Nachrichten über die heldenmüthige Vertheidigung von Saragossa durch die Spanier in den Jahren 1808 und 1809: Nebst einem Plan von Saragossa [Reprint 2019 ed.] 9783111510057, 9783111142494


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German Pages 210 [212] Year 1816

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Table of contents :
Vorbericht des Herausgebers
Vorrede des französischen General-Lieutenants Baron Rogniat
Vorrede des spaniscken Oberstlieutenants Don Manuel Cavattero
Die Vertheidigung von Saragossa
Bericht Über die erste Belagerung von Saragossa
Zweite Belagerung von Saragossa
Nachrichten Über die zweite Belagerung und Kapitulation von Saragossa
Einleitung des deutschen Uebersetzers
Nachrichten Über die zweite Belagerung und Capitulation von Saragossa
Bericht über die Belagerung von Saragossa durch die Franzosen, in dem letzten spanischen Kriege
Bericht über die Belagerung von Saragossa durch die Franzosen
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Nachrichten über die heldenmüthige Vertheidigung von Saragossa durch die Spanier in den Jahren 1808 und 1809: Nebst einem Plan von Saragossa [Reprint 2019 ed.]
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Nachrichten über

die

heldenmüthige

Vertheidigung von Saragossa durch die Spanier, in den Jahren ißo8 und i8ogt

Gesammelt und herausgegeben von einem königs preupifchen Ingenieur - Offmer*

Nebst einem Plan don Saragossa.

Berlin,

i 8 1 6.

In der Realschulbuchhandlung.

Vorbericht -es Herausgebers.

Xmsie. spanische Revolution

ist eine der merkwür­

digsten Begebenheiten unsers Jahrhunderts.

Möge

Fanatismus, Nauonalhaß, oder irgend eine andere Ursache dort die Fackel deS Befreiungskrieges ange­ zündet haben; so muß man doch die riesenhaften Anstrcnqungcn, die Einigkeit und die gänzliche Hin­ gebung dieses von aller Mclt, und selbst von seincm Fürsten verlassenen Volkes bewundern. Der Krieg in Spanien bewährt den auch von uns in den letzten Jahren unserer Trübsale wahr befnndenen Glauben: daß eine höhere Hülfe nicht fern sey, wenn ein Volk unverdient unter den Druck der Tyrannei) schmachtet; und daß eine innere Er­ hebung der Nation die durch äußere Gewalt zer­ rissenen Bande der bürgerlichen Ordnung und des Rechts, auf eine

mebrcntheils

Art wieder herstellen kann.

sehr

genugthuende

IV

So w>'e die Tugend durch Noth, und der Muth durch Gefahr entwickelt wird, so zeigt sich auch die Liebe zum Vaterlande in jedem unbefan­ genen Staasbürger, erst bei einer feindlichen Be» drohnung desselben in ihrer wahren Gestalt. Wel­ chem deutschen Mann {rurbeit nicht die Namen Eltern, Gatten, Geschwister, Kinder doppelt theuer, da seine Liebe zu ihnen werkthätig ins Leben über­ gehen konnte? Er wird es fühlen, daß die Vater­ landsliebe, dieser Lichtstrahl aus dem Innbegriff aller Liebe auf uns geworfen, mit den zartesten Ge­ fühlen unseres Herzens zusammenhangt, tmb, daß diele Hingebung, fern von allem selbstsüchtigen Stre­ ben des Einzelnen, nur eine religiöse Ergebung in eine höhere Macht sey. Es ist im Allgemeinen angenehm, sich in Ideen zu begegnen, und insbesondere ist das Studium des spanischen Krieges für den Deutschen erfreulich, weil hier ;u einer Zeit, wo der größte Theil von Europa noch in Fesseln lag, sich schon der jugend­ liche Geist der Freiheit aufschwang, um aus dem mittägigen Himmel kommend, auch die Völker des Nordens zu erwecken und Licht vor ihren Augen werden zu lassen. Man findet hier das große Uebergewicht der moralischen Kraft, in einem armen, von dem Feinde unterjochten Volke, gegen die physische Gewalt einer musterhaften und wohlgeübten Armee, den Sieg des Willens über die Klugheit bestätiget; denn ein gutes, mit sich selbst einiges Volk ist unbesiegbar, weil es nur dann besiegt wird, wenn es aufgehört hat ein Volk zu seyn.

Hiernach scheint für die Vertheidiqllnq eines Landes nicht sowohl eine Armee, als vielmehr der Geist erforderlich zu seyn, welcher auch aus rohen Massen Armeen schafft, und den Willen eines VolkeS im Augenblick eines feindlichen Angriffs zuiammenhalt und unbeugsam macht. — Ein Volk Sol­ daten ist besser als eine Armee Soldaten , diese ist zerstörbar jenes nicht. Künste besiegt werden,

Alles Künstliche kann durch aber das wahrhaft Große

schreitet riesenhaft über Zeit und Raum

hinweg,

und wird durch keine irrdische Gewalt unterdrückt. Von dieser Ansicht ausgehend, würde ein je­ des brave Volk zu feiner Sclbstvertheidigung, zweier Hauptdingc bedürfen; nemlich: erstens, daß die Ein­ wohner feines Landes die hochherzigen Gesinnungen ro sich aufnehmen können, wodurch sie fähig werden, im Augenblick der Gefahr gemeinschaftlich als eine moralische Person zu leben und zu sterben: zweitens, daß dasselbe zur Zeit des Krieges mir al­ len Vortheilen seiner Gegner in die Schranken trete, und seine Unwissenheit rn der .Kriegskunst nicht durch fein oft nur allzu theures Blut bezahlen dürfe; beim die Kriegskunst einer Ration muß sich sowohl an die Ration selbst genau anschließen, als auch allen Arten der feindlichen Angriffe und Vertheidigungen begegnen können. Das erste Beförderniß hängt von dem inneren Werthe aller einzelnen Staatsbürger in einem Volke ab, auf dessen Erreichung vorzüglich Religion und eine weife Regierung den vortheilhaftesten Ernstuß haben.

Das zweite kann nur durch eine fortdauernde

VI

Vertheidigungsfähigkeit des Volkes erreicht werden, indem letzteres die Waffen nur aus der Hand gelegt haben, in jedem Augenblick aber bereit seyn muß, sie wieder aufzunehmen. Es dürfte hicnach erfor­ derlich seyn, daß cm Theil desselben immer tm Dienste ist, um die militainsche Uebung nud Disciplin zu erhalten, und als Kern für die Vereinigung der ganzen Maße dazustehen, an welchen sich zur Zelt des Kr-cgeö alle waffenfähige Männer und Jung, linqe anschließen können. Je kunstreicher die Waffe, K langwieriger die Uebung und >e schwieriger die Auswahl für dieselbe «st, desto zahlreicher muß auch ihr Stamm zur Aeit des Friedens, im Verhältniß feiner Stacke im Kriege seyn. Die Dienstzeit jedes Soldaten in seiner Waffe darf nicht die zu seiner 'gehörigen Ausbildung nöthige Zeit überschreiten; muß hlenach aber m dcl» verschiedenen Waffen nach'dem­ selben Verhältniß, wie die Kopfzahl bestimmt wer­ den. Auf selche Art wird die kunstreichste Waffe zur Zeit des Friedens htt Verhältniß ihrer Stärke im Kriege die größte Kopfzahl und dabey die längste Dienstzeit, so wie di: einfachste Waffe im Ver­ hältniß ihrer Stärke tm Felde die kleinste Kopfzahl und die kürzeste Dienstzeit haben, so daß emc durch, aus gleichmäßige Kopfzahl und Dienstzeit in den verschiedenen Waffen einer Armee nicht zuläßrg zu seyn scheint. Außer dieser Bewaffnung und Uebung des Volkes ist für die Vertheidigungsfähigkeit eines Landes auch noch die Bewaffnung des Terrains, ich meine die Anlegung und Unterhaltung der Festungen, ein sehr wichtiger Gegenstand. Da derselbe

auf die vorliegende Vertheidigung von Saragosso nähere Beziehung hat, so mögen hier noch folgende ausführlichere Bemerkungen über ihn ihre Stelle finden. Die ersten Vertheidigungsmittel eines Landes bietet die Natur durch Absonderung desselben ver­ mittelst der Meere, Wässer und Gebirge, dar. Sind diese Scheidungen weniger scharf, so daß man das Land durch Kunst zugänglich machen kann, oder bedarf man im Innern desselben fester, vor jeder feindlichen Insulte gesicherter Punkte, so folgt man der Natur durch die Kunst, und setzt menschlichen Kräften auch menschlichen Widerstand in Form der Festungen entgegen. Sie bilden den Panzer des Landes, hinter welchem die freien Kräfte desselben entwickelt und gegen die feindliche Gewalt vereinigt werden können, So sind die Festungen die rohen Waffen eines Staats, und gehören zu den Verrheidigungsmltteln desselben eben so gut als die Waffen in den Zeug­ häusern, die stehenden Heere, die Flotten, die Ma­ gazine, die Militairstraßen re. Alle diese gemeinst», men Anstalten aber können auch nur durch eine Vereinigung der ganzen Nationalkraft gehörig erhalten und genährt werden; denn das Volk als solches hat nur ein Vermögen, nemlich das Vermögen Aller, von welchem auch sämmt­ lich allgemeine Staatsbedürfnisse zu bezahlen find. Es müßte also bei Festungsanlagen oder Festungereperaturen jede Dienstleistung des Landes als eine Staarslast angesehn, und dem Dtenstleistenden nicht nach herkömmlichen Tarifs, sondern nach ih-

VIII

rem wahren Werthe in baarem Gelde oder durch Abrechnung von den Staarsabqaben verqütigt wer­ den, wogegen der dadurch entstehende Ausfall der Staatskasse, von der ganzen Maste des Volkes wie­ der aufzubringen seyn würde. Ein Beispiel, daß Krieqeslasten einzelner Theile des Staats zu den allgemeinen Sraarslasten zu rechnen sind, hat «nS der feinem Zeitalter vorgceilre unsterbliche Friedrich in der Unterstützung vieler durch den siebenjährigen Krieg verwüsteten Gegenden feines Reiches hinter­ lassen; und die Großinuth unsers regierenden allverehrten Königes ist dieser Spur bereits durch die Unterstützung mehrerer Gegenden, welche durch Ge­ fechte oder durch Verschanzungen wahrend der bei­ den letzten Kriege gelitten haben, gefolgt. An dieser Unterhaltung der Festungen aus den allgemeinen Staatsfonds haben aber nicht allein die todten Masten der Festungswerke Ansprüche, fondcrn auch die Einwohner derselben, welche während einer Statt habenden Belagerung für ihre m Ruhe lebenden Mitbürger mancherlei Drangsalen und Ge­ fahren ausgesetzt werden. In dieser Hinsicht würde es billig und auf den Geist der Vertheidigungen von dem vortheilhaftesten Einfluß seyn, wenn den Einwohnern in den Festungen mancherlei Vorrechte und Begünstigungen in staatsökononnscher Beziehung bewilliget, und sie dagegen mehr zum Militärdienst angezogen würden, damit sie soviel als möglich aus gedienten Soldaten bestehen, welche im Augenblick der Noth die Ehre ihres Volks und den Namen ihrer Stadt nicht so leicht untergehen lasten werden. Der Patriotismus d?x Festungsetnwohner könnt?

auch noch durch den Sporn des Eigennutzes anqe. reitzt werden, wenn den Bürgern einer solchen Fe­ stung, welche nicht dem Feinde in die Hände fällt, von dem ganzen Staate außerordentliche Belohnungen, z. B. der doppelte Ersatz ihres durch die Belagerung verursachten Schadens u. dgl. be­ williget würde. Daß die Bürger in den Festungen zu deren Erhaltung wesentlich beitragen können, beweist die vorliegende Vertheidigung von Saragossa, welche größtenteils durch die Einwohner selbst und die Bauern der umliegenden Gegend geführt worden ist. Das Volk brachte hier, noch ehe an die Bekestigung zu denken war, bei dem ersten Angriff des Ge­ nerals Lefevre-Desnouettes, in dem Zeitraum von 34 Stunden, Geschütze an die Thore, versah die Stadtmauer mit Schießscharten und alle Eingänge mit Brustwehren von Sandsäcken. Bei der späte­ ren Belagerung waren Männer und Frauen sämmt­ lich im Dienste. *) *) Anyi. Nach dem Bericht deS Don Manuel Cavallero be­ stand die Artillerie aus i5oo Mann, wenn man die zur Hülfsletstung eingestellten Einwohner mitrechnet. Man hatte ein Corps von achthundert Ptoniren gebildet, welche den Sappeurdicnst ver­ sahen; sie waren aus denen bet dem Bau deS CqnalS von Arago­ nien angestellter: Leuten ausgesucht worden, und mithin an große Erdarbeiter: gewöhnt. Die übrigen Männer der Stadt und ynv liegenden Gegend standen theils in Reih und Glied und gehörten zu den von der Provinz Aragonien und von Saragossa gestellten Truppen, theils nahmen sie als Freiwillige an den Gefechten Theil Die Frauen waren in den Bekleidur.gSwerkstätten beschäftiget, pfleg' ten die Kranken, und brachten den Fechtenden, unter welchen sie ihre Söhne oder ihre Männer fanden, in ihren Schürzen Erfri­ schungen und Pakeft mit Patronen; sft nahmen einige Mate sogar

Eben so würden wir von den Bürgern unserer Festungen einen vortheilhaften Gebrauch machen können, vorzüglich wenn dieser durch die Einübung der verschiedenen Einwohner in die ihnen zunächst verwandten kunstmäßigen Metiers der Armee, als Scharfschützen, Artilleristen, Mineure, Sappeure, Pontoniere re. während der FricdcnSzeit vorbereitet würde. Wenn man übrigens bedenkt, welchen Vortheil den Franzosen im Jahre ißi4 ihr Land« sturm um die Festungen ihrer östlichen Grenzen, na­ mentlich Verdun und Metz, gewahrt hat, welcher die alliirte Armee zwang ein eigenes CorpS gegen ihn zusammcnznzichn; so begreift mau leicht die Möglichkeit, tüchtige Bürger in den Festungen auch zu Offenstvopergtionen außerhalb zu gebrauchen. Die Festungen gewinnen hiedurch eine andere Gestalt: sie sind nicht mehr die todten Massen, in denen das Leben versteinert, sondern» sie werden die Lichtpunk­ te, von denen der Vertheidigungskrieg ausgeht, die Citadellen der großen Festung, Staat genannt, und sollten letzteres in moralischer Hinsicht eben sowohl als in physischer seyn. Eigentlich brauchen Festungen als solche weder Handel noch Verkehr, aber der Handel und die in den Handelsplätzen aufgehäuften Hülfsquellen und Reichthümer brauchen eine Schutzwehr; überdies ist es auch gewiß, daß bei einem Volke, in welchem im Allgemeinen das Privatintcresse dem öffentlichen an den Gefechten Theil. Munition bethet,

gaben

Die Mönche machten Kartuschen, trugen mitten (m Feuer den

Sterbenden den

geistlichen Bestand, und munterten die Soldaten nicht allein durch ihre Reden, sondern auch durch ihr Beispiel auf. Seite 37.40.5s.62. rc.

Wohl wiederstrebt, man weder Festungen noch Ar­ meen einrichten darf, weil sic ihm doch nichts Helfen werden; denn die wahre öffentliche Vertheidi­ gung geht aus feinet« Handwerk, sondern nur aus der Gesinnung hervor, welche alle braven Leute un­ sichtbar vereiniget. Diesem allgemeinen Aneinanderschließen unterliegt der Privcnvorthcil, und nur eine solche Nation, welche alle Glieder ihres Körpers ihrer geistigen Erhaltung aufzuopfern im Stande ist, verdient zu er,stiren, kan« Armeen, kqnn Fe­ stungen haben und sie auf eine angemessene Art ver­ theidigen. Eine freiwillige Begeisterung welche von innen ausgeht *), und nicht durch Edikte und Reg­ lements erzwungen werden kann, muß die Herzen des Volkes ergreifen, Die Formen für die sich hieraus entwickelnden Kräfte bleibe« immer die Hee­ re, die Besatzungen, der Landsturm, und das Gesetz •) Anm. Eine solche Begeisterung spricht sich in den mehresten spanischen Proklamationen aus. Als Beispiel folgt hier eine solche Proklamation des Generals Palafox an die Aragonier: „Bebet also nicht vor dem Haufen unserer Feinde! Ihr ade­ lig geborenen und Reichen, öffnet eure Schätze, nähret die Armen, damit kraftvoll ihr Arm das Schwerdt der Rache schwinge, schließt euch als Brüder an einander, und brecht in geordneten Reihen auf, zum Triumph des Vaterlandes' Krieger, fastet Muth, Muth ge­ gen NumidienS brüllenden l'&rnen! Priester, rufet Rache, Rache gegen die Z.rtrümmerer der Altare? D-rkleute, schmiedet Waffen und durchwühlet die Erde nach Eisen' Mütter, versaget euren Kin­ dern eine Zeitlang die Brust, damit sie fühlen, welch Unglück sie als Männer erwarte! Kinder, erfüllet die Lüfte mit eurem Jam­ mergeschrei und stimmet so ein zu unserm Schlachtgesang.' Ihr Thlere deS Waldes. heraus, heraus auS euren Hölen. Wäftern unb Klüften, fallet mit unS die französischen Henker an, von den Gebirgen der Pyrenäen biS zur Sierra Morena, damit wir die Erde von ihnen reinigen, den Frieden erringen, und rächen den König, die Religion und das Vaterland!"

XII

füv diese Formen bleibt im Kriege, wie im Frieden, die Disciplin, ohne welche alles in ein regelloses Chaos zusammen fallen würde. Disciplin ist demnach auch in einer belagerten Festung eines der wesentlichsten Erfordernisse, ncm« lich in einer Festung, wo nicht einige Bataillone, sondern wo alles, was stch rühren kann, auf den Wallen sieht. Hier muß der Gouverneur im aus­ gedehntesten Sinne des Worts unumschränkt seyn. In Saragossa, wo die Vertheidigung vom Volke ausging, wurde dennoch, nach Seite 42, die Cirulgewalt der Junta abgenommen und in die Hände des Generals Palafop gegeben. Nichts kann wohl niederschlagender für einen tüchtigen Gouverneur und eine tapfere Garnison seyn, als wenn sie von dem Klagegeschrei einer jammernden Bürgerschaft umgeben werden, welche in Gedanken schon seit dem ersten Tage der Bercnnung kapitulirt, und an­ statt mitzuwirken, noch im Zaum gehalten werden MUß, Einen großen Theil der Unzufriedenen in je­ der belagerten Festung machen die Bewohner der behufs ihrer Verteidigungsfähigkeit zerstörten Vor­ städte aus. Gewöhnlich lassen sie das Ausräumen und Abbrechen ihrer Häuser bis zum letzten Augen­ blick anstehn, so daß dies oft durch das Gouvernenrenk selbst eingeleitet werden muß, und nun ziehn sie verzweiflungevoll und am Bettelstäbe in die Fe­ stung, um dort noch das allgemeine Elend zu ver­ mehren, Es ist demnach eine übel angebrachte Schonung, wenn den Bewohnern von dergleichen Vorstädten der Aufbau ihrer Hauser erlaubt wird.

Diese kurzsichtigen Leute haben bei jeder feindlichen Invasion dasselbe Unglück zu erwarten und werden am Ende ganz ruinirt, wie dies bei Danzig, wegen -er daselbst in kurzer Zeit zweimal erfolgten Bela­ gerungen der Fall ist. Wie nöthig eS dagegen ist, die vor den Festunqöwerkcn belegenen Vorstädte, Gebäude, Mau­ ern re. in Zeiten abzubrechen, davon liefert Sara­ gossa einen redenden Beweis.

Hier hatten die Spa­

nier zur gehörigen Zeit auf ißoo Schritt Entfer­ nung sorgfältig all( Hindernisse zerstört*), wodurch gleich Anfangs dem Feinde die Annäherung von außen sehr erschwert, und es dem General Palafop möglich gemacht wurde, die innere Vertheidigung der angegriffenen Seite anzuordnen. Auf solche Weise ward cs hier bewirkt, daß die Franzosen neunund­ zwanzig Tage bis zur Gewinnung der äußeren Enceinte gebrauchten, und in dieser Zeit wurden im Inneren so viel Verrheidiguiiqsmittel angebracht, daß man sich nachher noch dreiundzwanzig Tage in den Häusern der Stadt schlagen konnte. Wenn man die Vertheidigung von Saragossa aufmerksam durchgeht, und seine eigene Nation kennt; so wird sich, mit Rücksicht auf die Lo­ kalität und auf die Angriffs und Vertheidigungs« mittcl der einzelne» Plätze um so leichter beurthei­ len lassen, in wiefern die gegenwärtige Beschaffen­ heit derselben dem Zeitgeiste einer künftigen von dem erforderlichen Grad der Hingebung mehr beseel­ ten Generation, angepaßt werden könne. *) Anm.

S- Cavallero, Seite 37.

Die näh-

XIV

er« Prüfung und Entscheidung dieses für die Ver­ theidigungsfähigkeit eines jeden Staats so wichtigen Gegenstandes, kann nur der Beurtheilung erleuchte­ ter und reell gebildeter Männer überlassen bleiben; weshalb hier auch nur einige kurze Betrachtungen ohne alle weiteren Ansprüche über diesen Gegenstand, welcher ein tiefes Studium und eine lange fortge fetzte verständige Beobachtung erfordert, aufgestellt werden sollen. Die Nothwendigkeit, daß das alte Vertheidigungssystem, welches dem Aeitalttr eines Engen und Türenne vollkommen angemessen war, einem ande­ ren lebendigeren weichen müsse, ist seit langer Zeit gefühlt worden. Vauban hat durch sein neu geschaffenes Angriffssystem, nach welchem in Zo Tagen nach eröffneter Parallele jede Festung bei gewöhn­ licher Vertheidigung fallen mußte, das Gleichge­ wicht zwischen betn Angriff und der Vertheidigung aufgehoben. Gewiß fühlte dies niemand lebhafter als er selbst; allein der Tod hinderte ihn, die ge­ störte Harmonie wieder herzustellen. Nach ihm stand kein Vauban mehr auf, und Montalembert, Cormonlaigne und die anderen seiner "berühmtesten Nach­ folger haben zwar an dem Alten gebessert; aber noch gebührt keinem die Ehre einer neüerfundeneN Vertheidigung, welche dem vaUbanschen Angriff ent­ gegengesetzt werden könnte In den neuesten Zeiten har stch Carnot mit der Betrachtung der vorzüg­ lichsten Vertheidigungen beschäftiget/ und hieraus seine geistreichen Bemerkungen über die Verthetdigunqsfählgkelt der Plätze *) abstrahlet. *) Anm. In seinem Werke de h defense des places Fortes, /j. ViS j.tzt tfl die dritte »Auflage davon eiftytvnm. Paris. 1512.

„Unter der Zahl der Belagerungen, welche er in seinem vcrtrefflichen Werke anführt, würde Sa­ ragossa vielleicht eine der ersten Stellen verdienen, und giebt den stärksten Beweis für sein System, oder vielmehr für die Grundsätze, welche ein jeder Mann von Ehre haben muß," wie Herr Angliviel de la Bcaumelle in seiner Vorrede zur Uebersetzung der cavalleroschett Schrift sehr richtig bemerkt. „Man wird,"

fährt Herr

Beaumelle fort,

„aus dem Beispiel der Vertheidigungen dieser Stadt ersehen, daß nicht der erste Sturm allein, sondern der

zweite,

der

und

muß;

und

zehnte

ausgehalten

werden

kann

daß man, wenn auch der Wall

genommen wird, noch keine Ursache hat, fich zu er­ geben.

Es

wird

zwar in allen Büchern gesagt,

daß ein Sturm nicht anders als mit tranchemcnt

hinter

der

Bresche

einem

erwartet

Re.

werden

könne; allein es wird nicht gesagt, daß dieses Retranchcinent schon überall vorhanden ist; denn um vom Wallgange

in die

Stadt zu

kommen, muß

man Straßen passtren, diese Straßen stnd mit Hau« fern eingefaßt, und man kann immer die erstem durch Traversen sperren und die letzteren mit Schießschar, ten versehen,

Hinter diesen Straßen

und Häusern

findet man wieder andere, die man auf dieselbe Art vertheidigen kann," „Es ist schon früher die Bemerkung gemacht worden, daß der Belagerte, welcher während der ersten Angnffezcit immer im

Nachtheil gegen den

Belagerer ist, erst beim Uebergange über den Gra­ ben

mit jenem

in

gleiche Verhältnisse trete, und

daß

er alle Vortheile seiner

Lage erst

im

Augen-

XVI

blick des Sturms benutzen könne. Ich füge »loch hinzu, daß nach dem Sturm diese Vortheile tag, lich zunehmen, weil nun die Vertheidiger den Bela­ gerer umfgffen; weil sie keine Artillerie mehr zu fürchten haben; weil bei diesen gegenseitigen Angrif­ fen alle Umstände für sie günstig sind, und endlich, weil dies das Mittel ist, den Angriff in immerwähreude heftige Scharmützel zu verwandeln, in den Kampf Mann gegen Mann, welche der Belagerer im­ mer zu vermeiben und welche ihm mithin der Bela­ gerte unvermeidlich machen muß *). Dieses Uebergewicht des Belagerten über den Belagerer hört erst alsdann auf, wenn dieser, Herr des größten Theiles des zu vertheidigenden Raumes, seinerseits den er­ steren umschliest. Dieses ist nach meinem Daführhalten der Augenblick, wo man eine Capitulation annehmen kann, und wo sie, gleichviel unter welchcn Bedingungen, immer ehrenvoll seyn wird." „Es ist nicht so schwer als man glaubt, von den Truppen die zu dieser Art von Gefechten erfor. dcrliche Beharrlichkeit zu erhalten; die Gefahr er­ schreckt nur von weitem, je naher man ihr ist, desto weniger fürchtet man sie. Auch schlagt man sich ja nicht gegen Automaten, und es kommt im Kriege immer weit mehr darauf an, dem Feinde Furcht, als ihm Schaden zu machen. Unter hundertmalen trifft es sich gewiß nicht einmal, daß zwei Regimenter, welche mir gefälltem Bajonnet aus einander losgehn, so nahe zusammen kommen, daß unter

unter ihnen ein Gefecht Mann gegen Mann ent­ steht. Zum Siege ist nur erforderlich, daß man zuletzt Furcht bekommt; und da derjenige, welcher sich vertheidiget, in der That weniger der Gefahr ausgesetzt ist als der Angreifende, so wird letzterer auch in der Regel zuerst in Angst gerathen." „Hieraus folgt/ daß eine Belagerung eigent­ lich nur erst da anfängt, wo man sie gewöhnlich als beendigt ansieht, nemlich beim Sturm auf den Hauptwall; daß der, Häuferkrieg, den'man doch erst, so - viel als möglich, durch eine gute äußere Vertheidigung vorbereiten muß, dem Gouverneur eine vortheilhafte Veränderung seiner Lage darbie­ tet, wäre eS auch nur insoweit, daß der Belage­ ret so lange, als er noch nicht auf dem Walle an­ gekommen ist, feine Front und feine Kräfte zusam­ men'drängen kann, voN drN Augenblick feines Ein«' vringens itt das Innere der Stadt an aber, sich ausdehnen Muß; weshalb die Belagerung, je wer'ter' sie vorgehet, desto peinlicher und gefahrvoller für feine geschwächten und abgematteten Truppen seyn muß-" „Ästari wird iN diesem Werke sehn, was Saragössa gekostet hat; dennoch würde es ohne die Epidemie und die Krankheit des General Palafvp Nüch nicht übergegangen seyn, und wenn, was wohl möglich gewesen wäre, die Belagerten dieselben Mittel wie wir, zum unterirdischen Kriege gehabt hätten; wenn die Ausfälle zahlreicher und besser an­ geordnet, und wenn die Gegenangriffe auf das tri*

XVIII

nitarienkloster nicht aufgegeben worden waren; so würde zwar ohne Zweifel der Erfolg im Ganzen nicht zu ändern gewesen seyn, aber die Umstände wären doch gewiß nicht dieselben geblieben." Es scheint demnach bei den FestungSanlagen neuerer Zeit auf folgende zwei Hauptpunkte anzu­ kommen, nemlich: erstens, den Feind so lange als möglich von der Stadt, dem eigentlichen Kern der Festung, entfernt zu halten, und zweitens, die Ver­ theidigung dieses Kerns nicht an die Enceinte allein zu knüpfen, wie es der Volksglaube bisher gethan har, sondern ste erst mit dem Hauserkriege eigent­ lich anfangen zu lassen. Die Entfernung des Feindes von der Haupt« enceinte der Festung kann allein durch vorgescho­ bene Werke erreicht werden, welche überdies noch den Vortheil gewähren, daß durch sie der Reitz zu einer offensiven Vertheidigung mehr, als durch die sinnreichsten Werke innerhalb des bedeckten Weges, geweckt wird. Durch eine möglichst einfache Construction der Hauptenceinte dürfte auch noch die Uebersicht in den Anordnungen und das Zusammenbringen großer Mas­ sen, mit welchen man den auf einzelnen Punkten eindringenden Feind überfallen kann, wesentlich er­ leichtert werden. Die Hauptvertheidigung der Festung fängt erst beim Häuserkriege an, in welchen auch, nach Rogniats eigenem Ausdruck, Seite i45, die Einwoh

«er von Saragossa mehr Vertrauen als in ihre Verschanzungen setzten, und durch den sie sich allein unüberwindlich glaubten. Vorausgesetzt, daß die Einwohner der Festungen tüchtige Leute sind, welche Gut und Blut für ihr Vaterland wagen, so müs. sen auch ihre Hauser an sich fast unverbrcnnlich seyn, weil sonst der Feind durch Wegbrennen ganzer Vrertel den Krieg im Innern bald unmöglich machen würde. Es dürfte demnach in keiner Festung an­ ders als massiv gcbauek werden. Wenn zugleich sämmtliche Gebäude bei ihrem Aufbau bombenfeste Keller erhielten, so würde hiedurch die sichere Un­ terbringung der Vertheidigungömittel und der um» terirdische Krieg sehr begünstiget werden, welcher letztere bei dem Vordringen des Feindes im Innern der Festung einen weit ernsthafteren Charakter an­ nimmt, als die Minenqallerien gegen die Approchen des Feindes auf dem Glacis. Um Ruhepunkte für die Vertheidigung zu geWinnen, sich in jedem Augenblick isoliren, seine Kräfte auf einzelnen Punkten zusammcnziehn und von diesen aus in der Flanke und im Rücken der Belagerungearmee wirken zu können, dürfte vor­ züglich die Anlegung von Abschnitten, sowohl in der Umfassung, als auch selbst im Inneren einer befestigten Stadt, nützlich seyn. Bei dergleichen kleineren Citadellen im Inneren der Stadt tritt noch der besondere Vortheil ein, daß der Feind sein Geschütz selten mit Nachdruck gegen sie gebrau­ chen kann, und daß hier alles mehr durch Hand­ gemenge entschieden werden muß. Daß dergleichen ** a

XX

Punkte nicht immer eine gedeckte Verbindung unter sich erhalten können, ist nicht wesentlich, denn die wahre Verbindung aller tapfern Soldaten geht auch über die Mauern hinaus. Genug, wenn diese einzel» neu Posten sich nacheinander so lange als möglich hallen; denn eben so lange hält sich auch das Ganze der Festung. Ein Beispiel solcher Befestigungen grebt die Ansage der Abschnitte und kleinen Citadellen in der Eneeinte von Cölln. Die Anlage größerer Citadellen wird hiedurch nicht unnöthig; im Gegentheil gewinnen letztere eine neue Gestalt als Hauptreduits der um sie gelager­ ten Kette von kleineren Forts. Was die Vertheidigungswaffen für den Hauferkneg betrifft, so haben sich die Spanier bei der Vertheidigung mit vielem Vortheile der Handgra­ naten, größerer und kleinerer Bomben aus den Händen geworfen, so wie die Franzosen beim An­ griff der kleinen sechszölligen Mortiere bedient, welche letztere man leicht überall, wo es nöthig war, hinbringen konnte. An Pulver ward täglich nur so viel gemacht als man brauchte; aber nicht aus Grundsatz, wie man wohl glauben könnte, sondern aus Noth; auch hat der Mangel an Pulver der Besatzung beim Mineurkriege zuletzt sehr viel geschadet.

Gegenwärtige Sammlung -er Berichte über öie Vertheidigung von Saragossa enthält: i. Die Vertheidigung von Saragossa oder Be­ richt über d>e in den Jahren ißog und 1809 von dieser Stadt erlittenen Belage­ rungen von Don Manuel Caval­ le r 0, Oberstlieutenant vom spanischen In­ genieur-Corps, von Sette i bis 862- Nachrichten über die zweite Belagerung und Capitulation von Saragossa, von Don Pedro Maria Ric, Prästdenten der in den letzten Tagen daselbst eingesetzten Junta, von einem achtungswerthen Augen­ zeugen des spanischen Krieges aus dem Semanario Patriotico f einer zu Sevilla erschienenen Wochenschrift, ins Deutsche übersetzt «nd mit erläuternden Anmerkun­ gen versehen, worunter die am Schlüße eine ganz besondere Aufmerksamkeit verdient. Von Seite 89 bis 117. 3. Bericht über die Belagerung von Sara­ gossa durch die Franzosen, pon dem Baron R 0 g n i a t , französischen GeneralLieutenant im Ingenieur - Corps. Von Seite 117 bis 178Die Vorrede des Baron Rogniat und des Do« Manuel Cavallero sind so gehaltreich, daß «s ein Verlust für den Leser seyn würde, wenn sie hier nicht wörtlich abgedruckt werden sollten. DaS Cavallero'sche Werk schien für die gegenwär­ tige Zeit anziehender als das Rogrriatfche; darum

XXII

ist cs zuerst abgedruckt worden; da aber Cavallero später als Rogniat schrieb; so folgt hier zuerst die Vorrede von Rogniat und dann die von Cavallcro. Die nicht schon sonst bezeichneten An« merkungen rühren von dem deutschen Herausge­ ber her. Berlin im Iuny igi6.

