John Howard's Mitgliedes der königl. Soc. der Wissenschaften Nachrichten von den vorzüglichen Krankenhäusern und Pesthäusern in Europa: Nebst einigen Beobachtungen über die Pest und fortgesetzten Bemerkungen über Gefängnisse und Krankenhäuser [Reprint 2020 ed.] 9783111641386, 9783111258614


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John Howard's Mitgliedes der königl. Soc. der Wissenschaften Nachrichten von den vorzüglichen Krankenhäusern und Pesthäusern in Europa: Nebst einigen Beobachtungen über die Pest und fortgesetzten Bemerkungen über Gefängnisse und Krankenhäuser [Reprint 2020 ed.]
 9783111641386, 9783111258614

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John Howard s

Ef4» werden sie nach der Strenge der Gesetze desirast, fe

wie alle Delinquenten in Fallen, die die Gesundheit angehen.

Jeder Kaafmann muß seinen

Träger haben,

eigenen

allein ihre Namen müßen sie in

der Anstalt angeben, und müßen auch approbirt seyn. Auch darf man keine aus dem gemeinen Hau­

fen herausnehmen, sondern sie müssen täglich'ihren

besiimntten Lohit bekommen.

So muß auch die An­

zahl derselben mir der Anzahl der Ballen in Verhält­ niß stehen, ui.,

allezeit über vierzig dergleichen muß

fin solcher Tragex gesetzt werden.

Von der Aufnahme derSchiffScapitalne, von verdächtigen Plätzen,

und wi^e man

von ihnen Berichte ein-ziehstt Ich muß. hier in voraus anmerken,

daß alle

.Schiffe in Venedig angenommen werden, und so auch die, von denen man weiß, daß sie mit der Pest behaf­ tet sind.

Nun werden aber die Regeln in Ansehung

der. Gesundheit in jedem Falle mtf das genaueste be­ folgt,

und in diesem Falle noch etwas mehr, allein

übrigens weicht matt von der einmal eingeführken Ein­ richtung ganz und gar nicht ab.

Auch muß ich noth­

wendig bemerken, daß alle Schiffe und Waaren, welche

von irgend einem Theile des türkischen Reichs herkoiymen, unvermeidlich eine volle O.uarantaine von vier­ zig Tagen halten müssen; denn da die Türken nicht

genug Vorsicht anwenden, diese fürchterliche Krank­ heit zu verhüten oder sich dafür in Sicherheit zu setzen, und davon zu befreyen,

so schließen die Venetianer ganz

ganz richtig,

daß es vergeblich sey, und höchst ge­

fährlich, den Gesundheitscertificaten nur in irgend

etwas zu trauen,

gesetzt sie waren auch von ihren

eigenen Consuln oder andern abgefaßt, und zwar iy Platzen, wo das Uebel, obschon die Ansteckung nicht

offenbar wahrgenommen wird, in den Waarenballen

verborgen liegen kann,

welche von andern Platzen

dahin gebracht worden sind.

Außerdem müssen die

Schiffe von Zanke, Zephaloma und andern Venetia-

.nischen Inseln allezeit eine Quarantaine von dreyßig Tagen haltm,

oder wenigstens von drey Wochen,

und öfters auch von vierzig Tagen, weil ste, da sie so nahe an Morea liegm, und täglich Communication

.mit den Bewohnern dieser Insel haben, sehr öfters die strengen Vorschriften in Ansehung der Gesundheit vcrnachlaßigen oder doch den Ueberbrechern derselben

sehr leicht nachsehen, obschon alle von ihnen ein be­

stimmtes Amt haben,

in welcher Verbindung sie

hauptsächlich ihres Unterhalts oder ihrer Ernährung wegen stehen müssen, weil die Produkte dieser Inseln

nicht einmal für den dritten Theil ihrer Einwohner hinreichend sind.

Um also die beschwerlichen Folgen

einer solchen Nachläßigkeit zu verhüten, so ist eine

Vorschrift gegeben, welcher zu Folge man alle Schiffe

und alle Waaren bey ihrer Ankunft von diesen ver­ dächtigen Plätzen mit der nehmlichen Vorsicht be­

handelt, als ob sie würklich und in der That ange­

steckt waren, und um aller Gefahr vor ihrer Ankunft zu begegnen, so ist den Piloten streng und bey Kopf-

strafe verbothen, nicht an den Bord irgend eines türkischen Sch.ffs zu gehen,

oder an den Bord eines

Schiffs,

Schiffs, das von den benachbarten Inseln herkommt, noch darf sich das Schiffövolk unter

mischen;

einander ver­

ja sogar es ist keinem Pil-ken erlaubt, an

den Bord irgend eines Schiffs zu gehen, gesetzt auch, daß es selbst von der Gesundheitspflege für ein reines

und unschädliches wäre erklärt worden;

oder gesezt,

daß es die Nothwendigkeit erfordern sollte, so dürfen

sie alsdann nach ihren eignen Booten nicht jiirütf« kehren,

sondern sie müssen am Bord bleiben,

bis

das Schiff von der Gesundheitspflege für frey er­ klärt worden ist,

und im Fall daß sie Quaran«

taine halten, so muß der Pilote sich derselben unter­ ziehen.

Auch ist ihnen streng die Ordre ertheilt,

keine andere als mit Theer bestrichenen Stricke zn haben, und wenn nun die Schiffe,

auf welche sid

Acht geben, von verdächtigen Plätzen Herkommen, so

müssen sic den Capitain erinnern, daß er das gewöhn­ liche Signal solcher Schiffe in die Höhe zieht, damit

nicht andere Boote und Fahrzeuge unbemerkterweife mit ihnen in eine Unterredung kommen mögen; wenn

also das Schif in den Hafen lauft, oder sobald das

oben erwähnte Signal wahrgenommen wird,

(denn

die Gesundheitspflege halt besonders eine Person, um

von der Annäherung dieser und aller andern Schiffe

Nachricht einzuzichcn),

so wird ein Voigt an Bord

geschickt, dessen Pflichten von diesem Augenblick an­

fangen, und so lange fortdauern, bis das Schiff Quarantaine gehalten.

Außerdem in gefährlichen Fällen

wird, sobald das Schiff in der angeführten Lage vor Anker liegt, eine Barke mit einem Commando Sol­

daten ausgeschickt, um in einer gewissen Entfernung

von

von dem Schiff zu seyn,

und darauf Achtung zu

geben, daß nichts wider die eingeführten Gesetze be» gangen wird.

Alsdann geht einer von den Abge­

sandten ab, um dem Capitain nach der Gesundheits­ pflege zu bringen,

sein Boot halt sich alsdann in

einer bestimmten Entfernung von dem des Capikains, reinigt den Weg, und tragt Sorge, daß keine Commu»ication zwischen denen in dem verdächtigen Boot und

dem andern Vorgehen könne. Wenn diese nun an dem Platz, wo die Gesundheitspflege ist, bald anlanden, wel­

cher Platz so eingerichtet ist, daß der Capitain und daS

Volk mit denen an dem Ufer sprechen können, ohne zu

nahe zu kommen, so wird er sogleich in einen verschlos­ senen Eingang zu diesem Endzweck geführt, welcher an die Gesundheitspflege anstößt; und hiermuß ein gericht­

licher Schreiber, durch ein Fenster in einer sichern Ent­

fernung Nachricht von ihm einholen. Die gewöhnlichen Fragen, welche ihn vorgelegt werden, sind folgende:

woher er komme; wenn er seinen Hafen verlaffen habe; ob er einen guten Gesundheitsbrief mikbringe oder

nicht; welchen Weg er genommen habe; ob er auch noch andere darzwischen liegende Hafen berührt habe;

ob er in sie eingelaufen sey oder nicht; ob er Fahr­ zeuge auf der See angetroffen habe, und von welcher

Nation; ob er entfernt von ihnen gewesen, oder sie

von ihm;

wie viele Menschen er auf seinem Schiffe

habe, und ob darunter einige Passagiere; ob sie alle

wahrend der Reise gesund geblieben, oder ob einige

von ihnen gestorben, und erkrankt waren; worinne seine Ladung bestehe, und ob er diese alle in einem

Haasen ausgenommen habe?

Alles dieses schreibt

«in

4« ein

----Registrator oder gerichtlicher Schreiber nieder,

und alsdann werden alle seine Papiere, und alle seine Briefschaften ihm abgefodert. die nun

untersucht werden,

gehörig ist geräuchert worden,

Die ersten Pappiere, nachdem alles zuerst

ist der Gesundheits­

paß, welchen man mit den Nachrichten vergleicht,

welche der Capitain gegeben,

sowohl in Ansehung

der Beschaffenheit der Gesundheit des Platzes,

von

welchem er kommt, als auch der Anzahl der Seeleute und Paffagiere am Bord; und wenn irgend ein Ca­

pitain sich sollte, ohne einen Gesundheitspaß zu haben, vorstellen laffen,

so ist es eine unveränderliche Vor­

schrift der Anstalt, sowohl das Schiff, als auch die

Ladung

eine volle

Quarantaine halten

laffen.

zu

Sollten nun zwischen den Gesundheitspässen,

und

den Nachrichten des Capitains, und in der Anzahl der Personen, die sich auf dem Schiffe befinden, Ver­ schiedenheiten finden,

so wird dieses alles auf das

genaueste untersucht, und wenn schon auch das Schiff von einem Orte hcrkommt, wo auch nicht die geringste

Vermuthung von Ansteckung seyn sollte,

so wird es

bewacht, bis die Sache mehr aufgeklärt ist, und be­ merkt man irgend eine Spur von einem boshaften

Planedes Capitains, um den Magistrat zu hinker­ gehen, indem er falsche Berichte ertheilte, so ist eine

Todesstrafe darauf gesetzt, und er wird auch gehörig darnach

bestraft;

wenn

nun aber die Anzahl im

Schiffe größer ist, als sie die Gesundheitspäße an-

grbcn,

so hat man Grund zu vermuthen,

daß die

überzähligen Personen, von dem Bord eines andern Schiffes sind aufgenvmmen worden,

ohne hinrei­ chende

47

----------------

chende Beweise für ihren Gesundheitszustand zu haben, und wenn die Anzahl geringer ist, so hat man Ursache

zu glauben, daß ste durch «ne ansteckende Krankheit

sey vermindert worden.

Allein wenn di« vorgelegrea

Punct« alle zur Genüge eintreffen,

so können alle

Schiffe mit guten Gesundheitspässen ungehindert ab»

laden,

nachdem der Capitain gehörig befragt rooti

den und Nachricht gegeben hat,

und nun kann er

ohne einen Abgesandten an Bord wieder zurückkehren.

Allein wenn das Schiff von irgend einem Theile bey türkischen BestHlingen oder von andern verdächtigen Plätzen kömmt, so wird der Capitain mit allen denen

Formalitäten an Bord zurückbegleiket, mit welchen «r dahin gekommen war.

Der Voigt, verschon sich

am Bord befindet, fängt sogleich bey der Zurückkunft

des Capitain» an, seine Pstichten auszuüben, indem er alsbald eine ausführlich« Liste von allem Schiffst Volk niederschreibt, dung

und Insbesondere auch ihre Klei­

und ihre Effecten anmerkt,

welche beyde

Schriften er alsdann der Pflege überschictz, um mit

den Nachrichten deö CapitainS verglichen zu werden, und ist dem Capitain die Erlaubniß gegeben worden, daß er umpacken darf, so muß er ein genaues Register

von allen den Stücken aufnehmen,

welche aus dem

Schiffe genommen werden, welches auch mit zu der Anstalt geschickt wird, um mit demjenigen verglichen

zu werden, was der Capitain angegeben hat.

——

4$

Von der Quarantaine der Passagiers.

Sind Passagiers am Bord, so wird, sobald die angeführten Formalitäten vorüber sind,

ein Befehl

von der Sesundhcitspsiege ausgesendet,

sie in das

Pesthaus zu bringen,

und insgemein gehen sie erst

in ein Boot und der Abgesandte nimmt sie alsdann

in das seinige; kommen sie nun aber in dem Pesthause an,

so übergiebt er sie dem Prior und führt das

Schiffsboot wieder zurück.

Die Passagiers finden

ihren für die Pflege der Gesundheit angestellten Voigt (guardian of Health)

in dem Pesthause;

nun

wird ihnen ein Zimmer angewiesen, ihre Kleider und

ihre Effecten, die sie täglich brauchen, werden unter­ sucht und ausgezeichnet, und den Tag nach ihrer An­

kunft im Pesthause fangen sie ihre Äuarankaine zu zah­ len an, welche sie unter den vorher beschriebenen Vor­ sichtsregeln vollenden.

Von

dem Umladen der Waaren und von

der Art und Weise, sie nach dem Pest­ hause zu

bringen.

Alle Güter und Effecten, welche einer Anste­

ckung fähig sind und von verdächtigen Plätzen kom­ men,

müssen nach dem Pesthause gebracht werden,

um hier O.uarankaine zu halten, und nichts darf in

dem Schiff Zurückbleiben,

sondern alles dasjenige,

was keine Ansteckung annehmen kann, und was in

ganzen Packen beysammen ist, kann bey der Ankunft

des Schiffs

abgeladen werden,

nachdem

dasselbe

Erlaub-

ErlaukÄß erhqltm hak, !tkld zwar iä Gegenwart ekneS

Abgesandten,

welcher allezeit attch mohl darauf Ach­

tung geben muß/,so wix auch der Pargt deö.Schiffs am Bord. Bey dem Transport der ÄZaaren'nach dem Pesthaüs muß dle Zroßte'>8orflcht ang'ew'eNdet' wer--

'den;' die Lastboote dürfert keine-Seile haben oder der

Drior behalt sie mit dem Gute bcyffich' uich die Stricke

müssen wohl mit, Teer überzogen" -seyn. 'tresen,

welche jü dem Schisf'gehören,

"laden,

und

Die Ma» müssen..sie

in 'rhfen eigenen Booten nach

'PeHgüse bringen,

dem

und, hey "dem Hinstrhren und

bey dem Zerfahren muff he ein Abgesandter, gllemas 'beg/el^en. Ä)er Prior nininst sie itf Empsang, wie wir vorhin schon anmcrrten, und überliefert sie der

Sorgfalt der Trug er und" Voigts/' und diese müssen -dafür stehen»

und/ einer der Seelettte, bleibt

in

dem Pesthause zurück, um für die Güter Sorg« zst

fragen,

und um für di^ Ladungsbriefe zu stehen,

welche eben hier sich mit in der §>.uarantaine befinden. Wenn nun die ganze Ladung umgeladen,

gehörig

ubgetheilt, und in dem Pesthause rangixt worden ist, so fangt die Quarantaine so wohl des Schiffs, als auch der Güter an, nicht aber eher-

Von

der

Reinigung

der

Güter

und

Wparen in dem Pe,sthause. Die Güter, welche

gereinigt

werden sollen,

kommen in hierzu besonders bestimmte Schuppen in dem Pesthause, und zwar in vcrschiedncr Ordnung

nach der verschiedenen Art und nach den Zeichen

Howard v. d. Pesihausern. u. f. ro,

D

der

------------

50

der Ballen , so baß keine Unordnung und Verwech­

selung statt finden kann. Die Wolle wird völlig aus den Ballen und

Säcken herausgenommen, in Haufen gelegt, welche nicht über vier Fuß hoch seyn dürfen,

diese werden

täglich zweymal in Bewegung gesetzt und umgewendet, und die Haufen werden von denen hierzu beorderten Bedienten

des Pesthauses

mit entblößten Händen

und Aernien unter einander gemischt, und zwar immer nach und

nach vierzig Tage lang,

und aller fünf

Tage werden sie, außer daß man die gewöhnliche Be­

handlung. mit ihnen vornimmt, auch noch von ihres»

Plätzen in andere Stellen gelegt.

Mit der Seide,

Flachs , Federn,

und ähn­

lichen dergleichen Waaren, wird die nehmliche Bshandlnng vorgenommen.

Baumwolle

und Garn,

Biberhaare in Ballen, gereinigt.

Kameelhaare unb

werden auf verschiedene Art

Dit Ballen werden alle auf der einen

Seite aufgetrennt,

und die angestellten Träger und

Taglöhner müßen alle Tage ihre entblößten Hände

und Aerme in verschiedene Stellen bis in die Mitte

der Ballen hineinstecken, hinter einander,

und zwar zwanzig Tage

alsdann werden die Ballen zuge­

näht, umgedreht, und auf die nehmliche Art die fol­

genden zwanzig Tage behandelt, womit die Quarantaine beendigt wird; allein die Tage, in welchen die Ballen geöffnet werden, werden nicht mit zu den vier-

zjtzen gerechnet. Wol.

St Wollene und leinene Tücher, und alle Waaren, y)klche in Falten gelegt sind,

werden aufgewickels,

und Falte bey Falte umgedrcht, indem die Hierzu angestellten Trager und Aufwarter,

die

nackenden

Aerme zwischen die Falten hineinstecken und sie unten und oben öftere lüften müssen.

Ist man gewiß, dotz

sie angesteckt sind, so müssen sie außer der tägliche

Bewegung aus den Falten gelegt, und in der fteyen Luft, so oft es das Wetter zulaßt, auf Rahmen aus-

gespannt

werden.

Teppiche,

Bettdecken,'- Ma­

tratzen, und andere Waaren von Wolle und Seide, Flachs, Bücher, Pergament- und alle Arten vcln

Pappiere,

Sacke voll Haare und dergleichen Dinge

^werden der Luft anhaltend ausgesetzt- und in ihr täg­

lich zwey bis dreymal umgedrehk Und herumbewegf.-

Das Pekzwerk gehört rriif zu den gefährlichsten Artikeln und muß höchst sorgfältig gereinigct werden,

immer muß es der Luft ausgeleßt bleiben, und recht oft in Bewegung gebracht und ausgeklopft werden; ingleichen auch Haare und Straußenfedern.

Taback, Corduan, Schaaf- und Geisfelle, so

wie alle trocken abgeputzte Felle müssen in Hauftn gelegt, und dann und wann herumgewendet werden;

sinh es aber Artikel, welche dem Anstecken weniger ausgesetzt sind,

Tagen

so werden sie insgemein in zwanzig

frey gelassen.

Wachs

von

Bienen

und

Schwämme werden gereiniget, indem sie in Salzwaf-

fex,

das nicht gestanden, acht und vierzig Stunden

lang getaucht werden, gelassen.

und arsdann werden sie frey

für die Republik

Gesundheitspfleger wah­

rend der Pest in Spalato.

Den

April

1784»

1. Sobald die General- Contumaz *) und das .Verbot für alle Familien in der Stadt,

welches

schon von dem Collegium medicum vorgeschrieben worden war, wird festgesetzt worden seyn, so sollen

alle einzelne Glieder derselben nicht inehr ausgehen dürfen,

die Hausvater der Familien allein ausge­

nommen, und Zwar zu den bestimmten Zeiten, auf die vorgeschriebene Art

und nach den gehörigen

Vorschriften. 3. Die Häupter der Familien sollen, um alles, >vaS ihnen für ihre Haushaltungen nothwendig ist,

besorgen zu können,

mit einem einzigen Bedlenten

vder andern Person aus ihren Wohnungen gehen,

und

*) Loorama» bedeutet die Absonderung der verdächte gen Personen «ährend der Pestzeit.

und sich allezeit mit einer Note von der Gesundheits-

psiege versehen. 3. Die Stadt ist in sechs oder auch mehrere Distrikte einzutheilen, nach dem Gutdünken der Re­

präsentanten und des Collegiums, damit die Besuche und die Inspektionen desto mehr erleichtert wer­ den können.

4. Zu jedem District soll ein VicariuS Capitu-

laris,

ein CanonikuS und einer der activsten und

tüchtigsten Priester beordert werden,

um gemein­

schaftlich mit einem Deputirten von dem Collegium

und unter der Leitung eines bey der Gesundheitspflege

angestellten Voigts (guardian of Health) alle Morgen mit dem gehörigen Eifer und Vorsicht einen Be­

such in allen Hausern herum zugeben, um den Gesund­ heitszustand eines jeden Individuums zu erfahren

und an die Gesundheitspflege einen Bericht übstatten zu können.

j. Bey Sonnenaufgang oder auch zu einer von dem Collegio zu bestimmenden Stunde sollen die zu dieser Absicht ausgewählten Canonici und Prie­

fer ohne Ausnahme sich in der Sacristey der Cathedralkirche versammeln, um zu ihren Geschäften in An­ sehung der Inspektionen forteilen zu können. 6.

Bey dem Schall der großen Glocke bet

Cakhedralkirche,

welcher zu der Stunde geschehen

Muß, welche das Collegium medicum bestimmt, und welcher dienen soll, um Zeit zu den Visiten zu geben,

können die Häupter her Familien ohne Zwang ausgehen.

gehen,

rote in dem ersten und zweyten Artikel 6e»

stimmt worden

ist,

damit die öffentliche Wach­

samkeit möge gesichert bleiben, und damit die nöthi­

gen Besuche gemacht werden können; jedoch sind von dieser Vorichrlft die Magistratspersonen,

die Depu-

und die übrigen bey der Gesundheitspflege

tirten,

angestellten Personen

ausgenommen,

welche aus

ihren Hausern und durch die ganze Stadt gehen dür­

fen, wie weiter unten angezeigt werden wird. 7. Das Schwingen der erwähnten Glocke soll

«ine halbe Stunde fortdauern, und das Anschlägen einer andern Glocke entweder auf einer Kirche oder ay

einem andern Orte soll völlig untersagt seyn. 8. Nur diejenigen Personen, welche öffentliche

Deputationen oder andere Znspcctionen bey der Ge­

sundheitspflege "oder militairische Aemter haben, kön­

nen ihre Hauser vor dem Glockenschalle verlassen, und

so lange außen bleiben, langen;

als es ihre Geschäfte ver­ jedoch mit der Einschränkung, daß die­

jenigen, welche keine öffentlichen Chargen oder In-

specnonen haben, Abends um sechs Uhr in ihre Häu­

ser zurückgekehrt seyn sollen, wofern« sie sich nicht der strengsten Strafen unterwerfen wollen. 9. Wer nur immer bemerkt^ daß er von einer

Krankheit befallen wird, soll eö unmittelbar der De­

putation bey ihrem Besuche bekannt machen, und

wenn er eben in dem Moment befallen wird, in wel­

chem die zum Besuchen bestimmte Stunde vorüber

ist, so

soll er sogleich der Gesundheitspflege davon Nach-

Nachricht ertheilen, damit die dazu bestimmte Depu­ tation eö sogleich erfahre,

und die zweckmäßigsten

Mittel anwenden könne; und wir erklären zu gleicher Zeit'hiermit, daß ein jeder, der seine eigne Krank­

heit verschweigt,

oder auf irgend eine Art,

oder

unter irgend einem Vorwand an einer solchen Ver­ heimlichung Theil nimmt,

am Leben gestraft wer­

den. soll. io. Sobald die Nachricht von irgend einer

Krankheit bey der Gesundheitspflege angebracht wor­ den ist,

so soll in das Haus, in welchem dieses be­

stätiget worden ist, niemand ein - und ausgehen, bis

Lie Aerzte die nothwendigen Untersuchungen angestellt, und die Beschaffenheit und den wahren Character der

Krankheit bestimmt haben»

li. Wer nur immer, wenn er in ein Haus ge­ hört,

welches wegen der Todesfälle,

welche dar­

innen vorgefallen, oder eines andern Verdachts we­

gen gesperrt ist, entweder selbji oder dlirch die Vermit­

telung anderer Personen, oder auf irgend eine andere Art es wagt, einer Ansteckung empfängliche Effecten

in irgend ein anderes Haus oder Platz zu schaffen, soll in Todesstrafe verfallen, und so auch ein jeder, der

ihm beygestanden oder darein gewilliget, oder es nicht entdeckt hat, wenn er doch schon darum wußte.

i2. Wer nur immer einer Ansteckung empfäng­ liche Effecten oder Meubles oder Waaren um sich

hat,

soll es unmittelbar der Gesundheitspflege oder

Ler Deputation bey Lebensstrafe bekannt machen; und wenn

wenn zu den angezeigten angesteckten Hausern ge­

hörige Güter von einzelnen Personen sollten verborgen

oder verheimlichet werden, so sollen sie ebenfalls an­ zeigen, wo sich dieselben befinden, sonst sollen sie am

Leben gestraft werden, liche Schonung;

und zwar ohne alle nur mög­ wenn sie es ent­

da sie hingegen,

decken, des Schuhes der öffentlichen Aufmerksamkeit

so daß alles und

und Treue sich versichern können;

jedes, wenn eS gehörig gereiniget ist, den Besihcru wiederum eingehändiget wird. 13. Die Resolution, welche das Collegium in

Betracht des Verschließens aller Kirchen der Stadt gefaßt hat, bleibt bestätiget, und alle Versammlun­ gen auch an andern Orten sind verboten. 14. Der Eifer des hochwürdigen Vicarius Ca-

pitolaris verpflichtet ihn, diejenigen Mönche, welche

er für die geschicktesten und tüchtigsten hält,

vrdnen,

anzu-

denen angesteckten und verdächtigen Armen

in den verschiedenen Hausern und überall bestmöglichst beyzustehen, ihnen die geistigen Stärkungen der aller­

heiligsten Sacramente zu reichen,

reden, und sie aufzumuntern,

und ihnen zuzu­

daß sie der barmher­

zigen Hülfe des Himmels vertrauen.

15. Und außerdem

ist eine Zunft Juden in

dieser Stadt, eine Nation,

solchen

Gelegenheit

ganz

nommen werden muß:

auf welche bey einer

vorzüglich

Obacht

es ist also nöthig,

ge­

daß von

Len geschicktesten und ehrbarsten einzelnen Mitglie­ dern de» genannten' Nation eine solche Anzahl von

Howard v. d. Pesthäusern. u.s.w.

I

Depu»

13°

-------

Deputirten gewählt werde,

als sie für nöthig erach­

ten f damit sie über die innere Leegieruiig unter ihrem

Wolke wachen,

und ihnen den nöthigen Beystand

leisten mögen. 16. Ferner soll nur dene. jenigen von den Ju­

den,

welche für die weist sten erkannt worden, er­

laubt seyn auözugehen, jded) müsien sie mit einem

Gesundheitspässe versehen werden,

um für sich und

andere Sorge tragen zu können, und diese Personen

müssen von dem schon üben erwähnten jüdischen Deputirten der Gesundheitspflege angezeigt werden.

i). Alle übrige Personen sollen in den Grenzen ihrer eignen Zunft verbleiben, und nie unter irgend einer Ursache oder Vorwand anögehen.

ig. Alle Thorwege des Platzes, sich die jüdische Zunft befindet,

großen

verschlossen werden,

hörigen Wachen,

in welchem

sollen bis auf den

welcher mit den ge­

welche die von dem Collegium nie*

bergestHte Deputation bestimmen soll,

beseht seyd

muß, und dieser Thorweg soll ohne Ausnahme jeder­

zeit Abends um sechs Uhr zugeschlosscn werden,

so

daß auch nachher kein einziger von der ganzen Zunft

auögchen darf. 19. So sollen auch von dem Collegium zwey

Deputirte von den besten Geschicklichkeiten aus des jüdischen Nation gewählt werden, welche ein Infan­ terist begleiten muß.

Diese sollen nach Sonnen­

aufgang alle Häuser besuchen^ um sich selbst von dem

Gesundheitszustands gtter Familien zu unterrichten^

und

rzr und wenn irgend ein Kranker unter ihnen gefunden

wird, sd muß unmittelbar das Haus gesperrt werden,

und eö mriß ohne Aufschub der Gesundheitspflege von

dem Umstande Nachricht ertheilt werden, um für ge hörige Inspcccion und Aufsicht Sorge zu tragen. 20. Es versteht sich von selbst, daß ihre Sy­ nagoge soll verschlossen werden, alle ihre religiösen Gebrauche müssen aufhören, keine

und es dürfen auch

Versammlungen von irgend

einer Art ge­

halten werden^

2i.

Alle Hunde und Katzen, welche entweder

in der Stadt oder in der Iudenstadt hcrumlaufen,

und wegen der Beschaffenheit und dem Zusammentref­ fen der Umstande gefährliche Wirkungen verursachen

könnten, müssen umgebracht werden; worauf die In« spectoren, die Deputirten und alle sonst in öffentlichen Aemtern stehende Personen, (die cs ihres Standes

wegen füglich thun können) mit der größten Genauig­ keit gehörig Acht geben sollen. 22. Die Canonici,

Priester,

und zur Visi­

tation der verschiedenen Distrikte bestimmten Depu«

tirten, sollen alle Morgen,

nachdem sie ihre Visite

gemacht haben, den Commissarien und dem Collegium alle Vorfälle und Entdeckungen,

welche sie gemacht

haben, bekannt machen, den District, Namen und

Vornamen der angesteckten und verdächtigen Familien

so wie auch die Anzahl der Personen, welche zu den» selben gehören, mederschreiben.

23. Jedweder Todesfall, der sich ereignet, soll

den Commisiairen und dem Collegium sogleich ange­ sagt werden, und den Aerzten, Wundärzten und De-

putirten von der Inspection sott eö obliegen, ein At­ testat von den Umstanden des Falles und der Unter­

suchung deS Körpers und

den nemlichen Commisiairen

der Gesundheitspflege ohne Aufschub

beyzu­

bringen.

24. Alle respective Deputationen, welchen be­ sondere Jnspectionen von dem Collegium in Ansehung der Ereignisie wegen der Cbntagion oder der Verhü­

tung derselben oder einer andern 2lngelegenheit wegen

anvertraut worden sind, sollen alle Tage Nachrichten an die Commisiairs und das Collegium in Betracht dessen, was sich in ihrer Inspection zugetragen hat,

ertheilen,

damit alle Mittel, sie mögen von einer

Art seyn, von welcher sie nur immer wollen, allezeit bey der Hand seyn mögen, um eine frühzeitige Ver­

hütung zu besorgen. 25. Und da unter vielen andern Gegenständen-

welche Aufmerksamkeit bey einem solchen Vorfälle ver­ dienen, ein wichtiger Umstand der ist, daß man die

Stadt von Bettlern befreye, unter welchen, sowie überhaupt unter der niedern Classe, die Krankheit ganz

vorzüglich zu grassiren gewohnt ist, so müssen wir die schon von dem Collegium getroffene Einrichtung, die

Bettler alle in einen bequemen Platz zu bringen, bil­ ligen; und die Commissarien beschlossen daher, daß

sie zusammengebracht,

und nach dem Fort Grippi

übckgebracht werden sollten, welcher Platz deswegen

St'

gewählt worden ist, damit sie von der Stadt abge»

sondert seyn sollten. 26. Das

bestimmen,

Collegium

soll

einen

Deputirten

welcher alle Tage mit einem Arzte und

Wundarzte die

genannten Personen

besuche,

um

sich von ihrem Gesundheitszustände zu unterrichten, und sie,

woferne

eö möglich,

für allen Unglück

zu bewahren.

27. Da das öffentliche Mitleid für die Bettler eine Erholung von acht Pfennigen (Gazettes) für einen jeden bestimmt hat, so sollen einer oder mehrere recht­

schaffene und thätige Männer erwählt und festgesitzt wer­ den, damit alle und )cde täglich und zu bestimmten Stunden mit Nahrung und den Nothwendigkeiten des

jebcnü mögen versehen werden, damit auch nicht einer

von ihnen aus Mangel umkomme. 2$. Es soll ferner die Pflicht der deputirten Pcrfonen

seyn,

alle

Morgen den

Cemmiffairen

und Repräsentanten die Anzahl der Armen,

so wie

auch beyden den Commissaircn und dem Collegium

ihren Gesundheitszustand, so wie auch alle damit in Verhältniß stehende Ereignisse anzuzeigen. 29. Da das öffentliche Mitleid ebenfalls ge­

neigt ist,

den armen und bedürftigen Vewohnerit

der gesperrten Hauser, welche sich sonst nicht unterhal­ ten könnten, Beystand zu leisten, und da es einem

jeden eine Lira nach dalmatischem Gewicht, solange

ihre traurige Lage anhalt, zu ihrer Erleichterung und

Erquickung versprochen hat,

so sollen die Reprastn-

---------------- -

134

kanten zwey oder mehrere tüchtige und arbeitsame De« xutirte stellen, welche täglich die Anzahl solcher Ar­

men übersehen sollen,

um den Repräsentanten und

Commistairen Tag für Tag Nachricht davon geben

zu können. 30. Es sollen von den thätigen und rechtschaf­ fenen Repräsentanten einige angestellt werden, welche mit den bestimmten Summen Provision für die Ar­

men nach ihrem Zlistande und Mangel hcrbeyschaffen,

rind zwar mit der Genauigkeit, Sorgfalt und Auf­ merksamkeit, welche ihr Zustand verlangt,

und sie

sollen den Repräsentanten davon Nachri6)t ertheilen, damit die nöthigen Summen immer vorhanden seyn

mögen *).

Franciscus Falter Proveditor Ge­ nerale in Dalmatien und Albanien. *) Aehnliche Verordnungen findet man in der angef. Schrift des Hrn. SamoUowrtz S. 65. und in der. Memoire ou la Defcription de la Peste, quiaiegne. dans l’cmpire de Rustle & surtout a Moscow &ce So sind auch in vorigen Jahrhunderten mehr solche Pcstverordnungen gedruckt worden, welche ich aber hier nicht weitläufig verzeichnen will. Man sehe hierr. über nach Bibliothecae Platnerianae Sect. I. p. gor. — p. 311. und ferner Io. Ernesti Hebenstreit Au, thropologia forenfis.Lipfiae 1753. 8feqq.-** Leipziger Pestordnung de anno 1607. und 1680.

ür ---------------------------- -

Vierter Abschnitt. Nachsicht

von

ausländischen

den

Gs->

fängnisscn und Spitälern,

as Letztemal reiste ich im November 1785. aus, tmb gieng zuerst nach Holland.

Hier hielt ich mich

einige Wochen auf, und machte einige Beobachtun­

gen über die dasigen Gefängnisse und Spitäler.

Je­

doch ich will die Nachricht hiervon noch aussckieben, und mit den Gefängnissen und Spitalern in Lyon in

Frankreich den Anfang machen.

Hier war ich zu

Ende deö Decembers und zwar in dem Gefängnisse

von St. Joseph,

wo ohngefähr sechzig Mnsskhä-

ter in dem inwendigen Hofe,

und vierzehn in den

Kerkern, und zwölf unter der Erde waren.

Dcm-

ohncrachtct fand ich für diesmal einige Wirkungen Menschenfreundlicherer Gesinnungen gegen die Gefan­

genen, als bey meinem vorhergehenden Besuche; denn verschiedenen, welche des Nachts in Kerkern g« halten

wurden, wurde erlaubt am Tage im Hofe zu siyn,

und es wird auch ein neues Gefängniß gebauet werden, in dem keine Kerker siyn werden,

und die Zimmer

zur Absonderung der Gefangenen weichen auch nich^

mehr so enge angelegt werden, Die gefiel mir aber, daß zwischen jedem

Vette in dem Saale der Weiber ein kleiner abgeson­

derter Ort oder Alkoven war, der von lcinwandcnen

Vorhängen versteckt wurde. Als ich im Februar 1786. die Hospitäler von

Genua besuchte, so fand ich, daß, t1« L'Albergo del Povero auf jeder Seite von hohen Felsen umringt wurde, es eine sehr nachtherligc Lage hat.

Das große Hospital ist mit tauglichen Platzen versehen, welche mit weißen Vorhängen verdeckt sind. Ein sehr großes Mönche wohne»!,

in welchem

Kloster,

blos zehn

macht einen großen Theil dieses

Spitals aus, und dieses macht, daß hier eine doppelt größere Anzahl Kranken,

als Mönche in dem Klo­

ster sind, jährlich sterben.

Die Wohlthäter dieses

Spitals werden durch die verschiedenen Stellungen

und Platze unterschieden,

welche man ihren Sta­ tuen

*) Die Patienten, welche viel husten, sollten mit kleit

nen Spucknapsen versehen werden, wie man in Hol« land im Gebrauche hat. Auch würde ich in allen Spi« rälern Schnupftaback und Liauchrabak verbieten, weil es eine schmuzige und kostspielige Gewohnheit ist. In Wren hat man dergleichen Spucknäpfe von Blech,

wenigstens für die, welche Brustkrankoeicen haben, und wo man die Farbe und Beschaffenheit des Gespuckten untersuchen muß.

A. d. U.

turn in den Sälen und auf den Treppenganyen an­ weißt, und zwar nach den verschiedenen Summen,

welche sie dahin geschenkt haben.

Viele sind stehend

v.orgestellt, allein hundert tausend Kronen verschaffen einem den Stuhl.

Hier sah ich auch eine Statue,

welche ihren Fuß unter dem Stuhle hatte, und man gab mir auch den Grund hiervon an, weil nemlich

der Wohlthäter,

der hierdurch sollte geehrt werden,

nur neunzig tausend Kronen gegeben hatte.

Diese

Statuen in den Sälen sind seht von nachtheiligen

Folgen, indem sie zuviel Staub aufhalten *).

Im

Betracht der Gesundheit der Patienten wünschte ich

weiße glatte Wände in den Spitalern zu sehen, ohne

alle Verzierungen **).

In dem Spital zu Pisa gesiel mir die Auf­ merksamkeit für die Kranken, besonders in dem reinen

und schönen Saale der Frauenöpersonsn. ganz außer­ ordentlich,

und dikscr muß tot'el zur Gesundheit der

Patienten beytragen, und besonders bey j ragen Per­

sonen menschenfreundliche Gesinnungen und eine Liebe

zur' Reinlichkeit befördern.

Dieser Saal hat einen

steinernen Boden und eine eiserne Gitterthüre, damit Licht und Luft frey zugclasscn werden kann.

Er liegt

gleich an einem schönen botanischen Garten, wclchct

K a

durch

*) Ich habe von einigen gehört, welche, um die Ehre zu genießen, ihre Statuen in dem Hospital zu sehen, ihien Familien offenbar Schaden gethan haben. — ** ) Ein ungemein weiser Vorshlag, der aber auch jetzt mtist'allezeit beobachtet witd. A. d. U-

durch die eisernen Gitter hindurch dem Auge eine an­

genehme Aussicht verschafft. Zu Florenz fand ich im Jahre 1786, in den Gefängnissen und Spitalern,

welche ich ohngefahr

sieben Jahre vorher gesehen hatte, eine ganz außeror­ dentlich vortheilhafte Veränderung, als eine Folge der außerordentlichen Sorgfalt und ?liifmerksamkeit

des Großherzogs.

Die Gefängnisse waren alle ge­

weißt, die Schuldner von den Dieben abgesondert,

rrnd die Anzahl der Gefangenen' hatte sich vermindert» Es ist auch hier vor kurzem ein sehr wohl ein-,

gerichtetes Zuchthaus erbaut worden, von welchem:

der, Großherzog die Verordnungen und Gesetze hat ab­ schreiben lassen, und sein vortrefflicher neuer Codex der

Criminalgeseße, welcher mir übrrschickt wurde, beweißt seine große Aufmerksamkeit, für das Glück seines Volks stets zu wachen.

Die Säle rings um den Garten des neuen Spitals der heiligen Maria sind ungemein gut einge­ richtet, die Gesundheit und die Kräfte der Patienten,

besonders bey Genesenden zu befördern.

In Rom und Neapel fand ich, hung

der Gefängnisse und Spitaler,

in Anse--

keine große

Veränderung.

Malta. Das Gefängniß zu Malta besteht in eini­

gen schmuzigen und ekelhaften Zimmern in

Stadthause,

dem

in Welchem im April 1756 neun Ge­

sänge-

------------- fangens waren.

Einer von diesen, ein Türke hatte

die Tortur ausstehen müssen,

wovon der Brand

die Folge war, und ein Wundarzt brauchte innerlich

und äußerlich die Fieberriri! e: als ich ihm das zweykemal sah,

war er krankn-,

allein ich blieb nicht

lange genug auf dieser Znsel, um den Erfolg davon zu erfahren.

Die Sclaven haben viele Zimmer,

und jede

Secte hat ihre Kapellen oder Moskeen und wie­

derum Zimmer für Kranke insbesondere.

von ihnen betreiben eine Wollenmanufactur,

Einige

allein

die mt k-.n sind Schwarze und unglückliche Menschen.

Unter dem Vorwand der Religion, (denn so nennen es die Ritter) sind sie durch einen Schwur verbunden

mit den Türken in einem beständigen Kriege zu leben, und nehmen durch Seeräuberei- viele Bauern, Fischer oder Matrosen

von den Ufern der Barbarey weg.

Allein wie fürchterlich grausam ist es,

daß biete«

nigen, welche sich rühmen auf ihrer Brust das Zei­ chen des Fürsten des Friedens zu tragen, solche bos­

hafte Gesinnungen wider ihre Nebencreaturen ver­ bergen können,

um durch ihr eignes Beyspiel di«

Seeräuberey in den Staaten der Barbarey anzu­

feuern.

Sollten nicht diese Ritter bey einer solchen

Aufführung sich selbst als die größten Feinde des Kreuzes Christi unter dem Vorwand von freund­ schaftlichen Gesinnungen betragen?

In dieser Stadt sind zwey große Spitalev eines für jedes Geschlecht,

welche di^ Ritter w«

terhalren«

K 3

Das

Das Spital des heiligen Iohannes von Je« rusalem,

in welchem die Männer sind, ist zunächst

dem Wasser gelegen.

Die drey Vorzug! chsteu Säle

haben die Gestalt eines T. von denen eineö mit dem

andern zusammenhangt, Altar.

und in ihrer Mitte ist ein

Durch hinzugekommene

Gebäude ist

dee

Saal auf der einen Seite länger, als auf der andern.

Ihre Breite betragt vier und drcnsng und «inen halben Fuß, allein der Quecrfaal ist blos neun und Diese drey Sale

zwanzig Fuß und vrer Zoll weit.

Das Psiaster

"vereinigt werden die Halle genannt.

ist von feinem Marmor oder Steinvierecken.

Tafelwerk ist prächtig,

Da§

allein da es von Holz war,

so ist es jeht schwarz geworden,

die Fenster sind

schmal und die Wände sind rings herum mit bestaub» ten Bildern behangen; die ganze schöne Halle ist da­

her dunkel.

ist

Alle Kranken liegen einzeln.

Ein Saat

für die gefährlichen Patienten und diejenigen,

welche sterben; ein anderer Saal ist für die Kranken

von mittlern Stande, und der dritte für Kranke vott niederern und armem Ständen.

In diesem kehtcn

welcher der größte ist,

stehen vier Reihen

Saale,

Betten, in den andern aber mit zwey. alle so ekelhaft schmuzig,

Diese waren

daß es nöthig war, siezn

räuchern, und demohnerachtet beobachtete ich, daß

her Arzt, welcher in der Runde hcrumgchen mußte, verbunden war,

halten.

sein Schnupftuch fürs Gesicht zn

Der Gebrauch des Räucherns ist allezeit

ein hinreichender Beweiß von Mangel an Reinlich­ keit und iuftzug, und die von mir hier bemerkte Un-

achrsarnkeli veranlaßte mich, einige von den hesondertz Ver-

S------------ -

151

Verschlagen zu offnen, mit welchen diese Halle sehr So sind auch hier noch einige

wohl versehen war.

besondere Sale und einige besondere Zimmer für die­

jenigen unter den Süttern, welche, wenn sic krank sind,

hier Verpsiegung finden können.

So ist ebenfalls

hier ein großes Zimmer für den Gouverneur, wel­ ches allezeit einer von den Süttern ist, und in diesem

wohnet er so lange,

als er dieses Amt verwaltet,

welclxs zwey Jahr lang dauert.

Er bekömmt einen

jährlichen Gehalt, und ist insgemein, wie mir ein

menschenfreundlicher Herr sagte,

eine junge uner-

sahrne Person; die andern wollen entweder nicht gern «ingeschlosscir seyn,

oder sie fürchten sich für der An«

Deckung von der Krankheit, Die große Halle, deren ich schon gedacht habe, hat einen steiiierncn Boden,

und unter ihr ist eine

andere Halle oder vielmehr ein großer Saal, welcher nichts anders ist, als ein dunkler und dumpfiger Kel­

ler. Hier befinden sich die Patienten,

welche Haut­

krankheiten haben, und zwey und fünfzig alte schwache Stadtbedienten, welche von dem Orbcn erhalten wer» den. Der erste und der zweyte Arzt nebst dem Wund­

arzt,

einigen Lehrlingen und einem oder zwey Ge­

hülfen gehen in den obern Sälen herum, allein über

diesen Saal hat der erste Arzt die Aufsicht nicht. J^n dec großen Halle ist eine Schiefertafel an dec Thüre eines jeden Cabinets an der Seite der Betten,

in welchen die Kranken liegen, befestiget, auf welche die ersten Buchstaben von den Arzneyen, Diät u. s. w. geschrieben sind.

von der

2luf dieser Tafel

I$«

------ -

merkt auch einer von den Zöglingen allezeit die Ver­

ordnungen des DoctorS an, so daß er bey der näch­ sten Vrstte sehen kann, welches seine letzte Vorschrift

Wenn diese Herren herumgehen, müßen alle

war.

