Insolvenzordnung: Band 7 §§ 217-285 9783110253306, 9783899492637

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Table of contents :
Die Bearbeiter der 1. Auflage
Inhaltsübersicht
Abkürzungsverzeichnis und Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur
SECHSTER TEIL. Insolvenzplan
Vorbemerkungen zu §§ 217–269
ERSTER ABSCHNITT. Aufstellung des Plans
§ 217. Grundsatz
§ 218. Vorlage des Insolvenzplans
§ 219. Gliederung des Plans
§ 220. Darstellender Teil
§ 221. Gestaltender Teil
§ 222. Bildung von Gruppen
§ 223. Rechte der Absonderungsberechtigten
§ 224. Rechte der Insolvenzgläubiger
§ 225. Rechte der nachrangigen Insolvenzgläubiger
§ 225a. Rechte der Anteilsinhaber
§ 226. Gleichbehandlung der Beteiligten
§ 227. Haftung des Schuldners
§ 228. Änderung sachenrechtlicher Verhältnisse
§ 229. Vermögensübersicht. Ergebnis- und Finanzplan
§ 230. Weitere Anlagen
§ 231. Zurückweisung des Plans
§ 232. Stellungnahmen zum Plan
§ 233. Aussetzung von Verwertung und Verteilung
§ 234. Niederlegung des Plans
ZWEITER ABSCHNITT. Annahme und Bestätigung des Plans
§ 235. Erörterungs- und Abstimmungstermin
§ 236. Verbindung mit dem Prüfungstermin
§ 237. Stimmrecht der Insolvenzgläubiger
§ 238. Stimmrecht der absonderungsberechtigten Gläubiger
§ 238a. Stimmrecht der Anteilsinhaber
§ 239. Stimmliste
§ 240. Änderung des Plans
§ 241. Gesonderter Abstimmungstermin
§ 242. Schriftliche Abstimmung
§ 243. Abstimmung in Gruppen
§ 244. Erforderliche Mehrheiten
§ 245. Obstruktionsverbot
§ 246. Zustimmung nachrangiger Insolvenzgläubiger
§ 246a. Zustimmung der Anteilsinhaber
§ 247. Zustimmung des Schuldners
§ 248. Gerichtliche Bestätigung
§ 248a. Gerichtliche Bestätigung einer Planberichtigung
§ 249. Bedingter Plan
§ 250. Verstoß gegen Verfahrensvorschriften
§ 251. Minderheitenschutz
§ 252. Bekanntgabe der Entscheidung
§ 253. Rechtsmittel
DRITTER ABSCHNITT. Wirkungen des bestätigten Plans. Überwachung der Planerfüllung
§ 254. Allgemeine Wirkungen des Plans
§ 254a. Rechte an Gegenständen. Sonstige Wirkungen des Plans
§ 254b. Wirkung für alle Beteiligten
§ 255. Wiederauflebensklausel
§ 256. Streitige Forderungen. Ausfallforderungen
§ 257. Vollstreckung aus dem Plan
§ 258. Aufhebung des Insolvenzverfahrens
§ 259. Wirkungen der Aufhebung
§ 259a. Vollstreckungsschutz
§ 259b. Besondere Verjährungsfrist
§ 260. Überwachung der Planerfüllung
§ 261. Aufgaben und Befugnisse des Insolvenzverwalters
§ 262. Anzeigepflicht des Insolvenzverwalters
§ 263. Zustimmungsbedürftige Geschäfte
§ 264. Kreditrahmen
§ 265. Nachrang von Neugläubigern
§ 266. Berücksichtigung des Nachrangs
§ 267. Bekanntmachung der Überwachung
§ 268. Aufhebung der Überwachung
§ 269. Kosten der Überwachung
SIEBTER TEIL. Koordinierung der Verfahren von Schuldnern, die derselben Unternehmensgruppe angehören
ERSTER ABSCHNITT. Allgemeine Bestimmungen
§ 269a. Zusammenarbeit der Insolvenzverwalter
§ 269b. Zusammenarbeit der Gerichte
§ 269c. Zusammenarbeit der Gläubigerausschüsse
ZWEITER ABSCHNITT. Koordinationsverfahren
§ 269d. Koordinationsgericht
§ 269e. Verfahrenskoordinator
§ 269f. Aufgaben und Rechtsstellung des Verfahrenskoordinators
§ 269g. Vergütung des Verfahrenskoordinators
§ 269h. Koordinationsplan
§ 269i. Abweichungen vom Koordinationsplan
ACHTER TEIL. Eigenverwaltung
§ 270. Voraussetzungen
§ 270a. Eröffnungsverfahren
§ 270b. Vorbereitung einer Sanierung
§ 270c. Bestellung des Sachwalters
§ 270d. Eigenverwaltung bei gruppenangehörigen Schuldnern
§ 271. Nachträgliche Anordnung
§ 272. Aufhebung der Anordnung
§ 273. Öffentliche Bekanntmachung
§ 274. Rechtsstellung des Sachwalters
§ 275. Mitwirkung des Sachwalters
§ 276. Mitwirkung des Gläubigerausschusses
§ 276a. Mitwirkung der Überwachungsorgane
§ 277. Anordnung der Zustimmungsbedürftigkeit
§ 278. Mittel zur Lebensführung des Schuldners
§ 279. Gegenseitige Verträge
§ 280. Nur der Sachwalter kann die Haftung nach den §§ 92 und 93 für die Insolvenzmasse geltend machen und Rechtshandlungen nach den §§ 129 bis 147 anfechten
§ 281. Unterrichtung der Gläubiger
§ 282. Verwertung von Sicherungsgut
§ 283. Befriedigung der Insolvenzgläubiger
§ 284. Insolvenzplan
§ 285. Masseunzulänglichkeit
Sachregister
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Insolvenzordnung: Band 7 §§ 217-285
 9783110253306, 9783899492637

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Großkommentare der Praxis

Jaeger

Insolvenzordnung Großkommentar Begründet zur Konkursordnung von Professor Dr. Ernst Jaeger †

Erste Auflage herausgegeben von

Wolfram Henckel und Walter Gerhardt

Siebter Band §§ 217–285

Bearbeitet von

Joachim Münch, Christoph Kern Andreas Piekenbrock, Caroline Meller-Hannich

De Gruyter

Zitiervorschlag z.B.: Jaeger/Kern InsO, § 237 Rn 2.

ISBN 978-3-89949-263-7 e-ISBN (PDF) 978-3-11-025330-6 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-039192-3 Library of Congress Control Number: 2013404965 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Datenkonvertierung/Satz: Dörlemann Satz, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH und Co. KG, Göttingen www.degruyter.com

Die Bearbeiter der 1. Auflage Professor Dr. Diederich Eckardt, Professor an der Universität Trier Professor Dr. Ulrich Ehricke, LL.M. (London), M.A., Professor an der Universität zu Köln, Richter am OLG Düsseldorf Professor Dr. Oliver Fehrenbacher, Professor an der Universität Konstanz Professor Dr. Ulrich Foerste, Professor an der Universität Osnabrück Professor Dr. Walter Gerhardt, em. Professor an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Professor Dr. Richard Giesen, Professor am Zentrum für Arbeitsbeziehungen und Arbeitsrecht (ZAAR), Ludwig-Maximilians-Universität München Professor Dr. Dr. h.c. Wolfram Henckel, em. Professor an der Georg-August-Universität Göttingen Professor Dr. Florian Jacoby, Professor an der Universität Bielefeld Professor Dr. Christoph A. Kern, LL.M. (Harvard), Professor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Professor Dr. Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth Professor Dr. Peter Mankowski, Professor an der Universität Hamburg Professorin Dr. Caroline Meller-Hannich, Professorin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Professor Dr. Hans-Friedrich Müller, LL.M. (Bristol), Professor an der Universität Trier; Richter am OLG Koblenz Professor Dr. Joachim Münch, Professor an der Georg-August-Universität Göttingen Professor Dr. Andreas Piekenbrock, Professor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Professorin Dr. Nicola Preuß, Professorin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Professor Dr. Eberhard Schilken, em. Professor an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Professor Dr. Peter A. Windel, Professor an der Ruhr-Universität Bochum

V

VI

Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht Insolvenzordnung Sechster Teil Insolvenzplan Erster Abschnitt Aufstellung des Plans

Bearbeiter § 217 § 218 § 219 § 220 § 221 § 222 § 223 § 224 § 225 § 225a § 226 § 227 § 228 § 229 § 230 § 231 § 232 § 233 § 234

Grundsatz Vorlage des Insolvenzplans Gliederung des Plans Darstellender Teil Gestaltender Teil Bildung von Gruppen Rechte der Absonderungsberechtigten Rechte der Insolvenzgläubiger Rechte der nachrangigen Insolvenzgläubiger Rechte der Anteilsinhaber Gleichbehandlung der Beteiligten Haftung des Schuldners Änderung sachenrechtlicher Verhältnisse Vermögensübersicht. Ergebnis- und Finanzplan Weitere Anlagen Zurückweisung des Plans Stellungnahmen zum Plan Aussetzung von Verwertung und Verteilung Niederlegung des Plans

Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch Joachim Münch

Zweiter Abschnitt Annahme und Bestätigung des Plans § 235 § 236 § 237 § 238 § 238a § 239 § 240 § 241 § 242 § 243 § 244 § 245 § 246

Erörterungs- und Abstimmungstermin Verbindung mit dem Prüfungstermin Stimmrecht der Insolvenzgläubiger Stimmrecht der absonderungsberechtigten Gläubiger Stimmrecht der Anteilsinhaber Stimmliste Änderung des Plans Gesonderter Abstimmungstermin Schriftliche Abstimmung Abstimmung in Gruppen Erforderliche Mehrheiten Obstruktionsverbot Zustimmung nachrangiger Insolvenzgläubiger

Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern

VII

Inhaltsübersicht

§ 246a § 247 § 248 § 248a § 249 § 250 § 251 § 252 § 253

Zustimmung der Anteilsinhaber Zustimmung des Schuldners Gerichtliche Bestätigung Gerichtliche Bestätigung einer Planberichtigung Bedingter Plan Verstoß gegen Verfahrensvorschriften Minderheitenschutz Bekanntgabe der Entscheidung Rechtsmittel

Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern Christoph Kern

Dritter Abschnitt Wirkungen des bestätigten Plans. Überwachung der Planerfüllung § 254 § 254a § 254b § 255 § 256 § 257 § 258 § 259 § 259a § 259b § 260 § 261 § 262 § 263 § 264 § 265 § 266 § 267 § 268 § 269

Allgemeine Wirkungen des Plans Rechte an Gegenständen. Sonstige Wirkungen des Plans Wirkung für alle Beteiligten Wiederauflebensklausel Streitige Forderungen. Ausfallforderungen Vollstreckung aus dem Plan Aufhebung des Insolvenzverfahrens Wirkungen der Aufhebung Vollstreckungsschutz Besondere Verjährungsfrist Überwachung der Planerfüllung Aufgaben und Befugnisse des Insolvenzverwalters Anzeigepflicht des Insolvenzverwalters Zustimmungsbedürftige Geschäfte Kreditrahmen Nachrang von Neugläubigern Berücksichtigung des Nachrangs Bekanntmachung der Überwachung Aufhebung der Überwachung Kosten der Überwachung

Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock

Siebter Teil Koordinierung der Verfahren von Schuldnern, die derselben Unternehmensgruppe angehören Erster Abschnitt Allgemeine Bestimmungen § 269a § 269b § 269c

VIII

Zusammenarbeit der Insolvenzverwalter Zusammenarbeit der Gerichte Zusammenarbeit der Gläubigerausschüsse

Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock

Inhaltsübersicht

Zweiter Abschnitt Koordinationsverfahren § 269d § 269e § 269f § 269g § 269h § 269i

Koordinationsgericht Verfahrenskoordinator Aufgaben und Rechtsstellung des Verfahrenskoordinators Vergütung des Verfahrenskoordinators Koordinationsplan Abweichungen vom Koordinationsplan

Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock Andreas Piekenbrock

Achter Teil Eigenverwaltung § 270 § 270a § 270b § 270c § 270d § 271 § 272 § 273 § 274 § 275 § 276 § 276a § 277 § 278 § 279 § 280 § 281 § 282 § 283 § 284 § 285

Voraussetzungen Eröffnungsverfahren Vorbereitung einer Sanierung Bestellung des Sachwalters Eigenverwaltung bei gruppenangehörigen Schuldner Nachträgliche Anordnung Aufhebung der Anordnung Öffentliche Bekanntmachung Rechtsstellung des Sachwalters Mitwirkung des Sachwalters Mitwirkung des Gläubigerausschusses Mitwirkung der Überwachungsorgane Anordnung der Zustimmungsbedürftigkeit Mittel zur Lebensführung des Schuldners Gegenseitige Verträge Haftung. Insolvenzanfechtung Unterrichtung der Gläubiger Verwertung von Sicherungsgut Befriedigung der Insolvenzgläubiger Insolvenzplan Masseunzulänglichkeit

Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich Caroline Meller-Hannich

IX

X

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis und Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur zu Jaeger, Insolvenzordnung Großkommentar Abkürzungen der 1. Auflage Stand: August 2018 aA AAG aaO abgedr AbgG

Abl abl Abl EG

AblKR Abs abw AcP AdoptionsG

ADS aE ÄndG ÄndVO AEntG AEUV

aF Afa AFB AFG AG

anderer Ansicht Aufwendungsausgleichsgesetz vom 22.12.2005 (BGBl I S. 3686) am angegebenen Ort abgedruckt Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder des Deutschen Bundestages (Abgeordnetengesetz) idF der Bekanntmachung vom 21.2.1996 (BGBl I S 326; BGBl III/FNA 1101–8) Amtsblatt ablehnend (e/er/es) Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften (Ab 11.1968: Ausgabe C. Mitteilungen und Bekanntmachungen; Ausgabe L. Rechtsvorschriften) Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland Absatz abweichend Archiv für die civilistische Praxis Gesetz über die Annahme als Kind und zur Änderung anderer Vorschriften (Adoptionsgesetz) vom 2.7.1976 (BGBl I S 1749; BGBl III/FNA 404–20) Allgemeine Deutsche Seeversicherungsbedingungen am Ende Änderungsgesetz Änderungsverordnung Arbeitnehmer-Entsendegesetz vom 20.4.2009 (BGBl I S 799) Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, Fassung aufgrund des am 1.12.2009 in Kraft getretenen Vertrages von Lissabon, Konsolidierte Fassung bekanntgemacht im ABl EG Nr C 115 vom 9.5.2008, S 47 alter Fassung Absetzung für Abnutzungen Allgemeine Feuerversicherungsbedingungen Arbeitsförderungsgesetz vom 25.6.1969 (BGBl I S 582; BGBl III/FNA 810–1) Aktiengesellschaft, auch: Amtsgericht, auch: Ausführungsgesetz, auch: Die Aktiengesellschaft, Zeitschrift für das gesamte Aktienwesen

XI

Abkürzungsverzeichnis AGB AGB-Bnk AGBG

AGBG/InsOÄndG

AGG AGO (Preußen) AHB Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier

AiB AKB AktG ALB Alg Allg AllgKriegsfolgenG

AllgT Alt AltTZG aM Andres/Leithaus AnfG

Anh Anl Anm Annuß/Lembke AnVNG

AO AP ArbBeschFG

ArbG ArbGG

XII

Allgemeine Geschäftsbedingungen Allgemeine Geschäftsbedingungen der Banken Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB-Gesetz) vom 9.12.1976 (BGBl I S 3317; BGBl III/FNA 402–28); aufgeh mWv 1.1.2002 Gesetz zur Änderung des AGB-Gesetzes und der Insolvenzordnung vom 19.7.1996 (BGBl I S 1013; BGBl III/FNA 311–13) Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz vom 14.8.2006 (BGBl I S 1897) Allgemeine Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten vom 6.7.1793 Allgemeine Bedingungen für die Haftpflichtversicherung Fachanwalts-Kommentar Insolvenzrecht, hrsg v Martin Ahrens, Markus Gehrlein und Andreas Ringstmeier, 3. Aufl. 2017 Arbeitsrecht im Betrieb Allgemeine Bedingungen für die Kraftfahrtversicherung Aktiengesetz vom 6.9.1965 (BGBl I S 1089; BGBl III/FNA 4121–1) Allgemeine Lebensversicherungsbedingungen Arbeitslosengeld Allgemein (e/er/es) Gesetz zur allgemeinen Regelung durch den Krieg und den Zusammenbruch des Deutschen Reiches entstandener Schäden (Allgemeines Kriegsfolgengesetz) vom 5.11.1957 (BGBl I S 1747; BGBl III/FNA 653–1) Allgemeiner Teil Alternative Altersteilzeitgesetz vom 23.7.1996 (BGBl I S 1078) anderer Meinung Insolvenzordnung, Kommentar, Dirk Andres und Rolf Leithaus, 3. Aufl. 2014 Gesetz über die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außerhalb des Insolvenzverfahrens (Anfechtungsgesetz) vom 5.10.1994 (BGBl S 2911; BGBl III/FNA 311–14–2) Anhang Anlage Anmerkung Arbeitsrechtliche Umstrukturierungen in der Insolvenz, Georg Annuß, Mark Lembke, 3. Aufl. 2016 Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Rentenversicherung der Angestellten vom 23.2.1957 (BGBl I S 88; BGBl III/FNA 821–2) Abgabenordnung vom 16.3.1976 (BGBl I S 613; BGBl III/ FNA 610–1–3) Arbeitsrechtliche Praxis, Nachschlagewerk des Bundesarbeitsgerichts Gesetz zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung (Arbeitsrechtliches Beschäftigungsförderungsgesetz) vom 25.9.1996 (BGBl I S 1476) Arbeitsgericht Arbeitsgerichtsgesetz vom 3.9.1953 (BGBl I S 1267; BGBl III/FNA 320–1)

Abkürzungsverzeichnis ArbPlSchG ArbR ArbRB ArbRHb ArchBürgR arg Armbrüster/Eickelberg/Renner

ARS

ARST Art AT AtomG

AuA Aufl AufsVO

AÜG AuR ausf Ausg AV AVG AVLJM AVO Az BA BadRpr BadWürttNotZ BAFin BAG BAGE Bamberger/Roth BankArch Bankbetrieb BankenK

BankGesch BankR

Arbeitsplatzschutzgesetz idF der Bekanntmachung vom 16.7.2009 (BGBl I S 2055) Arbeitsrecht Der Arbeits-Rechts-Berater Arbeitsrechtshandbuch Archiv für bürgerliches Recht (1.1888–43.1919) argumentum Beurkundungsgesetz und Dienstordnung für Notarinnen und Notare, Kommentar, hrsg v Christian Armbrüster, Jan Eickelberg und Thomas Renner, 7. Aufl. 2015 Arbeitsrechtssammlung, Entscheidungen des Reichsarbeitsgerichts und der Landesarbeitsgerichte, früher Bensheimer Sammlung Arbeitsrecht in Stichworten Artikel Allgemeiner Teil Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren (Atomgesetz) vom 23.12.1959 (BGBl I S 814) Arbeit und Arbeitsrecht Auflage Verordnung des Bundesrates vom 8.8.1914 betreffend die Anordnung einer Geschäftsaufsicht zur Abwendung des Konkursverfahrens (Aufsichtsverordnung) (RGBl S 363) Arbeitnehmerüberlassungsgesetz idF der Bekanntmachung vom 3.2.1995 (BGBl I S 158) Arbeit und Recht, Zeitschrift für die Arbeitsrechtspraxis ausführlich Ausgabe Die Angestelltenversicherung Angestelltenversicherungsgesetz vom 28.5.1924 (RGBl I S 563; BGBl III/FNA 821–1) Ausführungsverordnung des Landesjustizministers Ausführungsverordnung Aktenzeichen Bundesagentur für Arbeit Badische Rechtspraxis und Annalen der Großherzogisch Badischen Gerichte Zeitschrift für das Notariat in Baden-Württemberg Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bundesarbeitsgericht Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts; amtliche Sammlung Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: BGB, hrsg v Heinz Georg Bamberger und Herbert Roth, 3. Aufl. 2012 Bankarchiv, Zeitschrift für Bank- und Börsenwesen (1.1901–43.1943, aufgegangen in Bankwirtschaft) Zeitschrift für Bankpolitik und Bankpraxis (früher Bankwirtschaft) Bankenkommentar zum Insolvenzrecht, hrsg v Friedrich L. Cranshaw, Christoph G. Paulus und Nicole Michel, 3. Aufl. 2016 Bankgeschäfte Bankrecht

XIII

Abkürzungsverzeichnis BankR-Hb BankvertragsR Bauer/Schaub BauFG BauG Baumbach/Hefermehl/Casper

Baumbach/Hopt

Baumbach/Hueck Baumbach/Lauterbach/Albers/ Hartmann BauR Baur/Stürner InsR Baur/Stürner/Bruns BayJMBl BayObLG BayObLGZ BayrRPflZ BayVBl BayZ BB BBankG BBergG BBiG BBl BBodSchG

Bd BDSG (aF) BDSG 2018 BeamtVG

Bearb Beck/Depré

XIV

Bankrechtshandbuch, hrsg v Herbert Schimansky, Hermann-Josef Bunte und Hans-Jürgen Lwowski, 5. Aufl. 2017 Bankvertragsrecht Grundbuchordnung, hrsg v Joachim Bauer und Bernhard Schaub, 4. Aufl. 2018 Gesetz zur Sicherung der Bauförderungen vom 1.6.1909 (RGBl S 449; BGBl III/FNA 213–2) Baugesetzbuch idF der Bekanntmachung vom 23.9.2004 (BGBl I S 2414; BGBl III/FNA 213–1) Kommentar zum Wechselgesetz, Scheckgesetz, Recht der kartengestützten Zahlungen, begr v Adolf Baumbach, fortgef v Wolfgang Hefermehl, 23. Aufl. 2008 Kommentar zum HGB, begr v Adolf Baumbach, fortgef v Klaus J. Hopt, Hanno Merkt und Markus Roth, 38. Aufl. 2018 Kommentar zum GmbH-Gesetz, begr v Adolf Baumbach, fortgef v Alfred Hueck, 21. Aufl. 2017 Zivilprozessordnung, Kommentar, begr v Adolf Baumbach, fortgef v Wolfgang Lauterbach, Jan Albers, Peter Hartmann, 76. Aufl. 2018 Baurecht, Zeitschrift für das gesamte öffentliche und zivile Baurecht Insolvenzrecht, Fritz Baur, fortgef v Rolf Stürner, 12. Aufl. 2003 Zwangsvollstreckungsrecht, Fritz Baur, fortgef v Rolf Stürner und Alexander Bruns, 13. Aufl. 2006 Bayerisches Justizministerialblatt Bayerisches Oberstes Landesgericht Entscheidungen des Bayerischen Obersten Landesgerichts in Zivilsachen Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern (1.1905–30.1934; vorher: Seufferts Blätter für Rechtsanwendung Bayerische Verwaltungsblätter Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern Der Betriebsberater Gesetz über die Deutsche Bundesbank vom 22.10.1992 (BGBl I S. 1782; BGBl III/FNA 7620–1) Bundesberggesetz vom 13.8.1980 (BGBl I S 1310; BGBl III/ FNA 750–15) Berufsbildungsgesetz vom 23.3.2005 (BGBl I S 931) Betriebswirtschaftliche Blätter Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz vom 17.3.1998 (BGBl I S 502; BGBl III/FNA 2129–32) Band Bundesdatenschutzgesetz vom 14.1.2003 (BGBl I S 66; FNA 204–3) Bundesdatenschutzgesetz idF vom 30.6.2017 (BGBl I S 2097; FNA 204–4) Gesetz über die Versorgung der Beamten und Richter in Bund und Ländern (Beamtenversorgungsgesetz) idF der Bekanntmachung vom 16.3.1999 (BGBl I S 322; BGBl III/FNA 2030–25) Bearbeitung Praxis der Insolvenz, hrsg v Siegfried Beck und Peter Depré, 3. Aufl. 2017

Abkürzungsverzeichnis Becker BeckOGK BGB BeckOK ArbR BeckOK BGB BeckOK InsO BeckOK ZPO BEEG BEG

Begr Begr EGemeinschuldO

Begr EGKO Begr EKO Begr z KO Nov 1898

Beil Bem Ber ber BerInsRKomm BerlAnwBl BerlinFG 1990

bes betr BetrAV BetrAVG

BetrVG BfA BFH BFHE BFuP BG BGB BGBl BGH

Insolvenzrecht, Christoph Becker, 3. Aufl. 2010 Beck’scher Online-Großkommentar Bürgerliches Gesetzbuch, ständig aktualisiert Beck’scher Onlinekommentar Arbeitsrecht, ständig aktualisiert Beck’scher Online-Kommentar BGB, ständig aktualisiert Beck’scher Online-Kommentar Insolvenzordnung, Stand 11. Ed. 2018 Beck’scher Online-Kommentar ZPO, ständig aktualisiert Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz vom 5.12.2006 (BGBl I S 2748) Bundesgesetz zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung (Bundesentschädigungsgesetz) idF der Bekanntmachung vom 29.6.1956 (BGBl I S 559; BGBl III 251–1) Begründung Motive zum Entwurf einer Deutschen Gemeinschuldordnung (zitiert nach Band- und Seitenzahlen der Ausgabe des Verlages der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R.v. Decker), Berlin, 1873) Motive zu dem Entwurf eines Einführungsgesetzes einer Konkursordnung, zitiert nach Seitenzahlen der RT-Drucks Motive zu dem Entwurf einer Konkursordnung, zitiert nach Seitenzahlen der RT-Drucks Begründung zu den Entwürfen eines Gesetzes betr. die Änderungen der Konkursordnung und eines zugehörigen Einführungsgesetzes; zitiert nach der Seitenzahl der Drucksachen, 9. Legislaturperiode, V. Session, 1897/98 Nr. 100 Beilage Bemerkung(en) Bericht berichtigt Bericht der Kommission für Insolvenzrecht, 1985 (1. Bericht) bzw 1986 (2. Bericht) Berliner Anwaltsblatt Gesetz zur Förderung der Wirtschaft von Berlin (West) idF der Bekanntmachung 2.2.1990 (BGBl I S 173; BGBl III/FNA 610–6–5) besonders betreffend betriebliche Altersversorgung Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung – Betriebsrentengesetz vom 19.12.1974 (BGBl I S 3610) Betriebsverfassungsgesetz vom 15.1.1972 (BGBl I S 13; BGBl III/FNA 801–7) Bundesanstalt für Arbeit Bundesfinanzhof Sammlung der Entscheidungen und Gutachten des Bundesfinanzhofs Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis Die Berufsgenossenschaft Bürgerliches Gesetzbuch vom 18.8.1896 (RGBl S 195; BGBl III/FNA 400–2) Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof

XV

Abkürzungsverzeichnis BGHSt BGHZ BImSchG

BinSchG

Birk/Desens/Tappe Birkenfeld/Wäger BJagdG BK

BKR Bl Bley/Mohrbutter

BlfGenW BlGBW BlPMZ BlStSozArbR Blümich BMF BNotO BörsG Böttcher Bolze RG Boochs/Dauernheim Borchardt/Frind Bork AT Bork HdbAnfR Bork InsR Bork/Hölzle Bork/Koschmieder

XVI

Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Strafsachen; amtliche Sammlung Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen; amtliche Sammlung Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz) idF der Bekanntmachung vom 26.9.2002 (BGBl I S 3830; BGBl III/FNA 2129–8) Gesetz, betreffend die privatrechtlichen Verhältnisse der Binnenschifffahrt (Binnenschifffahrtsgesetz – BinSchG) vom 15.6.1895 (RGBl S 301; BGBl III/FNA 4103–1) Steuerrecht, Dieter Birk, Marc Desens und Henning Tappe, 20. Aufl. 2017 Das große Umsatzsteuer-Handbuch, hrsg v Wolfram Birkenfeld und Christoph Wäger, Loseblatt, Stand 75. EL 2017 Bundesjagdgesetz idF der Bekanntmachung vom 29.9.1976 (BGBl I S 2849; BGBl III/FNA 792–1) Berliner Kommentar Insolvenzrecht, Loseblatt, hrsg v Jürgen Blersch, Hans-Wilhelm Goetsch und Ulrich Haas, Stand 80. EL 2018 Zeitschrift für Bank- und Kapitalmarktrecht (1.2001 ff) Blatt Vergleichsordnung, begr v Erich Bley, Neubearbeitung von Jürgen Mohrbutter, unter Mitarbeit von Harro Mohrbutter, 4. Aufl. 1970 ff Blätter für Genossenschaftswesen (13.1866 ff; vorher: Die Innung der Zukunft) Blätter für Grundstücks-, Bau- und Wohnungsrecht Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen Blätter für Steuerrecht, Sozialversicherung und Arbeitsrecht EStG, KStG, GewStG, hrsg v Bernd Heuermann und Peter Brandis, Loseblatt, Stand 142. EL 2018 Bundesminister der Finanzen Bundesnotarordnung vom 24.2.1961 (BGBl I S 98; BGBl III/ FNA 303–1) Börsengesetz vom 22.6.1896 (RGBl S 157; BGBl III/FNA 4110–1) ZVG Gesetz über die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung, Roland Böttcher, 6. Aufl. 2016 Die Praxis des Reichsgerichts in Zivilsachen, bearbeitet von A. Bolze Steuerrecht in der Insolvenz, 3. Aufl. 2007 Die Betriebsfortführung im Insolvenzverfahren, hrsg v Peter-Alexander Borchardt und Frank Frind, 3. Aufl. 2017 Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Reinhard Bork, 4. Aufl. 2016 Handbuch des Insolvenzanfechtungsrechts, hrsg v Reinhard Bork, 2006 Einführung in das Insolvenzrecht, Reinhard Bork, 8. Aufl. 2017 Handbuch Insolvenzrecht, hrsg v Beinhard Bork und Gerrit Hölzle, 2014 Fachanwaltshandbuch Insolvenzrecht, Loseblatt, hrsg v Reinhard Bork und Kurt-Dieter Koschmieder, Stand 12. EL 2011

Abkürzungsverzeichnis Boruttau BPatG BPersVG BQG BR BRAGO BRAO Braun BR-Drucks BReg Brox/Walker BrZ BSG BSGE BSHG BSpkG BStBl BT-Drucks BT-RA Bub/Treier Bülow BürgerlR, BürgR Bunjes BUrlG Buth/Hermanns BuW BVerfG BVerfGE BVerwG BVerwGE BW BWNotZ bzw Canaris BankvertragsR cic CIM

CR Cranshaw/Hinkel CTA

Grunderwerbsteuergesetz, 18. Aufl. 2016 Bundespatentgericht Bundespersonalvertretungsgesetz vom 15.3.1974 (BGBl I S 693) Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften Bundesrat Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte vom 26.7.1957 (BGBl I S 907; BGBl III/FNA 368–1) Bundesrechtsanwaltsordnung vom 1.8.1959 (BGBl I S 565; BGBl III/FNA 303–8) Kommentar zur Insolvenzordnung, hrsg v Eberhard Braun, 7. Aufl. 2016 Drucksachen des deutschen Bundesrates Bundesregierung Zwangsvollstreckungsrecht, 11. Aufl. 2017 Britische Zone Bundessozialgericht Entscheidungssammlung des BSG Bundessozialhilfegesetz idF der Bekanntmachung vom 23.3.1994 (BGBl I S 646; BGBl III/FNA 2170–1) Gesetz über Bausparkassen (Bausparkassengesetz) vom 16.11.1972 (BGBl I S 2097; BGBl III/FNA 7691–2) Bundessteuerblatt (Teile I, II und III) Drucksachen des Deutschen Bundestages (ab 1949); zitiert: Legislaturperiode/Nr/S Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages Handbuch der Geschäfts- und Wohnraummiete, hrsg v Wolf-Rüdiger Bub und Gerhard Treier, 4. Aufl. 2014 Recht der Kreditsicherheiten, Peter Bülow, 9. Aufl. 2017 Bürgerliches Recht Umsatzsteuergesetz, begr v Johann Bunjes, 17. Aufl. 2018 Bundesurlaubsgesetz Restrukturierung, Sanierung, Insolvenz, 4. Aufl. 2014 Betrieb und Wirtschaft Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts; amtliche Sammlung Bundesverwaltungsgericht Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts; amtliche Sammlung Baden-Württemberg Mitteilungen aus der Praxis, Zeitschrift für das Notariat in Baden-Württemberg beziehungsweise Handelsgesetzbuch, Großkommentar, begr v Hermann Staub, 5. Aufl., Bankvertragsrecht Teil 1, 2016 culpa in contrahendo Convention internationale concernant le transport des marchandises par chemins des fer; Internationales Übereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr vom 25.2.1961 (BGBl II S 1520) Computer und Recht Gläubigerkommentar zum Anfechtungsrecht, Friedrich L. Cranshaw und Lars Hinkel, 2. Aufl. 2014 Contractual Trust Arrangement

XVII

Abkürzungsverzeichnis das Dassler/Schiffhauer/Hintzen/Engels/ Rellermeyer DB DepotG

Depré Depré/Mayer ders DGVZ dh DiskE

Diss DJ DJT DJZ DNotV DNotZ DOK DÖV DR DRiZ DRpfl DRZ DSGVO

DStR DStZ Dt DtJurTag DuR DZWIR E E ebd Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn EBRG ECU EFG EFZG

XVIII

daselbst ZVG – Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung, 15. Aufl. 2016 Der Betrieb Gesetz über die Verwahrung und Anschaffung von Wertpapieren (Depotgesetz) idF der Bekanntmachung vom 11.1.1995 (BGBl I S 34; BGBl III/FNA 4130–1) Kommentar zum Gesetz über die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung – ZVG, hrsg v Peter Depré, 2015 Die Praxis der Zwangsverwaltung, Peter Depré und Günter Mayer, 7. Aufl. 2013 derselbe Deutsche Gerichtsvollzieherzeitung das heißt Diskussionsentwurf, speziell: Diskussionsentwurf Gesetz zur Reform des Insolvenzrechts, hrsg v Bundesministerium der Justiz, 1988 Dissertation Deutsche Justiz, Zeitschrift für Rechtspflege und Rechtspolitik Deutscher Juristentag Deutsche Juristenzeitung Zeitschrift des Deutschen Notarvereins Deutsche Notarzeitschrift (früher: Zeitschrift des Deutschen Notarvereins, DNotV) Die Ortskrankenkasse; vorher: Dt Krankenkasse Die Öffentliche Verwaltung (1.1948 ff) Deutsches Recht (1.1931–15.1945) Deutsche Richterzeitung Der Deutsche Rechtspfleger Deutsche Richterzeitung (bis 1935, ab 1946 Deutsche Rechtszeitschrift, ab 1951 übergeleitet in die Juristenzeitung) Verordnung (EU) 2016/679 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27.4.2016 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG (Datenschutz-Grundverordnung) Deutsches Steuerrecht Deutsche Steuerzeitung (1.1912–34.1945, 35.1947 ff, ab 1948 geteilt in Ausgabe A und B) Deutsch(e/er/es) Deutscher Juristentag Demokratie und Recht Deutsche Zeitschrift für Wirtschafts- und Insolvenzrecht Euro Entwurf ebenda Handelsgesetzbuch, hrsg v Detlev Joost und Lutz Strohn, 3 Aufl. 2014/15 Europäische Betriebsräte-Gesetz idF der Bekanntmachung vom 7.12.2011 (BGBl I S 2650) European Currency Unit Entscheidungen der Finanzgerichte (1953 ff) Entgeltfortzahlungsgesetz vom 26.5.1994 (BGBl I S 1014, 1065)

Abkürzungsverzeichnis EG EGAktG EGAO EGBGB EGemeinschuldO EGInsO EGOWiG EGRLUmsuaNOG

EGStGB Eilers/Bühring Einf EinfG Einl einschl EKO EMRK EntschKalender entspr Entw ErbbauVO ErbR ErfK ErgL/EL Erl Erman EStG

ESUG etc EU EuGH EuGVÜ

EuGVVO 2001

Europäische Gemeinschaft, auch Einführungsgesetz Einführungsgesetz zum Aktiengesetz vom 6.9.1965 (BGBl I S 1185; BGBl III/FNA 4121–2) Einführungsgesetz zur Abgabenordnung vom 14.12.1976 (BGBl I S 3341; BGBl III/FNA 610–1–4) Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 18.8.1896 (RGBl S 604; BGBl III/FNA 400–1) Entwurf einer Deutschen Gemeinschuldordnung 1873 Einführungsgesetz zur Insolvenzordnung vom 5.10.1994 (BGBl I S 2911; BGBl III/FNA 311–14–1) Einführungsgesetz zum Gesetz über Ordnungswidrigkeiten vom 24.5.1968 (BGBl I S 503; BGBl III/FNA 454–2) Gesetz zur Umsetzung der Verbraucherkreditrichtlinie, des zivilrechtlichen Teils der Zahlungsdiensterichtlinie sowie zur Neuordnung der Vorschriften über das Widerrufs- und Rückgaberecht vom 29.7.2009 (BGBl I S 2355; BGBl III/ FNA 311–13) Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch vom 2.3.1974 (BGBl I S 469; BGBl III/FNA 450–16) Sanierungssteuerrecht, Stephan Eilers und Franziska Bühring, 2011 Einführung Einführungsgesetz Einleitung einschließlich Entwurf einer Konkursordnung 1875 Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 4.11.1950 (BGBl 1952 II S 685) Übersicht über die Entscheidungen der Sozial- und Arbeitsgerichte in Berlin entsprechend Entwurf Verordnung über das Erbbaurecht vom 15.1.1919 (RGBl S 72; BGBl III/FNA 403–6) Erbrecht Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht, 18. Aufl. 2018 Ergänzungslieferung Erläuterungen Handkommentar zum BGB, hrsg v Harm Peter Westermann, 15. Aufl. 2017 Einkommensteuergesetz idF der Bekanntmachung vom 19.10.2002 (BGBl I S 4210; 2003 S 179; BGBl III/FNA 611–1) Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen vom 7.12.2011 (BGBl. I S. 2582) et cetera Europäische Union Europäischer Gerichtshof Brüsseler EWG-Übereinkommen vom 27.9.1968 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (BGBl 1972 II, S 774) Verordnung (EG) Nr 44/2001 des Rates vom 22.12.2000 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen

XIX

Abkürzungsverzeichnis EuGVVO

EuInsVO 2000 EuInsVO EV

evtl EWG EWiR EWIV EY EzA EzAÜG

f FamFG FamR FamRZ Farr Fehrenbacher ff FG FGG

FGO FGPrax FilmR FK FLF Flöther Flume Fn Foerste FoVo Franken/Dahl Frege/Keller/Riedel Frind Frotscher

XX

Verordnung (EU) 1215/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12.12.2012 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen Verordnung (EG) Nr 1346/2000 über Insolvenzverfahren vom 29.5.2000 (Abl L 160 S 1–18) Verordnung (EU) 2015/848 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20.5.2015 über Insolvenzverfahren Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands – Einigungsvertrag – vom 31.8.1990 (BGBl II S 889) eventuell Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht, Kurzkommentare, hrsg von Bruno M. Kübler Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung Ernst & Young AG, Körperschaftsteuergesetz, Kommentar, Loseblatt, Stand 132. EL 2018 Entscheidungssammlung zum Arbeitsrecht Entscheidungssammlung zum Arbeitnehmerüberlassungsgesetz folgend (e) Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit Familienrecht Ehe und Familie im privaten und öffentlichen Recht (ab 9.1962, 4: Zeitschrift für das gesamte Familienrecht) Die Besteuerung in der Insolvenz, 2005 Steuerrecht, Oliver Fehrenbacher, 6. Aufl. 2016 folgende Finanzgericht, Festgabe, Freundesgabe Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit idF der Bekanntmachung vom 20.5.1898 (RGBl S 771; BGBl III/FNA 315–1) Finanzgerichtsordnung vom 6.10.1965 (BGBl I S 1477; BGBl III/FNA 350–1) Praxis der Freiwilligen Gerichtsbarkeit Filmrecht Frankfurter Kommentar zur Insolvenzordnung, hrsg von Klaus Wimmer, 9. Aufl. 2018 Finanzierung, Leasing, Factoring Handbuch zum Konzerninsolvenzrecht, 2. Aufl. 2018 Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, Zweiter Band, Werner Flume, 4. Aufl. 1992 Fußnote Insolvenzrecht, Ulrich Foerste, 7. Aufl. 2018 Forderung und Vollstreckung (bis 2008: InVo – Insolvenz und Vollstreckung) Mietverhältnisse in der Insolvenz, Thomas Franken und Michael Dahl, 2. Aufl. 2006 Insolvenzrecht, Handbuch der Rechtspraxis, Michael Frege, Ulrich Keller und Ernst Riedel, 8. Aufl. 2015 Praxishandbuch Privatinsolvenz, Frank Frind, 2. Aufl. 2017 Besteuerung bei Insolvenz, 8. Aufl. 2014

Abkürzungsverzeichnis FS Fundst

Festschrift Fundstelle(n)

G Gagel

Gesetz SGB II/SGB III Grundsicherung und Arbeitsförderung, hrsg v Alexander Gagel, Loseblatt-Kommentar, Stand 70. EL 2018 Gaststättengesetz vom 5.5.1970 (BGBl I S 465) idF der Bekanntmachung vom 20.11.1998 (BGBl I S 3418; BGBl III/ FNA 7130–1) Zwangsvollstreckungsrecht, begr v Leo Rosenberg, fortgef v Hans-Friedhelm Gaul, Eberhard Schilken und Ekkehard Becker-Eberhard, 12. Aufl. 2010 Gesetzblatt Grundbuchordnung idF der Bekanntmachung vom 26.5.1994 (BGBl I S 1114; BGBl III/FNA 315–11) Gesellschaft bürgerlichen Rechts geändert Gebrauchsmustergesetz idF der Bekanntmachung vom 28.8.1986 (BGBl I S 1455; BGBl III/FNA 421–1) gemäß Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften vom 01.05.1889 (RGBl S 55; BGBl III/FNA 4125–1) Gesetz über den rechtlichen Schutz von Mustern und Modellen (Geschmacksmustergesetz – GeschmMG) vom 12.3.2004 (BGBl I S 390; BGBl III/FNA 442–5) Gesellschaftsrecht Gesamtvollstreckungsordnung idF der Bekanntmachung vom 23.5.1991 (BGBl I S 1185; BGBl III/FNA Anhang III-11) Gewerbearchiv, Zeitschrift für Gewerbe- u. Wirtschaftsverwaltungsrecht Gewerbeordnung idF der Bekanntmachung vom 22.2.1999 (BGBl S 202; BGBl III/FNA 7100–1) Gewerbesteuer-Durchführungsverordnung idF der Bekanntmachung vom 15.10.2002 (BGBl I S 4180; BGBl III/ FNA 611–5–1) Gewerbesteuergesetz idF der Bekanntmachung vom 15.10.2002 (BGBl I S 4167; BGBl III/FNA 611–5) Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23.5.1949 (BGBl I S 1; BGBl III/FNA 100–1) gegebenenfalls Großkommentar Aktiengesetz, Großkommentar, hrsg von Heribert Hirte, Peter O. Mülbert und Markus Roth, 5. Aufl. 2015 ff Gemeinschaftskommentar zum Betriebsverfassungsgesetz, Günther Wiese, Peter Kreutz, Christoph Weber, Martin Franzen, Matthias Jacobs, Martin Gutzeit, Hartmut Oetker, 11. Aufl. 201^8 Gerichtskostengesetz vom 18.6.1878 (RGBl S 141; BGBl III/FNA 360–7) Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiete des bürgerlichen Rechts (Gleichberechtigungsgesetz) vom 18.6.1957 (BGBl I S 609; BGBl III/FNA 400–3) Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GaststG

Gaul/Schilken/Becker-Eberhard

GBl GBO GbR geänd GebrMG gem GenG

GeschmMG

GesellschaftsR GesO

GewArch GewO GewStDV

GewStG GG ggf GK GK-AktG GK-BetrVG

GKG GleichberG

GmbH

XXI

Abkürzungsverzeichnis GmbHG GmbHR GmS-OBG GöttDiss Gosch Gottwald Graf-Schlicker grds GrEStG GrS GruchotBeitr GrünhutsZ Grundz GRUR GS GüKG GUG

GVBl GVG GV NW GWB

H Haarmeyer/Mock InsVV Hachenburg Häsemeyer HAG HambK HandwO HansGZ

HansOLG Hb, Hdb Herrmann/Heuer/Raupach Hess

XXII

Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung vom 20.4.1892 (RGBl S 477; BGBl III/FNA 4123–1) GmbH-Rundschau Gemeinsamer Senat der obersten Gerichte des Bundes Göttinger Dissertation Körperschaftsteuergesetz, hrsg v Dietmar Gosch, 3. Aufl. 2015 Insolvenzrechts-Handbuch, hrsg v Peter Gottwald, 5. Aufl. 2015 Kommentar zur Insolvenzordnung, hrsg v Marie-Luise Graf-Schlicker, 4. Aufl. 2014 grundsätzlich Grunderwerbsteuergesetz idF vom 26.2.1997 (BGBl I S 418; BGBl III/FNA 610–6–10) Großer Senat Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Rechts, begr v Gruchot Zeitschrift für das Privat- und Öffentliche Recht der Gegenwart, begr v Grünhut (Band, Seite; 1.1874–42.1916) Grundzüge Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Gedächtnisschrift, Gesetzessammlung Güterkraftverkehrsgesetz vom 22.6.1998 (BGBl I S 2132; BGBl III/FNA 9241–34) Gesetz über die Unterbrechung von Gesamtvollstreckungsverfahren (Gesamtvollstreckungs-Unterbrechungsgesetz) idF der Bekanntmachung vom 23.5.1991 (BGBl I S 1191) Gesetz- und Verordnungsblatt Gerichtsverfassungsgesetz idF vom 9.5.1975 (BGBl I S 1077; BGBl III/FNA 300–2) Gesetz- und Verordnungsblatt von Nordrhein-Westfalen Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen idF der Bekanntgabe vom 15.7.2005 (BGBl I S 2114; BGBl III/FNA 703–5) Heft Insolvenzrechtliche Vergütung (InsVV), Hans Haarmeyer und Sebastian Mock, 5. Aufl. 2014 Großkommentar zum GmbH-Gesetz, Max Hachenburg, 8. Aufl. 1997 Insolvenzrecht, Ludwig Häsemeyer, 4. Aufl. 2007 Heimarbeitergesetz vom 14.3.1951 (BGBl I S 191; BGBl III/ FNA 804/1) Hamburger Kommentar zur Insolvenzordnung, hrsg v Andreas Schmidt, 6. Aufl. 2017 Gesetz zur Ordnung des Handwerks (Handwerksordnung) idF vom 24.9.1998 (BGBl I S 3074; BGBl III/FNA 7110–1) Hanseatische Gerichtszeitung (1.1880–48.1927; danach: Hanseatische Rechts- und Gerichtszeitschrift – HansRGZ –; vorher: Hamburger Handelsgerichtszeitung, ab 1868) Hanseatisches Oberlandesgericht Handbuch Einkommensteuer- und Körperschaftsteuergesetz, Kommentar, Loseblatt, Stand 286. EL 2018 InsO, Kommentar zur Insolvenzordnung, Harald Hess, 2. Aufl. 2013

