Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven [1, 1]

First reprinting, Johnson, 1966

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German Pages 143 Year 1925

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Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven [1, 1]

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OSTEUROPA-INSTITUT IN BRESLAU.

Jahrbücher für

Kultur und Geschichte der Slavert Im Auftrage der Abteilung für Sprachwissenschaft, Literatur und Geschichte herausgegeben von

Erdmann Hanisch N. F. Band I Heft I Breslau 1925 Priebatsch's Verlagsbuchhandlung.

Reprinted with the pcrmission of Osteuropa-Institut

JOHNSON REPRINT CORPORATION JOHNSON REPRINT COMPANY LTD. 111 Fifth Avenue, New York, N.Y. 10003 Berkeley Square House, London, W.l

r»bte^/274

First reprinting, 1966, Johnson Reprint Corporation

Printed in West Germany Druck: Anton Hain KG, Meisenheim (Glan)

Vorwort Diese „Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven" sind eine Fortsetzung der „Jahresberichte für Kultur und Geschichte der Slaven", deren ersten Band der gleiche Herausgeber im vorigen Jahr erscheinen ließ. Das Streben, deren Basis zu erweitern, traf sich mit ähnlichen vom Osteuropa-Institut anläßlich seiner „Osteuropäischen Bibliographie" verfolgten Zwecken und so erschien eine Zusammenarbeit zumal angesichts der allgemeinen Schwierigkeiten, die auf dem Gebiete der osteuropäischen Forschung liegen, als erwünscht und sachgemäß. * Wenn auch der Titel eine Änderung in „Jahrbücher" erfahren hat, so wird doch der Zusammenhang mit dem bisherigen Unternehmen nicht bloß durch die Person des Herausgebers, sondern auch durch die Bezeichnung als „Neue Folge" gewahrt. Jedoch soll die Zeitschrift nunmehr halbjährlich erscheinen. Der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, durch deren Unterstützung das Unternehmen erst ermöglicht wurde, sei auch an dieser Stelle der aufrichtigste Dank ausgesprochen. B r e s l a u , im Juni 1925. Das Osteuropa-Institut.

E. Hanisch.

Verzeichnis der Mitarbeiter dieses Heftes. phil. Harald Co sack, Assistent am Osteuropa-Institut in Breslau. phil. Wilhelm Dittrich, Studienassessor, Görlitz. phil. Max Friedrichsen, Universitätsprofessor, Breslau. phil. et rer. pol. Willibald Gebel, Studienassessor, Gleiwitz. phiL Erdmann Hanisch, Privatdozent, Studienrat, Breslau. phil. Eobert Holtzmann, Universitätsprofessor, Halle a. d. S. phil. Manfred Laubert, Universitätsprofessor, Breslau. phil. Josef Matl, Professor an der Handelshochschule, Graz. phil. Karl H. Meyer, Privatdozent, Leipzig. phil. Alfons Nehring, Privatdozent, Studienrat, Breslau. phil. Vaclav Novotn^, Universitätsprofessor, Prag, Karls-Universität phil. Richard Salomon, Universitätsprofessor, Hamburg. phil. Heinrich Felix Schmid, Universitätsprofessor, Graz. phil. Ludwig Schütte, Professor, Studienrat, Breslau.

Inhalt I. Abhandlungen.

Seite

Die wissenschaftliche, das Wendische (Sorbische) betreffende Literatur des letzten Jahrzehnts, von Karl H. Meyer 1 Hanptströmungen in der modernen sttdslavischen Literatur, von Josef Matl 10 Erziehungs- und Bildungswesen In der Ukrainischen Sozialistischen Räte-Republik, von W. Dittrich 69 Über einige neue Quellen zur Geschichte Rußlands von Alesander III. bis zur Revolution, von Richard Salomon 84 Bemerkungen zu dem Artikel von Bretholz im I. Bande der „Jahresberichte", von V. Novotn£ . • 98 Zur Bibliographie der in Deutschland erschienenen slavischen Belletristik und Literaturgeschichte, von Erdmann Hanisch 99 Sprachliche Neuerscheinungen aus der praktischen Grammatik, von Erd» mann Hanisch • 112