Kranke in ihren Betten seyn *). Die Patienten werden täglich zweymal, um acht und um vier Uhr mit Provision versehen, und

einer von den Rittern und der zweyte Arzt haben in den zwey Hallen für beständig die Aufsicht,

müssen auf die Austheilung Achtung geben.

Küche,

und

Aus der

welche dunkler und noch ekelhafter als selbst

die untere Halle ist, wird das Brod, der Reis, bie> Suppe und die Nudeln in sthmuzigen Kesseln erst in die obere H^ille gebracht, und hier in drey silberne

Schüsseln geschüttet, aus welchen die Patienten als­ dann bedient werden;

diejenigen,

welche in dem

Saale sinh, in welchem die ganz Kranken und die von

mittlerm Stande sich befinden, werden alle mit silber­

nen Tellern und Löffeln bedient,

allein die übrigen/

deren Anzahl die größte ist, werden auf Zinn gespeiset. Zch

*) Diese Einrichtungen mit den Tafeln habe ich auch in mehreren Krankenhäusern gesehen, allein wie leicht wird nicht die Schrift, welche mit Kreide geschrieben wird, ausgewischt, und ich habe sie daher auch öfters unbeschrieben und unbenutzt gefunden. Weit besser ist es,

wenn in ein Buch alle Verordnungen und Vorschriften

in Ansehung der Arzneyen, Diät, Kostu. s..w. ein«

getrageil werden, wobey sich der Assistent sehr wohl mehrerer Abkürzungen im Schreiben bedienen kann.

A. d. U.

-—.—'

-5;

Ich wendete einiges gegen die süßen Kuchen und die klebrichte süße Nahrung,

welche man den Patien­

ten gab, ein. Die Anzahl der Patienten in diesem Spital belief sich wahrend der Zeit, in der ich in Malta war

(vom 20. Marz bis 19. April 1786), von zwcyhunderk

und zehen bis auf fünfhundert und zwey und dreyßig. Diese wurden vor» den schmuzigsten, am meisten zer­

lumpten ,

unempfindsamsten

und

Personen, die ich je sah, btd'ent.

unmenschlichsten Einmal fand ich,

daß sich acht oder neune von ihnen mit einem phan-

tasirenden

sterbenden Patienten unterhielten,

zwar recht anhaltend und scherzend.

und

Der Gouver­

neur sagte mir, sie hatten nur zwey und zwanzig Be­ dienten , und viele von diesen waren Schuldner und

Verbrecher,

welche,

pflichtet wären.

um sich zu retten, hierher ge­

Zu der nemlichen Zeit entdeckte ich,

daß ohngefähr vierzig Wärter die Aufsicht über sechs

und zwanzig Pferde rind eben soviel Maulthiere in

des Großmeisters Ställen hatten, und daß hier alles reinlich war.

Noch muß ich auch hinzusehen, daß in

dem Mittelpuncte eines jeden von diesen Ställen eine Fontaine war, aus welcher für beständig in ein stei­

nernes Bassin Wasser abfloß, allein in dem Hospitale, obschon ein Plah dazu da gewesen wäre, war ganj

und gar kein Wasser *).

*) Sollten wohl

K 5

Im

die Quellen

dieser unverzeihlichen

Widersprüche und Widersinnigkeilen schwer zu ent; decken seyn?

Im ganzen Spitale fehlt es an Raum.

erinnerte,

Ich

doch einen phankasirenden

man möchte

Kranken, welcher die übrigen störte, in ein besonderes

Zimmer bringen,

allein man sagte, man würde ein

Diesem

solches Zimmer nicht anskreibcn können.

Epical gegen über ist ein großes Haus, welches man

blos zu einem Wafchhause braucht. aber eine große Verbesserung seyn,

Eü würde

wenn man ein

Waschhaus für das Hofprta! außerhalb der Stadt an­

legen könnte, welches die einzige schickliche Lage da­ für seyn würde, und wenn man diese geräumigen unt> luftigen Zmuncr für arme Ritter und Genesende an­ wenden wollte.

Das Spitalsiebcr, welches eine un­

vermeidliche Folge von eingesperrtrr Luft,

Unrein­

lichkeit und Schmuz ist, herrscht hier ganz vorzüglich. Hinter dieser Halle ist über den Wappen dev Ritter eine Krone von Marmor,

und darunter «ine

weiße Marmorp'.atte mit der Inschrift:

•Infantium Incolumitati. Hier befindet sich eine hölzerne Wiege,

an einer A,re herumdrrhk,

welche sich

und vermittelst einer an­

gebrachten Klingel kann man in dem Finvlingshause

Nachricht von der Aufnahme der Kinder geben. Diese Kinder werden,

nachdem sie ausgenommen

worden sind, zu der Gouvernante in diesem Spitale

gebracht, welche für dieselben Ammen auf dem Lande

verfchaft, und jeden ersten Sonntag im Monate brin­ gen die Ammen die Kinder zurück, um sie zu zeigen,

und zu gleicher Zeit ihr Geld zu bekommen,

bey die Gouvernante,

wie es sich gehört,

wo­

allezeit

gegen-

gegenwärtig ist.

Ich hakte die Gelegenheit und

das Vergnügen hier recht viel artige gesunde Kin­ der zu sehen.

In dem Spitale für die Frauen waren zwey» hundert und dreyßig Patientinnen,

sondere Betten hatten.

welche alle be­

DieObcraufseherin begleitete

mich durch alle Sale, und bediente sich für beständig ihres RicchflaschgcnS, und sie that sehr wohl, denn

ich habe nie ein ekelhafteres und schmuzigeres Hospital

für Frauen gesehen, als dieses *).

In dem Findlingshause waren neun und drey­ ßig

Mädchen von sieben bis ohngeführ zu zwölf

Jahren, welche sowohl in der Kleidung, als auch oti

ihrem Körper rein waren,

allein sehr blaß aus­ sahen.

*) Sir William Hamilton beehrte mich mit einem

Briefe an den Großmeister, »md dieser ließ mir alle Spitaler, die ich sehen wollte, öffnen. AIS ich ihm nun

hierauf eine Visite abstaicete, so fragte er mich, waS ich von seinen Spitalern hielt. Ich machte Ihrer

Heiligkeit meine Gedanken darüber bekannt und sagte ihm einiges von dein, was ich hier öffentlich bekannt mache, und meynte, penn er selbst die (sopir taler dann und wann rn Augenschein nehmen wollte, s» würden eine Menge Mißbrauche können abgeäm dert werden.

Allein meine Anmerkungen wurden

für zu frey gehalten; jedoch, da ich sah, daß de» Kranken daraus einiger Vortheil erwuchs, so setzte ich meine Besuche in den Spitälern noch immer fort, und es wurden verschiedene gute Abänderungen getroffen.

-----

r;6 Sie

sahen.

haben

zu Betten, und ekelhaft

um sich

keinen guten Ork,

Bewegung zu machen,

und

nur

zwey Zimmer

und das eine von ihnen ist verschlossen schmuziq.

Ein Stücke Land,

roe(
i, sie sollten noch mehr Verbes­

serungen anbriugen, nemlich zwey schickliche Bader, für jeder Geschlecht eins. Deutschland.

In dem Gtsängniß in Tricss fand ich den gostcn November 1786 dreyzchn große Stuben in

Bogen und aus Ziegelsteinen aufgebaut, mit einem oder zwey Betten in jeder.

waren sechs saubere Betten.

In dem Krankenhause Keiner von dm Gefan-

*) Von der Errichtung der Krankenhäuser durch die Zohanitterrircer und Tempelherrn von den Hospitälern zum Heiligen Geiste, von 'Aussatzhäusern, vom Urr sprang der öffentlichen Badstubcn S. die Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg, beson­

D. I. 'p.rsoncn läßt man zu jeder Stunde durch

eine besondere Thüre herein, und weder beym Kom­ men noch beym Gehen legt man ihnen Fragen vor.

Der neue Thurm für die Rasenden zunächst dem Spitale hat fünf Etagen und acht und zwan­

zig Zimmer auf jedem Saal.

Die Thüren öffnen

sich in einen sechs Fuß weiten Gang, welcher rund um die Gebäude herumgeht. auf Reinlichkeit hielt,

Ob man schon viel

so waren doch die Gange sehr

stinkend und voll von ekelhaftem Geruch; Form des Gebäudes verursacht,

weil die

daß die Luft in sei­

nem Mittelpuncte, wie in einem tiefen Walle steckt.

----- -

«7»

In der Canzeley wurden mir den izten Decem­ ber 1786 folgende Zahlen angegeben.

Ln dem großen Spital Z89 Manner, 424 Weiber. In

dem

Spital für

Wöchnerinnen

-

in Wochn.

23 Kinder.

In dem Tollhause - igi" Manner

78 Weiber.

Totalfumme 1203 —

Die tägliche Ausgabe besteht in 141 Gulden 56 Kreuzern und 2 Kraz *). In *) Noch immer sehr unvollständig sind die Nachricht ten,

welche uns Hr. Howard» von diesem Spirale

giebt, über welches in unsern Tagen sehr viel geschrier

ben und gesprochen worden ist. Zch habe es nicht ger sehen, ei ist erst nach meinem Aufenthalt« in Wien erbaut worden. Unter den dielen Schriften und Auft sützen, die es veranlaßt hat, führe ich wenigstens die vorzüglichsten an: Ephemeriden der Menschheit, Au« gust, September, October 1784; Hannöverisches Magazin 17—19- Stück. 1786. — Herrn Tissors Entwürfe einer Verbesserung der tzehrart in der Arzer

nevwissenschafr, a. d- Franz, von Joseph Eprcl. Wien 1785. 8- — Einrichtung der mcdicinischen

Fakultät. Wien bey Graeser. 8- — Entwurfzu einem allgemeinen Krankenhause, verfasset von Johann Pc, ter Xaver Fauken. mit 4 K. Wien 1786. Beson­

ders auch Max. Stoll über die Einrichtung der öffentlichen Krankenhäuser. Herausgegeben von eße«

prg Avelb. von Beeckhen Wien 1788. Auch führe

In dem Militakrspital waren den 24sten De­

cember 1786 fünf hundert und ein und fuufzig Pa­ Die Krankcnfale kamen mit denen in dem

tienten.

allgemeinen Hospitale überein, und die wohleingerichteten Gange waren acht Fuß weit.

Weder diese

noch die Kranken waren hier so rein gehalten, als in

dem vorhergenannten Spitale. Soldaten,

Die Aufwarter sind

welche ihre Officiers hierher abliefern,

um sie wegen der Betrunkenheit oder anderer kleiner Vergehungen wegen zu bestrafen,

Solde,

und von ihrem

welcher in fünf Kreuzern besteht,

drey zu ihrem Unterhalt abgezogen.

werden

In jedem Zim­

mer ist ein Vakaillonchirurgus, und dieser sorgt für die Ruhe in dem Saale.

Es sind dreyßig solche

Wundarzte, von denen vierzehn allezeit den Dienst ha­ ben, und diese wechseln mit den andern aller vierzehn Tage

ab. Ueber diese ist nun noch ein Oberwundarzt gefetzt, welchein die andern täglich Nachricht bringen müssen.

In dem Kloster der barmherzigen Brüder ist der Krankenfaal fünf und zwanzig und einen halben

Fuß lang, und faßt hundert und vierzehn Betten mit grünen Vorhängen ohne Himmel in sich.

Alles

war stille und ruhig, allein bey solchen klösterlichen

Einrichtungen werden die Krankenstuben fast immer zu viel zugchalten.

Zu diesem Kloster gehört ein

Haus, welches sehr zweckmäßig mit Betten, Wafferleitunich bey dieser Gelegenheit zugleich an: Das allge/ meine Krankenhaus in Mainz, entworfen von Lari

Strack. Franks, a. M. 1788. 8. Diese beyden letzten

Schriften sind besonders wichtig-

A. d. U-

leitungen, Handquelen u. s. w. für Convalescenten ver­

sehen ist.

Es liegt außerhalb der Stadt, und die

Krankenzimmer liegen nach einem schönen Garkcri z«r. Die Füße der Patienten werden,

wenn sie herein

kommen, gewaschen, auch werden-sie wohl verpflegt gemeiniglich dürfen sie auch heraus­

und genährt,

gehen, wenn sie nemlich geschickt und tüchtig sind, .ihre

gewöhnlichen Beschäftigungen zu betreiben.

In dem

Kloster der Elisabethinerinnen sind

fünfzig Betten für kranke Frauen in einem Kranken­ saale,

welcher drey und zwanzig Fuß lang ist, und

zwar parterre mit gebrochenen Thüren in der Mitte, um die weniger Kranken von den übrigen abzusondern.

Ohngesahr sechszehn barmherzige Schwestern

bedienen mit aller Sorgfalt das Kloster, allein auch

hier fehlt es, wie dieses insgemein in Klöstern der Fall ist, an einem gehörigen Durchzuge der ftifchen iuft.

Der Kaiser unterstüht diese Anstalt, und das

«ehmliche gilt auch von der Gesellschaft des Ordens des

heiligen Iohannes,

welche, wie ich aus gedruckten

Listen gesehen habe,

viele Klöster in seinen Besißun-

gen u.id andern Theilen von Europa haben. In dieser Stadt sind noch viele andere derglei­ chen vortreffliche Anstalten, welche, indem sie die Ge­

genstände der besondern ?lufmerksamkeit des Kaisers sind, und entweder von ihm gestiftet oder verbessert worden sind, zeigen, daß er einen thätigen Geist zur

Unterstützung

öffentlicher Anstalten habe,

welches

ihm zu großen Ehren gereicht, und den andern Für­ zen und Potentaten ein redendes Beyspiel zur Nachahnning

ahmung verlegt.

Ich will sogleich einige Beyspiele,

die hierher gehören, erwähnen. So hat er ein Haus für Invaliden errichtet,

welches vormal mit zu dem Armenhause gehörte.

In dem gegenwärtigen Armenhause wohnen Lie bejahrten,

schwachen und unheilbaren Kranken,

und sind mit besondern Zimmern versehen; viele Auf­ merksamkeit scheint hier auf Ordnung und Reinlichkeit

verwendet zu seyn. Das Findlingshaus war sonst

ein Kloster.

Es sind Absonderungen *) zwischen den Zimmern, aber keine Thüren.

Die Fenster und die Oeffnun-

gen zunächst der Decke und des Fußbodens süid so eingerichtet und angelegt, daß die Zimmer frisch und

frey von allem ekelhaften Geruch bleiben. — Es sind

hier ohngefähr achtzig Kmder, ihnen haben,

und je zwey von

weil sie in dem Hause bleiben,

eine

Amme, allein sie bleiben nicht lange hier, weil der größere Theil für beständig der Aufsicht der Ammen

auf dem Lande anverkraut wird, und sie bekommen für Kinder, die noch nicht ein Jahr alt sind, zwey

Gulden dreyßig Kreuzer:

für Kinder von ein bis zehn

*) Lolche Unterschiede sind besonders in großen Zucht« Häusern und Arbeitshäusern von großem Nutzen und

machen solche Häuser ruhiger und stiller.

Auch geben

sie Gelegenheit zu einer schicklichen Absonderung Der#

jenigen,

denen verschiedene Beichästigungen au;gc#

tragen sind, und verschaffen dem Aufseher den Vor« theil,

sehen.

sie unerwartet zu überralchen und zu üben

zehn Jahren, zwey Gulden: und von zchn bis fünf­

zehn Jahren,

nur einen Gulden monathlich. —•

Die ganze Anzahl der durch dieses Spital unter­ stützten Kinder betrug im December 1736 ein tau­

Ohne eine

send ein hundert und neun und achtzig.

Einlage an Geld wird kein Kind angenommen. Vier und zwanzig Gulden verschaffen ei.-em Kinde,

das

noch nicht ein Jahr alt ist, den Einlaß in das Spi­ tal.

Sind die Eltern arm, und rönnen ;;e ein der«

tificat von dem Prediger ihres Kirchsprei'.gels auf­

weisen, so sind auch zwölf Gulden hinreichend; welche

Summe von dem Kirchsprengcl bezahlt werden muß, wenn keine Eltern dazu da sind,

und das Kind auf

der Sttaße gefunden worden ist.

In dem Waisenhause *) sind drey große Zim­

mer für jedes Geschlecht;

die Schlafsale sind neun

und zwanzig Fuß lang, und die Gange, welche sich

darein öffnen,

sind acht und einen halben Fuß weit.

In diesen Gängen waren,

wie ich beobachtete, be«

sondere Waschplätze für die Kinder.

standen sechs Fuß von der Wand,

Die Betten damit der Gou­

verneur, wie er mir sagte, gehörig übersehen könnte, ob alles reinlich wäre.

Die Matratzen von Stroh

werden aller drey Monate gewechselt, und die Kin­

der *) Außer mehrer« Schriften über die Waisenhäuser ver­

dient

besonders

angeführt

zu werden:

Nachricht

von der neuen Einrichtung bey Verpflegung der Wai­ sen in den Herzog!. Weimarischen Landen. Von Wil­

helm

-Heinrich

3f. d. U,

Schulze.

Weimar,

17z e.

z.

176

.............

der bekommen einmal die Woche im Winter, zweymal im Sommer reine Wasche.

und

Die große

Aufmerksamkeit in diesem Spital auf Reinlichkeit und Luft, macht, daß hier wenige Kranke in Ver­

hältniß vorkommen. Hier ist auch noch ein neues Institut durch den

zum Unterhalt und Unter­

Kaiser errichtet worden,

richt der Tauben und Stummen, sicht eines Geistlichen.

grau gekleidet, müssen

unter der Auf­

Die Knaben sind in dunkel­

uyd die Mädchen in grün,

einige

Seide winden — spinnen — weben und

dergleichen Arbeiten machen, und die ändert, werden

in einer Drnckerey gebraucht. wird Inspection gehalten.

Alle Wochen einmal Der Geistliche legt ihnen

durch verschiedene Zeichen Fragen vor, und sie schrei­ ben ihre Antworten aus eine breite Schiefertafel *).

So *) Im Jahre 1780, al« ich in Wien war, stand Herr

Friedrich Srorck, ein Lehrling de« ?(bbc l'Epee dem Taubstummeninstitute in dem Bürgerspitale vor. Dieser lehrte ihnen vorzüglich sich durch Gesten ver­ stehen zu geben, und so verstanden sie auch andere,

Lie durch Gesten mit ihnen sprachen, auch konnten sie ihre Begriffe auf die Schiefertafel bringen. Bey uns leistete der >üngsthm verstorbene Herr Director

^einike doch wohl noch mehr, wenn er seinen Zöglin­ gen auch den Gebrauch ihrer Sprachorganen wieder herstellte. S. Fr. Nicolai Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweitz im Jahre i/zi.

Wierte.- Band. Berlin und Stettin 1784. S. 79r

A. h. U.

So giebt es auch hier ein Haus, in welchem diejenigen, welche außer Arbeit sind, ihre Beschäf­

tigung finden, und dieses ist eine sehr nothwendige Anstait in einer Stadt, in der Bettler und Herum-

streifer ausdrücklich nicht geduldet werden.

Ach sah

in einer großen Stube mehrere fleißig krempeln und spinnen.

Allein da die Anzahl der Personen,

die

auf diese Art versorgt seyn wollten; es waren ihrer sechs hundert und fünf und fünfzig; größer war, als

daß sie schicklich in dem Hause konnten angewendet, und in Arbeit geseßt werden, so mußte den meisten erlaubt werden, dre Materialien zu ihrer Arbeit nach

ihren eigenen Behausungen zu schaffen.

Als ich die Ehre genoß,

eine besondere Au­

dienz bey dem Kayser zu haben, so nahm ich mir die Freyheit, ihn verschiedene Bemerkungen über die Ge­

fängnisse und Spitäler mitzutheilen, und er hat das Elend vieler unglücklichen Leidenden ungemein men­

schenfreundlich zu erleichtern gesucht *).

An dieser Stadt hat das Fleisch einen bestimm­ ten Preis,

so wie auch Mehl und Brod sein be­

stimmtes Gewicht. — Die Fleischbänke sind ganz ungemein zweckmäßig in die Vorstädte verlegt.wor­

den, und das Fleisch wird zum Verkauf daselbst erst

zube» *) Don den wiener Spitäiern S. St. Nicolai Reise durch Deutschland und die Schweiz 3 ter Band. Bey­ lagen S. 45. und LrHniz ökonom. Encyclopädie 47stek Band. S. 430.

Howard v. d. Pefihäusern, 11. s. w.

M

*78 zubercitet, «he es auf die öffentlichen Markte ge­ bracht wird. Die nemliche Ordnung wird auch in den übrigen Städten der kaiserlichen Staaten be­

obachtet. Zu Frankfurt ist das Zuchthaus mit dem

Armenhause vereiniget,

ley Aufsicht.

Der

und beyde find unt^r einer­

poröse Stein,

welchen die

Nlanner in diesen Hausern zu bearbeiten bestimmt sind,

kömmt von den Ufern des Rheins.

Diese

zerschlagen ihn mit hölzernen C-ampfen in Pulver,

und dieses vermischen sie mit Kalk und machen ein

Cäment daraus,

tritt,

durch welches keine Feuchtigkeit

und welches härter als Stein ist.

Cament wird nach Holland,

dern Theilen von Europa geschickt.

arbeiten

in

den Stuben;

Armen aufhalten.

Dieses

und nach vielen an­

in

Die Frauen

welchen

sich die

^)m Aanuar 1787 waren hier

fünfzig Manner, fünf und dreyßig Weiber,

vier

und sechzig Knaben, ein und sechzig Mädchen, zwölf Gefangene, siebenzehen Herumlaufcr; in allem zwey hundert und neun und dreyßig Menschen. Das Haus war, wenn es auch schon ein altes Gebäude war, dennoch reinlich.

Der halbe Sonnabend feder

Woche ist zur Reinigung der Stuben bestimmt. hat eine Capelle und ein Zimmer,

Es

in welck)em die

Vorsteher wöchentlich zweymal zusammen kommen.

Auch die Frauen der Vorsteher haben die Aufsicht darüber und die dahin gehörigen Verordnungen wer­ den

öffentlich

bekannt gemacht.

Ihr Unterhalt

chesteht in gutem Brod und Bier, in Suppe zwey­

mal

179

---------mal die Woche,

And Sonntags und Mittwochs

haben sie Fletsch *). Das Asylum für Rasende ist im Jahre 1783

-gcbauer worden, und verdient alle unsere Aufmerk­ samkeit.

Die Wohnung des Aufsehers, die Küche

sind parterre.

Hier und in der ersten Etage sind ver­

schiedene Zimmer, vierzehn Fuß lang,

zwölf und

einen halben Fuß breit, und ohngefahr zwölf Fuß

hoch,

mit einem, zwey,

oder drey Betten.

Die

Gänge sind blos fünfund einen halben Fuß breit, allein der P.atz zum Ausladen in der Mitte desHaufeö ist sie­

ben und zwanzig Fuß weit, hat vier Fenster, und verschäft vcm ganzen Hause Licht und Luft **). Wenn in je­

dem Fensier allezeit eine Oeffnung offen wäre, so würde

dieses außer der Ruhe, die hier herrscht, und der Rein­

lichkeit einen großen Vortheil für dieses Institut ha­ ben, und würde aller Wahrscheinlichkeit nach die Wie­ derherstellung der Kranken ungemein

^Hier ist eine große

beschleunigen.

und wohlangelegte lutherische

M 2

Capelle,

-*) Zn diesem und in allen Armenhäusern und Zuchthänr

fern sollte ein wohl eingerichteter Bad für beyde Ge­ schlechter seyn, und jeder Zimmer sollte jährlich einmal gewerst werden, und die Tische, Stühle und alle höl­ zerne Meubler sollten beständig abgewaschen werden.

Denn reinlich genung kann man in einem solchen ^>ause nicht seyn.

**) Zn diesem Hause, so wie bey vielen ähnliche» Em-

richtungen hat man zu wenig auf Wasserleitungen gesehen.

Auch hier verbreiten die Abtritte zu viel

Fblen Geruch.

Capelle,

in welcher die Aufseher, die übrigen Per^

fönen, die an dem Gottesdienst Theil nehmen wollen, und die Rasenden ihre besondern Sitze haben,

und

den letztem sind ihre Platze

daß

so

angewiesen,

sie die übrigen Versammelten nicht scheu, und auch

ungksthn in die Capelle kommen, und wiederum her­ ausgehen können *). Holland.

In dem Stadthause zu Amsterdam waren tm

December 1785 siebenzehn Schuldner, und den ^4sten

Januar 1787 neunzehn.

Kein Einwohner in Am­

sterdam kann Schulden wegen in wirrest gesetzt wer­ den , er muß denn dreymal vorher citirk worden seyn,

und zwischen jeder Citation darf ein Zeitraum von vierzehn Tage verfließen,

und es kann weder eine

Verhaftnehmung, noch irgend eine gerichtliche Bestra­

fung eher statt finden, als erst sechs Wochen nach der

letzten Citation.

Jedoch findet eine Abweichung von

dieser *) So viel auch immer die Bemühungen und der uner­ müdete Eifer des Herrn Howarv bewundert und ger lobt zu werden verdient, so sieht man doch nur gar zu leicht, daß er sorgfältigere und umständlichere Nach­

richten von mehrer» öffentlichen Anstalten und Häu­ sern hätte geben können. Mit unsäglichem Fleiße hat er besonders in England kein Zuchthaus, Armen­ haus, Spital u. s. w. übergangen, von dem er nicht irgend etwas wiffenswerthes anführte; allein in An­ sehung der ausländischen Institute hätte er dann

und wann etwas ausführlicher seyn können. A. d. U,

dieser Verordnung in denjenigen Fasten statt, wenn

eö acceptlrtc Wechselbrirfe sind, oder wenn die Schuld durch die Sentenz des Gerichtshofs wegen zugefüqtem Schaden ist erkannt worden,

oder wenn die Schuld

ein Zinß ist, welcher den ersten May oder November

muß bezahlt werden.

In den beyden ersteti Fallen,

ist nur eine einzige Citation nöthig, in den letzten können alle drey in einem Tag geschehen,

und die

gerichtliche Strafe darf sogleich drauf folgen.

Fremde

können zu jeder Zeit in Arrest gezogen werden, wenn

der Kläger vor den Oberrichter schwört,

und dieser

giebt auf Gefahr deö Klagers die Ordre, den Schuld­

ner in Verhaft zu nehmen, wenn er auf der Straß«

kann aufgefangen werden; denn sein eignes Zimmer

in einem Privathause ist frey, und niemand darf in dasselbe mit Gewalt eindringcn, ausgenommen, es würde eine Deputation von dem Rath niedergefetzk,

welche aus dem Oberrichter, zwey Schöppen, ihren einem Gerichtsbothen,

Secretär,

kncchten bestehen muß.

und GcrichlS-

In einem öffentlichen Haus«

ist weniger Ceremonie nöthig, obschon auch hrer der Wirth den Eintritt verweigern kann.

Ein Mann,

der auf hen Thürtreppen, oder auswendig an seiner Thüre stehet, kann die Gerichtsperson verlachen, d;e

vor ihm Vorbeygehen,

rühren,

auch dürfen sie ihn nicht an­

denn er stehet auf seinem eignen Grund

und Hoden«

An verschiedenen Thüren in Harlem sah ich ein schmales Vret mit einer Vorde, welches anz"i 'te,

daß die Fran von Huife in 9^ochen lag,

u >d, wi>

man mir sagte , so würde eine jede Unruhe zunächst mit einem solchen Merkmale bezeichneten,

einen,

Hanse nachdrücklich bestraft, und der Mann könne

zu dieser Zeit Schulden halber nicht in Verhaft genommen werden.

In dem Raspelhaust zn Amsterdam fand ich einmal an einem Tage,

daß alle G.fangenen

ihr Tagewerk vor drey Uhr beendiget harren, und als ich fragte, ob sie nicht, wenn sie ihre Arbeit fortsetzten,

für sich etwas verdienen könnten, so antwor­

tete mir einer zieinlich entschlossen und ehne Scho­ nung; „Nein mein Herr, denn wenn tvir diese Er-

„laubniß hätten, so zweifle ich, ob wir so gssund seyn „dürften,

alö wir es sind.

„wir arbeiten,

Der Hof, in welchem

ist sehr eingeschlossen, und liegt mit-

„ten in der Stadt, und die Unzulänglichkeit unserer

„Provision macht eS nöthig, daß wir uns einige Er„holung erlauben müssen."

Die Anzahl der Ge­

fangenen betrug sich im December 1785.

auf sechs

und fünfzig und int Januar 1787 auf sieben und-

funfzig.

In dem neuen Arbeitshaust steht über einer der äußern Thüren folgende Inschrift: Fürchte nichts: ich will mich nicht rachen, ich

suche nur Deine Besserung; Schwer ist meine Hand,

allein «vohlmeinend

ist meine Gesinnung. Die beyden Zimmer für die Oberaufseher und

die beyden für die Oberanfseherinnen vorn im Haust

sind

rS; sind gut eingerichtet und rein.

Im Januar 1787

waren drey hundert und fünfzig Perfuien hier, wc'che in einen» langen Zimmer spannen.

Einige von denen

hier Eingebrachten werden wie in dem alten ArbeitsHause *) gebraucht,

um Stricke und Sa-i'ffsrile zu

sieden, und um Garn aus den ausgedrehecn Schiffseilen zu bereiten. -— Die Weiber sind aus dem Spinnhause hierher gebracht worden,

und wie ich

fand, so wurde die nemliche Ordnung und Ruhe hier beobachtet, welche ich vormal« in diesem Hause wahrgenommen hatte.

Vierzig Frauen waren mit Nah­

arbeit beschäftiget, und die Aufseherin, die hier Mut­

ter genannt wurde, saß mitten unter ihnen. — Die Schlafzimmer, ausgenommen die für die Missethä­

ter,

waren mit vielen Betten angefüllt, von denen

jedes eine hölzerne Abtheilung hakte **).

Zn dem da­

zu gehörigen Krankenhause waren die Kranken und die Zimmer sehr schmnzig, und ich wundere mich daher auch nicht, daß man den Leuten eS zu besehen, nicht

gern erlaubte.

Man kann dem residirenden Gouver­

neur mit allem Rechte einen hohen Grad von UnM 4

mensch-

*) DaS alte Arbeitshaus ist in eine Schule für Ece«

leute verwandelt worden, es waren hundert starke gc; Zn dem Hofe war ein

fünde Bursche darinnen.

großes Modell von einein Kriegsschiffe.

** ) Betten von dieser Art sind noch unbrauchbarer in Spitälern, weil sie insgemein schmal sind> und die Pa>

tienten zusammen drängenauch beherbergen sie Wür« wer und Znsecren, verhindern den Durchzug der frischen Lust, und sind in mehr als einem Betracht den Par

tienten. und Krankenwäxlern beschwerlich.

i$4

------- --

Mnfchlrchkeit und Mißbrauch des Zutrauens, welches man zu ihm hat, anrechnen.

In den acht Jahren vor 1783 sind nur fünf Missethäter in dieser Stadt hiugcrichtet worden. Von dieser Zeit bis jum Januar 1787 ist nur

«in einziger Missethäter hingerichtet worden,

dieser wurde gerädert.

und

Die feyerlichen Auftakten,

mit weichen dergleichen Eirecutionen vollzogen werden,

sind wohl auch mit eine Ursache, warum sie hier so selten sind.

Auch muß ich noch hinzusehen,

daß

sich auch einigermaaßen nach der Feyerlichkcit bey den Eidschwüren das Verhältniß richtet,

nach wel­

chem der falsche Eid hier nicht so oft, als in einigen

«rndern Ländern vorkommt.—Den geläutertsten Ver«runftgrundsähen zu Folge und einer nühliü)en Policey zum Dienste, wünschte ich, daß fast in allen Fällen die Eide abgeschast würden, und daß das Eingestandniß der Thatsache selbst dürfte hinreichend seyn; und ein je­

der der etwas bejahrte oder versicherte, was sich nicht

so verhielte, sollte als

ein Meineidiger bestraft werden

Fünfter Abschnitt. Von den schottischen Gefängnissen

und

Spitälern.

33

et) meiner Ankunft in Schottland im July 1787 besuchte ich zuerst das zur Grafschaft gehörige Ge­

fängniß zu Ayr. Hier mangelt es aber an einem Hof, so daß die Schuldner und Verbrecher niemals au-

Hren Stuben herauskommen können.

Das nemliche ist der Fall in dem Gefängniß ZU Glasgow. Als diejenigen, welche sollten transportirt werden, zu lauge eingesperrt bleiben mußten,

so machte man einige Veräilderungen, man wölbte nemlich die Zimmer, «m wegen des Entweichens und

anderer Störungen gesichert zu seyn. Einige Transporte sind in das neue Gefängniß,

welches an das Armenhaus anstößt, gebracht worden. ,Icder Gefangene hat eine besondere Kammer, ohngefähr sechs und einen halben Fuß lang, und sechs Fuß breit.

Da diese Kammern nicht fest genung

sind, so hatten die Gefangenen an den Füßen und am Nacken Ketten. Die Gange waren nur zwey Fuß

acht Zoll weit, auch Hanen die meisten Kammern

einen ekelhaften Geruch, und einige waren sehr voller Dünste. — Keine Bemühungen werden angewen­

det, diese Unglücklichen auf belfere Wege zu bringen,

M 5

deren

deren fange Gesanaenlehuft nebst der größten Streng^ mit der ihnen ihre Kuren angelegt blerbcn, und dro

magern Kost,

Brod,

welche kaolrch Mu« in einem Stück

das etwan zwey P.-my werrh ist,

besteht,

sie zu dem größn n Elend unv der äußersten Verzweif­ lung bringen muff. Das Zuchthaus ist unter dem Krankenhause-

Außer der Wohnung des Auf­

für dir Soldaten.

sehers ist blos eine einzige Stube noch da, weder getäfelt, ned) geweist ist. verbunden,

durch ihrer Hande Arbeit so viel zu ver­

als nur immer mögkid) ist, und eilfe von

dienen, ihnen

welche

Die Frauen find

waren mit

Spinnen

Sonntags feilen sie,

Allein

beschäftiget.

weil sie weder Arbeit,

noch

Gottesdienst haben, wie mir der Aufseher sagte, immer M Betten liegen bleiben.

In Ednnburg machte ich meine Bemerkungen dem ford Aufsthcr ganz sreymüchig bekannt — daß

nemlich daö Gefängniß noch immer an dem nemlichen unschicklichen Orte stände wie ehemals, — baff es keinen Hof habe und nicht geweißt wäre, — daß der Kerkermeister in dem Wohnung

Gefängniß

hätte, — daß er

keine

iiqueurS

besondere

verkaufen

müsse *) — daß er den Gefangenen ihren Unter­ halt *) Das Maaß Whiskey wird in dem Gefängniß für drey Penny, der Porter die Flasche für drey Pence unt>. einen halben Penny verkauft, und daS geringere Dier

einen Penny die Flasche. — Außerdem bezahlen vier jenigen, welche Schulden wegen im Gefängniß sind,

für

-

,

,a

iS/

halt an Brod geben müße, — daß seine Gebühren zu hoch auöfielen *), und daß er kein Salar oderjährlichen Gehalt hatte **). Außerdem setzte ich noch hinzu, daß in dem Zuchthause sieben lind vier­ zig Frauen in drey engen Zimmern waren ***) und einige von ihnen krank f), daß niemals eine Magi­ stratsperson die Aufsicht darüber hatte, und kein Geist­ licher sie besuchte, oder einige Mittel anwendete, sie auf' für Ocl in die Lampen zwey Penny, und für eine unb

eine halbe Pinie Whiskey nach englischem Maaße einem Schilling Sixpence.

*) Eine Frau, welche für sechs Schilling Sixpence ittr Gefängniß saß, mußte nach sieben und dreysig Näch» ten ein Pfund, einen Schilling und zehen und einen

halben Pmny geben. — Ein Schuldner mußte für zwey Tage siebzehn Pfund sechs Schilling fünf und

einen halben Penny geben, welche Summe er erst nach

langen Bitten beydem Sheriff und neuen GeldauSgar^ ben wieder erhielt.

** ) Gewiß würden in allem Betracht die fixen Gehaltn

mehr Vortheile den Instituten bringen, und die>ei nigen, welche damit besoldet würden, würden sie auch lieber annehmen, als daß sie so blos auf ungewisse

Einkünfte rechnen können. ** *) ES ist nicht einmal ein Unterschied zwischen denjenn

gen, welche schon öfters zum Gefängniß verdammt

waren, und denen, die. das erstemal dahin gebracht wurden. f) Diese beyden kranken Personen wurden bald aus dem

schmuzigen Zimmer meinem Rathe zu Folge in ein reiner

res gebracht, in welchem sie sich bald- wieder erholten.

auf einen Lessern Weg zu bringen.

Er antwortete

mir, „sie wären schon zu abgehärtet, und das tonnte

„nichts helfen."

Allein ich trug k» in Bedenken, in

meiner Meynung von ihre Gnaden abzugehen, und

sagte ihm, daß ich bey einigen von ihnen bey einer «rnsthliften

Unterhaltung von einigen

Minueen in

ihren Augen hätte Thränen stehen sehen. — Ferner

«ahm ich mir die Freyheit zu beobachten, daß ihre glänzenden Anlagen in Ansihung ihrer Vergnügungsplahe, Straßen, Markte, Brücken u. s. w. die Auf­ merksamkeit dieser in Dienst stehender Herren, allein

zur völligen Vernachläßigung der wesentlichen Theile

der Policen zu beschäftigen schien: denn ob ich schon als eine Privatperson nicht erwarten konnte, daß sie meinen Bemerkungen bey meinen wiederholten Be

.

gelegten Bader in diesem Spitals zu gebrauchens Die Fußböden von Ziegelsteinen, welche durchgängig hier ring! führt sind, scheinen mir einen kleinen Tadel zu verdienen,

denn da sie den Koch verbergen, si>

hindern sie die Vorsorge für die Aeeinlichkeit gar sehr,

und dir vielen Zwischenräume verschaffen dem Kothe einen Platz, so daß er nicht leichtlich wieder heraus-

gebracht werden kann *). Das Waysenhaus ist in einem blühenden Zu­

stande.

Es sind jetzt zwey Flügel durch die ansehn­

lichen Uriterstützungen und Beytrage des Hr. Tod,

des Schatzmeisters,

welcher seinen

fortzusrtzen nicht aufhört,

thätigen Eifer

dazu gekommen.

Auch besuchte ich das Arbeitshaus (the Cha­

rity Workhoufe) einigemal, und fand es kein; auch trug man die gehörige Sorgfalt für die bartniien befindlichen zahlreichen Subjecte ($84).

vier Jahren hier war,

Als ich vor

hatte das Haus 2000 Pfund

Schul» *) Wenn ich nicht sehr irre, so finden sich einige Nacht

richten von dem so berühmten edimburger Kranken­ hause in LalSingero mrdicinischen Journal, in Rich, ters chirurg. Bibliothek und im Piano della Scuola Glinka ofiia Iftruzioni per gli Scolari Clinici del Profeßore Nic. Olivari ftabilita in Genova nel cortente anno con difcorfo del Profeffore Cullen füll» toaniera di ftudiare la medicina practica. Genua, 1789« 8- Und vermuthlich auch in den Memoires de la Society royale de medecine, in der Biographie

de» William. Lulle».

A. d. U.

Schulden,

und jeht waren diese zu 4000 Pfund ge«

strcgcn. Von diesen ist das Hauö dem Sir Wtlltam Forbes und Compaqnie, den Müllern, Fleischern

u. s. w. das meiste schuldig,

so daß es statt fünf

Procent Interessen aller Wahrscheinlichkeit nach fünf« zehn bis zwanzig bezahlen muß.

Im Februar 1787

wurde eine ausführliche Vorstellung von dem Zu­

stande des Hauses dem Magistrate von sechs der Her­ ren Vorsteher, welche genau die Fonds deö Hauses untersucht hatten, vorqelegt,

und diese machten zu

gleicher Zeit bekannt, daß sie entschlossen waren, je­

der sein Amt niederzulegen, wofern sie nicht mit der «ürksamsten UnterstüHung versehen würden. Ich wende mich nun zur Beschreibung eines

mohleingerichteten,

ruhigen und sichern

orrs für alte Leute,

über dessen Thüre folgende In­

Zuflucht­

schrift steht:

When this fabric is built is uncertain, but in the year 1567 it was made an Hospi­ tal for old People. — The fabric became in a great meafiire ruinous, and Ibme parts of it unmhabitable. In the year 1726 the reparations were beguu and fisteen new rooms added by charitable donations 1— wbich will be fupplied by old persons as the revenue is increased by donations. — L. 300 sterling- entitles the donor to a presentation of a burgefs, widow bf a burgefs or child of a burgefs, male or female. And L. 350 Ster­ ling gives the donor a right to present any perfbn

IC>I

son whatfciever, not married nor linder fifty ag-e *).

ycars

In diesem Spitale hat jede Person ihr eigne» Zimmer, welche eilf Schuh lang, und acht und ei­ nen halben Schah breit sind,

in welchem sich ein

Schrank mit Schubladen und ein Fenster befindet.

Die Kammern öffnen sich in einen Kang, welcher

zwölf und einen halben Schuh weit ist, und zu Endt dessen ist ein Zrmmer, in welchem mehrere beysammen

sitzen können, für diejenigen, welche gern in Gesellschaft

seyn wollen. Früh und Abends ließt ein Ccpcllan Ge­

bete vor.

Auch sind außer einem Garten euch andere

B quemlicksteiten hier.

Sie bekommen wöchentlich

dreymal Braten und dreymal gekochtes Fleisch und

eilf Flaschen gut Bier; mit Kohien, Kleidern und lnncnkn Zeug werden sie auch versehen; allein für das

Wasihui wird nur ein Sixpence monathlich bezahlt. Daß jede Persin ein Fenster hat, über welches sie. nach

ihren freyem Willen disponiren kann,

das gesiel mir

sihr, und ich habe oft beobachtet, und nur noch vor

kur*) Durchgängig sind die Beyträge und Unterstützungen bey

solchen Instituten in Grosbritannien sehr beträchtlich. So sehe ich aus einer Schrift, welche ich in London erhalten, und welche den Titel führt: An Account of the Proceedings es the Governors of the Mid­ dlesex Hespiral for the reception cf Sick and larne patients and Lying- in married woman in Marybone Fields from the firft Institution in August 174^ to the Thirty firft of December 17g» &c. I.ondon, 1781. baß ungemein viel Subskribenten hundert Pfund Mnd drüber gegeben yaben. A. d u.

IY2

-------

kurzem in dem Spital für alte Leute in Norwich, w» mehrere in einem Zimmer beysammen wohnten, daß die Schwächlichkeit und das mürrische unfreundliche We­

sen einer Person öfters die Ursache war, daß die übri­ gen halb ersticken mußten, weil der Zutritt der frischen

Luft völlig mangelte *). *) Auch macht man nicht selten die Erfahrung, daß in alten Dürgerspitalern und ähnlichen Häusern die Zem fier, so lange die Aufseher oder die Aerzte, welche sehr

auf frische Luft dringen, herumgehen, die Fenster öfnet bleiben, und wenn diese den Rücken gekehrt

haben, sogleich wieder zu gemacht,

und auch wohl

noch mit alten Lappen verstopft werden.

Auch in den Spitalern für Kindbetterinnen ist dieses beson­ ders der Fall. DaS zweyte schwächere Geschlecht

ist zu solchen Detrügereyen am meisten aufgelegt. Dergleichen Ungebührlichkeiten sollten, wie es auch in einigen Spitälern geschieht, nachdrücklich bestraft wer­

den. A. d. U.

Sechster

Sechster Abschnitt. Von

den

Irländischen

Gefängnissen

und Spitälern.

^n den Jahren 1787 und 1788 besuchte ich die Gefängnisse in Dublin und alle landschaftliche Ker­ ker in Irland, und hatte das Vergnügen zu sehen,

daß in vielen

Plätzen die vornehmem Einwohner

auf diesen wichtigen Theil der Polizei) sehr aufmerk­

sam

waren.

Die

Geschworenen

(the

grand

Juries) haben sehr freygebig« Stiftungen gemacht,

um die Gefängnisse so wohl auszubrssern, als auch

von neuem wieder aufzubauen,

fangenen

die

ersten

und um den Ge­

Nothwendigkeiten,

krank sind, zu verschaffen.

wenn sie

Da ich aber diese wackern

Männer so freygebig und so edelgestnnt fand,

machte rS mlr um so viel daß viele von

baut werden,

so

mehr

Vekümmerniß,

den Gefängnissen,

welche jetzt ge­

Denkmäler der Ungeschicklichkeit der

Baumeister seyn werden,

welche nicht verstehen,

wie sie ein sicheres und gesundes Gefängniß anle­ gen sollen.