Abkürzungsverzeichnis HEZ

HFR HGB HinterlO HK hL hM HöfeO HRR

Hrsg, hrsg Hs Huber

Hübschmann/Hepp/Spitaler

HVG HypBankG HypBkGuaAndG

idF idF des G v idS IDW IDW RH HFA iE ILLR insb InsbürO InsO Insolvenzgeld-DA der BA InsOuaÄndG

InsR InsRHdb InsRKomm InsSteuerR

Höchstrichterliche Entscheidungen, Sammlung von Entscheidungen der Oberlandesgerichte und der Obersten Gerichte in Zivilsachen (1.1948–3.1550, 1) Höchstrichterliche Finanzrechtsprechung Handelsgesetzbuch vom 10.5.1897 (RGBl S 219; BGBl III/ FNA 4100–1) Hinterlegungsordnung vom 10.3.1937 (RGBl I S 285; BGBl III/FNA 300–15) Heidelberger Kommentar zur Insolvenzordnung, hrsg v Godehard Kayser und Christoph Thole, 9. Aufl. 2018 herrschende Lehre herrschende Meinung Höfeordnung idF der Bekanntmachung vom 26.7.1976 (BGBl I S 1933; BGBl III/FNA 7811–6) Höchstrichterliche Rechtsprechung (4.1928–18.1942; vorher: Die Rechtsprechung, Beilage zur Jurist. Rundschau 1.1925–3.1927) Herausgeber, herausgegeben Halbsatz Anfechtungsgesetz, Gesetz betreffend die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außerhalb des Konkursverfahrens, Michael Huber, 11. Aufl. 2016 Abgabenordnung – Finanzgerichtsordnung, hrsg v Walter Hübschmann, Ernst Hepp und Armin Spitaler, Loseblatt, Stand 248. EL 2018 Gesetz über die Altersversorgung für das Deutsche Handwerk; aufgehoben durch HwVG mit Wirkung vom 1.1.1962 Hypothekenbankgesetz idF vom 9.9.1998 (BGBl I S 2674; BGBl III/FNA 7628–1) Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2002/47/EG vom 6.6.2002 über Finanzsicherheiten und zur Änderung des Hypothekenbankgesetzes und anderer Gesetze vom 5.4.2004 (BGBl I S 502; BGBl III/FNA 311–13) in der Fassung in der Fassung des Gesetzes vom in diesem Sinne Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland eV Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland eV, Rechnungslegungshinweise des Hauptfachausschusses im Ergebnis, im Einzelnen International Insolvency Law Review insbesondere Zeitschrift für das Insolvenzbüro Insolvenzordnung vom 5.10.1994 (BGBl I S 2866; BGBl III/ FNA 311–13) Die Durchführungsanweisungen der Bundesagentur für Arbeit zum Insolvenzgeld Gesetz zur Änderung der Insolvenzordnung und anderer Gesetze vom 26.10.2001 (BGBl I S 2710; BGBl III/FNA 311–13) Insolvenzrecht Insolvenzrechts-Handbuch, hrsg v Peter Gottwald, 5. Aufl. 2015 Kommission für Insolvenzrecht Insolvenzsteuerrecht

XXIII

Abkürzungsverzeichnis InsStR InsVereinfG InsVV InsVZ InVo IPRax iS iSd iVm JA Jaeger InsO Jaeger KO6/7 Jaeger KO8 Jaeger KO9 Jauernig BGB Jauernig/Berger Jb JbeitrO JBl JbRR jew JFG Jhdt(s) JherJb

JMBl NW JR Judicium JuMoG 2

JurA Jura JurBüro JurLitBl JurTag(s) JuS JVBl JW JZ

XXIV

Insolvenzsteuerrecht Gesetz zur Vereinfachung des Insolvenzverfahrens vom 13.04.2007 (BGBl I S 509; BGBl III/FNA 311–13) Insolvenzrechtliche Vergütungsverordnung vom 19.8.1998 (BGBl. I S. 2205, BGBl III/FNA 311–13–1) Zeitschrift für Insolvenzverwaltung und Sanierungsberatung (nur 2009–2010) Insolvenz und Vollstreckung (seit 2008 FoVo) Praxis des internationalen Privat- und Verfahrensrechts im Sinne im Sinne des/der in Verbindung mit Juristische Arbeitsblätter Insolvenzordnung, Kommentar, begr v Ernst Jaeger, hrsg v Wolfram Henckel und Walter Gerhardt, 1. Aufl. 2004 ff (dieser Kommentar) Konkursordnung, Kommentar, Ernst Jaeger, 6. und 7. Aufl. 1931/1936 Konkursordnung, Kommentar, begr v Ernst Jaeger, fortgeführt v Friedrich Lent und Friedrich Weber, 8. Aufl. 1958–1973 Konkursordnung, Kommentar, begr v Ernst Jaeger, fortgeführt v Wolfram Henckel, 9. Aufl. 1977–1990 Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Othmar Jauernig, 17. Aufl. 2018 Zwangsvollstreckungs- und Insolvenzrecht, Othmar Jauernig und Christian Berger, 23. Aufl. 2010 Jahrbuch Justizbeitreibungsordnung vom 11.3.1937 (RGBl I S 298; BGBl III/FNA 365–1) Juristische Blätter Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie jeweils Jahrbuch für Entscheidungen in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechtes Jahrhundert(s) Jherings Jahrbücher für die Dogmatik des bürgerlichen Rechts; vorher: Jahrbücher für die Dogmatik des heutigen römischen und deutschen Privatrechts (1.1857–90.1942) Justizministerialblatt von Nordrhein-Westfalen Juristische Rundschau Vierteljahresschrift für die gesamte Zivilrechtspflege (1.1928–5.1933) Zweites Gesetz zur Modernisierung der Justiz (2. Justizmodernisierungsgesetz) vom 22.12.2006 (BGBl I S 3416; BGBl III/FNA 311–13) Juristische Analysen Juristische Ausbildung Das juristische Büro Juristisches Literaturblatt (1.1889–29.1917/18) Juristentag(es) Juristische Schulung Justizverwaltungsblatt Juristische Wochenschrift Juristenzeitung

Abkürzungsverzeichnis KAGG Kahlert/Rühland KapAEG

Keller KG KGaA KGBl

KGJ

Kgl KGR Kilger/Schmidt Kindl/Meller-Hannich/Wolf

Kindler/Nachmann KK KKZ Klein KO Kölner Kommentar Kölner Schrift InsO2 Kölner Schrift InsO3

Koenig Koller/Kindler/Roth/Morck Komm KommBer z KO-Nov 1898 KommBer

KonkursR KonTraG

Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften idF der Bekanntmachung vom 9.9.1998 (BGBl I S 2726; BGBl III/FNA 4120–4) Sanierungs- und Insolvenzsteuerrecht, Günter Kahlert, Bernd Rühland, 2. Aufl. 2011 Gesetz zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Konzerne an Kapitalmärkten und zur Erleichterung der Aufnahme von Gesellschafterdarlehen (Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz) vom 20.4.1998 (BGBl I S 707; BGBl III/FNA 4100–1/1) Insolvenzrecht, Ulrich Keller, 2006 Kammergericht, Kommanditgesellschaft Kommanditgesellschaft auf Aktien Blätter für Rechtspflege im Bezirk des Kammergerichts in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, in Kosten-, Stempel- und Strafsachen Jahrbuch für Entscheidungen des Kammergerichts in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, in Kosten-, Stempelund Strafsachen (bis 19.1899: in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit; Band, Seite; 1.1881–53.1922) Königlich Königreich Insolvenzgesetze – KO/VglO/GesO, Karsten Schmidt, 17. Aufl. 1997 Gesamtes Recht der Zwangsvollstreckung, hrsg v Johann Kindl, Caroline Meller-Hannich und Hans-Joachim Wolf, 3. Aufl. 2016 Handbuch Insolvenzrecht in Europa, hrsg v Peter Kindler und Josef Nachmann, 4. EL 2014 Kölner Kommentar, Insolvenzordnung, hrsg v Harald Hess, 1. Aufl. 2016 ff Kommunal-Kassen-Zeitschrift Abgabenordnung – AO, begr v Franz Klein, 13. Aufl. 2016 Konkursordnung idF 20.5.1898 (RGBl S 612; BGBl III/ FNA 311–4) Kölner Kommentar zum Aktiengesetz, hrsg v Wolfgang Zöllner, 3. Aufl. 2004 ff Kölner Schrift zur Insolvenzordnung, herausgegeben vom Arbeitskreis für Insolvenz- und Schiedsgerichtswesen, 2. Aufl. 2000 Kölner Schrift zur Insolvenzordnung, herausgegeben vom Arbeitskreis für Insolvenz- und Schiedsgerichtswesen, 3. Aufl. 2009 Abgabenordnung – AO, hrsg v Ulrich Koenig, 3. Aufl. 2014 Handelsgesetzbuch, hrsg v Ingo Koller, Wulf-Henning Roth und Winfried Morck, 8. Aufl. 2015 Kommentar siehe Kommissionsbericht Bericht der VI. Kommission über die Entwürfe eines Gesetzes betr. Änderungen der Konkursordnung sowie eines zugehörigen Einführungsgesetzes – Nr 100 der Drucksachen (zitiert nach: Seitenzahl von Nr 237 der Aktenstücke zu den Verhandlungen des Reichstages 1897/1898; Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstages, 9. Legislaturperiode, V. Session, 3. Anlageband, S 1946 ff) Konkursrecht Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbe-

XXV

Abkürzungsverzeichnis

KO-Prot

KraftStG krit KSchG K Schmidt InsO KStG KTS

Kübler Kübler/Prütting/Bork

Kübler/Prütting/Noack Kümpel/Wittig Kuhn/Uhlenbruck KO KuS KuT KWG

LAG

LAGE Larenz/Canaris

Lb LeasingR-Hb

Leipz rw Studien Leonhardt/Smid/Zeuner Leonhardt/Smid/Zeuner InsVV

LG Lit

XXVI

reich vom 27.4.1998 (BGBl I S 786; BGBl III/FNA 4121–1/2) Protokolle der Reichstagskommission von 1875/1876 (zitiert nach: Seitenzahl der Drucksachen des Reichstags, 2. Legislaturperiode, II. Session 1874, Nr 200; IV. Session 1876, Nr 4) Kraftfahrsteuergesetz idF der Bekanntmachung vom 26.9.2002 (BGBl I S 3818; BGBl III/FNA 611–17) kritisch Kündigungsschutzgesetz idF der Bekanntmachung vom 25.8.1969 (BGBl I S 1317; BGBl III/FNA 800–2) Insolvenzordnung, Kommentar, hrsg v Karsten Schmidt, 19. Aufl. 2016 Körperschaftssteuergesetz vom 31.8.1976 (BGBl I S 2599; BGBl III/FNA 611–4–4) Zeitschrift für Konkurs-, Treuhand- und Schiedsgerichtswesen, seit 1989: Zeitschrift für Insolvenzrecht – Konkurs, Treuhand, Sanierung Handbuch Restrukturierung in der Insolvenz, hrsg v Bruno M. Kübler, 2. Aufl. 2015 Kommentar zur Insolvenzordnung, hrsg v Bruno M. Kübler, Hanns Prütting und Reinhard Bork, Loseblatt, Stand 76. EL 2018 Gesellschaftsrecht, Sonderband 1 zu Kübler/Prütting, Kommentar zur Insolvenzordnung, bearbeitet von Noack, 1998 Bank- und Kapitalmarktrecht, begr v Siegfried Kümpel, hrsg v Arne Wittig, 4. Aufl. 2011 Konkursordnung, Kommentar von Georg Kuhn, fortgef v Wilhelm Uhlenbruck, 11. Aufl. 1994 Kostenerstattung und Streitwert Konkurs und Treuhandwesen; Monatsschrift für Wirtschaft und Recht (bis 1941, ab 1955 KTS) Gesetz über das Kreditwesen idF der Bekanntmachung vom 9.9.1998 (BGBl I S 2776; BGBl III/FNA 7610–1) Gesetz über den Lastenausgleich vom 14.8.1952 (BGBl I S 446) idF der Bekanntmachung vom 2.6.1993 (BGBl I S 847, ber. BGBl I S 248; BGBl III/FNA 621–1); auch Landesarbeitsgericht Entscheidungen des Landesarbeitsgericht Lehrbuch des Schuldrechts Band II/2: Besonderer Teil/2. Halbband, begr v Karl Larenz, fortgef v Claus-Wilhelm Canaris, 13. Aufl. 1994 Lehrbuch Handbuch des Leasingrechts, hrsg v Michael Martinek, Markus Stoffels und Susanne Wimmer-Leonhardt, 2. Aufl. 2008 Leipziger rechtswissenschaftliche Studien, hrsg von der Leipziger Juristen-Fakultät Insolvenzordnung (InsO), Kommentar, hrsg v Peter Leonhardt, Stefan Smid und Mark Zeuner, 3. Aufl. 2010 Insolvenzrechtliche Vergütungsverordnung (InsVV), Kommentar, hrsg v Peter Leonhardt, Stefan Smid und Mark Zeuner, erl v Katrin Amberger, 2014 Landgericht Literatur

Abkürzungsverzeichnis lit LM Löhnig Lorenz/Klanke LPartG

LS LSG LStDV LuftfzRG LuftVG LUG

LwAnpG

LwVfG LZ m M

Mankowski/Müller/Schmidt MarkenG

Marotzke maW MDR mE Medicus/Petersen Meikel Mentzel/Kuhn Messerschmidt/Voit MietRRefG

Mitlehner MittBayNot

Litera/Buchstabe Nachschlagewerk des Bundesgerichtshofs, hrsg v Lindenmaier und Möhring u.a. Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung – ZVG, hrsg v Martin Löhnig, 2010 InsVV – GKG – RVG, Vergütung und Kosten in der Insolvenz, 3. Aufl. 2017 Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft (Lebenspartnerschaftsgesetz) vom 16.2.2001 (BGBl I S 266; BGBl III/FNA 400–15) Leitsatz Landessozialgericht Lohnsteuerdurchführungsverordnung Gesetz über Rechte an Luftfahrzeugen vom 26.2.1959 (BGBl I S 57; BGBl III/FNA 403–9) Luftverkehrsgesetz vom 27.3.1999 (BGBl I S 550; BGBl III/ FNA 96–1) Gesetz betr. das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst (LiteratururheberG) vom 19.6.1901 (RGBl S 227) Gesetz über die strukturelle Anpassung der Landwirtschaft an die soziale und ökologische Marktwirtschaft in der Deutschen Demokratischen Republik – Landwirtschaftsanpassungsgesetz – idF der Bekanntmachung vom 3.7.1991 (BGBl I S 1418; BGBl III/FNA VI.-1) Gesetz über das gerichtliche Verfahren in Landwirtschaftssachen vom 21.7.1953 (BGBl I S 667; BGBl III/FNA 317–1) Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht mit Motive zum Entwurfe eines Bürgerlichen Gesetzbuches erster Lesung für das Deutsche Reich, Amtliche Ausgabe, Band 1 bis 5, 1888 EuInsVO 2015, Peter Mankowski, Michael F. Müller und Jessica Schmidt, 2016 Gesetz über den Schutz von Marken und sonstigen Kennzeichen (Markengesetz – MarkenG) vom 25.10.1994 (BGBl I S 3082; BGBl III/FNA 423–5–2) Gegenseitige Verträge im neuen Insolvenzrecht, Wolfgang Marotzke, 3. Aufl. 2001 mit anderen Worten Monatsschrift für Deutsches Recht meines Erachtens Bürgerliches Recht, Dieter Medicus, Jens Petersen, 26. Aufl. 2017 GBO, Grundbuchordnung, Georg Meikel, 11. Aufl. 2015 Konkursordnung, begr v Franz Mentzel, fortgef v Georg Kuhn, 9. Aufl. 1976 Privates Baurecht, hrsg v Burkhard Messerschmidt und Wolfgang Voit, 3. Aufl. 2018 Gesetz zur Neugliederung, Vereinfachung und Reform des Mietrechts (Mietrechtsreformgesetz) vom 19.6.2001 (BGBl I S 1149; BGBl III/FNA 311–13) Mobiliarsicherheiten im Insolvenzverfahren, Stephan Mitlehner, 4. Aufl. 2016 Mitteilungen des Bayerischen Notarvereins

XXVII

Abkürzungsverzeichnis MittRhNotK

mN Mönning Mohrbutter/Ringstmeier MoMiG

Motive I Motive II

Motive z Entw eines ZVG

MünchAnwHdb MünchKomm AktG

MünchKomm AnfG MünchKomm BGB MünchKomm HGB MünchKomm InsO

MünchKomm VVG MünchKomm ZPO

MuSchG Musielak/Voit MuW mwN MzEG

N NdsRpfl NEhelG

Nerlich/Römermann

XXVIII

Mitteilungen der Rheinischen Notarkammer (vor 11.61: RhNK = Niederschriften über die Notarkammersitzungen der Rheinischen Notarkammer) mit Nachweisen Betriebsfortführung in Restrukturierung und Insolvenz, hrsg v Rolf-Dieter Mönning, 3. Aufl. 2016 Handbuch der Insolvenzverwaltung, hrsg v Harro Mohrbutter und Andreas Ringstmeier, 9. Aufl. 2015 Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen vom 23.10.2008 (BGBl. I S. 2026) Begründung des Entwurfs einer Gemeinschuldordnung von 1873, 1873 Begründung des Entwurfs einer Konkursordnung von 1875 (zitiert nach der Seitenzahl der Reichstagsdrucksache Nr 200 der 2. Legislaturperiode, II. Session 1874) Entwurf eines Gesetzes betreffend die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen nebst amtlichen Begründungen, 1889 Münchener Anwaltshandbuch Insolvenz und Sanierung, hrsg v Hans-Jörg Nerlich und Georg Kreplin, 2. Aufl. 2012 Münchener Kommentar zum Aktiengesetz, hrsg v Wulff Goette, Mathias Habersack und Susanne Kalss, 4. Aufl. 2016–2018 Münchener Kommentar zum Anfechtungsgesetz, hrsg v Hans-Peter Kirchhof, 2012 Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, hrsg v Franz Jürgen Säcker und Roland Rixecker, 7. Aufl. 2015 Münchener Kommentar zum Handelsgesetzbuch, herausgegeben von Karsten Schmidt, 3. Aufl. 2010 Münchener Kommentar zur Insolvenzordnung, hrsg v Hans-Peter Kirchhof, Horst Eidenmüller, Rolf Stürner, 4. Aufl. 2016 ff Münchener Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz, hrsg v Theo Langheid und Manfred Wandt, 2. Aufl. 2016 Münchener Kommentar zur Zivilprozessordnung, hrsg v Thomas Rauscher, Peter Wax und Joachim Wenzel, 5. Aufl. 2016 Mutterschutzgesetz idF der Bekanntmachung vom 20.6.2002 (BGBl I S 2318; BGBl III/FNA 8052–1) ZPO, Kommentar, hrsg v Hans-Joachim Musielak und Wolfgang Voit, 15. Aufl. 2018 Markenschutz und Wettbewerb mit weiteren Nachweisen Motive zum Entwurf eines Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch (siehe M) zitiert nach der Guttentag’schen Ausgabe, 1888 Nachweis(e/n) Niedersächsische Rechtspflege (ab 1.1947, vorher Hannoversche Rechtspflege; Jahr, Seite) Gesetz über die rechtliche Stellung der nichtehelichen Kinder vom 19.8.1969 (Nichtehelichengesetz) (BGBl I S 1243; BGBl III/FNA 404/18) Insolvenzordnung (InsO), Kommentar, hrsg v Jörg Nerlich und Volker Römermann, Loseblatt, Stand 36. EL 2018

Abkürzungsverzeichnis nF NJW NJW-RR Nov Nr NRW, NW NZA NZG NZI NZM Obermüller Obermüller/Hess öffentl öJBl ÖJZ Österr. Oetker OFD Offerhaus/Söhn/Lange OGH OHG Olbing OLG OLG-NL OLGRspr

OLGZ OWiG

P

PA PachtKrG Palandt Pape/Uhländer PartGG

PatAnwO PatG Paulus EuInsVO PfandBG

neue Fassung; neue Folge Neue Juristische Wochenschrift Neue Juristische Wochenschrift – Rechtsprechungsreport Zivilrecht Novelle Nummer Nordrhein-Westfalen Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht Neue Zeitschrift für Gesellschaftsrecht Neue Zeitschrift für das Recht der Insolvenz und Sanierung Neue Zeitschrift für Mietrecht Insolvenzrecht in der Bankpraxis, von Manfred Obermüller unter Mitwirkung von Karen Kuder, 9. Aufl. 2016 InsO: Eine systematische Darstellung des neuen Insolvenzrechts, Manfred Obermüller und Harald Hess, 4. Aufl. 2003 öffentlich Österreichische Juristische Blätter Österreichische Juristen-Zeitung Österreichisch(en/es) Kommentar zum Handelsgesetzbuch, hrsg v Hartmut Oetker, 5. Aufl. 2017 Oberfinanzdirektion Umsatzsteuer, Loseblatt, Stand 306. EL 2018 Oberster Gerichtshof (für die britische Zone) bzw. Oberster Gerichtshof Wien Offene Handelsgesellschaft Steuerrecht in der Insolvenz, 2. Aufl. 2013 Oberlandesgericht OLG-Rechtsprechung Neue Länder Die Rechtsprechung der Oberlandesgerichte auf dem Gebiete des Zivilrechts; hrsg v Mugdan und Folkmann (von 1900 bis 1928, Bände 1 bis 46) Entscheidungen der Oberlandesgerichte in Zivilsachen (hrsg von Deisenhofer und Jansen) Gesetz über Ordnungswidrigkeiten vom 24.5.1968 (BGBl I S 481; BGBl III/FNA 454–1) Protokolle zweiter Lesung zum Entwurfe eines Bürgerlichen Gesetzbuches (zitiert nach der Guttentag’schen Ausgabe, 1888) Patentamt Pachtkreditgesetz idF vom 5.8.1951 (BGBl I S 494; BGBl III/ FNA 7813–1) Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 77. Aufl. 2018 NWB-Kommentar zum Insolvenzrecht, hrsg v Gerhard Pape und Christoph Uhländer, 2012 Gesetz über Partnerschaftsgesellschaften Angehöriger Freier Berufe vom 25.7.1994 (BGBl 1994, S 1744; BGBl III/FNA 4127–1) Patentanwaltsordnung vom 7.9.1966 (BGBl I S 557) Patentgesetz idF vom 16.12.1980 (BGBl I S 1; BGBl III/FNA 420–1) EuInsVO, Christoph G. Paulus, 5. Aufl. 2017 Pfandbriefgesetz vom 22.5.2005 (BGBl I S 1373; BGBl III/ FNA 7628–8)

XXIX

Abkürzungsverzeichnis PflegeZG PflVG

PlProt PrABG Preußische AGO PrGS Prölss/Martin PrOVG prPVG Prütting/Gehrlein PSV PSVaG PucheltsZ

RabelsZ RAG RAK Rau/Dürrwächter

RBÜ Pariser Fassung

RdA RdL RdTW Recht rechtskr RefE

RegBl RegE

Reischl Reul/Heckschen/Wienberg RFH RG RGBl RGes RGRK

XXX

Pflegezeitgesetz vom 28.5.2008 (BGBl I S 874, 896) Gesetz über die Pflichtversicherung für Kraftfahrzeughalter (Pflichtversicherungsgesetz) vom 5.4.1965 (BGBl I S 213; BGBl III/FNA 925–1) Stenographische Protokolle zu den Plenarsitzungen des Deutschen Bundestages Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten v. 24.6.1865 (GS S 705) Preußen Allgemeine Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1815 Gesetzsammlung für die Kgl Preußischen Staaten (ab 1907: Preußische Gesetzsammlung; 1810–1945) Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz, hrsg v Erich R. Prölss und Anton Martin, 30.Aufl. 2018 Entscheidungen des Preußischen Oberverwaltungsgerichts (bis 1918: KglPrOVG; 1.1877–106.1941) Preußisches Polizeiverwaltungsgesetz vom 1.6.1931 (PrGS S 77) ZPO, Kommentar, 10. Aufl. 2018 Pensionssicherungsverein Pensionssicherungsverein auf Gegenseitigkeit Zeitschrift für französisches Zivilrecht (ab 31.1900: Zeitschrift für deutsches bürgerliches Recht und französisches Zivilrecht), begr v Puchelt (1.1870–38.1907) Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht, begr v Ernst Rabel Reichsarbeitsgericht Rechtsanwaltskammer Kommentar zum Umsatzsteuergesetz, hrsg v Günter Rau, Erich Dürrwächter, Hans Flick und Reinhold Geist, Loseblatt, Stand 177. EL 2018 Revidierte Berner Übereinkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst vom 13.11.1908 (RGBl 1910 S 965); in der revidierten Pariser Fassung vom 24.7.1971 (BGBl II 1973 S 1069) Recht der Arbeit Recht der Landwirtschaft Recht der Transportwirtschaft Das Recht (seit 1935 Beilage zur Deutschen Justiz) rechtskräftig Referentenentwurf, speziell: Referentenentwurf Gesetz zur Reform des Insolvenzrechts, hrsg v Bundesministerium der Justiz, 1989 Regierungsblatt Regierungsentwurf, speziell: Gesetzentwurf der Bundesregierung, Entwurf einer Insolvenzordnung, BT-Drucks 12/2443, S 1 Insolvenzrecht, Klaus Reischl, 4. Aufl. 2016 Insolvenzrecht in der Gestaltungspraxis, Adolf Reul, Heribert Heckschen und Rüdiger Wienberg, 2012 Entscheidungen des Reichsfinanzhofs; amtliche Sammlung Reichsgericht Reichsgesetzblatt Reichsgesetz Das Bürgerliche Gesetzbuch: mit besonderer Berücksichti-

Abkürzungsverzeichnis

RGSt RG Warn

RGZ RHaftpflG

RHeimstG

RheinArch. Rh-Pf Rimmelspacher/Stürner RJA

RKnG RL Rn RNotZ ROHG Rosenberg/Schwab/Gottwald Roth Rowedder Rpfl Rs Rspr RStBl RT RT-Drucks Runkel/Schmidt RVG

RVO

s S sa

gung der Rechtsprechung des Reichsgerichts und des Bundesgerichtshofes; Kommentar, hrsg v Mitgliedern des Bundesgerichtshofes, 12. Aufl. 1975–1999 Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen; amtliche Sammlung Warneyer Rechtsprechung, Rechtsprechung der Reichsgerichte, soweit sie nicht in der amtlichen Sammlung der Entscheidungen des RG abgedruckt ist, hrsg v Warneyer Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen; amtliche Sammlung Gesetz betreffend die Verbindlichkeit zum Schadensersatz für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken usw herbeigeführten Tötungen und Verletzungen (Reichshaftpflichtgesetz) vom 7.6.1871 (RGBl S 207; BGBl III/FNA 935–1) Reichsheimstättengesetz vom 25.11.1937 (RGBl I S 1291; BGBl III/FNA 2332–1), aufgehoben durch Gesetz vom 17.6.1993 (BGBl I S 912). Archiv für Zivil- und Strafrecht der Königlich preußischen Rheinprovinz Rheinland-Pfalz Kreditsicherungsrecht, begr v Bruno Rimmelspacher, fortgef v Michael Stürner, 3. Aufl. 2017 Reichsjustizamt, Entscheidungssammlung in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts Reichsknappschaftsgesetz idF vom 1.7.1926 (RGBl I S 369; BGBl III/FNA Nr 822–1); ersetzt durch SGB VI. Richtlinie Randnummer Rheinische Notar-Zeitschrift Reichsoberhandelsgericht, Entscheidungssammlung des Reichsoberhandelsgerichts Zivilprozessrecht, begr v Leo Rosenberg, fortgef v Karl Heinz Schwab, Peter Gottwald, 18. Aufl. 2018 Insolvenzsteuerrecht, Jan Roth, 2. Aufl. 2015 Kommentar zum GmbHG, begr v Heinz Rowedder, hrsg v Christian Schmidt-Leithoff, 6. Aufl. 2017 Rechtspfleger; Der Deutsche Rechtspfleger Rechtssache Rechtsprechung Reichssteuerblatt Reichstag Drucksachen des Reichstags (Nr, Wahlperiode, Jahr, Seite) Anwalts-Handbuch Insolvenzrecht, hrsg v Hans P. Runkel und Jens Schmidt, 3. Aufl. 2015 Gesetz über die Vergütung der Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte (Rechtsanwaltsvergütungsgesetz) vom 5.5.2004 (BGBl I S 718, 788; BGBl III/FNA 368–3) Reichsversicherungsordnung vom 19.7.1911 (RGBl I S 509) idF der Bekanntmachung vom 15.12.1924 (RGBl I S 779; BGBl III/FNA 820–1) siehe Seite siehe auch

XXXI

Abkürzungsverzeichnis SachR, SachenR SAE SächsArch

SächsOLG SächsRpfl SARpfl Sarwey/Bossert Schapp/Schur Schaub ScheckG SchiffsBG Schmidt Schmidt GesellschaftsR Schmidt HandelsR Schmidt InsO Schmidt SanierungsR Schmidt-Futterer Schmitz Schnitger/Fehrenbacher SchRegO Schreiber SchRG

SchuldR SchuldRAnpG

SeeArbG SeeR SeuffArch SeuffBl SGB SGG SJZ Slg Smid Smid Kreditsicherheiten Smid/Rattunde/Martini

XXXII

Sachenrecht Sammlung arbeitsrechtlicher Entscheidungen der Vereinigung der Arbeitgeberverbände Sächsisches Archiv für Bürgerliches Recht und Prozess (ab 14.1904: für Deutsches Bürgerliches Recht; 1.1891–15.1905) Annalen des sächsischen Oberlandesgerichts zu Dresden (von 1880 bis 1920) siehe SARpfl Sächsisches Archiv für Rechtspflege (1.1906–15.1920; N. F. 1.1921–3.1923) Konkursordnung für das Deutsche Reich, Otto Sarwey und G. Bossert, 4. Aufl. 1901 Sachenrecht, Jan Schapp und Wolfgang Schur, 4. Aufl. 2010 Arbeitsrechts-Handbuch, hrsg v Günter Schaub, 17. Aufl. 2017 Scheckgesetz vom 14.8.1933 (RGBl I S 597; BGBl III/FNA 4132–1) Gesetz über Schiffsbanken (Schiffsbankgesetz) idF v. 8.5.1963 (BGBl I S 301; BGBl III/FNA 7628–2) Einkommensteuergesetz, hrsg v Heinrich Weber-Grellet, 37. Aufl. 2018 Gesellschaftsrecht, Karsten Schmidt, 4. Aufl. 2002 Handelsrecht, Karsten Schmidt, 6. Aufl. 2013 Insolvenzordnung, Kommentar, hrsg v Karsten Schmidt, 19. Aufl. 2016 Sanierungsrecht, hrsg v Andreas Schmidt, 2015 Mietrecht, Kommentar, hrsg v Hubert Blank, 13. Aufl. 2017 Die Bauinsolvenz, Claus Schmitz, 6. Aufl. 2015 Kommentar Körperschaftsteuergesetz, hrsg v Oliver Fehrenbacher und Arne Schnitger, 2. Aufl. 2018 Schiffsregisterordnung idF der Bekanntmachung vom 26.5.1951 (BGBl I S 360) Sachenrecht, Christoph Schreiber, 7. Aufl. 2018 Gesetz über Rechte an eingetragenen Schiffen und Schiffsbauwerken (Schiffsrechtegesetz) vom 15.11.1940 (RGBl I S 1499; BGBl III/FNA 403–4) Schuldrecht Gesetz zur Anpassung schuldrechtlicher Nutzungsverhältnisse an Grundstücken im Beitrittsgebiet (Schuldrechtsanpassungsgesetz) vom 21.9.1994 (BGBl I S 2538) Seearbeitsgesetz v 20.4.2013, BGBl I 868 Seerecht Seufferts Archiv für Entscheidungen der obersten Gerichte in den deutschen Staaten Seufferts Blätter für Rechtsanwendung in Bayern Sozialgesetzbuch Sozialgerichtsgesetz idF vom 23.9.1975 (BGBl I S 2535; BGBl III/FNA 330–1) Süddeutsche Juristenzeitung Sammlung Handbuch Insolvenzrecht, Stefan Smid, 6. Aufl. 2012 Kreditsicherheiten in der Insolvenz, Stefan Smid, 3. Aufl. 2015 Der Insolvenzplan, 4. Aufl. 2015

Abkürzungsverzeichnis so Sölch/Ringleb Soergel sog Sonnleitner SozplG

SozR Sp Spindler/Stilz SprAuG StaatsbankG Staub Staudinger

Stb StBerG std Stein/Jonas stenogr Bericht

Stephan/Riedel SteuerR StGB Stöber StPO str StuW StVG 1. StVRG

StW su teilw Thomas/Putzo ThürBl Tipke/Kruse

siehe oben Umsatzsteuergesetz, hrsg v Wilfried Wagner, Loseblatt, Stand 83. EL 2018 Bürgerliches Gesetzbuch mit Einführungsgesetz und Nebengesetzen, Kommentar, 13. Aufl. 2000 ff sogenannte(s/r) Insolvenzsteuerrecht, hrsg v Wolfgang Sonnleitner, 2017 Gesetz über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren vom 20.2.1985 (außer Kraft mit Ablauf des 31.12.1998) Sozialrecht Spalte Kommentar zum Aktiengesetz, hrsg v Gerald Spindler und Eberhard Stilz, 3. Aufl. 2015 Sprecherausschußgesetz vom 20.12.1988 (BGBl I S 2312 (S 2316) Gesetz über die Staatsbank Berlin vom 29.6.1990 (GBl DDR I Nr 38, S 504) Handelsgesetzbuch, Großkommentar, begr v Hermann Staub, 5. Aufl. 2008 ff Staudinger, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit Einführungsgesetz und Nebengesetzen, mit angegebenem Bearbeitungsstand Steuerberater Steuerberatungsgesetz idF vom 4.11.1975 (BGBl I S 2735; BGBl III/FNA 610–10) ständig(e) Kommentar zur Zivilprozessordnung, Friedrich Stein und Martin Jonas, 22.Aufl., 2002–2013, 23. Aufl. ab 2014 Verhandlungen des Reichstags, Stenographischer Bericht nebst Anlagen (zitiert nach Legislaturperiode, Session, Band, Seite) Insolvenzrechtliche Vergütungsverordnung – InsVV, 2010 Steuerrecht Strafgesetzbuch idF vom 13.11.1998 (BGBl I S 3322; BGBl III/FNA 450–2) Zwangsversteigerungsgesetz, Kommentar, Kurt Stöber, 21. Aufl. 2016 Strafprozessordnung idF vom 7.4.1987 (BGBl I S 1074, 1319; BGBl III/FNA 312–2) streitig Steuer und Wirtschaft Straßenverkehrsgesetz vom 19.12.1952 (BGBl I S 837; BGBl III/FNA 9231–1) 1. Gesetz zur Reform des Strafverfahrensrechts vom 9.12.1974 (BGBl I S 3393 und S 3533; BGBl III/FNA 312–8–1) Steuer-Warte (1.1922 ff; 23.1950 ff) siehe unten teilweise ZPO, Kommentar, 39. Aufl. 2018 Blätter für Rechtspflege in Thüringen und Anhalt (1854– 1918) Abgabenordnung, Kommentar, Klaus Tipke und Heinrich Wilhelm Kruse, Loseblatt, Stand 152. EL 2018

XXXIII

Abkürzungsverzeichnis Tipke/Lang Tit TRG

TzBfG

ua uä UBGG ÜG UFITA UG Uhlenbruck Uhlenbruck/Pape/Voigt-Salus UmwG UrhG

UrhR Urt usf USG

UStG UStR usw uU UWG

v v Westphalen VAG

Vallender Vallender/Undritz Var VerBAV VerbrKrG vergl Verh VermA

XXXIV

Steuerrecht, Klaus Tipke und Joachim Lang, 23. Aufl. 2018 Titel Gesetz zur Neuregelung des Fracht-, Speditions- und Lagerrechts (Tranportrechtsreformgesetz) vom 25.6.1998 (BGBl I S 1588; BGBl III/FNA 4100–1/2). Teilzeit- und Befristungsgesetz vom 21.12.2000 (BGBl I S 1966) und andere(m) und ähnliche(s) Gesetz über Unternehmensbeteiligungen vom 17.12.1986 (BGBl I S 2488; BGBl III/FNA 4126–1) Überweisungsgesetz vom 21.07.1999 (BGBl I S 1642; BGBl III/FNA 311–13) Archiv für Urheber-, Film-, Funk- und Theaterrecht Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) Insolvenzordnung, Kommentar, hrsg v Wilhelm Uhlenbruck, Heribert Hirte und Heinz Vallender, 14. Aufl. 2015 Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2010 Umwandlungsgesetz vom 28.10.1994 (BGBl I S 3210; BGBl III/FNA 4120–9–2) Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsgesetz) vom 9.9.1965 (BGBl I S 1273; BGBl III/ FNA 440–1) Urheberrecht Urteil und so fort Gesetz über die Sicherung des Unterhalts der zum Wehrdienst einberufenen Wehrpflichtigen und ihrer Angehörigen (Unterhaltssicherungsgesetz) vom 26.7.1957 (BGBl I S 1046, BGBl III/FNA 53–3) Umsatzsteuergesetz idF der Bekanntmachung vom 9.6.1999 (BGBl I S 1270; BGBl III/FNA 611–10–14) Umsatzsteuer-Rundschau (Beilage zur Finanzrundschau) und so weiter unter Umständen Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vom 3.7.2004 (BGBl I S 1414; BGBl III/FNA 43–7) vom Der Leasingvertrag, hrsg v Friedrich Graf von Westphalen, 7. Aufl. 2015 Gesetz über die Beaufsichtigung der privaten Versicherungsunternehmen und Bausparkassen (Versicherungsaufsichtsgesetz) idF vom 17.12.1992 (BGBl 1993 I S 2; BGBl III/FNA 7631–1) EuInsVO, hrsg v Heinz Vallender, 2017 Praxis des Insolvenzrechts, 2. Aufl. 2017 Variante Veröffentlichungen des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen Verbraucherkreditgesetz idF der Bekanntmachung vom 29.7.2000 (BGBl I S 940; BGBl III/FNA 402–6) vergleiche Verhandlungen Vermittlungsausschuss

Abkürzungsverzeichnis VermBG

VermG

VersR VerwZG VerZSe Vf Vfg VG VGH vgl VglO VGS VIA VO VOB/B VOBl Voraufl Vorbem vorl VuR VVG

VwGO VwVG

Warn

WarnRspr

Waza/Uhländer/Schmittmann WEG

Westermann/Wertenbruch

WG Wieczorek/Schütze

Fünftes Gesetz zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer 5. Vermögensbildungsgesetz idF der Bekanntmachung vom 4.3.1994 (BGBl I S 406; BGBl III/FNA 800–9) Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen (Vermögensgesetz – VermG) idF der Bekanntmachung vom 9.2.2005 (BGBl I S 205; BGBl III/FNA III-19) Versicherungsrecht, Juristische Rundschau für die Individualversicherung Verwaltungszustellungsgesetz vom 3.7.1952 (BGBl I S 379; BGBl III/FNA 201–3) Vereinigte Zivilsenate Verfahren Verfügung Verwaltungsgericht Verwaltungsgerichtshof vergleiche Vergleichsordnung vom 7.12.1990 (BGBl I S 2847; BGBl III/FNA 311–1) Vereinigte Große Senate Verbraucherinsolvenz aktuell Verordnung Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Fassung 2009; Bundesanzeiger 2009, Nr 155 Verordnungsblatt Vorauflage Vorbemerkung vorläufig Verbraucher und Recht Gesetz über den Versicherungsvertrag (Versicherungsvertragsgesetz) vom 30.5.1908 (RGBl S 263; BGBl III/FNA 7632–1) Verwaltungsgerichtsordnung vom 21.1.1960 (BGBl I S 17; BGBl III/FNA 340–1) (Bundes-)Verwaltungsvollstreckungsgesetz vom 27.4.1953 (BGBl I S 157; BGBl III/FNA 201–4) Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen, als Fortsetzung der von Otto Warneyer herausgegebenen Rechtsprechung des Reichsgerichts (1959/60 ff) Warneyer, Rechtsprechung des Reichsgerichts, soweit sie nicht in der amtlichen Sammlung der Entscheidungen des RG abgedruckt ist, hrsg v Warneyer Insolvenzen und Steuern, Thomas Waza, Christoph Uhländer und Jens M. Schmittmann, 11. Aufl. 2015 Gesetz über das Wohnungseigentum und das Dauerwohnrecht (Wohnungseigentumsgesetz) vom 15.3.1951 (BGBl I S 175; ber. S 209; BGBl III/FNA 403–1) Handbuch Personengesellschaften, hrsg von Harm Peter Westermann und Johannes Wertenbruch, Loseblatt, Stand 71 EL 2018 Wechselgesetz vom 21.6.1933 (RGBl I S 399; BGBl III/FNA 4133–1) Zivilprozessordnung und Nebengesetze, Goßkommentar, begr v Bernhard Wieczorek, hrsg v Rolf A. Schütze, 4. Aufl. 2012 ff

XXXV

Abkürzungsverzeichnis Wieling WiGBl 1. WiKG Wilhelm Wimmer/Dauernheim/Wagner/Gietl WM wN WoBindG

Wolf/Neuner Wolff/Raiser WoPG WPg WPO

WuB WürttNotZ WuM z ZAkDR zB ZBB ZBlFG ZDG Zeuner ZfA ZfB ZfbF ZfG ZfIR ZGR ZHR

Ziff Zimmer ZInsO ZIP ZKW ZMR Zöller ZPO

XXXVI

Sachenrecht, Hans Josef Wieling, 5. Aufl. 2007 Gesetzblatt der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets (1.1947–3.1949) Erstes Gesetz zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität vom 29.7.1976 (BGBl I S 2034; BGBl III/FNA 453–18–1) Sachenrecht, Jan Wilhelm, 5. Aufl. 2016 Insolvenzrecht, Handbuch des Fachanwalts, 8. Aufl. 2018 Wertpapier-Mitteilungen (Teil IV, Wirtschafts-, Wertpapierund Bankrecht) weitere Nachweise Gesetz zur Sicherung der Zweckbestimmung von Sozialwohnungen (Wohnungsbindungsgesetz) idF der Bekanntmachung vom 13.9.2001 (BGBl I S 2404; BGBlIII/FNA 2330–14) Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Gesetzbuchs, von Manfred Wolf und Jörg Neuner, 11. Aufl. 2016 Sachenrecht, Martin Wolff und Ludwig Raiser, 10. Aufl. 1957 Wohnungsbau-Prämiengesetz (WoPG 1996) idF vom 30.10.1997 (BGBl I 2678; BGBl III/FNA 2330–9) Die Wirtschaftsprüfung Gesetz über eine Berufsordnung der Wirtschaftsprüfer (Wirtschaftsprüferordnung) idF vom 5.11.1975 (BGBl I S 2803; BGBl III/FNA 702–1) Entscheidungssammlung zum Wirtschafts- und Bankrecht Zeitschrift des Württembergischen Notarvereins Wohnungswirtschaft und Mietrecht zur Zeitschrift der Akademie für Deutsches Recht zum Beispiel Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft Zentralblatt für die freiwillige Gerichtsbarkeit und Notariat Zivildienstgesetz idF der Bekanntmachung vom 17.5.2005 (BGBl I S 1346) Die Anfechtung in der Insolvenz, Mark Zeuner, 2. Aufl. 2007 Zeitschrift für Arbeitsrecht Zeitschrift für Betriebswirtschaft Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung Zeitschrift für Gesetzgebung Zeitschrift für Immobilienrecht Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht und Wirtschaftsrecht (bis 1960 = Band 123: Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht und Konkursrecht) Ziffer InsVV, Frank Thomas Zimmer, 2017 Zeitschrift für das gesamte Insolvenzrecht Zeitschrift für Wirtschaftsrecht Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen Zeitschrift für Miet- und Raumrecht Zivilprozessordnung, Kommentar, begr v Richard Zöller, 32. Aufl. 2018 Zivilprozeßordnung idF vom 5.12.2005 (BGBl I S 3202; BGBl III/FNA 310–4)

Abkürzungsverzeichnis ZPR ZRP zust zutr ZVersWiss ZVG

ZVI Zwanziger ZZP

Zivilprozessrecht Zeitschrift für Rechtspolitik zustimmend zutreffend Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung (Zwangsversteigerungsgesetz) vom 24.3.1897 (RGBl S 97; BGBl III/FNA 310–14) Zeitschrift für Verbraucher- und Privat-Insolvenzrecht Kommentar zum Arbeitsrecht der Insolvenzordnung, Betram Zwanziger, 5. Aufl. 2015 Zeitschrift für Zivilprozess

