundes Christi Name Entstehung 2007 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Unbekannt Christ Covenant Church – Kirche des Bundes Christi Kontakt Sängerknabenweg 12 2201 Gerasdorf Tel: 0664 3079602 E-Mail: [email protected]

Die Christ Covenant Church – Kirche des Bundes Christi ist eine jüngere aus der Celestial Church of Christ in Wien hervorgegangene Kirche. Der Gründer der Gemeinde gibt an, dass ihn am letzten Tag des letzten Millenniums der Heilige Geist in seinen Dienst berief. Zwar wurde schon im September 2001 der Verein Kirche des Bundes Christi/Christ Covenant Church gegründet, allerdings konstituierte sich die Gemeinde nach eigenen Angaben erst im Mai 2007. Heute besitzt die Gemeinde ein eigenes, neu errichtetes Gebäude in Gerasdorf bei Wien. Lehrmäßig muss vorerst offen bleiben, inwieweit sich die Kirche von der Celestial Church of Christ unterscheidet. Ähnlich wie dort nehmen Vision und Träume eine wichtige Rolle ein. So beruft man sich beispielsweise darauf, dass sowohl der Name der Kirche als auch das Logo einem Propheten in Trance am 25. Juni 2007 eingegeben wurde.525 525 Vgl. hierzu: http://christcovenantchurch.eu/seite.mv?10-10-00-00+&uid=5141A80900068A9800 00312800000000+&lg=en [11.02.2016].

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Neben der Bibel kennt die Kirche vier weitere Bücher, die die Heilsgeschichte zusammenfassen: ₋₋ Die vollständige Bibel mit dem Namen Vaaul in der Engelsprache. Diese enthält auch die verlorenen Bücher der Bibel bzw. diejenigen Teile, die entfernt wurden. ₋₋ Das Buch der Ereignisse vor der Offenbarung (mit dem Namen Avant in der Engelsprache). Dieses Buch enthält die Ereignisse zwischen Himmelfahrt Jesu und heute. ₋₋ Das vollständige Buch der Offenbarung (mit dem Namen Chevent in der Engelsprache). Dieses Buch enthält die vollständige Auslegung der Offenbarung des Johannes und schließlich ₋₋ das Buch der Unendlichkeit bzw. der Ereignisse im Anschluss an die Offenbarung (mit der Bezeichnung Kerevant in der Engelsprache). Dieses Buch enthält unbekannte Geheimnisse von Jehova und wird vom Erzengel Michael bewacht. Ferner heißt es: „Nur die Heilige Schrift steht den Christen und der Welt zur Verfügung. Durch seine [Gottes] besondere Gnade hat Jehova Gott verheißen, kleine Teile der verbliebenen vier Bücher zu offenbaren, um seine Kirche und die Welt zu lehren.“526 Internetlinks

₋₋ http://christcovenantchurch.eu/ (Homepage der Christ Covenant Church) ₋₋ www.facebook/christcovenantchurch1 (Facebook-Seite der Wiener Gemeinde)

7.2.3 Light of God Ministries KURZ & BÜNDIG Name Light of God Ministries Entstehung 2000 Gemeinden in Österreich 2 Anhänger in Österreich Ca. 150–200 Kontakt Light of God Ministries Leberstr. 96 1110 Wien Tel: 0699

526 http://christcovenantchurch.eu/seite.mv?10-15-00-00+&uid=5141A80900068A98000031280000 0000+&lg=en [11.02.2016].

7.2 Afrikanische fremdsprachige Gemeinden

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Die Light of God Ministries wurde nigerianischen Pastor Omoighe Ignatius gegründet und ist eine unabhängige charismatisch geprägte afrikanische Kirche, die im Jahr 2000 in Wien gegründet wurde und inzwischen eine weitere Gemeinde in Wiener Neustadt hat. Darüber hinaus gibt es noch eine Gemeinde in Lagos, Nigeria. Zu den österreichischen Gemeinden halten sich rund 150 bis 200 Gläubige.527 Internetlinks

₋₋ https://www.facebook.com/thelightofgodviennaaustria/?fref=ts (Die Facebook-Präsenz der Wiener Gemeinde) ₋₋ https://www.facebook.com/lightofgodwienerneustadt/?fref=ts (Die Facebook-Präsenz der Wiener Neustädter Gemeinde)

7.2.4 Mountain of Fire and Miracles Ministries KURZ & BÜNDIG Name Mountain of Fire and Miracles Ministries Entstehung 1989 Anhänger weltweit Ca. 3 Millionen Entstehung in Österreich Um 2000 Gemeinden in Österreich 6 Anhänger in Österreich 300 Kontakt Mountain of Fire and Miracles Ministries Grillgasse 4 1110 Wien Tel: 0660 4427016 E-Mail: [email protected]

Die Mountain of Fire and Miracles Ministries geht auf eine Gebetsversammlung zurück, zu der der nigerianische Molekulargenetiker Dr. Daniel Kolawole Olukaya im Jahr 1989 in seine Wohnung in Yaba, Nigeria einlud. Weitere Treffen folgten und kurz darauf erlebten eine Reihe der Teilnehmer übernatürliche Wunder. Die Gruppe wuchs und im April 1994 konnte man einen ersten Gottesdienst in einem neu errichteten Gebäude in Yaba feiern. Inzwischen gehören über drei Millionen Gläubige in 66 Ländern zur Mountai-of-Fire-andMiracles-Ministries Kirche.528 In Österreich ist die Kirche seit Anfang 2002 als Verein registriert und hat sechs Gemeinden in Wien, Graz, Klagenfurt, Salzburg, Linz und St. Pölten. 527 Die Informationen erhielt der Autor in einem Telefongespräch mit dem Pastor der Gemeinde am 18.02.2016. 528 Vgl. hierzu: http://www.mfmsilverspring.org/about/about-mfm-silver-spring/ sowie http:// mountainoffire.ipower.com/globalsite/directory/ [beide 11.02.2016].

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Theologisch ist die Kirche der Pfingstbewegung zuzurechnen und will die Belebung der apostolischen Zeichen und Wunder fördern. Daneben werden die konkrete Nachfolge und Evangelisation als Ziele der Arbeit der Mountain of Fire and Miracles Ministries Kirche betont. ₋₋ Internetlinks ₋₋ http://mountainoffireaustria.org/ ₋₋ (Homepage der Mountain of Fire and Miracles Ministries in Österreich)

7.2.5 Redeemed Christian Church of God KURZ & BÜNDIG Name Redeemed Christian Church of God Entstehung 1952 Anhänger weltweit Über 5 Millionen Beginn der Arbeit in Österreich Um das Jahr 2000 Gemeinden in Österreich 5 Anhänger in Österreich Ca. 500 Kontakt Redeemed Christian Church of God Spitalgasse 25 1090 Wien Tel: 0660 5626744 E-Mail: [email protected]

Die Redeemed Christian Church of God wurde 1952 von Pastor Josiah Olufemi Akindayomi (1909–1981) in Nigeria gegründet und bildet heute eine der größten Pfingstkirchen Nigerias. Rasch breitete sich die Kirche über die Grenzen Nigerias hinaus aus. Vor allem unter dem von Akindayomi selbst bestimmten Nachfolger Enoch Adejare Adeboje, einem Dozenten für Mathematik an der Universität von Lagos, kam es zur Internationalisierung der Kirche, so dass inzwischen die Zahl der Gläubigen mit über fünf Millionen529 in mehr als 180 Ländern der Erde angegeben wird.530 In Wien eröffnete die Kirche seit dem Jahr 2000 drei Gemeinden. Eine weitere Gemeinde gibt es in Linz sowie neuerdings in Graz. Insgesamt wird die Zahl der Anhänger bei mindestens 500 Gläubigen liegen.531 Theologisch handelt es sich um eine Kirche, die klassische pfingsttheologische Positionen vertritt. Wie andere afrikanische Kirchen legt sie besonderen Wert auf Zeichen und 529 Vgl. hierzu: http://www.christianpost.com/news/nigerias-redeemed-christian-church-of-god-dedicates-15-5m-pavilion-center-in-texas-98466/ [11.02.2016]. 530 Vgl. hierzu: http://www.rccguk.church/ [11.02.2016]. 531 Diese Information erhielt der Autor von afrikanischen Pastoren.

7.2 Afrikanische fremdsprachige Gemeinden

263

Wunder, wie beispielsweise in den Holy Ghost Services deutlich wird, mitternächtlichen Gottesdiensten, die jeweils am ersten Freitag im Monat im Hauptquartier in Lagos (Nigeria) stattfinden und bei denen übernatürliche Wunder erwartet werden. ₋₋ Internetlinks ₋₋ http://www.rccglivingspringvienna.com/ ₋₋ (Homepage der Redeemed Christian Church of God in Wien)

7.2.6 Winners International Fellowship KURZ & BÜNDIG Name Winners International Fellowship Entstehung 1981 Anhänger weltweit Über 5 Millionen Entstehung in Österreich 2013 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 100 Kontakt Winners International Fellowship Wagramerstr. 52 1220 Wien Tel: 0680 2154512 [email protected]

Die Winners-International-Fellowship-Gemeinde in Wien ist eine Gemeindegründung der Winner’s Chapel, einer nigerianischen Kirche, die auch unter der Bezeichnung Living Faith Church bekannt ist. Die Kirche wurde im Jahr 1981 von David Oyedepo in Kaduna gegründet und ist zwischenzeitlich in über 50 Ländern aktiv. Allein in Nigeria zählt sie über drei Millionen Gläubige. Die internationale Zentrale der Kirche liegt in einem Vorort der nigerianischen Stadt Lagos und das dort errichtete Faith Tabernacle ist mit über 50.000 Sitzplätzen innerhalb und 250.000 außerhalb des Gebäudes eines der größten Kirchengebäude der Welt. Die Wiener Gemeinde ist relativ jung und wurde auf Initiative des damaligen nigerianischen Botschafters, der Mitglied der Kirche ist, im Jahr 2013 gegründet. Zur Gemeinde zählen inzwischen rund 100 Gläubige.532 Die Kirche ist dem Teil der Pfingstbewegung zuzurechnen, der der Wort-des-Glaubens-Bewegung angehört. Sie betont die Allmächtigkeit des Glaubens und lehrt, dass durch das Gebet des Glaubens Heilung von Krankheiten genauso wie auch materieller Wohlstand möglich sind. Die theologischen Grundüberzeugungen der Kirche werden als zwölf Säu532 Die Angaben erhielt der Autor von dem Verantwortlichen der Wiener Gemeinde in einem Telefonat am 18.02.2016.

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

len des Glaubens schlagwortartig zusammengefasst: Glaube, das Wort, das Übernatürliche, der Heilige Geist, Reichtum, Gebet, Heilung, Weisheit, Erfolg, Vision, Hingabe und Lobpreis.533 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Igbekele Kuponu, Selome. The Living Faith Church (Winners Chapel), Nigeria. Pentecostalism, Prosperity Gospel and Social Change in Nigeria. Bayreuth: Unveröffentlichte Dissertation, 2007. Internetlinks

₋₋ https://www.facebook.com/winnersinternationalfellowshipvienna (Facebook-Seite der Wiener Gemeinde) ₋₋ http://www.winners-chapel.org.uk/london/index.php (Homepage der Winner’s Chapel in England)

7.2.7 Christ Apostolic Church WOSEM KURZ & BÜNDIG Name Christ Apostolic Church WOSEM Entstehung 1974 Anhänger weltweit Über 500.000 Entstehung in Österreich 1997 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 80 Kontakt Christ Apostolic Church WOSEM Akaziengasse 34 1230 Wien Tel: 01 6981102 E-Mail: [email protected]

Die Christ Apostolic Church WOSEM – WOSEM steht für The World Soul Winning Evangelistic Ministry – bezeichnet sich als evangelistischer Arm der Christ Apostolic Church in Nigeria. Die Arbeit geht auf den als Propheten bezeichneten Timothy Oluwole Obadare zurück, der von Gott nach einer Woche des Betens und Fastens eine Vision zur Gründung von WOSEM erhielt und die Bewegung am 1. August 1974 im Bundesstaat Offa Kware in Nigeria gründete. Zwischenzeitlich dürften sich mehr als 500.000 Gläubige der Kirche angeschlossen haben. Nach Wien kam die Kirche, zu der sich heute rund 80 Gläubige halten, im Jahr 1997.534 533 Vgl. hierzu: http://www.winners-chapel.org.uk/london/mandate_pillars_faith.php [18.02.2016]. 534 Die Zahlenangaben wurden dem Autor vom Pastor der Gemeinde in einem Telefonat am 18.02.2016 mitgeteilt.

7.2 Afrikanische fremdsprachige Gemeinden

265

Von der theologischen Ausrichtung ist die Gemeinde wie die meisten anderen afrikanischen Freikirchen als pfingstlich-charismatisch einzuordnen. Vor allem Heilungsgebet spielt eine zentrale Rolle. Die Kirche darf nicht mit der aus Ghana kommenden Christ Apostolic Church verwechselt werden, die Teil der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde in der FKÖ ist. Internetlinks:

₋₋ http://www.christapostolicchurchaustria.org/ (Die Homepage der Christ Apostolic Church WOSEM in Wien) ₋₋ https://www.facebook.com/CACWOSEMVIENNA/?fref=ts (Die Facebook-Seite der Christ Apostolic Church WOSEM in Wien) ₋₋ http://wosem.com/web/index.html (Internationale Homepage der Kirche)

7.2.8 House of Prayer Mission KURZ & BÜNDIG Name House of Prayer Mission Entstehung 1999 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 200 Kontakt House of Prayer Mission Herrgottwiesgasse 98 8020 Graz

Die Gemeinde House of Prayer Mission hat ihre Wurzeln in der afrikanischen Gemeinschaft der inzwischen geschlossenen Quelle des Lebens Gemeinde in Graz. Im Jahr 1999 sah sich Pastor Johnny Ehigie von Gott berufen, eine eigenständige afrikanische Gemeinde zu gründen. Diese wuchs rasch und obwohl sich vor einigen Jahren das spätere God’s Deliverance Centre vom House of Prayer abspaltete und eine eigene Gemeinde gründete, gehören heute rund 200 Gläubige zur Gemeinde House of Prayer Mission.535 Beide Gemeinden sind klassische afrikanische Pfingstgemeinden. Internetlinks:

₋₋ https://www.facebook.com/houseofprayermission/?fref=ts (Facebook-Seite der House of Prayer Mission) ₋₋ https://www.facebook.com/Gods-Deliverance-Centre-Graz-249923895025334/?fref=ts (Facebook-Seite des God’s Deliverance Centre)

535 Vgl. hierzu die Angaben in einem Interview mit Johnny Ehigie in: Arthur Egbuniwe/Ayodele-Mike Uzama, Cry of the Unwanted: Living in Austria, Victoria: Trafford Publishing, 2006. Weitere Informationen erhielt der Autor von Johnny Ehigie in einem Telefonat am 19.02.2016.

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

7.3 Weitere fremdsprachige Gemeinden 7.3.1 Arabische Gemeinden In Österreich gibt es insgesamt drei freikirchliche Gemeinden unter arabischsprechenden Christen. 7.3.1.1 LifeBridge KURZ & BÜNDIG Name LifeBridge Entstehung 2013 Gemeinden in Österreich 2 Anhänger in Österreich Ca. 200 Kontakt Arab4Jesus Büchlholweg 18 4040 Linz

Die evangelikal-charismatischen LifeBridge-Gemeinden wurden vom Leiter des Missionswerks Arab4Jesus, Raafat Mashraki, gegründet. Das Missionswerk, das in Bethlehem (Israel) und in Österreich tätig ist, entstand im Jahr 2006. Die beiden Gemeinden in Österreich wurden in Linz im Jahr 2013 und in Wien im Jahr 2014 gegründet, um im Zuge der Flüchtlingswelle für arabischsprachige Christen Gottesdienste und gemeindliches Leben anzubieten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass rund 80 Prozent der Gottesdienstbesucher aus arabischsprechenden Flüchtlingen besteht. Internetlinks

₋₋ https://www.facebook.com/groups/547888322000709/ (Facebook-Seite der Gemeinde in Wien) ₋₋ https://www.facebook.com/groups/179873478737558/ (Facebook-Seite der Gemeinde in Linz ₋₋ https://www.facebook.com/groups/179873478737558/ (Arabischsprachige Homepage des Missionswerk Arab4 Jesus)

7.3 Weitere fremdsprachige Gemeinden

267

7.3.1.2 Arabisch-Evangelische Gemeinde KURZ & BÜNDIG Name Arabisch-Evangelische Gemeinde Wien Entstehung Um 1990 Anhänger in Österreich 100 Kontakt Arabisch-Evangelische Gemeinde Wien Rebhanngasse 3A/Stiege 6, 1200 Wien (wochentags) Asperner Heldenplatz 9, 1020 Wien (sonntags) E-Mail: [email protected]

Die Arabisch-Evangelische Gemeinde wurde um das Jahr 1990 von einer Gruppe Ägypter gegründet, die sich vorher zur Christlichen Gemeinde Sachsenplatz gehalten hatten, nun aber arabischsprachige Gottesdienste feiern wollten. Heute halten sich Christen aus den verschiedensten Ländern des Nahen Ostens zur Gemeinde. Es handelt sich um eine Gemeinde evangelikaler Prägung, an deren Gottesdiensten aber auch römisch-katholische und orthodoxe Christen teilnehmen.

7.3.2 Philippinische Gemeinden In den vergangenen Jahren sind mindestens drei unabhängige philippinische freikirchliche Gemeinden in Wien entstanden. Daneben gibt es eine philippinische Gemeinde als Teil der Vienna Christian Center (FCGÖ) sowie eine römisch-katholische Gemeinde. Die unabhängigen freikirchlichen Gemeinden werden im Folgenden kurz vorgestellt. 7.3.2.1 Iglesia Ni Christo (Church of Christ) KURZ & BÜNDIG Name Iglesia Ni Christo (Church of Christ) Entstehung 1914 Anhänger weltweit 2,7 Millionen Beginn der Arbeit in Österreich Spätestens 2002 Gemeinden in Österreich 2 Anhänger in Österreich 80 Kontakt The Iglesia Ni Christo c/o Hipolito Gabriel Holochergasse 51 1050 Wien Tel: 01 9461766 E-Mail: [email protected]

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Die Iglesia Ni Christo, Tagalang für Kirche Christi, ist eine Kirche mit philippinischen Wurzeln, die 1914 von Felix Manalo (1886–1963) gegründet wurde. Ursprünglich kam Manalo aus einer römisch-katholischen Familie, wandte sich dann aber später protestantischen Kirchen zu. Nach dem Tode seiner Frau im Jahr 1913 zog er sich zur Meditation in die Einsamkeit zurück und erlebte in dieser Zeit ein prophetisches Berufungserlebnis. Er gelangte zur Überzeugung, dass er der letzte Prophet Gottes und allein befugt sei, die wahre Botschaft Gottes zu verkündigen. So gründete er 1914 die Iglesia Ni Christo. Die Kirche wuchs rasch und vor allem seit den 1960er Jahren kam es zu einer Expansion über die Grenzen der Philippinen hinaus. Heute gehören rund 2,7 Millionen Gläubige zur Iglesia Ni Christo. In Österreich wurden zwei Gemeinden in Wien und Steyr gegründet, zu denen sich schätzungsweise 80 Gläubige halten.536 Die Iglesia Ni Christo versteht sich als die einzig wahre Kirche, die von Jesus Christus im ersten Jahrhundert eingesetzt wurde. Manalo verstand sich dabei als letzter Prophet, der von Gott beauftragt war, die ursprüngliche Glaubenslehre neu zu vermitteln, da die anderen Kirchen vom wahren Glauben abgefallen seien. Die Kirche lehnt ferner die Trinitätslehre ab. Gott der Vater ist der Schöpfergott und der einzig wahre Gott, man bestreitet die Gottheit Jesu und versteht Jesus vielmehr als höchste Schöpfung Gottes. Internetlinks

₋₋ http://theiglesianicristo.blogspot.co.at/2014/05/inc-directory-austria.html (Homepage der Iglesia Ni Christo in Österreich) ₋₋ https://www.facebook.com/pages/Kirche-Christi-IGLESIA-NI-CRISTO/323507491072551 (Private Facebook-Seite zur Wiener Gemeinde) ₋₋ http://iglesianicristo.net/#1 (Internationale Homepage der Iglesia Ni Christo)

7.3.2.2 Jesus is Lord Church KURZ & BÜNDIG Name Jesus is Lord Church Entstehung 1978 Anhänger weltweit Über 4 Millionen Beginn der Arbeit in Österreich 2001 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 60 Kontakt Jesus is Lord Church Sechshauser Str. 48 1150 Wien E-Mail: [email protected] 536 Da die Kirche nicht bereit war, Zahlenangaben zur Verfügung zu stellen, beruht die Zahl auf Schätzungen seitens des Autors aufgrund der im Internet veröffentlichten Bilder der Gemeinde.

7.3 Weitere fremdsprachige Gemeinden

269

Die Jesus is Lord Kirche ist eine charismatische philippinische Freikirche, die auf einen Bibelstudienkreis an der Polytechnischen Universität unter der Leitung des damaligen Hochschulprofessors und heutigen Bischofs Eddie Villanueva in Manila (Philippinen) im Jahr 1978 zurückgeht. Rasch breitete sich die Bewegung auch über die Philippinen hinaus aus und ist heute in mehr als 50 Ländern präsent. Die Wiener Gemeinde der Jesus is Lord hat ihre Anfänge in einer Gebetsversammlung dreier philippinischer Gläubiger aus Wien, die damals noch andere Gemeinden besuchten zusammen mit zwei Pastoren der Jesus is Lord Kirche, die aus Italien zu Besuch kamen. Gemeinsam entschied man sich im Frühjahr 2001 zur Gemeindegründung, da man die Bewegung schon von den Philippinen kannte. Die rund 60 Gläubigen treffen sich im 15. Wiener Bezirk. Lehrmäßig vertritt die Kirche klassisch evangelikal-charismatische Positionen ohne spezielle Betonungen. Internetlinks

₋₋ https://www.facebook.com/jilvienna/ (Facebook-Präsenz der Wiener Gemeinde) ₋₋ https://www.facebook.com/Jesus-Is-Lord-Church-Vienna-Austria-245516962165779/ (Weitere Facebook-Präsenz der Wiener Gemeinde) ₋₋ http://jileurope1.com/austria/austria.html (Seite über Österreich auf der europäischen Homepage der Jesus is Lord Church ₋₋ http://www.jilworldwide.org/ (Homepage der internationalen Jesus-is-Lord-Church-Bewegung)

7.3.2.3 Grace Church – Filipino Christian Fellowship KURZ & BÜNDIG Name Grace Church – Filipino Christian Fellowship Entstehung 2004 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 60 Kontakt Grace Church – Filipino Christian Fellowship Koppreitergasse 22 1120 Wien E-Mail: [email protected]

Die Grace Church – Filipino Christian Fellowship begann als Hauskreis in der englischsprachigen Grace Church Vienna, in dem sich philippinische Gläubige seit dem Jahr 2004 sammelten. Vor einigen Jahren entstand der Wunsch, selbständige philippinische Gemeinde zu werden. Nach den zur Verfügung stehenden Informationen geschah dies im Jahr 2013. Die Grace Church – Filipino Christian Fellowship ist als evangelikal geprägte Gemeinde einzuordnen und es versammeln sich rund 60 Gläubige in der Gemeinde.

270

7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Internetlinks:

₋₋ https://www.facebook.com/GCFCF/?fref=ts (Homepage der Gemeinde)

7.3.3 Koreanischsprachige Gemeinden Die Vielfalt des koreanischen Christentums spiegelt sich zwischenzeitlich auch in Österreich wider. So gibt es neben der römisch-katholischen Gemeinde, einer evangelisch-lutherischen sowie einer evangelisch-reformierten Kirche (Jungdong/Presbyterian Church) mindestens vier weitere koreanischsprachige Gemeinden, die soweit möglich im Folgenden vorgestellt werden. 7.3.3.1 Vienna Manna Mission Church KURZ & BÜNDIG Name Vienna Manna Mission Church Entstehung 2004 Gemeinden in Österreich 2 Anhänger in Österreich 40 Kontakt Wien Vienna Manna Mission Church Blumauergasse 6 1020 Wien E-Mail: [email protected] Kontakt Innsbruck Pastor Markus Obermayr Andreas-Hofer-Straße 5 6020 Innsbruck Tel: 0699 12719707 E-Mail: [email protected]

Vienna Manna Mission Church geht auf das missionarische Anliegen des koreanischen Pastors Kim David Kwang Shin zurück, der 1982 in Fullerton (Kalifornien) und im Jahr 2004 in Seoul die Korean Grace Church gründete. Beide Gemeinden zusammen haben zwischenzeitlich um die 400 Missionare in rund 50 Länder ausgesandt. Nach Österreich kam die Kirche im Jahr 1994 durch die Arbeit von Pfarrer Kim Choung Kwan, der zuerst in Innsbruck die Innsbruck Korean Church und später in Wien die Vienna Manna Mission Church gründete. Heute gehören rund 40 Gläubige zu den beiden Gemeinden in Wien und Innsbruck. Da die Zahl der Koreaner innerhalb der Innsbrucker Gemeinde immer weiter zurückging, entwickelte sich die dortige Gemeinde stärker zu einer international geprägten Gemeinde in deutscher Sprache. Inzwischen steht auch ein Österreicher der Gemeinde als Pastor vor.

7.3 Weitere fremdsprachige Gemeinden

271

Der Schwerpunkt der Kirche liegt auf Evangelisation und Ausbreitung der guten Nachricht von Jesus Christus. Dazu werden u. a. seit 2006 regelmäßig internationale, überkonfessionelle Seminare – European Glow of Love – durchgeführt. Mit diesen konnten während der letzten zehn Jahre viele Menschen aus verschiedenen Ländern mit dem Evangelium erreicht werden. Konfessionell ist die Gemeinde dem presbyterianischen (reformierten) Lager mit pfingstlich-charismatischen Elementen zuzuordnen. Internetlinks:

₋₋ http://www.egl-austria.at/index.htm (Homepage eines Arbeitszweiges der Kirche)

7.3.3.2 Full Gospel Church Vienna KURZ & BÜNDIG Full Gospel Church Vienna Name Entstehung 1958 830.000 Anhänger in Korea Gemeinden in Österreich 1 1980 Anhänger in Österreich Kontakt Full Gospel Church Vienna Haidmannsgasse 4 1150 Wien

Die Full Gospel Church Vienna geht auf die koreanische Yoido Full Gospel Church von David Yonggi Cho zurück, der zwischenzeitlich größten Gemeinde Koreas, die zu den Assemblies of God, einem großen Verband innerhalb der Pfingstbewegung, zählt. David Yonggi Cho gründete die Kirche im Jahr 1958 zusammen mit seiner Schwiegermutter in deren Wohnzimmer – beide waren ordinierte Geistliche der Assemblies of God – und gemeinsam begannen sie mit missionarischen Haus-zu-Haus-Besuchen. Da das Wohnzimmer rasch zu klein wurde, traf sich die junge Gemeinde vorübergehend in Versammlungszelten im Garten. Im Jahr 1961 konnte die Gemeinde, die inzwischen auf über 1000 Gläubige gewachsen war, erstmals eigene Räumlichkeiten beziehen. Schon 1973 musste man in größere Räumlichkeiten wechseln. Im Jahr 1981 zählte die Gemeinde 200.000 Mitglieder und wuchs weiter auf 700.000 im Jahr 1992. Die letzten vorliegenden Zahlen stammen aus dem Jahr 2007. Damals gehörten 830.000 Gläubige zur Gemeinde, die sonntäglich sieben Gottesdienste feierte. Das Kirchengebäude der Full Gospel Church in Seoul fasst 12.000 Personen.537 537 Vgl. zu allem Angaben vor allem: https://en.wikipedia.org/wiki/Yoido_Full_Gospel_Church sowie http://www.yfgc.org/n_english/fg_church/yfgc_yoido.asp [17.02.2016].

272

7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Nach Wien kam die koreanische Full Gospel Church im Jahr 1980. Zur Gemeinde, die in Wien auch unter der Bezeichnung Gichangna Pfingstkirche auftritt, gehören rund 240 Mitglieder. Der Gottesdienst wird von durchschnittlich 180 Personen besucht.538 Internetlinks

₋₋ http://german.fgtv.com/ ₋₋ (Deutschsprachige Homepage der Yoido Full Gospel Church in Seoul)

7.3.4 Persischsprachige Gemeinde Neben den im Folgenden vorgestellten Gemeinden gibt es zwei weitere persischsprachige Gemeinden, die zur Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde gehören: zum einen die Persische Christengemeinde, die sich in der Rotemühlgasse trifft, und die iranische Gemeinde, die Teil des Vienna Christian Center (VCC) ist. Die folgenden beiden Gemeinden sind unabhängige freikirchliche Gemeinden. 7.3.4.1 Iranian Christian Fellowship Hamgam/Evangelikale Gemeinde Hamgam Wien KURZ & BÜNDIG Name Iranian Christian Fellowship Hamgam Evangelikale Gemeinde Hamgam Wien Entstehung 2010 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 100 Kontakt Iranian Christian Fellowship Hamgam Kagraner Platz 12 1220 Wien

Die Iranian Christian Fellowship Hamgam bzw. Evangelikale Gemeinde Hamgam Wien begann als Hauskreis iranischer und afghanischer Flüchtlinge im Jahr 2010, der rasch wuchs, so dass man eigene Räumlichkeiten suchen musste. Von 2012 bis 2015 gehörte die Gemeinde dem Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich (BEG) an, seitdem ist sie unabhängig und trifft sich mit derzeit rund 100 Gläubigen im Novum Kagran.539 Die Gemeinde ist theologisch als evangelikal mit charismatischer Prägung einzuordnen. Internetlinks

₋₋ https://www.facebook.com/hamgamvienna/ (Facebook-Seite der Gemeinde)

538 Die Information erhielt der Autor telefonisch von der Gemeinde am 17.02.2016. 539 Die Zahlenangaben erhielt der Autor telefonisch von der Gemeinde am 19.02.2016 mitgeteilt.

7.3 Weitere fremdsprachige Gemeinden

273

7.3.4.2 Iranische Christliche Gemeinde KURZ & BÜNDIG Name Iranische Christliche Gemeinde Entstehung 2004 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 300, der Gottesdienstbesuch liegt bei 100 Gläubigen Kontakt Iranische Christliche Gemeinde Quellenstr. 156 1100 Wien

Seit 1995 trafen sich iranische Christen mit armenischem, assyrischem und persischem Hintergrund in Zusammenarbeit mit dem Missionswerk International Teams als Iranische Christliche Gemeinschaft in verschiedenen Lokalen in Wien. Die Gemeinschaft trat auch unter dem Namen Persian Christian Fellowship auf. Im Jahr 2002 begann die Gemeinschaft, Gespräche hinsichtlich einer Gemeindegründung zu führen, die jedoch aufgrund der unterschiedlichen theologischen Überzeugungen scheiterten. So entwickelten sich aus der Iranischen Christlichen Gemeinschaft mehrere persische Gemeinden in Österreich. Eine Gemeinde schloss sich dem Vienna Christian Center (VCC) an und auch eine zweite Gemeinde schlug einen pfingstkirchlichen Weg ein und ist heute auch Teil der FCGÖ. Als dritte Gemeinde wurde im April 2004 die Iranische Christliche Gemeinde in der Evangeliumsgemeinde Quellenstraße gegründet. Die Iranische Christliche Gemeinde ist eine evangelikal geprägte persischsprachige Gemeinde, die auch afghanische Christen als Mitglieder hat, da Farsi und Dari als persische Sprachen von Iranern und Afghanen verstanden werden.

7.3.5 Weitere Gemeinden Zahlreiche weitere fremdsprachige freikirchliche Gemeinden sind inzwischen in Österreich präsent. Allerdings erweist es sich auch hier oftmals als sehr schwierig, fundierte Information zu erhalten. So soll es zwei freikirchlich-serbische Gemeinden in Wien genauso wie zwei mongolisch-freikirchliche Gemeinden geben, ohne dass es möglich war, nähere Informationen zu den Kirchen zu erhalten. Diese zwei Beispiele stehen für vermutlich zahlreiche weitere Gemeinden.540 Daher erheben die im folgenden Abschnitt vorgestellten Gemeinden in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit.

540 Über Hinweise zu weiteren fremdsprachigen Gemeinden freue ich mich und bitte um Kontaktaufnahme unter [email protected].

274

7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

7.3.5.1 Words of Life KURZ & BÜNDIG Name Words of Life Entstehung 2014 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich 80 Kontakt Words of Life Rechte Wollzeile 29 2040 Wien E-Mail: [email protected]

Die junge Words-of-Life-Gemeinde ist aus dem Verein Words of Life – Verein für chinesische Literatur hervorgegangen. Der Verein stellt sowohl christliche als auch nichtchristliche Literatur in chinesischer Sprache und hilft in Österreich lebenden Chinesen bei der Integration. Aus dieser Arbeit entstand eine Gemeinde, die sich in den Räumlichkeiten des Vereins zum Gottesdienst trifft. Die Gottesdienste werden jeweils in Mandarin mit Übersetzung ins Deutsche gehalten. Internetlinks

₋₋ http://www.wordsoflife.at/ (Homepage des Vereins Word of Life)

7.3.5.2 Assembléias de Deus KURZ & BÜNDIG Name Assembléias de Deus Entstehung 1911 Anhänger weltweit 14 Millionen Entstehung in Österreich 2010 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 40 Kontakt Igreja Assembléia de Deus Rechte Bahngasse 18 Top w1–2 1030 Wien Tel: 0699 15017870

Die Assembléias de Deus bilden eine Gruppe brasilianischer Pfingstdenominationen, die alle auf die Missionsarbeit der schwedischen Pfingstmission und ihre Missionare Daniel Berg

7.3 Weitere fremdsprachige Gemeinden

275

und Gunnar Vingren zurückgehen. Im Jahr 1932 erhielten die Assembléias de Deus die Unabhängigkeit von der schwedischen Pfingstmission zugesprochen und es kam zu einem verstärkten Einfluss der nordamerikanischen Assemblies of God, allerdings blieben die Kirchen selbständig. Vor allem seit den 1980er Jahren kam es zu mehreren Spaltungen der Bewegung in heute selbständige Denominationen. Die Kirchen, die die Bezeichnung Assembléias des Deus tragen, umfassen heute mehr als 14 Millionen Gläubige.541 In Wien wurde die Gemeinde im Jahr 2010 gegründet und umfasst heute rund 40 Gläubige.542 7.3.5.3 Igreja Pentecostal Deus é Amor KURZ & BÜNDIG Name Igreja Pentecostal Deus é Amor Entstehung 1962 Anhänger weltweit 2,67 Millionen Entstehung in Österreich 2003 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 10 Kontakt Igreja Pentecostal Deus é Amor Quellenstr. 156 1100 Wien

Igreja Pentecostal Deus é Amor (IPDA) ist eine weitere brasilianische Pfingstgemeinde, die 1962 von David Martins de Miranda gegründet wurde. Er erlebte eine Vision, in der Gott zu ihm sprach und ihn beauftragte, die Kirche zu gründen. Auch der Name der Kirche, Deus é Amor, wurde ihm von Gott eingegeben.543 Die Kirche breitete sich rasch aus und hat heute rund 17.600 Gemeinden in über 130 Ländern mit 2,67 Millionen Gläubigen.544 Nach Wien kam die Gemeinde im Jahr 2003. Die Gemeinde, die sich in der Quellenstraße im 10. Bezirk trifft, wird von rund 10 Gläubigen besucht.545 541 Vgl. zu den Angaben: E. A. Wilson, „Brazil“, The New International Dictionary of Pentecostal and Charismatic Movements, Revised and Expanded Edition, Grand Rapids: Zondervan, 2003, S. 38; Walter Hollenweger, Enthusiastisches Christentum, S. 79 ff. und https://en.wikipedia.org/wiki/ Assembleias_de_Deus [18.02.2016]. 542 Die Angaben zur Wiener Gemeinde erhielt der Autor von der Gemeinde in einem Telefonat am 19.02.2016. 543 Vgl. hierzu: http://www.ipda.com.br/ipda/ipda/historico_ipda.php [18.02.2016]. 544 Vgl. hierzu die Angaben unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Deus_%C3%A9_Amor [18.02.2016]. 545 Die Angaben zur Wiener Gemeinde erhielt der Autor von der Gemeinde in einem Telefonat am 19.02.2016.

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7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Internetlinks

₋₋ https://www.facebook.com/ipdaviena (Facebook-Seite der Wiener Gemeinde Deus é Amor) ₋₋ http://www.ipda.com.br/ipda/ (Homepage der brasilianischen Mutterkirche)

7.3.5.4 Bethlehem Russische Kirche in Wien KURZ & BÜNDIG Name Bethlehem Russische Kirche in Wien Entstehung 2012 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 50 Kontakt Bethlehem Russische Gemeinde Theresiengasse 26 1180 Wien Tel: 0699 12088120 E-Mail: [email protected]

Die russischsprachige Gemeinde Bethlehem begann als Hauskreis in der Freien Christengemeinde Halbgasse in Wien, in dem sich russischsprachige Personen trafen. Im Jahr 2012 entstand jedoch der Wunsch, selbständige Gemeinde zu werden. Heute halten sich rund 50 Gläubige zur Gemeinde.546 Die Gemeinde versteht sich als überkonfessionell, steht den Gaben des Heiligen Geistes offen gegenüber und weist als Besonderheit auf, dass sie weder Mitgliedschaft noch Strukturen wie eine Ältestenschaft oder einen Pastor kennt. Ansonsten vertritt sie klassische evangelikal-freikirchliche Positionen. Internetlinks

₋₋ http://russkaya-zerkov.at/deutsch.html (Homepage der Bethlehem Russischen Kirche in Wien)

Zu den weiteren russischsprachigen freikirchlichen Gemeinden gehören die beiden pfingstkirchlichen Gemeinden Kirche ohne Grenzen – Russische Gemeinde, die 2013 gegründet wurde und rund 15 Besucher aufweist,547 sowie die Gemeinde Quelle des Lebens, die sich in den 546 Die Zahlenangaben erhielt der Autor von der Kirche in einem Telefonat am 19.02.2016 mitgeteilt. 547 Die Informationen erhielt der Autor von einem Mitglied der Gemeinde in einem Telefonat vom 19.02.2016.

7.3 Weitere fremdsprachige Gemeinden

277

Räumen der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in der Maculangasse im 22. Bezirk in Wien trifft. Daneben gibt es eine russischsprachige Baptistengemeinden in der Mollardgasse und eine evangelikale Gemeinde, die sich in den Räumen der polnischen Gemeinde im Rahmen des Bunds Evangelikaler Gemeinden versammelt. In den Bundesländern gibt es eine Gemeinde in Enns. 548 7.3.5.5 Ungarische Christengemeinde KURZ & BÜNDIG Name Ungarische Christengemeinde Entstehung 1988 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 20 Kontakt Ungarische Christengemeinde Halbgasse 17 1070 Wien E-Mail: [email protected]

Die Ungarische Christengemeinde entstand aus einem Hauskreis, der 1988 von aus Siebenbürgen stammenden Ungarn gegründet wurde und sich anfangs zu einer rumänischen Baptistengemeinde hielt. Als der Kreis der ungarisch sprechenden Personen wuchs, entschied man sich zur Gründung einer eigenen Gemeinde, die Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre starken Zuwachs durch ungarische Flüchtlinge erhielt. Die meisten von ihnen emigrierten in den Folgejahren jedoch nach Nordamerika. Heute halten sich rund 20 Personen zur Gemeinde, die eine baptistisch-pfingstkirchliche Ausrichtung hat. 7.3.5.6 EMC Radosna Vest KURZ & BÜNDIG Name EMC Radosna Vest Entstehung 2015 Gemeinden in Österreich 1 Anhänger in Österreich Ca. 40 Kontakt EMC Radosna Vest Quellenstr. 156 1100 Wien Tel: 0676 5545772 548 Vgl. zu den Angaben: http://www.spasenie.eu/austria [19.02.2016].

278

7 Unabhängige Gemeinden und Gemeinschaften fremder Herkunft und Sprache

Die Evangelska Makedonska Crkva Radosna Vest (Evangelische Mazedonische Kirche Frohe Botschaft) ist eine Tochtergemeinde einer Kirche aus Mazedonien, die im Jahr 2015 in Wien aus einem Hauskreis erwuchs und freikirchliche Christen aus Mazedonien versammelt. Die Gemeinde ist dem pfingstkirchlichen Bereich zuzuordnen. Derzeit halten sich rund 40 Gläubige zur Gemeinde.549

549 Die Informationen erhielt der Autor vom Pastor der Gemeinde in einem Telefonat vom 19.02.2016.

8 Überkonfessionelle Bewegungen

Im abschließenden Kapitel wollen wir uns einigen überkonfessionellen Bewegungen und Dachverbänden zuwenden, die für Österreich von Relevanz sind.

8.1 Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) Der internationale Ökumenische Rat der Kirchen

Der internationale Ökumenische Rat der Kirchen (Weltkirchenrat) geht auf Impulse der Weltmissionskonferenz vom 4.–10. Juni 1910 in Edinburgh zurück. Von ihr ausgehend kam es im Jahr 1923 zur Gründung des Internationalen Missionsrates. Weitere Weltmissionskonferenzen sollten folgen, bis der Internationale Missionsrat im Jahr 1961 in den Ökumenischen Rat der Kirchen aufging. Parallel fand 1925 die 2. Weltkonferenz für Praktisches Christentum in Stockholm und im Jahr 1927 in Lausanne die 1. Weltkonferenz für Glaube und Kirchenverfassung statt. Diese beiden Gruppen schlossen sich im Jahr 1948 in Amsterdam zum Ökumenischen Rat der Kirchen zusammen, der sich 1961 zur 1. Vollversammlung in New Dehli traf, wo der Internationale Missionsrat in den ÖRK integriert wurde. In der Verfassung des internationalen ÖRK heißt es: „Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von Kirchen, die den Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen und darum gemeinsam zu erfüllen trachten, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“550

In den 1970er Jahren kam es jedoch zu einem Bruch mit der Evangelikalen Bewegung. Obwohl sich manches schon vorher angedeutet hatte, verdeutlichte die Weltmissionskonferenz in Bangkok im Jahr 1973, dass ein verändertes Missionsverständnis in der Ökumenischen Bewegung die Oberhand gewann. So vertrat M. M. Thomas, Vorsitzender des Zentralausschusses des ÖRK, die Überzeugung, bei der christlichen Mission gehe es darum, „menschliche Spiritualität zu erlösen, Menschen im Bereich ihrer Fähigkeit zur Selbsttranszendierung zur richtigen Wahl zu verhelfen und letztgültige sinnhafte und geheiligte

550 Gerhard Linn, Ökumene: Hoffnung für eine gespaltene Menschheit?, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 1992, S. 57.

280

8 Überkonfessionelle Bewegungen

Strukturen aufzuzeigen. Die christliche Mission interessiert sich für menschliche Spiritualität nicht in ihrer pietistischen oder individualistischen Isolation, sondern in ihrer Beziehung zu und als Ausdruck von den materiellen, sozialen und kulturellen Revolution unserer Zeit.“551

Diesem Missionsverständnis konnten die Evangelikalen nicht zustimmen und nicht zuletzt als Folge dieser Entwicklung kam es zu Parallelstrukturen wie den Lausanner Kongress für Weltevangelisation im Jahr 1974. In den vergangenen Jahren hat sich allerdings erneut ein intensiver Dialog zwischen Evangelikalen, vertreten durch die Evangelische Allianz, und dem Ökumenischen Rat entwickelt.552 Dies mag auch darin begründet liegen, dass viele Kirchen im Globalen Süden (Asien, Afrika und Lateinamerika) theologisch evangelikalen Prägungen nahestehen und auch ein klassisches „Lagerdenken“ mehr und mehr überwunden scheint.553 Ein erstes Ergebnis des wachsenden Dialogs ist ein gemeinsam vom Ökumenischen Rat der Kirchen, dem Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog sowie von der Weltweiten Evangelischen Allianz veröffentlichtes Dokument unter dem Titel: Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt: Empfehlungen für einen Verhaltenskodex.554 Die Römisch-Katholische Kirche ist bis heute nicht Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Dies hängt mit dem römisch-katholischen Selbstverständnis als Kirche zusammen. Ein Zitat des Professors für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten soll die Problematik von römisch-katholischer Seite verdeutlichen: „Eine recht verstandene ökumenische Bewegung darf nichts von all dem preisgeben, ‚was der Kirche in ihrer bisherigen Geschichte wert und teuer war; sie steht in Treue zu der einmal erkannten Wahrheit; sie fügt ihr auch nichts schlechterdings Neues hinzu‘ (Kardinal Kasper). Der Heilige Geist ist gleichsam die ‚Seele der Kirche‘ und schenkt die Einheit wie die Vielfalt der Gaben und Dienste (vgl. UR 2). So konnte das Konzil sagen, der geistliche Ökumenismus sei das Herz der Ökumene. Geistlicher Ökumenismus meint innere Umkehr, Neuwerden des Geistes, persönliche Heiligung des Lebens, Liebe, Selbstverleugnung, Demut, Geduld, aber auch Erneuerung und Reform der Kirche. Vor allem ist das Gebet das Herz der ökumenischen Bewegung (vgl. UR 5–8). Wie aber verhält es sich mit dem Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche? Ist dieser aufgrund des ökumenischen Anliegens aufgegeben? Keineswegs! Die katholische Kirche be551 Arthur Johnston, Umkämpfte Weltmission, Neuhausen: Hänssler Verlag, 1984, S. 278. 552 Vgl. hierzu u. a.: http://www.ead.de/nachrichten/nachrichten/einzelansicht/article/lehrfragen-zwischen-konfessionen-nicht-unter-den-teppich-kehren.html und http://www.thomasschirrmacher.info/archives/tag/oekumenischer-rat-der-kirchen [beide 06.01.2015]. 553 Vgl. hierzu vor allem die Einschätzung von Thomas Schirrmacher: http://www.thomasschirrmacher.info/archives/tag/oekumenischer-rat-der-kirchen [06.01.2015]. 554 Im Anhang abgedruckt unter 10.16.

8.1 Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK)

281

ansprucht von sich nach wie vor, die wahre Kirche Jesu Christi zu sein, in der die ganze Fülle der Heilsmittel gegeben ist (vgl. UR 3). Zugleich anerkennt die Kirche, dass ‚viele und bedeutende Elemente oder Güter, aus denen insgesamt die Kirche erbaut wird und ihr Leben gewinnt, auch außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche existieren können: das geschriebene Wort Gottes, das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung und Liebe und andere innere Gaben des Heiligen Geistes und sichtbare Elemente: all dieses, das von Christus ausgeht und zu ihm hinführt, gehört rechtens zu der einzigen Kirche Christi‘ (UR 3). Doch ‚nur durch die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Hilfsmittel des Heiles ist, kann man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben. Denn einzig dem Apostelkollegium, an dessen Spitze Petrus steht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu konstituieren, welchem alle völlig eingegliedert werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören‘ (UR 3). In der ökumenischen Bewegung geht es also darum, dass erstens die in der Kirche bereits vorhandene Einheit noch tiefer wahrgenommen und gelebt wird und dass zweitens die von der katholischen Kirche getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und die damit verbundenen Christen hingeführt werden zu dieser wahrhaft katholischen Einheit der Kirche. Dabei geht nichts von all dem verloren, was wahr und heilig ist; vielmehr erlangen die bereits vorhandenen Heilsmittel in der Einheit der katholischen Kirche ihre volle und rechtmäßige Geltung und Wirksamkeit. In dem Maße, wie wir mit Jesus Christus eins sind, werden wir auch untereinander eins werden. So wird die der Kirche eigene Katholizität in ihrer ganzen Fülle verwirklicht.“555 Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)

Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich versteht sich als eine Vereinigung von Kirchen, die das Bekenntnis zum dreieinigen Gott gemäß dem Nicaeno-Konstantinopolitanum vertreten. Zum Ökumenischen Rat der Kirchen gehören in Österreich folgende Kirchen: Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-Apostolische Kirche, Bund der Baptistengemeinden in Österreich, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A. B., Evangelische Kirche H. B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und die Syrisch-Orthodoxe Kirche. Als Beobachter wurden aufgenommen: Christian Solidarity International (CSI), das Diakonische Werk für Österreich, die Heilsarmee, der Ökumenische Jugendrat, die Österreichische Bibelgesellschaft, der Evangelische Missionsrat, das Ökumenische Forum Christlicher Frauen in Europa, die Stiftung „Pro Oriente“, Servitas und der Weltgebetstag der Frauen – Ökumenisches Nationalkomitee Österreich.556 555 Zitiert nach: https://stjosef.at/predigten/a-3sonntag_2005.htm [05.01.2016]. 556 Vgl. zu den Angaben: http://www.oekumene.at/site/oerkoe/mitglieder und http://www.oekumene.at/site/oerkoe/beobachter [06.01.2015].

282

8 Überkonfessionelle Bewegungen

Die Arbeitsschwerpunkte des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich liegen auf gemeinschaftlichen Aktionen und Stellungnahmen. So veranstaltet der ÖRKÖ jährlich die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen im Januar sowie mehrere gemeinsame Gottesdienste im Jahr und er übernahm auch die Schirmherrschaft über das Jahr der Bibel 2003. Bewusst will man auch zu gesellschaftspolitischen Fragen gemeinsam die Stimme erheben, wie es beispielsweise im Sozialwort von 2003 und zahlreichen Erklärungen deutlich wird.557 „Der Ökumenische Rat ist die Stimme, mit der die Kirchen dann sprechen, wenn deutlich zum Ausdruck kommen soll, dass trotz aller konfessioneller Unterschiede und Kontroversen die christlichen Kirchen durch eine gemeinsame und tragfähige Basis verbunden sind.“ 558

Der österreichische Ökumenische Rat der Kirchen pflegt im internationalen Bereich Kontakte zum Ökumenischen Rat der Kirchen und zur Konferenz Europäischer Kirchen. Im Unterschied zum internationalen Bereich ist die Römisch-Katholische Kirche Mitglied des österreichischen Ökumenischen Rates der Kirchen. Insgesamt steht die Mehrheit der protestantischen Freikirchen in Österreich dem Ökumenischen Rat der Kirchen eher kritisch gegenüber. Eine Ausnahme bilden die Evangelisch-Methodistische Kirche sowie der Bund der Baptistengemeinde als Vollmitglieder und die Heilsarmee mit Beobachterstatus. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Krüger, Hanfried (Hg.). Ökumene-Lexikon: Kirchen – Religionen – Bewegungen. 2. Aufl. Frankfurt am Main: Lembeck, 1987. ₋₋ Lossky, Nicholas u. a. (Hg.). Dictionary of the Ecumenical Movement. 2. Aufl. Genf: WCC Publications, 2002. ₋₋ Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (Hg.). Begegnung und Inspiration. 50 Jahre Ökumene in Österreich. Wien: Styria, 2008. ₋₋ Neuner, Peter/Kleinschwärzer-Meister, Birgitta (Hg.). Kleines Handbuch der Ökumene. Düsseldorf: Patmos, 2002. ₋₋ Rouse, Ruth/Neill, Stephen S./Fey, Harold E. Geschichte der Ökumenischen Bewegung. 3 Bde. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963–1974. ₋₋ Wietzke, Joachim (Hg.). Mission erklärt. Ökumenische Dokumente 1972 bis 1992. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 1993. Internetlinks

₋₋ http://www.kirchen.at/ (Homepage des österreichischen Ökumenischen Rates der Kirchen) ₋₋ http://www.oikoumene.org/de/home.html (Homepage des internationalen ÖRK)

557 Vgl. zu den Erklärungen: http://www.oekumene.at/site/presse/oerkoeerklaerungen [06.01.2016]. 558 Zitiert nach: http://www.oekumene.at/site/oerkoe [05.01.2016].

8.2 Die Evangelikale Bewegung

283

8.2 Die Evangelikale Bewegung Die Evangelikale Bewegung bildet einen Teil des protestantischen Christentums, das seine Wurzeln in den Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts hat und steht für eine stark wachsende Einheitsbewegung. So schätzt der evangelische Theologe Werner Ustorf, selbst kein Evangelikaler, dass inzwischen 27,7 Prozent der weltweiten Christenheit der Evangelikalen Bewegung zuzuordnen sind.559 Evangelikale finden sich in allen protestantischen Kirchen und Schätzungen bewegen sich zwischen 450 und 650 Millionen Anhängern.560 Vor allem in den letzten Jahrzehnten konnte ein starkes Wachstum der Evangelikalen beobachtet werden. Dies liegt aber vor allem daran, dass die große Mehrheit der Evangelikalen in den stark wachsenden Gemeinden Afrikas, Lateinamerikas und Asiens zu finden ist. Der deutsche Begriff evangelikal wurde im Zuge der von Billy Graham durchgeführten Großevangelisationen während der 1960er Jahre als deutsche Übersetzung des angelsächsischen Begriffs evangelical eingeführt.561 In einem Artikel der evangelischen Kirchenzeitung Die Saat aus dem Jahr 1974 heißt es: „Unmittelbarer Anlaß zur Einführung des Begriffs ‚evangelikal‘ bildeten die zunehmenden Begegnungen mit englischen und amerikanischen Christen, die unter dem gleichen Namen (‚evangelicals‘) bekannt sind. Die Übersetzung evangelical mit ‚evangelisch‘ wäre falsch, weil die Bedeutung von ‚evangelisch‘ als nicht-katholisch in Amerika und England durch das Wort protestantisch (protestants) ausgedrückt wird. Unter ‚evangelicals‘ versteht man dort – im Unterschiede zu der allgemeinen Bezeichnung ‚Protestanten‘ – Menschen, die man bei uns als bewusste, auf dem Boden der Bibel stehende Christen bezeichnen würde. […] Die Evangelische Kirche würde man korrekterweise mit ‚Protestant Church‘562 übersetzen.“563

Was meint nun der Begriff evangelikal in theologischer Hinsicht? Folgende Begriffserklärungen erscheinen hilfreich. Evangelikale setzen sich ein für: 559 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Evangelikalismus [05.01.2016]. 560 Holthaus, Konfessionskunde, S. 246. 561 Friedhelm Jung, Die Deutsche Evangelikale Bewegung: Grundzüge ihrer Geschichte und Theologie, 2. Aufl. Bonn: VKW, 1994: S. 49. 562 Daher war es durchaus erstaunlich, dass die Evangelische Kirche A. u. H. B. sich jahrelang in der englischen Sprache als Evangelical Church of Austria bezeichnete. Korrekt sollte es eigentlich von Anfang an heißen: Protestant Church of Austria. Vgl. die ehemalige englischsprachige Homepage der Evangelischen Kirche, unter der sich diese sich unter der Überschrift „Evangelicals in Austria“ vorstellte: http://www.evang.at/english.0.html [15.12.2008]. Inzwischen hat die Evangelische Kirche ihre englische Namensbezeichnung auf „Protestant Church of Austria“ geändert. Vgl. hierzu: http://evang.at/english/protestants-in-austria/ [05.01.2016]. 563 Peter Schneider, „Was ist evangelikal?“ Die Saat, Evangelisch-lutherischer Kirchenbote für Österreich, 21 (1974) Folge 11, S. 8.

284

8 Überkonfessionelle Bewegungen

„Die Betonung der absoluten Verbindlichkeit der Heiligen Schrift für Lehre und Leben. Die Bibel gilt als das vom Heiligen Geist eingegebene Wort Gottes, ohne daß es eine Übereinstimmung der Evangelikalen über die Art der Inspiration gibt. Bekehrung und Wiedergeburt durch den Glauben an den Jesus Christus, den die Bibel und die drei altkirchlichen Symbole bezeugen, sind nötig zur Erlangung der ewigen Seligkeit. Die Pflege geistlicher Gemeinschaft aller von Herzen an Jesus Christus Glaubenden. Die Evangelikalen sind der Überzeugung, dass Gott eine ecclesia invisibilis unter allen Kirchen und Gemeinden hat, die erst bei der Parusie Christi völlig offenbar werden wird. Die Heiligung des persönlichen Lebens sowie Mission durch Verkündigung des Evangeliums und Diakonie betrachten die Evangelikalen als vorrangigen Auftrag Gottes für ihr Leben. Die Erwartung der sichtbaren Wiederkunft Jesu Christi und die Hoffnung auf ein ewiges Leben im Reich Gottes lassen die Evangelikalen zurückhaltend sein gegenüber allen Versuchen, allein aus menschlicher Kraft ein irdisches Friedensreich zu errichten.“564

Peter Schneider, damals Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, definiert den Begriff evangelikal in einem Artikel für die evangelische Kirchenzeitung Die Saat: „1. Menschen, die die ganze Heilige Schrift als Gottes inspiriertes Wort annehmen und sich im Glauben und Leben daran halten; 2. Menschen, die sich Jesus Christus als Erlöser und Herrn anvertraut haben; 3. Menschen, die sich im Gehorsam gegen sein Wort und in der Kraft des Heiligen Geistes um ein Leben in der Heiligung bemühen, das Zeugnis und Dienst einschließt und in der Gemeinde Jesu verwurzelt ist; 4. Menschen, die mit der sichtbaren Wiederkunft Jesu Christi in Macht und Herrlichkeit rechnen; 5. Menschen, die es für ihre Hauptaufgabe halten, dieses Evangelium von Jesus Christus weiter zu sagen, weil sie in ihm die einzige Rettung für ihre Mitmenschen sehen.“565

In seiner ausführlichen Untersuchung zur Geschichte und Theologie der Evangelikalen Bewegung in Österreich stellt der Autor dieses Buches eine eigene Definition des Begriffs evangelikal vor: „Evangelikale glauben, 1. dass die Heilige Schrift inspiriertes Wort Gottes und als für Lehre und Leben verbindlich anzusehen ist, 564 Jung, Die Deutsche Evangelikale Bewegung, S. 8. 565 Quelle: Peter Schneider, „Was ist evangelikal?“ Die Saat, Evangelisch-lutherischer Kirchenbote für Österreich, 21 (1974), Folge 11, S. 8.

8.2 Die Evangelikale Bewegung

285

2. dass der Tod Jesu Christi am Kreuz die einzige Grundlage der Versöhnung zwischen dem heiligen Gott und dem sündhaften Menschen bildet, 3. dass Bekehrung und Wiedergeburt durch den Glauben an Jesus Christus den Anfangspunkt eines Lebens mit Gott bilden (Christ werden), der zur Erlangung des ewigen Heils notwendig ist, 4. dass jeder Christ in der Nachfolge Jesu steht und dies einen Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat genauso einschließt wie einen Lebensvollzug, der sich an den ethischen Maßstäben der Heiligen Schrift ausrichtet, 5. dass es eine Gemeinschaft aller Christen gibt, die die konfessionellen Grenzen sprengt und überschreitet, bei gleichzeitiger Betonung der verbindlichen Zugehörigkeit zu einer örtlichen Gemeinde.“566

Von entscheidender Bedeutung für die Evangelikale Bewegung sollte der 1. Kongress für Weltevangelisation in Lausanne im Jahr 1974 werden. Vom 16. bis 25. Juli trafen sich unter der Führung von Billy Graham und John Stott über 2300 evangelikale Leiter aus 150 Ländern und verabschiedeten dort u. a. die Lausanner Verpflichtung. Diese Verpflichtung gilt bis heute als eines der wichtigsten Dokumente der Evangelikalen Bewegung und stellt vielfach eine Art Glaubensbekenntnis der Evangelikalen dar.567 Aufgrund kirchenpolitischer Entwicklungen wird die Bezeichnung evangelikal in Österreich häufig als Synonym für theologisch konservativ geprägte protestantische Freikirchen verwendet, vor allem für diejenigen, die der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ) nahestehen. Eine ähnliche Entwicklung kann für die Schweiz beobachtet werden. Im internationalen Kontext – und auch in diesem Buch – wird der Begriff jedoch nicht denominationell, sondern theologisch verstanden und angewendet. Evangelikale finden sich in fast allen christlichen Kirchen und daher sollte der Begriff grundsätzlich theologisch definiert werden.568 Als Dachverband der Evangelikalen Bewegung gilt die Evangelische Allianz. Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Bebbington, David W./Noll, Mark A. (Hg.). A History of Evangelicalism. People, Movements and Ideas in the English-speaking World. 5 Bde. Leicester: IVP, 2004 ff. ₋₋ Hinkelmann, Frank. Die Evangelikale Bewegung in Österreich. Grundzüge ihrer historischen und theologischen Entwicklung 1945–1998. Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich. Bd. 8. Frank Hinkelmann/Franz Graf-Stuhlhofer/Thomas Schirrmacher (Hg.). Bonn: VKW, 2014. ₋₋ Holthaus, Stephan. Die Evangelikalen. Fakten und Perspektive. Lahr: Johannis, 2007.

566 Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 52–53. 567 Abgedruckt im Anhang unter Punkt 10.12. 568 Vgl. hierzu die ausführliche Diskussion bei: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 11–55.

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8 Überkonfessionelle Bewegungen

₋₋ Laubach, Fritz. Aufbruch der Evangelikalen. Wuppertal: Brockhaus, 1972. ₋₋ Laubach, Fritz/Stadelmann, Helge (Hg.). Was Evangelikale glauben. Die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz erklärt. Wuppertal: Brockhaus, 1989. ₋₋ Schnabel, Eckhard. Sind Evangelikale Fundamentalisten? 2. Aufl. Holzgerlingen: Hänssler, 2006. ₋₋ Tidball, Derek J. Reizwort Evangelikal. Entwicklung einer Frömmigkeitsbewegung. Stuttgart: Edition Anker, 1999. Internetlinks

₋₋ http://www.lausanne.org/ (Offizielle englischsprachige Homepage der internationalen Lausanner Bewegung) ₋₋ http://www.evangelikale-bewegung.de/ (Informative Homepage eines deutschen Theologen zur Geschichte der Evangelikalen Bewegung)

8.2.1 Die Österreichische Evangelische Allianz (ÖEA) Die Evangelische Allianz (EA) ist eine der ältesten protestantischen Sammlungsbewegungen mit dem Zweck, die Gemeinschaft aktiver Christen aus christlichen Kirchen und religiösen Bekenntnisgemeinschaften christlicher Prägung zu suchen und zu pflegen. Dabei geht es in erster Linie nicht um eine institutionelle Vereinigung, sondern um ein Zusammenwirken von Christen als einer organischen und personalen Gemeinschaft. Hier unterscheidet sich die Evangelische Allianz in Österreich allein in formaler Hinsicht vom Ökumenischen Rat der Kirchen, einem Kirchenbund. Gegründet wurde die Weltweite Evangelische Allianz in London im Jahr 1846 von 921 Christen verschiedener Kirchen und Nationen. Als Grundlage für die Zusammenarbeit wurde eine sogenannte Basis des gemeinsamen Glaubens der Evangelischen Allianz569 angenommen. Erste Hinweise auf eine Evangelische Allianz in Wien liegen für das Jahr 1863 vor. Doch erst zehn Jahre später kam es während der Weltausstellung in Wien zu einem ersten belegten Allianztreffen, allerdings ging dieses nicht auf Initiative der Wiener, sondern der französischen Allianz zurück. Spätestens 1875 fand die Allianzgebetswoche offiziell zum ersten Mal in Wien statt und wird seitdem jährlich durchgeführt. Sie erfreute sich wachsender Beliebtheit und stieß auf zunehmend regen Zuspruch.570 Außerhalb Wiens finden wir vor allem aus Oberösterreich Berichte über die Allianzgebetswoche. Spätestens seit 1884 wurden diese in den evangelischen Kirchen in Thening und 569 Abgedruckt im Anhang unter 10.13. 570 Vgl. zur Geschichte der Evangelischen Allianz in Österreich: Frank Hinkelmann, Geschichte der Evangelischen Allianz in Österreich: Von ihren Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, 2. überarb. u. erw. Aufl., Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich, Bd. 1, Frank Hinkelmann/Franz Graf-Stuhlhofer/Thomas Schirrmacher (Hg.), Bonn: VKW, 2012.

8.2 Die Evangelikale Bewegung

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Attersee und ab 1886 in Gallneukirchen und Weikersdorf durchgeführt. Träger der Allianzgebetswoche war hier die erwecklich geprägte evangelische Pfarrerschaft. Neben Wien bildet Graz den einzigen anderen uns bekannten Ort, an dem sich schon im 19. Jahrhundert eine Evangelische Allianz formiert hat. Ab spätestens 1884 fand die Allianzgebetswoche statt, an der sich die evangelische Pfarrgemeinde und die Baptisten beteiligten. Die Allianzarbeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert war geprägt von einem Ausbau der im 19. Jahrhundert begonnenen Arbeit. Vor allem in Wien wurden neue Akzente gesetzt. Längst war es nicht mehr nur die Allianzgebetswoche, zu der sich die Allianzkreise sammelten. Regelmäßig fanden über mehrere Jahrzehnte sowohl der Öffentlichkeit zugängliche als auch monatliche Treffen statt, die nur für Vollzeitmitarbeiter aus den Wiener Allianzkreisen offenstanden. Erste gemeinsame evangelistische Veranstaltungen wurden durchgeführt und auch die Kontakte zur Evangelischen Kirche A. B. verbesserten sich, vor allem durch das Mitwirken des evangelischen Pfarrers Monsky. Auch außerhalb Wiens bildeten sich zu dieser Zeit zwei feste Allianzkreise in Graz und Linz. So ist uns zumindest aus Graz auch eine Reihe an Berichten über die Durchführung der Allianzgebetswoche erhalten. Die Gebetswoche wurde an einer Reihe weiterer Orte im ganzen Land durchgeführt, ohne dass es jedoch zur Bildung einer wirklichen Evangelischen Allianz kam. Zwischen 1945 und 1975 wendete sich das Blatt, und die Allianzarbeit breitete sich zumindest in die Landeshauptstädte und teilweise darüber hinaus aus. So entstanden starke örtliche Allianzen in Salzburg, Graz und Linz und vor allem außerhalb Wiens bildeten gemeinsame Evangelisationen auf Allianzebene neben der Durchführung der Gebetswoche zunehmend den Schwerpunkt der Allianzarbeit. Mit der offiziellen Gründung der Österreichischen Evangelischen Allianz im Herbst 1975 begann eine neue Phase der Allianzgeschichte in Österreich. Nicht länger waren es nur einzelne lokale Allianzen, die sich der Allianzarbeit vor Ort widmeten, vielmehr entstand mit der ÖEA eine nationale Bewegung, die gesamtösterreichisch dachte und handelte. So konnte die Evangelische Allianz im evangelistischen Bereich u. a. den Anstoß zum Missionarischen Jahr 1984 geben. Ende der achtziger Jahre schlitterte die ÖEA in eine Krise. Auf der einen Seite kam es zu einer wachsenden Entfremdung zwischen freikirchlichen Kreisen und der evangelischen Kirchenleitung. Parallel hierzu bildete sich auf freikirchlicher Seite die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ), und viele leitende Mitarbeiter der Freikirchen sahen sich allein aus Zeitgründen gezwungen, sich für einen der beiden Dachverbände zu entscheiden. Nicht wenige zogen die ARGEGÖ der ÖEA vor. Nach längerem Suchen gelang es schließlich im Jahr 1991, neue Mitarbeiter für die landesweite Allianzarbeit zu gewinnen. Mit dem freikirchlichen Pastor Fritz Börner erhielt die Österreichische Evangelische Allianz einen Vorsitzenden, der einen enormen Zeiteinsatz bringen konnte und allein dadurch mit dazu beitrug, dass die Evangelische Allianz eine neue Relevanz gewann. Hierzu leistete der von Fritz Börner ausgebaute Allianzspiegel einen wichtigen Beitrag. Darüber hinaus war es die Bereitschaft der Evangelischen Allianz, sich

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8 Überkonfessionelle Bewegungen

wichtigen Fragestellungen der neunziger Jahre zu widmen und sich vor allem der veränderten konfessionellen Lage zu stellen. Hier wäre vor allem die Klärung des Verhältnisses zu charismatischen Christen und zur Pfingstbewegung anzuführen. Auch begann man, sich aus dem christlichen Ghetto herauszubewegen und zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung zu beziehen. In den vergangenen Jahren hat sich eine Reihe an Initiativen und Foren unter dem Dach der Österreichischen Evangelischen Allianz gebildet, so z. B. Christ und Behinderung, die Initiative christlicher PädagogInnen, Prisca – Frauen in Verantwortung, ein Forum für Migration und Integration und der Arbeitskreis für Religionsfreiheit (AKREF). Gleichzeitig ermöglicht inzwischen der Status eines Partners der Österreichischen Evangelischen Allianz, Werken, Gemeindebünden und Einzelgemeinden eine konkrete Partnerschaft mit der Evangelischen Allianz einzugehen. Derzeit hat die Evangelische Allianz über 100 Partner.571 Derzeit ist die Österreichische Evangelische Allianz (ÖEA) in acht regionalen Gruppen offiziell organisiert (Enns/Paltental, Graz, Klagenfurt, Linz und Umgebung, Mostviertel, Nordburgenland, Salzburg und Wien) sowie in weiteren Regionen als lose Gruppen.572 Die ÖEA ist Mitglied in der Europäischen Evangelischen Allianz und der World Evangelical Alliance. Die Schwerpunkte der Allianzarbeit in Österreich liegen heute in den folgenden Bereichen: „1. Die EA sucht und fördert die Einheit der Christinnen und Christen – sie ist die älteste ökumenische Bewegung. 2. Die EA ermutigt zum gemeinsamen Gebet – sie ist eine Gebetsbewegung. 3. Die EA sieht einen Hauptauftrag darin, dass Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus kommen – sie ist eine Evangelisationsbewegung. 4. Die EA nimmt öffentliche Verantwortung wahr – sie ist eine Bewegung mit gesellschaftlicher Wirkung.“573 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Graf-Stuhlhofer, Franz. Die Evangelische Allianz in dunklen Zeiten. Über CVJM, Juden- und Volksmission sowie Volks- und Freikirchen bis 1945. Nürnberg: VTR, 2015. ₋₋ Hauzenberger, Hans. Einheit auf evangelischer Grundlage: Von Werden und Wesen der Evangelischen Allianz. Gießen/Zürich: Brunnen/Gotthelf Verlag, 1986. ₋₋ Hinkelmann, Frank. Geschichte der Evangelischen Allianz in Österreich. Von ihren Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen

571 Vgl. hierzu: http://www.evangelischeallianz.at/die-allianz-in-oesterreich/partner.html [05.01.2016]. 572 Vgl. hierzu: http://www.evangelischeallianz.at/die-allianz-in-oesterreich/regionale-allianzen.html [05.01.2016]. 573 Zitiert nach: http://www.evangelischeallianz.at/ueber-die-allianz/wer-wir-sind.html [05.01.2016].

8.2 Die Evangelikale Bewegung

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reformatorischer Tradition in Österreich. Bd. 1. Frank Hinkelmann/Franz Graf-Stuhlhofer/ Thomas Schirrmacher (Hg.). 2. korr. u. erw. Aufl. Bonn: VKW, 2012. ₋₋ Laubach, Fritz/Stadelmann, Helge (Hg.). Was Evangelikale glauben. Die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz erklärt. Wuppertal: Brockhaus, 1989. Internetlinks

₋₋ http://www.evangelischeallianz.at/ (Homepage der Österreichischen Evangelischen Allianz) ₋₋ http://www.europeanea.org/ (Homepage der Europäischen Evangelischen Allianz) ₋₋ http://www.worldevangelicals.org/ (Homepage der Weltweiten Evangelischen Allianz)

8.2.2 Die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ) Die Vorgeschichte der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ) begann mit der Durchführung einer ersten gemeinsamen Schulungswoche dreier österreichischer Gemeindebünde, nämlich der Wiedenester Brüdergemeinden (Evangelisch-freikirchliche Gemeinden), der Baptistengemeinden und Mennonitischen Freikirchen im Jahr 1969. In den folgenden Jahren wurden diese jährlichen Schulungswochen zu einer regelmäßigen Veranstaltung, die durch gemeinsame Glaubenskonferenzen und Jugendtage ergänzt wurden. Da die genannten Gemeindebünde in vielen Bereichen ähnliche Glaubensgrundsätze hatten, wuchs das Interesse an einer österreichweiten Arbeitsgemeinschaft. Vor allem im Großraum Wien hatte sich zwischenzeitlich schon eine regionale Zusammenarbeit bewährt. So traf man sich am 24. Januar 1979 in zu einer vorbereitenden Sitzung zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft. „Bei diesem Treffen wurde ein Papier erarbeitet, das von 28 einladenden Gemeinden an weitere 14 Gemeinden gesandt werden sollte. In diesem Schreiben wurden die evang. Freikirchen täuferischer Prägung in Österreich zu einem weiteren Treffen, das am 4. April 1981 in Salzburg stattfinden sollte, eingeladen. Mitgesandt wurde ein Papier über die 10 Glaubensgrundsätze und über die Ziele der zu gründenden Arbeitsgemeinschaft sowie eine Liste der einladenden und eingeladenen Gemeinden. […] Als schwierigster Punkt zeigte sich bei den Beratungen der Glaubensgrundsätze Punkt 2: das Bekenntnis zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift. Weil dieser Artikel nicht zur Befriedigung aller formuliert werden konnte, traten schließlich zwei Gemeinden, die zur Arbeitsgemeinschaft mit eingeladen hatten, nicht als Vollmitglieder bei.“574 574 Börner, Freikirchlicher Gemeindebau in Österreich, S. 192. Die kontrovers diskutierte Frage war

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8 Überkonfessionelle Bewegungen

Am 9. November 1981 kam es schließlich im Rahmen der Mitarbeiterschulungswoche 1981 in Mittersill zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich. In den folgenden Jahren wuchs die ARGEGÖ mit ihren 10 Arbeitskreisen auf nationaler und regionaler Ebene zu einer effektiven und geschätzten Plattform der Zusammenarbeit. So gehörten im Jahr 1997 rund 70 Gemeinden zur ARGEGÖ.575 Nachdem es 1992 zur Gründung des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich (BEG) gekommen war, dem ein Großteil der unabhängigen, bisher keinem Gemeindebund zugehörigen Gemeinden beitrat, entstand um die Jahrtausendwende zunehmend eine gewisse Doppelgleisigkeit, da viele Mitarbeiter sowohl in den Arbeitskreisen des BEG als auch denen der ARGEGÖ verantwortlich eingebunden waren. So begann man seit 2002 offen über die Zukunft der ARGEGÖ zu diskutieren. Dieser Prozess wurde noch dadurch verstärkt, dass sich seit Mitte der 1990er Jahre die Salzburger Versammlungen überwiegend aus der ARGEGÖ zurückgezogen hatten und sich einige Baptistengemeinden eher zur Evangelischen Allianz bzw. zum Ökumenischen Rat der Kirchen orientierten. Daher bemühte man sich ab 2005 um eine Neupositionierung der ARGEGÖ unter dem Arbeitstitel ARGEGÖ Neu. Dieser Prozess zog sich länger als geplant hin und wurde durch die Anerkennung der Freikirchen in Österreich noch einmal intensiviert. Erst im März 2015 kam es zu einer Vereinsgründung.576 Derzeit gehören 48 Gemeinden und vier Werke der ARGEGÖ an. Sie versteht sich als Impulsgeber für regionale Arbeitskreise und beschränkt sich auf nationaler Ebene auf die jährliche Durchführung der Pfingstjugendtreffen, einer Schulungswoche im Herbst und der Förderung der Frauenarbeit.577 Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (Hg.). Evangelikale in Österreich. 2. überarb. Aufl. Wien: BAO, 2003. ₋₋ Börner, Fritz. Freikirchlicher Gemeindebau in Österreich. Eine Untersuchung der Gemeinden der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ), mit einem historischen Rückblick in Kirchengeschichte und die Geschichte der Bekennergemeinden auf österreichischem Boden. Linz: Eigenverlag, 1989. ₋₋ Hinkelmann, Frank. Die Evangelikale Bewegung in Österreich. Grundzüge ihrer historischen

die, ob die ARGEGÖ zur Schriftfrage die Position der Evangelischen Allianz übernehmen solle oder ob die Lehre von der Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift in den Glaubensgrundlagen der ARGEGÖ festgelegt werden sollten. Vgl. das maschinenschriftliche Protokoll des zweiten Arbeitsgespräches über eine Arbeitsgemeinschaft evangelisch-freikirchlicher Gemeinden in Österreich vom 16. September 1981. 575 Vgl. die Liste vom 27.10.1997 ARGEGÖ Mitglieder und Beobachter. 576 Vgl. die Angaben im Zentralen Vereinsregister. Der Verein ist unter der ZVR-Zahl 917405929 registriert. 577 Vgl. die Konzeptpapiere zur ARGEGÖ Neu: http://cmsftp.worldsoft-cms.info/e/evangelikal.at/ uploads/Grundsatzpapier.pdf [15.12.2008] sowie die Angaben unter: http://www.evangelikal.at/ wp/ [06.01.2016].

8.3 Der Weg der Versöhnung – Runde Tisch (WdV)

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und theologischen Entwicklung 1945–1998. Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich. Bd. 8. Frank Hinkelmann/Franz Graf-Stuhlhofer/Thomas Schirrmacher (Hg.). Bonn: VKW, 2014. Internetlinks

₋₋ http://www.evangelikal.at/wp/ ₋₋ (Offizielle Homepage der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich)

8.3 Der Weg der Versöhnung – Runde Tisch (WdV) Seit Mitte der 1980er Jahre trafen sich als Vorstufe zum späteren Runden Tisch Leiter aus verschiedenen, vor allem aber charismatischen Kirchen und Gemeinschaften und bildeten im regionalen Bereich sogenannte Kreise zur Einheit.578 Anfang der 1990er Jahre kam die aus England stammende Marsch für Jesus Bewegung hinzu und so „wuchs bei einigen christlichen Leitern der Wunsch nach mehr Einheit und gemeinsamem Zeugnis. Es gab eine kleine Gruppe von Proponenten, die die Beteiligung am Marsch für Jesus förderten und erreichten. 1992 fand dieser in Wien statt und hatte auf Anhieb 4000 Teilnehmer.“579

Im Anschluss an die Kundgebung wurde ein Marsch für Jesus Verein gegründet, der in Zukunft solche Märsche und ähnlich gelagerte Veranstaltungen verantworten sollte. Beim zweiten Marsch für Jesus kamen wieder rund 4000 Teilnehmer, allerdings stellte sich den Veranstaltern die Frage, warum sich nicht mehr Christen beteiligt hatten. Man erkannte, dass eine breitere Plattform gefunden werden müsste.580 Seit 1997 trafen sich dann zweimal jährlich rund 40 bis 50 Leiter aus verschiedenen Kirchen, Freikirchen und Werken, darunter Protestanten, Evangelikale, charismatische Christen und Katholiken. Die Spannungen bestanden dabei anfangs vor allem zwischen Vertretern der Pfingstbewegung und Katholiken. In den folgenden Jahren traf man sich regelmäßig zu Begegnungskonferenzen mit speziellen Themenschwerpunkten. So lag z. B. im Jahr 1997 der Schwerpunkt der Begegnungskonferenz auf dem gegenseitigen Erzählen, wie die einzelnen Mitglieder zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatten. Zwei Jahre später (1999) befasste man sich mit der Glaubens- und Kirchengeschichte Österreichs seit den Anfängen und ließ dabei auch die Geschichte der Täufer nicht aus. Im Jahr 1998 erarbeitete die 578 Vgl. zu den Anfängen des WdV: Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich, S. 500–502. 579 Andreas Wieland, Der Runde Tisch Österreich – ein missionsstrategisch effizientes Modell für Einheit unter Christen? Pretoria: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2005, S. 60. 580 Vgl. für diese und die folgenden Angaben: http://www.wegderversoehnung.at/anmeldung/ page0.html [05.01.2016] und Wieland, Der Runde Tisch Österreichs, S. 60 ff.

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8 Überkonfessionelle Bewegungen

Gruppe eine gemeinsame Vision und ein Grundlagenpapier „Jesus – Grund unserer Einheit“. Auch wurde der Verein Weg der Versöhnung als rechtlicher Träger des Runden Tisches im selben Jahr gegründet. Zwar flammte durch Dominus Jesus581 im Jahr 1999 das Misstrauen gegen die römischen Katholiken noch einmal auf, doch beruhigte ein Treffen mit Kardinal Schönborn die Lage. Einen weiteren Höhepunkt erreichte man mit dem Fest Für Jesus am Stephansplatz, an dem im Jahr 2001 rund 8000 Christen teilnahmen. In den vergangenen Jahren bearbeitete der Runde Tisch auch kontroverse theologische Themen wie z. B. die Stellung Marias (2001) oder den Konflikt zwischen Juden und Christen (2003). Aus Letzterem entstanden das Forum Theologie und Israel (2003), und es konnte ein theologisches Papier zu „Identifikationsbekenntnis – Heilung der Erinnerung“ veröffentlicht werden, das sich der Aufarbeitung der 1800jährigen Schuldgeschichte der Kirchen an den Juden widmete. Es mündete in einem Bekenntnis der Schuld im Konzentrationslager Mauthausen im Frühjahr 2006. In den letzten Jahren entstanden weitere Foren zur christlichen Gesellschaftsverantwortung und zur Geschichtsaufarbeitung (2007), das in weiterer Folge ein Mandat zur Aufarbeitung der Geschichte der Reformation und Gegenreformation sowie der Täufer erhielt. Auch bei der Begleitung der Freikirchen in Österreich (FKÖ) auf ihrem Weg zur staatlichen Anerkennung als Religionsgemeinschaft spielte der Verein eine wichtige Rolle. Der Verein Weg der Versöhnung – Runde Tisch versteht „sich in breitester Form [als] ein freier Zusammenschluss von christlichen Leitern in Österreich. Dazu haben sich verschiedene Leiter aus evangelikalen und charismatischen Freikirchen, aus Pfingstkirchen, freien Werken, der röm.-katholischen und der evangelischen Kirche zusammengeschlossen. Der Runde Tisch ist für Leiter offen, die eine lebendige, biblisch fundierte Beziehung zu Jesus Christus haben.“582

Gemeinsam möchten die Mitglieder des Runden Tisches den Weg der Versöhnung gehen, dabei die Vielfalt des Leibes anerkennen; es geht dabei um eine Einheit der Herzen. Der Runde Tisch ist quasi die Mitgliederversammlung des Wegs der Versöhnung und das Exekutiv der Vereinsvorstand. Das Exekutiv sollte dabei repräsentativ sein und die verschiedenen beim Runden Tisch vertretenen christlichen Richtungen berücksichtigen. Zur Evangelischen Allianz bestehen auf Leitungsebene gute Kontakte und eine Reihe führender Leiter engagieren sich sowohl beim Runden Tisch als auch bei der Evangelischen Allianz.

581 Vgl.: http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_ doc_20000806_dominus-iesus_ge.html [05.01.2016]. 582 Zitiert nach: http://www.wegderversoehnung.at/WIR/sind/ [05.01.2015].

8.3 Der Weg der Versöhnung – Runde Tisch (WdV)

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Zur Vertiefung empfohlene Literatur

₋₋ Wieland, Andreas. Der Runde Tisch Österreich – ein missionsstrategisch effizientes Modell für Einheit unter Christen? Pretoria: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2005. Internetlinks

₋₋ http://www.wegderversoehnung.at/viewNavMenu.do?menuID=1 (Offizielle Homepage des Wegs der Versöhnung) ₋₋ http://uir.unisa.ac.za/bitstream/handle/10500/1561/dissertation.pdf (Die oben erwähnte Diplomarbeit über den Runden Tisch zum Download im PDF Format)

9 Eingesehene Literatur

Die folgende Bibliographie umfasst alle schriftlichen Quellen, die eingesehen wurden und für die Konfessionskunde in Österreich von Relevanz sind mit Ausnahme aller Internetquellen. Die Verweise zu den Quellen im Internet sind den jeweiligen Fußnoten zu entnehmen. Adogame, Afeosemime U. Celestial Church of Christ. The Politics of Cultural Identity in a West African Prophetic-Charismatic Movement. Frankfurt: Peter Lang, 1999. Adogame, Afe. „Neue Religiöse Bewegungen und ihre Vernetzung in Europa“. Afrikanisch initiierte Kirchen in Europa. Referat für Weltanschauungsfragen (Hg.). Werkmappe 87/2002. Wien: Referat für Weltanschauungsfragen, 2002: S. 9–32. Aland, Kurt. Geschichte der Christenheit. Bd. 1. Von den Anfängen bis an die Schwelle der Reformation. Gütersloh: Verlagshaus Gerd Mohn, 1980. Alemu, Desta. „55 Tage fasten. Äthiopier warten auf Ostern. Die äthiopisch-orthodoxe Gemeinde ist für ihre bunten – und langen Gottesdienste bekannt“. Die Presse. (17. Februar 2010): S. 11. Alisch, Christine. Der Beitrag evangelikal freikirchlichen Gemeindelebens in Wien im Vorfeld von Sozialarbeit und Freizeitpädagogik. Eine Lebensweltstudie des evangelikal freikirchlichen Gemeindelebens unter Betonung des Aspekts der Selbstverwaltung und Partizipation, sowie einer Beschreibung der Schnittstelle zu professioneller Sozialarbeit und Freizeitpädagogik. Wien: Unveröffentlichte Diplomarbeit, 2008. Ammann, P. Rudolf. „Die Schönstatt-Bewegung“. Friederike Valentin & Albert Schmitt (Hg.). Lebendige Kirche. Neue geistliche Bewegungen. Mainz: Matthias Grünewald Verlag, 1988: S. 178–185. Angermeier, Helmut (Hg.). 40 Jahre Bibel-Freizeiten in Scharnstein u. a. 1928–1968. Alkoven: Scharnsteiner Bibelkreis, 1985. Anon. „Bulgarisch-orthodoxe Kirche“. Peter Pietzinger (Hg.). Religionsgemeinschaften in Niederösterreich: Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften – Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. 2. Aufl. St. Pölten: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2005: S. 36–37. Anon. „Jungfrauenweihe für Frauen die in der Welt leben. ‚Braut Christi‘ in der Welt“. kirche unterwegs: bistumszeitschrift (2007) Heft 3: S. 4. Anon. „Katholisch-Reformiert? Was is’n das?“ kirche unterwegs: bistumszeitschrift (2003) Heft 4: S. 12. Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (Hg.). Evangelikale in Österreich. Wien: BAO, 1997. Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (Hg.). Evangelikale in Österreich. 2. überarb. Aufl. Wien: BAO, 2003.

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9 Eingesehene Literatur

Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden Tirols (Hg.). Evangelikale Freikirchen in Tirol. 2. verb. Aufl. Innsbruck: Selbstverlag, 1994. ARGE Cursillo-Bewegung (Hg.). Grundlagen der Cursillo-Bewegung. Mödling: St. Gabriels, 1983. Assmus, Dietlinde (Hg.). Wo zwei oder drei … Die Fokolar-Bewegung. Entstehung – Spiritualität – Initiativen. München: Neue Stadt, 1992. Aydin, Hanna. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien. Ein geschichtlicher Überblick. Glane-Losser: Bar Hebräus Verlag, 1990. Balmer, Randall. Mine Eyes Have Seen the Glory. A Journey Into Evangelical Subculture in America, New York: Oxford University Press, 1989. Baramousy, Johannes El/Istfanous, Amir. „Die Koptisch-Orthodoxe Kirche“. Johann Hirnsperger, Christian Wessely & Alexander Bernhard (Hg.). Wege zum Heil? Religiöse Bekenntnisgemeinschaft in Österreich: Selbstdarstellungen und theologische Reflexion. Theologie im kulturellen Dialog. Bd. 7. Graz: Styria, 2001: S. 143–149. Bargmann, Hinrich. Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der Methodistenkirche in Wien am 8. Dez. 1921. Wien: Selbstverlag der Bischöflichen Methodistenkirche, 1921. Bargmann, Hinrich. „Die Freikirchen in Österreich“. Ekklesia. Eine Sammlung von Selbstdarstellungen der christlichen Kirchen. Bd. IV. Deutschsprachige Länder. Die Evangelische Kirche in Österreich. Gotha: Leopold Klotz, 1935: S. 144–156. Barrett, David/Kurian, George T./Johnson, Todd M. World Christian Encyclopedia: A Comparative Survey of Churches and Religions in the Modern World. 2 Bde. 2. Aufl. Oxford: Oxford University Press, 2001. Bartholomew, Craig/Parry, Robin/West, Andrew (Hg.). The Futures of Evangelicalism. Issues and Prospects. Leicester: IVP, 2003. Barton, Peter F. Evangelisch in Österreich. Ein Überblick über die Geschichte der Evangelischen in Österreich. Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte. 2. Reihe. Peter F. Barton (Hg.). Bd. XI. Wien: Institut für Protestantische Kirchengeschichte, 1987. Barton, Peter F. Die Frühzeit des Christentums in Österreich und Südmitteleuropa bis 788. Bd. I. Teil 1 von 1800 Jahre Christentum in Österreich und Südostmitteleuropa. Eine Einführung in seine Geschichte. Wien: Böhlau, 1975. Barton, Peter F. Geschichte des Christentums in Österreich und Südmitteleuropa. Bis zur Reichsteilung 395. Bd. 1: Frühes Christentum. Wien: Böhlau, 1992. Barton, Peter F. Geschichte des Christentums in Österreich und Südostmitteleuopa. Bd. 2: Von der Gotennot zum Slovenensturm. Wien: Böhlau, 1992. Barton, Peter F. (Hg.). Im Lichte der Toleranz. Aufsätze zur Toleranzgesetzgebung des 18. Jahrhunderts im Reiche Josephs II. Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte. 2. Reihe. Bd. IX. Wien: Institut für Protestantische Kirchengeschichte, 1981. Barton, Peter F. (Hg.). Im Zeichen der Toleranz. Aufsätze zur Toleranzgesetzgebung des 18. Jahrhunderts im Reiche Josephs II. Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte. 2. Reihe. Bd. VIII. Wien: Institut für Protestantische Kirchengeschichte, 1981. Barton, Peter F. „Tour, Elvine de La“. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. XII.

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10 Anhang

10.1 Das Apostolische Glaubensbekenntnis Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist in seinem Kern ein sehr altes Bekenntnis, das römische Christen bei ihrer Taufe sprachen. Seit dem Jahr 390 wird es als „Apostolisches“ Bekenntnis bezeichnet. Es ist im gesamten westlichen Abendland verbreitet und wird auch von zahlreichen Freikirchen anerkannt, lediglich in der Ostkirche wurde es nie benutzt. Umstritten ist einzig in manchen Kirchen der Satz „hinabgestiegen in das Reich des Todes“, der erst in späteren Manuskripten erstmals im Jahr 390 nachgewiesen werden kann.583 Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, 583 Vgl. die Aufstellung bei Wayne Grudem, Systematic Theology: An Introduction to Biblical Doctrine, 3. Aufl., Grand Rapids: Zondervan, 1995: S. 583–586.

322

10 Anhang

Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

10.2 Das Nicaeno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis Das Nicaeno-Konstantinopolitanum ist das Ergebnis der theologischen Auseinandersetzungen des vierten Jahrhunderts und wurde in dieser Form auf dem 2. Ökumenischen Konzil von Konstantinopel 381 formuliert. Dabei bildete eine ältere Fassung vom 1. Ökumenischen Konzil in Nicaea 325 die Grundlage. Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

10.3 Das Athanasianische Glaubensbekenntnis

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Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, christliche und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen.

10.3 Das Athanasianische Glaubensbekenntnis Dieses dem Bischof von Alexandria Athanasius (295–373) zugeschriebene Bekenntnis behandelt vor allem den Glauben an die Dreieinigkeit Gottes und die beiden Naturen Jesu. In der Anglikanischen Kirche hat es liturgische Bedeutung erlangt, in den lutherischen Kirchen ist es neben dem Apostolischen Glaubensbekenntnis und dem Nicaeno-Konstantinopolitanum als drittes Bekenntnis anerkannt. Wer da will selig werden, der muß vor allen Dingen den rechten christlichen Glauben haben. Wer denselben nicht ganz und rein hält, der wird ohne Zweifel ewiglich verloren sein. Dies ist aber der rechte christliche Glaube, dass wir einen einigen Gott in drei Personen und drei Personen in einiger Gottheit ehren. Und nicht die Personen in einander mengen, noch das göttlich Wesen zertrennen. Eine andere Person ist der Vater, eine andere der Sohn, eine andere der heilige Geist. Aber der Vater und Sohn und heiliger Geist ist ein einiger Gott, gleich in der Herrlichkeit, gleich in ewiger Majestät. Welcherlei der Vater ist, solcherlei ist der Sohn, solcherlei ist auch der heilige Geist. Der Vater ist nicht geschaffen, der Sohn ist nicht geschaffen, der heilige Geist ist nicht geschaffen. Der Vater ist unermesslich, der Sohn ist unermesslich, der heilige Geist ist unermesslich. Der Vater ist ewig, der Sohn ist ewig, der heilige Geist ist ewig; Und sind doch nicht drei Ewige, sondern es ist ein Ewiger: Gleichwie auch nicht drei Ungeschaffene, noch drei Unmessliche, sondern es ist ein Ungeschaffener und ein Unmesslicher.

324

10 Anhang

Also auch der Vater ist allmächtig, der Sohn ist allmächtig, der heilige Geist ist allmächtig; Und sind doch nicht drei Allmächtige, sondern ist ein Allmächtiger. Also der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der heilige Geist ist Gott; Und sind doch nicht drei Götter, sondern es ist ein Gott. Also der Vater ist der Herr, der Sohn ist der Herr, der heilige Geist ist der Herr; Und sind doch nicht drei Herren, sondern es ist ein Herr. Denn gleichwie wir müssen nach christlicher Wahrheit eine jegliche Person für sich Gott und Herrn bekennen: Also können wir im christlichen Glauben nicht drei Götter oder drei Herren nennen. Der Vater ist von niemand weder gemacht, noch geschaffen, noch geboren. Der Sohn ist allein vom Vater, nicht gemacht, noch geschaffen, sondern geboren. Der heilige Geist ist vom Vater und Sohn, nicht gemacht, nicht geschaffen, nicht geboren, sondern ausgehend. So ist‘s nun. Ein Vater, nicht drei Väter; ein Sohn, nicht drei Söhne; ein heiliger Geist, nicht drei heilige Geister. Und unter diesen drei Personen ist keine die erste, keine die letzte, keine die größte, keine die kleinste; Sondern alle drei Personen sind mit einander gleich ewig, gleich groß: Auf dass also, wie gesagt ist, drei Personen in einer Gottheit und ein Gott in drei Personen geehrt werde. Wer nun will selig werden, der muss also von den drei Personen in Gott halten. Es nun aber auch Not zur ewigen Seligkeit, dass man treulich glaube, dass Jesus Christus unser Herr sei wahrhaftiger Mensch. So ist nun dies der rechte Glaube, so wir glauben und bekennen, dass unser Herr Jesus Christus Gottes Sohn, Gott und Mensch ist: Gott ist er aus des Vaters Natur vor der Welt geboren, Mensch ist er aus der Mutter Natur in der Welt geboren. Ein vollkommener Gott, ein vollkommener Mensch mit vernünftiger Seele und menschlichem Leibe; Gleich ist er dem Vater nach der Gottheit, kleiner ist er, denn der Vater, nach der Menschheit, Und wiewohl er Gott und Mensch ist, so ist er doch nicht zwei, sondern ein Christus, Einer, nicht daß die Gottheit in die Menschheit verwandelt sei sondern dass die Gottheit hat die Menschheit an sich genommen,

10.4 Das Augsburger Bekenntnis

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Ja, einer ist er, nicht dass die zwei Naturen vermengt sind, sondern dass er eine einige Person ist. Denn gleichwie Leib und Seel ein Mensch ist, so ist Gott und Mensch ein Christus, Welcher gelitten hat um unserer Seligkeit willen, zur Hölle gefahren, am dritten Tage auferstanden von den Toten, Aufgefahren gen Himmel, sitzet zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters, von dort er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten Und zu seiner Zukunft müssen alle Menschen auferstehen mit ihren eigenen Leibern, Und müssen Rechenschaft geben, was sie getan haben, Und welche gutes getan haben, werden ins ewige Leben gehen; welche aber böses getan, ins ewige Feuer. Das ist der rechte christliche Glaube; wer denselben nicht fest und treulich glaubt, der kann nicht selig werden.584

10.4 Das Augsburger Bekenntnis Das Augsburger Bekenntnis wurde von den Evangelischen Ständen auf dem Augsburger Reichstag 1530 dem Kaiser vorgelegt. In ihm sind die Reformanliegen der lutherischen Reformatoren zusammengefasst. Verfasst wurde es im Wesentlichen von Philipp Melanchthon. Das Augsburger Bekenntnis ist die zentrale Bekenntnisschrift der lutherischen Kirchen. ARTIKEL DES GLAUBENS UND DER LEHRE ARTIKEL I: VON GOTT Zuerst wird einträchtig laut Beschluß des Konzils von Nizäa gelehrt und festgehalten, daß ein einziges göttliches Wesen sei, das Gott genannt wird und wahrhaftig Gott ist, und daß doch drei Personen in diesem einen göttlichen Wesen sind, alle drei gleich mächtig, gleich ewig: Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist. Alle drei sind ein göttliches Wesen, ewig, unteilbar, unendlich, von unermeßlicher Macht, Weisheit und Güte, ein Schöpfer und Erhalter aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Unter dem Wort „Person“ wird nicht ein Teil, nicht eine Eigenschaft an einem anderen Sein verstanden, sondern etwas, was in sich selbst besteht (selbständig ist), so wie die Kirchenväter in dieser Sache dieses Wort gebraucht haben. Deshalb werden alle Irrlehren verworfen, die diesem Artikel widersprechen.585

584 Text nach: Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, hg. im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930, 5. unverän. Aufl., Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1960: S. 28–30. 585 Hier werden wie an entsprechenden Stellen in den Artikeln 2, 5, 8, 9, 12, 16, 17 und 18 Beispie-

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ARTIKEL 2: VON DER ERBSÜNDE Weiter wird bei uns gelehrt, daß nach Adams Fall alle natürlich geborenen Menschen in Sünde empfangen und geboren werden, das heißt, daß sie alle von Mutterleib an voll böser Lust und Neigung sind und von Natur keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott haben können, ferner daß auch diese angeborene Seuche und Erbsünde wirklich Sünde ist und daher alle die unter den ewigen Gotteszorn verdammt, die nicht durch die Taufe und den Heiligen Geist wieder neu geboren werden. Damit werden die verworfen, die die Erbsünde nicht für eine Sünde halten, damit sie die Natur fromm machen durch natürliche Kräfte, in Verachtung des Leidens und Verdienstes Christi. ARTIKEL 3: VOM SOHN GOTTES Ebenso wird gelehrt, daß Gott, der Sohn, Mensch geworden ist, geboren aus der reinen Jungfrau Maria, und daß die zwei Naturen, die göttliche und die menschliche, also in einer Person untrennbar vereinigt, ein Christus sind, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist, wahrhaftig geboren, gelitten, gekreuzigt, gestorben und begraben, daß er ein Opfer nicht allein für die Erbsünde, sondern auch für alle anderen Sünden war und Gottes Zorn versöhnte, ebenso daß dieser Christus hinabgestiegen ist zur Hölle (Unterwelt), am dritten Tage wahrhaftig auferstanden ist von den Toten und aufgefahren ist in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, daß er ewig über alle Geschöpfe herrsche und regiere; daß er alle, die an ihn glauben, durch den Heiligen Geist heilige, reinige, stärke und tröste, ihnen auch Leben und allerlei Gaben und Güter austeile und sie schütze und beschirme gegen den Teufel und die Sünde; daß dieser Herr Christus am Ende öffentlich kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten usw. laut dem Apostolischen Glaubensbekenntnis. ARTIKEL 4: VON DER RECHTFERTIGUNG Weiter wird gelehrt, daß wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtuung erlangen können, sondern daß wir Vergebung der Sünde bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnade um Christi willen durch den Glauben, nämlich wenn wir glauben, daß Christus für uns gelitten hat und daß uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott als Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, ansehen und zurechnen, wie der Hl. Paulus zu den Römern im 3. und 4. Kapitel sagt.

le von Irrlehren aus der Alten Kirche oder der Reformationszeit genannt, auf die sich die Verwerfungen beziehen. Diese Verurteilungen wollen das Evangelium vor Entstellungen bewahren, richten sich aber nicht gegen den persönlichen Glauben bestimmter Menschen.