Die neuen Gefängnisse haben ein prächtiges Änfehen, scheinen der untern Volk.-classe in Irland

gleichsam Palläste zu senn,

und einige sind daher

vielleicht der Meynung, diejenigen besonders, welche zu diesen Ausgaben Beyträge zu geben verbunden

choivard v. d. Pesthäusern, u. s. w.

N

sind,

-94sind, daß SS besser wäre, wenn ße weniger bequem, angelegt würden;

allein wenn die genauen Vor»

schristen gehörig beobachtet,

durch eine Akte ans»

drücklich alles Bier und alle Arten von andern geisti­ gen Getränken zur Ernfuhre untersagt und alle Be­

suche verboten würden,

einige wenige ausgenommen

und zwar zu bestimmten Zeiten, so würden diese Ge­ fängnisse alsdann für keine angenehmen Anftnchaltss platze gehalten werden;

Zwang würde

vieles

gen zu verhüten,

und die Furcht für solchem beytragen,

um Vergehun­

oder der Zwang selbst könnte doch

vieles zur Besserung beytragen.

Ich will keine weit-

läuftige Beschreibung von den landschaftlichen Ge­

fängnissen (county goals) geben, da ein General«ufseher über die Gefängnisse in Irrland angestellt ist,

welcher zu Anfang einer jeden Session seine Berichte machen muß *).

Jedoch will ich einiger Mängel

gedenken, welche auch den Geschworenen bald in die Augen fallen werden, >wenn sie ihren Pflichten ge­

mäß noch ferner die ihnen untergebenen Gefängnisse besuchen werden. — In jedem Gefängnisse sollte ein

besonderes Zimmer für die Magistratspcrsonctt ein­

gerichtet werden,

in dem sie ihre Sessionen halten

und eingekommene Klagen beykegcn könnten.

Ihre

Gegenwart würde ganz vorzüglich Unregctinäßigkeiten sind Abweichungen von den Vorschriften ver­

hüten, *) Der erste Bericht enthielt inehrere Beweist von Mißr bräuchm, Grausamkeit u. s. w. welche größtentheils der Vernachläßigung der Pflichten der Magistratspm

fönen zujuschreiben waren.

hüten,

und Ordnung

in

dr'estn Plätzen beför­

dern *).

In dem Newqate zu Dubl-U sind keine gehö­

rigen Wasserleitungen,

keine Bader,

keine Woh­

nung für den Gtfangenwarter. — Viele von den

Frauenspersonen

liegen

auf viereckig ten

steinen und ein wenig Stroh,

verdorben ist.

Psiastcr-

welches staubig und

Auf der Männerseite liegen mehrere

Knaben von neun bis Zwölf Jahren neben vielen

verwegenen Mistechatern **). — Es kommen hier viele Beyspiele voi, Personen vor, welche durch Be­ schaffenheit oder bey Händeln umkommen: einer lag

todt da, als ich in dem Krmrkenhaust war, und rin

anderer war wenige Toga nachher unrgebracht wor­ den ***).

Allein die Magistrattperfonen haben be-

N a

schlof»

*) Zu solchen Stellen müssen Maglft'rattrpttsonen ge­

mahlt werden, welcke Kops, Herz und Kenntnisse haben, Männer in ihren besten Jah-en, die girift sind und etwas zu lesen und darüber nachzudenken

gewohnt sind, nicht träge, reiche Wollüstlinge und

Zdioten, wir cs doch öfters der Fall ist, und zu veS

sierlichern E'sscheinungen Gelegenheit

geben würde,

wenn die Sache nur sonst nicht zu ernsthaft wäre. A. d. u.

** ) Aus Absonderung der Geschlechter, der verschiedenen Alter, verschiedenen Stände, nach Gewerbe, Grundr sätzen, Erziehung u. s. w. ist ganz verzüglü./ bey Ab^

«Heilungen der in einem selchen Institute befindlichen Personen zu sehen.

A. d. U.

** *) Ich kann einer guten Auktoritat zu Folge an:

merken, daß in einer Woche in diesem GefängnissL ein

19.6

----------------

schlossen, eine Veränderung vorzunehmen, und ich,

zweifle nicht,

daß eine gehörige Absonderung der

Gefangenen und das Wohnen des Gefangenwarters in Lem Gefängnisse viele Unordnungen wird verhüten können, besonders da sie jetzt den Beystand eines sehr

würdigey und aufmerksamen Geistlichen haben.

Das Gefängniß der Stadt "Marshalsea ist

ein altes,

schmuziges

und ungeweisteS Gebauda.

Hier waren auch die Nacht vorher Excesse vorge­

fallen,

welche verursachten,

daß der Sheriff und

die Stadtwache hierher gekommen waren, drey Gefangene nach Newgate brachten.

welche

Die Weie

ber und Kinder der Schuldner leben mit ihnen zu­ gleich im Gefängniß, bringen geistige Getränke her­

ein,

unh daher sind die untern Stuben fast durch­

gängig Wacholderbrandweinladen *); wozu auch noch kömmt, ein Faß (puncheon) voll Whiskey ist ausgetrunken worden. Der Bewillkommungstrunk ist nicht abge« schäft, und dir Gefangenen verkaufen ihr Brod um einen jeden Preiß, um sich dafür geistige Gemanke

anschaffen zu können.

*) Auf jedem kleinen Dorfe in Zrrland findet man öffentliche Schenkhäuser, und die Zügellosigkeit in Am sehung des Trinkens ist nicht nur hier außerordentlich groß, sondern wird auch selbst von dem Magistrate zu Dublin

unterstützt. — Man übergehe Hierbey

nicht D. Aikins Bemerkungen über die Mittel zur Erhaltung der Gesundheit in Polargegenden.

S.

Memoirs of the literary and Philofophical Society

of Manchester 1. 89, und in der Uebers. Leipzig,

*788« L S. 70,

kömmt, baß die Gefangenen alle trage sind, und zu

nichts angewendet werden.

Der Bewillkommungs»

trunk besteht in zwey. Flaschen Whiskey.

Hier

werden Personen cingesperrt, welche große Familien

haben,

und deren Schulden nicht über zehn Schil­

ling betragen.

Nun will ich anch noch einige Nachrichten von den irxlandischen Spitalern geben. Mercers Hospital liegt mitten in der Stadt, war vor einigen Jahren sehr schmuzig, ekelhaft und unge­ sund, allein jetzt ist es das reinste in Dublin.

Das

Dratßgitter vor den Fenstern der Sale und Gange ist

eine Verbesserung. Die Betthimmel um die Betten fan­

gen zu viel Staub auf. O^ffnungen und Luftzüge in den Krankenfalen, so wie; in dem Krankenhause zu Leeds

und öfteres Weifen würde vieles zu der Wiederher­

stellung der Patienten beytragen.

In dem Stephans Hospitale sind' die Sale eng und stinkend; man macht die Fenster zu, auch

wenn das Wetter schön ist.

Daß jedermann ohne

allen Unterschied einen Zutritt hat, diese« ist höchst

unrecht, besonders, daß Manner in den Frauenssalen den Zutritt haben können, und ganz besonders, wo die Betten wie hier von' Holz und mit Vorhängen ein,

geschränkt sind *).

N 3

SiM5

*) Alle Spitäler sollten festgesetzte Tage haben, an wele

chcn sie Besuche annähincn und zwar nur zween in einer Woche wie zu Plymouth; die Krankenwärterinnen und

ander

LZ L

_ ____ ...

Sttttpjottß Spital für Blinde und mit der Gicht Veladcnc ist tiiie vortrxfstiche ElnriciUling. Die Stuben sind niedlich und rein und die Aufücbt dar­ über ist wohl besorgt. Die Kranken werden freund­

lich und gefällig mit Zeitungen versthm,

allein zu

.heile erlaubt man ihnen Liauchtabak und

ihrem

Schnupftabak zu nefmun,

und jeder bekömmt wö­

chentlich vier Penny zu dieser Absicht.

Die Küche

und die Speisekammer sind sehr unsihicklich in den

Sousterreinö und stnster und auch nicht rein.

In dem St. Patriks Hospital für Wahnsin» mge sind die Zimmer zwölf Fuß lang und achte breit und schön hoch und die Gange vierzehn Fuß weit.

Allein für solche unglückliche Menschen würde ich das-

Tollhauö zu Amsterdam und das Hospital zu Constantinopcl vorziehen, wo sich die Zimmer in CorriHorS und in Garten

öffnen,

welches weit besser

ist, als wenn sie in Gange wie hier und in Eng­ land gchem

In dem Findlingshauss werden Kinder zu feder Zeit ausgenommen *).

Eine

gute

Einrichtung,

wenn andere besonders dazu bestimmte Personen sollten aller zeit gegenwärtig seyn, um Ruhe und Ordnung zu er­

halten.

In jedem «Saale sollten die Verordnungen

hierüber aufgchangt seyn, und die Krankenwarterinnen sollten sogleich abgeschast werden, wenn sie irgend aus Nachläßigkeit fehlten.

*) Spuäler für Findlinge können in einer doppelten b^n/'chr betrachtet werden, einmal als mildthätige Stisi



m

wenn man nur mehr Aufmerksamkeit auf Reinlich» feit und Ordnung verwendete.

Zur Mahlzeit sind

keine bestimmten Stunden festgesetzt. — Die Lein» wand, deren man sich hier bedient, ist braun: — allein die weiße schickt sich für solche Hauser weis

bester.

Ich sah hier mehrere artige Kinder,

und

die Mädchen waren recht niedlich angezogen, allein einige hatten den Ausschlag an ihren Händen.

In

den Krankenstuben waren sechs und fünfzig Kinder.

Seife ist hier nicht eingeführt,

ob sie schon unum-

91 4

gang-

Gtiftungen zur Erziehung armer verlassener Kinder, welche sonst Opfer einer üblen Behandlung und Berr «achlLßigung werden würden; zweyten- al- Mittel,

«m den Kindermord zu verhüten, um die Schande

und Unehre, welche die Entdeckung einer ungcsetzmar fügen Schwangerschaft trifft, zuzudecken.

Für beyde

Absichten ist es nun erforderlich, daß der Einlaß iir

solche Spitäler leicht sey!» muß, und besonders bey Len letztern ist es wesentlich nothwendig, daß er ohne alle Form und Aufschub und auf die verborgenste Art

geschehe. ES ist außerdem noch eine andere Frage, ob nemlich solche Einrichtungen nicht mehr Uebel als Gutes anrichten, indem sie die Zügellosigkeit in den

Sitten aufmuntern; allein zuverläßig könne» sie den

Kindermord nicht verhüten,

wenn auch die Mütter

schon können, ohne entdeckt zu werden,

Bürde befreyt werden.

von ihre?

Diejenigen Spitäler daher,

in welchen hie Aufnahme so sehr erschwert wird, scheit

tun mir völlig unnütz zu seyn, und blos dazu zu dienen^ di« Bastarde wohlhabender Wollüstlinge oder solche Kim der aufzunehmrn, die chrer Verhältnisse wegen keiner öffentlichen Unterstützung bedüyfen,

gängUch nöthig ist,

um die Hände der Kinder zu

waschen, denn bey den Kindern der niedern Klassen wird so nicht immer auf Reinlichkeit gesthen,

und

sie sind auch zu scrophulosen Krankheiten sehr geneigt. In meiner ersten Schrift beobachtete ich, daß

das

Viilitairspital ein altes und linbequcmes Ge­

bäude wäre,

uiid daß die Kranken fast alle erstickt

waren; allein im Jahre 1788 hakte ich das Vergnü­ gen , ein geräumiges und luftiges Krankenhaus fast fertig zu sinden,

und wie ich hoffe,

so wird ein

Bach unter das Gebäude gebracht werden können, welcher vermittelst wirksamer Pumpen verhindern wird, daß d»e Prrvete (clofets) und Wasserleitun­

gen nicht stinkend werden,

und man wird auch in

dem Alifnahmezimmer Bader anlegcn können, um die

Patienten bey ihrem Eintritt in das Spikalwaschen zu können, wie dergleichen 'Anstalten in den königlichen Spi­

talern zu Plymoukh und Gosport getroffen worden.sind» Das landschaftliche Gefängniß zu WeZksorl)

war rein und geweift, und die Gefangenen hatten ihre eigenen Betten. Ein neuer Hof benebst einem Seewaff'rbad und ein Krankenhaus nebft einem Hofe

sind die neuen Verbefferungen, welche die Grafschaft hat machen lassen.

Ich hoffe, daß dem üblen Geruch

von den Cloaccn wird können abgeholfen werden. 1788

den 2ken May 7 Schuldner,

12 Ver«

Krankenhaus zu Wexford

liegt sehr

brech er u. a. Das

gut — außerhalb der Stadt — und hat keine an»

deriz

dern Gebäude in der Nahe.

Da dasselbe blas zu

einem Privathause aufgebaut werden ist, so sind die

Decken auch ziemlich niedrig.

Die obern Fenster­

rahmen sind in diesem, so wie fast in allen landschaft­ lichen Krankenhauferit nicht zum Ocff.icn und zum Her-

auSnehmcn eingerichtet, wie sie e6 doch seyn sollten»

Ich sah hier zwölf Bettstellen mit guten Betten und Betttüchern,

welche auf eine nicht besonders gute

Art in den Kasten darinnen lagen, obschon diese Kä­ sten etivaS größer waren,

Hausern.

als in andern Krankem

Ihre Diät besteht täglich in zwey und

einem halben Penny weißen Brod, und drey Pinten

Milch.

Tie Fonds betragen nicht völlig jährlich

dreyhundert Pfund.

Bis nur vor kurzem bekam der

Avochcker jährlich sechs Pfund, um die Arzneyen zu

liefern,

und die Droguen um den ersten Preiß zu

kaufen: allein da seine Rechnungen im Jahre 1786

hundert Pfund überstiegen,

so haben seit der Zeit

die Gouverneurs für besser gehalten,

die Drogueu

in Dublin zu kaufen; und da sie in ihren eignen Gär­ ten Arzney - Krauter bauen, so haben sie dem Wund­ arzt, der vom Könige hundert Pfund bekömmt, aufgetragen, Arzneymittel zu bereiten. Daher sielen die'

Ausgaben im Jahre 1787 auch um ein Beträchtliches, nehmlich auf vierzig Pfund. In den Gefängnissen zu Kilcenny machte

ich die Erfahrung, daß das Brod nicht allezeit das

gehörige Gewichte hatte, denn ich wog die Brodtz selbst genau und sorgfältig ab.

J|OS In dem Krankenhaus zu Carlow waren diq

Fußboden mit Sand bestreut,

welches ich allezeit

für em gutes D ctcl den Dreck zu verbergen halte.

Das Krankenhaus zu Ktldare hat sechs gute Zimmer in der ersten Etage, von denen dreye fu den

Kranke

einnehmen — einige haben

keine Dett-

tucinr — andere nur eins —* die Bettdecken sind fchmuziq und verbraucht.

Die Diät besteht in einem

zwey Penny weißen Brode,

einen Quart frischer

Milch und einer Wasser- ober Habergrühsuppe alle

Das Emhcihen ist nur vom ersten Oktober

Tage.

bis zum ersten April erlaubt,

welche i-

eine Einschränkung,

Spitalern in der That sehr unschicklich

»st — auch ist hier ein gutes Bad,

welches aber

selten oder niemals gebraucht wird. In dem Gefängniß ZU Maryborough be­ kommen

die Gefangenen täglich

für

drey Pmny

Brod, welches 1787 zwey Pfund fünf und eine halbe

Anze wog.

Hier und an verschiedenen andern Plä­

tzen hatte ich das Vergnügen zu sehen, daß die Ge­

fangenen in Ansehung des Brodes nicht hintergangen wurden.

Das Stadt- Gefängniß zu Materford wav

sehr schmuzig, und in diesem und in den meisten an­ dern Gefängnissen war keine Tafel vorhanden,

auf

der die Taxen und andere Vorschriften gestanden lhatten. Das ?übektShau6 zu

Waterford ist rein

Md ivohl eingerichtet, bringt seinen Vorstch.rn ne(

Ehre,

—-

-0Z

Ehre, und beschäftiget sich mit Aufdrehen der Schiff-

seile und Weben.

Das landschaftliche Gefängniß zu Clonmell hat eine Soldatenwache, wie die meisten Gefängnisse in Lrrland haben, welche aus zwölf Mann besteht,

welche unter dem Commando eines Serjeanten und eines Corporals stehen *). — Einige von den In«

spielten in dem Hofe des Gefängnisses

haftirten Ball.

Solche Vergnügungen aber, in wie fern si'S

zu Neckereyen und Irrungen Anlaß geben, sollten

ifl diesen Platzen ganz außerordentlich verboten seyn« Das Arbeitshaus zu Cork hat einige reine Stuben,

allein viele Betten haben nur ein wenig-

Stroh und sind voller Staub.

Eine Hauptursäche

der Ungesundheit hier und an mehreren andern Orten

ist, daß man die Staubhaufen u. s. w. nicht fleißig genung hinwegschafft.

Den rzten Iuny 1787 belief

sich die Anzahl der hier lebenden Manner auf achtzig,

und Frauen waren hundert und zwanzig hier. Einige Jahre vorher betrug der Gewinnst durch Arbeit in

dem

Hause achtzehn Pfund zwölf Schilling sechs

Penny, *) Der gleiche Fall ist es in den Zuchthäusern zu Waldheim und Torgau, in welchen allezeit Soldaten von dem In» validenregimente das Commando haben. Wo möglich werde ich von den Zuchthäusern zu Waldheim und Tor­ gau in einem folgenden Bande, den id) als einen An­ hang zu gegenwärtigem Werke herauszugebcn gedenke,

ausführlichere Nachrichten geben. Sie gehören obnstrei-

tig mir zu den vorzüglich wohleingerichteten,

d. U-

- -

a ©4*

Penny.

2tllem zuletzt, da matt alten, die !n deni

Haus? arbeiteten, den vierten Theil von ihrem Veo

dienfte gab, und den Stuarts und dem Hausvater auch einen vierten Theil,

so hat das Haus dabey

gewonnen, und der Gewinnst von der Arbeit ist im

Jahre 1786 bis zu sechs und zwanzig Pfund, achi

Schlliing und sechs Penny gestiegen/ Das Zuchthaus zu MlLchelliö Town ist ein

neues vom Lord Kingöborough erbautes Gefängniß. Es ist nicht mit Kalk ausgeweist, gehen auf die Straße heraus.

und die Fenster

Vor kurzem war hier

unter den Gefangenen eine Krankheit, welche,

wie

ich erfuhr, von den übelriechenden Cloaken in den Zim­ mern entstanden war, und weil weder ein Hof, noch

auch Wasser hier waren« Das landschaftliche Gefängniß zu RoöcvM-

M0tt ist rein, ruhig und auch neuerlich geweist wor­

den.

Die Gefangenen aus diesem und den meisten

andern Gefängnissen sind von den Eisen befreyt wor­

den, welches um desto nothwendiger ist, da man sich in Irrland der Eisen mit siegeln und keiner Ketten

bedient.

Hier ist kein Wasser — auch

sind keine Privete hier.

Der ungemein aufmerksame

Inspektor Hr. Setott theilt zweymal die Woche den Missethätern ihren Unterhalt aus,

und zwar vier

Mann drey Viertel Habergrütze, (den Mann ohngefähr zwölf Unzen) ein und zwanzig Pfund Potatoeß Wh fünf Viertel Milch.

L«5

........ ——

Der jährliche Gehalt der Gefangenwarter be­

tragt in den meisten Gefängnissen in Zrrlanv Zwanzig bis dreyßig Pfund *)♦

In dem landschaftlichen Krankenhause zu Sligo soll ein jeder Kranker tätlich ein Pfund Brod bekom­ men,

und alö ich es zu znnn veesckiedenen malen

wog, so wog es nur dreyzehn Unzen.

In dem landschaftlichen Krankenhause zupass/ lebclk bekommen sie täglich eine Wass.rsuppc und

eine Pinte Milch;

außerdem bekonunen dru- Tuge in der Woche alle Patienten einen Lammskopf zn

einer Suppe gekocht,

und die drey andern Taae be­

kömmt jeder Kranke ein Brod, welches einen Penny> werth ist, und acht Unzen wiegt.

In dem landschaftlichen Gefängniß zu Gal­

way bekommen die inhaftirten Diebe aller zwey Tage ein Hausbackenbrod für einen

Sippenny (welches

drey Pfund zwölf Unzen wiegt), welches sie öfters um einen geringeren Preis verkaufen, um sich Potators

dafür zu verschaffen.

Das landschaftliche Gefängniß zu Mullingar versieht seine Gefangenen täglich mit gutem hausba­

ckenen Brode (welches im Jahre 1787 drey und ein halbes *) Wenn die jährlichen Einkünfte der Gefangenwärter zu gering sind, so können Personen, welche Lredir hcu

den,

schwerlich Wort und Treue halten, und ihren

Pflichten nachleben, und andere machen zu leicht Harts Forderungen an die Gefangenen.

Ls6 hälbcs Pfund wog,) auch fehlt cs ihnen nicht an Torf Unb andern F.nu Materialien,

Gefangenen selbst zeigt,

und das Ansehen der

daß man mit vieler Men­

schenfreundlichkeit und Ausincrksamkeit für sie sorgt.

Für Brod, Feuer und Licsit wurde dem Geistlichen die drey letzten Jahre vor meinem ersten Besuche iioo Pfund bezahlt, und er mußte seine Rechnungen

beschwören;

allein er hatte einen unverschämten Be­

trug begangen,

wie Baron HaMlltdN entdeckte.

Jetzt ist Herr Tyrell dein Gefängniß vorgesetzt und

wie er meynte,

so würde die Rechnung vom Jahre

1787 nicht über neunzig Pfund betragen, obschon die

Anzahl der Gefangenen größer wäre als gewöhnlich.

Die Rechnung vom Winterhalbjahre vom August 1786 bis Marz 1787 betrug nur sechs und vierzig

Pfund, «ilf Schillinge fünf und einen halben Penny.

Die Grafschaft laßt ein neues Gefängniß auf einer guten Stelle bauen, durch besten Hof ein Gra­

ben mit Wasser stießt; wenig Raum da,

allein ich fürchte, es ist zu

um die Gefangenen des Nachts

einzeln einzusperrcn, denn wie der Gefangenwärter

sagte, so waren an der letzten Session zwey und vier­ zig Missethäter in demselben.

Und wie ich glaube,

so ist es weit übler,

wenn zwey in eine Zelle allein

ringesperrt werben,

als wenn viele in ein Zimmer

auf einmal gesteckt sind,

Das Hospital zu Omagh in der Grafschaft

Tyrone ist ein Haus.

altes, halb eingefallenes, schmuziges Die Kranken liegen auf den bloßen Boden

ouf Stroh, sie haben kaum Bettdecken,

noch viel weni-

* ^venigcr Betttücher.

- •-

Ä©7

Einen recht sehr kranken Knä»

ven hatte man vierzehn Tage lang in den nemlichen Kleidern liege»» laßen.

Die hier vorwaltende Unord­

nung war groß; es fehlte an allen. Das Spital zu Gifford t» der Grafschaft DöNegal ist auch in einer traurigen Lage.

Wer drey

Pfund, acht Schilling drey Penn») bezahlt, bekömmt

dadurch die Rechte eines Gouverr?eur6.

»Wie ich

«ohl weiß und zriverläßig erfahren habe, so wendete der

Wundarzt Herr

fünf hundert Pftind

daran, sich bey seiner Wahl die lneisien Stimmen zu verschaffen.

Der nehmliche schändliche Mißbrauch,

durch welchen das !eben und die Gesundheit der Ar« 'Men gleichsam an die Meistbiethenden verkauft wird,' findet auch in vielen londner Spitäler», statt.

Das landschaftliche Gefängniß zu CartickfekZÜs m der Grafschaft AntrlM. Hier stießt ein kleiner

Bach durch den Hof, und'es sind in alle Stuben und Zellen Röhren gelegt, welche dieser Gefängniß fast von allem üblen Geruch befreyen.

Man stehet hie»?'

zum größten Theil auf Reinlichkeit und Ordnung*)»' Auch *) Dr. Blane sagt in seinen Obfervations an the di­

sease» incident to Seamen. London 178) — (so­

viel mir bekannt,

haben wir auch eine brutsche

Uebersetzung von diesem Vuche) — „daß, wenw „die Menschen nicht gezwungen würden ihr« Körpev

»»gehörig zu verpflegen, ihre Kleider und Betten reiw >»und ihre Wohnungen luftig und trocken z« halten,

ast könnten auch die wirksamsten Arzneyen und bi» >,strg»

LSF

J-------

Auch ist eine große, kostbare aber nicht sehr brauch­ bare -zsorgfaltigsten Aerzre und Wundärzte nichts aus„richten.^ Auch benachrichtiget er uns von den Kran­ ken der Flotte, die 1782 in New Pork an.amen, daß jeder Mann alle Wochen auf öffentllche Unkosten mit einem halben Pfunde Seife wäre ver'ehen werden, und daß Reinlichkeit das erste Erfordernis zur Ge­ sundheit sey. Zn Ansebung des unumgänglich noth­ wendigen Zutritts der Luft drückt Hr. Dr. Irrgenhouß in fernen Experiences für les Vegeraux zu gut meine Gedanken aus, als daß ich sie nicht völüg hier, her schreiben sollte: Nous voyons, que la longiw vie des hommes depend eil grande partie de la honte de Fair qu’ils refpirent. Les meilleurs alimens ne fönt pas en ctat de iious garantir des maladies dans un pays malfain, au lieu, qu’on peut fe porter trc's - bien avec des alimens d’une qualire niicrieure, lorsque Ton refpire un air tres - pur." Und in Ansehung der höchstnothwendiaen Aufmerksamkeit auf Reinlichkeit sind einige Beobachtungen des nemlichen scharfsinni­ gen Gelehrten, weicheres rnBeziehungaufdie Schisse vorträgt, sehr wohl if o:e Gefängnisse und Spitä­ ler anwendbar. Un des grands moyens de conferver la saute des marins, est de tenir Finterieur du vaiffeau propre, d’y changer Valr fouvent, foit par des ventilateurs, foit par Fagitation des portes de communication, foit par Fagitation de draps fouvent repctce, &c. Tai fouvent eprouvc avec quelle facihte on peut renouveiler taut Fair d’une chanibre, par la feule agitation de la porte, ou par le mouvement violent d’un drap, oupar quelque autre moyen qui force Fair de changer de place et

bare Röhre zum Bade hier, die aber niemals ge­ braucht

et de fe meler avec l’air libre. Deux ou trois minutes fuffifent pour renouveller tont Fair d’un grand appartement, et pour donner a un malade, qui y est au lit, le soulagement le plus feniible.—• Toute nation qui faitpeu de cas de la proprere personnelle, et de celle de fes habitations, qui n’a aucune averlion de voie par-tout s'accumuler des faleres > dont on a foin d’eearter jusqu’ aux völliges dans d’ autres pays; qui s’accoutume des Penfance n vivre au melieu des ordures; qui peut rolerer, meme dans l’interieur de fes maifons, des cloaques le plus abominables de faletes, qui feroient horreur aux sauvages les moins polices, et dont Fafpect degoutant feroit eapable de faire foulever Fellomac aux peuples qui n’ont ja mass vu que la proprere la plus exacle dans ces endroits retircs de neceflire: toute nation, dis- je, qui ne cultive pas aflez la proprere personnelle et dans fes babitations, doit naturelleraent avoir peu d’aveision, etanr für mer, de vivre parnü les tnSmes mal­ propreres avec lesquellei eile s’est fnmiliarifee des fön enfance. Mais s’il pardit qu’il importe peu, pour la fanttf des habitans d’une maifon qu’elle foit fale ou nette, il est neanmoins bien certam qu’on ne peut pas negliger impnne'ment la proprere dans un navire, dans lequel une foule de gens est entaflee. Gerte negligence y produira bientöt un air corrompu, qui, a fön tour, engendrera le germe de cette terrible maladie qu’on voit fe produire par le meme caufe dans les hofpitaux trop pleins et trop peu aeres, et dans les pnsons, ou,beaucoup de mirerables croupiffent dans leur -Howard v. d. Pefkhäusem. u. s. w. 0 Pr0'

ato

.... ..........

braucht wird, und Bader find doch den Kranken so ganz vorzüglich zuträglich *) propre faletes.“ — Er setzt hinzu: „On a vu fouvent des nations puiffaiires, qui devoient naturel* lement triompher par la mässe enorme de leur forces de terre et de mer, fuccomber precifement par les effets de cette mal - proprere habituelle für leurs flottes et dans leur armees.“ ♦) Obschon für Schottland und Jrrland ein wesentlicher

Nutzen daraus erwuchs, daß -Howard umstüadttchev von den Gefängnissen und Hospitälern eines jcbcu Orts dieser beyden Länder Nachricht gab, so Haden

wir doch nur die vorzüglichsten Bemerkungen aus dies

sem und dem vorhergehenden Abschnitt ziehen wollen,

und zwar diejenigen,

die auch bey uns eine Anwem

düng zuließen A. d. U.

Sieben-

Siebenter Abschnitt. Von -en

Armenschulen

(Charter

Schools)

in Irrländ. 3n Irrland sind acht und dreyßig solche Armen­

schulen ; diese sind zum Unterrichte der Kinder katho­ lischer und anderer armen Einqebohrnen bestimmt,

werden in englischer Sprache gehalten,

und geben in

den Grundsätzen der Moral und Religion Unterricht; außer diesen sind noch zwey, welche die Ranclagh-

schulen genannt werden,

und blos die Kinder der

Protestanten aufnehmen. Bey zwey Reisen nach Irrland sah ich mich seit

einigen Jahren in verschiedenen von diesen Schulen um,

und machte alsdann meine Bemerkungen be­

gannt: so wie ich auch der Gesellschaft der Funfzehner in Dliblin einige Mißbrauche, die ich wahrgenommen,

benachrichtigte,

worauf auch einige Veränderungen

gemacht worden sind.

versichert,

Allein ich bin vollkommen

daß diese vortrefsiichen Armenanstalten

«och gar viele Verbesserungen verdienen,

und daß

von Seiten des Parlaments noch genaue Untersuchuir»

gen geschehen sollten.

Zwar habe ich schon im Jahre 1784 über diese Armenschulen einige Bemerkungen aufgestellt, allein

O2

da

LIS da ich seit der Zeit noch mehrere in Augenschein ge­

nommen habe, so will ich auch noch eine besondere

Nachricht davon liefern.

Armenschule zu Clontarf Strand.

Den

7. Juny 1787 waren drey und fünfzig Knaben hier. Viele waren mit Spinnen beschäftiget; — einige hatten an ihren Händen einen Haurausschlag, allein

seit dem der alte Hausvater abqeschafft worden ist,

befinden sie sich doch im Ganzen bester, als vormals, und als ich sie das erstemal besuchte. Der Unterhalt für jeden Knaben ist täglich dren Penny, und der

Hausvater bezahlt jeden Knaben einen halben Penny für feine Arbeit.

Mangel,

In Ansehung der Wäsche ist großer

und sie wird bey den Kindern wöchentlich

nur einmal gewechselt *),

Der Hausvater und die

Hausmutter bekommen jährlich

nach irrländischem

Gelde vier und zwanzig Pfund, und außerdem noch dreyßig Pfund für die Dienstmagde.

Im Ganzen

giebt man aber auf die Kleidungsstücke der Knaben

außerordentlich wenig Achtung. Die Schule zu Santky.

Im Juny 1787

waren zwey und vierzig Mädchen hier.

Das Haus

war nicht gewcist, und wurde auch nicht reparirt. —

Die Kinder waren gesiind, und es schien mir diese eine von den besten Armenschalen zu seim. spinnen,

Sie

und bekommen wöchentlich einmal frische

Wasche. *) Grobe Wäsche, welche lange und anhaltend gebraucht wird, unterdrückt die Transspiration, und hindert Ger sundheit und Wachsthum der Kinder.

A. d. U.

srz

.... ...............

Wasche.

"Halbjährig wird auf Seife und Lichter

vier Pfund und ein Schilling verwendet.

Der Haus«.

Vater und die Hausmutter bekommen jährlich zwölf Pfund;

qllein sie müssen für die Arbeit von drey,

vierteln von den Kindern, einem jeden jährlich zwan»

zig Schilling und der Societät für drey und dreyßig

^lcker Land sieben und dreyßig Pfund und vier Schil-' ljyg bezahlen.

, Hier klagte der Hausvater auch über

die Beschaffenheit der Kleider,

waren.

die sogar schlecht

Ich fand, als ich diese Schule besuchte, bey,

der Mittagsmahlzeit keine gute Ordnung.

Die Schule zu Kilkenny. Den g. Iuny 1787. waren drey und dreyßig Knaben da. — Es war

alles viel reiner, als bey meiner ersten Visite:-^-- Die

Verordnungen waren alle aufgehangt — in dem

Krankenhause waren keine Betten.

Der Hausvater

rmd die Hausmutter bekamen jedes sechs Pfund *).

Der Dienstboten Lohn und Unterhalt betrug .nux fünf

Pfund;

für Seife und Lichter fünf Pfund,

Brennmaterialien sieben Pfund.

für

Der Hc^svater.

und die Hausmutter bezahlten fünfzehn Schilling für

die Arbeit eures jeden Kindes, allein sie beklagten sich, Q r

- «daß,

■*) Zn den Armenschulen bekömmt Ler Hausvater und seine Frau jedes sechs Pfund, und außerdem noch, so viel .Unterhalt als ein Kind. Wo mir eine Haus§' mutter ist, da bekömmt diese zwölf Pfund jährlich Sar lar und gleichen Unterhalt. Bey allen diesenÄnga»^

ben ist irrländische Münze zu verstehen: ein Pfund, ein Schilling acht Penny Inländisch Ist ein Dsunh Englisch, und dreyzehü Pejiiiy Zrrländifch ist et't Schilling Englisch,

daß sie Hierbey verlören.

Auf Kleidung für jedes

Kind wird jährlich ein Pfund fünf Schilling verwen­ det. — Hier war ein guter Schulmeister , der jähr-»

lich acht

Guineen bekam.

Die Schule zu Killöteran. Den zehnten. J^unt) 1787 waren zwey und fünfzig Knaben hier. Das Haus und die Stuben sind ganz rein, so wie «uch die Kinder, ob sie schon fast in lumpen gehen.

Sie müssen Baumwolle und Flachs spinnen. — Der Hausvater und die Hausmutter beklagten sich auch> Laß sie beym Verkauf dieser Arbeit verlören, welche

sie wie bey der Schule zu Kilkenny bezahlen. hat keinen Schulmeister,

Sie

sondern die Hausfrau und'

ihre Tochter unterrichten die Kinder im Lesen.

Der

Jährige Gehalt ist wie bey der vorerwähnten—außer­

ordentliche Belohnungen bestehen dann und wann itt «cht Pfund: denn hier und auch in andern Schulew werden dergleichen außerordentliche Belohnungen bis­

weilen an diejenigen gegeben,

welche besonders auf

Lie Verwaltung ihrer Pflichten sehen. Für Feuerung, Seife und Lichter wird jährlich zwanzig Pfund bezahlt

und drey Pfund, zwey Schilling sechs Penny für der»

Unterhalt eines jeden Kindes. Man fcßte einmal etwas zu dieser geringen Summe hinzu ,

da eben die Preise der Nahrungs­

wittel stiegen, allein man ließ auch wiederum hiermnew

tzald eine Abänderung statt fitiden *). Bey *) Folgende Resolutionen wurden den Hausvätern bey allen Armenschulen übersairdt:

„SS

-___ - ■ -

»I?

Bey meinen beyden .Besuchen fand ich diese

Schule vollkommen rem;, hie Kinder waren, rein-

O 4

lich,

, „Es ist beschlossen wordm-, »dass es so soll gehalttn wett „den, und ist hieruachst der allgemeinen Aufsicht über ,»die Armenschulen anbefohlen worden,

daß in Zur

„kunft keine außerordentlichen Ausgaben den H,auSr „oätern und Hausmüttern irgend einer Aryimchuls „oder Erziehungsanstalt wegen irgend eines gesetzr ■„ten erhöhten Preist- -in Ansehung des-Uyterhalle„über und benebst der im (ontract, festgesetzten Aus«

„gaben sollen verstattet- werden. „Es ist ausgemacht worden, daß dieses die geschehene

„Resolution sey» und daß sie auch bestätiget sey, und „den Hausvätern und Hausmüttern soll; gesagt wer» „den, daß die Societät von ihnen erwarte, dass fie üt „Zukunft die Kinder mit guter und heilsamer Nah­

rung und in Ansehung her Menge und ivesckaffent „heit der von der Societät vorgeschlagenen Speise» „ordnung angemessen versehen werden, ohne irgend

„eine Forderung als vorher wegen dem, gestiegenen

«Preis der Nahrungsmittel zu machm, und daß, „wenn irgend ein Hausvater oder eine Hausmutter „sich in diese Einrichtung nicht sollte schicken wollen, so „sollen sie dem Sekretair davon Nachricht geben,

„und die Societät wird sogleich Sorge tragen, daß an „ihre Stellen andere bestellt werden.

Thomas,Gibbons Sekr. Folgende Tafel in Ansehung der Speise* ordnung wurde bekannt gemacht: „Dey der jährlichen allgemeinen Versammlung der So» „tietät, welche den i. Novembr. 1769 gehalkm wurden

„Unter dem Vorsitz des Hochehrwürdigen Lord Dsschoss von

Ll6 lich,

und schlenen glücklich zu seyn.

(In vielen

andern -Schulen hingegen waren die Kinder davon gelau* »von'Waterford.

Es wurde nehmlich beschlossen, daß

„die gegenwärtige Speiseordnung sollte von dem nächr „stcn z $ (len Decbr. an vermehrt werden, und daß alle „Artikel um ein Viertel sollten verstärkt und verbessert

„werden, wie folget

S^Liiseor-dnung für die Armenschulen. ’»@lh!'$fifnt)‘unb ein Viertelpfund Habcrgrühe, oder „ein und ein Viertelpfund Weiz »mehl

oder eben

,>s» 'viel - Potalces , nachdem es nun die örtlichen

„Obbitzkekr'en für rachsam halten dürften (wenn nem;

„lich der Hausvater mit Polokves kann versehen werr „den, und wenn er sich damii um eben so gute Preiße „verfthen kann, als |ür welche er Korn bekommen kann) „mit anderthalb Viertel einer Pinte Milch oder Bier „täglich, ist für die Kinder für hinreichend gehalten

„worden; hickzu setze man noch hinzu zehn Unzen „Fleisch zedweden Sonntag, und eben so viel einen an; „dern Tag in der Woche, den die Obrigkeit eines je;

„den Orts bestimmen muß, wenn das Pfund Fleisch

„nemlich nicht über zwey Penny kostet, und wenn es „mehr kostet, so soll ihnen dergleichen nur Sonntags „gereicht werden. Man erwartet nicht, daß die Haus;

„vätcr anderthalb Viertel Pinte

frische Milch alle

„Tage den Kindern geben sollen, sondern einen Theil „frische Milch und zwey Theile Buctermilch, oder

„auch eben so viel sri-che Milch und Wasser. Diese „Nahrungsmittel sollen, wenn man sie gut haben „kann,

den Kindern abwechselnd gegeben werden,

„und sollen entweder alle Mahl oder alle Tage oder

„>cdwede Woche, nachdem es die örtlichen Obrigkeiten „am

oder' auch ihre Eltern hatten sie wegge-

gelaufen,

allein diese Schule hatte seit einigen Iah-

siohlen;

O 5

ren

, am wohlfeilsten und dem Hausvater am bequemsten „finden,

adgeändert werden.

Und alsdenn besteht

„der Unterhalt für ein jedes Kind wöchentlich, wie

„folget, in Acht Pfund und drey Viertel Weizenmehl oder Habergrütze. Acht Viertel und drey halben Pinten Milch oder

Bier. Einem Pfund und einem Viertel oder zwanzig

Unzen Arisch. „Wenn der Preis von dem Weizenmehle oder Haben

„grütze hoch steigt, so müssen die Kinder von dem rn „nährt werden, waS daS wohlfeilste ist; und da die „Societät sich niemalen weigert, nach geschehenen „Vorstellungen von den örtlichen Obrigkeiten den Haut
cden Schule angestellt hat,

„dem Hausvater, der Hausmutter, und der Warte; „rin über und benebst ihrer Salarien soll gegeben wer; „den.

Es ist beschlossen worden, daß der gegenwär;

„tige Unterhalt in Kleidung für ein Kind von zwan; „zig Schillingen jährlich auf fün, und zwanzig Schil; „linge soll vermehrt werden. Es ist aufgetragen worden,

„daß die örtliche Oberausicht über die Schulen, wenn „sie die vierteljährigen Rechnungen der Hausväter ein;

ftndet,

3I& ren auch nicht ein einziges versassen. — Man hatte mir eine Dienstmagd, welche zwey Pfund bekam. Ihr

Unterhalt ist jetzt täglich auf drey Penny gesetzt *). Die „sendet, 'off verbunden seyn, überd-'eS noch regelmäßig „in die Rechnung den Preiß eines jeden in der Speü

„seordnung angereigten Artikels hinzuzusetzen.

Es ist

„anbefoblen worden, daß diese R-solutionen, und diese

„Speiseordnung soll gedruckt' und jedweder Schule

„überschickt werden, und daß jeder Hausvater sie an „dem öffentlichsten Orte in derSchule anschlagen sott.“

Thomas Gibbons Sekr. *) „Bey der allgemeinen Zusammenkunft der incorporirten

„Societät u. s. w. den r;. April 1788. „Wurde beschlossen,

daß der Unterhalt der verschieb«

„nen Personen in den Armeuschulen zu drey Penny „tätlich für jede Person sollte erhöht werden; und „dieser vermehrte Unterhalt sollte von dem nächsten „15. May seinen Anfang nehmen."

Auch sind die Stunden, wenn die Mahlzeiten sollen ger halten werden, bestimnit worden.

Rom r;sten Marz bis zum r-stenSeptember.

Frühstück um halb neun Uhr. Mittagsmahlzeit um ein Uhr.

Abendmahlzeit um sieben Uhr. Wom »ysten September bis zum r;sten März.

Frühstück um halb zehn Uhr. Mittagsmahlzeit um zwey Uhr.

Abendmahlzeit um sieben Uhr.

Zch wollte lieber,

daß man die Kinder zu frühern Stunden gewöhnte. Das Frühstück sollte in dem

Sommerhalbjahre nicht spater, als um halb acht Uhr

gehalten werden, »nd im Winter um acht Uhr: Auch im

_____ _

219

Die Schule zu Ballykelly enthielt den sechs--

zehnten July 1787 acht und zwanzig Knaben und. Die Zunft der Funfzehner kleidet

sieben Mädchen.

jeßt die Kinder von allen Schulen.

Hier sah ich

das erstemal die neueingeführke Kleidung: die Kna­

ben bekommen ein braunes Kleid und Weste mit gel-. bem Vorstoß, zwey Paar leinSündene Unterkleider,

zwey Hemden, drey Paar Strümpfe und drey Paar Schuhe; — die Mädchen ein Tuchcorset und Rock,

zwey Hemden, zwey Schürzen, zwey Hauben, zwey Paar Strümpfe,

zwey Paar einsohligte Schuhe,

allein keine Hüte und Schnupftücher.

Hier sind die

Einkünfte gestiegen, und den 2ysten Juny 1787 er­

hielt der Hausvater eine Nachricht von dem vermehr­ ten Unterhalte und von der Veränderung in der Spei« ‘ seordnung. Die Schule zu Galway faßte den 1. Aprit

1788 zwey und zwanzig Knaben in sich.----------- Alle

hatten Schuhe und Strünipfe, allein überhaupt sa­ hen sie nicht gesund aus, vielleicht deswegen, weil

sie sich eben noch von den Masern erholten. Für Seife, licht und Torf wurde jährlich nur vierzehn

Pfund bezahlt.---------- An Handquehlen war ein völliger Mangel.-------- r Das Haus wurde übrigens gut unterhalten,

nur sollte es geweist werden.

Die Lage

im Winter sollte um ein Uhr das Mittagsmahl und

da« Abendessen um sechs Uhr festgesetzt werden.

Bey

dem jetzt festgesetzten Unterhalte können die Kinder, wenn die Hausvater ehrlich handeln wollen, gehörig genährt werden.

LLO Laqe wäre gut, um ein Bad anzulegen.