F.

Vorrede des französischen General-Lieu­ tenants Baron Rogniat.

Belagerung von Saragossa reizt die Neugierde durch ihre Sonderbarkeit und interesstrt wegen der an­ haltenden und hartnäckigen Tapferkeit beiher Parteien, welche lange den Sieg unentschieden liessen. Von der einen Seite erblickte man eine schwache Armee, gegen den Hunger und gegen eine ganze Volksmasse mehre­ rer Provinzen kampfend, durch unermeßliche Arbeiten und durch die Macht der Combinationen in einer von ihren Gegnern noch nicht gekannten Kunst dahingelangen, eine weit zahlreichere Armee als die ihrige in einer be­ festigten Stadt zu blokiren, zu belagern und zu zerstö­ ren. Von der andern Seite find die Anstrengungen der Belagerten nicht weniger zu bewundern. Sie lie­ ßen sich nicht durch die Niederlage ihrer neuen Armee, deren Unerfahrenheit und Unwissenheit in Hinsicht der Uebungen und des Manövrirens sie unfähig machte auf dem Felde den gehörigen Widerstand zu leisten, entmuthigen. Der Verlust der vor der Stadt befind­ lichen Werke, und selbst der Enceinte, welche im­ mer die letzte Grenze der Vertheidigung ist, erschütter­ ten nicht ihren unbeugsamen Muth; sic vertheidigten sich standhaft von Haus zu Haus, von Stockwerk zu Stockwerk und von Zimmer zu Zimmer; sie verachte­ ten die Explosionen der Minen von denen sie verschüt-

xxiy tet wurden und sie verließen die Ruinen ihrer unglück­ lichen Stadt, erst dann, da sie nichts weiter als ein Kirchhof waren. Der große Charakter, welchen die Einwohner von Saragossa unter diesen Umstünden ent­ falteten, ist eins der schönsten Schauspiele, welches uns die Jahrbücher der Nationen seit den Belagerungen von Sagunt und von Numantia darreichen. Ich hatte den Bericht dieser denkwürdigen Bela­ gerung gleich nach den Begebenheiten, von denen ich Augenzeuge gewesen bin, aufgeschrieben; .... Quaeque ipse miserrima vidi, Et quorum pars piagna fui, Aeneide. Buch 2.

aber in der damaligen Zeit durste ohne Erlaubniß, welche ich vergeblich nachsuchte, keine militqirische Denkschrift be­ kannt gemacht werden, um nicht tue reitzbare Eigenliebe und die mißtrauische Politik des berühmtesten Mannes, der damals Frankreich regierte, zu beleidigen. Jetzt, ob­ gleich die Neugierde deS Publikums, in Hinsicht der Begebenheiten, welche von uns schon entfernt liegen, ohne Zweifel durch die Zeit geschwächt ist, so glaubte ich dennoch diesen Bericht dem Druck übergeben zu müssen. Ich beabsichtige hiedurch einen dreifachen Zweck, ncmlich: Materialien der Geschichte zu liefern, den Ruhm meiner Waffengefährten zu stiern und den ersten Aufschwung zur Freiheit dieser braven Nation zu bezeichwelche, verrathen durch diejenigen, welche sie regier­ ten, ihrer Waffen beraubt, von ihren festen Plätzen entblößt, dennoch durch ihre Beharrlichkeit und Tapfer­ keit dahingelangte sich vor dem fremden Joche ju schüjjen, —»

Vorrede des spaniscken Oberstlieutenants Don Manuel Cavattero.

Belagerungen von Saragossa haben die Aufmerk» famkeit von ganz Europa auf fich gezogen. Früher gab es kein anderes Beispiel eines so heldenmüthigen Wi­ derstandes, als das zur Zeit des Aufstandes in Cairo, nach der Schlacht von Heliopolis, welches späterhin aber nicht mehr nachgeahmt worden ist. Wenn man bis zum Anfange des vergangenen Jahrhunders zurück­ geht, so findet man nur noch die Vertheidigung von Barcelona gegen den Marschall von Berwick als die einzige Waffenthat, welche man dem Benehmen von Saragossa an die Seite stellen könnte, und auch diese gereicht den Spaniern zur Ehre. In alten Zeiten ha­ ben der Widerstand von Numanzia und Sagunt, im Mittelalter der von mehreren Schlössern bewiesen, daß in unserm Charakter Eigenschaften liegen, wodurch uns diese Art des Krieges ganz vorzüglich eigenthümlich wird. Ich habe geglaubt, durch Bekanntmachung der Details dieser Begebenheit zu dem Fortschreiten der

XXVI

Kunst beitragen und für die Ehre meines Vaterlandes wirksam seyn ;u können. Wir haben mit mehr Eifer als Glück die Grundfitze in Ausübung gebracht, welche der General Carnot in seiner Abhandlung über die Vertheidigung der festen Plätze aufgezeichnet hat, und welche schon früher in unseren Herzen waren. Europa hat unsern Entschluß gebilliget, unser Unglück beklagt, unsere Anstrengungen gelobt; ich schmeichle mir mit der Hoffnung, daß ich durch eine nähere Aufklärung aller Umstände dabei nur die gute Meinung, welche es bis­ her von uns gehabt hat, noch vermehren werde. Der Herr General Rogniat hat den Bericht über den Angriff von Saragossa während der zweiten Bela­ gerung, bekannt gemacht. Sein Werk ist so, wie man es von einem der ausgezeichnetesten Chefs eines seit langer Zeit durch die wissenschaftliche Bildung und den Muth seiner Offiziere berühmten Corps erwarten mußte. Da er jedoch nicht sagen konnte, was -in der von ihm belagerten Stadt vorging; so erlaube ich mir, sein Werk nicht zu verbessern, sondern nur es zu vervollständigenz und indem ich, wegen meiner mit den übri­ gen Belagerten erduldeten Leiden, den ersten Theil sei­ nes Motto's *); „Quaeque ipse miserrima vidi“ auf mich beziehe, lasse ich ihm den zweiten: „Et quorurn .pars magna fui, “ welcher mit Recht seinem Range, aber noch mehr seinen Talenten gebühret. Es sey mir erlaubt, hier Anfangs den Behaup­ tungen dieses Generals zu widersprechen, welche für uns um so unangenehmer find, da das Ansehen desje­ nigen, welcher sie ausgesprochen hat, ihnen einiges Ge­ wicht giebt. Er sagt Seite i. seiner Vorrede „daß die Franzosen Saragossa durch die Zusammenstellungen ei­ ner ihren Gegnern unbekannten Kunst genommen ha) Siehe die Vorrede von Rogniat.

ben." Im Text selbst sagt er: „die Verthcidigungs« werke waren mit mehr Kraftaufwand als Kunst ausge­ führt." Diese Ausdrücke greifen das ganze Corps der spanischen Ingenieur-Offiziere an, welche doch auch zur Unstcrblichmachung des aragonischen Namens beigetra­ gen haben. Ich glaube seine irrige Ansicht hierüber aufdecken und von den Ursachen Rechenschaft geben zu müssen, welche uns zwangen, Wexke anzulegen, welche vielleicht nicht vollkommen, aber doch immer die besten waren, deren Ausführung uns möglich war. Das Ingenieur-Corps war in Spanien durch den französischen General v. Verboy, zur Zeit der Erhe­ bung des Bourbonschen Hauses auf den Thron von Carl II., errichtet worden. Es behielt die ihm damals gegebene Form, welche der Vaubanschen Einrichtung in Frankreich glich, bis zum Jahr 1601, wo der Friedens­ fürst ihm eine Organisation gab, welche die Franzosen vierzig Jahre vorher angenommen hatten. Während des Laufes des achtzehnten Jahrhunderts haben die von dem spanischen Ingenieur- Corps ausgeführten Ar­ beiten, St. Ferdinand von Figueras, Conception, Ca« dix und mehrere andere Platze, sowohl der Fähigkeit seiner Offiziere, als dem Glanze der spanischen Regie­ rung Ehre gemacht. Auch sind sie es, denen man die Entwürfe der Canäle von Castilien, von Madrid, von Andalusien und mehrere herrliche Straßen verdankt, welche die Halbinsel nach allen Richtungen durchkreu­ zen. Sie waren zugleich mit dem Unterricht in den Militairschulcn beauftraget. Im. Jahr igoa, um welche Zeit die Schule von Alcala errichtet wurde, legte man auf diesen Theil der Armee noch mehr Werth. Der erste Minister, welcher zugleich Generalissimus war, wollte selbst Chef des In­ genieur-Corps seyn; und die Verordnung, welche er durch D. Vincent Jerraz aufsetzen ließ und die sehr

XXVIII

gut ausgefallen ist, zeigt hinreichend/ welche gesunde Ansichten er über diesen Zweig der Kriegskanst ange­ nommen hatte. Prüfungen über die Arithmetik, Algebra, Geome­ trie und Trigonometrie gingen der Zulassung der Zög­ linge aus den Militairschulen von Zamora, Cadix und Barcelona, zu der in Alcala vorher. Dort begriff der Cursus das ganze Studium der Befestigungskunst, eine Prüfung der Systeme von de Sitte, Coöhorn, Monta« fem&ctt, vorzüglich von Vauban, die Anwendung, wel­ che dieser große Mann von seinen Grundsätzen bei ver­ schiedenen von ihm befestigten Platzen gemacht hat. Dieser Cursus des theoretischen Unterrichts, mit wel­ chem der des Zeichnens immer gleichen Schritt gehal­ ten hatte, wurde mit dem Studium der Mechanik, der Artillerie und der bürgerlichen Baukunst geschlossen. Die Zöglinge wurden mit Anfertigung von Zeichnungen und Erläuterungen über dieselben beschäftiget. Ein Regiment, aus acht Sapeur« und zwei Mi­ neur-Compagnien bestehend, war der Schule beigege­ ben. Die Ingenieure waren Offiziere dabei, die prakti­ sche Arbeit auf dem dazu bestimmten Terrain, welche den Haupttheil unseres Cursus ausmachte, dauerte acht Monate des Jahres. Eine reiche Sammlung von Mo­ dellen und eine zahlreiche Bibliothek lieferte uns neue Hülfsguellen. Vielleicht waren zwei Jahre für so ausgedehnte Studien nicht hinreichend, um so mehr da die Militairschulen nicht einen so hohen Unterrichtsplan als die Ecole polytechnique hatten; aber die Sucht, die Franzo­ sen in allem nachzuahmen, diese allen Spaniern und besonders den jungen Leuten des Militairs einwohnende Leidenschaft, nur das gut zu finden, was von der an­ dern Seite der Pyrenäen herkam, trug viel dazu bei, die guten Methoden unter uns zu verbreiten. Es ist

xxtx? bekannt, baß unsere Kaufleute genöthiget waren, um ihr Tuch zu verkaufen, der Benennung: „Guadalaxara," den Namen „Sedan" unterzuschieben; daß unsere Modedamen nur Pariser Roben tragen wollten; daß unsere Tambours sogar sich einfallen ließen, fran­ zösische Märsche anstatt der spanischen zu schlagen. In gleicher Art waren die Werke von Cörmontaignc, Saint «Paul, Gay-Dernon, BonSmard, bei uns so bekannt, und wurden vielleicht mehr gelesen als iu Frankreich, wo ihr wirklicher Werth nicht durch den Schwang der Mode erhöhet wurde. Man hatte sie nicht übersetzt, weil alle Personen von Erziehung fran­ zösisch lasen; denn die Erlernung deS Französischen war bei uns ein Haupt- und Universalstudium, durch wel­

ches

ein jeder gascvnische Perückenmacher sein kleines Glück machte, indem er eine Schule errichtete, wo er in zwanzig Stunden seine Muttersprache lehrte, die er selbst nicht verstand. Ich wage es daher zu glauben, daß es ungerecht ist zu behaupten, die Kunst der militairischen Combina­ tionen sey den Ingenieur-Offizieren in Saragossa un­ bekannt gewesen, da unter ihnen doch vier Professoren der Schule von Alcala waren. Wenn sie nicht hie Praxis hatten, welche ein zwanzigjähriger Krieg giebt, so hatten sie sich doch die wissenschaftliche Ausbildung zu eigen machen können, welche ein Studium giebt, dem sie die Muße eines langen Friedens gewidmet hatten. Was die Werke betrifft, welche mit mehr Kraft­ aufwand als Kunst ausgeführt seyn sollen, so verweise ich den Leser auf den Anfang meines Berichts über die zweite Belagerung, wo ich alleS, was gemacht worden ist, beschreibe, und die Ursachen der Errichtung eines jeden Werks auseinandersetze. Ich beschranke mich hier nur auf die

Bemerkung,

daß alles

erst

geschaffen wer»

XXX

den mußte | um eine Stadt von funfjigtattsend Seelen zu befestigen, deren Umfang dreitausend sechshundert neun und stebenzig Schritt betrug; daß man genöthiget war, beinahe tausend Schritt Brustwehr außerhalb auf zuwerfen; daß man in der gegebenen kurzen Zeit, in Hinsicht des wenigen Zusammenhalts und der Trockenheit des Bodens, die Werke noch aus» und inwendig revetiren mußte; daß niemals mehr als'zweitausend, zwar starke und von Eifer und Enthusiasmus erfüllte, aber doch an diese Art von Arbeit wenig gewöhnte Ar­ beiter zu haben waren. Unter diesen Umstanden, wird man wohl einsehen, waren wir in der Wahl der Ent­ würfe nicht mehr frei, und wir mußten diejenigen an­ nehmen, welche am schnellsten zum Ziele führten. Die Arbeit fing im Monat September an, den Losten Dezember wurde der Platz angegriffen, und während dieser Zeit hatten die Erndten auf dem Lande oftmals die Zahl der Arbeiter verringert. Wenn das Jefuiter-Kloster nicht zerstört wurde, so fehlte es uns an Zeit dazu; wenn der Monte-Tvrrero nicht eine be­ deutende Festung wurde, so fehlte uns gleichfalls die Zeit; wenn unsere Schanzen, unsere Brückenköpfe nicht vollkommen waren, so waren sie doch immer so stark, daß ein eben so kühner als geschickter Feind sie nicht mit Gewalt nehmen konnte, und daß er gezwungen ward, diese Werke, welche nicht mehr Festigkeit als ge­ wöhnliche Feldschanzen hatten, förmlich zu belagern. Um diejenigen, welche nachher Taragona und Tortosa genommen haben, zu einem eben so vorsichtigen Angriff gegen unsere Anlagen, als gegen die Enceinte jener Platze zu nöthigen, mußte doch wohl nach meinem Da­ fürhalten zu ihrer Trace und Anordnung, eben so viel Kunst-als Kraftaufwand gebraucht worden seyn. Ich muß noch eine Bemerkung geltend machen, nemlich den Unterschied der Lage, in welcher wir uns

befanden, von derjenigen, in welcher Ingenieur-Offi­ ziere sind, wenn sie im Auftrage der Regierung eine neue Festung anlegen sollen. Im letzter« Falle sind sie Herren von Allem, sowohl im Ganzen als im Ein­ zelnen. Die Ingenieurs von Saragossa aber waren oft genöthiget, der Meinung der Chefs nachzugeben, welche bei allem zur Vertheidigung eines Postens nöthigen Muthe, doch nicht die erforderlichen Kenntnisse besaßen, um über seine Zweckmäßigkeit urtheilen zu können. So wie es nicht selten ist, daß man denjenigen Artilleristen für den geschicktesten halt, welcher die mehresten Schüsse in einer Minute thut, ohne die Wichtigkeit des Zielens zu bedenken; so schätzt man auch in der Befestigungs­ kunst öfters einen tiefen Graben, eine hohe Brustwehr, spitze Palisaden höher, als die Beobachtung eines ge­ hörigen Defilements und einer Flankenvertheidigu.ig der Werke, welche unendlich wesentlicher sind. Diejenigen, welche uns zuweilen etwas tumultuarisch ihre Meinung zu erkennen gaben, und diese Meinungen mußten uns Befehle seyn, waren dieselben, welche die Werke be­ setzen sollten. Das Wesentliche in jedem Kriege und vorzüglich in dem, welchen wir überstanden haben, be­ steht darin, die Zuversicht des Soldaten und seiner An­ führer zu erhöhen, und ein vorzügliches Mittel war es wohl,, die von ihnen zu vertheidigende Werke nach ihrem Willen einzurichten. So zeigte sich während der gan­ zen Belagerung nicht die geringste Spur von Verdacht oder von Mißvergnügen gegen das Ingenieur-Corps, und es behielt bis zum Ende das Zutrauen, dessen es zu seinen Verrichtungen bedurfte. Der Herr General Rogniat sagt selbst, „ baß die Einwohner, voll Enthusiasmus über den Erfolg der ersten Belagerung, vorzüglich ihr Vertrauen in den Häuserkrieg setzten." Dieses Vorurtheil, dem man un­ ter den damaligen Umständen nachgeben mußte, machte

XXXII

die Annäherung der Dertheidigungswerke nothwendig, und verhinderte, daß man auf sie kein größeres Ge­ wicht legen konnte, als es das Volk verlangte, wel­ ches, wie der brave Chamilly, immer fand, saß ver Feind ja »eit war, »uv wartete, daß er in Die Stadt kommen sollte, »m ihn seinen Äugeln naher ja haben. Man kann die Menschen nicht allein durch Ansehn leiten, oft muß man ihren Meinungen und selbst ihren Vorurtheilen nachgeben. In Spanien, und wie ich mir habe sagen lassen, auch wohl in andern Landern, giebt es Liebhaber in der Artillerie, welche vier und zwanzigpfündige Kanonen auf einen einzelnen Men­ schen in jeder Schußweite abfeuern lassen, obgleich die Leute vom Metier ihnen vorstellen, daß Kugeln und Pulver verloren sind; eben so giebt es Liebhaber in dev Befestigungskullst, welche, wenn man sie auffordern wollte, einen Tisch zu machen, sehr weise antworten würden, daß sie keine Tischler sind, und welche Verschanzungsarbeiten leiten wollen, obgleich diese noch weit schwieriger und sie keine Ingenieure sind- Ich glaube, daß man unter solchen Umständen diejenigen, welche gehorchen müssen, besser beklaget als tadelt, und ich schmeichle mir, daß der Herr General Rogniat selbst meiner Meinung seyn wird.

Die

Vertheidigung von Saragossa oder

Bericht über die in den Jahren igo8 und 1809 von dieser Stadt erlittenen Belagerungen. Don

Don Manuel Cavallero, Oberstlieutenant vom

spanischen

Ingenieur . Korps,

einem Mitver«

tbeidiger dieses Platzes.

Nach der französischen Ausgabe von L. V. A. de la Beau melle übersetzt.

Si fractus illabalur orbis, Impavidos fcrient ruinae.

Bericht Über die erste Belagerung von Saragossa. Dom 15 ten Juny Bis zum iHten August igo8.

^Saragossa,

die Hauptstadt des Königreichs Arago

mm, liegt auf dem rechten Ufer des Ebro in einer fruchtbarm Ebene. Die Ergiebigkeit des Bodens wird hier noch durch die Bewässerung aus dem kaiserlichen Canal von Aragonien- erhöhet, dessen Anlage den Na­ men seines Erbauers D. Ramon Pignükelli un­ sterblich macht. Die benachbarte Gegend ist mit Gebüschen, Wein­ bergen, Oliven- Obst- und kussgarten bedeckt, wel­ che Landhäuser, Klöster und Wirthschaftsgebaude um­ geben. Das Thal ist stach, bis ungefähr' a'itf tooo Schritte - von der Stadt, wo sich ein Abhang erhebt, der dieselbe auf 2000 Schritt Entfernung überhöht, und weiterhin, bis'aiif 4500 Schritte eine Abplattung bildet, welche Monte Torrero genannt wird. Auf dieser Höhe befanden sich die Magazine und Werkstätten für den Canal, der hsuTudela aus hieher, auf u Meilen Entfernung, ohne Schleusen geleitet ist.

A2

4 Unterhalb Saragossa ergießt sich die Huerba, ein Bach mit tief eingeengtem Gerinne in den Ebro; er enthalt je­ doch nur Regcnwasser und die durchsickernde Feuchtigkeit aus der umliegenden Gegend, wenn selbige durch den Ca­ nal bewässert wird. Ueber ihn führen zwei Brücken aus der Stadt. Auf dem linken Ufer des Ebro liegt eine Vorstadt mit 1500 bis 2000 Einwohnern. Der Boden ist hier niedriger als in der Stadt, und ein wenrg sumpfig, die Häuser sind ärmlich und klein. So ziemlich der Einmündung der Huerba gegenü»

8er, fällt auf dem linken Ufer der Gallegosbach in den Ebro. Elne schöne steinerne Brücke macht die Verbindung zwischen der Vorstadt und Saragossa. Diese Stadt, früher eine römische Colonie, war die Hauptstadt eines der vielen maurischen Königreiche in Spanien, und ist mithin befestiget gewesen. Ihr ehemaliger kleiner Um» fang kam dem gegenwärtigen an Größe bei weitem nicht gleich, und der äußere freie Raum um die Festungswercke wurde, wie zu Paris in späteren Zeiten, die schönste Straße in der Stadt. *) Von den alten Werken findet stch nichts mehr, ausgenommen einige Thür­ me von behauenen Steinen in den Straßen nahe beim Co sso, und das Schloß Aljaferia, dem aber von den Zeiten der Mauren nur noch die Stelle und der Name übrig geblieben ist; denn die christlichen Könige vy« Aragonien haben es ganz neu wieder aufgebaut. Es dient als Artillerie-Depot, Militairgefängniß, zuwei­ len auch als Staatsgefängniß. Aus rein finanziellen Absichten war die Stadt mit einer

n bis 13 Fuß hohen, 3$ Fuß starken Mauer

*) Anm. El Cosso benannt« welche-vermuthlich so viel als Rennbahn bedeutet, B.

von Ziegeln und Bruchsteinen umgebm worben; bei de­ ren Anlage man nur die Häuser/ welche umschlosst« werden sollten/ im Auge hatte/ weshalb oft die Mau­ ern dieser Wohnungen selbst einen Theil der Umfas­ sungsmauer ausmachten. Der Fluß war oberhalb und unterhalb der Brücke mit Kaimauern eingefaßt. Die Vorstadt hatte keine Einschließung: Die Stadt ist von Ziegelsteinen gut gebaut/ einige Kirchen und sehr wenige Privathäuser bestehn jedoch aus behauenen Steinen. In der Regel haben die Häu­ ser drei Stockwerke. Ihre Fußböden bestehn aus kleinen Balken/ deren Zwische.nräume mit kleinen Gewölben von Gyps ausgefüllt find. Die Brunnen haben eine Tiefe von 36 bis 38 Fuß und sehr gutes Wasser. Sowohl innerhalb der Stadtmauer als außerhalb der Stadt und in der Vorstadt giebt eö eine große Anzahl von Klöstern von guter Bauart. Die Bevölkerung ist im Ganzen ungefähr 50 z 000 Seelen / und besteht aus Ackerbesttzern/ Manufacturarbeitern und Kaufleuten.

,

Die Stadt treibt viel Handel auch hatte ein Theil des höher» Adels von Aragonien in selbiger seinen Au­ fenthalt. Die Aragonier find stark gebaut und kräftig/ die Landleute find gegen jede Rauhigkeit der Witterung ab­ gehärtet. Unter den Bauern und den nicht minder zahlreichen Fuhrleute«/ legen die Männer fich nicht eher in ein Bette als bei der Verheirathung. Wenn es seyn muß/ sind sie mäßig/ doch werden sie auch von zu vielem Essen und Trinken nicht leicht krank. In Absicht ihres Charakters ist ihre Festigkeit oder vielmehr ihr Eigensinn zum Sprüchwort geworden. *)

*) Anm. Um einen Begriff von dem Eigmfinn de» BtSc aj) c r 6 zu geben, stellen die spanischen Caricaturen ihn vor.

6 Aragonien hatte sich vor hundert Jahren mit vie­ ler Kraft gegen die damalige Thronbesteigung der bourhonschen Familie in Spanien erklärt. Mit eben so viel Nachdruck vertheidigte es sie jetzt. Bei der ersten Nach­ richt von den Begebenheiten in Bayonne, von dem Aufstande in Madrid am 2ten May und den hierauf gefolgten blutigen Austritten, kam alles in Bewegung. Das Volk rottete sich auf den öffentlichen Platzen zu­ sammen, man sprach mit einer bis dahin unerhörten Freymüthigkeit; überall waren Flugblätter gegen die Behörden angeschlagen — ein allgemeiner Aufruhr war seinem Ausbruch nahe. Die oberste Civil- und Militairgewalt des König­ reichs Aragonien war damals in den Händen des Ge­ neral-Lieutenants George Johann Guillermi, ei­ nes alten Soldaten, der durch seine Dienste und durch seine Kenntnisse in der Artillerie ehrwürdig war, als General - Capitain der Provinz aber, in diesem krititischen Zeitpunkte, nicht die erforderliche Festigkeit be­ saß. Ueberdies bestand der Rath, welcher dem Gene­ ral-Capitain für alle wichtige Fälle zur Seite gesetzt war, aus alten Beamten, die stets an die Formen und den Buchstaben des Gesetzes gebunden gewesen waren. Da noch immer in Madrid eine Regierung vorhanden war, die ihre Befehle auf dem gewöhnlichen Wege an sie gelangen ließ, so fiel ihnen nicht der geringste Zwei­ fel darüber ein, ob auch wohl die, welche in der Haupt­ stadt die öffentliche Gewalt ausübten, in Aragonien zu befehlen haben sollten? Die dienstmäßige Obergewalt hatte durch die Regierungsveränderung keine Unterbre-

wie er einen Nagel mit dem Kopfe in die Wand stoßen will; dem Arogonier geben sie dieselbe Stellung, de- Nagel- gegen die Stirn gekehrt ist.

aber so, daß die Spitze

chung gelitten; bas war für sie genug um dieselbe für rechtmäßig zu halten. *) Der Krieg gegen England und Portugal, so wie das Hülfscorps in Frankreich hatten das Innere des Landes von Truppen entblößt; in Saragossa, wo sonst gewöhnlich zwei Regimenter in Garnison lagen, standen zetzt nur zwanzig Canoniere und etwa vierzig Mignons oder Miquelets. **) Don. I. Palafox, Officier der Garde du Corps mit dem Range eines Brigadiers, ein junger Mann von 2g Jahren, ans einer der ältesten und aus­ gezeichnetsten Familien Aragoniens, hatte den König Ferdinand, dem er persönlich sehr ergeben war, nach Bayonne begleitet. Er hatte diese Stadt um die Zeit verlassen, als der neue Monarch seinem Vater die Krone abtrat. Man wollte wissen, er sey beauftragt gewesen, die Kriegserklärung an Frankreich zu über­ bringen, habe aber bald nach seiner Abreise einen Ge­ genbefehl erhalten. ***) Wie dem auch sey, Palafox hatte nunmehr seinen Aufenthalt zu Alfranca, | Meile von Saragossa in einem Landhause genommen, und lebte dort mit.seinem Bruder, dem Marquis von Lazan und dem Obersten Button, einem seiner Freunde, sehr ein­ gezogen. Da verbreitete sich in der Stadt das Gerücht, Ferdinand VII. selbst halte, nachdem er wunderbarer

•) Anm. General - Capitain der Provinz ist ein Ami; Gene­ ral-Capitain in der Armee ist ein militairischer Grad, ähnlich dem eines Marschalls von Frankreich. Der General Palafox war nur Brigadier, als er zum General - Capitain erwählt wurde, und er ernannte, kraft seiner Stelle, Offt'ctere von höheren Graden als der setnige war. B. **) Anm. Eine Art GenSd'armerie zu Fuß in den Provinzen des Königreich- Aragonien.

B.

***) Anm. Durch Don EvariSto Perez de Castro. B.

8 Weise Napoleon entkommen, sich verkleidet in diesem Schlosse auf. Dieses Gerücht, obwohl es ungegrünLet war, beunruhigte den General - Capitain doch um so mehr als General Palafox bei dem jungen Könige immer in besonderer Gunst gestanden hatte, beim Volke beliebt, ein geborner Aragonier und seine auf der Reise nach Bayonne unter mancher Gefahr bethätigte Gesin­ nung allgemein bekannt war. Er schickte ihm also den Befehl zu, das Königreich Aragonien zu verlassen. Diese Maaßregel, die unter allen Umständen wegen dem Range und den Verhältnissen dieses Officiers unpassend gewesen sein würde, war hier um so übler angebracht, da General Guillermi nicht mehr so viel Gewalt hatte um ihr Nachdruck zu geben. In allen Theilen von Spanien waren der Tob oder die Verhaftung der vornehmsten Beamten der Regie­ rung die Vorboten der Revolution. Das Volk gab sich dadurch eine Art von Unterpfand über seinen Unge­ horsam. Zu Cadix wurde am 29 t>z»s«n in Saragossa nicht einmal einen Wegweiser konnten •'

Was den Belagerten vorzüglich zu Statten kam, war der Mangel an Mannszucht, der unter allen feind­ lichen Truppen, vorzüglich unter den Polen, herrschte. Je mehr diese in dre Hauser eindrangen um zu plün­ dern und sonstigen Unfug auszuüben, desto erbitt-rrer wurden die Aragonier und bekamen nun ihre Feinde allein und beinahe wehrlos in die Hände. Unter sol­ chen Uniständen mußte hier der Krieg von beiden Sei­ ten dm fürchterlichsten Charakter annehmen und man vergaß am Ende alles Völkerrecht, welches doch die Milderung der unvermeidlichen Uebel, die in feinem Gefolge sind, bezwecket. Als die ersten Augenblicke des Erstaunens, der Bestürzung und der Wuth vorüber waren, erkannten beide Theile ihre Lage. Die Franzosen standen auf ei­ ner Seite des Cosso, die Spanier auf der anderen in den Härisern. Diese hatten die Ueberzeugung gewonnen, daß auch gewaltsame Angriffe zurückgeschlagen werden können, und sie fürchteten sich nicht mehr davor. Der Feind war in der Stadt; neue Angriffe konnten ihm nur einige Häuser mehr geben; die Zauberkraft der äußeren Vertheidigungslinie, an welche der Volksglaube bisher die Möglichkeit der Erhaltung einer Festung ge­ knüpft hatte, dieses eben so falsche als den Belagerern günstige Vorurtheil war durchaus vernichtet. War der Feind nur durch eine Straße oder em Haus getrennt, so sah man ihn mit eben so kaltem Blute, als läge ein Fluß dazwischen. Endlich beschlossen die Franzosen bei dem größten Menschenverlust und dem geringen Erfolge ihrer ge­ waltsamen Angriffe davon abzustehen. Sie wollten nun sich von der Seite' des Franziscanerklosters mehr Raum verschaffen, und griffen ein Stadtviertel nach dem andern, Haus vor Haus an; hiernach richteten aber auch die Bürger ihre Vertheidigung, und gelang

24 es den Belagerern gleich, sich etwas Luft zu machen, so kostete es ihnen doch viel Menschen. Ganz ohne Eindruck auf die Bürger blieb das Bombardement, was sonst wohl selbst eine Besatzung, die vor ihm gesichert ist, in Schrecken sezt. Zu dieser Standhaftigkeit des Volkes trugen vorzüglich die Prie­ ster durch Lehre und Beispiel bei; alle ihre Gebete wa­ ren auf die Erhaltung des Heiligthums unserer lieben Frauen von Pilar gerichtet und jedes vortheilhafte Er­ eigniß wurde ihrer Fürsprache zugeschrieben. Die Frauen pflegten die Kranken und mischten sich oft so­ gar in die Reihen der Soldaten; man sah eine Frau, deren Mann unter der Artillerie diente und geblieben war, an dessen Stelle treten, und bis zum Ende der Belagerung sein Geschütz bedienen. Der General-Capitain bewilligte ihr eine Ehrenmedaillr und eine le­ henslängliche Pension. Der Häuserkrteg ging nur langsam von Statten, weil der Feind keine Minen anlegte, weshalb der Be­ lagerte noch immer im Vortheil blieb. Ohne Zweifel würde hier das ganze zweite Armee-Corps des Gene­ rals Verdier, welcher nach Lefevre kommandirte, auf­ gerieben worden seyn, wenn ihm die Zeit zur Fortsetzung der Belagerung vergönnt worden wäre. Vom 4 ten bis zum 14 ten August bekam er nur vier Häuser, links vom Franziscanerkloster, ein einziges, gegenüber der Schatzkammer, kostete ihm sechs Tage.*) Unterdeß war die französische Armee bei Baylen geschlagen worden. Valencia hatte, wie Saragossa den Drohungen eines zu schwachen Feindes widerstanden. Napoleon hatte geglaubt, Spanien nur in Besitz neh­ men zu dürfen. Er hatte überall unzureichende Kräfte

*) So viel hat in neueren Zeiten manch« Festung nicht ge­ braucht, um sich zu ergeben.

