Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975 3878621264


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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975
 3878621264

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Jahrbuch des elektrischen

Fernmeldewesens

Sechsundzwanzigster Leys

Jahrgang

Jahrbuch

des

elektrischen

Fernmeldewesens

herausgegeben

von

Staatssekretär Dipl.-Ing. Dietrich Elias

Sechsundzwanzigster

Jahrgang

1975

Verlag für Wissenschaft Bad

und

Leben

Windsheim 1975

Georg

Heidecker

Alle

Rechte,

Nachdrucks, und

auch

der der

die

auszugsweisen

photomechanischen Übersetzung

Copyright Verlag

des

für

vorbehalten.

1975

by

Wissenschaft Georg Bad

Wiedergabe

und

Leben

Heidecker Windsheim

ISBN 3 87862 126 4

1.—XI. Jahrgang herausgegeben von Staatssekretär a. D. Prof. Dr. rer. nat. Dr.-Ing. E.h. Dipl.-Ing. Friedrich Gladenbeck XII.—XIV. Jahrgang herausgegeben von Staatssekretär a. D. Prof. Dr.-Ing. E. h. Dipl.-Ing. Karl Herz XV.—XIX. Jahrgang herausgegeben von Staatssekretär a. D. Dr.-Ing. E. h. Dipl.-Ing. Helmut Bornemann XX.—XXIV.

Jahrgang herausgegeben von

Staatssekretär a. D. Prof. Dr.-Ing. Hans Pausch

Druck: Universitätsbuchdruckerei Junge & Sohn, Erlangen Klischees: Döss GmbH, Nürnberg; Einband: Hollmann

KG, Darmstadt

Inhaltsübersicht

Vorwort von

Staatssekretär

Dipl.-Ing.

Dietrich

Elias

Das Investitionssystem in der Ortslinientechnik von Ministerialdirektor Dipl.-Ing. Waldemar Haist Oberpostrat Dipl.-Ing. Friedhelm Hillebrand

und

Rationalisierungsplanung im Fernmeldewesen, ein Instrument Unternehmensführung von Ministerialdirigent Dipl.-Ing. Alfred Meier

der 126

Unternehmenspolitik der Fernmeldeverwaltungen bei der Überlassung internationaler Mietleitungen von Ministerialrat Dipl.-Ing. Alfred Schwall

166

Weiterentwicklung des Verfahrens der Unterhaltung von Fernsprechvermittlungsstellen von Ministerialrat Dipl.-Ing. Wolfgang Schilling

203

Die Entwicklung des Fernsprech-Auslandsverkehrs von Oberpostdirektor Dr.-Ing. Franz Arnold

259

Die

künftige Nutzung des Funkfrequenzspektrums republik Deutschland von Ministerialrat Dipl.-Ing. Rudolf Binz

in der Bundes370

Rechtsfragen zur Genehmigung für private Fernmeldeanlagen, zur Erhebung von Genehmigungsgebühren und zum Begriff der Fernmeldeanlage von Ministerialrat Ulrich Klingler und Oberpostdirektor Gerhard Mahler NE RE Or weedy ar apg oe ay Das

Telex-Datenbanksystem von Ltd. Oberpostdirektor Dipl.-Ing. Heinz Biehler Oberpostrat Dipl.-Ing. Rolf Rüggeberg.

Entwicklungsprozesse im Fernmeldezeugwesen von Oberpostdirektor Dipl.-Ing. Engelhardt Zusammenfassung der Beiträge Résumés des articles .



Summaries

of

the

und ae

Wagner. articles

419

481

507

— 543

Vorwort

Das Fernmeldejahrbuch steht gewöhnlich mit jedem seiner Bände unter einem besonderen thematischen Schwerpunkt. Von Zeit zu Zeit ist es jedoch — wie im vorliegenden Jahrgang — nötig, quer durch das Spektrum verschiedenster nachrichtentechnischer Probleme zu berichten. Ich hoffe, daß die diesmal gebotene Auswahl für jeden Leser etwas bietet, das ihn besonders anspricht. Der einleitende Aufsatz stellt das rechnergestützte linientechnische Investitionssystem vor, das seit einigen Jahren bei der Deutschen Bundespost schrittweise eingeführt wird und das für andere Fachbereiche weitgehend als Vorbild und Modell dienen wird. Anschließend wird die Rationalisierungsplanung im Fernmeldewesen erläutert, die sich seit etwa 1 Jahr im Aufbau befindet. Die Unternehmenspolitik im internationalen Mietleitungsgeschäft wird hier erstmalig dargelegt und erläutert. Das nunmehr einführungsreife neue Unterhaltungsverfahren für Fernsprechvermittlungsstellen wird mit den Ergebnissen der vorausgegangenen beiden Versuchsphasen vorgestellt. Die weiteren Abhandlungen befassen sich mit dem Fernsprech-Auslandsverkehr, der Frequenzplanung, dem Fernmeldegenehmigungsrecht, der neuen Telexauskunft und dem Fernmeldezeugwesen. Für das deutsche Fernmeldewesen ist in den letzten 12 Monaten eine deutliche Tendenzwende eingetreten. Seit Kriegsende bestand ein fast ununterbrochener Nachfrageboom nach Fernmeldeleistungen, den die Deutsche Bundespost nie voll befriedigen konnte. 1974 schlug im Zuge der weltweiten Wirtschaftsrezession und der Auswirkungen der Olkrise auch das fernmeldetechnische Konjunkturbarometer um. Drastische Investitionsdrosselung, Abbau von Personalüberhängen infolge einschneidender Rationalisierungsmaßnahmen und aktive Marktpolitik mit Teilnehmerwerbung sind Neuland für die Post. Ich erwarte, daß das Fernmeldewesen mit dieser schwierigen Situation fertig wird. Dieser Querschnittsband soll auch aufzeigen, welche Aktivitäten unter dieser Zielsetzung eingeleitet wurden.

Waldemar

Haist

Friedhelm Hillebrand Das Investitionssystem

in der Ortslinientechnik *)

1. Probleme in der Ortslinientechnik 1.1. Mängel in der Aufgabenerfüllung 1.1.1. Bereitstellen von Hauptanschlußleitungen 1.1.2. Bereitstellen von Ortsverbindungsleitungen 1.1.3. Bereitstellen von sonstigen Leitungen im Ortsnetz 1.1.4. Errichten von Teilnehmereinrichtungen 1.2. Mängelursachen 1.2.1. Mängelursachen außerhalb der Fernmeldeämter 1.2.2. Mängelursachen innerhalb der Fernmeldeämter 1.2.2.1. Mängelursachen im System 1.2.2.2. Mängelursachen in den Funktionen 1.2.2.3. Mängelursachen in den Zielsetzungen 2. Vo rhaben zur Anpassung des bestehenden Investitionssystems der Ortslinientechnik an die veränderte Situation 2.1 . Die erste Phase (1970/71) 2.1.1. Programmabwicklungssystem (Arbeitssteuerung und Terminplanung) 2.1.2. Klassifizierung 2.1.3. Mittelsteuerung (Modell 1) 2.2. Die zweite Phase (1971—1974) 2.2.1. Investitionslenkung (Modell 2) 2.2.2. Programmplanung 2.2.3. Koordinierung der Vorhaben „Inbetriebnahme eines AsB” 2.2.4. Objektplanung 2.2.5. Bauübersichten und Bedarfsanzeigen 2.2.6. Durchführung von Bauvorhaben 2.3, Die dritte Phase (1974—1977) 2.3.1. Erproben und Einführen der neuen Teilsysteme 2.3.2. Anwenden und Anpassen der neuen Teilsysteme 3. Grundzüge des künftigen Investitionssystems St . Leistungsmerkmale 3.1.1. Leistungsmerkmale nach außen 3.1.2. Humaner Aspekt oder Leistungsfähigkeit nach innen Sieh Schwerpunkte der Veränderung 3.2.1. Hauptmerkmale der Veränderung 3.2.2. Zielfindung und -setzung mit der „Investitionslenkung“ 3.2.3. Optimale Programme mit der „Programmplanung“ 3.2.4. Optimale Bauvorhaben mit der „Objektplanung” 3.2.5. Rationelle Arbeitsdurchführung mit der ,, Programmabwicklung” aos Investitionslenkung für BPM, OPDn, FÄ 3.3.1. Grundfunktionen der Investitionslenkung 3.3.2. Aufbau und Wirkungsweise des Systems der globalen Investitionslenkung *) Der eilige Leser kann sich zunächst auf die Kapitel 1, 3 und 8 beschränken. Sie geben einen Überblick über das geänderte Investitionssystem in der Ortslinientechnik. Die Kapitel 4 bis 7 sind auch getrennt für sich verständlich, da sie die Teilsysteme im einzelnen beschreiben.

W.

Haist,

F. Hillebrand

3.4. System der Programmplanung und Abwicklung innerhalb der Fernmeldeämter 3.4.1. Überblick 3.4.2. Erkennen und Decken des ungedeckten Bedarfes im Einzelfall 3.4.3. System zur Deckung vieler Bedarfsfälle 3.4.3.1. Konzept 3.4.3.2. Elemente des Systems 3.4.3.3. Beziehungen zwischen den Elementen des Systems 3.4.4. Wirkungsweise des Systems 3.4.4.1. Betriebsarten, Zeitraster und Dynamik des Systems 3.4.4.2. Programmplanung 3.4.4.3. Programmabwicklung 3.4.4.4. Ergebniskontrolle 4. Globale Zielfindung und Zielsetzung mit Hilfe der Investitionslenkung 4.1. Überblick 4.2. Statistische Größen und Zusammenhänge in Ortsleitungsnetzen 4.2.1. Statistische Zusammenhänge im Anschlußleitungsnetz 4.2.1.1. Leitungsbestand und -bedarf 4.2.1.2. Entwicklungsmodell des Anschlu£fleitungsnetzes 4.2.1.3. Netzzustandsgrößen im Anschlußleitungsnetz 4.2.1.4. Bestand, Vorrat, Zugang 4.2.1.5. Leistungsfähigkeit und Vorrat 4.2.2. Statistische Zusammenhänge im Ortsverbindungsleitungsnetz 4.2.2.1. Ursachen des Leitungsbedarfes 4.2.2.2. Entwicklungsmodell des Ortsverbindungsleitungsnetzes 4.2.2.3. Netzzustandsbeschreibung im Ortsverbindungsleitungsnetz 4.2.2.4. Netzzustand, Bestand und Zugang 4.2.3. Ersatz in den Ortsleitungsnetzen 4.2.3.1. Definition 4.2.3.2. Ursachen 4.2.3.3. Rechenverfahren auf Stichprobenbasis 4.2.3.4. Künftiges Rechenverfahren 4.2.4. Zusammenhang zwischen Mitteln und Leitungsmengen 4.3. Berechnungsverfahren 4.3.1. Bedarfsberechnung 4.3.1.1. Zielvorgaben 4.3.1.2. Erweiterungsbedarf im Anschlußleitungsnetz 4.3.1.3. Erweiterungsbedarf im Ortsverbindungsleitungsnetz 4.3.1.4. Ersatzbedarf im Anschluß- und Ortsverbindungsleitungsnetz 4.3.1.5. Jahresraten für Verschnitt, DAkm und Mittel 4.3.1.6. Bedarfsberechnung für mehrere Bereiche 4.3.2. Abstimmen des Mittelbedarfes mehrerer Unterbereiche mit dem verfügbaren Mittelvolumen des Oberbereiches 4.3.3. Berechnung von Investitionsplänen aus vorgegebenen Mitteln 4.3.3.1. Berechnung der jährlichen Investitionsraten für Ortsverbindungsund Anschlußleitungen 4.3.3.2. Aufteilung der Anschlußleitungs-Investitionsrate in einen Ersatzund einen Erweiterungsanteil 4.3.3.3. Berechnung des Anschlußleitungs-Bestandes, des Mittleren Leitungsvorrats und des Erwartungsbereiches der Warteliste 4.4. Das Arbeitsverfahren zur Investitionslenkung 4.4.1. Aufgabengliederung 4.4.2. Überblick über die Funktionsverteilung 4.4.3. Arbeitsprogramm für den Regelablauf 4.5. Bereitstellung der Datei 4.5.1. Datei für die Berechnung langfristiger Investitionspläne 4.5.2. Datei für die Berechnung mittelfristiger Investitionspläne 4.5.2.1. Aufbau und Inhalt der Datei 4.5.2.2. Vorbearbeitung der Datei 4.5.2.3. Endbearbeitung der Datei 10

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

4.6. Berechnung von Investitionsplänen 4.6.1. Aufträge und Vorgaben 4.6.2. Rechnerausgaben 4.6.3. Berechnungen aufgrund von BPM-Aufträgen 4.6.3.1. Langfristiger Investitionsplan für das Bundesgebiet 4.6.3.2. Mittelfristiger Investitionsplan für das Bundesgebiet 4.6.3.3. Mittelfristige Investitionspläne für die OPDn 4.6.4. Berechnungen aufgrund von OPD-Aufträgen 4.6.4.1. Mittelfristiger Investitionsplan der OPD 4.6.4.2. Mittelfristige Investitionspläne der OPD und ihrer FÄ 4.7. Ergebniskontrolle und Abweichungsanalysen 4.7.1. Der Kostenfaktor DM/DAkm 4.7.2. Prozentsatz der nicht herstellbaren Hauptanschlüsse 4.7.3. Ersatzumfang 5. Programmplanung in der Ortslinientechnik 5.1. Erkennen und Decken des ungedeckten Bedarfes im Einzelfall 5.1.1. Standardarbeitsablauf und Planungskarten 5.1.2. Bedarfserkennung 5.1.2.1. Aufgabe und Zweck 5.1.2.2. Bedarfserkennung durch Verarbeitung externer Informationen 5.1.2.3. Bedarfserkennung anhand von Bestands- und Bedarfskarten 5.1.3. Planungsverfahren zur Objektbestimmung 5.1.3.1. Entwicklungsplanung 5.1.3.2. Vorschauplanung 5.1.4. Arbeitsverfahren zur Durchführung der Bauvorhaben 3.2. Elemente des Systems zur Deckung vieler Bedarfsfälle 5.2.1. Bauvorhabenkartei und Bedarfsprogramm 5.2.2. Ausbauprogramm 5.2.3. Arbeitsprogramm 5.2.4. Übersichtsinformationen 5.2.4.1. Definition und Funktion 5.2.4.2. Netzzustand im Ortsanschlußleitungsnetz 5.2.4.3. Netzzustand im Ortsverbindungsleitungsnetz 5.2.4.4. Stand der Entwicklungsplanungen 5.2.4.5. Stand der Vorschauplanungen 5.2.4.6. Nachweis der Arbeitserledigung zum Arbeitsprogramm der Planungsstelle für Linien 5.3. Wirkungsweise des Systems pep Pal Zielfindung und -setzung 5.3.1.1. Operationale Ziele fiir das Ausbauprogramm 5.3.1.2. Ziele fiir das Arbeitsprogramm der Planungsstelle 5.3.2. Aufstellen des Ausbau- und Arbeitsprogramms und der Ubersichtsinformationen 5.3.2.1. Systematische und vollständige Bedarfserkennung 5.3.2.2. Ermitteln der Bauvorhaben für volle Bedarfsdeckung 5.3.2.3. Vorveranschlagen und Klassifizieren der Bauvorhaben für volle Bedarfsdeckung 5.3.2.4. Vorauswahl der Bauvorhaben nach Zielen und Mitteln 5.3.2.5. Berücksichtigen der Arbeitskapazität von Bauausführung und -vorbereitung 5.3.2.6. Vorauswahl der Planungsarbeiten nach Zielen und Arbeitskapazität der Planungsstelle 5.3.2.7. Prüfen und Genehmigen der Programme durch die Amtsleitung 5.3.2.8. Aufstellen der Übersichtsinformationen . Durchführen und Aktualisieren der Programme und Übersichtsinformationen 5.3.3.1. Aktualisieren der Bauvorhabenkartei und des Bedarfsprogramms 5.3.3.2. Durchführen und Aktualisieren des Ausbauprogramms EL

W.

Haist,

F. Hillebrand

5.3.3.3. Durchführen und Aktualisieren des Arbeitsprogramms der Planungsstelle 5.3.3.4. Aktualisieren der Ubersichtsinformationen 5.4. Ergebniskontrolle 6. Programmabwicklung (Arbeitssteuerung und Terminplanung) 6.1. Wirkungsweise des Systems 6.2. Schwerpunkte der Veränderung 6.2.1. Koordinierung der Phasen eines Bauvorhabens 6.2.2. Zielorientierte, rationelle Störungsausregelung 6.2.3. Frühwarnsystem 6.2.4. Aktive Störungsverhinderung 6.2.5. Wirkungsweise als determiniertes System 6.2.6. Humaner Aspekt 6.3. Vorteile aus der Sicht der einzelnen Funktionsträger 6.4. Grenzen des Systems der Terminplanung und Arbeitssteuerung 7. Koordinierung der Vorhaben „Inbetriebnahme eines AsB” 7.1. Grundzüge 7.2. Normalablauf und Hauptereignisse 7.2.1. Der Standardnetzplan 7.2.2. Haupt- und Nebenereignisse 7.2.3. Termine für Hauptereignisse 7.2.3.1. Soll-Termine 7.2.3.2. Kritische Termine 7.2.3.3. Ist-Termine 7.3. Das Programm für ONB/AsB und seine Darstellung 7.3.1. Inhalt des Programms 7.3.2. Darstellung des Programms für die Amtsleitung 7.3.3. Information der Dienststellen 7.4. Die Verarbeitung externer Informationen 7.4.1. Neuaufnahme eines Vorhabens in einem Anschlußbereich 7.4.2. Aktualisieren (außer Erfassen von Ist-Daten) 7.5. Auswerten und Überwachen des Programms 7.5.1. Laufende Auswertung 7.5.2. Jahresauswertung 8. Zusammenfassung und Ausblick 8.1. Allgemeines 8.2. Rückblick 8.3. Nutzung der Daten aus den Teilsystemen als Führungsinformationen für BPM und OPDn 8.4. Ausblick 9. Schrifttum Vorbemerkungen In den sechziger Jahren ging man von der mehr durch Erfahrung bestimmten Ortsnetzplanung zu einer mathematisch fundierten Planung über mit dem Ziel einer Kostenminimierung für die Investitionen im Ortsnetz [1 und 2]. Als Folge davon wurden die Ausbauzeitabschnitte in den einzelnen Netzteilen länger, insbesondere in den Netzausläufern. Diese längeren Ausbauabschnitte erforderten die Einführung einer Entwicklungsplanung, um die Frage nach den Anforderungen an das Netz am Ende der langen Ausbauabschnitte beantworten zu können. Wegen der unterschiedlichen Ausbauabschnitte war es nicht mehr möglich, den bis dahin üblichen rollierenden Ausbau der Netzteile fortzuführen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit einer Programmplanung, 12

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

um erkennen zu können, welche Bereiche zu welcher Zeit unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Mittel ausgebaut werden sollen. Einzelmaßnahmen waren aufgrund der mathematischen Modelle ohnehin optimiert. Früher hatte man die Ausbauabschnitte dem Geldvolumen angepaßt. Jetzt mußte man sich entscheiden, welche Bauvorhaben in die Programme aufgenommen werden sollten und welche nicht. Eine solche Programmplanung aufgrund von Einzelbauvorhaben erforderte die Kenntnis möglichst vieler Objekte mit einer geringeren Genauigkeit als die der Ausbauplanung. Aus diesem Grunde wurde eine Planung notwendig, die zwischen Entwicklungs- und Ausbauplanung lag. Sie sollte den Forderungen der Programmplanung genügen, jedoch ohne den Aufwand der Ausbauplanung. Dieser neue Planungstyp ist die Vorschauplanung. Selbstverständlich können am Beginn der Ausbauplanung (etwa ein Jahr vor Beginn des Investitionsjahres) noch nicht alle Einzelbauvorhaben

des Investitionsjahres bekannt sein. Da aber das Programm aus formalen

Gründen und um die Mittel festlegen zu können, vollständig sein mußte, wurden ,,Scheinbauvorhaben” in die Programme aufgenommen. Als Folge davon mußten häufig diese Planungen später wieder geändert werden, weil sie neuen Erkenntnissen vor der Durchführung nicht mehr entsprachen. Entweder wurde unnötige Planungsarbeit geleistet oder man führte diese nicht mehr optimalen Bauvorhaben durch. Es war also ein von Bauvorhaben unabhängiges Investitionslenkungsverfahren notwendig, das die Ziele (Umfang der Warteliste, Leistungsfähigkeit der Netze) für die einzelnen Bereiche festlegt und die dazu notwendigen Randbedingungen (Kabelmengen, Geld) vorgibt. Mit einem solchen Steuerungsverfahren lassen sich schon zu Beginn der Ausbauplanungsperiode die Voraussetzungen auch für die Bauvorbereitungen und die Baudurchführung schaffen, ohne daß jedes einzelne Bauvorhaben bereits bekannt ist. Die Baumaßnahmen können dann geplant werden, sobald ihre Notwendigkeit erkannt und ihre Durchführung gesichert ist. Erst durch diese Kombination eines von Bauvorhaben unabhängigen Investitionssteuerungsverfahrens mit einem Programmplanungsverfahren aufgrund von Einzelbauvorhaben lassen sich die Investitionen optimal planen. Eine globale Investitionssteuerung war aber auch aus anderen Gründen notwendig: Zahl und Umfang der Bauvorhaben stiegen seit den fünfziger Jahren sehr stark an. Wurden im Jahre 1950 erst 0,5 Mio. Doppeladerkilometer (DAkm) eingebaut, so waren es im Jahre 1960 bereits 2 Mio. DAkm und im Jahre 1970 etwa 8 Mio. DAkm. Die seitherige Mittelverteilungsmethode des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen (BPM) war bei kleinem Investitionsvolumen entstanden

und wurde bei großen Investitionsmengen unbefriedigend. Dies zeigen

auch die unterschiedlichen Wartelisten in den einzelnen OPD-Bezirken. Solange man die Investitionen nur über die Mittel steuerte, war nicht zu erkennen, ob der jeweilige Bereich zu wenig Mittel hatte oder sie nur falsch investierte. Außerdem verbreitete sich der Irrtum, daß die Mittelausgabe das Ziel der Investitionen sei. In diesem Zusammenhang sei nur an die Anstrengungen erinnert, bis zum Jahresende genau die zugeteilten 13

W.

Haist,

F. Hillebrand

Mittel auszugeben. Es wurde nicht immer erkannt, daß das Geld stets nur als eine Randbedingung angesehen werden kann. Deshalb wurde auch aus diesen Gründen ein Investitionssteuerungsverfahren notwendig, das es dem BPM ermöglichte, in einzelnen Bereichen Ziele vorzugeben (Umfang der Warteliste, Leistungsfähigkeit der Netze) und die Hilfsmittel dafür bereitzustellen (Geld, Kabel, Personal usw.). Ein solches Verfahren ermöglicht es, die Arbeit der Bezirke auch am Erreichen von quantifizierten Zielen (Ergebnissen) und nicht nur am Erfüllen von Vorschriften zu messen. Diese Ergebniskontrolle ist eine Voraussetzung, um Vorschriften (Fernmeldebauordnungen FBO, Arbeitsanweisungen usw.) in „Pflichtlinien“ und „Richtlinien“ einzuteilen. Die ,,Pflichtlinien” wären dann — auf das Wesentliche beschränkt — verbindliche Vorschriften, die aus Gründen der Einheitlichkeit oder/und aus rechtlichen Gründen überall gleich gehandhabt werden müssen. Die „Richtlinien“ dagegen hätten dann nur noch den Charakter von Vorschlägen, aus denen die Bezirke und Ämter die für sie zweckmäßigsten auswählen können. Optimierte Programme allein genügen jedoch nicht, um rationell zu investieren. Dafür ist noch eine Programmdurchführungssteuerung (Terminplanung) erforderlich. Sie sorgt dafür, daß die notwendigen Arbeiten mit dem geringsten Aufwand erledigt und Störungen schnell, rationell und zielgerichtet ausgeregelt werden. Neue Erkenntnisse im Bereich der Objektplanung erforderten außer Entwicklungsplanungen für Anschlußbereiche auch solche für Kabelverzweiger-Bereiche. Weiterhin erwies es sich als zweckmäßig, anlagenbezogene Entwicklungsplanungen einzuführen, nämlich für Ortsverbindungskabel, für Hauptkabel und für Kabelkanäle. Problematisch war schon immer die Koordinierung zwischen Grundstückskauf, Ortslinienplanung, Hochbau und Bau der Ortsvermittlungsstellen. Da die Entwicklungsplanung Grundlagen für die optimale Steuerung dieser Einzelmaßnahmen bot, lag es nahe, ein Programmaufstellungsund Durchführungsverfahren für Anschlußbereiche zu schaffen. Nicht zuletzt mußten auch die Anleitungen dem technischen Fortschritt angepaßt werden. 1. Probleme

für die Bauausführung

in der Ortslinientechnik

In der Ortslinientechnik der Deutschen Bundespost waren im Durchschnitt des Jahres 1973 18 400 eigene Kräfte und 18 600 fremde Kräfte beschäftigt. Bei dieser Größenordnung muß man es sich genau überlegen, ob man organisatorische Änderungen vornehmen will. Jede Änderung bringt zunächst Schwierigkeiten, erhöht vorübergehend die Kosten und die Fehlerrate. Geändert werden sollte deshalb nur dann, wenn dadurch die „Produkte“ dieser Organisation besser oder billiger werden. Was „produziert“ nun die Ortslinientechnik? Endprodukte sind die Hauptanschlußleitungen, die Ortsverbindungsleitungen, sonstige Leitungen sowie die Teilnehmereinrichtungen. Kabelkanalanlagen sind bei dieser Betrachtung als Teile der Endprodukte aufzufassen. Die Frage lautet nun: Werden diese Produkte richtig und rechtzeitig erstellt? 14

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

In diesem Zusammenhang ist es sehr bemerkenswert, daß Klagen über die Qualität dieser Endprodukte kaum zu hören sind. Dies ist nicht selbstverständlich, wenn man die Qualität bestimmter Industrieprodukte betrachtet. Dort werden Verschlechterungen nicht nur in Kauf genommen, sondern teilweise sogar angestrebt, um über eine verkürzte Lebensdauer die Nachfrage anzureizen und um die Herstellungskosten zu senken. Bei der Ortslinientechnik klagt man über das zu teure, zu späte und zu langsame Erstellen ihrer Produkte. Außerdem fällt als Mangel auf, daß in den einzelnen Bereichen die ,,Lieferfahigkeit” unterschiedlich ist. Diese Mängel können durch eine Vielzahl von Ursachen und häufig sogar von ganzen Ursachenketten erklärt werden. Mitunter kann auch eine einzelne Ursache der Grund für viele Mängel sein. Eine offene Rechenschaft über Mängel und Mängelursachen kann zwar für eine unfaire Argumentation mißbraucht werden, sie ist jedoch eine unerläßliche Voraussetzung für die Verbesserung des bestehenden Zustandes. Dieser Weg muß gegangen werden, weil sonst die Gefahr besteht, daß entweder nichts verbessert oder nur aus organisatorischem oder rechtlichem Perfektionsstreben geändert wird. Ob ein bestehender Zustand zu ändern ist, hängt ab von den Möglichkeiten, dem Aufwand und den damit zu erzielenden Ergebnissen. Dabei muß bedacht werden, daß auch hier Prioritäten gesetzt werden mußten, um bei der Vielzahl der häufig anstehenden Änderungen Beeinträchtigungen des Betriebsgeschehens zu vermeiden. 1.1. Mängel in der Aufgabenerfüllung 1.1.1.

Bereitstellen von Hauptanschlußleitungen

Die „Lieferfähigkeit“ ist regional unterschiedlich. In einzelnen Bereichen kann den Anforderungen an Hauptanschlußleitungen sofort entsprochen werden, in anderen dagegen fehlen die geforderten Hauptanschlußleitungen. Die Warteliste ist unterschiedlich groß. Der Teilnehmer bemängelt, daß es überhaupt eine Warteliste gibt und daß gelegentlich sehr lange Wartezeiten auftreten. Unternehmenspolitisch kann dagegen ein Auftragspolster in Form einer Warteliste durchaus vorteilhaft sein. Außerdem ist zu fragen, ob die Produktion von Hauptanschlußleitungen nicht insgesamt zu teuer ist. Sind unsere Produktionsverfahren von der Planung über die Bauvorbereitung bis hin zur Abnahme der Anlagen zu kostenaufwendig? Wie sind die regionalen Unterschiede der Kosten zu erklären? Bei der Produktion von Hauptanschlußleitungen treten also folgende Mängel auf: In den einzelnen Bereichen ist die Warteliste unterschiedlich groß. Weitere Mängel sind das Auftreten einer Warteliste und lange Wartezeiten. Letztlich müssen auch die Kosten betrachtet werden. 1.1.2. Bereitstellen von

Ortsverbindungsleitungen

Hier treten im Prinzip die gleichen Mängel auf wie beim Bereitstellen von Hauptanschlußleitungen. Der Teilnehmer ist dadurch jedoch — anders als bei der Hauptanschlußleitung — nur durch mehr Besetztfälle betroffen. Durch Mängel in der Bedarfsprognose und der Planung sowie durch die unterschiedlichen Zuständigkeiten für das Beschalten dieser Anlagen ergeben sich mitunter unvorhergesehene Engpässe. 15

W. 1.1.3.

Bereitstellen

von

Haist,

sonstigen

F. Hillebrand Leitungen

im Ortsnetz

Sonstige Leitungen sind Nebenanschlußleitungen, Querverbindungsleitungen, Abzweigleitungen, Leitungen für besondere Zwecke sowie Leitungen in den öffentlichen Telex-, Datex- oder Bildübertragungsnetzen. Für sie gilt das in Abschnitt 1.1.1 und 1.1.2 Gesagte entsprechend. Ihr Anteil am Ortsleitungsnetz ist jedoch gering. 1.1.4. Errichten von

Teilnehmereinrichtungen

Warteliste und Wartezeiten sind vor allem im Errichten der Leitungen

begründet. Beim Errichten von Teilnehmereinrichtungen

sind eigentlich

nur Mängel im Bereich der Kosten zu sehen. 1.2. Mängelursachen Wie schon erwähnt (vgl. Bild 1 a), kann ein Mangel an den Produkten viele Ursachen haben. Die erste Gruppe der Mängelursachen liegt außerhalb der Fernmeldeämter (FA) entweder bei Oberpostdirektionen (OPDn), Fernmeldetechnischem Zentralamt (FTZ), Posttechnischem Zentralamt (PTZ) und BPM oder außerhalb der Deutschen Bundespost. Die zweite sind die Ursachen innerhalb der Fernmeldeämter. 1.2.1.

Mängelursachen

außerhalb

der Fernmeldeämter

Ursachen für Mängel außerhalb der Deutschen Bundespost sind z.B. das öffentliche Dienstrecht oder die Erwartung der Öffentlichkeit, daß die Post sich gleichzeitig wie eine Verwaltung und wie ein Unternehmen verhalten soll. Beispiele für Mängelursachen im Bereich der Deutschen Bundespost, aber außerhalb der Fernmeldeämter, sind eine unzweckmäßige Mittelverteilung durch das BPM oder die OPDn oder eine fehlende Zielsetzung für die Ämter durch die OPDn. In diesen Bereich gehören auch die Fälle, in FE

AUF GA = E B N

Hauptanschlun-| leitungen errichten Ortsverbindungs! leitungen errichten Sonstige Leitungen errichten TeilnehmerEinrichtungen errichten

Warteliste Wartezeit Kosten Besetztfälle Belegung Kosten Verfügbarkeit Kasten | Kosten

BPM | FIZ außerhalb DBP

OPD n

auNerhalb der FA

Bild 1a. Beziehungen Mängelursachen 16

zwischen

Aufgaben,

Mängeln

Funktion | System innerhalb

Ziel -

|setzung

der FA

bei der Aufgabenerfiillung

und

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

denen die OPD Ausführungsfunktionen wahrnimmt, die eigentlich mit Aufgaben der Ämter koordiniert werden müßten, und statt dessen Entscheidungen mit der Autorität der vorgesetzten Behörde durchsetzt. 1.2.2.

Mängelursachen

innerhalb

der Fernmeldeämter

Die Ursachen, die in dem Bezugsbereich Fernmeldeamt selbst liegen, kann man in drei Ursachenfelder aufteilen (vgl. Bild 1): Im ersten Feld liegt das System Fernmeldeamt selbst; es ist nicht richtig konstruiert und deshalb treten bei der Arbeit dieses Systems Mängel auf. Das zweite Feld umfaßt Mängel, die auftreten, obwohl das System richtig konstruiert ist, aber nicht richtig bedient oder behandelt wird. Das dritte Ursachenfeld umfaßt die Zielsetzungen und Erwartungen. Hier können Mängel auftreten, weil man dem Mensch-Mittel-System Fernmeldeamt falsche Ziele gesetzt hat, bzw. weil sich dieses System selbst falsche Ziele gesetzt hat. 1.2.2.1.

Mängelursachen im System

Das System Fernmeldeamt besteht und den Beziehungen zwischen ihnen.

aus

den

Menschen,

den

Mitteln

Die Menschen können ihrer Zahl, ihrer Ausbildung und ihrer Motivation wegen Ursachen der Mängel sein. Beispielsweise kann der Personalmangel ein Grund sein, daß bestimmte Aufgaben nicht richtig erledigt werden. Die Personalfluktuation ist eine weitere Ursache für Mängel. Der große Bereich der Motivation soll nur kurz angeschnitten werden. Es kann eine zu geringe Leistungsmotivation vorliegen. Die Menschen können zum ordnungsgemäßen Aufgabenvollzug erzogen worden sein, statt zum erfolgswirksamen. Sie können nach Perfektion streben ohne Rücksicht auf Kosten. Sie können auf zentrale Regelungen warten, statt Eigeninitiative zu entwickeln. Sie können im Einzelfalldenken befangen sein und nicht im Gesamtzusammenhang denken, und sie können schließlich dem uralten Grundsatz folgen „nur nicht auffallen“. Auch die Mittel (Arbeitsmittel) können nach Zahl und Güte Ursachen für Mängel sein. Es sei nur darauf hingewiesen, wie stark beispielsweise die Effektivität eines Planungsingenieurs sinken würde, wenn man die Ausgaben für einen Rechenschieber einsparen wollte. Solche „Ersparnisse“ ständen in keinem Verhältnis zu den Mehrausgaben wegen gesunkener Arbeitseffektivität des Ingenieurs. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Elementen des Mittel-Systems ,,Fernmeldeamt” haben die Aufbauorganisation, lauforganisation und den Arbeitsstil zur Grundlage. Die Aufbauorganisation verteilen.

kann

die

Zuständigkeiten

Menschdie Ab-

unzweckmäßig

In dem Bereich der Ablauforganisation liegen die folgenden Mängelursachen: unzureichende Koordinierungsverfahren für die Bauvorhaben oder ihre einzelnen Phasen, unvollkommene Übersichtsinformationssysteme, unzureichende Bedarfserkennungsverfahren und fehlende Investitionsstrategien der einzelnen Bereiche. Hierher gehören auch die vielen zentralen Vorschriften, die oft bis ins einzelne gehen und die Eigeninitia2 Fernmeldewesen

17

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19

2*

W.

Haist,

F. Hillebrand

tive hemmen können. Weiterhin ist zu erwähnen, daß die erledigung viel zu stark durch Tagesereignisse bestimmt wird.

Arbeits-

Weitere Ursachen in der Ablauforganisation können zu folgenden Mängeln bei Programmen und Bauvorhaben führen: fehlende Beurteilungsmöglichkeiten für Nutzen von Maßnahmen und die Gesamtsituation, fehlende Optimierung und Kontrolle. Neben der Aufbau- und Ablauforganisation prägt auch der Arbeitsstil sehr stark die Beziehungen der Menschen untereinander. Er unterliegt gruppendynamischen Gesetzen und kann von einzelnen Gruppenmitgliedern nur in Grenzen beeinflußt werden, denn es sind nie die Ausführenden oder die Führenden allein für einen guten oder schlechten Stil verantwortlich. 1.2.2.2.

Mängelursachen

in den Funktionen

Ist das Mensch-Mittel-System funktionstüchtig konstruiert, können trotzdem Mängel auftreten, weil es nicht richtig bedient wird, wenn also Fehler gemacht werden im Bereich der Ausführungsfunktion, der Führungsfunktion, der Informations- und der Kontrollfunktion. Arbeitet ein Sachbearbeiter fehlerhaft, kann dies durch eine noch so gute Organisation nicht vermieden werden. Wichtig ist vor allem die Wahrnehmung der Führungsfunktion. Wenn Führungskräfte — von der Unternehmensspitze bis zur Aufsicht im Betriebsdienst — ihre Aufgaben nicht wahrnehmen, kann das ganze System nicht richtig funktionieren. Weder Ausführende noch Führende können trotz besten Willens Fehler vermeiden, wenn sie nicht über die Gesamtsituation und die Ziele informiert sind. Es müssen Kontrollen möglich sein, vor allem Selbstkontrolle, aber auch Fremdkontrolle durch Vorgesetzte. 1.2.2.3.

Mängelursachen

in den Zielsetzungen

Wird ein funktionstüchtiges Mensch-Mittel-System Fernmeldeamt richtig bedient, kann es trotzdem mangelhaft arbeiten, weil keine oder falsche Ziele gesetzt wurden. Die gleichen Schwierigkeiten treten auf, wenn Ziele nur so allgemein angegeben werden, daß sie sich nicht ohne weiteres in konkrete Handlungen des Fernmeldeamtes umsetzen lassen. Beispiele hierfür sind Anweisungen wie „sparsam wirtschaften” oder „optimal investieren“. Wichtig ist auch, Zielkonflikte offenzulegen und auszutragen. In der Vergangenheit hat man dem Fernmeldewesen die Ziele gesetzt, die Warteliste abzubauen, Vorräte gering zu halten und die Einzelmaßnahmen wirtschaftlich zu gestalten. Wenn die einzelnen Bauvorhaben mit wirtschaftlichen Ausbauabschnitten gebaut werden sollen, entsteht zwischen den beiden anderen Zielen ein Konflikt. Er ist dann ausgetragen, wenn man entweder den Abbau der Warteliste fordert und höhere Vorräte in Kauf nimmt oder aber geringe Vorräte fordert und die höhere Warteliste akzeptiert. Ein anderer Zielkonflikt entstünde, wenn man gleichzeitig die Wirksamkeit der Investitionen erhöhen und Personal in den Planungsstellen einsparen wollte. 20

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Neben Sachzielsetzungen können auch Formalzielsetzungen eine vernünftige Aufgabenerfüllung erschweren, z.B. Perfektion ohne Rücksicht auf die Kosten, extreme Auslegung des Gleichheitsgrundsatzes oder Priorität für ordnungsgemäßen Aufgabenvollzug. Hierher gehören auch die Vorschriften des Haushaltsrechts (und ihre Auslegung durch die dafür zuständigen Stellen). Ein bekanntes Beispiel ist die Aufnahme von Bauvorhaben in die Planungsnachweise der Ortslinientechnik nur aus Gründen des Haushaltsrechts (vgl. Vorbemerkungen). Eine weitere Mängelursache in den Formalzielsetzungen sind die einjährigen Haushaltsabschnitte und das Fehlen verbindlicher mittelfristiger Haushalte. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten für optimale Investitionen sind leicht einzusehen, wenn man daran denkt, daß die Hochbauvorhaben, die Voraussetzungen sind für die viel teureren fernmeldetechnischen Bauvorhaben, Jahre vor diesen begonnen werden müssen, ohne daß man weiß, wieviele Mittel man sicher für die fernmeldetechnischen Bauvorhaben hat. 2. Vorhaben zur Anpassung des bestehenden Investitionssystems der Ortslinientechnik an die veränderte Situation Bei Mängeln in einem System muß man sich überlegen, ob eine Änderung notwendig und zweckmäßig ist, d. h., ob das System und seine Produkte durch Änderungen nur anders oder auch besser werden. Bei der hier vorgesehenen Änderung des Investitionssystems soll der Aufwand für die Planung der Programme und der einzelnen Vorhaben erhöht werden. Daher stellt sich die Frage, ob der Planungsaufwand in der Ortslinientechnik heute zu hoch, zu niedrig oder angemessen ist. Wirkung der Investition

0

100% ah a nungskosten (Gesamtkosten konstant)

Bild 2. Wirkung einer Investition als Funktion des Planungsaufwandes (Prinzip)

Man kann sich vorstellen, daß man eine bestimmte Summe für die Planung einer Investition (einschließlich Personalkosten) und für die Investition selbst (Material, Montagekosten usw.) zur Verfügung hat (siehe Bild 2). Dann sind zwei Extreme denkbar. Im einen Fall wird das gesamte Geld in die Planung gesteckt und es steht dann für die Investition selbst kein Geld mehr zur Verfügung. Es ist klar, daß der Effekt der Investition hier gleich null ist. Das andere Extrem ist, daß man kein Geld für die Planung ausgibt und dafür das gesamte Geld in die Investition selbst steckt. Hier wird der Effekt der Investition auch sehr klein sein. Zwischen 21

W.

Haist,

F. Hillebrand

diesen beiden Extremen liegt ein Maximum an Investitionseffekt. Die Frage ist nun, ob in der Ortslinientechnik die Aufwendungen für die Planungen erhöht oder erniedrigt werden müssen, um diesem Maximum näher zu kommen. Eine exakte Antwort auf diese Frage ist sehr schwer zu geben. Bild 3 läßt vermuten, daß die Planungskosten in der Ortslinientechnik eher zu niedrig als zu hoch sind. Daher erscheint eine Systemänderung, die einen erhöhten Planungsaufwand mit sich bringt, gerechtfertigt zu sein.

j Zahl wartender Teilnehmer

:

Erwartungswert Ist- Wert

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/

25.4

ee 151

/

as | 2

e/ / Krafte bei Planungsstellen Mio. DM Investition

0

‘ 05

10

15

Bild 3. Wirkung von Investitionen als Funktion des Planungsaufwandes (Werte der Oberpostdirektionen, ohne Berlin, Stand 31. 12. 72)

Das System muß auch während einer Änderung voll arbeitsfähig bleiben. Hinzu kommt, daß für die Änderung nur eine begrenzte Arbeitskapazität verfügbar ist. Man darf deshalb nur Teilsysteme schrittweise austauschen und muß mit den Teilen beginnen, deren Austausch die größte Verringerung der Mängel mit sich bringt (vgl. Bild 4). 22

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W.

Haist,

F. Hillebrand

2.1. Die erste Phase (1970/71) 2.1.1.

Programmabwicklungssystem planung)

(Arbeitssteuerung

und

Termin-

Ende der sechziger Jahre waren bei verschiedenen Fernmeldeämtern unterschiedliche Programmabwicklungssysteme gewachsen. In der damaligen Situation des Nachfragebooms war die Programmplanung weniger vordringlich als die Programmabwicklung. Anfang 1970 erhielt eine Arbeitsgruppe den Auftrag, die vorhandenen Programmabwicklungssysteme zusammenzufassen und eine Arbeitsanweisung zu entwerfen, die bundesweit eingeführt werden konnte. Die Arbeitsanweisung lag Ende 1970 vor. Die Fernmeldeämter konnten ihr Ausbauprogramm 1971 bereits über das neue Programmabwicklungssystem (Terminplanung) steuern. 2.1.2.

Klassifizierung

Auch das Bedürfnis für Verfahren zur Programmplanung war vorhanden. Verschiedene Vorarbeiten brachten jedoch keine umfassende Lösung in Sicht. Deshalb wurde als erster Schritt eine Bauvorhabenbeschreibung durch Klassifizierung entwickelt. Sie erlaubt einen Vergleich der Bauvorhaben durch wenige formalisierte Gesichtspunkte. Diese Übersichtlichkeit wurde mit einem Verlust an Genauigkeit erkauft. Am 19. 5. 1970 wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die bis zum Herbst 1970 eine Arbeitsanweisung für die Klassifizierung ausarbeitete, die in die Fernmeldebauordnung 4 aufgenommen wurde. 2.1.3.

Mittelsteuerung

(Modell

1)

Die Mittel für die Linientechnik wurden seinerzeit aufgrund vieler und sehr genauer Unterlagen auf die OPDn verteilt. Das Verfahren war sehr subtil und berücksichtigte viele Einflußgrößen. Es war jedoch für die OPDn nicht nachvollziehbar. Deshalb wurde zunächst ein einfaches, aber nachvollziehbares Verfahren (Modell 1) entwickelt. Grundlage für die jeder OPD zuzuteilenden Mittel war das Produkt aus der Zahl der einzurichtenden Hauptanschlüsse mit den mittleren Kosten je Hauptanschluß. Diese Kosten wurden individuell je OPD als Fünf-Jahres-Durchschnittswert ermittelt. Diese Grundgröße wurde dann nach zusätzlichen Gesichtspunkten ergänzt. Das Verfahren konnte nur ein Zwischenschritt sein, weil der Netzzustand der Bezirke nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Außerdem sind die Kosten je Hauptanschluß eine problematische Größe, weil sie den örtlich und sachlich richtigen Mitteleinsatz nicht widerspiegeln. Die Mittelsteuerung (Modell 1) wurde später durch das Verfahren der Investitionslenkung (Modell 2) abgelöst (vgl. Abschnitt 2.2.1). 2.2. Die zweite Phase (1971—1974) und und 24

Nach Abschluß der ersten Phase wurden die Investitionslenkung die Programmplanung aufgegriffen. Auch für die Objektplanung die Bauausführung ergaben sich neue Gesichtspunkte. Parallel dazu

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

waren Planung und Abwicklung von Bauübersichten und die Behandlung von Bedarfsanzeigen neu zu regeln. Umfang und Komplexität der Aufgaben und die notwendige Praxisnähe erforderten den Einsatz von Projektgruppen. Diese sollten in enger Zusammenarbeit untereinander und mit dem zuständigen Referat des Bundespostministeriums die Systeme erarbeiten (vgl. Bild 4). Aufgrund der von einer kleinen ,,Urgruppe” vorgelegten Konzepte berief das Bundespostministerium am 9. 5. 1972 die Projektgruppe „Programm- und Objektplanung in der Ortslinientechnik“. Sie bestand zuletzt aus einer Zentralgruppe, drei Sondergruppen und sieben Untergruppen mit insgesamt 39 Mitgliedern (Bild 5). Die Arbeiten werden voraussichtlich Ende 1974 abgeschlossen sein.

BPM

Zentralgruppe Gruppe Untergruppe Program - Hinvestitionsmierung lenkung

lesegruppe FBO 1

L$

Untergruppe lentwickl Pig. ONBIASB Untergrup OVkPlanung

ISondergruppe Programm ir ONBIASB

Untergruppd Untergruppe] Untergrup Bedarfs ArbeitsBedarfs erkennun programm | |programm Programmplanungsuntergruppen

Bild 5. Aufbauorganisation der Projektgruppe Ortslinientechnik“ (Stand 30. 5. 1974)

Untergruppet Ask-.KKPlanung Objektplanungsuntergruppe „Programm-

und Objektplanung in der

Eine zweite Projektgruppe wurde für den Bereich Bauübersichten und Bedarfsanzeigen eingerichtet. Die Arbeiten für die neuen Arbeitsanweisungen der Baudurchführung (FBO 10, 11 und 12) wurden durch drei weitere Arbeitsgruppen ebenfalls in diesem Zeitraum aufgegriffen und erfolgreich abgeschlossen. 2.2.1.

Investitionslenkung

(Modell 2)

Neben einer besseren Mittelverteilung (vgl. Abschnitt 2.1.3) war es auch nötig, den mittelfristigen Investitionsbedarf (Sach- und Geldmittel) unabhängig von Bauvorhaben vorausschätzen zu können. Dieser Investitionsbedarf hängt entscheidend von den gesetzten Zielen und den Voraussetzungen in den einzelnen Bereichen ab. Ziele sind hier die Leistungsfähigkeit der Netze (ausgedrückt in der Warteliste) oder die Vorräte. Voraussetzungen sind der Netzzustand und die Nachfragesituation. Das Verfahren nach Modell 2 erfaßt den Netzzustand eines Bereiches und berechnet aufgrund eines empirisch ermittelten Zusammenhangs, wie groß — bei örtlich und sachlich richtiger Investition — die Warteliste sein 25

W.

Haist,

F. Hillebrand

darf. Wird dann auf einen bestimmten Netzzustand hingesteuert, ergibt sich für jeden Bereich die Notwendigkeit, eine bestimmte Menge DAkm einzubauen. Die dafür erforderlichen Mittel lassen sich zwar nur als Durchschnittswert angeben, die Kosten je eingebauten DAkm erlauben aber gezieltere Nachprüfung und Vergleiche zwischen den einzelnen Bereichen. 2.2.2.

Programmplanung

In den fünfziger und sechziger Jahren haben die Objektplanung und ihre Verfahren im Vordergrund gestanden. Durch die stark ansteigende Nachfrage gegen Ende der sechziger Jahre wurden die Fernmeldeämter mit sehr vielen Bauvorhaben belastet. Die Betrachtungsweise wandelte sich daher. Nun stand nicht mehr das Einzelbauvorhaben mit seinen technischen Problemen im Vordergrund, es mußte vielmehr die Gesamtnachfrage betrachtet werden. Engpässe bei der Arbeitskapazität sowie bei den Investitions- und Sachmitteln erschwerten die Arbeitserledigung zusätzlich. Neben die „Terminplanung“ mußte deshalb eine „Programmplanung“ treten, die es ermöglichte, den Gesamtbedarf im Bereich eines Fernmeldeamtes zu erkennen und Maßnahmen zur Bedarfsdeckung in Umrissen anzugeben. Zwischen diesen Maßnahmen muß nach Zielen und Randbedingungen (Arbeitskapazität, Mittel, Kabel) gewählt werden. Erst wenn die Durchführung der Vorhaben sichergestellt ist, brauchen Detailpläne angefertigt zu werden. Da auch mit Engpässen bei der Arbeitskapazität der Planungsstellen zu rechnen ist, muß das System auch eine Auswahl zwischen den verschiedenen Arbeitsarten dieser Dienststelle ermöglichen. Weiterhin soll das System den Führungskräften der Ämter Übersichtsinformationen über den Netzzustand, die Bedarfssituation sowie über den Gesamtstand der Arbeiten bereitstellen. Sie haben so jederzeit eine Übersicht über die Lage und können bei Bedarf eingreifen. 2.2.3. Koordinierung der Vorhaben „Inbetriebnahme eines AsB” Die Entwicklungsplanung der Ortsnetz- und Anschlußbereiche (ONB u. AsB) weist die bis zum Jahr 2000 erforderlichen neuen Anschlußbereiche, Grunderwerbe, Hochbauvorhaben und damit verbundene vermittlungstechnische Bauvorhaben aus. Diese Maßnahmen sind von verschiedenen Fachbereichen im Detail zu planen und durchzuführen. Es sollte nun ein System für die Fernmeldeämter entwickelt werden, das es erlaubt, diese Einzelmaßnahmen nach den Methoden des Projektmanagements zu regeln und zu steuern. Dabei sollte jeweils auch der Zusammenhang der verschiedenen Maßnahmen auf das Ziel „Inbetriebnahme des Anschlußbereiches“ hin sichtbar gemacht werden. Dieses System ist das „Programm für Ortsnetz- und Anschlußbereiche“. 2.2.4.

Objektplanung

Die Entwicklungs- und Ausbauplanung mußten noch um die Vorschauplanung ergänzt werden. Sie erlaubt es, ein Bauvorhaben zunächst nur grob in Umfang und Struktur zu beschreiben. Damit kann man für einen mittelfristigen Zeitraum Vorschaupläne ohne großen Aufwand auf26

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

stellen und dann die Bauvorhaben für das Ausbauprogramm auswählen. Vorschauplanungen werden für Hauptkabel, Ortsverbindungskabel und Kabelkanalanlagen aufgestellt. Außerdem wurden die Entwicklungsplanungsverfahren überarbeitet und ergänzt. 2.2.5.

Bauübersichten

und Bedarfsanzeigen

Kleine Bauvorhaben (bis 5000 DM) werden ohne Bauanschlag mit sogenannten Bauübersichten durchgeführt. Dies soll den Baubezirksstellen die Beweglichkeit geben, mit geringem Verwaltungsaufwand Bedarf schnell decken zu können. Dieses im Ansatz richtige Verfahren war jedoch bislang nicht voll befriedigend, weil der Verwaltungsaufwand und die „Verwaltungslaufzeiten“ immer noch recht hoch waren. Außerdem wurden diese Bauübersichten oft dazu mißbraucht, ordnungsgemäße Planungen zu umgehen und mit „Ketten-Bauübersichten“ das Netz unter kurzfristigen Aspekten und nicht wirtschaftlich auszubauen. Nicht zuletzt fehlte auch der Amtsleitung (meist auch dem Bezirksbauführer) die Übersicht über die „in Bauübersichten anfallende und abfließende“ Arbeit. Durch eine neue „Arbeitsanweisung Bauübersichten“ sollten diese Nachteile vermieden und die ursprüngliche Zielsetzung besser erreicht werden. Da eine Bauübersicht meist durch eine Bedarfsanzeige für eine Leitung ausgelöst wird, mußte auch die Arbeitsanweisung „Bedarfsanzeigen L” überarbeitet werden. Beide Verfahren sind eingeführt und werden daher in diesem Aufsatz nicht beschrieben. 2.2.6.

Durchführung

von

Bauvorhaben

Um wirtschaftlich investieren zu können, reicht es nicht aus, ein optimales Programm- und Objektplanungssystem und ein System zur Durchführungssteuerung zu haben. Man muß darüber hinaus auch Arbeitsanweisungen für die Bauausführung bereitstellen, und zwar für eigene Kräfte wie auch für die Auftragnehmer. Besonders wichtig ist dies, wenn sich die Bauausführung durch neue Techniken stark ändert. Dies galt im Bereich der Kabelkanalanlagen und des Verlegens, Verbindens und Abschließens von Kabeln. Hier wurden drei ältere Telegraphenbauordnungen abgelöst. Die neue Fernmeldebauordnung 10 ,,Kabelkanalanlagen” berücksichtigt besonders die technischen Fortschritte: Kunststoffrohre anstelle von Formsteinen und Fertigteilschächte statt gemauerter Schächte. Weitere Probleme ergaben sich aus der Anpassung an die Neugestaltung der Verkehrswege und der Notwendigkeit, erheblich größere Anlagen als früher zu bauen. Die Fernmeldebauordnung 11 „Verlegen und pneumatisches Überwachen von Fernmeldeaußenkabeln“ behandelt besonders Verlegevorgänge bei Kunststoff- und Koaxialkabeln. Außerdem enthält sie das Verlegen von Kabeln in Gebäuden (Vermittlungsstellen, Kabelaufteilung usw.). Die Fernmeldebauordnung 12 „Verbinden und Abschließen von Fernmeldeaußenkabeln“ beschreibt besonders die neuen Verbindungsund Abschlußtechniken, die bei den kunststoffisolierten Kabeln erforderlich sind. 27

W.

Haist,

F. Hillebrand

2.3. Die dritte Phase (1974—1977) 2.3.1.

Erproben

und Einführen

der neuen

Teilsysteme

Das neue Verfahren „Investitionslenkung“ wird seit Ende 1972 erprobt und soll Ende 1974 eingeführt werden. Von der Arbeitsanweisung ,Programmplanung” werden Teile seit 1973 erprobt. Sie soll 1974/75 eingeführt werden. Ähnliche Systeme, wie sie die Arbeitsanweisung „Programm für Ortsnetz- und Anschlußbereiche” beschreibt, sind bei mehreren Ämtern seit etwa 1972 in Betrieb. Die neue Arbeitsanweisung soll 1974 eingeführt werden. Die neuen Objektplanungsverfahren werden zum Teil schon seit 1971 in einzelnen Ämtern erprobt. Die erweiterte Entwicklungsplanung ist seit 1973 bei einer größeren Zahl von Ämtern im Probebetrieb. Die Arbeitsanweisungen ,,Bauiibersichten” und „Bedarfsanzeigen L” sind nach einer gründlichen Erprobung seit dem 1. 1. 1974 eingeführt. 2.3.2.

Anwenden

und Anpassen

der neuen

Teilsysteme

Die Arbeitsanweisungen für das Gesamtsystem der Programm- und Objektplanung sind nicht am grünen Tisch entstanden, sondern von Fachleuten erarbeitet, gründlich durchdacht und mehrfach kritisch überarbeitet worden. Nun kommt es darauf an, die Arbeitsanweisungen anzuwenden. Anwenden bedeutet, mit ihnen zu arbeiten. Sie sollen nicht als Gesetze oder ,Bau-Rechtsordnungen” verstanden werden, die buchstabengetreu ausgeführt werden müssen, sondern vielmehr als Instrumente, die eine sinnvollere Erfüllung der Aufgabe „Errichten von Fernmeldeanlagen” ermöglichen. Sie enthalten deshalb verbindliche Teile (Pflichtlinien) und empfehlende (Richtlinien). Nach kritischer Betrachtung der eigenen Situation sollen die Ämter die für sie zweckmäßigen Teile der Richtlinie auswählen und gegebenenfalls anpassen. Beim Anpassen von Pflichtteilen muß die Zustimmung der zuständigen Stelle eingeholt werden. 3. Grundzüge

des künftigen Investitionssystems 3.1. Leistungsmerkmale

3.1.1. Leistungsmerkmale

nach außen

Das Investitionssystem muß aus den vorgegebenen Zielen und Randbedingungen unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation Anforderungen ableiten können. Zur Erfüllung dieser Anforderungen hat es Handlungsalternativen zu entwickeln, zu bewerten, zu optimieren und auszuwählen. Die ausgewählten Möglichkeiten sind dann in alternative Handlungs-Programme einzubringen, die wiederum optimiert werden. Das ausgewählte Programm ist unter Ausregelung der Störungen durchzuführen. Schließlich müssen die Ergebnisse mit den Zielsetzungen verglichen und Konsequenzen aus Abweichungen gezogen werden. 3.1.2. Humaner

Aspekt oder Leistungsfähigkeit

nach innen

Ein Investitionssystem wird von den in ihm arbeitenden getragen. Es ist deshalb allein schon unter dem Gesichtspunkt 28

Menschen der Funk-

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

tionsfähigkeit von ausschlaggebender Bedeutung, die Erwartungen und Bedürfnisse dieser Menschen zu berücksichtigen. Die Eigenständigkeit des Einzelnen bei der Arbeitserledigung muß erhöht, seine Verantwortlichkeit klar abgegrenzt und die Fremdbestimmung auf das Unvermeidliche beschränkt werden. Das Gesamtgeschehen muß für jeden Mitarbeiter durchschaubar sein. Er muß Prioritäten und Ziele erkennen können. Sein Anteil an der Gesamtaufgabe und am Erfolg sollte möglichst für ihn und andere sichtbar sein und er muß damit auch sich und seine Arbeit selbst kontrollieren können. Jede arbeitsteilige Organisation verlangt aber zugleich vom Einzelnen Einordnung und Unterordnung unter die Gesamtbelange. Diese unumgängliche Fremdbestimmung muß erträglich gemacht werden durch die Möglichkeit jedes Mitarbeiters, die Ziele, Prioritäten und Maßnahmen durch eigene Vorstellungen mit zu beeinflussen. Viele sachliche Konflikte bei der Aufgabenerledigung lassen sich durch Kooperation besser und schneller lösen als unter Einschaltung der Hierarchie. Die Möglichkeiten zu kooperativer Zusammenarbeit müssen auch deshalb gefördert und ausgeweitet werden. 3.2. Schwerpunkte der Veränderung 3.2.1.

Hauptmerkmale Das

neue

System

der Veränderung erlaubt

einen

zielgesteuerten

Netzausbau,

wobei

definierte Netzzustände und Leistungsfähigkeiten als Vorgabe und Kon-

trollmaßstab dienen. Aufgrund dieser Vorgaben werden auf den verschiedenen Ebenen alternative Investitionspläne, Handlungsprogramme und

Pläne für Einzelvorhaben aufgestellt und optimiert. Eine rationelle Arbeitsabwicklung ist durch abgestimmte Arbeitsprogramme und ein Verfahren zur Störungsausregelung gewährleistet. Die Arbeitsergebnisse sind aus Übersichtsinformationen zu Netzzuständen und zur Arbeitsabwicklung zu ersehen. Dadurch sind Ergebniskontrollen möglich (Bild 6). Bezugsbereich|

Neue

i Teilsysteme

BPM sore

INVESTITIONSLENKUNG

Zeitlicher Horizont kurz nina: fristig|fristig\fristig SLSSSSASSASSASSEA, — boy

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Bedarfserkennung Bedarf sprogramm Ausbauprogramm Arbeitsprogramm Entwicklungsplanung Vorschauplanung Ausbauplanung A usbauprogramm

Ne Arbeitsprogramm

Programm für ONB/AsB

KZZZZ LLLLEL LLL ALLL L1 VILLLLLLLLLA ZELL KZZZZA

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ild 6. u:iiber diei neuen Uberblick

Teilsysteme

29

W. Haist,

F. Hillebrand

Jeder Mitarbeiter erhält größere Selbstbestimmung, da seine Arbeit durch Zielvorgaben und Programme, statt durch tägliche Anordnungen gesteuert und kontrolliert wird. Da der Arbeitsanteil der Mitarbeiter am Gesamtprodukt in Übersichtsinformationen sichtbar wird, können sie sich besser mit dem Unternehmen und seinen Zielen identifizieren. Das System fördert die Kooperation durch die Mitwirkung der Mitarbeiter bei der Zielfestlegung und Programmaufstellung und durch die Begünstigung der Abstimmung auf gleicher Ebene. 3.2.2.

Zielfindung

und -setzung

mit der „Investitionslenkung”

Das rechnergestützte Teilsystem der Investitionslenkung bietet eine projektunabhängige Berechnung des Bedarfs an Mitteln und Kabeln aufgrund der Netzzustände, des Bedarfs und der Zielsetzung für das Bundesgebiet, OPD-Bezirke und FA-Bereiche. BPM und OPDn können mit ihm pauschale Ziele und dazu passende Mittel und Kabel bis zur FA-Ebene vorgeben. Durch den Vergleich geplanter und erreichter Netzzustände und Wartelisten ist eine Ergebniskontrolle möglich. Damit erlaubt dieses Verfahren, den Fernmeldeämtern einen größeren Handlungsspielraum für die Bauvorhaben zu übertragen. 3.2.3.

Optimale Programme

mit der „Programmplanung”

Aus der Bedarfserkennung werden systematisch alle erforderlichen Vorschau- und Entwicklungsplanungen ermittelt. Wenn die Vorschauplanungen durchgeführt sind, sind alle mittelfristig vorhersehbaren Bauvorhaben in ihrer Grobstruktur festgelegt. Aus den so ermittelten Planungsarbeiten und Bauvorhaben bestimmt die Programmplanung unter Berücksichtigung von Zielen und Randbedingungen (Mittel, Kabel, Arbeitskapazität) optimale Arbeits- und Ausbauprogramme. Daran sind alle Mitarbeiter und Führungskräfte beteiligt. 3.2.4.

Optimale

Bauvorhaben

mit der „Objektplanung”

Die bisherige Ausbauplanung ist aufgeteilt in die Vorschau- und die (neue) Ausbauplanung. Die neue Entwicklungsplanung bezieht sich nicht mehr nur auf Ortsnetz- und Anschlußbereiche, sondern auch auf Kabelverzweigerbereiche, Haupt- und Ortsverbindungskabel sowie auf Kabelkanäle. Die neu geschaffene Vorschauplanung bestimmt bei einem erkannten ungedeckten Bedarf die Grobstruktur des erforderlichen Bauvorhabens. Dabei werden Alternativen auf Wirtschaftlichkeit und Möglichkeiten zum Aufschub des Kapitaleinsatzes untersucht. In der Ausbauplanung ergibt sich eine Arbeitsersparnis; zum einen, weil sie nur noch ausgeführt wird, wenn die Durchführung des Bauvorhabens gesichert ist, und zum anderen, da sie sehr ausführungsnah stattfindet und damit Überarbeitungen entfallen. 3.2.5.

Rationelle

Arbeitsdurchführung

mit der „Programmabwicklung”

Vor Beginn aller Arbeiten ist ihr Ablauf bei der Aufstellung der Arbeitsprogramme koordiniert worden. Arbeitsprogramme und Nebenterminpläne erlauben Arbeitsplanung, Selbstkontrolle und Kontrolle des 30

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Ergebnisses. Der Hauptterminplan gibt eine umfassende Information über den Zustand des Arbeitsprozesses. Die Programmabwicklung enthält ein Verfahren zur Ausregelung von Störeinflüssen, die während der Abwicklung von Vorhaben auftreten. Dabei begünstigen die vorgeschriebenen Arbeitsabläufe die Kooperation aller Beteiligten. 3.3. Investitionslenkung für BPM, OPDn, FA Die Investitionslenkung erlaubt Zielsetzung, Bestimmung von Randbedingungen und Ergebniskontrolle mit statistischen Größen bis zur FAEbene. Damit können die Fernmeldeämter für Bauvorhaben und Programme eine umfassende Zuständigkeit erhalten. Sie können dadurch auf ihren regional verteilten Bedarf rasch reagieren und sich trotzdem an den Zielen des Gesamtunternehmens orientieren (Bilder 7 und 8, s. S. 32). 3.3.1.

Grundfunktionen

der Investitionslenkung

Die wichtigste der statistischen Größen ist der mittlere Leitungsvorrat im Anschlußleitungsnetz. Er mißt die vorhandenen Leitungen eines Bereiches an seinem künftigen Bedarf. Er wird als der Zeitraum in Jahren angegeben, für den die vorhandenen Leitungen den künftigen Bedarf decken könnten, wenn der Bedarf sich so verteilen würde, wie die Leitungen liegen. Es ist nun klar, daß bei einem höheren Vorrat eine kleinere Warteliste von dem betrachteten Bereich erwartet werden kann, als bei einem kleineren Vorrat. Bei einem bestimmten mittleren Leitungsvorrat eines Bereiches ergibt sich aus dem Vergleich zwischen erwarteter und vorhandener Warteliste ein Kriterium für die Qualität der Arbeit des Bereichs. (Für den Fall einer sehr kleinen Warteliste ist ein anderes Maß notwendig. Dies kann z.B. die Zahl der Antragsteller sein, die in einem festen Zeitraum ihre Leitung bekommen konnten.) Eine weitere wichtige statistische Größe sind die mittleren Kosten je eingebauten DAkm (Doppeladerkilometer). Die erste Grundfunktion „Vorgaben für den Netzausbau bereitstellen” nimmt ein übergeordneter Bereich für seine nachgeordneten Bereiche wahr. Die Vorgaben für den Netzausbau bestehen aus Zielen und Randbedingungen sowie Prognosen über die sich daraus ergebende künftige Entwicklung der Netze. Diese Vorgaben und Prognosen sind in mittelbzw. langfristigen Investitionsplänen zusammengefaßt. Im Anschlußleitungsnetz ist das Ziel eine vorgegebene Entwicklung des mittleren Leitungsvorrats. Damit wird als Leistungsfähigkeit des jeweiligen Anschlußleitungsnetzes eine bestimmte Höhe der Warteliste erwartet. Randbedingungen sind die zum Erreichen der Ziele erforderlichen Finanz- und Sachmittel (Kabel). Die Vorgaben für den Netzausbau werden bereitgestellt aufgrund von Vorgaben der übergeordneten Instanz, aufgrund der Netzzustände, des prognostizierten Bedarfs und der Ergebniskontrolle. Die Netzzustände werden getrennt nach Anschluß- und Ortsverbindungsleitungsnetz betrachtet. Kabelkanäle gelten als „Verpackung“ der Leitungen. Außerdem 31

W. Haist, Vorgabe von Oberregler

tung, Netzzustand,-Leis Bedarfsprognose Ergebnisse der Ergebniskontrolle

Ziele, Rand = bedingungen

Ziele, Rand= bedingungen

pees Vorgaben fur Netzausbau bereitstellen

F..Hillebrand

Ziele, Randbedingungen Netzzustandsentwicklung

Investitionen durchfuhren

Netzausbau

Ergebnis kontrollieren

Ergebnisse der Ergebniskontrolle

Netzausbau

Bild 7. Grundfunktionen der Investitionslenkung

Unternehmens = bereichs = planung Teil Orts = linientechnik Bundesgebiet Investitions lenkung für OPDn

für FÄ

ORTSLEITUNGSNETZ 32

Bild 8. Aufbau und Wirkungsweise der Investitionslenkung für das Bundesgebiet, die OPDBezirke und die FABereiche

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

werden erforderliche Ersatzinvestitionen in den beiden Netzteilen berücksichtigt. Die Ergebniskontrolle vergleicht Werte, die einem Bereich vorgegeben wurden, mit den später erreichten, sie vergleicht festgestellte Werte mit einem Erwartungsbereich und schließlich zwischen verschiedenen Bereichen. Ihre Ergebnisse gehen in neue Vorgaben ein. Ihre Analysen beziehen sich hauptsächlich auf Netzzustände, die Größe der Warteliste und die Kosten je eingebauten DAkm. Die Fernmeldeämter führen die Investitionen durch. Dazu setzen sie die Vorgaben zum Netzausbau um in einzelne Bauvorhaben zum Ausbau ihrer Netze. 3.3.2.

Aufbau und Wirkungsweise des Systems der globalen Investitionslenkung Die Lenkung der Investitionen wird vom BPM für das Bundesgebiet und die OPD-Bezirke wahrgenommen. Die OPDn wiederum lenken die Investitionen ihrer FÄ. Da nur die FÄ Investitionen durchführen, erhält man die Werte für die Netzzustände und die Ergebniskontrolle der dem BPM und den OPDn zugeordneten Bereiche aus Verdichtungen der FAWerte. Bild 8 gibt einen Überblick über Aufbau und Wirkungsweise der Investitionslenkung. Das BPM plant global die langfristige Entwicklung der Netze im Bundesgebiet. Dabei berücksichtigt es übergeordnete politische Ziele, den gegenwärtigen Netzzustand, den prognostizierten Bedarf und Ergebnisse der Ergebniskontrolle beim Gesamtnetz des Bundesgebietes. Daraus werden Vorgaben für den mittelfristigen Ausbau des Netzes des Bundesgebietes abgeleitet. Aufgrund dieser Vorgaben für das Bundesgebiet stellt das BPM Vorgaben für den Ausbau in den OPD-Bezirken bereit. Dabei berücksichtigt es Netzzustände, Bedarf und erreichte Ergebnisse der OPD-Bezirke. Besonderes Gewicht hat dabei der ungleiche Ausbauzustand der verschiedenen Bereiche. Eine große Warteliste allein ist kein Grund für eine hohe Mittelzuweisung. Dies geschieht nur bei einem Netz, das einen zu niedrigen Vorrat hat. Von jeder OPD wird erwartet, daß sie nur eine so große Warteliste hat, wie es bei ihren Vorräten angemessen ist. Die OPDn stellen die Vorgaben für den Netzausbau ihrer FÄ bereit. Dabei berücksichtigen sie die Vorgaben, die sie vom BPM erhalten haben. Außerdem beziehen sie die Netzzustände, den Bedarf und die Ergebnisse der Ergebniskontrolle ihrer FA-Bereiche ein. Sie gehen nach ähnlichen Gesichtspunkten vor, wie sie oben für das BPM genannt wurden. Die FÄ schließlich planen aufgrund dieser globalen Vorgabe ihre Programme und führen sie durch. Dazu setzen sie die pauschalen Ziele in operationale um. Sie bestimmen aufgrund des örtlich verteilten Bedarfs Bauvorhaben zur Bedarfsdeckung. Aufgrund der operationalen Ziele und der abgegrenzten Bauvorhaben legen sie Ausbauprogramme fest. Die Ämter führen die Programme durch und regeln dabei Störungen zielorientiert aus. Diese Aufgaben der Fernmeldeämter werden nach dem System der „Programmplanung und -abwicklung” erfüllt (vgl. Abschnitt 3 Fernmeldewesen

33

W.

Haist,

F. Hillebrand

3.4). Die Investitionslenkung betrachtet nun wieder mit statistischen Größen die Investitionsmengen, die aufgrund der Programme in die Netze fließen, und die dadurch erreichte Änderung der Netzzustände. Diese Werte fließen in die Ergebniskontrolle bzw. die Vorgabenbereitstellung ein. Die OPDn kontrollieren die Ergebnisse der Investitionstätigkeit ihrer FÄ. Das BPM wiederum kontrolliert die von den OPDn erreichten Werte. Die Ergebnisse fließen in die nächste Vorgabenbereitstellung ein. Ggf. können Abweichungsanalysen Differenzen von vorgegebenen und erreichten Werten aufklären. Das System der Investitionslenkung erfordert umfangreiche und komplizierte Rechnungen. Daher wurde es so gestaltet, daß die Wahrnehmung aller Funktionen in allen Instanzen vom Computer unterstützt wird. Der Rechner hält die Dateien bereit und führt im Auftrag des BPM oder der OPDn Berechnungen durch. Er erzeugt dabei Investitionspläne, die die Vorgaben zur Netzentwicklung eines Bereiches enthalten (Tabellen und Grafiken). Zusätzlich werden automatisch Übersichtsinformationen hergestellt über den Inhalt der Investitionspläne des übergeordneten Bereichs und der zu ihm gehörenden untergeordneten Bereiche. 3.4. System der Programmplanung und Abwicklung innerhalb der Fernmeldeämter 3.4.1.

Überblick

Die Ortslinientechnik stellt Leitungen bereit für einen Bedarf, der zum größten Teil von der Nachfrage nach neuen Hauptanschlüssen oder dem Gesprächsverkehr getragen wird (Bilder 9 u. 10). Im Einzelfall sind die Schritte Bedarfserkennung, Bestimmung eines Bauvorhabens, Ausbauplanung, Bauvorbereitung, Bauausführung und Ergebniskontrolle erforderlich (Näheres siehe Abschnitt 3.4.2). Ziele

Randbedingungen

Leitungsproduktion = Netzausbau Netzzustand

TORE,

Anforderungen

Netz eines FERNE.

ereichs

lege Pa se

Bild 9. System Fernmeldeamt

Eine Unternehmenseinheit muß ständig eine große Zahl solcher Standardarbeitsabläufe bearbeiten. Sie beziehen sich auf verschiedene Bedarfsarten, Orte und Bedarfszeitpunkte. Daher ist ein Mensch-Mittel-System erforderlich, das als Regel-, Steuer- und Informationssystem diese Arbeiten zielgerichtet ausführt (vgl. Abschnitt 3.4.3). Zum Wirken des Systems (vgl. Abschnitt 3.4.4) gehört zunächst die Programmplanung. Aufgrund der Ziele und Randbedingungen planen die 34

Sep SW9}SAS noqiny (gq

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35

3*

Ortslinientechnik

der

in

Investitionssystem

Das

W.

Haist,

F. Hillebrand

Fernmeldeämter jährlich ihre Ausbau- und Arbeitsprogramme. Während des Jahres wickeln sie diese Programme zielgerichtet ab. Auftretende Störeinflüsse regelt das System aus. Ggf. werden dabei auch die Programme aktualisiert. Fortlaufend findet eine Ergebniskontrolle statt. 3.4.2. Erkennen

und Decken des ungedeckten Bedarfes im Einzelfall

Obwohl der Bedarf an deckung sehr unterschiedlich Grundmuster (Bild 11).

Leitungen und die Verfahren zur Bedarfssein können, gibt es doch ein gemeinsames

ee) Bedarfs erkennung | Planungs auftrag I — Entwicklungs bzw Vorschau planung

P= Ausbauplanung Bauvorbereitung



a

Aufnahme in Arbeitsprogramm

Aufnahme in Ausbau und Arbeitsprogramme

Bauausführung Ergebniskontrolle — MR wu

Bild 11. Standardablauf beim Erkennen und Decken des ungedeckten Bedarfes im Einzelfall

Die Fläche eines Fernmeldeamtes besteht aus vielen kleinen Teilflächen, die jeweils von einer Anlage mit Leitungen versorgt werden. Aufgabe der Bedarfserkennung ist es nun, für jeden solchen Bereich eine Prognose des künftigen Bedarfes an Leitungen zu erstellen und sie mit dem Bestand zu vergleichen. Wenn die vorhandenen Einrichtungen den künftigen Bedarf nicht während des ganzen Betrachtungszeitraums (bei linientechnischen Anlagen 5 Jahre, bei Gebäuden für Ortsvermittlungsstellen bis zum Jahr 2000) decken können und kein Vorhaben eingeleitet ist, ist ein ungedeckter Bedarf erkannt. Entwicklungs- und Vorschauplanung bestimmen ein Bauvorhaben zur Deckung des erkannten ungedeckten Bedarfes. Die Entwicklungsplanung legt den Endzustand der Netzbereiche (Ortsnetz-, Anschluß- und Verzweigerbereiche) sowie den Endzustand der wichtigsten Anlagen (Hauptkabel, 36

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Ortsverbindungskabel, Kabelkanäle) fest. Diese Pläne dienen als Rahmenkonzept für den bedarfsgesteuerten schrittweisen Ausbau dieser Anlagen. Sie enthalten im Grundsatz keine Bauvorhaben oder Aussagen über Bedarfs- oder Investitionspunkte. Eine Ausnahme bildet nur die Entwicklungsplanung der Ortsnetz- und Anschlußbereiche. Aus ihr ergeben sich als Vorhaben Grunderwerbe, Hochbauten, Vermittlungsstellen und dazugehörende linientechnische Maßnahmen. Wenn der erkannte ungedeckte Bedarf aus Anforderungen nach linientechnischen Bauvorhaben besteht, bestimmt die Vorschauplanung das Bauvorhaben zur Bedarfsdeckung nur so weit, daß Grobstruktur, Kosten und notwendiger Investitionszeitpunkt bekannt sind. Dieses Planungsverfahren wird in jedem einzelnen Bedarfsfall angewandt — unabhängig vom Bedarfs- oder Investitionszeitpunkt. Es gibt Vorschauplanungsverfahren für Haupt- und Ortsverbindungskabel sowie für Kabelkanäle. Bei jeder Entwicklungs- und Vorschauplanung folgenden drei Schritte zu unterscheiden: — Suchen nach Handlungsmöglichkeiten

sind im Grundsatz

die

zur Bedarfsdeckung

— Beurteilen der Handlungsmöglichkeiten — Entscheiden

zwischen

den Handlungsmöglichkeiten.

Zunächst wird gründlich ermittelt, welche Alternativen gegeben sind. Dabei wird insbesondere untersucht, ob ein Aufschieben des Kapitaleinsatzes möglich ist. Bei der Entscheidung zwischen den Alternativen hat die Wirtschaftlichkeit (Kostenbarwertminimum) den größten Einfluß. Diese Entscheidung ist aber nur vorläufig, da über die Realisierung des Bauvorhabens noch nicht entschieden ist. Dies geschieht erst bei der Aufnahme in das Ausbauprogramm (Bild 11). Erst dann ist das zur Realisierung verfügbare Mittelvolumen bekannt. Zu diesem Zeitpunkt kann man möglicherweise eine andere Alternative wählen, die zwar einen höheren Kostenbarwert hat, dafür aber weniger Kapital in Anspruch nimmt. Für das aus der Vorschauplanung grob bekannte die Ausbauplanung die Details der Bauausführung fest. Die Bauvorbereitung

Bauvorhaben

legt

besteht aus zwei großen Abschnitten:

— Arbeiten bis zum vollzogenen Bauanschlag: Bauanschlag aufstellen, Wegesicherung durchführen, Mittel binden, Bauanschlag vollziehen — Arbeiten bis zu den erteilten Aufträgen: Fernmeldezeug bestellen, Auftragnehmerarbeiten träge vorbereiten, Aufträge erteilen. Bauausführung schnitte gliedern:

und Ergebnisfeststellung

ausschreiben,

Bauauf-

lassen sich in folgende

Ab-

— Arbeitsvorbereitung bis zum Beginn des Bauvorhabens: Eingang des Fernmeldezeugs überwachen, Baustelle einrichten — Arbeiten nahme“:

vom

Zeitpunkt

„Bauvorhaben

begonnen“

bis

„Inbetrieb-

ae

W. Haist,

EHilbebrand

Tiefbauarbeiten, Einzieharbeiten, pneumatische Abnahme

Montagearbeiten,

— Abschließende Arbeiten nach der Inbetriebnahme: Planberichtigungen, Folge- und Anpassungsarbeiten, 3.4.3.

elektrische

und

Schlußabnahme.

System zur Deckung vieler Bedarfsfälle

3.4.3.1.

Konzept

Das hier betrachtete System beobachtet im Bereich eines Fernmeldeamtes das vorhandene Netz und die Entwicklung des Bedarfes an Leitungen. Mit gewissen Vorgaben und Randbedingungen produziert es neue Leitungen für den Bedarf (Bild 9). Es funktioniert als vermaschtes Regelsystem von Amtsvorsteher, Abteilungsleitern, Stellenvorstehern und Dienststellen. Dieses System soll im Sinne der gesetzten Ziele und unter Berücksichtigung der Randbedingungen auf die sich ändernde Gesamtsituation reagieren und produzieren. Innerhalb des Fernmeldeamtes gibt es in vertikaler Richtung eine dreistufige Reglerhierarchie (Bild 10 b). Da am Gesamtarbeitsprozeß infolge der Arbeitsteilung immer mehrere Dienststellen beteiligt sind, gibt es vor allem horizontal vermaschte Regelkreise. Ein Informationssystem versorgt alle drei Reglerebenen mit einem Grundinformationsfluß (Bild 10 b). Es liefert die Informationen in unterschiedlichen, an die Führungsebene angepaßten Verdichtungsstufen. Das Regelsystem arbeitet in einem festen Zeitraster. Jährlich einmal wird geplant, welche Vorhaben wann durchgeführt werden sollen (Programmplanung). Im Laufe des Jahres werden diese Vorhaben abgewickelt (Programmabwicklung). Dabei kann eine Aktualisierung der Programme notwendig werden. 3.4.3.2.

Elemente

des Systems

Bild 12 zeigt die in diesem System betrachtete Aufbauorganisation in den Fernmeldeämtern mit Linientechnik. Als Informationszentrum wurde 1970 die „Kräftegruppe Hauptterminplan” eingerichtet. Amtsvorsteher AV Abteilungsleiter 6A Planung und Bauführung

Abteilungsleiter 6B Fernmeldebau und Unterhaltung Kräftegruppe Hauptterminplan KrGr HTPI

Planungsstelle für Linien PIL

vorberei- | |Linien-und tungsstelle Zeichen-Stelle BvL Lz

Baulenkungs-| |Fernmelde stelle Baubezirk BIL FBBz 1

FBBz 2

Bild 12. Die Dienststellen und Abteilungen des Investitionssystems innerhalb der Fernmeldeämter 38

FBBz n Ortslinientechnik

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Zentrale Elemente des Investitionssystems in der Ortslinientechnik sind die Programme (Bild 13). Sie beschreiben das zielgerichtete Gesamthandeln eines Bereichs und dienen als Informationssystem für Regelung und Steuerung der Arbeitsprozesse in den Fernmeldeämtern. Außerdem sind sie ein Hilfsmittel für die Längs- und Querkoordination der Vorhaben (Bauvorhaben in seinen Phasen bzw. Bauvorhaben untereinander). Programm für ONB/ASB

Bedarfsprogramm Ortslinientechnik

jz +2 ee:

hes

Entwicklungs planungen

pe

i=x+1

i

j=x

Vorschauplanungen Arbeitsprogramm PIL

Ausbauprogramme isx+d

Hauptterminplane ey iz x +t

j=

Ausbauplanungen = NTPI

ie»

A

NTPI ByL

NTPI BIL

NTPI 8Bz1

NTPI BBz2

Bild 13. Programme in der Ortslinientechnik und Wege fiir den Informationsaustausch zwischen ihnen (i = Investitionsjahr, x = Gegenwartsjahr, NTPI = Nebenterminplan) Das Programm für Ortsnetz- und Anschlußbereiche enthält alle Ortsnetz- und Anschlußbereiche eines FA. Wenn es sich in der Entwicklungsplanung ergeben hat, führt dieses Programm ein Vorhaben „Anschlußbereich in Betrieb nehmen“, das mehrere Fachsparten und Unternehmenseinheiten umfaßt. Es enthält Hauptereignisse für Grunderwerb, Hochbau, vermittlungs-, übertragungs- und linientechnische Bauvorhaben. Der zeitliche Horizont des Programms reicht bis zum Jahre 2000. Das Bedarfsprogramm Ortslinientechnik enthält alle Bauvorhaben, die sich aus der Vorschauplanung ergeben haben und im mittelfristigen Zeitraum erforderlich sind. Ausbauprogramme enthalten aus dem Bedarfsprogramm die Bauvorhaben, die gemäß den Zielen und Randbedingungen (verfügbare Mittel, Arbeitskapazität und Kabel) realisiert werden sollen. Zusätzlich sind in ihnen Pauschalansätze für Unvorhergesehenes und kleine Baumaßnahmen enthalten. Diese Programme existieren in der Ortslinientechnik jeweils für das Gegenwartsjahr und ein Zukunftsjahr. ren

Die Hauptterminpläne enthalten als Übersichtsinformation alle größeBauvorhaben der beiden Ausbauprogramme für das Gegenwartsjahr 39

W. Haist;

F. Hillebrand

und ein Zukunftsjahr. Für Hauptereignisse und Ist-Termine geführt.

dieser Vorhaben

werden

Soll-

Daneben hat jede Dienststelle ein Arbeitsprogramm bzw. einen Nebenterminplan. Das Arbeitsprogramm enthält alle Arbeiten, die die jeweilige Dienststelle im Verlaufe eines Kalenderjahres ausführen soll; es nennt Arbeit, Arbeitsträger und Ausführungstermine. Nebenterminpläne enthalten nur den Teil der Arbeit, den die Dienststelle für Bauvorhaben nach den Ausbauprogrammen zu erledigen hat. Der Umfang der Organisation, der vorhandenen Anlagen und der Arbeiten macht es erforderlich, den Führungskräften Übersichtsinformationen bereitzustellen, damit sie zielgerichtet handeln können. Es wurden Übersichtsinformationen für den Netzzustand in den verschiedenen Netzteilen und Netzbereichen entwickelt. Die Netzzustandsgrößen kennzeichnen jeweils anschaulich, wie die vorhandenen Anlagen dem für sie prognostizierten Bedarf gewachsen sind. Den Überblick über die einzelnen Vorhaben bieten die Wandtafeln der Neben- und Hauptterminpläne, sowie das Programm für Ortsnetz- und Anschlu&bereiche. Außerdem entstanden einige pauschale Informationen über die Abwicklung der Arbeiten gemäß Arbeitsprogramm und über die Arbeitsmenge, die nicht in das Arbeitsprogramm aufgenommen werden konnte. 3.4.3.3.

Beziehungen

zwischen den Elementen

des Systems

Aus dem Grundkonzept ergibt sich, daß Führung in diesem System mit der Vorgabe pauschaler Zielgerößen für das Gesamtprogramm und mit der Vorgabe wichtieer Führungserößen für Einzelbauvorhaben mit Grenzwerten geschieht. Der Geführte ist selbst wieder ein Regler, der innerhalb der vorgegebenen Grenzwerte selbständig regelt und steuert. Das Gesamtsvstem ist aneelegt auf ein zieleerichtetes Gesamthandeln und nicht auf die reine Ordnungsmäßigkeit der Behandlung von Einzelfällen. Daraus folet, daß das Svstem von sich aus Delegation von Zuständigkeiten und Selbständiekeit aller Beteiligten erfordert. Auch die Kontrolle besteht nicht im Nachrechnen der Ordnungsmäßigkeit der Einzelschritte, sondern in der Frage nach der Zielwirksamkeit des Handelns der Einzelregler. Zur Realisierung dieses Konzepts müssen die Fernmeldeämter die Zuständigkeit für Anfstellung und Genehmigung der Ausbauprogramme und damit aller Einzelbauvorhaben haben. 3.4.4.

Wirkungsweise

3.4.4.1. Betriebsarten,

des Systems Zeitraster und Dynamik

des Systems

Jede Aktivität im Gesamtsystem wird von einem Arbeitsprogramm gesteuert. Die Arbeitsprogramme haben die Laufzeit eines Kalenderjahres und zwar jeweils des Gegenwartsjahres x (Bild 14). Das Zeitlot bewegt sich kontinuierlich weiter. Während dieser Zeit werden die Arbeiten des Arbeitsprogramms abgewickelt. Zum Jahresende stößt das Zeitlot in Bild 14 gegen die rechte Kante des Wagens auf der Zeitachse, dieser springt weiter und rastet bei der nächsten Jahresmarke wieder ein. Die Veränderung des Systems bei diesem Sprung wird „Programmplanung” genannt. 40

Das Investitionssystem in der Ortslinientechnik Zeitlot

[ x-1 197%

Arbeits = Ausbauprogramme, Haupt - und Neb enter. [ Bedarfsprogramm | 4 Betrachtungs zeitraum,Bedarfserkennung Ortslinientechnik x xt? 2 x03 xr x+5 1975 1976 1977 1978 1979 1980

6 1981

\~ x47 1982

Bild 14. Modell für Betriebsarten und Zeitraster des Investitionssystems (x = Gegenwartsjahr) In der Betriebsart „Programmabwicklung“ (d.h. während des Jahres) steuert das System mit den Arbeitsprogrammen der Dienststellen die Vielzahl der zu erledigenden Arbeiten. Es wird Bedarf in den verschieden-

sten Bereichen für die Jahre x bis x + 5 erkannt. Vorschauplanungen führen zu linientechnischen Bauvorhaben, die in das Bedarfsprogramm eingeordnet werden. Ausbauplanungen und Bauvorbereitung werden für die Ausbauprogramme programm des Jahres x In der Betriebsart Ausbauprogramm und

Arbeitsprogramme

der Jahre x und x + 1 durchgeführt. Das Ausbauwird gebaut. „Programmplanung” am Ende des Jahres x werden Hauptterminplan für das Jahr x + 2 sowie die

aller Dienststellen für das Jahr x + 1 geplant und

aufgestellt. Das Arbeitsprogramm des Jahres x steuert auch diese Aktivitäten. Wenn das Aufstellen beendet ist (der Zeitwagen ein Jahr weiter eingerastet ist), geht das System von der „Programmplanung” in die „Programmabwicklung“ über. Da das Gesamtsystem sich in Jahresrasterschritten bewegt, ergibt sich eine mittlere Regellaufzeit für die Bearbeitung des einzelnen ungedeckten Bedarfes von 2,5 Jahren (vgl. Bilder 11 und 14). Neben diesem Regelablauf hat das System aber eine hohe Flexibilität durch Aktualisierungsarbeitsabläufe, die es ermöglichen, diese Zeit bis auf wenige Monate zu verkürzen, falls es erforderlich ist und noch Mittel und Arbeitskapazität verfügbar sind. 3.4.4.2.

Programmplanung

Ausbau- und Arbeitsprogramme sind nicht nur Listen mit Vorhaben, sondern vielmehr Sollvorgaben für das Gesamthandeln eines Bereiches, die aufgrund von Zielen und Randbedingungen aufgestellt werden. Daher müssen Programme geplant werden. Ausbau- und Arbeitsprogramme dürfen nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, weil sie teilweise dieselben Vorhaben enthalten und die Arbeitsbeiträge der einzelnen Dienststellen miteinander koordiniert werden müssen. Die Arbeitsprogramme enthalten aber auch Vorhaben, die nicht in den Ausbauprogram41

W. Haist,

F. Hillebrand

men enthalten sind. Die Randbedingung der begrenzten Arbeitskapazität für die Gesamtarbeitsmenge muß daher bei der Programmplanung betrachtet werden. Randbedingungen

Pauschale Ziele aus Investitionslenk ung

Bauvorhaben aus Vorschauplanung t Entwurf Ausbau programm und Arbeitslprogramm Ausbau planungen

ay

it

Operationale Ziele finden und setzen I.

Planungsauftröge au: Bedarfserkennung ! Entwurf Arbeits programm Entwick lungs-und Vorschau planungen

1 Programmentwürfe nach Zielsetzung überarbeiten

Y Programmentwürfe nach Zielsetzung überarbeiten

44 Berücksichtigen des verfügbaren Mittelvolumens y t Berücksichtigender Arbeitskapazität der Bauausführung I

7 Berücksichtigender Arbeitskapazität von Planung und Bauvorbereitung Überprüfung durch die Amtsleitung Ggf. Änderungen

Bei erforderlichen Änderungen

Ausbauund Arbeitsprogramme JU Bild 15. Programmplanung

(Ubersichtsablauf)

Die Programmplanung lauft wahrend des letzten Quartals eines jeden Jahres ab (Bild 15). Bundespostministerium und Oberpostdirektionen setzen pauschale Ziele mit Hilfe der Investitionslenkung. Die Amtsleitung setzt diese Ziele in operationale Ziele fiir die Programme um. Die Planungsstelle stellt aus dem Bedarfsprogramm und kurzfristig aufgetretenem Bedarf alle bekannten Bauvorhaben zusammen, vorveranschlagt, klassifiziert und bewertet sie. Planungsstellenvorsteher und Abteilungs42

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

leiter 6 A treffen eine Vorauswahl nach Zielen und Randbedingungen. Die für die Durchführung zuständige Abteilung 6B legt aufgrund ihrer Arbeitskapazität Beginn und Ende der Bauausführung fest. Parallel zu diesen Arbeiten hat die Planungsstelle über eine vollständige systematische Bedarfserkennung alle erforderlichen Entwicklungsund Vorschauplanungen ermittelt. Damit können die für Planung und Bauvorbereitung zuständigen Dienststellen Entwürfe für ihre Arbeitsprogramme anlegen. Die Planungsstelle muß gemäß den gesetzten Zielen zwischen Entwicklungs-, Vorschauund Ausbauplanungsarbeiten auswählen, wenn sie nicht alle erforderlichen Arbeiten ausführen kann. Zum Schluß prüfen Amtsvorsteher und Abteilungsleiter die Entwürfe des Ausbauprogramms (x + 2) und der Arbeitsprogramme (x + 1). Dabei untersuchen sie, ob die operationalen Ziele eingehalten werden. Sie überprüfen jede einzelne Maßnahme auf Bedarfszeitpunkt, Umfang, untersuchte Alternativen und Koordinierung (vgl. Abschnitt 5.3.2), veranlassen ggf. Änderungen und genehmigen die Programme (Bild 15). Damit ergeben sich aus der Programmplanung die optimalen Ausbau- und Arbeitsprogramme für die beiden Abteilungen des Fernmeldeamtes, die sich mit Ortslinientechnik befassen. Die Programme enthalten für jedes Vorhaben für die einzelnen Regler Führungsgrößen und Grenzwerte. Innerhalb dieser Grenzwerte kann der einzelne Regler oder Ausführende die Arbeit selbst steuern. Solche Grenzwerte sind: — Ausführung

des Bauvorhabens

— Einhaltung sind

kritischer

— Einhaltung

der vorgesehenen

im vorgesehenen

Termine,

die

Kosten

— Ausführung der Entwicklungsvorgesehenen Jahres.

und

Zeitraum

in Kupplungsvermerken innerhalb

enthalten

gewisser Toleranzen

Vorschauplanungen

innerhalb

des

Um den Inhalt der Programme überschaubarer zu machen, werden zu Beginn des oben beschriebenen Prozesses die dazugehörenden Übersichtsinformationen (vgl. Abschnitt 3.4.3.2) aufgestellt und während des Ablaufs fortlaufend aktualisiert. Es mag auffallen, daß in dieser Konzeption die Amtsleitung viel stärker als bisher in die Investitionsentscheidungen eingespannt ist. Dies ist erforderlich, weil Errichten und Betreiben von Fernmeldeanlagen die Hauptaufgabe der Fernmeldeämter ist. Da bis Ende der 70er Jahre das Errichten und damit die Investitionen im Vordergrund stehen, ist es selbstverständlich, daß die Führungskräfte in den Fernmeldeämtern sich vordringlich mit den Investitionen beschäftigen müssen. In Industrieunternehmen, bei denen dagegen die Produktion im Vordergrund steht, beschäftigt sich oft der Vorstand mit Einzelinvestitionen, deren Größenordnung mit denen unserer Bauvorhaben durchaus vergleichbar ist. 3.4.4.3. Programmabwicklung Aus der Programmplanung ergaben sich das optimale Ausbauprogramm und die optimalen Arbeitsprogramme der einzelnen Dienststellen. Bei der Abwicklung der geplanten Programme muß man mit Störungen 43

W. Haist,

F. Hillebrand

rechnen, die von außen kommen oder die innerhalb der Post entstehen. Es ist daher notwendig, Verfahren zu haben, um Störungen bei eingeleiteten Vorhaben ausregeln und neue Vorhaben aufnehmen zu können. Die Störungen werden ausgeregelt, indem die Träger der Ausführungsfunktion sich gegenseitig darüber verständigen, ob Verschiebungen in den Abgabeterminen der zeitlich vorhergehenden Funktionsträger ohne Verschiebung des Endtermins aufgefangen werden können. Kann sich die Ausführungsebene nicht einigen, müssen die ,Oberregler” zur Konfliktlösung eingeschaltet werden. Da der Endtermin eines Vorhabens im Regelfall programmrelevant ist, muß seine Verschiebung immer durch den Amtsvorsteher oder einen bevollmächtigten Vertreter genehmigt werden (vgl. 6.1). Die Arbeitsprogramme bzw. Nebenterminpläne enthalten für die Fertigstellung wichtiger Arbeitsabschnitte jedes Vorhabens Soll-Termine für Hauptereignisse. Jede Dienststelle führt außerdem Termine für Nebenereignisse, die zwischen den Hauptereignissen liegen. Während des Jahres werden die Programme abgewickelt. Mit Hilfe eines Soll-Ist-Vergleichs zwischen geplanten und erreichten Werten für Termine und sachliche Vorgaben wird die Abwicklung der Vorhaben überwacht. Falls geplante Werte nicht erreicht werden oder externe programmrelevante Informationen bekannt werden, muß das System regelnd eingreifen (vgl. Bild 16). Das System prüft, ob die Ursachen der Störung kompensiert werden können. Ist dies nicht der Fall, prüft es, ob die Stö[storung _D Kann Störungsursache beseitigt werden? | nein Werden bei Ausregelung Grenzwerte der Programmplanung überschritten

Programm planung aktualisieren

Vorhaben aufnehmen

Vorhaben streichen

bktualisierte Ausbau-und Arrogramme beits b 44

Soll-Termine ändern Bild 16. Ubersichtsablauf Storungsregelung bei ei d der Programmabwicklung

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

rungen sich ohne Überschreitung der Grenzwerte der Führungsgrößen aus der Programmplanung ausregeln lassen (vgl. Abschnitt 3.4.4.2). In den meisten Fällen kann dies innerhalb der Grenzwerte geschehen. Dann werden nur die Arbeitsprogramme entsprechend berichtigt (Soll-Termin-Änderung). Wenn bei einer Ausregelung die Grenzwerte überschritten werden müssen, muß zunächst jedoch die Programmplanung aktualisiert werden. Danach werden die Arbeitsprogramme angepaßt (Vorhaben streichen, zusätzlich aufnehmen, Soll-Termin-Änderung). 3.4.4.4.

Ergebniskontrolle

Die Arbeitsprogramme und Terminpläne enthalten die vor Arbeitsbeginn festgelegten Soll-Termine für alle Haupt- und Nebenereignisse. Durch einen ständigen Vergleich der Soll-Termine mit gemeldeten IstTerminen bzw. der echten Zeit ist eine Kontrolle des Ablaufs der Einzelvorhaben möglich. Ergebniskontrolle über die Erreichung der operationalen Ziele ist mit Hilfe der Übersichtsinformationen aus der Programmplanung und Abwicklung möglich. Mit Hilfe der jährlich im Rahmen der Investitionslenkung neu gerechneten mittelfristigen Investitionspläne für Fernmeldeamtsbereiche, Oberpostdirektionsbezirke und das Bundesgebiet ist eine Ergebniskontrolle über die Einhaltung der pauschalen Vorgaben des Vorjahres möglich. 4. Globale

Zielfindung und Zielsetzung mit Hilfe der Investitionslenkung 4.1. Überblick

Grundsätzliches

zur Investitionslenkung

Alle regionalen Unternehmensbereiche (Bundesgebiet, OPD-Bezirke, FA-Bereiche) sollen in der Lage sein, den Bedarf in gleichem Umfang zu decken. Dazu müssen aber zunächst die heute noch sehr unterschiedlichen Netzzustände innerhalb einer gewissen Zeit in einem harmonischen Übergang einander angenähert werden. Dann kann man auch von den einzelnen Bereichen die gleiche Bedarfsdeckung erwarten. Dieser Prozeß soll gesteuert werden mit Zielvorgaben über die Netzzustands- und Wartelistenentwicklung oder über den Investitionsumfang. Die Investitionen unterliegen vielen verschiedenen Einflüssen, die sich ständig ändern können (Bedarf, Wirtschaftslage, Personalsituation usw.). Das System der Investitionslenkung soll die Abschätzung der Auswirkungen der Einflüsse und ein rational begründetes Reagieren auf sie ermöglichen. Planen der Investitionen Investitionen müssen aus Gründen der notwendigen Koordinierung und der Bereitstellung der erforderlichen Arbeitskapazität zumindest für einen mittelfristigen Zeitraum geplant werden. Dazu wird der Mittelbedarf (Sach- und Finanzmittel) vorausgeschätzt und mit den verfügbaren Mitteln abgestimmt. Der Zusammenhang zwischen Zielen, Leistungsfähigkeit von Netzen, Netzzuständen, Mitteln und Leitungsbedarf muß bekannt sein. 45

W. Haist, Die ermittelten Zahlen können anderer Fachbereiche werden.

F. Hillebrand dann

auch

zur

Grundlage

des Handelns

Pauschale Ziele setzen für Investitionen Für den Investitionsprozeß werden von Einzelbauvorhaben unabhängige pauschale Ziele für das Bundesgebiet, die OPD-Bezirke und die FA-Bereiche vorgegeben. Die Zielgrößen müssen die Folgen der Zielverwirklichung (z. B. Kosten, Leitungsbedarf usw.) erkennen lassen. Durchführen

der Investitionen

Die pauschal ermittelten Vorgaben sollen von den einzelnen erreicht werden, die hierfür konkrete Bauvorhaben zum Ausbau der tungsnetze bestimmen und durchführen müssen. Das Verfahren der vestitionslenkung gewährleistet so innerhalb der gesetzten Vorgaben selbständiges Arbeiten der FA.

FÄ LeiInein

Soll/Ist-Vergleiche Die Zahlen, die der Regelung und Steuerung des Investitionsprozesses zugrunde liegen, erlauben einen Soll/Ist-Vergleich zwischen geplanten und erreichten Werten. Eine anschließende Analyse der Abweichungen gestattet Schlüsse über das Investitionsverhalten der verschiedenen Unternehmensbereiche. Rechnerunterstützung

des Verfahrens

Bei allen Schritten des oben beschriebenen Prozesses übernimmt der Rechner alle Berechnungs-, Zeichen- und Druckarbeiten für das BPM und die OPDn. Die vom Rechner erzeugten Unterlagen dienen als Übersichtsinformation und Grundlage der Entscheidungsfindung. Der Rechner dokumentiert getroffene Entscheidungen. Er zeigt die Folgen bestimmter Zielvorgaben auf. Dazu können auch die Folgen der Verwirklichung alternativer Ziele berechnet werden. Durch Vergleiche und Abweichungsanalysen können die von den einzelnen Bereichen erzielten Ergebnisse festgestellt und analysiert werden. Grundzüge

des Verfahrens

Das Modell, das der Investitionslenkung zugrunde liegt (Bild 17), betrachtet jeweils eine Gruppe von Bereichen, den übergeordneten Bereich (Oberbereich) und die ihm untergeordneten Bereiche (Unterbereiche). Dabei kann es sich entweder um das Bundesgebiet und die OPD-Bezirke oder um einen OPD-Bezirk und seine FA-Bereiche handeln (vgl. auch Bilder 7 und 8). Mit dem Programmteil „Zielgesteuerte Bedarfsberechnung” wird für jeden Unterbereich unabhängig von Einzelbauvorhaben der Mittelbedarf, der zur Erreichung bestimmter Zielvorgaben erforderlich ist, berechnet. Die Summe des Mittelbedarfs der Unterbereiche wird mit dem für den Oberbereich verfügbaren Mittelvolumen abgestimmt. Aus dem abgestimmten Mittelbedarf eines jeden Unterbereiches berechnet der Computer je 46

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Ziele (EAF, BAF

Ziele (EAF , BAF )

Ziele (EAF ,BAF )

Bereich 1 Zielgesteuerte Bedarfs berechnung

Bereich 2 Zielgesteuerte Bedarfs berechnung

Bereich n Zielgesteuerte Bedarfs berechnung

Mittelbedarf

Mittelbedarf

Mittelbedarf

|

| Abstimmung der SummedemEinzelbedarf nit verfugharen Mittelvolumen

Verfügbares ; Mittelvolumen

Abgest. Mittelbedarf

| Abgest. Mittelbedarf

Abgest. Mittelbedarf

| Berechnung des mittelfristigen Investitionsplanes (Netzzustand, Ziele, Kabel)

Berechnung des mittelfristigen Investitionsplanes (Netzzustand, Ziele, Kabel)

, Berechnung des mittelfristigen Investitionsplanes (Netzzustand, Ziele, Kabel)

Investitions plan

Investitiona-| plan

Investitions plan

Bild 17. Überblick über das Rechenverfahren der Investitionslenkung (BAF = Beginn Abbau des Fehlbestandes; EAF = Ende Abbau des Fehlbestandes im Netz) einen mittelfristigen Investitionsplan. Dieser enthält Zielvorgaben, Randbedingungen und eine Prognose über Netzzustände die der Bereich damit realisieren kann. Das im Bild 17 dargestellte System können BPM traggeber der Rechnung folgendermaßen anwenden:

und OPDn

als Auf-

a) Berechnung von Investitionsplänen für den Oberbereich und die Unterbereiche mit einem der beiden folgenden Vorgabensätze: — Zielvorgaben Oberbereich

für

Unterbereiche,

— Außerhalb des EDV-Verfahrens Unterbereiche. b) Berechnung von Investitionsplänen einem der folgenden Vorgabensätze:

verfügbares bestimmte für

einen

Mittelvolumen

Mittelverteilung einzelnen

für

für die

Bereich

mit

47

W.

Haist,

F. Hillebrand

— Zielvorgaben — Mittel Dabei benützt der Rechner den Programmteil auch zur Bedarfsberechnung nicht.

zur

Abstimmung

und

ggf.

Das Verfahren der Investitionslenkung kennt zwei zeitliche Horizonte: — langfristig (bis zum Jahr 2000) für das Bundesgebiet — mittelfristig für das Gegenwarts- und 4 Zukunftsjahre gebiet, die OPD-Bezirke und die FA-Bereiche.

für das Bundes-

4.2. Statistische Größen und Zusammenhänge in Ortsleitungsnetzen Es hat Versuche gegeben, die Aufgabe der Investitionslenkung für FA-Bereiche und größere Bereiche durch Betrachten aller Bauvorhaben zu lösen. Diese Versuche scheiterten jedoch aus folgenden Gründen: — Je weiter man in den mittelfristigen Zeitraum Anteil der bekannten Bauvorhaben.

geht, desto kleiner ist der

— Für Umfang und Notwendigkeit von Bauvorhaben zwischen und OPDn gleiche Maßstäbe durchzusetzen, ist sehr schwierig. — Die sehr große Zahl der Bauvorhaben

allen FÄ

zu überblicken, ist fast unmöglich.

— Aus Bauvorhabenlisten geht der Netzzustand eines Bereiches nicht hervor. — Eine pauschale Zielformulierung und Ergebnisfeststellung für größere Bereiche mit Größen der Einzelbauvorhaben sind schwer realisierbar. Daher geht das Verfahren der Investitionslenkung von statistischen Größen und ihren Zusammenhängen aus. Es war eine Randbedingung für die Entwicklung des Systems der Investitionslenkung, daß im wesentlichen nur bereits vorhandene, bundesweit eingeführte Statistiken benützt werden sollten. Die beiden Netzteile Anschlußleitungs- und Ortsverbindungsleitungsnetz werden getrennt betrachtet. Außerdem wird jeweils nach Erweiterungsinvestitionen (vgl. Abschnitte 4.2.1 und 4.2.2) und Ersatzinvestitionen (vgl. Abschnitt 4.2.3) unterschieden. 4.2.1.

Statistische Zusammenhänge

4.2.1.1. Die (DAkm)

Leitungsbestand

im Anschlußleitungsnetz

und -bedarf

Statistik StF6a weist den Bestand an Doppeladerkilometern in den Leitungsnetzen der hier betrachteten Bereiche aus.

Dieser Statistik wird eine mangelnde Aktualität nachgesagt. Dies kann zwei Ursachen haben: Entweder stimmen die in ihr enthaltenen Bestandsdaten nicht oder sie werden bei Veränderungen im Netz nicht rasch genug berichtigt. Wenn man der ersten Ursache nachgehen will, muß man sich mit der Entstehung dieser Statistik befassen. Die in ihr enthaltenen Bestände werden alljährlich aus den Stücklisten als den kleinsten Speichern neu addiert. Jede Stückliste erfaßt die Bestände an Anlagen, die in einem Netzplan dargestellt sind. Wenn die in einem Netzplan gezeichnete Anlage so stark erweitert wird, daß der Plan geteilt werden muß, wird 48

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

die vorhandene Stückliste vernichtet. Die Anlagen werden auf neuen Stücklisten neu erfaßt. Diese oft vorkommende partielle Neuerfassung der Bestände führt zu einem wenig bekannten ,,Selbstheileffekt” bei dieser Statistik. Ein echtes Problem ist der zeitliche Rückstand der StF6a, da eine neugebaute Anlage erst dann in sie eingeht, wenn der Entwurf für die Planberichtigung von dem für die Bauausführung zuständigen Fernmeldebaubezirk bei der Linien- und Zeichenstelle vorliegt. Im Verfahren der Investitionslenkung wird aus einer neu eingeführten Statistik über Merknummern für Planberichtigungen ein Korrekturfaktor berechnet. Mit ihm wird aus dem in der Statistik ausgewiesenen Wert an DAkm der echte DAkmBestand im Netz berechnet. Im Anschlußleitungsnetz führt: Leitungsbedarf

werden

für Hauptanschlüsse

Leitungen

für folgende

Zwecke

ge-

(HAs)

Der Bedarf an HAs und damit an Leitungen ergibt sich für die Vergangenheit aus der StF2b und für die Zukunft aus der HAs-Prognose. Die mittlere Baulänge einer Hauptanschlußleitung betrug im Bundesgebiet 1960 1,75km und 1971 1,86 km (Werte aus Sondererhebung 1960 bzw. StF6c 1971). Dieser fast konstante Wert ist auf zwei einander kompensierende Einflüsse zurückzuführen. Die Teilung von Anschlußbereichen und Ortsnetzen verringert diesen Wert, die stärkere Randbesiedlung dagegen und die Ausbreitung des Fernsprechers in ländlichen Bereichen vergrößert ihn. Für mittelfristige Zeiträume dürfte er auch künftig konstant bleiben. Dieser zeitlich konstante Wert ist jedoch von der Größe des Anschlußbereichs (AsB) abhängig (Bild 18). Klasse

(km) 2

1 O0 201 1001 5001

-

Baulänge je HAs

200 BE 1000 BE 5000 BE BE

Alle AsB

Länge der sonstigen Leitung je HAs (km) 5

Leitungslänge Investitionslänge 1 HAs je HAs bei 75 v. H. Sp. 2 + Sp. 3) | Ausnutzbarkeit im Ask-Netz (Sp. 4 : 0,75) (km) (km) 4 >

2,259 2,460 1,928 1,569

0,063 0,113 0,181 0,233

2,322 2,573 2,109 1,802

3,096 3,431 2,812 2,403

1,835

0,193

2,028

2,704

Bild 18. Leitungslänge je Hauptanschluß in verschiedenen Anschlußbereichs-Größenklassen (Quelle StF6c, Stand 31. 12. 1971 und Weiterrechnung für Spalte 3 bis 5) Leitungsbedarf

für sonstige Leitungen

Die Mehrzahl der sonstigen Leitungen verbindet Nebenstellenanlagen mit ihren außenliegenden Nebenstellen. Ferner gehören hierher die Querverbindungsleitungen, Abzweigleitungen, Telex-, Hauptund Nebenanschlußleitungen, Datexhauptanschlußleitungen, Bildanschlußleitungen sowie die verschiedenen Stromwegarten (Fernsprech-, Telegrafen- und 4 Fernmeldewesen

49

W.

Haist,

F. Hillebrand

Rundfunk-Stromwege). Während es über die Zahl der sonstigen Leitungen im Ortsnetz bisher noch keine Statistik gibt, ist ihre Länge aus der StF6c bekannt. Diese Länge ist zwar etwas größer als bei Hauptanschlußleitungen, die Zahl jedoch weitaus geringer. In der weiteren Berechnung werden sie deshalb durch Zuschläge auf die Baulänge der Hauptanschlußleitung berücksichtigt (Bild 18). Der Anteil an sonstigen Leitungen bezogen auf die vorhandenen Hauptanschlüsse hat sich in der Vergangenheit kaum geändert. Er wird daher zunächst für einen mittelfristigen Zeitraum als konstant angesetzt. Der Anteil der sonstigen Leitungen je HAs schwankt mit der Größe des betrachteten Anschlußbereiches (Bild 18, Spalte 3). Ausnutzbarkeit

des Anschlußleitungsnetzes

Die in den Anschlußleitungsnetzen vorhandenen Leitungsmengen sen sich aufgrund verschiedener Faktoren nicht vollständig ausnutzen:

las-

— Die Typenreihe der Kabel ist begrenzt. Wenn man eine bestimmte Doppeladerzahl benötigt, muß man den nächstgrößeren Kabeltyp wählen. Dadurch wird das Anschlußleitungsnetz zwangsläufig überdimensioniert. — Änderungen des Bedarfs (Bebauungsplanänderung u. a.) oder eine Ungenauigkeit bei der Bedarfsabschätzung ergeben höhere Leitungszahlen als benötigt. Die Ausnutzbarkeit des Anschlußleitungsnetzes (Bundeswert, FA: 65...81v.H.). Zusammenfassung

liegt derzeit bei 75 v.H.

zur Gesamtleitungslange

Der Leitungsbedarf fiir Hauptanschliisse ist der größte Bedarf im Anschlußleitungsnetz. Daher wird diese Größe als Leitgröße verwendet, die übrigen Anteile werden entsprechend gewichtet auf sie bezogen. Im Bild 18 sind die entsprechenden Werte für die verschiedenen AsBKlassen angegeben. Aus den Werten von Bild 18 und der Zahl der Hauptanschlüsse (HAs), die in einem bestimmten Bereich auf die einzelnen Anschlußbereichs-Größenklassen entfallen, ergibt sich ein gewogener Mittelwert, der als Anschlußleitungs-Investitionslänge bezeichnet wird. Er entGesamtleitungslänge im Anschlußkabel-Netz je Hauptanschluß Investitionslänge Baulänge der Anschlußleitung

Länge der sonstigen Leitungen

1,84 km

0,19 km

Nicht beschaltbare Länge wegen Abstufung in der Paarigkeit der Kabel und Bedarfsänderungen

Vorrat

0,67 km

2,70 km

1,80 km 4,50 km

Bild 19. Bestandteile der Gesamtleitungslänge im Anschlußleitungsnetz, die vorhandenen Hauptanschlüsse (Stand 31. 12. 1972), Bundeswerte 50

bezogen

auf

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

hält die Baulänge der Hauptanschlußleitung sowie je einen Zuschlag für sonstige Leitungen und für nicht nutzbare Längen (Bild 19). Jeder weitere Hauptanschluß erfordert einen Netzzuwachs in Höhe der Investitionslänge. Die Investitionslänge liegt zwischen 2,3 und 3,5 DAkm (Bundeswert 2,7 DAkm). — Umrechnung von Leitungsbestand (DAkm) in Leitungszahlen: Teilt man den Leitungsbestand (StF6a-Wert - Korrekturfaktor) eines Bereiches durch die Investitionslänge, erhält man die Zahl der hier mit Hauptanschlüssen beschaltbaren Leitungen. Dazu kommen dann noch die durch Vorfeldeinrichtungen ersparten Leitungen (s. u.). 4.2.1.2.

Entwicklungsmodell

des Anschlußleitungsnetzes

Im Anschlußleitungsnetz sind die Leitungen in der Fläche verteilt und in viele Bündel zersplittert. Wegen der hohen Grundkosten sind aus wirtschaftlichen Gründen (Minimierung der Kostenbarwerte) sehr große mittlere Vorräte erforderlich [2]. Die Leitungen müssen daher vor dem entsprechenden Bedarf an Hauptanschlüssen vorhanden sein (Bild 20), d. h., zu einem bestimmten Zeitpunkt tı müssen bereits die Leitungszahlen für den Hauptanschluß-Bedarf eines späteren Zeitpunktes ts vorhanden sein. A HAs Leitungszahlen Leitungszahlen _ ——ee

/

zeitlicher Vorrat

pt t,

t,

Bild 20. Entwicklungsgesetz des Anschlußleitungsnetzes Der Ausbau des Anschlußleitungsnetzes folgt im wesentlichen einer S-förmigen Kurve, die dem Verlauf des Hauptanschlußbedarfes zeitlich vorauseilt. Bei einem Ausbau mit einem konstanten zeitlichen Vorlauf passen sich die zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandenen Reserven dem Wachstum an. Der Beschaltungsfaktor (Verhältnis der belegten Leitungen zu den vorhandenen Leitungen) ist bei geringem Wachstum am Anfang der Entwicklung hoch; bei starkem Wachstum sinkt er, während er beim Nachlassen des Wachstums wieder steigt. “

51

W. 4.2.1.3.

Haist,

Netzzustandsgrößen

im

F. Hillebrand Anschlußleitungsnetz

In einem großen Bereich (FA-Bereich usw.) ergeben die vielen vorhandenen Anlagen einen Mittelwert von Vorräten. In Bild 21 ist die Zahl der zum Betrachtungszeitpunkt t; vorhandenen Leitungen Ly und der Bedarf an Leitungen L als Funktion der Zeit dargestellt. Zum Zeitpunkt ts ist die Zahl der vorhandenen Leitungen gleich dem Bedarf an Leitungen. Au

. Talt,)

ae |Lpet | | | | | |

(t,)

|

| | +

| | >| | |

MLV

+ 1 Bild 21. Netzzustandsgrößen tungsbestand)

get (Jahre)

t, im Anschlußleitungsnetz

(L = Leitungsbedarf,

Lp = Lei-

Der Beschaltungsfaktor Die Vermittlungstechnik und die Fernmeldebauordnung 1 von 1962 verwenden zur Kennzeichnung des Netzzustandes den Beschaltungsfaktor. Diese Größe gibt eine Bilanz zum betrachteten Zeitpunkt. Sie ist eine sinnvolle Größe, wenn man (wie in der Vermittlungstechnik) die Zahl der vorhandenen Anlagen ohne wesentliche zeitliche Verzögerung an den Bedarf anpassen kann. Der zeitliche Vorratsbegriff Zur Bestimmung des zeitlichen Vorrats mißt man die vorhandenen Anlagen am künftigen Bedarf des betrachteten Bereichs. Dazu berechnet man die Differenz zwischen dem Betrachtungszeitpunkt tı (Bild 21) und dem Zeitpunkt tz, an dem der Bedarf an Leitungen so groß ist wie der Bestand zu Zeitpunkt tı. Die Zeitspanne zwischen t; und ty wird als (MLV) bezeichnet. Der MLV-Wert besagt, daß des betreffenden Bereiches (FA, OPD, Bund) der diesen Zeitraum befriedigt werden könnte, wenn lich so verteilen würde, wie die Vorräte liegen.

mittlerer Leitungsvorrat im Anschlußleitungsnetz Hauptanschlußbedarf für sich die Nachfrage räum-

Der MLV-Wert wird mit den heute vorhandenen statistischen Unterlagen folgendermaßen bestimmt: Zu der Zahl der im betrachteten Bereich 52

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

vorhandenen Leitungen (s. 0.) addiert man die durch Vorfeldeinrichtungen (Wählstern- und Zweiereinrichtungen) ersparten Leitungen. Die Differenz zwischen dem Zeitpunkt, zu dem der Hauptanschlußbedarf die Zahl der so berechneten Leitungen erreicht, und dem Betrachtungszeitpunkt ist der mittlere Leitungsvorrat. Eigenschaften des zeitlichen Vorratsbegriffes Der mittlere Leitungsvorrat ist eine einfache und anschauliche Größe zur Netzzustandsbeschreibung. Er erlaubt den Vergleich zwischen den Netzen verschiedener Bereiche, da er von geographischer Struktur und unterschiedlicher Größe unabhängig ist. Außerdem ist er mit dem jeweiligen künftigen Bedarf des betrachteten Bereichs bewertet. Er ist eine Größe, die am Ziel des Netzausbaus, nämlich der Fähigkeit, künftigen Bedarf zu decken, orientiert ist. Zusammenhang vorräte

zwischen

Ausbauabschnitt

und

Mittelwert

der Leitungs-

Die optimalen Ausbauabschnitte im Anschlußleitungsnetz liegen zwischen 5 und 30 Jahren [1, 2 und 3]. Aufgrund einer Untersuchung ergibt sich als gewogenes Mittel über alle Bauvorhaben im Anschlußleitungsnetz ein mittlerer Ausbauabschnitt von 16 Jahren. Wenn in einem Netz alle notwendigen Bauvorhaben ausgeführt werden können, gibt es Netzbereiche mit einem Vorrat von 16 Jahren und solche, die keinen Vorrat haben. Damit stellt sich ein mittlerer Vorrat von 8 Jahren ein. Werden nicht alle notwendigen Maßnahmen ausgeführt oder wird mit einem unwirtschaftlich kleinen Planungszeitraum gearbeitet, stellt sich ein kleinerer MLVWert ein. 4.2.1.4.

Bestand,

Vorrat, Zugang

Für die Vergangenheit sind die Bestände an DAkm und die Anschlußleitungs-Investitionslänge bekannt. Aus diesen beiden Werten ergibt sich zusammen mit der Zahl der Zweier- und Wählsterneinrichtungen die Zahl der möglichen Leitungen. Aus ihr kann man mit der HAs-Prognose den MLV-Wert bestimmen. Der jährliche Zugang an DAkm ergibt sich aus der Differenz der Leitungsbestände. Für die Berechnung von Zukunftswerten benötigt man Prognosen über den HAs-Bedarf und die Zahl von Zweier- und Wählsterneinrichtungen. Wenn man dann Vorgaben zu den verfügbaren Finanzmitteln und damit zu den möglichen Leitungszugängen macht, ergibt sich aus ihnen der Bestand an DAkm. Aus ihm kann man die beschaltbaren Leitungszahlen bestimmen und daraus wiederum den Vorrat (MLV). Macht man jedoch Vorgaben über den Vorratsverlauf, so ergeben sich daraus die nötigen Leitungszahlen. Mit der Investitionslänge erhält man dann die erforderlichen DAkm-Bestände. Als Differenz der Jahreswerte erhält man die erforderlichen jährlichen Zugänge und aus ihnen die zum Einbau erforderlichen Finanzmittel. 33

WeH3aist, 4.2.1.5.

Leistungsfähigkeit

EHillebräand

und Vorrat

Aus den Überlegungen am Ende des Abschnittes 4.2.1.3 ergibt sich, daß bei einem MLV-Wert von 8 Jahren alle Bauvorhaben mit den Planungszeiträumen der Fernmeldebauordnung 1 ausgeführt werden können und demgemäß keine wartenden Teilnehmer auftreten dürfen. Dies bestätigt auch der empirisch gefundene Zusammenhang (Bild 22), der sich aus Regressionsanalysen ergibt. Man erhält keinen strengen Zusammenhang zwischen dem Mittelwert der Leitungsvorräte eines Bereiches und seiner Fähigkeit, den aufkommenden Bedarf zu decken. Während der MLV-Wert durch die Zahl und Größe der vorhandenen Anlagen festgelegt ist, hängt die Größe der sich einstellenden Warteliste von vielen Einflüssen ab (vgl. Bild 32). Der in Bild 22 beschriebene Zusammenhang gilt also so lange, wie die kurzfristige HAs-Bedarfsentwicklung einer bis über den mittelfristigen Zeitraum hinaus stetigen Prognose folgt. Bei Schwankungen in den prognostizierten Zahlen sind die Werte des Bildes als geglättete Mittelwerte zu betrachten. Sie beschreiben die prinzipielle „Lieferfähigkeit“ des Anschlußleitungsnetzes bei gegebenem am Bedarf gemessenen Vorrat. MLV 8

49 = x, Bund (Stand 31.12.72) \

N

N

1

~ Sac, i — N

Fre

N

7% Wartende Tin ete ee

Zusammenhang zwischen mittlerem Bild 22.

Leitungsvorrat und Warteliste

Höhere Werte können sich ergeben, wenn die Flächenverteilung des Bedarfs nicht richtig vorausgeschätzt wurde oder wenn Wählstern- und Zweiereinrichtungen nicht ausreichend zum Wartelistenabbau eingesetzt wurden. Auch wenn man zu viele große „Grundinvestitionen” für den Netzausbau und zu wenige kleine „Bauübersichten“ zum Abbau einzelner wartender Teilnehmer durchgeführt hat, kann sich eine zu hohe Warteliste einstellen. Weiterhin spiegelt sich in ihr, wieweit Führungskräfte und Mitarbeiter dem Abbau der Warteliste Gewicht schenken (vgl. auch Bild 32). Auf der anderen Seite ist ein Unterschreiten des Erwartungsbereiches nicht unbedingt nur positiv zu sehen. Bei gegebenem MLV-Wert ist nämlich ein extremer Abbau der Warteliste nur mit unwirtschaftlichen Investitionen möglich (Provisorien, unwirtschaftlich kurze Ausbauabschnitte, die besonders bei Röhrenkabeln zu überhöhten Ersatzinvestitionen führen, usw.). Ohne ausreichende Grundsubstanz führen kleine Maßnahmen oder Provisorien zwar auch kurzfristig zu einem Abbau der Warteliste. Mittelund längerfristig kann ein solcherart ausgenutztes Netz den Bedarf jedoch nicht befriedigen. Dann ergibt sich ein weitgehender Zusammenbruch der Bedarfsdeckungsfähigkeit. Dieser kann nur durch erhebliche Investitionen für die Grundsubstanz über einen längeren Zeitraum überwunden werden. 54

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Wenn bei gegebenem MLV-Wert die Warteliste eines Bereiches im Erwartungsbereich (Bild 22) bleibt, so ist dies im Grundsatz kennzeichnend für eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Investitionspolitik. Es ist nicht ohne weiteres möglich, bei Abweichungen des Wartelistenwerts eines FA oder einer OPD vom Erwartungsbereich unmittelbar auf ein Fehlverhalten der Verantwortlichen zu schließen. Es ist dann vielmehr eine Abweichungsanalyse nach Abschnitt 4.6.3 anzuschließen, die die Ursachen ermittelt. Daraufhin kann man Vorhaben zur Beseitigung der Ursachen veranlassen. 4.2.2. 4.2.2.1.

Statistische Ursachen

Zusammenhänge

im Ortsverbindungsleitungsnetz

des Leitungsbedarfes

Der Hauptbedarf an Ortsverbindungsleitungen (OVI) richtet sich nach den Hauptanschlüssen. Dabei sind zwei Einflußgrößen maßgebend: a) Fernsprechverkehr b) Bedarfserhöhung

je Teilnehmer durch

Einrichtung

neuer

Anschlußbereiche.

Der Fernsprechverkehr je Teilnehmer nahm in der Vergangenheit stetig ab. Dieser Trend wird voraussichtlich bis etwa 1980 anhalten, danach wird eine stetige Zunahme erwartet. Der Einfluß b) führt etwa bis 1980 zu einer Bedarfserhöhung, während er später zu einer Bedarfssenkung führt, da dann nur noch wenige neue Anschlußbereiche eingerichtet werden. Daher kompensieren sich die beiden Einflüsse etwa. Und so ändert sich die Leitungslänge der Ortsverbindungsleitungen je Hauptanschluß mit der Zeit nur wenig. Die Länge der Leitungen im Ortsverbindungsleitungsnetz hängt von der Struktur des betrachteten Bereiches ab. Ein weiterer Anteil am Bedarf im Ortsverbindungsleitungsnetz ergibt sich aus den sonstigen Leitungen (vgl. Abschnitt 4.2.1.1). 4.2.2.2.

Entwicklungsmodell

des Ortsverbindungsleitungsnetzes

Das Ortsverbindungsleitungsnetz besitzt erheblich größere Bündel als das Anschlußleitungsnetz und damit auch entsprechend größere absolute Zuwächse auf ihnen. Damit ergeben sich im Mittel kleinere, wirtschaftlich optimale Ausbauabschnitte als im Anschlußleitungsnetz [1, 2 und 3]. Daher entwickelt sich der Bestand im Ortsverbindungsleitungsnetz ähnlich wie im Anschlußleitungsnetz mit einer S-förmigen Kurve, die der Hauptanschlußentwicklung zeitlich voreilt (Bild 20). Infolge der kleineren Ausbauabschnitte ist der zeitliche Vorlauf jedoch erheblich niedriger. 4.2.2.3.

Netzzustandsbeschreibung

im Ortsverbindungsleitungsnetz

Da die Investitionen im Ortsverbindungsleitungsnetz viel kleiner sind als im Anschlußleitungsnetz und bisher keine Werte für die Längen der Ortsverbindungsleitungen zwischen den Vermittlungsstellen zur Verfügung standen, wurde auf die Einführung eines mittleren Leitungsvorrats im Ortsverbindungsleitungsnetz im Rahmen der Investitionslenkung verzichtet. Sobald jedoch aus den neuen Übersichtsinformationen der Programmplanung (vgl. Abschnitt 5.2.4.3) genügend Zahlen zur Verfügung 35

W. stehen, soll werden.

die

Haist,

F. Hillebrand

Investitionslenkung

in diesem

Bereich

weiterentwickelt

Hilfsweise benutzt die Investitionslenkung eine empirisch gefundene Größe. Werden die insgesamt im Ortsverbindungsleitungsnetz eines Bereiches vorhandenen Leitungsmengen (DAkm) auf den Hauptanschlußbedarf bezogen, ergeben sich für die einzelnen OPDn bzw. FÄ sehr unterschiedliche, über die Zeit gesehen jedoch im wesentlichen konstante Werte (0,2 bis 2,3 DAkm/HAs). Bild 23 zeigt die Größe „OVI-DAkm je HAs” für einen typischen Bereich in Abhängigkeit von der Zeit.

| OV1-DAka/HAs

8

aan

0,80 1

0,60 4

0,40 1

1967

+

+ 1969

Bild 23. OVI-DAkm/HAs Trendextrapolation

4

+

1971

+

+

1973

(Bedarf). Vergangenheit:

+ StF6a

+

1975

korrigiert; Zukunft:

lineare

An sich ist es beliebig, ob man den Ortsverbindungsleitungs-Bestand durch den Hauptanschluß-Bedarf oder -Bestand dividiert. Aus Gründen, die im Abschnitt 4.2.2.4 erläutert sind, wurde hier der HauptanschlußBedarf gewählt. 4.2.2.4.

Netzzustand,

Bestand

und Zugang

Da die Größe OVI-DAkm/HAs (Bedarf) sich zeitlich nur wenig und stetig ändert, kann man sie für einen mittelfristigen Zeitraum im Trend extrapolieren. Aus dem Produkt von Hauptanschluß-Bedarf eines künftigen Jahres und dem Wert OVI-DAkm/HAs (Bedarf) dieses Jahres ergibt sich der Bestand an OVI-DAkm. Die jährlichen Zugänge ergeben sich aus der Differenz zweier so ermittelter Jahresbestandswerte. Man könnte die Berechnung der Größe OVI-DAkm/HAs und die obige Trendextrapolation und Hochrechnung an sich auch mit den Hauptanschluß-Bestandszahlen durchführen. Da dies aber die einzige Stelle im 56

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

ganzen Programmsystem gewesen wäre, an der diese Daten gebraucht würden, wurde der Aufwand für Erfassung, Speicherung und Aktualisierung dieser Daten gescheut (93 FA + 22 OPDn + Bund, jeweils 10 Jahreswerte). Die Berechnungen werden daher mit den Werten des Hauptanschluß-Bedarfes durchgeführt. 4.2.3.

Ersatz

4.2.3.1.

in den Ortsleitungsnetzen

Definition

Ersatzinvestition ist die jährlich erforderliche Sach- bzw. Kapitalinvestition, die den zahlenmäßigen Bestand im Ortsleitungsnetz gewährleistet. Der Umfang der Ersatzbaumaßnahmen konnte aus der herkömmlichen Bestandsfortschreibung des Leitungsnetzes in der StF6a nicht entnommen werden, weil hier nur Nettozugänge (Erweiterungsumfang) ausgewiesen werden. Daher enthält ein neuer Anhang zur StF6a diese Werte seit Ende 1973. 4.2.3.2.

Ursachen

Eine Gliederung der Ursachen des Ersatzumfangs zeigt Bild 24. Der Anteil der aus Alterungsgründen erneuerten Kabel ist verschwindend klein. Vorwiegend entsteht Ersatzbedarf durch vorzeitige Auswechslung, Auflassen der Kabel infolge innerer (Baumaßnahmen der Deutschen Bundespost) und äußerer Einflüsse (Baumaßnahmen Dritter).

Kabeleigene Einflüsse (Grenze der technischen Lebensdauer }

Korrosion Interkristalline Brüchigkeit Fahrlässige Beschädigung Arbeitsfehler Blitzschlag Starkstrosschäden Nagetiere Diebstahl Sabotage andere Ursachen Erweiterung vorhandener Natzteile

Neuabgrenzung von Netzbereichen

ia Ortskabelnetz

Ernauerungen

Innere Einflüsse AZ (Baunaßnahnen der 08° a eigenen Netz) Kabel fremde Einflüsse (Grenze der betrieb-

Sanierung des Netzes Änderung von Ausbauvorschriften baurarirk i -grade, nee-weisen} (Ausbauzeiträume, Verkabelung oberirdischer Linien neue Techniken (POM, Kabelfernsehen, Bildfernsprecher ) andera Asfnahnen

Straßenbau

lichen Lebensdauer)

Äußere Einflüsse (Baunaßnahmen anderer Verwaltungen u.a.)

Us und 5-Bahn-Bau Stadtteilsanierungen Baumaßnahmen fremder Leitungsträger Verlegungswünsche ia Rahmen von Rechtsverhältnissen (z.B. GEE) Änderung des Trassenrechtes andere Einflüsse

Bild 24. Einflüsse und Ursachen für Ersatzinvestitionen im Ortsleitungsnetz 57

W. 4.2.3.3.

Rechenverfahren

Haist,

F. Hillebrand

auf Stichprobenbasis

Bis 1972 gab es kein Erfassungsverfahren und auch keine fundierten Arbeiten zum Ersatzbedarf. Man rechnete pauschal mit einem Prozentsatz vom Anlagenbestand. Für ihn nahm man den Kehrwert des Abschreibungszeitraumes an. Gründlicher wurde das Problem in zwei Arbeiten [6, 7] untersucht. 1973 wurde ein Verfahren zur Erfassung des Ersatzumfangs bundesweit eingeführt. Nach Stichprobenerhebungen in [6] gilt folgendes: Zu unterscheiden ist einmal zwischen dem Anschluß- und dem Ortsverbindungsleitungsnetz, zum anderen zwischen ländlichen, gemischten und städtischen Bereichen. Ersatzinvestitionen lassen sich dann in diesen Gruppen durch konstante Prozentsätze von Bestand und Zugang ermitteln. Die

Höhe

des

Ersatzbedarfes

ergibt

| Ex = fp: Bx-1 + f,*Zx Ex fh Bx-1 fz Zx

sich

aus

DAkm

folgender

Beziehung:

|

Erstumfang des Jahres x in DA km bestandsabhangiger Faktor Bestand im Ortsliniennetz am Ende des Jahres x—1 in DA km zugangsabhängiger Faktor Bruttozugang im Ortsleitungsnetz im Jahr x in DA km

Für die Klassen

I—III gelten folgende Werte:

Faktor

OVI-Netz

Anschlußleitungsnetz Klasse I

Klasse II

fi)

0,007

0,0016

0,0014

0,0012

f,

0,03

0,15

0,11

0,07

Klasse I: Klasse II: Klasse III:

III

überwiegend ländliche Struktur Mischstruktur überwiegend städtische Struktur

Bis Anfang 1974 wurden die Ersatzinvestitionen mit etwas älteren Zahlenwerten nach [6] gerechnet. 4.2.3.4.

Klasse

Künftiges

nach diesem Modell

Rechenverfahren

1974 standen Ergebnisse der neuen Erhebung des Ersatzumfanges zur Verfügung. Da es sich hier um eine Vollerhebung für alle FA handelt, die auch in Zukunft weitergeführt wird, haben Verfahren, die sich an diese Werte anschließen, eine erheblich größere und fortlaufend aktualisierte Datenbasis als Verfahren nach 4.2.3.3. Daher werden ab 1975/6 die Konstanten für die o.g. Gleichung individuell für jeden Bereich in Abhängigkeit von seiner Struktur aus Regressionsanalysen aus dem neuen Datenmaterial über den Ersatzumfang aller Bereiche bestimmt. 4.2.4.

Zusammenhang

zwischen

Mitteln

und Leitungsmengen

Bei den Berechnungen ist es erforderlich, aus Leitungsmengen (DAkm) Kosten zu bestimmen oder aus Mitteln Leitungsmengen zu bestimmen. 58

Das

Investitionssystemin

der

Ortslinientechnik

Um diese Leitungsmengen in Mittel umzurechnen, werden die Kosten je eingebauten DAkm benötigt. Vergangenheitswerte für alle Bereiche werden aus dem Quotienten verausgabter Mittel (Titel 4151—71) und eingebauter Leitungsmengen (DAkm) (Ortskabelstatistik) ermittelt. Ausgaben für Kabelkanäle werden dabei als Einbaukosten für die Leitungen betrachtet. Diese Kosten sind von vielen örtlich bedingten Einflußgrößen abhängig und schwanken bereichsweise sehr stark (vgl. Abschnitt 4.6.2). Innerhalb einzelner Bereiche verändert sich dieser Wert mit der Zeit nur wenig. Die steigenden Tiefbau- und Montagekosten werden dadurch ausgeglichen, daß im Laufe der Zeit in den Gräben immer höherpaarige Kabel verlegt werden. Der Trend beider Werte hat sich in der Vergangenheit nahezu aufgehoben. Daher hat sich der Preis je eingebauten DAkm nur langsam mit der Zeit geändert (Bundesdurchschnitt 1960: 210 DM; 1972: 220 DM). Zur Ermittlung der künftigen Kosten je eingebauten DAkm wird durch die Vergangenheitswerte eine Ausgleichsgerade gelegt und für fünf Jahre in die Zukunft verlängert. 4.3. Berechnungsverfahren 4.3.1.

Bedarfsberechnung

Gemäß Bild 17 bestimmt der Block „Zielgesteuerte Bedarfsberechnung” den zur Realisierung bestimmter Vorgaben erforderlichen Mittelbedarf. Dabei sind folgende Einzelgrößen von Bedeutung: — Erweiterungsbedarf im Anschluß- und Ortsverbindungsleitungsnetz — Ersatzbedarf im Anschluß- und Ortsverbindungsleitungsnetz — Verschnitt. Bild 25 gibt einen Überblick über das Berechnungsverfahren. 4.3.1.1.

Zielvorgaben

Vorgaben

bei der Berechnung des Anschlußleitungs-Erweiterungsbedarfs

Aus den Überlegungen unter Abschnitt 4.2.1.3 ergibt sich, daß man für einen Bereich nicht unmittelbar die in der Zukunft zu erwartende Warteliste als Zielvorgabe angeben kann. Man kann den Mittelwert der Leitungsvorräte vorgeben und daraus einen Erwartungsbereich für die Warteliste ableiten. Die Höhe der Investitionen ist direkt mit Veränderungen des MLV-Wertes verknüpft, während der Zusammenhang mit der Größe der zu erreichenden Warteliste komplexer ist (vgl. Abschnitt 4.2.1.5). Daher wird jährlich einmal bei der Endbearbeitung der Datei die Bild 22 zugrundeliegende Regressionsrechnung durchgeführt und der Erwartungsbereich der Warteliste als Funktion des MLV bestimmt. Aus den Vorgaben für die Entwicklung des Mittelwertes der Leitungsvorräte berechnet der Computer dann den jeweils zu erreichenden Erwartungsbereich der Warteliste. Da es nicht praktikabel erschien, daß die jeweiligen Auftraggeber (BPM, bzw. OPDn) für 93 FA, 22 OPDn und das Bundesgebiet 5 Jahres59

W. Asl-Investitonslänge

Beginn Abbau Fehle bestand Ende noe

Haist,

F. Hillebrand

HAsAs]-DAkmBedarf Bestand (x.00x +14) (x- 5 400 x = 1)

pe 1, Asl-DAkm—BestandsPrognose Umrechnung der Leitungsiannan\auf gen Zielgesteuerte au Lestitungszahlen. Bestandsprognose nach m = MLV-S—Kurve

_ mas Drikm Be band standsprogEn Kt 4

4. Jahresraten des As]Erweiterungsbedarfs if > Differenz z Jahre h der Bestände zweier

7. Asl-Mittelbedarf Produkt von DAkmJahresraten und Einbaukosten

a ‘4 h JahresEaren

. Ka a 7 telbedarf wy (x + Toe. x4)

. hitiel-> bedarf Ir 41516671

Der Asl-Bestand des Jahres x wird aus den vorgesehenen Mitteln hochgerechnet

Asl-NetzersatzBedarfsdeckungsgrad (=1)

bel pie 9 (=1) =

2. Ersatzbedar fsberechnung a

en wi hate t etzersatzDAkm-Jahresraten I 4 (x...x + 4) Mittel DAkm-Abgänge im Asl-Netz im OVl-Netz (x = 5 2... x= 1)

3. OV1-DAkm-Bestands6. Jahresraten des OV1prognose OV1-DAkm—BeErwe iterungsbedarfs -_ Produkt der Prognosewer-| Diff der Begtund te von HAs-Bedarf und standsprognosd male n,She Meände OV1-DAkm/HAs (x...x+4) HAs-Bedarf (x = 5 wee x + 14)

8. Einbaukosten Trendextrapolation der ldDM/DAkm Kosten P xe. ax + 4) DAkm je eingebautem

5. Verschnitt 5% d. Jahresrate

i Mittel 4151 2... 4171

OVI-DAK 1)

sal

Jahresraten

Eingebaute DAkm (x - 5.6. x= 1)

9. OVl-Mittelbedarf k Ak = t von D ~~ u a und Ein UNOBERN

OVI-Mitte bedarf (x +1... x + 4)

OVl-DAkm-Bestand (x - 5.6. x= 1)

Bild 25. Ubersichtsbild zur mittelfristigen Bedarfsberechnung werte fiir den kiinftigen MLV-Verlauf bestimmen, enthalten die EDVProgramme eine Vorgabefunktion, die durch zwei anschauliche Parameter bestimmt ist (siehe Bild 26). Der Funktion liegt der Gedanke zugrunde, daß der zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandene MLV-Wert nicht dem anzustrebenden Soll-Wert entspricht und daß der Übergang zwischen diesen beiden Werten innerhalb einer gewissen Zeitspanne in einem harmonischen Verlauf geschieht. Der MLV-Wert des betrachteten Bereichs hat bis zum Betrachtungszeitpunkt ty (Ende des Gegenwartsjahres) den Wert MLV;,; erreicht. Bis zum Zeitpunkt t; bleibt er konstant. Zwischen tı und ts bewegt er sich auf einer numerisch integrierten Gauß’schen Dichtefunktion vom Wert MLV; zum Wert MLVs.1. Die Gauß’sche Funktion wird zwischen + 20 benutzt. Jenseits des Zeitpunktes ts bleibt MLV wieder konstant. Der Wert für MLVs,1 kann größer oder kleiner als MLV;,; sein. Er kann pro Bereich individuell angegeben werden. Zur Zeit wird für alle Bereiche einheitlich der Wert 8 Jahre benutzt (vgl. Abschnitt 4.2.1.3 Ende). Bei ihm ist ein vollständiger Abbau der Warteliste möglich (vgl. Bild 22). Der Zeitpunkt tz wird „Ende Abbau des Fehlbestandes” (EAF) genannt (tz ist 60

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

A MLY

Mn

1

+4o

4-—--— co> inal

=

nm

Bild 26. Vorgabefunktion für den künftigen Verlauf des Mittelwerts der Leitungsvorrate

der 31.12. des Jahres EAF). Zum Zeitpunkt t, beginnt mit der Verbesserung des Netzzustandes ein Abbau der Warteliste. Wir nennen das Jahr, das zum Zeitpunkt t, beginnt, „Beginn Abbau Fehlbestand” (BAF). Die beiden Zeitpunkte EAF und BAF können in einem weiten Bereich frei gewählt werden. So muß EAF nur größer sein als tu + 1 und BAF + 2. EAF wird in der Regel jenseits des mittelfristigen Zeithorizonts der Investitionspläne liegen. Der Zeitpunkt BAF kann beliebige Werte der Zeitachse annehmen, solange er kleiner als EAF — 2 bleibt. Ein Zeitpunkt

BAF jenseits des mittelfristigen Zeithorizonts bedeutet, daß im betrachteten Zeitraum keine Veränderung des MLV-Wertes stattfindet. Wenn

BAF zeitlich vor ty gewählt wird, so beeinflußt dies natürlich die vergangene Netzzustandsentwicklung nicht mehr, aber der Auftraggeber kann den steileren Anstieg der Kurve bei t > BAF benutzen. Man kann mit der Vorgabefunktion beschreiben, wie der Netzzustand eines Bereiches sich von einem Ist-Wert auf einen neuen Soll-Wert ändert. Der Typ der gewählten Funktion sorgt dafür, daß keine großen Sprünge im Mittel- oder Kabelbedarf auftreten. Wenn man dieses Konzept auf mehrere Bereiche anwendet, ergibt sich eine harmonische Angleichung ihrer Netzzustände und damit auch ihrer Leistungsfähigkeit, wenn man dazu flankierende Maßnahmen durchführt, die sich aus den Abweichungsanalysen ergeben (vgl. Abschnitt 4.2.1.5).

Vorgaben für OVI-Erweiterungs- und OVI-Ersatzbedarf sowie den AslErsatzbedarf Bei der Berechnung des zielgesteuerten Investitionsbedarfs wird für die Investitionen im Ortsverbindungsleitungsnetz und für die bestandsabhängigen Ersatzinvestitionen im Anschlußleitungsnetz volle Bedarfsdeckung vorgegeben (vgl. aber Abschnitt 4.3.2). 61

W. 4.3.1.2.

Erweiterungsbedarf

Der künftige Ausbau

Haist,

F. Hillebrand

im Anschlußleitungsnetz des Asl-Netzes

wird gesteuert

durch Vorgaben

über den MLV-Verlauf und damit über den Abbau der Warteliste (vgl. Bild 25). Bild 27 zeigt den Hauptanschlußbedarf eines Bereiches und die Zahl der vorhandenen Leitungen bis zum Zeitpunkt tp. Der MLV-Wert muß von seinem niedrigen Wert zur Zeit ty) auf einen höheren Wert, z. B. MLV; = 8 Jahre, zum Zeitpunkt ts verbessert werden. Dabei wird der MLV-Wert vom Zeitpunkt ty bis tı konstant gehalten und wächst von t; bis tz zunächst langsam, dann schneller und zum Schluß wieder langsamer. Jenseits von ts bleibt er konstant.

A ws Leitungszahlen

Leitungszahlen

5 JSee

! ' i I | I | | | ! I I j 1 1 1 ! | | | ! |

—»>

Bild 27. Zielgesteuerte Bestandsprognose fiir Leitungszahlen im Anschlußleitungsnetz

Aus den Vorgaben fiir die beiden Zeitpunkte BAF und EAF berechnet der Computer die Kurve MLV = f(t) nach Bild 26. Zusammen mit der Hauptanschluß-Bedarfsprognose bestimmt er die erforderlichen Leitungszahlen nach Bild 27. Von diesen Leitungszahlen zieht er die Leitungszahlen ab, die in dem betrachteten Jahr durch Vorfeldeinrichtungen (Wählsternund Zweiereinrichtungen) erspart werden. Die Multiplikation dieser Leitungszahl mit der Investitionslänge nach Abschnitt 4.2.1.1 ergibt die erforderlichen Bestände an Leitungslängen (DAkm). Die Differenz zweier Jahresbestandswerte ergibt die in dem betreffenden Jahr für Erweiterung des Asl-Netzes zu investierenden Leitungsmengen (DAkm). 62

Das 4.3.1.3.

Investitionssystem

Erweiterungsbedarf

in

der

Ortslinientechnik

im Ortsverbindungsleitungsnetz

Der künftige Bedarf an Ortsverbindungsleitungen richtet sich nach dem prognostizierten Hauptanschluß-Bedarf. Für jeden Bereich wird die Größe OVI-DAkm/HAs (Bedarf) für fünf Vergangenheitsjahre bestimmt (Bild 25, Felder 3 und 6). Eine Ausgleichsgerade durch diese Vergangenheitswerte, verlängert um fünf Jahre in die Zukunft, beschreibt die künftigen Ortsverbindungsleitungs-Bedarfswerte (Bild 23). Durch eine Multiplikation von OVI-DAkm/HAs-Bedarf mit dem Hauptanschluß-Bedarf des betreffenden Jahres werden die im Ortsverbindungsleitungs-Netz erforderlichen Leitungsbestände je Jahr errechnet. Die Differenz zweier so errechneter Leitungsbestandswerte ergibt die jährlich zu investierende Leitungsmenge (DAkm) des betreffenden Bereiches. 4.3.1.4.

Ersatzbedarf

im Anschluß-

und

Ortsverbindungsleitungsnetz

Die DAkm-Jahresrate des Ersatzumfangs eines künftigen Jahres ergibt sich aus der Gleichung in 4.2.3.3. Die Konstanten dieser Gleichung werden nach 4.2.3.3 oder 4.2.3.4 gewonnen (s. auch Bild 25, Feld 2). 4.3.1.5.

Jahresraten

für Verschnitt,

DAkm

und

Mittel

Aus den vorigen Abschnitten ergaben sich jährlich erforderliche Leitungsmengen für die Netzerweiterung im Anschlußleitungsnetz, im Ortsverbindungsleitungsnetz und für den Ersatz in beiden Netzteilen. Der Summe dieser drei Werte wird ein geschätzter Wert von 5 v. H. Verschnitt hinzugerechnet [1]. Diese gesamte Leitungsmenge wird zur Erreichung der Ziele zum Netzzustand und zur Wartelistenentwicklung benötigt. Die Leitungsmengen (DAkm) jedes Jahres des mittelfristigen Zeitraums eines jeden Bereiches multipliziert mit dem prognostizierten Preis je eingebauten DAkm des betreffenden Jahres und Bereiches ergeben den erforderlichen Mittelbedarf. Auch der Mittelbedarf für Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen im Ortsverbindungsleitungsnetz wird bestimmt (Bild 25, Felder 7—9). 4.3.1.6.

Bedarfsberechnung

für mehrere

Bereiche

Für jeden Bereich, für den der Bedarf berechnet werden soll, sind die Vorgaben BAF und EAF individuell festzulegen. Als Ergebnis erhält man je Bereich für vier Zukunftsjahre den Gesamtmittelbedarf und den Mittelbedarf für Investitionen im Ortsverbindungsleitungsnetz. 4.3.2.

Abstimmen verfügbaren

des Mittelbedarfes mehrerer Unterbereiche Mittelvolumen des Oberbereiches

mit

dem

Wenn die errechnete Summe des Mittelbedarfes der Unterbereiche vom verfügbaren Mittelvolumen abweicht, ist eine Abstimmung notwendig. Das geschieht nach folgendem Konzept: Jeder Unterbereich erhält vorab seinen Mittel-Bedarf für Ortsverbindungsleitungen in voller Höhe, da dies der Versorgung der vorhandenen Hauptanschlüsse dient. Der Mittelbedarf für die übrigen Bauvorhaben wird bei allen Bereichen gleichmäßig gekürzt oder erhöht, so daß die Summe des abgestimmten Mittelbedarfes und das verfügbare Mittelvolumen übereinstimmen. Am Schluß des Abstimmungsprozesses liegt für 63

W.

Haist,

F. Hillebrand

jeden Bereich der abgestimmte Mittelbedarf vor. Dabei berechnet das Programm auch den Bedarfsdeckungsgrad für Investitionen im Anschlußleitungsnetz. 4.3.3.

Berechnung

von Investitionsplänen

aus vorgegebenen

Mitteln

Die Berechnungsergebnisse der Investitionslenkung werden in mittelfristigen Investitionsplänen dokumentiert. Der Plan eines Bereiches (Bundesgebiet, OPD-Bezirk, FA-Bereich) umfaßt 4 Zukunftsjahre, das Gegenwartsjahr und nachrichtlich 5 Vergangenheitsjahre. Er enthält zusammenpassende aussagefähige Werte für den Netzzustand, die Leistungsfähigkeit des Netzes, die jährlichen Investitionsraten (Leitungsmengen und Finanzmittel) und die Einbaukosten je DAkm. Die Mittel für die 4 Zukunftsjahre können sich aus der Bedarfsberechnung und der folgenden Abstimmung mit dem verfügbaren Mittelvolumen ergeben haben. Sie können aber auch von außen für jeden einzelnen Bereich fest vorgegeben werden. Die Berechnung von nicht in der Datei eines Bereiches enthaltenen Vergangenheitswerten (wie z.B. DM/DAkm) geschieht nach den Regeln aus Abschnitt 4.2. Aufwendiger ist die Bestimmung der Zukunftswerte aus den vorgegebenen Mitteln. Den Rechengang dafür enthalten die folgenden Abschnitte. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Umkehrung des Rechenganges für die ,,Bedarfsberechnung” (Abschnitt 4.3.1). 4.3.3.1.