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ARTIKEL 5: VOM PREDIGTAMT Um diesen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, das Evangelium und die Sakramente gegeben, durch die er als durch Mittel den Heiligen Geist gibt, der den Glauben, wo und wann er will, in denen, die das Evangelium hören, wirkt, das da lehrt, daß wir durch Christi Verdienst, nicht durch unser Verdienst, einen gnädigen Gott haben, wenn wir das glauben. Und es werden die verdammt, die lehren, daß wir den Heiligen Geist ohne das leibhafte Wort des Evangeliums durch eigene Vorbereitung, Gedanken und Werke erlangen. ARTIKEL 6: VOM NEUEN GEHORSAM Auch wird gelehrt, daß dieser Glaube gute Früchte und gute Werke hervorbringen soll und daß man gute Werke tun muß, und zwar alle, die Gott geboten hat, um Gottes willen. Doch darf man nicht auf solche Werke vertrauen, um dadurch Gnade vor Gott zu verdienen. Denn wir empfangen Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit durch den Glauben an Christus – wie Christus selbst spricht: „Wenn ihr alles getan habt, sollt ihr sprechen: Wir sind untüchtige Knechte.“ So lehren auch die Kirchenväter. Denn Ambrosius sagt: „So ist es bei Gott beschlossen, daß, wer an Christus glaubt, selig ist und nicht durch Werke, sondern allein durch den Glauben ohne Verdienst Vergebung der Sünde hat.“ ARTIKEL 7: VON DER KIRCHE Es wird auch gelehrt, daß allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muß, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden. Denn das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, daß das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden. Und es ist nicht zur wahren Einheit der christlichen Kirche nötig, daß überall die gleichen, von den Menschen eingesetzten Zeremonien eingehalten werden, wie Paulus sagt: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ (Eph. 4,4.5). ARTIKEL 8: WAS DIE KIRCHE SEI? Ebenso, obwohl die christliche Kirche eigentlich nichts anderes ist als die Versammlung aller Gläubigen und Heiligen, jedoch in diesem Leben unter den Frommen viele falsche Christen und Heuchler, auch öffentliche Sünder bleiben, sind die Sakramente gleichwohl wirksam, auch wenn die Priester, durch die sie gereicht werden, nicht fromm sind; wie denn Christus selbst sagt: „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Pharisäer“ usw. (Mt. 23,2). Deshalb werden alle verdammt, die anders lehren. ARTIKEL 9: VON DER TAUFE Von der Taufe wird gelehrt, daß sie heilsnotwendig ist und daß durch sie Gnade angeboten wird; daß man auch die Kinder taufen soll, die durch die Taufe Gott überantwortet und

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gefällig werden, d. h. in die Gnade Gottes aufgenommen werden. Deshalb werden die verworfen, die lehren, daß die Kindertaufe nicht richtig sei. ARTIKEL 10: VOM HEILIGEN ABENDMAHL Vom Abendmahl des Herrn wird so gelehrt, daß der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig ist und dort ausgeteilt und empfangen wird. Deshalb wird auch die Gegenlehre verworfen. ARTIKEL 11: VON DER BEICHTE Von der Beichte wird so gelehrt, daß man in der Kirche die private Absolution oder Lossprechung beibehalten und nicht wegfallen lassen soll, obwohl es in der Beichte nicht nötig ist, alle Missetaten und Sünden aufzuzählen, weil das doch nicht möglich ist: „Wer kennt seine Missetat?“ (Ps. 19, 13). ARTIKEL 12: VON DER BUSSE Von der Buße wird gelehrt, daß diejenigen, die nach der Taufe gesündigt haben, jederzeit, wenn sie Buße tun, Vergebung der Sünden erlangen und ihnen die Absolution von der Kirche nicht verweigert werden soll. Nun ist wahre, rechte Buße eigentlich nichts anderes als Reue und Leid oder das Erschrecken über die Sünde und doch zugleich der Glaube an das Evangelium und die Absolution, nämlich daß die Sünde vergeben und durch Christus Gnade erworben ist. Dieser Glaube tröstet wiederum das Herz und macht es zufrieden. Danach soll auch die Besserung folgen und daß man von Sunden lasse; denn dies sollen die Früchte der Buße sein – wie Johannes sagt: „Tut rechtschaffene Frucht der Buße“ (Mt. 3,8). Hiermit werden die verworfen, die lehren, daß diejenigen, die einmal fromm geworden (zum Glauben gekommen) sind, nicht wieder in Sünden fallen können. Andererseits werden auch die verworfen, die die Absolution denen verweigerten, die nach der Taufe gesündigt hatten. Auch werden die verworfen, die nicht lehren, daß man durch Glauben Vergebung der Sünde erlangt, sondern durch unsere Genugtuung. ARTIKEL 13: VOM GEBRAUCH DER SAKRAMENTE Vom Gebrauch der Sakramente wird gelehrt, daß die Sakramente nicht nur als Zeichen eingesetzt sind, an denen man die Christen äußerlich erkennen kann, sondern daß sie Zeichen und Zeugnis sind des göttlichen Willens gegen uns, um dadurch unseren Glauben zu erwecken und zu stärken. Darum fordern sie auch Glauben und werden dann richtig gebraucht, wenn man sie im Glauben empfängt und den Glauben durch sie stärkt. ARTIKEL 14: VOM KIRCHENREGIMENT Vom Kirchenregiment (kirchlichen Amt) wird gelehrt, daß niemand in der Kirche öffentlich lehren oder predigen oder die Sakramente reichen soll ohne ordnungsgemäße Berufung.

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ARTIKEL 15: VON KIRCHENORDNUNGEN Von Kirchenordnungen, die von Menschen gemacht sind, lehrt man bei uns, diejenigen einzuhalten, die ohne Sünde eingehalten werden können und die dem Frieden und der guten Ordnung in der Kirche dienen, wie bestimmte Feiertage, Feste und dergleichen. Doch werden dabei die Menschen unterrichtet, daß man die Gewissen nicht damit beschweren soll, als seien solche Dinge notwendig zur Seligkeit. Darüber hinaus wird gelehrt, daß alle Satzungen und Traditionen, die von Menschen zu dem Zweck gemacht worden sind, daß man dadurch Gott versöhne und Gnade verdiene, dem Evangelium und der Lehre vom Glauben an Christus widersprechen. Deshalb sind Klostergelübde und andere Traditionen über Fastenspeisen, Fasttage usw., durch die man Gnade zu verdienen und für die Sünde Genugtuung zu leisten meint, nutzlos und gegen das Evangelium. ARTIKEL 16: VON DER POLIZEI (STAATSORDNUNG) UND DEM WELTLICHEN REGIMENT Von der Polizei (Staatsordnung) und dem weltlichen Regiment wird gelehrt, daß alle Obrigkeit in der Welt und geordnetes Regiment und Gesetze gute Ordnung sind, die von Gott geschaffen und eingesetzt sind, und daß Christen ohne Sünde in Obrigkeit, Fürsten- und Richteramt tätig sein können, nach kaiserlichen und anderen geltenden Rechten Urteile und Recht sprechen, Übeltäter mit dem Schwert bestrafen, rechtmäßig Kriege führen, in ihnen mitstreiten, kaufen und verkaufen, auferlegte Eide leisten, Eigentum haben, eine Ehe eingehen können usw. Hiermit werden die verdammt, die lehren, daß das oben Angezeigte unchristlich sei. Auch werden diejenigen verdammt, die lehren, daß es christliche Vollkommenheit sei, Haus und Hof, Weib und Kind leiblich zu verlassen und dies alles aufzugeben, wo doch allein das die rechte Vollkommenheit ist: rechte Furcht Gottes und rechter Glaube an Gott. Denn das Evangelium lehrt nicht ein äußerliches, zeitliches, sondern ein innerliches, ewiges Wesen und die Gerechtigkeit des Herzens; und es stößt nicht das weltliche Regiment, die Polizei (Staatsordnung) und den Ehestand um, sondern will, daß man dies alles als wahrhaftige Gottesordnung erhalte und in diesen Ständen christliche Liebe und rechte, gute Werke, jeder in seinem Beruf, erweise. Deshalb sind es die Christen schuldig, der Obrigkeit untertan und ihren Geboten und Gesetzen gehorsam zu sein in allem, was ohne Sünde geschehen kann. Wenn aber der Obrigkeit Gebot ohne Sünde nicht befolgt werden kann, soll man Gott mehr gehorchen als den Menschen. ARTIKEL 17: VON DER WIEDERKUNFT CHRISTI ZUM GERICHT Auch wird gelehrt, daß unser Herr Jesus Christus am Jüngsten Tag kommen wird, um zu richten und alle Toten aufzuerwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude zu geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und zur ewigen Strafe verdammen wird. Deshalb werden die verworfen, die lehren, daß die Teufel und die verdammten Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden.

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Ebenso werden hier Lehren verworfen, die sich auch gegenwärtig ausbreiten, nach denen vor der Auferstehung der Toten eitel (reine) Heilige, Fromme ein weltliches Reich aufrichten und alle Gottlosen vertilgen werden. ARTIKEL 18: VOM FREIEN WILLEN Vom freien Willen wird so gelehrt, daß der Mensch in gewissem Maße einen freien Willen hat, äußerlich ehrbar zu leben und zu wählen unter den Dingen, die die Vernunft begreift. Aber ohne Gnade, Hilfe und Wirkung des Heiligen Geistes kann der Mensch Gott nicht gefallen, Gott nicht von Herzen fürchten oder an ihn glauben oder nicht die angeborenen, bösen Lüste aus dem Herzen werfen, sondern dies geschieht durch den Heiligen Geist, der durch Gottes Wort gegeben wird. Denn so spricht Paulus: „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes“ (1. Kor. 2,14).586 ARTIKEL 19: UBER DIE URSACHE DER SÜNDE Von der Ursache der Sünde wird bei uns gelehrt: wiewohl Gott der Allmächtige die ganze Natur geschaffen hat und erhält, so bewirkt doch der verkehrte Wille in allen Bösen und Verächtern Gottes die Sünde, wie es denn der Wille des Teufels und aller Gottlosen ist, der sich, sobald Gott seine Hand abzog, von Gott weg dem Argen zugewandt hat, wie Christus sagt: „Der Teufel redet Lügen aus seinem Eigenen“ (Joh. 8,44). ARTIKEL 20: VOM GLAUBEN UND GUTEN WERKEN Den Unseren wird in unwahrer Weise nachgesagt, daß sie gute Werke verbieten. Denn ihre Schriften über die Zehn Gebote und andere beweisen, daß sie von rechten christlichen Ständen und Werken einen guten nützlichen Bericht und eine Ermahnung hinterlassen haben, worüber man früher wenig gelehrt hat; sondern man hat in allen Predigten vor allem zu kindischen, unnötigen Werken, wie Rosenkränze, Heiligenverehrung, Mönchwerden, Wallfahrten, Fastenordnungen, Feiertage, Bruderschaften usw. angetrieben. Diese unnötigen Werke rühmen auch unsere Gegner jetzt nicht mehr so sehr wie früher. Außerdem haben sie auch gelernt, nun vom Glauben zu reden, über den sie doch früher gar nicht gepredigt haben. Sie lehren jetzt, daß wir vor Gott nicht allein aus Werken gerecht werden, sondern fügen den Glauben an Christus hinzu und sagen, daß Glaube und Werke uns vor Gott gerecht machen, welche Lehre etwas mehr Trost bringen mag, als wenn man allein lehrt, auf Werke zu vertrauen. Weil nun die Lehre vom Glauben, die das Hauptstück im christlichen Wesen ist, lange Zeit – wie man bekennen muß – nicht betrieben worden ist, sondern überall allein die Lehre von den Werken gepredigt wurde, ist von den Unseren folgende Unterrichtung gegeben worden: Erstlich, daß unsere Werke uns nicht mit Gott versöhnen und uns nicht Gnade erwerben 586 An dieser Stelle wurde der Originaltext gekürzt.

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können, sondern das geschieht allein durch den Glauben – wenn man nämlich glaubt, daß uns um Christi willen die Sünden vergeben werden, der allein der Mittler ist, um den Vater zu versöhnen. Wer nun meint, das durch Werke zu erreichen und dadurch Gnade zu verdienen, der verachtet Christus und sucht einen eigenen Weg zu Gott gegen das Evangelium. Diese Lehre vom Glauben wird deutlich und klar bei Paulus vielerorts vertreten, besonders hier: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch, sondern Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme“ (Eph. 2,8) usw. Daß hierdurch von uns kein neues Verständnis des Glaubens eingeführt worden ist, kann man aus Augustinus beweisen, der diese Sache ausführlich behandelt und ebenfalls lehrt, daß wir durch den Glauben an Christus Gnade erlangen und vor Gott gerecht werden und nicht durch Werke, wie sein ganzes Buch „Über den Geist und den Buchstaben“ beweist. Obwohl nun diese Lehre von nicht sachkundigen Leuten sehr verachtet wird, so zeigt sich doch, daß sie für schwache und erschrockene Gewissen sehr tröstlich und heilsam ist. Denn das Gewissen kann nicht durch Werke zu Ruhe und Frieden kommen, sondern allein durch den Glauben, wenn es bei sich mit Gewißheit schließt, daß es um Christi willen einen gnädigen Gott hat – wie auch Paulus sagt: „Weil wir durch den Glauben gerecht geworden sind, haben wir Ruhe und Frieden vor Gott“ (Röm. 5,1). Ferner wird gelehrt, daß gute Werke geschehen sollen und müssen, aber nicht, daß man darauf vertraut, durch sie Gnade zu verdienen, sondern um Gottes willen und zu Gottes Lob. Der Glaube ergreift immer nur die Gnade und die Vergebung der Sünde; und weil durch den Glauben der Heilige Geist gegeben wird, darum wird auch das Herz befähigt, gute Werke zu tun. Denn zuvor, weil es ohne den Heiligen Geist ist, ist es zu schwach; dazu befindet es sich in der Gewalt des Teufels, der die arme menschliche Natur zu vielen Sünden antreibt, wie wir‘s an den Philosophen sehen, die versucht haben, ehrlich und unsträflich zu leben sie haben es aber dennoch nicht erreicht, sondern sind in viele große, offenkundige Sünden gefallen. So geht es mit dem Menschen, der ohne den rechten Glauben und ohne den Heiligen Geist lebt und sich allein aus eigener menschlicher Kraft regiert. Deshalb ist diese Lehre vom Glauben nicht zu schelten, daß sie gute Werke verbiete, sondern vielmehr dafür zu rühmen, daß sie lehrt, gute Werke zu tun, und Hilfe anbietet, wie man zu guten Werken kommen kann. Denn außer dem Glauben und außerhalb von Christus ist menschliche Natur und Vermögen viel zu schwach, gute Werke zu tun, Gott anzurufen, im Leiden Geduld zu haben, den Nächsten zu lieben, befohlene Ämter fleißig auszurichten, gehorsam zu sein, böse Lust zu meiden usw. Solche hohen und rechten Werke können ohne die Hilfe Christi nicht geschehen, wie er selbst sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh. 15,5). ARTIKEL 21: VOM DIENST DER HEILIGEN Vom Heiligendienst wird von den Unseren so gelehrt, daß man der Heiligen gedenken soll, damit wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und auch wie ihnen durch den Glauben geholfen worden ist; außerdem soll man sich an ihren

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guten Werken ein Beispiel nehmen, ein jeder in seinem Beruf. Aus der Hl. Schrift kann man aber nicht beweisen, daß man die Heiligen anrufen oder Hilfe bei ihnen suchen soll. „Denn es ist nur ein einziger Versöhner und Mittler gesetzt zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus“ (1. Tim. 2,5). Er ist der einzige Heiland, der einzige Hohepriester, Gnadenstuhl und Fürsprecher vor Gott (Röm. 8,34). Und er allein hat zugesagt, daß er unser Gebet erhören will. Nach der Hl. Schrift ist das auch der höchste Gottesdienst, daß man diesen Jesus Christus in allen Nöten und Anliegen von Herzen sucht und anruft: „Wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei Gott, der gerecht ist, Jesus“ (1. Joh. 2,1) usw. ABSCHLUSS DES ERSTEN TEILS Dies ist beinahe die Zusammenfassung der Lehre, die in unseren Kirchen zum rechten christlichen Unterricht und zum Trost der Gewissen sowie zur Besserung der Gläubigen gepredigt und gelehrt wird. Wie wir ja auch unsere eigene Seele und Gewissen nicht gern vor Gott durch Mißbrauch des göttlichen Namens oder Wortes der höchsten Gefahr aussetzen oder unseren Kindern und Nachkommen eine andere Lehre hinterlassen oder vererben als eine solche, die dem reinen göttlichen Wort und der christlichen Wahrheit gemäß ist. Weil denn diese Lehre in der Heiligen Schrift klar begründet ist und außerdem der allgemeinen christlichen, ja auch der römischen Kirche, soweit das aus den Schriften der Kirchenväter festzustellen ist, nicht zuwider noch entgegen ist, meinen wir auch, daß unsere Gegner in den oben aufgeführten Artikeln mit uns nicht uneinig sind. Deshalb handeln diejenigen ganz unfreundlich, vorschnell und gegen alle christliche Einigkeit und Liebe, die die Unseren als Ketzer abzusondern, zu verwerfen und zu meiden suchen, ohne daß sie dafür einen triftigen Grund in einem göttlichen Gebot oder in der Schrift haben. Denn die Uneinigkeit und den Zank gibt es vor allem wegen einiger Traditionen und Mißbräuche. Wenn denn nun an den Hauptartikeln kein vorfindlicher falscher Grund oder Mangel festzustellen ist und dies unser Bekenntnis göttlich und christlich ist, sollten sich die Bischöfe billigerweise, selbst wenn bei uns wegen der Tradition ein Mangel wäre, wohlwollender erweisen; obwohl wir hoffen, stichhaltige Gründe und Ursachen anführen zu können, warum bei uns einige Traditionen und Mißbräuche abgeändert worden sind. Der zweite Teil des Augsburger Bekenntnisses behandelt Regelungen innerhalb der Kirche, die die Reformation als Missbräuche erkannt und dem Evangelium gemäß neu geordnet hat. Diese werden aus Platzgründen an dieser Stelle nicht angeführt. Die Artikel sind überschrieben:

ARTIKEL 22: Von den beiden Gestalten des Sakraments, ARTIKEL 23: Vom Ehestand der Priester, ARTIKEL 24: Von der Messe, ARTIKEL 25: Von der Beichte, ARTIKEL 26: Von der Unterscheidung der Speisen,

10.5 Das Konkordat

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ARTIKEL 27: Von Klostergelübden, ARTIKEL 28: Von der Gewalt (Vollmacht) der Bischöfe.587

10.5 Das Konkordat Das Konkordat zwischen dem Vatikan und der Republik Österreich klärt das Verhältnis zwischen den Römisch-Katholischen Kirche und der Republik Österreich. Ursprünglich wurde es 1933 unterzeichnet und Ende der 1950er Jahre von der damaligen Bundesregierung als für die Zweite Republik gültig erklärt. Das ermöglichte zwei Teilkonkordate, die Anfang der 1960er Jahre unterzeichnet wurden.

10.5.1 Das Konkordat von 1933 Langtitel

Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhle und der Republik Österreich samt Zusatzprotokoll. StF: BGBl. II Nr. 2/1934 Sonstige Textteile

Der Bundespräsident des Bundesstaates Österreich erklärt das am 5. Juni 1933 in der Vatikanstadt unterfertigte Konkordat zwischen der Republik Österreich und dem Heiligen Stuhle, welches also lautet: für ratifiziert und verspricht im Namen des Bundesstaates Österreich dessen gewissenhafte Erfüllung. Zu Urkund dessen ist die vorliegende Ratifikation vom Bundespräsidenten unterfertigt, vom Bundeskanzler und von allen anderen Mitgliedern der Bundesregierung gegengezeichnet und mit dem Staatssiegel der Republik Österreich versehen worden. Geschehen zu Wien, den 1. Mai 1934. Ratifikationstext

Der Austausch der Ratifikationen ist am 1. Mai 1934 erfolgt und das Konkordat daher an diesem Tage in Kraft getreten. 587 Quelle: http://www.confessio.de/cms/website.php?id=/bekenntnisse/protestantisch/ca.html [05.01.2016].

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Präambel/Promulgationsklausel

Seine Heiligkeit Papst Pius XI. und die Republik Österreich, die in dem Wunsche einig sind, die Rechtslage der katholischen Kirche in Österreich zum Besten des kirchlichen und religiösen Lebens in gegenseitigem Einvernehmen in dauerhafter Weise neu zu ordnen, haben beschlossen, eine feierliche Übereinkunft zu treffen. Zu diesem Zwecke haben Seine Heiligkeit zu Ihrem Bevollmächtigten Seine Eminenz den Hochwürdigsten Herrn Kardinal Eugen Pacelli, Ihren Staatssekretär, und der Herr Bundespräsident der Republik Österreich den Herrn Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß und den derzeit auch mit der Führung des Bundesministeriums für Unterricht betrauten Herrn Bundesminister für Justiz Dr. Kurt Schuschnigg zu seinen Bevollmächtigten ernannt, die nach Austausch ihrer für gut und richtig befundenen Vollmachten folgende Bestimmungen vereinbart haben. Art. 1 § 1 Artikel I. § 1. Die Republik Österreich sichert und gewährleistet der heiligen römisch-katholischen Kirche in ihren verschiedenen Riten die freie Ausübung ihrer geistlichen Macht und die freie und öffentliche Ausübung des Kultus. Art. 1 § 2 § 2. Sie anerkennt das Recht der katholischen Kirche, im Rahmen ihrer Zuständigkeit Gesetze, Dekrete und Anordnungen zu erlassen; sie wird die Ausübung dieses Rechtes weder hindern noch erschweren. Art. 1 § 3 § 3. In der Erfüllung ihrer geistlichen Amtspflicht steht den Geistlichen der Schutz des Staates zu. Art. 1 § 4 § 4. Der Heilige Stuhl genießt im Verkehr und in der Korrespondenz mit den Bischöfen, dem Klerus und den übrigen Angehörigen der katholischen Kirche in Österreich volle Freiheit ohne jede Einflußnahme der Bundesregierung. Dasselbe gilt für den Verkehr und die Korrespondenz der Bischöfe und Diözesanbehörden mit dem Klerus und den Gläubigen.

10.5 Das Konkordat

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Art. 2 Artikel II. Die katholische Kirche genießt in Österreich öffentlich-rechtliche Stellung. Ihre einzelnen Einrichtungen, welche nach dem kanonischen Rechte Rechtspersönlichkeit haben, genießen Rechtspersönlichkeit auch für den staatlichen Bereich, insoweit sie bereits im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Konkordates in Österreich bestehen. Künftig zu errichtende erlangen Rechtspersönlichkeit für den staatlichen Bereich, wenn sie unter der in diesem Konkordate vorgesehenen Mitwirkung der Staatsgewalt entstehen. Art. 3 § 1 Artikel III. § 1. Der gegenwärtige Stand der Kirchenprovinzen und Diözesen bleibt, soweit im folgenden nicht anders bestimmt wird, erhalten. Eine in Zukunft etwa erforderlich werdende Änderung bedarf vorheriger Vereinbarung. Letzteres gilt nicht für kleinere Änderungen, die im Interesse der Seelsorge liegen, und für jene Verschiebungen, die sich in einzelnen Fällen als Folge von Umpfarrungen ergeben. Art. 3 § 2 § 2. Es besteht grundsätzlich Einverständnis darüber, daß die Apostolische Administratur „Innsbruck-Feldkirch“ zur Diözese „Innsbruck-Feldkirch“ mit dem Sitz in Innsbruck erhoben wird und ein eigenes Generalvikariat für den Vorarlberger Anteil der neuen Diözese mit dem Sitz in Feldkirch erhält. Das gleiche Einverständnis besteht bezüglich der Erhebung der Apostolischen Administratur im Burgenland zur Praelatura Nullius mit dem Sitz in Eisenstadt. Die Durchführung dieser grundsätzlichen Einigung erfolgt durch besondere Vereinbarung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Bundesregierung, sobald insbesondere bezüglich der neu zu errichtenden Diözese „Innsbruck-Feldkirch“ die nötigen Vorkehrungen getroffen sind. Art. 4 § 1 Artikel IV. § 1. Die Auswahl der Erzbischöfe und Bischöfe sowie des Prälaten Nullius steht dem Heiligen Stuhle zu. Bei Erledigung eines erzbischöflichen oder bischöflichen Sitzes (Praelatura Nullius) legen die einzelnen österreichischen Diözesanbischöfe innerhalb eines Monates eine Liste von geeigneten Persönlichkeiten dem Heiligen Stuhle vor, ohne daß dieser an die Listen gebunden ist. Bei Erledigung des erzbischöflichen Stuhles von Salzburg benennt der Heilige Stuhl dem Metropolitankapitel in Salzburg drei Kandidaten, aus denen es in freier, geheimer Abstimmung den Erzbischof zu wählen hat. Art. 4 § 2 § 2. Bevor an die Ernennung eines residierenden Erzbischofs, eines residierenden Bischofs oder eines Koadjutors mit dem Rechte der Nachfolge wie auch des Prälaten Nullius ge-

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schritten wird, wird der Heilige Stuhl den Namen des in Aussicht Genommenen oder des Erwählten der österreichischen Bundesregierung mitteilen, um zu erfahren, ob sie Gründe allgemein politischer Natur gegen die Ernennung geltend zu machen hat. Das bezügliche Verfahren wird ein streng vertrauliches sein, so daß bis zur Ernennung die gewählte Person geheim gehalten wird. Wenn vom Zeitpunkt der obenerwähnten Mitteilung an 15 Tage ohne Erteilung einer Antwort verfließen, wird das Stillschweigen in dem Sinne ausgelegt werden, daß die Regierung kein Bedenken zu erheben hat und der Heilige Stuhl die Ernennung ohne weiteres veröffentlichen kann. Art. 4 § 3 § 3. Die Besetzung der Dignitäten und der Kanonikate in den Kapiteln erfolgt nach dem gemeinen kanonischen Recht. Art. 5 § 1 Artikel V. § 1. Die wissenschaftliche Heranbildung des Klerus erfolgt an den vom Staate erhaltenen katholisch-theologischen Fakultäten oder an den von den zuständigen kirchlichen Stellen errichteten theologischen Lehranstalten. Die für die Erziehung der Priesteramtskandidaten bestimmten Seminare, Konvikte und dergleichen kirchlichen Anstalten unterstehen in ihrer Einrichtung ausschließlich der kirchlichen Oberbehörde. Die innere Einrichtung sowie der Lehrbetrieb der vom Staate erhaltenen katholisch-theologischen Fakultäten wird grundsätzlich nach Maßgabe der Apostolischen Konstitution „Deus Scientiarum Dominus“ vom 14. Mai 1931 und der jeweiligen kirchlichen Vorschriften geregelt werden. Jene Durchführungsmaßnahmen, die sich hiebei im Hinblick auf den besonderen Charakter dieser Fakultäten beziehungsweise ihre Stellung im Universitätsverbande als notwendig erweisen, werden jeweils im Einvernehmen mit der zuständigen kirchlichen Behörde getroffen. Es besteht Einverständnis darüber, daß die theologische Fakultät der Universität Innsbruck insbesondere bezüglich der Zusammensetzung ihres Lehrkörpers in ihrer Eigenart erhalten bleibt. Art. 5 § 2 § 2. Die von den päpstlichen Hochschulen in Rom verliehenen akademischen Grade in der heiligen Theologie sind in Österreich hinsichtlich aller ihrer kirchlichen und staatlichen Wirkungen anerkannt. Art. 5 § 3 § 3. Die Ernennung oder Zulassung der Professoren oder Dozenten an den vom Staate erhaltenen katholisch-theologischen Fakultäten wird nur nach erfolgter Zustimmung der zuständigen kirchlichen Behörde erfolgen.

10.5 Das Konkordat

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Art. 5 § 4 § 4. Sollte einer der genannten Lehrer in der Folge seitens der zuständigen kirchlichen Behörde der obersten staatlichen Unterrichtsverwaltung als für die Lehrtätigkeit nicht mehr geeignet bezeichnet werden, wird er von der Ausübung der betreffenden Lehrtätigkeit enthoben. Im Falle einer solchen Enthebung wird alsbald auf andere Weise für einen entsprechenden Ersatz im Sinne des im § 3 geregelten Vorganges gesorgt werden. Katholische Religionslehrer an anderen Lehranstalten, welchen die missio canonica entzogen wird, müssen von der Erteilung des Religionsunterrichtes entfernt werden. Art. 6 § 1 Artikel VI. § 1. Der Kirche steht das Recht auf Erteilung des Religionsunterrichtes und Vornahme religiöser Übungen für die katholischen Schüler an allen niederen und mittleren Lehranstalten zu. Es besteht Einverständnis darüber, daß die Diözesanordinarien über die Einrichtung eines Religionsunterrichtes, der über den gegenwärtig bestehenden Zustand hinausgeht, das Benehmen mit der zuständigen obersten staatlichen Schulbehörde herstellen werden. Die Leitung und unmittelbare Beaufsichtigung des Religionsunterrichtes und der religiösen Übungen kommt der Kirche zu. Die Verbindlichkeiten des Religionsunterrichtes samt den religiösen Übungen im bisherigen Ausmaß wird gewährleistet. Die finanzielle Obsorge für diesen Unterricht erfolgt in der bisherigen Weise. Ein darüber hinausgehender Religionsunterricht einschließlich der religiösen Übungen ist für die katholischen Schüler ebenfalls verbindlich, wenn er im Benehmen mit der staatlichen Schulbehörde eingerichtet wird. Die finanzielle Sorge für einen solchen Unterricht obliegt, unvorgreiflich einer allfälligen künftigen einvernehmlichen Regelung nach Wiederkehr besserer wirtschaftlicher Verhältnisse, der Kirche. Der Religionsunterricht wird grundsätzlich durch Geistliche erteilt; im Bedarfsfalle können hiezu im Einvernehmen zwischen der Kirchen- und staatlichen Schulbehörde auch Laienlehrer oder andere geeignete Laienpersonen verwendet werden. Zu Religionslehrern dürfen nur solche Personen bestellt werden, die die Kirchenbehörde als hiezu befähigt hat. Die Erteilung des Religionsunterrichtes ist an den Besitz der missio canonica gebunden (Artikel V, § 4). Die Lehrpläne für den Religionsunterricht werden von der Kirchenbehörde aufgestellt; als Religionslehrbücher können nur solche Lehrbücher verwendet werden, welche von der Kirchenbehörde für zulässig erklärt wurden. Art. 6 § 2 § 2. Soweit der Kirche rücksichtlich des niederen und mittleren Schul- und Unterrichtswesens gemäß den gegenwärtig geltenden staatlichen Gesetzen noch sonstige Rechte und Befugnisse zustehen, bleiben ihr dieselben gewahrt.

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Art. 6 § 3 § 3. Die Kirche, ihre Orden und Kongregationen haben das Recht, unter Beobachtung der allgemeinen schulgesetzlichen Bestimmungen Schulen der im § 2 genannten Art zu errichten und zu führen, denen auf die Dauer der Erfüllung dieser Voraussetzung die Rechte einer öffentlichen Lehranstalt zukommen. Art. 6 § 4 § 4. Wo solche Schulen (§ 3) eine verhältnismäßig beträchtliche Frequenz aufweisen und infolgedessen den Bestand, die Erweiterung oder Errichtung öffentlicher Schulen gleicher Art in einer Weise beeinflussen, daß der betreffende Schulerhalter eine finanzielle Entlastung erfährt, haben sie aus dem hiedurch ersparten öffentlichen Aufwand nach Maßgabe der Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse angemessene Zuschüsse zu erhalten. Solcher Zuschüsse können unter den gleichen Voraussetzungen auch von katholischen Vereinen geführte Schulen dieser Art teilhaftig werden, wenn und solange sie vom zuständigen Diözesanordinarius als katholische Schulen anerkannt sind und den gesetzlichen Bedingungen für die Erwerbung der Rechte einer öffentlichen Lehranstalt entsprechen. Durch diese Maßnahmen soll das katholische Schulwesen in Österreich gefördert und damit auch die Voraussetzung für die Entwicklung zur öffentlichen katholisch-konfessionellen Schule geschaffen werden. Art. 7 § 1 Beachte für folgende Bestimmung Zum Anwendungsbereich vgl. § 128 des Gesetzes zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Landes Österreich und im übrigen Rechtsgebiet, dRGBl. I S 807/1938 idgF. Artikel VII. § 1. Die Republik Österreich erkennt den gemäß dem kanonischen Recht geschlossenen Ehen die bürgerlichen Rechtswirkungen zu. Art. 7 § 2 Beachte für folgende Bestimmung Zum Anwendungsbereich vgl. § 128 des Gesetzes zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Landes Österreich und im übrigen Rechtsgebiet, dRGBl. I S 807/1938 idgF. § 2. Das Aufgebot dieser Eheschließungen erfolgt nach dem kanonischen Rechte. Die Republik Österreich behält sich vor, auch ein staatliches Aufgebot anzuordnen. Art. 7 § 3 Beachte für folgende Bestimmung Zum Anwendungsbereich vgl. § 128 des Gesetzes zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Landes Österreich und im übrigen Rechtsgebiet, dRGBl. I S 807/1938 idgF.

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§ 3. Die Republik Österreich anerkennt die Zuständigkeit der kirchlichen Gerichte und Behörden zum Verfahren bezüglich der Ungültigkeit der Ehe und der Dispens von einer geschlossenen, aber nicht vollzogenen Ehe. Art. 7 § 4 Beachte für folgende Bestimmung Zum Anwendungsbereich vgl. § 128 des Gesetzes zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Landes Österreich und im übrigen Rechtsgebiet, dRGBl. I S 807/1938 idgF. § 4. Die hierauf bezüglichen Verfügungen und Urteile werden, nachdem sie rechtskräftig geworden sind, dem Obersten Gerichtshof der Signatura Apostolica vorgelegt. Dieser prüft, ob die Vorschriften des kanonischen Rechtes über die Zuständigkeit des Richters, die Vorladung, die gesetzmäßige Vertretung und das ungesetzmäßige Nichterscheinen der Parteien befolgt worden sind. Die genannten endgültigen Verfügungen und Urteile werden mit den diesbezüglichen Verfügungen des Obersten Gerichtshofes der Signatura Apostolica dem österreichischen Obersten Gerichtshofe übersendet. Die bürgerlichen Rechtswirkungen treten mit der vom österreichischen Obersten Gerichtshofe in nichtöffentlicher Sitzung ausgesprochenen Vollstreckbarkeitserklärung ein. Art. 7 § 5 Beachte für folgende Bestimmung Zum Anwendungsbereich vgl. § 128 des Gesetzes zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Land Österreich und im übrigen Rechtsgebiet, dRGBl. I S 807/1938 idgF. § 5. Die kirchlichen und staatlichen Gerichte haben einander im Rahmen ihrer Zuständigkeit Rechtshilfe zu leisten. Art. 8 § 1 Artikel VIII. § 1. Die kirchliche Bestellung des Militärvikars erfolgt durch den Heiligen Stuhl, nachdem dieser sich bei der Bundesregierung in vertraulicher Form unterrichtet hat, ob gegen die in Aussicht genommene Persönlichkeit allgemein politische Bedenken vorliegen. Der Militärvikar wird die bischöfliche Würde bekleiden. Art. 8 § 2 § 2. Die kirchliche Bestellung der Militärkapläne erfolgt durch den Militärvikar nach vorherigem Einvernehmen mit dem Bundesminister für Heerwesen. Art. 8 § 3 § 3. Daraufhin erfolgt die staatliche Ernennung der Militärseelsorgefunktionäre nach den staatsgesetzlichen Vorschriften.

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Art. 8 § 4 § 4. Die Militärkapläne haben hinsichtlich des Bundesheeres den Wirkungskreis von Pfarrern. Sie üben das heilige Amt unter der Jurisdiktion des Militärvikars aus. Der Militärvikar wird die Jurisdiktion auch über das geistliche Personal männlichen und weiblichen Geschlechtes an den Militärspitälern ausüben, falls es zur Errichtung solcher Spitäler kommen wird. Art. 9 Artikel IX. Die Republik Österreich anerkennt die von der Kirche festgesetzten Feiertage, diese sind: alle Sonntage; Neujahrstag; Epiphanie (6. Jänner); Himmelfahrtstag; Fronleichnam; Fest der heiligen Apostel Peter und Paul (29. Juni); Mariä Himmelfahrt (15. August); Allerheiligen (1. November); Tag der unbefleckten Empfängnis (8. Dezember); Weihnachtstag (25. Dezember). Art. 10 § 1 Artikel X. § 1. Orden und religiöse Kongregationen können in der Republik Österreich den kanonischen Bestimmungen gemäß frei gegründet und aufgestellt werden; sie unterliegen von seiten des Staates keiner Einschränkung in bezug auf ihre Niederlassungen, die Zahl und – ausgenommen die in diesem und in Artikel XI, § 2, genannten Fälle – die Eigenschaften ihrer Mitglieder sowie bezüglich der Lebensweise nach ihren kirchlich genehmigten Regeln. Auf Lebenszeit bestellte Obere österreichischer Ordensniederlassungen mit stabilitas loci ihrer Mitglieder haben die österreichische Bundesbürgerschaft zu besitzen. Art. 10 § 2 § 2. Künftig zu errichtende Orden und religiöse Kongregationen erlangen in Österreich Rechtspersönlichkeit für den staatlichen Bereich durch die Hinterlegung einer Anzeige des zuständigen Diözesanbischofs (Praelatus Nullius) über die in Österreich erfolgte Niederlassung bei der obersten staatlichen Kultusverwaltungsbehörde, welche hierüber auf Verlangen eine Bestätigung ausstellt. Im übrigen findet die Bestimmung des Artikels II dieses Konkordates Anwendung.

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Art. 10 § 3 § 3. Die Oberen der Provinzen, deren rechtlicher Sitz in Österreich gelegen ist, müssen die österreichische Bundesbürgerschaft besitzen. Provinz- und Ordensobere, die außerhalb des österreichischen Staatsgebietes ihren Sitz haben, werden, auch wenn sie anderer Staatsangehörigkeit sind, das Recht besitzen, selbst oder durch Andere ihre in Österreich liegenden Niederlassungen zu visitieren. Art. 10 § 4 § 4. Die Ordensmitglieder haben das Recht, ihren philosophisch-theologischen Studien in den Schulen ihres Institutes oder in den päpstlichen Hochschulen in Rom zu obliegen. Art. 11 § 1 Artikel XI. § 1. Die Besetzung der kirchlichen Benefizien steht der Kirchenbehörde zu, abgesehen von besonderen Patronats- und Präsentierungsrechten, die auf kanonischen Sondertiteln beruhen. Die Besetzung jener Benefizien, auf welche der Bund oder ein öffentlicher Fonds Präsentationsrechte ausübt, wird auf Grund einer Dreierliste von Kandidaten erfolgen, welche der Diözesanordinarius nach den Vorschriften des kanonischen Rechtes wählt und der staatlichen Kultusverwaltungsbehörde bekannt gibt. Der Diözesanbischof (Praelatus Nullius) wird sofort nach Bestellung eines Geistlichen zu einem Pfarrbenefizium hievon der Regierung Mitteilung machen. Art. 11 § 2 § 2. In Anbetracht der Auslagen des Bundes für die Bezüge der Geistlichen werden zur Leitung und Verwaltung der Diözesen, zum Pfarramte und zur Erteilung des Religionsunterrichtes in den öffentlichen Schulen, endlich zu allen jenen geistlichen Dienstposten, für welche eine Dotation (Kongruaergänzung) aus öffentlichen Mitteln gesetzlich vorgesehen ist, ausschließlich Geistliche bestellt, die a) die österreichische Bundesbürgerschaft besitzen; b) die vorgeschriebenen theologischen Studien an einer kirchlichen theologischen Lehranstalt Österreichs oder an einer deutschsprachigen katholisch-theologischen Fakultät oder an einer päpstlichen Hochschule in Rom durch mindestens drei Jahre mit Erfolg zurückgelegt haben. Von diesen Erfordernissen kann für Hilfspriester sowie für vorübergehend als Religionslehrer bestellte Geistliche in Fällen kirchlichen und staatlichen Einvernehmens abgesehen werden. Bei Verlust der Bundesbürgerschaft wird der betreffende Geistliche seitens der zuständigen kirchlichen Behörde von seinem Amte entfernt werden, falls nicht im Einvernehmen zwischen kirchlicher und staatlicher Behörde Nachsicht erteilt wird. Die Diözesanordinarien werden Geistliche, die wegen eines Verbrechens verurteilt worden

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sind (Artikel XX), nur mit Zustimmung der Bundesregierung im öffentlichen kirchlichen Dienste anstellen oder wiederanstellen. Art. 12 § 1 Artikel XII. § 1. Die Bestellung zu einem kirchlichen Amte ist vom Tage der Amtsübertragung an wirksam; dieser Zeitpunkt wird seitens der zuständigen Kirchenbehörde der staatlichen Kultusverwaltungsbehörde mitgeteilt. Art. 12 § 2 § 2. Die Verwaltung und der Genuß der Einkünfte weltgeistlicher Pfründen während der Vakanz regelt sich nach den Normen des kanonischen Rechtes; insofern aber für eine solche Pfründe ein grundsätzlicher gesetzlicher Anspruch auf finanzielle Leistungen aus dem Religionsfonds beziehungsweise staatlichen Mitteln besteht, fließen die Einkünfte während der Vakanz in den Religionsfonds. Art. 13 § 1 Artikel XIII. § 1. Die beweglichen und unbeweglichen Güter der kirchlichen Rechtssubjekte werden im Rahmen der für Alle geltenden Staatsgesetze gewährleistet. In eben diesem Rahmen hat die Kirche das Recht, neue Güter zu erwerben und zu besitzen; die derart erworbenen Güter werden in gleicher Weise unverletzlich sein. Art. 13 § 2 § 2. Das Vermögen der kirchlichen Rechtssubjekte wird durch die nach dem kanonischen Rechte berufenen Organe verwaltet und vertreten; bei Orden und Kongregationen gilt für den staatlichen Bereich bei Abschluß von Rechtsgeschäften der Lokalobere und, soweit es sich um Rechtsgeschäfte höherer Verbände handelt, der Obere des betreffenden Verbandes als der berufene Vertreter. Die Gebarung mit dem kirchlichen Vermögen findet unter Aufsicht und Kontrolle der zuständigen Kirchenbehörden oder Ordensoberen statt. Ohne deren Zustimmung kann solches Vermögen weder veräußert noch belastet werden. Überdies bedarf es der Zustimmung auch der staatlichen Kultusverwaltung, wenn die beabsichtigte Veräußerung oder Belastung von kirchlichem Stammvermögen die Leistung von Zuschüssen oder erhöhten Zuschüssen aus öffentlichen Mitteln bedingt. Der staatlichen Stellungnahme geht die Anhörung des Diözeseordinarius voraus. Art. 13 § 3 § 3. Die Ordnung und Verwaltung der kirchlichen Stiftungen steht den kirchlichen Organen zu.

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Art. 13 § 4 § 4. Die kirchlichen Rechtssubjekte werden keiner Sondersteuer und dergleichen Abgaben unterworfen werden, die nicht auch für andere Rechtssubjekte gelten. Dies gilt auch hinsichtlich der im Artikel VI, § 3 und § 4, Absatz 2, näher bezeichneten Schulen. Art. 14 Artikel XIV. Die Verwaltungsangelegenheiten der kirchlichen Verbände werden von der Kirche geregelt, wobei der Kirche das Recht zur Einhebung von Umlagen grundsätzlich zukommt; bei Vorschreibung von Umlagen wie überhaupt in allen jenen Fällen, in denen staatliche Interessen berührt werden, wird im Einvernehmen mit der staatlichen Gewalt vorgegangen. Zwecks näherer Durchführung dieses Grundsatzes werden von den kirchlichen Diözesanbehörden im Einvernehmen mit der staatlichen Kultusverwaltung Richtlinien aufgestellt werden. Zur Hereinbringung von Leistungen seitens der Mitglieder von kirchlichen Verbänden wird der Kirche der staatliche Beistand gewährt, sofern diese Leistungen im Einvernehmen mit der Staatsgewalt auferlegt wurden oder aus sonstigen Titeln zu Recht bestehen. Art. 15 § 1 Artikel XV. § 1. Die Republik Österreich wird der katholischen Kirche in Österreich gegenüber stets ihre finanziellen Pflichten erfüllen, welche auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhen. Art. 15 § 2 § 2. Bis zu der im Einvernehmen mit dem Heiligen Stuhle vorzunehmenden Neuregelung wird die Grundlage für die Dotierung des aktiven und pensionierten Klerus die gegenwärtige Kongruagesetzgebung bilden, und zwar mit der Maßgabe, daß bei Änderungen des Diensteinkommens für die Bundesangestellten eine analoge Änderung für den Klerus zu treffen sein wird. Art. 15 § 3 § 3. Den Erzbischöfen, Diözesanbischöfen (Praelatus Nullius), ihren Koadjutoren, Weihbischöfen und Generalvikaren, welche nicht mit einem hinreichenden, aus den Fonds und Erträgnissen der Mensa oder aus dem Religionsfonds, beziehungsweise Bundesschatz stammenden Einkommen ausgestattet sind, wird gemäß einem mit dem Heiligen Stuhle zu treffenden Abkommen, soweit die staatsfinanziellen Verhältnisse dies erlauben, eine angemessene Zulage aus öffentlichen Mitteln auszubezahlen sein. Art. 15 § 4 § 4. Sobald die staatsfinanziellen Verhältnisse es gestatten, wird die neue Diözese „Inns-

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bruck-Feldkirch“ ein Kapitel erhalten. Die Zahl der Dignitäre und Kanoniker wird im Einvernehmen zwischen dem Heiligen Stuhle und der obersten staatlichen Kultusverwaltung festgesetzt. Art. 15 § 5 § 5. Insoweit das Vermögen der Metropolitan- und Kathedralkirchen für die Erhaltung der betreffenden Kirchengebäude, für die Kosten des Gottesdienstes und die Entlohnung der erforderlichen weltlichen Dienstpersonen an diesen Kirchen nicht hinreichen sollte, wird der Bund nach Überprüfung der Sachlage zur Bedeckung des Abganges im Rahmen wenigstens seiner bisherigen Prästationen und nach Maßgabe der staatsfinanziellen Leistungsfähigkeit beitragen. Art. 15 § 6 § 6. Der Bund wird den Priesterseminarien, die gemäß den Vorschriften des kirchlichen Gesetzbuches eingerichtet sind, wie bisher im Rahmen der staatsfinanziellen Leistungsfähigkeit angemessene Zuschüsse gewähren, deren Neuregelung einvernehmlich mit dem Heiligen Stuhle getroffen wird. Die Abrechnungspflicht gegenüber dem Bunde bleibt hinsichtlich solcher Zuwendungen unberührt. Art. 15 § 7 § 7. Die Errichtung kirchlicher Stellen, für welche eine Kongruaergänzung vom Bunde angestrebt wird, bedarf der Zustimmung der obersten staatlichen Kultusverwaltung, welche hiebei erforderlichenfalls auch die Rechtspersönlichkeit der neuerrichteten Stelle für den staatlichen Bereich bestätigen wird. Dagegen können kirchliche Stellen, für welche der Bund keine Kongruazahlungen leistet, von der zuständigen kirchlichen Behörde frei errichtet oder umgewandelt werden; sofern in diesen letzteren Fällen der neu errichteten Stelle auch für den staatlichen Bereich Rechtspersönlichkeit zukommen soll, wird vom zuständigen Diözesanbischof (Praelatus Nullius) eine Anzeige über die erfolgte Errichtung bei der obersten staatlichen Kultusverwaltung zu hinterlegen sein, welche hierüber eine Bestätigung ausstellt. Änderungen in der Abgrenzung von Pfarrsprengeln stehen den Diözesanordinarien zu. Die oberste staatliche Kultusverwaltung behält sich vor, solche Änderungen anzuregen, die geeignet sind, Ersparungen herbeizuführen, und die als sachlich vertretbar erachtet werden. Art. 15 § 8 § 8. Die Gebäude und Grundstücke des Bundes, welche gegenwärtig unmittelbar oder mittelbar kirchlichen Zwecken dienen, einschließlich jener, in deren Genuß religiöse Orden und Kongregationen stehen, werden auch fernerhin unter Bedachtnahme auf allenfalls bestehende Verträge diesen Zwecken überlassen.

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Art. 15 § 9 § 9. Den Religionsfonds kommt kirchlicher Charakter zu; sie sind juristische Personen und werden bis auf weiteres wie bisher im Namen der Kirche vom Bund verwaltet. Im Verhältnis zwischen Religionsfonds und Bundesschatz, namentlich auch hinsichtlich der finanziellen Ergänzungspflicht des letzteren, tritt keine Änderung ein. Art. 16 Artikel XVI. Für die in öffentlichen Spitälern, Heil-, Versorgungs- und dergleichen Anstalten sowie in Gefangenenhäusern, Strafanstalten, Arbeitshäusern, Anstalten für Erziehungsbedürftige und dergleichen Anstalten untergebrachten Personen wird, soweit nicht für die einzelne Anstalt im Einvernehmen mit dem zuständigen Diözesanordinarius eine eigene Anstaltsseelsorge eingerichtet ist, dem Ortsseelsorger und dem an seiner Stelle beauftragten Geistlichen das Recht des freien Zutrittes zu den Anstaltsinsassen behufs freier Ausübung seines geistlichen Amtes gewährleistet. Es besteht Einverständnis, daß im Falle der Einrichtung einer eigenen Anstaltsseelsorge die Bestellung der betreffenden Geistlichen im Einvernehmen mit dem Diözesanordinarius erfolgt. Art. 17 Artikel XVII. Das Einkommen, in dessen Genuß die Geistlichen kraft ihres Amtes stehen, ist im gleichen Maße exekutionsfrei, in dem es die Bezüge der Angestellten des Bundes sind. Art. 18 Artikel XVIII. Die Geistlichen können von Gerichtsbehörden oder anderen Behörden nicht um die Erteilung von Auskünften über Personen oder Dinge ersucht werden, bezüglich deren sie unter dem Siegel geistlicher Amtsverschwiegenheit Kenntnis erhalten haben. Art. 19 Artikel XIX. Die Geistlichen und Ordenspersonen sind vom Geschworenen- und Schöffenamt befreit. Art. 20 Artikel XX. Im Falle der strafgerichtlichen Belangung eines Geistlichen oder einer Ordensperson hat das staatliche Gericht sofort den für den Belangten zuständigen Diözesanordinarius zu verständigen und demselben raschestens die Ergebnisse der Voruntersuchung und gegebenenfalls das Endurteil des Gerichtes sowohl in der ersten als in der Berufungsinstanz zu übermitteln. Im Falle der Verhaftung und Anhaltung in Haft soll der Geistliche (Ordensperson) mit der seinem Stande und seinem hierarchischen Grade gebührenden Rücksicht behandelt werden. Im Falle der rechtskräftigen unbedingten Verurteilung eines Geistlichen wegen eines Ver-

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brechens wird die Bundesregierung unbeschadet sonstiger aus den strafgesetzlichen Vorschriften sich ergebender Rechtsfolgen, falls der Diözesanordinarius den Geistlichen nicht ohnehin von seinem Amte entfernt, die Einstellung der ihm etwa zukommenden Dotation (Kongruaergänzung) verfügen. Art. 21 Artikel XXI. Der Gebrauch des kirchlichen oder Ordensgewandes seitens Laien oder seitens Geistlicher und Ordenspersonen, denen er von der zuständigen Kirchenbehörde durch endgültige Anordnung verboten worden ist, die zu diesem Zwecke zuständigen staatlichen Behörden amtlich bekanntzugeben sein wird, ist unter den gleichen Sanktionen und Strafen verboten, mit welchen der Mißbrauch der militärischen Uniform verboten und bestraft wird. Art. 22 Artikel XXII. Alle anderen auf kirchliche Personen oder Dinge bezüglichen Materien, welche in den vorhergehenden Artikeln nicht behandelt wurden, werden dem geltenden kanonischen Recht gemäß geregelt werden. Sollte sich in Zukunft irgendeine Schwierigkeit bezüglich der Auslegung der vorstehenden Artikel ergeben oder die Regelung einer in diesem Konkordate nicht behandelten, kirchliche Personen oder Dinge betreffenden Frage, die auch den staatlichen Bereich berührt, notwendig werden, so werden der Heilige Stuhl und die Bundesregierung im gemeinsamen Einverständnis eine freundschaftliche Lösung herbeiführen, beziehungsweise eine einvernehmliche Regelung treffen. Mit dem Inkrafttreten des gegenwärtigen Konkordates werden alle in Österreich noch in Geltung stehenden Gesetze und Verordnungen, insoweit sie mit den Bestimmungen dieses Konkordates in Widerspruch stehen, außer Kraft treten. Art. 23 Artikel XXIII. Dieses Konkordat, dessen deutscher und italienischer Text gleiche Kraft haben, soll ratifiziert und die Ratifikationsurkunden sollen möglichst bald ausgetauscht werden. Es tritt mit dem Tage ihres Austausches in Kraft. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten das gegenwärtige Konkordat unterzeichnet. Geschehen in doppelter Urschrift.  In der Vatikanstadt, am 5. Juni 1933.

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Anl. 1 Zusatzprotokoll. Bezüglich des in der Vatikanstadt am 5. Juni 1933 unterzeichneten Konkordates zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich haben die Hohen Vertragschließenden Teile die folgenden Erklärungen abgegeben, die als integrierende Bestandteile des Konkordates zu gelten haben. Zu Artikel IV, § 2, wird erklärt, daß im Falle, als die österreichische Bundesregierung einen Einwand allgemein politischen Charakters erheben sollte, der Versuch zu unternehmen ist, zu einem Einvernehmen zwischen dem Heiligen Stuhle und der Bundesregierung analog der Bestimmung des Artikels XXII, Absatz 2, des Konkordates zu erlangen; sollte dieser Versuch erfolglos bleiben, so ist der Heilige Stuhl in der Durchführung der Besetzung frei. Das gleiche gilt auch für die Ernennung eines Koadjutors mit dem Rechte der Nachfolge für einen österreichischen Erzbischof oder Bischof oder einen Prälaten Nullius. Zu Artikel V, § 1, Absatz 3. Seitens der obersten staatlichen Unterrichtsverwaltung wird nach Anhörung der zuständigen Diözesanbischöfe festgestellt werden, von welchen kirchlichen theologischen Lehranstalten der Übertritt an eine vom Staate erhaltene katholisch-theologische Fakultät während des Studienganges bei Erfüllung der für die Zulassung zum ordentlichen Universitätsstudium sonst vorgeschriebenen Voraussetzungen möglich ist. Im Hinblick darauf wird auch der Heilige Stuhl dafür Vorsorge treffen, daß der Studienplan dieser kirchlichen Lehranstalten im Rahmen der ihnen gestellten Aufgaben dem Studienplane der vom Staate erhaltenen katholisch-theologischen Fakultäten in den wesentlichen Punkten nach Möglichkeit angepaßt werde. Zu Artikel V, § 2. Die an päpstlichen Hochschulen erworbenen Doktorate aus Teilgebieten der Theologie gelten in Österreich insoweit, als es sich nicht um die Ausübung eines weltlichen Berufes handelt. Zu Artikel V, § 4. Falls ein gemäß dieser Konkordatsbestimmung von der Ausübung seiner Lehrtätigkeit enthobener Professor nicht eine andere staatliche Verwendung findet, wird er in seiner Eigenschaft als Bundeslehrer unter Zuerkennung des ihm gemäß seiner anrechenbaren Dienstzeit zukommenden Ruhegenusses, jedenfalls aber des Mindestruhegenusses, sofern er nach Maßgabe der sonstigen staatlichen Vorschriften nicht überhaupt den Anspruch auf Ruhegenuß verwirkt hat, in den Ruhestand versetzt. Das gleiche gilt für die katholischen Religionslehrer an den staatlichen mittleren Lehranstalten. Die Bestimmung über die Sorge für einen entsprechenden Ersatz hat auf diese Lehrer sinngemäß Anwendung zu finden. Zu Artikel VI, § 1, Absatz 1. Zur Hintanhaltung von Mißverständnissen wird festgestellt, daß zu den niederen und mittleren Lehranstalten auch die gewerblichen, Handwerker-, die land- und forstwirtschaftlichen, kommerziellen und dergleichen Schulen einschließlich der bezüglichen Fortbildungsschulen zählen.

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Zu Artikel VI, § 1, Absatz 3, Satz 1. Die Erteilung von Dispensen von der Teilnahme an den religiösen Übungen steht dem Religionslehrer zu. Satz 2. Hiedurch ist nicht ausgeschlossen, daß die Aufwendungen für die Religionslehrer im Falle einer Änderung analoger Bezüge anderer Lehrpersonen entsprechend geändert werden. Zu Artikel VI, § 2. Es besteht Einverständnis darüber, daß den Diözesanordinarien und deren Beauftragten das Recht zusteht, Mißstände im religiös-sittlichen Leben der katholischen Schüler wie auch deren nachteilige oder ungehörige Beeinflussung in der Schule, insbesondere etwaige Verletzungen ihrer Glaubensüberzeugung oder religiösen Empfindungen im Unterricht bei den staatlichen Schulbehörden zu beanständen, die auf entsprechende Abhilfe Bedacht nehmen werden. Es besteht insbesondere Einverständnis darüber, daß im Burgenland konfessionelle Schulen als öffentliche Schulen bestehen. Weiters besteht Einverständnis darüber, daß im Falle einer Änderung der schulbehördlichen Organisation im Bundesgebiete oder in Teilen desselben für die bisherige Vertretung der Interessen der Kirche entsprechend vorgesorgt wird. Zu Artikel VI, § 3. Es besteht Einverständnis darüber, daß die im § 3 genannten kirchlichen Rechtssubjekte zur Bestellung weltlicher Lehrkräfte nicht verhalten werden dürfen, wenn geistliche Lehrkräfte, die gemäß den staatlichen Vorschriften lehrbefähigt sind, zur Verfügung stehen, und daß bei Handhabung der allgemeinen staatlichen Schulvorschriften auf etwaige aus der Ordensdisziplin sich ergebende Pflichten der geistlichen Lehrpersonen Bedacht genommen werden wird. Zu Artikel VII. (1) Die Republik Österreich anerkennt auch die Zuständigkeit der kirchlichen Behörden zum Verfahren bezüglich des Privilegium Paulinum. (2) Der Heilige Stuhl willigt ein, daß das Verfahren bezüglich der Trennung der Ehe von Tisch und Bett den staatlichen Gerichten zusteht. (3) Der Heilige Stuhl wird die Herausgabe einer Instruktion durch den österreichischen Episkopat veranlassen, die für alle Diözesen (Praelatura Nullius) verbindlich sein wird. Zu Artikel VIII, § 1. Der Heilige Stuhl gesteht zu, daß im Falle der Erledigung des Amtes des Militärvikars die Bundesregierung vor der Designation des Nachfolgers dem Heiligen Stuhle jeweils in vertraulicher Weise auf diplomatischem Wege die eine oder andere ihr hierzu geeignet erscheinende Persönlichkeit unverbindlich bekannt gibt. Auch die einzelnen Diözesanbischöfe legen analog der Bestimmung des Artikels IV, § 1, Absatz 2, dem Heiligen Stuhl eine unverbindliche Liste vor. Zu Artikel IX. Durch diesen Artikel werden staatliche Bestimmungen, in welchen noch andere Tage als Ruhetage erklärt werden, nicht berührt. Zu Artikel X, § 3. Der heilige Stuhl wird dafür Sorge tragen, daß der Provinzverband der in Österreich bestehenden oder zu errichtenden religiösen Niederlassungen nach Tunlichkeit mit den Staatsgrenzen der Republik Österreich in Übereinstimmung gebracht wird. Die Bundesregierung nimmt die vom Heiligen Stuhle angeregte Frage einer Neuregelung

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der Pfarren, die im Gebiete der Republik Österreich geistlichen Orden und Kongregationen inkorporiert oder von solchen verwaltet sind, zur Kenntnis und wird, namentlich soweit es sich um einen Austausch einiger Regularpfarren gegen Säkularpfarren handelt, an einer solchen Aktion der zuständigen kirchlichen Behörden im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten des Bundes mitwirken. Zu Artikel XI, § 1. (1) Streitigkeiten über die Frage, ob eine Kirche oder eine Pfründe einem Patronat unterliege oder hinsichtlich der letzteren das freie Besetzungsrecht des Bischofs eintrete, sowie über die Frage, wem ein Kirchen- oder Pfründenpatronat zukomme, sind von der Kirchenbehörde nach den Vorschriften des kirchlichen Gesetzbuches zu entscheiden. Von der betreffenden kirchenbehördlichen Entscheidung ist die oberste staatliche Kultusverwaltungsbehörde durch Übersendung einer Originalausfertigung der Entscheidung in Kenntnis zu setzen. (2) Der Heilige Stuhl stimmt zu, daß sämtliche Streitigkeiten über Leistungen, welche auf Grund eines bestehenden Patronates angesprochen werden, von den Behörden der staatlichen Kultusverwaltung im instanzmäßigen Verfahren entschieden werden; insofern in solchen Streitfällen der Bestand des Patronates selbst bestritten ist und darüber noch keine rechtskräftige kirchenbehördliche Entscheidung vorliegt, stimmt der Heilige Stuhl zu, daß die Behörden der staatlichen Kultusverwaltung dort, wo Gefahr im Verzuge ist, auf Grund des bisherigen ruhigen Besitzstandes oder, soweit derselbe nicht sofort ermittelt werden kann, auf Grund der summarisch erhobenen tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse ein Provisorium verordnen. Zu Artikel XIII, § 2. Der Heilige Stuhl wird die Diözesanordinarien anweisen, bei intabulationspflichtigen Rechtsgeschäften auf der Urkunde nach vorheriger Überprüfung eine Klausel beizusetzen, daß gegen die bücherlich einzutragende Berechtigung oder Verpflichtung kirchlicherseits kein Anstand obwaltet und daß die Vertreter der kirchlichen Rechtssubjekte, welche das Rechtsgeschäft abgeschlossen haben, hiezu berufen waren. Zu Artikel XIV. Der Bund räumt den Vereinigungen, die vornehmlich religiöse Zwecke verfolgen, einen Teil der katholischen Aktion bilden und als solche der Gewalt des Diözesanordinarius unterstehen, volle Freiheit hinsichtlich ihrer Organisation und Betätigung ein. Der Bund wird dafür Sorge tragen, daß die Erhaltung und Entfaltungsmöglichkeit der seitens der zuständigen kirchlichen Oberen anerkannten katholischen Jugendorganisationen geschützt werde und daß in vom Staat eingerichteten Jugendorganisationen der katholischen Jugend die Erfüllung ihrer religiösen Pflichten in würdiger Weise und ihre Erziehung in religiös-sittlichem Sinne nach den Grundsätzen der Kirche gewährleistet werde. Die Presse wird hinsichtlich der Vertretung katholischer Lehrsätze keinen Beschränkungen unterworfen sein. Der heilige Stuhl stimmt zu, daß Streitigkeiten über Verpflichtungen zu Leistungen an Geld oder Geldeswert für Kultuszwecke unbeschadet der Bestimmungen des Absatzes 2 des Zusatzprotokolles zu Artikel XI, § 1, bis zu einer einvernehmlichen Neuregelung von den staatlichen Behörden entschieden werden, und zwar, wenn eine solche Leistung aus

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dem allgemeinen Grunde der Zugehörigkeit zu einem kirchlichen Verbande in Anspruch genommen wird, von den Behörden der staatlichen Kultusverwaltung im ordentlichen Instanzenzuge, sonst von den Zivilgerichten. Bei Gefahr im Verzuge kann ein Provisorium im Sinne des Absatzes 2 des Zusatzprotokolles zu Artikel XI, § 1, verfügt werden. Die im Gebiete der Republik Österreich in betreff der Herstellung und Erhaltung der Kirchen- und Pfründengebäude sowie in betreff der finanziellen Bestreitung der sonstigen Kirchenerfordernisse bestehenden Normen einschließlich des Gesetzes vom 31. Dezember 1894, R.G.Bl. Nr. 7 ex 1895, bleiben mit den aus diesem Konkordat sich ergebenden Modifikationen bis zu einer im Einvernehmen zwischen der Kirchen- und Staatsgewalt getroffenen Neuregelung aufrecht. Zu Artikel XV, § 3. Hiebei wird auch auf die Kosten der Führung der Ordinariatskanzleien, soweit für deren Zwecke nicht bereits Vorsorge getroffen ist, nach Maßgabe der staatsfinanziellen Verhältnisse Bedacht zu nehmen sein. Zu Artikel XV, § 5. Kürzungen aus staatsfinanziellen Gründen werden nicht ohne vorheriges Benehmen erfolgen. Zu Artikel XXII, Absatz 3. Unter anderem treten hiemit die Gesetze vom 7. Mai 1874, R.G.Bl. Nr. 50 und Nr. 51, in ihrem ganzen Umfange außer Kraft.

10.5.2 Das Teilkonkordat zu vermögensrechtlichen Beziehungen von 1960 Langtitel

VERTRAG ZWISCHEN DEM HEILIGEN STUHL UND DER REPUBLIK ÖSTERREICH ZUR REGELUNG VON VERMÖGENSRECHTLICHEN BEZIEHUNGEN StF: BGBl. Nr. 195/1960 (NR: GP IX RV 232 AB 252 S. 37. BR: S. 163.) Änderung

BGBl. Nr. 107/1970 (NR: GP XI RV 1412 AB 1473 S. 167. BR: S. 286.) BGBl. Nr. 220/1976 (NR: GP XIV RV 97 AB 125 S. 20. BR: AB 1476 S. 350.) BGBl. Nr. 49/1982 (NR: GP XV RV 813 AB 872 S. 90. BR: S. 415.) BGBl. Nr. 86/1990 (NR: GP XVII RV 1071 VV S. 119. BR: AB 3768 S. 522.) BGBl. Nr. 609/1996 idF BGBl. Nr. 680/1996 (DFB) (NR: GP XX RV 101 AB 152 S. 25. BR: AB 5200 S. 614.) BGBl. III Nr. 120/2009 (NR: GP XXIV RV 163 AB 290 S. 31. BR: AB 8161 S. 774.) Sonstige Textteile

Nachdem der Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich zur Regelung von vermögensrechtlichen Beziehungen, welcher also lautet: die verfassungsmäßige Genehmigung des Nationalrates erhalten hat, erklärt der Bundesprä-

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sident diesen Vertrag für ratifiziert und verspricht im Namen der Republik Österreich die gewissenhafte Erfüllung der in diesem Vertrage enthaltenen Bestimmungen. Zu Urkund dessen ist die vorliegende Ratifikationsurkunde vom Bundespräsidenten unterzeichnet, vom Bundeskanzler, vom Bundesminister für Unterricht, vom Bundesminister für Finanzen, vom Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und vom Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten gegengezeichnet und mit dem Staatssiegel der Republik Österreich versehen worden. Geschehen zu Wien, am 20. Juli 1960. Ratifikationstext

Die Ratifikationsurkunden zu dem vorliegenden Vertrag sind am 13. August 1960 ausgetauscht worden; der Vertrag ist somit gemäß seinem Art. X am 13. August 1960 in Kraft getreten. Präambel/Promulgationsklausel

Zwischen dem Heiligen Stuhl, vertreten durch dessen Bevollmächtigten, Seine Exzellenz, den Herrn Apostolischen Nuntius in Österreich, Titularerzbischof von Stauropolis, Dr. Giovanni DELLEPIANE in Wien, und der Republik Österreich, vertreten durch deren Bevollmächtigte, Herrn Dr. Bruno KREISKY, Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten, und Herrn Dr. Heinrich DRIMMEL, Bundesminister für Unterricht, wird nachstehender Vertrag geschlossen: Artikel I Der Heilige Stuhl und die Republik Osterreich sind übereingekommen, mit diesem Vertrag gewisse vermögensrechtliche Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und dem Staat zu regeln und verschiedene Vorschriften des Konkordates vom 5. Juni 1933 sowie des Zusatzprotokolls abzuändern. Artikel II (1) Die Republik Österreich wird der Katholischen Kirche im Hinblick auf den Wegfall der Dotierung des Klerus aus der ehemaligen Kongrua-Gesetzgebung, im Hinblick auf den Wegfall der öffentlichen Patronate und Kirchenbaulasten, zur Abgeltung der Ansprüche, die von der Katholischen Kirche auf das Religionsfondsvermögen erhoben werden, sowie in Anbetracht der Bestimmungen des Artikels VIII dieses Vertrages beginnend mit dem Jahr 1961 alljährlich folgende Leistungen erbringen: a) einen Betrag von 17.295.000 Euro, b) den Gegenwert der jeweiligen Bezüge von 1250 Kirchenbediensteten unter Zugrundelegung eines Durchschnittsbezuges; als solcher wird der jeweilige

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Gehalt eines Bundesbeamten der Verwendungsgruppe A, Dienstklasse IV, 4. Gehaltsstufe, zuzüglich Sonderzahlungen und Teuerungszuschlägen angenommen. (2) Die Zahlung wird jeweils in vier gleichen Teilbeträgen bis längstens 31. Mai, 31. Juli, 30. September und 30. November eines jeden Jahres zu Handen der Erzdiözese Wien geleistet werden. (3) Der Gesamtbetrag nach Absatz 1 wird von der Katholischen Kirche aufgeteilt. (4) Die Kirchenbeiträge werden weiter eingehoben; über ihre Erträgnisse kann die Katholische Kirche frei verfügen. Artikel III (1) Das Vermögen der durch das österreichische Bundesgesetz vom 20. Dezember 1955, BGBl. Nr. 269, errichteten Religionsfonds-Treuhandstelle wird wie folgt aufgeteilt: 1. Vermögen, das von einer kirchlichen Einrichtung aus welchem Titel immer am 13. März 1938 oder am 1. September 1959 benützt wurde, wie Kirchen, Pfarrhöfe oder Klostergebäude samt den dazugehörigen mit diesen in wirtschaftlichem Zusammenhang stehenden Grundstücken, Dotationsgüter und ähnliches, geht in das Eigentum der Katholischen Kirche über. 2. Zum Zweck der Erhaltung des in Ziffer 1 angeführten Vermögens erhält die Katholische Kirche forstlich genutzte produktive Liegenschaften mittlerer Art und Güte im Ausmaß von rund 5600 ha, welche von den österreichischen Bundesforsten derzeit für die Religionsfonds-Treuhandstelle verwaltet werden. 3. Das gemäß Ziffer 1 der Katholischen Kirche zufallende Vermögen geht in das Eigentum der Erzdiözese Wien und das ihr gemäß Ziffer 2 zufallende Vermögen in das Eigentum der Erzdiözese Salzburg über. 4. Das verbleibende Vermögen wird unbeschadet der Bestimmung des Artikels V Absatz 2 in das Eigentum der Republik Österreich übertragen. (2) Soweit es zur wirtschaftlichen Abrundung von einzelnen Vermögensübertragungen erforderlich ist, kann das im Absatz 1 Ziffer 1 und 2 angegebene Vermögen in das Eigentum der Republik Österreich und das im Absatz 1 Ziffer 4 bezeichnete Vermögen in das Eigentum der einen oder der anderen, in Ziffer 3 angegebenen Erzdiözese mit Genehmigung der österreichischen Bundesregierung und der interessierten Erzdiözese übertragen werden. Artikel IV (1) Der Eigentumsübergang an den im Artikel III genannten Vermögen vollzieht sich nach den österreichischen Rechtsvorschriften. Zu diesem Zweck hat die Religionsfonds-Treuhandstelle die unter Artikel III fallenden Vermögen schriftlich namentlich zu bezeichnen. Die Bezeichnungen bedürfen im Falle des Artikels III, Absatz 1, Ziffer 1, der Genehmigung der Erzdiözese Wien, im Falle des Artikels III, Absatz 1, Ziffer 2, der Genehmigung der Erzdiözese Salzburg und in beiden Fällen der Genehmigung der Bundesregierung der Republik Österreich.

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(2) Die nach Absatz 1 erforderlichen Maßnahmen sind möglichst binnen zweier Jahre nach Inkrafttreten dieses Vertrages zu treffen. (3) Die schriftlichen Bezeichnungen des unbeweglichen Vermögens im Sinne des Absatzes 1 stellen öffentliche Urkunden im Sinne des § 33 des österreichischen Allgemeinen Grundbuchgesetzes 1955 dar. Artikel V (1) Die Republik Österreich überträgt in das Eigentum der Erzdiözese Salzburg oder in das Eigentum einer vom Ordinarius der Erzdiözese Salzburg binnen eines Jahres nach Inkrafttreten dieses Vertrages namhaft zu machenden juristischen Person die Liegenschaften Einlagezahl 174, 183, 188, 209, 228, 236 und 477 des Grundbuches der Stadt Salzburg, Innere Stadt, sowie die Liegenschaft Einlagezahl 1772 des Grundbuches Aigen des Gerichtsbezirkes Salzburg. (2) Der Erzbischöfliche Stuhl Salzburg erhält ferner aus dem Vermögen der Religionsfonds-Treuhandstelle in das Eigentum rund 560 ha forstlich genutzte produktive Liegenschaften mittlerer Art und Güte. (3) Der Eigentumsübergang an den im Absatz 1 und 2 genannten Liegenschaften vollzieht sich nach den österreichischen Rechtsvorschriften. (4) Das Bundesministerium für Unterricht hat für die Einverleibung des Eigentumsrechtes an den im Absatz 1 genannten Liegenschaften eine Amtsbestätigung auszustellen; diese gilt als Urkunde im Sinne des § 33 des österreichischen Allgemeinen Grundbuchgesetzes 1955. (5) Hinsichtlich der im Absatz 2 genannten Liegenschaften gilt Artikel IV sinngemäß. Artikel VI (1) Die Republik Österreich wird der Apostolischen Administratur Burgenland (Diözese Eisenstadt) für die bisherige Inanspruchnahme der im Eigentum der Katholischen Kirche oder ihrer Orden, Kongregationen und sonstiger kirchlicher Einrichtungen stehenden Gebäude, Grundstücke, Einrichtungsgegenstände, Lehrmittel und Bücher, die im Bereich dieser Apostolischen Administratur (Diözese) gelegen und Schulzwecken gewidmet sind oder waren, eine einmalige und endgültige Leistung im Betrag von 10 Millionen Schilling erbringen. (2) Die Zahlung wird in vier gleichen Jahresraten, die erste einen Monat nach Inkrafttreten dieses Vertrages, die folgenden werden jeweils bis 1. Juli eines jeden Jahres erbracht werden. Artikel VII (1) Die durch diesen Vertrag veranlassten Rechtsvorgänge, Urkunden und Schriften, welche die Übertragung von Vermögenswerten zum Gegenstand haben, sind von den Stempel- und Rechtsgebühren, der Grunderwerbsteuer, der Schenkungsteuer, den Gerichts- und Justizverwaltungsgebühren sowie den Verwaltungsabgaben des Bundes befreit. (2) Werden die auf Grund dieses Vertrages übertragenen Vermögenswerte innerhalb eines

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Zeitraumes von zwei Jahren ab Übertragung des Eigentumsrechtes von der Erzdiözese Wien oder von der Erzdiözese Salzburg an kirchliche Einrichtungen weiterübertragen oder werden innerhalb dieses Zeitraumes von der Erzdiözese Wien oder von der Erzdiözese Salzburg oder von kirchlichen Einrichtungen Liegenschaftstauschverträge über die im Artikel III, Absatz 1, Ziffer 1 und 2, und im Artikel V, Absatz 2, genannten Liegenschaften abgeschlossen, so sind diese Rechtsvorgänge sowie die hiedurch veranlassten Urkunden und Schriften von den im Absatz 1 bezeichneten Abgaben befreit. Wurden solche Liegenschaften an andere Personen als an die Erzdiözese Wien oder an die Erzdiözese Salzburg oder an kirchliche Einrichtungen veräußert, so kommt jeder weiteren Übertragung der Liegenschaften die genannte Abgabenbefreiung nicht zu. Artikel VIII (1) Durch diesen Vertrag sind die finanziellen Pflichten, die zu Lasten der Republik Österreich auf Grund der in Absatz 2 näher bezeichneten Bestimmungen des Konkordates vom 5. Juni 1933 und des Zusatzprotokolls hiezu begründet oder bekräftigt worden sind oder deren Übernahme in Aussicht gestellt worden ist, neu geregelt. Ebenso sind alle finanziellen Ansprüche der Katholischen Kirche und ihrer Einrichtungen aus dem Teil V des Staatsvertrages, betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich, vom 15. Mai 1955, insbesondere auch alle Ansprüche aus schon bestehenden und künftigen Entschädigungsregelungen der Republik Österreich für Verfolgungssachschäden endgültig abgegolten. Die Katholische Kirche anerkennt, daß die Republik Österreich über die in diesem Vertrag zugesagten Leistungen hinaus auf den darin behandelten Gebieten keine weiteren finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen hat. (2) Artikel XI, § 1, letzter Absatz, und § 2, Absätze 1 bis 3, Artikel XII, § 2, letzter Halbsatz, Artikel XIII; § 2, letzter Absatz, Artikel XV, §§ 2, 3, 5, 6, 7, Absatz 1, erster Satz, und Absatz 2, letzter Satz, und § 9, Artikel XX, letzter Absatz, des Konkordates vom 5. Juni 1933 sowie die Bestimmungen zu Artikel X, § 3, letzter Absatz, zu Artikel XIV, letzter Absatz, jedoch nur in Anbetracht des Gesetzes vom 31. Dezember 1894, RGBl. Nr. 7/1895, zu Artikel XV, § 3 und § 5 des Zusatzprotokolls vom 5. Juni 1933 werden als nicht mehr in Geltung stehend festgestellt. Artikel IX Artikel XXII, Absatz 2, des Konkordates vom 5. Juni 1933 gilt für die Regelung von Schwierigkeiten bezüglich der Auslegung dieses Vertrages sinngemäß. Artikel X Dieser Vertrag, dessen deutscher und italienischer Text authentisch ist, soll ratifiziert und die Ratifikationsurkunden sollen so bald wie möglich in Rom ausgetauscht werden. Er tritt mit dem Tage des Austausches der Ratifikationsurkunden in Kraft.

10.5 Das Konkordat

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Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten diesen Vertrag in doppelter Urschrift unterzeichnet. Geschehen in Wien am 23. Juni 1960.

10.5.3 Das Teilkonkordat zum Schulwesen von 1962 Langtitel

Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich zur Regelung von mit dem Schulwesen zusammenhängenden Fragen samt Schlußprotokoll StF: BGBl. Nr. 273/1962 (NR: GP IX RV 767 AB 772 S. 109. BR: S. 195.) Änderung

BGBl. Nr. 289/1972 (NR: GP XIII RV 288 AB 336 S. 31. BR: S. 311.) Sonstige Textteile

Nachdem der am 9. Juli 1962 in Wien unterzeichnete Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich zur Regelung von mit dem Schulwesen zusammenhängenden Fragen samt Schlußprotokoll, welcher also lautet: […] die verfassungsmäßige Genehmigung des Nationalrates erhalten hat, erklärt der Bundespräsident diesen Vertrag samt Schlußprotokoll für ratifiziert und verspricht im Namen der Republik Österreich die gewissenhafte Erfüllung der darin enthaltenen Bestimmungen. Zu Urkund dessen ist die vorliegende Ratifikationsurkunde vom Bundespräsidenten unterzeichnet, vom Bundeskanzler, vom Bundesminister für Unterricht, vom Bundesminister für Finanzen und vom Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten gegengezeichnet und mit dem Staatssiegel der Republik Österreich versehen worden. Geschehen zu Wien, am 31. Juli 1962. Ratifikationstext

Die Ratifikationsurkunden zu dem vorliegenden Vertrag sind am 27. August 1962 ausgetauscht worden; der Vertrag tritt somit gemäß seinem Artikel VI am 27. September 1962 in Kraft. Präambel/Promulgationsklausel

Der Heilige Stuhl, vertreten durch dessen Bevollmächtigten, Seine Exzellenz den Herrn Apostolischen Nuntius in Österreich, Monsignore Opilio Rossi, Titularerzbischof von Ancira,

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und die Republik Österreich, vertreten durch deren Bevollmächtigte, Herrn Dr. Bruno Kreisky, Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten, und Herrn Dr. Heinrich Drimmel, Bundesminister für Unterricht, von dem Wunsche geleitet, die Fragen, die sich aus einer Neuordnung des Schulwesens in Österreich mit Beziehung auf die Bestimmungen des Artikels VI des Konkordates vom 5. Juni 1933 und des diesbezüglichen Zusatzprotokolls ergeben, einer Regelung in gegenseitigem Einvernehmen zuzuführen, haben nachstehenden Vertrag geschlossen: Artikel I Art. 1 § 1 § 1. (1) Die Kirche hat das Recht, den katholischen Schülern an allen öffentlichen und allen mit Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen Religionsunterricht zu erteilen. (2) An den öffentlichen und den mit Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Pädagogischen Akademien wird mit Rücksicht auf den besonderen Charakter des Lehrbetriebes an diesen Akademien Religionspädagogik gelehrt. Die Bestimmungen dieses Artikels über den Religionsunterricht gelten sinngemäß auch für die Religionspädagogik. (3) Das gegenwärtig bestehende Stundenausmaß des Religionsunterrichtes soll nicht herabgesetzt werden. Eine Neufestsetzung des Stundenausmaßes wird zwischen der Kirche und dem Staate einvernehmlich erfolgen. Den katholischen Schulen (Artikel II) wird es freistehen, nach Anzeige an die zuständige staatliche Schulbehörde ein höheres Ausmaß für den Religionsunterricht festzusetzen. Art. 1 § 2 § 2. (1) Der Religionsunterricht wird an allen öffentlichen und an allen mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen vorbehaltlich der Bestimmungen des Absatzes 2 für alle katholischen Schüler Pflichtgegenstand sein. (2) Mit Rücksicht auf die besondere Organisation der gewerblichen und kaufmännischen Berufsschulen für Lehrlinge erhebt der Heilige Stuhl nicht dagegen Einwand, daß in diesen Schulen der Religionsunterricht als nichtobligater Unterrichtsgegenstand geführt wird. Ein in einzelnen Bundesländern bisher bestehender darüber hinausgehender Zustand bleibt unberührt. Art. 1 § 3 § 3. (1) Die Religionslehrer an den öffentlichen Schulen werden entweder vom Staate (Bund oder Bundesländer) nach den für staatliche Lehrer gleichartiger Vorbildung und Verwendung geltenden Vorschriften angestellt oder von der Kirche bestellt. (2) Als Religionslehrer dürfen nur solche Personen angestellt werden, die von der Kirchenbehörde als hiezu befähigt erklärt und vorgeschlagen sind. Die Erteilung des Religionsunterrichtes ist an den Besitz der „missio canonica“ gebunden. Die Zuerkennung und Aberken-

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nung der „missio canonica“ steht als innere kirchliche Angelegenheit der Kirchenbehörde zu. (3) Die Kirche wird nur solche Personen zu Religionslehrern bestellen, welche überdies die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen und die für staatlich angestellte Religionslehrer vorgeschriebene allgemeine Vorbildung nachweisen. Vom Erfordernis der österreichischen Staatsbürgerschaft wird das zuständige Bundesministerium in berücksichtigungswürdigen Fällen Nachsicht erteilen. (4) Staatlich angestellte Religionslehrer, denen die „missio canonica“ entzogen wird, werden für die Erteilung des Religionsunterrichtes nicht mehr verwendet werden; sie werden nach Maßgabe der staatlichen Vorschriften entweder in eine anderweitige Dienstverwendung genommen oder in den Ruhestand versetzt oder aus dem staatlichen Dienstverhältnis ausgeschieden. (5) Alle Religionslehrer unterstehen hinsichtlich der Vermittlung des katholischen Lehrgutes ausschließlich den kirchlichen Vorschriften und Anordnungen; im übrigen unterstehen sie in der Ausübung ihrer Lehrtätigkeit auch den allgemeinen staatlichen Schulvorschriften. (6) Der Staat übernimmt es, den gesamten Personalaufwand für alle Religionslehrer an den öffentlichen Schulen nach Maßgabe der für staatliche Lehrer gleichartiger Vorbildung und Verwendung geltenden Besoldungsvorschriften zu tragen. Soweit es sich hiebei um von der Kirche bestellte Religionslehrer handelt, richtet sich ihre Remuneration nach dem für nebenamtliche Lehrer geltenden Besoldungsschema. Art. 1 § 4 § 4. (1) Die Besorgung, Leitung und Beaufsichtigung des Religionsunterrichtes wird von der Kirche nach Maßgabe der ihr nach diesem Artikel zukommenden Aufgaben ausgeübt. Die staatlichen Schulaufsichtsorgane sind jedoch befugt, auch den Religionsunterricht in organisatorischer und schuldisziplinärer Hinsicht zu beaufsichtigen. (2) Für die unmittelbare Beaufsichtigung des Religionsunterrichtes steht es der Kirche frei, Religionsunterrichtsinspektoren zu bestellen, die den staatlichen Schulbehörden bekanntgegeben werden. Das Recht der nach den kirchenrechtlichen Vorschriften zur Visitation des Religionsunterrichtes sonst berufenen Organe der Kirche, insbesondere jenes des Diözesanordinarius, über die Erteilung des Religionsunterrichtes und die Teilnahme der Schüler an diesem zu wachen, wird hiedurch nicht berührt. (3) Der Staat übernimmt es, für eine der Anzahl staatlicher Schulinspektoren für einzelne Gegenstände entsprechende Zahl von Religionsunterrichtsinspektoren den Personalaufwand nach Maßgabe der staatlichen Besoldungsvorschriften für Schulinspektoren für einzelne Gegenstände zu tragen. Art. 1 § 5 § 5. (1) Die Lehrpläne für den Religionsunterricht werden hinsichtlich des Lehrstoffes von der Kirchenbehörde erlassen und der obersten staatlichen Schulbehörde mitgeteilt werden.

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(2) Für den Religionsunterricht werden von der Kirche nur Lehrbücher und Lehrmittel verwendet werden, die der staatsbürgerlichen Erziehung nach christlicher Lehre förderlich sind. Art. 1 § 6 § 6. (1) Die Teilnahme an den von der Kirche für die katholischen Lehrer und Schüler der öffentlichen und der mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen zu besonderen Anlässen des schulischen, kirchlichen oder staatlichen Lebens, insbesondere zu Beginn und am Ende des Schuljahres, abgehaltenen Schülergottesdiensten sowie die Teilnahme an sonstigen religiösen Übungen oder Veranstaltungen wird den Lehrern und Schülern mindestens im bisherigen Umfang während der Schulzeit ermöglicht werden. Artikel II Art. 2 § 1 § 1. (1) Die Kirche und ihre nach kirchlichem Recht bestehenden Einrichtungen haben das Recht, unter Beobachtung der staatlichen allgemeinen schulrechtlichen Vorschriften Schulen aller Arten zu errichten und zu führen. (2) Auf die Dauer der Erfüllung der in den staatlichen Schulgesetzen hiefür taxativ aufgestellten Voraussetzungen ist den im Absatz 1 genannten Schulen das Öffentlichkeitsrecht zuzuerkennen. (3) Unter Beobachtung der staatlichen allgemeinen Vorschriften haben die Kirche und ihre nach kirchlichem Recht bestehenden Einrichtungen auch das Recht, Kindergärten, Schülerhorte, Schülertagesheime, Schülerheime und ähnliche Einrichtungen zu errichten und zu führen. Art. 2 § 2 § 2. (1) Der Staat wird der Katholischen Kirche laufend Zuschüsse zum Personalaufwand der katholischen Schulen mit Öffentlichkeitsrecht gewähren. Der Heilige Stuhl erklärt sich vorbehaltlich der Bestimmungen des Artikels V damit einverstanden, daß hiefür die folgende Regelung gelten soll. (2) Der Staat wird für diese katholischen Schulen jene Lehrerdienstposten zur Verfügung stellen, die zur Erfüllung des Lehrplanes der betreffenden Schulen erforderlich sind, soweit das Verhältnis zwischen der Zahl der Schüler und der Zahl der Lehrer der betreffenden katholischen Schule im wesentlichen jenem an öffentlichen Schulen gleicher oder vergleichbarer Art und vergleichbarer örtlicher Lage entspricht. (3) In der Regel werden diese Zuschüsse in der Form der Zuweisung von staatlich angestellten Lehrern erfolgen. Es werden nur solche Lehrer zugewiesen werden, deren Zuweisung der Diözesanordinarius beantragt oder gegen deren Zuweisung er keinen Einwand erhebt. Die Zuweisung wird aufgehoben werden, wenn der Diözesanordinarius die weitere Verwendung des Lehrers an der Schule für untragbar erklärt und aus diesem Grunde die Aufhebung der Zuweisung bei der zuständigen staatlichen Behörde beantragt.

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Art. 2 § 3 § 3. Unter katholischen Schulen im Sinne dieses Artikels sind jene Schulen zu verstehen, die von der Kirche oder den nach kirchlichem Recht bestehenden Einrichtungen erhalten werden sowie die von Vereinen, Stiftungen und Fonds geführten Schulen, wenn und solange sie vom zuständigen Diözesanordinarius als katholische Schulen anerkannt sind. Artikel III Die Republik Österreich wird der Diözese Eisenstadt zum Zwecke der Einrichtung des katholischen Schulwesens im Burgenland eine einmalige und endgültige Leistung im Betrage von 45 Millionen Schilling erbringen. Die Zahlung wird in fünf gleichen Jahresraten von je 9 Millionen Schilling erbracht werden, und zwar der erste Teilbetrag innerhalb eines Monates nach Inkrafttreten dieses Vertrages, der zweite Teilbetrag bis längstens 1. Juli des auf das Inkrafttreten dieses Vertrages folgenden Jahres, der dritte, vierte und fünfte Teilbetrag bis längstens jeweils 1. Juli des nächstfolgenden Jahres. Artikel IV Soweit die staatlichen Schulbehörden kollegial organisiert sind, werden Vertreter der Kirche in diesen Kollegien das Recht der Mitgliedschaft haben. Artikel V Die beiden vertragschließenden Teile behalten sich das Recht vor, bei wesentlicher Änderung der derzeitigen Struktur des öffentlichen Schulwesens oder wesentlicher Änderung der staatsfinanziellen Lage Verhandlungen über eine Modifikation des Vertrages zu begehren. Artikel VI Dieser Vertrag, dessen italienischer und deutscher Text authentisch ist, soll ratifiziert und die Ratifikationsurkunden sollen so bald wie möglich in der Vatikanstadt ausgetauscht werden. Er tritt ein Monat nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten diesen Vertrag in doppelter Urschrift unterzeichnet. Geschehen in Wien, am 9. Juli 1962. Anl. 1 SCHLUSSPROTOKOLL Bei Abschluß des Vertrages besteht zwischen den Hohen Vertragschließenden Teilen über folgende Punkte Übereinstimmung: 1. Der vorstehende Vertrag findet auf alle Schulen mit Ausnahme der Hochschulen und Kunstakademien Anwendung. 2. Zu Artikel I, § 2, Absatz 1:

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a) Die nach den staatlichen Vorschriften vom Religionsunterricht abgemeldeten Schüler sind von der Schulleitung ohne Verzug dem zuständigen Religionslehrer mitzuteilen. b) Der Heilige Stuhl nimmt davon Kenntnis, daß nach den österreichischen Rechtsvorschriften in allen Klassenräumen der Volks-, Haupt- und Sonderschulen, der polytechnischen Lehrgänge, der allgemeinbildenden höheren Schulen, der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen und der Anstalten der Lehrer- und Erzieherbildung, wenn die Mehrzahl der Schüler einem christlichen Religionsbekenntnis angehört, ein Kreuz angebracht wird. Eine Änderung dieses Zustandes wird nicht ohne Einvernehmen mit dem Heiligen Stuhl stattfinden. 3. Zu Artikel I, § 6: Die hiefür notwendigen Zeiten werden im Einvernehmen zwischen dem Diözesanordinarius und der zuständigen staatlichen Schulbehörde zur Verfügung gestellt werden. 4. Zu Artikel II, § 2, Absatz 5: Bei der Zuweisung von staatlich angestellten Lehrern im Sinne des Artikels II, § 2, Absatz 5 wird die bisherige Praxis beibehalten werden, wonach Personen (Geistliche, Ordensangehörige und Laien), die vom Diözesanordinarius für die Verwendung an katholischen Schulen vorgeschlagen werden und die staatlichen Anstellungserfordernisse erfüllen, für die Anstellung beziehungsweise Zuweisung bevorzugt berücksichtigt werden. Wien, am 9. Juli 1962

10.6 Protestantengesetz von 1961 Im Jahr 1781 wurde die Evangelische Kirche in Österreich erstmals durch die Toleranzpatente Kaiser Josefs II. toleriert. Im Jahr 1861 folgte das Protestantenpatent, das Evangelischen weiter reichende Freiheiten zugestand. Doch erst das Protestantengesetz von 1961 ermöglichte eine freie Kirche in einem freien Staat. Langtitel

Bundesgesetz vom 6. Juli 1961 über äußere Rechtsverhältnisse der Evangelischen Kirche StF: BGBl. Nr. 182/1961 (NR: GP IX RV 448 AB 464 S. 73. BR: S. 178.) Änderung

BGBl. Nr. 5/1970 (NR: GP XI RV 1414 AB 1468 S. 167. BR: S. 286.) BGBl. Nr. 159/1976 (NR: GP XIV RV 98 AB 126 S. 20. BR: AB 1477 S. 350.) BGBl. Nr. 525/1981 (NR: GP XV RV 810 AB 869 S. 90. BR: S. 415.) BGBl. Nr. 618/1989 (NR: GP XVII RV 1094 AB 1119 S. 119. BR: AB 3769 S. 522.) BGBl. Nr. 318/1996 (NR: GP XX RV 81 AB 139 S. 25. BR: AB 5197 S. 614.) BGBl. I Nr. 92/2009 (NR: GP XXIV RV 159 AB 256 S. 29. BR: AB 8150 S. 774.)

10.6 Protestantengesetz von 1961

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§ 1. (1) Verfassungsbestimmung. Die Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Österreich sowie die in dieser zusammengeschlossene Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich und die Evangelische Kirche Helvetischen Bekenntnisses in Österreich – im folgenden sämtliche „Evangelische Kirche“ genannt – sind gesetzlich anerkannte Kirchen im Sinne des Artikels 15 des Staatsgrundgesetzes vom 21. Dezember 1867, RGBl. Nr. 142, über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger. (2) Die Evangelische Kirche hat daher insbesondere folgende verfassungsgesetzlich gewährleistete Stellung: I. Die Evangelische Kirche genießt die Stellung einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. II. Die Evangelische Kirche ordnet und verwaltet ihre inneren Angelegenheiten selbständig. Sie ist in Bekenntnis und Lehre und in deren Verkündigung sowie in der Seelsorge frei und unabhängig und hat das Recht der gemeinsamen öffentlichen Religionsausübung. Insbesondere ist sie berechtigt, selbständig für alle oder für einzelne ihrer Angehörigen allgemein oder im Einzelfall verbindliche Anordnungen zu treffen, die innere Angelegenheiten zum Gegenstand haben. III. Alle Akte der Gesetzgebung und Vollziehung, die die Evangelische Kirche betreffen, haben den Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz im Verhältnis zur rechtlichen und tatsächlichen Stellung der anderen gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften zu beachten. IV. Der Besitz und der Genuß ihrer für Kultus-, Unterrichts- und Wohltätigkeitszwecke bestimmten Anstalten, Stiftungen und Fonds ist der Evangelischen Kirche gewährleistet. V. Die Evangelische Kirche ist berechtigt, zur Deckung des kirchlichen Personal- und Sachaufwandes von ihren Angehörigen Beiträge einzuheben und über die Erträgnisse aus diesen Beiträgen im Rahmen der Ordnung und Verwaltung der inneren Angelegenheiten frei zu verfügen. Die Gemeinden der Evangelischen Kirche sind überdies berechtigt, zur Deckung ihrer örtlichen Bedürfnisse Zuschläge (Gemeindeumlagen) einzuheben. § 2. Ökumenischer Verkehr. Der Evangelischen Kirche ist die Freiheit gewährleistet, mit Kirchen und Religionsgesell-

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schaften des In- und Auslandes zusammenzuarbeiten, mit ihnen Gemeinschaften zu bilden sowie ökumenischen Organisationen, wie insbesondere dem Ökumenischen Rat der Kirchen, dem Lutherischen Weltbund und dem Reformierten Weltbund, anzugehören. § 3. Rechtspersönlichkeit der Gemeinden. (1) Die Gemeinden aller Stufen der Evangelischen Kirche genießen die Stellung von Körperschaften des öffentlichen Rechts, insoweit sie bereits im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Bundesgesetzes bestehen. (2) Das Bundesministerium für Unterricht hat die im Abs. 1 genannten Gemeinden nach Anhören der Evangelischen Kirchenleitung (§ 7) binnen drei Monaten nach Inkrafttreten dieses Bundesgesetzes durch Kundmachung im Bundesgesetzblatt zu bezeichnen. § 4. Begründung der Rechtsperson. (1) Künftig errichtete Gemeinden und nach kirchlichem Recht mit Rechtspersönlichkeit ausgestattete Einrichtungen der Evangelischen Kirche erlangen auch für den staatlichen Bereich Rechtspersönlichkeit des öffentlichen Rechts mit dem Tage des Einlangens der von der Evangelischen Kirchenleitung (§ 7) ausgefertigten Anzeige beim Bundesministerium für Unterricht, welches das Einlangen schriftlich zu bestätigen hat. Aus dieser Anzeige müssen die Bezeichnung und der Wirkungsbereich der Rechtsperson ersichtlich sein. In dieser Anzeige sind auch die Personen anzuführen, welche die Gemeinden oder Einrichtungen nach außen vertreten. (2) Änderungen in der Person des Vertretungsberechtigten sind ebenfalls dem Bundesministerium für Unterricht schriftlich anzuzeigen. (3) Die Evangelische Kirchenleitung (§ 7) hat jedem, der ein berechtigtes Interesse daran glaubhaft macht, die Personen, welche die Gemeinden oder Einrichtungen nach außen vertreten, bekanntzugeben. § 5. Umwandlung, Vereinigung oder Auflösung der Rechtspersonen. Die Umwandlung, die Vereinigung oder die Auflösung der mit Rechtspersönlichkeit des öffentlichen Rechts ausgestatteten Gemeinden und Einrichtungen der Evangelischen Kirche erlangen, unbeschadet der vermögensrechtlichen Wirkungen einer solchen Maßnahme, auch für den staatlichen Bereich Rechtswirksamkeit mit dem Tage des Einlangens der von der Evangelischen Kirchenleitung (§ 7) ausgefertigten Anzeige beim Bundesministerium für Unterricht, welches das Einlangen schriftlich zu bestätigen hat. Aus dieser Anzeige muß der Inhalt der getroffenen Maßnahme hervorgehen. § 6. Kundmachung der Rechtspersönlichkeit. Das Bundesministerium für Unterricht hat im Bundesgesetzblatt jeweils kundzumachen, welchen Gemeinden und Einrichtungen der Evangelischen Kirche Rechtspersönlichkeit des öffentlichen Rechts zukommt.

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§ 7. Evangelische Kirchenleitung. (1) Die Verfassung der Evangelischen Kirche legt fest, welches kirchliche Organ mit der Leitung der äußeren Angelegenheiten dieser Kirche betraut ist. (2) Das nach Abs. 1 bestimmte kirchliche Organ hat dies jeweils ohne Verzug dem Bundesministerium für Unterricht schriftlich mitzuteilen. Es wird für den staatlichen Bereich als Evangelische Kirchenleitung im Sinne der staatlichen Rechtsvorschriften angesehen. § 8. Zusammensetzung der Evangelischen Kirchenleitung. Die Evangelische Kirchenleitung hat dem Bundesministerium für Unterricht jeweils ohne Verzug die Bestellung ihrer Mitglieder schriftlich mitzuteilen. § 9. Schutz kirchlicher Amtsträger. Die Amtsträger der Evangelischen Kirche genießen bei Erfüllung geistlicher Aufgaben nach Maßgabe der einschlägigen bundesgesetzlichen Vorschriften den Schutz des Staates. § 10. Schutz geistlicher Amtskleider und Insignien. Der unbefugte Gebrauch sowie die öffentliche Herabwürdigung von Amtskleidern und Insignien der Evangelischen Kirche ist, sofern die Tat nicht nach einer anderen Bestimmung mit strengerer Strafe bedroht ist, nach denselben Rechtsvorschriften strafbar wie der Mißbrauch sowie die öffentliche Herabwürdigung der militärischen Uniformen. § 11. Schutz kirchlicher Amtsverschwiegenheit. (1) Geistliche Amtsträger der Evangelischen Kirche dürfen als Zeugen, unbeschadet der sonst hiefür geltenden Vorschriften, nicht in Ansehung dessen vernommen werden, was ihnen in der Beichte oder sonst unter dem Siegel geistlicher Amtsverschwiegenheit anvertraut wurde. (2) Die Bestimmungen des Abs. 1 gelten auch für die Vernehmung der dort bezeichneten Amtsträger als Auskunftspersonen oder Parteien im zivilgerichtlichen Verfahren. § 12. Mitteilungspflicht der Strafbehörden und Schutz des Ansehens des geistlichen Standes. (1) Die Strafgerichte haben die Evangelische Kirchenleitung von der Einleitung und der rechtskräftigen Beendigung eines gerichtlichen Strafverfahrens gegen geistliche Amtsträger der Evangelischen Kirche, von der Verhängung der Verwahrungs- und Untersuchungshaft über einen solchen Amtsträger und von dessen Enthaftung ohne unnötigen Aufschub zu verständigen. Die Strafgerichte haben ferner der Evangelischen Kirchenleitung eine Ausfertigung der rechtskräftigen Anklageschrift gegen einen geistlichen Amtsträger der Evangelischen Kirche zuzustellen, wenn der Amtsträger zustimmt; sie haben schließlich auch eine Ausfertigung der Urteile erster und höherer Instanz der Evangelischen Kirchenleitung zuzustellen. (2) Die Staatsanwaltschaften haben die Evangelische Kirchenleitung von der Einleitung ge-

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richtlicher Vorerhebungen und von der Zurücklegung einer Strafanzeige gegen geistliche Amtsträger der Evangelischen Kirche ohne unnötigen Aufschub zu verständigen. (3) Die Verwaltungsstrafbehörden einschließlich der Finanzstrafbehörden haben die Evangelische Kirchenleitung von der Festnehmung eines geistlichen Amtsträgers der Evangelischen Kirche, von der Verhängung der Verwahrungs- und Untersuchungshaft über einen solchen Amtsträger und von dessen Enthaftung ohne unnötigen Aufschub zu verständigen; sie haben ferner der Evangelischen Kirchenleitung eine Ausfertigung von Bescheiden erster und höherer Instanz zuzustellen, soweit sie auf eine Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe von über 1000 S lauten. (4) In dem in den Abs. 1 und 2 vorgesehenen Umfang sind unter einem auch das Bundesministerium für Unterricht und der Landeshauptmann des Bundeslandes, in dem der betreffende geistliche Amtsträger der Evangelischen Kirche sein Amt versieht, zu verständigen. (5) In jedem gegen geistliche Amtsträger der Evangelischen Kirche von staatlichen Behörden durchgeführten Strafverfahren sind die dem Ansehen der Kirche und des Kultus gebührenden Rücksichten zu üben. § 13. Behördliche Rechtshilfe. Alle Organe des Bundes, der Länder und Gemeinden einschließlich der durch die Gesetzgebung des Bundes oder der Länder geschaffenen Körperschaften des öffentlichen Rechts haben im Rahmen ihres durch Bundesgesetz festgesetzten gesetzmäßigen Wirkungsbereiches der Evangelischen Kirche auf Verlangen der Kirchenleitung Rechts- und Amtshilfe insofern zu leisten, als dies zur Vollziehung der der Evangelischen Kirche bundesgesetzlich übertragenen Aufgaben und zum Schutze von Kulthandlungen erforderlich ist. § 14. Kirchliches Begutachtungsrecht. (1) Die Evangelische Kirchenleitung ist berechtigt, den Organen der Gesetzgebung sowie den Behörden des Bundes und der Länder kirchliche Gutachten, Vorschläge und Berichte über Angelegenheiten, welche die Kirchen und Religionsgesellschaften im allgemeinen oder den Wirkungsbereich der Evangelischen Kirche im besonderen berühren, zu erstatten. (2) Die Behörden des Bundes haben Gesetzentwürfe, die äußere Rechtsverhältnisse der Evangelischen Kirche berühren, vor ihrer Vorlage und Verordnungen dieser Art vor ihrer Erlassung der Evangelischen Kirchenleitung unter Gewährung einer angemessenen Frist zur Stellungnahme zu übermitteln. § 15. Evangelisch-theologische Fakultät. (1) Der Bund hat der Evangelischen Kirche für die wissenschaftliche Ausbildung des geistlichen Nachwuchses sowie zum Zwecke der theologischen Forschung und Lehre den Bestand der Evangelisch-theologischen Fakultät an der Universität Wien mit mindestens sechs ordentlichen Lehrkanzeln, darunter je einer für die systematische Theologie des Augsburgischen und des Helvetischen Bekenntnisses, zu erhalten. Hiebei ist dem mehrheitlich Lutherischen Charakter der Evangelischen Kirche Rechnung zu tragen.