2-5

angewandt; man zeigte dadurch dem Volke erst, wie stark es' sey. Nach einer kurzen Regierung von zehn Tagen und eilf Nachten hatte Joseph Buonaparte Ma­ drid verlassen. Die französische Armer zog sich auf Viktoria zurück; wogegen sich das spanische Corps aus Valencia unter dem General Saint Marc, ver­ stärkt durch Versages gegen Saragossa in Bewegung setzte. Dies bestimmte die Belagerer, aus Furcht bei einem längeren Aufenthalt in ihrer peinlichen Lage ab­ geschnitten zu werden, in der Nacht vom rHten zum 15 teil August die Belagerung aufzuheben. Sie war­ fen alles schwere Geschütz und alle Munition in den Canal, nahmen sich nicht einmal dir Zeit die Verra­

the in Tudela fortzuschaffen, und verloren diese nebst vielen Gefangenen. Der Sieg war vollständig, und dem Himmel wurde dafür bei Gelegenheit- der großen Prozession am Fronleichnamsfeste welche jetzt erst gehalten wrden konnte, da der eigentliche Festtag, nemlich der i6te Juny, in die Angriffszeit der Franzosen fiel, tausend Dankopfer ge­ bracht. Das Volk, freudetrunken von dieser heiligen Feier, die ihm die wiedcrerrungene Freiheit recht an­ schaulich machte, ließ die Straßen von dem Rufe er­ schallen: „es lebe unsre Mutter Gottes zu Pilar und General Palafox!" Den ersten Anttieb zur Vertheidigung verdankte man dem edlen Abscheu des Volkes vor einem fremden Joch; der Geist des Anführers, die Talente, die Thätigkeit der vorzüglichsten Officiere unterstützten ihn, wie er es verdiente. Sowohl die Artillerie als auch das Inge­ nieur-Corps unter Anführung von Don Joseph Consul und Don Antonio San Genis bewähr­ ten ihren alten Ruf. Don Antonio Torres war immer an der Spitze der Truppen und auf den gefährlichsten Posten. Das Regiment Estremadura zeichnete sich bei

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mehreren Gelegenheiten aus; dem Hauptmann D on Antonio Delgado, von diesem Regiment, dem Com­ mandeur der catalomschen Freiwilligen, Marco Delpon, und dem Hauptmann Don Johann Diaz vom Regiment des Königes gereicht die hartnäckige Verthei­ digung ihrer Posten zur größten Ehre. Die Zahl der einzelnen Thaten, welche einer Erwähnung werth wären, ist nicht zu berechnen. So endigte die erste Vertheidigung von Saragossa, die an sich eine sehr denkwürdige Waffenthat ist, und nur durch die., 4 Monat später erfolgte, zweite Ver­ theidigung übertroffcn werden konnte, welche, wenn gleich die Stadt fiel, dennoch ruhmvoller war, als die erste, durch die der: Angriff des Feindes abgeschlagen wurde.

Zweite Belagerung von Saragossa. Dom

2i

stm

Dezember

1808

bis

zum

21

sten

Februar

1809.

Der Triumph, den die Aragonier durch die Aufhebung der ersten Belagerung^ von Saragossa erhalten, der Ge­ danke, daß eine Armee, bei deren bloßem Anblick die Festungen Magdeburg und Cüstrin gefallen waren,*) vor einer offenen Stadt hatte abziehn müssen, erfüllte die ganze Nation mit dem lebhaftesten Enthusiasmus. Die Hingebung von Saragossa war ein Gegenstand der all­ gemeinen Bewunderung, und ihr Anführer wurde vom Volke verehrt, man möchte sagen vergöttert. Unter­ dessen war man an allen Enden beschäftiget, die iFranzosen vollends herauszutreiben, so wie Baylen, Valen­ cia und Saragossa davon den Anfang gesehen hatten. Leider erfolgte dieses durch eine unerhörte Verkettung von Ereignissen nicht eher, als lange nachdem die französischen Adler in denselben Orten siegreich wieder aufgetreten waren, in welchen sie früher so gedemüthigt tvorden. *) Diese Armee, welche im Jahre »§06 öer Schrecken der $« hielten deshalb

die Fortschritte der verbündeten Arme«

nicht aut, und dienten nur dazu. neu« Lorbeeren in den Kranz der Sieger

von

Belle - Alban« zu stechten,

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Alle Provinzen Spaniens, oder eigentlich alle Staaten aus denen die spanische Monarchie besteht, er* wählten Junten. Jede derselben nannte sich souverain; die von Sevilla aber fügte auS besonderer Klugheit ih­ rem Titel noch den der obersten Junte von Indien hin­ zu, wodurch sie große Hülss-Quellen und ein bedeutendes Uebergewicht über die anderen bekam. So verbreitete sich auf der ganzen Halbinsel der Freihcirsschwindel; nur Aragonien, unter Befehl seines General - Capitains behielt seine alten Gesetze und die alte monarchische Verfassung. Der General Palafox hatte unumschränkte Gewalt, und verfuhr im Namen des gefangenen Königes eben so bestimmt und wenig­ stens mit eben so vielem Recht, als die obersten Junten von Asturien, von Sevilla, Valencia u. s. w. In die­ ser Eigenschaft gab er den Bewohnern von Saragossa, zur Belohnung für ihre Ausdauer während der ersten Belagerung das Vorrecht, auf den Domainen des Kö­ nigs nicht zum Tode verurtheilt werden zu können. *) So groß nun auch das Ansehen des Gouver­ neurs war, indem er die gesetzgebende Gewalt eines Viceköniges mit der ejcccutifen eines kommandirenden Generals in sich vereinigte; so maaßte sich doch daS Volk, oft auch wohl der bloße Pöbel unter dem Na­ men des Volks, noch immer einen Theil der Macht an, welche von ihm ausgegangen war. Oft zwang er den General zu Handlungen übertriebener Strenge, welche ohne Zweifel seinem menschlichen Gefühle widerspra­ chen, die er aber wahrscheinlich nicht zu verhindern Herr *) Dirs« Verfügung ist jedoch worden:

nicht »om Könige bestätiget

dagegen hat er die Vertheidiger von Saragossa auf «in«

ehrenvollere Art durch ein kriegerisches Ehrenzeichen belohnt.

Die

Befreiung von der Todesstrafe würde ohnehin nur diejenigen be­ lohnt haben, welch« wohl in jedem Fall der Gnade nnwerth sind.

de« KönigB.

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die Aufhebung der Belagerung war eines ihrer größten Wunder. — Von einem so gestimmten Volke ließ sich alles erwarten. Unterdeß hatte sich der Feind am Ebro zusam­ mengezogen, und trotzte den Angrissen der zahlreichen aber ungeregelten Corps, welche sich gegen ihn verei­ nige hatten. Me englische Hülfsarmee kam zu spat an, und als man den Feldzug gegen Joseph eröffnen wollte, war "es zu spat. .Napoleon stand bereits mit seiner ganzen Armee aus Deutschland da, und ver­ wandelte die Angriffe der Spanier nach kurzer Dauer -wieder in den vorigen Vertheidigungskrieg. General Palafox hatte diese Veränderung vorhergesehen, und be­ schäftigte sich seit langer Zeit mit Vertheidigungsanstalten. Man hat ihm dm Vorwurf gemacht, aus eigener Machtvollkommenheit aus Saragossa 'einen festen Platz gemacht und dadurch seine Einwohner allen Schrecknis­ sen einer Belagerung Preis gegeben zu haben, zu wel­ cher weder die Lage noch die Vertheidigungsfähigkeit desselben geeignet war. Da es aber von Seiten der Bürger nicht zu tadeln ist, wenn sie sich vertheidigen, wie sie sich während der ersten Belagerung allein ver­ theidigt hatten, und wie sie sich auch zum zweitenmal allein vertheidigt haben würden, die Umschließung einer Stadt aber, die den Angriff des Feindes abhält, ihren Bewohnern wenigstens in so fern nützlich ist, um ihnen die Wohlthat einer Capitulation zuzusichern, so lag es nur daran, daß man eine Capitulation nicht verlangte, und wir werden weiter unten scher, daß die Bürger,

selbst lange nachdem keine Hoffnung mehr Jtt ihrer Be­ freiung vorhanden war, sichchenqoch vertheidigen wollten. In milltainscher Beziehung ließ sich einsehen, Haß die Besatzung den Feind vor der-Stadt weit langer auf­ halten würde, als' es im offenen Felde möglichigewe feit wäre und daß sie ihm dabey weit größeren Mbruch thun konnte. Außerdem war die Stadt ein militairischer Punkt von Wichtigkeit. Schon waren in selbi­ ger mehrere Anlagen für Kriegsbedürfnisse vorhan­ den und andere konnten neu errichtet werden. Des­ halb war nicht sowohl wegen des Nutzens für Spanien, als. wegen der Vortheile, welche die centrale Lage dieses Örts den Franzosen gewähren mußte, seine Besetzung von der größten Wichtigkeit. Ueberdies ließ sich über den Ausgang des Feldzu­ ges nichts im Voraus annehmen. Die englische Armee, in Vereinigung mit der des Marquis von Roytana, war im Anmarsch, man konnte nicht voraussehen, daß sie mit einer so übertriebenen Vorsicht vorwärts gehen und sich wieder so schnell zurückziehen, noch weniger daß der englische General sich von der spanischen Ar­ mee trennen und diese allein schlagen lassen würde. Der General Doyle hatte Hülfe versprochen, auf die man zu rechnen wohl Ursache hatte. Und abgesehen von diesen Betrachtungen, zeigte auch die vorrückende Jahreszeit eine mächtige Hülfe gegen den Feind. Denn wären, wie es fast alle Jahre der Fall ist die Monate Januar und Februar regmgt ge­ wesen, so hätten die Belagerer wegen der Schwierigkeit der Angriffs-Arbeiten eben so wie bei Tarifa der Natur weichen müssen. Aber unglücklicherweise kam alles an­ ders; der Wmter war zum Vortheil der Belagerungs­ arbeiten trocken und zugleich so milde, daß die schreck­ lichste Seuche sich unter den Vertheidigern verbreiten konnte. Dennoch widerstanden wir; was hätten wir

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aber leisten können, wenn wir, nicht durch Wunder, nur durch den sonst gewöhnlichen Gang der Jahreszeit unterstützt worden wären. Die Wichtigkeit von Saragossa geht auch aus dem Werthe hervor, welchen Napoleon, der in Beurtheilung strategischer Punkte gewiss ein kompetenter Richter war, auf seinen Besitz legte. Seit seinem Eintritt in das spanische Gebiet, hatte er sich mit Vorbereitungen zur Eittnähme dieses Platzes beschäftigt; in Bayonne und Pampelona waren Belagerungsparks dazu vorbereitet; einer seiner Adjndairten erhielt den Befehl die Arbeiten zu leite»; und den Oberbefehl über die ganze Belagerung gab er einem Marschalle, in welchen er das größ­ te Vertrauen setzte, und das derselbe wegen seiner militairischen Talente sowohl als wegen seiner Anhäng­ lichkeit an ihn verdiente, die weit edlerer Art war als die Hingebung, deren so viele andere sich seitdem ge­ rühmt' haben. Drer Armeecorps, zwar nicht zahlreich aber aus dm besten Truppen zusammengesetzt, wurden zu dieser Unternehmung bestimmt. Die ganze Macht eines Men­ schen , der sie wie Attila vom Himmel geliehen zu ha­ ben schien, vereinigte sich, um uns zu vernichten. Um zu übersehen, was wir ihm entgegenzusetzen hatten, mirfi man auf den i ten September igog als auf den Zeitpunkt zurückgehen, mit welchem die Arbei­ ten von Saragossa ihren Anfang nahmm. Obwohl die erste Belagerung schon in der Nacht vom >4ten zum ig ten August aufgehoben war, so ging doch größtentheils die andere Halste des Monats mit öffentlichen Lustbarkeiten, unsrerseits mit Rekognoscirungen, Entwür­ fen und Vorbereitungen hin, welche der Ausführung der Arbeiten vorangehen mußten. Die Pläne des General -Capitains Palafox beschränk­ ten sich nicht auf die Vertheidigung des Platzes. Er samm-

sammlcte alle jungen Leute des Königreichs Aragonien, organisirte sie in Bataillonen, bewaffnete und bekleidete sie, um sie mit den Armee , welche von Süden her im Vnmorsch waren, ins Feld zu schickem Bald kam dos Armee -Corps von Valencia, 14000 Mann stark unter dem General St. Marc- und das Corps von Murcia, öooo Mann stark unter dem General Llamas, in Soragasia an, und beide marschirten-Anfangs September weiter, um sich oberhalb am Ebro mit der Armee von Andalusien zu vereinigen, die unter dem General Castagnos über Soria dort angekommen war. In dcr GcgtNd von Tudela fanden bereits alle Tage kleine Scharmützel Statt, und so wie ein Ba­ taillon in der Hauptstadt errichtet war, wurde es so­ gleich zu den Linientruppen geschickt, um sich auf dem Schlachffelde vollends auszubilden.' Acht davon gingen unter Befehl des Generals S-Neill nach Navarra, und fünf andere, unter Befehl des Marquis von Lazan, Bruder des General Palafor marschirten nach Catalonien ab. Bei den bevorstehenden Befestigungsarbeiten von Saragossa konnte man nur auf alle Leute von 30 und über 3o Jahren rechnen, wovon viele noch durch die ein­ fallende Wein - und Haqfernke abgehalten wurden. So sehr schon hiedurch die Anzahl der Arbeiter, besonders ans der umliegenden Gegend beschränkt war; so wur. en die Mittel, über welche man zu dem vorhabenden Zwecke disponiren konnte, noch mehr dadurch geschwächt, daß alles in Tagelohn gemacht und bezahlt werden mußte. Es wurden verschiedene Entwürfe gemacht. Einer derselben rückte idie Vertheidigungslinie bis an die Ufer des kaiserlichen Canals von Aragonicn vor, so daß hinter diesem ein verschanztes Lager liegen sollte. Die Huerba von der einen und eine fortlaufende Ver-

C

34 /chanzung von der andern Seite hätten die Verbindung mit dem Ebro gemacht. Dieser Entwurf würde viel­ leicht ausgeführt seyn, wenn man Zeit gehabt hatte, den großen Umfang der hierzu nöthigen Werke auszu­ führen, und das nöthige Geschütz, zur Besatzung der­ selben; vorzüglich hatte man aber zu besorgen, daß die neuausgehobenen Truppen sich in einer so ausgedehn­ ten Stellung schwerlich gehalten haben würden. In jedem Fall mußte die Stadt auch bei. diesem Project als Reduit befestiget werden. Man beschrankte sich da­ her vorzugsweise auf die Vertheidigung der Stadt und -ehielt es vor, späterhin wenn der Feind Zeit dazu ließ, sich auf dem Mome Torrero gehörig zu befestigen. Für jetzt wurde dort nur eine in der Kehle offene Feldverschanzung angeworfen und mit Luftziegeln be­ kleidet. Dieses Werk vertheidigte das Innere zweier klei­ nen Brückenschanzen, welche auf die Straßen von Ma­ drid und Muela angelegt waren. Man wußte, daß es unmöglich war, eine große in Kanonenschußweite eingesehene und von allen Seiten zugängliche Stadt in der Eile gut zu befestigen. Um dieS wenigstens so rasch als möglich zu bewirken, behielt man die Umfangsmauer bei, verstärkte sie an einigen Stellen und brach Gewehr- und Kanonenschießscharten durch. Man muste sich Flanken auf die ungeheuren Courtinen welche sie darbot, zu verschaffen suchen. AuS diesem Gesichtspunkte mußten die Arbeiten geleitet wer­ den. Nahe bei der Einmündung der Huerba in den Ebro, jenseits der ersteren, ist das Kloster St. Joseph welches ein Rechteck von i5o Schritt Länge auf ioo Schritt Breite bildet, und das man besetzen zu müs­ sen glaubte, um gegen alle auf dem rechten Ufer etwa zu unternehmenden Angriffe zu wirken. Seine lange Seite von i5o Schritt hatte in der That keine Seiten-

Vertheidigung; man half diesem Uebelstanbe jedoch durch Verstärkung des Profils, einen bedeckten Weg und eine Pallisadirnng um die Escarpe ab. Uebrigens wurde dieses Aussenwerk, welches eigentlich nur eine detaschirte Lünette war, durch den hinterwärts als Tenaille gelegten Brückenkopf eingesehen, dessen beide Seiten durch einen auf dem linken Ufer der Huerba erbaueten bedeckten Weg vertheidiget waren, und dieser wiederum wurde durch die cranelirte Umschließungsmauer und durch die Batterien, welche man vom Flusse bis nach St. Jngratia hin' angelegt hatte, im Rücken beschossen. Dieses Kloster war der bemerkbarste Vorsprung des Umfanges. Man hatte daraus eine Art vbn Fort gebildet, welches zu der Brücke über die Huerba, wo sich ein zweiter Brückenkopf befand, zwei befestigte Communicationen hatte. Diejenigen Seiten desselben, welche keine Seitenvertheidigungen hatten, waren mit einigen Minen versehen. Von St. Jngratia bis zum Kloster Carmel und von da bis zum Kloster Trinitas bildete der Umfang der Stadt einen so stark eingehenden Winkel, daß man befürchten muste, diese Stelle würde der Angriffs­ punkt werden. Doch war daselbst ein hinreichendes Feuer, um keine Gefahr bei einem Ueberfall zu laufen. Ein Graben von 15 Fuß Tiefe bei der geringen Breite von 2i Fuß deckte die Stadtmauer in ihrem ganzen Umfange. Das Kloster Trinitas war mit Schießscharten ver­ sehen; man hatte nicht die Zeit gehabt, den. Graben anzufertigen, welcher es einschließen sollte. Die Courtine zwischen Trinitas und dem Portillo war 750 Schritt lang; man hatte in der Mitte dieser Entfernung eine kreisförmige Batterie angelegt, welche die Wirkung eines flachen Bastions that und diese bei­ den vorspringenden Ecken flankirte. Jenseits des Por§2

36 tillo vertheidigte das Schloß von Aljaferia, ein Viereck mit vier kleinen bastionirten Thürmen und mit einem revetirten Graben diesen Theil hinreichend bis an das Sancho Thor nahe beim Ebro, welches ebenfalls durch eine Batterie gedeckt wax. Dies ist das Fort, welches man mit Unrecht die Inquisition nannte. Das für die­ sen Gerichtshof bestimmte Gebäude lag innerhalb der Stadtmauer, und nur die Gefängnisse waren auf dem Schlosse. Die Dorstadt wurde durch vorgelegte Rebyuten «nd Fleschen vertheidiget, welche mit Luftziegeln be­ kleidet waren, rückwärts gestützt auf eine-Reihe Mit Schießscharten versehener Häuser, mit Batterien und Traversen am Ausgange jeder Straße. Im Inneren der Stadt hatte man ebenfalls Tra­ versen, in allen Straßen nahe bei der Mauer. In die Häuser waren Schießscharten eingebrochen, die Thüren und Fenster in dem untersten Stockiverk zugemauert, so daß jedes Haüserviertel seine eigene Vertheidigungslinie hatte. Auf den Plätzen und in den Hauptstra­ ßen waren Blendungen errichtet. Diese Werke, die ohne Zweifel, wenn der Oberst San Genis mehr Zeit und Mittel gehabt hätte, besser seyn konnten, machten dennoch so wie sie waren, eine furchtbare Masse von unermeßlichen Arbeiten aus; ver­ mittelst welcher das unsterbliche Saragossa sechzig Tage eröffneter Tranchee und ein und vierzig Tage un» aufhörliches Bombardement aushielt, trotz der klu­ gen Entwürfe der Generale Lacoste, Dedom, des Obersten Rogniat, so wie vieler anderen der besten Inge­ nieur- und Artillerie - Officierc, welche es in Europa gab, die durch sehr brave Truppen unter den Befehlen der Marschälle Moncey, Mortier, des Herzogs von Abrantes und des Marschalls Herzogs von Monte-

bello, eines der berühmtesten Gefährten Napoleons, unterstützt wurden. Zu diesen Arbeiten gehört noch die Zerstörung al­ ler Hauser bis auf eine Entfernung von ißoo Schritt von der Stadt, die Niederlegung der Olivenwälder, welche die Ebene in derselben Entfernung bedeckten, die Errichtung von Pulvermagazinen und eines Artille­ rieparks. Die Steine aus den zerstörten rbäuden wurden zu den Bekleidungsmauern gebraucht, das Holz aus den Balkenlagen und aus den abgehauenen Bäu­ men zu den Blendungen und als Vorrath zum Park; überall herrschte die größte Thätigkeit. Dre Frauen waren in den Bekleidungswerksiätten beschäftiget, die Mönche machten Cartuschen, und diejenigen Männer, welche nicht bei der Beftstigung arbeiteten, übten sich in der Führung der Wassern Die Artillerie bestand größtentheiks nur aus VierAcht- und Zwölf-Pfändern. Nur 60 Stück waren Sechzehn - Pfänder und von größerem Caliber, von de­ nen der größte Theil aus dem Canal gezogen war, in welchen die Franzosen sie bei ihrem Rückzüge im Monat August versenkt hatten. Es waren noch acht, zehn - und zwölf-zöllige Mörser vorhanden; doch wurden sie aus Mangel an Hohkkugeln nur als Steinmörfer gebraucht; im Ganzen hatte man einhundert und sechzig Feuer­ schlünde. Der Vorrath an Kugeln, größkentheils der fran­ zösischen Armee abgenommen, war sehr bedeutend. An Holz zu den Affuiken hatte man mehr, als man brauch­ te. Das unglückliche- Auffliegen des Pulvermagazins während der ersten Belagerung machte die größte Vor­ sicht gegen ein ähnliches Ereigniß nothwendig, und man entschied sich, jeden Tag das für den Bedarf desselben erforderliche Pulver anzufertigen. Späterhin hat der General Carnot in seinem Werke über die Vertheidi,

38 gung der festen Platze dieses Mittel vorgeschlagen, um die immer drohende Gefahr eines zufälligen Unglücks zu verhüten, welches die Zerstörung einer Stadt oder selbst ihrer Vertheidigungswerke nach sich ziehen kann. Da in Saragossa früherhin sämmtlicher Salpeter aus dem Königreiche Aragonien niedergelegt und zubereitet worden war; so bot uns der große Vorrath welcher sich daselbst vorfand, das Mittel dar, uns aller Vortheile, welche aus dieser Behandlung entstehen, zu ver­ sichern. Die Magazine des Geniewesens waren mit Sanbfäcken und gestopften Wollsäcken hinreichend versehen; es fehlte an Schanzkörben, die aber durch die Körbe von der Weinlese ersetzt wurden, welche ungefähr die­ selbe Größe haben. Holz war zu jedem Bau über­ flüssig vorhanden. Jeder Soldat, jeder Einwohner hatte sein Gewehr von spanischem oder englischem Kaliber. Die lezteren waren über Catalonien her geschickt worden, in Folge einer Reise, die General Doyle nach Saragossa ge­ macht, und während welcher er mit dem General Palafox in Bezug auf die Vertheidigung des Platzes meh­ rere Zusammenkünfte gehabt hatte. In den Magazinen befanden sich Getreide, Wein, Brandtwein, Oel, Stockfisch und trokne Erbsen für funfzehntausend Mann auf sechs Monate. An gesalze­ nem Fleische fehlte es; das wenige frische Fleisch wurde für die Hospitäler aufbewahrt und. war bald verzehrt. Außerdem hatte jeder Einwohner seinen Vorrath an Lebensmitteln, als wenn er eine besondere Belagerung auszuhalten gehabt hätte. Man hatte zur Ausführung dieser Maaßregel sich weder Zwangsmittel noch Dro­ hungen bedienen dürfen; die Klöster hatten vorzüglich große Vorräthe.

3S An Gerste fehlte eS vor dem Ende der Belage­ rung ; Stroh für die Pferde war immer hinreichend da. Man erinnere sich, daß dreizehn Bataillone beklei­ det und bewaffnet zur Armee geschickt worden waren, daß die Armeen von Valencia und Murcia während ih­ res Aufenthalts ernährt werden mußten, und man wirb sich einen Begriff von den Hülfsmitteln machen, welche der Patriotismus -er Aragonier darbot, und von dem Eifer, mit welchem die Generale, die Artillerie - und Ingenieur«Officiere solche zur Vertheidigung der Stadt anzuwenden wußten. Auch ist der Gedanke sehr na­ türlich, daß der Ausgang der Belagerung noch immer zweifelhaft geblieben seyn würde, wenn die geringe Aus­ dehnung der Befestigungsanlagen erlaubt hätte den Feind von der Mauer abzuhalten, wenn man große Casematten gehabt, und gegen die ansteckende Krank­ heit polizeiliche Mittel hätte anwende» können. Die Garnison sollte funfzehntausend Mann stark seyn, mit Ausschluß der Leute über fünf und dreißig Jahren, denn alle übrigen standen in den Regimentern; aber die Schlacht von Tudela ging den sZten No­ vember verloren, und die ganz« Armee, welche in der­ selben gefochten hatte, zerstreute sich auf verschiedenen Straßen. Der gröste Theil der Soldaten von dem Corps von Valencia und Murcia, imgleichen viele von denen aus Andalusien kamen nach Saragossa zurück, vorzüglich aber die Verwundeten und die Bagagen, denen die besseren Wege hier mehr Leichtigkeit zu ihrem Fortkommen darboten. Die Hospitäler wurden mit Kranken und die Stadt mit Soldaten überfüllt. Der General - Capital» sammelte die lezteren, theilte sie der Garnison des Platzes zu und bildete aus ihnen ver­ schiedene Abtheilungen. So war die Stärke der Ar­ mee, denn sie verdiente diesen Namen, an dreißigtausend Mann unter den Befehlen von Don Joseph Pa-

4o lafox y--Mel;i, Brigadier und General -Capitain des Königreichs. Die Generale Saint-Marc, Versa­ ge s, beide Franzosen; Amoros, O-Neill, Budley, General-Majors; Porrn, Rcnovales u.s. w. Brigadiers, kommandirten unter ihm. Die Artillerie bestand aus einem Regiment von fünfzehnhundert Mann, wenn man dre zur Hülfsleisiung eingestellten Einwohner mitrechnet. Der General Villalva kommandirte sie; durch Seeartilleristen, welche mit der Armee von Myrcra gekommen waren, war ste verstärkt worden. Ingenieur - Ofsrciere waren dreizehn, unter Befehl des Obersten San Genas; man hatte ein Corps von ungefähr achthundert Pioniren gebildet, welche den Sap­ peurdienst versahen; sie waren aus denen bei dem Bau des Canals von Aragonien aygestellten Leuten ausge­ sucht worden, lind mithin an große Erdarberten gewöhnt. Die Infanterie bestand aus alten oder doch we­ nigstens aus solchen Truppen, deren Stamme alt wa­ ren und unter welchen man diejenigen zählte, die aus den Ucberresten der Schlacht von Tirdela gebildet Wa­ ren, ingleicheu aus Bataillonen der gragonischen Miliz, welche nach der ersten Belagerung errichtet und von Anfang zur Vertheidigung des Platzes bestimmt worden war. Ihre Namen und Stärke, so wie sie das Ge­ dächtniß nach ernte so langen Zwischenzeit überliefern samt, waren folgende:

Infanterie. Linienkruppe y. Spanische Garden

.

Kalonische Garden Lrößtentheils aus fraizzösischen Deserteurs und. Gefange­ ne» bestehend 4 . . . , Schweizer vo» Aragouien . . .

Qoo- ZHaun.

400ioqo

— —

Vafenciq.......................................... goo Mann. Savoien ...... 500 — Estremadura ..... 800 — Casiilien...................................................... 1000 — Freiwillige von Aragonien, s Bataill. . 1600 — Aragonische Truppen. Grenadier Ferdinand VII. 2»fant Don Carlos. Regiment Perena. Bataillon Catalonier. Doyle. Die Eintracht, Bourbon. Die Mutter Gottes vom Mont Carmel. Kl Portillo. Die Mutter Gottes del Pilar. Die Märtyrer. Saragossa, 2 Bataillons. Valencianische und murcianische Truppen. Alicante. Luria. Chelva. Segorbia. Orihuela. Lyria. Florida Bianca. Pennas de St. Pedro. Murcia, - Bataillone.

Die Cavalieri e. Sie bestand ungefähr aus 2000 Pferden, nemlich: Husaren von Olivenza . . . 300 Husaren Ferdinand VII . . . 600 Dragoner von Numancia. . . 500 und einige Frei» corps. Der General Butron kommandirte fie.

4a Auf dem Ebro lägen einige Kanonenböte, welche mit MarineofficiLrs ülid Matrosen aus Carthagena 6t* sezt waren. Die Verwaltung war dem Intendanten der Armee, Don M. Dominguez anvertrauet ; er hatte-neue, groß, tentheils aus den Einwohnern gewählte Beamten un­ ter seinem Befehl. Geld war hinreichend vorhanden; und durch die Zkegimentskassen, welche nach der Schlacht von Tudela hier verblieben, kam noch mehr hinzu. Demungeachtet wurde kein Sold bezahlt; bei der Capitulation hatte der Intendant Dominguez aber noch bedeutende Sum» men in der Casse; alle übrigen Ausgaben waren täg. lich bezahlt worden. Die Civilgewalt war der Junta abgenommen und in die Hände des Generals übergegangen. Am meh» testen Einfluß bei ihm hatten der Pater B asilio; Bu* tron, sein ehemaliger Adjudant; der Oberst Cannado sein Secretair; Massen Sas, Pfarrer von St. Hil; Tio Marin; der Limonadenfabricant von Coffo; der Pater aus Consolation; Tio Jorge, welcher niemals aus dem Gouvernementshause ging. Man errichtete gegen das Ende ein Corps von Almogevares, deren' Kleidung eben so befremdend aussah als ihre Bestimmung es war. Sie befanden sich auf den angegriffenen Stellen als Aufseher oder eigentlich als Spione. Das Vertrauen der Einwohner auf ihre Befesti­ gung, ihren General und vorzüglich auf den Schutz der Mutter Gottes von Pilar, war so groß, daß nicht al­ lein beim Anrücken des Feindes kein Saragosser die Stadt verließ, sondern daß sogar die Bauern aus der umliegenden Gegend sich schaarenweise hineinflüchteten, welches die Ueberfüllung vermehrte und späterhin eine der Ursachen der ansteckenden Krankheit wurde. Dem General St. Marc, mit fünf oder sechStam

send Mann wurde die Vertheidigung von Monte Torrero übergeben, und der General Man so von den spanischen Garden mit einem ungefähr eben so starken Corps

sollte

die Vorstadt

behaupten.