Berechnung der jährlichen Investitionsraten und Anschlußleitungen

für Ortsverbindungs-

Aus dem Mittelvolumen, das für das Gegenwarts- und 4 Zukunftsjahre vorgegeben ist, berechnet der Rechner mit Hilfe der Kosten DM/ DAkm die damit einzubauende Leitungsmenge in DAkm. Von ihr subtrahiert er 5% für Verschnitt. Die verbleibende Menge dient der Investition im Ortsverbindungsleitungs- bzw. Anschlußleitungsnetz. Die Erweiterungsinvestitionen im Ortsverbindungsleitungsnetz ergeben sich folgendermaßen: Aus der Trendextrapolation der Größe OVI-DAkm/HAs (Bedarf) erhält man eine OVI-DAkm-Bestandsprognose durch die Produktbildung dieses Quotienten mit dem prognostizierten Hauptanschluß-Bedarf des betrachteten Jahres. Die Differenz zweiter Jahreswerte ergibt die Jahresrate der Erweiterungsinvestitionen. Die OrtsverbindungsleitungsErsatzinvestition ergibt sich aus der Gleichung in Abschnitt 4.2.3.3 mit bereichsindividuellen Konstanten. Aus diesen beiden Anteilen erhält man die Gesamt-Ortsverbindungsleitungs-Investitionsrate. Da der betrachtete Bereich diese immer voll erhalten soll, kann man sie von der oben errechneten DAkm-Investitionsrate abziehen und es bleibt die Rate übrig, die im Anschlußleitungsnetz investiert werden kann. 4.3.3.2.

Aufteilung der Anschlußleitungs-Investitionsrate und einen Erweiterungsanteil

in einen Ersatz-

Die Mittel, die bei der Berechnung von Investitionsplänen gesetzt werden, können folgendermaßen entstanden sein: 64

voraus-

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

A: Vorausgegangene Bedarfsabrechnung nur für einen Bereich B: Vorausgegangene Bedarfsberechnung für mehrere Bereiche Abstimmrechnung C: Bestimmung außerhalb des Rechnerprogramms.

und

Nur im Fall A ist es sicher, daß die von den Zielvorgaben her erforderlichen Mittel auch verfügbar sind. Im Fall B können bei der Abstimmrechnung mehr oder weniger Mittel für die Summe aller Bereiche zur Verfügung gestanden haben, als dies von den zielgesteuerten Bedarfsberechnungen her erforderlich gewesen wäre. Es kann dann der Netzzustand gegenüber der Zielvorgabe schneller oder auch nur langsamer verbessert werden. Im Fall C ist nun zunächst gar nicht klar, welche Ziele mit dem vorgegebenen Mittelvolumen erreichbar sind. In 4.3.3.1 wurde beschrieben, wie in allen drei Fällen die Asl-DAkmInvestitionsraten bestimmt wurden. Von ihnen subtrahiert der Rechner bestandsabhängige Ersatzinvestitionen im Ask-Netz, da sie ja durch äußere Einflüsse (Bild 24) verursacht wurden. Die restlichen Mittel teilt er dann in Erweiterungsinvestitionen und die mit ihnen verbundenen Ersatzinvestitionen auf. 4.3.3.3.

Berechnung des Anschlußleitungs-Bestandes, des Mittleren tungsvorrats und des Erwartungsbereiches der Warteliste

Lei-

Der Anschlußleitungsbestand des letzten Vergangenheitsjahres ist in der Datei enthalten. Dieser Wert wird mit einem Korrekturfaktor für den zeitlichen Rückstand der Statistik multipliziert. Zu diesem korrigierten Bestandswert addiert der Rechner nacheinander die AnschlußleitungsErweiterungsraten des Gegenwartsjahres und der 4 Zukunftsjahre. So entsteht eine Prognose des Anschlußleitungsbestandes, die mit den für den mittelfristigen Zeitraum vorgegebenen Mittelvolumina erreichbar ist. Mit der Investitionslänge ergeben sich daraus die Leitungszahlen des betrachteten Bereiches. Zu diesen werden die durch Vorfeldeinrichtungen (Wählstern- und Zweiereinrichtungen) ersparten Leistungen hinzugezählt. Aus dieser Leitungszahl ergibt sich mit den Werten der Hauptanschluß-Bedarfsprognose der Mittelwert der Leitungsvorräte. Mit den Werten der Regressionsanalyse nach Bild 22 kann der Erwartungsbereich der Warteliste für den betrachteten 5-Jahreszeitraum ermittelt werden. Das Programm bestimmt diesen Erwartungsbereich auch für das letzte Vergangenheitsjahr und stellt ihn der tatsächlichen Warteliste gegenüber. 4.4. Das Arbeitsverfahren zur Investitionslenkung 4.4.1.

Aufgabengliederung

Bild 28 zeigt die Aufgabengliederung. Die Oberaufgabe „Investitionen lenken” besteht aus den drei Teiloberaufgaben „Daten bereitstellen“, „Investitionspläne berechnen und auswerten“ und „Erfolg kontrollieren durch Soll/Ist-Vergleich”. Die Berechnung und Auswertung der Investitionspläne besteht aus den Teilaufgaben „Vorgaben bereitstellen“, „Investitionspläne berechnen“, „auswerten“ und ,bekanntgeben”. Diese Aufgaben sind grundsätzlich für das Bundesgebiet, alle OPD-Bezirke und alle FA-Bereiche erforderlich.

5 Fernmeldewesen

65

W. Haist,

F. Hillebrand langfr, Bereich für das Bundesgebiet

1

Daten bereitstellen im 1 nittelfr, Bereich für

a iby ee i in der Ortslinientechnik

Vorgaben bereitstellen, peat Keowee ites rechnen, auswerten bekanntgenen ia und

langfr, Bereich für das Bundesgebiet

aittelfr, Bereich für

Erfolgskontrolle aus Soll/Ist-Vergleich der Investitionspläne 3 Bild 28. Aufgabengliederung

12

das Bundesgebiet

121

die OPD-Bezirke

12

die FA-Bereiche

123

das Bundesgebiet

221

die OPD-Bezirke

222

die FA-Bereiche

223

2=

22

des Bundes

A

der OPD-Bezirke

32

der FA-Bereiche

33

zum Arbeitsverfahren

4.4.2.

Überblick über die Funktionsverteilung Die Oberaufgabe „Investitionen lenken“ könnte man auch gliedern in einen unmittelbaren Teil und einen mittelbaren. Der erste Teil besteht aus dem Bereitstellen von Vorgaben für die Rechnung, dem Auswerten und Bekanntgeben der Investitionspläne sowie der Erfolgskontrolle. Diese Aufgaben nehmen das BPM und die OPDn wahr. Sie bedienen sich dabei der bereits vorliegenden Rechnerausdrucke. Die mittelbaren Aufgaben, das Führen der Datei und das Durchführen der Berechnung, übernimmt das FTZ. Die Berechnungen werden im Rechenzentrum des Forschungsinstituts beim FTZ durchgeführt auf einem Rechner TR 86 mit Lochkarten-Eingabe und -Ausgabe sowie einem Schnelldrucker. Zusätzlich steht ein Zeichentisch Z 90 für die grafische Ausgabe der berechneten Werte zur Verfügung. 4.4.3.

Arbeitsprogramm für den Regelablauf Während des gesamten Jahres sind die meisten Arbeiten für die Investitionslenkung zu festen Terminen zu erledigen. Bild 29 zeigt das Arbeitsprogramm des Regelablaufs. 4.5. Bereitstellung der Datei 4.5.1. Datei für die Berechnung langfristiger Investitionspläne Da diese Pläne nur für das Bundesgebiet gerechnet werden, ermitteln BPM und FTZ die Daten dazu. 4.5.2.

Datei für die Berechnung mittelfristiger Investitionspläne Eingangsgrößen für das Rechenverfahren sind statistische Daten, die in der Regel nur einmal im Jahr fortgeschrieben werden, und Vorgaben, 66

5*+

67

qTunJeYasy97 I

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W. die wichtige

Parameter

Haist, für

F. Hillebrand

die Berechnungen

während

des

Jahres

ent-

halten und die sich bei jeder Berechnung ändern können. Das FTZ entnimmt die Daten aus bestehenden Statistiken. Bei der Ersterfassung wird für jedes FA ein Datensatz erstellt. Die Daten werden regelmäßig bis zum 31. 3. des Jahres vom FTZ fortgeschrieben. Dabei werden die Daten für

das letzte abgeschlossene Jahr ergänzt und die Daten des frühesten Jahres gelöscht. Ggf. ist die Datei auch bei einer neuen Hauptanschluß-BedarfsPrognose zu aktualisieren. Aus den Daten für die einzelnen FÄ werden OPD- und Bundeswerte berechnet. Bei Bereichsänderungen sind die Daten wie bei einer Ersterfassung anzugeben. Die Datei wird grundsätzlich in drei Schritten erstellt bzw.

aktualisiert:

— Einlesen der FA-Daten mit Plausibilitätskontrolle im Rechner. Ergebnis

dieses Schrittes ist ein vorläufiges Datenprotokoll und ggf. eine Prüfliste

— Überprüfen der Datei beim FTZ, ggf. Korrektur

— Einlesen der Werte für die Anschlußleitungs-Investitionslänge und Endbearbeitung der Datei (Bilden der OPD- und Bundes-Werte usw.).

4.5.2.1.

Aufbau

und Inhalt der Datei

Die Datei enthält Datensätze für die 93 FA-Bereiche, die 22 OPD-

Bezirke und das Bundesgebiet. Jeder Datensatz besteht aus zwei Feldern. Das erste Feld enthält 13 Plätze für Konstanten (Ordnungszahl des Bereiches, Anschlußleitungs-Investitionslänge, MLVgou-Wert (vgl. Abschnitt 4.3.1.1), Konstanten des Regressionspolynoms nach Bild 22 usw.). Das zweite Feld enthält die folgenden zeitabhängigen Daten:

— Mittel bei Titel 4151-71/DM — Eingebaute Kabel/DAkm — Bestand an Kabeln im Anschlußleitungsnetz/DAkm — Bestand an Kabeln im Ortsverbindungsleitungsnetz/DAkm — Netzersatz

im Anschlußleitungsnetz/DAkm

— Netzersatz

im Ortsverbindungsleitungsnetz/DAkm

— Zahl der im Jahr vergebenen Merkbuchnummern 5000 DM — Zahl der am

Jahresende

für Bauvorhaben

über

offenen Merkbuchnummern

— Zahl der wartenden Teilnehmer wegen Anschlußleitungs- oder Anschlußleitungs-

und

BE-Mangel

— Zahl der Wählsternteilnehmer — Zahl der Zweierteilnehmer — Hauptanschlußbedarf.

Für alle Daten sind fünf Vergangenheitswerte gespeichert, beim HAsBedarf außerdem die Prognose für das Gegenwartsjahr und 13 Zukunftsjahre. Dieses zweite Feld kann man sich als Tabelle mit 12 Spalten und

5

+1 + 13 Zeilen vorstellen. Für die weitere Belegung der Gegenwarts-

und Zukunftszeilen 68

dieser Tabelle vgl. Abschnitt 4.5.2.3.

Das 4.5.2.2.

Investitionssystem

Vorbearbeitung

in

der

Ortslinientechnik

der Datei

Das FTZ stellt die erforderlichen Daten auf Belegen bereit und läßt sie ablochen. Der Rechner prüft die angebotenen Lochkarten auf Vollständigkeit und formale Richtigkeit der Lochkartensätze. Anschließend prüft er die Daten in zwei Schritten auf Plausibilität. Dazu vergleicht er sie mit den Werten des Vorjahres. Außerdem prüft der Rechner die Werte durch Querprüfungen verschiedener Daten desselben Jahres (Quotientenbildung usw.). Wenn die Prüfungsergebnisse gewisse Grenzwerte überoder unterschreiten, druckt der Rechner eine Prüfliste mit Fehlerhinweisen. Außerdem erstellt er ein Protokoll des Dateiinhalts. Das FTZ wertet die Prüfliste aus und veranlaßt ggf. Berichtigungen der eingelesenen Daten. 4.5.2.3. Endbearbeitung der Datei Wenn das FTZ den Auftrag für die Endbearbeitung der Datei erteilt, ermittelt der Rechner für jeden Bereich die linearen Trendextrapolationen für das Gegenwarts- und 4 Zukunftsjahre bei den Zahlen für den Ersatz im Anschluß- und Ortsverbindungsleitungsnetz und die Zweier- und Wählsternteilnehmer. Diese Zahlen werden auch in der Datei gespeichert (vgl. 4.5.2.1). Sie brauchen so nur einmal im Jahr berechnet zu werden. Sie sind außerdem im Protokoll der Datei enthalten. Damit können BPM und OPDn erkennen, wie sich diese Größen entwickeln, wenn man keine besonderen Maßnahmen zu ihrer Beeinflussung ergreift. Danach bildet der Rechner aus den Summen der FA-Werte die OPDund Bundeswerte und protokolliert die Datensätze aller Bereiche. Als letztes berechnet er die Regression zwischen MLV-Wert und Warteliste (vgl. Bild 22). Er bestimmt die Konstanten des Regressionspolynoms und speichert sie in den Dateien aller Bereiche. Er gibt das Ergebnis der Regressionsanalyse grafisch und tabellarisch aus. 4.6. Berechnung von Investitionsplänen 4.6.1.

Aufträge und Vorgaben Rechnungsaufträge können das BPM oder die OPDn mit dem Auftragsbeleg erteilen. Es sind 6 verschiedene Auftragsarten möglich. Für jeden Bereich, für den ein Investitionsplan berechnet werden soll, ist ein Vorgabenbeleg anzulegen. Der Auftragsbeleg enthält auch eine Prüfliste, die angibt, welche Angaben im Vorgabenbeleg bei den verschiedenen Auftragsarten erforderlich sind. 4.6.2.

Rechnerausgaben Die Rechnerausgabe

a) b) c) d)

besteht aus den folgenden Teilen:

Auftragsprotokoll Protokoll der Bedarfsberechnungen Mittelfristige Investitionspläne Übersichtslisten.

und der Abstimmrechnung

Das Auftragsprotokoll wiederholt die Angaben des Rechnungsauftrages, die im Auftragsbeleg und den Vorgabenbelegen enthalten waren. 69

W.

Haist,

F. Hillebrand

Wenn Bedarfsberechnungen für einen oder mehrere Bereiche durchgeführt wurden, enthält das Protokoll dazu folgende Angaben: — Mittelbedarf jedes Unterbereichs — OVI-Mittelbedarf

jedes Unterbereichs.

Nach einer Bedarfsberechnung für mehrere Bereiche muß immer die Summe des Mittelbedarfs mit dem verfügbaren Mittelvolumen abgestimmt werden. Das Protokoll der Abstimmrechnung enthält dazu: — Summe

des Mittelbedarfs

des Oberbereichs

— Asl-Bedarfsdeckungsgrad — Abgestimmter Diese Größen

Mittelbedarf

werden

jedes Unterbereichs.

jeweils für vier Zukunftsjahre

bestimmt.

Je nach der Art des Auftrages kann eine Rechnerausgabe mehrere mittelfristige Investitionspläne enthalten (Bild 30).

einen oder

Dieses Feld enthält in Tabellen alle Werte der Grafiken

Mio DM 4000 -

DM/DAkm

MLV/Jahre rot

400 4 200+ |

apa +



Cg ttt

Ht

Mio DAkm 2000 +

104

1000 +ee

5+Se

69

7

7

044444444 73 77 + WTin [% ] 104

ae

i ;

Soll

ce a

DE _ RRAaa 8 2 7

|

ae, al | | or a rear @ B 77

Bild; 30. ee

jis

Mittelfristige Investitionsplane (WTIn = wartende Teilnehmer wegen Leitungsoder Leitungs- und BEMangel)

Der mittelfristige Investitionsplan jedes Bereiches (Bundesgebiet, OPDBezirk, FA-Bereich) enthält auf einem Blatt DIN A3 Werte in Tabellen und Grafiken. Neben den Werten für 5 Vergangenheitsjahre enthält er für das Gegenwartsjahr und 4 Zukunftsjahre berechnete Werte die der Bereich nach dem Modell (siehe Abschnitt 4.3.3) mit dem vorgegebenen Mittelvolumen erreichen kann. 70

Das

Investitionssystem

Der Investitionsplan — Mittelvolumen — Kosten

in

der

Ortslinientechnik

enthält folgende Werte:

Titel 4151/61/71

je eingebautem

DAkm

— Eingebaute bzw. einzubauende und Ersatzbedarf

DAkm,

aufgegliedert

auf Erweiterungs-

— Mittlerer Leitungsvorrat — Prozentsatz der nichtherstellbaren Fernsprechanschlüsse wegen schlußleitungs-Mangel oder Anschlußleitungs- und BE-Mangel.

An-

Die Grafik und die Tabelle der nichtherstellbaren Fernsprechanschlüsse enthält für das letzte Vergangenheitsjahr, das Gegenwartsjahr und alle Zukunftsjahre einen Erwartungsbereich (Angabe eines oberen und unteren Grenzwertes), der mit den im Investitionsplan angegebenen Mittelvolumina erreicht werden kann. Abweichungen können nach Abschnitt 4.7.2 analysiert werden. Wenn mehrere Investitionspläne berechnet wurden, enthalten die Übersichtslisten die Ergebnisse der Investitionspläne nach dem Sachinhalt geordnet. Je Position wird eine Liste erstellt, in der für den Oberbereich und seine Unterbereiche die Werte für den betrachteten Zehnjahreszeitraum enthalten sind. 4.6.3. 4.6.3.1.

Berechnungen

aufgrund von BPM-Aufträgen

Langfristiger Investitionsplan

für das Bundesgebiet

Der langfristige Investitionsplan enthält eine Darstellung von Beständen und Zugängen an Leitungsmengen und Mitteln, Angaben über den mittleren Leitungsvorrat (MLV) den Preis DM/DAkm, die Warteliste und ihren Zusammenhang mit Unternehmenszielen. Er wird nur für das Bundesgebiet geführt und einmal jährlich fortgeschrieben (1. April bis 15. Mai, vgl. Bild 24). Eine Berichtigung bei geänderter HauptanschlußPrognose oder sonstigen Anforderungen ist möglich. 4.6.3.2.

Mittelfristiger Investitionsplan

für das Bundesgebiet

Für seine Berechnung sind drei feste Termine vorgesehen (vgl. Arbeitsprogramm in Bild 29). Außer zu diesen Regelterminen kann die Berechnung auch zu anderen Terminen erforderlich sein (z. B. bei geänderter Hauptanschlußbedarfsprognose). Vorgaben für eine Neuberechnung können sein: Fall1: Vorgaben zum Netzausbau (Beginn und Fehlbestandes (vgl. Abschnitt 4.3.1.1)

Ende

des

Abbaus

des

Fall 2: verfügbare Mittel. Entsprechende Angaben sind in den Vorgabenbeleg einzutragen. Im FTZ wird der mittelfristige Investitionsplan berechnet. Das BPM kann nach Auswertung des ersten Ergebnisses mit geänderten Vorgaben eine Neuberechnung veranlassen. 4.6.3.3.

Mittelfristige Investitionspläne

für die OPDn

Die jährliche Fortschreibung der mittelfristigen Investitionspläne der OPDn soll bis zum 15. 9. abgeschlossen sein (vgl. Bild 29). Außerdem 71

W.

Haist,

F. Hillebrand

kann um die Jahreswende bei Änderung des Kassenanschlages gegenüber dem voraussichtlichen Mittelvolumen noch eine Berichtigung der mittelfristigen Investitionspläne der OPDn erforderlich werden. Aus sonstigen Gründen (z.B. Änderung des verfügbaren Mittelvolumens oder neue Hauptanschlußbedarfsprognose) kann auch außerhalb des Regeltermins eine Berechnung durchgeführt werden. Bei der Fortschreibung der mittelfristigen Investitionspläne für die OPDn erteilt das BPM den Rechnungsauftrag. Dazu sind die für die Jahre x bis x + 4 (x = Gegenwartsjahr) verfügbaren Mittel (Bundesgebiet) und die Vorgaben zum Netzausbau (vgl. Abschnitt 4.3.1.1) für jede OPD anzugeben. Daraufhin werden im FTZ die mittelfristigen Investitionspläne der OPDn berechnet. Diese wertet das BPM aus. Ggf. müssen von dort Neuberechnungen mit geänderten Vorgaben (zum Netzausbau oder mit einer im BPM bestimmten Mittelverteilung) veranlaßt werden. Das BPM wertet die geänderten mittelfristigen Investitionspläne der OPDn erneut aus und gibt sie den OPDn bekannt. Die Pläne enthalten auch das voraussichtliche Mittelvolumen des nächsten Jahres und den Mittel-Richtwert für das übernächste Jahr. Wenn auch die mittelfristigen Investitionspläne der FÄ neu zu berechnen sind, teilt das BPM dem FTZ mit, daß die zuletzt berechneten mittelfristigen Investitionspläne der OPDn als Grundlage der Berechnung für die FA zu nehmen sind. Für diesen Fall hat der Rechner Netzausbauvorgaben für die FÄ jeder einzelnen OPD jeweils einheitlich so berechnet, daß sie zu dem für die OPD verfügbaren Mittelvolumen passen. Diese Vorgaben gibt er als Tabelle und auf Lochkarten (entsprechend Vorgabenbeleg Bild 31) aus. Außerdem wird je OPD eine entsprechende Lochkarte mit den verfügbaren Mitteln der OPD für die Jahre x +1...x +4 hergestellt. Das FTZ ergänzt auf allen diesen Lochkarten die Mittelangaben für das Gegenwartsjahr und läßt dann die mittelfristigen Investitionspläne für alle FA berechnen. Alle OPDn erhalten die Investitionspläne ihrer FA. Die OPDn können die errechnete Mittelverteilung anwenden oder, wenn sie nicht realisierbar ist, eine andere Mittelverteilung festlegen und mit ihr neue Investitionspläne ihrer FÄ berechnen lassen (vgl. Abschnitt 4.6.4.2). Wenn sich der Kassenanschlag gegenüber dem voraussichtlichen Mittelvolumen verändert, gibt das BPM den OPDn das neue Mittelvolumen sofort bekannt. Gleichzeitig veranlaßt es beim FTZ eine Neuberechnung der mittelfristigen Investitionspläne für die OPDn. 4.6.4. 4.6.4.1.

Berechnungen

aufgrund

von

OPD-Aufträgen

Mittelfristiger Investitionsplan der OPD

Die OPDn können — ähnlich wie das BPM (vgl. Abschnitt alternative Investitionspläne für ihren Bezirk berechnen lassen. 4.6.4.2.

Mittelfristige Investitionspläne

der OPD

4.6.3.2) —

und ihrer FÄ

Die OPDn können für die Regelung und Steuerung der Investitionen in ihrem Bezirk das in dieser Arbeitsanweisung beschriebene Verfahren anwenden und dazu auch das Rechnerprogramm benutzen. 72

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Die mittelfristigen Investitionspläne für die FÄ werden jährlich zum 30. September fortgeschrieben (vgl. Arbeitsprogramm in Bild 29). Außerdem kann am Jahresende bei Änderung des Kassenanschlags gegenüber dem voraussichtlichen Mittelvolumen noch eine Berichtigung der mittelfristigen Investitionsplane der FA erforderlich werden. Aus sonstigen Gründen kann jede OPD eine Neuberechnung der mittelfristigen Investitionspläne ihrer FÄ veranlassen. Für die Fortschreibung der Investitionspläne in der Jahresmitte erhalten die OPDn den ersten Entwurf der Investitionspläne ihrer FA, ohne daß sie einen Auftrag erteilen müssen. Dabei werden für die FA die gleichen Vorgaben wie bei der OPD zugrunde gelegt (Berechnung im FTZ, vgl. Abschnitt 4.6.3.3). Sind die mittelfristigen Investitionspläne realisierbar, können sie den FA bekanntgegeben werden. Die FA erfahren damit auch ihr voraussichtliches Mittelvolumen für das nächste Jahr und den Mittel-Richtwert für das übernächste Jahr. Ist die errechnete Mittelverteilung nicht realisierbar, legt die OPD eine andere Mittelverteilung fest und gibt diese sofort den FÄ bekannt. Gleichzeitig veranlaßt sie beim FTZ eine Berichtigung der mittelfristigen Investitionspläne der FÄ und gibt das Ergebnis den FÄ später bekannt. Bei einer Änderung des Kassenanschlages der OPD gegenüber dem voraussichtlichen Mittelvolumen weist die OPD in der Regel ihren FÄ die Mittel sofort zu. Gleichzeitig veranlaßt sie eine Berichtigung der mittelfristigen Investitionspläne der FÄ. Dazu erteilt sie dem FTZ einen Berech-

Struktur

111

Lohnniveau

111.1

Bodenbeschaffenheit

111,2

klimatische Verhältnisse

111.3

| Vergabeseitig 11 BREI Vergabetechnik 112

Auftragneh

112,1 auswa hl

En Vergabeart BeieinfluBung des Kostenfaktors Dike 1

112,2 112.3

mittlere Paarigkeit der verlegten Kabel 121

1 Bauseitig

Anteil der oi-Bvh

122

Anteil der KK-Bvh

123

Anteil der BU

124

% es

125

Pflugeinsatz

125.1

Umfang der Kabelabdeckung

125.2

KSch-Abstand

125.3

u.a,

125.4

Leistungsfähigkeit der Baubeobachtung

126

Bild 31. Beeinflussung des Kostenfaktors DM/DAkm 73

Wi

Fraits-6)

FE Hollebrand

nungsauftrag. Das FTZ sendet die berichtigten mittelfristigen Investitionspläne an die Auftrags-OPD zurück. Diese wertet sie aus und gibt sie bekannt. Die OPD kann aus besonderen Gründen eine erneute Berechnung veranlassen. 4.7. Ergebniskontrolle und Abweichungsanalysen Die Investitionspläne, Übersichtslisten und Datenprotokolle enthalten vielfältige Ansatzpunkte, um das Investitionsverhalten der einzelnen Bereiche kritisch zu betrachten. Man kann jedoch nicht unmittelbar auf das Fehlverhalten einzelner Verantwortlicher schließen. Die Unterlagen sind vielmehr im Sinne eines Soll/Ist-Vergleiches auszuwerten. Sie sollen es erlauben, Abweichungen zu erkennen. Danach ist in jedem Fall eine Abweichungsanalyse erforderlich. 4.7.1.

Der

Kostenfaktor

DM/DAkm

Bild 31 zeigt die Beeinflussung des Kostenfaktors DM/DAkm. Untersuchung der einzelnen Ursachen kann Hinweise ergeben, wie Größe günstig beeinflußt werden kann. 4.7.2.

Prozentsatz

der nicht herstellbaren

Eine diese

Hauptanschlüsse

Der Investitionsplan erlaubt für das letzte Vergangenheitsjahr den Vergleich zwischen dem Istwert der nichtherstellbaren Hauptanschlüsse wegen Anschlußleitungs- oder Anschlußleitungs- und BE-Mangel und einem Erwartungsbereich. Für Abweichungen der beiden Werte gibt Bild 32 Hinweise für eine Abweichungsanalyse.

Ausbautechnische Ursache

11

Ursachen für die Abweichung des Prozentsatzes der Nichtherstellbaren HAs von Erwartungsbereich 1

Fihrungs technische Ursache 12

Höhe des WStSch-Einsatzes

111

Anteil des oi Netzes am Vzk-Netz Anteil der ZAs

112 113

Reserveverteilung im Netz (örtlich; Hk/Vzk)

114

Höhe und Art der Investitionspolitik

121

Teilnehmerfreundliches Verhalten

122

(Umfang, Auswahl, Bedarfsgerechte Mittelaufteilung auf Bvh mit BA bzw, BÜ)

Bild 32. Ursachen fiir die Abweichung des Prozentsatzes der nichtherstellbaren Hauptanschliisse vom Erwartungsbereich 4.7.3.

Ersatzumfang

Der Ersatzumfang im Ortsverbindungskabel- und AnschlußkabelNetz wird im Rahmen der Datenerfassung zur StF6a ermittelt. Dieser Istwert läßt sich mit einem rechnerischen Wert vergleichen, der nach dem Rechenverfahren in Abschnitt 4.2.3.3 ermittelt wird. Zur Abweichungsanalyse kann die Ursachengliederung nach Bild 24 benutzt werden. 74

Das

Investitionssystem 5. Programmplanung

in

der

Ortslinientechnik

in der Ortslinientechnik

5.1. Erkennen und Decken des ungedeckten Bedarfes im Einzelfall 5.1.1.

Standardarbeitsablauf

und Planungskarten

Man unterscheidet beim Erkennen und Decken des ungedeckten Bedarfes an Fernmeldeeinrichtungen in Ortsliniennetzen die folgenden Phasen: Bedarfserkennung Suchen nach Handlungsmöglichkeiten zur Bedarfsdeckung Beurteilen der Handlungsmöglichkeiten Entscheiden zwischen den Handlungsmöglichkeiten Realisation der gewählten Handlungsmöglichkeiten Kontrolle des Handlungserfolges. eR aaron Bild 33 zeigt diese einzelnen Schritte als Standardarbeitsablauf. Die Planungskarte (Bild 34) begleitet den Ablauf als Informationstrager. Zum einen dokumentiert sie den Bearbeitungszustand des Vorhabens, zum anderen ist sie Datenspeicher wichtiger Zwischenergebnisse des Ablaufs. 5.1.2. 5.1.2.1.

Bedarfserkennung Aufgabe

und Zweck

In der Bedarfserkennungsphase (Bild 33, Feld 1) wird der Soll- mit Ist-Zustand verglichen. Als Sollzustand für die Bedarfserkennung im Bereich Ortslinientechnik gilt folgendes: Die in einem bestimmten regionalen Bereich vorhandenen Fernmeldeanlagen können für einen in der Zukunft liegenden Betrachtungszeitraum den entstehenden Bedarf an Stromkreisen decken oder es ist eine Planung für die Bedarfsdeckung eingeleitet. Für Leitungen und Kabelkanäle ist dieser Zeitraum 5 Jahre (einschließlich Gegenwartsjahr), während für neue Anschlußbereiche der Betrachtungszeitraum bis zum Jahre 2000 reicht. Bei bestimmten Anlässen (siehe Abschnitte 5.3.2 und 5.3.3) wird nun der Ist-Zustand ermittelt. Dazu vergleicht man den Bestand an Anlagen mit dem jeweils für sie prognostizierten Bedarf im Betrachtungszeitraum. Ergibt sich dabei, daß eine vorhandene Anlage im Betrachtungszeitraum den Bedarf nicht decken kann und keine Planung eingeleitet ist, liegt ein erkannter ungedeckter Bedarf vor. Dieser wird auf einer Planungskarte vermerkt. Sie löst zu gegebener Zeit eine Untersuchung aus, wie der Bedarf gedeckt werden kann. dem

5.1.2.2.

Bedarfserkennung

durch

Verarbeitung

externer

Informationen

Gehen Informationen von anderen Planungsbehörden oder von anderen DBP-Dienststellen bei der Planungsstelle ein, so wird sofort geprüft, ob ein ungedeckter Bedarf entsteht. Ein ungedeckter Bedarf entsteht auch, wenn der Bestand von Anlagen durch Einwirkungen von außen gefährdet ist (z. B. Straßenbau). Ist der ungedeckte Bedarf erkannt, legt man eine Planungskarte für ihn an. Damit liegt ein ,,Untersuchungsauftrag” vor. Aus ihm geht auch das Bedarfsjahr hervor. 75

W.

Haist,

Andere Planungsbehdrdeo, DBP-DSt

ON-Beschaltung, HAs-Prognose

Bei Obj.-Pl, erk, ungedeckter Bedar

Information

Bestands- u. 8 darfskarte (BBK

Planungskarte (P1K)

|

F. Hillebrand

"

| a Prüfen, ob sofortige Aufnahme in HTPl und/oder Arbeitsprogramm PIL, Teil Ausbauplanungen, erforderlich ist.

I rw TI Erkennen eines ungedeckten Bedarfs durch Auswertung externer Informationen und BBK, Planungsauftrag auf PIK aus: chreiben,

nein

[ pm [7 Vorbereitende Arbeiten fir HTP] und Arb,=Progr, PIL, Teil Ausbau, durchführen, Klassifizierung, Auswahlkennungen, Vorveranschlagung der Mengen, Anteil für VzK, Gesamtkosten des Bvh,

PL T 2 leitbedarf festlegen und in PIK eintragen, Entscheiden, ob Planungsauftrag im lfd, Rj erledigt werden muß,

PIK nein

[rt [8 Entscheiden, ob Aufnahme in HTP] und Arb.-Progr, PIL Teil Ausbauplanungen Auftragskarte Rj x41

| PIL I 3 Aufnehmen ir Arbeitsprogramm] PIL, Teil Vorschau- bzw, Entwicklungsplanungen des laufenden Jahres, Ausfihrungstermin festlegen,

PIK [pu oy 4 Aufnehmen in Arb,-Proar, PIL Teil Vorschau bzw, Entwicklung, Rj x + 1, Ausführungsternin festlegen,

Auftragskartei des lfd, Arb,-Progr, PIL

Auftragskartei des Arb.Progr. PIL, Teil V¥ baw, E

Termin nach Arb,-Progr. PIL PIK Er Vorschau- bzw, Entwicklungsplanung durchführen, Bei V-Pl, in PIK eintragen: Objektname u,-nummer, Investitionsjahr, Abhängigkeit von anderen Bvh, Vermerke über verworfene Alternativen oder mögliche Ausweichmaßnahmen, Mengen (DA-kn, EK= kn, RK-km usw.)

Bild 33. Erkennen arbeitsablauf) 76

Auftragskartei des Arb.-Progr. PIL, Teil A Termin nach Arb,-Progr. PIL PIK [ae eee Ausbauplanung durchführen Kosten nach Bavanschlag in PIK eintragen

Ablage der erledigten Ausbauvorschläge

und

Decken

des ungedeckten

Bedarfes

im

Einzelfall

(Standard-

Ortslinientechni der in Investitionssystem Das

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F. Hillebrand

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Die Bearbeitung Reihenfolge:

der externen

Informationen

a) Aufbereiten der Information b) Priifen der Auswirkungen auf vorhandene nungen 78

Plane

geschieht

und

in folgender

eingeleitete

Pla-

Das

Investitionssystem

— Entwicklungspläne

bzw.

in

der

Ortslinientechnik

-planungen

— Vorschaupläne bzw. -planungen — Ausbaupläne bzw. -planungen c) Erteilen von vorhandener.

Aufträgen

für

neue

Planungen

oder

die Überarbeitung

Die Arbeitsanweisung enthält neben einer generellen Hinweise für folgende häufig vorkommende Fälle: Bearbeiten

von

Bauleitplänen

Bearbeiten

von

Straßenbauinformationen

Koordinieren Bearbeiten 5.1.2.3.

mit Leitungsverlegungen

von

Mitteilungen

Bedarfserkennung

anderer

Beschreibung

Versorgungsträger

über Stromkreisbedarf.

anhand

von Bestands-

und Bedarfskarten

Für Ortsanschlußkabel, Ortsverbindungskabel und Anschlußbereiche führt die Planungsstelle Bestands- und Bedarfskarten (BBK) (Bild 35). Sie enthalten den Bestand an Leitungen bzw. Einrichtungen (z. B. Zweierund Wählsterneinrichtungen), ihre vergangene und gegenwärtige Belegung und eine Prognose über die künftige Belegung. Wenn der Vollbelegungszeitpunkt der Anlage innerhalb des Betrachtungszeitraumes der Bedarfserkennung liegt und der Bedarf noch steigt, ist ein ungedeckter Bedarf erkannt. Dieser führt zu einem Untersuchungsauftrag auf einer Planungskarte. Außerdem enthalten die Bestands- und Bedarfskarten Hinweise auf geplante Bauvorhaben. Da die Bestands- und Bedarfsentwicklung auf den Karten laufend aktualisiert wird, kann man zusammen mit den Planungskarten, die das Investitions- und Bedarfsjahr enthalten, erkennen, ob die Bauvorhaben zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werden. Anschlußbereichs-Bestands-

und

Für alle vorhandenen oder Karte folgende wichtige Daten: — Hauptanschlußbedarf — Fassungsvermögen

-Bedarfskarte geplanten

und -bestand

Anschlußbereiche

erfaßt

diese

(Vergangenheit und Prognose)

der Ortsvermittlungsstelle

— optimaler Einschaltzeitpunkt einer neuen Hauptanschlußbestand zu diesem Zeitpunkt

Ortsvermittlungsstelle

und

— Vermerke, durch welche Ereignisse der optimale Einschaltzeitpunkt einer neuen Ortsvermittlungsstelle bestimmt ist — Datum

der genehmigten

Entwicklungsplanung.

Die Anschlußbereichs-Bestands- und -Bedarfskarte wird erstmals angelegt, wenn ein neuer Anschlußbereich in einer genehmigten Entwicklungsplanung enthalten ist. Sie wird im Zuge der Hauptanschluß-Prognose laufend aktualisiert. Ist eine Entwicklungsplanung älter als 5 Jahre, wird bei der Bedarfserhebung eine Überarbeitung der Entwicklungsplanung veranlaßt (Auftrag auf Planungskarte). 79

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Wenn das Fassungsvermögen der vorhandenen Ortsvermittlungsstelle kleiner ist als der Bedarf im Jahre 2000, wird ein Auftrag für die Überarbeitung der Entwicklungsplanung auf einer Planungskarte vermerkt. Liegt jedoch eine Entwicklungsplanung vor, erlaubt die Karte die Überwachung der Aktualität der Ergebnisse. Die neue Fernmeldebauordnung 1 (Planen von Ortslinien) enthält ein Verfahren zur Berechnung des optimalen Einschaltzeitpunktes, das alle Kosten berücksichtigt (Grundstücke, Hochbau, Vermittlungstechnik, Kosten für Übergangsmaßnahmen bei der Vermittlungs- und Linientechnik usw.). Die Überwachung der Ergebnisse einer solchen Wirtschaftlichkeitsrechnung soll an folgendem Beispiel erläutert werden. Aus einer Entwicklungsplanung die vor dem Zeitpunkt ty) genehmigt wurde, habe sich folgendes ergeben: Von einem vorhandenen Anschlußbereich, dessen Bestands- und Bedarfsentwicklung im oberen Teil von Bild 36 dargestellt ist, muß ein neuer Anschlußbereich abgetrennt werden, da das Fassungsvermögen der Ortsvermittlungsstelle nur bis zum Zeitpunkt ty, reicht. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung hat ergeben, daß zunächst auf dem Grundstück der neuen Ortsvermittlungsstelle ein Linienverzweiger aufgestellt werden soll. Dieser wird über ein Hauptkabel mit der alten Ortsvermittlungsstelle verbunden, das später als Ortsverbindungskabel zwischen den Vermittlungsstellen dienen soll. Für dieses Kabel ist eine über den Erstausbau hinausgehende Erweiterung unwirtschaftlich. Linienverzweiger und Kabel sind errichtet HAs-Bestand

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Leitungen

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| Bild 26. Überwachung des optimalen Einschaltzeitpunktes mit Hilfe von Bedarfs- und Bestandskarten (BBK) (Oben: AsB-BBK, unten: Ask-BBK)

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

worden. Der untere Teil von Bild 36 zeigt die Belegung dieses Kabels bzw. des Linienverzweigers. Aufgrund der obigen Voraussetzungen ergibt sich, daß der Vollbeschaltungszeitpunkt des Hauptkabels tyy der optimale Einschaltzeitpunkt t,nı der Ortsvermittlungsstelle ist. Die Informationen des oberen Bildes in Bild 36 sind in der Anschlußbereichs-Bestands- und -Bedarfskarte des zu teilenden Anschlußbereiches enthalten, die des unteren Bildes in der Ortsanschlußkabel-Bestands- und -Bedarfskarte des betreffenden Linienverzweigers. Auf beiden Bestandsund Bedarfskarten kann nun zu jedem späteren Zeitpunkt die prognostizierte Hauptanschluß-Entwicklung bzw. Leitungsbelegungsentwicklung aktualisiert werden. Mit diesen neuen Prognosewerten kann geprüft werden, ob der Anschlußbereich auch aufgrund der neuen Werte noch geteilt werden muß, ob der Vollbeschaltungszeitpunkt der Ortsvermittlungsstelle und der Vollbeschaltungszeitpunkt des „kritischen“ Hauptkabels sich ändern. So kann überwacht werden, ob sich die wesentlichen Annahmen bezüglich des Bedarfs für die Wirtschaftlichkeitsrechnung geändert haben. Sobald die Änderungen gewisse Grenzwerte überschreiten, wird auf einer Planungskarte ein Auftrag für die Überarbeitung der Wirtschaftlichkeitsrechnung erteilt. Ortsanschlußkabel-Bestands-

und -Bedarfskarte

Diese Karte ist Grundlage der Bedarfserkennung im Anschlußkabelnetz. Außerdem wird sie bei der Vorschau- und Ausbau-Hauptkabel-Planung benutzt. Sie wird angelegt für folgende Schaltpunkte: — — — —

Direkt am Hauptverteiler angeschlossene Kabelverzweiger Linienverzweiger Große Wählsterneinrichtungen.

Endeinrichtungen

Die Ortsanschlußkabel-Bestands- und -Bedarfskarte (Bild 37) enthält je Schaltpunkt den Bestand an Leitungen, die über Hauptkabel oder Wählsterneinrichtungen schaltbar sind. Außerdem enthält die Karte den Leitungsbedarf. Dieser besteht aus beschalteten Leitungen und ggf. Bedarfsanzeigen, wenn der Schaltpunkt voll belegt ist. Diese Angaben trägt in jedem Jahr bis zum 1. 10. der zuständige Baubezirk ein. Die Planungsstelle berechnet daraus das Vollbeschaltungsjahr und den Bedarf an Stromkreisen im Jahr x + 5 auf folgende Weise (x = Gegenwartsjahr). Aus dem Bedarf der Jahre x und x — 3 wird ein mittlerer jährlicher Bedarfszugang bestimmt. Dieser wird auch für die Zukunft unterstellt. Damit kann man aus dem Bestand und Bedarf des Jahres x das Vollbeschaltungsjahr und den Bedarf an Stromkreisen im Jahr x + 5 errechnen. Die Planungsstelle betrachtet nunmehr die Schaltpunkte näher, bei denen der Stromkreisbedarf im Jahre x + 5 größer ist als der Bestand im Jahre x, bzw. bei denen das Vollbeschaltungsjahr früher als x + 5 ist. Es werden dann alle Karten, die zu Kabelverzweigern gehören nach Hauptkabeln sortiert. Als Bedarfsjahr aller Kabelverzweiger eines Hauptkabels gilt das niedrigste Vollbeschaltungsjahr. Wenn für das Hauptkabel noch 6 Fernmeldewesen

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82

F. Hillebrand Haist, W.

Das

Investitionssystem

in

keine Planungskarte vorliegt, wird nun tersuchungsauftrag vermerkt.

der

Ortslinientechnik

auf einer

Planungskarte

der Un-

Falls jedoch schon eine Planungskarte mit einem Untersuchungsauftrag oder einem Bauvorhaben zur Bedarfsdeckung vorhanden ist, prüft die Planungsstelle, ob das Bedarfsjahr auf der Karte mit dem neu ermittelten übereinstimmt. Ist dies nicht der Fall, aktualisiert sie die Planungskarte und ggf. schon vorliegende Pläne. Ortsverbindungskabel-Bestands-

und -Bedarfskarte

Die Ortsverbindungskabel-Bestands- und -Bedarfskarte (OVk-BBK) dient der Ortsverbindungskabel-Planung und der Bedarfserkennung als Arbeitsunterlage. Sie wird für jedes vorhandene und geplante KabelBündel angelegt. Dabei wird für alle Leitungsbündel, die in dem betreffendem Kabelbündel geführt werden sollen, der Endbedarf an Leitungen angegeben. Ein Leitungsbündel umfaßt die Leitungen einer Verkehrsbeziehung, die in einem oder mehreren Kabelbündeln geführt werden können. Vorhandene oder vorgesehene Umwegschaltungen werden in der Bestands- und Bedarfskarte gebucht. Zur Bedarfserkennung wird in die Ortsverbindungskabel-Bestandsund -Bedarfskarte jährlich die Zahl der tatsächlich beschalteten Doppeladern eingetragen. Der mittelfristige Bedarf kann nun nicht einfach durch eine Hochrechnung der Belegung von Ortsverbindungskabeln bestimmt werden, da er durch Bedarfssprünge beim Einrichten neuer oder Erweitern vorhandener Vermittlungsstellen unstetig ist. Daher ist zur Prognose der mittelfristigen Belegung ein kombiniertes, an den einzelnen Verkehrsbeziehungen und ihren Führungen orientiertes Buchungs- und Hochrechnungsverfahren erforderlich. Das Technische Betriebsbüro liefert aufgrund der HAs-Prognose und der geplanten Erweiterungen von Vermittlungsstellen eine Prognose des mittelfristigen Leitungsbedarfes für die Ortsverbindungsleitungen. Wenn Teile eines Leitungsbündels in verschiedenen Kabelbündeln laufen, ist der mittelfristige Leitungsbedarf auf sie nach bestimmten Regeln aufzuteilen. Außer den Ortsverbindungsleitungen werden in Ortsverbindungskabelbündeln auch noch sonstige Leitungen geschaltet. Ihr Bedarf kann durch eine Trendextrapolation ermittelt werden. Aus der Summe des mittelfristigen Bedarfes an Ortsverbindungsleitungen und sonstigen Leitungen ergibt sich die erwartete künftige Belegung der Doppeladern jedes Ortsverbindungskabelbündels, getrennt für bespulte und unbespulte Doppeladern. Bei jeder Ortsverbindungskabel-Bestands- und -Bedarfskarte und damit bei jedem Kabelbündel wird geprüft, ob die Zahl der vorhandenen bespulten und unbespulten Doppeladern den Bedarf während des Betrachtungszeitraums decken kann. Ist dies nicht der Fall und liegt noch keine Planungskarte vor, so wird für das betrachtete Kabelbündel eine Planungskarte angelegt. Diese enthält den Auftrag zu untersuchen, wie der erkannte ungedeckte Bedarf gedeckt werden kann. Anderenfalls wird die vorliegende Planungskarte aktualisiert. er

83

W. Bedarfserkennung

Haist,

im Zuge von

F. Hillebrand

Objektplanungen

Auch bei Objektplanungen kann ein ungedeckter Bedarf erkannt werden. Bei Kabelkanälen entwickelt sich die Belegung nicht stetig. Daher gibt es ein Buchungssystem zur Überwachung der Belegung mit Hilfe des Kabelkanalbelegungsplans. Wird in einer Vorschauplanung über den letzten verfügbaren Kanalzug disponiert und ist weiterer Bedarf zu erwarten, so legt der Planer eine Planungskarte an, die den erkannten ungedeckten Bedarf festhält und eine Untersuchung veranlaßt. 5.1.3.

Planungsverfahren

zur Objektbestimmung

Die Bedarfserkennung ergab einen erkannten ungedeckten Bedarf. Nun muß untersucht werden, durch welche Bauvorhaben er gedeckt werden kann (Bild 33, Feld 5). Dazu dienen die Entwicklungs- und die Vorschauplanung. Obwohl sich Entwicklungs- und Vorschauplanung vom Arbeitsverfahren und von den Objekten her unterscheiden, so gibt es doch drei Schritte, die jedesmal durchlaufen werden: — Suchen nach Handlungsmöglichkeiten — Beurteilen der Handlungsmöglichkeiten — Entscheiden zwischen den Handlungsmöglichkeiten. Natürlich ist der Arbeitsaufwand für jeden Schritt der Bedeutung des Problems anzupassen. Am prinzipiellen Ablauf dieser Schritte ändert dies jedoch nichts. Suchen nach Handlungsmöglichkeiten Zunächst muß man Handlungsmöglichkeiten suchen und zusammenstellen, darf dabei aber noch nicht in eine Bewertung eintreten, sondern muß sich strikt auf die Suche und das Zusammenstellen beschränken. Es kommt darauf an, mit Phantasie und ggf. unter Benutzung von Kreativitätstechniken einen Katalog von Möglichkeiten zu ermitteln. In einem zweiten Schritt sollte man sich dann Vorstellungen machen, welche künftigen Gegebenheiten die Lage in dem zu versorgenden Gebiet beeinflussen. Dabei sollte man besonders die künftigen Einflüsse auf die ermittelten Handlungsmöglichkeiten betrachten. Schließlich wählt man aus dem Katalog einige detailliert zu untersuchende Handlungsmöglichkeiten aus. Beurteilung

der Handlungsmöglichkeiten

Die ausgewählten Handlungsmöglichkeiten sind näher zu beschreiben und danach zu beurteilen, wie sie sich auf die gesetzten Ziele auswirken. Hierbei wird unterschieden, ob es sich um quantifizierbare Ziele (z.B. Wirtschaftlichkeit) oder nicht quantifizierbare Ziele (Eleganz der Lösung, betriebliche oder personelle Belange) handelt. Bei der ersten Gruppe führt man ggf. Wirtschaftlichkeitsrechnungen oder Kostenvergleiche durch. Entscheidung zwischen den Handlungsmöglichkeiten Die Festlegung der zu realisierenden Handlungsmöglichkeit geschieht in zwei Schritten. Im Anschluß an die Beurteilung wird nach einer vergleichenden Betrachtung eine vorläufige Entscheidung getroffen und mit 84

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

ihren wichtigsten technischen Daten auf der Planungskarte festgehalten. Die Angaben zu den übrigen Handlungsmöglichkeiten bleiben bei den Unterlagen zum Vorgang. Zu gegebener Zeit wird dann über die Aufnahme dieses Bauvorhabens in das Ausbauprogramm entschieden. Dann erst wird endgültig über die Realisierung dieser Handlungsmöglichkeit entschieden (Bild 33, Felder 6 bis 8). Die Ermittlung der technischen Daten eines Objektes wird mit „Objektplanung“ bezeichnet (im Gegensatz zur Programmplanung). Objekte in diesem Sinne sind: das Ortsnetz mit seinen Anschlußbereichen, das Kabelkanalnetz, das Ortsanschlußkabel-Netz, das Ortsverbindungskabel-Netz bzw. Teile dieser Netze. Das Ergebnis von Objektplanungen wird in Objektplänen (Entwicklungs-, Vorschau- und Ausbauplänen) dargestellt. Bild 38 zeigt den Zusammenhang der verschiedenen Objektplanungsverfahren. 5.1.3.1. Entwicklungsplanung Die Entwicklungsplanung legt anhand des voraussichtlichen Bedarfes an Stromkreisen den optimalen Ausbauzustand des Netzes im Jahr 2000 fest. Sie befaßt sich mit den Netzbereichen (Ortsnetz-, Anschluß-, Kabelverzweigerbereiche) und Anlagen (Hauptkabel-, Ortsverbindungskabel-, Kabelkanalanlagen). Die Entwicklungsplanung der Ortsnetz- und Anschlußbereiche bestimmt anhand des kiinftigen Bedarfes an Hauptanschliissen unter Beriicksichtigung der Bebauung neuer bzw. der Sanierung vorhandener Gebiete die optimale Netzstruktur im Jahr 2000. Sie bestimmt die optimale Aufteilung in Anschlußbereiche, ihre Abgrenzung sowie den wirtschaftlichen Zeitpunkt der Einrichtung dieser Anschlußbereiche und den Einschaltezeitpunkt neuer Vermittlungsstellen. Die Entwicklungsplanung der Ortsverbindungskabel legt die Trassen fest, bestimmt den Doppelader-Bedarf für den Endausbau sowie die Zahl der Kabel und ermittelt den Leiterdurchmesser unter Berücksichtigung der übertragungs- und vermittlungstechnischen Bedingungen (Ergebnis im Entwicklungs-Ortsverbindungskabel-Plan und Bündelführungsplan (schematisch und trassenmäßig)). In der Entwicklungs-Verzweigerbereichs-Planung wird geprüft, ob das Fassungsvermögen vorhandener Kabelverzweiger-Bereiche ausreicht. Ggf. werden die Grenzen neuer Kabelverzweiger-Bereiche festgelegt (Ergebnis im Entwicklungs-Verzweiger-Bereichsplan). Er enthält die Grenzen der Kabelverzweiger-Bereiche sowie die Leiterdurchmesser der einzubauenden Kabel für das Jahr 2000. Die Entwicklungs-Hauptkabel-Planung legt die Hauptkabeltrassen, den Doppelader-Bedarf für den Endausbau, den Leiterdurchmesser und die Anzahl der Hauptkabel im Endausbau fest (Ergebnis im Entwicklungs-Hauptkabel-Plan). 85

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FE. Hillebrand Haist, W.

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

In der Entwicklungs-Kabelkanal-Planung werden anhand der Entwicklungs-Hauptkabel-, -Ortsverbindungskabel- und -Fernkabel-Planung die Trassen und Zugzahlen für jeden Streckenabschnitt im Endausbau festgelegt. Das Ergebnis ist der Entwicklungs-Kabelkanal-Übersichtsplan. 5.1.3.2.

Vorschauplanung

Die Vorschauplanung ermittelt die Grobstruktur und das Investitionsjahr eines Objektes, soweit es zur Koordinierung, Vorveranschlagung und Klassifizierung notwendig ist. Sie wird für Kabelkanäle, Ortsverbindungskabel und Hauptkabel durchgeführt, wenn innerhalb der nächsten fünf Jahre ungedeckter Bedarf entsteht. Das Ergebnis sind die Vorschaupläne. Bei der Vorschau-Ortsverbindungskabel-Planung werden die OVkBestands- und -Bedarfskarte sowie weitere Informationen ausgewertet. Die in der Entwicklungsplanung festgelegte Trasse wird überprüft, die erforderlichen Kabelkanalzugbelegungen werden vorgemerkt. Weiterhin werden die Abschlüsse am Hauptverteiler und im Kabelmuffengestell festgelegt. Das Ergebnis ist der Vorschau-OVk-Übersichtsplan (trassenmäßig). In der Vorschau-Hauptkabel-Planung werden die Ausbaustrecke, die Doppeladerzahl und das Investitionsjahr sowie die Belegung von Kabelkanalzügen, Hauptverteilern und Kabelmuffengestellen bestimmt. Das Ergebnis wird im Vorschau-Hauptkabel-Übersichtsplan festgehalten. Die Vorschau-Kabelkanal-Planung legt aufgrund der Vormerkungen aus der Vorschau-OVk- und -Hk-Planung die Ausbaustrecke, die Zugzahl und das Investitionsjahr von Kabelkanalbauvorhaben fest (Ergebnis im Vorschau-Kabelkanal-Übersichts-Plan). 5.1.4.

Arbeitsverfahren zur Durchführung

der Bauvorhaben

Aus den Planungsverfahren zur Objektfindung ergaben sich linientechnische Bauvorhaben mit Investitionsjahren im mittelfristigen Zeitraum. Zu gegebener Zeit wird endgültig entschieden, ob das betrachtete Bauvorhaben realisiert werden soll. Wenn dies der Fall ist, wird es in das Ausbauprogramm aufgenommen (Bild 33, Felder 6 bis 8). Das System der Programmabwicklung (Arbeitssteuerung und Terminplanung) steuert dann die weiteren Arbeiten: Ausbauplanung, Bauvorbereitung, Bauausführung. Die Ausbauplanung (Bild 33, Feld 9) legt anhand der Ergebnisse der Vorschauplanung die endgültige Bauausführung im einzelnen fest. Die Ausbauplanung wird erst dann vorgenommen, wenn das betrachtete Bauvorhaben in ein Ausbauprogramm bzw. einen Hauptterminplan aufgenommen und damit seine Ausführung gesichert ist. Bei der Ausbau-OVk-Planung werden die Ergebnisse der Vorschauplanung — insbesondere Trassenwahl, Doppeladerzahl und Kabelform — überprüft. Danach werden die Ausbaupläne angefertigt, das Aufmaß geprüft und der Ausbau-Bespulungsplan aufgestellt. Die Entscheidung über den Niederfrequenz-Ausgleich wird getroffen und ggf. werden Starkstromschutzauflagen berücksichtigt. Zum Schluß werden die Unterlagen für den Bauanschlag zusammengestellt. 87

W.

Haist,

F. Hillebrand

Bei der Ausbau-Verzweigungskabel-Planung werden Ausbaustrecke, Kabeltypen, Doppelader-Verteilung sowie die Lage der Verbindungs- und Abzweigmuffen festgelegt. Dann werden die Entwürfe für die Ausbaupläne fertiggestellt, ggf. Starkstromschutzmaßnahmen eingeplant, das Aufmaß geprüft und die Planungsunterlagen für den Bauanschlag zusammengestellt. Bei der Ausbau-Hauptkabel-Planung werden Kabeltyp und Doppelader-Verteilung festgelegt, ggf. Starkstromschutzmaßnahmen veranlaßt, das Aufmaß geprüft. Schließlich werden die Unterlagen für den Bauanschlag zusammengestellt. In der Ausbau-Kabelkanal-Planung werden die genaue Trasse, die Bauweise der Anlage, der Kabelkanal-Verband, die Größe der Kabelschächte und ihr Standort festgelegt. Dann werden die Entwürfe der Ausbaupläne angefertigt, ggf. Starkstromschutzmaßnahmen geplant, das Aufmaß geprüft und die Planungsunterlagen für den Bauanschlag zusammengestellt. 5.2. Elemente des Systems zur Deckung vieler Bedarfsfälle 5.2.1.

Bauvorhabenkartei

und Bedarfsprogramm

Aus den Vorschauplanungen ergeben sich Bauvorhaben, deren wichtigste Daten auf den zugehörigen Planungskarten erfaßt werden. Diese Pauschale

Netzzustand

Übersichtsinformationen

Stand der Arbeiten

Arbeitserledigung Inhalt des Ask-Netz |OVk-NetzeIZ |planungen” [Entwicklungs |planungen Vorschau- [Entwicklungs-| Vorschau- | Ausbau programms planungen Planungen Arbeitsprogramm der Planungsstelle Entwicklungs i sia eli

ONB

AsB

OVK

Netz

Vorschauae lca

Ask

Netz

AusbauFERNAB

Sonstiges

Patt

karten-Kartei

OVk I

Planungen A/anunge pees / Jahr

Bestands-und Bedarfs-

Ausbauprogramm A A HER NIEREN A B en Re Mafinahmen im oberirdischen Netz

wa x

Auftrags-Kartei

vzkHk

xe? P 4

Zs

I& u, xt 2/3 VA ris x

Bauvorhaben - Kartei (Bedarfsprogramm)

Pläne Orts- Netze Ka Ss Bild 39. Übersichtsinformation und Informationsspeicher der Programmplanung 88

7& 7 mF v4

Das

Investitionssystem in der

Auftragskartei

Ortslinientechnik

für E- und V-Planungen

Inhalt: Ordnung:

P1K auszuführender E- und V-Planungen nach Ortsnetz- und Anschlußbereichs-Kennzahl und nach Bedarfsjahr

Aufnahme: Entnahme:

nach Bedarfserkennung nach Abschluß bzw. Genehmigung der E- bzw. V-Planung E-Planung: mit Planungsunterlagen V-Planung: Übernahme in die Bauvorhabenkartei

Ablage der PkK:

Bauvorhabenkartei = Bedarfsprogramm Inhalt: P1K abgeschlossener V-Planungen sowie auszuführender und abgeschlossener A-Planungen Ordnung: nach Anschlußbereichs-Kennzahl und nach Bedarfsjahr Aufnahme: nach Abschluß der V-Planung bzw. bei reinen Verzweigungskabel-Maßnahmen nach der Bedarfserkennung . Entnahme: nach Abschluß des Bauvorhabens E = Entwicklungsplanung; V = Vorschauplanung; Bild 40. Auftrags- und Bauvorhaben-Kartei

PIK = Planungskarte

Karten werden in der Bauvorhabenkartei gesammelt (Bild 39). Aus ihr kann das Bedarfsprogramm aufgestellt werden, das alle Maßnahmen zur vollen Bedarfsdeckung für das Gegenwartsjahr und vier Zukunftsjahre enthält. Beim Aufstellen des Ausbauprogramms dienen die im Bedarfsprogramm enthaltenen Bauvorhaben als Grundlage. Bei der Bedarfserkennung kann man bei einem erkannten Bedarf mit Hilfe der Bauvorhabenkartei rasch prüfen, ob schon ein Bauvorhaben eingeleitet ist. Mit dieser Kartei kann man leichter Bauvorhaben der DBP und anderer Verwaltungen miteinander koordinieren. 5.2.2.

Ausbauprogramm

Das Ausbauprogramm umfaßt alle Bauvorhaben res. Dabei handelt es sich um folgende Gruppen:

eines

Kalenderjah-

— Bauvorhaben über 5000 DM — vorhergesehene (einzeln genannt) — nicht vorhergesehene (Pauschsumme) — Bauvorhaben unter 5000 DM = Bauübersichten (Pauschsumme Stückzahlvorgabe) — Maßnahmen im oberirdischen Leitungsnetz (Pauschsumme).

und

Das Ausbauprogramm ist dynamisch. Es ergeben sich fortlaufend Änderungen bei vorhergesehenen Maßnahmen. Nicht vorhergesehene Maßnahmen werden bekannt und namentlich aufgenommen. Bauüber89

W.

Haist,

F. Hillebrand

sichten werden aufgestellt. Damit werden Mittel aus den Pauschalansätzen einzelnen, nun bekannten Maßnahmen zugeordnet. Das Fernmeldeamt bearbeitet jeweils das Ausbauprogramm des laufenden Jahres und des ersten Zukunftsjahres. In der Ortslinientechnik gibt es keine mittelfristigen Ausbauprogramme, weil zum einen der Anteil vorhersehbarer Maßnahmen klein ist. Zum anderen sind solche Programme wegen der relativ kurzen Ausführungsdauer von Ausbauplanung, Bauvorbereitung und Baudurchführung (ca. 1 Jahr) nicht erforderlich. Der mittelfristige Mittelbedarf ergibt sich unabhängig von Bauvorhaben aus dem Verfahren der Investitionslenkung. 5.2.3.

Arbeitsprogramm

Das Arbeitsprogramm einer Dienststelle ist die geordnete Zusammenstellung aller Arbeiten, die innerhalb eines Kalenderjahres erledigt werden müssen und können. Es wird am Ende jedes Jahres für das kommende Jahr aufgestellt und während des Jahres laufend aktualisiert. Es enthält den Arbeitsträger, Beginn und Ende aller Arbeiten und Pauschalzeiten für Unvorhergesehenes. Die Dienststelle führt das Arbeitsprogramm als Wandtafel ähnlich wie die Terminpläne (vgl. Abschnitt 6). Der laufende Vergleich von Soll- und Ist-Terminen erlaubt eine Selbstkontrolle sowie eine Regelung und Steuerung durch die Führungskräfte. Das Arbeitsprogramm wird ähnlich wie das Ausbauprogramm geplant. Deshalb werden zunächst alle erkennbaren Arbeiten und Pauschalansätze für Unvorhersehbares aufgelistet. Dann wird eine Auswahl nach Zielen und Arbeitskapazität getroffen (vgl. Abschnitte 5.3.2.6 und 5.3.2.7). 5.2.4. 5.2.4.1.

Übersichtsinformationen Definition und Funktion

Übersichtsinformationen sind über die aufgabenbezogene Information hinaus erforderlich, um den Führungskräften ein zielorientiertes Handeln zu ermöglichen. Neben den schon in den Abschnitten 5.2.2 und 5.2.3 erwähnten Funktionen dienen das Arbeits- und das Ausbauprogramm auch als wichtige Übersichtsinformation. Daneben gibt es in der Arbeitsanweisung ,Programmplanung” noch Übersichtsinformationen zum Netzzustand, zum Stand der Planungen und über den Ablauf der Planungsarbeiten. 5.2.4.2.

Netzzustand

im Ortsanschlußleitungsnetz

Die Übersichtsinformation über den Netzzustand im Anschlußleitungsnetz ermöglicht es, den Ausbauzustand innerhalb des Fernmeldeamtsbereiches regional und auch getrennt nach den Netzteilen Hauptkabelund Verzweigungskabel zu beurteilen. Aus den Leitungszahlen der Bedarfs- und Bestandskarten wird je Anschlußbereich ein zeitlicher am Bedarf gemessener Vorrat bestimmt. Dazu werden die beschaltbaren Leitungen addiert. Danach bestimmt man von den heute belegten Stromkreisen den mit Hauptanschlüssen beschalteten Anteil. Dabei wird unterstellt, daß dieser Anteil konstant bleibt. 90

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Mit ihm berechnet man aus der Gesamtzahl der beschaltbaren Stromkreise die mit Hauptanschlüssen beschaltbaren Leitungen. Mit der Hauptanschlußbedarfsprognose

des betrachteten Bereiches bestimmt man, wann

der

Bereich soviel Hauptanschlußbedarf haben wird, wie heute Leitungen für Hauptanschlüsse beschaltbar sind. Die Differenz dieses Zeitpunktes zum Gegenwartszeitpunkt zeichnet.

wird

als

Mittlerer

Stromkreis-Vorrat

(MSV)

be-

Das Rechenverfahren wurde analog aus der Investitionslenkung übernommen. In der Programmplanung werden jedoch nicht sofort beschaltbare Reserven nicht mit erfaßt. Dagegen sind durch Kabelabstufung erzwungene Überdimensionierungen im Vorratsbegriff der Programmplanung eingeschlossen. MSV-HK [Jahre]

4 2044

Symbole für die AsB-Gröfte: 16000H FA - Durchschnitt

A

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+

A

10— Ao

D

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Pre 10 Bedarfsanzeigen [%

Bild 41. Ubersichtsinformation „Netzzustandsdiagramm Fernmeldeamtes” (Stand Juli 1974)

für das Hauptkabelnetz

eines

91

W. Hiaist,

F. Hillebrand

Die Vorräte werden getrennt für das Hauptkabel- und Verzweigungskabelnetz ermittelt. Beim Verzweigungskabelnetz werden 30 % der Stromkreise als nicht nutzbar angesetzt. Die Zahlen werden für Ortsnetz-, Anschluß- und Fernmeldeamtsbereiche ermittelt. Die höheren Verdichtungen liefert das Verfahren der Investitionslenkung. Außerdem werden für die genannten Bereiche und Netzteile die Prozentsätze wartender Teilnehmer vom Bestand ermittelt. Zum Vergleich der einzelnen Bereiche untereinander können Netzzustandsdiagramme gezeichnet werden (Bild 41). Dazu werden je Bereich der zeitliche Vorrat und die auf den Bestand bezogene Zahl wartender Teilnehmer in das Diagramm eingetragen. Dieses Bild enthält damit eine Feinauflösung der Mittelwerte des mittelfristigen Investitionsplans des Fernmeldeamtes. Das Bild läßt sich nach den Gesichtspunkten in Abschnitt 4.2.1.5 auswerten. Zunächst sollten hohe Vorräte nur bei niedriger Warteliste akzeptiert werden. Regional stark unterschiedliche Vorräte und Wartelisten sollen bei der Investitionspolitik des Fernmeldeamtes berücksichtigt werden (siehe Abschnitt 5.3.1). 5.2.4.3. Netzzustand

im Ortsverbindungsleitungsnetz

Aus den Ortsverbindungskabel-Bestands- und -Bedarfskarten werden die Summen für die beschaltbaren und für die beschalteten Stromkreise zwischen den Ortsvermittlungsstellen des Bereiches gebildet. Danach berechnet man den Quotienten vorhandene Hauptanschlüsse je beschalteten Stromkreis. Dieses Verhältnis umfaßt den Verkehr je Hauptanschluß, die Netzstruktur, Umwegschaltungen usw. Es wird für die Zukunft in erster Näherung als konstant angesehen. Die Multiplikation dieses Quotienten mit den beschaltbaren Stromkreisen ergibt die Zahl an HAs, deren Verkehr das Netz bei richtig verteilten Vorräten abwickeln kann. Die Differenz zwischen dem Zeitpunkt, an dem nach der Hauptanschlußprognose diese Zahl erreicht wird, und dem Betrachtungszeitpunkt gilt als Mittlerer Stromkreis-Vorrat (MSV) des Ortsverbindungskabelnetzes. Dieser zeitliche Vorrat erlaubt einen ersten groben Vergleich des Ausbauzustandes der verschiedenen Bereiche eines Fernmeldeamtes. Bei näherer Betrachtung müssen Größe und Struktur des Ortsnetzbereiches berücksichtigt werden. Weiterhin sollte man den Quotienten Hauptanschlüsse je beschalteten Stromkreis näher untersuchen. 5.2.4.4.

Stand der Entwicklungsplanungen

Die Entwicklungsplanungen legen die Grundstruktur der Netzbereiche und Anlagen fest; deshalb sind sie sehr wichtige Arbeiten. Am Ende jeden Jahres wird die Übersichtsinformation „Stand der Entwicklungsplanungen” bereitgestellt (Bild 42). Sie gibt als „Bilanz“ Auskunft über den Erledigungsstand der fünf verschiedenen Entwicklungsplanungsarten. Sie unterscheidet die Entwicklungsplanungen der Ortsnetz- und Anschlußbereiche, der Ortsverbindungskabel, der Verzweiger-Bereiche, der Hauptkabel und der Kabelkanäle. In diese Übersichtsinformation werden die Entwicklungsplanungsarten getrennt nach drei Ortsnetzgrößenklassen eingetragen. Für die so definierten 15 Positionen wird jeweils ermittelt, ob die Planung er92

Das

Investitionssystem

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Zahl der ON

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1973

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Bild 42. Übersichtsinformation

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Ortslinientechnik

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der Entwicklungsplanungen

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a = nun 1 | —————— || ne Ban eee esssnmunned Ss ae ees a Da re en nn „Stand der Entwicklungsplanungen“

(Stand Juli 1974)

ledigt und noch „gültig“ ist. (Entwicklungsplanungen für Ortsnetz- und Anschlußbereiche müssen nach jeweils 5 Jahren überarbeitet werden.) Für die übrigen Planungen zeigt die Übersichtsinformation, ob sie in das Arbeitsprogramm des nächsten Jahres aufgenommen worden sind oder nicht. Die Übersichtsinformation nach Bild 42 wird für Oberpostdirektionsbezirke und das Bundesgebiet in gleicher Form verdichtet. 5.2.4.5.

Stand

der Vorschauplanungen

Wenn für den mittelfristigen Zeitraum ein ungedeckter Bedarf erkannt wurde, wurde auf einer Planungskarte der Auftrag für eine Vorschauplanung festgehalten. Die Übersichtsinformation „Stand der Vorschauplanungen” gibt am Ende eines jeden Jahres eine Bilanz über alle vorliegenden Vorschauplanungsaufträge (Bild 43). Sie enthält die Summe der vorliegenden Planungskarten, die Zahl der davon erledigten, die Zahl OPD: JS San CR Stand der Vorschauplanungen Stand: 3 Der vo... Planungskarten gramm ins pg inabe Stand der Vorschauplanung in v.H. = des iınn dasdas Arbeit ra 3+] & OPD davon Arbeitsprogramm Ä FA da bined Pr erledigt des nachsten Jahres nicht aufgenommen cee |Bedarf erledigt Jaufge -Jaufgeaufgenommen 2 InommenInommen | ———————= —— Sr | a& Jahr [Stück | Jahr | Stiick |Stück |stück] Stück 10 a0 a0 40‘ 70; 68.260570 0 HR] 1 2 3 4 5 6 7 : : ® ig 3 ‘ 3 175 | 80 | 75 | 5 0 u soll 1993 |380 [19% | 90 | 70 | 20 | © NN et 1977 |170 70 | 30 | 10 nn St 197@ |100 | 10 | 6 [30 —— — _— — — —------- ---4 15 T Bild 43. Ubersichtsinformation „Stand der Vorschauplanungen” (Stand Juli 1974) 93

W.

Haist,

F. Hillebrand

der ins Arbeitsprogramm des nächsten Jahres aufgenommenen und der nicht aufgenommenen Planungsaufträge. Auch diese Übersichtsinformation wird für Oberpostdirektionsbezirke und das Bundesgebiet verdichtet. 5.2.4.6.

Nachweis der Arbeitserledigung nungsstelle für Linien

zum

Arbeitsprogramm

der Pla-

Neben dem Arbeitsprogramm braucht man eine pauschale Übersichtsinformation darüber, wie die Arbeit im Laufe des Jahres abläuft. Dazu dient der „Nachweis der Arbeitserledigung aus dem Arbeitsprogramm der Planungsstelle für Linien“. Er wird quartalsweise geführt, getrennt nach Entwicklungs- und Vorschauplanungen und ist ähnlich aufgebaut wie die entsprechenden „Nachweise“ zu den Nebenterminplänen in der Terminplanung, in denen die Ausbauplanungsarbeiten erfaßt werden. Auch diese Übersichtsinformationen werden für Oberpostdirektionsbezirke und das Bundesgebiet verdichtet.

5.3. Wirkungsweise des Systems 5.3.1. 5.3.1.1.

Zielfindung und -setzung Operationale Ziele für das Ausbauprogramm

Die Oberpostdirektion setzt ihren Fernmeldeämtern pauschale Ziele für den Netzausbau (Bild 44, Feld 1). Sie können sich dabei des Verfahrens der Investitionslenkung bedienen (siehe Abschnitt 4). Aufgabe der Amtsleitung ist es nun, diese Vorgaben in operationale Ziele für die Programmaufstellung umzusetzen (Bild 44, Feld 2). Dabei kann man entweder das in der Arbeitsanweisung enthaltene zielorientierte BauvorhabenBewertungsverfahren anwenden, oder aber ein Verfahren der regionalen Investitionslenkung für Fernmeldebaubezirke [9]. Beim zielorientierten Bauvorhaben-Bewertungsverfahren werden die allgemeinen Ziele mit Hilfe der sogenannten Dominanzmatrix in die operationalen umgesetzt. Die Amtsleitung ermittelt für Beurteilungskriterien von Einzelbauvorhaben, die sich aus der Klassifizierung (siehe 5.3.2.3) und den Kosten des Bauvorhabens ergeben haben, jeweils einen Beurteilungsfaktor (Bilder 45, 46). Dieser drückt das an den allgemeinen Zielen gemessene Gewicht des betrachteten Beurteilungskriteriums aus. Das Verfahren der Investitionslenkung für Fernmeldebaubezirke geht von einer Lagebeurteilung für den Fernmeldeamtsbereich und seine Baubezirke aus. Dabei werden die Übersichtsinformationen der Investitionslenkung (siehe Abschnitt 4) und der Programmplanung (siehe Abschnitte 5.2.4.2 und 3) benutzt. Ausbauzustand und Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Bereichen und Netzen (Verzweigungs-, Haupt- und Ortsverbindungskabel) werden gründlich analysiert. Außerdem wird das Verhältnis zwischen Leitungslängen im oberirdischen und im unterirdischen Netz, der Einsatz von Wählsternschaltern und der Ausbau des Kabelkanalnetzes betrachtet. Aus dem Zustand der Netze in den Baubezirken, dem Vergleich von erbrachter und erwarteter Leistung der Netzteile sowie 94

Das

Investitionssystem Nicht vorhersehbare Bauvorhaben

Bedarfsprogramn

Planungskarten mit Bauvorhaben [

Planungskarten mit Bauvorhabe

in

der

| BPH, OPO

Investitionsjahr überprüfen, vorveranschlagen, zieren ggf. bewertenklassifiEntwürfe des Ausbauprogramns unddes :

| PIL | 6 Vollstandige Bedarfserkennung durch-

Saatiheed eelawit [ Pu, 6a] 4

führen

Planungskarten Planungskarten mit Aufträgen

| Bil, FBBz, 68 75 Ausführungsfristen und Termine für Bereich 68 festlegen unter Berücksichtigung der Arbeitskapazität

Entwurf zum Ar= beitsprogramm PIL, Teil E und V

Entwürfe des Ausbauprogramms und des Haupttersin-

Nittelfristiger Investitionsplanl

Ubersichtsin-

fornationen

b [2 | aN Ka theta et ie planung (Ausbau- und Ar-

beitsprogramme) bereitstellen |

|

Entwürfe des Ausbauprogramms und des Hauptterminanes

a Entwurf zum Arbeitsprogramm Teile Entwicklungs- und Vorschauplanungen aufstallen

| BPM, OPDn 1 Globale Ziele für FA mit Hilfe der Investitionslenkung setzen

Lagebeurteilung Operationale liele

|

mit Aufträgen

Verfügungen mit Einzelvorgaban

:

Vorauswahl der Bauvorhaben nach Zielen und Mitteln

CD

RE

Programa für ONB/ AsB

eu | 3 Bauvorhaben zusammenstellen,

=

Ortslinientechnik

L_ [BvL, PIL, Lz, 6A | 8 Ausführungsfristen und Termine für Bereich 64 festlegen, Arbeitsprogramm PIL festlegen, Dabei Arbeitskapazität berücksichtigen Entwürfe des Ausbauprogramms des Hauptterminplanes und der Arbeitspro-| we allor Jatl, av] 9 Programme prüfen, ggf, Anderungen veranlassen, Programne genehmigen

Ausbauprogramn, Hauptterminplan, Arbeitsprogramne q

D

Bild 44. Übersichtsarbeitsablauf planung”

„Programm-

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96

F. Hillebrand Haist, W.

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in

der

Ortslinientechnik

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Das

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7 Fernmeldewesen

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97

W.

Haist,

F. Hillebrand

dem Vergleich mit dem Gesamtnetz des Fernmeldeamtes und der pauschalen Zielsetzung werden vom zuständigen Abteilungsleiter Vorgaben für den Ausbau der Netze in den einzelnen Baubezirken erarbeitet. Ziel dabei ist es, allen Baubezirken von ihrem Netz her die gleiche Fähigkeit zur Bedarfsdeckung zu geben, wie sie für das Fernmeldeamt vorgesehen ist. Dazu werden die am Bedarf gemessenen Vorräte einander angeglichen. Baubezirke, deren Vorrat unter dem Wert des Amtes liegt, müssen daher mehr kapitalintensive Bauvorhaben zum Ausbau der Grundsubstanz durchführen, Baubezirke mit höheren Vorräten dagegen müssen diese stärker nutzen, indem sie mehr Bauübersichten ausführen, Reserven aktivieren usw. Wenn die Warteliste bei vorhandenen Vorräten stark vom Erwartungsbereich (ähnlich Bild 22) abweicht, analysiert man die Abweichung, um die Mängelursachen zu ermitteln. Die Ergebnisse der Analyse fließen in die operationale Zielsetzung ein. Die operationalen Ziele für die Programmaufstellung jedes Baubezirkes ergeben sich dann als Ergebnis der Lagebeurteilung und der dabei berücksichtigten pauschalen Zielsetzung. In einem zweiten Schritt kann man die verfügbaren Mittel passend zu den operationalen Zielen aufteilen. Zweck dieser Aufteilung ist es, je Planungsgruppe bzw. Baubezirk ein Gesamtbudget festzulegen, mit dem die Ziele erreicht werden sollen. Damit können Planer und Bezirksbauführer innerhalb dieser Grenzen zielorientiert weitgehend selbständig wirtschaften. Damit wird aber auch erreicht, daß der einzelne Planer nicht in der Erwartung eines unbegrenzten Mittelvolumens arbeitet, sondern daß ihm beim Planen jedes Bauvorhabens von vornherein bewußt ist, daß Mittel knapp sind und Bauvorhaben in ihrer Flächenausdehnung streng nach Bedarf zu begrenzen sind. Die Mittelaufteilung geschieht zum einen nach Baubezirken und zum anderen nach der Art der Maßnahmen (Bauvorhaben im unterirdischen Netz über 5000 DM, getrennt nach vorhergesehenen und nicht vorhergesehenen; Bauübersichten, Ausbau des oberirdischen Netzes). Die Mittelaufteilung erfolgt schrittweise, jeweils am Jahresende. Vor der Aufstellung des Ausbauprogrammes für das übernächste Jahr wird zunächst das Gesamtvolumen nach der Art der Maßnahmen aufgeteilt. Nur der Mittelanteil für vorhergesehene Bauvorhaben wird auf Baubezirke aufgeteilt, weil nur für diesen Anteil bei der Programmplanung Bauvorhaben in das Ausbauprogramm des übernächsten Jahres aufgenommen werden. Die für das Ausbauprogramm des nächsten Jahres bereits vorliegende Mittelaufteilung wird jetzt überarbeitet und um die Aufteilung der Mittel für unvorhergesehene Bauvorhaben, für Bauübersichten und für den Ausbau des oberirdischen Netzes auf Baubezirke ergänzt. Damit hat jeder Planer vor Beginn des Investitionsjahres sein Gesamtbudget. Die Grenze zwischen den Anteilen für die verschiedenen Arten von Maßnahmen sollten elastisch gehandhabt werden. Ziele 98

Für die Mittelaufteilung sind maßgebend der Bedarf des Bereiches, die und der Netzzustand. Da die Anlagen der Ortslinientechnik dem

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

mittel- bis längerfristigen Bedarf dienen, wurde ein Bedarfsschlüssel nach dem

Hauptanschlußbedarf

der nächsten

8 Jahre bestimmt.

Dazu

wird der

Wert je Baubezirk aus der Prognose entnommen und in einem prozentualen Anteil am Amtswert umgerechnet. Diese Prozentzahlen sind der Bedarfsschlüssel. Nach ihm wird eine vorläufige Mittelaufteilung errechnet, die dann aufgrund der operationalen Zielsetzung für den jeweiligen Baubezirk verändert wird. Die Aufteilung sollte nicht für sich absolut gesehen werden, da die betrachteten Bereiche nicht als groß im Sinne der Statistik gelten können. Die Aufteilung dient als Vorgabe für die Programmaufstellung. Während der Aufstellung des Programms kann sie dann beim Vorliegen von Sonderfällen korrigiert werden. Durch

die intensive Beschäftigung

mit der Lage in den verschiedenen

Netzteilen und Bereichen und die Formulierung operationaler Ziele und der dazugehörenden Randbedingungen kann die Amtsleitung bei der Programmaufstellung eine aktive Rolle spielen. Sie hat mit diesen Informationen gute Möglichkeiten, Nutzen, Zweck und Notwendigkeit von Bauvorhaben in den verschiedenen Bereichen zu prüfen. Die Amtsleitung kann sowohl bei der Programmaufstellung als auch bei der -abwicklung

mehr als früher eine aktive und einheitliche Investitionspolitik betreiben. 5.3.1.2. Ziele für das Arbeitsprogramm

der Planungsstelle

Aufgrund der Übersichtsinformationen zum Stand der Arbeiten (Abschnitte 5.2.4.4 bis 6) beurteilt die Amtsleitung — insbesondere der zuständige Abteilungsleiter — die Lage (Bild 44, Feld 2). Dann ist zu prüfen, ob man eine vollständige Erledigung aller erforderlichen Planungsarbeiten (Entwicklungs-, Vorschau- und Ausbauplanung) anstreben und ggf. für eine Erhöhung der Arbeitskapazität sorgen will. Wenn dies nicht der Fall ist, legt man Prioritäten für die verschiedenen Planungsarten fest.

5.3.2. 5.3.2.1.

Aufstellen des Ausbauinformationen Systematische

und Arbeitsprogramms

und der Übersichts-

und vollständige Bedarfserkennung

Im Herbst eines jeden Jahres wird beginnend am 1. 9. eine systematische Bedarfserkennung durchgeführt (vgl. Abschnitt 5.1.2 und Bild 44, Feld 6). Dazu werden zunächst alle Bestands- und Bedarfskarten aufbereitet. Die Daten des laufenden Jahres werden ergänzt und die übrigen Daten überprüft. Wenn im letzten Jahr eine Hauptanschlußprognose stattgefunden hat, wurden in ihrem Rahmen die Anschlußbereichs-Bestands- und -Bedarfskarten auf den neuesten Stand gebracht. Für die Bestands- und Bedarfskarten der Ortsanschluß- und der Ortsverbindungskabel geben die Schaltplätze der Fernmeldebaubezirke den letzten Stand der Daten der beschaltbaren und beschalteten Stromkreise an. Die Planungsstelle für Linien wertet dann alle Karten (und damit den Zustand aller vorhandenen Anlagen) im wesentlichen nach den folgenden Gesichtspunkten aus: fe

99

W. Haist,

F. Hillebrand

a) Liegt bei der betrachteten Anlage ein ungedeckter Bedarf vor (d.h., kann sie im Betrachtungszeitraum von 5 Jahren für linientechnische Anlagen oder bis zum Jahr 2000 für Ortsvermittlungsstellen den prognostizierten Bedarf nicht decken und ist noch keine Maßnahme eingeleitet)? b) Stimmt

bei eingeleiteten Bauvorhaben

noch das Investitionsjahr?

c) Stimmt bei vorliegenden Vorschauplanungsaufträgen jahr?

noch das Bedarfs-

Wenn die Frage a) bejaht wird, legt die Planungsstelle einen Untersuchungsauftrag mit einer Planungskarte an. Bei der Auswertung der Anschlußbereichs-Bestands- und -Bedarfskarte ergeben sich ggf. Aufträge für eine neue Entwicklungsplanung bzw. Überarbeitungsaufträge. Hier überprüft man auch den 5-Jahres-Zyklus für die Überarbeitung vorhandener Planungen. Aus der Auswertung der Bestands- und Bedarfskarten von linientechnischen Anlagen ergeben sich Vorschauplanungsaufträge, die auch das Jahr des erkannten ungedeckten Bedarfs enthalten. Nachdem die systematische Bedarfserkennung durchgeführt ist, liegen insgesamt folgende Aufträge für Entwicklungs- und Vorschauplanungen vor: — Aufträge — Aufträge,

aus der systematischen die

seit

der

Bedarfserkennung

vorjährigen

systematischen

Bedarfserkennung

aufgekommen sind und nicht in das Arbeitsprogramm aufgenommen

wurden — Aufträge des laufenden Arbeitsprogramms, mehr erledigt werden können. Alle diese Aufträge

werden

die

voraussichtlich

aufgelistet im Entwurf

zum

nicht

Arbeitspro-

gramm der Planungsstelle, Teil Entwicklungsplanungen und Teil Vorschauplanungen (Bild 44, Feld 7). Diese beiden Teile werden den Teil Ausbauplanungen ergänzt (siehe 5.3.2.3).

später noch durch

Sind die Fragen b) und c) zu verneinen, wird bei eingeleiteten Bauvorhaben das Investitionsjahr und bei den schon vorliegenden Planungsaufträgen für Vorschau- und Entwicklungsplanungen das Bedarfsjahr aktualisiert. 5.3.2.2.

Ermitteln der Bauvorhaben

für volle Bedarfsdeckung

Am Ende jedes Jahres wird das Ausbauprogramm des übernächsten Jahres aufgestellt. Grundlage hierfür ist eine Liste aller Bauvorhaben, die für die volle Bedarfsdeckung im Ausbaujahr erforderlich sind (Bild 44, Feld 3). Ihr Inhalt stammt aus verschiedenen Quellen. Aus den bereits erledigten Vorschauplanungen ergaben sich Objekte zur Bedarfsdeckung für das übernächste Jahr, deren wesentliche technische Daten auf Planungskarten festgehalten sind. Diese Karten sind in der Bauvorhabenskartei gesammelt. Auf den Planungskarten sind nur Daten für Kabelkanal-, Ortsverbindungskabeloder Hauptkabelbauvorhaben, jedoch keine Verzweigungskabelanteile enthalten. Soweit erforderlich, ist der Verzweigungskabelanteil pauschal hinzuzuschätzen. 100

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Eine andere Quelle ist der kurzfristig im Verzweigungskabelnetz auftretende Bedarf, für den Bedarfsanzeigen oder Koordinierungsmitteilungen vorliegen. Der Umfang dieser Maßnahmen wird grob abgegrenzt. Eine weitere Quelle sind Planungskarten für Bauvorhaben, die eigentlich schon vor dem übernächsten Jahr erforderlich gewesen wären, aber nicht durchgeführt werden konnten oder nicht durchgeführt werden können. Alle diese Bauvorhaben werden in einer Liste als „Entwurf zum Ausbauprogramm” des übernächsten Jahres zusammengestellt. Für diese Bauvorhaben liegt in der Regel noch keine Ausbauplanung vor. Sie wird erst eingeleitet, wenn die Durchführung des Bauvorhabens gesichert ist. Nur bei Bauvorhaben, die wegen Mittelkürzungen o.ä. nach durchgeführter Ausbauplanung aus früheren Ausbauprogrammen gestrichen worden sind, liegt diese Planung vor. Sie muß aber in aller Regel überarbeitet werden. 5.3.2.3.

Vorveranschlagen Bedarfsdeckung

und

Klassifizieren

der

Bauvorhaben

für

volle

In der Ortslinientechnik können in der Regel nicht alle Bauvorhaben, die für eine volle Bedarfsdeckung erforderlich wären, durchgeführt werden. Um bei der großen Zahl der Bauvorhaben eine objektive und zielorientierte Auswahl treffen zu können, ist es erforderlich, sie in formalisierter Form in bezug auf Ziele und Ressourcen zu beschreiben (Bild 44, Feld 3). Vorveranschlagen

der Bauvorhaben

Bei der Aufstellung des Ausbauprogramms werden die Kosten jedes Bauvorhabens, das mehr als 5000 DM kostet, benötigt. Da zu diesem Zeitpunkt Bauanschläge in der Regel nicht vorliegen, müssen die Kosten anhand der Planungskarten überschlägig ermittelt werden. Die Planungskarte enthält aus der Vorschauplanung Angaben über den Umfang des Bauvorhabens. Aus diesen Mengenangaben und Kosten werden vor Übernahme des Bauvorhabens in das Ausbauprogramm die Gesamtkosten ermittelt. Die Planungskarte

enthält folgende kostenrelevante

Mengenangaben:

— Bei Kabelkanalbauvorhaben: — Streckenmeter — Zugmeter — Bei Kabelbauvorhaben: — — — — —

Kabelmeter, getrennt nach Röhren- und Erdkabeln Streckenmeter für Erdkabel Doppeladermeter, getrennt nach Adernstärken Anzahl der Verzweigungseinrichtungen ggf. weitere Angaben zur Bespulung.

Die Vorveranschlagungskosten tionen zusammen:

setzen

sich aus

folgenden

Einzelposi-

101

W.

Haist,

F. Hillebrand

— Kostenanteile, die aus einer Multiplikation von Grund- und Einheitskosten mit den Zahlen der Einheiten und Längen ermittelt werden (im wesentlichen Kabel-, Verlege- und Montagekosten). — Kostenanteile für sonstige Einrichtungen (Verzweiger, Spulen usw.), die sich als Produkt aus Einzelkosten und Stückzahl ergeben.

— Kostenanteile für den Verzweigungsnetzanteil, die geschätzt werden. Die Grund- und Einheitskosten und die Einzelkosten, die bei obiger Rechnung benötigt werden, werden repräsentative Stichproben ermittelt.

jährlich

pro

Fernmeldeamt

durch

Klassifizieren der Bauvorhaben Die Klassifizierung ermöglicht eine kodierte Beschreibung der Ortslinienbauvorhaben, aus der sich Schlüsse auf die Erfolgswirksamkeit, die

Koordinierung mit anderen Maßnahmen und die Einordnung in das Ausbauprogramm

ziehen

lassen.

Die Klassifizierung erhöht die Durchsichtigkeit der Einzelobjekte und

der Programme und trägt dazu bei, die zur Verfügung stehenden Mittel optimal einzusetzen.

Sie ist daher ein Hilfsmittel

bei der Aufstellung

und

Prüfung der Ausbauprogramme. Außerdem dient die kodierte Beschreibung der Bauvorhaben der Amtsleitung als Entscheidungshilfe bei der Programmabwicklung. (Zusätzliche Aufnahme, Terminverzögerung, Streichung.)

Die Aussagen der Klassifizierung sind nur dann brauchbar und ver-

gleichbar, wenn einheitliche und objektive Kriterien zugrunde liegen und bei der Einordnung der Baumaßnahmen in die einzelnen Klassen jeder subjektive Einfluß unterbleibt. Es wurde bewußt darauf verzichtet, alle denkbaren Bewertungskriterien zu erfassen, um den Aufwand in Grenzen zu halten. Aus einer Vielzahl der für die Beurteilung von Ortslinienbauvorhaben in Betracht kommenden Merkmalen sind nur einige besonders wichtige ausgewählt und durch Kenngrößen dargestellt worden. In Einzelfällen können zusätzliche Beurteilungskriterien herangezogen werden. Für das Klassifizieren eines Bauvorhabens sind folgende 5 Kenn-

größen vorgesehen: — Ausführungsart — Kopplung

A

mit anderen

— Erschließung

Maßnahmen

von Neubaugebieten

— nicht schaltbare Stromkreise — Bedarfsanzeigen

K N

Zu, Zx

für eine Leitung Bo, Bx.

Bild 45 zeigt die Bedeutung und den Wert der Zahlen der Kenngrößen

im einzelnen.

Bauvorhaben werden klassifiziert, bevor man sie aus dem Bedarfspro-

gramm in das Ausbauprogramm übernimmt. Dies geschieht entweder beim Aufstellen des Ausbauprogrammes im Rahmen der Programmplanung oder vor einer zusätzlichen Aufnahme in das Ausbauprogramm. Bei bestimmten Bauvorhaben können nicht alle Klassifizierungskenngrößen angegeben werden (z.B. Druckluftanlagen, Kabelkanalanlagen). Verknüp102

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

fungen linientechnischer Bauvorhaben der Planungskarte gekennzeichnet.

untereinander

5.3.2.4.

nach Zielen und Mitteln

Vorauswahl

der Bauvorhaben

werden zusätzlich auf

Nunmehr liegt der Entwurf zum Ausbauprogramm vor. Er enthält alle vorhergesehenen Bauvorhaben (volle Bedarfsdeckung). Sie sind vorveranschlagt und klassifiziert (5.4.2.1 bis 3). Dieser Entwurf muß nun unter Berücksichtigung der operationalen Zielsetzung des Amtes und der Mittel, die für vorhersehbare Bauvorhaben verfügbar sind, überarbeitet werden (Bild 44, Feld 4). Dazu gibt es folgende Verfahren: Auswahl

der Bauvorhaben

nach freier Wertung

der Klassifizierung

Bei diesem Verfahren werden die Bauvorhaben aufgrund der Klassifizierung zielorientiert frei beurteilt. Die Planungsstelle und die Amtsleitung nehmen so viele vorhergesehene Bauvorhaben mit fallender Bedeutung in das Ausbauprogramm auf, bis die dafür verfügbaren Mittel erschöpft sind. Bauvorhaben-Bewertungsverfahren Das Bauvorhaben-Bewertungsverfahren unterscheidet drei Gruppen von Bauvorhaben: die unabwendbaren, die nicht vollständig klassifizierbaren und die übrigen. Die Bauvorhaben der ersten Gruppe werden auf jeden Fall vorab in das Programm aufgenommen und die der zweiten Gruppe nach sorgfältiger Überprüfung. Das eigentliche Bewertungsverfahren wird nur auf die dritte Gruppe angewandt. Dabei wird für jedes Bauvorhaben eine Wertzahl bestimmt; dann werden soviele Bauvorhaben mit fallender Wertzahl in das Ausbauprogramm aufgenommen, bis die verfügbaren Mittel erschöpft sind. Bild 46 zeigt im Prinzip, wie die Wertzahl jedes Bauvorhabens bestimmt wird. Jedes Bauvorhaben wird unter den in Spalte I genannten Beurteilungskriterien betrachtet. Die Amtsleitung hatte bei der Zielsetzung für jedes dieser Kriterien einen Beurteilungsfaktor auf einer Skala zwischen O0 und 10 festgelegt. Diese Beurteilungsfaktoren geben an, wie gewichtig das einzelne Beurteilungskriterium in bezug auf die allgemeine Zielsetzung ist. Sie bleiben für alle Bauvorhaben gleich. Der Bewertungsfaktor dagegen ergibt sich individuell für jedes Bauvorhaben. Trifft für das betrachtete Bauvorhaben ein bestimmtes Beurteilungskriterium zu, so ergibt sich hierfür der Bewertungsfaktor nach der betreffenden Zeile in der dritten Spalte von Bild 46. Der Bewertungsfaktor gibt also an, wie gewichtig das betrachtete Bauvorhaben in bezug auf das jeweilige Beurteilungskriterium ist. Wenn ein bestimmtes Beurteilungskriterium auf ein Bauvorhaben zutrifft, ergibt sich als Produkt aus dem zielorientierten Beurteilungsfaktor und dem bauvorhabenabhängigen Bewertungsfaktor die Maßzahl. Sie gibt, in bezug auf das betrachtete Kriterium, das nach Zielen und Eigenschaften des Bauvorhabens gemessene Gewicht des Bauvorhabens an. Die Gesamtbedeutung des Bauvorhabens erhält man, indem man die Summe aller Maßzahlen aller erfüllten Kriterien bildet. Sie wird „Wertzahl“ des Bau103

W.

Haist,

F. Hillebrand

vorhabens genannt [8]. Die Arbeitsanweisung enthält Nomogramme, mit denen die erforderliche Rechenarbeit für die Bauvorhaben sehr einfach und rasch auszuführen ist. Investitionslenkung

für Fernmeldebaubezirke

Bei diesem Verfahren hat der Planer bereits vor dem Aufstellen des Entwurfs zum Arbeitsprogramm detaillierte operationale Ziele und dazu passende Mittelbudgets für seine Baubezirke erhalten. Auf der Grundlage dieser Vorgaben überarbeitet jeder Planer seinen ersten Entwurf, der alle Bauvorhaben für volle Bedarfsdeckung enthält. Der Stellenvorsteher und die Amtsleitung überprüfen, ob die vorgesehenen Bauvorhaben die gesetzten Ziele erfüllen. Außerdem werden Notwendigkeit, Bedarfszeitpunkt und Umfang der vorgesehenen Maßnahmen überprüft. Dabei kann es erforderlich werden, Zielsetzung und Mittelbudgets zu ändern, weil regionale Sondereinflüsse wirksam sind, die vorher nicht statistisch abschätzbar waren. Nach Abschluß der Vorauswahl der Bauvorhaben gemäß einem der drei gezeigten Verfahren liegt der nach Zielen und Mitteln realisierbare Entwurf zum Ausbauprogramm des übernächsten Jahres vor. Er enthält nur die vorhergesehenen Bauvorhaben (Bild 44, Feld 4). 5.3.2.5.

Berücksichtigen -vorbereitung

der

Arbeitskapazität

von

Bauausführung

und

An dieser Stelle beginnt der in der Arbeitsanweisung Terminplanung (siehe Abschn. 6) näher beschriebene Umlauf des Entwurfs zum Ausbauprogramm bzw. Hauptterminplan (Bild 44, Feld 5 und ein Teil von Feld 8). Zunächst legen die Fernmeldebaubezirke die genauen Endtermine der Bauvorhaben innerhalb des Jahres fest, soweit sie nicht durch Kopplung mit anderen Maßnahmen bestimmt sind. Sodann bestimmen sie den Beginntermin für die Bauausführung. Danach legt die Dienststelle für die Bauvorbereitung fest, wann die Planungsstelle ihr spätestens die fertige Ausbauplanung übergeben muß. Damit liegt der Entwurf des Ausbauprogrammes vor, der nach Zielen, Mitteln und Arbeitskapazität in Bauvorbereitung und Bauausführung realisierbar ist. 5.3.2.6.

Vorauswahl der Planungsarbeiten kapazität der Planungsstelle

nach

Zielen

und

Arbeits-

Aus der systematischen und vollständigen Bedarfserkennung nach Abschnitt 5.3.2.1, bzw. Bild 44, Feld 7, hatte sich eine vollständige Liste aller im nächsten Jahr erforderlichen Entwicklungs- und Vorschauplanungsarbeiten ergeben (Entwürfe zum Arbeitsprogramm der Planungsstelle, Teile Entwicklungs- und Vorschauplanungen). Aus dem Umlauf nach Abschnitt 5.3.2.5, bzw. Bild 44, Feld 5 und teilweise Feld 8, liegt der nach Zielen, Mitteln und Arbeitskapazität in Bauvorbereitung und Baudurchführung realisierbare Entwurf des Ausbauprogramms vor. Diese Bauvorhaben sollen im übernächsten Jahr gebaut werden. In der Regel liegt für sie noch keine Ausbauplanung vor. Für alle im nächsten Jahr erforderlichen Ausbauplanungen (für die Ausbauprogramme des nächsten und übernächsten Jahres) wird ebenfalls ein Entwurf zum Arbeitsprogramm der Pla104

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

nungsstelle (Teil Ausbauplanungen) angelegt. Damit sind alle für das kommende Jahr erforderlichen und vorhersehbaren Planungsarbeiten erfaßt. Die drei Teilentwürfe zum Arbeitsprogramm sind nun mit Blick auf die gesetzten Ziele (5.3.1.2) zu überarbeiten. In den nächsten Jahren ist damit zu rechnen, daß mit der vorhandenen Arbeitskapazität nicht alle erforderlichen Arbeiten erledigt werden können. Dann müssen gemäß den gesetzten Zielen Planungsstelle und zuständiger Abteilungsleiter eine Vorauswahl der aufzunehmenden Arbeiten treffen und die sich daraus ergebenden Auswirkungen aufzeigen (Bild 44, Feld 8). Der so überarbeitete Entwurf des Arbeitsprogramms der Planungsstelle wird zusammen mit dem Entwurf des Ausbauprogramms der Amtsleitung zur abschließenden Überprüfung und Genehmigung vorgelegt. 5.3.2.7.

Prüfen und Genehmigen

der Programme

durch die Amtsleitung

Zum Schluß prüft die Amtsleitung die vorliegenden Entwürfe des Ausbauprogramms für das übernächste Jahr und die Entwürfe des Arbeitsprogramms für das nächste Jahr (Bild 44, Feld 9), darauf überprüft sie, ob die Zielsetzung durch die Programme erfüllt wird. Darüberhinaus überprüft sie jede einzelne Maßnahme auf Bedarfszeitpunkt, Umfang, untersuchte Alternativen und Koordinierung. Bei den Arbeitsprogrammen achtet sie auf eine kontinuierliche Auslastung der Dienststellen und auf angemessene freie Zeiten für unvorhergesehene Arbeiten. Wenn es erforderlich ist, veranlaßt sie Änderungen. Der Amtsvorsteher genehmigt schließlich die Programme, die dann im Amt bekannt gegeben werden. 5.3.2.8.

Aufstellen

der Übersichtsinformationen

Um den Inhalt der Programme überschaubarer zu machen, werden bei Beginn der Programmplanung am Anfang des letzten Quartals jedes Jahres die Übersichtsinformationen aufgestellt. Die Informationen zum Netzzustand sind die Grundlage der Zielfindung. Die Übersichtsinformationen zum Stand der Entwicklungs- und Vorschauplanungen geben ein Bild über die erledigten und die insgesamt im kommenden Jahr erforderlichen Planungen. Diese Planungen sind einzeln in den entsprechenden Teilen des Entwurfs für das Arbeitsprogramm der Planungsstelle enthalten. Wenn nicht alle erforderlichen Planungen ausgeführt werden können (vgl. Abschnitt 5.3.2.6), werden sowohl die Zahl der Planungen, die in das Arbeitsprogramm aufgenommen wurden, als auch die Zahl der nicht aufgenommenen in der Übersichtsinformation erfaßt. Diese Übersichtsinformationen begleiten so fortlaufend die Aufstellung der Programme und werden bei Änderungen in den Programmen mit aktualisiert. Es gibt zusätzlich eine Übersichtsinformation Ausbauprogramms, die es in ähnlicher Weise vom nehmigung begleitet.

zum Sachinhalt Entwurf bis zur

des Ge-

Wenn die Programme genehmigt sind, liegt auch jährlich die neueste Ausgabe der Übersichtsinformationen vor. 105

W. 5.3.3. 5.3.3.1.

Durchführen und informationen Aktualisieren

Haist,

F. Hillebrand

Aktualisieren

der

der Bauvorhabenkartei

Programme und

und

Übersichts-

des Bedarfsprogramms

Die Bauvorhabenkartei enthält als Speicher Planungskarten für alle Bauvorhaben, die sich aus der Vorschauplanung für die volle Bedarfsdeckung ergeben haben. Die Kartei wird während des Jahres fortlaufend ergänzt, sobald eine Vorschauplanung abgeschlossen ist. Wenn ein Bauvorhaben — nach abgeschlossener Ausbauplanung — zur Bauvorbereitung abgegeben wird, wird die Planungskarte endgültig aus der Bauvorhabenkartei entnommen. 5.3.3.2.

Durchführen

und Aktualisieren

des Ausbauprogramms

Nachdem die Programmplanung das Ausbauprogramm und die Arbeitsprogramme festgelegt hat, beginnt die Abwicklung der Programme und Vorhaben. Das Verfahren hierfür ist in der Arbeitsanweisung Programmabwicklung (Terminplanung und Arbeitssteuerung) enthalten. Solange eine Ausregelung von Störeinflüssen im Rahmen gewisser Grenzen möglich ist, bleibt das Ausbauprogramm unberührt. Diese Grenzwerte ergeben sich aus der Programmplanung. Es handelt sich hier um die folgenden Werte: — Ausführung

des Bauvorhabens

— Einhaltung sind

kritischer

— Einhaltung

der vorgesehenen

im vorgesehenen

Termine,

die

Kosten

— Ausführung der Entwicklungsvorgesehenen Jahres.

und

Zeitraum

in Kopplungsvermerken innerhalb

einer gewissen

Vorschauplanungen

enthalten Toleranz

innerhalb

des

Wenn diese Grenzwerte beim Ausregeln des Störeinflusses überschritten werden, ist eine Aktualisierung des Ausbauprogramms erforderlich. Dabei ist neu über seinen Sachinhalt zu diskutieren — ähnlich wie es bei der Programmplanung geschah. Ursachen — Änderung

für eine notwendige

— Bedarfsänderung — Plötzlicher

Grenzwertüberschreitung

können

sein:

der Zielvorgaben durch unvorhergesehene

Bauvorhaben

usw.

Sachmittelmangel

— Erhöhung der verfügbaren Mittel durch: Zuweisung zusätzlicher Mittel, Zurückziehen von Bauvorhaben, Verzögerung von Bauvorhaben über das Rechnungsjahr hinaus, günstigere Ausschreibungsergebnisse als erwartet usw. — Verminderung der verfügbaren Mittel durch: Zurückziehung oder Rückgabe von Mitteln, ungünstige Ausschreibung, Mehrausgaben bei abgeschlossenen Bauvorhaben, Ausgabensperre. Auf diese Ursachen kann man bei der Aktualisierung des Ausbauprogramms mit folgenden Maßnahmen reagieren: Aufnehmen, Streichen oder Verlegen von Bauvorhaben im Ausbauprogramm. Es ist möglich, daß der bei einem Bauvorhaben aufgekommenen Ursache nur durch Maß106

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

nahmen bei mehreren anderen Bauvorhaben begegnet werden kann. Dies kommt daher, daß alle Bauvorhaben eines Ausbauprogramms über Ziele und Randbedingungen miteinander verkoppelt sind. Zum Schluß sei noch auf ein besonderes Problem bei der Aktualisierung des Ausbauprogramms für die Ortslinientechnik hingewiesen. Zu Beginn des Investitionsjahres steht nur etwa die Hälfte der auszuführenden Bauvorhaben fest. Mit dem Rest der verfügbaren Mittel sollen noch dringende, nicht vorhersehbare Bauvorhaben durchgeführt werden. Auf der anderen Seite konnten mit dem Mittelansatz für vorhersehbare Bauvorhaben in der Regel nicht alle vorhergesehenen Bauvorhaben abgedeckt werden. Es ist also im Laufe des Investitionsjahres abzuwägen, ob ein kurzfristig bekannt gewordenes Bauvorhaben aus den knappen verfügbaren Mitteln bedient werden soll, ob man auf wichtigere andere Bauvorhaben wartet oder ob man eines der schon vorhergesehenen Bauvorhaben zusätzlich in das Ausbauprogramm aufnimmt. Dabei ist zu beachten, daß man sich einerseits eine angemessene Reserve für Unvorhersehbares offenhält, damit man handlungsfähig bleibt. Andererseits ist es jedoch angesichts der schon bekannten, aber noch nicht in das Programm aufgenommenen Bauvorhaben anzustreben, die zugewiesenen Mittel auch sinnvoll zu nutzen. In anderen Fachbereichen ist gelegentlich angeregt worden, einen „Redaktionsschluß“ einzuführen, nach dessen Ablauf eine Änderung eingeleiteter oder eine Einleitung neuer Maßnahmen nicht mehr möglich sein soll. Ein solches Vorgehen vermeidet zwar die genannten schwierigen unternehmerischen Entscheidungen, es verhindert jedoch, daß man sich auch kurzfristig noch wirtschaftlich sinnvoll verhalten kann. Das Ausbauprogramm ist nicht eine einmal aufgestellte und dann unveränderbare Liste von Maßnahmen, die um jeden Preis ausgeführt werden müssen. Es enthält vielmehr das an Bedarf und Zielen orientierte und fortlaufend aktualisierte Gesamthandeln des Fernmeldeamtes im betrachteten Investitionsbereich. 5.3.3.3.

Durchführen und Aktualisieren Planungsstelle

des Arbeitsprogramms

der

Das Arbeitsprogramm der Planungsstelle wurde vor dem Beginn des Kalenderjahres aufgestellt und enthielt alle vorhersehbaren Arbeiten für Entwicklungs-, Vorschau- und Ausbauplanungen und weiterhin Pauschalansätze für Unvorhergesehenes. Auch dieses Programm wird im Laufe des Jahres aktualisiert. Änderungen ergeben sich hauptsächlich, wenn infolge kurzfristigen Bedarfs Bauvorhaben neu aufgenommen werden müssen und dafür Vorschauund Ausbauplanungen erforderlich werden. Weitere Änderungen können sich ergeben, wenn bestimmte Planungsarbeiten nicht rechtzeitig abgeschlossen werden können. Auch im Arbeitsprogramm können Ursachen für die Aktualisierung einer Planung Auswirkungen auf andere Planungsarbeiten haben (Streichen, Verlegen von Planungsarbeiten). Auch hier liegt der Grund darin, daß das Arbeitsprogramm das zielorientierte Handeln der Planungsstelle beschreibt, das sie mit begrenzter Arbeitskapazität erreichen soll. 107

W. 5.3.3.4.

Aktualisieren

Haist,

F. Hillebrand

der Übersichtsinformationen

Grundsätzlich kann man die pauschalen Übersichtsinformationen während des Jahres aktualisieren. Die pauschalen Übersichtsinformationen zum Ablauf der Arbeiten („Nachweis der Arbeitserledigung”) werden quartalsweise aktualisiert. Die Wandtafeln mit den einzelnen Vorhaben dagegen werden bei Änderungen im Programm sofort aktualisiert. 5.4. Ergebniskontrolle Wenn man die Übersichtsinformationen, die beim Aufstellen der Programme entstanden, mit denen vergleicht, die nach der Ausführung entstanden, kann man geplante und erreichte Werte miteinander vergleichen. Dieser Vergleich ist für Netzzustände im Hauptkabel- und Ortsverbindungsleitungsnetz möglich sowie für die Arbeitsabwicklung der Planungsstelle für Entwicklungs-, Vorschau- und Ausbauplanungen. Diese Ergebniskontrolle im Rahmen der ,,Programmplanung” kann als Feinauflösung der Ergebniskontrolle aus der Investitionslenkung betrachtet werden. 6. Programmabwicklung

(Arbeitssteuerung

und Terminplanung)

Das System der Terminplanung und Arbeitssteuerung ist geschaffen worden, um viele Vorhaben in ihrer gemeinsamen Durchführung zu steuern. Dazu wurde für alle Bauvorhaben ein Standardnetzplan entwickelt. Die Termine der wichtigsten Ereignisse längs des kritischen Weges werden herausgezogen und auf den Terminplänen geführt. Die Netzpläne der einzelnen Bauvorhaben werden nicht mehr betrachtet, da sie in der Regel gleich sind. Diese Verdichtung war erforderlich wegen der großen Zahl gleichzeitig abgewickelter Bauvorhaben innerhalb eines Fernmeldeamtes (ca. 200—800 Bauvorhaben pro Jahr). Wenn die Zahl der Bauvorhaben geringer, ihr Ablauf komplizierter und evtl. noch fallweise unterschiedlich ist, muß man zur Durchführungssteuerung Netzpläne benutzen. Auch in diesen Fällen ist es sinnvoll, wichtige Ereignisse im System der Terminplanung zu führen. 6.1. Wirkungsweise des Systems Die Terminplanung (= Programmabwicklung) war die erste Anpassung des Investitionssystems der Ortslinientechnik an die geänderte Situation (siehe Abschnitt 2). Ein Programmplanungssystem gab es damals noch nicht. Man unterstellte, daß ein optimales Ausbauprogramm vorliegt, das die vorhersehbaren Bauvorhaben und deren erforderliche Inbetriebnahmetermine enthält (Bild 47). Von diesen Inbetriebnahmeterminen werden die Erledigungszeitpunkte für die aufeinanderfolgenden Arbeiten verschiedener Dienststellen abgeleitet. Dabei werden Arbeitsengpässe durch zeitliche Dehnung ausgeglichen. Diese Abstimmung der Arbeitsphasen des einzelnen Bauvorhabens mit den Arbeitsplänen in den Dienststellen ist im Grundsatz an keine Form gebunden und kann iterativ geschehen. Das Ergebnis ist nunmehr auch ein auf die Arbeitskapazitäten abgestimmtes Programm. 108

Das

Investitionssystem

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Ortslinientechnik

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Bild 47. Hauptterminplan

Wenn keinerlei Störungen bei der Programmabwicklung aufträten, könnten die beteiligten Dienststellen ihr Arbeitsprogramm ohne jede Änderung durchführen, eine Arbeitssteuerung wäre dann nicht notwendig. Weil aber Störungen auftreten, muß man ein Programmabwicklungssystem haben, damit das Fernmeldeamt jederzeit mit einem aktuell-optimalen Programm arbeitet. Störungen können die Ursache dafür sein, daß Termine von den beteiligten Dienststellen nicht eingehalten werden. Dann versucht der Mitarbeiter oder die Dienststelle, die die Störung erkennt, durch Kooperation mit den im Arbeitsprozeß nachfolgenden Stellen die Störung aufzufangen (Bild 48). Kann z. B. die Planungsstelle die Planung nicht zum vorgesehenen Termin an die Dienststelle für Bauvorbereitung abgeben, so versucht sie, mit ihr oder dem Baubezirk diese Terminverschiebung so aufzufangen, daß der Endtermin trotzdem eingehalten wird. Gelingt die Störungsausregelung, dann werden weder die Abteilungsleiter noch der Amtsvorsteher mit dem Problem befaßt. Das Ergebnis der Ausregelung geht natürlich in das Informationssystem als Änderung ein. Können dagegen die Dienststellen die Störung nur mit einer Änderung des Endtermins auffangen, dann müssen die Abteilungsleiter und gegebenenfalls auch der Amtsvorsteher in den „Regelprozeß” eingeschaltet werden. Oft haben natürlich auch sie keine Möglichkeit und keine Mittel, die Stö-

Regelsystem Sfeuerungssystem

Jntormationssy stem

aaförungen

Bild 48. Regel-, Steuer- und Informationssystem 109

W.

Haist,

F. Hillebrand

rung auszuregeln. Wegen ihrer größeren Zuständigkeiten sind sie jedoch eher in der Lage, die Störungsursache oder deren Folgen zu beseitigen und damit möglicherweise den Endtermin noch zu halten. Der Endtermin hat in diesem System deshalb eine besondere Bedeutung, weil von ihm die Wirkung des Programms abhängt. Wird er nicht eingehalten, müssen Teilnehmer länger warten oder andere Bauvorhaben können nicht in Betrieb gehen. Außerdem ist auf diesen Termin die Arbeit anderer Dienststellen im Amt abgestimmt (Anmeldestelle, Dienststellen der Vermittlungstechnik u. ä.). Natürlich gibt es auch Bauvorhaben, deren Endtermin nicht eine solche Bedeutung hat. Diese Bauvorhaben könnte man anders behandeln. Das System würde dadurch aber komplizierter und undurchsichtiger. Zur Entlastung des Amtsvorstehers gibt es andere Möglichkeiten (Delegation der Behandlung des Einzelfalles an einen Abteilungsleiter, wenn der Amtsvorsteher sich anhand einer besonderen Übersichtsinformation unterrichtet). Als Übersichtsinformation könnte der Abteilungsleiter auch einen verdichteten Nebenterminplan seiner Dienststelle haben (Bild 48). Aus Zweckmäßigkeitsgründen sind jedoch die verdichteten Terminplane für die Abteilungsleiter und den Amtsvorsteher im Hauptterminplan zusammengefaßt. 6.2. Schwerpunkte der Veränderung 6.2.1.

Koordinierung der Phasen eines Bauvorhabens

Koordinierte Programme gab es schon immer. Meist wurden jedoch nur die verschiedenen Bauvorhaben miteinander koordiniert (Querkoordinierung). Zusätzlich zu dieser Koordinierung wird jetzt eine Abstimmung der einzelnen Durchführungsphasen desselben Bauvorhabens erzwungen. Dazu werden die Phasen des Bauvorhabens von der Inbetriebnahme aus „rückwärts gerechnet“. So wird der späteste Planungs-Fertigstellungstermin von dem gewünschten Inbetriebnahmetermin, den Bauzeiten, Kabellieferfristen und den Arbeitskapazitäten her bestimmt. 6.2.2.

Zielorientierte, rationelle Störungsausregelung

Auch koordinierte und optimierte Programme können meist nicht so durchgeführt werden, wie sie konzipiert wurden, weil Störungen auf die Programmdurchführung einwirken. Auch die seitherigen Investitionssysteme reagierten auf solche Störungen, indem sie Bauvorhaben strichen und/oder neue aufnahmen. Nunmehr erfolgt diese Reaktion auf Störungen systematisch und rationell. Das wird dadurch erreicht, daß zuerst die Dienststellen, die zeitlich nacheinander an einem Bauvorhaben arbeiten, die Störungen aufzufangen versuchen, auch über Abteilungsgrenzen hinweg. Erst wenn diese Versuche fehlschlagen, werden die entsprechenden Vorgesetzten angesprochen. Wenn dann noch der Inbetriebnahmetermin in Gefahr ist, wird der Amtsvorsteher eingeschaltet. Das Ganze ist als ein gestuftes und längsvermaschtes Regelsystem ausgebildet, das die „Oberregler“ nur dann einschaltet, wenn die unmittelbar zuständigen „Regler“ eine Störung nicht mehr ausregeln können. Die 110

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

„Oberregler“ können davon ausgehen, daß das System Störungen unter Beachtung der gesetzten Ziele so lange allein ausregelt, wie es ohne „Oberregler” möglich ist. Wird der „Oberregler“ aber angesprochen, muß er reagieren, weil das System sonst nicht das vorgegebene Ziel erreicht. 6.2.3.

Frühwarnsystem

Bei der Aufstellung der Programme können voraussehbare Schwierigkeiten berücksichtigt werden. Während der Durchführung haben aber die Störungen mitunter Verschiebungen zur Folge, die ihrerseits wieder Schwierigkeiten erzeugen können (z. B. durch Zusammendrängen von Arbeit in bestimmten Zeiträumen). Die Arbeitspläne (Haupt- und Nebenterminplan) zeigen die derzeitige und die geplante Arbeitssituation genau auf. Durch einfache Auswertung dieser Pläne ist im allgemeinen ein rechtzeitiges Erkennen künftiger Schwierigkeiten möglich. 6.2.4.

Aktive

Störungsverhinderung

Regelsysteme, die durch Rückkopplung auf Störungen reagieren, haben den Nachteil, daß sie deren Wirkungen nur auffangen können. Regelsysteme mit Vorwärtskopplung reagieren nicht nur, sondern tragen aktiv zur Verminderung oder gar Verhinderung der Störungen bei. Bei Störungen, deren Ursache im Fernmeldeamt selbst liegt, kann meist der Amtsvorsteher für Störungsminderung oder -verhinderung sorgen. Aber auch Störungen von außerhalb kann der Amtsvorsteher — wenn auch nicht in dem Maße wie bei den internen Störungen — ausgleichen. 6.2.5.

Wirkungsweise als determiniertes System

Das System kann nur als determiniertes System wirkungsvoll arbeiten, nicht aber als stochastisches. Als Vergleich: determiniert ist das System „Auto“, wenn es beim Druck auf die Bremse immer bremst. Stochastisch wäre dieses System, wenn es das nur meistens (im Durchschnitt, zu einem bestimmten Anteil) tut. Dieses Beispiel zeigt, daß ein Auto als stochastisches System unbrauchbar, ja sogar lebensgefährlich wäre. Das System der Arbeitssteuerung in der Ortslinientechnik wäre als stochastisches System ebenfalls unbrauchbar. Der Amtsvorsteher und die anderen „Oberregler“ im System müssen sich darauf verlassen können, daß das System alle Störungen anzeigt, die es selbst nicht mehr ausregeln kann. D. h., sie müssen sicher sein, daß sich das System in der vorgegebenen Zielrichtung bewegt, solange sie keine Störungsmeldungen bekommen. Andererseits muß aber das System auch sicher sein, daß die „Oberregler” immer dann reagieren, wenn sie angesprochen werden. Ohne Pflege geht das System vom determinierten in den stochastischen Zustand über und wird damit wertlos. Pflege heißt, dafür zu sorgen, daß jeder im System die Spielregeln einhält und sich der gemeinsamen Disziplin unterwirft. Läßt der Amtsvorsteher zu, daß Störungsmeldungen verspätet oder gar nicht kommen, dann können er und mit ihm das ganze Amt sich auf das System nicht mehr verlassen. 142

W. 6.2.6.

Humaner

Haist,

F. Hillebrand

Aspekt

Der letzte Absatz zeigte bereits, daß das System hohe Anforderungen an die Kooperationsbereitschaft und die Arbeitsdisziplin der einzelnen stellt und daß die Wirksamkeit des Systems vom Verhalten der Menschen in ihm abhängt. Deshalb war es entscheidend, daß die unter Abschnitt 3.1.1 aufgeführten Leistungsmerkmale bei der Konstruktion des Systems berücksichtigt wurden. Die Arbeit des einzelnen wird durch Nebenterminpläne gesteuert, in denen der späteste Erledigungstermin angegeben ist. Damit erhält er den größten Spielraum für eigenständige Arbeitseinteilung, der in einem abgestimmten System möglich ist. Die Fremdbestimmung im zeitlichen Bereich beschränkt sich auf die Mindestforderung nach rechtzeitiger Erledigung, die bei jeder arbeitsteiligen Produktion erforderlich ist. Durch die Neben- und Hauptterminpläne wird das Gesamtgeschehen für jeden Mitarbeiter überschaubar. Er kann seinen Anteil an der Gesamtaufgabe bei jedem Bauvorhaben sehen. Jeder Mitarbeiter ist an der Aufstellung des Ausbauprogrammes sowie der Terminpläne beteiligt, er kann dabei Ziele, Prioritäten und Maßnahmen mit beeinflussen. Sowohl bei der Aufstellung der Programme als auch bei der Störungsausregelung sind alle Arbeitsabläufe so gestaltet, daß sie die Kooperation fördern. 6.3. Vorteile aus der Sicht der einzelnen Funktionsträger Dem Amtsvorsteher gibt das System der Terminplanung und Arbeitssteuerung die Möglichkeit, die Durchführung eines Ausbauprogrammes zu regeln und zu steuern. Während der Durchführung gibt es ihm jederzeit einen Überblick über den aktuellen Stand der Arbeiten. Dadurch kann er versuchen, künftige Schwierigkeiten zu erkennen und zu vermeiden. Treten während der Abwicklung Störungen auf, kann er sicher sein, dann und nur dann in die Ausregelung eingeschaltet zu werden, wenn die Auswirkungen programmrelevant sind. Deshalb erübrigt sich für ihn ein vom System unabhängiges Eingreifen. Durch Auswertung der Störungsmeldungen kann er Schwierigkeiten bei einzelnen Dienststellen erkennen. Der Abteilungsleiter kann beim Festlegen der Arbeitstermine seine Vorstellungen mit zur Geltung bringen. Der Hauptterminplan gibt ihm eine Übersicht über den Arbeitsablauf bei seinen Dienststellen. Er hat damit die Möglichkeit, die Arbeitserledigung seiner Abteilung zielgerichtet zu steuern. Bei Störungen während der Abwicklung kann er sicher sein, daß er eingeschaltet wird, wenn eine neue Längskoordinierung zwischen seinen Dienststellen nicht erfolgreich abgeschlossen werden kann. Er kann dann versuchen, den Konflikt zu lösen. Ebenso wie der Amtsvorsteher kann auch der Abteilungsleiter aufgrund der Übersichtsinformationen oder der Störungsmeldungen entsprechende Maßnahmen einleiten. Der Stellenvorsteher kann mit Hilfe des Hauptterminplans die Einordnung der Arbeiten seiner Dienststelle in die Gesamtarbeit überblicken. Der Nebenterminplan mit den zusätzlich geführten Nebenereignissen gibt ihm eine rasche und genaue Information über den Stand der Arbei112

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

ten seiner Dienststelle. Damit kann er die Arbeitserledigung der einzelnen Sachbearbeiter und Mitarbeiter zielorientiert und objektiv steuern und kontrollieren. Die Arbeitsabläufe bei der Störungsausregelung, bei Neuaufnahme und beim Streichen von Bauvorhaben stellen sicher, daß er angemessen informiert und beteiligt wird. Der Sachbearbeiter wirkt bei der Aufstellung der Programme und Terminpläne mit. Seine Arbeit wird durch späteste Erledigungstermine gesteuert. Dadurch bleibt ihm der größtmögliche Freiraum für die Gestaltung seiner Arbeit. Durch die Planung der Arbeit wird im Grundsatz sichergestellt, daß er keine unnötige Arbeit zu machen braucht. Ausbauplanungsund Bauvorbereitungsarbeiten finden nur für die Bauvorhaben statt, deren Ausführung gesichert ist. 6.4. Grenzen des Systems der Terminplanung und Arbeitssteuerung Das hier betrachtete System regelt nur die Aufbau- und Ablauforganisation für die Programmabwicklung. Es kann natürlich nicht die Ursachen für Störungseinflüsse, die außerhalb seines Bereiches liegen, beseitigen. Man kann weder Terminverschiebungen während der Bauausführung, noch Mangel an Personal oder Mitteln oder Personalfluktuation damit beheben. Man kann jedoch eine zielorientierte und geplante Reaktion auf sie ermöglichen. | Das System kann selbstverständlich auch Zielsetzungen oder Randbedingungen nicht beeinflussen. Man kann z.B. nicht sagen, die Terminplanung habe solange keinen Sinn, wie noch am Beginn des Rechnungsjahres Mitteländerungen kämen. Sind solche späten Änderungen unvermeidbar, dann kann man auf sie nur mit einem leistungsfähigen Übersichtsinformationssystem zum Stand der Arbeiten noch zielorientiert und geplant reagieren. Wenn man ein solches System bereitstellt, kann man die Menschen nicht zwingen, die entsprechenden Funktionen echt wahrzunehmen. Auch die Führungskräfte müssen den Willen haben, sich in ihrer Funktion mit den Investitionen zu befassen. Nur so erschließen sich die Möglichkeiten, die das System dabei bietet. Dann erst kann man die Möglichkeiten der Information, der Durchführungssteuerung und der Ergebniskontrolle sinnvoll nutzen. Andernfalls erscheinen diese Ansätze und Möglichkeiten den Betroffenen vielleicht als Ballast. Der Ausführende kann die Möglichkeiten der Eigenverantwortung nicht nutzen, wenn die Führungskraft sie ihm nicht einräumt (z. B. anstatt der Arbeitssteuerung anhand der aufgestellten Nebenterminpläne ein dauerndes Hineinreden in den Arbeitsablauf). Anschließend sei noch daran erinnert, daß das System an Wert verliert, wenn es nicht gepflegt wird. Wenn bei Änderungsmeldungen die Laufzeiten zu groß werden, sind die Übersichtsinformationen nicht mehr aktuell. Werden bei Störungen keine Änderungsmeldungen geschrieben, dann sind die Übersichtsinformationen unzuverlässig. Dann können sich die Führungskräfte auch nicht mehr darauf verlassen, daß die Programme solange planmäßig abgewickelt werden, wie sie keine Meldungen bekom-

8 Fernmeldewesen

113

W.

Haist;

F..Hillebrand

men. Sie können dann auch nicht mehr sicher sein, daß sie rechtzeitig in den Entscheidungsprozeß eingeschaltet werden. Wird das System nicht benutzt und gepflegt, erstarrt es in formaler Bürokratie. 7. Koordinierung

der Vorhaben

„Inbetriebnahme

eines AsB”

7.1. Grundzüge Grunderwerb, neue Vermittlungsstellen und linientechnische Maßnahmen haben das gemeinsame Ziel, neue Anschlußbereiche in Betrieb zu nehmen. Dazu bedarf es des Zusammenwirkens verschiedener Dienststellen des Fernmeldeamtes und der Oberpostdirektion. Der vorliegende Entwurf einer Arbeitsanweisung beschränkt sich auf Regelungen für die Fernmeldeämter. Sie ist kein Programmabwicklungssystem, sondern ein in mehrere Fachbereiche übergreifendes Koordinierungsinstrument, das als Regel-, Steuer- und Informationssystem dazu beitragen soll, den geordneten und rechtzeitigen Ablauf der Vorhaben zu erreichen. Das „Programm für ONB/AsB” wird auf einer Wandtafel geführt. Diese Übersichtsinformation erlaubt der Amtsleitung eine Lagebeurteilung. Damit ist sie in der Lage, von sich aus nicht nur zu reagieren, sondern zu agieren. Das Programm enthält alle vorhandenen geplanten Anschlußbereiche. Je Bereich können nisse geführt werden: — — — — — —

und bis zum Endzustand die folgenden Hauptereig-

„Entwicklungsplanung ONB/AsB abgeschlossen“ „Grunderwerbsvorschlag an Oberpostdirektion abgesandt” „Grunderwerb gesichert” „Hochbau begonnen” „Hochbau übergeben” „AsB in Betrieb genommen“

Die für die Arbeitserledigung zuständigen Dienststellen geben vor der Erledigung „Soll-Termine“ für die Ereignisse an und melden die Erledigung als „Ist-Termin“. Um Fehlinvestitionen zu vermeiden, werden „Kritische Termine“ ermittelt. Aus dem Vergleich von Soll-, Ist- und kritischen Terminen mit der echten Zeit ergeben sich Anstöße für Regel- und Steuerimpulse. Wenn sich aus der Entwicklungsplanung neue Vorhaben ergeben, stellt ein Arbeitsablauf für die Neuaufnahme dieses Vorhabens sicher, daß alle vom Amt zu vertretenden Termine und technischen Daten koordiniert sind. Wenn ergänzende Termine und Daten zu Vorhaben im Programm für ONB/AsB von der Oberpostdirektion bekannt werden oder sich festgelegte Termine oder Daten geändert haben, sorgt ein Arbeitsablauf für eine Störungsausregelung. In einer Umlaufphase werden Vorschläge der beteiligten Dienststellen zusammengestellt und, falls es erforderlich ist, koordiniert. War keine Koordinierung möglich oder wurde der Soll-Termin „Inbetriebnahme des Anschlußbereichs” geändert, entscheidet der Amtsvorsteher oder ggf. die Oberpostdirektion über die Störungsausregelung. Wenn bei be114

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

stimmten Vorhaben und Daten kein Einverständnis zwischen Dienststellen der Oberpostdirektion, die in Ausführungsfunktionen tätig sind, und dem Amt besteht, wird dies bis zur endgültigen Entscheidung im Programm dokumentiert. Alle beteiligten Dienststellen und die Oberpostdirektion werden regelmäßig über den Inhalt des Programms für ONB/AsB unterrichtet.

7.2. Normalablauf und Hauptereignisse 7.2.1.

Der Standardnetzplan

Der Standardnetzplan (Bild 49) zeigt die wichtigsten Tätigkeiten, die von der Entwicklungsplanung ONB/AsB bis zur Inbetriebnahme eines Anschlußbereiches zu erledigen sind. Die Entwicklungsplanung ONB/AsB (Bild 49, Feld 1) legt die Grundstruktur des Netzes und die Ortsnetzbereiche fest und teilt sie in Anschlußbereiche von Vermittlungsstellen ein. Für jeden Anschlußbereich wird der optimale Netzknotenpunkt bestimmt. Wenn ein Hochbau erforderlich ist, ergibt sich aus der Entwicklungsplanung die erforderliche Gebäudegröße und der optimale Einschaltungszeitpunkt der Ortsvermittlungsstelle. Die Entwicklungsplanung wird nach ihrer Genehmigung im Amt bekanntgegeben. Wenn es erforderlich ist, sucht nun die Dienststelle Hausverwaltung ein Grundstück. Das Fernmeldeamt sendet einen oder mehrere Grunderwerbsvorschläge an die Oberpostdirektion (Feld 2). Die Oberpostdirektion sichert den Grunderwerb bzw. kauft das Grundstück (Feld 3), sie plant und errichtet den Hochbau (Feld 4) und übergibt ihn dem Fernmeldeamt. Hochbauvorhaben in Zuständigkeit des Amtes werden von der Dienststelle Hausverwaltung geplant. Danach errichtet das Fernmeldeamt die vermittlungstechnischen Einrichtungen (Feld 5). Mit dem bisher beschriebenen Ablauf sind auch linientechnische Bauvorhaben verkoppelt (Feld 7). Das sind vor allem diejenigen Bauvorhaben, die unmittelbar für die Inbetriebnahme der Vermittlungsstelle erforderlich sind (Kabelkanal, Kabeleinführung, Ortsverbindungskabel, Netzumschwenkung der Anschluß- bzw. Fernverbindungskabel) und die noch vor der Inbetriebnahme des Anschlußbereiches abgeschlossen sein müssen. Für den Beginn dieser Bauvorhaben muß der Grunderwerb gesichert sein. Aber auch Bauvorhaben, die nicht unmittelbar mit der Inbetriebnahme zusammenhängen, sondern dem Netzausbau des betrachteten Bereiches dienen, können von der Lage der neuen Vermittlungsstelle beeinflußt werden. Um bei solchen Bauvorhaben Fehlinvestitionen zu vermeiden, ist vor ihrem Beginn ebenfalls die Sicherung des Grundstücks erforderlich. Die Inbetriebnahme dieser Bauvorhaben hängt jedoch nicht von der Inbetriebnahme des Anschlußbereiches ab, sondern im wesentlichen vom Hauptanschlußbedarf. Das Feld 6 schließlich beschreibt die Inbetriebnahme des Anschlußbereiches. Vermittlungstechnische Einrichtungen und Leitungsnetz werden gemeinsam in Betrieb genommen. u

115

W.

Haist,

F. Hillebrand

Entwicklungsplanung ONB/AsB genehmigen

Vıniedeus nehmigt

@

ge-

Grunderwerbsvorschlag abgesandt —

FA/OPD/FTZ Grundstücke ene Grunderwerbsvorschlag an OPD senden (ggf. Hb-Vorhaben in Zuständigkeit des FA planen) Hy

Grunderwerb sichern

r

Grunderwerb gesichert

@--"""

OPD

begonnen Hochbauvorhaben durchführen

N

uvorhaben übergeben

Linientechnische Bvh durchführen

OPD J Fernmeldetechnische Einrichtungen im Gebäude errichten

FA

PIF/BF s Fernmeldetechnische Einrichtungen abnehmen und AsB in Betrieb nehmen

d L-Bvh in Betrieb genommen Bild 49. Standardnetzplan zum Ablauf eines Vorhabens aus dem Programm netz- und Anschlußbereiche (Stand Juli 1974) 116

für Orts-

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Kritische Termine Hauptereignisse

Soll-Termine

Zustandige DSt

Zustandige DSt für Soll4 u. IstTermine 4

Nadel 1

2

3

Entwicklungsplanung genehmigt

Ist-Termine

Nadel

Stempel

5

6

FA OPO

Grunderwerbsvorschlag abgesandt

rot

Hy

u grün

Grunderwerb gesichert Vertragliche Voraussetzungen zur Nutzung des Grundstücks sind soweit fortgeschritten, daß Planungen, die sich auf das Grundstück beziehen, eingeleitet werden können. Der genaue Termin der baulichen Nutzung muß erforderlichenfalls geklärt werden,

PIL

+

OPO

blau

Hochbauvorhaben begonnen

+

grün

+

grün

grün

OPO (Hv) grin

Hochbauvorhaben übergeben Die Hochbauarbeiten sind soweit fortgeschritten, daß die zum Aufbau der technischen Einrichtungen benötigten Räume dem FA zur Verfügung stehen,

PIF

opp (Hv)

® blau

AsB in Betrieb genommen Das Vorhahen (Hb, V-, L-BvH) ist ganz oder teil- | PIL weise abgeschlossen. Die technischen Einrichtungen übernehnen den öffentlichen Fernsprechverkehr.

ER

®

*

grün

grün

=

EN

PIF (HTPL)

Bild 50. Hauptereignis- und Symbolliste zum Programm fiir ONB/AsB

grün

9

(Stand Juli 1974) 117

W. 7.2.2.

Haist,

F. Hillebrand

Haupt- und Nebenereignisse

Damit ein Ablauf nach Bild 49 sein Ziel erreicht, muß eine große Zahl von Ereignissen in einer vorher festgelegten Reihenfolge eintreten. Diejenigen Ereignisse, die den Anfang oder das Ende größerer Arbeitsabschnitte beschreiben, werden Hauptereignisse genannt. Die in dieser Arbeitsanweisung benutzten Hauptereignisse sind in Bild 49 genannt. 7.2.3.

Termine für Hauptereignisse

Damit das Schlußereignis des Netzplans zu einem gewünschten Termin eintritt, müssen die Hauptereignisse bis zu bestimmten Terminen eingetreten sein (Bild 50). Für alle an der Arbeitserledigung beteiligten Dienststellen müssen vor Arbeitsbeginn „Soll-Termine“ festgelegt werden. Eine vollständige Rückrechnung der früheren Termine aus dem Endtermin (wie z.B. bei der Terminplanung und Arbeitssteuerung, vgl. Abschnitt 5.3.2) war in dieser Arbeitsanweisung nicht zu realisieren. Zum einen lassen sich die Fristen für den Grunderwerb schwer festlegen. Zum anderen geben die für Grunderwerb und Hochbau zuständigen Dienststellen der Oberpostdirektion heute teilweise keine Fristen und Soll-Termine an. Daher wurde vorläufig ein anderer Weg beschritten. Der sich aus der Entwicklungsplanung ergebende optimale Einschaltzeitpunkt ist der erste „Kritische Termin” für das Hauptereignis „Anschlußbereich in Betrieb genommen“. Aus ihm und anderen Ereignissen werden die kritischen Termine derjenigen Hauptereignisse berechnet, für die heute von der Oberpostdirektion meistens keine Soll-Termine angegeben werden. Diese kritischen Termine müssen eingehalten werden, damit Fehlinvestitionen vermieden werden (vgl. Abschnitt 7.2.3.2). Die letzte Art von Terminen eingetretenen Hauptereignisse. 7.2.3.1.

sind schließlich

die ,Ist-Termine”

der

Soll-Termine

Die Soll-Termine für die 6 Hauptereignisse zeigt Bild 50. Die für die Arbeit zuständige Dienststelle schlägt sie vor. Nach dem heutigen Stand der Organisation sind sie innerhalb des Fernmeldeamtes bei der Aufnahme eines neuen Vorhabens nicht vollständig bekannt. Soweit sie bekannt sind, werden sie in das Informationssystem aufgenommen. 7.2.3.2.

Kritische Termine

Die Planungsstelle für Vermittlungseinrichtungen berechnet aus dem optimalen Einschaltzeitpunkt (Entwicklungsplanung ONB/AsB) den kritischen Termin für das Hauptereignis „Hochbau übergeben“. Die Planungsstelle für Linien prüft, ob vorhersehbare Bauvorhaben im betrachteten Anschlußbereich vom Grunderwerb beeinflußt werden, und untersucht, ob dabei Fehlinvestitionen auftreten können, wenn die Lage des neuen Grundstücks nicht berücksichtigt wird. Das Bauvorhaben mit dem frühesten Inbetriebnahmezeitpunkt bestimmt den kritischen Termin „Grunderwerb gesichert“ aus linientechnischer Sicht. 118

Das 7.2.3.3.

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

Ist-Termine

Die Ist-Termine geben an, wann das jeweilige Hauptereignis eingetreten ist. Es wird von der zuständigen Dienststelle bekanntgegeben. 7.3. Das Programm für ONB/AsB und seine Darstellung 7.3.1.

Inhalt des Programms

Das Programm für ONB/AsB enthält alle vorhandenen und geplanten Anschlußbereiche eines Fernmeldeamtes und für jeden Anschlußbereich alle bekannten Soll-, kritischen und Ist-Termine gemäß Bild 50. Außerdem enthält das Programm Angaben über die Art von Hochbaumaßnahmen (Neubau, Erweiterung, Umbau) und den Gebäudetyp. 7.3.2.

Darstellung des Programms

für die Amtsleitung

Das Programm für ONB/AsB dient der Amtsleitung als Übersichtsinformationssystem. Es wird von der Kräftegruppe Hauptterminplan geführt und auf einer oder zwei Weichfaserwandtafeln 970 X 970 mm dargestellt (Bild 51). Die Termine für die einzelnen Hauptereignisse werden mit Symbolnadeln gekennzeichnet (Bild 50). Wenn ein Ereignis eingetreten ist, wird der Ist-Termin mit Farbe und Symbol des Soll-Termins im Zeitfeld gestempelt und die Nadel für den Soll-Termin und den kritischen Termin in das Zustandsfeld der Wandtafel gesteckt. Wenn das Fernmeldeamt mit einem von Dienststellen der Oberpostdirektion, die in Ausführungsfunktion tätig sind (Hochbau, Grunderwerb), verfügten Termin nicht einverstanden ist, wird dieser Termin im Zeitraster nur vorläufig gesteckt. Gleichzeitig wird jedoch an die Oberpostdirektion berichtet, in der Wandtafel wird das Datum des Berichts eingetragen und im Zeitraster werden zusätzliche Nadeln für die strittigen Ereignisse gesteckt. Erst nach Einigung zwischen den ausführenden Dienststellen der OPD und dem Fernmeldeamt oder nach Entscheidung durch den gemeinsamen ,,Oberregler” werden die Termine im Programm endgültig gekennzeichnet. 7.3.3.

Information der Dienststellen

Die Kräftegruppe Hauptterminplan versendet vierteljährlich eine „Information zum Programm für Ortsnetz- und Anschlußbereiche”, die alle Daten und Termine des Programms enthält, an die beteiligten Dienststellen des Fernmeldeamts und an die Oberpostdirektion. 7.4. Die Verarbeitung externer Informationen 7.4.1.

Neuaufnahme

eines Vorhabens

in einem Anschlußbereich

Die Arbeitsanweisung enthält die grafische Beschreibung eines Arbeitsablaufs, auf dessen Grundlage ein Formblatt entworfen wurde. In einem ersten Umlauf dieses Formblatts geben die beiden Planungsstellen und die Dienststelle Hausverwaltung die Daten, Soll-Termine und kritischen Termine an, für die sie zuständig sind. Damit sind die vom Fernmeldeamt zu vertretenden Daten und Termine vollständig erfaßt. Daten 119

Bild 51. Wandtafel des Programms für Ortsnetz- und Anschlußbereiche (Stand Juli 1974)

(

u[3“ApbmeaTsse’odwınoylBz0ug4nsdeBgyo#2(-uZmjmz}3jp-1)/[®qidwnaTtE‘er8')n3qNq(rpt4,yoSrubg9//:iQ9cO)MBTbG5tS1b26>FUC]l]CE,-a#IJ8(vxtml-cG4PiyL„|—*2!""61D6z€s‘w,f7x&UTz0~G5LJ.'i

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

und Termine, für die Dienststellen der Oberpostdirektion werden eingetragen, soweit sie bekannt sind.

zuständig

sind,

Nach dem ersten Umlauf wird geprüft, ob die Termine, die vom Fernmeldeamt zu vertreten sind, zueinander passen. Falls dies nicht der Fall ist, folgt eine Koordinierungsphase zwischen den drei beteiligten Dienststellen und Abteilungsleitern. Nach der Koordinierung trägt die Kräftegruppe Hauptterminplan das neue Vorhaben auf der Wandtafel für Ortsnetz- und Anschlußbereiche ein. 7.4.2.

Aktualisieren (außer Erfassen von Ist-Daten)

Die Anlässe für eine Störungsausregelung und ggf. eine Aktualisierung von Vorhaben können sehr verschiedenartig sein. Sie reichen von der Angabe von Soll-Terminen durch die Oberpostdirektion bis zu einer Verschiebung des kritischen Termins für den Grunderwerb aus linientechnischer Sicht, weil sich der Hauptanschlußbedarf verändert hat. Solche Einflüsse werden in einer der beiden Planungsstellen oder bei der Hausverwaltung bekannt. In einem Umlaufverfahren werden Ausregelungsvorschläge der drei Dienststellen aus ihrer jeweiligen Sicht zusammengestellt. Wenn sie nicht zueinander passen, folgt ein Koordinierungsversuch zwischen den drei Dienststellen und Abteilungsleitern. Ist dieser Versuch nicht erfolgreich oder wird der Soll-Termin „Anschlußbereich in Betrieb genommen” verändert, folgt eine Entscheidungsphase. Der Amtsvorsteher oder ggf. die Oberpostdirektion entscheiden über Störungsausregelung und Aktualisierung des Programms. Die Arbeitsanweisung enthält zu diesem Aufgabenkomplex einen umfangreichen Arbeitsablauf mit grafischer und verbaler Beschreibung. Aus dem Arbeitsablauf wurde ein Formblatt abgeleitet, das als prozeßbegleitender Informationsträger dient. Das Datenfeld dieses Formblatts ist ein geordneter und übersichtlicher Speicher für alle wichtigen neuen Daten über das betrachtete Vorhaben, die sich während des Prozesses ergeben haben. 7.5. Auswerten und Überwachen des Programms 7.5.1.

Laufende Auswertung

Für die Amtsleitung ist das Programm für Ortsnetz- und Anschlußbereiche das Übersichtsinformationssystem über die Schlüsselinvestitionen in den Ortsnetzen. Daher sollte sie das Programm regelmäßig auswerten, insbesondere unter den folgenden Gesichtspunkten: a) b) c) d)

Offene Soll-Termine von der Oberpostdirektion Vergleich Soll-Termine mit Zeitlot Vergleich Soll- und Ist-Termine Vergleich Soll- und kritische Termine

e) Alter der dem Vorhaben Hauptanschlußprognose.

zugrunde liegenden Entwicklungsplanung

und

Die Amtsleitung kann dadurch erkennen, an welchen Stellen des Arbeitsprozesses Regel- und Steuerimpulse erforderlich sind. 12T

W.

Haist,

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F. Hillebrand

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J

A

mittelbare Aufgaben

Betreiben ittelb unmittelbare Aufgaben

Errichten ON

Bild 52. Aufbau des kiinftigen Programm-Planungs- und -abwicklungssystems im Fernmeldewesen 7.5.2.

Jahresauswertung

Bis zum 31. 1. eines jeden Jahres ist die Entwicklung des Programms für Ortsnetz- und Anschlußbereiche durch die Kraftegruppe Hauptterminplan auszuwerten. Diese Analyse dient der Amtsleitung als Unterlage fiir eine Ursachenanalyse bei aufgetretenen Mängeln. 8. Zusammenfassung

und Ausblick

8.1. Allgemeines Verbesserungen in der Objektplanung in den 60er Jahren, der Nachfrageboom sowie einige Mängel in der Aufgabenerfüllung machten eine umfassende Weiterentwicklung des Investitionssystems der Ortslinientechnik notwendig. Diese Änderungen — — — —

der der der der

in

Programmplanung Objektplanung Programmdurchführung Bauausführung

und

wurden in ihren Einzelheiten und in der zeitlichen Folge ihrer Einführung beschrieben. Nun muß noch geprüft werden, ob und wie weit die aufgezeigten Mängel durch die Veränderungen im Investitionssystem künftig beseitigt oder vermindert werden. Dabei muß daran erinnert werden, daß nur die „Konstruktion des Systems“ in Teilbereichen geändert werden konnte. Und dies mußte auch noch während des Betriebes geschehen. Fehler in der Bedienung des Systems werden immer mangelhafte Produkte ergeben, wenn das System selbst auch noch so gut ist. 8.2. Rückblick Als Mangel wurde die regional unterschiedliche Höhe angesehen. Dieser Mangel kann künftig mit dem neuen 122

der Warteliste Verfahren der

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

globalen Zielsetzung vermieden werden. Den einzelnen Bereichen wird als Ziel gesetzt, den Ausbauzustand der Netze anzugleichen. Unter diesem Gesichtspunkt werden die dazu notwendigen Sach- und Geldmittel zugeteilt. Unterschiede in den Wartelisten sind dann später nur noch darauf zurückzuführen, daß die Verteilungen von Vorrat und Bedarf in der Fläche des betrachteten Bereiches sich nicht entsprechen. Ein weiterer Mangel war die lange „Produktionszeit“, die mitunter zu jahrelangen Wartezeiten geführt hatte. Diese Wartezeiten hängen allerdings auch von der Nachfragesituation ab. Bei großem Nachfragedruck und knappen Geldmitteln wurden teure Maßnahmen zur Erledigung einzelner Anträge häufig zugunsten solcher Maßnahmen zurückgestellt, bei denen mit geringem Aufwand viele Antragsteller zufriedengestellt werden konnten. Dadurch entstanden für die einzelnen Antragsteller oft sehr lange Wartezeiten. Außerdem hatten die Wartezeiten ihre Ursache auch im Investitionssystem selbst. Die darin begründeten Verzögerungen werden künftig kleiner sein können. Durch eine systematische Bedarfserkennung bereits für den mittelfristigen Zeitraum kann das Auftreten von fehlenden Leitungen durch rechtzeitige Investitionen grundsätzlich verhindert werden. Tritt im kurzfristigen Bereich Bedarf auf, der mittelfristig nicht erkannt wurde, dann kann das neue System kurzfristig besser auf ihn reagieren. Die Programme dienen künftig nicht mehr zur Begründung des Geldmittelbedarfs, sondern nur noch zur Zielerfüllung und Arbeitssteuerung. Die Geldmittel werden über Verfahren, die vom Bauvorhaben unabhängig sind, eingeteilt. Das erlaubt es, den erforderlichen Teil dieser Geldmittel für unvorhergesehenen Bedarf zu reservieren und erst zum aktuellen Zeitpunkt einzusetzen. Das konnte früher nur erreicht werden, indem man „Leerbauvorhaben“ in das Programm aufnahm. Die Arbeitszeiten können jetzt kürzer sein, weil die Vorschauplanung alle mittelfristig erkennbaren Bauvorhaben vorgeplant hat. Deshalb kann man die Ausbauplanung schneller erstellen. Die Kabellieferfristen sind für gängige Kabel durch das Verfahren der Kabelvorratshaltung sehr kurz geworden. Bei kleinen Bauvorhaben (Bauübersichten) wurden Verwaltungslaufzeit und -aufwand gesenkt. Ein anderes Ziel, das mit der Weiterentwicklung des Systems erreicht werden sollte, war die Kostensenkung beim Netzausbau. Durch Alternativplanung kann die wirtschaftlichste Maßnahme gefunden werden. Der flächenmäßige Netzausbau wird künftig stärker auf den aktuellen Bedarf eingeschränkt (Abmagerung der Bauvorhaben). In den Bereichen, die ausgebaut werden sollen, müssen jedoch Adernzahl und Vorräte entsprechend dem wirtschaftlichen Optimum gewählt werden. Eine weitere Möglichkeit der Kosten- und Ausgabeneinsparung bringt die Programmplanung dadurch, daß eine regelmäßige Überprüfung des geplanten Investitionszeitpunktes durchgeführt wird. Wenn der Bedarf sich zeitlich verschiebt, werden die Bauvorhaben auch zeitlich verschoben. Damit kann man auch die örtliche Änderung des Bedarfs auffangen. Dieses Beispiel zeigt erneut, wie wichtig die „Bedienung“ des Systems ist. Ohne Führungsinitiative würde diese durch das System gegebene Möglichkeit der Kosteneinsparung kaum ge4123

W.

Haist,

F. Hillebrand

nutzt werden. Durch das Bedarfsprogramm für den mittelfristigen Zeitraum ist eine bessere Koordination verschiedener Bauvorhaben möglich. Weitere Kosteneinsparungen sind zu erwarten durch neue Planungsverfahren und -vorschriften für Kabelverzweiger-Bereiche. Damit werden auch bei starkem, unerwartetem künftigem Bedarf kostenaufwendige Teilungen der Kabelverzweigerbereiche weitgehend vermieden. Insgesamt ist zu erwarten, daß bei vernünftiger und verantwortungsvoller Benutzung des neuen Investitionssystems die in Abschnitt 1 aufgezählten Mängel vermieden oder zumindest vermindert werden und daß die geänderten Anforderungen (Abschn. 3.1) von dem System erfüllt werden. 8.3. Nutzung der Daten aus den Teilsystemen als Führungsinformation für BPM OPDn

und

Die in Kapitel 4 bis 7 beschriebenen Teilsysteme enthalten wichtige Daten, die auch für ein Informationssystem für BPM und OPDn gebraucht werden. Diese Daten brauchen daher nicht mehr neu erfaßt, sondern nur noch teilweise aufbereitet und verdichtet zu werden. Ein solches Führungsinformationssystem worten: — Sind

die gesetzten

— Weichen

Ziele

(noch)

muß

folgende Fragen beant-

richtig?

die Ergebnisse von den Zielen ab?