XXXVII

Abkürzungsverzeichnis

XXXVIII

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

SECHSTER TEIL Insolvenzplan

Vorbemerkungen zu §§ 217–269 Literatur (a) Allgemeine Grundlagen: Achsnik Options-Modelle im Insolvenzplanverfahren (2002) [Bespr Hinrichs ZZP 116 (2003), 235]; Beutler Praktische Fallstricke im Insolvenzplanverfahren, FS Wellensiek (2011) S 627; Bilgery Der schlanke Insolvenzplan, DZWIR 2001, 316; Bork Der Insolvenzplan, ZZP 109 (1996), 473; Blaurock Die Stellung des stillen Gesellschafters bei Sanierung des Geschäftsinhabers im Insolvenzplanverfahren, FS R Stürner (2013) S 659; Börner/Terpitz Insolvenzplanverfahren – Option einer gerichtlichen Sanierung, in: Hommel/Knecht/Wohlenberg (Hrsg), Handbuch Unternehmensrestrukturierung (2016), S 1283; Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz. Grundlagen, Gestaltungsmöglichkeiten, 1997, S 423–689; Brinkmann Wege aus der Insolvenz eines Unternehmens – oder: Die Gesellschafter als Sanierungshindernis, WM 2011, 97; Brünkmanns/Thole/Beck Handbuch Insolvenzplan (2016) [Hdb IP]; Bulgrin Die strategische Insolvenz (2016) [SUK 31], insbes S 63 ff [E] (Gestaltungsmöglichkeiten im Insolvenzplan); Burger Das deutsche „einheitliche“ Insolvenzverfahren unter besonderer Berücksichtigung des Insolvenzplans, FS Koren (1993), S 363; Burger/ Schellberg Der Insolvenzplan im neuen Insolvenzrecht, DB 1994, 1833; Buth/Hermanns Restrukturierung, Sanierung, Insolvenz (20144) [RSI] – § 29: Insolvenzplanverfahren; Cranshaw Schranken missbräuchlicher Insolvenzpläne – Konkurrenzen zwischen Schuldner und Absonderungsberechtigten, ZfIR 2017, 690; Dinstühler Der Insolvenzplan gem. den §§ 217–269, InVo 1998, 333; Drukarczyk Insolvenzplan und Obstruktionsverbot [RD WiWi 315] (1988); Ehlers Insolvenzplanverfahren – die Alternative, DStR 2010, 2525; Ehlers Krisenberater unter Druck, BB 2014, 131, 135; Eidenmüller Der Insolvenzplan als gesellschaftsrechtliches Universalwerkzeug, NJW 2014, 17; Engberding Was leistet der Insolvenzplan im neuen Insolvenzrecht?, DZWiR 1998, 94; Evers/Möhlmann Feststellung eines Insolvenzplans – Überlegungen aus verfahrensrechtlicher und ökonomischer Perspektive, ZInsO 1999, 21; Frank Der verfahrensleitende Insolvenzplan, FS E Braun (2007) S 226; Frege/Keller/Riedel Handbuch der Rechtspraxis Bd 3: Insolvenzrecht (20158) [HdR] Rn 1907–2017; Frind Die Grenze zwischen Gestaltung und Manipulation im Insolvenzplanverfahren, NZI 2007, 374; Gaul Tradition, Stagnation und schrittweiser Fortschritt im Insolvenzrecht: eine Zwischenbilanz der neuen Rechtsinstitute: Insolvenzplan, Restschuldbefreiung und Verbraucherinsolvenzverfahren, LA Henckel (2015), S 119, 124 ff. [IV]; Gaul Zur Struktur und Wirkungsweise des Insolvenzplans als „privatautonomes“ Instrument der Haftungsverwirklichung, FS U Huber (2006) S 1187; Gerster Insolvenzplan, „das unbekannte Wesen“ oder „der Maßanzug des Insolvenzrechts“?, ZInsO 2008, 437; Hänel Gläubigerautonomie und Insolvenzplanverfahren (2000); Heese Die Funktion des Insolvenzrechts im Wettbewerb der Rechtsordnungen – Kritische Bemerkungen zur fortschreitenden Rezeption einer Sanierungskultur US-amerikanischer Provenienz [JSR 42] (2018); Heinrich Der Insolvenzplan – Verfahrensbeendend! Verfahrensbegleitend?, NZI 2008, 74; Henckel Deregulierung in Insolvenzverfahren, KTS 1989, 477; Hermann/Zistler Der Insolvenzplan – Eine Plage für das Gericht, oder eine elegante Lösung?, ZInsO 2018, 10; Hermanns/Buth Der Insolvenzplan als Sanierungsplan, DStR 1997, 1178; Hess Vom Sanierungskonzept zum Insolvenzplan, WPg 2009, 299; Hess/Obermüller Insolvenzplan, Restschuldbefreiung und Verbraucherinsolvenz (20033), S 1–159; Herzig Das Insolvenzplanverfahren (2001); Hess/ Weis Der Insolvenzplan, WM 1998, 2349; Hingerl Sanierung nach Plan – Entwicklungen, Erfahrungen, Chancen, ZInsO 2008, 404; Hingerl Insolvenzplanverfahren: Schnelle Sanierung versus optimale Gläubigerbefriedigung bei fehlender Nachtragsverteilung, ZInsO 2010, 1876; Hingerl Zwei fehlende Bausteine im System des Insolvenzplanverfahrens, ZInsO 2016, 2238; Huelsdunk Liquidation oder

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Sechster Teil. Insolvenzplan

Reorganisation im Insolvenzplan, KTS 1999, 291; Jacobi Insolvenzplan als Qualitätsmerkmal, ZInsO 2010, 2316; Kaltmeyer Der Insolvenzplan als Sanierungsmittel des Schuldners – Unter Berücksichtigung des EGInsOÄndG v. 19.12.1998, ZInsO 1999, 255 und 316; Kassing Mediation im Insolvenzplanverfahren – eine Verhandlungstechnik zur Durchsetzung von Insolvenzplänen?, ZInsO 1999, 266; Klöker Der Insolvenzplan, sj 2008, Nr 4, 43; Kranzusch Sanierungen insolventer Unternehmen mittels Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2007, 804; Kowalewski Unternehmensfinanzierung im Rahmen der gerichtlichen Sanierung, in: Paulus/Knecht (Hrsg) Gerichtliche Sanierung (2018), § 5 (S 406–427); Kübler Handbuch Restrukturierung in der Insolvenz (20152) [HRI]; Kußmaul/Steffan Insolvenzplanverfahren: Der prepackaged Plan als Sanierungsalternative, DB 2000, 1849; Lissner Planlos? Eine kleine Übersicht zum Insolvenzplan, DGVZ 2017, 68; Löser Praktische Probleme der Sanierung im Insolvenzplanverfahren (2016), S 52–84; Madaus Der Insolvenzplan – Von seiner dogmatischen Deutung als Vertrag und seiner Fortentwicklung in eine Bestätigungsinsolvenz [IP 157] (2011) m Bespr Haarmeyer ZinsO 2011, 914; Madaus Möglichkeiten und Grenzen von Insolvenzplanregelungen, ZIP 2016, 1141; Madaus/Geiwitz Sanierungsoptionen im Insolvenzrecht, in: Paulus/Knecht (Hrsg) Gerichtliche Sanierung (2018), § 2 [S 83–174]; Mai Insolvenzplanverfahren (2008); Martini/Horstkotte Häufige Fehler bei der Aufstellung von Insolvenzplänen und der Durchführung von Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2017, 1913; Maus Der Insolvenzplan, Kölner Schrift InsO (20002) S 931–965 bzw (20093) S 743–766; Michels „Nachzügler“ im Insolvenzplanverfahren (2014); Paffenholz/Kranzusch Insolvenzplanverfahren – Sanierungsoption für mittelständische Unternehmen (2007); C G Paulus Grundlagen des neuen Insolvenzrechts – Liquidations- und Planverfahren, DStR 2004, 1568, 1573–1575; Paulus/Knecht (Hrsg) Gerichtliche Sanierung (2018) [siehe auch Bespr Saegon NZI 2018, 481]; Rendels/Zabel Insolvenzplan (20152); Riggert Das Insolvenzplanverfahren – Strategische Probleme aus der Sicht absonderungsberechtigter Banken, WM 1998, 1521; Rugullis Schuldenbereinigungsplan und Insolvenzplan – ein Rechtsfolgenvergleich, NZI 2013, 869; Schiessler Der Insolvenzplan (1997); Schmittmann Sanierung mittels Insolvenzplanverfahren, VR 2009, 289; Schulz/Schröder Insolvenzplanverfahren (Kap 2), in: Schulz, Restrukturierungspraxis (2010) S 43; Segmiller Kapitalmaßnahmen im Insolvenzplan (2013); Seibt/Bulgrin Strategische Insolvenz: Insolvenzplanverfahren als Gestaltungsinstrument zur Überwindung bestandsgefährdender Umstände, ZIP 2017, 353; Simon/ Brünkmans Die Ausgliederung von sanierungswürdigen Betriebsteilen mithilfe des Insolvenzplanverfahrens nach ESUG: Verdrängt die Gläubigerautonomie den institutionalisierten Gläubigerschutz des Umwandlungsgesetzes?, ZIP 2014, 657; Skauradszun/Spahlinger/Tresselt Insolvenzpläne auf dem Prüfstand, DZWIR 2015, 539; Smid Sanierung durch Insolvenzplan – Bemerkungen zur Theorie über praktische Fragen, NZI 2000, 454; Smid/Rattunde Sanierungsverfahren nach neuem Insolvenzrecht, WM 1998, 2489; Smid/Rattunde/Martini Der Insolvenzplan: Handbuch für das Sanierungsverfahren gemäß §§ 217 bis 269 InsO mit praktischen Beispielen und Musterverfügungen (20154); Stapper Die Praxis der Arbeit mit Insolvenzplänen oder die Insuffizienz des Insolvenzplans: Diagnose und Therapie, ZInsO 2009, 2361; Theiselmann Praxishandbuch des Restrukturierungsrechts – Kap 17: Das Insolvenzplanverfahren (20173) S 845–900; Uhlenbruck Das neue Insolvenzrecht als Herausforderung für die Beratungspraxis, BB 1998, 2009, 2014–2020; Uhlenbruck Zehn Jahre Insolvenzordnung – eine kritische Zwischenbilanz, NZI 2009, 1, 4–5; Undritz Restrukturierung in der Insolvenz, ZGR 2010, 201; Wallner Partielle Universalsukzession durch Insolvenzplan, ZInsO 2010, 1419; Warrikoff Die Möglichkeiten zum Unternehmenserhalt nach dem neuen Insolvenzrecht, KTS 1996, 500; Warrikoff Gestaltungsmöglichkeiten im Insolvenzplan, KTS 1997, 527; Wutzke Der fehlgeplante Plan – Apsekte der praktischen Undurchführbarkeit von Insolvenzplänen, ZInsO 1999, 1; Zipperer Der Insolvenzplan als Kernstück jeder Sanierung, InsBüro 2018, 18. – Rechtsprechungsübersicht: Paul ZInsO 2007, 856; 2008, 843; 2009, 1330; 2010, 1134; 2011, 610; 2012, 613; 2013, 1505; 2014, 636; 2015, 783; 2016, 665; 2017, 747; 2018, 1027; wegen Planmustern siehe die Angaben bei § 219. (b) Konkrete Anwendungen: Böcker Das ESUG in der praktischen Anwendung im Fall Suhrkamp, ZInsO 2015, 773; Böcker Gesellschaftsrecht versus Insolvenzrecht oder Suhrkamp: Verfall eines Verlages, DZWIR 2014, 331; Fritze Sanierung von Groß- und Konzernunternehmen durch Insolvenzpläne – Der Fall Senator Entertainment AG, DZWIR 2007, 89; Georg Insolvenzplanverfahren: Erste Erfahrungen, ZInsO 2000, 93; Friedhoff Sanierung einer Firma durch Eigenverwaltung und Insolvenzplan, ZIP 2002, 197; Heinrich Neues von „Phoenix“ – Eine Anmerkung zum Insolvenzplanverfahren, NZI 2009, 546; Lang/Muschalle Suhrkamp-Verlag – Rechtsmissbräuchlichkeit eines rechtmäßig eingeleiteten Insolvenzverfahrens, NZI 2013, 593; Madaus Schutzschirme für streitende Gesellschafter? – Die Lehren aus dem Suhrkamp-Verfahren für die Auslegung des neuen Insolvenz-

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

rechts, ZIP 2014, 500; Meyer Der Plan ist umgesetzt, doch manche Frage offen – Zwischenfazit zum Suhrkamp-Insolvenzverfahren, DB 2015, 538; Möhlenkamp Flucht nach vorn in die Insolvenz – funktioniert Suhrkamp?, BB 2013, 2828; Rattunde Sanierung von Großunternehmen durch Insolvenzpläne – Der Fall Herlitz, ZIP 2003, 596; Schäfer Insolvenzplan als Lösungsmittel für Mehrheits-/Minderheitskonflikte? – Lehren aus dem Fall Suhrkamp, ZIP 2013, 2237; Schäfer Suhrkamp und die Folgen – Konsequenzen aus dem vorläufigen Abschluss des Suhrkamp-Verfahrens, ZIP 2015, 1208; Schreiber/Herbst Insolvenzplanverfahren mit Hürden – Die Rettung einer mittelständischen Brauerei in der Insolvenz, ZInsO 2008, 435; H P Westermann Der „Suhrkamp“-Gesellschafter unter dem Schutzschirm der Gesellschaftsinsolvenz, NZG 2015, 134. (c) Spezielle Anwendungen: Beuthien/Titze, Offene Probleme beim Insolvenzverfahren der eingetragenen Genossenschaft, ZIP 2002, 1116; Bremer Insolvenzplan: Fortführung betrieblicher Altersversorgung durch den Arbeitgeber, DB 2011, 875; Flitsch/Chardon Die Rechtsstellung des PensionSicherungs-Verein aG im Insolvenzplanverfahren, DZWIR 2004, 485; Frank/Heinrich Insolvenzgeldansprüche von Arbeitnehmern nach einem gerichtlich bestätigten Insolvenzplan – Divergenzen zwischen Sozial- und Insolvenzrecht, NZI 2011, 569; Graf/Wunsch Eigenverwaltung und Insolvenzplan – gangbarer Weg in der Insolvenz von Freiberuflern und Handwerkern?, ZIP 2001, 1029 und ZVI 2005, 105; Grub Der Besserungsanspruch des Pensions-Sicherungs-Vereins im Insolvenzplanverfahren, FS Ganter (2010) S 3; Hirte/Mock Vorzugsaktien im Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2009, 1129; Madaus Umwandlungen als Gegenstand eines Insolvenzplans nach dem ESUG, ZIP 2012, 2133; Niering Sozialplanansprüche als Stolperstein im Insolvenzplan, NZI 2010, 285; Oberhofer Insolvenzplan und Arbeitsrecht, ZInsO 1999, 439; Paul Zulässigkeit eines Insolvenzplanes im masseunzulänglichen Verfahren? ZInsO 2005, 1136; Paul Die Rechtsstellung des Unterhaltsgläubigers im Insolvenz(plan-)verfahren, DZWIR 2009, 186; Rieger Verpflichtungen aus betrieblicher Altersversorgung in Insolvenzplänen, NZI 2013, 671; Runkel/Schulte Sanierung eines kommunalen Krankenhauses durch Eigenverwaltung und Insolvenzplan, ZIP 2008, 852; Scheibner Zu Besonderheiten beim Insolvenzplan in eingetragenen Genossenschaften, DZWIR 1999, 2; Schmittmann, Vermögensverfall, Insolvenzplan und Notaramt, ZInsO 2006, 419; Smid Pläne bei Masseunzulänglichkeit, ZInsO 2017, 2085; Terbrack Insolvenzpläne betreffend eingetragene Genossenschaften, ZInsO 2001, 1027; Tetzlaff Rechtliche Probleme in der Insolvenz des Selbstständigen, ZInsO 2005, 393; Uhlenbruck Konzerninsolvenzrecht über einen Insolvenzplan, NZI 1999, 41; Uhlenbruck Widerruf von betrieblichen Versorgungszusagen wegen wirtschaftlicher Notlage? – Zur Rechtsstellung des PSV aG im außergerichtlichen Vergleich und im Insolvenzplanverfahren, KSI 2:4 (2006), 121; Wienberg/Dellit Masse- sowie Planquotenunzulänglichkeit im Insolvenzplanverfahren, FS Kübler (2015) S 805; Wohlleben Insolvenzplan zur Fortführung von Unternehmen mit betrieblicher Altersversorgung, FS Wellensiek (2011) S 691; Zimmer Insolvenzplan bei Masseunzulänglichkeit nach § 210a InsO (ESUG), ZInsO 2012, 390. Insbesondere: (aa) Eigenverwaltung: Bales Insolvenzplan und Eigenverwaltung – Chancen für einen Neustart im Rahmen der Sanierung und Insolvenz, NZI 2008, 216; Brinkmann/Zipperer Die Eigenverwaltung nach dem ESUG aus Sicht von Wissenschaft und Praxis, ZIP 2011, 1337; Buchalik Faktoren einer erfolgreichen Eigenverwaltung, NZI 2000, 294; Buchalik/Stahlschmidt Die neue richterliche Zuständigkeit bei Insolvenzplänen in Eigenverwaltung – ein Erfahrungsbericht, ZInsO 2014, 1144; Frind Problemanalyse zu geplanten Neuregelungen des Plan- und Eigenverwaltungsverfahrens nebst Insolvenzstatistik, ZInsO 2011, 656; Fritze/Rattunde Insolvenzplanverfahren und Eigenverwaltung, 2010, 143; Fröhlich/Bächstädt Erfolgsaussichten eines Insolvenzplans in Eigenverwaltung, ZInsO 2011, 985; Hölzle Insolvenzplan auf Initiative des vorläufigen Sachwalters im Schutzschirmverfahren – Oder: Wer erstellt und wer bezahlt den Insolvenzplan im Verfahren nach § 270b InsO? ZIP 2012, 855; Huntemann/Dietrich Eigenverwaltung und Sanierungsplan – der verkannte Sanierungsweg, ZInsO 2001, 13; Kranzusch Die Eigenverwaltung im Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2008, 1346; Lau Der Debt-Equity-Swap als Übernahmeinstrument in eigenverwalteten Insolvenzplanverfahren (2016); Mönning/Schäfer/Schiller Sanierung unter dem Schutzschirm – strategische Insolvenz im Zeitraffer, BB Beilage 2017/1 S 1; Paul/Rudow Eigenverwaltung und Insolvenzplan bei KMUs, NZI 2016, 385; Piepenburg Faktisches Konzerninsolvenzrecht am Beispiel Babcock Borsig, NZI 2004, 231; Schneider/Höpfner Die Sanierung von Konzernen durch Eigenverwaltung und Insolvenzplan, BB 2012, 87; Smid Vorprüfung des Insolvenzplans, insbesondere Schutzschirm- und Eigenverwaltungsverfahren, ZInsO 2016, 61 und 128; Spies Insolvenzplan und Eigenverwaltung, ZInsO 2005, 1254; Schmudde/Vorwerk Die Facetten des Insolvenzplanverfahrens, ZInsO 2006, 347; Wehdeking/Smid Soll die Anordnung der Eigenverwaltung voraussetzen, dass der Schuldner dem Insol-

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Sechster Teil. Insolvenzplan

venzgericht einen „pre-packaged“ Insolvenzplan vorlegt?, ZInsO 2010, 1713; Wuschek Eigenverwaltung gewinnt an Bedeutung, ZInsO 2012, 110. (bb) Verbraucherinsolvenz: Beyer Insolvenzplanverfahren bei natürlichen Personen, ZVI 2013, 334 und 2014, 289; Blankenburg Probleme des Insolvenzplans in Kleinverfahren, ZInsO 2015, 1293; Frind Das hindernisreiche Insolvenz-Planverfahren für natürliche Personen, BB 2014, 2179; Frind Störeinflüsse im Privatinsolvenz-Planverfahren, ZInsO 2014, 280; Hänel/Harig Der Teilinsolvenzplan zur Erlangung vorzeitiger Restschuldbefreiung, ZVI 2015, 282; Harder Insolvenzplan für alle? – Die Reform der außergerichtlichen und gerichtlichen Schuldenbereinigung, NZI 2013, 70; Heyer Der Insolvenzplan im Verbraucherinsolvenzverfahren – gut gemeint, aber schlecht gemacht, ZVI 2012, 321; Hingerl Verkürzung des Verbraucherinsolvenzverfahrens durch Insolvenzplan, ZVI 2012, 258; Laroche/Harder Keine Angst vor dem Insolvenzplan!, VIA 2014, 81; Laroche/Siebert Neuerungen bei Versagung und Erteilung der Restschuldbefreiung, NZI 2014, 541; Lissner Ad meliorem – der Insolvenzplan im Verbraucherverfahren: Segen oder Utopie?, ZInsO 2014, 2480; Lissner Die neuen Wege aus der Schuldenfalle, ZInsO 2014, 1150; Lissner Die Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und der neue Insolvenzplan im Verbraucherverfahren – ein Wettstreit der Systeme?, ZInsO 2014, 1835; Madaus Insolvenzpläne im Verbraucherinsolvenzverfahren, NZI 2017, 697; Rein Der Insolvenzplan im Verbraucherinsolvenzverfahren, ZVI 2014, 239; Rugullis Schuldenbereinigungsplan und Insolvenzplan – ein Rechtsfolgenvergleich, NZI 2013, 869; Stapper Insolvenzplan bei natürlichen Personen – Schnelle und effektive Restschuldbefreiung, ZVI 2018, 303; Stephan Die „vergessenen Gläubiger“ im Verbraucherinsolvenzplan, NZI 2014, 539; Wiedenhaupt Insolvenzplan für Strafgefangene, ZVI 2014, 439; Wipperfürth Insolvenzplan im Verbraucherinsolvenzverfahren: viel Wind um ein „laues Lüftchen“?, InsbürO 2016, 281. (d) Alternativen für Sanierungen: van Betteray/Gass Vorverträge, Asset Deals und Unternehmenskaufverträge in der Insolvenz, BB 2004, 2309; Bitter/Laspeyres Rechtsträgerspezifische Berechtigungen als Hindernis übertragender Sanierung, ZIP 2010, 1157; Bork, Grundfragen des Restrukturierungsrechts – Prolegomena zu einer Reform des deutschen Insolvenzrechts, ZIP 2010, 397; Brühl/Göpfert Unternehmensrestrukturierung: Strategien, Konzepte und Praxiserfahrungen (20142); Buth/Hermanns Restrukturierung, Sanierung, Insolvenz (2014) [RSI]; Eidenmüller Insolvenzbewältigung durch Reorganisation, in Ott/Schäfer (Hrsg): Effiziente Verhaltenssteuerung und Kooperation im Zivilrecht (1997) S 145; Eidenmüller Unternehmenssanierung zwischen Markt und Gesetz (1999); Eidenmüller Reformperspektiven im Restrukturierungsrecht, ZIP 2010, 649; Eidenmüller Unternehmenssanierung nach der Insolvenzrechtsreform 2011, in: Habersack/Mülbert/Nobbe/Wittig (Hrsg), Stärkung des Anlegerschutzes – Neuer Rechtsrahmen für Sanierungen: Bankrechtstag 2011 (2012), 129; Eidenmüller Strategische Insolvenz: Möglichkeiten, Grenzen, Rechtsvergleichung, ZIP 2014, 1197; Flessner Sanierung und Reorganisation [AIP 48] (1982); Frind Die Sicherstellung eines nachhaltigen Sanierungsergebnisses im Insolvenzverfahren – Möglichkeiten der Insolvenzgerichte bei den verschiedenen Sanierungsvarianten, ZInsO 2015, 2249, 2309, 2358; Ganter Von der Beständigkeit rechtspolitischer Richtungsentscheidungen – Der Kampf für und gegen ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren, FS Wimmer (2017) S 187; Gless/Undritz/Lambrecht Sanierung im Insolvenzverfahren, in: Brühl/Göpfert, Unternehmensrestrukturierung (20142), S 261; P J Groß Sanierung durch Fortführungsgesellschaften(19882), S 255 ff; P J Groß Grundsatzfragen der Unternehmenssanierung, DStR 1991, 1572; Hagebusch/Oberle Gläubigerbefriedigung durch Unternehmenssanierung: Die übertragende Sanierung – eine Bestandsaufnahme vor dem Hintergrund jüngster InsO-Reformen, NZI 2006, 618; Hölzle Unternehmenssanierung außerhalb der Insolvenz – Überlegungen zu einem Sanierungsvergleichsgesetz, NZI 2010, 207; Huelsdunk Liquidation oder Reorganisation im Insolvenzplan – Alternativen aus der Sicht der ökonomischen Analyse des Rechts, KTS 1999, 291; Jacoby Vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren, ZGR 2010, 359; Kuth Die „wertlosen Gesellschaftsanteile“ – der Stein des Anstoßes im Sanierungs-Insolvenzplan, ZInsO 2002, 258; Knieper Konkurs und Sanierung, BB 1977, 622; KohlerGehrig Außergerichtlicher Vergleich zur Schuldenbereinigung und Sanierung, 1987; Künne Außergerichtliche Vergleichsordnung (19687); Madaus Aktivierung des Planverfahrens als Sanierungsverfahren durch Zulassung einer Bestätigungsinsolvenz (pre-voted bankruptcy), NZI 2011, 622; Madaus Restrukturierungsverfahren mit Insolvenzprinzipien und Insolvenzverfahren mit Restrukturierungsziel? Eine Betrachtung der Grundannahmen des Insolvenz- und Restrukturierungsrechts, FS Wimmer (2017) S 446; Mühl Der außergerichtliche Liquidationsvergleich, NJW 1956, 401; Müller-Feldhammer Die übertragende Sanierung – ein ungelöstes Problem der Insolvenzrechtsreform, ZIP 2003, 2186; C G Paulus Die Insolvenz als Sanierungschance – ein Plädoyer, ZGR 2005, 309; Paulus/Knecht

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Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Verfahrensansätze zur Sanierung von Unternehmen, in: Paulus/Knecht (Hrsg) Gerichtliche Sanierung (2018), § 1 [S 1–82]; Piekenbrock Empfiehlt sich angesichts der Wirtschaftskrise die Einführung eines gesonderten Restrukturierungsverfahrens?, ZVglRWiss 108 (2009), 242; Priebe Übertragende Sanierung und Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2011, 467; Rattunde Sanierung durch Insolvenz, ZIP 2003, 2103; Reiner, Rechtliche Anforderungen an Sanierungskonzepte, WM 2018, 993; Risse Betriebswirtschaftliche Aspekte der Sanierung durch Unternehmensfortführung nach der Insolvenzordnung, KTS 1994, 465; Schmerbach/Staufenbiel Die übertragende Sanierung im Insolvenzverfahren, ZInsO 2009, 458; K Schmidt Die übertragende Sanierung, in: Leipold (Hrsg) Insolvenzrecht im Umbruch (1991), S 67; Spahlinger Sanierung vor der Insolvenz – Rechtlicher Rahmen, Instrumentarium und (Haftungs-) Risiken, in: Brühl/Göpfert, Unternehmensrestrukturierung (20142) S 471; Spieker Die Unternehmensveräußerung in der Insolvenz (2001); Spliedt, Ist die außergerichtliche Sanierung pleite? – Ein Vergleich zur Sanierung im Insolvenzverfahren, InsVZ 2010, 27; Theiselmann Praxishandbuch des Restrukturierungsrechts (20173); Uhlenbruck Gerichtliche oder außergerichtliche Sanierung? – Eine Schicksalsfrage Not leitender Unternehmen, BB 2001, 1641; Uhlenbruck Von der Notwendigkeit eines eigenständigen Sanierungsgesetzes, NZI 2008, 201; Uhlenbruck Risiken vorinsolvenzlicher Sanierung und Anschlussinsolvenzverfahren, ZInsO 2013, 2033; Undritz Möglichkeiten und Grenzen vorinsolvenzlicher Unternehmenssanierung, Kölner Schrift InsO (20093) S 932; Unfried Betriebsübergang und Sanierung in der Insolvenz (2007); Wellensiek Übertragende Sanierung, NZI 2002, 233; Westpfahl Vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren, ZGR 2010, 385; Wüst Der außergerichtliche Sanierungsvergleich als realisierte Interessengemeinschaft der Gläubiger, FS Wiese (1998) S 649; Zipperer „Übertragende Sanierung“ – Sanierung ohne Grenzen oder erlaubtes Risiko?, NZI 2008, 206; von Zwoll Der „außergerichtliche Insolvenzplan“, ZInsO 2008, 418.

Übersicht A Pragmatische Annäherung („Plantypen“) I. Einführung . . . . . . . . . . . . . . 1. Definitionsversuch . . . . . . . . 2. Strukturelle Annäherungen . . . . 3. Abgrenzungsfälle . . . . . . . . . a) Außergerichtliche Verfahren . b) Innergerichtliche Verfahren . . c) Sanierungspläne für Banken . 4. Personelle Anwendbarkeit . . . . II. Typisierungen . . . . . . . . . . . . . 1. Subjektive Differenzierungen . . . a) Vorlageberechtigungen . . . . b) Sonstige Ansatzpunkte . . . . 2. Zeitliche Differenzierungen . . . 3. Objektive Differenzierungen . . . a) Rechtsdogmatische Sicht . . . b) Masseorientierte Kriterien . . c) Wirtschaftsbezogene Sicht . . 4. Erfassung von Plantypen . . . . . a) Strukturierungen . . . . . . . b) Archetypen . . . . . . . . . . c) Vermischungen . . . . . . . . III. Normzwecke . . . . . . . . . . . . . 1. Gläubigerbefriedigung . . . . . . 2. Verfahrensgestaltung . . . . . . . B Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . I. Historische Entwicklung . . . . . . . 1. Partikularrecht . . . . . . . . . . 2. Konkursordnung . . . . . . . . . 3. Geschäftsaufsicht . . . . . . . . . 4. Vergleichsrecht . . . . . . . . . . a) Alte Vergleichsordnung . . . . b) Neue Vergleichsordnung . . .

Rn. 1 1 2 6 13 13 17 22 24 28 29 29 32 33 34 35 37 38 39 39 45 50 54 55 60 61 61 64 67 71 75 75 77

II. Normgenese . . . . . . . . . . . . . . 1. Kommissionsmodell in Leitsätzen a) Grundstrukturen . . . . . . . b) Einzelregelungen . . . . . . . c) Annexvorschläge . . . . . . . d) Zwangsvergleich . . . . . . . e) Würdigung . . . . . . . . . . . 2. Konzeption der Regierungsvorlage a) Einführendes . . . . . . . . . . b) Regelungsmodell . . . . . . . aa) Grundstrukturen . . . . bb) Mehrheitsfindung . . . . cc) Planverfahren . . . . . . c) Abänderungen . . . . . . . . . 3. Veränderung im Rechtsausschuss a) Einführung . . . . . . . . . . . b) Schwerpunkte . . . . . . . . . c) Spezifika . . . . . . . . . . . . 4. Umgestaltung der Stammfassung . a) Überblick . . . . . . . . . . . b) Änderungen vor dem ESUG . c) Änderungen mit dem ESUG . III. Vergleichende Betrachtung . . . . . . 1. Grundlagen . . . . . . . . . . . . 2. Strukturen amerikanischen Insolvenzrechts . . . . . . . . . . a) Liquidationsverfahren . . . . . b) Reorganisationsverfahren . . . 3. Einzelheiten . . . . . . . . . . . . a) Regelungssystem . . . . . . . b) Planinhalte . . . . . . . . . . . c) Verfahrensweise . . . . . . . . d) Rechtsfolge . . . . . . . . . . e) Erleichterungen . . . . . . . .

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Rn. 83 83 83 86 93 95 99 104 104 108 108 113 116 121 124 124 125 131 133 133 134 135 140 140 142 142 144 148 148 149 152 155 156

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Sechster Teil. Insolvenzplan Rn.

4. Divergenzen amerikanischen Reorganisationsrechts . . . . . . 5. Bedeutung . . . . . . . . . . . . . IV. Normsystem . . . . . . . . . . . . . 1. Divergenzen zum Vergleichsrecht 2. Binnensystematik . . . . . . . . . a) Grundstruktur . . . . . . . . . b) Einzelnormen . . . . . . . . . 3. Erster Abschnitt . . . . . . . . . . 4. Zweiter Abschnitt . . . . . . . . . 5. Dritter Abschnitt . . . . . . . . . 6. Gesamtsystematik . . . . . . . . . a) Insolvenzrecht . . . . . . . . . b) Sondergebiete . . . . . . . . . aa) Bürgerliches Recht . . . bb) Gesellschaftsrecht . . . . cc) Versorgungsrecht (PSVaG) . . . . . . . . . (dd) Zivilprozessrecht . . . . (ee) Öffentliches Recht . . . c) Kostenrecht . . . . . . . . . . aa) Gerichtskosten . . . . . bb) Parteikosten . . . . . . . 7. Problematiken des Steuerrechts . a) Insolvenzrechtliche Steuerhaftung . . . . . . . . . . . . b) Steuerliche Sanierungsmitwirkung . . . . . . . . . .

C Dogmatische Einordnung (Rechtsnatur) . I. Einführung . . . . . . . . . . . . . . 1. Historie . . . . . . . . . . . . . . 2. Orientierungspunkte . . . . . . . 3. Methodik . . . . . . . . . . . . . II. Meinungsstand . . . . . . . . . . . . 1. Vertragstheorie . . . . . . . . . . a) Grundsätzliches . . . . . . . . b) Vertragskonstruktion . . . . . c) Formelkompromiss . . . . . . 2. Rechtsinstrument sui generis . . . 3. Verfahrenstheorie . . . . . . . . . 4. Rechtsnormierung sui generis . . III. Konsequenzen . . . . . . . . . . . . . 1. Erklärungsakt . . . . . . . . . . . 2. Auslegung . . . . . . . . . . . . . 3. Willensmängel . . . . . . . . . . . 4. Planrücknahme/-änderung . . . . 5. Widerruflichkeit der Planzustimmung . . . . . . . . . . . . 6. Formerfordernisse . . . . . . . . . 7. Leistungsstörungen . . . . . . . . 8. Zusammenfassung . . . . . . . . IV. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . 1. Ausgangspunkt . . . . . . . . . . 2. Schwächen vertraglicher Deutung a) Vertrag ohne Konsens . . . . . b) Effizienz statt Dogmatik . . . c) Gericht versus Vertrag . . . . 3. Verlegenheitslösungen . . . . . . . 4. Stärken prozessualer Deutung . . 5. Zusammenfassung . . . . . . . .

157 162 165 165 167 167 170 173 175 177 179 179 184 185 188 192 194 196 197 197 198 199 199 205

Rn. 210 210 210 213 220 223 223 223 226 231 232 234 237 240 240 241 244 245 248 249 250 252 253 253 255 255 260 261 264 266 270

A Pragmatische Annäherung („Plantypen“) Literatur: Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz. Grundlagen, Gestaltungsmöglichkeiten (1997), S 563–578; Frank, Der verfahrensleitende Insolvenzplan, FS Braun (2007) S 219; Herzig Das Insolvenzplanverfahren (2001), S 67–94: Die Arten von Insolvenzplänen.

1

Dem Insolvenzplanverfahren (§§ 217–269) ist legislativ besondere Bedeutung zugemessen, wenn es auch praktisch geringe Anwendung erfährt1 – es sind am Ende jedoch wahrscheinlich die wichtigen und richtigen Insolvenzfälle, wo man mehr und mehr jetzt darauf zurückkommt: größere, in welchen der Aufwand die Erträge rechtfertigt, geeignete mit Chancen auf Gesundung (nicht etwa auf schlichtweg gesellschaftsrechtliche Veränderung – trotz des Falls „Suhrkamp“), einfache mit Blick auf Überschaubarkeit von Gläubigerstruktur („ins Boot holen“) und/oder Insolvenzursachen (Schlüssigkeit des „Gegenkonzepts“ zum Regelverfahren). Der Gesetzgeber war darum relativ euphorisch gewesen („eine der bedeutsamsten Neuerungen“ [RV2]; „Kernstück der Reform“ [RA3]), hat zwi-

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6

Die „SchuBra-Statistik’“, sie erfasst nur Unternehmensinsolvenzen, zeigt eine Planquote etwa von 2 %: 2010: 265 Fälle [1,95 %]; 2011: 247 Fälle [1,99 %]; 2012: 231 Fälle [1,93 %], 2013: 248 Fälle [2,10 %]; 2014: 164 [o.A.]; 2015: 220 Fälle [o.A.].

2 3

BT-Drucks 12/2443 S 90 re. Sp. [A 4e aa]. BT-Drucks 12/7302 S 181 re. Sp. [vor Nr 234].

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

schenzeitlich aber auch verschiedentlich etwas nachgesteuert (dazu Rn 133–139), insbesondere die Verbraucher mit einbegriffen (dazu Rn 26). I. Einführung 1. Definitionsversuch. Der Planbegriff ist vielfältig (Projektplanung, Familienplanung, 2 Haushaltsplanung, Wirtschaftplanung etc, aber ua auch betriebswirtschaftliche Unternehmensplanung oder gestalterische juristische Bauleitplanung) und kann hier nicht weiter thematisiert werden.4 Gemeinhin werden als maßgebend folgende Merkmale angesehen: jeder Plan sei zukunftsorientiert, systematisch koordinierend, zweckdeterminiert – oder prägnanter vielleicht auch: Beschreibung rationalen Entscheidens (welche Optionen existieren [Analyse] unter welchen künftigen Bedingungen [Prognose]? – in eben dieses Spannungsfeld fällt dann das Bewerten, Begründen, Umsetzen …). Hierbei folgt die Zweckbestimmung des Insolvenzplans aus § 1 S 1 Hs 1: es geht um Gläubigerbefriedigung, nicht Unternehmenserhaltung5 (dazu Rn 41–43 – uU aber Mittel zum Zwecke). Als große Aufgabe verbleibt, den genauen Weg anzugeben. Sehr bewusst wurden insoweit tradierte Begriffe (Vergleich, Akkord, Nachlass, Aus- 3 gleich etc: Rn 65) vermieden, das Institut neu betitelt! Anleihe dazu gab natürlich das USVorbild (11 USC II: „The Plan“6 bzw Rn 148), welches schon die Kommissionsleitsätze auch begrifflich klar rezipierten: nur wurde aus einem Reorganisationsplan (LS 2.2.3 I: „Plan für die Reorganisation“) am Ende deutlich zielneutraler (dazu Rn 39–44) der Insolvenzplan, welcher weiter auszugreifen erlaubt, nicht mehr nur konkret (Unternehmens-) Sanierungen abdeckt, sondern das gesamte Insolvenzspektrum. Das Gesetz verwendet „Plan“ und „Insolvenzplan“ synonym (Sechster InsO-Teil: „Insolvenzplan“ – Abschnittstitel: „Plan“), den Langbegriff meist einführend, den Kurzbegriff eher wiederholend; abzugrenzen ist begrifflich der Ergebnis- und Finanzplan (so formuliert die [Teil-] Überschrift zu § 229, dort Rn 36, 41), der wiederum selbst Planteil ist (arg § 219 S 2). Die Regierungsvorlage7 fasst den Planbegriff (zugestanden etwas „urplötzlich“) wie 4 folgt: „die privatautonome [1], den gesetzlichen Vorschriften entsprechende [2] Übereinkunft der mitspracheberechtigten Beteiligten [3] über die Verwertung des haftenden Schuldnervermögens [4] unter voller Garantie des Werts der Beteiligtenrechte [5].“ Wie angedeutet sind inhaltlich damit fünf Kriterien ausschlaggebend: (1) Zurückführung auf die Privatautonome, was jedoch etwas schief ist, weil der Plan ein prozessuales Rechtsinstitut implementiert; es geht insoweit mehr um Herstellung von Bedingungen für solches (privat-?) autonome Handeln. 4

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Siehe dazu näher Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz, S 439 ff (440–442) bzw Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 2–8 mit 54 sowie erg zudem Rn 213. Anders jedoch trotz allem obiter einmal BVerwG ZInsO 2009, 1811, 1812 [d] {8}, aber zB auch Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 1 („weitere Ziele“ möglich) mit Rn 8, 21, 23) – natürlich ist praktisch oft Sanierung der Zweck des Plans, vgl Rn 40 mit 48. Die offizielle US-Definition ist insoweit recht schlicht: „A debtor’s detailed description of

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how the debtor proposes to pay creditors’ claims over a fixed period of time.“ (http://www.uscourts.gov/educational-resources/educational-activities/bankruptcybasics-glossary#content-for-p) [also in etwa: Detaillierte schuldnerseitige Beschreibung seines Vorschlages, wie er die Gläubigerforderungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu bezahlen gedenkt.]. BT-Drucks 12/2443 S 91 re. Sp. [A 4e aa], nun rezipiert von BGH NJW-RR 2018, 817, 819 {23} [III 3a].

Joachim Münch

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Vor §§ 217–269

Sechster Teil. Insolvenzplan

(2) Beachtung gesetzlicher Schranken – hiermit war gemeint, dass sichergestellt wird, „daß einzelne Beteiligtengruppen ihre Sonderinteressen nicht zu Lasten anderer Beteiligter verfolgen können.“ Das zielt vor allem auf §§ 222/226 und §§ 243 ff; vorweg muss man aber zuerst allemal abklären, ob überhaupt (prozessuale!) Dispositionsbefugnis existiert (§ 217). (3) Grundregel „partizipativer“ Mitwirkung, sie steckt letztlich hinter dem Beteiligungsbegriff (subjektive Anknüpfung: § 217 Rn 35–37) wie ebenso der Gewähr von Mitwirkungsrechten (objektive Anknüpfung: § 234 Rn 10). (4) Verwirklichung von Vermögenshaftung – die Planentwicklung ist Teil des Insolvenzrechts und steht in dessen Diensten (§ 1 S 1 Hs 1): was für den Gemeinschuldner die Einstandspflicht („Haftung“), ist für die Gläubiger – schuldrechtliche wie dingliche – die Durchsetzung der Befriedigung („Zugriff“), allein eben in selbst bestimmten („geplanten“) Formen. (5) Wertgarantie für die Beteiligten, was recht kryptisch wirkt, indes dann Sinn macht, wenn man es auf eine „fallspezifische Werthaltigkeit“ herunterbricht8 – es gibt – insolvenztypisch – kaum je „volle“ Werte, sondern bloß (viel) weniger. Im Prinzip ist hiermit also das Meiste dessen angesprochen, wohin § 217 [S 1] zielt: Befriedigung, Verwertung und Verteilung, (Fort-) Haftung.9 Nicht eigens genannt wurde die Bezeichnung als „Übereinkunft der … Beteiligten“. Der Gesetzgeber wollte wohl so eine genaue dogmatische Festlegung vermeiden, stellte jenen Begriff hier auch dezidiert gegen die Figur des Vertrages10 (siehe dazu näher Rn 215). 5 In dieser „heimlichen“ gesetzgeberischen Definition (dazu Rn 4) steckt Richtiges, mag jene auch wohl am Ende etwas schief wirken: Privatautonomie [1] und Gesetzesgrenze [2] passen nicht recht bündig zueinander, haben auch mehr einen prozessualen Bezugspunkt denn materielle Verortung (dazu Rn 6); die Partizipation [3] ist übersteigert und deckt allemal nur den Konsens – Gruppenbildung (§§ 222, 243) und Mehrheitszwang (§§ 244 I, 245) bleiben zu Unrecht ausgeblendet, weil sie wohl ins Bild der normativen Harmonie hörbare Misstöne einstreuen (das erklärt nicht zuletzt die Zurückhaltung bei der Konstruktion – arg „Übereinkunft“), aber demungeachtet doch unverzichtbar sind; die Verwertung [4] ist verkürzend eigens vorgehoben – wo doch prozessual Befriedigung angestrebt wird, die auch per Sanierung möglich erscheint (dazu Rn 55 f), und auch die prophezeite „volle“ Wertgarantie [5] passt dazu nicht bzw klammert insolvenzbedingte Verluste aus.

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2. Strukturelle Annäherungen. Methodologisch kennzeichnend für das Rechtsinstitut „Insolvenzplan“ ist die Gestattung prozessualer Disposition (vgl Rn 60 mwN). Hierin liegt die eigentlich hervorzuhebende gesetzgeberische Innovation. Das wird nicht eigens gezielt herausgestellt, aber gerne „top down“ über große Schlagworte salbungsvoll beschreiben:11 Privatisierung des Insolvenzverfahrens, Verstärkung der Autonomie der Beteiligten, Deregulierung des Prozessrechts, Flexibilität des Insolvenzplans – alles richtige Beobachtungen oder Reformansätze, wenn man jene vom Ziel her betrachtet, welches im Vorfeld 8

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So wie dann hiernach BT-Drucks 12/2443 S 93 li/re. Sp. [A 4e dd] auch festhält, dazu Rn 11 bei/mit Fn 13, vgl. auch erg Vorblatt B 5. Jedenfalls in der Urfassung: § 217 Rn 18 mit 3. Spezifika regeln nun (seit dem ESUG) S 1 Var 3 (schlichte Verfahrensgestaltung) und S 2 Var 5 (spezielle Verfahrensausweitung).

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Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 80 liest das sogar als Bestätigung haftungsrechtlicher Auseinandersetzung (in Anlehnung an §§ 2032 ff BGB). Entsprechend den Schlagworten des Gesetzgebers: BT-Drucks 12/2443 S 77–80 [A 3a] und S 90–92 [A 4e aa:] – siehe noch bei Rn 59.