Die

übrigen

Theile der Encainte hatten jeder seine bestimmte Be­ satzung, unter dem Befehl eines Generals oder OberOfficierS. Die Einwohner wurden nicht zum Dienst angezogen; doch sollten sie fich beim Anschlagen der Glocke am neuen Thurm sammlen um sich in Masse auf den angegriffenen Punkt zu begeben. Kurz vor der Einschließung wurden noch einige Commandos in die umliegende Gegend zum Fouragiren geschickt; aber der größte Theil davon wurde abge­ schnitten und konnte nicht mehr zurück kommen. Die französischen Generale Dedon und Lacoste ver­ einigten mit der grösten Thätigkeit einen bedeutenden Bclagerungspark. Die Geschütze, Munitionen und Vorräthe waren in Tudela zusammengebracht, und wurden von da auf dem kaiserlichen Kanal 6i6' Alagon trans« portirt. Die Menge des Belagerungsgeschützes, und die Zahl der zum Ingenieur-Dienst bestimmten Officiere und Soldaten war bedeutender,, als man jemals bei den Be­ lagerungen der furchtbarsten Platze gebraucht hatte. Die Franzosen unterließen nichts, damit der Erfolg dieser zweiten Unternehmung glücklicher als der ersten ausfallen sollte; doch verfehlte diese große Entwickelung von Kräften die Wirkung, die man davon hätte hoffen können, die Vertheidiger in Schrecken zu setzen; sie wünschten sich vielmehr Glück, es zu verdienen, daß man gegen sie so große Zurüstungen machte. Am 20 tm Dezember zeigten sich das dritte und fünfte Armee-Corps unter den Befehlen der Marschälle, Herzöge von Conegliano und von Treviso vor der Stadt; das erstere auf dem rechten Ebroufer, das andere von der Seite der Vorstadt her. In der

44 Nacht warf der Feind eine Batterie auf, welche den Monte Torrcro beherrschte, und am 21 ten früh fing das Feuer auf diesem Punkt an. Nach einer sehr 'kur­ zen Kanonade war durch eine Granate, welche einen Munirionskarrett in die Luft gesprengt hatte, einige Unordnung unter der Besatzung entstanden. Der Feind benutzte dies, eine Colonne passtrte den Canal über eine Wasserleitung, welche fie den Tag vor» her genommen hatte, griff bas Fort in ber Kehle an und nahm es nebst drei Canonen, welche auf der Bat­ terie standen und sechzig bis stcbenzig Mann, welche fie ver­ theidigten. Der Verlust dieses Werks brachte die Division St. Marc, welche auf dasselbe vielen Werth gelegt hat­ te, in Unordnung. Einige Truppenabtheilungen hieltet: noch Stand; aber ungeachtet der Anstrengungen des Generals, um seine an Zahl geringeren und schlecht disciplinirten Truppen zusammenzuhalten, wurde er am Ende selbst Mit fortgerissen, und sah sich genöthiget, die Position zu räumen und sich in die Stadt zurückzNziehn. Obgleich dieser brave Officier sich ganz tadel» frei'benommen hatte, so würde er ohne die Freund­ schaft des kommandirenden Generals, doch vielleicht dasselbe Schicksal gehabt haben, wie der welcher bei der ersten Belagerung dieselbe Höhe eben so lange mit weniger Truppen und Hülfsmitteln vertheidiget hatte. Auf alle Fälle hielt man den Verlust dieser Position nicht für sehr wichtig, da sie doch nicht einen langen Widerstand leisten konnte, und nur besetzt worden wär um die Eröffnung der wirklichen Belagerung noch ei» nige Zeit aufzuhalten. Die Belagerer hatten beschlossen, mit dem Monte Torrero zugleich die Vorstadt anzugreifen. Dieser Ver­ such wurde aber verspätet, und so hatten wir noch Zeit, diesen Punkt zu verstärken, welcher in Beziehung auf die künstliche Befestigung am schwächsten desto mehr

45 über von der Natur durch das umliegende sumpfige Terrain begünstiget war. Am 2Lten griff der General Gazan die Schweizer von Aragonien an, welche auf dem Wege von Villatod.j 8 r standen, drängte sie zurück und zwang sie, sich in den Thurm des Erzbischofs (dcl Arzobispo) zurückzu« ziehn; längs dem -Wege vertheidigten sie sich unter ih­ rem Befehlshaber Fle ury mit der gxosten Tapferkeit. Doch gelang es den Franzosen, sie aus ihrer Stellung zu treiben, wobey dreihundert Mann getödtct oder ge­ fangen gemacht wurden. Dieser Vortheil ermuthigte den Feind zu ferneren Angriffen. Eine Colonne von fünfhundert Grenadiren, welcher einige Regimenter folgte, ging mit gefälltem Ge­ wehr auf die Batterie los, welche den Weg versperrte, und schien jede Gefahr zu verachten. Das Kartätschenfeuer und das kleine Gewehrfeuer aus den Schießscharten hielt diese Tapfern auf, und nachdem sie das Feld mit Todten und Verwundeten bedeckt hatten, wurden sie zum Rück­ zug gezwungen. Der General Gazan wiederholte den­ noch seine Angriffe. Unsere Truppen, aufgemuntert durch diesen ersten Sieg, erwarteten den nächstfolgenden Versuch des Feindes ohne Unrlihe, und den dritten mit der Gewißheit eines glücklichen Ausgangs. Dieses Un­ ternehmen kostete den Franzosen unnützerweise neunhun­ dert bis tausend Mann; unser Verlust betrug unge­ fähr hundert Mann, welche zum Gefecht unfähig wur­ den, ohne die Schweizer. Der Ingenieur-Hauptmann Defay blieb hier. Mehrere Tage hindurch war es nun ruhig; nach dem 22ten sah der Feind wohl ein, daß die gewaltsa­ men Angriffe ihm nur seine besten Soldaten kosten löürden, er beschäftigte sich daher, seine Truppen zue förmlichen Belagerung aufzustellen, den Platz vollkommen einzuschließen und mit Laufgräben vorzugehen. Während

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dieser Zeit verbesserte der Belagerte fortwährend seine Werke, machte Niederlagen von Sand und Wollsackech richtete die Magazine bombenfest ein, und legte in den Straßen Abschnitte nach allen Richtungen an. Damit ging die Zeit bis zum 29 teil Dezember hin. Den Zoten waren die Arbeiten zum Angriff von St. Joseph vorgerückt. Der Marschall Moncey schick­ te dem General Palafox durch einen Parlementair eine Aufforderung, ungefähr in diesen Ausdrücken: „Gene„ral! das dritte Armee-Corps umringt Saragossa auf „dem rechten Ufer; das fünfte Armee-Corps unter „meinem Obercommando von dem Marschall Herzog „von Treviso befehliget, hat die Einschließung auf dem „linken Ufer beendiget: Madrid hak capitulirt, und S. „M. der Kaiser geht an der Spitze einer zahlreichen „Armee vor, um die Engländer zu verjagen und die „übrigen Provinzen zu unterwerfen. Es würde mir „schmerzhaft seyn, eine reiche und mächtige Stadt und „die durch ihre Tapferkeit so achtungswerthen Einwoh„ner den Schrecknissen einer Belagerung preisgeben zu „müssen." Er endigte mit dem Vorschlage zu einer Capitulation, welche die Sicherheit des Eigenthums, die Achtung für die Religion, verbürgen sollte, und mit vielen anderen Versprechungen. Der General Palafox antwortete, baß Madrid, wenn es capitulirt hatte, verkauft seyn müsse; *) was *) Anm. Der General Morla, Verfasser der Proclamation welche dem Solano da« Leben gekostet hatte, und der nachher dem Gene» ral Dedel schrieb, daß die Soldaten eine« Räuber« wie der Kai­ ser keinen Anspruch auf die Unverbrüchlichkeit der Verträge zu machen hätten, capitulirte in Madrid nach einer dreitägigen Bela­ gerung. Dir Enceint« war genommen, und er konnte nichts bes­ sere« thun, um so mehr dq er während der Unterhandlung die ganze Garnison, deren Uebergab« versprochen ward, fortschaffen ließ. Obgleich Napoleon mit diesem lezten Umstande sehr unzu-

ihn anbelangte, so wären seine Vertheibigungswerke noch unberührt, und würden sie auch zerstört, so würbe das Volk und die Garnison von Saragossa sich eher unter den Trümmern der Stadt begraben lassen, als sich er­ geben. Er dankte ihm irdoch für sein Anerbieten, und endigte mit leichten Lobsprüchen gegen die Person des Marschalls. Da die Unterhandlung auf diese Art ab­ gebrochen war, so beschäftigte man sich von beiden Seiten mit allen möglichen Mitteln um die Drohungen und Versicherungen, welche man sich gegenseitig gethan hatte, wahr za machen. Der Belagerte bemerkte, daß -er Feind an drei An­ griffen arbeitete, und daß die Parallele gegen St. Jo­ seph beendiget war. Man bereitete sich vor, auf der ganzen Linie unter dem Schutze des Geschützes aus der Stadt, einen Ausfall zu machen. Die Colonne links sollte zwischen dem Ebro und der Parallele vorgehn, begegnete aber in den Augenblick, als sie hervorbrach um diese zum umgehen, einem Corps von fünfzehnhun­ dert Mann, welches sie an der Ausführung ihres Vor­ habens hinderte. Es fing ein auf diesem Punkte ein­ zelnes Gefecht an, und der Ausfall ging nach einem geringen Verlust in die Stadt zurück. Der Angriff der Colonne rechts auf dieselbe Tranchee wurde ohne Nachdruck ausgeführt, und hatte keinen bedeutenden Erfolg. Eben so ging es mit dem Angriff des Cen­ trums. Dagegen wurde die Parallele vor dem Schlosse von den Walonischen Garden, unter dem Befehl ihres Commandeurs Garrau mit einer ungewöhnlichen Hef­ tigkeit angegriffen. Sie gingen mehrere male vor, wur­ den aber immer zurückgetrieben, so daß das vorgesteckte

frieden war, so ist nichts desto weniger doch der General Morla Staalsrath seines Bruders geworden. Artillerieoffickrre Europas.

Er galt für einen der besten B.

48 Ziel nirgends erreicht wurde. Eine Abtheilung der Hu, saren von' Olivenza hatte zur nemlichen Zeit einen Aus­ fall gemacht und einig: Voltigeurposten jenseits des Ebro aufgehoben; so daß der Verlust auf beiden Sei­ ten beinahe gleich war. Am steh Januar war das Glück den Belagerten etwas günstiger; sie verursachten dem Feinde bei der zweiten Parallele des Angriffs im Centrum einen be­ deutenden Verlust. Von zwei Batterien wurden die Geschütze vernagelt. Dasselbe war bei St. Joseph ver­ sucht worden, allein nach einem sehr lebhaften und lange unterhaltenem Feuer mußte man sich wieder in die Stadt zurückziehn. Die Franzosen sezten ihre Arbeiten gegen das Fort an der Huerba, zwischen St. Joseph and St. Jngratia mit einer unglaublichen Thätigkeit fort, die Zeit begünst'gte ihr Unternehmen; die Nächte waren dunkel, die Tage ohne Regen und Schnee, alle Morgen lag auf dem Felde ein so dicker Nebel daß der Belagerte nicht den Fortgang der Arbeiten beobachten und sein Geschütz nicht früher als gegen die Hälfte des Tages darauf richten konnte. Indessen dauerte bas Feuer mit der grösten Lebhaftigkeit fort; in der Nacht warf man Kunstfeuer, um wo möglich die Arbeiten des Feindes zu entdecken. Am 4ten fing man eine Gegenapproche an, um die Laufgräben an der rechten Seite zu überflügeln, wodurch der Feind gezwungen wurde, seine Arbeiten zu verlängern, um nicht der Länge nach bestrichen zu wer­ den. Bis zum g ten fiel kein Gefecht vor. Der Feind errichtete acht Batterien, und den roten um 7 Uhr des Morgens fingen zwei und dreißig schwere Geschütze an, gegen St. Joseph, den Brückenkopf und die Batterie Palafox Bresche zu schießen. Auch nahm das Bombar­ dement

dement seinen Anfang.

Der Platz antwortete mit einem

gleich lebhaften Feuer. In der Nacht zog man die schwere Artillerie und die Steinmörser aus St. Joseph zurück, woselbst sie in den vergangenen Nächten den feindlichen Arbeitern viel Schaden zugefügt hatten, und man reinigte, so viel man konnte, den Fuß der Breche. Ein Kloster von alter Bauart, mit einer Ziegel­ steinmauer von geringer Stärke, konnte einem so nach­ drücklichen Feuer nicht lange widerstehen; die Kanoniere waren genöthiget sich beim Laden des Geschützes mit Wollsäcken zu decken: Die Lebhaftigkeit des feindlichen Feuers, die hinabstürzenden Decken, die Mauern, welche im Einsturz die Vertheidiger zu zerschmettern drohten, machten die Erhaltung dieses Postens unmöglich. Doch entschloß man sich, ehe man ihn verließ noch einen Ausfall zu thun, welches in der Nacht vom 11 ten zum i2ten geschah. Zweihundert Mann, im bedeckten Wege links von St. Joseph gesammlet, stürzten sich mit einer unerhörten Dreistigkeit auf die Batterie No. I. ohne zu wissen, daß rechts von der zweiten Parallele zur Seitenvertheibigung derselben zwei Geschütze aufgestellt wa­ ren. Dem Kartetschenfeuer ausgesetzt, welches aus die­ sen Geschützen sowohl als aus der Batterie selbst ge­ gen sie geschleudert ward, wurden sie genöthiget sich mit einem Verlust von fünfzig bis sechzig Mann zurückzuziehn. Ungeachtet des feindlichen Feuers und des zerstör­ ten Zustandes, in welchem sich das Kloster befand, hiel­ ten sich die Belagerten noch in der Mitte seiner Trüm­ mern. Der Belagerer stellte nahe bei der Einmündung der Huerba zwei Geschütze auf, welche er durch eine starke Infanteriekolonne unterstützen ließ, und welche die ganze linke Seite des bedeckten Weges bestrichen; zu 'derselben Zeit brach eine andere Colonne aus der zweiten Parallele hervor, und nahm ihre Richtung ge» D

6o gm bas Fort. Der brave Oberst Don I. Arzu und eme Abtheilung seines Regiments, Valencia, hielten mit den unerschrockenen Kanonieren lange das Feuer aus und boten dem Ungestüm des Belagerers Trotz. Ein Theil der Angriffscolonne aber umgeht das Kloster, findet eine Brücke von Holz, die man abzunehmen ver­ gessen hatte, und macht sich zum Herrn eines Haufens der Ruinen, und von etwa hundert Mann, unter de­ nen sich der Oberst Arzu befand; zugleich legen andere Leitern an, dringen durch die Bresche ein und finden das Fort schon durch die Ihrigen besetzt. Die Ein­ nahme dieses einzelnen vor der Vertheidigungslinie be­ lesenen Klosters zwang die Belagerer zu einem regel­ mäßigen Angriff und kostete ihnen viel Menschen. Nach der Wegnamhe dieses Punktes, setzten sie sich in der Kehle des Werks fest, machten längst der Huerba ein Couronnemcnt und verhinderten dadurch den Belager­ ten, Ausfälle gegen denselben zu thun. Doch waren sie auf demselben nicht sicher: der Brückenkopf vertheidigte sich noch und beschoß die Trümmer von St. Joseph, welche außerdem einem Feuer von acht Geschützen aus der Hauptenceinte ausgesetzt waren. Einer so zahlreichen Artillerie konnte es nicht schwer fallen, in eine von Erde aufgeschüttete und mit Ziegel­ stücken, in Lehm vermauert, bekleidete Brustwehr Bre­ sche zu legen. Ueberdem errichtete der Feind noch am iLten gegen dieses Werk eine neue Batterie von vier Haubitzen, welche seine Zerstörung vollendete. Der Belagerte verließ es, indem er die Brücke sprengte, und so dem Feinde neue Arbeit gab. Alle vorgelegten Werke auf dieser Seite waren schon in den Händen des Belagerers, welcher die Arbeiten seiner Laufgräben längs der Huerba ausdehnte. Uns blieben nur noch unsere schwache Enceintc und unsere Häuser zu vertheidigen. Man verdoppelte die Thätig-

Bi Kit, um die Vorbereitung zu einem Widerstande zu machen, welche den Belagerern mehr Mühe und Blut kosten sollte, als der, welcher ihm bis jetzt entgegenge­ stellt war. Man versah die Häuser vollends mit Schieß­ scharten, und machte OeffKungen Behufs ihrer inneren Verbindung, indem man bei diesen Arbeiten den wahr­ scheinlichen Gang des Angriffs, welchen der Feind gegen jeden Punkt führen würde, zur Richtschnur annahm. Die Bewohner derjenigen Hauser, welche zu den Dertheidigungsarbeiten gebraucht wurden und überdies am mehrsten dem Bombardement ausgesetzt waren, ström­ ten in den übrigen Theil der Stadt zurück, wo die Volksmenge sich immer mehr zusaminenbrangte. Es zeigten sich schon' Spuren der ansteckenden Krankheit. Seit acht Tagen bereits wurde unaufhörlich bombardirt; der größte Theil der Einwohner war in die Kel­ lergewölbe geflüchtet, und setzte sich dadurch der gewisse­ ren Gefahr aus. Diese unterirdischen Gemächer sind nur zur Aufbewahrung des Weins und der Oele be­ stimmt. Sie haben nur wenig Oessnungcn, in mehreren hatte man auch diese verschlossen, und brannte Tag und Nacht Lampen. Die Frauen, um sich über ihr Unglück zu trösten und wahrend der Schrecknisse der Belagerung zu zerstreuen, thaten sich mit ihren Befreundeten oder Verwandten in demselben Keller zusammen. Oft ent­ hielt ein solcher Zufluchtsort, sechzig Fuß lang und kaum sieben Fuß hoch zwanzig Personen, welche darin aßen und schliefen, ohne sich an die Lust zu wa­ gen, aus Furcht vor einem eben nicht wahrscheinlichen Unglück; während die Feuchtigkeit, die durch das Ath­ men verdorbene Luft, das unaufhörliche Brennen von Oel und Holz, die ungewohnten und ohne Bewegung, nicht zuträglichen Lebensmittel, die beständige Angst und die heftige Gemüthsunruhe am Ende nothwendige Ursachen eines bösartigen Fiebers wurden, dem nicht

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zu entgehen war.

Die ansteckende Krankheit theilte sich

bald der Garnison mit; so zeigte sich der Tod von- aU len Seiten, und ohne außerordentlichen Muth konnte man ihn lieber auf den Wallen erwarten, als ihn in den verpesteten Zufluchtsörtern der Stadt einathmen. Vom 17 ten bis zum 21 ten arbeitete der Belage­ rer an der Erbauung neuer Batterien um Bresche in die Mauer zu legen und die Vertheidigungsmittel zu zer­ stören; er dehnte seine dritte Parallele aus, um das Kloster St. Jngratia zu umklammern, und in dasselbe von zwei Seiten zugleich einzudringen. Wir machten uns ebenfalls zum Widerstand bereit und um seine Fortschritte aufzuhalten, beschloß man einen Ausfall zu thun, und seine Artillerie zu vernageln. Eine Batterie von vier Mörsern war uns sehr beschwer­ lich; achtzig Mann unter Anführung des verwegenen Don Mariano Galindo und zwei andererOfficiere, erboten sich freiwillig,- sie zu vernageln. Sie stürzen sich auf die Wache der dritten Parallele, machen sie nieder und dringen in das Werk ein. In diesem Au­ genblick kam die Reserve des Belagerers an. An Rück­ zug war nicht zu denken; sie kamen alle um, ausge­ nommen die Officiere und einige Verwundete, welche gefangen gemacht wurden; sie fielen aber nicht, ohne das Leben dem über ihre Kühnheit und kleine Anzahl erstaunten Belagerer theuer verkauft zu haben. Kanonierböte, welche man auf dem Ebro bewaff­ net hatte, gingen den Fluß aufwärts, und nahmen die Parallele des Angriffs am Schlosse in die Flanke; das Feuer der Batterie zur linken zwang sie zum Rückzüge. Der Feind war am Ufer der Huerba; fünfzig Feu­ erschlünde hatten ihm die Stadt geöffnet, er hatte nur noch durch das Defilee zu gehen und die Bresche ein­ zunehmen. Er arbeitete daran vom 23 ten bis zum 25 ten, erbaute zwei Brücken und machte auf dem linken

Ufer zwei Waffenplätze, um in denselben die Truppen welche zum Sturm bestimmt waren, zu sammlen. Der Belagerte beschäftigte sich zu derselben Zeit den Abschnitt hinter der Bresche zu vervollkommnen; zugleich vertheidigte man noch alle gedeckten Platze außerhalb der Enceinte. Eine Gartenmauer, welche längs dem linken Ufer -er Huerba lief, war den Franzosen sehr nachtheilig. Eine Colonne wurde hingeschickt und be­ mächtigte sich derselben nach einem sehr lebhaften Ge­ fecht; die Spanier verstärkten sich, griffen sie ihrerseits an, und kamen von neuem in Besitz. Die ersteren be­ mächtigten sich derselben zum zweitenmale, und der letzte Versuch von unserer Seite hattö keinen Erfolg. Den 26 tm um sieben Uhr des Morgens verdop­ pelte sich das Feuer auf den beiden angegriffenen Punk­ ten; unsere Artillerie antwortete mit Festigkeit; eine Brustwehr gab es nicht mehr, Wollsäcke waren das einzige Schutzmittel der Kanoniere. Den £7 tm dauerte das Feuer von beiden Seiten mit der nemlichen Heftigkeit fort. Die vorhergehende Nacht hatte sich der Belagerer nach einem kleinen Sturm einer Oelmühle bemächtiget, welche ihm zum Waffenplatz diente. Den 27 tm um Mittag waren die drei Breschen zu passiren, und der Sturm wurde vom Feinde ange­ ordnet; wir hatten zwei Fladderminen unter der Bre­ sche angelegt und einen tüchtigen Abschnitt hinter selbiger gemacht. Der Feind geht vorwärts, die Minen springen, halten ihn aber nur einen Augenblick auf, er bleibt im Vorrücken. Da läßt sich die Glocke des neuen Thurms hören) die Bürger, erkennend -aß ihr Krieg anfängt, besetzen die Schießscharten aller umliegenden Häuser, und ein Hagel von Kleingewehr-Kugeln und Granaten, welche aus dem Abschnitt, von den benachbarten Fen­ stern und Dächern herabkommt, zwingt die kleine An-

54 zahl von Feinden welche ihren Versuch überlebt hatten» zum Rückzüge. Doch benutzt der Feind die Trichter der Fladderminen, und sezt sich auf der Bresche fest. Die gegenüber gelegte St. Joseph Bresche wirb zu gleicher Zeit angegriffen. Der Feind ersteigt ste und wird wieder heruntergeworfen; er läßt nicht ab, und , imptenta

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Die in Sevilla herausgegebene Abtheilung des Sema nario patriotico dauerte bis zur Z2ten Nummer. Die Beschränkungen der Censhr veranlaßten, daß die Her­ ausgeber der Sache überdrüßig wurden. Nach Einftzzung der Cortes und nach Einführung der Preßfreiheit, begann die dritte Periode des Semanario patriotico in Kadix mit dem 22ten Novbr. rgro. Don Joseph Manuel Quintana besorgte wieder die Redaktion. Die in Madrid und Sevilla herausgekommenen beiden er­ sten Abtheilungen des Semanario patriotico enthalten viele interessante Aufsätze und Nachrichten über die Zeitund Kriegsgeschichte. Die 3te in Kabix herausgege­ bene Abtheilung bezicht sich mehr auf die Verhältnisse der Kortes, und die Unterhandlungen in denselben. In der zweiten Abtheilung, in den Nummern 28, 29 und 30 stehen die Nachrichten über Saragossa, die hier in der Ucbersetzung geliefert werden. Als Don Joseph Palafox **) in den letzten Tagen der Belagerung so gefährlich krank wurde, daß er die ihin zustehende Machtvollkommenheit einer Junta über­ trug : so ernannte er den Don Pedro Maria Ric, wel­ cher zu der Zeit Präfident des obern Justitzcollegiums von Aragonien war, zum Präsidenten dieser Junta. Der Einfluß, welchen ihm dies Verhältniß verschafte, macht seine Mittheilungen besonders wichtig. Man er» de Fuentenebro) ist auch in Deutschland durch dm Auszug, wel­ chen Rehfuß in deutscher Sprache von diesem Buche geliefert hat, bekannt. Don Joseph Maria Blanko (eigentlich von einer engli­ schen Familie, und in England alt Mr. White bekannt) hat spä­ ter, in den Jahrm 1810 u. i8n in London, das für die Geschichte des-spanischen Befreiungskrieges sehr wichtige Materialien enthal­ tende Journal El Espaäol (der Spanier), herausgegeben. •) Palafox muß Palafo« ausgesprochen werden, indem im spanischen das x am End« eines Wortes wie S, oder ein franzLstscheS a klingtAnm. d- deutschen Übers-

hält durch fie ein lebhaftes Bild des Zustandes, in wel­ chem diese Stadt gerathen war, als fie capttulirte. Die edlen Vertheidiger von Saragossa erlagen fast mehr der Epidemie, als der Macht der Belagerer. Im Fort­ gänge des langen, hartnäckigen Widerstandes waren nach gerade die vorhanden gewesenen Kräfte aufgerie­ ben, und es folgte wie natürlich ein Zustand von Ab­ spannung und Auflösung, aus dem endlich die Eapitulation hervorging. Man sieht ungern, däß in dieser Krisis das Benehme» dr-kkEmzelnv» nicht immer ganz würdevoll blieb. Zugleich ergiebt sich aber mit dm nähe­ ren Umständen, daß die Stadt sich nicht auf Gnade und Ungnade ergeben hat, wie die Franzosen es ge­ wöhnlich schildern, sondern daß wirklich eine Capitulatlon zu Stande gekommen ist. Don Pedro Maria Ric giebt bei den näheren Um­ ständen der Capitulation Einiges anders an, als eS Don Manuel Kavallero erzählt. Nach diesem hat der General Palafox, ehe er. das Kommando niedergelegt, einen seiner Adjudantrn als.. Parlamentair zum Mar? schall Lärmes, ^geschickt, um wege» einer Capitnlatio» zu unterhandeln; dann hat er den Oberbefehl »ichf einer Junta, sondern (und zwar am 2vten Febr.) dem General San-Marc übertragen. Dieser soll darauf eine Junta gewählt habeu^deren Präsident er selbst war. Nach der Angabe des Don Pedro Maria Ric aber hat Don Joseph Palafox selbst den Oberbefehl der Stadt, in der Nacht vom röten zum rgten Febr., einer Junta übertragen, und den Don Pedro Maria Ric zum Präsidenten derselben ernannt. Diese Junta soll darauf am igtro den General Palafox veranlaßt haben, einen Parlamentair zum Marschall Lannes zu schicken. Die Angaben des Don Pedro Maria Ric scheinen hier wohl richtiger, da er sich selbst, mit gan­ zer Verantwortlichkeit vor der spanischen Nation, alö

64 denjenigen nennt, brr'in den letzten Tagen an der Spitz« der Verwaltung von Saragossa gestanden hat. Nach Kavalkero soll es absichtliche Maaßregel gewesen fein, daß man keine 'Pulvervorrathe angehäuft, sondern täg­ lich so viel Pulver verfertigt habe, als man zu brau­ chen glaubte. Ric und Rogniat schildern dies nicht so­ wohl als Wficht, sondern-vielmehr als Folge der Lage, in welcher man sich zuletzt befunden hat. Ric spricht von dem Mangel der Lebensmittel, den der Soldat tm Kaufe der Vertheidigung empsimden habe, und der sich auch zuletzt bei den Einwohnern gezeigt hat. Rogniat erwähnt dagegen anflhnlicher Borräche von Lebensmit­ teln, die bei der Ucbergabe noch in der Stadt gewesen; freilich gestcht auch er den Mangel an Mehl, so wie Ric von Wein spricht, der io der Stadt M der Ueber? gäbe zu kaufen gewesen seyn soll. Dieft- eiazeknen Ver­ schiedenheiten verdienen- der Erwähnung, wenn matz gleich nicht über alle eine gehörige Auflösung geben kann. I« den Hauptzügen stimmen aber die Berichte von Rogniat, Kavallero und Ric vollkommen überein, und gewähren eine höchst interessante Schilderung dieser ewig denkwürdigen Begebenheit.

Nachrichten

Mer Me zweite Belagerung uvh Capitwlation von Saragossa. (Aus No. 28. 29. und

3o. des Seroanatio Partriotico. Sevilla. August ztzog,)

näheren Umstände dieser Capitulation, nach der rühmvollsten und hartnässtgsten VekchetdkMpg, welche die innere Kriegsgefchlchte auszuweisen hat, müssen vor» zugstWfe den Antheil der patriotischen Spanier, ja seihst die Aufmerksamkeit von ganz Europa erregen. Wm können unsern Leftrn gegenwärtig über dieses Hz folgenreiche und von so.auffallenden Umstanden beglei­ tete Ereignip, merktchirdkge Thatsachen vorlegen, von denen der größte Theil dis jetzt stoch unbekannt m Wir theilen hier einen Aufsatz nur, welchen Don Pedro Maria Ric, Regent der königlichen Audienz von Arm gonien *), .unterm Wn. Äuny 1809 in Foyz niederge» schrieben hat. Er lautet wie folgt: „Den roten Januar fingen dieHranzosen an, Sa­ ragossa, mit solcher Gewalt zu bombardlren-, daß auch die ruhigsten und entschlossensten Männer der Nothwen­ digkeit nachgaben, Vorkehrungen zu ihrer Sicherheit itt •) Die oberen Gerichtshöfe in Spanien heißen Audienzen (au* dlencia) ober Kanzelletm (chanzellena). JOu Vorsteher der Au^

dienzen heißen Regenten- 6k der Kanzelleien Präsidenten. Anm. d. deutschen Übers.

96 den Häusern jtt treffen, und baß selbst die Priester ihre gottesdienstlichen Verrichtungen einstellten. Auch die Sitzungen der königlichen Audienz, hörten auf, denn «S gab weder streitende Parteien noch Advokaten, und die Sfficianttn so wenig, als die Mitglieder des Kolleg« waren aufgelegt zu erscheinen.

Das Gebäude der Am

dien; war nahe an der Wohnung des commandirenben Generals, wohin die feindlichen Granaten und Bomden vorzüglich gerichtet wurden. Daraus entstand die Besorgniß, daß es in Brand gerathen könne, wie es denn auch geschah, wobei bieseckcherrliche Denkmal des Alterthums ein Raub der Flammen wurde. Von Al­ lem was darin war, ließen sich, bei dem größten Eifer, Imr die Register und Papiere, die in dm Kanzelleien waren retten." „Täglich wurde Saragossa aufS heftigste angegrif­ fen , und während 42 Tagen hintereinander bombardirt. Eine schreettiche Epidemie hatte um sich gegriffen, der Hunger quälte die Einwohner: da mußte Saragossa, welches von keiner Seite unterstützt wurde, faßen." „Saragossa hat aus Treue und aus Liebe zu sei­ nem Könige unglaubliche Leiden ertragen. Der Zustand der Dinge war so kläglich, daß vertraute und allge­ mein als achtbar anerkannte Männer schon am iten Februar zu mir kamen, um mir die Nothwendigkeit einer Capitulation zu schildern, und mich aufzufordern, dar­ über dem commandirenden General Vorstellungen zu Machen. Und nach den gewöhnlichen Kriegesregeln hätte es fich auch schon seit mehreren Tagen ergeSsn können: denn Saragossa führte von einer Festung nur den Namen, und selbst diesen nur in den Geographien der Ausländer. Die Batterien, welche angelegt worben, waren niedergeschossen, und es war nicht allein eine offene Bresche vorhanden, sondern der Feind war auch schon in der Stadt, und hatte sich verschiedener Punkts in

in derselben bemeistert.

Aber wenn man eine gerechte

imb heilige Sache wie die unstige vertheidigt, so ist Unterwerfung nicht denkbar nnd ich benutzte daher, dem Aufträge des Generals gemäß diese Veranlassung, die Gemüther aufzurichten und zu beleben. Ich bediente mich zu diesem Zweck mit Vortheil selbst solcher Leute, welche für eine jCapitulakion stimmten, und ließ durch sie Anordnungen treffen, welche mir, so wie ich daS Volk von Saragossa kannte, zweckmäßig schienen. Die Kenntniß der EigeMhümlichkeiten der Einwohner erzeugte in mir manche Ideen, welche ich dem General vortrug, der sie annahm und mit so gutem Erfolg ausführte, daß die Stadt das Unmögliche leistete. So hielt sich Saragossa, bis endlich, nachdem es aller Hülfsmittel de» raubt war, und der commandirende General an der Epidemie daniederlag, dieser in der Nacht vom röten zum r gten Februar eine Junta bildete, der er seine ganze militairische und administrative Machtvollkommenheit übertrug , und zu deren Präsidenten er mich ernannte. Ich berief darauf sofort alle Mitglieder der Junta zusammen, und um r Uhr in der Nacht begannen tut« sere Geschäfte." „Jedermann kannte die verzweiflungsvolle Lage der Stadt, und wie sehr man überall die Capitulation herbei wünschte. Obgleich die Junta dies wußte, und diese Ansicht cheilte: so hielt sie es doch für ihre Pflicht sich zuerst genau von dem wahren Zustande der Dinge zu unterrichten, um zu sehen, ob ihr nicht noch Mittel übrig blieben, die Stadt zu retten, und sie dem Kö« nige zu erhalten. Aber bei der näheren Untersuchung vom wirklichen Zustande der Dinge überzeugte man sich von der Unsnöglichkeit, bei dieser verzweiflungsvollen Lag« der Dinge noch länger zu widerstehen. Man rief die Chefs der Gruppen und forderte ihr Urtheil münd« lich und schriftlich.

Der Major«General der Kavalle. G

98 rie erklärte, daß er eine fernere Vertheidigung für unzuläßig halte; es waren bei der Kavallerie nur noch 62 schwache zum Dienst untaugliche Pferde, alle übri­ gen waren aus Hunger umgekommen. Der Major-Ge­ neral der Infanterie legte den Bestand der Truppen vor, wonach nur noch 2822 Mann zum Dienst übrig blieben. Der Kommandant der Artillerie rieth noch dringender zur Kapitulation; denn die Munition war fast erschöpft, und an Pulver war nur das vorhanden, was zum täglichen Gebrauch in dem JnquisttiouSgrbäude*) verfertigt wurde, welches letztere nicht bomben­ fest war, also durch einige hineinfallende Granaten oder Bomben leicht zerstört werden konnte. Der Komman­ dant der Ingenieure erklärte, baß sämmtliche FortisttationSwerke äußerst beschädigt wären, und daß alle Mittel, sie wieder herzustellen, fehlten, weder Menschen noch Materialien waren dazu aufzutreiben und alles Zeug, was nur irgend zu Sandsäcken dienen konnte, war verbraucht. Alle diese Chefs riethen nicht allein zur Capitulation, sondern sie machten auch die Junta vor Gott und vor dem König der vielen Mensche« we­ gen verantwortlich, die in jeden Augenblick noch hin­ geopfert würden, da es moralisch unmöglich sey die die Stabt zu retten, deren Uebergabe ja doch nicht ver­ hindern konnte daß sie ihrem rechtmäßigen Monarchen wieder zufiele, wenn die Nation über ihren unrecht­ mäßigen Unterdrücker triumphitt haben würde." „Die Junta, niedergeschlagen durch ein so melan­ cholisches Gemälde, wünschte darauf die Ansicht des Gentral - Lieutenants Don Philip San-Marc zu hö­ ren, der einer ihrer Mitglieder war.