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(2) Die Mitglieder des Lehrkörpers der Evangelisch-theologischen Fakultät, nämlich ordentliche und außerordentliche Universitätsprofessoren, emeritierte Universitätsprofessoren, Honorarprofessoren, Universitätsdozenten und Lehrbeauftragte müssen der Evangelischen Kirche angehören. (3) Gastprofessoren, Gastdozenten und Gastvortragende sowie das wissenschaftliche Personal und das nichtwissenschaftliche Personal können anderen Kirchen oder Religionsgesellschaften, insbesondere Mitgliedkirchen des Ökumenischen Rats der Kirchen, angehören. (4) Bei der Neubesetzung einer Lehrkanzel hat das Professorenkollegium der Evangelisch-theologischen Fakultät, bevor es seinen Antrag an das Bundesministerium für Unterricht stellt, mit der Evangelischen Kirchenleitung in Fühlungnahme über die in Aussicht genommenen Personen zu treten. § 16. Religionsunterricht und Jugenderziehung. (1) Der Evangelischen Kirche ist nach Maßgabe der einschlägigen staatlichen Rechtsvorschriften die Erteilung des Religionsunterrichtes an evangelische Schüler der öffentlichen und mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten privaten Schulen gewährleistet. (2) Der Evangelischen Kirche ist nach Maßgabe der einschlägigen staatlichen Rechtsvorschriften die Errichtung und Erhaltung privater Schulen gewährleistet. (3) Die Evangelische Kirche ist berechtigt, Kinder und Jugendliche auch außerhalb der Schule entsprechend der kirchlichen Glaubenslehre zu erziehen. Hiezu kann sie die evangelische Jugend sammeln und organisatorisch zusammenfassen. § 17. Evangelische Militärseelsorge. (1) Der Bund hat der Evangelischen Kirche die Ausübung der Seelsorge an den evangelischen Angehörigen des Bundesheeres (Evangelische Militärseelsorge) zu gewährleisten. Er hat den für die Evangelische Militärseelsorge erforderlichen Personal- und Sachaufwand in ausreichendem Maße bereitzustellen. (2) Die Evangelische Militärseelsorge untersteht in geistlichen Belangen der Evangelischen Kirchenleitung, in allen anderen Angelegenheiten den zuständigen militärischen Kommandostellen. (3) Als Evangelische Militärseelsorger sind nur geistliche Amtsträger zu bestellen, die von der Evangelischen Kirchenleitung hiezu schriftlich ermächtigt sind. Entzieht die Evangelische Kirchenleitung diese Ermächtigung, ist der betreffende geistliche Amtsträger unverzüglich seiner Funktion als Militärseelsorger zu entheben. (4) Die näheren Vorschriften über die Evangelische Militärseelsorge sind im Wehrrecht zu erlassen. § 18. Evangelische Krankenseelsorge. (1) Der Evangelischen Kirche ist die Ausübung der Seelsorge an Personen evangelischen Glaubensbekenntnisses, die in öffentlichen Krankenanstalten, Versorgungs- und ähnlichen

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Anstalten untergebracht sind, durch die von ihr beauftragten und ausgewiesenen Amtsträger jederzeit gewährleistet. (2) Soweit an Anstalten der im Abs. 1 bezeichneten Art eine anstaltseigene Krankenseelsorge eingerichtet wird, können als evangelische Krankenseelsorger nur geistliche Amtsträger bestellt werden, die von der Evangelischen Kirchenleitung hiezu schriftlich ermächtigt sind. Entzieht die Evangelische Kirchenleitung diese Ermächtigung, endet die Funktion des betreffenden geistlichen Amtsträgers als Krankenseelsorger. (3) Soweit an Anstalten der im Abs. 1 bezeichneten Art keine eigene Krankenseelsorge eingerichtet ist, ist dem von der Evangelischen Kirche beauftragten und ausgewiesenen Amtsträger der freie Zutritt zu den Anstaltsinsassen evangelischen Glaubensbekenntnisses zur freien Ausübung der Krankenseelsorge zu ermöglichen. Die Anstaltsordnungen haben vorzusehen, daß die Aufnahme evangelischer Anstaltsinsassen in regelmäßigen Zeitabständen dem nachfragenden Amtsträger der Evangelischen Kirche zur Kenntnis gelangt. Bei Gefahr im Verzug ist der Krankenseelsorger unverzüglich zu verständigen. (4) Die Krankenseelsorger haben bei Ausübung ihrer Funktion die Vorschriften der Anstaltsordnungen zu beachten und in den Angelegenheiten, die nicht geistliche Belange betreffen, die Anordnungen der zuständigen Anstaltsorgane zu befolgen. (5) Unzukömmlichkeiten bei der Ausübung der Krankenseelsorge sind der Evangelischen Kirchenleitung mitzuteilen und, soweit sie durch ein Verhalten des evangelischen Krankenseelsorgers verursacht sind, von dieser abzustellen. § 19. Evangelische Gefangenenseelsorge. (1) Der Bund hat der Evangelischen Kirche die Ausübung der Seelsorge an Personen evangelischen Glaubensbekenntnisses, die sich in gerichtlicher oder verwaltungsbehördlicher Haft befinden, zu gewährleisten. (2) Soweit eine eigene evangelische Gefangenenseelsorge eingerichtet wird, können als Gefangenenseelsorger nur geistliche Amtsträger bestellt werden, die von der Evangelischen Kirchenleitung hiezu schriftlich ermächtigt sind. Gefangenenseelsorger, denen die Evangelische Kirchenleitung diese Ermächtigung schriftlich entzieht, sind unverzüglich ihres Amtes als Gefangenenseelsorger zu entheben. § 20. Wiederkehrende Zuschüsse aus Mitteln des Bundes. (1) Im Hinblick auf den Wegfall der Leistungen, die der Evangelischen Kirche aus dem kaiserlichen Patent vom 8. April 1861, RGBl. Nr. 41, zustanden, hat der Bund der Evangelischen Kirche, beginnend mit dem Jahre 2008, alljährlich folgende Leistungen zu erbringen: a) einen Betrag von 1.113.000 Euro, b) den Gegenwert der jeweiligen Bezüge von 81 Kirchenbediensteten unter Zugrundelegung eines Durchschnittsbezuges; als solcher wird der jeweilige Gehalt eines Bundesbeamten der Verwendungsgruppe A, Dienstklasse IV, 4. Gehaltsstufe zuzüglich Sonderzahlungen und Teuerungszuschlägen angenommen.

10.6 Protestantengesetz von 1961

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(2) Die Zahlung ist jeweils in vier gleichen Teilbeträgen bis längstens 31. Mai, 31. Juli, 30. September und 30. November eines jeden Jahres zu Handen der Evangelischen Kirchenleitung zu leisten. (3) Die Differenz der Zahlung der für das Jahr 2008 fälligen Teilbeträge zu den für das Jahr 2008 bereits geleisteten Teilbeträgen ist innerhalb von zwei Monaten nach Inkrafttreten dieses Bundesgesetzes zu leisten. (4) Der Gesamtbetrag nach Abs. 1 wird von der Evangelischen Kirche aufgeteilt. § 21. Kirchliche Sammlungen. Die Evangelische Kirche ist berechtigt, auch außerhalb ihrer Gebäude und Liegenschaften unmittelbar vor und nach kirchlichen Veranstaltungen oder jederzeit durch persönliche Aufforderung an ihre Kirchenangehörigen Sach- und Geldspenden für kirchliche Zwecke zu sammeln. § 22. Wahrnehmung staatlicher Kompetenz in äußeren Angelegenheiten der Evangelischen Kirche. (1) In den Angelegenheiten des Kultus, die die Evangelische Kirche betreffen, ist, soweit sie nicht in den Wirkungsbereich einer anderen Behörde fallen, das Bundesministerium für Unterricht zuständig. Soweit in diesen Angelegenheiten andere Bundesministerien zuständig sind, ist das Bundesministerium für Unterricht zu hören. (2) Das Referat für die Angelegenheiten der Evangelischen Kirche im Bundesministerium für Unterricht ist mit Angehörigen dieser Kirche zu besetzen. § 23. Aufhebung von Rechtsvorschriften. Mit dem Wirksamkeitsbeginn dieses Bundesgesetzes treten Rechtsvorschriften, die sich auf äußere Rechtsverhältnisse der Evangelischen Kirche beziehen, insofern außer Kraft, als ihr Gegenstand nunmehr durch dieses Bundesgesetz geregelt wird. Insbesondere treten außer Kraft: a) das kaiserliche Patent vom 8. April 1861, RGBl. Nr. 41, womit Angelegenheiten der Evangelischen Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses, insbesondere die staatsrechtlichen Beziehungen derselben, geregelt werden; b) das Gesetz über die Rechtsstellung des evangelischen Oberkirchenrates in Wien, GBl. f. d. L. Ö. Nr. 562/1939. § 24. Vollzugsklausel. Mit der Vollziehung dieses Bundesgesetzes sind das Bundesministerium für Unterricht sowie die sonst nach dem Gegenstand zuständigen Bundesministerien je nach ihrem Wirkungsbereich betraut.

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10.7 Die Leuenberger Konkordie von 1973 Die Leuenberger Konkordie ist kein neues Bekenntnis, sondern stellt das Dokument einer Einigung und gegenseitigen Anerkennung verschiedener reformatorischer Kirchen Europas (lutherisch, reformiert, uniert) dar. Ihre Voraussetzung ist die Unterscheidung von Grund und Gestalt der Kirche. Der Grund der Kirche ist einer: Jesus Christus. Er steht auch für die Einheit der Kirche. Die Gestalt der Kirche kann hingegen vielfältig sein. Die an der Leuenberger Konkordie beteiligten Kirchen gewähren einander Gemeinschaft an Wort und Sakrament. Dies schließt Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft und die gegenseitige Anerkennung der Ordination ein. Die Leuenberger Konkordie ist als Dokument ökumenischer Gemeinschaft zu verstehen. 1. Die dieser Konkordie zustimmenden lutherischen, reformierten und aus ihnen hervorgegangenen unierten Kirchen sowie die ihnen verwandten vorreformatorischen Kirchen der Waldenser und der Böhmischen Brüder stellen aufgrund ihrer Lehrgespräche unter sich das gemeinsame Verständnis des Evangeliums fest, wie es nachstehend ausgeführt wird. Dieses ermöglicht ihnen, Kirchengemeinschaft zu erklären und zu verwirklichen. Dankbar dafür, daß sie näher zueinander geführt worden sind, bekennen sie zugleich, daß das Ringen um Wahrheit und Einheit in der Kirche auch mit Schuld und Leid verbunden war und ist. 2. Die Kirche ist allein auf Jesus Christus gegründet, der sie durch die Zuwendung seines Heils in der Verkündigung und in den Sakramenten sammelt und sendet. Nach reformatorischer Einsicht ist darum zur wahren Einheit der Kirche die Übereinstimmung in der rechten Lehre des Evangeliums und in der rechten Verwaltung der Sakramente notwendig und ausreichend. Von diesen reformatorischen Kriterien leiten die beteiligten Kirchen ihr Verständnis von Kirchengemeinschaft her, das im folgenden dargelegt wird. I DER WEG ZUR GEMEINSCHAFT 3. Angesichts wesentlicher Unterschiede in der Art des theologischen Denkens und des kirchlichen Handelns sahen sich die reformatorischen Väter um ihres Glaubens und Gewissens willen trotz vieler Gemeinsamkeiten nicht in der Lage, Trennungen zu vermeiden. Mit dieser Konkordie erkennen die beteiligten Kirchen an, daß sich ihr Verhältnis zueinander seit der Reformationszeit gewandelt hat. 1. Gemeinsame Aspekte im Aufbruch der Reformation 4. Aus dem geschichtlichen Abstand heraus läßt sich heute deutlicher erkennen, was trotz aller Gegensätze den Kirchen der Reformation in ihrem Zeugnis gemeinsam war: Sie gingen aus

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von einer neuen befreienden und gewißmachenden Erfahrung des Evangeliums. Durch das Eintreten für die erkannte Wahrheit sind die Reformatoren gemeinsam in Gegensatz zu kirchlichen Überlieferungen jener Zeit geraten. Übereinstimmend haben sie deshalb bekannt, daß Leben und Lehre an der ursprünglichen und reinen Bezeugung des Evangeliums in der Schrift zu messen sei. Übereinstimmend haben sie die freie und bedingungslose Gnade Gottes im Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi für jeden, der dieser Verheißung glaubt, bezeugt. Übereinstimmend haben sie bekannt, daß Handeln und Gestalt der Kirche allein von dem Auftrag her zu bestimmen sind, dieses Zeugnis in der Welt aufzurichten, und daß das Wort des Herrn jeder menschlichen Gestaltung der christlichen Gemeinde überlegen bleibt. Dabei haben sie gemeinsam mit der ganzen Christenheit das in den altkirchlichen Symbolen ausgesprochene Bekenntnis zum dreieinigen Gott und der Gott-Menschheit Jesu Christi aufgenommen und neu bekannt. 2. Veränderte Voraussetzungen heutiger kirchlicher Situation 5. In einer vierhundertjährigen Geschichte haben die theologische Auseinandersetzung mit den Fragen der Neuzeit, die Entwicklung der Schriftforschung, die kirchlichen Erneuerungsbewegungen und der wiederentdeckte ökumenische Horizont die Kirchen der Reformation zu neuen, einander ähnlichen Formen des Denkens und Lebens geführt. Sie brachten freilich auch neue, quer durch die Konfessionen verlaufende Gegensätze mit sich. Daneben wurde immer wieder, besonders in Zeiten gemeinsamen Leidens, brüderliche Gemeinschaft erfahren. All dies veranlaßte die Kirchen in neuer Weise, das biblische Zeugnis wie die reformatorischen Bekenntnisse, vor allem seit den Erweckungsbewegungen, für die Gegenwart zu aktualisieren. Auf diesen Wegen haben sie gelernt, das grundlegende Zeugnis der reformatorischen Bekenntnisse von ihren geschichtlich bedingten Denkformen zu unterscheiden. Weil die Bekenntnisse das Evangelium als das lebendige Wort Gottes in Jesus Christus bezeugen, schließen sie den Weg zu dessen verbindlicher Weiterbezeugung nicht ab, sondern eröffnen ihn und fordern auf, ihn in der Freiheit des Glaubens zu gehen. II DAS GEMEINSAME VERSTÄNDNIS DES EVANGELIUMS 6. Im folgenden beschreiben die beteiligten Kirchen ihr gemeinsames Verständnis des Evangeliums, soweit es für die Begründung ihrer Kirchengemeinschaft erforderlich ist. 1. Die Rechtfertigungsbotschaft als die Botschaft von der freien Gnade Gottes 7. Das Evangelium ist die Botschaft von Jesus Christus, dem Heil der Welt, in Erfüllung der an das Volk des Alten Bundes ergangenen Verheißung.

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8. Sein rechtes Verständnis haben die reformatorischen Väter in der Lehre von der Rechtfertigung zum Ausdruck gebracht. 9. In dieser Botschaft wird Jesus Christus bezeugt als der Menschgewordene, in dem Gott sich mit den Menschen verbunden hat; als der Gekreuzigte und Auferstandene, der das Gericht Gottes auf sich genommen und darin die Liebe Gottes zum Sünder erwiesen hat, und als der Kommende, der als Richter und Retter die Welt zur Vollendung führt. 10. Gott ruft durch sein Wort im Heiligen Geist alle Menschen zu Umkehr und Glauben und spricht dem Sünder, der glaubt, seine Gerechtigkeit in Jesus Christus zu. Wer dem Evangelium vertraut, ist um Christi willen gerechtfertigt vor Gott und von der Anklage des Gesetzes befreit. Er lebt in täglicher Umkehr und Erneuerung zusammen mit der Gemeinde im Lobpreis Gottes und im Dienst am anderen, in der Gewißheit, daß Gott seine Herrschaft vollenden wird. So schafft Gott neues Leben und setzt inmitten der Welt den Anfang einer neuen Menschheit. 11. Diese Botschaft macht die Christen frei zu verantwortlichem Dienst in der Welt und bereit, in diesem Dienst auch zu leiden. Sie erkennen, daß Gottes fordernder und gebender Wille die ganze Welt umfaßt. Sie treten ein für irdische Gerechtigkeit und Frieden zwischen den einzelnen Menschen und unter den Völkern. Dies macht es notwendig, daß sie mit anderen Menschen nach vernünftigen, sachgemäßen Kriterien suchen und sich an ihrer Anwendung beteiligen. Sie tun dies im Vertrauen darauf, daß Gott die Welt erhält, und in Verantwortung vor seinem Gericht. 12. Mit diesem Verständnis des Evangeliums stellen wir uns auf den Boden der altkirchlichen Symbole und nehmen die gemeinsame Überzeugung der reformatorischen Bekenntnisse auf, daß die ausschließliche Heilsmittlerschaft Jesu Christi die Mitte der Schrift und die Rechtfertigungsbotschaft als die Botschaft von der freien Gnade Gottes Maßstab aller Verkündigung der Kirche ist. 2. Verkündigung, Taufe und Abendmahl 13. Das Evangelium wird uns grundlegend bezeugt durch das Wort der Apostel und Propheten in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments. Die Kirche hat die Aufgabe, dieses Evangelium weiterzugeben durch das mündliche Wort der Predigt, durch den Zuspruch an

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den einzelnen und durch Taufe und Abendmahl. In Verkündigung, Taufe und Abendmahl ist Jesus Christus durch den Heiligen Geist gegenwärtig. So wird den Menschen die Rechtfertigung in Christus zuteil, und so sammelt der Herr seine Gemeinde. Er wirkt dabei in vielfältigen Ämtern und Diensten und im Zeugnis aller Glieder seiner Gemeinde. 14. TAUFE Die Taufe wird im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes mit Wasser vollzogen. In ihr nimmt Jesus Christus den der Sünde und dem Sterben verfallenen Menschen unwiderruflich in seine Heilsgemeinschaft auf, damit er eine neue Kreatur sei. Er beruft ihn in der Kraft des Heiligen Geistes in seine Gemeinde und zu einem Leben aus Glauben, zur täglichen Umkehr und Nachfolge. 15. ABENDMAHL Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene Jesus Christus in seinem für alle dahingegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein. Er gewährt uns dadurch Vergebung der Sünden und befreit uns zu einem neuen Leben aus Glauben. Er läßt uns neu erfahren, daß wir Glieder an seinem Leibe sind. Er stärkt uns zum Dienst an den Menschen. 16. Wenn wir das Abendmahl feiern, verkündigen wir den Tod Christi, durch den Gott die Welt mit sich selbst versöhnt hat. Wir bekennen die Gegenwart des auferstandenen Herrn unter uns. In der Freude darüber, daß der Herr zu uns gekommen ist, warten wir auf seine Zukunft in Herrlichkeit. III DIE ÜBEREINSTIMMUNG ANGESICHTS DER LEHRVERURTEILUNGEN DER REFORMATIONSZEIT 17. Die Gegensätze, die von der Reformationszeit an eine Kirchengemeinschaft zwischen den lutherischen und reformierten Kirchen unmöglich gemacht und zu gegenseitigen Verwerfungsurteilen geführt haben, betrafen die Abendmahlslehre, die Christologie und die Lehre von der Prädestination. Wir nehmen die Entscheidungen der Väter ernst, können aber heute folgendes gemeinsam dazu sagen: 1. Abendmahl 18. Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene Jesus Christus in seinem für alle dahingegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein. So gibt er sich

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selbst vorbehaltlos allen, die Brot und Wein empfangen; der Glaube empfängt das Mahl zum Heil, der Unglaube zum Gericht. 19. Die Gemeinschaft mit Jesus Christus in seinem Leib und Blut können wir nicht vom Akt des Essens und Trinkens trennen. Ein Interesse an der Art der Gegenwart Christi im Abendmahl, das von dieser Handlung absieht, läuft Gefahr, den Sinn des Abendmahls zu verdunkeln. 20. Wo solche Übereinstimmung zwischen Kirchen besteht, betreffen die Verwerfungen der reformatorischen Bekenntnisse nicht den Stand der Lehre dieser Kirchen. 2. Christologie 21. In dem wahren Menschen Jesus Christus hat sich der ewige Sohn und damit Gott selbst zum Heil in die verlorene Menschheit hineingegeben. Im Verheißungswort und Sakrament macht der Heilige Geist und damit Gott selbst uns Jesus als Gekreuzigten und Auferstandenen gegenwärtig. 22. Im Glauben an diese Selbsthingabe Gottes in seinem Sohn sehen wir uns angesichts der geschichtlichen Bedingtheit überkommener Denkformen vor die Aufgabe gestellt, neu zur Geltung zu bringen, was die reformierte Tradition in ihrem besonderen Interesse an der Unversehrtheit von Gottheit und Menschheit Jesu und was die lutherische Tradition in ihrem besonderen Interesse an seiner völligen Personeinheit geleitet hat. 23. Angesichts dieser Sachlage können wir heute die früheren Verwerfungen nicht nachvollziehen. 3. Prädestination 24. Im Evangelium wird die bedingungslose Annahme des sündigen Menschen durch Gott verheißen. Wer darauf vertraut, darf des Heils gewiß sein und Gottes Erwählung preisen. Über die Erwählung kann deshalb nur im Blick auf die Berufung zum Heil in Christus gesprochen werden. 25. Der Glaube macht zwar die Erfahrung, daß die Heilsbotschaft nicht von allen angenommen wird, er achtet jedoch das Geheimnis von Gottes Wirken. Er bezeugt zugleich den Ernst menschlicher Entscheidung wie die Realität des universalen Heilswillens Gottes. Das

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Christuszeugnis der Schrift verwehrt uns, einen ewigen Ratschluß Gottes zur definitiven Verwerfung gewisser Personen oder eines Volkes anzunehmen. 26. Wo solche Übereinstimmung zwischen Kirchen besteht, betreffen die Verwerfungen der reformatorischen Bekenntnisse nicht den Stand der Lehre dieser Kirchen. 4. Folgerungen 27. Wo diese Feststellungen anerkannt werden, betreffen die Verwerfungen der reformatorischen Bekenntnisse zum Abendmahl, zur Christologie und zur Prädestination den Stand der Lehre nicht. Damit werden die von den Vätern vollzogenen Verwerfungen nicht als unsachgemäß bezeichnet, sie sind jedoch kein Hindernis mehr für die Kirchengemeinschaft. 28. Zwischen unseren Kirchen bestehen beträchtliche Unterschiede in der Gestaltung des Gottesdienstes, in den Ausprägungen der Frömmigkeit und in den kirchlichen Ordnungen. Diese Unterschiede werden in den Gemeinden oft stärker empfunden als die überkommenen Lehrgegensätze. Dennoch vermögen wir nach dem Neuen Testament und den reformatorischen Kriterien der Kirchengemeinschaft in diesen Unterschieden keine kirchentrennenden Faktoren zu erblicken. IV ERKLÄRUNG UND VERWIRKLICHUNG DER KIRCHENGEMEINSCHAFT 29. Kirchengemeinschaft im Sinne dieser Konkordie bedeutet, daß Kirchen verschiedenen Bekenntnisstandes aufgrund der gewonnenen Übereinstimmung im Verständnis des Evangeliums einander Gemeinschaft an Wort und Sakrament gewähren und eine möglichst große Gemeinsamkeit in Zeugnis und Dienst an der Welt erstreben. 1. Erklärung der Kirchengemeinschaft 30. Mit der Zustimmung zu der Konkordie erklären die Kirchen in der Bindung an die sie verpflichtenden Bekenntnisse oder unter Berücksichtigung ihrer Traditionen: 31. Sie stimmen im Verständnis des Evangeliums, wie es in den Teilen II und III Ausdruck gefunden hat, überein. 32. Die in den Bekenntnisschriften ausgesprochenen Lehrverurteilungen betreffen entspre-

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chend den Feststellungen des Teils III nicht den gegenwärtigen Stand der Lehre der zustimmenden Kirchen. 33. Sie gewähren einander Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Das schließt die gegenseitige Anerkennung der Ordination und die Ermöglichung der Interzelebration ein. 34. Mit diesen Feststellungen ist Kirchengemeinschaft erklärt. Die dieser Gemeinschaft seit dem 16. Jahrhundert entgegenstehenden Trennungen sind aufgehoben. Die beteiligten Kirchen sind der Überzeugung, daß sie gemeinsam an der einen Kirche Jesu Christi teilhaben und daß der Herr sie zum gemeinsamen Dienst befreit und verpflichtet. 2. Verwirklichung der Kirchengemeinschaft 35. Die Kirchengemeinschaft verwirklicht sich im Leben der Kirchen und Gemeinden. Im Glauben an die einigende Kraft des Heiligen Geistes richten sie ihr Zeugnis und ihren Dienst gemeinsam aus und bemühen sich um die Stärkung und Vertiefung der gewonnenen Gemeinschaft. 36. Zeugnis und Dienst Die Verkündigung der Kirchen gewinnt in der Welt an Glaubwürdigkeit, wenn sie das Evangelium in Einmütigkeit bezeugen. Das Evangelium befreit und verbindet die Kirchen zum gemeinsamen Dienst. Als Dienst der Liebe gilt er dem Menschen mit seinen Nöten und sucht deren Ursachen zu beheben. Die Bemühung um Gerechtigkeit und Frieden in der Welt verlangt von den Kirchen zunehmend die Übernahme gemeinsamer Verantwortung. 37. Theologische Weiterarbeit Die Konkordie läßt die verpflichtende Geltung der Bekenntnisse in den beteiligten Kirchen bestehen. Sie versteht sich nicht als ein neues Bekenntnis. Sie stellt eine im Zentralen gewonnene Übereinstimmung dar, die Kirchengemeinschaft zwischen Kirchen verschiedenen Bekenntnisstandes ermöglicht. Die beteiligten Kirchen lassen sich bei der gemeinsamen Ausrichtung von Zeugnis und Dienst von dieser Übereinstimmung leiten und verpflichten sich zu kontinuierlichen Lehrgesprächen untereinander. 38. Das gemeinsame Verständnis des Evangeliums, auf dem die Kirchengemeinschaft beruht, muß weiter vertieft, am Zeugnis der Heiligen Schrift geprüft und ständig aktualisiert werden.

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39. Es ist Aufgabe der Kirchen, an Lehrunterschieden, die in und zwischen den beteiligten Kirchen bestehen, ohne als kirchentrennend zu gelten, weiterzuarbeiten. Dazu gehören: hermeneutische Fragen im Verständnis der Schrift; Bekenntnis und Kirche; Verhältnis von Gesetz und Evangelium; Taufpraxis; Amt und Ordination; Zwei-Reiche-Lehre und Lehre von der Königsherrschaft Jesu Christi; Kirche und Gesellschaft. Zugleich sind auch Probleme aufzunehmen, die sich im Hinblick auf Zeugnis und Dienst, Ordnung und Praxis neu ergeben. 40. Aufgrund ihres gemeinsamen Erbes müssen die reformatorischen Kirchen sich mit den Tendenzen theologischer Polarisierung auseinandersetzen, die sich gegenwärtig abzeichnen. Die damit verbundenen Probleme greifen zum Teil weiter als die Lehrdifferenzen, die einmal den lutherisch-reformierten Gegensatz begründet haben. 41. Es wird Aufgabe der gemeinsamen theologischen Arbeit sein, die Wahrheit des Evangeliums gegenüber Entstellungen zu bezeugen und abzugrenzen. 42. Organisatorische Folgerungen Durch die Erklärung der Kirchengemeinschaft werden kirchenrechtliche Regelungen von Einzelfragen zwischen den Kirchen und innerhalb der Kirchen nicht vorweggenommen. Die Kirchen werden jedoch bei diesen Regelungen die Konkordie berücksichtigen. 43. Allein gilt, daß die Erklärung der Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft und die gegenseitige Anerkennung der Ordination die in den Kirchen geltenden Bestimmungen für die Anstellung im Pfarramt, die Ausübung des pfarramtlichen Dienstes und die Ordnungen des Gemeindelebens nicht beeinträchtigen. 44. Die Frage eines organisatorischen Zusammenschlusses einzelner beteiligter Kirchen kann nur in der Situation entschieden werden, in der diese Kirchen leben. Bei der Prüfung dieser Frage sollten folgende Gesichtspunkte beachtet werden: 45. Eine Vereinheitlichung, die die lebendige Vielfalt der Verkündigungsweisen, des gottesdienstlichen Lebens, der kirchlichen Ordnung und der diakonischen wie gesellschaftlichen Tätigkeit beeinträchtigt, würde dem Wesen der mit dieser Erklärung eingegangenen Kirchengemeinschaft widersprechen. Andererseits kann aber in bestimmten Situationen der

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Dienst der Kirche um des Sachzusammenhanges von Zeugnis und Ordnung willen rechtliche Zusammenschlüsse nahelegen. Werden organisatorische Konsequenzen aus der Erklärung der Kirchengemeinschaft gezogen, so darf die Entscheidungsfreiheit der Minoritätskirchen nicht beeinträchtigt werden. 46. Ökumenische Aspekte Indem die beteiligten Kirchen unter sich Kirchengemeinschaft erklären und verwirklichen, handeln sie aus der Verpflichtung heraus, der ökumenischen Gemeinschaft aller christlichen Kirchen zu dienen. 47. Sie verstehen eine solche Kirchengemeinschaft im europäischen Raum als einen Beitrag auf dieses Ziel hin. Sie erwarten, daß die Überwindung ihrer bisherigen Trennung sich auf die ihnen konfessionell verwandten Kirchen in Europa und in anderen Kontinenten auswirken wird, und sind bereit, mit ihnen zusammen die Möglichkeit von Kirchengemeinschaft zu erwägen. 48. Diese Erwartung gilt ebenfalls für das Verhältnis des Lutherischen Weltbundes und des Reformierten Weltbundes zueinander. 49. Ebenso hoffen sie, daß die Kirchengemeinschaft der Begegnung und Zusammenarbeit mit Kirchen anderer Konfessionen einen neuen Anstoß geben wird. Sie erklären sich bereit, die Lehrgespräche in diesen weiteren Horizont zu stellen.588

588 Quelle: http://www.confessio.de/cms/website.php?id=/bekenntnisse/protestantisch/leuenberg. html [05.01.2016].

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich Als bisher letzte Religionsgemeinschaft wurden die Freikirchen in Österreich (FKÖ) im Herbst 2012 gesetzlich anerkannt. Die FKÖ ist ein Zusammenschluss von fünf Freikirchen, die sich eine gemeinsame Verfassung gegeben haben. Gleichzeitig behält jedoch jede Kirche ihre eigenen Glaubensgrundlagen.

10.8.1 Die Verfassung der Freikirchen in Österreich (2012) Artikel I – Freikirchen in Österreich

Die Freikirchen in Österreich (kurz FKÖ) sind der Zusammenschluss der Anhänger (ordentliche und außerordentliche Mitglieder) der freikirchlichen Bekenntnisse des/der ₋₋ Bundes der Baptistengemeinden in Österreich (kurz BBGÖ), ₋₋ Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich (kurz BEG), ₋₋ Elaia Christengemeinden (kurz ECG), ₋₋ Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde (kurz FCGÖ) und ₋₋ Mennonitischen Freikirche Österreich (kurz MFÖ) zu einer gesetzlich anerkannten Kirche im Sinn des Artikel 15 Staatsgrundgesetz 1867 in Österreich. Artikel II – Glaubensgrundlage

(1) Die Freikirchen in Österreich und deren Mitglieder a. bekennen sich zu Jesus Christus als dem Herrn und Erlöser der Welt gemäß der Heiligen Schrift, der Bibel, der Grundlage ihres Glaubens, Denkens und Handelns. b. verstehen sich als zugehörig zum universalen Leib Christi und wissen sich im Apostolischen Glaubensbekenntnis mit anderen Christen verbunden. c. sehen ihre Aufgabe in der Ausbreitung des Evangeliums von Jesus Christus und seines Reiches durch ihr Zeugnis und ihren Dienst. d. bekennen sich zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung. (2) Die Charakteristika des Glaubensverständnisses der Freikirchen in Österreich sind: Die persönliche freie Glaubensentscheidung, in der der Glaubende in der Regel durch die Glaubenstaufe Antwort auf das vorausgehende, einzigartige, gnädige und errettende Handeln Gottes in Jesus Christus gibt. Die Selbständigkeit der Ortsgemeinde, in der die Gemeinschaft der Glaubenden ihre Nachfolge in der Kraft des Heiligen Geistes und in der Realität des Priestertums aller Glaubenden ordnet und lebt. Die Trennung von Kirche und Staat, die aus historischen und theologischen Gründen bejaht wird, ermöglicht beiden Teilen die bestmögliche Erfüllung ihrer jeweiligen Aufgaben.

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Sie impliziert die Freiheit der Religionsausübung für jeden Glaubenden jedweder Religion, inklusive des Religionswechsels und des Verlassens einer Religionsgemeinschaft. Sie schließt ausdrücklich das bestmögliche, partnerschaftliche Zusammenwirken von Kirche und Staat zum Wohl der Gesellschaft mit ein, insbesondere in Bereichen der Sozial-, Bildungs- sowie Entwicklungszusammenarbeit. (3) Die Freikirchen in Österreich und deren Mitglieder wissen um die Vielfalt, den geistlichen Reichtum sowie die Tradition und Geschichte der verschiedenen christlichen Freikirchen in Österreich, was auch weiter in den Freikirchen in Österreich als gesetzlich anerkannte Kirche gewahrt werden soll. Die über diesen Artikel hinaus gehenden besonderen freikirchlichen Glaubensverständnisse der einzelnen Gemeindebünde (Bund der Baptistengemeinden in Österreich, Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, der Elaia Christengemeinden, der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde, der Mennonitischen Freikirche Österreich, vormals religiöse Bekenntnisgemeinschaften) sind in den Anlagen A–E dieser Verfassung angeschlossen. Artikel III – Mitgliedschaft

(1) Die ordentliche Mitgliedschaft in den Freikirchen in Österreich gründet sich auf die Glaubenstaufe und die Zugehörigkeit zu einer Ortsgemeinde der Freikirchen in Österreich. (2) Außerordentliche Mitglieder der Freikirchen in Österreich sind Kinder – bis zur Erlangung der Religionsmündigkeit – und Angehörige eines ordentlichen Mitgliedes der Freikirchen in Österreich sowie Freunde, die sich jeweils in Form einer verbindlichen Erklärung einerseits einer von deren Ortsgemeinden zugehörig wissen und diese Zugehörigkeit andererseits von der jeweiligen Ortsgemeinde auch bestätigt wird, dies unter der Voraussetzung, dass selbige nicht einer anderen eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft oder gesetzlich anerkannten Kirche und Religionsgesellschaft angehören. (3) Die Mitgliedschaft (ordentliche, außerordentliche) kann stets nur in einer Ortsgemeinde ausgeübt werden, in der Regel nur in jener, in deren Bereich der Hauptwohnsitz des betroffenen Mitgliedes gelegen ist. Generelle Ausnahmeregelungen vom Wohnsitzprinzip können durch Beschlüsse der Delegiertenversammlungen der Gemeindebünde für deren Bereich geschaffen werden. (4) Die ordentliche Mitgliedschaft endet durch Austritt aus den Freikirchen in Österreich nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen, Tod sowie ständige Verlegung des Hauptwohnsitzes (Übersiedlung ins Ausland), sofern dem nicht eine Entsendung im Rahmen der Freikirchen in Österreich zugrunde liegt. (5) Sofern in dieser Verfassung keine Regelungen für die Mitgliedschaft (ordentliche, außerordentliche) getroffen sind, haben die jeweiligen Delegiertenversammlungen der Gemeindebünde für ihren Bereich Beschlüsse zu fassen, insbesondere über geistliche Rechte und Pflichten (im Zusammenhang mit Amtshandlungen und dergleichen) und Ausnahmere-

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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gelungen vom Hauptwohnsitzprinzip sowie weitere Details des Beginns und des Endes der Mitgliedschaft. Artikel IV – Amtsträger

(1) Die Bezeugung des Evangeliums in Wort und Tat ist der ganzen Kirche und vor allem den Ortsgemeinden aufgetragen. Sie nehmen diese Berufung durch vielfältige Ämter und Dienste wahr. (2) Ausgehend vom Grundsatz des allgemeinen Priestertums der Gläubigen sind alle Ämter und Dienste gleichwertig. (3) Mit der besonderen Aufgabe der Seelsorge, vor allem an den Mitgliedern, sind die Pastoren, Pastoralassistenten und Seelsorger beauftragt. Diese Ämter können voll-, teilzeitlich und ehrenamtlich ausgeübt werden. (4) Alle Amtsträger sind dauernd verpflichtet, über die Angelegenheiten, die ausdrücklich als vertraulich bezeichnet werden, strengste Verschwiegenheit zu beachten. Für die Pastoren, Pastoralassistenten und Seelsorger gilt überdies das Beichtgeheimnis über das, was ihnen im Rahmen der Seelsorge, Beichte oder sonst unter dem Siegel geistlicher Verschwiegenheit anvertraut wurde. Die Verschwiegenheitsverpflichtung gilt – ausgenommen Beichtgeheimnis – nicht gegenüber den zur Aufsicht berufenen kirchlichen Organen, aber auch staatlichen Stellen, bei denen eine Berufung auf eine Amtsverschwiegenheit nicht möglich ist. Generelle Regelungen über die Entbindung der Amtsverschwiegenheit – ausgenommen Beichtgeheimnis – erfolgt durch den Rat der Freikirchen in Österreich. Artikel V – Körperschaften und Organe

(1) Selbständige Körperschaften sind: a. Freikirchen in Österreich b. selbständige Einrichtungen c. die Gemeindebünde d. die Ortsgemeinden (2) Organe der Kirche und deren Körperschaften sind: a. für die Ortsgemeinde: die Gemeindeversammlung und die Gemeindeleitung b. für den Gemeindebund: die Delegiertenversammlung und die Bundesleitung c. für die Freikirchen in Österreich: Forum und Rat d. für die selbständige Einrichtung: Organe gemäß Errichtungsbeschluss e. ständiges Schiedsgericht (3) Die finanziellen Mittel werden aufgebracht durch freiwillige Zuwendungen unter Le-

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benden und von Todeswegen jedweder Art wie Spenden und dergleichen, Erträgnissen aus kirchlichen Veranstaltungen und Verwaltung von Vermögen sowie allenfalls verpflichtenden Beiträgen. Werden verpflichtende Beiträge von den Mitgliedern eingehoben, sind einerseits die staatlichen Vorschriften einzuhalten, andererseits ist auf die Exekution durch Verwaltungsbehörden (politische Exekution) zu verzichten. (4) Jede Körperschaft, insbesondere die Ortsgemeinden, ist finanziell selbständig und in finanziellen Angelegenheiten eigenverantwortlich. Die finanziellen Mittel für die Ortsgemeinden, aber auch für die Gemeindebünde werden in den Ortsgemeinden aufgebracht, die entsprechende finanzielle Beiträge zur Finanzierung der Aufgaben der Freikirchen in Österreich zu leisten haben. Keine Körperschaft haftet für Verbindlichkeiten einer anderen. Artikel VI – Ortsgemeinde

(1) Jede Ortsgemeinde muss einem Gemeindebund angehören. Jede Ortsgemeinde ist autonom, jedoch an die Glaubensgrundsätze gemäß Artikel II sowie an das jeweilige freikirchliche Glaubensverständnis ihres Gemeindebundes (Artikel II, Absatz 3 samt Anlage) und an die Bestimmungen dieser Verfassung gebunden. (2) Über die Errichtung einer (neuen) Ortsgemeinde als selbständige Körperschaft entscheidet über Antrag der Bundesleitung des entsprechenden Gemeindebundes die Delegiertenversammlung des entsprechenden Gemeindebundes im Einvernehmen mit dem Rat der Freikirchen in Österreich, welcher die Anzeige nach Maßgabe der religionsrechtlichen Bestimmungen an die zuständige staatliche Behörde zu veranlassen hat. Bei Errichtung einer Ortsgemeinde muss auch eine Gemeindeordnung vorgelegt werden. Über die Auflösung einer entsprechenden Ortsgemeinde entscheidet die Delegiertenversammlung des entsprechenden Gemeindebundes. Näheres über die Errichtung und Auflösung einer Ortsgemeinde als selbständige Körperschaft inklusive Gemeindeordnung regeln die Delegiertenversammlungen für die jeweiligen Gemeindebünde durch eigene Beschlussfassungen, die dem Rat der Freikirchen in Österreich zur Kenntnis zu bringen sind. (3) Jede Ortsgemeinde hat als Organe die Gemeindeversammlung und die Gemeindeleitung. Die Gemeindeversammlung besteht aus sämtlichen ordentlichen Mitgliedern, die im Bereich der Ortsgemeinde ihren Hauptwohnsitz haben oder ihr aufgrund einer Ausnahmeregelung angehören. Die ordentlichen Mitglieder sind in der Gemeindeversammlung stimmberechtigt, bei Eigenberechtigung auch grundsätzlich in die Gemeindeleitung wählbar. Die außerordentlichen Mitglieder können in der Regel ohne Stimme an der Gemeindeversammlung beratend teilnehmen. Näheres haben die Delegiertenversammlungen der entsprechenden Gemeindebünde für ihre Ortsgemeinden mit Beschluss festzulegen, insbesondere auch die Art der Einberufung, Vorsitzführung der Organe, Beschlussfähigkeit, die Quoren für die Gültigkeit von Beschlüssen und Wahlen sowie vertrauliche Beratungen ausschließlich durch ordentliche Mitglieder. (4) Die Aufgaben der Gemeindeversammlung sind folgende:

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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a. Bestellung/Berufung und Abberufung der Gemeindeleitung, b. Genehmigung des Haushaltsvoranschlages der Ortsgemeinde, c. Genehmigung des Rechnungsabschlusses der Ortsgemeinde, d. Bestellung/Berufung der Rechnungsprüfer, e. Bestellung/Berufung von voll- oder teilzeitlichen Pastoren, Seelsorgern, Pastoralassistenten sowie deren Abberufung, f. Beschlussfassung über die Gemeindeordnung, die der Genehmigung durch die Delegiertenversammlung des jeweiligen Gemeindebundes bedarf. Die jeweilige Delegiertenversammlung des jeweiligen Gemeindebundes kann der Gemeindeversammlung noch weitere Aufgaben übertragen. Diese Beschlüsse sind dem Rat der Freikirchen in Österreich anzuzeigen. (5) Die Gemeindeleitung einer Ortsgemeinde ist das Leitungsorgan einer Ortsgemeinde, auch in geistlichen Angelegenheiten. Die Anzahl der Mitglieder der Gemeindeleitung, die allfälligen sonstigen weiteren Voraussetzungen für die Wählbarkeit und Abberufung von Mitgliedern der Gemeindeleitung, deren Funktionsdauer sowie Aufgaben werden durch die Delegiertenversammlung des entsprechenden Gemeindebundes festgelegt, der dem Rat der Freikirchen in Österreich anzuzeigen ist, und sind gemäß diesen Vorgaben in die jeweilige Gemeindeordnung aufzunehmen. Der Vorsitzende der Gemeindeleitung, im Verhinderungsfall der Stellvertreter, vertritt jeweils mit einem weiteren Mitglied der Gemeindeleitung die Ortsgemeinde nach außen. Die jeweiligen Mitglieder der Gemeindeleitung sowie Pastoren, Seelsorger und Pastoralassistenten sind der Bundesleitung des betreffenden Gemeindebundes und von diesem dem Rat der Freikirchen in Österreich zu melden. Artikel VII – Gemeindebund

(1) Innerhalb der Freikirchen in Österreich bestehen derzeit folgende Gemeindebünde: Bund der Baptistengemeinden in Österreich Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich Elaia Christengemeinden Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde Mennonitische Freikirche Österreich (2) Der jeweilige Gemeindebund ist der Zusammenschluss jener Ortsgemeinden, die sich zu der jeweiligen besonderen freikirchlichen Glaubensprägung des betreffenden Gemeindebundes im Sinn des Artikels II (3) mit der betreffenden Anlage bekennen. Jede Ortsgemeinde der Freikirchen in Österreich hat jeweils nur einem Gemeindebund anzugehören. (3) Die Gemeindebünde können jeweils regionalen und internationalen konfessionellen Zusammenschlüssen ihrer Glaubensprägung sowie regionalen und internationalen überkonfessionellen Zusammenschlüssen beitreten, wovon sie jeweils den Rat der Freikirchen in Österreich zu verständigen haben. Die Gemeindebünde haben im Rahmen der Freikirchen in Österreich die Interessen der in ihr zusammengeschlossenen Gemeinden wahrzunehmen.

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(4) In der Delegiertenversammlung eines jeden Gemeindebundes sind die zum jeweiligen Gemeindebund gehörigen Ortsgemeinden und selbständige Einrichtungen im Bereich des betreffenden Gemeindebundes jeweils durch Delegierte vertreten. Die Zahl der Delegierten der Ortsgemeinden sowie der selbständigen Einrichtungen in der Delegiertenversammlung, deren Funktionsdauer, Voraussetzung für die Wahlfähigkeit sowie Abberufungsmöglichkeit regelt die jeweilige Geschäftsordnung des entsprechenden Gemeindebundes. (5) Zu den Aufgaben der Delegiertenversammlung jeden Gemeindebundes gehören jedenfalls: a. Festlegung der Anzahl der Mitglieder der Bundesleitung sowie die Voraussetzungen für die Wahlfähigkeit und Funktionsdauer, dies jeweils in der betreffenden Geschäftsordnung, b. Beschlussfassung über die Geschäftsordnung des Gemeindebundes (für Delegiertenversammlung, Bundesleitung), c. Bestellung/Berufung und Abberufung der Mitglieder der Bundesleitung, d. Genehmigung des Haushaltsvoranschlages des Gemeindebundes, e. Genehmigung des Rechnungsabschlusses des Gemeindebundes, f. Bestellung/Berufung der Rechnungsprüfer, g. Aufnahme einer neuen Ortsgemeinde über Antrag der Bundesleitung, wozu das Einvernehmen mit dem Rat der Freikirchen in Österreich zu suchen ist, h. Beschlüsse über Organe der Ortsgemeinden im weiteren Sinn (siehe Artikel VI (3)), inklusive Genehmigung von Gemeindeordnungen der Ortsgemeinde, i. Zustimmung zu Verfassungsänderungen (inklusive der Beilage gemäß Artikel II) sowie Beschlüsse in Bekenntnisfragen, j. allfällige Festlegung der Kriterien für die Bestellung/Anstellung (inklusive Ausbildung) von Pastoren, Pastoralassistenten und Seelsorgern. Die Einberufung und Festlegung der Beschlussfähigkeit für die Beschlüsse in der Delegiertenversammlung sowie die Übertragung weiterer Aufgaben in der Delegiertenversammlung regelt die Delegiertenversammlung selbst, dies in einer Geschäftsordnung. Die Delegiertenversammlungen der Gemeindebünde können für ihren Bereich Zusammenschlüsse von Ortsgemeinden für die engere Zusammenarbeit genehmigen und diesen Zusammenschlüssen im Rahmen ihrer Geschäftsordnung auch gewisse Rechte und Pflichten verleihen. Für die Geschäftsordnung des jeweiligen Gemeindebundes ist auf jeden Fall eine Dreiviertelmehrheit der anwesenden stimmberechtigten Delegierten notwendig, dies gilt auch für Änderungen. (6) Die Bundesleitung des Gemeindebundes ist das geschäftsführende Organ des jeweiligen Gemeindebundes. Der Bundesleitung des Gemeindebundes obliegt: a. Führung eines ordnungsgemäßen, dem Gemeindebund entsprechenden Rechnungswesens, b. Führen eines Verzeichnisses der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder der Ortsgemeinden sowie der Mitglieder der Gemeindeleitungen, c. Führen eines Verzeichnisses von voll-, teilzeitlich und ehrenamtlichen Pastoren, Pastoralassistenten und Seelsorgern,

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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d. Anträge für die Errichtung neuer Ortsgemeinden (inklusive Gemeindeordnungen) für die Delegiertenversammlung des jeweiligen Gemeindebundes, e. Anträge für die Errichtung von selbständigen Einrichtungen an das Forum der Freikirchen in Österreich, f. Bestellung/Berufung der stimmberechtigten Mitglieder im Forum der Freikirchen in Österreich, g. Zustimmung/Genehmigung von Religionsunterrichtsplänen sowie Abschluss von Vereinbarungen mit anderen gesetzlich anerkannten Kirchen über die Abhaltung von Religionsunterricht bzw. Teilnahme von Mitgliedern der Freikirchen in Österreich am Religionsunterricht anderer gesetzlich anerkannter Kirchen, h. Vorschlagsrecht in den Rat der Freikirchen in Österreich. Weitere Aufgaben können in der Geschäftsordnung des jeweiligen Gemeindebundes der Bundesleitung übertragen werden. Der Vorsitzende der Bundesleitung, im Verhinderungsfall sein Stellvertreter, vertritt gemeinsam mit einem weiteren Vorstandsmitglied den Gemeindebund. Die Mitglieder der Bundesleitung sind dem Rat der Freikirchen in Österreich zu melden. Die Art der Einberufung und Vorsitzführung der Bundesleitung, deren Beschlussfähigkeit sowie die Quoren für die Gültigkeit von Beschlüssen und Wahlen in der Bundesleitung regelt die Geschäftsordnung des jeweiligen Gemeindebundes. Artikel VIII – Forum und Rat

(1) Das Forum der Freikirchen in Österreich besteht aus sämtlichen Mitgliedern der Bundesleitung sämtlicher Gemeindebünde. Stimmberechtigt im Forum der Freikirchen in Österreich sind jedoch für jeden Gemeindebund bis zu tausend eigenen Mitgliedern (ordentliche und außerordentliche) nur vier Personen aus den Reihen der Bundesleitung, bei einem Gemeindebund bis zu fünftausend eigenen Mitgliedern (ordentliche und außerordentliche) acht Personen aus der eigenen Bundesleitung, bei bis zwölftausend Mitgliedern (ordentliche und außerordentliche) zwölf Personen aus der eigenen Bundesleitung, darüber hinaus sechzehn Personen aus den Reihen der jeweiligen Bundesleitung. Die jeweils anderen Mitglieder der Bundesleitung sämtlicher Gemeindebünde nehmen nur mit beratender Stimme am Forum teil. Das Forum der Freikirchen in Österreich selbst kann in der Geschäftsordnung der Freikirchen in Österreich die Teilnahme anderer Personen mit beratender Stimme vorsehen. (2) Das Forum der Freikirchen in Österreich wird einberufen und dessen Sitzungen geleitet vom Vorsitzenden des Rates der Freikirchen in Österreich, im Verhinderungs- oder Befangenheitsfalle vom Stellvertreter oder sonst im Verhinderungs- oder Befangenheitsfalle sowie bei der Wahl des Rates vom jeweils ältesten anwesenden Mitglied im Forum der Freikirchen in Österreich. Das Forum der Freikirchen in Österreich ist mindestens einmal jährlich unter Einhaltung einer sechswöchigen Frist schriftlich einzuberufen. Das Forum ist beschlussfä-

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hig, wenn alle Gemeindebünde durch mindestens zwei ihrer Bundesleitungsmitglieder vertreten sind. Für einen gültigen Beschluss im Forum der Freikirchen in Österreich ist einerseits eine Zweidrittelmehrheit der Mitglieder der Bundesleitung abgegebenen Stimmen im Forum der Freikirchen in Österreich und andererseits gleichzeitig jeweils mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen der Mitglieder der Bundesleitung erforderlich. Letztgenanntes gilt nicht für Wahlen (inklusive Abwahlen), diesbezüglich ist stets eine Dreiviertelmehrheit der abgegebenen Stimmen zur Gültigkeit erforderlich. Erklären im Rahmen einer Beratung des Forums der Freikirchen in Österreich sämtliche stimmberechtigten Mitglieder der Bundesleitung eines Gemeindebundes eine Frage zu einer Bekenntnisfrage, ist abweichend von den vorhin erwähnten Regelungen zur Rechtswirksamkeit des Beschlusses zusätzlich noch die Zustimmung der Delegiertenversammlungen der Gemeindebünde einzuholen. Das Forum der Freikirchen in Österreich ist über Beschluss des Rates der Freikirchen in Österreich oder auf Antrag der Bundesleitung eines Gemeindebundes einzuberufen. (3) Zu den Aufgaben des Forums der Freikirchen in Österreich gehören: a. Bestellung/Berufung und Abberufung des Rates der Freikirchen in Österreich, b. Bestellung/Berufung der Rechnungsprüfer, c. Genehmigung des Haushaltsvoranschlages der Freikirchen in Österreich, d. Genehmigung des Jahresabschlusses der Freikirchen in Österreich, e. Festlegung der finanziellen Beiträge der Gemeindebünde für die Finanzen der Freikirchen in Österreich, f. Beschlussfassung über die Einhebung von verpflichtenden Beiträgen, g. Genehmigung der Religionsunterrichtspläne, dies auf Vorschlag des Rates der Freikirchen in Österreich, und mit Genehmigung durch die Bundesleitungen der Gemeindebünde, h. Genehmigung des Abschlusses von Vereinbarungen mit anderen gesetzlich anerkannten Kirchen über die Abhaltung von Religionsunterricht bzw. Teilnahme von Mitgliedern der Freikirchen in Österreich am Religionsunterricht anderer gesetzlich anerkannter Kirchen, dies mit Zustimmung der Bundesleitungen der Gemeindebünde, i. Beitritt zu regionalen, internationalen und nationalen überkonfessionellen Zusammenschlüssen, j. Beschlussfassung über die Änderung dieser Verfassung (siehe Artikel X) inklusive Aufnahme bzw. Bildung neuer Gemeindebünde, k. Genehmigung des Abschlusses von Mietverträgen mit einer Laufzeit von mehr als 3 Jahren sowie des Kaufes, Verkaufes und Belastung von Liegenschaften, jeweils betreffend der Freikirchen in Österreich, l. Bestellung/Berufung des Vorsitzenden sowie dreier Stellvertreter des ständigen Schiedsgerichtes sowie Erlassung einer Schiedsordnung für das ständige Schiedsgericht, m. Abgabe von grundsätzlichen geistlichen Stellungnahmen für die Freikirchen in Österreich, n. Beschlussfassung über eine Geschäftsordnung für das Forum und den Rat der Freikirchen in Österreich (Geschäftsordnung der Freikirchen in Österreich),

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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o. Kooptierung von Persönlichkeiten für das Forum der Freikirchen in Österreich mit beratender Stimme, p. Beschlussfassung über die Errichtung und Auflösung selbständiger Einrichtungen (mit Rechtspersönlichkeit) inklusive deren Ordnung, denen Aufgaben übertragen werden, die eine Ortsgemeinde oder ein Gemeindebund oder die Freikirchen in Österreich alleine nicht wahrnehmen, q. Festlegung der Kriterien für die Ausbildung von Religionslehrern an Schulen mit Öffentlichkeitsrecht und Privatschulen, dies unter Berücksichtigung einschlägiger staatlicher Vorschriften. (4) Der Rat der Freikirchen in Österreich, welcher vom Forum auf die Funktionsdauer von 4 Jahren gewählt wird, besteht aus mindestens fünf, maximal zwanzig Mitgliedern. Die Wahl erfolgt derart, dass jeder Gemeindebund für bis zu tausend eigene Mitglieder (ordentliche und außerordentliche) eine Person, bis zu fünftausend eigene Mitglieder (ordentliche und außerordentliche) zwei Personen, bis zwölftausend Mitglieder (ordentliche und außerordentliche) drei Personen, darüber hinaus vier Personen aus den Reihen der eigenen Bundesleitung zur Wahl vorschlägt. Bei der Wahl in den Rat der Freikirchen in Österreich ist das Forum insoweit an diese Vorschläge gebunden, als sie keine eigenen Vorschläge für die Wahl in den Rat der Freikirchen in Österreich für den betreffenden Gemeindebund machen kann. Wählbar sind nur stimmberechtigte Mitglieder des Forums der Freikirchen in Österreich. Wiederwahl ist möglich. Der Rat der Freikirchen in Österreich wählt (bestellt) auf die Dauer von jeweils 2 Jahren aus den eigenen Reihen einen Vorsitzenden, einen Schriftführer, einen Kassier sowie jeweils einen Stellvertreter. Bei der Bestellung des Schriftführers, des Kassiers und jeweils deren Stellvertreter ist Wiederwahl möglich. Bei der Bestellung des Vorsitzenden des Rates der Freikirchen in Österreich, der auch die Bezeichnung Sprecher der Freikirchen in Österreich führt, ist bei jeder Wahl ein Mitglied des Rates aus einem anderen Gemeindebund zu wählen (Rotationsprinzip). Der Rat der Freikirchen in Österreich wird vom Vorsitzenden, im Verhinderungs- oder Befangenheitsfalle vom Stellvertreter, bei deren Befangenheit oder Verhinderung oder im Falle der Wahl vom jeweils ältesten anwesenden Mitglied des Rates einberufen und geleitet. Der Rat der Freikirchen in Österreich ist beschlussfähig, wenn mindestens drei Viertel seiner Mitglieder anwesend und jeder Gemeindebund durch ein Mitglied des Rates vertreten ist. Für die Beschlussfassung im Rat ist die Dreiviertelmehrheit der abgegebenen Stimmen notwendig, wobei allerdings gleichzeitig mit dem Beschluss jeweils ein Mitglied des Rates der Freikirchen in Österreich aus jedem Gemeindebund zugestimmt haben muss. In Ausnahmefällen kann eine Beschlussfassung über Anordnung des Vorsitzenden schriftlich (auch per E-Mail) erfolgen, wozu allerdings im Rahmen der schriftlichen Abstimmung alle Mitglieder des Rates der Freikirchen in Österreich ihre Zustimmung geben müssen. Die Freikirchen in Österreich werden durch den Vorsitzenden (Sprecher), im Verhinderungsfalle/Befangenheitsfalle durch den Stellvertreter, gemeinsam mit einem weiteren Mitglied des Rates der Freikirchen in Österreich vertreten.

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(5) Der Rat der Freikirchen in Österreich ist Kirchenleitung im Sinne des staatlichen Religionsrechtes und geschäftsführendes Organ der Freikirchen in Österreich. In seinen Aufgabenbereich fallen: a. Vorbereitung und Durchführung der Beschlüsse des Forums der Freikirchen in Österreich, b. Aufsicht für den Religionsunterricht, Bestellung und Abberufung von Religionslehrern sowie Fachinspektoren für Religionsunterricht unter Berücksichtigung staatlicher Vorschriften, c. Abgabe von Stellungnahmen im Rahmen von Begutachtungsverfahren des Bundes und der Länder, d. Entsendung von Vertretern für die Freikirchen in Österreich in nationale, regionale und internationale überkonfessionelle Zusammenschlüsse, e. Führen eines Registers über sämtliche Ortsgemeinden und Mitglieder der Gemeindeleitungen der Ortsgemeinden und der Gemeindebünde, der Bundesleitungen der Gemeindebünde, der selbständigen Einrichtungen und Mitglieder deren Organe, sowie des Rates der Freikirchen in Österreich, f. Führen eines Verzeichnisses sämtlicher voll-, teilzeitlich und ehrenamtlicher Pastoren, Pastoralassistenten und Seelsorger in allen Ortsgemeinden und Gemeindebünden der Freikirchen in Österreich, g. einvernehmliche Aufnahme neuer Ortsgemeinden aufgrund vorangegangener Beschlussfassungen in den Bundesleitungen der jeweiligen Gemeindebünde, h. Meldungen und Erteilungen von Auskünften an das Kultusamt des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur sowie an die Landeshauptleute, i. Abgabe von Stellungnahmen in geistlichen Fragen oder Fragen des öffentlichen Interesses außerhalb von Tagungen des Forums der Freikirchen in Österreich, wenn dies notwendig und tunlich ist. Artikel IX – Schiedsgericht

(1) Für die Entscheidung über Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Mitgliedschaft in den Freikirchen in Österreich, zwischen den Organen bzw. Körperschaften aufgrund dieser Verfassung sowie über Streitigkeiten im Zusammenhang mit und aus der Beendigung von Dienstverhältnissen mit voll und teilzeitlichen Pastoren, Pastoralassistenten und Seelsorgern, letztgenannte soweit dies innere Angelegenheiten gemäß Artikel 15 StGG 1867 betrifft, wird ein ständiges Schiedsgericht eingerichtet. Dieses Schiedsgericht kann von jedem ordentlichen Mitglied der Freikirchen in Österreich sowie von jedem Organ einer Ortsgemeinde, Gemeindebundes, selbständigen Einrichtung sowie der Freikirchen in Österreich selbst angerufen werden. Das ständige Schiedsgericht entscheidet jedoch nicht über Bekenntnisfragen, Fragen der Glaubensverständnisse der einzelnen Gemeindebünde sowie über rein geistliche (theologische) Fragen.

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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(2) Das ständige Schiedsgericht besteht aus einem Vorsitzenden sowie drei Stellvertretern, die im Verhinderungsfall den Vorsitzenden vertreten. Diese müssen ein akademisches Studium der Rechtswissenschaften (Magisterium, Master) abgeschlossen und über die Berufsvoraussetzung für die Ausübung des Richteramtes, des Rechtsanwaltsberufes, eines öffentlichen Notars, oder des höheren Verwaltungsdienstes (inklusive Finanzverwaltung) verfügen. Diese Wahl erfolgt für die Dauer einer 4-jährigen Funktionsperiode. Das ständige Schiedsgericht wird dann derart gebildet, dass bei Anrufung des Schiedsgerichtes zusätzlich zum Vorsitzenden, im Verhinderungsfall einen Stellvertreter, der Beschwerdeführer einen Schiedsrichter aus den Reihen der ordentlichen Mitglieder der Freikirchen in Österreich namhaft macht, ebenso der Gegner des Beschwerdeführers. Das Schiedsgericht besteht daher aus drei Mitgliedern. (3) Näheres, insbesondere auch das Verfahren vor dem ständigen Schiedsgericht, regelt eine Schiedsordnung, die vom Forum der Freikirchen in Österreich zu erlassen ist. In dieser Schiedsordnung ist festzulegen, dass das Schiedsgericht bei Streitigkeiten zwischen Mitgliedern sowie Organen einer Ortsgemeinde erst dann angerufen werden darf, wenn eine Schlichtungsstellung und/oder die Mediation des jeweiligen Gemeindebundes vorher in Anspruch genommen wurde und innerhalb von 4 Monaten eine einvernehmliche Streitbeilegung scheiterte. (4) Die Entscheidung des ständigen Schiedsgerichtes ist kirchenintern endgültig und verbindlich. Artikel X – Verfassungsänderung

(1) Diese Verfassung kann nur durch Beschlussfassung des Forums der Freikirchen in Österreich geändert werden, wozu allerdings dann die Zustimmung der Delegiertenversammlungen sämtlicher Gemeindebünde einzuholen ist. Dies gilt auch für die Aufnahme neuer Gemeindebünde. (2) Für die Änderung der besonderen freikirchlichen Glaubensverständnisse gemäß der Anlagen A–E des Artikel II Absatz 3 dieser Verfassung betreffend der einzelnen Gemeindebünde gilt im Rahmen einer Verfassungsänderung allerdings Folgendes: Eine Änderung der besonderen freikirchlichen Glaubensverständnisse gemäß dieser Anlagen kann nur über Antrag der Delegiertenversammlung des jeweiligen Gemeindebundes erfolgen. Ohne vorherige Antragstellung des betreffenden Gemeindebundes ist ein Verfahren über die diesbezügliche Verfassungsänderung unzulässig. Im Rahmen der Änderung der Verfassung kann eine Änderung der gewünschten, zur Beschlussfassung vorgelegten Anlage zu Artikel 2 Absatz 3 dieser Verfassung – besonderes freikirchliches Glaubensverständnis – stets nur mit Zustimmung der Delegiertenversammlung des betreffenden Gemeindebundes erfolgen. Artikel XI – Übergangsregelungen

(1) Die vorliegende Verfassung wurde im Rahmen der Antragstellung auf gesetzliche Anerkennung von den Vorgängern der Gemeindebünde, Bund der Baptistengemeinden in

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Österreich, Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, Elaia Christengemeinden, Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde und Mennonitische Freikirche Österreich, alle vormals religiöse Bekenntnisgemeinschaften, nach Maßgabe ihrer damaligen Statuten genehmigt und gebilligt. (2) Bei Anerkennung der Freikirchen in Österreich als gesetzlich anerkannte Kirche gelten folgende Übergangsregelungen: Die bisherigen Ortsgemeinden im Bund der Baptistengemeinden in Österreich, Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, Elaia Christengemeinden, Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde und Mennonitische Freikirche Österreich, denen Rechtspersönlichkeit für einen örtlichen Teilbereich gemäß § 6 des Bundesgesetzes über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften zukommt, werden mit der Kundmachung der Verordnung im Sinne des Anerkennungsgesetzes über die Anerkennung der Freikirchen in Österreich als gesetzlich anerkannte Kirche Ortsgemeinden gemäß dieser Verfassung (Körperschaften öffentlichen Rechtes) umgewandelt (Rechtsformwandel), die bisherigen religiösen Bekenntnisgemeinschaften, Bund der Baptistengemeinden in Österreich, Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, Elaia Christengemeinden, Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde und Mennonitische Freikirche Österreich, in die Gemeindebünde gemäß Artikel VII Abs. 1 dieser Verfassung (Körperschaften öffentlichen Rechtes – Rechtsformenwandel), die Life Church im Bereich der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde, der bislang Rechtspersönlichkeit für einen örtlichen Teilbereich gemäß § 6 des Bundesgesetzes über die Rechtspersönlichkeiten von religiösen Bekenntnisgemeinschaften zukommt, in eine selbstständige Einrichtung innerhalb des Bundes der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde im Sinne der Artikel V Abs. 1 lit. b und Artikel VIII (3) p dieser Verfassung (Körperschaft öffentlichen Rechtes – Rechtsformwandel). Die zuständigen Organe der religiösen Bekenntnisgemeinschaften, Bund der Baptistengemeinden in Österreich, Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, Elaia Christengemeinden, Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde und Mennonitische Freikirche Österreich, haben durch ihre Organe für den Fall der Anerkennung der Freikirchen in Österreich als gesetzlich anerkannte Kirche mittels Verordnung einen provisorischen Rat der Freikirchen in Österreich gewählt, dessen Amtsdauer mit einem Jahr ab Kundmachung der Anerkennungsverordnung im Bundesgesetzblatt festgelegt wurde. Innerhalb eines Jahres ab Kundmachung der Anerkennungsverordnung im Bundesgesetzblatt hat auf der Grundlage dieser Verfassung der Rat der Freikirchen in Österreich gewählt sowie konstituiert zu werden. Im Übrigen haben alle Körperschaften mit Rechtspersönlichkeit im Sinne dieser Verfassung innerhalb eines Jahres ab Kundmachung der Anerkennungsverordnung die Anpassungen der jeweiligen Ordnungen an diese Verfassung vorzunehmen sowie die entsprechenden Geschäftsordnungen und dergleichen zu beschließen. Die in dieser Verfassung verwendeten männlichen oder weiblichen Bezeichnungen dienen ausschließlich der besseren Lesbarkeit und gelten für beide Geschlechter.

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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10.8.2 Die Glaubensgrundlagen der Freikirchen Als bisher letzte Religionsgemeinschaft wurden die Freikirchen in Österreich (FKÖ) im Herbst 2012 gesetzlich anerkannt. Die FKÖ ist ein Zusammenschluss von fünf Freikirchen, die sich eine gemeinsame Verfassung gegeben haben. Gleichzeitig behält jedoch jede Kirche ihre eigenen Glaubensgrundlagen, die im Folgenden abgedruckt werden. 10.8.2.1 Bund der Baptistengemeinden in Österreich Rechenschaft vom Glauben Das Apostolische Glaubensbekenntnis Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Das apostolische Glaubensbekenntnis nimmt Glaubensaussagen des Neuen Testaments auf, die im 2. Jahrhundert in mehrgliedrigen Formeln zusammengefaßt und im 3. Jahrhundert erweitert wurden (z. B. im „Romanum“). Nach weiteren Zufügungen und Abänderungen haben sie im 5. Jahrhundert ihre jetzige Form gefunden. Die vorliegende Übersetzung wurde am 15./16. Dezember 1970 von der Arbeitsgemeinschaft für liturgische Texte der Kirchen des deutschen Sprachgebietes verabschiedet.

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Teil 1 – Die Aufrichtung der Gottesherrschaft

1. Gottes Offenbarung in Jesus Christus Hebr. 1,1 ff. Gal. 4,4 f. Gott hat sich in seinem Sohn Jesus Christus offenbart und in ihm seine Herrschaft zum Heil der Menschen aufgerichtet. Mark. 1,15; Eph. 2,13; Joh. 8,36; Mt. 9,10–13 Als der von Gott Gekommene hat Jesus von Nazareth Gott den Menschen und die Menschen Gott nahegebracht: In einzigartiger Vollmacht rief er sie zurück zu dem lebendigen Gott; er befreite aus gottlosen Bindungen, vergab die Sünden, heilte Kranke und hatte Tischgemeinschaft mit Sündern. Mit seinen Worten und Taten brach die Gottesherrschaft an. Mark. 10,45; 1. Kor. 11,23–25; Joh. 3,16, 1. Joh. 4,16 Das Werk Jesu, der auf die Erde kam, um „die Werke des Teufels zu zerstören“ (1. Joh. 3,8), wurde vollendet in seinem Leiden und Sterben für alle Menschen. In Jesu stellvertretendem Tod für die Schuld der Menschheit aller Zeiten hat Gott sich uns erschlossen als der, der Liebe ist. 1. Kor. 15,14–22; Apg. 2,36; Röm. 4,25 In Jesu Auferweckung von den Toten hat Gott das Werk der Versöhnung in Kraft gesetzt und den Gekreuzigten zum gegenwärtigen Herrn erhoben. Er „ist uns von Gott gemacht zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung“ (1. Kor. 1,30). Mit seiner Auferstehung hat das Ende dieser Weltzeit begonnen. Sein Auferstehen verbürgt uns die Auferstehung aller, die an ihn glauben, zum ewigen Leben. Joh. 17,4; Phil. 2,5–11 Als der Auferstandene ist Jesus zur Herrlichkeit des Vaters erhöht, aus der er gekommen ist. In dieser Hoheit ist er nicht nur Herr über seine Gemeinde, sondern auch über die ganze Welt. Christi Herrschaft wird von seiner Gemeinde geglaubt und verkündigt; sie wird von allen Menschen erkannt, wenn er als Weltvollender kommt. 2. Kor. 5,17–21 Gottes Heilswerk in Christus kommt zu seinem vorläufigen Ziel in der Verkündigung der Versöhnungsbotschaft durch seine Gemeinde. Im Dienst der Versöhnung, der in der Kraft des Heiligen Geistes geschieht, ist Christus selbst am Werk und stellt alle Welt unter den Anspruch ihres Schöpfers. Die Gemeinde, die ihn verkündigt und aus seiner Kraft lebt, wird zum Zeichen der neuen Welt Gottes. 2. Die Sünde des Menschen und seine Umkehr zu Gott Lk. 5,8; Röm. 3,22–24 In der Begegnung mit Jesus Christus erfahren wir das Böse in uns und in gesellschaftlichen Strukturen als Sünde gegen Gott. Gottes versöhnendes und richtendes Wort deckt uns die

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Schuld der Menschen auf als Leugnung der Verantwortung vor Gott. Gleichgültigkeit und Trägheit, Angst und Selbstbehauptung sind Ausdruck der Trennung von Gott. Mark. 7,20–23; Joh. 8,34 Im Bösen ist immer der Böse wirksam, der Widersacher Gottes, der Gottes gute Schöpfung verdirbt. Zugleich kommt das Böse aus dem Herzen des Menschen, der der Verführung erliegt und Gottes Gebot übertritt. Das Tun des Bösen bringt ihn unter die Herrschaft des Bösen. Deshalb ist der Mensch „tot in Übertretungen und Sünden“ (Eph. 2,1) und dem Leben aus Gott entfremdet. Er ist den gottfeindlichen Mächten und Gewalten preisgegeben. 1. Mose 3,1–7 Die Abwendung von Gott und die Mißachtung seiner Liebe führen zur Ausbeutung, Unterdrückung und Entmündigung des Menschen durch den Menschen, aber auch zum verzweifelten Alleinsein des Menschen mit sich selbst. Der Mensch, der wie Gott sein will und meint, Gutes und Böses nach seinem Gutdünken bestimmen zu können, verfehlt seine Bestimmung. Er verdirbt Gottes gute Schöpfung und bedroht sie in ihrem Bestand. Röm. 10,2–4 Der Widerspruch gegen Gottes Herrschaft geschieht nicht nur in Worten und Taten, die moralisch verwerflich sind. Er kann sich ebenso in aufopferndem Eintreten für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit, für Religion, Wahrheit und Schönheit verwirklichen. Jede gute Tat kann gleichzeitig Gott gegenüber die feinste Form der Selbstrechtfertigung und der Selbstsucht sein. Im Licht der Liebe Gottes wird das Geheimnis der Bosheit auch und gerade in den „guten“ und „frommen“ Taten der Menschen aufgedeckt, so daß niemand vor Gott im Recht ist und ohne Gnade bestehen kann. Röm. 1,18; 2. Thess. 1,9 Wer Gottes Angebot der Gnade und Vergebung ausschlägt, bleibt unter dem Zorn und Urteil Gottes, verwirkt das ewige Leben und verschließt sich in die selbstgewählte Gottesferne. Der Unglaube führt in das ewige Verderben; wer aber Gottes Urteil über seine Sünden und das Angebot der Gnade annimmt, ergreift das ewige Leben, das Christus uns erworben hat. Röm. 3,21–29; Röm. 8,14–18; Kol. 1,13; 1. Joh. 1,9 Gottes Gnade in Christus bewirkt die Umkehr des Menschen zu Gott. Durch den Glauben an Jesus Christus wird der Mensch vor Gott gerecht und Gottes Kind. Glaube ist keine Leistung des Menschen, sondern Annahme der Gnade Gottes. Der Glaubende erfährt die erneuernde Wirkung des Heiligen Geistes in Vergebung und Befreiung. Durch die Kraftwirkung des Heiligen Geistes ist er wiedergeboren zu einem neuen Leben mit Gott. 3. Das neue Leben aus dem Heiligen Geist Joh. 9,39–41; 1. Kor. 2,14 f.; Röm. 8,1–4; Gal. 2,20 Das Evangelium führt jeden Menschen – auch den religiösen – in die Krise. Es bedeutet Gericht und Neuwerdung für den, der sich dem Heil in Christus zuwendet. Der Heilige Geist beginnt in den Glaubenden ein neues Leben, dessen Grund und Mitte Jesus Christus selbst ist.

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1. Kor. 12,12 f.; Jak. 1,22–25; Mark. 12,29–31 Das neue Leben aus dem Heiligen Geist nimmt Gestalt an, indem es den Menschen in neue Lebenskreise hineinstellt und seine alten erneuert. Es verbindet den Menschen mit Gott und seinem Volk, der Gemeinde Jesu Christi, und erneuert alle zwischenmenschlichen Beziehungen. Das neue Leben äußert sich im Hören auf Gottes Wort, im Gebet und im Tun des Willens Gottes. 1. Kor. 1,30; 2. Kor. 6,1–10; Ps. 32; Röm. 8,26–28; Joh. 5,39; 1. Thess. 5,16–18; Gal. 5,1; Neh. 8,10 Das neue Leben ist Gottes Geschenk, das in Hingabe und Heiligung bewahrt werden will. Es erspart uns nicht Anfechtungen und Versuchungen, Leiden und Bedrängnis, Zweifel und Begierden, gibt uns aber die Kraft, in ihnen zu bestehen und unseren Glauben an Jesus Christus zu bewähren. Selbst Fehlentscheidungen und Versagen, Irrtümer und Niederlagen können uns nicht von Christus trennen, der uns die Treue hält und Schuld vergibt. Der Heilige Geist ist uns als Fürsprecher und Beistand verheißen, und durch das Wort der Heiligen Schrift spricht Gott in unser Leben hinein. Bibellesen, gegenseitige brüderliche Beratung und Gebet wollen uns Orientierungshilfe auf dem Wege der Nachfolge Christi geben. Der Christ ist mit der Gemeinde Jesu Christi unterwegs zur Vollendung der Gottesherrschaft und lebt schon heute und hier in der Freiheit der Kinder Gottes, zu der ihn sein Herr befreit hat. Die Freude am Herrn ist seine Stärke. 4. Gottes Schöpfung 1. Mose 1 und 2; Hebr. 11,3; Röm. 4,17; Joh. 1,4; 1. Mose 1,27 Im Glauben an Jesus Christus erkennen wir, daß Gott die Welt durch sein Wort aus dem Nichts erschaffen hat. Dem uranfänglichen Schaffen Gottes entspricht seine Schöpfermacht heute, von der das Dasein eines jeden Menschen Zeugnis ablegt. Diese unsere Welt ist nicht aus sich selbst entstanden, sondern hat ihren Ursprung und ihr Ziel in der Güte Gottes, der sein Leben seiner Kreatur mitteilt, weil er nicht für sich bleiben, sondern mit den Menschen als seinen Geschöpfen Gemeinschaft haben will. Mt. 5,45; Apg. 14,17; Röm. 8,16 ff.; Röm. 14,17 Gott erhält die Welt trotz der Sünde der Menschen auf ihre Erlösung hin. Mitten in der noch nicht erlösten Welt erlebt die christliche Gemeinde, wie Christus an ihr die Erneuerung der gefallenen Schöpfung anfängt. Als Kinder Gottes erfahren die Christen an sich selbst, wie Gott das Schicksal des Todes und der Nichtigkeit, das über der Welt liegt, aufzuheben beginnt, indem er ihnen durch den Heiligen Geist Freiheit und Gerechtigkeit, Frieden und Freude schenkt. Mit der ganzen Schöpfung sehnen sie sich nach der vollkommenen Erlösung, die ihnen verheißen ist. Apg.17,26; 1. Mose 1,28; Ps. 8,6 Als der Herr der Geschichte ist Gott Herr aller Menschen und Völker, Zeiten und Generationen. Er hat den Menschen den Kulturbefehl gegeben: Machet euch die Erde untertan und

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herrschet über sie! Gottes Wille und Wort verleiht dem Menschen seine Würde und macht ihn zum Träger unveräußerlicher Menschenrechte. Mt. 28,18; Kol. 2,15; 1. Kor. 8,4; 1. Tim. 4,4 f.; 1. Kor. 3,21 ff.; 1. Mose 2,15 Jesus Christus ist Herr auch über die gefallene Welt und läßt die an ihn Glaubenden den Sturz ihrer offenbaren und geheimen Götter erkennen. Durch ihn erhält die Welt ihre Güte als Schöpfung Gottes zurück. Deshalb nehmen Christen ihre Verantwortung für Bestand und Schutz der Schöpfung ernst. 2. Mose 20,1–17 Die christliche Gemeinde erkennt Gott als den Schöpfer und Erhalter auch der Strukturen der Schöpfung, in denen zu leben wir als Christen berufen sind. Gott schuf den Menschen in seiner Mitmenschlichkeit. In Ehe und Familie, Gesellschaft und Staat gibt er ihm Raum zum gemeinschaftlichen Leben. Röm. 9–11 5. Gottes alter und neuer Bund 2. Mose 19,5 f.; 5. Mose 7,7 f.; Joh. 4,22; 1. Mose 12,1–3; Röm. 11,26 Im Glauben an Jesus Christus, den Gott zu seiner Zeit aus Israel hervorgehen ließ, erkennen wir Israel als Gottes auserwähltes Volk. Gott hat seine Schöpfermacht und sein Herr-Sein über alle Völker in der Erwählung und Berufung dieses einen Volkes in einzigartiger Weise erwiesen. Seine Liebe zu allen Völkern führte zum Bund mit diesem besonderen Volk. In ihm wollte Gott alle Völker segnen und es zum Licht der Völker setzen. Die Erwählung und Berufung Israels durch Gott ist auch durch Untreue und Ungehorsam dieses Volkes nicht hinfällig geworden. Darin, daß Gott das Volk der Juden bis in unsere Gegenwart erhalten hat, erblicken wir ein Zeichen der Treue und Barmherzigkeit Gottes. Das Geheimnis dieses Volkes ist und bleibt seine Erwählung und Errettung durch Gott. 2. Kor. 3; Jer. 31,31–34; Hebr. 8,6–13; 2. Kor. 1,20; Mt. 28,19 f. Der neue Bund, in dem Gott seine Herrschaft der Gnade für alle Menschen aufgerichtet hat, löst den alten Bund ab und bringt ihn zugleich zur Erfüllung. Jesus Christus ist der Heiland der Welt, wie er der Messias Israels ist. Deshalb gilt das Heil in Christus den Juden wie den Heiden, denen in Christus werden alle Israel gegebenen Verheißungen in einer Weise und in einem Maße erfüllt, die weit über alle prophetischen Weissagungen des Alten Testaments hinausgehen. In Christus werden alle Völker einbezogen in Gottes Heil, indem aus ihnen die Gemeinde Jesu Christi als das neue Volk Gottes berufen und gesammelt wird. 6. Gottes Wort – die Bibel Apg. 4,12; Röm. 10,13; Röm. 1,16 f.; 1. Kor. 1,18 Jesus Christus ist Gottes Wort in Person an uns Menschen. In seinem Leben und Werk hat sich Gott zum Heil der Menschen umfassend und vollgültig offenbart. Der auferstandene und erhöhte Christus wird uns gegenwärtig in der Kraft des Heiligen Geistes. Er macht die

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Verkündigung des Evangeliums, die durch Menschen geschieht, für uns zum Wort Gottes. 1. Joh. 1,1 ff.; Apg. 1,2 und 8 Im Neuen Testament hören wir die ersten Zeugen von Jesus Christus. In ihrem Zeugnis gründet die christliche Gemeinde. Es kann durch keine nachfolgende christliche Verkündigung und Lehre ergänzt und überboten werden. Die Verfasser des Neuen Testaments haben unter der Leitung des Heiligen Geistes Zeugnis abgelegt von dem in Christus erschienenen Heil Gottes. Darin besteht die Autorität und Normativität des Neuen Testaments für Leben und Lehre der Gemeinde. Es ist das geschriebene Wort Gottes. 2. Mose 20,1–17; Röm. 10,4; Apg. 2; Joh. 5,39 Das Alte Testament bezeugt uns Gottes Geschichte mit seinem Volk Israel und Gottes Willen für alle Menschen. Die christliche Gemeinde versteht es von der Gottesoffenbarung in Christus her und auf sie hin, denn Christus ist des Gesetzes Ziel und Ende. Das Neue Testament bezeugt uns Gottes Heilshandeln in Christus für alle Menschen und die Ausgießung des Heiligen Geistes. Das Evangelium vom gekreuzigten, auferstandenen und kommenden Herrn Jesus Christus ist die Mitte des Neuen Testaments und damit der ganzen Heiligen Schrift. Hebr. 1,1; Lk. 1,2–4; Joh. 20,31 f.; 2. Tim. 3,16 f.; 2. Petr. 1,19–21 Die Bibel ist Gottes Wort in Menschenmund. Deshalb tragen ihre Bücher die Kennzeichen der Zeiten, in denen sie entstanden sind. Ihre Sprachen, ihre Denkweisen und ihre literarischen Formen sind den Orten und Zeiten verhaftet, aus denen sie stammen. Deshalb ist der christlichen Gemeinde und ihrer Theologie im Hören auf Gottes Wort auch das geschichtliche Verständnis der Heiligen Schrift aufgetragen. Geschichtliche Deutung der Schrift rechnet mit der Wirksamkeit des Heiligen Geistes, wie bei der Entstehung, so auch bei der Auslegung der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments. Die Bibel lebt, denn Gott redet durch sie. Teil 2 – Das Leben unter der Gottesherrschaft

I. Die Gemeinde Jesu Christi 1. Sammlung und Sendung der Gemeinde 2. Kor. 4,5 f.; Kol. 1,13 f.; Mark. 3,31–35; Röm. 15,7; Mt. 6,12 Gott, der sich in seinem Sohn Jesus Christus offenbart und seine Herrschaft zum Heil der Menschen aufgerichtet hat, beruft die Menschen zu einem Leben unter dieser Herrschaft. Alle, die an Jesus Christus glauben, sind aus dem Machtbereich der Finsternis in das Reich Christi versetzt worden. Christus sammelt sie zu seiner Gemeinde in gemeinsamem Leben, Zeugnis und Dienst. Der Heilige Geist macht sie willig, gemäß der Versöhnung Gottes zu leben. Weil Christus uns zuerst geliebt hat und liebt, gehören wir zur Familie Gottes als Brüder und Schwestern. Wie Christus uns angenommen hat, so nehmen wir uns selbst an und die, die Christus mit uns zum Glauben berufen hat. Wie Christus uns die Sünden vergeben hat und vergibt, so vergeben wir unserem Nächsten.

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2. Kor. 5, 19 f.; Eph. 1,3 ff.; Joh. 15,1–8; 1. Tim. 2,1 ff.; Joh. 20,21; Mt. 28,16–20; 1. Petr. 2,9 f. Auf die Versöhnungstat Gottes antwortet die Gemeinde Jesu Christi in Lobpreis und Anbetung. In Beugung vor Gott bekennt sie ihre Schuld und empfängt Vergebung und Vollmacht zu ihrer Sendung. In Evangelisation und Diakonie bezeugt die christliche Gemeinde das Heil Gottes allen Menschen. In Bitte und Fürbitte tritt sie priesterlich ein für alle Menschen und Völker. Wie Gott seinen Sohn in die Welt sandte, so sendet Jesus Christus heute seine Gemeinde in die Welt. Allen Gliedern der Gemeinde Jesu Christi gilt der Auftrag ihres Herrn: „Predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ (Mk. 16,15). 2. Verkündigung und Unterweisung Mark. 16,15 f.; 5. Mose 6,7–19; 5. Mose 6,20–25 Die Sendung der Gemeinde in die Welt findet ihre Zuspitzung in der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus an alle Menschen und in der biblischen Unterweisung ihrer Glieder und der Kinder. Mt. 18,20; Gal. 3,2; Joh. 20,22 f.; Apg. 4,31; Röm. 12,1 f. In den Versammlungen der christlichen Gemeinde richtet Jesus Christus seine Herrschaft auf, indem er seinen Jüngern sein Wort gibt, seine Vergebung zuspricht, seine Liebe zuwendet und ihnen den Heiligen Geist schenkt. Im Gottesdienst verpflichtet Jesus Christus die Seinen zur Nachfolge und zum Gehorsam, zum Glauben und zum Dienst, zur Liebe und zur Hoffnung. Im Gottesdienst ruft Jesus Christus Menschen, die noch keine Christen sind, zur Entscheidung des Glaubens und zur Hingabe ihres Lebens an Gottes Herrschaft. Eph. 4,15; Kol. 3,1 ff.; Kol. 3,20 f. Aufgabe der christlichen Unterweisung ist die Einübung der Gemeindeglieder in den Gehorsam des Glaubens und ihre Zurüstung zu einem verantwortlichen Leben. In ihrem Mittelpunkt stehen das Studium der Bibel und die Übersetzung des Evangeliums für unsere Zeit und Welt. Die Unterweisung der Kinder und Jugendlichen ist eine besondere Aufgabe der christlichen Gemeinde, die vor ihrem Herrn die Verantwortung dafür trägt, daß die junge Generation zum Glauben an Jesus Christus und zum Leben in seiner Nachfolge ermutigt wird. 3. Glaube und Taufe Röm. 1,5.16 f.; 1. Thess. 1,9 f.; Röm. 10,9 f.; Eph. 4,1–6 Gott bietet allen, die das Evangelium von Jesus Christus hören, darin seine Gnade an: Jeder, der sich in Buße und Glauben zu Gott hinwendet, empfängt Vergebung seiner Schuld und ewiges Leben. Gott erwartet von jedem die Antwort des Glaubens, zu der er ihn durch seinen Geist befähigt. Wer Christ wird, wendet sich von allem Bösen ab, bekennt fortan Jesus Christus als seinen Herrn und erklärt sich bereit, als Glied der Gemeinde ein verbindliches Leben in der Nachfolge Jesu Christi zu führen. Mark. 16,15 f.; Apg. 2,38; Apg. 8,36–38; Hebr. 10,10.22; Apg. 22,16; Mt. 28,19

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Jesus Christus hat seine Gemeinde beauftragt, die an ihn Glaubenden zu taufen. Die Taufe bezeugt die Umkehr des Menschen zu Gott. Deshalb sind nur solche Menschen zu taufen, die aufgrund ihres Glaubens die Taufe für sich selbst begehren. Die Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens hin wird nur einmal empfangen. Nach der im Neuen Testament bezeugten Praxis wird der Täufling in Wasser untergetaucht. Die Taufe geschieht auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes: Der Täufling wird so der Herrschaft Gottes unterstellt. Apg. 10,47; Kol. 2,12 f.; Gal. 3,26–28; Röm. 6,3–11; 1. Petr. 3,21; Eph. 1,13 f. Durch den Vollzug der Taufe wird dem Täufling bestätigt, was ihm das Evangelium zusagt und wozu er sich vor Gott und Menschen bekennt: Jesus Christus ist auch für mich gestorben und auferstanden. Mein altes Leben unter der Herrschaft der Sünde ist begraben, durch Christus ist mir neues Leben geschenkt. Gott gibt mir Anteil an der Wirkung des Todes Jesu Christi. Er läßt auch die Kraft seiner Auferstehung an mir wirksam werden, schon jetzt durch die Gabe des Heiligen Geistes und einst durch die Auferweckung zum ewigen Leben. 1. Kor. 12,13; Apg. 2,41 f.; 1. Petr. 4,10 f. Mit der Taufe läßt sich der glaubende Mensch als Glied am Leib Christi zugleich in die Gemeinschaft einer Ortsgemeinde eingliedern. Dort erkennt er seine geistlichen Gaben und Aufgaben und übt sie zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen aus, dort erfährt und gewährt er Hilfe und Korrektur. 4. Das Abendmahl 1. Kor. 11,23–29; 1. Kor. 10,16 f.; Apg. 2,47 Jesus Christus hat als der Herr seiner Gemeinde das Abendmahl eingesetzt als die Handlung, in der die Seinen sich mit Freuden an seinem Tisch versammeln, um in seinem Namen untereinander Brot und Kelch zu teilen, und als Zeichen dafür, daß er sich selbst seinen Jüngern schenkt. Lk. 24,30.35; Mt. 26,26–28; Apg. 2,42 In der Mahlfeier erleben wir die heilbringende Nähe und Gemeinschaft Jesu Christi, indem wir uns an sein Leiden und Sterben für uns erinnern. Erneut erfahren wir unsere Annahme durch den gekreuzigten und auferstandenen Christus. Im Abendmahl erleben wir die Gemeinschaft mit allen Brüdern und Schwestern, die Gott mit uns zum Glauben berufen hat. Wir feiern die Versöhnung mit Gott und die Versöhnung untereinander in Anbetung und mit Danksagung und Fürbitte. Lk. 22,16–20 Wir feiern das Mahl des Herrn in der Vorfreude auf die Wiederkunft Jesu Christi und die Vollendung seiner Herrschaft, indem wir des Herrn Tod verkündigen, bis er kommt. Vom Tisch des Herrn lassen wir uns gestärkt und mit Glaubensmut erfüllt senden zu einem Leben mit Christus in Nachfolge, Zeugnis und Dienst.

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5. Geistesgaben, Dienste und Ordnungen 1. Kor. 12–14; Röm. 12,1–8; Eph. 4,11–16; 1. Petr. 2,5–10 In der Erfahrung der Gnade Gottes werden den Gliedern der Gemeinde Jesu Christi Gnadengaben geschenkt, die der Auferbauung des Leibes Christi dienen. Der Heilige Geist gibt in der Gemeinde insbesondere Gaben der Verkündigung und Lehre, der Liebe und Fürsorge, der Leitung und der aktuellen Weisung. So befähigt der Heilige Geist das Volk Gottes auf seinem Weg durch die Zeiten, seine Sendung zu erfüllen. Es gibt kein unbegabtes Glied am Leib Christi. Alle Geistesgaben sind dazu verliehen, in Frieden und Ordnung, in Zusammenarbeit und gegenseitiger Achtung unser Leben unter Gottes guter Herrschaft zu gestalten. Das allgemeine Priestertum aller Gläubigen ist die der christlichen Gemeinde von ihrem Herrn gegebene Grundstruktur. 1. Tim. 3; Apg. 20,28; 1. Tim. 5,17–22; 1. Tim. 4,12–16; 2. Tim. 2,2 Die christliche Gemeinde beruft geeignete Männer und Frauen, deren besondere Begabung durch den Heiligen Geist und Berufung durch Gott sie erkennt, in spezielle Dienste und bildet sie dazu aus. Insbesondere ordnet sie die Dienste der Verkündigung, Unterweisung, Seelsorge, Diakonie und Leitung. Geistesgaben und Ämter dienen in gleicher Weise der Sammlung und Sendung der Gemeinde Jesu Christi. 1. Kor. 1,2; Eph. 4,3–6; 1. Kor. 16,1–4 Jede Ortsgemeinde versteht sich als Manifestation des einen Leibes Christi und ordnet ihr Leben und ihren Dienst selbst. Untereinander sind die Ortsgemeinden verbunden nicht zuerst durch organisatorische Zusammenschlüsse, sondern durch den einen Herrn und den einen Geist. Die Gemeinden stärken sich aber gegenseitig durch Gemeinschaft im Glauben und Voneinander-Lernen, durch Fürbitte und gegenseitige Hilfe. Ordnung der Gemeinde und Verfassung des Gemeindebundes, Verwaltung und Finanzwesen, Einrichtungen und Werke sind nicht Selbstzweck, sondern Instrumente der Sendung der Gemeinde in dieser Welt. 6. Seelsorge und Gemeindezucht Phil. 2,5 ff.; 1. Petr. 4,10 f.; Gal. 6,1; Jak. 5,19; Röm. 12,9 ff. Der ganzen Gemeinde ist die Seelsorge an ihren Gliedern anvertraut. Ziel der Seelsorge ist es, alle Glieder der Gemeinde zu einem Leben in der Nachfolge Jesu Christi und in der Hingabe an Gott zu ermuntern und zu befähigen. Zurechtweisung und Tröstung, Sündenbekenntnis und Zuspruch der Vergebung dienen diesem Ziel ebenso wie das Teilhaben an Freuden und Ängsten, Leiden und Versuchungen, Anfechtungen und Notsituationen des Nächsten. Hier gilt: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal. 6,2). Mt. 18,15; 1. Kor. 5,13; 1. Tim. 1,19 f.; 1. Kor. 5,5 Ist in einem Gemeindeglied der Glaube an Jesus Christus erloschen und die Liebe zu Gott und dem Nächsten erkaltet und bleiben alle seelsorgerischen Bemühungen, es zu Christus

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und seiner Gemeinde zurückzuführen, fruchtlos, so wird die Gemeinde seinen Ausschluß aus ihrer Gemeinschaft vollziehen. Bei wissentlicher und willentlicher Verfehlung und Sünde gegen Gottes offenbaren Willen und dem Verharren darin kann die Gemeinde nur noch zu diesem Mittel der Gemeindezucht greifen. Sie wird dies tun in der Beugung darüber, nicht fest genug geglaubt und nicht innig genug geliebt zu haben, und in der Hoffnung, daß das von der Gemeindezucht betroffene Gemeindeglied bei Gott erneut Gnade findet und in die Gemeinschaft der Gemeinde zurückkehrt. 7. Der eine Leib Christi und die getrennten Kirchen Eph. 4,3–6; 1. Kor. 10,16 f. Die Gemeinschaft der Gemeinde erfährt der Christ vornehmlich in der örtlichen Versammlung der Glaubenden. In ihr wird die eine Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens hin vollzogen und das eine Brot, von dem einen Herrn gestiftet, gebrochen und geteilt. Deshalb versteht sich die Ortsgemeinde als die Manifestation des einen Leibes Jesu Christi, durchdrungen von dem einen Geist und erfüllt mit der einen Hoffnung. 1. Kor. 12,1–11; Joh. 17,22 f.; Eph. 4,1–6; Apg. 15; Gal. 2 Der eine Geist schenkt viele Gaben, die sich in den Ortsgemeinden, aber auch in den voneinander getrennten Kirchen in gegenseitig bereichernder Vielfalt auswirken können. Jesus Christus baut seine Gemeinde in den verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften. Doch kann es trotz der Verschiedenheiten und trotz Irrtum und Schuld auf allen Seiten nicht der Wille Gottes sein, daß konfessionelle Schranken die sichtbare Gemeinschaft aller Glaubenden und damit ihr glaubwürdiges Zeugnis vor aller Welt verhindern. Deshalb beten wir mit den Christen der ganzen Erde um Erneuerung aller Gemeinden und Kirchen, daß mehr gegenseitige Anerkennung möglich werde und Gott uns zu der Einheit führe, die er will. Schon heute ist es nicht nur Aufgabe einzelner Christen aus verschiedenen Kirchen, sondern dieser Kirchen selbst, aus der Trennung heraus mögliche Schritte aufeinander hin zu tun, vorhandene Vorurteile abzubauen und Einwände gewissenhaft zu formulieren und zu vertreten, voneinander zu lernen, füreinander zu beten und gemeinsam Christus zu verherrlichen in Zeugnis und Dienst. Teil 2 – Das Leben unter der Gottesherrschaft

II. Die Christen in der Welt 1. Verantwortung des Glaubens in der Situation der Diaspora Mt. 5,13–16; Röm. 12,1 ff.; Joh. 13,1–17; 1. Petr. 3,15; Röm. 3,21–31; Apg. 2,42–47 Nach dem Willen Gottes ist die christliche Gemeinde Salz der Erde und Licht der Welt. Sie erstrebt keine Herrschaft in der Gesellschaft oder über die Gesellschaft, sondern ist zum Gottesdienst im Alltag dieser Welt und damit zur Gestaltung mitmenschlichen Lebens aus der Kraft des Heiligen Geistes berufen und befähigt. Die Gemeinde in ihrer Gesamtheit

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wie auch jedes ihrer Glieder sind zur Verantwortung des Glaubens bereit. Sie bringen Gott und seine Gerechtigkeit zur Sprache, und an ihrem brüderlichen Leben kann Gottes gute Herrschaft erkannt werden. 1. Petr. 1,1–12; 1. Kor. 3,9; Mt. 5,43–48; 1. Petr. 4,12–19 Als Christen leben wir in der Zerstreuung unter denen, die nicht glauben. In dieser Minderheits- und Missionssituation wissen wir uns in Arbeit und Freizeit, in Familie und Gesellschaft berufen, Gott an allen Menschen zu dienen. Weil Christen sich freuen, von Gott angenommen und zu Mitarbeitern berufen zu sein, leben sie ihren Glauben im persönlichen Christuszeugnis von Mensch zu Mensch, im Erweis der Solidarität mit den leidenden Menschen, in Taten persönlicher Hilfeleistung und damit in der Befolgung des Gebots der Nächstenliebe. Für die Wahrheit Jesu Christi einzutreten, schließt auch die Bereitschaft ein, Benachteiligung und Verfolgung auf sich zu nehmen. 2. Berufen zur Versöhnung Gal. 3,27 f.; Eph. 2,14; Mt. 5,9; Gal. 2,1–10 Weil wir von der Versöhnung mit Gott herkommen, sind wir berufen, der Versöhnung auch zwischen den Menschen zu dienen. In diesem Geiste leisten Christen ihren Beitrag zur Verständigung zwischen den Generationen, sozialen und politischen Gruppen, Parteien, Klassen, Rassen und Völkern. Sie setzen sich ein für den Abbau jeglicher Diskriminierung von Menschen durch Menschen und wirken für den Frieden in der Welt. Die Berufung der Christen hat sich gerade dann zu bewähren, wenn für sie in Sachfragen ein entschlossenes Nein notwendig wird. Versöhnungsbereitschaft wirkt zum Ausgleich, bedeutet aber nicht Kapitulation vor den Konflikten oder Verdrängung der sachlichen Probleme. Eph. 6,9; Röm. 14,19; Hebr. 12,14 Weil wir von der Rechtfertigung des Gottlosen durch Gott herkommen, sind wir berufen, der Gerechtigkeit unter den Menschen zu dienen. Da Christen in der Freiheit leben, zu der sie Christus befreit hat, wenden sie sich gegen jede Form der Abhängigkeit, die die Menschenwürde zerstört. Sie unterstützen im Geiste Jesu entsprechende Bemühungen, Menschen von wirtschaftlicher, sozialer und rassischer Unterdrückung zu befreien. Demgemäß treten sie ein für die Grundfreiheiten des Menschen, insbesondere für Glaubens- und Gewissensfreiheit. 3. Ehe und Familie 1. Mose 1,27; 1. Mose 2,18–25; Mark. 10,7–9; Eph. 5,25 Mann und Frau sind nach dem Willen Gottes berufen, in Liebe und Treue in der Ehe lebenslang verbunden zu sein und ihr Leben gemeinsam zu gestalten. Die Ehe stellt grundlegend und beispielhaft Gottes Willen zur Ordnung des mitmenschlichen Lebens dar. Einer achtet den anderen höher als sich selbst und nimmt ihn an, wie Christus ihn angenommen hat.