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

§ 1 S 1 Hs 1 formuliert: eine bestmögliche Gläubigerbefriedung trotz ungenügender Haftungsmasse (Planverfahren bleiben Insolvenzverfahren). Will man aber den rechtlichen Begriffsinhalt des Insolvenzplans präzisieren, muss man dazu „bottom up“ auf normierte Grundcharakteristika abstellen: a) Flexibilisierung. Der Insolvenzplan bestimmt nur ein Oberziel (§ 1 S 1 Hs 1: „die 7 Gläubiger eines Schuldners gemeinschaftlich zu befriedigen“), nicht aber die Wege dahin. Er lässt mithin den Betroffenen die Wahl der Instrumente (Variabilität des Planinhalts: Rn 43), dh die Wahl, gemeinsam festzulegen, wie sie die Insolvenz falladäquat – ihrem Bedürfnis gemäß – abzuwickeln anstreben (Priorität individueller Abwägung im Interesse kollektiver Durchsetzung – „maßgeschneidertes“ Abwicklungsverfahren). Hierfür dient vor allem die Disponibilität des Insolvenzrechts (Rn 6, 41), so wie im Einzelnen von § 217 verheißen, allerdings sachlich (was?), persönlich (wer?) und förmlich (wie?) beschränkt, nicht etwa als umfassende „Totalfreigabe“ konzipiert (Näheres siehe bei § 217 Rn 28–43). b) Transparenz. Chancen und Risiken der Flexibilität wollen natürlich gegeneinander 8 abgewogen werden – der Insolvenzplan ist eine Art Investitionsentscheidung, in die aber nicht allein einfache Kurzfristinteressen (Quotenerwartung) eingehen, sondern uU genauso Langfristziele (return of investment [ROI]) und eventuelle nichtmonetäre Interessen (zB Erhaltung langfristiger Beziehung). Das Auseinanderfallen von Initiativrecht (§ 218) und Entscheidung (§§ 237 ff, 243 ff) erfordert die Schaffung von Transparenz über Regelungsinhalt und Regelungsmotive (§§ 219–221, 229) als maßgebliches Grunderfordernis informierter Sachentscheidung. c) Koordination. Kernpunkt des Instituts ist sicher die „Aufweichung“ des Dogmas 9 der traditionell allumfassenden Gleichbehandlung (par conditio creditorum), verkoppelt mit der Erstreckung von Planwirkungen auf Absonderungsbefugte (§ 217 S 1) und weitergehend seit dem ESUG gar Anteilseigner (§ 217 S 2) – wenn der Plan(verfasser) das will (§§ 223 I, 225a I). Dieses gilt in zwei Ebenen und betrifft ganz zentral die Gruppenbildung: materielle Behandlung (§ 226 I) wie förmliches Entscheiden (§ 243). Dabei lässt auch die Gruppenbildung noch Flexibilitäten frei (§ 222 II/III), nur eine grobe Einteilung ist vorgegeben (§ 222 I: „Mussgruppen“), im Übrigen greift Planermessen des Planvorlegers jedoch Platz. Es ist dann seine Aufgaben, homogene Interessengruppen „geschickt“ zusammenzufassen und Differenzierungen zu plausibilisieren. d) Kooperation. In der Insolvenz bestimmt die formelle Majorität (§ 76 II Hs 1: Sum- 10 menmehrheit), man kann sie aber auf (materielle) Solidarinteressen uU „zurückzwingen“. Das Planverfahren agiert genau anders herum: die formelle Majorität ist qualifiziert (§ 244: Kopf- und Summenmehrheit), aber auch abgemildert (§ 245 I Nr 3: Gruppenmehrheit), und vermag eventuelle Störer in Solidarinteressen uU „hineinzuzwingen“. Es geht am Ende um Einigungszwang,12 der gegen das Votum von einzelnen Gruppen möglich erscheint, um eine Planvorstellung am Ende durchzusetzen (§ 245: Schikane- oder Obstruktionsverbot, aber erg auch § 247 II). e) Justiziabilität. Der Mehrheitszwang ist allerdings nur gerechtfertigt, wenn er denn 11 hinreichenden Minderheitenschutz gewährleistet. Die Plandurchführung soll und muss die Situation gegenüber der Normalabwicklung verbessern – in den Worten der Motive:13 „Ein Plan kann keinen Beteiligten gegen seinen Willen schlechter stellen, als er bei der best12

Sehr lesenswert dazu namentlich BTDrucks 12/2443 S 79 li. Sp. [A 3a ff].

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BT-Drucks 12/2443 S 93 li./re. Sp. [A 4e dd: „Schutz der Minderheiten“].

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möglichen konkursmäßigen Verwertung des Schuldnervermögens stünde.“ – Dies verlangt eine begleitende gerichtliche Absicherung, vorrangig der Formalien (§§ 231 I Nr 1, 250 Nr 1), indes aber auch mit teilweise materieller Bewertung (§§ 231 I Nrn 2/3, 250 Nr 1 – sowie vor allem § 245 [arg § 248 I – Inzidentprüfung!]). Jene quasi „amtliche Kontrolle“ wird durch Möglichkeiten individueller Schutzanträge zusätzlich noch abgerundet (§ 251). 12 Vergleicht man die Plandefinition der Gesetzesmotive (Rn 4) mit den inhaltlich maßgeblichen Strukturen ergeben sich einerseits zwar Stimmigkeiten (Flexibilisierung [Rn 7] trifft die Punkte [1], [2] und [4]; Justiziabilität [Rn 11] sichert Teile von [5]; [3] ist weiter aufzufächern …), andererseits bleiben stilprägende Elemente letztendlich ungenannt: ohne Transparenz [Rn 8] keine Möglichkeit, später „informiert“ über einen Plan abzustimmen; erst Gruppenbildung erlaubt Unterscheidung und anschließend die Koordination der Beteiligten [Rn 9], und auch der Konsenszwang, als Kooperationsgebot oder reziprok eben Obstruktionsverbot [Rn 10], ist entscheidend. Eine Plandefinition würde infolgedessen lauten: Der Insolvenzplan ist (ausnahmsweise) gestattete prozessuale Gestaltung des Insolvenzverfahrens (inklusive materieller Wirkungen) mit bestmöglich privatautonomer Beteiligung (Transparenz / Koordination durch Gruppierung / Kooperation) bei behutsamer gerichtlicher Begleitung, vor allem zur Absicherung der Minderheitsrechte. Man kann die prozessuale Herleitung mit eben den konkreten materiellen Wirkungen (§ 221 S 1 iVm § 254 I) zusammensehen, die Pläne bringen mögen, je nach Sachproblem und Lösungskonzept des Vorlegenden („Einzelfallbetrachtung“: Rn 39 ff, 45–49); dies würde aber keine weiterreichende abstrakte Charakterisierung gestatten. 3. Abgrenzungsfälle

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a) Außergerichtliche Verfahren. Bevor man näher abgrenzt, muss man sich einleitend klarmachen, dass jedes Planverfahren Teil eines Insolvenzverfahrens ist (arg ex § 1 S 1 Hs 1: Das Insolvenzverfahren dient dazu, … indem …“), dh funktionaler Bestandteil prozessualer Zwangsvollstreckung, oder genauer noch: Gesamtvollstreckung. Es ist eindeutig rechtsförmliches Verfahren in gerichtlicher (scil staatlicher) Verantwortung, also äußerlich schon eindeutig von informeller Bemühung abzugrenzen, die lediglich „drohende“ Insolvenz abzuwenden oder uU auch anderweitigen „Krisenlagen“ gegenzusteuern. Es geht insoweit also um Maßnahmen „vor der Insolvenz„, statt wie gemäß §§ 217 ff „in der Insolven“. Gedacht wird zumeist hier an eine autonome („freie“) Sanierung, dh die möglichst 14 selbstverantwortete Korrektur („turn around“) – und sei es mit dem Konzept externer Berater … Möglich sind hierbei rein interne Maßnahmen (Strukturänderungen), Kapitalherabsetzung, regelmäßig mit paralleler Kapitalerhöhung, oder sonst eine Gewinnung neuer Teilhaber (Eigenkapitalverbesserung), eher selten dürfte hingegen Bereitstellen neuen Fremdkapitals gelingen (denn es wird an nötigem Sicherungsgut mangeln). Alsdann hilft, die ungesicherten (maßgeblichen) Altgläubiger einzubeziehen (insb Hausbank, Hauptlieferanten, Abnehmer) und ihnen gewisse Verzichte abzutrotzen. Den rechtlichen Rahmen bietet traditionell der außergerichtliche Vergleich (§ 779 I Hs 1 BGB) als materielle Vertragsgrundlage: dieser verlangt eine Regelung „im Wege gegenseitigen Nachgebens“ (Teilerlasse, Ratenzahlung, Stundungen etc), wobei als Bezug die unsichere Anspruchsverwirklichung ausreicht (§ 779 II BGB) und dies auch die ungewisse wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mitumfasst.14 Derarte Vorgehensweisen erlaubt Vertraulichkeit (zwischen

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RG JW 1936, 2316; BVerwG ZInsO 2009, 1811, 1812 [d] {8} [II 2a]; BGHZ 116, 319, 330 [II 2a] = NJW 1992, 967 (Sanierungsver-

gleich); 2012, 2099, 2101 {31} [III 1a bb] – Ablehnung einer Schenkung durch RGZ 6, 227, 229 f (GemR); Mühl NJW 1956, 401 ff.

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Vorbemerkungen

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den Partnern15) und braucht Einstimmigkeit: gebunden ist, wer zustimmt;16 es fehlt de lege lata an einer Zwangsmacht gegenüber „Abweichlern“17 (sog „Akkordstörer“) – die gibt es eben nur innerhalb zivilprozessualer Verfahren! Es gibt einige aktuelle Plädoyers zugunsten sehr zeitnaher Sanierung. Oftmals mag ge- 15 nügen, dass sich die wichtigsten „Player“ vorweg verständigen. Empfehlungen reichen von verbessertem Verhandlungsmanagement18 bis zu verbindlichen Kooperationspflichten19 (wer wird die denn im Ernstfall aber einklagen wollen? – drohende zeitliche Überholung!) Da stößt man rasch an Grenzen. Hier zeigt auch jetzt § 225a allemal effektivere Auswege über einen Plan. Wohlfeile Lösungen sind uU aber förmliche Verfahren, die früher einsetzen (dazu Rn 20) und/oder die formellen Hürden abmildern. Plattform dazu wäre womöglich etwa eine sog Bestätigungsinsolvenz,20 dh ein Planvorschlag, der unmittelbar ins gerichtliche Bestätigungsverfahren hineinmündet, sei es als Vorschlag vorabgestimmter Sanierung (pre-voted bankruptcy), sei es als beschleunigtes autonomes Planverfahren. Freilich wird dadurch eine Garantie voreilig über Bord geworfen, die verfahrensprägend ist: die Transparenz für die Beteiligten mit einer offenen Bewertung der Planideen (Gehörsgewähr mit „Wettbewerb der Alternativen“). Dieser Preis wäre mir viel zu hoch, Unbeteiligten einen Konsens abzuzwingen, es wäre am Ende die Majorisierung von Minderheiten und die Preisgabe privatautonomer Freiräume – wer sich einigen will, der soll alle in sein Boot holen. Möglich ist genauso andererseits das geordnete – rechtzeitige – Stilllegen des kriselnden 16 Unternehmens (sog stille Liquidation21), ohne größere Verluste für Gläubiger (gesellschaftsrechtliche „Abwicklungsliquidation“) und ohne Makel rechtlich festgestellter Insolvenz für Betreiber, ein noch so eben rechtlich „zeitgerechtes“ Beendigen. Dabei deutet „still“ auf den schließlich „krisenbedingten“ Auslösefall, der jedoch verdeckt bleibt – während gesellschaftsrechtlich dagegen selbstredend offene Liquidation erfolgt (Zusatz: „i.L.“), die auch „neutrale Ursachen“ haben könnte:22 Auflösungsbeschluss, Auseinandersetzung (Abwicklung, Liquidation, Verteilung etc), Registerlöschung. b) Innergerichtliche Verfahren. Das Insolvenzplanverfahren ist kein Vergleichsverfah- 17 ren. Die Konzeption ist eine total andere – nicht zuletzt, um offenbaren Mängeln abzuhelfen, die unter altem Recht einen Vergleich erschwerten (dazu Rn 165 f). Das gilt für konkursbeendende Zwangsvergleiche (§§ 173–201 KO), die zunächst bloß eröffnet waren (vgl Rn 69), sowie vor allem für konkursabwendende „Privatvergleiche“ (VglO), welche ergänzend später dazukamen (erg Rn 67, 73, 76, 79–82 – zur Terminologie bei Rn 61). Sie beide gelten – zusätzlich zu den US-amerikanischen Vorbildern (dazu Rn 140) – jedoch als

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Sehr extrem noch RGZ 6, 227, 228 f (GemR): Wirksamkeit gegenläufigen Versprechens (geht zu weit!). RG KuT 1941, 54, 55; BGHZ 116, 319, 321 f [II 1a vor aa] = NJW 1992, 967. BGHZ 116, 319, 322–328 [II 1a]= NJW 1992, 967. Eidenmüller Unternehmenssanierung zwischen Markt und Gesetz S 421 ff. Eidenmüller Unternehmenssanierung zwischen Markt und Gesetz S 707 ff. So möchte es insb Madaus NZI 2011, 622, 625–627 [IV], vgl auch erg NZI 2017, 329, 331 [II 2]. Siehe auch zur Thematik ua Gel-

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dermacher Das präventive Sanierungsverfahren (2012) [KTS 43] mit ZinsO 2011, 353; 2010, 696; Kayser FS Pannen (2017) S 273; Vallender FS Pannen (2017) S 303. K Schmidt ZIP 1982, 9 erkennt darin ein „Stiefkind“ insolvenzrechtlicher Betrachtung. Siehe vor allem § 723 I 1 iVm §§ 730–735 BGB [GbR]; § 131 I Nr 2 iVm §§ 143, 145–158 HGB [oHG]; § 171 II HGB [KG] bzw § 41 iVm §§ 47–53 BGB [e.V.]; § 60 I Nr 2 iVm §§ 65–74 GmbHG [GmbH]; §§ 119 I Nr 8, 262 I Nr 2 iVm §§ 263–273 [AG]; § 78 I 1 iVm §§ 82–93 GenG [eG] – abzugrenzen: § 394 FamFG.

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Folie für wortgenaues oder sinngemäßes Fortführen zahlreicher Regelungen23 – trotz inzwischen total geänderter „Stoßrichtung“, die Liquidation24 wie Sanierungen25 flexibel abzudecken eröffnet (dazu schon oben Rn 7 – wegen zahlreicher [„Konstruktions-“] Divergenzen siehe Rn 12). Wenn man denn auf alte Rechtspraxis weiter zurückgreifen möchte, muss man sich entsprechend erst vergewissern, dass immer noch dieselben Rahmenbedingungen vorliegen. Und auch die neue Wortwahl („Plan“ bzw Rn 2) lässt Vorsicht angeraten erscheinen. 18 Das Insolvenzplanverfahren ist erst recht kein Moratorienverfahren, das – unmittelbar hoheitlich verordnet – lediglich materiellrechtlich einen Zahlungsaufschub bewilligt, so wie es historisch arg verbreitet war („Quinquinellen“) – dagegen zog bereits das Konkursrecht einst „ins Felde“ (Rn 68); indes muss man auch sehen, dass immer wieder gegen jene (Verbots-) Regel verstoßen wurde (zB § 46g I Nr 1 Var 1 KWG). Dogmatisch muss man hier einerseits materiellen Zahlungsaufschub (Fälligkeit) und prozessuale Beschränkungen (Klagbarkeitshemmnis, Vollstreckungssperre) auseinanderhalten, andererseits die Möglichkeit, – verfahrensintern – die insolvenzrechtliche Eröffnungsentscheidung hinauszuschieben (so tat es § 46 VglO, so tut es § 270b InsO: I S 1/2 iVm IV S 3). 19 Das Insolvenzplanverfahren ist auch bewusst kein Reorganisationsverfahren – weder in einem terminologischen Sinne noch wegen seiner Zielrichtung, die deutlich offener angelegt ist (dazu Rn 55). Hatte noch die Insolvenzrechtskommission diesen Begriff glasklar bevorzugt, um gegenüber altem Vergleichsverfahren (dazu Rn 17) und einer lediglich „freien“ Sanierung (dazu Rn 14) abzugrenzen, jedoch auch um gewichtige gesellschaftsrechtliche Gestaltungsbefugnisse anzudeuten26 (subsidiäre gerichtliche Möglichkeiten: EB LS 2.2.20 „versus“ LS 3.4.9.3), schwenkten die späteren Entwürfe auf vermeintlich neutralere Terminologie und tilgte der Rechtsausschuss die noch verbliebenen gesellschaftsrechtlichen Möglichkeiten ganz aus dem Text. Heute sind sie wieder vorhanden (§§ 217 S 2, 225a, 238a, 245 III, 246a, 254a II [ESUG]), zwischenzeitlich aber ist auch das Planverfahren für schlichte Verfahrensgestaltung gestattet (Abänderung von § 217 S 1 [Art 1 Nr 15a ESUG: Rn 60) und steht nun zudem Verbrauchern offen (Streichung von § 312 II aF [Art 1 Nr 38 des G vom 15.07.2013: Rn 26). – Es ist für eine Privatperson aber (trotz der Regel des § 227 I, dazu Näheres hier Rn 27, dort Rn 10) auch entsprechend kein Restschuldbefreiungsverfahren: beides ist allein Folgewirkung, nicht Zweckvorgabe. 20 Das Insolvenzplanverfahren ist kein Insolvenzverhütungsverfahren (sehr deutlich noch EB LS 2.1.1 II), sondern dient der Abwicklung eingetretener Insolvenzen, wobei man sehen muss, dass die Insolvenzauslösung mit der InsO entscheidend durch § 18 vorverlagert wurde. Die Insolvenzrechtskommission und auch die Regierungskonzeption sahen hier große Schwierigkeiten, objektive Merkmale anzugeben (anstatt subjektiver Willkür, privatautonom Schulden abzuschütteln – so wie nach 11 USC ch 11, vgl Rn 145), und verwiesen auf außergerichtliche („stille“) Sanierungsformen;27 die Praxis ist jedoch inzwischen

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Ganz ähnlich etwa Bork InsR8 Rn 366: („Tradition“); Jauernig/Berger ZVR/InsR23 Rn 59.4 bzw Foerste InsR6 Rn 473 („Vorläufer“) – eher reservierter hier Häsemeyer InsR4 Rn 28.01 („an die Stelle … getreten“) iVm Rn 28.03 mit Anklängen bei BTDrucks 12/2443 S 90 re. Sp. [A 4e aa]. Dies betont Bork InsR8 Rn 367 (ein Insolvenzplan „kann auch Grundlage einer Liquidation sein“).

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So sehen es Jauernig/Berger ZVR/InsR23 Rn 59.4 („gläubigergesteuertes Sanierungsinstrument“). EB Mot S 160/161: „[zusätzlicher] Vorteil internationaler Verständlichkeit“ (S 61). EB Mot S 153 f mit S 161/162: Weg schon jetzt mit Erfolg beschritten“ (S 161).

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Vorbemerkungen

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weiter aufgerückt, vor allem mit § 270b (Vorbereitung [!] einer Sanierung – „Schutzschirm“), der aber formal noch immer vorherigen Eröffnungsantrag erfordert, und jetzt den EU-Vorschlägen für eine Richtlinie über präventive Restrukturierungsrahmen vom 22.11.201628 (Art 1 I: „wenn eine Insolvenz droht“ [lit a]; „Verfahren, die zur Entschuldung überschuldeter Unternehmen führen“ [lit b]) – man wird sehen müssen, was daraus künftig einmal entwächst. Der RiLi-Vorschlag verpflichtet ua, einen „präventiven Restrukturierungsrahmen“ 21 vorzuhalten (Titel 2: Artt 4–18). Sie begünstigt die Eigenverwaltung mit Aussetzung von Vollstreckungen (Art 5–7) und bringt Regeln für Restrukturierungspläne (Art 8 I: „[müssen] mindestens folgende Informationen enthalten …“). Es gelten Gruppenprinzip (Art 9), Notwendigkeit gerichtlicher oder behördlicher Bestätigung (Art 10) und Einigungszwang (intragruppal [Art 9 IV]: Summenmehrheit von 1⁄2 bis 3⁄4 ; intergruppal [Art 11]: „cramdown“); dabei kann schon genügen, wenn nur eine Gruppe zustimmt (Art 11 I lit b), doch sind auch weitere Qualifizierungen erlaubt (Art 11 II). Die Wirkung erfasst die Dissenter (Art 14 I), aber nicht auch Absenter (Art 14 II). Gegen den Plan ist zudem zügiger Individualrechtsschutz möglich (Art 15). c) Sanierungspläne für Banken. Ausgeklammert bleibe indes hier das spezialgesetzlich 22 geregelte Sanierungsverfahren für systemrelevante (inländische) Kreditinstitute auf Grundlage von §§ 2–6 KredReorgG29 als eine Art „Reservatbereich“ (mit Blick auf Rn 24). Das Verfahren ist mehrstufig gestaltet: Ein iSv § 45 I S 1 und 2 KWG sanierungsbedürftiges Kreditinstitut stellt selbst Sanierungsantrag (§ 2 I S 1 KredReorgG), legt den Plan vor (er heißt explizit: Sanierungsplan) und schlägt gleichzeitig einen geeigneten Sanierungsberater als „Verfahrensbegleiter“ vor (§ 2 II S 1 KredReorgG). Die BaFin übernimmt quasi eine Art Vorprüfung (§ 2 III 3 S 1 KredReorgG: „stellt unverzüglich den Antrag auf Durchführung des Sanierungsverfahrens, wenn es dies für zweckmäßig hält.“), die Letzt-

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COM (2016) 723 – final | 2016/0359 (COD) – Näheres Rn 21 bzw § 270b Rn 4 – hierzu NZI-Beil 1/2017, ferner (alphabetisch geordnete Auswahlliste): Bork ZIP 2017, 1441; Dammann FS Wimmer (2017) S 162; Flöther FS Graf-Schlicker (2018) S 259; Heese Funktion des Insolvenzrechts … (2018), § 51 ff [IV 2/3] mit § 63 ff [IV 4] (Analyse) bzw § 80 ff [V] (Prognose); Chr A Jacobi ZInsO 2017, 1; Jung/Meißner/Rep KSI 2017/6, 245; Madaus NZI 2017, 329; Sax/Ponseck/Swierczok BB 2017, 323; Schluck-Amend ZRP 2017, 6 und KSI 2017/1, 21 mit Wpg 2017/06, 341; Vallender FS Wimmer (2017) S 537 – siehe weiter jüngst den Kompromissvorschlag des Ratsvorsitzes in Dok Nr 9236/18 sowie ergänzend Dok Nr 9236/18 ADD 1 – siehe aber auch schon Geldmacher ZInsO 2010, 696; Hölzle NZI 2010, 207; Frind ZInsO 2010, 1426; Beissenhirtz ZInsO 2011, 57; Madaus NZI 2011, 622. Gesetz zur Restrukturierung und geordneten Abwicklung von Kreditinstituten, zur Errich-

tung eines Restrukturierungsfonds für Kreditinstitute und zur Verlängerung der Verjährungsfrist der aktienrechtlichen Organhaftung (Restrukturierungsgesetz) vom 09.12.2010 – Art 1: Gesetz zur Reorganisation von Kreditinstituten (Kreditinstitute-Reorganisationsgesetz – KredReorgG), BGBl I Nr 63 S 1900 [in Kraft ab 01.01.2011 (Art 17 S 3)] – Materialien: BT-Drucks 17/3024 [RV] bzw 17/3047 und 17/3547 [RA] – siehe dazu Spetzler KTS 2010, 433, 453–460 [III]. Einführend: Riethmüller WM 2010, 2295; Schuster/Westphahl DB 2011, 221 und 282; Höche WM 2011, 49; Obermüller NZI 2011, 81; H F Müller KTS 2011, 1; Bormann NZI 2011, 892–894 [II]; Schelo NJW 2011, 186; Volland/Wolfers WM 2011, 1159 – nachfolgend: Binder ZBB 2012, 417 und KTS 2013, 277; Schott Reaktionen des Staates auf die Bedrohung der Finanzsystemstabilität durch Insolvenz systemrelevanter Kreditinstitute (2014), S 141 ff; Bauer/Hildner DZWIR 2015, 251; Binder ZBB 2015, 153.

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entscheidung zur Durchführung trifft anschließend das OLG Frankfurt/Main (§ 2 III S 2 iVm § 3 I S 1: „Wenn der Antrag zulässig und der Sanierungsplan nicht offensichtlich ungeeignet ist“ – arg § 1 III FinDAG). Der Sanierungsberater setzt anschließend dann den Sanierungsplan um (§ 6 I S 1 KredReorgG). Der Gesetzgeber kennt also nicht das Recht der BaFin, ein Sanierungskonzept selbst auszuarbeiten und einzureichen. In Drittrechte einzugreifen, ist gesetzlich ausgeschlossen (§ 2 II S 2 KredReorgG). Neben dem Sanierungsverfahren kennt das KredReorgG – nomen est omen! – ein Reorganisationsverfahren (§§ 7–23 KredReorgG), das eng ans Planverfahren des Insolvenzrechts angelegt wurde. 23 Sanierungs- wie Reorganisationsverfahren dienen der Stabilisierung des Finanzmarktes (§ 1 I S 1 KredReorgG), das Reorganisationsverfahren setzt zusätzlich eine „Gefährdung der Stabilität des Finanzsystems“ („Systemkrise“) voraus (§ 1 I S 1 KredReorgG), erlaubt dann allerdings hierfür auch, Drittrechte zu tangieren (§ 8 III KredReorgG). Wieder gibt es diesen gestuften Ablauf (§ 7 II-IV KredReorgG: Antrag – BaFin – OLG), und dann folgt vielerlei insolvenzplanrechtlich Bekanntes: Aufteilung des Plans in Darstellung und Gestaltung (§ 8 I KredReorgG [§§ 219–222]); Gruppenbildung (§ 8 II KredReorgG [§ 222]), einschließlich der Unterscheidung von „Mussgruppen“ und „Kanngruppen“; Gestaltungsregeln (§ 12 KredReorgG [§ 224]), Debt-Equity-Swap und Umgestaltungen (§§ 9–11 KredReorgG [§ 225a II/III]); Anmeldung, Prüfung, Feststellung von Forderungen (§§ 14/15 KredReorgG); Einsichtnahme (§ 16 KredReorgG [§ 234]); Gruppenabstimmung, inklusive Obstruktionsregeln (§§ 17–19 KredReorgG [§§ 243–245, 246a]); gerichtliche Bestätigung (§ 20 KredReorgG [§§ 248, 250, 251]); allgemein gehaltene Wirkungen (§ 21 KredReorgG [§§ 254–254b]); Aufhebung des Verfahrens und Überwachung der Durchführung (§ 22 KredReorgG [§§ 258 ff]). Darum gilt die Regel, dass man in der InsO zu Funktionsweisen und Begrifflichkeit einige verwertbare Parallelen findet.30 Insoweit existiert demgemäß ein Plansonderrecht für sog systemrelevante Kreditinstitute.31

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4. Personelle Anwendbarkeit. Zwangsvergleich (§§ 173 ff KO) und „Privatvergleich“ (VglO) standen allen jenen offen, die konkursfähig waren, demnach nicht nur Kaufleuten, sondern zudem der Privatperson.32 Die Insolvenzrechtskommission wollte dann jedoch das Reorganisationsverfahren auf lediglich unternehmerisch tätige Gemeinschuldner begrenzen (EB LS 2.1.3: „ohne dass es auf den Umfang ihrer Tätigkeit und auf die Rechtsform des Unternehmens ankommt“, dazu vgl auch Rn 84). Darauf wurde jedoch nicht zurückgekommen (arg §§ 334, 345 DiskE/RefE bzw §§ 345, 357 RegE); der Rechtsausschuss hat allerdings ein Sonderverfahren (§§ 305–310 StF: Schuldenbereinigungsplan) eingeführt für natürliche Personen entweder ohne oder aber bloß geringer selbständiger wirtschaftlicher Tätigkeit (§ 304 I StF); bei Scheitern folgte daraufhin ein vereinfachtes Insolvenzverfahren ohne Möglichkeit zweiter Planchance (§ 312 III StF [später: II33] – insoweit war demnach das Planverfahren rechtlich ausgeschlossen bzw die eine (verfahrensinterne) Planung (§§ 217 ff) ersetzt durch eine Art „Light-Version“ (§ 305 I Nr 1 StF [Inhalt] bzw §§ 307–309 StF), die juristisch verfahrensextern konzipiert war (arg § 306 I StF: Ruhen des Antrags auf Eröffnung – in Anlehnung an § 46 VglO).

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Braun/Braun/Frank InsO7 vor §§ 217 ff Rn 17. Siehe auch schon BT-Drucks 17/3024 S 2 („orientiert sich grundsätzlich“). So wie auch für Banken als solche insolvenzrechtlich ergänzende Sondervorschriften existieren: §§ 46b, 46c, 46e, 46 f KWG.

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KO Mot S 404/405 = Hahn IV S 360. Gesetz zur Vereinfachung des Insolvenzverfahrens vom 13.04.2007 (Art 1 Nr 27), BGBl I Nr 13 S 509 (511) [in Kraft ab 01.07.2007 (Art 6 S 1)].

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Es ging um eine letztendlich pragmatische Beschränkung. Als Idee des Ausschlusses 25 von Planverfahren und Eigenverwaltung bei streitiger Verbraucherinsolvenz stand über allem, dass wenn der formlose Bereinigungsversuch und auch der formelle Schuldenbereinigungsplan (§§ 305–310) nicht erfolgreich waren und es zur Hinüberleitung ins Regelverfahren kam (§ 311) zwar viele Verfahrenserleichterungen gelten sollten (einst: §§ 312 I und II bzw §§ 313/314), ein dritter (!) Versuch zur „Konsensualbereinigung“ jedoch tieferen Sinnes entbehrt (und dazuhin auch allemal ein recht schwieriges Planverfahren abverlangen würde …). Die spätere Remedur war zunächst darauf angelegt, den „eingeführten“ Insolvenzplan an die Stelle des „unbeliebten“ Schuldenplans zu setzen,34 dies ist im folgenden parlamentarischen Verfahren jedoch zurückkorrigiert worden35 – bis zum 30.06.2014 bestanden beide Möglichkeiten darum nebeneinander (oder besser wohl gesagt: nacheinander – arg § 304 I S 1 Hs 2, 306 I, 311 bzw Art 103h S 2 EG InsO). Seit dem 01.07.2014 ist jene Begrenzung jedoch aufgehoben,36 also nun im aufgenom- 26 menen Regelverfahren ein dritter Anlauf konsensualer (Schulden- bzw Insolvenz) Bereinigung mithin möglich – aber wird das auch eine praktische Relevanz erheischen? Bei natürlichen Personen mit überschaubaren Vermögensverhältnissen (§ 304) setzt eben ein Planverfahren zuerst immer voraus, dass man ernsthaft außergerichtliche Schuldbereinigung versuchte (sog „1. Stufe“: § 305 I Nr 1 bzw § 305a) und daraufhin verfahrensförmige Schuldbereinigung scheitert (sog „2. Stufe“: § 305 I Nr 4 bzw § 311) – danach steht erst das „echte“ Planverfahren offen (als Alternative zum Regelverfahren – sog „3. Stufe“). Allerdings ist das vorlaufende Schuldenbereinigungsverfahren deutlich schlanker gehalten und für den Gemeinschuldner auch viel zuvorkommender: er hält das Heft in der Hand als Planverfasser (§ 305 I Nr 437); Darstellung und Gestaltung sind nicht sehr aufwendig (§ 305 I Nrn 3 und 4 mit II statt §§ 219–221 iVm §§ 229/230), es fehlt an einer Gruppenbildung etc.38 Die Regelung bietet zwei große weitere Vorteile. Zum einen können natürliche Perso- 27 nen zusätzlich Verfahrenskostenstundung beantragen (§§ 4a-4d), um überhaupt die Eröffnung herbeizuführen, wenn und weil sie ergänzend Restschuldbefreiung anstreben (§ 305 I Nr 2 iVm §§ 286 ff). Zum anderen ist wichtig die weithin formularmäßig erfolgende, uU begleitete Durchführung (§ 305 III-V), die Betroffene „bei der Hand nimmt“ (Musterpläne!), eventuelle „Schwellenängste“ verringert und rasche Entscheidung bringt. Eher neutral wirkt deshalb wohl die vermeintlich größere Inhaltsfreiheit (§ 305 I Nr 4: „alle Regelungen“), weil doch am Ende eine diffuse Angemessenheitskontrolle erfolgt (Hs 1) und auch die Einbeziehung von Sicherheiten keine belastbare Größe verkörpert (Hs 2). Negativ

34 35 36

BT-Drucks 17/11268 [RE], S 1 [Vorblatt: B], S 18 [AT: III 2a], S 34/35 [BT: Nr 36]. BT-Drucks 17/13535 [RA] S 29 re. Sp.: „steigere die Einigungsbereitschaft“. Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Stärkung der Gläubigerrechte vom 15.07.2013 (Art 1 Nr 38), BGBl I Nr 38 S 2379 (2383) [in Kraft ab 01.01.2014 (Art 9 S 1)] – Materialien: BTDrucks 17/11268 (hier insb dann S 35 li. Sp) [RV], 17/13535 [RA] – dazuhin zum Entwurf: Schmerbach NZI 2012, 689; Heyer ZVI 2012, 321.

37 38

Im Unterschied zu § 218 I S 1 iVm II und III: Verwalterpläne (§ 218 Rn 33–54). Wichtig wohl dazuhin: Nötig ist immer Kopf- und Summenmehrheit bezüglich aller Benannten (§ 309 I S 1 Hs 1), Verschweigen bedeutet aber Zustimmung (§ 307 II iVm § 308 I S 1 Hs 1 – sonst bloß bei §§ 246 Nr 2, 246a, 247 I – nicht aber bei „regulärem [vollrangigen] Gläubiger“); „vergessene“ Forderungen erlöschen (§ 308 III S 2); das Gericht hat nurmehr eingeschränkte Vorprüfungskompetenzen (§ 306 I S 3: Annahmeprognose).

Joachim Münch

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Vor §§ 217–269

Sechster Teil. Insolvenzplan

scheint dagegen die dogmatische Ausrichtung am Prozessvergleich als Form der Titelverschaffung (§ 308 I S 239 – siehe dazu bei Rn 218) und trotz § 308 II Var 2 wegen § 309 I S 2 Nr 2 die praktische Kopplung mit den Kautelen für die Restschuldbefreiung. Letztlich vermag das Planverfahren, unmittelbare finale Befreiung herbeizuführen (siehe dazu bei § 227 Rn 10–12) – bei einer Erschwerung wirkt die „Normalregelung“ indes dann auch als „Mindestschutz“.40 II. Typisierungen

28

Es gibt eine Vielzahl möglicher Differenzierungen und Strukturierungen von Insolvenzplänen. Üblicherweise verbindet man mit den sog Plantypen die Unterscheidung von Insolvenzplänen nach Zielvorgaben (dazu Rn 39–44), wobei der Typus aber nur eine Art tradierte „Kurzformel des Planziels“ darstellt.41 Es fehlt an Typenzwang wie -fixierung42 – allein die Formalitäten des Planes müssen erfüllt werden (§§ 219–221), und es muss prozessuale Dispositionsmacht existieren (§ 217) – innerhalb dieser Schranken kann der Vorlegende sich die gewünschte Lösung „schneidern“ und realisieren, wenn sie denn die nötige Zustimmung findet … – das ist die vielgerühmte Flexibilität des Rechtsinstituts „Insolvenzplan“. Typvariierungen, Mischformen, Neukonzeptionen etc sind demnach problemfrei also möglich. Gerne wird demgegenüber aber die – letztlich viel leichtere – Kategorisierung von Insolvenzplänen über Formmerkmale (dazu Rn 29–38) vernachlässigt,43 welcher insoweit weitergehenden Erkenntniswert durchaus zukommt,44 als sie oft die konkrete Entstehungsweise spiegelt. 1. Subjektive Differenzierungen

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a) Vorlageberechtigungen. Zunächst drängt sich auf, entsprechend dem Planverfasser zu unterscheiden – gemeint ist hiermit, wer die tatsächliche Planvorlage im Rechtssinn verantwortet (§ 218 I S 1). Jenes nur läuft – entgegen dem Wortlaut – nicht auf einen bloßen Zweiklang hinaus (Hs 2: Verwalterplan, Schuldnerplan) bzw allenfalls bei verkürzter formaler Anknüpfung: wer legt vor (Hs 1), dh realisiert den Schlussakt? Der vom Gemeinschuldner ausgearbeitete Planvorschlag ist ein Verwalterplan, wenn am Ende der Verwalter ihn einreicht; den Gläubigern fehlt eben diese Befugnis. Trotzdem vermag aber die Gläubigerschaft materielle Bestimmungsmacht auszuüben, aber nur für Verwalterpläne

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41

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Das bliebe insgesamt weitgehend unschädlich, wenn man es inhaltlich darauf beschränkt (§ 794 I Nr 1 ZPO statt § 257 I S 1: „wie aus einem vollstreckbaren Urteil“), jene Regelung scheint freilich weitergehend („hat die Wirkung eines Vergleichs“ – Doppelnatur!). BT-Drucks 12/2443 S 91 re. Sp. [A 4e aa] („dürfen … hinsichtlich ihrer Nachhaftung … gegen ihren Willen nicht schlechter gestellt werden“) mit S 84 li. Sp. [A 4a ee]. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 167: „Kurzcharakterisierung“. Zweck bleibt immer jedoch Befriedigung (arg § 1 S 1 Hs 1), beides vermengt leider Kübler/ Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 8 f, 21 f).

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BT-Drucks 12/2443 S 78 li. Sp. [A 3a bb] („Auf einen gesetzlichen Typenzwang der Verwertungsarten … ist zu verzichten“) bzw S 91 li. Sp. [A 4e aa] („Einen Typenzwang der möglichen Plangestaltungen soll es nicht geben.“). Rühmliche Ausnahmen: Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz, S 563 ff bzw Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 203 ff, zust Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 44 ff; zT auch Herzig Insolvenzplanverfahren (2001), S 84 ff (Titel: „sonstige Pläne“) und MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 168–170. So wie hier Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 196; Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 11.

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

(§ 218 II mit § 157 S 2) – daraus folgt ein total anderer Zweiklang (Initiativplan, Auftragsplan), etwas mehr gekünstelt auch als originäre und derivative Pläne bezeichnet,45 oder genau gesagt insgesamt ein Dreiklang (vgl § 218 Rn 33, 46, 55): Initiativpläne können von Verwalter oder Schuldner herrühren, Auftragspläne lediglich vom Verwalter, dh praktisch die Dreiteilung der Planarten. Besonderheiten greifen indes bei Eigenverwaltung (§§ 270–285). Obwohl „die allge- 30 meinen Vorschriften“ gelten (§ 270 I S 2 Hs 1), gibt es auch zT Abweichungen (Hs 2, hier insb dann § 284: Beauftragen zum Ausarbeiten); dabei wird (im Vergleich zu Rn 29) hier die Kombination aus 2x2 Möglichkeiten anders ausgeschöpft. Der Schuldner mag natürlich (1) selbst initiativ werden46 (§ 218 I S 1 Var 2, dazu vgl auch § 284 Rn 3 f), ja wird insoweit dazu uU besonders motiviert, weil prozessual noch begünstigt (§ 270b: sog Schutzschirmverfahren: Rn 20); der Schuldner kann aber auch ergänzend als einfacher „Auftragnehmer“ auftreten (§ 284 I S 2 Var 2, dazu vgl auch § 284 Rn 10–12). § 284 I S 2 erweitert insoweit letztlich den Handlungsspielraum der Gläubigerversammlung aus § 157 S 2 um eine eigene, weitere Variante. – Einen Verwalter sucht man natürlich hier vergebens, doch fragt sich, inwieweit der Sachwalter in eben dessen Funktionen nun eintritt? Das löst sich per Normwortlaut für (3) den Auftragsplan (§ 284 I S 2 Var 1, dazu vgl auch § 284 Rn 5 iVm 7): die Gläubigerschaft mag auch – alternativ – eben den eingesetzten Sachwalter mit der Erstellung beauftragen; am schwierigsten sind (4) Initiativpläne: sollte es solche eines Sachwalters geben? Dagegen steht der Normwortlaut: der Sachwalter ist dezidiert kein Verwalter (iSv § 218 31 I S 1 Var 1), und es fehlt an der „Entsprechendsnorm“ (§ 270 I S 2 Hs 1: allgemeine Vorschriften entsprechend anzuwenden47); er wird zwar „anstelle des Insolvenzverwalters … bestellt“ (§ 270c S 1), seine Stellung ist aber nur partiell überlappend (§ 274), eher im Passiven (Überwachung), denn in Aktionen (Gestaltung). Dementsprechend wird mehrheitlich ein autonomes Planvorlagerecht abgelehnt48 (dazu § 218 Rn 33 aE; § 284 Rn 5 f). Es passt so recht nicht zur Rolle eines Sachwalters, sich des Heftes des Handelns selbständig

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 168 mit § 218 Rn 15 und 25. Zudem passt das Begriffspaar woanders allemal besser, und zwar bei Rn 35. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 103; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 14 bzw K Schmidt/Undritz InsO19 § 284 Rn 2; FK/Foltis InsO9 § 284 Rn 6; Nerlich/Römermann/Riggert InsO35 § 284 Rn 3; MünchKomm/Tetzlaff/Kern InsO3 § 284 Rn 14; Warrikoff KTS 1997, 527, 532 [II]; Smid WM 1996,1249, 1252. Man behilft sich dennoch mit Analogiebildung (zB MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 103 f bzw MünchKomm/Tetzlaff/ Kern InsO3 § 284 Rn 14 und 16); Nerlich/ Römermann/Riggert InsO35 § 284 Rn 2 oder ausdrücklich erklärter Ermächtigung (zB K Schmidt/Undritz InsO19 § 284 Rn 2); Nerlich/Römermann/Riggert InsO23 § 284 Rn 2 – das sind dann aber schon Auftragspläne – Zielvorgaben sind unerheblich, siehe auch § 157).

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Eidenmüller MünchKomm InsO3 § 218 Rn 104 bzw MünchKomm/Tetzlaff/Kern InsO3 § 284 Rn 16; Kübler/Prütting/Bork/ Spahlinger InsO61 § 218 Rn 5; Uhlenbruck/ Zipperer InsO14 § 284 Rn 1; Nerlich/Römermann/Riggert InsO35 § 284 Rn 2; FK/Foltis InsO9 § 284 Rn 6; K Schmidt/Undritz InsO19 § 284 Rn 2; HambK/Fiebig InsO6 § 284 Rn 1; Rendels HRI2 § 24 Rn 31; Hölzle ZIP 2012, 855, 858; Smid WM 1996,1249, 1252. Das schimmert auch womöglich bei BTDrucks 12/7302 S 186 re. Sp. [RA: Nr 178] etwas noch durch (Kompensation durch Beauftragung). Es ging – überhaupt – um eine „Möglichkeit, den Plan durch einen Sachwalter ausarbeiten zu lassen“ – aber nur im Interesse der Gläubiger bzw zur Stärkung ihrer Autonomie, nicht etwa zur Veränderung der Rechtsstellung des Sachwalters: ihm fehlt – eigenständig – solche Befugnis.

Joachim Münch

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Sechster Teil. Insolvenzplan

zu bemächtigen; dagegen spricht dazuhin, dass ihm § 284 II dann die Planüberwachung (nach verabschiedetem Plan) als eigene Aufgabe gerade zuweist (insoweit mithin eine konkrete Funktionsgleichstellung erfolgte, welche hier – vorlaufend – just fehlt!). – Doch passt ebensowenig hier eine „Vorverlagerung“ der Auftragserteilung: der vorläufige Gläubigerausschuss kann daher also nicht den vorläufigen Sachwalter instruieren.49

32

b) Sonstige Ansatzpunkte. Es gibt einige sonstige Einteilungsmöglichkeiten mit ebenfalls subjektivem Einschlag, welche weniger abstrakt anknüpfen. (a) Hinsichtlich des Vorlegenden kann man auch unterscheiden, ob denn der Plan in Eigen- oder Fremdverwaltung zustande kommt (das beeinflusst die Variation der Befugnis zur Vorlage – siehe eben bei Rn 29–31). (b) Man kann zudem nach dem Gemeinschuldner etwa folgendermaßen noch kategorisieren: Ist er Unternehmer oder Verbraucher, hat somit uU schon ein einschlägiges Vorverfahren durchlaufen (Sanierungsberatung; Schuldenbereinigung), selbständig (Unternehmer) oder formalisiert (§§ 304 ff)? Geht es hier vorrangig um leichtere Restschuldbefreiung (§ 227 I „versus“ §§ 286 ff – dazu vgl auch § 227 Rn 10–19 – „Passivaplan“) oder künftige Betriebsfortführung („Aktivenplan“)? Man kann dabei auch von entweder „Haftungsregulierung“ oder „Vermögensregulierung“ sprechen.50 Sinnvoll erscheint außerdem, mit Blick auf § 217 S 2 iVm § 225a II/III, Pläne bloß für Gemeinschuldner sowie auch für Anteilseigner zu unterscheiden. Letztere unterfallen ergänzender Regelung (§ 222 I S 2 Nr 4, 238a, 245 III, 246a, 252 II S 2, 254a II) mit deutlicherer Unterscheidung als etwa nur zwischen voll- und nachrangigen Gläubigern. (c) Auf Entscheiderseite ist oftmals noch wichtig, wie intensiv die Planung Differenzierung erlaubt (§ 226 I!): Gleichbehandlung (§ 222 I: bloß Pflichtgruppen – „muss“) oder Unterscheidung (§ 222 II/III: auch Optionsgruppen – „kann“) als letztlich die Grundidee? – Jene Reihe ließe sich sicherlich weiter fortführen, sie sollte nur zeigen, dass mannigfach Sonderanknüpfungen existieren.

33

2. Zeitliche Differenzierungen. Es bestehen feste Zeitgrenzen, ab wann (näher dazu bei § 218 Rn 37, 75 f – Vorverlegung: § 218 I S 2) bzw bis wann (näher dazu bei § 218 Rn 38, 79 – Schlusstermin: § 218 I S 3) eine Planvorlage stattfinden kann. Innerhalb dieses Korridors ist rechtlich Einreichung durchgängig statthaft, praktisch wird es aber schwierig, je später man agiert (dazu § 218 Rn 38) – die Chancen schwinden nämlich zusehends, vom Normalgang noch abzurücken … Marksteine bilden die Insolvenzeröffnung (§ 27) als die rechtlich notwendige Bedingung für ein Planverfahren (§ 217 Rn 28, § 218 Rn 18) und dann der Berichtstermin (§ 157 S 1 und S 2 – aber siehe auch S 3!), uU außerdem der Eintritt von Masseunzulänglichkeit51 (§ 210a). – Die grundlegende Unterscheidung ist jedoch eine ganz andere, in Anlehnung an die US-Erfahrung: die Unterscheidung von vorgefertigten und auszuformenden Plänen, welche auf die nähere Unterscheidung von vorgeplanter und erzwungener Insolvenz zurückgeht (dazu Rn 145 f). Der erste Fall hilft dem Gemeinschuldner und dabei vor allem für Sanierungspläne („Zeit ist Geld“) – denn nur er kann den Eröffnungsantrag mit der sofortigen Planvorlage verkoppeln (vgl § 218 I S 2 – sog „Vorlauf“-Privileg: § 218 Rn 75 f), schon vor einer Eröffnung insoweit Zeichen setzen und versuchen, das Verfahren selbst zu lenken. Das wird ergänzt noch durch § 270b (quasi

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AA BGH NZI 2016, 963, 967 {75–77, insb 77} – letztlich im Anschluss [?] an Hölzle ZIP 2012, 855, 859 [III 3], zust § 284 Rn 8. Vorschlag von Häsemeyer InsR4 Rn 28.04 mit Rn 28.03 („Vermögens- und Haftungsregulierungen jeden intendierten Inhalts“).