Bei Abweichungen muß es eine Analyse der Ursachen durch Feinauflösung der Daten (Zerlegen globaler Zahlen in Werte mehrerer Bereiche) ermöglichen. Die daraufhin gegebenen Steuerimpulse müssen vom Informationssystem dokumentiert werden, um eine spätere Ergebniskontrolle zu ermöglichen. Die Übersichtsinformationen aus Investitionslenkung (Investitionspläne des Bundesgebietes, der OPD-Bezirke und der FA-Bereiche und die dazu gehörenden Übersichtslisten) sowie die Übersichtsinformationen aus Programmplanung und -abwicklung erlauben eine stufenweise, immer feiner werdende Lagebeurteilung. Sie erlauben Abweichungsanalysen und Diskussionen zur Richtigkeit und zum Erreichen gesetzter Ziele. Die hier beschriebenen Teilsysteme sind offen für eine Zielsetzung von der jeweils höheren Ebene. Lagebeurteilung und Ziele können sich beziehen auf: — Entwicklung des Netzzustandes, der Warteliste und der Investitionen in den verschiedenen Netzteilen und Bereichen (Bund, OPD, FA) — Verschiedene Arten von Arbeiten (Planung, Bauvorbereitung, Baudurchführung) in den einzelnen Bereichen. 8.4. Ausblick Viele Mängelursachen nach Abschnitt 1.2 und Bild 1 wirken auch in anderen Fachbereichen (Vermittlungstechnik, Hochbau, Fernlinientechnik usw.). Man muß ihnen daher auch dort durch Änderungen des Systems begegnen. Dabei sind die im Abschnitt 3.1 genannten Ziele für die Leistungsmerkmale nach außen und innen (humane Aspekte) zu berücksichtigen. 124

Das

Investitionssystem

in

der

Ortslinientechnik

In einem ersten Schritt sollten dabei alle Fachbereiche, die sich mit Investitionen in der Ortsnetzebene befassen (Linien-, Vermittlungstechnik, Hochbau, Grunderwerb), ihre Systeme an die geänderte Situation anpassen. Danach folgen Systemänderungen bei den Bereichen, die sich mit Investitionen im Fernverkehrsbereich befassen. In einem weiteren Schritt sind dann die Systeme des Betriebes der errichteten Anlagen anzupassen. Die Koordination zwischen den Anforderungen, die aus den verschiedenen Systemen auf eine Dienststelle kommen, geschieht in den Arbeitsprogrammen. Die einzelnen oben genannten Bereiche müssen Programmplanungsund -abwicklungssysteme (vgl. Bilder 6 und 10) für ihren Bereich entwickeln. Diese Systeme müssen natürlich nach einem einheitlichen Muster gebaut sein und zusammenpassen (vgl. Bild 52). Es werden dann noch einige die Fachbereiche übergreifende Koordinierungssysteme — ähnlich dem Programm für ONB/AsB — erforderlich sein (vgl. Kapitel 7). In der Ortslinientechnik ist die Entwicklung der neuen Teilsysteme im wesentlichen abgeschlossen (vgl. 2.1 und 2.2). In den nächsten Jahren wird das Anwenden und Anpassen der Teilsysteme im Vordergrund stehen. Es kommt darauf an, die gebotenen Möglichkeiten zur Beseitigung der Mängelursachen zu nutzen und damit die analysierten Mängel zu reduzieren. Neben kleineren Änderungen, die sich aus der praktischen Anwendung ergeben, sind Ergänzungen erforderlich im Bereich der Programmoptimierung und der Abweichungsanalysen. Bei der Programmoptimierung fehlen noch Berechnungsverfahren, die aus alternativen Programmen das optimale ableiten. Die Übersichtsinformationen aus Investitionslenkung und Programmplanung liefern Anstöße für Abweichungsanalysen. Die Verfahren hierfür sollen vor allem von den Fernmeldeämtern beim Betrieb der neuen Teilsysteme entwickelt werden. 9. Schrifttum 1. Angrick, Walter: Über den Ausbau und die Struktur der Fernsprechortsnetze bei der Deutschen Bundespost. Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1962. 2. Kremer, Heinrich: Ortsnetzplanung. Berlin, 1960. 3. BPM (Herausgeber): Fernmeldebauordnung 1, Planen von Ortslinien. 4. Herold, Hans: Festlegen des notwendigen Leitungsbedarfs im Ortskabelnetz eines FA. Manuskript, Bayreuth 1970. 5. Lindemann, Hans: Erneuerungsbedarf. Assessorarbeit, Hannover 1972. 6. Erichs, Dieter: Erneuerungsumfang und -bedarf in Ortsliniennetzen. Sonderauftrag, Hamburg 1973. 7. Lindemann, Hans: Abmagerung von Bauvorhaben. Sonderauftrag, Münster 1973. 8. Heringer, Michael: Ermittlung der Prioritäten für die Bauvorhaben der Linientechnik. Zeitschrift für das Post- und Fernmeldewesen, Heft 3, 1973. 9. Hillebrand, Friedhelm: Investitionslenkung für Baubezirke. Verbesserungsvorschlag, Nürnberg 1974. 10. Schmitt, Werner: Die Ausnutzbarkeit von Ortsleitungsnetzen. Sonderauftrag, Saarbrücken 1974.

125

Alfred Meier Rationalisierungsplanung

im Fernmeldewesen,

ein Instrument

der Unternehmensführung I. Versuch einer Situationsanalyse II. Rationalisierung im Rahmen der unternehmerischen Zielsetzung A. Ziele eines öffentlichen Unternehmens B. Rationalisierung und ihre Randbedingungen 1. Rationalisierung und Bedarfsgerechtigkeit der Dienstleistungen 2. Rationalisierung aus der Sicht des Personals III. Rationalisierung im Fernmeldewesen A. Schwerpunkte der bisherigen Entwicklung B. Zukünftige Rationalisierungsansätze 1. Spektrum der Rationalisierungsmöglichkeiten 2. Rationalisierung und elektronische Datenverarbeitung IV. Aufgaben der Rationalisierungsplanung A. Rationalisierungs-Rahmenplanung 1. Erfassung und Registrierung a) Umfang der Erfassung b) Freigabe von Rationalisierungsmaßnahmen c) Rationalisierungs-Rahmenpläne 2. Prüfung von Rationalisierungsmaßnahmen a) Einhaltung der Randbedingungen b) Wirtschaftlicher Erfolg c) Personelle Auswirkungen 3. Koordinierung der Einzelmaßnahmen 4. Prüfen der Ergebnisse B. Ermittlung von Rationalisierungsmöglichkeiten 1. Allgemeines zur Vorgehensweise 2. Betriebsvergleiche mit dem Ausland 3. Schnelle Erfolge nur durch konventionelle Maßnahmen 4. Programm zur systematischen Ermittlung von konventionellen sierungsansätzen C. Organisatorische Maßnahmen

Rationali-

V. Schlußbemerkungen VI. Schrifttum I. Versuch einer Situationsanalyse Die seit Jahrzehnten günstige Entwicklung der Ertragslage im Fernmeldewesen hat einen kritischen Punkt erreicht. Prognoserechnungen weisen einen ständigen Rückgang der Kostenüberdeckung aus, der ohne Gebührenerhöhung ab 1976 zu einer Kostenunterdeckung führen würde. Wenngleich die Rechnungen mit erheblichen Unsicherheiten belastet sind, besteht kein Zweifel über die aufgezeigte Tendenz. Es braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden, daß diese Entwicklung für die gesamte Deutsche Bundespost äußerst bedrohlich ist. Mit 120

Rationalisierungsplanung

im

Fernmeldewesen

der Kostenüberdeckung in den Fernmeldediensten, die in den letzten 5 Jahren zwischen 0,8 und 1,4 Mrd. DM schwankte, konnte die Unterdeckung auf der Postseite wenigstens zum Teil aufgefangen werden. Wenn nun auch das Fernmeldewesen in die roten Zahlen abzugleiten droht, so bedeutet das nicht nur eine Gefährdung der finanziellen Eigenständigkeit der Deutschen Bundespost, sondern es wird darüber hinaus ihre Leistungsfähigkeit in Frage gestellt. Die vorgesehene Änderung der Postverfassung und hier insbesondere der Finanzverfassung wird, auf sich allein gestellt, nicht ausreichen, der Schwierigkeiten Herr zu werden. Das Gleiche gilt für Gebührenanhebungen, die bekanntlich immer zur Unzeit kommen — in der Hochkonjunktur, weil sie „preistreibend“ wirken, in der Rezession, weil sie die ohnehin angeschlagene Wirtschaft zusätzlich belasten. Die öffentliche Meinung reagierte bisher selten objektiv auf die Ankündigung von Gebührensteigerungen. Es ist ihr aber ohne Einschränkung zuzustimmen, wenn sie die Forderung erhebt, vor einer Anhebung der Gebühren müßten die gegebenen Rationalisierungsmöglichkeiten voll ausgeschöpft werden. Was für ein Unternehmen der freien Wirtschaft eine unabdingbare Voraussetzung ist, nämlich kostengünstig zu produzieren, um damit konkurrenzfähig in Preis und Qualität zu sein, muß in voller Konsequenz auch für ein öffentliches Unternehmen gelten. Das Fehlen des Wettbewerbsdrucks, des wichtigsten Antriebsmoments in einer marktwirtschaftlichen Ordnung, darf ein öffentliches Unternehmen nicht dazu verführen, dieses Kernproblem allen wirtschaftlichen Handelns zu vernachlässigen. Wenn die Wirtschaftswissenschaft von der Deutschen Bundespost „wettbewerbsanaloges Verhalten” im Wirtschaftsprozeß verlangt, so meint sie neben einem bedarfsgerechten Dienstleistungsangebot in erster Linie den wirtschaftlichen und sparsamen Mitteleinsatz unter Nutzung des technischen Fortschritts und gesicherter betriebswirtschaftlicher Methoden. In diesem Aufsatz sollen Ansatzpunkte und Chancen einer verstärkten Rationalisierung im Fernmeldewesen untersucht und darüber hinaus Vorstellungen über die Realisierung einer umfassenden Rationalisierungsplanung entwickelt werden. Doch zunächst müssen einige grundsätzliche Fragen geklärt werden. II. Rationalisierung im Rahmen der unternehmerischen Zielsetzung Wie viele Begriffe der Betriebswirtschaftslehre wird auch der Begriff Rationalisierung in der einschlägigen Literatur mit unterschiedlichen, teilweise sehr engen Inhalten gebraucht. Je nach Betrachtungsstandpunkt und Blickrichtung wird darunter z.B. „Einsparung menschlicher Arbeitskraft“, „Mechanisierung und Automatisierung“ oder ganz allgemein, entsprechend einer Festlegung des Rationalisierungskuratoriums der Deutschen Wirtschaft „vernünftig Gestalten“ verstanden. Für eine Einordnung des Begriffs „Rationalisierung“ in die allgemein gültigen Unternehmensziele eignen sich diese Definitionen jedoch nicht, weil sie entweder zu eng oder zu unverbindlich sind. Auch bedarf es im Hinblick auf determinierte Entscheidungsregeln im Rahmen der noch zu erörternden RationalisierungsRahmenplanung einer Definition, die eine Quantifizierung zuläßt. Im fol127

A. Meier genden soll deshalb unter „Rationalisierung“ das Streben nach wirtschaftlichem und sparsamem Mitteleinsatz oder, mit anderen Worten, nach Verbesserung des Leistungs-Kostenverhältnisses verstanden werden. In dieser umfassenden und gleichwohl quantifizierbaren Definition gehört die Rationalisierung zu den allgemein gültigen Oberzielen eines öffentlichen Unternehmens. Im folgenden geht es darum, das Ziel „Rationalisierung” in die Zielkonzeption einzuordnen und die Beziehungen zwischen den Oberzielen zu klären und darzustellen. A. Ziele eines öffentlichen Unternehmens Die Ziele öffentlicher Unternehmen unterscheiden sich nur in ihrer hierarchischen Ordnung von denen erwerbswirtschaftlich ausgerichteter Unternehmen. Während bei den einen Sachziele, wie z. B. Art, Menge und Zeitpunkt der zu erstellenden Leistungen an oberster Stelle stehen, sind es bei den anderen Formalziele wie Gewinn und Rentabilität [1]. Entwickelt man diese Ziele logisch weiter zu einer analytisch gegliederten Zielhierarchie, so zeigt sich eine weitgehende Übereinstimmung zwischen öffentlichen und erwerbswirtschaftlichen Unternehmen [2]. Ein öffentliches Unternehmen

hat seine Aufgaben

— in bedarfsgerechter Weise, — mit wirtschaftlichem und sparsamem Mitteleinsatz und — unter Wahrung der berechtigten Interessen des Personals zu erfüllen. Diese 3 Oberziele sind z. T. widersprüchlich und führen bei konsequenter Verfolgung zu Zielkonflikten. Z. B. gerät die Forderung nach sparsamem und wirtschaftlichem Mitteleinsatz häufig in einen Gegensatz zur Forderung der Kunden nach höherer Dienstgüte oder zu den materiellen Wünschen des Personals. Auch Kundenwünsche und Vorstellungen des Personals z. B. in bezug auf Arbeitszeit und Dienstbereitschaft können zueinander in einen Gegensatz treten. Andererseits besteht aber die Notwendigkeit, jedes Vorhaben des Unternehmens, also auch die Rationalisierungsmaßnahmen, in Einklang mit den Unternehmenszielen zu bringen. Dies setzt eine zumindest in den Grundzügen klare Zielkonzeption voraus, die über die Formulierung von rein qualitativen Zielen hinaus konkrete Aussagen über die geforderte Güte der Dienstleistungen, die Arbeitsbedingungen des Personals usw. trifft und damit zum Maßstab für die Ziele von Einzelmaßnahmen wird. B. Rationalisierung und ihre Randbedingungen Aus der Sicht der Rationalisierung wird der wirtschaftliche und sparsame Mitteleinsatz zum Hauptziel, die Oberziele 1 (Bedarfsgerechtigkeit) und 3 (Wahrung der berechtigten Interessen des Personals) dagegen zu Randbedingungen, die sich aus dem freien Spiel der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kräfte ergeben. Eine Rationalisierungsmaßnahme darf nicht dazu führen, daß die Bedarfsgerechtigkeit der Dienstleistungen in Frage gestellt oder die Interessen des Personals in unzumutbarer Weise beeinträchtigt werden. Im Bild 1 ist der Spielraum der Rationalisierung im Spannungsfeld der Interessen der Kunden und des Personals dargestellt. 128

Rationalisierungsplanung

im

Fernmeldewesen

Der schraffierte Bereich soll andeuten, daß die Grenzen nur in wenigen Fällen eindeutig abgesteckt sind. Insbesondere fehlen häufig exakt festgelegte Gütemerkmale für die Dienstleistungen. Dieser Mangel darf jedoch nicht überschätzt werden, denn oft werden durch eine Rationalisierungsmaßnahme die aufgezeigten Grenzen gar nicht berührt. In den Fällen jedoch, in denen es sich im Rahmen einer umfassenden Rationalisierungsmaßnahme als notwendig erweist, Art, Umfang und Güte der Dienstleistungen selbst in Frage zu stellen, wirkt der für die RationalisierungsRahmenplanung (vgl. Pkt. IV. A) Verantwortliche bei der Festlegung neuer Normen mit und vertritt dabei den Standpunkt der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit.

Bedarfsgerechtigkeit der Dienstleistungen (Kundeninteresse) Se

Spielraum

Berechtigte Interessen des Personals

der Rationalisierung

so os ANI NAAN

Bild 1. Die Rationalisierung Interessen des Personals

im Spannungsfeld

zwischen

Kundeninteressen

und den

1. Rationalisierung und Bedarfsgerechtigkeit der Dienstleistungen Die beiden Randbedingungen einer näheren Erläuterung.

der

Rationalisierung

bediirfen

noch

Der Grundsatz der Bedarfsgerechtigkeit besagt, daß das Angebot an Dienstleistungen dem tatsächlichen Bedarf entsprechen muß. Die Dienstleistungen sollen — — —

im notwendigen Umfange, in der verlangten Qualität und zur rechten Zeit

dem Kunden zur Verfügung stehen. Im uneingeschränkten Wettbewerb ergibt sich ein bedarfsgerechtes Angebot automatisch aus dem Mechanismus des Marktes. Der Markt entscheidet darüber, welche Produkte in welcher Qualität produziert und zu welchem Preis verkauft werden. Kennzeichnend für die Bedarfsgerechtigkeit eines Produkts ist nicht nur ein allgemeines Bedürfnis, sondern auch die Bereitschaft des Kunden, dafür einen entsprechenden Preis zu bezahlen, der, wie man logisch entwickeln kann, langfristig zu den Selbstkosten tendiert. Übertriebenen Erwartungen und Forderungen der Kunden werden durch den Preis Grenzen gesetzt. Höhere Qualität erfordert höhere Kosten und damit einen höheren Preis. Der Kunde muß sich entscheiden, welche Qualität seinen Bedürfnissen und seinen Möglichkeiten angemessen ist. Für das Dienstleistungsangebot des Fernmeldewesens fehlt das Regulativ des Marktes. Ein öffentliches Unternehmen mit — im wirtschaftswissenschaftlichen Sinne — monopolartigem Charakter hat deshalb auch

9 Fernmeldewesen

129

A. Meier keine Möglichkeit, die Bedarfsgerechtigkeit seiner Dienstleistungen dieser objektiven Prüfung zu unterziehen. Die öffentliche Meinung ist kein annähernd gleichwertiger Ersatz für die in einem freien Markt wirksamen Kräfte. Sie neigt dazu, übertriebene Forderungen an die Qualität der Dienstleistung zu stellen, ohne zu beachten, daß zwischen Qualität, Kosten und Preisen eine enge Beziehung besteht. Ebenso werden Preiserhöhungen auch dann abgelehnt, wenn entsprechende Kostensteigerungen offensichtlich sind. Trotz dieser Schwierigkeiten muß das öffentliche Unternehmen im Interesse der Volkswirtschaft auch in seiner Angebotspolitik wettbewerbsanaloges Verhalten zeigen. Das bedeutet in diesem Zusammenhang kostengerechte Preise. Wenn nicht im Einzelfall besondere gesellschafts- oder wirtschaftspolitische Ziele dem entgegenstehen, muß auch für ein öffentliches Unternehmen der Grundsatz gelten, daß Dienstleistungen nur dann in das Angebot aufzunehmen sind, wenn sie — zumindest langfristig — zu kostengerechten Preisen Absatz finden. 2. Rationalisierung aus der Sicht des Personals Auch was die zweite Bedingung, die Wahrung der berechtigten Interessen des Personals, betrifft, muß sich ein öffentliches Unternehmen an der allgemeinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung orientieren. Die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst können in bezug auf Einkommen und Arbeitsbedingungen weder eine Vorzugsstellung gegenüber den Arbeitnehmern in der Wirtschaft erwarten, noch brauchen sie Nachteile in Kauf zu nehmen. Das sollte grundsätzlich auch in bezug auf Rationalisierungsmaßnahmen und ihre Auswirkungen gelten. Rationalisierung hat letztlich zum Ziel, die Produktivität zu steigern. Ohne Fortschritte in der Produktivität gibt es keine Verbesserung des Lebensstandards. Die Rationalisierungserfolge kommen damit in einer funktionierenden Volkswirtschaft allen zugute. Hieraus muß andererseits aber auch die Forderung abgeleitet werden, daß sich Rationalisierungsmaßnahmen nicht zum Nachteil der betroffenen Arbeitnehmer auswirken dürfen. In Anerkennung dieses Grundsatzes hat die Deutsche Bundespost ihren Bediensteten in mehreren Abkommen mit den Gewerkschaften Schutz vor nachteiligen Auswirkungen von Rationalisierungsmaßnahmen zugesichert. Eventuelle Konsequenzen für das Personal werden durch Sozialpläne aufgefangen. Umgekehrt muß jedoch auch der Vorstellung widersprochen werden, daß Rationalisierungserfolge unmittelbar dem Personal zugute kommen müßten, das in den jeweils betroffenen Bereichen beschäftigt ist. Dies würde zu einer einseitigen Bevorzugung vor allem derjenigen führen, in deren Arbeitsbereichen Teilaufgaben automatisiert werden können, während die Beschäftigten in den Wirtschaftszweigen, die nach ihrer Aufgabenstruktur ungeeignet für die Automatisierung sind, das Nachsehen hätten. Derartige Konsequenzen wären weder gesellschaftspolitisch wünschenswert noch würde sie der freie Arbeitsmarkt zulassen. Die benachteiligten Wirtschaftszweige würden sehr bald unter Personalmangel leiden. 130

Rationalisierungsplanung

im

Fernmeldewesen

III. Rationalisierung im Fernmeldewesen A. Schwerpunkte der bisherigen Entwicklung Wenn man rückschauend von Rationalisierung im Fernmeldewesen spricht, denkt man in erster Linie an die Automatisierung der Vermittlungstätigkeit im Fernsprechen. Die damit in der Orts- und Fernebene erzielten Rationalisierungserfolge übertrafen alle anderen Maßnahmen sowohl in ihren relativen als auch in ihren absoluten Auswirkungen. Die stürmische Entwicklung des Fernsprechers wäre ohne diese Automatisierung nicht denkbar gewesen. Der heutige Fernsprechverkehr könnte im manuellen Verfahren weder personell noch technisch bewältigt werden. Der außerordentliche große Erfolg dieser Rationalisierungsmaßnahmen wird an folgendem Beispiel deutlich: Gäbe es heute noch Ortsvermittlungsstellen mit Handbetrieb, so würde dort die Vermittlung eines Ortsgesprächs schätzungsweise 40mal teurer sein als eine Verbindung in einer automatischen Vermittlungsstelle. Anders ausgedrückt, beträgt die durch die Automatisierung der Vermittlungsarbeit, d.h. durch Rationalisierung, erreichte Einsparung 97,5 v. H. Rationalisierungserfolge dieser Größenordnung haben in der Geschichte der Technik nur wenig Parallelen. Sie sind auf die außerordentlich günstigen Voraussetzungen für eine Automatisierung zurückzuführen. Die Vermittlung von Gesprächsverbindungen ist als Aufgabe eindeutig festgelegt und hat eine besonders einfache Struktur. Eine Realisierung war deshalb mit relativ geringem technischem Aufwand und in einer frühen Stufe der technologischen Entwicklung möglich. Selbstverständlich konnten auch in vielen anderen mittelbaren und unmittelbaren Aufgaben des Fernmeldewesens Rationalisierungserfolge verzeichnet werden, sei es durch Automatisierung, durch Verbesserung der Organisation und durch Einschrankung unrentabler Dienste. In ihren finanziellen Auswirkungen blieben sie jedoch weit hinter der Automatisierung des Fernsprechverkehrs zurück. Dies wird verständlich, wenn man sich vor Augen hält, daß der Gesprächsverkehr der Orts- und Fernebene zusammen etwa 60 v. H. aller Einnahmen des Fernmeldewesens bringt. Die Ergebnisse der Leistungs- und Kostenrechnung wurden also in den 50er und 60er Jahren wesentlich durch die Fortschritte in der Automatisierung des Orts- und Fernnetzes bestimmt. Die günstige Entwicklung der Ertragslage im Fernsprechdienst wäre ohne diese Maßnahme nicht denkbar gewesen. Mit der Automatisierung konnten nicht nur die ständig steigenden Kosten vor allem im personellen Sektor aufgefangen werden; die unerwartet hohe Verkehrszunahme führte darüber hinaus zu immer stärker anwachsenden Kostenüberdeckungen. Dies änderte sich erst, als Ende der 60er Jahre der Automatisierungsgrad 99 v.H. erreichte und damit weitere Einsparungen nur noch in geringem Umfang zu erreichen waren. Die derzeit noch laufenden Planungen und Bauvorhaben für den Auslandsdienst werden zwar, absolut gesehen, erhebliche finanzielle Auswirkungen haben, in der Relation zum Fernsprechdienst insgesamt schlagen sie aber kaum zu Buch. =

131

A. Meier Für die Kostenentwicklung im Fernmeldewesen spielte in der Vergangenheit außer der Automatisierung des Fernsprechdienstes ein weiterer Gesichtspunkt eine entscheidende Rolle. Die ständige Ausweitung der Fernmeldedienste führte durch eine Art Bündelungseffekt in Verbindung mit einer relativen Senkung der Gemeinkosten zu erheblichen Kosteneinsparungen für die einzelne Dienstleistung. Die folgenden Faktoren spielten bei dieser Mengendegression der Kosten eine wesentliche Rolle: — Die zunehmende Hauptanschlußdichte verlangte nach stärkeren Kabeln und führte zu einer Abnahme der oberirdischen Linien in den Netzausläufern. Beides wirkte sich günstig auf die Kosten der Doppelader aus, wobei die niedrigeren Kosten nicht nur dem Fernsprechdienst zugute kommen. Der scheinbar gegenläufige Trend einer deutlichen Erhöhung der Leitungs- und Stromweggebühren im Orts- und Nahbereich in den Jahren 1971 und 1974 liegt darin begründet, daß diese Gebühren im wesentlichen seit 1946, also seit einem Vierteljahrhundert, unberührt geblieben und insoweit erheblich unter Kostendeckung abgerutscht waren. — In der Fernebene brachte die Zunahme des Verkehrs eine bessere Ausnutzung des Leitungsnetzes. Zusätzlich senkte der Übergang von NFTechnik auf Vielkanal-TF- und Richtfunksysteme die Leitungskosten. Dieser Rationalisierungseffekt war so durchschlagend, daß gegenläufige Tendenzen (steigende Kosten der Betriebsführung und Unterhaltung im TF- und Richtfunk-Übertragungsbetrieb) weit übertroffen wurden und deshalb 1971 ein Teil des Rationalisierungserfolges in Form von Gebührensenkungen bei den Leitungs- und Stromweggebühren im Fernbereich an die Kunden weitergegeben werden konnte. — Die steigende Dichte der technischen Einrichtungen erleichterte die Unterhaltung und führte zu einer Verringerung der Wegeleistungen. — Allgemein gilt, daß bei Ausweitung der Produktion die Gemeinkosten nicht proportional mit der Zahl der Leistungseinheiten, sondern in wesentlich geringerem Umfange anwachsen. Der auf eine Leistungseinheit entfallende Gemeinkostenanteil sinkt deshalb, und damit sinken auch die Gesamtkosten einer Einheit. Daß diese Überlegungen unter der Überschrift „Vergangenheit“ dargestellt werden, hat seinen besonderen Grund: Einsparungen durch Bündeleffekte wirken sich am Anfang einer Entwicklung sehr stark aus, werden aber dann immer geringer. Das Beispiel eines Fernsprechkabels (Bild 2) mag diese Tatsache erhellen. Der Übergang von einem 10paarigen Kabel auf ein 20paariges bringt, auf die Doppelader bezogen, noch einen erheblichen Gewinn. Nach den in Bild 2 getroffenen Annahmen kann man mit 45 v. H. Ersparnis rechnen. Ersetzt man dagegen ein 500paariges Kabel durch ein 1000paariges Kabel, so beträgt der Gewinn pro Doppelader nur noch 8 v. H. Wenn man dieses Beispiel auf das Fernmeldewesen insgesamt überträgt, so wird deutlich, daß, ausgehend vom jetzigen Entwicklungsstand, für die Zukunft aus der Ausweitung der Dienste allein erhebliche Rationalisierungserfolge nicht mehr zu erwarten sind. Allerdings muß sorgfältig geprüft werden, ob in der Vergangenheit die geschilderten Möglichkeiten in allen Betriebszweigen immer voll genutzt wurden. 132

Rationalisierungsplanung 3B3 |- |- |- Js I |15|- |- whet

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267

F. Arnold b) Verstärker War die Pupinisierung ein Mittel, um die Dämpfung herabzusetzen, so versuchten andere Erfinder, die Reichweite des Sprechverkehrs durch Erhöhung der Sendeleistung auszudehnen. Diese Starkstrommikrofone, deren letzte Ausgaben sogar mit Wasserkühlung versehen werden mußten, beherrschten einige Zeit das Feld. Die deutsche Verwaltung verhielt sich ihnen gegenüber jedoch ablehnend, besonders als bei Versuchen zwischen Paris und Stockholm 1909 die Gespräche in ganz Norddeutschland mitgehört werden konnten. Nur dem Wolffschen Telegraphenbüro erlaubte sie ausnahmsweise Starkstrommikrofone in Berlin und Stockholm, um auf diese Weise überhaupt einen Sprechverkehr zwischen den beiden Städten zu ermöglichen. Dann tauchten „Telephonrelais“ auf, bei denen die Empfängermembrane zugleich die Membrane eines Mikrofons bildete. Alle diese Dinge verschwanden, als die Verstärkerröhre ihren Siegeslauf antrat. Mit vier Patenten legten Robert von Lieben und seine Mitarbeiter von 1906 bis 1912 die Grundlagen. Nach entsprechenden Versuchen durch das Telegraphen-Versuchsamt auf Ringleitungen wurden mit einer Liebenröhre am 9. Oktober 1912 zwischen Königsberg und Straßburg (auf diese Entfernung war bisher kein Sprechverkehr möglich gewesen) erfolgreiche Sprechversuche durchgeführt, die das RPA Anfang November 1912 zum Einsatz einer Liebenröhre beim Hauptfernsprechamt Berlin veranlaßte, die dann gelegentlich in langen Leitungsverbindungen verwendet wurde, wie Frankfurt/Main—Königsberg, Köln—Danzig usw. Im August 1913 fanden auf Anregung der belgischen Verwaltung Sprechversuche zwischen Berlin und London mit einer in Brüssel aufgestellten Liebenröhre in Einröhrenschaltung statt. Da diese Versuche nicht durchweg befriedigten, wurde in Köln eine zweite Röhre eingesetzt, die zwar eine Lautstärkeerhöhung erzielte, der Röhre in Brüssel aber elektrisch zu nahe lag. Eine geplante Verlegung der Kölner Röhre nach Kassel verhinderte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Inzwischen hatte van Kesteren Ende 1913 ein Patent auf eine Vierdrahtschaltung erhalten, bei der die Ankopplung der zweidrähtigen Endstrecken galvanisch oder induktiv vorgesehen war. Die Pfeifgefahr des Vierdrahtringes vermied van Kesteren dadurch, daß er die Summe der Verstärkungsziffern etwas niedriger hielt als die Summe der Dämpfungen. Mit dieser Schaltung wurden zwar Anfang 1914 erfolgreiche Versuche unternommen, ihre betriebsmäßige Anwendung scheiterte indessen vorläufig an dem großen Leitungsbedarf. C. Internationale Gesprächsarten Die grundlegende Verkehrsform im Fernsprechverkehr ist das „gewöhnliche Privatgespräch“. Auch bei der Aufnahme des Sprechverkehrs mit fremden Ländern bildete diese Gesprächsart, die mit keinerlei Vorrang verbunden war, die Grundlage. Die Wünsche auf Bevorzugung bei der Herstellung der Gesprächsverbindungen kamen naturgemäß zunächst von staatlichen Stellen, dann aber auch von Privaten. Dementsprechend erhielten „Staatsgespräche” zwar unbedingten Vorrang vor allen anderen Gesprächen, für sie wurden aber nur einfache Gebühren wie für gewöhn268

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

liche Privatgespräche erhoben, eine Konzession an den „Souverän”. Für „dringende Privatgespräche“ dagegen wurde die dreifache Gebühr erhoben. Während gewöhnliche Privatgespräche im grenzüberschreitenden Verkehr sozusagen automatisch von Anfang an zugelassen waren, wurde das für dringende Privatgespräche von Fall zu Fall vereinbart. Ihre erste Erwähnung in der Vollzugsordnung 1903, London, war auch nur fakultativer Art. Etwa von 1900 an fanden auch „Nachtabonnementsgespräche” (später „Monatsgespräche”, entsprechend der Mindest-Abonnementsdauer) in die zwischenstaatlichen Vereinbarungen Deutschlands mit fremden Ländern Eingang. Sie verfolgten durch Gewährung der doppelten Gesprächszeit gegen einfache Tagesgebühren den Zweck, einen Teil des Verkehrs aus den stark belasteten Stunden in die Nachtstunden abzuziehen. In diesen Jahren noch geringer Sprechstellendichte war die Möglichkeit wichtig, jemanden zu einer Sprechstelle durch das „XP-Gespräch” herbeizurufen, das stets die Entsendung eines Boten mit sich brachte. Die deutsche Verwaltung führte XP-Gespräche schon 1899 im Verkehr mit Österreich ein. Auch „V-Gespräche”, d.h. Ferngespräche, bei denen der verlangten Sprechstelle von Amts wegen im voraus der Name dessen, mit dem das Gespräch geführt werden sollte oder auch nur das Vorliegen einer Gesprächsanmeldung übermittelt wurde, wurden schon um die Jahrhundertwende im Verkehr mit verschiedenen Ländern eingeführt (z. B. 1903 mit Dänemark, Schweden und Norwegen). Für den Börsensprechverkehr wurden zwar schon frühzeitig besondere Anstrengungen unternommen !?), doch entstand eine eigene Gesprächsart, das „Börsengespräch”, erst nach dem Ersten Weltkrieg. Internationale Gespräche hatten vor Gesprächen des inneren nationalen Dienstes Vorrang, wenn Leitungen des Inlandsdienstes für die Abwicklung der Auslandsgespräche mitbenutzt werden mußten (Vollzugsordnung 1903, London).

D. Betriebsabwicklung im internationalen Dienst 1. Sprechbereiche, Sprechversuche, Leitwege Die ersten Vereinbarungen über die gegenseitig zuzulassenden Sprechbereiche wurden bei der Eröffnung des Sprechverkehrs mit einem neuen Lande naturgemäß von den beiderseitigen Zentralbehörden getroffen, doch zeigten sich schon bald Tendenzen, die Befugnisse für die Erweiterung bestehender Beziehungen auf die OPDn zu delegieren '?). Das RPA bevorzugte die Bildung „engerer Verkehrsgebiete“ beiderseits der Grenzen mit Vollverkehr der beiden Gebiete untereinander. Bis zum Ersten Weltkrieg war man jedoch in den meisten Fällen über erste Verhandlungen nicht hinausgekommen. 12) So war 1883 zwischen Teilnehmern in Berlin und Magdeburg noch keine Sprechverständigung möglich, wohl aber zwischen den Börsensprechstellen. 1894 wurde die neue Leitung Berlin-Frankfurt/Main täglich auf die Börse geschaltet, ebenso die Leitung Berlin-Wien. 13) 1903 durch die bayerische Verwaltung für den Verkehr mit Österreich und 1907 für den Verkehr mit der Schweiz. 269

F. Arnold Hatte man im vorigen Jahrhundert Verbindungen teilweise noch unbeschränkt zugelassen, so mußte man sich von 1900 an wegen übertragungstechnischer und betrieblicher Schwierigkeiten auf Verbindungen beschränken, die einschließlich Ursprungs- und Bestimmungsanstalt insgesamt nicht mehr als 4 Vermittlungsstellen beanspruchten. In Abhängigkeit von den Zielländern konnte diese Zahl dann zuerst auf 5, später sogar auf 6 erhöht werden. Der endgültigen Zulassung einer Sprechbeziehung gingen in jedem Falle Sprechversuche voraus, die von Ende 1906 an von den Amtsvorstehern oder deren Stellenvertretern persönlich zu leiten waren. Schon die Vollzugsordnung 1903, London, erlegte den Verwaltungen auf, für jede Sprechbeziehung den zu benutzenden Weg gemeinsam zu bestimmen. Dementsprechend bemühte sich die deutsche Verwaltung schon vor dem Ersten Weltkrieg, Regel- und Ersatzwege festzulegen, ohne indessen diese Begriffe zu benutzen. 2. Herstellung der Gesprächsverbindungen Zuerst (so 1892 in Österreich) wurde im Vorwärtsaufbau gearbeitet, d.h., der Anmelder konnte mit dem Hörer am Ohr auf die Verbindung warten !*). Da die kapitalaufwendigen Absatzwege bei weitem nicht in dem Maße vermehrt werden konnten, wie das der schnell wachsende Fernverkehr erfordert hätte, trat zwangsläufig vor den Fernleitungen ein Stau der Anmeldungen auf. Diese Entwicklung beschleunigte aus Investitionsgründen die Trennung in (einfache) Meldeplätze und (komplizierte) Fernvermittlungsplätze. Nach der Trennung der Fernämter von den Ortsämtern mußten Vorschalteschränke geschaffen werden, die die Verbindung vom Fernamt zum Ortsamt (jedoch nur in dieser Richtung) ermöglichten und dazu benutzt wurden, die Fernverbindung ortsmäßig „vorzubereiten“ '). Hierzu mußte beim Gegenamt stets mindestens eine weitere Anmeldung zu einer Gesprächsanmeldung bekannt sein. Die Übermittlung dieser dienstlichen Angaben erfolgte entweder fernmündlich zwischen Gesprächsende und -anfang auf der Fernleitung selbst oder durch das Summermeldeverfahren, das ist ein Telegrafierverfahren in Simultanschaltung auf der Fernleitung. Dabei bediente man sich vor dem Ersten Weltkrieg außer im Verkehr mit Frankreich der deutschen Sprache. Etwa 1912 versuchte man bei stärkeren Leitungsbündeln eine dieser Leitungen ausschließlich zur Übermittlung der dienstlichen Angaben zu benutzen. Dieses Verfahren wurde jedoch bald wieder aufgegeben, einerseits, weil der Leitungsbestand wohl doch diese Abzweigung einzelner Leitungen noch nicht erlaubte, andererseits, weil die Erledigung von Rückfragen zu umständlich war. Die wohl ungleich schwierigere Aufgabe als das Vorbereiten auf der Fernleitung selbst war die Vorbereitung zum Teilnehmer hin. Besonders wenn noch Inlandsfernleitungen anzuschalten waren, bedurfte es der ganzen Geschicklichkeit der Vermittlungskraft, um den Anmelder oder Verlangten rechtzeitig bereitzuhaben, damit sich die Gesprächsverbindungen auf der teuren Fernleitung möglichst lückenlos aneinanderreihten. 14) Er mußte teilweise die verlangte Sprechstelle auch selber rufen. 15) Daher der Begriff „Vorbereitungsverfahren”. 270

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

3. Festsetzen der Gesprächsdauer Schon die Vollzugsordnung 1885, Berlin, hatte die Höchstdauer der Gesprächsverbindungen auf zwei aufeinander folgende Gespräche von je 5 Minuten festgesetzt, allerdings unter der Voraussetzung, daß während der Dauer des ersten Gesprächs keine weitere Anmeldung einging, oder daß etwa schon vor Beginn des ersten Gesprächs keine weitere Anmeldung vorlag. Infolge der Herabsetzung der Gesprächseinheit auf 3 Minuten im Jahre 1890 ersetzte die Vollzugsordnung 1903, London, die Höchstdauer durch zweimal drei Minuten. Nach insgesamt 6 Minuten Dauer war die Verbindung von Amts wegen zu unterbrechen. Zur Zeitmessung wurden bis zur Jahrhundertwende Sanduhren verwendet, die dann durch andere Zeitmesser ersetzt wurden, insbesondere durch die „Schramberger Uhren“ mit einem Meßbereich von 6 Minuten. Seit 1908 waren bei einigen großen Fernämtern auch elektrisch gesteuerte Zeitstempel in Betrieb, die in 10- oder 5-Sekunden-Abständen elektromagnetisch zentral weitergeschaltet wurden und an den Meldetischen die Anmeldezeit, an den Fernschränken aber die Anfangs- und Schlußzeit auf die Gesprächsblätter druckten. Die Gebührenpflicht eines Gesprächs begann in dem Zeitpunkt, in dem die Verbindung zwischen der anrufenden und der angerufenen Stelle ausgeführt war, nachdem letztere zuvor geantwortet hatte (Vollzugsordnung 1903, London). E. Gebühren und Abrechnung im internationalen Dienst 1. Gebührenvereinbarungen

und Zoneneinteilung

Der Fernsprechverkehr mit einem fremden Lande begann zumeist mit dem Verkehr zwischen bestimmten Orten. Allmählich wurden weitere Orte zugelassen und weitere Leitungen gezogen. Diesem Werdegang entsprechend führte man zuerst Einzelgebühren für bestimmte Orte, später Zuschläge für weitere angegliederte Orte ein, bis man diese Einzelsätze wegen ihrer großen Zahl nach Gebieten zusammenfassen, d. h. Zonen bilden mußte. In der Einteilung ihres Staatsgebietes in Zonen war jede Verwaltung frei. Während kleinere Staaten sehr bald zum einheitlichen Gebührengebiet übergingen, orientierten größere Staaten ihre Zonen meistens nach geografischen Gesichtspunkten (Flüsse, Eisenbahnlinien usw.). Noch vor dem Ersten Weltkrieg bemühte man sich indessen, eine größere Gebührengerechtigkeit durch die Berücksichtigung der zu überbrückenden Entfernungen herzustellen. Dazu übernahm das deutsche Fernsprechwesen das Taxquadratverfahren !%), bei dem sich die Entfernungen nach dem Lehrsatz des Pythagoras einfach ermitteln ließen, wenn die Taxquadrate entsprechend numeriert und zu jedem Ort das zugehörige Quadrat festgelegt worden waren. Die Taxquadratkarte umfaßte vor dem Ersten Weltkriege bereits auch die Schweiz, Osterreich-Ungarn und Luxemburg, wobei sie im Verkehr mit den beiden letzteren Ländern auch angewendet 16) Gesetz über das Posttaxwesen vom 18.10.1871. Danach war das Gebiet des Deutschen Reiches in quadratische Taxfelder mit einer Seitenlänge von 2 geographischen Meilen (14,84 km) eingeteilt worden (Muster der Karte s. Archiv für das Postund Fernmeldewesen, Jahrgang 1967, S. 706 und Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1973, S. 156 ff.). 271

F. Arnold wurde. Weil auch hierbei entfernungsmäßig gestaffelt tarifiert wurde, sprach man ebenfalls von einer Zoneneinteilung, obgleich die Staffelung nur ein gebührentechnisches Hilfsmittel war, im Gegensatz zur geographischen Zoneneinteilung, bei der die Lage der Sprechstelle für die Einordnung maßgebend war. Enthielten noch die ohnehin sehr kurzen Ausführungen über den Fernsprechdienst in der Vollzugsordnung 1885, Berlin, nur die Aufforderung an die Verwaltungen, sich über die zu erhebende Gebühr zu ver-

ständigen, so trat schon mit der Vollzugsordnung 1903, London, insofern ein, als nunmehr die Zusammensetzung der nach der Gesprächseinheit (3 Minuten) zu vereinbarenden Gebühren aus End- und ggf. Durchgangsgebühren festgelegt wurde, als die Staatsgebiete in Zonen eingeteilt, zwischen angrenzenden Staaten ein Grenzverkehr mit ermäßigeine Verfeinerung

ten

Gebühren

eingerichtet

und

Nachtverbindungen

verbilligt

werden

konnten. Die deutsche Verwaltung vereinbarte die Gebühren mit Österreich-Ungarn und Luxemburg in Mark, für den Verkehr mit allen anderen Ländern dagegen in Frank !”). Die Grundsätze für die Bemessung der Gebührensätze vor dem Ersten Weltkrieg konnten jedoch bisher nicht ermittelt werden. 2. Deutsche Erhebungsgebühren Die in der Vollzugsordnung

1885,

Berlin, auf 5 Minuten

angesetzte

Gebühreneinheit wurde durch die Vollzugsordnung 1890, Paris, auf 3 Minuten ermäßigt. Sie blieb allerdings unteilbar, d.h. für 4 Minuten wirklicher Dauer wurden 2 X 3 Minuten berechnet. Die in Frank vereinbarten Gesamtgebühren mußten auf beiden Seiten in die jeweilige nationale Währung umgerechnet werden. Hierzu setzte jede Regierung den Umrechnungskurs offiziell fest und teilte ihn dem

Internationalen Büro des Welttelegraphenvereins in Bern mit. In Deutschland hatte der Frank vor dem Ersten Weltkriege einen offiziellen Wert von 0,85 M. Tatsächlich aber wurde bei der Festlegung der Erhebungsgebühren mit 0,80 M gerechnet. Die genau ermittelten Gebührensätze wurden dann auf volle 0,50

M auf- oder abgerundet.

3. Zwischenstaatliche

Abrechnung

Die Grundlage jeder Abrechnung bildeten entsprechende Aufzeich-

nungen der Ämter, für den abgehenden Verkehr die Gesprächszettel, für den ankommenden Verkehr das Ankunftsbuch. Anfangs mußten die für die Abrechnung

maßgebenden

Aufzeichnungen

nicht bei den Endanstalten

der internationalen Leitungen geführt werden, sondern bei den Ursprungsund Bestimmungsanstalten der Gespräche. Ebenso mußte auch zwischen

diesen beiden nach jedem Gespräch die gebührenpflichtige Gesprächsdauer verglichen werden. Zwar versuchte die deutsche Verwaltung schon vor dem Ersten Weltkrieg diesen Zustand zu ändern, doch schon die Existenz von drei selbständigen Verwaltungen in Deutschland mit unterschiedlichen 17) Leitwährung der Lateinischen Münzunion (Frankreich, Belgien, Italien, die

Schweiz und Griechenland), übernommen. 272

im Wert

auch von

Spanien,

Rumänien

und

Bulgarien

Entwicklung Regelungen erheblich.

und

einer

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Abrechnung

untereinander

erschwerten

die Dinge

Für die vierteljährliche Generalabrechnung '8) waren in Deutschland für den Verkehr mit den einzelnen Ländern bestimmte OPDn festgesetzt worden. Diese stellten aufgrund der Meldungen der Ämter monatlich für den abgehenden Verkehr Monatsrechnungen auf und verglichen die aus dem Ausland eingehenden Monatsrechnungen mit Gegennachweisungen, zu denen ebenfalls die Ämter Unterlagen aus dem Ankunftsbuch geliefert hatten. Wenn die Unterschiede bestimmte Werte nicht überschritten, wurden die Monatsrechnungen förmlich anerkannt. Die über drei Monate saldierte Restschuld wurde von der fordernden Verwaltung dann in eine Vierteljahresrechnung aufgenommen, die ggf. im Zusammenwirken mit der Generalabrechnung zu einem Zahlungsausgleich in einer vorher vereinbarten Währung führte. III. Die Entwicklung während A. Administrative und gesetzliche Regelungen

des Ersten Weltkrieges

1. Vorbereitungen Für den Kriegsfall enthielt die Anlage J '°) zum „Mobilmachungsplan für das Deutsche Heer“ auch für das Fernmeldewesen genaue Anweisungen, wie zu verfahren war. Demnach waren Leitungen mit dem feindlichen Ausland bei Eintritt der Mobilmachung zu unterbrechen (§ 3), der Verkehr mit dem neutralen Ausland hörte auf bzw. war bei vom Reichskanzler verfügten Ausnahmen über Kontrollstationen zu leiten (§ 4). Bei drohender Kriegsgefahr konnten die vorstehenden Bestimmungen schon vor Erlaß des Mobilmachungsbefehls durch Verfügung des Reichskanzlers ganz oder teilweise angewendet werden (§ 10). 2. Durchführung Tatsächlich wurden schon bei der Bekanntgabe des „Zustandes drohender Kriegsgefahr“ (31. 7. 1914, 13 Uhr) der Fernsprechverkehr mit dem Ausland eingestellt und die Unterbrechung aller Auslandslinien an den Grenzen in die Wege geleitet. Vier offensichtlich vorbereitete „Bekanntmachungen” unterrichteten die Bevölkerung von den Beschränkungen im Post- und Fernmeldeverkehr. Von österreichischer Seite aus war der Fernsprechverkehr mit Deutschland bereits in den Abendstunden des 25. Juli 1914 eingestellt worden. Er wurde am 20. August 1914 auf bestimmten Leitungen für Militär- und Staatsgespräche wieder eröffnet, von Anfang Januar 1915 an in sehr beschränktem Umfange auch für Privatgespräche. Ähnlich verhielt es sich im Verkehr mit Ungarn. 18) Abrechnung über alle Dienstzweige des Post- und Fernmeldewesens mit Zahlungsausgleich. 19) Seit 1906 von Vertretern des Auswärtigen Amtes, der Reichsämter des Innern, der Justiz, der Post, der Marine, des Admiralstabes der Marine und des preußischen Kriegsministeriums unter Vorsitz eines Vertreters des Großen Generalstabes in mehreren Sitzungen konzipiert, trat sie am 1. 4. 1910 in Kraft und löste ihre Vorgängerin vom 19. 5. 1893 ab.

18 Fernmeldewesen

273

F. Arnold

Der Verkehr mit den Niederlanden wurde ebenfalls am 20. August

1914 wieder aufgenommen, jedoch auf Staatsgespräche und einige „besondere“ Gespräche 2%) beschränkt, ebenso der 1915 wieder eröffnete Verkehr

mit Luxemburg.

Nachdem im Generalgouvernement Belgien am 6. September 1914

eine deutsche Post- und Telegraphenverwaltung eingerichtet und die deutsch-

belgischen Leitungen schon am 15. September 1914 bis Lüttich wieder betriebsfähig waren, wurden sehr bald Gespräche zwischen deutschen Militärund Zivilbehörden zugelassen, vom 9. März 1915 an auch für Heeres-

lieferer, etwas später auch für Heeresangehörige und Beamte. Zwischen dem Reich und dem Generalgouvernement Warschau wurde im Dezember 1915 ein beschränkter Fernsprechverkehr eingerichtet, Mitte 1916 auch mit dem

Etappengebiet

Oberost

(Oberbefehlshaber

Ost).

Versuche der deutschen Seite, einen beschränkten Fernsprechverkehr

mit der Schweiz (Anfang 1915 und Juli 1918) und mit Dänemark (April 1918) wieder aufzunehmen,

scheiterten.

B. Internationale Fernsprechleitungen und Betriebsmittel 1. Internationale Leitungen Neue internationale Leitungen wurden während des Krieges nur nach Belgien und nach Polen gebaut, in erster Linie natürlich aus militärischen

Gründen. Auch das langjährige Große Hauptquartier in CharlevilleMéziéres wurde durch Leitungen über Belgien an das deutsche Liniennetz

herangebracht. Aus Mangel an Kupfer mußten in der zweiten Hälfte des Krieges in großem Umfange wieder Eisendrahtleitungen gezogen werden.

2. Betriebsmittel

für den internationalen

Dienst

Als von militärischer Seite immer gebieterischer eine direkte Sprechmöglichkeit von West nach Ost gefordert wurde, schaltete man am 7. September 1914 erstmals in Berlin eine Liebenröhre in spulenlose Freileitungen zwischen Luxemburg und den Kommandostellen in Ostpreußen ein. In allen größeren Städten des Reiches, aber auch auf dem Balkan wurden in der Folgezeit Liebenröhren aufgestellt, jedoch in Einröhrenschaltung. In Fortentwicklung der Arbeiten von van Kesteren wurde bis Ende 1915!) eine leistungsfähige Vierdrahtschaltung entwickelt, die fortan auf den wichtigsten Weitverkehrslinien eingesetzt wurde. Am 6. August 1916 schaltete man eine Zweidrahtstrecke Budapest—Konstantinopel an eine Vierdrahtstrecke Charleville-Méziéres—Budapest an und eröffnete dadurch einen Sprechverkehr über mehr als 3000 km. Diese Vierdrahtstrecken mit

ihren Zweidrahtausläufern bildeten bis Kriegsende das Rückgrat des Sprechnetzes der Obersten Heeresleitung, das aber zeitweise und auf Teilstrecken auch für Privatgespräche benutzt wurde.

20) Hierzu waren in Deutschland am 22. 7. 1918 insgesamt nur 44 Teilnehmer zugelassen. 21) DRP vom 17. 12. 1915. 274

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

C. Internationale Gesprächsarten Während der Kriegszeit dominierten natürlich die ,,Militargesprache”, die auch im Verkehr mit Österreich, Ungarn, Luxemburg und den Generalgouvernements Belgien und Warschau sowie mit dem Gebiet Oberost zulässig waren. Vom 1. Januar 1918 an waren für Angehörige des Feldheeres auch „Privatfeldgespräche” zugelassen, jedoch nur von der Front zur Heimat, in Ausnahmefällen auch unter Verwendung von „Verstärkerlampen“. Diese Gespräche mußten ausnahmslos vom Inhaber der angerufenen Sprechstelle bezahlt werden, ebenso alle Gespräche vom Gebiet Oberost nach Deutschland (Vorläufer der „R-Gespräche”). D. Gebühren und Abrechnung im internationalen Dienst Die Taxquadratkarte (s. II. E.1) wurde während des Krieges auf solche ehemals russischen Gebiete ausgedehnt, die zeitweise unter deutscher Verwaltung standen (Polen, Baltikum). Sie diente daher auch für den Verkehr mit dem Generalgouvernement Warschau und dem Gebiet Oberost als Grundlage für die Entfernungsmessung. Die Militärgespräche blieben bis zur Demobilmachung gebühren- und abrechnungsfrei. Für alle anderen Gespräche dagegen mußten die Vorkriegsgebühren entrichtet werden, im Verkehr mit dem Generalgouvernement Warschau und dem Gebiet Oberost die Gebühren des inneren deutschen Dienstes. Auf diese Gebühren wurde vom 1. August 1916 an eine außerordentliche Reichsabgabe erhoben, anfänglich 10 v. H., später mehr. E. Kriegsende Der Erste Weltkrieg endete am 11. November 1918 um 12 Uhr. Die besetzten Gebiete im Westen mußten innerhalb von 15 Tagen geräumt sein. Mit Kreistelegramm vom 16. November 1918 ordnete das RPA die Einstellung des Fernsprechverkehrs mit dem Generalgouvernement Belgien an. Der beschränkte öffentliche Fernsprechverkehr mit Luxemburg endete mit dem Verlassen des Großherzogtums durch deutsche Truppen ebenfalls im November 1918. Im Generalgouvernement Warschau wurde die deutsche Okkupationsgewalt am 11. November 1918 gestürzt, und auch mit diesem Gebiet wurde der Fernsprechverkehr am 16. November 1918 eingestellt. Dagegen konnte der Verkehr mit dem Gebiet Oberost über eine Militarleitung Gumbinnen—Kowno aufrechterhalten und später in friedensmäßige Verhältnisse (Fernsprechverkehr mit Litauen) übergeleitet werden. Während es gelang, den beschränkten öffentlichen Fernsprechverkehr mit den Niederlanden auch über den Kriegsschluß hinaus beizubehalten, gelang das im Verkehr mit Deutsch-Österreich und der neugebildeten Tschechoslowakei nur teilweise, nämlich für die Leitungen, die die Grenze unmittelbar überschritten, dagegen beispielsweise nicht für die Leitungen Berlin—Wien, die nunmehr einen dritten Staat durchliefen. Trotz des am 31. Oktober 1918 mittags von der neuen ungarischen Regierung an die deutsche Seite herangetragenen Wunsches, die Leitung Berlin—Budapest betriebsfähig zu erhalten, mußte der Nachrichtenchef im Großen Haupt18°

275

F. Arnold quartier schon am Abend des 1. November 1918 melden, daß u.a. diese Leitung außer Betrieb sei. Vermutlich war sie in der Tschechoslowakei aufgetrennt worden. IV. Die

Entwicklung

zwischen

den beiden Europa

Weltkriegen

im Verkehr

mit

A. Administrative und gesetzliche Regelungen 1. Wiederherstellung

von

Sprechbeziehungen

Wie alle anderen Abkommen und Verträge erloschen durch das Inkrafttreten des Friedensvertrages von Versailles (10. 1. 1920) auch die Fernsprech-Übereinkommen mit den vormaligen Feindmächten. Sie konnten jedoch durch einseitige Willenserklärung des Gegenlandes wieder in Kraft gesetzt werden (Art. 289 des Friedensvertrages). Davon machten Belgien, Frankreich und Italien Gebrauch. Belgien und Frankreich erlaubten allerdings schon vorher die Wiederaufnahme des Fernsprechverkehrs zwischen ihren Ländern und dem von ihnen besetzten Teil Deutschlands. Im Verkehr mit Österreich und den Niederlanden wurde der Vorkriegszustand schon vor Übergabe des Friedensvertragsentwurfs an Deutschland durch Aufhebung der Kriegsbeschrankungen wiederhergestellt. Der Verkehr mit den Niederlanden litt allerdings längere Zeit unter

Tabelle 2 Wiedereröffnung deutscher Vorkriegs-Sprechbeziehungen nach 1918 Datum

Land

Bemerkungen durch Aufhebung der Kriegsbeschränkungen wie vor wie vor beschränkte Zulassung Vollverkehr Zulassung für den besetzten Teil Deutschlands Zulassung auch für den unbesetzten Teil Deutschlands durch Aufhebung der Kriegsbeschränkungen wie vor Vollverkehr Vollverkehr Vollverkehr durch Inbetriebnahme des Seekabels Deutschland—Schweden I Zulassung für den besetzten Teil Deutschlands Zulassung auch für den unbesetzten Teil Deutschlands Vollverkehr anfänglich stundenweise nach Wiederherstellung der Leitung G 20 Berlin—Budapest

22:11. 1918 25.11.1918 14. 12. 1918 Dez. 1918 18. 7.1919 1.1.1919 I

R Wg By

Österreich Österreich Österreich Dänemark Dänemark Frankreich Frankreich

15. 2.1919 23.4.1919 22.9.1919 10. 11. 1919 1. 12. 1919

R By

Niederlande Niederlande Luxemburg Schweiz Schweden

1.12. 1919 2.0.2920

Belgien Belgien

ne PaE53 22.8.1921 1.9. 1921

Norwegen Italien Ungarn

R = Gebiet der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung We = Gebiet der württembergischen Verwaltung By = Gebiet der bayerischen Verwaltung 276

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

der Beschlagnahme von Teilstrecken der deutsch-niederländischen gen durch die Besatzungsmächte in Deutschland.

Leitun-

Dänemark und die Schweiz, obgleich neutral, gaben auf entsprechende Vorstöße der deutschen Verwaltung auf Wiederaufnahme des Fernsprechverkehrs zu erkennen, daß sie es vorzögen, die Annahme der Friedensbedingungen durch Deutschland abzuwarten. Nähere Einzelheiten s. Tabelle 2. 2. Neue

Verkehrsbeziehungen

Die neuen Verkehrsbeziehungen mit Danzig und dem Memelland wuchsen dem Reich durch das Inkrafttreten des Friedensvertrages (10. 1. 1920) übergangslos zu, ebenso die Verkehrsbeziehung mit Polen durch das Wirksamwerden der Teilung Oberschlesiens (15. 7. 1922). Der Verkehr mit Litauen entwickelte sich ohne Unterbrechung aus dem beschränkten Fernsprechverkehr mit dem Gebiet Oberost. Zusammen mit dem Verkehr nach Österreich war auch der Verkehr mit der neuerstandenen Tschechoslowakei wieder auf den Vorkriegszustand gebracht worden. Er kam jedoch mit fortschreitender Besetzung der Gebiete an der deutschen Grenze durch tschechische Truppen bis Ende Dezember 1918 wieder zum Erliegen. Einen Vorschlag der Verwaltung in Prag, den Vollverkehr am 1. Februar 1919 wieder zu eröffnen, zog sie selbst wieder zurück und ließ vom 5. März 1919 an nur bestimmte GeTabelle

3

Von 1918 bis 1939 eröffnete internationale Sprechbeziehungen Deutschlands Datum

Land

Verbindungsweg

10. 1. 1920 10. 1. 1920 19. 1. 1920 22.7.1920 11.7.1922

Danzig Memelland Tschechoslowakei Litauen Lettland

15.2.1922

Polen

15. 3. 1926

Großbritannien

1.12. 1927 10. 8. 1928 10. 8. 1928 30.1.1929 28. 2. 1929 5. 4. 1930 15. 4. 1930 1. 5. 1931 LL, 1.1932 22.2.1932 21. 4. 1932 1. 8. 1935 14. 3. 1939

Jugoslawien Portugal Spanien Finnland Irland Sowjetunion Estland Rumänien Bulgarien Griechenland Türkei Island Slowakei

direkte Vorkriegsleitungen direkte Vorkriegsleitungen direkte Vorkriegsleitungen ehemalige Militärleitungen Vermittlung in Memel über die Vorkriegsleitung Memel—Libau direkte Vorkriegsleitungen zwischen den beiden Teilen Oberschlesiens zusammengeschaltete Leitungen Großbritannien—Niederlande—Deutschland Vermittlung in Wien Vermittlung in Paris Vermittlung in Paris Vermittlung in Stockholm Vermittlung in London Vermittlung in Riga Vermittlung in Riga Vermittlung in Budapest Vermittlung in Budapest und Bukarest Vermittlung in Bukarest und Sofia wie vor Vermittlung in Kopenhagen und London direkte Leitungen 277

F. Arnold spräche zu. Die Wahl des Zeitpunktes der tatsächlichen Wiedereröffnung des Vollverkehrs (19. 1. 1920) war offensichtlich durch die Anerkennung der Tschechoslowakei als kriegführende Macht und das Inkrafttreten des Friedensvertrages von Versailles bestimmt. Die weitere Ausbreitung des Sprechverkehrs auf alle europäischen Länder (mit Ausnahme von Albanien) bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges war in erster Linie vom Ausbau des internationalen Leitungsnetzes abhängig, nach Norden, Westen, Süden und Südosten durch das Vorschieben des Fern- bzw. Seekabelnetzes, nach Osten durch die Entwicklung der Trägerfrequenzeinrichtungen auf Freileitungen, in zweiter Linie vom Ausbau der nationalen Netze in den Zielländern. Die Sprechbeziehung Deutschland—Slowakei entstand dagegen durch eine territoriale Veränderung. Für den Fernsprechverkehr mit Island mußte mangels Seekabel zwischen Kopenhagen bzw. London und Reykjavik das inzwischen zu kommerzieller Reife entwickelte Sprechfunksystem eingesetzt werden. Nähere

Einzelheiten

s. Tabelle

3.

3. Internationale Aktivitäten Der Ausgang des Ersten Weltkrieges und seine politischen Folgen ließen eine Wiederaufnahme der bis 1914 üblichen internationalen Konferenzen zunächst nicht zu. Ein Versuch der Großen Fünf *), eine Neuorganisation des Welttelegraphenvereins mit anderer Stimmrechtsverteilung zu erreichen, scheiterte am einmütigen Widerstand der Neutralen. So behalf man sich mit regionalen Konferenzen, beispielsweise 1920 in Paris, 1921 in Prag und Riga. Als jedoch der neugewählte Präsident der Institution of Electrical Engineers, Frank Gills, Ende 1922 vorschlug, den nationalen und internationalen Fernverkehr zu privatisieren **), wurden die um die staatliche Organisation ihres Fernmeldewesens bangenden europäischen Verwaltungen auf den Plan gerufen. Entsprechend den damals gegebenen politischen Verhältnissen bildete sich im März 1923 unter Führung Frankreichs ein „Vorläufiger technischer Ausschuß für den europäischen Weitverkehr“, der festlegte, „que le contröle financier et executif du reseau telephonique international doit, dans chaque pays, rester entre les mains du ministre responsable devant le parlement °*)“. Aus diesem vorläufigen

Ausschuß entstand die erste „alleuropäische Fernsprechkonferenz”, die im April/Mai 1924 in Paris tagte, diesmal unter Beteiligung Deutschlands. Sie gab sich den Namen „Comite consultatif international des communications a grande distance )” (CCI). Versuche des Völkerbundes, das CCI an sich zu ziehen, wurden auf der 11. Welttelegraphenkonferenz im Herbst 1925 in Paris erfolgreich abgewehrt, als sie das CCI offiziell als im Rah-

men der Internationalen Telegraphenunion gegriindet bestatigte. Eine neue Vollzugsordnung wurde außerdem erarbeitet, die am 1. November 1926 22) England, Frankreich, Italien, Japan und USA.

23) Er war zugleich Hauptvertreter der Western Electric Company in Europa.

24) ...da@ die finanzielle und betriebliche Aufsicht über das internationale Fernsprechnetz in jedem Lande in den Händen eines dem Parlament verantwortlichen Ministers bleiben muß. 25) Internationaler beratender Ausschuß für Weitverkehrsverbindungen. 278

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

ihre Vorgängerin von 1908 endlich ablöste, trotz einer größeren Anzahl bindender Bestimmungen aber die deutsche Verwaltung dennoch veranlaßte, im Sommer und Herbst 1926 mit 17 Ländern besondere Abkommen zu schließen, um die fakultativ gehaltenen Bestimmungen auszufüllen. Die 3. Vollversammlung des CCI (Ende 1926 in Paris) beschloß eine völlige Neuorganisation der Arbeiten, die im Grundsatz noch heute besteht. Oberstes Organ ist demnach die Vollversammlung, die den Studienkommissionen eine Reihe von Studienfragen zuweist und die entsprechenden Schlußberichte dieser Kommissionen auf der nächsten Vollversammlung annimmt, abändert oder ablehnt. Die von der Vollversammlung verabschiedeten Schlußberichte haben Form und Charakter von „Empfehlungen“. Auf der 7. Vollversammlung des CCI (Juni 1930 in Brüssel) sprengte das CCI seinen ursprünglich auf europäische Länder begrenzten Rahmen, denn nun trat die American Telephone and Telegraph Company, die in den USA ein Quasi-Monopol auf die Abwicklung des nationalen und internationalen Fernsprechferndienstes hat, dem CCI offiziell bei. Vom 3. September bis 10. Dezember 1932 tagte in Madrid die 12. und zugleich letzte Internationale Telegraphenkonferenz zusammen mit einer Weltfunkkonferenz. Das Ergebnis waren die Internationale Fernmeldeunion 7°) und der Internationale Fernmeldevertrag ?”). Alle bisherigen Telegrafen- und Funkverträge nebst ihren Vollzugsordnungen wurden förmlich aufgehoben. Stattdessen wurden dem Vertrag vier Vollzugsordnungen angegliedert, nämlich je eine für den Fernsprech-, Telegrafen- und Funkdienst und eine Zusatz-Vollzugsordnung für den Funkdienst °®). Die entsprechenden beratenden Ausschüsse erhielten nun die Abkürzungen CCIT, CCIF und CCIR. Die Vollzugsordnungen wurden im Frühjahr 1938 auf einer Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion überprüft, angepaßt und in der abgeänderten Form zum 1. Januar 1939 in Kraft gesetzt. 4. Regelungen

in Deutschland

Die Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919 wies durch Artikel 88 dem Reich das Recht zu, Verträge über den (Fernsprech-) Verkehr mit dem Ausland zu schließen. Die besonderen Rechte Bayerns und Württembergs aufgrund des Artikels 52 der früheren Reichsverfassung traten indessen wegen der vorher zwischen dem Reich einerseits, Bayern und Württemberg andererseits abzuschließenden Staatsverträge erst mit dem 1. April 1920 außer Kraft. Nach § 12 des Fernsprechgebühren-Gesetzes vom 11. Juli 1921 den „die Bedingungen für die Benutzung der Fernsprechleitungen dem Auslande” durch Verordnung (Fernsprechordnung) festgesetzt.

wurnach Zum

26) damals ,,Weltnachrichten-Verein”. 27) damals „Weltnachrichten-Vertrag“. Er trat am 1. 1. 1934 in Kraft. Bis dahin hatte also der Vertrag von St. Petersburg gegolten. 28) Die Unterteilung der Vollzugsordnung für den Funkdienst war notwendig geworden, weil die Vereinigten Staaten, die übrigens die Vollzugsordnungen für den Telegrafen- und Fernsprechdienst nicht unterschrieben, sonst die eigentliche Vollzugsordnung für den Funkdienst nicht hätten anerkennen können. 279

F. Arnold Erlaß dieser Verordnung bedurfte der Reichspostminister der Zustimmung des Reichsrates. Die §§ 17 und 31 der Fernsprechordnung vom 25. August 1921 ermächtigten die Verwaltung, die Bedingungen für die Benutzung der Leitungen nach dem Auslande selbst festzusetzen, und verpflichtete sie, die zu erlassenden Bestimmungen im Amtsblatt des Reichspostministeriums (RPM) zu veröffentlichen. Das Reichspostfinanzgesetz von 1924 löste die bisherigen Abhängigkeiten von Reichstag, Reichsrat und dem Reichsminister der Finanzen. Aber auch die Fernsprechordnungen von 1924 und 1927 enthielten in ihren SS 17 die Ermächtigung, die Bedingungen für die Benutzung der Leitungen nach dem Ausland durch die Deutsche Reichspost festsetzen zu lassen. B. Internationale Leitungen und Betriebsmittel 1. Internationale a) Oberirdische Der

Leitungen Leitungen

Ausgang

des

Ersten

Weltkrieges

ließ

eine

Reihe

von

bisher

grenzüberschreitenden Leitungen ganz wegfallen (Elsaß-Lothringen, EupenMalmedy, Nordschleswig, Polen usw.), andere, bisher tungen zu grenzüberschreitenden werden. Durch das

innerdeutsche LeiRheinland verlau-

fende internationale Leitungen waren in besonderem Maße dem Zugriff der Besatzungsmächte ausgesetzt. Unter dem Einfluß der Induktions-

schutzpläne nach Pinkert, mit denen man insbesondere die Vierer- und ggf. sogar die Achterleitungen betriebssicherer machen wollte, sah man vorübergehend in der Erstellung von Viererleitungen das Mittel, das Leitungsnetz ohne große Kosten zu erweitern. Allerdings mußte das Personal immer wieder angehalten werden, seine festeingewurzelte Abneigung gegen die Benutzung der Viererleitungen zu überwinden. Diese Abneigung sollte sich bald auf die Stammleitungen verlagern. Anfangs hatte man nämlich jedes Paar Stammleitungen in möglichst vielen Kurzstrecken zur Viererbildung ausgenutzt, mit dem Erfolg, daß durch die Einschaltung der dazu nötigen Übertrager die Dämpfungen der Stammleitungen gegenüber vorher teilweise verdoppelt wurden. Insbesondere im Verkehr nach Osten (Polen, baltische Staaten und Sowjetunion) wurden bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges fast ausschließlich oberirdische Leitungen betrieben. Auch die erste direkte Durchgangsleitung durch deutsches Gebiet war noch rein oberirdisch in Gestalt der D 2057 Prag—Ziirich, die am 12. Mai 1923 in Betrieb genommen wurde. b) Fernkabelleitungen Die Arbeiten am deutschen Fernkabelnetz konnten erst im April 1920 wieder aufgenommen werden. Gegen den Widerstand des Reichsfinanzministers wurde am 7. April 1921 die „Deutsche Fernkabelgesellschaft” (DFKG) zur Auslegung der Fernkabel gegründet. Man hatte dazu errechnet, daß aus dem vorhandenen starkdrähtigen oberirdischen Fernleitungsnetz mit einem Kupferbestand von 80 000 t etwa die Hälfte würde wiedergewonnen werden können, und daß statt des jährlichen Bedarfs von 6000 t 280

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

für den weiteren Ausbau des oberirdischen Netzes für Fernkabel nur noch etwa 2400 t jährlich anzusetzen waren. Dabei war berücksichtigt, daß durch die inzwischen auf den Plan getretene Verstärkerröhre die Leiterdurchmesser vermindert werden konnten. Wenngleich die interalliierte Garantiekommission in Paris, die direkt den deutschen Reichshaushalt kontrollierte, und die in einer Sitzung ein Fernkabelnetz für ein besiegtes Land als einen Luxus bezeichnete, ihre Tätigkeit bald einstellte, so blieb im Westen des Reiches doch das interalliierte Oberkommando der Besatzungstruppen den Auslegungen der Fernkabel (Fk) gegenüber noch bis März 1926 ablehnend. Nun aber folgten die ersten in schneller Folge aufeinander: Febr. März Juni Jan. April April Nov.

1926 1926 1926 1927 1927 1927 1927

Danzig Schweiz Niederlande Österreich Frankreich Belgien Tschechoslowakei

Fernkabelanschlüsse

Fk Fk Fk Fk Fk Fk Fk

nach

dem

Ausland

Elbing—Danzig Frankfurt/Main—Basel Mülheim/Ruhr—Emmerich— Arnheim Niirnberg—Passau—Wien Appenweier—Kehl—Straßburg Aachen—Lüttich—Brüssel Dresden—Lobositz—Prag

Um die Dämpfung stark herabzusetzen, arbeitete man bei einem Spulenabstand von 2km zunächst mit relativ hoher induktiver Belastung. Dafür sanken aber Grenzfrequenz, Übertragungsgeschwindigkeit und Reichweite. Als 1928 der Spulenabstand auf 1,7 km herabgesetzt wurde, führte man gleichzeitig die mittelschwere Bespulung ein, die bei Grenzfrequenzen von 3410 bis 4400 Hz und einer Übertragungsgeschwindigkeit von 24 000 km/s eine Reichweite bis etwa 2 500 km brachte. Den bei Entfernungen über 1000 km durch Nachbildfehler an den Verstärkern auftretenden störenden Echoerscheinungen begegnete man von 1923 an durch die Entwicklung der Echosperren. Gegen die Laufzeitverzerrung, d.h. die unterschiedliche Übertragungsgeschwindigkeit der einzelnen Frequenzen, erprobte Küpfmüller schon 1926 eine Laufzeitentzerrung (Vierpole mit entgegengesetzten Laufzeiteigenschaften). Da die durch die mittelschwere Bespulung erzielte Reichweite bald nicht mehr ausreichte, führte man 1931 eine leichte Bespulung mit Grenzfrequenzen von 7260 bis 9300 Hz, einer Übertragungsgeschwindigkeit von 35 000 km/s und einer Reichweite von 4000 km ein. Für die Verbindungen des Weltverkehrs sah man von 1934 an eine sehr leichte Bespulung mit einer Grenzfrequenz von 20 000 Hz, einer Übertragungsgeschwindigkeit von 105 000 km/s und einer Reichweite von etwa 10 000 km vor. Der Abschluß dieser Entwicklung war 1936 die Rückkehr zur völlig spulenlosen Leitung für die Trägerfrequenztechnik, bei der die durch Übertragungsgeschwindigkeiten von 250 000 km/s erzielte Reichweite nicht mehr von der Laufzeit, sondern von Wärme- und Verstärkerrauschen sowie Nebensprechen abhing. Die ersten direkten Durchgangsleitungen im Fernkabelnetz wurden am 1. November 1926 in Gestalt je einer Leitung Amsterdam—Basel und Amsterdam—Zürich in Betrieb genommen. 281

F. Arnold c) Seekabelleitungen Die ersten, nach dem Kriege verlegten Seekabel waren noch Krarupkabel, so die Schwedenkabel I und II (Inbetriebnahme 1. 12. 1919 bzw. 26. 4. 1922), das Seekabel nach Danzig (1. 3. 1923) und das Bodenseekabel II (23. 10. 1924), letzteres, obgleich mit dem Bodenseekabel I (1906) schon die Brauchbarkeit pupinisierter Seekabel erwiesen worden war. Für längere Pupin-Seekabel erschienen indessen die angewendeten Bauarten, die Legetechnik und die Lebensdauer noch nicht hinreichend gesichert. Entsprechende Versuche wurden aber von der deutschen Kabelindustrie fortgesetzt und brachten 1925 bei Probeauslegungen in der Nordsee den gewünschten Erfolg. Dabei wurden die Probestücke planmäßig wieder aufgenommen und später endgültig zwischen dem Festland und Sylt wieder verlegt. Bei diesen Versuchen handelte es sich um Demonstrationen in Gegenwart von Vertretern der britischen Verwaltung, um sie zur Zustimmung zur Auslegung eines Pupin-Seekabels zwischen Deutschland und Großbritannien zu bewegen, ein Projekt, das die deutsche Verwaltung schon vor 1914 bewegt hatte, wenn auch in anderer technischer Ausführung. Immerhin wurden nun als Pupin-Seekabel ein Kabel nach Dänemark (19. 3. 1927) und die beiden Schwedenkabel III und IV (Dez. 1927 bzw. 29. 9. 1930) ausgelegt, die beiden letzteren sogar leichtpupinisiert mit Grenzfrequenzen von 5470 bzw. 5200 Hz. Die geplanten Seekabel Pillau—Libau und Deutschland—Norwegen fielen der Weltwirtschaftskrise zum Opfer. 2. Betriebsmittel für den internationalen

Dienst

a) Fernämter Nach einigen Vorstufen, die keine praktische Bedeutung erlangten, wurde das System F 27 eingeführt, das erstmalig im Fernverkehr das Prinzip der Vielfachschaltung der Leitungen über alle Plätze verwirklichte und zur Erleichterung der betrieblichen Ausnutzung des Vielfachfeldes ein neues Bauelement einführte: das Besetztschauzeichen 2°). Dieses neue System konnte jedoch nur in mittleren und kleineren Fernämtern verwendet werden, weil in den großen Verkehrsknotenpunkten die Vielfachfelder für die Aufnahme der Fernleitungen nicht ausgereicht hätten. Hierfür entwickelte man von 1923 an ein schnurloses System, das später unter der Bezeichnung „Tischfernamt 29” in Mannheim (1925), Wuppertal (1928), Berlin (1929), Stuttgart (1930) und Hamburg (1933) zum Einsatz kam. Das alte Prinzip der festen Zuordnung von Fernleitungen zu Plätzen wurde zwar beibehalten, doch hatte jeder Platz die Möglichkeit, für Durchgangsverbindungen einen B-Platz mit vollem Fernleitungs-Vielfachfeld zu erreichen. Das Arbeitsfeld der Ferntische war ein Koordinatensystem, an dessen senkrechten Eingängen die Fernleitungen angeschlossen waren, und dessen waagerechte Ausgänge auf Wählern endeten, über die das Ortsnetz oder die B-Plätze angesteuert werden konnten. Sperrende Tasten mit gegenseitiger Auslösung koppelten die Leitungen an den Schnittpunkten der Koordinaten. 29) Vorher mußten die Leitungen „ausgeknackt” werden. 282

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Die Verstärkertechnik hatte inzwischen im Fernsprechwesen Eingang gefunden (s. IV. B. 2. b). Soweit die Verstärker nicht fest in die Leitungen eingebaut waren, wurden sie in Durchgangsverbindungen erforderlichenfalls als Schnurverstärker an besonderen Durchgangsplätzen in die Gesprächsverbindung eingefügt. Dieses Verfahren war sowohl technisch als auch betrieblich unbefriedigend, denn der Grad der Verstärkung war für jede Verbindung individuell zu bestimmen und von der Kraft am Durchgangsschrank einzustellen. Stattdessen sollten in den Durchgangs- und Verteilfernämtern verstärkungsbedürftige Leitungen mit Endverstärkern und schaltbaren Verlängerungsleitungen ausgerüstet werden, so daß die Zusammenschaltung der Leitungen an einem definierten Pegelpunkt erfolgen konnte. Durch Widerstandskennzeichen in den Übertragungen für die verschiedenen Leitungsgruppen und geeignete Stromstufen in den Schnurpaaren wurden die Dämpfungsglieder in den Leitungen beim Aufbau einer Verbindung selbsttätig ein- oder ausgeschaltet, so daß die Dämpfung der Gesamtverbindung immer in den Grenzen der Planungsdämpfung lag („denkendes Schnurpaar”). Damit konnten die Schnurverstärker entfallen. Dieses Fernamtssystem F 36 wurde 1936 zuerst in Danzig, dann in Rostock eingesetzt.

In zwei grundsätzlichen Verfügungen ?) ordnete das RPM 1929 und

1931 erstmalig die Aufgliederung des Fernsprechverkehrsnetzes

in mehrere

Ebenen und die Einführung der Begriffe „Endfernamt”, „Verteilfernamt”, ,Durchgangsfernamt”

und ,,Uberweisungsfernamt”

an.

b) Verstärker

Bis 1922 wurden Verstärkeranlagen noch in behelfsmäßiger Bauweise

errichtet. nach der Zweiröhren- oder sogar nach der Einröhrenschaltung Das erste Verstärkeramt in gestellmäßiger Ausführung mit 12 Verstärkerdem zweiten sätzen wurde am 26. April 1922 in Stralsund zugleich mit bestanden in 1929 April 1. Am genommen. Schwedenkabel in Betrieb und 1220 Deutschland bereits 92 Verstärkerämter mit 2974 Zweidraht- VerstärkerVierdrahtverstärkern. Die weitere Entwicklung führte vom system 22 über das System 25 zum Einheitsverstärker 27, bei dem erstmalig alle Entzerrungsmittel und Frequenzbegrenzungsmittel vor der Verstärkerröhre angeordnet waren. Fünf Jahre später, mit dem System 32, wurde ein Baukastenverstärker eingeführt, bei dem außer Raumersparnis erheblich größere Nebensprechfreiheit zwischen den Einzelteilen und bessere Zugänglichkeit für die Beschaltung erzielt werden konnten.

Die ersten Schnurverstärker (ursprünglich „Schnurpaar-Verstärker”)

wurden in Stolp und Königsberg für das erste Ostpreußenkabel 1920 aus

Fernschränken ZB 10 erbaut. Solche Verstärker folgten sehr bald in Berlin, Düsseldorf, Leipzig, Köln und Stuttgart.

30) Die „Vorläufigen Richtlinien für den Ausbau des Fernleitungsnetzes und die

Abwicklung des Fernverkehrs” (Vfg II 4210-0 vom 8. 7. 1929) sahen als Durchgangsfernämter „in erster Linie“ Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Leipzig und

Nürnberg, „in zweiter Linie” Breslau, Dortmund, Dresden, Hannover, Köln, Königsberg, München, Stettin und Stuttgart vor. Zwei Jahre später (Vfg II/VI 4210-0 vom 8. 7. 1931) wurden alle obengenannten Durchgangsfernämter endgültig in Aussicht genommen und 55 Verteilfernämter namentlich festgesetzt. 283

F. Arnold Wegen der erhofften Stromersparnis und zur Verlängerung der Lebensdauer der Röhren wurden verstärkte Leitungen entsprechend dem von der Tageszeit abhängigen Verkehrsanfall durch Zünden oder Löschen der Verstärker in oder außer Betrieb gesetzt. Die Erkenntnis, diesem Ziel durch zu häufiges Schalten der Röhren gerade entgegenzuwirken, brach sich nur langsam Bahn. c) Trägerfrequenzeinrichtungen Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte der amerikanische Major G. O. Squier die Mehrfachtelefonie mit hochfrequenten Trägerströmen angegeben. Deutsche Versuche erzielten im Sommer 1918 bereits eine Reichweite von 100 km. Nach einem Versuchsbetrieb 1919 zwischen Berlin und Hannover wurden neun „Hochfrequenzämter“ eingerichtet, zwischen denen 1922 13 und 1925 bereits 53 Hochfrequenz-Fernsprechverbindungen auf Freileitungen bestanden. Die verwendeten Geräte ergaben bis zu vier zusätzliche Kanäle. Diese Entwicklung konnte indessen in Deutschland keine große Bedeutung erlangen, weil der Ausbau des Fernkabelnetzes die Freileitungen mehr und mehr verdrängte. Allerdings hielten sich 3-KanalSysteme noch bis Ende 1940 auf den oberirdischen Linien nach Lettland, Litauen, Polen und der Sowjetunion. Das breitere Frequenzband bei leicht bespulten Fern- und Seekabeln wurde etwa von 1930 an durch Zweibandsysteme ausgenutzt, während die sehr leichte Bespulung für ein Vierbandsystem vorgesehen war, dessen Weiterentwicklung trotz erfolgreicher Versuche 1939 auf der Strecke Berlin—Hannover wegen des Krieges zurückgestellt wurde. Nachdem das CCIF 1938 in Oslo einen Trägerabstand von 4 kHz empfohlen hatte, wurde noch im selben Jahr zwischen Berlin und Leipzig auf einer unbespulten Kabelleitung ein Zwölfbandsystem im Bereich bis 60 kHz betrieben, das allerdings Verstärkerabstände von 35 km erforderte. Das 1936 zwischen Berlin und Leipzig mit einem Fernsehkanal (1 bis 4 MHz) in Betrieb genommene Koaxialkabel wurde im März 1938 versuchsweise zusätzlich mit 30 Sprechkanälen beaufschlagt. Noch im selben Jahr zwischen Berlin und München praktisch eingesetzt, entwickelte man aus diesen Einrichtungen die Vielbandeinrichtungen für 200 Kanäle. Die deutsche Verwaltung neigte vor 1938 zur Gewinnung von zusätzlichen Leitungswegen und damit zum Abbau der Wartezeiten zu einem Trägerabstand von nur 3kHz. Anderen Verwaltungen war jedoch wegen der größeren Silbenverständlichkeit an einer Ausweitung des übertragenen Frequenzbandes gelegen. Die CCIF-Tagung 1938 in Oslo ergab den üblichen Kompromiß: Die Frequenzbanderweiterung wurde nur für neue Trägerfrequenzsysteme vorgesehen. d) Fernwahleinrichtungen Die erste Netzgruppe der Welt in Weilheim mußte Ende 1924 wegen der einsetzenden Bahnelektrifizierung auf 50 Hz-Wechselstromwahl umgestellt werden. Diese Art der Fernwahl nahm in Deutschland immer größeren Umfang an, 1938 wurden etwa 5000 Fernleitungen mit ihr len 284

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Zwischen Basel und Lörrach wurde im Januar 1932 in beiden Richtungen die erste grenzüberschreitende Fernwahl (ebenfalls mit 50 Hz-Wahl) eingesetzt. Da die Verstärker wegen ihrer Undurchlässigkeit für diese Frequenz durch besondere Schaltungen umgangen werden mußten, versuchte man bald, die Wählfrequenzen in das Sprachband zu legen, die „Tonwahl“ entstand. Sie wurde zwischen Berlin einerseits, Mannheim (Herbst 1928) und Hamburg (1930) andererseits eingesetzt und im April 1930 dem CCIF in Brüssel vorgestellt. Ihre Bewährungsprobe bestand sie im März 1931, als man versuchsweise eine 1600 km lange, aus Landkabel, Seekabel und Freileitungen gemischte Leitung Berlin—Helsinki bereitstellte, über die beliebige Teilnehmer in Helsinki angewählt, vor allen Dingen aber auch eine Konferenzschaltung des finnischen Staatspräsidenten mit den finnischen Gesandten in Berlin, London und Paris ermöglicht wurde. Im grenzüberschreitenden Verkehr ist die Tonwahl bis Kriegsende sonst nicht zum Einsatz gekommen. Dem Einsatz grenzüberschreitender Fernwahl standen, jedenfalls auf deutscher Seite, ohnehin starke Bedenken entgegen, die einmal aus der Besorgnis sicherer Gebühreneinnahmen aus dem ankommenden Verkehr, zum anderen aber auch aus politischen Gründen ?!) herrührten. C. Internationale Gesprächsarten Die während der Inflation in Deutschland am 23. August 1923 eingeführten „Blitzgespräche” zur 100fachen Gebühr ??) wurden 1924 auch im Verkehr mit Danzig, Österreich und der Tschechoslowakei vereinbart, allerdings zur 30fachen Gebühr. Die Vollzugsordnung 1925, Paris, regelte die Blitzgespräche fakultativ, setzte die Gebühr allerdings auf mindestens das 10fache der Gebühr des gewöhnlichen Privatgesprächs fest. Soweit die deutsche Verwaltung mit den anderen Verwaltungen Blitzgespräche vereinbaren konnte, wurde vom 1. November 1926 an der 10fache Satz angewendet, lediglich Dänemark (bis zum 30. 6. 1929) und Schweden (bis zum 31. 10. 1930) bildeten mit dem 20fachen Betrag vorübergehend eine Ausnahme. Die Vollzugsordnung 1938, Kairo, schließlich führte mit Wirkung vom 1. Januar 1939 an die 5fache Gebühr ohne weiteren Spielraum nach oben ein. „Wochengespräche” wurden aufgrund eines Beschlusses der 10. Vollversammlung des CCIF 1934 in Budapest am 1. Januar 1935 eingeführt. Für sie galten sinngemäß die Bestimmungen der Monatsgespräche, doch mußten sie nach Ablauf der Wochenfrist stets neu angemeldet werden. Die im Januar 1928 zugelassenen „Auskünfte“ stellten eigentlich keine Gespräche im herkömmlichen Sinne dar, sondern (für den Anmelder gebührenpflichtige) Dienstgespräche, mit denen im Ausland von der Vermittlungskraft angefragt wurde, ob eine bestimmte Person Fernsprechteilnehmer war bzw. wer der Inhaber eines nach Rufnummer und Ortsnetz bezeichneten Fernsprechanschlusses war. Eine Auskunft war nicht mit einer 31) Erschwerte Überwachungsmöglichkeit, weil die Rufnummer des Verlangten nicht mehr mündlich übermittelt wurde. 32) Dem Reichstag hatte ursprünglich eine 300fache Gebühr vorgeschwebt. 285

F. Arnold Gesprächsanmeldung verbunden. Die Möglichkeit, in Form der Monatsgespräche Verbindungen täglich wiederkehrend zu festen Zeiten zu bekommen, ließ bald den Wunsch aufkommen, solche Verbindungen auch ohne längeres Engagement erhalten zu können. Vom 1. Juli 1928 an wurden daher „Festzeitgespräche” zugelassen, die wenigstens eine Stunde vor der gewünschten Ausführungszeit anzumelden waren. Da sie wegen ihrer festen Herstellungszeit auch den Vorrang vor dringenden Privatgesprächen genossen, wurde außer der Gebühr für dringende Gespräche noch eine Zusatzgebühr von einem Drittel der Gebühreneinheit erhoben. „Börsengespräche” waren vom 1. Januar 1929 an von und nach Börsenämtern möglich, wenn diese allen Börsenbesuchern zugänglich waren und von Personal der PTT-Verwaltungen bedient wurden. Obgleich V- und XP-Gespräche nach Börsenämtern nicht zugelassen waren, wurden die verlangten Börsenbesucher u. U. mehrmals durch besondere Boten gesucht. Neben der normalen Gesprächsgebühr wurde hierfür eine Sondergebühr in Höhe einer Minute erhoben. Vom 1. Januar 1930 an konnten Flugzeugführer des zwischenstaatlichen Luftverkehrs oder ihre Beauftragten mit Flughäfen und Flugbetriebsunternehmen „Dringende Luftgespräche” mit Vorrang vor dringenden Privatgesprächen zu den gleichen Gebühren wie diese führen. „R-Gespräche”, bei denen der Angerufene vorher seine Bereitschaft zur Gebührenübernahme erklären mußte, wurden am 1. Januar 1935 eingeführt. Für die damit verbundene Mehrarbeit wurde eine Zuschlaggebühr in Höhe einer Minute erhoben. Vom 14. Dezember 1934 an waren im Verkehr mit bestimmten Ländern über eine beim Fernamt Berlin eingebaute Sammelgabel mit 5 Abzweigungen auch „Konferenz- oder Sammelferngespräche” möglich, die wegen der Häufung der miteinander verbundenen Leitungen besonders hohe Anforderungen an die Stabilität stellten und von denen im übrigen fast kein Gebrauch gemacht wurde. Wegen der Überlastung der Leitungen durch militärischen Sprechverkehr waren innerhalb Deutschlands am 1. März 1918 „Dringende Pressegespriche” eingeführt worden, weil andernfalls die Erfüllung der Aufgabe der Presse ernstlich in Frage gestellt worden wäre. Diese Einrichtung war aber nur für die Dauer des Ersten Weltkrieges getroffen worden, weil damit gerechnet wurde, daß nach dem Aufhören des militärischen Sprechverkehrs ein Grund für die Bevorzugung der Pressegespräche nicht mehr vorliegen würde. Nach Kriegsschluß hatte jedoch die Belastung der Leitungen auch ohne den militärischen Sprechverkehr derart zugenommen, daß an einen Widerruf der dringenden Pressegespräche nicht zu denken war. Auch im Verkehr mit Danzig, Österreich und der Tschechoslowakei wurden dringende Pressegespräche vereinbart. Obgleich die Frage ihrer Einführung international immer wieder aufgeworfen wurde, konnte sich das CCIF nicht entschließen, die Zulassung dringender Pressegespräche zu empfehlen. Die Einführung jeder der vorgenannten Gesprächsarten mußte mit dem Gegenland einzeln vereinbart werden. Unter Beachtung der besonderen Wünsche der Gegenländer (Großbritannien ließ z.B. keine Vorranggespräche zu, die Schweiz keine XP-Gespräche) entstand so ein relativ buntscheckiges Bild im Katalog der Gesprächsarten. 286

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

D. Betriebsabwicklung im internationalen Dienst 1. Sprechbereiche, Sprechversuche, Leitwege Nach dem Ersten Weltkriege wurden die Verhandlungen der deutschen Verwaltung auf Bildung „engerer Verkehrsgebiete” wieder aufgenommen. Als jedoch vom 1. Oktober 1921 an innerhalb des Reiches Gesprächsverbindungen nach allen Orten zulässig waren, sofern die Verständigung ausreichte, richtete die deutsche Verwaltung ihr Bestreben darauf, für den Verkehr mit den einzelnen Ländern ebenfalls einen Vollverkehr zu vereinbaren, wenn die Verständigung ausreichte. Das gelang tatsächlich mit fast allen europäischen Ländern, am 1. September 1939 war nur noch der Verkehr mit Griechenland, der Türkei und der UdSSR auf einzelne Orte in diesen Ländern beschränkt, wobei sich das Reichspostministerium (RPM) die weitere Zulassung von Orten selbst vorbehalten hatte. Auf der Tagung des CCI im Juni 1929 in Berlin wurde für den 1. Januar 1930 die Einführung der Begriffe „Regelweg“, „Ersatzweg“ und „Hilfsweg“ international beschlossen. Ersatzwege sollten dabei durch dieselben Länder verlaufen, wie die Regelwege, Hilfswege dagegen durch andere Länder als die Regel- und Ersatzwege. Bei Störung des Regelweges, später auch „wenn die Beschleunigung des Dienstes“ es erforderte, war der Verkehr zunächst über die Ersatzwege zu leiten, bei Störung auch dieser Wege über die Hilfswege. Anfänglich gab das CCI eine „Liste der Hilfswege“ heraus, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges auch eine Liste aller Leitwege. Um für die einzelnen Grenzausgangsämter bestimmte Einzugsbereiche festzulegen, ergänzte die deutsche Verwaltung dieses Werk durch die Herausgabe bilateral abgestimmter Leitbehelfe. 2. Herstellung

der Gesprächsverbindungen

Im Gefolge der Automatisierung der Ortsnetze ließ man am 23. Februar 1923 die beschleunigte Herstellung von Verbindungen zwischen den Ortsnetzen ohne Fernamt mit dem Ortsnetz am Sitze des Fernamts zu. Auf diesem sogenannten „beschleunigten Fernverkehr“ beruhte auch der im November 1925 eingeführte Schnellverkehr, d.h., der Anmelder konnte auf die Herstellung seiner Verbindung warten, ohne wieder auflegen zu müssen. Waren für den Schnellverkehr eigene Schränke, ein eigenes Netz und ein vereinfachtes Betriebsverfahren entwickelt worden, so stellten sich der Einführung des beschleunigten Fernverkehrs in Gestalt der mit der Stillegung der Meldeämter verbundenen notwendigen Aufbringung der Meldeleitungen auf die Fernplätze selbst ungleich größere Schwierigkeiten entgegen, die für die mittleren und kleineren Fernämter erst mit der Einführung des Fernamtssystems F 27 (Vielfachfelder) gelöst werden konnten. Ebenso groß, wenn nicht größer, waren die psychologischen Schwierigkeiten: Es blieb lange Zeit undenkbar, für einen Anmelder eine Ferngesprächsverbindung ohne Kontrolle im Vorwärtsaufbau herzustellen. Im Auslandsverkehr betätigte sich die britische Verwaltung als Schrittmacher des beschleunigten Dienstes *) („on demand” method). Vom 33) Im September 1933 wurden in London bereits 88 v. H. der Anmeldungen „beschleunigt“ behandelt, davon 70 v. H. wartezeitlos (Ende 1934 94 v.H.). In Deutschland waren die entsprechenden Zahlen 28,79 v.H. für 1933 und 50,76 v.H. Ende 1938. 287

F. Arnold 28. Oktober 1933 an wurde täglich von 18 bis 10 Uhr und samstags von 15 Uhr durchlaufend bis montags 10 Uhr der vom ,,Fernsprechbezirk” London nach 186 deutschen Orten über Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg und Köln fließende Verkehr beschleunigt abgewickelt, vom 22. März 1934 an sogar mit 573 deutschen Orten. Noch vor Ende 1933 nahm auch das Fernamt Hamburg den beschleunigten Verkehr nach London auf, vom 19. Mai 1934 an auf alle Orte in Großbritannien und Nordirland ausgedehnt. Das CCIF stellte im Juni 1936 in Kopenhagen in den Vordergrund, daß die fortgeschrittene Fernwahltechnik die Möglichkeit zur Ausweitung des beschleunigten Verkehrs auf internationaler Ebene böte. Die deutsche Verwaltung machte dabei allerdings zur Bedingung, daß eine Aufschaltung auf besetzte Anschlüsse oder gar eine Trennung von bestehenden Verbindungen unmöglich sein müßte *4). Ferner wies sie auf die sprachlichen Schwierigkeiten hin, die bei der direkten Ankündigung der Gesprächsverbindung an den im Ausland verlangten Teilnehmer entstünden, und schließlich machte sie geltend, daß das Vermittlungspersonal der fremden Verwaltungen durch die Einrichtung der Fernwahl einen nicht unmittelbar zu überwachenden und zu regelnden Einfluß auf die Leitungen des eigenen Landes erhielte. Alles in allem, die deutsche Verwaltung war damals nicht sehr geneigt, den beschleunigten Fernverkehr auch grenzüberschreitend einzuführen. Andere Verwaltungen wandten sich in Kopenhagen verkehrstheoretischen Betrachtungen zu, indem sie darauf hinweisen, daß zunächst die im vorhandenen Fernleitungsnetz schlummernden Reserven durch straffe Bündelung zu aktivieren wären. Immerhin war bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Einigkeit darüber erzielt, 1940 mit dem beschleunigten Fernverkehr international zu beginnen, wozu es dann natürlich nicht mehr kam. Die Weigerung einiger Verwaltungen nach dem Ersten Weltkriege, deutsch als Dienstsprache zu verwenden, vor allen Dingen aber die weitere Ausdehnung des zwischenstaatlichen Dienstes innerhalb Europas veranlaßten die alleuropäische Fernsprechkonferenz 1924 in Paris, für den Dienstverkehr zwischen zwei verschiedensprachigen Ländern die französische Sprache vorzusehen, wenn nicht bilateral etwas anderes vereinbart wurde. Am 1. September 1931 trat in Deutschland die vom CCI in sechsjähriger Arbeit erstellte „Dienstanweisung für die Beamten im zwischenstaatlichen europäischen Fernsprechdienst” ®°) in Kraft. Vorher schon hatte das CCI 1929 ein Verzeichnis der gebräuchlichen Redewendungen in deutscher, englischer und französischer Sprache herausgegeben. 3. Festsetzen

der Gesprächsdauer

Ursprünglich für den Schnellverkehr entwickelt, fanden die noch heute üblichen Schnurzeitmesser über das Fernamtssystem F 27 Eingang in den 34) Aufgrund besonderer Vorkommnisse in Berlin war am 25. 7. 1936 telegrafisch die drastische Einschränkung der Fernamtstrennung angeordnet worden. Gleichzeitig wurde die Beseitigung der technischen Möglichkeit zur Fernamtstrennung in Angriff genommen. 35) heute: „Anweisung für den Internationalen Fernsprechdienst” (AIF). 288

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

übrigen Fernverkehr, um jeder Vermittlungskraft besonders im beschleunigten Fernverkehr die zuverlässige Feststellung der Gesprächsdauer für mehrere gleichzeitig laufende Gesprächsverbindungen zu ermöglichen. Die Schnurzeitmesser wurden zentral alle 10 Sekunden weitergeschaltet. Dadurch konnte das erste Intervall der Zeitmessung kleiner als 10 Sekunden sein. Eine weitere Minute war daher erst anzusetzen, sobald der Schnurzeitmesser wieder 10 Sekunden über die volle Minute anzeigte. Vom 1. Oktober 1929 an wurde die Höchstdauer der Gesprächsverbindungen auf 12 Minuten verdoppelt, am 1. Januar 1934 wurde sie überhaupt aufgegeben. E. Gebühren und Abrechnung im internationalen Dienst 1. Gebührenvereinbarungen und Zoneneinteilung Als Gebührengrundlage für den Fernsprechverkehr mit Danzig, Luxemburg, Österreich und der Tschechoslowakei diente das Taxquadratverfahren direkt für die Entfernungsmessung von Ort zu Ort. Auch im Verkehr mit allen übrigen Ländern konnte bis 1931 das Taxquadratverfahren nach und nach für die Einteilung Deutschlands in Zonen eingeführt werden. Dabei bildete das Taxquadrat des Fernkabel-Grenzübergangs den Meßpunkt, um den Quasi-Kreise in 100 km Abstand geschlagen wurden, die die deutschen Zonen darstellten. Es ergaben sich entsprechend der OstWest-Ausdehung des Reiches bis zu 14 derartige Zonen. Die nur langsame Einführung dieses Verfahrens war sicherlich durch einen gewissen Widerstand der Gegenverwaltungen bedingt, die nun ihre Dienststellen mit umfangreichen Unterlagen über die Taxquadrate aller deutschen Orte versehen mußten. Angesichts der im Grenzverkehr vorkommenden kleinen Entfernungen versagte das Taxquadratverfahren wegen seines zu groben Rasters, hier mußten die Entfernungen nach der Luftlinie gemessen werden. Der Kopenhagener Empfehlung von 1936, die Zonen weitgehend zusammenzulegen, folgte die deutsche Verwaltung sogleich, doch konnten die durch die fortdauernden territorialen Veränderungen in Mitteleuropa sehr langwierigen Verhandlungen nicht in allen Fällen vor dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen werden (z. B. nicht mit Frankreich). Nach dem Zusammenbruch des (Gold)-Franken der lateinischen Münzunion nach dem Ersten Weltkriege schuf der Weltpostkongreß 1920 in Madrid den ,,Goldfrank” (Gfr) im Gewicht von 10/31 g mit 9/31 g Feingehalt als Wertmesser für Gebührenfestsetzung und Abrechnung. Die für die Bemessung der Gebührensätze 1925 in Paris entstandenen ersten Richtlinien wurden 1929 in Berlin durch Empfehlungen für den Grenzverkehr ergänzt und 1934 nach Aufnahme des Sprechfunkdienstes zum Avis Nr. 43 zusammengefaßt. Demnach setzte sich die Endgebühr aus 0.60 Gfr je 100 km Luftlinie als Leitungsgebühr und einer Vermittlungsgebühr zwischen 0.60 und 1.00 Gfr je Gebühreneinheit zusammen, wobei die letztere 1936 in Kopenhagen auf einheitlich 0.60 Gfr herabgesetzt wurde. Erst die Vollzugsordnung 1938, Kairo, bestimmte, daß die in Gfr ausgedrückte Gebühreneinheit für eine bestimmte Sprechbeziehung in beiden Richtungen gleich sein müßte. Ägypten und Großbritannien erklärten bei

19 Fernmeldewesen

289

F. Arnold Unterzeichnung diese Vorschrift als für sie nicht verbindlich ?%). Diesem Vorbehalt schloß sich daraufhin ein großer Teil der in Kairo vertretenen Länder an, darunter auch Deutschland, Frankreich und Italien. 2. Deutsche

Erhebungsgebühren

Die unteilbare Gebühreneinheit von 3 Minuten wurde für den Weitverkehr allgemein am 1. November 1926 aufgegeben, für den Grenzverkehr fakultativ am 1. Januar 1939. Die vierte und jede weitere Minute wurden fortan einzeln berechnet. Vom 1. November 1926 an wurden Gespräche in der verkehrsschwachen Zeit (21 bis 8, später 19 bis 8 Uhr) um 40 v.H. verbilligt. Der allgemeine Währungsverfall nach dem Ersten Weltkriege machte die stets rechtzeitige Anpassung der deutschen Erhebungsgebühren besonders schwierig. Zwar war in der Vollzugsordnung 1908, Lissabon, ein Wechsel in der Festsetzung des Frank-Gegenwertes vorgesehen, wobei als Grundlage der mittlere Börsenkurs des Frank während des vorangegangenen Jahres zu nehmen war, doch machte das RPM im Sommer 1919 nur zögernd und erst nach vorherigem Einvernehmen mit anderen obersten Reichsbehörden von dieser Ermächtigung Gebrauch. Um jedoch eine übergroße Belastung der Wirtschaft zu vermeiden, wurde nur der ausländische Gebührenanteil mit dem gerade gültigen Mark-Gegenwert umgerechnet, während man für den deutschen Anteil künstlich am Vorkriegsverhältnis 1 Fr = 0,85 M festhielt. Dieses Vorgehen führte jedoch bald zu Einheitsgebühren, weil der Wert des deutschen Anteils immer weniger ins Gewicht fiel. Vom 1. Oktober 1921 an wurde daher der deutsche Anteil mit dem halben gerade geltenden Frank-Gegenwert multipliziert *7), vom 10. September 1923 an mit dem vollen Gegenwert. Von Ende 1922 an mußten die deutschen Ämter an Hand der Grundwerte zusammen mit den regelmäßig durch Kreistelegramme mitgeteilten Gegenwerten, die Erhebungsgebühren selbständig errechnen. Seit dem 15. November 1923 galt praktisch ein Umrechnungsverhältnis von 1 Gfr = 1 Goldmark (GM), doch wurde es angesichts der Stabilität der neuen Währung schon am 1. Juni 1924 auf 1 Gfr = 0,90 GM verbessert. Da die neu eingeführte Reichsmark **) (RM) einen Feingoldgehalt von 0,35842 g hatte, der Goldfrank dagegen einen solchen von 0,29032 g, so ergab sich ein Verhältnis von 1 Gfr = 0,81 RM, das bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auch für Abrechnungszwecke stets verwendet wurde. In der Praxis dagegen arbeitete die deutsche Verwaltung für die Gebührenfestsetzung stets mit einem Wert von etwa 0,83 RM, wodurch die Zonensprünge von 0.60 Gfr durch Erhebungsgebühren von 0,50 RM abgedeckt werden konnten. Erst vom 1. April 1937 an ging sie auf einen Wert von 0,82 RM (1,00 RM = 1.23 Gfr) herunter. 36) Großbritannien, das seit 1914 unverändert an seinem Pfundwerte gegenüber dem Golde festhielt, ergänzte die Goldfrankenbeträge, die es über die Abrechnung an andere Verwaltungen abführen mußte, aus anderen Mitteln. Auf diese Weise waren Gespräche von Großbritannien nach Deutschland für den Teilnehmer billiger als Gespräche in umgekehrter Richtung. 37) Der wurde allein 1922 23mal geändert. 38) Münzgesetz vom 30. 8. 1924 (RGBI IJ, S. 254). 290

Entwicklung 3. Zwischenstaatliche

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Abrechnung

Aufgrund der Vollzugsordnung 1925, Paris, wurden vom 1. November 1926 an die Monatsrechnungen nicht mehr über den abgehenden, sondern über den ankommenden Verkehr aufgestellt und der Abgangsverwaltung als Forderung übersandt. Vom 1. Januar 1927 an rechneten die Endverwaltungen im nichtangrenzenden Verkehr unmittelbar miteinander ab °°), wobei das oder die Durchgangsländer vom Bestimmungsland (vom 1. Januar 1939 an direkt vom Ursprungsland) eine Abschrift der anerkannten Monatsrechnungen erhielten *°). Die Bezahlung der Restforderung erfolgte in Gold, durch Scheck oder Wechsel oder vom 1. Januar 1939 an auch durch Vermittlung der „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ in Basel, bei der es möglich war, Goldfrankenbeträge durch Umrechnung in Feingold von dem Konto der Zentralnotenbank des einen Landes auf das Konto der Bank des anderen Landes zu überweisen. In Deutschland wurde die Aufstellung der Monats- und Vierteljahrsrechnungen am 1. Oktober 1930 beim Postrechnungsamt in Berlin W 30 konzentriert, das später zum Reichspostzentralamt (RPZ) gehörte. Besonders umständlich war die Abrechnung für den über Hilfswege abgewickelten Verkehr. Hierzu mußten die hypothetischen Gebührenanteile der beteiligten Länder auf die in der betreffenden Verkehrsbeziehung geltende Gesamtgebühr zurückgerechnet werden. Vom 1. Januar 1936 an war daher für den Fernsprechverkehr zwischen Deutschland, Belgien, Frankreich, Niederlande, Schweiz und Spanien versuchsweise die kostenlose Benutzung der Hilfswege vereinbart worden. Später wurde die kostenlose Benutzung auf eine Dauer bis zu 24 Stunden begrenzt. Es hat im Laufe der Zeit nicht an Versuchen gefehlt, eine gegenseitige Abrechnung überhaupt abzuschaffen. Abgesehen von Einzelfällen (Grenzverkehr seit 1. 11. 1926, Danzig seit 1920, Schweiz, Österreich und Tschechoslowakei seit der Jahrhundertwende) ist das aber generell leider nicht gelungen. V. Die Entwicklung des Verkehrs mit Außereuropa A. Anfänge Nach erfolgreichen Sprechversuchen von Berlin nach Nauen (30 km) im Jahre 1906 und der Überbrückung der Strecke Berlin—Rheinsberg (75km) ein Jahr später gelang ebenfalls 1907 die Übertragung von Sprache auf eine Entfernung von 370 km zwischen Lyngby (bei Kopenhagen) und Weißensee (bei Berlin). Das erste Versuchsgespräch zwischen zwei Kontinenten führten amerikanische Ingenieure am 26. Oktober 1915 zwischen Paris (Eiffelturm) und Arlington (USA) *!). 39) Bis dahin international ungeregelt. Teilweise wurde von Land zu Land abgerechnet (,,Schiebeverfahren”). 40) Für Deutschland als Durchgangsland nahm das Auslandsbüro II des RPM die entsprechenden Beträge in die nächste Vierteljahresrechnung mit der Verwaltung des Abgangslandes auf. 41) Neuerdings ist im Bundesarchiv Koblenz ein Zeitungsartikel aufgefunden worden, der über eine drahtlose telefonische Unterredung zwischen Paris und Washington vom 28. 3. 1913 berichtet (Bestand R 85/706).

19*

291

F. Arnold Nachdem die Funkeinrichtungen soweit ausgereift waren, daß sie kommerziell eingesetzt werden konnten, übersprang man mit ihrer Hilfe besonders im Verkehr mit außereuropäischen Ländern die vorläufig nicht erreichbare galvanische Verknüpfung der nationalen Netze. Die erste Verbindung (auf Langwelle) wurde am 7. Januar 1927 um 14.45 Uhr MEZ zwischen London und New York der Öffentlichkeit übergeben. An ihr nahm Deutschland vom 10. Februar 1928 an teil. Die erste direkte Sprechfunkverbindung Deutschlands mit Außereuropa wurde am 10. Dezember 1928 zwischen Berlin und Buenos Aires eröffnet. B. Sprechfunkverbindungen und Leitwege Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eröffnete Deutschland insgesamt acht direkte Sprechfunklinien mit außereuropäischen Ländern: 10. 12. 1928 27.12.1929 21. 3. 1930 15. 4.1931 13. 9. 1931 22. 7.1932 1. 3.1933 12. 3.1935

Berlin—Buenos Aires Berlin—Bandung Berlin—Rio de Janeiro Berlin—Bangkok Berlin—Maracay (Venezuela) Berlin—Kairo Berlin—Manila Berlin—Tokio

Die Linie nach Bandung wurde am 1. Oktober Amsterdam—Bandung aufgegeben.

1935 zugunsten

einer Linie

Uber die vorgenannten Linien wurde nicht nur der Verkehr in die Ziellander, sondern auch teilweise in deren Hinterlander geleitet. Fiir den Verkehr in die übrigen außereuropäischen Länder wurden folgende Sprechfunklinien benutzt: 10. 2. 1928 19. 5. 1930 1. 8.1930 10. 12. 1930 25. 4.1932 20. 10. 1932 8. 5.1933 15. 7.1933 1.10. 1935 7.3.1936 Mai 1938

London—New York London—Sydney Paris—Saigon Paris—Rabat London—Kapstadt Briissel—Leopoldville London—Poona (Indien) Paris—Algier Amsterdam—Bandung London—Nairobi Rom—Tripolis

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stand Deutschland mit der überwiegenden Anzahl der außereuropäischen Lander im Sprechverkehr (s. Tabelle 4). Dennoch bleibt eine Reihe von Ländern übrig, mit denen es nicht zur Aufnahme des Verkehrs kam. Dazu zählt in erster Linie China, mit dessen Funkstelle Shanghai von 1933 an Sprechversuche aufgenommen wurden, die nach Verbesserung der Einrichtungen in China sogar zu einigen Erfolgen führten, im August 1937 jedoch als Folge des zwischen Japan und China ausgebrochenen Krieges abgebrochen und bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht wieder aufgenommen wurden. 292

Entwicklung

des

Deutschlands

Fernsprech-Auslandsverkehrs Tabelle 4 Sprechbeziehungen mit Außereuropa

Land usw.

Eröffnung

Leitweg

Ägypten Algerien Argentinien Australien Bahama-Inseln Belgisch-Kongo Bermudas Brasilien Britisch-Indien Britisch-Ostafrika (Kenia) Ceylon Chile Costarica Dominikanische Republik Französisch-Äquatorialafrika Französisch-Indochina Französisch-Marokko Guatemala Haiti Hawaii-Inseln Honduras Irak Italienisch-Nordafrika (Tripolitanien) Jamaika Japan Kanada Kanarische Inseln Kenia Kolumbien

22. 7.1932 15. 7.1933 10. 12. 1928 19. 5. 1930 Dez. 1933 20.10. 1932 1. 3. 1932 21. 3. 1930 8. 5. 1933 7.3.1936 25.10.1935 10. 9. 1930 1. 10. 1933 22. 1.1936 20. 11. 1935 1. 8. 1930 10. 12. 1930 1.10. 1933 Jan. 1933 1. 3.1932 22. 1.1936 1. 9.1937

Berlin—Kairo Paris—Algier Berlin—Buenos Aires London—Sydney London—New York Brüssel—Leopoldville London—New York Berlin—Rio de Janeiro London—Poona London—Nairobi London—Poona Berlin—Buenos Aires London—New York London—New York Briissel—Leopoldville Paris—Saigon Paris—Rabat London—New York London—New York London—New York London—New York Berlin—Kairo

Mai 1938 Juli 1937 12. 3. 1935 11. 4. 1928 28.1.1931 s. Britisch-Ostafrika 10. 4.1933 1. 2. 1936 10. 2. 1928 1. 12. 1937 s, Französisch-Marokko 1. 7.1928 21. 9. 1931 27.12.1929 1. 10. 1935 1. 10. 1933 1. 6. 1935 8.4. 1933

Rom—Tripolis London—New York Berlin—Tokio London—New York Madrid

Kuba Malaya Marokko Mexiko Neuseeland Niederländisch-Indien Nicaragua Nordrhodesien Palästina Panama (Republik und Kanalzone) Paraguay Peru Philippinen Puerto Rico Salvador Siam Südafrikanische Union Südrhodesien Südwestafrika Syrien Tanger Thailand

1. 10. 1933 1. 2. 1934 10. 4. 1933 1. 3. 1933 1. 10. 1936 Okt. 1936 15. 4. 1931 25. 4. 1932 1. 6. 1935 Dez. 1936 2.11. 1933 1. 5. 1933 s. Siam

Berlin—Buenos Aires London—New York London—New York Amsterdam—Bandung London—New York London—Sydney Berlin—Bandung Amsterdam—Bandung London—New York London—Kapstadt Berlin—Kairo London—New York Berlin—Buenos Aires Berlin—Buenos Aires Berlin—Manila London—New York London—New York Berlin—Bangkok London—Kapstadt London—Kapstadt London—Kapstadt Berlin—Kairo Paris—Rabat (Fortsetzung nächste Seite) 293

F. Arnold (noch Tabelle 4) Land usw.

Eröffnung

Leitweg

Tripolitanien Tunesien Uruguay Venezuela Vereinigte Staaten von Amerika

s. Italienisch-Nordafrika 15. 7.1933 10. 9. 1930 13. 9. 1931 10. 2. 1928

Paris-Algier Berlin—Buenos Aires Berlin—Maracay London—New York

Sprechfunkversuche fanden 1929 auch mit Mexiko, 1930 mit Australien und 1934 mit Athiopien statt. Der Verkehr mit diesen Landern wurde dann jedoch auf anderen Wegen eröffnet. Auch Durchgangsverkehr wurde auf diesem Wege vermittelt. Besonders bekanntgeworden ist die Sprechverbindung zwischen Bangkok und Washington, die am 16. November 1930 zwischen dem König von Siam (Thailand) und seiner Gesandtschaft in den USA über die Sprechfunklinien Bangkok—Berlin und London— New York über eine Entfernung von rund 15 500 km hergestellt wurde. C. Gesprächsarten im Verkehr mit Außereuropa Im Verkehr mit Außereuropa waren im allgemeinen nur gewöhnliche Privat- und Staatsgespräche zugelassen. Daneben traten jedoch sogenannte „Gespräche von Person zu Person”, die einer Kombination zwischen V- und XP-Gesprächen vergleichbar sind. Der Fernsprechbetrieb unternahm alle Anstrengungen, die vorher bezeichnete Person (oder eine Ersatzperson) an den Fernsprecher zu bringen, anfänglich ohne Gebührenzuschlag, auch bei Erfolglosigkeit. Bald wurde jedoch für Gespräche von Person zu Person, die ohne Verschulden des Betriebs nicht zustande kamen, eine sogenannte Benachrichtigungsgebühr *?) erhoben, bei der die Voraussetzungen für ihre Fälligkeit mehrfach geändert wurden. Mit einigen Ländern wurden auch „Monats- oder Dreimonatsgespräche” vereinbart, die eine nach Verkehrsumfang gestaffelte Rabattgewährung mit sich brachten. Schließlich seien noch „Konferenzgespräche” erwähnt, bei denen teilweise sogar Zusammenschaltungen von Sprechstellen auf beiden Kontinenten zulässig waren, so am 25. September 1934 ein Gespräch zwischen Sydney, Melbourne, Adelaide, Perth, Johannesburg, Bombay, Kalkutta, New York und Paris, also zwischen Sprechstellen in allen 5 Erdteilen. Aber abgesehen von diesen mehr spektakulären Gesprächen konnten die Konferenzgespräche, wie auch übrigens die Monats- und Dreimonatsgespräche, keine große Bedeutung erlangen. D. Betriebsabwicklung im Verkehr mit Außereuropa Das schwächste Glied in der Kette einer Gesprächsverbindung mit Außereuropa war stets die eigentliche Funkstrecke mit ihren atmosphärischen Störungen oder Schwunderscheinungen. Solche Zeiten schlechter Verständigung innerhalb einer Gesprächsverbindung mit Außereuropa wurden von der dem Anmelder in Rechnung zu stellenden Gesprächsdauer vorher abgesetzt. Das erforderte allerdings — im Gegensatz zum konti42) später: Vorbereitungsgebühr. 294

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

nentalen Verkehr — das ständige Beobachten einer solchen Verbindung durch die führende Vermittlungskraft. Die „Überseeplätze“ erhielten zu diesem Zweck neben dem normalen Schnurzeitmesser besondere, ebenfalls in die Tischplatte eingelassene Uhren mit Sekundenfortschaltung, die für Zeiten schlechter Verständigung durch Tastendruck vorübergehend angehalten werden konnten. E. Gebühren und Abrechnung im Dienst mit Außereuropa Der zum Europaeinsatz vergleichsweise größere Personaleinsatz und auch die relativ längere Bereitstellung europäischer und/oder überseeischer Landleitungsteile während der Bereitstellungsphase einer Verbindung erforderten höhere Gebühren, als sie im rein kontinentalen Dienst üblich waren. Diesen Erkenntnissen wurde dadurch Rechnung getragen, daß die im kontinentalen Dienst üblichen Sätze etwa verdoppelt wurden. So forderte Deutschland jahrelang sowohl im Durchgangsdienst eines fremden Landes zu einer Überseefunkstelle in einem anderen Lande als auch als eigene Endgebühr im Verkehr über eine fremde Funkstelle den Betrag von 10 Gfr. Abgesehen von teilweise erheblichen Gebührensenkungen *?), die im Laufe der Zeit eintraten, wurden mit sehr vielen Ländern die Gebühren an Samstagen, vereinzelt auch an Sonntagen ermäßigt. Verbilligte Gespräche zu bestimmten Stunden dagegen gab es nur im Verkehr mit Kanada, Kuba, Mexiko und den Vereinigten Staaten von Amerika. Das Abrechnungsverfahren war als Mischung aus unmittelbarer Abrechnung und Schiebeverfahren anzusehen. Die unmittelbare Abrechnung beschränkte sich stets nur auf die Länder desselben Kontinents. Dagegen wurden über die Überseestrecke die dem Gegenland der Funklinie und den Hinterländern geschuldeten Beträge in einer Summe „geschoben“, die weitere Abrechnung war dann Sache des Gegenlandes der Funklinie.

VI. Die Entwicklung während des Zweiten Weltkrieges A. Administrative und gesetzliche Regelungen 1. Vorbereitungen Im Zusammenspiel zwischen dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und fast allen Ministerien war in jahrelanger Arbeit ein „MobBuch der Zivilverwaltungen” aufgestellt worden, aus dem für den Bereich der Deutschen Reichspost die „Mob DA“ entstand. Das Reichsverteidigungsgesetz vom 4. September 1938 band in seinem $ 5 den Reichspostminister nach der Erklärung des Verteidigungszustandes an bestimmte Forderungen des OKW *#), 43) Ein 3-Minuten-Gespräch von Deutschland nach New York kostete am 10. 2. 1928 noch 330 RM, im Juni 1939 nur noch 69 RM. Die Gebühren für ein 3-MinutenGespräch zwischen Deutschland und Buenos Aires sanken von 180 RM (1928) auf 82 RM (1939). 44) Damals nicht veröffentlicht. § 5 ist auszugsweise abgedruckt in Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, Jahrgang 1971, S. 250. 295

F. Arnold Tabelle 5 Endgültige Einstellung des privaten Sprechverkehrs während des Zweiten Weltkrieges Datum Gegenland 25. 8.1939 28. 8. 1939 31. 8. 1939

1. 9. 1939 3.9. 1939 9. 4. 1940 10. 5. 1940 10. 6. 1940 1.1. 1941 6.4.1941 22.6.1941 11.12. 1941 26.12.1941 12. 3. 1942 22.3.1942 1.4.1942 17. 4. 1942 22.1. 1943 26.7.1943 29.1. 1944 3.8.1944 25.8.1944 8.9.1944 19. 9. 1944 Dez. 1944 4.4.1945 April 1945 21.4. 1945 2.5.1945 Mai 1945

Polen Frankreich, Algerien, Franz.-Aquatorialafrika, Franz.-Indochina, Franz.Marokko, Tanger, Tunesien Großbritannien, Irland, Australien, Bahama-Inseln, Bermuda, Brit.Indien, Brit.-Ostafrika, Ceylon, Jamaika, Kanada, Malaya, Neuseeland, Nordrhodesien, Siidafrikanische Union, Siidrhodesien, Siidwestafrika Danzig (einbezogen in den innerdeutschen Verkehr) Ägypten, Irak, Palästina, Syrien Island Belg.-Kongo, Niederl.-Indien Italienisch-Nordafrika (Tripolitanien) Estland, Lettland, Litauen (durch Übergang dieser Staaten in die Sowjetunion) Jugoslawien Sowjetunion Vereinigte Staaten von Amerika, Costa Rica, Dominikanische Republik, Guatemala, Haiti, Hawaii-Inseln, Honduras, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Nikaragua, Panama, Philippinen, Puerto Rico, Salvador Venezuela Brasilien Uruguay Peru Paraguay Chile Italien Argentinien Türkei Rumänien Bulgarien Finnland Ungarn Slowakei, Siam Schweiz Japan, Portugal *) Schweden Protektorat Böhmen und Mähren **)

*) Landweg am 18. 7. 1936 durch Bürgerkrieg in Spanien unterbrochen, seit 27. 8. 1937 über Sprechfunklinie wieder eröffnet. **) Neben der Verkehrsbeziehung mit der Slowakei am 15. 3. 1939 aus der Verkehrsbeziehung mit der Tschechoslowakei entstanden. 2. Durchführung Als dann die Mobilmachung ohne öffentliche Verkündigung und ohne sofortige Ausdehnung auf den zivilen Bereich befohlen wurde, erwiesen sich die jahrelangen Vorbereitungen im wesentlichen als überflüssig, denn alle Handlungen und Forderungen der Wehrmacht hatten sich nun auf die Friedensgesetzgebung zu gründen, weil ein Verteidigungs- oder Kriegszustand gemäß Reichsverteidigungsgesetz vom 4. 9. 1938 nicht erklärt worden war. Um diese Lücke zu schließen, richtete das OKW am 25. August 1939 einen „Befehl“ an die Obersten Reichsbehörden („Auswirkungen des X-Falles (Wehrmacht) auf den zivilen Bereich“), in dem zwar die 296

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Reichspost angewiesen wurde, die Mobilmachung und den Einsatz der Wehrmacht nachrichtenmäßig zu unterstützen, dabei aber nach Möglichkeit Behinderungen des öffentlichen Fernmeldeverkehrs zu vermeiden. Trotzdem wurde am selben Tage gegen 18 Uhr der Fernsprechverkehr mit Frankreich, Großbritannien, Litauen, Polen und der Slowakei mit unterschiedlicher Dauer unterbrochen. Frankreich sperrte den privaten Sprechverkehr ins Ausland am 28. August 1939 ab 0 Uhr, Großbritannien folgte mit der gleichen Maßnahme am Mittag des 31. August 1939, die amerikanische Betriebsgesellschaft ATT am Nachmittag des 1. September 1939. Die Zahl der noch betriebenen Verkehrsbeziehungen nahm im weiteren Verlauf des Krieges immer mehr ab. Die Tabelle 5 gibt darüber in chronologischer Reihenfolge Auskunft. Daneben wurde allerdings auch eine kleinere Zahl neuer Verkehrsbeziehungen eingerichtet, insbesondere mit Gebieten unter deutschem Einfluß und im wesentlichen nur für bestimmte Teilnehmerkreise (s. VI. A. 3). Eine Übersicht darüber gibt die Tabelle 6.

Während

Tabelle 6 des Zweiten Weltkrieges eröffnete Verkehrsbeziehungen

Land

Eröffnung

Einstellung

Afghanistan Albanien Belgien Bolivien Dänemark Frankreich Generalgouvernement Griechenland Korea Kroatien Luxemburg Mandschukuo Niederlande Norwegen Reichskommissariat Ostland Reichskommissariat Ukraine Serbien Spanien

9.5.1940 !) 23. 11. 1940 ?) 23.12.1940 1. 4. 1940 3) Juni 1940 23.12. 1940 4) 1. 2. 1940 12.11.1942 1.11. 1939 ®) 11. 7.1941 6. 8. 1940 1. 8. 1941 °) 7.7.1940 5.7.1940 Frühsommer 1942 Frühsommer 1942 21.10. 1941 16. 9. 1940 8)

24. 8. 1942 1) 26. 7.1943 Sept. 1944 6. 2.1942 Mai 1945 Jan. 1945 5) 20. 1.1945 Okt. 1944 21. 4. 1945 April 1945 9.9.1944 21. 4. 1945 14. 4.1945 Mai 1945 9.10.1944 29. 7.1944 Okt. 1944 21. 4. 1945

1) Über die neue Sprechfunkverbindung Berlin—Kabul, der Tag der Einstellung ist unsicher. 2) Uber die Sprechfunkverbindung Rom—Tirana. 3) Über die Sprechfunkverbindung Berlin—Buenos Aires. 4) Nur mit dem besetzten Frankreich. 5) Ab Sept. 1944 nur noch mit Elsaß-Lothringen, letzter Verkehr zwischen Freiburg und Colmar. 6) Über die Sprechfunkverbindung Berlin—Tokio. 7) wie Fußnote 6). 8) Landweg am 18. 7. 1936 durch Bürgerkrieg unterbrochen, seit 16. 9. 1940 über eine Sprechfunklinie wieder eröffnet. Die Angaben gelten auch für den Verkehr mit den Kanarischen Inseln. 297

F. Arnold 3. Zensurmaßnahmen

und andere Beschränkungen

Von deutscher Seite wurde der verbliebene Auslandsverkehr zunächst unverändert weitergeführt. Er mag überwacht worden sein, darüber fehlen sichere Nachrichten, aber jedermann konnte mit dem Ausland sprechen ®°). Erst am 21. Oktober 1939 wurde der Auslandsverkehr mit Hilfe von Zulassungslisten auf bestimmte Teilnehmer beschränkt *%). Unter Berufung auf Artikel 27 des Weltnachrichtenvertrages Madrid 1932 veranlaßte das RPM die Unterrichtung der Vereinsmitglieder am 27. Oktober 1939 durch das Internationale Büro des Weltnachrichtenvereins in Bern. Die Einführung der Zulassungslisten verfolgte den doppelten Zweck, nur vertrauenswürdige Teilnehmer zum Sprechverkehr mit dem Ausland zuzulassen und den Verkehrsumfang so einzuschränken, daß die Aufnahmefähigkeit der Überwachungsstellen ausreichte. Tatsächlich gelang es, den abgehenden Verkehr wie folgt zu drosseln: August 1939 September 1939 Oktober 1939 November 1939 Dezember 1939 Andere verkehr machte die vier

219 100 159 300 149 800 72 300 72900

Gespräche Gespräche Gespräche Gespräche Gespräche

Länder erleichterten die Zensur dadurch, daß sie für den Sprechmit dem Ausland nur bestimmte Sprachen zuließen. Den Anfang die Schweiz 4”) am 13. September 1939 mit der Beschränkung auf Landessprachen und englisch.

Waren Zensur und Zulassungsbeschränkungen bis dahin auf rein administrativem Wege, noch dazu mit einem gewissen Geheimhaltungsgrad eingeführt worden, so wurde mit der „Verordnung über den Nachrichtenverkehr“ vom 2. April 1940 der Weg der Veröffentlichung im Reichsgesetzblatt 48) beschritten, die auch die Rechte der Überwachungsstellen beschrieb. Federführend für dieses Verordnungswerk war das OKW. Nachdem im Februar 1943 der totale Krieg erklärt worden war und von Sommer 1943 an die Fliegerangriffe erheblich zunahmen, mußte das Verkehrsangebot mehr und mehr gedrosselt werden. Das geschah von August 1943 an mit einem Kennziffernsystem, das am 1. Juni 1944 und am 23. Februar 1945 jeweils restriktiver geändert wurde. Die verschiedenrangigen Auslandsgespräche wurden in dieses System verhältnismäßig günstig eingepaßt. Für ihre Führung benötigte man keine Kennziffer, es genügte vielmehr die Angabe der Nummer der Zulassungsliste. Auch als 45) Siehe Amtsblatt des RPM vom 22. 9. 1939. 46) RPM-Vfg Min r 1021-4/2 g 635/39 (Rö) GRs (= Geheime Reichssache) vom 21. 10. 1939, bisher nicht aufgefunden. 47) Sie hatte auf Anordnung des Armeeoberkommandos den Verkehr mit Deutschland am 3. 9. 1939 einstellen müssen, gab ihn jedoch am 5. 9. 1939 um 12 Uhr „zur großen Genugtuung der Teilnehmer“ wieder frei. 48) RGBI I S. 823. Dazu erschienen die „Erste Durchführungsordnung zur Verordnung über den Nachrichtenverkehr” vom 13. 5. 1940 und vier „Bekanntmachungen zur Verordnung über den Nachrichtenverkehr” vom 28. 5. 1940, 22. 10. 1940, 30. 5. 1942 und 23. 12. 1943. 298

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

am 3. Oktober 1944 fakultativ die Gesprächszeitbeschränkung eingeführt wurde, blieben die Auslandsgespräche hiervon in jedem Falle verschont *°). 4. Internationale Aktivitäten Zunächst hatte der Kriegsausbruch jede internationale Tätigkeit unterbrochen. Zwar war das Büro des CCIF in Paris noch in gewisser Weise tätig, auch erreichten die deutsche Verwaltung über das Büro des Weltnachrichtenvereins in Bern noch einige Schreiben, aber nach Lage der Dinge konnte es sich dabei nur um eine geringfügige formale Tätigkeit handeln. Wesentliche Fragen mußten vorübergehend wieder wie in der Anfangszeit der Fernsprecherei bilateral gelöst werden. An ein entsprechendes deutschitalienisches Post- und Fernmeldeabkommen vom 8. Oktober 1941 schlossen sich gleichartige zweiseitige Abkommen mit anderen Ländern an, was zu dem Wunsch führte, diese Abkommen zu einem Kollektivabkommen auszubauen. Auf Einladung der deutschen Verwaltung fand daher im Oktober 1942 in Wien ein „Europäischer Postkongreß“ statt, an dem 18 Länder teilnahmen 5°), und aus dem der „Europäische Post- und Fernmeldeverein“ *!) hervorging. Für die Behandlung der fernmeldetechnischen Angelegenheiten hatte der Kongreß einen besonderen Ausschuß eingesetzt, dessen (deutscher) Präsident deutlich machte, daß dieser Ausschuß keinesfalls als dauernder Ersatz für die CCI anzusehen war, sondern allenfalls für die Dauer ihrer mit dem Kriege verbundenen Untätigkeit ein gewisses Koordinationsinstrument sein sollte. Wegen der sich schnell verändernden politischen Lage in Mitteleuropa hat der Verein keine große Bedeutung erlangt. Er erlosch letztlich mit der deutschen Kapitulation im Mai 1945, nachdem auch die letzten beiden Vereinsländer Deutschland und Kroatien von alliierten Truppen besetzt waren. B. Internationale Fernsprechleitungen und Betriebsmittel 1. Internationale a) Oberirdische

Leitungen Leitungen

Die zum größten Teil noch oberirdischen Grenzverkehrsleitungen wurden Ende Oktober 1939 mit Rücksicht auf die Standorte der Überwachungsstellen alle außer Betrieb gesetzt, jedoch im allgemeinen nicht formell aufgehoben. Ebenso wurde die Zahl der weiterbetriebenen Weitverkehrsleitungen ungefähr halbiert. Oberirdische Leitungen gewannen während der Kriegsjahre außer auf dem Balkan insbesondere im Osten erheblich an Bedeutung, wo sie häufig in Form der ,,Drehkreuzachsen” die Basis für die tragerfrequente Ausnutzung bildeten. Aber auch herkömmliche Leitungen wurden neu gebaut, so für den Verkehr mit dem Generalgouvernement und der Sowjetunion **). 49) Nähere Angaben s. Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, Jahrgang 1967, S. 735 ff. 50) Albanien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Italien, Kroatien, Niederlande, Norwegen, Rumänien, San Marino, Slowakei und Ungarn und als Beobachter Japan, die Schweiz, Spanien, die Türkei und Vatikanstadt. 51) Entsprechendes Abkommen vom 19. 10. 1942, rechtswirksam am 1. 4. 1943. 52) Zwei Leitungen nach Moskau und eine Leitung nach Kiew über das Generalgouvernement. 299

F. Arnold b) Fernkabelleitungen Während des Krieges wurde der Ausbau des Fernkabelnetzes vor allen Dingen durch militärische Forderungen vorangetrieben. Die DFKG legte von 1939 bis 1943 **) in Ost und West insgesamt 12 300 km Fernkabel neu aus und setzte 7800 km instand. Montiert, bespult und ausgeglichen wurden 3000 km Fernkabel. Auch unbelastete Fernkabel (,,U-Kabel”) wurden ausgelegt, z.B. das Fk 811 (W) Suwalki-Kowno—Wilna—Molodetschno —Minsk—Borissow—(Smolensk). 1940 ging die Industrie auf die Lieferung von Aluminiumadern über. Ein solches Kabel war z.B. das 7Opaarige Fk 803 Tilsit—Tauroggen—Mitau—Riga—Reval, über das am 1. Mai 1943 zwei neue Leitungen Berlin—Helsinki in Betrieb genommen wurden. Zur Sicherung des Fernkabelnetzes gegen Kriegseinwirkungen hatten große Städte wie Berlin, Hamburg, München, Frankfurt a. M., Münster, Kiel usw. schon vor dem Kriege Voll- bzw. Halbringkabel erhalten, entsprechende Planungen für Dortmund, Düsseldorf und Köln konnten durch den Kriegsausbruch nicht mehr verwirklicht werden. Um gefährdete Gebiete waren außerdem großmaschige Ringe mit hochpaarigen Kabeln ausgelegt worden °*). Auf diese Weise konnte das Fernkabelnetz auch bei Ausfall von Netzknotenpunkten in den ersten Kriegsjahren leidlich beschaltbar gehalten werden. Dann jedoch verursachten die Kabelstörungen durch Bombenangriffe sehr viel mehr Schwierigkeiten als etwa die relativ selteneren Zerstörungen von Netzknotenpunkten. Trotz des Einsatzes der „Luftnothilfe“ °°) stand die DRP solchen Massenstörungen 5%) bald ohnmächtig gegenüber, weil sie in der Vergangenheit zu großzügig Kabellöter an die Wehrmacht abgegeben hatte. Der Kampf um die Rückgabe der Kabellöter und der Postbautrupps von der Wehrmacht durchzog die letzten 12 Monate des Krieges wie ein roter Faden. Die letzte Verzweiflungstat des RPM in dieser Hinsicht war ein am 21. März 1945 vom Reichspostminister gegengezeichneter Entwurf eines „Führerbefehls”, der der Wehrmacht die Rückgabe von 600 Kabellötern und aller Postbautrupps befahl, in dem beginnenden Durcheinander der Auflösung aber von Hitler nicht mehr unterzeichnet wurde. Die im Gefolge der Einführung der Zensur außer Betrieb gesetzten Fernkabelleitungen wurden erst im weiteren Verlauf des Krieges formell aufgehoben. Bei der eingeschränkten Wiederaufnahme des Verkehrs (s. Tabelle 6) griff man meistens nicht auf die entsprechenden Vorkriegsleitungen zurück, sondern schaltete neue Leitungen. Die dem öffentlichen Dienst entzogenen Leitungen wurden zu sogenannten Sondernetzen zusammengefaßt. Die Schaltsachgebiete Nord, Ost und Süd des RPZ schalteten 1942 3168 Wehrmachtsleitungen neu, hingegen nur 1770 Leitungen 53) Die Unterlagen für 1944 und 1945 fehlen. 54) Z. B. Miinster—Wiedenbriick—Meschede—Liidenscheid—Siegen—Weyerbusch— Siegburg—Bonn—Euskirchen—Merzenich—Stetternich—Korschenbroich—Wesel nach Münster. 55) Über sie s. Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, Jahrgang 1967, S. 730, Fußnote 91. 56) Am 24. 2. 1945 waren z.B. 62 Fernkabel gestört. Vom gesamten Fernmeldenetz waren stellenweise nur etwa 5. v.H. aller Leitungswege betriebsfähig. 300

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

des öffentlichen Dienstes. Dagegen wurden 2072 Wehrmachtsleitungen aufgehoben, aber nur 406 Leitungen des öffentlichen Dienstes, so daß sich eine Vermehrung um 1096 Wehrmachtsleitungen und 1364 Leitungen des öffentlichen Dienstes ergab. In diesem Verhältnis teilten sich auch die insgesamt 7387 Umschaltungen auf. c) Seekabelleitungen Auch der deutsche Seekabeldienst hatte in erster Linie militärische Forderungen zu erfüllen, doch kamen seine Arbeiten dabei auch dem verbliebenen öffentlichen Fernsprechdienst zugute. So wurde im Juni 1940 zwischen Dänemark und Norwegen ein Teil des Ostpreußenkabels IV ausgelegt °”), das im April 1940 sechs Jahre nach der Auslegung aus Wassertiefen bis zu 100 m in gutem Zustand wieder aufgenommen und gereinigt worden war. Ebenso zwischen Dänemark und Norwegen wurde im November 1941 unter schwierigsten Wetterbedingungen ein zunächst als Versuchskabel zwischen Cuxhaven und Helgoland vorgesehenes, mit dem hochwertigen Isolierstoff Polystyrol ausgerüstetes Styroflex-Bandwendelkabel ausgelegt °°). Für den Verkehr mit Finnland wurden 1942 zwei unbelastete Papier-Bleikabel zwischen Helsinki und Reval mit je 8 Leitern ausgelegt, die 11 Fernsprech-, 1 Rundfunk- und 18 Telegrafenleitungen zu schalten erlaubten. Das Vorhaben, von Griechenland über Kreta nach Tobruk ein Styroflex-Bandwendelkabel zu verlegen, blieb wegen der sich ändernden militärischen Lage in Nordafrika in der Planung stecken. d) Richtfunkleitungen Richtverbindungen auf Dezimeterwellen wurden bereits 1936 versuchsweise bei Manövern eingesetzt. Auch die Forschungsanstalt der DRP machte Versuche zwischen dem Feldberg (Taunus) und Berlin. Während des Krieges erhielten Dezimeterverbindungen große Bedeutung zur Verbindung mit abgeschnittenen Truppenteilen (Demjansk, Stalingrad, Kurland, Berlin usw.), aber auch, um Seestrecken zu überwinden, z.B. zwischen Helsinki und Reval, zwischen Athen und Bari und 1942 zwischen Athen und Afrika über Kreta. Soweit bekannt, wurden jedoch Leitungen des öffentlichen Dienstes nicht über Richtfunkleitungen geführt. 2. Betriebsmittel a) Fernämter Ursprünglich für militärische Zwecke wurde der Fernschrank 36 zum Fernschrank 36 st fortentwickelt. Der Zusatz „st“ weist auf die besondere Art der Zusammenschaltung durch Steckerverbindungen hin. Der ebenfalls zunächst militärischen Zwecken dienende Fernschrank 36 ast zeichnete sich durch erheblich kleinere Abmessungen, geringeres Gewicht und transportfeste Ausführung der Schränke aus. Beide Schrankarten wurden später auch für ausgebombte Fernämter eingesetzt. Für große ortsfeste (zivile) 57) Der Rest war

für das Unternehmen

„Seelöwe“

(Invasion Englands)

vorge-

sehen. 58) Mit einem etwas geänderten MG

15 betrieben. 301

F. Arnold Fernämter wurde der Fernschrank 38 entwickelt, ein dreiplätziger Fernschrank ebenfalls mit der Fernschrankschaltung 36, erstmalig 1942 in Bremen eingesetzt. Ein Fernschrank F 43 mit 6- und 7poligen Stöpseln und Klinken zur vierdrähtigen Durchschaltung wurde entwickelt, aber nicht mehr praktisch eingesetzt. In zerbombten Fernämtern baute die Luftnothilfe teilweise auch Feldklappenschränke Fk 16 auf, die jedoch keinen verstärkten Durchgangsdienst ermöglichten. Notfernämter, möglichst abgesetzt von dem zu ersetzenden Fernamt, waren schon vor dem Kriege vorgesehen und teilweise auch erbaut worden. Neben diese Notfernämter, deren Inbetriebnahme für den Fall der Vernichtung des eigentlichen Fernamts gedacht war, traten im Laufe des Krieges, insbesondere als seit Mitte 1943 Zahl und Dauer der Fliegeralarme immer größer wurden, sogenannte Ausweichämter, die im Keller des Fernamts untergebracht wurden und eine verminderte Weiterarbeit während eines Alarms ermöglichen sollten. Waren die Notfernämter für die direkte Aufnahme von Teilnehmeranschlüssen in beschränkter Zahl vorgesehen, so arbeiteten die Ausweichämter mit den vorhandenen Verbindungsmitteln (Wählämter-, Fern- und Überweisungsleitungen) weiter. Ausweichämter wurden zuerst bei Durchgangs- und Verteilfernämtern eingerichtet, um ein Mindestmaß an Durchgangsverkehr auch während eines Fliegeralarms aufrecht erhalten zu können. Zur Verbesserung des Durchgangsverkehrs wurde um die Jahreswende 1944/45 die Einrichtung von Gebietsfernämtern in wenig luftgefährdeten Gebieten und an Knotenpunkten des Fernkabelnetzes angeordnet, wo während eines Fliegeralarms weitergearbeitet werden konnte. Soweit feststellbar, waren am 27. März 1945 erst drei Gebietsfernämter °°) behelfsmäßig im Betrieb, konnten aber noch keinen verstärkten Durchgangsdienst leisten. In Friedenszeiten waren Fernämter aus Luft- und Lichtgründen meistens in der verkehrsreichsten Gegend in der Nähe der Bahnhöfe errichtet worden. Seit Beginn des Luftkrieges waren sie daher besonders gefährdet und die empfindlichsten Stellen des gesamten Fernnetzes. Verhältnismäßig spät und gegen den anfänglichen Widerstand von Speer und auch des OKW wurden umfangreiche Bunkereinrichtungen in Angriff genommen °P), die aber meistens bis Kriegsende nicht mehr fertig wurden. b) Verstärker Die Fortentwicklung in der Verstärkertechnik hatte zum Allverstärker 6!) geführt, d.h. zu einem Verstärker, der universell als Vierdraht-, Zweidraht-, Vierdrahtend- oder Zweidrahtendverstärker, als Übergang zwischen Leitungen mit verschiedener Bespulung und als Vierdraht/Zweidrahtverstärker betrieben werden konnte. Zur Sicherung der Verstärkerämter wurde schon in den Jahren 1935 bis 1937 angeordnet, für neue Ämter unterirdische Räume vorzusehen und 59) Rhein-Ruhr bei Schwelm, Westfalen bei Wiedenbrück und Berlin. 60) Hochbunker in Berlin, Bunker in Münster usw. 61) 1935 bereits Allverstärker I, nunmehr Allverstärker II. 302

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

bestehende Ämter durch unterirdisch angelegte Not-Verstärkerämter in einem Mindestabstand von 500 m vom Haupt-Verstärkeramt zu ergänzen. Die schon erwähnten Maschenkabel erhielten Verstärkerämter, die nach dem damaligen Stande der Schutztechnik verbunkert wurden, übrigens gegen den Widerstand des OKW, das den Schutz für zu weitgehend hielt. Auch die Voll- und Halbringkabel um größere Städte erhielten geschützte Verstärkerämter am Stadtrande. c) Trägerfrequenzeinrichtungen Am

1. September

501 502 503 504

Berlin—Leipzig Leipzig—Niirnberg—Miinchen 61a) Berlin—Hamburg Berlin—Brocken—(Frankfurt am Main)

1939 bestanden

die Breitbandkabel

wobei auf dem Abschnitt Brocken—Frankfurt am Main zwar die Kabel verlegt, die Verstärkerämter aber noch nicht fertiggestellt waren. Diese Breitbandkabel wurden während des Krieges besonders für militärische Zwecke herangezogen. So wurde im April 1940 (Dänemark/ Norwegen) zwischen Berlin und Hamburg ein Bündel von 60 Vielbandleitungen eingerichtet, bei dem wegen nicht rechtzeitig angelieferter Modulationseinrichtungen 30 umgebaute handelsübliche Rundfunkempfänger verwendet wurden. Im Mai 1940 (Belgien/Frankreich/Niederlande) wurden 100 Vielbandleitungen auf dem inzwischen hergerichteten Kabel 504 zwischen Berlin und Frankfurt am Main herangezogen, im April 1941 (Balkan) die unter Wegfall des Fernsehbildes von 30 auf 100 erweiterten Einrichtungen zwischen Berlin und München. Ende 1944 ergab sich hinsichtlich der Breitbandkabel folgende Lage: Im Betrieb 501 502 503 504 510

Berlin—Leipzig Leipzig-Nürnberg—München Berlin—Hamburg Berlin—Frankfurt am Main München—Wien

Im Bau oder geplant 505 Frankfurt am Main—Köln 506 (konnte nicht ermittelt werden) 507 Bremen—Hamburg 508 Frankfurt am Main—Stuttgart—München 509 Berlin—Köln 511 Berlin—Breslau Als am 1. April 1945 das Kabel 510 bei Gloggnitz südlich Wiener Neustadt und kurz darauf auch das Kabel 502 westlich Ohrdruf unterbrochen wurden, ging mehr als die Hälfte der Nord-Südverbindungen verloren, noch dazu die qualitativ besseren Leitungen. Die britische Rheinarmee zog bei ihrem Vormarsch ein symmetrisches Trägerfrequenzfernkabel von Venlo über Wesel, Münster, Bohmte, Min61a) Inbetriebnahme am 12. 7. 1938. 303

F. Arnold den, Nienburg, Rotenburg nach Hamburg hinter sich her, auf dem britische ACT-Systeme betrieben wurden ®?). Auf oberirdischen Leitungen („Drehkreuzachsen”), besonders im Osten, wurden neben 3kanaligen T 1-Systemen vor allen Dingen MEK 8Systeme und MG 15-Systeme 6°?) betrieben, wobei die Frequenzlagen teilweise sogar das Durchbringen von 19 Kanälen auf einer einzigen Freileitung zuließen, nämlich 1 niederfrequenter Kanal, 3 Kanäle T1 und 15 Kanäle MG 15. Um die Jahreswende 1944/45 begann die Wehrmacht den Bau von Drehkreuzachsen auch in Deutschland in größerem Maße, um bei dem zunehmenden Ausfall von Netzknotenpunkten wenigstens einen Mindestbedarf an Militärleitungen aufrecht erhalten zu können. C. Internationale Gesprächsarten Die Aufhebung bestimmter Gesprächsarten im innerdeutschen Verkehr im weiteren Verlauf des Krieges erstreckte sich im allgemeinen nicht auf Auslandsgespräche. Lediglich die Ausführung von „Sammelferngesprächen” wurde am 29. April 1941 eingestellt. Als allerdings am 1. Juni 1944 die „Anweisung für die Einschränkung des Fernsprechdienstes im Falle besonderer Ereignisse” 6) in Kraft trat, konnte es je nach der aufgerufenen Drosselungsstufe geschehen, daß Anmeldungen zu gewöhnlichen Auslandsgesprächen vorübergehend nicht angenommen wurden ®%). Andererseits umfaßten die Wehrmachts-Sondernetze bald auch Auslandsleitungen, die teilweise in den Fernämtern der DRP bedient wurden, auch weil ein Übergang in das öffentliche Netz notwendig war. Das Vermittlungspersonal mußte sich daher auch mit Wehrmachtsdienstgesprächen befassen: „Ausnahme-Sondergespräche” waren demnach den oberen Führern und deren Chefs der Stäbe vorbehalten, „Dringende Sondergespräche” den Truppenkommandeuren und ihren Adjutanten. „Sondergespräche” dagegen durften von Offizieren ohnehin, von Unteroffizieren und Mannschaften auf Befehl geführt werden. Am 21. Juli 1942 wurden für die Zeit zwischen 22 und 7 Uhr für Sonderfälle 6) auch „Frontgespräche” zugelassen, die vom Übergang in das öffentliche Netz an als R-Gespräche zu behandeln waren. D. Betriebsabwicklung im internationalen Dienst Wegen der drastischen Reduzierung des öffentlichen Netzes konnte der beschleunigte Fernverkehr insbesondere in der zweiten Hälfte des Krieges nicht aufrecht erhalten werden. Für den Auslandsdienst machten zudem Zulassungslisten und später Kennziffern die vorherige Prüfung einer Anmeldung notwendig. 62) Diese zweigleisigen Kabel hatten später die Nummern 601 (Venlo—Minden), 602 (Minden—Hamburg) und 605 (Minden—Bielefeld). Die ACT-Systeme konnten maximal mit einem niederfrequenten und vier trägerfrequenten Kanälen beschaltet werden. 62a) MEK-8-System: Mehrfach-Einzelkanal-System mit 8 Kanälen; MG-15-System: Mehrfach-Gruppensystem mit 15 Kanälen. 63) Gemeint war die Invasion (Vfg vom 18. 5. 1944). 64) Z.B. am 6. 6. 1944 (Invasion) ab 7.10 Uhr (Kreistelegramm). 65) Tod, schwere Erkrankung naher Familienangehöriger, schwerwiegende wirtschaftliche Entscheidungen usw. 304

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Gegen Ende des Krieges nahm die Zahl der zerstörten Fernämter (und meistens auch ihrer Ausweichen) in erschreckendem Maße zu. Die Notfernämter ließen meistens keinen verstärkten Durchgangsdienst zu. Durch die zunehmende Verlagerung der Industrie in bisher wirtschaftlich unbedeutende Gebiete und von Behörden und Verwaltungsstellen der Wirtschaft auf das flache Land stimmte das nach friedensmäßigen Gesichtspunkten aufgebaute Leitungsnetz immer weniger mit den veränderten Verkehrsbedürfnissen überein, was sich insbesondere in der erheblichen Zunahme des Durchgangsverkehrs äußerte, der aber gerade durch die Zerstörung der leistungsfähigen Durchgangsämter nicht mehr ordnungsgemäß abgewickelt werden konnte. Außer der Einrichtung einer ,,Zentralleitstelle” beim RPM (28. Juni 1944) und wiederholten Appellen an die Durchgangsund Verteilfernämter, unter Zurücksetzung etwaiger eigensüchtiger Belange vorübergehend brachliegende Weitleitungen kleineren Ämtern zur Verfügung zu stellen, suchte man dem Überhandnehmen des Durchgangsverkehrs schließlich durch die Einrichtung eines eigenen Durchgangsnetzes zu begegnen, das durch die Gebietsfernämter (s. VI.B. 2. a) bedient werden sollte. Die Betriebsabwicklung in diesen Ämtern lehnte sich eng an das Wehrmachtsverfahren an, d. h., das anfordernde Amt wurde mit der weiterführenden Leitung verbunden und es war seine Sache, die Verbindung nun über weitere Ämter hinweg selbst aufzubauen. E. Gebühren und Abrechnung im internationalen Dienst Die mit dem Reich vereinigten Ost- und Westgebiete, für die bei ihrer Wiederzulassung für den noch verbliebenen Auslandsfernverkehr zunächst eine vorläufige Tarifeingliederung vorgenommen worden war, wurden im Laufe des Jahres 1942 endgültig, d.h. entfernungsgerecht nach dem Taxquadratverfahren in die noch bestehenden Auslandstarife übernommen. Dabei zählte der Verkehr mit dem Generalgouvernement und dem Protektorat Böhmen und Mähren sowie der Verkehr der beiden untereinander vom 1. Juli 1941 (gebührenmäßig) bzw. 1. Januar 1942 (betrieblich) an als Inlandsverkehr, ebenso Luxemburg vom 1. August 1941 an. F. Kriegsende Im Mai 1945 bestand noch Schleswig-Holstein und Dänemark sien nach dem Protektorat Böhmen

geringfügiger Grenzverkehr zwischen sowie von Bayern, Sachsen und Schleund Mähren.

Das RPM war zersplittert, ein Führungsstab von 60 Beamten war im März 1945 über Naumburg nach Bayern verlegt worden, in den Nordteil wurde später ein „Arbeitsstab Nord“ entsandt, aber in Berlin blieb außerdem ein Teil des RPM zurück ®). 66) Noch für den 18. 4. 1945 ist die Intervention des Kanzlers der Japanischen Botschaft bei einem Beamten des Fernsprechdienstbüros in Klein-Machnow aktenkundig (Bundesarchiv).