Fast immer

habe ich den Aufwand für Seife angeinerkt, weil sie

zu Reinlichkeit ganz außerordentlich viel beytragt, und da immer zu wenig in diestn Schulen hiervon

gegeben wird, so hebr man den Urin auf, um damit

die Wafche für die Krnh.r zu reinigen, und dieses giebt Gelegenheit zu vic'cn Hauklrankheiten. In der Schule zu Sh.rruron Grove waren den fünften

April 1788 sieben und achtzig Kuider.

Hier sind so wie zu Newmarket,

Castle Island,

Sligo und

in

Cache Martyr, mehreren

andern

Schulen Knaben und Mädchen beysammen,

wel­

ches in mehr als einem Betracht nachcheilig seyn Die Knaben müssen hier spinnen, allein dies

kann.

ist

eine Beschäftigung,

die ihi.en ivci.ig Vortheil

bringt, wenn ste hcranaewachsen stnd, und da sie eingcsch'osten sind und zu viel Speichel verlieren, indem

sie den Flachs feuchte machen, so macht sie dieses un­ gesund und giebt ihnen ein blasses Ansehen. Die Schule zu MayNovth.

Den sechs und

zwanzigsten April 1788 waren fünfund dreyßig Kiiaben hier.

Das Haus, die Bettgestelle und Betten

waren vollkommen rein.

Zi.hn bis zwölf Knaben

arbeiteten in dem Garten, welcher nach inländischem Maaße ohngefahr dren Acker betrug, und von dem Hausvater und den Zöglingen in der besten Ordnung gehalten wurde. Eigentlich sollten die Knaben in allen

solchen Schulen angeführt werden Baume zu pflan­ zen, zu säen und zu erziehen, und hierzu sollte von der Soeiccat die gehörige Gerachschaft angeschafft

und

■imt

ein

Theil

bcs Gartens

Unt-'rricht angewandt werden. tätlich drey Penny.

allezeit

zu

ihrem

Für bett Unterhalt

Hier war kein KrankcnheaiS,

'dies war aber auch nicht nöthig, da die Knaben so

angewendet wurden.

Ganz vorzüglich gut wäre es,

in dergleichen Anstalten besonders Knaben zum Gar­

tenbau anzuziehen *). Die Schule zu Itlnifhannon.

Hier waren

den 8keu May 1785 drey unb drenßig Knaben und ein Biodsintuger. Das Haus ließ keine Wiederher­ stellung zu: die Kinder waren lehr schmnziq und ihre

Kleider voller Lumpen.

Einige hatten die Kratze,

und einige einen Ausschlag auf dem Kopfe.

Für

"Seife und Lichter wurde vier Pfund bezahlt, und für Brennmaterialien fünfzehn Pfund.

Der den Kin­

dern zu gebende Unterricht wird sehr vcrnachlasiigek, obschon die Schule mit einem Schulmeister versehetr

ist.

Dem Auftrage einer besondern Commission zu

Folge waren die Kinder mehrere Monathe lang nicht in der Kirche gewesen. Einem höchst unverschämten Contract zu Folge, welchen die Commission der Funf-

zehner zu Dublin geschlossen hatte, hatten sie weder Schuhe noch Strümpfe, denn viele von den Schuhen',

"welche ich sah, waren so schlecht, daß sie kaum konn­

ten *) Dergleichen Institute haben wir in Deutschland und unter ihnen fällt mir besonders die Ritterakademie zu Stuttgardt, das Philankropin zu Dessau, die Freymäuerschule zu Dresden und die Erziebung-anstatt

zu Schnepfentbal ein.

Hier hat auch jeder Knabe sei»

nrn Garten, den er kultiviren muß. A. d. U.

L2L kett gebraucht werden,

und die Strümpfe zerrissen

bey dem ersten mal Tragen. Den achten May fand ich folgenden Bericht, welcher zwey Tage vorher von dem Arzte gegeben

worden war.

„Alle Knaben sind gesund."

Als ich

diesen sah, so konnte ich ihm meine Verwunderung darüber nicht bergen,

und zeigte ihm den Zustand

von einigen Kindern.

Alleiir hierauf antwortete er

mir, man pflege hier die Kratze und den bösen Grind keine Krankheit zu nennen,

und man weiß jedoch,

daß sogar Kinder daran gestorben sind. Die protestantische Armenschule (Ranelagh School) zu Athlone. In den beyden Ranelagh«

schulen sind blos die Kinder der Protestanten: und

hiervon muß ein Zeugniß von ihren Eltern oder nach«

sten Anverwandten vor dem Magistrate bcygebracbr werden.

Den achten July 1787 waren hier vierzig

Knaben. Die Stuben waren voller Flöhe, die Knaben

voll Schmuz, hier waren keine Handquchlen,

kein

Wasser, keine Abtritte. Hier und in den andern Schu-

leir; welche ich besuchte, ist das so heilsame Frischwei­

sen mit Kalk nicht eingefuhrr, noch können auch die obern

Fensterrahmen heruntergelassen werden. Der Schul­ lehrer bekömmt sieben Pfund jährlich, und Unterhalt so viel als ein Kind bekömmt. Zwey Magde, jede fünf

Pfund, für Seife und lichter sieben Pfund, zur Hei­

zung zehn Pfund, für Kleidung jedes Kind ein Pfund,

neunzehn Schilling drey Penny. drey Pfund,

zwey

Für die Kost wird

Schilling sechs Penny bezahlt,

und der Abzug von der Arbeit von drey Viertel der

Kinder

Kinder, wie in andern Schulen, ob schon aus einem Briefe von 9. Mey 1787 sich nach dem Gcständnisi der

Gesellschaft '«giebt, daß das jetzige Einkommen des Fonds zu diesen Schulen (Ranelagh fund) b.krache» lich die jährliche Ausgabe übertreffe.

In; Jahre

1788 fand ich vierzig Knaben schmu sig und zerlumpt

in dieser Schule, sie wurden angewendet, um schwe­ ren Schlamm in ein Lastboot zu schachen.

Die Kin­

der sahen durchgängig nicht fieunbhcb aus.

Dec

Hausvater war gestorben, und st in Sohn, der sich ganz und gar nicht zu einer solchen SrUle jchick'i und erst achtzehn Jahr alt war,

war diesem wichrigen

Amte vorgiseht. Die protestantische Armenschule zu Rescom-

IttOtt bestand 1787 aus vierzig Mädchen.

In die­

ser und der andern protestantischen Schule hat man eine Veränderung getroffen,

jetzt da,

wo gut Ackerland ist, und die Knaben hin­

gegen da,

zwey

und die Mädchen sind

wo ganz und gar keines ist.

Acker Gartengrund,

Hier sind

zu dessen Bearbeitung

Knaben ganz vortrefsiich könnten angewendet werden.

Das Haus ist rein und die Mädchen sauber ge­ kleidet.

Für Se-fe und Licht wird jährlich sechs

Pfund gegeben.

Keine Handtücher:

kein Brun­

nen: der Bau eines Krankenhauses ist nicht ausge-

fuhrt worden. Außer diesen Schulen sind auch noch vier Ver­ pflegungsanstalten für Kinder unter sechs Jahren

(Nurseries.) eingerichtet.

Eine von diesen -st zu­

nächst

nächst Dublin,

und die andern drey werden Pro-

vincial-Erziehungsanstalten genannt.

Ach besuchte

sie mit der größten Aufmerksamkeit, weil das zarte Alter der Kinder sie

untüchtig zu

harter Arbeit

macht, und sie sich auch nicht über ihren Zustand be­ schweren oder beklagen können.

Die Erziehungsanstalt zu MonasterevM ent­

hielt den 2;sten Auny 1787 acht und sicbenzig Kinder, von dem Alter von zwey Jahren zu sechsen. Die Schlafstuben und Treppen waren nicht rein, die Bet­

ten schlecht, die Betttücher wie in den meisten Schu­ len braune Leinwand,

welche den Schmuz versteckt,

und niemals rein aussieht.

Der Hausvater und die

Hausmutter bekommen jede Person zehn Pfund; für

Seife und Licht zwölf Pfund, für Heizung nur zwölf

Pfund.

Für jedes Kind täglich sonst einen und drey

viertel Penny,

jeßt zwey und einen halben Penny.

Der Hausvater halt seine Mittagsmahlzeit um fünf Uhr.

Er nennt sich selbst Mren ?spotheker,

und

vor Kurzen wurden sechs Guineen für Arzneyen be­

zahlt.

Daß es nun aber nicht zweckmäßig sey, in

einer Person Apotheker und Hausvater zu vereinigen,

das dürfte sich wohl aus der ungewöhnlich großen

Sterblichkeit der Kinder ergeben. Den 16. April 1788 waren fünf und siebenzig

Kinder in dieser Anstalt,

alle waren in eine Stube

oder Halle zusammengesteckt; die Stube dieser gegen-

über,

welche zum Schulhalten und Speisezimmer

sollte gebraucht werden, wurde zu einem Backhause angewendet.

Die Kinder sind voller Schmuz und nicht

Ls;

----------------

nicht gehörig ausgekammk.

Vierzehn bis fünfzehn

hatten den böses. Grir d, obschon in diesen Erziehungs­ anstalten die Societät für, je zehn Kinder eine Wär­ terin unterhält.

Viele, welche erst zwey oder vier

Iu'tt alt find, werden mit schweren nö auch besonders uurathsam, ihnen eben solche Speisen zu geben« A. d. U. Howard v. t>. Pesthäusern, u. s. w.

P

„Beköstigung und

Lohn

der

L

S.

P.

Wärterin für dreyzehn Wo­

chen Vcrpstegung der Kin­

der im Fieber und KeichHusten

-



3.

6.

i8»

2tls ich die Kinder im Jahre 1787 sah,

so

fand ich, daß sie nicht gehörig gehalten wurden, und

daher sieng ich an, an der mcdicinifchen Geschicklich­ keit deö Hausvaters zu zweifeln,

und gab ihm zu

daß Aufmerksamkeit auf Reinlichkeit und

verstehen,

Lebensordnung nothwendiger waren, als Arzneyen. In diesen Erziehungsanstalten sterben immer

viel Kinder, und die Krankenstuben sind immer voll. Iir der Erziehungsanstalt zu Monivea waren

den 2ten April 1788 zwey und zwanzig Kinder, mei­

stens zwey bis vier Jahr alt,

sie waren kränklich,

hatten die Kraße, den bösen Grind und geschworene

Augen: einige lagen hingebückt in Torfasche.

Eines

konnte nicht stehen, das andere war sehr lahm, wie­ der ein anderes gicng auf Kricken,

und von einem

Dritten, welches sehr krank zu seyn schien, erzählte man

mir,

daß es hierher geschickt worden wäre,

weil es bey seinen Eltern nicht zuzunehmen schien. Die Kinder lagen in einem langen kalten Zimmer,

welches stch über die ganze Lange des Hauses er­

streckte.

Diese jungen zarten Kreaturen aber sollten,

da sie aus kleinen warmen Hütten kommen, nicht un­

mittelbar in solche große weitlauftige Zimmer gebracht werden,

sondern sie müßen an solche nach und nach

gewöhnt

.......... gewöhnt werden. — Der Gehalt für den HausVater und die HallSmukter ist zwanzig Pfund, Seife und Lichter wird acht Pfund,

zung zwey und zwanzig Pfund,

für'

und für Hei­

zehn Schilling be­

Das Wasser ist eine englische Meile von der

zahlt.

Schule entfernt.

Der Aufseher wohnt eine und ein« halbe Meile

Wie es scheint, so macht er die Berichte,

davon.

ohne selbst hingekommen zu seyn.

Das Zimmer, in

welchem die Vorgesthten zusammen kommen sollen, ' wird zu einem Boden für Haber des Aufsehers ge­

braucht.

Zu den Bemerkungen, welche ich bis jezt von den Armenschulen, welche ich besuchte, niedergeschrie­

ben habe, wird es nicht unschicklich seyn, noch fol­

gende Vorschläge zu Verbesserungen hinzuzrisehen. Auf der Tafel,

giebt,

welche die Speiscordnung an-

sollte die Menge und die Beschaffenheit für

jeden Tag in der Woche angegeben seyn.

Der Haus­

vater und die Hausmutter sollten dabey seyn, wenn

die Kinder speisten, und sollten mit ihnen halb ein

Uhr zu Mittag essen,

damit die Arbeiten in dem

Hause nicht unterbrochen werden,

und sich die Kin­

der nicht an zu späte Stunden gewöhnen möchten. —

Die Vorschriften

für

die

Hausväter, — Kin-

der — und Aufwärter sollten gedruckt, und an einer

Tafel aufgehängt werden,

und eine Klingel sollte

gezogen werden, so oft Aufstehezeit, Zeit zum Beten, zum Mahlzeiten u. s. w. wäre.

Ueber jede fünfzehn Kinder sollte eine QBdr* terin gesetzt seyn, «nd in großen Schulen sollte auch

ein Koch da seyn, welcher mit über das MilchhauS müßte gesetzt seyn.

Der ganze Sonnabend sollte z»'

der Reinigung des Hauses bestimmt seyn. Für Seife,

Starke, Licht und Heizung sollte mehr aufgewendet

werden, und gehörige Gerätschaften sollten zur Rei­

nigung der Zimmer da seyn.---------------- Die Wasche für die Kir>der sollte wöchenrlich zweymal gewechselt werden.--------------- Für je zwey Kinder sollte wenigstens

eine Bettstelle (crib bedftead) und für die kranken Kinder einzelne Betten da seyn.

In dem Schlaf­

zimmer des Hausvaters oder der Hausmutter sollte

ein Fenster seyn, damit sic in den Schlafsaal der Kin­ der sehen könnten.

In jedem solchen Hause sollten

Krankenstuben seyn mit gehörigen Bettgestellen und

Betten,

und diese sollten nett und rein gehalten wer­

Jedes Haus sollte einmal jährlich geweist wer­

den. den *).

Die obern und untern Fensterrahmen sollten

beweg« *) Zch habe öfters erwähnt, daß in den Gefängnissen, Spitälern und Schulen dieser Gegenden das Weisen zu sehr vernachläßiger würde, wenn sic mir sehr schmuzig vorkamen; denn dieses ist der Gesundheit ganz außer«

ordentlich zutraglech, ist nicht eben kostbar und haucht besonders jungen Personen eine Liebe zur Reinlichkeit

ein. In Ansehung des letzten Umstandes, so bin ich aus Erfahrung in einigen ähnlichen Fallen überzeugt, wie ich zu wicderhohltenmalen gesehen habe, daß, wenn ich alte Hütten niederriß, welche einen Boden

von Leim, keine Speisekammer, keinen Brunnen, keinen Holzschuppen oder irgend ein Privet hatten, und neue

mit

keweglich

seyn •— — Eine Milchstube und eine

Speisekammer sollte in jedem solchen Hause sich vorfinden, auch ist ein Brunnen und ein schickliches Bad

nothwendig, ein gehörig eingerichteter Cloak mit Ab­

theilungen:

nur der Hausvater sollte sich einen Hund

halten, keine Schweine und Hühner dürfen in das

Haus eingelassen werden,------------------ Der HausP 3

Vater

mit diesen Bequemlichkeiten aubaute, welche auch aus­

wendig und inwendig geweift wurden, so wurden eben dirMigen Familien, welche vorher säuisch und schwur zig gewesen waren, bey dieser Veränderung in ihren

Wohnungen in Ansehung ihrer Person, ihrer Häuser und Gärten reinlich und nett. — Diesen Beobach­ tungen zu Folge,

welche ich wahrend meines Auft

«nkhalts in Bedfordshire machte, geschahe cS, daß dir Verordnung wegen des Weisens der Gefängnind mit in die Akte von der Verpflegung der Gesundheit der Gefangenen gebracht wurde. — Zn Betracht des­

sen, was ich von der Reinlichkeit gesagt hab«, will ich noch hinzusetzrn, daß der lebendige Kalk in sieden­ dem WaOr muß geschlemmt und sogleich gebraucht

werden; dieses bringt nicht nur die Würmer und Inr fetten um, sondern ist auch eines der allerwirksamste» fäulnißwidrigen Mittel. Um diese Thatsache zu be­

stätigen, will ich nur ein Beyspiel ansühren. Dr. Joher -Hope, der erste Arzt des königl. Krankenhauses zn

Edimbnrg versicherte mir, als ich ihn einmal besuchte^

daß zwey oder drey Jahre zuvor ein Faulfieber in diesem Spirale, und besonders in einem großen Saale vor­ züglich gra' sirt und einige Zeitlang viel Menschen um­ gebracht hätte, welches nach dem Weisen der Wando ausgerotiet worden wäre, als vorher keine anderca Mittel hatten helfett wolle«.

SZS

Vater und die Hausmutter müssen die Kinder in die Kirche und aus der Kirche begleiten und auch darin­

nen bey ihnen sitzen und auf sie Acht geben.--------- —' Ueber vier Stunden sollen die Kinder täglich nicht ar­

beiten,

und die Hausvater und Hausmütter sollen

darüber die Aufsicht nicht haben.------------------ Große und hübsche Gärten sind erforderlich, um gleich Ge­ mäße bey der Hand zu haben, und um den Knaben

eine Beschäftigung und einen Unterricht zu verfchaffett.---------------- Die Mädchen können zum Spinnen

sie können ihre

und Stricken angezogen werden,

Wäfche

machen und ausbessern,

und in aller Art

von haushälterischen Arbeiten hülfreiche Hand lei­

sten. ------------------ Den Hausvätern und Hausmüt­ tern muß verboten werden, Milch, Butter und Käse zu verkaufen.

Wenn die Besitzungen der Gefellfchaft nicht urBar sind, so sollten jedes Hausvaters Unkosten, um mit Leim, Mergel und so weiter sie zu verbessern,

von der Vorsteherschaft des Orts (local commitee) ihm reichlich wieder erstattet werden, im Fall er ent­

lassen wird oder stirbt. Jeder Mann von Stande,

der sich zur pro­

testantischen Kirche bekennte, und zehn Meilen im Umkreise von der Schule wohnte, sollte ernstlich er­

sucht werden,

von der Vorsteherschaft des Orts zu

seyn, zu dem die Schule gehörte, und sollte dieselbe

auch fleißig besuchen.

Die Frauen,

die in der nem-

lichen Entfernung von der Schule wohnten, sollten ebenfalls gebeten werden, die Schulen mit ihren Be­

suchen

suchen zu beehren, und beyde sollten ihre Anmerkun­

gen in ein Buch schreiben, welches zu dieser Absicht

könnte gehalten werden *). Der Vorsteherschaft jedes Ortes sollte erlaube

seyn, Belohnungen für die rcinllchsten,

ordentlich-

fien und stußigsten Kinder auszusetzen, so wie über­

haupt für diejenigen,

zeichnen.

welche sich am meisten aus-

Dieses müßte mit einer gewijsen Feyer-

lichkeit und einem lauten Beyfall« geschehen, daß sie

so rührte, daß die Nacheiferung bey ihnen erwachte, und dieses zwar in der Gegenwart von Personen, für welche die Kinder Ehrfurcht haben müßen,

sollten die Namen der Kinder,

und es

welche Prämien er­

halten , in deö Aufsehers Buch geschrieben, und zu der Vorsteherschaft der Funfzehner nach Dublin ge­

schickt werden. Die Vorsteherschaft der Funfzehner sollte auf die Bemerkungen j^cv besondern Vorstehcrschaft wie­ her besonders Achtung geben.

P 4

Einige

*) In Deutschland sind mir mehrere Orte in Oberfad); fort, Niedersachsen und .m Reick" bekannt, wo Frauen sich mit volrksmmen eb:.n und thut: -en Gesinnungen der Verpflegung der Kranken und ".rmen e niielmcn, indem sie nicht nur für ihre Wäsch • und die Gute ih­ rer Speisen sorgen, sondern die Spita>r auch wohl gar selbst besuchen. Wer wollte hier nicht audj der Madam Necker gedenken, die sich des Hospice de Charire' fo thätig annaym. Da die Sache so gut und wicht'., ist, und schon von sich selbst spricht, so bedarf es keiner Aujmunterung weiter. 2(. d. U.

rze

_______ _ Einige von diesen Bemerkungen machte ich

schon in meiner ersten Schrift; allein da ich von ihrer

vorzüglichen

Wichtigkeit vollkoinmen überzeugt bin,

so habe ich sie hier wiederholen wollen.

Vielleicht

wird man sagen, daß die Veränderungen, welche ich

Vorschläge, zu kostspielig seyn dürften; allein ich ver­ muthe mit Sicherheit und gar zu sehr,

daß die

Kargheit der Societät bey der Versorgung mit Speise «nd Trank, Kleidung u. s. w. welche schon lange Zeit her von denen,

welche die Kinder besuchten, wahr-

genommen wurde, und welche sie in der K-.rche ge­

sehen hatten,

aller Wahrscheinlichkeit nach die Sub-

scriptionen sehr vermindert habe,

da hingegen diese

Berbesterungen ohnstrcitig die Zahl der Subscribenten vermehren und wiedercrseßen würden.

Sie würden

wenigstens der Gesellschaft wieder Credit verschaffen-

«nd der protestantischen Kirche Ehre bringen. Ähnmöglich kann ich hier meinen Wunsch zurückehalten, welchem zu Folge ich die Wohlrhaten ei­ ner zweckmäßigen Erziehung allgemeiner über Jrrland

auszubreiten wünschte.

Wenn in jeder DiöceS Frey­

schulen zum ersten Unterricht und zu Unterweisungen^

in

der Moral für die Kinder beyder Geschlechter und jedes Glaubens errichtet würden, so würde dieses viel­

leicht mehr,

als sonst etwas die Sitten der irrländi­

schen Armen mildern, und die Zugcnd in den Stand setzen,

den verschiedenen Verleitungen zu Fehlern zu

widerstehen, chcnen sie in ihren vollgedrängten Hütte»

unvermeidlich ausgesetzt find«

-—i

»33.

Die niedrige Volksclasse in Irrland ist ganz und gar nicht abgeneigt,

serte Erziehuilg zu geben.

ihren Kindern eine verbes­ In den Hütten auf der

Landstraße sah ich verschiedene Schulen, in welchen

für drey Schilling, drey Penny nach irrländischcm Fuße, vierteljährig Kinder im Lesen, Schreiben und

Rechnen unterrichtet wurden. Einige von ihnen fragte

ich

aus, um zu sehen, wie weit sie es gebracht hatten, und fand sie weit besser unterrichtet, als die Kinder

von gleichem Alter in den Armenschulen.

Sie sahen

rein aus und waren gesund, und bestanden aus Kin­

dern sowohl von protestantischen, als katholischen El­

tern.

Ich hoffe, daß man mir als einem Protestan­

ten nicht vorwerfen wird,

als ob mir meine Religion

gleichgültig wäre, wenn ich meine Wünsche vortrage,

welche darinnen besteheli, daß man diese Unterschiede bey der Erziehung weniger in Obacht nehmen möchte, und daß das Wachsthum des Protestantismus haupt­ sächlich auf der Verbreitung einer gesunden Äioral und brauchbarer Kennmisse beruhe. In Schottland hat fast jedes Dorf seinen bestä­

tigten Schulmeister, und die wohlthätigen Wirkungen

hiervon sind überall sichtbar: denn daher kömmt es ganz vorzüglich, daß d:e zahlreichen Emigranten aus

dieser Gegend fast über ganz Europa verbreitet, mit so vieler Empfehlung und Vortheil und Nutzen zu den verschiedenen Stationen sich schicken *).

P 5

Die

*) Aus Dr. Johnsons Rede an die Societät in Schotts land, die zur Verbreitung der christlichen

Lehre errich-

----------- *

2Z4

Die Sonntagsschulen, welche neuerlich durch die Müdthäkigkeit dcö Publikums in vielen Theilen

von England sind gestiftet worden, werden ohngcz,veifelt ähnliche gute Wirkungen in einem gewissen Grade Hervorbringcn, wenn die Wohlthäter ihren Eifer lind ihre Aufmerksamkeit nicht etwa» sinken lassen. Allein kein Plan, den ich für den ausführlichen Unterricht der Armen in Vorschlag gebracht gesehen habe, hat mir

mehr gefallen, und mir bester ausgcdacht gefchieucn, als ein neuerlich von den Vorstehern des Vlaumantelhospitals (Blue coat Hospital) in Chester vor-

geschlagner,

bey welchem zu der alten Einrichtung

eines Hospitals für arme Kinder, noch eine wohl­ thätige Anstalt zur.Erziehung einer großen Anzahl

von errichtet ist, vom Jahre 1786 ersehen wir, daß ohngesähr sieben tausend arme Kinder in dem Christen» lhume, Lesen, La-retben, Ztechnen und andern nütz» ltchen Kenntnissen unterrichtet werden. Diese Cor «ietät bestreitet dieses alles mit einer Summe, welche

2000 Pfund nicht überschreitet, und sucht durch hum derk und achtzig Schulen soviel Linder in den Hochlam

den und den Inseln zu erziehen. Allein sieksnnke mit einer so kleinen Summe nicht soviel ausrichten, wenn nicht die Einwohner der dasigen Gegenden etwas zum Unterhalt der Schulmeister, so auch viertehährige

Gebühren, Schulhäuser, Brennmaterialien u. s. w. Hergaben.

Vcrkrexflich ist eS auch, daß jährlich Com­

missionen niedergejctzt sind, um sie auch in allen klei­ nen Stücken zu revidiren. Auch ist von der So­ cietät die Einrichtung getroffen worden, aller drey Jahr von legt werden.

daß

sie

einem Orte zum andern ver;

von außerhalb der Schule wohnenden Schülern ist

und von dem glücklichsten Erfolge ge­

verbunden,

krönt worden.

Ich will daher folgende besondere

Nachricht davon hier abdrucken lassen:

„Seit vielen Jahren her hat das ganze Ein­ kommen dieser wohlthätigen Anstalt sich auf den „Unterhalt und die Erziehung von dreyßig Knaben

„erstreckt,

welche man jetzt die Schule bewohnende

„Schüler

(in- Scholars)

nennt.

Die jährliche

„Ausgabe für einen im Hause wohnenden Schüler hat

„ohngefahr dreyzehn Pfund betragen, und die Erzie„hung jedes Knaben vier Jahr lang hat zwey und „fünfzig Pstmd gekostet.

Solche reichliche und milde

„Wohlthaten hat man aber nur wenigen zuthcilen „können, und es mußte also eine weit größere An-

„zahl gleichfalls armer Knaben unbeschäftigt und ohne „Unterricht zu Männern heranwachsen."

„Im Jahre 1781 wurde daher, weil die Ein„künfte des Hospitals sich vermehrt hatten, in Vor-

„schlag gebracht, noch sechzig Knaben mehr als Ex«

„tranrr oder außer der Schule wohnende Schüler zu „erziehen.

Diese sollten Unterricht int Lesen, Schrei«

„ben und Rechnen erhalten, aber nicht gekleidet, un«

„terhalten und zur Wehnung tn das Haus aufgcnom„inen werden.

Erst im Herbst 1783 wurde dieser

„Vorschlag auögeführet.

Die sechzig neuen Schüler

„machten im Lesen und Schreiben beträchtliche Fort­

schritte,

und gefielen durch ihr anständiges Be­

tragen so sehr, daß man im December 1784 vom

„neuen antrug,

die Zahl der außer dem Hause

woh»

„wohnenden Schüler zu verdoppeln; welches auch so»

„gleich von einer zahlreichen und ehrwürdigen Ver» „sammlung

der

Vormünder

„stimmig gebilliqct wurde.

und Vorsteher

ein»

Zwey Lehrer unterrich*

„ten nun hundert und zwanzig außer der Schule «oh» „nende Schüler.

Dem ersten Lehrer sind zum jahr-

„llchen Gehalt vierzig Pfund, und dem zweyten fünf „und zwanzig Pfund ausgesetzt worden.

Die Aus­

gabe für einen außer dem Hause wohnenden Schüler

„zur jährlichen Besoldung des Lehrers betragt also nur

„zehn Schillinge und zehn Penny; die jährlichen Ko-

„sien eines jeden Knaben für Bücher belaufen sich „nicht höher als auf einen Schilling, viertehalben „Pence, und für Feurung auf fünftchalben Pence.

„Jeder Schüler erhält überdies noch jährlich eine

„grüne Müße, „kostet.

welche einen Schilling, sechs Penny

Hieraus sieht man, daß die jährliche Aus­

gabe für einen außer dem Hause wohnenden Schü­ ler nur vierzehn Schillinge betragt; folglich wird „auf einen Alumnen oder in der Schule wohnenden

„Schüler mehr Geld verwendet,

als die Erziehung

„von achtzehn außerhalb der Schule wohnenden Schü»

„lern kostet."

„Eine gute Erziehung wird nun dreyßig Alum» „nen, und hundert und zwanzig blos den Unterricht ge­

nießenden Schülern gegeben, welche zusammen mehr „als ein Drittel aller in Chester befindlichen „Knaben aasmachen.

Nach der Regel werden die

„Knaben gegen das neunte Jahr in die Schule auf-

„genommen,

damit

ihr Unterricht in dem Alter „vollen-

^vollendet ist, in welchem sie gewöhnlich in die Lehre

„gehen.

Von dem außerhalb den Hause wohnenden

„Schülern,

welche bereits zwey Jahre lang in die

„Schule gegangen sind, werden fünfzehn der besten „zu Alumnen auf zwey Jahre erwählt;

jenigen Knaben,

und die­

welche diese Wahl nicht trifft,

„müssen zwey Jahre, länger als Extraneer in der

„Schule bleiben." „Eine nicht geringe Aufmerksamkeit des Pu«

„blikums verdient besonders der Umstand, daß hier „zwey Lehrer hundert und zwanzig Knaben vollkom-

„men unterrichten können.

Bey dem Examen im

„vergangenen April konnten

alle Knaben,

welche

„zwey Jahre in dieser Schule gewesen waren, sehr

„gut lesen,

schreiben,

rechnen und auf die Ihnen

„aus dem Katechismus vorgelegten Fragen treffend „antworten, obgleich verschiedene bey ihrer Aufnahme jn die Schule noch keinen Biichstaben kannten *).“

In •) Nachricht von dem Zustande des Dlaumantel (Blue

coat) Hospitals m Ehester vom i. May 1786. bis 1, May 1787.

folgende Stelle aus den Betrachtungen über die kh« fterschule enthält sehr richtige und passende Urtheile. „Ein seltsames und schädliches Vorurtheil gegen die „Erziehung armer Kinder hat sich so allgemein verr

„breitet, daß dadurch die Wirkungen der Wohlthär „tigkeit und des Eifers zur Beförderung der mensch-

„Uchen Wohlfarth zurückgehalten worden sind. Einige ^haben nämlich behauptet, baß eben die unwissendsten „und

2Z8 In sehr vielen Schulen,

merkte ich außer andern

die ich sahe,

be­

Unregelmäßigkeiten vor­

züglich ein auffallend rohes Betragen der Knaben; und doch muß meiner Ueberzeugung nach bey einer

guten Erziehung eben so sehr auf den Unterricht, als auf gefällige Sitten gesehen werden.

Zu ihrer Ver­

besserung in dieser Hinsicht könnten vielleicht einige Winke von den Vorschriften der vortrefflichen An­ stalt genommen werden,

welche die L^uacker zur

Erziehung der Kinder ihres Glaubensbekenntnisses zu

Ackwvrlh in Porkshire errichtet haben, und worin die Regeln, die ich hier mittheilen will, genau be­

obachtet werden.

„Vor„und rohsten der tugendhafteste, glücklichste und nüt­

zlichste Theil des Menschengeschlechts sey; und es ist „kaum glaublich, daß eine dem gesunden Menschen„verstände und der täglichen Erfahrung so zuwider-

„laufende Meinung den nachrheiligen Einfluß auf „die Mildthätigkeit der Menschenfreunde haben „konnte, den sie doch wirklich gehabt hat.

Man ber

„obachte aber nur den Charakter der Maurer, der Ti-

„scher, der Schuster und anderer Handwerker,

so

„wie aller Bedienten, und man wird genziß finden, „daß die rechtschaffensten, sittsamsten, arbeitsamsten

„und sowohl für ihre Familieen, als für das Publi„kum nützlichsten diejenigen sind, welche zur gewissen„haften Beobachtung des Gottesdienstes angehalten, „und von Jugend auf über ihr sittliches Betragen so

„wie im Lesen,

„worden sind.

Schreiben und Rechnen unterrichtet

—------ -

LZA

„Vorschriften für die Schullehrer." „Den Sommer hindurch fest die Schule um

„halb sieben frühmorgens, im Wurter aber um halb

„acht anlangen, und zuförderst bis acht Nhr dauren. ^Nach dem Frühstück fangen die lehrsiurrden um neun

„wieder an,

und werden erst um zwölf Uhr grsä-lost

Nach Tische fangen sie um zwey an, und Ho­

„sen.

eren. um fünf Uhr'wieder auf.

Diese Zeiten müssen

^fo viel möglich genau beobachtet werden."

„Die Lehrer müssen genau darauf sehen, daß „die Kinder pünktlich ,

so bald als geklingelt worden

„ist, in die Schule kommen, daß sie sich dabey ru» ,,hig und anständig betragen^

Gesicht und Hände

„rein gewaschen, das Haar aber ausgekammet haben^

„und daß jeder seinen ihm angewiesenen Platz «in,chehme."

„Mit den Knaben soll buchstabirek,

gelesen

„und die englische Grammatik durchgegangen werden.

„Nach Mittage müssen die Knaben, welche früh ge­ schrieben haben, lesen; und umgekehrt^ welche früh „gelesen haben, müssen nach Mittage zu dem Schrei-

„bemeistergeh'en "

„Damit die etwa nöthigen Strafen mit Kalte, „mäßig und dem Vergehen genau angemessen voll-, „zogen

werden,

so

soll folgendes

Verfahren be-

„obachtet werden: Der Schatzmeister und jeder Leh­

rer halten ein Buch, und zeichnen darin die Feh­ ler auf,

welche den Tag über begangen worden

.................. .

24®

Einmal wöchentlich oder öftrer gehen diese

„sind.

„dann zusammen^ schlagen ihre Bücher nach, und

„vollziehen hierauf die abgcredetcn Strafen,

wobey

„sie allezeit sich bemühen müssen, die Kinder zu über« „zeugen, daß die einzige 2lbsicht der Züchtigung ihre „Besserung und Warnung für andere ist, keine ähn„lichen Fehler zu begehen."

„Sonntags Abends sollen sie sich mit den Kin«

„dern und Hausgenossen versammeln,

und aus der

„heiligen Schrift oder andern die Religion betreffen« „den Büchern solche Stücke vorlesen oder vorlesen lassen,

„welche belehren und ihnen verständlich sind." „Insbesondere müssen sie sich, bemühen,

„Gottes Beystande, „heit und Treue,

„stoßen;

mit

den Kindern Liebe zur Wahr-

und Abscheu vor Falschheit einzu«

hauptsächlich aber in ihnen den Gedanken,

„an ihren Schöpfer lebhaft unterhalten,

indem die

„Furcht für Gott sie vor mannichfaltigen Vcrsuchun«

„gen bewahren wird,

in welche sie fallen kö»:NeN ;-

„und ihnen einscharfen, daß man nur bey dem Be--

„wußtseyn, weder Gott noch seinen Nebenmenschen be„leidigt zn haben, glückselig seyn könne."

„Allgemeine allen

Regeln,

Knaben

befolgt

und

in

ihnen

welche genau von

der Ackworth-Schule

jeden Monat einmal

vorgelesen werden

müssen.

„Im Sommer sollen sie um sechs, „Winter um sieben Uhr ausstchen;

und im

dann nrüssen sie

■. ■



241

I .

„sich ruhl'q und ordentlich ankleiden und den Tag mit „Oibet zu Gott anfangen.

„Vor allen Dingen müssen sie sich Hande und „Gesicht waschen, und wenn die dazu bestimmte Glocke

„angezegen wird, sollen sie sich in einer gewissen Ord„Ming versammeln, anständig in die Schule eintreken,

„ohi'e Geräusch und Lärm ihre Plätze einnehmen,

„und wenn der Lehrer eö bestehlt,

ihre Arbeit an->

„fangen. „In der Schule sollen sie sich alles Redens

„und Flüsterns enthalten, und verlangt der Lehrer, „daß sie ihre Leccion ihm wiederholen, so sollen sie ver„nehmlich und deutlich reden.

„In keinem Falle sollen sie aus der Schille weg» „bleiben, noch ohne Erlaubniß außerhalb der Grenzen

„des Schulgebäudes gehen. „Wenn die Glocke zum Frühstück, Mitkags„mahl oder Abend»ssen läutet, sollen sic sich still und

„in gehöriger Ordnung versammeln,

zuvor Hande

„und Gesicht gewaschen, die Haare qekämmet u. s. w.

„haben.

Ruhig sollen sic dann in den Eßsaal kommen

„und mit Anstand essen.

„Sie sollen sich nicht zanken,

mit Stöcken,

„Steinen und Koth werfen, einander schlagen, oder „zerren und raufen.

Auch sollen sie sich nicht über

„unbedeutende Kleinigkeiteir beklagen, und bey ihren „Spielen sich jederzeit in den Gränzen der Mäßigkeit „und des guten Anstands halten.

Howardv. fr. Pesthäusern, u. s. w.

O.

„Sie

ä4* „Sie sollen ohne Erlaubniß weder borgen, noH „leihen oder vertuschen,

und sich genau allen 2(r*

„ten Spiele entziehen, welche ihnen nicht verstattet „sind.

Niemals sollen sie lügen, noch den Namen

„Gottes mißbrauchen, oder über den Greis undKrüp« „pel spotten.

„Wenn ein Fremder mit ihnen spricht, sollen „sie aufstehen, „nicht

nur

ihm das Gesicht zuwenden,

bescheiden,

sondern

und

auch verständlich

„antworten.

„Wenn sie in die Kirche gehen,

darinnen

„sind, - oder aus derselben kommen, erwerbe ihnen ein

„anständiges und geziemendes Betragen jedermanns „Beyfall.

„Ihre ganze Aufführung und ihr Umgang zeige,' „daß sie ihre Pflichten gegen ihre Lchrer kennen.

„Gefällig und wohlwollend gegen ihre Mitschüler sey „ihnen in allen Fällen das Gebot Christi gegenwärtig r

„Was du willst, daß dir dre Leute thun sollen, „das thue ihnen auch. „Abends sollen sie sich im Speisezimmer ver» „sammeln, daselbst niedersitzcn, „auügerufen werden,

antworten,

wenn ihre Namen

und aufmerksam

„das anhören, was ihnen aus der Bibel oder irgend

„einem andern Buche von diesem Inhalte vorgelesen „wird.

Hierauf sollen sie still in ihre Schlafstuben

„gehen, sich entkleiden, und ihre Sachen ordentlich

„zusammen an die gehörigen Stellen legen;

zuvor

„aber mögen sie noch freundlich erinnert werden, den

»^ag,

»41 „Tag, so wiesle ihn angefangen haben, auch mit dem „Gedanken an ihren Schöpfer, dessen Güte sich über „alle feine Werke erstrecket, zu beschließen. Die Vorschriften für die Mädchenschulen sind beynahe dieselben,

und ich werde sie daher weg»

lassen.

Ich kann diese Materie nicht besser als mit den Worten meines ebenso gelehrten als verehrungswürdi­

gen Freundes, des D. Pritt, schließen: „Schulen",

sagt er, „sind die Quellen der Gesellschaft, welche,

„je nachdem sie schlammig oder rein dahin fließen, ^über die folgenden Menschengeschlechter Lasser und „Elend, oder im Gegentheil Tugend und Glücke

„sellgkeit ergießen.

Von der Richtung, die unser

„Geist bey Entwickelung seiner Fähigkeiten erhält,

„hängt eben so sehr sein künftiges Schicksal ab, als „Don der Beschaffenheit der Erziehung überhaupt die „Ehre und Würde unsers Geschlechts."

L -

Achter

244

Achter Abschnitt. Von

den

Gefängnissen

und

Spitälern

in England.

Der

Tower.

er Tower ist blos ein Gefängniß in England für die Staatsgefangenen von Range.

Hier ist feit Sem.

Hrn. Laurens und also seit dern zistcn December 17S7 kein Gefangener gewesen. Hier fand ich 1787 eine große Menge Schiff­

seile und altes zu Schijsui gehöriges Sirickwerk, und da ich wiederum die Gefangenen in den Zuchchauserfl

in und außerhalb London,

ohne Bcschaftlgung ge­

funden habe, so kann i.h mir ni6)t verwehren, meine vormalige Bemerkungen zu wiederholen: „daß, wenn „dle großen Quantitäten von alten großen Schiffseilen

„und Stricken, welche indem Tower übereinander „gehäuft sind,

an die verschiedenen Innhaber der

„Zuchthäuser in und um London ausgetheilt würden, „um benutzt zu werden, und prompte Bezahlung da-

„für zu erhalten,

die Innhaber sich nicht würden

„entschuldigen können,

als ob sie die Gefangenen

„nicht anwenden könnten.»

N ewgate.

Unverändert *).

In drey oder vier Zimmern

waren nahe an einhundert und fünfzig Weiber ganz enge beysammen, viel junge Per^nen bey den alten und abgehärteten Bösewichtern, einige von ihnen wa­ ren schon über zwey Jahr im Gefängniß: auf- der Matincrfeite waren viele Knaben von zwölf bis vier­ zehn 'Jahren, einige fast nackend.

In dem Kranken­

hause her Viauner waren nur steben eiserne Bettstellen;

und da nun bey meinem

letzten Besuche zwanzig

Kranke hjer waren, von.welchen einige nackend, voller Geschwüre und in einem elenden Zustande waren, so

mußten sie auf dem Boden li.'zen,

eine rauche Bettdecke.

und hatten blos

I» dun Krankenhause füc

die Frauen waren vier Kranke,

cs ist nur fünf­

zehn Fusi und einen halben lang, zwölfe breit, 'hat

nur ein Fenster; keine Bettstellen, die Abtritte sind übelriechend;

-das Gefängniß nicht geweisek.

Der

Innhaber bekömmt 450 Pfund statt der Erlaubniß

des Bierschenkenö.

Ich fand einige Schuldner,

welche in ihren Stuben Fastcr Bier zum Verkauf hatten; und da', wo die Verbrecher aufbewahrk wur­

den, stand eine Person mit Bierkanncn. Bey meinem letzten Besuche giong ich mit Herrn Ellltis dem neuen Sheriff durch die Stiiben der Mrffethäter. Ich hoffe von seiner Thätigkeit und seinem Eifer, daß

er etwas für dke armen Nackenden thun werde, welche

Q

3

die;

*) S. Howard über Gefängnisse and Zuchthäuser vow

Bester S- 275.

*-------- ^4 -je letzten Sheriffs ihm überließen. — Die Kost in Ansehung des Brodes sollte im Ganzen gewogen,

und täglich den Gefangenen überliefert werden *).

Ohnerachtet die Schuldner entfernt,

und von den

Ädrigen Gefangenen getrennt sind, und od schon auch Verbesierungen in den Gefängnissen gemacht worden

jsmd, so fahrt doch noch ein frecher und ungebundener Geist von Ruchlosigkeit und Gottlosigkeit fort, unter -er niedern Classe des Volks in London zu gelten.

$787 den r8.Marz 140 Schuldner, 350 Ver­

brecher u. f. w.

1788 den 26. Aug. 114 Schuldner, 499 Ver­ brecher u. s. w.

«emlich unter den Schuldnern 96 Manner, zwölf

Weiber,

5 landschaftliche,Schuldner

Court Debtors)

l Accis - Schuldner

(County

(Excite Deb-

*) Zn allen Gefängnissen,

kn welchen viele mlt Brod

bedient werden, sollte man, ob man schon nicht verr muthet, daß ein >edes Brodgen sollte gewogen wer
.rsammlungösale (Simng

rooms) mit Kaminen, welche mit einem eisernen Gitter verwahrt find — ein kaltes Bad und Spa-

Hierplahe für jedes Geschlecht (Jring grounds) —>

aber feilte Kapelle.

Zeder Kranke erhalt täglich

ein Pfund Brod, manlich Mittags acht Unzen und Abends wieder eben soviel.

Das Brod, die But­

ter , der Käse und das Vier waren sehr gut.

Zwey

Hausherren »verbinden sich, wenn ein Kranker auf-

gc-

genommen werden soll,

hundert Pfund für Bette,

Kleidung und Wasche wahrend seines Aufenthalts im

Hospitale zu bezahlen, ihn oder sie herauszunchmen, wenn

sie von der Vorsteherschaft entlassen werden,

und die Begrabnißkosten zu erstatten, Kranke im Hospitale stirbt."

wenn der

Wenn ein Krankev

als unheilbar entlassen wird, so laßt er seinen Namen

rinschreiben, um unter den Unheilbaren, deren An­

zahl auf sechözig Manner und fünfzig Weiber festgesetzt ist,

sobald eine Stelle erledigt wird,

nommen zu werden:

ausge­

wofür wöchentlich nur eine

Halbe Krone bezahlt werden muß.