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Als Plantyp gesehen bei Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 212.

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

dann als „Nachleg“-Privileg“: § 270b Rn 23–25 iVm 8). Der prepackaged plan ist recht hochgejubelt worden – aber zweifelsohne kein Allheilmittel, weil sich alle Entscheide verfahrensintern vollziehen (§§ 235, 240) und willfährige Segmentierung ausscheidet (arg § 231 I S 1 iVm § 222 II; vgl auch erg § 231 II). 3. Objektive Differenzierungen. Hier lassen sich vielfältigste Unterscheidungen zu- 34 grunde legen, und auch die Erfassung und Ausdifferenzierung von Plantypen (dazu Rn 45–50 mit Rn 28, 39) könnte man ebenso problemlos hier rubrizieren, mag auch die Zielvorstellung vom Planverfasser selbst (subjektiv!) vorgegeben werden. Das betrifft die weiteren Unterscheidungen im Grunde nicht anders – man muss den Plan als „objektive“ Ausgangslage hinnehmen und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Dass ein Planverfasser nun just gerade anders herum denken dürfte, dh Ziele, Zwecke, Wünsche, Anliegen etc „im Plan verpackt“, sollte niemals mithin hindern, überformende Strukturierungsbemühungen anzustrengen. Wie auch sonst etwa ein (materiellrechtlicher) Vertrag ist genauso die (insolvenzrechtliche) Planung einer generelleren Systematisierung nicht verschlossen. Drei Kriterien sind besonders aussagekräftig: a) Rechtsdogmatische Sicht. Das Planverfahren ist ein „Hinausoptieren“ aus dem 35 Normalverlauf (§ 1 S 1 Hs 3: Vorsehen „abweichende[r] Regelung“). Dadurch wird zugleich die Referenz klar benannt52 und inhaltlich Typenbildung ermöglicht:53 Geht es bloß um eine punktuelle Verfahrensabweichung (was immer möglich erscheint: § 217 [S 1] Var 3: ausschließlich verfahrensleitender Insolvenzplan [§ 217 Rn 64–67]), bleibt Grundmodell immer aber noch das Regelverfahren (und Verfahrenszweck daher auch meist die Liquidation), wirkt der Plan als bloße Normkorrektur („derivativer“ Insolvenzplan). Hier fragt sich insgesamt dann lediglich, ob der doch große Verfahrensaufwand lohnt zugunsten „marginaler“ Anpassung (Kosten ./. Nutzen). Auf der anderen Seite dagegen steht der Plan als echte Zielkorrektur („originärer“ Insolvenzplan) mit eher letzthin subsidiären Anleihen beim Regelverfahren bzw die Abänderung der „Grundfesten“ des Verfahrens (§ 217 Var 1/2 bzw 4/5), Unternehmenserhalt und Schuldnersanierung (iSv § 1 S 1 Hs 3) gedanklich mit einbezogen. Es gibt freilich „planfeste“ Bereiche (dazu § 217 Rn 44–52 – quasi eine Art „zwingendes Recht“) und andersherum das Regelverfahren als „Auffangnetz“ („dispositive Rahmenregel“). Beide Typen bilden Enden einer autonom „bespielbaren“, breiten Skala, welche beliebige (Plan-) Variation erlaubt. Man könnte natürlich ebenso die Einzeltatbestände prozessualer Dispositionsmacht 36 (§ 217 Var 1–5) als rechtsdogmatisches, konkretes Einteilungskriterium hernehmen, dh nicht bloß einen (Var 3) gewissermaßen gezielt herausgreifen. Der ist aber nur der Paradefall geringfügigen Abweichens. Entscheidend ist das Maß der Abweichungen und nicht die Rechtsgrundlage dafür: wird das Regelverfahren noch als faktisches Grundmodell wahrgenommen? Es geht um eine grundsätzlichere dogmatische, nicht etwa „nur“ juristische, Kategorisierung. Trotzdem finden sich Befriedigung (Var 1: Rn 38 [untere Hälfte]), Verwertung und Verteilung (Var 2: Rn 45–47) und ebenso die Weiterhaftung (Var 4: Rn 32 [b]) bzw Eignerhaftung (Var 5: Rn 32 [b]) auch als eine Grundlage anderweiter Kriterien hinsichtlich möglicher Typenbildung. Und dazu kommt noch die Möglichkeit (und Notwendigkeit) zur Kombination … es fehlt an einem „Zitiergebot“ (dazu § 217 Rn 31 [b]).

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 168 mit § 218 Rn 15 und 25 benützt die Begriffe in anderem Zusammenhang! Siehe dazu Rn 29 bei/mit Fn 45.

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Dies vorsichtig wohl andeutend Bork InsR8 Rn 366, uU auch Herzig Insolvenzplanverfahren (2001), S 84 f („Pläne mit Einzelregelungen“).

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Vor §§ 217–269

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b) Masseorientierte Kriterien. Mit Blick auf die Masse kann man in dreierlei Beziehungen unterscheiden. (a) Quantitativ, ob der Plan jedwedes insolvenzunterworfene Vermögen (§ 35 I) betrifft („Vollpläne“) oder nur eine bestimmte Teilmasse („Teilpläne“), wie etwa einen Unternehmensteil54 (im Grund betrifft er alles – agiert aber in jeweilig anderen Formen …). Das geht nur hinsichtlich von Gegenständen („objektiv veranlasste Trennung“55), hingegen nicht auch für Personen („subjektiv begründete Trennung“ – das würde gleiche förmliche Beteiligung aushöhlen56). (b) Qualitativ ist demgegenüber die Einteilung, welche den Umgang mit Massegegenständen als weiteres Kriterium heranzieht (Veräußerung, Erhaltung, Veränderung etc); nur das deckt sich schon sehr stark mit dem Ausfällen abstrahierter Planziele (dazu Rn 39–50)! (c) Eine besondere Unterform wäre das räumliche Anknüpfen nach der territorialen Belegenheit von Gegenständen (arg §§ 355 II, 357 III: Partikularverfahren).

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c) Wirtschaftsbezogene Sicht. Entsprechend betriebswirtschaftlicher Betrachtung (IDW S6 Rn 68) unterscheidet man nach der Wirkungsweise leistungs- und finanzwirtschaftliche Sanierung, das lässt sich auf Insolvenzpläne quasi zurückspiegeln,57 macht aber Sinn bloß bei Sanierungsplänen – gemeint ist hiermit die Umstrukturierung im Unternehmensbild (Leistungswirtschaft: § 220 Rn 74) einerseits, die kurzfristige Verbesserung der momentanen Liquiditätslage (Finanzwirtschaft: § 220 Rn 73) andererseits, welche uU allein diese Insolvenz schon beseitigt (Strohfeuer?). Meist wird aber die Kombination beider Instrumente notwendig, um die Lage nachhaltig zu verbessern. Stärker auf die Wirkung für die betroffenen Gläubiger bezogen, muss man eher dahingehend aber unterscheiden, ob sie denn sofortige Befriedigung erlangen sollen (gesicherter cash out [„Spatz in der Hand“]) oder persönlich Investitionsbereitschaft einbringen müssen (eventueller earn out [„Taube auf dem Dach“] – §§ 225a II, 230 II: debt equity swap), wobei hierbei natürlich gruppenspezifische Mischformenbildung naheliegt. Für Liquidationspläne können sich ebenso entsprechende Typenbildungen rechtfertigen: Realisierung von Zerschlagungs- oder Fortführungswerten – welches Potential erlaubt der Plan genau zu heben? Bleiben wirtschaftliche Werte jeweils zusammengefasst? 4. Erfassung von Plantypen

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a) Strukturierungen. Vorweg gilt es, eine grundlegende Differenzierung klar festzuhalten. Plantypen sind nicht gleichzusetzen mit Sanierungsarten. Das Regelungsspektrum für Insolvenzpläne ist bewusst offener gehalten und nur dem prozessualen Befriedigungszweck verpflichtet (§ 1 S 1 bzw Rn 7). Es fehlt an einer Planzielvorgabe, es gibt nur eine Planzweckvorgabe. Zuzugeben ist lediglich, dass Insolvenzpläne rein statistisch überwiegend

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Anders der U.S.-Ansatz, sog single asset case, weil der idR doch die gesamte Masse erfasst: Uhlenbruck/Braun Unternehmensinsolvenzen (1997), S 575 f bzw Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 209 f, zust Herzig Insolvenzplanverfahren (2001), S 87. HK/Haas InsO9 § 217 Rn 20 aE stützt jenen Plan auf § 217 [S 1] Var 3 – siehe dazu bei Rn 35 bzw Rn 49.

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Möglich wäre dagegen (formelle) Beteiligung mit (materiellem) Verzicht von einigen bestimmten Gruppen – aber: § 245 II Nr 3 (Einvernehmen?) bzw § 251 I Nr 1 (Schutzantrag?). Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 206–208; Herzig Insolvenzplanverfahren (2001), S 90–93 – aA hier uU BT-Drucks 12/1443 S 92 li. Sp. [A 4e bb]: lediglich finanzwirtschaftliche Sanierung.

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

wohl Sanierungen intendieren58 – vor allem die eines unternehmerisch tätigen Gemeinschuldners (eine juristische Person jedenfalls kann Restschuldbefreiung „alternativ“ bewerkstelligen …), gesetzlich zuweilen inzwischen speziell begünstigt (ESUG bzw § 270b: „Vorbereitung einer Sanierung“ – q.e.d.; vgl noch erg § 39 IV). Der Plan ist ganz dezidiert zielneutral definiert (vgl Rn 55), genau das macht das Charakteristikum der Neukonzeption aus – hieraus folgt alsdann: (1) Sanierung kann natürlich aufgrund Insolvenzplans erfolgen, sie muss es aber nicht. 40 Man kann daher einerseits plangesteuerte Sanierung ansprechen, die sich der allemal höheren Flexibilitäten des Insolvenzplans bewusst bedient, dem andererseits die übertragende Sanierung59 gegenstellen, die unter Konkursrecht schon als spezifische Liquidationsform praktiziert wurde, um damit zwischen Scilla (abschreckend hohe Mindestquoten nach VglO) und Charybdis (liquidative [KO-] Instrumente) gewissermaßen geschickt „durchzukommen“. – Beide Formen setzen dabei jedoch rechtsförmliche Insolvenzeröffnung voraus, können damit auch von möglicher vorinsolvenzlicher Sanierung leicht abgegrenzt werden, sei es die strukturierte, in normiertem Korsett erfolgende Bemühung (in Anlehnung an § 305 I Nr 1 [Verbraucher], wegen Unternehmen siehe neuerdings Rn 21), sei es als seit jeher geläufige informelle Tätigkeit60 (Anbahnung sog außergerichtlicher Sanierung, lediglich konsensual organisiert), um förmliche „Krisenbewältigung“ zu erübrigen. (2) Der Gesetzgeber hat sich recht direkt positioniert: ein Begünstigen von Sanierun- 41 gen sei keineswegs eigenständiges Reformziel – stattdessen gelte, die Marktkräfte zu stimulieren und rechtliche Hemmnisse abzubauen61 (sog Deregulierung des Insolvenzrechts – welche aber in Wahrheit Privatisierung mittels Insolvenzplans darstellt). Man vertraut den Betroffenen, selbst am besten zu bewerten und befinden, was sie weshalb für gut ansehen. Reziprok wächst ihre (Eigen-) Verantwortlichkeit: alle Gläubiger müssen abgewogen ihre eigene (Des-) Investitionsentscheidung62 fällen. Das Gesetz sorgt allein für Information

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ZB Foerste InsR6 Rn 471 („hauptsächlich bei Unternehmensinsolvenzen“); Bork InsR8 Rn 367 („Schwerpunkt … Unternehmenssanierung“); Andres/Leithaus/Andres InsO4 vor §§ 217 ff Rn 1 [2. Abs]„ermöglicht … insbesondere die Sanierung des Unternehmens“); HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 4 („zentralen Anwendungsbereich“). Näher zum insolvenzrechtlichen Sanierungsbegriff bei Frind in FS S Beck (2016) S 135, 137 ff [I 2/3] mit S 152 ff [IV]: Funktion des Richters? Begriff nach K Schmidt ZIP 1980, 328, 336 [III 3] bzw 54. DJT (1982) I S D 84. Wegen der gestalterischen Variationsbreite siehe bei Noack/Bunke KTS 2005, 129 132–136 [II 1]; wegen Vor- und Nachteilen näher Priebe ZInsO 2011, 467, 470 [III]. Literaturauswahl: Emmerich Die Sanierung (1930), S 1 ff [Wesen], S 27 ff [Formen und Inhalt], S. 44 ff [Weise]; Künne Außergerichtliche Vergleichsordnung (19687); Habscheid GS Bruns (1980) S 253; Behmer Der außergerichtliche Sanierungsvergleich (1983); Kohler-Gehrig Außergerichtlicher Vergleich zur Schuldenbereinigung und Sa-

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nierung (1987); Bork Der Vergleich (1988) S 308 f. BT-Drucks 12/2443 S 77 li. Sp. [A 3a]: „Die Herstellung marktkonformer Rahmenbedingungen für die Entscheidung über Liquidation oder Sanierung eines Unternehmens beseitigt die dem geltenden Recht eigene Tendenz zur Zerschlagung.“ In der Tendenz auch recht ähnlich: Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 4; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 2. Eher schief zunächst BT-Drucks 12/7302 S 2 [RA]: „Für Sanierungen steht das neue Rechtsinstrument des Insolvenzplans zur Verfügung.“ – richtig wieder alsdann S 150 re. Sp.: „für Sanierungen oder sonstige … Verfahrensgestaltungen“. BT-Drucks 12/2443 S 76 re. Sp. [A 2]: Die gerichtliche Insolvenzbewältigung zielt damit [scil Ermöglichung privatautonomer Entscheidung] auf keine andere Rationalität als die außergerichtliche Liquidation oder Sanierung eines Unternehmens.„

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und Transparenz (§§ 220, 229/230, 232, 234, 235) – und falls nötig für etwas Zwang (§ 245). 42 Während unter altem Recht die Verfahrensweisen (Konkurs/Vergleich) und Verfahrenszwecke (Liquidation [Rn 44], Sanierung [Rn 40]) vermeintlich parallel einhergingen, wird unter neuem Recht eine offene „Aushandlungsplattform“ geboten, um Abwicklung zu optimieren, ein parteiautonom anpassungsfähiges Planverfahren mit einer bewusst flexiblen Zweckvorgabe. Jedoch eröffnete bereits schon der Vergleich beides: neben Erneuerung (als Normalfall des Sanierungsvergleichs: § 7 I-III VglO – „zweiter Anlauf“) auch Verwertung (als Sonderfall des Liquidationsvergleichs: § 7 IV VglO – „letztes Mittel“63); so besehen ist im Konkurs – genau anders herum – mit der „übertragenden Sanierung“ nur der fehlende „Baustein“ gefunden worden, der ausnahmsweise andere Zweckausrichtung gestattet (bzw wenigstens die Erlangung von besseren Fortführungswerten). Die Besonderheit des Insolvenzplans als gänzlich neues Institut ist also seine abstrakte, prinzipielle Offenheit ohne Begünstigung bestimmter Zwecksetzung. Indes existiert doch letztlich ein Vorbehalt: das Insolvenzverfahren als Form der Gesamtvollstreckung hat selbstverständlich vorrangig liquidative Tendenzen (arg ex § 159 bzw § 233) – anders gesagt: das „oder“ bei § 1 S 1 Hs 2/3 ist erst per Plan inhaltlich zu aktivieren (vgl Rn 35 zA). 43 Die so oft gepriesene Flexibilität des Rechtsinstituts „Insolvenzplan“ (dazu Rn 28) hat nach allem doppelten Grund: man kann jenes vorrangig handlungsbezogen verstehen, meinend die Gestaltung des Verfahrens als solchem („Elastizität“ der Durchführung64 – Flexibilität des Insolvenzrechts) und somit mit einem letztendlich stark prozessualen Fokus („Wie“); man kann jenes ebenso wirkungsbezogen deuten, und dies meint dann die Insolvenzabwicklung („Variabilität“ der Befriedigung65 – Flexibilität der Insolvenzfolgen) bei einer schließlich deutlicher materiellen Sicht („Was“), mehr jetzt mit Blick aufs Verfahrensergebnis. Beides fließt am besten sicher am Ende zusammen: Pläne als Mittel zum Zweck! 44 (3) Liquidation kann ebenfalls aufgrund Insolvenzplans erfolgen. Dagegen steht nicht der Einschub bei § 1 S 1 Hs 3 („insbesondere zum Erhalt des Unternehmens“): weder wird das Planverfahren auf insolvente Unternehmen beschränkt, noch sind jene zwingend zu erhalten. Die Regierungsvorlage (§ 1 III RegE) macht dies zwar im Text noch durch zwei komplette Sätze eindeutig besser erfahrbar (Grundsatz [S 1] / Anwendung [S 2], dazu auch noch Rn 89), vor allem mit dem Bezug auf späteres Befriedigen mittels generiertem Ertrag; das Beispielhafte ist ohne weiteres aber deutlich, und nichts deutet auf Exklusivität. Daher gilt die glasklare Regierungsbegründung weiterhin: „Es gibt wirtschaftspolitisch keine Gründe, … auch nur irgendeine Art der Sanierung stets und überall der Zerschlagungsliquidation vorzuziehen.“66 Hierauf zielt nicht zuletzt die verblüffende, neue Einbenennung:

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Und auch einzige Form für natürliche Personen, prinzipiell unbeschränkter Nachhaftung (§ 164 I KO) rechtlich zu entkommen – und letztlich somit also ein Vorläufer der Restschuldbefreiung. Darauf deuten schon BT-Drucks 12/2443 S 79/80 („Entscheidungen über die Gestaltung des Verfahrens, insbesondere …“) und noch zum ESUG klarstellend BTDrucks 17/5712 S 54 re. Sp. Darauf deuten insb BT-Drucks 12/2443 S 90/91 [A 4e aa]: (ein universelles Instru-

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ment der Masseverwertung …) und S 93 li. Sp. [A 4e cc] (… mit Differenzierung der Planwirkungen). BT-Drucks 12/2443 S 77/78 [A 3a bb: Maxime gleichrangiger Zwecke]; das folgt auch schon aus S 75 f [B 2: „Ordnungsaufgabe des Insolvenzrechts“]; vgl auch erg Vorblatt B 5 („‚Insolvenzplan‘, der nicht nur eine Sanierung, sondern auch eine Liquidation vorsehen kann“).

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Vorbemerkungen

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nicht Reorganisations-, nicht Sanierungsplan, sondern nur einfach Insolvenzplan! Hierdurch wird gleich im Ansatz jede textliche Vorfestlegung oder Vereinnahmung vermieden. b) Archetypen. Die Regierungsvorlage bekennt sich relativ unmissverständlich zum 45 Dreiklang möglicher Vertypung.67 Es sind zu unterscheiden: (1) Liquidationspläne, die allein darauf hinzielen, Zerschlagungswerte zu realisieren (Marktaustrittspläne, Abwicklungspläne), bloß gegenüber dem Regellauf in einer modifizierten Weise; insoweit gibt es Berührungspunkte mit den sog Verfahrensplänen (dazu Rn 49). (2) Übertragungspläne, die auf die Trennung von Unternehmensinhalt vom Unternehmensträger abzielen – aus Trägersicht ein Liquidationsvorgang („innerhalb der Insolvenz“), aus „Objektsicht“ „ ein Sanierungsbestreben („außerhalb der Insolvenz“) – und insoweit Fortführungswerte schöpfen (Problematik angemessenen Gegenwertes). Unterfälle: (2a) alter Betrieb mit neuen Eignern („share deal“ – wenn man will: „sanierende Übertragung“); (2b) neuer Betrieb mit neuen Eignern („asset deal“ – klassisch: übertragende Sanierung), (2c) Zwischenlösung mittels einer hierfür neuerrichteten Übernahmegesellschaft (§ 260 III: Überwachung einrichtbar!). (3) Sanierungspläne, die hier jetzt besser Reorganisationspläne hießen (Variation im Wortspiel: „festhaltende Sanierung“). – Zur Veranschaulichung nur einige Beispiele: Liquidationsplan: Variation von Abwicklungstempo (§ 159 Hs 1: „unverzüglich“ – 46 Beispiele: Ausproduktion von Halbfabrikaten; Erhaltung funktionaler Einheiten [Gesamtfortführungswert übersteigt die Summe der möglichen Einzelzerschlagungswerte]; umfangreiches Bieterverfahren etc) und Abwicklungsweise (vor allem für Absonderungsrechte: § 165–173);68 Abkehr von der Maxime der par conditio creditorum, dh von gleichmäßiger, gemeinsamer Befriedigung (arg § 226 I). Im Grund zählt daher die übertragende Sanierung gleichfalls zum Typ der Liquidationspläne (Möglichkeit strukturierter, „gesamthafter“ Veräußerung: asset deal), sie wird meist aber als autonomer Typus begriffen (dazu Rn 47), zumal auch die Zwischenzeit zu überbrücken ist (bloße Betriebsfortführung, aber uU auch erste Sanierungsschritte). Übertragungsplan: Denkbar ist einerseits ein Handeln des Insolvenzverwalters auf 47 Grundlage seiner regulären Verfügungsmacht (allerdings mit Zustimmung: § 160 II Nr 1 Var 1), andererseits per Insolvenzplan mit Einbeziehung der Gläubiger, alsdann in Gruppen. Diese Lösung bietet gewisse strategische Zusatzvorteile: Absonderungsrechte sind – in Abweichung zu §§ 165 ff – dann ebenfalls zu gestalten (§ 223 II), die Gesellschaft ist veränderbar (§ 225a III), der Gemeinschuldner mag trotzdem Restschuldbefreiung bekommen (§ 227 I – arg § 217 [S 1] Var 4), die Erlösverteilung ist flexibler zu handhaben (arg § 217 [S 1] Var 1 bzw §§ 222, 224, 226), die nötige Gläubigerbeteiligung ist anders ausgestaltet, eher transparenter (§ 160 [II Nr 1]), aber uU auch effektiver (§ 161) und flexibler (§§ 162/163). Daraus lässt sich ein ganzes Paket bilden, das die Übertragung („asset deal“) zusätzlich „einbettet“ und Regelungen sowohl für Passiva wie Aktiva beinhaltet. Möglich wäre genauso eine „Zwischenlösung“ mittels einer neuen Auffang- oder Übernahmegesell-

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BT-Drucks 12/2443 S 195 („Sanierungsplan“, „Unternehmen auf einen Dritten übertragen“, „Verwertung der Insolvenzmasse und deren Verteilung“) – wobei die Literatur dem, teils noch weiter auffächernd, folgt: Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 5–8; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217

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Rn 12–16; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 171–181; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 8; HambK/Thies InsO6 Vor §§ 217 Rn 4–7a; FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 71 ff. Zweifel am Nutzen: FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 72; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 6.

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schaft (§ 260 III), wobei über § 225a III dazu jetzt die Voraussetzungen leichter herstellbar scheinen. 48 Sanierungsplan: Beseitigung des Insolvenzgrundes per Veränderung von Betriebsstrukturen, Personalstärke, Produktionsformen, Absatzwegen etc, indes vielleicht auch eher bescheiden durch Verschaffen kurzfristiger Liquidität (Stundung, Kürzung, Verzicht: §§ 223 II, 224, 225 II; Überbrückungsfinanzierung mit insoweit privilegierter Stellung: §§ 264–266). Das kann nicht zuletzt gut über einen sog debt equity swap [DES] geschehen, mit dem man Fremdkapital in Eigenkapital überführt (dh Gläubigerforderungen in Unternehmensanteile: „share deal“). Das war von Anfang an möglich (arg § 230 II), ist aber per ESUG (dazu Rn 136) nun unmittelbar über den Plan festzulegen bzw gestaltbar (§ 225a II), dh kommt ohne gesellschaftsrechtliche Akte aus (§ 254a II), bleibt aber weiter ans jeweilige Einverständnis gekoppelt. 49 Daneben muss man nunmehr als neue Grundform oder Ergänzung den Verfahrensplan (§ 217 [S 1] Var 3) als eigenen Typ stellen.69 Damit wird jetzt nämlich ausdrücklich erlaubt, neben materiell „spürbaren“ Wirkungen (Befriedigung, Verwertung und Verteilung, Nachhaftung) auch bloß rein prozessuale Veränderungen vorzunehmen (siehe dazu schon oben Rn 36, 43). Dahinter steckt eine zu respektierende methodische Abstraktionshöhe (im Gegensatz zu Rn 39–41), wenn man denn den führenden, begleitenden, leitenden Plancharakter solcher Gestaltungen billigt und diese nicht auf einfaches Hinausschieben des Verfahrensendes reduziert (was jedoch womöglich § 258 I Hs 2 aufdrängt – richtig ist anderes: Das wäre wieder nur eine Option unter vielen …). Es geht um mehr, die Regelungen ganzer Abschnitte70 (ein „opt out“ vom gesetzlichen Normalablauf), nicht bloß eines besonderen einzelnen Zeitpunkts (hierfür hätte es einer eigenen, prominenten Nennung gemäß § 217 S 1 nicht bedurft!) – und immer dazuhin innerhalb der Schranken gestatteter prozessualer Disposition (iSv § 217 Rn 44–52). Hier lässt sich schon eine begründete Eigenständigkeit feststellen, die sich oft aber mit sonstigen Planzwecken vermischt (vgl Rn 50).

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c) Vermischungen. Gemeinhin werden die möglichen Planziele nicht „lupenrein“ vorkommen, vielmehr jeweils inhaltliche Variationen benützt werden. Das macht die Stärke des Plans aus (dazu Rn 28 iVm 43). Die Typen (dazu Rn 45–49) sind Bilder von Idealen, die praktische Anwendung und damit nicht zuletzt Anpassung erheischen.71 So mag etwa liquidative Übertragung mit Fortführung zusammenfallen, um die Zeit wertneutral zu überbrücken, häufig mit ersten Sanierungsschritten, um Erwerber zu gewinnen etc. Oftmals ist nämlich stufenweises Vorgehen erfolgreicher („Stufenpläne“: Rn 46 aE). Typischerweise werden Verfahrenspläne (vgl Rn 49) kaum jemals separat vorkommen, sondern meist nur inhaltlich „unterstützende Hilfsfunktionen“ einbringen („Escortpläne“: Rn 35), idR für ein anderweit initiiertes Planverfahren.72 Und für bestimmte Einheiten mag die

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Zust FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 81 f; Ahrens/ Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 60 („Verfahrensabwicklungsplan“); Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 8; Braun/Braun/Frank InsO7 vor §§ 217 ff Rn 16 („verfahrens-/abwicklungstechnische Regelungen“); Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 26 – relativ skeptisch dagegen Andres/Leithaus/Andres InsO4 § 217 Rn 16 („Ausnahmeerscheinung“) mit

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Rn 7. Hier aA wohl HK/Haas InsO9 § 217 Rn 20 aE mit Rn 7. Diesen Kern trifft voll HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 7a. HK/Haas InsO9 § 217 Rn 15: insgesamt der Regelfall. Noch zuspitzender hier Ahrens/Gehrlein/ Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 61: Fortführungspläne.

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Vorbemerkungen

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Fortführung naheliegen, für einen anderen Betriebsteil dagegen Schließung, und sei das letztere im Verlaufe „regulärer“ (scil ungeplanter) Liquidation („Splittpläne“: Rn 37 [a]). Solche und andere Mischformen73 entziehen sich notwendig eindeutiger inhaltlicher Beschreibung und sind trotzdem ohne Tadel. Nicht hierher zählt aber der Insolvenzplan mit Drittbeteiligung.74 Es gilt insoweit klar 51 zu unterscheiden: Entweder, der Dritte bleibt ein wirklich außenstehender „Fremder“, dann mag sein Verhalten einen Planbezug haben (§ 249) oder gar auch konkrete Planwirkungen zeitigen (§§ 230 II, 257 II), das variiert nie aber das Planziel, sondern steht immer nebenan. Vor allem die Bedingtheit prägt nicht selbst einen Typus,75 sondern ändert (scil erweitert!) bloß das gerichtliche – amtswegige – Prüfprogramm (im Vergleich zu §§ 248/250) als Erfordernis zur Bestätigung. Oder aber, der Dritte tritt selbst bei (dazu § 217 Rn 47), dann fehlt jeder Anhalt irgendwelcher spezifischer Eigenheiten, welche eine solche Namensgebung legitimieren könnte. Man braucht nicht jedwede Erscheinung demnach hochtrabend als Archetyp zu ver- 52 klären. Nennung findet indes etwa der sog Umwandlungsplan bzw synonym „umwandelnder Insolvenzplan“76 genannt. Nun mögen der Umwandlung gewisse zusätzliche Vorteile innewohnen (Gesamtrechtsnachfolge), sie indes zeitigt umgekehrt auch Nachteile (Haftungspflichten für Verbindlichkeiten – bei Nichtverwertung steuerlicher Verlustvorträge: §§ 4 II S 2, 12 III Hs 2 UmwStG). Dass ein Plan nun korporative Umwandlungen, den Fortsetzungsbeschluss mit einbegriffen, nach § 225a III vorsehen kann (dort Rn 31–41; siehe vor allem § 3 III UmwG [Verschmelzung], § 124 II UmwG [Spaltung], § 191 III UmwG [Formwechsel]), rechtfertigt mE nun kaum, einen neuartigen Plantyp vorzusehen – ebenso gut könnte man Kürzungspläne, Sicherungspläne, Stundungspläne etc77 (§§ 223 II, 224, 225 II), aber zB auch „Swap-Pläne“ (§ 225a II), dann eigens benennen – das alles sind indes nur Maßnahmen, nicht Planziele. Die Umwandlung ist ferner letztlich immer wohl einer Sanierung (iSv Rn 47 f) verpflichtet, und schon von daher keinerlei besondere Mischform. Aus demselben Grunde erscheint der sog „Schuldenbereinigungsplan“ keine Form ei- 53 nes archetypischen Insolvenzplans, wobei hier zusätzlich noch die Begriffsparallelität mit dem Verfahren bei der Verbraucherinsolvenz (§ 305 I Nr 4) Anstoß erregen sollte. Wichtig aber ist ganz anderes: Schuldenbereinigung kann (nicht muss) Insolvenzplanfolge sein (§ 227 I). Was uU für eine subjektive (phänomenologische) Einteilung eher taugt (vgl Rn 32

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Andres/Leithaus/Andres InsO4 § 217 Rn 12: „Mischformen sind möglich“; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 46: „Mischformen und Varianten“; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 217 Rn 8: „sonstiger Inhalt“; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 15, 20: sonstige Pläne; Braun/Braun/Frank InsO7 vor §§ 217 ff Rn 8 mit 13 f: Mischformen, sonstige Pläne; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 209–212: Sonderformen; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 7: sonstige Pläne; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 26; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 10: „Weitere Planziele … [und] … Mischformen … sind ebenfalls möglich.“

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AA HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 7. AA Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 211 bzw Uhlenbruck/Braun Unternehmensinsolvenzen (1997), S 578; Herzig Insolvenzplanverfahren (2001), S 88–90. So sieht es FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 83–90: „neue Form“ (Rn 83). Letztere („Moratoriumspläne“) erwähnen in der Tat aber Nerlich/Römermann/Braun InsO9 vor §§ 217 ff Rn 202; Herzig Insolvenzplanverfahren (2001), S 85; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 9.

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[b]), ist objektiv besehen wiederum nur planspezifisch eine Einzelmaßnahme im Spannungsfeld von erzielbarer Befriedigung (§ 217 [S 1] Var 1) und zukünftiger Forthaftung (§ 217 [S 1] Var 4); Letzteres ist alleinig ein Anhängsel des Ersteren. Ein starkes Motiv macht nicht bereits einen neuen Typus. III. Normzwecke

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Normzwecke in einem klassischen Sinne zu ergründen, macht hier offensichtlich wenig Sinn – es kann insoweit bloß um einen übergreifenden Institutszweck gehen oder ein Bündel solcher Zwecke.78 Die Einzelnormen fällen Einzelzwecke aus, welche manchmal weiter und zuweilen enger ausgreifen mögen. So gibt es eher „kleine“, technische Normen mit deutlich untergeordneter Funktion, gemeinhin verfahrensrechtlichen Ursprungs („Ordnungsregeln“ – zB §§ 232, 234, 236, 239, 241, 242, 252, 267), und machtvolle, inhaltliche Regelungen, die gewichtige Strukturelemente festzurren („Kompetenzregeln“ – zB § 217 [objektiv] bzw § 218 [subjektiv] und „Gestaltungsvorgaben“ – zB §§ 219–221, 223–225a, 227–230 [förmlich] bzw §§ 222/226 [sachlich]), aber zB auch Eingriffserlaubnisse (insb §§ 233, 24579 bzw §§ 260–263) und Kontrollbefugnisse (§§ 231, 248–251, 253) sowie vor allem die Festlegung der Planfolgen („Rechtsfolgeregeln“ – §§ 254–257, 259, 259a, 259b, 264–266); dazu kommen ferner alle erforderlichen Regeln zum Ablauf des Planverfahrens als eine Art Gesamtrahmung („Verfahrensregeln“ – zB § 235, 237–238a, 240, 243–247, 269). Das gibt ein sehr heterogenes Bild infolge disparater Zweckrichtung, Abstraktionshöhe, Detaillierung der vielen einzelnen Vorschriften, die sich zum „großen Ganzen“ erst einmal fügen müssen und – jede für sich – nun aufs entscheidende Gesamtbild „Planverfahren“ zurückwirken. Inhaltlich leistet der Gesetzgeber aber Hilfestellung mit § 1 S 1 (dazu Rn 55), ebenso mit Zweckerwägungen der Motive (dazu Rn 59).

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1. Gläubigerbefriedigung. Der Verfahrenszweck wird zwar offensichtlich durch § 1 S 1 vom Gesetz selbst definiert (Hs 1: Befriedigung der Gläubiger im Insolvenzfall) und fürs ganze Insolvenzverfahren festgemacht – Regelverfahren (Hs 2) und Planverfahren (Hs 3) sind alsdann nur Mittel zum Zweck.80 Allemal klar wird dadurch aber eine konkret übertragene Aufgabe: „Haftungsvollziehung“ „per Planung“ als Institut der Gesamtvollstreckung (vgl Rn 13), dh effektive individuelle (Teil-) Befriedigung anstreben. Daneben tritt als weitere, „systemrelevante“ Aufgabe eines jeden Insolvenzverfahrens die kollektive (Teil-) Befriedung, dh rechtsstaatlich gefügte Abläufe bereitzustellen, die das Verfahren individuell organisierter Vollziehung substituieren. Das deutet auf Mitsprachebefugnisse der Gläubiger als „Betroffenenkollektiv“, die gezielter Berücksichtigung bedürfen. Nötig ist ein Forum“ für die Beteiligten für Diskussionen, Mehrheitsbildung, Entscheidung – beim Plan in wohl ganz besonderem Maße. Jenes ergibt als weitere Facetten für den konkreten Institutszweck folgendes:

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Zur Unterscheidung bei Münch in: Bruns/ Münch/Stadler Die Zukunft des Zivilprozesses (2014) [VV 101] S 5, 20 [II 3b]. Hierzu zählen ferner §§ 258, 268 – Beendigung durch actus contrarius.

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Näher dazu Münch FS Schilken (2015) S 387, 397–491 [V 2], insb S 397 [vor a] – und wider den Trend auf S 398 f [b]. Anders im Zugang Heese Funktion des Insolvenzrechts … (2018), S 16–22 [II].

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Vorbemerkungen

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a) Optimierte Befriedigung: „Der Plan ist … dem Ziel der bestmöglichen Haftungs- 56 verwirklichung untergeordnet“.81 Der offensichtlich „oberste“ Institutszweck ist, Freiraum dafür zu schaffen, höchstselbst dieses „Bestmögliche“ planerisch zu erreichen, es zuerst bloß für sich allein zu definieren und dann mit eigentlich konkurrierenden Gläubigern übereinzukommen. Dazu bedarf es jedoch größerer Flexibilität für Ideen/Ziele wie Prozessablauf. Darauf zielen insb Gestaltungsmacht (§§ 217/218 iVm §§ 223–225a, 227, 228) sowie vor allem das Vernachlässigen allumfassender Gleichbehandlung (§ 226 I anstatt der Maxime: par conditio creditorum), mit für alle am Ende trotz allem tunlichst befriedigenderem Ergebnis (arg § 251 I Nr 2). b) Kollektivierte Befriedigung: Der Plan bleibt aber der überaus ernste Versuch, 57 divergierende Interessenlagen auszugleichen. Hierfür dienen formell Gruppenbildung (§ 222), Abstimmungsregeln (§§ 243/244), Konsenspflicht (§ 245 – Obstruktionsverbot bzw Einigungszwang), aber materiell auch besonders das Herstellen umfassender Transparenz (§§ 219–221, 229/230; §§ 234–236). Und hier wirkt der Plan schlussendlich auch legitimierend (so wie es Luhmann gewiss interpretieren würde – „Befriedungsfunktion“82). Dafür leisten besonders – letztlich „schlank“ gehaltene – Verfahrensregeln (§§ 235–246a) und Gerichtskontrolle (§§ 231, 248–253) wichtige Beiträge in einer wechselseitig austarierten Weise (ökonomische Ergebnisse ./. rechtliche Richtigkeit), allemal aber auch eine gewisse Beteiligung des Gemeinschuldners als Betroffenem83 (§§ 218 III, 227, 232 I Nr 2, 235 III, 247): strukturierte Befriedung. c) Autonomere Befriedigung: Der Plan eröffnet großen Freiraum für individuelle, pass- 58 genaue Lösungen. Die Krise ist meist marktinduziert, die Remedur soll reziprok quasi greifen und bemüht ebenfalls die „Kräfte des Marktes“ – das gilt der Insolvenzordnung insgesamt84 und namentlich dem Planverfahren,85 in welchem es gezielt um eine (Des-) Investitionsentscheidung geht. Das begründet die Offenheit für alternative Konzepte einer Krisenbewältigung – sowohl für das Ziel (Rn 39–44), aber auch den Weg (Rn 49 mit 60) dahin! Hierher rechnet aber allemal genauso, nichtmonetäre Planeffekte letztendlich vorzuziehen. Der Insolvenzplan will einen „Rechtsrahmen [bieten] für die einvernehmliche Bewältigung der Insolvenz“.86 Die vorgelegte regierungsamtliche allgemeine Gesetzesbegründung zur Insolvenzord- 59 nung87 bemüht sich um eine breite, freilich weitgehend ökonomischen Vorstellungen verpflichtete Motivation. Die Detailsicht allerdings ist erfrischend nüchterner: der rechtliche

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BT-Drucks 12/2443 S 91 li. Sp. [A 4e aa] (Mitte); ganz ähnlich auch BGH NJW-RR 2009, 839, 841 {25} [III 2b bb] = ZIP 2009, 480 = DZWIR 2999, 331 = NZI 2009, 230 bzw BGHZ 185, 206, 210 {21} [II 2a] = ZIP 2010, 1039 = DZWIR 2010, 384 = NZI 2010, 603: „im Interesse der bestmöglichen Befriedigung“. Anders im Ansatz BT-Drucks 12/2443 S 79 li. Sp. [A 4e ff]: „technischer Behelf“. Er mag gar eine Führungsrolle uU beanspruchen (Planvorschlag zur Eigensanierung!): § 218 I, aber insb auch § 270b.

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BT-Drucks 12/2443 S 77–80 [A 3a: „Marktkonformität der Insolvenzabwicklung“]. BT-Drucks 12/2443 S 90–92 [A 4e aa]: „der entscheidende Beitrag zur Deregulierung des Insolvenzrechts“ (S 90 re Sp.). BT-Drucks 12/2443 S 90 re. Sp. [A 4e aa]. Siehe oben die Nachw bei Fn 84 und 85 – in „Anlehnung“ an Balz Sanierung von Unternehmen oder Unternehmensträgern? (1986), S 18 ff, siehe auch bei ZIP 1988, 273, 274–281 [II] mit 287–289 [III 4].

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Rahmen für autonome Regelungen werde „erheblich flexibler gestaltet“.88 Der Rechtsausschuss hat dies für sich gleichfalls weniger „hochtrabend“ gesehen: der Plan „gibt den Beteiligten die Möglichkeit, Insolvenzen auf der Grundlage der Gläubigerautonomie flexibel und wirtschaftlich effektiv abzuwickeln.“89 Mit dem ESUG hat der Gesetzgeber seine Vorstellung noch einmal bekundet und komprimiert so artikuliert: der Plan soll „den Beteiligten ein Höchstmaß an Flexibilität für die einvernehmliche Bewältigung der Insolvenz gewähren. Die Verfahrensabwicklung soll im Verhandlungswege zwischen den Beteiligten und damit möglichst frei von staatlichen Vorgaben erfolgen.“90 Die Lehre bemüht – merkwürdig unkritisch – lieber die alten Worthülsen, Schlagworte, Gemeinplätze …: Flexibilitäten durch Privatisierung;91 Autonomie führe zu einem Wettbewerb;92 der Plan sei Rechtsrahmen für weitgehend einvernehmliche Insolvenzbewältigung93 (mit allemal „kleiner“ Konzession: Rechtsrahmen); es gehe um weitgehend „marktkonforme“ Abwicklung;94 Optimierung statt Erstarrung95 etc. Stephan Madaus96 rühmt den Effizienzgewinn des Verfahrensweges. Das alles mag passen, sieht aber mehr die Reflexwirkungen statt eben just die Erfolgsfaktoren. Kernpunkt ist die Autonomie für die Gläubiger97 – das leitet zwanglos zu Folgendem:

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2. Verfahrensgestaltung. Dogmatisch ein Institutszweck ist zusätzlich, prozessuale Disposition freizugeben (siehe ausf bei § 217 Rn 2 f, 5 f, 21, 27, insb Rn 31–34, aber auch hier Rn 158, 163, 167, 214, 260) – prozessual eine Seltenheit, totales Novum im Insolvenzrecht mit seiner ureigenen Eingriffsmacht. Hierunter lassen sich leicht sämtliche der wohlfeilen Begründungs-Schlagworte (Rn 59) versammeln, mit welchen die Motive zu Unrecht ökonomische Wertungen einzufangen versuchen. Die rechtspolitische Grundentscheidung ist, selbstverantwortete und selbstverantwortliche (Partei-) Disposition zu ermöglichen, und das „Vehikel“ hierfür ist der Insolvenzplan, genauer gesagt seine fünf Kernelemente: Flexibilisierung, Transparenz, Koordination, Kooperation, Justiziabilität (Rn 7–11). Der Gesetzgeber hat hierzu Fundament gelegt und ergänzend (Gestaltungs-) Schranken errichtet (§ 217 – wohl auch am Ende noch § 228, dazu § 221 Rn 25, 48, 57, 64), das genaue Verfahren spezifiziert (§§ 218 ff, 235 ff) und erreichbare Wirkungen beschrieben (§§ 254 ff). Am Ende entstand ein (prozessuales) Institut mit „checks and balances“.

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BT-Drucks 12/2443 S 194 re. Sp. [VB] – ganz genauso dann BGH aaO (Fn 81): möglichst flexibles Verfahren. BT-Drucks 12/7302 S 181 re. Sp. [VB]. BT-Drucks 17/7511 S 35 re. Sp. (oben). MünchKomm/Eidenmüller InsO3 vor §§ 217 ff Rn 1, zust Andres/Leithaus/Andres InsO4 vor §§ 217 ff Rn 1. HK/Haas InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 3. FK/Jaffé InsO9 vor §§ 217 ff Rn 5.

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K Schmidt/Spliedt InsO19 vor §§ 217 ff Rn 1; Braun/Braun/Frank InsO7 vor §§ 217 ff Rn 1. HambK/Thies InsO6 vor §§ 217 ff Rn 1. Madaus Insolvenzplan (2011) [JP 157], S 435 ff. Häsemeyer InsR4 Rn 28.01; Foerste InsR6 Rn 469 [1. Abs.] mit Rn 470; Bork InsR8 Rn 365; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 Vor §§ 217 ff Rn 15; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 1.

Joachim Münch

Vorbemerkungen

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C Rahmenbedingungen I. Historische Entwicklung Literatur: Altmeppen Zur Rechtsstellung der Gläubiger im Konkurs gestern und heute, FS Hommelhoff (2012) S 1–7; P M Bauer, Der Insolvenzplan. Untersuchungen zur Rechtsnatur anhand der geschichtlichen Entwicklung (2009), S 25 ff [Vorgeschichte], S 84 ff [Partikularrecht: PR, HH, BY], S 228 ff (KO), 258 ff [GA-VO/VglO], S 282 ff [GesVO], S 293 ff (307–316) [InsO]; Bley, Der Entwurf eines Gesetzes über den Vergleich zur Abwendung des Konkurses (Vergleichsordnung), ZZP 52 (1927), 113; Cahn, Ist die Schaffung eines gerichtlichen Ausgleichsverfahrens außerhalb des Konkurses wünschenswert?, 32. DJT (1914) Bd 1 S 695; Ciuntu Der Zwangsvergleich im Konkurs (1892); Eisenhardt, Sanierung statt Liquidation (2011) [RG 423]; Freund, Der Zwangsvergleich zur Abwendung des Konkurses im Rechte des Auslandes, ZHR 60 (1907), 306; Henckel, Wandlungen im Konkursrecht – Notwendigkeit und Grundlagen einer Reform, in: Rechtswissenschaft und Rechtsentwicklung [GRS 111] (1980), S 183; Henckel Die Betriebsveräußerung im Konkurs, ZIP1980, 2; Höver, Zur Erneuerung des Konkursrechts. Der Zwangsvergleich, ZAkDR 1938, 765; Jaeger Die Denkschrift über das gerichtliche Zwangsvergleichsverfahren außerhalb des Konkurses, LZ I (1907), 132; König Der Zwangsvergleich im Konkurse und der Vergleich zur Abwendung des Konkurses (1930); Krusch Das Wesen des Vergleichs zur Abwendung des Konkurses (1933); Liebich; Ist die Schaffung eines gerichtlichen Ausgleichsverfahrens außerhalb des Konkurses wünschenswert und in welcher Form?, 32. DJT (1914) Bd 1 S 321; Madaus Der Insolvenzplan (2011) [JP 157], S 56–82; J Mohrbutter Zur Fortentwicklung des Rechts der Vergleichsordnung, FS 100 Jahre KO (1977) S 301; Walendy, Funktion und Legitimation des Zwangsvergleichs, 1982.