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1. Kor. 6,19 f.; Mark. 10,13–16 Leiblichkeit und Geschlechtlichkeit sind dem Menschen, der mit Gott versöhnt ist, gute Gaben aus der Hand des Schöpfers. In der Liebe zu seinem Partner wird er sie in der Verantwortung vor Gott gebrauchen. Mann und Frau, in der Ehe verbunden, werden von Gott gewürdigt, Mitschöpfer neuen Lebens zu sein, in Liebe und Fürsorge für ihre Kinder da zu sein, sie vor Gott zu erziehen, ihre Gaben zu entfalten und sie zum Glauben an Jesus Christus anzuleiten. 1. Kor. 7,7; Gal. 6,2; Hebr. 13,1–3 Auch in der Ehelosigkeit kann der Christ Führung und Chance Gottes entdecken und annehmen. Beide Gaben, Ehe und Ehelosigkeit werden den Christen gegeben, um ihr mitmenschliches Leben nach dem Willen Gottes zu gestalten und es in den Dienst der Herrschaft Gottes zu stellen. Dementsprechend werden Christen ihr Leben nach dem Vorbild des Neuen Testaments in Häusern führen, die offen und gastfrei sind, Orte gemeinsamen Lebens in Gespräch und Feier, Arbeit und Gebet, Fürsorge und Tröstung. 1. Kor. 6,9 ff. Schrankenloser Gebrauch der Geschlechtlichkeit ist Zeichen der Entfremdung des Menschen von Gott, von sich selbst und von seinem Mitmenschen. Christen werden einer Vergötzung der Geschlechtlichkeit nicht Vorschub leisten, sondern ein Beispiel dafür geben, wie die Freiheit der Kinder Gottes in einem neuen Leben Gestalt gewinnt. 4. Die Christen in Gesellschaft und Staat Röm. 13,1–7; Jer. 29,7; 1. Tim. 2,1 ff. Mitmenschliches Leben findet nach Gottes Willen in der Geschichte dieser Welt seine Form in gesellschaftlichen Strukturen und staatlicher Ordnungen. Zur Wahrung dieser Ordnungen bedarf es des Rechts und der Machtmittel des Staates, aber auch der Fürbitte und Danksagung der Gemeinde. Christen sind bereit, Verantwortung für die Wohlfahrt ihrer Mitmenschen zu übernehmen und die gesellschaftlichen und staatlichen Ordnungen menschenwürdig mitzugestalten. Christen und christliche Gemeinden werden in jedem gesellschaftlichen und staatlichen System Wege suchen, ihre Sendung zu bewähren. 2. Petr. 3,13; Offb. 13 Gesellschaftliche und staatliche Ordnung darf nicht verwechselt und vermischt werden mit dem Reich Gottes und der Gemeinde Jesu Christi und kann diese niemals ersetzen. Darum treten wir ein für die Trennung von Staat und Kirche. Gesellschaftliche und staatliche Ordnung stellt ein Mandat Gottes für diese Welt dar. Ihr Anspruch ist begrenzt: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Mt. 22,21). Es entspricht nicht dem Willen Gottes, daß Gesellschaft und Staat den Menschen in seiner Ganzheit beanspruchen und ihm keinen Raum zum Leben unter der Gottesherrschaft und in der christlichen Gemeinde lassen. Im Konfliktfall gilt: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 5,29).

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Gegenüber allen Gesellschafts- und Staatstheorien mit ihren menschlichen Entwürfen einer machbaren Zukunft bezeugen die Christen Gottes Verheißung einer neuen Schöpfung und bekennen Gottes Herrschaft als die Zukunft der Welt. Teil 3 – Die Vollendung der Gottesherrschaft

1. Die Zukunft des gekommenen Christus Apg. 1,11; 1. Thess. 4,13–18; Apg. 1,7; Offb. 18,21–24; Offb. 21,4 Jesus Christus, der gekreuzigte und von den Toten auferstandene und zur Rechten Gottes erhöhte Herr seiner Gemeinde und seiner Welt, wird an dem Tag, den allein Gott bestimmt, in Herrlichkeit als der Vollender des Reiches Gottes und als der Richter aller Menschen erscheinen. Der wiederkommende Christus ist die Zukunft unserer Welt und zugleich die unüberschreitbare Grenze ihres menschenmöglichen Fortschritts wie auch das Ende der Geschichte menschlichen Scheiterns. Mt. 5,8; 1. Joh. 3,2; Offb. 20,11–21,8 Die Erscheinung Jesu Christi in Herrlichkeit wird den Glauben und den Unglauben der Menschen in Schauen verwandeln. Derselbe Herr, der schon heute über Gemeinde und Welt herrscht, wird seine verborgene Herrschaft vor allen Menschen sichtbar machen. Die Wiederkunft Christi wird der Zeit der Verkündigung des Evangeliums ein Ende setzen. Der letzte Tag unserer Weltzeit wird zugleich der erste Tag der neuen Schöpfung Gottes sein. 1. Kor. 15,20; Röm. 8,11; Joh. 14,19; Röm. 8,38.39 Angesichts dieser Hoffnung bekennen wir als christliche Gemeinde umso gewisser, daß uns schon jetzt das ewige Leben zugesagt ist und daß derselbe Geist, der heute neues Leben schafft, unseren sterblichen Leib verwandeln wird. Wir bekennen, daß keine Todesmacht uns von der Liebe Gottes zu trennen vermag und daß der Sterbende in die bergenden Hände des Gottes fällt, der unsern Herrn Jesus Christus auferweckt hat. Mt. 6,12; 1. Joh. 1,8; Offb. 20,14; 21,4; 1. Kor. 15,56; Röm. 8,19–23 Die Wiederkunft Jesu Christi wird den Sturz aller widergöttlichen Gewalten herbeiführen und die heute noch glaubende und wartende, leidende und versagende christliche Gemeinde aus aller Anfechtung und Versuchung in die Vollendung der Gottesherrschaft führen. Die Vernichtung des Bösen und des Todes wird das Ziel Gottes mit seiner gefallenen Schöpfung vor aller Augen enthüllen: die endgültige Erlösung des Volkes Gottes und die Heimholung der Schöpfung in den Frieden Gottes. 1. Kor. 15,58; 1. Thess. 1,9 f. Angesichts dieser Hoffnung bekennt die christliche Gemeinde ihren Herrn als die Zukunft der Welt. In der Kraft dieser Hoffnung wirkt sie hin auf die Erneuerung der Menschen durch die Gnade Gottes, die im Evangelium verkündigt wird, und durch den Glauben, der in der Liebe tätig ist.

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2. Das Gericht des kommenden Christus Röm. 2,16; Apg. 10,42 Mit dem Erscheinen Jesu Christi erwarten wir die Auferstehung der Toten als den endgültigen Erweis der Schöpfer- und Erlösermacht Gottes. Die Auferstehung der Toten bedeutet aber auch, daß wir vor das Angesicht unseres Richters gestellt werden, „damit jeder seinen Lohn empfängt für das, was er bei Lebzeiten getan hat, es sei gut oder böse“ (2. Kor. 5,10). Mt. 10,32 f.; Mt. 18,18; Mt. 25,45 f.; Lk. 14,16–24; Joh. 3,36; Hes. 18,23; 1. Tim. 2,4 Als der Richter bekräftigt Christus das Evangelium. Er deckt auf, ob die Werke der Menschen aus Gott oder aus eigener Kraft getan wurden. Der Glaube, der auf das Evangelium geantwortet hat, wird von Christus anerkannt. Was jetzt in der Vollmacht des auferstandenen Christus und des Heiligen Geistes geschieht, aller Zuspruch der Vergebung wie auch alles Binden und Behalten der Sünden, wird dann von Christus als dem Richter öffentlich bestätigt werden. Alle selbstgeschaffene Gerechtigkeit und alle eigenmächtige Trennung des Menschen von Gott werden im Gericht an den Tag kommen, aus der neuen Schöpfung ausschließen und in die Geschiedenheit von Gott enden. Gott achtet die Freiheit seines Geschöpfes, indem er den Unglauben bei seiner selbstgewählten Wirklichkeit behaftet. Wer Gottes Liebe verwirft, den wird Gott verwerfen. Wir preisen die Liebe des in seiner Gnade und Barmherzigkeit freien Gottes, dessen Wille nicht der Tod, sondern die Bekehrung des Sünders ist, dessen Ziel die Erlösung und nicht die Verwerfung des Menschen ist, dessen Absicht nicht das Unheil, sondern das Heil der Welt ist. 3. Gottes neue Welt Offb. 21,1–5; Joh. 17,24; Offb. 22,3–5 Gottes Ziel mit Welt und Menschheit ist ewiges Leben in einer neuen Schöpfung. Gottes Wille richtet sich auf den neuen Menschen, der endgültig zu seiner Bestimmung gelangen wird, aus Gott und für Gott zu leben, und auf das neue Volk Gottes, das endgültig zum wahren Gottesdienst befreit werden wird. Gott will in Ewigkeit ihr Gott sein, und sie sollen in Ewigkeit sein Volk sein. Offb. 22,1–2; Offb. 21,9–27; Joh. 14,2; Lk. 22,16 ff.; 1. Kor. 15,42–49; 1. Kor. 15,28 So gewiß der christlichen Gemeinde diese Zukunft verheißen ist, so wenig ist sie imstande, die Vision des neuen Himmels und der neuen Erde angemessen zu erfassen und zur Sprache zu bringen. Sie nimmt die biblischen Gleichnisse und Bilder von der paradiesischen Erde, von der himmlischen Stadt, von des Vaters Haus und vom neuen Abendmahl als Zeichen und Unterpfand der verheißenen Herrlichkeit, in der Gottes Herrschaft zur Vollendung kommen wird. Gottes neue Schöpfung wird die Welt auferstandener, verwandelter und verklärter Leiblichkeit sein. In ihr werden Tod und Tränen, Hunger und Leid, Ungerechtigkeit und Sünde, Einsamkeit und Gottverlassenheit nicht mehr sein, sondern in Ewigkeit Freude und Friede, Gerechtigkeit und Glückseligkeit, Anbetung und Schauen Gottes. In der neuen

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Welt Gottes wird die Kreatur Glück und Erfüllung finden. Die vollkommene Erlösung der Kreatur wird zugleich der endgültige Sieg der Ehre und Herrlichkeit Gottes sein. Diese „Rechenschaft vom Glauben“ wurde als gemeinsames deutschsprachiges Glaubensbekenntnis in den Jahren 1974–1977 von einer internationalen Kommission erarbeitet, der Mitglieder aus dem Bund der Baptistengemeinden in Österreich, dem Bund der Baptistengemeinden in der Schweiz, dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR und dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland angehörten. Die „Rechenschaft vom Glauben“ wurde vom Bundesrat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland am 21.05.1977 in Nürnberg und vom Bundesrat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR am 03.06.1978 in Berlin-Weißensee entgegengenommen und den Gemeinden zum Gebrauch empfohlen. Die in der vorliegende Ausgabe enthaltene Fassung des Artikels 2 I 3 („Glaube und Taufe“) wurde vom Bundesrat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland am 26.05.1995 in Bochum anstelle der in den Ausgaben von 1977 bzw. 1978 nicht einheitlichen Fassungen dieses Artikels entgegengenommen und „als Bestandteil der ‚Rechenschaft vom Glauben‘ den Gemeinden zum Gebrauch empfohlen, bis weiterreichende gemeinsame Erkenntnisse gewonnen sind“. 10.8.2.2 Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich (BEG) GLAUBENSGRUNDLAGE I. DIE HEILIGE SCHRIFT (Bibliologie)

Wir bekennen, daß die ganze Heilige Schrift (Altes Testament – ohne Apokryphen – und Neues Testament) das von Gott inspirierte Wort ist. Wir bekennen, daß der Heilige Geist die Autoren der Originaltexte – unter Beibehaltung ihrer persönlichen und stilistischen Eigenarten – vollinhaltlich bis hin zur Ausdruckswahl geleitet hat. Von daher ist die Bibel in allen ihren Aussagen absolut wahr, zuverlässig und irrtumsfrei, ohne irgendeinen Widerspruch in sich selbst. Die Heilige Schrift ist unsere oberste Autorität in allen Fragen des Glaubens, des Denkens und der Lebensgestaltung (2. Tim. 3,15–17/2. Petr. 1,20+21/Hebr. 1,1+2/Joh. 17,17/Joh. 20,30+31/Mt. 24,35/Offb. 22,18+19). II. GOTT (Theologie)

Wir bekennen uns zu dem einen, einzigen und persönlichen Gott. Gott ist Geist, aber Person; er ist ewig und allgegenwärtig, allmächtig und allwissend; er ist vollkommen heilig, gut und gerecht; er ist ein Gott des Gerichtes sowie der Liebe, Barmherzigkeit und Gnade. (5. Mos. 6,4/Mt. 28,19/Lk. 3,21+22/Jer. 6,3/Jer. 40,12–31/Jer. 31,3/5. Mos. 7,6–8/Offb. 14,7).

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Dieser alleinige Gott offenbart sich zugleich als Vater, Sohn und Heiliger Geist (Dreieinigkeit). 1. Der Vater Wir glauben an Gott den Vater, den Urheber und Erhalter aller Dinge. Von ihm geht der Wunsch nach Gemeinschaft mit dem Menschen und folglich der Heilsplan aus, zu dessen endgültiger Durchführung er den Sohn gesandt hat. 2. Der Sohn Wir glauben an Gott den Sohn, den Herrn Jesus Christus. Durch ihn und zu ihm hin ist die Welt geschaffen. Ihn hat der Vater gesandt, um den Menschen mit sich zu versöhnen und von Sünde und immerwährender Gottferne zu erlösen. Dazu ist Jesus, der von Ewigkeit beim Vater war, freiwillig – durch Zeugung des Heiligen Geistes und Jungfrauengeburt Marias – Mensch geworden; er ist damit zugleich ganz Gott und ganz Mensch. Seine Sendung als Messias erwies er durch seine öffentlichen Machttaten und Wunder. Jesus führte ein sündloses Erdenleben und konnte so – gemäß Gottes Heilsplan und den alttestamentlichen Prophetien – als vollkommenes, letztgültiges Opfer stellvertretend für die Schuld des Menschen am Kreuz von Golgatha sterben. Er ist leiblich von den Toten auferstanden und danach in den Himmel aufgefahren, wo er jeden, der an ihn glaubt, persönlich vor dem Vater vertritt. (Joh. 1,1/1. Joh. 5,20/Mt. 1,18–25/Lk. 1,35/Phil. 2,6–11/2. Kor. 5,21/1. Kor. 15,3–8/Apg. 1,6–10/ Hebr. 9,11–15/Hebr. 10,10/Hebr. 4,14–16). 3. Der Heilige Geist. Wir glauben an Gott den Heiligen Geist. Er ist jene göttliche Person, die vom Vater und vom Sohn gesandt ist, Christus zu verherrlichen und dem Menschen den Heilsweg aufzuzeigen. Er überführt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht, ruft zur Buße und bewirkt im reuigen Sünder, der sein Vertrauen auf den Herrn Jesus setzt, die geistliche Wiedergeburt (Taufe mit dem Heiligen Geist). Dabei wird der Bekehrte mit allen anderen Christusgläubigen im Leib Jesu vereint; der Heilige Geist wohnt in ihm, versiegelt ihn auf den Tag der Wiederkunft Christi, stärkt, führt und lehrt ihn, befähigt ihn zu einem Leben der Heiligung (Frucht des Geistes) und schenkt ihm geistliche Gaben und nicht zum Selbstzweck, sondern zum Dienst in der Gemeinde. Indem der Gläubige seine Lebensbereiche Christus ausliefert, wird er mehr und mehr vom Heiligen Geist erfüllt. (Joh. 15,26/Gal. 4,6/Joh. 16,14/Joh. 16,8–11/Tit. 3,5/Joh. 16,5–15/Joh. 3,5/Gal. 5,22/Apg. 5,3+4/1. Kor. 6,19/1. Kor. 12,4–13.29–31/Eph. 1,13–14).

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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III. DER MENSCH (Anthropologie)

Wir bekennen, daß Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen und ihm damit eine Würde verliehen hat, die ihn weit von jeder anderen Kreatur abhebt. Diese Gottesebenbildlichkeit äußert sich besonders in den schöpferischen Fähigkeiten des Menschen sowie in seinen Gedanken an Zukunft, Ewigkeit und Gott. Der Mensch ist mit Vernunft, Gefühlsreichtum und einem freien Willen ausgestattet, zu werten, zu wählen und zu lieben. Er ist aufgerufen, in Verantwortung vor Gott über die Schöpfung zu herrschen. Mann und Frau sind gleichwertig, aber nicht gleichartig, woraus sich unterschiedliche Aufgaben in Familie, Gemeinde und Gesellschaft ergeben. Gemäß Gottes Schöpfungsordnung, die der Mensch nicht ohne negative Folgen mißachten kann, ist Gott das Haupt Christi, Christus das Haupt des Mannes, der Mann das Haupt der Frau; die Kinder sind ihren Eltern Achtung und Gehorsam schuldig. (1. Mos. 1,26/1. Mos. 2/1. Kor. 11,2–6/Eph. 5,22–23). Wir bekennen, daß der Mensch durch Ungehorsam in Sünde gefallen ist, indem er – von Satan verführt – das Böse gewählt und sich damit von dem vollkommen guten Gott abgewandt hat. Als Folge des Abfalles von Gott sind Plage, Krankheit und Tod über die Welt gekommen, die nun keineswegs mehr die göttliche Schöpfungsharmonie widerspiegelt. Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen ist stark verzerrt, die menschliche Natur durch und durch sündhaft und jedes Denken und Tun von Sünde gezeichnet. Aber Gott ruft durch den Heiligen Geist zur Umkehr und lädt in Jesus Christus zur Errettung ein, und der Mensch kann – als ein Zeichen seiner einst tatsächlichen Gottesebenbildlichkeit – antworten. Für alle jene freilich, die im diesseitigen Leben nicht auf Gottes Heilsangebot eingehen, bleibt auch im jenseitigen die Trennung von Gott bestehen (ewige Verdammnis). (Röm. 3,10–23/Röm. 6,23/Mt. 9,13/Mt. 25,41/Offb. 21,15). IV. DIE ERLÖSUNG (Soteriologie)

Wir bekennen, daß der Mensch allein aus Gottes Gnade durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus errettet wird. Wir glauben, daß nur ein Mittler zwischen Gott und dem Menschen ist: der Mensch Jesus Christus. Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er selbst in Jesus Christus gekommen ist, um letztlich den Menschen von Sünde und Gericht zu erlösen und mit sich selbst zu versöhnen. Im freiwilligen Opfertod am Kreuz von Golgatha hat Jesus Christus die Strafe, die dem Menschen gebührt, auf sich genommen. (1. Tim. 2,5+6/Röm. 5,1/1. Joh. 4,10/Eph. 2,8–10/Joh. 3,3–7/Joh. 1,12/Eph. 1,7/Joh. 3,16/Apg. 4,12). Jeder Mensch nun, der – durch Gottes Wort vom Heiligen Geist überführt – seine eigene Sündhaftigkeit vor Gott ernsthaft eingesteht (Buße) und das stellvertretende Opfer Jesu Christi willentlich für sich in Anspruch nimmt (persönliche Heilsannahme), erfährt Schuld-

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vergebung und Neuwerdung (Wiedergeburt kraft des Heiligen Geistes); die Trennung von Gott wird aufgehoben, indem der sich zu Gott hinwendende Mensch Jesus Christus als neuen Herrn seines Lebens anerkennt (Herrschaftswechsel). Der solcherart Bekehrte ist Kind Gottes geworden. Der Heilige Geist schenkt ihm Gewißheit des ewigen Heils gemäß Gottes Wort, begleitet ihn in der Jüngerschaft und fordert ihn heraus, der Heiligung nachzujagen. Durch Gehorsam gegenüber Gottes Wort, Gebet und Gemeinschaft mit anderen Gläubigen erlebt der Wiedergeborene geistliches Wachstum. (Mt. 5,48/1. Petr. 1,13–16/1. Thes. 4,3/Hebr. 12,14/Kol. 3,1–17/Hebr. 12,1/Röm. 12,1+2/2. Kor. 3,18). Obwohl der Christ weiterhin sündigt, ist er grundsätzlich vom Zwang des Bösen befreit und darf täglich neu die Vergebung in Jesus Christus beanspruchen. Auch körperlichen und seelischen Nöten bleibt er unterworfen; in Gottes Hand liegt es, auf Gebet hin Heilung oder Stärkung im Leid zu schenken. (Röm. 6,1–11/1. Joh. 1,9/Jak. 5,13–16/1. Tim. 5,23/2. Tim. 4,20). V. DIE GEMEINDE (Ekklesiologie)

Wir bekennen uns zur Gemeinde als dem einen geistlichen Leib, dessen Haupt Christus ist und dessen Glieder alle Wiedergeborenen sind. Jeder Gläubige soll so leben, daß sein Erlöser und Herr dadurch geehrt und verherrlicht wird. Der wichtigste Grundsatz für sein Verhalten ist die Liebe, ohne die alles andere wertlos ist. In der festen Hingabe an Jesus Christus und seinen Willen löst sich der Jünger von falscher Lehre, von sündigen Begierden und Handlungen. Der universelle Leib Christi wird sichtbar in den verschiedenen Ortsgemeinden; der einzelne Gerettete soll sich einer solchen verbindlich anschließen (1. Kor. 12,12–27/Kol. 1,17+18/Eph. 1,22+23/Hebr. 10,24+25/Apg. 2,42/1. Kor. 1,2). Wir bekennen uns zur Ortsgemeinde als Gruppe von Gläubigen in Jesus Christus. Dem allgemeinen Priestertum entsprechend, bringt sich jedes Gemeindeglied gemäß seiner gottgeschenkten Begabung ein, die Aufgaben der Ortsgemeinde zu erfüllen. Diese sind vor allem: Lobpreis und Anbetung Gottes, Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums und dessen Verkündigung in aller Welt, biblische Unterweisung, Seelsorge, Diakonie, Bitte und Fürbitte. (1. Petr. 2,9/4,10/Gal. 6,10). Die Ortsgemeinde hat die Verpflichtung, die Glaubenstaufe und das Mahl des Herrn (Abendmahl, Brotbrechen) zu feiern. Jeder Gläubige soll als Ausdruck seines Glaubens die Wassertaufe durch Untertauchen erleben; dies errettet nicht, aber ist ein Gehorsamsschritt gegenüber Gott und seinem Wort. Das Mahl des Herrn erinnert an die umfassende Erlösung durch das Blut Jesu Christi und ist zugleich ein Fest der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und Verkündigung seiner Wiederkunft. (Mt. 28,19/Apg. 2,38+41/Röm. 6,3+4/Lk. 22,19+20/1. Kor. 11,23+24).

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In der Liebe Jesu verbunden, haben die Gemeindeglieder einander in Achtung und Offenheit zu begegnen, füreinander zu sorgen, sich gegenseitig aufzuerbauen und zu ermahnen sowie Zurechtweisung bis hin zum Gemeindeausschluß zu üben. Christus ist Herr der Gemeinde; zwischen den einzelnen Gliedern gibt es keine Rangwertung, wohl aber verschiedene – nach geistlicher Reife, Charakter und Begabung auszuführende – Dienste und damit unterschiedliche Verantwortung und Autorität. Von daher fügen sich die Gemeindeglieder ihren geistlichen Leitern (Ältesten), die sich fest an Gottes Wort halten und mit ihrem ganzen Wesen ihre Abhängigkeit von Jesus Christus bezeugen müssen. Auf die Verschiedenartigkeit von Mann und Frau ist auch bei der Bestellung der einzelnen Dienste Rücksicht zu nehmen; Lehr- und Leitungsaufgaben für die lokale Gesamtgemeinde sind den Männern anvertraut. Älteste und Diakone müssen bewährte Geschwister nach dem Vorbild und den Qualifikationen des Neuen Testaments sein. Bei Entscheidungsfindungen orientiert sich die Gemeinde nicht unmittelbar an Mehrheitsbeschlüssen, sondern an dem in der Heiligen Schrift verankerten Willen Gottes. (1. Kor. 13/1. Thes. 5,11/1. Tim. 4,13/Mt. 18,16/1. Tim. 2,8–13/Eph. 4,11–13). Wir bekennen uns zur Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der örtlichen Gemeinde. Jede ist direkt ihrem Herrn verantwortlich. Die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten, bibeltreuen Gemeinden kann zur besseren Bewältigung des göttlichen Auftrages sowie innergemeindlicher Schwierigkeiten von Vorteil sein. Wir anerkennen und unterstützen die staatliche Obrigkeit in ihrer von Gott verordneten Aufgabe und folgen ihren Richtlinien, soweit damit nicht Gottes übergeordnete Gebote und Weisungen verletzt werden. (Apg. 5,29/Tit. 1,5/Phil. 1,1/Apg. 18,28/1. Kor. 16,18/Röm. 13,1–7). VI. DIE LETZTEN DINGE (Eschatologie)

Wir bekennen die Wiederkunft Christi und sein Endgericht über die Menschheit. Jesus Christus wird zu einem Zeitpunkt, den wir nicht wissen können, in unumschränkter Gewalt und Herrlichkeit sichtbar wiederkommen, die Lebenden und Toten zu richten und sein ewiges Reich in Vollendung hinzustellen. Der Wiederkunft von Jesus Christus werden Zeiten schwerer Verfolgung und großer Verführung in Verbindung mit Zeichen und Wundern vorausgehen. Gott wird einen Neuen Himmel und eine Neue Erde schaffen, in denen absolute Gerechtigkeit wohnt. Die Erlösten werden in seiner Gegenwart die Ewigkeit in ungetrübter Freude und Vollkommenheit verbringen; die Unerlösten bleiben davon auf immer ausgeschlossen (Apg. 1,11/Dan. 12,2+3/1. Kor. 15/1. Thes. 5,2/2. Thes. 2/2. Petr. 3,13/ Offb. 21,1–8).

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10.8.2.3 Elaia Christengemeinden (ECG) Glaubensgrundlagen

1. Teil: Präambel (zur grundlegenden Unterscheidbarkeit) Elaia ist der griechische Ausdruck für Ölbaum, den der Apostel Paulus im Neuen Testament in seinem Brief an die Römer verwendet. Der theologische Begriff des „Ölbaums“ ist in unserem gemeinsamen Bekenntnis jener Ausdruck, der unserer religiösen Bekenntnisgemeinschaft die entscheidende Prägung verleiht. Der „edle Ölbaum“ ist ein Bild aus Röm. 11, mit dem Paulus die fundamentale Zusammengehörigkeit von Kirche Jesu (Leib Christi) aus den „Heidenvölkern“ und dem glaubenden Israel (von Abraham an) beschreibt. Diese grundlegende Zusammenschau, wie sie in diesen Glaubensgrundlagen entfaltet wird, führt in ihrer letzten Konsequenz zu einem Verständnis von Kirche Jesu (Ekklesiologie), durch das allein – neben anderen Punkten – wir nachweislich unterscheidbar sind. Hier geht es um die entscheidende Frage nach unserer Identität als „heidenchristliche“ Kirche: Da wir die eigentliche Identität der heidenchristlichen Kirche von dem edlen Ölbaum Israel, auf den wir durch Jesus aufgepfropft sind, ableiten, verstehen wir uns als Heidenchristen als Teil eines „jüdischen“ Baumes, ohne dabei Teil des jüdischen Volkes zu werden. Diese Tatsache ist für die Identität der heidenchristlichen Kirche von allergrößter Bedeutung. Die „jüdische Identität“ (Wurzeln) der heidenchristlichen Kirche ist daher für unser Bekenntnis konstitutiv: ₋₋ Der „edle“ Ölbaum: Er ist ein Bild für die Glaubenden Israels von Abraham an (Wurzeln und Stamm) bis zu den an Jesus gläubigen Juden (= Judenchristen) aller Zeiten, die als die natürlichen Zweige dieses Baumes dargestellt werden. ₋₋ Daneben werden die an Jesus Gläubigen aus den anderen Nationen (= Heidenchristen) als die Zweige eines „wilden“ Ölbaumes beschrieben, die durch Jesus auf den edlen Ölbaum aufgepfropft worden sind. Daraus resultieren folgende fundamentale Glaubenssätze: a) Unser grundlegendes Kirchenverständnis (Ekklesiologie): Eingepfropft in den „edlen“ Ölbaum Israel 1. Wir bekennen, dass wir als heidenchristliche Kirche keine eigenständige Identität außerhalb dieses jüdischen Ölbaumes haben, weil wir erst dadurch, dass wir in Jesus auf den edlen Ölbaum aufgepfropft sind, KIRCHE Jesu geworden sind. Als „Heidenchristen“ stellen wir also heilsgeschichtlich keinen neuen Ölbaum neben oder anstelle des edlen Ölbaums Israel dar (Röm. 11,16–18). 2. Durch unsere Eingliederung in den edlen Ölbaum bekommen wir demnach geistlich gesehen eine „jüdische Identität“, ohne dabei zu Angehörigen des Volkes Israel (Ju-

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den) zu werden. Wir sind durch Jesus, der ein wahrer Sohn Israels und die vollkommene Erfüllung Israels ist, in den neuen Bund Gottes mit Israel mithineingenommen worden (Eph. 3,6). 3. Durch unsere Eingliederung erhalten wir nun Anteil an den „Wurzeln“ und dem „Saft“ des edlen Ölbaums. Wir bekommen also durch unsere „geistlichen Väter“ (die Gläubigen Israels im alten Bund) Zugang zur gesamten Heilsökonomie Israels und werden zu MITERBEN des ihnen offenbarten Glaubensreichtums. 4. Auf diese Weise werden die eingepfropften Ölzweige (Heidenchristen) ständig von dem Wurzelstock und dem Saft des edlen Ölbaumes (gläubiges Israel) genährt. 5. Darum sind wir als Heidenchristen zwar nicht zu Nachkommen Abrahams (abstammungsmäßig), aber zu Kindern Abrahams (heilsgeschichtlich) geworden (Gal. 3,29). 6. Wir bekennen uns zu der grundlegenden Aussage Jesu in Joh. 10,16, wo er dieselbe Wahrheit in dem Bild vom Hirten, den Schafen und dem Schafstall ausdrückt. Dort macht Jesus klar, dass wir als Heidenchristen von ihm selbst aus unserem heidnischen „Stall“ herausgeführt und in den jüdischen „Stall“ der an Jesus gläubigen Juden eingegliedert werden und in diesem (jüdischen) „Stall“ nun unsere neue Heimat (Identität, Wurzeln) finden. Durch diese Eingliederung werden wir zusammen mit den Judenchristen eine Herde (der eine Leib Christi) unter einem Hirten (Jesus). 7. Nicht die an Jesus gläubig gewordenen Juden werden in die heidenchristliche KIRCHE, sondern die Heidenchristen werden in den judenchristlichen Leib Jesu integriert und partizipieren an ihm. 8. Wir bekennen uns dazu, dass der heidenchristliche „Leib Jesu“ aus dem judenchristlichen „gezeugt wurde“. Damit ergibt sich ein unumkehrbares Verhältnis von „Vätern“ und Söhnen“, von Wurzeln und Zweigen. Diese Verhältnisbestimmung ist konstitutiv für die Lehre über die Kirche. 9. Wir bekennen uns dazu, dass die Kirche Jesu zu allen Zeiten demnach aus Judenchristen und Heidenchristen besteht. Das eine ohne das andere ist eine amputierte, verkümmerte Kirche (Eph. 2,14–16). 10. Daher sehen wir es als eine Fehlentwicklung, wo die heidenchristliche Kirche sich von ihren jüdischen Wurzeln in Lehre und Praxis abgeschnitten hat. 11. Wir bekennen uns dazu, dass eine im edlen Ölbaum eingegliederte heidenchristliche Kirche daher auch in all ihren Lebensäußerungen dieser jüdischen Verwurzelung sichtbaren Ausdruck geben muss. Entscheidendes Anliegen unserer Bekenntnisgemeinschaft ist es daher, die in der Geschichte der Kirche oft vergessenen oder verleugneten jüdischen Wurzeln der Kirche erneut zu entdecken, erkennbar zu machen und diese in Lehre und Praxis zu entfalten. 12. Darum bekennen wir uns zu einer Theologie, die den „Wurzeln“ und dem hebräischen Denken verpflichtet ist. Wir legen ein besonderes Augenmerk auf die theologische Frage, wie eine heidenchristliche Gemeinde „aussieht“, die sich als aufgepfropften Zweig versteht.

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13. Diese den Wurzeln verpflichtete Theologie hat nicht nur auf das praktische Leben der Gemeinde, sondern bis hin zum Verständnis und der Interpretation der letzten Dinge (Eschatologie) entscheidende Auswirkungen (siehe Punkt I,f ). b) Unsere Einheit mit dem messianisch jüdischen Teil des Leibes Christi: 1. Wir bekennen uns als Heidenchristen ganz besonders zu dem judenchristlichen Teil des Leibes Christi, wie er heute etwa in der sogenannten messianischen Bewegung (an Jesus als Messias gläubig gewordenen Juden = Judenchristen) lebendig ist. 2. Wir anerkennen die messianischen Gemeinden als unmittelbare Nachkommen der jüdischen Urchristenheit – auch in ihrem Wunsch, auf dem Hintergrund ihrer jüdischen Identität (abstammungsmäßig) eigene Gemeinden innerhalb des Leibes Jesu zu bauen, in denen sie – wie in der Urchristenheit – ihren rechtmäßigen Platz wieder einnehmen und ihre jüdische Identität auch in jüdischen Ausdrucksformen leben können. 3. Wir anerkennen sie demnach als den anderen unverzichtbaren Teil des Leibes Christi, ohne sie in den heidenchristlichen Teil des Leibes Christi integrieren oder assimilieren zu wollen, weil wir ja auf sie aufgepfropft sind und nicht umgekehrt. 4. Wir sehen in der messianischen Bewegung – wie der Apostel Paulus – den Garant der biblischen Verheißung, dass eines Tages ganz Israel in Jesus seinen Messias erkennt und durch ihn gerettet wird. 5. So sehen wir in den Judenchristen jenen Teil des jüdischen Volkes, in dem die Erfüllung des neuen Bundes mit Israel (Jer. 31,31) schon begonnen hat. 6. Wir bekennen uns dazu, dass das höchste Ziel Gottes das Hervorbringen des „einen neuen Menschen“, der einen „Braut Christi“ , des einen „neuen Bundes“ aus Judenund Heidenchristen darstellt, die ihre höchste Identität in JESUS selber gefunden haben (Eph. 2,15; Gal. 3,28). c) Unser Verhältnis zu ganz Israel: 1. Wir bekennen uns zum ganzen Volk Israel als dem auserwählten Volk Gottes, mit dem Er einen ewigen Bund geschlossen hat (alter und neuer Bund). 2. Wir bekennen uns zu der nationalen und geistlichen Wiederherstellung Israels gemäß den Aussagen der Bibel (Jer. 31; Hes. 36 und 37 usw.) Gottes Absicht ist es, ganz Israel in seine letzte Bestimmung und Errettung (durch Jesus) hineinzuführen und damit den neuen Bund mit Israel zu vollenden (Röm. 11,25–27). 3. Damit bekennen wir uns auch zu dem Land Israel als dem geschichtlichen und geographischen Ort, den Gott gemäß seines Bundes dem Volk Israel zum ewigen Besitz gegeben hat (1. Mose 17,8), in dem das ganze Heilswerk Gottes geschichtliche Gestalt gewonnen hat und das auch für die Wiederkunft Jesu und die Vollendung des Gottesreiches der zentrale geschichtliche Ort sein wird (siehe Punkt I, f ). 4. Wir glauben, dass Gott die heidenchristliche Kirche durch ihr Zeugnis und ihre Liebe

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zu Israel als Instrument benutzen möchte, um Israel im Sinne von Röm. 11,13f. auf ihren eigenen Gott, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (der auch unser Gott ist) und auf ihren Messias (Jesus) „eifersüchtig“ zu machen. In unserer Bekenntnisgemeinschaft wollen wir daher der fundamentalen Bedeutung jener Wahrheit Ausdruck verleihen, die Paulus der Christenheit aus den Nationen mit folgenden Worten eindrücklich vor Augen führt: „Du sollst wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich“ (Röm. 11,18). Wie vielfältig die Auswirkungen dieser Wahrheit der Bibel sind, ist in folgenden Punkten dieser Glaubensgrundlagen noch weiter ausgeführt und verankert: Punkt B/2: Punkt E: Punkt G: Punkt H: Punkt I/d/4: Punkt I/f/2,3:

Jesus – als Sohn Davids Jesus – der Messias Israels Die Gemeinde Jesu – eingepfropft in den edlen Ölbaum Israels Rückkehr zu den Wurzeln des edlen Ölbaums Der „eine neue Mensch“ Wiederherstellung Israels, messianisches Königreich

2. Teil: DARLEGUNG der Glaubensgrundlagen: A) Die Bibel: 1) Wir bekennen, dass die Bibel (auch „Heilige Schrift“ oder „Wort Gottes“ genannt) – bestehend aus dem Alten Testament (ohne Apokryphen) und dem Neuen Testament – den alleinigen und verbindlichen Maßstab für Lehre, Leben und Struktur unserer Gemeinden darstellt (2. Tim. 3,14–17; Mt. 24,35). 2) Wir glauben, dass die Aussagen der verschiedenen Autoren der Bibel in dem Sinn göttlich inspiriert sind, dass in ihnen „Gotteswort“ und „Menschenwort“ zu einer unlösbaren Einheit verwoben sind. Die Bibel ist also Gotteswort in der Gestalt des Menschenwortes, damit wir das Gotteswort in unserer menschlichen Begrenztheit verstehen und erfassen können (Joh. 1,14; 1. Thess. 2,13; 2. Petr. 1,21; Hebr. 1,1–2). B) Gott (Theologie): Wir bekennen uns gemäß dem Zeugnis der Bibel zu dem einen, einzigen und personhaften Gott, der sich uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist geoffenbart hat (Trinität) (5. Mose 6,4; Jes. 43,10–13; Jes. 45,21–22; Mt. 28,19; Eph. 2,18; 2. Kor. 13,13). 1. Der Vater: Wir glauben, dass Gott in seiner unbegrenzten Allmacht „Himmel und Erde“ durch sein Wort aus dem Nichts erschaffen hat (creatio ex nihilo) (1. Mose 1 u. 2; Ps. 8,4–10; Ps. 33,9; Ps. 148,5; Ps. 145,12; Joh. 1,1–3; Röm. 4,17; Hebr. 11,3).

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Als Schöpfer hat er seiner Schöpfung aber nicht nur den Anfang gesetzt, sondern erhält sie auch in seiner Fürsorge (1. Mose 8,21–22; Mt. 5,45; Mt. 6,25–33). Aus Liebe zu den Menschen überlässt er sie nicht ihrer Sündhaftigkeit, sondern schafft einen Erlösungsplan, den er in Jesus, seinem Sohn, durchführt (Eph. 1,9–10; Eph. 3,8–11; Hebr. 1,1–4). 2. Der Sohn: (Christologie) ₋₋ Wir glauben an Jesus als ₋₋ Sohn Gottes – von Ewigkeit her in göttlicher Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist (Joh. 1,1; Joh. 17,5; 1. Joh. 1,1–2; Phil. 2,6; Mt. 16,16) ₋₋ Menschgewordenen, der – gezeugt durch den Heiligen Geist – wirklicher Mensch wurde (Lk. 1,31–35; Joh. 1,14; Gal. 4,4; Phil. 2,7). ₋₋ Sohn Davids, der als Jude in die Geschichte Israels eingebunden ist als der verheißene Nachkomme Davids, der Messias Israels (Lk. 1,32; 2,11). ₋₋ Gekreuzigten, der sein Leben als Sühnopfer für unsere Sünden hingegeben hat (Röm. 3,25; Mt. 26,28; 1. Petr. 2,24; Hebr. 9,14.26–28; Lk. 24,44.45). ₋₋ Auferstandenen, den Gott von den Toten auferweckt hat, um auch uns „neues Leben“ zu ermöglichen (Lk. 24,5.6; 1. Kor. 15). ₋₋ Erhöhten, der verherrlicht zur Rechten des Vaters sitzt (Eph. 1,20; Phil. 2,9; Hebr. 1,3–4). ₋₋ Wiederkommenden, der in Herrlichkeit kommen wird, um Gottes Reich zu vollenden (Lk. 21,27; Apg. 1,11; 1. Thess. 4,16). 3. Der Heilige Geist (Pneumatologie) c) Wir glauben an Gott, den Heiligen Geist, der vom Vater und vom Sohn ausgeht und der uns gesandt ist, um Jesus zu verherrlichen (Joh. 14,16–17; Joh. 15,25; Joh. 16,7.14). d) Der Heilige Geist überführt von Sünde, bewirkt Buße und Umkehr, schenkt „neues“ Leben, leitet in alle Wahrheit, gliedert in die Gemeinde ein, führt zu geistlichem Wachstum und zur Heiligung, bringt Frucht und Gaben (Charismen) des Geistes hervor und bevollmächtigt dadurch zum Dienst im Reich Gottes (Joh. 14,26; Joh. 16,8–13; Joh. 3,5; 1. Kor. 12,13; 1. Kor. 6,19; Gal. 5,22; 1. Kor. 12, 7–11; Eph. 1,13–14). C) Der Mensch in seiner Erlösungsbedürftigkeit: (Anthropologie) 1) Wir glauben, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild geschaffen und ihm damit einzigartige Würde und den Auftrag gegeben hat, sein „Repräsentant“ auf Erden zu sein (1. Mose 1,27.28; 1. Mose 2). 2) Als personhaftes Wesen ist der Mensch zur Gemeinschaft mit Gott berufen und befähigt (1. Mose 2,7 ff.; 1. Kor. 1,9; 5. Mose 6,5). 3) Gemäß den Aussagen der Bibel glauben wir, dass der Mensch durch Misstrauen und Ungehorsam Gott gegenüber (Sünde) von Gott getrennt wurde (geistlicher Tod), wodurch

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als Folge davon Tod, Krankheit und Fluch auf die ganze Menschheit gekommen ist. Ohne Erlösung geht der Mensch einer ewigen Trennung von Gott entgegen (ewige Verdammnis) (1. Mose 3,23.24; Eph. 2,1; Röm. 3,10; Gal. 3,13; Röm. 6,23; Jes. 53,4; Mt. 7,13; Offb. 20,15). 4) Die Bibel bezeugt demnach die Erlösungsbedürftigkeit aller Menschen und offenbart als einzige Hoffnung die Erlösung in Jesus Christus (Röm. 3,23–24). D) Erlösung allein in Jesus: (Soteriologie) 1) Wir glauben, dass der Mensch allein durch Jesus Christus, der in seinem stellvertretenden Opfertod am Kreuz die Sünde der Welt und die Strafe dafür auf sich genommen hat, erlöst werden kann. Allein das Blut Jesu wäscht rein von aller Sünde (Jes. 53,5–6; 1. Petr. 2,24; 1. Petr. 1,19; Hebr. 9,14; Joh. 1,29; Apg. 4,12; Eph. 1,7; Offb. 7,14). 2) Das Wesen der Erlösung besteht in der vollkommenen Vergebung der Sünden und in der Versöhnung mit Gott durch Jesus (2. Kor. 5,19.21; 1. Joh. 2,2). 3) Zur Erlösung durch Jesu Tod und Auferstehung gehört auch der Sieg Jesu über Krankheit, Tod und Satan mit seinem Reich der Dämonen (Jes. 53,4–5; 1. Kor. 15; Kol. 2,15; 1. Joh. 3,8). 4) Erlösung kommt allein aus der Gnade Gottes und kann vom Menschen nicht verdient werden, denn sie ist ein Geschenk (Röm. 3,24; Eph. 2,8–9). 5) Die Rechtfertigung des Sünders geschieht nicht durch Werke, sondern durch den Glauben (Röm. 5,1; Gal. 2,16). Gute Werke aber sind die Frucht des Glaubens (Jak. 2,17). 6) Wer seine Sünde vor Gott bekennt, umkehrt und sein Leben unter die Herrschaft Jesu stellt, erfährt vollkommene Vergebung, wird mit Gott versöhnt und empfängt neues, ewiges Leben (Joh. 1,12; Gal. 3,26; Joh. 3,16; 1. Petr. 1,3; 1. Joh. 1,9; 1. Joh. 5,11.12; Röm. 12,1.2). E) Jesus – der Messias Israels: 1) Wir glauben, dass Israel als Volk und Land der geschichtliche „Ort“ ist, in dem Gott zum Heil Israels und der ganzen Welt gehandelt hat. Die gesamte „Heilsgeschichte“ ist daher mit der Geschichte des Volkes Israel von Abraham an bis zur ihrer Vollendung verbunden. 2) Wir bekennen uns zu dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der dieses Volk dazu auserwählt und berufen hat, Zeuge seiner Existenz, seines Wesens und seines Heils für alle Nationen dieser Erde zu sein (1. Mose 12,1–3; Röm. 11,29). 3) Wir glauben gemäß dem Zeugnis der Heiligen Schrift, dass Jesus zuerst der Messias Israels ist, der in zahlreichen Aussagen des AT nicht nur prophetisch angekündigt, sondern auch in seiner Funktion und seinem Werk als Messias beschrieben wird (z. B. Jes. 9,1–6; Jes. 11,1–2; Jes. 35,4–6; Jes. 53,1–12; Mi. 5,1; Dan. 7,13–14; Sach. 6,12–13; Sach. 9,9–10; Sach. 12,10; Sach. 14,3–9). 4) In diesem Volk wurde Jesus als Jude aus dem Hause Davids geboren und lebte eingebunden in die Tradition seines Volkes. Er erwählte 12 jüdische Apostel als Fundament für seine Gemeinde. 5) Er gab sein Leben in den Tod als das Lamm Gottes (Passalamm) in Jerusalem, das Gott

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als seinen „Thron auf Erden“ erwählt hat (Jer. 3,17, Jes. 2,1–4; 1. Kön. 8,13). 6) Mit seinem Tod am Kreuz hat er als Messias Israels den neuen Bund, den Jeremia (31,31– 34) als Bund mit ganz Israel angekündigt hat, erfüllt. 7) Diesen neuen Bund wird Jesus am Ende der Zeiten mit ganz Israel vollenden (Sach. 12,10; Röm. 11,26). 8) In diesen neuen Bund mit Israel sind nun durch Jesus auch die Glaubenden aus den Nationen (= Heidenchristen) hineingenommen (Eph. 2,19.20). F) Die Gemeinde als Leib Christi: (Ekklesiologie) 1) Wir glauben, dass jeder an Jesus gläubig gewordene und mit Gott versöhnte Mensch durch den Heiligen Geist in den „Leib Christi“ eingegliedert wird (1. Kor. 12,13.27). 2) Nach dem Zeugnis des NT gehört demnach zum Leib Christi die Schar der an Jesus Glaubenden, die nun als Glieder dieses Leibes in verbindlicher Gemeinschaft leben sollen und berufen sind, mit ihren Gaben einander als „lebendige Bausteine“ zu dienen (Apg. 2,41.42; 1. Kor. 12,13; 1. Petr. 2,9; 1. Petr. 2,5; 1. Petr. 4,10; 1. Joh. 1,7). 3) Dieser Leib besteht grundsätzlich aus der Einheit von an Jesus Glaubenden, aus den Juden und den Heiden und hat seine Wurzeln in der Segensfülle des Bundes Gottes mit Israel (Eph. 2,11–22; Röm. 11,17–24). 4) Jesus ist das Haupt dieses Leibes und bildet mit den Gliedern einen lebendigen Organismus. Deshalb ist das Leben in der Gemeinschaft mit Jesus und die verbindliche Eingliederung in seinen Leib eine notwendige Einheit (Kol. 1,18; Eph. 1,22; Eph. 4,15.16). 5) Dieser Leib Christi findet nun in den verschiedenen lokalen Ortsgemeinden ihre sichtbare und konkrete Ausgestaltung (1. Kor. 1,2). 6) Taufe und Abendmahl – als von Jesus direkt eingesetzte Zeichenhandlungen – haben in der Gemeinde ihren festen und notwendigen Platz. Wir verstehen die Wassertaufe als Glaubenstaufe, durch die ein Mensch seine Lebenshingabe an Jesus bezeugt. Sie ist das sichtbare Zeichen dafür, dass sein „alter Mensch“ mit Jesus gekreuzigt und begraben wurde und er mit Jesus zu einem „neuen Leben“ auferweckt ist (Röm. 6,3.4; Kol. 2,12). Im Abendmahl feiert die Gemeinde Jesus Christus als Gekreuzigten und Auferstandenen. Durch die Zeichen Brot und Wein wird zum Ausdruck gebracht, dass durch die Hingabe Jesu in den Tod und sein am Kreuz vergossenes Blut Rettung geschehen ist. Im Abendmahl wird also das Erlösungswerk Jesu als für den Glaubenden heute gültige Realität vergegenwärtigt (Gedächtnismahl) (Lk. 22,19.20; 1. Kor. 10,16). G) Die Gemeinde Jesu – eingepfropft in den „edlen ÖLBAUM“ Israel: (Röm. 9–11) 1) Wir glauben, dass die Gemeinde Jesu ein „Leib“ aus an Jesus glaubenden Juden und Heiden ist (Joh. 10,16; Eph. 2,16; 3,6; Röm. 1,16). 2) Wir anerkennen gemäß der Heiligen Schrift, dass wir als heidenchristliche Gemeinde durch das Erlösungswerk Jesu in den neuen Bund, den Gott mit Israel in Jesus geschlossen

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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hat, mithineingekommen sind (Eph. 3,6). 3) Wir sehen uns als Heidenchristen gemäß Röm. 11,17 als ehemals „wilde“ Ölzweige, die in den „edlen“ Ölbaum Israels eingepfropft worden sind. Der edle Ölbaum repräsentiert laut Paulus die Glaubens- und Heilslinie durch die gesamte Geschichte Israels von Abraham bis ans Ende der Zeiten, die in Jesus ihre Erfüllung gefunden hat. 4) Durch diese Eingliederung in den „neuen Bund“ mit Israel sind wir als Heidenchristen zu „Miterben“, Mitteilhabern und Miteinverleibten des neuen Bundes mit Israel geworden und bekommen dadurch Anteil an den WURZELN und dem SAFT des edlen Ölbaumes (= an dem geistlichen Glaubens- und Heilserbe Israels von Abraham an, Eph. 2,16; 3,6; Röm. 11,17). 5) Wir sind daher als Heidenchristen dazu herausgefordert, diese „jüdischen“ Wurzeln der Gemeinde Jesu im Lichte Jesu zu entdecken und im praktischen Leben der Gemeinde auszudrücken, ohne dabei zu Judenchristen zu werden. 6) Wir glauben, dass das höchste Ziel Gottes mit Juden und Heiden der „e i n e n e u e M e n s c h“ in JESUS als unsere höchste Identität ist (Eph. 2,15; Gal. 3,28). Juden und Heiden werden durch ihre Zugehörigkeit zu Jesus „eins“. 7) Wir bekennen, dass Gottes Bund mit dem ganzen Volk Israel ein „ewiger“ Bund ist, der auch nicht durch die Untreue und den Unglauben Israels von Gott gekündigt wurde (1. Mose 17,7; Röm. 11,1. 29). 8) Wir glauben, dass Gott mit seinem ganzen Volk Israel in der Zukunft einen wunderbaren Plan zum Segen Israels und der ganzen Welt hat (Jer. 31; Hes. 36 und 37; Röm. 11,25). 9) Wir bekennen, dass zu dem ewigen Bund Gottes mit Israel auch die Zusage und Verheißung des Landes Israel gehört, das Gott seinem Volk zum „ewigen“ Besitz gegeben hat (1. Mose 17,8). 10) Wir glauben, dass die Rückführung der Juden aus aller Welt in ihr eigenes Land Israel ein wichtiger Teil der nationalen und geistlichen Wiederherstellung Israels ist, wie diese von den Propheten des AT angekündigt wurde (Jer. 31,6–11; Hes. 36,22–28; 37). 11) Wir bekennen uns zu der Existenz messianischer Gemeinden (= judenchristlich) und ihrem Anliegen, als Juden ihren Glauben an Jesus auszudrücken, wie es in der Zeit der Urchristenheit selbstverständlich war. Wir suchen und fördern die Gemeinschaft mit ihnen und sind mit ihnen in Jesus ein Leib. 12) Wir bekennen als Gemeinde Jesu aus den Heidenvölkern dem Volk Israel gegenüber folgende SCHULD: e) Die Ersatztheologie: Die Gemeinde Jesu wäre nun das „neue“ Israel und hätte Israel ersetzt. f ) Der Zwang zur Aufgabe der jüdischen Identität für jesusgläubige Juden. g) Die Verfolgung und Ermordung von Juden im Namen des Kreuzes. h) Die Ausrottung der Juden durch den Nationalsozialismus und seine Ideologie. i) e) Jeder offene und latente Antisemitismus in Kirche und Gesellschaft. 13) Wir suchen mit aller Entschlossenheit Wege der Versöhnung mit Israel z. B. durch Iden-

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tifikationsbekenntnis, theologische Korrektur, Wiedergutmachung und Barmherzigkeitsdienste für Israel. 14) Wir sehen in dieser biblisch begründeten Haltung Israel gegenüber ein konstitutives Element unserer Glaubensgrundlagen. H) Rückkehr zu den Wurzeln des edlen Ölbaums: 1) Wir bekennen es als Schuld und als Schaden, dass sich die heidenchristliche Kirche in ihrer Mehrheit durch Prozesse der Entjudaisierung und Entfaltung einer Ersatztheologie seit dem 2. Jahrhundert nach Chr. selbst von dem edlen Ölbaum „abgeschnitten“ hat und damit der „Kraft der Wurzel“ weitgehend verlustig geworden ist. 2) Wir sehen es daher als eine vordringliche und notwendige Aufgabe unserer Zeit an, diese „Entwurzelung“ rückgängig zu machen und klare Weichen zu stellen, unsere tatsächliche Verwurzelung in dem edlen Ölbaum durch Jesus in Theologie und Praxis sichtbar zu machen und auszuleben. 3) Wir sehen in einem lebendigen Austausch mit der heutigen messianischen Bewegung in Israel und weltweit eine geeignete Möglichkeit, in eine tiefere Verwurzelung in den edlen Ölbaum theologisch und praktisch hineinzuwachsen. 4) Wir bekennen uns zu den biblischen Festen Israels, die ausnahmslos auf den Messias hinweisen und das gesamte Erlösungswerk des Messias veranschaulichen. Da diese „Feste des Herrn“ (3. Mose 23) in Jesus zu ihrer letzten Erfüllung kommen, bilden sie auch für uns als Heidenchristen einen entscheidenden Verstehenshintergrund des Heilswerks Jesu. In der Feier solcher Feste können auch wir die Kraft der Wurzeln des edlen Ölbaums wieder neu entdecken, daran teilhaftig werden und unser Einssein mit den messianischen Juden zum Ausdruck bringen. I) Das Reich Gottes: (Basileia) a) Anbruch und Auftrag des Reiches Gottes: 1) Wir glauben, dass mit dem Kommen Jesu die Königsherrschaft Gottes (Reich Gottes) in dieser Welt angebrochen ist. Durch Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu als Ermöglichung des Heils für jeden Menschen und als Sieg über Sünde, Krankheit, Tod und Satan sind alle Voraussetzungen für den Durchbruch der Herrschaft Gottes in unsere Welt hinein gegeben (Mt. 12,28; Mt. 4,17; Lk. 17,21; Lk. 1,33; Eph. 1,20–22; Phil. 2,9–11; Mt. 28,18). 2) Wir glauben gemäß den Aussagen des Neuen Testamentes, dass das Reich Gottes eine gegenwärtige und eine zukünftige Dimension (Vollendung) hat (Mt. 12,28; Lk. 12,32; Hebr. 12,28; Offb. 11,15; Mk. 14,25; 2. Thess. 1,5). 3) In der Tatsache, dass das Reich Gottes durch Jesu erstes Kommen angebrochen ist, liegt der gegenwärtige AUFTRAG der Gemeinde Jesu begründet (Lk. 11,20; Mk. 1,15; Matth 10,7 ff.): Zu dem e i n e n Auftrag Jesu gehört: ₋₋ Die Proklamation des Gottesreiches durch:

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₋₋ die Verkündigung des Evangeliums von der Errettung in Jesus mit dem Ziel, alle Völker zu Jüngern Jesu zu machen (Mt. 28,19; Mk. 16,15; Apg. 1,8). ₋₋ die Bereitschaft, „Salz der Erde“(Mt. 5,13) zu werden (Verantwortung für die Gesellschaft). ₋₋ Die Bezeugung des Gottesreiches durch sichtbare Zeichen und Wunder, in denen die konkrete Wirklichkeit der „errettenden“ Herrschaft Gottes in allen Bereichen unseres Lebens bestätigt und dargestellt wird. So wie Jesus selbst das Hereinbrechen der Gottesherrschaft nicht nur in seiner Verkündigung, sondern auch durch sichtbare Zeichen (wie etwa Krankenheilung, Dämonenaustreibung, Totenauferweckung, Naturwunder, übernatürliche Offenbarung und Führung usw.) zum Ausdruck brachte, gab er auch seinen Jüngern (der Gemeinde) den Auftrag, in seinem Namen (in seiner Autorität) das Evangelium vom Reich Gottes nicht nur zu predigen (Wort), sondern auch vollmächtig zu bezeugen (sichtbare Zeichen und Wunder) (Mt. 10,1–8; Mk. 16,17–20; 1. Kor. 2,4.5; 1. Kor. 4,20; Apg. 4,10; Apg. 16,18; Apg. 9,39–41). 4) Dementsprechend glauben wir, dass es zum Wesen charismatischen Handelns in der Gemeinde Jesu auch heute gehört, diesen Auftrag in der Vollmacht und Autorität Jesu wahrzunehmen und damit zu rechnen, dass die den Jüngern Jesu „nachfolgenden Zeichen“ (Mk. 16,17 f.) in der Ausübung ihres Auftrages reale Wirklichkeit werden wie etwa körperliche und seelische Heilung und Freisetzung von dämonischen Mächten und Einflüssen durch die Kraft des Heiligen Geistes (Mt. 10,1.8; 1. Petr. 5,5–9; Jak. 4,7; 5,13 ff.). b) Dienst im Reich Gottes aus der Kraft des Heiligen Geistes: 1) Wir glauben, dass Gott den an Jesus gläubig Gewordenen seinen Heiligen Geist geschenkt hat (Pfingsten), um in ihnen das Leben Jesu zu pflanzen und zu entfalten (geboren werden aus dem Geist Gottes und Heiligung) (Apg. 2,1–13; Joh. 3, 3–16). 2) Das Neue Testament bezeugt die Erfahrung der „Erfüllung mit dem Heiligen Geist“ oder „Taufe in den Heiligen Geist“ als eine Wirklichkeit, durch die der Gläubige zu einem vollmächtigen Dienst im Reich Gottes zugerüstet wird (Lk. 11,13; Lk. 24,49; Apg. 1,5; 1,8; 2,3; 2,38; 4,31; 8,15–17; 9,17; 10,44; 19,2.6). Daraus folgt die Notwendigkeit eines ständigen Wachsens in diese Fülle des Geistes hinein (Eph. 5,18–20). 3) Für einen vollmächtigen Dienst teilt der Heilige Geist auch heute dem Gläubigen Gaben (Charismen) aus, in denen die Gnade Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes zum Dienst wirksam werden und in denen sich die Königsherrschaft Gottes in dieser Welt manifestiert (1. Kor. 12,1–11; Mk. 16,17–20). So werden diese geistlichen Gnadengaben (Charismen) zum Werkzeug, die den Gläubigen befähigen, den erforderlichen Dienst der Auferbauung der Gemeinde, der Evangelisation in der Welt und der Verantwortung in der Gesellschaft so auszuüben, dass dabei Jesus verherrlicht und bekannt gemacht wird (1. Petr. 4,10–11). 4) Zu den am häufigsten im NT erwähnten Charismen gehören die Gabe der Prophetie, der Heilungen, des Sprachenredens, der Unterscheidung der Geister, des Wortes der Weis-

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heit und der Erkenntnis, des Glaubens, der Kraftwirkungen, der Leitung, des Dienens, des Lehrens, der Seelsorge, des Gebens und vieles mehr (1. Kor. 12, 7–11; Röm. 12,5–8; 1. Petr. 4,10–11). 5) Im Zusammenhang mit den Gaben spricht das NT auch von besonderen Diensten, zu denen Einzelne im Leib Christi von Gott berufen und mit entsprechenden Gaben ausgerüstet werden – wie etwa Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer –, um die Gläubigen für ihren Dienst zuzurüsten (Eph. 4,11–12; 1. Kor. 12,28–30). 6) Wir glauben, dass in der Gemeinde Jesu dem Heiligen Geist Raum dafür gegeben werden soll, die ganze Bandbreite der Gaben und Dienste hervorzubringen – zur Ausbreitung des Reiches Gottes in dieser Welt (1. Thess. 5,19–21; 1. Kor. 14,1.39.40). 7) Eine wichtige Rolle spielt die Fürbitte, in der die Glaubenden sich mit dem Willen und den Absichten Gottes identifizieren und im Glauben dafür in den „Riss“ treten, dass das Reich Gottes in Kraft auf Erden durchbricht (2. Chr. 7,13.14; Hes. 22,30; Apg. 4,24–31). c) Lebensstil des „Lobpreises“ und der „Anbetung“ im Reich Gottes: 1) Wir glauben, dass gemäß den Aussagen der Bibel die grundsätzliche Berufung des Menschen darin besteht, sein Leben als Lobpreis der Herrlichkeit Gottes zu führen (Ps. 34,2; Ps. 68,20; Ps. 146,2; Eph. 1,6.12.14). 2) Es gehört daher zum Wirken des Heiligen Geistes, die Haltung der Anbetung Gottes im Herzen des Gläubigen hervorzubringen (Eph. 5,18.19; Kol. 3,16.17). Das ganze Leben des Gläubigen soll in all seinen Vollzügen Gott verherrlichen (1. Kor. 10,31; Kol. 3,16.17.23.24). Deshalb spielt auch im Gottesdienst der Gemeinde Lobpreis und Anbetung eine zentrale Rolle (Apg. 2,46.47). d) Einheit in Jesus als zentrale Voraussetzung für die Entfaltung des Reiches Gottes: 1) Wir glauben, dass in Jesus die Einheit aller Gläubigen als Glieder des einen Leibes eine Wirklichkeit darstellt, die schon vorgegeben ist (Gal. 3,28; 1. Kor. 12,12.13). 2) Aus der Tatsache, dass die Gläubigen in dem einen Leib schon zu einer Einheit zusammengeschlossen sind, ergibt sich nun die ständige Aufgabe, diese Einheit im praktischen Vollzug auch untereinander auszuleben (Joh. 17,20–22; Eph. 4,3–6.13; Phil. 2,2). 3) Dabei verstehen wir unter Einheit nicht das Zustandekommen einer „Einheitskirche“ oder „Einheitstheologie“, sondern eine Einheit des Heiligen Geistes, der die Herzen der an Jesus Gläubigen über die Grenzen der eigenen Kirche und Gemeinde hinaus zusammenbindet (Apg. 4,32; Kol. 3,13–15). 4) Einheit wird dort gelebt, wo wir die Unterschiede in Lehre, Struktur und Tradition als Vielfalt des einen Leibes Christi erkennen, und diese nicht zu Trennmauern machen (1. Kor. 12,14–27; Eph. 2,14–22). 5) Wir anerkennen die Gläubigen aller Kirchen, die den dreieinigen Gott und Jesus Christus als alleinigen Erlöser und Herrn bekennen und wollen in versöhnter Einheit mit ihnen ein Zeugnis für Jesus Christus sein (Joh. 17,20–23).

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6) Zu der Einheit in Jesus gehört wesensmäßig die Einheit mit den messianischen Juden als dem anderen Teil des Leibes Christi. Zusammen stellen wir die eine „Braut Christi“ dar, die zur „Hochzeit mit dem Lamm“ (Jesus) zubereitet wird (Offb.19,7–9). e) Verantwortung für die Welt im Reich Gottes: 1) Wir glauben, dass wir als Gläubige eine Verantwortung in der Gesellschaft haben (Salz der Erde). Diese besteht darin, ein Segen für die Gesellschaft in vielfacher Weise zu sein (1. Mose 1,28–30; Jer. 29,7; Mt. 5,13). 2) Wir bekennen uns zur Gleichwertigkeit aller Menschen vor Gott, zu den göttlichen Lebensordnungen zum Schutz und zur Entfaltung des Lebens, insbesondere zu den Werten Ehe und Familie nach biblischem Maßstab und wollen in allen gesellschaftlichen Konfliktfeldern (wie etwa Generationenkonflikt oder Ausländerproblem und vieles mehr) einen Dienst der Versöhnung tun (1. Mose 1,27; 2. Mose 2,20; Eph. 5,21–6,9; Kol. 3,18; Röm. 12,18; 2. Tim. 2,22; 1. Petr. 3,8–17; Hebr. 12,14). 3) Wir unterstützen die staatliche Obrigkeit in ihrer von Gott gesetzten Aufgabe, setzen uns für Gerechtigkeit und Frieden ein, wollen uns mit den Armen, Schwachen, Ausgestoßenen, Benachteiligten solidarisieren und ihnen in der Liebe Jesu dienen (Röm. 13,1–7; Tit. 3,1; 1. Petr. 2,11–17; 1. Tim. 2,1–3; 5. Mose 15,4.7.9.1; Jes. 58,5–12; Mt. 5–7; Mt. 25,31–46). f ) Die Vollendung des Reiches Gottes (Eschatologie): 1) Wir glauben, dass das Reich Gottes, das mit dem ersten Kommen Jesu angebrochen ist, bei seinem zweiten Kommen (Wiederkunft Jesu) zur Vollendung kommt und dass damit Gottes Absichten mit seiner Schöpfung zu einer letzten Erfüllung kommen werden (Tit. 2,13; 1. Kor. 15,19.20; Phil. 3,20.21; Offb. 21,13). 2) Wir glauben, dass die Vollendung des Reiches Gottes gemäß Altem und Neuem Testament zwei unmittelbare Aspekte umfasst, die das neue „Zeitalter“ Gottes einleiten: ₋₋ Die Aufrichtung des messianischen Königreiches in Israel, wenn Jesus wiederkommt (Apg. 1,11) und als der verheißene Davidssohn den Thron Davids in Jerusalem besteigt und seine Friedensherrschaft über ganz Israel ausübt (Jes. 9,5–6; Sach. 8,3; Hes. 37,23 ff.; Jes. 11,5–9; Jer. 33,15.16; Apg. 1,3–6). ₋₋ Die Aufrichtung des messianischen Königreiches über die ganze Welt von Jerusalem aus: Die Vollendung des Königreiches Jesu in Israel wird zugleich zu einer Friedensherrschaft Jesu über die ganze Welt führen, in der der Zion (Jerusalem) Mittelpunkt sein wird (Jes. 2,2–4; Sach. 14,8–9; Sach. 8,20–23; Offb. 11,15; 20,3–4). 3) Zu den Zeichen der Zeit (= Wehen der Endzeit) als Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu gehört das eindeutige und klar erkennbare Handeln Gottes an dem heutigen Israel, das in zwei geschichtlichen Prozessen im Alten Testament beschrieben wird: a) nationale Wiederherstellung Israels (Jer. 16,14–18; 30,3; Hes. 36,23.24; 37,11–14; Am. 9,14–15) b) geistliche Wiederherstellung Israels (Jer. 31,31–34; Hes. 36,25–27; 37,23–27; Sach. 12,10)

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4) Zur Vollendung des Reiches Gottes gehören noch weitere fundamentale und elementare Aspekte wie etwa die „Auferstehung der Toten“ und „Entrückung“ (1. Thess. 4,13–17; Offb. 20,4–6.11–15), das „Gericht“ zu ewigem Leben in der Gemeinschaft mit Gott oder zu ewiger Trennung von Gott (Mt. 7,13.14; Joh. 5, 29; 2. Kor. 5,10; Offb. 20,11–15) und die Schaffung eines „neuen Himmels und einer neuen Erde“ mit dem „neuen Jerusalem“ (Jes. 65,17; 2. Petr. 3,13; Offb. 21,1–4). 10.8.2.4 Freie Christengemeinden-Pfingstgemeinde (FCGÖ) Lehrmäßige Grundlage der Freien Christengemeinde - Pfingstgemeinde in Österreich

1. Gottes Wort ist inspiriert Wir glauben, daß die Bibel das inspirierte Wort Gottes ist (wörtlich und nicht nur sinngemäß). Sie ist die schriftliche Offenbarung Gottes an die Menschen. Sie zeigt die unfehlbare Ordnung des Glaubens und der Führung Gottes und ist höher als die menschliche Vernunft und doch dem Verstand nicht unbegreiflich (2. Tim. 3,16; 2. Petr. 1,21). 2. Der eine wahre Gott Wir glauben an das Dasein des einen Gottes, der in Ewigkeit in drei Personen war, ist und bleibt: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist (5. Mose 6,4; Matt. 28,19; Mark. 12,29; Eph. 2,18). 3. Das Werk Jesu Christi Wir glauben an die jungfräuliche Geburt Jesu Christi, Sein sündloses Leben, die Realität Seiner Wunder, den stellvertretenden Versöhnungstod, die leibliche Auferstehung, die triumphale Himmelfahrt und beständige Fürsprache des Herrn Jesu Christus und daß Er wiederkommt zur Entrückung Seiner Gemeinde und zur Vollendung aller Dinge (Jes.7,14; Hebr. 4,15; Apg. 2,22–24; Apg. 1,9; Hebr. 7,26; 1. Thess. 4,15–17; Matt. 24,30). 4. Der Mensch, Sündenfall und Erlösung a) Der Mensch wurde von Gott als ein vollkommenes und gutes Wesen erschaffen, denn Gott sprach: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ b) Der Mensch fiel durch sein eigenes Verschulden in Sünde und verfiel dadurch dem physischen und geistlichen Tod, der die Trennung von Gott bedeutet. c) Seine einzige Hoffnung auf Erlösung liegt in Jesus Christus, dem Sohne Gottes (1. Mose 1,26–31; 3,1–7; Röm. 5,12–21). 5. Die Errettung des Menschen a) Bedingung für die Errettung: Die Gnade Gottes, die alle Menschen erretten will, ist für alle Menschen erreichbar durch den Ruf Jesu: „Tut Buße und glaubet an das Evangelium.“ Dieses als Bekehrung und Wiedergeburt bekannte Erlebnis ist ein Werk des Hl. Geistes und

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erfolgt aufgrund von Buße und Glauben an den Herrn Jesus. Aus Gnaden wird der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt und hat die lebendige Hoffnung des ewigen Lebens (Tit. 2,11; Röm. 10,9–15; Mark. 1,15; Joh. 3,5; 1. Tim. 2,5–6; Röm. 3,21–26; 1. Petr. 1,23). b) Der Beweis der Erlösung: Der innere Beweis der persönlichen Erlösung ist das Zeugnis des Heiligen Geistes (Röm. 8,16). Der äußere Beweis für alle Menschen ist ein Leben der Nachfolge Jesu in Gerechtigkeit und Heiligung. 6. Wassertaufe a) Die Verordnung der Taufe durch Untertauchen als ein Begräbnis des alten Menschen mit Christus ist ein Befehl der Bibel (Matt. 28,19; Apg. 2,38–39). Alle, die wirklich Buße getan haben und in ihrem Herzen an Jesus Christus als ihren Erlöser und Herrn glauben, sollen getauft werden (Apg. 10,47–48). b) Die Wassertaufe ist ein Zeichen für die erlebte Reinigung von Sünden, die durch das Blut Jesu Christi geschehen ist (Apg. 22,16). c) Die Wassertaufe ist ein öffentliches Bekenntnis, in dem das Gestorbensein sowie das neue Leben mit Christus bezeugt wird (Röm. 6,3–8; Kol. 2,12–13). 7. Die Gemeinde a) Die neutestamentliche Gemeinde ist von Jesus Christus selbst eingesetzt und ein wesentlicher Teil des Heilsplanes Gottes (Matt. 16,18; Eph. 3,2–11). Jesus ist das Haupt, und die Gemeinde ist Sein Leib (Eph. 5,23/30/32; Kol. 1,18; Röm. 12,5). b) Diese Gemeinde zeigt sich in ihrer Aufgabe – sowohl den Gläubigen (Eph. 4,11–16) als auch der Welt gegenüber (Mark. 16,15–20) als örtlich sichtbare Lokalgemeinde, zu der nur getaufte wiedergeborene Christen gehören können (1. Petr. 2,9; Apg. 2,41/42/47; 1. Tim. 3,15; 1. Kor. 16,19). c) Die Gemeinde ist das geistliche Zuhause der Gläubigen, wo Belehrung zum Wachstum des Glaubens gegeben und der Glaube gelebt und geprüft wird (Eph. 2,19–22; 2. Petr. 1,5– 10; Matt. 18,15–18; 1. Kor. 5,9–13). 8. Abendmahl a) Das Abendmahl des Herrn (Matt. 26,26–29) ist ein Zeichen der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus und des Teilhabens an Seiner göttlichen Natur (1. Kor. 10,16–17). b) Es ist ein Gedächtnismahl an das Sterben Jesu (1. Kor. 11,26) und ist auch ein prophetischer Hinweis auf das zweite Kommen des Herrn: „[…] verkündet des Herrn Tod, bis daß Er kommt.“ c) Es ist ein Mahl für die Gemeinde und für alle Wiedergeborenen, die durch die Wassertaufe zum Leib Christi (Gemeinde) hinzugetan wurden (Apg. 2,41–42). 9. Geistestaufe a) Die Taufe im Heiligen Geist (Apg. 11,16) – die Verheißung des Vaters (Lk. 24,49) gilt allen

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aus Gott geborenen Menschen (Lk. 11,9–13; Apg. 1,4/8; 10,44–46; 11,14–16; 15,7–9). b) Der Beweis der Taufe im Heiligen Geist: Im Unterschied zur Innewohnung des Heiligen Geistes (ab dem Augenblick der Wiedergeburt – siehe Punkt 5b) wird die Erfüllung des Gläubigen mit dem Heiligen Geist durch das Reden in „anderen Zungen“ bezeugt (Apg. 2,4; 10,46; Apg. 19,6). Dieses Reden in anderen Zungen ist äußerlich gesehen gleich wie die Gabe der Zungenrede (1. Kor. 12,7/10/30), jedoch verschieden in Zweck und Anwendung (1. Kor. 14,2/4). c) Die Gaben des Heiligen Geistes: Sie sind eine göttliche Dienstausrüstung zur Evangeliumsverkündigung, zum Aufbau und zur Erbauung der Gemeinde Jesu (1. Kor. 12; 1. Kor. 14). Jeder Gläubige soll eifrig nach den Gaben des Geiste streben (1. Kor. 12,31; 14,1/5). 10. Heiligung a) Durch die Kraft der Erlösung ist ein wahrer Christ befähigt, ein geheiligtes Leben zu führen (1. Kor. 1,30; 1. Petr. 1,15–16; Joh. 17,19; Hebr. 10,10). b) Dieses Leben in der Heiligung (Hebr. 12,14) ist an der Frucht des Geistes erkennbar (Gal. 5,22; 1. Thess. 5,23; Eph. 4,15). 11. Göttliche Heilung Die Erlösung schließt Heilung von Krankheit (Jes. 53,4; 2. Mose 15,26) durch göttliches Eingreifen ein: Als Zeichen der Verkündigung (Mark. 16,17–18) und als Dienst in der Gemeinde durch die Ältesten (Jak. 5,14–15). So wie die Krankheit nicht in jedem Fall die direkte Folge von Sünde ist (Hiob 2,3; Phil. 2,25–27; Joh. 9,2–3), kann auch Heilung nicht automatisch die direkte Folge von persönlichem Glauben sein – über allem bleibt die Souveränität Gottes bestehen (2. Kor. 12,7–10; 2. Tim. 4,20). 12. Entrückung Die Wiederkunft Jesu für die Gemeinde ist die bevorstehende und lebendige Hoffnung der Gläubigen. In diesem Augenblick werden die in Christus Entschlafenen in einem unverweslichen Leib auferstehen und die lebenden Gläubigen verwandelt werden und so gemeinsam dem wiederkommenden Herrn entgegengerückt (1. Kor. 15,51–52; 1. Thess. 4,16–18; 2. Kor. 11,2). 13. Millenium Die Wiederkunft Jesu als Herr und König dieser Erde geschieht zur Erlösung des Volkes Israel und zur Errichtung des 1000-jährigen Friedensreiches, wo Jesus in Jerusalem regieren wird. Während dieser Zeit ist Satan gebunden (Jes. 11,1–10; Sach. 14,3–9; Offb. 19,11–16; 20,1–6). 14. Endgericht Im Unterschied zur ersten Auferstehung (Offb. 20,5–6) geschieht diese Auferstehung zum Gericht (Offb. 20,11–15; 20,10).

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15. Neuer Himmel – neue Erde „Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde, nach seiner Verheißung, in welcher Gerechtigkeit wohnt!“ (2. Petr. 3,13; Offb. 21,1–7). 10.8.2.5 Mennonitische Freikirche Österreichs (MFÖ) Glaubensbekenntnis Artikel 1 Gott

Wir glauben an den einen, wahren, lebendigen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Gott ist unendlich weise und allmächtig, ein gerechter Richter, unerschöpflich an Liebe, die sich niemals ändert. Gott ist der König, der über alles Sichtbare und Unsichtbare herrscht, der Hirte, der Verlorene und Hilflose rettet. Gott ist eine Zuflucht und Burg für alle, die in Not sind. Gott ist ein verzehrendes Feuer, absolut heilig, doch voller Gnade und Geduld. Gott erzieht und tröstet wie eine liebende Mutter. Er ist wie ein fürsorglicher Vater und wie ein treuer Ehemann. Wir bekennen Gott als ewigen Vater, Sohn und Heiligen Geist. Gott, der Vater Gott, der Vater, ist der Ursprung allen Lebens. In Ihm leben und existieren wir. Der Vater sucht Menschen, die Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten und hört die Gebete aller, die Ihn anrufen. Der Vater sandte den Sohn zur Erlösung der Welt und nimmt durch Jesus Christus alle an, die dem Evangelium vertrauen. Er vergibt denen, die ihre Sünden bekennen und bereuen und den Bund des Glaubens mit Ihm eingehen. Gott gibt Seinen Kindern den Heiligen Geist als Tröster und Helfer. Mit rettender Liebe und der Macht seines Schöpferwortes erhält Er diese Welt bis zum Ende der Zeit. Gott, der Sohn Gott, der Sohn, durch den alle Dinge geschaffen wurden und der alles zusammenhält, ist das Abbild des unsichtbaren Gottes. Vom Heiligen Geist empfangen und geboren von der Jungfrau Maria, nahm Jesus menschliche Gestalt an, um die gefallene Welt zu erlösen. Als gehorsamer und sündloser Mensch offenbarte Er das Wesen und den Willen Gottes, des Vaters, und gab uns ein Vorbild eines erfüllten Lebens. Durch Wort und Tat verkündigte Jesus die Herrschaft Gottes, indem Er den Armen die Gute Nachricht brachte, die Gefangenen befreite und den Blinden das Augenlicht wiederherstellte. Jesus, der Christus, triumphierte durch Seinen Tod und Seine Auferstehung über die Sünde. Deshalb erhöhte Ihn Gott zum Herrn der Schöpfung und der Gemeinde. Als Menschenfreund und Retter der Welt lädt Er alle ein, sich mit Gott versöhnen zu lassen. Er bietet allen Menschen Frieden an und ruft

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10 Anhang

sie auf, nicht sich selbst zu leben, sondern Ihm nachzufolgen, indem sie Sein Kreuz auf sich nehmen. Bis Jesus, der Herr, in Herrlichkeit zurückkehrt, tritt er als Fürsprecher für die Gläubigen ein, und ruft sie auf, Seine Zeugen zu sein. Gott, der Heilige Geist Gott, der Heilige Geist, der eins ist mit dem Vater und dem Sohn, ist von ihnen gesandt, um im Menschen die Erlösung zu verwirklichen. Der Geist überzeugt Menschen von ihrer Sünde und gibt ihnen neues Leben. Er leitet sie in alle Wahrheit und verherrlicht Jesus Christus. Durch den Geist werden alle Gläubigen zu einem Leib getauft. Er wohnt in ihnen und bezeugt, dass sie Gottes Kinder sind. Er teilt Gaben für den Dienst zu, bevollmächtigt sie, Zeugen zu sein und gute Frucht zu bringen. Als Tröster hilft der Heilige Geist den Kindern Gottes in ihrer Schwachheit, tritt für sie nach dem Willen Gottes ein und gibt ihnen die Gewissheit des ewigen Lebens. 1. Mose 1; 2. Mose 15,2–3; 2. Mose 34,6–7; 5. Mose 6,4–6; Ps. 23; Ps. 139; Jes. 55,8–9; Jes. 66,12–13; Jer. 31,31–34; Hosea 11,1–4; Mt. 5–7; Mt. 28,18–20; Mk. 8,34–38; Lk. 4,18–19; Joh. 1,1–18; Joh. 4,24; Joh. 14,26; Joh. 16,7–15; Joh. 16,7–15; Apg. 1,8; Apg. 2,1–4; Röm. 8,1–17.26– 27; 1. Kor. 12,4–7.13; 1. Kor. 13–14; 1. Kor. 15,3–8; 2. Kor. 1,22; 2. Kor. 5,16–21; 2. Kor. 13,14; Gal. 5,22–23; Eph. 1,13–2,22; Eph. 3,14–21; Phil. 2,6–11; Kol. 1,15–20; 1. Tim. 6,15–16; 2. Tim. 2,11–13; Hebr. 1,3; 12,7–11; Hebr. 2,5–18; 1. Petr. 2,21–25; 1. Joh. 2,2; Offb. 5,5–6+9–10. Artikel 2 Offenbarung Gottes

Gott offenbart sich selbst Wir glauben, dass Gott sich allen Menschen offenbart. Gottes Kraft und Wesen sind von Anfang an in der Schöpfung erkennbar. Das Alte Testament offenbart Gott als denjenigen, der eine Bundesbeziehung zum Volk Israel begonnen hat, um dadurch alle Menschen mit seinem ewigen Erlösungsplan zu erreichen. Im Neuen Testament offenbart Er sich am deutlichsten und endgültig in Jesus Christus. Auch heute noch spricht Gott zu Einzelnen und der Gemeinde durch den Heiligen Geist, aber nie im Widerspruch zum geschriebenen Wort. Das geschriebene Wort Gottes Wir glauben, dass die ganze Bibel durch den Heiligen Geist von Gott inspiriert wurde. Derselbe Geist leitet die Glaubensgemeinschaft in der Auslegung der Schrift. Durch die Person, die Lehre und das Leben Jesu Christi verstehen wir die Bibel. Wir erkennen, wie Ihn das Alte Testament ankündigt und wie das Neue Testament Ihn verkündigt. Wir anerkennen die Bibel als das unfehlbare Wort Gottes und die verbindliche Autorität für alle Glaubens- und Lebensfragen.

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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1. Mose 9,1–17; 1. Mose 12,1–3, 2. Mose 6,2–8; Ps. 19,1–11; Ps. 119; Mt. 5,17–18; Lk. 24,27, 44–47; Joh. 1,16–18; Joh. 16,13; Apg. 8,34–35; Röm. 1,18–21; Hebr. 1,1–2; Hebr. 4,12; Kol. 1,15–23; 2. Tim. 3,14–17; 2. Petr. 1,16–21. Artikel 3 Schöpfung und Menschheit

Schöpfung Wir glauben, dass Gott am Anfang Himmel und Erde schuf und alles gut war. Die Schöpfung preist die Weisheit und Macht Gottes und ruft alle auf, Ihn anzubeten. Sie bringt Gottes Souveränität, Majestät und Macht zum Ausdruck, unterscheidet sich jedoch von dem Schöpfer selbst. Gott ist Herr und Bewahrer des Universums, an dem er sich freut. Menschheit Gott schuf Menschen, damit sie mit ihm und miteinander in Gemeinschaft und gesunden Beziehungen leben. Er schuf sie als Mann und Frau zu Seinem Ebenbild. Der Schöpfer gab ihnen den Auftrag, Seine Schöpfung zu entfalten, zu bewahren und im Seinem Sinne zu verwalten. Er gab ihnen die Freiheit, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Durch den wissentlichen Ungehorsam von Adam und Eva kam die Sünde in diese Welt. Die Folge ist eine entstellte menschliche Natur und die Entfremdung von Gott und der Schöpfung. Seitdem steht sie unter dem Fluch des Verfalls und sowohl die Schöpfung als auch die Menschheit warten darauf, erlöst zu werden. Die Hoffnung der neuen Schöpfung Sünde, Schuld und Tod werden nicht ewig herrschen. Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, wo es kein Böses, kein Leid und keinen Tod mehr geben wird. Die ersten Zeichen dieser neuen Schöpfung sind in den Wiedergeborenen und der lokalen Gemeinde schon gegenwärtig. In der Vollendung wird alles in Christus versöhnt und neu geschaffen. 1. Mose 1–3; Ps. 8,6: Ps. 19,1–6; Ps. 24,1–2; Ps. 89,12–13; Ps. 95,4–6: Ps. 104; Spr. 8,22–31; Jes. 40,12–31; Jes. 44,24; Joh. 1,1–4; Joh. 17,5; Röm. 1,19–20; Röm. 5,17+21; Röm. 6,4+5; Röm. 8,18–25; 1. Kor. 8,6; 1. Kor. 15,20–27.53; 2. Kor. 3,18; 2. Kor. 4,6; 2. Kor. 5,16–19; Gal. 6,15; Eph. 1,4. 9–10; Eph. 2,11–22; Eph. 4,24; Kol. 1,15–17; 1. Hebr. 11,3. Artikel 4 Sünde und das Böse

Sünde und deren Folgen Wir glauben, dass die ersten Menschen dem Bösen gehorchten und der Sünde erlagen. Dadurch haben alle Menschen die Herrlichkeit Gottes verloren. Die Sünde und das Böse ha-

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ben in der Welt Fuß gefasst und widersetzen sich dem Willen Gottes. Dies entfremdet den Menschen von Gott, Seiner Schöpfung, seinen Mitmenschen und sich selbst. Seitdem sündigen alle Menschen und leben getrennt von Gott. Gott bestraft dies mit dem physischen und geistlichen Tod. Mächte und Gewalten Die Sünde ist eine Macht, die zur Versklavung der Menschheit geführt hat. Satan, der Widersacher, will Herrscher der Schöpfung werden und nutzt die Sünde, um den Menschen mit Stolz und Selbstsucht zu zerstören. Unter dem Einfluss der Sünde wenden Menschen sich von Gott ab und ersetzen die Wahrheit durch Lüge. Anstatt dem Schöpfer zu dienen, beten sie die Schöpfung und das Böse an. Durch die Sünde öffnen sich Einzelne und Gruppen der Sklaverei dämonischer Mächte und Gewalten. Diese Mächte zeigen sich auch in politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, gesellschaftlichen und sogar religiösen Systemen, um Menschen von Wahrheit und Liebe, Recht und Gerechtigkeit abzubringen. Alle Worte, Taten, Gedanken und Einstellungen aller Menschen stehen unter der Herrschaft der Sünde. Die Menschen sind, auf sich selbst gestellt, dieser Macht hilflos ausgeliefert. Die Gemeinschaft der Gläubigen ist aufgerufen, sich durch die Kraft des Heiligen Geistes diesen Mächten und Gewalten zu widersetzen und so Zeugnis für das Reich Gottes zu sein. 1. Mose 3; 1. Mose 6,11–12; Ps. 14,1–3; Ps. 36,1–4; Ps. 52.17; Ps. 58,1–5; Jes. 53,6; Hes. 16,46–50; Am. 2,4–8; Mk. 7,20–23; Joh. 8,34.44; Röm. 1,21–32; Röm. 3,9–18.23; Röm. 5,12–14; Röm. 18–19; Röm. 6,20–23; Gal. 5,19–21; Eph. 2,1–3; Eph. 6,12; 1. Petr. 5,8–9; 1. Joh. 1,8–10; Offb. 12,9. Artikel 5 Erlösung

Gottes Initiative Wir glauben, dass Gott begonnen hat, Befreiung und Heilung, Erlösung und Erneuerung in einer Welt zu erwirken, die von Sünde beherrscht wird. Von Anbeginn der Zeiten war es Gottes Ziel, für sich ein Volk zu schaffen, unter dem Er wohnen kann und das ein Zeugnis für alle Völker und Nationen sein soll. Hätte Gott nicht aus Liebe die Initiative ergriffen, hätte die ganze Menschheit keine Gemeinschaft mit Gott und keine Hoffnung auf Erlösung. Gottes Liebe zeigt sich am deutlichsten im Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi. Gottes Plan Die gesamte Weltgeschichte zeigt, dass Gott immer wieder mächtig gehandelt hat, um Menschen von der Sklaverei der Sünde zu befreien und sie zu einer echten Verbundenheit mit Ihm zu führen. Durch den stellvertretenden Tod seines Sohnes Jesus am Kreuz versöhnte er die ganze Welt mit sich selbst. Dadurch wurde Jesus der eine Mittler zwischen Gott und Mensch-

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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heit. Wer Christus im Glauben annimmt, wird aus Gnade errettet, nicht auf Grund eigener Leistungen, sondern als Geschenk Gottes. Gott vergibt denen, die dieses Geschenk annehmen, befreit sie von der Sklaverei der Sünde, schafft in ihnen neues Leben durch Christus und gibt ihnen Kraft durch den Heiligen Geist zur fortwährenden Erneuerung und Reinigung. Er vereint sie zu einem Leib, seiner Gemeinde und versiegelt sie für das ewige Leben. Wenn am Ende der Zeit die Sünde und der Tod endlich vernichtet und die Erlösten in dem neuen Himmel und der neuen Erde versammelt sind, wird Gott seinen Erlösungsplan vollendet haben. Antwort der Menschen Obwohl Jesus in eine von der Sünde beherrschte Welt kam, widerstand Er den Versuchungen und brach damit die Herrschaft der Sünde. Durch Sein gehorsames Leben, Seine bahnbrechende Lehre, Seine vollmächtigen Taten, Seinen Tod am Kreuz und Seine siegreiche Auferstehung hat Christus über Satan und die Mächte der Sünde und des Todes triumphiert. Damit hat Er für alle Menschen die Tür zu einem Leben in der Nachfolge geöffnet. Menschen, denen der Heilige Geist das Herz öffnet, wenden sich von der Sünde ab, vertrauen Gott ihr Leben an, bekennen Jesus Christus als Herrn und suchen die Gemeinschaft der Familie Gottes. Alle, die Christus angenommen haben, sind wiedergeboren, haben Frieden mit Gott und sind aufgerufen, ihr Leben am Wort Gottes auszurichten, sich gegenseitig zu lieben und in Frieden mit ihren Nächsten zu leben. Die von Gott Erlösten leben nicht mehr sich selbst, weil sie von der Sünde befreit und zu einem neuen Leben berufen wurden. 1. Mose 6,1–8; 1. Mose 15,2; 1. Mose 20,2; Ps. 68,19–20; Jes. 43,1; Mt. 4,1–11; Mk. 10,45; Joh. 1,12; Joh. 3,1–21; Joh. 13,34–35; Joh. 16,8–11; Röm. 3,24–26; Röm. 5,8; Röm. 12–21; Röm. 8,18–25; Röm. 10,9–10; 1. Kor. 1,18; 2. Kor. 5,14–21; Eph. 1,5–10; Eph. 1,13–14; Eph. 2,8–10; Kol. 1,13–14; Kol. 2,13–15; Hebr. 2,14–18; Hebr. 4,12–13; Hebr. 5,7–9; Hebr. 9,11–10.18–28; Hebr. 11,6; 1. Joh. 4,7–13; Offb. 5,9–14; Offb. 21,1–4. Artikel 6 Das Wesen der Gemeinde

Von Gott berufen Wir glauben, dass die Gemeinde das durch Jesus Christus herausgerufene Volk für Gott ist. Menschen, die diesem Ruf im Glauben folgen, werden durch das öffentliche Bekenntnis der Taufe Teil der örtlichen Gemeinde. Gemeindeglieder verpflichten sich, Christus nachzufolgen, indem sie, befähigt durch die Kraft des Heiligen Geistes, ein Leben der Jüngerschaft führen und Ihn in ihrem Alltag bezeugen. Der Leib Christi Die Gemeinde der Gläubigen ist ein Leib und besteht aus Männern und Frauen jeder Nation, Rasse, Generation und gesellschaftlicher Stellung. Das Haupt dieses Leibes ist Christus.

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Die Gemeinde macht Christus durch ihre Liebe und Einheit im Geist in dieser Welt sichtbar. Sie besteht als örtliche und als weltweite Glaubensgemeinschaft. Die Gemeinde erhält geistliche Nahrung und erlebt geistliche Erneuerung, wenn sie sich als Volk Gottes regelmäßig versammelt, Menschen für Christus gewinnt, in der Jüngerschaft wächst, sich als Dienstgemeinschaft versteht und die Ehre Gottes sucht. Mt. 16,13–20; Joh. 17,1–26; Apg. 1,8; Apg. 2,1–4; Apg. 11,1–18; Apg. 15,1–35; 1. Kor. 12,12–27; Gal. 3,26–28; Eph. 1,18–23; Eph. 2,11–22; Eph. 4,4–6; 1. Petr. 2,9–12. Artikel 7 Das Leben der Gemeinde

Christen freuen sich an der Gemeinschaft mit Gott und anderen Gläubigen. Sie schließen sich durch Taufe und Aufnahme einer Ortsgemeinde an, verpflichten sich zum Aufbau des Leibes Christi und bezeugen die gute Nachricht der christlichen Hoffnung. In der Gemeinschaft wachsen Mitglieder zur vollen Reife in Christus, indem sie die Frucht des Geistes in ihrem Leben zeigen, ihre geistlichen Gaben anwenden und gegenseitige Verantwortung übernehmen, das christliche Leben einzuüben. Anbetung Die Gemeinde zur Zeit des Neuen Testaments versammelte sich am ersten Tag der Woche, um die Auferstehung Jesu Christi von den Toten zu feiern. Die anbetende Gemeinde feiert Gottes Treue und Gnade, erneuert ihre Treue zu Gott, erbaut die Mitglieder des Leibes und fragt nach Gottes Willen für ihr Leben und ihre Mission. Durch Lieder, Gebete, Verkündigung, kreative Beiträge, Gaben und Spenden sowie durch Taufe und Abendmahl betet sie Gott an und verkündigt die Gute Nachricht von Gottes Errettung. Gegenseitige Verantwortlichkeit Die Gemeinde ist eine Bundesgemeinschaft, in der die Mitglieder in Glaubens- und Lebensfragen füreinander verantwortlich sind. Sie lieben sich, sorgen füreinander, beten füreinander, teilen ihre Freuden und Lasten miteinander, ermutigen, ermahnen und korrigieren sich gegenseitig. Je nach Bedarf teilen sie auch materielle Mittel untereinander. Lokale Gemeinden folgen dem neutestamentlichen Beispiel, indem sie bei übergemeindlichen Angelegenheiten in einem Geist der Liebe, gegenseitiger Achtung und Abhängigkeit zusammenarbeiten. Die Gemeinde legt Gottes Willen aus, indem sie ermittelt, was richtig und was falsch ist. Alle Gläubigen rufen sich gegenseitig zur Verantwortung, ein christusähnliches Leben im Glauben zu führen. Das Neue Testament gibt Anleitung, wie in seelsorgerlicher Weise Konflikte zu lösen und Gemeindezucht auszuüben ist. Wo geschwisterliche Hilfe und Ermahnung nicht angenommen wird, ist die Gemeinde dafür verantwortlich, Glieder, die weiter sündigen, aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen. Die Gemeinde versucht weiterhin diese

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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Personen zurückzugewinnen. Sie ist gerne bereit, zu vergeben und die Gemeinschaft wieder herzustellen mit denen, die Reue empfinden und Buße tun. Gaben zum Dienst Gott gibt jedem Gläubigen durch den Heiligen Geist Gaben für das Wohl des ganzen Leibes. Diese Gaben sollen im Dienst für Gott eingesetzt werden sowohl zum Aufbau der Gemeinde, zur persönlichen Auferbauung als auch zum Zeugnis in der Welt. Alle in der Bibel beschriebenen Gnadengaben, sowohl Dienst- wie auch Lehr- und Wundergaben, haben auch heute noch in der Gemeinde ihren Platz. Gott beruft und begabt einzelne Glieder für handwerkliche, kreative, diakonische und praktische Dienste. Sie sind wie alle anderen Gaben für die gegenseitige Erbauung und Mission der Gemeinde wichtig. Gott beruft und begabt einzelne Glieder für leitende, pastorale, Predigt-, Lehr- und evangelistische Dienste, um als Leitungsteam die Gemeinde für ihren Dienst zu befähigen. Im persönlichen Leben der Leiter, ihren Familien, im Beruf und der Gemeinde soll Christus deutlich erkennbar sein. Die Gemeinde soll unter Gebet und der Leitung des Heiligen Geistes solche Leiter erkennen und sie im Geist der Liebe bestätigen, unterstützen, respektieren und darauf achten, dass die gesunde Lehre nicht verlassen wird. Gott beruft und begabt einzelne Glieder für die Auferbauung der Gemeinde durch Wundergaben. Diese stellen durch ihre besondere Art Gottes Größe und unsere Abhängigkeit von Ihm dar. Alle Gaben und deren Ausübung werden von der geistgeleiteten Gemeinde geprüft und anerkannt. Mt. 5,13–16; Mt. 22,34–40; Mt. 28,18–20; Mk. 1,15; Mk. 12,28–34; Lk. 10,25–37; Lk. 24,45– 49; Joh. 20,21–23; Apg. 1,8; Röm. 1,16–18; 2. Kor. 5,18–20; Eph. 3,10–11. Mt. 6,9–13; Mt. 7,1–5; Mt. 18,15–20; Joh. 13,1–20; Apg. 2,37–47; Apg. 20,7; Röm. 12,3–8; 1. Kor. 5,1–8; 1. Kor. 12–14; 1. Kor. 16,2; 2. Kor. 2,5–11; Gal. 5,22–23; Gal. 6,1–5; Eph. 4,11–16; 1. Tim. 3,1–13; Tit. 1,7–9; 1. Petr. 5,1–4. Artikel 8 Mission der Gemeinde

Der Missionsauftrag und das Gebot der Nächstenliebe Wir glauben, dass die Gute Nachricht der Erlösung Gottes durch Jesus Christus allen Menschen gilt. Christus befiehlt der Gemeinde in alle Welt zu gehen und aus allen Völkern Jünger zu machen, indem Menschen zur Buße aufgerufen und getauft werden und sie gelehrt werden, Jesus nachzufolgen. Jünger und Jüngerinnen Jesu sollen Gott und ihre Nächsten lieben, indem sie die Gute Nachricht in Liebe und Wahrhaftigkeit, in Wort und Tat weitergeben. Das Evangelium ist die Kraft Gottes zur Errettung und ist fähig, auch den natürlichen und sozialen Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.

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Jesus ist der einzige Weg Wir glauben, dass die rettende Gnade Gottes in Jesus der einzige Weg ist, um die Menschheit mit Gott zu versöhnen. Obwohl das Heil für alle da ist, haben nur solche die Gewissheit eines ewigen Lebens, die ihr Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus setzen. Die Zeugen Die Gemeinde Christi bezeugt Gottes Herrschaft in dieser Welt. Als erlöste und herausgerufene Gemeinschaft offenbart die Gemeinde mit ihrem Leben die Absicht Gottes, nämlich die Versöhnung der Welt. An ihrer Liebe zueinander und ihrer Treue, selbst im Leid entfaltet sich ihre missionarische Kraft. Der Heilige Geist befähigt jeden Gläubigen, in seiner oder ihrer Art Christus zu bezeugen und Menschen zur Versöhnung mit Gott aufzurufen. Christen behandeln Menschen mit anderen Glaubensauffassungen und Lebensweisen mit Liebe und Respekt, verkündigen jedoch in liebevoller Weise Christus als den einzigen Weg zur Erlösung aller Menschen. Obwohl in anderen Religionen Teilwahrheiten gefunden werden können, warnt die Schrift uns vor Vermischung und falschen Lehren. Souveränität Gottes Gott liebt die Welt und will, dass niemand verloren geht. In souveräner Gnade kann Gott einzelne Menschen in einer Art und Weise ansprechen, die das menschliche Verständnis übersteigt. Die Bibel lehrt, dass Menschen, die das Evangelium ablehnen, unter dem Urteil Gottes stehen; das ewige Schicksal derer, die nie das Evangelium gehört haben, liegt in Gottes Händen. Unsere Aufgabe ist, allen Menschen in allen Kulturen Christus als den einzigen Heilsweg zu verkündigen. Der Richter der Erde wird gerecht handeln. 1. Mose 18,25; Jes. 46,1–10; Hes. 33,1–20; Jona 1–4; Mt. 5,13–16; Mt. 8,5–13; Mt. 22,34–40; Mt. 25,31–46; Mt. 28,18–20; Mk. 1,15; Mk. 7,24–30; Mk. 12,28–34; Lk. 4,18–21; Lk. 10,25– 37; Lk. 24,45–49; Joh. 1,12; Joh. 3,16; Joh. 4,8–42; Joh. 14,6; Joh. 20,21–23; Apg. 1,8; Apg. 4,12; Apg. 14,16–17; Apg. 17,22–31; Röm. 1,16–24; Röm. 10,14–21; Röm. 11,33–35; 1. Kor. 3,11; 2. Kor. 5,18–20; Eph.3,10–11; 1. Tim. 2,4–5; 2. Petr. 3,9. Artikel 9 Die christliche Taufe

Wir glauben, dass Menschen, wenn sie das Erlösungsgeschenk Gottes angenommen haben, getauft werden sollen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Bedeutung der Taufe Die Taufe ist ein Zeichen des Abwaschens der Unreinheit durch die Sünde. Sie ist ein Bekenntnis, dass der Mensch sich von der Sünde abgewandt hat, indem er mit Christus der Sünde gestorben und zu neuem Leben auferstanden ist und den Heiligen Geist erhalten

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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hat. Sie ist das Zeichen des Bundes mit Gott und mit der Gemeinde und eine persönliche Verpflichtung, den Weg der Nachfolge in der Kraft des Geistes zu gehen und Christus mit den Gaben zu dienen, die Gott gibt. Praxis der Taufe Wir taufen die, die Jesus Christus als Herrn und Heiland bekennen und sich verpflichten, als Mitglieder einer Ortsgemeinde Christus im Gehorsam nachzufolgen. Sie sollen deren Bedeutung verstehen, Christus und der Gemeinde gegenüber verantwortlich sein können und aus eigener Initiative, aufgrund ihrer Entscheidung für Jesus Christus, um die Taufe bitten. Wir taufen durch Untertauchen, anerkennen aber auch andere Formen der Glaubenstaufe. Personen, die als Kleinkinder „getauft“ wurden und Mitglieder einer Mennoniten Brüdergemeinde werden wollen, sollen nach biblischem Vorbild aufgrund des Bekenntnisses ihres Glaubens getauft werden. Mt. 3,13–17; Mt. 28,18–20; Apg. 2,38–41; Apg. 16,31–34; Röm. 6,2–6; 1. Kor. 12,13; Gal. 3,26– 27; Eph. 4,4–6; Kol. 2,12–13; 1. Petr. 3,21. Artikel 10 Das Mahl des Herrn

Die Bedeutung des Mahls Die Gemeinde hält das Mahl des Herrn so, wie es Jesus anordnete. Das Brot und der Kelch erinnern an den gebrochenen Leib und das vergossene Blut Christi zur Erlösung der Gläubigen und der Bestätigung des Neuen Bundes. Die Teilnehmenden verkündigen die Errettungstat Jesu und bringen die Gemeinschaft und Einheit der Gemeinde mit Christus als Liebesmahl zum Ausdruck. Als Mahl des Lobes und Dankes stärkt es den Gläubigen, ruft zu treuer Nachfolge und erfüllt uns mit Vorfreude auf das zukünftige himmlische Hochzeitsmahl. Die Ausübung Zur Vorbereitung auf das Mahl des Herrn prüfen sich alle Gläubige selbst. Alle, die die Bedeutung des Mahls verstehen, Jesus Christus als Herrn in Wort und Leben bekennen, mit Gott und ihrer Gemeinde in Frieden leben, sind eingeladen teilzunehmen. Mt. 26,26–30; Mk. 14,22–25; Lk. 22,14–20; Apg. 2,41–47; 1. Kor. 10,16–17; 1. Kor. 11,23–32. Artikel 11 Jesus nachfolgen

Wir glauben, dass Jesus alle Menschen in Seine Nachfolge ruft. Wer Seinem Ruf folgt, wird durch den Heiligen Geist Jünger bzw. Jüngerin. Dieser befähigt sie im Denken und Tun der Macht der Sünde zu widerstehen und ein Leben in der Heiligung zu führen.