20 Fernmeldewesen

305

F. Arnold Mit der Besetzung der Fernämter, Verstärkerämter usw. durch alliierte Truppen ging meistens die Anordnung auf Einstellung des gesamten Fernmeldedienstes Hand in Hand, soweit zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch von einem solchen Dienst gesprochen werden konnte. Nach dem Stande vom 10. Januar 1945 waren von den größeren Fernämtern 24 vollständig und 8 teilweise zerstört, einige davon (Duisburg, Emden usw.) sogar zweimal. Insgesamt waren in diesen 32 Ämtern 2394 Fern- und 292 Schnellplätze zerstört worden. Bis zum 7. März 1945 kamen noch die Fernämter Donaueschingen, Dresden, Hanau und Weimar hinzu und das Fernamt Nürnberg wurde erneut beschädigt. Dagegen fiel das Fernamt Berlin den sowjetrussischen Truppen am 28. April 1945 verhältnismäßig unbeschädigt in die Hände. Im Bereich der späteren Bundesrepublik Deutschland waren von den vor oder während des Krieges eingebauten 6956 Fernplätzen 3450, also fast die Hälfte, den Kriegsereignissen zum Opfer gefallen. Im Januar 1945 diente das Leitungsnetz der DRP nur noch zu 38 v.H. dem öffentlichen Dienst, 49 v. H. wurden von der Wehrmacht beansprucht, die restlichen 13 v. H. verteilten sich auf Rundfunk, Polizei, Parteisondernetz, Behörden, Ministerium Speer, Organisation Todt und wichtige Industrien. So bestanden z.B. zwischen Berlin und München ohne gegenseitige Aushilfsmöglichkeit 20 mehr oder minder große Leitungsbündel. Ebenfalls am 10. Januar 1945 waren 263 880 Teilnehmer-Anrufeinheiten voll zerstört und mindestens ebenso viele durch Verdrecken vorübergehend unbenutzbar. Bis zum 7. März 1945 kamen noch etwa 40 000 voll zerstörte Anrufeinheiten hinzu. Im Bereich der späteren Bundesrepublik waren von den rund 1,675 Mio. eingebauten Anschlußmöglichkeiten für Teilnehmeranschlüsse bei Kriegsende rund ein Drittel vernichtet. VII. Die Entwicklung bis 1955

(Erlangung der Souveränität)

A. Administrative und gesetzliche Regelungen 1. Staatliche Reorganisation a) In den vier Besatzungszonen Am 5. Juni 1945 übernahmen Frankreich, Großbritannien, die Sowjetunion und die USA formell die Regierungsgewalt in Deutschland und errichteten in den vorher festgelegten vier Besatzungszonen ihre Militärregierungen: . Conseil de Contröle de la France pour l’Allemagne in Baden-Baden. . Control Commission for Germany/British Element (CCG/BE) in Bad Oeynhausen. . Sowjetische Militär-Administration (SMA) in Berlin-Karlshorst. B&B + DN . Office of Military Government for Germany (OMGUS) in Frankfurt am Main. Die vier Zonenkommandeure bildeten zusammen den Alliierten Kontrollrat, der sich am 30. Juli 1945 in Berlin konstituierte. Obgleich die Potsdamer Konferenz im Juli/August 1945 beschlossen hatte, Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht als Einheit zentral zu verwalten und die amerikanische Militärregierung Anfang 1946 auch den Versuch machte, eine Zentralverwaltung mit dem Sitz in Berlin zu schaf306

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

fen, kam es wegen der bald zu Tage tretenden Uneinigkeit der Alliierten im Kontrollrat nicht dazu. Es mußten daher zonale Zusammenfassungen versucht werden. Den Anfang machte das „Abkommen über die Zusammenlegung der britischen und amerikanischen Besatzungszone“ vom 2. Dezember 1946, das am 1. Januar 1947 wirksam wurde. Aufgrund eines Abkommens zwischen den Militärgouverneuren und Oberbefehlshabern der beiden Zonen vom 29. Mai 1947 wurde das „Vereinigte Wirtschaftsgebiet” geschaffen. Diese Neuordnung trat am 10. Juni 1947 in Kraft. Der Alliierte Kontrollrat wurde am 20. März 1948 endgültig arbeitsunfähig. Fünf Tage später wurde in den drei Westzonen die Währungsreform durchgeführt, wiederum drei Tage später auch in der Ostzone. Daraufhin unterrichteten die drei westlichen Militärgouverneure die Ministerpräsidenten usw. der Länder in den drei Westzonen am 1. Juli 1948 in Frankfurt am Main über die kurz vorher in London verabschiedeten Empfehlungen (sogenannte „Frankfurter Dokumente”), die die Voraussetzung für die Einberufung des „Parlamentarischen Rates” zum 1. September 1948 nach Bonn bildeten, der dort in Form eines Grundgesetzes und eines Wahlgesetzes die verfassungsmäßigen Grundlagen für die Bildung eines aus den drei westlichen Besatzungszonen bestehenden neuen Staates erarbeitete. Beide Gesetze wurden vom Parlamentarischen Rat am 8. Mai 1949 verabschiedet und vier Tage später von den drei Militärgouverneuren genehmigt. Mit der Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 war die Gründung der Bundesrepublik Deutschland staatsrechtlich vollzogen. Das Drei-Mächte-Abkommen vom 8. April 1949 (über die DreiMächte-Kontrolle über Deutschland) schuf die Alliierte Hohe Kommission als Ablösung der Militärgouverneure. Das Statut der Alliierten Hohen Kommission wurde am 20. Juni 1949 veröffentlicht. Die Verhältnisse zwischen den drei Westmächten und dem neuen Staat Bundesrepublik Deutschland gründeten sich auf dem ,,Besatzungsstatut”, das nach der Institutionalisierung der im Grundgesetz vorgesehenen Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland am 21. September 1949 durch die drei Hohen Kommissare auf dem Petersberg bei Bonn verkündet wurde. Aus der östlichen Besatzungszone entstand am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik. Frankreich, Großbritannien und die USA beendeten am 9. Juli 1951 formell den Kriegszustand mit Deutschland, die Sowjetunion am 25. Januar Looe: Mit dem Inkrafttreten der Pariser Vertrage am 5. Mai 1955 endete die Wirksamkeit des Besatzungsstatuts, die Bundesrepublik Deutschland wurde souverän, die Alliierte Hohe Kommission löste sich auf. b) In Groß-Berlin Für Groß-Berlin wurde ebenfalls am 5. Juni 1945 die Bildung einer interalliierten Behörde, der Alliierten Kommandatura angeordnet, die aus den 4 Stadtkommandanten bestand und am 11. Juli 1945 ihre erste Sitzung hatte. Vorher schon war eine deutsche „Stadtverwaltung“, später „Magistrat von Groß-Berlin“, eingesetzt worden. Nachdem der Magistrat 20°

307

F. Arnold am 20. Oktober 1946 durch freie Wahlen demokratisch legitimiert worden war, verabschiedete er am 22. April 1948 eine „Verfassung für Berlin”, über die jedoch in der Alliierten Kommandatura keine Einigkeit mehr erzielt werden konnte, zumal auch diese Viermächteeinrichtung am 16. Juni 1948 arbeitsunfähig wurde. Nach der Abspaltung des Ostsektors am 30. November 1948 wurde am 5. Dezember 1948 in den drei Westsektoren Berlins eine neue Stadtverordnetenversammlung gewählt. Nach dem Inkrafttreten der neuen Verfassung am 1. September 1950 entstand der „Senat von West-Berlin“. 2. Wiederaufbau

des Fernmeldewesens

a) Fernmeldeverwaltung In allen vier Besatzungszonen und in Groß-Berlin nahmen die Ämter und (teilweise mit unterschiedlicher Lebensdauer neu gegründeten) OPDn sehr bald ihren Dienst in einem vorgegebenen Rahmen wieder auf, woran die Besatzungsmächte selbst insbesondere im Hinblick auf den Fernmeldedienst (Schaltung von Teilnehmeranschlüssen und Fernleitungen) ein großes Interesse hatten. Alle Handlungen der deutschen Dienststellen wurden jedoch durch beigegebene Kontrolloffiziere peinlich genau überwacht. Die vorläufige Leere oberhalb der OPD-Ebene veranlaßte vielfach Organe der allgemeinen deutschen Verwaltung (z. B. die Oberpräsidenten der ehemals preußischen Provinzen in der britischen Zone oder sogar Oberbürgermeister in der amerikanischen Zone) Einfluß auf die Ortsund Bezirksbehörden der Post zu nehmen. Die französische Militärregierung baute die Posthoheit in dem Bestreben, die Ländergewalt auf Kosten einer etwaigen deutschen Zentralgewalt zu stärken, völlig in die Länderhoheit ein, indem sie die Post im Land Rheinland-Pfalz dem Ministerium für Wirtschaft und Verkehr und in den Ländern Württemberg-Hohenzollern und Süd-Baden jeweils den Finanzministerien unterstellte. Innerhalb der Militärregierung war ein der deutschen Organisation nachgebildetes Kontrollorgan mit der „Direction PTT” beim Generalgouverneur in Baden-Baden eingerichtet worden, zu deren Beratung am 1. September 1945 in Rastatt das „Deutsche Postzentralamt in der französischen Zone” (DPZ) gebildet wurde, das zwar nicht weisungsbefugt war, aber immerhin für eine gewisse einheitliche Ausrichtung des Post- und Fernmeldewesens in der französischen Zone sorgte. Ursprünglich von Angehörigen eines nach Aach ausgewichenen Teils der Forschungsanstalt der DRP gebildet, umfaßte es wenig mehr als 100 Kräfte. Absichten, es als „Generaldirektion“ zum Executiv-Organ eines deutschen ,,Post-Oberrats” der französischen Zone umzuwandeln, wurden durch die Bildung der Bundesrepublik überholt. Bestrebungen zu überbezirklicher Zusammenarbeit treffen wir zuerst in der britischen Zone, wo unter britischer Kontrolle bereits am 30. August 1945 eine Konferenz der Präsidenten der OPDn in Hamburg stattfand. Die Weiterentwicklung führte zur „British Zone Reichspost Oberdirection” (BZRPO), die am 19. September 1945 in Bad Salzuflen ins Leben trat und zuerst nur die Fernmeldedienste, später aber auch andere Dienstzweige umfaßte. Gleichzeitig gingen die bisherigen Befugnisse der lokalen P- u. 308

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

T-Offiziere teilweise auf die P- u. T-Branch der britischen Militärregierung in Bad Salzuflen über. Ursprünglich als beratendes Organ gedacht, erhielt die BZRPO von 1946 an schrittweise mehr und mehr Anordnungsbefugnis gegenüber den OPDn der britischen Zone. Die amerikanische Militärregierung, die anfänglich die Stellung der Reichspost im Reichsgefüge verkannte, beauftragte zuerst teilweise Organe der allgemeinen Verwaltung mit der Neugestaltung der Post, daneben jedoch am 17. Juli 1945 auch die OPD München für ganz Bayern, bis sie am 30. Januar 1946 die Errichtung des „Oberdirektoriums für das Postund Fernmeldewesen” mit dem Sitz in München anordnete, das am 1. April 1946 seine Tätigkeit aufnahm. Es stand unter der Leitung des sogenannten Länderrates, dem die Ministerpräsidenten der unlängst geschaffenen Länder angehörten und der eine koordinierende Funktion für alle früheren Reichsaufgaben hatte, die von den Ländern nicht erfüllt werden konnten. In der sowjetrussischen Besatzungszone wurde durch Befehl vom 27. Juli 1945 zum 10. August 1945 eine deutsche Zentralverwaltung des Nachrichtenwesens zur Leitung des Post- und Fernmeldeverkehrs gebildet, die ihre Funktionen nach Weisung und unter unmittelbarer Kontrolle der sowjetrussischen Militärverwaltung auszuüben hatte. An ihrer Spitze stand ein Direktor. In Groß-Berlin nahm die OPD Berlin unmittelbar nach der Kapitulation des deutschen Stadtkommandanten (2. Mai 1945) unter der Kontrolle der sowjetrussischen Besatzungsmacht ihre Tätigkeit wieder auf. Am 16. Mai 1945 wurde sie dem Magistrat von Groß-Berlin, Abteilung für Post- und Fernmeldewesen, unterstellt. Nach der Spaltung der Stadt beschränkte sich ihr Einflußbereich auf die drei Westsektoren. Im Zusammenhang mit der Bildung der „Bizone” #”) wurde am 10. Oktober 1946 ein aus zunächst sechs Vertretern der Länder beider Zonen bestehender „Postrat”, später „Verwaltungsrat“ geschaffen, dessen Weisungsbefugnis die BZRPO und das Oberdirektorium am 1. Januar 1947 unterstellt wurden. Die vorgesehene „Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des amerikanischen und britischen Besatzungsgebietes” (vom 13. Februar 1948 an „Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes”) (HVPF) konstituierte sich am 6. März 1947 in Frankfurt am Main mit 101 Kräften ®). Die BZRPO und das Oberdirektorium führten bis Ende März 1947 noch Abschlußarbeiten durch und wurden dann durch die Militärregierungen aufgelöst. 67) Volkstümliche Bezeichnung des Zusammenschlusses der amerikanischen und britischen Besatzungszone. 68) Der Stellenplan sah höchstens 200 Kräfte vor. Dabei machte die BZRPO den Vorbehalt, daß diese geringe Zahl von Kräften nur tragbar wäre, wenn nach dem Vorbild des früheren Reichspostzentralamtes eine technische Behörde geschaffen würde, für die zuerst München als Sitz vorgesehen war. Anfang März 1947 wurde die Errichtung des „Post- und Fernmeldetechnischen Zentralamtes” (PFZ) in Frankfurt am Main (mit Außenstellen in Bad Salzuflen, Hamburg und München) beschlossen, nachdem die amerikanische Militärregierung gewisse Bedenken fallen gelassen hatte. Das PFZ teilte sich am 14. 3. 1949 in das PTZ, das am selben Tage seinen Sitz nach Darmstadt verlegte, und das FTZ, das sich seit dem 1. 9. 1949 ebenfalls in Darmstadt befindet. 309

F. Arnold Nach der Bildung der Bundesrepublik Deutschland wurde am 20. September 1949 der erste Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen ernannt. Er unterstellte sich am 3. Oktober 1949 die Verwaltungsorgane der bisherigen Verwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes und die Verwaltungsorgane der Postverwaltungen der Länder der französischen Zone. Gleichzeitig wurde die HVPF beauftragt, die Geschäfte des künftigen BPM wahrzunehmen. Am 1. April 1950 wurde die Bundesverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen mit der Bezeichnung „Deutsche Bundespost“ errichtet und die HVPF (nunmehr „Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen”) sowie die OPDn der französischen Zone in die Verwaltung des Bundes übergeführt. Nach einiger Zeit wurde auch das Post- und Fernmeldewesen in Berlin (West) weitgehend mit der DBP zusammengefaßt. So gingen zunächst aufgrund des $ 10 des Dritten Überleitungsgesetzes vom 4. Januar 1952 (BGBl. I, 1952, S. 1) die Einnahmen und Ausgaben der Westberliner Post vom 1. April 1951 an auf die DBP über. Nach dem Postverwaltungsgesetz, das am 1. August 1953 sowohl im Bundesgebiet als auch in Berlin (West) in Kraft getreten ist, wird das Post- und Fernmeldewesen in Berlin (West) nunmehr vom Präsidenten der Landespostdirektion Berlin (LPD) nach den Weisungen des BPMin verwaltet. Die LPD ist nach den Vorschriften des Postverwaltungsgesetzes — unbeschadet ihrer Besonderheiten, die sich aus der Rechtsstellung Berlins ergeben — organisatorisch, betrieblich und wirtschaftlich weitgehend mit der DBP verflochten.

Tabelle

7

Wiederaufnahme des Fernsprechfernverkehrs nach 1945 Von

Nach ABZ

Nach BBZ

Nach FBZ

Nach SBZ

ABZ

11. 8. — 27.9.1945 7.1.— 25.2.1946 7.1. 1946 25.2.1946

7.1.— 23.1. 1946 7.6. — 30. 8. 1945 7.1. 1946 25.2.1946

7.1.— 12.1. 1946 7.1. — 25.2.1946 7.1.1946 *) 25.2.1946

8.2. — 25.2.1946 9. 3.1946 7.1. — 25.2.1946 25. 2.1946 25. 1.1946 25.2.1946 31.1.1946 **) —_

BBZ FBZ Berlin ABZ BBZ FBZ SBZ

= = = =

Nach Berlin

Amerikanische Besatzungszone Britische Besatzungszone Französische Besatzungszone Sowjetrussische Besatzungszone

*) Je innerhalb der beiden voneinander getrennten Teile Nord und Süd der FBZ war der Fernverkehr bereits am 1. 10. 1945 wieder zugelassen worden. **) Anfänglich mit 5 Orten in der SBZ. Auf Befehl der sowjetrussischen Kommandantur vom 17. 11. 1945 wurde jedoch Ende Dezember 1946 in Berlin-Lichtenberg ein „Behördenfernamt“ mit 15 Fernplätzen für die Aufnahme von 120 Fernleitungen, 6 Meldeplätzen für die Aufnahme von 20 Meldeleitungen, Allverstärkern II, Tonfrequenzumsetzern, Gabeln und fünf 18fach WTn in Betrieb genommen. 310

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

b) Inlandsfernsprechdienst Durch das schon vor der Kapitulation Deutschlands erlassene Gesetz Nr. 76 des Obersten Befehlshabers der Alliierten Streitkräfte, das automatisch mit der Besetzung deutscher Gebietsteile in diesen in Kraft trat, war das gesamte Nachrichtennetz in Deutschland stillgelegt worden. Für die Zeit der Wiederaufnahme des Verkehrs wurde gleichzeitig die Zensur angeordnet. Das Gebot der Stillsetzung wurde in der Erklärung des Alliierten Kontrollrats vom 5. Juni 1945 wiederholt. Nach seiner Proklamation Nr. 2 vom 20. September 1945 hatten die „deutschen Behörden das gesamte deutsche Binnennachrichtennetz den Alliierten Vertretern zur Verfügung zu stellen“. Gleichwohl wurde der Fernsprechortsverkehr schon sehr bald wieder zugelassen, in der amerikanischen Zone zwischen dem 4. Mai und dem 30. August 1945, in der britischen Zone zwischen dem 8. Mai und dem 18. Juli 1945 und in Berlin Anfang Mai 1945 durch die Wiederinbetriebnahme von vier Ortsvermittlungsstellen. Über die schrittweise Wiederaufnahme des Fernsprechfernverkehrs gibt die Tabelle 7 Auskunft. 3. Internationaler Fernsprechdienst Schon von Sommer 1945 an wurden alliierte Behörden und Einzelpersonen, später auch andere, nichtdeutsche Personen zum Sprechverkehr mit dem Ausland über neugeschaltete Leitungen zugelassen. Erst am 16. Januar 1947 stimmte der Koordinationsausschuß des Alliierten Kontrollrats im Prinzip zu, den Auslandsverkehr auch wieder für Deutsche zu eröffnen. Diesen Beschluß, obgleich er noch nicht von den vier Kommandeuren als höchstem Organ des Kontrollrates sanktioniert worden war, nahm die Bizone zum Anlaß, vom 1. April 1947 wieder Deutsche zum Fernsprechverkehr mit den an die Bizone angrenzenden Ländern Belgien, Dänemark, Großbritannien und Nordirland ®), Irland ®), Niederlande und Tschechoslowakei sowie mit den über eine direkte Sprechfunklinie ?°) erreichbaren Länder Alaska, Hawaii-Inseln, Kanada, Kuba, Mexico, Puerto Rico und Vereinigte Staaten von Amerika zuzulassen. Die französische Zone zog daraufhin am 1. Mai 1947 mit der Zulassung von Deutschen zum Sprechverkehr mit Frankreich nach, an dem sich vom selben Tage an auch die Bizone beteiligte, und eröffnete ihrerseits bis zum 1. Januar 1948 den Sprechverkehr für Deutsche mit den an sie angrenzenden Ländern Luxemburg und Schweiz. Der Alliierte Kontrollrat gab erst am 1. Februar 1948 für alle vier Zonen den Sprechverkehr mit allen Ländern (außer Japan und Spanien mit ihren Besitzungen) frei, soweit die Verhandlungen mit diesen Ländern fortschritten. Die in der Bizone bestehenden Verkehrsbeziehungen wurden vom 1. Mai 1948 auch der französischen Zone zugänglich gemacht und umgekehrt, soweit das in Einzelfällen nicht schon vorher geschehen war. 69) Die direkten Leitungen nach Großbritannien verliefen über Belgien oder die Niederlande. Der Verkehr nach Irland wurde in London vermittelt. Das erste Gespräch nach Großbritannien führte Dr. Kurt Schumacher am 1. 4. 1947 mit dem britischen unabhängigen Sozialisten Fenner Brockway. 70) Die Linie Frankfurt am Main—New York wurde bis zum 1. 2. 1948 auch in Deutschland von der ATT betrieben, danach von der Deutschen Post. 311

F. Arnold Aufgrund der Kontrollratsanordnung vom 1. Februar 1948 erteilte die Alliierte Kommandantur in Groß-Berlin am 19. Februar 1948 die Erlaubnis zur Eröffnung des Auslandsfernsprechdienstes für Deutsche, begrenzte aber diese Erlaubnis auf die Länder, die über direkte Leitungen des Fernamts Berlin erreichbar waren. Daraufhin wurde am 4. März 1948 der Sprechverkehr mit Dänemark und Schweden über die Leitungen Fk 814 Berlin—Kopenhagen und Fk 1894 Berlin—Malmö eröffnet. Bis Ende 1948 kamen die Länder Norwegen, die Schweiz und die Tschechoslowakei hinzu. Dagegen kam die von der Alliierten Kommandantur angeordnete Schaltung einer Leitung nach Paris nicht zustande, auch mußte die am 4. März 1948 aufgenommene Abwicklung des Verkehrs nach Frankreich über Frankfurt am Main am 24. November 1948 wieder eingestellt werden. Schon am 27. April 1949 hatte BIPCOM ”!) die Ausdehnung des zwischenstaatlichen Fernsprechdienstes, der in den drei westlichen Besatzungszonen bestand, auf die drei Westsektoren Berlins genehmigt. Nach der Bildung der Bundesrepublik Deutschland ging die Zuständigkeit, neue Verkehrsbeziehungen zu vereinbaren und bestehende Beziehungen zu verändern, schrittweise auf das BPM über. Am 13. Februar 1950 wurde es außerdem ermächtigt, auch künftig alle im Bundesgebiet bestehenden Verkehrsbeziehungen auf die drei Westsektoren von Berlin auszudehnen. Die von 1947 bis Ende 1955 eröffneten Sprechbeziehungen zeigt die Tabelle 8. Tabelle 8 Von 1947 bis 1955 eröffnete internationale Sprechbeziehungen Wenn in Spalte Spalte 2.

3 und/oder 4 kein eigenes Datum

angegeben ist, gilt das Datum

1

2

3

4

Land

Vereinigtes Wirtschaftsgebiet oder Bundesrepublik Deutschland

Französische Besatzungszone

3 Westsektoren von Berlin

Aden Agypten Athiopien Alaska Algerien Angola Argentinien Australien Bahama-Inseln Barbados Belgien Bermuda-Inseln Bolivien Brasilien

10. 12.1954 20. 10. 1949 15.12. 1954 1. 4, 1947 5.6.1949 1. 4.1952 15. 6. 1948 1.11. 1948 15. 4. 1949 15. 4. 1949 1. 4. 1947 15. 4. 1949 1. 4. 1949 15. 5. 1948

15. 4.1949

5.7.1949 1. 9. 1949

1. 7. 1948 15. 12. 1948 1. 6. 1949

3.5.1949 10. 2. 1950 5. 7.1949 5. 7.1949 1. 5. 1949 5. 7.1949 3.5.1949 3.5.1949

15. 3. 1948 15. 3. 1949 1. 6. 1949

in

(Fortsetzung nächste Seite) 71) Bipartite Control Office, Communications Group, das Kontrollorgan für den Post- und Fernmeldedienst des Vereinigten Wirtschaftsgebietes. 312

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

noch Tabelle 8 1

2

3

4

Land

Vereinigtes Wirtschaftsgebiet oder Bundesrepublik Deutschland

Französische Besatzungszone

3 Westsektoren von Berlin

Bulgarien

21. 7.1953

1. 11. 1948 1. 4. 1949 15. 4. 1949

15. 12. 1948 15. 3. 1949 1. 6. 1949

10. 2. 1950 3.5.1949 5. 7.1949

Dänemark Dahomey Dominikanische Republik Ecuador Elfenbeinküste El Salvador Färöer Finnland Frankreich *), 2) Franz. Äquatorialafrika Franz. Somaliküste Franz. Westafrika Gabun Gambia Ghana Gibraltar Goa Griechenland Großbritannien und Nordirland Guadeloupe Guam Guatemala Guinea Haiti Hawaii-Inseln Honduras, Republik Hongkong Indien Indonesien Irak Iran Irland Island Israel *) Italien Jamaika Japan

1. 4. 1947 1. 3.1952 15. 4. 1949 15. 4. 1949 1. 3. 1952 5.5.1949 15. 9. 1954 1.1. 1949 1. 5. 1947 1:3. 1952 1. 3.1952 1. 3.1952 1. 3.1952 15. 11. 1949 15. 11. 1949 5.9.1949 1. 7.1952 31. 7.1950 1. 4. 1947 15. 3. 1953 17. 9. 1953 15. 4. 1949 1. 3.1952 15. 4. 1949 1. 4. 1947 15. 4. 1949 TOO 1.11.1948 1. 8. 1949 10. 4. 1953 15.11.1949 1. 4. 1947 31.1. 1948 15.11.1949 9.10. 1947 1. 10. 1947 1. 2. 1949

1. 5. 1948

4.3.1948

1. 6. 1949

5.7.1949 5.7.1949

1. 6.1949

5.7.1949

Ceylon Chile Costa Rica

1.5. 1949 22.8.1949

15. 12. 1949 15. 12. 1949 1. 9. 1954 15. 3. 1948

30. 8. 1949

1. 6. 1949

5.7.1949

1. 6. 1949 1. 6. 1949

5.7.1949 5.7.1949 5.7.1949

15.12.1948

10.2.1950

15. 3. 1948 15. 5. 1949 20. 2.1949 1. 6. 1949

15. 12. 1949 30. 8. 1949 1. 9. 1949 26.11.1949 10. 5. 1949 5.7.1949 14.2.1950

1) Freier Gesprächsverkehr ohne Auflagen von Frankreich in die französische Besatzungszone am 1. 3. 1948 freigegeben. 2) Der Verkehr zwischen den 3 Westsektoren von Berlin und Frankreich war vom 4. 3. 1948 bis 24. 11. 1948 ohne Beanstandungen über Frankfurt am Main abgewickelt, dann jedoch wieder gesperrt worden. 3) Nur in der Richtung von der Bundesrepublik nach Israel, Gegenrichtung am 1. 1. 1950 eröffnet. (Fortsetzung nächste Seite) 313

. Arnold noch Tabelle 8 1

a

3

4

Land

Vereinigtes Wirtschaftsgebiet oder Bundesrepublik Deutschland

Französische Besatzungszone

3 Westsektoren von Berlin

Jugoslawien Jungfern-Inseln Kamerun Kanada Britisch-Kolumbien Neufundland Kanarische Inseln Kapverdische Inseln Kenia Kolumbien Kongo (ehem. Belg.-) Kongo (Brazzaville) Korea, Republik Kuba Libanon Liechtenstein Luxemburg Madagaskar Malaysia Mali Malta Marianen-Inseln Marokko (ehem. Franz.-) (ehem. Span.-) (Tanger) Martinique Mauretanien Mexico Monaco Mosambik Nauru Neuguinea (Treuhandgeb.) Neuseeland Nicaragua Niederlande Niederländische Antillen Bonaire Niederländ. Neuguinea Niger Nigeria Norwegen Obervolta Osterreich Okinawa Pakistan Panama Papua Paraguay Persien

15. 3. 1949 1.1.1955 1. 8. 1955 1. 4. 1947 1. 4. 1947 1.1. 1950 5.9.1949 1. 4.1952 1.11. 1948 1. 4. 1949 15. 7.1949 1. 3.1952 15. 7.1949 1. 4. 1947 15. 5. 1952 s. Schweiz 4.5.1947 1. 3.1952 24. 8.1953 1. 3.1952 1.11. 1948 s. Guam 5.6.1949 15. 11. 1949 5.6. 1949 1. 3.1952 1. 3.1952 1. 4. 1947 s. Frankreich 1. 4.1952 21.1.1952 22.1.1902 1. 11. 1948 15. 4, 1949 1. 4. 1947 26. 6.1950 10. 10. 1955 1.5.1992 1. 3.1952 15. 11. 1949 10. 4. 1947 1. 3.1952 1. 9.1949 15. 6. 1953 1. 11. 1948 15. 4. 1949 21.121932 1. 4. 1949 s. Iran

1. 5.1949 10. 4. 1949 10. 4. 1949

5.7.1949 5.7.1949 1. 9.1954

15.12.1948 15. 3. 1949

10. 2.1950 3.5.1949

1. 6. 1949

1. 3. 1950 5.7.1949

1. 1. 1948

1. 5. 1949

15.12. 1948

10. 2. 1950 1. 9. 1949 1. 9.1954 1. 9. 1949

1. 6. 1949

5. 7.1949

15. 12. 1948 1. 6. 1949 15. 3. 1948

10. 2. 1950 5.7.1949 1. 5.1949

1. 5. 1948

15. 12. 1949 30. 6. 1948 2.9.1949

15. 12. 1948 1. 6. 1949

10. 2. 1950 5.7.1949

15. 3. 1949

5.7.1949

(Fortsetzung nächste Seite) 314

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

noch Tabelle 8 1

2

3

4

Land

Vereinigtes Wirtschaftsgebiet oder Bundesrepublik Deutschland

Französische Besatzungszone

3 Westsektoren von Berlin

Persischer Golf (Bahrein) Peru Philippinen Polen Portugal Azoren und Madeira Portugiesisch-Guinea Puerto Rico Reunion Rhodesien Nordrhodesien Südrhodesien Rumänien San Marino Sambia (ehem. Nordrhodesien) Sao Thomé und Principe Schweden Schweiz Senegal Siam Sierra Leone Singapur Somalia Sowjetunion Spanien Balearen Spanisch-Marokko Sudan Südafrika Südwestafrika Surinam Syrien Tanger Tansania Thailand Trinidad Tschad Tschechoslowakei Tunesien Türkei Uganda Ungarn

15. 4. 1952 1. 4. 1949 23.12. 1949 26.1.1955 1. 3.1949 1.2.1952 1. 2.1954 1. 4. 1947 15. 8. 1955

15. 3. 1949

3.5.1949 12. 2. 1950

15. 3. 1949

1. 8. 1949

1. 6. 1949

5.7.1949

s. Sambia 15. 11. 1949 1. 12. 1954 10. 5. 1949 1. 5. 1950 1. 4.1952 1. 5. 1947 1. 5. 1947 1, 3. 1952 s. Thailand 15. 11. 1949 24.8.1953 15. 3. 1955 12. 7.1955 5.9.1949 9.6.1953 s. Marokko 1. 4. 1953 1. 11. 1948 1.11. 1948 25.6.1949 17.2.1953 s. Marokko 1. 11. 1948 15. 7.1953 15. 4. 1949 1. 3.1952 1. 4. 1947 5.6.1949 5.9.1949 1.11. 1948 15. 4. 1950

Vatikanstadt Venezuela Vereinigte Arabische Republik Vereinigte Staaten von Nordamerika Zentralafrikanische Republik Zypern

12. 5. 1949 15. 10. 1950 s. Ägypten 1. 4. 1947 1.3.1952 1.9.1951

Uruguay

1.4.1949

15. 12. 1949

15. 3. 1948 1.1. 1948

4.3.1948 17. 4. 1948 15. 12. 1949

1.9.1954 1. 9. 1954 15. 12. 1948 15.12.1948

10. 2. 1950 10.2.1950 26. 6.1950

15. 12. 1948

10.2.5950 5.7.1949

15. 3. 1948

25. 3. 1948 1. 9. 1949

15.12.1948

10.2.1950

15. 3.1949

3.5.1949 10. 5. 1949

1. 5. 1948

5.7.1949

315

F. Arnold Aus Devisengründen benötigten Deutsche, die abgehend Auslandsgespräche führen wollten, eine Genehmigung, die anfänglich über die Industrie- und Handelskammer beim zuständigen Landes-Wirtschaftsministerium zu beantragen war und nach Begutachtung von JEIA”) erteilt wurde. Dagegen konnten abgehende R-Gespräche (die also im Ausland zu bezahlen waren) — soweit sie zugelassen waren — und ankommende Gespräche von jedermann geführt werden. Da das Genehmigungsverfahren einige Zeit in Anspruch nahm, kam das erste abgehende, in Deutschland zu bezahlende Gespräch erst Mitte Mai 1947 zustande. Mitte August 1947 waren von JEIA in der Bizone erst 1210 deutsche Firmen zugelassen ?°). In Berlin waren Ende 1948 erst 329 Teilnehmer aller 4 Sektoren zugelassen (Ende 1949 757 Teilnehmer). Nach der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland stellte JEIA im Dezember 1949 “*) seine Tätigkeit ein, fortan waren die Landes-Wirtschaftsministerien die Genehmigungsinstanz, bis die Alliierte Hohe Kommission einem vom Bundespostminister veranlaßten Antrage des Bundeskanzleramtes folgte und mit Schreiben vom 2. Mai 1950 das Genehmigungsverfahren zum 15. Mai 1950 aufhob. Aber auch genehmigte Auslandsgespräche waren noch mit mancherlei Auflagen versehen. So durften bis zum 15. Juni 1947 keine Handelsgeschäfte fernmündlich besprochen werden, bis zum 31. Januar 1949 waren auch Mitteilungen — selbst informatorischer Art — über deutsche Guthaben und sonstige Vermögenswerte verboten. Wegen der Zensur waren Gespräche nur in deutscher, englischer, französischer oder russischer Sprache zugelassen. Im amerikanischen Besatzungsgebiet wurde die Zensur im Herbst 1947 aufgehoben °°), im britischen Besatzungsgebiet „ruhten” die Zensurbestimmungen weitgehend. Die erhalten gebliebenen Gesprächszahlen zeigen deutlich das anfängliche Übergewicht des ankommenden Verkehrs:

Bizone Oktober 1948 November 1948 Groß-Berlin Mai 1948 Dezember 1948 Dezember 1949 Jahr 1949 Jahr 1950

abgehende Gespräche

ankommende Gespräche

32 795 38 506

42 284 47 005

201 76) 579 1613 11:357 26 400

1 345 72) 2 724 3232 35219 43 819

72) Joint Export Import Agency, das (alliierte) Vereinigte Export-Import-Amt. 73) Davon in Niedersachsen 66, Hamburg 18, Nordrhein-Westfalen 642, Schleswig-Holstein 40, Bremen 134, Bayern 75, Hessen 79 und Württemberg-Baden 156. 74) Vfg der HVPF vom 13. 12. 1949. 75) Vfg der HVPF vom 11. 10. 1947. 76) Davon 77 aus dem sowjetrussischen Sektor. 77) Davon 261 aus dem sowjetrussischen Sektor. 316

Entwicklung 4. Internationale

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Aktivitäten

Einer Anregung der Vereinigten Staaten folgend, veranstaltete die Sowjetunion 1946 in Moskau eine 21tagige Zusammenkunft der „Big Five“, um die nächste Konferenz der Regierungsbevollmächtigten vorzubereiten 75), zu der dann im Sommer 1947 in Atlantic City 600 Delegierte aus 76 Ländern zusammentraten. Deutschland war an dieser Konferenz nicht beteiligt, die am 2. Oktober 1947 mit der Unterzeichnung eines neuen Internationalen Fernmeldevertrages endete. Neben der Schaffung eines Verwaltungsrates brachte er zum ersten Mal in der Geschichte der Union einen Artikel über die Mitgliedschaft, der sich bis heute auch in den Nachfolgeverträgen gehalten hat. Mitglieder der Union sind demnach: 1. die in einer dem Vertrag beigegebenen Liste aufgeführten Länder, 2. nicht dort aufgeführte Länder, die aber Mitglied der Vereinten Nationen werden und dem Vertrag beitreten und 3. nicht aufgeführte Länder, die auch nicht Mitglied der Vereinten Nationen sind, wenn ihrem Beitrittsgesuch von zwei Drittel der Mitglieder zugestimmt wird. Für Deutschland waren im Zusatzprotokoll II erleichterte Bedingungen für einen späteren Beitritt zum Vertrag von Atlantic City vorgesehen. Da er am 1. Januar 1949 in Kraft trat, und mit ihm die neuen Bestimmungen über die Mitgliedschaft in der Union, war Deutschland mit Ablauf des Jahres 1948 aus der Internationalen Fernmelde-Union ausgeschieden. Die Bundesrepublik Deutschland trat dem Vertrag von Atlantic City und damit der Internationalen Fernmelde-Union durch Gesetz vom 29. Januar 1952 79) bei und setzte den Vertrag für das Bundesgebiet am 17. April 1952 in Kraft 8°), Der nächste Internationale Fernmeldevertrag Buenos Aires vom 22. Dezember 1952 sah bereits wieder auch deutsche Unterschriften. Nach Ratifizierung durch Gesetz vom 27. Januar 1955 *") trat er für die Bundesrepublik Deutschland am 26. Juli 1955 in Kraft 2). Neue, auf der Verwaltungskonferenz ®?) der Union 1949 in Paris beschlossene Vollzugsordnungen ersetzten ihre Vorgängerinnen von 1938. Atlantic City befaßte sich auch eingehend mit der Organisation der CCI. Waren sie bisher zwar von der Union anerkannt, aber doch verhältnismäßig selbständig und finanziell unabhängig, so wurden sie bei Inkrafttreten des Vertrages am 1. Januar 1949 als ständige Organe in die Inter78) Damit wiederholten sich die Vorgänge nach dem Ersten Weltkrieg, nur waren diesmal China, Frankreich, Großbritannien, die UdSSR und die USA beteiligt (s. Fußnote 22). 79) BGBl II S. 241. 80) Bekanntmachung vom 10. 5. 1952, BGBI II S. 516. 81) BGBI II S. 9. 82) Bekanntmachung vom 20. 8. 1955, BGBI II S. 884. Uber den Geltungsbereich des Internationalen Fernmeldevertrages s. Bekanntmachung vom 20. 10. 1959, BGBl II 5,712975 83) Neuschöpfung in Atlantic City. Ihre Aufgabe ist die Behandlung der Vollzugsordnungen. 317

F. Arnold nationale Fernmelde-Union eingegliedert. Vorher schon hatten 1945 in London und 1946 in Montreux die 13. und 14. Vollversammlung des CCIF stattgefunden, nun folgten die 15. Vollversammlung 1949 in Paris und die 16. Vollversammlung 1951 in Florenz, alle noch ohne deutsche Beteiligung. Im Hinblick auf die für Fernsprechen und Telegrafie grundsätzlich gleichen technischen Probleme begannen 1947 (Atlantic City) Bestrebungen, die beiden zuständigen CCI zusammenzulegen, aber der Verwaltungsrat fällte diese Entscheidung erst 1955. Das neue Gremium führt die Bezeichnung „Comite Consultatif International Télégraphique et Téléphonique” Cr). 5. Regelungen

in der Bundesrepublik Deutschland

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 bestimmt, daß dem Bund die ausschließliche Gesetzgebung über das Fernmeldewesen zusteht (Art. 73 Nr. 7) und das Post- und Fernmeldewesen in bundeseigener Verwaltung mit eigenem Verwaltungsunterbau zu führen sind (Art. 87 Abs. 1). Dazu bestimmt das Gesetz über die Verwaltung der Deutschen Bundespost (Postverwaltungsgesetz) vom 24. Juli 1953 °°) die Mitwirkung eines Verwaltungsrates bei der Beschlußfassung über die Bedingungen für die Benutzung der Einrichtungen des Fernmeldewesens einschließlich der Gebührenbemessung. Die für das Fernsprechwesen maßgebliche Benutzungsverordnung war die Fernsprechordnung vom 24. November 1939 in der durch eine Reihe von Verordnungen geänderten Fassung. B. Internationale Fernsprechleitungen und Betriebsmittel 1. Internationale Leitungen a) Netz der Deutschen Bundespost

(DBP)

War vor dem Kriege das deutsche Netz zentral auf Berlin ausgerichtet gewesen, so ergab sich nun die Notwendigkeit, die Nord-Süd-Richtung erheblich zu verstärken. Dazu boten sich die Breitbandkabel 503 Hamburg— Masendorf—(Berlin) und 504 Frankfurt a. M.—Geismar—(Berlin) an, wobei die Lücke zwischen Geismar und Masendorf durch Aufnehmen und Wiederauslegen der übrigen Breitbandkabel in der britischen Besatzungszone geschlossen wurde. Das so entstandene Kabel 503/512 Hamburg—Hannover, mit Einrichtungen für 120 Kanäle versehen, wurde im Juli 1947 mit den ersten 22 Leitungen beschaltet. In dem Ende 1948 in Betrieb genommenen Kabel 504/513 Frankfurt a. M.—Hannover, das ebenfalls mit Einrichtungen für 120 Kanäle bestückt war, waren zur Jahreswende 1948/49 70 Leitungen im Betrieb. Nach erstmaliger Beschaltung der Beipackadern %) auf der Strecke Frankfurt a. M.—Hannover im Sommer 1949 wurde die Gesamtverbindung Frankfurt a. M.—Hamburg 1951 auf 300 Kanäle aufgestockt. Ebenfalls 1951 wurden zwischen Düsseldorf und Köln etwa 85 km Vor84) Erste Vollversammlung im Dezember 1956. 85) BGBl I S. 676, am 1. 8. 1953 in Kraft getreten. 86) Kabelform 5/18 (Durchmesser der Innen- und Außenleiter), Vorkriegsbezeichnung 27 f. Alle Kabelnummern der Breitbandkabel wurden später um 100 herabgesetzt. 318

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

kriegs-Breitbandkabel durch die DFKG wieder ausgelegt. Das zwischen München und Stuttgart vorhandene 8paarige Tragerfrequenzkabel wurde 1950/51 für die Beschaltung mit einer Sekundärgruppe je Paar hergerichtet. Die britischen Armeekabel 601, 602 und 605 wurden im Juli 1947 durch Verkürzung der ACT-Systeme Minden—Venlo in Minden—Wesel zu deutschen Kabeln, die vorübergehend auch Zivilleitungen führten, später aber aufgegeben wurden, als sie von der DBP übernommen werden sollten. Dem Zwang der geografischen Verhältnisse folgend hatte das CCIF schon 1946 in Montreux die baldige Wiedereingliederung Deutschlands in das internationale Leitungsnetz empfohlen. Im selben Jahr noch begann daher die BZRPO mit der Planung eines deutschen Weitverkehrs-Fernkabelnetzes mit Stromkreisen hoher Übertragungsgeschwindigkeiten. Angesichts des nach dem Wiederaufbau zu erwartenden großen Leitungsbedarfs konnten dabei, auch in Übereinstimmung mit dem CCIF, nur symmetrische oder koaxiale Trägerfrequenzkabel in Frage kommen. Parallel zu den mit der Industrie aufgenommenen Beratungen über den zweckmäßigsten Kabelaufbau und die Verstärkersysteme wurde 1948/49 das bestehende Fernkabelnetz auf Trägerfrequenz-Eignung untersucht. Es zeigte sich, daß entspulte und zusätzlich ausgeglichene Leitungen trägerfrequent bis zu 120 kHz ausnutzbar waren, darüber hinaus jedoch Ausgleichschwierigkeiten entstanden. Wegen der fast vollständigen Belegung der Fernkabel schied ihre Heranziehung zur Bildung des neuen Netzes ohnehin grundsätzlich aus. Man entschied sich daher 1949 zur Schaffung eines TrägerfrequenzWeitverkehrsnetzes in Form einer Achterschleife mit dem Kreuzungspunkt Frankfurt a.M., das teilweise aus neuen symmetrischen 24paarigen Kabeln, teilweise aus den Breitbandkabeln der Vorkriegszeit bestehen sollte. Die neuen zweigleisigen Kabel vom Typ 24 b ermöglichten beim Einsatz einer Sekundärgruppe je Paar die Schaltung von 1440 Leitungen. Durch Vermittlung der französischen Besatzungsmacht wurde der Vollversammlung des CCIF in Paris noch Ende Juli 1949 der Plan für dieses neue Netz mitgeteilt, wobei Frankreich und die Schweiz sogleich lebhaftes Interesse für den Anschluß an dieses Netz zeigten. Die Auslegung der neuen Kabel-Acht begann am 27. März 1950 mit der Strecke Frankfurt a. M.-Mannheim—Karlsruhe, auf der nach einer Reihe von Versuchen die erste Sekundärgruppe am 10. August 1951 dem Betriebe übergeben werden konnte. Von diesem Kabeltyp wurde bis Ende 1955 eine Strecke von 892,5 km ausgelegt. Mit Rücksicht auf die Übertragung eines Fernsehbildes begann man 1954 8°) mit der Auslegung eines aus einem symmetrischen und einem koaxialen Teil kombinierten Kabels der Form 17, das in seinem symmetrischen Beipack die Schaltung von 1920 Leitungen ermöglicht. Als sich später herausstellte, daß für das Fernsehen die Übertragung über Richtfunk vorzuziehen war, konnte der KoaxialVierer noch zusätzlich mit 960 Kanälen belegt werden. Von diesem Kabeltyp wurden bis Ende 1955 991,7 km Strecke ausgelegt. Für Strecken, auf 87) Versuchsstrecke Niirnberg—Wiirzburg. 319

F. Arnold denen keine Fernsehiibertragung in Frage kam, wurde 1953 die Kabelform 14 eingeführt, ein symmetrisches Kabel mit 1680 Kanälen, das im Gegensatz zum papierisolierten Kabel 24 mit Styroflex isoliert war. Von ihm wurden bis Ende 1955 insgesamt 187,0 km Strecke ausgelegt °°). So war es bis Ende 1955 gelungen, nicht nur die Achterschleife, sondern auch die ersten Vermaschungen und vor allen Dingen den Anschluß an die sechs Nachbarländer Belgien, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich ®°) und die Schweiz herzustellen. Die während des Krieges errichteten Dezimeterlinien vom Feldberg (Taunus) nach Bremen, München und Nürnberg wurden 1947 von der Deutschen Post übernommen und 1948 weiter ausgebaut. Nachdem 1950 zwei neue Linien Frankfurt a. M.—Stuttgart hinzugekommen waren, bestanden insgesamt 10 Linien mit rund 120 Kanälen, darunter allein 5 Linien nach Torfhaus und Bocksberg im Harz zum Anschluß nach West-Berlin. Waren anfänglich noch die Wehrmachtgeräte Rudolf und Michael eingesetzt, so wurden sie nach und nach durch PPM 24-Geräte ®°) ersetzt. Neben zwei Versuchslinien (Darmstadt und Mannheim) bestanden 1951 vom Feldberg (Taunus) aus insgesamt acht Linien nach Bremen, Bonn (2), Düsseldorf, München (2), Nürnberg und Torfhaus (für Berlin). West-Berlin wurde im Dezember 1948 mit einer 8kanaligen UKW-Verbindung nach Torfhaus an das Richtfunknetz angeschlossen, die bereits im Januar 1949 auf 16 Kanäle aufgestockt und im Frühjahr 1950 auf 3 Linien mit 45 Kanälen erweitert wurde. 1951 kam eine 15kanalige Verbindung Berlin— (Höhbeck)—Hamburg hinzu. Mit dem Baubeginn für Fernmeldetürme wurde 1952 der Grundstein für den enormen Ausbau der Richtfunklinien gelegt, der zwar in erster Linie dem Fernsehen diente, in starkem Maße aber auch dem Fernsprechen zugute kam. Die erste dieser frequenzmodulierten 6 MHz-Linien wurde am 23. Dezember 1952 zwischen Hamburg und Köln eröffnet. 1954 war das Richtfunknetz der DBP schon 3600 km lang. In der britischen Zone wurde das nach Norden ausgewichene Schaltsachgebiet Nordwest des RPZ ?'!) am 23. Juni 1945 beim Hauptquartier der britischen Rheinarmee eingesetzt und in Bad Salzuflen stationiert, um unter britischer Aufsicht die Fernkabel und Verstärkerämter der britischen Zone zu beschalten. Dort bestanden Ende 1947 6037 Fernsprechleitungen, davon etwa 25 v.H. Militärleitungen. In diesem Jahr wurden insgesamt 10 381 Schaltaufträge herausgegeben, wobei allerdings allein 3170 Aufträge Berichtigungen und kleinere Umschaltungen betrafen, ein Zeichen, wie das Netz durch die Kriegsereignisse und die anschließenden Eingriffe der Be88) Zuerst Limburg —Trier. 89) Das Vorkriegskabel 510, neue Nummer 410. 90) 24 Kanäle mit Phasenpulsmodulation. 91) Anfang November 1944 von Berlin nach Parchim (Mecklenburg) ausgewichen, am 20. 4. 1945 nach Tremsbüttel bei Hamburg, am 1. 5. 1945 zur RPD Hamburg. Seit der Kapitulation in seiner Tätigkeit auf die Bezirke Hamburg, Kiel und Schwerin beschränkt, kam es auf einen Vorschlag von Dr. Lennertz (früher Leiter der Luftnothilfe) vom 7. 6. 1945 an die britische Armee hin nach Bad-Salzuflen. Zuerst personell der RPD Münster unterstellt (1. 9. 1945), bildete es vom 2. 1. 1946 an einen Teil der BZRPO. 320

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

satzungsmacht verschaltet worden war. Der Anteil der Aufträge für Militärleitungen war größer als dem prozentualen Verhältnis zum Gesamtleitungsbestand entsprach, ein Zeichen für größere Bewegung im Militärnetz. Insgesamt hatte er aber sinkende Tendenz, hervorgerufen durch die erhebliche Zunahme der Zivilleitungen: Zeitraum

Schaltaufträge insgesamt

davon für Militär (in v. H.)

Sept. — Dez. 1947 1. 2. 1948 — 20. 1. 1949 21. 1. 1949 — 20, 2. 1950

3498 11 806 14 287

37,0v.H. 31,0 v. H. 27,5 v. H.

In der amerikanischen Zone wurden am 1. Januar 1947 fast alle Fernkabel und Verstärkerämter von der Besatzungsmacht der Deutschen Post übergeben. Im Laufe des Jahres übernahm sie außerdem die Drehkreuzachsen der ehemaligen Wehrmacht und die amerikanischen Freileitungen, die die Truppe gebaut hatte. Ende 1947 bestanden 4281 Fernsprechleitungen, davon etwa 27 v.H. Militärleitungen. Das in Frankfurt a. M. befindliche Schaltbüro hatte in diesem Jahr 9384 Schaltaufträge zu fertigen. In der französischen Zone ein Schaltreferat angesiedelt.

hatte sich beim

Bis Ende 1955 waren Darmstadt übergesiedelt.

jedoch

Am 1. Oktober tungen °”):

bestanden

1955

DPZ

in Rastatt

alle drei Schaltreferate folgende

vom

FTZ

zum

14 010 11 240 ( 430 ( 760 ( 1580 (

70,5 v.H.) 2,7v.H.) 2,7v.H.) 9,8v.H.)

Auslandsleitungen davon Öffentliche Sprechleitungen WT-Grundleitungen Dienstleitungen Militärleitungen

1930 17250.1.. 20.1: 705: 540 (

2,88. EL} 0,8 v. HL) 0,5:V..E.) 3,5 v.H.)

b) Grenzüberschreitende

FTZ

geschaltete

Inlandsleitungen davon Öffentliche Sprechleitungen WT-Grundleitungen Dienstleitungen Militärleitungen

Gesamt

ebenfalls nach Lei-

15 940 (100,0 v. H.) Leitungen

Bei den ersten grenzüberschreitenden Zivilleitungen handelte es sich um umgewandelte Militärleitungen. So waren die Leitungen Hamburg— London 1 bis 3 bereits im Juli 1945 als Militärleitungen in Betrieb genommen worden. Dann jedoch wurden Zivilleitungen eigens neu geschaltet. Das Ausmaß der Neuschaltungen geht aus Tabelle 9 hervor. 92) Ohne die Leitungen innerhalb eines Hauptamtsbereiches den OPDn im Bezirksnetz geschalteten Leitungen.

21 Fernmeldewesen

und ohne die von

321

F. Arnold Tabelle 9 Von 1947 bis 1955 geschaltete Auslandsleitungen Versuch einer Rekonstruktion aus den noch vorhandenen Unterlagen. Von den am 1. 10. 1955 nach Angaben des FTZ bestehenden 1250 Auslandsleitungen konnten 1123 ermittelt werden. Angegeben sind Neuschaltungen — Aufhebungen (soweit ermittelbar) = Bestand. Land Belgien Danemark Finnland Frankreich Großbritannien Italien Jugoslawien Luxemburg Niederlande Norwegen Österreich Polen Schweden Schweiz Spanien Tschechoslowakei UdSSR Ungarn

1947

1948

5 9 — 11 16 1 —_ as 12 1 — — — 4 — 4 — — 63

29 6 _ je 22 —_ —_— 4 17 — — 34 — 1 — — 124

1949 9 _ — 10 6 3 1 — 43 — 15 — — 33 aa — — — 120

1950

1951

7 6

5 4

1952

1953



6 2

— 18 -8*) 3 — — 35 — 15 — 5 11 —_ _ — 1

_ 43 — 13 == — 15 —_ _— — —

6 2; 12 12 2, 1 3 26 2 10 — 7 11 — a — ==

93

99

94

= 9 6 2 2

5 13 2 25 — 11 19 u 40 _ — 46 — — — — 164

1954 ps 9 ae 26 9 2 _ 2 15 8 — 6 9 — 1 — 89

1955 43 2 tice 39 17 — 2 1 88 2; 20 2 1 55 2 1 1 1 277

zusammen 1123 Leitungen **) *) Durch die Freischaltung des Fernamts Minden von Auslandsleitungen iiberwog in diesem Jahr die Zahl der Aufhebungen. **) Die Leitungen nach dem Saarland blieben hier unberiicksichtigt. Daraus erklärt sich der größte Teil des Unterschieds gegenüber dem Stande von 1250 Leitungen am 1. 10. 1955. Der Ausfall Deutschlands hatte in die internationalen Durchgangsbeziehungen eine empfindliche Lücke gerissen, die insbesondere die Wiederherstellung von Nord-Süd-Beziehungen erheblich beeinträchtigte. So hatte z.B. Österreich zwar bis Ende 1946 schrittweise den Verkehr mit dem europäischen Ausland wieder aufnehmen können, „jedoch nicht mit den Nordstaaten, die über Deutschland zu erreichen sind”. Die Schweiz war in einer ähnlichen Lage, sie hatte zwar am 12. September 1946 den Verkehr mit Dänemark wieder eröffnet, aber auf dem Wege über Paris. Nach Stockholm betrieb sie seit dem 27. November 1945 eine Sprechfunkverbindung. Es konnte daher nicht ausbleiben, daß sich die betroffenen europäischen Verwaltungen immer dringlicher an den Alliierten Kontrollrat in Berlin mit der Bitte wandten, durch Deutschland wieder Transitbeziehungen zuzulassen. Dieser gab schließlich gegen Ende 1946 seine Zustimmung: 322

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

“Le Comité des télécommunications et des postes relevant de l’Autorite alliée de contröle en Allemagne a fait connaitre que ladite Autorite de contröle a autorise l’ouverture de circuits téléphoniques et telegraphiques en transit a travers le territoire allemand. Les circuits demandés par les diverses administrations, et que l’Autorit& de contröle a acceptés, devaient étre installés et mis en service 4 compter du 16 décembre 1946, ou a une date postérieure aussi rapprochée que possible et dans la mesure permise par les conditions techniques” ®). Die erste nach dem 16. Dezember 1946 zur Verfiigung gestellte Transitleitung war Stockholm—Zürich 1, die am 17. Januar 1947 in Betrieb genommen wurde. Über sie eröffnete die Schweiz am 22. Januar 1947 den Verkehr mit Schweden °*) und Norwegen. Bis zum 1. April 1947, dem Zeitpunkt, zu dem — wenn auch mit erheblichen Einschränkungen — erstmalig wieder Deutsche zum Sprechverkehr mit dem Ausland zugelassen wurden, bestanden schon wieder 21 Transitleitungen. Es war also der Transitverkehr vor dem Endverkehr aufgenommen worden, eine Tatsache, die unter normalen Umständen in den internationalen Fernsprechbeziehungen nicht denkbar ist und auch wohl nur durch die besonderen Verhältnisse in Deutschland erklärt werden kann °°). Bis Ende 1947 waren schon wieder 50 Durchgangsleitungen durch Deutschland im Betrieb, 1948 kamen 25 hinzu, 1949 weitere 14 und bis Ende 1950 war das erste Hundert erreicht. Damit war der Stand vom 1. Oktober 1938 (86 Leitungen) bereits überschritten. Im Überseedienst standen vom 1. April 1947 an Kurzwellen-Sprechwege zwischen Frankfurt a. M. und New York zur Verfügung, die jedoch erst im August und September 1947 mit dem öffentlichen Netz verbunden werden konnten ®). Je zwei Kurzwellen-Sprechwege waren seit dem 15. Mai bzw. 15. Juni 1948 mit Brasilien bzw. Argentinien im Betrieb, seit dem 20. Mai 1952 ein Sprechweg mit Ägypten. Vom 23. Dezember 1949 bis zum 15. Dezember 1950 bestand außerdem eine Verbindung mit den Philippinen. 93) Journal des telecommunications 1947, S. 33. 94) Die Sprechfunkverbindung wurde am Tage darauf aufgehoben. 95) Vom Standpunkt der Alliierten aus war der Fernsprechverkehr mit dem Ausland längst wieder aufgenommen, nur waren eben Deutsche dazu nicht zugelassen. So verzeichnet der Schweizerische Geschäftsbericht für 1946 eine nicht unerhebliche Anzahl von Gesprächen nach und von Deutschland. Die vorzeitige Zulassung des zivilen Durchgangsverkehrs erklärt sich auch daraus, daß er ausschließlich Forderungen einbrachte, die in Devisen beglichen werden konnten. 96) Schon im Herbst 1946 hatte die ATT begonnen, in verschiedenen Städten besondere Überseesprechstellen einzurichten, die durch besondere Leitungen mit der Betriebszentrale in Frankfurt a. M. verbunden waren und von denen aus Gespräche mit den Vereinigten Staaten anfangs ausschließlich geführt werden konnten. Am 15. 6. 1947 bestanden solche Stellen in Bremen, Frankfurt a.M., Heidelberg, Kassel, Minden, München, Nürnberg, Stuttgart und Wiesbaden. Am 1. 7. 1947 kamen Düsseldorf und Hamburg hinzu, während die Bremer Stelle nach Bremerhaven verlegt wurde. Das im Februar 1948 aus 22 Leitungen bestehende besondere Inlandsnetz der Übersee-Betriebszentrale in der Eschersheimer Landstraße wurden bis Sommer 1948 in das allgemeine Fernleitungsnetz eingegliedert. Die am 1. 2. 1948 von der ATT übernommene Betriebszentrale wurde am 15. 8. 1948 in den Hangar des ehemaligen Feldflughafens Eschborn und am 1. 9. 1952 in den Hansabau an der Zeil verlegt. Die Zahl der seit Anfang 1952 im Dauerbetrieb arbeitenden KurzwellenSprechwege war bis dahin auf 12 angestiegen. er

323

F. Arnold Aber auch im Europadienst wurden Kurzwellen-Sprechwege richtet, am 26. Mai 1953 zwischen Hamburg und Ankara und am 1955 zwischen Hamburg und Athen.

einge1. Juli

Anfänglich mußten alle Leitungen vom Alliierten Kontrollrat genehmigt werden, nach seiner Funktionsunfähigkeit dann von PROCOM °”). Vom 1. August 1948 an durfte jedoch die Deutsche Post den Ausbau des Leitungsnetzes nach allen Ländern, mit denen bereits unmittelbare Leitungen bestanden, selbständig vornehmen. Im Durchgangsdienst war die Deutsche Post vom 1. Oktober 1948 an ermächtigt ®), über technische und betriebliche Einzelheiten für die vorher von PROCOM, später durch die Alliierte Hohe Kommission grundsätzlich genehmigten Leitungen selbst mit den ausländischen Verwaltungen zu verhandeln. 2. Betriebsmittel a) Fernämter Nach Kriegsende mußten für den Wiederaufbau zerstörter Fernämter häufig Bauteile von Militär-Vermittlungseinrichtungen verwendet werden, die in Form des nach dem Baukastenprinzips zusammengesetzten Feldklappenschranks 16 (Fk 16) zur Verfügung standen. Für den Endverkehr wurden Fk 16 W und Fk 16 W1 eingesetzt, ersterer ermöglichte die Wahl nur über die Verbindungsschnur, letzterer über beide Schnüre. Für die Herstellung von Durchgangsverbindungen an endverstärkten Leitungen waren die Fk 16/36 und die Fk 36 hergerichtet worden, wobei die Fk 36-Plätze ohne besondere Anpassung mit F 36-Plätzen zusammenarbeiten konnten. Dann jedoch wurde zur Anpassung an die Schaltkennzeichen des Wählsystems 50 die Fernschrankschaltung F 36/50 entwickelt, die sich von der Schaltung des F 36 u. a. dadurch unterschied, daß die Anschaltung von Zahlengebern an Stelle von Nummernscheiben vorgesehen wurde und daß der Gesprächszeitmesser nunmehr auch von Schlußzeichen aus der Verbindungsschnur stillgesetzt wurde (beim F 36 nur aus der Abfrageschnur). Die Auslandsfernämter bildeten in dem Berichtsabschnitt ein buntes Sammelsurium von Fernschranktypen, je nach den geretteten und wiederhergerichteten Einrichtungen. In Hamburg z.B. wurde unter Benutzung der noch vorhandenen Übertragungen eine eigene Technik entwickelt und mit ihr am 28. April 1951 das damals größte Fernamt des Bundesgebietes mit mehr als 350 schrankartigen Plätzen in Betrieb genommen. Die Industrie entwickelte bereits 1953 die ersten Wählerferntische, die in das künftig vierdrähtig durchzuschaltende Netz organisch eingegliedert werden sollten und nach neuesten arbeitspsychologischen Erkenntnissen gestaltet wurden, die jedoch bis zum Ende des Berichtsabschnittes im Bundesgebiet nicht mehr eingesetzt wurden. Am 27. April 1950 bestanden insgesamt 429 Fernämter. Davon waren bis Ende 1955 47 aufgehoben worden. In 64 Fernämtern endeten Auslandsleitungen, Ende 1955 noch in 52 Fernämtern. 97) Provisional Posts and Telecommunications Commission and French Area of Control in Germany, Sitz Frankfurt a. M. 98) Journal des télécommunications 1948, S. 384. 324

for

the

US,

UK

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

b) Verstärker Die Erscheinungsform der Bauweise 32 hatte sich über die letzten 20 Jahre kaum geändert, die innere Struktur der Geräte aber entwickelte sich infolge der wachsenden Verwendung kleinerer Bauelemente von der Becherbauweise zur Baugruppenbauweise, die während des Krieges durch Nachrichtengeräte für bewegliche Netze initiiert wurde, Geräte, die leicht transportierbar, schüttelfest und an Ort und Stelle bei geringem Zeitaufwand zusammengebaut werden sollten. Über die Bauweise 50 entstand so die Bauweise 52, deren äußere Kennzeichen Schränke mit Türen sind, die einzeln oder reihenweise im Gruppenrahmen Rücken an Rücken stehen. Die Abmessungen sind entweder vom CCITT empfohlen oder durch DINNorm festgelegt. Obgleich schon abzusehen war, daß der Fernsprechweitverkehr infolge der Entwicklung der Trägerfrequenztechnik in immer kleinerem Maße das alte niederfrequente Fernkabelnetz benutzen würde, war es mit Rücksicht auf die Bauweise 52 doch noch notwendig, 1952 einen Allverstärker III einzusetzen. c) Trägerfrequenzgeräte Bei den symmetrischen Trägerfrequenzkabeln vom Typ 24 konnten ausreichende Nebensprechdämpfungswerte bis etwa 250 kH erreicht werden. Für sie wurde daher das V 60-System für 60 Kanäle mit 4 kHz Trägerabstand im Übertragungsbereich von 12 bis 252 kHz und einem Verstärkerabstand von 18 km entworfen. Bei dem symmetrischen Beipack des Koaxialkabels vom Typ 17 reichten die Nebensprechdämpfungswerte bis etwa 550 kHz aus. Für die Ausnutzung dieser Kabel wurde das V 120-System mit einem Verstärkerabstand von ebenfalls 18 km entwickelt, dessen zwei Sekundärgruppen die Frequenzbereiche von 12 bis 252 kHz und von 312 bis 552 kHz belegten. Die große Frequenzlücke zwischen den beiden Sekundärgruppen erlaubte mit einer relativ einfachen Trennweiche unterwegs eine Sekundärgruppe abzuzweigen, ihren Frequenzbereich aber dennoch auf der weiterführenden Leitung mit einer weiteren Sekundärgruppe wieder zu belegen. Daneben wurde auf der aus Vorkriegs-Koaxialkabeln zusammengesetzten Strecke Frankfurt a. M.-Hannover—Hamburg das B 200System betrieben, das bei einem Verstärkerabstand von 36 km 200 3 kHzKanäle im Bereich 90 bis 690 kHz übertrug und später durch Aufstockung um 100 Kanäle im Bereich 720 bis 1020 kHz zum B 300-System wurde. d) Fernwahleinrichtungen Die Trägerfrequenzsysteme V 120 wurden mit systemeigener Wahl ausgestattet, für die die Signalfrequenz 3850 Hz verwendet wurde. Die Wählzeichen konnten jedoch immer nur abschnittsweise übertragen werden. Zur Überbrückung großer Entfernungen sowie auf Trägerfrequenzkanälen ohne systemeigene Wahl (V 60-System) wurde Tonwahl mit einer Zeichenfrequenz von 3000 Hz eingesetzt. Trotz des höheren Aufwandes an Schaltmitteln war sie der systemeigenen Wahl überlegen, weil bei ihr die Schaltkennzeichen ohne Umsetzung übertragen wurden, während bei der systemeigenen Wahl die Umsetzung der Zeichen in jeder Schaltstelle 325

F. Arnold die Zeichengabe verzögerte und außerdem sich etwaige Verzerrungen der Einzelabschnitte addierten. Die erste halbautomatische Auslandsbeziehung (,,Beamtinnenfernwahl“) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg am 8. Februar 1951 zwischen Lörrach und Basel mit je 3 abgehenden und ankommenden Leitungen sozusagen wieder eröffnet. In derselben Beziehung folgte am 3. September 1955 die erste vollautomatische Verkehrsbeziehung der Bundesrepublik Deutschland überhaupt. Am 25. September 1953 wurden zwischen Aachen und Maastricht in jeder Richtung 4 halbautomatische Leitungen in Betrieb genommen. Die Verkehrsbeziehung Diisseldorf—Venlo folgte am 22. Januar 1954. Am selben Tage wurden außerdem zwischen Kaldenkirchen, Krefeld und Mönchengladbach einerseits, Venlo andererseits eine kleinere Anzahl von Leitungen auf Halbautomatik umgestellt. Zur Vorbereitung eines vollautomatischen Grenzverkehrs wurden am 6. Oktober 1955 zwischen Traunstein und Salzburg zwei Versuchsleitungen mit 50 Hz-Wahl in Betrieb genommen. Alle diese Leitungen dienten jedoch der Abwicklung des Grenzverkehrs, meistens in 50 Hz-Wahl. Für den halbautomatischen Weitverkehr wurden die ersten Versuchsleitungen (je eine in jeder Richtung) am 5. bzw. 8. November 1954 zwischen Rotterdam und Düsseldorf bzw. Amsterdam und Düsseldorf in Betrieb genommen. C. Internationale Gesprächsarten Alliierte Behörden und Einzelpersonen sowie Nichtdeutsche durften vom 1. April 1947 an gewöhnliche und dringende Staats- und Privatgespräche, dringende Luftgespräche und (im Überseedienst) Gespräche von Person zu Person in das Ausland führen, Deutsche nur „gewöhnliche Privatgespräche”. In der französischen Besatzungszone kamen schon am 1. Mai 1947 „dringende Privatgespräche“ hinzu, in der Bizone erst am 9. November 1949. „R-Gespräche” wurden wegen der Devisenknappheit zuerst nur in abgehender Richtung, also im Ausland zahlbar, zugelassen, im Verkehr mit Europa am 15. Januar 1948 (Dänemark), im Verkehr mit Übersee am 15. Juni 1947 (USA). In beiden Richtungen wurden R-Gespräche erstmals am 7.Juni1951 möglich (Italien)®**). Die weitere Reihenfolge lautete: „V-Gespräche” am 21. Juni 1948 (Großbritannien und Nordirland), „Auskünfte“ am 24. November 1948 (Schweden), „Monats- und Wochengespriche” am 12. Mai 1949 (Großbritannien und Nordirland) und „XPGespräche” am 15. August 1949 (Belgien). Der Bundespräsident und die Mitglieder der Bundesregierung wurden am 17. September 1949 zu gewöhnlichen und dringenden „Staatsgesprächen” zugelassen. Im Sommer 1951 wurden die bei den Fernämtern Berlin-West und Frankfurt a. M. bestehenden Sammelferngesprächseinrichtungen auch dem Auslandsdienst zugänglich gemacht; „Sammelferngespräche” wurden zuerst am 7. Juni 1951 mit Italien zugelassen. Vorher schon, am 1. Mai 1950, waren deutsche Teilnehmer zu Sammelferngesprächen mit Australien über eine dortige Einrichtung zugelassen worden. „Festzeitgespräche” wurden nach dem Kriege erstmals am 1. Juli 1950 im Verkehr mit Dänemark wieder eingeführt. Mit 98 a) Die Befugnis, R-Gespräche in beiden dem BPM erst am 31. 5. 1951 übertragen. 326

Richtungen

zu

vereinbaren,

wurde

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

der Wiederzulassung von ,,Blitzgespriichen” mit einer Reihe von Ländern am 1. September 1955 war der Vorkriegskatalog an zugelassenen Gesprächsarten wieder hergestellt. „Dringende Luftgespräche” waren am 1. Juli 1950 mit dem Inkrafttreten der Vollzugsordnung 1949, Paris, weggefallen, ohne für deutsche Teilnehmer Bedeutung erlangt zu haben. Dieselbe Vollzugsordnung führte „Notgespräche“ ein, die „den Schutz des menschlichen Lebens auf See oder in der Luft“ betrafen und unbedingten Vorrang vor allen anderen Gesprächen hatten. Im Verkehr mit Ungarn wurden sie bereits am 15. April 1950 aus Anlaß der Wiedereröffnung der Beziehung zugelassen, sonst allgemein am 1. Juli 1950. Der Internationale Fernmeldevertrag Buenos Aires 1952, der am 1. Januar 1954 in Kraft trat, erweiterte den Anwendungsbereich der Notgespräche auf das Land und auf Seuchengespräche der Weltgesundheitsorganisation. D. Betriebsabwicklung im internationalen Dienst Wegen der noch nicht wieder ausreichenden Anzahl internationaler Leitungen konnte in den ersten Jahren nur im Vorbereitungsverfahren gearbeitet werden. Sehr bald schon drängten jedoch verschiedene Verwaltungen (darunter auch die DBP) darauf, auf Vorwärtsaufbau überzugehen, d.h. auf einen Verbindungsaufbau mit dem am Fernhörer wartenden Anmelder. Natürlich boten sich dazu insbesondere deutschsprachige Länder an, und so wurde der Sofortverkehr am 1. Juni 1953 mit der Schweiz und am 1. Oktober 1954 mit Österreich °°) eingeführt. Einem Vorschlag der DBP vom September 1954, im Verkehr mit Luxemburg auf dieses Betriebsverfahren überzugehen, konnte die luxemburgische Verwaltung wegen eines größeren Umbaus im Fernamt Luxemburg erst zum 1. März 1955 folgen. Auf Wunsch der schwedischen Verwaltung ging man am 1. Juni 1955 in der Verkehrsbeziehung Hamburg—Stockholm auf den Sofortverkehr über '). Im Verkehr mit Frankreich wurden die OPDn am 27. September 1955 ermächtigt, im Benehmen mit den Gegenämtern in einzelnen Verkehrsbeziehungen den Sofortverkehr einzuführen. E. Gebühren und Abrechnung im internationalen Dienst 1. Gebührenvereinbarungen

und Zoneneinteilung

Bei der Wiederaufnahme des Verkehrs traten hinsichtlich Gebührenvereinbarungen und Zoneneinteilungen zunächst grundsätzlich die Vorkriegsregelungen wieder in Kraft, jedoch wurden die ermäßigten Sätze des Grenzverkehrs erst zu folgenden Daten wieder eingeführt: 1.9. 1948 15. 11. 1948 1. 12. 1948 1. 7.1950 1. 8. 1951 1. 9. 1952

Niederlande Dänemark Belgien Frankreich und die Schweiz Luxemburg Österreich

99) Eine auf die Bündel von München nach Innsbruck, Salzburg und Wien beschränkte Versuchsphase hatte bereits am 15. 6. 1954 begonnen. 100) Am 1. 5. 1956 auf die Beziehungen Hamburg—Göteborg/Malmö, im Juni 1956 auf die Beziehungen Frankfurt a. M—Schweden und im November 1956 auf die Beziehungen Berlin (West)—Schweden ausgedehnt. 327

F. Arnold Für den Verkehr mit der Tschechoslowakei und mit Österreich galt es eine neue Konzeption zu finden, weil der Vorkriegstarif ein reiner Entfernungstarif mit entsprechend gestaffelten Gebühren gewesen war, den man offensichtlich nicht wieder einführen mochte. Für den Verkehr mit der Tschechoslowakei ging der Alliierte Kontrollrat daher zum beiderseits einheitlichen Gebührengebiet über, wobei die mittlere Entfernung in Deutschland mit 300 km und in der Tschechoslowakei mit 200 km vereinbart wurden. Für die zeitlich spätere Wiederaufnahme des Verkehrs mit Österreich schlug Wien die Anwendung einer Einheitsgebühr vor, dem die HVPF die Wiederanwendung des Tarifs von 1938 entgegensetzte. Als Kompromiß ergab sich schließlich die Einteilung Deutschlands in 3 Gebührenzonen. Nach einem bereits 1948 vom PFZ auftragsweise erarbeiteten Konzept sollte Deutschland auch in Übereinstimmung mit entsprechenden Vorkriegs-Empfehlungen des CCIF nur noch für den Verkehr mit Nachbarländern in 3 Zonen eingeteilt werden, für den Verkehr mit nichtangrenzenden Ländern dagegen ein einheitliches Gebührengebiet bilden. Es gelang, diese Konzeption nachträglich im Verkehr mit Finnland (1. 10. 1949), Jugoslawien (1. 5. 1949) und Portugal (1. 8. 1949) zu verwirklichen und sie bei allen künftigen Aufnahmen (Bulgarien, Griechenland, Island, Polen, Rumänien, Spanien, Türkei, Ungarn und UdSSR) anzuwenden. Im Verkehr mit Großbritannien wurde bereits bei der Wiedereröffnung eine 3-Zonen-Konzeption neu eingeführt, für den Verkehr mit Italien wurde wegen der veränderten territorialen Verhältnisse am 1. Mai 1949 derselbe Meßpunkt gewählt wie im Verkehr mit der Schweiz, die sehr umfangreiche Vorkriegszoneneinteilung aber beibehalten. Im Verkehr mit Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und der Schweiz wurden für den Berichtszeitraum die Vorkriegsverhältnisse unverändert beibehalten, wenn man davon absieht, daß für den Verkehr mit Luxemburg der Gebührenmeßpunkt von Luxemburg zuerst nach Aachen und dann endgültig nach Wasserbillig verlegt wurde, und daß für den Verkehr mit den Niederlanden zwar die Zoneneinteilung beibehalten, die Gebührensätze jedoch um ein Drittel gekürzt wurden. Für den Verkehr mit Dänemark, Norwegen und Schweden dagegen verminderte sich die Zahl der deutschen Zonen im Sommer 1955 von 5 auf 3, wobei gleichzeitig ein neues, nach den Standorten der Hauptämter orientiertes Meßverfahren Eingang fand. Entsprechend der Fortentwicklung der Trägerfrequenztechnik und damit der Senkung der Leitungskosten, hatte das CCIF inzwischen die Anwendung neuer Gebührensätze empfohlen, die auch den gestiegenen Kosten für die Vermittlungstechnik Rechnung trugen. So sollte die Vermittlungsgebühr von 0.60 auf 0.80 Gfr je Gebühreneinheit steigen, die Leitungsgebühr dagegen von 0.60 auf 0.25 Gfr je 100km Luftlinie und Gebühreneinheit fallen. Da diese Senkung vielen Verwaltungen zu groß war, wurde übergangsweise ein Zwischenwert von 0.40 Gfr als Leitungsgebühr eingeführt. Die nun vorhandenen 3 Möglichkeiten der Tarifierung wurden als „Fall a“ (0.60 Gfr Leitungsgebühr), „Fall b“ (0.25 Gfr) und als „Fall c“ (0.40 Gfr) bezeichnet. 328

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Der Fall c wurde am 1. März 1954 zuerst im Verkehr mit Finnland eingeführt. Aus Anlaß der Zonenverminderung im Sommer 1955 folgten die Verkehrsbeziehungen mit Dänemark, Norwegen und Schweden sowie mit Island, wohin der Verkehr über eine Sprechfunkverbindung Kopenhagen—Reykjavik geleitet wurde. Alle übrigen europäischen Verkehrsbeziehungen blieben während des Berichtszeitraums nach Fall a tarifiert. Inspiriert von inzwischen verwirklichten Gedankengängen der großen amerikanischen Betriebsgesellschaft American Telephone and Telegraph Company fand im Überseeverkehr die sogenannte „Flat-rate” Eingang, d.h. eine in US-Dollar ausgedrückte Einheitsgebühr für den Teilnehmer, die entweder $ 12.00 (bei direkten Verbindungen) oder $ 15.00 (bei Verbindungen über mehrere hintereinandergeschaltete Überseeverbindungen) betrug und deren Aufteilung auf die betroffenen Verwaltungen relativ kompliziert war. 2. Erhebungsgebühren

im Bereich der DBP

Die deutschen Erhebungsgebühren wurden vom Alliierten Kontrollrat zunächst ohne Rücksicht auf eine Bindung an die der Abrechnung zugrunde liegenden Goldfrankengebühren auf das Doppelte der am 1. September 1939 gültig gewesenen Sätze festgesetzt, für den Verkehr mit Österreich und der Tschechoslowakei auf das Doppelte der Sätze vom 1. März 1938. Alle Gebührensätze wurden am 1. November 1948 um 25 v.H. herabgesetzt, d.h. auf das 1,5fache der Vorkriegssätze. Erst am 15. April 1950 wurden die deutschen Erhebungsgebühren wieder an den Goldfrank gebunden. Da sich der bisherige, von den Alliierten festgesetzte Kurs der DM gegenüber dem US-Dollar sehr ungünstig auf den Export ausgewirkt hatte und die DM daher am 28. September 1949 um 20,6 v. H. abgewertet worden war 11), ließen sich bei der Wiederbindung der Erhebungsgebühren an den Goldfrank Gebührenerhöhungen nicht vermeiden. Ein Goldfrank hatte jetzt einen Wert von 1,372 DM. Abgesehen von den im Sommer 1955 im Verkehr mit den skandinavischen Staaten eingetretenen Neuregelungen blieben die deutschen Erhebungsgebühren während des Berichtszeitraums unverändert. Für alliierte Personen wurden im Mai 1947 besondere Devisenpoststellen eingerichtet, bei denen alliierte Personen gegen Bezahlung in Militärgeld Inlands- und Auslandsgespräche führen und Telegramme aufliefern konnten. Am 31. März 1949 bestanden in der amerikanischen Besatzungszone 293 und in der britischen Besatzungszone 112 Devisenpoststellen. Das amerikanische Militärgeld hieß „Military Payment Certificates” (MPC, auch „Dollar script“), das britische Militärgeld „British Armed Forces Services Vouchers” (BAFSV). Neben den Erhebungsgebühren in DM mußten daher auch Erhebungsgebühren in US-Dollar und Sterling, von Anfang 1950 an auch in französischen Franken festgesetzt werden, die sich teilweise unabhängig von den DM-Gebühren änderten, so beispielsweise die Sterlinggebühren am 5. Oktober 1949 nach der Pfundabwertung. Am 31. Oktober 1951 übertrug die Alliierte Hohe Kommission dem BPM die Kompetenz zur selbständigen Festsetzung dieser Gebühren. Mit Ablauf 101) Bulletin der Bundesregierung Nr. 124, S. 1057, vom 3. 11. 1967. 329

F. Arnold des Jahres 1951 fiel die Angabe der Gebühren in US-Dollar weg, im April 1952 auch die Angabe in französischen Franken, mit Ablauf des Jahres 1954 schließlich die Angabe in Sterling. Vom 1. Januar 1955 an waren alle in der Bundesrepublik Deutschland in Anspruch genommenen Fernmeldeleistungen in DM zu bezahlen. 3. Zwischenstaatliche

Abrechnung

Für die Abrechnung mit dem Ausland mußte nach dem Ausfall des RPZ eine neue Organisation geschaffen werden. Zu diesem Zweck wurde 1947 in Berlin als Teil des Alliierten Kontrollrates ein Alliiertes Abrechnungsbüro gebildet, das die Bezeichnung „Bureau Alli¢ de la Comptabilite Internationale des Télécommnications et des Postes“ (BACITP) oder „Allied Working Party” (AWP) trug. Es wurde nach dem Kollegial-System (Meetings) von vier alliierten Delegierten (je einer der Siegermächte) geleitet, wobei die Präsidentschaft monatlich wechselte. Dieses Gremium funktionierte auch weiter, als der Alliierte Kontrollrat 1948 arbeitsunfähig wurde, und selbst als der sowjetrussische Delegierte 1954 zu den Meetings nicht mehr erschien, wurde der fehlende Monat in der Präsidentschaft überbrückt. Dieses Büro hatte die Aufgabe, gesamtdeutsche (vierzonale) Rechnungen über den End- und Transitverkehr aufzustellen. Seine Arbeit stützte sich ursprünglich auf die zuständigen Militärbehörden in den vier Besatzungszonen. Zu diesem Zweck beauftragte der Alliierte Kontrollrat am 22. August 1947 die Zonen- bzw. Sektorenkommandanten, in jeder Zone und in der Stadt Berlin Abrechnungsbüros einzurichten, die der AWP zuliefern sollten. Am 2. September 1947 ordnete er an, wie die Abrechnung durchzuführen war. Für den Endverkehr galt dementsprechend die Lage der Sprechstelle als maßgebend für die Zuteilung der Endgebühr (abgehend oder ankommend) zu der betreffenden Besatzungszone. Andere Besatzungszonen, die etwa an der Herstellung der Verbindung im „Durchgang“ mitgewirkt hatten, wurden an der finanziellen Abwicklung nicht beteiligt. Die Einnahmen aus dem Transitverkehr, selbst wenn er nur eine Besatzungszone durchlaufen hatte, wurden nach einem Schlüssel auf die vier Zonen aufgeteilt, der sich nach den kilometrischen Längen der in jeder Zone für Transitleitungen zur Verfügung gestellten Abschnitte richten und alle 6 Monate revidiert werden sollte. Mangels vorhandener Unterlagen wurde dieser Schlüssel mit einer Laufdauer bis zum 31. Dezember 1947 vorläufig dadurch gebildet, daß der französischen Zone 7 v. H. der Einnahmen zugeteilt wurden, den drei anderen Zonen je 31 v.H. Eine Revision dieses Schlüssels fand jedoch nie mehr statt. Mit dem eigentlichen Zahlungsausgleich nach Saldierung hatte die AWP nichts mehr zu tun. Dieser wurde vielmehr zwischen den ausländischen Verwaltungen einerseits und jeder der vier Besatzungszonen andererseits einzeln vorgenommen. Zu diesem Zweck teilte der Alliierte Kontrollrat am 31. Januar 1948 allen Verwaltungen mit, daß mit der Versendung der ersten Rechnungen begonnen worden wäre und mit wem der Zahlungsausgleich in den einzelnen Zonen durchzuführen sei, für den USDollar (1 US-Dollar = 3.06977 Gfr) gefordert würden, wenn nicht andere Vereinbarungen mit dem Zonenkommandeur bestünden. 330

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Nach Bildung der Bundesrepublik Deutschland wurden die Aufgaben der drei zonalen Abrechnungsbüros beim PTZ zusammengefaßt, das nunmehr der AWP zuarbeitete, und mit dem auch der Zahlungsausgleich durchzuführen war. In der DDR wurde dafür das „Büro für Auslandsdienst” als dislozierte Dienststelle des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen eingerichtet. Nach der Funktionsunfähigkeit des Alliierten Kontrollrates richtete die westliche Seite (PROCOM) weitere Verkehrsbeziehungen ein (erste Beziehung mit Finnland am 1. Januar 1949), die die DDR nicht mitbenutzen wollte, sei es, daß sie den Fernsprechverkehr mit diesem Lande aus politischen Gründen noch nicht wieder eröffnet hatte (z. B. Spanien), sei es, daß sie inzwischen wiedereröffnete Verkehrsbeziehungen der vierzonalen Abrechnung durch die AWP nicht zugeführt hatte (z. B. Ostblockländer). Auf diese Weise entstand neben der gesamtdeutschen (vierzonalen) Abrechnung im Westen eine direkte (dreizonale) Abrechnung zwischen der Deutschen Bundespost und dem Ausland und im Osten eine direkte (einzonale) Abrechnung zwischen der Deutschen Post der DDR und dem Ausland. Dreizonal wurde der Verkehr mit Ägypten, Bulgarien, Finnland, Griechenland, Jugoslawien, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, der UdSSR und Ungarn abgerechnet. Für die ausländischen Verwaltungen war es oftmals schwierig, zwischen den drei für Gesamtdeutschland zuständigen Abrechnungsdienststellen zu unterscheiden, konnte es doch vorkommen, daß eine Verwaltung mit allen drei Stellen zu tun hatte (beispielsweise Griechenland für den Verkehr in die Bundesrepublik mit dem PTZ Darmstadt, für Verkehr in die DDR mit dem Büro für Auslandsdienst in Ost-Berlin und für Transitverkehr — z. B. Skandinavien — mit der AWP in Berlin). Erschwerend kam weiter hinzu, daß die Vierteljahrsrechnungen entgegen der internationalen Übung nicht vom fordernden Land, sondern im Verkehr mit Belgien, Frankreich und Italien und im Überseeverkehr über diese Länder stets von diesen, im übrigen Verkehr stets von der AWP aufgestellt wurden. Im Verkehr mit den USA war außerdem ein monatlicher Zahlungsausgleich vereinbart worden. Im Verkehr mit der Schweiz konnte am 1. Juli 1950 für den Bereich der 1. deutschen Fernzone und der gesamten Schweiz die Nichtabrechnung wieder eingeführt werden, für den Gesamtverkehr Bundesrepublik—Osterreich am 1. September 1952. Der Grenzverkehr blieb von den Daten seiner Wiedereinführung an abrechnungsfrei. Die Abrechnung selbst wurde im Grundsatz wieder so ausgeführt wie vor dem Kriege, doch wurden die Monatsrechnungen nun wieder für den abgehenden Verkehr aufgestellt. Zur Vereinfachung der Verwaltungstätigkeit, vor allen Dingen aber, weil durch die Einführung des halbautomatischen Verkehrs eine Kontrolle des ankommenden Verkehrs ohnehin nur noch sehr schwer möglich wurde, stellte man nach und nach die Vergleichungen der Gesprächsdauern ein, z. B. nach folgender Zeitübersicht: 331

F. Arnold 1. 6. 1951 1. 4. 1953 1.2.1963 1. 3. 1954 1. 10. 1954 4.10. 1954 1. 8. 1955 1. 9.1955

Österreich (tägliche Vergleichung) Frankreich (tägliche Vergleichung) Belgien und die Niederlande Schweden Österreich (Vergleichung nach jedem Gespräch) Luxemburg Norwegen Frankreich (Vergleichung nach jedem Gespräch)

VIII. Die Entwicklung von 1955—1973 A. Administrative und gesetzliche Regelungen Bis zum Jahre 1971 erfolgte die Abwicklung des Fernsprechverkehrs in der Bundesrepublik auf der Grundlage der am 24. November 1939 erlassenen Fernsprechordnung (FeO) mit Ausführungsbestimmungen. Diese Fernsprechordnung, die in den Jahren von 1949—1970 durch eine Vielzahl von Änderungsverordnungen an die sich verändernden Verhältnisse angepaßt worden war, wurde 1970 durch eine alle Fernmeldedienste umfassende Fernmeldeordnung (FO) ersetzt, die am 5. Mai 1971 (Bundesgesetzblatt I, S. 541) bekanntgemacht wurde. Gemäß § 54 dieser Verordnung gelten ihre Bestimmungen auch für die Abwicklung des Fernsprechverkehrs mit dem Ausland, soweit nicht die Bestimmungen des Internationalen Fernmeldevertrags, der Vollzugsordnung für den Fernsprechdienst (VO Fe), der Vollzugsordnung für den Funkdienst (VO Funk), der Zusatz-Vollzugsordnung für den Funkdienst (ZVO Funk), der mit den einzelnen Ländern abgeschlossenen Sonderabkommen, der von der DBP als verbindlich anerkannten Empfehlungen des „C.C.LT.T.” und der ,CEPT”, der Anweisung für den Internationalen Fernsprechdienst (AIF) sowie besondere Verordnungen etwas

anderes

vorschreiben.

Von seiten der Bundesrepublik bestehen keinerlei gesetzliche oder politische Beschränkungen des Fernsprechauslandsverkehrs. Die DBP ist bestrebt, Verkehrsbeziehungen zu jedem Land der Erde einzurichten und zwar entweder über direkte Leitungen, falls das Gesprächsaufkommen dies rechtfertigt, oder im Transit durch dritte Länder, die mit dem betreffenden Gegenland direkte Leitungen betreiben. In Tabelle 10 sind die zwischen beziehungen aufgeführt.

1956 und 1973

eröffneten Verkehrs-

Die DBP ist bestrebt, nach Möglichkeit jede eröffnete Verkehrsbeziehung durchgehend vierundzwanzigstündig zu betreiben. Dies ist bei allen europäischen sowie bei 84 der 151 außereuropäischen Verkehrsbeziehungen der Fall. 332

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Tabelle 10 Von 1956 bis 1973 eröffnete Verkehrsbeziehungen Land usw.

Datum

Land usw.

Datum

Afghanistan Albanien Algerien Sahara Amerikanisch-Samoa Andorra Ascension Botswana !) Britisch-Honduras Brunei Burundi Cayman-Inseln China, Republik ?) China, Volksrepublik Cook-Inseln Ellice-Inseln Falkland-Inseln Fernando Poo Fidschi-Inseln Franz.-Guayana Gaza-Gebiet Gilbert-Inseln Grönland Guayana Hadramaut Jemen, Arab. Rep. Jemen, Dem. Volksrep. Jordanien Kambodscha Katar Komoren Laos Leeward-Inseln Lesotho 8) Liberia

1. 4. 1958 15. 8. 1964

Libyen Macao Maskat Malawi *) Mauritius Miquelon (Insel) Nepal Neue Hebriden Neukaledonien Oman Persischer Golf Kuweit Riukiu-Inseln °) Rwanda Sabah ®) St. Helena St. Pierre Salomon-Inseln Sarawak Saudi-Arabien Seychellen Spanisch-Westafrika Südjemen Swasiland Tahiti Tobago Togo Tonga-Inseln ?) Tortola Trucial Oman ®) Turks-Inseln Vietnam, Rep. Westsamoa Windward-Inseln

15. 7.1956 1. 7.1957 s. Aden 1. 6. 1956 1. 11. 1959 1. 3. 1960 1. 10. 1962 1. 8.1965 15. 2. 1960 s. Aden

1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)

1. 4. 1960 1. 3. 1966 15. 11. 1956 1. 7. 1957 6. 5.1963 1. 6. 1961 1. 10. 1968 1.10. 1961 22. 8.1967 15. 4.1957 15. 8.1972 1. 8. 1965 1. 10. 1969 1.1. 1968 1. 3. 1964 1. 7.1957 15. 12. 1958 14. 4. 1959 1. 10. 1969 15. 11. 1966 1. 7. 1957 s. Aden 1. 8.1971 s. Aden 15. 6. 1956 1. 10. 1970 s. Pers. Golf 7. 12. 1973 1. 10. 1968 1. 7.1957 6. 5. 1963 1. 2. 1965

16. 1. 1956 1. 3. 1963 s. Okinawa 2.7.1956 15. 11. 1957 1. 3. 1960 1. 8. 1965 1. 10. 1968 18. 10. 1956 1.1. 1968 1.1. 1967 s. Aden 6. 5. 1963 16. 1.1961 15. 3. 1960 1. 3. 1960 1. 8. 1965 1. 2. 1967 s. Aden August 1967 1. 10. 1956 1. 8. 1965 1. 7.1957

vorher Betschuanaland inoffiziell Formosa oder Taiwan vorher Basutoland vorher Njassaland bis 14. 5. 1972, dann zu Japan gehörig vorher Nordborneo oder Freundschaftsinseln Abu Dhabi, Jebel Dhana, Tarif, Dubai und Ras al Chaimah

B. Internationale Aktivitäten 1. Internationale Fernmeldeunion

(UIT)

Die UIT hielt 1959 in Genf, 1965 in Montreux und 1973 in MalagaTorremolinos Regierungskonferenzen ab, die jeweils mit der Unterzeichnung eines neuen Internationalen Fernmeldevertrages endeten !"?). Erwäh102) Z. Z. gilt noch der Vertrag von Montreux vom 12. 11. 1965, ratifiziert durch Gesetz vom 19. 11. 1968 (BGBl. II, S. 931), für die Bundesrepublik Deutschland am 16. 12. 1968 in Kraft getreten (BGBl. II, 1969, 5. 585). 333

F. Arnold nenswert ist beim Fernmeldevertrag von Genf 1959 die Empfehlung No. 3, die den Mitgliedern der Union empfiehlt, die uneingeschränkte Übermittlung von Nachrichten mit Hilfe der Fernmeldedienste zu erleichtern. Die 10. Regierungskonferenz 1973 1°) in Malaga-Torremolinos hatte eigentlich die Aufgabe, den Internationalen Fernmeldevertrag durch eine nur unter erschwerten Bedingungen mit Zweidrittelmehrheit zu ändernde Charta oder Konstitution der UIT zu ersetzen. Durch langwierige politische Debatten (Ausschluß Südafrikas und Portugals und versuchter Ausschluß Israels von den Konferenzen, Resolution über eine Verurteilung Israels wegen der Zerstörung der Seekabel Beirut—Marseille und Beirut—Alexandria in libanesischen Hoheitsgewässern in der Nacht vom 7. zum 8. Oktober 1973 und Androhung des Ausschlusses Israels aus der UIT im Wiederholungsfalle) konnte jedoch dieses Ziel nicht erreicht werden, sondern am 25. Oktober 1973 wurde erneut ein Internationaler Fernmeldevertrag „alten Stils“ unterzeichnet. Die starken politischen Einflüsse bei den Diskussionen wurden mit großer Sorge beobachtet. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, dann ist die Universalität der UIT in Frage gestellt und regionale Konzentrationen könnten zu einer Zersplitterung der UIT führen, die das reibungslose Funktionieren der weltweiten Fernmeldedienste empfindlich stören würde. Vom Jahre 1955 an nahmen die internationalen Aktivitäten parallel mit dem sich sprunghaft ausweitenden internationalen Fernmeldeverkehr erheblich zu. Bezüglich des Fernsprechwesens spielten sich diese in erster Linie innerhalb des Ende 1956 entstandenen CCITT ab, das folgende Aufgaben zugewiesen erhielt: Studium technischer Fragen, Betriebs- und Gebührenfragen bei Telefonie und Telegrafie, Herausgabe technischer Empfehlungen. Die Studienkommissionen werden von der Vollversammlung, die in der Regel alle vier Jahre zusammentritt, mit Untersuchungen beauftragt. Sie bereiten Empfehlungen vor, die in der Vollversammlung beschlossen werden. Bei der 2. Vollversammlung im Jahre 1961 in New Delhi waren bereits 58 Mitgliedsländer verzeichnet. Bis 1965 wuchs diese Zahl auf 114 an. Gegenwärtig bestehen im CCITT folgende, speziell den internationalen Fernsprechdienst betreffende Studienkommissionen: II III XI XII XIII XVI

Fernsprechbetrieb und -gebühren Allgemeine Tarifgrundsätze Fernsprechvermittlung und -zeichengabe Fernsprechübertragungsgüte und -ortsnetze Halb- und vollautomatische Fernsprechnetze Fernsprechleitungen Gemischte Arbeitsgruppe TEUREM Tariffragen für Europa

103) Die neun vorangegangenen Regierungskonferenzen waren: 1865 in Paris, 1868 in Wien, 1871/72 in Rom, 1875 in St. Petersburg, 1932 in Madrid, 1947 in Atlantic City, 1952 in Buenos Aires, 1959 in Genf und 1965 in Montreux. 334

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Die vom CCITT herausgegebenen Empfehlungen gelten zunächst nur für den internationalen Bereich und sind nicht als unmittelbare Dienstvorschriften zu verstehen. Im Einzelfall ist es aus technischen oder anderen Gründen für eine Fernmeldeverwaltung nicht immer möglich, die CCITTEmpfehlungen anzuwenden. Inwieweit sie im nationalen Bereich angewendet werden, bleibt deshalb jeder Fernmeldeverwaltung selbst überlassen. 2. Europäische Konferenz der Verwaltungen wesen (CEPT)

für das Post- und Fernmelde-

Bei den Arbeiten innerhalb der UIT und des CCITT hatte es sich gezeigt, daß aufgrund der Vielzahl von Mitgliedsländern und Mitgliedsverwaltungen, der damit verbundenen Vielfalt an Meinungen und Zielen sowie des stark unterschiedlichen Stands der technischen Entwicklung, die Verabschiedung bzw. Anwendung weitgehender Empfehlungen schwierig und langwierig war. Häufig beruhte dies auch in einer unterschiedlichen Interessenlage der verschiedenen geografischen Regionen. Um eine schnellere Vertiefung der Beziehungen zwischen den Verwaltungen und eine weitergehende Vereinheitlichung und Verbesserung der Dienste des Postund Fernmeldewesens wenigstens innerhalb Westeuropas zu erreichen, gründeten am 16. Juni 1959 in Montreux alle europäischen Staaten mit Ausnahme des Ostblocks (28 Verwaltungen in 24 Ländern) die CEPT, die ihre Tätigkeit im Geiste der Bestimmungen des Weltpostvertrags und des Internationalen Fernmeldevertrags ausüben soll 4). Sie gliedert sich in eine Kommission „Post“ und eine Kommission „Fernmeldewesen“ mit einer Anzahl von Arbeitsgruppen und Unterarbeitsgruppen. Viele CEPTEmpfehlungen waren in den Jahren von 1959-1973 gleichzeitig Anstoß und Grundlage für CCITT-Empfehlungen. Sie brachten im Zeitalter des im Entstehen begriffenen und heute innerhalb Westeuropas bereits sehr weit fortgeschrittenen internationalen Selbstwählferndienstes wesentliche Vereinfachungen und Erleichterungen für den Fernsprechbetrieb und dessen Abrechnung zwischen den europäischen Verwaltungen. Teilweise lassen sich auch einzelne Ostblockstaaten, die in der CEPT nicht vertreten sind, im internationalen Fernsprechbetrieb bei ihren Entscheidungen vom Inhalt der CEPT-Empfehlungen leiten. In den letzten Jahren hat die CEPT außerdem auch ihren Wert im Hinblick auf ein geschlossenes Auftreten der Westeuropäer bei wichtigen Fragen des Fernmeldeverkehrs mit anderen Regionen unter Beweis gestellt. In Tabelle 11 (Seite 336) sind die CEPTArbeitsgruppen aufgeführt, die sich gegenwärtig mit Fragen des internationalen Fernsprechverkehrs befassen. 3. Bilaterale

Kontakte

Im Hinblick auf die weltweite Verflechtung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen haben auch die bilateralen Kontakte der Fernmeldeverwaltungen in den letzten 15 Jahren stark zugenommen. Der ge104) Abkommen von Montreux vom 26. 6. 1959 (Amtsblatt des BPMin 1960, S. 31), hinsichtlich des Fernmeldewesens eine „besondere Vereinbarung” im Sinne des Art. 44 des Internationalen Fernmeldevertrages. 335

F. Arnold genseitige Informationsaustausch zwischen den Fernmeldeverwaltungen, und zwar nicht nur über Probleme des internationalen Verkehrs, sondern auch über nationale Fernmeldeprobleme, trägt zu einer allmählichen Annäherung der Leistungsmerkmale der verschiedenen technischen Systeme sowie zum internationalen Wettbewerb der Fernmeldeindustrie bei. Vor der Inangriffnahme größerer Projekte durch eine Verwaltung werden heute bereits in der Regel die in anderen Ländern gewählten Lösungen studiert. Dieser auf bilateraler Ebene stattfindende ständige Erfahrungsaustausch ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für die im Rahmen der CEPT oder des CCITT zu leistenden Arbeiten. Tabelle 11 CEPT-Arbeitsgruppen für Fernsprechen Arbeitsgruppe Tph (Telephone) Arbeitsgebiet: Wiederherstellung internationaler Leitungen im Störungsfall, Betrieb und Gebühren im Fernsprechverkehr von und nach Schiffen, Probleme der internationalen Fernsprechauskunft, Austausch von Rufnummernverzeichnissen zwischen den Fernmeldeverwaltungen, Probleme der Zulassung von speziellen Gesprächsarten im interkontinentalen Fernsprechverkehr, Abrechnungsmodalitäten. Arbeitsgruppe PGT (Principes Generaux de Tarification) Arbeitsgebiet: Vereinheitlichung der Grundlagen der Tarife im internationalen Gesprächsverkehr. Arbeitsgruppe SF (Services et Facilites) Arbeitsgebiet: Neue Dienstleistungen, die dem Teilnehmer beim Einsatz elektronischer Vermittlungsstellen in Europa geboten werden; Vereinheitlichung ihrer Benutzungsbedingungen. Arbeitsgruppe TTT (Techniques de Transmission et de Traitement) Arbeitsgebiet: PCM, Signalisierungsverfahrren. C. Aufbau eines weltweiten Fernsprechnetzes 1. Netzgestaltung

der DBP

für den internationalen

Fernsprechverkehr

Mit der Errichtung und dem vollständigen Ausbau des Fernwählsystems 62 (FwS T 62) in den Jahren von 1963—1972 konnte der inländische Fernsprechverkehr voll automatisiert werden. Für den Auslandsverkehr hatte das CCITT in den Jahren 1956—1957 ursprünglich die halbautomatische Betriebsweise vorgeschlagen, brachte aber schon bald danach eine Empfehlung für die internationale Teilnehmerselbstwahl heraus. Die DBP hatte sich bereits mit dem Beginn des Ausbaus des FwS T 62 das Ziel gesetzt, auch den Fernsprechverkehr mit dem Ausland so schnell wie möglich zu automatisieren. Während das CCITT ursprünglich den Aufbau einer einzigen internationalen Vermittlungsstelle für den kommenden und gehenden Auslandsverkehr in jedem Land empfahl, war das Konzept der DBP von Anfang an auf die Errichtung mehrerer Auslandsvermittlungsstellen in den Schwerpunkten des Auslandsverkehrs für unterschiedliche Zielbereiche ausgerichtet. Diese Schwerpunkte waren natürlich gleichzeitig Knotenpunkte der obersten Ebene des Inlandsnetzes, nämlich Zentralvermittlungsstellen. Die Einrichtungen der Auslandsvermittlungstechnik wurden deshalb am Sitz der ZVSt Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, München und Stuttgart aufgebaut. Diese Vermitt336

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

lungsstellen mit Auslandsfernwählsystem, die durch internationale Leitungen mit Vermittlungsstellen anderer Länder verbunden sind und über die der Auslandsverkehr aus ihrem Einzugsbereich (ein oder mehrere ZVStBereiche) abgewickelt wird, heißen Auslandskopfvermittlungsstellen (AuslKopfVSt). Uber die AuslKopfVst Düsseldorf, Hamburg, München und Stuttgart wird nur europäischer Endverkehr abgewickelt. Anfangs wurden jeder dieser vier Vermittlungsstellen nach geografischen Gesichtspunkten einige europäische Länder wie folgt zugeordnet: Tabelle

12

Ursprüngliche Ausrichtung der ausschließlich für europäischen Endverkehr vorgesehenen AuslKopfVSt auf Zielländergruppen AuslKopfVSt

Bereich

Länder

Düsseldorf

Nordwesten und Westen

Großbritannien Belgien Niederlande Frankreich

Hamburg

Norden und Nordwesten

Schweden Norwegen Finnland Dänemark Niederlande Großbritannien

München

Süden und Südosten

Italien Österreich Schweiz

Stuttgart

Westen Süden Südosten

Frankreich Schweiz Österreich

Diese ursprüngliche Ausrichtung der vier AuslKopfVSt für europäischen Endverkehr auf einzelne Zielländergruppen blieb zwar im Hinblick auf die Stärke der Auslandsleitungsbündel bis heute erhalten, doch es wurden inzwischen eine Vielzahl von direkten zusätzlichen Bündeln zu nicht in der ursprünglichen Aufteilung vorgesehenen Ländern eingerichtet. Dies geschah in erster Linie aus Diversity-Gründen und auch wegen der zunehmenden Überlastung des nationalen Netzes, wodurch ein direktes Abfließen vom Ursprungsbereich in das Zielland wünschenswert wurde. Wie aus der auf Seite 362 angegebenen Tabelle 25 zu ersehen, haben heute häufig mehrere AuslKopfVSt eigene Leitungsbündel zu ein und demselben Land. Die AuslKopfVSt Frankfurt am Main wurde für die Abwicklung des gesamten außereuropäischen und osteuropäischen Verkehrs, des gesamten durch die Bundesrepublik laufenden Transitverkehrs sowie für zusätzlichen Endverkehr als Zweit- oder Drittweg zu den westeuropäischen Ländern geplant. Bis zur AuslKopfVSt werden für den Auslandsverkehr in kommender und im allgemeinen auch in gehender Richtung die technischen Einrichtungen und Leitungen des nationalen Selbstwählfernnetzes mitbenutzt. 22

Fernmeldewesen

337

F. Arnold Aus Griinden der zunehmenden Uberlastung des nationalen Fernnetzes wurden allerdings in den letzten Jahren fiir den gehenden Auslandsverkehr bei Verkehrsengpässen eigene Zubringerbiindel von Verkehrsschwerpunkten zu den AuslKopfVSt geschaffen. Der Verkehr zwischen grenznahen Bereichen mußte sowohl im Hinblick auf die Verkehrsmengen als auch auf die gebührenmäßige Behandlung (Grenzgebühr) gesondert betrachtet werden. Hierzu wurde in den im Grenzbereich liegenden Hauptvermittlungsstellen ebenfalls Auslandsvermittlungstechnik aufgebaut. Diese Vermittlungsstellen mit Auslandsfernwählsystem am Sitz von Hauptvermittlungsstellen, die durch internationale Leitungen mit einer oder mehreren Vermittlungsstellen in benachbarten Ländern verbunden sind und über die nur Auslandsverkehr aus dem eigenen HVSt-Bereich nach den benachbarten Ländern abgewickelt wird, heißen Auslandsgrenzvermittlungsstellen (AuslGrenzVSt). Grenzfernsprechverkehr besteht zwischen den HVSt-Bereichen entlang der Grenze der Bundesrepublik und den ihnen im fremden Land gegenüberliegenden Netzbereichen ähnlicher Größenordnung. In der Tabelle 13 sind die AuslGrenzVSt, republik bestanden, aufgeführt. Tabelle

die 1973

in der Bundes-

13

Auslandsgrenzvermittlungsstellen in der Bundesrepublik mit direkten Auslandsleitungen AuslGrenzVSt

Zielland

Aachen * Donaueschingen Flensburg Freiburg Leer Lingen Münster Offenburg Passau Ravensburg Saarbrücken Traunstein * Trier *

Belgien und Niederlande Schweiz Dänemark Schweiz und Frankreich Niederlande Niederlande Niederlande Schweiz und Frankreich Österreich Schweiz Frankreich und Luxemburg Österreich Luxemburg

* z.Z. (Ende 1973) noch mit Übergangstechnik ausgerüstet. Der automatische Auslandsverkehr wird zum größten Teil über die fünf AuslKopfVSt, und zwar über deren automatischen Teil, die AuslKopfVStW, abgewickelt. Der halbautomatisch betriebene Auslandsverkehr wird über den handbedienten Teil der AuslKopfVSt, der mit Auslandskopfvermittlungsstelle Hand (AuslKopfVStHand) bezeichnet wird, oder über bestimmte Platzgruppen der Fernvermittlungsstellen Hand (FernVStHand) am Sitz bestimmter ZVSt oder HVSt abgewickelt. Diese mit Auslandsvermittlungsstellen Hand (AuslVStHand) bezeichneten Vermittlungsstellen wickeln den Auslandsverkehr ihres Anmeldebereichs betriebsführend über Leitungen von AuslKopfVSt ab. Rufleitungen, über die nur nicht338

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

automatischer Verkehr laufen kann, enden in der Regel nur in AuslKopfVStHand. Allerdings bestehen bei einigen AuslVSt noch Rufleitungen, die jedoch in den kommenden Jahren Zug um Zug abgebaut werden. 2. Internationale

Netzgestaltung

und Weltnumerierungsplan

Die Vermittlungsstellen, an die grenzüberschreitende Weitverkehrsleitungen angeschlossen sind, in der Bundesrepublik also die AuslKopfVSt, werden international mit „centre de transit” (CT) bezeichnet. Die CT bilden zusammen mit den zwischen ihnen geschalteten Leitungen das internationale Fernsprechnetz. Es unterscheidet gegenwärtig 3 Netzebenen, und die CT sind entsprechend in 3 Klassen eingeteilt. Die CT 3 wickeln ausschließlich gehenden und kommenden Endverkehr ab, während die CT 2 und CT1 zusätzlich kontinentalen und interkontinentalen Transitverkehr übernehmen. Die AuslKopfVSt Frankfurt am Main hat augenblicklich den Rang eines CT 2, während die übrigen deutschen AuslKopfVSt CT 3 sind. Allerdings ist gerade Frankfurt am Main ein Beispiel dafür, daß die Klassifizierung zwischen CT1 und CT2 von der rasanten Entwicklung des Transitverkehrs überholt wurde und heute als nicht mehr gerechtfertigt erscheint. Für die Aufnahme des internationalen Wählverkehrs war die Erstellung eines Weltnumerierungsplans im Rahmen des CCITT erforderlich, der sich auf die nationalen Numerierungspläne abstützte. Neben der nur im nationalen Netz gültigen Verkehrsausscheidungszahl für grenzüberschreitenden Verkehr (in der Bundesrepublik und in einer Anzahl europäischer Lander „00“) wurde für jedes Land eine ein- bis dreistellige Landeskennzahl eingeführt, die vor der nationalen Rufnummer, bestehend aus nationaler Kennzahl ohne Verkehrsausscheidungszahl und Teilnehmerrufnummer, zu wählen ist. Die Welt wurde dabei in neun Weltnumerierungsbereiche eingeteilt, die durch Ziffern von 1 bis 9 dargestellt werden. Diese Ziffern sind gleichzeitig die erste Stelle der Landeskennzahl. In Tabelle 14 (s. S. 340) sind die Weltnumerierungsbereiche und die Landeskennzahlen einiger Länder mit den zugehörigen Einwohner- und Hauptanschlußzahlen aufgeführt. 3. Internationale Vereinbarungen a) Durchschaltung

für weltweiten

Fernsprechwählverkehr

und Dämpfung

Die Durchschaltung in allen CT erfolgt grundsätzlich vierdrähtig. Dabei soll die Zahl der hintereinander geschalteten Vierdrahtstrecken bei einer internationalen Verbindung nicht mehr als zwölf betragen, davon maximal sechs internationale Strecken. Der vom CCITT empfohlene Dämpfungsplan enthält 2 Varianten a und b, die sich in der Einfügungsdämpfung der nationalen Vierdrahtabschnitte und der Gabel am Ende der Vierdrahtstrecke unterscheiden. Variante a ist in Europa, Variante b in den USA gebräuchlich. b) Zeichengabeverfahren Voraussetzung für den internationalen Wählverkehr war die Einführung sicherer und schneller Zeichengabeverfahren, um den Rufverzug kurz zu halten. Während die Teilnehmer bei der nationalen Fernwahl an

2*

339

Tabelle 14 Weltnumerierungsbereiche und Landeskennzahlen der europäischen sowie einiger außereuropäischen Länder mit der zugehörigen Zahl der Hauptanschlüsse und der Hauptanschlußdichte (soweit bekannt, sonst —) nach dem Stand vom 1. Januar 1971. Weltnumerierungsbereich

1

Länder

Landeskennzahlen

Zahl der Hauptanschlüsse in Tausend

Hauptanschlußdichte je 100 Einwohner

2

3

4

a

1

Nordamerika

USA Kanada

1 1

69 280 6 654

33,72 30,99

2

Afrika

Libyen Südafrika

218—219 27

41 940

2,14 4,68

3 4

Europa

Griechenland Niederlande Belgien Frankreich Spanien Portugal Luxemburg Irland Island Albanien Malta Finnland Bulgarien Ungarn Jugoslawien Italien Rumänien Liechtenstein Tschechoslowakei Österreich Großbritannien Dänemark Schweden Norwegen Polen Bundesrepublik Deutschland

30 31 32 33 34 351 352 353 354 355 356 358 359 36 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48

887 2 202 1 344 4144 2 948 — 82 — — — — 862. 321 399 — 6 459 440 — 1 008 969 9 294 1 257 3 603 707 1070

9,96 16,90 13,88 8,17 8,86 — 24,01 — — — — 18,26 3,78 3,86 -15,86 2,18 — 2,96 13,10 16,65 25,41 44,80 19,04 3,26

49

8 794

14,37

5

Mittelund Siidamerika

Argentinien Brasilien Kolumbien Venezuela Peru Uruguay

54 55 57 58 596 598

1 413 1 368 596 — 148 —

5,80 1,46 2,82 — 1,09 —

6

Australien und Ozeanien

Australien Neuseeland

61 64

2 857 841

22,80 29,88

7

UdSSR

UdSSR

7 200

2,96

8

Mittel- und Ostasien

Japan Siidkorea

81 82

16 403 498

15,86 1,56

9

Südasien und mittlerer Osten

Indien Pakistan Syrien Israel

91 92 963 972

— — 80 369

— — 1,32 12,75

340

ve

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

einen nur wenige Sekunden langen Rufverzug, worunter man die Zeit zwischen der Beendigung der Wahl durch den Rufenden und der Abgabe des ersten Rufes zum verlangten Teilnehmer versteht, gewohnt waren, treten bei internationalen Verbindungen zeitliche Verzögerungen auf. Diese entstehen durch die erforderliche Umsetzung der Zeichengabe auf den internationalen Strecken und beim Einstieg in das nationale Netz. Grundsätzlich werden bei Schaltung von internationalen Leitungen die Zeichengabeverfahren zwischen den beteiligten Endverwaltungen und eventuellen Transitverwaltungen abgesprochen. Aufgrund der klaren Zielsetzung der DBP, den Auslandsverkehr so schnell wie möglich zu automatisieren und als Transitland für praktisch jedwede Verkehrsbeziehung dienen zu können, wurden in der Bundesrepublik in den Jahren von 1958 bis 1973 praktisch alle international üblichen Zeichengabesysteme aufgebaut. Während vor dem Zweiten Weltkrieg die Bestrebungen in Richtung der Frequenz-Impulswahl im Sprachband gingen, standen im CCITT in den Fiinfzigerjahren im Hinblick auf den geplanten halb- und vollautomatischen Wählverkehr zwei Codewahlverfahren zur Diskussion, nämlich das Einfrequenzverfahren (1 F-Code) und das Zweifrequenzverfahren (2 FCode). Eine eindeutige Entscheidung zugunsten eines der beiden Verfahren konnte im CCITT nicht erreicht werden, so daß schließlich beide Verfahren empfohlen wurden. Bei Leitungsbündeln, die auch Transitverkehr aufnehmen sollten, wurde jedoch dem 2 FC-Code der Vorzug gegeben. Die DBP hatte sich für die 2 FC-Codewahl auf internationalen Leitungen entschieden. Im Jahre 1959 wurde die AuslKopfVStW Frankfurt am Main mit zunächst 20 gehenden und 23 kommenden 2 FC-Leitungen mit Großbritannien in Betrieb genommen. Die anderen AuslKopfVStW zogen nach. Später wurde insbesondere für interkontinentale Leitungen ein Mehrfrequenzcodewahl-Verfahren (MFC) vom CCITT standardisiert, nämlich das CCITT-Zeichengabesystem Nr. 5. Im Jahre 1968 wurden zwei weitere Zeichengabesysteme, die Systeme Nr. 6 und Nr. R2, in CCITT-Empfehlungen veröffentlicht. Gegenwärtig

sind

international

folgende

Zeichengabesysteme

ge-

bräuchlich: 1. 1 Frequenz-Impulswahl (1 FI-Wahl) Tonwahl mit 3000 Hz für Endverkehr. 2. CCITT-System Nr. 3 (1 FC-Wahl) Verwendet für Registerzeichen einen 2280 Hz. Nur für Endverkehr geeignet.

Serien-Binärcode.

Zeichengabefrequenz

3. CCITT-System Nr. 4 (2 FC-Wahl) Für End- und Transitverkehr. Verwendete Frequenzen: 2040 Hz und 2400 Hz. 4. CCITT-System Nr. 5 Vorwiegend für interkontinentalen Verkehr. Registerzeichen 2 aus 6 Kombinationen der Frequenzen 700, 900, 1100, 1300, 1500 und 1700 Hz, Leitungszeichen einzeln oder gemeinsam; Frequenzen 2400 Hz und 2600 Hz. 5. CCITT-System Nr. 6 Universelles System für End- und Durchgangsverkehr und beliebige Übertragungsverfahren zwischen rechnergesteuerten CT. Zeichen werden binär und seriell mit 2400 bit/s auf zentralem Zeichenkanal übertragen. 341

F. Arnold 6. CCITT-System R2 Speziell für europäische Region entwickelt. Nicht für Satellitenleitungen geeignet, da Übertragungsgeschwindigkeit laufzeitabhängig. Registerzeichen sind 2 aus 6 Kombinationen der Frequenzen 1380, 1500, 1620, 1740, 1860 und 1980 Hz (Vorwärtszeichen) bzw. 540, 660, 780, 900, 1020 und 1140 Hz (Rückwärtszeichen). Leitungszeichen als Tiefpegel-Ruheton-Dauerzeichen auf systemeigenem TF-Kanal oder über das standardisierte 32/30-Kanal-PCM-Grundsystem. In Tabelle 15 sind die bei der DBP betriebenen Zeichengabesysteme für die von der Bundesrepublik im SWFD erreichbaren Länder angegeben. Tabelle

15

Zeichengabesystem mit den von der Bundesrepublik Deutschland aus im SWFD erreichbaren Länder Land

Zeichengabesystem

Europäische Länder: Belgien Dänemark Finnland Frankreich Griechenland Großbritannien Italien Liechtenstein Luxemburg Monaco Niederlande Norwegen Osterreich Schweden Schweiz Spanien Ungarn Vatikanstadt

1 FI 1 FI/CCITT Nr. 4 CCITT Nr. 4 1 FI CCITT Nr. 4 CCITT Nr. 4 1 FI/CCITT Nr. 4 (siehe Schweiz) 1 FI (siehe Frankreich) 1 FI CCITT Nr. 4 1 FI/CCITT Nr. 4 CCITT Nr. 4 1 FI CCITT Nr. 4 CCITT Nr. 4 (siehe Italien)

Außereuropäische Länder: Hongkong Israel Japan ern

CCITT Nr. 5

Südafrika USA D. Betriebsmittel 1. Auslandsvermittlungstechnik a) Teilnehmerselbstwahl Mit dem Einsatz des FsW T 62 war das Netz der DBP auf den Selbstwählferndienst mit dem Ausland grundsätzlich vorbereitet. Für den interkontinentalen Verkehr, bei dem sehr kurze Zeittakte pro Gebühreneinheit auf den Gebührenzähler in der Ortsvermittlungsstelle zu übertragen sind, müssen hierzu die OVSt mit Hebdrehwählersystemen angepaßt werden. Bei den OVSt mit EMD-Technik ist dies nicht erforderlich. Daraus erklärt sich, daß bei Auswechslung einer Hebdrehwählertechnik 342

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

gegen EMD-Technik aus anderen Gründen, z. B. bei Inbetriebnahme eines neuen Gebäudes, diese OVSt automatisch für den interkontinentalen Fernsprechverkehr geeignet ist. Die Zulassung zum interkontinentalen SWFD erfolgt jeweils für einen ganzen KVSt-Bereich, so daß alle OVSt dieses KVSt-Bereiches entweder angepaßt (HDW-Technik) oder in EMD-Technik aufgebaut sein müssen. Ende 1973 war dies bei 184 KVSt-Bereichen der Fall, womit etwa 53 v.H. der Hauptanschlüsse und rund zwei Drittel des interkontinentalen Verkehrs abgedeckt sind. Zur Aufnahme des SWFD mit dem Ausland bedurfte es jedoch der Entwicklung eines Vermittlungssystems, das die zusätzlichen Aufgaben der Leitweglenkung und Verzonung übernehmen konnte, sowie eine Anpassung der unterschiedlichen Wählsysteme und schnelle Zeichengabeverfahren gestattete, um die teuren internationalen Leitungen optimal auszunutzen. Anfangs wurde aus Einzelelementen des FwS T 62 in der ZVSt Düsseldorf ein Auslandsvermittlungssystem aufgebaut, das als Vorläufer des speziell für den Auslands-SWFD entwickelten Auslandsfernwählsystems 64 (AFwS T 64) anzusehen ist. Das AFwST 64 gleicht dem FwS T 62. Als Richtungswahlstufen sind jedoch anstatt Schrittschaltwählern schnelle Relaiswähler, sogenannte Richtungskoppler eingesetzt. Die beiden an der Entwicklung des AFwS T 64 beteiligten Firmen S & H und SEL entwickelten zwei verschiedene Richtungskoppler. Bei der ersten Ausführung (S & H) erfolgt die Ansteuerung der abgehenden Auslandsleitungen über eine 2stufige Koppelanordnung, die aus ESK-Relais aufgebaut ist. Bei der zweiten Ausführung (SEL) handelt es sich ebenfalls um eine 2stufige Koppelanordnung, die jedoch aus Herkon-Relais besteht. Die Zählung im AFwST 64 ist wie beim FwS T 62 eine Zeitimpulszählung, wobei der Zeittakt in der AuslKopfVSt vom Auslands-Zeittaktgeber abgegeben wird. Die Aufgabe der Einstellung auf eine bestimmte Gebührenzone übernimmt der Auslandszonenkoppler (AZokl), der nach Meldung des gerufenen Teilnehmers über den Auslandszählimpulsgeber (AZIG) während des Gesprächs die Zählimpulse an die Leitung des rufenden Teilnehmers anlegt. Für die Gebührenabrechnung zwischen den Verwaltungen werden die einzelnen AZokpl alle 36 sec auf ihren Belegtzustand und die eingestellte Zone abgetastet und die Belegtzustände getrennt nach Ländern und Zonen aufaddiert. In der Folgezeit wurde von der Fa. S & H eine neue Koppelanordnung entwickelt. Sie wurde mit Auslandsrichtungskoppler 66 (ARkpl 66) bezeichnet und bei der AuslKopfVStW Düsseldorf eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine 4stufige Koppelanordnung, bei der die inneren Blockierungen sehr klein gehalten werden. Der für den ARkpl 66 verwendete Auslandsumwerter und Auslandsmarkierer (AUmw/AMkr) ist gegenüber dem AUmw beim AFwST 64 als elektronischer AUmw/AMkr aufgebaut und arbeitet mit der sogenannten 343

F. Arnold „Weitspannenden“ Markierung. Die mit dem ARkpl 66 und dem zugehörigen elektronischen AUmw/AMkr ausgerüstete Variante des AFwST64 wurde mit AFwS T 66 bezeichnet. Um speziell den Anforderungen für den vollautomatischen Transitverkehr gerecht zu werden, wurde für die als CT 2 im internationalen Netz ausgewiesene AuslKopfVStW Frankfurt am Main eine halbelektronische Auslandsvermittlungstechnik entwickelt, die im Auslandsumwerter zwar noch mit verdrahteter Logik arbeitet, bei der aber eine Änderung der Verzonung praktisch ebenso leicht wie bei programmgesteuerter Logik möglich ist. Diese mit Auslandsfernwählsystem T 70 (AFwS T 70) bezeichnete Technik mit der elektronischen Steuerung „801“ gestattet die Anpassung aller gegenwärtig auf der Welt für den internationalen Verkehr gebräuchlichen Zeichengabeverfahren und erfüllt für den Transitverkehr alle denkbaren Forderungen. Mit dieser modernen Technik ist die deutsche Transitvermittlungsstelle Frankfurt am Main zu einer der bedeutendsten CT in der Welt geworden. Das deutsche Auslandsvermittlungssystem gestattet die Aufnahme des SWFD mit der ganzen Welt. Die Aufnahme des SWFD hängt gegenwärtig deshalb nur von der technischen Situation des jeweiligen Gegenlandes und der Bereitstellung einer gewissen untersten Grenzzahl an Wahlleitungen ab. Der nächste Schritt in der Weiterentwicklung der Auslandsvermittlungstechnik wird der Ubergang zu einem elektronisch gesteuerten Fernwahlsystem EWSF-A sein, einer speziell fiir den Auslandsverkehr entwickelten Variante des elektronischen Fernwählsystems EWSF, das Ende dieses Jahrzehnts in der Bundesrepublik zum Einsatz kommen wird. b) Auslandsvermittlungstechnik für halbautomatischen und nicht automatischen Betrieb Im Jahre 1955 gab es noch 52 Fernämter, in denen Auslandsleitungen endeten. Mit der Einführung des SWFD im Inland wurden Zug um Zug auch die Fernämter mit Auslandsleitungen abgebaut. Im Jahre 1971 gab es nur noch 13 Fernvermittlungsstellen mit Handbedienung (FernVStHand), davon 8 bei den 8 ZVSt. Die Zahl der Fernplätze wurde im gleichen Zeitraum ebenso drastisch reduziert. Im Jahre 1971 waren nur noch 627 Fernplätze vorhanden, von denen nur 542 tatsächlich in Betrieb waren. Das Handvermittlungssystem F 36 war nur für 2drähtige Durchschaltung vorgesehen. Für das 4drahtig durchzuschaltende Inlandsnetz und besonders für den handvermittelten Auslandsverkehr wurde das System F 57 entwickelt. Auch das System F 57 war wie das System F 36 ein Zweischnursystem mit symmetrischen Schnurpaaren. Für die Benutzung der Leitweglenkungseinrichtungen des SWFD ergeben sich für die Vermittlungskräfte einige Besonderheiten, die dazu führen, daß sie beim Wählen auf sogenannte Abrufzeichen warten müssen. Um eine bessere Anpassung der Handvermittlungstechnik an das FwS T 62 bzw. das AFwS T 64 zu erreichen, wurde das schnurlose Handfernwählsystem F 62 entwickelt. Dieses auch mit „Wählerfernamt”“ bezeichnete System stützt sich voll auf die Leitwegsteuertechnik des FwS T 62 ab. Die von einem Fernplatz aufgebauten Verbindungen durchlaufen den 344

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Platz selbst nicht. Die für den Verbindungsaufbau und die Durchschaltung erforderlichen Schaltglieder sind in einem getrennten Relaisraum in Gestellrahmen untergebracht. Die Fernplätze selbst sind nur über Steueradern mit den Vermittlungseinrichtungen verbunden. In Tabelle 16 ist die Aufteilung der Fernwahlplätze auf die verschiedenen Vermittlungssysteme wiedergegeben: Tabelle

16

Aufteilung der Fernwahlplätze auf die verschiedenen Vermittlungssysteme Stand: November 1971 Fernwahlplätze Vermittlungssysteme

Vorhanden

In Betrieb

F 36 F 36/50 F57 F 62

217 207 164 39

199 179 133 31

627

542

Insgesamt 2. Ubertragungstechnik a) Tragerfrequenzkabelsysteme

Fiir den steil ansteigenden Fernsprechverkehr im Inland aber auch mit dem benachbarten europäischen Ausland war die Entwicklung moderner Tragerfrequenzsysteme mit hohen Kanalzahlen von großer Bedeutung. Vom Jahre 1954 an erfolgte der Ausbau des deutschen Weitverkehrsnetzes mit der Kabelform 17a, die eine Koaxtube (2,6/9,5 mm) und 8 symmetrische, styroflexisolierte Sternvierer mit 1,3 mm Leiterdurchmesser enthält. Anfangs wurden nur die Sternvierer ausgenutzt und mit dem hierzu entwickelten TF-System V 120 mit einem Verstärkerabstand von 18 km betrieben. Es konnten damit auf dem Beipack des Kabels 17a 16 X 120 = 1920 Fernsprechkanäle in den Frequenzbereichen 12 bis 252 kHz und 312 bis 552 kHz betrieben werden. Aber bereits 1956 wurde auf der Koaxtube des Kabels 17a ein modernes Koaxialträgerfrequenzsystem V 960 mit 960 Fernsprechkanälen im Frequenzbereich 60 bis 4028 kHz auf der Strecke Frankfurt—Hannover—Hamburg eingerichtet. In gleicher Weise wurde das Koaxialkabel Miinchen—Salzburg mit dem V 960-System ausgeriistet; dieses bereits vor dem Krieg ausgelegte Kabel enthält eine Koaxtube 5/18 mm. Vom Jahre 1961 an wurden die Koaxialpaare der Kabelform 17a mit einer Weiterentwicklung des Systems V 960, dem TF-System V 1260 mit 1200 bzw. 1260 Fernsprechkanälen ausgerüstet. Das im Frequenzbereich 60 bis 4028 kHz und 4276 bis 5516 kHz arbeitende System bot damit die Möglichkeit, auf einem einzigen Kabel der Form 17a zusammen mit dem V 120-System auf dem Beipack insgesamt 1920 + 1260 = 3180 Kanäle zu übertragen. Die Systeme V 960 und V 1260 arbeiten mit Röhrenverstärkern. Bei Verkürzung der Verstärkerabstände wurde das TF-System V 2700 entwickelt, das im Übertragungsbereich von 312 bis 12 336 kHz die Übertragung von 2700 Fernsprechkanälen ermöglichte, für den Auslandsverkehr ‘edoch keine Bedeutung erlangte. 345

F. Arnold Aufgrund des Bedarfs an Koaxialkabelsystemen mit Kanalzahlen für kleinere Bündel wurde vom CCITT ein Kleinkoaxialpaar mit den Abmessungen 1,2/4,4 mm genormt, das eine 2,3fach höhere Dämpfung als die Normalkoaxtube (2,6/9,5 mm) aufweist. Diese höhere Dämpfung konnte durch geringere Abstände der billiger in Unterflurbehältern unterzubringenden Transistor-Leitungsverstärker ausgeglichen werden. Die neue Kleinkoaxtube kann je nach Leitungsbedarf mit V 300- oder V 960-Systemen ausgerüstet werden. Direkte TF-Kabelverbindungen errichtete die DBP ten Ländern, wozu auch Schweden und Großbritannien Tabelle

zu den benachbarzu rechnen sind.

17

Grenzüberschreitende TF-Fernkabelsysteme und ihre Belegung am 1. Juli 1973 Land

TF-Fernkabel

Jahr der Inbetriebnahme

Primärgruppenkapazität

belegte Primärgruppen Endverkehr Transitverkehr

1

2

3

4

5

6

Belgien

Aachen—Lüttich

1954

240

97

35

Dänemark

Flensburg— Lundtoft

1957

70

22

19

Frankreich

Saarbrücken— Metz Karlsruhe— Lauterburg Freiburg— Mulhouse

1952

120

53



1957

70

37

1973

75

2

=

Leer—Winterton (2 Kabel) Fedderwarten— Winterton

1964 1965 1971

20

20



105

41

10

Luxemburg

Luxemburg— Trier

1953

120

25

1

Niederlande

Diisseldorf— Venlo Briinen— Terborg Leer— Winschoten

1955

120

69

14

1958

120

76

16

1964

160

59

17

Großbritannien

1

Österreich

München— Salzburg

vor 1945

80

50

24

Schweiz

Donaueschingen— 1973 Zürich Basel— 1953 Freiburg

210

73

59

120

60

12

40

23

15

Schweden

346

Burg— Malmö

1969

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

In Tabelle 17 sind die grenzüberschreitenden TF-Kabelsysteme und ihre Belegung nach dem Stand vom 1. Juli 1973 wiedergegeben. Von insgesamt 930 belegten Primärgruppenverbindungen werden allein 223 als Transitverbindungen für andere Länder betrieben; diese Primärgruppen werden von den ausländischen Verwaltungen gegen einen vom CCITT festgesetzten Jahresmietpreis fest angemietet. Die Tatsache, daß nahezu ein Viertel aller Primärgruppenverbindungen für den Transitverkehr zur Verfügung gestellt werden, spiegelt die Bedeutung der Bundesrepublik als Transitland wieder, die in erster Linie in deren zentralen Lage in Europa begründet ist. b) Richtfunksysteme Die DBP hatte ursprünglich Anfang der Fünfzigerjahre geplant, die Fernsehbänder eines in der Bundesrepublik aufzubauenden Netzes an Fernsehübertragungsleitungen über die Koaxtube der TF-Kabel, besonders der Kabelform 17a, zu führen. Mit dem Fortschritt der Richtfunk-Übertragungstechnik zeigte es sich jedoch bald, daß sich die breitbandigen Richtfunksysteme hervorragend für die Übertragung des Fernsehbandes eigneten. Damit wurden die Koaxtuben der ausgelegten TF-Kabel für die hochkanaligen TF-Systeme frei, so daß die Richtfunktechnik bereits indirekt erheblich zum Ausbau des Weitverkehrsnetzes beitrug. Da die Richtfunk-Verbindungen mit Radiofrequenzen zwischen 2 und 8 GHz und Funkfeldern mit Sichtweite bezüglich Sicherheit, Güte und Konstanz den drahtgebundenen Übertragungswegen gleichwertig waren,

Tabelle

18

Richtfunklinien zwischen der Bundesrepublik und dem Ausland nach dem Stand vom 1. 7. 1973

lRichtfunkinie

Dänemark en

Primär- belegte Primärgruppen Inahme nbetrieb- kapazität gruppen- verkehr für End- fverkehr ür Transit1962 80

Italien

1970

Land

Tälir‘der

12

51

46

27

Frankreich nnesee 19711964 8800 4149 . 16 80

Österreich Ve

1964

80

37

35

Tschecho- Nürnberg—

1968 50

°8

BR6

Schweiz

slowakei

a Walsberg as Säntis—

Prag

347

F. Arnold wurden die Richtfunksysteme eine wesentliche Ergänzung des vorhandenen Fernsprech-Weitverkehrskabelnetzes. Die DBP führte das Prinzip der Zweimedienführung ein, d. h., starke Leitungsbündel werden auf TF-Kabel und Richtfunksysteme aufgeteilt, um eine größere Betriebssicherheit zu erzielen. Auch für die starken Leitungsbündel mit dem benachbarten europäischen Ausland spielte die Richtfunktechnik ab 1962 eine wesentliche Rolle. Gerade für den Fernsprechauslandsverkehr mit erheblich höheren Zuwachsraten als im Inlandsverkehr waren die Hauptvorteile der Richtfunktechnik, nämlich schnellere Aufbauzeit als bei Kabelsystemen und leichtere Überwindung geografischer Hindernisse, besonders wertvoll. Von den verschiedenen Richtfunksystemen sind für den Auslandsverkehr in erster Linie jene Systeme mit Videobandbreite, d.h. für 960-Fernsprechkanäle von Bedeutung. In Tabelle 18 sind die am 1. Juli 1973 in der Bundesrepublik vorhandenen grenzüberschreitenden Richtfunksysteme mit Kapazität und Belegungszustand aufgeführt. Aus den Zahlen der belegten Primärgruppenverbindungen für End- und Transitverkehr, nämlich 205 PGV für Endverkehr und 167 PGV für Transitverkehr, kann man auch hier wiederum die große Bedeutung des Transitverkehrs erkennen. 3. Seekabel Fernsprechverkehr über die Ozeane hinweg war viele Jahre lang mit den Mitteln der Lang- und Kurzwellentechnik qualitativ und quantitativ nur sehr begrenzt möglich. Die stürmische Entwicklung, die der interkontinentale Fernsprechverkehr in den Jahren von 1955 bis 1973 nahm, war erst durch die Auslegung von breitbandig ausnutzbaren Seekabeln denkbar. Das erste Transatlantikkabel wurde am 25. 9. 1956 in Betrieb genommen. Seitdem wurden eine Reihe von Seekabeln zwischen Europa einerseits und Nordamerika, Südamerika und Afrika andererseits ausgelegt. 4. Fernmeldesatelliten

und

Erdefunkstellen

a) Fernmeldesatelliten Nach einigen Versuchen mit passiven Satelliten gelang den Amerikanern am 10. 7. 1962 der Abschuß des ersten aktiven Fernmeldesatelliten Telstar I. Durch die Tests mit diesem Satelliten wurde bewiesen, daß sich aktive Satelliten zur Übertragung von Fernsehen und Ferngesprächen mit guter Qualität eignen. Im Februar 1963 wurde als erster ,Synchronsatellit” der Syncom 1 gestartet, der die gleiche Winkelgeschwindigkeit wie die Erde aufwies. Die DBP beteiligte sich ab 8. 11. 1963 mit ihrer Erdefunkstelle in Raisting an den Übertragungsversuchen über Satelliten. Zur kommerziellen Nutzung der Fernmeldesatellitensysteme wurde am 21. 9. 1964 das International Telecommunications Satellite Consortium (Intelsat) gegründet 1%), dem 1972 bereits 83 Länder angehörten. 105) Zuerst als „Interim Communications Satellite Committee“ (ICSC), dann Übereinkommen vom 20. 8. 1971, am 12. 1. 1972 durch die Bundesrepublik unterzeichnet und am 3. 5. 1973 ratifiziert (BGBl. IL, S. 249). 348

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Die kommerzielle Nutzung von Satelliten für den interkontinentalen Fernsprechverkehr begann am 28. Juni 1965 mit dem Satelliten Early Bird, der später in INTELSAT I umgetauft wurde. Da bei diesem Satelliten noch kein Mehrfachzugang möglich war, einigten sich die damals in Europa vorhandenen Erdefunkstellen Goonhilly (Großbritannien), Pleumeur-Bodou (Frankreich) und Raisting auf ein Dreiecksnetz untereinander, um im 3-Wochen-Rhythmus wechselnd mit der Gegenstelle in Andover (USA) den Betrieb wahrzunehmen. Vom Oktober 1966 bis September 1967 wurden vier Satelliten des Typs INTELSAT II über dem Atlantischen Ozean und dem Indischen Ozean als Synchronsatelliten placiert. Der Typ INTELSAT II gestattete Mehrfachzugang, so daß gleichzeitig mehrere Erdefunkstellen miteinander Betrieb machen konnten. Im Dezember 1968 wurde mit dem INTELSAT II ein erheblich leistungsfähigerer Satellit als seine Vorgänger in eine Synchronbahn über dem Atlantik gebracht, der Mehrfachzugang und die gleichzeitige Übertragung von Fernsehen und Fernsprechen gestattete. Eine erneute Kapazitätssteigerung auf das Sechsfache der Kapazität von INTELSAT IH brachte der Satellitentyp INTELSAT IV, der im März 1971 den INTELSAT III ablöste. Auch über dem Indischen Ozean wurde ein INTELSAT II-F3 placiert, der inzwischen durch den INTELSAT IV F 5 ersetzt wurde. Trotz der großen Kapazität des INTELSAT IV mit Mehrfachzugang durch eine Vielzahl von Erdefunkstellen reichte im Jahre 1972 ein Satellit über dem Atlantik nicht mehr aus, so daß ein weiterer Satellit des gleichen Typs dort placiert wurde. Ende 1973 waren folglich folgende Satelliten in Betrieb: INTELSAT INTELSAT INTELSAT

IV -F2 über IV -F3 über IV-F5 über

dem dem dem

Atlantik Atlantik Indischen

Ozean.

Bisher wird bei den Satelliten das Frequenzmultiplex-Verfahren mit Frequenzmodulation (FM - FDMA) angewandt, das besonders bei starken Fernsprechbündeln wirtschaftlich ist. Für mittlere und kleinere Fernsprechbündel wurde ein Verfahren mit Zeitmultiplex bei Pulscodemodulation (PCM - TDMA) entwickelt, das künftig zum Einsatz kommen wird. In den letzten Jahren wurden in vielen Ländern der Erde Erdefunkstellen aufgebaut, so daß praktisch jedwede direkte Verkehrsbeziehung möglich wird. Häufig reicht jedoch der Verkehr zwischen zwei Ländern nicht aus, um die Schaltung einer ständigen direkten Satellitenleitung in wirtschaftlicher Hinsicht zu rechtfertigen. Für diese zahlreichen Fälle wird das SPADE-Verfahren (Single Channel per Carrier in PCM Access Demand Assignment Equipment) eine nahezu ideale Lösung bringen. Bei diesem Verfahren, das im Sommer 1973 zwischen den USA und der Bundesrepublik erprobt wurde, werden Satellitenverbindungen nicht mehr ständig, sondern nach Bedarf belegt. Damit können kleine und kleinste Verkehrsmengen, für die bisher die Schaltung einer ständigen direkten Kabel- oder Satellitenleitung unwirtschaftlich war, praktisch zu allen mit SPADE-Ge349

F. Arnold räten ausgerüsteten Erdefunkstellen übermittelt werden. In diesem speziellen Punkt ist die Satellitentechnik der Kabeltechnik eindeutig überlegen. Der Betrieb mit dem SPADE-Verfahren wurde in der Bundesrepublik Anfang 1974 aufgenommen. b) Erdefunkstelle Seit Inbetriebnahme der ersten Antennenanlage bei der deutschen Erdefunkstelle Raisting im November 1963 wurden zwei weitere Antennenanlagen aufgebaut. Die Antenne 1 ist auf den INTELSAT IV - F 5 über dem Indischen Ozean ausgerichtet, die Antenne 2 auf den INTELSAT IV F 2 über dem Atlantik (Major path) und die Antenne 3 auf den INTELSATIV-F3 ebenfalls über dem Atlantik. In Tabelle 19 sind die Ende 1973 über die Erdefunkstelle Raisting bestehenden Satellitenleitungen aufgeführt. Tabelle 19 Satellitenleitung über Raisting nach dem Stand von Dezember 1973 Satellit

Land

Zahl der geschalteten Leitungen

Intelsat IV-F 2 (Antenne 2)

USA

103

Intelsat IV-F 3 (Antenne 3)

Argentinien Brasilien Iran Israel Kanada Chile Kolumbien Mexiko Peru USA Venezuela

NN

ON ON NNUNHNWUNPRHMR unjo)

Intelsat IV-F 5 (Antenne 1)

Australien Hongkong Indonesien Japan Korea Kuwait Philippinen Thailand Singapur

fan

FPENWNHENNA N oO

5. Leitungspool Europa — USA Der Fernsprechverkehr zwischen Westeuropa und den USA war seit der Inbetriebnahme des TAT 1 im Jahre 1956 bis zum Jahre 1963 stark angestiegen. Den einzelnen westeuropäischen Ländern standen jedoch 1963 nur relativ kleine Leitungsbündel zur Verfügung, die gegenüber den natürlichen Schwankungen des Verkehrsaufkommens sehr empfindlich waren. 350

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Um den günstigen Effekt von größeren Leitungsbündeln auszunutzen, gründeten Belgien, die Niederlande, die Schweiz und die Bundesrepublik im Januar 1964 einen Leitungspool, in den sie einen Teil der mit den USA betriebenen Fernsprechleitungen einbrachten. Damit war ein besserer Ausgleich der Verkehrsspitzen möglich. Dieser Pool, in den nach Schaffung der vermittlungstechnischen Voraussetzungen in der Transitvermittlungsstelle Frankfurt im Mai 1972 auch eine Anzahl von über die deutsche Erdefunkstelle Raisting betriebenen Satellitenleitungen einbezogen wurde, besteht noch heute, und zwar mit der in Tabelle 20 angegebenen Leitungsaufteilung. Tabelle 20 Leitungspool Europa—USA nach dem Stand von Oktober 1973 Leitungen über Seekabel über Satellit Belgien Bundesrepublik Deutschland Niederlande

insgesamt

11

8

37

13

50

9

6

15

j

19

Schweiz

15

9

24

Summe

72

36

108

Die vier den Pool betreibenden Länder beabsichtigen, diesen bis zur Inbetriebnahme des neu geplanten Transatlantikkabels TAT 6, mit der im Jahre 1976 gerechnet wird, beizubehalten. Danach wird jedes Land derartig starke eigene Bündel in die USA zur Verfügung haben, daß auf den Pool verzichtet werden kann. E. Internationale sprechdienst

Gesprächsarten

und

Betriebsabwicklung

im

internationalen

Fern-

1. Internationale Gesprächsarten Da sich zeigte, daß die Nachfrage nach „Sammelferngesprächen” gemessen an dem ständigen Aufwand für die Bereithaltung der Einrichtungen unzureichend blieb, wurde ihre Ausführung im Inlandsdienst und am 1. März 1957 auch für den Verkehr mit dem Ausland aufgehoben, soweit hierfür die deutschen Sammelgesprächseinrichtungen benutzt werden mußten. Andere Länder sammelten offensichtlich ähnliche Erfahrungen, denn auch im Verkehr mit Australien und den Philippinen wurde die Ausführung von Sammelferngesprächen am 25. August 1964 bzw. am 11. Oktober 1966 eingestellt. Zur Zeit sind diese Gespräche lediglich mit einer entsprechenden Einrichtung in den Vereinigten Staaten von Amerika zugelassen. Im Zusammenhang mit der Verbesserung des europäischen Leitungsnetzes, insbesondere aber wegen des starken Ausbaus des internationalen Selbstwählferndienstes in Europa wurde in den Gremien des CCITT die Frage untersucht, ob es unter diesen Umständen wirtschaftlich überhaupt 351

F. Arnold noch zu rechtfertigen wäre, Vorranggespräche und Gespräche mit besonderer Behandlung in dem bisherigen Umfang weiterhin anzubieten. Man kam überein, die Abschaffung der „Monatsgespräche”, der „Wochengespräche”, der „Gespräche zur festgelegten Zeit” und der „Blitzgespräche” zu empfehlen. Nach entsprechenden Verhandlungen mit den Verwaltungen wurden Monats- und Wochengespräche sowie Gespräche zur festgelegten Zeit zwischen dem 1. April 1967 und dem 1. Juni 1970 im Verkehr mit allen europäischen Ländern aufgehoben. Hinsichtlich des weiteren

Schicksals der Blitzgespräche orientierte sich die deutsche Verwaltung bei ihren Verhandlungen an dem Ausbaustand der Leitungsbündel mit den betreffenden Ländern. So wurde zwar zwischen dem 1. Juli 1969 und dem 19. Dezember 1972 mit dem größten Teil der europäischen Länder vereinbart, Anmeldungen zu Blitzgesprächen nicht mehr anzunehmen, doch sind im Verkehr mit Portugal, Rumänien und der Türkei Blitzgespräche noch immer möglich. Um für die oben geschilderten Überlegungen des CCITT Erfahrungen zu sammeln, hatte die deutsche Verwaltung vorher bilateral vereinbart, in vollautomatisierten Grenzverkehrsbeziehungen V-, R-, Monats- und Wochengespräche sowie Gespräche zur festgelegten Zeit nicht mehr zuzulassen. Als sich zeigte, daß diese Maßnahmen keinerlei Schwierigkeiten bereiteten, wurde am 10. Januar 1964 dank des Entgegenkommens der österreichischen Verwaltung die Ausführung dieser Gespräche, dazu auch der „dringenden Gespräche”, in den vollautomatisierten Weitverkehrsbeziehungen mit Österreich ebenfalls eingestellt, auch hier ohne Schwierigkeiten. Hervorgerufen durch die ursprüngliche Stellung Algeriens, Marokkos und Tunesiens als französische Départements wurden von jeher im Verkehr mit diesen drei Ländern die in Europa üblichen Gesprächsarten und Vorrangregelungen angewandt. Als viertes Land trat am 1. Februar 1968 Libyen hinzu. Die Verbesserung der Übertragungsmittel für den Verkehr nach außereuropäischen Ländern (Seekabel, Satelliten) ließ eine Angleichung der in Europa üblichen Gesprächsarten an die Gesprächsarten, wie sie sich für den Verkehr von Kontinent zu Kontinent und in den anderen Kontinenten selbst entwickelt hatten, wünschenswert erscheinen. Man bildete daher aus den in Europa üblichen V- und XP-Gesprächen „Gespräche mit einer bestimmten Person“ (wobei ein solches Gespräch die Entsendung eines Boten notwendig machen kann) und aus den gewöhnlichen Privatgesprächen „Gespräche von Sprechstelle zu Sprechstelle” (wobei die verlangte Sprechstelle stets nur mit einer Rufnummer bezeichnet sein darf). Gleichzeitig ging man zu einem Zuschlagsystem für die Gespräche mit einer bestimmten Person über. Entsprechend dem fortschreitenden modernen Ausbau der Leitungen zu den verschiedenen außereuropäischen Ländern wurden die bisher üblichen, ausschließlich zugelassenen „Gespräche von Person zu Person” durch die Kombination von Gesprächen mit einer bestimmten Person und Gesprächen von Sprechstelle zu Sprechstelle in folgender chronologischer Reihenfolge ersetzt: 352

Entwicklung

des

1. 2. 1967 16. 8. 1968 14.11.1968 1. 4. 1969 25.7.1969 9. 8.1969 15.9.1969 15.10.1969 1. 11. 1969 15.11.1969 1. 12. 1969 1. 9. 1970 1.10.1970 1. 3. 1971 15. 2.1971 1. 7.1971 20.12.1971 15.5.1972 15.2.1973 20.7.1973 1. 8.1973 1. 9. 1973 2. Betriebsabwicklung

Fernsprech-Auslandsverkehrs Kanada und USA (Mutterland) Chile Israel Brasilien Japan Siidafrika und Siidwestafrika Peru Rhodesien Kuwait Argentinien Iran Venezuela Mauretanien Hawaii-Inseln Thailand Libanon Philippinen Zypern Jungfern-Inseln und Puerto Rico Hongkong Australien Neuseeland

im internationalen

Fernsprechdienst

Der von der Bundesrepublik Deutschland abgehende Fernsprechverkehr mit dem Ausland wird nach dem Stand vom August 1973 zu 95,5 % vollautomatisch, zu 4% halbautomatisch und zu 0,5% nicht automatisch abgewickelt. a) Der vollautomatische

Fernsprechdienst

Vollautomatischer Fernsprechverkehr oder Teilnehmerselbstwahl ist von der Bundesrepublik aus Ende 1973 nach 18 europäischen und 6 außereuropäischen Ländern möglich. In Tabelle 21 sind diese Länder mit ihrer Landeskennzahl und der Sprechdauer für eine Gebühreneinheit aufgeführt (s. S. 354). Im vollautomatischen Fernsprechbetrieb baut der Teilnehmer die Gesprächsverbindung ohne Beteiligung einer Vermittlungskraft auf. Die Verkehrsausscheidungszahl für den grenzüberschreitenden Verkehr wird von jeder Fernmeldeverwaltung nach eigenem Ermessen festgesetzt. In der Bundesrepublik wurde hierfür die „00“ gewählt. Auch in anderen Ländern

ist eine Tendenz zur Verwendung dieser Verkehrsausscheidungszahl festzustellen. Im Jahre 1972

wurde

eine CEPT-Empfehlung

zur internationalen

Standardisierung der „00“ als Verkehrsausscheidungszahl für den vom

Teilnehmer selbstgewählten grenzüberschreitenden Verkehr angenommen. Dieses für die Fernsprechkunden im Zeitalter des weltweiten Tourismus sehr erstrebenswerte Ziel kann jedoch von den Fernmeldeverwaltungen, die bisher eine andere Verkehrsausscheidungszahl verwenden, aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten nur sehr langsam erreicht werden. Da die in der Auslandsvermittlungstechnik eingesetzten Register in vielen Ländern nicht mehr als 12 Ziffern speichern können, soll nach Empfehlung des CCITT bei bereits bestehenden Numerierungsplänen die internationale Nummer 12 Stellen nicht überschreiten. Für Länder mit zwei23

Fernmeldewesen

353

F. Arnold Tabelle

21

Länder, mit denen von der Bundesrepublik Deutschland aus abgehende Teilnehmerselbstwahl möglich ist, mit Landeskennzahlen und Sprechdauer für eine Gebühreneinheit nach dem Stand vom Dezember 1973 Land

Landeskennzahl

1. Europäische Länder Belgien 32 Dänemark 45 Finnland 358 Frankreich 33 Griechenland 30 Großbritannien 44 Italien 39 Liechtenstein 41 Luxemburg 352 Monaco s. Frankreich Niederlande 31 Norwegen 47 Österreich 43 Schweden 46 Schweiz 41 Spanien 34 Ungarn 36 Vatikanstadt s, Italien 2. Außereuropäische Länder Hongkong 852 Israel 972 Japan 81 Kanada 1 Siidafrika 27 USA 1

Zeittakt (in Sek.) für 1 Gebühreneinheit 10,667/9,6 10,667/9,6 6,000 12,0 bis 6,857 5,053 7,385 7,385 s. Schweiz 12,0/8,727 s. Frankreich 12,522/9,6 6,857 10,667/8,727 6,857 12,522/9,6 4,571 6,4 s. Italien 0,970 1,524 0,970 1,231/1,684 0,970 1,333/1,745

stelliger Landeskennzahl ist demnach die nationale Nummer auf 10 Stellen begrenzt. Die nationale Nummer besteht aus der Ortsnetzkennzahl und der Teilnehmerrufnummer (einschließlich der Nebenstellennummer bei Durchwahlnebenstellenanlagen). Zum Aufbau einer Verbindung mit einem Teilnehmer in Paris müssen von der Bundesrepublik aus folgende Ziffern gewählt werden: 00

33

1

5044848

Teilnehmerrufnummer Ortsnetzkennzahl von Paris Landeskennzahl von Frankreich

as 2 E 5 a: @

a aS me EB 5a on = =

Verkehrsausscheidungszahl in der Bundesrepublik für grenzüberschreitenden Verkehr 354

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Während für Ferngespräche innerhalb der Bundesrepublik der „Wahlzwang” besteht, d. h., der Teilnehmer kann nicht ein gewöhnliches Gespräch bei einer FernVStHand anmelden, wenn in der betreffenden Verkehrsbeziehung der Selbstwählferndienst eingeführt ist, wird dieser Wahlzwang im internationalen Fernsprechverkehr nicht in gleich absoluter Weise gehandhabt. Wenn ein Teilnehmer Schwierigkeiten irgendwelcher Art bei der Abwicklung eines selbstgewählten Auslandsferngesprächs hat, so kann er auch ein gewöhnliches Gespräch bei der AuslVStHand anmelden. Er wird zwar dann von der Vermittlungskraft auf die Möglichkeit der Selbstwahl hingewiesen, der Auftrag wird jedoch in der Regel bei Nennung der Gründe ausgeführt. Der Grund für diese unterschiedliche Behandlung des Auslandsverkehrs liegt in den internationalen Gepflogenheiten, im unterschiedlichen Automatisierungsgrad der Fernsprechnetze der einzelnen Länder und im größeren Schwierigkeitsgrad der Teilnehmerselbstwahl im Vergleich zu einer Inlandsverbindung, da in den einzelnen Ländern unterschiedliche Hör- und Hinweistöne verwendet werden sowie mitunter größere Rufverzugszeiten auftreten, die den ungeübten Teilnehmer verunsichern können. Die DBP muß jedoch im Hinblick auf die erheblichen Personalkosten und die Schwierigkeiten der Personalgewinnung im handvermittelten Fernsprechdienst versuchen, weitere Verkehrsbeziehungen zu automatisieren und durch eine hohe Betriebsgüte und einwandfreien Abfluß des Verkehrs die Teilnehmerselbstwahl zu fördern. b) Fernsprechauskunft Ausland Voraussetzung für die Selbstwahl eines internationalen Ferngesprächs durch den Teilnehmer ist, daß ihm die Landeskennzahl, die Ortsnetzkennzahl im Zielland und die Teilnehmerrufnummer bekannt sind. Die Landeskennzahl und Ortsnetzkennzahl sind zusammengefaßt mit der Verkehrsausscheidungszahl „00“ für die wichtigsten Städte der Lander, zu denen Selbstwählfernverkehr besteht, im „Amtlichen Verzeichnis der Ortsnetzkennzahlen“ aufgeführt. Die Teilnehmerrufnummer und eventuell die Ortsnetzkennzahl kleinerer Orte im Ausland muß der Teilnehmer, falls nicht bekannt, bei der für seinen Bereich zuständigen Fernsprechauskunftsstelle Ausland erfragen, die er unter der bundeseinheitlichen Rufnummer ,00118” erreicht. Fernsprechauskunftsstellen Ausland sind in der Bundesrepublik am Sitz der fünf AuslKopfVStHand Frankfurt am Main, Düsseldorf, Hamburg, München und Stuttgart eingerichtet. Diese Auskunftsstellen beantworten die aus dem eigenen Fernsprechnetz kommenden Auskunftsverlangen. Im Gegensatz zur Fernsprechauskunft Inland stehen den Auslands-Auskunftskraften nur in geringem Maße Mikrokarten der Gegenverwaltungen zur Verfügung, die von diesen in regelmäßigen Zeitabständen übersandt werden. In der überwiegenden Zahl der Fälle muß die Auskunft aus ausländischen Fernsprechbüchern erteilt werden, die sich natürlich innerhalb der Ausgabeperioden nicht immer auf dem neuesten Stand befinden. Die Auskunftskräfte sind deshalb mitunter gezwungen, die gewünschte Rufnummer durch Anruf bei der zuständigen Auskunftsstelle im Zielland zu ermitteln. Unabhängig davon, 23°

355

F. Arnold wie die gewünschte Nummer von der Platzkraft in der Fernsprechauskunftsstelle Ausland festgestellt wird, erfolgt die Auskunftserteilung gebührenfrei. Die DBP stellt ihrerseits allen fremden Verwaltungen neben den Fernsprechbüchern, soweit sie es wünschen, ihre Mikrokartensätze zur Verfügung. Das Format der Mikrokarten wurde im Hinblick auf den Austausch zwischen den Fernmeldeverwaltungen international genormt. Für die von ausländischen Auskunftsplatzkräften eingehenden Auskunftsersuchen über Rufnummern in der Bundesrepublik wurde eine zentrale Auskunftsstelle für den kommenden Auskunftsverkehr in Frankfurt am Main eingerichtet, die mit Mikrokarten arbeitet und die neuesten Teilnehmerdaten des ganzen DBP-Bereiches an jedem Auskunftsplatz hat. Innerhalb der CEPT ist eine Empfehlung in Vorbereitung, in der geraten wird, daß jedes Land mindestens eine derartige internationale Auskunftsstelle für den aus dem Ausland ankommenden Verkehr einrichtet. c) Der halbautomatische

Fernsprechdienst

Bei der Beschreibung der halbautomatischen und nicht automatischen Betriebsweise werden folgende Begriffe verwendet: 1. A-Verkehr Herstellen der von Teilnehmern verlangten abgehenden Verbindungen (Abwicklung an den A-Plätzen). 2. B-Verkehr Herstellen der von Fernämtern der Gegenländer angeforderten End- und Transitverbindungen (Abwicklung an den B-Plätzen). 3. Speicherverkehr Herstellen von nicht sofort ausführbaren Verbindungen (Abwicklung an C- oder D-Plätzen). 4. Vorwärtsaufbau Herstellen einer abgehenden Verbindung, wobei der Anmelder am Fernhörer bleibt. 5. Rückwärtsaufbau Nach Anmeldung eines Gesprächs legt der Anmelder auf und wird nach Herstellen der Verbindung mit dem gewünschten Teilnehmer durch die Vermittlungskraft von dieser erneut angerufen und mit dem gewünschten Gesprächspartner verbunden. 6. Sofortverkehr Herstellen einer abgehenden Verbindung innerhalb von 5 min nach der Anmeldung entweder im Vorwärtsaufbau oder im Rückwärtsaufbau. Der halbautomatische Fernsprechverkehr mit dem Ausland wird von den AuslKopfVStHand und den AuslVStHand abgewickelt. Der Teilnehmer erreicht das für sein Gebiet zuständige Auslandsfernamt unter der Kurzrufnummer „0010“. Die Vermittlungskraft kann selbst in das Wahlnetz des Gegenlandes einwählen und den Teilnehmer im fremden Land direkt erreichen. Die AuslVStHand wickeln nur A-Verkehr ab. Die von ihnen in der Regel im Vorwärtsaufbau hergestellten Verbindungen laufen hierbei über die in den AuslKopfVStW aufgebauten Wählergruppen, an denen die Wählleitungen mit dem Ausland enden. Nicht direkt herstellbare Verbindungen und Gespräche mit Sonderbehandlung (mit Ausnahme von V-Gesprächen) werden an die zuständige AuslKopfVStHand abgege356

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

ben. Die Vermittlungskraft in der AuslKopfVStHand übernimmt die Betriebsführung und stellt die Gesprächsverbindung im Rückwärtsaufbau her. Den Vermittlungskräften in den AuslVStHand ist es nicht möglich, eine Vermittlungskraft im fremden Land einzuschalten. Der halbautomatisch abgewickelte Fernsprechverkehr fließt, falls in der Verkehrsbeziehung bereits Teilnehmerselbstwahl eingeführt ist, über dieselben Wählleitungsbündel wie der vom Teilnehmer selbst gewählte Verkehr. Bei dem von den AuslKopfVStHand ausgehenden halbautomatischen Auslandswählverkehr besteht für die Vermittlungskräfte in der AuslKopfVStHand die Möglichkeit, bestimmte Vermittlungsplätze für ankommenden Verkehr (B-Plätze) im Gegenland gezielt anzuwählen und durch Hinzufügen einer Sprachkennziffer zur gewählten Nummer anzugeben, in welcher Sprache sie bedient werden möchten. Im wesentlichen sind von der DBP die Sprachkennziffern 1 für Französisch, 2 für Englisch und 3 für Deutsch mit den ausländischen Verwaltungen vereinbart. Ergeben sich zwischen der deutschen Vermittlungskraft in der AuslKopfVStHand und dem ausländischen Teilnehmer Verständigungsschwierigkeiten, so kann die erstere nachträglich eine sprachenkundige Vermittlungskraft der ausländischen Handvermittlungsstelle einschalten. d) Der nicht automatische Fernsprechdienst Der Fernsprechverkehr mit Ländern, zu denen bisher keine Wählleitungen geschaltet werden konnten, wird manuell über Rufleitungen abgewickelt. Rufleitungen sind fest zwischen den Vermittlungsplätzen der AuslKopfVStHand in der Bundesrepublik und entsprechenden Fernämtern in den Gegenländern geschaltet. Der Teilnehmer erreicht über die „0010“ eine AuslKopfVStHand, wenn er im eigenen Anmeldebereich einer AuslKopfVStHand liegt. Die Vermittlungskräfte an den A-Plätzen versuchen die Verbindung im Sofortverkehr entweder im Vorwärts- oder Rückwärtsaufbau herzustellen. Ist Sofortverkehr mit dem betreffenden Gegenland grundsätzlich nicht möglich, so wird die Anmeldung unmittelbar an einen C-Platz weitergegeben und von dort aus im Speicherbetrieb erledigt. Ist nur vorübergehend kein Sofortverkehr mit dem Gegenland oder dem gewünschten Teilnehmer möglich, so wird die Anmeldung an einen D-Platz abgegeben. Liegt ein Teilnehmer im Anmeldebereich einer AuslVStHand, so erreicht er sie ebenfalls unter „0010“. Handelt es sich um eine Gesprächsbeziehung, die nur im nicht automatischen Dienst hergestellt werden kann oder um ein Gespräch mit Sonderbehandlung (Gespräche mit einer bestimmten Person), so wird die Anmeldung stets an die zuständige AuslKopfVStHand abgegeben. Die Gesprächsführung geht dann auf die AuslKopfVStHand über und das Gespräch wird im Rückwärtsaufbau hergestellt. Die Zahl der Rufleitungen und entsprechend die Zahl der nicht automatisch hergestellten Auslandsgespräche nimmt trotz des starken Wachstums im Auslandsverkehr ständig ab, da alle Verwaltungen bestrebt sind, Wählleitungen zu schalten und damit auf den personalsparenden halb- oder vollautomatischen Dienst überzugehen. Allerdings bestehen auch im Jahre 1973 noch einige relativ starke Rufleitungsbündel zu benachbarten Ländern, insbesondere Frankreich und Italien, die jedoch in den kommenden Jahren zum größten Teil durch Wählleitungen ersetzt werden. 357

F. Arnold Innerhalb der CEPT ist eine Diskussion im Gange, inwieweit bei vollautomatisiertem Fernsprechverkehr zwischen zwei Ländern weiterhin ein geringer Restbestand an Rufleitungen aus Sicherheitsgründen bestehen bleiben soll. Dieser Rest könnte weiterhin die Gewähr dafür bieten, daß zum Beispiel bei Ausfall von vermittlungstechnischen Einrichtungen trotzdem Vorranggespräche für einen begrenzten Personenkreis möglich wären. F. Verkehrsentwicklung und grenzüberschreitende Leitungen 1. Endverkehr a) Gesprächszahlen Der Fernsprechverkehr mit dem Ausland hat in der Zeit von 1955 bis 1973 eine stürmische Aufwärtsentwicklung erlebt. Die jährlichen Zuwachsraten lagen beim abgehenden Verkehr ständig zwischen 17 und 20 v.H. So wurden 1972 im Bereich der DBP sechzehnmal mehr abgehende Auslandsferngespräche geführt als im Jahre 1956. Da die vorgenannten Zuwachsraten erheblich über denen des Inlandsverkehrs lagen, hat sich im gleichen Zeitraum der Anteil der Auslandsgespräche an der Gesamtzahl der Gespräche von 0,8 v. H. im Jahre 1956 auf 2,1 v. H. im Jahre 1972 erhöht. An der allgemein kräftigen Zunahme des Auslandsverkehrs hatten die Verkehrsbeziehungen, in denen der Selbstwählferndienst eingeführt werden konnte, den größten Anteil. Beim Übergang zum Selbstwählferndienst wurden zu einzelnen Ländern Verkehrssteigerungen von über 100 Prozent verzeichnet. In Tabelle 22 ist die Entwicklung der abgehenden für den Zeitraum von 1956 bis 1973 wiedergegeben. Tabelle

Auslandsgespräche

22

Entwicklung der abgehenden Auslandsgespräche Jahr

Zahl der Auslandsgespräche in Millionen

Zuwachs inv.H.