Nur Montags

und Mittwochs von zehn bis zwölf Uhr können die

Kranken besucht werden, und niemand wird zuge­ laffen, der nicht ein Billet vom Govcrneur vorzeige«

kann *).

St. iuke's Hospital für Wahnsinnige i«

Old- Street-Road. Dieses große Gebäude wurde zuerst am Rrujahrstage 1786 bezogen, weil das vorhergehende in MoorsteldS alt und unbeguem war.

Hier sind in )edem der drey

Stockwerke drey lange Gallerien und Flügel mit einander gegenüber liegenden Krankenstuben; und in der Mitte befinden sich die Stuben für die, welche zur Versor­

gung, Aufsicht und Bedienung der Kranken bey die­

sem Hospitale angesetzt sind.

In den Stuben der

«inen Seite wohnen die Mannspersonen, Sa

**> Daldinger a. a. 0. S. -z.

und auf der

tev andern Sekte die Frauenspersonen,

iangst jeder^

Gvllerie sind zwey und dreyßig gewölbte und mit Tafelwerk aufgelegte Zellen; sie sind zehn Fuß und

vier bis acht Zoll weit, und dreyzehn Fuß drey Zoll Jede Stube hat ein

hoch.

auswärts gehendes

Fenster und eine große Oeffnung über der Thüre, mit inwendigem Dratgitter vor den eisernen Staben,

um alles Unglück zu verhüten, welches auch bester ist

als die Fensterläden.

Die Stuben waren sehr rein,

und verbreiteten keinen üblen Geruch.

Die Ge«

worauf das Stroh oder die Betten liegen,

stelle,

waren abhängig, und hatten falsche Boden.

Die

Stuben gehen auf die fünfzehn Fuß weiten Gallerien, und auf jeder Gallerie ist ein reinlicher, stiger Abtritt.

nicht dun­

Oben auf dem Hause sind viele Ci-

durch vier Preßpumpen üngefüllk

sternen,

welche

werden,

und die Galleriey hinlänglich mit Wasser

versehen; diese Maschinen kosten 200 Pfund.

Hier

sind für beyde Geschlechter große und weite Spatzier-

pläße zum Genuß der frischen Luft; auch ist hier ein

neues, aber sehr unbequemes Bad. Jeder Kranke wird bis zur Heilung oder auf

ein Z^ahr angenommen, und zwey Hausherren müssen

sich verbürgen, hundert Pfund für ihn zu bezahlen, und ihn am Ende dieses Termins wieder herauszuneh-

mcn.

Wird der Kranke innerhalb des festgesetzten

Wahres als geheilet entlassen,

und bestimmt bin­

nen zwey Monaten wieder einen Rückfall,

so kann

er unter der vorigen Bedingung wieder ausgenom­ men werden.

Alle Kranke,

welche am Ende des

Wahres nicht geheilet sind, werden auf die Liste der Un­ heil»

heilbaren gesetzt. Hier sind vierzig Unheilbare, welche ge­ wöhnlich Kostgänger genannt wrrdm, weil ihre Freunde

wöchentlich fünf Schillinge für jeden bezahlen. Hier sind,

sehr angemessen,

zwey Ver-

sammlungösale auf jeder Gallcrie, einer für die ru­ higen und gelaßncn,

und der andere für die wilden

und unruhigen Kranken;

allein die lärmenden und

unruhigen sollte»» alle Tag uni) Nacht in einem be­ sondern Theile des Hauses beysammen seyn. habe schon bemerket,

Ich

daß es schicklicher wäre, die

Kranken auf harnen Matratzen liegen zu lasten ; allein in solchen Hausern wie dieses ist, ist eS schlechterdings nöthig Matratzen zu haben, weil das Wasser durch

sie hindurch lauste Verschiedene Weibspersonen waren still und

ruhig, und nahten mit der Hausmutter.

Der wie­

dergenesenden Kranken wegen sollte in solch einem Hause eine Kapelle seyn, wie ich es auch im Auslande

gefunden habe. Obgleich dieses vortreffliche Hospitql rein und

gut eingerichtet ist,

so ziehe ich ihm doch noch daS

zu Constantinopel, welches in diesem Bande ebenfalls

beschriebe», worden ist"), und dasTvllhaUs Z»» Am­

sterdam, von welchem lctztern ich in meine»» ersten

Schriften geredet habe **), weit vor. Im September

,1788 waren hier;4 Mannspersonen und iog Frauens­ personen ***).

S r

Ehe

*) S weiter oben S. 159. u. folgq* ** ) Howard über Gesairqniss" rurd Zuchthäuser von Äos ster S. 252. folq. *** Sardlnger a. a. C> L. 22.

«78

......

.

Ehe ich noch einige allgemeine Bemerkungen

über die Mängel in den Loudner Hospitälern mache,

muß ich erinnern, daß seit mehrer» Jahren der Eifer des Publikums für sie sehr erkaltet ist, und daß die sa vielfältigen neuern VersorgungS - und UntcrhaltungS«

anstalten *) den Fonds der ältern Stiftungen verhäit»

nißmäßigen Abbruch gethan haben. Die Verbürgungen und die Eintrittsgelder

-bey der Aufnahme in viele unserer Hospitäler fallen dem Armen sehr schwer, und schließen sehr viele von

denen,

welche auf milde

ten Anspruch haben,

Unterstühung den groß»

schlechterdings von dem Ge­

nuß dieser Anstalten aus.

Die Aufwartegclder ins­

besondere öffnen vielfältigen Betrügercyen Thor und Thüre.

Die Besuche d^r Governeurs gesthehen leider k

sehr

oft blos zum Schein,

gemäß;

und dem Herkommen

denn gewöhnlich eilen sie sogleich aus un-

reinlichen und übelriechenden Stuben heraus, und begnügen sich gern mit den Erzählungen und der Aus­

sage der ?lufwarterinncn u. s. w.

ich,

Daher befürchte

däß sehr viele Vernachlässigungen der Wund­ ärzte

*) Hier meont Herr Howard dke Anstalten, bey tvelchm die Kranken von den Aerzten in ihren Wvhnunr gen besucht und besorgt werden. De» wohlthätigen

Einfluß eines solchen Dispensary für die Nation rühmt Hr.vcn Archcnholzindenbrittischen Annalen. 1785s

S. 269 folg.

A. d. U.

279

-------- -

Lrzfe und ihrer Gehülfen, so wie auch vieler andrer

Hospitalsbeamtcn, unbemerkt hingehcn.

Nirgends habe ich gefunden, daß ein Prediger den Kranken Trost und Ermahnungen'zufpricht, und, die Betstunden werden nur von wenigen besucht.

Selten oder niemals werden die Krankensale geweißet,

und es herrschen unglückliche und offen­

bar schädliche Vorurtheile gegen das Scheuern der

Stockwerke und gegen

das Ernlaffen von frischer

welche zu unterdrücken man alle- «nwen-

Luft,

$cn sollte.

Das warme und kalke Bad werden kaum

jemals gebraucht,

und zwar, wie ich vermuthe,

als weil es den Auf­

aus keiner andern Ursache,

wärtern Oder, Aufsehern dabey Beschwerde machen würde. Zn Ermangelung von

GenesungSsalcu oder

Versammlungszimmern werden oft Kranke aus dem

Spital entlasse«,

die noch unfähig zur Arbeit untz

zu der gewöhnlichen Lebensart sind. Ein großes und immer mehr überhand neh­

mendes Uebel ist die Erlaubniß, auf vorgczeigtc oder auch nur vorgegebene Verordnung des 2lrzteS so große

Mengen Bier für die Patienten ans den Vierhausiru holen zu dürfen.

Zede zur Diät nöthige Sache sollte

von dem Hospitale besorgt,

und sonst nichts unlcy

keincin Vorwande verstattet werden«

Man sollte also auf diese Umstande aufmerk­ sam seyn, und sie abzuändern suchen,

damit solche

edle Anstalten für daö Publikum ganz so gemein­ nützig würden,

als es die Absicht ihrer freygebigen

Stifter war. In meiner letzten Schrift gab ich über die Er­ bauung und innere Einrichtung der Hospitäler einige Winke, von welchen ich die meisten aus den Beob­

achtungen entlehnte, welche ich auf meinen Reisen im

Auslande machte.

Man wird es mir verzeihen, daß

ich sie hier wiederhole,

um ihnen noch einige andere

Bemerkungen beyfügen zu können. Die Hospitäler oder Lazarethe sollten auf einer

Anhöhe,

nahe bey einem Flusse und ausserhalb der

Stadt liegen. — Die Säle sollten, wenn nur einer

für jedes Geschlecht hinreichend ist,

fünfund zwan-

zig bis dreyßig Fuß hoch, gewölbet, und ohne Stu­ ben über ihnen seyn:

im andern Falle, wenn meh­

rere Säle nöthig wären,

sollte das Gebäude ausser

den Kellern nur zwey Stockwerk hoch und dagegen

von so großem Umfange,

als zu dem bestimmt.cn

Plane nothwendig ist, errichtet werden,

damit die

Nachtheile und Unbequemlichkeiten der höheren Stu­ ben vermieden würden.

Das erste Stock müßte vier

oder fünf Stufen über dem Grunde anfangen, und

die Treppen sehr bequem seyn.

Die Krankensäle

müßten bis zu der Decke wenigstens fünfzehn Fuß hoch, und einige besondere blos für clinifche und chirur­

gische Patienten bestimmt seyn.

Zwey Thüren soll­

ten in jedem Saale seyn, wovon die eine mit Drat-

gitter

zitter oder Gaze bezogen seyn könnte: Von den Trep­ pen wäre zu wünschen, daß sie von Stein, geräumig,

bequem und so leicht zu ersteigen gebaut würden, wie in Italien, Marseilles Malta rc.

Kein Zimmer Die Fen­

darf mehr als acht Vetten enthalten.

ster müssen hoch seyn und gegenüber stehen,

oder

es müssen, (wie im ieeds Spitale) große runde

Oeffnungcn in die wenigstens sechs Fuß weiten Gal- *

lerien gehen.

Riegel und Riegelhaken an den obern

Fensterschicbern müssen verhindern, daß die Fenster nicht zur unrechten Zeit zufallen: ein Fenster wenig­

stens sollte sich von oben nach unten öffnen lassen,

und zwar entweder wie gebrechens Thüren oder auf die bey dem Guy'6 Hospitale beschriebene Art: ausser­

dem würde noch eine steinerne Gallerie,

so wie jn

den italiänischen Spitälern, den Vortheil gewähren, die Fenster geschwinder auf und zu machen zu können.

Bcrohrte Gipsdecken mit den gehörigen Oeffnungcn in ihnen verdienen vor allen den Vorzlig.

Für die

Kamine ist der schicklichste Ort in der Mitte der län-

gern Seite jedes Saales.

Die Betten müssen in

gehöriger Enrfernung yon der Wand und von ein­

ander stehen,

und die Bcttgestelle von Elfen,

an­

gestrichen und mit einer Schraube versehen seyn, da­

mit die Rückenlehnen leicht erhöhet oder erniedriget werden können:

die Vetten sollten auf überfirnißten

Brekern oder jattcn mit harnen Matratzen liegen.

In jedem Saale muß für die Kranken eine Cisterne, ein Waschbecken und eine O.ucle seyn.

An der Aus­

senseite der Krankcnsäle sollten die Abtritte und solche

Wassrbchältnissc (water dofLts) seyn, wie sie bey

DK2

v----- —

Dem Guy's Hospitale beschrieben worden sind: denn

jede Verbesserung,

tocburd)- solche Platze weniger

ungesund gemacht werben, sollten sorgfältig in allen Hausern nachgeahmt werden,

welche eine betracht--

’lidje Anzahl Menschen bewohnen.

Eigene luftige

Zimmer und Eßsale (refedones) sollten für die wie­ der genesenden Kranken bestimmt und in jedem solchen

Hause ein lediger und unbesetzter Saal seyn,

^eder

Saal sollte in der festgesetzten Aufeinanderfolge bezo­ gen und der Reservesaal genannt werden. Las Waschhaus,

Die Küche,

das Brau» und Backhaus sollten

außerhalb des Haufts seyn;

und wenn ja auch die

Küche im Hause wäre, sollte sie hoch wie im ChriftS

Hospitale, nicht unter dem ersten Stockwerke, und

Der Eingang durch die Gesindestube (fervantshaM) seyn.

Zu einem wohl eingerichteten Hospitale gehört

ferner: ein Bad m«t cuicm bequemen Eingänge; ein großer freyer Platz,

wo die Kranken frische Luft

schöpfen und sieb bewegen können; und daß die Kran»

Len zimmer wöchentlich einmal gescheuert — jährlich »aber wenigstens einmal abgckraht und geweißct wer»

Den.

(Die Maschinen in Nortwlch, um die Saiz-

imnen mit frischer Luft zu versehen,

sind so einfach

eingerichtet, daß sie, auch in den Hospitälern ange­

bracht,

von außerordentlichem Rutzen seyn würdm,

zumal in solchen, welche auf engen und von Hausern

umschlossenen Platzen liegen.)

bey ihrer

Die Patienten sellten

'Aufnahme in einem kalten ober warmen

Bade gereinigt,

und streng zur Befolgung der Re­

geln der Rcinlics l'eit und Ordnung aiwehalten werden.

Viele von diesen Ideen könnten mit gleichem Nüßen den der Erbauung und inneren Einrichtrmg der Armenhäuser benu^t werden. *) ■

Das landschaftliche Gefängniß zu Maiv»

stone. Hier sind viele gute Veränderungen vorgo« nommen worden.

Das Gefängniß der Schuldner

ist neu und abgesondert,

und das Haus des Oe* fangnißwarters ist jetzt zwischen diesem und dem

Gefängniß für die Verbrecher. Die Stuben, wel­ che sonst von den Schuldnern in der ersten Etaze besetzt waren, und auch ihr Hof wird jetzt von dm Verbrechern eingenommen; jedoch sind sie noch

immer zu enge beysammen, nig Luft.

engen Stuben besteht,

fpi.

und haben zu ne*

Das Krankenhaus,

welches aus zwey

ist in einem von den Hö«

Es ist kein Bad hier.

Vor ohngefahrzwey Jahren starben zwanzig au dem Gcfang«

nißfieber.

Die dicken hölzernen Riegel in den Fen­

stern der Zimmer entfernen größtentheils alle Luft

und Licht.

Der Gottesdienft wird auf der Treppe

gehal♦) Erst wollte ich dem übersetzten Text sogleich einige als ich aber fand, daß ich

Anmerkungen beyfügen;

mich

öfters in denselben

würde wiederholen müs­

sen, so faßte ich den Entschluß, meine Anmerkungen

am Ende dieser Uebersctzung zusammenzutragen, web

cheS auch in einigen Beylagen um desto vollständiger wn.'d gcschebe". können.

A. d. II

-

£84-

.gehalten *)♦

Fenster so

Verschiedene

wohl der

S6)uldner als auch der Verbrecher gehen nach der Straße heraus, welches der Nachbarschaft mehrere

Unbequemlichkeiten verursacht.

In Ansehung des

Brandweins, welcher den Schuldnern gegeben wer-

-den darf,

füiö. keine Vorschriften angeordnet wer­

den; allein da die Fenster so liegen, so würden sie

auch ohne allen Nutzen seyn.

Die Schuldner und

Verbrecher werden in Brod'Und Bier von der iand'schaft unterhalten,

und die am Gerichtstage schuldig

Befundenen (asiize convicts) bekommen wöchent­ Einige von den Gefan­

lich eine halbe Krone. genen gaben zu verstehen,

rung

des Unterhaltes

wünschten,

daß sie eine Vermeh­

in Ansehung

des

Brodes

ob sie schon mit weniger Bier auskom­

men wollten.

Das achtete,

Gefängniß war reinlich.

Ich beob­

daß die Ketten der Verbrecher sehr leicht

waren, und sie konnten sich daher ungehindert be­

wegen, und ich bih versichert, daß ein guter Gefangenwarcer weit bester und weit mehr seinen Pflichten nachkömmt,

wenn

er menschenfreundlich gegen sie

ist, als wenn er zu streng sie in schwere Ketten ein«

schmie*) Ich

glaube nicht nöthig zu haben,

Erklärungen

zu so vielen Bemerkungen des Hrn. -Howard hinzu«

zusetze», da man wohl immer finden wird, worauf Hr. Howard deutet, allein die Anmerkung will ich

nicht übergehen, daß Hr. -Howard seinem Forscher^ blick wenig oder gar nichts errgehrn ließ.

A. d. U.

schmiedet.

Der Gcfangenwarter bekam jährlich drey-

hundert Pfund, hatte ober nicht dir Erlaubniß Bier zu schenken.

Es befand sich hier ein Gefaiitzener, der auf den Tod faß, in einem unterirdischen Kerker. Gefangenwarter war meiner Meynung,

lich die Execukion nicht langer,

Der

daß näm­

als zehn Tage nach

der Bekanntmachung des Todesurtheils sollte oufge-

schoben werden. landschaftliche

Das

Zuchthaus

zu

Pet-

worth. Ein neues

tigen

Lage.

Etagen

Gefängniß in einer schönen luf­

Die Stuben befinden sich in zwey

über Bogen fechszehn auf einem Saale,

dreyzchn Fuß drey Zoll lang, und zehn Fuß breit, und neun Fuß hoch.

ren,

Jede Stube hat zwey Thü­

eine mit eitiem eifernen Gitter,

eine eiserne

Bettstelle, Strohmatrahen und ein Kopfküsten, zwey

Bettdecken und ein Polster.

Die Treppen sind von

Stein mit eisernem Geländer,

und alle Fenster sind

dicht mit Glas versehen, und können nicht wohl geöffnet werden.

Auf jedem Saale sind zwey Kranken­

stuben, die einzigen Zimmer, welche Kamine haben» Die Kapelle ist in der Mitte,

und hat -zwey und

dreyßig verfchlossene Sihe, von Lenen jeder drey Fuß

lang und zwey Fuß zwey Zoll breit ist; die Seiten­

wände davon sind so hoch, daß die Gefangenen ein­ ander nicht sehen können, ob sie schon alle den Capel-

lan sehen können.

Das Hans des Innhabers ist von

. u

286

von dem Zuchthause abgesondert,

und hat blos ein

zugemachtes Fenster gegen daS Gefängniß zu.

Unterhalt besteht in zwey Pfund Brod täglich. Jnhaftirten werden zu nichts angcwendek.

Der

Die Eine

Menge gute Vorschriften stehen in dem Buche des

Innhabers.

Ich hoffe, daß sie in der Zukunft wer­

den gedruckt und aufgchangt werden. Das Solar des Zuchtmeisters betragt fünfzig Pfund und in einer

halben Guinee für den Gefangenwarter wöchentlich.

Ausserdem keine Taxen oder sonstige Gebühren.

Der

Wundarzt bekömmt fünfzehn Pfund.

Das landschaftliche Gefängniß in Southwart.

Der Gefangnißwarker bekömmt zweyhundert Pfund Solar anstatt der Schenkfreyheit.

terhalt an Brod betragt drey Halfpence,

Der Un­

und es

wiegt sechszehn Unzen.— Ich wollte wünschen, daß

in allen landschaftlichen Gefängnissen die Geschlechter

von einander getrennt waren, und daß fünf vollstän­ dige Abtheilungen in denselben waren — Schuld­ ner — Verbrecher von Gerichtstage verhört (affize felons) — Gefangene, welche von der vierteljähri­ gen Session an inhaftirt sind,

(quarter Session

prifoners) — Gefangene, welche sollen tranSportirt

werden, und in diejenigen, welche einer Geldstrafe

wegen sitzen.

Das

landschaftliche

Gefängniß

in

Ay»,

leSbury. Auf der Seite, auf welcher sich die Schuldner

aufhalten, sind große Verbcßerungen angebracht wor« den.

Sic haben jetzt einen besondern Hof und einige

gute Zimmer bekominen.

Die Verbreü-er habeir

«in anderes Zimmer am Tage zu bewohnen; allein der Theil des Gebäudes, den sie bewohnen, und be­

sonders die Schlafzimmer sind verschloßen,

und sie

müßen daher dem Gcfangnißfieber sehr leicht ausge­

setzt seyn;

der letzte Gefangenwarkcr starb daran.

Die Verordnungen wegen der Verpflegung der Ge­ fangenen in Ansehung ihrer Gesundheit waren nicht ausgehäiigt; auch war hier kein Krankenhaus.

Unterhalt beyder,

Dee

der Schuldner und Verbrecher,

bestand in einem und einem halben Pfund Brod täg­ lich, und zweymal bekamen sie wöchentlich Suppe.

Betten und Kohlen liefert die Grafschaft ebenfalls. Der Gefangnißwartcr bekömmt hundert und flebenzig

Pfund jährlich. 1787 Nov. 29. Schuldner n. Verbrecher u.s.w. 24.*

Folgende Vorschriften für das Gefäng­ niß

wa.ren

aufgehängt.

Sizung um Iohannis»78z. 1. Jedweder Gefangener, er sey ein Schuldner oder ein Verbrecher, soll täglich ein und ein halb Pfund

Brod bekommen,

welches ihnen soll bey der Ueber« gäbe

288

----------

gäbe zugewoge« werden,

und zwar durch Waagen,

welche die Grafschaft dazu hergeben soll. 2. jedweder Gefangene,

er sey entweder ein

Schuldner oder ein Verbrecher,

soll Sonntags und

Donnerstags ein Nößel dicke gute Suppe bekommen. 3. Es sollen in dem Gefängniß keine'starken Getränke erlaubt seyn, außer Wein und starkes Bier oder Porter; Wein täglich ein Nößel, jedweder Per­

son , oder ein Ouiart Porter. 4. Die Zejlen sollen täglich von dem ersten May

bis zum ersten Octobcr ausgewaschen werden,

und

zwar von den Gefangenen nach der Reihe, und zwar bey Verlust eines halben Pfundes Brod und ihrer

Suppe,

und alle Sonntage sollen bey Androhung

gleicher Strafe die Gefangenen die Kapelle besuchen.

5. Jeder Versuch zu entweichen, jeder Auf­

ruhr,

Erceß und alles unschickliche Betragen soll

durch Einspcrren in dunkle Zellen bestraft werden, und wenn der Kerkermeister gelind seyn will, so darf er sie blos um eiir Pfund Brod strafen. 6. Die Zellen sollen vom ersten May bis zum

ersten Ockober von sechs Uhr bis acht Uhr geöffnet

werden, und im Winter von Tagesanbruch bis um vier Uhr.

7. Den Schuldnern sowohl, als auch den Ver­

brechern sollen vom fünfzehnten October bis zum ersten April aller drey Tage zwey .Scheffel (bufhels) Koh­ len gereicht werden. ,8. Alle

289

----------------

8. Alle Theile des Gefangin'sses sollen jähr­

lich einmal nach dem Gerichtökage im Sommer ge­ weift werden. 9. Alle Gefangene müssen, nachdem fte über­ zeugt worden sind, diejenigen ausgenommen, welche cjrecutirt werden sollen, eben so arbeiten, wie diejeni­

gen in dem Zuchkhause, bey Verlust eines halben Pfun­

des Brod und der Suppe. 10. Es wird in dem Gefängniß kein Spiel

erlaubt,

und

kein

Gefangener darf einen Trunk

zum Willkommen (garnish) von den andern an­

nehmen, es sey auch unter einer Ausftucht, welche es wolle. ii. Der Kerkermeister

der annehmen,

darf keine Trinkgel­

sie mögen Douceurs von einer Art

von welcher sie immer wollen,

seyn,

Len .Dieben,

leßtern

weder von

noch von den Schuldnern,

und die

muß der Kerkermeister gratis mit Betten

versehen. la. Alle Personen,

niß gehen,

welche in das Gefäng­

sollen von dem Kerkermeister durchsucht

werden, wenn er Unrath merket, um das Htnein-

bringen von hihigen Getränken und Werkzeug zn vermeiden.

13. Kein Weib und kein Kind der Schuld­ ner

oder

Verbrecher

darf

in

dem

Gefängniß

schlafen.

Howard v.d.Prsshäusern. «.s.«.

T

Da«

ayo

Das landschaftliche Gefängniß zu Cam« bridge Castle.

Ein gut gelegener Hof für die Schuldner ist

außerhalb des Tho'rö des Castle angebracht,

und

ein kleiner Hof für die Verbrecher,

wie

welcher,

ich überzeugt bin, wenig gebraucht wird; denn hey

meinen Besuchen fand ich ihm allezeit verschlossen,

welches immer der Fall ist,

wenn der Hausvater

in einiger Entfernung seine Wohnung hat.

Die

Verbrecher haben kenne Kamine in ihren Stuben, welche enge und übelriechend sind,

dieses von dem Weibersaalc.

besonders gilt

Diejenigen,

welche

tranSportirt werden sollen, haben nicht einmal zwey

Gefangene, wel­

Schillinge Sixpence die Woche.

chen ihre Strafe erlassen

ist,

werden eingesperrt,

bis der Richter die Stadt verlaßt.

der

Hochwürdige Herr Holmes

Der Capelan

bekömmt

jähr­

lich fünfund vierzig Pfund; der Kerkermeister aber fünfzig Pfund.

Das Stadtzuchthaus zu Cambridge. Die Gefangenen werden nicht in den Hof ge­ lassen.

Unterhalt Sonntags vier Penny, und die

Kranken sechs Penny täglich.

Die Betten liegen

sehr unschicklich auf dem Erdboden.

Die Gefange­

nen spinnen und was sie dafür verdienen, ist ihre.

Sie bekommen keine Kohlen, obschon gehörige Heizung ihnen besonders nöthig wäre,

da ihre einzige Be­

schäftigung das Spinnen ist, allein ich habe Ursache

zu

LSI zu glauben, daß der jetzige Vicecanzlcr für Kohlen,

Seife und für andere Nachwendigkeiten Sorge tragen

wird.

Das

Kein Gottesdienst *).

landschaftliche

Zuchthaus zu Wy*

mondham.

Das alte Gefängniß ist mit zu des Inhabers Haus geschlagen,

und zwey Flügel sind für die

Gefangenen gebaut worden,

welche dreyzehn ge­

wölbte Zellen in sich fassen, von denen einige fünf­ zehn und einen halben Fuß lang, und sechs und einen

halben Fuß breit-sind, und neun Fuß und einen hal­

ben hoch,

welche sich in einen Gang offnen, wel.

cher vier und einen halben Fuß weit ist.

Jedermann

hat seine eigne Zimmer, in welchem ein Bettgestelle mit Betten gehörig versehen sich besindet;

und hier ar-

T 2

bei-

*) Die Vernachläßiguny bc3 Gottesdienstes ist ob irr streitig mit für einen der größten Fehler bey solchen

da die Znhaftirten hier di» meiste Gelegenheit haben, über sich nachzudrnken,

Anstalten anzusehen,

und vorzüglich in einem Lande, wie England, wo

wenigstens sehr öfters der gemeine Mann in der Moralität und dem Religionsunterrichte gänzlich vernachläßiget wird, und ganz roh zu allen Verbrv chen aufgelegt aufwächst.

Die Folgen von vernach­

lässigtem Religionsunterricht« und gottesdienstlichen Uebungen sind zu groß, als daß Staatsleute hierauf

in Zukunft nicht ernstlicher dringen sollten, bis zetzt öfters geschehen ist.

A. d. U.

als es

beitet der Gesungene, und bricht, hechelt und spinnt Hanf.

Alich ist hier eine Mühle, welche Hanf bricht,

und

Cainpecheholz zersägt- — Hier ist auch ein

Krankenhaus und eine Kapelle.

Die Gefangenen

dürfen sich des großen Hofes nicht bedienen, genommen,

aus­

daß sie sich frühmorgens an der Was­

serplumpe waschen dürfen.

Die Zimmer sind rein,

und keiner von den Gefangeneri ist in Ketten eingeschmiedet. Der Gefangenwarter beköinmt zwei­ und sechzig Pfund und ein Viertel von dem Verdienste

der Gefangenen. Bey jeder vierteljährigen Sitzung wird dem

Magistrat eine Liste von den Gefangenen zur Ueber­ sicht überreicht,

mit den Namen — Missethaten

oder Vergehungen — die Zeit, wenn sie sind in Ver­ haft genommen worden — von wem —■ und auf wie lange Zeit, nebst den Strafen, die ihnen si«rd zuer­

kannt worden — ihr Alter — ihr Geschlecht. — Ihr Geschäfte und Beschäftigung — wozu sie an­

gewendet werden — ihre Aufführung — ihr gan­

zer Gewinst und Verdienst — und die Unkosten

für den Unterhalt in Speisen und Kleidern.

Folgende Tafel, worauf die Diät stand, war ausizehangt. Frühstück ein Penny Brod, Haus­

backenbrod täglich.

Mlttagsmahlzelt; Sonntags,

einen Kalbskopf (Hanway’s ox check),

Mon­

tags ein Penny Brod, Dienstags Erdäpfel, Mitt­ wochs gekochte ^Erbsen, Donnerstags ein Penny

Brod:

------------ ---

Brod:

Freytags Erdapfek

293

Sonnabends gekochte

Erbsen.

Es ist ihnen erlaubt bey dem Frühstücke eine

Halbe Stunde, bey der Mittagömahlzeit eine Stunde

und eine halbe Stunde bcnm Abendessen zu bleiben, ob sie schon keine förmliche Abendmahlzeit bekommen. Sie bekommen kein anderes Getränk als Wasser,

ausgenommen,

wenn sie krank sind,

oder wenn

der Wundarzt ein anderes Getränk verordnet.

Penny Brod wog dreyzehn Unzen.

Ein

Für diejeni­

gen, welche einige Monate eingesperrt bleiben, ist

Der Unterhalt zu gering, zmnal wenn sie dabey noch arbeiten sollen *). laubt seyn,

Es sollte ihnen wenigstens er­

sich außer dem Theile von ihrem Ge-

winnste, welcher ihnen nach der ParlamentSacte zu­ kömmt, Milch und Brod zu kaufen.

Einige junge

Menschen schienen, alö sie herauSgicngen, nicht mehr

so aufgelegt zur Arbeir zu seyn, als sie cs waren da sie

herein kamen.

Ich bin jn der Nachricht von diesem Gefäng­ niß ausführlicher gewesen,, da es eines von den

besten Beyspielen für die Einrichtung eines Zucht­ hauses abgiebt,

rung für

um es. zu einen Plah der Besse­

träge und ausschweifende Menschen zu

machen. —

T 3

1788.

*) Echohlungsstunden und hinlängliche Kcst mu' ihnen

verschuft und gegeben werden, sonst leidet die Arbeit, und auch ganz vorg'i.lkch die Gesundheit. A. d. U.

i?88. Sept. la. Manner 13. Weiber 4. Im Jahre 1788 fand ich in dem Stadtzuchk-

banse zu Norwich' zwey Personen in des Kerkermei­ sters Kucl'e mitten am Tage Karten spielen.

Kar­

ten und Würfelspiele sollten in den Gefängnissen aus­

drücklich verboten werden. Zu Aermouth besuchte ich eine Armenschule, in welcher dreyßig gesunde Knaben und zwanzig Mäd­

chen waren.

Mir gefiel eine Gewohnheit,

man hier eingeführt hat, zu baden,

die

die Knaben in der See

jedoch unter der Aufsicht ihres Lehrers,

Dieses geschieht den ganzen Sommer hindurch drey­

mal die Woche in einer sehr guten Ordnung.

Kalte

Bäder, besonders in Salzwasser, verhüten viele Harlkkrankheiten und andere Unpäßlichkeiten, befördern die

Transspiration und stärken und beleben den ganzen

Körper.

Man könnte auch bey dieser Gelegenheit die

Kinder aufmunkern, schwimmen zu lernen.

Das landschaftliche Gefängniß zu Ips­ wich.

Das Gefängniß war wie gewöhnlich sehr rein­ lich.

Das Haus ist seit der letzten ParlamentSacte

weit ruhiger, da die Diebe blos die geringere Sorte Vier bekommen,

ausdrücklich

und die Magistratspersonen haben

befohlen,

daß

kein Schuldner mehr

denn ein Quart Bier täglich bekommen soll; wo­ nach sich der Kerkermeister genau richtet.

Zufolge

bk kr Acte und ähnlicher Vorschriften habe ich in

der-

*--------------

Derfchiedenen' Gefängnissen

m

wem'ger Schuldner 'ge­

Hier war die Anzahl der Schuldner, welche

sehen.

bezahlen,

nichts

vor einen

Frohndienst vormals

fünfzehn, darauf nahm man reicht meh»s als-ntunei an; und jetzt ist diese Anznhl auf sieben eingeschraiikt

Der Kerkermeister bekömmt jetzt zweyhun-

worden.

Der Hochwürdige Herr Brome ist

dert Pfund.

Noch immer sehr aufmerksam auf die Gefangenen, indem er öfters ihr Brod wiegt, und Rachrichs

ten und Berichte qn den Magistrat abgieöt. freue

mich

sehr,

daß

er

die

Ach'

Gesundheit ‘ und

Ordnung in Ansehung der Gefangenen, und ihre be­

ständige

Aufmerksamkeit

in der Capelle mit allc^

Achtung und Devotion keiner anderen Ursache -zuals der Abschaffung

schreiben kann,

der Schenke

sreyheit. Gefängniß

zu Dury St. Edmund.

Der Gefängnißwarter bekömmt hundert Pfand Salar statt der Schenkgerechtigkeit. Diebe sind

Hof hier ist.

Schuldner und

beysammen wie vormals,

da nur ein

Hier fand ich verschiedene Hunde,

welche dem Kerkermeister zagehörten.

Ach wollte,

daß man keine Hunde in die Gefängnisse zuließ^ außer einen für den Gefangenwarter.

1787.

September 28.

brecher u. s. w. 17.

Schuldner 7.

Ver­

A-

296

,

Verordnungen und Vorschriften, welche In dem Zuchthause zu Bury St. Edmund in

der Grafschaft Suffolk zu beob­ achten sind.

X. Daß die verschiedenen Personen,

welche

als Verbrecher in dem Zuchthause inhaftirt werden, um harte Arbeit zu verrichten, gesetzt, daß sie auch

krank waren, alle .Tage, (ausgenommen die Sonn­

tage,

den Christtag und den Charfteytag)

so viel

Stunden, als das Tageslicht in den verschiedenen Jahreszeiten erlaubt, nur nicht über zwölf Stunden

arbeiten sollen; außerdem dürfen sie auch noch eine halbe Stunde beym Frühstück, eine Stunde bey der,

Mittagömahlzeit,

und

Stunde Heym

und diese Zwisthenraume der

Abendesten bleiben; Zeit sollen ihnen

eine halbe

mit einer Glocke angezeigt wer­

den *).

2. Daß der Gouverneur des Zuchthauses die verschiedenen Arbeiten,

den picrteliahrigen

die von den Gerichten bey

Sitzungen angeordnek und

skimmt worden sind,

jeder Person angebe,

be-

j«doch

soll Hierbey aufdie Starke und Geschicklichkeit der Per»

son *) Ein gewöhnlicher Fehler in den Zuchthäusern ist, Last

die Jnhaftirtcn zu wenig beschäftiget,

und daher

noch viel weniger zur Besserung ihres Lebenswandels

angesch-ckr werden, sondern als unnütze Lastender .Erde ihren Mitbürger^ beschwerlich sallen. A. d. U.

ton Wd auf da8 Alter und Geschlecht Rücksicht ge, jnymmen werden.

z. Beyde Geschlechter,

»dekblichen )n

Gefangenen

besondern

unter

Stuben essen

einander ganz

die männlichen und

sollen angewendet und

werden-

wohnen,

und gar keine

und

Verbindung

haben. 4. Daß eine jede so inhaftirte Person mit Brod

»der ‘ irgend einet andern Art guter und heilsamer 'Kost unterhalten werden soll;

allein alle diejenigen,

^welche unter der Aufsicht dcü Arztes, Wundärzte-

»der ?lpothekcr6 stehen, sollen diejenige Kost und Arz» Deyen bekommen, welche diese Vorschlägen. 5. Daß

der Gouverneur oder sonst die an­

deren Personen,

wenn dergleichen von den Gerich­

ten, um dem Gouverneur beyzustehen, angewendet

werden sollten,

sam seyn sollen,

vollkommen wachsam und aufmerk­

daß die so inhaftirten Personen be­

ständig, so lange die Stunden, .zur Arbeit bestimmt­

dauern, arbeiten, und wenn irgend eine Person ihr«

Arbeit zu thun nachlassen,

sollte,

oder nachlässig werden

ob sie schon Kräfte und Geschicklichkeit dazu

hätte, oder wenn eine dergleichen Person mit allem

Fleiß und Vorsah die ihr anvertrauten Waaren ver­ derben

und berauben sollte,

so soll der

Gouver­

neur sie auf die weiter unten angczeigte Methode

bestrafen. "6. Daß, wenn irgend eine so inhaftirte Per­

son sollte den Befehl de6 Gouverneurs nicht folgen

T 5

wol-

2Y8

nm

ivollcn,

B-

ober wenn sie sollte überzeugt werden,' tittS

vorsichtig und gotteslästerlich geflucht-oder geschworen

zu haben,

'oder ein unanständiges Betragen ge­

führt , sich eines unschicklichen Ausdrucks, oder Be­

schimpfungen,

Zanks oder unnüßer Worte gegen

irgend eine andere Person bedient zu haben, so soll

er oder sie ebenfalls so bestraft werden, als weiter unten ^«gezeigt ist *).

7. Daß der Gouverneur die Gewalt Hat, die verschiedenen Beleidigungen,

deren wir gedachten,

durch strenger Gefängniß zu bestrafen, und es soll in

ein Buch der Name einer jedweden Person, weiche so

gestraft worden ist, nebst der Anzeige IhkeS Fehltrittund der Dauer der Strafe angemerkt werden, damit

die gerichtliche Inspection bey ihren vierteljährigen Sitzungen, und die Richter bey ihren Besuchen hin«insehcn können. 8. Daß

der

Gouverneur alle Vereinigung

zwischen den Verbrechern und den andern Gefangenen verhindern soll.

9. *) Wegen aller solcher Ungebührnlffe ist aber auch ganz

vorzüglich nöthig, daß bey dergleichen Anstalten nur

solche angestellt werden, welche selbst fromm und wohlr gesittet sind, um sowohl ein Beyspiel geben zu können, als auch um desto besser die Vergehen und Ungezogen­

heiten der Znhaftirten bemerken zu können.

Solch«

Leute sind aber öfters sehr schwer zu finden. Dieses gilt

besonders von den Zuchnneistern, Gefangenwärtern und seinen untergeordneten Gehülfen.

A. d. U.

Daß

y. Daß der Gouverneur zu einer Arbeit, dis

Nicht allzu strenge ist, anhalten soll,

alle diejenigen Gefangeneil

welche von der Grafschaft gefangen

genommen und unterhalten werden, wenn auch gleich

der Befehl zu dem Verhaftnehmcn eines solchen Ge­

fangenen nicht ausdrücklich sagen sollte, daß ihm harte

Arbeit sollte aufgetragen werden: und er soll eine be­ sondere Nachricht von- der Arbeit solcher Gefangene«

liefern, und soll ihnen die Halste Profit für ihre Ar­ wenn

beiten,

sie das

Gefängniß verlasten,

aber-

nicht eher-geben.

. io. Daß der Gouverneur, noch irgend einer der ihm Untergeordneten irgend etwas,

was irrt

Hause gebraucht werden kann, verkaufen soll, noch

soll er irgend einen'Vortheil mittelbar oder unmit­ telbar von dem Verkaufe irgend einer Sache ha­ ben,

bey einer Strafe von zehn Pfund und seiner

Entlastung; Wein,

Ale,

noch soll

er

zulasten,

Brandweine und

Haus gebracht werden,

daß

irgend

iigueurs in das

ausgenommen zu medicini-

schen Absichten, und wenn er eine geschriebene Ver­

ordnung von dem Wundarzt oder Apotheker aufwei­

sen kann. — ii. Daß jedem Gefangenen reines Stroh w§-

'chcntlich einmal oder öfterer,

wenn es nöthig seyn

sollte, soll gegeben werden; und die Gefangenen sollen

verbunden seyn, täglich ihre Zimmer zu reinigen und auszufcgcn, und der Staub und Schinuz soll täglich

aus dem Gefängniß heransgeschafft werden.

i2. Daß niemand ohne Erlaubniß derer, die

hierüber etwas zu sagen haben,

irgend einen Gefan*

genen besuchen soll, und alle Gefangene sollen alle

Nächte im Jahr durchgcsehen, und alles Licht um oder vor neun Uhr ausgelöscht werden, sie sollen übrigens

Zanz abgesondert gehalten werden, wenn Zimmer ge« nug zu dieser Absicht können gefunden und aufgetrieben werden, und wahrend ihrer Arbeit sollen sie soviel von

einander abgesondert werden, als es ihre Arbeit, die

-sie zu machen haben, erlaubt *). 13. Daß der Gouverneur Eisen an Hande und

Füße irgend eines Gefangenen kvnne legen lassen,

jwcnn er sich widersetzt oder geneigt zu seyn scheint, dem Gefängniß zu entwischen;

aus

allein er soll

davon Nachricht an eine der Gerichtöpersonen, welche das Gefängniß besuchen müssen,

dann

geben, und als­

soll der Gefangene acht und vierzig Stunden

nachher geschlossen werden, allein er soll dieses nicht länger als sechs Tage fortsetzen, wofern er keine ge­

schriebene Ordre von einer der besuchenden Gerichts-

Personen erhält. 14. Daß jeder Gefangene sein Gesichte und seine Hände wenigstens einmal jeden Tag waschen

soll, ehe ihm sein Brod gegeben wird. -5.

*) Die

Vorschriften in Ansehung rber

Reinlichkeit,

sorgfältigsten

der möglichsten Absonderung und der

wenigsten Störung dürfte» mit die vorzüglichsten in Zuchthäusern, besonders aber auch in Spitälern sey». A. d'u.

ij. Daß jeder Gefangene wöchentlich ein reines Hemde bekommen soll.

16. Daß die drey verbietenden Schlußartikel aus dem 24. Geo. II. chap. 40. auf ein Bret ge­ mahlt werden,

und an einem Orte,

Augen fallen,

zugleich mit einer gedruckten Copie

wo sie in die

von den Verordnungen u. s. w. in dem Gefängnisse sollen aufgchangt werden. 17. Daß die männlichen Gefangenen, welche

wegen eines großen Diebstahls, oder wegen Raube-

rcy oder wegen anderer Verbrechen inhaftirt werden, sogleich nachher auf Kosten det werden sollen,

Jacke,

der Grafschaft geklei­

und daß ihre Kleidung in einer

weiten Hosen und

Strümpfen

von gel­

ber und blauer Farbe bestehen sott, und daß auch ge­ hörige Sorgfalt in Ansehung des Einpackens und Räucherns

ihnen,

der

Kleider der Gefangenen,

welche

wenn sie verhört werden oder wenn

das Gefängniß verlassen

müssen,

sie

wieder gegeben

werden solle beobachtet werden.

Das landschaftliche Gefängniß zu War­ wick.

Die Verbrecher waren hier auf eine schreck­ liche Art zusammen gedrängt.

Blos ein einziges

kleines Zimmer in welchem die Männer den Tag über

bleiben konnten,

und zwey und dreyßig sah ich in

Ketten in einem unterirdischen Kerker liegen,

wel­

cher ein und dreyßig Stufen tief lag; von denen zwcy

das

daö schleichende Fieber hatten *). Drey andere in einer Scube waren auch sehr frur.t und in Ketten.

zwey Zimmern,

den

lang

und ftchs

und

einen halben breit wa­

ren, blos mit Löchern in den Thü.cn, zehn Weiber,

la^en vier»

die fast ersticken wollten.

keine Frauensperson mehr in Ketten.

kenhaus ;

In

welche sieben F..ß und einen Hal»

kein Bad.

Jetzt lag Kein Kran­

Die Acte, welche zur 93er«

pstegung der kranken Gefangenen gegeben worden, war nicht aufgehängt.

Keine Kohlen werden den

Gefangenen dargereicht**). — Zum Unterhalt be­

kommen sie jeden zweyten Tag ein drey Pfund schweres Brod: es war gutes Brod und hatte bas volle Gewicht.

Dee Verurtheilten haben nicht eine halbe Krone die

Woche.

Losgesprochene Gefangenen (acquitted pri-

ibners)

werden in Ketten gehalten, bis der Rich­

ter die Stabt verlaßt.

Die E,recutionen find eine

Ausgabe für den Kerkermeister ***).