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Das Gebet Jesus nachzufolgen ist nicht in erster Linie eine Sache des Verhaltens, sondern Beziehungspflege mit Jesus. Durch das Gebet wächst die Beziehung und die Kraft zur gehorsamen Nachfolge. Alle Kinder Gottes haben durch den Heiligen Geist Zutritt in die Gegenwart Gottes, wo sie mit ihrem Lobpreis und ihren Gebeten teilhaben an der Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit dem Vater und dem Sohn. Durch unsere Bitte um Rettung, Vergebung, Heilung und Führung bringen wir unsere Hilflosigkeit und Abhängigkeit zum Ausdruck und bezeugen gleichzeitig, dass wir allein von Gott Hilfe erwarten. Das persönliche Flehen und ganz besonders das gemeinsame Gebet hat die Verheißung, von Gott erhört zu werden. Im Dank antworten wir auf Gottes Erhörung. Das gehorsame Leben Aus Liebe und Dankbarkeit zu ihrem Herrn sind Christen Gott gerne gehorsam. Sie bekennen ihre Sünden, tun Buße und erleben Gottes Gnade und Erneuerung in verbindlicher christlicher Gemeinschaft. Dadurch wachsen sie in ihrer Christusähnlichkeit, verherrlichen Gott und bezeugen Ihn in ihrem täglichen Leben. Jesus lehrt, dass Jüngerschaft ein Weg der Selbstverleugnung ist und verspricht Segen denen, die um der Gerechtigkeit willen leiden. Jünger und Jüngerinnen sollen sich den weltlichen Werten und Systemen, der sündhaften Natur und dem Satan widersetzen. Sie sollen nicht durch materielle Dinge gebunden sein. Sie trachten danach, ihre Zeit, ihre Fähigkeiten und ihren Besitz in den Dienst Jesu zu stellen. Ihren Mitmenschen begegnen sie mit Erbarmen und Sanftmütigkeit und suchen Wege der gewaltfreien Konfliktlösung im persönlichen wie im gesellschaftlichen Leben. Sie sind ehrlich und lehnen vulgäres und gedankenloses Gerede ab; sie versuchen Gerichtsverfahren zu vermeiden, besonders gegenüber Glaubensgeschwistern. Jünger und Jüngerinnen wahren sexuelle Reinheit und eheliche Treue und lehnen irregeleitete, voreheliche und außereheliche sexuelle Beziehungen sowie Homosexualität ab. Jesus nachzufolgen bedeutet Ihm im Alltag treu zu sein, damit die Frucht seines Heiligen Geistes sich mehr und mehr im Leben zeigt. Ps. 1; Ps. 119, Am. 5,24; Mt. 18,15–20; Mk. 8,34–38; Joh. 8,31–32; Joh. 13,34–35; Joh. 15,14– 15; Apg. 2,41–47; Röm. 1,24–32; Röm. 8,1–30; Röm. 12; 1. Kor. 6,9–11; 1. Kor. 11,1; 2. Kor. 8–9; Gal. 2,20; Gal. 5,16–26; Gal. 6,2; Eph. 5,1–20; Phil. 2,5–11; Kol. 3,1–17; 1. Thess. 4,3–8; 1. Tim. 1,9–11; 1. Tim. 2,1–10; 2. Tim. 3,14–17; Hebr. 12,1–3; Hebr. 13,4–5; Jak. 1,22–27; Jak. 4,7; 1. Petr. 2,20–25; 1. Petr. 3,15; 1. Petr. 5,8–9; 1. Joh. 1,6–9; 1. Joh. 2,15–17. Artikel 12 Single, Ehe und Familie

Wir glauben, dass Sexualität ein göttliches Geschenk und Ehe und Familie eine göttliche Ordnung ist. Gott segnet sowohl Singles, Ehepaare als auch Familien und ermutigt zum Wachstum in der Liebe.

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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Single In der Bibel werden Singles in gleicher Weise wie Verheiratete geehrt und die Vorzüge beider Lebensweisen aufgezeigt. Die Gemeinde soll Singles segnen, respektieren und einbeziehen. Singles können mit ihren Möglichkeiten das Reich Gottes auf ihre besondere Weise fördern. Gott ruft alle Menschen auf, ob ledig oder verheiratet, ein reines Leben zu führen. Ehe Wir glauben, dass Gott die Ehe einsetzte zur intimen, geistlichen Gemeinschaft von Mann und Frau. In der Ehe finden zwei reife Partner ihre Erfüllung, indem sie Liebe, Sorge, Freude, Ideale, Lebensziele und Verantwortung teilen. Sexuelle Intimität hat nur innerhalb der Ehe ihren berechtigten Platz. Die Ehe soll gekennzeichnet sein von Liebe, lebenslanger Treue und gegenseitiger Unterordnung. Christen sollten Christen heiraten und einander im geistlichen Wachstum fördern. Die Gemeinde segnet und fördert liebevolle Ehebeziehungen. Sie unternimmt alles, um in Krisen geratene Ehen zu helfen und zu heilen. Ehen können scheitern – aufgrund menschlichen Versagens und sündhaften Verhaltens. Niemals entspricht dies Gottes Absicht, doch gelegentlich wird eine Gemeinde mit Wahrheit und Mitgefühl den Prozess einer Scheidung begleiten müssen. Geschiedenen spricht sie Hoffnung und Heilung zu, während sie das biblische Gebot ehelicher Treue wahrt. Familie Gläubige Eltern sehen ihre Kinder als Gabe Gottes. Eltern sollen ihre Kinder durch ein vorbildliches, gottesfürchtiges Leben erziehen, indem sie liebevoll für sie sorgen, für sie beten, in der Schrift unterweisen und sie zu einem Gott wohlgefälligen Leben ermutigen. Sie erziehen sie mit Disziplin, achten und schützen aber ihre Würde und Persönlichkeit. Kinder sollen ihre Eltern ehren und ihnen gehorchen, weil sie auch dadurch zu Persönlichkeiten reifen können, die Gott gebrauchen kann. Familienbeziehungen können scheitern, doch durch Vergebung können Eltern und Kinder wieder frei werden, Gottes Liebe zu erfahren. Alleinerziehenden, Witwen und Waisen wollen wir als Gemeinde Familie Gottes sein. Sie brauchen in besonderer Weise seinen Schutz und Segen. 1. Mose 1,26–31; 1. Mose 2,18–24; 1. Mose 5,1–2; 1. Mose 12,1–3; 2. Mose 22,15–16; 3. Mose 18,22; 3. Mose 20,13; 5. Mose 6,4; 5. Mose 24,1–4; Ps. 127,3–5; Spr. 31; Mt. 5,32; Mt. 10,34–39; Mt. 19,3–12; Mt. 22,23–33; Mk. 3,31–35; Mk. 7,9–13; Mk. 10,6–11; Lk. 16,18; Röm. 7,2–3; Röm. 14,12; 1. Kor. 7,8–40; 2. Kor. 6,14–15; Eph. 5,21–33; Eph. 6,1–4; 1. Tim. 3,1–13; 1. Tim. 5,3–16; Hebr. 13,4; Jak. 1,27; I. Petr. 3,1–7.

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10 Anhang

Artikel 13 Gesellschaft und Staat

Die staatliche Ordnung, von Gott eingesetzt Wir glauben, dass Gott staatliche Ordnung eingesetzt hat, damit sie das Wohlergehen aller Menschen fördert. Nachfolger Christi respektieren die Regierung und beten für sie. Christen engagieren sich – gemeinsam mit Anderen in der Gesellschaft – um Schwachen beizustehen, für Arme zu sorgen und Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Wahrhaftigkeit zu fördern. Gläubige stellen sich gegen alle Arten von Korruption, Diskriminierung und Ungerechtigkeit. Sie nehmen ihre Verantwortung in der Gesellschaft wahr, bezahlen ihre Steuern und leisten allen Gesetzen Gehorsam, die nicht in Konflikt mit dem Wort Gottes stehen. Sie halten daran fest, dass die staatliche Ordnung nicht das Reich Gottes ist. Gott hat Regierungen Autorität gegeben, Ordnung aufrechtzuerhalten und Gesetzesübertreter zu bestrafen. Nachfolger und Nachfolgerinnen Christi respektieren und beten für die Regierung, damit ein stilles, ruhiges Leben geführt werden kann. Sie treten dafür ein, dass in der Ausübung staatlicher Gewalt Leben geschützt und nicht vernichtet wird. Des Christen Loyalität Die Treue und Loyalität aller Christen muss dem Reich Gottes gelten, nicht dem Staat oder der Gesellschaft. Weil ihr Bürgerrecht im Himmel ist, werden Christen aufgerufen, dem Staat niemals dieselbe Loyalität zu geben, wie sie Gott gebührt. Als Repräsentanten Christi sind sie Botschafter der Versöhnung und setzen sich für das Wohlergehen aller Völker ein. Die Trennung von Staat und Kirche ist Ausdruck und Voraussetzung der Freiheit der Gemeinde Jesu, sich auch kritisch mit kulturellen und gesellschaftlichen Werten auseinanderzusetzen. Das Volk Gottes ist als alternative Gemeinschaft daher auch bereit, Verfolgung zu leiden, denn es weiß, dass Sünde, Schuld und Tod nicht die Vorherrschaft behalten werden. Da Christen immer die Wahrheit sagen sollten, bedarf es keiner besonderen Beteuerungsformeln – weder vor Behörden noch untereinander. Gläubige können nicht Mitglieder geheimer Organisationen sein, die im Widerspruch zu Gottes Wort und seiner Gemeinde stehen. Christen sind zu allen Zeiten aufgerufen, als treue Zeugen in dieser Welt zu leben und solche Zwänge abzulehnen, die eine Gefährdung der christlichen Integrität bedeuten könnten. 2. Mose 20,13; 3. Mose 19,11; Ps. 82,3–4; Jer. 29,7; Dan. 2,21; Dan. 3,17–18; Dan. 4,17; Mt. 5,13–16. 33–37; Mt. 6,33; Mt. 17,24–27; Mt. 22,17–21; Joh. 15,19; Joh. 17,14–18; Apg. 5,29; Röm. 13,1–7; 1. Kor. 5,9–13; 2. Kor. 6,14–18; Eph. 5,6–13; Phil. 1,27; Phil. 3,20; 1. Tim. 2,1–4; Tit. 3,1–2; Jak. 5,12; 1. Petr. 2,13–17

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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Artikel 14

Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit Gottes Gemeinschaft des Friedens Als Kinder Gottes glauben wir, dass Gott Menschen mit sich selbst und untereinander versöhnt, indem er durch das Leben und Sterben Christi Frieden schafft. Die Gemeinde ist die Gemeinschaft des Friedens, in der erlöste Menschen in Liebe miteinander leben. Unsere Verbundenheit überwindet alle ethnische, rassistische, gesellschaftliche, geschlechtliche, generationsbedingte und kulturelle Hindernisse. Wir wenden uns ab vom Hass auf Feinde und von der Achtlosigkeit gegenüber dem Nächsten und hin zu einem Leben in Liebe und Gerechtigkeit allen gegenüber. Christen stiften Frieden Das böse, brutale und unmenschliche Wesen des Krieges und der Gewalt in jeder Form steht im Widerspruch zur neuen Natur des Christen und zum Evangelium der Liebe. Unsere missionarische Verantwortung ist, Christus, den Friedefürsten, als Antwort auf menschliche Not, Ungerechtigkeit, Feindschaft und Gewalttätigkeit darzustellen. Wir streben danach, in allen Beziehungen Gottes Werkzeuge der Versöhnung und Friedensstifter zu sein. Dies schließt Situationen, in denen wir persönlich Unrecht erleiden, ein als auch Situationen gesellschaftlicher Umwälzungen und internationaler Spannungen. Besonders in diesen Situationen werden wir von Jesus aufgerufen und bevollmächtigt, Feindesliebe zu praktizieren. Wir glauben, dass Christen in einem Ersatz- und Friedensdienst besser das Wesen Christi darstellen können als in einem militärischen Umfeld. 2. Mose 20,1–17; Mt. 5,17–28; Mt. 38–48; Röm. 12,9–21; Röm. 13,8–10; 1. Petr. 2,19–23. Artikel 15 Die Würde des menschlichen Lebens

Wir glauben, dass Gott der Herr und Schöpfer allen menschlichen Lebens ist. Jede Person ist im Bilde Gottes geschaffen und sollte Anerkennung und Fürsorge finden. Darum widerstehen wir allen Handlungen und Einstellungen, die das menschliche Leben entwerten. Ungeborene, Kinder, Behinderte, sozial Schwache, Alte und Sterbende sind solchen Ungerechtigkeiten besonders schutzlos ausgesetzt. Christus fordert seine Jüngerinnen und Jünger auf, sich für diese Schutzlosen einzusetzen und sich ihrer anzunehmen. Sie sind dazu berufen, sich Schwachen und Notleidenden zuzuwenden und ihnen liebevoll in Anleitung zu Selbsthilfe, in Diakonie und Pflege beizustehen. Als Christen sind wir berufen, uns abzuwenden von einem Lebensstil, der uns schadet, hin zu einem Lebensstil, der Ganzheitlichkeit, Heilung, Freude und Frieden fördert. Jedes menschliche Leben ist Gott überaus wertvoll. Nur Ihm steht die endgültige Entscheidung über Leben und Tod zu. Deshalb glauben wir, dass Eingriffe mit dem Ziel, Leben

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zu beenden wie beispielsweise Abtreibung, Euthanasie und aktive Sterbehilfe, die Souveränität Gottes verletzen. Wir schätzen die Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft, erkennen jedoch, dass der Versuch, das Leben auf unbestimmte Zeit zu verlängern, Grenzen hat. Genauso gilt es in der Abhängigkeit zu Gott Grenzen und Möglichkeiten biologischer Forschung abzuwägen. In allen komplexen ethischen Entscheidungen über Fortpflanzung, Leben und Tod versuchen wir im Rahmen der christlichen Gemeinschaft Hoffnung und Heilung, Unterstützung und Beratung, Korrektur und Maßstäbe anzubieten. 1. Mose 1,26–27; 1. Mose 2,7; 2. Mose 20,13; Hiob 31.15; Am. 1–2; Mt. 6,25–27; 25,31–46; Joh. 10,11. Artikel 16 Verantwortungsbewusstes Leben

Gottes Schöpfungsauftrag Wir glauben, dass Gott dem Schöpfer das Universum und alle Dinge gehören. Er hat den Menschen die Erde und deren Ressourcen anvertraut. Gute Haushalter gebrauchen und verteilen den Reichtum der Erde zum Wohl allen Lebens, widersetzen sich jedoch der Ausbeutung der Erde und seiner Bewohner. Alle Gaben Gottes sollen dankbar angenommen und verantwortlich verwendet werden. Großzügiges Geben Wer Jesus als Herrn bekennt, erfährt auch bezüglich materiellen Besitzes eine Sinnesänderung. Ein maßloses Leben und Streben nach Gütern zur persönlichen Bereicherung stehen im Widerspruch zum Wort Gottes und dem Vorbild Jesu. Jesu Warnung lautet, dass wir nicht Gott und dem Reichtum dienen können. Die Bibel lehrt ein freudiges, opferbereites und dem Einkommen entsprechendes Geben als dankbare Erwiderung auf die Güte Gottes. Christen verstehen sich nicht als Eigentümer ihres Besitzes, sondern als großzügige Verwalter ihrer Gaben zur Ehre Gottes. In ihrem Umgang mit Geld, Zeit, Fähigkeiten und Einfluss teilen sie mit Armen und Notleidenden und helfen sich gegenseitig in der Gemeinde. Gottes Kinder streben nach einer Lebensweise der Einfachheit und Zufriedenheit. 1. Mose 1,28; 3. Mose 25; Ps. 24,1; Ps. 115,16; Spr. 14,31; Am. 6,4–7; Mal. 3,6–10, Mt. 6,19–34; Mt. 25,14–30; Lk. 6,38; Lk. 12,13–21; Apg. 2,42–47; Apg. 4,32–37; 1. Kor. 4,7; 1. Kor. 16,2; 2. Kor. 8–9; Gal. 6,7; Eph. 4,28; 1. Tim. 6,6–10; 1. Tim. 6,17–19; Jak. 2,1–7, 15–16; Jak. 5,1–6; 1. Joh. 3,16–18; Jud. 11.

10.8 Die Verfassung und Glaubensgrundlagen der Freikirchen in Österreich

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Artikel 17 Arbeit, Ruhe und der Tag des Herrn

Wir glauben, dass Gottes Schöpfungsakt das Beispiel aller menschlichen Aktivität und Ruhe ist. Arbeit Als Ebenbild Gottes arbeiten Christen treu und ihren Fähigkeiten entsprechend am Auftrag Gottes mit, diese Schöpfung zu gestalten und zu bewahren. Sie sollen ihre Fähigkeiten und Mittel zur Ehre Gottes und zum Dienst an ihren Mitmenschen einsetzen. Weil sie in allem Gott und Seinem Reich dienen, sind alle Gläubigen aufgerufen, ehrlich und fleißig zu arbeiten und Andere mit Respekt und Würde zu behandeln. Ruhe So wie Gott am siebten Tag ruhte, werden die Menschen aufgefordert, regelmäßige Ruhezeiten einzuhalten und sich währenddessen auf das Notwendige und auf Dienste der Barmherzigkeit einzuschränken. Die Ruhe ist ein Ausdruck des Dankes und des Vertrauens, dass Gott für uns sorgt. Er erhält uns und nicht unsere Arbeit. Ruhe ist Ausdruck der Hoffnung der zukünftigen Ruhe, die uns durch die Auferstehung Jesu versichert ist. Der Tag des Herrn Nach dem Beispiel des Neuen Testaments versammeln sich die Gläubigen am ersten Tag der Woche, um Jesu Auferstehung zu gedenken. Am Tag des Herrn stärken sich Gläubige durch Anbetung, Lehre im Wort, Gebet, Brotbrechen, Gemeinschaft und Dienst. 1. Mose 1,26–2,3; 1. Mose 2,15; 1. Mose 3,14–19; 2. Mose 20,8–11; 3. Mose 25,1–7; 5. Mose 5,12–15; Ps. 46,10; Ps. 95,6–11; Prediger 3,13; Mk. 2,23–3,6; Lk. 24,1–36; Apg. 2,42–47; Apg. 20,7; Röm. 14,5–10; 1. Kor. 16,2; Eph. 6,5–9; Kol. 2,16–17; Kol. 3,22; 4,1; 2. Thess. 3,6–10; Hebr. 4,1–10; Hebr. 10,23–25; Offb. 1,10. Artikel 18 Der Sieg Christi

Wir glauben, dass unser Herr Jesus Christus am Ende dieses Zeitalters in sichtbarer, triumphierender Weise wiederkommen wird. Die Gemeinde muss immer darauf vorbereitet sein, dem Herrn zu begegnen und in Erwartung auf seine baldige Rückkehr leben. Die letzten Tage Wir leben seit dem ersten Kommen Christi in den „letzten Tagen“. In dieser Gnadenzeit bezeugt die Gemeinde Jesus Christus durch die Kraft des Heiligen Geistes. Weil sie Zeugen für Christus sind, erdulden Gläubige oft Leiden und Verfolgung. Trotz des Widerstandes böser Mächte wird der Gemeinde ein endgültiger Sieg des Reiches Christi zugesichert.

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Tod und Auferstehung Weil Christus dem Tod durch seine Auferstehung die Macht genommen hat, brauchen Gläubige sich vor dem Tod nicht zu fürchten. Nachfolger Christi leben und sterben im Herrn. Wenn Christus wiederkommt, werden sie wieder auferweckt werden und zusammen mit den Gläubigen, die noch auf der Erde leben, entrückt. Sie werden verwandelt und erhalten neue, herrliche Körper. Gericht Wenn Christus wiederkommt, wird er alle Menschen richten. Alle bösen Mächte und der Tod werden vernichtet. Satan und alle, die Christus abgelehnt haben, werden die Qualen der endlosen Hölle erleiden, wo sie für immer von Gott getrennt sind. Gläubige treten vor den Richterstuhl Christi, wo ihr Dienst belohnt und ihr Leben beurteilt wird. Durch die Gnade Gottes gehen sie ein zur ewigen Freude des Reiches Gottes. Die neue Schöpfung Wenn Jesus erscheint, werden alle Kinder Gottes mit Ihm vereint und mit Ihm in Herrlichkeit regieren. Schmerzen, Leid und Tod werden aufgehoben sein und die Erlösten werden in einem neuen Himmel und einer neuen Erde leben und gemeinsam mit den Engeln Gott für immer anbeten. Gott wird alle Dinge neu machen und alles in allem sein. Dies ist die Hoffnung aller Gläubigen. Mt. 24,29–31; Mt. 25,13; Mk. 13,32–37; Lk. 16,9; Lk. 23,43; Joh. 14,1–3; Apg. 2,17; Röm. 8,18–22; 1. Kor. 3,13–15; 1. Kor. 15,26; 2. Kor. 5,10; Phil. 1,23; 1. Thess. 4,13–18; 1. Thess. 5,1–11; 2. Thess. 1,5–12; 2. Thess. 2,1–12; Tit. 2,13; Hebr. 1,2; Hebr. 9,26–28; 1. Petr. 1,20; 1. Petr. 4,7; 1. Joh. 2,18; 1. Joh. 3,2–3; Offb. 19,17–21; Offb. 20,7–15; Offb. 21–22.

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften in Österreich Im Jahr 1998 schuf der Gesetzgeber mit dem Bundesgesetz über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften für religiöse Kirchen und Gemeinschaften, die (noch) nicht als Religionsgesellschaften anerkannt wurden, erstmals die Möglichkeit eines rechtlichen Status über eine vereinsmäßige Registrierung hinaus. Im Folgenden findet, sich ein Abdruck des Gesetzes sowie die Statuten und Glaubensgrundlagen der derzeitigen protestantischen eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften.

10.9.1 Bundesgesetz: Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften Bundesgesetz: Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften (NR: GP XX RV 938 AB 1013 S. 102. BR: AB 5596 S. 634.) BGBl. I Nr. 19/1998 Der Nationalrat hat beschlossen: Begriff der religiösen Bekenntnisgemeinschaft § 1. Religiöse Bekenntnisgemeinschaften im Sinne dieses Bundesgesetzes sind Vereinigungen von Anhängern einer Religion, die gesetzlich nicht anerkannt sind. Erwerb der Rechtspersönlichkeit für eine religiöse Bekenntnisgemeinschaft § 2. (1) Religiöse Bekenntnisgemeinschaften erwerben die Rechtspersönlichkeit nach diesem Bundesgesetz durch Antrag beim Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten nach Ablauf einer Frist von sechs Monaten nach dem Einlangen dieses Antrages, wenn nicht innerhalb dieser Frist ein Bescheid über die Versagung der Rechtspersönlichkeit (§ 5) zugestellt worden ist. (2) Der Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten hat das Einlangen von Anträgen gemäß Abs. 1 im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung“ kundzumachen. (3) Über den Erwerb der Rechtspersönlichkeit ist ein Feststellungsbescheid zu erlassen, der den Namen der religiösen Bekenntnisgemeinschaft sowie die nach außen vertretungsbefugten Organe in allgemeiner Bezeichnung zu enthalten hat. (4) Mit dem Feststellungsbescheid nach Abs. 3 hat der Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten die Auflösung jener Vereine zu verbinden, deren Zweck in der Verbreitung der Religionslehre der betreffenden religiösen Bekenntnisgemeinschaft besteht. (5) Wird eine religiöse Bekenntnisgemeinschaft unter Auflösung eines Vereines, der der Unterstützung des betreffenden religiösen Bekenntnisses dient, neu gebildet, so ist abgabenrechtlich von einem bloßen Wechsel der Rechtsform und weiterem Fortbestehen ein und desselben Steuerpflichtigen (Rechtsträgers) auszugehen.

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(6) Religiöse Bekenntnisgemeinschaften mit Rechtspersönlichkeit nach diesem Bundesgesetz haben das Recht, sich als „staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft“ zu bezeichnen. Antrag der religiösen Bekenntnisgemeinschaft auf Erwerb der Rechtspersönlichkeit § 3. (1) Der Antrag der religiösen Bekenntnisgemeinschaft auf Erwerb der Rechtspersönlichkeit hat durch die Vertretung der religiösen Bekenntnisgemeinschaft zu erfolgen. Die Vertretungsbefugnis ist glaubhaft zu machen. Ferner ist eine Zustelladresse anzugeben. (2) Dem Antrag sind Statuten und ergänzende Unterlagen beizulegen, aus denen sich Inhalt und Praxis des Religionsbekenntnisses ergeben. (3) Zusammen mit dem Antrag ist der Nachweis zu erbringen, daß der religiösen Bekenntnisgemeinschaft mindestens 300 Personen mit Wohnsitz in Österreich angehören, welche weder einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft mit Rechtspersönlichkeit nach diesem Bundesgesetz noch einer gesetzlich anerkannten Kirche oder Religionsgesellschaft angehören. (4) Im Bundesgebiet bestehende Vereine, deren Zweck in der Verbreitung der Religionslehre der religiösen Bekenntnisgemeinschaft besteht, haben im Verfahren Parteistellung; sie sind mit dem Antrag namhaft zu machen. Statuten § 4. (1) Die Statuten haben zu enthalten: 1. Name der religiösen Bekenntnisgemeinschaft, welcher so beschaffen sein muß, daß er mit der Lehre der religiösen Bekenntnisgemeinschaft in Zusammenhang gebracht werden kann und Verwechslungen mit bestehenden religiösen Bekenntnisgemeinschaften mit Rechtspersönlichkeit und gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften oder deren Einrichtungen ausschließt, 2. Darstellung der Religionslehre, welche sich von der Lehre bestehender religiöser Bekenntnisgemeinschaften nach diesem Bundesgesetz sowie von der Lehre gesetzlich anerkannter Kirchen und Religionsgesellschaften unterscheiden muß, 3. Darstellung der sich aus der Religionslehre ergebenden Zwecke und Ziele der religiösen Bekenntnisgemeinschaft sowie Rechte und Pflichten der Angehörigen der religiösen Bekenntnisgemeinschaft, 4. Bestimmungen betreffend den Beginn der Mitgliedschaft und die Beendigung der Mitgliedschaft, wobei die Beendigung jedenfalls gemäß § 8 Abs. 1 gewährleistet sein muß, 5. Art der Bestellung der Organe der religiösen Bekenntnisgemeinschaft, deren sachlicher und örtlicher Wirkungskreis, Sitz und Verantwortlichkeit für den staatlichen Bereich, 6. Vertretung der religiösen Bekenntnisgemeinschaft nach außen, 7. Art der Aufbringung der für die Erfüllung der wirtschaftlichen Bedürfnisse erforderlichen Mittel, 8. Bestimmungen für den Fall der Beendigung der Rechtspersönlichkeit, wobei insbeson-

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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dere sicherzustellen ist, daß Forderungen gegen die religiöse Bekenntnisgemeinschaft ordnungsgemäß abgewickelt werden und das Vermögen der religiösen Bekenntnisgemeinschaft nicht für Zwecke verwendet wird, die ihrer Zielsetzung widersprechen. (2) In den Statuten kann vorgesehen werden, daß auch örtliche Teilbereiche der religiösen Bekenntnisgemeinschaft eigene Rechtspersönlichkeit erwerben können. In diesem Fall haben die Statuten bezüglich der Teilbereiche zu bestimmen: 1. Bezeichnung des örtlichen Wirkungsbereiches, 2. eigene vertretungsberechtigte Organe, 3. Bestimmungen betreffend den Rechtsübergang bei Auflösung dieses Rechtsträgers. Versagung des Erwerbs der Rechtspersönlichkeit § 5. (1) Der Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten hat den Erwerb der Rechtspersönlichkeit zu versagen, wenn 1. dies im Hinblick auf die Lehre oder deren Anwendung zum Schutz der in einer demokratischen Gesellschaft gegebenen Interessen der öffentlichen Sicherheit, der öffentlichen Ordnung, Gesundheit und Moral oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig ist; dies ist insbesondere bei Aufforderung zu einem mit Strafe bedrohtem gesetzwidrigen Verhalten, bei einer Behinderung der psychischen Entwicklung von Heranwachsenden, bei Verletzung der psychischen Integrität und bei Anwendung psychotherapeutischer Methoden, insbesondere zum Zwecke der Glaubensvermittlung, gegeben, 2. die Statuten dem § 4 nicht entsprechen. (2) Die Versagung der Rechtspersönlichkeit ist im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung“ kundzumachen. Erwerb der Rechtspersönlichkeit für örtliche Teilbereiche einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft § 6. Der Erwerb der Rechtspersönlichkeit für örtliche Teilbereiche einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft bedarf eines Antrages durch die religiöse Bekenntnisgemeinschaft beim Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten und wird mit dem Tag des Einlangens wirksam. Der Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten hat das Einlangen des Antrages zu bestätigen. Mitteilungspflichten der religiösen Bekenntnisgemeinschaft mit Rechtspersönlichkeit § 7. Religiöse Bekenntnisgemeinschaften und deren Teilbereiche mit Rechtspersönlichkeit haben die Namen und Anschriften ihrer jeweiligen vertretungsberechtigten Organe sowie jede Änderung der Statuten unverzüglich dem Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten bekanntzugeben. Die Kenntnisnahme ist bescheidmäßig zu versagen, wenn eine statutenwidrige Bestellung der Organe der Behörde zur Kenntnis gelangt ist bzw. die Statutenänderung den Grund für eine Versagung gemäß § 5 geben würde.

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Beendigung der Mitgliedschaft zu einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft § 8. (1) Die Beendigung der Mitgliedschaft zu einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft erfolgt jedenfalls durch die Erklärung des Austrittes vor der Bezirksverwaltungsbehörde. Diese hat den Austritt der betreffenden religiösen Bekenntnisgemeinschaft mitzuteilen. (2) Gebühren anläßlich des Austrittes dürfen nicht gefordert werden. Beendigung der Rechtspersönlichkeit § 9. (1) Die Rechtspersönlichkeit endet durch 1. Selbstauflösung, die dem Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten schriftlich bekanntzugeben ist, 2. Aberkennung der Rechtspersönlichkeit. (2) Der Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten hat einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft oder deren Teilbereich die Rechtspersönlichkeit abzuerkennen, wenn 1. sie eine der für den Erwerb der Rechtspersönlichkeit maßgeblichen Voraussetzungen nicht oder nicht mehr erbringt, 2. sie durch mindestens ein Jahr keine handlungsfähigen vertretungsbefugten Organe für den staatlichen Bereich besitzt, 3. bei Vorliegen der Voraussetzungen für eine Versagung der Rechtspersönlichkeit gemäß § 5, sofern trotz Aufforderung zur Abstellung des Aberkennungsgrundes dieser fortbesteht, oder 4. bei statutenwidrigem Verhalten, sofern trotz Aufforderung zur Abstellung dieses fortbesteht. (3) Die Aberkennung der Rechtspersönlichkeit ist im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung“ kundzumachen. Register über die religiösen Bekenntnisgemeinschaften mit Rechtspersönlichkeit § 10. (1) Der Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten hat ein Register über die religiösen Bekenntnisgemeinschaften mit Rechtspersönlichkeit zu führen. Dieses hat zu enthalten: 1. Name der religiösen Bekenntnisgemeinschaft, 2. Rechtspersönlichkeiten für Teilbereiche, 3. Geschäftszahl und Datum des Feststellungsbescheides gem. § 2 Abs. 3, 4. vertretungsbefugte Organe und Zeichnungsberechtigung, 5. bei Beendigung der Rechtspersönlichkeit den Grund. (2) Das Register ist öffentlich. (3) Auf Verlangen ist jedermann Auskunft über die Anschrift der religiösen Bekenntnisgemeinschaft und über deren nach außen vertretungsbefugten Mitglieder zu erteilen. Ferner ist auf Antrag der religiösen Bekenntnisgemeinschaft oder auch sonst von Personen oder

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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Institutionen, die ein berechtigtes Interesse glaubhaft machen, eine Bestätigung darüber auszustellen, wer nach den vorliegenden Statuten sowie nach den Meldungen gemäß § 7 zur Vertretung nach außen befugt ist. Zusätzliche Voraussetzungen für eine Anerkennung nach dem Anerkennungsgesetz § 11. (1) Zusätzliche Voraussetzungen zu den im Gesetz betreffend die gesetzliche Anerkennung von Religionsgesellschaften, RGBl. Nr. 68/1874, umschriebenen Voraussetzungen sind: 1. Bestand als Religionsgemeinschaft durch mindestens 20 Jahre, davon mindestens 10 Jahre als religiöse Bekenntnisgemeinschaft mit Rechtspersönlichkeit im Sinne dieses Bundesgesetzes, 2. Anzahl der Angehörigen in der Höhe von mindestens 2 vT der Bevölkerung Österreichs nach der letzten Volkszählung, 3. Verwendung der Einnahmen und des Vermögens für religiöse Zwecke (wozu auch in der religiösen Zielsetzung begründete gemeinnützige und mildtätige Zwecke zählen), 4. positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat, 5. keine gesetzwidrige Störung des Verhältnisses zu den bestehenden gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften sowie sonstigen Religionsgemeinschaften. (2) Dieses Bundesgesetz findet auf laufende Verwaltungsverfahren auf Grund des Gesetzes betreffend die gesetzliche Anerkennung von Religionsgesellschaften Anwendung. Anträge auf Anerkennung als Religionsgesellschaft sind als Anträge gemäß § 3 zu werten, wobei der Tag des Inkrafttretens dieses Bundesgesetzes als Tag der Einbringung gilt. Schlußbestimmungen § 12. Dieses Bundesgesetz tritt mit dem auf die Kundmachung folgenden Tag in Kraft. § 13. Mit der Vollziehung des § 2 Abs. 5 ist der Bundesminister für Finanzen, im übrigen der Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten betraut. Klestil Klima

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Änderung des Bundesgesetzes über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften (NR: GP XXIV RV 1256 AB 1267 S. 113. BR: AB 8537 S. 799.)

BGBl. I Nr. 19/1998 Der Nationalrat hat beschlossen: Das Bundesgesetz über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften, zuletzt geändert durch die Bundesministeriengesetz-Novelle 2007, BGBl. I Nr. 6/2007 wird wie folgt geändert: 1. § 2 Abs. 1 lautet: „(1) Religiöse Bekenntnisgemeinschaften erwerben die Rechtspersönlichkeit nach diesem Bundesgesetz auf Antrag durch Bescheid des Bundesministers für Unterricht, Kunst und Kultur. Der Lauf der Frist nach § 27 VwGG wird durch die Zeit für eine allfällige Ergänzung des Antrages und für ein allfälliges Parteiengehör vom Zeitpunkt des Absendens des Verbesserungsauftrages oder der Einladung zum Parteiengehör bis zum Einlangen der Ergänzung oder der Stellungnahme oder des Ablaufes der dafür festgestellten Frist gehemmt.“ 2. § 2 Abs. 2 lautet: „(2) Der Bundesminister hat das Einlangen von Anträgen gemäß Abs. 1 im Internet auf einer vom Bundesministerium für den Bereich ‚Kultusamt‘ einzurichtenden Homepage öffentlich zugänglich zu machen.“ 3. In § 5 Abs. 2 wird die Wortfolge „im Amtsblatt zur Wiener Zeitung kundzumachen“ durch die Wortfolge „im Internet auf einer vom Bundesministerium für den Bereich ‚Kultusamt‘ einzurichtenden Homepage öffentlich zugänglich zu machen“ ersetzt. 4. In § 9 Abs. 3 wird die Wortfolge „im Amtsblatt zur Wiener Zeitung kundzumachen“ durch die Wortfolge „im Internet auf einer vom Bundesministerium für den Bereich ‚Kultusamt‘ einzurichtenden Homepage öffentlich zugänglich zu machen“ ersetzt. 5. § 11 lautet: „§ 11. Für eine Anerkennung müssen die nachstehend genannten Voraussetzungen zusätzlich zu den im Gesetz betreffend die gesetzliche Anerkennung von Religionsgesellschaften, RGBl. Nr. 68/1874, umschriebenen Erfordernissen, erfüllt sein. 1. Die Bekenntnisgemeinschaft muss a) durch zumindest 20 Jahre in Österreich, davon 10 Jahre in organisierter Form, zumindest 5 Jahre als religiöse Bekenntnisgemeinschaft mit Rechtspersönlichkeit nach diesem Bundesgesetz bestehen oder b) organisatorisch und in der Lehre in eine international tätige Religionsgesellschaft eingebunden sein, die seit zumindest 100 Jahren besteht und in Österreich bereits in organisierter Form durch zumindest 10 Jahre tätig gewesen sein oder

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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c) o rganisatorisch und in der Lehre in eine international tätige Religionsgesellschaft eingebunden sein, die seit zumindest 200 Jahren besteht, und d) über eine Anzahl an Angehörigen von mindestens 2 vT der Bevölkerung Österreichs nach der letzten Volkszählung verfügen. Wenn der Nachweis aus den Daten der Volkszählung nicht möglich ist, so hat die Bekenntnisgemeinschaft diesen in anderer geeigneter Form zu erbringen. 2. Einnahmen und Vermögen dürfen ausschließlich für religiöse Zwecke, wozu auch in der religiösen Zielsetzung begründete gemeinnützige und mildtätige Zwecke zählen, verwendet werden. 3. Es muss eine positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat bestehen. 4. Es darf keine gesetzwidrige Störung des Verhältnisses zu den bestehenden gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften sowie sonstigen Religionsgemeinschaften bestehen.“ 6. Nach § 11 wird folgender § 11a samt Überschrift eingefügt: „Aufhebung der Anerkennung § 11a. (1) Der Bundesminister hat die Anerkennung einer nach dem Gesetz betreffend die gesetzliche Anerkennung von Religionsgesellschaften, RGBl. Nr. 68/1874 anerkannten Religionsgesellschaft aufzuheben, wenn 1. eine für die Anerkennung maßgebliche Voraussetzung nach § 11 Z. 2 bis 4 nicht oder nicht mehr vorliegt, 2. die Religionsgesellschaft durch mindestens ein Jahr keine handlungsfähigen statutengemäß vertretungsbefugten Organe für den staatlichen Bereich besitzt, 3. ein Untersagungsgrund für eine religiöse Bekenntnisgemeinschaft gemäß § 5 vorliegt, sofern trotz Aufforderung zur Abstellung des Aberkennungsgrundes dieser fortbesteht, 4. ein statutenwidriges Verhalten trotz Aufforderung zur Abstellung fortbesteht oder 5. mit der Anerkennung verbundene Pflichten trotz Aufforderung nicht erfüllt werden.

(2) Nach der Kundmachung der Verordnung, mit welcher die Aufhebung der Anerkennung erfolgte, ist binnen drei Werktagen ein Feststellungsbescheid über die Gründe zu erlassen, der den Namen der Religionsgesellschaft und die zuletzt zur Außenvertretung befugten Organe zu enthalten hat und an diese zuzustellen ist.“ Fischer Faymann BGBl. I Nr. 78/2011

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10.9.2 Die Statuten der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich I. Lehrgrundsätze

§ 1. Reue und Bekehrung – Mk. 1,15; Lk. 13,3; Apg. 3,19 Die Bekehrung ist eine persönlich willentliche Hinkehr zu Gott. Die durch den Heiligen Geist gewirkte Sinnesänderung gestaltet Leben und Nachfolge des Gläubigen. Die Reue bewirkt Sündenbekenntnis und Abkehr von der sündigen Welt. Ein ernsthaft Bekehrter bekennt und läßt die Sünden. – Mk. 1,15; Jes. 1,16–19; Tit. 2,11–13; Apg. 2,38 Die Bekehrung umfaßt die Persönlichkeit ganzheitlich und zeigt sich im Wandel des Sünders wie folgt: a.) im Verstand – Erkenntnis der Sünde – Lk. 15,17 b.) im Gefühl – Schmerz und Trauer – 2. Kor. 7,10 c.) im Willen – Entschlußkraft und Sinnesänderung – Lk. 15,20 In der Buße wird das Widergöttliche verneint, der Glaube ist der Schlüssel zur Umkehr und um die heilbringende Botschaft zu bejahen. § 2. Allein durch Glauben gerecht – Röm. 5,1; Tit. 3,7 Gott, der Vater, erweist seine Gerechtigkeit denen, die an Christi stellvertretendes Sühnopfer glauben. § 3. Die Erneuerung – Tit. 3,5 Der Heilige Geist bewirkt die Erneuerung im Herzen des Gläubigen. § 4. Die Wiedergeburt – Joh. 3,3; 1. Petr. 1,23; 1. Joh. 3,9 Der Sünder wird von neuem aus Gott geboren. Der Heilige Geist bewirkt in dem Neugeborenen die Voraussetzung zur Aufnahme in das Reich Gottes. Der aus dem lebendigen Wort wiedergeborene Christ wird befähigt, nach dem Willen Gottes leben zu können (Tit. 3,5; Joh. 3,3–5; 2. Kor. 5,17). § 5. Die Heiligung a. Die anfängliche Heiligung Die Grundlage der Heiligung wird uns durch Christi Opfertod am Kreuz vermittelt. Sie ist eine göttliche Gabe und wird denen zuteil, die an Christi Sterben und Auferstehung glauben. Die Wirksamkeit der Heiligung zeigt sich in der Reinigung des Sünders. Der Vater betrachtet den wiedergeborenen Gläubigen als heilig in Christo (Röm. 5,2; 1. Kor. 1,30; 1. Thess. 4,3; Hebr. 13,12). b. Die praktische Heiligung Heilig bedeutet, sich von der Sünde ganz zu trennen und ein Leben in Christus zu führen.

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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Die Heiligung erfolgt durch das Blut Jesu und das Wirken des Heiligen Geistes. Durch die Heiligung wird der Gläubige im Heil weitergeführt und bewahrt (1. Kor. 1,2; 1. Kor. 6,10–11; Joh. 17,17; 1. Joh. 1,7; 1. Petr 1,2). § 6. Die Wassertaufe– Mt. 28,19; Mk. 1,9–10; Joh. 3,22–23; Apg. 8,36–38 Jeder, der glaubt, wie die Schrift sagt, befolgt das biblische Gebot, sich taufen zu lassen. Getauft wird im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Taufe geschieht durch Untertauchen (Mt. 28,19; Mk. .16,16; Röm. 6,3–4; Apg. 10,47). Die Taufe ist ein Gebot Jesu (Mt. 28,19). Jesus ließ sich von Johannes dem Täufer taufen (Mt. 3,13–16). Die Jünger haben die Taufe gelehrt und praktiziert (Apg. 2,38–41; 16,33; 19,1–6). Die Taufe von Kleinkindern wird in der Gemeinde Gottes nicht praktiziert. Kleinkinder werden in einem besonderen Gottesdienst dem Herrn geweiht und im Namen Jesu gesegnet. § 7. Die Taufe im Heiligen Geist Die Taufe mit dem Heiligen Geist folgt der Reinigung des Herzens. Sie ist die Ausrüstung mit Kraft zum Dienst (Mt. 3,11; Lk. 24,49–53; Apg. 1,4–8). Die Taufe empfängt der betende Gläubige. Voraussetzung ist ein Leben in Reinheit und Heiligkeit vor Gott (Apg. 1,4–8; 2,4; 19,1–6; 1. Thess. 5,19; Gal. 5,16). Die Taufe im Heiligen Geist darf jeder wiedergeborene Christ empfangen. § 8. Das Reden in geistgewirkten Sprachen Das Reden in anderen Sprachen ist das erste Zeichen der Taufe im Heiligen Geist (Joh. 15,26; Apg. 2,4; 10,44–46; 19,1–7). Sie ist eine Gabe des Heiligen Geistes und wird bewußt erlebt. Sie ist ein Leben in Reinheit und Heiligkeit vor Gott. Das Reden von Sprachen, das nicht vom Heiligen Geist initiiert ist, ist vom geistgewirkten Sprachenreden zu unterscheiden. § 9. Die Gaben des Geistes – 1. Kor. 12,1+7–10; 28,31; 14,1 Die Bibel kennt neun Gaben des Heiligen Geistes. Der Gläubige empfängt die Gaben nach dem Willen Gottes (1. Kor. 12,1). Die Gaben offenbaren sich zum Nutzen aller Gläubigen. Die Schrift fordert uns auf, nach den besten Gaben des Geistes zu streben. § 10. Die Frucht des Heiligen Geistes – Röm. 6,22; Gal. 5,22–23; Eph. 5,9 Die Frucht des Geistes im Leben des Gläubigen ist ein Zeichen konsequenter Nachfolge. Sie ist Ausdruck innigster Lebensgemeinschaft mit Christus (1. Kor. 13,1–3; Mt. 7,20; 1. Joh. 2,9–11). § 11. Zeichen und Wunder Zeichen und Wunder sind gottgewirkte Ereignisse. Sie geschehen durch die berufenen Diener Gottes (Mk. 16, 17–20; Röm. 15, 18–19; Hebr. 2,4).

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§ 12. Die göttliche Heilung Göttliche Heilung ist für alle im Erlösungswerk bereitgestellt (Ps. 103,3; Jes. 53,4–5; Mt. 8,17; Jak. 5,14–16; 1. Petr. 2,24). Das Gebet für die Kranken und die Salbung mit Öl darf von den Ältesten/Presbytern der Gemeinde ausgeübt werden (Mk. 6,12–13; Jak. 5,14–15). Kranke werden ermutigt, die Ältesten zu rufen. Genesung kann auch auf natürlichem Wege geschehen. Göttliche Heilung ist ein sichtbares, übernatürliches Einwirken Gottes. § 13. Das Mahl des Herrn Wir feiern das Mahl des Herrn als Zeichen des neuen Bundes. Alle, die am Mahl teilnehmen, müssen ihre innere Haltung zu Christus und zum Nächsten überprüfen. Das Abendmahl darf regelmäßig eingenommen werden (Mt. 26,26–29; 1. Kor. 11,23–26). § 14. Fußwaschung – Joh. 13,4–17; 1. Tim. 5,9–10; Apg. 2,42 Die Fußwaschung der Heiligen dient als Zeichen der Demut und brüderlichen Liebe. Sie wurde nach dem Herrenmahl von Jesus an seinen Jüngern ausgeübt. § 15. Zehnte und Opfer – Mal. 3,10; 1. Mose 14,18–20; 28,20–22; 1. Kor. 9,6–9 Gemäß der Schrift sind wir als Verwalter über Gottes Eigentum gesetzt. Einen absoluten Besitzanspruch kennt die Schrift nicht (Ps. 24,1; 1. Kor. 6,19–20). Es ist eine biblische Pflicht, Gemeinde und Mission zu unterstützen (1. Kor. 16,1; Hebr. 7,4–10). Das Alte und Neue Testament heben hervor, daß der zehnte Teil unseres Einkommens dem Herrn gehört (Gal. 6,6–8; 2. Kor. 9,7; Lk. 6,38). § 16. Das zweite Kommen des Herrn Jesus Christus vor dem Tausendjährigen Reich a. Die Entrückung der Gemeinde Jesus wird vom Himmel her kommen, um die im Herrn Entschlafenen zusammen mit den lebenden Gläubigen in einem Augenblick zu verwandeln und zu sich zu nehmen (1. Kor. 15,52; 1. Thess. 4,15–17; 2. Thess. 2,1). Absicht der Entrückung ist die Bewahrung der Gemeinde vor der großen Drangsal (1. Thess. 4,13–17; 5,9; Jes. 26,20; 1. Thess. 1,10; Röm. 5,9). Die Brautgemeinde feiert sieben Jahre lang die Hochzeit des Lammes. Währenddessen wird auf Erden sieben Jahre göttliches Gericht durch Drangsal sein. b. Das sichtbare Kommen Jesu Nach der Hochzeit des Lammes wird Jesu Kommen in den Wolken stattfinden (Offb. 1,79). Der Herr wird zu seiner tausendjährigen Herrschaft auf Erden kommen (Sach. 14,4; 1. Thess. 4,14; 2. Thess. 1,7–10; Offb. 20.4). Christus bindet den Satan für tausend Jahre, rettet Israel und gründet sein tausendjähriges Friedensreich (Jud. 14–15; Offb. 5,10; 19,11–21; 1. Kor. 15,54–55).

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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Satan wird zum Ende des tausendjährigen Reiches losgelassen, um die auf der Erde Lebenden erneut zu versuchen. Danach wird das Gericht Gottes über Satan und alle, deren Namen nicht im Buche des Lebens geschrieben sind, stattfinden. Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden von Christus ewig geschaffen. Der Tod wird aufgehoben. Beginn des Reiches der Gerechtigkeit (Offb. 21,1–5). § 17. Das ewige Leben Ewiges Leben für alle, die in der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes gewandelt sind (Mt. 25,46; Joh. 10,28; Röm. 6,22; 1. Joh. 5,11–13). § 18. Die ewige Verdammnis Ewige Verdammnis für die nicht nach dem Willen Gottes lebenden Gottlosen (Mt. 25,41– 46; 2. Thess. 1,8–9; Offb. 20,10–15). § 19. Die totale Enthaltsamkeit Der Gläubige enthält sich von Rauchen, Drogen und allen alkoholischen Getränken (Eph. 5,18; Spr. 20,1; Jes. 28,7; 1. Kor. 5,11; 6,10; Gal. 5,21). § 20. Essen und Trinken Mahlzeiten und Getränke sollen im rechten Maße zu sich genommen werden (Röm. 14,2–3; 1. Kor. 8,8–13; 1. Tim. 4,1–5). § 21. Tag des Herrn – Röm. 13,1–2; 14,5–6; Kol. 2,16–17 Der Gottesdienst wird am ersten Tag der Woche, d. h. sonntags, gefeiert (Joh. 20,19–26; Apg. 2,1; 20,7; 1. Kor. 16,2). § 22. Bescheidenheit – Röm. 12,1–2; Jak. 4,4; 1. Kor. 9,27 Bescheidenheit ist eine christliche Tugend. Der Gläubige zeigt seine Bescheidenheit im Verhalten zum Nächsten und seiner Umgebung. § 23. Die Teilnahme an geheimen religiösen Gemeinschaften ist nicht erlaubt Joh. 18,20; 2. Kor. 6,14–17. § 24. Eid – Mt. 5,34–36; Jak. 5,12; Ps. 119,106 Der Eid ist ein Schwur, der vor einer staatlichen Gerichtsbarkeit abgelegt wird (Hebr. 6,16–17). § 25. Ehe und Wiederverheiratung – Mt. 19,7–9; Mk. 10,11–12; Lk. 16,18; 1. Kor. 7,2+10–11 Die Ehe ist eine von Gott eingesetzte Lebensordnung mit der Verpflichtung, sich gegenseitig zu achten und zu lieben. Jeder Christ hat das Recht, seinen Lebenspartner frei zu wählen. Die Eheschließung vor

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Christus und der Gemeinde findet erst nach der standesamtlichen Trauung statt (1. Kor. 7,38–39). Eine Eheschließung mit einem ungläubigen Partner ist nicht erlaubt. Eheähnliche Gemeinschaften, Unzucht, Prostitution und Abtreibung werden nicht toleriert. Eine Ehe kann nur in folgenden Fällen aufgelöst werden: ₋₋ einer der Partner hat erwiesenermaßen Ehebruch begangen (Mt. 19,1–12). ₋₋ einer der Partner ist gestorben (Hebr. 13,4; Röm. 7,1–3; 1. Kor. 6,18). ₋₋ wenn der untreue Partner das Zusammenleben nicht fortsetzen will (1. Kor. 7,15). Einer Wiederverheiratung Geschiedener darf zugestimmt werden, wenn ein Ehepartner verstirbt. § 26. Das Fasten ist die Enthaltsamkeit von jeglichem Essen und Trinken für eine gewisse Zeit. Ziel des Fastens und Betens ist Gott näher zu kommen. § 27. Die Beziehungen zu anderen Gemeinden Die Schrift erlaubt uns nicht andere christliche Glaubensgemeinschaften zu kritisieren. II. Ethische Richtlinien

§ 1. Entschiedenheit a. Grundsatz Unsere Bereitschaft, Christus dienen zu wollen, halten wir in unserer ethischen Ordnung fest. Wir zeigen unsere Loyalität und Bereitschaft zum Dienst im persönlichen Einsatz für Christus und seine Gemeinde. Wir verwalten die uns anvertrauten Gaben und Dienste in Hingabe und Treue zu Christus. b. Der Dienst Der Dienst umfasst Fasten und Gebet, die Anbetung und Verehrung Christi, das Bekenntnis, die innere Einsicht und das Studium. Im Gebet wird unser Vertrauen zu Gott, dem Geber aller guten Gaben gestärkt. Wir sind uns in allen Lebensbereichen der totalen Abhängigkeit von Christus bewusst (Mt. 6,5–15; Lk. 11,1–13; Jak. 5,13–18). Wir ehren Gott in der persönlichen Anbetung und in der Gemeinschaft der Gläubigen. Christus beschenkt uns täglich mit seinen geistlichen Reichtümern und lässt uns in seiner Gnade wachsen. Im regelmäßigen Fasten nähern wir uns Gott und bringen alle Bereiche des Lebens unter die Kontrolle des Heiligen Geistes (Mt. 6,16–18; 9,14–17; Apg. 14,23). Im Sündenbekenntnis dürfen wir die Vergebung und Gnade des Herrn erwarten (1. Joh. 1,9–10; 2,1–2).

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Innere Einsicht und die Wortbetrachtung helfen uns im Glauben zu wachsen und machen uns zum Zeugendienst bereit (Jos. 1,8; Ps. 1,2; 2. Tim. 2,15). c. Verbundenheit und Loyalität gegenüber Gott und der Gemeinde Das Leben eines Jüngers wird vom völligen Gehorsam Christi geprägt. Wir streben nach der Einheit im Geist, loben und rühmen das Wort des Herrn und sind ihm gehorsam (Mt. 18,20; Joh. 4,23; Hebr. 10,25). Der Sonntag ist der Tag des Herrn und ist Tag der Anbetung, Gemeinschaft und Verkündigung der frohen Botschaft (Mt. 28,1; Apg. 20,7; Röm. 14,5–6; 1. Kor. 16,2; Kol. 2,16–17). Wir unterstützen die Gemeinde finanziell mit Zehnten und der Bereitschaft, freiwillige Opfer zu spenden (Mal. 3,10; Mt. 23,23; 1. Kor. 15,2; 1. Kor. 8,1–24). Wir verpflichten uns, die von Christus eingesetzten Leiter der Gemeinde zu achten und zu ehren (1. Thess. 5,12–13; Hebr. 13,7–17). Die Leiter müssen die von Gott gegebene Autorität durch persönliches Vorbild unter Beweis stellen. Sie dürfen nicht der Herrschsucht verfallen sein (Mt. 20,25–28; 1. Petr. 5,5–6). Christen ist die Teilnahme an nicht biblisch fundierten religiösen Gemeinschaften und geheimen Clubs untersagt (Joh. 17,21–23; Mt. 12,47). d. Die treuen Verwalter Das Wort Gottes betrachtet Bescheidenheit und das treue Verwalten von Gütern als Tugenden. Geiz und Verschwendungssucht gehören zu den Werken des Fleisches (Jes. 55,2; Mt. 6,19–23). Beim Umgang mit den Wirtschaftsgütern der Gemeinde bedarf es der Gnade und Weisheit von Gott (Eph. 5,16; Kol. 4,5). Maßvoller Umgang ist eine Voraussetzung zur Ausübung des Dienstes als Verwalter (Mt. 7,11; Jak. 1,17). Arbeitszeit und Freizeit gestalten wir zur Ehre Gottes (2. Thess. 3,6–13; 1. Tim. 5,13; 1. Kor. 10,31). Wir stellen unsere Arbeitskraft und geistlichen Gaben in den Dienst Christi (Röm. 12,3–8; Eph. 4,11–16). § 2. Moral und Lauterkeit a. Grundsatz Wir stellen unsere moralischen Fähigkeiten Gott zur Verfügung und disziplinieren unseren Leib zur Ausübung geistlichen Lebens. b. Gott preisen mit unserem Leib Die Schrift betrachtet unseren Leib als Tempel des Heiligen Geistes (Röm. 12,1–2; 1. Kor. 6,19–20; 10,31). Die Werke des Fleisches sind: Saufen, Morden, Stehlen, Zauberei, Unzucht, Homosexualität, Haß, Neid, Eifersucht, Verleumdung, Zorn, unreine Worte etc. Diese bereiten Christus Unehre und sind mit Entschiedenheit zu bekämpfen (Röm. 1,24; 1. Kor. 6,9–10; Gal. 5,19–20). c. Kontrolle der Sinne Die Mitte unseres Denkens, Fühlens und Wollens ist beherrscht durch Christi Geist. Chris-

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ten haben sich von Medien mit unmoralischem Charakter fernzuhalten (Röm. 13,14; Phil. 4,8). Reine Gedanken und Motive erfüllen den Gläubigen und setzen ihn auf ein höheres geistliches Niveau. d. Freizeitgestaltung Der Christ gestaltet seine Freizeit so, daß sie der Weiterentwicklung in der Beziehung zu Christus dienlich ist. Er verschließt sich den Praktiken der Welt, um den gewonnenen geistlichen Segen zu bewahren (Röm. 6,13; 1. Kor. 10,31; 2. Kor. 6,17; 1. Thess. 5,21–22; 1. Joh. 2,15–17). § 3. Persönliche Integrität a. Grundsatz Der Christ übt sich in seiner Grundhaltung darin, Vertrauen zu vermitteln. Er zeigt sich für die ihm übertragenen Aufgaben verantwortlich. Sein Verhalten ist vom Charakter Christi gekennzeichnet und offenbart somit die Frucht des Geistes. b. Verantwortung und Vertrauen Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit, Treue in kleinen Dingen und im Verborgenen sind Ausdruck vorbildlichen Verhaltens (Mt. 5,37; 1. Petr. 2,11–12). Durch solches Verhalten genießt man das Vertrauen der Gemeinde und seiner Umwelt. Menschen werden dadurch Christus näher gebracht (Mt. 5,43–48; Röm. 12,10; 1. Joh. 3,16). Fehlerhaftes Verhalten wird von anderen negativ beurteilt (Mt. 7,16–20; Lk. 13,6–9; Joh. 15,1–8). Jesus hat die heile zwischenmenschliche Beziehung sehr stark betont. Der Christ übt sich in der Haltung der Liebe und Vergebung (Joh. 8,11; Mt. 9,36; Mk. 6,34; Lk. 5,20). § 4. Verantwortung für Ehe und Familie a. Grundsatz Die Familie ist von Gott gegeben. Der gläubige Christ steht in der Aufgabe und Verpflichtung, diese von Gott gestiftete Lebensordnung mit Hilfe der Gnade Gottes zu erhalten und zu schützen. b. Priorität Familie Die Familie ist Grundlage und Ausgangsort menschlicher Beziehungen. Sie ist eine ideale Institution und bildet das natürliche Fundament für Gesellschaft und Gemeinde. Die Familie ist eine beständige göttliche Ordnung und muß durch Werte und Tugenden gepflegt und geschützt werden (1. Tim. 3,3–4; 5–8; 5. Mose 6,6–7). c. Die Heiligkeit der Ehe Der Bund der Ehe ist eine von Gott gegebene unwiderrufliche Ordnung. Sie eine Institution zum Schutz der Menschheit. In der Ehe werden Mann und Frau durch Gnade befähigt, zu einer Ganzheit (ein Fleisch) nach Geist, Seele und Leib zu verschmelzen (1. Mose 2.24; Mk. 10,7). Die Eigentümlichkeit der Ehe verneint die Trennung von Mann und Frau (Mt. 5,32; 19,9). Alle vorehelichen sexuellen Beziehungen widersprechen dem Grundgedanken der Ehe

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und stellen eine Mißachtung des göttlichen Willens für den Menschen dar (2. Mose 20,14; 1. Kor. 6,15–18). Der Christ ist zur Aufrechterhaltung der Ehe nach dem göttlichen Liebesgebot verpflichtet. Er versteht, daß die Ehe heilig ist. Im Falle einer bevorstehenden Scheidung sollen die Verantwortlichen der Gemeinde versuchen eine Versöhnung herbeizuführen. Die Wiederverheiratung geschiedener Personen darf nur im Rahmen der Aussage Jesu in Mt. 19,7–9 geschehen (Mk. 10,2–12; Röm. 7,2–3; 1. Kor. 7,2; 10–11). d. Die göttliche Hausordnung Der Mann ist der Hauptverantwortliche in Ehe und Familie. Die Frau ist ihm als Gehilfin gegeben. Er ist verpflichtet, seine Frau zu lieben und zu ehren. Eltern haben die gemeinsame Aufgabe, ihre Kinder zu erziehen und im Wort Gottes zu lehren. Die Aufgabe der Kinder ist es, den Eltern zu gehorchen und sie zu ehren (1. Mose 1,27; 1. Kor. 11,14–15; 1. Petr. 3,7; 1. Mose 3,16–19). Die Harmonie innerhalb der Familie soll durch Liebe und gegenseitigen Respekt erhalten werden (Eph. 5,22–31; Kol. 3,18–20; Eph. 6,1–4; 2. Mose 3,16–19). § 5. Maßvolles Verhalten a. Grundsatz Der Heilige Geist bewirkt in uns die Selbstbeherrschung der Gefühle und Wünsche unserer Seele. Maßvolles Verhalten ist Ausdruck der Hingabe zu Gott. Der disziplinierte Christ sucht den Frieden mit seinen Mitmenschen. b. Die Selbstbeherrschung Die Tugend der Selbstbeherrschung äußert sich als Merkmal unserer christlichen Persönlichkeit (1. Kor. 9,25; Tit. 1,8; 2,2). Sie ist eine Frucht des Geistes im Leben des Gläubigen (Gal. 5,22–23). Die Selbstbeherrschung befähigt den Gläubigen, Gedanken und Gefühle zu beherrschen. Der Christ stellt alle seine Handlungen unter die Kontrolle des Heiligen Geistes (Phil. 4,5– 8; Eph. 4,26–29). Selbstdisziplin reflektiert die Kraft Gottes in unserem Leben (1. Kor. 9,27; 2. Petr. 1,5–11). c. Äußeres Verhalten Der Christ zeigt sich gegenüber den Nöten und Gefühlen anderer empfindsam (Mt. 22,39; Röm. 12,9–21; 13,10; Phil. 2,3–5). Er überprüft sein Benehmen ständig im Lichte der Schrift (Röm. 14,13–21; 1. Kor. 8,9–13). Toleranz und Respekt gegenüber den Mitmenschen charakterisieren den disziplinierten Christ (Röm. 14,2–3; 1. Kor. 8,8; Eph. 4,2; Kol. 3,13; 1. Tim. 4,1–5). d. Freiheit und Knechtschaft Die Grundlage der Freiheit in Christus ist die Befreiung von der satanischen Macht der Sünde (Joh. 8,32–36; Röm. 6,14; 8,2). Wir werden aufgefordert, uns kein Joch der Knechtschaft auflegen zu lassen (Gal. 5,1). Der Christ hält sich von allen Einflüssen und Gefahren fern, die ihn erneut in Knechtschaft versetzen könnten (Spr. 20,1; Jes. 28,7; 1. Kor. 3,17; 5,11; 2. Kor. 7,1; Jak. 1,21).

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§ 6. Sittlichkeit a. Grundsatz Die Selbstbeherrschung befähigt den Christen, sich im Umgang mit dem Nächsten sittlich zu verhalten. Das äußere Erscheinungsbild eines Gläubigen unterstreicht sein Christusbekenntnis. b. Die Selbstbeherrschung Die christliche Tugend der Selbstbeherrschung hilft dem Christen, sich vom Übermut zu distanzieren und seine Gedanken zu kontrollieren (Eph. 4,25–29; 31–32; 1. Tim. 2,9–10). c. Die Kleidung Sittlicher Anstand bestimmt die Art und Weise, wie sich ein Christ kleidet. Sein christlicher Lebensstil zeigt sich auch in seiner Kleidung. Die Kleidung soll ordentlich und dezent sein (Röm. 12,2; 1. Thess. 5,22–23). Ein unanständiger Stil der Kleidung ist mit der moralischen Reinheit eines Christen nicht zu vereinen (Gal. 5,13–21; 1. Petr. 2,11; 2. Petr. 1,4). § 7. Soziale Pflichten a. Grundsatz Der Christ erfüllt seine bürgerlichen Pflichten und Aufgaben gegenüber Gesellschaft und b. Christliches Verhalten als Bürger Das Wort Gottes lehrt, wie wir uns als verantwortlicher Bürger des Staates zu verhalten haben (Mk. 12,13–15+17; Röm. 13,1–7; 1. Petr. 2,13–17). Wir unterstützen die zivilrechtliche Ordnung. Wir respektieren gewählte Staatsmänner des Landes und beten für sie. Wir nutzen unser Stimmrecht bei Regierungswahlen. Wir gehorchen den Gesetzen des Landes, soweit diese den Geboten Gottes nicht widersprechen (Apg. 5,29). c. Der sozialen Ungerechtigkeit begegnen Alle Menschen sind gleich vor Gott. Das Gebot der Nächstenliebe veranlaßt uns, Hilfsbedürftige, Verfolgte, Unterdrückte und soziale Randgruppen wirtschaftlich und geistlich zu unterstützen. Jeder Mensch, unabhängig von Rasse, Hautfarbe und Geschlecht, darf an unserem Gemeindeleben teilhaben. Wir sind offen für die Nöte anderer (Lk. 10,30–37; Joh. 1,17). d. Das Leben schützen Wir verhalten uns gegenüber unserem eigenen Leben und gegenüber dem Leben anderer im Rahmen der Schrift verantwortlich. Gott der Schöpfer des Lebens entscheidet über Anfang und Ende eines Menschenlebens (Ps. 31,14; 2. Mose 20,13). Wir sehen uns verpflichtet, ältere Menschen, psychisch und physisch Kranke sowie Behinderte und Arme über unsere wirtschaftlichen Interessen zu stellen. Wir betrachten es als christliche Pflicht, Schwache und Unmündige zu schützen.

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III. Strukturen der Lokalgemeinde

§ 1. Die Beziehungen der Lokalgemeinde zu anderen Gemeinden a. Die Lokalgemeinde ist ein Teil der universalen Gemeinde und ist zur Selbstverwaltung berechtigt. b. Die Lokalgemeinde organisiert sich auf Basis einer schriftlichen Genehmigung des Vorstandes (Exekutivkomitees) mit mindestens 15 Mitgliedern. Der Vorstand kann diese Genehmigung im Notfall widerrufen. c. Die Lokalgemeinde wird von den ordinierten Dienern, vom Komitee und den verschiedenen Amtsträgern vertreten. d. Die Lokalgemeinde anerkennt Christus als ihren Erretter und versammelt sich im Namen des Herrn an einem Ort. e. Der Stempel der Lokalgemeinde ist oval. Zwischen den zwei Linien steht: „Pfingstkirche Gemeinde Gottes (Name und Ort der Lokalgemeinde)“ und in der Mitte ist die Landkarte Österreichs, eine Bibel mit einem Kreuz und einer Flamme. f. Die Gemeinde Gottes wird zentral geleitet. Sie wird von legitimierten Predigern in der Internationalen Generalversammlung vertreten. § 2. Mitgliedschaft a. Die Gemeinde Gottes bietet jedem bekehrten Christen die Möglichkeit an, Mitglied einer Lokalgemeinde zu sein. Die Mitgliedschaft zur Internationalen Gemeinde Gottes ist mit Aufnahme in die Lokalgemeinde gegeben. b. Die Berechtigung zur Aufnahme als Mitglied wird durch folgende Voraussetzung gegeben: ₋₋ klares Christusbekenntnis; ₋₋ das Erlebnis der Bekehrung und Wiedergeburt; ₋₋ die Erwachsenentaufe mit persönlichem Christusbekenntnis in der Öffentlichkeit; ₋₋ die Bereitschaft, ein ethisch-moralisches Leben gemäß dem Neuen Testament zu führen; ₋₋ die Bereitschaft aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen; ₋₋ Struktur, Ordnung und Leiterschaft der Lokalgemeinde zu respektieren. c. Das Mitglied erhält für seine Mitgliedschaft in der Gemeinde Gottes einen schriftlichen Nachweis. d. Die Mitgliedschaft wird vom Bewerber schriftlich beantragt und dem Sekretär der Gemeinde übergeben. e. Volles Anrecht auf Mitgliedschaft hat der Bewerber nur, wenn er die vom Pastor gestellten Fragen vor der Gemeinde beantwortet. Die Fragen beziehen sich auf die Lehre und Satzungen der Gemeinde Gottes in Österreich. § 3. Rechte und Pflichten der Mitglieder a. Das Mitglied ist verpflichtet, an den Gottesdiensten und Missionsveranstaltungen mit den von Gott geschenkten Gnadengaben aktiv teilzunehmen.

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b. Dem Mitglied wird das Recht eingeräumt, sich in den Hauptversammlungen der Gemeinde zu äußern, soweit es der Gemeinschaft der Gläubigen dienlich ist. Es hat das Recht, zu wählen und gewählt zu werden. c. Das Mitglied hat die Pflicht, die Ermahnungen der Schrift ernst zu nehmen und danach zu leben. d. Das Mitglied hat die Pflicht, die Leiterschaft zu achten und zu unterstützen (Hebr. 13,7). e. Das Mitglied hat die Pflicht, achtsam mit Anvertrautem umzugehen (Jak. 1,17). f. Das Mitglied hat die Pflicht, die Gemeinde finanziell durch Spenden und Zehnten zu unterstützen (Mal. 3,10; Mt. 23,23; 1. Kor. 16,2; 2. Kor. 8,1–24). g. Das Mitglied hat die Pflicht, Gaben und Talente zur Ehre des Herrn einzubringen. h. Das Mitglied hat die Pflicht, die Gottesdienste regelmäßig zu besuchen. i. Das Mitglied hat die Pflicht, die Lehre und Satzungen der Gemeinde Gottes zu studieren. § 4. Wechsel der Mitgliedschaft a. Das Mitglied ist verpflichtet, bei Gemeindewechsel durch den bisherigen Pastor eine schriftliche Empfehlung zu beantragen. Der Besuch von zwei Gemeinden im Wechsel ist nicht erwünscht. b. Dem Mitglied soll spätestens zwei Wochen nach Beantragung ein entsprechendes Schreiben ausgestellt werden, vorausgesetzt, es spricht nichts dagegen. c. Das Mitglied ist verpflichtet, sich innerhalb von 30 Tagen zur Umschreibung seiner Mitgliedschaft in die neue Gemeinde zu bemühen. d. Das umzuschreibende Mitglied wird in einer Hauptversammlung der neuen Gemeinde vorgestellt und ins Gemeindebuch eingetragen. § 5. Die Wahrnehmung der Würde a. Die Gemeinde Gottes achtet die Würde einer Person (Röm. 12,10). b. Wir distanzieren uns von Menschen und Gruppen, die konträr zur biblischen Auffassung der Gemeinde Gottes stehen. § 6. Disziplinarische Maßnahmen a. Wird ein Gemeindemitglied beschuldigt, gegen die biblische Ordnung erheblich verstoßen zu haben, soll der Fall nur von ordinierten Brüdern der Gemeinde untersucht werden. b. Art und Dauer der disziplinarischen Maßnahme an einem schuldig gewordenen Mitglied werden nur von ordinierten Brüdern festgelegt. c. Ist ein Gemeindemitglied mit der disziplinarischen Maßnahme der ordinierten Leiterschaft nicht einverstanden, so ist es ihm gestattet, beim Nationalvorsteher Widerspruch einzureichen. d. Der Nationalvorsteher ernennt ein Komitee, das sich aus drei Pastoren zusammensetzt. Es überprüft den Widerspruch vom Mitglied. Das Komitee trifft nach genauer Überprüfung die endgültige Entscheidung.

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e. Das Mitglied, das sich von der Ethik der Gemeinde und der gesunden Lehre des Evangeliums entfernt hat, ist verpflichtet, alle Zurechtweisungen und disziplinarischen Maßnahmen zu akzeptieren. Diese Maßnahmen sollen schriftlich vermerkt und vom Pastor unterzeichnet und aufbewahrt werden. f. Absicht der disziplinarischen Maßnahme ist die Umkehr und erneute Hingabe des betreffenden Mitglieds an Christus. g. Bei Unbußfertigkeit wird das Mitglied aus der Gemeinde Gottes ausgeschlossen und verliert das Recht auf Mitgliedschaft. h. Ziel des Ausschlusses ist, die Gemeinde vor Sünde, Lauheit und falscher Toleranz zu schützen sowie die geltende Moral und biblische Ethik zu erhalten. § 7. Übertretungen, die disziplinarische Maßnahmen erfordern: a. Moralische Sünden: Lügen, Stehlen, unmäßiges Trinken, Unzucht, Mord usw. (Röm. 1,28–32). b. Unordentliches Leben (2. Thess. 3,6–15). c. Habsucht und Geiz (1. Kor. 5,11). d. Missachtung der Autorität der Leiterschaft und der Gemeinde. e. Lange Abwesenheit vom Gemeindeleben (Hebr. 10,21). f. Spaltungen (Apg. 20,28–30; 1. Joh. 2,19; Tit. 3,9–10). g. Falsche Lehre (1. Joh. 4,1–6; 2. Joh. 7; Gal. 1,9; 2. Tim. 2,16–18). § 8. Die Wiederaufnahme ausgeschlossener Mitglieder a. Ein ausgeschlossenes Mitglied kann nur aufgenommen werden, wenn es seine Verfehlungen bekennt und die Bereitschaft zur Wiedergutmachung zeigt. Es ist verpflichtet, alle Satzungen und Ordnungen der Gemeinde zu respektieren. Der Lebenswandel des Mitgliedes muss vor Wiederaufnahme in die Gemeinde einwandfrei sein. b. Der Beschluss der Wiederaufnahme wird der Gemeinde vom Pastor bekanntgegeben. § 9. Beendigung der Mitgliedschaft a. Die Mitgliedschaft erlischt beim Tod des Mitglieds, durch Ausschluss oder durch freiwilligen Austritt des Mitglieds. Der freiwillige Austritt muss dem Pastor schriftlich mitgeteilt werden. § 10. Aufbau neuer Gemeinden a. Bei der Gründung neuer Gemeinden sollen die Lehre, Strukturen und Satzungen der Gemeinde Gottes eingehalten werden. b. Jede Neugründung muss beim Nationalvorsteher beantragt werden. Neue Gemeinden werden offiziell in die Gemeinde Gottes eingegliedert. Die Gründung neuer Gemeinden darf nur von Personen vorgenommen werden, die von der nationalen Leitung anerkannt sind.

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§ 11. Aufnahme bestehender Einzelgemeinden Bestehende Gemeinden, die der Gemeinde Gottes nahestehen, können bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen in die Gemeinde Gottes eingegliedert werden. Sie müssen die Lehre, Strukturen und Satzungen der Gemeinde Gottes als Grundlage zur Aufnahme akzeptieren. § 12. Meinungsverschiedenheiten unter Mitgliedern a. Bei Meinungsverschiedenheiten unter Mitgliedern hat der verantwortliche Prediger die Aufgabe, Frieden zu stiften. b. Gelingt es ihm und seinem Gemeinde-Komitee nicht, die Streitigkeiten der Parteien zu schlichten, ist er verpflichtet, den Bezirkspastor einzuschalten. c. Der Bezirkspastor ernennt mindestens drei Leiter zu einem Rat, der beauftragt ist, die Streitigkeiten der Parteien zu schlichten. d. Zeigt sich keine Klärung der Situation, wendet sich der Rat an das Nationale Exekutivkomitee. e. Nach eingehender Prüfung des Sachverhaltes wird das Nationale Exekutivkomitee eine endgültige Entscheidung treffen. f. Gegen die Entscheidung des Nationalen Exekutivkomitees können die Parteien keinen Widerspruch einlegen. g. Nur der Pastor oder Bezirkspastor haben die Möglichkeit, den Beschluss des Nationalen Exekutivkomitees anzufechten. h. Das Nationale Exekutivkomitee ist in solch einem Fall verpflichtet, den Sachverhalt erneut zu prüfen. § 13. Meinungsverschiedenheiten zwischen Pastor und Gemeinde a. Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Pastor und Gemeinde soll das Gemeindekomitee oder der Pastor den Sachverhalt dem Nationalvorsteher schriftlich vortragen. b. Der Nationalvorsteher beruft zur Klärung der Streitigkeiten eine entsprechende Gemeindeversammlung ein und unterrichtet die betreffende Gemeinde darüber. c. Die Gemeindesitzung wird vom Nationalvorsteher oder einem Mitglied des Exekutivkomitees geleitet. d. Handelt es sich um die Lokalgemeinde des Bezirkspastors, dann muß noch ein weiteres Mitglied des Exekutivkomitees anwesend sein. e. Kann keine eindeutige Beschwerde gegenüber den beschuldigten Pastor formuliert werden, dann soll es nicht zur Klage gegen ihn kommen. f. Hat der Pastor zu den Meinungsverschiedenheiten erheblich beigetragen, wird das Nationale Exekutivkomitee den Sachverhalt erneut prüfen. § 14. Beschwerden gegen Mitglieder a. Wird ein Mitglied beschuldigt:

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1. gegen die Lehre und Ordnungen der Gemeinde zu verstoßen, 2. falsche Lehren zu verbreiten, 3. Streitigkeiten zu entfachen, 4. Spaltungen zu verursachen, 5. sich unsittlich zu verhalten, 6. verborgene Sünden begangen zu haben, soll Beschwerde gegen dieses Mitglied erhoben werden. b. Mitglieder, die gegen eine Person klagen, müssen ihre Klage schriftlich dem Pastor vorlegen. Der Pastor wird die Klage bewerten und den Beschuldigten zum Gespräch bitten. c. Nach ausreichenden Gesprächen wird vom Pastor ein Beschluß gefaßt und protokollarisch festgehalten. Das beschuldigte Mitglied, der Gemeindesekretär und das Gemeindekomitee erhalten eine Abschrift des Beschlusses. d. Bei Abwesenheit wird das beschuldigte Mitglied schriftlich über den Beschluß benachrichtigt. e. Äußert sich der Beschuldigte nicht innerhalb von zwei Wochen, wird der Beschluß der Gemeinde vorgelegt. f. Innerhalb von zwei Wochen hat das beschuldigte Mitglied die Möglichkeit, schriftlich Widerspruch einzulegen. Der Sachverhalt wird neu überprüft und zur endgültigen Entscheidung vorgelegt. g. Ist der Betroffene mit dem Beschluß nicht einverstanden, so besteht die Möglichkeit, einen Widerspruch binnen zwei Wochen schriftlich an das Nationale Exekutivkomitee zu richten. h. Das Exekutivkomitee hat das Recht, den Sachverhalt erneut zu prüfen und eine endgültige Entscheidung zu treffen. i. Das Exekutivkomitee lädt den Beschuldigten innerhalb von einer Woche zum Gespräch ein. Erscheint der Beschuldigte nicht, wird in seiner Abwesenheit ein Beschluß gefaßt. j. Wird die Klage aufgehoben, bleiben dem Mitglied die vollen Rechte der Mitgliedschaft erhalten. Das Gemeindekomitee und der Pastor werden schriftlich informiert. k. Gegen den Beschluß des Nationalen Exekutivkomitees kann kein Widerspruch erhoben werden. l. Wird das Mitglied als schuldig befunden und werden ihm die Rechte der Mitgliedschaft entzogen, soll die Gemeinde es zur Umkehr ermutigen. m. Besteht gegen ein Mitglied eine disziplinarische Maßnahme, darf ihm der Pastor in dieser Zeit kein Empfehlungsschreiben an eine andere Gemeinde ausstellen. § 15. Beschwerden gegen Prediger a. Beschwerden gegen Prediger dürfen nur auf der Grundlage von zwei oder drei Zeugen schriftlich an das Nationale Exekutivkomitee gerichtet werden. b. Erweist sich die Beschwerde als zutreffend, muß der Exekutivrat die notwendigen Maßnahmen ergreifen.

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c. Dem Beschuldigten ist innerhalb einer Woche eine Vorladung zur Klärung des Sachverhaltes zu senden. Er hat das Recht und die Pflicht, zu erscheinen. d. Erscheint der Beschuldigte nicht zum Gespräch, wird der Sachverhalt in seiner Abwesenheit geprüft. e. Wird dem Beschuldigten zur Last gelegt, die Lehre und Ordnungen der Gemeinde erheblich verletzt zu haben, sind abschließende Maßnahmen zu treffen. Die Maßnahmen sollen im Rahmen der Gemeindeordnung getroffen werden. § 16. Das Gemeindekomitee a. Das Gemeindekomitee wird von den treuen Mitgliedern der Lokalgemeinde, die allen ihren Pflichten nachgekommen sind, gewählt. b. Das Gemeindekomitee setzt sich aus treuen Mitgliedern der Gemeinde zusammen. Das Mandat wird von der örtlichen Gemeinde festgelegt. Das Gemeindekomitee wird auf höchstens vier Jahre gewählt. c. Das amtierende Gemeindekomitee darf nach vier Jahren erneut der Gemeinde zur Wahl gestellt werden. d. Scheidet ein Komiteemitglied aus, soll das Mitglied mit der nächsthöheren Anzahl von Stimmen nachrücken. Wünscht die Gemeinde Neuwahlen, soll dies berücksichtigt werden. e. Das Gemeindekomitee setzt sich wie folgt zusammen: Gemeinde Komitee 15–50 Mitglieder 3–5 Personen 51–100 Mitglieder 5–7 Personen 101–200 Mitglieder 7–9 Personen 201–300 Mitglieder 9–11 Personen über 300 Mitglieder 11–15 Personen f. Der Pastor, der Presbyter und der Diakon werden von Amts wegen nicht von der Hauptversammlung der Gemeinde in das Gemeindekomitee gewählt. g. Der Pastor, der Presbyter und der Diakon, der der betreffenden Gemeinde vorsteht, ist berechtigt, dem Komitee vorzustehen. h. Gibt es in einer Gemeinde mehrere Pastoren, soll am Ende der Amtsperiode des Gemeindekomitees die Wahl des hauptverantwortlichen Pastors stattfinden. i. Das Komitee trifft sich monatlich und wann immer es erforderlich ist. j. Der Nationalvorsteher, der Bezirkspastor und der Gemeindepastor haben das Recht, das Gemeindekomitee und die Mitglieder der Lokalgemeinde zur Sitzung bzw. Gemeindeversammlung einzuberufen. k. Charaktereigenschaften der Mitglieder des örtlichen Komitees: Das Mitglied soll: ₋₋ dem Wort Gottes und der Gemeinde treu sein, ₋₋ im Heiligen Geist getauft sein, ₋₋ die Gottesdienste regelmäßig besuchen,

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₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋ ₋₋

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in Harmonie mit den Leitern der örtlichen und nationalen Gemeinde sein, treu im Unterstützen der Gemeinde und im Geben des Zehnten sein, sich drei Jahre nach der Wassertaufe als treu erwiesen haben, seit dieser Zeit Mitglied der Gemeinde sein, korrektes und beispielhaftes moralisches und geistliches Verhalten zeigen, die Fähigkeit besitzen, die ihm anvertraute Aufgabe gewissenhaft auszuüben, verheiratet sein und seiner Familie gut vorstehen.

§ 17. Die Wahl des Gemeindekomitees a. Der Wahltermin soll mindestens zwei Wochen vorher der Gemeinde bekannt gegeben werden. Der Pastor teilt der Gemeinde die Voraussetzungen zur Wahl der Komiteemitglieder mit. b. Die Komiteemitglieder müssen mit 51 Prozent Mehrheit durch geheime Abstimmung gewählt werden. c. Werden diese Bedingungen nicht erfüllt, muß eine Woche danach erneut eine Wahl stattfinden. Die Anzahl der anwesenden Mitglieder der Gemeinde ist für die Wahl nicht von Bedeutung. § 18. Das Komitee hat die Aufgabe, a. den Nationalvorsteher, den Pastor, die Presbyter und Diakone in ihrem Dienst zu unterstützen. Es wird eine harmonische Zusammenarbeit erwartet. Das Komitee ist verpflichtet, seine Beschlüsse im Rahmen der Lehre und Ordnungen der Gemeinde Gottes zu fassen. b. Das Komitee vertritt in erster Linie die Interessen der Gemeinde auf der Verwaltungsebene. Die ordinierten Brüder haben die Aufgabe, für das geistliche Wohl der Gemeinde zu sorgen. c. Unter Anleitung des Pastors fördern die Mitglieder des Komitees den geistlichen Dienst innerhalb der Gemeinde. d. Unter Anleitung des Pastors sind die Mitglieder des Komitees für die Verteilung der Gesamteinkünfte der Gemeinde mit verantwortlich. Bei größeren Ausgaben bedarf es der Zustimmung der Gemeinde. e. Unter Anleitung des Pastors verwalten und pflegen die Mitglieder des Komitees die Räumlichkeiten und Sachwerte der Gemeinde. f. Das Komitee wählt einen Sekretär, einen Kassier und zwei Rechnungsprüfer. g. Die Mitglieder des Komitees verpflichten sich, an allen geplanten Sitzungen teilzunehmen. Jede Abwesenheit muß dem Pastor mitgeteilt werden. Bei häufigem und unbegründetem Nichterscheinen soll das Komiteemitglied seine Haltung korrigieren oder das Amt als Mitglied im Komitee niederlegen. § 19. Der Gemeindesekretär a. Die Wahl zum Gemeindesekretär wird innerhalb des Komitees vorgenommen.

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b. Bei Neugründung einer Gemeinde darf der Pastor das Amt des Gemeindesekretärs vorübergehend ausüben. c. Der Gemeindesekretär ist verpflichtet, das Mitgliederverzeichnis korrekt zu führen. Er hat darauf zu achten, daß die Anzahl der Mitglieder, Adressen und Geburtsdaten vollständig vorhanden sind. d. Der Gemeindesekretär ist verpflichtet, alle Urkunden und Akten sorgfältig aufzubewahren und zu bearbeiten. e. Der Gemeindesekretär ist verpflichtet, an allen Sitzungen teilzunehmen und Protokoll zu führen. f. Der Gemeindesekretär ist verpflichtet, einen Halbjahresbericht abzugeben. Der Bericht dokumentiert alle Einnahmen von Spenden und Zehnten sowie alle Gemeindeausgaben. Eine Liste über alle neu hinzugekommenen und ausgeschiedenen Mitglieder und Täuflinge soll beigefügt sein. g. Der Gemeindesekretär ist verpflichtet, einen monatlichen Bericht an den Pastor und das Büro des Nationalvorstehers zu senden. h. Scheidet der Gemeindesekretär aus seinem Amt aus, soll er die gesamten Urkunden und Akten an den Gemeindepastor abgeben. Der Austritt aus dem Amt soll protokollarisch festgehalten werden. § 20. Der Gemeindekassier a. Der Gemeindekassier hat das Recht, die Gemeindekasse zu verwalten. b. Der Gemeindekassier hat sich an die Entscheidungen und Anweisungen des Komitees zu halten. c. Alle Auszahlungen und größere Überweisungen müssen vom Pastor gegengezeichnet werden. d. Der Gemeindekassier überweist monatlich zehn Prozent sämtlicher Einnahmen an die nationale Leitung. e. Der Gemeindekassier verbucht alle Einnahmen und Ausgaben in einem Kassenbuch. Quittungen werden gestempelt und unterzeichnet an die Empfänger weitergeleitet. f. Der Gemeindekassier ist verpflichtet, einen monatlichen Bericht an das Büro der nationalen Leitung zu senden. Der Bericht muß übersichtlich sein. g. Die Tätigkeit des Gemeindekassierers darf nicht vom Pastor oder von seinen Familienangehörigen ausgeübt werden. h. Zwei Mitglieder des Komitees sollen gemeinsame Verfügungsberechtigung über das Gemeindebankkonto besitzen. i. Scheidet der Gemeindekassier aus seinem Amt aus, soll er die gesamten Unterlagen an den Gemeindepastor abgeben. Der Austritt aus dem Amt soll protokollarisch festgehalten werden. § 21. Die Rechnungsprüfer a. Die Wahl der Rechnungsprüfer wird innerhalb des Komitees vorgenommen.

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b. Die Rechnungsprüfer überprüfen vierteljährlich alle Einnahmen und Ausgaben der Gemeindekasse und fertigen ein Protokoll an. § 22. Die Gemeindesitzungen a. Die Gemeindesitzung dient dem Zweck, organisatorische und administrative Anliegen zu besprechen. Es können auch Sondersitzungen einberufen werden. b. Die Gemeindesitzung muß zwei Wochen vor dem Termin der Gemeinde mitgeteilt werden. c. Die Gemeindesitzung und Sondersitzung kann vom Pastor, Bezirkspastor oder Nationalvorsteher einberufen werden. Sie müssen zumindest halbjährlich stattfinden. Sondersitzungen werden nur einberufen, wenn es die Situation erfordert. d. Der Pastor oder Gemeindesekretär liest das letzte Sitzungsprotokoll vor. e. Der Gemeindesekretär liest den Finanzbericht vor. f. Der Pastor teilt der Gemeinde die neue Tagesordnung mit. Er informiert über Austritte von Mitgliedern. g. Sonstige Berichte aller verantwortlichen Leiter folgen. § 23. Die verantwortlichen Leiter verschiedener Gruppen 1. Rechte und Pflichten a. Der Leiter einer Arbeitsgruppe der Gemeinde ist dem Pastor unterstellt. Seine Tätigkeit wird vom Pastor definiert. b. Der Leiter wird vom Pastor und Gemeindekomitee autorisiert, seinen Dienst als Leiter auszuüben. c. Der Leiter hat das Recht, im Rahmen seiner Kompetenz disziplinarisch zu handeln. d. Der Leiter darf in der Ausübung seines Dienstes nicht gehindert werden. Alle Konflikte im Rahmen seiner Tätigkeit muß der Leiter dem Pastor mitteilen. e. Der Leiter kennt die Aufgaben seines Dienstes. Seine Autorität bezieht sich nur auf die ihm übertragene Tätigkeit. 2. Strukturen der Leiterschaft a. Der Leiter erstellt ein Verzeichnis der Mitglieder seiner Gruppe. b. Der Pastor und der Gruppenleiter stellen solch eine Arbeitsgruppe zusammen. c. Der Leiter sorgt für das christliche Verhalten innerhalb der Gruppe. d. Der Leiter sorgt für Ersatz, wenn er verhindert ist. 3. Der geistliche Leiter a. Er darf eine geistliche Tätigkeit nur an solche Personen weitergeben, von denen bekannt ist, daß sie ein christliches Leben führen. b. Das Verhalten des Leiters muß so sein, daß es die Einheit innerhalb der Gemeinde fördert. c. Der Leiter ist gegenüber dem Pastor und Gemeindekomitee verantwortlich.

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§ 24. Das Vermögen der Lokalgemeinde a. Das Vermögen der Lokalgemeinde besteht aus allen mobilen Gütern, Immobilien und dazugehörenden Grundstücke sowie auch die gesamten Geldreserven, die sich auf einem Bankkonto oder in der Kasse befinden. b. In Bezug auf das Vermögen entscheidet die Lokalgemeinde in ihrer Generalversammlung über seine Verwaltung und Veräußerung. Das Vermögen wird für den Zweck der Lokalgemeinden benützt. c. Das Vermögen entsteht aus Kollekten und freiwilligen Spenden, die nicht mehr züruckgegeben werden. d. Die beweglichen Güter werden in ein Inventurregister eingetragen; die Belege und Ursprungsnachweise sowie auch die Eigentumstitel über Gebäude und Grundstücke werden sorgfältig aufbewahrt. e. Die Verwaltung und die Selbstbestimmung über das Vermögen geschieht durch den Gemeindeausschuss. Über größere Beträge entscheidet die Hauptversammlung der Lokalgemeinde. f. Zum Erwerb oder Veräußerung von Teilen des Gemeindevermögens bedarf es keiner Genehmigung des Vorstandes, sondern eine Zustimmung, in tabellarischer Form, von mindestens 65 % der Mitglieder der Lokalgemeinde. g. Der Bundesvorstand kann über das Vermögen einer Ortsgemeinde nur dann bestimmen, wenn auf lokaler Ebene keine Beschlussorgane mehr vorhanden sind (die Versammlung hat sich aufgelöst, ehe sie einen Beschluss betreffend des Vermögens treffen konnte). h. Im Fall der Beendigung der Rechtspersönlichkeit wird die Hauptversammlung über das Vermögen der Bekenntnisgemeinschaft beschließen. Dieses darf jedoch nur einer Institution mit ähnlicher Zweckbestimmung zugewendet werden. IV. Der Gemeindeleitung der Lokalgemeinde

§ 1. Der geistliche Dienst der Gemeindevorsteher a. Die Gemeinde Gottes in Österreich kennt drei Ämter ₋₋ das Amt des Pastors ₋₋ das Amt des Presbyters ₋₋ das Amt des Diakons b. Die Gemeinde Gottes in Österreich erwartet von allen Amtsträgern Geistlichkeit, beispielhafte Lebensführung und die Kenntnis der gesunden Lehre des Wortes Gottes. c. Das Amt erfordert die Taufe im Heiligen Geist. d. Die Amtsträger können nur zur Ordination zugelassen werden, wenn nachgewiesen ist, daß sie bereits in verantwortlicher Stellung tätig waren. e. Die Amtsträger zeigen sich im Zehntengeben als vorbildlich. f. Amtsträger aus anderen Bewegungen und Pfingstgemeinden können nur den Status eines ordinierten Predigers erhalten, wenn das nationale Exekutivkomitee dem zustimmt. g. Die Amtsträger sind von Christus zum Dienst Berufene.

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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§ 2. Rechte und Pflichten der Amtsträger a. Die Amtsträger müssen das Diplom einer namhaften Bibelschule nachweisen können. Nur treue Diener können in eine verantwortungsvolle Position gestellt werden. b. Alle Amtsträger stehen in der Verpflichtung, Lehre und Ordnung sowie Beschlüsse der Gemeinde zu achten. Ihre Hingabe zum Dienst muß ersichtlich sein. c. Der Amtsträger hält sich an die gesetzliche Schweigepflicht. d. Der Amtsträger kann nur dann von der Schweigepflicht entbunden werden, wenn der Klient ihm die Erlaubnis erteilt. e. Das Sündenbekenntnis eines Mitglieds entbindet den Amtsträger nicht von der disziplinarischen Maßnahme bei entsprechenden Verfehlungen gegenüber der bekennenden Person. f. Die Beziehung zwischen Gemeinde und Amtsträger muß ehrbar und beispielhaft sein. g. Amtsträger, die an der Ausübung ihres Amtes gehindert werden, haben das Recht auf Klärung der Situation durch den Bezirkspastor, Nationalvorsteher und das Exekutivkomitee. h. Der Amtsträger ist verpflichtet, seinen Dienstausweis aus Krankheits- oder Altersgründen abzugeben. i. Amtsträger sind Vorbilder. Sie fördern Bibelschulen und Weiterbildungsseminare und nehmen selber daran teil. j. Amtsträger sind verpflichtet, an Leiterschaftstreffen und Konferenzen der Gemeinde Gottes teilzunehmen. Gründe der Abwesenheit müssen den Vorgesetzten mitgeteilt werden. § 3. Der Pastor 1. Die Rolle des Pastors Das Exekutivkomitee analysiert die Empfehlung der lokalen Gemeindeleitung, um treu gediente Presbyter als Pastoren zu wählen. Der Pastor muß mit mindestens 65 % der Stimmen von der Lokalgemeinde, in der er mindestens zwei Jahre als Presbyter gedient hat und als Pastor dienen wird, gewählt werden. b. Eine Beförderung kann stattfinden, wenn der Pastor ₋₋ sich korrekt im Verhalten erweist, ₋₋ seine Verantwortung als Presbyter wahrgenommen hat, ₋₋ seine Rechte und Pflichten beachtet und sich mit Vorgesetzten gut verstanden hat, ₋₋ eine Beförderung im Rahmen seiner Berufung versteht, ₋₋ die Prüfung zum Pastor besteht, ₋₋ die Ehefrau ihr Einverständnis zur Beförderung erteilt. c. Der Pastor ist verpflichtet, Weiterbildungsseminare wahrzunehmen. Er muß mindestens drei Jahre als Presbyter gedient haben. d. Die Prüfung findet vor einer Kommission aus drei Pastoren statt. Die Kommission wird vom Nationalvorsteher zusammengestellt. 2. Rechte und Pflichten

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Der Pastor hat das Recht, a. das Evangelium zu predigen, zu verteidigen, christliche Publikationen zu veröffentlichen und Literatur zu verbreiten, b. sein Amt als Pastor in der Gemeinde auszuüben, c. Mitglieder aufzunehmen, d. für Kranke zu beten und sie mit Öl zu salben, e. neue Gemeinden zu gründen, f. disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen, g. Mitglieder auszuschließen, h. an der Ordination von Diakonen, Presbyter und Pastoren teilzunehmen, i. die Gemeinde offiziell zu vertreten, j. an den nationalen Sitzungen teilzunehmen, k. an der Internationalen Generalversammlung teilzunehmen, l. eine leitende Stellung durch Wahl anzunehmen. m. Er ist verantwortlich für den Stempel der Gemeinde. 3. Die Zusammenarbeit von Bezirkspastor und Nationalvorsteher a. Der Pastor einer Lokalgemeinde ist gegenüber dem Bezirkspastor und dem Nationalvorsteher verantwortlich. b. Der Pastor darf sein Amt nur in dem vom Nationalvorsteher gesetzten geographischen Bereich ausüben. Außerhalb seines Wirkungskreises darf er nur mit besonderer Genehmigung arbeiten. § 4.

Der Presbyter

1. Die Rolle des Presbyters a. Der Presbyter muß mindestens zwei Jahre als Diakon treu gedient haben. b. Einer Beförderung zum Presbyter kann zugestimmt werden, wenn er: ₋₋ seinen Dienst als Diakon verantwortlich und korrekt ausgeübt hat, ₋₋ seine Rechte und Pflichten beachtet und mit Vorgesetzten sich gut verstanden hat, ₋₋ die Beförderung wünscht und annimmt. c. Der Presbyter ist verpflichtet, Weiterbildungsseminare wahrzunehmen. 2. Die Rolle der Gemeinde in Bezug auf seine Ernennung a. Der Presbyter muß mindestens zwei Jahre als Diakon treu gedient haben. Er muß mit dem Pastor und anderen Mitarbeitern harmonisch zusammengearbeitet haben. b. Der Bewerber wird in einer Gemeindesitzung vom Pastor zum Presbyter vorgeschlagen. c. Der Bewerber wird mit Zweidrittelmehrheit der Gemeinde zum Presbyter ernannt. Die Wahl ist geheim. 3. Notwendige Qualifikationen a. Er soll: ₋₋ die Taufe im Heiligen Geist erfahren haben,

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₋₋ evangelistisch tätig gewesen sein, ₋₋ aktiv in der Gemeindearbeit beteiligt sein. b. Die Frau des Bewerbers soll ehrbar und gläubig sein. Sie soll als Vorbild in der Gemeinde bekannt und mit der Ernennung einverstanden sein. c. Der Bewerber soll die Lehre und Ordnungen der Gemeinde Gottes anerkennen. d. Er soll die Prüfung zum Presbyter bestehen. e. Die Prüfung findet vor einer aus drei Pastoren bestehenden Kommission statt. Die Kommission wird vom Nationalvorsteher zusammengestellt. f. Die Kommission prüft den Kandidaten in bezug auf die Rechte und Pflichten des Presbyters. 4. Rechte und Pflichten Der Presbyter hat das Recht, a. das Evangelium zu predigen, zu verteidigen, christliche Publikationen zu veröffentlichen und Literatur zu verbreiten, b. sein Amt als Presbyter in der Gemeinde auszuüben, c. Mitglieder aufzunehmen, d. für Kranke zu beten und sie mit Öl zu salben, e. neue Gemeinden zu gründen, f. mit Zustimmung des Pastors disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen, g. mit Zustimmung des Pastors und Bezirkspastors an der Ordination von Diakonen und Presbytern teilzunehmen, h. die Gemeinde offiziell zu vertreten, i. in Kooperation mit dem Pastor und mit Zustimmung des Nationalvorstehers Gemeinden zu gründen, j. an der Internationalen Generalversammlung teilzunehmen, jedoch ohne Stimmrecht. 5. Die Zusammenarbeit mit dem Pastor a. Der Presbyter hat sich gegenüber dem Pastor zu verantworten. b. Der Presbyter handelt im Rahmen seiner Rechte und Pflichten. c. Erfüllt der Presbyter nicht die Auflagen der Probezeit, kann er nicht für das Amt als Pastor einer Gemeinde vorgeschlagen werden. § 5. Der Diakon 1. Die Rolle des Diakons a. Eine Person, die berufen und geistgetauft ist, soll vom Pastor oder Presbyter zum Diakon vorgeschlagen werden. Der Pastor kann mit Hilfe des Diakons den Nöten der Gemeinde besser begegnen. b. Die göttliche Berufung zum Dienst muß sich in bestimmten geistlichen Merkmalen ausdrücken, wie z. B. im guten Umgang mit Menschen, in der Ernsthaftigkeit im Glauben und in treue Pflichterfüllung.