Es ist hier nicht der Platz, die geschichtliche Entwicklung eingehend nachzuzeichnen.98 61 Zu unterscheiden ist grundsätzlich der konkursbeendende Zwangsvergleich (§§ 173–201 KO) nach eröffnetem Insolvenzverfahren, ein legislativ benützter terminus technicus, und der konkursabwendende „Privatvergleich“ (VglO) statt und vor einem eröffnetem Insolvenzverfahren. Der Sanierungsgedanke wurde beiden nicht in die Wiege gelegt … hat sich indes allmählich mehr und mehr etabliert. Das Planverfahren wirkt demungeachtet als grundlegende (!) Neukonzeption (Rn 165 f), immerhin aber doch in Anlehnung an greifbare amerikanische Vorbilder (Rn 140 ff). Es nützt indessen, sich trotz dieses Neuansatzes der historischen Hintergründe einer 62 Einzelregelung zu vergewissern. Die Leitsätze der Insolvenzrechtskommission und der Fließtext der Ministerial- und Regierungsentwürfe sind nicht etwa kritiklose Rezeption der amerikanischen reorganization (11 USC ch. 11), sondern ein Versuch, ein mit dem Normalverfahren verwobenes Instrument bereitzustellen, das größere Flexiblitäten erlaubt (und bessere Befriedigung [iSv Rn 56] gewährt). Diese Systembindung („Rolle“ unter neuem Recht) und auch die Systemprägung altrechtlich bewährter Vorschriften (quasi die „Bühne“) macht den Blick auf Vorgänger sehr fruchtbar: es geht um – normgenetisch durchaus gewollte – Kontinuitäten und ebenso um bewusst vollzogene Brüche. Das muss man berücksichtigen, wenn man eine Vorschrift funktional betrachtet, letzthin allein auch, um belastbar zu ermitteln, inwieweit alte Argumente noch benutzbar sind. Es wäre mithin ein grober Trugschluss, einen kompletten Neustart (eine „Stunde Null“) anzunehmen.

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Wegen römischer (S 58 f, 81–83) und deutscher (S 67–69, 75) Wurzeln vgl P M Bauer Der Insolvenzplan.

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Historisch verlief die Entwicklung des Zwangsvergleichs in eher ruhiger Bahn, nachdem er bereits mit der Reichskonkursordnung99 genaue Normierung (und Anerkennung) erfuhr (§§ 160–187 KO/aF bzw §§ 173–201 KO/nF: siehe dazu bei Rn 67–70); kontrovers war hingegen die Normierung eines „Privatvergleichs“ als eigener, zweiter Weg zur konkursunabhängigen Schuldenbereinigung und nach und nach für Sanierungen von Unternehmen (siehe dazu bei Rn 71–82). Jene Geschichte war keineswegs eine stringente, sondern erforderte mehrere legislative Anläufe mit allmählicher weiterer Modifikation der Normstruktur. Trotz einiger jüngerer Erfolge (zB Herstatt, AEG, Pelikan) blieben (Privat-) Vergleiche eher rar.

1. Partikularrecht. Die Hansestädte hatten progressive Normvorgaben. Hamburg100 favorisierte schon früh den „Accord“ (Art 46 I: „ohne darauf zu sehen, ob der Debitor eines gütlichen Accords würdig oder nicht“) und zwar unter Einbezug gesicherter Gläubiger (Art 47 S 1), bei jedoch teilweise komplizierten Prioriätsregeln bzw vereinfachender „Gruppenbildung“ (Art 49: „Classen“). Hierbei stand die verstärkte Gläubigerautonomie im Mittelpunkt,101 Zweck aber war doch immer die Verbesserung des Ergebnisses der Liquidation, nicht etwa die Sanierung des Schuldners. Bremen102 unterschied 100 Jahre später strukturell innert der Debitverfahren zwischen Accordverfahren (§§ 171–194) und Concursverfahren (§§ 195–230), kannte aber ebenso noch sog Moratorien (§§ 140–170). Accord umfasste „jeden Vertrag des Falliten mit seinen Gläubigern über deren Befriedigung, sofern dadurch die Beendigung des Debitverfahrens herbeigeführt werden soll“ (§ 171, vgl auch erg § 188). Nötig war dafür absolute Kopfmehrheit und 2⁄3-Summenmehrheit (§ 182 – zum Berechnungsmodus bei §§ 183 f, 174); Nichtteilnehmer (§ 174 I Hs 3) und Widersprecher (§ 186) konnten binnen dreier Monate indes ebenfalls noch beitreten und genauso „Accordsgelder“ fordern (§ 187 S 1), waren danach alsdann freilich ausgeschlossen (§ 187 S 2). 65 Das bayerische Gantrecht103 erwähnt en passant den konkursabwendenden Vergleich (Art 1316 ZPO: „Accord“), fordert dafür indes die Einstimmigkeit von Gantschuldner

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Konkursordnung [Nr 1172] vom 10.02.1877, RGBl Nr 10 S 351, 380–384 [in Kraft ab 01.10.1879 (§ 1 EGKO iVm § 1 EGGVG)] mit KO-Mot S 390–403 = Hahn IV S 348–359 [AT] bzw S 403–430 = Hahn IV S 359–381 [BT] und erg die Modifikationen mit der sog Konkursnovelle vom 17.05.1898 (Gesetz [Nr 2474], betreffend Aenderungen der Konkursordnung [Nrn 48–54]), RGBl 1898 Nr 21 S 230, 240 f [in Kraft ab 01.01.1900 (Art 1 EGKO-Nov iVm Art 1 EGBGB)] mit KO-Neubekanntmachung [Nr 2490] vom 20.05.1898, RGBl 1898 Nr 25 S 369, 612, 644–649. Siehe aber beispielhaft auch einen der diversen Änderungsanträge von Rintelen: RTDrucks IX/2 Nr 18, RT-Prot 136 (1894) S 225, 227 [§ 162] sowie dazu den Kommissionsbericht vom 16.03. 1894, RT-Drucks IX/2 Nr 278, RT-Prot 137 (1894) S 1349, 1355–1358. Später vgl insb Schumann DJ

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1935, 1210, 1216; Vogels ZAkDR 1937, 213, 220; Höver ZAkDR 1938, 765 bzw Tidow Zur Erneuerung der Vorschriften über den Zwangsvergleich, KTS 1956, 100 (mit Zusf auf S 105 re. Sp.) – ferner: Mohrbutter FS 100 Jahre KO (1977) S 301 mit KTS 1985, 257; Uhlenbruck KTS 1981, 513, 515 f [I 1]. Der Stadt Hamburg Neue Falliten-Ordnung vom 31.08.1753, dazu KO-Mot S 393 f = Hahn IV S 350/351 mit S 351 – dazu P M Bauer Insolvenzplan, S 136 ff (142–148). GemSchO Mot III S 58. Verordnung für Debit- und Nachlaßsachen der freien Hansestadt Bremen (1849), dazu KO-Mot S 395–397 = Hahn IV S 352–354. Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für das Königreich Bayern (1869) – dazu P M Bauer Insolvenzplan, S 216 ff (225 f), wegen Vorläufern siehe S 90–93 (BY LR [1616]) bzw S 120–135 (CJBJ [1753]).

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und Betroffenen, und gleichfalls die Möglichkeit „außergerichtliche[r] Unterhandlungen über einen zu Stande zu bringenden Accord“ (Art 1317 ZPO), welche indes zwar das Verfahren nicht aufhalten, jedoch beenden können. Der sächsische Entwurf einer Konkursordnung104 widmet sich dagegen sehr breit der „Treffung eines Akkordes“ (§§ 179–207) mit hälftiger Mindestquote (§ 180 Nr 3 S 1 – Ausnahmen für Kaufleute) – allemal indes schon mit Mehrheitszwang (§ 185 Nr 1: ¾-Summenmehrheit) und Bindung nichtteilnehmender Dritter (§ 196 S 1); daneben wurde ein „Außergerichtlicher Vergleich zur Hebung des Konkursverfahrens“ anerkannt, welcher aber niemals prozessual Sperrwirkung entfaltete (§ 271) und verschärft Einstimmigkeit abforderte (§ 272). Die hannoversche Proceßordnung105 erlaubt sog „Anträge auf Stundung oder Nachlaß“ (§ 609) als Versuch gütlicher Vereinbarung (Abs 1) mit Zwang zwar gegen die Nichterschienenen (Abs 2 – aber vgl auch Abs 5!), nicht aber auch gegen Teilnehmer des Verfahrens (Abs 4 S 1: „Ein Zwang der Minorität der Gläubiger durch die Majorität … findet weder vor eröffnetem Concurs, noch während desselben ferner Statt.“) und beließ es im Übrigen gleichfalls bei gerichtlicher Vermittlung (Abs 4 S 2: „gütliche Einigungen … möglichst zu befördern“). Das badische Gantrecht106 versucht, in einem relativ späten Stadium ins Regelverfahren vergleichsweise Erleichterungen einzuflechten (§ 776: „zur Abwendung oder doch zur Abkürzung des weiteren Gantverfahrens angemessene Vorschläge zu machen“); insbesondere bei Kleinverfahren sollte entsprechend vorgegangen werden (§ 832 S 2 Nr 1). Der württembergische Entwurf eines Handelsgesetzbuchs107 kennt – natürlich nur für Kaufleute – Moratorien (Artt 1150–1164: „Von Anstandsbriefen“, vgl Rn 68) wie Akkordakte (Artt 1125–1140: „Von Borg- und Nachlaß-Vergleichen“). Letztere verlangen qualifizierte Mehrheiten (Art 1130108) betreffend die Anwesenden und gerichtliche Bestätigung (Art 1125 I iVm Art 1135109) – und sollen dann für alle wirken (Art 1136 I). Demnach sollte es mithin einen Mehrheitszwang zum „Privatvergleich“ geben. Besonders prägend erscheint indes preußisches Recht,110 das ein eingehendes Akkord- 66 recht als Konkursrecht bereithielt (§§ 181–209). Auf Gemeinschuldnerantrag hin konnte „zum Zweck der Wiederaufhebung des Konkurses mit rechtsverbindlicher Kraft für widersprechende und für nicht theilnehmende Gläubiger“ ein Akkord geschlossen werden (§ 181 I). Nötig war dafür absolute Kopfmehrheit (§ 186 Nr 1) plus ¾-Summenmehrheit (§ 186 Nr 2); wurde eine jener Mehrheiten verfehlt, erfolgte einmalig Wiederholung der Abstim-

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Entwurf einer Konkurs-Ordnung für das Königreich Sachsen (1866) – sehr lesenswert dazu Mot S 118–120. Allgemeine bürgerliche Proceßordnung für das Königreich Hannover (1850), zur Begründung bei Leonhardt S 252 f. Prozeß-Ordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für das Großherzogthum Baden (1864); inhaltsgleich die Vorgängernorm (1831/1832): § 884 bzw § 939 Nr 1. Entwurf eines Handelsgesetzbuches für das Königreich Württemberg (1839). Interessant die Festlegung („übers Kreuz“): entweder absolute Kopfmehrheit plus ¾-Summenmehrheit oder aber ¾-Kopfmehrheit plus absolute Summenmehrheit. Sondervorschriften zum Schutz vor Separatvergleichen: Artt 1125 II, 1139.

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Konkurs-Ordnung [Nr 4227] vom 08.05.1855, PGS Nr 20 S 321 – Motive: [Zweite Kammer] Drucks III/3 Nr 27 S 103 ff [§§ 175–203]; siehe auch den HGB-Entwurf von 1857: Artt 844–872 (Mot S 459–481) bzw Art 873 (Mot S 461 und S 481) – dazu P M Bauer Insolvenzplan, S 181 ff (201–213), wegen Vorläufern siehe S 99–103 (HCO [1722]) und S 165–171 (AGO [1794]. Wegen der Hintergründe siehe bei Thieme 100 Jahre KO (1977) S 35, 52 f mit 53/54 [II 4c]. – Näheres siehe bei Lesse Akkord im kaufmännischen Konkurs nach der Konkursordnung vom 8. Mai 1855 (1861); Makower Studien zur Concurs-Ordnung (1861), S 57 ff; Güterbock Ueber einige in der Praxis hervorgetretene Mängel des preußischen Konkursverfahrens (1860).

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mung (§§ 187 f); zudem war nötig gerichtliche Bestätigung (§ 190 mit § 191 I), die schon gewisse Einspruchsrechte öffnete (§ 192 iVm § 193 [Kontrollmaßstab]: Verfahrensablauf [Nr 1] / Gleichbehandlung [Nr 2] / Gläubigerschutz [Nr 3]). „Der rechtskräftig bestätigte Akkord gilt als Vergleich zwischen dem Gemeinschuldner und allen Konkursgläubigern“ (§ 197 I Hs 1) ohne Rücksicht auf ihre Teilnahme (§ 197 I Hs 2) und führt zur Restschuldbefreiung (§ 198 I). Ziel war aber gleichfalls nur die Liquidation (§ 199 I). Recht nebenbei fand außerdem die tatsächliche Möglichkeit außergerichtlicher Vergleiche Erwähnung (§ 210): es fehlt an prozessualer Sperrwirkung (Abs 1), bei Einstimmigkeit aller Anmeldenden wird aber eingestellt (Abs 2).111 2. Konkursordnung. Der Entwurf einer Deutschen Gemeinschuldordnung (1873)112 verfuhr zweispurig mit einem Zwangsvergleich (§§ 166–191), der preußischen Vorbildern (siehe eben bei Rn 66) verpflichtet war (insb § 166 [Begrifflichkeit]; § 177 [Mehrheiten]; § 180 [Prüfmaßstäbe]; § 183 I [Rechtswirkungen]), sowie parallel einem ausführlichst geregelten „Privatvergleich“ (§§ 233–256) bzw „Vergleichsverfahren zur Abwendung des Gemeinschuldverfahrens“ für denjenigen, der „durch unverschuldete Ereignisse außer Stand gesetzt ist, seine Zahlungen zu leisten“ (§ 233).112a Ein eröffnetes Vergleichsverfahren sollte Einzelvollstreckung wie Konkursverfahren sperren (§ 240). Verlangt war freilich Einstimmigkeit (arg § 250 I S 1), wenn nur eine ¾-Mehrheit (nach Köpfen plus Summen [§ 244 II]113 – hinsichtlich der Anwesenden [§ 244 III]) zustande kam, konnte man jedoch die Abstimmung einmal wiederholen lassen (§§ 248/249); nach einer gerichtlichen Bestätigung (§ 250 I S 1) waren Dritte genauso gebunden (§ 251), dh ohne Rücksicht auf ihre Teilnahme. Ein Motiv war allemal die Forderung des Vierten Deutschen Handelstages (1868), ein „kaufmännisches Akkordgesetz“ voranzubringen,114 wofür zwar offenbar dann die absolute Mehrheit genügen sollte, Nichtteilnahme oder Nichtanmeldung aber als eine Ablehnung rechneten (II Abs 2); die Würdigkeit des Gemeinschuldners sollte dagegen keine Rolle spielen (II Abs 1 lit b). Der Sechste deutsche Juristentag (1867) hatte noch zuvor eine deutlich skeptischere Haltung eingenommen und sich gegen die durchgängige Möglichkeit eines sog „Vorakkords“ ausgesprochen.115 Das möchte auf disparate Prioritäten (Sanierungswille des Handelsverkehrs) hindeuten. 68 Einigkeit bestand darüber, das gemeinrechtlich etablierte Moratorienunwesen abzuschaffen (Volksmund: Stundungsbriefe, „Quinquenellen“). Man unterschied sog Generalmoratorien gegenüber allen Gläubigern und sog Spezialmoratorien mit Hinsicht nur auf einzelne persönliche Gläubiger. Sie wurden geradezu ausufernd vergeben und waren demzufolge negativ konnotiert („alte[s] Volkswort: ‚Quinquinellen gehören in die Höllen‘“116). Die „landesherrliche oder gerichtliche Bewilligung einer allgemeinen Zahlungs-

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Drucks III/3 [Zweite Kammer] Nr 27 S 115 [§ 204]: „Zulässigkeit … zum Zweck der Beseitigung des Konkurses keineswegs ausgeschlossen; nur ist zur Erreichung dieses Zwecks erforderlich daß alle Interessenten in den Vergleich einwilligen“. 112 GemSchO Mot II S 219–229 [AT] bzw S 229–236 [BT]. 112a Zur Terminologie bei Rn 17, 61. 113 Allemal waren indes nur benannte Gläubiger tangiert: § 244 I S 1 – sonst käme man

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auch nicht zur Sicherstellung der Einstimmigkeit! Prot S 68 f. I S 41 f & III S 120, 129, 337–339 – bei wechselvoller Vorgeschichte: Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 61–65. GemSchO Mot II S 219, eher zurückhaltend hier KO Mot S 386 = Hahn IV S 353/354.

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Vor §§ 217–269

stundung“ sollte aufgehoben werden (so dann später glasklar § 4 EG KO – dort wurden aber ebenso sonstige „Abwendungsverfahren“ verboten! – und § 14 II Nr 4 EG ZPO). Die Konkursordnung übernahm weitestgehend die Normvorschläge zum Zwangsver- 69 gleich (§§ 160–187),117 mit einer überaus wichtigen Modifikation: Zurückdrängung inquisitorischer Gerichtsmacht (insb § 180 Nr 2 S 1 Hs 2 GemSchO: „Das Gericht kann den Vergleich verwerfen: … wenn der Vergleich … das Interesse aller Gemeingläubiger oder den allgemeinen Kredit benachtheiligt.“) zugunsten parteiseitigen Freiraums.118 Es ging um weniger staatliche Fürsorge und um ein Stärken der „Selbstthätigkeit“ der Gläubigerschaft und also darum, „die Selbstverwaltung und Selbstbestimmung der Gläubiger zu erweitern“.119 Das liest sich recht aktuell vor dem Hintergrund der Überlegungen zum Planverfahren. – Der Privatvergleich, und das ist die weitere große Novität, wurde dagegen verworfen:120 „Unter der Voraussetzung eines die freie Bewegung nicht hemmenden Konkursverfahrens ist ein Vergleichsverfahren außerhalb desselben theils überflüssig, theils unzulässig.“121 Man plante, die Mängel des Konkursrechts zu beseitigten, nicht etwa der Auslösung des Konkursfalls irgendwie vorzubeugen. Ein Vergleichsrecht schien überflüssig, wenn man dort die benötigte Einstimmigkeit hochhielt, und unzulässig, wenn man auf jede gerichtliche Überprüfung (von Schuldnerverfügungen wie Gläubigerforderungen) verzichtete, aber trotz allem Dritte einbinden wollte. Man fürchtete, die Novitäten des Konkurses zu verlieren, noch bevor jene überhaupt erprobt waren. Der Trost der Gesetzesvorlage war klein: „Einem Schuldner, welcher durch Unglücksfälle zahlungsunfähig geworden …, möchte es nicht unschwer [sic!] gelingen, auch außergerichtlich sich mit seinen Gläubigern zu verständigen.“122 Die Reichstagskommission hat freilich die Thematik noch einmal erörtert, sich indes 70 dann gegen eine Aufnahme des Akkordes positioniert.123 So blieb es, indes verstummte die Forderung nicht. Von Seiten des Handels wurde dann konsequenterweise auch zur Konkursnovelle ein schlankes Akkordverfahren empfohlen, dem allerdings das Reichsjustizamt kritisch gegenüberstand.124 Die Bundesratsvorlage schwieg zum Problem, im Reichstag wurde es knapp (an-) diskutiert (Bassermann), der Vorstoß verpuffte, und es fand sich insoweit keine Mehrheit zur Änderung:125 die eher alten Gläubigerschutzgesichtspunkte wogen mithin stärker. Die Zeit war offensichtlich noch nicht reif genug … 3. Geschäftsaufsicht. Das praktische Bedürfnis zielte allerdings eindeutig auf Ver- 71 gleichsmöglichkeiten hin.126 So kam es zum preußischen Vorentwurf einer selbständigen

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Dazu P M Bauer Insolvenzplan, S 237–241. Übrigens: Ein Zwangsvergleich blieb Zwangsvergleich bei späterer einstimmiger Annahme: KO-Prot S 111 = Hahn IV S 605/606. KO-Mot S 401–403 = Hahn IV S 357–359: „in einen Zusatz mißlicher Offizial- und Formaljustiz verstrickt“ [S 401 bzw S 357]; „darf den Zweck des Schutzes der widersprechenden Minorität nicht überschreiten“ [S 401 bzw S 358]; „Bevormundung und Benachtheiligung der Gläubiger durch den Richter“ [S 402 bzw S 358]. KO-Mot S 403 = Hahn IV S 358/359 [Zitat: S 358] auf preußisches Recht rekurrierend.

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Mit freilich äußerst knapper Mehrheit: Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 82–84. KO-Mot S 430–435 = Hahn IV S 381–385 [Zitat S 433 bzw S 383 – ohne originale Hervorhebungen]. KO-Mot S 436 = Hahn IV S 385 = RTDrucks II/2 Nr 200 = RT-Prot 37 (1875) S 1552 re. Sp. (die Doppelverneinung scheint lapsus linguae) – dazuhin mit dem Hinweis auf die Vertraulichkeit. KO-Prot S 126 f = Hahn IV S 617 f. Jakobs/Schubert BGB-Beratungen: EG/2, S 1563. RT-Prot 160 (1898) S 1023 (pro) bzw S 1026 re. Sp., 1030 li. Sp. (contra).

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Vergleichsordnung.127 Der Antrag musste einen bestimmten Vergleichsvorschlag beinhalten (§ 13 Nr 1 iVm §§ 14 und 16) und grundsätzlich Gleichbehandlung gewährleisten (§ 15 – auch § 41 Nr 2 S 1). Es fehlte an einer Mindestquote für die Befriedigung, doch galten insoweit abgestufte Mehrheitsquoren (absolute Kopf- plus ¾-Summenmehrheit [§ 17 I: Minimum von 40 %], ¾-Kopf- und 9/10 Summenmehrheit [§ 17 II: weniger als 40 % – aber: § 41 Nr 1 und Nr 2 S 2]); die Zustimmungen waren bereits im Vorfeld schon beizubringen (§ 13 Nr 2 mit § 19). Der Antrag sollte Sperrwirkung gegenüber Konkursverfahren (§ 28) und Einzelvollstreckung (§ 29) entfalten; der Schuldner sollte weiterhin (begrenzt) verfügen können (§ 30 II). Nach gerichtlicher Bestätigung, welche arbiträre Elemente gestattete (§ 42), waren Dritte genauso gebunden (§ 47 I), wenn sie denn als Gläubiger auch angegeben waren (§ 47 II S 1 e contr mit § 21 I) oder Kenntnis vom Verfahren hatten (arg ex § 37 II S 2). Wer unbekannt war und selbst gleichfalls kenntnislos blieb, war nicht berührt. 72 Mit dem Kriegsausbruch entschied man sich indes alternativ für die Implementierung einer sog „Geschäftsaufsicht“. Eine erste Regelung [GA-VO/aF]128 war gedacht als Kriegsnotmaßnahme: wer kriegsbedingt zahlungsunfähig (!) wurde, konnte „die Anordnung einer Geschäftsaufsicht zur Abwendung des Konkursverfahrens beantragen“ (§ 1); der Antrag hatte Erfolg, „wenn die Behebung der Zahlungsunfähigkeit nach Beendigung des Krieges in Aussicht genommen werden kann“ (§ 3 I). Das Verfahren bewirkte eine Vollstreckungs- und Konkurssperre (§ 5). Eine Schuldenbereinigung war allerdings nicht vorgesehen, nur die Verteilung des Vorhandenen (§ 8 S 1 Hs 2: „Umfang und Reihenfolge der Befriedigung bestimmen die Aufsichtspersonen nach billigem Ermessen.“). Vermittels verfahrensrechtlicher Umkleidung umschiffte man „pragmatisch“ das Moratorienverbot (vgl dazu bei Rn 68). 73 Eine zweite Regelung [GA-VO/nF]129 erweiterte die Anwendung auf Überschuldungstatbestände, blieb aber sonst im generellen bei der bisherigen Grundstruktur (§§ 1–13: Voraussetzungen und Wirkungen der Geschäftsaufsicht), detaillierte indes doch den Regelungsgrad (§§ 14–32, 66–80), namentlich des Verfahrens, und brachte insbesondere die Erstkodifikation des Zwangsvergleichs außerhalb des Konkurses (§§ 33–65)130 – angesto-

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Siehe dazu die Darstellung bei Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 95 ff sowie vor allem die „Denkschrift über das gerichtliche Zwangsvergleichsverfahren außerhalb des Konkurses“ vom 01.12.1906, RT-Drucks XI/2 Nr 596, RT-Prot 226 (1906) S 5590 zur Rechtsentwicklung im Inland (S 5590–5594, 5669 f) und Ausland (S 5594–5669), aber zB auch Jaeger DJZ 1905, 753 und LZ 1907, 584; Kleinrath LZ 1908, 270; 32. DJT (1914): Gutachten Liebich (S 321) und Cahn (S 695). Vorläufiger Entwurf eines Gesetzes zur Abwendung des Vergleichsverfahrens vom 31.01.1914 – abgedruckt bei Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 350 ff. Bekanntmachung [Nr 4459] vom 04.08. 1914 betreffend die Anordnung einer Geschäftsaufsicht zur Abwendung des Konkursverfahrens [GA-VO/aF], RGBl Nr 57

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S 363 [in Kraft ab 10.08.1914 (§ 13)], dazu: Wertheimer JW 1915, 174; Jörissen DRiZ 1916, 137. Bekanntmachung [Nr 5608] vom 14.12.1916 über die Geschäftsaufsicht zur Abwendung des Konkurses [GA-VO/nF], RGBl Nr 283 S 1363 [in Kraft ab 25.12.1916 (§ 80 I Hs 1)], dazu: Henschel DJZ 1917, 191; Jaeger JW 1917, 66 und 134 bzw Klien/Jaeger (1917) und Jaeger ZZP 48 (1920), 139, 141–145; Buhmann JW 1917, 425; Werner LZ 1917, 232; P M Bauer Insolvenzplan, S 258 ff. Wegen der Gesetzgebungsgeschichte siehe bei Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 142 ff – Motive in RAnz 1916 Nr 298 [19.12.1916]: Beilage 1 S 3 li. und mi. Sp., S 4 mi. Sp. [AT]; S 4 mi. und re. Sp. und Beilage 2 [BT] bzw JMBl PR1917 S 13 [09.01.1917]: S 14–16, 24 f (AT); 25–33 (BT).

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Vorbemerkungen

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ßen per Antrag des Schuldners (§ 33 I). Hier finden sich bereits wesentliche Vergleichsmerkmale beschrieben: Beteiligte (§ 33 II), Gleichbehandlung (§ 34 I S 1 und II), Inhaltsvorgaben (§ 35 I: „Erlaß oder Stundung oder beides“ [S 1] bzw „Sicherung seiner Durchführung“ [S 2, vgl auch erg § 48 I]); erforderlich war ein bestimmter Vergleichsvorschlag (§ 41 I Nr 1) und schriftliche vorneweg (!) erklärte Zustimmungen131 (§ 41 I Nr 2 – bei Kombination von Kopfmehrheit [½] mit Summenmehrheit [¾], § 37; es zählen allein Betroffene, § 39); Vorprüfung auf Würdigkeit und Korrektheit (§ 42 II); Erfordernis gerichtlicher Bestätigung (§§ 53–55); Wirkungen nur gegenüber den im Verzeichnis dokumentierten Gläubigern (§ 60 I); keine Aufhebung wegen Nichterfüllung (§ 63). Damit war erstmals ein wirklicher Mehrheitszwang kraft Vergleichsrecht eingeführt; 74 die Mehrheit war freilich im Vorhinein außergerichtlich zu erreichen (§ 41 I Nr 2132); vor einer Zwangsanwendung wurde mit Nachverhandlung von Seiten der Aufsichtsperson (§ 45) eine echte konsensuale Lösung versucht. Bemerkenswert sind weiterreichend die gewisse Abmilderung der Pflicht gleichzubehandeln (§ 34 I S 2:133 mit qualifizierter Mehrheit und gerichtlicher Erlaubnis: § 226 Rn 8), der Verzicht auf Öffentlichkeit zur Milderung des Stigmas der Insolvenz sowie auch die Nichtfestsetzung von Mindestquoten. Indirekt galt freilich eine 1⁄5-Schranke (§ 55): das Gericht hatte alsdann einen größeren Ermessensspielraum, den Vergleich zu verwerfen (bei Unredlichkeit [S 1: muss] bzw Leichtfertigkeit [S 2: kann]). Über die subjektive Anknüpfung ist eine faktische „Würdigkeitsprüfung“ ermöglicht. 4. Vergleichsrecht a) Alte Vergleichsordnung. Die Geschäftsaufsichtsregeln behielten erst einmal nach 75 Kriegsende Geltung,134 sollten dann jedoch einem eigenen Vergleichsrecht weichen.135 Marksteine sind folgende:136 – 24.09.1925: Entwurf eines Gesetzes über die Aufhebung der Geschäftsaufsicht und den Vergleich zur Abwendung des Konkurses137 mit neuem dritten KO-Buch: „Vergleich zur Abwendung des Konkurses“; – 10.11.1925: zwischen Wirtschafts- und Justizministerium abgestimmter, umgearbeiteter Entwurf: autonome unabhängige Regelung (wohl um eine befürchtete „Schwellenangst“ abzumildern – neue hälftige Mindestquote); – 05.12.1925: Entwurf eines Gesetzes zur Förderung des Preisabbaus138 (Art 1: Vergleich zur Abwendung des Konkurses: §§ 1–84) – neuerlich mit hälftiger Mindestbefriedigungsqote (§ 15 Nr 2: „Eröffnung ist abzulehnen …“);

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Bezüglich der Eröffnung „auf der Grundlage des Vorschlags des Schuldners“ – spätere Vorschlagsmodifikationen möglich, aber ebenso späterer Gläubigerwiderruf (§ 51 II). JMBl PR 1917 S 13, 23: „nur … Widerstände einzelner Gläubiger zu überwinden“. JMBl PR 1917 S 13, 22: „im Interesse der Gläubiger kleinerer Forderungsbeiträge“. VO vom 08.02.1924, RGBl I Nr 8 S 51; VO vom 14.06.1924, RGBl I Nr 42 S 641. Antrag: RT-Drucks III/406 [21.01.1925], RT-Prot 396 (1925) – Annahme: RT-Prot 385 (1925) S 1145 [18.03.1925].

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Noch heute lesenswert zudem Jaeger ZZP 48 (1920), 139, 145–152: GA-VO als relativ gutes Vorbild (S 152 mit S 145 f). Abgedruckt bei Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 363 ff. RR-Drucks 1925 Nr 184 mit Begründung, auch abgedruckt bei Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 375 ff. – sehr drastisch dazu Jaeger DJZ 1926, 28: „überstürzte Gelegenheitsarbeit“.

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30.01.1925: (inoffizieller Gegen-) Entwurf von Hachenburg139 anlässlich der Beratung im vorläufigen Reichswirtschaftsrat (§§ 1–15) mit Verzicht auf vorherige Zustimmungserklärungen (arg § 2) bei absoluter Kopfmehrheit (§ 9 I) und zusätzlich abgestuften, qualifizierten Summenmehrheiten (§ 9 II); – 03.02.1926: Stellungnahme des vorläufigen Reichswirtschaftsrates140 (vorbereitet von Hachenburg) mit Plädoyer für ein „eigenständiges“ Gesetz (I) und starker Hervorhebung (III 3 [Abs 1] mit II) der nötigen Aufgabenverteilung zwischen Gericht („[Rechts-] Fürsorge“) und Gläubigern („Fragen wirtschaftlicher Art“);141 – 07.06.1926: Regierungsentwurf eines mit dem Reichsrat abgestimmten, nun selbständigen, Gesetzes über den Vergleich zur Abwendung des Konkurses (Vergleichsordnung)142 mit Mindestbefriedigungsquote von 30 % (§ 18 Nr 2); – 14.06.1927: Ausschussentwurf nach zweifacher Lesung im Justizausschuss143 mit teilweise grundlegenden Umstrukturierungen, insb die Heraushebung der Mindestquote (§ 3a) und Einführung fakultativer Ablehnung (§§ 18 II und 18a); – 20.06.1927: Beschlussfassung im Reichstag in zweiter und dritter Lesung ohne weitere Aussprache „in Anbetracht des umfangreichen schriftlichen Berichts“.144 Die Zählung wurde hernach (wie bei der InsO) redaktionell noch bereinigt. Die „alte“ Vergleichsordnung145 [„aF“] war damit geboren, führte mit ihren „Eigenheiten“ (Rn 76) jedoch nicht gleich unmittelbar zur Befriedung der Diskussion (Rn 77). 76 Als Auslösetatbestand taugten indes nur (Konkurs-) Eröffnungsgründe (§ 1).146 Es galt generell Gleichbehandlung (§ 5 I), freilich modifiziert um Möglichkeiten majorisierter Zurücksetzung (§ 5 II: absolute Kopfmehrheit plus ¾-Summenmehrheit147), sowie eine „nur“ 30 %-ige Mindestquote (§ 6 – aber vgl auch § 23 Nr 1: 50 % – fakultative Ablehnung der Eröffnung möglich148); Vorbehaltsregel bei Nichterfüllung (§ 7); bestimmter Vergleichs–

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Abgedruckt bei Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 393 ff. Als Anhang zu RT-Drucks III/2340 S 40 ff [07.06.1926], RT-Prot 408 (1926). Wichtigere (Detail-) Änderungen: auch erfolgte oder drohende Zahlungsstockung als Auslösetatbestand (III 1); Beantragung auch ohne vorliegende Zustimmungserklärungen (III 2); Möglichkeiten zur Beschränkung von Verfügungen (III 2); Wiedereinführung öffentlicher Bekanntmachung (III 7); Mindestqoute als „Richtschnur“ (III 4a: „soll 50 v.H. betragen“ [Hervorh im Original]); wiederum qualifizierte Mehrheit (III 8). RT-Drucks III/2340, RT-Prot 408 (1926) – die Diskussionen sind dokumentiert bei Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 202 ff (vorher) bzw S 227 ff (später). RT-Drucks III/3430, RT-Prot 416 (1927): S 1–6 [AT], 6–27 [I. Lesung], 27–46 [II. Lesung], 46–51 [RA] bzw S 52–115 [Synopsen]. RT-Prot 393 (1927) S 10913. Gesetz über den Vergleich zur Abwendung des Konkurses (Vergleichsordnung) vom 05.07.1927, RGBl Nr 27 S 139 [in Kraft ab

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01.10.1927 (§ 101 I)]. Siehe dazu die einführende Darstellung bei P M Bauer Insolvenzplan, S 267 ff. Exemplarisch zur Diskussion: Cahn LZ 1925, 636 und 1926, 203 bzw ZBlHR 1926, 88; Jaeger ZZP 49 (1925), 189 und DJZ 1926, 28; 1927, 1314; Frank RuH 1926, 71; Levy DJZ 1926, 1530; Bley ZZP 52 (1927), 113; Oßwald RuH 1927, 585. RT-Drucks III/3430 [§ 1] S 6 mit S 6/7 [I] bzw S 27 [II]. Im Unterschied zu § 34 I S 3 GA-VO/nF (JMBl PR 1917 S 13, 24: „Mit Rücksicht auf die erhebliche Gefahr, daß sie zu unlauteren Machenschaften mißbraucht wird“) ohne ergänzende gerichtliche Gestattung (RTDrucks III/3430 S 7 [§ 3 II]: da „die Zustimmung des Gerichts überflüssig sei, wenn … die qualifizierte Mehrheit der Betroffenen … einverstanden sei.“). RT-Drucks III/3430 S 11/12 [§ 18 RV], S 12 [I: § 18] (I Nr 2 [30 %] mit II Nr 1 [50 %]), S 33 [II: § 18], S 47 [§ 3b RA]: „wünschenswert, diesen Hauptgrundsatz des Vergleichsverfahrens [30 % Mindestquote] an den Anfang des Gesetzes zu stellen“.

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Vorbemerkungen

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vorschlag (§ 15 I S 1); Vorabzustimmungen zur Vergleichseröffnung (§ 16 I Nr 4 Hs 1: absolute Kopf- und Summenmehrheit). Beachtlich sind schließlich die Sonderregeln für Gesellschaften und Gemeinschaften (§§ 88–94), sowie vor allem die strukturelle Vorverlegung der Vorbereitung ins weithin vorgerichtliche Stadium.149 – Weitere Abläufe: Vorprüfung (§ 19), Anhörung (§ 20); Eröffnung (§§ 22–25), gespickt mit diversen Ablehnungsgründen (§§ 22/23), und Sperrwirkung für Konkurs und Vollstreckung (§§ 31–33); Bestellung der Vertrauensperson mit Überwachungsfunktion (§§ 40–47) sowie uU eines Gläubigerausschusses (§§ 48/49) und Entscheidungen zur Begrenzung der Verfügungsmacht (§§ 50–58); Vergleichstermin (§§ 59–66), jetzt mit einer deutlich qualifizierten Mehrheit (§ 63 I S 1: absolute Kopf- und ¾-Summenmehrheit); gerichtliche förmliche Bestätigung (§§ 67–78) mit Wirkung gegenüber Dritten (§ 73 I: unabhängig von Teilnahme und Abstimmung). b) Neue Vergleichsordnung. Das Gesetz fand jedoch nur insgesamt zwiespältigen Wi- 77 derhall,150 bald schon folgte daher eine unvermittelte weitere Reformdebatte,151 die sodann einmündete in einen zwischen Deutschland und Österreich abgestimmten gemeinsamen (RJA-) Entwurf einer Vergleichsordnung (1933),152 der noch nicht nationalsozialistischer Einflussnahme unterlag und dessen Motive später weiterwirkten („lange“ Begründung). Die Mindestquote wurde heraufgesetzt (§ 7 I S 2 [40 %] bzw II S 1 [50 % – dazu vgl auch § 74 III!]) und sollte dazuhin bar geboten werden (§ 7 III); dazuhin war stärkere gerichtliche Führung vorgesehen (§§ 11–13) und außerdem das Institut des Vergleichsverwalters (§§ 38–43). Notwendig war neuerlich doppelt qualifizierte Mehrheit (§ 74 I: absolute Kopfmehrheit und ¾-Summenmehrheit); verzichtet wurde allerdings auf ein Beibringen vorheriger Zustimmung.153 Und auch der Sanierungsgedanke trat pragmatisch ins Bewusstsein: das Gericht sollte nämlich die Eröffnung ua ablehnen dürfen, wenn „im Falle einer Fortführung des Unternehmens seine Erhaltung durch den Vergleich offenbar nicht zu erwarten ist“ (§ 17 aE).154 Der Entwurf wurde hernach durch die Akademie für deutsches Recht von ihrem Aus- 78 schuss für Vergleichs- und Konkursrecht diskutiert (1934)155 und – letztlich eher „technisch“ – kritisiert. Punkte waren vor allem jene: Rücknahmeverbot (§ 2 III); Mindestquote (§ 7: 30 % [alt] oder 35 % [neu]); Abmilderung der Sondervorschriften zum Liquidationsvergleich (§ 7 IV); Verschärfung der Generalnorm zur Ablehnung (§ 17) auf Kontrolle von Vertrauenswürdigkeit („wenn der Schuldner wegen seines Verhaltens gegenüber den Gläubigern nicht vertrauenswürdig ist“) und Solidität; Sperrfrist (§ 28); Vergleichsverwalteramt (§ 38 – alleinig natürliche Personen!); Abschaffung der Abstimmung und Einführung 149

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Lucas Vergleichsordnung, S 7 f; Kiesow Vergleichsordnung4, XXVII f; Papke FS Knorr (2008) S 1, 5 f; Kilger/K Schmidt VglO17 Einl Bem I 2. Zur Kritik eingehend Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 253 ff – Symptomatisch: Emmerich Die Sanierung (1930), welcher den Begriff viel ausgreifender fasst (S 3–12); H Lehmann Judicium 3 (1931), 93; P Schumann WP 1932, 26; Paulsen KuT 1933, 81. RT-Prot 427 (1930) S 4507 [15.03.1930]; zu Funktion, Reformgeschichte und wesentlichen Änderungen Vogels JW 1935, 825. Publiziert mit Begründung, der Text auch bei Schubert Protokolle der Ausschüsse, XVII

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(2008) S 31–50. Dazu: Levy KuT 1933, 71; Paulsen KuT 1933, 81; K Blomeyer Judicium 5 (1933), 259; Braß DRZ 1933, 142; Vogels JW 1933, 993; Klug DJZ 1933, 807; mit Blick auf die bevorstehende Entwurfsvorlage plädierte Braß DRZ 1935, 21 für eine Angleichung der §§ 173 ff KO. RJA-Mot S 39. RJA-Mot S 59/60. Bericht bei Vogels ZAkDR 1934, 143 (sog „Quasi“-Begründung); dokumentiert bei Schubert Protokolle der Ausschüsse, XVII (2008) S 1–176.

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gerichtlichen Beschlusses (§ 74 – abgelehnt: weil letztlich „ein solches Hinweggehen über die Rechte der Gläubiger der Kredit der deutschen Wirtschaft sowohl im Inland als auch gegenüber dem Ausland erheblich geschwächt werden könnte“). Die Beratungen fanden maßgeblich unter Leitung Vogels’ statt, der auch ministeriell für ihre genaue Einarbeitung sorgte. Der Entwurf wurde alsdann (1935) mit Änderungshinweisen („kurze“ Begründung) als Gesetz verkündet. 79 Die „neue“ Vergleichsordnung156 [„nF“] wurde später gefügig nationalsozialistisch verbrämt,157 beruht im Grunde offenkundig freilich auf Weimarer Gedankengut. Sie konnte sich mithin lange halten.158 Das Modell war dogmatisch gut aufgestellt, allein es fehlte an Praxis. Der Ausgleich zwischen Richtermacht und Parteiautonomie war durchaus – bezogen auf damals! – gelungen, der Zwangsverwalter ließ sich einfach als Pendant zum bekannten Konkursverwalter einordnen, das durchstrukturierte Verfahren stärkte die Rechtssicherheit. Der Streit um die Mindestquote wurde geschlichtet per faktischer „Drittelung“ der Anspruchshöhe (35 % [§ 7 I S 2] als Kompromiss aus 30 % [aF] und 40 % [RJA] – mit freilich fallweiser Verschärfung: § 7 II); zu beachten ist außerdem, dass die bedingte Zusatzquote (§ 23 Nr 1 aF [50 %]: Erlaubnis fakultativer Ablehnung) trotzdem abgeschafft wurde.159 Richtig war genauso, die vorherigen außergerichtliche Bemühungen um Zustimmung zu beseitigen bzw sie prozedural zu integrieren160 – so war jene niemals glückliche Mélange überwunden, die (frühe) Willkür und (späte) Pflicht miteinander eigenartig kombinierte. Eckpunkte der Regelung: 80 Einleitung: Der Antrag war bis zur und unter denselben Voraussetzungen wie die Konkurseröffnung zulässig (§ 2). Das Gesetz präzisierte den Inhalt und unterschied dabei gleichfalls (so wie dies heute ebenso §§ 219–221 InsO bzw §§ 229/230 InsO machen) bereits Antrag (§ 3) und Anlage (§§ 4–6: Vermögensübersicht; Gläubigerverzeichnis, Schuldnerauflistung); hinzu kam indes die – realistisch kaum erreichbare – Mindestquote (§ 7 I S 2 und III/IV – näher dazu bei Rn 79 und § 218 Rn 6) mit barem Angebot (§ 7 III). Angesprochen sind ferner auch Bestimmtheitsgebot (§ 7 I S 1) sowie vor allem die ansatzweise mögliche modifizierte Gleichbehandlung (§ 8 II [§§ 222/226 InsO siehe dazu § 222 Rn 19]). Dazu kamen weiter persönliche Ablehnungsgründe (§§ 17/18: persönliche „Würdigkeit“ – näher dazu bei Rn 78 und § 218 Rn 7). Mindestquote161 und Prüfung der „Würdigkeit“162 galten dann später als „alter Zopf“, der abzuschneiden war, um Sanierung weitergehend zu befördern. 81 Verfahrensablauf: Das Gericht bestellte einen vorläufigen Verwalter (§ 11 – Einzelheiten: §§ 38–43), betrieb Sistierung und Aufklärung (§§ 12–14), entschied zur Eröffnung als

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Vergleichsordnung vom 26.02.1935, RGBl Nr 24 S 321 [in Kraft ab 01.04.1935 (§ 130 I)] – Begründung: DJ 1935, 389, siehe auch die einführende Darstellung bei P M Bauer Insolvenzplan, S 275 ff. Eisenhardt Sanierung statt Liquidation S 272 mwN. Siehe aber die Reformvorschläge von Berges KTS 1955, 2; Künne DB 1978, 729; Mohrbutter KTS 1975, 257 – ferner: Bley/Mohrbutter VglO4 Einl Rn 2–5. Anders im Ansatz RJA-Mot S 58: „durch die Heraufsetzung der Mindestquote [sic!] … gegenstandslos geworden.“

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Sehr bündig hier DJ 1935, 389 re. Sp.: „Dieses sogenannte außergerichtliche Vorverfahren hat sich nicht bewährt.“ BT-Drucks 12/2443 S 73 li. Sp., S 74 re. Sp. im Anschluss an EB LS 2.4.7.1 („ist nicht vorzusehen“): EB Mot S 267 f iVm S 16 („von vornherein illusorisch“) BT-Drucks 12/2443 S 73 li. Sp., S 74 re. Sp., S 78 li. Sp., S 91 re. Sp.; S 194 re. Sp. im Anschluss an EB Mot S 155 („‚moralisierenden‘ Würdigkeitsvoraussetzungen“).