Dieser würdige

*) Dar Inquisition-gebäude in der Stadt ist hier gemeint, nicht da- sogmannte Schloß der Inquisition, oder das Schloß von Aljaferia, außerhalb der Stadt, vor dem Kloster der Barfüßer. Anm. d. deutschen Übers.

SS

General hatte seine Treue, seine Tapferkeit und feine Kriegserfahrung auf eine so hervorstechende Art an den Tag gelegt, daß feine Meinung sowohl für den eom« mandirenden General alS für die Junta, und für die sämmtlichen Einwohner vom höchsten Gewicht seyn muß« te: denn sie sämmtlich waren Zeugen seiner Hand» lunZsweise und seines achkungswürbigen Benehmens gewesen. Ich würbe gegen meine Pflicht handeln, wenn ich nicht laut ausspräche, daß nach meiner Anficht Don Philipp San «Mare sich durch seine hervorstechenden Verdienste die gerechtesten Ansprüche auf die ausge« zeichnetesien und größten Belohnungen erworben hat. Dieser eben so brave als einsichtsvolle General erklärte, daß wenn der Feind, wie es seine Maaßregeln wohl anzudeuten schienen, einen Mgemeinen Sturm unter» nähme, der Fall von Saragossa unvermeidlich sey; und daß eine Eroberung mit dem Degen in der Faust die ganze Masse von Abscheulichkeiten zur Folge habe« würde, mit denen die Franzosen diejenigen Städte zu behandeln pflegen, deren sie sich auf solche Art bemei» stern, und die bei der Erbitterung und dem Haß, wel. chen die Soldaten sowohl als die Offlckere und Napo. leon selbst auf die Stadt geworfen hätten, noch um so größer seyn würde. Sonst war er der Ansicht, baß wenn kein allgemeiner Sturm Statt fände, sondern nur wie dies bisher täglich mehrere Mal der Fall war, theilweise Angrifft erfolgten, die Stadt sich noch zwei bis vier Tage halten könne', wenn man mehr Leute zu den Arbeiten und zur Vertheidigung gäbe. Dabei war er aber der Meinung, daß man nur dann di« Vertheidigung fortsetzen müsse, wenn man gegründete Hoffnungen zu einem nahen Entsatz habe, denn sonst wäre eS nicht rathsam, täglich fortwährend soviel Men« schm zu opfern, da der Fall der Stadt in dtk bemerk­ ten kurzen Frist doch unvermeidlich seg.tt So8 bei Tudela am Wro geschlagen worden war, und sich darauf über Siguenza nach Guadalaxara, nächstdem aber bei der Nachricht vom Fall« von Madrid, über Fuentednenca nach Cuenka gezogen hatte. Der Brief des Brigadiers Grafen Montijo, bezieht sich auf ein Projekt, welche- dieser, der sich damals beim Herzog von Jnfantado befand, entworfen hatte» mit den Gruppen von Cuenka rechts ab, und nach Aragonien zur Unterstützung von Saragossa zu marschirm. Diese Truppen unter dem Herzog von Jnfantado warm nur schwach und in einem sehr aufgelösten Zu­ stande. In der Mitte des Januars 1809 wurden sie auch von Cumka verdrängt und genöthigt sich gegen das Königreich Murcia zu ziehen. Das Mani(ie»to del Ouque del Infantado, Cadix 1810, enthält darüber nähere Nachrichten. Anm. d. deutschen Übers. Don Theodor Redivg» der brave Schweizer» dem cigent-

digen Generals sehr geeignet war, die Hoffnung zu be­ leben : so durfte man bei den Statt findenden Umstän­ den auf seine Unterstützung nicht sehr rechnen. Da er sich nemlich in Katalonien befand, so mußte er über den Ebro gehn, welches ungemein schwierig war; der Feind war schon Meister der Vorstadt (arrabal) und so war der Uebergang über die steinerne Ebrobrücke nicht mehr zulaßig. Ein anderer Brief welchen der Se­ kretair überschickte, war von Don Franzisko Palafox an feinen Bruder, den eommandirenden General. Die­ ser eifrige Volksreprasentant zeigte sehr deutlich, mit welcher Umsicht und Anstrengung, wenn gleich ohne Er­ folg, er bemüht gewesen war, Truppen aufzubringen. Jetzt aller Mittel, die er so sehnlich herbeiwünschte, be­ raubt, befand er sich in Tortofa und sammelte Dauem und einige Truppen von den Garnisonen längs der Küste, welche er mit einigen Kanonenböten verstärken wollte, um so den Ebro aufwärts zu gehen. Diese Briefe wa­ ren von ziemlich altem Datum, und wenn man ihren Inhalt genau erwog 7 so wurde man auf die Vermu­ thung gebracht, daß die Spanier mehrere Ungkücksfälle erlitten haben mochten, welche den Entsatz und die Un­ terstützung von Saragossa verhinderten. — Man wußte daß der unerschrockene und achtungswürdige Perena eine Masse von Bauern versammelt hatte; aber man glaubte, daß er wirklich geschlagen worden sey, wie der französische General es bei der letzten Aufforderung der Stadt sagte. Dann war es auch nicht leicht zu er­ warten, daß unerfahrene, und nur kürzlich mit Waffen und Munition versehene Bauern bei.einem so ansehnlichen Korps alter Truppen, wie die Belagerungsarmee von Saragossa war, so leicht Besorgniß erregen würden." ktch der Sieg bet Baylen zuzuschreiben ist, führte in der damali­ gen Zeit das Kommando der spanischen Truppen in Katalonien. Rnm. d. deutschen Übers.

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«Als öie Junta eben berathschlagen wollte, was nu« zu thun sey, begann der Feind von Neuem das Bombardement auf eine emsrtzliche Weise. Niemand glaubte, daß die Stadt sich noch länger halten sollte oder könnte, aber Allen war es schmerzhaft einen so kost­ baren Punkt H)ie Saragossa hinzugeben, der sich die Achtung von ganz Spanien, ja selbst von ganz Europa erworben hatte. Von vierunddreißig Mitgliedern, wel« che die Junta bildeten, waren nur achte mit mir der Meinung, -aß die Stadt sich noch halten solle. Zwar erkannten wir die Gründe warum die Uebrigen für die Uebergabe gestimmt hatten, allein wir wollten auch der äußersten Gefahr trotzen, und wir faßten diesen verzwei­ felten Entschluß in der Hoffnung, dich ein Entsatz doch im Reiche der Möglichkeiten läge. Endlich bestimmte man sich dem General den traurigen Zustand -er Stabt darzulegen, damit er einen Parlementair zum ftanzöfi« fchen General schielen und um einen dreitägigen Waf­ fenstillstand nachftrchen könne, Welches auch wirklich ge­ schah. Als Ursache eines dreitägigen Waffenstillstandes führte Man an, daß man innerhalb dieser Zeit Offnere aussenden wolle, die sich von dem Stande unser Ar­ mee .unterrichtete«, damit man nach Maaßgabe der Nachrichten, welche sie brachten, wegen -er Uebergabe umerhandeln könne. Eine solche Maaßregel hatte der Marschall Lannes selbst bei der erwähnten letzten Auf­ forderung der antwortete er sten Unwillen gen gegen die Stelle ergäbe.

Stadt vorgeschlagen; nichts destoweniger jetzt, -aß diese Anforderung seinen höch­ errege. Zugleich stieß er heftige Drohun­ Stadt aus, falls sie sich nicht auf der Unser Parlementair wurde dennoch mit

einem andern Schreiben zu ihm gesendet, in welchem man ihm darauf zurückführte, daß dieser Vorschlag ja von ihm selbst ausginge, und daß er überhaupt von den Franzosen erfunden und bei einem -er Plätze in

iog Portugal in Ausübung gebracht worden Ware. Auf die. ses Schreiben antwortete er durch einen Regen von Kugeln, Granaten und Bomben, unkt zugleich ließ er seine Truppen auf mehreren Punkten mit großem Ungestüm angreifen. Durch diese Angriffe verloren wir das Gerber - Viertel (ßarrio de las tenerias) und den Theil des UferS (rivera) welcher nach der steinernen Brücke und nach dem Engelthorr (p vi­ erte del Angel) führt. Wenn es ihnen gelang diesen letztgenannten Punkt zu nehmen, so wurden sie, ohne Mi­ nen und Petarden, Herren der Stadt, welcher furchtbarer Mittel fie sich erst seit der Zeit bedient hatten, daß sie mitten zwischen uns waren, und die Einnahme eines jeden Hauses ihnen einen Sturm kostete. Denselben Nachmittag wurden uns vier Kanonen, welche wir an der hölzernen Brücke (puente de tablas) hatten, ver. nagelt; und wenn wir gleich argwöhnten, daß absicht. liche Bosheit die Ursache davon sey, so ließ sich die Sache doch nicht erforschen, weil bei diesen Umstän» den keine Untersuchung möglich war." „Da der General San-Marc wußte, welche ge­ ringe Anzahl von Soldaten nur noch zur Vertheidigung vorhanden war; so bat er mich nur um 200 Menschen zur Verstärkung auf den angegriffenen Punkten. Ich ergriff sogleich hie Maaßregeln, welche in anderen Au» genblicken in einer Viertelstunde tausend bewaffnete Eidwohner herbeigebracht haben würden. Denn nach­ dem ich an diesem Tage den Don Michael Marreco, Präbendirten bei her Kathedrale, als General-Bevoll­ mächtigten zur Orgqnisirung der Einwohner, schon be­ auftragt hatte 1000 bewaffnete Mann zur Unterstützung der Garnison und 1000 zu den Arbeiten in Bereit­ schaft zu halten: so schrieb ich ihm doch eine Auffor­ derung, die geeignet war auch den gleichgültigsten zu entflammen. Line andere Aufforderung richtete ich an

den Oberst»Lieutenant Don Mariano Cerezo^ einen sehr achtungswürdigen Maun, der seit dem Anfange des Krieges seinen Einfluß auf die Einwohner aufs zweck­ mäßigste benutzt hatte. Eben so wendete ich mich des­ wegen an einen Geistlichen, Namens Laborda, der sich seit kurzem mit verschiedenen Geistlichen und Kloster­ brüdern verbunden hatte, um den Muth der Einwoh­ ner zu beleben, und um sie im Augenblick der Noth heranzuführen. Außerdem ließ ich am neuen Thurm (torre nueva) die Lärmglocke läuten, und benutzte den günstigen Augenblick in welchem der Feind aus dem Kloster vom heiligen Grabe (Gonvento del Sepulcro) verjagt wurde i indem ich Ausrufer durch alle Straßen sendete, die unter Trompeten ausriefen, daß das Gefecht sich zu unserm Vortheil wende, und die Leute aufforderte, herbeizueilen um den Sieg zuvollenden." „Nachdem das Gefecht vorbei war, so kam der General San-Marc, und berichtete, daß überhaupt nur 17 Mann von den Einwohnern zur/ Unterstützung her­ beigeeilt wären! Dieß zeugte, wie sehr die Zahl der Einwohner abgenommen hatte: diejenigen die noch leb­ ten waren krank oder pflegten andere, welche an der Epidemie daniederlagen. Die Meldung von den Kom­ mandanten der verschiedenen Posten waren noch niemals so klagend gewesen als an diesem Tage. Einer beklagte sich, daß er abgeschnitten sey; der andere, daß der Feind im Begriff stehe, ihn abzuschneiden; noch ein anderer, daß sein Posten untermimrt. sey; und so die meisten. Alle baten um Verstärkung an Vertheidigern, an Arbeitern, und um neue Munition, und das in einem Augenblick, wo an allen diesem Mangel war. So er­ schien endlich der traurige Augenblick, in welchem die Nothwendigkeit der Uebergabe allgemein eingesehen ward, indem ein. längerer Widerstand, weit entfernt dem Staate zu nützen, nur dem Feinde größere Vortheile

bereiten und ihn in den Stand setzen mußte, mit Feuer und. Schwert einzudringen." „ Die Junta schickte darauf einen Parlemcntair an den Marschall Lannes, utib trug Behufs der Capitula-. tionsnnterhandlungen auf einen vierundzwanzigstündigen Waffenstillstand an. Zu gleicher Zeit wurden die Pfarrer aufgefordert in den Parochien den Einwohnern den Zustand der Dinge zu eröffnen, und der Junta zu be­ richten, welches nach ihrer Ansicht die Meinung der Einwohner sey. Während diesen Anordnungen kam ein französischer Officier zu mir, der sich für den Kom­ mandanten der Artillerie der Belagerung ausgab^ und eröffnete mir, der Marschall habe bei Lesung des ihm durch den Parlemcntair überbrachten Briefes beschlos­ sen, daß die Junta innerhalb zwei Stunden bei ihm zu erscheinen habe. Ich fordert« darauf die Junta so­ fort auf zusammenzukommen, und da sich nicht alle Mitglieder so rasch versammeln konnten, zösische Officier es verlangte, und er wenn die vorgeschriebene Zeit abgelaufen schall kein Gehör mehr geben würde: so

wie der fran­ erklärte, daß sey, der Mar­ faßte ich den

Entschluß mich mit einigen von den Mitgliedern, welche schon gekommen waren, zu dem Marschall zu begeben, indem ich drei oder vier zurückließ-, welche die übrigen von der Erklärung d>cs Parlementairs unterrichten, und die inzwischen etwa nöthig werdenden Maaßregeln tref­ fen sollten. Das Feuer dauerte von beiden Seiten mit großer Lebhaftigkeit fort und wir mußten einen Trom­ peter mitnehmen, um als Parlementairs kannt zu werden. Dessenungeachtet wurde auf mich und auf meine Gefährten von der feindlichen Batterie bei dem Trinitarierklosier (convento 6s Drinivsnos) eine Bombe geworfen. Jchprotestirtc gegen diese Verletzung des Völkerrechts, und erklärte^ daß ich nicht einen Schritt weiter gehen würde, ohne überzeugt zu seyn, daß man gegen uns die Kricgsgefttze beobach-

ttn würde. Darauf ging ein Adjudant des Marschalls, der kurz vorher mit der Nachricht zu uns gekommen war, daß fich die Junta nach dem weißen Jpaitfe (casablanca) und nicht nach der Vorstadt (arrabel) wo, hin sie zuerst bcschicden worden war, begeben sollte, voraus, traf wegen einer angemessenen Behandlung der Junta Veranstaltungen und ließ sie zu mehrerer Sicher» heit durch eine Jnfantrriebedeckung bis zum Marschall Lannes begleiten." „Den Marschall fanden wir von Generalen, Oft ficieren und mehreren anderen Personen umgeben. Er empfing die Junta mit einer hervorstechenden Ernsthafttigkeit. Nach den ersten gewöhnlichen Höflichkeitsbezei­ gungen von beiden Seiten ging er einige Mal in der Stube auf und ab und behandelte sie mit großer Gleich» gültigkeit und selbst mit einer Art von Verachtung, bis er sich gegen mich, als den Präsidenten derselben wen» dete, und mit vieler Härte gegen Saragossa zu lärmen anfing. Er sagte dabei, daß die Stadt nicht die ge­ ringste Rücksicht verdiene, vorzüglich weil fie auf daS, was ihr bei der frühern Aufforderung zur Capitulation er­ öffnet sey, so wenig Gewicht gelegt habe. Ich fiel ihm in die Rede, indem ich ihm sagte, daß er fich vergeblich gegen die Junta erhitze, welche ja ihre Sitzungen erst seit dem Tage vorher begonnen habe, und das nicht verantworten könne, was gar nicht von ihr ausgegangen sey. Ich setzte ihm auseinander, daß eS eine Tollheit gewesen wäre, wie der Marschqll es selbst dafür gehal­ ten haben würde, wenn die Junta an eine Uebergabe habe denken wollen, ohne fich überzeugt zu haben, daß sie nöthig sey; daß sie aber, nachdem sie von der Lage der Dinge unterrichtet worden, und in Bezug auf die Aufforderung, aus welcher er sich ein so großes Ver­ dienst mache, mit der Capitulation umgegangen sey, und daß dadurch der Brief deS General »Capitains über

welchen er einen so großen Unwillen gehabt habe, veranlasset worden' wäre. Darauf wäre ihm ein zweiter Brief zugeschickt worden um ihm die Gründe auscinanderzufetzen, warum man rillen dreitägigen Waffen« stillstand und die Abse.idung von Officieren verlange, die sich von den Verhältnissen in Spanien überzeugen sollten; und da die Junta hierauf keine Antwort er« halten habe, so wäre ein anderer Parlementair geschickt worden, um einen vierundzwanzigstündigen Waffenstill­ stand vorzuschlagen, welche Zeit nothwendig sey um den Willen des Volkes, auf welchem es hier vor allem an­ käme, zu erfahren, Saragossa, welches sich in der Art seiner Vertheidigung so ausgezeichnet habe, solle sich auch in der Art seiner Capitulation auszeichnen, und so mancherlei ^Plätze die Franzosen auch erobert hätten, so würden sie -och solche Redlichkeit und Aufrichtig­ keit wie hier, nirgends gefunden haben. In Befolgung dieser Grundsätze müßte ich ihm auch nun erklären, dass ich weder mit Vollmacht versehen wäre,

noch Instruk­

tion hätte, ja selbst nicht ein Mal den Willen des Vol­ kes bestürmt wüßte, daß ich aber glaubte, dieses würbe die Capitulation annehmen, wenn sie vernünftig und des heroischen Geistes, mit welchem die Stadt sich ver­ theidigt hätte, würdig wäre." „Diese Erklärung schien die Heftigkeit des Mar­ schalls zu brechen; er hörte auf zu schmähen und sag­ te : man würde Kinder und Frauen schonen, und da­ mit sey die Unterhandlung beendigt. Ich antwortete ihm darauf, daß sie noch nicht ein Mal begonnen habe, denn dieß hieße sich auf Gnade und Ungnade ergeben, und davon sey Saragossa weit entfernt; wenn der Mar­ schall auf diese Ansicht beharre, so möge er seinen Angriff fortsetzen, ich und mein Begleiter würden nach der Stadt zurückkehren und fortfahren uns zu verthei» digen; noch hätten wir Waffen, Munition und Arme,.

und da der Ausgang im Kriege so manchem .Wechsel unterworfen sey, so möge das Ende lehren, wem der Sieg zu Theil würde. Darauf rief der Marschall sek nen Sekretair und diktirte ihm die Einleitung und ei­ nige Artikel der Capitulation. Nachdem ich sie gelesen, schlug ich vor, zu dem ersten hinzuzufügen, daß die Garnison mit allen militairischen Ehrenzeichen ausziehen könne, ganz in der Art, wie es sich gehöre, und wie dieß der Major-General der Infanterie vorschlagen würde, den ich zu diesem Zweck mit mir genommen hätte. Lannes weigerte sich den Artikel anders abzu­ fassen, als er-ihn diktirt chatte, aber er gab sein Eh­ renwort, daß die Garnison nicht allein mit allen mili­ tairischen Ehren ausziehen solle, sondern daß auch die Officiere ihre Equipage und die Soldaten ihre Tor­ nister behalten sollten. Ich schlug darauf die Artikel in Betreff der Religion und der Gesetze vor, welche angenommen wurden, obgleich nicht in der Ausdehnung wie ich es beabsichtigte, nemlich nicht mit Bezug auf die Privilegien von Aragonien. Eben so trug ich dar­ auf an, daß in einem Artikel unserm General Don Joseph Palafox die Freiheit zugestanden werde, sich mit seinem Generalstabe ungehindert nach dem Orte zu be­ geben, welchen er für gut fände. Der Marschall er­ wiederte mir, daß eine einzelne Person niemals der Gegenstand einer Capitulation sey, aber daß er sein Eh­ renwort gäbe, daß der -General Palafox dahin gehen könne, wohin er wolle, nach Mallen, Tudela ...... Ich sagte ihm darauf, diese Ocrter würden ihm nicht recht seyn, da sie von französischen Truppen besetzt wären, deren Gegenwart ihm nicht angenehm seyn könne, dagegen hätte ich gehört, er wünsche nach Majroka zu gehen; und hierauf gab er sein Ehrenwort, daß er sich dahin begeben könne, wohin er nur irgend wolle. Eben so sicherte er, unter Verpfändung seines Ehren-

log Worts mir und allen denjenigen die Saragossa der Epi­ demie wegen verlassen wollte»/ Pässe ;u, indem er hin­ zufügte , daß cs nicht nöthig sey, daraus einen Capitulationspunkt.zu machen, wie ich vorschlug, indem ich sowohl im Namen meiner als im Namen aller derjeni, gen, welche mit mir gleich dachten in Betreff der Er­ laubniß Saragossa verlassen zu dürfen, eine Sicherstes-' lung zu erhalten wünschte.» «Während zwei Exemplare der Capitulation ge­ schrieben wurden, zeigte uns der Marschall auf 'einen Plan von Saragossas diejenigen Theile, welche bestimmt gewesen wären in der nächsten Rächt in die Luft ge­ sprengt zu werden, in welcher Abficht man schon 44000 Pfund Pulver dort hingebracht habe. *) Dabei sagte er die Stadt würde zu gleicher Zeit noch fortwährend von Io Mortire bewerfen- Und von yo^anonm, welche man so eben in der Vorstadt (arrabal) aufstelle beschossen worden seyn. (Wirklich wußten wir, daß in diesem Theile mehrere Batterien und Einschnikte gemacht worden waren). Dan» änderte er das Gespräch und erzählte von dem Glück,' welches sein Kaiser, und dessen Bruder Joseph um sich verbreitete, und as darauf die Rede des letzten vor, welche er in Erwiederung derjenigen des Bischofs von Madrid gehakten hatte. Auf das, was er sonst Noch von den Eroberungen und Siegen der Franzosen er« zählte, konnten wir ihm nichts antworten, denn da die Belagerung so lange und heftig fortgedauert hatte, so wußten wir nichts von'dem, was außerhalb vorgefal­ len war. Er holte zugleich auch eine Anzahl von Pa­ pieren herbei, die dem Anscheine nach stanzösische Zei«

*) Der unterirdische Krieg und die furchtbaren Wirkungen btt Minen sind es, welche die Uebergabe von Saragossa herbeigeführt haben, nicht die 21000 Bomben, welche hinein geworfen sind. Anm. d. Redaktoren d. Sem. patriot.

HO

trmgen waren, aber keines von den Mitgliedern der Junta nahm SRotjj davon." „Nachdem die Capitulation im Duplikat unter­ zeichnet worden war, kehrte ich mit meinen Genossen zurück, indem ich ein Exemplar mit mir nahm, um es der Junta vorzulegen, welche die Capitulation geneh­ migte, ratificikte und unterzeichnete, da sie sich von der dieSfälligen Gesinnung der Einwohner überzeugt hat. te . . . . *) „Die Junta beauftragte mich» bei dem Marfchall auf Hinzufügung einiger besonderen Artikel zur Capitu» lation anzutragen, diese kamen vorzüglich darauf hin­ aus, daß noch bestimmt ausgedrückt werden solle, die Gamison könne mit allen Kriegesehren ausziehn, wie dieß von ihm bereits unter Verpfändung seines Ehren» Worts versprochen worden war. Sie wünschten diesen Zusatz schriftlich, weil öffentlich doch nur das bekannt gemacht und gedruckt werde, was geschrieben steht. Dann verlangte sie auch noch, baß diejenigen Einwoh» ner, welche genöthigt worden waren die Waffen zu er­ greifen und in provisorisch gebildete Regimenter zu treten, nicht nach Frankreich kransportirt würden, weil sie keine wirkliche Soldaten wären, und ihre Hinwegführung auf Gewerbx und Ackerbau sehr nachtheilig wirken müßte. Und endlich wurde auf Antrag der Geistlichen um eine Versicherung gebeten, daß die ih-

*) Unglücklich« Stadt! Zn txr Mittend«« Februar? warm kaum noch 4000 Soldaten im Dienst, aber 14000 waren krank oder rtfon* valeScent, und die übrigen, hatten ihren Tod entweder im offenen Gefecht oder durch den Minenkrieg, oder durch die Epidemie gefunden, letztere welche sich der Garnison, so wie der Einwohner be­ mächtigt hatte, und vorzüglich aus Mangel an Unterkommen, und on hinlänglicher Nahrung, woran der Soldat seit den Anfang der

Belagerung

litt, entstanden war.

Anm» d. Redaktoren d. Sem. patriot»

nett aus den Staatsfonds zustehenden Einkünfte wie bisher bezahlt werden sollten, wie dieß der Junta höchst billig schien, weil sonst der Geistlichkeit nichts bliebe als die gewöhnlichen Accidenzien. Aber kaum hatte ich angefangen über diesen Gegenstand im gemäßigsteu Tone zu sprechen, als der Marschall LanueS höchst aufge­ bracht wurde, mir das Papier aus der Hand riß, und es ins Feuer warf. Einer feiner Generale schien seine Uebereilung wieder gut machen zu wollen, bückte fich und nahm das Papier aus dem Feuer. Lannes bestand besonders auf eine unverzügliche Uebergabe der Stadt, und ich kehrte mit den übrigen Mitgliedern der Junta nach der Stadt zurück, nachdem wir um Zustellung der ratificirten Capitulation gebeten haften, die uns auch ausgehändigt wurde." „Es scheint, daß stch die Franzosen auf unsre bie­ dere und rechtliche Gesinnungen verlassen haben, denn uoch vor erfolgter Uebergabe kamen eine Menge von Offerieren und Soldaten unbewaffnet nach der Stadt, um sich in derselben umzusehn und um Wein einzukau­ fen; sie wurden so behandelt, wie es sich nach einer Capitulation gebührt, deren Erfüllung man sich über­ zeugt hielt. Aber die Franzosen waren weit von einer solchen Erfüllung entfernt, und in derselben Nacht fing die grausamste Plünderung an, die man sich nur vor­ stellen kann, und dauerte auf eine so schamlose Art fort, daß den ändern Tag schon ganz öffentlich, und ohne die geringste Rückficht geraubt wurde *). Die Zügel*) War dir Garnison betraf, so erfolgte den asten eine Be­ kanntmachung de- General- Frere» nach der allen Officieren be­ fohlen wurde» innerhalb S4 Stunden die Stadt zu verlassen, wiedrigenfalls sie todt geschossen werden würden. Diejenigen die noch darin waren, verließen sie hierauf, und wurden mit den übrigen Gefangenen vereinigt, die sich ungefähr auf sjoo Mann beliefen. Eie wurden von einem französischen Regiment unter Anführung

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lostgkeit der Franzosen ging noch weiter, und da ihr Gouverneur befahl, daß das Domkapitel, die Pfarrer und die Prälaten dem Marschall ihre Aufwartung ma» chen sollten, und dieß wirklich geschah r so wurde dem Pfarrer

von

San Lorenzo

ans dem Karmrliterplatz

(t>laza del Carmen) der Mantel, einem Mönche seine Kappe und einem Geistlichen -seine Halskrause mit Ge» walt weggenommen, und ihnen die übrigen Kleider auf dem Leibe zerrissen.- Ich machte wrederholentlich di« Nachdrücklichsten Vorstellungen, -aber- ich erhielt entwe» der gar keine Antwort, oder man sagte mir, es sey ein Unvermeidliches Uebel, denn die Truppen müßten sich für die Plünderung entschädigen, die sie für gewiß ge» halten hätten, und di« ohne Capikulation ohn'strcitig den folgenden Tag Statt gefunden haben würbe. Noch mehr, eS wurden sehr häufig Pferde und Lastthiere ge. raubt und zwar im Mitwissen der französischen Gene» rale, wie ich und viele andere überzeugt sind, denn es war durchaus nicht möglich eine Abstellung des Uebe/6, oder Zurückgabe des Geraubten zu erlangen, wie leicht dieS auch oft zu bewirken gewesen wäre. Ein Einwoh» ner von Saragossa, ein Franzose von.Geburt, dem man zwölf Maulthiere genommen hatte, erlangte, weil er ein Franzose war, zwar die Zurückgabe derselben, aber man gab ihm unter der Hand zu verstehen, daß er eins derselben, daS für tzje Kutsche des Marschalls *)

pafi bt$ General Wartet begleitet.

Äus ihren Wegen stießen sie nach

und nach auf 27« Leichen, von den Spaniern, welche bei Einnahme der Dorstadt (arrabel) am töten gefangen genommen worden wa­ ren. und wetch« di« Barbaren umgebracht hatten, weil sie von den Anstrengungen der Vertheidigung und von Krankheiten ermattet» nicht rasch genug hatten marschiren können. Anm. d. Redakteur« d- Sem. patriot. *) Zn Spanien fährt man bekanntlich ganz allgemein mit Mauleseln.

Anm. d. deutschen Übers.

xi3 denselben überlassen möchte. Außerdem bemeisterten sich die Soldaten der öffentlichen Gelder und Militairmagajine, und verbreiteten in der Stadt die größte Un­ ordnung und Verwirrung, während sie verlangten, daß die Masse ihre Requisitionen pünktlich betrieben werbe." „Von mir verlangten sie 500,00 Paar Schuhe, 8000 Paar Stiefeln, 12,000 Hemden und die neue und vollständige Einrichtung eines Hospitals, außerdem eine Menge von Medikamenten, ein Kästchen mit China für den General Jnnot, und ebenfalls für diesen die Ein­ richtung eines Saales (trinqttete) um Ball darin zu spielen. Mehrere höhere und niedere Officiere verlang­ ten Decken, Tischzeug und selbst Fenstergardinen, Pa­

pier, Federn, alles dieses vom Besten, in reichlichem Maaße, und natürlich auf Kosten der unglücklichen Spanier. Man kann sich wohl vorstellen, wie viel ich «ttszustehn und abzuwehren hatte, um diese entsetzliche Erpressungen abzuwenden, die damit geendigt haben würden, Saragossa und ganz Aragonien auf immer zu ruiniren. Ich widersetzte mich mit Nachdruck der An­ forderung, ihre höhern Officiere auf Kosten der Stadt zu unterhalten, die dieß so dringend verlangten, und so sehr darnach trachteten, ihren pomphaften Titeln auf Unkosten Anderer auch äußern Glanz zu verschaffen, daß sie nur nach mehreren ernsthaften Auftritten drohten, sich mit emer Schwadron Husaren das Nöthige zu ver­ schaffen. Ich antwortete ihnen, daß sie dies wohl könn­ ten, da die Thore der Stadt eingestürzt und in ihrer Gewalt wären: aber baß die Nation diese Be­ schimpfung rachen würde, und daß, wenn sie so zu Werke gingen, sie nicht einen Schritt Land erringen würden, der nicht mit französischem Blute getränkt wäre. Ein Mitglied der Junta, welches durch dieses Gespräch erschreckt wurde', hatte die Schwachheit zu erklären, daß die Junta von hem folgenden Tag an, diese Aus-

£

ii 4

gaben übernehmen würbet Ich weiß nicht, nt Ple weit es ihm gelungen ist, diöse entsetzliche Ausgabe Zu be­ streiten : denn ich legte meint Stellt' als Regent der königlichen Audienz nieder, in welcher die Franzosen meinen Vorgänger wieder einsetzten, und begab mich auf mein väterliches Gut.'*)" „'Es würde zu sehr ermüden, wenn ich alles das aufzählen wollte,' was bei Ertheilung von Pässen und bei mehrere^ ändern' Gelegenheiten dieser Art vorgefal­ len ist, uild Wie die hohem Optiere und überhaupt Alles was zur französischen Armee gehörte, ihre große Inkonsequenz, ihre tollen Maximen, ihren Geitz, ihren Mangel an Rechtlichkeit, und vorzüglich den empö­ renden Stolz zeigten, durch den sie sich vorzüglich von andern ehrlichen Leuten unterscheiden. **) Aber ich darf es nicht unbemerkt lassen, daß ohngeachtet des zn Gunsten unsers Generals, Don Joseph Palafox, gege­ benen Ehrenworts, dieser sofort als Gefangener behan­ delt, von Franzosen umgeben, und selbst ohne die nö­ thigste Unterstützung gelassen wurde. Nachdem ich dar­ über mündliche und schriftliche Vorstellungen gemacht hatte, konnte ich doch nur das Nothdürftigste für ihn erlangen. Kurz darauf führten sie ihn nach Frankreich ab, aber sie mußten ihn wieder zurückbringen, weil er noch zu schwach gewesen war,' wie sie ihn aus der Stadt schleppten. Man behauptet, daß sie den Pater Bastio von den frommen Schulen von Sankt Jajo (de las oscuelas pras de Santiago), welcher des Ge*) Dir Herzog von AbranteS war franzisifcherseitS zum Gou­ verneur von Aragonien ernannt worden. Anm. d. deutschen Übers. **) DaS Original sagt eigentlich: „ y enque mas ee difereniaa del genero hiim.mo, “ wörtlich : „durch dm fit vorzüglich vom Geschlechte der Menschen abweichen." Anm. d. deutschen Übers.

neral Palafox erster Lehrer gewesen war, erschossen ha­ ben, tmb man sagt, daß auch der Geistliche Don Ja­ kob (Santiago) Sas, welchen der General wegen seines ausgezeichneten Benehmens im Laufe des Krieges vor­ züglich liebte, ein gleiches Schicksal gehabt habe. Ge­ wiß ist es, daß die Franzosen Beide in der Stille auf­ greifen ließen, und daß man sie seitdem nicht wieder gesehen hat." »Wenn ich mir gleich bewußt bin, die Ausgelas­ senheit der Franzosen bei vielen Gelegenheiten, bald durch dieses bald durch jene^s Mittel gezügelt zu ha­ ben: so konnte ich doch nicht verhindern, -aß die mei­ sten Kleinodien, welche dem Muttergottesbilde von Pilar (nuestra SeHora del Pilar) gehörten, weggenom­ men und auf Befehl des Marschalls nach dem weißen Hause (6asablanea) gebracht wurden; darauf endlich wie­ der, unter dem Vorwände, der heiligen Mutter Ma­ ria, die mit dem größten Pomp und vorzüglich am Tage des Einzuges des Marschalls verehrt werden sollte, ein Geschenk damit zu machen, nach der Kirche zurück ge­ bracht wurden. Kurz darauf wurde ich zum Gouverneur ge­ rufen, der ein Mitglied der Junta sprechen wollte, welches französisch verstände. Es war weiter nicht die Rede davon, welcher Zweck dabei sey, und da ich krank war, so ging ein anderes Mitglied der Junta hin. Der Gou­ verneur sagte diesem darauf, es sey nothwendig, daß die Stadt den höheren Offerieren der Armee ein Ge­ schenk mache; wobei er bemerkte, daß dies für den Marschall etwa die Summe oder den Werth von 80,000 Piastern betragen müsse, dies gäbe zugleich den Maaß­ stab für die übrigen ab. Diese Anforderung war für einen Ort wie Saragossa und vorzüglich zu einer Zeit, wo alles im Elend, in Verzweiflung und in Trauer war, ganz fürchterlich. Das Domcapitel, welches fort­ gesetzt darauf bedacht tvar, dem Könige und dem geH 2

meinen Wohl zu dienen, beschloß, die Stadt aus dieser neuen Noth zu retten, welches Opfer es auch gelten möge. Es gab uns Mittel an die Hand dieser Verle­ genheit zu begegnen, indem e6 von den Kostbarkeiten des Muttergottesbildes von Pilar das Erforderliche an­ bot, wobei man sich denn freilich zum Trost sagen konnte, daß diese ohnehin gegen die Geldgier der Fran­ zosen nicht sonderlich gesichert wären. Einige Mitglie­ der des Domcapitel und der Junta theilten mir die­ sen Entschluß mit, und ich that deswegen die nöthigen Schritte. Aber keiner der französischen Officiere nahm die Kostbarkeiten an, welche ihm bestimmt waren, wo­ rauf es denn dahin kam, daß ich hierbei nicht weiter zugezogen wurde, indem man mir befahl, mein Haus nicht zu verlassen. Ein Mitglied der Junta mußte darauf allein die Kostbarkeiten in das Haus des Gou­ verneurs bringen, wo ihm ein französischer Kommissair, der die Funktionen eines Intendanten versah, mitzugegeben wurde. Dieser ging mit. dem Mitglied« der Junta nach der Kirche, nahm aus derselben alle Kost­ barkeiten, die noch darin geblieben waren, und darauf wurde, wie man behauptet, Alles zum Marschall Lan« ncs gebracht." „Ich habe den Marschall in zwei oder drei Ma­ len, in welchen ich in öffentlichen Angelegenheiten und wegen der Niederlegung meiner Stelle zu ihm gehen mußte, weiter nicht sprechen können. Es scheint, daß er auch nicht Lust hatte, mich am Tage seines Einzu­ ges zu hören, so große Freude die Franzosen sonst an dergleichen Anreden haben: denn der oben erwähnte französische Intendant sagte mir schon im Voraus, daß er dem Marschall in meinem Namen eine Rede halten würde, bei welcher ich dann auch weiter kein Wort zu sprechen hatte."