IL Anzeigen. Arnold Oskar Meyer, Fürst Metternich, angez. von Er dm. Hanisch . Michael Graf Kärolyl, Gegen eine ganze Welt, angez. von L. Schütte Cosmas von Prag, Die Chronik der Böhmen, herausgeg. von Berthold Bretholz, angez. von R. Holtzmann Jean d*Armes, Masaryk und Eornel Zimka, Thomas Masaryk, angez. von Erdmann Hanisch. Josef Pekar, Irrtümer und Gefahren der Bodenreform, ins Deutsche übersetzt von Eugen Czernin, angez. von Erdmann Hanisch . Erich Caspar, Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaats in Preußen, angez. von Erdmann Hanisch . . . Henryk Paszklewicz, Polityka Ruska Kazimierza Wielkiego, angez. von Heinrich Felix Schmid Ernst Meyer, Der polnische Staat, seine Verwaltung und sein Recht, angez. von Manfred Laubert Karl RzepeckI, OswobodzeniePoznania, angez. von Manfred Laubert Karl Eaislg, Die polnische politische Propaganda in Oberschlesien und die deutsche Abwehr, angez. von Erdmann Hanisch. . . Otto Loening, Die Freie Stadt Danzig, angez. von Manfred Laubert Erich Kayser, Geschichte Danzigs, angez. von Manfred Laubert . . TT. Kliutschewskl Geschichte Rußlands, herausgeg. von Prof. Dr. Friedr. Braun und Reinhold v. Walter, Bd. I u. II, angez. von Erdmann Hanisch

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VI Seite

W« P. Cresson, The Holy Alliance, angez. von HaraldCosack . . . Peter TOB Meyendorff, ein russischer Diplomat an den Höfen von Berlin und Wien. Briefwechsel 1826—1863, herausgeg. u. eingel. von Otto Hoetzsch, angez. von Erdmann Hanisch Martin Mandt, ein deutscher Arzt am Hofe Kaiser Nikolaus' I. von Rußland, herausgeg. von Veronika Luhe, mit einer Einführung von Th. Schiemann, angez. v. Erdmann Hanisch. . . . . . . Baron F. A. Korff, Russia's foreign relations du ring the last half Century, angez. von Harald Cosack Birkbeck and tbe Rnssian Chnrch, containing essays and artikles by the late Birkbeck, written in the years 1888—1915. Collected and edited by A. Riley, angez. von Harald Cosack Aus der Literatur über den Bolschewismus und Lenin, von Erdmann Hanisch. • Sren Hedln, Von Peking nach Hoskau und Sven Hedin, Ossendowski und die Wahrheit, angez. von Max Friedrichsen Antonl Ferdinand Ossendowski, Schatten des dunklen Ostens, angez. von A. Nehring. . Colin Boss, Der Weg nach Osten, angez. von Willibald G e b e l . . . H. F. Crohn-Wolfgang, Lettlands Bedeutung für die östliche Frage, angez, von Manfred Laubert

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I. Abhandlungen. Die wissenschaftliche, das Wendische (Sorbische) betreffende Literatur des letzten Jahrzehnts.1) Von Karl II. Meyer. E r n s t M u c k e s Preisschrift, die „Historische und vergleichende Laut- und Formenlehre der niedersorbischen Sprache mit besonderer Berücksichtigung der Grenzdialekte und des Obersorbischen", Leipzig 1891, bot eine .derartige Fülle von Material, eine so erschöpfende Behandlung der gesamten wendischen Sprache, daß ein Vierteljahrhundert verging, ehe sich ein andrer wieder an die Untersuchung der wendischen Sprache zu begeben wagte. Zwar brachte hie und da der Casopis Macicy Serbskeje einen kleinen Beitrag, der als wissenschaftlich im engen Sinne Beachtung fand; im übrigen zehrte jeder Grammatiker, jeder Slavist, von M u c k e s fundamentalem Werke wie die mittelalterliche Philosophie von Aristoteles. Das ging so weit, daß viele Slavisten das Wendische als etwas Erledigtes unbeachtet ließen und, wo es einmal nicht zu umgehen war, es behandelten, wie etwa ein traditioneller Indogermanist das Slavische, d. h. fehlerhaft. Wenn z. B. ein bedeutender Slavist in einer vortrefflichen Chrestomathie das Wendische unrichtig umschreibt oder ein andrer den kläglichen Zustand der sorbischen Lexikographie hervorhebt, wo wir doch den vorzüglichen P f u h l , zwar 1866 geschrieben, aber kaum veraltet, besitzen, oder wenn P a u l D i e l s in seinen „Slaven" (Leipzig 1920) S. 18 die paar wendischen Wörter mit Akzenten versieht —, so sind das nur einige Zufallsbelege für das Gesagte. Erst das letzte Jahrzehnt hat uns aus der Stagnation herausgerissen. Der Anregung B a u d o u i n de C o u r t e n a y s ist es zu danken, daß der russische Forscher L. V. S 6 e r b a einen kräftigen Anlauf zur Weiterarbeit machte. Seine seit 1907 wiederholt unternommenen l ) In dem Artikel „Lusatica im letzten Jahrzehnt", Slavia II (1923), S. 175 bis 177 gibt Jos. Pata eine Aufzählung von Schriften, die bis 1922 erschienea sind und das Wendische betreffen, ohne nähere Behandlung, ohne Kritik und unvollständig; gerade zwei so wichtige Beiträge, wie der von Scer^a und von Sachmatov fehlen. Dieser Hinweis mag für den, der sich für das wendische Schrifttum während der genannten Jahre interessiert, genügen. 1