Anteil der Auslandsgespräche am Gesamtverkehr inv.H.

1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 497% 1972

5,185 6,102 6,862 9,188 11,348 13,531 15,862 18,219 19,625 24,820 29,426 34,749 41,824 50,195 60,817 70,604 83,000

— 3a 12,4 34,4 23,6 19,4 17,4 14,9 yas 21,4 18,6 18,1 16,9 16,7 15,5 16,1 17,6

0,8 0,9 0,9 1,0 11 11 1,2 2 1,4 1,4 1,4 1,0 1,6 1,7 1,8 2,9 Zirh

358

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Die Zahl der ankommenden Gespräche wird seit 1959 bei der DBP nicht mehr erfaßt. Bis 1959 war der Anteil der ankommenden Gespräche etwa 55 v.H. und der Anteil der abgehenden Gespräche entsprechend 45 v. H. des Gesamtverkehrs. Die Entwicklung der abgehenden Auslandsferngespräche sowie deren Aufteilung auf nicht automatische, halbautomatische und vollautomatische Betriebsweise ist in Bild 2 dargestellt.

Gesprache

jin Mio. ei

_ vollautomatisch

; |

halbautomatisch nicht

automatisch

E

60 -

=

aa

50 sad

mn

30 +

20 4

10 |

Ba

66

67

na

oa Drage SS

SSH

0795758

ie

59

75757

7777

E5E

60 61 62 63 64

Bild 2. Abgehende Auslandsferngespräche

65

68 69

70

71

72

mit Aufteilung nach Betriebsarten

Die Aufteilung des Verkehrs auf die fünf Erdteile ist wiedergegeben. Der überwiegende Anteil des Verkehrs, 97,7 v.H., fließt zu den europäischen Ländern. Von den vier teilen stellt der Verkehr nach Amerika nahezu das Sechsfache Verkehrs in die restlichen drei Erdteile dar.

in Tabelle 23 nämlich rund anderen Erddes gesamten

359

F. Arnold Tabelle

23

Aufteilung des abgehenden Fernsprechauslandsverkehrs auf die Erdteile (Rechnungsjahr 1971)

Erdteil

nicht automatisch

Europa Amerika Asien Afrika Australien

1 004 705 9 635 42 280 52571 107

Summe

| 1 109 298

abgehende Auslandsgespräche halbvoll| automatisch | automatisch 2 541 877 79 43 7

insgesamt

Anteil in v.H. 97,773 1,890 0,189 0,137 0,011

312 891 322 997 395

65 482 804 449 741 12 252 — Sr

69 028 821 1 337 267 133 854 96 568 7. 302

3 549 917

65 944 797

70 604 012

| 100,00

Die Aufteilung des abgehenden Verkehrs auf die wichtigsten Partnerlander ist in Tabelle 24 angegeben. In Bild 3 ist diese Aufteilung graphisch dargestellt. Tabelle

24

Aufteilung der abgehenden Auslandsgespräche auf die wichtigsten Partnerländer (Rechnungsjahr 1971) Land

Osterreich Schweiz Niederlande Frankreich Italien Belgien Großbritannien Dänemark Schweden USA Luxemburg Griechenland Spanien Japan übrige Länder

abgehende Auslandsgespräche nicht automatisch

halbautomatisch

vollautomatisch

3.805 629 7.700 445,409 166.571 2.411 21.621 5.943 655 — Zn 52.507 22.518 — 439.258

97.190 90.806 119.889 351.519 516.792 30.116 659.662 115.961 25.738 792.824 399 37.136 95.641 17.864 608.380

13.287.281 12.670.040 12.541.288 5.732.409 5.369.410 5.196.990 3.949.616 1.966.302 1:989,.7.75 421.819 FARB Vda) 948.070 698.264 12:252 460.411

insgesamt

Anteil am gesamten Auslandsverkehr in v. H.

13.388.276 12.761.475 12.668.877 6.529.337 6.052.773 5.229.517 4.230.899 2.088.206 1.546.168 1.214.643 1.173.540 1.037.713 816.423 30.116 1.836.049

18,96 18,06 17,93 9,26 8,58 7,43 5,99 2,97 2,19 423 1,66 1,48 1,16 0,04 257

b) Leitungszahlen Die Zahl der grenzüberschreitenden direkten Leitungen mit dem Ausland folgte im Zeitraum von 1957—1971 der Entwicklung der Gesprächszahlen des gehenden und kommenden Auslandsverkehrs. Nicht immer konnten die Leitungen entsprechend dem Verkehrsaufkommen geschaltet werden, da gerade bei internationalen Leitungen sehr viele Faktoren zeitlich genau aufeinander abzustimmen sind. 360

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

Schweiz 18,06 v.H.

Österreich 18,96 v.H. Niederlande 1793 vH.

Frankreich 9,26 vH. Jtalien 858 v.H. Belgien 743 v.H.

Bild 3. Aufteilung der abgehenden Auslandsgespräche auf die wichtigsten Partnerlander In Bild 4 ist die Entwicklung der direkten Leitungen für den öffentlichen Fernsprechverkehr von und nach dem Ausland dargestellt. Hierbei sind die Leitungen für den reinen Grenzverkehr nicht berücksichtigt.

10251

2820

341g 3225

1957 58 59 60 61 62 63 64 65 bb 67 68 67 70 71 Bild 4. Zahl der direkten grenzüberschreitenden Leitungen im Zeitraum von 1957 — 1971 361

F. Arnold Die Aufteilung der grenzüberschreitenden direkten Leitung auf die 5 AuslKopfVSt sowie die Zielländer ist aus der Tabelle 25 zu ersehen. Hieraus ergibt sich eine Aufteilung von 4,5 v.H. Rufleitungen, die wechselseitig betrieben werden können, sowie 47,5 v. H. gehend und 48,0 v.H. kommend betriebene Leitungen.

Tabelle

25

Bestand an Auslandsfernsprechleitungen Stand: Dezember 1973 AuslKopfVSt

Zielland

Düsseldorf

Belgien Frankreich Großbritannien Italien Luxemburg Niederlande Österreich Schweiz Spanien

Frankfurt am Main

362

Algerien Argentinien Australien Belgien Brasilien Bulgarien Chile Danemark Frankreich Finnland Großbritannien Griechenland Hongkong Indien Indonesien Iran Irland Israel Italien Japan Jugoslawien Kanada Kolumbien Korea Kuwait Libanon

Rufleitungen

6 23 7 7

Anzahl der halb- und vollautomatisch betriebenen Leitungen abgehend ankommend

10 2 8 4

190 187 89 90 17 357 84 206 —

166 182 113 95 18 527 — 208 —

6



— — = 122 — — — 10 169 12 104 60 — — — — —_ — 89 — 28 — = — — —

— — 4 — 7 — 2 33 6 6 2 i 2 — 4 16 — 10 — 10 — = 1 — 4

7 4 101 10 — 3 12 180 pre 74 60 2 os 2 — — 40 100 20 31 31 2 4 3 —

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

noch Tabelle 25 AuslKopfVSt

Frankfurt am Main

Hamburg

München

Stuttgart

Zielland

Libyen Luxemburg Marokko Mexico Niederlande Norwegen Osterreich Pakistan Peru Philippinen Polen Portugal Rumänien Saudi-Arabien Schweden Schweiz Singapur Spanien Siidafrika Thailand Tschechoslowakei Tunesien Türkei UdSSR Ungarn USA Venezuela VAR (Agypten) Zypern Belgien Dänemark Finnland Frankreich Großbritannien Niederlande Norwegen Österreich Schweden Schweiz Frankreich Italien Jugoslawien Osterreich Schweiz Belgien Frankreich Großbritannien Niederlande Österreich Schweiz

Rufleitungen

1 4 5 1 5 2 4 1 2 — 4 3 6 1 — 6 — 9 3 — 7 10 14 — 1 8 — 1 1 3 3 5 7 2 5 2 _ 3 _ 9 63 — 6 7 2 21 — — 3 9

Anzahl der halb- und vollautomatisch betriebenen Leitungen abgehend ankommend

6 42, — — 114 10 150 — — 2 23 5 9 — 24 154 1 85 24 1 29 —_ — 9 16 162 7 — — 52 122 15 — 64 128 40 46 182 46 — 255 6 204 144 56 178 24 72 70 116

— 48 — — 188 10 123 — — — 19 5 8 _ 38 152 — 98 — — 24 — — 9 12 165 — — — 63 127 6 _ 104 151 30 129 46 — 247 6 310 144 74 162 12 41 50 116

363

F. Arnold G. Grundsätze land

der Planung von Leitungen für den Fernsprechverkehr

1. Allgemeine

mit dem Aus-

Grundsätze

Für die Planung internationaler Fernsprechleitungen gibt es gegenwärtig kein allgemein anerkanntes Verfahren, das weltweit angewandt wird. Es ist auch kaum damit zu rechnen, daß innerhalb des CCITT ein derartiges Planungskonzept ausgearbeitet werden kann. Hierzu sind die technischen Voraussetzungen, die wirtschaftliche Situation und die Bewertung der einzelnen Kriterien in den verschiedenen Ländern zu unterschiedlich. Jede Verwaltung hat deshalb ihr eigenes Planungskonzept entwickelt und sucht dies in bilateralen Verhandlungen mit den Partnerländern zu verwirklichen, oder aber, falls aufgrund mangelnder Ausgangsdaten ein eigenes Planungskonzept nicht möglich ist, so passen sich einzelne Verwaltungen für alle oder bestimmte Verkehrsbeziehungen an die Planung der Partnerländer an oder übernehmen diese vollständig. a) Aufnahme

von Verkehrsbeziehungen

Es darf als primäres Ziel jeder Nachrichtenverwaltung angesehen werden, mit jedem anderen Land der Erde Fernsprechverkehr zu ermöglichen. Aus technischer Sicht konnte dieses Ziel in den Jahren bis zum kommerziellen Einsatz von Fernmeldesatelliten nicht immer verwirklicht werden. Mit dem Ausbau des weltweiten Satellitensystems können diese technischen Hindernisse als überwunden betrachtet werden. Das internationale Fernsprechnetz ist heute so verflochten, daß technisch gesehen eine Fernsprechverbindung praktisch in jedes Land der Erde möglich wäre, wenn auch für eine Anzahl von Verbindungen nur auf manueller Basis, d.h. über Rufleitungen eventuell unter Beteiligung von weiteren Vermittlungskräften in Durchgangsländern. Für die Bundesrepublik gibt es nur noch wenige Länder, mit denen die DBP bisher keine Verkehrsbeziehungen aufnehmen konnte, nämlich: Nord-Korea Nordvietnam Mongolei Birma

Karolinen Sikkim Portugiesisch-Timor Marshall-Inseln.

Der Aufnahme einer neuen Verkehrsbeziehung gehen stets mündliche oder schriftliche Verhandlungen der beiden Endverwaltungen voraus. Da bei der Eröffnung einer Verkehrsbeziehung aus wirtschaftlichen Gründen normalerweise keine direkte Leitung zwischen den beiden Endländern geschaltet, sondern der Verkehr im Transit über andere Länder abgewickelt wird, sind außerdem Vereinbarungen mit den Transitverwaltungen erforderlich. Diese Vereinbarungen werden in der Regel im formlosen Schriftverkehr getroffen. Vor der Aufnahme des Verkehrs sind zwischen den beteiligten Endund Transitverwaltungen folgende Punkte zu vereinbaren: — Betriebsweise — Zeichengabeverfahren — Betriebszeiten 364

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

— Art des Transits (handvermittelt, automatisch) — Abrechnungsgebühren

(Aufteilung der Gebühren zwischen den beteiligten Verwaltungen)

— Zugelassene Sprachen. Die jüngsten Verkehrsbeziehungen

der DBP

wurden

am

15. 8. 1972

mit der Volksrepublik China und am 7. 12. 1973 mit den Komoren eröffnet. b) Schaltung direkter Leitungen Die

Schaltung

direkter

Fernsprechleitungen

zwischen

zwei

Ländern

setzt im allgemeinen einen Umfang des Fernsprechverkehrs voraus, der die

gegenüber einem Verkehr im Transit durch andere Länder höheren Kosten

rechtfertigt. Während

beim Fernsprechverkehr

im vermittelten Transit

durch dritte Länder die beiden Endverwaltungen kaum ein finanzielles Risiko tragen, da für sie praktisch nur dann Kosten entstehen, wenn tatsächlich Verkehr abgewickelt wird, haben sie bei Schaltung von Direktleitungen die Kosten für die ständige Bereitstellung der Leitungen zwischen den beiden Ländern zu tragen. Als Kosten kommen

in Betracht:

¢ Anlage- und Betriebskosten im eigenen Land. e An die Transitverwaltungen zu zahlende Mietgebühren.

e An die COMSAT zu zahlende Mietgebühren für Raumsegment.

¢ Kosten für den Erwerb von Eigentums- oder IRU-Rechten in Seekabeln. Die beim Schalten einer direkten Leitung anzusetzenden Kosten sind

nun dem Verkehrsaufkommen, das bis dahin im vermittelten Transit durch

dritte Länder geleitet wurde, und den dabei erzielten Einnahmen gegenüberzustellen. Die Kosten an Dritte werden in der Regel von den Endverwaltungen je zur Hälfte getragen. Allerdings kann die Frage der erstmaligen Schaltung von Direktleitungen nicht nur nach den vorstehend dargelegten wirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden werden. Die mit Direktleitungen in der Regel erzielte Verbesserung der Dienstgüte ist einerseits oftmals erst der Anreiz zur Entwicklung eines Sprechbedürfnisses und andererseits Voraussetzung oder zumindest wesentliche Unterstützung der Wirtschaftsbeziehungen der beteiligten Länder. Bis zur Inbetriebnahme des jetzigen weltumspannenden Satellitensystems waren der Schaltung von Direktleitungen enge technische Grenzen gesetzt. Heute besteht für ein Land wie die Bundesrepublik die Möglichkeit, mit jedem anderen über eine Erdefunkstelle verfügenden Land direkte Leitungen zu schalten. Die an die COMSAT

zu zahlende

Mietgebühr

für ein halbes Raum-

segment, d.h. für eine ständig geschaltete Satellitenleitung, beträgt augenblicklich rund

25 000 Goldfranken/Jahr.

Die Schaltung einer Satellitenleitung als erste direkte Leitung zieht die

DBP im allgemeinen gegenwärtig dann in Betracht, wenn der Endverkehr

täglich bei durchschnittlich 100 Gesprächsminuten liegt oder wenn ent-

sprechender Transitverkehr von Drittländern über diese Leitung zu erwarten ist. Hierbei ist für die DBP die Verbesserung

der Dienstgüte durch 365

F. Arnold einwandfreie Satellitenleitungen gegenüber eventuellem Transitverkehr mit großen Herstellungswartezeiten oder einer bereits bestehenden Kurzwellenverbindung ein wesentlicher Faktor. Bei interkontinentalen Verbindungen, bei denen die Möglichkeit besteht, sowohl Leitungen über Satelliten als auch über Seekabel zu schalten, ist die Verwaltung in der Regel bestrebt, aus Sicherheitsgründen die Leitungen gleichmäßig auf Kabel und Satelliten aufzuteilen. Bei Verbindungen innerhalb Westeuropas wird der Verkehr ohnehin soweit wie möglich über mehrere Kabelwege oder Richtfunkstrecken geführt. Für jene Verkehrsbeziehungen, bei denen eine ständig geschaltete Satellitenleitung wirtschaftlich nicht vertretbar ist, hat die DBP ihre Erdefunkstelle in Raisting mit SPADE-Einrichtungen ausgestattet. Alle Verkehrsbeziehungen mit kleinen Verkehrsmengen sollen künftig nach Möglichkeit, d.h. wenn das Gegenland über eine Erdefunkstelle mit SPADEEinrichtungen verfügt, über SPADE betrieben werden. c) Planungsprogramme Wie bereits erwähnt, hat jede Verwaltung ihr eigenes Verfahren zur Ermittlung des Bedarfs an Fernsprechleitungen. Die Verkehrsvorhersagen müssen bilateral abgesprochen werden und stellen dann Planungsprogramme dar, aufgrund derer die erforderlichen technischen Einrichtungen und Übertragungsmittel beschafft werden. Multilaterale langfristige Absprachen sind für die Planung der Auslegung neuer Seekabel und Satellitensysteme erforderlich. Die DBP plant in Erweiterungsprogrammen, die den Bedarf von 2 Jahren decken sollen. Die Bedarfsermittlung basiert auf dem Verkehrswert, der etwa 3 Jahre vor Realisierung des Programms gemessen oder aus Gebührenminuten (gehend/kommend) berechnet wird. Der Verkehrswert wird durch Hochrechnung des Meßwertes ermittelt. Die Hochrechnung geschieht aufgrund der Verkehrsentwicklung der zurückliegenden Jahre. Die durchschnittlichen Steigerungsraten liegen, wenn keine Änderung der Betriebsart zu berücksichtigen ist, zwischen 15 und 30 v.H. Ist in der Planungszeit der Übergang von nicht automatischer auf halbautomatische Betriebsweise oder von halbautomatischer auf vollautomatische Betriebsweise vorgesehen, so wird je nach Verkehrsbeziehung mit Steigerungsraten von 50-100 % gerechnet. H. Gebühren und Abrechnung im internationalen Dienst 1. Gebührenvereinbarungen

und Zoneneinteilung

Die erste Hälfte des Berichtzeitraums ist gekennzeichnet durch weitere Übergänge von der Tarifierungsmöglichkeit „Fall a“ auf die Fälle „c” und „b“ (s. VII. E. 1), letzteres insbesondere im Verkehr mit den Ländern, zu denen die Leitungen in ausreichender Anzahl und in guter Qualität bereitgestellt werden konnten. Hand in Hand damit ging die Einteilung der Bundesrepublik Deutschland in swfd-gerechte Zonen, d.h. in Bereiche, deren Zugehörigkeit zu den 3 deutschen Weitzonen vom Ausland her durch die Auswertung der ersten deutschen Kennziffer unterschieden werden konnte. Zu diesem Zweck wurden die drei deutschen Weitverkehrszonen durch 366

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs

wechselnde Gruppierung ungeteilter Zentralvermittlungsstellenbereiche abhängig vom jeweils betrachteten Land — gebildet.



Durch eigene Untersuchungen hatte die CEPT inzwischen neue Gebührensätze ermittelt, die ihren ersten Niederschlag am 1. Juli 1966 in der bis zum 1. Januar 1969 stufenweise durchzuführenden Senkung der Transitgebühren für Verkehr über durchgeschaltete Leitungen fand. Die eingesparten Beträge wurden den beiden Endanteilen gleichmäßig zugeschlagen, so daß die Gesamtgebühren noch unverändert blieben. In ihrer Gesamtheit wurden die neu ermittelten CEPT-Gebührensätze vom 1. Juli 1969 an den Abrechnungen zugrunde gelegt. Das CCITT zog mit neuen Untersuchungen nach. Die Ergebnisse wurden im Dezember 1972 von der Vollversammlung als neue Empfehlung E. 230 verabschiedet, die seit dem 1. Juli 1973 uneingeschränkt für ganz Europa und die Mittelmeeranlieger gilt und somit auch die vorerwähnten CEPT-Regelungen abgelöst hat. 2. Erhebungsgebühren

im Bereich

der DBP

Bis zum 30. Juni 1969 stellten die Erhebungsgebühren grundsätzlich den jeweiligen Gegenwert der Abrechnungsgebühren dar. Nach einer Übergangszeit von 12 Monaten, in der die Erhebungsgebühren trotz geänderter Abrechnungsgebühren auf dem status quo ante gehalten wurden, trat am 1. Juli 1970 für den CEPT-Raum eine Trennung zwischen Abrechnungsund Erhebungsgebühren ein, die ihre Ursache in den unterschiedlichen Entwicklungen der nationalen Gebühren in den einzelnen Ländern hatte. Für die Bindung der Erhebungsgebühren an die vereinbarten Abrechnungsgebühren sorgt nun ein bestimmter Koeffizient. Dieses Prinzip ist am 1. Juli 1973 vom CCITT für ganz Europa und die Mittelmeeranlieger übernommen worden. Die Neuorientierung der Erhebungsgebühren zum 1. Juli 1970 wurde von der DBP zum Anlaß genommen, durch Zusammenlegung der Weitverkehrszonen 2 und 3 zu einer neuen Zone 2 der seit Jahrzehnten international empfohlenen Verminderung der Gebührenzonen nachzukommen. 3. Zwischenstaatliche

Abrechnung

Gegenstand der Abrechnung bilden seit dem 1. Juli 1969 im CEPTRaum und seit dem 1. Juli 1973 in ganz Europa und im Verkehr mit den Mittelmeerländern ausschließlich die Abrechnungsgebühren. Am Prinzip der Abrechnung selbst hat sich nichts geändert, wenn man davon absieht, daß im Rahmen der CEPT ein Clearing-Büro gebildet wurde, bei dem — unabhängig vom Rechnungszeitraum — alle zahlungsreifen Rechnungen des Post- und Fernmeldedienstes zu bestimmten Zeitpunkten saldiert werden, um die Zahl der tatsächlichen Zahlungsvorgänge noch mehr zu verringern. Nach der Aufnahme der DDR in die UIT stellte die AWP mit Ablauf des 30. April 1973 ihre Tätigkeit ein. Seit dem 1. Mai 1973 sind — soweit notwendig — alle entsprechenden Abrechnungen mit den beiden deutschen Staaten getrennt vorzunehmen. 367

F. Arnold IX. Ausblick Der von der Bundesrepublik Deutschland ausgehende Fernsprechverkehr nach dem Ausland wurde im Zeitraum von 1955—1973 für den überwiegenden Teil des Verkehrs durch den Übergang auf die Teilnehmerselbstwahl gekennzeichnet. Zwar stellen die bisherigen 24 vollautomatischen Verkehrsbeziehungen nur einen Bruchteil aller Verkehrsbeziehungen, jedoch nahezu 96 v.H. der Verkehrsmenge dar. Diese Umstellung auf Vollautomatik mit großen Verkehrsmengen hat in der Vergangenheit wesentlich zur stürmischen Entwicklung des Fernsprechauslandsverkehrs beigetragen. Zwar wird in den kommenden Jahren die Vollautomatisierung auf weitere Verkehrsbeziehungen ausgedehnt werden, diese Entwicklung wird jedoch aufgrund der im Verhältnis zum gesamten Auslandsverkehr relativ geringen Verkehrsmengen den bestimmenden Einfluß auf die Gesamtentwicklung des Fernsprechverkehrs mit dem Ausland verlieren. Wesentlich entscheidender werden die allgemeine Entwicklung der internationalen Beziehungen, die gebotene Dienstgüte und die Tarifpolitik sein. Die Hauptprobleme für den internationalen Selbstwählferndienst in Europa liegen in den gegenwärtigen Überlastungen der nationalen Fernsprechnetze zahlreicher Länder, durch die allen Bemühungen um einen ausreichenden Ausbau des internationalen Leitungsnetzes und der hierfür erforderlichen technischen Einrichtungen in den Vermittlungsstellen enge Erfolgsgrenzen gesetzt sind. Die Tarifpolitik auf dem internationalen Fernsprechsektor wird sehr stark von der unterschiedlichen wirtschaftlichen Lage der einzelnen Verwaltungen beeinflußt werden. Das Ziel der Verwaltungen, in beiden Richtungen einer Verkehrsbeziehung annähernd gleiche Gebühren zu berechnen, wird bei einer bisher aufrechterhaltenen Relation zu den nationalen Tarifen und deren unterschiedlicher Höhe immer schwieriger zu erreichen sein. Die letztere entsteht durch die unterschiedliche politische, allgemeinwirtschaftliche und soziale Situation, in der sich die einzelnen Post- und Fernmeldeverwaltungen befinden sowie den unterschiedlichen Zielvorgaben durch die jeweiligen Regierungen. Ein unmittelbarer Vergleich und eine auf Entfernungskriterien beruhende Relation zwischen den Fernsprechgebühren für den Inlandsverkehr und denen des Auslandsverkehrs wird künftig immer problematischer werden, zumal einerseits die Entfernung durch neue Übertragungsmedien immer mehr an Bedeutung verlieren wird, andererseits jedoch das internationale Gebührenniveau möglichst auf für alle Verkehrsbeziehungen geltenden multinationalen Absprachen im Rahmen des CCITT oder der CEPT beruhen soll und damit zwangsläufig einen Mittelwert der Struktur- und Kostenfaktoren der einzelnen Verwaltungen darstellt. Durch die Vorgänge bei der Regierungskonferenz in Malaga-Torremolinos entsteht die Befürchtung, daß die UIT einer unsicheren Zukunft entgegensieht, wenn es nicht gelingt, politische Einflüsse besser als bisher von der UIT fernzuhalten und ihre Arbeiten auf die eigentlichen fernmeldetechnischen Ziele auszurichten. Damit wäre den Interessen aller Länder am ehesten gedient. 368

Entwicklung

des

Fernsprech-Auslandsverkehrs X. Schrifttum

1. Archiv für das Post- und Fernmeldewesen. Herausgegeben im Auftrage des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen, F. L. Wagener, Lemgo. 2. Bergmann: Lehrbuch der Fernmeldetechnik. 3. Auflage; Schiele und Schön, Berlin 1973. 3. Feyerabend: 50 Jahre Fernsprecher in Deutschland vom Reichspostministerium Berlin, Berlin 1927.

1877-1927.

Herausgegeben

4. From Semaphore to Satellite. Published on the Occasion of the Centenary of the International Telecommunication Union, by the ITU, Geneva 1965. 5. Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens. Herausgegeben im Auftrage des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen, Berlin 1970. 6. Horstmann: 75 Jahre Fernsprecher in Deutschland 1877—1952. Herausgegeben vom Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen, 1952. 7. Taschenbuch der Fernmeldepraxis 1968. Herausgeber Heinz Pooch. Schiele und Schön, Berlin 1968. 8. Zeitschrift für das Post- und Fernmeldewesen. Josef Keller Verlag, Starnberg.

24 Fernmeldewesen

369

Rudolf Binz Die künftige Nutzung

des Funkfrequenzspektrums

Bundesrepublik

in der

Deutschland

I. Derzeitige Frequenzsituation 1. Allgemeine Betrachtungen 2. Die besondere Lage in der Bundesrepublik Deutschland 3. Bisherige Entwicklung der einzelnen Funkdienste A. Die Frequenzlage bei den Rundfunkdiensten a) Ton-Rundfunkdienst b) Fernseh-Rundfunkdienst B. Die Frequenzlage bei den festen Funkdiensten a) Richtfunkverbindungen b) Feste Funkverbindungen auf Kurzwelle c) Feste Funkverbindungen über Satelliten C. Die Frequenzlage bei beweglichen Funkdiensten a) Beweglicher Landfunkdienst b) Beweglicher Seefunkdienst c) Flugfunkdienst D. Die Frequenzlage bei sonstigen Funkeinsätzen 4. Hilfsmittel der Frequenzverwaltung A. Die Funkmeßdienste B. Einsatz des elektronischen Datenverarbeitungsverfahrens II. Entwicklungstendenzen der einzelnen Funkdienste 1. Die Entwicklung bis etwa 1985 A. Rundfunkdienste B. Feste Funkdienste C. Bewegliche Funkdienste 2. Langfristige Entwicklungen A. Rundfunkdienste B. Feste Funkdienste C. Bewegliche Funkdienste III. Mögliche Maßnahmen der Frequenzverwaltung 1. Durchführung von Maßnahmen der Frequenzverwaltung A. Rechtliche Voraussetzungen B. Zeitliche Überlegungen C. Leitlinien der Frequenzpolitik 2. Maßnahmen im einzelnen A. Erschließen neuer Frequenzbereiche B. Weiterentwicklung der technischen Übertragungsverfahren C. Verlagern von Funkdiensten in andere Frequenzbereiche D. Stärkere Belastung nutzbarer Frequenzbereiche 3. Internationale Einwirkungen A. Ursachen internationaler Einwirkungen B. Arbeiten internationaler Gremien zur Verminderung solcher Einwirkungen a) CEPT b) Internationale Fernmelde-Union (IFU) c) Andere zwischenstaatliche Einwirkungen IV. Notwendige Anderungen in der Nutzung des Funkfrequenzspektrums aus der Sicht der Frequenzverwaltung V. Zusammenfassung und Ausblick VI. Schrifttum

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

I. Derzeitige Frequenzsituation 1. Allgemeine Betrachtungen „Das Land Mobile Communications Council ... drängt auf die weitere Freigabe von UHF-Kanälen, die bisher für Fernsehsender freigehalten, aber nicht ausgenutzt wurden. (In den 15 größten Städteagglomerationen) sollen zur Zeit 44 UHF-Kanäle (lokal begrenzt) von den Fernsehsendern nicht ausgenutzt werden, während im privaten Funksprechverkehr in den meisten amerikanischen Großstädten Chaos herrscht. ... Die CATV-Promoter (Kabelfernsehen) finden sich zusammen mit den Lobbyisten des mobilen land radio in der gemeinsamen Ansicht, daß Rund-Funk in Zukunft nur noch dort gerechtfertigt sein wird, wo eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung (also z.B. mit fahrenden Autos) nicht möglich ist. Gleichzeitig geht die Tendenz dahin, die Fernsehunterhaltung in höhere Frequenzbereiche (auch mit Hilfe von Satelliten) oder die Kabelnetze abzudrängen.“ (Auszug aus schnellbericht

Genschow Technischer 7-1973, Ausgabe B.)

Informationsdienst,

Auslands-

Dieser kurze Einblick in einige brennende Frequenzprobleme der Vereinigten Staaten von Amerika läßt die Frage aufkommen, welche Probleme die Funkfrequenzverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland zu bewältigen hat. Das für die Funkübertragung brauchbare Frequenzspektrum ist ein kostbares Gut, das nicht beliebig vermehrt werden kann. Die Möglichkeiten der Nutzung technisch erschlossener Frequenzbereiche sind bereits weitgehend ausgeschöpft. Jeder Spektralbereich hat dabei typische physikalische Eigenschaften der Ausbreitung, welche die Anwendungs- un Einsatzmöglichkeiten begrenzen. Die Kurzwellen können weltweite Übertragungen ermöglichen. Dieser Bereich ist daher hoffnungslos überfüllt. Trotzdem werden immer wieder neue Anforderungen für Funkverbindungen in diesem Bereich, der überdies nur relativ schmalbandige Übertragungen zuläßt und dessen Übertragungseigenschaften außerordentlich abhängig sind von den Tages- und den Jahreszeiten, gestellt. Bei den höheren Frequenzbereichen kann praktisch nur die Bodenwelle genutzt werden. Die Verbindungen sind daher mehr und mehr auf die optische Sicht zwischen Sender und Empfänger beschränkt. Fernverbindungen benötigen daher Wiederholungsstellen (Relaisstellen), bei denen das schwache Signal verstärkt und erneut ausgesendet wird, um so der Erdkrümmung folgen zu können. Rundfunkdienste höherer Qualität, insbesondere Fernsehübertragungen, benötigen sehr breitbandige Übertragungskanäle, die nur bei relativ hohen Frequenzen realisiert werden können. Die beweglichen Funkdienste wiederum sollen auf der einen Seite mit kleinen Antennenabmessungen auskommen, was höhere Frequenzen bedingt; andererseits können Frequenzen über 1000 MHz aus physikalischen Gründen dafür kaum eingesetzt werden.

24*

371

R. Binz Das Fenster zum Weltraum ist vorzugsweise der Bereich zwischen 1000 MHz (1 GHz) und etwa 10 GHz, weshalb dieser für die Richtfunknetze so wichtige Bereich gleichzeitig für Weltraumsatelliten favorisiert ist. Über 10 GHz machen sich atmosphärische Einflüsse wie Regen, Dunst und Nebel, bereits stark bemerkbar, so daß Weitverbindungen hier nur unter besonderen Bedingungen eingerichtet werden können. Außerdem sind diese Bereiche erst im Stadium der technologischen Erschließung, was noch eine Reihe von Jahren in Anspruch nehmen wird. Auch die optischen Wellen zählen zu den elektromagnetischen Wellen. Auch diese Bereiche sind daher vom Frequenzmanagement zu betreuen. Während Nachrichtenmittel mit sichtbarem Licht bisher nur wenig Bedeutung erlangt haben, werden in weiterer Zukunft insbesondere sogenannte Laser-Verbindungen eine beachtenswerte Rolle spielen, sei es bei Verbindungen zu und zwischen Weltraumkörpern, sei es als optische Richtfunkverbindung oder im Glasfaserkabel. Die Ausbreitung der elektromagnetischen Wellen folgt strengen physikalischen Gesetzen; sie nehmen hierbei keinerlei Rücksicht auf politische Grenzen. Dadurch wird die Frequenzvergabe zu einer keineswegs mehr ausschließlich nationalen Angelegenheit. Bei allen größeren Vorhaben ist eine internationale Koordinierung erforderlich, die um so schwieriger durchzuführen ist, je weniger weit die internationale Normung von Geräten und Einsatzverfahren fortgeschritten ist. Sie wird um so schwieriger, je funktechnisch erschlossener die betroffenen Nachbarländer sind. Ein amerikanischer Wissenschaftler gibt an, daß die Koordinierungsschwierigkeiten mit der 3,8ten Potenz der Zahl der zu berücksichtigenden Funkstellen wächst. Die Wachstumsrate in der Bundesrepublik Deutschland ist seit 1960 mindestens mit dem Faktor 10 anzusetzen, was einer Vermehrung der Schwierigkeiten um den Faktor von über 6000 entsprechen würde. Nur die Anwendung modernster Hilfsmittel und wirtschaftlicher, personaleinsparender Verfahren ermöglicht es, solchen Steigerungsraten auch nur annähernd gerecht zu werden. Hinzu kommt die Tatsache, daß sich die einzelnen Funkdienste unterschiedlich schnell entwickeln. Besonders rapide sich entwickelnde Funkdienste werden immer einen besonderen Druck auf diejenigen Dienste ausüben — über die Frequenzmanager —, die noch geruhsam der Zukunft in frequenzmäßiger Hinsicht entgegensehen können, die noch keine harte Notwendigkeit verspüren, viel Geld aufzuwenden, um überalterte Verfahren oder Geräte schnell zu erneuern. Dabei sind international verbreitete Dienste noch abwehrkräftiger als solche im nationalen Rahmen. Es ist leicht einzusehen, daß diese sprunghafte Entwicklung in vielen entwickelten Ländern dazu führen mußte, daß eine Funkstelle vielfach nicht mehr ausschließlich eine „eigene“ Frequenz beanspruchen kann (Exklusivfrequenz). Niemand gibt freiwillig überlieferte Rechte auf, um nunmehr eine Betriebsfrequenz — sei es geographisch oder sei es zeitlich — mit anderen Benutzern zu teilen. Auf nationaler Ebene muß diese Lage weitreichende Einschränkungen bringen; sie wird zwangsläufig vielfach zu Ablehnungen an sich durchaus 372

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

begründeter Frequenzanforderungen führen müssen. Übersteigt die Anzahl der Frequenzanforderungen wesentlich das verfügbare Angebot, so ist es Aufgabe der Frequenzverwaltung, die notwendigen Entscheidungen zu treffen oder herbeizuführen. Einen wesentlichen Gesichtspunkt bildet dabei die Frage, inwieweit für die geforderte Fernmeldeverbindung noch Alternativen angeboten oder zugemutet werden können. Derartige Entscheidungen, insbesondere über die notwendige Verlagerung ganzer Funkdienstbereiche, sind rechtzeitig zu treffen, weil die Folgen (z. B. Verlagerung von Richtfunkstrecken oder von Rundfunkprogrammen auf den Kabelweg) wirtschaftlich außerordentlich aufwendig sein können (beim Rundfunk spricht man allein für Konzentrationsgebiete von 20—30 Milliarden Deutsche Mark) und daher nur auf lange Sicht überhaupt verwirklicht werden können. Entscheidungen zu treffen ist aber, wie bereits erwähnt, vielfach keine nationale Angelegenheit mehr. Oft müssen umfangreiche internationale Konferenzen, an denen über 100 Länder mit über 1000 Delegierten beteiligt sein können, erfolgreich abgeschlossen werden, bevor eine nationale Regelung in Kraft gesetzt werden kann. Jahrelange intensive Vorarbeiten auf nationaler und auf europäischer Ebene, sofern erforderlich auch nicht auf die zivile Seite beschränkt, gehen solchen Konferenzen voraus. In vielen Fällen werden diese Konferenzen selbst noch aufgeteilt in einen mehr technischen Abschnitt, dem ein oder zwei Jahre später die eigentliche Planungskonferenz folgt. So ist es keine Seltenheit, daß man für wesentliche Frequenzneuordnungen einen Zeitraum von 5—10 Jahren als normal ansehen muß. Besonders aufwendige Umstellungen großen Stils können nur in Zeitabschnitten von 15—20 Jahren oder mehr realisiert werden. Wenn diese Umstellungen sodann noch zeitgerecht durchgeführt werden sollen, müssen die Arbeiten hierzu weit ihrer Zeit vorauseilend aufgegriffen werden, zu einer Zeit, an der niemand außerhalb der Frequenzverwaltung die Notwendigkeit, darüber überhaupt zu sprechen, richtig einsehen will. International wird die Lage außerdem noch dadurch erschwert, daß andere Länder — insbesondere europäische Randstaaten und außereuropäische Länder — erst viel später zu solchen Entscheidungen gezwungen sein werden, wodurch auch bei dortigen Fernmeldeverwaltungen oft nur schwer Verständnis für die bestehenden deutschen oder zentraleuropäischen Probleme zu finden ist. Zwischenstaatliche Lösungen, die wie üblich durch Mehrheitsbeschluß zustande kommen und den deutschen Vorstellungen nicht entsprechen, können dann nur unter großen Opfern verwirklicht werden. Hier ergibt sich für die deutschen Vertreter im Ausland eine zwar meist sehr undankbare aber oft sehr bedeutsame Aufgabe, auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Ergebnisrechnung der Deutschen Bundespost. Optimale Zielvorstellungen erfordern zunächst eine genaue Analyse der bisherigen Entwicklung der einzelnen Funkdienste sowie der derzeitigen Frequenzverteilung an die verschiedenen Dienste. Sodann muß versucht werden, den generellen Trend der zukünftigen Entwicklung und Anforderungen dieser Dienste möglichst weit vorausschauend zu erkennen. 373

R. Binz Unter Berücksichtigung der künftigen technologischen Entwicklungsmöglichkeiten sind in die Betrachtung die Anforderungen dieser Dienste in betrieblicher Hinsicht ebenso einzubeziehen, wie betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kriterien. Echte Alternativen müssen aufgezeigt werden und deren wirtschaftliche Gesichtspunkte ebenso wie deren frequenzökonomische — was leider oft gegensätzlicher Natur ist — untersucht werden. So wirkt eine Vielzahl äußerst vielschichtiger Beweggründe von unterschiedlichen Bedingungen und Gewichten auf die Frequenzverwaltung ein, die es zu berücksichtigen gilt, wenn sie ihrer Aufgabe für die Zukunft gerecht werden will. 2. Die besondere

Lage in der Bundesrepublik

Deutschland

Die Bundesrepublik Deutschland gehört zu den wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern in der Welt. Die Technik nimmt im Leben einen breiten Raum ein. Diese Situation erfordert den laufenden intensiven Ausbau hoch entwickelter Kommunikationswege. So ist das Fernmeldenetz der Deutschen Bundespost (DBP) weltweit anerkannt und geachtet. Ein modernes Nachrichtennetz ist aber ohne Einsatz von Funkverbindungen undenkbar, ja — meist für den Benutzer unerkannt — verlaufen wesentliche Bestandteile der Nachrichtenverbindungen auf dem Funkwege. Die Bundesrepublik Deutschland hat das dichteste Richtfunknetz der Welt, auf den Verkehrswegen sind öffentliche bewegliche Fernsprechanschlüsse an das allgemeine Netz angeschlossen. Um durch die Funkmeßdienste einen optimalen Service zu bieten, sind in deren Fahrzeugen (und anderen) Geräte des sogenannten nichtöffentlichen Landfunks eingesetzt. Über Verbindungen des festen Funkdienstes werden ferne Kontinente erreicht, sei es über Kurzwellen-Großanlagen oder über weltumspannende Satellitennetze. Verbindungen zu fernen Schiffen müssen rund um die Uhr aufrecht erhalten werden. Die Bundespost betreibt eine große Anzahl von Rundfunksendern, die wertvolle Frequenzbereiche in Anspruch nehmen müssen, und für die die Modulation, der Programminhalt der Sendungen, über ein ausgedehntes Breitbandübertragungsnetz zugeführt werden muß. Die DBP ist aber keineswegs der einzige Bedarfsträger. Denken wir nur an die Rundfunkanstalten, an das umfangreiche Flugsicherungsnetz für die Luftfahrt oder die Verbindungen zu über 250 000 anderen Fahrzeugen wie der Polizei und anderer Sicherheitsorgane, die Nah- und Fernverkehrsmittel auf der Straße und auf der Schiene. Bild 1 gibt einen Überblick über die verschiedenen Funkdienste, wie sie in der „Vollzugsordnung für die Funkdienste“ der Internationalen Fernmelde-Union unterschieden werden. Allen Anforderungen dieser vielen verschiedenartigen Funkanwendungen gerecht zu werden, ist an sich schon ein Unterfangen, bei dem es sich nicht vermeiden läßt, daß die Lösung für den einen leicht auf Kosten des anderen geht. Die Bundesrepublik Deutschland ist aber noch dadurch besonders benachteiligt, daß kaum eine Frequenz eines leistungsstärkeren Senders ohne Koordinierung mit einem oder mehreren Nachbarländern eingesetzt werden kann. Bei diesen Ländern ist die Funkentwicklung nach eigenen Gesetzen gewachsen, die Frequenzpläne sind unterschiedlich, die 374

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

Eigenschaften der eingesetzten Geräte sind nicht ohne weiteres zu vergleichen. Dadurch ist es aber nicht ohne Belang, wieviele benachbarte Länder zu berücksichtigen sind. Kaum ein Land auf der Erde hat auf so kleinem Gebiet 9 unterschiedliche Nachbarländer zu berücksichtigen wie die Bundesrepublik Deutschland mit ihrer zentralen geographischen Lage in Europa. Daß auch für militärische Benutzungen Frequenzen freigehalten werden müssen, ist allen Ländern bekannt. Kritisch wird jedoch die Situation, wenn im gleichen Gebiet Truppen verschiedener Länder mit meist unterschiedlicher Geräteausrüstung stationiert sind. So summieren sich die besonderen Schwierigkeiten in der Bundesrepublik Deutschland in einem Maße, für die sich in der übrigen Welt bislang kein Vergleich findet. Das Frequenzmanagement hat z. B. ungleich größere Schwierigkeiten zu überwinden als in den Vereinigten Staaten, obgleich die Anzahl der zur Verfügung stehenden Kräfte hier kaum den hundertsten Teil ausmacht. 3. Bisherige Entwicklung der einzelnen Funkdienste Es gibt sehr unterschiedliche Gesichtspunkte für die Bewertung der Bedeutung eines Funkdienstes. Sicher darf nicht der wirtschaftliche Aufwand ein entscheidendes Kriterium darstellen. Trotzdem ist es interessant, auch diesen Gesichtspunkt einzubeziehen. In Bild 2 ist nach Schätzungen der bei den Rundfunkdiensten investierte Anlagenwert denjenigen aller übrigen Funkanlagen gegenübergestellt. Hieraus wird einmal ersichtlich, daß es sich bei den Funkdiensten um ansehnliche volkswirtschaftliche Beträge handelt, von denen 87 % dem Rundfunkdienst zugeordnet sind. Andererseits ist der Wert je Anlage im Gesamtschnitt bei etwa 400 000 übrigen Anlagen gegenüber 40 Millionen Rundfunkanlagen dreizehnmal so hoch. Hierbei ist zu beobachten, daß der Entwicklungsverlauf bei den einzelnen Funkdiensten sehr unterschiedlich sein kann. Der derzeitige Bestand bei den einzelnen Funkdiensten einmal an Anlagen, zum anderen an Frequenzspektrum soll daher näher beleuchtet werden. Betrachten wir zunächst die Anteile des Frequenzspektrums für die einzelnen Funkdienste. Die Funkverwaltungskonferenz für die Weltraumfunkdienste, Genf 1971, hat die Frequenzzuweisungen international von der bis dahin gültigen Grenze von 40 GHz auf 275 GHz erweitert. Sie war jedoch nur ermächtigt, Zuweisungen vorzusehen für Weltraumfunkdienste (und Astronomie), während entsprechende Zuweisungen für terrestrische Dienste einer späteren einschlägigen Konferenz vorbehalten bleiben mußten (Allgemeine Weltweite Funkverwaltungskonferenz (1979)). In Bild 3 ist daher die Aufteilung nur bis 40 GHz dargestellt, da die Einbeziehung des restlichen Teiles die Realitäten verzerren würde. Nach der Vollzugsordnung für den Funkdienst der Internationalen Fernmelde-Union sind viele Teilbereiche mehreren Funkdiensten gleichrangig zugewiesen. Das gilt insbesondere für die festen und die beweglichen Funkdienste und für die festen und die Weltraumfunkdienste. „Primärdienste“, die untereinander gleichrangig sind, haben gegenüber „Zugelassenen Diensten“ das Vorrecht bei der Aufstellung von Frequenzplänen hinsichtlich der Auswahl der Frequenzen. Nachrangig ist in jedem Falle ein „Sekundärdienst“, der 375

376 4ysuaTpyuny bna

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}"3[btg,Sua-Tpoyn„tuITay*"+([T1Sb}b9uUarx)rzp4gynje] Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

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Künftige

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(1 377

Ry Binz Neuwert einzeln (geschätzt) DM 1. Fernsehempfänger Fernsehteilnehmer: 17,4 Mio. geschätzt: 2,5 Mio. Farbempfänger 15,0 Mio. Schwarzweiß-Empfänger

der Funkanlagen insgesamt Mrd. DM

2000 600

5,0 9,0

300 200 150

4,5 1,0 1,5

3. Fernseh-Rundfunksender 240 Grundnetzsender 2000 Füllsender

3 Mio. 0,2 Mio.

0,72 0,4

4. Tonrundfunksender 50 KW-Sender 100 LW/MW-Sender 250 UKW-Sender

3 Mio. 5 Mio. 1,5 Mio.

0,15 0,5 0,38

2. Tonrundfunkempfänger Tonrundfunk-Teilnehmer: 19,8 Mio. geschätzt: 15 Mio. ortsfeste Empfänger 5 Mio. Kfz-Empfänger 10 Mio. tragbare Empfänger

5. Übrige

Funkanlagen,

6. Antennenanlagen

geschätzt

für

3,5 26,65 = 27 3 = 30

Empfänger Summe

14

Mrd. DM Mrd. DM Mrd. Mrd. DM

Bild 2. Investitionswert der Funkanlagen in der Bundesrepublik Deutschland; Stand 1972 keine schädlichen Störungen bei den Funkstellen der übrigen Dienste verursachen darf und gegenüber diesen keinen Schutz verlangen kann. In Bild 3 sind die mehrfach zugewiesenen Anteile besonders gekennzeichnet. Die Summe der Anteile der einzelnen Funkdienste übersteigt durch die Mehrfach-Zuweisungen die Summe des Gesamtspektrums (oder den Wert von 100 %) erheblich. 25-

20-

40% 35% 30%

15125 %, 120% ee N 3

5-

‘roy 5%

36%. FR WY YYyy 2 4 2Y

31% 7 j y H Uj

230

E Erläuterung

Yo

technisch noch : ausnutzbar nicht technisch ausnutzbar ausschließlich| zusammen verfügbar mit anderen Funkdiensten verfügbar DD

_ KA

YL

H _ ‘ a

F

Das insgesamt verfügbare Frequenzspektrum von 40 GHz ist z.7. mehrfach zugewiesen (62 GHz = 100%)

Yy,

Fester Bewegl.OrtungsFunkdienst Funkdienst Funkdienst

4,5%D WeltraumFunkdienst

0,05%° 001%o Rundfunkdienst

Flugfunkdienst

Seefunkdienst

Z Übrige Funkdienste

Bild 3. Aufteilung des Frequenzspektrums bis 40 GHz an die einzelnen Funkdienste nach dem Frequenzbereichsaufteilungsplan der Bundesrepublik Deutschland 378

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

Aus Bild 3 ist außerdem ersichtlich, daß es teilweise noch große Frequenzbereiche gibt, die technologisch noch nicht voll erschlossen sind. In Abschnitt III wird hierauf noch näher eingegangen. Besonders hoch ist dieser Anteil bei den beweglichen Funkdiensten, die aus physikalischen Gründen beim derzeitigen Stand der Technik im wesentlichen auf Frequenzen unterhalb 1000 MHz beschränkt bleiben müssen. In Bild 4 wird daher die Verteilung der Frequenzbereichs-Zuweisungen für diesen Bereich gesondert betrachtet. Auffallend ist der große Anteil, der ausschließlich oder weitgehend ausschließlich dem Rundfunkdienst zur Verfügung steht, naturgemäß überwiegend für Fernsehkanäle. Berücksichtigt man nur die für zivile Zwecke unterhalb 1000 MHz zur Verfügung stehenden Frequenzteilbereiche, so benutzt der Rundfunkdienst mehr Spektrum als alle anderen Funkdienste zusammen in diesem besonders wertvollen Frequenzbereich. Status der Zuweisungen nach Ziffer 137 VO Funk: EERE

primär, exklusiv und primar, bevorrechtigt

LLLLL LD

primar, gleichberechtigt partagiert

[Ss

zugelassen oder sekundär zugewiesene Frequenzbereichsbreite Zahlenangaben in MHz

Kx 20 VLLLLZ oF 31 ER 59, 4 Beweglicher Funkdienst K/ LLLLLLLLLLL L_J 21 nes OOOO KIO Rundfunkdienst

Fester Funkdienst

Rundfunkdienst über Satelliten Ortungsfunkdienst

|

LLL 297, 5 ‘A 292

_| 170 7

55, 4 24

Amateurfunkdienst und Amateurfunkdienst über Satelliten

13,7

Übrige Funkdienste

26,5

Bild 4. Verteilung der Frequenzbereichs-Zuweisungen zwischen 27,5 und 1000 MHz A. Die Frequenzlage

auf die einzelnen

Funkdienste

bei den Rundfunkdiensten

Bei den Rundfunkdiensten unterscheidet man Ton- und Fernsehrundfunkdienste. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind sodann die verwen379

R. Binz deten Frequenzbereiche oder aber auch die unterschiedlichen ausgesendeten Programme. a) Ton-Rundfunkdienst Aus dem Lang- und Mittelwellenbereich sind in der Europäischen Rundfunkzone (Europa und Mittelmeerraum) die Frequenzbereiche 150— 285 und 520—1605 kHz zugewiesen. Internationale Grundlage für die Frequenzverteilung bildet dabei das Europäische Rundfunkabkommen Kopenhagen (1948), an dem die Bundesrepublik Deutschland nicht beteiligt wurde; ihrem Gebiet wurde daher nur ein „technisches Minimum“ an Frequenzen zugebilligt. In der Beitrittserklärung zur Internationalen Fernmelde-Union (IFU) im Jahre 1952 wurde daher dieses Abkommen nicht anerkannt. Mit wenigen Ausnahmen konnten die zur Zeit bestehenden 93 Lang- und Mittelwellensender daher jeweils nur mit zum Teil einschneidenden Auflagen in Betrieb genommen werden. Eine Neuverteilung der Frequenzen in diesen Bereichen wird in den für 1974/75 angesetzten Teilen einer Revisionskonferenz erwartet. Der UKW-Rundfunkbereich (87,5—100 MHz) ist durch 288 Sender für die drei Programme der Landes-Rundfunkanstalten und für Aussendungen von Stationierungsstreitkräften voll belegt. Die Frequenzverteilung geht auf das Europäische Rundfunkabkommen Stockholm von 1961 zurück. Der anschließende Bereich 100-104 MHz, in dem zur Zeit nur 12 Rundfunksender arbeiten, soll weiter erschlossen werden. Aufgabe des Kurzwellen-Rundfunkdienstes ist vorwiegend die Betreuung weiter entfernt liegender Gebiete. Abhängig von der Wellenlänge (acht Teilbereiche des Kurzwellenspektrums zwischen 3000 und 30 000 kHz), der Tageszeit und der Jahreszeit können europäische oder überseeische Gebiete angesprochen werden. Die Rundfunksendestellen Jülich und Wertachtal der DBP setzen bis zu 60 Frequenzen ein, zu denen noch 55 Frequenzen ausländischer Rundfunkorganisationen und 4 Frequenzen von Landes-Rundfunkanstalten kommen. Vier jahreszeitlich unterschiedliche Sendepläne, die vom IFRB (Internationaler Frequenzregistrierungsausschuß) der IFU in Genf koordiniert werden, sollen versuchen, störungsfreie Übertragungen zu gewährleisten, was keineswegs immer gelingt. b) Fernseh-Rundfunkdienst Von den ebenfalls im Rundfunkabkommen Stockholm behandelten Rundfunkbereichen, die für Fernsehübertragungen vorgesehen sind, sind die Bereiche VIII (41—68 und 174—230 MHz) und IV/V (470-790 MHz) im wesentlichen für die drei Fernsehprogramme der Bundesrepublik Deutschland weitgehend ausgenutzt. Neben Großleistungssendern (Grundnetzsendern) mußte besonders in bergigen Gebieten eine große Anzahl von Füllsendern geringer Strahlungsleistung zum Schließen von Versorgungslücken errichtet werden. Nach dem Stande vom 31. 12. 1973 waren — neben 426 Ton-Rundfunksendern — 3548 Fernsehsender in Betrieb, die sich entsprechend den Angaben in Bild 5 verteilen. Zur Aufgabe, bestehende Versorgungslücken auszufüllen, tritt mehr und mehr das Problem der Abschattungen durch Hochhäuser, wodurch 380

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

die Fernsehversorgung vielfach wieder verlorengeht. Viele der Sender müssen vor Inbetriebnahme mit Nachbarverwaltungen in umfangreichem Schriftverkehr koordiniert werden. Ton-Rundfunksender Langwellenbereich: Mittelwellenbereich: Kurzwellenbereich: Ultrakurzwellenbereich: Insgesamt: Fernseh-Rundfunksender Frequenzbereiche I und III: Frequenzbereiche IV und V: Insgesamt:

Anzahl 3 90 45 288 426 Grundnetzsender 34 228

Fernseh-Füllsender 796 2752 3548

Bild 5. Aufteilung der am 31. 12. 1973 in Betrieb befindlichen Rundfunksender Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West)

in der

Das erforderliche Koordinierungsverfahren ist für die 35 Mitgliedsländer in Artikel 4 des Stockholmer Abkommens besonders geregelt. Wenn man nur Versorgungslücken in Siedlungsgebieten mit mehr als 800 Einwohnern berücksichtigt, sind für die drei deutschen Fernsehprogramme noch über 2000 Füllsender erforderlich. B. Die Frequenzlage bei den festen Funkdiensten Zu den festen Funkdiensten zählen alle Funkeinsätze zwischen festen Standorten der Funkstellen — mit Ausnahme von Funkstellen des Rundfunkdienstes —, unabhängig davon, ob es sich um Verbindungen innerhalb eines Landes oder zwischen Nachbarländern handelt, die vorzugsweise mit Hilfe der Richtfunktechnik erstellt werden, oder um Weit- oder Interkontinentalverbindungen, bei denen die früher zahlreichen Kurzwelleneinsätze mehr und mehr durch Fernmeldesatelliten oder auch durch moderne Seekabel ersetzt werden. a) Richtfunkverbindungen Die Richtfunkverbindungen bilden einen erheblichen Anteil am gesamten öffentlichen Fernmeldenetz der DBP (s. Bild 6, S. 382). Im Fernliniennetz entfielen Ende 1972 etwa 40 % aller Übertragungswege auf den Richtfunk, im überregionalen Netz wurden sogar mehr als 50 % erreicht. Ein Fernsprechteilnehmer z.B., der ein Gespräch von Hamburg nach München führt, weiß nicht, ob ihm ein Kabelweg oder ein Richtfunkweg bereitgestellt wurde. Durch diese Mehrmedienführung kann die Sicherheit der Fernmeldenetze erhöht werden, da das Ausfallrisiko bei den Medien Kabel und Funk unterschiedlich verteilt ist. Beim Richtfunk entstehen vorzugsweise kurzzeitige Ausfälle, während im Kabelnetz mengenmäßig weniger Ausfälle entstehen, deren Behebung aber lange, kostbare Zeit in Anspruch nehmen kann. Im Richtfunk werden vor allem sehr kurze elektromagnetische Wellen verwendet, die sich ähnlich den Lichtwellen verhalten. Mit sehr stark bündelnden Antennen, z. B. Parabolantennen, wird die Sendeenergie von nur wenigen Watt Leistung der etwa 50 km entfernten Gegenstelle zugeführt. 381

BR. Binz

..

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4

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TF-Stromkreise (Kanäle) in TF-Systemen auf Richtfunk ~— ~ ™e

TF-Stromkreise (Kqnäle) in TF-Systemen auf Kabeln

NF-Stromkreise ”

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L 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 Bild 6. Aufteilung funkverbindungen

der Fernsprechkanäle

für den Fernverkehr

Jahr

auf Kabel

und

Richt-

Zwischen den Endstellen dürfen allerdings keine wesentlichen Hindernisse (Berge, Hochhäuser) liegen; deshalb müssen die Antennen oft an hohen Türmen und auf Bergkuppen angebracht werden. Mit Einführung des Fernsehens und insbesondere durch den Bedarf an großen Leitungsbündeln für den Selbstwählferndienst stieg der Bedarf an Richtfunkverbindungen und damit auch an Richtfunkfrequenzen stark an. Die Länge der Richtfunk-Übertragungswege hat im letzten Jahrzehnt durchschnittlich jährlich um 11,5 % zugenommen. In den 450 Richtfunkstellen mit der zehnfachen Anzahl von Sende-Empfangsgeräten sind einschließlich der Gebäude über 2 Mrd. DM investiert. Die 2 Millionen Fernsprechkilometer (Ende 1973) werden dargestellt durch etwa 27 000 km Quartärgruppenverbindungen zu 900 Kanälen und etwa 60 000 km Sekundärgruppenverbindungen zu 60 Kanälen. Alle die sehr breitbandigen Fernseh-Übertragungsleitungen, mit Ausnahme einiger örtlicher Zubringer, werden mit einer Gesamtlänge von 35 000 km über Richtfunkeinrichtungen betrieben. Für den bisherigen Ausbau der Richtfunklinien konnten Frequenzen noch in angemessenem Umfang bereitgestellt werden. Seit der Einführung der Weltraumfunkdienste, die überwiegend auf die gleichen Frequenzbereiche angewiesen sind, mußten allerdings bereits bedeutsame Einschränkungen für die Richtfunkfrequenzplanung hingenommen werden. Um so mehr ist eine möglichst frequenzdkonomische und deshalb zentrale Planung aller Einsätze durch die DBP erforderlich. Nur so können die einzelnen Frequenzen, unter ständig verbessertem Einsatz modernster Hilfsmittel wie elektronischer Rechner, so oft wie möglich wiederholt werden und die erforderliche Flexibilität im Gesamtnetz erhalten werden. Trotz scharf bündelnder Antennen ist es hierbei jeweils notwendig, in einem Umkreis von etwa 300 km — mit einem Gebiet von etwa 250 000 qkm — um den Standort jeder geplanten Richtfunkstelle alle mög382

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

lichen Kollisionen mit bereits eingesetzten anderen Funkstellen genauestens zu überprüfen. b) Feste Funkverbindungen auf Kurzwelle Internationale und interkontinentale Kurzwellenverbindungen (Europa- und Überseefunkdienst) haben ihre Bedeutung keineswegs völlig verloren. Vor allem in Verkehrsbeziehungen, in denen sich wegen des geringeren Verkehrsaufkommens ein Kabel oder eine Satellitenverbindung nicht oder noch nicht lohnen, haben Kurzwellenfunkstellen wichtige Aufgaben zu erfüllen. Über die Sendestellen Usingen und Elmshorn sowie die Empfangsstelle Lüchow werden daher neben dem Langwellensender in Mainflingen noch viele Fernschreib- und Fernsprechfunkverbindungen sowie Bild-Funkverbindungen betrieben, die weiterhin die bereitgestellten Funkfrequenzen dringend benötigen. c) Feste Funkverbindungen über Satelliten Seit über 10 Jahren umkreist eine große Anzahl von Satelliten unseren Erdball, die wertvolle Aufgaben für die verschiedenen Fernmeldedienste erfüllen. Es ist fast tägliches Ereignis geworden, eine Übertragung von Fernsehbildern von anderen Kontinenten mitzuverfolgen. Im Rahmen der festen Funkdienste haben die in 36 000 km über dem Äquator scheinbar stillstehenden Satelliten der Intelsatserie überragende Bedeutung bekommen. Nachdem bereits 1963 in Genf eine erste Funkverwaltungskonferenz zur Bereitstellung von Funkfrequenzen für Weltraumfunkverbindungen stattgefunden hatte, waren an der Funkverwaltungskonferenz für Weltraum- und Astronomiefunkdienste im Jahre 1971 in Genf 101 Länder mit 679 Teilnehmern vertreten. Die internationalen Frequenzbereitstellungen wurden von 40 GHz auf 275 GHz erweitert. Diese Frequenzbereiche sind jedoch technologisch noch weitgehend unerschlossen, so daß in den kommenden Jahren der Bedarf weiterhin im wesentlichen in den Bereichen bis 15 GHz gedeckt werden muß. Dies ist um so schwieriger, als fast ausschließlich hierfür Frequenzen benutzt werden müssen, die bereits seit langem von terrestrischen Funkdiensten benutzt werden, wie z.B. für Richtfunklinien, die in der Bundesrepublik Deutschland besonders dicht ausgebaut sind. Hier ist es vor allem die Aufgabe der Frequenzverwaltung, die Lage der Funkstellen terrestrischer Funkdienste, die also ausschließlich auf der Erde arbeiten, genauestens abzustimmen mit Frequenzeinsätzen von Funkstellen, die Verbindungen über Satelliten oder zu Satelliten herstellen. Diese Koordinierung hinsichtlich der Frequenzen, der Leistungen der Sender, der Empfindlichkeit der Empfänger, der Art der Antennen usw. muß oft weit über die Landesgrenzen hinaus durchgeführt werden. C. Die Frequenzlage bei beweglichen Funkdiensten Soll eine Fernmeldeverbindung zu einem Fahrzeug, das in Bewegung ist, hergestellt werden oder zwischen solchen Fahrzeugen, spricht man von einer Verbindung des beweglichen Funkdienstes. Handelt es sich um Schiffe oder Luftfahrzeuge, sind deren Funkstellen unter den See- bzw. Flugfunkdienst einzuordnen, bei Landfahrzeugen dementsprechend unter den Landfunkdienst. 383

RK. Binz a) Beweglicher

Landfunkdienst

Da es erst die Technik in höheren Frequenzbereichen ermöglichte, preiswerte Funkanlagen für bewegliche Landfahrzeuge zu erstellen, begann die Entwicklung dieses Dienstes erst verhältnismäßig spät. Die Kriegsfolgen ließen zudem auch den Straßenverkehr erst langsam wieder in größerem Umfange in Gang kommen. Zwischenzeitlich waren die für

Anzahl der Funkanlagen

Gesamtsumme Wechsel- und Gegensprechbetrieb Einseitiger Betrieb

«rer...

460 000 450.000 440 000 430 000 420.000 410 000 / 400 000 / 390.000 / 380 000 / 370 000 / 360.000 350 000 A 340.000 fl 4 330 000 / 320 000 f 2 310.000 300000 290 000 2 280 000 f ra 270000 / 260000 £ 250 000 4 240000 / 230.000 Pid 220000 ff 210 000 200 000 / on 190 000 L ~“ 180 000 170 000 160 000 WA 7 150 000 4 140 000 ‘ 130 000 Pe 120 000 f 110 000 PER 7 N 100 000 90 000 3 80 000 4 70 000 60 000 sc 50 000 40 000 EN 30 000 rt 20 000 Ks at 10000 FT — pee oO ....®. PELLLE 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 197, Bild 7. Entwicklung des beweglichen Landfunkdienstes 384

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

solche Funkverbindungen brauchbaren Frequenzbereiche bis etwa 1000 MHz bereits weitgehend von den anderen Funkdiensten in Anspruch genommen worden. Die Rundfunkdienste hatten für das Fernsehen wesentliche Anteile dieses Spektrums international für sich gewonnen. Soweit die restlichen Bereiche für feste und bewegliche Funkdienste gemeinsam zugewiesen worden waren, waren die Bereiche für feste Verbindungen genutzt worden, so daß nur Reste übrig blieben für die beweglichen Dienste. Die Entwicklung des beweglichen Landfunkdienstes ist für den Zeitraum von 1958—1973 in Bild 7 dargestellt. Die Anzahl der Funkanlagen hat in dieser Zeit um den Faktor 35, also um 3500 %, zugenommen. Bei den beweglichen Landfunkdiensten unterscheidet man zunächst nach öffentlichen und nichtöffentlichen Diensten, je nachdem ob eine Verbindung mit dem öffentlichen Fernmeldenetz hergestellt werden kann oder nicht. Über 10 000 Teilnehmer des öffentlichen Landfunkdienstes (öbL) können von ihren Kraftfahrzeugen aus — oder von Schiffen auf Binnengewässern oder von fahrenden Expreßzügen — Ferngespräche nach Hause oder in alle Welt führen. Ein in jüngster Zeit aufgebautes Netz von ortsfesten Sendern mit derzeit 40 ortsfesten Funkstellen (84 Kanälen), für die erst nach langjährigen Koordinierungsbemühungen mit Nachbarländern die notwendigen Frequenzen bereitgestellt werden konnten, ermöglicht einen vollautomatischen Verbindungsaufbau. Aufgrund eines 1957 abgeschlossenen Abkommens der Rheinanliegerstaaten, das mehrfach revidiert wurde, betreibt die Deutsche Bundespost außerdem 8 ortsfeste Funkstellen des Internationalen Rheinfunkdienstes mit 13 Sprechkanälen, über die mehr als 5000 Schiffe dieser Nationen oder auch anderer Staaten — darunter über 800 deutsche — Funkgespräche von jeder Stelle des Rheines ab Basel führen können. Ein Teil dieser Schiffe nimmt darüber hinaus bei Fahrt auf See auch am beweglichen Seefunkdienst teil, der über Küstenfunkstellen abgewickelt wird. In jüngster Zeit wurde auch eine Reihe von Großleistungssendern für den europäischen Funkrufdienst von der Deutschen Bundespost errichtet, für den ebenfalls die Frequenzen und die technischen Einzelheiten zwischen den CEPT-Ländern (Zusammenschluß von 27 europäischen Ländern) abgestimmt werden mußten. Im Laufe der Zeit soll es bei entsprechendem Ausbau einem Reisenden im Kraftwagen von jedem dieser Länder aus ermöglicht werden, eine Nachricht von zu Hause zu erhalten. Die weitaus meisten Anlagen des beweglichen Landfunkdienstes werden jedoch im Rahmen des nichtöffentlichen Landfunkdienstes (nöbL) betrieben. Unter diesem Begriff sind u. a. wiederum die sogenannten Betriebsfunkanlagen, Anlagen der Sicherheitsbehörden und der Bahn, Fernwirkanlagen und die Durchsage-Funkanlagen zusammengefaßt. Aus Bild 8 ist die Entwicklung der einzelnen Sparten für den Zeitraum von 1963 bis 1971 zu entnehmen. Die größte Benutzergruppe, auf die fast ein Viertel aller Funkstellen entfällt, bilden die Sprechfunkanlagen auf Gemeinschaftsfrequenzen. Hier ist auch die höchste Wachstumsrate, nämlich 31 % — fast gleichbleibend in den letzten Jahren — zu verzeichnen. Bei einem mittleren jährlichen Zuwachs von 20% waren Ende 1973 bereits über 425 000 Anlagen des beweglichen Landfunkdienstes in Betrieb.

25 Fernmeldewesen

385

386

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Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

In Bild 9 wurde versucht, einen Ausnutzungsgrad der einzelnen Frequenzkanäle zu ermitteln. So wurde die Anzahl der jeweils zugewiesenen Frequenzkanäle der Anzahl der eingesetzten Anlagen gegenübergestellt. Man erhält damit die Anzahl der Funkanlagen, die in der gesamten Bundesrepublik jeweils mit einem bestimmten Frequenzkanal zu 20 kHz Breite auskommen. Selbstverständlich muß man bei dieser Betrachtung berücksichtigen, daß die Verkehrsstruktur unterschiedlich ist. Außerdem sind die zumutbaren Wartezeiten bei einem Sicherheitsdienst z. B. wesentlich geringer als bei anderen. Der Frequenzbereich um 460 MHz wurde überdies wesentlich später erschlossen. Trotzdem zeigt die Übersicht einmal das Bemühen dieses Dienstes, das verhältnismäßig geringe verfügbare Frequenzspektrum optimal auszunutzen und zum anderen, daß die verbleibenden Reserven bereits in naher Zukunft aufgebraucht sein werden. b) Beweglicher

Seefunkdienst

Bei der Internationalen Fernmelde-Union in Genf waren Anfang 1973 bei allen seefahrenden Ländern zusammen 52 425 Schiffsfunkstellen registriert, von denen 4077 auf die Bundesrepublik entfallen. Über die deutschen Küstenfunkstellen wurden dabei im Jahre 1972 über 250 000 Funkgespräche hergestellt sowie über 300 000 Funktelegramme übermittelt. Dafür und insbesondere für eventuelle Notrufe sind störungsfreie Funkverbindungen zwischen Küstenfunkstellen und Schiffen, aber auch zwischen verschiedenen Schiffen, eine lebenswichtige Notwendigkeit. Seit vielen Jahren mußten die für den Seefunkdienst zur Verfügung stehenden Frequenzbereiche unverändert bleiben, so daß nur durch eine stetig bessere Ausnutzung dieser Bereiche der wachsende Bedarf befriedigt werden konnte. Die weltweite Funkverwaltungskonferenz von 1967 legte Verfahren fest, die frequenzsparende Einseitenbandtechnik im Grenz- und Kurzwellenbereich einzuführen. Im UKW-Bereich sollten innerhalb von 15 Jahren die Kanalabstände von 50 kHz auf 25 kHz verringert werden. Zusätzliche Kanäle für Funkfernschreiber und Datenübertragung stehen, insbesondere für große Schiffe, zur Verfügung. Diese Bemühungen um bessere Ausnutzung des Spektrums wurden auf der gleichartigen Konferenz von 1974 konsequent fortgeführt. Sie richteten sich u. a. auch verstärkt auf die Anwendung von Satelliten für den Betriebsverkehr, für Navigation und für Seenotfälle. Die Vertreter der Deutschen Bundespost waren dabei bemüht, im Rahmen der CEPT, der ESRO und der IFU die optimalen Frequenzbereiche gemeinschaftlich zu finden und zu koordinieren, sei es mit den Nachbarländern hinsichtlich der Erdefunkstellen, sei es mit den Betreibern anderer Satellitensysteme in fernen Ländern. Bereits auf der weltweiten Funkverwaltungskonferenz von 1971, die sich vorzugsweise mit Satelliteneinsätzen befaßte, konnten für den Verkehr zwischen den Schiffen und den Satelliten einheitliche Frequenzen im Bereich um 1500 MHz bereitgestellt werden. Die Verbindungen zwischen den Satelliten und den Erdefunkstellen, die zum festen Funkdienst rechnen, sollen im 4/6 oder im 11/14 GHz-Bereich erstellt werden, jeweils auf den gleichen Frequenzbändern, die auch anderen Satellitenzwecken und Richtfunkzwecken dienen müssen. Ex

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Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in der

BRD

c) Flugfunkdienst Der moderne Luftverkehr ist ohne umfangreiche Nachrichtenverbindungen nicht denkbar. Für die Sicherheit der Flüge werden in der Bundesrepublik Deutschland von der Bundesanstalt für Flugsicherung Sprechfunk- und Navigationsfunksysteme wie UKW-Drehfunkfeuer, TACANAnlagen, Funkfeuer auf Lang- und Mittelwellen, Peilanlagen und zahlreiche Radaranlagen für die verschiedensten Reichweiten betrieben. Die Frequenzen hierfür werden teilweise von der ICAO (International Civil Aviation Organisation), dem Dachverband der internationalen Zivilluftfahrt, weltweit vorkoordiniert, nachdem u. a. auf den beiden Funkverwaltungskonferenzen von 1964 und 1966 bei der IFU die Leitlinien erstellt worden waren. Auch die Luftfahrt denkt an den Einsatz von sicheren Satellitenverbindungen, wodurch die Flugzeuge auch bei interkontinentalen Flügen ständig den erforderlichen intensiven Bodenkontakt erhalten können. Darüber hinaus werden neuartige Navigationshilfen die Sicherheit solcher Flüge wesentlich erhöhen. Die Anzahl der Luftfahrzeuge hat in der Bundesrepublik Deutschland im letzten Jahrzehnt jährlich etwa um 12 % zugenommen. Dieser Wert entspricht auch etwa dem Zuwachs an zurückgelegten Flugkilometern, während die Zuwachsrate bei den Personenkilometern und den Frachttonnenkilometern über 20 % liegt. In Bild 10 ist diese Entwicklung dargestellt. Bild 11 zeigt den starken Anstieg der privaten Bodenfunkstellen.

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Bild 10. Entwicklung

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Bild 11: Entwicklung der Bodenfunkstellen 389

Ri Binz Die Anforderungen an die Flugverkehrskontrolle im unteren Luftraum sind vor allem abhängig von der Anzahl der Flugzeugbewegungen (Starts und Landungen), die wegen der zunehmenden Größe der Verkehrsmaschinen glücklicherweise nicht in gleichem Maße anwachsen wie die Flugkilometer. Der Luftraum über der Bundesrepublik Deutschland ist dabei in vier Regionen eingeteilt, für welche die Regionalen Kontrollstellen der Bundesanstalt für Flugsicherung in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und München zuständig sind. Die Regionen wiederum sind in Kontrollsektoren aufgeteilt, denen jeweils ein Sprechfunkkanal zugeordnet ist. Die Verantwortung für den oberen Luftraum ist der 1960 gegründeten Organisation Eurocontrol übertragen worden, die von den Flugverkehrskontrollstellen Maastricht und Karlsruhe aus das Gebiet der Bundesrepublik überwachen soll. Weitere Funkfrequenzen sind eingesetzt bei den Anflug- und Flugplatzkontrollstellen. Die Bewegungslenkung wird mit Einführung modernerer Maschinen auch im privaten Verkehr immer schwieriger, weil sehr unterschiedliche Flughöhen und vor allem Geschwindigkeiten zu berücksichtigen sind. Dadurch ist wohl auch die Tendenz des privaten Luftverkehrs erklärbar, immer mehr vom Flug: nach Sichtbedingungen überzugehen zum Flug nach Instrumenten. Die Bedeutung der Einrichtungen der Bundesanstalt für Flugsicherung kann daraus ermessen werden, daß in den letzten 5 Jahren hierfür über 500 Millionen DM investiert werden mußten. Der Flugfunkdienst ist im übrigen auch ein Beispiel dafür, wie lange sich Umstellungsmaßnahmen noch in die Zukunft hinein auswirken. Nach dem Kriege wurde im UKW-Flugsprechfunk der Kanalabstand 200 kHz benutzt. Obwohl man im Landfunk bereits weithin das 50 kHz-Raster eingeführt hatte, wechselte man im Flugfunkdienst Ende der 50er Jahre zunächst nur auf einen Abstand von 100 kHz. Mit vielen betrieblichen Schwierigkeiten und hohem finanziellen Aufwand wurden die Geräte hierfür beschafft, um 1969 erneut das Kanalraster zu wechseln auf 50 kHz. Hiervon ausgenommen wurden die privaten Funkstellen des Flugfunkdienstes, so daß erst Ende 1972 die letzten 100 kHz-Anlagen außer Betrieb genommen wurden. Der Landfunk hatte zwischenzeitlich bereits weithin das 20 oder 25 kHz-Raster eingeführt, das im Flugfunk nunmehr 10 Jahre später in den ersten Anfängen steht. D. Die Frequenzlage

bei sonstigen

Funkeinsätzen

Für die Vielzahl weiterer Frequenzbenutzungen sollen noch einige Bemerkungen angefügt werden. Für die Navigation und andere Zwecke werden auch in der Bundesrepublik Deutschland zahlreiche Ortungsfunkanlagen verschiedener Art betrieben. Die umfangreichen Frequenzanforderungen gerade dieses Funkdienstes, der im allgemeinen auf sehr breitbandige Übertragungen angewiesen ist, haben bereits zu einer empfindlichen Frequenzknappheit geführt. Da zivile und militärische Anlagen mit erheblich unterschiedlichen technischen Merkmalen und unterschiedlichen Nutzreichweiten und damit auch Störreichweiten betrieben werden, kann eine optimale Koordinierung nicht erreicht werden. Auf der anderen Seite zeigt dieses Beispiel die Bedeutung einer generellen eingehenden Koordinierung der zivilen Funkeinsätze mit den umfangreichen Funkeinsätzen 390

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

für Verteidigungszwecke. Dies gilt gleichermaßen für Einsätze der deutschen Streitkräfte wie mit denen der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten ausländischen Streitkräfte, die aufgrund besonderer Vereinbarungen mit dem Bundesminister der Verteidigung gemäß einem nach dem Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut vereinbarten Verfahren durchgeführt werden. Auf die immer stärker werdenden Eingriffe in die bestehende Frequenzsituation vor allem der festen Funkdienste durch Weltraumfunkeinsätze wurde bereits hingewiesen. Dies gilt insbesondere für die Koordinierung von Erdefunkstellen für Weltraumforschungsfunkdienste. Immer stärker beschnitten mußten in der Vergangenheit auch die Amateurfrequenzbereiche werden. Waren sie in den ersten Jahren vor allem an der Erforschung neuer höherer Frequenzbereiche maßgeblich beteiligt, so ist heute neben der völkerverbindenden Idee vor allem ihre Mithilfe in Forschungsaufgaben durch die Vielzahl von Beobachtungsstellen wertvoll. 4. Hilfsmittel der Frequenzverwaltung Die Frequenzverwaltung wird im wesentlichen durch die umfangreichen Regelungen der Vollzugsordnung für den Funkdienst und eine Reihe von multilateralen oder bilateralen Abkommen geleitet. Dadurch sind die Leitlinien vorgezeichnet für ihre eigene Handlungsfreiheit im nationalen Raum. Hieraus ergibt sich einmal die große Bedeutung, am Zustandekommen dieser Leitlinien im aktiven Sinne mitzuwirken. Selbst gegebenenfalls eine Bestimmung zu verhindern, wenn sie zu sehr zum Nachteil des Landes gereicht, kann dabei eine lebenswichtige Aufgabe sein. A. Die Funkmeßdienste Zur optimalen Ausfüllung des nationalen Spielraums stehen daneben der Deutschen Bundespost die Funkmeßdienste zur Verfügung. Sie stellen sicher, daß die Planungsmaßnahmen auch eingehalten werden und die z. B. über 400 000 zivilen Funkstellen und vielen Millionen Empfangsanlagen des Rundfunks einen möglichst störungsfreien Funkverkehr durchführen bzw. erhalten können. Der Funkkontrollmeßdienst (FuKMD) soll durch laufende Kontrollen der Aussendungen von Sendefunkanlagen technische und betriebliche Unregelmäßigkeiten möglichst so rechtzeitig erkennen, daß die Störungen anderer ein schädliches Ausmaß möglichst überhaupt nicht erreichen. Ist eine solche Störung jedoch aufgekommen, muß er die Ursachen aufspüren und einmessen, damit die Störung schnellstens beseitigt werden kann. Dies wird um so wichtiger, je weniger man im Betriebsfunkverkehr auf Ersatzfrequenzen ausweichen kann, als Folge der immer spürbarer werdenden Frequenznot. Für diese Aufgaben werden daher besonders geschulte Fachkräfte benötigt, die in Fortbildungskursen in kurzen Abständen mit den technischen Fortschritten der Funktechnik vertraut gemacht werden müssen. Durch eine international geregelte enge zwischenstaatliche Zusammenarbeit wird sichergestellt, daß Störer auch jenseits der Grenzen geortet werden können. Sechs Funkkontrollmeßstellen der Bundesrepublik Deutsch397

Re Binz land, die auch nachts und an Sonn- und Feiertagen fiir die Ordnung im Ather einsatzbereit sein miissen, werden dabei von einem Zentralbiiro in Darmstadt gesteuert. Folgende Aufgabengebiete lassen sich dabei unterscheiden: a) Der Funkkontrollmeßdienst hat die Aussendungen der Sendefunkstellen auf dem eigenen Territorium zu überwachen und dabei zu kontrollieren, daß die einschlägigen internationalen und nationalen, technischen und betrieblichen Bestimmungen eingehalten werden. b) Der Funkkontrollmeßdienst hat die Tätigkeit nichtgenehmigter Sendefunkstellen, die eine erhebliche Gefährdung des Betriebes ordnungsgemäß errichteter Funkstellen darstellen können, zu unterbinden. c) Der Funkkontrollmeßdienst hat Unverträglichkeiten, die zwischen einzelnen Funkstellen oder Funkdiensten auftreten, aufzuklären und die Störungsbeseitigung zu überwachen. d) Der Funkkontrollmeßdienst hat international erbetene Beobachtungen und Messungen unter Berücksichtigung der von der Funkfrequenzverwaltung gestellten Anforderungen durchzuführen. Die planmäßigen Kontrollen beschränken sich dabei auf Stichproben, die um so häufiger durchgeführt werden müssen, je mehr Beanstandungen bei dem betreffenden Funkdienst aufkommen. Man kann dabei diese Aufgabe als eine Art Revisionsinstanz betrachten, nachdem die Betriebsstellen selbst natürlich die Aufgabe haben, für die Einhaltung der technischen Auflagen entsprechende Messungen durchzuführen. Bewegliche Meßeinrichtungen ergänzen das Netz der ortsfesten Meßstellen, womit im Jahre 1973 über 60 000 Kontrollen planmäßig durchgeführt werden konnten. Dies wurde ermöglicht durch weitgehend automatisierte Meßanlagen, wodurch bei gleichbleibendem Personalbestand die Überwachungsintensität verdoppelt werden konnte. Der Funkstörungsmeßdienst, der weit tiefer ist, geht andererseits vielen Bedarfsträgern, vor mern, zur Hand, wenn es sich um die Aufklärung handelt. Wesentliche Aufgaben hat dieser Dienst mit dem Aufbau von Fernseh-Füllsendern für die zu erfüllen.

in der Fläche gegliedert allem Rundfunkteilnehvon Empfangsstörungen auch im Zusammenhang drei Fernsehprogramme

Beide Funkmeßdienste tragen damit erheblich zur Lösung der schwierigen Aufgaben des Frequenzmanagements im Interesse der Benutzer bei. B. Einsatz

des elektronischen

Datenverarbeitungsverfahrens

Die Erfüllung der Aufgabe, das Funkfrequenzspektrum zunutzen, setzt folgendes voraus:

optimal

aus-

a) einen umfassenden Überblick über Anzahl und geographische Lage der Funkstellen in allen Frequenzbereichen, über ihre Betriebsweise und ihre technischen Eigenschaften; b) die Möglichkeit und Fähigkeit, Berechnungen über AusbreitungsStörverhältnisse — sehr oft kurzfristig — durchzuführen; 392

und

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

c) eine enge Zusammenarbeit und Koordinierung mit allen Stellen im Inland und im Ausland, die sich mit der Planung von Funknetzen und der Entwicklung von Geräten befassen: Benutzer, Industrie, Behörden einschließlich ausländischer Fernmeldeverwaltungen. I, Dateneingabebereich T il, Datenprüf- und Plausibilitatskontrollbereich I III. Datenveränderungsbereich

x. Datenbankeingabe und stat. Sofortauswertebereich [ 10 kHz - 30 MHz

|

[30 MHz -40GHz

IV. Prüfbereich Freq. -Zuteilungen und Benutzun- et — gen bis 30 M | Vv Bereich EMC-Berech- «— nungen bis 30 MHz T vl Bereich zur Bildung Alternativvorschläge bis 30 MHz

Wa

|

VL. Prüfbereich Freq. -Zuteilungen und Benutzungen tiber 30 M I VII. |» Bereich EMC-Berechnungen über 30 MHz

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XII. Besonderer Rechen-, Informations- und Auswertebereich

(XII)

Ergeb. Ausgabe

Ergeb. Ausgabe StandardProgramme

Ergeb. | | Ausgabe } (XII) SonderProgramme

(XIII) Bild 12. Datenverarbeitungs- und Informationssystem fiir die Funkfrequenzverwaltung Wegen der Menge der Daten, der Vielzahl der betrieblichen, technischen und physikalischen Größen und deren Verkettung wurden schon frühzeitig in vielen Ländern Schritte unternommen, die Vorteile elektronischer Rechner hierfür nutzbar zu machen. Eine Blockdarstellung eines solchen Systems ist in Bild 12 gegeben. Aufgabe eines derartigen Datenverarbeitungssystems ist es somit: 393

R. Binz a) alle benötigten Informationen, die zeit- und maschinengerecht an der jeweiligen Datenquelle erfaßt werden müssen, auf dem laufenden zu halten; b) Ausbreitungs- und Störverhältnisse für einzelne Übertragungsstrecken, aber auch für ganze Netze, zu berechnen — unter Verwendung der Information von a) und über die Geländebeschaffenheit einschließlich Bewuchs und Bebauung der Bundesrepublik Deutschland sowie benachbarter Gebiete; c) vor allem für Konferenzen Belegung zu fertigen;

erforderliche Übersichten

d) als ferneres Ziel eine unmittelbare ger und mit der Datenbank über zu ermöglichen.

über die spektrale

Kommunikation der FrequenzmanaFernschreiber oder Datensichtgeräte

Aufgrund einheitlicher Datensätze im Bereich aller CEPT-Verwaltungen werden die Daten nach folgenden vier Gruppen für die zentrale Datenbank gesammelt: Gruppe

1: Standortspezifische Angaben, Frequenzbereiche, Frequenzbereichspläne (national und international); Frequenzzuteilungen, nach Funkdiensten, Rufzeichen, Gebühren;

Gruppe

2: technische Daten tennen;

Gruppe

3: Planungsparameter der Funknetze, abstand, Ausbreitungsphysik;

Gruppe

4: Topographie, Beobachtungsfür Plausibilitätskontrollen.

der Sende- und Empfangsgeräte

und der An-

Mindestfeldstärke,

und Meßergebnisse,

Schutz-

Bezugsdaten

Wie wichtig die vor allem von den Vertretern der Bundesrepublik und Frankreich vorangetriebene Vereinheitlichung der Erfassungsverfahren ist, läßt sich daraus ableiten, daß gegenwärtig pro Jahr über 5000 Frequenzkoordinierungen allein mit dem Ausland zu bearbeiten sind. Die Bereitstellung aller dieser Informationen, die selbstverständlich auch bei manueller Bearbeitung erforderlich sind, wenn man entsprechende Genauigkeiten der Aussagen erreichen will, wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Als Zielsetzung sollen alle Dienststellen, die Frequenzen verwalten oder kontrollieren, informativen Zugang zur Datenbank für die Funkdienste erhalten. Änderungen dürfen jedoch nur jeweils ermächtigte Stellen vornehmen. Um nicht von — eventuell sehr verhängnisvollen — falschen Voraussetzungen auszugehen, muß unbedingt der Sofortzugriff angestrebt werden, soweit dieses Verfahren nicht bereits angewendet wird.

II. Entwicklungstendenzen

der einzelnen Funkdienste

Wenn man von Entwicklungstendenzen eines Dienstes spricht, unterscheidet man zunächst nach kurzfristigen, mittelfristigen oder langfristigen Änderungen. Schwieriger wird es bereits, Zeitangaben zu setzen über die Dauer dieser einzelnen Abschnitte. Der Zeitraum wird in jedem Falle davon abhängig sein, wie lange im Durchschnitt die Aufgabe dauert, eine 394

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

neue Technik einzuführen oder einen anderen Frequenzbereich zu erschließen. Auf dem Gebiet des Funkfrequenzwesens, bei dem in den meisten Fällen erhebliche ausländische Einflüsse zu berücksichtigen sind, ist unter 5—10 Jahren kaum eine wesentliche Änderung durchzusetzen. Müssen Geräteabschreibungen berücksichtigt werden, kann man zwar theoretisch von minimalen Abschreibungsfristen der Finanzbehörde ausgehen, die bei 4—6 Jahren liegen; in der Praxis wird man aber zumeist die mittlere Lebensdauer der Geräte von 8—15 Jahren neuen Maßnahmen zugrunde zu legen haben. Dies gilt insbesondere dann, wenn international einheitliche fortschrittliche Maßnahmen durchgeführt werden müssen. Die Arbeitsgruppe „Funk“ der CEPT bzw. ihre Untergruppen haben sich daher darauf geeinigt, als langfristig einen Zeitraum von gleich oder größer 15 Jahren anzusehen. Mittelfristige Maßnahmen umfassen dabei etwa 5—10 Jahre, während kurzfristige Umstellungen zwischenstaatlich kaum in Betracht gezogen werden können. 1. Die Entwicklung bis etwa 1985 A. Rundfunkdienste Während dieser Niederschrift sind die Vorbereitungen zu einer Funkverwaltungskonferenz zur Neuordnung der Lang- und Mittelwellenbereiche voll im Gange. Eine vorbereitende Teilkonferenz im Oktober 1974 in Genf befaßte sich vorzugsweise mit den technischen Parametern der folgenden Plankonferenz. Das zuständige Gremium der CEPT hat in weitgehender Übereinstimmung mit den technischen Stellen der Europäischen Rundfunkunion (EBU) als Zielsetzung die gleichmäßige nach theoretischen Netzplänen erstellte Frequenzverteilung über alle europäischen Länder herausgestellt. Durch einen teilweisen Schutz der Fernausbreitungen soll es ermöglicht werden, Rundfunksendungen dieser Bereiche auch in benachbarten Ländern, vor allem aber befriedigend im eigenen Lande aufzunehmen. Sofern jedoch die Anzahl der Sender je Land verringert werden muß, wird die letzte Entscheidung bei den für die Durchführung der Rundfunkprogramme verantwortlichen Stellen liegen. Nachdem die vorhandenen UKW-Bereiche bereits bis zur Sättigungsgrenze ausgelastet sind, verbleibt nur die Hoffnung auf die baldige tatsächliche Benutzbarkeit des Bereichs 100-104 MHz nach dem Darmstädter Plan von 1971, der nach einer Empfehlung der IFU (bereits aus dem Jahre 1959) bis 108 MHz ausgedehnt werden sollte. Die CEPT unterstützt diese Bemühungen unter Freigabe des Teilbereichs 87,5—88 MHz. Wenn auch gewisse Anzeichen sichtbar sind für ein Voranschreiten dieses Problems, so kann doch nur schwer eine genauere Zeitangabe gegeben werden. In jedem Falle wird es noch Jahre dauern, während derer noch eine gesamteuropäische Abstimmung erforderlich werden kann. Die Verkehrsfunkprobleme können auch mit den bestehenden Senderketten zufriedenstellend gelöst werden. Der Kurzwellenrundfunk strebt sicher die Ausdehnung an, die voraussichtlich 1979 in Genf zur Diskussion stehen dürfte, nachdem das Problem der Überbelegung in den Kurzwellenbereichen mindestens ebenso akut ist wie auf der Mittelwelle. Dies ist aber nicht nur eine Frequenzfrage, 395

Ry Binz sondern zusätzlich eine Frage des Verfahrens mung der zu benutzenden Frequenzen.

der gegenseitigen

Abstim-

Beim Fernseh-Rundfunkdienst werden Schulung und Bildung neben Unterhaltung und aktueller Information an Gewicht zunehmen. Außer besonderen Studienprogrammen (Elektronische Datenverarbeitung, Netzplantechnik, Mengenlehre) gibt es seit Jahren geschlossene Schulprogramme, die mittels Fernsehunterricht zu bestimmten Schulabschlüssen führen. Solche Programme können wesentlich beitragen zur Verbesserung der Chancengleichheit im Bildungswesen und werden daher sicher ausgebaut bis zur Einrichtung eigenständiger Tele-Universitäten, wie britische und japanische Vorbilder zeigen. Besondere Bedeutung wird das Bildungsfernsehen in Entwicklungsländern und anderen dünner besiedelten Gebieten erlangen, wobei sich die Übertragungen weitgehend auf Satelliten stützen dürften. Durch diese Verfahren einerseits, durch den Ausbau von Kabelfernsehanlagen andererseits dürften für die Zukunft ausreichende Möglichkeiten geboten werden. Umstritten werden in gleichem Maße mehr und mehr die derzeit benutzten Fernseh-Frequenzbereiche, die dringend für andere Aufgaben benötigt werden. Im 12 GHz-Bereich stehen in Europa für Rundfunkzwecke 800 MHz zur Verfügung, in dem je Land drei bis fünf Fernsehprogramme über Satelliten abgestrahlt werden können. Darüber hinaus dürfte es möglich sein, diesen Bereich auch für den terrestrischen Fernsehrundfunk — vorwiegend in Bevölkerungsschwerpunkten — zu nutzen. Eine für 1977 vorgesehene weltweite Planungskonferenz wird nähere Aufschlüsse über die Möglichkeiten generell und für einzelne Länder oder Ländergruppen bringen. In Studien der Industrie wurde zwischenzeitlich in verschiedenen Ländern die mögliche Gestaltung eines direkt strahlenden Fernsehrundfunk-Satelliten ermittelt. Für terrestrische Sendernetze in diesem Frequenzbereich ist in Berlin von der DBP ein Erprobungsnetz mit drei Sendern und etwa 100 Empfangsanlagen errichtet worden. B. Feste Funkdienste Die mittlere jährliche Wachstumsrate für die Anzahl der Ferngespräche wird bis 1980 mit 13% angenommen. Es ist deshalb zu erwarten, daß auch auf dem Richtfunksektor entsprechende Anforderungen für Frequenzbereitstellungen gestellt werden. Bildfernsprechen oder Datenübertragung werden den Gesamtbedarf an Übertragungswegen für den angesprochenen Zeitraum kaum sehr beeinflussen. Da alle Frequenzbereiche bis 15 GHz bereits in der Bundesrepublik — zum Teil schon dicht — mit terrestrischen Funkdiensten belegt oder verplant sind und diese nunmehr verstärkt auch für Weltraumfunkeinsätze beansprucht werden, muß mit größer werdenden Einbußen gerechnet werden. Die notwendigen großen Koordinierungsentfernungen bis 400 km — auf den Empfangsfrequenzen von Erdefunkstellen sogar größer als 1000 km — ermöglichen in diesen Frequenzbereichen nur schwer eine brauchbare Einzelplanung für neue Richtfunknetze. Bei der zentralen Lage der Bundesrepublik kommt hinzu, daß nicht nur die Erdefunkstellen im eigenen Lande, sondern auch die 396

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

Weltraumfunkdienste der Nachbarländer zu berücksichtigen durch weitere Einschränkungen in Kauf genommen werden

in

der

BRD

sind und müssen.

da-

Dies kann nur bedeuten, daß das bisherige Verhältnis von Richtfunkzu anderen Übertragungsmedien nicht in vollem Umfange aufrecht erhalten werden kann, wobei überprüft werden muß, wodurch die Gesamtsicherheit im Fernmeldenetz, z. B. durch andere Netzgestaltung oder neue Medien, erhalten bleiben kann. Durch neuentwickelte Richtfunksysteme kann die Belastung vorhandener Trassen noch um einen gewissen Prozentsatz erhöht werden, weil steigende Kanalzahlen nicht im gleichen Maß erhöhte Bandbreiten erfordern. Bei Zeit-Impulssystemen, die vermehrt eingeführt werden dürften, wird die Bandbreite je übertragenem Fernsprechkanal wieder größer. Bei diesen Systemen, die weniger empfindlich gegen Störungen sind, kann jedoch die einzelne Frequenz häufiger eingesetzt werden, so daß insgesamt es doch auch vom Frequenzstandpunkt lohnend ist, derartige Systeme zu verwenden. Bis Frequenzen um 19 GHz kann man frequenzmodulierte Systeme meist bis zu 2700 Fernsprechkanälen je hochfrequentem Träger einsetzen, während eine koaxiale Fernkabelleitung bis 10 800 Ferngespräche gleichzeitig übertragen kann. Im Bereich der festen Funkdienste über Satelliten wird der Ausbau der Intelsat-Systeme fortgesetzt. Neben den bisher benutzten Frequenzbereichen um 4 und 6 GHz werden die 11 und 14 GHz-Bereiche und später sicher auch die Bereiche um 20 und 30 GHz hinzukommen. Daneben müssen meist die gleichen Frequenzbereiche außer für die terrestrischen Richtfunkdienste auch für die Modulationszuführung anderer Satelliten benutzt werden, wie für Seefunk-, Flugfunk- oder Rundfunksatelliten. Bei dieser schwierigen Frequenzlage sollte jeweils eingehend geprüft werden — dies gilt vor allem für die Weltraumforschung —, ob das Projekt unbedingt auf dem Gebiet der Bundesrepublik realisiert werden muß. Nur die Beschränkung auf unumgängliche Einsatzfälle läßt erwarten, daß auch an späteren bedeutenden Projekten die Bundesrepublik noch teilnehmen kann. Insbesondere ist es nicht zu verantworten, Erdefunkstellen auf beliebig viele Standorte zu verteilen, weil die Koordinierungsverluste dabei jedesmal zusätzlich neue Gebiete betreffen, so daß sehr schnell das gesamte Bundesgebiet für terrestrische Benutzung unbrauchbar wird. C. Bewegliche

Funkdienste

Die stürmische Entwicklung der letzten Jahre und das unverminderte Interesse bei Industrie, Verkehrsbetrieben, Behörden, Handelsunternehmen und anderen muß auf den volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Nutzen solcher Anlagen zurückgeführt werden. Durch den Einsatz von Funkanlagen in Fahrzeugen läßt sich die Sicherheit in vielen Bereichen erhöhen, der Verkehr entlasten (und damit auch Personal sparen) und der Betrieb wirtschaftlicher gestalten. Diese Faktoren werden auch in Zukunft unvermindert einwirken. Wesentliche gegenläufige Einflüsse sind noch nicht erkennbar, nachdem gerade eine Verringerung des Wirtschaftswachstums einen besonders wirtschaftlichen Einsatz der Produktionsmittel erfordert. So ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die durchschnitt397

bin 2 liche jahrliche Zunahme bis auf weiteres bei etwa 15 % liegen wird. Unterstellt man, daß in 10 Jahren Funkanlagen zur Regelausstattung aller Nutzkraftfahrzeuge gehören, kann man 1985 mit etwa 3,5 Millionen Lastfahrzeugen (einschl. von Kombi-Fahrzeugen) rechnen. Danach könnte sich der Bedarf an Funkanlagen des beweglichen Landfunkdienstes noch um den Faktor 10 erhöhen, ohne Berücksichtigung von tragbaren Anlagen, deren Anteil sicher noch zunehmen wird. Eine Sättigungserscheinung ist daher in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Vergleichbare Hinweise gibt auch die Entwicklung dieses Dienstes in den USA, wo — bei nur 4facher Bevölkerungszahl — bereits 1965 diese erwartete Anzahl derartiger Anlagen betrieben wurde. Falls nicht zusätzliche Frequenzbereiche bereitgestellt werden können — was zur Zeit noch sehr problematisch erscheint —, wird das weitere Wachstum dieses Dienstes sehr abrupt abzustoppen sein oder man muß auf völlig neue Verfahren mit Sendern kleinster Reichweiten zurückgreifen, nachdem die Anzahl der möglichen Frequenzwiederholungen bei verringerter Reichweite überdurchschnittlich anwächst. Im Seefunkdienst dürfte die weitere Entwicklung vor allem eine wirtschaftliche Frage sein. Infolge der Verteuerung der menschlichen Arbeitskraft und andererseits als Folge des Baues von Großschiffen werden immer stärker Fernmeldeverbindungen gefordert werden, die weitgehend automatisch arbeiten. Faksimilegeräte und Fernschreibeinrichtungen in Verbindung mit automatischen Anrufeinrichtungen werden die Morseverbindung weiter zurückdrängen und schließlich auf den Notverkehr beschränken. Durch Einsatz von Satelliten werden die Verbindungen sicherer. Gleichzeitig werden dadurch sehr genaue Navigationshilfen zur Verfügung stehen, wobei der Anzeigeschirm über den Standort benachbarter Schiffe auch auf offener See zur Selbstverständlichkeit wird. Sicher wird auch die Anzahl der Schiffe anwachsen, die mit Funkeinrichtungen ausgerüstet werden sollen. In amerikanischen Kreisen rechnet man für das Jahr 2000 mit 100 000 US-Schiffen über 100 Tonnen. All dies erhöht weiter den Frequenzbedarf, der nur durch verbesserte Techniken erfüllt werden kann. Die einleitenden Maßnahmen für eine weitere kostspielige Umstellung der UKW-Frequenzen auf noch schmälere Kanäle werden vielleicht nicht zu vermeiden sein. Im Kurzwellenbereich wird es nur noch die frequenzsparende Einseitenbandtechnik geben. Ähnliches gilt auch für den Flugfunkdienst. Hier könnte es mehr und mehr erforderlich werden, die Steuerung des Luftfahrzeuges durch den Flugkapitän in dichten Verkehrsgebieten zu ersetzen oder zu ergänzen durch eine Fernsteuerung vom Boden aus. Hierfür werden noch mehr sichere Sprechverbindungen, vor allem aber komplizierte Flugnavigationsanlagen und Datenverbindungen erforderlich werden. Zwischen den Kontinenten werden solche Aufgaben — vor allem für Großtransporter — mittels Satellitenverbindungen bewerkstelligt werden. Auch hierfür muß der gleiche Frequenzbereich von 1500 MHz wie für die Schiffahrt verwendet werden. Im übrigen werden auch innerhalb der Kontinente die Flugsicherungseinrichtungen wesentlich verstärkt werden müssen, da die Wahrscheinlichkeit von Luftkonflikten mit zunehmender Dichte und Geschwin398

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

digkeit des Luftverkehrs überdurchschnittlich ansteigt. Entsprechende Datensysteme werden die herkömmlichen Verfahren ergänzen müssen. Flughöhen und Flugpositionen werden ebenso wie die Identität der Luftfahrzeuge automatisch ermittelt und übertragen werden müssen. Die Anforderung für die Bereitstellung weiterer Frequenzbereiche für alle diese Aufgaben der beweglichen Funkdienste muß zwangsläufig sprunghaft ansteigen und wird sich dabei hart im Raume stoßen mit den derzeitigen Frequenzbenutzern. 2. Langfristige Entwicklungen Das Zeitalter der Technik ist sehr schnellen Änderungen unterworfen. Neue Technologien oder Übertragungs- und Betriebsverfahren können in wenigen Jahren völlig neue Voraussetzungen schaffen. Um so schwieriger ist es, auf einen Zeitraum von 15—20 Jahren auch nur annähernd zutreffende Aussagen zu machen. Wegen der aufgezeigten oft nur langfristig möglichen Frequenzbereitstellung ist es jedoch erforderlich, diesen Versuch stets erneut zu wagen. A. Rundfunkdienste Im Lang- und Mittelwellenbereich wird langfristig die Einführung frequenzsparender Modulationsverfahren an erster Stelle stehen. Die Einseitenbandtechnik oder die Aussendung von zwei verschiedenen Programmen auf unabhängigen Seitenbändern können entscheidend dazu beitragen, zusammen mit sodann erforderlichen trennschärferen und verbesserten Empfängern diese Frequenzbereiche wieder interessant und wertvoll für Rundfunkübertragungen werden zu lassen. Dies gilt um so mehr, wenn durch weiteren Ausbau der UKW-Technik — auch in Entwicklungsländern — diese Bereiche nicht mehr dazu verschleudert werden, die gleichen Programme im gleichen Gebiet mehrfach auszustrahlen. Andererseits müssen zuvor über 500 Millionen Rundfunkempfänger ersetzt werden, was in erster Linie ein organisatorisches Problem ist und erst dann zum wirtschaftlichen Problem wird, wenn die Maßnahmen zu spät eingeleitet werden und sodann kurzfristige Umstellungen erforderlich werden. Generell konnte der Fernsehrundfunk den Tonrundfunk keineswegs verdrängen, nachdem zwischen beiden Medien sich eine zeitliche Aufteilung des Publikumsinteresses herausgebildet hat. Tagsüber werden vorzugsweise Hörfunksendungen gehört, während abends das Fernsehen eindeutig dominiert. Selbst wenn das Fernsehangebot noch umfangmafig und zeitlich stark ausgeweitet werden kann, dürfte diese Grundtendenz in Europa noch geraume Zeit anhalten, so daß der Tonrundfunk seine Berechtigung behält. Größere Ausweitungen sind vom Bedarf her jedoch unwahrscheinlich, nachdem heute schon viele Sender gleiche oder gleichgeartete Programme bieten nur mit geändertem Zeitplan. Und trotz zunehmender Freizeit wird effektiv der Mensch der Zukunft immer weniger Zeit wirklich zur Verfügung haben. Die fernere Zukunft der Fernsehübertragungen wird entscheidend von den Möglichkeiten des Kabelfernsehens geprägt sein. Bereits für 1980 werden für die Vereinigten Staaten 50 Millionen Teilnehmer von CATV (Cable Television)-Systemen erwartet, die Hälfte aller US-Haushalte. 399

RsBinz Schlechte Empfangsbedingungen in ländlichen Gebieten und in Großstädten, in denen sich Abschattungen und störende Reflexionen durch die Hochhausbebauung mehr und mehr unangenehm bemerkbar machten, waren ursprüngliche Anlässe für dieses Medium. Weitere Anreize entstehen durch zusätzliche Programme in immer guter Qualität. In der heute üblichen Konzeption geht man von Übertragungskapazitäten für etwa 15 Tonrundfunk- und 12 bis 24 Fernsehrundfunkprogrammen aus. Ähnliche Entwicklungen führten in Europa z. B. zu Kabelanlagen für Lüttich, Yverdon, Rosenheim und Nürnberg. Neu gegründete Tochtergesellschaften namhafter Firmen haben als Produktionsziel ausschließlich Kabelfernsehanlagen, die sie sodann auch installieren. Die Deutsche Bundespost hat ein berechtigtes Interesse, auf die Entwicklung des Kabelfernsehens maßgeblichen Einfluß zu nehmen. Aus der Sicht der rationellen Frequenzbenutzung scheint das Kabelfernsehen als eine geradezu ideale Lösung vieler Frequenzprobleme. Dies gilt auch in der sicher sehr langen Ausbauzeit, da auch die Frequenznöte in erster Linie in den Bevölkerungsschwerpunkten bestehen, so daß eine spürbare Entlastung keineswegs erst beim Vollausbau einzutreten braucht. Wenn man berücksichtigt, daß die Rundfunkteilnehmer bereit sind — oder sein müssen —, für die Erneuerung der Empfänger und Antennen jährlich mindestens 3 Mrd. DM aufzuwenden, und andererseits sich die Investitionskosten für die Kabeleinrichtungen auf vielleicht 20—30 Jahre verteilen, wird die Kostenbetrachtung nicht mehr allein ausschlaggebend sein können. Selbst wenn alle Haushalte über Kabelfernsehanschlüsse verfügen — vielleicht um das Jahr 2000 — müssen tragbare Empfangsgeräte, die dann gewiß zahlreicher sind als heute, weiterhin noch drahtlos versorgt werden. Aus Frequenzgründen müßte hierfür allerdings ein einziges terrestrisches Programm genügen, da die meisten dieser Anlagen doch an festen Standorten betrieben werden und nicht während des Transportes. Solange drahtlose Übertragungen der Fernsehprogramme notwendig sind, wird auch das Problem der unterschiedlichen Normen bleiben, die manchen Verlust an nutzbarem Frequenzspektrum zur Folge haben. Jede Verringerung der Vielzahl der Unterschiede könnte bereits einen Gewinn darstellen. Vereinzelt sind Maßnahmen im internationalen Bereich erkennbar. So strebt Frankreich anläßlich der Einführung der Farbinformation bei allen Programmen ein einheitliches 8 MHz-Raster an. Wann mit der Verwertung der 1971 neu zugewiesenen Frequenzbereiche im hohen GHz-Bereich gerechnet werden kann, läßt sich zur Zeit nur schwer übersehen. B. Feste Funkdienste In dieser Zeitperiode werden digitale Richtfunksysteme, die sich besonders auch für den Einsatz in der unteren Fernebene eignen, erheblich an Boden gewinnen. Oberhalb 15 GHz sind dabei Kanalkapazitäten von etwa 7500 zu erwarten. Für ein künftiges pulscode-moduliertes System (PCM) mit Funkfeldlängen von 8-15 km wird bis 1990 ein Bedarf von einigen Tausend Funkfeldern vorausgeschätzt. Mit Nachdruck müssen auch die noch höheren Frequenzbereiche über 40 GHz erschlossen werden. 400

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

Zu den festen Nachrichtenverbindungen muß man auch Übertragungsverfahren unter Anwendung elektromagnetischer Lichtwellen zählen. Insbesondere Übertragungsverfahren mit Laserstrahlen sind weltweit in der Entwicklung. Die größte Bedeutung für Übertragungen im Weltraum wird dem COs-Lasersystem mit einer Wellenlänge von 10,6 um zugemessen. Hier sind die Eigenschaften dieses Lasers — große Ausgangsleistung bei hohem Wirkungsgrad (über 15 %) — von besonderem Vorteil. Es stehen bereits jetzt Wellenleitersysteme mit sehr kleinen Abmessungen (5—19 um aktive Länge) zur Verfügung, die ohne Schwierigkeiten in Raumflugkörper eingebaut werden können. Aber auch für breitbandige Nachrichtenverbindungen auf der Erde wird dieser Typ vorgeschlagen. Durch die verhältnismäßig langwellige Lichtstrahlung werden atmosphärische Einflüsse wie Dunst, Nebel und Regen leichter überwunden. Große Fortschritte hat die internationale Entwicklung auf dem Gebiet der Laser-Glasfaser-Übertragung gebracht. Noch unbefriedigend ist allerdings die geringe Lebensdauer. Das Problem der Dämpfung der Glasfasern weist erste Erfolge auf (4 dB/km). Viele Diskussionen gibt es über die Möglichkeit, ein integriertes Breitbandkommunikationsnetz vorzusehen, welches alle zu erwartenden Aufgaben der Nachrichtenübermittlung übernehmen könnte, angefangen von der gewöhnlichen Fernsprech- oder Fernschreibübertragung über Datenübermittlungen jeder Art — möglichst in beiden Richtungen — bis zur Bildund Fernsehübertragung. Es kann nicht Aufgabe dieser Abhandlung sein, über die Notwendigkeit oder die Wirtschaftlichkeit eines solchen integrierten Systems Aussagen zu machen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird man dafür aber — wenn es kommen sollte — auch Breitbandfunkübertragungen einbeziehen müssen. Diese weit in die Zukunft reichenden Überlegungen lassen für die Zeit ab 1985 zwar spürbare Umschichtungen des gesamten Übertragungsnetzes erwarten; eine Entlastung des Funkfrequenzspektrums — von Einzelfällen abgesehen — ist jedoch nicht abzusehen.

C. Bewegliche

Funkdienste

Die außerordentlichen Anforderungen an Funkfrequenzen der beweglichen Funkdienste werden selbst auf lange Sicht kaum zu bewältigen sein. Nur einschneidende Maßnahmen oder Strukturänderungen können hier eine Lösung bringen. Es ist bekannt, daß die Verkehrsleistung von einzelnen Kanälen durch Zusammenfassung von Teil-Verkehrsflüssen steigen kann. Der Leistungsgewinn steigt bis zu einer gewissen Grenze mit der Anzahl der Verkehrszubringer und der Menge des Gesamtverkehrs. Durch zusammengefaßte, automatisch vermittelte Netze mit einer Vielzahl von Funkstellen und ortsfesten Anlagen, denen mehrere Funkkanäle zur Verfügung stehen, lassen sich solche Gewinne erzielen, wobei allerdings zunächst ein Verlust in Rechnung zu stellen ist, der dadurch bedingt ist, daß man für solche Systeme Gegensprechkanäle benötigt. Nachteilig und kostenaufwendig sind auch die hierfür erforderlichen Leitungen von den einzelnen Benutzern zur jeweiligen Betriebszentrale. Schwierigkeiten sind 26 Fernmeldewesen

401

Ri Binz insbesondere auch zu erwarten von den größeren Problemen, Duplexfrequenzpaare mit Nachbarländern erfolgreich zu koordinieren. Der Verkehrsgewinn muß also mindestens etwa den Faktor 2,5 betragen, bevor er zu Buche schlägt. Größere Gewinne lassen sich jedoch nur erzielen, wenn die Nutzreichweiten sehr wesentlich verringert werden und damit entsprechend die Wiederholungsabstände für die gleiche Frequenz, weil sich diese Maßnahme fast quadratisch auf die Anzahl von möglichen Einsätzen der gleichen Frequenz auswirkt. Eine Verringerung der Nutzreichweite im beweglichen Betriebsfunk von derzeit etwa 10 km würde damit den Betrieb von vierzigmal sovielen Funkstellen bei gleicher Qualität ermöglichen. Funknetze mit Reichweiten der einzelnen ortsfesten Funkstellen von etwa 1 km benötigen jedoch meist den Zugriff zu einer größeren Anzahl von ortsfesten Funkstellen, um vom Betrieb her erforderliche Versorgungsgebiete zu erhalten. Überdies müßten derartige Systeme mit Rechnern ausgerüstet sein, um Überleitungen auf andere Funkbereiche ohne Gesprächsunterbrechung zu ermöglichen. Entsprechende Studien solcher Systeme wurden im CCIR, dem Beratenden Ausschuß für den Funkdienst der IFU, aufgenommen. Gegenüber dem hierdurch zu erwartenden Gewinn kann eine weitere Verringerung des Kanalabstandes nur als eine eventuell sekundierende Maßnahme angesehen werden. Ein Übergang auf die Einseitenbandtechnik andererseits würde gegenüber dem im Landfunkdienst der Bundesrepublik Deutschland ausschließlich verwendeten Kanalraster von 20 kHz mit Frequenzmodulation keine wesentlichen Gewinne bringen, da die Schutzabstände dabei größer anzusetzen sind und ein spektraler Gewinn durch die verringerte Einsatzfähigkeit in einem gegebenen Gebiet praktisch voll kompensiert wird. Ein Übergang von der Amplitudenmodulation zur Frequenzmodulation in höherfrequenten Flugfunkbereichen — der jedoch nicht Sicherheits- und Notfrequenzen einbeziehen dürfte —, könnte Vorteile bringen. Weitere frequenzsparende Maßnahmen könnten schon dadurch notwendig werden, daß der öffentliche Fernsprecher auch in Flugzeugen auf die Dauer nicht abgelehnt werden kann. Vor allem aber können weitere Forderungen entstehen durch die Notwendigkeit, auch den oberen Luftraum über 7500 m, in dem sich ausschließlich Strahlflugzeuge hoher Geschwindigkeit bewegen, in eine genauere Kontrolle einzubeziehen. Die bereits 1960 gegründete Organisation Eurocontroll hat einen ersten Teil derartiger Einrichtungen bereits in Betrieb genommen. Dazu treten weitere Kontrolleinrichtungen in Landeplätzen für die allgemeine Luftfahrt, nachdem der private Luftverkehr weiterhin mit einem kräftigen Wachstum rechnen muß.

III. Mögliche Maßnahmen

der Frequenzverwaltung

Jede steuernde und regelnde Stelle muß ein gewisses Instrumentarium haben, mit dem entsprechende Maßnahmen eingeleitet und durchgeführt werden können. Die wesentlichen Grenzen und Möglichkeiten für die Frequenzverwaltung sollen im folgenden aufgezeigt werden. 402

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

1. Durchführung von Maßnahmen

in

der

BRD

der Frequenzverwaltung

A. Rechtliche Voraussetzungen Grundlage aller Maßnahmen der Frequenzverwaltung kann nur das Gesetz über Fernmeldeanlagen (FAG) von 1928 sein, in dem Funkanlagen gegenüber anderen Fernmeldeanlagen abgegrenzt und damit grundsätzlich definiert sind. Vor allem aber wird hierin festgelegt, daß das Recht „Fernmeldeanlagen, nämlich ... Funkanlagen zu errichten und zu betreiben“, der Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen ausübt, soweit es sich nicht um Anlagen, die zur Verteidigung bestimmt sind, handelt. Nach dem gleichen Gesetz kann diese Befugnis zur Errichtung und zum Betrieb einzelner Fernmeldeanlagen verliehen werden. Das Gesetz über den Amateurfunk von 1949 ermächtigt ordentlich genehmigte Amateurfunkstellen, bestimmte Frequenzbereiche zu benutzen. Ergänzend sind in beiden Fällen die dazugehörigen Verordnungen oder auch Amtsblattverfügungen, welche genauere Bestimmungen für einzelne Funkdienste beinhalten, zu erwähnen. Dem Schutze von Funkanlagen gegenüber Störungen, die nicht von Funkanlagen herrühren, dient vor allem das Hochfrequenzgesetz von 1949 in der Fassung von 1968. Da Funkausstrahlungen keine Ländergrenzen kennen, mußten bereits sehr frühzeitig internationale Vereinbarungen getroffen werden zum Schutze, aber auch zur Betriebsabwicklung der verschiedenen Funkdienste. Grundlage dieser Vereinbarungen ist in den meisten Fällen der Internationale Fernmeldevertrag (Torremolinos, 1973) der Internationalen Fernmelde-Union (IFU) in Genf, die bereits über 100 Jahre besteht und der nunmehr über 150 Länder angehören. Als Bestandteil dieses Vertrages gelten u. a. die Vollzugsordnungen für die Funkdienste (VO Funk) — letzter Stand 1974 —, in denen man, getrennt nach drei Weltregionen, für die verschiedenen Funkdienste einheitliche Frequenzbereiche festgelegt hat. Die Bundesrepublik liegt in der Region 1, zu der Europa, Afrika und die gesamte Sowjetunion zählen. Für den Seefunkverkehr ist außerdem der Internationale Schiffssicherheitsvertrag, London 1960, von besonderer Bedeutung. Eine große Anzahl von multilateralen oder auch bilateralen Abkommen und Vereinbarungen ergänzt diese Sammlung rechtlicher Bindungen, welche die Frequenzverwaltung bei allen ihren Überlegungen genauestens zu berücksichtigen hat. B. Zeitliche

Überlegungen

Aus den rechtlichen Verpflichtungen erkennt man bereits die Schwierigkeiten, gegebenenfalls gegen bestehende Bestimmungen anzulaufen mit dem Ziele, sie zu verbessern. Ist es schon innerhalb eines Landes meist sehr zeitaufwendig, ein bestehendes Gesetz oder eine Rechtsverordnung zu modifizieren, so gilt dies noch ungleich mehr im internationalen Raum. Selbst wenn sich vereinzelte Arbeitsgruppen in verhältnismäßig kurzer Zeit einigen können, was keineswegs immer zu erwarten ist aufgrund der ane

403

R. Binz so unterschiedlichen Entwicklung in den einzelnen Landern, so miissen die Ergebnisse erst in den Vollversammlungen oder Verwaltungskonferenzen der zuständigen Gremien ihre abschließende Behandlung erfahren. Nicht selten werden dabei Vorschläge nochmals zurückverwiesen wegen des Einspruchs einzelner Verwaltungen, die eventuell an den Arbeiten der Arbeitsgruppen nicht beteiligt waren und daher auch nicht die Argumentationen kennen, die zu dem Kompromiß geführt haben können. Hieraus erkennt man, wie bedeutungsvoll es sein kann, daß auch bei derartigen Entscheidungskonferenzen Fachleute mit anwesend sind, welche die Details kennen. Bei Funkverwaltungskonferenzen muß außerdem berücksichtigt werden, daß diese oft nur in großen zeitlichen Abständen tagen. So ist die nächste allgemeine Funkverwaltungskonferenz für das Jahr 1979 vorgesehen, 20 Jahre nach der letzten derartigen Konferenz. Die zwischenliegenden Verwaltungskonferenzen waren jeweils auf ganz bestimmte Funkdienste beschränkt, wie die Satellitenanwendung oder den Seefunk- oder den Rundfunkdienst. Mehrere Funkdienste gemeinsam betreffende Probleme mußten dabei meist voll ausgeklammert werden. In die zeitlichen Überlegungen gehen jedoch auch, wie bereits angedeutet, die Fragen der Abschreibung und der Lebensdauer von Geräten ein. Der internationale Seefunkdienst sah sich z. B. 1967 nicht in der Lage, eine dringend notwendige Umstellung des Kanalrasters abschließend vor 1983 anzusetzen. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, Veränderungstermine wirklich rechtzeitig, also oft 10—15 Jahre voraus, genau festzulegen — unter Einrechnung der notwendigen Verhandlungszeiträume also bis 20 Jahre im voraus —, damit die Industrie veranlaßt wird, die erforderlichen Entwicklungen zeitgerecht bis zur Serienreife der Geräte abzuschließen. Handelt es sich hierbei um die Erschließung neuer Frequenzbereiche, müssen vielfach völlig neue Technologien angewendet werden, so daß vor dem Entwicklungszeitraum noch ein nicht zu kurz bemessener Forschungsspielraum gegeben und eingeplant werden muß. Gerade diese Zeiträume sind aber, so lange vor einer Nutzanwendung, besonders schwierig genauer abzuschätzen. In jedem Falle müssen die Zeitüberlegungen bei wesentlichen Maßnahmen der Frequenzverwaltung eine grundlegende Rolle spielen, wenn nicht an der Wirklichkeit völlig vorbei geplant werden soll. C. Leitlinien der Frequenzpolitik Die gesetzlichen Bestimmungen bringen nur sehr allgemein die Aufgaben des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen im Bereich der Funkhoheit zum Ausdruck. Sicher wurde gerade ihm dieses Recht der Ausübung zuerkannt, damit er es voll zum Nutzen der öffentlichen Fernmeldeversorgung einsetzen kann. Die Durchführung von Funkübertragungen der DBP haben damit einen Prioritätsanspruch gegenüber anderen Frequenzbenutzungen, da es nach dem Gesetz allein in seinem Ermessen steht, dieses Recht anderen weiter zu verleihen. Jedes Ermessen hat andererseits einen mehr oder minder klar abgegrenzten Spielraum. So muß die Frequenzverwaltung der DBP jeweils sehr gewissenhaft prüfen, ob ein Frequenzantrag zugunsten einer Benutzung dieser Frequenz durch die DBP selbst abgelehnt werden kann 404

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

und muß. Noch schwieriger wird die Entscheidung, wenn das Interesse mehrerer Antragsteller gegeneinander abgewogen werden muß. Selbstverständlich gilt hierbei in erster Linie der Grundsatz des Art. 3 des Grundgesetzes, wonach Gleiches gleich behandelt werden muß. Was aber ist wirklich gleich? Ist eine Funkverbindung eines öffentlichen Verkehrsbetriebes entscheidend wichtiger als eine solche einer Taxenzentrale, durch die eine öffentliche Verkehrspflicht erleichtert werden soll? Ist eine Richtfunkverbindung für Sicherheitsdienste — für die man auch eine Kabelverbindung verwenden könnte — wichtiger als eine Verbindung zu einem Fahrzeug, für das in keinem Falle dieser Ersatzweg bereitgestellt werden kann. Ist der Einsatz einer Frequenz für die öffentliche Rundfunkversorgung — und wenn es im 4. oder 5. Programm wäre — wichtiger als die Verwendung für eine Vielzahl von Fahrzeuganlagen, durch die überdies die Verkehrslast auf den Straßen erheblich gemindert werden könnte? Langjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet haben auf nationaler und internationaler Ebene eine Reihe von Leitlinien herausgeschält, deren wichtigste lauten: 1. Funkanlagen dürfen nur betrieben werden, wenn es unbedingt erforderlich ist und an deren Stelle es praktisch keinen anderen Übertragungsweg (einschl. Induktionsfunkanlagen und Tragerfrequenzfunkanlagen) gibt; 2. Geräte- und Betriebskosten dürfen keinen entscheidenden Faktor bei dieser Auswahl darstellen; 3. Soweit der Einsatz von Funkanlagen unabänderlich ist, 3.1. müssen die eingesetzten Geräte dem modernsten Stand der Technik entsprechen zur optimalen Nutzung des Spektrums; 3.2. müssen die Frequenzen aus dem Bereich ausgewählt werden, der am besten dazu geeignet ist; 3.3. muß das zugeteilte Frequenzband so klein wie möglich gehalten werden; 3.4.

darf nur die minimal erforderliche Qualität der Übertragung gefordert werden, wenn dies sich in der Frequenzökonomie auswirkt; 3.5. müssen die Sendeleistung, Art und Höhe der Antenne so ausgewählt werden, daß nur das unbedingt erforderliche Gebiet versorgt wird; 3.6. muß jede Frequenz durch mehrfache Zuteilung an verschiedene Benutzer optimal ausgenutzt werden; 3.7.

muß jede Frequenzzuteilung als zeitlich begrenzt betrachtet deren Notwendigkeit periodisch neu überprüft werden muß.

werden,

Diese Leitlinien wurden in eine Empfehlung der CEPT aufgenommen, um ihnen damit entsprechendes Gewicht zu verleihen und die Durchsetzung in den einzelnen Ländern zu erleichtern. Der wichtigste Grundsatz (Pkt. 1) läßt sich auch so ausdrücken: Wo Drahtverbindungen möglich sind, sollen keine Funkverbindungen eingesetzt werden; Funkverbindungen sind damit prädestiniert für a) bewegliche Funkdienste b) Satelliteneinsätze;

und Ortungsfunkdienste;

405

RR: Binz c) sehr breitbandige Dienste, die und solange sie auf dem Drahtweg nicht betrieben werden können; d) Rundfunkdienste, d.h. Verbindungen mit von verstreut liegenden Empfangsstellen, hierfür nicht zur Verfügung stehen. 2. Maßnahmen

einer sehr großen Anzahl solange Kabelverteilnetze

im einzelnen

Fundierte Zielvorstellungen für die ausreichende Bereitstellung von Frequenzen für die Zukunft müssen von dem Versuch ausgehen, trotz erheblicher Schwierigkeiten eine objektive Wertung der Funkdienste und deren Frequenzanforderungen nach volks-, betriebswirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Bedeutung vorzunehmen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Ergebnisse der Einstufung sich im Wandel der Zeit und mit der Entwicklung der einzelnen Dienste durchaus ändern können. Nunmehr ist zu prüfen, inwieweit das bereits verfügbare Frequenzspektrum durch Anwendung neuer technischer Verfahren oder besserer Betriebsverfahren günstiger genutzt werden kann. Die weiteren zu untersuchenden Fragen lassen sich wie folgt zusammenfassen: a) Welche Ausweichmöglichkeiten Frequenzspektrums? b) Inwieweit können Funkdienste Lösungen vorzusehen? c) Welche Zeiträume zumutbar?

bestehen

allgemein

gezwungen

sind für die Verwirklichung

d) Können Alternativlösungen mit gleichem Mitteln (Kabelweg) erzielt werden?

zur Entlastung

werden, von

künftig

des

andere

Alternativlösungen

Erfolg mit drahtgebundenen

e) Ist eine vermehrte gemeinsame Benutzung bestimmter Bereiche mehrere Benutzer oder verschiedene Funkdienste möglich?

durch

f) Inwieweit können weitere Teile des Frequenzspektrums, die durch die Vollzugsordnung für die Funkdienste bereits bestimmten Funkdiensten zugewiesen sind und bisher wegen fehlender Technik durch diese nicht genutzt werden konnten, erschlossen werden? g) Welche höheren Anforderungen können tragungseinrichtungen gestellt werden?

an die Technik

h) Welche neuen Übertragungsverfahren können zur schwierigen Frequenzsituation eingeführt werden? i) Welche neuen j) Können

Frequenzeinsatzverfahren wären

bereits benutzte

Frequenzkanäle

der FunküberEntlastung

der

anwendbar?

noch stärker belastet werden?

Im folgenden werden zu einigen wichtigen dieser Fragestellungen noch nähere Ausführungen gemacht. A. Erschließen

neuer

Frequenzbereiche

Das Erschließen neuer Frequenzbereiche kann unter zwei völlig verschiedenen Aspekten betrachtet werden. Zunächst kann es sich darum handeln, daß für einen bestimmten Funkdienst neue — meist höhere — Fre406

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

quenzbereiche erschlossen werden sollen, für die bisher zwar allgemein technologische Entwicklungen vorhanden sind, für die aber die bei anderen Funkdiensten bereits betriebenen Geräte für diesen bestimmten Funkdienst umentwickelt werden müssen. Hierauf wird in Abschnitt III. 2.C noch näher einzugehen sein. Handelt es sich um neue Frequenzbereiche, die bisher noch von keinem Funkdienst ausgenutzt werden, müssen im allgemeinen erst umfangreiche Forschungen und Entwicklungen anlaufen, bevor erste Prototypen von Geräten vorhanden sind. Erst anschließend ist es dann möglich, Meßreihen durchzuführen, insbesondere auch zur Erforschung der Ausbreitungsphysik bei höheren Frequenzen. Zum einen ist also ein meist sehr langwieriger Prozeß nötig, bevor man überhaupt an die praktische Verwendung eines solchen neuen Frequenzbereiches denken kann. Zum anderen aber ist es keineswegs nur eine Gerätefrage, höherfrequente Bereiche zu erschließen. Oft auch müssen vollkommen neue Betriebsverfahren dazu entwickelt werden. Der Abstand von Richtfunkstellen kann eventuell wesentlich verringert werden müssen, wodurch eine viel größere Anzahl von Funkstellen für ein bestimmtes Netz erforderlich werden kann. Hierfür können dann nicht genügend hohe Geländepunkte gefunden werden. Andererseits ist dies vielleicht auch nicht mehr zwingend. Viele solcher Fragen müssen einer Lösung zugeführt werden, wenn man neue Frequenzbereiche in höheren Bereichen erschließen will. Im Verlaufe der kurzen Geschichte der Anwendung von drahtlosen Übertragungen wurden bereits mehrfach derartige Anforderungen gestellt. Die ersten praktischen Übertragungen fanden in den heutigen Langund Mittelwellenbereichen bis zum Ende des ersten Weltkrieges statt. Funkamateure entdeckten sodann in den Zwanziger Jahren, daß man mit Kurzwellen mit sehr kleinen Leistungen Kontinente miteinander verbinden kann. Erste Versuche mit Ultrakurzwellen schlossen sich an — sie wurden gewissermaßen wiederentdeckt —, weshalb in der ersten sogenannten General-Vollzugsordnung von Madrid, 1932, die in Kairo 1938 revidiert wurde, Frequenzzuweisungen für den Bereich von 10kHz bis 200 MHz zu finden sind. Der zweite Weltkrieg brachte der drahtlosen Funktechnik gewaltige Fortschritte, die sich in der Vollzugsordnung von Atlantic City, 1947, in Zuweisungen bis 10 500 MHz niederschlugen. Bezeichnenderweise wurden die letzten 500 MHz dabei wiederum den Funkamateuren vorbehalten. In der Vollzugsordnung von Genf, 1959, wurde der Bereich nach oben bis auf 40 GHz oder 40 000 MHz erweitert. Übrigens wurde prinzipiell dabei auch die untere Frequenzgrenze von 10 kHz verlassen, wenngleich die darunterliegenden Teile nicht einzelnen Diensten vorbehalten wurden. Heute ist die Vollzugsordnung mit einer oberen Zuweisungsgrenze von 275 MHz gültig, was auf der Funkverwaltungskonferenz für den Weltraumfunkverkehr in Genf, 1971, beschlossen wurde. B. Weiterentwicklung

der technischen

Übertragungsverfahren

Der zu erwartende gewaltige weitere Bedarf an drahtlosen Übertragungen auf allen Gebieten kann keinesfalls allein durch vermehrte Bereitstellung zusätzlichen Frequenzspektrums abgedeckt werden. Es 407

R. Binz müssen daneben auch alle Schritte unternommen werden, um mit verbesserten technischen Anlagen die Anforderungen an die Übertragung mit geringstem spektralem Aufwand zu erfüllen. Bereits in der Vergangenheit wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, durch gezielte technische Maßnahmen Frequenzspektrum einzusparen. Auf dem Gebiet des Tonrundfunks zum Beispiel wird die Stereoinformation mit trägerfrequenten Verfahren übertragen anstelle von zwei getrennten Sendern. Im Fernsehrundfunk wird die frequenzsparende Restseitenbandübertragung eingesetzt; auf extreme Zeilenzahl der Bildauflösung wurde in der Bundesrepublik Deutschland und anderen Ländern verzichtet; der Farbträger wird innerhalb des bisher ausgestrahlten Frequenzbandes übertragen. Bei festen Funkdiensten werden durch Polarisationsentkopplung und besondere Antennen Mehrfacheinsätze der gleichen Frequenz möglich. Das hochfrequente Spektrum der Richtfunkanlagen mit relativ wenigen Kanälen konnte wesentlich verringert werden. Weltraumfunkverbindungen entlasten den völlig überfüllten Kurzwellenbereich für Weitverkehrsverbindungen und bringen neue Möglichkeiten. Die beweglichen Funkdienste haben die belegten Hochfrequenzbandbreiten mehrfach verringert bis zu einem kaum mehr unterbietbaren Wert von 14 kHz. Können auf diesem Gebiet noch sehr viele frequenzökonomische Maßnahmen erwartet werden? Sicher wird es immer schwieriger. Zum Teil muß sogar mit vermehrtem Bandbreitenbedarf gerechnet werden bei den Impulsverfahren. Trotzdem sind hier immer wieder die Entwicklungsingenieure der Industrie aufgerufen, diesen Gesichtspunkt nicht zu vergessen. Hängt doch auch der Absatz der zu verkaufenden Geräte wieder unmittelbar davon ab, welche Möglichkeiten es für deren Einsatz gibt.