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c. Der Kandidat wird vom Pastor der Gemeinde zum Diakon vorgeschlagen. Er teilt seine Berufungsgeschichte schriftlich mit. 2. Die Rolle der Gemeinde in Bezug auf die Ernennung des Diakons a. Der Bewerber wird in einer Gemeindesitzung vom Pastor und dem Pastorenkomitee zum Diakon vorgeschlagen. b. Der Bewerber wird mit Zweidrittel Mehrheit der Gemeinde zum Diakon ernannt. Die Wahl ist geheim. 3. Notwendige Qualifikationen a. Er soll die Taufe im Heiligen Geist erfahren haben. b. Er soll aktiv in der Gemeindearbeit beteiligt sein. c. Er soll die Prüfung bestehen. d. Er soll die Lehre und Ordnungen der Gemeinde Gottes anerkennen. e. Die Frau des Bewerbers soll ehrbar, gläubig und als Vorbild in der Gemeinde bekannt sein. Sie muß mit der Ernennung einverstanden sein. f. Die Prüfung findet vor einer aus drei Pastoren bestehenden Kommission statt. Die Kommission wird vom Nationalvorsteher zusammengestellt. g. Die Kommission prüft den Kandidaten bezüglich der Rechte und Pflichten des Diakons. 4. Die Zusammenarbeit mit dem Pastor a. Der Diakon hat sich gegenüber dem Pastor zu verantworten. Er wird für zwei Jahre auf Probe eingesetzt. b. Der Diakon handelt im Rahmen seiner Rechte und Pflichten. c. Erfüllt der Diakon die Auflagen der Probezeit nicht, kann er nicht für das Amt als Presbyter der Gemeinde vorgeschlagen werden. Er darf aber weiterhin als Mitglied der Gemeinde dienen. 5. Rechte und Pflichten Der Diakon hat das Recht, a. als Evangelist zu dienen bzw. das Evangelium zu predigen und zu verteidigen, b. sein Amt als Diakon in der Gemeinde auszuüben, c. mit Zustimmung des Pastors bei Taufen behilflich zu sein, d. mit Zustimmung des Pastors Mitglieder aufzunehmen, e. mit Zustimmung des Pastors Kinder einzusegnen, das Abendmahl zu halten und Beerdigungsgottesdienste durchzuführen. f. Verwaltungsaufgaben innerhalb der Gemeinde auszuüben. Die Aufgabe umfaßt die Vorbereitung des Abendmahls und der Fußwaschung und die Verantwortung für die Reinigung des Gemeindehauses, g. mit Zustimmung des Pastors disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen. Der Diakon hat die Pflicht, treu seinen Zehnten zu geben.

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§ 6. Der Gemeindeleiter A. Definition: Das Amt des Gemeindeleiters unterscheidet sich vom Amt der drei Amtsträger insofern, daß es nur begrenzt und situationsbezogen ausgeübt wird. a. Falls eine Gemeinde von keinem der drei Amtsträger geleitet wird, darf ein Gemeindeleiter vom Nationalvorsteher vorübergehend in den Dienst der Leitung einer Gemeinde oder einer neuen Pionierarbeit gestellt werden. b. Der Gemeindeleiter hat die Aufgabe, eine Gemeinde ohne Hirten solange zu betreuen, bis der Nationalvorsteher und die Gemeinde einen geeigneten Gemeindevorsteher gefunden haben. B. Notwendige Qualifikationen a. Er soll die Taufe im Heiligen Geist suchen oder erfahren haben. b. Er soll ein aktives Gemeindemitglied sein. c. Er soll die Lehre und Ordnungen der Gemeinde Gottes anerkennen und fähig sein, sie zu lehren. C. Rechte und Pflichten Der Gemeindeleiter hat das Recht, a. das Evangelium zu verkündigen, b. sein Amt als Gemeindeleiter in der Gemeinde auszuüben, c. mit Zustimmung des Gemeindekomitees und Bezirkspastors Mitglieder aufzunehmen, d. mit Zustimmung des Gemeindekomitees und Bezirkspastors zu taufen, Kinder einzusegnen, das Abendmahl zu halten und Beerdigungsgottesdienste durchzuführen, e. Verwaltungsaufgaben innerhalb der Gemeinde auszuüben. Die Aufgabe umfaßt die Vorbereitung des Abendmahls und der Fußwaschung und die Verantwortung für die Reinigung des Gemeindehauses, f. mit Zustimmung des Bezirkspastors disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen. Der Gemeindeleiter hat die Pflicht, treu seinen Zehnten zu geben. D. Die Zusammenarbeit mit dem Bezirkspastor und Nationalvorsteher a. Der Gemeindeleiter hat sich gegenüber dem Bezirkspastor und Nationalvorsteher zu verantworten. b. Der Gemeindeleiter handelt ausschließlich im Rahmen seiner Rechte und Pflichten. c. Der Gemeindeleiter sollte seinen Dienst als Probezeit für die Wahl in ein ständiges Amt betrachten. § 7. Kriterien der Berufung für ein Amt a. Der Pastor ermutigt aktive Mitglieder, ihre Berufung zum geistlichen Dienst der Wortverkündigung zu erkennen und auszuüben. b. Die göttliche Berufung zum Dienst setzt bestimmte geistliche Merkmale beim Berufenen voraus. Diese zeigen sich im guten Umgang mit Menschen, in der Ernsthaftigkeit des Glaubens und in treuer Pflichterfüllung.

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c. Der Berufene wird von dem zuständigen Vorgesetzten aufgefordert, seine Berufungsgeschichte schriftlich darzulegen. d. Der Berufene fastet und betet, um den Willen Gottes für sein Leben zu erkennen. e. Der Berufene wird nicht direkt von der Gemeinde in ein Amt eingesetzt. Die Gemeinde hat aber das Recht, eine Person für ein Amt vorzuschlagen. Nur die dafür zuständigen bewährten Pastoren und Presbyter sind berechtigt, eine Person in ein Amt einzusetzen. Bezirkspastor und Nationalvorsteher sind überwiegend für die Einsetzung von Personen zuständig. § 8. Die Berufung zeigt sich wie folgt: a. die persönliche Überzeugung und Gewißheit, die Berufung durch Christus erhalten zu haben, b. eine Bestätigung der Berufung durch die Gemeinde und den Pastor, c. das Zeugnis seiner Familie und Nahestehenden, d. die Bereitschaft, sich im Dienst für Gott aufzuopfern, e. vom Geist Gottes gedrungen, das Heil anderen weiterzusagen, f. der Berufene ist verpflichtet, nach der Zustimmung der Gemeinde und des Bezirkspastors die Lehre und Ordnungen der Gemeinde Gottes zu studieren und eine Prüfung abzulegen. Nach erfolgreicher Prüfung wird die Einsetzung von mindestens zwei Pastoren in einem Gottesdienst vorgenommen. § 9. Beschwerdeverfahren gegen beschuldigte Mitarbeiter a. Ein Mitarbeiter, der sich nicht an die Lehre und Satzungen der Gemeinde Gottes hält, wird vom Bezirkspastor und Nationalvorsteher ermahnt, sein Verhalten umgehend zu ändern. b. Kündigt ein Mitarbeiter seinen Dienst auf Grund einer Beschuldigung, wird er von Seiten der Verantwortlichen als schuldig betrachtet. c. Kein Amtsträger ist berechtigt, eine Person zu unterstützen, der durch eine disziplinarische Maßnahme der Dienstausweis entzogen wurde. d. Kein Amtsträger oder Mitarbeiter darf eine Gemeinde spalten. e. Jeder Amtsträger oder Mitarbeiter, der vom Dienst suspendiert wurde, benötigt die Zustimmung des Exekutivkomitees mit einer Zweidrittelmehrheit, um wieder in den Dienst eingesetzt zu werden. § 10. Gründe für ein Beschwerdeverfahren gegen Mitarbeiter a. Scheidung und unmoralisches Verhalten, b. Herrschsucht und Streitsucht gegenüber Mitgliedern und anderen Personen, c. Unversöhnlichkeit und Vergeltungssucht, d. das Fernbleiben von den Gottesdiensten. § 11. Beschwerdeverfahren gegen Mitarbeiter, die Ehebruch begangen haben a. Amtsträger und Mitarbeiter, die des Ehebruchs schuldig sind, haben kein Recht mehr,

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einen geistlichen Dienst in der Gemeinde auszuüben. Auch die Mitgliedschaft wird dem Betreffenden sofort entzogen. b. Verhält sich ein Mitarbeiter gegenüber dem anderen Geschlecht anstößig, verliert er seinen Dienstausweis und darf ein Jahr lang nicht mehr am Wort dienen. c. Amtsträgern und Mitarbeitern, die schwere Sünden begangen haben, wird das Recht zum Predigen und Dienen untersagt. § 12. Beschwerdeverfahren gegen Mitarbeiter a. Fühlt sich ein Mitarbeiter oder Amtsträger in der Ausübung seiner Dienstrechte durch andere Mitarbeiter schwerwiegend behindert, dann hat er das Recht zur Klärung seines Anliegens durch das Exekutivkomitee. Der Antrag zur Klärung des Sachverhalts hat schriftlich zu erfolgen. b. Der Nationalvorsteher beauftragt unabhängig vom Exekutivkomitee drei Pastoren, die sich mit der Klage auseinandersetzen. Die Schlichtungsergebnisse werden schriftlich festgehalten. c. Kommt es im Schlichtungsgespräch nicht zur Einigung, dann hat der Beschwerdeführer das Recht, seine Klage schriftlich an den Nationalvorsteher zu richten. Der Nationalvorsteher und das einberufene Pastorenkomitee fassen mit Hilfe einer Zweidrittelmehrheit einen Beschluß zur Klärung der Streitigkeiten. d. Sind die Parteien mit der Entscheidung des Pastorenkomitees nicht einverstanden, haben sie das Recht, innerhalb von sechs Wochen ihren Einspruch schriftlich an den Direktor der Internationalen Gemeinde Gottes für Zentral- und Osteuropa zu richten. V. Die Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich Die Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich hat mit dem Feststellungsbescheid GZ 12.056/4-KA/c/2001 vom 13.Oktober 2001 gemäß §2 Abs.1 RRBG Rechtspersönlichkeit erworben und ist daher berechtigt, sich als „staatlich eingetragene Bekenntnisgemeinschaft“ zu bezeichnen. Hauptsitz der Pfingstkirche „Gemeinde Gottes in Österreich“ ist in 2700 Wiener Neustadt, Puchberger Straße 65, kann aber auch verlegt werden. Die Lokalgemeinden (Filialen) aus ganz Österreich sind in zwei Regionen organisiert. Ihre Organe sind: ₋₋ die Hauptversammlung der „Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“ ₋₋ die Predigerversammlung (Pastorenkomitee) der „Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“ ₋₋ das Nationale Exekutivkomitee (der Vorstand) der „Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“ Der Stempel der „Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“ wird vom Vorsitzenden aufbewahrt. Der Stempel ist oval. Zwischen den zwei Linien steht: „Pfingstkirche Gemeinde Gottes Bundesleitung“ und in der Mitte ist die Landkarte Österreichs, eine Bibel mit einem Kreuz und einer Flamme.

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Das Vermögen der „Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“ besteht aus allen Gütern, die diese von den Lokalgemeinden gespendet bekommen hat. Über das nationale Vermögen bestimmt der Vorstand. § 1. Die Nationale Hauptversammlung a. Die Nationale Hauptversammlung besteht aus allen Mitarbeitern und Amtsträgern der Gemeinde Gottes in Österreich. Sie vertreten die Nationale Gemeinde Gottes. Sie findet mindestens einmal im Jahr statt. b. Pastoren, Presbyter, Diakone, Gemeindeleiter, Sekretäre und Kassierer sind zur Teilnahme an der Nationalen Hauptversammlung verpflichtet. Alle Amtsträger haben einen Dienstausweis und müssen bei Abwesenheit schriftlich die Gründe angeben. c. Die Aufgaben der Nationalen Hauptversammlung sind folgende: ₋₋ Sie beschließt Satzungsänderungen. ₋₋ Sie beschließt den Haushalt der Gemeinde Gottes Österreich. ₋₋ Sie entscheidet über die geistlichen Anfragen der Versammlung und beschließt organisatorische Veränderungen. § 2. Die Predigerversammlung (Pastorenkomitee) Die Predigerversammlung besteht aus allen Pastoren, Presbytern und Diakonen aus Österreich. Aufgaben der Predigerversammlung a. Wählt das Exekutivkomitee der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich. b. Bestimmt verschiedene Abteilungen und ihre Aufgaben. c. Schlägt Satzungsänderungen vor. § 3. Das Nationale Exekutivkomitee a. Das Nationale Exekutivkomitee wird in einer einberufenen Sitzung der Nationalen Hauptversammlung gewählt. Stimmrecht haben alle ordinierten Diener. b. Das Nationale Exekutivkomitee besteht aus mindestens sieben ordinierten Amtsträgern. Es besteht aus dem Vorsitzenden (Vorsteher), zwei stellvertretenden Vorsitzenden (Vorsteher), Sekretär, Kassier und den Beiräten. Die zwei stellvertretenden Vorsitzenden sind zugleich die Regionalleiter der zwei Regionen. c. Das Nationale Exekutivkomitee wird auf vier Jahre gewählt. d. Alle ordinierten Amtsträger haben das Recht, ihre Vorschläge zur Wahl einzubringen. e. Das Komitee braucht im ersten Wahlgang eine Zweidrittelmehrheit. Im zweiten Wahlgang ist eine absolute Mehrheit von einundfünfzig Prozent ausreichend. f. Das Nationale Exekutivkomitee trifft sich mindestens zweimal im Jahr. g. Das Exekutivkomitee ist beschlußfähig, wenn zwei Drittel der Komiteemitglieder anwesend sind. Die Aufgaben des Nationalen Exekutivkomitees h. Es ist verantwortlich für die Planung und Durchführung aller Gemeindeaktivitäten.

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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i. Es ist verantwortlich für die Verwaltung und Entwicklung der Gesamtgemeinde. j. Es ist verantwortlich für die Durchführung der gefaßten Beschlüsse der Nationalen Hauptversammlung. k. Es entscheidet über Klagen und Einsprüche der Mitglieder der Nationalen Hauptversammlung. l. Das Exekutivkomitee verordnet die Hinweise für die Wahlen. § 4. Der Nationalvorsteher a. Der Nationalvorsteher ist für die Gemeinde Gottes in Österreich verantwortlich. b. Er ist der Vorgesetzte der Amtsträger und Mitarbeiter. c. Er veranlaßt die Einberufung der Nationalen Hauptversammlung und des Nationalen Komitees. d. Er ist für die Einteilung von Bezirken (Regionen) auf nationaler Ebene zuständig. Daher werden die Lokalgemeinden aus ganz Österreich in zwei Regionen eingeteilt, und zwar Nord-West und Süd-Ost. Für die beiden Regionen wird ein Antrag für den Erwerb der Rechtspersönlichkeit an den Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten gestellt. Für den Fall der Auflösung einer oder beide Regionen werden die Rechte und Pflichten auf den Nationalen Vorstand übergehen. e. Es obliegt ihm, der Gründung von Pioniergemeinden zuzustimmen. f. Er hat Rede- und Handlungsrecht in allen Gemeinden, Komitees, Arbeitskreisen und Ausschüssen der Gemeinde Gottes. g. Er vertritt die nationalen Interessen der Gemeinde in allen offiziellen Komitees sowie bei anderen Bewegungen und Denominationen auf europäischer und internationaler Ebene. h. Er hat die Funktion, die „Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich“ zu vertreten, und ist befugt, eine dritte Person zu delegieren, die ihn in Verbindung mit den Statuten und anderen juristischen Personen vertritt. Die zwei stellvertretenden Nationalvorsteher werden also die zwei Regionen nach außen vertreten, jeder die ihm anvertraute. i. Er bearbeitet und entscheidet über die Anträge zur Ordination aller Amtsträger. j. Er entscheidet zusammen mit den Amtsträgern über alle Sach- und Grundstückswerte. k. Er ist gegenüber dem Direktor für Zentral- und Osteuropa verantwortlich. § 5. Der stellvertretende Nationalvorsteher a. Er soll den Nationalvorsteher bei der Bewältigung seiner Aufgabe tatkräftig unterstützen. b. Im Fall von dessen Abwesenheit wegen Krankheit oder Tod ist der erste stellvertretende Nationalvorsteher befugt, die Amtsgeschäfte des Vorstehers zu übernehmen. c. Aufgrund seiner Position hat er volles Rede- und Handlungsrecht in allen Gemeinden. Alle seine Entscheidungen und Maßnahmen hat er zuerst mit dem Nationalvorsteher abzustimmen. d. Der erste stellvertretende Nationalvorsteher vertritt den Nationalvorsteher bei dessen Abwesenheit.

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e. Die Stellvertretenden sind für die Regionen, die ihnen anvertraut werden, verantwortlich und haben Vertreterfunktion in den Beziehungen zu anderen juristischen Personen. f. Zusammen mit dem Nationalvorsteher genehmigen sie öffentliche Veranstaltungen der Lokalgemeinden. g. Zusätzliche Aufgaben der Stellvertreter werden vom Nationalvorsteher und Exekutivkomitee festgelegt. § 6. Der Nationale Generalsekretär a. Er ist für die Leitung des Sekretariats der Gesamtgemeinde verantwortlich. b. Er erledigt die Korrespondenz der Gesamtgemeinde. c. Er verfaßt alle Sitzungsprotokolle des Exekutivkomitees und der Nationalen Vollversammlung. d. Er verwaltet alle Finanzberichte, Gemeinde- und Predigerberichte, Mitgliederlisten und sonstigen Unterlagen der Verwaltung. e. Er besitzt im Rahmen seiner Position Handlungsvollmacht. § 7. Der Nationale Kassier a. Er ist für die korrekte Verwaltung des Finanzwesens zuständig. b. In Bezug auf die Gesamtgemeinde ist er für den gesamten Zahlungsverkehr verantwortlich. Er ist für Schecks und Überweisungen zeichnungsberechtigt. c. Er verwaltet Spenden und Darlehen und verbucht alle Einnahmen und Ausgaben. d. Er unterzeichnet alle Dokumente in bezug auf dingliche und andere Vermögenswerte. e. Er ist verpflichtet, auf der Nationalen Hauptversammlung einen Finanzbericht vorzulegen. f. Er überweist monatlich zehn Prozent aller Einnahmen an das Büro für Zentral- und Osteuropa. g. Er besitzt im Rahmen seiner Position Rederecht in allen Gemeinden, Komitees und Ausschüssen. § 8. Der Nationale Jugend- und Sonntagsschulleiter a. Der Jugend- und Sonntagsschulleiter verpflichtet sich, die Arbeit unter Jugendlichen und Kindern zu strukturieren. Der Jugend- und Sonntagsschulleiter wird von den Amtsträgern der Gemeinden gewählt und eingesetzt. c. Er ist verpflichtet, den Kindern und Jugendlichen das Evangelium in ihrer Sprache und ihrem Verständnis zu lehren. d. Er erstellt die Programme für Sonntagsschule und Jugendarbeit. e. Er unterstützt die Verbreitung von Kinder- und Jugendliteratur. f. Er fördert bei Jugendlichen das Interesse für den Dienst in der Gemeinde.

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§ 9. Die Frauenarbeit a. Der Dienst der Schwestern wird von den Amtsträgern der Gemeinde eingerichtet und unterstützt. b. Der Schwesterndienst soll regelmäßig, mindestens aber einmal pro Woche zusammenkommen, um für die Gemeinde zu beten, ältere Personen und Hilfsbedürftige zu unterstützen und Kranke zu besuchen. § 10. Die christliche Literaturarbeit a. Der Leiter dieser Arbeit soll Mitglieder der Gemeinde mit guter, christlicher Literatur versorgen. b. Der Inhalt der Literatur darf dem Evangelium nicht widersprechen und muss sich an die Lehren der Gemeinde Gottes anlehnen. c. Es dürfen keine politischen und rassistischen Ansichten verbreitet werden. d. Der Leiter dieser Arbeit motiviert Kinder und Jugendliche, ein heiliges Leben vor Gott zu führen. § 11. Das Bibelseminar a. Die Bibelschule (ESCM) innerhalb der Gemeinde Gottes in Österreich ist ein Zweig des Europäischen Bibelseminars in Rudersberg (EBS). b. Die ESCM-Schule setzt sich zusammen aus dem Direktor, seinem Stellvertreter, Sekretär, Kassier, zwei Rechnungsprüfern und weiteren Mitgliedern. Diese bilden ein Komitee. Es wird empfohlen, daß mindestens die Hälfte der Personen ordinierte Amtsträger sind. Die Mitglieder des Komitees müssen eine theologische Ausbildung nachweisen können. c. Das Komitee wird alle vier Jahre von der Pastorenschaft gewählt. d. Das Komitee gestaltet den Lehrplan für die Kursteilnehmer. Der Lehrplan berücksichtigt die Lehre der Gemeinde Gottes in Österreich. e. Der Direktor arbeitet eng mit dem Nationalvorsteher zusammen. Die Ziele der Schule werden vom Schulkomitee und dem Nationalvorsteher formuliert. f. Schwerwiegende Klagen der Teilnehmerschaft oder Lehrerschaft müssen schriftlich an das Schulkomitee gestellt werden. g. Die Zweigschule dient dem Zweck, berufene Schüler für den Dienst in der Gemeinde vorzubereiten. VI. Internationale Strukturen der Gemeinde Gottes § 1.

Die Internationale Generalversammlung

a. Definition: Die Internationale Generalversammlung*) der Gemeinde Gottes ist die organisierte Körperschaft mit der Vollmacht, Lehren, Gemeindeaufbau, Grundsätze und Tätigkeiten aller Einzelgemeinden zu beschließen, die jene Versammlung bilden.

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Einer der ersten und heiligsten Grundsätze, der in der frühesten Geschichte der Gemeinden Gottes angenommen wurde und heute noch Gültigkeit hat, ist die Anerkennung der ganzen, richtig geteilten Bibel. Deshalb treffen wir uns in einer alle zwei Jahre stattfindenden Versammlung mit allen Predigern und Gemeindemitgliedern, die daran teilnehmen möchten, um in der Schrift zu forschen und sie in die Tat umzusetzen. Unsere Lehren und unser Glaube sind noch dieselben, wie sie ursprünglich bei der Konstituierung der Gemeinde Gottes angenommen wurden. Alle Änderungen im Gemeindeaufbau und ihrer Leitung wurden bei den verschiedenen Generalversammlungen angenommen. Alle Beschlüsse werden durch eine Mehrheitswahl aller anwesenden und wählenden männlichen Mitglieder gefaßt, wobei es ihr Vorrecht ist, über alle beigebrachten Anträge abzustimmen. Von der Generalpredigerversammlung vorgeschlagene Personen werden durch eine Mehrheitswahl der Generalversammlung in ihr Amt gewählt. b. Verfahren Die Bestimmung der Zeit und des Ortes der Generalversammlung ist dem Obersten Rat überlassen. Die Generalversammlung soll alle zwei Jahre zusammenkommen. Es wurde als schriftgemäß empfohlen, Berichte von jeder Generalversammlung anzufertigen und aufzubewahren. Bücher sollen bei den Generalversammlungen nur durch den offiziellen Büchertisch verkauft werden. Der Generalvorsteher hat die Vollmacht, eine Generalversammlung der Prediger einzuberufen, wenn das Ausführungskomitee und die Achtzehn Räte das für ratsam halten und wenn die Reise- und sonstigen Bedingungen es zulassen. c. Ausführungsbestimmungen Artikel I Der wahlberechtigte Teil der Generalversammlung besteht aus allen männlichen Gemeindemitgliedern und Predigern der Gemeinde Gottes. Der Generalvorsteher der Gemeinde Gottes dient als Vorsitzender aller Sitzungen der Generalversammlung. Der Generalsekretär ist für die Protokolle dieser Sitzungen verantwortlich. Die Generalversammlung soll alle zwei Jahre zusammenkommen, um alle Empfehlungen der Generalpredigerversammlung zu erwägen und Beschlüsse zu fassen. Die Generalversammlung wählt den Generalvorsteher, die stellvertretenden Generalvorsteher, den Generalsekretär, den Generalsonntagsschul- und Jugendleiter, den Leiter und stellvertretenden Leiter der Abteilung für Evangelisation und Innere Mission sowie den Leiter und stellvertretenden Leiter der Weltmissionsabteilung. Artikel II Die Leiter der Generalversammlung sind ein Vorsitzender und ein Sekretär. Der Generalvorsteher führt den Vorsitz. Er ernennt die Mitglieder der Komitees, die durch die Generalversammlung berufen werden. Der Generalsekretär dient der Generalversammlung als Sekretär. Er ist für die Aufzeichnung

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der Beschlüsse der Generalversammlung verantwortlich sowie für die Aufbewahrung der Protokolle. Artikel III Jedes Mitglied hat das Recht, über jede Frage zu sprechen. Der Betreffende kann jedoch nicht zum zweitenmal über dieselbe Frage sprechen, solange irgendein Mitglied, das zu dieser Frage noch nicht Stellung genommen hat, um das Wort bittet. Es ist das Vorrecht des Vorsitzenden, die Sprecher aufzurufen und ein Gleichgewicht zwischen befürwortenden und ablehnenden Stellungnahmen herzustellen. Die Debatte kann durch einen entsprechenden Antrag begrenzt werden. Artikel IV Die Vollmacht, diese Ausführungsbestimmungen zu ändern, zu ergänzen oder zu widerrufen, soll bei der Generalversammlung liegen und durch eine Zweidrittelmehrheit möglich sein. § 2.

Die Internationale Generalpredigerversammlung

a. Definition: Die Internationale Generalpredigerversammlung setzt sich aus allen ordinierten Predigern der weltweiten Gemeinde Gottes zusammen. Sie haben allein das Wahlrecht. Anerkannte Prediger und Ermahner haben das Vorrecht, der Generalpredigerversammlung beizuwohnen, aber ohne Stimmrecht. b. Pflichten Die Generalpredigerversammlung kommt alle drei Jahre zusammen, um solche Empfehlungen zu besprechen und vorzubereiten, die schriftgemäß und angebracht sind, das Wohl der Gemeinde Gottes zu fördern. Solche Empfehlungen müssen der Generalversammlung zur letzten Entscheidung vorgetragen werden. Es ist die Aufgabe der Generalpredigerversammlung, der Generalversammlung den Generalvorsteher, seine Stellvertreter, den Generalsekretär, den Generalsonntagsschul- und Jugendleiter, den Leiter und stellvertretenden Leiter der Abteilung für Evangelisation und Innere Mission sowie den Leiter und stellvertretenden Leiter der Weltmissionsabteilung vorzuschlagen. Die Generalpredigerversammlung wählt die Achtzehn Räte. c. Auffüllen einer freiwerdenden Stelle Wenn das Amt des dritten stellvertretenden Generalvorstehers durch Beförderung, Tod oder Arbeitsunfähigkeit frei wird oder wenn der Betreffende aus irgendeinem Grund nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung steht, soll der Generalvorsteher allen ordinierten Pastoren der Internationalen Gemeinde Gottes die Namen der nächsten beiden Männer mitteilen, die bei der letzten Wahl die höchste Stimmenzahl erreichten, ohne jedoch in ein Amt der Generalleitung gewählt worden zu sein. Die Generalpredigerversammlung soll dann durch eine Briefwahl die Person auswählen, die das freigewordene Amt übernehmen soll. Nur solche Wahlzettel sind gültig, die innerhalb von 20 Tagen an die Generalleitung eingeschickt

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werden. Wer die Mehrzahl der Stimmen erhält, soll die restliche Zeit bis zur nächsten Generalversammlung in diesem Amt dienen. d. Tagesordnung der Generalpredigerversanunlung Da die offizielle Tagesordnung, die von der Generalpredigerversammlung behandelt wird, mindestens dreißig Tage vor ihrem Beginn an alle ordinierten Pastoren geschickt wird, müssen alle diesbezüglichen Empfehlungen rechtzeitig für die Beratungen des Ausführungskomitees in der Maisitzung eingegangen sein. Nur dann können sie auf der Tagesordnung berücksichtigt werden. Alle neuen Anträge und Entschlüsse, die von der Generalpredigerversammlung behandelt werden sollen, müssen aufgeschrieben werden und einen Platz auf der Tagesordnung bekommen. Zu diesem Zweck ernennt der Vorsitzende ein Antragskomitee aus fünf Personen, das die Anträge und Entschlüsse in Empfang nimmt, ordnet und auf die Tagesordnung setzt. Dieses Komitee soll nur während der Sitzungsperiode der betreffenden Generalpredigerversammlung im Amt sein. e. Ausführungsbestimmungen Artikel I Die Internationale Generalpredigerversammlung besteht aus allen ordinierten Pastoren der Gemeinde Gottes, die zugleich wahlberechtigt sind. Der Generalvorsteher dient als Vorsitzender aller Sitzungen der Generalpredigerversammlung. Der Generalsekretär ist für die Protokolle dieser Sitzungen verantwortlich. Die Generalpredigerversammlung soll alle zwei Jahre zusammenkommen, um alle Empfehlungen des Ausführungskomitees zu erwägen. Die Tagesordnung für die Generalpredigerversammlung soll allen ordinierten Pastoren mindestens 30 Tage vor Beginn der Generalpredigerversammlung mit der Post zugeschickt werden. Die Generalpredigerversammlung soll solche Empfehlungen, die schriftgemäß sind und zum Wohl der Gemeinde dienen, erwägen und vorbereiten. Diese sind dann der Generalversammlung zur endgültigen Entscheidung vorzulegen. Alle Punkte der Tagesordnung, die vom Ausführungskomitee aufgestellt wurden, haben Vorrang. Sie werden von der Generalpredigerversammlung zuerst behandelt. Alle neuen Angelegenheiten sind dem Vorsitzenden des Antragskomitees vorzulegen. Dieses Komitee nimmt die Anträge an, ordnet und klärt sie, scheidet doppelte Anträge aus und bringt alle Punkte auf eine zusätzliche Tagesordnung, nachdem die gedruckte Tagesordnung bereits fertig ist. Diese neuen Angelegenheiten müssen bis spätestens 14 Uhr am dritten Tag der Generalpredigerversammlung dem Antragskomitee mit Schreibmaschine geschrieben vorgelegt werden. Die Generalpredigerversammlung soll der Generalversammlung den Generalvorsteher, die stellvertretenden Generalvorsteher, den Generalsekretär, den Generalsonntagsschul- und Jugendleiter, den Leiter und stellvertretenden Leiter der Abteilung für Evangelisation und Innere Mission sowie den Leiter und stellvertretenden Leiter der Weltmissionsabteilung vorschlagen. Die Generalpredigerversammlung wählt die Achtzehn Räte.

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Artikel II Die Leiter der Generalpredigerversammlung sind ein Vorsitzender und ein Sekretär. Der Generalvorsteher führt den Vorsitz. Er ernennt die Mitglieder der Komitees, die durch die Generalpredigerversammlung berufen werden. Der Generalsekretär dient der Generalpredigerversammlung als Sekretär. Er ist für die Aufzeichnung der Beschlüsse der Generalpredigerversammlung verantwortlich und hat die Protokolle aufzubewahren. Artikel III Die Namen aller Personen, die bei den Vorschlagswahlen fünfundzwanzig oder weniger Stimmen erhalten, sollen am Stand der Auszähler angeschlagen und nicht der Generalpredigerversammlung vorgelesen werden. Jedes Mitglied hat das Recht, bei jeder Frage zu sprechen. Der Betreffende kann jedoch nicht zum zweitenmal über dieselbe Frage sprechen, solange irgendein Mitglied, das zu dieser Frage noch nicht Stellung genommen hat, um das Wort bittet. Es ist das Vorrecht des Vorsitzenden, die Sprecher aufzurufen und ein Gleichgewicht zwischen befürwortenden und ablehnenden Stellungnahmen herzustellen. Die Debatte kann durch einen entsprechenden Antrag begrenzt werden. Artikel IV Die Vollmacht, die Ausführungsbestimmungen zu ändern, zu ergänzen oder zu widerrufen, soll bei der Generalpredigerversammlung Heizen und nur durch Zweidrittelmehrheit der Stimmen möglich sein. § 3. Der Oberste Rat a. Wahl Die Achtzehn Räte werden alle zwei Jahre von der Generalpredigerversammlung gewählt. Sie können nicht mehr als vier Jahre nacheinander in dieser Stellung dienen. Der Generalvorsteher, seine Stellvertreter, der Generalsekretär und die Achtzehn Räte bilden den Obersten Rat der Internationalen Gemeinde Gottes. b. Rechte und Pflichten Der Oberste Rat hat alle Punkte zu besprechen und auszuführen, die das allgemeine Interesse und das Wohl der Gemeinde Gottes betreffen. Dieser Rat kommt zu einer Zeit zusammen, die vom Generalvorsteher bestimmt wird, um Empfehlungen anzunehmen, die vor die Generalpredigerversammlung gebracht werden sollen. Alle Anträge, durch die irgendeine Lehre der Gemeinde Gottes geändert werden soll, müssen vor der Sitzung der Generalpredigerversammlung dem Obersten Rat schriftlich unterbreitet werden, bevor sie der Generalpredigerversammlung vorgelegt werden können. Alle Anträge, die irgendeinen Artikel des Glaubensbekenntnisses der Gemeinde Gottes ändern oder auslassen sollen, müssen, bevor sie der Generalversammlung vorgelegt werden, dem Obersten Rat schriftlich zwölf Monate vor der regelmäßigen Sitzung der Generalpredigerversammlung unterbreitet werden. Um den Antrag durchzubringen, ist eine Wahl mit

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Dreiviertelmehrheit notwendig. Er soll dann der Generalpredigerversammlung zur Erwägung unterbreitet werden. Wenn auch die Generalpredigerversammlung mit einer Dreiviertelmehrheit dafür stimmt, hat der Ausführungsausschuß diesen Antrag vierteljährlich in der offiziellen Zeitschrift der Gemeinde Gottes zu veröffentlichen. Die Gemeindemitglieder erhalten dadurch bis zur nächsten Generalversammlung die Gelegenheit, den Antrag zu erwägen, um ihn dann bei der Generalversammlung durch ihre Abstimmung anzunehmen oder abzulehnen. Die Verteilung des Zehnten, der zur Generalleitung geschickt wird, liegt in den Händen des Generalvorstehers und des Obersten Rates. Angelegenheiten, die Schwierigkeiten oder Maßnahmen in bezug auf ein oder mehrere Mitglieder des Ausführungskomitees betreffen, sind den Achtzehn Räten zur Entscheidung vorzulegen. Der Oberste Rat hat die Vollmacht, einen ersten oder zweiten stellvertretenden Generalvorsteher ins Amt einzusetzen, falls ein solches Amt vor der nächsten Generalversammlung frei wird. Er berät mit dem Generalvorsteher über alle Angelegenheiten, die das allgemeine Interesse der Gemeinde betreffen. Diese Gruppe von Männern oder eine Mehrheit derselben hat die Vollmacht, ein Mitglied des Ausführungskomitees, das sich irgendetwas zuschulden kommen ließ, vom Dienst zu suspendieren. Die nächste Generalpredigerversammlung entscheidet dann endgültig über diesen Fall. Der Generalvorsteher weist zusammen mit dem Obersten Rat seinen Stellvertretern ihre Arbeitsbereiche zu und legt ihre Rechte und Pflichten fest. Predigerausweise, die auf Grund ungebührlichen Verhaltens gegenüber dem anderen oder dem eigenen Geschlecht widerrufen wurden, werden nicht wieder ausgestellt, bis der Oberste Rat sich mit einer Dreiviertelmehrheit dafür ausgesprochen hat. Die Organisation der Sonntagsschul- und Jugendarbeit der Gemeinde Gottes steht unter Aufsicht des Obersten Rates. Bevor eine Schule für höhere Bildung begonnen wird, muß zuerst die Genehmigung des Obersten Rates dazu eingeholt werden. Der Oberste Rat hat das Recht, einen Fonds zu errichten, aus dem Gemeinden in neuen Gebieten leihweise ein Darlehen erhalten können. Vorgesetzte der Internationalen Gemeinde Gottes Alle Vorgesetzten in der Gemeinde Gottes haben die Rechte und Pflichten, die ihnen die Bibel zuweist. § 4. Das Generalausführungskomitee Das Generalausführungskomitee besteht aus dem Generalvorsteher, dem ersten, dem zweiten und dem dritten stellvertretenden Generalvorsteher und dem Generalsekretär. Der Generalvorsteher legt zusammen mit dem Obersten Rat die Aufgaben seiner Stellvertreter fest.

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Sollte das Amt von zwei oder mehr Mitgliedern des Generalausführungskomitees durch Tod, Unfall, Krieg oder ähnliche Umstände gleichzeitig frei werden, ist von den sich noch im Amt befindenden Mitgliedern innerhalb von 30 Tagen eine Notstandsversammlung der Prediger einzuberufen. Wenn die noch amtierenden Mitglieder aus irgendwelchen Gründen dazu nicht in der Lage sind, kommt diese Aufgabe dem Obersten Rat zu. Drei Ratsmitglieder können in solchen Fällen die Einberufung einer Notstandsversammlung der Prediger beim Obersten Rat beantragen. Auf dieser Sondersitzung kommt den ordinierten Pastoren die Aufgabe zu, geeignete Personen für die freigewordenen Ämter vorzuschlagen. Aus diesen wählt die einberufene Generalpredigerversammlung die erforderlichen Mitglieder des Generalausführungskomitees. Die Wahl gilt für den Rest der laufenden Amtsperiode. a. Rechte und Pflichten Das Generalausführungskomitee ernennt alle Superintendenten, alle Staatsvorsteher in den USA und solche Gebietsvorsteher, die nicht durch die nationale Prediger- und Generalversammlung ihres Landes gewählt werden. Außerdem ernennt es ₋₋ alle Komitees und Ausschüsse, die auf der Ebene der Internationalen Generalleitung arbeiten; ₋₋ die Präsidenten der Gemeindeschulen für höhere Bildung, soweit sie der Generalleitung unterstellt sind. Wenn es die Situation erfordert und wenn der entsprechende Abteilungsleiter zustimmt, hat das Generalausführungskomitee das Recht, finanzielle Mittel für eine befristete Zeit von einer Abteilung der Generalleitung in eine andere zu übertragen. Nachdem eine Person acht Jahre im Ausführungskomitee gedient hat, kann sie für einen Zeitraum von zwei Jahren nicht mehr für dieses Amt kandidieren. § 5. Der Generalvorsteher Der Generalvorsteher wird von der Generalpredigerversammlung benannt und von der Internationalen Generalversammlung gewählt. Er dient im höchsten Amt in der Gemeinde Gottes und hat die allgemeine Oberaufsicht der Arbeit auf allen Gebieten. Er wird immer für zwei Jahre gewählt und kann nicht länger als vier aufeinanderfolgende Jahre dieses Amt ausüben. a. Seine Rechte und Pflichten Der Generalvorsteher ist Vorsitzender der Generalversammlung, der Generalpredigerversammlung und des Obersten Rates. ₋₋ Er sorgt für das allgemeine Wohl der Gemeinde Gottes. ₋₋ Die Dienstberechtigung der Prediger wird von ihm unterzeichnet. ₋₋ Die Predigerliste hält er auf dem aktuellen Stand. ₋₋ Er weist zusammen mit dem Obersten Rat einem seiner Stellvertreter den Arbeitsbereich der Äußeren Mission zu und legt dessen Rechte und Pflichten fest.

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₋₋ Zusammen mit seinen Stellvertretern und dem Generalsekretär ernennt er alle zwei Jahre sämtliche Ausschüsse und Komitees, die auf der Ebene der Generalleitung arbeiten. Diese Ernennungen geschehen, während die Generalversammlung tagt, ausgenommen im Notfall. ₋₋ Zusammen mit seinen Stellvertretern und dem Generalsekretär ernennt er alle zwei Jahre die Superintendenten und solche Gebietsvorsteher, die nicht gewählt werden. ₋₋ Er ist ihr zuständiger Vorgesetzter. ₋₋ Wenn es entsprechende Gründe notwendig machen, hat er die Entlassung einer ernannten Person vorzunehmen. ₋₋ Wenn es eine zwingende Situation erfordert, ruft er die Achtzehn Räte und/oder andere Ausschüsse zu einer Beratung zusammen. ₋₋ Er beruft den Obersten Rat und die Generalpredigerversammlung ein. ₋₋ Er ernennt ein Komitee, das ihm bei der Vorbereitung der Generalversammlung behilflich ist. ₋₋ Wenn es für den Schutz der Gesamtgemeinde nötig sein sollte, macht er in Verbindung mit den Gebietsvorstehern solche Gruppen öffentlich bekannt, die der Gesamtgemeinde oder den Einzelgemeinden Schaden zufügen. ₋₋ Das Predigtamt einer Person kommt erst dann endgültig zu Ende, wenn der Widerruf vom Generalvorsteher und dem Vorsteher des betreffenden Gebietes unterzeichnet wurde. Wird das Amt des Generalvorstehers durch unvorhergesehene Gründe frei, soll der erste stellvertretende Generalvorsteher für die restliche Zeit dieser Dienstperiode dieses Amt übernehmen. § 6. Die stellvertretenden Generalvorsteher Der erste, der zweite und der dritte stellvertretende Generalvorsteher werden alle zwei Jahre von der Generalpredigerversammlung benannt und von der Generalversammlung gewählt. Es ist die Pflicht der Stellvertreter, dem Generalvorsteher bei der Ausübung seiner Aufgaben zu helfen und ihn zu unterstützen. Sie können nicht länger als vier aufeinanderfolgende Jahre in eines dieser Ämter und höchstens acht Jahre in das Ausführungskomitee gewählt werden. Wird das Amt eines stellvertretenden Generalvorstehers aus unvorhergesehenen Gründen frei, soll der Generalvorsteher innerhalb von 30 Tagen den Obersten Rat zusammenrufen. Der Rat ernennt den der beiden verbliebenen stellvertretenden Generalvorsteher für das freigewordene Amt, der entsprechend der Reihenfolge bei der Wahl der Generalversammlung zuerst dafür in Frage kommt. Wenn das Amt des dritten stellvertretenden Generalvorstehers aus unvorhergesehenen Gründen frei wird, soll der Generalvorsteher allen ordinierten Pastoren die Namen der nächsten beiden Männer mitteilen, die bei der Generalversammlung die höchste Stimmenzahl erreichten, ohne jedoch in ein Amt der Generalleitung gewählt worden zu sein. Die

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ordinierten Pastoren wählen dann durch eine Briefwahl die Person aus, die das freigewordene Amt ausfüllen soll. Nur solche Wahlzettel sind gültig, die innerhalb von 20 Tagen an die Generalleitung eingeschickt werden. Wer die Mehrzahl der Stimmen erhält, soll die restliche Zeit der laufenden Dienstperiode in diesem Amt dienen. § 7. Der Generalsekretär Der Generalsekretär wird alle zwei Jahre von der Generalpredigerversammlung ernannt und von der Generalversammlung gewählt. Er kann nicht länger als vier aufeinanderfolgende Jahre in diesem Amt dienen. Es ist die Pflicht des Generalsekretärs, alle Berichte der Prediger und Gemeinden aufzubewahren, die zur Generalleitung kommen. Er ist der Verwalter aller Urkunden und gesetzlichen Dokumente der Gesamtgemeinde. Der Generalsekretär ist der Verwalter aller Finanzen, die zur Generalleitung fließen. Entsprechend den Anordnungen ihrer verschiedenen Abteilungen tätigt er alle Ausgaben. Er muß durch eine Obligation gedeckt sein, deren Höhe vom Obersten Rat festgesetzt wird. Für die Leiter der Abteilungen und für den Obersten Rat erstellt er die erforderlichen Statistiken und Finanzberichte. Er ist für die Rechnungsprüfung der gesamten Buchhaltung der Generalleitung zuständig. Ebenso hat er den Finanz- un Bilanzbericht für die Generalversammlung anzufertigen. Dabei soll ein staatlich anerkannter Rechnungsprüfer mitwirken. Die erforderlichen Angestellten der Generalleitung werden von ihm eingestellt. Ihre Bezüge werden in Verbindung mit den Leitern der einzelnen Abteilungen festgesetzt. Wird das Amt des Generalsekretärs aus unvorhergesehenen Gründen frei, hat der Generalvorsteher allen ordinierten Pastoren die Namen der nächsten beiden Männer mitzuteilen, die bei der Generalversammlung die höchste Stimmenzahl erreichten, ohne jedoch in ein Amt der Generalleitung gewählt worden zu sein. Diese wählen dann durch eine Briefwahl die Person aus, die das freigewordene Amt ausfüllen soll. Nur solche Wahlzettel können berücksichtigt werden, die innerhalb von 20 Tagen an die Generalleitung eingeschickt werden. Wer die Mehrzahl der Stimmen erhält, soll die restliche Zeit der laufenden Dienstperiode in diesem Amt dienen. § 8. Der Europavorsteher Der Europavorsteher bzw. Direktor für Zentral- und Osteuropa wird alle zwei Jahre vom Generalausführungskomitee während der Generalversammlung ernannt. Es ist seine Aufgabe mit dem Generalausführungskomitee über alle Punkte, die die Arbeit der Gemeinde Gottes in Europa betreffen, zu beraten. Für die Länder, in denen die Prediger der dort bestehenden Gemeinde Gottes ihren Vorsteher noch nicht selbst wählen, schlägt er dem Generalausführungskomitee eine geeignete Person zur Ernennung in dieses Amt vor. Er ist der Vorgesetzte der Gebietsvorsteher in den europäischen Ländern, für die ihm die

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Aufsicht übertragen wurde. Kraft seines Amtes hat er Rederecht in allen Predigerversammlungen und Gebietskonferenzen der Länder seiner Zuständigkeit. Der Arbeit, die ihm unterstellt ist, widmet er seine ganze Zeit. Er ist dem Generalausführungskomitee für seine Abteilung und die Ausführung seiner Pflichten verantwortlich. ₋₋ Der Europavorsteher soll ein evangelistisches Programm in ganz Europa fördern und unterstützen; ₋₋ Interesse an Bibelseminaren und anderer christlicher Erziehung wecken; ₋₋ unbefriedigende Zustände ordnen, die in der Gemeinde in Europa entstehen könnten; ₋₋ in Zusammenarbeit mit den Gebietsvorstehern die Zeit für Konferenzen vereinbaren und wenn möglich bei ihnen anwesend sein. ₋₋ Wo es Pioniersituationen erfordern, soll er bei der Auswahl und dem Kauf von Gemeindeeigentum behilflich sein. § 9. Der Ausschuß für Weltmission Der Missionsausschuß wird alle zwei Jahre vom Generalausführungskomitee ernannt und von der Generalversammlung eingesetzt. Er besteht aus nicht weniger als sieben Männern, die mit Heiligem Geist und Weisheit erfüllt sind. Seine Rechte und Pflichten Der Missionsausschuß hat folgende Aufgaben: ₋₋ die Förderung der Missionsarbeit durch entsprechende Schriften und andere geeignete Mittel, ₋₋ zukünftige Missionare auswählen und bei der Vorbereitung und Ausbildung für das Missionsfeld unterstützen, ₋₋ für die Mittel zur Ausreise und Versorgung aller Missionare, die ausgesandt werden sollen, mitsorgen, ₋₋ unbefriedigende Zustände ordnen, wenn solche auf‘ dem Missionsfeld entstehen, ₋₋ die Verteilung aller Missionsgelder regeln, die in die Generalleitung fließen. § 10. Der Leiter der Weltmissionsabteilung Der Leiter der Weltmissionsabteilung bzw. der Weltmissionsdirektor wird jedes zweite Jahr von der Generalpredigerversammlung vorgeschlagen und von der Generalversammlung gewählt. Seine ununterbrochene Dienstzeit ist auf maximal vier Jahre begrenzt. Sein Gehalt wird vom Obersten Rat festgesetzt. Seine Rechte und Pflichten Der Leiter der Abteilung für Weltmission hat folgende Verantwortung: ₋₋ Er pflegt die Verbindung mit den Missionaren der verschiedenen Missionsfelder. ₋₋ In Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des Weltmissionsausschusses beschließt er über die Verwendung der Mittel, die für Notfälle zur Verfügung stehen.

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₋₋ In Zusammenarbeit mit den Vorstehern der verschiedenen Missionsländer legt er die Daten für die Jahreskonferenzen in diesen Gebieten fest. ₋₋ Soweit es ihm möglich ist, besucht er die Jahreskonferenzen verschiedener Länder, um für die Missionsarbeit zu werben. ₋₋ Er nimmt solche Beziehungen in fremden Ländern auf und pflegt sie, die für die Missionsarbeit nützlich sind. ₋₋ Dem Missionsausschuß empfiehlt er geeignete zukünftige Missionare. ₋₋ Er sammelt genaue Unterlagen über die Missionsarbeit der Gemeinde Gottes und bewahrt sie auf. ₋₋ Alle Pflichten, die ihm der Weltmissionsausschuß aufträgt, führt er aus. § 11. Der stellvertretende Leiter der Weltmissionsabteilung Der stellvertretende Leiter der Weltmissionsabteilung wird jedes zweite Jahr von der Generalpredigerversammlung vorgeschlagen und von der Generalversammlung gewählt. Seine ununterbrochene Dienstzeit ist auf maximal vier Jahre begrenzt. Sein Gehalt wird vom Obersten Rat festgelegt. ₋₋ Er ist der Vertreter der Missionsfelder. ₋₋ Er ist für die Herstellung und Verbreitung solcher Traktate, Zeitschriften, Bücher und audiovisueller Mittel verantwortlich, die zur Förderung der Missionsarbeit geeignet sind. ₋₋ Den Missionaren, die ausgesandt werden, ist er bei der Beschaffung ihrer Einreiseund Arbeitserlaubnis für das Missionsland behilflich. ₋₋ Dem Leiter der Missionsabteilung empfiehlt er geeignete zukünftige Missionare. ₋₋ Er sammelt genaue Unterlagen über die Missionsarbeit der Gemeinde Gottes und bewahrt sie auf. ₋₋ Bei Abwesenheit des Leiters der Missionsabteilung leitet er vertretungsweise die Abteilung der Weltmission. ₋₋ Alle Pflichten, die ihm der Weltmissionsausschuß aufträgt, führt er aus. Die Generalkinder- und Jugendarbeit Das Generalausführungskomitee soll alle zwei Jahre einen Internationalen Kinder- und Jugendarbeitsausschuß ernennen. § 12. Der Internationale Kinder- und Jugendarbeitsausschuß – seine Rechte und Pflichten Der Kinder- und Jugendarbeitsausschuß bzw. der Generalsonntagsschul- und Jugendausschuß soll der Jugend in Bezug auf geistliches Leben, Erziehung und Erholung dienen. ₋₋ Er soll Programme und Empfehlungen für die Sonntagsschul– und Jugendarbeit ausarbeiten und anbieten, ₋₋ Initiativen zur christlichen Erziehung planen und fördern, ₋₋ Interesse an den Bibelseminaren und Schulen der Gemeinde Gottes wecken.

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§ 13. Der Internationale Direktor für Kinder- und Jugendarbeit Der Internationale Direktor für Kinder- und Jugendarbeit bzw. der Generalsonntagsschulund Jugendleiter soll eine Person sein, die ihre ganze Zeit der Förderung der Sonntagsschulund Jugendarbeit widmet. Er wird von der Generalpredigerversammlung benannt und von der Generalversammlung gewählt. Er kann einmal wiedergewählt werden. Sein Gehalt wird vom Obersten Rat festgesetzt. Seine Rechte und Pflichten Der Generalsonntagsschul- und Jugendleiter soll das allgemeine Interesse an der Sonntagsschul- und Jugendarbeit fördern. ₋₋ Er arbeitet mit dem Generalausführungskomitee zusammen, um die Sonntagsschulund Jugendkonferenzen nach den Richtlinien der Generalversammlung zu fördern. ₋₋ Bei Zustimmung des Generalvorstehers hat er das Recht, das Generalsonntagsschulund Jugendkomitee zusammenzurufen. ₋₋ Er arbeitet mit dem Generalschriftenausschuß zusammen, um die Veröffentlichungen der Sonntagsschul- und Jugendarbeit zu fördern. § 14. Der Stellvertretende Direktor für Kinder- und Jugendarbeit Der Internationale Stellvertretende Direktor für Kinder- und Jugendarbeit bzw. der Stellvertretende Generalsonntagsschul- und Jugendleiter wird von der Generalpredigerversammlung benannt und von der Generalversammlung gewählt. Er kann einmal wiedergewählt werden. Das Gehalt des stellvertretenden Generalsonntagsschul- und Jugendleiters wird vom Obersten Rat festgesetzt. Es ist seine Pflicht, den Generalsonntagsschul- und Jugendleiter bei der Ausführung seiner Aufgaben zu unterstützen.

10.9.3 Die Verfassung der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten Artikel 1 GLAUBENSÜBERZEUGUNG Die Bibel ist alleinige Grundlage des Glaubens. Die biblischen Lehren sind als „fundamentale Glaubensüberzeugungen“ formuliert. Diese gelten einheitlich für die gesamte internationale Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Artikel 2 NAME UND SITZ 1) Der in Österreich organisierte und im gesamten Bundesgebiet tätige Teil der internationalen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, vertreten durch die „General Conference of Seventh-day Adventists“, mit Sitz in Washington (D.C.) führt den Namen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. 2) Der Sitz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist in Wien.

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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Artikel 3 ZWECK UND ZIEL Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten dient ausschließlich und unmittelbar kirchlichen, gemeinnützigen und mildtätigen Zwecken. Sie hat insbesondere folgende Aufgaben: 1) Festigung und Vertiefung des religiösen Lebens durch die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus. 2) Schaffung, Unterhaltung und Unterstützung von Zweck und Ziel der Kirche dienenden Einrichtungen wie Kirchengebäuden, Schulen und Gesundheits- und Sozialeinrichtungen. 3) Ausübung allgemeiner Wohlfahrtspflege, Sozialhilfe und Gesundheitsfürsorge. 4) Förderung der äußeren Mission durch Ausbildung und Aussendung von Missionaren, Lehrern, Ärzten, Pflegepersonal und anderen Fach- und Hilfskräften sowie finanzielle Unterstützung der Missionsbestrebungen der internationalen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. 5) Förderung der Jugend durch eine eigene Jugendabteilung mit der internen Bezeichnung „Advent-Jugend“. 6) Vertretung ihrer allgemeinen Interessen und Einrichtungen in der Öffentlichkeit und vor Behörden sowie gegenüber der internationalen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und deren Verwaltungseinrichtungen. Artikel 4 GLIEDERUNG, FORM DER VERWALTUNG UND ORGANISATION 1) Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gliedert sich in: a) die Union: das ist der Zusammenschluß sämtlicher in Österreich bestehender Ortsgemeinden; b) die Ortsgemeinde: das ist der Zusammenschluß der ordentlichen Gemeindeglieder; weiters gehören der Ortsgemeinde auch die vorläufigen Gemeindeglieder an; c) das einzelne Gemeindeglied. 2) Die Verwaltung der Kirche ist in allen Verwaltungsebenen repräsentativ. Jedes ordentliche Gemeindeglied und jedes Mitglied eines Gremiums hat eine Stimme. Anträge an ein beschlussfassendes Gremium können von jedem Mitglied dieses Gremiums gestellt werden. Beschlüsse werden unbeschadet der ausdrücklich angeführten Ausnahmen mit einfacher Mehrheit gefaßt, der Antrag gilt bei Stimmengleichheit als abgelehnt. 3) Die Autorität der Kirche beruht auf den einzelnen ordentlichen Gemeindegliedern. Diese wählen direkt die sie auf der Verwaltungsebene der Ortsgemeinden repräsentierenden Gremien und Beamten sowie die sie repräsentierenden Abgeordneten zur Unionskonferenz, wobei jede Ortsgemeinde Abgeordnete nach folgendem Schlüssel entsenden kann: Bis 30 Gemeindeglieder 1 Delegierter 31–100 Gemeindeglieder 2 Delegierte 101–150 Gemeindeglieder 3 Delegierte

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151–200 Gemeindeglieder 4 Delegierte 201–250 Gemeindeglieder 5 Delegierte ab 251 Gemeindeglieder 6 Delegierte Stichtag für die Feststellung der Delegiertenzahlen pro Gemeinde ist ein halbes Jahr vor der nächsten ordentlichen Delegiertenversammlung. Bei außerordentlichen Delegiertenversammlungen gilt der Gliederstand des letzten statistisch verfügbaren Vierteljahres zum Zeitpunkt der Terminisierung der Delegiertenversammlung. 4) Prediger, Predigerassistenten und Predigerpraktikanten werden nicht von den Ortsgemeinden gewählt. Sie werden den Ortsgemeinden durch Beschluß des Unionsausschusses zugeteilt. Diese Beschlüsse können jederzeit geändert werden. 5) Jedes einzelne ordentliche und vorläufige Gemeindeglied ist grundsätzlich der Ortsgemeinde zugehörig, die seinem ordentlichen Wohnsitz am nächsten liegt. Von dieser grundsätzlichen Bestimmung können Ausnahmen gemacht werden, sämtliche ordentliche und vorläufige Gemeindeglieder in Österreich sind jedoch einer in Österreich bestehenden Ortsgemeinde zugehörig. 6) Die Ortsgemeinde ist der Zusammenschluß von ordentlichen Gemeindegliedern, die aufgrund ihres Bekenntnisses Mitglieder der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten sind. Jede Ortsgemeinde ordnet und gestaltet ihr Gemeindeleben unter der Führung des für sie jeweils zuständigen Predigers in Zusammenarbeit mit dem Gemeindeältesten oder Gemeindeleiter selbst. Die Vermögensverwaltung erfolgt in Anwendung der Bestimmung des Artikel 13. Artikel 5 ORGANE DER KIRCHE DER SIEBENTEN-TAGS-ADVENTISTEN Die Organe der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten sind 1) die Unionskonferenz 2) der Unionsausschuß 3) der Vorstand. Artikel 6 DIE UNIONSKONFERENZ 1) a) die ordentliche Unionskonferenz tritt alle fünf Jahre zusammen. b) Eine außerordentliche Unionskonferenz ist einzuberufen, wenn der Unionsausschuß oder ein Drittel sämtlicher ordentlicher Gemeindeglieder in Österreich dies beim Vorstand schriftlich beantragt. 2) Der Zeitpunkt der Unionskonferenz und die Tagesordnung sind mindestens einen Monat vorher im Gemeindeblatt oder durch Rundschreiben allen Ortsgemeinden bekanntzugeben. 3) Mitglieder der Unionskonferenz sind die Mitglieder des Unionsausschusses, die im aktiven Dienst stehenden ordinierten Prediger und die Abgeordneten der Ortsgemeinden. 4) a) Die Unionskonferenz ist ohne Rücksicht auf die Zahl der anwesenden Mitglieder be-

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schlußfähig. b) Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit gefaßt. c) Stimmengleichheit gilt als Ablehnung. 5) Die Unionskonferenz wählt den Unionsausschuß, den Vorstand, die Abteilungsleiter und die Buchprüfer jeweils auf fünf Jahre. 6) Die Unionskonferenz beglaubigt und bestätigt Prediger und Mitarbeiter der Union. 7) Die Unionskonferenz beschließt die Aufnahme neuer Ortsgemeinden und hat die Befugnis, Ortsgemeinden, welche sich außerhalb der Lehre und Ordnung der Kirche stellen, auszuschließen. Artikel 7 DER UNIONSAUSSCHUSS 1) Der Unionsausschuß wird von der Unionskonferenz auf fünf Jahre gewählt. Eine – auch mehrfache – Wiederwahl einzelner oder aller Mitglieder des Unionsausschusses in dieses Gremium ist zulässig. 2) a) Der ordentliche Unionsausschuß tritt jeweils im Frühjahr und im Herbst zusammen. b) Der außerordentliche Unionsausschuß tritt nach Bedarf zusammen. 3) Der Zeitpunkt des ordentlichen Unionsausschusses ist mindestens einen Monat, die Tagesordnung mindestens eine Woche vorher schriftlich sämtlichen Mitgliedern des Unionsausschusses bekanntzugeben. 4) Mitglieder des Unionsausschusses sind die Mitglieder des Vorstandes und weitere von der Unionskonferenz gewählte Abteilungsleiter, ordinierte Prediger und einzelne Gemeindeglieder aus den Ortsgemeinden. 5) a) Der Unionsausschuß ist bei Anwesenheit von mindestens fünf Mitgliedern beschlußfähig. Die nicht anwesenden Mitglieder sind von den Beschlüssen umgehend zu informieren. b) Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit gefaßt. c) Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten. 6) a) Der Unionsausschuß führt die allgemeine Aufsicht über die Arbeiten der Kirche und deren Organe in Österreich und trägt die Verantwortung für die Finanzgebarung. b) Der Unionsausschuß wählt die Abgeordneten zur „General Conference of Seventh-day Adventists“, dem höchsten Organ der internationalen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. c) Er beschließt die Zuteilung von Predigern, Predigerassistenten und Predigerpraktikanten zu den einzelnen Ortsgemeinden. d) Zwischen den Unionskonferenzen nimmt er die Aufgaben der Unionskonferenz wahr, die getroffenen Entscheidungen müssen anläßlich der nächsten ordentlichen oder außerordentlichen Unionskonferenz von dieser bestätigt werden. Artikel 8 DER VORSTAND 1) a) Der Vorstand wird von der Unionskonferenz auf fünf Jahre gewählt. Eine – auch mehr-

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fache – Wiederwahl einzelner oder aller Mitglieder des Vorstandes in dieses Gremium ist zulässig. b) Mitglieder des Vorstandes können jederzeit durch Beschluß des Unionsausschusses abberufen werden, wenn die Belange der Kirche dies erfordern. Während der Wahlperiode wird der Vorstand durch Beschluß des Unionsausschusses ergänzt. c) Das abberufene Vorstandsmitglied hat unter Ausschluß des Rechtsweges die Möglichkeit der Beschwerde an die Unionskonferenz. 2) Mitglieder des Vorstandes sind der Präsident, der Sekretär und der Schatzmeister, wobei Sekretär und Schatzmeister auch in einer Person vereinigt sein können. 3) Der Vorstand leitet die Amtsgeschäfte in Durchführung der vom Unionsausschuß getroffenen Entscheidungen. Artikel 9 EINZELÄMTER 1) Der Präsident: Der Präsident vertritt die Kirche nach innen und nach außen. Er beruft die Unionskonferenz, den Unionsausschuß und den Vorstand ein und führt auch jeweils den Vorsitz. 2) Der Sekretär: Der Sekretär führt das Protokoll der Unionskonferenz und des Unionsausschusses, welche beide je vom Präsidenten gegenzuzeichnen sind. Im Falle der Verhinderung des Präsidenten hat er diesen in allen seinen Aufgabenbereichen zu vertreten. 3) Der Schatzmeister: Der Schatzmeister führt Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben der Kirche und legt das Ergebnis eines jeden Rechnungsjahres dem Unionsausschuß vor. Im Falle der Verhinderung des Präsidenten und des Sekretärs hat er diese in allen ihren Aufgabenbereichen zu vertreten. 4) Die Abteilungsleiter: Auf Grund der Vielfältigkeit der Aufgaben der Kirche werden je nach Bedarf einzelne Arbeitsbereiche in Abteilungen zusammengefaßt. Diesen Abteilungen steht jeweils ein Abteilungsleiter vor. 5) Die Buchprüfer: Die Buchprüfer überprüfen regelmäßig die Finanzgebarung sämtlicher Ortsgemeinden und erstatten darüber dem Unionsausschuß jährlich Bericht. Artikel 10 VERTRETUNG 1) Der Präsident oder einer seiner Vertreter gem. Art. 9 Z. 2, 3 vertritt die Kirche grundsätzlich alleine nach innen und außen. 2) Im Liegenschaftsverkehr ist der Präsident oder einer seiner Vertreter gem. Art. 9 Z. 2, 3 nur gemeinsam mit einem weiteren natürlichen Mitglied des Vorstandes zeichnungsberechtigt.

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3) Sollte der gesamte Vorstand aus welchem Grunde immer nicht handlungsfähig sein, so ist ein von der „General Conference of Seventh-day Adventists“ legitimierter Vertreter der internationalen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten zur Vertretung nach innen und außen befugt. Artikel 11 MITGLIEDSCHAFT 1) Ordentliches Gemeindeglied kann werden, wer die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments als alleinige Richtschnur seines Glaubens anerkennt, den darin offenbarten Erlöser Jesus Christus als alleinigen Heilsgrund bekennt und bereit ist, den in dem ewigen Sittengesetz der Zehn Gebote Gottes enthaltenen Forderungen (z. B. auch Anerkennung des Samstages als göttlichen Ruhetag) nachzukommen und sein Leben nach der biblischen Lehre und damit nach den Grundsätzen der Kirche zu gestalten. 2) Die Aufnahme erfolgt nach vorausgegangenem Unterricht in allen Glaubenspunkten, nach vorheriger Prüfung durch die Ortsgemeinde und nach erfolgter biblischer Bekenntnistaufe durch Abstimmung der Gemeindeglieder der zuständigen Ortsgemeinde. Hat die aufzunehmende Person bereits die biblische Bekenntnistaufe in einer anderen Kirche oder Religionsgemeinschaft erhalten, kann diese als Aufnahme- und Abstimmungsvoraussetzung anerkannt werden. 3) Vor der Aufnahme in die Kirche sind etwaige Bindungen zu anderen gesetzlich anerkannten oder gesetzlich nicht anerkannten Kirchen, Religionsgesellschaften oder religiösen Bekenntnisgemeinschaften zu lösen. 4) Vorläufige Gemeindeglieder sind Kinder, deren beide Erziehungsberechtigte ordentliche Gemeindeglieder sind, oder Kinder aus religiösen Mischehen zwischen ordentlichen Gemeindegliedern und Nichtgemeindegliedern auf Grund einvernehmlicher Entscheidung der Erziehungsberechtigten, unter Beachtung von Punkt 3 dieses Artikels. 5) Der Wechsel von einer Ortsgemeinde in eine andere aus welchem Grund immer erfolgt durch Übersendung des Gemeindebriefes durch den Gemeindeausschuß der ehemals zuständigen Ortsgemeinde an den Gemeindeausschuß der neuzuständigen Ortsgemeinde und Abstimmung durch die Gemeindeglieder der neuzuständigen Ortsgemeinde. Der Gemeindebrief ist ein Formular, welches sämtliche für die Verwaltung relevanten personenbezogenen Daten des einzelnen Gemeindegliedes enthält. 6) Ordentliche und vorläufige Gemeindeglieder haben das Recht, an Gottesdiensten, Gebetsstunden, Bibelgesprächsrunden, Seminaren, Kursen und sämtlichen sonstigen von der Kirche durchgeführten Veranstaltungen teilzunehmen. Ordentliche Gemeindeglieder haben darüber hinaus das Wahlrecht gem. Art. 4 Pkt. 2 und 3 sowie gem. Art. 6 Pkt. 1b das Recht, einen Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Unionskonferenz zu stellen. 7) Ordentliche Gemeindeglieder haben die Pflicht, in Übereinstimmung mit den in Art. 11 Pkt. 1 genannten Kriterien zu leben. 8) Ordentliche und vorläufige Gemeindeglieder ab Erreichen der Religionsmündigkeit kön-

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nen schriftlich ihren Austritt erklären. Diese Erklärung wird von der Leitung der jeweils zuständigen Ortsgemeinde zur Kenntnis genommen, welche die Streichung von der Gemeindeliste und die Mitteilung an den Vorstand der Kirche veranlaßt. 9) Ordentliche und vorläufige Gemeindeglieder können durch Abstimmung der ordentlichen Gemeindeglieder ihrer Ortsgemeinde aus der Kirche ausgeschlossen werden, wenn sie nicht mehr mit den in Artikel 11, Pkt. 1 angeführten Grundsätzen übereinstimmen. 10) Die vorläufige Mitgliedschaft endet weiters mit der Taufe, spätestens jedoch mit Erreichen der Volljährigkeit. 11) Ordentliche und vorläufige Mitgliedschaft erlöschen ferner durch den Tod. Artikel 12 RELIGIONSUNTERRICHT 1) Der Religionsunterricht wird entsprechend dem vom Vorstand der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten vorgelegten und vom zuständigen Bundesministerium gesetzmäßig bekanntgemachten Lehrplan für vorläufige Gemeindeglieder und alle daran Interessierte durchgeführt. 2) Der Prediger führt die Aufsicht über den in seiner Ortsgemeinde abgehaltenen Religionsunterricht. 3) Die einzelnen Religionslehrer werden von der Ortsgemeinde gewählt und können jederzeit von der Ortsgemeinde abberufen werden. 4) Die Lehr- und Lernbehelfe für den Religionsunterricht werden von dem zuständigen Abteilungsleiter der Union bereitgestellt. Ebenso obliegt ihm die Weiterbildung der Religionslehrer. Artikel 13 FINANZGEBARUNG 1) Die ordentlichen Einnahmen bestehen aus freiwilligen regelmäßigen Abgaben (Zehnter und Gaben) der einzelnen Gemeindeglieder. 2) Die Gemeindeglieder entrichten ihre Abgaben nach den Grundsätzen, wie sie in der Heiligen Schrift zur Förderung der Evangeliumsverkündigung und Gemeindepflege niedergelegt sind. Die Entrichtung der Abgaben erfolgt über die Ortsgemeinden zur Weiterleitung an die Union. 3) Die außerordentlichen Einnahmen bestehen aus direkten Zuwendungen und Spenden sowie aus den Erträgnissen von Testamenten und Vermächtnissen. 4) Geleistete Abgaben, Zuwendungen und Spenden werden – aus welchem Grunde immer – nicht zurückerstattet. 5) Die einzelnen Gemeindeglieder haben keinen Anspruch auf wie immer geartete Gewinnanteile oder sonstige Zuwendungen aus Mitteln der Union. 6) Entstehende Überschüsse und angesammelte Rücklagen dürfen nur für die im Artikel 3 angeführten Ziele und Zwecke der Kirche verwendet werden.

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Artikel 14 STELLUNG IN DER INTERNATIONALEN KIRCHE DER SIEBENTEN-TAGS-ADVENTISTEN 1) Der Unionsausschuß wählt die die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten repräsentierenden Abgeordneten zur „General Conference of Seventh-day Adventists“, welche in der „General Conference of Seventh-day Adventists“ gemeinsam mit den Abgeordneten der anderen Unionen der internationalen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten die Beamten und Gremien der Leitung der internationalen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und ihrer Abteilungen wählen. Auf diese Art ist der einzelne Gläubige repräsentativ vertreten bis in die Führung der internationalen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. 2) Die Bücher der Union werden von einem von der „General Conference of Seventh-day Adventists“ beauftragten Buchprüfer geprüft. Artikel 15 VERFASSUNGSÄNDERUNG Eine Verfassungsänderung kann auf jeder, auch auf einer außerordentlichen Unionskonferenz beschlossen werden. Für eine Verfassungsänderung ist die Dreiviertelmehrheit der anwesenden Stimmberechtigten notwendig. Artikel 16 AUFLÖSUNG 1) Die Auflösung der Union kann auf jeder, auch auf einer außerordentlichen Unionskonferenz beschlossen werden. Für die Auflösung ist die Dreiviertelmehrheit der anwesenden Stimmberechtigten notwendig. Der Auflösungsbeschluß ist der „General Conference of Seventh-day Adventists“ bekanntzugeben. 2) Das bei der Auflösung vorhandene Vermögen hat einem Pflegestättenverein der SiebentenTags-Adventisten, falls diese Vereine nicht mehr existieren, der Haus Stefanie Gesellschaft m.b.H. zuzufallen. Artikel 17 INKRAFTTRETEN Diese Verfassung tritt am 27. April 2008 in Kraft. Sämtliche früheren Verfassungen und Statuten verlieren damit ihre Gültigkeit.

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10.9.4 Die Glaubensgrundlagen der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich 1. Die Bibel: Besteht aus zwei Teilen, dem Alten und dem Neuen Testament. Sie ist das einzige Maß des Glaubens (2. Tim. 3,16). Die Bibel ist eine Sammlung mehrerer Bücher, die von der christlichen Gemeinde als Offenbarung Gottes und seines Willens gegenüber der Menschheit anerkannt sind und auch als solche verwendet werden. Die Menschen haben das übermittelt, was Gott ihnen durch den Heiligen Geist gesagt hat (2. Petr. 1,21; Gal. 1,11,12). In der Bibel sind 66 Bücher, das sind die 39 Bücher des Alten Testaments und 27 Bücher des Neuen Testaments. Darunter sind einige historische Bücher, andere lyrisch oder prophetisch. Wir glauben, dass die Bibel authentisch ist 1) auf Grund ihrer Überlegenheit der Lehre und ihrer Kraft, Sünder zu verändern, 2) wegen archäologischer Entdeckungen, die in der Bibel erwähnte Länder, Völker und verschwundene Orte bestätigt haben (1947 sind am Toten Meer Manuskripte gefunden worden), 3) da die Prophezeiungen über das Kommen und Leben des Herrn Jesus Christus erfüllt wurden. Die Bibel wurde von ungefähr 40 Männern in einem Zeitraum von 1500 Jahren verfasst. Jeder von ihnen war geleitet und inspiriert vom Heiligen Geist (Joh. 5,39.46; Ps. 119,11.105; 5. Mose 4,2). 2. Die Heilige Dreieinigkeit: Es gibt einen einzigen, ewigen Gott, der aus drei Personen besteht: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist (Mk. 12,29; Jes. 45,21,22; 2. Mose 3,14; Mt. 28,19; 1. Joh. 5,7; 2. Kor. 13,14). Gott der Vater – ist der Schöpfer aller Dinge, Geist, Leben, Licht, Weisheit, Gerechtigkeit, Wahrheit und Heiligkeit. Er kann weder gesehen noch vom menschlichen Verstand durchschaut werden, aber man kann ihn durch das geschriebene Wort kennen lernen: die Bibel. In seiner großen Liebe hat er seinen Sohn in die Welt geschickt, damit er für die Sünder leidet und stirbt, um sie zu erkaufen (Offb. 4,11; Eph. 3,9; Joh. 3,16; 4,24; 2. Mose 34,6; Hebr. 4,13; Mt. 22,37). Gott der Sohn – ist gekommen, um zu leiden und um die Sünden derer aufzuheben, die an ihn glauben, er hat uns mit Gott versöhnt und uns Errettung gegeben. Drei Tage nach seinem Tod ist er auferstanden. Er ist zum Himmel aufgefahren und ist an der Seite des Vaters, bei dem er für die Gläubigen bittet; er bereitet für sie einen Platz im Himmel. Er wird ein zweites Mal kommen, um seine Gemeinde mitzunehmen. Er wird der Richter über die Toten und Lebenden sein (Joh. 1,29; 1. Kor. 15,3.4; Hebr. 7,25; 9,28; Apg. 10,42). Gott der Heilige Geist – ist eine reale Person, so wie der Vater und der Sohn. Bei der Errettung der Menschheit nimmt er den Platz des Herrn Jesus auf dieser Erde ein. Seine Autorität und Vollkommenheit ist der des Vaters und des Sohnes gleichgestellt. Aber im Plan der Errettung hat er eine besondere Aufgabe: er ruft, rüstet aus, leitet und lehrt die Gläubigen. Er gibt ihnen die Kraft für besondere geistliche Dienste (Joh. 14,16; Apg. 2,1–4; 13,2; 20,28; Hebr. 2,1–4; 9,14; 1. Kor. 2,10; 12,13; Röm. 8,9.16; Joh. 1,32).

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3. Die Engel: Sind geistliche Gestalten, erschaffen von Gott, ohne Sünde und stehen in Seinem Dienst. Sie leisten diverse Dienste für die zur Errettung Berufenen und für die schon Geretteten. Sie sind gleichzeitig die Erfüller von Gottes Willen durch die Bestrafung der Bösen (1. Mose 19,15; Hebr. 1,14; Mt. 13,39–41.47.50; 25,31). Die Engel heiraten nicht und sterben auch nicht (Lk. 20,34–36). Es gibt verschiedene Funktionen unter den Engeln (Jud. 9; Röm. 8,38; Eph. 3,10). Einige Engel sind gefallen und sind frei, nun arbeiten sie mit dem Teufel zusammen in der Welt, aber ein Teil der gefallenen Engel ist in den Tiefen gefesselt (2. Petr. 2,4; Jud. 6). Das Ende dieser Engel, die nicht heilig geblieben sind vor Gott, wird in der Hölle sein (Mt. 25,41; Offb. 20,10). 4. Der Teufel: Oder auch Satan war einst der leuchtende Luzifer; als er stolz wurde, ist er gefallen, und heute ist er der Anführer der bösen Engel, die ihren Platz verlassen haben und gefallen sind. Er verführt die Menschen, ist ein Mörder, Lügner und Verräter. Durch das Opfer Jesu wurde er besiegt und er wird mitsamt seiner bösen Engel in den Höllenpfuhl geworfen und sie werden ewig leiden (Jes. 14,12–14; Jud. 6; Offb. 13,9; 20,10; Hebr. 2,14; Mt. 25,41). 5. Die Erschaffung des Menschen und der Sündenfall: Gott hat den Menschen gut, frei und gerecht gemacht (1. Mose 1,26,27). Wir sind aus Erde erschaffen und sind kein Ergebnis einer Evolution (Mt. 19,4). Der Mensch besteht aus drei unterschiedlichen Teilen: 1) Geist – der Teil des Menschen, der mit Gott in Kontakt treten kann (1. Kor. 2,11), der Geist erkennt und kann unterscheiden; 2) Seele – der emotionale Teil (Ps. 42,1–6), Liebe, Wunsch, Wille und Emotionen; 3) Körper – der sterbliche Teil, er beinhaltet die Gefühle, ist die Hülle der Seele und des Geistes und wird von den Toten auferstehen. Der Mensch wurde vom Teufel hereingelegt und ist in die Sünde gefallen. Sein Fall hat alle Menschen in die Sünde gezogen. Aus dieser Situation kann sich der Mensch nicht selbst retten, nur das Opfer Jesu kann erretten. Die Sünde, egal wie sie aussehen mag, führt zu Gewissensbissen. Sie führt zum Tod und zur ewigen Strafe Gottes (Röm. 6,23; 5,12; Pred. 7,29; 1. Mose 3; Apg. 4,12; Offb. 21,8; Jes. 437,). 6. Die Gnade Gottes: Ist die Güte und Liebe, die Gott dem Sünder durch Jesus gezeigt hat. Niemand kann sich durch seine eigenen guten Taten retten oder seine alttestamentlichen Opfer, sondern nur durch die Gnade Gottes, der uns lehrt (Tit. 2,11.12; Joh. 1,17; Eph. 2,5–9; Apg. 15,11). 7. Der Glaube: (Hebr. 11,1; 2. Kor. 4,18) Nach dem Neuen Testament ist der Glaube die Stärke der biblischen Wahrheit, die wir kennen. Der Glaube kommt vom Himmel. Man bekommt ihn von

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Gott durch seine Offenbarungen und nicht durch menschliche Gedanken oder Konzepte. Der Glaube kommt vom Hören des Wortes und muss immer größer werden (2. Thess. 3,2; Röm. 10,17; 2. Petr. 1,1; Jak. 2,4–22; 2. Petr. 1,1). Ein intellektueller Glaube so wie der der Dämonen reicht nicht (Gal. 5:6). Der wahre Glaube kennt den Willen Gottes und tut ihn (2. Thess. 2,13; 1. Petr. 1,22). Die echten Christen kämpfen darum, den wahren Glauben zu bekommen und zu behalten (Jud.3). 8. Die Bekehrung: Ist die Veränderung des Denkens, der Absicht und der Prioritäten des Menschen. Die Bekehrung ist ein göttliches Gebot und bedeutet die Umkehr zu Gott von den falschen Wegen, Reue für die schlechten Taten und das Anerkennen Gottes. Es muss eine Trennung von Gottlosigkeit geschehen und von den sündigen Taten. Die Bekehrung ist nur echt, wenn sie von ganzem Herzen kommt, ehrlich ist und wenn man die Fehler ausbessert, die man anderen gegenüber gemacht hat. Eine echte Bekehrung bekennt und verlässt die Sünde (Mk. 1,15; Jes. 1,16–19; 55,7; Klgl. 3,39.40; Tit. 2,11–13, Apg. 23,8; Spr. 28,13). Sie beeinflusst die ganze Persönlichkeit und die Veränderung muss 1) im Denken (Lk. 15,17), 2) in den Gefühlen (2. Kor. 7,10) und 3) im Willen sein (Lk. 15,20). 9. Neugeboren sein: Damit der Mensch nach Gottes Willen leben kann und die Kraft dem alten Wesen genommen werden kann, muss er von Gott neu geboren sein. Auch menschlich gesehen kann sich keiner selbst gebären, man wird geboren. Diese seelische Änderung vollbringt der Heilige Geist durch das Wort Gottes (Joh. 3,3–5; 2. Kor. 5,17; Tit. 3,5). Der Name derer, die neu geboren sind, steht im Buch des Lebens geschrieben (1. Joh. 3,7–10; 1. Chr. 13,1–3; Lk. 10,20; Offb. 20,12). 10. Die Vergebung: Ist eine göttliche Eigenschaft, durch die man die Güte Gottes erlebt. Die Menschen, die sich bekehren, werden Vergebung erhalten. Sie müssen die Sünde beichten, davon ablassen und sie müssen beten, um Vergebung zu erreichen. Wenn das geschieht, fühlt sich der Sünder frei und glücklich. Die Beichte findet in unseren Gemeinden beim Pastor oder bei Brüdern in diesem Dienst statt (1. Joh. 1,19; Apg. 10,14; Ps. 31,1.2; Offb. 1,5; Röm. 5,9; Jes. 43,25; 44,22). 11. Heiligkeit: Heißt die völlige Trennung von der Sünde und sich für Gott aufheben. Die Bibel sagt, dass jeder Mensch, der sich zu Gott bekehrt, gereinigt, gewaschen, vergeben und neugeboren wird, er ist heilig durch das Opfer des Herrn Jesu. Die Heiligkeit fängt an mit der Bekehrung und dem Neugeborensein und sie dauert das ganze Leben. Die Heiligkeit erhält man durch das Blut Jesu und durch das Wirken des Heiligen Geistes (1. Kor. 1,2; 6,10.11; Joh. 17,17; 1. Joh. 1,7; 1. Petr. 1,2). Das Trinken von Alkohol und das Rauchen sind gegen den

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Willen Gottes (Eph. 5,5.18, Spr. 20,1; 23,20.30; Jes. 5,11.12; Hab.2,15; Lk. 21,34) – diese zwei Dinge zerstören die Gesundheit des Körpers, der der Tempel des Heiligen Geistes ist (1. Kor. 6,19; Gal. 5,19–21). 12. Das Gebet: Ist die direkte Verbindung zwischen Mensch und Gott und der Ausdruck des Wunsches nach Gott. Das echte Gebet kommt aus dem Herzen und ist nicht auswendig gelernt. Wahre Anbeter beten im Geist und in der Wahrheit. Versteckte Sünden, Wünsche, die nicht nach Gottes Willen sind, und auch die Tatsache, dass wir anderen nicht verzeihen wollen, sind Dinge, die Gott davon abhalten, unsere Gebete zu erhören. Die Bibel verbietet uns das Anbeten der Heiligen und der Engel (Joh. 4,24; Jak. 5,16; Ps. 32,3–5; Offb. 19,10; Kol. 2,18). Jesus sagte den Jüngern, dass das Gebet, das Fasten und gute Taten drei Waffen sind (Mt. 6,1–18). 13. Das Fasten: Ist das Unterlassen des Essens und des Trinkens für eine gewisse Zeit, die von jedem selbst bestimmt wird, je nach seinen Bedürfnissen und seiner Kraft. Gemeinsam mit Gebet hat das Fasten als Ziel die Annäherung zu Gott. Das echte Fasten ist freiwillig und nicht erzwungen. Ein langes erzwungenes Fasten ist gegen Gottes Willen, gegen die sozialen Werte des Menschen und hinterlässt große Wunden. Besser als langes Fasten, durch das man Körper und Seele foltert, sind gute Taten (Apg. 9,9; Mt. 17,21; Jes. 58,6.7; 2. Kor. 11,27). 14. Taufe im Wasser: Die Pfingstlergemeinde hat drei Sakramente: 1) die Taufe im Wasser, 2) das Abendmahl, 3) die Fußwaschung. Jemanden taufen heißt im griechischen „baptizo“ und bedeutet „hineintauchen, in Flüssigkeit untertauchen“. Die Wassertaufe ist ein Gebot des Herrn Jesus. Die Taufe wird von Pastoren durchgeführt, denen, die daran glauben und den Wunsch haben, Gottes Gebot zu befolgen. Die Taufe ist ein Symbol dafür, dass man der Sünde stirbt, und für die Auferstehung für ein neues Leben. Jeder, der das Evangelium glaubt, befolgt dieses biblische Gebot, indem er die Wassertaufe verlangt. Die Taufe wird im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes durchgeführt, durch ein einziges Untertauchen ins Wasser (Mt. 28,19; Mk. 16,16; Röm. 6,3–4; Apg. 10,47). Die Kinder der Gläubigen werden gesegnet (4. Mose 6,22–27). Warum ist die Taufe notwendig? 1) Sie ist ein Gebot – Mt. 28,19; 2) sie ist der Plan Gottes für uns – Lk. 7,30; 3) Jesus hat sich taufen lassen – Mt. 3,13–16; 4) Gott hat die Taufe Jesu bestätigt – Lk. 3,22; 5) die Apostel haben sie praktiziert und gepredigt – Apg. 2,38,41; 16,33; 19,1–6. 15. Das Abendmahl: Ist eine vom Herrn Jesus eingeführte Institution, die den neuen Bund bezeichnet und sein Opfer für die Menschheit repräsentiert. Die Teilnehmer am Abendmahl müssen wissen,

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dass sie nur durch das Opfer Jesu des Abendmahls würdig sind, aber jeder muss sich selbst prüfen. Das Abendmahl kann so oft wie möglich genommen werden, egal zu welchem Wochentag oder Datum, und es wird von dafür ausgewählten Dienern ausgeteilt (Mt. 26:26– 29; 1. Kor. 11,13–29). 16. Die Fußwaschung: Während des Abendmahls hat Jesus die Füße der Jünger gewaschen. Die Fußwaschung ist nicht nur eine traditionelle Gewohnheit in Israel. Der Heilige Geist lehrt uns, die Fußwaschung als Zeichen der Demut und der brüderlichen Liebe zu praktizieren und sich dessen bewusst zu sein, dass sie ein Prozess geistlicher Reinigung ist (Joh. 13,1–17; Apg. 2,42; 1. Tim. 5,10). 17. Das Gebet für die Kranken und die Salbung: Ist ein Brauch, der von Jesus und den Aposteln gelehrt wurde (Mk. 6,12–13; Jak. 5,14–15). Die Bibel zeigt uns, dass Krankheiten von der Tatsache verursacht werden, dass die Sünde in die Welt gekommen ist, und sie können auftauchen, selbst wenn der Kranke nicht gesündigt hat, sondern einfach nur auf Grund des Sündenfalls des ersten Menschen. Für die, die glauben, kommt die Heilung genau wie die Vergebung der Sünden. Ist jemand krank, kann er die Ältesten zu sich rufen und diese beten für ihn und salben ihn mit Öl im Namen des Herrn. Das heißt nicht, dass wir die Wissenschaft oder die medizinische Assistenz ablehnen (Mt. 8,16–17; Mk. 2,15–18; Jes. 38,21). Ursachen für Krankheit: 1) Sünde; 2) Attacke des Teufels; 3) Übertretung der natürlichen Gesetze; 4) Strafe Gottes; 5) Alter. Wege zur Heilung: 1) natürlich, d. h. durch unsere eigene Anstrengung (Medikamente, Ruhe etc.), jedoch gibt Gott die Heilung; 2) übernatürlich, d. h. die Heilung durch den Eingriff Gottes als Erhörung der Gebete. 18. Taufe mit dem Heiligen Geist: Wir müssen einen Unterschied zwischen dem Heiligen Geist als dritter Person der Dreieinigkeit und der Taufe mit dem Heiligen Geist (Gabe des Heiligen Geistes) machen. Bei der Bekehrung werden die noch nicht Geretteten zum Dienst Gottes gerufen (Apg. 17,30), während die Taufe mit dem Heiligen Geist die Ausrüstung der Neugeborenen (schon Geretteten) mit Kraft von oben ist (Lk. 24,48–49; Apg. 1,8). Sie ist eine einzigartige Erfahrung, die sich von der Bekehrung des Neugeborenwerdens unterscheidet (und erst nach ihnen stattfindet). Das erste Zeichen für die Taufe im Heiligen Geist ist die Zungenrede (Apg. 2,1– 4; 10,44–46; 19,1–6). Die Zungenrede (als Gabe des Heiligen Geistes) ist eine fließende und verständliche Sprache, der Sprechende ist bei vollem Bewusstsein, er ist nicht in Trance oder Ekstase. Die Geistestaufe ist eine Ausrüstung mit Kraft, um den Willen Gottes tun zu können, mit innerem Frieden, einer unbeschreiblichen Freude und außergewöhnlichen Mut, über Jesus Zeugnis abzulegen. Diese Taufe muss erbeten und in einem heiligen und reinen Leben erwartet werden (Mt. 3,11; Apg. 1,4–5.8; 2,4; 19,1–6; 1. Thess. 5,19; Gal. 5,16; Lk. 11,13).

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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19. Die Früchte des Heiligen Geistes: Die Ernte eines heiligen Lebens. Nachdem wir Kinder Gottes geworden sind, müssen wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen. Wo keine Früchte des Heiligen Geistes sind, da ist kein Gott gefälliges Leben und auch keine Gaben oder echtes Wirken des Heiligen Geistes. An den Früchten erkennt man seine Beziehung zu Gott (Gal. 5,22–23; 1. Kor. 13,1–3; Mt. 7,20; 1. Joh. 2,9–11). 20. Die Geistesgaben: Werden nach Gottes Willen gegeben und sind nicht vererbt (1. Kor. 12,11). Sie helfen uns bei der Verkündigung des Evangeliums. Nicht alle Christen bekommen dieselbe Gabe, aber wir sollen sie begehren und auf dem richtigsten Weg gehen, dem der Liebe. Wir selber tragen die Verantwortung für die Früchte des Geistes und sie sind nötig, damit wir sicher sein können, dass wir gerettet sind, aber die Geistesgaben erhalten wir nach dem Willen des Heiligen Geistes zur Erbauung der Gemeinde, nicht für unseren eigenen Ruhm oder Gewinn (1. Kor. 12,8–11.28–31; 13,1–3; 14,12.33,39,40; Hebr. 2,4; Röm. 12,6). Auch wenn es in den letzten Zeiten viele falsche Propheten geben wird (Mt. 24,11), schließt das nicht die Existenz der wahren aus, die auch heutzutage noch nach der Ordnung Gottes arbeiten (1. Kor. 12; 13; 14). 21. Gottes Gemeinde: Ist auf den Herrn Jesus gebaut. Sie besteht aus allen Christen, die je gelebt haben und die ihm mit Glauben und Bekehrung gefolgt sind. Teil dieser Gemeinde wird man durch die neue Geburt durch den Heiligen Geist. Der Begriff Gemeinde hat zwei Bedeutungen: 1) lokale Kirche und 2) universelle Gemeinde (1. Kor. 1,2). Das Haupt der Gemeinde ist der Herr Jesus, die Gemeinde ist sein Leib. Das Ziel der Gemeinde ist die Verbreitung des Evangeliums und das Kommen des Königreichs Gottes unter den Menschen (Eph. 1,22–23; 5,23–25; Apg. 20,28; Hebr. 12,23; Mk. 16,15–20; Röm. 14,17). Der Eintritt in eine Gemeinde erfolgt nach der Bekehrung und der Wassertaufe. 22. Die geistlichen Dienste in der Gemeinde: Gott hat verschiedene Diener in der Gemeinde eingeteilt, die trotz verschiedenartiger Dienste vom Rest des geistlichen Leibes abhängig sind. Unter ihnen gibt es Pastoren, Älteste und Diakone. Diese Auserwählten müssen sich bewusst machen, dass sie von Gott berufen sind. Außerdem müssen sie außergewöhnliche Qualitäten haben, die sie von dem Rest der Gemeinde unterscheiden. Bevor sie in den Dienst gestellt werden, müssen ihnen die Hände aufgelegt und für sie gebetet werden (Eph. 4,11; 1. Kor. 12,12–30; 1. Tim. 3,1–13; 4,14; 5,17; Hebr. 13,17; 1. Thess. 5,12; Hes. 3,17). Jeder andere Dienst oder Investition ist nicht biblisch und deshalb nicht akzeptiert und verurteilt. 24. Die Ordnung in der Gemeinde: Jedes Glied der Gemeinde bekommt Ratschläge, Ermahnungen und wird gegebenenfalls

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unter Disziplin gesetzt, wenn es von der Moral und der gesunden Lehre des vollständigen Evangeliums abweicht. Das Ziel der Ordnung in der Gemeinde ist es, dem geistlich Schwachen aufzuhelfen und um die Moral, die Liebe und die brüderliche Nähe aufrechtzuerhalten (Mt. 18,15–18; 1. Thess. 5,14–15; 2. Thess. 3,14,15). Nachdem man alles versucht hat, um einen Gefallenen zu heilen, und dieser keine Garantie für ein echtes geistliches Leben vorzeigen kann, muss ihn die Gemeinde ausweisen. Dadurch verliert der Betroffene seine Mitgliedschaft und damit auch seinen Dienst. Abweichungen, die disziplinäre Maßnahmen herbeiführen: 1) moralische: Lüge, Diebstahl, Alkoholismus, Ausschweifung, Mord (Röm. 1,28–32; Gal. 5,17–19; 1. Kor. 5,1–3); 2) unordentliches Leben (2. Thess. 3,6–16); 3) alle Arten der Gier (1. Kor. 5,11); 4) die Missachtung der Autorität der Gemeinde und ihrer Diener (Lk. 16,31; 1. Thess. 5,12–13; Hebr. 13,17); 5) das lange Fernbleiben vom Gemeindeleben (Hebr. 10,21); 6) Spaltungen, die die Einigkeit der Gemeinde angreifen (Apg. 20,29–30; 1. Joh. 2,19; Tit. 3,9–10); 7) falsche Lehren (1. Joh. 4,1–6; 2. Joh. 7; Gal. 1,9; 2. Thess. 2,16–18). Derjenige, der diese Taten von ganzem Herzen bereut, und die Gemeinde hat den Eindruck, dass er sich geändert hat und von Gott Vergebung erhalten hat, und er sich allen Ordnungen der Gemeinde unterordnet und darum bittet, wiederaufgenommen zu werden, den kann die Gemeinde wieder aufnehmen. Bei diesem Wiederaufnehmen muss seine Situation sehr aufmerksam geprüft werden. 25. Die Freigebigkeit: Aus biblischer Sicht sind wir keine Inhaber der irdischen Werte, sondern Gottes Wirtschafter (Ps. 24,1; 1. Kor. 6,19–20). Die Freigebigkeit ist eine absolut normale Reaktion auf die Liebe Gottes. Der Zehnte ist eine biblische Ordnung, die besagt, dass jeder Christ die Pflicht hat, seine Gemeinde und die Sache Gottes zu unterstützen (1. Kor. 16,1; Hebr. 7,4–10) Die Beispiele der Menschen vor dem alttestamentlichen Gesetz (1. Mose 14,20), zur Zeit des Alten Testaments (Mal. 3,8–10) und natürlich des Herrn Jesus (Mt. 23,23) sind ausreichend, um dies zu verstehen. Das Neue Testament zeigt uns klar, dass wir mit all unserem Besitz Gott gehören und dass die wahren Kinder Gottes Ihm damals mindestens ein Zehntel ihres gesamten Einkommens gaben (Gal. 6,6–8; 1. Kor. 16,2; 2. Kor. 8,1–8; 9,7, Apg. 20,35; Lk. 6,38). Die Freigebigkeit ist kein Ersatz für die Früchte des Heiligen Geistes, sondern ist ein Zeichen geistlicher Reife und eine Quelle des Segens für den Gläubigen. 26. Sonntag: Der Tag des Herrn: An diesem Tag hat jeder Gläubige die Pflicht, am Gottesdienst der lokalen Gemeinde teilzunehmen, um geistlich erbaut zu werden. So wie viele alttestamentliche Dinge nur ein „Schatten des Zukünftigen“ waren und vom Herrn Jesus erfüllt werden mussten, so deutet auch der Sabbat (Hes. 20,12) auf die sonntägliche Ruhe durch den Glauben an den Herrn Jesus hin. Es war ein Sonntag, als Jesus von den Toten auferstand, und es waren auch Sonntage, als die erste christliche Gemeinde sich zum Gottesdienst versammelte (Joh. 20,19–26; Apg. 2,1; 20,7; 1. Kor. 9,27; Hebr. 4,1).

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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27. Bescheidenheit: Die Bibel lehrt uns, dass wir in allem bescheiden und dezent sein müssen. Die Christen sollen in jedem Lebensbereich ein Vorbild für die Gesellschaft sein, in der sie leben (Röm. 12,1–2; Jak. 4,4; 1. Kor. 9,27; Tit. 2,11–13; 1. Tim. 2,8–15). 28. Heirat, Scheidung, Wiederheirat: Die Heirat ist eine Institution Gottes. Sie ist der Bund zwischen Mann und Frau. Das Wort Gottes erlaubt jedem die freie Entscheidung, wer sein Lebenspartner sein soll, unter einer einzigen Bedingung: Es soll „im Herrn geschehen“ (1. Kor. 7,38–39), d. h. der Partner soll ein wahrer Christ sein. Durch die Heirat werden zwei Menschen ein Leib. Sie haben die Pflicht, einander zu lieben und zu helfen. Die kirchliche Heirat erfolgt erst nach der zivilen Heirat. Heiraten zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen sind nicht erlaubt (2. Kor. 6,14), auch außereheliche Beziehungen, Hurerei und Abtreibung sind verboten. Der Christ kann seine Ehe nicht auflösen, außer sein Partner begeht Ehebruch (Mt. 19,1–12). Die Wiederheirat ist erlaubt, wenn einer der beiden Ehepartner verstirbt (1. Mose 2,18–24; Hebr. 13; Röm. 7,1–3; 1. Kor. 6,18). 29. Die Auferstehung der Toten: Die Heiligen werden auferstehen und in das ewige Leben eintreten (Joh. 5,29; Mt. 25,40; Lk. 18,30; Joh. 10,28; Röm. 6,22); die Sünder werden zur ewigen Strafe verdammt (in das ewige Feuer) (Mt. 25,41–46; Mk. 3,29; 2. Thess. 1,8–9; Jud. 7; Offb. 20,10–15; 21,8). 30. Die staatliche Autorität: Die Bibel sagt uns, dass wir die Autorität und die Gesetze des Staates anerkennen und respektieren sollen. Sie sind von Gott zugelassen und wir sollen sie respektieren, solange sie in den Grenzen der Bibel bleiben und sie uns nicht dazu zwingen, gegen den Willen Gottes zu handeln. Wir müssen die Pflicht eines Staatsbürgers erfüllen und dem Staat Steuern zahlen (Röm. 13,1–7; 2. Petr. 2,10–12). 31. Das Gelübde: Ist eine ernste Bezeugung, die aus einem reinen Gewissen kommt und sich um eine vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Tatsache handelt: 1) vor einem Gericht (einen Eid ablegen); 2) vor einer militärischen Einrichtung (Hebr. 6,16,17). Jede andere Art von Schwur oder Gelübde außer dem vor einer Autorität ist verboten (Mt. 5,33–37; Kol. 4,6; Jak. 5,12). 32. Das Wiederkommen des Herrn Jesus: Wird in zwei Phasen stattfinden: 1) die Entrückung der Gemeinde von der Erde: Jesus wird auf den Wolken des Himmels kommen und die Toten, die in Jesus gestorben sind, werden auferstehen und sie werden gemeinsam mit den lebenden Christen mit Jesus zum Himmel auffahren. In dieser Phase zeigt sich Jesus der Welt nicht, sondern sein Kommen findet

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verborgen statt, er rettet seine Gemeinde aus dem großen Unheil (1. Thess. 4,13–17; 5,9; Jes. 26,20). Das ist der „Tag Christi“ (Phil. 1,6; 1. Thess. 2,19). Die Gemeinde wird im Himmel bei der Hochzeit des Lammes sein und wird belohnt (2. Kor. 5,10; Röm. 14,10; 1. Petr. 4,17; 1. Kor. 3,10–15). Auf der Erde wird das große Unheil beginnen und 7 Jahre dauern (Mt. 24,21; Jer. 30,7; Dan. 9,24–27), Gott wird die Welt bestrafen (Mt. 24,29–30; Lk. 21,20–27). 2) Jesus wird mit seiner Gemeinde auf den Wolken kommen und alle werden ihn sehen (Offb. 1,7) am Ende des großen Unheils (Offb. 19,11–14). Jesus rettet Israel und gründet das Tausendjährige Reich, auf der Erde wird vollkommener Frieden sein. Zu dieser Zeit wird der Satan gefangen sein (Apg. 1,11; Jud. 14,15; Offb. 20,1–6; 11,15; 1. Kor. 15,54–55). Am Ende dieser tausend Jahre wird der Satan freigelassen werden und er wird versuchen, die Menschen zu verführen und das Königreich aus des Herrn Hand zu entreißen. Das wird ihm aber nicht gelingen und er wird ins Höllenfeuer geworfen. Danach werden die toten Sünder auferstehen und vor dem „Weißen Thron“ am großen Tag des Gerichts gerichtet werden, danach werden sie ins Höllenfeuer geworfen werden (Offb. 20,7–15). Nach dem Gericht wird es eine neue Erde und einen neuen Himmel geben, in dem die Unschuld wohnen wird, und es wird keinen Tod mehr geben, die Ewigkeit wird beginnen (Offb. 21,1–5). Wir erinnern euch an die Worte des Erretters, der uns sagt, dass wir uns von den Früchten des Heiligen Geistes leiten lassen sollen, denn das sichert uns eine glückliche ewige Zukunft (Apg. 1,2).589

10.9.5 Die Glaubensüberzeugungen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten Präambel Siebenten-Tags-Adventisten anerkennen allein die Bibel als Richtschnur ihres Glaubens und betrachten die folgenden Glaubensüberzeugungen als grundlegende Lehren der Heiligen Schrift. Diese Glaubensaussagen stellen dar, wie die Gemeinde die biblische Lehre versteht und bezeugt. Eine Neufassung ist anlässlich einer Vollversammlung der Generalkonferenz (Weltsynode) dann zu erwarten, wenn die Gemeinde durch den Heiligen Geist zu einem tieferen Verständnis der biblischen Wahrheit gelangt oder bessere Formulierungen findet, um die Lehren des heiligen Gotteswortes auszudrücken. 1. Die Heilige Schrift Die Heilige Schrift – Altes und Neues Testament – ist das geschriebene Wort Gottes, durch göttliche Inspiration heiligen Menschen anvertraut, die geredet und geschrieben haben, getrieben vom Heiligen Geist. In diesem Wort hat Gott dem Menschen alles mitgeteilt, was zu dessen Errettung nötig ist. Die Heilige Schrift ist die unfehlbare Offenbarung seines 589 Quelle: http://www.gemeindegottes.at/index.php?option=com_content&task=section&id=18&Itemid=61 [15.12.2008].