Die Gefan­

genen bekommen aus einem Legate jährlich ein Pfund, zehn *) Dieses

Gefängniß war

einsimalen so voll,

daß

einige von diesen Unglücklichen eine ganze Nacht hin­ durch, als da- übrigen schliefen, stehend wachen nrußr

tcn, und aus der Oessni'ng dcv kleinen Lerters gieng

ein Strom von auogeachmerer Lust heraus, sowie der Rauch ans einem Schorsteme heraus zu gehen pflegt. ** ) Daher verkaufen die Frauen ihr Brod, um Brenm

Materialien zu bekommen. ** *) Dies ist eine zu harte Zkuflage für die Kerkermeister,

wofür sie sich schadlos halten, wenn sie die Schuld«

ner bey lassen.

mehrern Gelegenheiten zu viel

bezahlen

-------------- -zehn Schilling,

welches die -Einkünfte von einem

Ewige Verbräm be­

Hause in der Stadt sind«

klagten sich,

Zvz

daß sie für den Bewilikommungsreunk

vier Schilling sechs Penny geben, oder auf ihre Klei­ der Schlage bekommen sollten.

Dieses ist eine von

den üblen Folgen und Wirkungen der Erlaubniß, nach welcher Bier eingeführt werden darf.

Schuldner

müssen für den

noch mehr bezahlen.

Die

Bcwillkommungstrank

Der Kerkermuster bekömmt

statt der Schcnkfreyheit sechzig Pfund.

Das

Stadt - Gefängniß

zu

Birming­

ham.

Der Hof ist nun mit breiten Steinen gepfla­

stert, allein schmuziq von dem Federvich *). ist nur eine einzige Stube,

Hier

in welcher den Tag über

keyde Gefchlechker sich aufhalten.

Weder die Acte,

anlangend die Verpflegung der Gesundheit der Gesun­ genen ,

noch die Verordnungen gegen die geistigen

Getränke waren aufgchangk.

Der Gefangnißwär*

ter hat kein Salar, allein »loch immer hat er die Frey­

heit Bier zu schenken. Da

*) Mit allem Recht spricht Hr. Howard zu »plederr hohltenmalcn wider das Hineinbringen der Hunde in die Spitaler und Gefängnisse, und wider die Ge­

wohnheit, Federvieh in den Höfen zu halten.

Der

letztere Fedler wird in Deutschland öfterer begangen,

als der erstere.

Die Gegenwart solcher Thiere in einer

Wohnung und in ihrem Umkreise kann zuverläßig aus­

serordentlich viel zur Verbreitung der Krankheirrn und ihrer Ansteckung bexkragen. A. d. U,

-------------

3°+ Da in das

Hofgefangniß für Schuldner

zu Birmingham

die Besuche Liqueurs hineinbrin­ gen, oder sie den Schuldnern durch die Fenster, die auf Lie Straße herausgehen, beygesteckt werden so halten

die meisten der Gefangenen ihre Einkerkerung für eine geringe oder für gar keine Strafe. Das

landschaftliche

Krankenhaus



Nottingham. Ein sauberes Krankenhaus in einer guten sage. Die Bettstellen waren von Eisen und die Ausstafst-

rung reinlich. Verschlügen.

Es sind Wasserreservoirs über den Die Fenster sind, und dieses ist nicht

gut,

ohngefahr drey Fuß unter der Decke.

neue

Spitaler jährlich geweift würden,

Wenn

besonders

die Säle und Gange, so würden sie langer frisch und

freundlich bleiben, und es würde auch für die Kran-

ken besser seyn *).

Gefängniß zu Oak­

Das landschaftliche

ham.

Der Unterhalt besteht täglich in zwey Penny Brod.

Die an

dem

Gerichtstage Ueberzeugken

(affi*) Besonders sollten die unterirdische» Kerker jährlich zweymal geweift werden.

Der Kalk sollte aber warm

von dem Kalkosen genommen werben, sollte in kochen« dem Wasser gelöscht, und unmittelbar gebraucht werden. Dieses würde solche dumpfige Plätze ganz außerordentt

lich wohl erfrischen.

(afiize convicts) bekommen wöchentlich zwey Schil» ling vier Penny.

D»e Tafel von den Ta^en und ge«

richt.

-

Wenn zwey in einem Bette liegen, jeder

wöchentlich

......

Wenn sie ihr eignes Bette haben, und

welches das

in dem Zimmer liegen,

Zimmer der Schuldner genannt wird,

worinne Bettstellen sind, welche dein Kerkermeister

wöchentlich

zugehören, ..

.

jedweder

.

.

.



Für die dopte einer obrigkeitlichen Voll-

macht wegen der Verhaftnehmung

*

x

**

sacHom Vol. XLVIII. p. 42. 3) . Kongl, Svenska Vetenfraps j^cademiens Uandlin'gar. 1757. Vol. XVIII. p. T. 4) Verhandeling ovef de fch.'rdelyk’e' hoedanigheid der fugt in de gasthayzen en gerangeniflen beneVens detrzelVs hulpmiddelen: xvelke de ilubbeldß prys van de konniglyke academie dt*r weeien* fehappen te Lyons behaaici beest door 4/^^. u$ Nahums, l e Haarlem > 1770.

Bemerkungeli über

.das

Gefangn sßfieber.

Ich möchte hier noch gerne einige beyläufige -Anmerkungen über das Gefängnißfiebcr hinzufügen, und sollte cS scheinen, als ob ich mir hier das Anse» hen eines 2lr^tcS geben wollte, so hoffe ich, ivird man Mir verzeihen,

weil meine Erfahrung in Lieser Ma»

terie meinen Mangel an andern Kcnntnific» einiger» Maaßen wird ersetzen helfen *).

Wenn man fragen wollte, von dem Gefängnißfieber wäre,

was die Ursache so müßte man zur

Antwort geben, Mangel an frischer just und Rein» lichkeit.

Da ich aber in einigen auswärtigen Ge­

fängnissen , Zellen und unterirdischerr Kerkem, welche

so schmuzig und übelriechend waren, als ich nur int»; mcr welche in unsern Gegenden gefunden habe> Lem«?

ohnerachtet dieses Uebel nicht fand, so muß ich sehen,« ob ich irgend eine andere zufällige Ursache seiner Ent­ stehung dürfte auffinden können.

Ich bin also der; Mey»'

lassen,

die dem deutschen Leser weniger lvichtigen,

Vorstellungen weggclassen, und wir glauben keinen.

Fehler begangen zu haben, wenn wir blos die zweyte, «Ufte, vierzehnte, neunzehnte und zwanzigste Kupfer-

platte unserer Uebersctzting beygefügt haben. ^A. d. II •) Hieraus sieht man, daß. einige einer irrigen Mey­ nung waren, weiche glaubten, daß -Howarv ein 2lrzt gewesen und verschiedene mebicinische Tchrifien

herausgegeben habe.

A. d. U.

...

4i»

.... -

Meynung, baß die plötzliche Veränderung der Spei­ seordnung und der Wohmrng das Nervensystem der

neuerlich Verurtheilten so angreife,

daß die allge­

meinen Ursachen der Iaulfieber eine unmittelbare Wir­ kung auf dasselbe äußern.

Daher ist e6 ein gewöhn­

licher Fall zu sehen, daß sie krank werden und in,ei-, ner kgrzen Zeit sterben, ohne eben ganz vorzüglich kraus

gewesen zu seyn.

Die Verurtheilten sind insgemein

herzhafte ^starke junge seute,

welche an eine unge­

zwungene Spekseordnung, mittelmäßige Wohnungen und

lebhafte körperliche Uebungen gewöhnt sind»

Diese werden an Ketten gelegt,

in enge st' daß alles, was man bis jetzt gethan hat, hauptsäch­ lich aus dem eigennützigen BewegungSgrunde, die Ge­ fahr in Ansehung: unserer eignen Gesundheit zu ver­ meiden, entsprungen sey.

Boy einer fortzusetzenden Verbesserung wird eS nun "besonders nöthig seyn, mit der Hauptstadt an­ zufangen. Denn wie man mir insgemein und fast allezeit erzählt hat, wenn ich bey meinen frühern Besuchen in den landschaftlichen Gefängnissen das Gefängnißfieber fand, so ist es allezeit von iondon dahin gekommen; so entspringen auch die verderb­ ten Sitten aus dieser großen Quelle, und verbreiten weit

weit und breit ihre Ströme.

bösartigen und nachtheiligen

Und in welchem londner Gefängnisse ist

«ohl eine gehörige Absonderung der Missethäter ge­ troffen worden, so daß die Alten von den Jungen,

und die Verurtheilten von denen,

»erhört Word« sind,

die noch nicht

getrennt wären?

Wo sind

Nachtstuben zur abgesonderten Gefangenschaft und

-um einsamen Nachdenken?

Wo giebt man wohl

auf die kranken und sterbenden Gefangenen genugsam Achtung? Wo findet man die Vorsil)rifren und Ver­ ordnungen der Magisttatöpersonen, welche die Auf.

sicht über die Gefangnißwartcr und die Regierung und

Beherrschimg der Gefangenen enthalten?

In wel­

chem Gefängnisse werden wohl nicht die Ohren von

den ungezogenen und boshaften Gesprächen der Ge­ fangenen sowohl, als auch der Knechte des Gefangen-

Wärter» beleidiget? In welchen Gefängnissen achtet

man wohl die Heiligkeit de» Sonntags? Kommen nicht an diesem Tage

Nachmittags

allezeit eine

ungeheuer große Menge Besuche zusammen und mehr,

al» -u irgend einer andern Zeit? Und ob schon die Schenkfreyheit der Gefangnißwarter abgeschaft wor­

den ist, gehen nicht dennoch für immer Herumtrager In die Gefängnisse, um die Gefangenen und ihre Gefell­ schaft zu bedienen? Und verkaufen nicht die Schuldner jetzt Bier? Und halten nicht jetzt noch die Knechte des

Gefangenwarters in den Gefängnissen Laden?

Ja es wird keine vorzügliche Reform in unsern Gefängnissen eher statt finden, bis die Wurzel aller die­ ser Uebel ausgerottet seyn wird, welche, wie ich den

Howard v. d. Pesthäusern. «. s. w

Dd

z'ivcr-

4i 8

................

zuverlässigsten Beobachtungen zu Folge sagen kann,

das Laster der Trunkenheit ist.

Daher ist es nöthig,

dasselbe ernstlich einzuschranken, welches vielen, wie ich vermuthen kann, zu hart und strenge seyn wird; allein hier giebt eö keinen Ausweg, straße :

eine

keine Mittel-

besondere Nachsicht gegen

einzelne

Gefangene würde daS ganze Vorhaben umwerfen» Meiner Meynung nach, und nach dem angehängten

Entwurf einer Verordnung, sollte man nochwendi« gerweise das Einbringen einer jeden Art von Getränke

verbieten,

Milch,

Molken,

Wasser ausgenommen,

Buttermilch

und um die

und

anscheinende

Härte in Ansehung der Schuldner zu vermindern, so wollte ich herzlich wünschen, daß man in unsern

Gesezen die Aenderung

trqfe,

und keine andere

Schuldner einspcrrete, als diejenigen, welche offen­

bar niederträchtige und betrügerische Schuldner wa­ ren.

Solche sind

wie Missethäter zu betrachten,

und können auch hiernach behandelt werden.

In Ansehung der Gesundheit und der wirkli­ chen Stärkung der Gefangenen bin ich versichert, daß

dieselbe durch ein solches Verbot am besten befördert werden könnte.

Wie viele Gifangene und Gefang-

nißwärter habe ich durch das Laster des Trunks dar­ auf gehen sehen, und >vie viel Verurtheilte habe ich in der Vermischung sterben sehen.

Missethäter sind ins­

gemein noch in den besten Jahren, und folglich noch stark genug,

um einen Versuch ihre schlechte Ge­

wohnheit zu brechen, wagen zu dürfen; und in Anse­

hung

hung der Gefangenen *), welche in den Gefängnissen insgemein in träger Unthatigkeit leben,

so können

diese selten starke Getränke nöthig haben, und weit zu­

träglicher würde eö für sie seyn, wenn sie zu ihrer Spei­ seordnung noch ein wenig Fleisch oder vegetabilische

Kost hinzugesetzt bekämen, welches bey dieser Ein­

schränkung ihnen desto besser bekommen würde**). Endlich werden auch die besten Geseze ohne Wür-

kung und Kraft seyn,

woferne nicht die thätigen und

eifrigen Bemühungen der Magistratspersvnen darauf sehen, daß dieselben alle streng befolgt werden: Miß­

brauche, wenn man auch noch so sehr darüber wacht, schleichen sich ein, keit,

und eö ist die äußerste Wachsam­

um sie zu entdecken,

und die angelegenste Auf­

merksamkeit, sie zu verbessern, nöthig. Stande gewesen bin,

Wenn ich im

einige von diesen anzugeben, Dd 2

und

*) Wie so viele habe ich gekannt, und von wie so vie­ len habe ich gehört, die als nüchterne und mäßige Menschen in das Gefängniß gekommen waren, und sich erst in demselben das Trinken angcwöhnt halten. **) Sollten einige Aerzte noch der Meynung seyn, daß gegohrne Getränke als Faulniß widrige Mittel in Gefängnissen nothwendig seyn dürfen, so bitte ich nur zu überlegen, daß ein warmes Gerichte vegetabili­

scher Kost, täglich zweymal, doch noch von größerem

Nutzen seyn möchte, und daß von den Frauen, die in den Gefängnissen insgemein wenig Bier trinken, doch im Verhältniß nicht mehr, als von den Männern sterben. —

Zch vermuthe nur gar zu sehr, daß sich

die Meynungen der Aerzte hierinnen ganz gewiß noch ändern werden.

und ihre Ursachen und Mittel dagegen anzugeben, fe hat diese- bey einer anhaltenden Aufmerksamkeit auf «inen Gegenstand von meiner Seit- alleinig geschehen können.

DaS Resultat meiner vorherigen Arbeiten und Bemühungen übergebe ich meinem Vaterlande. Ich bin wieder entschlossen eS zu verlassen, um Rußland, die Türkey und einige andere Gegenden zu besuchen, und meine Reise besonders nach Osten zu zu richten. Ich weiß sehr wohl, daß eine solche Reise mit vielen Gefahren verkr»üpst ist. Jedoch im Vertrauen auf die göttliche Vorsicht, welche bis jezt für mich ge» sorget hak, übergebe ich meine Schicksale ruhig und gelassen der Führung ihrer nie irrenden Weisheit. Sollte es Gott gefallen, meinem Leben ein Ende zu machen, bevor ich dieses Vorhaben sollte ausgeführt haben, so meynet nicht etwan lieblos, daß mein Be­ tragen die Folge eines übertriebenen Enthusiasmus gewesen sey, sondern die Frucht eine- ernsthafte» Nachdenkens über meine Pflichten, und weil ich meinen Nebenmenschen so nützlich zu werden hoffte, als bey einer eingeschränkten Lebensart nur immer ge­ schehen konnte.

Entwurf zu einer Verordnung. Da die guten und heilsamen Gesetze zu einer bessern Anordnung und Einrichtung in den Gefäng­ nissen des Königsreichs und zur Verhütung der Trun­ kenheit und der Zänkereyen in denselben sich noch nicht «ürksanl zur Vollziehung der Hierbey nöthigen Absich­

ten

fett bewiesen haben, so mag daher auf Befehl sei» ner Königlichen Majestät in eine Acte eingetragen tperben, daß kein Gefangnißwärter oder Officier ir­ gend eines Gefängnisses oder eines Zuchthauses zulas­ sen soll, daß in dieselben irgend'ein Getränke gebracht, oder in denselben verkauft oder ausgegeben werde, Milch, Molken, Buttermilch, und Wasser ausge­ nommen, und ein jeder bey einem Gefängniß ange­ stellter Gefangenwarter u. s. w. soll für einen jeden solchen Fehler und ein jedes solches Vergehen, eine Sttafe von ein hundert Pfund bezahlen, wovon die Hälfte dem, der «6 angegeben, und die andere Hälfte dem Scha; der Grafschaft, in der der Fall vorgekom­ men , soll überliefert werden, und dieses soll zudem Capital, welches der Grast'chaft zugehört, geschlagen werden; die angezeigte Geldstrafe soll in einem der königlichen Gerichtshöfe zu. Westmünster durch eine Klage eingetrieben werden, und im Falle daß ein Gefängnißwärter oder anderer Officier hlerinne»» sollte überführt worden seyn, wie wir vorhin anmerkten, und sollte wiederum auf gleiche Weise den nemlichey Fehler begehen, und deshalb ein zweytesmal nach de» Gesehen verurtheilt werden, so soll dieser zweyte Fehlttitt mit dem Verlust seines Amtes bestraft werden. Und ferner soll in die Acte gesezt werden, daß, wenn irgend eine Person oder mehrere sollten auf ir­ gend eine verborgen« Art versuchen oder selbst und wirklich in irgend ein Gefängniß oder Zuchthaus Ge­ tränke und Liqueurs von irgend einer Art bringen, Dd z Milch,

Milch, Molken,

Buttermilch und Wasser ausge­

nommen, so soll eö den Gesetzen zu Folge, dem Ge­ fängnißwärter,

oder einem andern Aufseher eines sol­

chen Gefängnisses oder Zuchthauses, nen Knechten erlaubt seyn,

oder auch sei«

eine solche Person zu er­

greifen, und sie vor den Friedensrichter der Grafschaft zu bringen, welcher die Macht und Gewalt hat, die Kla­

ge anzuhören und das Verbrechen kürzlich zu richten; und wenn er durch den Eidschwur eines glaubwürdi. gen Zeugen oder sonst auf eine andere Weise eine sol­ che Person oder mehrere des Verbrechens halber über­

zeugen sollte, so soll er von Stund an,

einen solchen

Verbrecher, oder wenn es mehrere sind, dieselben ins

Gefängniß oder Zuchthaus bringen laßen, allwo sie

einige Zeitlang, jedoch nicht über drey Monath, in Sicherheit gehalten werden sollen, ohne Bürgschaft

anzunehmen, es sey denn, daß diejenigen, die so etwas

verübt, unmittelbar eine Summe von zehn Pfund und nicht drüber bezahlen wollten, die aber auch nicht ge­

ringer, als fünf Pfund seyn darf, welche der genannte

Friedensrichter als eine Gebühr anrechnen soll, wo­ von die eine Hälfte derjenige bekommen soll, der es

angab, die andere Hälfte aber soll dem Schazmeister

des landschaftlichen Capitals gegeben und zum Besten der Grafschaft angewendet werden. Allezeit mit dem Beding soll ferner in die Acte

gesezt werden, daß nichts von dem, was wir bis jezt

vorgekragen, auf irgend eine Person, welche hitzige

Getränke in das Haus des Gcfangenwärters zu seinem Privatgebrauch gebracht, und sie in die Hände des Gefan»

GefangcnwarterS selbst abgeliefert Hak, soll ausgedehnt werden, so wie auch nicht diejenige Person, welche in, das Krankenhaus eines Gefängnisses Getränke

oder Arzneyen bringt, welche der Wundarzt oder der Apotheker des Zuchthauses verschrieben hat,

wenn

sie nur dem Wundarzte, 2lpothekcr, oder einem diesen

beygeordneten Gehülfen überreicht werden. Ferner soll in die Acte eingetragen werden, daß

die verschiedenen Fridensrichter bey den vierteljährigen Sitzungen versammlet, hiermit berechtiget sind, »inß

aufgefordert werden-,

zu verordnen und Sorge zn

tragen', daß die verfchiedeuen, in dem unten ange.

Hängten Plane enthaltenen und erwähnten Artikel, je*

den Gefangenen zum Unterhalt desselben während sei­ ner Gefangenschaft mögen dargereicht werden; avchsol« len sie gleichfalls verordnen- daß die Zimmer,- welche

in irgend einem Gefängniß zum Behuf eines Kran­ kenhauses ausgesetzt worden sind,

mit einer hinrei­

chenden Anzahl Strohbetten mögen versehen werden,

daß das Stroh darinnen wenigstens alle Monathe einmal verwechselt werde, und daß auch zu den Bet«

ten hinreichend viel Betttücher, Bettdecken und an­

dere Ueberzüge da seyn mögen, so wie auch, daß eine gehörige

Menge Wasche und

Kleider,

lhcn Gefangenen verdorben worden,

die von

hcrbeygeschast

werde, und sollen ferner verordnen, daß von Mi­ chaelis bis zu Maria Verkündigung in dem Zim­

mer, in welchem die Gefangenen den Tag über zu­ sammen kommen, Feuer gemacht werde, jedoch alle­ zeit vorausgesetzt,

daß kein Contract zu Lieferung der

42+

--------------

nöthigen Provisionen, Betten, Feuerung oder ir­ gend anderer Artikel mit irgend einer Person, oder mit dem Innhaber eines Gefängnisses, oder seinen Leuten, soll gemacht werden, damit sie kein Interesse dabey haben und keinen Vortheil davon ziehen mögen. Und ferner soll in die Acte eingetragen werden, daß die Ausgaben, welche die Ausübung der Verord­ nungen der genannten Richter verursachen, und wel­ che kraft dieser Acte gemacht werden, in so fern sie die landschaftlichen Gefängnisse angeht, aus dem je» damaligen landschaftlichen Kassen soll ausgezahlt wer­ den, und im Falle, daß sie die Gefängnisse besonde­ rer Städte und Flecken angehen sollten, welche zu den landschaftlichen fassen nichts beytragen, so sollen sie aus den besondern Kassen dieser Städte, welche eigene Gerichte haben, zu welchen solche Gefängnisse gehören, bezahlt werden. Und ferner soll in die Acte eingetragen werden, daß alle Gefangene, welche Diebstahls halber angektagt worden sind, von den übrigen Gefangenen bey Nacht abgesondert, in besondere Zellen gestecket, und ein jedweder von dem andern getrennt werden sollen, und alle übrige Gefangene, welche zum Ver­ hör sißen, oder weil sie ihre Gebühren nicht bezahlt habrn, sollen bey Nacht von einander, so viel als es das Gebäude zulassen will, abgesondert werden. Und ferner soll in die Acte eingetragen werden, daß jede Zelle und Nachtstube gehörig mit Betten und so roßtet versehen seyn soll, und daß die Gefangenen, welche

welche ordentlich sind, nicht allein in ihre Zellen sollen eingeschlossen werden, sondern sie sollen den Tag über,

einige Stunden in den Hof oder Garten gelassen werden.

Und ferner soll verordnet werden, daß jedem

losgelaffenen oder loögesprochenen Gefangenen,

der

entweder gerichtlich oder durch Begnadigung seiner Majestät, seine Befreyung erlangt hat, unmittelbar

nachher öffentlich seine Fesseln abgenommen werden sollen, und ihm davon zu gehen erlaubt seyn; auch

soll er nicht zurück gehalten werden können, durch ir­ gend eine Rechnung von verursachten Kosten jeder

Art, oder durch ein« Schuld,

die er sich wahrend

feiner Gefangenschaft zugezogen hat, welche nur der Kerkermeister oder" Ausseher des Zuchthauses unter ir­

gend einem Vorwande bot» ihm fordern.

Und da die große Anzahl von Personen, welch«

sich täglich zu den Gefangenen begehen, welche in den

verschiedenen Gefängnissen eingefperrt sind, Unordnun­ gen und Ausschweifungen befördern, und Gelegenheit zu mehreren und neuen Verbrechen geben, und das

Entweichen aus den Gefängnissen erleichtern; so soll daher in die Acte eingetragen werden, daß niemand in

irgend ein Gefängniß oder Zuchthaus eingelassen wer­ den soll, um einen Gefangenen, der Schulden halber

sißt, zu besuchen, drey Tage in der Woche ausgenom­ men, Montags,

Mittewochs und Freytags nehm­

lich, und ferner sollen nur drey Personen an einem jeden von diesen Tagen,

zu einem so eingesperrten

Gefangenen gelassen werden,

und daß niemanden er.

4-26

------- —

laubt seyn. soll,, irgend einen. Gefangenen zu besuchen, welcher wegen einer Vcrratherey, eines Diebstahls,

oder

andern

Verbrechens, vxrurtheist worden ist,

Freytags in jeder Woche ausgenommen, und alsdann sollen auch nur zwey Personen zu einem solchen Ge­

fangenen geiasten werben;

■5 Immer mit der Vorausschung,

yon dem, was Hierinn enthalten ist,

daß nichts auf die Ans-

schljeßungen. aller der Personen ausgedehnt werden soll, welche bey solchen Gefängnissen zu nöthigen Absichten angestellt sind, noch einer solchen, welche einen gee

sehmäßiMr. Prozeß zu vollziehen bekömmt, oder in her Absicht ein eidliches Zeugniß oder,sVescheiuigunK von einemLarjnnen eingefchlosscnen. Gefangenen zu exss halten hat,' noch auf dem Äichkcr des Gerichtstages-,

oder den Grand Jury, noch, irgend eine Magistrats-

perfon des Districkts,

in welchem solche Gefängnisse

kiegm, noch eine "Person, die dirrch Hand und Sie­

gel eit.eksclchen Magistratsperfön bevollmächtiget ist, dis besagen Gefängnisse oder einem Gefangenen dar­ innen'zu besuchen, 'noch auf einem Geistlichen, er sey

von einet ReligisnSfecte, von welcher er wolle. Unb ferner soll verordnet werden, daß jeder

durch einen Prozeß, oder sonst verurtheilken Perssn,

erlaubt seyn soll, sich zu gehöriger Zeit den Tag über holen und bringen zu lassen, was sie von Nahrungs­

mitteln und nothwendiger Kost braucht, woher sie es

nur immer bekommen kaiin, und daß ein oder mehrere Diener des Zuchtnreisters alle Morgen in der Woche, den Sonntag ausgenommen, auf bas Verlangen der

Gesänge-

------------ Gefangenen ausgehen sollen,

4-7

um nothwendige Nah«

rungsmittel einzukaufen und herbeyzuschaffen.

Und ferner soll in die Acte eingetragen werden, daß ein jedweder Gefängnißanfseher, oder Annhaber eines Gefängnisses oder Zuchthauses- bevor-oder we­

nigstens chen' 29. September 17.... eine .oder Meh­

rere Copien von dieser Acte auf ey Bret mahlen, und an einer Stelle in dem Gefängnisse aufhängen, und von Zeit zu Zeit ausbessern lassen soll, damit cs je­ derzeit gut könne gelesen werden, bey einer Strafe von vierzig Schillingen, welche durch die Vollmacht

einer gerichtlichen Person, in der Grafschaft in wel­

cher das Gefängniß ist, gehoben werden kann, und dieses Geld soll zu dem Capita! der Grafschaft geschla­ gen werden. Vorerwähnte

Tabelle.

Gut Weizenbrod, ein und ein halb Pfund täg­ lich, das heißt, ein halb Pfund zum Frühstück, und ein Pfund zur Mittagsmahlzeit.

Frühstück.

Jedweden Tag

eine viertel Pint«

Weizen-oder Gerstenmehl, Habergrüze oder Reis zu einer Suppe gekocht.

MiLtagöessen. tags,

Sonntags und Donnerst

ein Pfund Rindfleisch,

Schöpsenfleisch

oder Schweinefleisch, ohne Knochen.

Montags und Freytags, in 'der

gekocht.

Brühe

eine Pinte Erbsen des vorhergehenden Tages

4*8



Dienftags, eine halbe Pinte feines Weizenmehl zu einem Pudding oder Suppe.

Mittwochs, zwey Pfund Potators, Rüben, Möhren oder andere Pegetabilien, wie sie die Jahreszeit mit sich bringt.

Sonnabends, ein »iertel Pfund Käse oder vege­ tabilische Kost, -wie Mittewochs. Täglich eine Vierkelunze Salz-.

Zusatze.

Zusätze.

VVftne Forderung ist wohl billiger als die, daß em *0 * jeder in dem Staate, in dem er glücklich und

zufrieden lebt, alles düs zur Glückseligkeit seiner Mit»

Menschen beytrage, was er dazu beyzutragen m Stand gesetzt ist.

Und eines je größern ivbes derjenige wür­

dig ist, der Gott immer vor Augen hat, je geneigter die Gutgesinnten in unsern Tagen sich nach den be­

sten Grundsätzen der Moral zu leben bemühen, und je angelegentlicher der Begüterte auf alle Bequem­

lichkeiten des Lebens täglich immer mehr denkt, desto mehr ist ein jeder,

den Amt,

Vermögen dazu berechtiget,

um

Ansehen und

verbunden,

nach den

Vorschriften der Religion und Moral zu handeln,

und für die Erleichterung des Elends seiner unglück­ lichen Brüder zu sorgen. Wenn wir aufmcrkjäm seyn wollen, so können wir finden,

daß schon langst andere Nationen den

Deutschen zu Beyspielen in der Verp'fiegung der Ge­

fangenen) der Armen und der Kranken dienten, ob es

schon zuM Theil unsere Nation in einzelnen Polizeyanstalten auch so weit gebracht hak, daß sie von an­

dern verdient nachgeahmt zu werden. Allein merkwürdig,

ja ganz besonders merk­

würdig ist es, daß einer, ein einziger wahrer Men­ schenfreund,

vereinigten

mehr leistete ,

Kräften,

als viele Nationen mit

Howard

nemlich,

dessen thäti-

----------

432-

thätigen Eifer fein Vaterland und die ganze Mensch­

heit segnen muß. Recht gerne möchte ich dahero zu dem vor­ trefflichen Werke deö Herrn Howard einige Zu­

sätze liefern, wenn mir nur der in seinem Buche ge­ wählte Plan, und die Kürze der mir gegebenen Zeit

erlaubte, etwas Vorzügliches zu leisten.

Doch sollte

dieß nicht möglich und für jezt unausführbar seyn,

so will ich mich doch bemühen, wenigstens nutzbar in meinen Beylagen zu werden.

Sie werden freylich

nicht« anders seyn, als zerstreute Bemerkungen; al­

lein jeder, der diese Materie zu bearbeiten unternahm, wird wissen, wie viel dazu gehören würde, wenn man bey so vielen und mannichfaltigen Gegenständen voll­ Ferner ist in dem Howard-

ständig werden wollte.

schen Werke von Pesthausern,

Gefängnissen,

Ar­

beitshäusern , Zuchthäusern und Krankenhäusern die Rede; allein ich werde in meinen Zusätzen blos von den leztern sprechen; denn von den Pesthäusern würde

ich

keine andern, als mangelhafte Nachrichten geben können, und von den Zuchthäusern und Gefängnissen

hat uns Herr Köster schon viele Bemerkungen in seiner gleich zu Anfang») angeführten Ueberseßung

des erstem Howardschen Werks mitgetheilt.

Den­

noch werde ich noch einige Anmerkungen einstreuen können,

welche auch

auf die Versorgungshäuser

anwendbar sind.

Der so rühmlich bekannte, verdienstvolle, ar­ beitsame und gelehrte Herr D. KrÜlli) in Berlin,

hat

*) Seite a, dieser Uebers.

hat zwar in dem führn und vierzigsten Bande seiner ökonomischen Encyclopädie in dem Artikel Kranken­ haus,

außerordentlich viel geleistet,

und dieses

könnte mich von meinem Vorhaben allerdings abhal­ ten, wenn ich nicht gesonnen wäre, in einer andern

Ordnung den arigezeigten Gegenstand abzuhandeln, und wenn ich mir nicht zur Pflicht gemacht harte, nur

das Nothwendigste au« diesem Buche zu entlehnen,

und meine jeser fleißig darauf zu verweisen.

Die Geschichte der Errichtung der Krankenhäu­ ser durch die Johannitter Ritter und Tempelherren

und den Ursprung der öffentlicher« Badestuben erzäh­

let une der Herr,O. Mpfhsen in seiner Geschichte der Wiffenschaftey in der.Wark Brandenburg,

sonders der Arzneywissenschaft.

be­

Berlin und ieipz.

1781. 4.

Den Nüßen,

den die Hospitäler dem Wohl

der menschliche«« Gesellschaft und der Arzneywissenschofr leisten, hat Herr Leußler in seiner Swas-

burger Drsserkatio««: de vtilitate xenodochiorum,

1779. 4. zu erweisen sich bemüht'^), ob schon die­ ser

eines weitläuftigen Beweises

seyn dürfte.

nicht benöthigt

Der große Nüßen der Spitäler für

den Staat ist entschieden,

allein wie vervielfälti­

get er sich nicht, wenn er zur Ausbildung der Arzneywiflen*) Ferner auch Adeib. Friedr. Markus, von de» Vor­ theilen der K.ankenhauser für den Staat. Dambcrg

und Würzburg, 1790. $.

Howard v. d. Pcfthauseru «. s. rv.

Ee

wisienschaft so vieles beytragen kann.

Auch hat die

Hospitalpraxis das medicinische Studium sehr aufge­ klärt. Mein seliger Lehrer und Freund Stoll gieng

vielleicht zu weit, wenn er meynte, daß derjenige kein' guter praktischer Arzt seyn könnte, der nicht außer sei­

ner Stadtpraxis,

einem Krankenhause verstände,

oder sich nicht nach den Beobachtungen, welche be­

sonders in Ansehung der epidemischen Krankheiten in dem Spitale gemacht würden, richtete, oder wenig­

stens in einem Spitale gebildet worden wäre.

Ein

Krankenhaus kann zur Auflösung mancherley Pro­ bleme in der Arzneykunde dienen.

Ein Spitalarzt

kann täglich eines jeden wichtigen Kranken Zustand und dell Verlauf der Krankheit aufzeichnen, Beob-

achtungen über die Mortalität, übet die epidemischen Krankheiten, über die Kopfwunden, complicirten Brüche u. s. w. anstellen,

meteorologische Bemer­

kungen zrisammentragen, pathologische Sectionen veranstalten und practische Resultate daraus ziehen, und Stolls, Bangs, und anderer lobenswürdigen

Beyspielen nachahmen.

Der junge praktische Arzt,

übt sich im Beobachten, lernt die große Kunst Patien­ ten zweckmäßig auSzufragev; doch hiervon mehreres

weiter unten, wo von den klinischen Instituten die Reds seyn wird. Kurz, Hospitäler müssen Elend

und Schmerzen lindern,

die Mortalität nützlicher

Bürger vermindern und junge Aerzte bilden helfen, so

wie sie schon erfahrne immer sichrer und geschickter in der Ausübung ihrer Klinst machen können,

I. Von den Krankenhäusern überhaupt.

Von der Lage derselben. Die Auswahl des PlazeS zu einem Spitale, ist das erste, worauf sich alle Aufmerkfamkelt der Vorsteher desselben verwenden muß. Der Piaz zu ei­ nem Spital muß frey, luftig, trocken und groß seyn,, etwas erhaben auf einem Hügel oder Berge liegen, vow feinem Flusse*), stehenden Wasser umgeben, nicht Von zu vielen Baumen umschattet, noch von sehr,.ho*, hen Hqgfern oder Manufacturgebauden uinringt seyn.. Derart pars nicht zu enge eingeschlossen und von aller. Erneuerung der Luft abgeschnitten seyn. Vor den, Nordwinden muß ein Spitalgebaude gesichert seyn,, auch soll es nach Pettts **) Vorschlag, nie in einer großen Stadt Plaz nehmen, sonder außerhalb dersel­ ben liegen. 3n der Stadt kann ein kleineres Spital seyn, in welchem man diejenigen aufnehmen kann, welche nicht gleich in dqö große gebracht werden ton­ nen. Diesen Angaben und Ersij,^ernissen zu Folge, liegt also dasHotcl^Dieu, in Paris***), an keinem allzu vorthcilhaften und gut gewahlten-Orte, weil es Ee 2 nicht .*) Andere hingegen meynen, eS^ müsse in der Nähe von

fließendem Wasser liege», wie dieses auch bey mehreren

Spitälern der Fall ist: große Flüsse können nicht im­

mer in der Nähe eines jede» Spitals liegen, und klei­

ne schlammigte Gewässer bringen keinen Vortheil.

_♦*) Memoire für la meilleure mamere de conftruire ui) Hospital des malades , par M. A. Petit. J774. a Paris, 4. ♦**) Rrkmr ökon, Encvclvpädie, 47 Bd. S

nicht nur niedrig und nahtz an der Seine liegt, son­

dern auch mitten unter hohen Häusern steht.

Ein

Gleiches gilt von dem Vartholomäusspitale in London, welches mitten in der Stadt liegt, obschon die Mor­ talität in demselben nicht allzugroß ist. Herr Strack

im allgemeinen Krankenhause in Mainz, Frankfurt am Mayn 1788. S. 15. meynt, ein Krankenhaus

müsse nahe am Ende einer Stadt gegen die Ost - oder

Rördfeite, am besten zwischen Nordost, nicht aber gegcü die Süd-und Westseite, am wenigstes zwi­ schen Südwest stehen. In der Nähe desselben, soll kein Morast seyn, weil Sumpstuft schädlich ist, mtÜ zu gewissen Zeiten sich sehr hoch erhebt; keine Mahl» Mühle, kein Schlosser, kein Schmidt, kein Faßbistder/

kurz, was ein lerinendeS Geräusch macht, dürfen der Nachbarschaft seyn. Auch muß ein Hospital von Fleische bänken, Vichställen, Gerber-uüd Färberwerkstädten und Kirchhöfen entfernt seyn. Nicht rathsäm ist cs,

ein Krankenhaus' am' Fußr eines Berges anzulegest, weil nur gar zu gewöhnlich alsdann die Bertzwasser herabfiicßen und d!-'> Gebäude feucht machen. Herr Hunczovsky *) rühmt vorzüglich die Lage des Heil. Geist-Spitals zu Maiseille.-

Es liegt an heb Nord-

seite der Stadt, auf einer Anhöhe, und steht mit

dem Froutflügel gegen Mittag.

Das Hotel-Dien,

zu Rouen, liegt ohnweit der Stadt, gegen Westen, und *) Iah. m man den ArÄMZ in ft ökon. En'cyclo« pädi§ z. Band S. 4-93* - Nachlesen.

Eitl Operakiotissaal, vergleichen in Mehrern englischen Krankenhäusern hat, mäßig

groß

seyn,

in. der' Nahe

der

man

muß

Kran­

kensäle sich befinden, ich, denen die chirurgischen Kranken likgen; er kgnn wie >tn Theatrum anatomi-, cum gebaut seyn, und 'isiufi viel Licht.haben, wo mög­

lich eint Kuppel,' die mit einem Fenster versehen seyn

muß. , Dieses Fenster muß sehr festes Glas haben,

und drüber' ein> Gitter ang'ebracht seyn; auch muß die

Kuppel nach geendigter Operation allezeit zugedeckt' werden.

Das auf diese Art oben hereinfallende. Licht,

verschafft dem operircndett Wundarzt, ungemein v'el

Vortheile, wie diejenigen mir gerne einraun»en werden,

welche solche Anstalten geschert haben.

Di« heimlichen Gemacher und Kloaken müssen^ auch zweckmäßig' iiti6 nicht allzu sparsam an» bracht werden, auch müssen sie wo möglich in-benach­ bartes Wasser geführt werden.

Mehrere hierher ge­

hörige Bemerkungen sammelten Howard, KrüntZ^ und andere von mir schon angeführte Schriftsteller; auch werde ich weiter unten, wenn von der Spitalrrinigung die Rede seyn wird, noch einiges nachho­

len lohnen. Für die Genesenden können in einem SpiÄle

auch allgemeine Speisesalil angelegt werden, weil die Speisenchie4üft gar sehr verderben. So ist es auch

rachlam,-' für die schon größtentheils Wiedekhergestell-ten Arbeiksstuben zu haben, damit Trägheit und' Faulheit sie nicht wieder zu neuen Krankheiten pra-

disponire,

wenn man sie

Daß man Genesenden,

noch nicht aus dem Spltale, entlassen will oder kann,, leichte Arbeit gebe, ist sehr a'nzurathen, jedoch auch. solche,

welche sie ver­

bey welcher die Viaterie,

arbeiten ,

keine neuen Krankheiten ihnen zuzuzie­

hen im Stande ist.

Denn auf diese, Art kann der

Fond des Spitals wenn auch nur einen kleinen Zu­

wachs gewinnen.

Oesters sah ich in Spitalern Per­

sonen, die eher in Versorgungshauser, als. in Kran­

kenhäuser gehört hatten. Bey

der Abtheilung eines

Spitalg^häudrs

hat man ferner darauf zu sehen, daß den Geisillchen,^ Aerzten, Wundärzten,

Apothekern,

an gehörigen

Stellen Wohnungen, und den Aufwartern Krankenwar-

447

----------------

martern u. s. w. die erforderlichen.Stuben und Be» Haltnisse angewiesen werden.

Von den Stuben für

die Krankenwärterilinen werde ich weiter unten; noch

etwas erinnern können.

Eine Todtenkammer darf einem Kranken­ hause auch nicht fehlen,

und neben derselben em

anatomisches Zimmer.nebst einigen Kammern,

in welchen die pathologischen, Sectionm veranstaltet,

werden müssen *).

Außerdem wirb wohl von selbst ein jeder Bau­

meister,

dem ein Spitalgebaude anvcrtraut wird,

darauf sehen, daß es Helle und lichte werde, mit lich­ ten und wohlabgetheilten Gängen versehen sey, und

in Ansehung der Fenster,

Gange, Sale und Trep­

pen**) so angelegt und aukgeführt sey, daß der Luftreinigung des Spitals nichts im Wege stehe.

Von den Krankensalen.

Die erste hier aufzuwerfende Frage, mit wel­

cher die übrigen vereinpaart werden können, ist die­ jenige, welche durch gegenseitige Streitschriften die Herren Hoffmann und Strack in Mainz

aus

einan-

*) Also nicht wie i» dem Hotel-Dieu, in welchem zwi­ schen den Krankensälen, Todtenkammern und Kleiderbehältniffe sind, oder wo zunächst der Zimmer, in de­ nen die ansteckendei» Kranken liegen, das anatomische Theater ist.

*♦) Die Treppen in Spitälern müssen breit, und die Stufen niedrig seyn.

----------------

448

einander zu sczen bemüht gewesen sind.

Nun will

ich gleich im Voraus anmerken , daß es weder rathHun fei),, jedem Kranken eine besondere Zelle zu ge­

ben, noch auch in größern oder kleinern Sälen zu viel, Kranke aufzunehmen.

Iedennoch wollen wir die

einander gegenüberstehendcn Gründe der Herren Hoffmann und Strack nicht unangeführk lassen, weil dieser Gegcnssand m'it einer der wichtigsten in

unserer Materie ist.

Herr Hoffmann '.) führt we­

der viele noch besonders wichtige Gründe an, und Hr. Strack *)

hingegen sezt diesen nicht nur gel­

tende , Gegengründe entgegen,

sondern

führt auch

außerdem noch treffliche Veweise an, welche darthun, daß man nicht einem jeden Kranken ein besonderes Zimmer einraumen müsse. ^>r. Hoffinann meynek,

man sähe in Krankheiten verschiedene Ausgänge durch Stuhl, sinn, Schweis, Auswurf und Athem; je­

der dieser Ausgänge müsse durch eine besondere Zim­ merwarme unterhalten werden, dieses könne aber in

einem Saale, wo mehrere Kranke beysammen liegen, unmöglich geschehen, weil im ganzen Saale der nemliche Grad von Warme wäre. Hoffmann verlangt,

Was hier Herr

kann auch nicht in einzelnen

Zellen und in der Stadtpraxis erreicht werden, eine reine i) Christ, -.udwig -Hoffmann von der Nothwendig­ keit, einem seden Kranken in einem Hospitale sein eigenes Zimmer und Bett zu geben, Mainz i/gg. und Bestätigung der Nothwendigkeit u. s. w. 1789.

-) Karl Strack das allgemeine Krankenhaus in Mainz. Frankfurt am Mayn, 1788. 8-

tdne mäßig warme Luft dürfte zu gliett Crifeu tauglich

seyn, in verschiedenen Cliinattn werden die nemlichen Krankheiten geheilt;

wa6 bas Regimen nicht" aus-

richten kirnn, können Arzneymittel bewerkstelligen: Ferner sagt Hr. Hoffmann: in große«, Sälenwo mehrere Kranke beysammen liegen,

Kranken einander in der Ruhe. —

siör'en die-

Auch' die Ge­

müthsruhe wird gestörek, «venn einer seiner« Nachbar'

beichten^, sterben, oder wegtragen sieht.

Diese Un­

bequemlichkeiten aber können durch Vorhänge zwi­

schen den Betten, und ähnliche dergleichen Mittel,,

urp vieles vermindert werden, und diejenigen, die, siurk phantasiren, oder operirt werden müßen, kann man ja, in besondere Stuben bringen*).