C. Verlagern von

Funkdiensten

in andere

Frequenzbereiche

In vielen Fällen wird es nicht möglich sein, einen Funkdienst, der in einem verhältnismäßig niederen Frequenzbereich arbeitet, in einen technologisch noch völlig unerschlossenen Frequenzbereich zu verlagern. Zu unterschiedlich wären die Arbeits- und Einsatzbedingungen. In solchen Fällen muß geprüft werden, ob die gewünschte Entlastung nicht durch stufenweises Umschichten erzielt werden kann. Insbesondere für breitbandige Dienste kann dies echte Alternativen schaffen, z. B. für Ortungsfunkdienste, wie Radaranlagen oder Navigationseinrichtungen. Auch im Richtfunksektor kommen derartige Lösungen in Frage, z.B. durch Verlagerung aller festen Funkverbindungen mit mehr als einem Sprechkanal auf Frequenzen oberhalb 1000 MHz, wie es die CEPT fordert. Die derzeitige „Frequenzverschwendung“ für das Fernsehen müßte in der Zukunft unbedingt ähnliche Überlegungen einbeziehen, solange nicht Kabellösungen als Alternative anzusehen sind. Frequenzspektren in den wertvollen unteren Teilbereichen können auch dadurch gewonnen oder entlastet werden, daß Fernsehübertragungen auf andere Funkmedien verlagert werden. 408

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

Kurzwellen-Weitverbindungen wurden bereits weitgehend auf Satellitenverbindungen (oder auch Überseekabel), Funkfeuer aus dem Mittelwellenbereich in den UKW-Bereich verlagert. Breitbandige Fernsehübertragungen für industrielle Zwecke und die Verkehrsüberwachung müssen sicher unter Verwendung anderer Modulationsarten in Bereiche oberhalb 1000 MHz verlegt werden. Selbstverständlich ist nicht zu erwarten, daß durch solche Verlagerungsmaßnahmen allein die vorhandene Frequenznot gelöst werden kann. D. Stärkere Belastung nutzbarer Frequenzbereiche Funkdienste, welche aufgefordert werden, geeignete frequenzökonomische Maßnahmen zum Freimachen von Spektren zu veranlassen, fragen mit Recht zunächst danach, ob die Dienste, welche derartige Spektralgewinne anstreben, ihrerseits alles Denkbare getan haben. Dies trifft insbesondere die beweglichen Funkdienste, so lange höhere Frequenzbereiche dafür nicht einsetzbar sind. Die Betroffenen antworten, daß sie durch Verringerung der Bandbreiten bis zur physikalisch unteren Grenze gegangen sind. Durch Verringerung der Reichweiten wurde der nutzbare Anteil vervielfacht. Über einhundertmal wird die gleiche Frequenz auf dem Gebiet der Bundesrepublik wiederholt und dabei müssen auf dem einzelnen Kanal im gleichen Einsatzraum bis zu 120 Funkstellen gemeinschaftlich betrieben werden. Theoretisch (praktisch natürlich nicht erreichbar) entspricht damit ein Fernsehkanal von 7 MHz einer Verhinderung des Einsatzes von 3,5 Millionen Anlagen des nichtöffentlichen beweglichen Funkdienstes. Auch das muß man sich einmal klarmachen! Unabhängig davon bleibt jedoch in jedem Falle die Frage zu prüfen, ob nicht die maximale Belegungsanzahl je Kanal in Zukunft noch weiter erhöht werden kann und muß, vielleicht individueller für die verschiedenen Benutzergruppen im Landfunkdienst. Selbstverständlich erhebt sich die gleiche Frage bei allen übrigen Funkdiensten, die heute noch mit Exklusivfrequenzen arbeiten — sicher nur sehr wenige an der Zahl — oder denen bisher ein geringerer Belastungsgrad zugestanden werden konnte. 3. Internationale A. Ursachen

Einwirkungen

internationaler

Einwirkungen

Wie an verschiedenen Stellen bereits zum Ausdruck gebracht wurde, ist der Einsatz und die Koordinierung von Funkfrequenzen nur bei Sendern kleinerer Leistung eine rein nationale Angelegenheit. Die Ursachen liegen darin, daß zum einen ein Funkempfänger eine bestimmte Mindestsignalstärke benötigt, die um einen definierten Betrag sich gegenüber unerwünschten Signalen der gleichen Frequenz und gegenüber den Rauschbeeinträchtigungen verschiedenster Art abhebt. Als Faustregel kann man in vielen Fällen davon ausgehen, daß das unerwünschte Signal erst dann nicht mehr störend in Erscheinung tritt, wenn der störende Sender — unter sonst gleichen Bedingungen — um den Faktor 3—5 weiter entfernt liegt. Anders ausgedrückt, ist die Störreichweite um diesen Betrag größer als die Nutzreichweite. Soll der Empfang geschützt werden, muß durch 409

R. Binz Koordinierung sichergestellt werden, daß in dieser Störzone keine Sender gleicher Art auf der gleichen Frequenz betrieben werden. Diese Feststellung ist ganz unabhängig vom Vorhandensein einer Landesgrenze. Selbstverständlich ist die Größe dieser Störzone sehr stark von den topographischen Verhältnissen abhängig. Ein kleiner Sender auf dem Säntis in der Schweiz würde den Einsatz der gleichen Frequenz praktisch in ganz Süddeutschland unmöglich machen. Sehr frühzeitig setzten daher gut nachbarliche Gespräche ein, die zu entsprechenden Schutzabkommen führten. So vermeidet es die schweizerische Fernmeldeverwaltung heute, derartige Sender auf der Spitze eines hohen Berges anzubringen. Oft genügen schon wenige Meter Absenkung hinter die Bergspitze zur Vermeidung derartiger ernster Beeinträchtigungen. Für Großleistungssender müssen alle Standorte im Einzelnen genau abgesprochen werden. Satellitennetze können nur durch kontinentale oder weltweite Absprachen realisiert werden. Ähnliches gilt für den Einsatz der Seefunkfrequenzen und der Frequenzen für die internationale Luftfahrt. Besonders häufig muß die Koordinierung von Kurzwellenfrequenzen, z.B. für Rundfunkaussendungen, den tatsächlichen Verhältnissen angepaßt werden, weil sich die Ausbreitungsbedingungen täglich mit der Sonneneinstrahlung ändern, so daß höchst unterschiedliche Bedingungen über den Tagesablauf entstehen. Darüber hinaus sind die jahreszeitlichen Schwankungen zu berücksichtigen und die 11jährigen Schwankungen der Sonnenaktivität. Für alle diese Aufgaben stehen der Fernmeldeverwaltung unterschiedliche internationale Möglichkeiten oder Gremien zur Verfügung, die je nach Problemstellung eingeschaltet werden können. B. Arbeiten kungen

internationaler

Gremien

a) CEPT (Conference Européenne communications)

zur

Verminderung

des Administrations

solcher

Einwir-

des Postes et Tele-

Die Bundesrepublik Deutschland gehört zu den Gründungsmitgliedern der sogenannten „Europäischen Konferenz der Verwaltungen für Post- und Fernmeldewesen” (26. 6. 1959), in der ursprünglich 19, heute 27 europäische Länder „unabhängig von jeder politischen oder wirtschaftlichen Organisation“ mit dem Ziele „der Vertiefung der Beziehungen . sowie die Harmonisierung und praktische Verbesserung ihrer Verwaltungsund Betriebsdienste” sich zusammengeschlossen haben. Aus der Kommission „Fernmeldewesen“ sind eine Reihe von Arbeitsgruppen entstanden, von denen in diesem Zusammenhang insbesondere die Arbeitsgruppe „Funk“ und der „Koordinierungsausschuß für Fernmeldeverbindungen über Satelliten“ (CCTS) von Interesse sind. In einer Reihe von Untergruppen „Funk“ werden jeweils besondere Funkfragen behandelt; so bemüht sich die Gruppe R 13 um die Koordinierung von Frequenzen für den beweglichen Landfunk, in der Gruppe R 14 werden gemeinsame Frequenzen für internationale Züge und außerdem für Verbindungen an Bord von Schiffen ausgehandelt; die Gruppe R17 befaßt sich besonders mit Frequenzen für die verschiedenen Satelliteneinsätze; für Frequenzprobleme 410

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

mehr grundsätzlicher Art ist die Gruppe R 21 zuständig; andere sicher nicht weniger bedeutsame Gruppen behandeln mehr technische oder betriebliche gemeinsam interessierende Fragen. Die mit Frequenzfragen befaßten Gruppen haben bereits wertvolle Koordinierungsaufgaben gelöst oder einer Lösung näher gebracht. Soweit Koordinierungsprobleme auf den westeuropäischen Raum beschränkt sind, ist damit die Conference Européenne des Administrations des Postes et Telecommunications ein immer wichtiger werdendes Instrument fiir das Frequenzmanagement. b) Internationale Fernmelde-Union

(IFU)

Für Koordinierungsaufgaben, die auch östliche Gebiete Europas einschließen oder sich auf noch größere Regionen der Erde beziehen, besteht in der Internationalen Fernmelde-Union (IFU, englisch ITU, französisch UIT) seit über hundert Jahren eine Institution, die alle politischen und kriegerischen Stürme überdauert hat und heute insbesondere für die zwischenstaatliche Funkregelung unentbehrlich geworden ist. In den in mehrjährigen Abständen stattfindenden Regierungskonferenzen wird der Internationale Fernmeldevertrag jeweils auf den neuesten Stand gebracht, letztmalig in Torremolinos in Spanien, 1973. Zweck des Vertrages ist es, „die Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern durch einen gut arbeitenden Fernmeldedienst zu erleichtern“. Die Union übernimmt hierzu u.a. folgende Aufgaben: a) sie weist die Frequenzen des Funkspektrums zu und registriert die Frequenzzuteilungen, damit schädliche Störungen zwischen den Funkstellen der verschiedenen Länder vermieden werden; b) sie bringt die Bemühungen in Übereinstimmung, schädliche Störungen zwischen den Funkstellen der verschiedenen Länder zu beseitigen und die Ausnutzung des Frequenzspektrums zu verbessern; c) sie befaßt sich zum Nutzen aller Ordentlichen und Außerordentlichen Mitglieder mit Studien, erläßt Vollzugsordnungen, nimmt Entschließungen an, arbeitet Empfehlungen und Begehren aus und sammelt und veröffentlicht Berichte über das Fernmeldewesen. Die Vollzugsordnungen für die Funkdienste (VO Funk), die in entsprechenden Funkverwaltungskonferenzen jeweils überarbeitet und verbessert werden, bilden die Grundlage aller internationalen Zusammenarbeit für Funkeinsätze jeder Art. Von Bedeutung sind hierfür insbesondere die Bestimmungen des Artikels 5, in dem, getrennt nach den 3 Regionen der Erde, die Frequenzzuweisungen für die verschiedenen Funkdienste in den verschiedenen Frequenzbereichen festgelegt sind. Der Internationale Ausschuß zur Frequenzregistrierung (IFRB) in Genf führt umfangreiche Internationale Frequenzlisten, aus denen die Rechte bestehender Funkverbindungen hervorgehen. Er registriert nach den Bestimmungen des Vertrages „planmäßig die von den verschiedenen Ländern vorgenommenen Frequenzzuteilungen in der Weise, daß er nach dem in der Vollzugsordnung für den Funkdienst vorgesehenen Verfahren und gegebenenfalls nach den Beschlüssen der zuständigen Unionskonferenzen den Zeitpunkt, den Zweck 411

R. Binz und die technischen Merkmale jeder dieser Zuteilungen festlegt, um ihre amtliche internationale Anerkennung sicherzustellen“. Der Ausschuß ist ein Organ, das sich aus fünf unabhängigen Mitgliedern zusammensetzt, die nach besonderen Bestimmungen aus verschiedenen Regionen der Erde ernannt werden. Neben besonderen Funkverwaltungskonferenzen, die nur für bestimmte Funkdienste zuständig erklärt werden, wie die Seefunkkonferenz von 1974 oder die Lang- und Mittelwellenkonferenz von 1974/75, werden in größeren Abständen sogenannte allgemeine weltweite Funkverwaltungskonferenzen einberufen (die nächste ist mit 20jährigem Abstand für 1979 vorgesehen), auf denen alle Bestimmungen der VO Funk überarbeitet werden können und insbesondere auch die Frequenzzuweisungen für bestimmte Funkdienste auf Kosten anderer Funkdienste geändert werden können. Der Internationale Beratende Ausschuß für den Funkdienst (CCIR) bereitet u. a. diese Konferenzen vor, indem er über technische und betriebliche Fragen Studien durchführt und entsprechende Empfehlungen herausgibt. Alle diese Organe der IFU und deren Arbeiten werden in Zukunft noch viel mehr an Bedeutung auch fiir die nationalen Frequenzprobleme erhalten, nachdem die Anzahl der Funkstellen in aller Welt standig anwachst und dadurch insbesondere auch die Entwicklungslander ihr Gewicht immer spürbarer in die Waagschale legen. Dabei wird es oft nicht mehr nur um die Frage gehen, positive Beschlüsse zum Nutzen unseres Landes zu erzielen, sondern gleichermaßen darum, Beschlüsse, die sich sehr nachteilig für die eigenen Funkdienste auswirken können, zu verhindern. Hierdurch veranlaßte Folgeschäden können der Volkswirtschaft unermeßliche Verluste bringen. Wie gewichtig international diese Fragen genommen werden, erkennt man bereits daran, daß in dem Vertrag selbst ein eigenes Kapitel V mit „Besonderen Bestimmungen für den Funkdienst” aufgenommen wurde, in dem u.a. die rationelle Ausnutzung des Funkfrequenzspektrums besonders herausgestellt wird und entsprechende Maßnahmen gegen schädliche Störungen gefordert werden. Bei Funkanlagen sollen „die neuesten technischen Errungenschaften unverzüglich” angewendet werden. c) Andere

zwischenstaatliche

Einwirkungen

Neben den beiden behandelten großen Organisationen, der Conference Européenne des Administrations des Postes et Telecommunications und der Internationalen Fernmelde-Union, geht das Wirken einer Reihe von anderen internationalen Organisationen mehr oder weniger in das Frequenzgeschehen ein. Fiir den Seefunkdienst sind neben dem Schiffssicherheitsvertrag insbesondere die Empfehlungen der zwischenstaatlichen Beratenden Organisation fiir die Seeschiffahrt (IMCO), London, und des Internationalen Seefunkausschusses (CIRM), London, von Bedeutung. Hierin werden die besonderen Interessen der seefahrenden Lander der Erde vertreten. Für Rundfunkdienste sind die Aktivitäten der Union der Europäischen Rundfunkorganisation (EBU), Brüssel, besonders wichtig, wie sich bei der Vorbereitung der Lang- und Mittelwellenkonferenz erneut zeigte. Frequenzen für Satelliteneinsätze werden laufend von der Europäischen Organisation für Weltraumforschung (ESRO), Paris, angefordert, Einsätze, 412

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

die oft in harter Konkurrenz zu nationalen Richtfunkeinsätzen stehen. Die Funkfrequenzinteressen der Luftfahrt werden durch die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO), Montreal, weltweit koordiniert. Auch seitens der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) wurden bereits mehrfach Funkprobleme angesprochen. Wissenschaftliche Fragen werden in der Internationalen Union für Funkwissenschaften (URSI) behandelt. Für Funkwetterangelegenheiten ist u.a. die Welt-Wetterorganisation (WMO) in Genf zuständig. Daneben gibt es eine Reihe von regionalen, multilateralen oder bilateralen Abkommen, die bei entsprechenden Frequenzeinsätzen beachtet werden müssen. Als wichtigste seien genannt: 1948

Abkommen über Lang- und unter Revision 1974/1975;

1955

Abkommen über den Sprechfunkdienst und Ostsee, Göteborg;

1956

Sonderabkommen

1963

den Niederlanden über die Benutzung von UKW-Frequenzen Grenzgebieten, Brüssel, in der revidierten Fassung von 1963;

1957

Abkommen über den Internationalen Ultrakurzwellen, Den Haag;

1957

Regionales

Abkommen

1970

auf UKW,

Brüssel, revidiert 1970;

1960

Besonderes Regionales Abkommen (Verwendung von Frequenzen für bewegliche und feste Funkdienste in den Oststaaten für Rundfunkdienste), Genf;

1961

Regionales Abkommen und Dezimeterwellen), von 1952;

für die Europäische Rundfunkzone (MeterStockholm, in Ablösung des Abkommens

1962

Vereinbarung

den Fernmeldeverwaltungen

1969

von Österreich, der Bundesrepublik Wien, revidierte Fassung von 1969;

1962

Besonderes Abkommen zwischen den Fernmeldeverwaltungen von Belgien, Dänemark, Frankreich, dem Königreich der Niederlande, der Bundesrepublik Deutschland, dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nord-Irland und der Schweiz in bezug auf die Verwendung des Bereiches von 582—606 MHz durch den Funknavigationsdienst;

1962

Besonderes Abkommen über die Anwendung des Frequenzplanes im Frequenzbereich des Tonrundfunks von 87,5—100 MHz entsprechend Kapitel XVII des Schlußprotokolls zum Stockholmer Abkommen (1961), Kleinheubach;

1963

Schlußakten der Afrikanischen Dezimeterwellen, Genf;

1966

Schlußakten der Afrikanischen Mittelwellen, Genf;

zwischen

zwischen

Mittelwellen-Rundfunk, für das

der Bundesrepublik,

über

den

Kopenhagen,

Gebiet

der

Nord-

Belgien und in den

Sprech-Seefunkdienst

internationalen

Deutschland

auf

Rheinfunkdienst

und

Rundfunkkonferenz Rundfunkkonferenz

der Schweiz,

für Meter-

und

für Lang-

und

413

R. Binz 1966

Besondere Vereinbarung über die Verwendung von Frequenzen für Fernseh-Füllsender in Grenzzonen im UHF-Bereich (Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich), Karlsruhe;

1966

Besondere Vereinbarung über die Verwendung von Frequenzen für Fernseh-Füllsender im Dezimeter-Wellenbereich (Bereiche IV/V) in Grenzzonen (Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei, Jugoslawien), Wien;

1971

Besonderes Abkommen über die Einführung des Rundfunkdienstes im Frequenzbereich 100-104 MHz, Darmstadt.

IV. Notwendige Änderungen in der Nutzung des Funkfrequenzspektrums aus der Sicht der Frequenzverwaltung Es kann nicht Aufgabe dieser Darstellung sein, alle für notwendig erachteten Einzelmaßnahmen hier aufzuzählen. Viele davon sind noch keineswegs einer endgültigen Entscheidung zugeführt. Andere müssen sich im engen Raum einzelner Funkdienste oder Benutzergruppen halten oder sie sind im Rahmen des Verteidigungsauftrags zu behandeln. Daher werden im folgenden nur einige wenige mehr grundlegende Anforderungen zusammengestellt, die auch für eine breitere fachliche Öffentlichkeit von Bedeutung sein können. Für den Lang- und Mittelwellenbereich muß versucht werden, auf der Planungskonferenz 1974/75 bessere Frequenzpläne zu erstellen, die eine optimale Koordinierung der Anforderungen Europas mit den Vorstellungen der östlichen und der afrikanischen Nachbarländer beinhalten. Gewisse Aussendungen der einzelnen Länder sollten auch während der Nachtstunden empfangsmäßig geschützt werden. Die Einführung von frequenzökonomischen Modulationsarten (der Einseitenbandtechnik oder der Technik zweier unabhängiger Seitenbänder) muß so vorbereitet werden, daß sie in weiteren Teilschritten ermöglicht wird. Die nächsten umfangreichen Einwirkungen internationaler Art für alle Funkdienste sind durch die für 1979 geplante weltweite allgemeine Funkverwaltungskonferenz zu erwarten. Auf dieser Konferenz — in Verbindung mit entsprechenden Vorabsprachen innerhalb des europäischen Raumes, vor allem im Rahmen der CEPT — müssen die notwendigen Strukturänderungen ihren Niederschlag finden in der Internationalen Frequenzzuweisungstafel der VO Funk. In den Kurzwellenbereichen werden verschiedene Länder dafür eintreten, mehr Spektrum dem Rundfunkdienst und dem Seefunkdienst zuzuweisen auf Kosten der festen Funkdienste. Diese werden verstärkt auf Nachrichtensatelliten auszuweichen haben, eine Forderung, die sich schon aus dem gewaltig ansteigenden Verkehrsumfang ergibt. Für den gleichzeitigen Einsatz von Satellitenverbindungen und terrestrischen Verbindungen werden noch weitgehende Regelungen erforderlich werden. Es muß sich dabei noch mehr der Gedanke durchsetzen, daß sich Erdefunkstellen nicht ohne erhebliche Opfer für andere wichtige Nachrichtenverbindungen inmitten dicht besiedelter Gebiete errichten lassen. 414

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

Die gemeinsame Benutzung von Erdefunkstellen durch mehrere Länder mit der Aufstellung im frequenzgünstigsten Gebiet ist nicht nur eine finanzielle Frage und Forderung. Andererseits müssen die Verfahren verfeinert werden, viele Satelliten auf gleichen Frequenzen dicht benachbart einsetzen zu können. Dies gilt auch für Rundfunksatelliten, die sicher noch erhebliche Planungsprobleme hinsichtlich der Frequenzen, aber auch hinsichtlich der Standorte im Weltraum, des Orbits, mit sich bringen werden. Die für 1977 vorgesehene Planungskonferenz für den 12 GHz-Bereich muß zumindest klar werden lassen, welche Teilbereiche für terrestrische Funkdienste nicht in Frage kommen. Für die beweglichen Funkdienste werden sich die schwierigsten Probleme ergeben. Mit dem vollständigen Einsatz der letzten Frequenzreserven muß sehr energisch das Problem der Cellularsysteme in Angriff genommen werden. Doch werden diese Maßnahmen keineswegs ausreichend sein. Weitere Lösungen sind nur in der Verlagerung breitbandiger Funkdienste in höhere Frequenzbereiche zu sehen. So fordert die CEPT: 1. Kündigung der Frequenzzuteilungen für feste Funkdienste im Frequenzbereich 29,7—400 MHz und Beschränkung solcher Dienste im Bereich darüber bis 960 MHz auf Verbindungen mit maximal 6 Fernsprechkanälen. 2. Bereitstellung von Frequenzen für bewegliche Landfunkdienste in den Bereichen 41,0— 68 MHz auf Kosten des Fernseh-Rundfunkdienstes 87,5 — 88 MHz auf Kosten des Ton-Rundfunkdienstes (für Zwecke des europäischen Funkrufdienstes) 138 — 144 MHz auf Kosten des Flugfunkdienstes 162 — 174 MHz in der Bundesrepublik Deutschland auf Kosten des Fernseh-Rundfunkdienstes in Frankreich 174 — 235 MHz auf Kosten des Fernseh-Rundfunkdienstes u. a. 430 — 432 und 438 — 440 MHz auf Kosten des Amateurfunkdienstes oberh. 790 MHz auf Kosten des Fernseh-Rundfunkdienstes u. a. 3. Umschichtungen zur Bereinigung 100—108 MHz für den Ton-Rundfunkdienst auf Kosten der beweglichen Funkdienste 582—606 MHz für den Fernseh-Rundfunkdienst auf Kosten der Funkortung Bereiche oberhalb 1 GHz zu Gunsten des Rundfunkdienstes. 4. Verringerung der erforderlichen Bandbreiten bei Rundfunkaussendungen ohne wesentliche Qualitätsverringerung und Einsatz von Satelliten oder anderen geeigneten Medien (wie Kabel). Als mehr kurzfristige Maßnahme sind aus der Sicht der Frequenzverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland bereits eingeleitet oder erforderlich die Bereitstellung der Frequenzbereiche: 27 MHz und 150 MHz für bewegliche Funkdienste auf Kosten des Wetterhilfenfunkdienstes 415

Ris sbi Zz 400—410 MHz

fiir den Wetterhilfenfunkdienst und die Funkastronomie auf Kosten des festen Funkdienstes 410—430 MHz fiir bewegliche Funkdienste (und schmalbandige Richtfunkverbindungen) durch Verlegung von breitbandigen festen Funkdiensten in höhere Bereiche (7 GHz) 440—451 MHz für bewegliche Funkdienste durch Verlegung beweglicher Fernsehübertragungsanlagen in höhere Bereiche (2400 MHz, evtl. auch 13 GHz) 451—455 MHz und 460—465 MHz für bewegliche Funkdienste durch Verlegung fester Funkdienste in höhere Bereiche Frequenzen im 6 GHz-Bereich für breitbandige feste Funkdienste durch Verlegung in höhere Bereiche (13 GHz) bzw. Verkabelung um

11 GHz

|

ae :%CHz

-

21,2—23,2 GHz

|

für neue breitbandige

feste Funkdienste.

Neu zu überdenken ist das Verhältnis zwischen Kabelstrecken und Richtfunkstrecken und, wie schon mehrfach angefiihrt, das Problem der Fernsehversorgung, wobei als Alternative zu der derzeitigen Lösung ein teilweiser Ersatz von Fernsehsendern durch Kabelübertragungsanlagen sicher an erster Stelle steht, sofern sich nicht Fernsehsatelliten frühzeitig durchsetzen. Nicht unerwähnt können die vermehrten Frequenzanforderungen auch der militärischen Seite bleiben, da eine Verminderung der Truppenstärken automatisch neben der normalen technischen Vervollkommnung des Nachrichtengerätes einen wesentlich erhöhten elektronischen Aufwand bedingt. Wenn auch der taktische Einsatz andere Überlegungen erfordert, so müssen doch die grundsätzlich aufgezeigten Studien auf diesem Gebiet nicht weniger intensiv durchgeführt werden. Alle diese Maßnahmen bedürfen verstärkter zwischenstaatlicher Absprachen und Koordinierungen, so daß der zeitliche Erfolg auch sehr stark von der Höhe des Einsatzes im internationalen Bereich abhängig sein wird. V. Zusammenfassung

und Ausblick

Funkfragen sind in einer Institution, bei der es im allgemeinen um Auftragsvolumen in Milliardenhöhe geht, Randfragen. Zählt man den Richtfunk dann überdies noch zu dem allgemeinen Fernmeldenetz und praktisch dadurch nicht ausdrücklich zur Kategorie „Funk“, so kann es nicht verwundern, daß die Probleme dieses Dienstzweiges der Deutschen Bundespost nur Eingeweihten näher bekannt sind. Der weitere Ausbau, die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten dieser Kommunikationsmittel sind dabei entscheidend davon abhängig, ob und inwieweit es auch in Zukunft gelingt, die erforderlichen Funkfrequenzen bereitzustellen. Negative Auswirkungen auf diesem Gebiet, das nur in engstem Zusammenwirken aller mit Funkfragen befaßten Stellen in der inneren Organisation gleichermaßen wie mit den entsprechenden Stellen im Ausland bearbeitet werden kann, können nur in seltenen Fällen unmittelbar in DM ausgedrückt werden. Gleichwohl stehen oft als indirekte Folge — meistens allerdings erst 416

Künftige

Nutzung

des

Funkfrequenzspektrums

in

der

BRD

in sehr viel späterer Zeit — erhebliche volkswirtschaftliche Auswirkungen in Frage. Durch die starke zwischenstaatliche Verflechtung müssen notwendige Maßnahmen ihrer Zeit weit vorauseilend getroffen werden, zu einem Zeitpunkt, an dem man von Betroffenen kaum ein Einsehen über die Notwendigkeit einschneidender Maßnahmen erwarten kann. Dies gilt gleichermaßen für fachliche wie für organisatorische Folgerungen, die die verantwortungsvolle Arbeit des Managements des Funkspektrums erleichtern könnten. Es gibt Länder wie Japan oder Canada, in denen daher auch verwaltungsmäßig alle Funkfragen organisatorisch in der Verwaltung zusammengefaßt werden. In der Abhandlung wurde versucht, nach Darstellung der derzeitigen Frequenzsituation und der Entwicklungstendenzen der einzelnen Funkdienste die Maßnahmen aufzuzeigen, die aus der Sicht der Frequenzverwaltung für die nähere und fernere Zukunft zwingend erscheinen. Bei rechtzeitiger Einleitung entsprechender Folgerungen für die betroffenen Funkdienste können die Auswirkungen tragbar bleiben. Das Funkfrequenzmanagement in allen Ebenen der Deutschen Bundespost wird alle seine Kräfte einsetzen, damit das Funkfrequenzspektrum in der Bundesrepublik Deutschland auch in der Zukunft optimal genutzt werden kann. VI. Schrifttum 1. R. Binz, H. J. Kleimeier: Die Funkdienste in der Bundesrepublik Deutschland. Taschenbuch der Fernmelde-Praxis, 1965, XVIII, S. 499-550. 2. H. H. Freytag, R. Haas: Über ein Verfahren zur Bestimmung der minimalen Kanalzahl in flächenhaften Netzen des nichtöffentlichen beweglichen Landfunks. Nachrichtentechnische Zeitschrift, Bd. 18 (1965) Nr. 10, S. 565—568. 3. R. Binz, H. J. Kleimeier: Die Entwicklung des beweglichen Landfunks in der BRD und den USA. Fernmelde-Praxis, Bd. 43 (1966) Nr. 12. 4. R. Binz: Außerordentliche Funkverwaltungskonferenz für den Flugfunkdienst. Nachrichtentechnische Zeitschrift, Bd. 19 (1966) Nr. 7. 5. R. Binz, H. J. Kleimeier: Der Flugfunkdienst. Fernmelde-Praxis, Bd. 44 (1967) Nr. 10. 6. R. Binz, H. J. Kleimeier: Entwicklungstendenzen und Entwicklungsmöglichkeiten des privaten Sprechfunkverkehrs im Rahmen des beweglichen Landfunks. Elektro Technik, 49. Jahrg. (1967) Nr. 35. 7. R. Binz, H. J. Kleimeier: Der Frequenzeinsatz im beweglichen Landfunk. Fernmelde-Praxis, Bd. 44 (1967) Nr. 23/24 und Bd. 45 (1968) Nr. 1. 8. The Institute of Electrical and Electronics Engineers: Spectrum Engineering — The Key to Progress. A Report of the Joint Technical Advisory Committee of the Institute of Electrical and Electronics Engineers and the Electronic Industries Association. New York, 1968. 9. R. Binz, H. J. Kleimeier: Anforderungen an die künftige Technik der Funkanlagen vom Standpunkt der Frequenzverwaltung. Funktechnik, (1969) Nr. 2. 10. R. Binz: Probleme der Frequenzregelung. Fernmelde-Praxis, Bd. 46 (1969) Nr. 15. 11. R. Binz, G. J. Strunz: Services radioeléctriques mobiles terrestres dans la Republique fédérale d’Allemagne. Journal des Telecommunications der UIT, Genf, Oktober 1969. 12. R. Binz, H. J. Kleimeier: Die nichtöffentlichen beweglichen Landfunkdienste. Der Fernmelde-Ingenieur, (1970) Hefte 1, 2, 3. 13. R. Binz: Der nichtöffentliche bewegliche Landfunk in Japan. Fernmelde-Praxis, (1970) Nr. 20. 14. R. Binz: Funkfrequenzplanung. Bergmann/Lehrbuch der Fernmeldetechnik. 3. Aufl. 15. R. Binz: Internationale Funkfragen: Die XII. Vollversammlung des CCIR in New Delhi. Nachrichtentechnische Zeitschrift, NTZ, (1970) Heft 8.

27 Fernmeldewesen

417

R,-Binz 16 dir, Lo: 19; 20. 21. 22. 23. 24, 25.

418

J. R. Brinkley: 12,5 kHz Channel Spacing for Mobile Communications in the UHF Band between 420 and 512 MHz. The Radio and Electronic Engineer, 41 (1971) 6, S. 265—272, London. Systems for Radiotelephone Networks for the Land Mobile Service with Extremely Economical Frequency Utilization. CCIR, 1970—1973, Doc. 8/18 (1971). H. Staras, L. Schiff: Spectrum conservation in the Land Mobile Radio services. IEEE Spectrum, (1971) 7, S. 28—36, New York. R. T. Buesing: Modulation Methods And Channel Separation In The Land Mobile Service. Telecommunications, (1971) 7, S. 27—50, Deadham/Mass. R. Binz: Berücksichtigung Internationaler Verpflichtungen im Funkrecht. Taschenbuch der Post- und Fernmeldeverwaltung, (1972). R. Binz, U. Mohr: Weltweite Funkverwaltungskonferenz für den Weltraum-Fernmeldeverkehr. Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, (1972) Nr. 7. Nachrichtenübertragung mit Laser. NTZ-Report 14, VDE-Verlag (1972). R. Binz, W. Biermann: Internationale Tagung über Frequenzplanung zur Einführung des Rundfunkdienstes im UKW-Bereich 100—104 MHz. Archiv für das Postund Fernmeldewesen, (1973) Nr. 2. R. Binz: Die Verwaltung von Funkfrequenzen. Dokumentarband „Bundespost 1974”. H. J. Kleimeier: Entwicklung der Landfunkdienste im Jahre 1973. Funktechnik, (1974) Nr. 14.

Ulrich Klingler Gerhard Mahler Rechtsfragen

zur

Genehmigung

zur Erhebung und

zum

von

für private Fernmeldeanlagen,

Genehmigungsgebühren

Begriff der Fernmeldeanlage*)

I. Einleitung II. Die Rechtsgrundlage für die Erhebung von Genehmigungsgebühren für private Fernmeldeanlagen 1. Die fernmelderechtliche Genehmigung nach §§ 1, 2 FAG a) Das ,Fernmeldemonopol” der DBP b) Das Genehmigungserfordernis fiir private Fernmeldeanlagen c) Kein Rechtsanspruch auf Genehmigung privater Fernmeldeanlagen aa) Allgemein bb) Der Rechtsanspruch der Elektrizitätsversorgungsunternehmen nach § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG cc) Rechtsanspruch der Rundfunkanstalten, der Rundfunkteilnehmer oder der Presse auf Genehmigung privater Fernmeldeanlagen? d) Die rechtliche Qualifizierung der Fernmeldegenehmigung 2. Nebenbestimmungen zur Fernmeldegenehmigung (Auflagen, Widerrufsvorbehalt) a) Allgemeines b) Nebenbestimmungen zur Fernmeldegenehmigung c) Gebührenauflagen zur Fernmeldegenehmigung d) Rechtliche Qualifizierung der Genehmigungsgebiihren aa) Benutzungsgebühren bb) Verwaltungsgebiihren cc) Konzessionsabgaben II. Die Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren 1. Das gebührenrechtliche Kostendeckungsprinzip 2. Das gebührenrechtliche Äquivalenzprinzip 3. Die Leistung der DBP 4. Bemessungsfaktoren für die Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren a) Der Verwaltungsaufwand der DBP b) Ausfall an Benutzungsgebühren, aus anderen Gründen verschlechterte Wirtschaftlichkeit der öffentlichen Netze c) Wirtschaftlicher Wert, Bedeutung, sonstiger Nutzen der Fernmeldegenehmigung d) Besonderheiten der Fernmeldegenehmigungsgebühren 5. Die derzeitige Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren IV. Der Begriff der Fernmeldeanlage im Sinne des $ 1 FAG 1. Funkanlage 2. Fernsprechanlage 3. Telegrafenanlage a) Allgemeines b) Nachrichtenbegriff c) Nachrichtenübermittlung *) Abgeschlossen am 1. 10. 1974. 27*

419

U. Klingler,

G. Mahler

4. Ergebnis 5. Erläuternde Beispiele a) Signalapparate, einfache ortsgebundene Registrier- und Meßgeräte b) Fernregistrierapparate, Fernbeobachtungsanlagen c) Fernwirkanlagen, Datenverarbeitungsanlagen d) Funkanlagen V. Zusammenfassung I. Einleitung Die Deutsche Bundespost (DBP) erhebt für die durch eine Genehmigung nach § 2 des Gesetzes über Fernmeldeanlagen vom 14. 1. 1928 ') (FAG) ausgesprochene Erlaubnis, eine eigene private Fernmeldeanlage als Ausnahme von dem Fernmeldemonopol nach § 1 FAG zu errichten und zu betreiben, laufende „Genehmigungsgebühren“. Der Genehmigungsinhaber wird im Wege der Auflage, die nach $ 2 Abs. 2 Satz 1 FAG der jeweiligen Genehmigung als unselbständige, modifizierende Nebenbestimmung *) beigefügt wird, zur Zahlung der Genehmigungsgebühren verpflichtet. Die

Verpflichtung zur Zahlung von Genehmigungsgebühren Voraussetzung

für

die Erteilung

einer

ist wesentliche

Fernmeldegenehmigung.

Die

Ge-

bührenauflage steht daher mit den übrigen Teilen der Fernmeldegenehmigung

in einem untrennbaren

inneren Zusammenhang

*).

Die Genehmigungsgebühren sind für typische Fälle in Gebührenübersichten zusammengestellt. Diese haben jedoch nur verwaltungsinterne Wirkung. Sie stellen eine gleichmäßige Anwendung sicher und führen zu einer Selbstbindung der DBP. Da die Genehmigungsgebühren weder gesetzlich noch durch eine Rechtsverordnung festgesetzt werden, werden sie gegenüber dem einzelnen Genehmigungsinhaber nur aufgrund eines Verwaltungsakts, der jeweiligen Fernmeldegenehmigung, rechtswirksam und damit verbindlich. Grundlage für die Erhebung der Fernmeldegenehmi-

gungsgebühren ist daher die jeweilige auf die §§ 1, 2 FAG gestützte Fern-

meldegenehmigung und die dieser als wesentlicher Bestandteil beigefügte, den Genehmigungsinhaber verpflichtende Gebührenauflage. Gegen die von der DBP seit langem praktizierte Rechtsauffassung, gegen die rechtliche Qualifizierung der Genehmigungsgebühren, ihre gebührenrechtliche Zulässigkeit, die angewandten Gebührenbemessungsmaßstäbe und selbst gegen die Genehmigungsbefugnis der DBP für private Fernmeldeanlagen wurden in jüngster Zeit auf Veranlassung betroffener Interessenten Einwendungen erhoben *).

1) RGBI. I, 5. 8. 2) Vgl. hierzu Kopp, VwGO, 1. Aufl., 1974, Anm. 5 und 7a zu $ 42 und Anm. 3 zu $ 113. Die Gebührenauflage ist daher keiner selbständigen, isolierten Anfechtung fähig. Außerdem ist die Rechtswegbestimmung des § 9 FAG zu beachten. 3) BVerwG, Urt. v. 8. 2. 1974 — IV C 73.72 — BayVBI. 1974, S. 379. 4) Vgl. z.B. Kimminich, Die Fernwirkanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen — Genehmigungspflicht und Gebührenerhebung nach dem Fernmeldeanlagengesetz —. Herausgegeben von der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke — VDEW e. V. — Verlags- und Wirtschaftsgesellschaft der Elektrizitätswerke mbH, 1972. 420

Rechtsfragen zur Genehmigung Ursächlich war ?) die Neufassung

für private Fernmeldeanlagen der Verwaltungsvorschriften

für das

Genehmigen privater Drahtfernmeldeanlagen °). Die „Bestimmungen über private

Drahtfernmeldeanlagen”

haben

als

Verwaltungsvorschriften

keine unmittelbare Außenwirkung. Sie führen zu einer Selbstbindung der

DBP

(Art.

3 GG)

und

gewährleisten

ein einheitliches

und

gleichmäßiges

Handeln der nachgeordneten Dienststellen. Gleichzeitig mit der Neufassung

der „Bestimmungen über private Drahtfernmeldeanlagen” wurden die Genehmigungsgebühren mäßig erhöht. Die Genehmigungsgebühren waren seit 1951, also über 20 Jahre lang, unverändert geblieben °). Es besteht daher Veranlassung, Fernmeldeanlagen und die Erhebung die Genehmigung zur Errichtung und meldeanlage zu erörtern ®).

die Genehmigungspflicht privater von Genehmigungsgebühren für zum Betrieb einer privaten Fern-

II. Die Rechtsgrundlage für die Erhebung von Genehmigungsgebühren private Fernmeldeanlagen

für

1. Die fernmelderechtliche Genehmigung nach §§ 1, 2 FAG a) Das Für

„Fernmeldemonopol” die

richtige

der DBP

rechtliche

und der Genehmigungsgebühren

Einordnung

der

Fernmeldegenehmigung

für private Fernmeldeanlagen ist der

Inhalt, Umfang und Zweck des ,,Fernmeldemonopols”, wie es sich aus § 1 FAG unter Berücksichtigung der Gesamtrechtsordnung ergibt, in die § 1 FAG eingeordnet ist, von entscheidender Bedeutung. Solange es eine staatliche Post mit besonderen Rechten und Pflichten gibt, war es erforderlich, ihre Tätigkeit in das jeweils geltende Rechtssystem einzuordnen. Zeitweilig wurde sie als ein staatliches Regal angesehen, gelegentlich aber auch den staatlichen Finanzmonopolen zugerechnet. In den letzten Jahrzehnten wurde die Tätigkeit der DBP der sogenannten Daseinsvorsorge zugeordnet und als öffentliche Aufgabe begriffen. Angehörige der Post haben sich wiederholt dagegen gewehrt, die Tätigkeit der Post und die ihr durch Gesetz eingeräumten Alleinbetriebsrechte (z.B. § 1 FAG) als reines Wirtschaftsmonopol zu betrachten. Der DBP ist die einem durch ein Monopol begünstigten privaten Wirtschaftsunternehmen selbstverständliche Gewinnmaximierung nach dem Postverwaltungsgesetz vom 24. 7. 1953°) (PostVwG), wie früher nach dem Reichspostfinanzgesetz vom 18. 3. 1924 !"), verwehrt. Unabhängig davon 5) Bis dahin wurden auch von den Elektrizitätsversorgungsunternehmen die festgesetzten laufenden Genehmigungsgebühren ohne rechtliche Einwendungen entrichtet. 6) AmtsblVfg Nr. 496/1971. AmtsblVfg Nr. 442/1972, jetzt AmtsblVfg Nr. 605/ 1973. 7) Vgl. hierzu Klingler, Das Recht der privaten Fernmeldeanlagen, Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1972, 5. 353, 355 und 376, dort insbesondere Anm. 114. Im folgenden wird die genannte Abhandlung nur mit „Jahrbuch 1972, S. ...” zitiert. 8) Ergänzend wird auf die Ausführungen im Jahrbuch 1972, S. 353 ff. verwiesen. 9) BGBl. I, S. 676. 10) RGBI. I, S. 287. 421

U. Klingler,

G. Mahler

ist einem Öffentlichen Unternehmen allgemein der einseitige, nur auf das eigene Unternehmen ausgerichtete, das Gemeinwohl vernachlässigende Gebrauch einer Monopolstellung aufgrund seiner besonderen Aufgabenstellung und der besonderen Kontrolle durch das Parlament, die Öffentlichkeit und die Verwaltungsgerichte nicht möglich. Für das nach § 1 FAG dem Bund vorbehaltene und von der DBP auszuübende ausschließliche Recht, Fernmeldeanlagen zu errichten und zu betreiben, lediglich den weitverbreiteten Begriff „Fernmeldehoheit“ oder ,,Fernmeldehoheitsrecht” zu benutzen, wird dagegen teilweise für zu unspezifisch gehalten, da dieser eine weit umfassendere Bedeutung — Gesetzgebung- und Verwaltungskompetenz für das Fernmeldewesen — besitzt !!). Die jüngere höchstrichterliche Rechtsprechung verwendet den Begriff Regal und Monopol nebeneinander !?). Diese Diskussion soll hier nicht neu aufgenommen werden. Es wird auf die einschlägigen Veröffentlichungen Bezug genommen !?). Die nach § 1 FAG der Post vorbehaltene ausschließliche Befugnis, Fernmeldeanlagen zu errichten und zu betreiben, wird den „Verwaltungsmonopolen” zugerechnet, einem Begriff, dem Badura eine ausführliche Untersuchung gewidmet hat '*), deren Ergebnissen zuzustimmen ist. Das Fernmeldemonopol (der Begriff wird von nun an untechnisch gebraucht) zählt nach den überzeugenden Ausführungen von Badura zu den Leistungsmonopolen, im Gegensatz z.B. zu den Polizeimonopolen, den Lenkungsmonopolen und den Finanzmonopolen !?). Mit Recht weist Badura darauf hin, daß aus geltenden Rechtsnormen herzuleitende staatliche Befugnisse, auch wenn sie sich historisch z. B. aus einem Regal entwickelt haben, ihre Rechtsgrundlage allein in der geltenden Norm und nicht in dem früheren Regal 11) Badura, Das Verwaltungsmonopol, 1963, S. 205 m. weiteren Nachweisen. 12) RGZ 137, S. 57 = Monopol; BGH, Urt. v. 30. 11. 1959, Archiv PF 1960, S. 100, 105 = Fernmeldemonopol, S. 106 = Regal; BVerfG, Beschl. v. 24. 2. 1970 zu § 14 PostVwG, Archiv PF 1970, S. 547, 555 = Monopolstellung; BVerwG, Urt. v. 7.5.71 — VII C 67.69 — Rechtsbeil. EW 1972, S. 1,2 (auszugsw.) = Monopol; Bandura, a. a.O., S. 205. 13) Vgl. Aubert, Fernmelderecht, Bd. 1, 3. Aufl., 1974, S. 9 £.; Kämmerer/Eidenmüller, Post- und Fernmeldewesen, Komm., 1974, S. V ff., mit weiteren Nachweisen; Nagel, Die Rechtsbeziehungen zwischen Rundfunkanstalt und Rundfunkteilnehmer und die Stellung der Post, Diss. (Würzburg), 1967, S. 19 f., mit weiteren Nachweisen; zum Begriff Regal und Monopol allgemein s. Badura, a.a.O., vor allem auch S. 200; Fleiner, Institutionen des Deutschen Verwaltungsrechts, 8. Aufl. 1928, S. 341 ff., mit weiteren Nachweisen; Bender, Allgemeines Verwaltungsrecht, 1956, S. 152. Vergleichend s. a. Draeger/Buchwitz/Schönfelder, Komm. zum AVAVG, 1960, Rd. Nr. 4-6 zu § 35 und BVerfGE 21, S. 245, 249 ff. Vgl. ferner EuGH, Urt. v. 30. 4. 1974, DVBI. 1974, S. 628 — Telebiella —. 14) Badura, Das Verwaltungsmonopol, 1963. Vgl. in diesem Zusammenhang ferner Thieme, Berufsfreiheit und Verwaltungsmonopole, JZ 1961, S. 280, 283 f.; Bachof, Freiheit des Berufs in Bettermann/Nipperdey/Scheuner, Die Grundrechte, Bd. 3 (1. Halbbd.), 1958, S. 166, 201f.; Rings, Verwaltungsmonopole und Art. 12 Abs. 1GG, NJW 1957, S. 657; Ballerstedt, Wirtschaftsverfassungsrecht in Bettermann/Nipperdey/ Scheuner, Die Grundrechte, a. a. O., S. 83; Schmidt, Bundespost und Bundesbahn als Aufgaben der Leistungsverwaltung, NJW 1964, S. 2390, 2393. 15) Badura, a. a.O., S. 71, 183 ff., 193 ff. (zum Postmonopol), 202 ff. (zum Fernmeldemonopol). 422.

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

haben. Das frühere Regal mag die historische Ursache sein, mative — Grundlage, auf der heute das Fernmeldemonopol allein die maßgebende Rechtsvorschrift '%), nämlich § 1 FAG.

die — norberuht, ist

Danach kann nicht bestritten werden, daß dem Bund, das von dem Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen auszuübende ausschließliche Recht zusteht, Fernmeldeanlagen zu errichten und zu betreiben. Das Errichten und Betreiben von Fernmeldeanlagen ist grundsätzlich der DBP vorbehalten, also zu Gunsten der DBP monopolisiert. b) Das Genehmigungserfordernis

für private Fernmeldeanlagen

Abgesehen von den kraft Gesetzes genehmigten privaten Fernmeldeanlagen für die keine besondere Genehmigung erforderlich ist (hauptsächlich handelt es sich um $ 3 FAG; begünstigt sind Fernmeldeanlagen für einzelne Behörden, Betriebsfernmeldeanlagen für Transportanstalten und bestimmte Grundstücksanlagen, sogenannte genehmigungsfreie private Fernmeldeanlagen) !7), bedürfen ausnahmslos alle Fernmeldeanlagen, die die DBP nicht selbst errichtet und betreibt, der Genehmigung des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen oder der von ihm ermächtigten Behörden (§§ 2, 15 FAG). Genehmigungsfreie private Funkanlagen gibt es im Gegensatz zu den privaten Drahtfernmeldeanlagen nicht (§ 3 Abs. 2 FAG). Deshalb bedürfen die nicht von der DBP betriebenen Rundfunksender !8) und auch private Rundfunkempfangsanlagen als Funkanlagen immer einer Fernmeldegenehmigung der DBP nach § 2 FAG !?). Die DBP hat allerdings die Errichtung und den Betrieb von Ton- und Fernsehrundfunkempfangern nach § 2 FAG gebührenfrei allgemein genehmigt 7°). Es ist abwegig, daraus den Schluß zu ziehen, dies sei die Folge einer geänderten Auffassung über den Umfang des Fernmeldemonopols oder der Fernmeldehoheit. Auch eine allgemeine Genehmigung nach § 2 FAG setzt voraus, daß sie sich auf genehmigungspflichtige Fernmeldeanlagen im Sinne des § 1 FAG bezieht, die unter Verzicht auf eine Einzelgenehmigung allgemein genehmigt werden. Lediglich aus Zweckmäßigkeitsgründen, insbesondere aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung, hat sich die DBP — wie auch in anderen Fällen — entschlossen, Rundfunkempfangsgeräte allgemein zu genehmigen. 16) Dadura,. a a.0%,:9. 764, 17) Jahrbuch 1972, S. 353, 370 ff.; Aubert, a.a.O., 3. Auflage, S. 107 ff. Die Sonderstellung des BMVg bleibt außer Betracht, insoweit wird auf das Jahrbuch 1972, S. 353 ff. und auf Aubert, a. a. O., verwiesen. 18) BVerfGE 12, S. 205 ff.; Stern/Bethge, Öffentlichrechtlicher und privatrechtlicher Rundfunk, 1971, S. 124 f.; s. a. Anm. 83. 19) Die rundfunkrechtliche Seite, wie sie sich aus dem Staatsvertrag über die Regelung des Rundfunkgebührenwesens vom 31. 10. 1968 ergibt, kann außer Betracht bleiben; s. Lehr/Berg, Rundfunk und Presse in Deutschland, 1971, S. 23 ff. (R 11). 20) Allgemeine Genehmigung v. 11. 12. 1970, Bundesanzeiger Nr. 234 v. 16. 12. 1970 = AmtsblVfg 1004/1970. 423

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Selbst von Kritikern der DBP wird zutreffend eingeräumt *'), daß „die Sorge um die ‚einheitliche Ordnung des Telegrafenwesens in einer dem öffentlichen Interesse dienenden Weise’ (RGZ 116, S. 24, 28)” mitbestimmend war, „das gesamte Fernmeldewesen zum Reichsregal” zu erklären. Dieses Motiv verdiene auch heute noch Anerkennung und bilde die Grundlage für die Interpretation des FAG und der darin der DBP verliehenen Befugnisse. Aus diesen Motiven ergebe sich vor allem, daß die DBP das Recht haben müsse, das gesamte Fernmeldewesen, auch soweit sie es, wie bei den privaten Fernmeldeanlagen, nicht selbst betreibt, zu beaufsichtigen und ihren eigenen Betrieb im Interesse der Öffentlichkeit vor Beeinträchtigungen zu schützen, wie es $ 2 FAG vorsähe. Aus diesem Motiv erhalte die Genehmigung des § 2 FAG ihren Sinn. Diese zutreffenden und überzeugenden Überlegungen, die die weitgehenden Rechte der DBP nach dem FAG auch aus heutiger Sicht rechtfertigen, gelten in ganz besonderem Maße für Funkanlagen, zu denen die Rundfunkempfangsanlagen gehören. Bei allen Funkanlagen — auch bei Rundfunkempfangsanlagen — ist aufgrund der für sie geltenden physikalischen und elektrischen Gesetzmäßigkeiten die Gefahr von Störungen besonders groß. Dies war und ist der Grund dafür, daß die Genehmigungsfreiheit für Funkanlagen durch die Novelle zum Telegrafengesetz vom 7. 3. 1908 22) ohne Ausnahme ausdrücklich ausgeschlossen worden ist ?°) (heute $ 3 Abs. 2 FAG). Dies hat auch heute noch seine volle Berechtigung, wie Massenstörungen zwischen 1955 und 1960 beim Aufkommen des UKW-Tonrundfunks und in der Anfangszeit des Fernsehens beweisen; Rundfunkempfangsanlagen können sich auch untereinander stören, ebenso können von Rundfunkantennen mit elektronischen Bauteilen Störungen ausgehen. Ton- und Fernsehrundfunkempfänger sind daher nach der allgemeinen Genehmigung für Rundfunkempfangsanlagen nur dann genehmigt, wenn sie den technischen Vorschriften der DBP entsprechen. Sie dürfen ferner den Betrieb anderer Fernmeldeanlagen (einschließlich Rundfunkempfangsanlagen) nicht stören und mit ihnen dürfen andere Sendungen als Rundfunksendungen wie z.B. des Polizei- oder des öffentlichen beweglichen Landfunks nicht empfangen werden. Gegenteiliges kann weder aus dem Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. 2. 1961 ?*) noch aus dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 15. 3. 1968 ?°) zur Rechtsnatur der Rundfunkgebühr geschlossen werden. Das Bundesverfassungsgericht hat sich, soweit es über die Bundeskompetenz für das Fernmeldewesen entschieden hat, nur mit der Rundfunksendeseite befaßt, aber immerhin die technische Rundfunkempfangsseite noch ausdrücklich dem Fernmeldewesen im Sinne des Ar21) 5.16. 22) 23) 24) 25) 424

Kimminich, a.a.O., S. 25; Vgl. hierzu auch Lerche, Rundfunkmonopol, RGBI. S. 79. Im einzelnen Jahrbuch 1972, S. 353, 362 ff. BVerfGE 12, S. 205 ff. BVerwGE 29, S. 214 ff. = Archiv PF 1968, S. 861 ff.

1970,

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

tikels 73 Nr. 7 GG zugerechnet ?°). Das Bundesverwaltungsgericht hatte sich hauptsächlich mit der rechtlichen Qualifizierung der Rundfunkgebühr als einer Gebühr für den Empfang des Rundfunkprogramms zu befassen. Es konnte daher die Frage, ob neben der Anmeldung zur Teilnahme am Rundfunkprogramm noch eine Fernmeldegenehmigung nach § 2 FAG für die Errichtung und den Betrieb des Rundfunkempfängers erforderlich ist, dahingestellt sein lassen und hat dies ausdrücklich getan *’). Auf keinen Fall könnten aus der besonderen Situation, die zwischen dem Fernmeldewesen, das nach der erwähnten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Fernsehstreit zur ausschließlichen Kompetenz des Bundes gehört, und dem Rundfunk besteht, der in die Gesetzgebungskompetenz der Länder fällt ?®), irgendwelche Schlüsse für den übrigen Bereich des Fernmeldemonopols gezogen werden 7°), Wegen der besonderen Situation im Rundfunkbereich, die keinerlei Verallgemeinerung zuläßt, soll auf diese spezielle Frage in diesem Zusammenhang nicht weiter eingegangen werden, zumal sich die Literatur sehr eingehend damit befaßt hat und die grundsätzlichen Fragen inzwischen höchstrichterlich entschieden sind °®). c) Kein Rechtsanspruch aa) Allgemein

auf Genehmigung

privater Fernmeldeanlagen

Für private Funkanlagen, einschließlich drahtgebundener Funkanlagen (§ 1 Abs. 1 Satz 2 FAG) °?'), bestimmt das FAG ausdrücklich, daß es keinen 26) BVerfGE 12, S. 205, 227. Mit ,,Studiotechnik”, die das BVerfG a.a.O. nicht dem Fernmeldewesen zuordnet, sind technische Einrichtungen gemeint, die der Produktion des „sendefertigen Programms“ im Rundfunkstudio dienen. Werden hierbei Fernmeldeanlagen verwendet, z.B. Reportagefunkanlagen oder Sprechfunkanlagen zwischen verschiedenen Studios, gehören diese zum Fernmeldewesen. Vgl. Adelmann, NTZ 1974, S, 183, 188. 27) Vgl. hierzu Aubert, 3. Aufl, a.a.O., S. 83 ff.; Mauser, Archiv PF 1968, S. 865 ff., in einer Anmerkung zu dem Urteil des BVerwG. 28) BVerfG, a.a.O. S. Anm. 26. Zum Rundfunk gehören die Rundfunkorganisation, Programmproduktion, Programmverbreitung; bei der Programmverbreitung miissen sich aufgrund der verfassungsmäßigen Kompetenzverteilung die Rundfunkanstalten der Fernmeldeanlagen der DBP bedienen oder von der DBP genehmigte eigene Rundfunksender benutzen, wie dies in der Bundesrepublik Deutschland auch tatsächlich der Fall ist. 29) Auch Ipsen, Die Rundfunkgebühr, 2. Aufl. 1958, S. 51, der sich bei den Auseinandersetzungen über die Gestaltung des Rundfunks in der Nachkriegszeit maßgeblich beteiligt hat, hat den Wegfall der Genehmigungspflicht nach $ 2 FAG nur für Rundfunkempfangsanlagen (wegen Artikel 5 GG), nicht dagegen für die Rundfunksendeseite behauptet. Auch dies zeigt deutlich, daß weder unter Berufung auf Ipsen noch aus dem Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichts ein verallgemeinernder Schluß auf den Umfang oder den Inhalt des Fernmeldemonopols der DBP gezogen werden kann. Daraus aber sogar zu folgern, das „Monopolargument” könne damit heute als völlig zusammengebrochen gelten, ist angesichts der einschlägigen höchstrichterlichen Rechtsprechung, auf die noch ausführlich eingegangen wird, unverständlich (Kimminich, a. a.O., S. 24). 30) Außer den genannten Grundsatzentscheidungen vgl. noch BVerfGE 31, S. 314 ff. (Mehrwertsteuergesetz); BVerwG, Urteil v. 10. 12. 1971 — VII C 45.69 — NJW 1972, S. 968 = DVBI 1972, S. 926; Zehner, Der Fernsehstreit vor dem Bundesverfassungsgericht, 1964/65. 31) Vgl. hierzu Jahrbuch 1972, S. 353, 362 ff.; AmtsblVfg Nr. 565/1974 (S. 1609 f.). 425

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Rechtsanspruch auf Erteilung einer Fernmeldegenehmigung gibt (§ 3 Abs. 2, § 2 Abs. 2 Satz 2, letzter Halbsatz FAG). Das gleiche gilt für private Drahtfernmeldeanlagen, wie sich aus § 2 FAG ebenfalls eindeutig ergibt („Die Befugnis ... kann verliehen werden“). Dies folgt auch im Umkehrschluß aus dem bestimmten Elektrizitätsversorgungsunternehmen ausnahmsweise eingeräumten Anspruch auf Genehmigung bestimmter Drahtfernmeldeanlagen für betriebliche Zwecke (§ 2 Abs. 2 Satz 2 FAG) °?). Dies ist auch höchstrichterlich entschieden °?). bb) Der Rechtsanspruch der Elektrizitätsversorgungsunternehmen nach § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG Selbst für die in § 2 Abs. 2 FAG begünstigten Drahtfernmeldeanlagen bestimmter Elektrizitätsversorgungsunternehmen ist ein Rechtsanspruch auf Genehmigung ausgeschlossen, wenn Betriebsinteressen der DBP entgegenstehen. Der Begriff der Betriebsinteressen der DBP ist unter Berücksichtigung von Sinn und Zweck des FAG, die insbesondere in $ 1 zum Ausdruck kommen, zum Schutz der DBP weit auszulegen. Das betriebliche Interesse umfaßt jedes berechtigte Interesse der DBP an einer ungestörten Aufrechterhaltung und einem unbehinderten Ausbau der Fernmeldenetze der DBP #4). Zu den Betriebsinteressen der DBP, die dem Anspruch der Elektrizitätsversorgungsunternehmen auf Genehmigung eigener privater Drahtfernmeldeanlagen entgegenstehen, gehört selbstverständlich auch das finanzielle Interesse der DBP, größere Verkehrsmengen oder einen bestimmten Fernmeldeverkehr, z.B. im Rahmen der Datenübertragung, nicht über private Netze, sondern über öffentliche Netze der DBP abzuwickeln. Die Bereitstellung von Fernmeldedienstleistungen für die Allgemeinheit muß zwangsläufig zu höheren Stückkosten führen, je mehr gerade große Verkehrsmengen dem Verbundbetrieb der öffentlichen Netze entzogen werden und in privaten Sondernetzen zu finanziellen Vorteilen potenter einzelner Unternehmen führen. In der Aufbau- und Entwicklungsphase neuer öffentlicher Netze ist die „Beteiligung“ gerade dieser Unternehmen um so wichtiger, weil sonst für die künftigen potentiellen Teilnehmer der Rentabilitätsschnittpunkt für die Inanspruchnahme der neuen öffentlichen Netze in immer größere Entfernung rücken würde. Auch die DBP kann als öffentliches Unternehmen, das zur Daseinsvorsorge verpflichtet ist und dem aufgrund seiner Aufgabenstellung eine Gewinnmaximierung nach dem PostVwG untersagt ist, nicht auf Einnahmen verzichten. Sie ist hieran sogar gesetzlich gehindert, weil sie als Sondervermögen des Bundes mit eigener Haushalts- und Rechnungsführung ihre Ausgaben ausschließlich aus ihren Einnahmen bestreiten muß und 32) Aubert, 3. Aufl., a.a.O., 5. 121. 33) BGH, Archiv PF 1960, S. 100 = DOV 1960, S. 550 (DSG); BVerwGE 28, S. 278 = Archiv PF 1969, S. 85 (Dena); BVerwG, Urteil v. 7. 5. 1971 — VII C 67.69, Rechtsbeilage EW 1972, S. 1 (Stadtwerke O.; auszugsweise); BVerfGE 12, S. 205 (Fernsehurteil); s.a. Jahrbuch 1972, S. 353, 368. 34) Neugebauer, Fernmelderecht mit Rundfunkrecht, 1929, Anm. 5 II C zu § 2 FAG (S. 114); Aubert, 3. Aufl., a.a.O., S. 142. 426

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

keine Zuschüsse aus der Bundeskasse erhält (PostVwG §§ 3, 15). Ihre Organisation als Sondervermögen, die seit 1924 besteht, zwingt sie geradezu dazu, peinlich darauf zu achten, daß der gewinnträchtige Verkehr nicht über private Fernmeldeanlagen abgewickelt wird, und für den weniger lukrativen Verkehr aufwendige öffentliche Netze bereitgehalten werden müssen. Es bedarf keiner weiteren Begründung, daß die öffentlichen Netze um so wirtschaftlicher werden, je mehr Verkehr über sie abgewickelt werden kann (Bündelseffekt). Es ist dagegen ein einseitiger Interessentenstandpunkt, der volkswirtschaftlich unzutreffend ist, wenn man dem entgegenhält, daß die einzelnen privaten Fernmeldeanlagen für den privaten Betreiber im jeweiligen Einzelfall billiger seien. Selbst diese Behauptungen dürften nicht immer einer Nachprüfung standhalten, dies soll jedoch hier dahingestellt bleiben. Es ist gerade ein Hauptzweck des § 1 FAG und vom Gesetzgeber beabsichtigt, der DBP in einem bestimmten Bereich ein Monopol zu sichern, das es ihr ermöglicht, gesicherte Einnahmen zu erzielen. Denn sie ist in anderen Bereichen entweder dem Wettbewerb ausgesetzt, bei dem die Privatwirtschaft gewinnträchtige Risiken an sich zieht und an sich ziehen kann, weil sie z.B. zur Flächenbedienung nicht verpflichtet ist, oder weil die DBP z. B. in Auswirkung des Sozialstaatsgebotes des Grundgesetzes in manchen Bereichen keine kostendeckenden Gebühren erheben kann. Mit Recht hat daher das Bundesverfassungsgericht in der für die DBP grundlegenden Entscheidung vom 24. 2. 1970 *°) ausgeführt: „Für einen Betrieb wie die DBP, der wegen seiner Monopolstellung verpflichtet ist, auch unwirtschaftliche Dienste anzubieten, kann das (Verbot des Kostenausgleichs zwischen kostenunterdeckenden und kostenüberdeckenden Dienstzweigen — d. Verf. —) jedenfalls nicht gelten. Insoweit ist die Lage der Bundespost keine andere als die der Deutschen Bundesbahn, wie sie sich aus dem Bundesbahngesetz vom 13. 12. 1951 (BGBl. I, S. 955) ergibt. Für die Bundesbahn hat aber das Bundesverfassungsgericht den innerbetrieblichen Kostenausgleich als gerechtfertigt anerkannt (vgl. BVerfGE 16, S. 147, 175)” 3%). Ebenso wie das Bundesverfassungsgericht hat auch die übrige höchstrichterliche Rechtsprechung diese wirtschaftlichen Zusammenhänge immer gesehen und zugunsten der DBP berücksichtigt 37). Da ohne Zweifel das Interesse der DBP an einer ungestörten Aufrechterhaltung und einem ungestörten Ausbau der öffentlichen, der Gesamtheit der Bevölkerung zur Verfügung stehenden Fernmeldenetze zu den Betriebsinteressen der DBP i.S. des $ 2 Abs. 2 FAG gehört, und da die DBP den Ausbau dieser Netze nur aus wirtschaftlichen Gründen vornimmt, gehören zu den betrieblichen Interessen auch die finanziellen Interessen der DBP. Diese finanziellen Interessen der DBP sind keineswegs gleichzusetzen mit „fiskalischen Interessen“ im juristischen Sinn, weil die 35) BVerfGE 28, S. 66 = Archiv PF 1970, S. 547. 36) BVerfG, a.a. O.; Archiv PF, a. a. O,, S. 555. 37) RGZ 89, $. 409, 414; 116, S. 24, 27, 28; BGH, Archiv PF 1960, 5. 100, 105, 106 = MDR 1960, S. 476 = DOV 1960, S. 550 ff.; BVerwGE 28, S. 278 = Archiv PF 1969, S. 85; BVerwG, Urteil v. 7. 5. 1971 — VII C 67.69 —, RBeil EW 1972, S. 1 (auszugsweise). 427

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DBP als Sondervermögen ihre Ausgaben nach dem Willen des Gesetzgebers nur durch Gebühreneinnahmen finanzieren kann. Allzu häufig wird — unreflektiert — abwertend von „fiskalischen Interessen“ gesprochen und versucht, daraus juristische Folgerungen abzuleiten, wo, obwohl es um Einnahmen, Gewinn und Verlust im öffentlichen Bereich geht, in Wirklichkeit „öffentliche Interessen“ im Rechtssinn vorliegen. Dies gilt vor allem dann, wenn ein Sondervermögen der öffentlichen Hand, wie die DBP, seine Ausgaben ausschließlich aus eigenen Einnahmen decken muß. Hier besteht ein legitimes — allgemeines — und damit öffentliches und nicht lediglich ein fiskalisches Interesse daran, „daß die Kasse stimmt“ und sich nicht potente Interessenten (auch wenn sie in ihrem eigenen Bereich eine öffentliche Aufgabe wahrzunehmen haben) zu Lasten der Gesamtheit der Postbenutzer wirtschaftliche Vorteile verschaffen. Erforderliche Subventionen sind aus Steuermitteln des allgemeinen Haushalts zu leisten. Zutreffend hat das Bundesverwaltungsgericht darauf in anderem Zusammenhang hingewiesen und bemerkt **) „Der Zulässigkeit des unentgeltlichen Heimfalls kann schließlich nicht entgegengehalten werden, daß er ... lediglich fiskalischen Zwecken diene. In der Tat darf das Bemühen des Staates, ihm obliegende — zudem äußerst kostspielige — Aufgaben im Interesse des steuerzahlenden Bürgers nach Möglichkeit kostensparend durchzuführen und zu diesem Zweck mit Hilfe von Heimfallauflagen Unternehmer teilweise zu belasten, die ihrerseits aus langfristigen Erlaubnissen Nutzen ziehen konnten, nicht dahin abgewertet werden, daß dieses Bemühen lediglich als ‚fiskalischen‘ Zwecken dienend bezeichnet wird”. Trotz der Begünstigung nach § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG für Elektrizitatsversorgungsunternehmen wäre daher die DBP berechtigt, die Genehmigung für eine private Drahtfernmeldeanlage für betriebliche Zwecke eines Elektrizitätsversorgungsunternehmens zu verweigern und statt dessen Anlagen der DBP zur Benutzung zur Verfügung zu stellen, wenn die DBP dies im Einzelfall aus sachlichen, auch wirtschaftlichen Gründen für geboten halt °°). Abwegig ist dagegen die Behauptung und durch nichts in § 2 FAG zu stützen, die DBP dürfte, „selbst wenn sie dazu technisch in der Lage und wirtschaftlich bereit wäre, die Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer solchen Anlage (eines Elektrizitätsversorgungsunternehmens) nicht deshalb versagen, weil sie selbst diese Anlage betreiben will“ *°). Was sollte sonst mit „Betriebsinteressen” in § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG gemeint sein? Ein solcher Fehlschluß ist nur durch die unzutreffende Behauptung zu erklären, die Betriebsfernmeldeanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen seien von dem Monopol der DBP ausgenommen. Durch diese Erklärung wird die nicht zutreffende Auffassung aber nicht richtig. Der Sinn des § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG läßt sich ganz zwanglos erklären. Da § 2 FAG keinen Rechtsanspruch auf eine Fernmeldegenehmigung ein38) Urteil vom 21. 10. 1970 — IV C 165.65 — DOV 1971, S. 167, 168 = BVerwGE 36,9:.148, 39) Jahrbuch 1972, S. 353, 368. 40) Kimminich, a. a. O., S. 18. 428

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

räumt, und nach der Rechtslage bei Erlaß des FAG (1928) eine Klage auf Erteilung einer Genehmigung für unzulässig gehalten wurde *!), ging man nach damaliger Rechtsauffassung zutreffend davon aus, daß die Erteilung oder Verweigerung einer Genehmigung im freien Ermessen der DBP stehe. Hier sollte durch die Einräumung eines Rechtsanspruchs für Drahtfernmeldeanlagen bestimmter Elektrizitätsversorgungsunternehmen die Rechtslage verbessert und das freie Ermessen der DBP eingeschränkt werden. Neugebauer 4”) weist hierzu darauf hin, daß diese Vorschrift „praktisch betrachtet ... am bestehenden Zustand“ nichts geändert habe. Dies aus zwei Gründen, private Drahtfernmeldeanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen seien immer (gegen laufende Genehmigungsgebühren!) genehmigt worden, und zum anderen sei eine Klage auf Erteilung einer Genehmigung (nach damaliger Rechtslage!) selbst nach Einräumung eines Rechtsanspruchs auch für Elektrizitätsversorgungsunternehmen nicht möglich 43). § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG gewährleistet den Elektrizitätsversorgungsunternehmen, daß sie für Betriebszwecke jederzeit entweder über eigene oder postalische Fernmeldeanlagen verfügen können. Hierzu bedürfte es nach der heutigen Rechtslage dieser Sonderregelung im FAG nicht. Heute unterliegt das gesamte Handeln der DBP der Kontrolle der Gerichte (Art. 19 Abs. 4 GG). Ein völlig freies, gerichtlich auch nicht eingeschränkt nachprüfbares Ermessen gibt es nicht mehr (§§ 40, 42, 114 VwGO). Deshalb muß die DBP auch ohne eine Sonderregelung wie in § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG, wenn sie eine Genehmigung zum Errichten und Betreiben eigener privater Fernmeldeanlagen verweigert, was sie rechtlich kann, grundsätzlich bereit sein, geeignete postalische Fernmeldeanlagen zur Benutzung anzubieten, soweit der Antragsteller ein berechtigtes Interesse an der Fernmeldeverbindung nachweist, dem er mit einer eigenen privaten Fernmeldeanlage genügen wollte **). Für die Elektrizitatsversorgungsunternehmen nimmt § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG die Entscheidung, ob der Antragsteller ein berechtigtes Interesse an einer Fernmeldeverbindung hat, vorweg. Eine weitere Besserstellung ergibt sich durch die Begünstigung der Elektrizitätsversorgungsunternehmen nach § 2 FAG in folgendem: Bei neuen Entwicklungen im Fernmeldebereich, wie zur Zeit im Bereich des Kabelfernsehens, der Datenübertragung oder bei Planung, Aufbau, Umstellung und Erweiterung öffentlicher Netze, wie z. B. bei der geplanten Verwendung der EDSTechnik *#), ist die DBP, selbst wenn ein berechtigtes Bedürfnis an einer privaten Fernmeldeanlage besteht, im allgemeinen für eine befristete Zeit berechtigt, eine Fernmeldegenehmigung zu verweigern und für diese befristete Zeit auch keine entsprechenden Fernmeldedienstleistungen anzubieten. Dies liegt im gesamtwirtschaftlichen Interesse und damit im Inter-

41) 42) 43) 44) 45)

Neugebauer, a.a.O., Anm. 2 V (S. 106) zu § 2 FAG. A.a.O., Anm. 5 J und 5 II D (S. 113, 114). Vgl. hierzu auch RGZ 116, S. 24, 27 f. Jahrbuch 1972, S. 353, 368. EDS = Elektronisches Datenvermittlungs-System. 429

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esse der Allgemeinheit. Durch das der DBP in $ 1 FAG übertragene Fernmeldemonopol, aus dem sich für die DBP grundsätzlich ein Zulassungszwang ergibt *°), wird die DBP hieran nicht gehindert. Denn nur auf diese Weise ist eine vernünftige wirtschaftliche Planung, die auch gesamtwirtschaftliche Prioritäten berücksichtigen muß, möglich, zu der die DBP trotz des grundsätzlichen Zulassungszwangs nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts berechtigt und verpflichtet ist *”). Anders wäre es nicht zu verhindern, daß ein wirtschaftlicher Auf- und Ausbau öffentlicher Fernmeldenetze durch das Genehmigen einzelner privater Fernmeldeanlagen, was präjudizierend wirken würde, unmöglich gemacht wird. Den Elektrizitätsversorgungsunternehmen könnte eine solche — rechtlich betrachtet — sonst zumutbare Wartezeit wegen der Sonderregelung in § 2 Abs. 2 FAG nur in sehr eingeschränktem Maße zugemutet werden. Allerdings wäre es in dem gewählten Beispiel auch bei Elektrizitätsversorgungsunternehmen und trotz des in $ 2 Abs. 2 Satz 2 FAG eingeräumten Anspruchs ohne weiteres rechtlich möglich, wegen der Planungen der DBP oder aus allgemeinen Erwägungen nur angemessen befristete Genehmigungen für das Errichten und Betreiben eigener Betriebsfernmeldeanlagen zu erteilen. Im Vergleich zu den Funkanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen sind daher die privaten Drahtfernmeldeanlagen für betriebliche Zwecke zwar begünstigt, aber in keiner Weise aus dem Fernmeldemonopol der DBP ausgenommen. Sie unterliegen im übrigen ohne jede Ausnahme wie alle privaten Fernmeldeanlagen dem Überwachungsrecht der DBP nach § 6 FAG. cc)

Rechtsanspruch der Rundfunkanstalten, der Rundfunkteilnehmer der Presse auf Genehmigung privater Fernmeldeanlagen?

oder

Es besteht ebenfalls kein Rechtsanspruch der Rundfunkanstalten auf Genehmigung eigener Rundfunksender 4%). Das gleiche gilt für Presseunternehmen oder Unternehmen, die Pressemitteilungen über Funk verbreiten. Durch Art. 5 GG ist die DBP nicht gehindert, eine Genehmigung zu verweigern, und statt dessen eigene Sender zur Benutzung anzubieten und zu überlassen 4°). Das gleiche gilt auch für Rundfunkempfangsanlagen. Durch Art. 5 GG, einem Abwehrrecht gegen Eingriffe des Staates aus dem sich ein Anspruch des Einzelnen gegen den Staat auf ein bestimmtes aktives Verhalten nicht herleiten läßt (negatives Statusrecht) °°), wurde § 2 FAG nicht dahingehend modifiziert, daß heute ein Rechtsanspruch auf Genehmigung einer eigenen Rundfunksempfangsanlage besteht °!). Die Frage hat keiner46) BVerwGE 36, S. 352 = Archiv PF 1971, S. 189 m. Anm. Klingler. 47) BVerwG, a.a.O., s. Anm. 46. 48) BVerfGE 12, S. 205, 239, 263 — Fernsehurteil —. 49) BVerwGE 28, S. 278 = Archiv PF 1969, S. 85 ff. — Dena —. 50) BVerwG, a.a.O.; Schmidt/Bleibtreu/Klein, Kommentar zum GG, 3. Aufl. Rd. Nr. 4 zu Art. 5. 51) Vgl. hierzu Aubert, 3. Aufl., a.a.O., S. 83 m. weiteren Nachweisen; so ausdrücklich Badura, a.a.O., S. 207 m. weiteren Nachweisen; Schmidt/Bleibtreu/Klein, ava: @., Ro. Nr. 24 zu Art:73 Ne! 430

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

lei praktische Bedeutung, weil die DBP auch im Rundfunkbereich die Verweigerung einer Genehmigung nur auf zwingende sachliche Motive stützen könnte. Aus Art. 5 läßt sich für die Frage, ob ein Rechtsanspruch auf eine fernmelderechtliche Genehmigung zur Errichtung eines eigenen Rundfunkempfängers besteht, auch deshalb nichts herleiten, weil dem Informationsbedürfnis und damit der Informationsfreiheit auch durch von der DBP überlassene (vermietete) Rundfunkempfänger in gleicher Weise Rechnung getragen würde. Mag dies eine rein theoretische Überlegung sein, so läßt sich nicht ausschließen, daß die Frage in der Zukunft einmal Bedeutung gewinnt. Beispielsweise, wenn in Ballungsgebieten das Kabelfernsehen und der Kabelhörfunk den heutigen drahtlosen Rundfunk, dessen Signale sich frei im Raum ausbreiten, verdrängen sollten. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit eines öffentlichen Kabelfernseh- und Kabelhörfunknetzes wäre es, da kein Rechtsanspruch auf die Genehmigung eines eigenen Rundfunkempfängers besteht, rechtlich zulässig, eine Genehmigung zu verweigern, und statt dessen die Interessenten auf das öffentliche Kabelfernseh- und Kabelhörfunknetz zu verweisen. Artikel 5 GG wäre in einem solchen Fall erst tangiert, wenn die DBP zum Beispiel eine Programmauswahl vornehmen oder auf andere Weise auf das Programm Einfluß nehmen würde. Auch die rundfunkrechtliche Seite wäre in dem gewählten Beispiel nicht problematisch, solange nur solche Programme den Empfangsgeräten über Kabel zugeführt würden, die von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten produziert und verbreitet werden °!?). Beim künftigen Einsatz von Rundfunkdirektsatelliten wäre es, um ein weiteres Beispiel zu nennen, rechtlich ebenfalls möglich, daß die DBP die zum Empfang erforderlichen, im Vergleich zu der heutigen Empfangstechnik wesentlich aufwendigeren Antennen, die Voraussetzung für den Empfang der über Rundfunkdirektsatelliten verbreiteten Rundfunksendungen sind, nicht für Private genehmigt, sondern diese selbst errichtet und betreibt und den Interessenten zur Benutzung überläßt. d) Die rechtliche Qualifizierung der Fernmeldegenehmigung Ebenso wie zur rechtlichen Einordnung des im FAG, insbesondere in § 1 in Verbindung mit Art. 73 Nr. 7 GG, festgelegten Verwaltungsmonopols der DBP im Bereich des Fernmeldewesens unterschiedliche Auffassungen vertreten und auch in der höchstrichterlichen Rechtsprechung nebeneinander verschiedene begriffliche Bezeichnungen verwendet werden, so gibt es auch für die rechtliche Qualifizierung der Fernmeldegenehmigung keine einheitliche Meinung. Dies liegt nicht in erster Linie an der DBP oder dem FAG. Ursächlich hierfür ist hauptsächlich, daß sich weder in der Gesetzgebung, noch in der Rechtsprechung oder wissenschaftlichen Literatur zum 51a) Für die Teilnehmer an einem Kabelfernseh- oder Kabelhörfunknetz sind damit lediglich alle diejenigen Programme problemlos zugänglich, die auf drahtlosem Wege (im Versorgungsbereich der Kabelanlage) nur mit höherem empfangs- und antennentechnischem Aufwand erreichbar wären, wie ihn sich nur wenige Einzelteilnehmer leisten könnten. Die Kabelanlage bildet somit nur die drahtlosen Empfangsverhältnisse nach — allerdings mit Spitzenqualität und unter Ausnutzung von Feldstärkegegebenheiten, die nur an den höchsten Punkten des Versorgungsbereiches (Hochhäuser, Türme etc.) herrschen. 431

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Verwaltungsrecht einheitliche Begriffe durchgesetzt haben. Begriffe wie Genehmigung, Erlaubnis, Verleihung, Bewilligung, Konzession, Ausnahmebewilligung, Dispens u.a. werden ohne genaue und einheitliche Abgrenzung nebeneinander verwendet. Hieran konnten auch allgemein bekannte und weit verbreitete Lehrbücher des Verwaltungsrechts nichts Grundsätzliches ändern. So unterscheidet z. B. Wolff 5?) zwischen der behördlichen Erlaubnis im engeren Sinn (nach Wolff „öfter, aber mißverständlich auch ‚Genehmigung‘ genannt“) und der Verleihung **), die er zu den Erlaubnissen im weiteren Sinn rechnet, durch die „in der Regel nach einem förmlichen Verfahren ein volles subjektives Recht begründet wird”. Nach Wolff werden Verleihungen „...auch ‚(echte) Konzessionen’ oder z.B. im Wasserhaushaltsgesetz, ,Bewilligungen’ genannt”. Die herrschende Meinung geht schon immer davon aus, daß die Fernmeldegenehmigung trotz Benutzung des Wortes „Verleihung“ in § 2 Abs. 1 FAG kein volles subjektiv-öffentliches Recht begründet, das nur eingeschränkt und gegen Entschädigung entzogen werden kann °*). Daß durch die Fernmeldegenehmigung kein volles subjektives öffentliches Recht begründet werden soll, ergibt sich auch aus dem Wortlaut des § 2 Abs. 1 FAG, der nur von der Verleihung der „Befugnis“ zum Errichten und Betreiben einzelner Fernmeldeanlagen spricht, nicht von der Verleihung des „Rechts“ zum Errichten und Betreiben einer privaten Fernmeldeanlage. Auch das Wasserhaushaltsgesetz vom 27. Juli 1957 °°) unterscheidet zwischen der Erlaubnis (8 7), die eine widerrufliche „Befugnis“ gewährt, und der Bewilligung, die das „Recht“ gewährt, ein Gewässer in bestimmter Weise zu benutzen (§ 8). Da der Begriff „Verleihung“ in $ 2 Abs. 1 FAG allein keinen sicheren Schluß auf den materiellen Inhalt der Fernmeldegenehmigung zuläßt, muß dieser durch Auslegung ermittelt werden, wie er sich aus dem Sinn und Zweck des FAG insgesamt ergibt. Danach ist festzustellen, daß nach’S 1 FAG der Bundesrepublik Deutschland das von der DBP auszuübende ausschließliche Recht vorbehalten ist, Fernmeldeanlagen zu errichten und zu betreiben. Wird die „Befugnis zur Errichtung und zum Betrieb einzelner Fernmeldeanlagen” nach § 2 FAG „verliehen“, so verzichtet die DBP für diesen Fall auf die Ausübung dieses ausschließlichen Rechts und gestattet dem Genehmigungsinhaber, eine eigene private Fernmeldeanlage zu errichten und zu betreiben. Bei der Fernmeldegenehmigung soll es sich nach einer in der Literatur vertretenen Auffassung rechtlich um eine „Erlaubnis“ handeln, „das heißt um die Aufhebung einer der natürlichen Handlungsfreiheit im öffentlichen Interesse gezogenen Schranke für den Einzelfall“ °°). 52) Verwaltungsrecht, Bd. 1, 8. Aufl. 1971, § 48, S. 350 ff. 53) Wolff, a. a. 0;,:5.-352, 54) Neugebauer, a.a.O., Anm. 2 IV zu § 2 FAG (S. 105f.); Aubert, 3. Aufl. a.a.O., S. 122; Schneider, NJW 1961, S. 53; hinsichtlich der Fernmeldegenehmigung zweifelnd Wolff, a.a.O., S. 352. 55) BGBI. I, S. 1110. 56) Aubert, 3. Aufl, a.a.O., S. 106. 432

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

Das sogenannte „Verbot mit Erlaubnisvorbehalt” dient der präventiven Kontrolle einer generell gebilligten Tätigkeit. Die Erlaubnis ist nur die formelle Voraussetzung für die rechtmäßige Ausübung der unter ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt gestellten Tätigkeit. Die Erlaubnis ist daher nur eine bloße Unbedenklichkeitsbescheinigung. Wo kein gesetzlicher Versagungsgrund vorliegt, besteht ein Rechtsanspruch auf die Erteilung der Erlaubnis. Da die Versagung einer Erlaubnis, die von einem präventiven Verbot befreien soll, einen Eingriff in die grundgesetzlich garantierte Rechts- und Freiheitssphäre des Einzelnen bedeutet, muß das ermächtigende Gesetz die Grenze des behördlichen Ermessens selbst festlegen ?”). Ein typisches Beispiel für ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt ist die Baugenehmigung. Bauen ist erlaubt, wenn keine gesetzlichen Versagungsgründe vorliegen, deshalb besteht grundsätzlich ein Rechtsanspruch auf Erteilung der Baugenehmigung. Da sich in § 1 FAG die Bundesrepublik Deutschland das Recht vorbehalten hat, Fernmeldeanlagen ausschließlich durch die DBP errichten und betreiben zu lassen, ist im Gegensatz zum Bauen und der Baugenehmigung das Errichten privater Fernmeldeanlagen grundsätzlich verboten und dieses Verbot in § 15 FAG durch verhältnismäßig schwere Strafdrohungen geschützt. Der Staat hat das Errichten und Betreiben von Fernmeldeanlagen für sich monopolisiert, nicht dagegen das Bauen. Bei den Vorschriften der §§ 1, 2 FAG handelt es sich daher um kein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt. Die fernmelderechtliche Genehmigung ist keine „Erlaubnis” oder „Genehmigung“ (im eigentlichen Sinn) und erst recht keine „Verleihung“ °°). Die Fernmeldegenehmigung nach § 2 FAG ist rechtlich als Ausnahmebewilligung oder Dispens zu qualifizieren. Ausnahmebewilligung und Dispens *”) heben ein repressives Verbot des objektiven Rechts (§§ 1, 15 FAG), eines Verhaltens, das der Gesetzgeber als typisch zweck- oder gemeinschaftswidrig grundsätzlich verbietet, für einen atypischen Einzelfall auf (repressives Verbot mit Befreiungsvorbehalt) °°). Der repressive Charakter eines Verbots mit Befreiungsvorbehalt kann sich, da nur selten völlig eindeutige Rechtsvorschriften vorliegen, gerade auch aus dem Sinn eines Gesetzes ergeben °"). Die Qualifizierung der Regelung in den §§ 1, 2, 15 FAG als repressives Verbot mit Befreiungsvorbehalt hat wichtige Folgen: Die Entscheidung über eine Ausnahmebewilligung oder einen Dispens steht, wie es § 2 FAG vorsieht, regelmäßig im Ermessen der zuständigen Behörde. Da die Versagung einer Ausnahmebewilligung oder eines Dispenses anders als die Versagung einer gewöhnlichen Erlaubnis keinen Eingriff in die 57) Wolff, a.a.O., S. 350 ff.; Pietzner, Das Verbot mit Erlaubnisvorbehalt, JA 1973, S. 691 ff., 694 f., 763 ff. m. weiteren Nachweisen; Forsthoff, Verwaltungsrecht, Bd. 1, 10. Aufl. 1973, S. 267; Sigl, Personenbeförderungsgesetz, 1962, Anm. 5 zu § 3. 58) So auch Badura, a. a.O., S. 206 f. m. weiteren Nachweisen. 59) Wegen der Unterscheidung zwischen Ausnahmebewilligung und Dispens kann auf Wolff, a.a.O., S. 354, verwiesen werden; sie ist in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung. 60) Wolff, a.a.O., S. 353 f.; Pietzner, a.a.O., $. 695; Ossenbühl, DOV 1968, S. 624; Forsthoff, a. a. O., S. 267. 61) So ausdrücklich Wolff, a.a.O., S. 353.

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Rechts- und Freiheitssphäre des Einzelnen darstellt, ist es nicht erforderlich, die Grenzen des behördlichen Ermessens gesetzlich festzulegen 2). Badura, der es ausdrücklich ablehnt, die Regelung in den §§ 1, 2 FAG als präventives Verbot mit Erlaubnisvorbehalt zu qualifizieren °°), betrachtet die fernmelderechtliche Genehmigung als „Konzession“. Unter einer Konzession versteht er die fallweise Gestattung einer Tätigkeit, die Gegenstand eines Verwaltungsmonopols ist, deren Ausübung sich also der Staat vorbehalten hat, durch einen Dritten. Die Besonderheit der Konzession besteht danach in ihren Voraussetzungen, durch die sie sich von (polizeilichen) Erlaubnissen unterscheidet. Die Konzession ist regelmäßig eine Ermessensentscheidung °*). Die rechtliche Qualifizierung der Fernmeldegenehmigung als Ausnahmebewilligung oder Konzession (i. S. Baduras), die von einem repressiven Verbot Befreiung erteilt, ist wegen der sich daraus ergebenden wichtigen rechtlichen Konsequenzen sehr bedeutsam. Die langjährige Praxis der DBP, einheitlich den Begriff Genehmigung zu verwenden, bedarf deshalb aber keiner Änderung, zumal sich bis jetzt im Verwaltungsrecht insoweit keine völlig einheitlichen Begriffe durchgesetzt haben. Durch die „Verleihung“ der „Befugnis”, eine eigene private Fernmeldeanlage zu errichten und zu betreiben, wird dagegen nicht das Fernmeldehoheitsrecht, ein Teil des Verwaltungsmonopols der DBP, oder die Befugnis übertragen, ein materiell ausschließlich dem Staat zustehendes ,Hoheitsrecht” auszuüben. Dies war und ist im Ergebnis seit langem unbestritten %). Von seiten der Post wurde einer solchen Auffassung immer entgegen getreten. Deshalb wurde bei der Neufassung des FAG %) die frühere Fassung des Telegrafengesetzes („Verleihung der Ausübung des in § 1 bezeichneten Rechts”) in „die ‚Befugnis‘ zur Errichtung und zum Betrieb einzelner Fernmeldeanlagen kann verliehen“ werden (§ 2) geändert, um jeden Zweifel auszuschließen. Richtig ist, daß auch der Begriff „verleihen“ wenig glücklich ist 6%), weil er häufig auf die Übertragung eines Rechtes hindeutet, was jedoch bei § 2 FAG durch den Wortlaut („Befugnis zur Errichtung...”) eindeutig ausgeschlossen wird. Dies ist einer der 62) Im einzelnen vgl. Wolff, a.a.O., S. 353 f. 62) 00, o.-20e 64) Badura, a.a.O., S. 258 f.; s. auch a.a.O., S. 91; zur Konzession vgl. auch Wolff, Verwaltungsrecht, 2. Bd., 3. Aufl. 1970, § 104 I d 2 (S. 389); vgl. ferner Krüger, Grundfragen einer rechtsstaatlichen Wassergesetzgebung, Rechtsgutachten, Heft 3 der Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Industrie-Wasserwirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie (0.J.) S. 54, 58: Die echte Konzession „unterscheidet sich vielmehr von allen anderen Arten der Gewährung dadurch, daß der Staat mit der Konzession dem Bürger eine Tätigkeit gestattet, die er an sich sich selbst vorbehalten hat — die also nicht nur negativ verboten ist —, sei es, daß es sich hier um Ausübung staatlicher Hoheit oder um ein Monopol handele. Alles übrige wie, ob z.B. die echte Konzession aus der niederen Regalität stammt ..., ist unerheblich”; Fleiner, a.a.O., S. 346. 65) So schon Neugebauer, a.a.O., Anm. 1 I zu $ 2 FAG (S. 102); Aubert, 3. Aufl., a.a.O., S. 105 (so auch schon in den früheren Auflagen); Badura, a.a.O., S. 207; Jellinek, Verwaltungsrecht, Neudruck 1966, S. 524, 527; Erbs/Kohlhaas, Anm. 1 zu § 2 FAG. 66) Vom 14. 1. 1928, RGBL I, S. 8. 66a) Das FAG spricht auch von genehmigungsfreien und genehmigungspflichtigen Fernmeldeanlagen (§§ 3, 15). 434

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

Gründe, warum die DBP in der Verwaltungspraxis den Begriff „Genehmigung” dem Begriff „Verleihung“ vorgezogen hat °”). Es kann nicht in Abrede gestellt werden, daß vereinzelt in Urteilsbegründungen Formulierungen enthalten sind, die Mißdeutungen zulassen. Die Kritik sollte jedoch nicht bei solchen nicht ganz eindeutigen Formulierungen verweilen °°), sondern das wirkliche Ergebnis gerichtlicher Erkenntnisse herausarbeiten. Im übrigen kann man eine — bedauerliche — begriffliche Unschärfe weder den Gerichten noch einer Verwaltung anlasten, solange die wissenschaftliche Durchdringung noch zu so wenig Übereinstimmung geführt hat, wie in manchen Bereichen, die Gegenstand dieser Abhandlung sind. Wenn das OVG Hamburg ®) formuliert, durch die fernmelderechtliche Genehmigung verleihe „der Staat einem Bürger die Dauerbefugnis, ein materiell ausschließlich dem Staat zustehendes Hoheitsrecht auszuüben”, so mag man darüber streiten, ob die Verwendung des Begriffs /Hoheitsrecht” glücklich ist. Die Feststellung des OVG ist jedoch im Er-

gebnis richtig, wie in vorliegender Untersuchung dargelegt wird. Noch

weniger kann gegen die Formulierung des VG Frankfurt/M.”®) eingewandt werden, die Genehmigungsgebühr nach $ 2 FAG sei „kein Entgelt für den einmaligen Akt der Verleihung“, sondern werde dafür geschuldet „daß die Klägerin ein ausschließlich dem Staat zustehendes Recht ausüben kann“, nämlich eine Fernmeldeanlage zu errichten und zu betreiben. Es ist unzutreffend, daraus zu folgern, der Inhaber einer Fernmeldegenehmigung, die ihn berechtigt, ein Rundfunkgerät zu betreiben, werde damit „dem beliehenen Unternehmen” 7!) gleichgestellt, er werde als „beliehener Unternehmer“ behandelt. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß sich eine Auseinandersetzung mit der kontroversen Diskussion um die Rundfunkgebühr heute nicht mehr lohnt, hinter der sich keineswegs nur Rechtsfragen, sondern äußerst wichtige wirtschaftliche, kulturelle, politische, rundfunkorganisatorische und Kompetenzverteilungsfragen zwischen dem Bund und den Ländern verbargen. Die für das Verhältnis Post — Rundfunk grundsätzlichen Fragen wurden durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. 2. 19617?) und des Bundesverwaltungsgerichts vom 15. 3. 1968 ??) entschieden. Danach ist die früher auf § 2 FAG gestützte 67) Vgl. zu den Gründen, die zur Verwendung des Begriffs „Genehmigung“ geführt haben, Neugebauer, Das neue Rundfunkrecht, Sonderheft 4 des Archivs für Funkrecht 1932, S. 1, 11 ff., auch wenn manches an den Ausführungen Neugebauers — aus heutiger Sicht — juristisch nicht überzeugend sein mag. 68) Kimminich, a. a. O., z.B. S. 21, 22. 69) Urteil v. 10. 7. 1956, Archiv PF 1957, S. 207 = DOV 1957, S. 118. 70) Urteil v. 13. 9. 1960, Archiv PF 1961, S. 52. 71) Kimminich, a. a.O., 5. 21. Diese Auffassung wurde u.a. schon von Jellinek, a.a.O©., S. 527, ausdrücklich abgelehnt! 72) BVerfGE 12, S. 205. 73) BVerwGE 29, 5. 214 = Archiv PF 1968, S. 861, mit ausführlicher kritischer Anmerkung von Mauser, vgl. auch BVerwG, Urteil v. 10. 12. 1971 — VII C 45.69 — NJW 1972, 5. 968 (Anm. Rudolf, NJW 1972, S. 1292) = DVBI 1972, S. 926 (Anm. Jank) =

BVerwGE 39, S. 159; hierzu Scholz, Private Rundfunkfreiheit und öffentlich-rechtlicher Rundfunkvorbehalt, JuS 1974, 5. 299.

2:

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Rundfunkgebühr eine Anstaltsnutzungsgebühr (mit Beitragseinschlag), die den Rundfunkanstalten zusteht ”*). Die Kompetenz des Bundes beschränkt sich nach Art. 73 Nr. 7 GG auf das Fernmeldewesen (Sendeseite einschließlich Empfangsseite) 5). Die Rundfunkprogrammseite (Produktion, Programmverbreitung) und die Rundfunkorganisation einschließlich der

Regelung der Rundfunkgebühr fällt dagegen in die Kompetenz der Länder

bzw. der Rundfunkanstalten. Zum Fernmeldewesen gehören jedoch auch die Rundfunksender und die Rundfunkempfangsanlagen, die ebenfalls Funkanlagen sind, und deshalb nur mit Genehmigung der DBP errichtet

und betrieben werden dürfen (§ 1 Abs. 1 Satz 2, $ 2 FAG). Aufgrund der

Kompetenz des Bundes für das Fernmeldewesen wäre die DBP durch die ergangene Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 15. 3. 1968, die die frühere auf $ 2 FAG gestützte Rundfunkgebühr betraf, nicht daran gehindert, auch für das Betreiben von Rundfunkempfangsanlagen eine

fernmelderechtliche Genehmigungsgebühr zu erheben. Daß sie davon ab-

gesehen und sich entschlossen hat, Rundfunkempfangsgeräte gebührenfrei allgemein zu genehmigen, beruht ausschließlich auf Zweckmäßigkeitserwägungen °®). Die Ausführungen werden in diesem Zusammenhang nur deshalb erforderlich, weil man sich von interessierter Seite auf diesen höchstrichterlich entschiedenen und daher abgeschlossenen Streit beruft und daraus

verallgemeinernde Folgerungen für das Fernmelderecht, das zur Kompetenz des Bundes gehört, zu ziehen versucht, die unzutreffend sind. Aus der ausgedehnten Diskussion um die Rundfunkgebühr können keinerlei negative Schlüsse auf den Umfang und den Inhalt der Fernmeldehoheit, das Fernmeldemonopol oder die Genehmigungspflicht von Fernmeldeanlagen gezogen werden. Im Gegenteil, wenn das Bundesverfassungsgericht ””) im Fernsehurteil die Genehmigungspflicht für Rundfunksender bejaht, weil das Fernmeldewesen, wie überall in der Welt, einer einheitlichen Ordnung im Interesse der Allgemeinheit bedarf 7%), ist der Schluß viel zwingender, daß 20 bis 30 Millionen Rundfunkempfangsgeräte, die ebenfalls Störungen — auch untereinander — verursachen können, nicht ungenehmigt errichtet und betrieben werden dürfen 7), wie es das FAG auch eindeutig vorsieht. Die Entscheidung des Streits um die Rundfunkgebühr ließ den Inhalt und den Umfang der Fernmeldehoheit des Bundes und des Monopols der DBP unberührt. Auch das Bundesverwaltungsgericht hat in der Entscheidung vom 8. 12. 1967 ausdrücklich festgestellt, daß die ausschließliche Funkhoheit nach § 1 FAG trotz Art 5 GG der DBP zustehe °°).

a

74) BVerwG, a.a.O.; Staatsvertrag über die Regelung des Rundfunkgebührenv. 31. 10. 68, s. Lehr/Berg, Rundfunk und Presse in Deutschland, 1971, S. 23 ff. 75) 76) 77) 78) 79) 80)

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BVerfG, a.a.O. Jahrbuch 1972, S. 353, 375. BVerfGE 12, S. 205. Ebenso Badura, a.a.O., S. 204, 205. Aubert, 3. Aufl., a.a.O., S. 83 ff. BVerwGE 28, S. 278 = Archiv PF 1969, S. 85 — Dena —.

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

Richtig ist dagegen, daß der Inhaber einer genehmigten privaten Fernmeldeanlage rechtlich nicht „beliehener Unternehmer“ ist. Von der DBP wurde dies niemals behauptet und von der Rechtsprechung nicht festgestellt. Zum Begriff des „beliehenen Unternehmers” wird auf die einschlägige Fachliteratur verwiesen °!). Durch die normale Fernmeldegenehmigung nach § 2 FAG werden dem Genehmigungsinhaber nicht öffentliche Aufgaben, ein Verwaltungsmonopol oder sonstige hoheitliche Aufgaben zur Besorgung in eigener Zuständigkeit und Verantwortung, wenn auch unter Aufsicht des Staates, übertragen, wie z.B. dem Technischen Uberwachungsverein ®?). Der Genehmigungsinhaber erlangt nach § 2 FAG lediglich die Befugnis, eine eigene private Fernmeldeanlage anstelle der DBP zu errichten und zu betreiben. 8 2 FAG ließe es allerdings auch zu, vom Rechtsinstitut des „beliehenen Unternehmers” Gebrauch zu machen. Abs. 1 Satz 2 ermächtigt die DBP ausdrücklich, „die Verleihung ... für bestimmte Strecken oder Bezirke” zu erteilen. Würde die DBP hiervon Gebrauch machen, und z.B. für das Land Nordrhein-Westfalen oder für die Stadt Köln einer privaten Firma die Befugnis verleihen, anstelle aber unter Aufsicht der DBP (§§ 1, 6 FAG) ein regionales öffentliches Kabelton- oder Kabelfernsehrundfunknetz zu errichten und zu betreiben, dann wäre die aufgrund § 2 FAG ermächtigte private Firma rechtlich „beliehener Unternehmer”. Das von der DBP auszuübende Ausschließlichkeitsrecht des Bundes nach § 1 FAG enthält zugleich die korrespondierende Verpflichtung, die Bedürfnisse der Allgemeinheit nach Fernmeldedienstleistungen zu befriedigen. Soweit die DBP dieser Verpflichtung nicht selbst nachkommt, und ein vorliegender, unter Berücksichtigung gesamtwirtschaftlicher Belange und Prioritäten, berechtigter Bedarf auch nicht durch die Genehmigung einzelner privater Fernmeldeanlagen für den jeweiligen Interessenten befriedigt werden kann oder soll, könnte die DBP ihrer Verpflichtung nach § 1 FAG auch dadurch nachkommen, daß sie sich für bestimmte Bereiche „beliehener Unternehmer“ bedient. Im Gegensatz zum Inhaber einer „normalen“ Fernmeldegenehmigung, die diesen grundsätzlich nur berechtigt, seinem eigenen Bedarf mit Hilfe der genehmigten privaten Fernmeldeanlage zu genügen, würde für einen „beliehenen Unternehmer“ der gleiche Zulassungszwang wie für die DBP selbst gelten. Bei der durch einen „beliehenen Unternehmer” errichteten privaten Fernmeldeanlage würde es sich um ein öffentliches Netz handeln, das der Benutzung durch jedermann offenstünde und deshalb der Befriedigung eines allgemeinen Bedarfs dienen würde. Dies ergibt sich nicht nur aus allgemeinen Rechtsgrundsätzen, sondern zwingend aus § 8 FAG (,,... sei es von der Deutschen Bundespost, sei es von der Gemeindeverwaltung oder von einem anderen Unternehmer, zur Benutzung ... errichtet, so kann jeder ... den An81) Wolff, Verwaltungsrecht, Bd. 2, 3. Aufl., 1970, § 104, S. 386 ff.; Badura, a.a.O., S. 242 ff., 252 f.; Franz Mayer, Allgemeines Verwaltungsrecht, 3. Aufl., 1972, S. 51; Vogel, Offentliche Wirtschaftseinheiten in privater Hand, 1959, S. 47 ff. 82) Selbst beim Technischen Uberwachungsverein wird es teilweise bestritten, daß es sich um einen „beliehenen Unternehmer” handelt. 437

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schluß ... verlangen“). Hiervon wurde in der Vergangenheit durchaus Gebrauch gemacht. Bis zur Neufassung des FAG 1928 stand den Gemeinden sogar ein Rechtsspruch auf Genehmigung eines eigenen öffentlichen Lokalnetzes zu. Es läßt sich auch die Auffassung vertreten, daß der Inhaber einer von der DBP nach § 2 FAG genehmigten Seefunkstelle, über die öffentlicher Verkehr abgewickelt wird, wie dies z.B. bei größeren Passagierschiffen der Fall ist, rechtlich als beliehener Unternehmer zu betrachten ist. Wie man auch in diesem Zusammenhang sieht, ist die Konzeption des FAG auch aus heutiger Sicht äußerst modern. Die Väter des FAG haben einen großen Weitblick bewiesen. Obwohl man dem Reich bzw. dem Bund ein denkbar umfassendes Monopol im Interesse der Allgemeinheit gesichert hat, erlaubt die Kombination zwischen § 1 und § 2 FAG — ein umfassendes repressives Verbot mit Befreiungsvorbehalt — die erforderliche Flexibilität. Diese ermöglicht es, die erforderlichen Prioritäten zu setzen und sich andererseits jeder neuen Entwicklung, wie z. B. im Bereich der Datenübertragung oder bei der Errichtung oder dem Betrieb öffentlicher Kabelton- und Kabelfernsehrundfunknetze **), angemessen und unter Berücksichtigung gesamtwirtschaftlicher Belange, zu der die DBP verpflichtet ist 54), anzupassen. Es ist nicht überraschend, wenn dies aus der Sicht betroffener Interessenten anders beurteilt wird. Es handelt sich um natürliche Interessen- . gegensätze. Die DBP hat im Interesse der Allgemeinheit eine öffentliche Aufgabe zu erfüllen. Sie stellt sich jeder sachlichen Kritik und hat diese nicht zu fürchten; sie kann sich aber bei der Erfüllung ihrer Aufgabe durch einseitige oder vordergründige Angriffe nicht beirren lassen. 2. Nebenbestimmungen

zur

Fernmeldegenehmigung

(Auflagen,

Widerrufsvorbehalt)

a) Allgemeines Nach § 32 in einem Entwurf für ein Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) §°), der dem Bundestag vorliegt, und im wesentlichen das allgemeine Verwaltungsrecht auf der Grundlage der herrschenden Lehre und Rechtsprechung kodifiziert, darf ein Verwaltungsakt, auf den ein Anspruch besteht, nur dann mit einer Nebenbestimmung versehen werden, wenn dies durch Rechtsvorschrift ausdrücklich zugelassen ist oder sicherstellen 83) Ossenbühl, Rundfunkrechtliche Aspekte des lokalen Fernsehens, DOV 1972, S. 293. Ossenbühl hält unter Hinweis auf § 1 Abs. 1 Satz 2 FAG Kabelrundfunkanlagen für Funkanlagen, die stets genehmigungspflichtig sind (S. 299); ebenso Lerche, Rundfunkmonopol, 1970, S. 15—17; Scharf, Aufgabe und Begriff des Rundfunks, Bay VBI. 1968, S. 337, 340 und Lieb, Kabelfernsehen und Rundfunkgesetze, 1974, S. 55 ff., 61, 62 mit ausf. Begr.; vgl. auch Stammler, Verfassungs- und organisationsrechtliche Probleme des Kabelrundfunks, 1974; Stern/Bethge, Öffentlich-rechtlicher und privatrechtlicher Rundfunk, 1971; Rudolf, Über die Zulässigkeit privaten Rundfunks, 1971 und Demme, Das Kabelfernsehen (Closed-circuid-television) in rechtlicher Sicht, 1969; vgl. ferner zur Zulässigkeit eines öffentlich-rechtlichen Monopols in diesem Bereich nach EG-Recht EuGH, Urteil v. 30. 4. 1974, DVBl. 1974, S. 628 — Telebiella — S. a. Anm. 73. 84) § 2 PostVwG. 85) BT-Drucksache 7/910; BR-Drucksache 227/73. 438

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

soll, daß die gesetzlichen Voraussetzungen des Verwaltungsakts erfüllt werden. Besteht kein Rechtsanspruch, steht also der Verwaltungsakt im pflichtgemäßen Ermessen der Behörde, sind dagegen u. a. folgende Nebenbestimmungen zulässig: — Eine Befristung des Verwaltungsakts. — Der Vorbehalt des Widerrufs. — Bedingungen, das sind Bestimmungen, nach denen der Eintritt oder der Wegfall einer Begünstigung oder einer Belastung von dem ungewissen Eintritt eines zukünftigen Ereignisses abhängt. — Auflagen, das sind Bestimmungen, durch die dem Begünstigten ein Tun, Dulden oder Unterlassen vorgeschrieben wird. — Der Vorbehalt der nachträglichen Aufnahme, Änderung oder Ergänzung von Auflagen. b) Nebenbestimmungen

zur Fernmeldegenehmigung

Für die Fernmeldegenehmigung

nach $ 2 FAG

bedeutet dies:

Auch soweit § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG für bestimmte Elektrizitätsversorgungsunternehmen einen Rechtsanspruch für private Drahtfernmeldeanlagen für betriebliche Zwecke einräumt, sind Nebenbestimmungen zur Fernmeldegenehmigung (Auflagen, Widerrufsvorbehalt) schon nach heutiger Rechtslage zulässig, weil § 1 Abs. 2 Satz 1 FAG dies ausdrücklich vorsieht („... sowie die Festsetzung der Bedingungen der Verleihung ...”). Soweit kein Rechtsanspruch auf eine Fernmeldegenehmigung besteht, was nach $ 2 FAG die Regel ist, wären die genannten Nebenbestimmungen auch ohne die ausdrückliche Regelung in $ 2 FAG schon nach allgemeinem Recht zulässig. Dies folgt insbesondere auch aus der Rechtsnatur der Regelung nach §§ 1, 2 FAG als repressivem Verbot mit Befreiungsvorbehalt °°). c) Gebührenauflagen

zur Fernmeldegenehmigung

Es wurde schon erwähnt, daß die DBP die Entgelte für die Verleihung der Befugnis, eine eigene private Fernmeldeanlage zu errichten und zu betreiben, die sogenannten Genehmigungsgebühren, im Wege der Auflage zur Fernmeldegenehmigung festsetzt. Durch die Auflage wird der durch die Genehmigung Begünstigte verpflichtet, eine bestimmte, in der Regel monatliche, also laufende „Genehmigungsgebühr” zu entrichten. Rechtsgrundlage der Erhebung der Fernmeldegenehmigungsgebühren sind daher die §§ 1, 2 FAG in Verbindung mit dem jeweiligen Verwaltungsakt, der Fernmeldegenehmigung, durch den im Einzelfall die Befugnis zur Errichtung und zum Betrieb einer eigenen privaten Fernmeldeanlage eingeräumt wird. Die Erhebung von Gebühren für die Fernmeldegenehmigung und das auf § 2 FAG gestützte Verfahren der DBP entspricht dem im FAG deutlich zum Ausdruck gekommenen Willen des Gesetzgebers. Insoweit kann auf 86) Wolff, Bd. 1, a.a.O., § 48 II c 1, S. 354; im Ergebnis ebenso Badura, a. a. O., S. 206 ff., 208, der die Fernmeldegenehmigung jedoch als Konzession qualifiziert. Vel. allgemein Karl, Der Rechtsschutz gegeniiber rechtswidrigen Nebenbestimmungen begiinstigender Verwaltungsakte, Diss. (Wiirzburg), 1973. 439

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die Gesetzesmaterialien verwiesen werden *). Folgerichtig wird deshalb in § 9 FAG unterschieden zwischen Gebühren „aus der Benutzung” der Fernmeldeanlagen der DBP (Abs. 1) und „Beträgen, die für die Erteilung einer Verleihung, für die Ausübung von Rechten aus ihr oder für die Verletzung von Verleihungsbedingungen geschuldet werden” (Abs. 2) ®). Die Verwaltungspraxis der DBP bei der Erhebung von Fernmeldegenehmigungsgebühren ist auch aus heutiger Sicht rechtlich unbedenklich *°). Zutreffend hat daher der Bundesgerichtshof in einer grundlegenden Entscheidung vom 30. 11. 1959 °°) unter Hinweis auf die Entstehungsgeschichte und die Rechtsprechung des Reichsgerichts *') festgestellt: „Die Rechtsgrundlage für die Erhebung von (Genehmigungs-)Gebühren ergibt sich bereits aus § 2 FAG... Jede Verleihung kann von Auflagen abhängig gemacht werden. Einer weiteren Rechtsgrundlage bedarf auch die Forderung von Geldbeträgen nicht, wenn diese als Auflage zu betrachtende Forderung in sachgerechtem Zusammenhang mit der Verleihung steht ... Den Ausführungen ... des Gutachtens von Wacke ®), Verwaltungsgebühren anläßlich einer Verleihung könnten nach dem für das Gebührenrecht kennzeichnenden Grundsatz des speziellen Entgelts nur in einmaligen Zahlungen, nicht aber in laufenden Vergütungen bestehen, kann für die hier in Betracht kommenden Verleihungsgebühren nicht beigetreten werden” ??). Wie man bei diesen völlig eindeutigen Feststellungen behaupten kann, der Bundesgerichtshof lasse ausdrücklich die Frage offen, ob die Festsetzung der Fernmeldegenehmigungsgebühren als eine Auflage konstruiert werden könne °*), bleibt unverständlich. Der BGH hat die Zulässigkeit von Gebührenauflagen eindeutig bejaht. Deshalb konnte er die Frage, ob die Verordnung über Privatfernmeldeanlagen vom 1. 12. 1942 *°) und die sie

87) Für das Telegraphengesetz = Reichstagsdrucksachen 1892, S. 4858, 4860; für die Novelle zum Telegraphengesetz von 1908 = Reichstagsdrucksachen Nr. 681, XII. Legislaturperiode, 1. Session, Bd. 246, 5. 4380, 4381; für das FAG = Reichstagsdrucksachen 1924/27 Nr. 3682, S. 8 = Archiv PT 1928, S. 48. 88) Neugebauer, a.a.O., Anm. 3 I A zu § 2 FAG (S. 109 f.). 89) Aubert, a.a.O., 3. Aufl., S. 132 f.; Badura, a.a.O., S. 208; Schneider, NJW 1961, S. 53 ff., 56; Peters, DOV 1957, S. 118, 120 (in einer Anmerkung zu dem erwähnten Urteil des OVG Hamburg); Wolff, Verwaltungsrecht. Bd. 1, a.a.O., § 42 II a 2 (S. 283 oben), unter ausdrücklichem Hinweis auf § 9 Abs. 2 i. V.m. § 2 FAG. 90) Archiv PF 1960, S. 100, 105, 106 = MDR 1960, S. 466 = DOV 1960, S. 550; vgl. die ausführliche Anmerkung von Aubert hierzu mit weiteren Nachweisen, der sich insbesondere auch mit den abweichenden Ausführungen von Wacke (in einem Gutachten für die unterlegene Klägerin), die auch vom BGH ausdrücklich als unzutreffend zurückgewiesen wurden, auseinandersetzt (Archiv PF, a. a. O., S. 107 ff.). 91) RGZ 116, S. 24, 28. 92) Erstattet für die unterlegene Klägerin; und: Gebühren für Anschlüsse an freie Fernmeldeanlagen, Finanz-Archiv 1955/56, S. 331; sowie: Verleihung von Fernmeldeberechtigungen an Bundesbehörden, Archiv für öffentl. Recht 1956, S. 459; dagegen Aubert, Archiv PF 1956, S. 227 und Archiv PF 1960, S. 107. 93) A.a.O., 5. 105, re. Sp. o. 94) Kimminich, a.a.O., 5. 27. 95) Amtsblatt des RPM 1943, S. 12. 440

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

ändernde Verordnung vom 24. 6. 1953 °°) rechtswirksam zustande gekommen waren, was in dem entschiedenen Fall bestritten worden war, dahingestellt sein lassen °”). Der Bundesgerichtshof hat zudem in dieser Entscheidung ausdrücklich festgestellt, daß „das Abhängigmachen der Verleihung .... von der Zahlung von laufenden (Genehmigungs-)Gebühren nicht als sachwidrig angesehen werden” ®) kann. Im Ergebnis stimmt hiermit das Bundesverwaltungsgericht überein, das sich in einer späteren Entscheidung vom 7. 5. 1971 °°) ausdrücklich billigend auf die zitierte Entscheidung des Bundesgerichtshofs berufen hat !®). Da § 2 Abs. 2 FAG Nebenbestimmungen ausdrücklich vorsieht, können selbstverständlich auch für private Drahtfernmeldeanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen laufende Fernmeldegenehmigungsgebühren erhoben werden !"1). Der vorliegend, gestützt auf die höchstrichterliche Rechtsprechung und das FAG, vertretenen Rechtsauffassung steht das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Rundfunkgebühr '°") nicht entgegen. Dieses Urteil ist ersichtlich und mit Recht beherrscht von dem ihm zugrunde liegenden besonderen Sachverhalt. Diese Besonderheit war, daß mittels einer Fernmeldegenehmigungsgebühr nach $ 2 FAG von der DBP eine Gebühr erhoben wurde (beim Tonrundfunk z.B. jahrzehntelang monatlich 2 DM), die von vornherein dazu bestimmt war, zu ihrem ganz überwiegenden Teil an die Rundfunkanstalten abgeführt zu werden, damit diese damit ihren Aufwand, vor allem für die Programmproduktion, finanzieren konnten. Der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ist im Ergebnis zuzustimmen. Einzelne Äußerungen in der Begründung, die der von der DBP vertretenen Auffassung entgegenzustehen scheinen, werden verständlich, wenn man diesen besonderen Sachverhalt berücksichtigt, auch wenn diese Äußerungen des Bundesverwaltungsgerichts fernmelderechtlich in Zweifel zu ziehen sind. Wegen des besonderen Sachverhalts lassen sich aus diesem Urteil auf keinen Fall verallgemeinernde Schlüsse für die Frage der Erhebung von Fernmeldegenehmigungsgebühren ziehen 1%). 96) Bundesanzeiger Nr. 122 v. 30. 6. 53. 97) Die Frage ist heute gegenstandslos, weil die genannten Verordnungen inzwischen ausdrücklich aufgehoben worden sind; vgl. Jahrbuch 1972, S. 353 f. 98) A.a.O., S. 105, re. Sp. u. 99) — VII C 67.69 —, Rechtsbeil. EW 1972, S. 1 (auszugsweise). 100) Vgl. auch Jahrbuch 1972, S. 353, 373 ff. 101) Neugebauer, a.a.O., Anm. 5 IT E zu § 2 FAG (S. 114); Aubert, a. a. O., 3. Aufl., S. 142; Lancelle, Die Befugnis der Elektrizitätswerke zur Errichtung und zum Betrieb eigener Betriebsfernmeldeanlagen, Diss., 1933, S. 62 f.; Schneider, NJW 1961, 9:55 #56: Bez 116,9. 24, 27, 102) Urteil vom 15. 3. 68, BVerwGE 29, 5. 215 = DVBI. 1968, S. 657 = NJW 1968, S. 1393 = Archiv PF 1968, S. 861. 103) Vgl. Jahrbuch 1972, a.a.O., S. 353, 374 f. (besonders Anmerkung 107); Mauser, Archiv PF 1968, S. 865 ff., in einer kritischen Anmerkung zu der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts; Aubert, a.a.O., 3. Aufl., S. 83 ff., S. 85; vgl. auch Kratzer, BayVbl. 1967, S. 66. 441

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Durch die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ist lediglich abschließend geklärt, daß die DBP die bisherige Rundfunkgebühr — nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts eine den Rundfunkanstalten zustehende Anstaltsnutzungsgebühr für die Teilnahme am Rundfunk — nicht im Wege einer Auflage zur Fernmeldegenehmigung für die Errichtung und den Betrieb einer Rundfunkempfangsanlage festsetzen kann. Nicht negativ entschieden ist dagegen durch dieses Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, ob die DBP auch für die Genehmigung von Rundfunkempfangsgeräten — wie für alle anderen Fernmelde- und Funkanlagen — eine reine Fernmeldegenehmigungsgebühr erheben darf, was rechtlich zu bejahen ist !"*). Wenn die DBP aus Zweckmäßigkeitsgründen davon absieht, so können daraus keine rechtlichen Schlüsse auf Inhalt und Umfang des Fernmeldemonopols der DBP gezogen werden. Im übrigen läßt sich gerade auch aus dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Rundfunkgebühr — wie aus anderen Entscheidungen dieses Gerichts — ableiten, daß das Bundesverwaltungsgericht gegen die Festsetzung eines Entgelts als Auflage zur Fernmeldegenehmigung an sich keine rechtlichen Bedenken zu erheben hat. Die Fernmeldegenehmigung ist ein begünstigender Verwaltungsakt !®), weil sie von dem Verbot des § 1, das auch den wirtschaftlichen Interessen der DBP zu dienen bestimmt ist 1°°), Befreiung erteilt. Sie bleibt ein begünstigender Verwaltungsakt '°°*), auch wenn hierfür laufende Genehmigungsgebühren zu entrichten sind, die im Wege der Auflage zur Genehmigung festgesetzt werden. Da § 2 Abs. 2 FAG die Beifügung von Auflagen zur Genehmigung ausdrücklich zuläßt und auf die Genehmigung grundsätzlich kein Rechtsanspruch besteht, können gegen die erwähnte höchstrichterliche Rechtsprechung, die die Erhebung von Genehmigungsgebühren aufgrund von Genehmigungsauflagen zuläßt, keine begründeten Einwendungen erhoben werden. Nicht vergleichbar ist dagegen die Sach- und Rechtslage bei den Sondernutzungsgebühren nach dem Straßen- und Wegerecht 1%). Es fehlt vor allem an einer mit § 1 FAG vergleichbaren Rechtsposition des Staates. Ein weiterer erheblicher Unterschied zu der Regelung der §§ 1, 2 FAG ist darin zu sehen, daß die in Betracht kommenden Straßen- und Wegegesetze ausdrücklich die Erhebung von „Sondernutzungsgebühren“ vorsehen. Daher liegt es nahe, in diesem Bereich die für die Erhebung von Gebühren geltenden Rechtsgrundsätze uneingeschränkt anzuwenden. Die Ermächtigung in § 2 FAG zur Erhebung von Fernmeldegenehmigungsgebühren im Wege der Auflage ist hinreichend bestimmt, da Inhalt, Zweck und Ausmaß der Gebührenerhebung durch Rechtsvorschriften ausreichend begrenzt sind. Hierbei soll dahingestellt bleiben, ob dies bei be104) Schmidt/Bleibtreu/Klein, GG, a. a. O., Rd. Nr. 24 zu Art. 73 Nr. 7; Jahrbuch 1972, 3.2.0; 9. 353,375, 105) BVerwGE 28, S. 278 = Archiv PF 1969, 5. 85. S. a. Anm. 86 u. 5. 433. 106) Vgl. Anm. 162—164. 106a) Badura, JuS 1964, S. 103 ff. 107) Z.B. § 8 Abs. 3 Satz 1 Bundesfernstraßengesetz oder § 18 Abs. 2 Satz 3 BayStrWG; vgl. BVerwG, Urteil vom 21. 10. 1970 — IV C 95.68 — DOV 1971, S. 100; Urteil vom 21. 10. 1970 — IV C 137.68 — DOV 1971, S. 102; Urteil vom 21. 10. 1970 — IV C 38.69 — DOV 1971, S. 103 = DVBI. 1971, S. 180 ff. 442.

Rechtsfragen zur Genehmigung für private Fernmeldeanlagen günstigenden Verwaltungsakten ebenso erforderlich ist wie bei belastenden Verwaltungsakten. Diese Begrenzung muß sich nicht aus der Ermächtigungsnorm selbst ergeben. Wie das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung zu § 14 PostVwG ausgeführt hat, genügt es den Anforderungen des Rechtsstaatsprinzips, wenn sich die erforderliche Bestimmtheit aus dem Zusammenhang und der Zielsetzung ergibt, die die gesetzliche Regelung insgesamt unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung und der bisherigen Praxis verfolgt 1%). Der Inhalt der gesetzlichen Grundlage für die Festsetzung von Genehmigungsgebühren ergibt sich unmittelbar aus dem Wortlaut des $ 2 Abs. 2 Satz 1 FAG, nämlich die Bedingungen — das sind auch Gebührenauflagen — für die Genehmigung zum Errichten und zum Betreiben einzelner privater Fernmeldeanlagen festzusetzen. Der Zweck der Ermächtigung ergibt sich aus den einzelnen Vorschriften des PostVwG, insbesondere aus § 15 Abs. 1. Danach muß die DBP als Sondervermögen des Bundes mit eigener Haushalts- und Rechnungsführung ihren Haushalt so aufstellen und durchführen, daß sie die zur Erfüllung ihrer Aufgaben und Verpflichtungen notwendigen Ausgaben aus ihren Einnahmen bestreiten kann. Zu diesen Ausgaben gehören nicht nur die Kosten für die von ihr angebotenen Dienste, sondern u. a. die gemäß § 21 Abs. 3 PostVwG an den Bund zu leistenden Ablieferungen. Ferner die Bildung und Erhaltung einer Rücklage von 100 Millionen DM zur Deckung von Fehlbeträgen nach § 20 Abs. 1 PostVwG. Hinzu kommen die ständigen hohen Ausgaben aus der Verpflichtung der Bundespost nach § 2 Abs. 3 PostVwG, ihre betrieblichen Anlagen nach den Anforderungen des Verkehrs technisch weiterzuentwickeln und zu vervollkommnen. Im Rahmen der Haushalts- und Finanzpolitik müssen schließlich die allgemeinen politischen Lasten der Bundespost (z.B. Versorgung der ehemaligen Angehörigen der Deutschen Reichspost nach dem Gesetz zu Artikel 131 GG) berücksichtigt werden. Da andererseits nach § 15 Abs. 1 Satz 2 PostVwG Zuschüsse aus der Bundeskasse nicht geleistet werden, können die Mittel für die vielseitigen Aufwendungen im wesentlichen nur aus dem Gebührenaufkommen gewonnen werden, dessen Zweck damit hinreichend begrenzt ist. Aus der Begrenzung des Zwecks der in $ 2 Abs. 2 FAG enthaltenen gesetzlichen Grundlage für das Festsetzen von Genehmigungsgebühren, die sich aus dem Zusammenhang zwischen dem FAG und dem PostVwG (8 2 Abs. 3, § 15 Abs. 1, §§ 20 und 21) ergibt, ist auch das Ausmaß der Ermächtigung erkennbar !"). Der Grundsatz, daß die Post ihre Ausgaben aus den Einnahmen bestreiten muß, die im wesentlichen nur aus den Gebühren bestehen, zieht gleichzeitig eine Grenze für das Ausmaß der Gebühren. Ferner sollen nach § 22 Abs. 2 PostVwG Kredite nur zur Schaffung von Anlagewerten aufgenommen werden; ihre Verzinsung und Tilgung aus 108) BVerfG, Beschl. v. 24. 2. 1970, BVerfGE 28, S. 66 = Archiv PF 1970, S. 547 = DOV 1970, S. 338 = NJW 1970, S. 892; BVerwG, Urteil vom 22. 1. 1971 — IV C 83.71 — DOV 1971, S. 422 unter Berufung auf die vorgenannte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu § 14 PostVwG; ebenso BVerfGE 8, 5. 307; BVerfGE 33, S. 358; BVerwG, Urteil vom 2. 7. 1969 — IV C 68.67 — JZ 1970, S. 183. 109) BVerfGE 4, S. 7, 22; 8, S. 274, 318. 443

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den Gesamtbetriebseinnahmen muß dauernd gewährleistet sein. Damit ist zugleich festgelegt, daß die sonstigen Ausgaben aus den Einnahmen finanziert werden sollen. Wegen der im einzelnen genannten Vorschriften des PostVwG sah es das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung vom 24. 2. 1970 1!) als unmöglich an, von der in $ 14 PostVwG enthaltenen Ermächtigung, in nicht voraussehbarer Weise Gebrauch zu machen. Es hielt deshalb Inhalt, Zweck und Ausmaß der Ermächtigung für hinreichend deutlich bestimmt. Im Hinblick auf diese Vorschriften des PostVwG ergibt sich aus dem Gesamtzusammenhang der Vorschriften des FAG und des PostVwG zwingend, daß im Ergebnis auch für die in $ 2 Abs. 2 FAG enthaltene Ermächtigung im Wege der Auflage „Genehmigungsgebühren” für das Genehmigen privater Fernmeldeanlagen als Befreiung von dem repressiven Verbot des § 1 FAG zu verlangen, nichts anderes gelten kann. Bei der dargestellten Besonderheit der Fernmeldegenehmigung, die von dem repressiven Verbot, Fernmeldeanlagen zu errichten und zu betreiben, Befreiung erteilt, ist die Verpflichtung zur Zahlung von Genehmigungsgebühren wesentliche Voraussetzung für das Erteilen der Genehmigung, weil das ausschließliche Recht der DBP, Fernmeldeanlagen zu errichten, auch den wirtschaftlichen Interessen der DBP zu dienen bestimmt ist 10a), Die Gebührenauflage steht daher mit der Fernmeldegenehmigung in einem untrennbaren inneren Zusammenhang. Es handelt sich um eine vorhabenbezogene Auflage, die die Genehmigung qualitativ verändert. Die Gebührenauflage ist daher eine sogenannte unselbständige, modifizierende Auflage, die keiner isolierten Anfechtung fähig ist. Anderenfalls würde nach einer erfolgreichen isolierten Anfechtung der Gebührenauflage die ursprüngliche Genehmigung durch eine andere, nicht beabsichtigte Genehmigung weitergehender Art ersetzt, die die DBP als wirtschaftlich geführtes Sondervermögen nicht erteilt hätte, und nach §§ 1, 2 FAG mangels eines uneingeschränkten Rechtsanspruches so nicht hätte erteilen müssen '""). d) Rechtliche

Qualifizierung

der Genehmigungsgebühren

aa) Benutzungsgebühren Gebiihrenrechtlich werden im allgemeinen !!!?) zwei Hauptgruppen unterschieden, die Benutzungsgebühren und die Verwaltungsgebühren. Benutzungsgebühren werden als öffentlich-rechtliches Entgelt erhoben für die 110) BVerfGE 28, S. 66 = Archiv PF 1970, S. 547 = DOV 1970, S. 338 = NJW 1970, S. 892. 110 a) S. Anm. 162—164. 111) Kopp, VwGO, a.a.O., Anm. 5 und 7a zu § 42 und Anm. 3 zu § 113; Karl, Der Rechtsschutz gegenüber rechtswidrigen Nebenbestimmungen begünstigender Verwaltungsakte, Diss. (Würzburg), 1973, S. 103 ff., 110 ff.; BVerwG, Urt. v. 8. 2. 74 — IV C 73.72 — BayVBl. 1974, S. 379; enger BVerwG, Urt. v. 21. 10. 1970 — IV C 165.65 — DOV 1971, 5. 167, das jedoch das Nachschieben von Auflagen, was sich die DBP in jeder Genehmigung vorbehält, ausdrücklich zuläßt. Zu beachten ist auch die Rechtswegbestimmung des § 9 FAG, vgl. Gemeinsamer Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes, Beschl. v. 15. 3. 71 — GmS — OGB — 1/70 —, NJW 1971, 5. 1606 = DVBI. 1971, S. 619 = BVerwGE, 37, 369; s. a. Badura, JuS 1964, S, 103 ff. 111a) Vgl. hierzu BVerwGE 44, S. 202, 205 u. BVerwG, Urt. v. 15. 12. 1972 — I C 58/70 — NJW 1973, S. 725, 726. add

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

Benutzung öffentlicher Einrichtungen "'?), z. B. für die Benutzung der Einrichtungen des Post- und Fernmeldewesens. Die Post- und Fernmeldebenutzungsgebühren werden, wie die Benutzungsbedingungen, aufgrund § 14 PostVwG nach Maßgabe der Beschlüsse des Verwaltungsrats durch Rechtsverordnung des BPMin festgesetzt. Die Fernmeldegenehmigungsgebühren sind keine Benutzungsgebühren. Sie werden nicht für die Benutzung einer Einrichtung des Post- und Fernmeldewesens, sondern für die Genehmigung zum Errichten und Betreiben einer eigenen privaten Fernmeldeanlage erhoben, also für die Befreiung von dem grundsätzlichen Verbot nach § 1 FAG, Fernmeldeanlagen durch andere als die DBP zu errichten und zu betreiben. Es ist daher abwegig, aus benutzungsrechtlichen Regelungen rechtliche Schlüsse für die Fernmeldegenehmigungsgebühren zu ziehen 118), Soweit die DBP für Nebenanschlußleitungen, Querverbindungen, Abzweigleitungen und Leitungen für besondere Zwecke (§§ 6, 7, 9 Abs. 1 FO) oder für Stromwege mit Endstellen in verschiedenen Fernsprechortsnetzbereichen (§ 43 ff. FO) Ausgleichsgebühren nach den Fernmeldegebührenvorschriften verlangt, handelt es sich ausschließlich um benutzungsrechtliche und benutzungsgebührenrechtliche Vorschriften. Sie haben ihre Rechtsgrundlage allein in $ 14 PostVwG. Genehmigungsrechtliche Fragen nach §§ 1, 2 FAG stellen sich insoweit nicht. Auch die sogenannte Anschließungsgenehmigung (§ 28 Abs. 1 FO), die die Voraussetzung für die Anschließung einer privaten Nebenstellenanlage (§ 27 FO) an das öffentliche Netz ist, ist keine Fernmeldegenehmigung nach § 2 FAG. Insoweit handelt es sich um eine benutzungsrechtliche Anschließungsvoraussetzung, die ihre Grundlage ebenfalls ausschließlich im Benutzungsrecht, nämlich der FO (§ 28) und der der FO und den Fernmeldegebührenvorschriften zugrunde liegenden Ermächtigungsnorm (§ 14 PostVwG) hat. Eine private Fernmeldeanlage setzt begrifflich voraus, daß sie vom öffentlichen Netz der DBP getrennt ist und unabhängig von diesem besteht. Sie darf ohne besondere Genehmigung der DBP nach § 2 FAG nicht mit einer anderen genehmigungspflichtigen oder genehmigungsfreien privaten Fernmeldeanlage verbunden werden ''3). Nehmen Personen, denen nach § 3 FAG das Recht zusteht, genehmigungsfreie Anlagen zu errichten und zu betreiben, Leistungen der DBP in Anspruch, verbinden sie mit Zustimmung der DBP ihre private Fernmeldeanlage z.B. über Abzweigleitungen (§ 7 FO) mit dem öffentlichen Netz der DBP oder bedienen sie sich anstelle ihrer genehmigungsfreien privaten Fernmeldeanlage, weil diese immer nur beschränkten Zwecken genügen kann, einer Nebenstellenanlage (§ 22 ff. FO), so gelten insoweit immer und ausschließlich die Benutzungsbedingungen und die Benutzungsgebühren der DBP, wie sie in der FO, den FGV und anderen Benutzungsverordnungen festgelegt sind. Eine Berufung auf begünstigende genehmigungsrechtliche Vorschriften des FAG scheidet dann aus. 112) v. Dreising, Verwaltungskostengesetz 1971, Anm. 1.1.2 (S. 27); Wolff, Verwaltungsrecht, Bd. 1, a. a. O., § 42 II 2 (S. 280); Franz Mayer, a. a. O., 5. 153. 112 a) Kimminich, a.a.O., S. 15 f. 113) Jahrbuch 1972, S. 353, 368 ff. 445

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Vergünstigungen bei den Benutzungsbedingungen oder den Benutzungsgebühren können unter Berufung auf Sonderrechte nach dem FAG nicht verlangt werden, wenn die vom FAG Begünstigten aus wohlerwogenen Gründen auf eigene private Fernmeldeanlagen verzichten und den Anschluß an die öffentlichen Netze wegen der damit verbundenen Vorteile (Verkehr mit beliebigen Personen) vorziehen. Dies gilt für diejenigen, denen nach § 3 FAG das Recht eingeräumt ist, ohne Einzelgenehmigung der DBP private Fernmeldeanlagen für bestimmte Zwecke zu errichten und zu betreiben. Dies gilt selbstverständlich erst recht für die Elektrizitätsversorgungsunternehmen, soweit diesen (nur!) nach § 2 Abs. 2 FAG ein Rechtsanspruch auf Genehmigung eigener privater Drahtfernmeldeanlagen für betriebliche Zwecke eingeräumt ist. Jeder, dem vom FAG eine Sonderstellung eingeräumt ist, muß sich entscheiden, ob eine genehmigungsfreie oder genehmigungspflichtige private Fernmeldeanlage seinen Bedürfnissen genügt, ob z.B. seinen betrieblichen Bedürfnissen im Rahmen einer eigenen, vom öffentlichen Netz grundsätzlich getrennten privaten Fernmeldeanlage zu genügen ist, oder ob besser Einrichtungen der DBP in Anspruch genommen werden. Entscheidet er sich für die Benutzung von Einrichtungen der DBP, so gelten ausschließlich die Vorschriften der Benutzungsverordnungen. Ein Grundstückseigentümer kann sich daher nicht auf die Genehmigungsfreiheit für bestimmte Grundstücksanlagen (§ 3 Abs. 1 Ziff. 3 FAG) berufen, wenn er statt einer privaten, nur begrenzten Zwekken genügenden Fernmeldeanlage eine private Nebenstellenanlage des öffentlichen Fernsprechnetzes benutzt; dies gilt ohne Einschränkung auch für die nichtamtsberechtigten Nebenstellen. Soweit ,,Ausgleichsgebiihren” nach den (benutzungsrechtlichen) Fernmeldegebührenvorschriften den Ausfall an Gesprächsgebühren ausgleichen sollen und für das ,,Zugestandnis” erhoben werden, private Leitungen als Bestandteil des öffentlichen Fernsprechnetzes betreiben zu dürfen, wodurch eine Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit des öffentlichen Fernsprechnetzes (schlechtere Bündelausnutzung) eintritt, handelt es sich ausschließlich um benutzungsrechtliche Regelungen. Die Gründe hierfür ergeben sich allein aus der zugestandenen besonderen Benutzung des öffentlichen Fernmeldenetzes. Die genannten „Ausgleichsgebühren” nach den Fernmeldegebührenvorschriften sind daher reine Benutzungsgebühren. Auch soweit die DBP Einrichtungen zur Benutzung überläßt, muß sie verhindern, daß dem öffentlichen Netz Verkehr entzogen wird und ihr nur die schlechteren Risiken verbleiben bzw. dafür sorgen, daß Sonderaufwendungen für besondere Schaltungen, eine besondere Leitungsführung oder eine besondere Abnahme- und Überwachungstätigkeit gesondert abgegolten werden. Dies liegt im Interesse der Allgemeinheit, weil dadurch die Wirtschaftlichkeit der von der DBP für die Benutzung durch jedermann vorgehaltenen öffentlichen Netze gesichert wird !!*). Aus dem FAG können hiergegen keine Einwendungen hergeleitet werden. Wer sich, obwohl er die Möglichkeit nach dem FAG hätte, mit einer eigenen privaten Fernmeldeanlage nicht begnügt, sondern den Anschluß an das öffentliche Netz der DBP vorzieht oder Ein114) Jahrbuch 1972, S. 353, 357. 446

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

richtungen des öffentlichen Netzes der DBP benutzt, unterliegt insoweit allein den geltenden Benutzungsbedingungen und Benutzungsgebühren der DBP. Aus den nichtausgenutzten Sonderrechten nach dem FAG können keine Rechte hergeleitet werden !"°). bb) Verwaltungsgebühren Verwaltungsgebühren sind das Entgelt für eine gebührenpflichtige Amtshandlung, die im Zusammenhang mit der Regelung eines Einzelfalls auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts vorgenommen wird, und eine besondere Inanspruchnahme der öffentlichen Verwaltung bewirkt !!°). Bei der Fernmeldegenehmigung wird zwar auch eine Amtshandlung, nämlich die Erteilung der Genehmigung, vorgenommen. Die Fernmeldegenehmigung erschöpft sich jedoch, im Gegensatz z.B. zur Ausstellung eines Passes, zur Erteilung eines Führerscheins oder der Zulassung eines Kraftfahrzeuges, nicht in dieser Amtshandlung. Durch die Fernmeldegenehmigung erhält der Begünstigte die Befugnis, anstelle der DBP eine eigene private Fernmeldeanlage zu errichten und zu betreiben, sie also auf Dauer für seine Zwecke zu nutzen. Die Fernmeldegenehmigungsgebühren können daher nicht den Verwaltungsgebühren in dem definierten Sinn zugeordnet werden. Gegen die Verwendung des Begriffs Verwaltungsgebühr wäre dagegen nichts einzuwenden, wenn er inhaltlich so begriffen würde, daß er das Wesen der Fernmeldegebühren mit umfaßt. Nach den maßgebenden Definitionen für Verwaltungsgebühren ist dies heute nicht der Fall. Allerdings besteht auch im Abgaben- und Gebührenrecht keine völlige begriffliche Übereinstimmung. Es ist zu hoffen, daß das — für die DBP nicht unmittelbar geltende — Verwaltungskostengesetz vom 23. 6. 1970, das auf der Grundlage der herrschenden Lehre und insbesondere der höchstrichterlichen Rechtsprechung eine begrüßenswerte bundesrechtliche Kodifizierung des allgemeinen Gebührenrechts gebracht hat, zu einer weiteren Klärung und Bereinigung gebührenrechtlicher Fragen beitragen wird '!?). cc) Konzessionsabgaben Im Gegensatz zu den Benutzungs- und Verwaltungsgebühren, die entweder für die Benutzung einer öffentlichen Einrichtung oder für eine bestimmte Amtshandlung als einer besonderen Inanspruchnahme der öffentlichen Verwaltung erhoben werden (besondere Geldabgaben !'%), sind allgemeine öffentliche Abgaben Geldleistungen, die ohne eine spezielle 115) Jahrbuch 1972, S. 353 ff., 357 f., 368 ff.; Hess. VGH, Archiv für das Postund Fernmeldewesen, 1972, S. 471 ff. m. Anm. Klingler, S. 483 ff.; ebenso AG Frankfurt/Main, Urteile v. 21. 11. 1972, an das die vom Hess. VGH entschiedenen Verfahren vom BVerwG, Urt. v. 21. 4. 1972, BB 1972, 5. 731, wegen § 9 Abs. 1 Satz 2 FAG verwiesen wurden. 116) § 1 Abs. 1 Verwaltungskostengesetz v. 23. 6. 1970 (BGBl. I, S. 821); v. Dreising, Verwaltungskostengesetz, a.a.O., Anm. 1.1.2 (S. 27) zu § 1; Peters, Lehrbuch der Verwaltung, 1949, S. 333 f.; Wolff, Verwaltungsrecht, Bd. 1, a.a.O., S. 280. 117) Jahrbuch 1972, S. 353, 373—375; Hessischer VGH, Archiv PF 1972, S. 471 ff., m. Anm. Klingler, S. 483 ff. 118) Wolff, Verwaltungsrecht, Bd. 1, a.a. O., 5. 279. 447

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Gegenleistung der öffentlichen Hand zu erbringen sind, wie z.B. die Steuern. Sie werden entsprechend der Leistungsfähigkeit allen Bürgern gleichmäßig auferlegt und dienen allgemein zur Deckung der Staatsausgaben !!?). Die Fernmeldegenehmigungsgebühren

sind,

wie

Benutzungs-

und

Verwaltungsgebühren, ein öffentlich-rechtliches Entgelt für eine bestimmte, besondere Leistung der DBP !20), obwohl sie diesen nicht zugeordnet werden können.

Neben den genannten Gebührenarten werden zu den besonderen

Geldabgaben !?'), die als öffentlich-rechtliches Entgelt für eine bestimmte Gegenleistung der Verwaltung erhoben werden, auch die sogenannten Konzessionsabgaben

gezählt !??).

Als öffentlich-rechtlihe Konzessionsabgaben werden laufende Ent-

gelte bezeichnet, die für die Möglichkeit erhoben werden, von einer erteilten Erlaubnis oder Verleihung Gebrauch zu machen !?°). Als ein Beispiel für eine Konzessionsabgabe nennt Wolff !?*) ausdrücklich die „Gebühr für den Betrieb von Fernmeldeanlagen (§ 9 Abs. 2 i. V.m. § 2 Abs. 2 FAG)”. Auch wenn vor allem in den Randbereichen des öffentlichen Abgabenrechts keine völlige begriffliche Übereinstimmung besteht, so dürfte es doch der überwiegenden Auffassung entsprechen, daß mit einem einheitlichen (engen) Begriff der Verwaltungsgebühr nicht alle Formen öffentlich-rechtlicher Entgelte zutreffend erfaßt werden können, soweit sie nicht zu den Benutzungsgebühren, Beiträgen '”?) oder Steuern zählen '*°*). Dies gilt besonders auch für die Fernmeldegenehmigungsgebühren. Die erwähnte Definition der öffentlich-rechtlichen Konzessionsab-

gabe entspricht am besten dem Inhalt und dem Zweck der Fernmeldegenehmigungsgebühr.

Die

DBP

erbringt

eine

Dauerleistung



mit

der

119) Wolff, a.a.O., S. 278; § 1 AO, in § 1 AO wird jedoch — entgegen einer verbreiteten Auffassung — „kein numerus clausus der Abgabenarten festgelegt”,

BVerwGE 44, S. 202, 205. Vgl. a. BVerwG, Urt. v. 15. 12. 1972 — I C 58/70 — NJW

1973, S. 725, 726. 120) Als Beiträge können sie nicht qualifiziert werden. Vgl. zu dem Begriff Wolff, a.a.O., S. 279. 121) -Wolff, a. a. O25. 279. 122) Wolff, a.a.O., S. 282. Diese öffentlich-rechtlichen Konzessionsabgaben dürfen nicht verwechselt werden mit den insbesondere von den Gemeinden als Konzessionsabgaben erhobenen Entgelten für die Berechtigung zur Verlegung von Elektrizitäts-, Wasser- oder Ferngasleitungen in öffentlichen Wegen und damit für die Gewährung des Versorgungsrechts für das Kreis- oder Gemeindegebiet; diese werden im allgemeinen auf der Grundlage des Eigentums an den Wegen privatrechtlich vereinbart. Ihre rechtliche Beurteilung ist teilweise strittig. Die Frage soll hier nicht weiter verfolgt werden (siehe Wolff, a. a.O., S. 283, mit weiteren Nachweisen). 123) Wolff, a.a.O., S. 283; im Ergebnis übereinstimmend Franz Mayer, Allgemeines Verwaltungsrecht, a.a.O., S. 153. Mayer definiert abweichend von Wolff (a. a. O., 5. 278—283) die Gebühren wie folgt: „Die Gebühr ist das öffentlich-rechtliche Entgelt entweder für die Benutzung einer öffentlichen Einrichtung (Benutzungsgebühr) oder für die Tätigkeit einer Behörde (Verwaltungsgebühr) oder für die Möglichkeit, von einer öffentlich-rechtlichen Erlaubnis, Bewilligung oder sonstigen Verleihung dauernd Gebrauch zu machen (Verleihungsgebühr, gelegentlich auch Konzessionsabgabe genannt).” 124) A.a.O., S. 283. 125) S. Anm. 120. 125a) S. a. Anm. 119. 448

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

typischen Verwaltungsgebühr wird dagegen grundsätzlich eine Verwaltungstätigkeit abgegolten, die sich in einer einmaligen Amtshandlung erschöpft (z.B. Ausstellung eines Passes) —. Die DBP verzichtet auf die Ausnutzung des von ihr ausgeübten ausschließlichen Rechts nach § 1 FAG, Fernmeldeanlagen zu errichten und zu betreiben; ein Recht, das auch den wirtschaftlichen Interessen der DBP zu dienen bestimmt ist. Sie genehmigt statt dessen („macht das Zugestandnis”), daß der an einer Fernmeldeverbindung Interessierte eine eigene, private Fernmeldeanlage errichtet und auf Dauer benutzt, also von der Fernmeldegenehmigung dauernd Gebrauch macht. Auch das FAG selbst wollte die „Genehmigungsgebühren“ weder den Benutzungs- noch den Verwaltungsgebühren, in dem vorstehend definierten (engen) Sinn, zurechnen. Deshalb wurde in § 9 FAG, wie ausgeführt worden ist, zutreffend unterschieden zwischen „Gebühren . aus der Benutzung” (Abs. 1) und „Beträgen ... für die Erteilung einer Verleihung, für die Ausübung von Rechten aus ihr oder für die Verletzung von Verleihungsbedingungen ...” (Abs. 2) !?%). Nicht uninteressant ist, daß auch schon bei der Beratung des Telegraphengesetzes, des Vorläufers des FAG, nebeneinander von „Gebühren für die Erteilung der Verleihung“, „Genehmigungsgebühren“, aber auch schon von „Konzessionsgebühren” gesprochen wurde !?”). Die Qualifizierung der Fernmeldegenehmigungsgebühren als Konzessionsabgaben deckt sich mit dem im FAG deutlich zum Ausdruck gekommenen Willen des Gesetzgebers, den einschlägigen Gesetzesmaterialien und der höchstrichterlichen Rechtsprechung. Das OVG Hamburg und das VG Frankfurt, die so hart kritisiert wurden '?®), haben im Ergebnis völlig zutreffend die Fernmeldegenehmigungsgebühr nach § 2 FAG als öffentlichrechtliche Konzessionsabgabe betrachtet (daß das Bundesverwaltungsgericht schließlich die Rundfunkgebühr als Anstaltsnutzungsgebühr der Rundfunkanstalten eingeordnet hat, ändert nichts) !°°). Auch wenn die Fernmeldegenehmigungsgebühren rechtssystematisch zu den öffentlich-rechtlichen Konzessionsabgaben zu rechnen sind, besteht kein Anlaß, von dem eingebürgerten Begriff „Fernmeldegenehmigungsgebühr” abzugehen, solange im Abgaben- und Gebührenrecht, ebenso wie im Verwaltungsrecht hinsichtlich des Begriffs der Genehmigung, noch keine völlige begriffliche Übereinstimmung besteht. 126) Neugebauer, a.a.O., Anm. 6 zu § 9 FAG (S. 212). 127) Neugebauer, a.a.O., Anm. 3 I A zu § 2 FAG (S. 109 f.). 128) Kimminidı. aa. O:, S.-20/21. 129) Im Fachschrifttum haben sich fiir die Einordnung der Fernmeldegebiihren als Konzessionsabgaben ausgesprochen: Peters, DOV 1957, S. 120 (in einer Anmerkung zu dem erwähnten Urteil des OVG Hamburg); Peters, Die Zuständigkeit des Bundes im Rundfunkwesen, 1954, S. 6 f., 39, 46; Eckner in Bundespost und Rundfunk, 1959, S. 76 f. und Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, 1957, S. 212 (ebenfalls in einer Anmerkung zu dem erwähnten Urteil des OVG Hamburg); auch nach Badura müssen die Fernmeldegenehmigungsgebühren den Konzessionsabgaben zugerechnet werden, weil Badura die Fernmeldegenehmigung rechtssystematisch als Konzession und nicht als Genehmigung betrachtet. Unter einer Konzession ist nach Badura zu verstehen, die fallweise Gestattung der Ausübung der an sich zugunsten der DBP monopolisierten Tätigkeit durch einen Privaten. „Zu den Auflagen gehört auch die Gebührenfestsetzung. Die Verpflichtung zur Gebührenleistung entspringt der Konzessionserteilung ...” (Badura, a. a.O., S. 206 f., 208 (Anm. 113), 250 f.).

29 Fernmeldewesen

449

U. Klingler, III. Die Höhe

G. Mahler

der Fernmeldegenehmigungsgebühren

1. Das gebührenrechtliche Kostendeckungsprinzip

Bei der Bemessung der Fernmeldegenehmigungsgebühren ist nicht

das

gebührenrechtliche

Kostendeckungsprinzip

zu

beachten.

Es

gilt nur

dort, wo seine Beachtung gesetzlich vorgeschrieben ist '?°). Für die Fernmeldegenehmigungsgebühren ist die Beachtung des Kostendeckungsprin-

zips nicht gesetzlich vorgeschrieben 3%). Es besagt vereinfacht, daß die erhobenen Gebühren den durch die Leistung der Verwaltung verursachten durchschnittlichen

Aufwand

nicht übersteigen

dürfen '").

2. Das gebührenrechtliche Aquivalenzprinzip

Bei der Festsetzung der Fernmeldegenehmigungsgebühren ist jedoch

das Äquivalenzprinzip zu beachten, das auf dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beruht und deshalb dem Gebührenbegriff immanent ist. Nach dem Äquivalenzprinzip müssen die Gebühren so bemessen werden, daß zwischen der den Verwaltungsaufwand — als einem

wesentlichen Bemessungsfaktor — berücksichtigenden Höhe der Gebühr

einerseits und der Bedeutung, dem wirtschaftlichen Wert oder dem sonstigen Nutzen der Leistung der Verwaltung für den Empfänger andererseits ein angemessenes Verhältnis besteht oder, wie das Bundesverfassungsgericht mehrfach formuliert hat, „kein Mißverhältnis besteht” '??). Das gebührenrechtliche Äquivalenzprinzip ist auch dann zu beachten, wenn man

die Fernmeldegenehmigungsgebühren

den öffentlich-rechtlichen

Kon-

zessionsabgaben zuordnet !#?). Werden die Grenzen beachtet, die das Äquivalenzprinzip für die Festsetzung der Höhe der Gebühren vorschreibt, so dürfen — anders als bei der Anwendung des Kostendeckungsprinzips — die Gebühren den Verwaltungsaufwand, der nur ein, wenn auch wichtiger

Gebührenbemessungsfaktor ist, auch erheblich übersteigen '?*). Das folgt auch aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu § 14 PostVwG, durch die der Ausgleich zwischen kostenunter- und kosteniiber-

130) BVerfGE 20, S. 257; 28, S. 66 = Archiv PF 1970, S. 547; Klingler, Archiv PF

1972, S. 483 ff. und Jahrbuch 1972, S. 353, 357 f.; Klingler, Mahler und Dr. Müller-Using, O., Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1973, S. 235, 247 ff.; Franz Mayer, §a.a. S. 154; v. Dreising, Verwaltungskostengesetz, a.a.O., Anm. 3 zu § 3 (S. 38); 3 Satz

2 Verwaltungskostengesetz vom 23. 6. 1970 (BGBI. I, S. 821). 130 a) Klingler/Mahler/Dr. Miiller-Using, a. a.O., S. 250 ff. 131) § 3 Satz 2 VwKostG lautet: Ist gesetzlich vorgesehen, daß Gebühren nur zur Deckung des Verwaltungsaufwandes erhoben werden, sind die Gebührensätze so zu bemessen, daß das geschätzte Gebührenaufkommen den auf die Amtshandlungen entfallenden durchschnittlichen Personal- und Sachaufwand für den betreffenden Verwaltungszweig nicht übersteigt. 132) So z.B. $ 3 Satz 1 Verwaltungskostengesetz, das allerdings für die DBP wegen der für sie als Sondervermögen geltenden Besonderheiten nicht unmittelbar gilt (§ 1 Abs. 2, Ziff. 6 Verwaltungskostengesetz) — vgl. v. Dreising, Verwaltungskostengesetz, a. a.O., Anm. 3.6 zu $ 3 (S. 32) —; BVerfGE 20, S. 257, 270; BVerwGE 12, S. 162 (169); 26, S. 305, 309; v. Dreising, a.a.O., Anm. 2 zu § 3 (S. 37 f.); Franz Mayer, Verwaltungsrecht, a. a. O., S. 154. 133) Wolff, Verwaltungsrecht, Bd. 1, a.a.O., 5. 283. 134) BVerwGE 29, S. 214, 215 = Archiv PF 1968, S. 861, 863; BVerwGE 12, 6:'162,.169. 450

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

deckenden Dienstzweigen ausdrücklich mit der Begründung bejaht wurde, daß ein Unternehmen wie die DBP, das Leistungen der Daseinsvorsorge zu erbringen hat, nicht immer in allen Bereichen kostendeckende Gebühren erzielen kann '*°), Würden innerhalb der Grenzen, die das gebührenrechtliche Äquivalenzprinzip zuläßt, nicht auch Gebühren erhoben werden können, die den Aufwand der Verwaltung erheblich übersteigen, so wäre trotz der für die DBP positiven Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ein Kostenausgleich zwischen den Dienstzweigen in der Praxis nicht zu erreichen, auf den die DBP als Sondervermögen des Bundes mit eigener Haushalts- und Rechnungsführung (§§ 3, 15 PostVwG) gerade auch nach der Auffassung des Bundesverfassungsgerichts angewiesen ist. Außerdem würde dann auch die Unterscheidung zwischen den beiden gebührenrechtlichen Bemessungsprinzipien ihren Sinn verlieren. Dürften auch bei der Anwendung des Äquivalenzprinzips die Gebühren für eine bestimmte Art von Amtshandlungen nicht höher sein als die Aufwendungen der Verwaltung, dann wären Kostendeckungs- und Äquivalenzprinzip im Ergebnis identisch !*°). Andererseits sollte auch bei Geltung des Aquivalenzprinzips aus rechtlichen und wirtschaftlichen Erwägungen der der DBP entstehende Aufwand die unterste Grenze für die Festsetzung einer Gebühr sein, soweit nicht ausnahmsweise besondere Gründe dem entgegenstehen oder sogar ein Unterschreiten dieser Grenze gebieten, was sich z.B. aus dem Sozialstaatsprinzip in besonderen Fällen ergeben kann !?”). Eine Nichtbeachtung der nach dem Aquivalenzprinzip bei der Gebührenfestsetzung zu beachtenden Grundsätze führt nur dann zu einer Aufhebung eines angefochtenen Gebührenbescheids, wenn das Äquivalenzprinzip gröblich verletzt ist, d.h., wenn ein Mißverhältnis zwischen der Höhe der Gebühr und der Leistung der Verwaltung besteht '3®). Diese Grundsätze gelten nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung ohne jede Einschränkung. Abweichende Meinungen '*°) konnten die Rechtsprechung nicht beeinflussen. Aus der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 21. 10. 1970 '°) la&t sich nicht ableiten, der wirtschaftliche Nutzen einer Leistung der Verwaltung dürfe bei der Festsetzung einer Gebühr nach dem Äquivalenzprinzip nicht berücksichtigt werden. Bei dieser Entscheidung ging 135) BVerfGE 28, S. 26 = Archiv PF 1970, S. 547, 555. 136) BVerwGE 12, S. 162, 170. 137) Hessischer VGH, Archiv PF 1972, S. 471; ebenso OVG Hamburg, Archiv PF 1969, 5. 644. 138) BVerwGE 26, 5. 308. 139) So z.B. Hans-Heinrich Rupp, Verfassungsrechtliche Aspekte der Postgebühren und des Wettbewerbs der Deutschen Bundespost mit den Kreditinstituten, 1971, 5. 23, der, wie einige andere, aus dem Entgeltcharakter der Gebühr (im Gegensatz zur Steuer) folgert, bei Fehlen einer ausdrücklichen gesetzlichen Regelung müsse das gebührenrechtliche Kostendeckungsprinzip Anwendung finden. Die Auffassung Rupps wurde in der Rechtsprechung ausdrücklich abgelehnt, z.B. durch die erwähnten Entscheidungen des Hessischen VGH, Archiv PF 1972, S. 471 ff. 140) — IV C 137.68 — DOV 1971, S. 102 = DVBI. 1971, S. 180 ff., auf die sich Kimminich, a. a.O., S. 31, beruft.