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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Willens. Sie ist der Maßstab für den Charakter und der Prüfstein aller Erfahrungen. Sie ist die maßgebende Offenbarungsquelle aller Lehre und der zuverlässige Bericht von Gottes Handeln in der Geschichte. 2. Petr. 1,20.21; 2. Tim. 3,16–17; Ps. 119,105; Spr. 30,5.6; Jes. 8,20; Joh. 17,17; 1. Thess. 2,13; Hebr. 4,12. 2. Die Dreieinigkeit Es ist ein Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist – drei in Einheit verbunden, von Ewigkeit her. Gott ist unsterblich, allmächtig und allwissend; er steht über allem und ist allgegenwärtig. Er ist unendlich und jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft. Dennoch kann er erkannt werden, weil er sich selbst offenbart hat. In alle Ewigkeit gebührt ihm Ehre, Anbetung und der Dienst der ganzen Schöpfung. 5. Mose 6,4; Mt. 28,19; 2. Kor. 13,13; Eph. 4,4–6; 1. Petr. 1,2; 1. Tim. 1,17; Offb. 14,7. 3. Der Vater Gott, der ewige Vater, ist Schöpfer, Ursprung, Erhalter und Herr alles Geschaffenen. Er ist gerecht und heilig, barmherzig und gnädig, langmütig und reich an beständiger Liebe und Treue. Die Eigenschaften und die Macht, wie der Sohn und der Heilige Geist sie bekunden, sind gleichermaßen Offenbarungen des Vaters. 1. Mose 1,1; Offb. 4,11; 1. Kor. 15,28; Joh. 3,16; 1. Joh. 4,8; 1. Tim. 1,17; 2. Mose 34,6.7; Joh. 14,9. 4. Der Sohn Gott, der ewige Sohn, wurde Mensch in Jesus Christus. Durch ihn ist alles geschaffen, der Charakter Gottes offenbart, die Erlösung der Menschheit bewirkt und die Welt gerichtet. Ewig wahrer Gott, wurde er auch wahrer Mensch: Jesus Christus. Er wurde gezeugt durch den Heiligen Geist und geboren von der Jungfrau Maria. Er lebte als Mensch, wurde versucht als Mensch und war dennoch die vollkommene Verkörperung der Gerechtigkeit und Liebe Gottes. Seine Wunder bezeugten die Macht Gottes und bestätigten ihn als den von Gott verheißenen Erlöser. Er litt und starb aus freiem Willen für unsere Sünden an unserer Statt am Kreuz, wurde von den Toten auferweckt und fuhr gen Himmel, um für uns im himmlischen Heiligtum zu dienen. Er wird wiederkommen in Herrlichkeit zur endgültigen Errettung seines Volkes und zur Wiederherstellung aller Dinge. Joh. 1,1–3.14; Kol. 1,15–19; Joh. 10,30; 14,9; Röm. 6,23; 2. Kor. 5,17–19; Joh. 5,22; Lk. 1,35; Phil. 2,5–11; Hebr. 2,9–18; 1. Kor. 15,3.4; Hebr. 8,1.2; Joh. 14,1–3. 5. Der Heilige Geist Gott, der ewige Geist, wirkte zusammen mit dem Vater und dem Sohn bei der Schöpfung, bei der Menschwerdung und bei der Erlösung. Er inspirierte die Schreiber der Heiligen Schrift. Er erfüllte Christi Leben mit Kraft. Er zieht die Menschen zu Gott und überführt sie ihrer Sünde. Die sich ihm öffnen, erneuert er und formt sie nach dem Bild Gottes. Ge-

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sandt vom Vater und vom Sohn, damit er allezeit bei Gottes Kindern sei, gibt der Heilige Geist der Gemeinde geistliche Gaben, befähigt sie zum Zeugnis für Christus und leitet sie in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift in alle Wahrheit. 1. Mose 1,1.2; Lk. 1,35; 4,18; Apg. 10,38; 2. Petr. 1,21; 2. Kor. 3,18; Eph. 4,11.12; Apg. 1,8; Joh. 14,16–18.26; 15,26; 15,26.27; 16,7–13. 6. Die Schöpfung Gott ist der Schöpfer aller Dinge. Er hat in der Heiligen Schrift den zuverlässigen Bericht seines schöpferischen Wirkens offenbart. In sechs Tagen schuf der Herr „Himmel und Erde“ und alle Lebewesen auf der Erde und ruhte am siebenten Tag dieser ersten Woche. So setzte er den Sabbat ein als eine beständige Erinnerung an sein vollendetes schöpferisches Werk. Der erste Mann und die erste Frau wurden als Krönung der Schöpfung „zum Bilde Gottes“ geschaffen. Ihnen wurde die Herrschaft über die Erde übertragen und die Verantwortung, sie zu bewahren. Die Schöpfung war nach ihrer Vollendung „sehr gut“ und verkündete die Herrlichkeit Gottes. 1. Mose 1 und 2; 2. Mose 20,8–11; Ps. 19,1–7; 33,6.9; 104; Hebr. 11,3. 7. Der Mensch Mann und Frau wurden nach dem Bild Gottes geschaffen mit dem Vermögen und der Freiheit, als Persönlichkeit zu denken und zu handeln. Der Mensch ist eine unteilbare Einheit aus Leib, Seele und Geist und – obwohl als freies Wesen geschaffen – abhängig von Gott in seinem Leben und in allem, was er zum Leben braucht. Als Adam und Eva, unsere ersten Eltern, Gott ungehorsam wurden, verleugneten sie ihre Abhängigkeit von ihm und verloren dadurch ihre hohe Stellung vor Gott. Das Bild Gottes in ihnen wurde entstellt, und sie wurden der Macht des Todes unterworfen. Seitdem unterliegen alle Menschen der Sünde und ihren Folgen. Sie werden mit Schwachheit und Neigung zum Bösen geboren. Durch Christus aber versöhnte Gott die Welt mit sich selber, und durch den Heiligen Geist wird in sterblichen Menschen, die zur Umkehr bereit sind, das Bild ihres Schöpfers wiederhergestellt. Zur Ehre Gottes geschaffen, sind sie gerufen, ihn und einander zu lieben sowie für ihre Umwelt verantwortlich zu handeln. 1. Mose 1,26–28; 2,7; Ps. 8,4–9; Apg. 17,24–28; 1. Mose 3; Ps. 51,7; Röm. 5,12–17; 2. Kor. 5,19.20; Ps. 51,12; 1. Joh. 4,7.8.11.20; 1. Mose 2,15. 8. Der große Kampf Die ganze Menschheit ist hineingezogen in eine große Auseinandersetzung zwischen Christus und Satan, bei der es um das Wesen Gottes, sein Gesetz und seine Herrschaft über das Universum geht. Dieser Streit hatte seinen Ursprung im Himmel, als ein geschaffenes Wesen, ausgestattet mit Entscheidungsfreiheit, durch Selbsterhöhung zum Satan, zum Widersacher Gottes wurde. Auch einen Teil der Engel verführte er zum Aufruhr. Als Satan Adam und Eva zur Sünde verleitete, brachte er den Geist des Aufruhrs auch auf unsere Erde. Die

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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Sünde hat das Bild Gottes im Menschen entstellt und die geschaffene Welt in Unordnung gebracht. Sie wurde schließlich durch eine weltweite Flut verwüstet. Unsere Erde ist vor der gesamten Schöpfung zum Austragungsort eines universalen Konfliktes geworden, in dem sich der Gott der Liebe schließlich als rechtmäßiger Sieger erweisen wird. Christus sendet den Heiligen Geist und seine Engel, um seinem Volk in diesem Kampf beizustehen, es zu führen, zu schützen und auf dem Weg des Heils zu bewahren. Offb. 12,3–9; Jes. 14,12–14; Hes. 28,12–18; 1. Mose 3; Röm. 1,19–32; 5,12–21; 8,19–22; 1. Mose 6–8; 2. Petr. 3,6; 1 Kor. 4,9; Hebr. 1,14. 9. Leben, Tod und Auferstehung Christi Das Leben Christi im vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes, sein Leiden, sein Tod und seine Auferstehung sind das einzige Mittel, die Sünde des Menschen zu sühnen. Wer diese von Gott bewirkte Versöhnung im Glauben annimmt, hat das ewige Leben. Die ganze Schöpfung kann so die unendliche und heilige Liebe des Schöpfers besser verstehen. Diese vollkommene Versöhnung erweist die Gerechtigkeit des Gesetzes Gottes und offenbart Gottes Güte. Dadurch wird unsere Sünde verurteilt und zugleich ein Weg zu ihrer Vergebung geöffnet. Christi stellvertretender Tod hat sühnende, versöhnende und umwandelnde Wirkung. Christi Auferstehung verkündet Gottes Triumph über die Mächte des Bösen und sichert allen, die sich versöhnen lassen, endgültigen Sieg über Sünde und Tod am Ende der Weltzeit zu. In seiner Auferstehung wird offenbar, dass Christus der Herr ist. Vor ihm werden einst alle im Himmel und auf Erden ihre Knie beugen. Joh. 3,16; Jes. 53; 1. Petr. 2,21.22; 1. Kor. 15,3; 4,20–22; 2. Kor. 5,14.15.19–21; Röm. 1,4; 3,25; 4,25; 8,3.4; 1. Joh. 2,2; 4,10; Kol. 2,15; Phil. 2,6–11. 10. Die Erfahrung der Erlösung Gott hat in seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit Christus, „der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht“, damit wir durch ihn vor Gott gerecht werden. Durch den Heiligen Geist verspüren wir unsere Not, erkennen unsere Sündhaftigkeit, bereuen unsere Verfehlungen und glauben an Jesus als Herrn und Erretter, der sich stellvertretend für uns hingab und unser Vorbild ist. Dieser Glaube, der zum Heil führt, entsteht durch die Kraft des Wortes Gottes und ist das Geschenk seiner Gnade. Durch Christus sind wir gerechtfertigt, von Gott als Söhne und Töchter angenommen und von der Herrschaft der Sünde befreit. Durch den Geist sind wir wiedergeboren und geheiligt. Der Geist erneuert unser Denken, schreibt Gottes Gesetz der Liebe in unser Herz und gibt uns die Kraft zu einem heiligen Leben. Wer in Christus bleibt, wird Teilhaber der göttlichen Natur und hat die Gewissheit des Heils jetzt und im Gericht. 2. Kor. 5,17–21; Joh. 3,16; Gal. 1,4; 4,4–7; Tit. 3,3–7; Joh. 16,8; Gal. 3,13.14; 1. Petr. 2,21.22; Röm. 10,17; Lk. 17,5; Mk. 9,23.24; Eph. 2,5–10; Röm. 3,21–26; Kol. 1,13.14; Röm. 8,14–17; Gal. 3,26; Joh. 3,3–8; 1. Petr. 1,23; Röm. 12,2; Hebr. 8,7–12; Hes. 36,25–27; 2. Petr. 1,3.4; Röm. 8,1–4; 5,6–10.

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11. Wachsen in Christus Durch seinen Tod am Kreuz triumphierte Jesus über die Macht des Bösen. Er, der während seines irdischen Dienstes die dämonischen Geister unterwarf, hat ihre Macht gebrochen und ihren endgültigen Untergang besiegelt. Jesu Sieg verleiht auch uns den Sieg über die bösen Mächte, die uns immer noch beherrschen wollen. Jetzt können wir mit Jesus in Frieden, Freude und der Zusicherung seiner Liebe leben. Der Heilige Geist wohnt in uns und gibt uns Kraft. In beständiger Beziehung zu Jesus als unserem Retter und Herrn sind wir befreit von der Last vergangener Taten, den dunklen Seiten unseres früheren Lebens, der Angst vor bösen Mächten, von Unwissenheit und Sinnlosigkeit. In dieser neuen Freiheit mit Jesus sind wir berufen, zu wachsen und ihm ähnlicher zu werden. Dies geschieht in der Gemeinschaft mit Gott im Gebet und seinem Wort, in der täglichen Andacht, im Nachdenken über seine göttliche Führung, im Singen von Lobliedern, in der Versammlung im Gottesdienst und der Mitwirkung am Missionsauftrag der Gemeinde. Während wir unseren Mitmenschen in Liebe dienen und die Erlösung durch Christus bezeugen, verwandelt seine beständige Gegenwart im Geist jeden Augenblick und jede Aufgabe in eine bereichernde Erfahrung mit Gott. Ps. 1,1–2; 23,4; 77,12.13; Kol. 1,13–14; 2,6.14–15; Lk. 10,17–20; Eph. 5,19.20; 6,12–18; 1. Thess. 5,23; 2. Petr. 2,9; 3,18; 2. Kor. 3,17.18; Phil. 3,7–14; 1. Thess. 5,16–18; Mt. 20,25–28; Joh. 20,21; Gal. 5,22–25; Röm. 8,38.39; 1. Joh. 4,4; Hebr. 10,25. 12. Die Gemeinde Die Gemeinde ist die Gemeinschaft von Gläubigen, die Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser bekennen. Wie Gottes Volk zur Zeit des Alten Testaments ist auch die Gemeinde Jesu aus der Welt herausgerufen. Sie vereint sich zur Anbetung, zur Gemeinschaft, zur Unterweisung im Wort, zur Feier des Abendmahls, zum Dienst an den Mitmenschen und zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt. Die Gemeinde erhält ihre Vollmacht von Christus, dem Fleisch gewordenen Wort, und aus der Heiligen Schrift, dem geschriebenen Wort. Die Gemeinde ist die Familie Gottes. Ihre Glieder, von ihm als Kinder angenommen, leben auf der Grundlage des Neuen Bundes. Die Gemeinde ist eine Gemeinschaft des Glaubens, sie ist der Leib Christi, dessen Haupt er ist. Sie ist die Braut, für die Christus starb, damit er sie heilige und reinige. Bei seiner Wiederkunft in Herrlichkeit wird er sie in vollendeter Schönheit vor sich stellen. Es sind die Treuen aller Zeiten, erworben durch sein Blut, ohne Flecken und Falten, heilig und unsträflich. 1. Mose 12,3; Apg. 7,38; Eph. 4,11–15; 3,8–11; Mt. 28,19.20; 16,13–20; 18,18; Eph. 2,19–22; 1,22.23; 5,23–27; Kol. 1,17.18. 13. Die Übrigen und ihr Auftrag Die weltweite Gemeinde setzt sich zusammen aus allen, die wahrhaft an Christus glauben. Doch in der letzten Zeit, einer Zeit weit verbreiteten Abfalls, ist eine Schar der Übrigen herausgerufen, um an den Geboten Gottes festzuhalten und den Glauben an Jesus zu

10.9 Die Statuten und Glaubensgrundlagen der religiösen Bekenntnisgemeinschaften

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bewahren. Diese Übrigen weisen darauf hin, dass die Stunde des Gerichts gekommen ist, predigen, dass es Erlösung durch Christus gibt, und verkündigen das Herannahen seiner Wiederkunft. Die drei Engel in Offb. 14 sind Sinnbild dieser Verkündigung. Sie geht einher mit dem Gerichtsgeschehen im Himmel und führt auf Erden zu einer Bewegung der Buße und Erneuerung. Jeder Gläubige ist aufgefordert, sich an diesem weltweiten Zeugnis persönlich zu beteiligen. Offb. 12,17; 14,6–12; 18,1–4; 2. Kor. 5,10; Jud. 3.14; 1. Petr. 1,16–19; 2. Petr. 3,10–14; Offb. 21,1–14. 14. Die Einheit der Gemeinde Christi Die Gemeinde ist ein Leib mit vielen Gliedern, herausgerufen aus allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern. In Christus sind die Gläubigen eine neue Schöpfung. Rassische, kulturelle, bildungsmäßige, nationale, soziale und gesellschaftliche Unterschiede sowie Unterschiede zwischen Mann und Frau dürfen unter uns nicht trennend wirken. In Christus sind alle gleich, durch einen Geist zur Gemeinschaft mit ihm und untereinander zusammengefügt. Wir sollen einander dienen, ohne Voreingenommenheit und Vorbehalt. Weil sich Jesus Christus in der Schrift offenbart hat, verbinden uns ein Glaube und eine Hoffnung – das bezeugen wir vor allen Menschen. Diese Einheit hat ihren Ursprung im Einssein des dreieinigen Gottes, der uns als seine Kinder angenommen hat. Röm. 12,4; 1. Kor. 12,12–14; Mt. 28,19.20; Ps. 133,1; 2. Kor. 5,16.17; Apg. 17,26.27; Gal. 3,27.29; Kol. 3,10–15; Eph. 4,14–16; 4,1–6; Joh. 17,20–23. 15. Die Taufe Durch die Taufe bekennen wir unseren Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi und geben Zeugnis, dass wir für die Sünde tot sind und entschlossen, ein neues Leben zu führen. Damit erkennen wir Christus als Herrn und Erlöser an, werden seinem Volk hinzugefügt und als Glieder seiner Gemeinde angenommen. Die Taufe ist ein Sinnbild für unsere Gemeinschaft mit Christus, für die Vergebung unserer Sünden und für den Empfang des Heiligen Geistes. Sie wird durch Untertauchen vollzogen auf das Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus und als Zeichen der Reue über die Sünde. Ihr geht Unterweisung in der Heiligen Schrift und Annahme ihrer Lehren voraus. Röm. 6,1–6; Kol. 2,12.13; Apg. 16,30–33; 22,16; 2,38; Mt. 28,19.20. 16. Das Abendmahl Beim Abendmahl haben wir Anteil an den Zeichen des Leibes und Blutes Jesu. Wir nehmen Brot und Wein zu uns und bringen so unser Vertrauen in Jesus Christus, unseren Herrn und Erlöser, zum Ausdruck. In diesem Erlebnis der Gemeinschaft ist Christus gegenwärtig, um unter seinem Volk zu sein und es zu stärken. Durch die Teilnahme am Abendmahl verkünden wir voll Freude den Tod des Herrn, bis er wiederkommt. Zur Vorbereitung gehören Selbstprüfung, Reue und Sündenbekenntnis. Der Herr gebot auch den Dienst der

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Fußwaschung. Die Fußwaschung ist ein Sinnbild erneuter Reinigung, ein Ausdruck der Bereitschaft, einander in Demut zu dienen, wie Christus es tat, und soll unsere Herzen in Liebe verbinden. Am Abendmahl können alle gläubigen Christen teilnehmen. 1. Kor. 10,16.17; 11,23–30; Mt. 26,17–30; Offb. 3,20; Joh. 6,48–63; 13,1–17. 17. Geistliche Gaben und Dienste Gott rüstet die Glieder seiner Gemeinde zu allen Zeiten mit geistlichen Gaben aus. Jedes Glied soll die ihm verliehenen Gaben in liebevollem Dienst zum Nutzen der Gemeinde und der Mitmenschen einsetzen. Diese Gaben, die der Geist nach seinem Ermessen zuteilt, befähigen die Gläubigen zu allen Diensten, die die Gemeinde zur Erfüllung der ihr von Gott gestellten Aufgaben braucht. Gemäß der Schrift gehören dazu: Glaube, Heilung, Weissagung, Verkündigung, Lehre, Verwaltung, Versöhnung, Barmherzigkeit, selbstloser Dienst und Nächstenliebe, damit anderen geholfen wird und sie ermutigt werden. Einige Glieder werden von Gott berufen, vom Heiligen Geist ausgerüstet und von der Gemeinde anerkannt für den Dienst als Seelsorger, Evangelisten, Leiter oder Lehrer. Sie werden besonders gebraucht, die Glieder der Gemeinde für den Dienst auszubilden, die Gemeinde zur geistlichen Reife zu führen sowie die Einheit im Glauben und in der Erkenntnis Gottes zu fördern. Wenn die Gemeindeglieder diese geistlichen Gaben als treue Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes einsetzen, bleibt die Gemeinde vor dem zerstörenden Einfluss falscher Lehre bewahrt, wird in der von Gott vorgesehenen Weise wachsen und in Glaube und Liebe gefestigt. Röm. 12,4–8; 1. Kor. 12,9–11.27.28; Eph. 4,8.11–16; Apg. 6,1–7; 1. Tim. 3,1–13; 1. Petr. 4,10.11. 18. Die Gabe der Weissagung Eine der Gaben des Heiligen Geistes ist die Weissagung. Diese Gabe ist ein Kennzeichen der Gemeinde der Übrigen und hat sich im Dienst von Ellen G. White erwiesen. Die Schriften dieser Botin des Herrn sind eine fortwirkende, bevollmächtigte Stimme der Wahrheit und geben der Gemeinde Trost, Führung, Unterweisung und Zurechtweisung. Sie heben auch deutlich hervor, dass die Bibel der Maßstab ist, an dem alle Lehre und Erfahrung geprüft werden muss. Joel 3,1.2; Apg. 2,14–21; Hebr. 1,1–3; Offb. 12,17; 19,10. 19. Das Gesetz Gottes Die grundlegenden Prinzipien des Gesetzes Gottes sind in den Zehn Geboten zusammengefasst und im Leben Jesu Christi beispielhaft dargestellt. In den Geboten kommen Gottes Liebe, sein Wille und seine Absichten für das Leben der Menschen zum Ausdruck – für ihr Verhalten und für die zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Zehn Gebote sind bindend für die Menschen aller Zeiten, Grundlage für Gottes Bund mit seinem Volk und Maßstab in Gottes Gericht. Durch das Wirken des Heiligen Geistes decken sie Sünde auf und wecken das Verlangen nach einem Erlöser. Die Erlösung geschieht allein aus Gnade, nicht

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durch Werke; ihre Frucht jedoch ist Gehorsam gegenüber den Geboten. Dieser Gehorsam trägt dazu bei, einen christlichen Charakter zu entfalten und führt zu innerem Frieden. Er bekundet unsere Liebe zum Herrn und unsere Verantwortung für die Mitmenschen. Im Gehorsam des Glaubens erweist sich Christi Macht, das Leben eines Menschen zu ändern, und bekräftigt so das christliche Zeugnis. 2. Mose 20,1–17; Ps. 40,9; Mt. 22,36–40; 5. Mose 28,1–14; Mt. 5,17–20; Hebr. 8,8–10; Joh. 15,7–10; Eph. 2,8–10; 1. Joh. 5,3; Röm. 8,3.4; Ps. 19,8–12. 20. Der Sabbat Nach sechs Schöpfungstagen ruhte Gott, auf unser Wohl bedacht, am siebenten Tag und setzte den Sabbat für alle Menschen zum Gedenken an die Schöpfung ein. Das vierte Gebot in Gottes unwandelbarem Gesetz gebietet die Heiligung des siebenten Tages der Woche als Tag der Ruhe, der Anbetung und des Dienens, so wie es uns Jesus Christus, der Herr des Sabbats, gelehrt und vorgelebt hat. Der Sabbat ist ein Tag froher Gemeinschaft – mit Gott und untereinander. Er ist ein Sinnbild unserer Erlösung durch Christus, ein Zeichen unserer Heiligung, ein Ausdruck unserer Treue und ein Vorgeschmack ewigen Lebens im Reich Gottes. Der Sabbat ist Gottes bleibendes Zeichen seines ewigen Bundes mit seinem Volk. Wer diese heilige Zeit freudig beachtet, von Abend zu Abend, von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang, feiert Gottes schöpferisches und erlösendes Handeln. 1. Mose 2,1–3; 2. Mose 20,8–11; Lk. 4,16; Jes. 56,1–8; 58,13.14; Mt. 12,1–12; 2. Mose 31,12–17; Hes. 20,12.20; 5. Mose 5,12–15; Hebr. 4,1–11; 3. Mose 23,32; Mk. 1,32. 21. Gottes Haushalter Wir sind Haushalter Gottes. Er hat uns Zeit und Möglichkeiten, Fähigkeiten und Besitz, den Ertrag der Erde und ihre Güter anvertraut. Für einen vernünftigen Umgang damit sind wir Gott verantwortlich. Wir erkennen Gott als Eigentümer an, wenn wir ihm und den Mitmenschen treu dienen, ihm den Zehnten und Gaben darbringen, um die Verkündigung seines Evangeliums und das Wachstum seiner Gemeinde zu fördern. Mit der Haushalterschaft gibt uns Gott eine Möglichkeit, in der Liebe zu wachsen und Selbstsucht und Habgier zu überwinden. Der Haushalter freut sich über den Segen, den andere durch seine Treue empfangen. 1. Mose 1,26–28; 2,15; 1. Chr. 29,14; Hag. 1,3–11; Mal. 3,8–12; 1. Kor. 9,9–14; Mt. 23,23; 2. Kor. 8,1–15; Röm. 15,26.27. 22. Christlicher Lebensstil Wir sind berufen, ein gottesfürchtiges Volk zu sein, das in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Wortes Gottes denkt, fühlt und handelt. Damit der Heilige Geist in uns einen Christus ähnlichen Charakter ausprägen kann, beschäftigen wir uns bewusst mit dem, was in uns Reinheit, Gesundheit und Freude fördert. Freizeitgestaltung und Unterhaltung sollen dem hohen Anspruch von Geschmack und Schönheit entsprechen, wie sie christli-

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chem Glauben angemessen sind. Während wir durchaus kulturelle Unterschiede berücksichtigen, sind wir darauf bedacht, uns schlicht, anständig und geschmackvoll zu kleiden; denn wahre Schönheit besteht nicht in Äußerlichkeiten, sondern in dem unvergänglichen Schmuck der Freundlichkeit und Herzensgüte. Das schließt auch ein, dass wir für unseren Leib, der ein Tempel des Heiligen Geistes ist, in vernünftiger Weise Sorge tragen. Neben ausreichender körperlicher Bewegung und Ruhe wollen wir uns so gesund wie möglich ernähren und uns der Speisen enthalten, die in der Heiligen Schrift als unrein bezeichnet werden. Wir enthalten uns auch alkoholischer Getränke, des Tabaks, jeglicher Drogen und lehnen den Missbrauch von Medikamenten ab, weil sie schädlich sind. Stattdessen befassen wir uns mit dem, was unsere Gedanken und unseren Körper unter den Einfluss Christi stellt. Er wünscht uns Freude, Gesundheit und Wohlergehen. Röm. 12,1.2; 1. Joh. 2,6; Eph. 5,1–20; Phil. 4,8; 2. Kor. 10,5; 6,16–7,1; 1. Petr. 3,1–4; 1. Kor. 6,19.20; 10,31; 3. Mose 11; 3. Joh. 2. 23. Ehe und Familie Die Ehe, von Gott im Garten Eden eingesetzt und von Jesus Christus bestätigt, soll eine lebenslange Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau in einer von Liebe erfüllten Gemeinschaft sein. Für den Christen gilt das Eheversprechen sowohl Gott als auch dem Ehepartner gegenüber. Eine Ehe sollte nur zwischen Partnern gemeinsamen Glaubens geschlossen werden. Gegenseitige Liebe, Wertschätzung, Achtung und Verantwortung sind die Grundlage der Ehe. Sie soll die Liebe, Heiligkeit, Innigkeit und Beständigkeit der Beziehung zwischen Christus und seiner Gemeinde widerspiegeln. Jesus hat gelehrt, dass Ehebruch begeht, wer sich von seinem Ehepartner scheiden lässt – es sei denn wegen Unzucht – und einen anderen heiratet. Selbst wenn manche ehelichen und familiären Verhältnisse nicht ideal sind, können dennoch Ehepartner, die in Christus zueinander halten, durch die Führung des Heiligen Geistes und den Beistand der Gemeinde ihre Liebe erneuern und miteinander verbunden bleiben. Gott segnet die Familie und möchte, dass die Familienangehörigen auf dem Weg zur völligen Reife einander beistehen. Eltern sollen ihre Kinder so erziehen, dass sie den Herrn lieben lernen und ihm gehorchen. Durch Wort und Vorbild sollen Eltern ihre Kinder zu der Erkenntnis führen, dass Christus ein liebevoller Erzieher ist, voll Güte und Fürsorge, der sie zu Gliedern seines Leibes, der Familie Gottes, machen möchte. Den Zusammenhalt der Familie zu stärken ist ein besonderes Anliegen der Verkündigung des Evangeliums in der Endzeit. 1. Mose 2,18–25; Mt. 19,3–9; Joh. 2,1–11; 2. Kor. 6,14; Eph. 5,21–33; Mt. 5,31.32; Mk. 10,11.12; Lk. 16,18; 1. Kor. 7,10,11; 2. Mose 20,12; Eph. 6,1–4; 5. Mose 6,5–9; Spr. 22,6; Mal. 3,23.24. 24. Christi Dienst im himmlischen Heiligtum Es gibt ein Heiligtum im Himmel, die wahre Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch. Dort dient Christus für uns und macht den Gläubigen das Angebot seines versöhnenden Opfers, das ein für alle Mal am Kreuz vollbracht wurde, zugänglich.

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Mit seiner Himmelfahrt wurde er als unser großer Hohepriester eingesetzt und nahm seinen Mittlerdienst auf. Am Ende der prophetischen Zeit der 2300 Tage, im Jahr 1844, begann die zweite und letzte Phase seines Versöhnungsdienstes. Sie leitet das Gericht vor dem zweiten Kommen Christi ein und gehört zur endgültigen Beseitigung der Sünde, wie sie durch die Reinigung des alttestamentlichen Heiligtums am Versöhnungstag vorgebildet war. Das irdische Abbild des himmlischen Heiligtums wurde mit dem Blut von Tieropfern gereinigt; für das wirkliche, das himmlische Heiligtum war ein besseres Opfer nötig: das vollkommene Opfer Jesu Christi. Das Gericht vor der Wiederkunft Jesu offenbart den himmlischen Wesen, wer im Glauben an den Herrn gestorben und durch ihn würdig ist, an der ersten Auferstehung teilzuhaben. Es zeigt auch auf, wer von den Lebenden Gemeinschaft mit Christus hat, an den Geboten Gottes festhält und den Glauben an Jesus bewahrt – also bereit ist für die Umwandlung zum Eingang in Gottes ewiges Reich. Dieses Gericht erweist die Gerechtigkeit Gottes, der alle rettet, die an Jesus Christus glauben. Es bestätigt, dass alle, die Gott treu geblieben sind, das Reich empfangen werden. Wenn Christus diesen Dienst vor seiner Wiederkunft vollendet, ist für die Menschen die Zeit der Gnade abgelaufen. Hebr. 8,1–5; 4,14–16; 9,11–28; 10,19–22; 1,3; 2,16.17; Dan. 7,9–27; 8,13.14; 9,24–27; 4. Mose 14,34; Hes. 4,6; 3. Mose 16; Offb. 14,6.7; 20,12; 14,12; 22,12. 25. Die Wiederkunft Christi Das zweite Kommen Christi ist die froh machende Hoffnung der Gemeinde. Mit ihm erreicht die Geschichte ihren Höhepunkt, wie es das Evangelium bezeugt. Der Erlöser wird wirklich, persönlich und weltweit sichtbar erscheinen. Wenn er wiederkommt, werden die verstorbenen Gerechten auferweckt und zusammen mit den lebenden Gerechten verherrlicht in den Himmel aufgenommen; die Ungerechten aber werden sterben. Die Erfüllung der meisten prophetischen Aussagen sowie der gegenwärtige Zustand der Welt weisen darauf hin, dass Christi Kommen nahe bevorsteht. Der Zeitpunkt dieses Ereignisses ist nicht offenbart worden; deshalb sind wir aufgefordert, jederzeit bereit zu sein. Tit. 2,13; Hebr. 9,28; Joh. 14,1–3; Apg. 1,9–11; Mt. 24,14; Offb. 1,7; Mt. 24,43.44; 1. Thess. 4,13–18; 1. Kor. 15,51–54; 2. Thess. 1,7–10; 2,8; Offb. 14,14–20; 19,11–21; Mt. 24; Mk. 13; Lk. 21; 2. Tim. 3,1–5; 1. Thess. 5,1–6. 26. Tod und Auferstehung Der Lohn der Sünde ist der Tod. Gott aber, der allein unsterblich ist, schenkt seinen Erlösten ewiges Leben. Bis zu jenem Tag sind alle verstorbenen Menschen in einem Zustand ohne Bewusstsein. Wenn Christus, der unser Leben ist, wiederkommt, werden die auferweckten und lebenden Gerechten verherrlicht und entrückt, um ihrem Herrn zu begegnen. Das ist die erste Auferstehung. Die zweite Auferstehung, die Auferstehung der Ungerechten, geschieht tausend Jahre später. Röm. 6,23; 1. Tim. 6,15.16; Pred. 9,5.6; Ps. 146, 4; Joh. 11,11–14; Kol. 3,4; 1. Kor. 15,51–54; 1. Thess. 4,13–17; Joh. 5,28.29; Offb. 20,1–10.

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27. Das Millennium und das Ende der Sünde Das Millennium umfasst die tausend Jahre zwischen der ersten und zweiten Auferstehung, in denen Christus mit seinen Heiligen im Himmel herrscht. Während dieser Zeit wird über die nicht erlösten Toten Gericht gehalten. Die Erde befindet sich in einem verwüsteten Zustand; kein Mensch lebt darauf, nur Satan und seine Engel. Am Ende der tausend Jahre kommen Christus und seine Heiligen sowie die Heilige Stadt vom Himmel zur Erde herab. Dann werden die Ungerechten aus dem Tod auferweckt. Mit Satan und seinen Engeln werden sie die Heilige Stadt belagern. Aber Feuer von Gott wird sie verzehren und die Erde reinigen. So wird das Universum auf ewig von Sünde und Sündern befreit. Offb. 20; 1. Kor. 6,2.3; Jer. 4,23–26; Offb. 21,1–5; Mal. 3,19; Hes. 28,18.19. 28. Die neue Erde Auf der neuen Erde, in der es endlich Gerechtigkeit gibt, wird Gott eine ewige Heimat für die Erlösten schaffen, eine vollkommene Welt des ewigen Lebens, der Liebe, der Freude und der wachsenden Erkenntnis in seiner Gegenwart. Gott selbst wird unter seinem Volk wohnen. Leid und Tod werden nicht mehr sein. Der große Kampf ist zu Ende. Nie mehr wird es Sünde geben. Alles, das Belebte und das Unbelebte, wird davon künden, dass Gott Liebe ist. Er wird in Ewigkeit regieren. Petr. 3,13; Jes. 35; 65,17–25; Mt. 5,5; Offb. 21,1–7; 22,1–5; 11,15.

10.10 Die sechs Kernwerte der Vineyard-Bewegung Die folgenden Kernwerte fassen das Ethos der charismatisch orientierten freikirchlichen Vineyard-Bewegung zusammen und bilden quasi das Leitbild der Bewegung. 1. Die Bibel: Wir suchen eine dynamische Verbindung zu Gott und zu Menschen durch ein Leben, das auf der Bibel, dem Wort Gottes, basiert. 2. Jesus und der Heilige Geist: Wir erkennen Jesus als den Herrn der Gemeinde. ER handelt durch den Heiligen Geist und führt uns in das Haus des Vaters. 3. Beziehungen: Wir leben authentische und ehrliche Beziehungen. 4. Gnade: Wir leben aus Gnade und nicht aus Gesetz, in vollem Bewusstsein, dass Jesus Christus das Gesetz erfüllt hat und durch den Heiligen Geist durch uns leben will. 5. Heilung: Wir erwarten Heilung an Körper, Seele, Geist und Heilung von Beziehungen und von sozialer Ungerechtigkeit, Rassismus und von wirtschaftlichem und politischem Imperialismus durch das Wirken von Jesus durch SEINEN Geist in und durch SEINE Gemeinde. Das Reich Gottes: Wir erwarten jederzeit das Hereinbrechen des Reiches Gottes, das mit dem ersten Kommen von Jesus Christus angebrochen ist und bei SEINER Wiederkunft erfüllt werden wird. Dieses Hereinbrechen des Reiches Gottes wird begleitet von Zeichen und Wundern, die vom heiligen Geist gewirkt werden.

10.11 Die theologischen Leitlinien der Geistlichen Gemeindeerneuerung (GGE)

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10.11 Die theologischen Leitlinien der Geistlichen Gemeindeerneuerung (GGE) Die theologischen Leitlinien der Geistlichen Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche formulieren die grundlegende theologische Position der charismatischen Erneuerungsbewegung. 1. Der Aufbau lebendiger Gemeinden ist Werk des Heiligen Geistes und deshalb nicht machbar. Gottes Geist will durch Menschen wirken, die sich von ihm gebrauchen lassen. 2. Voraussetzung ist, daß Menschen zu einer persönlichen Umkehrerfahrung kommen: Menschen vertrauen ihr ganzes Leben Jesus als iIhrem Erlöser und Herrn an. Sie erfahren Gnade und Rechtfertigung als Versöhnung mit Gott und empfangen neues Leben. 3. Aufbau lebendiger Gemeinden geschieht, wo Menschen aus der Hingabe an Jesus sich von ihm senden lassen. Sie öffnen sich für das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist und sind bereit, sich zu einem vollmächtigen Dienst in Zeugnis und Diakonie ausrüsten und befreien zu lassen. 4. Das Wirken des Heiligen Geistes äußert sich neben den Früchten auch in den vielfältigen Gnadengaben. Sie sind der Gemeinde verheißen und dienen der Auferbauung des Leibes Christi. Alle neutestamentlich bezeugten Gnadengaben haben auch heute noch volle Gültigkeit und sind von Gott der Gemeinde zum Dienst angeboten. 5. Besondere Bedeutung kommt dem Gottesdienst zu, der aus der Freude am Wort Gottes, der Gemeinschaft im Abendmahl und dem Lobpreis lebt. Hier erfahren Menschen die Gegenwart Gottes und werden offen für das, was ER durch seinen Geist an ihnen und durch sie tun will. So wird der Gottesdienst zu einem Ort, in dem Bekenntnis von Schuld, Umkehr, neue Hingabe, Heilung an Seele und Leib und Sendung in den Dienst geschehen kann. 6. Über den Gottesdienst hinaus erkennen Menschen die Notwendigkeit zu verbindlicher Gemeinschaft in kleineren Gruppen. In ihnen kann geistliche Verantwortung, persönliche Heilung, gemeinsames Gebet, Entfaltung von Gnadengaben und Bereitschaft zum Dienst in Kirche und Welt wachsen. 7. So ist der Dienst der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung auf persönliche Erneuerung, insbesondere jedoch auf geistlichen Gemeindeaufbau gerichtet, damit die Dimension des Leibes Christi verstärkt gesehen und gelebt wird. 8. Der Arbeitskreis für Geistliche Gemeinde-Erneuerung bekennt sich zur Evangelischen Kirche als Heimat und Arbeitsfeld. Sein Dienst steht aber auch in der deutlichen Spannung zwischen Integration in die Kirche und der Notwendigkeit, als geistliche Herausforderung empfunden zu werden. Der Arbeitskreis widersteht allen Versuchungen, die Kirche innerlich oder gar äußerlich zu verlassen. Er betet um Erneuerung der Kirche durch den Heiligen Geist und setzt sich aktiv dafür ein.590 590 Quelle: http://www.gge-oesterreich.at/index.htm [15.12.2008].

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10.12 Die Lausanner Verpflichtung von 1974 Die Lausanner Verpflichtung ist das bedeutendste theologische Dokument der Evangelikalen Bewegung und hat zwischenzeitlich unter vielen Evangelikalen den Status eines Bekenntnisses eingenommen. Es wurde am Ende des ersten Kongresses für Weltevangelisation in Lausanne im Jahr 1974 verfasst. Einleitung Wir, Glieder der Gemeinde Jesu Christi aus mehr als 150 Nationen, Teilnehmer am Internationalen Kongress für Weltevangelisation in Lausanne, loben Gott, weil Er Sein Heil geschenkt hat, und freuen uns an der Gemeinschaft, die Er uns mit Ihm und untereinander schenkt. Gottes Wirken in unserer Zeit bewegt uns tief. Unser Versagen führt uns zur Buße. Die unvollendete Aufgabe der Evangelisation fordert uns heraus. Wir glauben, dass das Evangelium Gottes gute Nachricht für die ganze Welt ist. Durch Seine Gnade sind wir entschlossen, dem Auftrag Jesu Christi zu gehorchen, indem wir Sein Heil der ganzen Menschheit verkündigen, um alle Völker zu Jüngern zu machen. Darum wollen wir unseren Glauben und unseren Entschluss bekräftigen und unserer Verpflichtung öffentlich Ausdruck geben. 1. Der Plan Gottes Wir bekräftigen unseren Glauben an den einen, ewigen Gott, Schöpfer und Herrn der Welt, Vater, Sohn und Heiliger Geist, der alle Dinge nach dem Ratschluss Seines Willens regiert. Er hat sein Volk aus der Welt herausgerufen und sendet es zurück in die Welt, damit sie Seine Diener und Zeugen sind. Er hat sie zur Ausbreitung Seines Reiches, zur Erbauung des Leibes Christi und zur Verherrlichung Seines Namens herausgerufen. Wir bekennen und bereuen, dass wir unserer Berufung oft untreu gewesen sind und unseren Auftrag nicht erfüllt haben, indem wir uns der Welt anpassten oder uns von ihr zurückzogen. Doch freuen wir uns daran, dass das Evangelium, selbst wenn es in irdenen Gefäßen gefasst ist, ein kostbarer Schatz ist. Erneut übernehmen wir die Aufgabe, diesen Schatz durch die Kraft des Heiligen Geistes bekannt zu machen (Jes. 40,28; Mt. 28,19; Eph. 1,11; Apg. 15,14; Joh. 17,6.18; Eph. 4,12; 1. Kor. 5,10; Röm. 12,2; 2. Kor. 4,7). 2. Die Autorität der Bibel Wir halten fest an der göttlichen Inspiration, der gewissmachenden Wahrheit und Autorität der alt- und neutestamentlichen Schriften in ihrer Gesamtheit als dem einzigen geschriebenen Wort Gottes. Es ist ohne Irrtum in allem, was es bekräftigt und ist der einzige unfehlbare Maßstab des Glaubens und Lebens. Wir bekennen zugleich die Macht des Wortes Gottes, Seinen Heilsplan zu verwirklichen. Die Botschaft der Bibel ist an die ganze Menschheit gerichtet, denn Gottes Offenbarung in Christus und in der Heiligen Schrift ist unwandelbar. Der Heilige Geist spricht noch heute durch diese Offenbarung. Er erleuchtet den Geist Seines Volkes in allen Kulturen. So erkennen sie Seine Wahrheit immer neu mit ihren eige-

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nen Augen. Der Heilige Geist enthüllt der ganzen Gemeinde mehr und mehr die vielfältige Weisheit Gottes (2. Tim. 3,16; 2. Petr. 1,21; Joh. 10,35; Mt. 5,17.18; Eph. 1,17.18; 3,10.18). 3. Einzigartigkeit und Universalität Jesu Christi Wir bekräftigen: Es gibt nur einen Erlöser und nur ein Evangelium, jedoch eine große Vielfalt evangelistischer Arbeitsweisen. Zwar wissen wir, dass alle Menschen aus der allgemeinen Offenbarung in der Natur Gott erkennen können, aber wir bestreiten, dass sie dies erretten kann, denn sie unterdrücken die Wahrheit durch Ungerechtigkeit. Als Herabsetzung Jesu Christi und des Evangeliums lehnen wir jeglichen Synkretismus ab und jeden Dialog, der vorgibt, dass Jesus Christus gleichermaßen durch alle Religionen und Ideologien spricht. Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, hat sich selbst als die einzige Erlösung für Sünder dahingegeben. Er ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen. Es ist auch kein anderer Name, durch den wir gerettet werden. Alle Menschen gehen an ihrer Sünde verloren, Gott aber liebt alle. Er will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre. Wer aber Jesus Christus ablehnt, verschmäht die Freude des Heils und verdammt sich selbst zur ewigen Trennung von Gott. Wenn Jesus als der „Erlöser der Welt“ verkündigt wird, so heißt das nicht, dass alle Menschen von vornherein oder am Ende doch noch gerettet werden. Man kann erst recht nicht behaupten, dass alle Religionen das Heil in Christus anbieten. Vielmehr muss Gottes Liebe einer Welt von Sündern verkündigt werden. Alle Menschen sind eingeladen, Ihn in persönlicher Hingabe durch Buße und Glauben als Heiland und Herrn anzuerkennen. Jesus Christus ist erhöht über alle Namen. Wir sehnen uns nach dem Tag, an dem sich alle Knie vor Ihm beugen und alle Zungen bekennen, dass Er der Herr sei (Gal. 1,6–9; Joh. 1,9; Apg. 17,26–28; 1. Tim. 2,5–6; Apg. 4,12; 2. Petr. 3,9; 1. Tim. 2,3–4; Joh. 3,16–19; 4, 42; Phil. 2,9–11). 4. Wesen der Evangelisation Evangelisieren heißt, die gute Nachricht zu verbreiten, dass Jesus Christus für unsere Sünden starb und von den Toten auferstand nach der Schrift und dass Er jetzt die Vergebung der Sünden und die befreiende Gabe des Geistes allen denen anbietet, die Buße tun und glauben. Für Evangelisation ist unsere Präsenz als Christen in der Welt unerlässlich, ebenso eine Form des Dialogs, die durch einfühlsames Hören zum Verstehen des anderen führt. Evangelisation ist ihrem Wesen nach die Verkündigung des historischen biblischen Christus als Heiland und Herrn. Ziel ist es, Menschen zu bewegen, zu Ihm persönlich zu kommen und so mit Gott versöhnt zu werden. Wer die Einladung des Evangeliums ausspricht, darf nicht verschweigen, dass Nachfolge etwas kostet. Jesus ruft alle, die Ihm nachfolgen möchten, auf, sich selbst zu verleugnen, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und sich mit Seiner neuen Gemeinschaft zu identifizieren. Das Ergebnis der Evangelisation schließt Gehorsam gegenüber Jesus Christus, Eingliederung in Seine Gemeinde und verantwortlichen Dienst in der Welt ein (1. Kor. 15,3–4; Apg. 2,28; Joh. 20,21; 2. Kor. 4,5; 5,11.20; Apg. 2,47; Mk. 10,43–45).

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5. Soziale Verantwortung der Christen Wir bekräftigen, dass Gott zugleich Schöpfer und Richter aller Menschen ist. Wir müssen deshalb Seine Sorge um Gerechtigkeit und Versöhnung in der ganzen menschlichen Gesellschaft teilen. Sie zielt auf die Befreiung der Menschen von jeder Art von Unterdrückung. Da die Menschen nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, besitzt jedermann, ungeachtet seiner Rasse, Religion, Farbe, Kultur, Klasse, seines Geschlechts oder Alters, eine angeborene Würde. Darum soll er nicht ausgebeutet, sondern anerkannt und gefördert werden. Wir tun Buße für dieses unser Versäumnis und dafür, dass wir manchmal Evangelisation und soziale Verantwortung als sich gegenseitig ausschließend angesehen haben. Versöhnung zwischen Menschen ist nicht gleichzeitig Versöhnung mit Gott, soziale Aktion ist nicht Evangelisation, politische Befreiung ist nicht Heil. Dennoch bekräftigen wir, dass Evangelisation und soziale wie politische Betätigung gleichermaßen zu unserer Pflicht als Christen gehören. Denn beide sind notwendige Ausdrucksformen unserer Lehre von Gott und dem Menschen, unserer Liebe zum Nächsten und unserem Gehorsam gegenüber Jesus Christus. Die Botschaft des Heils schließt eine Botschaft des Gerichts über jede Form der Entfremdung, Unterdrückung und Diskriminierung ein. Wir sollen uns nicht scheuen, Bosheit und Unrecht anzuprangern, wo immer sie existieren. Wenn Menschen Christus annehmen, kommen sie durch Wiedergeburt in Sein Reich. Sie müssen versuchen, Seine Gerechtigkeit nicht nur darzustellen, sondern sie inmitten einer ungerechten Welt auch auszubreiten. Das Heil, das wir für uns beanspruchen, soll uns in unserer gesamten persönlichen und sozialen Verantwortung verändern. Glaube ohne Werke ist tot (Apg. 17,26.31; 1. Mo. 18,25; Jes. 1,17; Ps. 45,7; 1. Mo. 1,26.27; Jak. 3,9; 3. Mo. 19,18; Lk. 6,27.35; Jak. 2,14–26; Mt. 5,20; 6,33; 2. Kor. 3,18; Jak. 2,20). 6. Gemeinde und Evangelisation Wir bekräftigen, dass Jesus Christus Seine erlöste Gemeinde in die Welt sendet, wie der Vater Ihn gesandt hat. Das erfordert, dass wir ebenso tief und aufopfernd die Welt durchdringen. Wir müssen aus unseren kirchlichen Ghettos ausbrechen und in eine nichtchristliche Gesellschaft eindringen. Bei der Sendung der Gemeinde zum hingebungsvollen Dienst steht Evangelisation an erster Stelle. Die Evangelisation der Welt verlangt, dass die ganze Gemeinde der ganzen Welt das ganze Evangelium bringt. Die Gemeinde bildet die Mitte des weltumfassenden Planes Gottes und ist Sein auserwähltes Werkzeug zur Verbreitung des Evangeliums. Eine Gemeinde, die das Kreuz predigt, muss selber durch das Kreuz geprägt sein. Eine Gemeinde wird zum ernsthaften Hindernis der Evangelisation, wenn sie das Evangelium preisgibt, in keinem wirklich lebendigen Verhältnis zu Gott steht, die Menschen zu wenig lieb hat und ihr auch in jeder Hinsicht, einschließlich Werbung und Finanzangelegenheiten, Lauterkeit fehlt. Die Gemeinde ist nicht so sehr Institution als vielmehr die Gemeinschaft des Volkes Gottes und darf mit keiner bestimmten Kultur, keinem sozialen oder politischen System, keiner von Menschen gemachten Ideologie gleichgesetzt werden (Joh. 17,18; 20,21; Mt. 20,19–20; Apg. 1,8; 20,27; Eph. 1,9–10, 3,9–11; Gal. 6,14.17; 2. Kor. 6,3–4; 2. Tim. 2,19.21; Phil. 1,27).

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7. Zusammenarbeit in der Evangelisation Wir bekräftigen, dass die sichtbare Einheit der Gemeinde in Wahrheit Gottes Ziel ist. Evangelisation ruft uns auch zur Einheit auf, weil unsere Uneinigkeit das Evangelium der Versöhnung untergräbt. Wir stellen jedoch fest, dass es organisatorische Einheit in vielen Formen geben kann, dadurch aber nicht unbedingt die Evangelisation gefördert wird. Wir aber, die wir den gleichen biblischen Glauben haben, sollen uns eng in Gemeinschaft, Dienst und Zeugnis vereinen. Wir bekennen, dass unser Zeugnis manchmal durch sündhaften Individualismus und unnötige Überschneidung beeinträchtigt wurde. Wir verpflichten uns, eine tiefere Einheit in Wahrheit, Anbetung, Heiligung und Sendung zu suchen. Wir drängen auf die Entwicklung regionaler und funktionaler Zusammenarbeit, um die Sendung der Gemeinde, die strategische Planung, die gegenseitige Ermutigung, die gemeinsame Nutzung der Mittel und Erfahrungen voranzutreiben (Joh. 17,21.23; Eph. 4,3.4; Joh. 13,35; Phil. 1,27; Joh. 17,11–23). 8. Gemeinden in evangelistischer Partnerschaft Wir freuen uns, dass ein neues Zeitalter der Mission angebrochen ist. Die beherrschende Stellung westlicher Missionen schwindet zusehends. Gott hat in den jungen Kirchen eine große neue Quelle der Weltevangelisation entstehen lassen und zeigt damit, dass die Verantwortung für die Evangelisation dem ganzen Leib Christi zukommt. Jede Gemeinde soll daher Gott und sich selbst fragen, was sie tun muss, um nicht nur in ihrem eigenen Bereich zu wirken, sondern auch Missionare in andere Teile der Welt zu entsenden. Eine neue Überprüfung unserer missionarischen Verantwortung und Aufgabe soll ständig vollzogen werden. Auf diese Weise wächst die Partnerschaft der Gemeinden, und der weltweite Charakter der einen Gemeinde Christi wird deutlicher hervortreten. Wir danken Gott für die Werke, die sich um die Übersetzung der Bibel, um theologische Ausbildung, Massenmedien, christliche Literatur, Evangelisation, Mission, Erneuerung der Gemeinde und andere Aufgabenbereiche bemühen. Auch sie sollen sich in ständiger Überprüfung fragen, ob ihre Wirksamkeit als Bestandteil der Sendung der Gemeinde gelten kann (Röm. 1,8; Phil. 1,5; 4,15; Apg. 13,1–3; 1. Thess. 1,6–8). 9. Dringlichkeit der evangelistischen Aufgabe Über 2,7 Milliarden Menschen, mehr als zwei Drittel der Menschheit, müssen noch mit dem Evangelium bekannt gemacht werden. Wir schämen uns, dass so viele vernachlässigt wurden; das ist ein ständiger Vorwurf gegen uns und die ganze Kirche. Jedoch ist jetzt in vielen Teilen der Welt eine beispiellose Aufnahmebereitschaft für den Herrn Jesus Christus zu erkennen. Wir sind überzeugt, dass jetzt die Zeit für Gemeinden und übergemeindliche Werke gekommen ist, ernsthaft für das Heil der bisher nicht Erreichten zu beten und neue Anstrengungen für Weltevangelisation zu unternehmen. In einem Land, das das Evangelium gehört hat, kann es bisweilen notwendig sein, Missionare und Geld aus dem Ausland zu reduzieren, um den Gemeinden im Land die Möglichkeit zum selbständigen Wachstum

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zu geben und um Hilfen für Gebiete, die das Evangelium noch nicht gehört haben, freizusetzen. Missionare sollen in zunehmendem Maße von allen Kontinenten in alle Kontinente im Geist demütigen Dienstes ungehindert gehen. Ziel soll es sein, alle verfügbaren Mittel zu benutzen, so früh wie möglich jedem die Gelegenheit zu geben, die gute Nachricht zu hören, zu verstehen und anzunehmen. Ohne Opfer werden wir dieses Ziel nicht erreichen. Die Armut von Millionen erschüttert uns alle. Wir sind verstört über die Ungerechtigkeit, die diese Armut verursacht. Wer im Wohlstand lebt, muss einen einfachen Lebensstil entwickeln, um großzügiger zur Hilfe und Evangelisation beizutragen (Joh. 9,4; Mt. 9,35–38; Rö. 9,1–3; 1. Kor. 9,19–23; Mk. 16,15; Jes. 58,6–7; Jak. 1,27; 2,1–9; Mt. 25,31–46; Apg. 2,44–45; 4,34–35). 10. Evangelisation und Kultur Die Entwicklung von Strategien zur Weltevangelisation erfordert bei der Wahl der Methoden Einfallsreichtum. Mit Gottes Hilfe werden Gemeinden entstehen, die in Jesus Christus fest gegründet und eng mit ihrer kulturellen Umwelt verbunden sind. Jede Kultur muss immer wieder von der Schrift her geprüft und beurteilt werden. Weil der Mensch Gottes Geschöpf ist, birgt seine Kultur Schönheit und Güte in reichem Maße. Weil er aber gefallen ist, wurde alles durch Sünde befleckt. Manches geriet unter dämonischen Einfluss. Das Evangelium gibt keiner Kultur den Vorrang, sondern beurteilt alle Kulturen nach seinem eigenen Maßstab der Wahrheit und Gerechtigkeit und erhebt absolute ethische Forderungen gegenüber jeder Kultur. Missionen haben allzu oft mit dem Evangelium eine fremde Kultur exportiert, und Gemeinden waren mitunter mehr an eine Kultur als an die Schrift gebunden. Evangelisten Christi müssen demütig danach trachten, sich selbst zu verleugnen, ohne ihre Persönlichkeit preiszugeben, um Diener anderer werden zu können. Die Gemeinden sollen Kultur umgestalten und bereichern, damit Gott verherrlicht wird (Mk. 7,8–9.13; 1. Mo. 4,21–22; 1. Kor. 9,19–23; Phil. 2,5–7; 2. Kor. 4,5). 11. Ausbildung und Gemeindeleitung Wir bekennen, dass wir manchmal das Wachstum der Gemeinde auf Kosten ihrer Vertiefung betrieben haben und Evangelisation an den Fernstehenden von der geistlichen Stärkung der Gemeinde getrennt haben. Wir geben auch zu, dass einige unserer Missionswerke zu lange gezögert haben, einheimische Führungskräfte zuzurüsten und zu ermutigen, die ihnen zustehende Verantwortung zu übernehmen. Daher bejahen wir den Grundsatz der Eigenständigkeit und streben an, dass jede Gemeinde einheimische Leiter hat, die christlichen Führungsstil verwirklichen, der sich nicht im Herrschen, sondern im Dienen zeigt. Wir erkennen die Notwendigkeit, die theologische Ausbildung insbesondere für diejenigen, die die Gemeinde leiten sollen, zu verbessern. In jedem Volk und in jeder Kultur sollte es ein wirkungsvolles Ausbildungsprogramm für Pastoren und Laien in Glaubenslehre, Nachfolge, Evangelisation, Erbauung und Dienst geben. Ein solches Ausbildungsprogramm sollte sich nicht auf schablonenhafte Methodik verlassen, sondern durch schöpferische, einheimische

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Initiative nach biblischen Maßstäben entwickelt werden (Kol. 1,27–28; Apg. 14,23; Tit. 1,5.9; Mk. 10,42–45; Eph. 4,11–12). 12. Geistliche Auseinandersetzung Wir glauben, dass wir uns in einem ständigen geistlichen Kampf mit den Fürsten und Gewaltigen des Bösen befinden, die versuchen, die Gemeinde zu überwältigen und sie an ihrer Aufgabe der Evangelisation der Welt zu hindern. Wir erkennen die Notwendigkeit, uns mit der Waffenrüstung Gottes zu versehen und diesen Kampf mit den geistlichen Waffen der Wahrheit und des Gebetes zu führen. Denn wir entdecken die Aktivität des Feindes nicht allein in falschen Ideologien außerhalb der Gemeinde, sondern gleichermaßen in der Gemeinde durch die Verkündigung eines anderen Evangeliums, das die Schrift verkehrt und den Menschen an die Stelle Gottes setzt. Wir müssen wachsam sein und die Geister unterscheiden, um die biblische Botschaft zu gewährleisten. Wir geben zu, dass wir selber nicht immer gegen die Weltlichkeit in unseren Gedanken und Taten immun sind, so dass wir uns dem Säkularismus ausliefern. Obwohl, um ein Beispiel zu nennen, sorgfältige Untersuchungen über zahlenmäßiges und geistliches Wachstum der Gemeinde richtig und wertvoll sind, haben wir sie manchmal nicht beachtet. Manchmal haben wir unsere Botschaft verwässert und durch Manipulation unserer Zuhörer unter Druck gesetzt, um für das Evangelium einen Erfolg zu erzielen. Wir haben zu großen Wert auf Statistiken gelegt und diese Unterlagen sogar unlauter benutzt. All dies ist weltlich. Die Gemeinde muss in der Welt leben, aber die Welt darf die Gemeinde nicht beherrschen (Eph. 6,12; 2. Kor. 4,3–4; Eph. 6,11.13–18; 2. Kor. 10,3–5; 1. Joh. 2,18–26; 4,1–3; Gal. 1,6–9; 2. Kor. 2,17; 4,2; Joh. 17,15). 13. Freiheit und Verfolgung Es ist Gottes Auftrag für jede Regierung, die Bedingungen für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit zu gewährleisten, unter denen die Gemeinde Gott gehorchen, dem Herrn Christus dienen und das Evangelium ohne Beeinträchtigung verkündigen kann. Deshalb beten wir für die, die in den Nationen Verantwortung tragen und appellieren an sie, die Freiheit der Gedanken und des Gewissens zu garantieren und die Freiheit zur Ausübung und Ausbreitung der Religion in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu gewährleisten, wie dies in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt ist. Zugleich bringen wir unsere tiefe Sorge für all diejenigen zum Ausdruck, die unrechtmäßig in Gefangenschaft sind, besonders für unsere Brüder, die wegen ihres Zeugnisses für den Herrn Jesus leiden. Wir geloben, für ihre Freiheit zu beten und zu wirken. Ebenso weigern wir uns, uns durch ihr Schicksal einschüchtern zu lassen. Gott möge uns helfen, dass wir uns gegen Ungerechtigkeit auflehnen und dem Evangelium treu bleiben, was immer es koste. Wir vergessen die Warnung Jesu nicht, dass Verfolgung unausweichlich ist (1. Tim. 1,1–4; Apg. 4,19; 5,29; Kol. 3,24; Hebr. 13,1–3; Lk. 4,18; Gal. 5,11, 6,12; Mt. 5,10–12; Joh. 15,18–21).

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14. Die Kraft des Heiligen Geistes Wir glauben an die Kraft des Heiligen Geistes. Der Vater sandte Seinen Geist zum Zeugnis für Seinen Sohn; ohne Sein Zeugnis ist unser Zeugnis vergeblich. Erkenntnis der Sünde, Glaube an Christus, Wiedergeburt und Wachstum im Glauben sind Sein Werk. Der Heilige Geist ist ein missionarischer Geist. Evangelisation soll deshalb aus der geisterfüllten Gemeinde wie von selbst erwachsen. Wenn eine Gemeinde keine missionarische Gemeinde ist, widerspricht sie sich selbst und dämpft den Geist. Weltweite Evangelisation vermag nur dann eine Chance der Verwirklichung zu finden, wenn der Heilige Geist die Gemeinde in Wahrheit und Weisheit, in Glaube und Heiligung, in Liebe und Vollmacht erneuert. Wir rufen deshalb alle Christen auf, um ein gnädiges Kommen des souveränen Geistes Gottes zu beten, dass alle Seine Gaben den Leib Christi bereichern. Nur dann wird die ganze Gemeinde ein taugliches Werkzeug in Seiner Hand sein, damit die ganze Welt Seine Stimme hört (1. Kor. 2,4; Joh. 15,26–27, 16,8–11; 1. Kor. 12,3; Joh. 3,6–8; 2. Kor. 3,18; Joh. 7,37–39; 1. Thess. 5,19; Apg. 1,8; Ps. 85,4–7; 67,1–3; Gal. 5,22–23; 1. Kor. 12,4–31; Röm. 12,3–8). 15. Wiederkunft Christi Wir glauben, dass Jesus Christus persönlich sichtbar in Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird, Heil und Gericht zu vollenden. Die Verheißung Seines Kommens ist ein weiterer Ansporn für unsere Evangelisation, denn wir gedenken Seiner Worte, dass die Botschaft zuerst allen Völkern verkündigt werden muss. Wir glauben, dass die Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Seiner Wiederkunft von der Sendung des Volkes Gottes gefüllt werden muss. Wir haben kein Recht, die Mission vor dem Ende der Zeiten abzubrechen. Wir erinnern uns an Seine Warnungen, dass falsche Christusse und falsche Propheten sich als Vorläufer des Antichristen erheben werden. Deshalb widerstehen wir dem stolzen und selbstsicheren Traum, dass die Menschheit jemals Utopia auf Erden bauen kann. Unser christlicher Glaube ruht darin, dass Gott Sein Reich vollenden wird, und wir blicken erwartungsvoll auf den Tag, an dem ein neuer Himmel und eine neue Erde sein werden, in denen Gerechtigkeit wohnt und Gott für immer regiert. Bis dahin verpflichten wir uns zum Dienst für Christus und die Menschen in freudiger Hingabe an Seine Herrschaft über unser ganzes Leben (Mk. 14,62; Hebr. 9,28; Mk. 13,10; Apg. 1,8–11; Mt. 28,20; Mk. 13,21–23; Joh. 2,18; 4,1–3; Lk. 12,32; Offb. 21,1–5; 2. Petr. 3,13; Mt. 28,18). Verpflichtung Deshalb verpflichten wir uns im Licht dieses unseres Glaubens und unserer Entscheidung feierlich vor Gott und voreinander, für die Evangelisation der ganzen Welt zusammen zu beten, zu planen und zu wirken. Wir rufen andere auf, sich uns anzuschließen. Möge Gott uns durch Seine Gnade helfen, damit wir zu Seiner Ehre dieser unserer Verpflichtung treu bleiben. Amen.

10.13 Die gemeinsame Basis des Glaubens und das Selbstverständnis

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10.13 Die gemeinsame Basis des Glaubens und das Selbstverständnis der Österreichischen Evangelischen Allianz Im Frühjahr 2007 nahm der Rat der Österreichischen Evangelischen Allianz ein vom Vorstand vorgelegtes Selbstverständnis der Evangelischen in Allianz in Österreich an. In diesem Selbstverständnis geht es zum einen um eine theologische Auslegung der Gemeinsamen Basis des Glaubens der Evangelischen Allianz, zum anderen aber auch darum aufzuzeigen, welche praktische Relevanz die Glaubensbasis für die Arbeit der Evangelischen Allianz hat. DIE GEMEINSAME BASIS DES GLAUBENS DER EVANGELISCHEN ALLIANZ Die Mitglieder der Evangelischen Allianz bekennen sich zu der in den Schriften des Alten und Neuen Testaments gegebenen Offenbarung des dreieinigen Gottes und zu dem im Evangelium niedergelegten geschichtlichen Glauben. Sie heben folgende Lehrsätze hervor, die sie als grundlegend für das Verständnis des Glaubens ansehen und die gegenseitige Liebe, praktischen Dienst der Christen und evangelistischen Einsatz bewirken sollen: 1. Wir bekennen uns zur Allmacht und Gnade Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes in Schöpfung, Erlösung, Endgericht und Vollendung. 2. Wir bekennen uns zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung. 3. Wir bekennen uns zur völligen Sündhaftigkeit und Schuld des gefallenen Menschen, die ihn Gottes Zorn und Verdammnis aussetzen. 4. Wir bekennen uns zum stellvertretenden Opfer des menschgewordenen Gottessohnes als einziger und allgenügsamer Grundlage der Erlösung von der Schuld und Macht der Sünde und ihren ewigen Folgen. 5. Wir bekennen uns zur Rechtfertigung des Sünders allein durch die Gnade Gottes aufgrund des Glaubens an Jesus Christus, der gekreuzigt wurde und von den Toten auferstanden ist. 6. Wir bekennen uns zum Werk des Heiligen Geistes, welcher Bekehrung und Wiedergeburt des Menschen bewirkt, im Gläubigen wohnt und ihn zur Heiligung befähigt. 7. Wir bekennen uns zum Priestertum aller Gläubigen, die die weltweite Gemeinde bilden, den Leib, dessen Haupt Christus ist, und die durch seinen Befehl zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt verpflichtet ist. 8. Wir bekennen uns zur Erwartung der persönlichen, sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit; zum Fortleben der von Gott gegebenen Personalität des Menschen; zur Auferstehung des Leibes zum Gericht und zum ewigen Leben des Erlösten in Herrlichkeit.

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Was wir glauben – wofür wir einstehen

Auszug aus den Statuten des Vereines „Österreichische Evangelische Allianz“ § 1, Absatz 4: „… Die Mitglieder des Vereins Evangelische Allianz bekennen sich zur ‚gemeinsamen Basis des Glaubens‘ der Evangelischen Allianz.“ Dem einen oder anderen Leser der „Glaubensbasis der Ev. Allianz“ wird aus seiner eigenen Kirche oder Gemeinde manches bekannt vorkommen. Einiges wird fehlen, anderes wird ihm möglicherweise zu stark betont sein. Unser Wunsch wäre, diese Stellungnahme möglichst „neutral“ zu lesen und sie in ihrem positiven Anliegen auf sich wirken zu lassen. Sie möchte für sich stehen und so verstanden werden. So wenig nämlich, wie die „Österreichische Evangelische Allianz“ selbst eine Kirche oder Gemeinde sein will – auch keine wie immer geartete Überorganisation über bereits bestehende christliche Gemeinschaften –, so wenig will ihre Glaubensbasis ein „Bekenntnis“ sein, welches nun gleichsam „zusätzlich“ zu den bereits formulierten Aussagen der Kirchen- und Gemeindegeschichte hinzuträte. Um die Sache auf den Punkt zu bringen: Diese Glaubensbasis will auch kein „kleinster gemeinsamer Nenner“ oder ein Kompromiss sein, sondern die Basis beschreiben, auf der sich die geistliche Einheit derer, die Jesus lieben, zum Ausdruck gebracht werden kann. Damit ist die Glaubensbasis auch kein Programm im Sinne einer Arbeitsaufgabe oder einer zusätzlichen Verpflichtung, welche nun zu unserem Leben und Wirken in den verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinden hinzuträte oder dem gar entgegenstünde, sondern der Ausdruck unserer von Jesus Christus her im Heiligen Geist bereits geschenkten und angenommenen Einheit in der Liebe Gottes, des Vaters. Einer geistlichen Einheit, welche die geschichtlich gewachsenen Eigentümlichkeiten unserer jeweiligen Konfessionen weder gering achtet noch aufhebt. Die Glaubensbasis – näher erklärt

Die Präambel Die Mitglieder der Evangelischen Allianz bekennen sich zu der in den Schriften des Alten und Neuen Testaments gegebenen Offenbarung des dreieinigen Gottes und zu dem im Evangelium niedergelegten geschichtlichen Glauben. Sie heben folgende Lehrsätze hervor, die sie als grundlegend für das Verständnis des Glaubens ansehen und die gegenseitige Liebe, praktischen Dienst der Christen und evangelistischen Einsatz bewirken sollen. Mit dieser Einleitung des Textes der Glaubensbasis wird bereits das vorweggenommen, was in den folgenden acht Punkten noch im Einzelnen ausgeführt werden wird. Es geht uns um die „Offenbarung des dreieinigen Gottes“, die – bezeugt „in den Schriften des Alten und Neuen Testaments“ – uns auch noch heute erreicht. Unser Glaube ruht auf dem Wort, das uns der Hl. Geist erschließt und lebendig macht. Wir glauben an den Gott, der in Raum und Zeit wirkt und gewirkt hat. Damit reden wir nicht mehr in einer allgemeinen Weise über Gott, so als ob wir Gott von uns aus mit philosophischen Annahmen oder auf mystischen Wegen ergründen könnten, wir bekennen es vielmehr als Gottes eigenes Werk,

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dass wir IHN erkennen dürfen (1. Kor. 1,21), weil er uns in seiner „Offenbarung“, in seiner Selbstmitteilung mitten in unserer Geschichte entgegentritt und uns durch die Verkündigung eben dieser Geschichte Gottes auch noch heute erreicht (1. Kor. 2,1–12). Das „Ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin“ zieht sich wie ein Leitfaden durch die ganze Geschichte der hebräischen Bibel, die wir mit Paulus nun das „Alte Testament“ nennen (2. Kor. 3,14). Wobei wir „alt“ nicht abwertend verstehen, sondern als Folge der Erkenntnis, dass Gott uns durch die Sendung seines Sohnes zu einem „neuen Bund/‌Testament“ ruft (Hebräerbrief ). „So glauben wir auch, darum reden wir auch“ (2. Kor. 4,13) – in diesem Sinne heben wir in der Glaubensbasis „folgende Lehrsätze hervor“, die wir als „grundlegend für das Verständnis des Glaubens ansehen und die gegenseitige Liebe, praktischen Dienst der Christen und evangelistischen Einsatz bewirken sollen“. In diesem Sinne wollen wir hier die Werte darlegen, die uns von Jesus Christus her im Glauben verbinden. Das soll in der „Hervorhebung“ dessen geschehen, was sich in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes bereits als tragfähig erwiesen hat und der Förderung des Reiches Gottes dient. Wir wollen die Richtung weisen, in die wir gehen wollen; wir wollen zum überzeugenden Glaubensleben und Glaubenszeugnis ermutigen, welches durch seine Vorwärtsbewegung dem Fallen zur Linken wie zur Rechten vorbeugt! So stellen wir in dieser Erläuterung der Glaubensbasis jedem einzelnen Satz unseren gemeinsamen Glauben an Jesus Christus voran und bringen damit zum Ausdruck, dass wir das jeweilig Gemeinte als eine uns IN IHM geschenkte Erkenntnis unserer Einheit betrachten. Der erste Satz Wir glauben an Jesus Christus – und bringen damit zum Ausdruck: 1. Wir bekennen uns zur Allmacht und Gnade Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes in Schöpfung, Erlösung, Endgericht und Vollendung. Die ganze Bibel, Altes wie Neues Testament, bezeugt uns durchgehend den einen Gott – der sich uns gegenüber in der Begegnung mit Jesus Christus als der dreieinige Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – offenbart. Die begriffliche Klärung der Rede von dem dreieinigen Gott und von Jesus Christus als „wahrer Mensch und wahrer Gott“ hat sich über Jahrhunderte hin gezogen und mag – was die Formulierung betrifft – je neu hinterfragt werden; der Sache nach ist jedoch vom Neuen Testament her die Gottheit Jesu und des Heiligen Geistes nicht zu bestreiten. Diese wird dort aber nicht etwa erst ab der Menschwerdung des Sohnes Gottes bezeugt, sondern findet sich auch und gerade in Aussagen, die im Zusammenhang mit der Ewigkeit Gottes stehen (Joh. 1,1–3; Phil. 2,6; Hebr. 9,14). Wenngleich die Schrift manches Wirken Gottes in besonderer Weise dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist zuschreibt, so wird dies dennoch nicht als losgelöst aus der Dreieinigkeit Gottes erkannt: Der Schöpfer erschafft die Welt „durch den Sohn“ (Joh. 1,3; Kol. 1,16; Hebr. 1,2) in der Gegenwart des Geistes (1. Mose 1,2); der Sohn opfert sich „im Willen

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des Vaters“ (Hebr. 10,7. 10) „durch den ewigen Geist“ (Hebr. 9,14); der Heilige Geist wiederum ist, ausgehend „vom Vater“ (Lk. 24,49) und „vom Sohn“ (Joh. 16,7) „ausgegossen auf alles Fleisch“ (Apg. 2,17). So kommt es, dass wir Gott, den dreieinigen Gott, für sein Werk in „Schöpfung, Erlösung, Endgericht und Vollendung“ preisen, wovon in den nächsten Sätzen der Glaubensbasis noch die Rede sein wird. Wenn von allen Eigenschaftsaussagen der Heiligen Schrift die „Allmacht und Gnade Gottes“ hier besonders hervorgehoben werden, wollen wir damit unterstreichen, was im Grunde selbstverständlich sein sollte: Einmal, dass wir weder Gott noch sein Werk in unserer Verfügung haben; Er ist der „allmächtige Gott“: „Alles, was ER will, tut er“ (Ps. 135,6) – sein Wirken lässt sich weder manipulieren noch instrumentalisieren (Apg. 3,12). Das ist aber auch gar nicht nötig, denn wir müssen uns nicht vor Gott behaupten, vielmehr dürfen wir wissen, dass er uns in seiner „heilbringenden Gnade“ begegnen wird (Tit. 2,11). Gott ist kein Despot, „Gott ist Liebe“ (1. Joh. 4,8.16)! Der zweite Satz Wir glauben an Jesus Christus – und bringen damit zum Ausdruck: 2. Wir bekennen uns zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung. Wie verhält sich die Gemeinschaft mit der Person Jesu Christi, die der Glaube an ihn erfährt, zur Verpflichtung auf die „Heilige Schrift“? Von Jesus Christus erfahren wir durch das Wort seiner Zeugen, der Apostel (Apg. 10,41–42; Röm. 10,17). Nachdem die Botschaft von Jesus Christus anfänglich nur mündlich verbreitet wurde, kam bald die Zeit, in der die von ihm berufenen Apostel und einige mit ihnen in enger Verbindung stehende Personen ihre Verkündigung und Lehre schriftlich in verschiedener Form niederlegten. Dies geschah, abgesehen vom jeweils aktuellen Anlass, zunehmend auch im Bewusstsein und der Absicht, damit die Botschaft von Jesus Christus auch nach ihrem Abscheiden aus dieser Welt im Bewusstsein der Gläubigen gegenwärtig bleibt (Joh. 20,31; 2. Tim. 2,7–8; 2. Petr 1,15; 2. Joh. 9). Gerade die Herausbildung des neutestamentlichen Kanons aus der anwachsenden christlichen Literatur der ersten zwei, drei Jahrhunderte zeigt, dass die Kirche/Gemeinde damals wie heute aus der apostolischen Überlieferung die Stimme ihres Herrn erkennt (Lk. 10,16), an der sie bleiben will. Das apostolische Zeugnis wiederum beschreibt Jesus als einen, der selbst aus den für das Volk Israel heiligen Schriften lebt – sowohl hinsichtlich seiner persönlichen Lebensführung (siehe Versuchungsgeschichten) als auch zur Grundlage seiner Verkündigung. Damit wird nun auch uns, die wir aus den Heiden/Nationen zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben, der Schatz des „Alten Testaments“ eröffnet (2. Kor. 1,19–20). „Zeugt“ doch dieses Buch nach Jesu eigenen Worten gerade „von ihm“ mit der Zielsetzung, damit wir auch wirklich zu ihm kämen und das Leben fänden (Joh. 5,39–40).

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So gebietet uns der Glaube an Jesus Christus geradezu die Anerkenntnis und Ehrerbietung jener Schriften, aus denen er selbst gelebt und gewirkt hat. Die uns wiederum durch Christus nicht als „tötender Buchstabe“ (2. Kor. 3,6), sondern als „Geist und Leben“ (Joh. 6,63) begegnen. So kann Paulus in seinem letzten Brief zusammenfassen: „… und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2. Tim. 3,15–17). „Die Schrift – von Gott eingegeben (Griechisch: theopneustos)!“ Damit haben wir eines jener Worte vor uns, welche uns die „göttliche Inspiration der Heiligen Schrift“ bekennen lassen. „Gottes Wort im Menschenwort“, wie oft gerne gesagt wird. Die biblischen Autoren waren sich bewusst – auch und gerade eingedenk ihrer ganz persönlichen Ausdrucksweise –, dass es Gott selbst war, der „durch die Propheten gesprochen“ hat (Hebr. 1,1); ein Satz der – speziell dem Heiligen Geist zugewiesen – später auch Eingang in das konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis gefunden hat. Diese Geschichtlichkeit des Redens Gottes in den alten Sprachen und Kulturen und der jeweiligen Überlieferung will nun vom Exegeten beachtet werden, der sich heute diesem Wort nähert. Aber doch so, dass wir nicht hinter das überlieferte, geschriebene Wort zurückgehen können, um die Stimme Gottes daraus zu hören: „als höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“. In Analogie zur Menschwerdung des Sohnes Gottes erweist sich die Schrift als „zuverlässig“ gerade in dieser ihrer menschlichen Gestalt. Der dritte und vierte Satz Wir glauben an Jesus Christus – und bringen damit zum Ausdruck: 3. Wir bekennen uns zur völligen Sündhaftigkeit und Schuld des gefallenen Menschen, die ihn Gottes Zorn und Verdammnis aussetzen. 4. Wir bekennen uns zum stellvertretenden Opfer des menschgewordenen Gottessohnes als einziger und allgenügsamer Grundlage der Erlösung von der Schuld und Macht der Sünde und ihren ewigen Folgen. Diese beiden Sätze gehören theologisch zusammen. Dem soll hier in ihrer Besprechung Rechnung getragen werden. König Salomo muss zu seiner Zeit offensichtlich keinen Widerspruch fürchten, wenn er anlässlich der Einweihung des Tempels Gott gegenüber bekennt: „Wenn sie an dir sündigen werden – denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigt – und du zürnst ihnen …“ (1. Kön. 8,46). Damit wird schon ein Charakteristikum deutlich, welches wir hier ansprechen wollen, wenn wir vom „Sündigen“ und auch der „Sündhaftigkeit“ des Menschen reden. Es geht dabei nicht allein um das Unrecht im zwischenmenschlichen Bereich. Die biblische Dimension wird dort deutlich, wo unser Unrecht als „Sünde vor Gott“ erkannt wird, als Übertretung seines heiligen Gebotes, welche uns vor unserem Schöpfer schuldig

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werden lässt und damit die Furcht vor seinem Gericht in sich trägt (Ps. 51,5–6; 1. Joh. 3,4; 4,18)! Dabei macht der hier erwähnte Psalm des Weiteren deutlich, dass da, wo unsere Sünde vor dem Angesicht Gottes offenbar wird, sich noch eine weit fatalere Dimension des Versagens auftut, die wir im Alltag sonst kaum wahrnehmen: Es geht dabei darum, dass Sünde unser Wesen bestimmt und nicht auf einzelne Fehltritte reduziert werden kann. Dieses zuzugeben fällt uns freilich noch wesentlich schwerer, als um die Vergebung einzelner Taten zu bitten … Ja, ein solches Eingeständnis ist uns im Grunde unmöglich, wenn wir uns irgend noch selbst behaupten wollen. Von daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn der von Paulus in Röm. 5,12–21 entfaltete Zusammenhang unserer Sündhaftigkeit mit der Sünde Adams, der in Röm. 7 bis zur Schmerzgrenze durchgeführt wird, immer wieder zur Zielscheibe herber Kritik geworden ist. Was dem humanistischen Denken hier anstößig erscheint, darf der Christ jedoch in Jesus Christus aufgehoben wissen. Aber wie? – Und wenn dem so ist, warum reden wir noch davon? Wir reden deshalb davon, weil uns gerade angesichts der Erlösung, die uns in Christus angeboten wird, jene Verlorenheit und existenzielle Trennung von Gott bewusst wird, die – um sie für uns aufzuheben – den Sohn Gottes den Kreuzestod erdulden ließ. Damit sind wir nahtlos schon beim nächsten Satz unserer Glaubensbasis: Das Bekenntnis „zum stellvertretenden Opfer des menschgewordenen Gottessohnes als einziger und allgenügsamer Grundlage der Erlösung“ wird nur verständlich, wenn wir gleichzeitig die „völlige Sündhaftigkeit des gefallenen Menschen“ zur Kenntnis nehmen. Gleichzeitig deshalb, weil in der Wirklichkeit und der Erfahrung des rechtfertigenden Glaubens – wovon im nächsten Punkt die Rede sein wird – beide hier genannten Erkenntnisinhalte zusammenfallen. Und zwar so zusammenfallen, dass der frohmachende Aspekt bei weitem überwiegt: „Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden!“ (Röm. 5,20b). Wir haben ein Evangelium zu verkündigen, eine befreiende Botschaft! Diese Botschaft wird aber nur dort als „Gnade Gottes“ recht erkannt, wo uns auch deutlich wird, dass es sonst wirklich keinen anderen Weg gibt, aus unserer „völligen Sündhaftigkeit und Schuld“ herauszukommen. So gilt beides: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“ (Joh. 3,36). In den gottesdienstlichen Ordnungen des Alten Testaments nimmt die Opferung von Tieren eine zentrale Stellung ein. In ihnen wird in je unterschiedlicher Weise das Heilshandeln Gottes an seinem Volk zum Ausdruck gebracht. Wir erinnern hier z. B. an das Passalamm (2. Mose 12), welches im Zusammenhang mit dem Auszug aus der Knechtschaft Ägyptens steht oder an die Schuld- und Sündopfer des 3. Buches Mose (3. Mose 4–5) und im Besonderen an die Opfer des Jom Kippur (3. Mose 16), des „großen Versöhnungstages“. Besonders bei den letzteren werden durch das Bekenntnis der Sünden diese durch das Auflegen der Priesterhände gleichsam auf das Opfertier übertragen und damit weggeschafft. Durch den Tod der Opfertiere wird die Schuld gesühnt und die Gottesgemeinschaft erneu-

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ert. Nun weist aber gerade die Offenbarungsgeschichte des Alten Testaments auf Größeres hin. Dies greift der Schreiber des Hebräerbriefes so auf, dass er, inspiriert durch Ps. 40,7–9, auf den ersten Blick im Gegensatz zum Alten Testament zunächst feststellt: „[E]s ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen“ (Hebr. 10,4). Zu dieser Aussage kommt er aber nur, weil er durchdrungen ist von der Erkenntnis, dass durch den Gehorsamsweg des Sohnes Gottes – sein ganzes Leben hindurch bis zum Tod am Kreuz – „wir geheiligt [sind] durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi“ (Hebr. 10,10) „Denn mit einem Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht“ (Hebr. 10,14). Eine Vollendung, die nach Hebr. 11,13 u. 39–40 mit den heute an Jesus Glaubenden damit auch jenen zugänglich wurde, die zur Zeit des Alten Testaments im vorausschauenden Glauben bereits gestorben waren. Darum kann es Paulus in der Verknüpfung mit der Botschaft der Auferstehung gerade zum Inbegriff des Evangeliums erklären, dass „Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift“ (1. Kor. 15,1–3; vgl. Jes. 53). Wenn jemand das „Wort vom Kreuz“ – damals wie heute – als „Ärgernis“ oder „Torheit“ erscheinen mag (1. Kor. 1,23), wollen wir auf die biblische Konsequenz unserer Sünden hinweisen: „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm. 6,23). Damit ist nicht in erster Linie an das physische Lebensende zu denken, sondern an unsere existenzielle Trennung von Gott wegen unserer Sünden (Eph. 2,1–5), die eben durch keine wie immer geartete „Leistung“ des Menschen überwunden werden kann. Hier muss Gott selbst eingreifen – was in der Fortsetzung der Stelle aus dem Epheserbrief gleich zwei Mal mit „aus Gnade“ (Vv. 5 u. 8) bezeichnet wird. Hier wird unser Bekenntnis zum „menschgewordenen Gottessohn“ wichtig. Aus unserer Todesverfallenheit durch die Sünde kann uns nur der retten, der als der Sohn Gottes aus der ungebrochenen Gemeinschaft mit Gott dem Vater kommt (Joh. 1,1.14–16; Röm. 1,3–4; Phil. 2,6–11): „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er‘s gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel, und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten“ (Hebr. 2,14–15). Damit haben wir auch schon auf die „Erlösung“ von den „ewigen Folgen“ der Sünde hingewiesen: Jesus Christus hat „den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht […] durch das Evangelium“ (2. Tim. 1,10)! Stand das Passa im Alten Testament an der Wende von der Knechtschaft Ägyptens zum Weg ins verheißene Land, so steht „unser Passa – der geopferte Christus“ (1. Kor. 5,7) an unserer Wende von der Existenz unter der Sünde zum Leben in der Gemeinschaft mit Gott, wovon noch die Rede sein wird. Der fünfte Satz Wir glauben an Jesus Christus – und bringen damit zum Ausdruck: 5. Wir bekennen uns zur Rechtfertigung des Sünders allein durch die Gnade Gottes aufgrund des Glaubens an Jesus Christus, der gekreuzigt wurde und von den Toten auferstanden ist.

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Mit diesem Satz wollen wir nicht allein unsere Verbundenheit mit dem Erbe der Reformation des 16. Jahrhunderts ausdrücken. Es geht um viel mehr! Es geht um die grundsätzliche Frage, wie wir Menschen vor Gott bestehen können. Mit unserer Antwort darauf fassen wir das zusammen, was in den beiden Sätzen zuvor im Grunde schon gesagt wurde. In der Begegnung mit Jesus Christus – dem allein Sündlosen (Hebr. 4,15) – wird uns unsere Sündhaftigkeit erst richtig bewusst (Lk. 5,8). Nun geschieht aber gerade das, was wir nicht anders als „allein durch die Gnade Gottes“ begreifen können. Jesus verwirft uns nicht, er spricht uns ohne irgendeine Vorleistung die Vergebung der Sünden zu (Mt. 9,2 u. Par.; Lk. 7,48) und nimmt uns damit gleichsam in seine Gemeinschaft auf. Wie können wir uns das verständlich machen? Was in den Evangelien in den unterschiedlichen Begegnungen mit Jesus schon aufleuchtet, fasst vor allem der Apostel Paulus begrifflich zusammen, wenn er von der Rechtfertigung des Sünders aufgrund der Gnade Gottes durch den Glauben an die Erlösungstat Jesu Christi spricht (Röm. 3,23–25). Hier ist zunächst eine Klärung des Begriffes der „Rechtfertigung“ nötig. Wenn sich heute jemand vor Gericht „rechtfertigt“, dann will er entweder seine Unschuld beweisen oder verständliche Gründe für sein Handeln anführen, um vom Richter in positiver Weise gehört zu werden. In der Botschaft des Paulus liegt nahezu der gegenteilige Fall vor: Nachdem er uns vor das Eingeständnis gestellt hat, dass wir „alle gesündigt haben“ – und damit schuldig geworden sind –, lässt er Gott als Richter zu Wort kommen, der uns „aus seiner Gnade rechtfertigt“. Das ist aber nicht ein billiges Augenzudrücken, ein Gnade-vor-Recht-Ergehen lassen: Gott erweist vielmehr „seine Gerechtigkeit – dass er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesus ist“ (Röm. 3,26). Das ist ein einzigartiges Geschehen: Kein Richter darf auf Erden einen schuldig Gewordenen „gerecht sprechen“ (vgl. 5. Mose 25,1; Spr. 17,15). Aber genau das tut Gott uns gegenüber (Röm. 4,5)! Er tut es aber nicht einfach so … Er bringt vielmehr das ein, was wir im 4. Satz unserer Glaubensbasis schon dargestellt haben, als wir vom Kreuzestod Jesu als „stellvertretendem Opfer“ sprachen (Röm. 3,24). Wie bekommen wir an dem Anteil? Wir antworten wieder mit dem Römerbrief „aufgrund des Glaubens an Jesus Christus“ (Röm. 3,25–26; u. a.). Der Glaube ist aber hier – gleichwohl es unser Glaube ist – nicht als eine Art Leistung zu verstehen. Sozusagen – wenn wir schon sonst kein wie immer geartetes Verdienst zu unserem Heil beitragen können, dann sollten wir nun „ganz fest glauben“. Unser Glaube tritt hier vielmehr in der Gestalt der Antwort auf, dass wir uns im Hören des Evangeliums das darin ausgesprochene Heil in Christus schenken lassen! Oder wie es Jesus selbst gesagt hat: „Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt/ empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“ (Mk. 10,15; Eph. 2,8). Mit der Betonung des Glaubens wollen wir aber nicht nur jede Werksgerechtigkeit hinsichtlich der Annahme der Rechtfertigung in Christus abwehren (Röm. 3,27–28; Gal. 2,16; 2. Tim. 1,9; Tit. 3,5), sondern auch die Lehre von der Rechtfertigung klar von der im nächsten Satz der Glaubensbasis noch zu besprechenden Lehre von der Heiligung der christlichen Lebensführung auseinanderhalten (siehe unten). So betonen wir, dass das ganze Christen-

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leben hindurch der vertrauensvolle Blick auf die Gerechtigkeit Jesu allein der Grund der Heilsgewissheit sein kann (Gal. 2,21; Röm. 5,1; 8,1; u. a.). Mit der Verknüpfung unserer Rechtfertigung vor Gott und der Auferstehung Jesu Christi wird nicht zuletzt auch deutlich, dass es im Bekenntnis zur Auferstehung Jesu von den Toten nach dem biblischen Zeugnis um ungleich mehr geht, als einfach nur einen Glaubensinhalt zu übernehmen. Denn abgesehen vom leeren Grab und den Begegnungen mit dem Auferstandenen, welche vielen von den ersten Christen widerfuhren (1. Kor. 15,3–8) ist mit der Auferstehung Jesu auch die Gültigkeit unserer Rechtfertigung vor Gott (1. Kor. 15,17) untrennbar verbunden. Der sechste Satz Wir glauben an Jesus Christus – und bringen damit zum Ausdruck: 6. Wir bekennen uns zum Werk des Heiligen Geistes, welcher Bekehrung und Wiedergeburt des Menschen bewirkt, im Gläubigen wohnt und ihn zur Heiligung befähigt. Haben wir oben von der Bedeutung des Glaubens an Jesus Christus gesprochen, so wenden wir uns hier der Frage zu, wie es denn dazu kommt, dass wir an Jesus glauben und unser Leben aus dem Glauben an ihn heraus führen. Wenn wir dies als ein „Werk des Heiligen Geistes“ bekennen, so wiederholen wir zunächst noch einmal das bereits mehrfach Gesagte: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“, und diese soll auch uns gegenüber „nicht vergeblich gewesen“ sein (1. Kor. 15,10). Unser Satz aus der Glaubensbasis will nun das grundlegende Werk des Heiligen Geistes an uns allen, die wir an Jesus Christus glauben, beschreiben. Der Heilige Geist wirkt die Bekehrung und die Wiedergeburt: Der Ruf zur Bekehrung, zur Umkehr, war schon das Generalthema der Propheten Israels, die Gott sandte, um sein Volk aus dem Verfall in Götzendienst und Ungerechtigkeiten zurück in die Bundesgemeinschaft zu rufen. Ein weiteres Merkmal der alttestamentlichen Prophetie ist in ihren messianischen Zügen erkennbar und – damit oft verbunden – in der Verheißung einer grundlegenden Erneuerung der Gottesgemeinschaft durch den Geist des Herrn (Jes. 61,1–3; Jer. 31,31–34; Hes. 36,26–27). Mit der Sendung Jesu Christi ruft uns Gott zu diesem „neuen Bund“. Darum verbindet die apostolische Verkündigung des Heils in Christus mit ihrem Ruf zur Umkehr stets auch ein ganz bestimmtes Wirken des Heiligen Geistes (Apg. 2,38; 19,2; Röm. 8,9). Der Mensch, der darauf eingeht, der umkehrt, erfährt damit ein unmittelbares Wirken Gottes an ihm, welches mit den Begriffen des „von Gott geboren“ (Joh. 1,13; 1. Joh. 2,29; 3,9; 4,7; 5,1.3), „aus dem Geist geboren“ (Joh. 3,5–8) bzw. „von neuem/von oben geboren werden“ (Joh. 3,3.7) beschrieben wird (vgl. dazu auch die sachlich verwandten Begriffe der „Wiedergeburt“ in Tit. 3,5 bzw. „wiedergeboren“ in 1. Petr. 1,3.6). Dabei sind die Umkehr bzw. die „Bekehrung“, wie es im Text der Glaubensbasis heißt, und die „Wiedergeburt“ nur die zwei Seiten des im Grunde einen geistlichen Geschehens, welches der Heilige Geist an uns wirkt. Dabei beschreibt die Bekehrung das menschliche und die Wiedergeburt das göttliche Moment in dieser Begegnung. Das soll nun ein wenig erläutert werden.