Endlich

bemerkt er, wenn in großen Spitalsalen nur ein oder der andere mit einer ansteckenden Krankheit behaftet

tpürbe, und die Luft des Spitals vergiftete, so könne

Tiefes die Kranken des ganzen Hospitals in große Ge­ fahr sehen. Wie aber, wenn bey ansteckenden Krank­ heiten von einzeln Zimmern mehr zu fürchten seyn

dürfte, als von größern Sälen, wenn man wahr­ genommen hätte,

daß ansteckende Krankheiten in

den engen Wohnungen der 2lr«nen eher bösartig wür­ den , als in den Häusern der Vornehmen, wenn die

Erfahrung lehrte, daß die bewegte Luft die Ansteckung ver*) Ein« Vorschrift, di« sich" fast in allen über die Epitäler abgefaßten Schriften befindet, ist, daß Kranke,

di« .durch Geschrey, Unruhe, Raserey,

u. s. w. stö»

ren^ aus dem Krankensaale in einsame Zimmer ze» bracht" werden müssen.

Howard v. d. Pesthäusern, u. s. w.

Ff

45P

vermindere.

Auch könnte man Noch meHrepe Gege«i

gründe anführefl, wenn diese nicht schon hinreichend wären.

So habe ich auch in mehrern, Krankenhäu­

sern die-Kranken in besondern Zellen-angetroffen,

z.B. zu Greenwich, Chelsea, uyd »wch anmehrem Oertern^).

AiklN,

ist auch für die einzelnen Zellen.

Demohnerachtet hindern mich yur gar zu viele Gründe,, ihm hierimren Mecht zu geben.

Nun muffen wir über auch noch Hrn. strack

über diesen Gegenstand unsere Auftnerksnnkeit schenk fcn.

Einzelne Stuben und Zellen kn einem Kran­

kenhause, daö viele Kränken aufnehmen soll, könn­ ten für das, was tu ein Krankenzimmer gehört, nicht immer groß genug angelegt werden. Die-Bet­

ten müßten der Lange Nach insgemeiN an die WaNd

gestellt werden, und es entgeht den Patienten und den Aerzten" und Wundärzten viel Bequemlichkeit, wenn' das Bette nicht von zwey Seiten ftey sieht. Es^

verträgt sich mit einer solchen Einrichtung, 'wie Herr' Hoffmann vorschlagt, ferner die bey dergleichen An­ stalten *) Zn Dessau sah lch in einem kleinen Krankenhause, eine Einrichtung, welcke mir doch, auch nicht ganz^ gefallen wollte. C's lagen die Patienten ebenfalls ih kleinen Zellen, deren Scheidewände aber auf bey/

den Seiten oberwärtS mit Gittern versehen waren, damit die Lust durch alle Zellen gehbrig^iehen sollte. Allein man sieht nur'gar zu bald, daß hierdurch

ttichtS gewonnen wird, daß die Luft durch die Scheie deivÄnde nur zu sehr in Stockung kömmt) und' baß

also hierdurch für da- ASohl der Kragken sehr wenig

gesorgt wirb.

Palten so

-Wer wird

nöthige Oekonomie nicht im geringsten.

nicht sogleich zugeben müssen,

daß in

-zwanzig einzelnen Stuben mehr Holz verbrennt werde, e»ls in einem Saale.

Jedermann, der nur einige Er­

fahrung der Art hat, Spitalbedienung

und

kenwärter eben so viel, 'beytragen,

wird eingestehen , Verpflegung

daß zur

Kran­

öfters

oder auch wohl noch mehr,

als Arzneymittel und Aerzte.

Wo

nun also mehrere kleine Zellen in einem Krankenhause

sind, da sind auch mehrere Wärter nöthig, und dieß

vermehrt die Kosten des Spitals ungemein. zehn Kranke,

Wenn

die sich in einen» Saale bcsinden,

^wey Wärter brauchen, so würden eben soviel kn ein­ zeln Zellen zehn Krankenwärter erforderlich machen, und wenn zehn Kranke vier Wärter in einem Saale brauchen, von denen zween des Tags,

und zween

die Nacht über nöthig wären , so würden unter glei­ chen Umständen, zehn Kranke in einzelnen Zellen, zwanzig Krankcnwärttr haben müssen,

und vierzig

Kranke folglich achtzig Wärter nöthig machen.

Alle

Vorschläge, welche Hr. HossmaNN, um Wärter zn ersparen vorlrägt,

sind sehr gründlich vom Herrn

Strack in der angeführten Schrift S-69u.folgg.be-

kcuchtct worden,

so wie er auch alle übrige nur mög­

liche .Einwürfe hinreichend beantwortet hak.

Auch

zeigt besonders die Kostenberechnung, daß eine solche

-Einrichtung, bey der in einem Spitale jedem Kran» keN einc besondere Zelle cingeraumt würde/ die Kräfte

«och so großer Capitalien,

mit denen die Kranken-

chäusor nicht immer versehen sind, übersteigen würde.

Und endlich wie ungereimt wäre es in einem großen Ff a

Spi-

452

-------------- -

Spitale von sechshundert und mehreren Kranke«^

doppelt so viel Krankenwärter zum Spitaldienste- an­ zuwenden , welches denn nun mit allen übrigen G«?

Jedoch gc*

sezen der Spitalpolicey streiten würde.

nung hiervon.

Allein freylich ist es auch zweckwidrig/ in sehr großen Krankensälen sehr viele Kranke aufzunehmen, wohl vierzig, fünfzig, oder noch mehr.

Dieses ist

höchst verwerflich; besser thut man, wenn man bey «iner so großen Anzahl auch eine verhaltnißmaßige Anzahl Stuben und Krankenwärterinnen; denn diese werde ich in der Folge der männlichen Bedienung

vorziehen; bey einem Spitale einrichtet und anstelle. Man muß in einen Saal oder in eine Krankenstube

so viel Kranke legen, daß auch noch Plaz für zwey« mal so viel übrig bleibt.

3n Bordeau liegen in

zwey Sälen, sechs und dreysig Kranke"); in Ports« mouth stehen in einem Saale zwanzig, und tm Bar« tholomäusspitale in London zehn bis vierzehn Bet­

ten.

Mehrere Beyspiele will ich vor der Hand nicht

anführen, denn jedermann sieht, daß sich dieses nach

der Größe der Säle richten müsse.

In Ansehung der allgemeinen Abtheilung der

Krankenzimmer, werden sie in die Männerstuben und Weiberftuben zufördcrst abgetheilt.

allen Versorgungshäusern

Demi daß in

die Trennung der Ge­

einander unumgänglich nothwendig sey, hat Howard an Mehrern Stellen seiner Schrift

schlechter von

•envie«

*) Hankrovakp, S. 150.

Fkwiestn und nachdrücklich angemerkt.

Es sind da­

her auch große Spitaler öfters in die Mannerseite und Weiberseite abgctheilt.

Von diesen kann nun

auch eine jede wieder in drey, sechs oder neun Säle ab­

getheilt werden, so,, daß andere für die an innerlichen Krankheiten Leidende, andere für die äußern oder chir­

urgischen Kranken, und wieder andere für die Genesen­ den bestimmt werden können*).

Freylich bleibt noch

immer die Frage übrig, ob es nicht bester sey, für die in der Genesung Begriffenen ein besonderes Haus zu errichten?

Andere wiederum haben vorgeschlagen,

man sollte die. Kranken nach den Krankheiten von ein­

ander absondern.

Nun kann man zwar die Kranken

in mit hitzigen Krankheiten Behaftete,

und in von

langwierigen Krankheiten Geplagte, abthcilen, auch wird, man nicht gern Wahnwizige, Kräzige und Ve­

nerische unter die übrigen bringen, allein eine voll« kommm nosologische Abtheilung hier anwendbar ma­

chen zu wollen, dürste keine Ausführung verstatten. Da dieses nun also nicht allezeit möglich ist, so hak

mag besser gethan, daß man für besondere, und entwe­

der besonders gefährliche, oder besonders häufig vorkomFf 3

mente

*) So giebt es in einigen Londner Spitaler», wie ich gesehen habe, so genannte Spare - rpoms. Auch hielt Herr Stoll in Wien, zu meiner Zeit, immer auf solche Zimmer für Genesend«, und liebt« auch mit Len Sälen zu ändern, so, daß er die, in welchen mnge viel Franke gewesen, einige Zeit wieder leer stehen ließ. Zm Wiener Militärspitalt gab es ebenfalls Re­ konvalescenten Zimmer.

wende Kranke, Specialspitäler errichtet hat, von t>“e»

nen wir auch weiter unten reden werden.

Colombier'), Hunczovsky'), Stolls, Stracks, Faucken'), Pfähler"), Scherff, und andere mehr, schildern uns die Einrichtung eines Krankenzimmers.

Strack sagt, die Krankcnsale

in dem allgemeinen Krankenhause waren achtzig bis ueunzig Schuh lang, und zwanzig bis dreysig Schuh

breit, und hierinnen theils neun, theils zehen Bett« pellen.

Die Betten sind mit der Kopfseite einen

halben Schuh von der Wand gestellt,

und jedes

Bett von dem andern mehr als fünf Schuh entfernt.

Zu der einen Seite des Bettes befindet sich ein Tifä)-

chen, und auf der andern ein Leibstuhl,

der durch

eine Fallthüre herein und hinaus geschoben werden kann. An der einen Seite eines jeden Bettes sind

Viertelvorhange angebracht.

Der Fußboden ist nicht

von Holz, damit die darauf fallenden Feuchtigkeiten nicht eindringen, mit dem Holze faulen, und so einen

Gestank erregen können.

Er ist von gebackenen, nicht'

i) Code de Medecine tnilitaire. i) a. a. O. 3) Ueber die Einrichtung her Sffentlicheri Krankenhäw

str von Ich kann Nicht Vergeben, rin Buch über diesen Ger

genstand anzuführeN, welches mir zwar bis jezi nur dem Titel nach bekannt worden, allein vielleicht meh­ rer« gute Vem^knnzen enthalten kann: Memoria del Medi-

464

"■

......

Alle überflüssige Geschirrs, Arzneyen, Spuck­

näpfe müssen .täglich einmal ober zweymal aus den

Spitaistuben herausgeschasst werden.

Besonders ist

darauf zu sehen > daß die- Kranken nicht in di» Stu­ ben spucken,

sondern alle und besonders diejenigen,

welche viel Alwwurf haben,

müssen ihre eigenen

Spucknapfe haben, nicht blos der Reinlichkeit wegen, sondern mich noch aus andem Ursachen *).

Verbandstücke und Karpie mit Eyter müßen auch sogleich hinausgeworfen werden, habe ich wohl in Spitalern gesehen,

und dennoch

haß man sie un­

ter die Berten geworfen und zu dem Verbände am

nächsten Vette fortgegangen ist. Nichts ist ferner geschickter) die inst zu verder»

den, als das Aufhangen der halbgcreinigten und nas­ sen Wasche in den Krank-nsälen.

Und bey besondern Kranken, Kräzigen, Ve-

yerischen, u. s. w.

z. B«

muss man besondere Be-

sorgniß in Ansehung der Reinlichkeit beobachten^ und ihreMedico siius. Ann Dardäna dntforno a mezzi di to§liere agHappartementi ilfetoi-ecommtini^at^ dt hi-»’ oghi fecreti, di migliorare la condizionc degii spo dali riguardolafalubritä diefli, edel modo di espur* gare le deacbe piu commodo, mero, infalubre e mero dispenzioso. 1790. $. Zluch L. tVhite-, von der Behandlung der Schwangcry, mrd Kintzbet^ermncn. Leipzig, 1775, 8. S. i>6. Zur Belehrung der 2ler-t-, pnd um den AerzM Gel legenheit zu geben^ ip der Drognoß-un- PxogrM ei; ne» sichern Weg zu gehen.

ihre gebrauchte Wasche und Kleidungsstücke in die

freye Luft hängen,

oder

vergraben,

oder ver­

brennen.

Es sind aber auch noch außerdem mehrere Vor» schlage zur Verbesserung der Luft in den Krankenhaus

strn gethan worden, von denen ich besonders die, des

le Ror, Maret, und Strack, aushebcn will. Zu« erst^ verlangt le Ötoi *), daß man die obern De« .cken in den Krankenzimmern nicht stach, sondern itt Mehreren Abtheilungen gewölbt machen, und den Mit­ telpunkt der Wölbung mit einer Oefnung versehen

Die in den

soll:

ren

abxr' sollen

werde«

zu

Ocffnungen besindlichen Röh­

dem

Dach .hinaus

geführt

'Am Fußbodeb jedes Saals sollen ferner

an verschiedenen Orten Luftlöcher angebracht werden, welche durch Röhren mit der äußern Luft eine Com-

munlkatton haben, und von le Rot Luftbrunnen ge­ nannt werden.'

Zunächst dieser LuftbrUnne« sollen

die Oefen angebracht werden.

Um die Luft desto ge­

schwinder zu erneuern, hat er nirch besondere Schirme erfunden ,'^welche Merklich höher als die Betten sind,

welche sie von einander absondem. ders dienen,

Sie sollen bcfon-

die Luftsäule in gerader Linie fit die

Höhe zu leiten.

Maret **) hingegen ist wider die hohen Dome und Zimmer in Spitälern,

er behauptet,

daß die Luft

*) Htmcrovsky, S. gig/unb folgg. ** ) Nouveaux Mem»ires de l’agademie de Dijon, Ptt« jpjer^qjnjastre. 1782, a Dijon 1783. 8« Howard, v, d, Pesthäuftrn u, s. w.

Gg

Luft in den nlcdcn» Regionen verdorbener ist/ vls ist den höher», und daß sie nicht in die Höh« steige, be­ weiset er durch seine Versuche mit Vöge'n und rohem

Fleisch.

Die obere Luft, meynt er, drücke auf die

untere, deren Elasticität durch die in derselben besindli-

chcn Dünste vermindert wird, treibe sie auö ihrer Stelle auswärts und nehine ihre Stelle ein.

Allein dieses

gereiche, meynt er, den Kranken nicht zum Vortheil,

denn die Lust nehme, indem sie aufsteigt,

die Unrei­

nigkeiten nicht mit sich in die Höhe, die herabsteigende obere Lust, welche kalter wäre, benehme der cyifstei-' genden Ulstern Luft ihre Warme, und pracipitirc da-

drirch die in

derselben enthaltenen Feuchtigkeiten.^

Die hcraufsieigende wärmere Luft werde durch h>c herabsteigende kältere

Luft gleichsam durchgeseigt' und

laste ihre Unreinigkeiten zurück. Je höher also, die Kranken sale waren, desto kalter und dicker wäre die

Lage der obern Luft, und desto mehr Unreinigkeiten

blieben folglich in der untern Luft.

Woraus er end­

lich folgert, daß die, hohen Krankenzimmer die Ji:-, fection in den Hospitälern vermehrten. Er schreibt ferner vor, Zuglöcher oder Zugöffnungen änzübyingen,'

und so, daß der Strom der Luft die untere Gegend des» Zimmers in horizontaler Richtung durchziehe.

Die

Z: göffnungen müssen einander vollkomuren gegenüber

seyn und nicht in der Höhe, sondern vielmehr in den Seitenwanden, um die verderbte Luft desto sicherer' abzuzikhen.

Der Zug ist von Norden nach Süden

ain stärksten, und hierauf.soü bey, Erbauung-eines Spitals gesehen- we-rden.

Zu gewissen Zeiten soll

man vorzüglich die' Luft t» den KmiMihüusern erT '' ’i netiern

-

.—

4^7

neuern und alsdcnn die Kranken, die das Bette ver­ lassen können, in ein Nebenzimmer bringen, die Übrigen aber sollen bedeckt werden, damit der Luft, zng ihnen nichts fcbade. Aiso kann man besonder; darauf bedacht seyn, daß in einem großen Saale Fenster und Fenster, oder Fenster und Thüren, oder Fe-nlker und Kamine einander gegenüber stehen. ?([«■ lein der Zug darf nicht nur in einem Theile des Saals würden, sondern in mehrern Stellen und Durchrügen und die Zugöffnungen müssen einander gegenüber ste­ hen, JA Rochefort find die Galeerensclaven in ei­ nem langen Zimmer, das nur zwey Oeffnunaen Hat, und es ist daher kein Wunder, daß hier sehr viele sterben.

Hr. Strack *) bringt die Kamine zur Luftrei­ nigung besonders in Vorschlag, und weil ich nicht deutlich, genug werden mochte, wenn ich einen Aus­ zug davon liefern wollte, ff setze ich Hrn. St. Werre selbst her: „Dio Einrichtung, wie die äußere Lust in „den Saal kömmt, denselben geschwind durchstrei„chet und dann mit der im Saale schon befindlichen, „oben wieder aus und über Dach geleitet wird, ist „folgende:^ — „Die Mauer, qn welcher de'.s KaGg 2 , min *) In der ang. Schrift : die halbe in der Hälfte, und bey der Vierrekportion giebt man

Kalbsieifch.

Außerdem hat man das Regime blanc,

worunter Reis und Milch verstanden wird. jenigen,

Für die­

welche die ganze Portton bekommen,

ist

Bier der gewöhnliche Trank, für die übrigen eine

Ptistme oder Wasser').

In der Charite zu Paris besteht die strengere Diät in einer leichten Suppe, oder leichten Milch -

oder Obstfpkife.

Die ganze Portion in einer Suppe,

sldjf Uftjen Fleisch, uto zehn Unzen Brod zu Mittag, und' eben soviel des Nachts.

Di: halbe Portion in

der Hälfte vom vorhergehenden, und dir Viertelportion

in sechs Unzen Fleisch für jeden ganzen Tag.

Die­

jenigen, welche die ganze Portion erhalten, bekommen

den dritten Theil, von einem Viertel Wein 6),

In dem Krankenhause zu Brest, einem Spi­ ttale für Matrosen,

'Schaale Suppe,

besteht die ganze Portion in einer

einem Pfund Rindfleisch,

zwey

und zwanzig Unzen Brodt und manchmal kommt noch «ine

4) Hkmcrovekp, S. rr6. 5) Huncrovaky, S. 132. 6 fr. a 7 fr. a if fr. a i fr.

— ----------—

2

1

3

7

4

L

I

4

6

L

3

---- - ---





— a 8 kr.





—-----

— —

— a $ kr.

»-4t kr. a 6-^ fr. ja 94fr.

a 3 fr. a 6 kr.



----- -— —

— — -

a / fr.

— - -------

—.—

1

Speis-Zettel al- und Heil. Dreyfaltigkeits Kranken- Spital, Poiwnes auf 0le Ätacht. Dtachmirrag. Extra verbleiben Wein gestor. entlas ­ ange. auf die Schwa­ Viertl. ;halbe. 1 Lanze. < in halb Seidl. auf ben. Nacht zu che. kom- senFleisch. a 1 men. verpflegen. io fr. 1 i 8 fr.

a i} kr.

a 3 kr. ;a 3 kr. 1:14 kr. ja I^kr. ii i fr

a I kr.

----- —

------ -

— —

*41 fra 4 kr.

1 » ;ikr

' a 5>ft —

a 3 kr. a 3 kr. a 4 kr. —

!1

1

" '

Zur Seit« 47?,

17

itals dm Extra - fallirimgCR. auf

auf

Fleisch. Brod.

a l kr.

fr.

aufZu.

speis.

i£fr.

AbendS

verblei­

entlassen

ben im

worden.

wirklichen Stand.

Gebühret dem von Portionen. fi- | fr. | pf.

in Summa von

jeden, Epital. fl.

| ’

| fr.

। pf.



___ t 1

1

Traiteur.



Nationakn. ;te Kost.

*4 Zahlende Par­ theyen.

Männer.

3te Kost.

17

Zahlende Par­ theyen.

2te Zahlende Par­ Kost. theyen. Nationalen.

zte Kost.

II

Zahlende Par­ theyen.

1

W eiber.

>

Com ipten f Claufur.

Nationalen.

Zimmer.

m it eigenem

ite Kost.

Zahlende Partheyen.

ate Kost.

Zahlende Par­ theyen.

, Officianten; ein Apothekerund ______Taftü______ ein Chirurgus. Dienstbo­ ten < Tisch.

s

"---

\

S. Eulaliae

ür W eiber.

(ü o m m U N - Z im m e r .

Zahlende Partheyen.

Zahlende Par, 2te theyen. Kost.

'

Spanisches S piral für Nationalen , nnv zahlende kranke Partheyen.

ate Kost.

L Kirchenknaben.

Summa,

1

42 Zimmer. ______

1 -4»rr. a 6kr. « 9r kr

a z kr. a 6 kr.

|

a 7 kr.

a4i kr. a 64 kr. a s4 kr. a 3 kr.

a 6 kr. a 7 kr.

» a 44 kr. aüjkr ay| tr.

a 3 kr. a 6 fr.

a 7 h4.

a 64 kr. a 9 kr. a 14 fr.

a 44 kr. aLjkr a 95-tl4.

a ü kr.

a 6 kr.

j D. St. * * *

_ J

1

1

1

a ;L kr.«

1

a

3 tt.

54 kr- * 54 kr.

a 3 kr.

a. 4 kr.

-



*34 tt- a 5^ fr. ;a 5-yn |

a 3 tv. a z kr. a 4 fr.

1

—-—

"—

zu Paris sind hundert ange­

hende Wundärzte, von welchen einige'in und andere

außerhalb dem Spitale leben.

Der erste Assistent von clinischer rind' chirur­ gischer Seite und auch noch'^einige andere Eleven^ soll­ ten billig allezeit im Hospitale wohnen.

Ein Vorzug von einem Spitale ist es gleich­ wenn dje Oberärzte- unp.Oberwundärzte im

falls,

Krankenhause wohnen sonnen. Von den Pflichten der Aerzte schrieben außer

vielen andern neuerlich die Herren HoßsmaM*,) und Kohlhaas.^*).

Nun

noch

etwas von der Verpflegung bet

Kranken durch Krankenwärter und Krankenwärte­

rinnen.

Wir haben über diesen Gegenstand viel

Schriften erhalten, von denen ich die vorzüglichsten

anführen will.

Pierre Eutrope Serrain Inftrq-

ctions pour fes perlönnes,

gui gartjent Iqj

malades. Amft*. 1777. Carol. Strack de custo­

dia aegrörutri, FrcK 1779. '8. — Unterricht füp Kran«

*) Unterricht von dem Collegium der Aerzte in' Mä« ster — nebst den münsterischen Medicinalgestzen, entt warfen durch C. jk -Hoffmann. Münster, 1777. g.

** ) Nachrichten von den Medkünälanstalten in diegcni/ bürg, — von D. Johann Iacob.Loh!haao Regens» bürg, 1787- 8. — Gräflich Lippische Medijinal, Ordnung. Leipz. 1759.

495»

---------------

Krankenwärter ztmi Gebrauch Wntlkcher Vorlesun­ gen, von Franz iRay. Mannheim 1782. zweyte Aufl.

>784. 8. —- Delson Mächricht von der Krankenwartdrschule in Mannheim, in desselben vermischten Schriften. Mannheim -1786. 8. und in SchersK Archiv der gerichtl. Arznryk. r. Band. S. 26..

Eigenschaften' einer

guten»''Krankenwarterinn

von

S'enfftr ©." Leipziger Inkell. Blatt v. I. 1782. No. L6. — Unkerrichr sskr Personen, welche den

Kranken abwarten. A. d: Franz. Strasburg, 1783.

8- — Die vollkommene Krankenwarterinn oder Un­ terricht, wie kranke Personen gut zu-pflege« und ab« zuwarten find. 2C d. Fr. von D. Pfähler. Zweytt

Auflage. Strasburg, 1787. 8. — Die Hausmut­ ter am Krankenbette, von D. Jo. Erdm. Keck. Berlin. 1784. 8. ~ Manuel pour le fervice des malades ou Precis des connoislances neceflai-

res aux perlbnnes chargces du soin des mala­ des, femmes en couche,

nes &c. par Mr. Carrere.

enfans nouveanx Nouvelle Edi Passirt den zasten August 1780.

No. 26. ins Caroli Zimmer *) **). Im Hotel Dien zu Paris heften sie einen sol­

chen Zeddel den Kranken an dem Arm, damit, wenn er gestorben,

man doch wissen könne, wem er ange­

höre u. s. w.

In manchen Spitälern müssen die Kranken bey ihrem Eintritt eine kleine Summe für das mög-

Ji a

*) 0. 53. **) Aftern vergleiche hiermit Hrmczorsky S. 6z.

liche

lrd)e Bcgrabmß eittrichten.

In manchen Krankes

häuften nimmt, man die Kranken blos gegen eine bei

stimmte Summ? auf, in andern völlig unentgeldiich *). Nun

*) Beyläufig will ich amnerken daß es in dem Dreyfal» ligkeMpitale an jedem Belte Tafeln gab, auf wel» chen fplgende Rubriken fianden:

.be«

suchanstaltcn im Vergleich mit Krankenhäusern, ha­ ben wir besonders dem Herrn Leibarzt D. Heus­ ler *) und dem Herrn D. Nootuagel **) zu ver­

danken.

Das Resultat

ihrer Bemerkungen ist, deß

zwar die Kranken insgemein, theils weil sie sich ' .r liebreichen Verpflegung ihrer Anverwandren und ixe

Ihrigen gern anvertrauten, theils auch einen Abscheu

für den Krankenhäusern hatten, die Kranke-Besuch«nstalten den Sxuälern verzögen, daß aber doch auch

diesen Vorurtheilen durch gute Verpflegung in den

Krankenhäusern könne abgeholfen werden.

Ferner,

daß die Besuchanflalten leichter zu unkerstühen wa­

ren, als zu den menschenfreundlichsten Absichten er­ richtete Krankenhäuser; allein daß freylich auch Kran« kenhäuser einen Vorzug verdienten,

weil Reinlich-

feit, Pflege, Nahrung und Gebrauch der Arzneyinittel in einem Spitale besser und richtiger besorgt

«erden könne, als in den Wohnungen der Kranken selbst. *) Ueber Krankenanstalten, Altona. 1785. Schlchera Staatt< Anzeigen, $7. Heft. 7ter Band. 1785, — Rrüni) a. a. 0. S. 12$. **) Scherfs Archiv der medicinischen Polizey z.Dand.

2 Ab theil. S. 60. Ferner der teutsche Merkur. Sep« tember 1782. S. 26-.

Und übrigens leidet die Gesundheit der ange-

selbst.

flcllten Aerzte bey Krankcnbesuchanstalten noch weit

mehr, als in Krankenhäusern.

Also sind allerdings

diese jenen vorzuziehen.

Was die Arzneyaustheilungen in dKi Hausern (Dispeniaries)

anbelangt, wie solche in England

«nd auch in mehreren großen Städten und Spitä­ lern eingeführt sind, so können sie allerdings viel Elend

mindern und von großem Nutzen seyn; allein freylich nur bey Krankheiten,

ausgehen können.

bey denen die Patienten noch

Hierher gehören die Almosenan-

jlalten in mehreren großen Städten, di« 2lrzneyvertheilungeti, wie sie z. B. in Wien in dem Dreyfaltig-

keilsspltale,

in Paris in der Charite, und in meh­

reren großen Krankenhäusern eingeführt sind, in de­

nen auch große Apotheken sogleich bey der Hand sind, dieser Absicht angewendet werden können.

und zu

In. London sind seit 1770 viele solche Besuchanstalten errichtet worden. 1770.

seit

The General Difpenfäry, seit

The Westminfter General Dispensäry,

1774.

The

Medical

Afyium.

Welbeckstreet Cavendish Square,

seit 1776.

General

The London Dispenlary in Norton Falgate,

seit 1778.

The Surry Dispenlary Southwark,

seit 1778.

The Middlesex Dispenlary, seit 1778.

The Dilpenfary for General.Inoculation, seit

1777. — Ferner Howard S. 278.

Der Me«

diclnalrath Odendahl zu Düsseldorf hat einen Ent­ wurf zu einer solchen Anstalt zur nnentgeldlicheu AusKk 4

thei-

theilunq der Arzneyen in dem Journal von und füö

Deutschland mitgetheilt*)»

Nun ist noch eine Frage übrig,

nemlich oh

man in großen Städten mehrere kleine ober mäßig .große

Krankenhäuser

einem

einzigen

allgemeinen

großen Krankenhause vorzichen müsse? Dieser Mey­ nung ist AlklN und mit ihm mehrere andere gründ­ liche Aerzte.

Cs ist aber diese Frage in der That

schwer zu beantworten.

Der Hauptgrund gegen

ein allgemeines Krankenhaus ist die Furcht vor der Ansteckung, welche man da, wo mehrere Menschen beysammen sind, eher zu fürchten Ursache zu haben glaubt,

als in mehreren kleinern.

Dcmohnerachket

scheint diese Furcht, so gegründet sie auch ist, in allen den kleinern und vielfachen Spitälern ebenfalls statt zu

finden, welche auch von vielen Kranken überseht sind.

Die hierher gehörigen Gründe und Gegengründe sind

fleißig von den Wiener Schriftstellern bey der Errich­ tung des allgemeinen Krankenhauses erwogen worden, und doch hat man ein solches zuläßig gefunden. Man hat in demselben ein Krankenhaus für hihige und

chronische Krankheiten,

ein Gebarhaus,

ein Toll­

haus, die Siechenhäuser und ein Findelhaus ver­

einiget.

Ein in der That großes Unternehmen, wel­

ches doch nicht ganz fehlgeschlagen ist.

Also die Er­ sah-

*) August 1784. S. 9 t. — Churs. Mainzische Verord­ nung, die armen Kranken mit unentgeldlicher Arzney

zu verehrn. Journal v. u. f. Deutschland. Fünsteü Stück. T- 4$ l.

17x6.

fahrung lehrt uns, daß von einem solchen allgemein tun Krankenhause nicht soviel zu fürchten sey, man im Anfang glaubte.

als

Ein Vortheil ist bey ei­

nem allgemeinen Krankenhause, der nur gar zu deut­ lich einem jeden einleuchtck, daß nemlich, wenn auch

Noch so viel Plaz nöthig seyn dürfte,

und auch ein

vollzähliges Personale erforderlich wäre,

gar

beträchtliche

man doch

Kostenersparnisse machen

könne.

Nur eine Beschwerlichkeit tritt ein, und für diese ist mir kein Mittel, ihr abzuhelfen, bekannt.

Nemlich,

wenn man in einer großen Stadt nur ein Kranken­

haus hak,

so sind manche einzelne Gegenden und

Viertel derselben nur allzu weit von ihm entfernt. Hieraus entspringen mancherley nachkheilige Folgem Soll aber nur ein allgemeines Krankenhaus einer

Stadt zur Verpflegung ihrer Kranken dienen,

so

kömmt alles darauf an, daß es nach den besten Vor­

schriften in Ansehung der Größe der Zimmer, der

Mittel

zur Luftreinigung u. s. w. gebaut werde,

und durch geschickte und gewissenhafte Aerzte die Ver­

pflegung der Kranken geschehe. Nlin gedenke ich aber noch einige Beytrage zur

Geschichte der Spitäler in und außerhalb Deutsch­ land zu liefern. Es ist nicht zu läugnen,

daß in den leßten

fünfzig Jahren, zind besonders ganz neuerlich an die Verpflegung und Versorgung der Kranken in allen

Ländern,

allein auch besonders in Deutschland ge«

Kk s

dacht

dacht worden rst *), und wenn man von den deutschen

Krankenhäusern, Vcrsorgungöhäusern und Gefäng­

nissen ein Buch zusammentragen wollte,

so würde

e6 wohl eben so stark und nlcht weniger lehrreich aus­ fallen, als das Howardsche über die grosbriktannischen

Staaten.

In dem pror« ))hülfe noch einiger an­

derer wohlgesinnten

und

mildthätigen

Wohlthäter

1746 das jockhospital blos für Venerische *).

Da

die venerischen Kranken ein besonderes Regimen ver­

langen , eine besondere Behandlung nöthig machen,

sehr unsauber sind,

ihre Krankheit mit z»» den aic-

steckenden gehört, und ihre Wärter und Wärterinnen zum übrigen Spitaldienst nicht wohl angewendet wer­ den können, und da endlich solche Kranke auch be­ sondere Kleidungsstücke, Wäsche u. s. »v. haben müs­

sen, so ist der Rath, dergleichen Patienten in beson­ dern Krankenhäusern zu verpflegen,

ganz und gar nicht

*) LrLni) a. a. 0. S. 417. — The Misericoidis,

Great Ayliffe — ftreet, Goodman'« fields etc. seit 1774. für arme venerische Kranke,

SM

---------------

nicht verwerflich.

Besonders ist es auch rathfam,

sich der von der ^»stsenche angesteckken Kinder itr

Finbelhausern oder allgemeinen Krankenhäusern be« sonders anzunehmen.

Ein solches Hospital zu Pa­

ris für arme mit der Lustseuche behaftete Findelkinder

erwähnt Herr D. Pyl in feinem neuen Magazine für

die medicinische Policey *). Besondere Spttäler für Reconvalescentett können freylich auch von großem Nutzen seyn; jedoch will ich, da ich hiervon schon oben gesprochen habe, nur

noch etwas weniges nachholen.

Bey ihnen sehe matt

besonders darauf, daß die Genefenden nicht ganz unbeschäftiget und trage zu neuen Krankheiten ihren Körper prädisponiren mögen,

und fernergebe man

besonders Acht, daß sie während der Genesung nicht zu viele Kost und Nahrung bekommen, oder zu kurze Zeit darinnen verweilen.

In ^der Charite in Paris

ist ein besonderes HauS zu dieser Absicht bestimmt, allein in dieser Mmson de la Eonvalescence ver­ weilen sie nur acht Tage **).

Unter den Militälerspitalem stehen die zu Wien, Prag, Chelsea'), Gros Cmllou'), Tou*) Erster Band,

viertes Stück. S. 674. —* Hunc«

rovsky S. 119. ♦*) S. Herrn Hofrath Schäffers Brief in V0ittwers Archiv. 1. l. S. rir. — Zn dieser Charite giebt es auch noch zwey besondere Häuser für erkrankte Officier res pnd Geistliche. 1) Baldingers med. Zournal.

1) Hunczsvskk 0.131.

§»ulon 9)f oben an.

Hospital des Invalides 4)

und das Die Einrichtungen zu Wien haben mir be.

sonders gefallen.

Chelsea und das Hospital des In­

valides sind mehr Versorgungshauser. Die zu StraS. hurg, richtet.

Dresden und Berlin sind auch sehr gut einge« Ob ich schon oben die Mtlitarspitaler von

sie

den Feldlazarethen unterschieden habe, von denen auch unterschieden sind, so will ich doch ihrer jezt zu

gleicher Zeit erwähnen.

Militärspitäler bleiben im­

mer an der nemlichen Stelle,

Feldlazarethe ziehen

mit der Armee im Kriege von Ort zu Orte.

Wir

haben über diese Gegenstände viel lesenöwerthe Schrif­ ten bekommen, und auf diese muß ich vor fezt meind

Leser verweisen. Von Frankreich her erhielten wir vorzüglich

folgende Schriften: — Recueil d’ Obfervations de Medicine des Hopitaux militaires fair & tedige par Mr. Richard de Hauteßtrck, a Paris.

Tome I-1766. Tome IL 1772. — Colombier Preccptes Ihr la fiinte des gens de guerre. ä Pa­ ris. 1775. 8- — Ebeud. Medicine militaire pu­

blice par ordre du gouvernement, a Paris. 1778- 8- 4 Vol. — Ebcnd. Code de medicine militaire. — Ordonnance du Roi portant regle-

hient general concernant les hopitaux militai­

res. du 2. Mai IM. a Metz 1781.8- *) — Du

fer-

3) vjunGovst'y €). 177. 4) i6uncjov»Ey S- m. *) S. D. pyl» neues Magazin für dir gerichtliche Arz­ nei-kunde und medieinische Polieey. 1. Bagd-1. Stück. G. r.

lervice des hopitaux militaires rappeles aux vrais principes par Mr. Cojle 3790. 8. a Paris. — Ein ähnliches Werk gab 1785 Herr Daignan heraus.

Unter den englischen Schriftstellern über diese Materie kenne ich vorzüglich viere, den Prin­ gle, Donald Monro, Broklesby und den Hamilton r Observations on the difeases of the Army in camp and Garnison, by lohn Pringle Lond. 1775. 8- VII. Edit. (Uebersez. von Gerding und Brand, Altenburg 177».) An account of the Difeases, which wäre most frequent in the British milit. hofpital in Germany. Lon­ don. 1764. 8. (Franz. Uebers. von Pegue de Preöle, Paris 1769. 8 ) — Observations on the means of preserving health of Soldiers and of conducting military Hospitals by D. Monro, London 1781. 8. — Ueberseßung: D. Monro's Bemerkungen über die Mittel, die Ge­ sundheit der Soldaten zu erhalten. Oeconomical and medical observations from 1758 to 1763. tending to the improvement of military hospitals. by Rich. Brokleshy, London. 1764. F. (Uebersez. mit »Anmerk. von D. Selle, Berlins 1772. 8.) — The Duties of a regimental Surgeon considered with Observations on his general Qualifications by R. Hamilton. Lon­ don

S. 1. Stendal iygg. und Scherf« Archiv 5. Vand, S. 173. 6. B. S. 353.

don. Johnson 1788- 2 Vols. -- Uebers. Hamil-

toll über die Pfiichten eines Feld - und Wundarztes, a. d. E. frey überfezt, und für die öfterreichifchenArrneen brauchbar gemacht von Johann Hunc-ovsky. Wien 1790. 8- — Zweyte Ueberfehnng, Handbuch

der milirärfchen Arzneykunde für Feldarzte nnd Wund­ ärzte in Garnisonen und KricgSlazarethen. Nachdem Plane eines englischen Werkes von Hamilton, S Theile. Leipzig, 1790. 8.

Unter den Schriftstellern unserer Nation sind einem jeden Arzte gewiß die Schriften der Herren vakt Swteten, Schaarschinrdt, Baldiger und Bllguer hinlänglich bekannt, und ich führe daher nur

einige vorzügliche bey den K. K. und K. Preuß. Ar«

meen cingeführte Verordnungen an. — Instruction für die bey den K. K. Armeen und in den Feldspi-»

talern angestellten Feldchirurgen.

Wien 1779. Fol.

— Instruction für die Professoren der K. K. chirur­

gischen Militärakademie. Auf Vefthl S. K. K. qposiol. Mas. Joseph II. von I. Ä. Brambilltp Erster Theil, die Schule betreffend.

das Hospital betreffend.

Zweyter Theil

Wien. 1784. (Die Zeit

wird lehren, ob einiger dastger Aerzte und Wund­ ärzte Einfluß für die Chirurgie wohlthätig oder nach­

theilig war.

Die achte Gelehrfamkeit, dies sonnen

wir schon im Voraus sagen, darf sich hier auf Un« terstühung nicht eben große Rechnung machen.) —>

Königs. Preußl. Feldlazareth - Reglement. Berlin.

1788. 8. (Vom Herrn D. Fritze eine besonders le» senswerthe Schrift.) —- Ferner

neues Ma»

528

-.. .

gazin, 2. Band 46 Stück S. 3. — eine Berichtigung über diesen Gegenstand vom Herrn Prof. Baidkllger in der neuen Litteratur und Völkerkunde. 2. Jahr­

gang 1. Band. Iuny 1788. S. 468. — Herr D. KrÜNtZ will von den Militarspitalern in einem fol­

genden Artikel seiner Encyklopädie Kriegs-^Hospi­ tal ausführliche Nachrichten ertheilen.

In Schweden hak man auch an die Einrichtung

zweckmäßiger Kriegsspitaler gedacht.

Militarspitäler und Feldlazarethe sind höchst­ wichtige Gegenstände für die Staaten in unsern Zei­

ten.

Die Folgen des Kriegs geben öfters zu noch

grrücrn Grausamkeiten Gelegenheit, als der Krieg

ftlbfr.

Sehr oft ließ man in denselben den Kern

der jungen Mannschaft elendiglich dahin sterben, be­ jahrte Soldaten und verdienstvolle Ofstciers wurden

geldgierigen, liederlichen, rauhen und unfreundlichen

Ofstcianten und unwissenden schlechtdenkenden Aerz­ ten, Wundärzten und ungeschliffenen Unterwundarz-

ten übergeben,

und selbst der besten Fürsten men*

schensreundliche und väterliche Absichten vereitelt. Nach einer so meisterhaften Schrift, als die des Herrn D. Fntze eben angeführte ist, die jedem

deutschen Feldarzte und Feldwundarzte unumgänglich

nothwendig ist, halte ich für rathsam,

in diesen we­

nigen Zusätzen zum Howard von den Militarspi«

talern lilchtö weiter zu erinnern, sondern verweise meine Leser auf diese Schrift.

Herm

Hunczovsky's

angeführte

Bemü­

hungen und Schriften rache ich auch nicht zu über­ gehen, und ferner auch nicht die, deutsche Uebersezung von Hamrlton, welche in Leipzig herausge-

kommen,

und mehrere lesenswerthe Zusäze bekom«,

men hat *). Von den Spitälern für Seeleute.

Cockbürne, Rouppe,

Daß

Lind, Prmgle und an.

berc von her Gesundheit der Seeleute geschrieben ha­

ben, ist bekannt^ Noch naher hierher gehörige Schriften find: — Kalllfen Abhandlung über die

Mittet,' Vie Seefahrenden, und besonders die Be­ sazungen der Königs. Dänischen Kti'egsschiffe gesund zu erhalten. " Kopenhagen, 1778. 8. — Medical

* ••

;

ad-

*■> Zn dem Wiener Militärspitale waren 1780. 40&

Kranke,

allein nicht blos Soldaten,

Weiber und Soldatenkinder.

sondern auch

Zn geräumigen Sälen

harre jeöcr Kranke sein Bette mbst Matraze und Decke und seine Spitalkleider.

Die Ventilatoren

Die Reconvaler Die Kranken mußten außer den Sälen zu Stuhle gehen, und den

waren in det Mauer angebracht.

stenten waren in besondern Sälen.

Schtvachen würde mit einer Leibschüssel geholfen. Die

Lehnung wurde zur Kost geschlagen. Die Krätzigen und Venerischen waren in besondern Sälen. Die Aufwärter meist Soldaten wechselten aller 15 Tage ab.

Aus Kärnten, Steuermark, Mührm-und der

Schweix gab es hier viele, (Nostalgia) hatten.

welche das Heimweh

Wenn ich nicht irre, hatten die

Officiere besondere Stuben.

Howard v. d. Pesthäusern u. s. w.

£(

530

fr'

"■

adviee for’the üie of the Army and Navy in the

present American Expedition.

Lond.

1776. 8- — Blane über die Krankheiten der

Brittischen Flotte in Westindien, wahrend den Iah­ ten 1780—1793. A. d. E. Marburg, 1787.8«—'

An historical account of the Royal Hospital

for Seamen at Greenwich by I. Cooke and I. Man/e, London. 1789. 4. — In den,Vli£

sing Verhandel. XIII. wird von einem Spitale

für alte Seeleute Nachricht gegeben. Endlich ist mei-. nen Lesern noch erinnerlich, daß auch Hr. Howard *)

von einigen Spitalern für Seeleute Nachricht er­ theilt, so wie ein gleiches in Ansehung der Matro­ senspitäler zn Portsmouth **), Plymouth,,***), Brest ****), i’Orient t), Rochefort ff) und Tou­

lon ttt) Herr Hunczovsky gethan hat.

Von den Hospitalschiffen findet man einiges im Howard ') und in einer Abhandlung des Admi­

ralitätsarztes Arvid Faxe ®).

Abgesonderte

Kindbetterinnenspitäler 'gab

es, wenn ich nicht irre nicht eher, als bis die eng­ lische Nation auch hierinnen den andern zum Bey­

spiele diente.

In großen allgemeinen Spitalern hatte man

**) S. 49» *♦**) S. 183. tt) S. 24a. f) S. 333. 1) S. g8z. ttt) 278. S. Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1784. 24. Stück. S. 233, *) S.S.Z4-. 3$7»

vran einige Stuben zu Vieser Abtichk insgemein aus« gesezt.

Im Hotel Die» zu Paris hat man,

Teno» erzählt,

Wöchnerinnen in einem Bette liegen gesehen. (

Grund,

wie

wohl dann und wann vier bis fünf

Ein

warum man abgesonderte Geburtshäuser

errichtete, war wohl auch dieser, weil man in allge«

meinen Krankenhäusern ju oft das Kindbettfiebev von der üblen Luft entstehen und ärger werden sah, und

ferner, weil man auch gern diese besondern Spitäler zu Hebammenschulen anwenden wollte,

um junge

Hebammenmeister und Hebammen zu ziehen: daher die vielen Vorschläge,

daher die vielen Institute zu

Strasburg, Pverdon, Hannover,

Fürstenthume Sulzbach,

Celle, in dem

in Westpreußen u. s. w.

Ich spreche hier von Spitalern für Schwan­ gere, Kindbetterinnen und von Hebammenschulen zu gleicher Zeit.