29*

451

U. Klingler,

G. Mahler

es um die Gebühr für eine wegerechtliche Sondernutzung. Der Kläger, ein Aufsteller von Kaugummi-Automaten (im entschiedenen Fall von der Größe 21—45—19 cm), machte geltend, daß durch die Erhebung der geforderten jährlichen Gebühr von 5 DM sein Gewerbebetrieb unwirtschaftlich würde. Berücksichtigt man diesen Sachverhalt, wird verständlich, daß das Bundesverwaltungsgericht in dem entschiedenen Fall den Einwand des Klägers zurückgewiesen und darauf hingewiesen hat, daß es bei dem Vergleich zwischen der Leistung der Verwaltung (der Sondernutzungsgenehmigung) und der Höhe der geforderten Gebühr nicht auf den wirtschaftlichen Ertrag ankomme, der aufgrund der Sondernutzung erzielt wird, sondern auf das Ausmaß der Beeinträchtigung des Gemeingebrauchs durch die genehmigte Sondernutzung. Für diese Auslegung sprechen vor allem auch die angestellten Erwägungen des Bundesverwaltungsgerichts '*'). Aus dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 21. 10. 1970 lassen sich deshalb keine Einschränkungen für den herrschenden Begriff des Aquivalenzprinzips ableiten. Dies hat das OVG Münster in einem Urteil vom 18. 9. 1972142) selbst für wegerechtliche Sondernutzungsgebühren, auf die sich die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts bezog, abgelehnt und unter Berufung auf die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 14. 4. 1967 '#?) und ausdrücklich gegen die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 21. 10. 1970!) festgestellt, daß neben der Beeinträchtigung des Gemeingebrauchs für die Bemessung der Gebührensätze bei Sondernutzungsgebühren auch noch andere Faktoren als sachgerecht betrachtet werden müssen, „nämlich der wirtschaftliche Vorteil, den die Sondernutzung verschafft“. In der Entscheidung vom 14. 4. 1967 >) auf die sich das OVG Münster beruft, hatte das Bundesverwaltungsgericht ausgeführt '*°): „Für die Beurteilung der Frage (es ging um die Genehmigung von Plakatwerbung), ob im vorliegenden Fall die nach der maßgeblichen Tarifstelle erhobenen Gebühren dem Äquivalenzprinzip entsprachen, also nach dem oben Gesagten in keinem Mißverhältnis zu der von der Verwaltung

gebotenen Leistung standen, kommt es hier entscheidend auf den Nutzen

141) A.a.O., S. 103: „Ein derartiges Vorbringen (von der Gebührenerhebung gehe eine die Automatenaufstellung wirtschaftlich erdrosselnde Wirkung aus) mag gegenüber einer Steuer und evtl. auch gegenüber einer Heranziehung zu Verwaltungsgebühren beachtlich sein können (vgl. dazu etwa BVerfGE 14, S. 76 (10f.) und BVerwGE 26, S. 305 (311)). Bei Nutzungs- und Benutzungsgebühren liegt es anders. Da nämlich bereits ihre gebührenrechtliche Zuverlässigkeit voraussetzt, daß sie zur Nutzungs- bzw. Benutzungsmöglichkeit in einem nicht unangemessenen Verhältnis stehen, kann eine scheinbar erdrosselnde Wirkung derartiger Gebühren in Wahrheit nur die dem Betrieb fehlende Rentabilität aufdecken. Das kann nicht zur Rechtswidrigkeit der Heranziehung führen. Ob evtl. Ausnahmen zu machen sind, wenn die (Benutzungs-)Gebühren eine objektiv gewichtige Höhe erreichen, mag auf sich beruhen. Ein solcher Fall liegt bei einer Heranziehung zu einer Gebühr von 5 DM jährlich offensichtlich nicht vor.” 142) — II A 535/70 —, Gewerbe-Archiv 1973, S. 51, 52. 143) BVerwGE 26, 5. 305, 308. 144) A.a.O., s. Anm. 140. 145) BVerwGE 26, 305 ff. 146) A.a.O., S. 310. 452

Rechtsfragen zur Genehmigung für private Fernmeldeanlagen der begehrten Amtshandlung für den Gebührenschuldner an, der sich — gerade auch bei Plakatwerbeanlagen — in dessen wirtschaftlichem Interesse an der Genehmigung zeigt. Daß dieser Nutzen bei der Genehmigung einer großflächigen Anlage größer ist — und zwar erheblich größer — als bei einer nur kleinen Anlage, kann nicht bezweifelt werden; die Erhebung von entsprechend höheren Gebühren für die Genehmigung ‘und Abnahme von größeren Werbeanlagen kann daher als solche nicht gegen das Äquivalenzprinzip verstoßen.” Das Bundesverwaltungsgericht setzt sich dann mit der Frage auseinander, ob zur Feststellung des wirtschaftlichen Nutzens eine schwierige Rentabilitätsermittlung erforderlich ist, und lehnt diese mit der Begründung ab, es sei lediglich erforderlich, ein Mißverhältnis, also eine grobe Verletzung der Verhältnismäßigkeit, auszuschließen. Das Bundesverwaltungsgericht fährt dann !*”) fort: „Eine Rentabilitätsermittlung ... ist schließlich nicht deswegen erforderlich, weil die Gebühr in nicht seltenen Anwendungsfällen ... zu einem beachtlichen Kostenfaktor hätte werden können. Zwar hat der VII. Senat in seinem Urteil vom 24. März 1961 (BVerwGE, 12, 162, 170) beiläufig ausgesprochen, Verwaltungsgebühren dürften nicht so hoch festgesetzt werden, daß sie zu einem beachtlichen Kostenfaktor würden, der Preiserhöhungen auslöse. Der erkennende Senat vermag dem nicht uneingeschränkt zu folgen, weil sich bei einer Gebührenerhöhung nicht stets eine preisbeeinflussende Wirkung wird vermeiden lassen, ohne daß damit nach Auffassung des erkennenden Senats das Äquivalenzprinzip verletzt würde. Von entscheidender Bedeutung ist nach dem oben Gesagten nur, ob die Gebühr im Mißverhältnis zu der Leistung der Behörde und dem sich daraus für den Gebührenschuldner ergebenden Nutzen steht. Davon wird man zwar sprechen müssen, wenn eine Gebühr — vergleichbar einer Erdrosselungssteuer — ,erdrosselnden’ Charakter hat, sie also einen bestimmten Wirtschaftszweig an die Grenze des Ruins bringt und damit prohibitiv wirkt; ... Von einem Mißverhältnis kann jedoch noch nicht die Rede sein, wenn die Gebühr die Preiskalkulation lediglich zu beeinflussen geeignet ist und zu Preiserhöhungen führen kann.” Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 14. 4. 1967 wurde so ausführlich wiedergegeben, weil sie überzeugt. Die klare und eindeutige höchstrichterliche Rechtsprechung zum Aquivalenzprinzip ist nicht auslegungsfähig mit dem Ziel, die Anwendung des Äquivalenzprinzips bei Verwaltungsgebühren aus Rechtsgründen nur in eingeschränktem Umfang zuzulassen (und dies auf die Fernmeldegenehmigungsgebühren zu übertragen), wie es von Kimminich versucht wird 48). Dies gebietet auch nicht die wirtschaftliche Vernunft oder eine gerechte Gestaltung des Abgaben- und Gebührenrechts. Zutreffend hat das Bundesverwaltungsgericht 14°) schon früher ausgeführt, „eine Gebühr ist lediglich das Äquivalent für Amtshandlungen, von denen einzelne Per147) A.a.O., S. 311. 148) A.a.O., S. 31 ff. 149) BVerwGE 12, S. 162, 170. 453

U. Klingler,

G. Mahler

sonen besondere Vorteile haben, so daß es gerechtfertigt erscheint, den Staat an diesen Vorteilen partizipieren zu lassen, damit eine Belastung der Allgemeinheit mit den Kosten der Amtshandlung vermieden wird”. Das Bundesverwaltungsgericht hat im übrigen auch schon in dieser Entscheidung °) zutreffend darauf hingewiesen, daß bei Anwendung des Aquivalenzprinzips die Gebühreneinnahmen den Aufwand der Verwaltung für die betreffenden Amtshandlungen durchaus übersteigen dürfen. Angesichts der feststehenden höchstrichterlichen Rechtsprechung und der Kodifikation des allgemeinen Bundes-Gebührenrechts im Verwaltungskostengesetz vom 23. 6. 1970 5!) auf der Grundlage der höchstrichterlichen Rechtsprechung und der herrschenden Lehre, kann an dieser Stelle davon abgesehen werden, auf die jüngere gebührenrechtliche Literatur !??), soweit sie Gesetzgebung und Rechtsprechung nicht zu beeinflussen vermochte, näher einzugehen. Die Äußerungen im Fachschrifttum können nur vom Gesetzgeber berücksichtigt werden, der im Rahmen seines gesetzgeberischen Ermessens zu entscheiden hat, ob für bestimmte Gebühren das gebührenrechtliche Kostendeckungsprinzip anzuwenden ist, wozu es einer ausdrücklichen gesetzlichen Festlegung bedarf. Fehlt eine solche Festlegung, ist bei der Gebührenfestsetzung das Äquivalenzprinzip, wie es im vorstehenden dargestellt worden ist, zu beachten. 3. Die Leistung der DBP Schon aus der bisherigen Untersuchung ergibt sich, daß es abwegig ist, die Leistung der DBP allein in dem Genehmigungsakt selbst zu sehen, und der Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren nur den Verwaltungsaufwand der DBP für das Erteilen der Genehmigung, den Druck der Urkunden, das Papier für die Genehmigungsurkunde usw. gegenüberzustellen. Die durch die Fernmeldegenehmigungsgebühr abzugeltende Leistung der DBP besteht darin, daß sie auf das ihr eingeräumte ausschließliche Recht, Fernmeldeanlagen zu errichten und zu betreiben, das auch den Vermögensinteressen der DBP zu dienen bestimmt ist, im Einzelfall ver150)

Ava, Ou 9S. 169:

151) BGBI. I, S. 821, § 3. 152) Vgl. z.B. die interessante Untersuchung von Leisner, Verwaltungspreis — Verwaltungssteuer, Gedächtnisschrift für Hans Peters, 1967, S. 730 ff. Gerade Leisner kann allerdings nicht gegen die dargestellten Grundsätze für die Bemessung von Gebühren nach dem Äquivalenzprinzip angeführt werden, wie sich aus seinen Ausführungen auf Seite 740, 744 ergibt. Vor allem schließt Leisner die Bemessung einer Gebühr nach dem Nutzen der Amtshandlung bei Anwendung des Äquivalenzprinzips gerade nicht aus (Seite 741, 742). Auch der von ihm stammende Satz „Dem Sinn der beiden Berechnungsmöglichkeiten entspricht es aber, daß grundsätzlich die Äquivalenz obere, die Kostendeckung untere Grenze der Gebührenhöhe ist” (Seite 743) ist mit dem geltenden Gebührenrecht durchaus zu vereinbaren. Eine Gebühr sollte grundsätzlich immer den Aufwand der Verwaltung für eine bestimmte Amtshandlung decken. Deshalb sollten auch bei Geltung des Äquivalenzprinzips grundsätzlich die Gebühren nicht niedriger sein als der durch eine Amtshandlung verursachte Verwaltungsaufwand; damit wäre der Verwaltungsaufwand die untere Grenze. Das Aquivalenzprinzip läßt es jedoch, wie dargelegt wurde, zu, den Verwaltungsaufwand bei der Bemessung einer Gebühr auch erheblich zu überschreiten. 454

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

zichtet und statt dessen das Errichten und Betreiben einer eigenen privaten Fernmeldeanlage genehmigt. Darin liegt eine Dauerleistung der DBP. Die Leistung im Sinne des Gebührenrechts erschöpft sich nicht in dem einmaligen Akt der Genehmigung, wie dies z.B. bei der Paßerteilung der Fall ist. Eine gebührenrechtliche Leistung i.S. des Gebührenrechts wird daher von der DBP auch bei der fernmelderechtlichen Genehmigung von Rundfunkempfangsgeräten erbracht, wie ebenfalls schon ausgeführt worden ist. Auch in der Genehmigung von privaten Drahtfernmeldeanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen liegt i. 5. des Gebührenrechts eine Leistung der DBP, und zwar auch soweit nach $ 2 Abs. 2 Satz 2 FAG auf die Genehmigung ein Rechtsanspruch besteht. Dieser Rechtsanspruch nach § 2 Abs. 2 Satz 2 FAG auf Genehmigung bestimmter privater Drahtfernmeldeanlagen für betriebliche Zwecke schließt die Gebührenpflicht nicht aus. § 2 Abs. 2 Satz 1 FAG sieht auch für die bestimmten Elektrizitätsversorgungsunternehmen zu erteilenden Fernmeldegenehmigungen das Festlegen von Nebenbestimmungen ausdrücklich vor '??). Die Gesetzesmaterialien ergeben, daß der Gesetzgeber immer von der Gebührenpflicht der Fernmeldegenehmigung ausgegangen ist, so auch in der amtlichen Begründung !5*) zum Gesetz zur Änderung des Telegraphengesetzes vom 3. 12. 1927 155), neu bekanntgemacht als FAG am 14. 1. 1928 '°®). Im Sinne des Gebührenrechts wird eine Leistung von einer Verwaltung auch dann erbracht, wenn auf die Amtshandlung ein Rechtsanspruch besteht. Für den Begriff der Leistung ist es unerheblich, ob der Verwaltungsakt nach pflichtgemäßem Ermessen ergeht, oder aufgrund eines Rechtsanspruchs erlassen werden muß. Leistung ist jede Vorteilsgewährung der Verwaltung. 4. Bemessungsfaktoren

für die Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren

a) Der Verwaltungsaufwand

der DBP

Ein wichtiger, aber nicht der einzige, Gebührenbemessungsfaktor ist der der DBP durch die Genehmigung einer privaten Fernmeldeanlage entstehende Verwaltungsaufwand. Neben dem durch die einzelne Genehmigung unmittelbar entstehenden Verwaltungsaufwand ist selbstverständlich auch der allgemeine Verwaltungsaufwand, z.B. für das Genehmigungsverfahren, Abnahme- und Überwachungstätigkeiten, die nationale und internationale Frequenzverwaltung, die Vertretung der Fernmeldebelange im internationalen Bereich und für den Funkstörungs- und Funkkontrollmeßdienst, zu berücksichtigen. 153) Lancelle, a.a.O., s. Anm. 101. 154) Archiv PF 1928, S. 45, 48; vgl. hierzu Neugebauer, a.a.O., Anm. 5 II E zu § 2 FAG (S. 114); vgl. auch Aubert, 3. Aufl., a. a. O., 5. 142; Schneider, NJW 1961, S. 53, 56; auch das Reichsgericht ist als ganz selbstverständlich von der Gebührenpflicht der Elektrizitätsversorgungsunternehmen ausgegangen, vgl. RGZ 116, S. 24, 27. 155) RGBI. I, S. 331. 156) RGBI. I, S. 8. 455

U. Klingler,

G. Mahler

Die Leistungen des Funkstörungsund Funkkontrollmeßdienstes kommen neben den Inhabern von Genehmigungen für andere Funkanlagen auch den Rundfunkteilnehmern zugute. Ohne eine sinnvolle Verteilung und Ordnung der knappen Frequenzen und der Kontrolle, ob die Anordnungen der DBP in den jeweiligen Genehmigungen oder in allgemeinen Vorschriften eingehalten werden, wäre ein geordneter Funkverkehr aufgrund der physikalischen und elektrischen Eigenschaften der Funkanlagen und der Funktechnik nicht möglich. Ohne die Planung und Durchsetzung einer sinnvollen Ordnung würde der Rundfunkempfang genauso gestört, wie durch die Benutzung von Rundfunkempfangsgeräten, die die technischen Vorschriften der DBP nicht einhalten. Ob die DBP diese Ordnung, die zu der ihr durch das FAG, das PostVwG und Artikel 73 und 87 GG auferlegten Wahrung der Fernmeldehoheit des Bundes ‘gehört '?”), präventiv sichert oder nur aufgrund konkreter Störungsmeldungen tätig wird, obliegt ihrem Organisationsermessen. Da der Rundfunkteilnehmer neben den bestehenden rundfunkrechtlichen Beziehungen zu den jeweiligen Rundfunkanstalten aufgrund der für den Betrieb der Rundfunkempfänger erforderlichen Fernmeldegenehmigung nach § 2 FAG auch in Rechtsbeziehungen zur DBP steht, erbringt die DBP die genannten Leistungen wie für alle Inhaber einer Fernmeldegenehmigung auch für die Rundfunkteilnehmer. Gebührenrechtlich gilt nichts anderes wie für die Inhaber einer Rundfunksendegenehmigung. Dem Bundesverwaltungsgericht kann daher nicht gefolgt werden, soweit es in dem Urteil vom 15. 3. 1968 °°) ausgeführt hat, die DBP müsse Störungen im Rundfunkbereich durch Dritte schon aus allgemeinen polizeilichen Gründen und deshalb ohne Erhebung laufender Genehmigungsgebühren verfolgen. Die DBP kann als Sondervermögen des Bundes die hierdurch entstehenden Aufwendungen nur aus Gebühreneinnahmen bestreiten. Aufgrund der Organisation als Sondervermögen mit eigener Haushalts- und Rechnungsführung (§§ 3, 15 PostVwG) kann die DBP anders zu einem Ersatz ihrer Aufwendungen nicht kommen. Da das Bundesverwaltungsgericht die DBP zutreffend zur Verfolgung von Störungen für verpflichtet hält, wäre daher die DBP rechtlich auch in der Lage, Genehmigungsgebühren nach § 2 FAG für das Errichten und Betreiben von Rundfunkempfangsanlagen neben der Anstaltsnutzungsgebiihr, die die Rundfunkanstalten erheben, zu verlangen '°®). Der Wert einer Leistung, steht in einem untrennbaren Zusammenhang mit dem dadurch verursachten Verwaltungsaufwand. Dieser ist daher ein zuverlässiger Anhaltspunkt für die Festsetzung des objektiven „Mindestwertes” der Verwaltungsleistung. Das Bundesverwaltungsgericht 1) vertritt deshalb zu Recht die Auffassung, daß eine Gebühr, die nicht einmal den Aufwand der leistenden Verwaltungsbehörde deckt, zum Wert der Verwaltungshandlung niemals in einem Mißverhältnis stehen kann‘). 157) BVerfGE 12, 5. 205 — Fernsehurteil —. 158) BVerwGE 29, S. 214 ff. = Archiv PF 1968, S. 861 ff., — zur bühr —, mit kritischer Anmerkung von Mauser. 159) Jahrbuch 1972, a.a.O., S. 353, 375. 160) BVerwGE 12, S. 162, 170. 161) Vgl. Klingler/Mahler/Dr. Müller-Using, a. a.O., S. 235, 252. 456

Rundfunkge-

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

Der durch die Fernmeldegenehmigung verursachte Verwaltungsaufwand der DBP muß daher grundsätzlich die unterste Grenze für die Höhe einer Genehmigungsgebühr sein. Es kann der DBP sicher nicht zugemutet werden, private Fernmeldeanlagen zu kostenunterdeckenden Gebühren zu genehmigen. Dies entspricht nicht nur vernünftigen wirtschaftlichen Überlegungen, es steht auch in Übereinstimmung mit der höchstrichterlichen Rechtsprechung. b) Ausfall an Benutzungsgebühren, aus anderen Wirtschaftlichkeit der öffentlichen Netze

Gründen

verschlechterte

Es kann keine ernsthafte Diskussion darüber geben, daß die DBP berechtigt und im Hinblick auf ihre Aufgabe, der Allgemeinheit funktionsfähige öffentliche Fernmeldenetze zu möglichst niedrigen Benutzungsgebühren zur Verfügung zu stellen, verpflichtet ist, den der DBP durch die Genehmigung privater Fernmeldeanlagen entstehenden gebührenmäßigen oder sonstigen wirtschaftlichen Nachteil voll durch Erhebung entsprechender Fernmeldegenehmigungsgebühren ausgleichen zu lassen. Dies entspricht dem ausdrücklichen Willen des Gesetzgebers !#). Die höchstrichterliche Rechtsprechung hat dieser Absicht des FAG stets Rechnung getragen '!%%). Daß das Monopol nach § 1 FAG auch den Zweck hat, der Post Einnahmen zu verschaffen, wurde vom Reichsgericht auch noch an anderer Stelle hervorgehoben 16%), Dies gilt uneingeschränkt auch für private Drahtbetriebsfernmeldeanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen. Es wurde nachgewiesen, daß die Verpflichtung der DBP, bestimmte private Drahtbetriebsfernmeldeanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen zu genehmigen, keine Befreiung von der Entrichtung von Genehmigungsgebühren bedeutet. Deshalb sind solche Fernmeldegenehmigungen aus Rechtsgründen gebührenmäßig nicht anders zu behandeln wie Fernmeldegenehmigungen, auf die kein Rechtsanspruch besteht. Durch die Sonderstellung der Elektrizitätsversorgungsunternehmen in $ 2 Abs. 2 Satz 2 FAG sollte lediglich gewährleistet werden, daß den betrieblichen Belangen nach ausreichenden und angemessenen Fernmeldeeinrichtungen Rechnung getragen wird. Eine gebührenmäßige Vergünstigung war hierzu nicht erforderlich und nicht beabsichtigt, wie auch das Reichsgericht ausgeführt hat !%). Tatsächlich hat die DBP den Elektrizitätsversorgungsunternehmen aus gebührenpolitischen Erwägungen Gebührenvergünstigungen eingeräumt. Maßgebend bei der Gebührenbemessung ist nicht der tatsächlich entstehende Gebührenausfall an Benutzungsgebühren, sondern der aufgrund der technischen Eignung (Kapazität) der privaten Fernmeldeanlage zu er162) Vgl. Jahrbuch 1972, a. a. O., S. 353, 373 und dort Anm. 96—98. 163) RGZ 89, 5. 409, 414; RGZ 116, S. 24, 28; BGH, Urt. v. 30. 11. 1959, Archiv PF 1960, S. 100 = MDR 1960, S. 476 = DOV 1960, S. 550; BVerwG, Urt. v. 7. 5. 71 — VII C 67.69 —, Rechtsbeil. EW 1972, S. 1 (auszugsweise). 164) So z.B. RGZ 141, S. 420, 426; RGZ 155, S. 333, 335; in RGZ 137, S. 57, 60 wird auch die Herausgabe des Branchen-Fernsprechbuchs dem Monopolbereich zugerechnet. 165) RGZ 116, S. 24, 27. 457

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wartende Gebührenausfall. Auch in diesem Zusammenhang gilt, daß die DBP von prüffähigen Tatbeständen ausgehen darf und nicht zu schwierigen und aufwendigen Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen genötigt ist >), Selbstverständlich kann bei der Bemessung der Genehmigungsgebühren dann kein Gebührenausfall berücksichtigt werden, wenn ein Ausfall an Benutzungsgebühren tatsächlich nicht entstehen kann. Pauschalierte Gebühren sind jedoch zulässig. Ein instruktives Beispiel für einen sonstigen wirtschaftlichen Nachteil der DBP enthält die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in dem Rechtsstreit Dena ./. DBP 1°’). Die damalige Klägerin sendet über eigene, von der DBP genehmigte Funksender Pressenachrichten aus und hatte unter Berufung auf Art. 5 GG vergeblich einen Rechtsanspruch auf die Genehmigung eines weiteren Senders behauptet. Das Bundesverwaltungsgericht hat in der genannten Entscheidung anerkannt, daß die DBP die für einen weiteren Sender erforderliche Frequenz rationeller ausnutzen kann, wenn sie diese nicht einem Privaten zuweist, und daß die Vermeidung verwaltungsmäßiger Schwierigkeiten bei der Frequenzverwaltung ein sachlicher Grund dafür sein kann, der Klägerin keinen weiteren privaten Sender zu genehmigen. Hätte die DBP statt dessen die Genehmigung erteilt, wäre sie gebührenrechtlich berechtigt gewesen, die unwirtschaftlichere Frequenzausnutzung bei der Höhe der Genehmigungsgebühren zu berücksichtigen. c) Wirtschaftlicher Wert, Bedeutung, sonstiger Nutzen der Fernmeldegenehmigung Wie belegt worden ist, läßt es das für die Fernmeldegenehmigungsgebühren geltende gebührenrechtliche Äquivalenzprinzip zu, neben den schon genannten Bemessungsfaktoren auch den wirtschaftlichen Wert, die Bedeutung oder den sonstigen Nutzen der Fernmeldegenehmigung bei der Bemessung der Genehmigungsgebühren zu berücksichtigen. Hierzu bemerkt Leisner !6%), „nimmt man das Äquivalenzprinzip ernst, so kann nur die in Geld bestimmbare Vermögenssteigerung beim Gebührenschuldner Bemessungsgrundlage sein, für die natürlich die Dauer der Wirkungen (der Fernmeldegenehmigung d. Verf.) wie das Maß der Angewiesenheit auf die Leistung nicht ohne Bedeutung sein wird“ und an anderer Stelle 1%), „das Äquivalenzprinzip gestattet es, für eine Verwaltungsleistung so hohe Gebühren zu erheben, wie der Nutzen der Veranstaltung (die aufgrund der Fernmeldegenehmigung errichtete private Fernmeldeanlage) nach Marktgesichtspunkten vernünftigerweise veranschlagt werden kann.” Zwar bemerkt Leisner auch !7°) „Eine Besonderheit muß für Verwaltungsgebühren gelten, insbesondere für die Entgelte für gewerbliche Genehmigungen, Baubescheide u.ä. Hier kann die Verwaltungsleistung keinen Marktwert haben, selbst nach Monopolgesichtspunkten 166) BGH, Urteil v. 30. 11. 1959; BVerwG, Urt. v. 7. 5. 1971, beide a.a.O., s. Anm. 163. 167) BVerwGE 28, S. 278 = Archiv PF 1969, S. 85 = NJW 1968, S. 612. 168) A.a.O., S. 741. 169} Aa 8.747, 742. 170) A.a.O., S. 742. 458

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für private Fernmeldeanlagen

ist ihr Wert nicht bestimmbar ... Die Verwaltungstätigkeit könnte hier allenfalls wie eine Mitarbeit an dem gestatteten Unternehmen angesehen, und nach dessen wirtschaftlicher Bedeutung, insbesondere nach der (abzuschätzenden) Rentabilität prozentual bestimmt werden. Hier liegt die Analogie zu den Prozentgebühren der Architekten, Statiker usw. nahe.” Gilt dieser weite Ermessensspielraum nach dem Äquivalenzprinzip schon für echte Verwaltungsgebühren, dann können gegen die Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren, bei denen es sich nicht um (echte) Verwaltungsgebühren handelt, erst recht keine Einwendungen erhoben werden. Der Ermessensspielraum nach dem Äquivalenzprinzip muß bei den Fernmeldegenehmigungsgebühren noch wesentlich größer sein, wenn man die umfassende Monopolstellung der DBP nach §§ 1, 2 FAG und den wirtschaftlichen Zweck dieser Monopolstellung berücksichtigt, nämlich der DBP auch eine gesicherte Erzielung von Einnahmen zu ermöglichen. Hinzu kommt, daß die Leistung der DBP sich nicht, wie zum Beispiel bei der Erteilung eines Passes oder der Baugenehmigung, in einer einmaligen Amtshandlung erschöpft. Die DBP erbringt eine Dauerleistung, indem sie von ihrem ausschließlichen Recht nach § 1 FAG Befreiung erteilt und dem Begünstigten gestattet, eine eigene private Fernmeldeanlage aufgrund der Fernmeldegenehmigung zu errichten und zu betreiben und auf Dauer zu nutzen. Auch das häufig mit dem Ziel der Gebührenermäßigung vorgebrachte Argument, die private Fernmeldeanlage sei aus Sicherheitsgründen erforderlich, behördlich zur Auflage gemacht oder zu einer wirtschaftlichen Betriebsführung unerläßlich, kann eine Gebührenermäßigung rechtlich nicht begründen. Die genannten Argumente beweisen umgekehrt die große, geradezu existentielle Bedeutung und damit den äußerst erheblichen wirtschaftlichen Wert (weil der Geschäftsbetrieb unter Umständen sonst nicht aufgenommen werden könnte) bzw. den großen sonstigen Nutzen, den die Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer privaten Betriebsfernmeldeanlage in solchen Fällen hat. Aus rechtlichen Gründen besteht daher kein Anlaß, bei Trägern öffentlicher oder gemeinnütziger Aufgaben oder bei privaten Fernmeldeanlagen, die betrieblichen Sicherheitszwecken dienen, auf die Erhebung von Genehmigungsgebühren ganz oder teilweise zu verzichten, weil diesen Sicherheitszwecken auch mit genehmigten gebührenpflichtigen Anlagen genügt werden kann, wie das Reichsgericht für Betriebsfernmeldeanlagen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen zutreffend festgestellt hat‘). Rechtlich gilt dies ohne jede Einschränkung in gleicher Weise z.B. für die Polizei, sonstige Landesbehörden, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die Presse, die Deutsche Bundesbahn oder die nichtbundeseigenen Eisenbahnen, zumal die genannten Institutionen in beschränktem Umfang teilweise schon durch $ 3 FAG zu Lasten des Sondervermögens DBP begünstigt sind. Die Finanzierung der von ihnen wahrzunehmenden öffentlichen Aufgaben hat notfalls durch Mittel des allgemeinen Haushalts zu erfolgen 1”). 171) RGZ 116, S. 24, 27. 172) Tatsächlich sind den genannten Institutionen, darunter insbesondere auch den Elektrizitätsversorgungsunternehmen — meist historisch bedingt — seit langem, z. T. erhebliche Gebührenvergünstigungen eingeräumt worden. 459

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der Fernmeldegenehmigungsgebühren

Das Äquivalenzprinzip läßt, wie sich gezeigt hat, einen weiten Ermessensspielraum für die Festsetzung der Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren. Es ist außerdem erst verletzt, wenn das Mißverhältnis zwischen der gebührenrechtlich relevanten Leistung der Verwaltung und der Gebührenhöhe ein „gröbliches” ist !7?). Wegen dieses weiten Ermessensspielraums ist die Anwendung des Äquivalenzprinzips im Einzelfall, wie einzuräumen ist, nicht immer einfach. Bei den Fernmeldegenehmigungsgebühren ist — wie bei den Post- und Fernmeldebenutzungsgebühren — bei der Bemessung zusätzlich zu beachten, daß die DBP als Sondervermögen des Bundes ihre Ausgaben ausschließlich aus ihren Einnahmen zu bestreiten hat und keine Zuschüsse aus der Bundeskasse erhält (§§ 3, 15 PostVwG), sondern im Gegenteil noch Ablieferungen an den Bund zu erbringen hat ($ 21 PostVwG). Das PostVwG hat den Ausgleich zwischen den Dienstzweigen vorausgesetzt, weil die Kostendeckung in den einzelnen Dienstzweigen nicht immer zu erreichen ist. Das Bundesverfassungsgericht hat diesen Ausgleich für rechtlich zulässig erklärt !”*). Bei der Entscheidung der im Ermessen der DBP stehenden Frage, ob sie im Einzelfall innerhalb des weiten Rahmens, den das Äquivalenzprinzip läßt, mit einer Gebühr mehr an die obere Grenze oder an die untere Grenze gehen soll, ist es auch gebührenrechtlich von Bedeutung, daß die DBP als Sondervermögen ihren Haushalt selbst ohne fremde Hilfe ausgleichen muß. Es liegt ebenfalls ausschließlich innerhalb des zulässigen Ermessens der DBP, welche Gebührenbemessungsfaktoren sie im Einzelfall berücksichtigen will und welchen Faktoren sie jeweils besonderes Gewicht beimißt. Da die DBP als Sondervermögen mit eigenem Haushalt organisiert ist, ist es gebührenrechtlich unerheblich, daß die Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren sich bei Genehmigungsinhabern, die ebenfalls Träger öffentlicher Aufgaben sind, finanziell auswirken und den Haushalt dieser Träger öffentlicher Aufgaben belasten. Dies gilt natürlich erst recht, wenn die Höhe der Genehmigungsgebühren die Kalkulation privater Wirtschaftsunternehmen oder der Elektrizitätsversorgungsunternehmen belastet, soweit sie mit Genehmigung der DBP private Fernmeldeanlagen betreiben. Der Gesetzgeber hat für die DBP aus gutem Grund die Organisationsform des Sondervermögens gewählt. Die DBP ist deshalb genötigt, sich ihre Leistungen voll abgelten zu lassen, weil ein Sondervermögen auf andere Weise auf Dauer keinen ausgeglichenen Haushalt erreichen kann und es auch der Gebührengerechtigkeit widerspräche, hiermit die Postbenutzer zu belasten. Dies gilt uneingeschränkt auch für Leistungen der DBP für andere Behörden. Der durch Fernmeldegenehmigungsgebühren entstehende Aufwand anderer Behörden ist durch Steuermittel zu decken. Eine Subventionierung durch das Sondervermögen und damit durch die Gesamtheit der Postbenutzer ist abzulehnen. Dies entspricht allein der Haushaltsklarheit !”°). Ein Verzicht auf Genehmigungs173) BVerwGE 12, S. 162 (170). 174) BVerfGE 28, S. 66 = Archiv PF 1970, S. 547. 175) BHO vom 19. 8. 1969 (BGBI. I, S. 1284), § 61 Abs. 3. 460

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für private Fernmeldeanlagen

gebühren, z.B. für Träger öffentlicher Aufgaben, oder eine nicht vertretbare Gebührenermäßigung, bedeutet eine auch rechtlich bedenkliche Subvention 17°), Die DBP hat allerdings in einer ganzen Reihe von Fällen Gebührenvergünstigungen eingeräumt, so z.B. auch für die Elektrizitätsversorgungsunternehmen. Soweit eine solche Gebührenvergünstigung sachlich vertretbar ist und sich in angemessenen Grenzen innerhalb des durch das Äquivalenzprinzip zugelassenen weiten Rahmens hält, ist dagegen gebührenrechtlich nichts einzuwenden unter der Voraussetzung, daß durch die erhobenen Gebühren der Verwaltungsaufwand der DBP noch gedeckt wird. Die Gebührenbefreiung z.B. für Funkanlagen der Polizei ist zwar historisch erklärbar, aus heutiger Sicht jedoch nicht mehr zu rechtfertigen. Die Vergünstigungen haben z.T. ihren Ursprung aus der Zeit vor Inkrafttreten des Reichspostfinanzgesetzes vom 18. 3. 1924 1%"), durch das die DBP erstmals in ein Sondervermögen umgewandelt wurde. Solange die Post als Teil des allgemeinen Haushalts verwaltet wurde, war es eine Zweckmäfßigkeitsfrage, wie weit die DBP sich durch Gebühren zu finanzieren hat. Die Frage ist jedoch für ein Sondervermögen anders zu beurteilen. Abgabenrechtlich ist es bedenklich, wenn allgemeine Staatsaufgaben, wie z.B. der der DBP durch das Errichten und Betreiben von (genehmigungsgebührenfreien) Polizeifunkanlagen der Länder entstehende Aufwand, nicht durch die den Aufwand verursachenden Länderpolizeibehörden aus Steuermitteln abgegolten, sondern durch die der DBP zufließenden Gebühren der Postbenutzer oder mit Hilfe der von den übrigen Genehmigungsinhabern erbrachten Fernmeldegenehmigungsgebühren abgedeckt wird. Selbstverständlich braucht bei privaten Fernmeldeanlagen von Behörden, sonstigen Trägern öffentlicher Aufgaben oder auch bei gemeinnützigen Unternehmen der nach dem Äquivalenzprinzip zulässige Rahmen für die Festsetzung der Genehmigungsgebühren nicht voll nach oben ausgeschöpft zu werden. Es sollte aber als ein zwingendes Gebot der Gebührengerechtigkeit betrachtet werden, daß jeder Inhaber einer privaten Fernmeldeanlage wenigstens Genehmigungsgebühren in einer solchen Höhe erbringt, daß der auch durch seine private Fernmeldeanlage verursachte Aufwand der DBP gedeckt wird. 5. Die derzeitige Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren Die Fernmeldegenehmigungsgebühren wurden am 1. 7. 1972 sehr mäßig erhöht. Ihre absolute Höhe kann nur als äußerst geringfügig bezeichnet werden, gemessen an dem wirtschaftlichen Wert, der Bedeutung oder dem sonstigen Nutzen, den eine private Fernmeldeanlage für den Genehmigungsinhaber regelmäßig darstellt, und wenn man bedenkt, welchen weiten Rahmen das Äquivalenzprinzip für die Gebührenfestsetzung zuläßt. Die Fernmeldegenehmigungsgebühren waren vor ihrer Erhöhung länger als 20 Jahre nicht erhöht worden. Schon 1943 wurden sie zu Recht 176) Jahrbuch 1972, S. 353, 375. 177) RGBI. I, S. 287. 461

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als zu niedrig bezeichnet '’*). Da die Genehmigungsgebühren insgesamt auch nach der Erhöhung nicht kostendeckend sind, sind gebührenrechtliche Einwendungen gegen die derzeitige Höhe der geforderten Genehmigungsgebühren unhaltbar !78?). Fernmeldegenehmigungsgebühren, die nicht einmal den Aufwand der Verwaltung nennenswert übersteigen, können niemals in einem Mißverhältnis zu dem wirtschaftlichen Wert, der Bedeutung oder dem sonstigen Nutzen der Fernmeldegenehmigung stehen !”?). Dies muß ganz besonders dann gelten, wenn man Umfang und Zweck des Fernmeldemonopols nach §§ 1, 2 FAG, das auch den wirtschaftlichen Interessen der DBP dienen soll 18°), berücksichtigt. IV. Der Begriff der Fernmeldeanlage im Sinne des

$ 1 FAG

Wie sich aus dem unmißverständlichen Wortlaut des § 1 Abs. 1 Satz 1 FAG ergibt, dürfen Fernmeldeanlagen nur vom Bund errichtet und betrieben werden. Dieses allein dem Bund zustehende Recht zum Errichten und Betreiben von Fernmeldeanlagen wurde normiert, ohne daß der Gesetzgeber den Begriff Fernmeldeanlage, der den Inhalt und Umfang des Fernmeldemonopols ausmacht, durch eine Legaldefinition erläuterte. Der Gesetzgeber begnügte sich mit dem Hinweis, daß zu den Fernmeldeanlagen zu zählen sind: 178) Neugebauer, Die Deutsche Post, 1943, S. 69, 72; s. a. Jahrbuch 1972, S. 353, 376. 178 a) Sollten die Genehmigungsgebühren in ein angemessenes Verhältnis zu den Nutzungsvorteilen und zum wirtschaftlichen Wert der von der DBP durch die Genehmigung gebotenen Leistung gebracht werden, dann müßten sie auf ein Vielfaches der derzeitigen Beträge angehoben werden. Als Anhaltspunkt könnten beispielsweise die Ausgleichsgebühren für entsprechende Stromwege in privaten Fernmeldeanlagen (Fernmeldegebührenvorschriften FGV 10.1.2 und 10.2.2, Anlage 3 zur Fernmeldeordnung) dienen. Selbst wenn für eine private Fernmeldeanlage gleichhohe „stromwegbezogene Genehmigungsgebühren“ erhoben würden, ergäbe sich in der Summe aus Genehmigungsgebühren und Ausgleichsgebühren (FGV 10) nur eine ebenso hohe Gebührenbelastung wie bei den Ausgleichsgebühren für entsprechende Leitungen des öffentlichen Netzes (FGV 4.2). Eine solche Gleichstellung von Übertragungswegen öffentlicher und nichtöffentlicher Netze wäre eigentlich als selbstverständlich anzusehen. Daß selbst eine solche Gebührenbelastung noch weit davon entfernt ist, ein Äquivalent für die gebotenen Nutzungsvorteile zu sein, möge der Vergleich mit den entsprechenden Verkehrsgebühren aufzeigen: Die Ausgleichsgebühren nach FGV 4.2 bzw. 10.2 entsprechen nur einer Gesprächsdauer von 20 bzw. 10 Minuten am Tag, wenn der öffentliche Selbstwählferndienst in Anspruch genommen wird (gerechnet bei 25 Verkehrstagen im Monat). D.h., wenn der Stromweg einer privaten Fernmeldeanlage nur 10 (20) Minuten am Tag benutzt wird, wären schon die Ausgleichs-(+ Genehmigungs)gebühren kompensiert. Tatsächlich sind jedoch festgeschaltete Leitungen und Stromwege am Tag im Mittel viele Stunden belegt. Wenn diese vergleichende Betrachtung auch nicht unmittelbar auf die heutigen Genehmigungsgebühren anwendbar ist, weil letztere zur Zeit grundstücksbezogen und nicht stromwegbezogen sind, so zeigt sie dem Kenner privater Fernmeldenetze doch, daß bei den heutigen — äußerst niedrigen — Genehmigungsgebühren die DBP in keiner Weise ein angemessenes Äquivalent für den den öffentlichen Netzen entzogenen Fernmeldeverkehr erhält. ie 179) BVerwGE 12, S. 162, 170; BVerwG, Urteil v. 21. 10. 1970 — IV C 137.68 — DOV 1971, S. 102, 103 = DVBl. 1971, S. 180 ff.; BVerwGE 26, S. 365, 311. 180) S. Anm. 162—164. 462

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für private Fernmeldeanlagen

, lelegrafenanlagen für die Vermittlung von Nachrichten, anlagen sowie Funkanlagen“ '®1),

Fernsprech-

Für eine klare, eindeutige und praktikable Abgrenzung des Fernmeldeanlagenbegriffes ist das ausreichend !*!*). Denn die im FAG nicht ausdrücklich angesprochenen Tatbestandsmerkmale einer Fernmeldeanlage sind einmal der Entstehungsgeschichte sowie den aus den Gesetzesmaterialien ersichtlichen Motiven des Gesetzgebers zu entnehmen, ferner der höchstrichterlichen Rechtsprechung aus der Zeit vor und nach dem Inkrafttreten des FAG; schließlich ergeben sie sich daraus, daß der Gesetzgeber nach dem insoweit zweifelsfreien Wortlaut des § 1 FAG den Begriff Fernmeldeanlage als Oberbegriff verstanden wissen will, der die Telegrafenanlage, die Fernsprechanlage und Funkanlage quasi als Unterbegriffe erfaßt '#?), die zusätzlich den Fernmeldeanlagenbegriff auszufüllen in der Lage sind. 1. Funkanlage Der Unterbegriff Funkanlage '°?) bereitet keine Auslegungsschwierigkeiten, da der Gesetzgeber ihn im Gegensatz zu den übrigen mit einer Legaldefinition versehen hat. Sie ist in § 1 Abs. 1 Satz 2 FAG enthalten und besagt, daß alle elektrischen Sendeeinrichtungen sowie alle elektrischen Empfangseinrichtungen, bei denen die Übermittlung oder aber der Empfang von Nachrichten, Zeichen, Bildern oder Tönen ohne Verbindungsleitungen oder unter Verwendung elektrischer, an einem Leiter entlanggeführter Schwingungen stattfinden kann, Funkanlagen sind. Damit ist sowohl jedes einzelne Funksendegerät als auch jede einzelne Funkempfangsanlage jeweils für sich als „Fernmeldeanlage“ anzusehen. Angesichts dieser klaren Legaldefinition und des in Technik und Sprachgebrauch einheitlich verwendeten Begriffs Funkanlage haben sich insoweit weder in der Praxis noch im Schrifttum oder in der Rechtsprechung nennenswerte Subsumtionsschwierigkeiten oder gar Meinungsverschiedenheiten ergeben 14). 2. Fernsprechanlage Ebenfalls problemlos beantwortet sich die Frage nach dem Wesen einer Fernsprechanlage. Der Begriff „Fernsprechanlage“ wurde bereits im „Gesetz über das Telegraphenwesen des Deutschen Reiches vom 6. 4. 1892” (TG) 18°) verwendet, und zwar im damaligen § 1 Satz 2 TG. Er lautete: 181) § 1 Abs. 1 Satz 2 FAG enthält für die Funkanlage eine Legaldefinition, worauf im Nachfolgenden noch näher eingegangen wird. 181 a) So a. Lerche, Rundfunkmonopol, a. a.O., S. 16. 182) Vgl. Neugebauer, Fernmelderecht mit Rundfunkrecht, 1929, S. 80, Anm. 1 III zu § 1 FAG; Aubert, Fernmelderecht, 2. Auflage, S. 82. 183) Als ein vom Gesetz wegen seiner Bedeutung besonders erwähntes Mittel mit dessen Hilfe Telegrafie und Fernsprechen veranstaltet werden kann; vgl. Aubert, a.a.O., 5. 83 und 85 f.; hinsichtlich des Kabelfernsehens: Lerche, a. a. ©., S. 15, 16; Ossenbihl, a.a.O., (Anm. 83), S. 299; Lieb, a.a.O., (Anm. 83), S. 55 ff., 61, 62; Scharf, a.a.O. (Anm. 83), S. 337, 340. 184) Zum Funkbegriff i.S. des § 1 FAG vgl. a. Jahrbuch 1972, S. 353, 362 ff. u. AmtsblVfg Nr. 565/1974. 185) RGBl. 1892, S. 467. 463

U. Klingler, „Unter Telegraphenanlagen

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sind die Fernsprechanlagen mitbegriffen”.

Abgesehen davon, daß das heutige FAG im Gegensatz zum früheren TG in der Fernsprechanlage nicht mehr eine Unterart der Telegrafenanlage, sondern eine Unterart des Oberbegriffs Fernmeldeanlage sieht, ist der Fernsprechanlagenbegriff unverändert geblieben. Bereits im Jahre 1889 definierte das Reichsgericht die Fernsprechanlage als ein Gerät, durch das das gesprochene Wort am Abgangsort in elektrische Schwingungen umgesetzt und am Ankunftsort wiederum in Schallbewegungen (Sprache) reproduziert wird 18). Nach heutigem Sprachgebrauch und technischem Erkenntnisstand sind unter Fernsprechanlagen Einrichtungen zum Senden und Empfangen elektrischer Sprechsignale zu verstehen, die im wesentlichen aus Mikrofon (Signalgeber) und Fernhörer (Signalempfänger) bestehen '#), Die Begriffsdefinition des Reichsgerichts aus dem Jahre 1889 und die des heutigen Sprachgebrauchs unterscheiden sich somit nur dem Wortlaut, nicht aber dem Inhalt nach voneinander. Beide entsprechen sie dem, was auch heute in der Rechtslehre zur Begriffsdefinition der Fernsprechanlage angeführt wird. So umschreibt z. B. Neugebauer !*®) die Fernsprechanlage als eine Fernmeldeanlage, bei der derjenige, der die Übermittlung wünscht, das zu Übermittelnde selbst zum sinnlich wahrnehmbaren Ausdruck durch Schallwellen bringt, dadurch die Fernmeldeanlage beeinflußt und — mit Hilfe der unmittelbaren (ohne Einschaltung eines elektrischen Senders) Umwandlung in elektrische Schwingungen und Rückverwandlung in Schallwellen — die Nachbildung gleicher Schallwellen am Empfangsort ermöglicht. Im Ergebnis ebenso Aubert !°°); er weist darauf hin, daß das Wesen der Fernsprechanlage darin besteht, daß die übermittelte Nachricht in Form der menschlichen Sprache wiedergegeben wird. Die vorerwähnten und inhaltlich gleichlautenden Begriffsdefinitionen haben bislang noch keine Schwierigkeiten entstehen lassen, wenn es um die Feststellung ging, ob eine Fernsprechanlage und damit zugleich eine Fernmeldeanlage vorliegt. Dasselbe gilt für die Abgrenzung der Fernsprechanlage von der Funkanlage. Es ist allgemein anerkannt, daß z.B. elektrisch und zugleich drahtlos betriebene Fernmeldeanlagen für den Sprechverkehr, die sich des Funks als Übermittlungsmittel bedienen, keine Fernsprechanlagen, sondern genehmigungsrechtlich Funkanlagen sind. Gleiches trifft selbstverständlich zu für Fernmeldeanlagen, die ihren Sprechverkehr unter Verwendung elektrischer, an einem Leiter entlanggeführter Schwingungen abwickeln 1°). 3. Telegrafenanlage Zur richtigen Auslegung des Begriffs Telegrafenanlage für die Vermittlung von Nachrichten ist es erforderlich, nicht nur auf den Gesetzes186) 187) 188) 189) 190) 464

Urteil v. 28. 2. 1889, RGSt 19, S. 55, 60. Vgl. Brockhaus, Enzyklopädie, 17. Aufl. 1971. Neugebauer, a.a.O., S. 82 (Anm. 1 zu § 1 FAG). Aubert, 2. Aufl., a.a.O., S. 84. Vgl. hierzu Jahrbuch 1972, S. 353, 362 ff.

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für private Fernmeldeanlagen

wortlaut, sondern auch auf den Sinn und Zweck des § 1 FAG abzustellen, wie er sich aus der Entstehungsgeschichte dieses Gesetzes und den dazu vorliegenden Materialien ergibt. a) Allgemeines Der Begriff „Telegraphenanlage für die Vermittlung von Nachrichten” wurde bereits in § 1 Satz 1 TG vom 6. 4. 1892 1?!) verwendet, und zwar als Oberbegriff. § 1 TG lautete: „Das Recht, Telegraphenanlagen für die Vermittelung von Nachrichten zu errichten und zu betreiben, steht ausschließlich dem Reiche zu. Unter Telegraphenanlagen sind die Fernsprechanlagen mitbegriffen“. Wie sich aus den Gesetzesmaterialien ergibt, sah der dem Reichstag am 22. 2. 1891 von der Regierung vorgelegte erste Gesetzesentwurf zunächst vor, in § 1 TG das Wort ,,Telegraphenanlage” ohne den weiteren Zusatz „für die Vermittelung von Nachrichten” zu verwenden !??). Wie die Begründung zu $ 1 des erwähnten Entwurfs zum TG erkennen läßt, gingen die Gesetzesinitiatoren schon im Jahre 1891 durchaus zutreffend davon aus, daß der Begriff „Telegraphenanlage” durch die Judikatur bereits hinreichend deutlich festgelegt war und zwar insbesondere durch das Urteil des III. Strafsenats des Reichsgerichts vom 28. Februar 1889. In dieser Entscheidung, auf die die Begründung zum ersten TG-Entwurf ausdrücklich zur Erläuterung des Begriffs Telegrafenanlage Bezug nahm, wurde folgendes ausgeführt: „Immerhin umfaßt auch heute noch das Wort ,,Telegraph” alle möglichen Methoden der Nachrichtenvermittlung in die Ferne, gleichviel, ob es sich dabei um die Benutzung der elektrischen Kraft oder pneumatischer Bewegungskräfte, um optische oder um akustische Zeichen handelt. Hiervon ausgehend erscheint gewiß, daß, wenn das Wesen der Telegraphie darin besteht, mittels Reproduktion vorausbestimmter, das ist zwischen Absender und Empfänger gewillkürter Zeichen Nachrichten an einen entfernten Ort zu befördern, das Begriffsmerkmal der ,Zeichenreproduktion’ im weitesten Sinne verstanden werden muß. Insbesondere kann es keinem Zweifel unterliegen, daß ebenso, wie die, sei es durch Lichterscheinungen, sei es durch Figurenbilder erzeugten optischen Signale trotz ihres unfixierten Charakters zur telegraphischen Zeichensprache gehören, so auch akustische Erscheinungen reproduzierte Zeichen der Telegraphie sein können. Die Läutesignale, die Töne des Morseschen Klopfers sind unbestritten längst bekannte Bestandteile der Telegraphie. Gehören aber einmal die Schallbewegungen der Akustik mit zu den der Telegraphie unterworfenen Zeichen, dann ist auch schlechterdings kein Grund mehr findbar, das artikulierte, der menschlichen Stimme nachgebildete Wort als Lauterscheinung anders zu behandeln, wie den unartikulierten, von einer Metallglocke oder einem metallenen Stifte 191) RGBI. 1892, S. 467. 192) RT-Drucksache 1890/91, Anlage Nr. 308, S. 2103; Archiv PT 1891, S. 134 f.

30 Fernmeldewesen

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erzeugten Ton. Mit anderen Worten, jede Nachrichtenbeförderung, welche nicht durch den Transport des körperlichen Trägers der Nachricht von Ort zu Ort, sondern dadurch bewirkt wird, daß der an einem Ort zum sinnlichen Ausdrucke gebrachte Gedanke an einem anderen entfernten Ort sinnlich wahrnehmbar wieder erzeugt wird, fällt dem Wesen der Telegraphenanstalten anheim” 1%), An dem vorstehenden vom Reichsgericht im Jahre 1889 formulierten Begriff der Telegrafie, der sowohl elektrische als auch akustische, optische, pneumatische oder sonstige Übertragungsmittel erfaßt, hat der Gesetzgeber immer festgehalten. So zeigen z.B. die Reichstagsdrucksachen aus dem Jahre 1891 über die Kommissionsberatungen zum TG-Entwurf, daß die Reichstelegraphenverwaltung durch das damals im TG neu zu formulierende Telegraphenregal nicht mehr haben wollte, als die Regierungen der damaligen Bundesstaaten bisher tatsächlich schon hatten, und daß die Telegraphenverwaltung andererseits nicht bereit war, bestehende Rechte, wie sie unter anderem durch die erwähnte Reichsgerichtsentscheidung aus dem Jahre 1889 zuerkannt waren, aufzugeben. Darüber hinaus führten die Vertreter der Reichsregierung bei den Kommissionsberatungen aus, es sei ein Erfordernis des öffentlichen Wohles, daß das Reich, welches ausschließlich im öffentlichen Interesse handele, den gesamten Schnellnachrichtenverkehr in der Hand behalte, und zwar nicht nur den bisher bekannten und durch elektrische Kraft betriebenen, sondern auch den etwa durch neu zu Tage tretende Naturkräfte zu vermittelnden '**). In der gleichen Weise äußerte sich auch der damalige Staatssekretär des Reichspostamtes, v. Stephan, in der zweiten Beratung des TG-Entwurfs !”°). Daß der sehr weitgefaßte Begriff der Telegrafenanlage im Jahre 1892 vom Telegraphengesetz übernommen und auch später beibehalten wurde, verdeutlicht unter anderem die sechzehn Jahre später eingebrachte Begründung zum Entwurf der sogenannten Funkgesetznovelle vom 7. März 1908 196). Dort wurde unter Berufung auf die Entscheidung des Reichsgerichts aus dem Jahre 1889 erneut folgendes wörtlich ausgeführt: „Aus der Entstehungsgeschichte des Telegraphengesetzes erhellt klar, daß das Telegraphenregal nach dem Willen des Gesetzgebers jede Nachrichtenbeförderung umfaßt, die dadurch bewirkt wird, daß der an einem Orte zum sinnlichen Ausdruck gebrachte Gedanke an einem anderen Orte sinnlich wahrnehmbar wieder erzeugt wird“ 1%"). 193) RGSt, Bd. 19, S. 55, 77 (Hervorh. d. Verf.). 194) RT-Drucksache 1890/1892, Anl. Nr. 460, S. 2702, rechte Spalte (Hervorh. d. Verf.). 195) RT-Drucksache, Verhandlungen, 23. Februar 1892, S. 4323, rechte Spalte: v. Stephan führte aus: ...Wo steht denn in Artikel 48 der Verfassung etwas von elektrischer Telegraphie? Da steht nur Telegraphie, und darin ist aller Schnellnachrichtenverkehr begriffen. 196) Gesetz betreffend die Abänderung des Gesetzes über das Telegraphenwesen des Deutschen Reichs, RGBI. 1908, S. 79. 197) RT-Drucksache 1907/08, Anlage Nr. 560, S. 5 = Archiv PT 1908, S. 65 ff. 466

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für private Fernmeldeanlagen

Auch durch das heute geltende FAG von 1928 erfuhr der Begriff Telegrafenanlage seinem Inhalt nach keine sachliche Änderung, die von besonderer Bedeutung wäre oder gar einer Einschränkung gleichkäme. Das zeigt bereits der Vergleich des Wortlautes des § 1 TG mit dem Wortlaut des heute geltenden § 1 FAG; zum anderen wird es auch deutlich aus der amtlichen Begründung zum FAG, wie sie am 21. Oktober 1927 zusammen mit dem Gesetzentwurf dem Reichstag vorgelegt und später unverändert akzeptiert wurde. Die Begründung zu § 1 FAG lautet: „Der § 1 des geltenden TG versteht unter Telegraphenanlagen für die Vermittlung von Nachrichten alle Anstalten und Einrichtungen zur Beförderung von Mitteilungen, bei denen nicht eine Person oder Sache als Träger der Mitteilung selbst befördert wird, sondern Zeichen oder Laute zum sinnlich wahrnehmbaren Ausdruck des Übermittelten an einem Ort erzeugt und an einem anderen Ort sinnlich wahrnehmbar nachgebildet werden (vgl. auch die Begründung zum Abänderungsgesetz vom 7. März 1908 in den Drucksachen des Reichstages, 12. Legislaturperiode 1907/1908, Nr. 560, Seite 5). Dabei macht es keinen Unterschied, welches Mittel die Anlage zur Überbrückung des Raumes verwendet, ob sie sich dazu akustischer, optischer Mittel, der Elektrizität oder einer anderen Energie bedient. Hieran ändert der Entwurf sachlich nichts; er bezeichnet nur den bisherigen Begriff der „Telegraphenanlagen” mit dem Ausdruck ,,Fernmeldeanlagen”. Was im besonderen die akustischen und optischen Einrichtungen betrifft, so sind sie, wie seit jeher, nach dem Entwurf „Fernmeldeanlagen” im Sinne des Telegraphenrechts dann nicht, wenn bei der Übermittlung keinerlei Einrichtungen getroffen werden, die die ursprünglichen Zeichen oder Laute nachbilden oder sonstwie wiedergeben; denn dann fehlt es an der für den Begriff der Telegraphie wesentlichen Nachbildung oder Wiedergabe von Zeichen oder Lauten, an der „Zeichenreproduktion“ durch eine an einem anderen Ort befindliche besondere Vorrichtung. Daher sind z.B. ein Leuchtturm, eine Zeitballanlage, Baken, Spieren, eine Nebelsirene, Heultonne, Glocke, Trompete, ein Scheinwerfer, Flaggen, Einrichtungen zur Aufgabe von Licht- und Feuerzeichen, von Zeichen mit Raketen, Schüssen, Pfeifen nicht Fernmeldeanlagen. Dagegen läge eine ,,Fernmeldeanlage” im Sinne des Entwurfs dann vor, wenn z.B. die Verbindung mehrerer Signalapparate in der Weise stattfände, daß der eine Apparat das vom sendenden Apparat Übermittelte nachbildet. ...” 19). Die vorstehend wiedergegebenen Gesetzesmaterialien lassen nicht nur erkennen, daß der alte Begriff „Telegraphenanlage” aufgegangen ist in dem neuen Oberbegriff „Fernmeldeanlage“. Im Zusammenhang mit dem insoweit unzweideutigen Wortlaut des § 1 FAG machen sie darüber hinaus deutlich, daß der ursprüngliche Begriff „Telegraphenanlage” aus dem TG nunmehr als eine Unterart der Fernmeldeanlage — wenn auch mit einer gewissen sich aus der Natur eines Unterbegriffs zwangsläufig ergebenden 198) RT-Drucksache S. K 186, 188. ant

1924/1927,

Nr.

3682, S. 6; vgl. a. Adelmann,

NTZ

1974,

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Einschränkung in bezug auf die Funk- und Fernsprechanlage — in seiner früheren Bedeutung unverändert beibehalten wurde. Durch die Verwendung des neuen Oberbegriffs ,,Fernmeldeanlage” im FAG, der im Gegensatz zum ursprünglichen Oberbegriff keinerlei verbale Einschränkung enthält, brachte der Gesetzgeber zum Ausdruck, daß das Fernmeldemonopol des Reichs denkbar umfassend sein sollte 19°). Die Telegrafenanlage im Sinne des FAG ist daher zu definieren als eine Nachrichtenübertragungsanlage, deren Zweckbestimmung die unkörperliche Übermittlung von Gedankengut in die Ferne ist, und zwar dergestalt, daß das, was an einem Ort ausgesendet, an einem anderen Ort nachgebildet bzw. reproduziert wird 1°), sofern dies nicht durch Funk oder mittels Reproduktion in Sprache geschieht 19°). Die Telegrafenanlage ist somit in ihren technisch wesentlichen Kriterien genauso zu definieren wie die Fernsprechanlage. Bei der Fernsprechanlage ist allerdings zu beachten, daß von ihr nur gesprochen werden kann, wenn Schallwellen (Sprache) z. B. durch ein Mikrofon (Signalgeber) zum Zwecke der Übermittlung in elektrische Schwingungen umgesetzt und am Empfangsort durch eine Empfangseinrichtung (Hörkapsel) wieder in Schallwellen (Sprache) nachgebildet werden !””?). In allen übrigen Fällen hingegen, in denen sich die Nachrichtenübertragung über Sendeund Empfangsgeräte in anderer Weise als durch Reproduktion in Sprache vollzieht, handelt es sich um Telegrafenanlagen i. 5. des § 1 FAG, es sei denn, der Nachrichtenverkehr volizieht sich auf dem Funkwege ?°). Wenn in vorstehendem Absatz die Telegrafenanlage als ,,Nachrichteniibertragungsanlage” bezeichnet wurde, so könnte man dem im Hinblick auf die gesetzliche Formulierung in $ 1 Abs. 1 FAG vielleicht entgegenhalten, die Telegrafenanlage werde damit als eine „Nachrichtenübertragungsanlage für die Vermittlung von Nachrichten“ definiert, was offensichtlich keinen Sinn hätte und daher nicht richtig sein könne 7°"). Diese Argumentation ist jedoch, so überzeugend sie zunächst klingen mag, falsch. Sie läßt nämlich unberücksichtigt, daß der Gesetzgeber im Jahre 1892 durch die Worte „für die Vermittlung von Nachrichten” lediglich noch einmal besonders verdeutlichen wollte, daß sich der Telegrafenbegriff nicht auf diejenigen Signal-, Meß- oder sonstige Apparate erstreckt, deren Zweckbestimmung sich in der Ermittlung von Meßwerten oder in der bloßen Wiedergabe von Sprache und Musik unter Verzicht auf jegliche Weiterleitung an einen anderen Ort erschöpft. Letzteres ist z.B. der Fall bei einfachen Wasserstandsregistrierungsapparaten (Wasserstandsanzeiger), bei gewöhnlichen Signalapparaten für Höhen- und Luftdruckmessun198 a) Neugebauer, a.a.O., Anm. 11 (S. 70 f.) u. 1 IV (S. 81) zu § 1 FAG. 198 b) Sinnlich, d.h. für einen Menschen unmittelbar wahrnehmbar, oder, wie z.B. bei der Datenübertragung, durch Maschinen, indem diese die übermittelte Nachricht entgegennehmen, speichern, verarbeiten oder weiterübertragen. Vgl. Aubert, 3. Aufl. (wie früher), a. a. O., S. 91; Jahrbuch 1972, S. 353, 361. 199) Aubert, 2. Aufl., a.a.O., S. 83. 199 a) Durch die Verwendung von Anrufbeantwortern, Tonbandgeräten u. dgl. ändert sich hieran nichts. 200) Neugebauer, a.a.O., Anm. 2 zu § 1 FAG, 5. 82. 201) So Kimminich, a. a.O., S. 9. 468

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gen (Barometer) oder Phonografen usw.?"?). Derartige Geräte wurden jedoch seit jeher dann als Fernmeldeanlagen betrachtet, wenn sie die ermittelten Werte oder sonstigen Informationen von einem Ort an einen anderen übermitteln. Das ergibt sich klar aus den Gesetzesmaterialien 7). Daß der Zusatz „für die Vermittlung von Nachrichten“ nicht gerade der Begriffsklarheit dient, ihr sogar abträglich ist, weil überflüssigerweise etwas wiederholt wird, was dem Begriff Telegrafenanlage ohnehin immanent ist (nämlich das Erfordernis der Nachrichtenübertragung von einem Ort zum anderen mittels Sender und Empfänger), ist offenbar nur bei der Vorlage des ersten Regierungsentwurfs zum TG im Jahre 1891 berücksichtigt worden, später jedoch beim Erlaß des TG und des ihm nachfolgenden FAG unberücksichtigt geblieben. Aber wie dem auch sei; da es sich bei dem Zusatz „für die Vermittlung von Nachrichten” offensichtlich um eine überflüssige Tautologie handelt, ist es ein Gebot der richtigen Rechtsfindung und Auslegung 7°), den Worten „für die Vermittlung von Nachrichten“ nur die ihnen wirklich zugedachte sachliche Bedeutung beizumessen ?®). Das heißt, daß ihnen zumindest seit der Novellierung des TG 1927 und Bekanntmachung als FAG und der dabei vorgenommenen Ersetzung des Oberbegriffs ,,Telegrafenanlage” durch ,,Fernmeldeanlage” keine besondere Bedeutung zukommt. b) Nachrichtenbegriff Unrichtig wäre es, aus obigen Ausführungen zu folgern, daß es auf den Nachrichtenbegriff nicht ankäme. Er bleibt von entscheidender Bedeu202) Neugebauer, a.a.O., Anm. 1 ID zu § 1 FAG (S. 78); Neugebauer, Archiv PT 1927, S. 141. Das Fernmeldemonopol betrifft nur „Fernmelde”-Anlagen, BVerfGE 12, $2205, 226, 203) Im 1. Bericht der 16. Kommission (RT-Drucksache 1890/1892, Anlage 460, S. 2707) wird unter IV Abs. 1 folgendes ausgefiihrt: Es sei wiinschenswert, den Telegraphenbegriff zu definieren. Insoweit geniige es jedoch, zum Ausdruck zu bringen, „daß das Regal nicht auf solche Anlagen sich erstrecken solle, welche zu einzelnen bestimmten Zwecken wie für Signalapparate für Höhenmessungen u.ä. errichtet würden, sondern daß das Regal nur soweit gewertet werden solle, als die Anlagen dem allgemeinen Nachrichten-Vermittlungsverkehr einer Person dienen.” Man schlug aus diesem Grund vor, in § 1 Entwurf-TG hinter „Telegraphenanlage” die Worte einzufügen, „für den allgemeinen Vermittlungsverkehr“. Dieser Vorschlag wurde angenommen, nachdem auch Staatssekretär v. Stephan auf Anfrage der Kommission erklärte, Wasserregistrierungsapparate, Signalapparate für Höhenmessungen, Phonografen fielen nicht in den Bereich der Nachrichtenvermittlung (RT-Drucksache 1890/ 1892, Anlage 460, 5. 2703). Nach einer weiteren, aber lediglich redaktionellen Verbesserung — wie ausdrücklich hervorgehoben wird —, erhielt $ 1 seine endgültige Fassung, indem anstatt der Worte „für den allgemeinen Vermittlungsverkehr” gesetzt wurde „für die Vermittlung von Nachrichten“ (2. Bericht der Kommission, RT-Drucksache 1890/1892, Anlage 676, 5. 3784, letzter Absatz zu § 1 TG). Hierbei ist zu berücksichtigen, daß der vom Gesetzgeber verwendete Begriff „Vermittelung von Nachrichten” nach heutigem Sprachgebrauch der Formulierung „Übermittlung von Nachrichten” gleichzusetzen ist, wie es sich u. a. aus dem in den Gesetzesmaterialien wiederholt verwendeten Begriff „Schnellnachrichtenverkehr” ergibt, (vgl. Ausführungen v. Stephan in RT-Drucksache 1890/1992, Anlage Nr. 460, S. 2702 und RT-Drucks. Vhdlgen 332, 1892, Seite 4333 BB) sowie aus dem Umstand, daß Gegenstand des Nachrichtenverkehrs die Raumüberwindung von einem Ort zum andern und damit also die Nachrichtenübermittlung ist. S. a. Anm. 211. 204) Enneccerus-Nipperdey, BGB, Allgemeiner Teil, 15. Aufl. 1959, Bd. 1, S. 320 u. 344 ff. 205) So im Ergebnis auch Neugebauer, a.a.O., S. 83. 469

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tung, weil die Telegrafenanlage ebenso wie die Funk- und Fernsprechanlage ihrer Zweckbestimmung nach auf die körperlose Beförderung (dieses Wort ist gleichbedeutend mit Vermittlung oder Übermittlung) von Nachrichten ausgerichtet sein muß; denn der Fernmeldeanlage ist die Nachrichtenübertragung immanent. Was nun den Nachrichtenbegriff angeht, so ist er ein sehr weitgefaßter. Das erhellt schon die Tatsache, daß durch das TG von 1892 in Ausführung des Art. 48 der Reichsverfassung die Telegrafie schlechthin und damit der gesamte damals bekannte und sich künftig entwickelnde Schnellnachrichtenverkehr für das Reich monopolisiert werden sollte 20%). Das ergibt sich ferner auch aus der Entscheidung des Reichsgerichts vom 28. 2. 1889 ?V”), das von dem „zum Ausdruck gebrachten Gedanken“ spricht und ihn der Nachricht gleichstellt ?®). Da Gedanken nicht nur durch Sprache, sondern auch durch Zeichen, Töne und Bilder geäußert werden können, bilden diese in $ 1 FAG zur Definition der Funkanlage ebenfalls verwendeten Begriffe, die auf die Verordnung zum Schutz des Funkverkehrs vom 8. 3. 1924 7°) zurückgehen, keinen Gegensatz zur Nachricht; sie dienen vielmehr der Erläuterung des Nachrichtenbegriffs 1°). Daß bereits der Gesetzgeber bei dem Erlaß des TG im Jahre 1892 den Nachrichtenbegriff so weit gefaßt verstanden wissen wollte, ergibt sich aus folgendem: In dem ersten Bericht der 16. Kommission anläßlich der Beratung über den TG-Entwurf aus dem Jahre 1892 wurde ausdrücklich erwähnt, daß zum Beispiel bei einem Wasserstandsmesser in der Notierung des Wasserstandes (an einem anderen Ort) ein Nachrichtendienst zu sehen ist, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die (an dem anderen Ort) notierte Nachricht einem Publikum bekanntgemacht wird 7"). Da die Notierung des Wasserstandes zeichnerisch — also in Form von Zeichen — erfolgte, kann daraus nur geschlossen werden, daß bereits 1892 in § 1 TG das Vermitteln von Zeichen von dem Begriff der Nachrichtenvermittlung miterfaßt werden sollte. Das muß um so mehr gelten, als auch das Reichsgericht in seiner Entscheidung vom 28. 2. 1889, die sich der Gesetzgeber sowohl beim Erlaß des TG im Jahre 1892 als auch beim Erlaß des FAG im Jahre 1928 in vollem Umfang zu eigen machte, von den gleichen Überlegungen ausging. Das Reichsgericht wies nämlich darauf hin, daß z.B. gewillkürte Zeichen wie die Läutesignale einer Klingelanlage sowie die Töne eines Morseschen Klopfers ebenso unbestritten zu den der Telegrafie zuzurechnenden Zeichen gehören wie alle sonstigen Figurenbilder, Signale usw., die die Telegrafie mit Hilfe der ihr zur Verfügung stehenden Mecha206) Vgl. Ausführungen v. Stephan, RT-Drucksache 1890/1892, Anlage Nr. 460, S. 2707 und RT-Drucksache Verhandlungen 332, 1892, S. 4323 BB. 207) RGSt 19, 5. 55, 60. 208) So auch Aubert, 2. Aufl., a. a. O., S. 86. 209) RGBI. I, S. 273; Jahrbuch 1972, 5. 353, 363. 210) Vgl. Neugebauer, a. a. O., S. 83. Ebenso RGSt 19, S. 55, 77; s. oben, S. 465 f. 211) RT-Drucksache 1890/1892, Anlage Nr. 460, S. 2705, linke Spalte: „in der Notierung des Wasserstandes bestehe gerade der Nachrichtendienst, obgleich eine Zustellung an das Publikum nicht stattfinde, und deshalb sei Genehmigung hierfür einzuholen.” Vgl. auch Neugebauer, Archiv PT 1927, S. 141 und a.a.O., Anm. 1ID zu § 1 FAG, S. 78. 470

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nismen zu reproduzieren vermag *'?). Die Worte „Zeichen, Bilder, Töne” waren somit bereits im Jahre 1889 Erläuterungsmerkmale des Begriffs „Telegraphenanlage für die Vermittelung von Nachrichten“; sie waren vom Begriff der „Nachricht“ erfaßt und standen nicht in Gegensatz zu diesem. Daß sie nicht unmittelbar selbst in den Gesetzeswortlaut des § 1 TG eingefügt wurden, war bei der damals eindeutigen und höchstrichterlich abgesicherten Rechtslage nur allzu verständlich. Ebenso war die Situation, als der Gesetzgeber im Jahre 1908 durch die sogenannte Funkgesetznovelle 7!) die bis dahin gegebene Möglichkeit ausschloß, auf einzelnen Grundstücken Funkanlagen genehmigungsfrei zu errichten und zu betreiben, indem er dem § 3 TG einen neuen Absatz 2 anfügte, der lautete: „Elektrische Telegraphenanlagen, welche ohne metallische Verbindungsleitungen Nachrichten vermitteln, dürfen nur mit Genehmigung des Reiches errichtet und betrieben werden.“ An dem weitgefaßten Nachrichtenbegriff änderte sich auch dann nichts, als die „Verordnung zum Schutze des Funkverkehrs vom 8. 3. 1924” ?!4) erstmals die Funkanlage so definierte, wie sie — von unbedeutenden redaktionellen Änderungen abgesehen — in dem heute geltenden § 1 FAG enthalten ist. § 1 FunkVO besagt u.a., daß alle Sende- und Empfangseinrichtungen, die Nachrichten, Zeichen, Bilder oder Töne auf elektrischhem Wege ohne Verbindungsleitungen übermitteln können, Funkanlagen sind. Wie Neugebauer ausführlich darlegt °'’), verfolgte die damalige Reichsregierung mit der zusätzlichen Erläuterung des Nachrichtenbegriffes keine Ausdehnung des Funkmonopols des Reichs. Anlaß für die zusätzliche Erläuterung der Funkanlage waren vielmehr die überraschenden Erfolge der Funktechnik in den 20er Jahren und eine daraus resultierende und große Bevölkerungskreise erfassende Funkbegeisterung. Da die Funkbegeisterten in dem bestehenden Funkhoheitsrecht lästige Hemmnisse auf dem Wege nach der von ihnen begehrten schrankenlosen Freiheit auf diesem Gebiet erblickten und deshalb das bestehende staatliche Monopol als überholte und rückständige Verständnislosigkeit einzuschränken bzw. in Abrede zu stellen versuchten, hielt es die damalige Reichsregierung für zweckmäßig, die Grenzen der bestehenden Funkhoheit des Reichs ausdrücklich und für jedermann unmißverständlich festzulegen. Ausschlaggebend hierfür war vor allem die Zielvorstellung, bei den Bürgern jeden entschuldbaren Irrtum über das, was Alleinrecht der DBP ist, so weit als nur möglich auszuschließen, um damit zugleich die mit der FunkVO erstmalig bereitgestellten stärkeren strafrechtlichen und polizeilichen Mittel zum Einschreiten gegen verbotene Funkanlagen wirkungsvoller und praktikabler zu gestalten. Dieselben Überlegungen führten im Jahre 1928 dazu, die in der FunkVO verwendete Definition der Funkanlage mit nur unbedeutenden redaktionellen Änderungen in das FAG einzufügen ?'6), 212) RGSt 19, S. 55 ff.; siehe auch die wörtliche Wiedergabe der entsprechenden Entscheidungsgründe oben, Seiten 465 u. 466. 213) Gesetz zur Änderung des TG vom 7. 3. 1908, RGBI. S. 79. 214) FunkVO, RGBI. I, S. 273. 215) Funkrecht, 2. Auflage 1926, S. 3 unten und S. 4—7. 216) 5. Neugebauer, Archiv PT 1928, S. 41 ff. 471

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Die Entstehungsgeschichte des § 1 FAG offenbart somit unmißverstandlich den auf einen weitgefaßten Nachrichtenbegriff ausgerichteten Willen des Gesetzgebers. Unter Berücksichtigung der neueren Erkenntnisse der Informationstheorie wird man deshalb den Nachrichtenbegriff i. S. des FAG nach heutigem Sprachgebrauch wie folgt definieren können: Nachricht ist jede Zusammenstellung von Symbolen, Zuständen oder kontinuierlichen Funktionen wie Klang, Schrift, Figuren, Farben, Meßwerte, Zahlen, die aufgrund bekannter oder unterstellter Abmachungen zur Übermittlung von Informationen dient *'"). Somit ist davon auszugehen, daß der Nachrichtenbegriff i. S. des Fernmelderechts immer so umfassend war und ist, daß er z. B. den der Information mit einschließt 218). Dabei ist unbeachtlich, ob die Nachricht von einem Menschen oder von einer Maschine zusammengestellt, weitergegeben, entgegengenommen oder in sonstiger Form zum Ausdruck gebracht wird ?!°). c) Nachrichtenübermittlung Von einer Nachrichtenübermittlung kann nur die Rede sein, wenn die Nachricht einem oder mehreren Adressaten zugeleitet wird. Im Jahre 1892, also zur Zeit des Inkrafttretens des TG, und bis weit in das 20. Jahrhundert hinein kam als Adressat zweifellos nur der Mensch in Betracht. Denn er allein war damals in der Lage, die Nachricht entgegenzunehmen, zu speichern oder sofort zu verwerten. Die zwangsläufige Folge hiervon war, daß in der früheren Judikatur, im älteren Schrifttum und ebenfalls in den vorhandenen Gesetzesmaterialien zum TG und zum FAG immer wieder vermerkt wird, daß die bei den Telegrafen- und Fernsprechanlagen erforderliche Nachbildung (Reproduktion) der beförderten Nachricht in einer sinnlich, d.h. für den Menschen wahrnehmbaren Weise zu erfolgen habe. In den letzten Jahren hat es der technische Fortschritt nun aber mit sich gebracht, daß in bezug auf das Entgegennehmen, Speichern und Verwerten von Nachrichten anstelle des Menschen immer häufiger Maschinen eingesetzt werden. Entsprechend programmiert, können Maschinen bei der Nachrichtenübermittlung den Menschen — teilweise sogar völlig — ersetzen und quasi stellvertretend für ihn tätig sein. Da dies kein theoretisches Denkmodell ist, sondern in der Praxis mehr und mehr geschieht, würde das vom Gesetzgeber gewollte allumfassende Fernmeldemonopol ausgehöhlt, wenn man unreflektiert an dem um die Jahrhundertwende nach dem damaligen Erkenntnisstand und dem damaligen Stand der technischen Entwicklung zu Recht geforderten Erfordernis der durch Menschen sinnlich wahrnehmbaren Nachbildung festhalten wollte. Das würde genau zu dem führen, was der Gesetzgeber zu verhindern beabsichtigte. Denn letzterer war — wie bereits dargelegt — an einer möglichst umfassenden Monopolisierung des Fernmeldewesens interessiert. In Anpassung an die veränderten technologischen und sonstigen Verhältnisse bei der im übrigen unver217) Vgl. Brockhaus, Enzyklopädie, 17. Aufl. 1971; im Ergebnis ebenso Aubert, 2 Aufl; 2. 2.0,8 83 u: 85 218) Aubert, 2. Aufl., a.a. O., 5. 85. 219) Jahrbuch 1972, S. 353, 361; Aubert, 2. Aufl., a.a.O., S. 85; Adelmann, a.a. O., S. 187 (s. Anm. 198). 472,

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ändert gebliebenen Interessenlage ??”°) wird deshalb schon seit Jahren, nämlich seit dem Aufkommen neuer technischer Möglichkeiten, z. B. der Datenübertragung, nicht nur die sinnlich, d.h. die für Menschen wahrnehmbare Nachrichtenreproduktion, sondern auch diejenige als ausreichend betrachtet, die in einer nur für Maschinen (z. B. Anrufbeantworter, Tonbandgerät, Datenverarbeitungsanlage, Fernwirkanlage) verständlichen Weise erfolgt 224). Entscheidend und genügend ist heute, daß die Anlage dazu dient, Nachrichten körperlos zu übermitteln, wobei die ausgesendete Nachricht an einer anderen Stelle sinnlich, d.h. für einen Menschen unmittelbar wahrnehmbar ist, oder, wie z.B. bei der Datenübertragung, lediglich durch Maschinen nachgebildet wird, nämlich entgegengenommen, gespeichert, verarbeitet oder weiterübertragen (aber dem Menschen jederzeit zugänglich bleibt!). Dies steht in Übereinstimmung mit den internationalen Rechtsvorschriften, wie sich aus Art. 2 der Vollzugsordnung für den Telegrafendienst (Genf 1973) — einer Anlage zu dem ratifizierten Internationalen Fernmeldevertrag (Montreux 1965) ?”?) — ergibt. Danach gehört zum internationalen Telegrafendienst auch der Datenübertragungsdienst. Schließlich ist folgendes noch zu bemerken: Vorstehend wurde bereits darauf hingewiesen, daß das Kriterium einer jeden Fernmeldeanlage in der unkörperlichen Nachrichtenübertragung liegt. Mit anderen Worten, eine Anlage, deren Zweckbestimmung nicht auf die Nachrichtenübermittlung ausgerichtet ist, kann weder Telegrafenanlage noch Fernsprech- oder Funkanlage sein. Keinem Zweifel kann es dabei unterliegen, daß es bei der Frage nach der Zweckbestimmung nur auf objektive Gesichtspunkte ankommen kann. Das bedeutet: Würde z. B. eine Person aus reiner Freude am Basteln eine Fernsprech- oder Alarmanlage zu dem alleinigen Zweck errichten und betreiben, um die von der Anlage benötigten elektrischen Energien ausschließlich für Beleuchtungszwecke zu verwenden, so bliebe die Anlage dennoch eine der Fernmeldehoheit unterliegende Fernmeldeanlage. Würde man insoweit auf die subjektiven Zielvorstellungen des jeweiligen Errichters oder Betreibers der Anlage abstellen **%), so würde das zu einer vom Gesetzgeber nicht gewollten Rechtsunsicherheit und möglichen Aushöhlung des Fernmeldemonopols führen. Denn einmal können sich die subjektiven Zielvorstellungen des jeweiligen Errichters und Betreibers täglich ändern und damit zugleich auch der tatsächliche Verwendungszweck der Anlage, was für die Verwaltungsbehörden nur schwer erkennbar und kaum überprüfbar wäre 2°4). Zum anderen ergäben sich unüberwindliche Konfliktsituationen, wenn es um die Frage geht, wie z. B. errichtete und 220) Vgl. Enneccerus-Nipperdey, BGB, Allgemeiner Teil, 15. Aufl. 1959, Band 1, S. 320. 221) Aubert, 2. Aufl., a.a.O., S. 83; ebenso 3. Aufl. 1974, S. 91; Jahrbuch 1972, S. 353, 361; Adelmann, a. a. O., 5. 187. 222) BGBI. II, 1968, S. 931. 223) So z.B. Kimminich, a.a.O., S. 12. 224) Im Ergebnis ebenso, wenn auch fiir einen anderen Sachverhalt, BVerwG, Urt. v. 7. 5. 1971 — VII C 67.69 — Rechtsbeil. EW 1972, S. 1 (auszugsweise), unter Berufung auf BGH, Archiv PF 1960, S. 105 = DOV 1960, S. 550 = MDR 1960, S. 476. 473

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für die Nachrichtenübertragung geeignete Anlagen rechtlich zu behandeln sind, die von ihren Besitzern nur gehalten, nicht aber zu Nachrichtenübertragungszwecken betrieben werden sollen. Da der Gesetzgeber nun einmal das Errichten einer Fernmeldeanlage genauso behandelt wissen will wie das Betreiben, ist es ein praktisch und rechtlich unabdingbares Gebot, bei der Prüfung, ob eine Anlage eine Fernmeldeanlage ist, nur darauf abzustellen, ob sie nach ihrer Bauweise generell zur Nachrichtenübertragung bestimmt und geeignet ist. 4. Ergebnis Als Ergebnis

ist folgendes

festzustellen:

a) Nachricht Der vom FAG verwendete Nachrichtenbegriff ist ein sehr umfassender. Er läßt sich wie folgt umschreiben: Nachricht ist jede Zusammenstellung von Symbolen, Zuständen oder Funktionen wie Sprache, Klang, Schrift, Figuren, Farben, Meßwerte, Zahlen, die aufgrund bekannter oder unterstellter Abmachungen der Übermittlung von Informationen dient. In diesem Sinne ist auch die im Schrifttum und in der Rechtsprechung verwendete Formulierung zu verstehen, nach der Nachricht jede Gedankenäußerung ist, gleichgültig, ob sie von einem Menschen oder von einer technischen Einrichtung (Maschine) ausgeht. b) Fernmeldeanlage Zu den Fernmeldeanlagen gehören einmal Telegrafen- und Fernsprechanlagen. Darunter sind zu verstehen alle Nachrichtenübertragungsanlagen, die der unkörperlichen Übermittlung von Gedankengut dergestalt zu dienen bestimmt sind, daß das, was an einem Ort auf elektrische, akustische, optische oder sonstige Weise ausgesendet, an einem anderen Ort in einer für Menschen oder Maschinen verständlichen Weise nachgebildet (= reproduziert) wird. Diese Begriffsdefinition gilt für die Telegrafenund Fernsprechanlagen gleichermaßen. Beide unterscheiden sich nur insofern, als die Fernsprechanlage ausschließlich dazu dient, zur Übermittlung körperlos ausgesandte Sprechsignale wieder in normale Sprache (Schallwellen) zu reproduzieren. Eine Telegrafenanlage hingegen liegt vor, wenn körperlos ausgesandte Nachrichten in Form von Zeichen, Bildern oder sonstigen Signalen wiedergegeben bzw. reproduziert werden. Voraussetzung sowohl für die Telegrafen- als auch für die Fernsprechanlage ist ferner, daß beide aus mindestens zwei korrespondierenden Geräten (Sender und Empfänger) bestehen müssen. Darüber hinaus gehört zu den Fernmeldeanlagen jede Funkanlage. Gemäß Legaldefinition des § 1 Abs. 1 Satz 2 FAG zählt dazu jede elektrische Sendeeinrichtung sowie jede elektrische Empfangseinrichtung, bei der die Übermittlung oder der Empfang von Nachrichten ohne Verbindungsleitung oder unter Verwendung elektrischer, an einem Leiter entlang geführter Schwingungen stattfinden kann. Der wesentliche Unterschied zu den Telegrafen- und Fernsprechanlagen besteht darin, daß bereits jedes 474

Rechtsfragen zur Genehmigung für private Fernmeldeanlagen Funksendegerät und jedes Funkempfangsgerät für sich allein eine Funkanlage und damit eine Fernmeldeanlage ist. Der Begriff Funkanlage setzt weiterhin voraus, daß man sich bei der Nachrichtenübermittlung elektromagnetischer Wellen („elektrischer Schwingungen“) als Übermittlungsmittel bedient, nicht hingegen sonstiger Mittel wie z.B. der Ultraschallwellen. 5. Erläuternde Beispiele Folgende Beispiele mögen die vorstehenden läutern: a) Signalapparate,

einfache

ortsgebundene

Begriffsbestimmungen

er-

Registrier- und Meßgeräte

Keine Fernmeldeanlage ist z.B. ein Leuchtturm. Er dient zwar der Nachrichtenübermittlung, insofern nämlich, als er Schiffsführern über mehr oder weniger weite Entfernungen auf optische Weise den Standort angibt. Aber die vom Leuchtturm ausgestrahlten Lichtsignale sind für den jeweiligen Adressaten unmittelbar erkennbar, ohne daß ein Empfangsgerät zur Wiedergabe oder Reproduktion eingeschaltet zu werden braucht. Wegen Fehlens der Reproduktionsanlage ist der Leuchtturm daher keine Telegrafenanlage. Den Funkanlagen kann der Leuchtturm ebenfalls nicht zugerechnet werden. Für die Nachrichtenübermittlung verwendet er zwar ebenfalls keine Verbindungsleitungen, aber der Informationsgehalt der von einem Leuchtturm ausgehenden Lichtzeichen ist vom Menschen unmittelbar sinnlich wahrnehmbar; es bedarf hierzu nicht einer Empfangsanlage. Der Leuchtturm ist somit eine optische Signalanlage, auf die sich der vom Gesetzgeber verwendete Fernmeldeanlagenbegriff nicht bezieht *°). Aus dem gleichen Grunde sind z.B. Nebelsirenen, Leuchttonnen, Glocken, Trompeten, Trommeln usw., wenn sie lediglich der Abgabe von Signalen dienen, ebenfalls keine Fernmeldeanlagen. Genauso ist es, wenn sich z. B. A und B mit Taschenlampen, Scheinwerfern oder Spiegeln gegenseitig Nachrichten zublinken. Die Benutzung solch technisch mehr oder weniger komplizierter Signalapparate ist grundsätzlich fernmelderechtlich nicht relevant, es sei denn, mehrere Signalapparate werden derartig miteinander verkettet, daß der zweite Signalapparat das vom ersten Übermittelte nachbildet, wie es z.B. bei dem früher einmal verwendeten Chappeschen Zeigertelegraphen der Fall war. Nur dann, wenn Signaleinrichtungen zu einer Kette zu zwei und mehr Gliedern derartig verbunden werden, daß beispielsweise die von A körperlos ausgesendete Nachricht von der zweiten Stelle B nachgebildet und an eine dritte oder weitere Stelle geleitet wird, liegt eine Fernmeldeanlage im Sinne des FAG vor ?°®). Keine Fernmeldeanlagen sind ferner einfache Meß- und Registrierapparate wie z.B. Quecksilberthermometer für die Messung von Temperaturen oder Barometer für die Höhen- und Luftdruckmessung, die sich darauf beschränken, die Meß- und Registrierungsergebnisse an dem Ort 225) Aubert, 2. Aufl., a. a. O., S. 84; Neugebauer, a.a.O., S. 73. 226) Neugebauer, a.a.O., S. 72, 73, 74; Aubert, 2. Aufl., a. a. O., S. 84 £.; Adelmann, a.a.O., S. 187, 188 (s. Anm. 198). 475

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anzuzeigen und gegebenenfalls festzuhalten, wo sie ermittelt wurden **’). Bei ihnen fehlt es an der körperlosen Nachrichtenübermittlung von einem Ort zum anderen sowie an der Reproduktion am Empfangsort. Das ist auch der Grund, weshalb Phonographen und Grammophone alter Bauart nicht zu den Fernmeldeanlagen gezählt wurden ??®). Denn sowohl dem Grammophon als auch dem Phonographen müssen die Nachrichtenträger (Platte oder Walze, in die die Nachricht in Rillenform als Seiten- oder Tiefenschrift eingeprägt ist) genauso körperlich zugeführt werden, wie etwa einem Menschen der Brief, dessen Inhalt von ihm gelesen werden soll ??°). b) Fernregistrierapparate,

Fernbeobachtungsanlagen

In Übereinstimmung mit dem Inhalt der Gesetzesmaterialien werden vom einschlägigen Schrifttum Registrier- und Meßapparate dann einhellig den Telegrafenanlagen zugerechnet, wenn sie die ermittelten Registrierund Meßergebnisse nicht lediglich an dem Ort festhalten, an dem sie ermittelt werden 3°). Von dieser Auffassung abzuweichen, besteht kein Anlaß. Denn die vorerwähnten Geräte sind sogenannte Fernmeß- oder Fernregistrierungsapparate und geben Nachrichten — nämlich ermittelte Werte — in unkörperlicher Weise über besondere Geber (Sender) an einen anderen Ort weiter, wo sie durch besondere Einrichtungen (Empfänger) so reproduziert oder aufgezeichnet werden, daß sie für Menschen oder Maschinen verständlich sind. Damit sind die Tatbestandsmerkmale der Fernmeldeanlage, der Telegrafenanlage für die Vermittlung von Nachrichten, erfüllt. Ebenso steht es mit den Fernbeobachtungsanlagen. Das können Fernsehkameras sein, die z.B. in Warenhäusern oder Fabriken aus Kontrollund Sicherungsgründen installiert werden, damit laufende Aufnahmen einer Zentralstelle zugeführt und dort auf Bildschirmen (Monitoren) beobachtet oder auf Magnetband aufgenommen werden können. Die jewei227) Neugebauer, a.a.O., 5. 78. 228) Neugebauer, a. a. O., S. 75. 229) Plattenspieler in der heute gebräuchlichen Form können dagegen Fernmeldeanlagen sein, wenn eine Nachrichtenübertragung stattfindet. Die Platte als Nachrichtenträgerin muß ihnen zwar nach wie vor unmittelbar und körperlich zugeführt werden. Aber vom heutigen Plattenspieler wird nicht mehr der von der Platte unmittelbar abgetastete Ton hörbar gemacht. Es werden vielmehr die beim Abspielen der Platte erzeugten Tonschwingungen durch einen in der Abtastvorrichtung eingebauten „Sender“ in elektrische umgewandelt, so dem Lautsprecher (Empfänger) zugeführt, der die elektrischen Schwingungen wieder in Schallschwingungen reproduziert. Sender, körperlose Nachrichtenübermittlung sowie Empfänger sind somit vorhanden. Die Frage könnte hier allenfalls sein, ob von einer Nachrichtenübermittlung von einem Ort zum anderen gesprochen werden kann, weil die Entfernung zwischen Sender und Empfänger in der Regel sehr gering ist. Aber auf die Entfernung in Metern kommt es für den Begriff der Fernmeldeanlage nicht an. Das ergibt sich aus dem FAG schlechthin, das erkennbar davon ausgeht, daß Fernmeldeanlagen auf jedem Grundstück errichtet und betrieben werden können, selbst wenn es noch so klein ist. Gleiches gilt für Tonbandgeräte und ähnliche Anlagen. Vgl. auch Amtsbl Vfg Nr. 565/1974; Jahrbuch 1972, S, 353, 363—366 u. Lieb, a. a. ©. (Anm. 83), S. 55 ff. 230) Neugebauer, a.a.O., S. 78; Aubert, 2. Aufl., a. a. O., S. 87; Eiser-Riederer, 3. Aufl, VI § 1 Anm. d); Schneidewin, Anm. 8 zu § 1 TG S. 350; Hellmuth, Zentralbl. f. Handelsr. 1928, S. 201; RT-Drucksache 1892, Anlage Nr. 460, S. 2705. 476

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

ligen Bildaufnahmen stellen sich als Beobachtungsergebnisse und somit als Informationen dar, die Nachrichten gleich zu achten sind. Da diese Nachrichten von der Fernsehkamera (Sender) — in elektrische Schwingungen transformiert — zum Monitor oder zum Bandaufzeichnungsgerät (Empfänger) weitergeleitet werden, die das körperlos Übermittelte nachbilden, liegen die rechtlichen Voraussetzungen für den Begriff einer Telegrafenanlage vor 7°). c) Fernwirkanlagen,

Datenverarbeitungsanlagen

Bislang ist es von niemandem in Zweifel gezogen worden, daß die sogenannten Fernsteuerungsanlagen, die mit Hilfe eines Funksenders und eines Funkempfängers Schiffe, Luftfahrzeuge, Raketen, Satelliten oder Rechner steuern, als Funkanlagen den Fernmeldeanlagen zuzurechnen sind. An dieser rechtlichen Beurteilung ändert sich im Ergebnis nichts, wenn eine aus Sender und Empfänger bestehende Fernsteuerungsanlage sich statt des Funks eines anderen Übertragungsmediums wie z.B. des Ultraschalls, der Elektrizität oder der Fluidik 79°) bedient; sie wäre dann zwar keine Funkanlage, wohl aber eine Telegrafenanlage und damit ebenfalls eine Fernmeldeanlage #'). Bereits die Beispiele und Ausführungen in vorstehendem Absatz dürften hinreichend verdeutlichen, daß auch die sogenannten Fernwirkanlagen, wie sie u.a. von den Unternehmen der Elektrizitätsversorgung in großem Umfang verwendet werden, Fernmeldeanlagen sind. Dennoch sei folgendes ausgeführt: Unter der Bezeichnung „Fernwirken“ wurden von der Elektrizitätswirtschaft bereits in den 30er Jahren diejenigen Betriebsführungsmittel zusammengefaßt, die sich mit dem Messen und Zählen, dem Regeln und Steuern sowie dem Melden von Ergebnissen über große Entfernungen befassen. Heute versteht man unter Fernwirken allgemein die Übertragung und die damit verkettete Verarbeitung von Informationen in dem Wechselspiel zwischen Menschen und technischen Einrichtungen oder aber auch zwischen technischen Einrichtungen untereinander. In der Elektrizitätsversorgung zählen infolgedessen zu den Fernwirkanlagen a) Fernüberwachungsanlagen, wie Fernmeß- und Fernzählanlagen, Fernanzeige- und Fernsignalisierungsanlagen, b) Fernsteueranlagen

und Fernsignalanlagen,

c) sowie deren Kombinationen *°?). Unter Fernmeßanlagen verstehen dabei die Elektrizitätsversorgungsunternehmen die Übertragung von gemessenen Leistungsgrößen (z.B. kW) vom Sendeort zum Empfangsort; unter Fernzählung verstehen sie die 230 a) Falls sie sich des Funks bedienen, s. Anm. 236 u. S. 478. 230 b) Tafel, Strömungsmechanische Nachrichtenübertragung und -verarbeitung (Fluidik), 1969. 231) Aubert, 2. Aufl., a.a. O., S. 87. 232) Podszeck, Trägerfrequenz-Nachrichtenübertragung über Hochspannungsleitungen, 4. Aufl., 1971, S. 7. 477

U.

Klingler,

G.

Mahler

Erfassung und Übermittlung von Arbeitsmengen (z.B. kWh). Fernanzeige- und Fernsignalisierungsanlagen übermitteln nach dem Sprachgebrauch der Elektrizitätsversorgungsunternehmen Zustandsmeldungen, wie z.B. das Ansprechen von Erdschlußrelais oder sonstiger Warneinrichtungen. Fernsteuer- und Fernregelanlagen werden charakterisiert durch Ein- und Ausgabegeräte, die mit Hilfe fernübertragener Werte z.B. fortlaufend Regler betätigen oder die erforderlichen Schalterstellungen herbeiführen können °°?). Alle diese sogenannten Fernwirkanlagen bestehen somit aus Einrichtungen, die der Eingabe, der Übertragung und der Ausgabe von Informationen durch Sender und Empfänger dienen 73+). Da der Begriff der Information von dem der Nachricht i.S. des FAG erfaßt wird ?®°), sind Fernwirkanlagen grundsätzlich als Telegrafenanlagen zu betrachten. Gleichgültig ist dabei, welcher technischen Verfahrensweise (z. B. akustisches, elektrisches oder strömungsmechanisches Verfahren) sie sich bedienen. Das gilt selbstverständlich nur, solange die Fernwirkanlagen sich nicht des Funks bedienen; in diesem Falle wären sie, wie bereits erwähnt, genehmigungsrechtlich als Funkanlagen zu behandeln. Der Umstand, daß sich Fernwirkanlagen nicht nur auf reine Nachrichtenübertragung beschränken, sondern in der Regel anlagemäßig mit Nachrichtenverarbeitungsgeräten verbunden sind, steht ihrer Subsumtion unter den Fernmeldeanlagenbegriff nicht entgegen. Die in moderner Technik mögliche konstruktive Vereinigung der Empfangsanlagen mit der Verarbeitungsanlage ändert nichts an der Tatsache, daß der Verarbeitung der Nachricht eine Fernübertragung vorausgegangen ist. Ähnliche Verhältnisse liegen z. B. beim Fernsetzen einer Zeitung im modernen Druckereibetrieb vor: Statt — wie im Telexdienst — die Textwiedergabe in einem gewöhnlichen Fernschreiber vorzunehmen, wird beim Fernsetzbetrieb gleich die Setzapparatur entsprechend gesteuert. Das heißt, es entfällt die Zwischenphase einer Textwiedergabe auf Papier, des Lesens durch den Setzer und des erneuten manuellen Setzens. Es ist bisher niemandem in den Sinn gekommen, hier das Vorliegen einer Fernmeldeanlage zu bestreiten, obwohl die elektrisch übertragene Nachricht unmittelbar von der Setzmaschine weiterverarbeitet wird. Datenfernverarbeitungsanlagen sind Einrichtungen, bei denen Informationen (= Nachrichten i.S. des FAG) nicht nur am Aufstellungsort eines Rechners selbst, sondern über Datenendeinrichtungen in beliebiger Entfernung vom Rechner oder in Verbindung mit einer weiteren Datenverarbeitungsanlage ein- und ausgegeben werden können. Die Datenfernverarbeitung ist somit eine Kombination von Datenverarbeitung und Datenübertragung. Ebenso wie Fernwirkanlagen sind Datenfernverarbeitungsanlagen wegen der in ihnen vorhandenen Nachrichtensendeund Empfangsgeräte Telegrafenanlagen 73°) und damit Fernmeldeanlagen i. S. des FAG. 233) Podszeck, a.a.O., S. 8 u. 9. 234) Vgl. Podszeck, a.a.O., S. 7. 235) 8.09.4971. und 474: 236) Sofern sie sich nicht des Funks bedienen; in einem solchen Fall wären genehmigungsrechtlich als Funkanlagen zu behandeln. 478

sie

Rechtsfragen zur Genehmigung

für private Fernmeldeanlagen

d) Funkanlagen Zu den Funkanlagen zählen z.B. Rundfunk- und Fernsehsender. Sie verbreiten durch elektrische Sendeeinrichtungen Nachrichten in Form von Zeichen, Bildern und Tönen über den freien Raum ohne Benutzung von Verbindungsleitungen. Die Verständigung mit einer an einem anderen Ort befindlichen Person, das Herstellen der Verbindung mit einer solchen Person ist ebenso wenig begriffliches Merkmal einer Funkanlage, wie das Vorhandensein eines bestimmten Adressaten für die ausgesandte Nachricht °°"), Eine Funkanlage ist daher auch jedes Radargerät oder Funkpeilgerät, das z. B. zur Ermittlung von Meßwerten, zur Entdeckung von Flugkörpern oder zur Radioastronomie Zeichen aussendet. Darauf, daß die ausgesandten Zeichen empfangen oder z.B. von Flugkörpern reflektiert und vom Radargerät selbst wieder empfangen werden, kommt es nicht an, wie im übrigen auch die Vereinigung von Sende- und Empfangsgerät kein Begriffsmerkmal der Funkanlage ist. Eine Funkanlage, die der Abwicklung von Ferngesprächen dient (z.B. Richtfunkanlage), bleibt genehmigungsrechtlich eine Funkanlage und wird keine Fernsprechanlage. Eine Anlage, die den Nachrichtenverkehr zwar ohne Verbindungsleitung, aber unter Verwendung von Ultraschallwellen abwickelt, wie dies z.B. bei Ultraschallanlagen zur Fernsteuerung von Garagentoren oder Fernsehempfängern der Fall ist, ist genehmigungsrechtlich keine Funkanlage, sondern eine Telegrafenanlage ?°®). V. Zusammenfassung Die Untersuchung

hat ergeben

1. Entstehungsgeschichte und sinngemäße Interpretation des FAG wie des Telegraphengesetzes von 1892 ergeben, daß der Gesetzgeber bewußt ein umfassendes staatliches Fernmeldemonopol begründet und die gesamte körperlose Nachrichtenübermittlung im weitesten Sinn erfaßt hat. 2. Das FAG ist wie das Telegraphengesetz von einem umfassenden Nachrichtenbegriff ausgegangen. Vereinbarte (kodierte) Zeichen, Töne, sonstige Signale jeglicher Art sind, wenn sie für den Empfänger (Mensch oder Maschine) verständlich sind, Nachrichten im Sinne des FAG. Der Nachrichtenbegriff des § 1 FAG ist umfassend und schließt den Begriff der Information ein. 3. Wesen der körperlosen Nachrichtenübertragung ist die Übermittlung an einen anderen Ort. Die früher nach dem damaligen Stand der Fernmeldetechnik für erforderlich gehaltene sinnlich wahrnehmbare Reproduktion am Empfangsort ist nach dem heutigen Stand der Technik unter Berücksichtigung von Sinn und Zweck des FAG keine begriffliche Voraussetzung der Fernmeldeanlage im Sinne des FAG. 4. Entscheidend für den Begriff der Fernmeldeanlage ist heute, daß die Anlage geeignet ist, Nachrichten körperlos zu übermitteln, wobei — 237) Vgl. Neugebauer, a.a.O., S. 86. 238) Wegen der drahtgebundenen Funkanlage nach § 1 Abs. 1 Satz 2 FAG Jahrbuch 1972, S. 353, 363—366; Amtsbl Vfg Nr. 565/1974 sowie Anm. 83 u. 183.

=.

479

U. Klingler,

G. Mahler

Funkanlagen ausgenommen — die ausgesendete Nachricht an einer anderen Stelle sinnlich, d.h. für einen Menschen unmittelbar wahrnehmbar ist, oder, wie z. B. bei der Datenübertragung, durch Maschinen aus-

gesendet und/oder nachgebildet, nämlich entgegengenommen, gespeichert, verarbeitet oder weiterübertragen

wird.

5. Danach sind — soweit es sich nicht um Funkanlagen handelt — Fernwirkanlagen und Fernsteueranlagen der beschriebenen Art ebenso Fernmeldeanlagen (Telegrafenanlagen) wie Datenübertragungsanlagen.

6. Dies entspricht den internationalen Rechtsvorschriften, wonach der Datenübertragungsdienst zum internationalen Telegrafendienst gehört (Art.

2 der VOT, Genf 1973).

7. Die fernmelderechtliche Genehmigung nach §§ 1, 2 FAG ist rechtlich eine Ausnahmebewilligung. Im Gegensatz zum präventiven Verbot mit Erlaubnisvorbehalt befreit sie von einem repressiven Verbot. Es besteht grundsätzlich

kein

Rechtsanspruch

auf Genehmigung.

Materiell

ist sie

eine Konzession, weil die zugunsten der DBP monopolisierte Tätigkeit fallweise einem

Dritten gestattet wird.

8. Die Fernmeldegenehmigungsgebühren sind keine Verwaltungsgebühren im eigentlichen (engen) Sinn. Sie sind materiell Konzessionsabgaben. Die Festsetzung im Einzelfall durch Gebührenauflagen in der Fernmeldegenehmigung

ist rechtlich zulässig.

Bei der Bestimmung ihrer Höhe ist das gebührenrechtliche Äquivalenzprinzip zu beachten. Es besagt, daß zwischen der Höhe der Gebühr

einerseits und der Bedeutung, dem wirtschaftlichen Wert oder dem

sonstigen Nutzen der genehmigten privaten Fernmeldeanlage ein angemessenes Verhältnis bestehen muß, also kein Mißverhältnis bestehen darf. Bei Beachtung des Äquivalenzprinzips ist auch die Erhebung von laufen-

den Genehmigungsgebühren zulässig, weil die DBP durch das Genehmigen einer privaten Fernmeldeanlage eine Dauerleistung erbringt, die sich gebührenrechtlich nicht in einer einmaligen Amtshandlung, der Erteilung der Fernmeldegenehmigung,

erschöpft.

9. Die gegen die Genehmigungspflicht, gegen die Genehmigungspraxis sowie gegen Grund und Höhe der Fernmeldegenehmigungsgebühren geäußerte Kritik ist — auch soweit Fernmeldeanlagen für betriebliche Zwecke der Elektrizitätsversorgungsunternehmen begründet.

480

betroffen

sind —

un-

Heinz Biehler Rolf Rüggeberg

Das

Telex-Datenbanksystem

I. Vorbemerkung II. Der Betrieb vor der Automatisierung 1. Informationsmöglichkeiten für den Teilnehmer . Struktur des Auskunftsverkehrs . Organisation des Telexauskunftsbetriebs . Verfahren zur Ergänzung der Unterlagen WN ar . Herstellung des Amtlichen Telexverzeichnisses III. Gründe

für die Einführung eines Datenbanksystems

IV. Betriebliche Leistungsmerkmale V. Beschreibung des Datenbanksystems 1. Hardware-Konfiguration 2. Datenfluß im Datenbanksystem 3. Suchstrategie a) b) c) d) e)

Allgemeines Die Prioritäten bei den Programmen Abbau der Wartezeiten im Auskunftsprogramm Die Tafelhierarchie Der Suchvorgang

VI. Die Leistungsfähigkeit des Datenbanksystems 1. Allgemeines 2. Leistungsmerkmale, bei denen Teilnehmerverhalten berücksichtigt wurde 3. Leistungsmerkmale, die im Betriebssystem begründet sind VI. Herstellung des Amtlichen Telexverzeichnisses VIII Zukunftsaspekte IX. Schrifttum

31 Fernmeldewesen

481

H. Biehler,

R. Rüggeberg

I. Vorbemerkung Im Januar 1973 wurde bei der Deutschen Bundespost innerhalb Telexdienstes der automatische Auskunftsbetrieb eingeführt.

des

Die Auskunftsersuchen werden nun vom Telexteilnehmer direkt in ein EDV-System gegeben und mit Hilfe einer besonderen Software bearbeitet. Die gewünschte Auskunft wird dann vom System direkt an den Teilnehmer ausgegeben. Somit hat der Telexteilnehmer im Auskunftsbetrieb Zugang zu einem Datenbanksystem, dem ersten öffentlichen Datenbanksystem der Welt — zweifellos ein Markstein in der Geschichte der EDV-Anwendungen. Mit dem folgenden Beitrag soll ein Überblick über das Telex-Datenbanksystem gegeben werden. Dabei wird zunächst der Betrieb vor der Automatisierung des Auskunftsdienstes kurz beschrieben. Hier ergeben sich bereits wesentliche Gesichtspunkte für die Rationalisierung und Automatisierung. Ein besonderes Kapitel ist den wichtigsten betrieblichen Leistungsmerkmalen für das Datenbanksystem gewidmet. In der sich anschließenden Beschreibung des Gesamtsystems wird besonders auf die Suchstrategie, die mit Hilfe eines speziellen Suchverfahrens eine sinnvolle und wirtschaftliche EDV-Lösung ermöglichte, eingegangen. Insgesamt ist in dieser Darstellung der Akzent auf die Leistungsfähigkeit des Systems gegenüber dem Teilnehmer gelegt worden. Eine vollständige Beschreibung des Gesamtsystems in all seinen Hard- und Softwarekomponenten würde über den Rahmen dieser Darstellung hinausgehen. II. Der Betrieb vor der Automatisierung 1. Informationsmöglichkeiten

für den Teilnehmer

Bis zur Einführung der automatischen Telexauskunft im Jahre 1973 konnte ein Telexteilnehmer Angaben über einen anderen Telexteilnehmer einerseits aus dem „Amtlichen Verzeichnis der Telexteilnehmer in der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin (West)“ und andererseits von den Telexauskunftsstellen erhalten. Die Deutsche Bundespost unterhielt Telexauskunftsstellen in Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt/Main, die unter der Nummer 0x40 gebührenfrei erreichbar waren. Dabei ist „x“ die Kennziffer der Telex-Zentralvermittlungsstelle, an deren Sitz sich die betreffende Telexauskunftsstelle befand. Das „Amtliche Verzeichnis der Telexteilnehmer in der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin (West)” erschien zweimal pro Jahr mit einer Auflage von 80 000 Exemplaren in einem DIN A 5-Format und bestand, soweit es Informationen über Teilnehmer betraf, aus zwei Teilen: 1. der nach Orten und Teilnehmern (Teil B) und 2. der nach Kennungen der Telexanschlüsse geordnete Teil (Teil C). Die Herstellung dieses Verzeichnisses Bundesdruckerei in Berlin. 482

(Satz und Druck)

besorgte

die

Das

Telex-Datenbanksystem

2. Struktur des Auskunftsverkehrs In Bild 1 ist die Verkehrsstruktur der Telexauskunft grafisch dargestellt. Nach dem Stand von 1969 gelangten täglich 3000 Auskunftsersuchen zu den Telexauskunftsstellen. 15 % dieses Verkehrs konzentrierte sich auf die Hauptverkehrsstunde. Während insgesamt 2700 Auskunftsersuchen (= 90%) den Namen bzw. die Nummer eines Teilnehmers betrafen, entfielen auf „sonstige Anfragen”, z. B. nach der Netzkennzahl, der Platzrufnummer oder dem Tarif, 300 der täglichen Auskunftsersuchen (= 10%). Der Verkehrsanteil, der die Auskunftsersuchen nach den Teilnehmern in der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West) umfaßte, war mit 23 %, verglichen mit dem Anteil nach Teilnehmern fremder Netze (67 %), relativ gering. Hier wurde bereits deutlich, daß mit der Einführung einer automatischen Telexauskunft, bei der nur die Teilnehmer der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) abgespeichert sind, nur etwa ein Viertel des Auskunftsverkehrs automatisch abgewickelt werden und eine weitgehende Rationalisierung damit allein noch nicht erreicht werden kann. Wird der Verkehrsanteil nach Teilnehmern deutschsprachiger Netze zum Anteil der Bundesrepublik hinzugezählt, so erhält man nahezu 40 % des Gesamtverkehrs oder ca. 45% des reinen Auskunftsverkehrs ohne den Verkehrsanteil „sonstige Anfragen“. 3. Organisation des Telexauskunftsbetriebs Die Auskunftsstellen in Düsseldorf, Frankfurt/Main und Hamburg nahmen die Auskunftsersuchen der Teilnehmer entgegen. Dabei waren die Bereiche der neun Zentralvermittlungsstellen auf folgende Weise den Auskunftsstellen zugeordnet: Zentralvermittlungsstelle

Telexauskunftsstelle

1

Berlin

Hamburg

2

Hamburg

Hamburg

4

Frankfurt

Frankfurt

5

München

Frankfurt

6

Nürnberg

Frankfurt

7

Stuttgart

Frankfurt

8

Düsseldorf

Düsseldorf

9

Hannover

Hamburg

Insgesamt bereit, die von

standen bei den Auskunftsstellen 33 Kräften bedient wurden.

18 Telexauskunftsplätze

Für die Auskunftserteilung wurden die Angaben über einen Telexteilnehmer einem fortgeschriebenen „Amtlichen Verzeichnis der Telexteilnehmer“ entnommen. Dieses Verzeichnis stand in Form einer Drehkartei den Platzkräften zur Verfügung. Angaben über Teilnehmer fremder Netze wurden den Teilnehmerverzeichnissen der betreffenden Verwaltungen entnommen. Soweit von diesen Verwaltungen Berichtigungen geliefert wurden, sind die Unterlagen entsprechend fortgeschrieben worden. 31”

483

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War ein Teilnehmer eines fremden Netzes noch nicht in dem Verzeichnis eingetragen, so mußte ggf. die Auskunft bei der Auskunftsstelle des betreffenden Netzes eingeholt werden. 484

Das

Telex-Datenbanksystem

4. Verfahren zur Ergänzung der Unterlagen Das Verfahren zur Berichtigung und Ergänzung der Auskunftsunterlagen und des Manuskripts zum Amtlichen Telexteilnehmerverzeichnis ist in Bild 2 dargestellt. Anmeldestelle für Fernmeldeeinrichtungen

TelexVermittlungsstelle

Fernmeldebuchstelle

fs ' Auskunftsstelle Düsseldorf

— Auskunftsstelle Hamburg

Auskunftsstelle Frankfurt am Main

Bild 2. Informationsfluß bei Fortschreibung und Herstellung des Verzeichnisses

Verlagsstelle

der Unterlagen

für den Auskunftsbetrieb

Der Antrag eines Teilnehmers löste eine Ergänzung oder Berichtigung der Unterlagen aus. Der Antrag führte einerseits über den Bauauftrag zur Telexendvermittlungsstelle und andererseits zur Fernmeldebuchstelle. Sobald der Bauauftrag ausgeführt worden war, verständigte die Vermittlungsstelle die Telexauskunftsstelle in Frankfurt, die bereits vorher die Information von der Fernmeldebuchstelle erhalten hatte. Die Auskunftsstelle in Frankfurt unterrichtete nun die beiden anderen Auskunftsstellen in Hamburg und Düsseldorf. Die Verlagsstelle für das Amtliche Telexteilnehmerverzeichnis bekam die Information direkt von der Fernmeldebuchstelle. Der Anstoß zu einer Berichtigung bewirkte, daß an vier Stellen (Auskunftsstellen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und Verlagsstelle) gleichartige Unterlagen mehrfach berichtigt werden mußten. 5. Herstellung

des Amtlichen

Telexverzeichnisses

Aufgrund des Manuskripts, das in der Verlagsstelle fortgeschrieben wurde, erstellte die Bundesdruckerei einen Bleisatz. Zum Druck im Flachdruckverfahren wurde von diesem Satz auf photografischem Wege eine Druckform angefertigt, die sich auf einen Druckzylinder übertragen ließ. 485

H. Biehler,

R. Rüggeberg

Von dem berichtigten Satz ist zunächst ein Fahnenabzug zum Korrekturlesen angefertigt worden. Anhand des korrigierten Fahnenabzugs wurde der Satz erneut berichtigt. Erst dann konnte mit dem Druckvorgang begonnen werden. Der Zeitraum von Redaktionsschluß bis zur Verteilung einer neuen Ausgabe betrug dabei etwa 3 Monate. III. Gründe

für die Einführung eines Datenbanksystems

Für die Realisierung eines automatischen Auskunftsbetriebs war es notwendige Voraussetzung, daß das Auskunftsersuchen in einer schriftlichen und für EDV-Systeme verarbeitungsfreundlichen Form vorliegt. Beides ist im Telexdienst erfüllt. Somit bot sich eine Automatisierung der Telexauskunft, bei der gegenüber dem herkömmlichen Verfahren Wartezeiten abgebaut und die Suchzeiten ganz erheblich verkürzt sind, von vornherein an. Bei der „Struktur des Auskunftsverkehrs” in Kap. II. 2 kam bereits zum Ausdruck, daß der zunächst automatisierbare Anteil des Auskunftsverkehrs mit 25 % relativ gering ist. Wenn trotzdem wesentliche Rationalisierungsgewinne zu erwarten waren, dann deshalb, weil bei nur einem zentralen Datenbanksystem auch nur noch eine Datei gepflegt und aktualisiert zu werden braucht und nicht mehrere Dateien an verschiedenen Orten in der Bundesrepublik, wobei nicht auszuschließen war, daß die Inhalte der Dateien im Laufe der Zeit immer mehr voneinander abwichen. Es kann also der Aufwand für die Aktualisierung beträchtlich gesenkt werden. Darüberhinaus sollte eine zentrale Datei auch der Herstellung des Amtlichen Verzeichnisses dienen, wobei die Zeit zwischen Redaktionsschluß und Auslieferung der neuen Ausgabe gekürzt und insgesamt die Qualität der Verzeichnisse hinsichtlich ihrer Aktualität verbessert werden kann. Außerdem bietet die Software vielfältige Möglichkeiten, z.B. die einfachere Abrechnung der Gebühren für Mehrzeilen oder die Herstellung des Verzeichnisses mit Hilfe eines Lichtsatzverfahrens unmittelbar vom Magnetband her. Insgesamt sind die wesentlichen Gründe für die Einführung eines Datenbanksystems weniger von dem Auskunftsbetrieb allein herzuleiten als vielmehr von der Forderung, in Zukunft nur eine einzige Teilnehmerdatei fortschreiben zu müssen und diese sowohl für eine automatische Auskunftserteilung als auch zur Herstellung des Amtlichen Telexteilnehmerverzeichnisses nutzen zu können. IV. Betriebliche Leistungsmerkmale Die wichtigsten betrieblichen Anforderungen an eine Datenbank für Telexteilnehmer, die sowohl einer automatischen Auskunftserteilung als auch der Herstellung des Amtlichen Telexverzeichnisses dienen soll, lassen sich auf folgende Weise zusammenfassen: 1. Das System muß in der Lage sein, vollautomatisch Auskünfte über Telexteilnehmer zu erteilen. Zunächst kommen dafür die Teilnehmer 486

Das

Telex-Datenbanksystem

der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) in Frage. Später soll das System ausgeweitet werden, zunächst auf die Teilnehmer deutschsprachiger Netze, dann auf weitere Netze ausländischer Verwaltungen. . Der Auskunftssuchende verkehrt direkt mit dem Auskunftssystem und soll das Auskunftsersuchen weitgehend formatfrei eingeben dürfen. Die Eingaberegeln müssen so einfach wie möglich gestaltet werden und sollen im wesentlichen nur vorschreiben, daß sich der Auskunftssuchende bei der Eingabe auf sog. „Suchbegriffe“ zu beschränken hat. Suchbegriffe sind z.B. entweder Name, Vorname, Firmenname, Beruf, Titel, Stadt, Straße, Hausnummer oder die Kennung bzw. Teile daraus. Es handelt sich bei den Suchbegriffen also um Begriffe, die im Telexeintrag vorkommen bzw. vorkommen können. . Die Auskunftserteilung soll wesentlich schneller erfolgen als im herkömmlichen manuellen Betrieb, wo ca. 2,5—3 Minuten pro Auskunft benötigt wurden. (Eine genaue zeitliche Vorgabe, in der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die gewünschte Auskunft erteilt sein soll, konnte nicht gemacht werden, weil es bisher keine vergleichbaren Anwendungen gab und jede Erfahrung auf diesem Gebiet fehlte, welcher Aufwand für eine vollautomatische Auskunft erforderlich ist. Man beschränkte sich auf die Angabe, daß die Auskunftserteilung innerhalb weniger Sekunden bis maximal einer halben Minute erfolgt sein soll.) Das System muß in der Lage sein, eine größere Anzahl von Auskunftsersuchen, maximal 47, simultan bearbeiten und sofort beantworten zu können. . Das System soll Auskunftsersuchen über Teilnehmer speicherter Netze einem manuellen Platz anbieten.

noch

nicht

ge-

Zur Erstellung der zentralen Teilnehmerdatei stehen die gleichen Informationen zur Verfügung, wie sie für das herkömmliche Telexverzeichnis benötigt wurden. Darüber hinaus sollen keine weiteren Daten erforderlich sein. Die zentrale Teilnehmerdatei soll sowohl für die Auskunftserteilung als auch zur Herstellung des dann nur noch jährlich erscheinenden „Amtlichen Verzeichnisses der Telexteilnehmer in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West)” mit Hilfe eines geeigneten automatischen Verfahrens (Lichtsatzverfahren) genutzt werden. . Neben der Teilnehmerdatei wird eine sog. „Netzdatei” benötigt, in der die Länder aufgeführt sind, deren Netze nicht in einer Teilnehmerdatei gespeichert sind. Mit Hilfe dieser Datei prüft das System zunächst, ob die Auskunftserteilung automatisch oder nur über einen manuellen Platz abgewickelt werden kann. Durch geeignete Soft- und Hardwaremaßnahmen muß ein ausreichender Schutz der Dateien sichergestellt sein. 10. Es muß die Möglichkeit bestehen, auf relativ einfache Weise Inspektionen der Datei durchzuführen bzw. die eingespeicherten Daten prüfen zu können. 487

H. 11. Mit Hilfe spezieller triebsangaben, z.B.

Biehler,

R. Rüggeberg

Programme

sollen

bei

Bedarf

— Belastungsmessungen, — Angaben über Dienst- und Betriebsgüte, — Ausgabe von Daten aus der Teilnehmerdatei Kriterien, gemacht werden

statistischer

Be-

nach bestimmten

können.

V. Beschreibung des Datenbanksystems 1. Hardware-Konfiguration Das Programmsystem des Datenbanksystems einschließlich des dazugehörigen Betriebssystems wurde für einen Rechner TR 86 mit 64 K Worten zu je 24 Bits konzipiert. Die Hardware-Konfiguration des Systems ist in Bild 3 dargestellt. Folgende periphere Geräte sind am zentralen Rechner angeschlossen: Telexnetz 112]3]

41

Fernschreibmultiplexer

eho ata speicher

Trommelspeicher

Zentraleinheit Kontroll hrei fernschreiber

(TR 86) Magnetbandgeräte

Sichtgerät

Lochstreifenstanzer

Lochstreifenleser

Schnelldrucker Bild 3. Hardware - Konfiguration Fernschreibmultiplexer

mit maximal

48 Kanälen.

Über ihn gelangen bis zu 47 Telexteilnehmer gleichzeitig System. Über den letzten Kanal ist ein Sichtgerät angeschlossen. 488

in

das

Das Sichtgerät Das Sichtgerät Systems.

Telex-Datenbanksystem

dient

zur

Steuerung

und

Kontrolle

des

gesamten

Kontrollfernschreiber Der Kontrollfernschreiber fungiert als Hardcopy-Gerät. Alle Systemmeldungen, die auf das Sichtgerät gelangen, können zusätzlich auf dem Kontrollfernschreiber ausgedruckt und damit protokollarisch festgehalten werden. Als Eingabegerät kann der Kontrollfernschreiber nicht benutzt werden. Großraumplattenspeicher Auf dem Großraumplattenspeicher mit 145 Megabytes werden alle Plattendateien, die verschiedenen Tafeln, der Struktursatz, der den Zustand des Systems wiedergibt, und die Verweislisten (vgl. Kap. V.3) gespeichert. Trommelspeicher Auf diesem Speicher sind alle Programme, die zum System gehören und die zur Implementierung des Systems selbst auf dem Trommelspeicher benötigt werden, gespeichert. Zusätzlich enthält er einen sog. Programmverwaltungsbereich, der alle programmbezogenen Daten enthält, auf die das System bei Bedarf zurückgreifen kann. Magnetbandgeräte Das Magnetband wird als Speichermedium für alle Magnetbanddateien benutzt und dient in erster Linie der Sicherung und Wiederherstellung der Plattendateien. Lochstreifenleser Der Lochstreifenleser dient zum Einlesen der System- und Hintergrundprogramme oder zur Aufnahme und Änderung der Telexdatei. Schnelldrucker Der Schnelldrucker ist als leistungsfähiges Ausgabegerät eingesetzt. Er dient überwiegend zur Ausgabe der sog. Fehlerprotokolle und zur Kontrolle des Inhalts der Buchdruckbänder. Lochstreifenstanzer Der Lochstreifenstanzer kann bei Störung des Schnelldruckers Aufgaben übernehmen.

dessen

2. Datenfluß im Datenbanksystem Der in Bild 4 dargestellte Datenfluß des Systems verdeutlicht vorigen Abschnitt vorgestellte Hardware-Konfiguration.

die im

Die Datenerfassung erfolgt an Lochstreifengeräten, wobei die Daten nach festen syntaktischen Regeln eingegeben werden müssen. Die syntaktische Gliederung wird durch spezielle Sonderzeichen ausgedrückt. Als Beispiel dafür seien die Eingaberegeln für die Änderung eines Teilnehmereintrags gegeben: +#L#2Homberg#6182935 brhom d +11Berlin 489

H. Biehler,

R. Rüggeberg

+2Homberg, Brüder, #41Berlin, #5Zitadellenweg 10 #6182935 brhom d „#L“ bedeutet für das Programm, daß der nun folgende Eintrag gelöscht werden soll. Das Zeichen „#2“ kennzeichnet den Namen des Teilnehmers und „#6“ die Kennung des Teilnehmeranschlusses.

Eingabedaten

Protokoll Schnelldrucker

Prüfung

Inspektion Telex-Datei Extraktion für den Buchdruck

Magnetband

Inspektion

un.

Sichtgerät

Auskunftsprogramm I I | I

Wahlverbindungen

Fernschreiber des Teilnehmers Bild 4. Prinzip des Datenflusses im Telex-Datenbanksystem Falls der Löschauftrag fehlerhaft sein sollte, z. B. keine Ubereinstimmung von Kennung und Namen des Teilnehmers, so wird eine Fehlermeldung vom System ausgegeben und der Eintrag nicht gelöscht. Darüber hinaus kollidiert der nun folgende Eintrag mit dem bestehenden nicht gelöschten Eintrag und wird nicht in die Datei aufgenommen. Dabei wird das Prinzip eingehalten, daß es pro Telexnummer jeweils nur einen Haupteintrag in der Datei gibt. 490

Das

Telex-Datenbanksystem

„+1“ gibt dem Programm an, daß nun der Name des Ortes folgt, unter dem der nachfolgende Eintrag einzuordnen ist. Zunächst wird geprüft, ob es sich bei dem Ort um einen „zulässigen“ (= in der Datei vorhandenen) Ort handelt. Falls der Ort „unzulässig“ ist, erfolgt wiederum eine Fehlermeldung. „+2“ bezeichnet wieder den Namen des Teilnehmers, dessen Eintrag berichtigt werden soll. „#3“ würde die Berufsbezeichnung, die in diesem Beispiel fehlt, kennzeichnen. Nach dem Zeichen „#4“ steht der vollständige postalische Ortsname einschließlich Postleitzahl, während der Straßenname vom Programm durch „#5“ erkannt wird. Nach „#6“ folgt wiederum die Kennung. Die Daten werden in zwei Dateien abgespeichert. Die erste Datei enthält die Daten im Originalformat. Sie dient hauptsächlich dem Buchdruck und steht außerdem der Eingabeprüfung und der Inspektion zur Verfügung. Sie enthält Hilfsdateien für die Sortierung, z.B. nach den Kriterien „Ort — Name” und „Kennung“. Die zweite Datei dient der Auskunft. Sie wird aus der ersten Datei gewonnen. Dabei wird z.B. der Unterschied zwischen Groß- und Kleinbuchstaben ignoriert und der Datenvorrat in das Ausgabeformat vorbereitet. Die Auskunftsdatei benötigt für die Suchvorgänge weitere Hilfsdateien, die im Abschnitt V. 3. d) beschrieben werden. 3. Suchstrategie a) Allgemeines Gegenwärtig gibt es in der Bundesrepublik rund 100 000 Telexteilnehmer, deren Einträge in der zentralen Teilnehmerdatei abgespeichert sind. Entsprechend den betrieblichen Leistungsmerkmalen (Kap. IV) muß das System in der Lage sein, in relativ kurzer Zeit eine gewünschte Auskunft zu erteilen, wobei 47 Auskunftssuchende simultan bearbeitet werden können. Dies stellt beträchtliche Anforderungen an die Software, zumal das Auskunftsersuchen weitgehend formatfrei sein darf. Es gilt also, eine Suchstrategie zu entwickeln, die einerseits die internen Wartezeiten bis zum Ende eines Suchvorgangs und andererseits die Zahl der Zugriffe auf die Datei und die Zahl der Durchläufe möglichst klein hält. b) Die Prioritäten

bei den Programmen

Parallel zur Bearbeitung der Auskunftsersuchen muß im System ein beliebiges Hintergrund-Programm ablaufen können. Darüber hinaus muß die Möglichkeit bestehen, die Gesamtsteuerung des Systems — verbunden mit einer Testhilfe — über die Tastatur und den Bildschirm eines Sichtgerätes durchzuführen. Ein solches System benötigt ein relativ großes Steuerungssystem, um alle An- und Abkettvorgänge im Auskunftsprogramm bzw. zwischen dem Auskunftsprogramm und einem HintergrundProgramm sowie der Verarbeitung aller Unterbrechungen von den externen Geräten durchführen zu können. Damit nach Möglichkeit das Auskunftsprogramm ständig ablaufen kann, müssen den einzelnen Programmen Prioritäten zugeordnet werden. In etwa lassen sich diese Prioritäten wie folgt einteilen: 491

H. Biehler, Priorität 4

Programmfunktion Verarbeitung

der Unterbrechung

Verarbeitung

des Auskunftsprogramms

Verarbeitung

eines eingelesenen Sichtgerätezeichens

Anstoßen a®WN

R. Rüggeberg

der Hardcopy-Ausgabe

Verarbeitung

in der Hintergrundebene

Mit dieser Reihenfolge ist gewährleistet, daß die Verarbeitung im Auskunftsprogramm nur durch eine Verarbeitung einer Unterbrechung, die betriebsbedingt ist, aufgehalten werden kann, und beispielsweise ein Hintergrund-Programm nur dann mit seiner Verarbeitung beginnen kann, wenn für die ersten vier Programme kein Verarbeitungswunsch vorliegt. Somit sind bei der Zuteilung der Prioritäten die Voraussetzungen erfüllt, daß das Auskunftsprogramm nicht unnötig unterbrochen wird und schnell abgearbeitet werden kann. c) Abbau

der Wartezeiten

im Auskunftsprogramm

Bei der gleichzeitigen Verarbeitung mehrerer Auskunftsersuchen im Auskunftsprogramm ging man von der Überlegung aus, daß bei einem einzigen Suchvorgang eine erhebliche Zahl von Plattenzugriffen und unter Umständen ein mehrfaches Durchlaufen des Programms für die Ausgabe an den Teilnehmer erforderlich ist. Wenn nur ein einziger Kanal, auf dem ein Auskunftsersuchen anliegt, das Auskunftsprogramm durchlaufen könnte, wäre das System für diesen Kanal solange inaktiv und müßte in einer Warteschleife auf das Ende der jeweiligen Ein-/Ausgabeoperation warten. Erst wenn diese beendet ist, könnte im Auskunftsprogramm für diesen Kanal weitergerechnet werden. Dieses Verfahren ist für ein schnelles Auskunftssystem nicht geeignet und würde zu sehr langen Suchzeiten führen, weil sich eben das System pro Kanal zu lange in Warteschleifen befinden würde. Es mußte also versucht werden, diese Wartezeiten zu nutzen und gegebenenfalls während einer solchen Wartezeit einen anderen Kanal im Auskunftsprogramm oder ein Programm in der Hintergrundebene rechnen zu lassen. Dieses Prinzip konnte dadurch realisiert werden, daß zwei verschiedene Ketten von wartenden Kanälen aufgebaut werden. In der ersten Kette befinden sich dabei alle die Kanäle, die auf die Durchführung einer Plattenoperation warten, während in der zweiten Kette alle die Kanäle zu finden sind, die auf eine Verarbeitung im Auskunftsprogramm warten. Jetzt läßt sich das Prinzip einfach übersehen: Muß ein Kanal eine Plattenoperation durchführen, wird er in die erste Kette eingefügt und die Operation unter Umständen auch gestartet, wenn es die einzige in der Kette ist. Danach wird das nächste Kettenglied der zweiten Kette zur Verarbeitung im Auskunftsprogramm herangezogen. Auf diese Weise ist gewährleistet, daß nach Möglichkeit immer eine Verarbeitung im Kernspeicher stattfindet und erst, wenn kein Kanal oder kein Programm in der Hintergrundebene rechnen kann, eine Warteschleife 492

Das durchlaufen wird. Somit weitgehend reduziert.

Telex-Datenbanksystem sind

Wartezeiten

während

der

Suchvorgänge

d) Die Tafelhierarchie Wie im Kap. IV — Betriebliche Leistungsmerkmale — bereits angedeutet, hat sich die Eingabe des Auskunftssuchenden auf „Suchbegriffe“ in beliebiger Reihenfolge zu beschränken. Dabei ist dem Rechner nun nicht mehr möglich, zwischen den Elementen der Anfrage zu unterscheiden. So kann z.B. der Ortsname „Offenbach“ auch Personenname, oder der Vorname „Paul“ auch Familienname sein. Die Aufgabe des Rechners ist nun, aus der Menge der Einträge in der Datei den bzw. die Einträge zu finden, die dem vom Teilnehmer eingegebenen Suchtext am ähnlichsten sind, oder anders ausgedrückt, solche Einträge, die mit den meisten Suchbegriffen der Anfrage übereinstimmen. Zur sinnvollen Programmierung dieser Aufgabe sind neben einem geeigneten Suchverfahren einige spezielle Vorgaben nötig, deren wichtigste im Kapitel VI anhand einiger typischer Beispiele vorgestellt werden. Zunächst wird das Prinzip des angewandten Suchverfahrens betrachtet. Der Rechner könnte nun derart vorgehen, daß er zunächst alle Einträge in der Datei, die ja im Grunde den Einträgen im Telexteilnehmerverzeichnis entsprechen, betrachtet. Aus diesen Einträgen wählt er nun alle diejenigen aus, in denen der erste Suchbegriff der Anfrage enthalten ist. Falls dieser Suchbegriff in keinem der Einträge vorhanden sein sollte, würde er als „untauglich“ angesehen und zunächst übergangen. Andernfalls wird die Menge der ausgewählten Einträge weiter betrachtet und nach dem zweiten Suchbegriff untersucht. Dieser Vorgang müßte solange wiederholt werden, bis entweder alle Suchbegriffe abgearbeitet worden sind oder die verbleibende Restmenge nur noch aus einem Eintrag, der dann dem Anfragetext „am ähnlichsten“ ist, besteht. Dieses Suchverfahren, das sicherlich zum Ziele führt, ist jedoch viel zu zeitaufwendig und daher unbrauchbar. Bei dem in dem Telex-Datenbanksystem angewandten Verfahren ist es gelungen, die Zahl der Zugriffe auf die Datei sehr klein und die Durchläufe selbst ebenfalls kurz zu halten. Dies ist dadurch ermöglicht worden, daß neben der Texttafel, die die Teilnehmereinträge enthält, zwei weitere Suchtafeln eingeführt worden sind. Diese drei Tafeln sind in stark vereinfachter Form in Bild 5 dargestellt. Die Texttafel enthält die zu suchenden Texte in einer Reihenfolge, die lediglich durch die zeitliche Reihenfolge ihrer Aufnahme in die Tafel bestimmt wird. Die Tafel ist theoretisch beliebig lang, so daß Neuaufnahmen jederzeit unten angefügt werden können.

Die Scattertafel dient als Verweistafel auf das Vorkommen bestimm-

ter Suchworte in den Texteinträgen der Texttafel. Der erste Eintrag der Scattertafel in Bild 5 ist dem Suchbegriff „Karl“ zugeordnet. Die Ziffern „1” und „4“ sind die Adressen der Texttafel. Der Suchbegriff „Karl“

steht damit im 1. und 4. Eintrag der Texttafel. Der zweite Eintrag der Scattertafel ist dem Suchbegriff „Maier“ und der dritte dem Suchbegriff „München“

zugeordnet. 493

H. Biehler,

SCATTERTAFEL

HASHTAFEL 1 ? 3 ‘ ’ 6 ! 8 9 10 N 12 13 14 15 7 11 6 19 20 21 22

0 0 ADENAU 9 0 0 0 0 WATER 2 JOSE A 0 0 0 0 HERBERT 6 0; FILIALE n

AG 1 01

29

KG.?

26 21

Oo nM nnn

:0 0 : MUELLER 7 0: BERLIN 5 UND ; 0;

28

25

=JO or. AnD

KARL ; 0:

0 ; MUENCHEN 3 0 ; HANS 7 0 : 0:

23 3

10

11

12

Bild 5. Tafelhierarchie, Auskunftstafeln 494

R. Riiggeberg

TEXTTAFEL KARL MATER MUENCHEN JOSEF MATER BERLIN HERBERT MUELLER KG, ADENAU KARL HERBERT MUENCHEN MATER UNO ADENAU BERLIN

MUENCHEN FILTALE BERLIN

Das

Telex-Datenbanksystem

Bei Neueintrag eines Textes in die Texttafel werden sämtliche in ihm enthaltenen Suchbegriffe der Reihe nach abgearbeitet. Ist bereits ein Scattertafeleintrag für dieses Suchwort vorhanden, so wird die Textnummer als letzter Verweis in diesen Eintrag der Scattertafel eingefügt. Gibt es noch keinen Eintrag für diesen Suchbegriff, so wird ein neuer Scattertafeleintrag hierfür geschaffen. Da auf diese Weise immer neue Einträge an die Scattertafel eingefügt werden müssen, ist auch sie theoretisch unbegrenzt lang. Das Ende eines Eintrags in der Scattertafel wird jeweils durch eine „O“ markiert. Dieses einfache Schema berücksichtigt nicht mögliches Mehrfachauftreten eines Suchbegriffs in einem Texttafeleintrag wie z.B. „Hotel Berlin, Berlin“ oder den Überlauf eines Eintrags in der Scattertafel bei häufig vorkommenden Suchbegriffen, wobei Scattertafeleinträge gekettet werden müssen. Da die Einträge der Scattertafel nicht geordnet sind, muß eine weitere Suchtafel — die sog. Hashtafel — vorgeschaltet werden. Diese Tafel hat im Gegensatz zu den beiden anderen Tafeln eine fest vorgegebene Länge. Jeder Eintrag in dieser Tafel ist entweder leer (auf 0 gelöscht) oder enthält ein Suchwort und einen Verweis auf den zugehörigen Scattertafeleintrag. Es besteht die Möglichkeit, bestimmte Wörter als für den Suchprozeß bedeutungslos zu kennzeichnen, indem man anstelle des Scattertafel-Verweises „O” einträgt. Diese Möglichkeit ist in Bild 5 im Eintrag 19 für „und“ angedeutet. Für solche Wörter würde dann bei ihrem Auftreten in Texttafeleinträgen kein Eintrag in der Scattertafel angelegt, und sie würden vom Suchalgorithmus übergangen. Die Platznummer eines Suchbegriffs in der Hashtafel — der sog. ,Hashindex” — wird aus dem Suchwort selbst nach einem Hash-Algorithmus errechnet, der im Prinzip beliebig ist und nur folgenden Bedingungen genügen muß: — Die als Ergebnis der Rechnung gelieferte Zahl muß höchsten Platznummer der Hashtafel sein. — In diesem Intervall sollten die vom statistisch möglichst gleich verteilt sein.

Algorithmus

zwischen

1 und der

gelieferten

Werte

Ein neu einzutragender Suchbegriff wird an den durch den HashAlgorithmus bestimmten Platz eingetragen. Falls dieser Platz besetzt sein sollte, weil sich zufällig bei Anwendung des Algorithmus bei einem anderen Suchbegriff der gleiche Platz ergeben hat, muß der neu einzutragende Suchbegriff auf den nächst höheren Platz eingetragen werden. Beim Suchvorgang würde nun der Suchbegriff auf den zunächst besetzten Platz treffen. Da der dort eingetragene Suchbegriff mit dem eingegebenen nicht übereinstimmt, wird also automatisch der Suchbegriff des nächst höheren Platzes herangezogen. Bei negativem Ausgang des Vergleichs würde dann der erste leer vorgefundene Platz das Nichtvorhandensein eines Suchbegriffs anzeigen. Die Hashtafel muß demnach insgesamt mindestens einen Platz mehr als die maximale Anzahl der auftretenden Suchbegriffe haben. In der Praxis ist allerdings die Länge dieser Tafel so gewählt, daß sie zu etwa 50% 495

H. Biehler,

R. Rüggeberg

besetzt ist. Damit ist ein effektiver Suchvorgang in der Hashtafel gewährleistet. e) Der Suchvorgang

Nachdem die drei Suchtafeln in ihrer prinzipiellen Struktur betrachtet worden sind, sei der Suchvorgang Der

Rechner

sucht

zunächst

selbst dargestellt. den

zuerst

eingegebenen

Suchbegriff

nach dem Hash-Algorithmus in der Hashtafel. Falls dieser Suchbegriff nicht in der Tafel vorhanden sein sollte, würde er zunächst übergangen. Andernfalls wird die zu diesem Suchbegriff gehörige Liste der Scattertafel als Arbeitstafel markiert. Die zum nächsten Suchbegriff gehörige Liste der Scattertafel wird mit der ersten Arbeitstafel verglichen. Die gemeinsamen Einträge

dieser

beiden

Arbeitstafeln

ergeben

eine

neue,

meist

kürzere

Arbeitstafel. Sollte sich kein gemeinsamer Eintrag finden, so bleibt die

alte Arbeitstafel erhalten. Dieser Vorgang wird für den dritten und ggf. alle weiteren Suchbegriffe wiederholt, bis schließlich in der noch verblei-

benden Arbeitstafel der bzw. Suchbegriffen entsprechen.

die Einträge

stehen,

die den eingegebenen

Hierbei muß berücksichtigt werden, daß bei diesem Verfahren dem

zuerst eingegebenen Suchbegriff automatisch ein hohes Gewicht zukommt. Würde nämlich der erste Suchbegriff falsch sein, bedeutet das, daß in den Arbeitstafeln aller weiteren Suchbegriffe keine Gemeinsamkeiten mit der Arbeitstafel des ersten Suchbegriffs vorhanden wären. In diesem Falle wird dann ein weiterer Suchvorgang gestartet, bei dem zunächst die Suchbegriffe zyklisch vertauscht worden

sind.

Beispiel eines Suchvorgangs: Die Anfrage des Teilnehmers

lautet:

maier kg muenchen

+?

Man findet in dem Beispiel auf Bild 5 den Suchbegriff „maier” auf Platz 5. (Im Rechner wird der Platz für diesen Suchbegriff durch den Hash-Algorithmus bestimmt.) Platz 5 der Hashtafel verweist auf die Liste 2 der Scattertafel, die die Adressen der zugehörigen Einträge der Texttafel enthält. Entsprechend verfährt man mit „kg“ und „muenchen“. Somit erhält man Suchbegriff maier kg muenchen

folgende Zuordnung: Platz in Hashtafel

Verweis für Scattertafel

Arbeitsliste

5 29 24

Pe 8 3

yee eg 3 1, 4, 6

Die erste Arbeitstafel lautet (1, 2, 5, 6). Der Vergleich mit der zweiten Liste (3) ergibt keine Ubereinstimmung, somit wird die Arbeitsliste des Begriffs „kg“ als untauglich erklärt. Der Vergleich (1, 4, 6) ergibt eine Ubereinstimmung fiir den 1. und 6. Eintrag in der Texttafel. Damit ist der Suchvorgang beendet, und beide Einträge werden ausgegeben (vgl. dazu auch Kap. VI). 496

Das

Telex-Datenbanksystem

Beispiel für einen Suchvorgang mit zyklischer Vertauschung der Suchbegriffe: Die Anfrage des Teilnehmers

lautet:

herbert maier ag muenchen

+?

Für dieses Beispiel ergibt sich folgende Zuordnung: Suchbegriff herbert maier ag muenchen

Platz in Hashtafel

Verweis für Scattertafel

Arbeitsliste

9 5 21 24

6 2 11 3

3,4 1, 2, 5, 6 6 1,4,6

Mit (3, 4) als Arbeitstafel beginnend werden alle folgenden Arbeitstafeln als untauglich markiert. Es sind somit drei von vier eingegebenen Suchbegriffen „falsch“ (vgl. Kap. VI). Nach zyklischer Vertauschung Suchbegriff

Arbeitstafel

maier ag herbert muenchen

1,2, 5; 6 6 3, 4 1, 4, 6

der ersten drei Suchbegriffe ergibt sich:

Die ersten beiden Arbeitstafeln führen zur neuen Arbeitstafel (6). Der Suchbegriff ,,herbert” ist untauglich, und bei dem Vergleich „muenchen“ bleibt als Ergebnis der gemeinsame Eintrag (6). Nur einer von vier Suchbegriffen ist untauglich, und die Suche war jetzt erfolgreich. Der Auskunftssuchende hatte sich offenbar im Vornamen geirrt.

VI. Die Leistungsfähigkeit

des Datenbanksystems

1. Allgemeines Im Kapitel V. 3. d) wurde bereits angedeutet, daß fiir die Suchstrategie bzw. das Suchverfahren spezielle Vorgaben nötig waren, um einerseits den Hard- und Softwareaufwand in vertretbaren Grenzen zu halten und andererseits zu gewährleisten, daß sich das Datenbanksystem dem Teilnehmer als ein praktikables und leistungsfähiges System erweist. Damit sind auch die Grenzen aufgezeigt, an denen sich die Vorgaben orientierten. Die wichtigsten dieser speziellen Vorgaben, die sich in besonderen Leistungsmerkmalen niederschlagen, lassen sich nach zwei Kriterien unterscheiden: 1. Leistungsmerkmale, wurde und

bei

denen

Teilnehmerverhalten

2. Leistungsmerkmale, die in der Konzeption systems begründet sind.

32 Fernmeldewesen

eines

berücksichtigt

sinnvollen

Betriebs-

497

H.

Biehler,

R. Rüggeberg

Die Leistungsmerkmale der ersten Gruppe tragen dazu bei, daß der Teilnehmer über ein leistungsstarkes System verfügt, das möglichst wenige Regeln für bestimmtes Verhalten vorschreibt, während die Leistungsmerkmale der zweiten Gruppe dazu beitragen, daß der Systemaufwand nicht übertrieben werden muß und der Anwender — die Deutsche Bundespost — über ein betriebssicheres und wirtschaftliches System verfügt. 2. Leistungsmerkmale, bei denen Teilnehmerverhalten berücksichtigt wurde Zu den Beispielen sei allgemein bemerkt, daß der Teilnehmer die automatische Telexauskunft unter der Rufnummer 0 4014 anzuwählen hat. Nach Austausch der Kennungen wird der Teilnehmer zunächst vom System gefragt, ob er eine Auskunft über einen Telexteilnehmer wünscht. Falls etwa der Teilnehmer eine Auskunft z.B. über eine Gebühr für eine bestimmte Verbindung haben möchte, beantwortet er die Frage mit „nein“ und wird auf einen manuellen Platz geschaltet, von dem er seinem Wunsch gemäß bedient wird. Antwortet dagegen der Teilnehmer mit „ja“, wird er vom System aufgefordert, Suchbegriffe einzugeben. Die roten Texte in den Beispielen sind die Teilnehmertexte, die schwarzen dagegen die des Auskunftssystems. Zunächst sei auf einige wichtige Leistungsmerkmale ohne sie an einem Beispiel besonders zu verdeutlichen.

hingewiesen,

Falls nach der Aufforderung des Systems, Suchbegriffe einzugeben, der Teilnehmer aus irgendeinem Grunde die Eingaben unterläßt, bricht das System nach einer Zeit von 10 Sekunden die Verbindung ab und übermittelt vorher: „bitte verbindung erneut herstellen und eingaberegeln beachten”. Bei Gegenschreiben des Teilnehmers stoppt das System zunächst die Übermittlung, wartet das Ende des Gegenschreibens ab und fährt dann mit der Übermittlung an der gleichen Stelle fort. Das System bricht von sich aus erst dann die Verbindung ohne Meldung ab, wenn das Gegenschreiben länger als 15 Sekunden dauert oder der Teilnehmer mehr als fünf mal mit dem Gegenschreiben beginnt. Irrungen bei der Eingabe werden vom System erkannt, sofern sie vom Teilnehmer korrekt gekennzeichnet werden (Zwr e Zwr e Zwr e Zwr, Fortsetzung der Übermittlung mit dem letzten richtig eingegebenen Wort). Nach der Aufforderung des Systems, Suchbegriffe einzugeben, kann der Auskunftssuchende die ihm bekannten Suchbegriffe des Teilnehmers, über den er eine Auskunft möchte, in einer beliebigen Reihenfolge eingeben, ohne dabei ein besonderes Eingabeformat berücksichtigen zu müssen. Die Eingaberegeln, die im Teil A des Amtlichen Telexverzeichnisses aufgeführt sind, schreiben vor, daß die Suchbegriffe mit dem Kurzzeichen +?” beendet werden sollen. Dieses Kurzzeichen zeigt dem System an, daß der Teilnehmer seine Übermittlung beendet hat. In dem Beispiel 1 hat der Teilnehmer dieses Kurzzeichen nicht angefügt. In diesem Fall wartet das System eine gewisse Zeit, ob weitere Suchbegriffe eingegeben werden. Nach einer Zeit von 10 Sekunden betrachtet der Rechner die Eingabe als 498

.

Das

Telex-Datenbanksystem

O4O14 txinf d oP 419417 tbetr d moechten ja bitte

sie auskunft

ueber

einen

telexteilnehmer?

ja/nein

suchbegriffe:

bpm bonn

bundesminister fuer bonn adenauerallee 81 886707 bpm d

das

post-

und

fernmeldewesen,

radiogen bonn bonn 886707 bpm d

phongen bonn bonn 886707 bpm d

gentel bonn 886707

bonn bpm d

+ Beispiel 1 beendet und startet Suchbegriffen.

den

Suchvorgang

mit

den

bis

dahin

eingegebenen

Die Ausgabe an den Teilnehmer erfolgt immer in der Weise, daß der vollständige Eintrag mit all seinen Nebeneinträgen ausgedruckt wird. Somit erhält der Auskunftssuchende die vollständige Information über den gesuchten Teilnehmer. Das Auskunftsersuchen führt auch zum Ziel, wenn beispielsweise nur Suchbegriffe, die ausschließlich in einem Nebeneintrag enthalten sind, eingegeben werden. Auch im Beispiel 2 wird deutlich, daß die Reihenfolge der Eingabe beliebig sein kann. Im manuellen Auskunftsbetrieb wäre dieser Eintrag nicht gefunden worden, da er unter der Bezeichnung „See- und Schifffahrtskontor“ nicht eingetragen ist. Das automatische Auskunftssystem ist aufgrund der besonderen Suchstrategie in zweifacher Hinsicht wesentlich leistungsfähiger als ein manuelles Auskunftssystem. m

499

H. Biehler,

R. Rüggeberg

04014 txinf d oH 419417 tbetr.d moechten ja bitte

sie

auskunft

ueber

einen

telexteilnehmer?

ja/nein

suchbegriffe:

see und

schiffahrtskontor

rhein-maas- und 41 duisburg 13, krausstr. 1a 855700 rms d

duisburg

+?

see-schiffahrtskontor

gmbh,

zentrale,

bereich binnenschiffahrt 855711 rmsbs d bereich seeschiffahrt 855378 rms d bereich 8551152

holzbefrachtung rms d

++ Beispiel 2 1. Die Auskunft wird in der Regel sofort erteilt, in manchen nach einigen Sekunden.

Fällen erst

2. Das System führt mit Hilfe der besonderen Suchstrategie auch bei solchen Eingaben, bei denen bereits im manuellen Betrieb keine Auskunft mehr erteilt werden könnte, noch zum Ziel. Das Auskunftssystem druckt, wie bereits erwähnt, den vollständigen Eintrag (Haupteintrag mit drei Folgesätzen) aus. So kann sich der Teilnehmer aus dem vollständigen Eintrag denjenigen heraussuchen, den er benötigt. 04014 txinf d op 419417 tbetr d moechten ja bitte

sie auskunft

ueber

einen

telexteilnehmer?

suchbegriffe:

Lloyd London vereinigtes

koenigreich

+?

mom bitte mom 419417 tbetr d Lloyd London vereinigtes koenigreich : 500

+?++ Beispiel 3

ja/nein

Das

Telex-Datenbanksystem

Bei Auskunftsersuchen nach Teilnehmern fremder Netze wird der Auskunftssuchende mit dem manuellen Platz verbunden, der die eingegebenen Suchbegriffe dann an den Teilnehmer noch einmal wiederholt (s. Beispiel 3). Nach den Eingaberegeln sollte bei Auskunftsersuchen nach Teilnehmern fremder Netze der Ländername vorweg an erster Stelle stehen. Das wäre für das Programm ein eindeutiges Kriterium für die Bearbeitung, da nicht auszuschließen ist, daß in einem normalen Eintrag auch die Namen fremder Netze oder Varianten davon erscheinen können (z. B. Botschaft der Schweiz, Bonn) und dann der Auskunftssuchende an den manuellen Platz geschaltet wird. In diesem Beispiel wird gezeigt, daß das Programm die Suchbegriffe zunächst danach untersucht, ob ein Netzname bzw. eine Variante davon im Suchtext vorhanden ist, ungeachtet dessen, ob er an erster Stelle steht oder nicht. Wenn es einen solchen Netznamen findet, schaltet es den Auskunftssuchenden an den manuellen Platz. 3. Leistungsmerkmale, die im Betriebssystem begründet sind Im allgemeinen gibt der Teilnehmer nie vollständig die Suchbegriffe ein, die genau dem Texteintrag entsprechen. Häufig enthält der Suchtext Begriffe, die entweder verfälscht oder überhaupt nicht im Texteintrag vorhanden sind. Steht solch ein falscher Begriff direkt am Anfang des Textes, hat er — wie in Kap. V. 3. e) gezeigt — ein sehr starkes Gewicht insofern, daß alle nachfolgenden Suchbegriffe zunächst als untauglich erklärt werden. Wenn die Möglichkeiten des Systems bereits an dieser Stelle erschöpft wären, müßten alle die Einträge ausgegeben werden, in denen der erste „falsche“ Suchbegriff vorkommt. Das wäre zweifellos ein unsinniges Verfahren. Das System muß also über Entscheidungskriterien verfügen, mit deren Hilfe es entscheiden kann, ob das Suchergebnis sinnvoll ist oder nicht. Ein solches Kriterium ist derart festgelegt worden, daß von 3 Suchbegriffen 2 „richtig“, d.h. im Texteintrag vorhanden sein müssen, von 4 ebenfalls 2, von 5 bereits 3 und von 6 ebenfalls 3. Im zweiten Beispiel des Kap. V.3.e) waren beim ersten Suchvorgang von vier eingegebenen Suchbegriffen drei „falsch“, weil sie nicht mit dem an erster Stelle stehenden Begriff übereinstimmten. Nach zyklischer Vertauschung der ersten drei Begriffe ergab sich dann, daß jetzt nur noch einer von vier Begriffen „falsch“ war. Somit ist das Ergebnis sinnvoll und wird ausgedruckt. Falls auch nach zyklischer Vertauschung jeweils keine Übereinstimmung gefunden wird, muß die Suche erfolglos enden, und das System übermittelt dem Auskunftssuchenden: „unter ihren angaben kein teilnehmer verzeichnet”. Ein zweites Kriterium, das dem System eine Entscheidung darüber ermöglicht, ob das Suchergebnis sinnvoll ist, wird in Beispiel 4 gezeigt. Einige Auskunftsersuchen bestehen nur aus wenigen (zwei) Suchbegriffen, die außerdem noch in vielen Texteinträgen vorkommen können. Im Extremfall würde das System bei nur dem einen Suchbegriff „hamburg“ alle Teilnehmer Hamburgs ausgeben oder beim Suchbegriff „bauunternehmen“ sol

H.