— 2 — Reisen in die Lausitz, namentlich in das nordöstliche Gebiet, um Muskau herum, zeitigten als schöne Frucht das Werk „VostoSnoluzickoe narS&e" Band I, Petrograd 1915, XXII + 194 + 54 Seiten. Die Arbeit enthält eine wissenschaftliche Beschreibung des Muskauer Dialektes, also jener wendischen Mundart, die bemerkenswerte Züge des Niederwendischen mit solchen des Oberwendischen verbindet und zugleich, angrenzend an das Deutsche, bis in die innerste Struktur von der deutschen Sprache beeinflußt ist. Dieser Einfluß der einen Sprache auf die andere war es auch, der Baudouin de Courtenay veranlaßte, den Verfasser auf das Wendische hinzuweisen, Scerbas Werk bietet außer einer Beschreibung der in dem genannten Dialekte vorkommenden Lautgebilde (S. 11—24), Wortbildungsweise (S. 75—142) und Satzgebilde (S. 143—150) eine historische Zurückführung ,der äußeren Sprachform auf das Urslavische (S. 152—194), sowie 54 Seiten Texte, die größtenteils aus dem Munde von Bewohnern des Muskauer Gebietes geschöpft sind, mit russischen oder deutschen Übersetzungen. Der erste Teil des Werkes (S. 1—150) ist entsprechend dem besonderen Interesse des Verfassers auf die Betrachtung der phonetischen und psychologischen Struktur der Sprache gerichtet; wie weit diese Betrachtungsart im Hinblick auf einen einzelnen Dialekt wertvoll ist, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls fällt die Darstellung des Verfassers (S. 1—150) derartig aus dem Rahmen des grammatischen Systems, daß eine so vereinzelt stehende Darstellung, ohne die Stütze an andere parallel laufende, sich schwer in den Rahmen der wissenschaftlichen Sprachforschung einfügt. Erst bei der Zurückführung der sprachlichen Tatsachen auf die urslavische Grundform (S. 152—194) betritt der Verfasser den Boden des üblichen Schemas und verläßt die rein darstellende und räsonnierende Betrachtungsweise. Zu den wertvollsten Teilen des Werkes gehören die beigefügten Texte: hier haben wir einmal wissenschaftlich aufgezeichnetes, gesprochenes Wendisch vor uns, so rein und echt wie die Ochsenhirtensprache eines Vuk Karadzid. Auf Grund solcher Aufzeichnungen lassen sich sprachwissenschaftliche Untersuchungen machen, anders als an den zurechtfrisierten und beschulmeisterten Musterlesestücken, die der wendische Bauer nur versteht, wenn er ein bißchen slavische Sprachen studiert hat. Da finden wir solche Sätze wie t o s m a e k u j e z a j a c „das schmeckt nach mehr", oder, von dem Verfasser nicht verstanden, t o £ i d z e h o l b e r v a e n „das kommt so halber raus" ( = „so einigermaßen reicht es") S. 17. Diese Textaufzeichnungen sind geradezu bahnbrechend un,d könnten als Vorbild für Wenden und Nichtwenden dienen, um der Wissenschaft Dienste von Dauer zu leisten. — Der V. Teil des Werkes, der dem Grammatiker die historischen Ergebnisse bieten will (S. 152—194), versagt leider in wesentlichen Punkten. Zwar hat der Verfasser durchaus recht daran getan, das hypothetische, aber praktische Urslavische als Ausgangspunkt zu nehmen, und nicht ein hypothetisches, aber unpraktisches Ursorbisch oder Urwestslavisch, wie es S a c h m a t o v in seiner sogleich zu nennenden Kritik wünschte. Wohl aber wäre ein reicheres, und an den wesentlichen Punkten er-

— 3 — schöpfendes Material angebracht gewesen; dann wären auch die Ergebnisse nicht so verhältnismäßig dürftig ausgefallen. Dem Verfasser ist es meist nicht gelungen, die Doppelentwicklungen verschiedener Erscheinungen befriedigend zu erklären —, wofür sich Belege auf durchschnittlich jeder Seite finden. Trotz dieser Ausstellungen aber ist die Arbeit Scerbas ein gewaltiges Verdienst von bleibendem Wert, einem Dammbruch vergleichbar, der ruhiges, stehendes Wasser in kräftige Bewegung versetzt Söerbas Werk fand eine eingehende Besprechung seitens A A. S a c h m a t o v s in den Petersburger „Izvästija ot