Es ist nur gar zu gewiß, daß unter

allen Theilen der erhaltenden, heilenden und lindern­

den Kunst, keiner wichtiger seyn kann, als der, wel­ cher zwey oder mehrere Individuen zu gleicher Zeit zum Augenmerk hak, welcher zarte Frauen und eben

so zarte Kinder uns zu erhalten und zu verpstegen lehrt, und welcher dem Staate daher so äußerst wohl­

thätig wird.

Noch wäre es zu zeitig,

wenn ich

anmerken wollte, daß Hebammeliunterricht und Heb« ammenprüfungen nicht immer das wären, seyn sollten.

was ste

Daß in ein Krankenhaus für Schwan­

gere und Gebührende besondere Geräthschaften, Ge­ burtsstühle und so weiter gehören, weiß jeder Arzt.

In einem solchen Spitale sollten die Zimmer so.ein­ st i

,ge«

------

53»

gerichtet und abgetheilt seyn, daß andere blos für arme Frauen und wieder andere für zahlende eingerichtet wa­ ren,

denn z. B. in großen Städten und Residenzen

ist es nöthig, daß gefallene Mädchen auch von besserer Erziehung ihre Verpflegung ßnden können; fkrncö

nicht blos für Unverheurathete, sondern auch für Ver^ heurathete. Beyspiele von dergleichen vorzüglichen In«' siituten sinden sich besonders in London, und ich will nur

diejenigen anführen, deren Howard selbst gedenkt *)

Carl White'), Dr. Venel'), Professor Langhuchund ein anonymer Schriftsteller^) ge­ ben uns über die Einrichtung von Kindbetterinnenspi­ tälern und Hebammenfchulen anwendbare Nachrichten.

Ohne

*) S. 26$. 269. — die 'british lying- in Hospital, seit 1749. die City of London Lying-in Hospital, seit 1750. Ibe Charity for delivering pcor married Wo men at their own houses. seit 1760. the West­ minster new lying-in Hospital, seit 1765. S. the medn.d Register for the Year 1780- London. 1) Von der Behandlung der Schwangeren und Kindbett

terinnen. Leipzig, 177$. 2) Ephemeriden der Menschheit. März. 1783. S.r6/.

August 178z. S. 227.

3) Starcks Archiv für die Geburtshülfe, Frauenzim­ mer und neugeborner Kinder Krankheiten. Zena. 2. D, 1. Stück. S. 1.

4) Gedanken und Vorschläge über die Verbesserung des

Hebammenwesens. S. Posselt Wissenschaftliches Ma­ gazin für Austlärung 1. Band. 3. Heft. Kehl. 1785. — Zn eben diesem Magazin Leipzig,

2. Dand. 1. Heft.

1786. ist auch der Entwurf eines Ideals

eines guteingerichteten Krankenhauses befindlich.

Ohne mein Bemerke» fallt wohl jedem »inner Jefer bey,

daß bey dergleichen Kindbekterinnenspi-

talern und Hebammenschulen, welche mit den erstem sehr wohl verbunden werden können, erfahrne Heb-

ommenmeister,

geschickte Hebammen und tüchtige

Wärterinnen angestellt werden müssen.

Und nur

beyläufig bemerke ich, daß in manchen Gegenden die

Hebammenmeister, wenn sie auch die nöthigen Hand» Wirkungen geschickt anzuwenden verstehen,

dennoch

Nicht immer die Krankheiten der Kindbetterinnen und

Kinder gehörig zu beurtheilen verstehen. Ob Findlingshauser den Zweck, den sie für

den Staat erreichen sollen,

Ordnung nemlich unter

den ehelosen Personen, Verhütung dcö Kindermords

und das Gedeihen vieler zukünftiger nüzlichen Bür­ ger wirklich erreichen, will ich hier nicht ausmachen;

zum Theil erklärt sich Howard*) hierüber;

vor­

züglich ist aber Vournmrd **) und Pfeil ***) 11 3

nach-

♦) S. 174. besonders 19g.

**) Memoire für cette queftion: Queis ferofent les niöyens cornpatibles avec les bonnes moeurs, d’affurer la Conservation des Mtards & d’en tirer une plus grande utilite pouiTetat? Ouvrage, qui a remporte le prix de la Soc. K. des Sc. & des Arts de Metz, 1787. Par Mr. Bourmavd Capitaine &c. Metz et Paris. 17S8- 4. ***) Preisschrift von den besten und ausführbarsten

Mitteln, dem Kindermord abzuhelfen, ohne die Un­ zucht zu begünstigen, mit Zusätzen und einem sechs-

sacken Anhang dahin einschlagender Materien von

G. B.

—---------

534 nachzulesen.

ArÜniZ f) und Stoll tt) sind auch

nicht ganz zu übergehen.

Die Enfans trouvxs Mokre Dame*), dastqnd^

ner, SiraSburger, Caßler Findlingshaus, und die Erziehungsanstalt im Hospital General zu Rollen ftt)

habe ich gesehen, auch viel Eiend.

und in ihnen viel Gutes,

aber

Hundert und mehrere Wiegen,

und fast eben soviel Opfer der tust, der Verwahrlo»

sung und Nachlafiigkeit.

Selten sind Findclhau«

ser das, was sie seyn sollen. Außer den angeführten giebt eö auch noch meh»rere andere in Copenhagen z. V. wenn ich nid)t irre, zu Amsterdam und in mehreren Residenzstädten und

andern großen Städten.

Zn den meisten Fkndelhäufern werden aber

auch nicht alle Findlinge der Gegend und des Landes zu gleicher Zeit verpflegt.

Die Säuglinge werden

auf dem Lande und in Privathäusern, Ammen und

armen Familien zur Ziehe gegeben, und alsdann erst,

wenn sie gewöhnt worden, wieder in das FindlingöhauS genommen.

Unentgeldlich wcrdm nur sehr we­

nige Z. G. B. Pfeil, Amtmann zu Nammelburg. Leipzig. 1788. 8.— S. 147. werden noch mehr hierher gehör rigr Schriften angeführt. Sk. Encyclopädie, iz. Theil. S. 358. tt) a. a. 0. S. 60. — Meisners zwo Abh. über dir

Frage: Sind Finbelhäuser vortheilhaft oder schädlich? Göttingen 1779.

*) S. Cuüofites de Paris Tome I. p. 44. & 335, ’ttt) i5anöx>»Fy S. 176.

5Z5

---------------

tilge aufgenomirlsn.

Hier bekommen sie gehörigen

Unterricht, Nahrung und Kleidung, und Scharbock, - Kratze, Scropheln und Zweywuchs sind in denselben

die gewöhnlichsten Krankheiten. Für Inoculationsspitaler

und

Einim­

pfungsanstalten hat man sich vorzüglich in London

und Wien verwendet.

In London wurde schon 1746

eine dergleichen Anstalt errichtet, und nicht blos zur

Verpflegung der Blatternkranken, sondern auch zur Einimpfung derselben *).

Sie besteht aus zwey

Zu Pancras werden die Elnimpfungen

Hausern.

vorgenommen, und sobald die Krankheit ausbrichk, so werden die Eingeimpften in das Haus in Coldbath.fields gebracht.

Insgemein sind auf hun­

dert Patienten in diesem Spitale. Alte und Junge werden inoculirt. Kinder unter sieben Jahren wer­

den nicht ausgenommen.

Die Zimmer sind reinlich

und können gut gelüftet werben. Wenn von 400 mit natürlichen Blattern Behafteten zwey und siebenzig

sterben,

so

sterben von eben soviel Inoculirten

nur einer.

Der Streitigkeiten zwischen den Baron DiMsdale und Dr. Lettfom über die allgemeine Inoku­ lation brauche ich hier nur zu erwähnen **). Ll 4

Nun

*) The Small- Pox Hospital. S. The Medical Regi,

giftet 1780.

S. 53.

** ) S. Dimadale Schriften über die Einpfropfung der

Blattern. Leipzig, 178-. g. besonders in der V»rr redr.

5Z6

...........

Nun von den Bemühungen der Wiener Aerzte. De Haett *) war wider die Inoculationsspitaler, und Tlssot **) vertheidigte sie gegen ihn, und ver»

warf die allgemeinen Inoculationen, für welche öS Haen eingenommen war. Ein besonders großer Gönner und vorzügli­

cher Beförderer der Einimpfung war der Herr Rath Stoll, und ich erinnere mich noch mit vielem Ver­

gnügen , wie belehrend und unterhaltend mir und mehreren Schülern des äußerst thätigen Stoll die

Lnopulation auf demStrudelhofe ohnweit de.m Drey' faltigkeitsjpstale im Monat May des Jahres 17^0

war. wurden damals siebenzehn Subjecte von verschiedenem Stande und Alter inoculirt, und zu­ gleich auch Herrn Stpllö Kinder, ein Mädchen von tinem und einem viertel Za^re,

von

und ein Knabe

drey Jahren ***)♦

Vyn *) Quaestiones faepius motae super methoda inocu. lairdi variolas propofitae ab Antonio de Haen♦ Vindobonae, 1757. z. p. 40.

*♦) Lettre a Mr» de Haen en reponse ä fes queftions für rinoculation par Mr» Tijsot. a Vienne. 1759. 8- P* 56. ***) S. Leonh. Forns Geschichte der im Monat.

May 1780 in Wien vorgenommenen Pockeneinim­ pfung. in Ios. Mohrenhtlms Wiener Beyträgen, zur

practischen Arzneyk.

S-S^

1. Theil.

Wien.

1781*

Von bc-inclinischen Lehran^alten.

Wenn ich nun gleich nicht ausführlich voü 'den so genannten clinischen unA chirurgischen Instituten - hier handeln'.kann,

so kann ich doch.einige wenige

Bemerkungen hierüber beyläufig anführen.

Die Wiener clinische Lehranstalt unter HgN Swieten, de Haen und Stoll, und die Edimburger unter Gregory und Home sind ohnstreitig bis jezt die besten gewesen, und haben auch die meiste Em­ pfehlung und Nachahmung verdient *).

Tissot, der auch den ersten Plan zu dem cli­ nischen Institute zu Pavia gab**), empfahl die Bildung junger practischer Aerzte am Krankenbette theils Zuerst, theils ganz vorzüglich. Dieberühm­ testen und perdienstvollsten Aerzte unserer Zeit in alle»» Gegenden erkannten ebenfalls den Werth von

dergleichen Lehransialte.i, und Herr BMNds suchte :U 5-

«6

. 1 *.); M-8i»oires1 *fu# retablisfement de? ecoles d» Medeeine pratique a form er dan$ les princiyaux Hopitanx civils de la France ä Finftar de Vienne &c. par Mr, Würz D, a P^yis.) 1784, Piano della Scuola Clinica ofliajftrurioni per gli Sco­ lari Clinici. del Profeit Nic. Olivari stabilita .in Ge­ nova nel corrente anno coh un difcorfo del ProfeiTore Cullen fulla maniera di ftudlafe h. medicina practica. Genua. 1789. 8» M) Herrn Trfföts Entwürfe einer Derbesserung der Lehrart in der Arzneywissenschast; a. d. F. vsn JoPph Eyrel. Wien. 8«

«S in einem besondern Buche noch LuSführlicher dar^uthun *). Außer Ebimburg *)

und Wien *) erhielten

nuch noch andere Universitäten dergleichen Institute,

und *) Ueber den Unterricht junger Aerzte vor dem Kran/ kenbttte von CavI August Wilhelm Lerenva. Der« lin, 1789. 8.

x) Rr-niz a. a. 0. S. 427. Baldingers med. Journal, s) Baidinger in s. Journalen, — Io. Peter Frank Ankündigung, des klinischen Instituts zu Göttingen. 1784. ■—Rrünir a. a. 0. S. 548. Summarische Auszüge aus den Tagebüchern des köniyl. Dinischen Instituts. Götttngen. 1787. 4.

■5) Erlangisches Institut zu praktischen Uebungen für

junge Aerzte und zu unentgeldlicher Heilung der Kranken. Ephemeriden verMenschheit."November, 1784. S. 6n. —* Nachricht von der gegenwärtigen Einrichtung und dem Fortgang des Institut! clinici gegeben von D. Friedrich Wendt. Erlangen, in eü

nigen Lieferungen.

6) Ioh. Christian Starcke Einrichtung des klinischen Instituts. Zena,

1781. 4-- Ebendeff. Auszüge

aus dem Tagebuche des Herzog!. Zeuaischen klinischen Instituts. Erste Lieferung. 1789. I,na, 4. mit 12 Tabellen.

-- ---------—

54$

Pavia?), Halle*) Berlins) und Kopenhagen'*)-

können dergleichen auch aufweisen. Ohnsireitig

können

klinische Institute

von

großem Nutzen seyn, wenn sie das wirklich sind, was

sie,styn-sollen,

nemlich die Pathologie, allgemeine

tmb besondere Therapie erläuternde Schulen, welche

dem Staate Bürger jezt und auch fernerhin erhal­ ten,

indem sie den jungen Aerzten zum Unter­

richte

dienen.

Hier müssen geschickte und gelehrte Professoren

und wirklich hippocratifche Aerzte sich der zweckmäßig­

sten Heilmethoden bedienen, um ihren Schülern dieKunst, Krankheiten zu beobachten und zu Heiken, zn

lehren, um sie selbst in dieser Kunst zu üben, und ihre

Geschicklichkeiten und Kenntnisse zu prüfen.

Dergleichen

seltne

Manner müssen

Schaz von Gelehrsamkeit besitzen,

einen großen

und eine eigne

Fähigkeit sich erwerben, sogleich beym Krankenbette

und bey abwechselnden KrankheitözufäLen ihre Sckü»

ler zu unterrichten. Die schon geschicktem Clinisten müssen auf Be­

gehren des Lehrers fein Amt verrichten, er muß sie,

wenn sie irren, zu rechte weisen,

und den jüngern

Clinisten oder Practicanten nach und nach immer

mehr 7) in Herrn Prof. Balsinger« Journalen.

8) Reil Memorabiiia ctinica. Halae 1790. 8. 9) S. Arnemann Bibliothek für Chirurgie und praktische Medicin. 1. Band. 1. Sttkk. S, 190. 10) Lang in d. «.Schriften.

—------

54»

mehr zeigen, worauf man bey Krankheiten Achtung zu geben habe.

Er muß ihnen die Kunst lernen, die Kranken auszufragen und die Krankheiten zu beobachten, "um die Diagnose der Krankheit zu bestimmen, um fest«

sezen zu können, sty.

welche Krankheit die vorii^eUde

Die Schüler müssen die nähern und entfernter»-

Ursachen zu erforschen Gelegenheit bekommen, An» zeigen und Gegenanzeigen durchzugehen, und gegen

einander abzuwagen angewöhm werden, die Senüotik skudiren, auf Puls, Respiration, Urin u. s. w. Achtung zu geben lernen, eine Prognosis zu stellen versuchen,

und Crisen und Transmutationen der Krankheiten

wahrzunehmen, und sich bekannter zu machen, sich an«

gelegen seyn lassen. Die jungen Aerzte müssen angewöhnt werden,

gegen die vorliegenden Krankheiten Arzneymittel und Heilmethodm in Vorschlag zu bringen,

und diese

Vorschläge mit Gründen zu unterstüßen.

Sie müs­

sen angehalten werden,

pathologische Seckionen zu

machen, und Krankheitsgeschichten in der gelehrten Sprache niederzuschreiben. Vorkommende Epidemiecn können besonders zum Unterrichte der Clinisten von dem Professor vortreff­

lich angewendet werden. Sehr gut ist es auch, wenn der Professor die

kn seinem therapevkischenEollegio vorgetragenen Ma­

terien und den Verlauf einer Krankheit am Kranken­ bette sogleich (»läutern kann, wozu er denn die Frey. heit

... —

54S

heit- haben muß, aus einem größern Spikale Kranke zur pracrischen Lehrschule auösuchen zu können. Auf vielen.Universitäten sind mit dem akademi» fchen Krankenhause zu gleicher Zeit Besuchanstalten verbunden, welche sehr wohl dazu dienen, daß den jungen geschickten Aerzten einzelne Kranken allein übertragen werden können.

Der bey einer solchen klinischen Lehranstalt an^ gestellte Professor soll vorzüglich auch darauf sehen, daß den jungen Aerzten keine bloße Empirie beyge», bracht werde, sondern er muß feine Rathschlüsse je­ derzeit mit pathologischen oder therapevtischen Grün­ den unterstühen. Herr Weickardt*), so sehr ich ihn auch sonst schaße, thut doch wohl nicht gut, wenn er meynt, junge Aerzte könnten nicht zeitig genug' ans Krankenbette gehen. Auf Universitäten sieht man nur gar zu oft, wie nachtheilig es sey, wenn ehemalige junge Wundärzte, die etwan «in paar alte Schaden gesehen haben, zu den akademischen Bortragen: kommen, und über die theoretische Ausbil­ dung Hinwegschlüpfen, um sobald als möglich selbst ausübende Aerzte werden zu können. Daß es aber auch hier Ausnahmen gebe, will ich gern zugeben. Ein klinisches Institut muß ferner mit el« nem großen Spitale wo möglich in Verbindung stehen, und etwan aus zwölf oder sechszehn Bet­ ten bestehen, wovon die eine Hälfte für männliche Kranke, und die zweyte für weibliche Patienten be­ stimmt

*) Zn s. Biographie.

544

- -----

stimmt werden kann.

Ueber dieses große Spital muß

der Professor zu gleicher Zeit gesezt seyn, Md nach seiner Willkühr und seinem Gutdünken die Kranken

ausfuchen können, die er in der jehrschule zum Un­ terrichte braucht. So war es ehemals in Wiemin dem Dreyfaltigkeik'sspitale *), so ist eS noch zu

Edimburg, Pavia und Copenhagen.

Ein klinisches Institut kann vorzüglich nur au/ Einer Universität gedeihen, welche sich an einem gros­

sen Orte befindet, wo der Einwohner viele, und bet' Krankheiten eine beträchtliche Mannigfaltigkeit ist,' wie zu Paris, Wien, Prag, Pavia, Edimburg/ Copenhagen. In Göttingen ist mit der clinifchen Lehranstalt'

ein sehr nüzliches Institut für junge Theologen ver­ bunden. Diese halten nicht nur wöchentlich einmal' allgemeine Andachtsübungen in dem großen und mitt­

lern Saale, sondern sind auch durch Privatunterre­ dungen am Krankenbette für die moralische Besse­ rung und Beruhigung einzelner Kranken auf die liebe­

vollste Art besorgt **).

Chirurgische Institute müssen liche Weife eingerichtet werden.

auf die nemUm mich nicht zu

wiederholen, will ich sogleich abbrechen. Auf. ♦) Wie nachtheilig sich dieses geändert hat, haben wir

oben gesehen.

S. Seite;;8. Note. 2.

**) S. Leipziger ZnkelligenjblattNo. 27.175;. S. 229. fvlgg. Ferner Herrn G. Z. R. Pütters akademische

Gelehrten Geschichte von Göttingen?' r, Th. S. 264.

Auf den meisten vorhergenannten Universitäten giebt eü gleichfalls dergleichen 6-irurgifche Lehranstalt ten.

Zu Paris leistete das Hofpice du College de

Chirurgie eine Zeitlang in der That sehr viel, allein

nur nicht lange.

Wir wollen sehen, waS die neue

chirurgische Militairakadeniic zu Wien leisten wird. Den meisten vorgesehten Oberwundarzten scheint eS iuügemein an gründlicher Gelehrsamkeit zu sehr zu fehlen und Mangel an Sitten und eine eigne Art von

aritlseligem Stolz vertragen sich nicht wohl mit der

Ausführung so erhabener Plane. So haben auch selbst in unsern Tagen Wund­

ärzte in kleinen Städten dergleichen chirurgische Schu­

len zu errichten angefangen, welche vielleicht auf eine bescheidnere Weise in einem kleinern Wirkungskreise

mehr auörichten werden,

als selbst die Colleges de

Chirurgie und die chirurgischen Militairakademieen. Von den Hebammenschulen habe ich schon weiter oben einiges beygebracht.

London, Paris, Wien, Prag*),

burg,

Göttingen,

Jena,

Stras­

Halle, Marburgs),

DreS♦) Nachricht von de» Privatvorlesungen über die Ent­ bindungskunst und der damitverknüpstettEntblndungör und Krankenanstalt für arwe verheurathete Weiber »nd Kinder, von Dr. Melirsch 1790. Intelligenz-

blatt der A. L Z. 1791. No. 39. **) Herrn Prof. Latdingero med. «nd phys. Journal 1790. 22. Stück. S. 61. Howard »,d.Pesthäusern.u sw.

Mm

——

546

Dresden,

Berlin und mehrere große Städte und

Universitäten sind so glücklich,

mit dergleichen ver­

sehen zu seyn.

Hinreichend ist bekannt, daß man in solchen

Instituten nicht blos junge Hebammenmeister zieht, sondern auch vorzüglich brauchbare und geschickte Heb­ ammen zu bilden sich angelegen seyn läßt. Von diesen müssen andere unentgeldlich, andere für einen mäßigen

Preis in das Institut ausgenommen werden, in zwey

des drey Monaten ihren Cours im Fall der Noth been­ digen können, und Wohnung, Nahrung, Betten

u.s.w. bekommen. Ferner muß über ihre Namen und die Ortschaften, von denen sie hergekommen, ein Re­

gister gehalten werden, und zuletzt müssen sie durch Fra­ gen gehörig von geschickten Hebammenmeistern geprüft werden.

Bey dieser Prüfung können auch Prämien

an die geschicktesten Hebanrmcn ausgetheilt werden,

als silberne Becher,

Löffel u. f. w.

In denen oben angeführten Schriften**) ist aber hiervon schon alles hinreichend angegeben.

Die

erhebliche Nüzlichkeit solcher Institute ist durchgän­ gig anerkannt;

nach Verschiedenheit deß Orts und

der Umstände lassen sich mancherley verschiedene Ein­ richtungen treffen.

Herr D. KrÜtliz hat in seiner Encyklopädie in dem 47stcn Bande S.274.und folgg.einweitläuftigcs Ver-

*) S. $31.

547

----------

Verzeichniß aller ihm bekannt gewordenen Kranken­

häuser zusammengetragen.

Einige Zusätze zu dem­

selben dürften von mir verlangt werden, und folgen .also auch sogleich. i. Danncmark. Krüniz a. a. O. S. 274.

Von dem großen königlichen F-riedrichshospi-

tal in Copcnhagen finden sich einige Nachrichten in den Commentariis Lipsiensibus. XVIII. S. 723. —

Seiecta Diarii Nofbcomii Regii Frideiiciani Hafnienlis, Tomus I. And. Frid. Ludov. Bang. Hafmae 1789. 8- — Eiusdem Praxis medica fystematice expofira leledis diarii nolbcomii Fridericiani illustrara. 1789. 8- —

Schweden. Krüniz a.a.O. S.2Zl. Das Lazarcth in Stockholm besteht aus drey

Etagen und fünfzig Zimmern, von denen fünf und zwanzig für Kranke,

Absichten

bestimmt

und die übrigen zu andern

sind.

Diejenigen Kranken,

welche ihre Armuth nicht erweisen können, bezahlen in den gewöhnlichen Krankenzimmern zwey Thaler,

und in den außerordentlichen sechs Thaler monatlich. S. A. L. Z. no. 172'. 1789»

Von dem Dankwicks Hospital in Stockholm S. A. L. Z. 1788. no. 215. b.

Account of the prifons and Hospitals in

Ruflia, Sweden, Denmark by Will.

London, 1781. 8.

Coxe.

Krum; a. a. S. S. 283.

Rußland.

Der Baron Johann von Vietinghof thut beson­

ders viel für das russische Medicinalwesen. Die Einrichtung des peteröburgischen Stadt«

Hospitals,

welche allerdings gelobt zu werden ver­

dient, werden wir weiter unten bekannt machen. S. Baldingers med. Journal 22. Stücf, S. 62. 23. Stück S. 29. — Magazin für die ge­

richtliche Arzneykunde und med. Polizey. e. Band. 1. Stück. Stendal. 1783« 8. Italien. Krüniz a. a. O. S. 302.

Von dem Spitale zu Pavia haben wir neuer­ lich mehrere Nachrichten bekommen. Die clinische Anstalt hat Herr Prof. Franck sehr zu verbessern gesucht, und soll, wie mir ein Freund und ehemaliger

Schüler aus Pavia schreibt, Vorzüge vor dem chirurgischen

Jnstitlttc

haben.

S. Wiener medicinische Monatschrift. De­ cember 1786. S« 361. — Baldingers medicini-

fthes Journal 20. Stück. 1789. S. 20. 21. Stück. 1789. S. 14.

Von den Spitalern in Florenz, besonders vom neuen Marienspital und demjenigen des heiligen Bonifacius, S. Rahns Archiv gemeinnüziger physi-' scher und medicinischer Kenntnisse. 3. Bandes iste

Abtheilung 1790 *). Frank*) Wenn ich nicht irre, hat auch Cirillo irgend wo et­ was »'wer dir Einrichtung der Spital« gesagt.

Frankreich. Krüniz a. a.0. S. 323. Nachdem im Jahre 1772. der eine

Flügel

vom Hotel Die» zu Paris abgebrannt war, und das Elend und die Übeln Einrichtungen in diesem Kran­

kenhause jedermann in die Augen fielen, das besser eingerichtete Hospice de Charite' der Madame Ne­

cker zeigte, daß bessere und zweckmäßigere Emrich--

tungen möglich wären, einige franzöfische Aerzte ver­ muthlich Lie wiener und londner Spitaler gesehen hatten,

das. Volk auch wohl mehr oder weniger kaut,

darüber murrte, und man denn nun wohl ancj> ein­

sah, daß man nicht so unbesorgt ei'-e Menge Men­

schen

dahin sterben lassen dürfte *),

mehrere Schriften

so erschienen

und Vorschläge über Kranken.

Hauser überhaupt und über die Verbesserung der Ein­ richtungen des Hotel Ditu.

Ich zeige davon die mir

bekannt gewordenen an.

Abrege historiqüe des höpitaux, contehartt leur origine, les differentes efpeces d’hopitaux, d'hospitaliers, & hospitalieres & les suppreflions & changemens faits dans les hopitaux en France par les edits & reglemens de nos Rois. par Mr. l’Abbe deRecalde ä Paris. I784. 12. M nr 3 Me*) Als man einstmalen einem Vorgesezten des Hotel Dien., einem Staatsmanne, die große Menge der täglich Verstorbenen bekannt machte, und zu Veräm derungen Vorschläge that, so meynte er, man brauche keine Verbesserungen zu treffen, und sagte: C’est pour fe defaire des miserables gens.

550

--------

Memoire für la neceffite de transferer & de reconstruire l’hotel Dieu de Paris fiiivie d’un projet de rranslation de.cet hopital pro-, pofe par le Sieur Poyet, a Paris 1785. 4. ♦)

Extrait des registres -de l’Acad. roy. des Sciences, du 22. Nov. 1786. Rapport des Commifläires charges par l’acad. de Fexamen du pro jet d’un nouveau Hotel Dieu; imprime par ordre du Roi. in den Memoires de l’acad* de Paris de Fan. 1785. ä Paris. 1788-

Releve. des principales erreiirs contenues dans le Memoire relatif a la Translation de 1’ hotel Dieu & Examen du projet du Sieur Poyet, qui est a la suite 17&5. par Mr-tZ? St, Phaart Architecte de l’hotel Dieu. ä Paris. 0785. 4Essai siir l’histoire medico,* topographique de Paris oti lettres a Mr. Daumont par Mr. Menuret de Chambaud, ä Pari?. 1785. Traite Ilir les abus', qui siibsistent dans les hopitaqx du Royaume & les meyeni pro­ pres a les reformer, afin de rendre les mar­ son s de charite, des Etablissements utiles äl’humanite & glorieux a la nation. parMr.FAbbe de Recalde. a. Paris. 1786.

Cal.cn*) Supplement au memoire. • D. Journal de Paris. 1786. no. 101.

-----------

55 t

Cafendarium medicum — Parifiis. 1786.

Essai für Fetablissement des hopitaux dans les grandes- villes par l’auteur du Me* moire für la neceffite de transferer & reconftruiie F Hotel Djeu de Paris, ä, Paris. 1787. Moyens de rendre les hopitaux plus utiles ä la natioo. Par .Mr» Chambon de Montaux, a Paris.' J787. is»

Hotel filataire oa Maifon de Sant^.: Rue de Petit Vaugirad —- — tenu par Mr. JlJqjfr/.''-Supplj aiv NO. 28l> du Journal de Haris. 1787.

Memoires iur quelques objets, qui ihteresserit plus partictilierement la lälubritedela ville de Paris, par Mr. de Horne, a Paris. 1788"« Memoires für les hopitaux de Paris, par Mr. Tenon; a Paris« 178b. (Eine vorzüglich wich­ tige Schrift.)

Mpyen- facile d’augmenter confi.derableipent les revenus des hopitaux —r äj>ruxelle$ & ä Paris 1788- fester, welcher zu Wasche und

Kleidungsstücken erhalt

Und überdem zn

ia

seinem Unter­

438 —

halt monatlich 365 Kop., 29 arme

— 12 —

Personen

—>

männlichen

Geschlechts, von welchen jeder monatlich erhalt 1 Pud, 20 Pf. Mehl, macht 50 Kop., Grüße

1 Granih, macht 9 Kop., zus. also 61 Kop. 4 Zimmer,

7

33 219 60

in welchen 4 Aelte»

stinnen, welche zu Wasche und 13. -- 48 —

Kleidung bekommen

Zu ihrem Unterhalt monatlich 36!

Kop.

4

38

17

52

n6 arme Frauenspersonen, deren

jede monatlich bekömmt 1 Pud und 30 Pfund Mehl,

Kop.,

Grütze

zu 50

für 9 Kop.,

Salz für 2 Kop.,

zusammen

also 61 Kop.

Zu

Kleidung,

7

32

878 40

Wäsche und Betten.

Für die unheilbaren Kranken und

für die bey selbigen befindli-

O0 2

chen

58O

----------Jährl. Gehalt. Einem. Allen. U«b.A»P.R»b^vv.

chcn Arbeitsleute, welche zu­ sammen 19a Personen aus­ machen

4 — 768 —

Für die Armen der ersten Klasse, und die hey selbigen befindli­ chen Arbeitsleute, welche zu­ sammen 522 Personen ausma­ chen 3 — iS66 ^2

Für die Armen der 2ken Klasse, welche 145 Personen ausmachen, zu Kleidung

s — 290 —

Zu Holz für 34 Zimmer, nämlich 31 Zimmer für die Armen, ein Komtoir, «in Zimmer für den Aufseher und die Unteraufseherinnen; und eines für den Buchhalter. In jedem Zimmer sind 2 Oefen, und auf jedes Zimmer werden ge­ rechnet jährlich 18 Rbl. —* —- 612 —

Fünf Wachtleute 24 — 120 — Zwey Pferde mit Zubehör--------- 150 — Zusammen 14931R. goK.

Die von der, für das Hospi­ tal bestimmten Summe übrig

— '

'

58i Jährt. Gehalt.

bleibende 485 Rbl. 10 Kap-, werden zu licht und andern Ausgaben verwendet Rbl. 485. Köp.io^ Ueberhaupt 15417 Rbl.

II.

Auszug aus eines Hochedl. Raths zu Stralsund Verordnung, wie es mit der Kurirung Und Vcrpflegllng der Kranken im Hospital zu halten sey. Vom igtcil September 1785 *)♦.

1. hiesige bürgerliche Hospital (denn «s giebt hier auch ein Hospital für die Garnison) ist 1771 vom Rath gestiftet, und nunmehr mit Bet­ ten, leinen Zeugen, Krankenkleidern und Ge­ rüchen versehen. Das Kollegium der Armen­ inspektion bestimmt die aufzunehmenden Kran­ ken, deren Zahl, Nothfälle ausgenommen, und ohne Einwilligung des Raths, nicht über 20 sich belaufen darf. Oo 3

2. Der

*) S. Pfl« neues Magazin, «ten Danb, 2les Stück S.n z. and Scherf» Archiv 5 ter Band

a. Der beeidigte Krankendiener der' Krankenin. spektion muß zuförderst von den Vermögenöumstanden der Aufzunehmenden Erkundigung ein­ ziehen, ob sie von Verwandten unterstüßt wer­ den können rc. Da daö Hospital eigentlich für Personen, welche gar keine Unterstützung außer­ dem finden können, und mit ansteckenden oder ekelhaften, besonders venerischen, krebsartigen Krankheiten behaftet, aus der Mitte der Ge­ sunden gerissen werden müssen, und bey Nieman­ den gegen Bezahlung unkerzubringen sind; im gegenseitigen Falle, wenn sie mit keinen bedenk­ lichen Krankheiten behaftet, und ganz verlassen sind, erhalten sie, nach Umstanden, Unterstützung aus der Armenkasse, oder das Gericht (welches aus zwey Deputirten von den Mitgliedern des Raths und einem Sekretair bestehet,) sorgt für die unentgeldliche Kur. 3. Personen, die nicht unter städtischer Gerichts­ barkeit stehen, werden regelmäßig vom Hospital ausgeschlossen, und auch ganz inkurable, ganz kraftlose alte, und die im Hospital für unheilbar erklärt werden, worüber der Hospitalarzt (der jedesmalige Protophysikus der Stadt) wenig­ stens alle halbe Jahre Bericht abstattet; sind solche höchstbedürftlg, so soll die Armenkasse für sie sorgen.

4. Der Hospitalarzt untersucht zuvor die aufzuneh­ menden Kranken, damit keiner vergebliche Ko­ sten verwende,' oder auch der Verpfiegung we­

gen

gen sich für Krmke ausgebende Personen sich nicht in daß Krankenhaus schleichen, und staktet Be­ richt an die Inspektion ab, welche, den» zu Folge, sie ausschließen oder annehmen, und wie mit Un­ heilbaren, wie oben erwähnt worden, verfahren. 5; Die Jnspektores sowohl, als die Administrato­ ren, sollen oft das Krankenhaus visttiren, und dahin sehen, daß die Genesenen nicht gefüttert werden, und das Krankenhaus nicht zum Ver­ pflegungshause für gesunde Müßiggänger werde. Aus Furcht vor Rückfällen in' die Krankheit, müßen keine Genesene daher zurückbehaltcn wer­ den, die in diesem Falle aufs Neue ausge­ nommen werden können. Das Kollegium der Arinenpstcge hat auch dafür zu sorgen, daß die Genesenden, nach dem jedesmaligen Rathe des Arztes, ans dem Krankenzimmer in andere Zim­ mer, wo sie vor Ansteckung gesichert sind, ver­ leget werden.

6. Zänkische, Widerspenstige, Muthwillige, die Geschirr, Kleidung und Betten vorsezlich ver­ derben, oder auf ihre Entlassung trohig beste­ hen, sind »rach vergeblichen und bedrohlichen Vor­ stellungen zu verstoßen, und möglichen Falls so­ gleich zu bestrafen, oder die Strafe ist ihnen nach erfolgter Genesung anzukündigen.

7. Zwanzig Betten finden sich im Hospital in vier geräumigen Zimmern. Der Arzt bestimmt da­ bey, welche Patiencen ohne Nachtheil in einem Oo 4 Zim-

-------- -

584

Zimmer beysammen schlafen können;

oder wenn

Einzelne eines eigenen Zimmers bedürfen; so zeigt

er es den Inspektoren an. 8. Der Arzt besieht das Hospital täglich,

muß

Noth keine kostbare Arzneyen ver»

ohne

ordnen,

und

und die Genesenden den Inspektoren

anzeigen, damit unttöthige.Verpstegungskosten er­

spart werden. 9. Die Oekononlie,

die Beköstigung hangt allein

von den Inspektoren und Administratoren ob.

Darf der Kranke die gewöhnliche Kost nicht ge­ nießen, oder muß eine Zeitlang mit etwas besserer

gelabet werden, so zeigt es der Arzt an, so wie

derselbe sein Gutachten über Verbesserungen den

Inspektoren und Administratoren giebt, auf wel­ so viel thunlich und nöthig ist, Be­

ches diese,

dacht zu nehmen haben.

10. Der Hospitalarzt hat sich, wenn er in die Confe-

renz

der Armeninspektion gefodert wird,

Rücksprache,

sprechen ,

daselbst einzufinden,

zur

sich zu be­

aber sich nicht einseitig dem Entschlusse

dc§ Kollegiums zu widcrseßen.

11. Secirt wird mit Bewilligung der Inspektoren, in so weit cs zur Erforschung der eigentlichen

Krankheiten nöthig ist,

in einem ledigen Zim­

mer im Hospital vom Hospitalarzl;

doch wird

den übrigen Aerzten und Wundärzten nebst ihren

Geseöen

und

iehrlingen

der

Zutritt

erlaubt.

Ohne llrsache darf die Sektion nicht versagt wer­

den,

den,

aus guten Gründen abge­

sie muß aber,

schlagen,

ohne Widerrede unterbleiben.

Ohne

specielle ausdrückliche Erlaubniß des Raths darf

aber der Leichnam nie gänzlich zerleget oder gar' fkeletirt werde».

la. Zur Erleichterung des Arztes ist demselben ein der ihm täglich von den

Wundarzt bcygesellet,

Kranken Nachricht giebt,

gung der Diät

der auch auf Befol­

und des Gebrauches der Arze­

neyen, auf das Lüften, die Reinigkeit, und den» Kranken

sehen,

angemeßne

Heizung der Zimmer zu

und Vernachlaßigung den Inspektoren

-nzuzeigen hat. i Chirurgische Operationen nimmt derselbe unter Aufsicht des Arztes vor, dessen Vor­

schriften er genau befolgen muß.

13, Der'

Rechnung führende Administrator zeigt

seine abgeschlossene Rechnungen vierteljährig den

Inspektoren^, sieht auch von Zeit zu Zeit die im

Inventarium benannten Stücke nach,

und be­

merkt in demselben ihren Abgang und Ersah. 14. Ebenderselbe soll noch vorzüglich außer den übri­ gen Administratoren,

das Hospital fleißig besu­

chen, und nachsehen, ob der Speisemeister seine

Pflicht thut; ob die Kranken das Anvertraute ge­ hörig in Acht nehmen;

Zimmer rein halten,

ob die Wärterinnen die

und das Leinenzeug fleißig

waschen und bessern u. s. w.

15. Eben derselbe führt auch das besondere Protokoll

beim Hospital;

im Allgemeinen ist vom Rath

O0 z

ein

-- —

,ts

ein Protokollist bey der Armenanstalt überhaupt

angesezt. i6. Der Armendiener muß auch einige Male in der

Woche das Hospital besuchen,

die

Anordnun­

gen den Inspektoren anzeigen, und dahin sehen,

daß vom Speisemeister der Name,

die Krank­

heit und die Zeit der Aufnahme jedes Kranken auf

der über dem Bette jedes Kranken hangenden Tafel gezeichnet werde. XI» Der Speisemeister genießt freye Wohnung und

35 Thaler jährliche Besoldung, die von der Ad­ ministration mit Genehmigung des Raths

höhet und vermindert werden kann.

er­

Er reicht

den Kranken ein Frühstück, Mittags ein gutes

Gericht nebst hinreichendem Brod , und Abends

etwa eine Suppe und ein Stück Brod,

wofür

ihm täglich auf die Person 2 Groschen zugestanden werden, wenn der Scheffel Roggen 16 Groschen und darüber gilt,

bey geringern Kornpreifen

aber af Groschen.

Die Speisen müssen gar

und schmackhaft gekocht sein,

und dem Kranken

zu seiner gehörigen Sättigung gereicht werden; geschieht dieses nicht;

so wird der Speisemeister

nach Gutbefinden gebührend bestraft, und bey- fer­ nern Unterschleifen abgesezt. ig. Der Speisemeister hat jedem der Inspektoren,

dem Rechnung führenden Administrator und dem Arzte ein wöchentliches Verzeichniß der Kran­ ken,

mit der Anzeige des Tages ihrer Auf-

nähme und- Entlassung zu übergeben, alle Ver-

ande-

----------------

587

önherungen im Hospital mündlich anzuzeigen, die

sich in der Zwischenzeit ereignen,

und sich Ver­

haltungsbefehle zu erbitten; ingleichcn dem 2lrzte

dir Ankunft eines Kranken sogleich schriftlich zu

berichten,

mit der Anzeige des Vor - und Zu-

nahmens,

Alters,

oder

Gewerbes,

Geburtsortes,

oder

Handwerkes

doch allemal den Auf­

satz eigenhändig zu unterschreiben, auch daö Ab-

sterben eines Kranken sogleich anzuzeigen. 19. Ebendemselben wird das Inventarium überlie­

fert; daher muß er täglich die Kranken besuchen, und nachsehen, ob alles noch vorhanden ist, und

wie sie damit umgehen, auch ob sie die Arzeneyen

ordeiitlich gebrauchen.

20. Nicht Jeden, wohl aber Freunde und Anver­ wandte der Kranken,

darf der Speisemeister in

die Krankenzimmer laßen; wobey er, oder seine

aber allemal zugegen seyn muß,

Frau,

dem Kranken kein Bra»idtwein,

damit

oder anderes,

schädliches Getränk und Speise, zugestecktwerde, oder

was er nicht verzehrt hat,

der Kranke,

Freunden zustecke.

den Genesenden,

Ebenderselbe beobachtet auch

daß er,

ohne jedesmalige be­

sondere Erlaubniß der Inspektoren, vor seiner völ­

ligen Entlassung nicht aus dem Hospitale gehe; welches

ungebührlichen

Kranke

keine als Lazarethkleidung tragen

Auslaufens wegen der

darf,

und der Speisemeister die vorige Kleidung dessel­

ben bis zu seiner völligen Entlassung sorgfältig ver­ schlossen halten muß.

ah Die

3i. Die Krankenwarterinnen erhalten jährlich, aus­

ser freier Kost und Wohnung xo Thaler Lohn, welches die Inspektoren vermehren oder vermin­

dern können,

wofür sie dem Kranken Handrei­

chung thun,

die Medizin holen,

das Essen ihm reichen, tragen und reinigen,

heißen,

dieselbe und

die Speisegefäße weg­

die Zimmer reinigen und

die Wäsche des Kranken waschen und

rollen, die Kleidung ausbessern und auch sonst in der Küche dem Speisemeister zur Hand gehen,

müssen.

3b. Die Wärterinnen führen auch die Aufsicht über das Betragen des Kranken und zeigen den muthwilligen Verderb desselben an Leinen,

Betten,

Speisen, Arzenei, sein Auslaufen, dem Speise­ meister an, welcher es unverzüglich den Inspek­ toren berichtet, welche dieses ernstlich zu verhüten

suchen müssen.

33. Auch die

Widersezlichkeit und Zanksucht der

Kranken zeige»» sie an,

müssen aber mit Güte

und nie mit Schimpfworten ihnen begegnen. 24. Alle« ihnen Anvertraute müssen sie wieder lie­

fern , und von den Speisen, die sie den Kranken bringen, nichts abkürzen,

sonst werden sie nicht

«ur abgeschaft, sondern auch vorn Gericht, nach Befinden, legt.

mit Geld - oder Zuchthausstrafe be­ 4

25. Sie sollen auch dem Kranken in der Nacht un­

verdrossen Handreichung thun, wenn er klingelt,

bey

------------ -

589

bei Strafe der Abschaffung; wozu sie auch' der Speisemeister anhalten soll, rmd, wenn er be­ merkt, daß sie beim Anziehen der Glocke vom Kranken nicht aufstehen, sie wecken, und das Nöthige besorgen.

26. Der Rath behalt es sich vor, nach Zeit und Umstandeu, diese Ordnung verfassungsmäßig ab­ zuändern»

Vorschrift

des Verhaltens der Kranken im Lazareth, ein Auszug von den Verordneten zur Armen­ pflege und dem Lazareth. 1. Jeder Kranke 'bedienet sich sogleich bey seiner Ankunft des ihm vom Speisemeister angewie­ senen Bettes, Tisches, Stuhles und der Laza­ rethkleidung. 0. Die Kranken sollen sittsam seyn, nicht fluchen, und sich nicht durch zugesteckte starke Gekranka berauschen, schlagen oder schelten, widrigenfalls mit willkührlicher Leibesstrafe belegt, oder auch verstoßen werden.

3. Kleidung und Betten in Acht nehmen, das Schadhafte an denselben sogleich dem Speisemei­ ster oder der Watterinn anzeigen, und außer dem Bette nicht auf dem Bette, sonderndem zu je­ dem Bette gehörigen Stuhle sißen. 4. Der

—--------

59° 4.

Der schon genesende Kranke, oder der ohne eignen Nachtheil zur Ausbesserung deö Schadhaften an Betten,

Strümpfen rc. aufgefochert wird,

soll

nicht murren.

5,

Jeder .soll Töpfe und Arzeney in den unter dem Tische, der vor jedem Bette steht, angebrachten

Kasten, setzen, und