Biehler,

R. Rüggeberg

04014 txinf d en 419417 tbetrd

moechten sie auskunft ueber einen telexteilnehmer? ja/nein ja

bitte

suchbegriffe:

krupp

essen

+?

ihre

angaben reichen nicht aus, um den gewuenschten teilnehmer zu finden. bitte beachten sie die eingaberegeln, ++ Beispiel4 alle Teilnehmer der Bundesrepublik, die diesen Suchbegriff in ihrem Texteintrag haben. Um einen derartigen Mißbrauch zu verhindern, ist nun ein Limit dahingehend festgelegt worden, daß das System nur dann Auskunft erteilt, wenn auf die eingegebenen Suchbegriffe nicht mehr als fünf Einträge zutreffen. Für den Suchtext „krupp essen“ gibt es demnach mehr als fünf Texteinträge, die beide Suchbegriffe enthalten. Wenn man als dritten Suchbegriff z.B. „kranbau“ eingibt, dann existiert nur noch ein Texteintrag, der alle drei Suchbegriffe enthält: krupp, fried., gmbh, kranbau wilhelmshaven, werk essen, 43 essen 1, hans-boeckler-str. 80 857848 fkk d Die vier Suchbegriffe des Beispiels 5 kommen in keinem der ausgedruckten Texteinträge gemeinsam vor. Der Begriff „molkerei” ist sogar als untauglich markiert worden. Damit waren für diesen Suchvorgang lediglich die Begriffe „darmstadt“, „erbacher“ und „str“ maßgebend. Somit hat das System nur Einträge von Teilnehmern ausgedruckt, die „darmstadt”, ,,erbacher” und „str“ in ihren Texteinträgen haben. Falls es mehr als fünf Teilnehmer gegeben hätte, wäre der gleiche Satz wie in Beispiel 4 ausgedruckt worden. Im manuellen Auskunftsbetrieb würde mit diesen Suchbegriffen kein Teilnehmer in den Verzeichnissen gefunden werden. Das 6. Beispiel gibt einen kleinen Einblick in die Praxis der Datenaufbereitung. Die Schreibweise des Texteintrages sieht einen Bindestrich zwischen „buch“ und „gemeinschaft“ vor. Es ist in diesem Fall zu erwarten, daß bei Auskunftsersuchen andere Schreibweisen dieses Suchbegriffs eingegeben werden. In solchen Fällen würde der Texteintrag nicht gefunden werden, wenn nicht gleichzeitig einige Schreibvarianten dieses Begriffs mit in die Datei aufgenommen worden wären. Bei der Datenerfassung müssen also solche Möglichkeiten vorhergesehen und durch ein mehrfaches Ablegen in verschiedenen Varianten berücksichtigt werden. Ähnliches gilt auch für die Netzdatei, in der die Ländernamen in allen möglichen und denkbaren Kombinationen und Weisen vorhanden sein müssen. 502

Das

Telex-Datenbanksystem

04014 txinf d an 419417 tbetr d moechten ja bitte

sie auskunft

ueber

einen

telexteilnehmer?

ja/nein

suchbegriffe:

darmstadt

molkerei

erbacher

str +?

nohl, jakob, gmbh, sanitaere- u. heizungsanlagen, darmstadt martinstr. 22 419308 nom d brunnen- u. rohrleitungsbau, erbacher str. 113 419431 noe d

starkenburger darmstadt erbacher str. 419220 sml d

milchliefervereinigung

egmbh,

123

mitteldeutsche hartstein-industrie werk, 6101 rossdorf, kr darmstadt, (ober-ramstadt, hess) erbacher str. 62 4191308 mhi d ae

ag,

Beispiel 5

04014 txinf d gu 419417 tbetr d moechten ja bitte

sie auskunft

ueber

einen

telexteilnehmer?

ja/nein

suchbegriffe:

deutsche

buchgemeinschaft

deutsche buch-gemeinschaft, nachf., darmstadt berliner allee 6 419261 dbg d

darmstadt

c.

a.

+?

koch’s

verlag

++V Beispiel6 503

H. Biehler,

R. Rüggeberg

VII. Herstellung des Amtlichen Telexverzeichnisses Die zentrale Teilnehmerdatei des Datenbanksystems wird für die Herstellung des Amtlichen Telexverzeichnisses mitbenutzt. So müssen bei der Erfassung der Daten über die Telexteilnehmer in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) und bei der täglichen Fortschreibung (Neueinträge und Änderungen) neben den Belangen der automatischen Auskunftserteilung insbesondere die Belange der Herstellung des Amtlichen Verzeichnisses berücksichtigt werden. Dies hat die Regeln der Datenerfassung so erschwert, daß diese Tätigkeit mit „Textverarbeitung“ treffender beschrieben ist. Die für den Druck des Telexverzeichnisses benötigten Texte befinden sich in der Textdatei „POSTLS“ (Bild 6). Die Dateien „O“ und „N“ definieren eine Sortierfolge dieser Texte nach Orten und Namen entsprechend Teil B des Telexverzeichnisses, die Datei „K“ eine Sortierfolge nach Rufnummern entsprechend Teil C des Telexverzeichnisses. Diese Organisation dient gleichzeitig dem Wiederauffinden gespeicherter Einträge bei Änderungen und Löschungen. Neueintragungen, Veränderungen und Löschungen von Telexeinträgen werden mit allen für den Buchdruck benötigten Informationen, z.B. Groß- oder Kleinschreibung sowie Fett- und Magerdruck, auf Lochstreifen abgelocht, die täglich durch das Programm TDA (Telex-Datei-Aufbauprogramm) verarbeitet werden. Dazu gehören Prüfungen auf formale Richtigkeit und Vollständigkeit von Einträgen, z.B. Vorhandensein und korrekte Form von Kennungen. Weitere Prüfungen erfolgen unter Verwendung der Dateien „O“ und „K“ auf Existenz des Ortsnamens und darauf, daß Rufnummern nicht doppelt belegt werden. Gleichzeitig wird ein Fehler- und Änderungsprotokoll erstellt. Jeder Eintrag wird durch Einfügen des Ortsnamens, Elimination der Groß- und Kleinschreibung, Umwandlung von Umlauten usw. in die für die Auskunftserteilung benötigte Form umgewandelt und in die Texttafel eingetragen. Die Ergänzung der Scatter- und der Hashtafel erfolgt durch das Programm UPDATE. Die Programme BUCH 1 und BUCH 2 erstellen aus den Buchdruckdateien Magnetbänder, aus denen die Teile B und C des Telexverzeichnisses erstellt werden. Dabei werden mit einem besonderen Satzrechenprogramm die notwendigen Satzbefehle (Zeilen, Spalten und Seiten) hinzugefügt. Das so entstandene Magnetband steuert eine „Digiset-Lichtsatzeinrichtung”, die in einem speziellen, bleilosen Verfahren zur Herstellung des Satzträgers dient.

VII. Zukunftsaspekte Die Erfassung und Aufbereitung der Daten zur Aktualisierung der zentralen Teilnehmerdatei ist relativ aufwendig und kompliziert insofern, weil — wie bereits erwähnt — die Belange des Buchdrucks mit berücksichtigt werden müssen. Die Dateneingabe erfolgt im „off-line“-Betrieb über Lochstreifen. Dieses Verfahren könnte vereinfacht und effektiver gestaltet 504

Das

Telex-Datenbanksystem

Telex-Buchstellen

xs TR 86 Programm TOA taglich BuchdruckDateien

TR 86 Programm BUCH 1

TR 86 Programm BUCH 2

Druckband Teil B

Druckband Teil C

Buchdruck-Dateien POSTLS Buchdrucktexte 0i Ortsdatei i peta Sortierfolge Ort, Name K Kennungsdatei Sortierfolge Rufnummer a



act an Deknien

Bild 6. Herstellung des Telexverzeichnisses,

Informationsfluß

Informationsfluß

werden, wenn die Änderungen im „on-line“-Betrieb über Datensichtgeräte eingegeben werden könnten. Man erwägt derzeitig Möglichkeiten, zukünftig eine solche Betriebsweise anzuwenden. Die Aufnahme von Telexteilnehmern fremder Netze in die zentrale Teilnehmerdatei für eine Ausweitung des automatischen Auskunftsbetriebs beschränkt sich zunächst auf die Teilnehmer deutschsprachiger Netze (Bild 1). Der automatisch nahezu 40 %.

abwickelbare

Verkehrsanteil

erhöht

sich dann

auf

505

H.

Biehler,

R. Rüggeberg

Inwieweit bereits Aussagen darüber gemacht werden können, ob auch in Zukunft die Teilnehmer der anderen ausländischen Netze aufgenommen werden sollen, muß vorerst noch offen bleiben, da bei einigen ausländischen Verwaltungen bereits Pläne existieren, ähnliche Systeme für eine automatische Auskunftserteilung im Telexdienst einzusetzen. Die Auskunftssysteme der verschiedenen Verwaltungen könnten dann innerhalb eines Verbundnetzes direkt miteinander verkehren und somit die TelexDatenbanksysteme der jeweiligen fremden Netze mitbenutzen. IX. Schrifttum 1. Dokumentation der AEG-Telefunken und des Fernmeldetechnischen Zentralamtes, Darmstadt. E 2. Hohmann, M., Dipl.-Ing.: „Eine automatische Telexauskunft bei der Deutschen Bundespost unter Verwendung eines Rechners TR 86 und großem Hintergrundspeicher.“ Zeitschrift der FITCE, Nr. 3, 12. Jahrgang, 1973.

506

Engelhardt Wagner Entwicklungsprozesse

im Fernmeldezeugwesen

I. Einleitung 1. Aufgabenbereich des Fernmeldezeugwesens 2. Fernmeldezeugwesen nach dem Jahr 1945 II. Beginn einer Neugestaltung des Fernmeldezeugwesens III. Statistische Daten IV. Neugestaltung der Versorgungsbezirke V. Vorratswirtschaft 1. Lagervorräte und Bedarfsermittlung nach dem Jahr 1945 2. Lochkartenverfahren 1956/1957 3. Vorratsplanung A. Maschinelle Vorratsplanung nach dem Jahr 1961 a) Prinzip der Vorratsplanung b) Umstellung auf ein maschinelles Planungssystem B. Planungsverfahren mit exponentieller Glättung C. Datenfernübertragung D. Integrierte Datenverarbeitung im Fernmeldezeugwesen VI. Versorgung der Bedarfsstellen 1. Vorräte bei den Bedarfsstellen 2. Versorgung der Bedarfsstellen mit Kabeln und schwerem Bauzeug A. Allgemeines B. Beschaffungsverfahren für Fernmeldeortskabel bis 1966 C. Umstellung des Beschaffungsverfahrens für Ortskabel ab 1966 VII. Werkstätten VIII. Güteprüfung IX. Angestrebte Neuerungen im Lagerbetrieb X. Zusammenfassung XI. Schrifttum I. Einleitung Die folgenden Ausführungen sollen einen Blick auf Entwicklungszeiträume im Fernmeldezeugwesen ermöglichen. Ausgehend von der Zeit nach 1945 wird der Aufbau eines funktionsfähigen Versorgungssystems skizziert. Die Rationalisierungsmaßnahmen zur Effektivitätssteigerung werden aufgezeigt. 1. Aufgabenbereich des Fernmeldezeugwesens Das Fernmeldezeugwesen hat innerhalb des Fernmeldewesens die Aufgabe, Gegenstände und Materialien zu beschaffen, die von den Fernmeldeämtern für das Errichten und Betreiben von Fernmeldeanlagen benötigt werden. Unter dem Begriff „beschaffen“ wird hier im umfassenden Sinn sowohl das Bestellen von Fernmeldezeug und Werkstattleistungen bei Dienststellen der Deutschen Bundespost als auch das Einkaufen von Lieferungen und Werkleistungen bei Auftragnehmern verstanden. Entsprechend breit ist auch das Tätigkeitsfeld des Fernmeldezeugwesens angelegt. So enthält es u.a. Bedarfsermittlung, Einkauf und Güteprüfung, 507

E. Wagner Verwaltung und Verrechnung, Vorratsplanung, Vorratslagerung sowie die Verteilung von Fernmeldezeug, aber auch die Instandsetzung von Gerät in Werkstätten und die Verwertung von Altstoffen. Als Fernmeldezeug ') wird das gesamte für die Fernmeldedienste der Deutschen Bundespost benötigte Material bezeichnet, das, nach technologischen Gesichtspunkten gegliedert, von Fernmeldeeinrichtungen, Kabeln, Schnüren, Drähten und Fernmeldebauzeug bis hin zu allgemeinen Bauelementen, wie Schrauben, Scheiben und Muttern, reicht. Für die Versorgung der Bedarfsstellen gilt der schon klassische Satz jeder Versorgungsorganisation, nämlich Fernmeldezeug in geforderter Menge und ausreichender Güte am gewünschten Ort zur rechten Zeit mit einem Minimum an Kosten zur Verfügung zu stellen. Das System zur Erfüllung dieser Aufgaben schen Bundespost dreistufig aufgebaut: —

ist im Bereich

der Deut-

bei den Bedarfsstellen der Fernmeldeämter lagern auf örtlicher Ebene sogenannte Arbeitsvorräte für regelmäßig wiederkehrende Arbeiten und für kleine Bauvorhaben,

— die Fernmeldezeugämter versorgen die Bedarfsstellen ihres Versorgungsbezirks, der sich über den Bereich mehrerer Oberpostdirektionen erstrecken kann, — das Fernmeldetechnische Zentralamt, aber auch das Posttechnische Zentralamt, kaufen zentral die weitaus überwiegende Menge des Fernmeldezeugs ein. Das Fernmeldezeugwesen hat in den vergangenen Zeiträumen in den verschiedenen Aufgabenteilbereichen wesentliche Entwicklungsprozesse durchlaufen, die darauf zielten, die Aufgabenerfüllung wirtschaftlicher zu gestalten. Die erste Phase dieser Prozesse war durch den Aufbau und Ausbau eines funktionsfähigen Versorgungssystems gekennzeichnet. Darauf folgend wurde das System fortentwickelt und rationalisiert. Die Fernmeldezeugämter haben ihre Bedeutung als Spezialamter mehr und mehr ausgebaut, indem sie die Fernmeldeämter weitgehend von der Verwaltungsund Verrechnungsarbeit für das Fernmeldezeug befreiten. Sie sind damit zu einem integrierten Bestandteil des Fernmeldewesens geworden. Die Entwicklungsprozesse trachtet werden.

im

Fernmeldezeugwesen

sollen näher

be-

2. Fernmeldezeugwesen nach dem Jahr 1945 Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war auch die Versorgungsorganisation für Fernmeldezeug zusammengebrochen. Bis dahin hatte das Reichspostzentralamt in Berlin aus seinem umfangreichen Zentrallager alle zentral zu beschaffenden Gegenstände der technischen Einrichtung geliefert [1]. Die daneben eingerichteten Telegrafenzeugämter bestanden zwar noch, an eine geordnete Beschaffung und Bevorratung von Fernmeldezeug war jedoch in den Jahren von 1945 bis 1948 nicht zu denken. Da die Industrie nicht hinreichend lieferfähig war, ergänzten die Fernmeldezeug1) mittelhochdeutsch 508

„ziuc“ = Handwerkszeug, Gerät, Ausrüstung.

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

ämter ihre Bestände aus abgebrochenen und wieder instandgesetzten Einrichtungen. In diesen Jahren wurden Spezialwerkstätten gegründet, die zentral Instandsetzungsarbeiten durchführten und zum Teil auch selbst technische Einrichtungen produzierten. In dieser Entwicklungsphase entstanden auch die später zu Fernmeldezentralzeugämtern umbenannten Postzentralzeugämter Elmshorn und Göttingen, die aus Vorräten der ehemaligen Wehrmacht und der Reichspost betriebsgerechte Einrichtungen bauten [2]. Mit der zunehmenden Lieferfähigkeit der deutschen Industrie nach dem Jahr 1948 hat die Deutsche Bundespost die eigene Produktion technischer Einrichtungen mehr und mehr eingeschränkt. So konnten folgende Spezialämter und Spezialwerkstätten aufgehoben werden: 1950:

Funkzentralzeugamt

1952:

Feinmechanische Werkstatt beim Fernmeldebauamt Aachen für Rufund Signalmaschinen Werkstatt für Dezimeter-Funkgeräte und Trägerfrequenzgeräte beim Fernmeldebauamt Mannheim Werkstatt für Trägerfrequenzgeräte in Hamburg-Lokstedt Werkstatt für Trägerfrequenzgeräte in Nürnberg-Buchenbühl Apparatwerkstatt der OPD Bremen in Langenwerth Funkzentralzeugamt Kiel.

1952: 1953: 1953: 1954: 1954:

in Hamburg

Im Jahr 1950 gab es bereits 15 selbständige Fernmeldezeugämter und zwei Fernmeldezentralzeugämter. Bei den Oberpostdirektionen Freiburg, Karlsruhe, Koblenz, Neustadt und Trier war das Fernmeldezeugwesen an Fernmeldebauämter angegliedert, während in Kiel eine Dienststelle der Oberpostdirektion diese Aufgaben wahrnahm. Zur Vereinheitlichung der Versorgungsorganisation wurden auch bei diesen Oberpostdirektionen am 1. 4. 1951 (Ausnahme: Oberpostdirektion Karlsruhe am 1. 9. 1953) selbständige Fernmeldezeugämter eingerichtet. Im Bundesgebiet gab es danach 21 selbständige Fernmeldezeugämter und 2 Fernmeldezentralzeugämter. Damit hatte jede Oberpostdirektion gemäß dem Prinzip der Verantwortung für die Aufgabenerfüllung im eigenen Bereich eine eigene bezirkliche Versorgungsorganisation. Neben dem Bemühen, ein funktionsfähiges Versorgungssystem für das Fernmeldezeugwesen zu schaffen, wurde jedoch schon frühzeitig die Aufmerksamkeit auf wirtschaftliche Aufgabenerledigung gelenkt. Die Deutsche Bundespost suchte neue Wege, um die Kosten für die Lagerhaltung so niedrig wie möglich zu halten und neue Erkenntnisse der Vorratswirtschaft zu nutzen. II. Beginn einer Neugestaltung des Fernmeldezeugwesens Der Bundesbeauftragte für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung hatte in seinem im Dezember 1956 vorgelegten Gutachten über die Organisation der Deutschen Bundespost [3] auch die Organisation des Fernmeldezeugwesens besonders untersucht. Er hatte empfohlen, die Zahl der Fernmeldezeugämter auf 14 zu reduzieren, da nach seinen Prüfungsergebnissen klei509

E. Wagner nere Ämter unwirtschaftlicher arbeiteten als große. Bedingt durch den unterschiedlichen Arbeitsanfall in den Bezirken der Oberpostdirektionen, verhielt sich seinerzeit der Umsatzwert des kleinsten Fernmeldezeugamts zu dem des größten etwa wie 1 zu 10. Diese Anregungen wurden von der Deutschen Bundespost aufgegriffen und durch eigene Untersuchungen abgerundet, wobei moderne Verfahren der Lagerwirtschaft und Entwicklungen der Büromaschinentechnik in die Überlegungen mit einbezogen wurden. Es entstand ein neues Konzept für die Gestaltung des gesamten Versorgungssystems [4], das die Zusammenlegung kleiner Fernmeldezeugämter zu wirtschaftlicheren Einheiten vorsah, die Organisation für Lagerung und Transport des Fernmeldezeugs neu regelte und die Vorratswirtschaft durch Einführung sogenannter Lochkartenverfahren auf neue Grundlagen stellte. Diese Umstellungsphasen sind derzeit durchlaufen, wenn sich auch heute schon weitere Entwicklungen abzeichnen, die das bestehende System weiter ausbauen. Im folgenden soll gezeigt werden, wie die heutigen Organisationsformen in den einzelnen Bereichen schrittweise eingeführt wurden und welche Verbesserungen sich damit für den Betrieb ergaben. Zuvor sollen jedoch einige statistische Daten seit dem Jahr 1960 die Effektivitätssteigerung im Fernmeldezeugwesen, gespiegelt an Entwicklungen des Fernmeldewesens, verdeutlichen. III. Statistische Daten Der Bestand an Sprechstellen hatte sich im Jahr 1972 gegenüber dem Jahr 1960 nahezu verdreifacht (Bild 1). Da die Nachfrage nach Fernsprechanschlüssen ständig wuchs, stellte die Deutsche Bundespost besondere Investitionsmittel zum Ausbau des Fernsprechnetzes bereit. Bild 2 zeigt die Ausgaben für Lieferungen und Leistungen der Wirtschaft im Bereich der Fernmeldetechnik für die Jahre 1960 bis 1972. Die Zahl der pro Jahr eingerichteten Fernsprechhauptanschlüsse stieg bis 1971 beständig an (Bild 3). In diesem Diagramm ist die Gesamtzahl der Einrichtungen, die als ein Maß für die Arbeit der Fernmeldeämter dienen kann, als Summe

Sprech-4 stellen [Mio] 16 ; 14 | 12

Nebenanschlüsse Hauptanschlüsse E

10 8 6 + m ©

510

1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972

Bild 1. Entwicklung des Sprechstellenbestands

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

des Nettozugangs, der Aufhebungen und der „Verlegungswiedereinrichtungen“ (Ortsveränderungen nach § 17 Abs. 9 FO) dargestellt. Die Zahl der pro Jahr eingerichteten Fernsprechhauptanschlüsse hat sich innerhalb des betrachteten Zeitraums mehr als verdreifacht. Durch diese Entwicklung sind auch die Anforderungen an das Fernmeldezeugwesen im gleichen Maß gewachsen, da die Fernmeldeämter für die verstärkte Bautätigkeit entsprechend umfangreiche Mengen an Material benötigten. Bild 4 zeigt den jährlichen Umsatz im Fernmeldezeugwesen von 1960 bis 1972. Mrd.DH Kapitel 241 (Betrieb) Gruppe 41 (Anlage)

1160 1961 1962 1163 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1974 1972 Bild 2. Ausgaben der Deutschen Bundespost Lieferungen und Leistungen der Wirtschaft

im

Bereich

des

Fernmeldewesens

fiir

Der Gesamtumsatz ergibt sich aus den Umsätzen von Regelbedarf und Sonderbedarf. Der Regelbedarf an Fernmeldezeug läßt sich vorausschauend ermitteln. Er wird daher aus dem Vorrat gedeckt. Sonderbedarf berührt dagegen die Vorratslager nicht. Er wird normalerweise über besondere Beschaffungen der Fernmeldezeugämter unmittelbar an die Bedarfsstellen geliefert und in der Monatsrechnung mit dem empfangenden Amt verrechnet.

14

Velegungswiedereinrichtungen Aufhebungen Nettozugang

1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972

Bild 3. Zugang an Fernsprechhauptanschliissen S1I1

E. Wagner Der Umsatz aller Fernmeldezeugämter einschließlich der Fernmeldezentralzeugämter betrug 299,8 Mio. DM im Jahr 1960. Er ist bis zum Jahr 1972 auf 1742,2 Mio. DM gewachsen. Diese Steigerung entspricht der Ausgabenentwicklung für Lieferungen und Leistungen der Wirtschaft (vgl. Bild 2).

Mio. DM4 1800 1600 -

Umsatz

1400 1200 1000 | 800 600 -

mittlerer Lagerwert im Vorrat

400 200

1960 4651 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1910 1974 1992

Bild 4. Umsatz und mittlerer Lagerwert im Vorrat

Besonderen Anteil am Umsatz der Fernmeldezeugämter hat der Bedarf der Linientechnik. Dieser Einfluß zeigt sich auch bei der Aufschlüsselung der Vorratswerte nach den Hauptgruppen der Karteiliste [5] der Deutschen Bundespost (Bild 5). Kabel und Bauzeug umfassen mehr als 50 v. H. des Umsatzes im Vorrat und nahezu den gesamten Wert des Sonderbedarfs. Der Umsatzwert für Gegenstände der Hauptgruppe 1 wird im wesentlichen durch die Fernsprechapparate (Fachgruppe 121) bestimmt.

vH. 60. 50

E03

#0 30 20 es BER

EEE

Ka a

— et De

Bild 5. Anteile der Hauptgruppen das Jahr 1972 toy es

VE

HGr 0: frei HGr 1: Fernmeldeeinrichtungen HGr 2: Baueinheiten und Zusatzeinrichtungen HGr 3: Mechanische Bauelemente HGr 4: Elektrische Bauelemente, Schnüre und Spulendrähte HGr 5: Allgemeine Bauelemente, Werk- und Betriebsstoffe HGr 6: frei HGr 7: Kabel und Bauzeug HGr 8: Werk- und allgemeines Gerät HGr 9: frei

der Karteiliste an den Umsatzwerten im Vorrat für

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

Der mittlere Lagerwert im Vorrat innerhalb eines Jahres ist von 58,4 Mio. DM im Jahr 1960 auf 384,1 Mio. DM im Jahr 1972 gewachsen (Bild 4). Der Gesamtumschlagfaktor pendelt, bezogen auf den Umsatz des Regelbedarfs (Sonderbedarf wird nicht im Fernmeldezeugamt gelagert), um den Wert 3,5 (Bild 6).

4

N 3

1960 1964 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1974 1972 Bild 6. Gesamtumschlagfaktor,

bezogen

auf den Umsatz

des Regelbedarfs

Nach Auswertungen der Auftrags- und Haushaltsbuchhaltung der Deutschen Bundespost sind im Jahr 1972 87 v.H. der Umsatzwerte der Fernmeldezeugämter bei Anlagetiteln (Gruppe 41 des Titelverzeichnisses der Deutschen Bundespost) endgiiltig verbucht worden. Wenn auch die Investitionen nicht im gleichen Jahr im vollen Umfang zur Einrichtung von Hauptanschliissen führen müssen, da auch Erweiterungs- und Erneuerungsbedarf zu decken sind, sei dennoch der mittlere Lagervorrat an der Zahl der eingerichteten Hauptanschlüsse gemessen, da sich über einen Bezugszeitraum von 12 Jahren Einflußfaktoren ausgleichen. Das Ergebnis ist im Bild 7 dargestellt. Trotz der etwa sechsfachen Umsatzsteigerung hat sich der mittlere Lagerwert pro eingerichtetem Hauptanschluß von 1960 bis 1972 nur verdoppelt.

DM 4 300 200

100 -

1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 Bild 7. Mittlerer Lagerwert im Vorrat pro eingerichteten Fernsprechhauptanschluß

33 Fernmeldewesen

513

E. Wagner 4 6000 ;

Personal - Soll

oe 5000 nn

et 7

Personal - Ist

4000

3000 2000

Abteilung 23

1000 + Beschaffungs stellen 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1967 1970 1971 1972 Bild 8. Personalbestand

der Fernmeldezeugämter

und der Fernmeldezentralzeugämter

Der Personalbestand der Fernmeldezeugämter ist seit 1960 etwa konstant geblieben (Bild 8). Das gilt trotz der aufgezeigten Umsatzsteigerungen auch für den Aufgabenbereich Z 3 (Beschaffung, Lagern, Versand), insbesondere für die Beschaffungsstelle. Damit hat sich der jährliche Umsatz pro Bediensteten des Fernmeldezeugwesens mehr als verfünffacht (Bild 9).

1000 DM &

200-

400 4

—760 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 #971 A972 Bild 9. Jährlicher Umsatzwert

pro Bediensteten des Fernmeldezeugwesens

Dieses Ergebnis verdeutlicht, wie sich die etwa seit 1960 im Fernmeldezeugwesen durchgeführten Rationalisierungsmaßnahmen auf die Effektivität dieses Bereichs ausgewirkt haben. Diese Maßnahmen sollen nun näher betrachtet werden. 514

Entwicklungsprozesse IV. Neugestaltung

im

Fernmeldezeugwesen

der Versorgungsbezirke

Wie bereits erwähnt, hatten eingehende Untersuchungen erwiesen, daß die wirtschaftliche Arbeitsweise eines Fernmeldezeugamts auch von der Größe des Versorgungsbezirks mitbestimmt wird. Da zunächst jede Oberpostdirektion ihr eigenes Fernmeldezeugamt hatte, unterschieden sich die jeweiligen Aufgabenmengen beträchtlich. So hatte z.B. das Fernmeldezeugamt Trier am 1. 1. 1956 nur 52 Dienstposten, das Fernmeldezeugamt Hamburg dagegen 462. Die Einrichtung, Gliederung und Einordnung von Fernmeldezeugämtern und Fernmeldezentralzeugämtern wurde 1959 durch Organisationsrichtlinien [6] neu geregelt, die auch eine andere Abgrenzung der Versorgungsbezirke nach wirtschaftlichen und verkehrsgeographischen Gesichtspunkten erlaubten. Der bislang geltende Grundsatz, jeder Oberpostdirektion ein eigenes Fernmeldezeugamt zuzuordnen, wurde aufgegeben. Die Neuabgrenzung der Versorgungsbezirke und die Verlegung einiger Fernmeldezeugämter wurde in folgenden Schritten durchgeführt: 1960:

Die Bezirke der Oberpostdirektionen Hannover und Braunschweig werden zu einem Versorgungsbezirk mit Sitz des Fernmeldezeugamts in Hannover vereinigt. Das Fernmeldezeugamt Braunschweig wird aufgelöst.

1963:

Das bis dahin selbständige Fernmeldezeugamt Trier wird dem Fernmeldeamt Trier als Abteilung angegliedert. 1964: Das Fernmeldezeugamt Frankfurt wird nach Heusenstamm verlegt. Der Versorgungsbezirk bleibt erhalten. 1965: Die Oberpostdirektionsbezirke Koblenz, Neustadt (Weinstraße), Trier und Saarbrücken erhalten ein gemeinsames Fernmeldezeugamt in Simmern. Das ehemalige Fernmeldezeugamt Koblenz wird nach Simmern verlegt, das Fernmeldezeugamt Speyer der Oberpostdirektion Neustadt (Weinstraße) wird aufgelöst. Die Oberpostdirektionen Saarbrücken und Trier hatten jeweils eine dem Fernmeldeamt angegliederte Abteilung Fernmeldezeugwesen. 1965: Für die Oberpostdirektionen Karlsruhe und Freiburg entsteht ein gemeinsames Fernmeldezeugamt in Malsch. 1971: Das Fernmeldezeugamt Kiel stellt den Betrieb ein. Das Fernmeldezeugamt Hamburg übernimmt die Versorgung dieses Bereichs. 1971: Das Fernmeldezeugamt Köln wird nach Euskirchen verlegt. Der Versorgungsbezirk bleibt erhalten. 1972: Die Fernmeldezeugämter Stuttgart und Tübingen werden aufgelöst. Dafür entsteht ein neues Fernmeldezeugamt in Rottenburg. 1972: Das Fernmeldezeugamt Regensburg stellt den Betrieb ein. In Vorgriff auf diese Maßnahmen wird das Fernmeldeamt Landshut seit dem 1. 1. 1969 vom Fernmeldezeugamt München und das Fernmeldeamt Weiden seit dem 1. 1. 1972 vom Fernmeldezeugamt Nürnberg versorgt. 1974:

Ein neues Fernmeldezeugamt in Burgsteinfurt ?) versorgt den Oberpostdirektionsbezirk Münster und den Oberpostdirektionsbezirk

2) Infolge Neugliederung der Gemeinden im Raum Münster/Hamm steinfurt ab 1. Januar 1975 in Steinfurt, Westf., umbenannt worden.

33*

ist Burg-

515

E. Wagner Dortmund mit Ausnahme des Fernmeldeamts Siegen, das im Hinblick auf diese Maßnahme seit 1969 dem Fernmeldezeugamt Heusenstamm angeschlossen ist. Die Fernmeldezeugämter Dortmund und Münster stellen den Betrieb ein. Ebenfalls zum Versorgungsbezirk des neuen Fernmeldezeugamts gehört das Fernmeldeamt Osnabrück der Oberpostdirektion Bremen, das bereits seit 1973 vom Fernmeldezeugamt Münster versorgt wird. Bild 10 zeigt die Fernmeldezeugämter mit den zugehörigen Versorgungsbezirken, wie sie durch die Umorganisationsmaßnahmen entstanden sind. Aus der Versorgung mehrerer Oberpostdirektionsbezirke durch ein Fernmeldezeugamt sind keine Schwierigkeiten entstanden. Auch die bei den Aufhebungen und Verlegungen der Fernmeldezeugämter entstandenen Personalprobleme haben sich letztlich zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst. Durch die Umorganisationsmaßnahmen sind die Fernmeldezeugämter in Größe und Arbeitsinhalt einander angeglichen worden. Die Tabelle 1 enthält dazu einige statistische Daten. Der Umsatz variiert vom niedrigsten zum höchsten Wert nur noch im Verhältnis 1 zu 2. Im gleichen Verhältnis zwischen 230 und 459 Dienstposten steht der Soll-Personalbestand. Tabelle 1 Statistische Daten über die Fernmeldezeugämter Fernmeldezeugamt

a

statistische

Ba Ce eo

Daten

ee

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Hw = Se =

1)

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& = +

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Eee

BL

Umsatz 1972 (Mio. DM)

113

85

72

137

104

151

100

165

105

173

post- u. teilnehmereigene Sprechstellen (in 1000)

705

484

487

1294

756

1296

805

1186

649

genehmigter Personalbestand (31.3.1973)

308.230

176°

.354°: 270:

-459

313...

410.

oo

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era. 107 107?)

155

1035

827 695

925.959

443.391

263 310

347

1) Die Fernmeldezeugämter Dortmund und Münster sind 1974 zu einem meldezeugamt Steinfurt, Westf., vereinigt worden.

Fern-

2) einschlieSlich Fernmeldezeugamt Regensburg

Die Mehrzahl der Fernmeldezeugämter hat inzwischen Neu- oder Erweiterungsbauten erhalten. So sind seit 1964 die Fernmeldezeugämter Heusenstamm, München, Malsch, Simmern, Euskirchen, Rottenburg und 516

112

367

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

Hamburg / I OPD,Hamburg

KH N =

OPD Bremen

4 Sf

OPD Hannover N 24 t ad ? ae 2 25 Laughter see —— $< . OPD Münster —— IA Braunschweig, Yi seen j A J Düsseldorf, @ OPD Dortmund a f N » N Düsseidor of a OPD ‘a S ? Euski OPD Frankfurt J) = wa . : =a 2 OPD Koblenz

Berlin

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OPD Regensbur: E :

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Bild 10. Versorgungsbezirke

.

A Nürnberg,

OPD München

e i OPD AS 5 ue

Grenze des OPD - Bezirkes : Grenze des FZA-Versorgungsbezirkes Versorgungsbezirk Fernmeldezeugamt Fernmeldezentralzeugam!

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der Fernmeldezeugämter

Steinfurt, Westf., errichtet worden. Das Fernmeldezeugamt Nürnberg wird zur Zeit neu erbaut. Als Beispiel für das Grundkonzept der Gebäudeanordnung soll das 1972 bezogene Fernmeldezeugamt Rottenburg dienen (Bild 11). Im Zentrum steht die in Flachbauweise errichtete, 7000 qm große und SLZ

E. Wagner fünf Meter hohe Lagerhalle, deren Bodenfläche auf Rampenhöhe liegt. Die Halle ist voll unterkellert. Rechts im Bild schließen sich in u-förmiger Bauweise die Werkstätten und Nebenbetriebe an. Links im Hintergrund des Bildes, am Gleisanschluß der Bundesbahn, ist die offene Kranbahn zu erkennen. Daneben stehen die Halle mit der Kabelumtrommeleinrichtung und das Sonderlager für leicht brennbare Stoffe. Das Verwaltungsgebäude im Vordergrund des Bildes hat eine Bürofläche von etwa 1400 qm. Das Wohngebäude links vom Verwaltungsbau enthält zwei Dienstwohnungen sowie Übernachtungsräume für Fahrer überbezirklicher Rundfahrten.

Bild 11. Fernmeldezeugamt Rottenburg (Freigegeben vom Regierungspräsidium Süd Württemberg-Hohenzollern unter Nr. 42/1152). Luftbild: Grohe

Innerhalb der Lagerhallen werden größere Mengen von Fernmeldezeug in Paletten in den Ausführungsformen als Gitterboxpalette oder als Flachpalette in der Reihenfolge der Karteinummern gelagert (Bild 12). Diese Paletten lassen sich, ggf. mit Aufsatzrahmen, stapeln und auch für den Transport zu den Bedarfsstellen verwenden. Gegenstände mittlerer und kleinerer Abmessungen lagern, ebenfalls nach Karteinummern geordnet, in Aufbauregalen. Diese Regalform besteht aus stapelbaren Stahlrahmen, in die sich Gitterstahlbehälter oder Schubfachsätze einstellen lassen °). 3) Nähere Einzelheiten s. [4]. >18

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

4 Bild 12. Blick in die Lagerhalle des Fernmeldezeugamts

Miinchen. Foto: FZA Miinchen

V. Vorratswirtschaft Parallel zu den Untersuchungen und Maßnahmen, die zu einer Neuabgrenzung der Versorgungsbezirke führten und die somit aufbauorganisatorische Voraussetzungen für eine Effektivitätssteigerung der Fernmeldezeugämter brachten, hat die elektronische Datenverarbeitung — dem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechend — das System der Vorratswirtschaft grundlegend geändert. Die ersten Verbesserungen wirkten sich im wesentlichen auf die Verwaltung des Fernmeldezeugs aus, indem die Vielzahl von Buchungen maschinell erfolgten. Später wurden auch neue Theorien zu den Lagerhaltungskosten angewandt. Um die Auswirkungen der elektronischen Datenverarbeitung auf das Fernmeldezeugwesen abschätzen zu können, sollen Methoden der Vorratswirtschaft seit 1945 aufgezeigt werden.

1. Lagervorräte und Bedarfsermittlung nach dem Jahr 1945 Innerhalb des Beschaffungswesens hat die Lagerhaltung stets besondere Aufmerksamkeit beansprucht. Gewisse Vorratsbestände wurden zwar für notwendig gehalten, sie sollten jedoch, da sie Kosten für Unterbringung und Verwaltung verursachten und Haushaltsmittel festlegten, so niedrig wie möglich gehalten werden. Als generelle Leitlinie in den verschiedenen Richtlinien und Dienstanweisungen im Beschaffungswesen galt, daß die Bestände einen Zwei- bis Dreimonatsbedarf nicht überschreiten sollten. Gegenstände, die bei den Lieferfirmen auf Lager gehalten wurden, waren nach Bedarf abzurufen. Die Vorratshaltung sollte sich auf ständig benötigte Gegenstände beschränken, nicht gängiges Fernmeldezeug durfte nur in dem Umfang gelagert werden, wie es für unvorhersehbare Fälle oder zur Störungsbeseitigung benötigt wurde [1]. 519

E. Wagner Bis zum Jahr 1945 wurden die meisten zentral zu beschaffenden Gegenstände der technischen Einrichtung aufgrund vierteljährlicher Bestellungen aus dem Zentrallager des Reichspostzentralamts geliefert. Für Fernmeldebauzeug war halbjährlich eine Bedarfsanmeldung vorzulegen. Das Verfahren der Halbjahresbedarfsanmeldung wurde nach dem Jahr 1945 auf alle zentral zu beschaffenden Gegenstände ausgedehnt, es blieb jedoch ständig ein Problem für die Fernmeldezeugämter. Der Versuch, den voraussichtlichen Bedarf von den Fernmeldeämtern melden zu lassen, miflang. Die Bedarfsstellen nannten vorsorglich größere Mengen als tatsächlich benötigt, da keine Abnahmeverpflichtungen daraus resultierten, so daß schon für die summierten Anmeldungen die Mittel nicht ausreichten. Die Fernmeldezeugämter mußten daher den Verbrauch des letzten Halbjahres, den sie ihren Buchungsunterlagen entnehmen konnten, unter Berücksichtigung größerer Bauvorhaben im Bezirk und der vorhandenen Vorräte zur Grundlage der Bedarfsermittlung heranziehen. Das gesamte Bestellverfahren und die Verrechnung mit den Fernmeldeämtern wurde manuell abgewickelt. Es gab eine Vielzahl unterschiedlicher Formblätter für Bestellung, Rücklieferung und Umtausch. In den Buchungsstellen wurden die Belege nach Karteinummern sortiert. Einnahmen und Ausgaben von Material wurden auf besonderen Lagerkarten vermerkt und gesondert geprüft. In die Bestellscheine waren Einzel- und Gesamtpreis je Gegenstand einzutragen. Mit der Schreibmaschine wurden Einzelrechnungen für jede Bestellung geschrieben, die, nachdem die Empfangsnachweise bestätigt von den Fernmeldeämtern zurückgekommen waren, in einer Monatsrechnung aufsummiert wurden. Diese Arbeiten waren sehr personalaufwendig. Im Fernmeldezeugamt München wurden im Jahr 1957 bei einem Umsatz von etwa 14 Mio. DM etwa 200 Rechnungen pro Arbeitstag geschrieben. In der Buchungsstelle waren etwa 25 Bedienstete beschäftigt. Nach der Zahl der Bestellscheine des Jahres 1973 hochgerechnet müßten heute nach dem alten Verfahren etwa 710 Rechnungen pro Tag geschrieben werden. Auch die Auffüllung der Lager im Fernmeldezeugamt wurde manuell abgewickelt. Auf Lagerkarten war ein individuell vom Beschaffer einzuschätzender Höchst- und Mindestbestand eingetragen. Unterschritt der Bestand die untere Grenze, informierte der Lagerhalter den Beschaffer, der für die Auffüllung des Lagers sorgte. Geschicklichkeit, Aufmerksamkeit und Erfahrung des Beschaffers entschieden, ob das Lager angemessen bevorratet war.

2. Lochkartenverfahren 1956/1957 Nach eingehenden Untersuchungen wurde 1956/1957 das sogenannte Lochkartenverfahren eingeführt. Das Verfahren war im wesentlichen darauf abgestimmt, unter Beibehaltung bestehender Richtlinien und Vorschriften den Arbeitsablauf in den Buchungsstellen zu vereinfachen. Die Daten der Bestell- und Rücklieferscheine sowie anderer Belege über Warenaus- und Wareneingänge wurden auf Lochkarten übernommen und 520

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

maschinell ausgewertet. Die Verrechnung, Bestandsfortschreibung ventur der Lagerbestände wurden dadurch wesentlich vereinfacht.

und In-

Das zeitaufwendige manuelle Erstellen von Einzelrechnungen entfiel. Die Ausgabe- und Rückgabekarten für Fernmeldezeug wurden tabellarisch zu einer Monatsrechnung — getrennt nach Last- und Gutschrift — für jedes belieferte Fernmeldeamt im Versorgungsbezirk eines Fernmeldezeugamts aufgelistet. Eine Tabelliermaschine schrieb aus Bestandskarten und Bewegungskarten einen Bestandsnachweis für bewegte und unbewegte Bestände. Die Lagerwerte wurden, geordnet nach Fachgruppen der Karteiliste, aufsummiert. Ein Auftragsnachweis für belieferte und offene Aufträge erleichterte die Terminkontrolle. Für die Inventur und die Lagerwertfortschreibung wurden aus Verrechnungspreis und den tatsächlich gezahlten Preisen Preisübersichten und Wertdifferenzlisten erstellt. Um die Lochkartenmaschinen wirtschaftlich auszulasten, wurden vier Lochkartenbezirke mit je einer sogenannten Lochkartenstelle gebildet. Das ,Leit-Fernmeldezeugamt” am Ort der Lochkartenstelle übernahm koordinierende Aufgaben. So entstanden die Lochkartenbezirke „Nord” (Hamburg), „West“ (Düsseldorf) und „Süd“ (Stuttgart), die jeweils 7 bis 8 Fernmeldezeugämter betreuten, und der Lochkartenbezirk Berlin für das Fernmeldezeugamt Berlin. Die Buchungsstellen stanzten an Hand der anfallenden Belege Lochkarten, die monatlich in Teillieferungen zu den Lochkartenstellen gesandt wurden. Dort wurden die Nachweise, Listen und Rechnungen geschrieben und an die Fernmeldezeugämter zurückgeliefert. Auch die Lagerbuchführung und die Inventur für die Arbeitsvorräte der Bedarfsstellen wurden in das Verfahren einbezogen. In dieser ersten Stufe wurde zunächst die Verwaltung des Fernmeldezeugs vereinfacht. Das weitere Ziel war jedoch, auch die Vorratsplanung und die Beschaffungsdisposition auf ein System mit elektronischer Datenverarbeitung umzustellen. 3. Vorratsplanung Innerhalb der Vorratswirtschaft befaßt sich die Vorratsplanung mit der Ermittlung der Bedarfsmengen, der Beschaffungsmengen und der Lieferzeiten. Sie soll erreichen, daß ein Lager stets lieferfähig ist, die Vorräte jedoch nicht überhöht sind. Die Art und Weise der Realisierung dieses Prinzips der Vorratsplanung hat sich in den letzten zwölf Jahren grundlegend geändert. A. Maschinelle Vorratsplanung nach dem Jahr 1961 a) Prinzip der Vorratsplanung Kostentheoretische Analysen für die Lagerwirtschaft [7] haben gezeigt, daß der zunächst geltende Grundsatz der Minimierung von Vorratsbeständen nicht unbedingt zu den niedrigsten Kosten führen muß. Die Gesamtkosten resultieren nämlich aus Beschaffungs- und Lagerhaltungskosten, die jeweils einer getrennten Betrachtung zu unterziehen sind. Die Beschaffungskosten entstehen durch die Arbeiten, die für die Durchführung eines Beschaffungsvorgangs von der Bedarfsermittlung über den Einkauf bis zur Lieferung des Gegenstands an das Fernmeldezeugamt ausgelöst werden. Sie enthalten im wesentlichen Personalkosten, nicht aber 521

E. Wagner den Kaufpreis für den zu beschaffenden Gegenstand. Die Beschaffungskosten wachsen proportional mit der Zahl der Beschaffungsvorgänge. Die Lagerhaltungskosten setzen sich aus Lagerbetriebskosten und Kosten für das durch Vorräte gebundene Kapital zusammen. Sie verhalten sich bei der Annahme einer konstanten Jahresbedarfsmenge umgekehrt proportional zu der Zahl der Beschaffungsvorgänge.

Kosten

} Kg Kı Kg Xo

= = = =

Beschaffungskosten Lagerhaltungskosten Gesamtkosten optimale Beschaffungshaufigkeit

Ka ke

Ke ! Xo

me Anzahl der Beschaffungen

Bild 13. Gesamtkosten fiir Beschaffung und Lagerhaltung in Abhängigkeit von der Zahl der Beschaffungen bei Annahme einer konstanten Jahresbedarfsmenge

Bild 13 zeigt die Gesamtkosten fiir Beschaffung und Lagerhaltung in Abhängigkeit von der Zahl der Beschaffungen. Es zeigt sich, daß die Gesamtkosten für eine bestimmte Beschaffungshäufigkeit ein Minimum annehmen. Diese optimale Beschaffungshäufigkeit ist abhängig von Preis und Beschaffungsmenge (Umsatzwert). Sie ist daher unterschiedlich für die verschiedenen Gegenstände. Für Gegenstände mit geringem Umsatzwert ist es wirtschaftlicher, die Zahl der Beschaffungen möglichst gering zu halten, da die Beschaffungskosten gegenüber den Lagerhaltungskosten stärker in Erscheinung treten. Umgekehrt sind Gegenstände mit großem Umsatzwert häufiger zu beschaffen, da die Lagerhaltungskosten schwerer wiegen. Als Quotient aus Umsatzmenge und optimaler Beschaffungshäufigkeit ergibt sich die optimale Beschaffungsmenge, die pro Beschaffung bestellt werden sollte. Neben der Minimierung der Kosten in der Vorratswirtschaft soll die Vorratsplanung eine hohe Lieferbereitschaft für die als Regelbedarf bevorrateten Gegenstände gewährleisten. Dafür müssen neben optimaler Beschaffungshäufigkeit und Beschaffungsmenge auch die Beschaffungszeit und eventuelle Bedarfsschwankungen berücksichtigt werden. Der Lagerbestand soll nicht unter einen bestimmten Sicherheitsbestand absinken, da sonst die Lieferfähigkeit gefährdet ist. Es muß daher bei einer bestimmten Vorratsmenge, abhängig von der Beschaffungszeit, eine neue Bestellung erfolgen. Bild 14 zeigt ein schematisches Planungsmodell für die Höhe der Vorratsbestände, abhängig vom zeitlichen Verlauf der Abforderungen und Beschaffungsmengen [8, 9]. Sinkt der Vorrat auf einen Bestand, der gerade für den Bedarf der Wiederbeschaffungszeit ausreicht, so wird eine neue 522

Entwicklungsprozesse Menge

im

Fernmeldezeugwesen

4

{=

Bmax

Qo gp

BP Bs Qo

N 8 $ e Lt, —|

ba fond

th

Zeit

: höchste Bestandsmenge : Bestellpunktmenge : Sicherheitsbestand : optimale Beschaffungsmenge : Wiederbeschaffungszeit

Bild 14. Schematisches Planungsmodell für die Höhe der Vorratsbestände Bestellung in Höhe der optimalen Beschaffungsmenge abgegeben. Der Sicherheitsbestand gewährleistet die Lieferfähigkeit auch bei einem erhöhten Bedarf während der Wiederbeschaffungszeit. b) Umstellung auf ein maschinelles Planungssystem Eine Optimierung der Vorräte nach den aufgezeigten Prinzipien war für die Vielzahl der im Fernmeldezeugamt gelagerten Gegenstände von Hand nicht möglich. Da aber mittlerweile elektronische Datenverarbeitungsanlagen verfügbar waren, die logische Entscheidungen treffen und komplexe Rechenaufgaben lösen konnten, wurde 1961 ein maschinelles Verfahren zur Vorratsplanung, basierend auf der schon bestehenden Organisation der Lochkartenbezirke, im Fernmeldezeugwesen eingeführt. Das Fernmeldetechnische Zentralamt legte zentral die Beschaffungskosten und den Lagerhaltungskostenfaktor fest, die für die Rechnerprogramme benötigt wurden. Aus den Bewegungen des zurückliegenden Jahres ermittelte der Vorratsplaner die Jahresbedarfsmenge und die Wiederbeschaffungszeit für jeden Gegenstand. Die Maschine errechnete aus diesen Daten die optimale Beschaffungsmenge und den Auslösebestand, bei dem eine neue Beschaffung einzuleiten war. Der Sicherheitsbestand war zunächst für alle Gegenstände auf 7 v.H. der geplanten Jahresbedarfsmenge festgelegt, da ausreichende statistische Daten über Bedarfsschwankungen noch fehlten. In regelmäßigem Abstand wurde eine Kontrollrechnung durchgeführt, die Auslöselisten für die Beschaffung und die Planung lieferte [8]. Die Auslöseliste für die Beschaffungsauslösung wurde halbmonatlich geschrieben. Sie enthielt alle Gegenstände, für die der Bestand den Bestellpunkt erreicht hatte. Zusätzlich waren für eine Bestellung benötigte Daten ausgedruckt. Die Auslöseliste für die Planungskontrolle, die vierteljährlich geschrieben wurde, enthielt einen Vergleich der vorgegebenen Planungsdaten mit den tatsächlich aufgetretenen Werten. Bei größeren Abweichungen mußte der Beschaffer die Planungsansätze überprüfen und gegebenenfalls neu festlegen. Als Ersatz für die Formblattbestellungen bei dem Fernmeldetechnischen Zentralamt schrieb der Rechner Bestellisten. Das Verfahren wurde 1967 verbessert. Die Praxis hatte nämlich gezeigt, daß bei einer neuen Beschaffung dem Verbrauch der jüngsten Zeit ein stärkeres Gewicht beigemessen werden sollte, um Verbrauchstendenzen 523

E. Wagner zu berücksichtigen. Die Abforderungsmengen der vier zurückliegenden Quartale wurden daher nach folgendem Schema gewichtet: M

=

0,4 Mai Abe 0,8 Mee 25 %2:; Meas aL 1,6 Ma -

Dabei bedeutet M die gewichtete Jahresbedarfsmenge brauchsmenge der Quartale des vergangenen Jahres. B. Planungsverfahren

und

Ma ;-_4 die Ver-

mit exponentieller Glättung

Eine weitere, wesentliche Verbesserung, die sich besonders auf die Planungsauslösung auswirkte, wurde 1971 mit einer „selbstregelnden, verbrauchsgesteuerten Vorratsplanung” eingeführt [9]. Dieses Vorhersageverfahren errechnet aus der Bedarfsvorhersage und dem tatsächlichen Verbrauch eines Monats einen Vorhersagefehler und korrigiert damit die neue Bedarfsvorhersage. Der Vorhersagefehler Fy entsteht als Differenz zwischen der tatsächlichen Abforderungsmenge A und der alten Bedarfsvorhersage V,ı für diesen Zeitraum Fy RR

leon Vai ;

Aus der alten Bedarfsvorhersage und dem mit einer Glättungskonstanten a gewichteten Vorhersagefehler wird eine neue Bedarfsvorhersage V cu errechnet. Vaeu Er Valt +axX Fy . Die Glättungskonstante a, die Werte zwischen 0 und I annehmen kann, bestimmt, wie stark Vorhersagefehler die neue Bedarfsvorhersage beeinflussen. Für den Normalfall ist « auf 0,1 eingestellt. Die neue Vorhersage wird somit zu 90 v. H. vom alten Vorhersagewert und zu 10 v. H. von der tatsächlichen Abforderung bestimmt. Auf diese Weise folgt die Beschaffungsvorhersage den Tendenzen des Verbrauchs. Bei starken Verbrauchsschwankungen kann die Glättungskonstante a zur Schnellanpassung auf 0,3 erhöht werden. Dadurch wird die neue Vorhersage zu 70 v.H. vom alten Vorhersagewert und zu 30 v. H. von der tatsächlichen Abforderung bestimmt. Anstelle der bisherigen Auslöselisten druckt der Rechner nun die „Liste der Beschaffungsvorschläge“, die sogleich als Bestellunterlage dienen kann, und die Liste „Dispositionskontrolle“, die solche Gegenstände enthält, für deren Beschaffung noch nähere Überlegungen anzustellen sind. Der Sicherheitsbestand ist nicht mehr konstant und für alle Gegenstände einheitlich festgelegt, sondern er hängt jeweils vom Fehler der Bedarfsvorhersage ab. Weichen Vorhersage und Verbrauch nicht oder aber wenig voneinander ab, so genügt ein geringer Sicherheitsabstand. Er wird automatisch erhöht, wenn der Vorhersagefehler wächst. C. Datenfernübertragung Nach dem bisherigen Verfahren werden die bei den Fernmeldezeugämtern und den Fernmeldezentralzeugämtern erstellten Lochkarten noch auf dem Postweg zu den Rechenzentren gesandt und dort zu Ergebnislisten verarbeitet, die auf dem gleichen Weg zu den Fernmeldezeugämtern und Fernmeldezentralzeugämtern zurückgelangen. Somit sind zweimal im 524

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

Monat umfangreiche Mengen von Lochkarten und Listen zu transportieren. Die Beförderungszeiten verzögern die Auswertung der Daten. Aus diesen Gründen werden zur Zeit bei den Fernmeldezeugämtern Düsseldorf und München Versuche mit einer Datenfernübertragung durchgeführt. Bei den Fernmeldezeugämtern werden die Locher und Prüflocher durch Geräte zur Datenerfassung auf Magnetband ersetzt. Zusätzlich wird ein Drucker aufgestellt. Die Bewegungsdaten werden täglich kurz vor dem Ende der Arbeitszeit auf Fernsprechleitungen ohne Einbeziehung des Rechners zum Rechenzentrum überspielt und dort auf Bändern gespeichert, bis alle Daten eines Buchungsabschnitts vorliegen. Das Rechenzentrum verarbeitet die Informationen frei nach betrieblichen Möglichkeiten und speichert die Ergebnisse auf einem Ausgabeband, dessen Dateninhalt zu einer ebenfalls frei wählbaren Zeit zum Fernmeldezeugamt auf ein ferngesteuertes Empfangsgerät übermittelt wird. Das Fernmeldezeugamt kann nun die Listen und Nachweise in beliebiger Zahl „off-line“ ausdrucken. Durch diesen Übermittlungsweg ist die Zeit von der Abgabe des letzten Datensatzes eines Buchungsabschnitts bis zum Vorliegen der Listen bei dem momentanen Arbeitsrhythmus im Rechenzentrum von sieben Tagen auf drei Tage herabgesetzt worden. Bild 15 zeigt die Geräte zur Datenerfassung auf Magnetband des Fernmeldezeugamts München. Bisher waren im Fernmeldezeugamt München halbmonatlich etwa 24000 Lochkarten zu erstellen und auf dem Postweg zum Rechenzentrum in Stuttgart zu senden. Gestapelte Lochkarten dieser Menge sind in Bild 15 zu sehen. Die gleiche Information

Bild 15. Geräte zur Datenerfassung auf Magnetband im Fernmeldezeugamt Der Dateninhalt der 24 000 Lochkarten läßt sich auf zwei Magnetbändern Foto: FZA München

München. speichern.

925

E. Wagner

Bild 16. Gerät zur Datenerfassung auf Magnetband mit Einrichtungen zur Datenfernübertragung und ein Drucker. Foto: FZA München wird im neuen Verfahren auf zwei Magnetbändern gespeichert. Bild 16 zeigt das Gerät mit den Einrichtungen für die Datenfernübertragung und den Drucker, der die vom Rechenzentrum überspielten Ergebnisdaten zu Listen ausdruckt. D. Integrierte Datenverarbeitung

im Fernmeldezeugwesen

Seit der Einführung des Lochkartenverfahrens in die Vorratswirtschaft des Fernmeldezeugwesens sind die Verfahren der elektronischen Datenverarbeitung beständig ausgebaut worden. Inzwischen ist ein System der integrierten Datenverarbeitung entstanden, das mehr als 120 Einzelprogramme enthält. Innerhalb dieses Systems nimmt das bereits beschriebene Programm zum Planungsverfahren (vgl. V.3.B) eine zentrale Stellung ein. Bild 17 zeigt den auf die wesentlichsten Programme reduzierten Datenflußplan. Die folgende Darstellung soll die Aufgaben der Programme kurz erläutern und die Verknüpfungen aufzeigen. Alle Bewegungsdaten eines Buchungsabschnitts werden für die Fernmeldezeugämter Düsseldorf und München mit Magnetbändern, die im Versuchsbetrieb auf Geräten zur Datenerfassung auf Magnetband (GDM) geschrieben werden, für die übrigen Fernmeldezeugämter und die Fernmeldezentralzeugämter mit Lochkarten (LK) in die EDV-Anlage eingegeben. Für die weitere Verarbeitung erforderliche Konstanten, wie z.B. Verrechnungspreis und Beschaffungszuständigkeit, sind geordnet nach Karteinummern auf der Verrechnungspreisplatte VPDISK gespeichert. Das Programm Bewertung der Bewegungssätze und Zuordnung der Konstanten 526

Entwicklungsprozesse

bw VORWEI |

ene

im

Fernmeldezeugwesen

BEWEIS |

Peete, | TROWEI ER BENA

(ee) Bild 17. Vereinfachter meldezeugwesen

PAUL

|

MORE

EMWEIS

[se

|

VORLI

|

MOME Datenflußplan

Kasra | MORAB (om)

BUMSLI |BUWEIS

für die integrierte Datenverarbeitung

im Fern-

(BEWERT) ordnet Konstanten und Bewegungsdaten einander zu und führt Plausibilitätskontrollen durch. Sätze mit unzulässigen Datenkombinationen oder Einzeldaten werden abgewiesen und in einer Fehlerliste ausgedruckt. BEWERT liefert Daten für die Programme VORWEI, BAUWEI und BEWEIS. Das Programm VORWEI (Vorratsnachweis mit Lagerplatzkennzahl zur Fortschreibung der Bestände) erfaßt die Bestände, die auf Außenlagerplätzen des Fernmeldezeugamts nachzuweisen sind. Für Kabel und Drähte wird der Bestand je Trommel mit der zugehörigen Trommelnummer ausgedruckt. BAUWEI (Bereitstellungsnachweis mit Lagerplatzkennzahlen) dient zur Fortschreibung der Beschaffungen und Bestände, die für bestimmte Bauvorhaben zweckgebunden sind. Ergebnisse von LAWEI verarbeitet.

VORWEI

und

BAUWEI

werden

in TROWEI

und

Im Trommelnachweis (TROWEI) sind alle Kabeltrommeln des Versorgungsbezirks aufgeführt. Er gibt unter anderem an, seit wann die Trommel auf dem Lagerplatz oder bei der Bedarfsstelle steht, ob Verzugszeiten durch verspätete Rücklieferung von der Bedarfsstelle an ein Lager des Fernmeldezeugamts aufkommen und wann die Leihfrist für Firmentrommeln abläuft. Für freigemeldete oder an den Eigentümer zurückgegebene Trommeln der Kabeltrommelgesellschaft (KTG) *) bzw. von Firmen werden besondere Listen gedruckt. Diese Informationen werden auch auf 4) Die Kabeltrommel GmbH und Co. KG (KTG) versorgt die Kabellieferfirmen mit Kabeltrommeln, verwaltet die Trommeln und transportiert die leeren Trommeln vom Verbraucher der Kabel zu einem Sammellager der KTG oder zu einer Kabellieferfirma. 327

E. Wagner einem Magnetband (KTGBA) der Kabeltrommelgesellschaft zugeschickt, die auf eigenen EDV-Anlagen weitere Auswertungen durchführt, das Abholen leerer Trommeln veranlaßt und Rechnungen für Leihgebühren schreibt. LAWEI (Bestände des Lagerplatzes) weist alle am Stichtag auf dem jeweiligen Lagerplatz befindlichen Bestände nach, unabhängig davon, ob sie zum Vorrat des Fernmeldezeugamts gehören, oder ob sie für bestimmte Bauvorhaben zweckgebunden sind. Die Lagerplatzkennzahlen sind je Fernmeldeamt gruppenweise vergeben, so daß sich der Lagerwert je Bereich eines Fernmeldeamts ermitteln läßt, der auf besonderen Summenblättern ausgedruckt wird. BEWEIS (Bestandsnachweis) schreibt den Bestand nach Menge und Wert als Sachrechnung für das Aktivkonto 196 fort. Dabei werden je Fachgruppe über die verschiedenen Bestandsveränderungen Summen gebildet sowie die Bandsätze für die FZW-Statistik und die Monatsmeldung gezählt. Bei einer laufenden Inventur ermittelte Bestandsmengen werden dem buchmäßigen Bestand gegenübergestellt. Errechnete Unterschiede erscheinen in der Liste der Lagerdifferenzen. Außer den Beständen am Ende des Buchungsabschnitts enthält der Bestandsnachweis die jeweils neuesten Planungsdaten. Der Nachweis wird daher erst nach der Planungsrechnung im Programm PAUL ausgedruckt. Die Bewegungen (Warenzu- und Abgänge), die zur Bestandsveränderung führen, werden zu einem Bewegungs-

nachweis ausgedruckt. Der Bestandsnachweis liefert Ausgangsdaten für weitere Programme. Das Programm BENA (Beschaffungsnachweis) schreibt laufende Beschaffungsvorgänge nach Menge und Wert fort und ermittelt noch nicht belieferte Beschaffungen. In einer Bezahltwertliste werden die aus dem Eingangswert (Menge mal Verrechnungspreis) und dem an den Lieferer bezahlten Betrag ermittelten Unterschiede als außergewöhnliche Ab- oder Zuschreibung ausgewiesen. Eine besondere Hinweisliste macht auf Unregelmäßigkeiten bei Beschaffungsvorgängen aufmerksam. Zentral zu beschaffende Gegenstände werden über das Programm BENA auf ein Magnetband (FZABA) geschrieben, das im Rechenzentrum des Posttechnischen Zentralamts gemeinsam mit den Bändern der übrigen Leitbezirke für das Schreiben einer Bestelliste und für die Haushalts- und Auftragsbuchhaltung ausgewertet wird. Das Programm VPRECH (Verrechnungspreisberechnung) ermittelt Bezahltpreise aus den an die Lieferfirmen bezahlten Beträgen aller Fernmeldezeugämter und vergleicht sie mit den Werten der Verrechnungspreisliste. Liegen die Bezahltpreise innerhalb einer Spanne von + 20 v.H. zum alten Verrechnungspreis, wird ein neuer Verrechnungspreis aus dem Mittelwert gebildet. Bei größeren Abweichungen wird der neue Verrechnungspreis manuell festgelegt. Das Programm PAUL (Planungs- und Auslöserechnung) führt die unter V. 3. B beschriebenen Planungsverfahren aus. In einer Planungsrechnung werden unter anderem der Auslösebestand, die Regelbeschaffungsmenge sowie der Sicherheitsbestand errechnet. Die Bedarfsvorhersage wird 528

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

anhand des aufgekommenen Bedarfs überprüft und erforderlichenfalls neu festgesetzt. In der Auslöserechnung — einer Vergleichsrechnung — wird ermittelt, ob eine Beschaffung zur Ergänzung des Vorrats erforderlich ist. Zutreffendenfalls wird die Position in der Liste der Beschaffungsvorschläge ausgedruckt. Positionen, bei denen Unregelmäßigkeiten auftreten (z.B. nicht belieferbare Mengen, Nichtübereinstimmung der Bedarfsvorhersage mit dem tatsächlichen Bedarf), werden in der Liste Dispositionskontrolle zur Prüfung und eventuellen Berichtigung der Planungsdaten ausgedruckt. Die Monatsmeldung (MOME) gibt monatlich einen Überblick über Bestandsveränderungen in Vorrat, Bereitstellung und Sonderbedarf einschließlich der Faktoren über die Lieferbereitschaft des Fernmeldezeugamts. Das Programm AUFTEI wählt Wareneingänge und Warenausgänge für weitere Auswertungen in nachfolgenden Programmen aus. Die Kabelstatistik (KASTAT) gibt Auskunft über den Verbrauch der Fernmeldeämter an Kabeln, getrennt nach Doppeladerkilometer und Wert. Alle Lieferungen des Fernmeldezeugamts und die Rücklieferungen der Fernmeldeämter sind in der Monatsrechnung (MORE) zusammengestellt. Für die Buchung in den Titelbüchern werden Titelsummenblätter gedruckt. Künftig sollen die dazu erforderlichen Daten, die auf einem Magnetband (MORTIT) gespeichert sind, direkt an den Oberpostkassendienst weitergegeben werden. Die in der Monatsrechnung gebildeten Zwischensummen werden je Verwendungsnummer auf dem Band MORAB gespeichert und in die Haushalts- und Auftragsbuchhaltung eingegeben. Die Daten führen dort — nur für die Ämter des Fernmeldewesens — zur Fortschreibung der Auftragswerte und der Ausgaben. Der Empfangsnachweis (EMWEIS) enthält Lieferungen des Fernmeldezeugamts (vermindert um Rücklieferungen) für den Arbeitsbedarf der einzelnen Bedarfsstellen. Bei den Fernmeldeämtern dienen die Empfangsnachweise zum Bemessen der Arbeitsvorräte und zur Kontrolle über den Verbrauch an Fernmeldezeug. Die Umsatzliste (UMSLI) weist die von den Bedarfsstellen abgeforderten Mengen — getrennt nach Vorrat, Bereitstellung, Sonderbedarf und Weiterleitung — aus. Es wird die Summe über die letzten 12 Monate gebildet. Die Liste dient der Beschaffungsstelle zur Überprüfung der Vorratshaltung und der Organisationsstelle zur Festlegung der Prüfabschnitte für die Gegenstände innerhalb der laufenden Inventur. Mit den Ergebnissen der Umsatzlisten wird eine Bundesumsatzliste (BUMSLI) für den Verbrauch im Bundesgebiet innerhalb der letzten 12 Monate erstellt. Ebenfalls aus den Daten des Bestandsnachweises entsteht die Vorratsliste (VORLI) des Fernmeldezeugamts. Sie enthält alle bevorrateten Gegenstände, die nach Karteinummern geordnet und mit einer kurzgefaßten Bezeichnung benannt sind. Die Vorratsliste informiert die Beschaffungsstellen der Fernmeldeämter darüber, welche Gegenstände kurzfristig zu beziehen sind. Sie trägt auf diese Weise zur Typenbeschränkung bei. Der Bundesbestandsnachweis (BUWEIS) enthält die Bestände aller Fernmeldezeugämter und Fernmeldezentralzeugämter nach Menge und

34 Fernmeldewesen

529

E. Wagner Lagerort aufgelistet. Mit Hilfe dieses Nachweises können bei Versorgungsengpässen Vorratsbestände ausgeglichen werden. VI. Versorgung

der Bedarfsstellen

1. Vorräte bei den Bedarfsstellen Wie bereits erwähnt, sind für die ständig wiederkehrenden Arbeiten zur Unterhaltung der Fernmeldeanlagen, die Einrichtung von Sprechstellen sowie für kleinere Netzerweiterungen Arbeitsvorräte an Fernmeldezeug bei den Bedarfsstellen der Fernmeldeämter angelegt. Die Verwaltung dieser Bestände ist durch die Einführung der EDV-Verfahren in das Fernmeldezeugwesen ebenfalls wesentlich erleichtert worden. Abhängig vom Bedarf wird für jeden Gegenstand ein Höchstbestand festgelegt, der lediglich für höherwertiges Fernmeldezeug (z.B. Fernsprechapparate) auf besonderen Lagerkarten ausgewiesen ist. Für dieses Fernmeldezeug sind die Vorräte so bemessen, daß sie für den Bedarf zwischen zwei Versorgungsfahrten des Fernmeldezeugamts genügen. Geringwertiges Fernmeldezeug (z.B. Schrauben und Stifte) ist in solchen Mengen vorrätig, daß nur etwa vier Bestellungen im Jahr erforderlich sind. Durch ein einfaches Verfahren werden diese Vorräte ständig auf den Höchststand ergänzt, wobei die nachgelieferten Gegenstände nach dem Verwendungszweck der entnommenen auf Betriebstitel verbucht werden. Auf diese Weise entfällt eine Vielzahl manueller Umbuchungen. Halbjährlich werden maschinell Empfangsnachweise für die Bedarfsstellen geschrieben, die zur Beobachtung des Verbrauchs und zur Neufestlegung der Bestände im Arbeitsvorrat dienen. Ebenfalls maschinell wird die Inventur zum Rechnungsjahresschluß erstellt. Baubedarf, der für große Bauvorhaben der Linientechnik und für Bauvorhaben der Vermittlungs- und Übertragungstechnik entsteht, ist aufgrund der Bauanschläge gesondert beim Fernmeldezeugamt zu bestellen. Das Fernmeldezeugamt liefert Fernmeldezeug wöchentlich auf Rundfahrten an die Bedarfsstellen aus. Die Bestellscheine werden, nach Rundfahrten geordnet, gesammelt und am Tag vor der Auslieferung an das Lager ausgegeben. Dort werden die Sendungen zusammengestellt und, dem Zeitplan der Versorgungsfahrt entsprechend, verladen. Die Verrechnung mit den bestellenden Fernmeldeämtern erfolgt über die Monatsrechnung. 2. Versorgung der Bedarfsstellen mit Kabeln und schwerem Bauzeug A. Allgemeines Die Lieferung von Kabeln und schwerem Bauzeug hat stets eine Sonderstellung eingenommen, da der Bedarf an Kabeln in besonderem Maß von Jahreszeit und Witterung abhängt. Während der Wintermonate, wenn die Bautätigkeit weitgehend ruht, werden im allgemeinen nur wenige Kabel abgefordert. Dagegen treten im Sommer ausgesprochene Bedarfsspitzen auf. Statistische Methoden, wie sie in der Vorratswirtschaft angewandt werden, versagen daher weitgehend. Der Bedarf an Fernmeldeortskabeln ist in den vergangenen Jahren beträchtlich gestiegen (Bild 18). Von 1960 bis 1972 ist die von der Industrie bezogene Menge von 2 Mio. Doppeladerkilometern auf 8,9 Mio. Doppel530

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

Mio. DAkmj

1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 192 Bild 18. Bedarf an Fernmeldeortskabeln

in Doppeladerkilometer

(DAkm)

aderkilometer gestiegen. Das bedeutete, daß die Fertigungskapazität der deutschen Industrie voll ausgeschöpft war. Der Bedarf der Deutschen Bundespost war nur dadurch zu befriedigen, daß die Firmen gleichmäßig über das Jahr, auch während der Wintermonate, produzierten. Dem stand aber eine saisonabhängige Bautätigkeit der Fernmeldeämter gegenüber. Es mußte daher ein neues System für die Kabelbeschaffung gefunden werden, das auch eine andere Verteilorganisation erforderte. Diese Entwicklung soll, ausgehend von der ursprünglichen Beschaffungsmethode, im folgenden beschrieben werden. B. Beschaffungsverfahren

für Fernmeldeortskabel

bis 1966

Kabel für Bauvorhaben wurden grundsätzlich objektbezogen beschafft. Dabei konnten die Bedarfsstellen geringe Mengen von Ortskabeln bis zu 150 Doppeladern mit Bestellscheinen nach dem gleichen Verfahren wie bei der Auffüllung des Arbeitsbedarfs unmittelbar beim Fernmeldezeugamt bestellen. Das Fernmeldezeugamt lieferte diese Kabel normalerweise schnell aus dem Vorrat. Mit dem Fernmeldeamt wurde über die Monatsrechnung verrechnet. Größere Mengen von niedrigpaarigen Kabeln und hochpaarige Kabel mußten die Fernmeldeämter jedoch beim Fernmeldetechnischen Zentralamt bestellen. Die Bestellscheine enthielten die gewünschten Liefertermine, eventuell benötigte Paßlängen sowie die Lieferanschrift, die nach Möglichkeit mit der des Einbauorts identisch sein sollte, um eine Zwischenlagerung zu vermeiden. Das Fernmeldetechnische Zentralamt faßte die Bestellungen nach Bauvorhaben zusammen und wandelte sie in Aufträge an die Kabelwerke um. Es wurde darauf geachtet, daß Kabel für ein Bauvorhaben von nur einer Firma hergestellt wurden, damit die Lieferungen terminlich abgestimmt waren. Das hatte zur Folge, daß unterschiedliche Typen und Längen von einem Werk zu fertigen waren. Dadurch bedingt entstanden große Rüstzeiten für die Umstellung der Maschinen. Zudem N

531

E. Wagner verursachte die Lieferung Schwierigkeiten.

der

Kabel

in die Nähe

des

Einbauorts

große

Besonders in den Städten fehlte es an Lagerplätzen für die Aufnahme der Sammellieferungen für ein Bauvorhaben und an geeigneten Hilfsmitteln zum Entladen der Kabel. Alle Bestände waren auf gesonderten Lagerkarten nachzuweisen. Die Firmenrechnungen mußten von den Fernmeldeämtern geprüft und zur Zahlung angewiesen werden. C. Umstellung

des Beschaffungsverfahrens

für Ortskabel ab 1966

Durch den steigenden Umsatz an Ortskabeln und durch die Mängel des Bestellverfahrens ausgelöst, wurden 1963 Untersuchungen bei einigen Oberpostdirektionen mit dem Ziel angestellt, Fernmeldeortskabel in eine allgemeine Vorratswirtschaft mit einzubeziehen. Es stellte sich heraus, daß Ortskabel bis etwa 150 Doppeladern durchaus als „gängig“ zu bezeichnen waren und Gesetzmäßigkeiten der Bevorratung genügen würden. Auch bei einigen hochpaarigen Kabeltypen war dieses Verhalten zu erwarten. Daraufhin wurde ein neues Verfahren für das Bestellen von meldeortskabeln erarbeitet und stufenweise eingeführt [10, 11].

Fern-

In der ersten Phase wurden zunächst alle Bestellformblätter der Fernmeldeämter über die Fernmeldezeugämter geleitet. Dort wurde geprüft, ob die gewünschten Kabel aus dem Vorrat geliefert werden konnten, ob sich eventuell rückgelieferte hochpaarige Kabel wieder verwenden ließen oder ob eine Bestellung beim Fernmeldetechnischen Zentralamt einzuleiten war. In der zweiten Phase wurde ein einheitliches Bestellverfahren für alle Kabeltypen entwickelt. Es gab nur noch einen Bestellschein für hoch- und niedrigpaarige Kabel, der an die Fernmeldezeugämter zu senden war. Das jeweilige Fernmeldezeugamt liefert jetzt aus dem Vorrat oder bestellt mittels Lochkarte beim Fernmeldetechnischen Zentralamt. Alle Lieferungen an die Fernmeldeämter, ob aus Vorrat oder unmittelbar durch eine Firma, werden durch die Monatsrechnung verrechnet. Das Fernmeldezeugamt bezahlt die Firmenrechnungen. Damit entfällt die Bearbeitung der vielen Einzelrechnungen bei den Fernmeldeämtern. Alle Kabelbestände werden im Vorratsnachweis erfaßt, untergliedert nach bestellten, aber noch nicht gelieferten Mengen und schon vorhandenen Kabeln. Fernmeldekabel bleiben bis unmittelbar zum Einbau im Bestand des Fernmeldezeugamts. Sie werden damit, wie der übrige Vorrat, lückenlos nachgewiesen. Wegen der hohen Transportkosten für Fernmeldekabel scheidet eine alleinige Lagerung bei den Fernmeldezeugämtern aus. Kabel sollen von den Lieferfirmen auf einen Lagerplatz möglichst in der Nähe des Einbauorts gebracht werden, der unter der Verwaltung eines Fernmeldezeugamts stehen muß. Ein dafür geeignetes Lagerplatznetz mußte noch geschaffen werden [12]. i Mit der Einrichtung eines solchen Lagerplatznetzes wurde im Jahr 1968 begonnen. Jeweils in Bedarfsschwerpunkten ist ein sogenanntes Fernmeldezeugamt-Außenlager vorgesehen, das einen Versorgungsradius von etwa 25 km haben soll. In Industriegebieten wird das Netz enger sein als 532

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

in weniger dicht bewohnten Gebieten. Insgesamt ist die Einrichtung von etwa 120 Fernmeldezeugamt-Außenlagern geplant (Bild 19). Sie sollen günstig zu Schiene und Straße liegen. Bei großem Umsatz ist ein Gleisanschluß erforderlich.

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Bild 19. Übersichtskarte über die Außenlagerplätze der Fernmeldezeugämter, Stand 1973

533

E. Wagner

Bild 20. Blick

auf einen

Außenlagerplatz

eines

Fernmeldezeugamts.

Foto:

Wagner

Zur Ausstattung der Lagerplätze gehört eine Lagerhalle, die nach Entwürfen des Fernmeldetechnischen Zentralamts in Fertigbauweise zentral beschafft wird (Bild 20). Diese Halle ist in Größe und Ausbau so flexibel, daß sie sich den jeweiligen Bedürfnissen anpassen läßt. Sie bietet neben Sozialräumen Platz für eine Kabelumtrommeleinrichtung und Unterstellmöglichkeiten für einen Gabelstapler, der je nach Größe des Platzes eine Tragkraft von 3,5 oder 6t haben kann. Ein Säulenschwenkkran mit Elektroantrieb hebt schwere Trommeln von Wagen der Bundesbahn und von Lastkraftwagen. VII. Werkstätten Neben der Beschaffung, Lagerung und Lieferung gehört die Instandsetzung nicht mehr betriebsfähigen Fernmeldezeugs zu den Obliegenheiten der Fernmeldezeugämter, wenn solche Arbeiten nach wirtschaftlicher Beurteilung lohnend sind. Instandsetzungsarbeiten können, abhängig von den Kosten, sowohl von Firmen als auch von Werkstätten des Fernmeldezeugwesens ausgeführt werden. Für solche Aufgaben bestehen Bezirkswerkstätten bei jedem Fernmeldezeugamt für den eigenen Versorgungsbezirk und Zentralwerkstätten für das Bundesgebiet bei den Fernmeldezentralzeugämtern Elmshorn und Göttingen sowie bei den Fernmeldezeugämtern Düsseldorf, Malsch und Simmern. Weitere Zentralwerkstätten für besondere Aufgabenbereiche sollen eingerichtet werden. Aufgabenstellung und Organisation der Werkstätten des Fernmeldezeugwesens haben sich seit dem Jahr 1945 wesentlich gewandelt. Wie bereits erwähnt (I. 2), waren in der Nachkriegszeit eigene Werkstätten entstanden, die aus vorhandenen Beständen und zerstörten Einrichtungen 534

Entwicklungsprozesse

im Fernmeldezeugwesen

funktionsfähiges Gerät aufbereiteten oder auch zum Teil selbst technische Einrichtungen produzierten. Mit wachsender Lieferfähigkeit der Industrie hat die Deutsche Bundespost diese Tätigkeiten mehr und mehr einge-

und schränkt. Spezialwerkstätten und Spezialämter wurden aufgehoben Heute unterstellt. ämtern Fernmeldezeug den das gesamte Werkstattwesen sind die Werkstätten

reine Instandsetzungswerkstätten.

Aufgabe der Bezirkswerkstätten ist es im wesentlichen, Fernsprech-

teilnehmereinrichtungen, Nebenstellenanlagen, Vermittlungseinrichtungen und Übertrager für den Ortsverkehr sowie Batterien und Werkzeuge instandzusetzen, soweit diese Arbeiten nicht an Firmen vergeben werden. Die innerbetriebliche Organisation hat sich der gewandelten Aufgabenstellung angepaßt [6]. Die Bezirkswerkstatt gliedert sich in Teilwerkstätten für Fernsprechapparate, Nebenstellenanlagen sowie für Bauteile der Ortsvermittlungstechnik. Zusätzlich hat jedes Fernmeldezeugamt eine Teilwerk-

statt für Nebenarbeiten, wie Schlosserei, Tischlerei, Oberflächenbearbeitung und Batterieinstandsetzung.

Zentralwerkstätten sind bei den Fernmeldezentralzeugämtern und auf

besondere Anordnung des Bundesministeriums für das Post- und Fern-

meldewesen bei einigen Fernmeldezeugämtern eingerichtet worden. Das

Fernmeldezentralzeugamt

Elmshorn

hat

die

Grundüberholung

und Instandsetzung von Fernschreibmaschinen (Bild 21) sowie von Einrichtungen der Vermittlungs- und Übertragungstechnik, der Fernschreibtechnik einschließlich der zentralen Lagerung von Ersatzteilen für diesen Bereich und von Spezialschrauben übernommen. Einrichtungen der Fernvermittlungstechnik und der Übertragungstechnik, Münzfernsprecher, Wählsternschalter und Funkgeräte werden vom Fernmeldezentralzeugamt Göttingen

grundüberholt

und instandgesetzt.

Zusätzlich sind weitere Zentralwerkstätten bei einigen Fernmeldezeug-

ämtern entstanden. In Malsch wurde eine zweite Zentralwerkstatt für Fernschreibmaschinen und Wählsternschalter eingerichtet. Das Fernmeldezeugamt Simmern hat eine Werkstatt für Signalmaschinen sowie eine zentrale Röhrenprüfstelle. Nebenstellenanlagen der ESK-Technik werden beim Fernmeldezeugamt Düsseldorf instandgesetzt. Für das elektronische Wählsystem EWSO 1 ist zunächst eine Zentralwerkstatt beim Fernmeldezeugamt

Nürnberg

geplant.

Die Arbeitsergebnisse aller Werkstätten werden mit Hilfe von EDV-

Anlagen ausgewertet. Unter anderem entstehen so Leistungsstatistiken

über die anfallenden Arbeiten, die Zahl der Arbeitsstunden pro Gegenstand sowie Statistiken für die entstehenden Kosten. Für jede Werkstatt

wird zudem ein Stundenkostensatz ermittelt. Die Zentralisierung von Arbeiten auf Werkstätten

einzelner

Fern-

meldezeugämter deutet eine neue Entwicklung an. Neben den traditionellen kommen neue Aufgaben auf das Werkstattwesen zu. Die Baugruppen der modernen

elektronischen Technik lassen sich nicht mehr mit herkömm-

lichen Methoden instandsetzen. Vielmehr müssen jetzt hochwertige Prüfautomaten verwendet werden, die jedoch nur bei genügendem Arbeits-

anfall rationell ausgelastet sind. Zwischen den Betriebsdienststellen der 535

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Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

Fernmeldeämter und den Werkstätten der Fernmeldezeugämter entsteht eine neue Form der Zusammenarbeit. Im Betrieb werden Fehler häufig nur noch auf Baueinheiten eingegrenzt, die ausgetauscht und in Werkstätten repariert werden. Leitplätze der Werkstätten beraten die Betriebsdienststellen der Fernmeldeämter fernmündlich bei der Fehlersuche. Bei der Zentralwerkstatt für ESK-Anlagen in Düsseldorf und der Zentralwerkstatt für Wählsternschalter in Malsch sind solche Leitplätze bereits eingerichtet. Die Werkstätten werden auch künftig ihre Bedeutung für das Fernmeldewesen behalten. Das gilt insbesondere dann, wenn sie verstärkt in einen Regelkreis zur Gütesicherung und zum Erkennen von Schwachstellen der Konstruktion mit einbezogen werden. Durch die Erfahrungen der Werkstätten, die bei der Fehlerbeseitigung und bei der Auswertung von Fehlerstatistiken gewonnen werden, kann die Deutsche Bundespost eigenständig einen notwendigen und wertvollen Überblick über das Fehlerverhalten der ständig komplizierter werdenden technischen Systeme erhalten. Das Werkstattwesen muß sich diesen Anforderungen anpassen. VIII. Güteprüfung Die Güteprüfung soll sicherstellen, daß an die Deutsche Bundespost gelieferte Gegenstände den Vertragsbedingungen voll entsprechen. Innerhalb der für diese Aufgaben verantwortlichen Organisationseinheit wurden im Jahr 1959 die Zuständigkeiten klarer abgegrenzt [4]. Danach hatte ein Güteprüfleiter, der der Oberpostdirektion angehörte, die ordnungsmäßige Ausführung der Güteprüfung im Bezirk zu überwachen. Die Güteprüfbeamten in den Werken der Auftragnehmer waren dagegen personell den Ämtern des Fernmeldewesens unterstellt, von denen sie verwaltungsmäßig mit dem geringsten Aufwand betreut werden konnten. Die fachtechnische Leitung des gesamten Güteprüfdienstes hatte das Fernmeldetechnische Zentralamt übernommen. Die Prüfmethoden und die Organisation des Güteprüfdienstes in den Bezirken haben sich inzwischen weiterentwickelt und geändert. Die Methode der Voll- und Teilprüfung nach Vorliegen eines Auftrags wurde weitgehend durch eine auftragsunabhängige, auf mathematisch-statistischer Grundlage beruhende Stichprobenprüfung ersetzt. Damit wurde der Aufwand für die Güteprüfung wesentlich reduziert. Untersuchungen um das Jahr 1965 über die Organisationsform hatten ergeben, daß durch die Konzentration der Arbeiten im Güteprüfdienst auf die Ballungsräume der Industrie eine unterschiedliche Auslastung über die Bezirke der Oberpostdirektionen vorhanden war. Daraufhin wurden die Zuständigkeitsgrenzen neu festgelegt. Als neuer Güteprüfbereich wurde das netztechnische Einzugsgebiet einer Zentralvermittlungsstelle gewählt. Auf diese Weise entstanden im Bundesgebiet acht Güteprüfbereiche. Für diese Abgrenzung sprachen mehrere Gründe. Durch die Abgrenzung der Güteprüfbereiche nach den Gebieten der Zentralvermittlungsstelle liegen die Fertigungsschwerpunkte nahezu ausschließlich im Zentrum der neuen Organisationseinheiten. Zudem enthalten diese Bereiche genügend Prüftätigkeiten für gleiche Techniken, so daß eine Spezialisierung der Güteprüfer bei voller Auslastung möglich ist. 337

E. Wagner Mit der Neuabgrenzung der Güteprüfbereiche wurde die Güteprüfung als Dienststelle in die Abteilung Z 4 des Fernmeldezeugamts einbezogen, das innerhalb des Zentralvermittlungsstellenbereichs am günstigsten für solche Aufgaben liegt. Durch die Anwendung mathematisch-statistischer Prüfmethoden und durch die fortschreitende Automatisierung in den Fertigungsbetrieben werden auch höhere Anforderungen an den Güteprüfer gestellt. Da er auch die Protokolle von Meß- und Prüfautomaten bei der Entscheidung berücksichtigen soll, muß er die Arbeitsweise dieser Automaten beurteilen können. Auch dem Güteprüfer kommt in einem Regelkreis zur Qualitätsfestlegung und Gütesicherung für die von der Deutschen Bundespost eingesetzten fernmeldetechnischen Einrichtungen eine wichtige Stellung zu. IX. Angestrebte Neuerungen

im Lagerbetrieb

Der ständig steigende Umsatz im Fernmeldezeugwesen stellt auch erhöhte Anforderungen an Lagerraum und Lagerorganisation. Wenn auch die meisten Fernmeldezeugämter mittlerweile Neu- oder Erweiterungsbauten erhalten haben, so ergibt sich heute schon, daß die Lagerkapazitäten vielfach voll ausgenutzt oder bereits überschritten sind. Das gilt in besonderem Maße für die Fernmeldezeugämter, die als erste einen Neubau erhalten haben, da man seinerzeit die Umsatzentwicklung nicht voraussehen konnte. Zur Zeit wird das Lagergut manuell in Regallager einsortiert oder mit Gabelstaplern in Palettenlager abgesetzt und gestapelt. Die aus arbeitstechnischen Gründen begrenzte Lagerhöhe und die erforderlichen Verkehrsflächen begrenzen bei diesem Prinzip die Aufnahmekapazität vorhandener Hallen. Auch die Ordnung nach Karteinummern erfordert Platzreserven nach Höchstmengen, wenn die Übersichtlichkeit nicht dadurch leiden soll, daß ein Gegenstand gleichzeitig an mehreren Orten gelagert wird. Die Erkenntnisse über moderne Lagerverfahren haben sich inzwischen weiterentwickelt. Es stellte sich daher auch für die Deutsche Bundespost die Frage, ob mit neuen Regalanlagen und Regalbediengeräten die Lagerhaltungskosten gesenkt und die Betriebsabläufe verbessert werden können. Zur Prüfung dieser Probleme hat das Bundesministerium für das Postund Fernmeldewesen im Jahr 1971 eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern von einem Fernmeldezentralzeugamt, von Fernmeldezeugämtern, Oberpostdirektionen, vom Fernmeidetechnischen Zentralamt und Posttechnischen Zentralamt eingerichtet. Der Versuch, ein Ingenieurbüro mit solchen Untersuchungen zu beauftragen, war nicht erfolgversprechend, da einem Außenstehenden die Einblicke in die zeugamtsinternen Betriebsabläufe fehlen, die aber für eine Neugestaltung der Lagerorganisation unabdingbar sind. Die Arbeitsgruppe der Deutschen Bundespost hat inzwischen einen Vorschlag zur Neugestaltung des Lagerbetriebs vorgelegt, dem vom Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen grundsätzlich zugestimmt wurde. Die Erprobung ist nach der Vervollständigung in weiteren Einzelheiten und nach Abschluß der erforderlichen Baumaßnahmen für das Jahr 1976 im Fernmeldezeugamt Düsseldorf geplant. 538

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

Das System beruht auf dem Einsatz einer Hochregalanlage mit EDVUnterstützung für Ein- und Auslagerung. Die vorhandenen Lagerhallen sind dadurch in voller Höhe nutzbar. Es wird weiterhin nach Lagerung in Aufbauregalen, Lagerung in Palettenregalen und nach Bodenlagerung für sperriges Gut unterschieden. Bild 22 zeigt ein Prinzipbild des geplanten Systems. Wareneingang Palettenregale ‘agate Reserve NS

f/ : Forderstrecke für Gitterstahlbehälter *“ _ Förderstrecke fur Flochpaletten —————

Bild 22. Prinzipbild des Hochregallagers Die vorhandenen Aufbauregale lassen sich weiterverwenden. Sie werden in besondere Gerüste eingesetzt und durch Zusatzteile, wie Schubläden mit Einsatzkästen, ergänzt. Besondere Quertraversenregale nehmen genormte Flach- und Gitterboxpaletten im Palettenregalteil auf. Die Gangbreite beträgt nur noch einen Meter. Wareneingang und Warenausgang sind getrennt an den Stirnseiten der Regale angeordnet. Die Lagerhöhe ist gemäß der jeweils vorhandenen Halle frei wählbar. Sie wird in den meisten Fällen sechs bis sieben Meter nicht überschreiten. Im Fernmeldezeugamt Düsseldorf soll jedoch die bereits vorhandene Lagerhalle in voller Höhe von etwa elf Metern genutzt werden. Sperrgutlager sind nach Planquadraten geordnet. Ihnen im System organisatorisch gleichgestellt sind die Außenlagerplätze des Fernmeldezeugamts. Die zur Bedienung der Regalanlage erforderlichen Regalförderzeuge sind mit Handsteuerung geplant, da Gegenstände für die Bedarfsstellen bereits im Regal der bestellten Menge entsprechend entnommen werden sollen. Der vollautomatische Transport ganzer Einheiten zum Warenausgang und die Entnahme der benötigten Gegenstände vor der Gasse wäre zu zeitaufwendig und aus technischer Sicht zu kostspielig. Die Regalförder539

E. Wagner

zeuge sind mit Gitterstahlbehältern bestückt. Sie haben im Palettenregalteil zusätzlich Paletten.

einen

ausfahrbaren

Teleskoptisch

zur

Aufnahme

ganzer

Eine stationäre Förderanlage transportiert das entnommene Lagergut

vom Warenausgang der Regalanlage zum Versand. Dort werden die Gitterstahlbehälter, nach Rundfahrten geordnet, Verladung auf Lastkraftwagen bereitgestellt.

auf Einzelstrecken für die Paletten werden ebenfalls

über eine Rollenbahn zum Versand transportiert. Leere Gitterstahlbehälter

gelangen über eine Rückförderstrecke in einen jedem Regalgang zugeordneten Speicher. Der Rücktransport leerer Paletten wird jedoch wegen des relativ geringen Verkehrs mit Elektrogabelstaplern ausgeführt. Das

Verfahren

der Lagerung

in der Reihenfolge

der Karteiliste

wird

durch eine Freiplatzlagerung ersetzt. Die Steuerung der Ein- und Auslage-

rungen sowie die Bestandsfortschreibung übernimmt eine EDV-Anlage. Da jedoch ein lagereigener Rechner zu aufwendig wäre, wird auf die bereits für das Fernmeldezeugwesen arbeitenden Rechenzentren zurückgegriffen. Auf diese Weise läßt sich das System der Lagersteuerung in die integrierte Datenverarbeitung des Fernmeldezeugwesens (vgl. V.3.D) mit einbeziehen. Für die Einlagerung von Fernmeldezeug schreibt der Rechner aufgrund der Angaben des Beschaffungsscheines und des jedem katalogisierten Gegenstand im Speicher zugeordneten Datensatzes Einlagerungsscheine. Der Rechner wählt die nach Volumen und Lage günstigsten Fächer. Er beachtet, daß alle Regalgassen gleichmäßig ausgelastet sind und daß bewegungsintensive Gegenstände in der Nähe des Warenausgangs lagern. Anhand der Einlagerungsscheine sortiert das Lagerpersonal über die Regalförderzeuge Gegenstände in die Regalanlage ein. Die Daten der von den Bedarfsstellen vorgelegten Bestellscheine werden ebenfalls in die EDV-Anlage eingegeben. Der Rechner ermittelt zunächst den Lagerort (Palettenregal, Aufbauregal, Sperrgutlager, FZA-

Außenlager) und das Lagerfach bzw. das Planquadrat des Sperrgutlagers.

Er sortiert die Positionen nach Rundfahrten und Bestellern. Mit diesen Daten legt er den günstigsten Fahrtweg fiir das Regalförderzeug in der Regalgasse fest und druckt letztlich die Auslagerungsscheine, nach denen das Fernmeldezeug aus dem Lager entnommen wird. Die

beim

Fernmeldezeugamt

anfallenden

Bewegungsdaten

werden

taglich ohne Einbeziehung des Rechners mit den zur Zeit erprobten Ge-

raten der Datenfernübertragung (vgl. V.3.C) zum Rechenzentrum überspielt und dort je nach Verfügbarkeit von Rechenzeit frei wählbar verarbeitet. Die Ergebnisse werden

zum

Fernmeldezeugamt

zurückübermittelt

und ausgedruckt. Einlagerungsscheine für Warenanlieferungen und Auslagerungsscheine entsprechend den Bestellungen der Bedarfsstellen liegen somit erst am folgenden Tag vor. Für dringende Sofortentnahmen ohne Einbeziehung des Rechners wird in regelmäßigen Abständen ein Lagerabbild gedruckt. Durch solche Entnahmen veränderte Bestandspositionen werden nachträglich im Speicher des Rechners berichtigt. 540

Entwicklungsprozesse

im

Fernmeldezeugwesen

Es wird erwartet, daß die Lagerkapazität der vorhandenen Hallen durch den Einsatz von Hochregalanlagen mit EDV-Unterstützung mehr als verdoppelt wird. X. Zusammenfassung Das Fernmeldezeugwesen hat in den vergangenen Zeiträumen Entwicklungsprozesse zur wirtschaftlicheren Gestaltung der Aufgabenerfüllung durchlaufen. Nach dem Jahr 1945 entstand zunächst eine wieder funktionsfähige Organisationseinheit zur Versorgung der Bedarfsstellen der Fernmeldeämter mit Gegenständen und Materialien für den Aufbau der Fernmeldeanlagen. Später wurde das System neu gestaltet und durch die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung fortentwickelt. Durch diese Maßnahmen hat sich der jährliche Umsatzwert pro Bediensteten im Fernmeldezeugwesen von 1960 bis 1972 mehr als verfünffacht. Seit dem Jahre 1960 sind die Versorgungsbezirke der Fernmeldezeugämter neu festgelegt worden. Die Zahl der Fernmeldezeugämter wurde reduziert, so daß Amtseinheiten entstanden sind, die nach Größe und Arbeitsinhalt miteinander vergleichbar sind. Die manuellen Verfahren in der Vorratswirtschaft wurden durch maschinelle Systeme ersetzt, die auf den Einsatz von EDV-Anlagen beruhen. In einem ersten Schritt wurde in den Jahren 1956 und 1957 ein Lochkartenverfahren für die Verwaltung von Fernmeldezeug und für die Verrechnung mit den Fernmeldeämtern eingeführt. Im Jahr 1961 wurde die Vorratsplanung unter Einbeziehung kostentheoretischer Untersuchungen für die Lagerwirtschaft auf ein maschinelles Planungssystem umgestellt, das in den folgenden Jahren verbessert und ausgebaut wurde. Im Ergebnis wird der Bedarf an Fernmeldezeug nach einem Planungsverfahren mit exponentieller Glättung ermittelt, das die Beschaffungsmengen in Abhängigkeit von Bedarfsmenge und Preis optimiert und das den Bedarfsschwankungen selbsttätig folgt. Die Organisation der elektronischen Datenverarbeitung stützt sich auf vier Rechenzentren, die jeweils für die Fernmeldezeugämter ihres Bezirks arbeiten. Als Ersatz für die Datenübermittlung auf Lochkarten oder auf in Rechenzentren gedruckten Listen wird die Datenfernübertragung zwischen Fernmeldezeugämtern und Rechenzentren erprobt. Im Fernmeldezeugwesen ist inzwischen ein System der integrierten Datenverarbeitung mit mehr als 120 Einzelprogrammen entstanden, das sowohl die Bedarfsermittlung, die Bestellung und Verrechnung als auch den Nachweis und statistische Auswertungen der Vorratsbestände umfaßt. Auch Fernmeldeortskabel wurden trotz eines saisonabhängigen Bedarfs in die Vorratswirtschaft der Fernmeldezeugämter mit einbezogen. Sie sind dadurch wie die übrigen Vorräte erfaßt und nachgewiesen. Für die Versorgung der Bedarfsstellen mit Kabeln und schwerem Bauzeug wird ein Netz von Außenlagerplätzen der Fernmeldezeugämter eingerichtet, um die Transportkosten zu reduzieren. Im Lagerbetrieb soll ein neues Verfahren unter Einsatz von Hochregalanlagen mit EDV-Unterstützung eine intensivere Ausnutzung vorhandener Lagerhallen und eine Verbesserung des Betriebsablaufs ermöglichen. 541

E. Wagner Die Fernmeldezeugämter haben ihre Funktion als Spezialämter des Fernmeldewesens ausgebaut. Sie haben die Bedarfsstellen der Fernmeldeämter weitgehend von der Verwaltung und Verrechnung von Fernmeldezeug entlastet. Zur Erfüllung dieser Aufgaben ist eine gute und enge Zusammenarbeit von der Entwicklung neuer technischer Systeme und Arbeitsverfahren bis zum Einsatz im Betrieb notwendig. XI. Schrifttum . Schönwandt: Betrachtungen über Ermittlung des Fernmeldebedarfs, Vorratshaltung, Arbeitsplan, Nachweis der Beschaffungen, Uberwachung der Lieferungen und Ausgaben. ZPF Nr. 21/1950, 22/1950, 23/1950, 24/1950, 1/1951, 2/1951. . Müller-Mees: Zentrale Lagerhaltung fiir Fernmeldegegenstände bei der DBP. ZPF, Nr. 4/1951. . Bundesbeauftragter fiir Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung. Gutachten iiber die Organisation der Deutschen Bundespost, Erster Teil, Amter und Oberpostdirektionen. Dezember 1956. . G. Meyer: Neugestaltung des Fernmeldezeugwesens. Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1959. . H. J. Groger: Die Aufgaben im Fernmeldezeugwesen. Unterrichtsblatter der Deutschen Bundespost, Ausgabe B, Nr. 3/1967. . Richtlinien fiir die Einrichtung, Gliederung und Einordnung von Fernmeldezeugämtern und Fernmeldezentralzeugämtern sowie die Bewertung der Amtsleitungen (Organisationsrichtlinien für FZA und FZZA — OrgRichtl FZA/FZZA). . Dr. J. Laschet: Über ein Lagerwirtschaftsproblem bei der Deutschen Bundespost. ZPF Nr. 9/1961. . R. Reinecke: Anwendung der Datenverarbeitungstechnik im Beschaffungswesen und in der Lagerwirtschaft des Fernmeldewesens der Deutschen Bundespost. Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1966. . H. J. Groger: Vorratsplanung im Fernmeldezeugwesen. Unterrichtsblätter der Deutschen Bundespost, Ausgabe B, Nr. 7/1971, 8/1971, 9/1971. . H. Meyrhofer: Das Beschaffen von Fernmeldekabeln. Taschenbuch der Fernmeldeverwaltung, 1970. 11. H. J. Groger: Bereitstellung von Ortskabeln. Unterrichtsblätter der Deutschen Bundespost, Ausgabe B, Nr. 8/1969. 12. W. Schmid: Das Lagerplatznetz für den Baubedarf der Linientechnik. Taschenbuch der Fernmeldeverwaltung, 1970.

542

Zusammenfassungen Summaries Résumés

der Aufsätze

of the articles

des articles

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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Waldemar

Haist, Friedhelm Hillebrand: Das Investitionssystem in der Ortslinientechnik

In den Jahren 1970 bis 1974 mußte das Investitionssystem in der Ortslinientechnik an die veränderte Situation angepaßt werden. Der Aufsatz enthält eine Analyse der Mängel und Mängelursachen und einen Überblick über die Vorhaben zur Beseitigung der Mängelursachen. Das neue rechnergestützte Teilsystem „Investitionslenkung“ leistet eine pauschale Regelung und Steuerung der Investitionen für das Bundesgebiet, die OPD-Bezirke und die FA-Bereiche. Es erlaubt Zielsetzung, Durchführungssteuerung und Ergebniskontrolle. Das geänderte Investitionssystem innerhalb der Fernmeldeämter besteht aus den Teilen Programmplanung, Objektplanung und Programmabwicklung. Als Grundlage für die Programmplanung werden systematisch alle erforderlichen Planungs- und Bauvorhaben ermittelt. Gemäß Zielen und Randbedingungen (Sach- und Finanzmittel, Arbeitskapazität) werden Ausbau- und Arbeitsprogramme geplant. Im Rahmen der Objektplanung werden weitere Entwicklungsplanungsverfahren für Verzweiger-Bereiche, Haupt- und Ortsverbindungskabel sowie für Kabelkanäle und das Vorschauplanungsverfahren zur Grobplanung von Bauvorhaben neu eingeführt. Das Teilsystem der Programmabwicklung ermöglicht eine rationelle Arbeitsdurchführung aller Planungsund Bauvorhaben. Ein Verfahren zur Störungsausregelung erlaubt eine zielgerichtete Reaktion auf Störeinflüsse. Mit dem Investitionssystem innerhalb der Fernmeldeämter können Ergebnisse von Programmen und Vorhaben kontrolliert werden. Die Arbeitsanweisungen zum geänderten Investitionssystem in der Ortslinientechnik sind in den beiden neuen Fernmeldebauordnungen 9 (Programme in der Linientechnik) und 1 (Planen von Ortslinien) enthalten. Außerdem waren für die Bauausführung neue Arbeitsanweisungen für den Bau von Kabelkanalanlagen sowie für das Verlegen, Verbinden und Abschließen von Fernmeldekabeln erforderlich (Fernmeldebauordnungen 10, 11 und 12). Zur Ergänzung des Investitionssystems wurden die Arbeitsanweisung „Bauübersichten” für die Abwicklung kleiner Bauvorhaben und die Arbeitsanweisung „Bedarfsanzeigen” neu geschaffen.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag fiir Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Waldemar Haist, Friedhelm Hillebrand: The Investment System for Local External Plant Between 1970 and 1974 the investment system for local external plant had to be adapted to suit the changed situation. The article contains an analysis of the inadequacies and their causes and looks at the projects for eliminating them. The new computer-aided sub-system “Investment Control” enables investments to be planned and controlled on an overall scale for the area of the Federal Republic, the regions of the regional postal directorates and the districts of the telecommunications offices. It makes it possible to set objectives, control execution and monitor results. The revised investment system at the telecommunications offices is composed of the sectors programme planning, object planning and programme execution. All necessary planning and construction projects are ascertained systematically as a basis for programme planning. Programmes of projects and work are planned in accordance with targets and restrictions (both capital and non-capital resources, working capacity). Within the framework of object planning further procedures for development planning are introduced for distribution areas, main and local junction cables and cable ducts as well as the procedure for forecast planning for drawing up rough plans 35 Fernmeldewesen

545

for construction projects. The sector programme

execution

enables

all planning and

construction projects to be carried out efficiently. A procedure for dealing hitches makes it possible to react without losing sight of the target. By means of with the ment system at the telecommunications offices the results of the programmesinvestand projects can be monitored.

The working instructions regarding the revised investment system

in local external plant are contained in the two new sets of Telecommunications Construction Regulations 9 (Programmes in External Plant) and 1 (Planning Local Lines). In addi-

tion, new working instructions were necessary for the construction of cable duct systems and the laying, connection and termination of telecommunications cables (Telecommunications Construction 10, 11 and 12). To complete the investment system the working instructionRegulations “Notification of Requirements” was introduced as well as the working instruction “Construction Surveys” for dealing with small construction projects.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag fiir Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim

Waldemar Haist, Friedhelm Hillebrand: Le systeme d’investissements pour l’équipement des lignes locales

Dans les années 1970 4 1974, le systeme d’investissements pour l’équipement

des lignes locales a dü étre adapté a une situation modifiée. Le présent article contient une analyse

de ses insuffisances et de leurs origines ainsi qu’une vue d’ensemble des 4 y remédier.

projets destines

Le nouveau sous-systeme de “contröle des investissements”, qui

fait appel A l’ordinateur, assure une réglementation et une orientation globales des investissements

aux échelons fédéral, régional et local. Il permet une définition des objectifs a atteindre, une direction de leur réalisation et un contröle des résultats obtenus. Le systeme d’investissements modifié, employé au sein méme des centres de télécommunications, se compose des éléments: planning du programme, planning des différents projets et déroulement du programme. Les bases du planning du programme sont obtenues par détermination systématique des projets nécessaires au point de vue

planification et construction. Les programmes des projets et des travaux sont congus

en fonction des objectifs et des conditions marginales (moyens matériels et financiers, capacité de travail). Dans le cadre du planning des différents projets, de nouvelles

methodes de planning de développement sont employées pour les zones desservies

par les répartiteurs, pour les cables principaux et locaux et pour les alvéoles des cables, de méme que la nouvelle méthode de planning prévisionnel permettant le planning

approximatif de projets de construction. Le sous-systéme de déroulement du programme permet une réalisation rationnelle du travail dans tous les projets du domaine de la planification et de la construction. Un procédé de régulation des perturbations

permet des réactions adéquates aux influences perturbatrices. Grace au systéme d’investissements utilisé dans les centres de télécommunications, il est possible de contröler les résultats des programmes et des projets. Les instructions de travail relatives au systeme d’investissements modifié pour l’equipement des lignes locales figurent dans les deux nouveaux Réglements relatifs a la construction des lignes de télécommunication 9 (Programmes pour l’&quipement des lignes) et 1 (Planification des lignes locales). En outre, de nouvelles instructions

de travail relatives ä l’ex&cution des travaux de construction étaient nécessaires pour la construction d’ensembles d’alvéoles de cables, ainsi que pour la pose, la jonction et la fermeture des cables de télécommunication (Réglements relatifs A la construction des lignes de télécommunication 10, 11 et 12). Pour completer le systéme d’investissements, les nouvelles instructions de travail “Vue d’ensemble de la construction”,

destinée a l’execution de petits projets de construction, et “Notification des besoins”

ont été crées. 546

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Alfred Meier: Rationalisierungsplanung im Fernmeldewesen, Unternehmensführung

ein Instrument

der

Zunächst wird dargelegt, wie sich die Rationalisierung als Oberziel in die Zielkonzeption eines öffentlichen Unternehmens einordnen läßt und welche Randbedingungen bei Rationalisierungsmaßnahmen eingehalten werden müssen. Nach der Schilderung der bisherigen Entwicklung werden zukünftige Möglichkeiten der Rationalisierung unter besonderer Berücksichtigung der elektronischen Datenverarbeitung aufgezeigt. Aufgabe der Rationalisierungsplanung ist es, die Vorhaben der Fachdienststellen zu koordinieren, die Ergebnisse der Maßnahmen zu prüfen und durch systematische Untersuchungen Rationalisierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Eingehend werden die Ansatzpunkte der Rationalisierungsplanung bei der Erarbeitung neuer und Änderung bestehender Vorschriften und Richtlinien beschrieben. Ein besonderer Abschnitt beschäftigt sich mit der Entwicklung eines Systems der integrierten Datenverarbeitung im Fernmeldewesen (IDV-F) und den Abhängigkeiten zwischen Rationalisierungsplanung und IDV-F.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg: Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Alfred Meier: Rationalization

Planning in Telecommunications Enterprise Management



An Instrument

of

The article first of all deals with the question of incorporating rationalization into an enterprise’s concept of aims as the main objective and also with the restrictions that must be observed when taking rationalization measures. Following an account of the development up to date, future rationalization possibilities are pointed out with special reference to electronic data processing. The object of rationalization planning is to coordinate the plans of the specialized office units, check the results achieved by the measures and, through systematic investigations, point out places where rationalization can be applied. The approach of rationalization planning in working out new and changing existing regulations and directives is described in detail. A special section is devoted to the development of a system of integrated data processing in telecommunications (IDP-T) and the relationship between rationalization planning and IDP-T.

35°

547

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Alfred Meier: Le planning de rationalisation dans le service des telecommunications, instrument de gestion de l’entreprise L’auteur expose tout d’abord comment l’on peut integrer la rationalisation, a titre d’objectif primordial, dans les objectifs generaux d’une entreprise publique et quelles conditions marginales les mesures de rationalisation doivent respecter. Il decrit l’evolution dans ce domaine jusqu’a ce jour et indique diverses possibilites futures de la rationalisation, compte tenu, en particulier, de l’informatique. Le röle du planning de rationalisation est de coordonner les projets des services specialises, de contröler les résultats des mesures prises et, au moyen d’enquétes systématiques, d’indiquer de nouvelles possibilités de rationalisation. L’auteur se penche attentivement sur l’approche du planning de rationalisation lorsqu’il s’agit ra de nouvelles réglementations et directives ou de modifier celles qui existent eja. Dans un chapitre particulier, il examine le developpement d’un systeme d’informatique integree dans le service des telecommunications (IDV-F) et les interdependances entre le planning de rationalisation et l’IDV-F.

548

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Alfred Schwall: Unternehmenspolitik der Fernmeldeverwaltungen internationaler Mietleitungen

bei der Überlassung

Internationale Mietleitungen finden ein weites Anwendungsfeld, das von der Punkt-zu-Punkt Viertelkanal-Fernschreibleitung bis zu privaten Netzen für die Übertragung von Daten mit mittlerer Geschwindigkeit reicht. Außer den unbestritten notwendigen technischen Auflagen haben die Verwaltungen und anerkannten privaten Betriebsgesellschaften in Erfüllung ihres öffentlichen Auftrages bei der Überlassung dieser Leitungen eine ganze Reihe weiterer Gesichtspunkte zu beachten. Ausgangspunkt aller Überlegungen ist der Grundgedanke, daß ein freier Wettbewerb im Angebot öffentlicher Fernmeldedienste zu volkswirtschaftlich unsinnigen Ergebnissen führen würde. Deshalb sind alle privaten Aktivitäten in dieser Richtung mindestens insoweit zu unterbinden, als öffentliche Dienste adäquate Möglichkeiten bieten. Der Aufsatz gibt eine Übersicht über den derzeitigen Stand internationaler Unternehmenspolitik und die daraus resultierenden Benutzungsbedingungen. Nach Darlegung der z. T. unterschiedlichen Ausgangspositionen von Benutzern und Verwaltungen werden die anerkannten Grundsätze für die Überlassung internationaler Mietleitungen behandelt und das Spektrum der zur Verfügung stehenden Leitungsarten dargestellt. Ausführliche Ausführungen über private Netze, Zugang zu öffentlichen Netzen und Zulassung von Endgeräten schließen sich an. Weitere Abschnitte sind der Systematik der Gebühren internationaler Mietleitungen und den Regeln für kurzzeitige Überlassung und Erstattungen gewidmet. Nationale Vorschriften werden in die Betrachtungen eingeschlossen, soweit sich aus ihnen wesentliche Abweichungen von den Regeln der internationalen Empfehlungen ergeben oder soweit in wichtigen Punkten beide Regelungen übereinstimmen.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Alfred Schwall: The Enterprise Policy of Telecommunication Administrations regarding the Lease of International Telecommunication Circuits for Private Use There is a wide field of application for international leased circuits extending from the point-to-point quarter speed teleprinter circuit to private networks for the medium speed transmission of data. In leasing these circuits, the administrations and recognized private operating agencies have, apart from the indisputably necessary technical conditions, to take into consideration a whole series of further factors to fulfill their obligation to the public. All considerations emanate from the basic idea that free competition in the offer of public telecommunication services would lead to results which would be absurd for the national economy. For this reason all private activities in this direction must be prevented at least in those spheres where the public service offer is adequate. The article gives a survey of the present position of international enterprise policy and the operating conditions ensuing from it. After describing the in part different points of departure of users and administrations, the article goes on to deal with the recognized principles for the lease of international circuits for private use and the spectrum of the types of circuits available. This is followed by a detailed exposition on private networks, interconnection with public networks and the approval of terminal equipment. Further sections are devoted to the charging system for international leased circuits and the principles for short-time lease and reimbursement. Inland regulations are also included in the considerations inasmuch as they vary to any considerable extent from the rules of the international recommendations or inasmuch as these coincide on important points. 549

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Alfred Schwall: La politique d’entreprise des Administrations des telecommunications lors de la location de circuits internationaux Les circuits loués internationaux sont d’un usage trés répandu: leur gamme va du circuit telegraphique point-a-point 4 quart de vitesse aux réseaux ä usage privé pour la transmission de données a vitesse moyenne. Lors de la location de tels circuits, les Administrations et exploitations privées reconnues doivent respecter, outre les conditions indiscutables nécessaires dans le domaine de la technique, toute une série d’autres facteurs, afin de remplir leurs obligations vis-a-vis du public. Le point de départ de toutes les reflexions est le principe qu’une libre concurrence dans l’offre des services de télécommunication publics aurait des résultats déraisonnables pour l’economie nationale. C’est pourquoi il convient d’empécher toute activité privée en ce sens, tout au moins lorsque les services publics offrent déja des possibilites adéquates. L’essai donne une vue d’ensemble de la politique d’entreprise des Administrations a l’échelon international et des conditions d’usage qui en résultent. Aprés avoir exposé les positions en partie différentes des usagers et des Administrations, l’auteur traite les principes reconnus applicables a la location des circuits internationaux ainsi que toute la gamme des types de circuits disponibles. Il procéde ensuite 4 un examen détaillé des réseaux 4 usage privé, de leur accés aux réseaux publics et de l’agrement des terminaux. Puis, il consacre quelques alinéas au systéme de tarification des circuits loués internationaux et aux dispositions réglementant les locations temporaires et les degrevements. Dans ces considérations, il mentionne également les dispositions nationales, lorsqu’elles entrainent des dérogations sensibles aux dispositions des recommandations internationales ou lorsque les deux réglementations concordent sur des points importants.

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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Wolfgang Schilling: Weiterentwicklung des Verfahrens der Unterhaltung von Fernsprechvermittlungsstellen Ausgehend vom Inhalt des Unterhaltens vermittlungstechnischer Einrichtungen wurde versucht, die Einflußgrößen auf den Unterhaltungsaufwand als Grundlage aller Überlegungen zu wirtschaftlicheren Lösungen darzustellen. An die Beschreibung des bisherigen Unterhaltungsverfahrens, das nach rein präventiven Gesichtspunkten abgewickelt wird, sind Überlegungen zur Reduzierung des Unterhaltungsaufwandes angeknüpft worden. Die Möglichkeiten der Einsparungen durch Änderung der Methode der Unterhaltung wurden 1965 bis 1967 anhand einiger neuer Unterhaltungsmodelle untersucht. Das Ergebnis dieser Untersuchungen führte zur Entwicklung eines neuen Prinzips der Unterhaltung von vermittlungstechnischen Einrichtungen. Dabei sind alle vorbeugenden Arbeiten nur noch gezielt durch örtlich zu fällende Entscheidungen einer zentralen Stelle — Einsatzplatz —, orientiert an einer festgelegten Güte des Teilsystems ,,Vermittlungstechnik” und damit an der dem Kunden gebotenen Dienstgüte, vorzunehmen. Verbunden mit der zentralen Lenkung der durchzuführenden Maßnahmen ist eine zentrale Steuerung des Personaleinsatzes. Die vorgesehene Arbeitsweise erfordert zur Absicherung eine ständige Transparenz des gesamten Fachbereichs UFe, die durch eine Auswertung aller im Betriebsdienst anfallenden Daten erreicht werden kann. Wegen der Vielzahl der Daten kommt nur eine Verarbeitung über EDV in Betracht. Möglichkeiten der Definition einer Größe für die Güte einer Fernsprechvermittlungsstelle — Betriebsgüte — wurden im Zusammenhang der Gesamtbetrachtungen zum Bilden von Beurteilungsgrößen für die Tätigkeiten des Unterhaltens erörtert. Abschließend wurden die Durchführung und die Erfahrungen der praktischen Anwendung des neuen Unterhaltungsverfahrens im Rahmen eines Versuchsbetriebs von 1968—1972 in sieben Fernmeldeämtern und einer Erprobungsphase 1973 in 29 Fernmeldeämtern geschildert. Das Ergebnis läßt den Schluß zu, daß das Verfahren nunmehr einführungsreif ist.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Wolfgang Schilling: Further Development of the Maintenance Procedure for Telephone Exchanges Taking the maintenance procedure for exchange equipment as the starting point, the article presents the factors influencing the work and expenditure involved in maintenance as the basis for all considerations leading to more economic solutions. A description of the present maintenance procedure, which works according to purely preventive principles, is followed by ideas for reducing maintenance work and expenditure. Possible ways of economizing through changes in the maintenance method were examined between 1965 and 1967 in the light of several new maintenance models. The result of these investigations led to the development of a new principle for the maintenance of exchange equipment, according to which all preventive measures may only be taken when seen to be necessary as a result of on the spot decisions which are to be reached by a central district office — works control — and 551

must be orientated to the degree of quality prescribed for the subsystem “Exchange Engineering” and thus to the quality of service offered to the customer. As the planning of measures to be taken is centralized, so is the deployment of personnel controlled from a central point. It requires constant familiarity with the whole field of exchange maintenance to guarantee the method of working envisaged. This can be achieved by assessing all the data transpiring in the course of operations. Owing to the large amount of data, this can only be done by means of EDP. Possible definitions of a standard for the quality of a telephone exchange — operational quality — were discussed in connection with the overall considerations for working out assessment values for the maintenance activities. In conclusion, the article deals with the execution of and the experience gained from the practical application of the new maintenance procedure in the course of tests carried out between 1968 and 1972 in seven telecommunication offices and a trial period in 29 telecommunication offices in 1973. The result calls for the conclusion that the procedure is now ready to be introduced.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Wolfgang

Schilling: Developpement de la methode telephoniques

d’entretien des centraux

L’auteur part de ce qui constitue l’entretien des &quipements de commutation et essaie de presenter les facteurs influant sur les frais et le travail d’entretien comme la base de toutes les considérations devant mener a des solutions plus rentables. La description de la méthode d’entretien employée jusqu’ici, et qui a été concue dans une optique purement préventive, est suivie de considérations sur une réduction des frais et des travaux d’entretien. De 1965 4 1967, on a étudié, a la lumiére de quelques nouveaux procédés d’entretien, les possibilités de parvenir ä une telle reduction en changeant la méthode d’entretien. Le résultat de ces études a abouti au dégagement d’un nouveau principe d’entretien des équipements de commutation. Selon ce principe, toutes les opérations préventives ne doivent plus étre effectuées que lorsque cela semble nécessaire et sur décision prise sur place par un service central — commande des travaux — et ceci en fonction d’une qualité déterminée du sous-systeme “technique de commutation”, c’est-a-dire de la qualité du service offert a l’usager. Cette centralisation des mesures a effectuer est accompagnée d’une centralisation de l’emploi du personnel. Le mode de travail prévu nécessite, A titre de garantie, une

connaissance permanente de l’ensemble de la spécialité “entretien des centraux

téléphoniques”, connaissance 4 laquelle l’on peut parvenir par une analyse de toutes les données relatives au service d’exploitation. En raison de la multiplicité de ces

données, seul un traitement par ordinateur entre en ligne de compte. Dans le cadre de facteurs utilisables pour l’appreciation des activités d’entretien, il a été discuté des possibilités de définir un facteur

des réflexions générales portant sur la création

indiquant la qualité d’un centre téléphonique en exploitation.

Pour terminer, l’auteur décrit l'emploi

la nouvelle méthode d’entretien en exploitation expérimentale dans sept centres dede télécommunications, de A 1972, et au cours d’une phase d’essai dans 29 centres, en 1973, ainsi que les 1968 expériences acquises au cours de son application dans la pratique. Les résultats obtenus permetYe de conclure que le procédé a maintenant atteint la maturité nécessaire pour étre utilisé.

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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Franz Arnold: Die Entwicklung des Fernsprech-Auslandsverkehrs Der internationale Fernsprechverkehr hat in den letzten beiden Jahrzehnten vor allem in den westlichen Industriestaaten eine stürmische Aufwärtsentwicklung erlebt, die wesentlich heftiger als die ebenfalls kräftige Zunahme des nationalen Fernsprechverkehrs verlief. In der Bundesrepublik Deutschland war diese allgemeine Entwicklung besonders ausgeprägt, da die Deutsche Bundespost sich bereits vom Jahre 1955 an voll auf die Einführung der Teilnehmerselbstwahl auch im Auslandsverkehr ausrichtete. Diese Umstellung der einzelnen Verkehrsbeziehungen auf vollautomatische Betriebsweise, die sprunghafte Verkehrssteigerungen von bis zu 100 v.H. und gelegentlich auch darüber erbrachte, sind Hauptursache für die hohe durchschnittliche jährliche Zunahme des gehenden Fernsprech-Auslandsverkehrs, die für den Zeitraum von 1955 bis 1973 bei ca. 19 v.H. lag. Der Anteil der Auslandsferngespräche am gesamten Fernsprechverkehr, der im gleichen Zeitraum von 0,8 v.H. auf 2,1 v.H. anwuchs, stellt heute für die Deutsche Bundespost im Hinblick auf die dabei erzielten Einnahmen einen wesentlichen Faktor dar. Zwar konnten auch im Jahre 1973 erst 24 Länder der Erde von der Bundesrepublik aus vollautomatisch erreicht werden, doch stellt dieser Verkehr bereits ca. 96 v.H. des gesamten abgehenden Auslandsverkehrs dar. Damit ist das Ende des 1955 begonnenen, von der Umstellung auf die Teilnehmerselbstwahl geprägten Zeitraums in Sicht. Dies war Anlaß, den fast 90jährigen Werdegang des deutschen Fernsprech-Auslandsverkehrs darzustellen und gleichzeitig auf die technische Entwicklung, die eingeführten Betriebsverfahren und die internationalen Vereinbarungen und Aktivitäten einzugehen, die ihn ermöglichten.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Franz Arnold: The Development in International Telephone

Traffic

During the last two decades, there has, especially in western industrial countries, been a rapid upward trend in international telephone traffic which was even more pronounced than the already high increase in inland telephone traffic. This general development was particularly marked in the Federal Republic of Germany as, from as early as 1955 onwards, the Deutsche Bundespost focussed its efforts on introducing automatic subscriber dialling also in international traffic. This changeover of individual traffic relations to fully automatic operations, which produced erratic increases in traffic of up to 100 per cent and occasionally even higher, is the main reason for the high average annual increase in outgoing international telephone traffic, which, for the period from 1955 to 1973, was approximately 19 per cent. The proportion of international telephone calls in the entire telephone traffic, which increased in the same period from 0.8 per cent to 2.1 per cent, is now of considerable importance to the Deutsche Bundespost with regard to the revenue it brings in. Although only 24 countries in the world could be reached from the Federal Republic of Germany in the fully automatic service even in 1973, this traffic already accounted for approximately 96 per cent of the entire outgoing international traffic. The end of the period which began in 1955 and has been marked by the change-over to automatic subscriber dialling is thus in sight. This was the motive for giving an account of the almost ninety years old history of German international telephone traffic and at the same time for going into the technical developments, the operational procedures introduced and the international agreements and activities which made it possible. 553

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Franz Arnold: Le développement du trafic téléphonique international Au cours des deux derniéres décennies, le trafic téléphonique international a connu, en particulier dans les pays industrialisés de l’Occident, un essor impétueux, nettement plus prononcé que l’augmentation déja forte du trafic téléphonique national. Cette évolution générale a été particuliérement marquée en République fédérale

d’Allemagne, car la Deutsche Bundespost s’etait déja préparée, des 1955, a l’introduction de la sélection directe dans le service international. Cette automatisation des différentes relations, qui a entrainé de brusques augmentations de trafic pouvant aller jusqu’a 100 % et parfois méme plus, est la raison de la forte augmentation moyenne annuelle du trafic téléphonique international de départ, augmentation qui située aux environs de 19 %, de 1955 4 1973. La proportion des communications s’est internationales par rapport au trafic téléphonique total, qui est passée de 0,8% A 2,1 % pendant la méme période, est aujourd’hui un facteur essentiel pour la Deutsche Bundespost, étant donné les recettes qu’elle représente. Certes, en 1973 encore, 24 pays du monde seulement pouvaient étre atteints en service automatique au départ de la République fédérale d’Allemagne; toutefois, ce trafic représente déja 96 % de tout le trafic international de départ. Ainsi voit-on approcher fin de la phase qui a commencé en 1955 et a été caractérisée par le passage a la lasélection directe 4 partir des postes des abonnés. Cela a été pour l’auteur l’occasion de décrire les presque 90 années du trafic téléphonique international de I’Allemagne et, en méme temps, de sed’histoire pencher sur le développement de la technique, sur les méthodes opérationnelles employées et sur les activités et accords internationaux qui l’ont rendu possible.

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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Rudolf Binz: Die künftige Nutzung des Funkfrequenzspektrums in der Bundesrepublik Deutschland Eine Betrachtung der derzeitigen Funkfrequenzsituation für die Funkdienste in der Bundesrepublik Deutschland zeigt die besonderen Schwierigkeiten für das Frequenzmanagement: Ein wirtschaftlich hoch entwickeltes, dabei geographisch kleines Land — vor allem in der Ost—Westausdehnung — ist von einer Vielzahl anderer hochentwickelter Länder umgeben, deren Frequenzeinsatzverfahren z. T. sehr wesentlich untereinander abweichen. Unterschiedliche technische Parameter der eingesetzten Geräte in den verschiedenen Ländern machen die Lage nicht einfacher. Nach Darstellung der bisherigen Entwicklung der einzelnen Funkdienste und Funkdienstsparten wird versucht, die weiteren Entwicklungstendenzen zu analysieren, wobei auf der einen Seite die jährlich zu erwartenden Zuwachsraten von Interesse sind, zum andern auch die Frage eventueller Schwerpunktsverschiebungen in die Betrachtungen einzubeziehen sind. Sodann werden die möglichen Maßnahmen der Frequenzverwaltung zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben aufgezeigt: Welche rechtlichen Voraussetzungen sind zu berücksichtigen? In welchen Zeiträumen sind Zielvorstellungen zu realisieren, nachdem alle wesentlichen Maßnahmen nur in enger Zusammenarbeit und Koordinierung mit den Nachbarländern oder auch nur auf europäischer Ebene oder weltweit durchgeführt werden können? Nach näherem Eingehen auf gezielte Maßnahmen, wie Erschließen neuer Frequenzbereiche, Weiterentwicklung technischer Übertragungsverfahren, Verlagerung von Funkdiensten in andere Frequenzbereiche, werden daher besonders noch die internationalen Ein- und Auswirkungen der verschiedenen zwischenstaatlichen Gremien betrachtet. Nur durch richtige Bewertung aller dieser Einflüsse auf der einen Seite und zeitgerechte Entscheidungen, die für einzelne Funkdienste teilweise schwerwiegend sein können, wird es möglich sein, den immer schwieriger werdenden Aufgaben der weiteren Zukunft in der Frequenzverwaltung gerecht zu werden und die erforderliche optimale Nutzung des Funkfrequenzspektrums zu erzielen.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Rudolf Binz: The Future Use of the Radio Frequency Spectrum in the Federal Republic of Germany A view of the current situation with regard to radio frequencies for radio services in the Federal Republic of Germany shows the particular difficulties facing frequency management: an economically highly developed, yet geographically small country — especially when seen from East to West — is surrounded by a large number of other highly developed countries whose methods of employing frequencies vary in part very considerably from each other. The differences in the technical parameters of the equipment used in the various countries does not make things easier. After illustrating the development up to now of the individual radio services and branches of radio services the article goes on to analyse the further development tendencies, paying special attention to the annually expected growth rates on the one hand and the question of possible shifts in emphasis on the other. 355

It then shows the possible measures the frequency management can take to cope with future tasks: Which legal requirements must be taken into account? How long does it take to realize aims in view of the fact that all important measures can only be carried out in close cooperation and coordination with the neighbouring countries or only at European or world-wide level? After dealing in detail with specific measures, such as the introduction of new frequency bands, the further development of technical transmission procedures, the transfer of radio services to other frequency bands, the article takes a look at the international influences and effects of the various interstate committees. Only by correctly assessing all these influencing factors and making the right decisions, which may be of great importance in some cases for the individual radio services, will it be possible to cope with the increasingly difficult tasks facing frequency management in the more distant future and to achieve the necessary optimum use of the radio frequency spectrum.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Rudolf Binz: L’utilisation future du spectre de fréquences Republique federale d’Allemagne

radioélectriques en

Un examen de la situation actuelle dans le domaine des frequences radioélectriques destinées aux services radioélectriques de la République federale d’Allemagne montre les difficultés particuliéres de la gestion des fréquences: un pays ayant atteint un haut développement économique mais géographiquement petit — en particulier dans la dimension Est—Ouest — se trouve entouré d’un grand nombre de pays également tres développés, dont les méthodes d’utilisation des fréquences varient en partie tres sensiblement. Les paramétres techniques différents des appareils utilisés dans les divers pays ne simplifient pas la situation. Apres avoir decrit l’évolution des différents services radioélectriques et des

subdivisions de ces services jusqu’a ce jour, l’auteur essaie d’analyser les tendances futures de cette évolution, ceci l’amenant, d’une part, a s’interesser aux taux d’accroissement annuels escomptés et, de Yautre, 4 inclure également dans ses considérations les problémes des éventuels déplacements des centres d’intérét.

Puis, il indique les mesures qu'il est possible de prendre en gestion des fréquences afin de faire face aux problémes a venir: quelles sont les conditions juridiques a prendre en considération? Dans quels laps de temps les objectifs envisagés sont-ils réalisables, lorsque toutes les dispositions essentielles ont été prises, soit en étroites collaboration et coordination avec les pays voisins, soit A l’&chelon seulement européen ou au contraire a l’Echelle mondiale? Apres avoir examiné de plus pres les mesures a objectif précis, telles que la mise en exploitation de nouvelles bandes de fréquences, le développement plus pousse des procédés techniques de transmission et le transfert de services radioélectriques dans d’autres bandes de fréquences, il se penche encore, en particulier, sur influence et l’impact international des divers organes interétatiques. C’est seulement si l’on estime a leur juste valeur toutes ces influences et si l’on prend en temps utile des décisions parfois lourdes de conséquences pour certains services radioélectriques, qu’il sera possible de faire face aux täches sans cesse plus ardues que réserve un lointain avenir dans la gestion des fréquences et de parvenir a Vutilisation optimale du spectre de fréquences radioélectriques, qui est nécessaire. 556

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Ulrich Klingler, Gerhard Mahler: Rechtsfragen zur Genehmigung für private Fernmeldeanlagen, zur Erhebung von Genehmigungsgebühren und zum Begriff der Fernmeldeanlage Der Beitrag „Rechtsfragen zur Genehmigung für private Fernmeldeanlagen, zur Erhebung von Genehmigungsgebühren und zum Begriff der Fernmeldeanlage“ setzt sich mit Inhalt und Umfang des staatlichen Fernmeldemonopols in der Bundesrepublik Deutschland sowie mit der Kritik von Interessenten an der Genehmigungspraxis und Gebührenerhebung (Grund und Höhe) für private Fernmeldeanlagen insbesondere der Elektrizitätsversorgungsunternehmen auseinander. Die Verfasser kommen zu dem Ergebnis, daß die Kritik unbegründet ist. Aufgrund der eingetretenen technischen Entwicklung erfordert der Begriff „Telegrafenanlage für die Vermittlung von Nachrichten“ im Sinne des § 1 des Gesetzes über Fernmeldeanlagen vom 14. 1. 28 im Gegensatz zu früher keine sinnlich wahrnehmbare Reproduktion der körperlos übermittelten Nachricht am Empfangsort. Entscheidend für den Begriff der Telegrafenanlage ist beim heutigen Stand der Fernmeldetechnik, daß die Anlage dazu dient, Nachrichten körperlos zu übermitteln, wobei die ausgesendete Nachricht an einer anderen Stelle sinnlich, d.h. für einen Menschen unmittelbar wahrnehmbar ist, oder, wie z.B. bei der Datenfernverarbeitung, lediglich durch Maschinen ausgesendet und/ oder nachgebildet, nämlich entgegengenommen, gespeichert, verarbeitet oder weiterübertragen wird. Danach sind neben der herkömmlichen Telegrafenanlage Fernwirkund Fernsteueranlagen, z.B. der Elektrizitätsversorgungsunternehmen, ebenso Telegrafenanlagen wie die Datenübertragungsanlagen. Dies entspricht auch der internationalen Regelung (Art. 2 der Vollzugsordnung für den Telegrafendienst, Genf 1973), nach der zum internationalen Telegrafendienst auch der Datenübertragungsdienst gehört.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Ulrich Klingler, Gerhard Mahler: Legal Questions regarding the Licencing of Private Telecommunications Installations, the Collection of Licencing Charges and the Definition of a Telecommunications Installation The article “Legal Questions regarding the Licencing of Private Telecommunications Installations, the Collection of Charges and the Definition of a Telecommunications Installation” deals with the nature and extent of the state telecommunications monopoly in the Federal Republic of Germany as well as the criticism of interested parties regarding licencing practices and the collection of charges (reason, amount) for private telecommunications installations, in particular those of electricity suppliers. The authors come to the conclusion that the criticism is unfounded. In view of the technical development which has taken place, the term “Telegraph Installation for the Transmission of Communications” in accordance with $ 1 of the Law concerning Telecommunications Installations of 14 January, 1928 does not, compared to the past, require any physically perceptible reproduction of the incorporeally transmitted communication at the place it is received. Decisive for the meaning of the term telegraph installation is, with regard to the present position in telecommunications engineering, the fact that the installation serves to transmit communications incorporeally, the transmitted communication being physically, that is for a person 557

directly, perceptible at another place, or, as for example in remote data processing, being merely and/or reproduced, i. e. accepted, stored, processed or passed on by machines.transmitted Accordingly, apart from the traditional telecommunications installation, remote-acting or remote controlled e. g. of the electricity suppliers, are also telegraph installations as are installations, installations. also corresponds to the international ruling (Art.data2 oftransmission Telegraph Regulations,ThisGeneva, 1973) according to which the data transmission the service also falls under the international telegraph service.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg: Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim

Ulrich Klingler, Gerhard Mahler: Questions juridiques relatives ä l’agrement des installations de telecommunication ä usage privé, 4 la perception des droits

d’agrément et au concept d’installation de telecommunication

La contribution “Questions juridiques

relatives 4 l’agrément des installations de telecommunication 4 usage privé, 4 la perception des droits d’agrement et au concept d’installation de télécommunication “examine le contenu les limites du monopole public des télécommunications en République fédérale etd’Allemagne critique des interesses 4 la pratique de l’agrement et a la perceptionainsides quedroitsla (origine

et grevant les installations de télécommunication A usage privé, en particulier montant) celles des entreprises en énergie électrique. auteursde parviennent a la conclusion que d’alimentation cette critique n’est pas justifiée. En Lesraison l’evolution survenue dans la technique, le concept d’ “equipement télégraphique pour la transmission de messages”, au sens de I’Art. 1 de la Loi sur les installations de télécommunication en date du 14 janvier 1928, ne nécessite plus la reproduction sensible, au lieu de réception, du message transmisau sousstadeforme immatérielle. Pour desle concept d’équipement télégraphique, il est décisif, de la technique telecommunications, que l’installation serve 4 transmettre lesactuelmessages immatérielle-

ment, ceci impliquant toutefois que le message soit, en un autre lieu, sensible, c’esta-dire directement perceptible par l’homme, ou, comme c’est le cas en teleinformatique, qu’il soit simplement

émis et/ou reproduit, c’est-A-dire recu, mémorisé, traité ou retransmis par des machines. C’est pourquoi, outre les équipements telegraphiques conventionnels, les appareils de téléaction et de télécommande, tels que ceux des entreprises d’alimentation en courant électrique, sontde tout autant des équipements télégraphiques que les ensembles de transmission Ceci estGenéve également conforme au réglement international (Art. 2 du Réglementdonnées. télégraphique, 1973)

selon lequel le service de transmission de données fait également partie du service télégraphique international.

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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Heinz Biehler, Rolf Rüggeberg: Das Telex-Datenbanksystem Zur Beschreibung des Telex-Datenbanksystems, das seit Januar 1973 bei der Deutschen Bundespost innerhalb des Telexdienstes für die automatische Auskunftserteilung und zur Herstellung des Amtlichen Telexverzeichnisses eingesetzt ist, wird zunächst der Betrieb vor der Automatisierung in seinen wesentlichen Merkmalen dargestellt. Dabei ergeben sich bereits wichtige Gesichtspunkte für die Rationalisierung und Automatisierung. In einem besonderen Kapitel werden die betrieblichen Leistungsmerkmale des Telex-Datenbanksystems aufgeführt. Daran schließt sich eine Beschreibung des Systems in seiner Hard- und Softwarekonfiguration an. Die beträchtlichen Anforderungen an die Software zur Realisierung eines leistungsfähigen und wirtschaftlichen Datenbanksystems, bei dem die Teilnehmerdatei sowohl für die automatische Auskunftserteilung als auch für die Herstellung des Telexverzeichnisses genutzt wird, kommen bei der Beschreibung der für dieses System speziell entwickelten Suchstrategie zum Ausdruck. Darüberhinaus waren spezielle Vorgaben nötig, die einerseits Teilnehmerverhalten berücksichtigen und andererseits in der Konzeption eines sinnvollen Betriebssystems begründet sind. Diese Vorgaben, die sich in besonderen Leistungsmerkmalen niederschlagen, werden anhand einiger typischer Beispiele verdeutlicht. Der Akzent dieses Beitrags liegt somit auf der Leistungsfähigkeit des Datenbanksystems, wie sie sich dem Benutzer — dem Telex-Teilnehmer — erweist. In einem abschließenden Kapitel werden Möglichkeiten zur Verbesserung des Betriebssystems bei der Datenerfassung und -eingabe sowie zur Ausweitung des automatisch abwickelbaren Auskunftsverkehrs beschrieben.

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Heinz Biehler, Rolf Rüggeberg:

The Telex Data Bank

System

In describing the telex data bank system in use in the telex service of the Deutsche Bundespost for automatically supplying information and compiling the official Telex Directory since January 1973, the article first examines the main features of operations before automation. This already gives rise to important considerations for rationalization and automation. A separate section deals with the operational performance characteristics of the telex data bank system. This is followed by a description of the system in its hard- and software configuration. The description of the search strategy especially developed for this system gives a clear picture of the considerable demands made on the software in order to realize an efficient and economic data bank system in which the subscriber data are used both for automatically supplying information and for compiling the Telex Directory. In addition, special guidelines were necessary which, on the one hand, take into account subscriber behaviour and, on the other hand, are based on the concept of an efficient operational system. These guidelines, which are reflected in special performance characteristics, are illustrated in the light of several typical examples. Thus, the emphasis of this contribution lies on the efficiency of the data bank system as is proved to the user — the telex subscriber. A final section describes possible means of improving the operational system with regard to the acquisition and input of data as well as extending information traffic which can be operated on an automatic basis. 559

Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Heinz Biehler, Rolf Rüggeberg: Le systeme de banques de données pour le service télex Pour decrire le systeme de banques de données utilisé par la Deutsche Bundespost depuis le mois de janvier 1973, dans le cadre du service télex, pour les renseignements automatiques et pour la confection de l’annuaire des abonnés au service télex, les auteurs commencent par exposer les caractéristiques essentielles de l’exploitation de ces services avant leur automatisation. Ce faisant, ils dégagent déja des facteurs qui seront essentiels pour la rationalisation et l’automatisation. Ils consacrent un chapitre

particulier aux caractéristiques de rendement, en exploitation, du systeme de banques

de données pour le service télex. Suit une description de la configuration hardware — software de ce systeme. La description de la strategie de recherche mise au point specialement pour ce systeme fait ressortir les exigences trés élevées auxquelles doit satisfaire le software pour que puisse étre réalisé un systéme de banques de données a la fois efficient et rentable, dans lequel le fichier des données relatives aux abonnés puisse étre utilisé aussi bien pour les renseignements automatiques que pour la con-

fection de l’annuaire des abonnés au service télex. En outre, des données spéciales

étaient nécessaires, données qui, d’une part, permettent de tenir compte du comportement des abonnés et, d’autre part, font nécessairement partie de tout systéme

operationnel bien concu. Les auteurs choisissent quelques exemples typiques pour illustrer ces données qui se reflétent dans des indices de rendement particuliers. Ainsi cette contribution met-elle l’accent sur l’efficience du systeme de banques de données,

telle qu’elle apparait 4 l’usager, a l’abonné au service télex. Dans un dernier chapitre, les auteurs indiquent diverses possibilités d’améliorer le systeme d’exploitation, en ce qui concerne la saisie et l’entrée des données, et de développer le service des renseignements pouvant étre fournis automatiquement.

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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Engelhardt Wagner:

Entwicklungsprozesse

im Fernmeldezeugwesen

Das Fernmeldezeugwesen hat in den vergangenen Zeiträumen Entwicklungsprozesse zur wirtschaftlicheren Gestaltung der Aufgabenerfüllung durchlaufen. Nach dem Jahr 1945 entstand zunächst eine wieder funktionsfähige Organisationseinheit zur Versorgung der Bedarfsstellen der Fernmeldeämter mit Gegenständen und Materialien für den Aufbau der Fernmeldeanlagen. Später wurde das System neu gestaltet und durch die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung fortentwickelt. Durch diese Maßnahmen hat sich der jährliche Umsatzwert pro Bediensteten im Fernmeldezeugwesen von 1960 bis 1972 mehr als verfünffacht. Seit dem Jahre 1960 sind die Versorgungsbezirke der Fernmeldezeugämter neu festgelegt worden. Die Zahl der Fernmeldezeugämter wurde reduziert, so daß Amtseinheiten entstanden sind, die nach Größe und Arbeitsinhalt miteinander vergleichbar sind. Die manuellen Verfahren in der Vorratswirtschaft wurden durch maschinelle Systeme ersetzt, die auf dem Einsatz von EDV-Anlagen beruhen. In einem ersten Schritt wurde in den Jahren 1956 und 1957 ein Lochkartenverfahren für die Verwaltung von Fernmeldezeug und für die Verrechnung mit den Fernmeldeämtern eingeführt. Im Jahr 1961 wurde die Vorratsplanung unter Einbeziehung kostentheoretischer Untersuchungen für die Lagerwirtschaft auf ein maschinelles Planungssystem umgestellt, das in den folgenden Jahren verbessert und ausgebaut wurde. Im Ergebnis wird der Bedarf an Fernmeldezeug nach einem Planungsverfahren mit exponentieller Glättung ermittelt, das die Beschaffungsmengen in Abhängigkeit von Bedarfsmenge und Preis optimiert und das den Bedarfsschwankungen selbsttätig folgt. Die Organisation der elektronischen Datenverarbeitung stützt sich auf vier Rechenzentren, die jeweils für die Fernmeldezeugämter ihres Bezirks arbeiten. Als Ersatz für die Datenübermittlung auf Lochkarten und auf im Rechenzentrum gedruckten Listen wird zur Zeit die Datenfernübertragung zwischen Fernmeldezeugämtern und Rechenzentren erprobt. Im Fernmeldezeugwesen ist inzwischen ein System der integrierten Datenverarbeitung mit mehr als 120 Einzelprogrammen entstanden, das sowohl die Bedarfsermittlung, die Bestellung und Verrechnung als auch den Nachweis und statistische Auswertungen der Vorratsbestände umfaßt. Auch Fernmeldeortskabel wurden trotz eines saisonabhängigen Bedarfs in die Vorratswirtschaft der Fernmeldezeugämter mit einbezogen. Sie sind dadurch wie die übrigen Vorräte erfaßt und nachgewiesen. Für die Versorgung der Bedarfsstellen mit Kabeln und schwerem Bauzeug wird ein Netz von Außenlagerplätzen der Fernmeldezeugämter eingerichtet, um die Transportkosten zu reduzieren. Im Lagerbetrieb soll ein neues Verfahren unter Einsatz von Hochregalanlagen mit EDV-Unterstützung eine intensivere Ausnutzung vorhandener Lagerhallen und eine Verbesserung des Betriebsablaufs ermöglichen. Die Fernmeldezeugämter haben ihre Funktion als Spezialämter des Fernmeldewesens aufgebaut. Sie haben die Bedarfsstellen der Fernmeldeämter weitgehend von der Verwaltung und Verrechnung von Fernmeldezeug entlastet. Zur Erfüllung dieser Aufgaben ist eine gute und enge Zusammenarbeit von der Entwicklung neuer technischer Systeme und Arbeitsverfahren bis zum Einsatz im Betrieb notwendig.

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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag für Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Engelhardt Wagner:

Development

Processes

in Telecommunication

Supplies

In the last decades, there have been various development processes in telecommunication supplies aimed at a more efficient organization for carrying out its functions. First of all after 1945, an organizational unit for supplying the units of telecommunication offices needing equipment and materials to build up telecommunication facilities began to function again. The system was later reorganized and developed further by the introduction of electronic data processing. These measures have led to a fivefold increase in the annual turnover value per employee in telecommunication supplies from 1960 to 1972. The supply districts of the telecommunication supply offices have been readjusted since 1960. The number of telecommunication supply offices was reduced, creating office units comparable to each other in size and in the volume of work. The manual procedures in stores were replaced by automatic systems based on the use of electronic data processing. In one step between 1956 and 1957, a punch card procedure was introduced for the administration of telecommunication supplies and for settling accounts with the telecommunication offices. Incorporating costing investigations for stock-keeping, supplies planning was converted in 1961 to an automatic planning system, which was improved and extended during the following years. In the result the demand for telecommunication supplies is worked out according to a planning procedure by means of exponential smoothing which optmizes the procured amounts as a function of the required amount and the price and which automatically follows the fluctuations in demand. The organization of electronic data processing is based on four computer centres which work for the telecommunication supply offices of their respective districts. Long-range data transmission between telecommunication supply offices and computer centres is being tried out at the moment to replace data transmission on punch cards and lists printed in the computer centre. In the meantime, a system of integrated data processing with more than 120 individual programmes which comprises working out the demand, ordering and accounting as well as recording and statistically evaluating the stocks has developed in telecommunication supplies. Even local telecommunication cables were included in the stockkeeping of telecommunication supply offices, despite the fact that demand is seasonal. They are thus stored and recorded like the other supplies. To supply the units needing cables and heavy building equipment, a network of field stores for telecommunication offices is being set up to reduce transport costs. On the stores side, a new procedure using high shelf systems assisted by EDP is intended to make it possible to make more intensive use of existing store rooms and improve the operational process. The telecommunication supply offices have built up their function as special offices in telecommunications. They have relieved the units of telecommunication offices requiring supplies of the burden of the administration and accounting of telecommunication supplies to a considerable extent. To fulfill these functions, good and close cooperation is necessary starting with the development of new technical systems and working procedures extending to their actual use in offices.

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Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 1975, 26. Jg. Verlag fiir Wissenschaft und Leben, Georg Heidecker, Bad Windsheim Engelhardt

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Wagner:

Processus

de développement dans telécommunication

le service

des matériels

de

Au cours des années passées, le service des matériels de télécommunication a traversé plusieurs processus de développement devant lui permettre de remplir son role de facon plus rentable. Aprés 1945, on créa tout d’abord, pour la distribution aux services d’approvisionnement des centres de télécommunications d’articles et de matériels destinés 4 la construction des équipements de télécommunication, une unité d’organisation qui füt de nouveau en mesure de fonctionner. Plus tard, le systéme fut reorganise et l’introduction de l’electronique vint contribuer 4 son développement. A la suite de ces mesures, l’indice annuel du chiffre d’affaires, calculé pour un agent de ce service, a plus que quintuplé de 1960 4 1972. Depuis 1960, les zones approvisionnées par les divers centres de matériels de telecommunication ont été remaniées. Le nombre de centres de matériels a été réduit et ainsi sont apparues des unités administratives comparables en importance et en fonctions. Les procédés manuels employés dans la gestion des stocks ont été remplaces par des procédés automatiques basés sur l’emploi d’ordinateurs. En une premiere étape, un procédé mécanographique a été adopté, en 1956 et en 1957, pour la gestion des matériels de telecommunication et pour la comptabilité avec les centres de telecommunications. En 1961, le planning des stocks, comprenant des études sur les cotits de la gestion des stocks, a été confié 4 un systéme de planning automatique qui a été amélioré et développé au cours des années suivantes. Il permet d’établir les besoins en matériels de télécommunication a l’aide d’un procédé de planning utilisant un lissage exponentiel; ce procédé optimise l’approvisionnement en fonction des quantités nécessaires et des prix et suit automatiquement les fluctuations des besoins. L’organisation du traitement électronique des données a pour piliers de base quatre centres de calcul travaillant chacun pour le centre de matériels de télécommunication de leur région. On effectue actuellement des essais de télétransmission de données entre les centres de matériels de télécommunication et les centres de calcul, dans le but de remplacer par ce dernier procédé la transmission de données enregistrées sur des cartes perforées et sur des listes imprimées dans les centres de calcul. Dans l’intermédiaire, un systeme d’informatique intégrée comportant plus de 120 programmes séparés a fait son apparition dans le service des matériels de télécommunication; ce systeme se charge aussi bien de la détermination des besoins, des commandes et de la comptabilité que de la vérification et de la statistique des stocks. Les cables locaux ont également été inclus dans la gestion des stocks des centres de matériels, bien que les besoins en cables de ce genre soient soumis a des variations saisonnieres. Ils apparaissent donc parmi les stocks comme les autres matériels. Pour l’approvisionnement des services en cables et en matériels de construction lourds, und réseau de depöts extérieurs aux centres de matériels est mis en place, afin de réduire les frais de transport. Dans les entrepöts, un nouveau procédé utilisant des rayonnages surélevés et l’aide de l’informatique doit permettre une meilleure utilisation des magasins existants et un meilleur déroulement du service. Les centres de matériels ont revalorisé leur röle d’établissements spéciaux du service des telecommunications. Ils ont, dans une large mesure, libéré les services d’approvisionnement des centres de télécommunications des travaux administratifs et comptables relatifs aux matériels de télécommunication. Afin qu’ils puissent bien remplir leurs täches, une bonne et étroite collaboration est nécessaire, de l’élaboration de nouveaux systémes techniques et modes opératoires jusqu’a leur emploi en exploitation.

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