Wenn Saragossa 6s Tage hindurch, wahrend der traurigsten Ereignisse, die eS in seinem Innern zerrißen, Widerstand leistete, so erscheint seine Festigkeit und feine Ausdauer, als eins der heldenmüthigsten Beispielt, welches die Geschichte auszuweisen hat, um so mehr, wenn man die Vorgänge in seinem Innern kennt. Eben so wird die Nachwelt den Namen der Barbaren mit Abscheu nennen, welche die grausamen Mittel ei­ nes unterirdischen Krieges gegen eine fast ganz offene Stadt anwendeten. Mehr wie 30,000 Mann, die Blü­ the nuferer Armee, 160 Stück Geschütz, 60,000 Ge­ wehre, gingen mit Saragossa verloren^ 5oo Qfficiere find unter den Ruinen der Stadt begraben. Durch diese unermeßliche Opfex, Lurch diesen großen Verlust ist der Süden Spaniens *) von der feindlichen Jnva*) Eigentlich sind rS zwei Hauptursachm, welche verhindert Haben, daß die Franzosen nicht im December 1808 und in den er­ sten Monaten folgenden JahreS ihre Herrschaft über die süd­ lichen Provinzen Spanien- > ausdehnten. Die spanischen Armeen waren am Ebro geschlagen, die französische Armee war di- Madrid imb dis an und über 1*n Tajo vorgedrungen, und es stand im Süden von Spanien der französischen Macht beinahe nicht- mehr entgegen. Oer Wille zum Widerstande herrschte in Spanien, aber die Nation war sehr geschwächt, und ihre Kräfte standen- ein­ zeln und getrennt. ES war der Moment einer großen Krisis für Spanien. Da warfen sich die Ueberrrste der Armee von Aragonlen nach der Schlacht von Tudela nach Saragossa. Ungeübt, unge­ bildet, und nicht besonder- organlfirt, vermochten diese Truppen nicht da- freie Feld gegen die alten, krieggewohnten französischen Soldaten zu halten. Hinter Wall und Mauer, unterstützt von dem Feuergeistr der tapfern Einwohner von Saragossa, leisteten sie da­ gegen dm hartnäckigsten Widerstand. Durch sie wurde während drei Monaten eine französische Armee am Ebro und'in Aragonien beschäftigt, von denen ein ansehnlicher Theil sein Grab unter dm Ruinen von Saragossa fand. Außerdem verdankt aber Spanien in diesem Zeitpunkt auch dem englischen General-Lieutenant Sir John Moore sehr viel. Er hatte in der Periode der Schlacht

(ton gerettet worden, und so wirb der Name von Sa» ragossa zu allen Zeiten von den Patrioten aller Ratio» von Tudela und des Vordringens der Franzosen gegen Madrid,

mit seinem Heer, von Portugal auS, Ealamanka erreicht.

Er er­ griff von hier die Offensive gegen die Äommumcatton des Feindenach

Toro und Sahagun.

Napoleon sah sich dadurch genöthigt

seine Kräfte von Madrid und vom Tajo nach dem Norden zu schicken, und gegen die Engländer zu wenden.

Sir John Moore

vermochte nun nicht, sich lange gegen die anwachsende Macht der Franzosen im Norden von Spanien zu halten,

und mußte sich

nach und nach aus dem Königreich Leon zurückziehen. Galltzien nach Corunna und leitete

Er ging durch

so die Kräfte der Franzosen

nach der nordwestlichen Spitze Spaniens.

Die Schlacht von Co­

runna, in der Sir John Moore blieb, sicherte die Einschiffung des englijchen Heers.

Die Truppen

welche dieser Feldherr befeh­

ligte, waren zu gering an Zahl, als daß er mit ihnen den Krieg tn Spamen selbst zur Entscheidung bringen konnte;

aber

durch

seine kühne Operation im Rücken deS Feindes hat er mit den Kräf­ ten, die chm zu Gebote standen, für Spanten das gelüstet, was in dem Augenblick für dasselbe zu leisten war.

Die französischen

Truppen wurden von dem Süden abgezogen, und Stajt am Taio za opertren

durch

Gefechte

und Märsche

Provinzen Spaniens geschwächt. theidigung

von

Saragossa

in

den nordwestlichen

So ist die ewig ruhmvolle Ver­

und

die

Operation

deS

Sir John

Moore, die Ableitung der französischen Kräfte von dem Süden gervoroen.

Der Süden von Spanten gewann Zeit. Kräfte zu sam­

meln; Napoleon verließ für seine Person Spanten, weil der nahe Ausbruch »oeS Krieges mit

Oestreich feine Gegenwart anders wo

forderte: — und so war Spanien aus einer der gefährlichsten La­ gen ,

in welchen es sich während der Dauer des Krieges befunden

hat,

erretten



DaS Verdienst,

welches sich Str John Moore

durch ferne Operation von Salamanka mit Sahagun, um Spas nun erworben hat, rviw selten genugsam erkannt.

Da er genö­

thigt wurde den Norden von Spanien zu verlassen: so wird sein ganzes Unternehmen häusig alS angesehen,

man

vergißt

mißlungen und falsch

das Eigentliche deS Krieges geleistet hat.

Die Vorwürfe, die ihm

Kavallero tn der Beschreibung der Vertheidigung (S der

berechnet

aber, waS er mit wenigen Kräften für von Saragossa

der deutschen Uebersetzung - macht, sind ohne Abwägung vorhandenen

Verhältnisse

ausgesprochen.

Daß

Sir

John

nen mit Enthusiasmus und herzlichem Antheil genannt werden. SaragossaName des Schreckens, der Schande und der Beschimpfung für das Ungeheuer, welches sich allmächtig glaubte. Name von allen Edeln, von allen Völkern verehrt und geliebt! Beispiel für alle Städte Spaniens! Unter deinen Ruinen, un« ter deinen von Bomben niedergestürzten und von Mi­ nen gesprengten Gebäuden, in deinen mit Franzosen­ blut getränkten Gassen, auf deinen Kirchhöfen, wo eben so viel Helden wie Leichen ruhen: dort, und nicht in den todten, vielleicht übertriebenen Erzählungen von Sparta, Athen und Rom, ist von jetzt an das heilige Feuer der Freiheit zu suchen, durch welches die Flamme des Patriotismus genährt werden muß, und wo fortan die Welt Beispiele von wahrer Aufopferung, von wah­ rer Ausdauer und von wahrer Hochherzigkeit finden kann! Die Redaktoren des Semanario patriotico. Moore nicht in der Periode der Bataille von Tudela mit den Spaniern vereinigt war, liegt in Umständen, dt« größtentheilS bat spanische Gouvernement selbst verursachte; dass er der französisch«» Macht nicht di« Spitzt bieten konnte, liegt in der Schwäche seine« Heer«. Wichtige Aufschlüsse und Aktenstücke über diese Verhält­ nisse und den Feldzug von Sir John Moore, findet man in den Nachrichten» die sein Bruder ZameS Moore darüber ißog in Lon» bon bekannt gemacht hat. Dies Buch führt den Titel: A narre-

tior of the Campaign of the Britisch Army in Spain, commanded by Lieut-General Sir lohn Moore, by Iamea Moore Esq. London for I. Iohnson igog. Anm. d. deutschen übers.

Bericht

über die Belagerung von Saragossa durch die Franzosen, in dem letzten spanischen Kriege. Don

dem Baron Rogniat, Lrqfljösischen General»Lieutenant im Ingenieur-korpA»

Bericht über die Belagerung von Saragossa durch die Franzosen. Don dem Baron Ütognfet-

§)er spanisch« General Castannos kam an der Spitze einer Armee von 25,000 Mann Linien-Truppen, um seine Verbindung mit den Aragoniern zu bewerkstelligen, welche, im Zeiträume von kaum einem Jahre, eine Ar­ mee von 35,ooo Mann, unter den Befehlen deS Ge­ nerals Palafox, ausgehoben, bewaffnet und mit allem Nöthigen versehen hatten. Diese beiden vereinigten Ar­ meen rückten bis Tudela gegen das dritte Corps vor, welches zu Navarra in Kantonirung lag. Am 23ten November 1808 kam der Marschall Lannes mit einer Division des 6ten Corps zur Verstär­ kung an, vereinigte sich mit dem 3ten, ging auf den Feind los, und warf sich auf die Aragonier, welche die feste Stellung von Tudela inne hatten, nahm ihr ganzes Geschütz und zerstreute sie im Zeitraume einiger Stunden, während der General Castannos beschäftiget war, eine große Bewegung auszuführen, um den rech­ ten Flügel der Franzosen zu umgehen. Die zerstreuten Aragonier flohen nach Saragossa

124 mit einer solchen Schnelligkeit, daß mehrere unter ih­ nen, welche das Schlachtfeld um 3 Uhr Nachmittags verlassen hatten, um Mitternacht an diesem Ort anka­ men, und also achtzehn Meilen in neun Stunden zurücklegten. Nachdem der Marfchall die Armee, welche . ihm entgegenstand, geschlagen hatte, machte er eme Frontenveränderung, um sich derjenigen entgegen zu setzen, welche auf feiner rechten Flanke manövmte. Diese Bewegung bestimmte den General Casiannos sei­ nen Rückzug nach Madrid auf der Sttaße t.n Cala, tayud zu bewerkstelligen. Der Marschall Moncey,

iyelcher dem Marschall

Lannes folgte, vereinigte sein Armee-Corps zu Alagon am Talon, wo er genöthiget lvar, anzuhalten, um sich mit Lebensmitteln zu versehn und die Verstärkungen zu erwarten, welche ihm unumgänglich nothwendig waren, um die zahlreiche Besatzung von Saragossa einzuschlie­ ßen, da er kaum 15,000 Mann unter Waffen hatte. Die Stadt Alagon, so wie Ae sie umgebenden Dörfer, waren verlassen; die ganze Bevölkerung des Landes zog sich in dem Maße, wie wir vorrückte«, vor uns zurück und flüchtete theils nach Saragossa, theils in die benachbarten Gebürge. Der Marschall Ney, der am sgten November von Burgos mit zwei Divisionen abgeschickt ward, um durch die Gebürge von Sokia, die Armee des Generals Castannos im Rücken anzugreifen, kam zu Alagon an, ohne diesen Zweck erreicht zu haben. Zwei Tage darauf tvard dieser Marschall mit dtei Divisionen nach Madrid zu­ rückberufen und der Marschall Moncey blieb bis zum Loten December zu Alagon, Verstärkung erwartend. Unterdessen benutzten die Aragonier diese köstliche Zeit, um ihre Armee wieder zu errichten, yeue Aushe­ bungen vorzunehmen und den Muth ihrer Truppen zu beleben. Sie erhielten Verstärkuitz aus allen Theilen

Spaniens; vergrößerten die Festangswerke von Sara­ gossa mit einem außerordeiMchen Eifer und füllten ihre Magazine mit allen den Lebensmitteln an, welche in den benachbarten Dörfern von Saragossa in Ueber« fluß waren. Die auf eine solche Art entblößten und von Einwohnern verlassenen Dörfer boten uns daher während der Belagerung, auch nicht eine einzige Hülfsqueüe zu unserm Unterhalt dar. Von der andern Seite war diese Feit nicht gänz­ lich für die Franzofen verloren; der General Dedon, welcher die Artillerie der Belagerung befehligte, brachte einen Belagerungspark von sechzig Feuerschlünden zu­ sammen. Die Kanonen und die dazu nöthige Muni­ tion waren zu Pampelona genommen und mit den Transportmitteln, welche Navarra liefern konnte, zur Axe bis Tudela geschafft, von wo ste längs dem Kanal von Aragon weiter geschifft wurden. Der General Lacoste, welcher die Ingenieure be­ fehligte, ließ zwanzigtausend Spaden und andere Gerachschaften, und hunderttausend Sandsäcke zusammen­ bringen und die Sappeurs drei- bis viertausend Schanzkörbe und eine große Anzahl Faschinen verfertigen. Man errichtete zu Alagon die Magazine, die Handwerks­ stätten und die Krankenhäuser der Armee. 1

Am igttn December kamen zwei Divistonen, welche das 5te Armeecorps unter dem Befehle des Marschalls Mortier ausmachten, zur Verstärkung des dritten Ar­ meecorps an, wodurch wir aus unserer Unthätigkeit ge­ zogen wurden. Man hielt fich stark genug, um Sara­ gossa auf beiden Ufern eir.zuschliessen und die Belage­ rung zu beginnen, sobald man durch einen gewaltsa­ men Angriff die vorliegende Werke des Platzes genom­ men haben würde. Die beiden Corps setzten fich in Marsch; die Divifion Gazan ging, nachdem sie den Ebro, Lauste gegen-

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über, pasfirt hatte, auf betn Wege von Castagonne nach Cuera und Villa -Nueva vor, wo sie am Loten des Abends eintraf, ohne den Feind angetroffen zu haben; an demselben Abend nahm die Division Suchet eine Stellung am rechten Ufer des Flusses, nahe bei dem Kloster der Trinitarien, eine Meile von Saragossa, nachdem sie die Vorposten der Spanier zurück gedrängt hatte. Das 3te Corps folgte dem rechten Ufer des kaiserlichen Canals und der Marschall Moncey stellte eine seiner Divisionen auf der Höhe links der Hu» erba, im Angesicht der großen Schleusen, auf; die beiden andern Divisionen begaben sich auf die rechte Seite dieses kleinen Flusses. Die ganze Armee befand sich also vor Saragossa. Dieser Platz war die Hoffnung der Spanier. Die ganze Nation erinnerte sich mit Stolz, daß die ersten Anstren­ gungen der Franzosen gegen Saragossa während mehr denn vier Monaten durch die Aragonier vereitelt wor­ den waren. Der geringe Erfolg von dieser ersten Un­ ternehmung der Franzosen, der kriegerische Charakter der Aragonier, die Befestigungswerke, womit sie ihre Hauptstadt umgeben hatten, die zahlreichen Truppen, welche sie daselbst zusammengezogen und errichtet hatten und bas blinde Vertrauen, welches sie in die Verspre­ chungen ihrer Befehlshaber setzten; alles dieses trug dazu bei, die Spanier in der Meinung zu erhalten, daß dieser Platz ein Bollwerk sey, gegen welches der französische Ungestüm scheitern würde. Seit dem Augenblick des ersten Rückzuges der Franzosen hatten sie an der Befestigung von Saragossa mit einem unglaublichen Eifer gearbeitet, und obgleich die Werke mit mehr Arbeit als Kunst ausgeführt wur­ den, so waren sie nichts destoweniger imponirend. Das sogenannte Inquisitions-Schloß, flankirt durch vier bastionirte Thürme und mit einem guten revetirten Gra-

ben umgeben, war in Dercheibigungsstand gesetzt und feine Verbindungen mit der Stadt waren durch eine doppelte Caponiere gesichert, der diesem Schlosse gegen­ über liegende Theil der Stadt ward durch eine Um­ schliessungsmauer, welche mit trocken aufgesetzten Stei­ nen revettrt war, durch mehrere Batterien und durch einige kleine Erdwerke vertheidiget; der Feind hatte von dem Kloster der barfüßigen Kapuziner an, bis zu der Brücke der Huerba eine Erdenceinte errichtet, und selbige mit einem fünfzehn Fuß riefen und steil abgestochenen graben umgeben. Die beiden Kapuzinerklöster, welche befestiget und mit Bakterien besetzt waren, machten ei­ nen Theil dieser Befestigung aus und bildeten eine Art Bastione, um diese lange Linie zu flankiren. Die Brücke der Huerba war mit einem Brücken­ kopf in Gestalt einer Lünette und mit einem sehr guten Graben gedeckt, dessen Contrescarpe durch Mmengallerien vertheidiget ward. Von der Brücke ab erstreckte sich eine doppelte Verschanzung bis zu dem Kloster Santa»Engracia, aus welchem sie eine Art Citadelle mit zahlreichen Bat­ terien besetzt, gebildet hatten. Sie bedienten sich einer alten Umfassungsmauer, hinter welcher sie an verschie­ denen Stellen Erdwalle aufgeführt hatten, um die Ein­ schliessung der Stadt von Santa - Engracia bis zum untern Ebro zu vollenden; dieser ganze Theil der Stadt war überdieß durch die sehr steile ihn einschließende Schlucht der Huerba und durch das Fort St. Joseph, ein Kloster auf dem rechten Ufer der Huerba vertheidiget, welches letztre sie mit vieler Arbeit befestiget hatten, um dar­ aus einen starken Brückenkopf zu bilden, wodurch sie 'hre Ausfalle über alle Schluchten hinaus, auf dem tinge von Valencia sichern wollten. Sie hatten die Höhe von Moate-Torrero besetzt, welche, durch ein großes Werk, besten Front durch den Kanal gedeckt war, die Ebene

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von Saragossa, auf zweitausend bis zweitaufendbrei^un». bett Schritt vom Platze beherrschte. Dieses kleine, schlecht entworfene und ausgeführte Aussenwerk war zu weit von dem Platze entfernt, um von dort eine Vertheidigung zu erwarten. Endlich hatten sie auch »och einen kleinen Brückenkopf auf dem Kanal, bei den großen Schleusen, auf dem Wege nach Madrid erbaut. Dies waren ihre Arbeiten auf dem rechten Ufer des Ebro. Auf dem linken Ufer ward der Zugang zur Vor--' stobt durch mehrere mit Kanonen besetzte Redouten verthei­ diget, hinter diesen befanden sich mehrere mit Schießscharten versehene Häuser, welch? mjt Batterien und Traversen bei den Ausgängen der Straßen versehen waren. Die Häuser, Bäume, Gärten, alles war um den Platz herum rasirt, damit unsere Angriffe durch keine Be­ deckung begünstigt werden konnten. Aber, wie auch ihre äusseren Arbeiten warm, so setzten ste dennoch ihr besonders Verttauen in die Vertheidigung ihrer Häuser, und besonders in die zahlreichen Klöster, welche Sara­ gossa in stch schließt und die in eben so viel Citadellen und Waffenplätze umgebildet waren. Alle Straßen wurden durch Traversen, hinter de­ nen Geschütz aufgestellt war, vertheidiget; die Thüren und Fenster waren verschlossen und verrammelt, und die Mauern mit Schießscharten versehen. Die Bauart der Häuser von Saragossa ist ihrer Vertheidigung sehr günstig; die Mauern sind sehr dick; alle Gemächer sind gewölbt und mithin geschützt vor jeder Feuersbrunst. Ein jedes Haus, äusserlich mit Schießscharten und im Innern mit sichern Commrrnicationen versehen, damit der Vertheidiger leicht von ei­ nem Ort zum andern kommen könne, war in eine Art von kleinem Fort umgebildet und konnte einent ge­ waltsamen Angrif widerstehen. Man mußte gewissermaaßen eins nach dem andern belagern. Die

I2g Die Armee der Aragonier bestand ans 35,ooo Mann, worunter sich 8 bis 10,000 voir alten Regimen­ tern befanden, und 2000 Mann Cavallerie. Hierzu muß man nun noch 15,000 Bauern rechnen, welche zu, der Vertheidigung -er Stadt mit einem noch weit grö­ ßeren Eifer mitwirkten, als die Linien - Truppen. Ihr oberster Befehlshabern, Palafox, genoß das allgemeine Vertrauen und den Ruf, den der Parteigeist immer seinen Befehlshabern gewährt. schlünde auf den Wällen.

Sie hatten i5o Feuer­

Die Belagerungs - Armee bestand aus dem fünften Corps, 17,000 Mann stark, welches den Be­ fehl hatte, nur an den unumgänglich nothwendigen Unternehmungen zurBlockirung Theil zu nehmen, und aus dem dritten Corps, welches aus ungefähr 14,000 Combattanten bestand, die bestimmt waren, beinahe alle Arbeiten der Belagerung auszuführen. Man hatte sechs Compagnien Artillerie, acht Cnmpagnien Sappeurs, drei Compagnien Mineurs, vierzig Ingenieur-Officiere und ei­ nen Park von sechzig Feuerschlünden zusammen gebracht. Dies waren die Mittel des Angriffs und der Vertheidigung, von der einen und von der andern Seite. Es war unumgänglich nothwendig den Monte-Torrero weg zu nehmen, ehe man die Belagerung eröffnen konnte; man beschloß diese Stellung und die Werke, welche sie umgaben, mit Gewalt zu nehmen; der Gene­ ral Lacoste bestimmte die Anordnung des Angriffs. Während der Nacht errichtete man eiligst eine Batterie auf einer Anhöhe, welche das feindliche Haupt - Werk beherrschte, und am 2iten Morgens eröffnete diese Batterie ihr Feuer mit Erfolg gegen dasselbe: die zweite Brigade des Ge­ nerals Grandjean machte Miene die Fronte anzugreifen, doch ohne es wirklich zu chun, da der Kanal sie von dem Fort trennte; während die erste Brigade unter den Befehlen des Generals H-bert, den Kanal mittelst einer Wasserlei-

tung, deren fie sich am vergangenen Tage bemächtiget hatte, pasfirte, schnell am rechten Ufer des Kanals vor­ rückte und sich zwischen der Stadt und dem Werke aufstellte, welches sie in der Kehle angriff. Diese klug­ angeordnete und kühn ausgeführte Bewegung, welche durch ein lebhaftes Artillerie-Feuer unterstützt ward, bestimmte die Flucht des Feindes, welcher drei Kano­ nen und hundert Gefangene in unserer Gewalt ließ. Unterdessen folgte eine Colonne von der Division Morlot der Schlucht der Huerba, passirte den Kanal mittelst der Wasserleitung, auf welcher sie quer über den Bach ging, und nahm den Brückenkopf der gro­ ßen Schleuse im Rücken; dieses Werk wurde ge­ nommen und dabei zwei Kanonen erobert. An demselben Tage verließ der General Gazan Cuera und Villa-Nueva, um sich nach der Vorstadt, auf dem linken Ufer des Ebro, hinzubegeben; er fand den Feind ungefähr 4000 Mann stark, in den Gehölzen von Olivenbäumen in den Gärten vor der Vorstadt; er ver­ trieb ihn ohne Schwierigkeit und fünfhundert Schweizzer, welche sich in den Häusern, auf dem Wege von Vllla-Ma;or, 750 Schritt von der Vorstadt, festgesetzt hatten, wurden niedergemacht oder gefangen genommen. Der General Gazan hatte den Befehl, gegen die Vorstadt einen gewaltsamen Angriff zu versuchen. Diese Unter­ nehmung, deren Erfolg uns sehr nützlich gewesen seyn und die Belagerung von Saragossa abgekürzt haben würde,'mißlang; man griff nur auf einem Punkte, und ohne die feindlichen Werke recognoscirt zu haben, an; man wollte nur eine einzige Brigade engagiren; und endlich begann der Angriff, welcher zu gleicher Zeit mit dem von Monte - Torrero Statt finden sollte, erst nach der Wegnahme dieser Stellung; so daß der Feind, den man auf dem rechten Ufer Athem schöpfen ließ, eine zahlreiche Macht auf das linke Ufer bringen konnte.

DkferrustgsiUlicheMslsuchMstete uns 4od Mann, welche außer. Stand gesetzt würden, ferner zu kämpfen. Zwei Tage nachher beendigte dev General' Gazan die Einschließung der Vorstadt; eine , seiner Brigaden dehnte sich, rechts der Straße von Cuera tttitb die andere links derselben aus, nebst zwei. Bataillons, welche sich auf. der Gallezosbrücke auf der Straße, von Valencia befan» den. Die wasserreiche Beschaffenheit der Gegend erlaubte ihm beinahe auf seiner ganzen Fronte Ueberfchwemmungen anzubringen, welche ihn über die Ausfälle der Be­ lagerten beruhigten. Auf dem rechten Ufer hatte die' Division Suchet den Raum zwischen dem obern Ebro und dem Thäte der Huerba inne. Die Division Morlot stand in dem Thäte dieses kleinen Flusses, die Divssion Meusnier stand auf den Anhöhen des Monte Torrero, welche man-dem Feinde genommen hatte, und die Division Grandjean schloß den Rest des' Raumes bis zum untern Ebro ein; sein rechter Flügel vereinigt» sich mit den Posten deS Generals Gazan auf dem lin­ ken Ufer des FlussesDer General Debon beschäftigte steh sogleich mit der Errichtung von einer Schiffbrücke auf dem obern Ebro, um dadurch eine Verbindung mit Len -verschie­ denen Positionen der Armee zu erhalten. Der General Lacoste recognoscirte sorgfältig die Werke des Feindes? und schlug hierauf drei Angriffe vor, mit welchen rv auch durchdrang; den einen nämlich*) gegen.das soge­ nannte Znquisitwns-. Schloß, dessen Zwcckd traf seyet sollte, den Feind zu beunruhigen und von dieser Seite enger einzuschließen, da es eine der stärksten des Plazzes war; den zweiten Angriff gegen den Brückenkopf der Huerba, und den dritten gegen das Fort St. Joseph, welches man als den schwächsten Punkt ansah, da der Feind hinter diesem detachirten Werke keinen Erdwall *) Man seht den beiliegenden Plan.