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Zunächst spricht Jesus davon, dass niemand zu ihm kommen kann, wenn ihn nicht der Vater zu ihm „ziehe“ (Joh. 6,44); d. h. niemand ist von sich aus zu rechter Umkehr und Bekehrung zu Gott fähig: „Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg“ (Jes. 53,6). Dann aber verheißt uns Jesus – als der erhöhte Herr: „Ich werde alle zu mir ziehen“ (Joh. 12,32). Es hat also keiner von uns eine Entschuldigung, wenn wir nicht von unseren verkehrten Wegen umkehren! Die Sendung des Heiligen Geistes hat der Welt gegenüber den Sinn, uns unsere geistliche Situation vor Gott zu offenbaren, „unsere Sünde, die Gerechtigkeit und das Gericht“ (Joh. 16,8–11 vgl. auch 1. Kor. 2,9–12). Hier ist von der Sünde in der Einzahl die Rede, es geht dabei um die bereits angesprochene existenzielle Trennung von Gott, die im Nichtglauben an den besteht, den Gott selbst in die Welt gesandt hat (Joh. 5,37–38; 1. Joh. 5,5). In der Bekehrung geht es darum um die Antwort auf dieses Geisteswirken an uns; wir lassen uns primär herausholen aus der Gottesferne in seine Nähe (Eph. 2,11–13) und lassen uns – damit gewiss verbunden – auch „[a]bwaschen von den Sünden“ im allgemeinen Sinn, wenn wir den Namen Jesu anrufen (Apg. 22,16). Das geschieht freilich nicht automatisch, dazu ist unser Ja zum Aufruf Gottes gefordert, zu dem er uns die Freiheit einräumt (vgl. Röm. 2,4–5; Joh. 3,19–20; Hebr. 3,7–4,7). Der sich darin ausdrückende Akt des Vertrauens, des Glaubens an Jesus Christus ist andererseits ohne das unterstützende Wirken des Heiligen Geistes gar nicht denkbar (1. Kor. 2,4–5; 12,3; Eph. 2,18), den der Vater als den „Geist seines Sohnes“ in unsere Herzen gesandt hat (Gal. 4,6). Schließlich ist es der Heilige Geist selbst, der „unserem Geist bezeugt“ – oder „mit unserem Geist bezeugt“ (es geht ja doch nicht ohne unseren Glauben) –, „dass wir Gottes Kinder sind“ (Röm. 8,16). Als solche leben wir noch in einer gefallenen Schöpfung – wir bleiben darin als Männer und Frauen, wir haben weiter unsere menschlichen Verpflichtungen, unsere Arbeit, unsere Sorgen, unsere Nöte und Krankheiten, ja auch noch unser Sterben – und haben gerade darin unsere Wünsche und Bedürfnisse, von denen wir freilich wissen sollen, dass „unser Vater im Himmel darum weiß …“ (Mt. 6,32). Wir dürfen ihn bitten, wir werden seine Hilfe erfahren – die „Erlösung des Leibes“ steht freilich noch aus (Röm. 8,23). Der Heilige Geist wohnt im Gläubigen und befähigt ihn zur Heiligung: „Wer Christi Geist nicht hat, der gehört nicht zu ihm“ (Röm. 8,9). Damit wird unmissverständlich klar gemacht, dass es kein Christsein ohne die Innewohnung des Heiligen Geistes gibt (Joh. 14,16–17; Röm. 5,5; 8,14–16; 1. Kor. 2,12; 3,16; 6,19; 12,3.13; 2. Kor. 1,22; 5,5; 13,13; Gal. 4,6; Eph. 1,13–14; 4,30; 1. Thess. 4,8; Tit. 3,5; 1. Joh. 3,24; 4,13; um nur einige der wichtigsten Stellen zu nennen). Obwohl uns allen die „Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ (2. Kor. 13,13) zuteil wird, so wirkt sich diese doch bei jedem Einzelnen in unterschiedlicher Weise aus. Da gibt es die unterschiedlichsten Gaben und Berufungen (Röm. 12,4–8; 1. Kor. 12,4–11; Eph. 4,11–12; 1. Petr. 4,10–11). Ein Umstand, der uns zum einen vor die Aufgabe der „Prüfung“ stellt (1. Kor. 14,29; 1. Tim. 3,10; 1. Joh. 4,1), dann aber auch die Mahnung mitgibt, „das Gute zu behalten“ (1. Thess. 5,21)

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und die „die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens“ (Eph. 4,2). „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen …“ (Mt. 7,16). Haben wir oben vom Geschenk der Gotteskindschaft gesprochen, so werden wir nun ermutigt: „Lebt als Kinder des Lichts!“ (Eph. 5,8) oder: „Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns durch den Geist wandeln!“ (Gal. 5,25). Damit kommen wir zu dem, was im Neuen Testament unter der „Heiligung durch den Geist“ (2. Thess. 2,13) verstanden wird. Entgegen allen leidvollen Anstrengungen, den Verstrickungen der Sünde durch eigenes Bemühen zu entkommen, dürfen wir auch unter diesem Stichwort das Evangelium hören. Es ist Christus Jesus selbst, der uns von Gott her nicht nur zur „Gerechtigkeit“, sondern auch zur „Heiligung und Erlösung“ gemacht worden ist (1. Kor. 1,30). Weiter wird besonders der Heilige Geist als handelndes Subjekt der Heiligung genannt (Röm. 1,4; 15,16; 1. Kor. 6,11; 2. Thess. 2,13; 1. Petr. 1,2). Und dort, wo wir als „Überwinder“ angesprochen sind, sind wir es eben durch diesen Geist (Röm. 8,13). Andererseits wirkt die „Berufung zur Heiligung“ (1. Thess. 4,7) nicht einfach automatisch schon das Ergebnis, sondern weckt unsere Bereitschaft, darauf positiv einzugehen (Röm. 6,19; Hebr. 12,14; 1. Joh. 3,2–3). Dort, wo der Geist des Herrn wirklich zum Zug kommt, wird dieses gewiss stets als „Freiheit“ erfahren werden (2. Kor. 3,17), ohne die das eigenverantwortliche „Prüfen, was dem Herrn wohlgefällig ist“ (Röm. 12,2; Eph. 5,10) gar nicht wirklich möglich wäre. Für den Umgang als Christen untereinander werden wir in diesem Bereich freilich zu großer Sensibilität aufgerufen. Nicht zuletzt deshalb, weil wir hier nicht in jedem Fall objektive Kriterien zur Verfügung haben werden (etwa ein eindeutiges Gebot des Herrn), sondern – bedingt durch die jeweilige Prägung des Gewissens – auch mit subjektiven Entscheidungen des Einzelnen zu rechnen haben (vgl. Röm. 14; 1. Kor. 8). Bei aller Vorsicht in der Einzelentscheidung gilt aber gewiss: „Der Herr kennt die Seinen; und: Es lasse ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn nennt“ (2. Tim. 2,19). Wie verhält sich die Lehre von der „Heiligung durch den Geist“ zur Lehre von der „Rechtfertigung des Sünders“? Zuletzt wollen wir darauf achten, dass die unterschiedliche Zielsetzung der Lehre von der „Heiligung des Lebens“ und der „Rechtfertigung des Sünders“ wahrgenommen wird. Denn bei allem biblisch gebotenen Bemühen um die Heiligung dürfen wir doch nie dabei der Versuchung erliegen, aus dem jeweiligen Erfolg – oder auch Misserfolg – in der christlichen Lebensführung unseren „Stand vor Gott“ abzuleiten. Da muss es stets der vertrauensvolle Blick auf das vollbrachte Erlösungswerk unseres Herrn in Kreuz und Auferstehung sein, aus dem wir allein unsere Heilsgewissheit gewinnen können. Eine Gewissheit, die uns nicht zuletzt auch immer wieder aus dem Bekenntnis unserer Sünden von Gott geschenkt werden wird (Mt. 6,12; 1. Kor. 10,12; Gal. 6,1–2; 1. Joh. 1,8–2,2; Jak. 5,16). Der siebente Satz Wir glauben an Jesus Christus – und bringen damit zum Ausdruck: 7. Wir bekennen uns zum Priestertum aller Gläubigen, die die weltweite Gemeinde bil-

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den, den Leib, dessen Haupt Christus ist, und die durch seinen Befehl zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt verpflichtet ist. Die Österreichische Evangelische Allianz ist keine Kirche/Gemeinde und will dies auch nicht sein. Dies bedeutet aber keinen Verzicht darauf, sich auch mit grundlegenden ekklesiologischen Fragen zu beschäftigen. Wer den hier zur Sprache gebrachten Satz genau liest, wird erkennen, dass der Hauptsatz nur bis zum ersten Komma reicht. Das Prädikat, die Satzaussage davon, ist das Bekenntnis „zum Priestertum aller Gläubigen“. Alle anderen Satzteile hängen von diesem ab bzw. führen diese Grundaussage näher aus. Wir werden weiter sehen, dass wir mit diesem Bekenntnis in keine bestehende Ordnung einer christlichen Gemeinschaft eingreifen, sondern damit vielmehr einen Ansporn setzen wollen, den geistlichen Dienst in den einzelnen Kirchen/ Gemeinden zu fördern. Den geistlichen Dienst fördern – ging es beim Bekenntnis zum Werk des Heiligen Geistes in Wiedergeburt und Heiligung (Satz 6 der Glaubensbasis) primär um unsere persönliche Lebensführung, so steht hier unser Dienst als Glied der Gemeinde des Herrn in der Welt im Vordergrund. Mit dem Begriff „Priestertum aller Gläubigen“ knüpfen wir bewusst an jene Aussagen der Heiligen Schrift an, welche mit solchen Worten das ureigenste Selbstverständnis des Volkes Gottes im Alten wie im Neuen Testament zur Sprache bringt. Gott begrüßt mit diesen Worten sein erwähltes Volk, als es zum Berg der Gesetzgebung kommt (2. Mose 19,6). Wir finden den Ausdruck in der Prophetie für die eschatologische Heilszeit (Jes. 61,6). Petrus greift diesen für die Gemeinde Jesu auf (1. Petr. 2,5.9) und er findet sich als Selbstbezeichnung für die Gläubigen der Offenbarung von ihrer Gegenwart an bis zum Anbruch der neuen Gottesherrschaft (Offb. 1,6; 5,9; 20,6). Den Begriff des Priesters gebrauchen wir nicht, um unseren Dienst füreinander, für andere Christen zu beschreiben; halten wir es doch für unser vornehmstes Bekenntnis, dass es nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen gibt: Unseren Hohen Priester Jesus Christus, der uns alleine vor dem Vater vertritt (Röm. 8,34; 1. Tim. 2,5; Hebr. 8,1)! Wie es die Berufung Israels gewesen war, die Gegenwart Gottes in der Völkerwelt sichtbar zu machen (5. Mose 4,5–7), so treten nun die an Jesus Christus Gläubigen in diese Verantwortung. Als die von und zu Jesus aus der Welt Herausgerufenen und von ihm wiederum in die Welt Gesandten (Joh. 15,19; 17,18) bilden sie die Ekklesia, die Gemeinde, die ihrer organischen Verbindung untereinander (als „Leib“) und Christus gegenüber (dem „Haupt“) gerade als dieses „königliche Priestertum“ nachkommt, indem sie ihr Zeugnis der ganzen Welt verkündigt! Obwohl aus dieser Welt heraus erwählt (Joh. 15,19) und um die Grenzen des Laufes der Welt wissend (siehe den nächsten Punkt der Glaubensbasis), verachten wir die Welt nicht. Im Gegenteil, wir beten für sie und ihre Ordnungen und haben dabei keinen größeren Wunsch als ihren Frieden und nicht zuletzt, dass Frieden und Freiheit dazu genutzt werden, sich mit dem Angebot und Anspruch des Evangeliums auseinanderzusetzen. Unterschiede in der biblischen Erkenntnis, die sich im persönlichen Glaubensleben des Christen ebenso

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niederschlagen wie im Gemeindeleben, sollen uns an der gemeinsamen Wahrnehmung des priesterlichen Auftrags an der Welt nicht hindern. Das wird uns ein Bewusstsein für die geistliche Realität des „Leibes Christi“ vermitteln, die uns direkt vom „Haupt“, von Jesus Christus selbst her zufließt – wo wir Seiner Berufung nachkommen, im Glauben an Ihn das „königliche Priestertum“ jener Welt gegenüber zu sein, „die Gott so sehr geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh. 3,16). Der achte Satz Wir glauben an Jesus Christus – und bringen damit zum Ausdruck: 8. Wir bekennen uns zur Erwartung der persönlichen, sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit; zum Fortleben der von Gott gegebenen Personalität des Menschen; zur Auferstehung des Leibes zum Gericht und zum ewigen Leben des Erlösten in Herrlichkeit. Als Jesus seine Jünger darauf vorbereitet, dass er sie durch seinen Tod bald verlassen würde, versichert er ihnen, dass er sie „nicht als Waisen zurücklassen“ werde: „Ich komme zu euch!“ (Joh. 14,18). Dabei ist mit dem „ich will euch wiedersehen“ (Joh. 16,22) zunächst wohl die Begegnung der Jünger mit dem Auferstandenen zu Ostern gemeint. Darüber hinaus redet Jesus im größeren Textzusammenhang vorrangig von seinem erneuten Gegenwärtigsein bei seinen Jüngern durch die zeitlich nicht begrenzte Sendung des Geistes (Joh. 14,15–17.23 im Vergleich mit 1. Joh. 3,24). Aber auch damit ist diese Botschaft nicht erschöpft, spricht doch Jesus gleich zu Beginn des hier erwähnten Abschnittes davon, dass er uns – durch sein Weggehen – bei Gott, seinem Vater, „eine Stätte“ bereiten wolle, mit der Versicherung: „[I]ch komme wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin“ (Joh. 14,2–3). Damit ist jene Hoffnung begründet, welche die Christen durch alle Jahrhunderte hindurch froh von der „Erwartung der persönlichen, sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit“ sprechen ließ. Dabei klingt mit der Beifügung „in Macht und Herrlichkeit“ schon etwas an, was im weiteren Text der Glaubensbasis mit dem Bekenntnis „zur Auferstehung des Leibes zum Gericht und zum ewigen Leben des Erlösten in Herrlichkeit“ noch präzisiert wird: Es geht bei unserer „Erwartung“ nicht allein um eine Privathoffnung der Christenheit, es geht um nichts weniger als um die Vollendung der ganzen Menschheitsgeschichte durch das Gericht Gottes, welches – unabhängig von der jeweiligen Detailauffassung – im theologischen Zusammenhang mit der „sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus Christus“ steht. Immerhin klingen – abhängig vom jeweiligen Kontext, in den das Wort hineingesprochen wird – alle diese Aspekte an, wenn Jesus selbst von seiner Wiederkunft spricht bzw. die Apostel dieses Thema aufgreifen (Mt. 16,27; 24,1–51; 25,31–46; 26,64; Mk. 8,38; 13,1–37; 14,62; Lk. 9,26; 12,40; 21,27; Joh. 5,21–29; Apg. 1,11; 3,20; 10,42; 17,31; 1. Kor. 1,8; 3,13; 4,5; 11,26; 15,23–24; 16,22; 2. Kor. 5,10; 1. Thess. 2,19; 3,13; 4,13–5,11.23; 2. Thess. 1,7–10; 2,1–8; Phil. 2,10; 3,20f; Tit. 2,13; Hebr. 10,36–37; 2. Petr. 3,12–13; Jak. 5,7–9; 1. Joh. 2,28; und die Offb. passim).

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Die Wiederkunft Jesu Christi ist somit das zu erwartende Ereignis, wenn wir als Christen in die Zukunft blicken. Damit verbindet sich unsere gewisse Hoffnung, dass die Geschichte weder im Chaos menschlichen Unvermögens vergeht noch in Naturkatastrophen versinkt. Diese Botschaft bewahrt uns auch davor, das Reich Gottes selbst aufrichten zu wollen. Das wird vielmehr zur vom Vater festgesetzten Stunde der Sohn Gottes, Jesus Christus, tun (Mt. 24,36; Mk. 13,32; Apg. 1,7). Ein gewisses Spannungselement liegt insofern in dieser Botschaft, weil die verheißene Wiederkunft Jesu – zum Teil von den Aposteln selbst noch erwartet (1. Thess. 4,17) – nun doch schon „ziemlich lange“ ausständig ist … Dem steht gegenüber, dass praktisch in allen christlichen Erweckungsbewegungen die „Naherwartung des Herrn“ lebendig wurde. Ein Phänomen, welches sich wohl nicht allein aus den irdisch bedrängten Lebensverhältnissen heraus erklärt, sondern aus der Gegenwart des Heiligen Geistes unter den Gläubigen begriffen werden sollte, welche ihnen zu allen Zeiten die Gewissheit vermittelte: „Der Herr ist nahe!“ (Phil. 4,5). Aus diesem Grund lassen auch wir uns in dieser Hoffnung nicht entmutigen (2. Petr. 3,3–15)! Wir bekennen uns […] zum Fortleben der von Gott gegebenen Personalität des Menschen. Gegenüber der ursprünglichen Formulierung der Gründungsversammlung von 1846 sprechen wir heute nicht mehr von der „Unsterblichkeit der Seele“ („immortality of the soul“), sondern vom „Fortleben der von Gott gegebenen Persönlichkeit“. Damit trägt man der Erkenntnis Rechnung, dass dem biblisch-hebräischen Denken der griechisch-philosophische Begriff der „unsterblichen Seele“ fremd ist. So bezeichnet im Hebräischen die „näphäsch“ (im Allgemeinen mit „Seele“ übersetzt) schon im Schöpfungsbericht nicht einen unsterblichen „Teil“ des Menschen, sondern den Menschen in seiner leiblich-geistigen Gesamtheit (vgl. 2. Mose 2,7). In dieser Gesamtheit steht der Mensch seit dem Sündenfall unter dem Tod. Wenn das Alte Testament vereinzelt sogar vom „Sterben der Seele“ spricht (Ri. 16,30; Hes. 18,4.20), so will es damit aber nicht sagen, dass nun alles aus sei. Sonst hätte auch die alttestamentliche Rede von „Scheol“ (griechisch: „Hades“; deutsch: „Totenreich“) keinen Sinn. Es ist freilich davon die Rede, dass das Leben in der leiblich-geistigen Gestalt, wie es Gott ursprünglich geschaffen hat, zu Ende geht und in eine neue Phase tritt. So spricht ja auch Jesus in Lk. 16,19–31 bereits verstorbenen Personen durchaus eine Existenz und ein Bewusstsein zu, welches freilich nicht mehr mit neurologischen Funktionen verknüpft ist, wie wir sie aus diesem Leben kennen (vgl. auch die Erwartung des Paulus in Phil. 1,23). In dieser Weise reden wir vom „Fortleben der von Gott gegebenen Personalität des Menschen“, die in dieser Form jedoch nicht unsere eigentliche Zukunftshoffnung darstellt. Diese besteht vielmehr in der schon im Alten Testament verheißenen Auferstehung (1. Sam. 2,6; Ps. 16,9–10; Hos. 13,14; Jes. 26,19; Hes. 37,1–14; Dan. 12,2.13). Da diese Auferstehung aber erst mit der Wiederkunft Jesu zu erwarten ist (1. Thess. 4,16), spricht man bis dahin vielfach vom „Zwischenzustand“ der Verstorbenen, den Paulus mit der Rede vom „Entkleiden“ bis zum „Überkleiden“ beschreibt, „damit das Sterbliche verschlungen werde vom Leben“ (2. Kor. 5,1– 4). Wobei wir auf eine nähere Interpretation dieses „Zwischenzustandes“ verzichten wollen.

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Wir bekennen uns […] zur Auferstehung des Leibes zum Gericht und zum ewigen Leben des Erlösten in Herrlichkeit. Von der alttestamentlichen Hoffnung auf die Auferstehung war schon die Rede. Jesus greift diese Hoffnung auf und bringt sie in seiner Person zur Erfüllung (Joh. 11,23–27). Paulus spricht weiter von einer „Ordnung“ in der Auferstehung: „der Erstling, Christus; sodann die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft; dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt …“ (1. Kor. 15,23–26). Wie man sich nun den „Ablauf“ der Erfüllung der vielfältigen eschatologischen Aussagen der Bibel „vorstellen“ könnte, wird wohl noch ein Gegenstand der Diskussion bleiben – wie schon durch die ganze Theologiegeschichte hindurch. Bestimmte Grundelemente der Lehre werden jedoch in allen Konzepten zur Sprache kommen müssen, welche die ganze Bibel hinsichtlich dieses Themas ernst nehmen wollen. Diese wollen wir auch als Ausdruck unseres gemeinsamen Glaubens an Jesus Christus bekennen. Dazu gehört gewiss, dass zunächst bei Daniel und dann auch bei Jesus von einer Auferstehung aller Menschen die Rede ist (Dan. 12,2; Joh. 5,26–29; vgl.: Offb. 20,11–15). Eine Auferstehung mit unterschiedlichen Auswirkungen: nach den Worten Jesu für die einen zu einer „Auferstehung des Lebens“ und bei den anderen zu einer „Auferstehung des Gerichts“, worunter freilich nicht erst eine Gerichtsverhandlung verstanden wird, sondern die „Verdammnis“ ausgesprochen ist. Geht es doch im „Gericht Gottes“ um das Offenbarwerden dessen, was bereits vom Erdenleben her gegeben ist (2. Kor. 5,10; Offb. 20,12.15). Bezüglich unserer Hoffnung auf das „ewige Leben des Erlösten in Herrlichkeit“ stützen wir uns auf das Wort Jesu: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh. 5,24). Das schließt nicht aus, dass wir auch als Christen noch eine Beurteilung von unserem Herrn erfahren (vgl. 1. Kor. 3,11–15), aber nicht mehr die Verdammnis befürchten lässt (Röm. 8,1; 1. Joh. 4,17–18). Fragen wir uns noch, wie wir uns „die Auferstehung des Leibes […] zum ewigen Leben des Erlösten in Herrlichkeit“ vorstellen können? Paulus hält sich mit näheren Angaben zurück, er hält lediglich daran fest, dass es im Gegensatz zur gegenwärtigen „Vergänglichkeit“ zu einer Auferweckung in „Unvergänglichkeit“ kommen wird. Wir werden so viel dazu sagen dürfen, dass, wie die momentane „physische Leiblichkeit“ in einer Beziehung zur gegenwärtigen Welt steht, so auch die „geistliche Leiblichkeit“ (1. Kor. 15,42–49) dem „neuen Himmel und der neuen Erde“ (Jes. 65,17; 2. Petr. 3,13; Offb. 21,1) entsprechen wird. Hoffnung und Auftrag

Die biblische Hoffnung und der Missionsauftrag, denen wir uns verpflichtet wissen, lässt uns den Gründungsgedanken der Evangelischen Allianz weltweit und besonders in unserer Verantwortung in Österreich zum Herzensanliegen werden. Immerhin war es der Herr selbst, dessen Wiederkommen wir eben bekannten, der für die Einheit seiner Jünger gebetet hatte. Dabei ging es ihm einmal um uns, weil wir es uns nicht leisten können, auf Gaben

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und Fähigkeiten zu verzichten, die der Herr durch den Einzelnen seiner ganzen Gemeinde schenken wollte. Dann aber stellt gerade die geistliche Einheit in der Vielfalt ein nicht zu übersehendes Zeugnis dafür dar, dass die Welt erkenne und glaube, dass Gott der Vater seinen Sohn zum Heil der Welt gesandt habe (Joh. 17,20–23). Ein Heil, welches bereitsteht, vielleicht „bald“ offenbart zu werden: „Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht: Schreibe! Denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig“ (Offb. 21,3–5). Wohin wir gehen – was wir zurücklassen Auszug aus den Statuten des Vereines „Österreichische Evangelische Allianz“ § 2 Zweck: Der Verein hat den Zweck, die Gemeinschaft mit aktiven Christinnen und Christen aus christlichen Kirchen und religiösen Bekenntnisgemeinschaften christlicher Prägung zu suchen und zu pflegen, die für sich weder die Ausschließlichkeit beanspruchen noch durch Überbetonung einzelner Erkenntnisse dem biblischen Gesamtzeugnis widersprechen bzw. durch ungeistliches Verhalten die geistliche Gemeinschaft gefährden. Der Verein fördert die sichtbare, geistliche Einheit aller, die von Herzen an Jesus Christus glauben. Er ruft zu gemeinsamem Gebet und ermutigt zu gemeinsamem evangelistischen, seelsorgerlichen und diakonischen Handeln. Auf welchem Wege können wir diesem „Zweck“ der Österreichischen Evangelischen Allianz gerecht werden? Es geht nach der Definition unseres Selbstverständnisses darum, dass wir „die Gemeinschaft mit aktiven Christinnen und Christen aus christlichen Kirchen und religiösen Bekenntnisgemeinschaften christlicher Prägung suchen und pflegen“ mit dem Ziel der Förderung der „sichtbaren, geistlichen Einheit aller, die von Herzen an Jesus Christus glauben“, welche sich im „gemeinsamen Gebet“ und „gemeinsamen evangelistischen, seelsorgerlichen und diakonischen Handeln“ zeigen wird. In dieser Vision, welche die Evangelische Allianz seit ihren Gründungstagen vor mehr als 160 Jahren motiviert, wurde seit jeher auch eine Grenze ausgesprochen, welche uns im Sinn einer Schutzplanke helfen will, dem „Zweck“ unserer Gemeinschaft in geschwisterlicher Weise zu entsprechen. Wer mit uns den Weg gehen will, darf demnach a) für sich weder die Ausschließlichkeit beanspruchen, b) noch durch Überbetonung einzelner Erkenntnisse dem biblischen Gesamtzeugnis widersprechen c) bzw. durch ungeistliches Verhalten die geistliche Gemeinschaft gefährden. Ist das zu viel verlangt? Würden wir nicht vielmehr auch in unseren Heimatkirchen und Heimatgemeinden in der „Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi wachsen“ (2. Petr. 3,18), wenn wir uns diese Mahnung mehr zu Herzen nähmen? Wir ge-

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hen davon aus, dass jeder, der „Jesus lieb hat“, diesem Leitmotiv freudig zustimmen wird. Schwieriger wird es gewiss, wenn wir daran gehen, bestimmte Erscheinungsformen im heute immer weiter gefassten „christlichen Raum“ konkret zu benennen, die uns Sorgen machen und deren Praktizierung uns für die Umsetzung des „Zweckes“ der Österreichischen Evangelischen Allianz nicht dienlich erscheinen und von denen wir uns deshalb abgrenzen wollen. Dürfen wir überhaupt etwas kritisch bezeichnen und uns davon abgrenzen, was von Menschen vertreten und getan wird, die gleich wie wir den Herrn Jesus Christus bekennen wollen? Wäre das nicht jenes Richten, vor dem uns unser Herr warnt (Mt. 7,1–3; Lk. 6,36–37; 1. Kor. 4,3–5)? Würden wir damit gar für uns jene „Ausschließlichkeit“ beanspruchen, die wir an anderen kritisieren? Würden wir dann nicht unsere Erkenntnis „überbetonen“ und gar selbst die „geistliche Gemeinschaft“ gefährden? „Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk“ (Gal. 6,4), das wollen wir uns auch gerne selbst sagen; andererseits gilt auch: „Doch wozu wir gelangt sind, zu dem lasst uns auch halten!“ (Phil. 3,16). Diese Ermutigung dürfen wir auch hören und Gott dankbar sein, für alles, was er uns in der Gemeinschaft untereinander in IHM bereits geschenkt hat. Auf dem unter uns geistlich Gewachsenen dürfen und sollen wir in verantwortlicher Kontinuität auf- und weiterbauen. In diesem Sinn kann und darf uns nicht alles gleichgültig sein. Darum wollen wir im Blick auf die Mitte des Glaubens das zurückweisen, was uns hindert, weiter zu IHM hin zu wachsen, der das Haupt des Leibes ist: Jesus Christus (Eph. 4,15)! Wir wollen damit freilich nicht „Herr sein über den Glauben anderer“ (vgl. 2. Kor. 1,24), indem wir vorschreiben wollten, wie man in den einzelnen Fragen des Christseins zu denken hätte oder was man im Einzelfall tun sollte, sondern einfach darum bitten, dass nicht „durch Überbetonung einzelner Erkenntnisse dem biblischen Gesamtzeugnis widersprochen“ und damit „durch ungeistliches Verhalten die geistliche Gemeinschaft gefährdet“ werde. Praktische Umsetzung der Inhalte der Glaubensbasis

Zur Präambel „Die Mitglieder der Evangelischen Allianz bekennen sich zu der in den Schriften des Alten und Neuen Testaments gegebenen Offenbarung des dreieinigen Gottes und zu dem im Evangelium niedergelegten geschichtlichen Glauben. Sie heben folgende Lehrsätze hervor, die sie als grundlegend für das Verständnis des Glaubens ansehen und die gegenseitige Liebe, praktischen Dienst der Christen und evangelistischen Einsatz bewirken sollen: Als Österreichische Evangelische Allianz wollen wir bewusst darauf verzichten, andere Quellen als die Hl. Schrift selbst für unseren Glauben und unser Leben heranzuziehen.“ Damit lehnen wir das Zeugnis der Kirchen- und Gemeindegeschichte nicht rundweg ab, wir sind aber davon überzeugt, dass sich jede Tradition an der Offenbarung Gottes prüfen lassen muss, wie sie uns in der Heiligen Schrift begegnet. Der Respekt vor der einmal in der Geschichte ergangenen Offenbarung Gottes erlaubt es

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uns auch nicht, diese aus gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Ansätzen zu akzentuieren, wie dies etwa in der Befreiungstheologie oder in der feministischen Theologie geschieht. Vielmehr glauben wir, dass wir den Nöten der Menschen in unserer Zeit durch den „im Evangelium niedergelegten geschichtlichen Glauben“ und einer daraus entwickelten Ethik am besten begegnen können. Wenn wir hier „Lehrsätze für das Verständnis des Glaubens“ hervorheben, wollen wir – wie bereits mehrmals gesagt – nicht in das Selbstverständnis der Kirchen und Gemeinden eingreifen, aus denen die Schwestern und Brüder der Österreichischen Evangelischen Allianz herkommen. Darum machen wir hier weder Aussagen zum Amtsverständnis noch zur Sakramentsverwaltung oder dem näheren Kirchen- bzw. Gemeindebegriff. Bezüglich der ekklesiologischen Fragen des Christseins wollen wir – in freier Gewissensentscheidung – in gutem Einvernehmen mit jenen Kirchen und Gemeinden stehen, aus denen wir herkommen. Für unser Miteinander in der Österreichischen Evangelischen Allianz sind uns jedoch Glaubenshaltungen wichtig, die „gegenseitige Liebe, praktischen Dienst der Christen und evangelistischen Einsatz bewirken sollen“. Diese sollen im Folgenden noch einmal näher präzisiert und – wo notwendig – auch abgegrenzt werden. Zum ersten Satz 1. Wir bekennen uns zur Allmacht und Gnade Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes in Schöpfung, Erlösung, Endgericht und Vollendung. Mit diesem Bekenntnis zum absoluten Vorrang des Wirkens Gottes wollen wir nicht nur unsere völlige Abhängigkeit von ihm anerkennen, sondern auch die Unmittelbarkeit unserer Beziehung zu Gott durch Jesus Christus zum Ausdruck bringen (1. Tim. 2,5). Zur Mittlerschaft Christi zwischen Gott und den Menschen können wir darum keine wie immer gedachte Miterlöserschaft der Maria anerkennen und lehnen auch jeden Anspruch einer Gnadenvermittlung durch eine Kirche, sei es durch ihr Amtsverständnis oder durch ihre Sakramentsverwaltung, zurück. Auch die Anrufung Mariens und der Heiligen zur Fürsprache erachten wir als unvereinbar mit der Unmittelbarkeit des Heilshandelns Gottes an uns durch Jesus Christus im Heiligen Geist. Zum zweiten Satz 2. Wir bekennen uns zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung. Hinsichtlich des Kanons des Neuen Testaments besteht unter den christlichen Kirchen und Gemeinden eine Einmütigkeit über seine 27 Bücher, hinsichtlich des Kanons des Alten Testaments bekennen wir uns zur reformatorischen Überzeugung der 39 Bücher der hebräischen Bibel. Während eine historisch-philologische Arbeit am Bibeltext unerlässlich ist, welche die heils-

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geschichtlich sich vollziehende Offenbarung Gottes erkennbar macht, können wir einer historisch-kritischen Exegese nicht zustimmen, wenn sie den Anspruch erhebt, zwischen Menschenwort und Gotteswort zu unterscheiden bzw. „hinter“ dem Bibelwort erst die „eigentliche Botschaft“ rekonstruieren zu wollen. Wenngleich wir das Geheimnis der Inspiration nicht wirklich ergründen können, so wissen wir uns ihm doch so weit unbedingt verpflichtet, dass uns in dem von Menschen geschriebenen Wort eben „Gottes Wort“ erreichen will (2. Tim. 3,16; 2. Petr. 1,21; 2. Sam. 23,1–3; Ps. 19,8; Offb. 22,18–19; Mk. 7,10–13; Joh. 10,35 u. a.), welches wiederum in der Erwartung der Erleuchtung durch den Heiligen Geist gelesen und verstanden werden will (Joh. 16,13; 1. Kor. 2,10–13; 2. Petr. 3,16). Dabei ist darauf zu achten, dass jedes einzelne Wort in seinem Zusammenhang innerhalb der Heilsgeschichte Gottes zu verstehen ist. So ist es beispielsweise unzulässig, einzelne Segensverheißungen in absoluter Weise so in der Gegenwart zu erwarten, dass wir von allen Krankheiten hier und jetzt geheilt werden müssten oder dass wir z. B. stets mit materiellem Reichtum rechnen dürften. So sehr wir dazu angehalten werden, die „Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes“ zu suchen (Eph. 4,13), so wenig können wir hinsichtlich der Schrifterkenntnis und Schriftauslegung ein für alle Christen verbindliches Lehramt anerkennen. Zum dritten und vierten Satz 3. Wir bekennen uns zur völligen Sündhaftigkeit und Schuld des gefallenen Menschen, die ihn Gottes Zorn und Verdammnis aussetzen. 4. Wir bekennen uns zum stellvertretenden Opfer des menschgewordenen Gottessohnes als einziger und allgenügsamer Grundlage der Erlösung von der Schuld und Macht der Sünde und ihren ewigen Folgen. Im ersten Teil der Erklärung zur Glaubensbasis haben wir diese beiden Sätze zusammen vorgestellt, weil sie nur in ihrer Bezogenheit zueinander recht verstanden werden können. Diesen Zusammenhang wollen wir auch hier wahren, wo es um die Präzisierung und Abgrenzung geht. Das Bekenntnis „zur völligen Sündhaftigkeit und Schuld des gefallenen Menschen“ und „zum stellvertretenden Opfer des menschgewordenen Gottessohnes als einziger und allgenügsamer Grundlage der Erlösung“ schließt nach reformatorischem Verständnis nicht nur jede Art der „Werkgerechtigkeit“ aus, so als ob der Mensch von sich aus etwas zur Erlösung beitragen könnte; es muss sich auch gegen jeden Ansatz wehren, etwaige andere Zugänge zum Heil (an Jesus Christus vorbei) zu postulieren. Auch dem Volk Israel ist das Heil nur in Jesus Christus verheißen (Apg. 2,36; 5,31; Röm. 11,23. 25–27). Was die Menschen betrifft, die nie etwas vom Evangelium hören konnten, dürfen wir gewiss mit dem gerechten Urteil Gottes rechnen, mit der Gott bereits in den Zeiten des Alten Testaments und davor den Menschen begegnete und sie zur Umkehr zu bewegen suchte; wir vermögen aber darüber hinaus keinen Sonderweg zum Heil zu erkennen.

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Die „völlige Sündhaftigkeit und Schuld des gefallenen Menschen“ hindert uns jedoch nicht, seine geistigen und sonstigen Leistungen anzuerkennen, wenn er sich „die Erde untertan macht“ (1. Mose 1,28). Wissenschaftliche Erkenntnisse, z. B. im medizinischen Bereich, wollen wir nicht geringschätzen, sondern sie als Einsichten in die Schöpfung betrachten, denen eine allgemeine Wirksamkeit und Gültigkeit zukommt. Diese brauchen also keinesfalls – ebenso wenig wie die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse – vom Christen abgelehnt zu werden und sollten in fachkundiger Hand der Gesundheit im umfassendsten Sinn dienen, ohne dass wir dadurch gleich einer naiven Wissenschaftsgläubigkeit anheimfallen. Zum fünften Satz 5. Wir bekennen uns zur Rechtfertigung des Sünders allein durch die Gnade Gottes aufgrund des Glaubens an Jesus Christus, der gekreuzigt wurde und von den Toten auferstanden ist. Abgesehen von dem, was oben schon gegen jede Form der Werk- und Selbstgerechtigkeit und gegen jeden Heilszugang an Christus vorbei gesagt wurde, wollen wir hier die „Rechtfertigung des Sünders allein durch die Gnade Gottes“ insofern ernst nehmen, als wir damit rechnen wollen, dass wir durch Jesus Christus Gott gegenüber als „Gemeinde verherrlicht dargestellt“ werden, „die keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und tadellos sei“ (Eph. 5,27). Daraus ergibt sich für uns, dass wir jede Vorstellung eines Läuterungsortes nach dem Tode (Purgatorium, Fegfeuer) zurückweisen. In diesem Zusammenhang erübrigt sich auch jede Fürbitte für Verstorbene ebenso wie die Ablasspraxis. Wenn wir unsere Heilserfahrung „allein der Gnade Gottes“ und dem „Werk des Heiligen Geistes“ verdanken (siehe auch den folgenden Punkt), müssen wir auch alle wie immer gearteten Versuche einer dieses Geschehen erst ermöglichenden „geistlichen Kampfführung“ zurückweisen. Es kann unmöglich sein, dass das Heil der Menschen in einem bestimmten Gebiet von Befreiungsaktionen abhängig gedacht wird, die wir zu setzen hätten. Im Gegenteil: Gott begegnet jedem Menschen in seiner Gnade ganz souverän und lädt ihn zur Entscheidung für Christus ein, die er dann freilich auch zu treffen hat, damit sich das Heilsgeschehen der Wiedergeburt ereignen kann. Wir sollen keine Mühe und Anstrengung scheuen, den Menschen das Wort Gottes so nahezubringen, damit sie den Glauben an Jesus Christus ganz persönlich ergreifen können. Unsere Kreativität wird eine wichtige Rolle spielen, um Mittel und Wege zu finden und zu beschreiten, die mithelfen, dem Evangelium einen guten Zugang in die Herzen der Menschen zu bereiten. Gefährlich wird es allerdings, wenn manipulative oder gar militante Methoden eingesetzt werden, um zum „Erfolg“ zu kommen. Dadurch wird die individuelle Gewissensfreiheit, die dem Menschen als Teil seiner von Gott gegebenen Würde zugeordnet wird, verletzt und missbraucht. Das Motiv zur Verkündigung des Evangeliums ist die Liebe zu Jesus und zu

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den Menschen. Das Ziel ist nicht die Anzahl der Bekehrungen, sondern die Verherrlichung Gottes. Zum sechsten Satz 6. Wir bekennen uns zum Werk des Heiligen Geistes, welcher Bekehrung und Wiedergeburt des Menschen bewirkt, im Gläubigen wohnt und ihn zur Heiligung befähigt. Wiedergeburt und Heiligung Hier stehen wir immer wieder neu vor der Frage, wie sich das Bekenntnis zum Werk des Heiligen Geistes in der Wiedergeburt ganz konkret im alltäglichen Leben auswirken sollte. Lässt sich die Erfahrung der Wiedergeburt durch das frohe Zeugnis von Jesus Christus als unserem ganz persönlichen Herrn und Erlöser noch relativ einfach darstellen, so wird es in der Frage der Heiligung des Lebens schon schwieriger. So haben wir im ersten Teil dieser Neufassung der Handreichung bereits zu großer Sensibilität und der Achtung vor der unterschiedlichen Gewissensprägung des Einzelnen aufgerufen. Schriftgemäßer Glaube wird überschritten, wenn „eine bestimmte Form der Frömmigkeit mit entsprechender Alltagsgestaltung in das Zentrum des Glaubens rückt“, wenn echte geistliche Lebendigkeit ersetzt wird durch „Selbstkontrolle und starke soziale Kontrolle der Mitglieder untereinander“, wenn das Leben in der Freiheit der Kinder Gottes, in der frohen Gemeinschaft mit Jesus Christus und im Hören auf die Stimme seines Geistes mit der Erfüllung bestimmter (menschlicher) Normen verwechselt wird. Problematisch wird es auch, wo ein bestimmter Frömmigkeitsstil nicht mehr als solcher erkannt wird oder wenn die eigene Frömmigkeitspraxis als allein gültiger Ausdruck biblischen Glaubens verstanden und andere Christen entsprechend be- und verurteilt werden. Die unterschiedliche Praxis als solche mag den Einzelnen durchaus zugestanden werden. Problematisch wird es, wenn man sie damit begründet, dass ein anderes Verständnis unbiblisch sei. Es wird schwierig, wenn solche Christen ein dementsprechendes Verhalten von anderen Christen als notwendiges Element richtigen Christseins einfordern. Einem Bibelwort im buchstäblichen Sinn zu gehorchen, wie man es gerade versteht, auch dann, wenn man den eigentlichen Sinn nicht erfasst hat, mag für den persönlichen Weg akzeptiert werden – es wird aber gefährlich, wenn daraus allgemeine Regeln entworfen werden. Wir lehnen eine Lehre von der Geistestaufe, der ein mehrstufiges Heilsverständnis zugrunde liegt, ab. Wir halten fest, dass Gott allen seinen Kindern die Gabe des Heiligen Geistes bei der Bekehrung schenkt (Eph. 1,13–14; 4,30). Wir anerkennen die Notwendigkeit, sich vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen (Eph. 5,18). Gott schenkt seiner Gemeinde souverän geistliche Gaben, heute noch genauso wie zur Zeit der Urgemeinde. Jede Geistesgabe hat ihren besonderen Stellenwert in der Auferbauung der Gemeinde. Wir wehren uns lediglich dagegen, dass bestimmte Gaben oder Phänomene überbetont werden, wie dies unter dem Stichwort „Toronto-Segen“ anzutreffen war; oder dass es z. B. ohne die Zungenrede keine echte Geisterfüllung gäbe.

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Wir halten jedoch fest, dass Gott sich zu allen Zeiten in der Heilsgeschichte auf verschiedene Weisen manifestiert. Allerdings betont das Neue Testament, dass Gott nicht ein Gott der Unordnung ist, dass er Willen, Verstand und Bewusstsein des Menschen nicht ausschaltet, sondern vielmehr als Kommunikationsmittel einsetzt. So gibt Gott seiner Gemeinde die Gabe der Prophetie „zur Erbauung, Ermahnung/Ermutigung und Tröstung“ (1. Kor. 14,3). Sie ist darin aber nicht unfehlbar und bedarf deshalb der „Prüfung“ durch die Gemeinde (1. Thess. 5,20–21) und darf sich keinesfalls über die Heilige Schrift selbst stellen. Wo wir als Österreichische Evangelische Allianz zusammenkommen, wollen wir darauf achten, dass wir durch unsere individuellen Gebetsstile einander nicht Anstoß geben und dass wir uns in einer vom biblischen Wort geprägten Ordnung bewegen. So ist beispielsweise Zungenrede dort zu unterlassen, wo es dafür keine Auslegung gibt (1. Kor. 14,27–28). Zum siebenten Satz 7. Wir bekennen uns zum Priestertum aller Gläubigen, die die weltweite Gemeinde bilden, den Leib, dessen Haupt Christus ist, und die durch seinen Befehl zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt verpflichtet ist. Wenn wir als Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden in der Österreichischen Evangelischen Allianz zusammenkommen, um die Einheit im Leib Christi sichtbar zu machen, dann stehen wir in einer gewissen Spannung zur ökumenischen Bewegung. Der vielleicht größte Unterschied zwischen dem „Ökumenischen Rat der Kirchen“ (ÖRK, Weltkirchenrat) und der Österreichischen Evangelischen Allianz (ÖEA) besteht darin, dass der ÖRK dezidiert die Einheit von Kirchen anstrebt, wohingegen die ÖEA ein Bund von Christen sein will, die persönlich an Jesus Christus als ihren Herrn und Erretter gemäß der Bibel glauben, und gerade nicht ein Kirchenbund. Beide Bewegungen berufen sich gern auf Joh. 17,21– 23. Diese Stelle in den Abschiedsreden richtet sich nach dem Kontext eindeutig an Jünger. Die Auffassung darüber, wie man Christ wird, differiert sehr stark zwischen ÖEA und ÖRK. Als ÖEA bestehen wir darauf, dass es kein Christsein ohne Bekehrung und Wiedergeburt gibt. Im Kontext von Joh. 17 betet Jesus eben gerade nicht für die ganze Welt sowie für Frieden und Gerechtigkeit in ihr. Ohne diese Dinge abwerten zu wollen, können sie keine primären Aufgaben für wahre Ökumene sein. Wenn wir die Stelle in Joh. 17,21 genau lesen, stellen wir zudem fest, dass die Einheit, die Jesus meint, eine bereits vorgegebene und durch den Heiligen Geist vorhandene ist. Wiedergeborene Christen sind bereits eins durch den ihnen gemeinsamen Hl. Geist. Deshalb kann echte geistliche Einheit nicht gemacht, sondern nur dankbar empfangen werden. Sie kann aber unmöglich organisatorisch auf Kirchenebene hergestellt werden. Es wird auch gerade im hohenpriesterlichen Gebet Jesu sehr deutlich zwischen Christusgläubigen und der ungläubigen Welt unterschieden. Eine Unterscheidung, die im ÖRK unseres Erachtens oft nicht richtig erkennbar wird. So schmerzt es uns, wenn die Mission zunehmend durch den Begriff des Dialogs ersetzt wird, dem es oft an der Dringlichkeit des Aufrufes zur Bekehrung mangelt.

10.13 Die gemeinsame Basis des Glaubens und das Selbstverständnis

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Zum achten Satz 8. Wir bekennen uns zur Erwartung der persönlichen, sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit; zum Fortleben der von Gott gegebenen Personalität des Menschen; zur Auferstehung des Leibes zum Gericht und zum ewigen Leben des Erlösten in Herrlichkeit. Trotz aller Bemühungen um gerechte Ordnungen in dieser Welt, der Linderung von Not und Elend, dürfen wir niemals der Illusion verfallen, das Himmelreich sozusagen schon hier und jetzt aufrichten zu wollen. Vielmehr beten wir um das Kommen des Reiches Gottes am Ende der Zeit. Diese Hoffnung trägt freilich einen ernsten Ton in sich, dem in den verschiedenen Erscheinungsformen der Allversöhnungslehre jedoch widersprochen wird. Man will von einem Gott der Liebe so sprechen, dass von einer ewigen Verdammnis keine Rede mehr sei. Der in der Schrift ausdrücklich bezeugte umfassende Rettungswille Gottes sei Gewähr dafür, dass die Verdammnis nicht ewig dauern könne. Wir halten dagegen daran fest, dass Gottes Gerechtigkeit und Zorn seiner Liebe nicht widersprechen. Die Bibel lehrt klar, dass jeder Mensch sich von Natur in einem verlorenen Zustand befindet, der auch über den Tod hinaus bestehen bleibt, wenn sich ein Mensch nicht in diesem Leben bekehrt und eine Wiedergeburt erlebt (Mt. 7,14; 18,3; Lk. 16,19–31; Joh. 3,18. 36; Apg. 3,19; 2. Thess. 1,6–9; Hebr. 9,27–28; Offb. 20,10–15; 21,7–8). Orientierungshilfe Wir sind uns bewusst, dass diese Gesprächsgrundlage teils visionären, zukunftsweisenden Charakter hat, teils aber für manche Christen auch einen Anlass zum Anstoß bieten kann. Um der klaren Aussage unseres Bekenntnisses willen bitten wir die darin formulierten Begrenzungen nicht missverstehen zu wollen. Wir wollen diese Gesprächsunterlage als Orientierungshilfe sowohl für die nationale wie auch die lokale Allianzebene verwenden.

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10.14 Die Glaubensgrundsätze der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ) Die Glaubensgrundsätze der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich (ARGEGÖ) bilden die Grundlage jeder Zusammenarbeit innerhalb der ARGEGÖ. Von jeder Mitgliedsgemeinde wird erwartet, dass sie diese Glaubensgrundsätze uneingeschränkt bejaht und beachtet. Es ist das Bekenntnis: 1. zur Allmacht und Gnade Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes in Schöpfung, Offenbarung, Erlösung, Endgericht und Vollendung; 2. zur göttlichen Inspiration der ganzen Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit, Irrtumslosigkeit (in den Urschriften) und einzigen Autorität in allen ihren Aussagen; 3. zur völligen Sündhaftigkeit und Schuld des gefallenen Menschen, die ihn Gottes Zorn und Verdammnis aussetzen; 4. zum stellvertretenden Opfer des menschgewordenen Gottessohnes, als einziger und allgenügsamer Grundlage der Erlösung von der Schuld und Macht der Sünde und ihrer Folgen; 5. zur Rechtfertigung des Sünders allein aus der Gnade Gottes auf Grund des Glaubens an Jesus Christus, der gekreuzigt wurde und von den Toten auferstanden ist; 6. zum Werk des Heiligen Geistes, welcher Bekehrung und Wiedergeburt des Menschen bewirkt, von da an im Gläubigen wohnt und ihn zur Heiligung befähigt; 7. zum allgemeinen Priestertum aller Glieder einer örtlichen Gemeinde (diese ist der sichtbare Ausdruck der universellen Gemeinde an allen Orten und in unserer Zeit, der Leib, dessen Haupt Jesus Christus ist), nach den ihnen von Gott geschenkten Gaben zu Lobpreis und Anbetung Gottes, Verkündigung des Evangeliums in alle Welt, Unterweisung, Seelsorge, Diakonie, Bitte und Fürbitte; 8. zur Gemeinde nach dem Neuen Testament, die ausschließlich von Menschen gebildet wird, die persönlich vor Gott ihre Schuld er- und bekannt und das Kreuzesopfer Jesu Christi für sich persönlich in Anspruch genommen haben; 9. zur Taufe der durch einen persönlichen Glaubensschritt Bekehrten, als Bekenntnis, mit Christus gestorben und mit ihm zu einem neuen Leben des Dienens auferstanden zu sein; 10. zur Erwartung der persönlichen, sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus Christus, in Macht und Herrlichkeit, zur Auferstehung des Leibes, zum Gericht und zum ewigen Leben der Erlösten in Herrlichkeit.591

591 Quelle: http://www.evangelikal.at/index.php/argegoe/75-grundlage.html [05.01.2016].

10.15 Das Selbstverständnis des »Weg der Versöhnung« (WdV)

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10.15 Das Selbstverständnis des »Weg der Versöhnung« (WdV) Das Selbstverständnis des Vereins Weg der Versöhnung stellt zum einen den Weg der Versöhnung vor und erläutert des Weiteren die Ziele und die Arbeit des „Weg der Versöhnung“. WER SIND WIR • Wir sind in breitester Form ein freier Zusammenschluss von christlichen Leitern in Österreich. Dazu haben sich verschiedene Leiter aus evangelikalen und charismatischen Freikirchen, aus Pfingstkirchen, freien Werken, der röm.-katholischen und der evangelischen Kirche zusammengeschlossen. • Der Runde Tisch ist für Leiter offen, die eine lebendige, biblisch fundierte Beziehung zu Jesus Christus haben. • Um der größeren Einheit willen verzichten wir bei gemeinsamen Treffen auf gruppenspezifische Ausdrucksformen, die für andere Geschwister zum Anstoß werden könnten. • Wir vertrauen auf die Führung des Heiligen Geistes in unserer gemeinsamen Arbeit und wollen in unserem Land eine prophetische Stimme sein. WIR WOLLEN UNS IN DIE EINHEIT DES LEIBES CHRISTI EINÜBEN • Wir wollen miteinander Wege der Versöhnung gehen und zunehmend die Einheit des Leibes Christi leben. • Wir wollen eine Einheit der Herzen gemäss Joh. 17 durch Beziehungsarbeit, Offenheit und Respekt voreinander anstreben. • Die Transparenz der Unterschiedlichkeit in Theologie, Stil und Prägung der einzelnen Gruppierungen ist uns wichtig. • Wir wollen eine Kultur der Liebe und größeren Sensibilität füreinander entwickeln. • Wir wollen uns darüber freuen, was Gott bei anderen Kirchen, Gemeinden, Bewegungen und Werken tut und dem Konkurrenzdenken keinen Raum geben. • Wir betonen das gemeinsame Fundament in unserem Herrn Jesus Christus, wie er uns im Zeugnis der ganzen Heiligen Schrift begegnet. Er ist das Zentrum unseres gemeinsamen Glaubens und von ihm her sollen alle Glaubenspositionen gedeutet und bewertet werden. Unsere Identität in Jesus soll uns so stark bewusst werden, dass die Identität in der eigenen Gruppe keine trennende Mauer mehr zwischen uns darstellt. • Einheit in Christus bedeutet für uns nicht Vereinheitlichung, sondern die Anerkennung der Vielfalt des Leibes (Einheit in der Vielfalt). • Diese wachsende Einheit bewirkt mehr Bereitschaft zu übergreifender Zusammenarbeit und zum angstfreien Austausch der spezifischen Gaben und Dienste. • Wir wollen die Ängste voreinander, Eifersucht und Bitterkeit überwinden, ohne falsche Absichten aufeinander zugehen und traditionelle Feindbilder abbauen.

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WIR FÖRDERN […] • […] was der Einheit der Christen in Österreich dient. Dafür wollen wir uns aktiv einsetzen und der Versöhnung der getrennten Geschwister dienen. • […] das Zustandekommen lokaler „Plattformen der Einheit“ unter Leitern in unserm Land. • […] was dem Wohle Österreichs dient. Wir wollen vor allem die geistlichen Nöte der Menschen in unserem Land ernst nehmen und erkennen, was Gott mit unserer Nation vorhat. • […] was die Folgen der Geschichte Österreichs heilt. Wir wollen den geistlichen Zustand unseres Landes erkennen, uns mit den Sünden unseres Volkes identifizieren und uns an der Aufarbeitung von Schuld beteiligen. Zum Beispiel: die blutige Verfolgung der Täufer und die Vertreibung evangelischer Christen, die Schuld am Volk der Juden, Formen falscher und äußerlicher Frömmigkeit, die fehlende Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes, Machtmissbrauch durch unheilige Allianzen zwischen Kirche und Staat, gewaltsame Christianisierung statt Evangelisierung usw. • […] was einer Erweckung Österreichs dient. Dafür beten wir und dafür wollen wir uns eine gemeinsame Sicht schenken lassen. Im Besonderen erhoffen wir einen Aufbruch unter den jugendlichen Christen, der den „kirchenfremden“ Jugendlichen den Weg zu Christus ebnen wird. • […] was einer (Neu-)Evangelisierung Österreichs dient. Eine zeitgemäße Verkündigung des Evangeliums soll zu einer bewussten Glaubensentscheidung führen.592

592 Quelle: http://www.wegderversoehnung.at/WIR/sind/ [06.01.2016].

10.16 Das christliche Zeugnis in einer multikulturellen Welt

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10.16 Das christliche Zeugnis in einer multikulturellen Welt Dieses Dokument ist eine gemeinsame Stellungnahme und Empfehlung des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), das über einen Zeitraum von fünf Jahren in gemeinsamen Konsultationen erarbeitet und im Jahr 2011 veröffentlicht wurde.593 In Deutschland ist es unter dem Titel Mission Respekt bekannt.594 Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt

Empfehlungen für einen Verhaltenskodex Präambel Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche. Darum ist es für jeden Christen und jede Christin unverzichtbar, Gottes Wort zu verkünden und seinen/ihren Glauben in der Welt zu bezeugen. Es ist jedoch wichtig, dass dies im Einklang mit den Prinzipien des Evangeliums geschieht, in uneingeschränktem Respekt vor und Liebe zu allen Menschen. Im Bewusstsein der Spannungen zwischen Einzelnen und Gruppen mit unterschiedlichen religiösen Überzeugungen und der vielfältigen Interpretationen des christlichen Zeugnisses sind der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog, der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und, auf Einladung des ÖRK, die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) über einen Zeitraum von fünf Jahren zusammengekommen, um gemeinsam nachzudenken und das vorliegende Dokument zu erarbeiten. Dieses Dokument soll keine theologische Erklärung zur Mission darstellen, sondern verfolgt die Absicht, sich mit praktischen Fragen auseinanderzusetzen, die sich für das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt ergeben. Ziel dieses Dokuments ist es, Kirchen, Kirchenräte und Missionsgesellschaften dazu zu ermutigen, ihre gegenwärtige Praxis zu reflektieren und die Empfehlungen in diesem Dokument zu nutzen, um dort, wo es angemessen ist, eigene Richtlinien für Zeugnis und Mission unter Menschen zu erarbeiten, die einer anderen Religion oder keiner bestimmten Religion angehören. Wir hoffen, dass Christen und Christinnen in aller Welt dieses Dokument vor dem Hintergrund ihrer eigenen Praxis studieren, ihren Glauben an Christus in Wort und Tat zu bezeugen.

593 Vgl. hierzu: https://www.oikoumene.org/de/resources/documents/programmes/interreligious-dialogue-and-cooperation/christian-identity-in-pluralistic-societies/christian-witness-in-a-multi-religious-world?set_language=de [06.01.2016]. 594 Vgl. hierzu: http://www.missionrespekt.de/daspapier/index.html [06.01.2016].

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Grundlagen für das christliche Zeugnis 1. Für Christen/innen ist es ein Vorrecht und eine Freude, Rechenschaft über die Hoffnung abzulegen, die in ihnen ist, und dies mit Sanftmut und Respekt zu tun (vgl. 1. Petr. 3,15). 2. Jesus Christus ist der Zeuge schlechthin (vgl. Joh. 18,37). Christliches Zeugnis bedeutet immer, Anteil an seinem Zeugnis zu haben, das sich in der Verkündigung des Reiches Gottes, im Dienst am Nächsten und in völliger Selbsthingabe äußert, selbst wenn diese zum Kreuz führen. So wie der Vater den Sohn in der Kraft des Heiligen Geistes gesandt hat, so sind Gläubige mit der Sendung beauftragt, in Wort und Tat die Liebe des dreieinigen Gottes zu bezeugen. 3. Das Vorbild und die Lehre Jesu und der frühen Kirche müssen das Leitbild für christliche Mission sein. Seit zwei Jahrtausenden streben Christen/innen danach, dem Weg Christi zu folgen, indem sie die Gute Nachricht vom Reich Gottes weitergeben (vgl. Lk. 4,16–20). 4. Christliches Zeugnis in einer pluralistischen Welt umfasst auch den Dialog mit Menschen, die anderen Religionen und Kulturen angehören (vgl. Apg. 17,22–28). 5. In einigen Kontexten stößt das Anliegen, das Evangelium zu leben und zu verkündigen, auf Schwierigkeiten, Behinderungen oder sogar Verbote. Und doch sind Christen/innen von Christus beauftragt, weiterhin in Treue und gegenseitiger Solidarität von ihm Zeugnis abzulegen (vgl. Mt. 28,19.20; Mk. 16,14–18; Lk. 24,44–48; Joh. 20,21; Apg. 1,8). 6. Wenn Christen/innen bei der Ausübung ihrer Mission zu unangemessenen Methoden wie Täuschung und Zwangsmitteln greifen, verraten sie das Evangelium und können anderen Leid zufügen. Über solche Verirrungen muss Buße getan werden und sie erinnern uns daran, dass wir fortlaufend auf Gottes Gnade angewiesen sind (vgl. Röm. 3,23). 7. Christen/innen bekräftigen, dass es zwar ihre Verantwortung ist, von Christus Zeugnis abzulegen, dass die Bekehrung dabei jedoch letztendlich das Werk des Heiligen Geistes ist (vgl. Joh. 16,7–9; Apg. 10,44–47). Sie wissen, dass der Geist weht, wo er will, auf eine Art und Weise, über die kein Mensch verfügen kann (vgl. Joh. 3,8). Prinzipien In ihrem Bestreben, den Auftrag Christi in angemessener Weise zu erfüllen, sind Christen/ innen dazu aufgerufen, an folgenden Prinzipien festzuhalten, vor allem in interreligiösen Begegnungen. 1. Handeln in Gottes Liebe. Christen/innen glauben, dass Gott der Ursprung aller Liebe ist. Dementsprechend sind sie in ihrem Zeugnis dazu berufen, ein Leben der Liebe zu führen und ihren Nächsten so zu lieben wie sich selbst (vgl. Mt. 22,34–40; Joh. 14,15). 2. Jesus Christus nachahmen. In allen Lebensbereichen und besonders in ihrem Zeugnis sind Christen/innen dazu berufen, dem Vorbild und der Lehre Jesu Christi zu folgen, seine Liebe weiterzugeben und Gott, den Vater, in der Kraft des Heiligen Geistes zu verherrlichen (vgl. Joh. 20,21–23). 3. Christliche Tugenden. Christen/innen sind dazu berufen, ihr Verhalten von Integrität,

10.16 Das christliche Zeugnis in einer multikulturellen Welt

549

Nächstenliebe, Mitgefühl und Demut bestimmen zu lassen und alle Arroganz, Herablassung und Herabsetzung anderer abzulegen (vgl. Gal. 5,22). 4. Taten des Dienens und der Gerechtigkeit. Christen/innen sind dazu berufen, gerecht zu handeln und mitfühlend zu lieben (vgl. Mi. 6,8). Sie sind darüber hinaus dazu berufen, anderen zu dienen und dabei Christus in den Geringsten ihrer Schwestern und Brüder zu erkennen (vgl. Mt. 25,45). Soziale Dienste wie die Bereitstellung von Bildungsmöglichkeiten, Gesundheitsfürsorge, Nothilfe sowie Eintreten für Gerechtigkeit und rechtliche Fürsprache sind integraler Bestandteil davon, das Evangelium zu bezeugen. Die Ausnutzung von Armut und Not hat im christlichen Dienst keinen Platz. Christen/innen sollten es in ihrem Dienst ablehnen und darauf verzichten, Menschen durch materielle Anreize und Belohnungen gewinnen zu wollen. 5. Verantwortungsvoller Umgang mit Heilungsdiensten. Als integralen Bestandteil der Bezeugung des Evangeliums üben Christen/innen Heilungsdienste aus. Sie sind dazu berufen, diese Dienste verantwortungsbewusst auszuführen und dabei die menschliche Würde uneingeschränkt zu achten. Dabei müssen sie sicherstellen, dass die Verwundbarkeit der Menschen und ihr Bedürfnis nach Heilung nicht ausgenutzt werden. 6. Ablehnung von Gewalt. Christen/innen sind aufgerufen, in ihrem Zeugnis alle Formen von Gewalt und Machtmissbrauch abzulehnen, auch deren psychologische und soziale Formen. Sie lehnen auch Gewalt, ungerechte Diskriminierung oder Unterdrückung durch religiöse oder säkulare Autoritäten ab. Dazu gehören auch die Entweihung oder Zerstörung von Gottesdienstgebäuden und heiligen Symbolen oder Texten. 7. Religions- und Glaubensfreiheit. Religionsfreiheit beinhaltet das Recht, seine Religion öffentlich zu bekennen, auszuüben, zu verbreiten und zu wechseln. Diese Freiheit entspringt unmittelbar aus der Würde des Menschen, die ihre Grundlage in der Erschaffung aller Menschen als Ebenbild Gottes hat (vgl. Genesis 1,26). Deswegen haben alle Menschen gleiche Rechte und Pflichten. Überall dort, wo irgendeine Religion für politische Zwecke instrumentalisiert wird oder wo religiöse Verfolgung stattfindet, haben Christen/innen den Auftrag, als prophetische Zeugen und Zeuginnen solche Handlungsweisen anzuprangern. 8. Gegenseitiger Respekt und Solidarität. Christen/innen sind aufgerufen, sich zu verpflichten, mit allen Menschen in gegenseitigem Respekt zusammenzuarbeiten und mit ihnen gemeinsam Gerechtigkeit, Frieden und Gemeinwohl voranzutreiben. Interreligiöse Zusammenarbeit ist eine wesentliche Dimension einer solchen Verpflichtung. 9. Respekt für alle Menschen. Christen/innen sind sich bewusst, dass das Evangelium Kulturen sowohl hinterfragt als auch bereichert. Selbst wenn das Evangelium bestimmte Aspekte von Kulturen hinterfragt, sind Christen/innen dazu berufen, alle Menschen mit Respekt zu behandeln. Sie sind außerdem dazu berufen, Elemente in ihrer eigenen Kultur zu erkennen, die durch das Evangelium hinterfragt werden, und sich davor in Acht zu nehmen, anderen ihre eigenen spezifischen kulturellen Ausdrucksformen aufzuzwingen. 10. Kein falsches Zeugnis geben. Christen/innen müssen aufrichtig und respektvoll reden; sie müssen zuhören, um den Glauben und die Glaubenspraxis anderer kennen zu lernen

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10 Anhang

und zu verstehen, und sie werden dazu ermutigt, das anzuerkennen und wertzuschätzen, was darin gut und wahr ist. Alle Anmerkungen oder kritischen Anfragen sollten in einem Geist des gegenseitigen Respekts erfolgen. Dabei muss sichergestellt werden, dass kein falsches Zeugnis über andere Religionen abgelegt wird. 11. Persönliche Ernsthaftigkeit sicherstellen. Christen/innen müssen der Tatsache Rechnung tragen, dass der Wechsel der Religion ein entscheidender Schritt ist, der von einem ausreichenden zeitlichen Freiraum begleitet sein muss, um angemessen darüber nachzudenken und sich darauf vorzubereiten zu können. Dieser Prozess muss in völliger persönlicher Freiheit erfolgen. 12. Aufbau interreligiöser Beziehungen. Christen/innen sollten weiterhin von Respekt und Vertrauen geprägte Beziehungen mit Angehörigen anderer Religionen aufbauen, um gegenseitiges Verständnis, Versöhnung und Zusammenarbeit für das Allgemeinwohl zu fördern. Deswegen sind Christen/innen dazu aufgerufen, mit anderen auf eine gemeinsame Vision und Praxis interreligiöser Beziehungen hinzuarbeiten. Empfehlungen Die Dritte Konsultation wurde vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Kooperation mit der Weltweiten Evangelischen Allianz und vom PCID des Heiligen Stuhls mit Teilnehmenden der größten christlichen Glaubensgemeinschaften (Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Evangelikale, Pfingstler) organisiert und erarbeitete im Geist ökumenischer Zusammenarbeit dieses Dokument. Wir empfehlen unseren Kirchen, nationalen und regionalen konfessionellen Zusammenschlüssen und Missionsorganisationen, insbesondere denjenigen, die in einem interreligiösen Kontext arbeiten, dass sie: 1. die in diesem Dokument dargelegten Themen studieren und gegebenenfalls Verhaltensrichtlinien für das christliche Zeugnis formulieren, die ihrem spezifischen Kontext angemessen sind. Wo möglich, sollte dies ökumenisch und in Beratung mit Vertretern/innen anderer Religionen geschehen. 2. von Respekt und Vertrauen geprägte Beziehungen mit Angehörigen aller Religionen aufbauen, insbesondere auf institutioneller Ebene zwischen Kirchen und anderen religiösen Gemeinschaften, und sich als Teil ihres christlichen Engagements in anhaltenden interreligiösen Dialog einbringen. In bestimmten Kontexten, in denen Jahre der Spannungen und des Konflikts zu tief empfundenem Misstrauen und Vertrauensbrüchen zwischen und innerhalb von Gesellschaften geführt haben, kann interreligiöser Dialog neue Möglichkeiten eröffnen, um Konflikte zu bewältigen, Gerechtigkeit wiederherzustellen, Erinnerungen zu heilen, Versöhnung zu bringen und Frieden zu schaffen. 3. Christen/innen ermutigen, ihre eigene religiöse Identität und ihren Glauben zu stärken und dabei gleichzeitig ihr Wissen über andere Religionen und deren Verständnis zu vertiefen, und zwar aus der Sicht von Angehörigen dieser Religionen. Um angemessen von Christus Zeugnis abzulegen, müssen Christen/innen es vermeiden, die Glaubensüberzeugungen und Glaubenspraxis von Angehörigen anderer Religionen falsch darzustellen.

10.16 Das christliche Zeugnis in einer multikulturellen Welt

551

4. mit anderen Religionsgemeinschaften zusammenarbeiten, indem sie sich gemeinsam für Gerechtigkeit und das Gemeinwohl einsetzen und sich, wo irgend möglich, gemeinsam mit Menschen solidarisieren, die sich in Konfliktsituationen befinden. 5. ihre Regierungen dazu aufrufen, sicherzustellen, dass Religionsfreiheit angemessen und umfassend respektiert wird, in dem Bewusstsein, dass in vielen Ländern religiöse Einrichtungen und Einzelpersonen daran gehindert werden, ihre Mission auszuführen. 6. für ihre Nächsten und deren Wohlergehen beten, in dem Bewusstsein, dass Gebet wesentlicher Teil unseres Seins und Tuns und der Mission Christi ist. Anhang: Zu diesem Dokument 1. In der heutigen Welt arbeiten Christen/innen zunehmend miteinander und mit Angehörigen anderer Religionen zusammen. Der Päpstliche Rat für Interreligiösen Dialog des Heiligen Stuhls und das Programm für interreligiösen Dialog und interreligiöse Zusammenarbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen haben eine gemeinsame Geschichte solcher Zusammenarbeit. Beispiele für diese Zusammenarbeit sind Studien zu interreligiöser Ehe (1994–1997), interreligiösem Gebet (1997–1998) und afrikanischer Religiosität (seit 2000). Das vorliegende Dokument ist ein Ergebnis ihrer gemeinsamen Arbeit. 2. Es gibt heute zunehmend interreligiöse Spannungen in der Welt, die bis hin zu Gewalt und zum Verlust von Menschenleben führen. Politische, wirtschaftliche und andere Faktoren spielen bei diesen Spannungen eine Rolle. Auch Christen/innen sind manchmal Teil dieser Spannungen, freiwillig oder unfreiwillig, entweder als Verfolgte oder als solche, die sich an der Gewalt beteiligen. Als Antwort darauf haben der Päpstliche Rat für Interreligiösen Dialog und das Programm für interreligiösen Dialog und interreligiöse Zusammenarbeit des ÖRK beschlossen, die damit verbundenen Themen in einer gemeinsamen Ausarbeitung von Verhaltensrichtlinien für das christliche Zeugnis aufzugreifen. Das Programm für interreligiösen Dialog und interreligiöse Zusammenarbeit des ÖRK lud die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) dazu ein, sich an diesem Arbeitsprozess zu beteiligen, und diese Einladung wurde gerne angenommen. 3. Zunächst wurden zwei Konsultationen abgehalten: Die erste fand 2006 im italienischen Lariano statt und trug den Titel: „Eine Bestandsaufnahme der Realität“. Dort legten Angehörige verschiedener Religionen ihre Standpunkte und Erfahrungen im Blick auf die Frage der Bekehrung dar. Eine Aussage der Konsultation lautet: „Wir bekräftigen, dass jeder Mensch das Recht hat, für Verständnis für den eigenen Glauben zu werben, die Ausübung dieses Rechts jedoch nicht auf Kosten der Rechte und religiösen Empfindungen anderer gehen darf. Religionsfreiheit legt uns allen die nicht verhandelbare Verantwortung auf, andere Glaubensrichtungen zu respektieren und sie niemals zu diffamieren, herabzuwürdigen oder falsch darzustellen, um dadurch die Überlegenheit unseres eigenen Glaubens zu betonen.“ 4. Die zweite Konsultation, eine innerchristliche Zusammenkunft, wurde 2007 im französischen Toulouse abgehalten, um über dieselben Fragestellungen nachzudenken. Fragen zu

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10 Anhang

Familie und Gesellschaft, Respekt vor anderen, Wirtschaft, Markt und Wettbewerb sowie Gewalt und Politik wurden ausführlich diskutiert. Die pastoralen und missionarischen Fragestellungen rund um diese Themen dienten als Grundlage für die weitere theologische Reflexion und für die Prinzipien, die im vorliegenden Dokument erarbeitet wurden. Jede Fragestellung ist für sich genommen wichtig und verdient mehr Aufmerksamkeit, als ihr in einem kurzen Dokument wie diesen Empfehlungen gewidmet werden kann. 5. Die Teilnehmenden der dritten (innerchristlichen) Konsultation trafen sich vom 25.– 28. Januar 2011 im thailändischen Bangkok und stellten das vorliegende Dokument fertig. Übersetzung: Institut für Religionsfreiheit (IIRF) der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) durch Stefanie Seibel und Thomas Schirrmacher, überarbeitet vom Sprachendienst des ÖRK

11 Verzeichnisse und Register

11.1 Abkürzungsverzeichnis Das Abkürzungsverzeichnis listet alle Abkürzungen mit Ausnahme der biblischen Bücher. Diese werden im Text des Buches gemäß des von Siegfried M. Schwertner herausgegebenen Abkürzungsverzeichnisses (2. überarb. u. erw. Aufl.) für Theologie und Religionswissenschaft verwendet bzw. in den Zitaten und im Anhang gemäß der Verwendung im Originaltext. a. d. an der ARGEGÖ Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich Aufl. Auflage A. u. H. B. Augsburgisches und Helvetisches Bekenntnis BBGÖ Bund der Baptistengemeinden in Österreich Bd./Bde. Band/Bände bearb. bearbeitete BEG Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich bzw. beziehungsweise ca. circa CCC Celestial Church of Christ CCEO Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium CE Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche CH Schweiz CIC Codex Iuris Canonici CIG Christliche Internationale Gemeinde CML Kongregation der Libanesischen Maronitischen Missionare CMV Christlicher Missionsverein für Österreich CSI Christian Solidarity International CVJM Christlicher Verein junger Menschen CZA Christliches Zentrum Amstetten D Deutschland dRGBl deutsches Reichsgesetz-Blatt durchges. durchgesehene DV Dei verbum, Dogmatische Konstitution über die Kirche vom 18. November 1965

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11 Verzeichnisse und Register

EA Evangelische Allianz EBV Evangelischer Brüderverein EC Entschieden für Christus (Jugendbund) ECG Elaia Christengemeinden EGMR Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte EKL Evangelisches Kirchenlexikon EMC Evangelska Makedonska Crkva EMK Evangelisch-methodistische Kirche ENC European Network of Communities et al. et aliter (und andere) ETG Evangelische Täufergemeinde e. V. eingetragener Verein f. folgend FCGÖ Freie Christengemeinden/Pfingstgemeinde in Österreich FEG Freie Evangelische Gemeinden FKÖ Freikirchen in Österreich geb. geboren GGE Geistliche Gemeindeerneuerung innerhalb der Evangelischen Kirche H. B. Helvetisches Bekenntnis Hg./hg. Herausgeber/herausgegeben ICC Indian Catholic Community ICOC International Church of Christ IMG Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten (Reformationsbewegung) IPDA Igreja Pentecostal Deus é Amor JHU Jesus heilt uns Gemeinde lat. lateinisch LG Lumen gentium, Dogmatische Konstitution über die Kirche vom 21. November 1964 LThK Lexikon für Theologie und Kirche ME Marriage Encounter MFÖ Mennonitische Freikirche Österreich NAK Neuapostolische Kirche n. Chr. nach Christus NÖ Niederösterreich o. Ä. oder Ähnliches ÖEA Österreichische Evangelische Allianz ÖRK Ökumenischer Rat der Kirchen ÖRKÖ Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich RGBl Reichsgesetzblatt

11.1 Abkürzungsverzeichnis

RGG ROKA S. Sp. TEAM TMG u. a. überarb. UGW UR  UzH VCC vgl. VFMG VfÖ W. B. WdV WILCO WOSEM z. B.

Religion in Geschichte und Gegenwart Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland Seite Spalte The Evangelical Alliance Mission Trainingsprogramm für Mitarbeiter im Gemeindebau unter anderem überarbeitete Um Gottes Willen Unitatis redintegratio, Dekrekt über den Ökumenismus vom 21. November 1964 Umkehr zum Herrn Vienna Christian Center vergleiche Vereinigung freier Missionsgemeinden Vision für Österreich (heute: Life Church) Westminster Bekenntnis Weg der Versöhnung – Runder Tisch Österreich Jugendgemeinschaft von Umkehr zum Herrn World Soul Winning Evangelistic Ministry zum Beispiel

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11 Verzeichnisse und Register

11.2 Kirchenverzeichnis Alle im Textteil des Buches (ohne Literaturhinweise, Internetlinks, Anhang und Literaturverzeichnis) angeführten Kirchen, kirchlichen Gemeinschaften, Gemeinden sowie Werke und Einrichtungen werden im vorliegenden Verzeichnis aufgeführt. Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche 50, 59f, 281 Allgemeine christliche apostolische Mission 172 Alpha[kurse] 91, 103 Altkatholische Kirche 25, 65, 126ff, 281 Anaheim Vineyard Fellowship 198 Anglican Free Church 130 Anglikanische Kirche 22, 96, 145, 147, 150, 191ff, 215, 281 Anskar Kirche 144 Antiochenisch-Orthodoxe Kirche 48f, 56 Arab4Jesus 266 Arabisch-Evangelische Gemeinde 267 Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich 154, 194, 217, 240, 285, 287, 289f Armenisch-Apostolische Kirche 50, 52f, 55, 119, 281 Armenisch-Katholische Kirche 118f Assembléias de Deus 274f Assemblies of God 206, 271, 275 Assyrische Kirche des Ostens 61, 63f, 112, 114 Bethel-Prayer-Ministries-International 165 Bethlehem Russische Kirche in Wien 276 Blaues Kreuz 233f Boston Church of Christ 224 Bread of Life – Christliches Zentrum Feldkirch 214 Britische und Ausländische Bibelgesellschaft 151 Brüderbewegung 22, 215f Bruderschaft zum Heiligen Georg 36 Bulgarisch-Orthodoxe Kirche 29, 44f, 281 Bund der Baptistengemeinden in Österreich (BBGÖ) 148, 150f, 281f Bund der Evangelischen Täufergemeinden 236f Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich

(BEG) 14, 24, 140, 148f, 153ff, 159, 194, 195, 240, 249, 252f, 272, 277, 290 Calvary Chapel 200-203 Celestial Church of Christ – Himmlische Kirche Christi 257ff Chaldäisch-Katholische Kirche 112f Charismatische Bewegung 15, 108, 162, 209f, 213, 254 Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche 83-86, 198 Cherubim and Seraphim Kirche 258 Christ Apostolic Church 165, 264f Christ Apostolic Church WOSEM 264 Christ Covenant Church – Kirche des Bundes Christi 259 Christen Gemeinde Wien Nord 214 Christian Solidarity International 281 Christliche Freikirche Oberes Waldviertel 194 Christliche Gemeinde Donaustadt 219 Christliche Gemeinde Graz-Ost 219 Christliche Gemeinde Linz-Urfahr 194 Christliche Gemeinde Sachsenplatz 219, 267 Christliche International Gemeinde 164 Christliche Wissenschaft 23 Christlicher Missionsverein für Österreich 138f Christliches Zentrum Amstetten 157ff Christliches Zentrum Weinviertel-Rabensburg 159 Christliches Zentrum Wien 157, 159 Christus Gemeinde Montafon 214 Christus im Zentrum Leoben 159 Christuszentrum Kufstein 313 Church of Acts – Vereinigte Pfingstkirche International 206f

11.2 Kirchenverzeichnis

Church of God (Cleveland) 180 Church of Pentecost 165 Church of the Lord Aladura 249 Churches of Christ 222 Communion of Evangelical Episcopal Churches 228 Cornerstone-Gemeinde 196 Crossway International Vienna – Evangelikale biblische Gemeinde 251 Cursillo 97ff C. V. Hit-Gemeinde Österreich 208 CVJM 226, 252 David Gemeinschaft 104 Deeper Christian Life Ministry 165 Derek Prince Ministries 208 Deutsche Evangelische Allianz 284 Eine Gemeinde des Herrn Jesus Christus 223 Elaia Christengemeinden (ECG) 148f, 157, 159f Elohim 214 EMC Radosna Vest 277 Emmaus Gemeinde Graz 181 Entschieden für Christus 139 Eritreisch-Orthodoxe Kirche 50 Europäische Evangelische Allianz 288 European Bible College 201 European Christian College 223 European Glow of Love 271 European Network of Communities 99 Evangelikal-freikirchliche Gemeinde Tulpengasse 194 Evangelikale Bewegung 13, 21, 23, 154, 279, 283ff Evangelikale Gemeinde Hamgam 272 Evangelikale Gemeinde Klagenfurt 195 Evangelikale Gemeinde Köstenberg 195 Evangelische Allianz 13, 100, 149, 209, 280, 284288, 290, 292 Evangelische Gesellschaft 233 Evangelische Kirche [in Österreich] 13, 16, 18, 22, 100, 106, 131, 133, 135f, 138f, 141, 143ff, 154, 158, 178, 191, 196, 249, 281, 283

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Evangelische Kirche A. B. 281, 287 Evangelische Kirche A. u. H. B. 18, 22, 131, 135, 178, 249, 283 Evangelische Kirche H. B. 231, 281 Evangelische Mazedonische Kirche Frohe Botschaft 278 Evangelische Täufergemeinde 236ff Evangelischer Brüderverein 233ff Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband 139, 143 Evangelischer Missionsrat 281 Evangelisch-freikirchliche Gemeinden 22, 211, 289 Evangelisch-Lutherische Freikirche 231f Evangelisch-Lutherische Kirche 232 Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) 18, 145ff, 249, 252, 281f Evangelisch-Reformierte Kirche Westminster Bekenntnisses 18, 22, 230f Evangelium für Alle Salzburg 195 Evangeliumsgemeinde Quellenstraße 273, 275 Evangeliums-Zentrum 218 Evangelska Makedonska Crkva Radosna Vest 278 Every Nation 163 Exousia Christengemeinde in Graz 213 Faith Church 208 Feuerhaus Christliche Gemeinde in Mondsee 214 Fidesco 107 Fokolar-Bewegung 86-89 Foursquare Austria 106, 196 Franziskus-Schwesternschaft 130 Freie Bibelgemeinde Donaustadt 195 Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde inÖsterreich (FCGÖ) 14, 148f, 159, 161-164, 167, 199, 213f, 249, 256, 265, 272 Freie Christengemeinde Halbgasse 165, 276f Freie Christengemeinde Pucking 214 Freie Evangelikale Christliche Gemeinde Krems 194

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11 Verzeichnisse und Register

Freie Evangelische Missions-Bewegung 230 Freie Evangelische Gemeinden 22, 155 Freie Gemeinde Jesu Christi Eisenstadt Umgebung 195 Freie Volksmission Krefeld 241ff Freies Evangelisch-Theologisches Seminar 230 Freikatholische Kirche 65 Freikirchen in Österreichs (FKÖ) 13, 148f, 195, 199, 214, 249f, 252, 256, 282, 290, 292 Freikirchliche Gemeinde Tulpengasse 194 Full Gospel Church 271f Geistliche Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche 144, 198 Gemeinde „Leben in Christus“ Gmunden 157, 159 Gemeinde Christi 222-225 Gemeinde für Christus (Evangelischer Brüderverein) 233ff Gemeinde Quelle des Lebens 265, 276 Gemeinde Treffpunkt Leben 106, 196 Gemeinde Unterwegs 140f Gemeinschaft der Seligpreisungen 108f Gemeinschaft Emmanuel 106f Gemeinschaft Evangelikal-Episkopaler Kirchengemeinden 65, 228f Gemeinschaft Lumenchristi 104f Gemeinschaft Maranatha 103 Gemeinschaft um Gottes Willen 101 Georgisch-Orthodoxe Kirche 29, 46f Gereformeerde Kerken – vrijgemaakt 230f Geschäftsleute des vollen Evangeliums 158 Gichangna Pfingstkirche 272 God’s Deliverance Centre 265 Gospel Coalition 251 Grace Church – Filipino Christian Fellowship 269 Grace Church (Fullerton, USA) 270 Grace Church Vienna 252, 269 Grace Communion International 226 Grace International Fellowship 253

Grace Ministries International 256 Greater Europe Mission 155 Greater Grace Church 164 Greater Grace International Church 164 Griechisch-Katholische Kirche 110 Griechisch-Orientalische Kirche 29, 36f Griechisch-Orthodoxe Kirche 29, 37, 281 Griechisch-Orthodoxe Kirche des Patriarchats von Antiochien 48 Haus der Herrlichkeit in Wien 214 Hauskirchen 22, 203-206 Heilsarmee 220f, 281f Hilfe die ankommt 155 Himmlische Kirche Christi 257f His People 163 Hit Gyülekezete 208 House of Prayer Mission 265 Ichthys Gemeinde Wiener Neustadt 157ff Iglesia Ni Christo 267f Igreja Pentecostal Deus é Amor 275 Immanuel Bible Church – Immanuel Bibel Gemeinde 254 Immanuel Gemeinde Amstetten 159 Immanuel Gemeinde Graz 198 Indian Catholic Community 113-116 Indisch-Orthodoxe Kirche 61 Indische Katholische Gemeinde 114, 116 International Bible Church 165 International Christian Fellowship 163 International Church of Christ 224 International Church of the Foursquare Gospel 196 International Conference of Reformed Churches 135 International Federation of Free Evangelical Churches 155 International Teams 273 International Univeristy Vienna 223 Internationale Christliche Gemeinschaft 255f Internationale Gemeinde Christi 224f

11.2 Kirchenverzeichnis

Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung 238 Iranian Christian Fellowship Hamgam 272 Iranische Christliche Gemeinde 273 Iranische Christliche Gemeinschaft 273 Iustitia et Pax 149 Jedidja Gemeinde 203f Jesus.Community 105 Jesus is Lord Church268f JHU Gemeinde 196 Jugend mit einer Mission 90, 198 Jungdong/Presbyterian Church 270 Kanaangemeinschaft 102f Katholisch-Apostolische Gemeinde 65, 172 Katholisch-Reformierte Kirche 65, 129f Kirche auf dem Sinai (orthodox) 28 Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten 179, 184188, 238f Kirche des Bundes Christi 259 Kirche in Amerika (orthodox) 29 Kirche in Weißrussland (orthodox) 29 Kirche ohne Grenzen-Russische Gemeinde 276 Kirche von Albanien (orthodox) 28 Kirche von China (orthodox) 28 Kirche von Estland (orthodox) 28 Kirche von Finnland (orthodox) 28 Kirche von Griechenland (orthodox) 28 Kirche von Japan (orthodox) 29 Kirche von Kasachstan (orthodox) 28 Kirche von Moldawien (orthodox) 28 Kirche von Polen (orthodox) 28 Kirche von Tschechien und der Slowakei (orthodox) 28 Kirche von Zypern (orthodox) 28 KisiKids 104 Kongregation der Libanesischen Maronitischen Missionare 117 Koptisch-Orthodoxe Kirche 50, 54f, 281 Korean Grace Church 270

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Leben in Christus Gmunden 159 Leben für Christus Feldkirch 214 Life Church 162ff LifeBridge 266 Light of God Ministries 260f Living Faith Church 263 Living Word Fellowship 256 Loretto Gemeinschaft 89ff Lutherischer Weltbund 135 Malankara-Orthodox-Syrische Kirche (Indisch-Orthodoxe Kirche) 61f Malankara-Syrisch-Orthodoxe Kirche 50, 61f Maronitische Kirche 56, 110, 117f Marriage Encounter 95f Marsch für Jesus Bewegung 291 Mechitaristen Kongregation 119 Melkitische Griechisch-Katholische Kirche 56, 120 Mennonitische Freikirche Österreich 148, 168ff, 289 Messianische Gemeinschaft Beth Yeschua 244 Mission für Süd-Osteuropa 155 Mission New Alliance of Christ Church 165 Missionary Journey Evangelism 256 Missionshaus Bibelschule Wiedenest 154 Missionswerk Salzburg 140f Mountain of Fire and Miracles Ministries 261f Nazarener 236f Neuapostolische Kirche 23, 172-175 New Apostolic Church 165 Oasechurch.TV 214 Ökumenische Gemeinschaft Felsenfest Oberes Mühlviertel 105f Ökumenischer Rat der Kirchen 279-282, 286, 290 Ökumenisches Forum Christlicher Frauen in Europa 281 Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel 27ff, 40, 120 Österreichische Bibelgesellschaft, 281

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11 Verzeichnisse und Register

Österreichische Evangelische Allianz 149, 286ff Orthodoxe Kirche 27ff, 31-34, 67, 124 Palmarianisch-Katholische Kirche 65 Patriarchat von Alexandrien 27 Patriarchat von Antiochien 27, 29 Patriarchat von Sofia 27 Patriarchat von Georgien 27 Patriarchat von Jerusalem 27 Patriarchat von Moskau und ganz Russland 27ff Patriarchat von Bukarest 27 Patriarchat von Belgrad 27 Pentecostal Assemblies of Jesus Christ 206 Pentecostal Church Inc. 206 Persian Christian Fellowship 273 Pfingstkirche Gemeinde Gottes 179-183, 255f, 277 Prayer House Fellowship 256 Pro Oriente 281 Quäker (Religiöse Gesellschaft der Freunde) 245ff Quelle des Lebens Gemeinde 265 Redeemed Christian Church of God 262 Reform-Adventisten238f Reformierte Kirche in Österreich 133, 136 Religiöse Gesellschaft der Freunde 245ff Restoration Movement 222 Rhema Gemeinschaft 157ff Römisch-Katholische Kirche 21, 22, 49, 57, 60, 65ff, 67-73, 75-78, 81, 84, 92, 96, 106, 110, 114f, 119, 122, 126f, 134, 158, 280f Rumänische Griechisch-Katholische Kirche 123ff Rumänisch-Orthodoxe Kirche 29, 40f, 124, 281 Rum-Orthodoxe Kirche 48 Russisch-Orthodoxe Kirche 29, 42f, 45, 110, 122, 281 Salem International Church – Internationale Christliche Gemeinschaft 255f Salvation Army 220 Salzburger Gemeinden 216f Scharnsteiner Bibelkreis 142f

Schönstattbewegung 92ff Schwedische Allianzmission 201 Scientology 23 Serbisch-Orthodoxe Kirche 29, 38f, 45, 281 Servitas 281 Seventh Day Adventist Reform Movement 239 Stone-Campbell-Bewegung 222 Strom des Lebens – Christengemeinde Freistadt 213 Syrisch-Katholische Kirche 56 Syrisch-Orthodoxe Kirche 50, 55-58, 62 Syro-Malabarische Kirche 113-116 Syro-Malankarische Kirche 114ff Syro-Maronitische Kirche 117 The Evangelical Alliance Mission (TEAM) 155 The Lord’s Pentecostal Evangelistic Ministry 165 Toronto Airport Christian Fellowship 198 Treffpunkt Leben 196 Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche 28, 121f Ukrainische Orthodoxe Kirche 28, 121 Umkehr zum Herrn 99f, 104f Ungarische Christengemeinde 277 Utrechter Union der Altkatholischen Kirche 126 Verbund ökumenisch orientierter Gemeinschaften Österreichs 99 Verein für chinesische Literatur Vereinigte Pfingstkirche International 206f Vereinigung Freier Missionsgemeinden 155, 217, 234f, 240 Victory Family Centre 250 Victory of His Majesty – Neutestamentliche Gemeinde Walgau 213 Vienna Christian Center 164, 267, 272f Vienna Manna Mission Church 270 Vineyard 100, 104, 197ff Vision Europa 155 Vision für Österreich 164 Vöcklabrucker Freikirche 195 Volksmission 140f, 154

11.3 Personenverzeichnis

Volksmission Evangelikale Gemeinde Bludenz 240f Weg der Versöhnung – Runder Tisch Österreich 100, 149, 291f Weltgebetstag der Frauen – Ökumenisches Nationalkomitee Österreich 281 Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen 135 Weltweite Evangelische Allianz 286 Weltweite Kirche Gottes 226f Wesleyanische Methodistenkirche 145 Wiedenester Brüdergemeinden 289 Winners International Fellowship 263

561

Word of Life International Ministry 165 Words of Life 274 World Evangelical Alliance 288 World Reformed Felloswhip 135 World Venture 155 Worldwide Church of God 226 Wort+Geist 209-213 Wort des Lebens Gemeinde Wien 159 Xpand Austria 103 Yoido Full Gospel Church 271 Yorba Linda Friend Church 198 Zeugen Jehovas 23

11.3 Personenverzeichnis Alle im Textteil des Buches angeführten Personen (ohne Literaturhinweise, Internetlinks, Anhang und Literaturangaben sowie unter Ausschluss biblischer Namen) werden im vorliegenden Verzeichnis aufgeführt. Adeboje, Enoch Adejare 262 Akindayomi, Josiah Olufemi 262 Albert, Pierre-Etienne 109 Alexander I. [Zar] 47 Alexander III. [Zar] 43 Anton, Alois 127 Aquin, Thomas von 69 Armstrong, Herbert W. 226 Athanasios [Bischof ] 124 Augustin, Klaus 30 Azanas [König] 59 Baedeker, Friedrich Wilhelm 215, 219 Baradäus, Jakobus 57 Barton, Peter 71 Bauer, Helmut 209, 212 Benedikt XVI. [Papst] 82, 124 Benjehoschafat, Pnna u. Josua 244 Berg, Daniel 274 Berger, Fritz 233 Blohberger, Christoph 228f

Börner, Fritz 287 Booth, Catherine 220 Booth, William 220f Boyd, David u. Lisa 198 Branham, William M. 242 Bratsiotis, Panagiotis 33 Brockhaus, Carl 215 Brodersen, Brian 201 Bühlmann, Martin 198 Calvin, Johannes 132f Calvo, Gabriel 95 Campbell, Alexander 222 Campbell, Thomas 222 Catta, Martine 106 Clemens VII. [Papst] 191 Colvin, Fred 217 Cranmer, Thomas 192 Croissant, Ephraim (Gérard) 109 Dail, G. 185 Darby, John Nelson 215

562

11 Verzeichnisse und Register

Devenish, James 25 Döllinger, Ignaz von 126 Dollfuß, Engelbert 70 Donneaud, Henry 109 Ehigie, Johnny 265 Eichinger, Reinhold 14 Eiwen, Helmuth 144, 157ff Elmengard, M. 93 Ettel, Reinhold 96 Eugen von Savoyen 36 Fankhauser, Daniel 14 Ferdinand II. [Kaiser] 134 Ferrari, Alexander u. Erna 201 Fischer, Rudolf 223 Fliegenschnee, Gottfried 144 Fluch, Josef 158 Fox, George 245 Frank, Ewald 242 Franz Josef [Kaiser] 126 Franz von Assisi 68 Friedrich [Kurfürst] 132 Fröhlich, Samuel Heinrich 236f Frumentios [Bischof ] 59 Gaeta, Gianni u. Angela 164 Gallagher, Chuck 95 Garciá-Cascales, Josef 97 Gehringer, Oliver 129f Geyer, Heinrich 172 Golizyn, D. M. 43 Goursat, Pierre 106 Graham, Billy 150, 283, 285 Gregor I. [Papst] 68 Gregor VII. [Papst] 68 Griggers, James E. 240 Gruber, Wolfgang 158 Guttman, Robert 101 Hadik, Andreas 53 Hagins, Kenneth E. 210 Hallawitsch, Josef 173 Haman, Lydia 141

Hanciles, Jehu J. 250 Harb, Michel 117 Hare, Bob 223 Heimbucher, Kurt 143 Heinrich IV. [Kaiser] 68 Heinrich VIII. [König] 191 Hofer, Josef 158 Huber, Hans-Jürgen 196 Hudson, Todd 254 Humbert [Kardinal] 30 Ignatius, Omoighe 261 Illek, Franz 158 Innozenz III. [Papst] 68 Ippolito, Frank 201 Ivanios, Mar [Erzbischof ] 115 Johannes XIII. [Papst] 87 Johannes Paul II. [Papst] 81f Johannes VIII. Sulaqa [Patriarch] 112 Joseph II [Kaiser] 36, 53, 134 Jowanka, Dietmar 253 Julius III. [Papst] 112 Justinian [Kaiser] 30 Karl VI. [Kaiser] 36 Katherina II [Kaiserin] 43 Kattenbusch, Ferdinand 19 Kentenich, Josef 92f Kerullarios, Michael 30 Kolasa, Yuriy 14 Konstantin [Kaiser] 30, 67 Kornacher, August 142 Kragler, Georg 142 Krämer, Jakob 158 Krebs, Fritz 172 Kuller, Werner M. 93 Kwan, Kim Choung 270 Kyrillos VI. Taras [Bischof ] 120 Kyrion I. [Katholikos] 47 Leo d. Große [Papst] 67 Lubich, Chiara, 86f Luther, Martin 69, 131ff, 135

11.3 Personenverzeichnis

Luther Jr., Martin 150 Ljubachivsky [Großbischof ] 122 Mackish, Bonnie 164 Makinwa, Margaret 165 Manalo, Felix 268 Mansfield, Patti 84 Maria Theresia [Kaiserin] 122 Maron [Mönch] 117 Marosch, Cornelia 163 Marosch, Markus 14, 163 Mashraki, Raafat 266 Mauerhofer, Martin 240 Mauerhofer, Walter 217 Mayer, Reinhard 230 Mayr-Melnhof, Georg 89f McKean, Kip 224 McPherson, Aimee Semple 196 Meletios II. [Patriarch] 48 Millard, Edward 151 Miller, Paul u. Holly 198 Miller, William 184 Miranda, David Martins de 275 Miro, Ralf 144 Mitteregger, Waltraud 144 Monsky, Max 140f, 287 Müller, Georg 219 Nadeau, Jack 223 Napoleon [Kaiser] 69 Németh, Sándor 208 Oberlechner, Siegfried 144 Olukaya, Daniel Kolawole 261 Oncken, Johann Gerhard 151f Opplinger, Heidi 221 Oshoffa, Samuel B. J. 257f Oyedepo, David 263 Ozman, Agnes N. 161 Parham, Charles Fox 161 Paul VI. [Papst] 93 Peloschek, Karl u. Uschi 159 Penn, William 246

Peterson, Ed 218 Petrus dem Walker 57 Pius IX [Papst] 70 Pollmeyer, Anna Katherine 109 Prince, Derek 208 Prokop, Robert u. Mary 164 Prokschi, Rudolf 14 Pühringer, Hans 105 Rathmair, Franz 194 Rettenbacher, Theresia 104 Rudolf II [Kaiser] 134 Runck, Mathilde u. Joachim 196 Russ, Leonhard 242 Sachsenhofer, Margit 102 Samadbegischvili, Lazar 47 Savramis Demosthenes 32 Scanovsky, Maja 106 Schaser, Martin 256 Schenouda III. [Papst-Patriarch] 55 Schindler, Erich 158f Schirrmacher, Thomas 280 Schmid, Paul 242 Schneider, Peter 284 Schönborn, Christoph [Kardinal] 81, 292 Schwarz, Friedrich Wilhelm 172 Schwarz, Karl W. 14 Schuster, G. 206 Scott, Walter 222 Severin von Noricum 72 Severus von Antiochien 57 Seymour, William James 161 Shin, Kim David Kwang 270 Simons, Menno 169 Simson, Wolfgang 204f Smith, Chuck 200ff Soós, Istvan 208 Spurgeon, Charles H. 150 Spurling, R. G. 180 Steiner, Hans 234 Stone, Barton W. 222

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564

11 Verzeichnisse und Register

Stott, John 285 Swanson, Shay 202 Sylvester [Mönch] 120 Thandappily, Thomas 114, 116 Theopilos, Mar [Bischof ] 115 Thomas, M. M. 279 Tibusek, Jürgen 33, 75 Tkach, Joseph 226 Tour, Elvine de la 139 Tradt III. [König] 52 Trinks, Martin 173 Ustorf, Werner 283 Valentin, Friederike 22 Veit, Herbert 103 Villanueva, Eddie 269 Vingren, Gunnar 275

Vladimir I. [Großfürst] 42 Vocelka, Karl 23 Walhör, Konrad 158 Wehner, Trude 141 Wenz, Peter 209 Wesley, John 145 White, Ellen G. 185 Widter, Reinhold 230 Wimber, John 198f. Winkler, Dietmar W. 30 Wurst, Andreas 234 Yang, David 196 Yang, Kim 196 Yonggi Cho, David 271 Zalud, Peter 158 Zwingli, Huldrych 132f

11.4 Ortsverzeichnis Alle im Textteil des Buches angeführten Ortschaften (mit Ausnahme von Literaturhinweisen, Internetlinks, Anhang und Literaturverzeichnis) werden im vorliegenden Verzeichnis aufgeführt. Addis Abeba 59 Afritz 234 Aggsbach Dorf 108f Aleppo 117 Alexandria 27, 48, 54 Alkoven 142 Allensteig 130 Altenfelden 105 Altenmarkt 217 Amsterdam 279 Amstetten 41, 157ff, 169, 180 Anaheim 198 Andorf 234 Ansfelden 158 Antiochien 27, 29, 48, 56f, 61 Antiochien am Orontes 117 Asten 103

Attersee 287 Attnang-Puchheim 154 Bagdad 112 Baden 96 Bad Goisern 99 Bad Ischl 41, 163 Bad Kreuzen 255 Bangkok 279 Basel 133 Battle Creek 185 Beirut 118 Belgrad 27, 38 Berlin 43, 159, 162 Bern 198, 236 Bethlehem 266, 276 Bischofshofen 39, 217 Bkerké (117)

11.4 Ortsverzeichnis

Blaj 123 Bludenz 240f Bogenhofen 186 Bonn 226 Braunau 180, 186 Bregenz 37, 39, 146, Brest-Litowsk 122 Bristol 219 Bruck a. d. Leitha 180 Bruck a. d. Murr 39, 55, 163 Budapest 208 Bürmoos 161 Bukarest 40, Burgos 97 Cambridge 245 Carnuntum 71 Chalcedon 31, 50, 52, 57, 117, 243 Chicago 63f, 229 Constanţa 40 Costa Mesa 200 Damaskus 48, 56, 120 Dornbirn 163, 173 Dresden 173 Ebreichsdorf 57 Edinburgh 279 Eisenstadt 66, 195, 207 Engerwitzdorf 253 Enns 39, 277, 288 Ephesus 31 Eriwan 52 Etschmiadzin 52, Feldkirch 39, 41, 66, 214 Feldkirchen 180, 237 Freilassing 256 Freistadt 169, 213 Fügen 39, Fullerton 270 Gallneukirchen 142, 287 Genf 133 Gerasdorf 259

565

Gleisdorf 180 Gmunden 39, 157, 159, 168f, 228f Gols 163 Graz 37, 39, 41, 43, 47, 53, 55, 58, 66, 90-91, 107, 122, 125, 127f, 140f, 146, 151, 164f, 173, 180f, 198, 213, 219, 223, 236, 239, 242, 261f, 265, 287f Gröbming 144 Gumpoldskirchen 101 Haid 158, 163 Hallein 217, 236 Hamburg 144, 151, 172f Hazelwood 206 Hergatz 231 Hermagor 139, 164 Igls 105 Imst 39, Innsbruck 37, 39, 41, 66, 84, 87, 90, 104, 107, 122, 128, 140, 163, 173, 192, 198f, 270 Irschen 234 Jerusalem 27f, 47, 59, 204 Judenburg 130, 163 Kaduna 263 Kairo 54 Kapfenberg 180 Karlsruhe 242 Kassel 162 Kiew 121f Klagenfurt 37, 39, 41, 55, 66, 122, 128, 164f, 180, 192, 195, 202, 210, 234, 239, 261, 288 Knittelfeld 41, 163 Koblenz 92 Köstenberg 195 Konstantinopel 27-31, 36, 38, 48, 120 Kochi 113 Kottayam 61f Kozan 119 Krefeld 241ff Krems 41, 128, 163, 180, 194 Kremsmünster 85

566

11 Verzeichnisse und Register

Krummnussbaum 83 Kufstein 37, 39, 213 Lagos 165, 261ff Lambach 236 Lausanne 285 Leibnitz 94 Lemberg 122 Lenzing 163 Leoben 37, 159, 164 Lienz 39 Liezen 164, 169 Linz 37, 39, 41, 43, 47, 53, 55, 57, 64, 66, 85, 90f, 103, 107, 113, 122, 127f, 140, 146, 157ff, 163, 165, 169, 173, 180, 194, 196, 203f, 210, 234, 236, 253, 255f, 261f, 266, 287f Ljubljana 192 London 151, 220, 286 Los Angeles 162 Ludesch 232 Lustenau 198 Maria Langegg 108f Medjugorje 90 Melk 109, 168 Millstatt 201 Mittersill 290 Möbersdorf 130 Mödling 101 Mondsee 214 Moskau 27ff, 42, 47 Mürzzuschlag 163 Neudau 180 Neuhofen a. d. Krems 230 Neunkirchen 144, 157 New Dehli 279 Niedersulz 169 Nizäa 31, 40, 48, 243 Oberalm 102 Oberpullendorf 41 Obersiebenbrunn 55, Oberwart 180

Oxford 245 Paray le Monial 106f Paris 49, 133 Perg 255 Pertisau am Achensee 210 Porto Novo 257 Preßburg 237 Puchberg 85 Rankweil 230 Reutte 39 Ried i. Innkreis 127f, 146 Rif 236f Röhrnbach 209, 211f Rohrbach 106 Rom 29f, 48, 65, 67-70, 79, 85, 110, 112, 114, 117, 119, 122, 124, 126, 135, 191, 256 Saalfelden 39, 217 Salzburg 39, 41, 43, 66, 90f, 102, 122, 127f, 140f, 144, 146, 151, 162f, 169, 180, 195, 200, 202, 210, 216f, 222f, 226, 236f, 242, 258, 261, 287-290 Santiago de Compostela 97 Sattledt 90, 162 Schärding 55, 234 Scharnstein 142f Schönstatt 92f Schladming 85 Schwechat 59f Seeboden 138f Seekirchen 151 Selekeia-Ktesiphon 63 Seoul 270f Singapur 250 Sis 119 Sofia 27, 44, Soyons 108 Speyer 17 Spittal a. d. Drau 39, 201, 233f Steyr 57, 90, 151, 169, 210, 268 Stockholm 279 Straßburg 133, 237

11.4 Ortsverzeichnis

St. Andrä im Burgenland 90 St. Johann 217 St. Marien 158 St. Martin 106, 196 St. Pölten 39, 41, 57, 66, 109, 128, 146, 163, 165, 261, 280 St. Veit a. d. Glan 163, 180 Suceawa 52 Ternitz 151 Thening 286 Tiflis 46 Topeka 161 Traiskirchen 180 Traun 154, 163 Treffen 139 Trient 69, 78, 87 Trivandrum 115 Tulln 39, 57 Utrecht 126 Vallendar 92 Villach 39, 107, 139f, 164 Vöcklabruck 195 Vösendorf 214 Waidhofen a. d. Ybbs 133f Waldkirchen 209 Walgau 213

567

Wals 216 Wattens 87 Weikersdorf 287 Wels 85, 140, 169, 180, 236 Wien 14, 36, 38-49, 52-57, 60-62, 64-66, 81, 8593, 95-100, 104, 106f, 111-119, 121-123, 125-133, 140f, 145f, 148, 150f, 153f, 157, 159, 162-165, 169, 172f, 180, 184ff, 191f, 194, 196, 198, 202, 204, 206-208, 214, 218-226, 230, 234, 236-239, 244-246, 249, 251f, 254f, 257-264, 266-278, 286-289, 291 Wiener Neustadt 39, 41, 85, 125, 157ff, 180, 223, 261 Wolfsberg 39, 164, 198 Wolfsegg 180 Yaba 261 Zagreb 192 Zürich 132f, 242



KArl BruNNer

In FreIheIt glauben HistoriscHes zu Gott und KircHe

Wie vermittelt man die Bilder, die uns von den Heiligen Schriften und der reichen, historischen Tradition vorgestellt werden? Wie bewahrt man die grundlegenden Werte? Wie bleibt man glaubwürdig? Diesen und anderen Fra­ gen geht der Autor Karl Brunner nach und erklärt aus dem Blickwinkel des Mittelalterhistorikers, was christliche Gegenstände und Begriffe dem heuti­ gen Betrachter und Leser sagen können. Mittels einer allgemein verständ­ lichen Sprache und durch Einbeziehung persönlicher Erfahrungen gelingt es dem Historiker, sein Fachwissen mit den intellektuellen und sozialen Bedürf­ nissen unserer Zeit zu verknüpfen und zahlreiche Denkanstöße zu geben. Das ausführliche Glossar im Anhang erlaubt es dem Leser zusätzlich, sich den Inhalt punktuell zu erschließen und bietet auch Studierenden und Leh­ renden eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit den Ursprüngen des Glaubens. 2013. 173 S. 12 S/W-ABB. GB. 135 X 210 MM. ISBN 978-3-205-79476-9

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