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Vorbemerkungen

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Vergleichs- oder Konkursverfahren (§ 16 iVm §§ 20–23 [Formalia] „versus“ § 19) und konnte ergänzend einen separaten Gläubigerbeirat bestellen (§§ 44 f). Konkret beteiligt waren lediglich die persönlichen Vergleichsgläubiger (Definition: § 25 „versus“ § 29 – Abgrenzung: § 26 – Sonderfall: § 27 [Absonderungsbefugte]). Der folgende Vergleichstermin erlaubte die Feststellung von Forderungen und Stimmrecht (§§ 70–72 – heute: §§ 237–239 InsO), die Abänderung des Vorschlags (§ 76 – heute: § 240 InsO) und führte schließlich zur Abstimmung (§§ 73–75 – heute: §§ 243–246a). Es galt doppelte Mehrheit entsprechend bisheriger Gepflogenheit (§ 74 I – heute: § 244 I), jedoch mit kleiner Abänderung der Berechnung: absolute Kopfmehrheit der Anwesenden [insoweit anders noch § 63 I Nr 1 aF] – in Anlehnung an § 182 KO bzw schriftlich Stimmenden (Nr 1) plus ¾-Summenmehrheit aller Stimmbefugten (Nr 2). Anschließend folgte die nötige gerichtliche Bestätigung (§ 78 – heute: §§ 248–253) mit wenigen enumerierten Versagungsgründen (§ 79): wesentliche Verfahrensfehler (Nr 1 – heute: § 250 Nr 1 InsO), Strafbarkeit (Nr 2), Begünstigung (Nr 3 – heute: § 250 Nr 2 InsO), widersprechendes gemeinsames Gläubigerinteresse (Nr 4). Die Versagung führte amtswegig zum Anschlusskonkurs (§ 80). Wirkungen: Der Antrag bewirkte sowohl ein Konkursverbot (§ 46) wie auch ein Voll- 82 streckungsverbot (§§ 47/48), indes auch die sog „Rückschlagsperre“ (§ 28 – heute: § 88 InsO); ergänzend galten Regeln für schwebende Rechtsbeziehungen (§§ 49–55). Verfügungsbeschränkungen bedurften besonderer gerichtlicher Anordnung (§ 58–65 – aber vgl auch § 12 VglO) nach Eröffnung des Verfahrens; jedoch bestand eine Pflicht zu bescheidener privater Lebensführung (§ 56) und zur vorsichtigen Geschäftsführung (§ 57) immer unabhängig davon. – Die Rechtsfolge der Bestätigung des Vergleiches ist Wirksamkeit „für und gegen alle Vergleichsgläubiger, auch wenn sie an dem Verfahren nicht teilgenommen [passive Verweigerer] oder gegen den Vergleich gestimmt [aktive Verweigerer] haben“ (§ 82 I – heute: § 254b) – bei gewissen Möglichkeiten späterer Beseitigung (§§ 89/89) und Überwachung (§§ 91–97 – heute: §§ 260–269).

II. Normgenese Literatur (Auswahl) (a) IK: Arnold Das Reorganisationsverfahren im einheitlichen Insolvenzrecht, BFuP 1986, 393; Arnold Modell eines insolvenzrechtlichen Sanierungsverfahrens, BAnz 1982 Nr 34a Beil 8; Balz Aufgaben und Struktur des künftigen einheitlichen Insolvenzverfahrens, ZIP 1988, 273, 283–287 [III 2/3]; Balz Sanierung von Unternehmen oder Unternehmensträgern? (1986), S 31 ff; Berges Erster Bericht der Kommission für Insolvenzrecht – Eine Stellungnahme, BB 1986, 753; BMJ (Hrsg) Erster Bericht der Kommission zum Insolvenzrecht (1985) S 145–294 [zitiert: EB]; BMJ (Hrsg) Zweiter Bericht der Kommission zum Insolvenzrecht (1986) S 132–145, 190–195, 236–238 [zitiert: ZB]; Engelhard Politische Akzente einer Insolvenzrechtsreform, ZIP 1986, 1287; Flessner Das rechtspolitische Für und Wider eines Sanierungsverfahrens, ZIP 1982, 1283; Flessner Grundfragen des künftigen Sanierungsrechts, ZIP 1981, 113; Gottwald Das Sanierungsverfahren in einem künftigen Insolvenzrecht (1982); Grub/Kübler/Wellensiek (Gravenbrucher) Stellungnahme zu den Reformvorschlägen der Kommission für Insolvenzrecht, BB 1986 Beilage 15 zu Heft 29; Henckel Die Verbindung des Sanierungsverfahrens zum Konkursverfahren, ZIP 1981, 1296; Henckel Reform des Insolvenzrechts, ZZP 97 (1984), 369, 386 ff [C]; IG Metall (Hrsg) Das Sanierungsverfahren in einem zukünftigen Insolvenzrecht – Protokoll der konkursrechtlichen Arbeitstagung (1982); Mertens Empfiehlt sich die Einführung eines konzernbezogenen Reorganisationsverfahrens?, ZGR 1984, 542; Kilger Die Reorganisation insolventer Gesellschaften, ZRP 1984, 46; Kilger Grundzüge eines Reorganisationsverfahrens, ZIP 1982, 779 mit S 884–886 (Thesen 1–6, 24–32); Lambsdorff, Wirtschaftspolitische Aspekte einer Insolvenzrechtsreform, ZIP 809, 811 f; K Schmidt Das Insolvenzverfahren neuer Art – Kernprobleme der Insolvenzrechtsreform nach dem Kommissionsbericht, ZGR 15 (1986), 178, 182–188 [II], 196–203 [IV]; K Schmidt Vom Konkursrecht der Gesellschaften zum Insolvenzrecht der Unternehmen, ZIP 1980,

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233; Uhlenbruck Die Sanierung notleidender Unternehmen als Aufgabe der Insolvenzrechtsreform, AnwBl 1982, 338; Uhlenbruck Sanierung und Reorganisation als 3. Insolvenzverfahren in einem künftigen Recht?, KTS 1981, 513; Uhlenbruck Zum Stand der Insolvenzrechts-Reform, DRiZ 1982, 161; Uhlenbruck Zum Stand der Insolvenzrechts-Reform, DRiZ 1982, 161; Ulmer Die gesellschaftsrechtlichen Regelungsvorschläge der Kommission für Insolvenzrecht, ZHR 149 (1985), 541. (b) DiskE: Balz Aufgaben und Struktur des künftigen einheitlichen Insolvenzverfahrens, ZIP 1988, 273; Drukarczyk Insolvenzrecht als Versuch marktkonformer Gestaltung von Verwertungsentscheidungen und Verteilungsregeln, ZIP 1989, 341, 346–351 [IV]; BMJ (Hrsg) Diskussionsentwurf Gesetz zur Reform des Insolvenzrechts (1988) S 125–155, A1–29, A56–71, B217–276; Gravenbrucher Kreis Stellungnahme zum Diskussionsentwurf eines Insolvenzrechtsreformgesetzes ZIP 1989, 468; Henckel Deregulierung im Insolvenzverfahren, KTS 1989, 477, 481 [III]; Kilger Über die Möglichkeit der Geschäftsfortführung insolventer Unternehmen unter dem geltenden Recht und nach dem Diskussionsentwurf einer Insolvenzordnung; KTS 1989, 495; Uhlenbruck Zum Diskussionsentwurf eines Gesetzes zur Reform des Insolvenzrechts, ZRP 1988, 471 [I mit II 13]. (c) RefE: Bork Die Wirkungen des Insolvenzplans gemäß §§ 290–305 RefE, in: Leipold (Hrsg), Insolvenzrecht im Umbruch (1991) S 51; BMJ (Hrsg) Referentenentwurf Gesetz zur Reform des Insolvenzrechts (1989) S T142–177, A1–34, A65–82, B249–315; Drukarczyk Insolvenzrechtsreform: Reformkonzeption und aktueller Stand [RD WiWi 248] (1991) S 22–35 [IV] bzw DBW 52 (1992), 161, 173–178; Gravenbrucher Kreis Große Insolvenzrechtsreform gescheitert, ZIP 1990, 476 f; K Schmidt Die übertragende Sanierung, in: Leipold (Hrsg), Insolvenzrecht im Umbruch (1991) S 67; K Schmidt Wege zum Insolvenzrecht der Unternehmen – Befunde, Kritik, Perspektiven (1990), S 23 ff [§ 2 III], S 137–142 [§ 6 II], S 151–171 [§ 6 IV/V], S 195 ff [§ 8]; R Stürner Die Aufstellung und Bestätigung des Insolvenzplans, in: Leipold (Hrsg), Insolvenzrecht im Umbruch (1991) S 41. (d) RegE: Balz Einleitung in: Balz/Landfermann Die neuen Insolvenzgesetze (1995) S XXIX; Drukarczyk Insolvenzrechtsreform: Reformkonzeption und aktueller Stand, DBW 52 (1992), 161 ff; Gravenbrucher Kreis „Große“ oder „kleine“ Insolvenzrechtsreform? ZIP 1992, 657; Grub, Der Regierungsentwurf der Insolvenzordnung ist sanierungsfeindlich!, ZIP 1993, 393; Burger Das deutsche „einheitliche“ Insolvenzverfahren unter besonderer Berücksichtigung des Insolvenzplans, FS Koren (1993), 363. (e) ESUG: Altmeppen Zur Rechtsstellung der Gläubiger im Konkurs gestern und heute, FS Hommelhoff (2012) S 1, 7–20; Braun/Heinrich Auf dem Weg zu einer (neuen) Insolvenzplankultur in Deutschland – Ein Beitrag zu dem Regierungsentwurf für ein Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen, NZI 2011, 505; Bunte/von Kaufmann Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG), DZWIR 2011, 359; Deppisch Das Insolvenzplanverfahren nach dem ESUG (2014) S 39 ff bzw S 119 ff; Frank/Heinrich Ein Plädoyer für einen wirksamen Beitrag zur Gläubigerautonomie im Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2011, 858; Frind Problemanalyse zu geplanten Neuregelungen des Plan- und Eigenverwaltungsverfahrens, ZInsO 2011, 656; Frind Zum Diskussionsentwurf für ein „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“, ZInsO 2010, 1524; Gude Neu gestärkt durch das ESUG? – Neue Erkenntnisse zur Nutzung des Insolvenplanverfahrens, ZInsO 2012, 320; Günther Auswirkungen des ESUG auf das Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2012, 2037; Heinrich Insolvenzplan „reloaded“, NZI 2012, 235; Hirte Restrukturierung nach der InsO: Gesetzesplan, Fehlstellen und Reformansätze innerhalb einer umfassenden InsO-Novellierung, ZGR 2010, 224 bzw ZInsO 2010, 1297; Jaffé, Restrukturierung nach der InsO: Gesetzesplan, Fehlstellen und Reformansätze innerhalb einer umfassenden InsO-Novellierung, ZGR 2010, 248; Hirte/Knof/Mock Das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen, DB 2011, 632 und 698; Hölzle Die „erleichterte Sanierung von Unternehmen“ in der Nomenklatur der InsO – ein hehres Regelungsziel des RefE-ESUG, NZI 2011, 124; Hölzle/Pink Mezzanine-Programme und Gestaltungspotenzial der Sanierungseigenverwaltung im ESUG, ZIP 2011, 360; Pape Erleichterung der Sanierung von Unternehmen durch Insolvenzverfahren bei gleichzeitiger Abschaffung der Gläubigergleichbehandlung?, ZInsO 2010, 2155; Pape Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen, ZInsO 2011, 1033 und ZAP Fach 14, 629; Rattunde Das neue Insolvenzplanverfahren nach dem ESUG, GmbHR 2012, 455; Römermann Neue Herausforderungen durch das ESUG – ein Überblick, GmbHR 2012, 421; Schelo Reform der Unternehmenssanierung, DB 2010, 2209; K Schmidt Gesellschaftsrecht und Insolvenzrecht im ESUG-Entwurf, BB 2011, 1603; K Schmidt Schöne neue Sanierungswelt: Die Gläubiger okkupieren die Burg! Recht und Realität der ESUG-Reform, ZIP 2012, 2085; Schmittmann/Dannemann Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung

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Vorbemerkungen

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von Unternehmen, VR 2012, 730; Schumm Das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG), StuB 2012, 25; Simon/Merkelbach Gesellschaftsrechtliche Strukturmaßnahmen im Insolvenzplanverfahren nach dem ESUG, NZG 2012, 121; Smid Große Reform oder Beseitigung der Insolvenzordnung durch ein neues Konkursverfahren?, DZWIR 2010, 397; Urlaub Notwendige Änderungen im Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) zur Verhinderung von Missbräuchen, ZIP 2011, 1040; Vallender Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) – Änderungen des Insolvenzeröffnungsverfahrens, MDR 2012, 61; Vallender Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) – Das reformierte Plan- und Eigenverwaltungsverfahren, MDR 2012, 125; Wallner/Gerster/Weiß Steuerbarkeit von Sanierungsprozessen trotz Insolvenz: Ein Alternativvorschlag zum Diskussionsentwurf, ZinsO 2011, 16; Westphal/Janjuah Zur Modernisierung des deutschen Sanierungsrechts – Probleme bei der Umsetzung von Insolvenzplänen, ZIP-Beilage zu Heft 3/2008, 1, 13–24 [IV]; Willemsen/Rechel Insolvenzrecht im Umbruch – ein Überblick über den RegE-ESUG, BB 2011, 834; Willemsen/Rechel Das ESUG – wesentliche Änderungen gegenüber dem Regierungsentwurf noch auf der Zielgeraden, BB 2012, 203; Willemsen/Rechel Die Reform des Insolvenzplanverfahrens – Ein Zwischenstandsbericht: Anmerkungen zu den vorgeschlagenen Änderungen, BB 2010, 2059, 2062.

1. Kommissionsmodell in Leitsätzen a) Grundstrukturen. Der Kommissionsvorschlag setzte bereits im ersten Bericht 83 („EB“) als Modell auf ein Einheitsverfahren, „in dem entweder die Reorganisation oder die Liquidation des Schuldners als Verfahrensziel verwirklicht werden kann“ (LS 1.1.1 I mit LS 2.1.1 I S 1) – verwirklicht als eine Art „Y-Gestaltung“ mit Eröffnungs- und Vorverfahren im „Stamm“ und Liquidation oder Reorganisation in der „Gabel“. Welcher Weg gewählt wird, hierüber sollte eigenständig im Vorverfahren (Rn 84) befunden werden (LS 1.1.1 II) – und zwar vom Richter bzw (Insolvenz-) Gericht, nicht etwa durch eigenverantworteten Gläubigerbeschluss. Den „Privatvergleich“ (VglO) wollte man abschaffen (LS 1.1.2 I), den Zwangsvergleich im Liquidationsfall (KO) weiterhin aber gestatten (LS 1.1.2 II – ZB LS 5.1–8 – dazu Rn 95–98). Ziel war es, „ein die verschiedenen Verfahrensziele organisch verbindendes einheitliches Insolvenzverfahren einzuführen“.163 Es erfolgte also eine doppelte Weichenstellung: einmal die normale Entscheidung zwi- 84 schen Eröffnung, Einstellung oder Ablehnung (LS 1.2), sodann die weitere Entscheidung im Vorverfahren zwischen Reorganisation und Liquidation (LS 1.3.4); beide konnten praktisch zusammenfallen, wenn der Gemeinschuldner – subjektiv (LS 2.1.3: „steht allen unternehmerisch tätigen Schuldnern offen“) oder objektiv (LS 1.3.4 S 1: wenn „offensichtlich keine Aussicht auf Reorganisation besteht“ – später gilt dieses über LS 2.2.2) – nicht reorganisationsfähig war, dh allemal Liquidation anstand. Nach umfassend durchgeführter Anhörung (LS 1.3.4.3: Verwalter, Beirat, Schuldner), entschied das Gericht zum Mittel der Wahl (LS 1.3.4.4 I/II: „hinreichende Aussicht auf Reorganisation“?). Das Verfahrensziel im Voraus zu beschreiben, war mithin gerichtlicher Entscheidung anheimgestellt, die dabei weites Ermessen beanspruchen konnte (Prognoseakt!) und auch keine Beschwerde befürchten musste. Das eigentliche Reorganisationsverfahren war strukturell in vier Teilen präsentiert: 85 (1) vor die Klammer gezogene, knappe Einleitung (LS 2.1.1–3: Allgemeines), vor allem mit Beschreibung von Zwecken und Zielen; (2) notwendige prozessuale Vorschriften (LS 2.2.1–32: Verfahrensrecht der Reorganisation – heute: §§ 217–259b), inhaltlich aus unser heutigen Warte das Kernstück; (3) Spezialregelung der Planüberwachung (LS 2.3.1–10: Überwachung der Plandurchführung – heute: §§ 260–269); (4) umfangreiche materielle

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EB Mot S 91.

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Begleitregeln (LS 2.4: Materielles Recht der Reorganisation), wie etwa für gegenseitige Verträge (LS 2.4.1), Arbeitsrecht (LS 2.4.2 und 3), Sicherungsrechte (LS 2.4.4 und 5), Gesellschaftsrecht (LS 2.4.9 – dazu § 225a Rn 2–4). Im Gegensatz zu LS 2.4.4.7 (Absonderungsrechte: 50 %) sollte es jedoch keine Mindestgarantie für Normalgläubiger164 geben (LS 2.4.7.1, vgl auch erg ZB LS 5.4 I – dazu § 224 Rn 20).

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b) Einzelregelungen. Was heute der erste Abschnitt (§§ 217–234) normiert, findet sich in LS 2.2.3–11 vorgezeichnet: Planausarbeitung als Pflichtaufgabe des Verwalters (LS 2.2.3 – anders im Ansatz: § 218, dort Rn 45 – vgl auch erg LS 2.2.4: Beschleunigungsgebot); Plangliederung in „Zentrum“ (LS 2.2.5 – Bezug: § 219, dort Rn 3–5) und Anlagen (LS 2.2.10 – Bezug: §§ 229/230) bzw Darstellung (LS 2.2.6 – Bezug: § 220, dort Rn 1–4) und Gestaltung (LS 2.2.7 – Bezug: § 221 dort Rn 1–3), mitsamt einer nurmehr gruppenbezogenen Gleichbehandlung (LS 2.2.9 – Bezug: § 226, dort Rn 10); Einreichung (LS 2.2.11 I) und Niederlegung zur Einsichtnahme (LS 2.2.11 II – ebenso: § 234, dort Rn 1 f). Es fehlen namentlich die einleitende grundsätzliche Ermächtigungsnorm (§ 217), Gruppenbildungsregeln (§ 222 – jene folgen freilich bei Ausgestaltung des Stimmvorgangs: LS 2.2.16 bzw § 222 Rn 28 [gesetzliche Gruppentrias!]), subjektiv zugeschnittene Beispiele (§§ 223–225a, 227 – aber ansatzweise doch LS 2.2.7 I S 2 mit ZB LS 5.1 IV S 1!), gerichtlich verantwortete Vorprüfung (§ 231) und auch die Möglichkeiten frühzeitiger Stellungnahme (§ 232 – aber vgl doch LS 2.2.12 IV lit a). Eine Zusatznorm präzisierte demgegenüber noch, wer Beteiligter sei (LS 2.2.1: Insolvenzgläubiger als aktive Anmelder oder passiv Bekannte). Der nunmehrige zweite Abschnitt (§§ 235–253) wurde maßgeblich vorgedacht durch 87 LS 2.2.12–19 („Plankonsens“ der Gläubiger) bzw LS 2.2.21–2.2.25 (Bestätigung des Gerichtes).165 Erörterungstermin (LS 2.2.12) und Abstimmungstermin (LS 2.2.15) waren noch nicht unbedingt miteinander verbunden166 (einst: § 66 VglO bzw heute: § 235 – aber vgl auch LS 2.2.15 II einerseits, § 241 InsO andererseits). Das Stimmrecht war selbstständig noch festzustellen (LS 2.2.13 I mit LS 2.2.14 – Bezug: §§ 236–239 iVm § 77); wer unbeeinträchtigt blieb, war ausgeschlossen (LS 2.2.13 II – heute: § 237 II). Der Plan an sich war angenommen, wenn die drei (!) gesetzlichen Gruppen (LS 2.2.16 I: Abgesicherte, Insolvenzgläubiger, Arbeitnehmer) – unmittelbar oder schriftlich (so wie nach § 242) – mit ihren Summen-Quoren zustimmten (LS 2.2.17: 80 % / 60 % / 80 % [keine Kopfmehrheit nötig!]167 – anders im Ansatz: § 244 I); bei Verfehlung der Mehrheiten war einmalige Abstimmungswiederholung statthaft (LS 2.2.18, vgl auch erg ZB LS 5.7), ansonsten indes dann der Plan final abgelehnt. Das Gericht sollte alsdann die Annahme – gleichsam als Schlussakt des Abstimmungsvorgangs – schließlich positiv feststellen (LS 2.2.19 I) oder hatte eben amtswegig über die Rückkehr zur Liquidation zu entscheiden (LS 2.2.19 II – als Konsequenz der Gabelungen).

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Gedacht war hierbei nicht etwa nur an § 7 I/II VglO (Vergleichsquote als eine Art „maximaler“ Schwellenwert – EB Mot S 268: „wäre mit der Autonomie der Gläubiger … nicht recht zu vereinbaren“), vielmehr ebenso auch an 11 USC § 1129 lit a Nr 7 A (ii) (Insolvenzquote als eine Art „minimaler“ Schwellenwert – EB Mot S 267: „Ihre Durchführung würde zu große Schwierigkeiten mit sich bringen.“).

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Wegen LS 2.2.20 (Gestattung gesellschaftsrechtlicher Änderungen) siehe § 225a Rn 2–4. EB Mot S 177. Parallelregelungen zum Zwangsvergleich: ZB LS 5.5 (allein zwei Gruppen – Arbeitnehmer nicht eigenständig) mit LS 5.6 (jede Gruppe muss zustimmen [Abs 1], hierfür gelten gleiche Quoren [Abs 2 iVm Abs 3/4), dazu vgl noch Rn 96.

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Recht kurz war hiernach demgegenüber die Bestätigung geregelt (LS 2.2.21 und 23 88 [Positivfall] „versus“ LS 2.2.22 [Negativfall] – heute: § 248 I [zudem mit Gehör: II]), insbesondere die Nachkontrolle wurde entscheidend damit vorentworfen (LS 2.2.21 II als Folie für § 250 [lit a und b: Kontrollmaßstab] bzw § 249 [lit c: Planbedingungen]). Das Weitere betraf alsdann die „technische Abwicklung“ von Verkündung (LS 2.2.23 – heute: § 252) und Beschwerde (LS 2.2.25 lit c und d – heute: § 253 [I]); der dazwischen positionierte Leitsatz Nr 2.2.24 zur Rechtsfolge der Bestätigung wurde nachfolgend indes ausgelagert in den nächsten Abschnitt (§ 254–254b bzw Rn 90). Sieht man diese Vorschläge, findet man vielfache Vorbilder der Gesetz gewordenen Re- 89 geln – doch bestehen drei wichtige Unterschiede.168 (1) § 240 enthält die Klärung, dass „einzelne Regelungen“ durchaus noch abänderbar sind, um dezidiert vor der Abstimmung auf die Erörterung zu reagieren. Das scheint klarstellend gemeint – auch die Insolvenzkommission sah eine Änderungsmöglichkeit169 (arg LS 2.2.15 V S 2) –, hat indes zusätzlich rigiden Charakter angenommen.170 (2) Ein Pendant für § 247 (Zustimmung des Schuldners) fehlte ganz bewusst, allein Gläubigermehrheit genügt (LS 2.2.17 I: „ist angenommen, wenn …“); der Plan war also zu rekonstruieren aus Gläubigerkonsens und Gerichtsbestätigung (LS 2.2.21 I); ein „Vertragsmodell“ war gleichwohl – soweit man das möchte (dazu dazu Rn 210 f, 223–225) – begründbar (arg LS 2.2.10 lit e: vorverlegte Zustimmung). § 244 I wurde dennoch gemildert („Zur Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubiger ist erforderlich, daß …“) und ergänzend § 247 zugesetzt. (3) Augenfällig fehlten damals zudem noch Obstruktionsverbot (§ 245) und Minderheitenschutz (§ 251) – was allerdings leicht erklärlich ist: bei ausschließlich drei Pflichtgruppen (LS 2.2.16 I S 1 bzw Rn 87), war Konsensfindung weniger problembehaftet, und es gab auch keine Mindestgarantie der Liquidationsquote (LS 2.4.7.1 bzw Rn 86 aE). Aus dem aktuellen dritten Abschnitt (§§ 254–269) war der Verfahrensabschluss samt 90 aller seiner Wirkungen (LS 2.2.24 – heute: §§ 254–254a [I/II] bzw § 257 [III] – erg: LS 2.2.32) einstig noch ein Teil des zweiten, umfassender konzipierten Abschnittes („Verfahrensrecht der Reorganisation“). Das Insolvenzverfahren sollte formell beendet werden171 (LS 2.2.26 I: Aufhebung – heute: § 258 I, aber klarstellend auch § 259 I172), vorher waren noch die Massenschulden zu berichtigen (LS 2.2.27 – heute: § 258 II). Man kann hier schon sehr klar die späteren (InsO-) Strukturen erkennen. Spezielles Augenmerk erheischte die Absicherung der Durchführung des Plankonzeptes. Vorgeschlagen waren dazu ein möglicher Vollstreckungsschutz gegenüber unerwarteten Nachzüglern (LS 2.2.30 – heute: § 259a) und eine zusätzliche, zweijährige Sonderverjährung (LS 2.2.31 – heute: § 259b mit aber sogar einjähriger Frist), die erst das ESUG „nachschob“. Auf der anderen Seite wurde genauso auf das Scheitern eines Plans reagiert (LS 2.2.29) – daraufhin sollte „ein neues selbständiges Insolvenzverfahren eröffnet werden.“ Das erscheint heute natürlich als selbstverständlich, war damals indes Teil einer großen Strukturdiskussion (dazu Rn 92) – deswegen die explizit erfolgende Klarstellung! Im Prinzip fehlt also bloß ein

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Weniger wichtig scheint die Beachtung nachrangiger Gläubiger (§ 246 – sowie schon zuvor: § 225) – deren Rechte konnten nicht eigens geltendgemacht werden (LS 1.1.5 III). EB Mot S 177 und 182. Vgl § 284 RA (BT-Drucks 12/7302 S 183 re. Sp. [Nr 150]: „der Kern muß erhalten bleiben“) gegen § 284 I RV (BT-Drucks 12/2443

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S 207 li. Sp.) – Synopse: BT-Drucks 12/7302 S 103. Wegen Formalia siehe LS 2.2.28 (Bekanntgabe und Wirksamwerden) – heute: § 258 III. Was aber auch schon „mitgedacht“ wurde: EB Mot S 199.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

Pendant zu § 255 (dazu näher gleich Rn 91), ferner auch zu § 256 (aber vgl doch LS 2.2.24 IV). 91 Vernachlässigt man zunächst die Planüberwachung (dazu Rn 92), verbleiben drei Divergenzen: (a) In der InsO-Stammfassung fehlten zunächst Nachzüglerregelungen, vielleicht weil man sich auf materielle Distanziertheit rückbesann (vgl auch erg Rn 93), vielleicht weil man auch die Sanierung nicht prioritär sah. Diese „Scharte“ wurde inzwischen aber ausgewetzt (Art 1 Nr 44 ESUG: Rn 138). (b) Man vermisst die heutige (und frühere) Wiederauflebensklausel (§ 255 – in Anlehnung an § 9 VglO). Das Kommissionsmodell war geradezu konträr angelegt: Reorganisationsgläubiger durften nicht bei Folgeinsolvenz auf ihre alten Rechte zurückgreifen (LS 2.3.6: „leben … nicht wieder auf“ [S 1]; „werden … nur mit den bewirkten Änderungen berücksichtigt“ [S 2]; „Abweichende Vereinbarungen sind unwirksam.“ [S 3]). Das nimmt den Druck vom Gemeinschuldner und begünstigt mittelbar die zukünftige Sanierung. (c) Diesem Zweck diente zusätzlich auch eine großzügige Anpassungsmöglichkeit für den Reorganisationsplan (LS 2.3.4), die weit über eine nur korrigierende Planberichtigung (§ 221 S 2 iVm § 248a – Art 1 Nrn 15b und 36 ESUG: Rn 138) hinausreichte, freilich allein „darstellende Maßnahmen“ berühren sollte. Der dritte Teil damals war auf die eventuelle Vollzugsüberwachung beschränkt 92 (LS 2.3.1–10: Überwachung der Plandurchführung) und bewusst separat gestellt; demgegenüber hat dann die InsO Planwirkungen (§§ 254–259b) und Plankontrolle (§§ 260–269) unter formal einer Rubrik zusammengefasst, freilich entsprechend mit „Doppeltitel“ versehen („Wirkungen des bestätigten Plans. Überwachung der Planerfüllung“). Beide hängen allemal zusammen, ist doch die Aufhebung des Verfahrens der Insolvenz mit sodann folgender Kontrolle dann nur eine letztlich begrenzte (LS 2.2.26 II bzw § 259 II). Die weitere Überwachung sollte Regelfall werden (LS 2.3.1 mit LS 2.2.7 III lit b – genau anders herum § 260 I/II) und wurde deshalb insgesamt detaillierter gestaltet. Jene Ausformung will Kompromiss sein zwischen obligatorischer und fakultativer Regelung einerseits, weiterem Verfahrensteil oder autonomem Nachverfahren andererseits.173 Kernfrage waren Wirkungen einer Folgeinsolvenz: Wiederaufnahme oder Selbständigkeit (LS 2.2.29 I bzw Rn 90 aE)? Privilegierung der Altgläubiger als Massegläubiger? Weiterwirken planerischer Beschränkung (LS 2.2.6 bzw Rn 91 [b])? Man findet ansonsten Regeln für Pflichten und Rechte des Verwalters (LS 2.3.2 f – nunmehr als Pendant: §§ 261–263), für deren formale Anordnung (LS 2.2.26 II – heute: § 267) und Beendigung (LS 2.3.5 – heute: § 268).

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c) Annexvorschläge. Die Überwachungsregeln beinhalten auch materielle sanierungsbegünstigende Regelungen. Das betrifft die Festlegung der Stellung von Plangläubigern (LS 2.3.6 bzw Rn 91 [b]), sog „Neugläubigern“ (LS 2.3.7 und LS 2.4.8) und „Neuestgläubigern“ (LS 2.3.8) – Begünstigung für Kreditgewähr – und Sondervorschriften für Inhaber von Sicherungsrechten (EB LS 2.3.9 und ZB LS 9.8 – das steht in einem größeren Zusammenhang: Rn 94), inklusive treuhänderischer Lösungen (LS 2.3.10: Sicherheitentreuhand[fonds]). Im Ansatz ist daraus das aktuelle Rechtsinstitut des Kreditrahmens (§§ 264–266) ablesbar, die Treuhand wurde dagegen keine benannte gesetzliche Maßnahme. – Weitaus wichtiger scheint letztlich, dass die InsO den vierten Abschnitt absolut ignoriert (2.4: Materielles Recht der Reorganisation). Es ging dort um „besondere materiellrechtliche Bestimmung für die Reorganisation, die auf deren Zweck ausgerichtet sind.“174 Dies war ua die Folie für §§ 103 ff (LS 2.4.1.1–11, 2.4.2.1–5) und §§ 120 ff

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Sehr lesenswert dazu weiterhin EB Mot S 205–207 – Stichworte: „unterschiedliche Vorschläge beraten“ [S 205] – „vermittelnde

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Lösung“ (S 206) – „beschränkte Überwachung“ (S 207). EB Mot S 218.

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(LS 2.4.2.6–11 – in Abweichung zu LS 4.1) und für die Einbeziehung der Befugnisse auf Absonderung (§ 217 [S 1] Var 1: Rn 94); keinerlei Übernahme fanden umgekehrt die ausführlichen Vorschläge (näher dazu bei § 225a Rn 2–4) zur plangeführten Gestaltung „Unternehmens- und gesellschaftsrechtlicher Verhältnisse“ (LS 2.4.9.1–12), mitsamt dem Konzern (LS 2.4.9.13); der Regelungsgehalt von LS 2.4.10 (Weiterhaftung aus Interzession), findet sich in § 254 II.175 Ganz grundlegend ist zudem die Entscheidung, einige klassischerweise Aus- oder Ab- 94 sonderungsbefugte miteinzubeziehen – das folgt aus LS 1.1.5 II, der – als Abkehr von §§ 26 I, 27 VglO – für Inhaber besitzloser Mobliarsicherheiten (Var 1: Sicherungseigentum, Eigentumsvorbehalt, Sicherungsabtretung) und bestimmter Pfandrechte (Var 2: Vermieter/ Verpächter – Var 3: Pfändungspfandrechte, wenn sie mehr als ½ Jahr vor Eröffnung schon begründet waren) den Begriff „Insolvenzgläubiger“ gleichsam fiktiv erweitert.176 Das ist entsprechender Ausdehnung der Insolvenzmasse geschuldet (LS 1.1.4 I lit b-e mit II bzw LS 2.4.4.1, 3.3.1). Diese Gläubiger bilden sodann zwar immerhin eine eigene Gruppe, die zustimmen muss (LS 2.2.16 I mit 2.2.7 I/II lit a bzw LS 2.4.4.6); rechnerisch konnte dabei trotz allem fast 1/5 der Totalsumme jedoch überstimmt werden. Jener (Einigungs-) Zwang war rechtlich neu, wirtschaftlich aber unumgänglich: wie würde denn sonst die Reorganisation überhaupt „funktionieren“?177 Dennoch waren die Einzelheiten wohl intern durchaus umstritten.178 Es gab – „abfedernd“ – aber einen garantierten Mindestwert (LS 2.4.47: „Hälfte des Wertes“). Die Regelung zum Zwangsvergleich (ZB LS 5.5, 5.6, 5.8) ist parallel ausgestaltet (dazu Rn 98). Grundpfandrechte (LS 2.4.5.1) und andere dingliche Rechte (LS 2.4.5.7) waren hingegen nicht tangiert, es sollte jedoch zusätzlich einen Vollstreckungsschutz gegen Zwangsversteigerung unentbehrlicher Betriebsgrundstücke geben (LS 2.4.5.2–5). d) Zwangsvergleich. Der Zweite Bericht („ZB“) reicht die Vorschläge für den Zwangs- 95 vergleich im Verfahren der Liquidation nach (ZB LS 5.1–8), welche sich an §§ 173–201 KO orientieren, jedoch gewisse Erleichterungen bringen sollen (LS 5.1 I Hs 2) und ferner die systematische Einpassung gewährleisten müssen. Vorgesehen wurden drei genaue Vertypungen (LS 5.1 Hs 1), die aber keine genaue Erklärung finden; ob eine Typenmischung/kombination möglich sein sollte, wird nicht so recht klar – es wurden empfohlen: Liquidationszwangsvergleich als alternative Abwicklungsform und einzige Möglichkeit für Unternehmer (als Folge aus EB LS 1.1.2 II S 2: Rn 83); Stundungszwangsvergleich als Form eines kollektiv bewilligten Aufschubs („Moratorium“), mit aber demungeachtet „voller“ Befriedigung als Ziel auf lange Frist hin; Quotenzwangsvergleich mit gleichsam „klassischen“ Kürzungen. Alle jene erlauben, dass dann jeweils Restschuldbefreiung179 erfolgt 175

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Geregelt waren außerdem: betriebliche Altersversorgung (LS 2.4.3.1–7); Mobiliarsicherheiten (LS 2.4.4.1–8 – mit Beschränkung sogar auch der Aussonderung: LS 2.4.1.1) und Grundpfandrechte (LS 2.4.5.1–6 – Analogieklausel: LS 2.4.5.7), wegen des Liquidationsverfahrens siehe bei LS 3.1–5; Begrenzung der Aufrechnung (LS 2.4.6.1 – in Abweichung zu LS 3.6.1–4). Kurz, knapp, bündig EB Mot S 96 [Mitte]: „Darin liegt eine wesentliche Änderung gegenüber dem geltenden Vergleichsrecht“ – entsprechend dann folgerichtig ZB LS 5.1 II mit Mot S 134/135.

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Wieder recht kurz nur EB Mot S 183: „Da Mobiliarsicherungsgläubiger (im Sinne des Leitsatzes 1.1.5 Abs. 2) und ungesicherte Gläubiger regelmäßig vom Reorganisationsplan betroffen werden …“. EB LS 2.4.4.6/7 einerseits, wegen dinglicher Seite (EB Mot S 257), ZB LS 9.8 andererseits, wegen schuldrechtlicher Seite (ZB Mot S 195 f) – der Leitsatz ist entlehnt § 82 VglO bzw EB LS 2.4.5.1 II/III. ZB Mot S 134.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

(Sanierungsgedanke!), die ansonsten nicht angedacht war (LS 6.3 I: keine discharge) oder nur sehr eingeschränkt (LS 6.2.6 II lit a: teilweiser Forderungserlass als Erscheinungsform „vereinfachter Schuldenregulierung“ zugunsten natürlicher Personen: LS 6.2.1–7). – Man kann wohl am Ende drei Regelungsfelder näher unterscheiden, während im Übrigen aber auch vielerlei erhalten bleiben sollte:180 96 (a) Die Umgestaltung des Konkursrechts bzw Zwangsvergleichs, vor allem durch das Wegstreichen von Unzulässigkeitsgründen und Würdigkeitsschranken181 (LS 5.4 II–IV – „Negativregelungen“). Dazu zählen jedoch auch grundlegende Neuerungen („Positivregelungen“), wie die Ermächtigung des Insolvenzgerichts zur Sistierung von Verwertungsakten (LS 5.3) und der Systemwechsel auf die Summenmehrheit (LS 5.6 II [lit b: 60 %] in Anlehnung an EB LS 2.2.17 und gegen die Regel des § 182 I KO: Köpfe [50 %] plus Summe [75 %]). Das alles dient dem Regelungsziel der Erleichterung (LS 5.1 I Hs 2). 97 (b) Die Bestätigung konkursrechtlicher Grundvorgaben, welche noch einmal per „Leitsatz“ eigene Betonung finden, hierbei en passant aber doch wichtige Änderungen erfahren: schuldnerische Antragstellung (LS 5.1 I S 1 [§ 173 KO] – aber: Verwalterrecht bei Liquidationen182 [S 3]; Koppelung mit Schuldnerantrag auf Eröffnung [LS 5.2] – die Folie für § 218 I S 2 InsO), keinerlei gesetzliche Mindestquote (LS 5.4 I [in Anlehnung an EB LS 2.4.7.1 bzw als Einschränkung von § 187 KO]), Beschreibung des Weges der Befriedigung (LS 5.1 IV S 1 [§ 174 KO] – aber: Einbeziehen künftigen Einkommens183 [S 3]); Möglichkeit zur Wiederholung der Abstimmung (so wie nach EB LS 2.2.18 bzw § 182 II KO). 98 (c) Die Einbeziehung dinglicher Gläubiger falls diese Mobiliarsicherheiten iSv EB LS 1.1.5 II innehalten (LS 5.1 II – als pragmatisch erforderliche Erweiterung des § 173 KO184), genauso wie es zuvor beim Reorganisationsverfahren auch schon vorgesehen wurde (EB LS 2.4.4.6–8: Rn 94). Sie bilden eine eigene neue Gruppe (LS 5.5 I – wegen akzessorischer Rechtsstellung siehe II/III) mit eigenem Mehrheitserfordernis (LS 5.6 II lit a: erneut nur Summen [80 %]) und dazuhin Minderheitenschutz falls Unterlegenheit erfolgt (LS 5.8), allein die Hälfte (!) des Wertes war hierdurch aber gesichert!

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e) Würdigung. Wenn man jene Vorschläge zusammen betrachtet, ergeben sich hieraus vier Felder möglicher Kritik: (a) Zumeist sieht man jenen Entwurf als am Ende zu unternehmens- oder sanierungslastig an – das stimmt für EB LS 2.2 („Verfahrensrecht der Reorganisation“) – ist aber letztendlich doch wenig überraschend: nomen est omen! Man kann auch die Kritik nur halten, wenn man ein Auge zukneift und nicht daneben zudem die weitere Möglichkeit gerichtlichen Vergleichens bedenkt (ZB LS 5: „Liquidationsbeendender Zwangsvergleich“), welche schon EB LS 1.1.2 II einst klar genug angekündigt hatte. Die beiden zusammen decken das insofern erforderliche Spektrum ab. Nur wird das eine „moderner“ gestaltet („Plan“), das andere „klassisch“ wie bisher („Vergleich“), dennoch wurden beide klar strukturell aufeinander abgestimmt. Damit war der Boden letzthin aber bereitet: wieso kann der Plan nicht bisherige Funktionen des Vergleichs miterledigen? Das vermeidet die Doppelung, die zugestanden etwas kompliziert anmutet.

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Siehe dazu näher ZB Mot S 132 f, 141 – ua Erfordernis gerichtlicher Bestätigung, Gleichbehandlung (§ 181 KO – indes doch nur gruppenspezifisch: EB LS 2.2.9), Benennung der Wirkungen etc. ZB Mot S 139–141 mit S 136. ZB Mot S 135.

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ZB Mot S 135/136 mit S 136. ZB Mot S 134/135: „unerläßlich, um die Funktionsfähigkeit … zu verbessern; eine umfassende und abschließende Schuldenbereinigung ist ohne Beteiligung der Sicherungsgläubiger nicht möglich.“

Joachim Münch

Vorbemerkungen

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(b) Ein beachtlicher weiterer Kritikpunkt war dazuhin der Vorwurf einer starken Gerichtslastigkeit. Dies stimmt insoweit, als die Festlegung des Zieles des Verfahrens vom Gericht im Rahmen eines eigenen Vorverfahrens bestimmt wurde (LS 1.1.1 II mit 1.3.4), das eigentlich ein Zwischenverfahren ist – nachlaufend zur Eröffnung – und gewisse Zeit braucht, die kostbar ist oder unnütz verrinnt …185 Ob jedoch das Gericht eine generell geeignete Entscheidungsinstanz darstellt, ist allerdings zu bezweifeln: es geht um grundlegende ökonomische, nicht juristische Entscheidungen. Für letztere fehlen übrigens gar entsprechende Ermächtigungen zur frühen Korrektur rechtlicher Missstände (§ 231 InsO „versus“ § 250 InsO bzw LS 2.2.21). (c) Man könnte ergänzend „Durchlöcherung“ der Gleichbehandlung vorwerfen oder genau anders herum auch „Gleichheitslastigkeit“. Beides trägt jedoch nicht (trotz der Regel bei LS 2.2.9: „Ausnahmen vom Grundsatz der Gläubigergleichbehandlung“) – es gibt ja bloß (LS 2.2.16 I) konkret zwei Gruppen vergleichbarer Rechtsstellung (Normalgläubiger und Arbeitnehmer), die dritte (Absonderungsbefugte aus Mobiliarsicherheiten) hätte so oder so immer ureigene Qualität. Die par conditio creditorum blieb also recht weitgehend noch garantiert. Aber mit dem Gruppengedanken war die Saat ergänzender Differenzierung ausgestreut, die später aufgehen sollte – solche „Interessenkoordinierungen“ hatten nicht bereits denselben Stellenwert. (d) Am Ende staunt man über die materiellen Eingriffsbefugnisse – jenes Konzept erscheint uU etwas (zu) steuerungslastig. Das beginnt beim Prozess zur Feststellung der Zielvorgabe (dazu Rn 100), meint vor allem die zusätzlichen materiellen Regelungen (EB LS 2.4), welche „verfahrensbegleitend“ wirken (näher dazu bei Rn 93), indes auch am Ende die einzelnen gesellschaftsrechtlichen Eingriffe (LS 2.2.20 III: § 225a Rn 2–4) bzw den Schutz zur Umsetzung des Planes (LS 2.2.30 f). Hier war dann die Gesetzgebung deutlich reservierter (prinzipielle gesellschaftsrechtliche Neutralität!), hat aber jenen großen Geburtsfehler später reumütig korrigiert und dann mit dem ESUG das nachgebracht, was weggefallen war (dazu Rn 136, 138). Die Wertung muss demnach insgesamt differenzierter ausfallen, als dies oft bislang der Fall ist. Nicht alle der „Grundkritiken“ (Rn 99–102) sind vollauf berechtigt, und auch wenn die Ministerialentwürfe anschließend vieles grundsätzlich ändern (Rn 108–120), ist doch die prozessuale Grundstruktur in sehr vielem offenkundig vorgezeichnet – abgesehen sicher von Vorverfahrenspflicht und Gruppenbildungsrecht.186 Die Planstruktur war schon konkret angedacht (LS 2.2.5–7, 10), die meisten der Prozessabläufe sind vorgezeichnet (LS 2.2.11–19, 21, 23, 25, 28 – inbegriffen die Überwachung: LS 2.3.1–9) und ebenfalls die Wirkungen (LS 2.24, 26 f, 32); die Gleichbehandlung ist schon „prinzipiell“ etwas eingeschränkt (LS 2.2.9: Rn 101); die Absonderungsbefugten aus Mobiliarsicherheiten werden planerisch mit einbezogen (und wenn auch als „verkappte“ [Insolvenz-] Gläubiger: LS 1.1.5 II: Rn 94). Das erst öffnet der Reform die Türe.

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Trotz der Regel bei LS 1.3.4.3 [„alsbald“] und 1.3.4.4 I [„unverzüglich“] – dazu siehe auch EB LS 1.3.4 einerseits, ZB LS 5.2 andererseits – und auch des „Beschleunigungsgebots“ (EB LS 2.2.4).