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hatte; überdiöff konnte man diesen Angriff mit dem der Vorstadt verbinden, welchen der General Lacoste zu un­ ternehmen immer noch nicht die Hoffnung aufgab. Alles war zur Eröffnung der Tranchee bereit. Der Mar« schall Moncey gab den Befehl, die Arbeiten in der Nacht vom agtro zum Zoten December anzufangen. Die Pa­ rallele des rechten Angriffs wurde 400 Schritt vom Fort St. Joseph mit 1200 Arbeitern eröffnet, und die des Mittelpunktes 350 Schritt vomBrückenkopfmit goo Arbei­ tern; sie dehnte sich auf dem linken Ufer der Huerba aus, um den Feind hier, von wo aus er unser Vorrücken durch Aus­ fälle beunruhigen konnte, enger einzuschliessen. Endlich er­ öffnete man Mit nicht mehr als zwei Compagnien Sappeurs eine Parallele gegen das Schloß. Zugleich wurden von allendreien Parallelen Communicationeurückwerts angelegt. Am Ziten waren die Parallelen des Centrums, und auf dem rechten Flügel beinahe beendigt, als der Feind einen Ausfall auf die ganze Linie that, welchen, er durch ein sehr lebhaftes Artillerie-Feuer vorbereite und un­ terstützte. Eine seiner Colonnen rückte nahe bei der Mündung der Huerba, durch den bedeckten Weg von St. Joseph, zwischen dem Ebro und der Parallele zur rechten Seite vor; sie wurde aber durch sechs Com­ pagnien Voltigeurs, welche in diesem Zwischenräume aufgestellt waren, lebhaft zurückgeworfen. Eine andere Colonne warf sich auf den linken Flügel derselben Pa­ rallele, sie wurde aber durch die Wache des Laufgra­ bens, welche aus der Parallele mit dem Bayonnette hervorbrach, zerstreut; mehrere Spanier wurden getöbtet und rillige, worunter sich ein Hauptmann befand, zu Gefangenen gemacht. Der Feind versuchte es noch, aber umsonst, von dem Brückenköpfe aus, gegen die Paral­ lele des Centrums vorzurücken. Endlich warf er sich einige Male auf die kaum eröffnete Parallele des Schlos­ ses, von der er aber standhaft zurückgeworfen wurde. Von dieser Parallele bis zum Fluß, zog sich eine Ebene

i33 mit Bewässerungs - Canälen bukchfchMen, wo man ei­ nige Voltigeür-Posten hinein geworfen hätte, um die­ sen Theil zu beobachten: zwei feindlichen Schwadronen, welche längs dem Ebro ritten, gelang es, einen dieftr Posten, welche es nicht der Mühe werth gefunden hatten sich zu verschanzen, zu überwältigen und niederzumachen. Der General Palafox, die geringste Vortheile um seine Truppen anzufeuern, ausinerkfam benutzend, hatte die Klugheit, dieses glückliche Ereigniß vor den Augen fei­ ner Soldaten zu vergrößern und ertheilte feierlich denen, welche Theil an diesem Unternehmen genommen hatten, Ehrenzeichen. Am ifm Januar debouchirten wir aus den Pa­ rallelen der rechten Seite und des Centrums, um vor­ zugehen; die Anzahl der Arbeiter ward für den An­ griff rechts auf fünfhundert, und für das Centrum auf dreihundert verringert. Das Feuer des Fein­ des wurde sehr lebhaft fortgesetzt. Am 2ten gewann man auf der rechten Seite des An» griff- einen Graben, um mittelst desselben eine zweite Paral­ lele zu eröffnen. Der Feind feuerte den ganzen TaMindurch sehr lebhaft. Er machte mehrere Ausfälle auf den Theil der kaum entstandenen zweiten Parallele, wo wir unS behaupteten, obgleich wir einige Menschen verloren. Die Spanier drangen zu gleicher Zeit mit Infante­ rie, Cavallerie und Artillerie aus der Dorstadt, um die Linie des Generals Gazan anzugreifen und wo möglich die Straße von Valencia frei zu machen. Der Sieg blieb nicht lange unentschieden, die Truppen der Belagerten wurden in Unordnung m die Vorstadt zurückgewor­ fen. Der Marschall Mortier erhielt den Befehl, sich mit der Division Suchet nach Calatayud zu begeben; dieser unerwartete Abmarsch schwächte die Belagerungs-Ar­ mee um 9000 Mann, und dies gerade in einem sehr

m britischen. InsEÄki er verzögerte awthwendiger Weise Unsere Operationen ynd hätte müssen, die Aufhebung der Belagerung herbeiführen, wenn tote ejmge Zen imcUtfr durch mit feindliche Hülss-Armee bedroht worden, wä­ ren, gegen weiche es uns unmöglich war, irgend etwas an puppen zu detachiren. Das »tr Corps, >4,090- Mann stark, war also allein mit der Belagerung und Blockirung des rechten Ufers beschäftigt; es war sogar genöchiget, noch schr starke Abtheilungen nach den benachbarten Dörfern • zu schicken, um das Lager mit Fourage und Lebensmitteln zu versorgen, welche man nur, mit dem Degen jm. der Faust, herbeiführen konnte. Man ward genöthlget sich auszudehnen 1 die schwache Division Morlot rückte auf die Stelle, welch-, die- neuntausend Mann der Division Su­ chet vorher eingenommen hatten. Der General Lacoste ließ drei Redouten zur Sicherung der Belagerungs-Ar­ mee vor der Front dieser Division errichten, um den Abgang an Magschaften durch Verschanzungen'zu ersezzen. Ein Thsil der Division Meusnier wuxdtz auf dem linken Ufer der Huerba aufgestellt. Am 3, .4/ dt und Gtett, ward die zweite Angriffs« Parallele auf der rechten Seite unter einem mörderi­ schen Feuer auf 100 Schritte vom Fort beendigt, so auch die Communicationen mit der ersten Parallele; sin Theil dieser Arbeit wurde mit der fliegenden Sappe ausgeführt' Im Centrum errichtete man einen halben Waffen­ platz, tut! den Angriff auf den Brückenkopf zu unter­ stützen, der Feind hatte auf der linken Seite der Hu­ erba eine Gegen-Approche eröffnet, um unsere Laufgrä­ ben auf dem rechten Ufer der Lange nach zu beschiessen, wel­ ches uns daher zwang, «hm zuvorzukommen, um ihn an der Fortsetzuirg einer Arbeit zu hindern, -welche uns schädlich werden konnte.

i36 Der General Dedon hatte zu dieser Zeit 3o Ge­ schütze mit der dazu gehörigen Munition erhalten: dlese schienen hinreichend, um-die Vertheidigungsatzstalgen des Fort St. Joseph tutb des Brückenkopfes zu zer­ stören und in diese beiden Werke Bresche zu legen. Am 7ten und am 6ten wurden die Ricochet - Bat­ terien Nr. i und 2 von 8 Kanonen oder, Haubitzen, die Bresche - Batterie Nr. 4 der zweiten. Paralle Hon 4 Stück 24 Pfänder, und die Batt.erie Pr. 3 von 4 Mörsern, in allen 16 Feuerschlünde, gegen das Fort St. Joseph errichtet. Gegen den Brückenkopf errichtete mai^.die BrescheBatterie Nr. 5 von 4. Stück 24 Pfändern^ die Bat­ terie Nr. 6 von Mörsern und die Batterien Nr. 7 und 6 aus Kanonen und Haubitzen bestehend, in allem 16 Feuerschlünde. Diese Batterien waren gänzlich beendet, bewaff­ net und bereit am Abend des gttn zu spielen. Der Feind unterließ nicht, während dieser ganzen Zeit em Artillerie - und Musqueten - Feuer zu unterhal­ ten, und uns in unsern Parallelen mit einem aus Mörsern geworfenen Stein- und Granaten - Hagel zu überschütten, wodurch wir täglich an 30 Menschen ver­ loren. Unsere Tirailleurs, welche in der zweiten Pa­ rallele und in dem halben Waffenplatze hinter Schieß­ scharten von Sandsacken standen, richteten ihr Feuer auf die feindlichen Schießscharten, behinderten dadurch sehr die feindlichen Artilleristen, zwangen sie ihre Schieß­ scharten mit Wolljacken zu verdecken, und schadeten dem richtigen Zielen derselben. Am roten fingen unsere acht Batterien von des Morgens früh an zu spielen; der Feind antwortete so­ gleich durch ein lebhaftes Feuer von den beiden ange­ griffenen Werken und von dem Platze, aber die Backen seiner Schießscharten und seine mit Mauerwerk beklei-

-36 beten Brustwehren wuröen sehr leicht zerstört; und am Abend war die Artillerie von St. Joseph und des Brükkenkopfes beinahe zum Schweigen gebracht. Während der Nacht zog der Feind den größten Theil ihre Stücke von diesen Werken zurück. Um Mitternacht drangen die Belagerten aus ihrem bedeckten Wege zur linken Seite des Forts St. Joseph und warfen sich mit Kühnheit auf die Batterie Nr. i. Zwei zur rech­ ten Seite der zweiten Parallele aufgestellten 4 Pfänder, um sich den Ausfällen entgegen zu stellen, feuerten zur gelegenen Zeit gegen die Flanke der Colonne, während die angegriffene Batterie ckit Kartätschen auf ihre Front feuerte. Die Colonne zog sich in Unordnung zurück, indem sie mehrere Todte uf dem Schlacht­ felde ließ. Am Uten setzten unsere Batterien ihr Feuer fort, und zerstörten durch ihre Kugeln die beiden angegriffe­ nen Werke; die Bresche von St Joseph schien zugäng­ lich; die aus Mauerwerk bestehende Brustwehr war an einem Theile der Face zerstört, und das ganze Klo­ ster zertrümmert. Der Sturm ward auf vier Uhr Abends angeord­ net. Die auf den Brückenkopf gerichtete Bresche - Bat­ terie hatte, wegen ihrer Entfernung wenig gewirkt. Man schob daher den Sturm von diesem Werke auf, und beschränkte sich dLrauf, auf diesem Puncte bloße De­ monstrationen anzustellen, um die Aufmerksamkeit des Feindes dahin zu lenken. Das Fort St. Joseph hat die Gestalt eines Rechte ecks, dessen lange nach dem Felde herausgehende Seite von iZo Schritt Länge keine Seiten-Vertheidigung hat; die beiden andern Seiten von ioo Schritt eine jede, wer­ den durch die Umfassungswerke der Stadt flankirt. Die Kehle wird durch eine Reihe Sturmpfähle und durch die sehr steile Böschung der Huerba vertheidiget. Der

ig Fuß tiefe Graben hatte eine fast senkrechte Böschung, denn in beinahe ganz Spanien ist das Erdreich so trokfett und so aneinander hängend, daß es sich senkrecht, gleich einer Mauer, aufrecht erhält.

Die Contrescarpe

war mit einem bedeckten Weg, welcher sich über die Flanken des Forts hinaus, längs der Schlucht der Huerba verlängerte, umgeben; der Fuß des Glacis war mit schräg gestellten Pfählen besetzt. Der Feind, die Wichtigkeit eines Forts einsehend, welches über die Schlucht der Huerba hinausreichend, seine Ausfälle auf das Land sicherte und den schwäch­ sten Punkt des Platzes schützte, wandte zu dessen Verthei­ digung seine besten Truppen an; er brachte daher 3 bis 4000 Mann theils in das Fort, theils in den bedeck­ ten Weg. Um vier Uhr begann der Angriff; zwei Feldstücke, durch vier Compagnien Infanterie unterstützt, wurden unter Leitung des Bataillons-Chefs Haxo, welcher die Truppen des Genies auf der rechten Seite des An­ griffs befehligte, an die Mündung der Huerba gebracht, um die linke Seite des bedeckten Weges, welcher sich längs der Schlucht hinzog, zu bestreichen. Das uner­ wartete Feuer dieser beiden Stücke erschreckte den Feind, welcher sehr bald seinen bedeckten Weg verließ, und in Unordnung über die Huerba zurückkehrte. In diesem Augenblick drang der Bataillons-Chef Stahl, an der Spitze einiger Compagnien Voltigeurs, aus der zweiten Parallele gegen das Fort vor um es zu erstürmen, aber seine Colönne ward durch eine 18 Fuß hohe Contres­ carpe aufgehalten. Während daß man an die Contres­ carpe, und an die Escarpe des Grabens, um zu der Bresche zu gelangen, Sturmleitern legte, suchte der In­ genieur -Hauptmann Daguenet mit einigen MineurS und Sappeurs und etwa hundert Voltigeurs das Fort in der Kehle zu umgehn; er bemerkte eine hölzerne Brücke,

welche zur Verbindung der Flanke des Forts mit dem bedeckten Dege zur rechten Seite über dev Graben diente, und welche, der Femd abzubrechen unterlassen hatte; er drang sogleich auf diese Brücke und von da in das Fort ein, wo man hundert Gefangene machte, worun­ ter sich - ein Oberst von dem Negimente Valencia befand; der Rest der Garnison lief davon oder wurde niedergemacht. Wahrend dieser Zeit erstieg die erste Colonne die Bresche und drang zugleich in das Fort. Man beschäftigte sich sofort, sich in der Kehle -es Forts zu logiren, und so auch Verbindungen vom Fort aus bis zur zweiten Parallele zu machen. Diese Un­ ternehmung, durch den glänzendsten Erfolg gekrönt, ko­ stete uns nur wenig. Am i2, 13, und i4feit beendigte man das Loge­ ment in der Kehle von St. Joseph, so wie die Ver­ bindung der zweiten zur dritten Parallele, welche man zur linken und rechten Seite von St. Joseph ausführte, indem man längs dem Abhange der Huerba einen Auf­ wurf machte. Der Feind wurde also auf die Stadt beschränkt, und unsere Werke wurden durch das dop­ pelte Hinderniß eines Flusses und dessen 6 Fuß hohe Böschung gegen seine Ausfalle vertheidigt. Der Feind hatte hinter der Befestigung, St. Joseph gegenüber, zwei Haubitzen und vier Kanonen aufgestellt, welche uns im Fort sehr schadeten. Der General Dedon ließ, gegen dieses Feuer, die Bat­ terien Nr. 9 und ii in der dritten Parallele zur rechten Seite von St. Joseph errichten, und ge­ brauchte sie nachmals als Bresche-Batterien, um die Enccinte der Stadt zu öffnen. Die Batterie Nr. 10 ward vor der linken Seite der ersten Parallele rechts, erbaut und mit 4 achtzölligen Haubitzen armirt, um die lange Courtine, welche sich von der Kehle des Brückenkopfs bis zu dem Kloster

der Kapuziner xxstryfh F Rücken zu nehmen, und auch die Verbindung des--ch)latzes mit dem Brückenkopf zu behindern. Endlich bemühte man sich umsonst, die Trancheen gegen den- Brückenkopf bis zur Contrcscarpe drests Werks mit der vollen, doppelten, und be­ deckten Sappe zu führen. Diese Arbeit, von einer zahl­ reichen und noch unbeschädigten Artillerie beschossen, machte nur langsame Fortschritte. Unsere Batterien fuhren fort, den Brückenkopf zu beschiessen. Am täten sing die Haubitz - Batterie Nr. io von des Morgens früh mit Erfolg an zu spielen und um 6 Uhr Abends griff man den Brückenkopf an. Die­ ses Werk wurde dmch vier Facen gebildet, von denen die ehre, welche senkrecht auf dem Wege des MonteForrero liegt, md>t flankirt ist. Der Graben, mit fast senkrechter Böschung, ist zehn Fuß tief. Vierzig polni­ sche Voltigeurs, denen eine Abtheilung Mineurs und Mappeurs, welche Leitern trugen, vorangingen, warfen sich auf hie nicht flanknte Face des Werks; man legte die Leitern an, drang durch den Grapen und die vier­ zig Voltigeurs, so wie die Mineurs und Sappeurs ge­ langten auf d«e Berme der Brustwehr der nicht flankrrten Face, setzten sich daselbst fest und gaben von dort aus rin sehr lebhaftes Feuer in das Innere des Wer­ kes, welches den Feind nöthigte solches zu verlassen und sich über die Brücke der Huerva zurückzuziehen, welche er auch sogleich nach seinem Rückzüge tit die Luft sprengte. Bei dem Beginnen des Angriffs hatte der Feind unter dem Glacis am äußersten Ende der rechten Flanke und der Face eine Mm« springen lassen, deren Trichter, obgleich 20 Fuß im Durchmesser, doch nicht unsere Werke erreichen konnte, und deren Wirkung ge­ gen die Angreifenden verfehlt wurde. Dieser künst­ lich ausgeführte Angriff setzte uns nur 3 Mann außer Kampf. Die Arbeiter waren die ganze Nacht beschaf-

tiget ein Logement huf der Face des Werk- anzulegen, indem man die Brustwehr gegen den Feind kehrte, ei­ nen Gang über den Graben mittelst Faschinen anzule­ gen, und die Verbindung des Logements auf diesem Werke mit der Spitze der Sappe zu bewerkstelligen. Am r6ten fing man eine Parallele an, um baö Logement auf dem Brückenköpfe zu unterstützen; dieser Waffenplatz sollte sich auf der rechten Seite bis zur Biegung der Huerba ausdehnen, um mit der dritten Angriffsparallele der rechten Seite zusammen zu stoßen. Der Feind machte gegen alle Punkte unserer Linie ein sehr lebhaftes aber sehr schlecht geleitetes Artillerie- und Musketenfeuer, ohne solches auf bestimmte Gegenstände zu richten. Man hörte in der Stadt Musik, und unter beleidigenden Herausforderungen gegen die Fran­ zosen, ein wiederholtes Freudengeschrei. Der General Palafox hatte, um eine einfältige und leichtgläubige Menge die Greuel einer Belagerung verachten zu lehren, lauter Neuigkeiten erdichtet, welche den Leidenschaften schmeicheln und den Muth beleben konnten: „Reding habe das Corps des Generals Saint. Cyr vernichtet; Lazan dringe schon mit einer starken Divi­ sion in Frankreich ein; der Kaiser sey vollkommen durch la Romana und Black geschlagen, sie hätten ihm 20,000 Mann getödtet, schlöffen ihn ein und schnitten ihm jeden Rückzug ab; die Marschälle Berthier und Ney wären getödtet worden" rc. Auf diese Weise erweckten ihre Generäle meisterlich den Gemeingeist, und ermunterten den Eifer der Einwohner, indem sie selbige immerwäh­ rend mit der Hoffnung einer nahen Befreiung einwiegten. Am i?ten begannen die beiden Batterien Nr. 9 und ii ihr Feuer gegen die Batterie der Umfassungs­ mauer hinter St. Joseph, demontirten drei Stück und brachten die andern zum Schweigen. Der Feind versuchte es nicht mehr, sich deren zu bedienen.

Am 18, ly, 20 und 2ifett bewerkstelligte man mittelst der fliegenden Sappe, ein Logement in der Kehle des Brücken­ kopfes Die dritte Parallele zur rechten Seite ward vollendet, ihr äusserstes Ende dehnte sich i io Schritt vom Ebro aus und die linke Seite bis zur Biegung der Huerba, sie traf von dort aus mit der Angriffsparallele des Centrums zusammen, welche auch beendet ward. Man fing zwei abhängige Approchen an, um von dem obern Rande -er steilen Böschung der Schlucht der Huerba bis zu dem Ufer des Flusses, bedeckt hinabzugehn. Die Artille­ rie- und Ingenieur-Generäle bestimmten gemeinschaftlich die Anlage der Demontir- und Bresche-Batterien, welche gegen die Angriffspunkte des Platzes gerichtet werden sollten. Ausser den Batterien Nr. g und n von acht 24 oder 16 Pfändern, erbaute man noch zur rechten Seite von St. Joseph die Batterie Nr. 12 aus 4 Mörsern und die Batterie Nr. 13 aus 4 Kanonen bestehend, um eine feindliche Batterie am Ausgange der Calle Mayor (Breiten-Straße) zu beschiessen, und um das Kloster des heil. Augustin in Bresche zu legen, welches an der Umfassungsmauer nahe beim Kai lag. Vor dem äussersten Ende zur rechten Seite der dritten Pa­ rallele errichtete man die Batterie Nr. 14 auS 4 Stücken von großem Kaliber und 2 achtzölligen Haubitzen beste­ hend, um die feindliche Batterie von 7 Stücken an dem äussersten Ende der Häuser des Kais zu beschiessen, um den Kai bis zur Brücke zu bestreichen und um gegen die Kehle der Vorstadt zu wirken. Zur linken von St. Jo­ seph errichtete man die Bresche-Batterie Nr. 15 aus 4 Stücken von großem Kaliber bestehend, um die Umfas­ sungsmauern von vorn zu öffnen, und die aus zwei Haubitzen bestehende Batterie Nr. 16 richtete man auf die Verlängerung der Straße Quemada, um solche zu bestreichen. Die aus zwei achtzölligen Haubitzen besteh­ ende Batterie Nr. 17 sollte im Rücken von Santa-En gracia und seinen Batterien wirken.

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Die aus vier Stücken bestehende Batterie Nr. rg von der Angriffsparallele im Centrum, sollte die feind­ liche Batterie zur linken Seite von Santa - Engracia beschießen; die aus 6 Stücken von großem Kaliber bestehende Batterie Nr. 19. war Jo Schritt vor der Parallele angelegt/ um Bresche in das Kloster von Santa - Engracia zu legen. Von allen unsern be­ stehenden Batterien behielt man nur zwei Stücke von Nr. 7 um Santa - Engracia in Rücken zu nehmen und die Mörser - Batterie Nr. 6; die andern wurden desarmtrt. Man wandte in allem zu den beiden An­ griffen 5o Feuerschlünde an. Der Feind nrachte einen heftigen Ausfall um die Mörser-Batterie Nr. 6 zu vernageln/ deren Bomben ihm sehr beschwerlich fielen. Ein Theil von ungefähr 100 Man»/ durch einen starken Rückhalt unterstützt/ drang kühn durch unsere zweite Parallele/ deren Wache weniger zahlreich und wachsam war/ und kam bis zur ersten Parallele, wo er.es versuchte/ unsere Batterie zu vernageln. Diese Truppe ward schnell durch die Re­ serve-Compagnien zurückgeworfen und da sie nicht wie« der in den Platz/ ohne die zweite Parallele zu pasfiren/ deren Wache aufmerksam geworden war/ zurück konn­ te/ so wurde der Anführer derselben/ zwei andere Officiere und ungefähr Jo Mann zu Gefangenen ge­ macht und der Rest getödtet. So machte auch dev Feind mehrere Versuche auf der linken Seite; er fuhr den Ebro mit zwei mit Kanonen bewafneten Fahrzeu­ gen herauf/ und suchte fie auf die Welse zu postiren um die Parallele des Flusses zu bestreichen; aber das Feuer der beiden zur linken Seite der Parallele auf­ gestellten Feldstücke nöthigte diese schwimmende. Batte­ rie/ sich zurückzuziehen. Wir kommen setzt zu dem gefährlichsten Zeit­ punkte der Belagerung. Ganz Aragonien stand unter

Waffen; auf allen Punkten versammelten fich die Ein­ wohner und kamen unsere Läger einzuschliessen und aus­ zuhungern. Der General Varhier war mit 600 Reu­ tern und K2oo Infanteristen beim Beginnen der Bela­ gerung nach Fuentes detachirt worden, um das Land frei zu halten, Lebensmittel nach dem Lager vor Sa­ ragossa zu besorgen, und Nachrichten von dem Feinde auf der Straße von Tortosa einzuziehn. Dieser Gene­ ral erfuhr, daß eine Zusammenrottung von 4 bis 5000 Bauern bis Belchita vorgerückt sey; er eilte dahin, er­ reichte und zerstreute sie und tödtetc ihnen 2 bis 300 Mann. Er verfolgte die Ueberreste dieses Corps bis Jxak und rückte dann bis Alcanitz vor, welches er nach einem sehr lebhaften Angriff nahm. Der General Vathier blieb sodann wahrend der Belagerung, zu Al­ canitz und zu Caspe zur Beobachtung stehen. Der Erfolg dieser Colonne verhinderte nicht den allgemeinen Aufstand aller Dörfer im Rücken der Läger. Bewaffnete Haufen bildeten sich in der Sierra de la Muela von der Seite von Epila, und die i5o Dragoner, welche wir zu Santa-Fe hatten, war.en unzureichend alle diese Empörungen zu unter­ drücken. Unsere Niederlassungen in Aragonien, wo sich un­ sere Krankenhäuser und Werkstätten befanden, warentäglich bedroht. Die Bauern der Gebürge von Soria ergriffen die Waffen, erschienen in Masse vor Tarassonne und ließen für Tudela alles fürchten, welches für uns in mehrfa­ cher Beziehung ein höchst wichtiger Punkt, wegen unserer Verbindung mit Pampelona, als unsere militairische Nie­ derlage, und wegen der Schiffahrt auf dem Canale, war. Man hatte nur 700 Mann unter dem Befehl des General Pujet dort stehen lassen können, welcher noch genöthiget war, sich zu schwächen, indem er die Punkte von Caparoso und Tafalla beobachtete, um unsere Artillerie-Transporte gegen die bewaffneten Banden»

i44 welche sich auf dem Wege von Pampelona sehen lies­ sen, zu schützen. Besonders auf dem linken Ufer fing unsere Lage an, schwierig zu werden. Die Banden, welche unsere Transports bei Caparoso angriffen und zuweilen fortnahmen, waren nur schwache Abthei­ lungen von den Zusammenrottungen, welche sich in den Gebürgen von Aragonien gebildet hatten. Der Mar­ quis von Lazan und Franz Palafox, beide Brüder des Commandanten von Saragossa, wiegelten die Dörfer auf, bewaffneten die Bauern, zogen die Linien-Trup­ pen von Valencia und Catalonien an sich, und bildeten aus allen diesen Bruchstücken eine ziemlich zahl­ reiche Hülfs- Armee. Alles was in Aragonien geblieben und nur im Stande war, die Waffen zu tragen, lief zu ihren Fahnen. Das Volk dieser Provinz besteht aus starken, rohen und finstern Menschen, wenig die Annehmlichkeiten des LebenS kennend und durch eine herumschweifende Le­ bensart und durch den Schleichhandel, welchen sie von Kindheit auf in den Pyreneen betreiben, zur Führung der Waffen gewöhnt und gestählt. Folgsam auf den Ruf ihrer Vorgesetzten, liefen sie zu den Waffen und bekämpften die Franzosen mit einer Art von Wuth. Diese ungefähr so, ooo Mann starke Armee, be­ setzte das ganze Land zwischen Villa-Franca, Licinnena und Cuera, schickte Streifcorps bis Caparoso um un­ sere Transporte aufzufangen, und schloß die Division Gazan ein, welche sich so zu sagen, in ihrem Lager belagert fand. Indessen war unser fürchterlichster Feind der Hun­ ger, mehrere Male waren unsere Soldaten auf die halbe Ration Brod gesetzt, an Fleisch fehlte es; kein einziges Dorf gehorchte den Requisitionen, und der Zustand der Schwäche, worin wir uns um Saragossa herum

herum nach dem Abmarsch der Division Suchet, wel­ cher Abgang uns auf 22,000 Mann verringert hatte, um 50,000 zu belagern, befanden, erlaubte uns nicht, hin« länglich starke Abtheilungen auszuschicken, um Lebens­ mittel einzutreiben. Noch zu keiner Epoche hatte die zahl­ reiche Garnison, welche wir belagert hielten, ein so großes Vertrauen und so viel Kraft gezeigt. Die Ueberzeugung, bald durch die Hülfsarmee befreit zu werden, von der fie schon die Bivouac - Feuer sahn, welche alle Höhen der umliegenden Gegend bekränzten, verdoppelte ihren kriegerischen Eifer, welcher nicht durch den Verlust der nahe gelegenen Werke des Platzes geschwächt worden war; denn die Aragonier setzten weit weniger Vertrauen in ihre Verschanzungen, als in ihre Häuser, worin sie sich unüberwindlich glaubten. Am 22ten kam der Marschall Lannes und über­ nahm das Commando des Sten und 5ten Corps, welche, zu einem Unternehmen bestimmt, sich endlich auch un­ ter einem Chef vereinigt fanden. Von dieser Zeit an, sah man die Einheit entstehen, welche die Stärke der Armeen ausmacht; und alle Truppen wurden durch einen festen und einzigen Willen belebt, wel­ cher sie mit Kraft zu demselben Ziele führte. Der Marschall hatte schon vor seiner Ankunft dem Marschall Mortier, welcher seinen Aufenthalt zu Catalayud verlängerte, den Befehl zur Mückkehr zugeschickt. Die­ ser Marschall ging sogleich mit der Division Suchet auf das linke Ufer des Ebro, und marschirte gegen Perdiqüera, wo er den Vortrab von Franz Palafox antraf. Dieser Vortrab zog sich auf Nostra-Sennorade-Vagallon unterhalb Licinnena zurück, wo 10,000 Mann der feindlichen Armee zusammengezogen waren. Diese neu ausgehobenen Truppen, welche aber durch einige Linien - Regimenter unterstützt und von alten Offneren commandirt wurden, hielten sich gut und

K

i46 schienen Willens zu seyn unser Feuer auszuhalten. Der Mar­ schall Mortier griff sie aber sogleich mit dem Bajonnett an, jagte sie aus ihrer Stellung, und ließ sie durch die Reite­ rei verfolgen. Der Feind verlor tausend Mqnn und ließ a Fahnen und 4 Kanonen in unserer Gewalt. Unterdessen richtete der Adjudant Commandant Ga­ stier an der Spitze dreier Bataillone seinen Marsch auf Cuera, zerstreute eine Zusammenrottung von 2 bis 3000 Mann, nahm ihnen eine Kanone und bemächtigte sich der Stadt. Der Marschall Mortier schob, um den Rest dieser Armee zu zerstreuen, einzelne Abtheilungen gegen Huesca, Saranena und Pina vor. Der General Suchet fuhr fort, während des ganzen Restes dev Belagerung, mit einen Theil seiner Division das platte Land rein zu halten und alle feindliche Zusammenrottungen, weiche die Belagerungs-Armee zu beunruhigen und die nach dem Lager bestimmten Transporte von Lebensmittel wegzunehmen suchten, zu zerstreuen. Ich kehre zu den Operationen der Belagerung zurück. Man ging zur rechten Seite des Angriffs, an zwei Orten in die Schlucht der Huerba herab, und bildete längs dem Flusse eine halbe Parallele, um die bei­ den Bockbrücken mit Brustwehren von Faschinen, welche zum Uebergange über denselben gemacht, waren, zu ver­ theidigen. Man bemächtigte sich auf dem linken Ufer nahe bei der Brücke von St. Joseph eines kleinen vier­ eckigen Hauses, eben so auch einer an dieses Haus (lo* ßenden crenelirten Mauer, hinter welcher die Truppen Schutz gegen das feindliche Gcwehrfeuer fanden. Man fing bei dem Angriff des Centrums abwärts vor­ zugehen an. Während der Nacht versuchte der Feind einen allgemeinen Ausfall; mehrere seiner Bataillone zeigten sich auf der rechten Seite des Angriffs und es gelang ihnen un-

*47 ftfit Kosten aus dem viereckigen Haufe zu vertreiben, wel­ ches sie bald nachher, indem sie es verließen, abbrannten. Diese Truppen wurden, ohne daß sie zu unsern Batterien gelangen konnten, in den Platz zurückgeworfen. Im Cen­ trum gelang es dem Feind zwei Stücke zu vernageln, welche am Morgen wieder hergestellt wurden. Am 23, 24 und 25 vollendeten wir auf der rech­ ten Seite die vcschanzren Brücken über die Huerba, und auf dem linken Ufer bldeten wir einen Wafftnplatz, um auf diesem Ufer einen Versammlungsort für die Trup­ pen zu haben, welche den Hauptwatt erstürmen sollten. Im Centrum ward die Tranchee bist zur Huerba beendet, über welche m«N eine mit Schanzkörben und Faschinen gedeckte Brücke anlegte Wir verzagten den Feind auf dem linken Ufer von einer Ringmauer, von wo aus er sehr unfern Uebergang über den Fluß be­ hinderte, und stellten einen Posten von hundert Grenadiren hinter einer Seite dieser Mauer und gegen das Feuer des Platzes gedeckt auf. Dreimal ward dieser Po­ sten vom Feinde angegriffen und dreimal ward der An­ griff mit Verlust zurückgeworfen. Santa Eugracia be­ fand sich in einem eingehenden Winkel; es war unmög­ lich dem Kloster gegenüber über den Fluß zu gehen, es geschah daher bei der Biegung der Huerba. D»e durch daS goke Regiment von der Division Suchet verstärkte Division Morlot, konnte - 00 Arbei­ ter liefern, mit welchem man bis auf 200 Schritt vom Schlosse vorrückte, in welcher Entfernung man eins zweite Parallele eröffnete. Der Feind beunruhigte sehr diese Arbeit. Am 26ten waren endlich alle gegen die Stadt genchtett Batterien beendigt und armirt: fünfzig Feuerschründe machten von des Morgens füh an ein fürchter­ liches Feuer gegen die beiden Angriffspunkte, und brach­ ten ssinenTheil der Artillerie des Platzes zum Schweigen.

K-

*48 Auf Sero Angriff rechts

gelangte man während

der Nacht dahin, sich in einer großen Oelmühle fest zu setzen, welche beinahe den Fuß des Walls derührte; man errichtete daselbst eine Verbindung mittelst der fliegenden Sappe. Wir hatten uns daher beinahe am Fuße der Breschen der Enceinte festgesetzt. Am z'jtm ward das Feuer von allen Batterien fortgesetzt, und nachdem die Breschen zugänglich gefunden worden, bereitete man sich zum Sturm vor. Auf der rechten Seite hatte die Artillerie zwei Breschen in der Umfassungsmauer, welche auf dieser Seite zum Theil mit Erdwallen versehen war, geöffnet, die eine dem Fort von Et. Joseph gegenüber, und die andere auf der andern Seite bei der einzeln liegenden Oelmühle, wo wir uns festgesetzt hatten. Eine dritte Bresche, welche man am Augustiner-Kloster angefangn! hatte, war nicht zugäng­ lich. Im Centrum war das Kloster Santa - Engracia durch unsere Artillerie geöffnet und ganz eingeschlos­ sen. Die ganze Armee ergriff die Waffen zum Sturme, welcher auf die beiden Breschen zur rechten Seite und auf die des Centrums beschlossen ward. Um Mittag durchdrang schnell eine Colonne, welche sich in dem äusseren Raum der Oelmühle gesammelt hatte, den kurzen Zwischenraum, welcher selbige von der Bresche zur rechten Seite trennte, ohne in ihrem Marsche durch das Auffliegen zweier Minen, welche der Feind am Fuße der Bresche springen ließ, aufgehalten zu werden; man erstieg dieselbe, doch erst jetzt konnte man ei­ ne innere Verschanzung entdecken, welche mit Hülfe einer alten Wall-Mauer angebracht und mit zwei Ka­ nonen besetzt war; man schickte einige Grenadiere und Sappeurs vor, um es zu versuchen, dieses unerwar­ tete Hinderniß zu besiegen, aber sie konnten von keiner Seit« eindringen, denn sie wurden bald durch ein furch-

terliches Kartätschen - Granaten - und Gewehr-Feuer, welches aus der Berschanzung und aus den benachbar­ ten Häusern kam, zum Rückzug gezwungen. Man be­ schränkte sich daher nur den obern Theil der Bresche durch eine unter einem Granatenhagel mit vieler Mühe ausgeführte Verschanzung zu decken; und man be­ nutzte die durch das Springen der beiden Minen her­ vorgebrachten Trichter, um die Communication mit dem Fuße der Bresche zu bewerkstelligen. ' Bei der Bresche zur linken Seite, dem Fort St. Jo­ seph gegenüber, hatten wir weniger Hindernisse zu be­ kämpfen. Eine in dem Waffenplatz zusammengezogene Colonne, auf dem linken Ufer der Huerba, drang mit Schnelligkeit gegen die Bresche vor, man gelangte auf dieselbe, und die Sappeurs und Voltigeurs bemächtig­ ten sich des gegenüberstehenden durch die Artillerie ge­ öffneten- Haufeö. Sie warfen sich nachher in die zur rechten und linken Seite der Bresche stehenden Hauser, deren sie Meister wurden, nachdem sie die Thüren ein­ geschlagen und sich längs den Umfangs-Mauern einge­ graben hatte». Zur rechten Seite der Bresche gelang­ ten wir bis zu einer Poterne, welcher uns einen neuen Eingang zur Stadt darbot; aber es war unmöglich weiter vorzudringen; denn eine feindliche Batterie, auf einen Hof, der uns von den andern Häusern trennte, gerichtet, hielt unsere Fortschritte von dieser Seite auf. Zur linken Seite der Bresche kamen wir bis zu der ersten Querstraße. Eine alte feindliche Communication in Gestalt einer doppelten Caponiere um sich nach dem St. Joseph zu begeben, ward wieder hergestellt und bis zum Fuß der Bresche verlängert, um uns zur Verbin­ dung zu dienen. Man schickte vier Compagnien auf bas vor den Bat­ terien links von der Stadt allein stehende Haus, von wo aus der Feind rückwärts auf die Bresche von St.

Augustin wirkte; zwei Mal nahm man

und zwei Mal

wurden wir durch das Musteten- und Artillerie - Feuer der benachbarten Häpser und Batterien daraus verzagt. Dieser nutzlose A»>griff kostete uns mehrere Braven, und den Ingenieur - Hauptmann. Reggio. Berm Angriff des Centrums wurden wir mehr durch das Glück begünstiget Mer Eliten-Compagnien dee iten Weichselregiments, wurden jenseits der Huerba hinter einem Stück Mauer, und gegen das Feu­ er des Feindes gedeckt, zusammengezogen, der Rest des Regiments befand sich in der Communication. Zwei Eli­ ten - Compagnien und 60 Sappeurs drangen hinter der Mauer hervor, durchliefen schnell einen Raum zwi­ schen der Huerbq und einer Umfassungsmauer von 3oo Schritt unter einem sehr lebhaften Feuer von ei­ nem Theile der Stadt -Eneeinte, welcher diesen lan­ gen Weg desinch; sie gelangten zu der Bresche von Santa -Engracia, erstiegen sie, und drangen ' in das Kloster. Ihnen folgten sogleich' zwei and-re Eli­ ten - Compagnien und bald nachher das ganze Re­ giment, seinen tapfern Oberst an der Spitze. Man zagce den Feind lebhaft aus allen Theilen des Klo­ sters, setzte sich darin fest, und nahm von dort aus einen Augenblick nachher das anstoßende Kloster tret Calzas. Der kleine Platz von Santa - Engracia - diente uns zum Waffenplatze; die Traversen ,n den Straßen, welche vom Feinde um denselben errichtet wären,

und

eine dem Feinde genommene Batterie wurden gegen den« selben gekehrt. Von dem Kloster del Calzas, welches die Sap« peurs mit Schießscharten versahen, beschossen wir der Länge nach die lange Courtine, welche sich von Santa Engratia bis zur Brücke der Huerba erstreckt. Der Feind sah sich genöthigt, , selbige.» nachdem er nutzlos

vier Fladderminen, welche vor dieser Courtine angelegt waren, gesprengt hatte, zn verlassen.

Er hielt sich noch

einen Augenblick in einem Hause im Winkel der Enccmte, hinter der Brücke der Huerba; aber er verließ es bald, so wie den ganzen Theil der Enceinte bis zu dem Thore del Carmen, welches wir von dem Kloster del Calzas aus im Rücken die durch

nahmen.

In diesem Augenblick

eine zu große Hitze

drangen

hingerissenen Truppen,

welche die Wache in den Laufgräben an der Parallele des Centrums hatten, ohne Befehl aus der Parallele, auf den Theil der Enceinte, welche der Feind verließ. Man bemächtigte sich des Hauses im Wimel, man brei­ tete sich links aus, Carmen, Stadt zu

anfangs bis zu dem Thore del

von wo man es vergebens versuchte in die dringen,

und hierauf bis

nern, ein allein liegendes Kloster,

zu den Kapuzi­

welches einen Theil

der Enceinte bildet; man ward Meister davon, und die dasselbe vertheidigenden Spanier wurden niedergeruacht; die spanische Artillerie blieb in unserer Gewalt und un­ sere Truppen setzten sich längs dem Wall fest, um die genommenen

Posten zn

bewachen;

sie

wurden

aber

bald das Opfer eines schlecht geleiteten Eifers; sie hat­ ten ein fürchterliches Feuer von allen den Häusern der Stadt, welche die Aussicht auf den Wall haben, auszu­ halten. Umsonst suchten unsere Soldaten einigen Schutz hinter halb zertrümmerten Mauern, sie wurden genöchiget, sich gegen das Thor del Carmen zurückzuziehen und der Feind drang schon wieder in das Kapuzinerkloster, als der General Mörtel zwei Batallione seiner Division abschickte, um dieses Kloster in Besitz zu nehmen und zu vertheidigen. Alle diese unerwartete und unüberlegte Bewegungen kosteten unS viel brave Leute, und dies, um den eitlen Ruhm, den Feind von einigen Theilen der Enceinte zu verjagen, welche er doch gezwungen worden wäre durch die Stellung, welche wir zu San-

ta-Engraeia und besonders beim Kloster bel Calzas einnahmen, ohne Schwerdtstrerch zu verlasse». Da man Herr des Kapuzinerklosters war, so be» schloß man, sich darin zu halten und durch diesen Po» sten die linke Seite der Angriffe zu rmterstützen. Der General Lacoste gab den falschen Angriff des Schlosses auf, welchen die Fortschritte der beiden andern An­ griffe überflüssig gemacht hatten, und die IngenieurOffnere dieses Angriffs wurden beauftragt, das Kapuzinerkloster zu befestigen, mit Sandsacken die zahl­ reichen Oeffnungen dieses Klosters von der Stadtseite zu schließen, das Gebäude mit Schießscharten zu ver­ sehen, und überhaupt eine Communication zu bewerkstel­ ligen; denn es war beinahe unmöglich, bei dem Feuer der sehr nahe gelegenen Häuser der Stadt unbedeckt dort­ hin zu gelangen. Man errichtete auch eine Communicatwn für einen Posten von 200 Mann, welcher in dem Hause des Winkels nahe bei der Brücke der Huerba aufgestellt ward. Der Besitz dieses Hauses und des Kapuzinerklosters, sicherte uns auch den Besitz des Restes der dazwischen liegenden Enceinte. Ueverall legten wir in den Häusern, welche wir besaßen, Communicationen an; man verrammelte sich, man schnitt Schießscharten ein, man errichtete Traversen von Sandsäcken oder von Wollsäcke», sobald solches nöthig war. Der Feind griff Santa - Engracia wahrend der Nacht wieder an, und besonders die Häuser zur rechten Seite, wo wir uns nur in einigen Baraken festgesetzt hatten, deren Communicationen von Gemach zu Gemach durchbrochenen ein wahres Labyrinth waren; er ward auf allen Punkten zurückgeworfen. Allge­ mein zogen die Spanier, sobald wir einige Fort­ schritte in der Stadt gemacht hatten, die Sturmglocke, um ihre Truppen zn versammeln; sie kamen bald nach­ her uns in unsern neuen Eroberungen wieder anzugrei-

fett/ und es gelang ihnen auch bann und wann uns aus. den Theilen/ wohin wir bereits vorgedrungen waren/ zu verjagen/ ehe wir Zeit hatten die Communi» cationen der Häuser unter einander durchzubrechen/ die Thüren und Fenster zu verrammeln/ Schießscharten ein­ zuschneiden und Traversen in den Straßen zu mache«/ um von einem Hauser-Viertel zum andern zu ge­ langen. Das Resultat dieses Tages bestand in der Weg­ nahme von fünfzehn Feuerschlünden/ zweihundert Mann Gefangenen und einer zweifachen Festsetzung in der Stadt/ wobei wenigstens sechshundert Spanier ihren Untergang fanden. Unglücklicherweise wurden diese Vortheile sehr theuer bezahlt/ denn sie setzten uns beinahe 600 Mann außer Kampf. Dieser ungeheure Verlust wurde größtentheils durch den unvorsichtigen Angriff der Tranchee-Wache verur­ sacht/ welche nutzloserweise hinlief um sich auf einem Wall/ wo sie keinen Schutz gegen das Feuer der Hau­ ser fand/ todten zu lassen. Mehrere Ingenieur - Of» fixiere wurden verwundet/ und der Hauptmann Second/ ein junger ausgezeichneter Officier/ erhielt eine tödtliche Wunde auf der Bresche. Dieser Krieg mit beinahe unverbrennbaren Häu­ sern/ gab den Vertheidigem derselben große Vortheile ge­ gen die Angreifenden; alle Mauern waren vorher durch alle Stockwerke mit Schießscharten versehen; die Thüren und Fenster waren gut verrammelt. Die Straßen wur­ den/ ihrer ganzen Länge nach/ durch Batterien/ welche hin­ ter Traversen ausser unserer Schußweite lagen/ bestrichen; kurz alle Communieationen waren zweckmäßig angelegt. Wir fühlten wohl/ daß ein Angriff mit offenbarer Gewalt/ gegen einen so gesicherten hinter seinen Schießscharten ge­ deckten und von dem festen Entschlüsse sich bis zum Tode zu vertheidigen belebten Feind/ eine Verwegenheit sey/ welche

uns viel Blut kosten würde, ohne daß fle der Erfolg recht» fertigen könnte. Wir entschlossen uns daher, so viel als nur möglich seyn würde, verdeckt vorzugehen utb einen ebenfalls verdeckten Feind anzugreifen, langsam »der ficher zu gehen und die Truppen nicht durch zu häufige und starke Verluste zurückzuschrecken. Am 2g, 29 und Zoten bemächtigte - man fich, bei dem Angriff rechts, der Häuservlertel, von welchen man schon einen Theil inne hatte, und unsere Fortschritte leiteten uns bis nahe an die Straße Qucmada. Da jedoch die Einnahme von so kleinen schlechten Häusern uns noch keinen gehörigen Schutz in der Stadt ge» wahrte, so war es'nothwendig, einige Klöster, welche uns zu Waffenplänen dienen sollten, zu erobern. Die Artillerie schoß immer noch Bresche gegen St. Augu» stin und St. Monika, ein kleines Kloster rechts von St. Augustin. Man versuchte den Sturm, aber ver­ gebens; die Granaten- welche der Feind mit Vortheil gebrauchte, erschreckten den Soldaten und verwundeten uns viele Leute. Man nahm mit vieler Mühe die Häuserinsel ne­ hm Santa - Engracia. Die Sappear's durchschnitten die erste kleine Straße links von Santa «Engraeia, und es gelang ihnen, ein Gemach in dem untern Stockwerk eines'gegenüberliegenden Hauses in Besitz zu Nehmen. Der Feind hielt sich aber nod) immer mit Erbitterung in den Kellern, auf den Böden und im ganzen übngm Theil des Hauses. Da man ihn nicht heraustrei­ ben konnte, so sprengte man ihn in die Luft; unsere Mineurs brachten 200 Pfund Pulver in die von uns besetzte Stube und zündeten es an: das Haus wurde auseinandergesprengt, und die Bestürzung, welche durch das Auffliegen desselben hervorgebracht wurde, machte es uns möglich, beinahe das ganze Viertel zu erobern. Der Feind griff zwei Mal das Kapuzinerkloster,

wo unsere Befestigung schon zu einiger Starke gelangt war, an — aber ohne Erfolg. Der General Rostoland wurde bei dem Zurückdrängen des Feindes, verwundet, und der Ingenieur-Hauptmann Barchelemy, rühmlichst bekannt durch seine ruh.ge und unerschütterliche Tapfer-, keit, fand hier seinen Tod, Am Zoten und Ziten griffen wir vergeblich -aHaus an, welches uns von der Straße Lluemada trenn­ te: der Feind vertheidigte sich hartnäckig in demselben. Au derselben Zeit, als man die äußere Bresche von St. Monjca angriff, drang man in dieses Kloster, durch eine mittelffeiner Petarde bewerkstelligte Oeffuung; auch bemächtigte man sich einiger benachbarten Häuser. Am Abende bemerkten unsere Mineurs, daß der Feind von St. Augustin her den Versuch machte, gegen St, Mo« ni«t zu Huniren, und es in die hust zu sprengen; sie ka­ men dem feindlichen Mineur zuvor, und erstickten ihn in dem Augenblickwo sein Hfen schon geladen war. Gegen Santa - Engracia hin sprengten wir links und rechts Ler Straße dieses Namens Häuser in die Luft; wobei viel Spanier ihren Tod fanden. Euren ihrer Officiere zog man noch lebendig aus der Mute der Schutthaufen hervor. Dennoch machten die Mi­ nen nicht den von uns erwarteten Eindruck auf die Gemüther der Ftrnde: diese ließen sich in ihrer Begei­ sterung, und entschlossen, sich unter den Trümmern ih­ rer Hauser zu begraben, nicht durch das Springen der MlNknöfen erschrecken; sie gaben nicht die durch das Pulver auseinandergerissenen Gebäude auf, -und oft winden wir durch die Lebhaftigkeit ihres Feuers ver­ hindert, uns in denselben festzusetzen. Die Spanier schossen gegen die linke Seite des Kapuzinerklosters, an welche sich der linke Flügel un­ sers Angriffs lehnte, Bresche, und am Abend griffen sie dieses Kloster

mir

vieler Entschlossenheit an.

Da

156 unser Feuer sie verhindert hatte, die schon fertige Bre­ sche zu ersteigen, so drangen sie in Masse gegen die Thüre der Klosterkirche vor, welche sie mit Aexten ent­ zweischlugen, und versuchten eine Brustwehr von Sandsäcken, welche wir hinter der Thüre erbaut hatten, zu zerstören; es gelang ihnen auch^ eine kleine Oeffnung in derselben zu machen und sie versuchten es, durch diese in die Kirche zu kommen. An ihrer Spitze sah man einen Geistlichen, welcher, in der einen Hand daS Cruzifix, in der andern den Gäbe' haltend, sie ermun­ terte; mitten unter einem Hagel von Kugeln und Gra­ naten liefen Weiber umher, munterten die Streitenden auf, und theilten Patronen unter sie aus; aber ihre ganze Wuth scheiterte gegen den kalten und unerschrokkenen Muth unserer Soldaten: sie ergriffen die Flucht, nachdem sie vor der Kirchenthüre eine Menge Todte liegen gelassen hatten. Die Kraftäußerung der Belagerten war auf das Höchste gestiegen; die Einnahme eines jeden Hauses erforderte einen Sturm, und begeistert durch Freiheit und Religion vertheidigten sie sid} nicht allein von HauS zu Haus, sondern selbst von Stockwerk zu Stockwerk, und von Stube zu Stube. Sie setzten ihr ganzes Ver­ trauen in die Wunder der heiligen Jungfrau von Pilar, gegen welche man in ganz Aragonien eine besondere Ehrfurcht hegt. Ihre Geistlichen durchliefen, das Or­ denskleid mit einem Säbel umgürtet, die Gassen, mun­ terten einige zum Kampf auf, und zwangen andere an dem Batterie- und Befestigungs-Bau Theil zu neh­ men. Sie selbst legten Hand ans Werk , indem sie Patronen machten und Pulver verfertigten. Auch die Weiber wurden nicht von der Verpflichtung, mit den Waffen in der Hand zu fechten, entbunden; es ist noch ein Aufruf von Palafox vorhanden, worin er sie auf­ fordert die Tapferkeit und den heroischen Geist der al-

ten Amazonen nachzuahmen. Mehrere dieser weiblichen Krieger erhielten militairische Belohnungen, und man sah anständige Frauen ihre schwache Arme mit der Muskete belasten, zum Kampfe hinauseilen, und die Offinere durch das Beispiel eines kriegerischen MuthrS, vielleicht sogar durch die Hoffnung der süßesten Beloh­ nung, anfeuern. Am neu Februar ließ man zur rechten Seite des Angriffs unter der Mauer, welche das Aügustinerkloster von St. Monika trennt, eine Mine springen. Eine unfc» rer Colonnen drang sogleich durch die Bresche, und verjagte den Feind aus dem ganzen Kloster, indem sie alle seine Barricadirungen und seine innere Traversen gegen ihn kehr­ ten. Die Spanier, welche uns von der durch die Artil­ lerie gemachten äusseren Bresche her erwarteten, wurden durch diesen ungestümen Angriff auf einem Punkte, wo sie sich in Sicherheit glaubten, sehr überrascht, sie ver­ ließen daher das Kloster ohne vielen Widerstand. Ei­ nige Stunden nachher griffen sie diese wichtige Erobe­ rung von neuem an, ohne uns daraus vertreiben zu können. Von der Seite der Straße Quemada bemerkte man, daß die Häuser, welche der Feind inne hatte, schlecht bewacht waren; man drang sogleich hinein und verfolgte lebhaft die Spanier, indem man sich ihrer eigenen Communicationen bis zu dem Winkel der Straße Quemada und des Cosso bediente. Der Feind sich aus seiner Bestürzung erholend, sammelte sich wieder, kam verstärkt zurück und griff mit Entschlossenheit an. Un­ sere Sappeurs hatten nicht die Zeit gehabt, die Thüren und Fenster einer so großen Anzahl Häuser zu ver­ sperren, die Mauern, welche gegen den Feind hin lagen, mit Schießscharten zu versehen, Verbindungen durch alle Stockwerke durchzubrechen, und in den Straßen -edeckte Passagen anzulegen; auch wurden wir auf

-LS mehrere» Punkten zurückgeworfen, daher verloren wir einen Theil unserer Eroberungen und hatten an hun­ dert Mann undienstfähig gewordener Leute Verlust. Im Centrum ließ man zwei Minen, eine zur rechten und eine zur linken Seite von Santa-Engracia springen, und die Polen bemächtigten sich in Folge dieser doppelten Explosion einiger Häuser. Dieser Tag war ein Trauertag der ganzen Armee. Der brave und unerschrockene General Lacoste erhielt, indem er an der Spitze der Truppen marschirte, um sich der durch die Minen eröffneten Hauser zu bemächtigen, eine tödliche Wunde. Seine Redlichkeit, seine Frei» müthigkeit und seine schöne Seele erwarben ihm eben so viel Liebe, als seine Thätigkeit, feine glänzende Tap» ferkeit und seine milituirischen Kenntnisse Bewunde» rung. Sein Verlust wird den Herzen seiner Freunde lange empfindlich seyn. Der Herzog von Montebello gab das Commando über die Ingenieure dem Oberst Rogniat. Die Erfahrung lehrte uns, daß die durch die Mine« gänzlich zertrümmerten Häuser sehr oft unseren Fortschritten hinderlich waren, da die Ruinen dersel­ ben uns gar keinen Schutz darboten um zu dem Angr'ff der benachbarten Häuser zu gelangen; wir konnten durch diese Ruine» nicht anders als mit unendlichen Mü­ hen und Gefahren kommen. Die Ingenieur - Ossicierc berechneten eine solche Ladung der Minen, daß man Bresche legen konnte, ohne die Häuser von Grund aus umzuwerfen, und sie wandten besonders die Mi­ nen an, um in den Klöstern und großen Gebäuden, welche eine Art von Citadellen im Innern der Stadt bildeten, Breschen zu legen. Am 2ten nahm man zur rechten Seite einen gro­ ßen Theil der Häuser wieder, woraus uns der Feind am vergangenen Tage vertrieben hatte.

Im Centrum

hatten

unsere Mineurs drei An»

griffe gebildet, um bis unter das Nonnen »Kloster voy Jerusalem vorzurücken und darin Bresche zu legen. Man bemerkte, daß der Feinh gegenminirte, um unsere Gallerien zu zerstören; dieses nöthigte uns, ehe wir unter das Kloster gelangt waren, einen von unseren Oefen ei» ligst zu laden, um ihnen zuvorzukommen; durch die­ se Explosion fielen einige Baraken zusammen, und die spanischen Mineurs wurden in ihrem Loche ver­ schüttet. Unsere Mineurs fingen sogleich neue Gallerien an. Der Oberst Rogniat erhielt eine leicht« Wunde, welche ihn aber nicht verhinderte, das Commandö der Ingenieure fortzuführen. Man stellte die Bresche der Kapuziner wieder her, indem man daselbst eine Brustwehre von Sandsacken machte; man baute zur linken Seite dieses Klosters eine Batterie für 6 Geschütze, um die feindlichen Bat­ terien zu beschiessen. Am 3, 4, 5 und 6ten hatte man sich zur rechten Seite des Angriffs längs der Straße Quemada, bis nahe beim Collegium ausgebreitet; man war über dis Straße Quemada durch drei unterirdische Gallerien, um Minen unter den gegenüberstehenden Hauser anzule­ gen, gegangen. Eine dieser Gallerten mündete in einem nicht besetzten Keller aus; aus diesem Keller stiegen die Mineurs und Sappeurs in das Haus, wo sie sich festsetzten und man drang hierauf in einen großen Theil des Viertels ein. Man ging über die Straße del Me­ dio jenseits der Straße Quemada mittelst einer doppel­ ten Traverse von Sandsacken, und setzte sich auf der andern Seite in einem Viertel zerstötter Häuser fest. Der Feind hielt sich hartnäckig in den Gebäuden der Armen-Schule, weil dieses Gebäude ihm zur Erhal­ tung einiger errichteten Traversen und, zur Vertheidigung des Cosso, einer großen Straße, welche ganz Saragossa

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nach Art der Boulevards von Paris, einschloß, nöthig war. Wir griffen mehrere Male dieses Gebäude ohne Erfolg an. Die benachbarten Hauser standen in Feu­ er, welches das Herannahen benähe unmöglich machte. Im Allgemeinen steckten die Spanier wenn fie fich ge­ nöthigt sahen, Häuser zu verlassen, selbige in Brand, damit die Feuersbrunst zwischen ihnen und uns eine Vormauer bildete, wahrend sie ihre Vertheidigungsmittel weiter hin, ausführten. Da in der Art die Hauser von Saragossa zu erbauen, wenig Hol; angewendet wird, so geht ihr Verbrennen auch ausserordentlich langsam und schwer von Statten, und theilt sich nicht den be­ nachbarten Gebäuden mit. Wir waren daher genöthiget zu versuchen, das Feuer unter einem Granaten­ hagel zu löschen, oder auch wohl manchmal mehrere Tage zu warten, bis die in Brand gesteckten Häu­ ser vollkommen verzehrt waren, ehe wir vorrücken konnten. Wir nahmen endlich ein Haus auf dem Cosso ein, aber die gegenüber errichtete feindliche Artillerie zagte die Polen wieder heraus. Wir nahmen mehrere Häuser-Vier­ tel vor St. Augustrn weg, indem wir die Mauern theils mit Petarden, theils mit Minen, theils mit der Sappe öff­ neten, und die beschossenen Straßen hinter Brustweh­ ren pasfirten. Wir hatten in der Stabt mehrere kleine 6 zöllige Mörser aufgestellt, weil man selbige mit leichter Mühe überall wo es nöthig zu sein schien, hinbringen konn­ te. Wir stellten zwei Belagerungssiücke in der Straße St. Monica auf, welche einen Thurm auf der andern Seite des Cosso worauf der Feind einen 4 Pfänder gestellt hat­ te, in Grund schossen, und zuletzt stellten wir eine Hau­ bitze am äussersten Ende der Straße Quemada, um ei­ nen Theil des Cosso zu bestreichen; dies waren die einzigen Stellen, von wo aus die Artillerie wirken konnte. 3W

Der Angriff schritt iyr. Centrum bedeutend vor» tpärts. Die Hauser, welche uns von dem Kloster der Nonnen von Jerusalem trennten, hatte der Feind m Brand..gesteckt; aber die Mappeurs und DvltigeurS des litten Regiments lassen sich dadurch nicht aufhu-ten; ste laufen durch die Flammen, und erreichen den Feind, ehe er sich m dem Kloster gehörig verschüyzt hat; Freund und Fein- dringen durcheinander hinein; der Feind wird fit den Corrrdors lebhaft verfolgt und zwei Officicre nebst mehreren Soldaten werden ihm gerödtet; wir beMeistern uns des ganzen Gebäudes,, von dem tut Theil ein Raub der Flammen wird. Der Hgupkmann Prost, welcher die Ingenieure im Centrum befehligte, leitete hiesen Angriff mit vieler Unerschrockenheit. W»e stellten hierauf den Mineur unter der Straße Santa« EMracia an, um einen Minenofen unter dem unermeß­ lichen Franziskanerkloster anzulegen, und wir fingen zwei Gallerien an, um unter das Krankenhaus, ein großes Gebäude, vor dem Kloster der Nonnen von Je­ rusalem, zu kommen. Der feindliche Mineur schien di,ese Arbeiten beunruhigen zu wollen; aber unsere Mi­ neure ladeten tut Liefen, einen jeden eiligst mit r.5oa Pfund Putver, und ließen sie auffliegen. Mine unter dem Frauziskanerkloster machte dort mav eine Bresche, man hielt sie aber nicht recht ruaangljch, und das Kloster wurde nicht gestürmt. Die beiden Minen gegen das Hospital brachten ganz die Wirkung hervor welche man davon erwartete, und w>r bemächtigten uns zweier Drittherle dieses Gebäudes, welches seit der er­ sten Belagerung nur stoch ein Schutthaufen war. Doch konnten Wir immer nicht bis zum Cössi) kommen. Das Capuzinerklpster Kar verthftdigungsfählg, utzd da der Feind diesen Posten, auf welchen .er ftr'cher einen so großen Werth gelegt hatte, nicht weiter beunruhigte, so wurden die Sappeur» und Ingenieur-Ofstkiere ze Kirche zu verlassen; allein wir nahmen am andern Morgen wieder Besitz van derselben. Dieses Gefecht kostete mrs einige fmfzig Mann. Die Umgebungen der Explosion waren schrecklich: sie waren mit menschlichen Gliedern und zerrissenen Klei­ der» übersäet: wir erfuhren in der Folge, daß eine ganze Compagnie Grenadiere vom Regiment Valencia in die Luft geflogen war. Unsererseits hatten wir den Verlust 'der Ingenieur - Capitaine Vierveaux und Jeneesse, zweier Officiere von großem Verdienst, zu be­ dauern. Am uten und iaten verließ der Feind endlich das Haus an der Ecke der Straße Ottela, nachdem er es vorder m Brand gesteckt hatte. Man benutzte eine Thchre, welch« dre Spanier zu verrammeln unterlassen hatte», um in das letzte Häuserviertel gegen das Thor hel.Spl einzudringen. Man wollte zwar durch Hülfe der- Misten eines der Hauser nahe am Cosso öffnen; da man jehoch hze Ladung zu stark genommen und das Haus durch die Explosion gänzlich, umgeworfen hatte, so konnte man nicht mehr bedeckt bis zum letzten Hause an der Ecke der Straße kommen, der Feind vertheidigte dies letztere, welches eine seiner Traversen auf dem Cosso deckte hartnäckig, Mä» ließ zwei auf der andern Seit« des Cosso angelegte Minen springen, um in dem Universitätsge­ bäude Bresche zu legen; doch waren die Mineugänge

168 zu kurz, und die Oefen, ein jeder mit 5oo Pfund Pul­ ver geladen, brachten nicht die gewünschte Wirkung hervor. Zwei Eoloniten sollten hrernachst ;um Sturm des Gcbäuocs heranrücken, die Colonne links, aus' Po­ len bestehend, kamen auf den Cosso und rückten bis nahe an -re Universität vor, obgleich man sehr gut se­ hen konnte, daß dort keine Bresche vorhanden war; dieser Fehler kostete uns 40 Mann, welche undienstfähig wurden. Der Officier an der Spitze der andern Cotonnt konnte noch zeitig genug zurückgehalten werden, und verlor keinen Mann. Beim Franziskancrklofier nahm man zwei Capellen, und mehrere qn die linke Seite desselben gelehnte Häu­ ser ein; auch setzte man sich m der Kirche und im Glokkenthurm, auf eine solide Art fest, von wo aus man alles, was sich auf dem Cosso sehen ließ, mit dem Ge­ wehre erreichen konnte. Säinmtliche Ruinen des Kran­ kenhauses wurden besetzt, und wir dehnten uns in meh­ reren am Cosso belegenen Häusern, rechts von dem wei­ ßen Hause, aus. Es wurden zwei Angriffe durch d»e Mmeure gebildet, um über den Cosso, welcher an die­ ser Stelle eimgr 90 Fuß breit ist, zu gchen. Am iZten, i-sten, roten, i6ten und ijtth gin­ gen auf der rechten Seite des Angriffs' unsere Mineure über den Cosso, um unter dem Univerfitäksgebäzche zwei Mmenöfeu anzulegen, welche inan jedoch erst, im Au­ genblick des ÄngriD der Vorstadt auffliegen lassen wollte, um den Femd zu gleicher Zeit auf beiden Ufern zu beschäftigen. Das k/tzte Haus des Viertels neben dem Thobe del Sol, welches dir Spanier so hartnäckig vertheidig­ ten um ihre Batterien auf dem Cosso zu decken, wurde Mehrere make ohne Ersvkg angegriffen; dieses Haus war von Schutthaufen, weiche aus den Trümmern der um«

Hegenden Gebauve und dukch den Brand entstanden

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waren, umgeben, und man konnte sich ihm nur ottgk deckt nähern; vergebens versuchte man den Mmeur' anzusetzen und stellte einen Zwölfpfündcr dagegen auf, der auch Bresche schoß ohne jedoch den Femd daraus vertreiben zu ffcmtbn; Unsere Truppen wurden vor den sich immer erneuernden Hindernissen scheu; sie waren schon abgemattet, und diese mörderischen Gefechte, Mann gegen Mann, in welchen wir täglich unsere Oft ftcicre, unsere Sappeure, unsere Mrneurc und unsere besten Soldaten verloren, ohne einen merklichen Er» folg davon zu sehen, machten die Armee muthlos. „Sah man wohl jemals, hieß es im Lager, eine Ar» „mee von 20,000 Mann eine von Z0,000 belagern *)? „ Kaum sind' wir Herren eines Viertels der Stadt, „und schon sind unsere Kräfte erschöpft. Es muß Vcr„stärkung abgewartet werden, sonst kommen wir alle „um, und diese Unglück bringenden- Ruinen werden „noch unser Grab, ehe wir die letzten dieser Fanatiker ,,in ihren äußersten Zufluchtsorte»-» bezwungen haben „werden." Der Marschall war bemüht, den Geist der Armee wieder zu beleben: er stellte den Officiers vor, daß der Feind bei dieser Art Krieg zu führen, weit mehr Leute als wir verlieren müsse; daß er, mit den wenigen ihm nach der hartnäckigen Vertheidigung seiner ersten Häuser noch übriggebliebenen Kräften, sehr bald nicht meht den bisherigen hartnäckigen Widerstand lei­ sten können würde; daß, im Fall die Vertheidiger in ihrer Ueberspannung wirklich das Beispiel von Numan» cia erneuern, und sich unter den Ruinen ihrer Stadt begraben lassen wollten,' unsere Bomben, unsere Minen und die Krankheiten sie bald bis auf den letzten Ma«n vernichtet haben müßten. In der That starb täglich eine grvße Anzahl- von ihnen; die Häuser und die Hö« *) Anm. @. btt Anm. Seite 16»;

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fe, welche wir tut&imn-, waren mi* Leichnamen ange­ füllt, und wir schienen uns nur noch für einen Kirch­ hof zu schlagen. Unsere Mineure gingen mittelst einer Gallerie über die Straße Arcadas, und sprengten in der Mitte des Viertels, welches sich von den Augustinern*) bis zum Thore del Sol hin erstreckt, eine Bresche. Dieses Vier­ tel von schlechten Hausern, an eine von runden Thür­ men flankirte alte Stadtmauer gelehnt, ist sehr lang und schmal; man stürmte die Bresche, und bemächtigte sich, de» Feind durch seine eigene Communicationen verfolgend, des ganzen Theils rechts bis zu den Au­ gustinern. Die Spanier griffen mit Nachdruck wieder an, und wir verlohren einige Häuser, welche wir je­ doch nachher wiedernahmey. Em Thurm ohne Aus­ gang machte es uns unmöglich, in die linke Seite des Häuserviertels einzudringen; man mußte ihn durch Pe­ tarden öffnen, um hineinbringen und die Spanier durch gegen sie gerollte Bomben aus den von ihnen be­ setzten Gemächern vertreiben zu können. Die Explosion einer dieser Bomben hatte alle Gewölbe bis in den Keller zerschmettert, wonach sich die Polen mittelst Sei­ len herab ließen um bis zum Feinde zu kommen. Dre Mine, welche über die Straße Major ging, um in dem gegenüberliegenden Häuserviertel Bresche zu legen, brachte nicht die gehoffte Wirkung hervor; man entschloß sich daher, mitjZwölfpfündern Bresche zu schie­ ßen; aber der Schutt dev Häuser verdeckte unsere Bre­ sche, und machte sie unzugänglich. Hierauf griffen wir das Ende des Häuserviertels mittelst der Sappe an, indem wir »ns einer alten feindlichen Traverse bedien­ ten, um uns gegen das Feuer der beiden Vierundzwanzigpfünder, welche die Straße bestrichen, zu decken. Es ') Äitm. Aus d. rechten Sette fctr Staße ArcadaS.

tz, Man-

gelang utt$, ein schlechtes Haus utife, einen Sckuvven, Mit einem.Verlust von einigen 29 Mann, tu nehmen, und so hatten tytr festen Fuß in dem Hguserv,eitel, welches wir von setzt an mit größerer Leichtigkeit angreifen-, kommen. Im Centrum nahmen wir mehrere Hauser auf.dem Eysso, .oder vielmehr ihre Schutthaufen weg, denn der Aemd vertheidigte sie auf das äußerste., und verließ sie nur indem er sie in Grand steckte. Wir kamen W zu einem großen von zwei Thürmen fsankirren Hause, rvei­ ch es die Spanier wie eine Citadelle vertheidigten. Un­ sere Mmeur versuchten mehrere Male unter der Straße welche uns von demselben trennte, heran ju gehen; al­ lein. b,e feindlichen Mineure vereltelten sedes Mil un­ ser Prgsect. Von den beiden Gallcrien, welche über den Cosso gingen, mar eine sehr yahe in Gefahr von dem feindlichen Mineur durchbrochen zu werden; dies nöthigtf uns sie schnell, ;n laden, um ihm zuvorzukom­ men. Sie flog in die Luft, warf ein Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Coflö um, und verschüt­ tete unter dessen Trümmern mehrere Spanier. In die andere brach-.der Femd wirklich ein. Die Mineure schlugen sich in der Gallerte, deren Zerstörung wir frier» pach am rathsamsten fanden. Wir setzten uns m den zertrümmerten Häusern vor der Franziskanerkirche fest; «s fing uns bereits an Truppen zum Wachdienst und zuzn Angriff der Häuser zu mangelu an, so dass wir Ups entschossm uns nicht werter trnks auszudehnen. Wir zerstörten durch die Minen die links an das Klo­ ster stoßendem Häuser, um uns vom Feinde abzusondern und nichts von fernen Versuchen, uns wieder anzugrei­ fen, befurchteit zu dürfen. Man legte vor der Kirche an einer Stelle, welche den Cosso der Lgnge nach einsah,