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Auch uU noch die „Monopolisierung“ der Planvorlage beim Insolvenzverwalter (EB LS 2.2.3 I) – das gilt nicht mehr bei Miteinbeziehung des Zwangsvergleichs (ZB LS 5.1 III S 1 „versus“ S 3).

Joachim Münch

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2. Konzeption der Regierungsvorlage

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a) Einführendes. Die InsO-Entstehung ist beschrieben bei Einl Rn 33 ff. [Kommissionsvorlage] bzw Einl Rn 43–45 [Ministerialentwürfe und Legislativverfahren];187 die planrelevanten Regelungen sind inhaltlich zusammengefasst unter dem Titel „Sechster Teil. Insolvenzplan“ und auch schon per Trias, wie heute, weiter konkret untergliedert. Daraus ergeben sich alsdann folgende (Text-) Stufen der Genese: – Diskussionsentwurf (15.08.1988) [DiskE]:188 §§ 243–267, 268–289, 290–305; – Referentenentwurf (01.11.1989) [RefE]:189 §§ 243–267, 268–289, 290–305; – Regierungsentwurf (1991/1992) [RegE]:190 §§ 253–278, 279–300, 301–316; – Gesetzesfassung (05.10.1994) [StF]:191 §§ 217–234, 235–253, 254–269. Die von Bundestag in dritter Lesung verabschiedete Fassung (21.04.1994), welcher zum Schluss der Bundesrat auch zustimmte (08.07.1994 – Hinausschieben des Inkrafttretens!), weist noch die Paragraphenzählung der „Regierungszählung“ auf; vor Verkündung wurde „glättend“ die sog Stammfassung [StF] neu durchgezählt (Verkündung: 18.10. 1994; Gültigkeit: 01.01.1999 [Art 110 I EG]). 105 Was den Insolvenzplan angeht, unterscheiden sich indes DiskE, RefE und RegE nicht sehr grundsätzlich in der Grundkonzeption (wegen Einzelheiten siehe Rn 121–123) – dagegen zuweilen deutlich gegenüber den Leitsätzen der Kommission.192 Jene wurden nicht Normen geheißen, sondern waren ganz bewusst noch als ausfüllungsbedürftige Regelungsziele unterschiedlicher Regelungsdichte formuliert193 – namentlich der Reorganisationsteil der Kommissionsleitsätze ist aber schon inhaltlich recht ausgefeilt. Man findet trotz allem sowohl wörtliche Vorwegnahmen (zT natürlich in Anlehnung §§ 173–201 KO bzw VglO, vgl Rn 17, 83) wie mannigfach sinngemäße Anregungen der ministeriell vorgeschlagenen Formulierung – Einzelheiten müssen hier erst einmal dahinstehen; darauf ist später im Rahmen der anschließenden Einzelkommentierung zurückzukommen; zudem sind – bereits im „Vorlauf“ – auch die Kommissionsleitsätze mit der wirklichen (InsO-) Gesetzesregelung verglichen (dazu Rn 83–92). Hier geht es bloß viel abstrakter um konzeptionell vorgenommene Veränderungen, die darauf hindeuten, dass die tatsächliche „Gesetzwerdung“ mit den genauen Ministerialentwürfen beginnt, welche zT andere Schwerpunkte setzen

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Siehe auch die Darstellung bei Balz/Landfermann Die neuen Insolvenzgesetze (1995), S XXXI ff. BMJ (Hrsg) Gesetz zur Reform des Insolvenzrechts mit Allgemeiner Begründung [AT] und Begründung zu den einzelnen Vorschriften [BT] – Diskussionsentwurf S 125–155. BMJ (Hrsg), Gesetz zur Reform des Insolvenzrechts mit Allgemeiner Begründung [AT] und Begründung zu den einzelnen Vorschriften [BT] – Referentenentwurf S 142–177. BR-Drucks 1/92 [RV vom 03.01.1992] S 49–59 mit BR-Drucks 1/92 (Beschluß) S 40 bzw BT-Drucks 12/2443 [RV vom 15.04.1992] S 49–59 mit BT-Drucks 12/7302 [RA vom 19.04.1994] S 94–113. BGBl 1994 I Nr 70 S 2866 (2894–2901). Materialien auch abgedruckt bei Kübler/

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Prütting Das neue Insolvenzrecht I (1994) S 445–510 bzw Balz/Landfermann Die neuen Insolvenzgesetze (1995), S 322–387. Die befürwortende (SPD-) Stellungnahme (BT-Drucks 10/5814, insbes S 3 [II 1–3]) fand am Ende keinerlei Behandlung – siehe dagegen Engelhard BT-Prot 10 S 18733 („mehr Markt … weniger bürokratische Bevormundung“) mit ZIP 1986, 1287, 1290 [IV]. Es sollte gar Hilfen zu einer Restrukturierung geben, ein „Restrukturierungsinstitut“ für Beratung, Prüfung, Kontrolle und sogar (!) zur „Mitfinanzierung von Reorganisationsplänen“ (S 6 [II 9]) – hiergegen wiederum Engelhard ZIP 1986, 1287, 1288 li. Sp. [I]. EB Mot S 9: „Die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs auf der Grundlage der Kommissionsvorschläge [!] soll dadurch erleichtert werden.“ [Hervorh vom Verf].

Joachim Münch

Vorbemerkungen

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(dazu Rn 108–120 – quasi „die wilde Dreizehn der Reformen“) – und nebenbei bereits Kritik daran (Rn 106 f) konzeptionell mitberücksichtigen (textlich oder nur im Argument). Allgemeinere Kritikpunkte, welche spezifische (parallele) Planrelevanz zeigen, waren 106 vor allem (lediglich einige Beispiele): Aushöhlung der Autonomie der Gläubiger;194 Perpetuierung von Trägerschaften195 (Unternehmensträgersanierung anstatt Blick auf Unternehmenssanierung); Umverteilung von Gesicherten auf Ungesicherte;196 die einseitige Ausrichtung des Verfahrens,197 dh Vernachlässigung der Liquidation bzw Bevorzugung der Reorganisation; Missachten „übertragender“ Sanierung198 etc. Solche (unternehmensbezogenen) Themen hatte nicht zuletzt schon zuvor der 54. DJT (Gutachten K Schmidt199) de lege ferenda ganz gezielt angestoßen und vorbereitet. Eine der wohl heftigsten Kritiken formuliert der Gravenbrucher Kreis200 – fürs Plan- 107 verfahren wird ua folgendes hart getadelt (Balz: „Rundumschlag“ mit „Kampfbegriffen“201): Zum einen die gerichtliche Entscheidung zur Planerstellung, anstatt der eigenen Entscheidung der Gläubiger zu vertrauen [I 1: „ob ein Unternehmen reorganisiert oder liquidiert werden soll, ist von der Gläubigerschaft (Gläubigerausschuss) im Zusammenwirken mit dem Insolvenzverwalter festzulegen.“], dh gerichtlicher Einfluss sei deutlich zurückzunehmen – Schlagwort: Gläubigerautonomie statt „Verstaatlichung“; zum anderen die Vernachlässigung alternativer „übertragender“ Sanierungen (dazu Rn 40, 45 [2], 47 bzw 112) bei Fokussierung auf die Trägerschaft, nicht etwa das eigentliche Unternehmen, bei allemal zu starker Mitsprache des Schuldners [II 1–4]. Dazu kommt eine Reihe von Beanstandungen mangelnder Praktikabilität: Begriffsbestimmung subjektiven Anwendungsbereichs erforderlich [IV 1], keine regelmäßig frühe Einbindung des vorläufigen Insolvenz-

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Balz Sanierung von Unternehmen oder Unternehmensträgern? (1986), S 26–28 [II 3.6–8]. Ulmer ZHR 149 (1985), 541, 544 f [I 3]; Balz aaO (Fn 194), S 20–24 [II 3.3]. Drukarczyk/Duttle ZIP 1984, 280 bzw Drukarczyk Unternehmen und Insolvenz – Zur effizienten Gestaltung des Kreditsicherungsund Insolvenzrechts (1987), S 213 f – zum DiskE bereits versöhnlicher ZIP 1989, 341, 342 [II]. Sanierung war Idealbild der Reformbemühungen: Flessner ZIP 1981, 113, 116–119 [IV/V]; Henckel ZIP 1981, 1296 f [I-III]; Flessner ZIP 1981, 1283, 1287 f [VI] – zudem auch als Mitglieder der Arbeitsgruppe „Eröffnung des Insolvenzverfahrens und Reorganisationsverfahren“ der Kommission: Uhlenbruck KTS 1981, 515, 517–521 [II], 544 f [VIII 1], 568 ff [XI]; Kilger ZIP 1982, 779. Balz aaO (Fn 194), S 71 ff [IV] mit ZIP 1988, 271 – warnend schon R Stürner ZIP 1982, 761, 769/779 [III 2] und dann zudem später Baur/Stürner InsR12 (1990) Rn 4.28 sowie vor allem K Schmidt in: Leipold (Hrsg) Insolvenzrecht im Umbruch (1991) S 67, 75 ff [III].

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K Schmidt Möglichkeiten der Sanierung von Unternehmen durch Maßnahmen im Unternehmens-, Arbeits-, Sozial- und Insolvenzrecht – Unternehmens- und insolvenzrechtlicher Teil, 54. DJT (1982) Bd. 1, Gutachten D, S 35 ff – dazu ua etwa F Baur JZ 1982, 577; R Stürner ZIP 1982, 761; Schröter/ A Weber ZIP 1982, 1023; siehe weiter zur Rezeption des Gutachtens auf dem Juristentag K Schmidt KTS 1982, 613. BB 1986 Beilage 15 zu Heft 29, S 3 f [I 1], S 6 [I 6], S 8–11 [II 1–4], S 14 f [IV 1], S 15/16 [IV 3], S 1 f [IV 6–8] – siehe später alsdann außerdem ZIP 1989, 468, 470–473 [I 6 & II] (DiskE); ZIP 1990, 476, 477 f [4] (RefE); ZIP 1992, 657, 658 [I 1] – gar – Novum – mit einer BMJ-Erwiderung: aaO S 659 f [II]. Am Ende wollte man bloß die („kleine“) KO-Reform: ZIP 1993, 625 (sog Alternativentwurf): das Planverfahren („Planwirrwarr“) sollte demnach komplett entfallen: S 676/672 [B 5 (1)] – bei Aufhebung der Vergleichsordnung wird der alte Zwangsvergleich lediglich zum „Vergleich“ (mit Streichung von § 187 KO). Balz/Landfermann Die neuen Insolvenzgesetze (1995), S XXXIV [4.1: „interessebezogene Kritik“].

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verwalters [IV 3], Möglichkeit großzügigerer Verlängerung der Planvorlagefrist für den Insolvenzverwalter [IV 6], von Verfügungsschranken bei Planüberwachung [IV 7] und effektiver gerichtlicher Sanktionen bei Nichterfüllung geplanter Sanierungsakte [IV 8]. Die Idee im Kern (Differenzierungen statt Gleichbehandlung) überzeugte aber anscheinend doch inhaltlich.202 b) Regelungsmodell

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aa) Grundstrukturen. (1) Am augenfälligsten ist selbstverständlich erst einmal die völlig neue Benennung: aus dem Reorganisationsplan wird nunmehr ganz einfach ein Insolvenzplan. Und das verleiht wörtlichen Ausdruck für ein großes, insgesamt grundlegenderes Umsteuern: der Plan ist nun ganz „zieloffen“, erlaubt mithin nicht bloß Sanierungen von Unternehmen (LS 2.1.1–3), sondern steht beliebigen Zwecken offen – wenn sie denn die erstrebte Gläubigerbefriedigung befördern (§ 1). Er wird insoweit „unter dem Dache“ des normalen Insolvenzverfahrens geregelt. (2) Das jetzige Verfahrensmodell ist nunmehr das des Einheitsverfahren mit teilweisen Möglichkeiten abweichender Gestaltung („opt out“), welche dezidiert aufgeführt werden – anders herum gesagt: wenn weder andere Regelungen statthaft erscheinen („Rechtsgrenze“: § 217) noch solche wahrgenommen werden („Parteigrenze“: §§ 218 ff), dann verbleibt es natürlich beim gesetzmäßig vorgesehenen Regelablauf. Die Entscheidung ist gerichtlich nicht mitbestimmt, es disponieren die Beteiligten, das Gericht hat nurmehr Kontrollfunktion. (3) Die Planvorlage verlangt Initiative von insoweit befugten Personen (§ 218 – DiskE/ RefE/RegE: Verwalter, Gläubigergruppe, Schuldner), ist also nicht mehr das Proprium des Verwalters, der damit zudem einen Auftrag des Gerichts nur erfüllte … (LS 2.2.3 I). Alle Entwürfe bekennen sich dezidiert zu positiven Effekten konkurrierender Vorlagen (deswegen gibt es § 283 DiskE/RefE f § 294 RegE: „Mehrere Pläne“) – und fühlen sich bewusst einem „Wettbewerb um den besten Vorschlag“ verpflichtet. Das sollte möglichst Kreativität gestatten und Effizienz sicherstellen. (4) Das Planverfahren neuen Rechts sollte nicht bloß die gesamte VglO ersetzen (so wie es ebenso LS 1.1.2 I vorsah), sondern zudem den Zwangsvergleich (§§ 173–201 KO – hier anders noch LS 1.1.2 mit etwas dunkler Differenzierung bei „Planfähigkeit“: nur Liquidation, keine Sanierungen möglich [S 2 „versus“ S 1]). Für die nicht „unternehmerisch tätigen Schuldner“ (LS 2.1.3), nachher „Verbraucher“ genannt, war eine besondere Eigenverwaltung ohne Sachwalterschaft angedacht (§§ 336–345 DiskE/RefE f §§ 347–357 RegE), die auch zum Plan führen konnte.203 (5) Nicht geregelt, indes auch nicht verboten, wurde die Möglichkeit „übertragender“ Sanierungen – im Normtext finden sich hierzu Indizien positiver Regelung.204 Völlige

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Generell aA freilich zB Berges BB 1986, 753, 754 f [I]. § 345 DiskE (Hinweispflicht) f § 345 RefE (Beratungspflicht) f § 357 I RegE (Hinweispflicht). Siehe vor allem § 253 DiskE/RefE f § 263 RegE [Betriebsveräußerung] bzw § 296 III DiskE/RefE f § 307 III RegE [Übernahmegesellschaft], später zudem auch § 273 S 1 RegE [Finanztransparenz, vgl Rn 125 zA] (iVm § 298 S 2 DiskE/RefE f § 309 S 2 RegE

f § 262 S 2 InsO; § 299 S 1 DiskE/RefE f § 310 S 1 f § 263 S 1 InsO; § 300 I S 1 DiskE/RefE f § 211 I S 1 RegE f § 264 I 1 InsO; § 303 II Nr 1 DiskE/RefE f § 314 II Nr 2 RegE f § 267 II Nr 1 InsO. Das muss man noch zusammensehen mit der „Planpflicht“ bei Veräußerung an „Interessierte“ (§ 172 DiskE/RefE f § 181 RegE: „nur auf der Grundlage eines Insolvenzplans zulässig“).

Joachim Münch

Vorbemerkungen

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Klarheit schafft freilich alsdann die Begründung der Textierung, die dezidiert „Parität“ anerkennt: „Die Reorganisation des Schuldners und die übertragende Sanierung stehen gleichberechtigt nebeneinander“ – RegE-Vorblatt B 4 S 3205). Hier hat sich die Gravenbrucher Kritik (Rn 107) [II pr.: Begünstigung der Sanierung des Unternehmens] mithin durchgesetzt. bb) Mehrheitsfindung. (6) Es bleibt inhaltlich beim Gruppenprinzip (§ 255 DiskE/ 113 RefE f § 265 RegE) samt entsprechendem „Zurechtrücken“ des Grundsatzes der par conditio creditorum (§ 259 DiskE/RefE f § 269 RegE) – sicherlich ein recht großer Fortschritt. Und doch vollzieht sich dabei eine grundlegende Veränderung: die Abschaffung unabdingbar gesetzlich verordneter Gruppentrias (LS 2.2.16 I S 2: Gesicherte, einfache Gläubiger, Arbeitnehmer). Einerseits können Nachrangige ebenso einbezogen werden, andererseits gibt es eine Rechtspflicht, mannigfach Untergruppen abzubilden. Dies bewirkt dann größere Folgeänderungen für die Mehrheitsfindung (Rn 114) – und schafft allemal größere Flexibilität. (7) Das Abstimmungsverfahren ist deutlich nun geändert:206 es gibt allein ein Quorum 114 (50 %), nicht mehr die „Staffelung“ nach Betroffenen (LS 2.2.17 II: Rn 87); doch zählt jetzt eine doppelte Mehrheit nach Köpfen und Summen (§ 287 DiskE/RefE f § 289 I RegE). Am Ende sollte genügend sein, wenn nur eine einzige (!) Gruppe annimmt – sonst half als neue Regel das sog Obstruktionsverbot und führt zum Einigungszwang (§ 279 DiskE/RefE f § 290 RegE: „cram down“, vgl Rn 153). Flankierend wurde entsprechend individueller Minderheitenschutz zugesprochen (§ 287 DiskE/RefE f § 298 RegE). Der ganze Prozess wurde dadurch insgesamt viel komplexer (als Konsequenz aus Rn 113). (8) Als neues Element ist zudem die Zustimmung des Schuldners nun eingeführt (§ 282 115 Disk/RegE bzw § 293 RegE) – man will ihm hierdurch mithin eine Stimme verleihen (Abs 1), verkoppelt das wiederum allerdings mit Obstruktionshindernissen (Abs 2) – wer ohnedies alles verliert, der soll auch keine „Sperrbefugnisse“ haben. Besonders liegt aber die Sanierung unter Führung desselben Trägers: hier bleibt eine konkrete, höchstpersönliche Abwehrmöglichkeit bestehen (das folgt aus § 263 I DiskE/RefE bzw § 274 I RegE – praktisch die „Umsetzung“ von LS 2.4.9.3), und die Kritik aus dem Gravenbrucher Kreis (Rn 107) [II 2: Gestatten „zwangsweiser“ Sanierung]207 verhallt hier ungehört. cc) Planverfahren. (9) Der Planinhalt ist – obwohl in seiner konkreten Grundstruktur 116 identisch (LS 2.2.5–7: Darstellung/Gestaltung bzw LS 2.2.10: Plananlagen) – deutlich „bildhafter“ normiert, sowohl was die genaue Darstellung angeht (§§ 248 II, 249–253, 261 DiskE/RefE f §§ 258 II, 259–263, 272 RegE) als auch die eröffneten Gestaltungen betreffend (generell: § 243 II DiskE/RefE f § 253 II RegE – speziell: §§ 256–258 DiskE/RefE f §§ 266–268 RegE). Eingeführt wurde eine am Ende recht restriktiv ausgefallene Sonderregelung hinsichtlich „sachenrechtlicher Verhältnisse“ (§ 260a RefE f § 271 RegE f § 228, dazu näher dort Rn 5–9).

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Siehe ferner insbes unter: [A 3a bb] (DiskE Begr AT S 16 f; RefE Begr AT S 19 f; BTDrucks 12/2443 S 77 f) mit [A 4a aa] (DiskE Begr AT S 31; RefE Begr AT S 36 f; BTDrucks 12/2443 S 83 li. Sp.) und [A 4 f] (DiskE Begr AT S 67–71; RefE Begr AT S 78–83; BT-Drucks 12/2443 S 94 f). Dazu krit etwa Baur/Stürner InsR12 (1990) Rn 4.47.

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BB 1986 Beilage 15 zu Heft 29, S 9: „Die Reorganisation muß unabhängig vom Willen der Gesellschafter oder eines Einzelkaufmanns und sogar gegen deren Willen erfolgen können.“ – relativ skeptisch dagegen einstmals Baur/Stürner InsR12 (1990) Rn 4.28.

Joachim Münch

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(10) Die Einführung einer gerichtlichen Vorkontrolle (§ 264 DiskE/RefE f § 275 RegE) ist gleichsam der Ausgleich des Verzichts auf die Verfahrenssteuerung des Insolvenzgerichts (Rn 109 f); sie erlaubt die Vorwegprüfung rechtlicher Erfordernisse (I Nr 1), aber zT auch – aber nur in relativ engen Grenzen – die Einschätzung prozessualer (I Nr 2: Zustimmung/Bestätigung) und ökonomischer (I Nr 3: Erfüllbarkeit) Sinnhaftigkeit eines Insolvenzplans. Umgekehrt kann ebenfalls jedoch „Planungsschutz“ verlangt werden (§ 266 DiskE/RefE f § 277: Aussetzung von Verwertung und Verteilung). 118 (11) Sondervorschriften regeln Planmodifikationen: die Änderung von Seiten des Vorlegers (§ 273 I DiskE/RegE f § 284 I RegE – ohne größere Begrenzung; anders dann später § 240) und ebenfalls die insolvenzgerichtliche Ablehnung bei Besorgnis der Undurchführbarkeit (§ 273 II DiskE/RegE f § 284 II RegE – in Anlehnung an §§ 264 DiskE/RefE f § 275 RegE: I Nrn 2 und 3, siehe dazu bei Rn 117); entfallen ist umgekehrt die Möglichkeit nachträglicher Veränderung (LS 2.3.4, siehe dazu bei Rn 91 [c]), zumal auch die Kategorie schlicht „dargestellter“ oder lediglich bloß verkündigter Maßnahmen entfällt. 119 (12) Zentralere „neue“ Regelungen: uU Einbeziehung auch Nachrangiger (§§ 258, 280 DiskE/RefE f §§ 268, 291 RegE); Kostenzuweisungen (§§ 246, 305 DiskE/RefE f §§ 256, 316 RegE); Regeln zur Konkurrenz von Plänen (§ 283 DiskE/RefE f § 294 RegE); Formsurrogation vermittels Insolvenzplans (§ 290 I 2 RefE f § 301 I 2 RegE); Wiederauflebensklausel (§ 291 DiskE/RefE f § 302 RegE); Ermächtigung des Verwalters zur Fortführung von Anfechtungsprozessen (§ 295 III DiskE/RefE f § 306 III RegE); Möglichkeit für Verfügungsvorbehalte bei Überwachung (§ 295 I S 2 DiskE/RefE, vgl Rn 193 aE; § 299 DiskE/RefE f § 310 RegE) etc. 120 (13) Entfallene „alte“ Regelungen: Aus den Kommissionsvorschlägen fehlen ua Festschreibung des Personenkreises (LS 2.1.3: subjektive Reorganisationsfähigkeit; LS 2.2.1: beteiligte Gläubiger); Beschleunigungsgebot (LS 2.2.4); der gesamte materielle Bereich (dazu Rn 103), vor allem die Gestattung gesellschaftsrechtlicher Änderungen (LS 2.2.20 mit 2.4.9); Überleitung zur Liquidation [LS 2.2.2, 2.2.19 II, 2.2.22) bzw von Liquidation zur Reorganisation (ZB LS 9.7); Abschirmen eines Plans gegen Nachzügler, um Planung zu sichern (LS 2.2.30 f – heute: §§ 259b/a), Treuhandsicherungsfonds (LS 2.3.10) etc.

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c) Abänderungen. Die Änderungen vom DiskE zum RefE sind sorgfältigst (RefE-Unterstreichung) dokumentiert. Es geht im Wesentlichen um Feinschliff im Begrifflichen, so wird aus „Plan“ meistens „Insolvenzplan“ (und zwar bei jeder ersten Nennung in der Textierung eines Paragraphen), und einige inhaltliche Präzisierungen ohne sachlich wirkliche Neuerung; doch es gibt verstreut substantiellere Eingriffe: das stärkere Einbinden von Arbeitnehmerinteressen ins laufende Prozedere,208 die Erwähnung der persönlich haftenden Gesellschafter bei § 243 I RefE (§ 253 I RegE209 f § 217 [S 1] InsO, vor allem die Regelung

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Verfahrensbeteiligung des Sprecherausschusses (§ 244 II RefE f § 254 II RegE f § 218 III InsO; § 265 I Nr 1 RefE f § 276 I Nr 1 RegE f § 232 I Nr 1 InsO; § 268 III S 1 RefE f § 279 III S 1 RegE f § 235 III S 1 InsO) sowie vor allem die Qualifikation als „Sollgruppe“ (§ 255 III S 1 RefE f § 265 III S 1 RegE f § 222 III S 1 InsO) – aufgrund EB LS 2.2.16 I bildeten „die im Unternehmen verbleibenden [betroffenen] Arbeitnehmer“ noch eine der bloß drei (!) „Mussgruppen“:

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Rn 87, 113, dazu vgl auch Baur/Stürner InsR12 (1990) Rn 4.47. Umgekehrt wurde aber die Erwähnung des Betriebsrats bei § 284 II DiskE (f § 248 II InsO: Gerichtsanhörung vor Planbestätigung) weggestrichen. Später allerdings wieder gestrichen: BTDrucks 12/7302 S 181 re. Sp. [RA: Nr 134], dazu Rn 129.

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

zur Änderung dinglicher Verhältnisse (§ 260a RefE f § 271 RegE f § 228 InsO [Ausführung] mit Folgeänderung bei § 290 I 2 RefE f § 301 I S 2 RegE f § 254 I S 2 StF f § 254a I InsO [Formersatz]), welche mittelbar sperrige Schranken aufrichtet (dazu § 228 Rn 19–24), die Erweiterung des Kreises der Anzuhörenden (§ 265 II RefE f § 276 II RegE f § 232 II InsO), die Verankerung der gerichtlichen Aussetzungsbefugnis für Verwertungsakte („Planschutz“: § 266 I DiskE [Verwalter hat auszusetzen] f § 266 I RefE [Gericht „kann“ aussetzen] f § 277 I RegE f § 233 InsO), die Neubestimmung der Terminsabfolge (§ 269 DiskE [Verbindung mit Berichtstermin] f § 269 RefE [Verbindung mit Prüfungstermin210] f § 280 RegE f § 236 InsO); Neukonzeption der Vorgaben zur Planbedingung211 (§ 285 RefE f § 296 RegE f § 249 InsO: Einbeziehung einer Drittleistung; Erfüllung immer notwendig; Fristsetzungsrecht). Weitergehend ist festzuhalten, dass – zusätzlich sehr informativ – auch vereinzelte Begründungspräzisierungen212 oder zT auch -erweiterungen stattfinden. Dogmatisch ist bedeutsam, dass man für das (gerichtliche) Bestätigen213 den Beteilig- 122 tenbegriff nun vermeidet (§ 284 I DiskE [„Nach der Zustimmung der Beteiligten …“] f § 284 I RefE [„Nach der Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubiger und der Zustimmung des Schuldners …“] f § 295 I RegE f § 248 I InsO). Die Begründung214 geht darüber leider mit Schweigen hinweg und verwendet den Beteiligtenbegriff nur weiterhin bezüglich des Abs 2 (der deutlich weiter abgefasst ist!). Die Änderung erheischt doppelt Beachtung. Einerseits zeigt jene die Variabilität der Definition (dazu § 221 Rn 36–38), zumal doch bei Abs 1 (DiskE) und Abs 2 (RefE) dahinter unterschiedliche Vorstellungen stecken; man wollte scheinbar nicht festgelegt wissen, dass Gläubiger und Schuldner immer im Rechtssinne auch Beteiligte seien! Andererseits ist die mühsame Problematik der Rechtsnatur (ausf Rn 210–270) berührt, zumal aus einer völlig neutralen „Zustimmung“ (von Gläubigern und Schuldner!) nun eine „Annahme“ (lediglich der Gläubiger) wird, die offenbar unterschwellig Anklänge von vertrauter Vertragsrechtsdogmatik „einspielt“. Die Wortwahl rührt insoweit von § 278 pr DiskE („Zur Annahme des Plans ist erforderlich …“), der durch § 278 pr RefE noch weitere Schärfung erfährt [„ … des Insolvenzplans durch die Gläubiger“) – ersteres ist allemal nur Formalie (dazu Rn 29 zA), letzteres spielt erneut mit vertragsrechtlichen Begrifflichkeiten. Die Änderungen vom RefE zum RegE fallen noch einmal viel zurückhaltender aus. 123 Am wichtigsten erscheint hierbei gewiss die vollständige Umformulierung des § 262 RefE durch § 273 RegE215 (heute § 229 InsO, dort Rn 7). Ursprünglich war hier nur eine ergänzende Vermögensübersicht vorgesehen (Abs 1), welche aber in kleinen Verfahren auch ganz entfallen durfte (Abs 2); jetzt wird einerseits zwar die Verpflichtung stark eingeschränkt (S 1: Befriedigung aus Erträgnissen – Näheres: § 229 Rn 7), aber doch zusätzlich noch eine belastbare Perspektivrechnung als Zukunftsprognose abverlangt (S 2: Ergebnisund Finanzplan – Näheres: § 229 Rn 7). – Außerdem: § 260a S 2 RefE (dazu § 271 RegE f § 228 InsO: dingliche Maßnahmen) wird marginal umformuliert; § 270 III RefE entfällt (dazu § 281 RegE f § 237 InsO: Stimmrecht); die Zustimmungsfiktion für Nachranggläu-

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RefE Begr BT S 281 f. RefE Begr BT S 296–298. Siehe vor allem RefE Begr BT S 250 [VB], S 251 [§ 243 RefE], S 284 [§ 270 RefE], S 286 [§ 274 RefE], S 290 [§ 279 RefE], S 294 [§ 283 RefE], S 299 [§ 288 RefE], S 299 [§ 289 RefE]. Hierzu rechnet ebenso das Ansprechen der Interessen des Pensionssicherungsvereins: RefE Begr BT S 262 [§ 255

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RefE f § 222 InsO] und S 303 [§ 291 RefE f § 255 InsO]. Nicht aber zur Bindungskraft des Insolvenzplans gegenüber den Dissentern und Absentern: § 290 I S 2 aE DiskE f § 290 I S 3 aE RefE f § 301 I S 3 aE RegE f § 254 I S 3 StF f § 254b aE InsO. RefE Begr BT S 295 BT-Drucks 12/2443 S 203.

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biger ist leicht verändert (§ 291 Nr 1 Hs 2 RegE f § 246 Nr 1 Hs 2 StF216); Möglichkeit nicht mehr nur protokollarisch217 sondern genauso schriftförmlich erklärten Widerspruchs (§ 293 I S 1 RegE f § 247 I InsO [Schuldner] bzw § 298 I Nr 1 RegE f 251 I Nr 1 InsO [Gläubiger]); deutlichere (namentlich systematisch richtigere) Platzierung der Aufgabe des Verwalters, die allfälligen Masseansprüche zu berichtigen von § 295 I S 3 RefE (Wirkungen der Aufhebung) zu § 305 II RegE (Erklärung der Aufhebung), heute geregelt durch § 258 II S 1 InsO – und noch am Ende zur Planüberwachung: das Entfallen des Planvorbehalts für sämtliche Verfügungsakte (§ 306 I 2 RegE218 f § 259 I 2 InsO) und die Ausklammerung kapitalersetzender Gesellschafterdarlehen vom Kreditrahmen (§ 311 III RegE219 f § 264 III InsO). 3. Veränderung im Rechtsausschuss

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a) Einführung. Der Rechtsausschuss hat anschließend die Regierungsvorlage teilweise substantiell verändert (RA-Bericht – Nrn 134–168220), dennoch blieb die Grundstruktur im Planverfahren weitgehend unangetastet, und ebenfalls die Einbindung ins Gesamtsystem. Lässt man hier kleinere Randkorrekturen beiseite (Einfügungen: § 287 II S 2 Hs 2 RegE [RA: Nr 153 {2}] f § 242 II S 2 Hs 2 InsO [Aufklärung der Gläubiger]; § 295 I RegE [RA: Nr 160 {1}] f § 248 InsO [Klammerzusatz zur Klarstellung der gerichtlichen Inzidentkompetenz bei Obstruktion]; § 279 III S 3 RegE [RA: Nr 148 {2}] f § 235 III S 2 InsO und § 299 II RegE [RA: Nr 162] f § 252 II S 1 InsO [Abdruck oder „abstract“]; § 311 I RegE [RA: Nr 168] f § 264 I InsO [Präzisieren der Verweisung] – Streichungen: § 266 III mit II RegE [RA: Nr 141 {2}] / Sicherheitentausch; § 275 III 2 RegE [RA: Nr 145 {3}] f § 231 III InsO / Verwalterbeschwerde bei „Plangutheißung“ – Verdichtung: § 279 III S 2 RegE [RA: Nr 148 {2}] f § 235 III S 1 InsO / Benachrichtigungspflicht für Absonderungsbefugte), ebenso die allein der Normästhetik dienenden Veränderungen, nämlich systematisch bedingte Verschiebung von Normen in ein ganz neues Umfeld (§ 270 III RegE [RA: Nr 143] / § 334 II InsO; § 277 II RegE [RA: Nr 147 {2}] / § 30d ZVG), terminologisch motivierte Klarstellungen221 und das Nachführen anderweiter Änderungen,222 bleiben fünf223 Gebiete (dazu Rn 125–129, vgl aber erg auch Rn 130–132), auf denen substantiell „umgesteuert“ wurde. Zum Schluss ist dazuhin die Numerierung neu erfolgt.

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Später insgesamt grundlegend verändert worden: ESUG bzw Rn 139. Betreffend des Schuldners später gestrichen worden: ESUG bzw Rn 139. Im Gegensatz zu § 295 I 2 RefE („Soweit im Insolvenzplan nichts anderes bestimmt ist, …“) – schlussendlich bloß eine Nachkorrektur zur Festlegung individueller Bestimmung (§ 299 S 1: „Bestimmte Rechtsgeschäfte des Schuldners … nur wirksam sind, wenn …“), vgl Rn 119 aE. BT-Drucks 12/2443 S 216 re. Sp. BT-Drucks 12/7302 S 94–113 (Synopse) bzw S 179–185 (Begründung). Einige Strukturänderungen von Seiten des Rechtsausschusses deutet Funke FS Helmrich (1994) S 627, 634/635 [VI] (Gruppenbildung: Rn 127)

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bzw S 637 [VIII] (Darstellungsteil: Rn 126) iVm S 641 aE [X] vorher sehr klar an. §§ 291 Nr 2, 311 II RegE [RA: Nr 156, 168] f § 264 II InsO; § 302 I S 1 RegE [RA: Nr 165] f § 255 I S 1 InsO (mE mehr als doch nur eine „redaktionelle Verbesserung“, vgl § 221 Rn 25); § 307 III RegE [RA: Nr 167] f § 260 III InsO. § 289 II RegE [RA: Nr 154] f § 244 II InsO; § 293 II Nr 1 RegE [RA: Nr 158] f § 247 II Nr 1 InsO; § 305 III S 2 RegE [RA: Nr 166] f § 258 III S 2 InsO. BT-Drucks 12/7302 S 153 li. Sp. [C I 4] nennt auch deren fünf – jedoch gruppiert sie insgesamt anders.

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Vorbemerkungen

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b) Schwerpunkte.

(1) Auffällig ist einleitend die Konzentration der Vorlagerechte auf Gemeinschuldner und Insolvenzverwalter (§§ 254/255 RegE [RA Nr 135 bzw RA: C I 4 (1) & (3a)] f § 218 InsO f § 218 Rn 11–17224). Ergänzend wurden die Kostentragungsvorschrift (§ 256 RegE [RA: Nr 136]) und die Regeln zum Umgang mit konkurrierenden Insolvenzplänen (§ 294 RegE [RA: Nr 159]: § 218 Rn 13 f, 112–126) vereinfachend mit weggestrichen; in einem weiteren Sinne kann man als eine Zusatzwirkung der Vereinfachung auch die Begrenzung „materieller“ Vorprüfung auf – lediglich dann noch kritische – Schuldnerpläne dazu genauso noch rechnen (§ 275 I Nrn 2 und 3 RegE [RA: Nr 145 {1}] f § 231 I Nrn 2 und 3, vgl § 231 Rn 7). (2) Der nächste Punkt, „Zurückschneiden“ der sog „Feinsteuerung“, wird nicht direkt 126 artikuliert, entspricht aber einem großen Grundmotiv. Gemeint ist hiermit insbes das Absehen von Detailregeln zu Planinhalten: aus §§ 257–264, 272 RegE werden überaus kompakte §§ 219–221 InsO (maßgeblich durch Streichung [RA: Nrn 134 {2}, 138 f, 144], vgl § 217 Rn 16–19 bzw 220 Rn 1–15; erhalten bleiben wörtlich § 257 I RegE f § 219 InsO; § 258 I RegE f § 220 I InsO; § 264 I RegE f § 221 InsO); die neue Generalnorm zur Darstellung (§ 258 II RegE [RA: Nr 138] f § 220 II InsO) soll die früheren Detailinhalte erfassen – beides geht gewiss über kleine „Schönheitskorrekturen“ hinaus,225 sondern schafft dem Gericht größere Flexibilität zur Entscheidung von Einzelfällen (dazu § 220 Rn 63); die gestrichene Aufzählung vorstellbarer Gestaltung (§ 253 II) eröffnet ergänzend dem Verfasser Freiraum. (3) Ein Kernanliegen waren Veränderungen bei Gruppenbildung und Gruppenkon- 127 sens.226 Was das Erstere angeht, ging die Tendenz klar zur Vereinfachung – hierzu war auch die Kritik bei der Anhörung besonders vehement:227 Reduzierung der Verpflichtung für Mussgruppen, die sind auch bloß bei gestalterischer Beeinträchtigung einzurichten, und Ermöglichung von Kanngruppen (§ 265 I/II RegE [RA: Nr 140 bzw RA: C I 4 (2)] f § 222 I/II InsO228). Dies schafft einerseits noch weitere Flexibilität, kann andererseits aber uU eine Planvorlage auch erleichtern – wenn und weil allein Vollrangige einbezogen werden, bedarf es keiner weiterreichenden Untergruppierung (dazu 222 Rn 52–54).229 Zum zweiten war dagegen grundlegende Verschärfung gewollt – in Anlehnung an 11 USC § 1129 lit a Nr 10 („At least one class of claims has accepted the plan“) begnügte sich insoweit noch § 290 I Nr 3 RegE („mindestens eine andere Gruppe“) mit relativ niedrigschwelligem Konsens, der dann – zutreffenderweise – aber stark qualifiziert wurde (RA: Nr 155 bzw RA: C I 4 (5) – § 245 I Nr 3 InsO: „die Mehrheit der abstimmenden Gruppen“, vgl Rn 114 bzw Rn 153 mit Fn 266). Das erst vermittelt eine recht einsichtige Grundlage für rechtlich verordneten Einigungszwang.

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Mit Folgeänderungen bei § 275 II RegE [RA: Nr 145 {2}] f § 231 II InsO; § 276 I RegE [RA: Nr 146 {1}] f § 232 I InsO; § 277 I RegE [RA: Nr 147 {1}] f § 233 I; § 295 II RegE [RA: Nr 160 {2}] f § 248 II InsO. Dies nur zu BT-Drucks 12/7302 S 181 re Sp. („dient [bloß] der redaktionellen Verkürzung“) bzw S 182 li. Sp.: „dient [bloß] der redaktionellen Straffung“; er [scil § 258 II] erlaubt es, auf die §§ 259–262 und 272 des Regierungsentwurfs zu verzichten.“ Wegen § 263 siehe Rn 131 [a].

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Funke FS Helmrich (1994) S 627, 634 f [VI] BT-Drucks 12/7302 S 182 li./re. Sp.: „bot unter dem Gesichtspunkt der Praktikabilität besonderen Anlaß zur Kritik. … [Abläufe] übermäßig kompliziert“. Mit Folgeänderungen bei § 266 II [RA: Nr 141 {1}] f § 223 II InsO und § 267 [RA: Nr 142] f § 224 InsO. BT-Drucks 12/7302 S 182 re. Sp.

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(4) Ein Anliegen war außerdem die Beschleunigung der Verfahrensabläufe. Hierzu zählt primär die Koppelung von Erörterung und Abstimmung zum regelmäßigen Einheitstermin230 (§§ 279/285 RegE [RA: Nrn 148 {1} und 151 bzw RA: C I 4 (4)] f §§ 235/241 InsO) und die Möglichkeit unmittelbarer Anpassungen des abzustimmenden Planvorschlags mit sofortiger Abstimmung (§ 284 I RegE [RA: Nr 150 {1}] f § 240 InsO).231 Genauso rechnet hierher der Verzicht auf mögliche Zurückweisung „in der Zwischenzeit“ (§ 284 II RegE [RA: Nr 150 {2} bzw RA: C I 4 (3b)]) sowie auf einen zweiten Abstimmungstermin nach Verfehlung der Mehrheiten (§ 292 RegE [RA: Nr 157 bzw RA C I 4 (4b)]), quasi eine Art „zweite Chance“ autonomen freiwilligen Konsenses (so, wie nach § 182 II KO und § 77 I VglO), und außerdem die Befugnis zur Fristbestimmung für Stellungnahmen (§ 276 III RegE [RA: Nr 146 {2}] f § 232 III [S 1] InsO). 129 (5) Abschließend geht es noch um eine Anerkennung gesellschaftsrechtlicher Neutralität. Hier agierte zwar bereits der Regierungsentwurf inhaltlich eher reserviert (sog „latente [Eigner-] Gruppen“: § 222 Rn 30 iVm 89), es wurden indes nahezu jegliche Anhalte noch im Text getilgt (besonders die Einfügung bei § 253 I RegE [RA: Nr 134 {1}] f § 217 [S 1 InsO]232 – siehe dazu bei § 217 Rn 20 iVm § 225a Rn 4) – doch es gibt allemal wichtige Ausnahmen mit gezielten gesellschaftsrechtlichen Anklängen.233 Hier blieb großes Sanierungspotential anfangs auf der Strecke. Erst das ESUG hat doch am Ende diese unüberlegte „Selbstkasteiung“ aufgegeben (Rn 135–139) und die erforderlichen Sanierungsinstrumente (§ 225a II/III) bereitgestellt. 130 Das alles (Rn 125–129) steht dazuhin in systematischem Zusammenhang mit dem Straffen der Präambel (§ 1): aus einer Art „Dreiklang“ (§ 1 RegE: Befriedigung [I]; Sonderkonstellationen [II]; Insolvenzplan [III]) wird jetzt eine inhaltlich kompakte Grundregel234 – Abs 1 bleibt hierbei bestehen (§ 1 S 1 Hs 1 und 2 InsO), indes dann von Abs 2 nur der Hinweis (S 2) auf die Möglichkeit „sich von seinen restlichen Verbindlichkeiten zu befreien“ (§ 1 S 2 InsO); Arbeitnehmerinteressen (Abs 2 S 1) werden hier nicht mehr eigens angesprochen, und ebenso der Wirtschaftsbezug des Regelverfahrens (Abs 2 S 3: „tritt das Verfahren an die Stelle der gesellschafts- oder organisationsrechtlichen Abwicklung“); Abs 3 mit dem Bezug auf das Planverfahren (S 1: Befugnis abweichender Regelung; S 2: Unternehmensfortführung mit Befriedigung aus Erträgnissen [„insbesondere“]) ist homöopathisch nur übriggeblieben als § S 1 Hs 3 InsO, der aber doch die maßgeblichen Grundanliegen nachzeichnet: das dogmatische (Normdisposition), wie auch – inhaltlich

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Nach § 286 I RegE bloß allgemeine Möglichkeit (S 1: „kann“) bzw Empfehlung bei „Bagatellen“ (S 2: „soll“ – „ … wenn die Vermögensverhältnisse des Schuldners überschaubar und die Zahl der Gläubiger oder die Höhe der Verbindlichkeiten gering sind“ – heute §§ 5 II 1, 30 II 2; einst noch zudem § 312 II 1 aF). Mit Folgeänderungen bei §§ 280, 282, 283 [RA: Nr 149] f §§ 236, 238, 239 InsO bzw §§ 285–287 [RA: Nrn 151–153] f §§ 241, 242 InsO. Mit Folgeänderungen bei § 293 I 2 [RA: Nr 158]; § 298 [RA: Nr 161] f § 251 InsO; § 300 [RA: Nr 163] f § 253 [I] InsO. – Indirekt rechnen hierher außerdem – anderweit

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bereits begründet – die Streichung von §§ 254 II 2, 255 I Nr 2 Var 2/3 (f Rn 125) und § 262 (f Rn 126). § 274 I f § 230 I InsO (Betriebsfortführung); § 274 II f § 230 II InsO (sog debt-equityswap); § 301 I [RA: Nr 164 – Einfügung!] f § 254 I InsO/aF = § 254a I/III InsO/nF (Anteilsübertragung); § 307 III f § 260 III InsO (Übernahmegesellschaft) Siehe dazu die Begründung (BT-Drucks 12/ 7302 S 155 li. Sp. [RA: Nr 1]): „[Artikulierung der Verfahrensziele] redaktionell gestrafft und dadurch auf ihre wesentlichen Elemente zurückgeführt“.

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Vorbemerkungen

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nur angedeutet235 – das ökonomische (Sanierungsoption). Aus einer stärker bildhaft beschreibenden Regelung wird jetzt eine klare Rechtsvorschrift mit der „Abstraktionshöhe“, wie für eine solche „Präambel“ angemessen. Alles in allem hält sich der Rechtsausschuss zugute, die Regeln bei bewahrter Flexibilität vereinfacht und praxisnäher ausgestaltet zu haben,236 vor allem der „nichtsanierende“ Insolvenzplan bleibt offengehalten („insbesondere“ erlaubt auch weitere Gestaltungen …). c) Spezifika. Es gibt noch vier andere, vereinzelte Anpassungen, welche sich in größere 131 Zusammenhänge stellen: (a) die Schranken übertragender Sanierung bei Insidergeschäften werden zurückgeschnitten237 (§ 181 I RegE: „Die Veräußerung eines Betriebs ist nur auf der Grundlage eines Insolvenzplans zulässig, wenn …“ [RA: Nr 100] f § 162 InsO). (b) Aufhebung der Deckelung der Ansprüche aus Sozialplänen für Abwicklungen vermittels Insolvenzplan (§ 141 II S 2 RegE [RA: Nr 77] f § 123 II S 2 InsO: „wenn nicht ein Insolvenzplan zustande kommt“), ohne dass aber hierfür nähere Gründe genannt sind. (c) Die Sonderregelung für Insolvenzpläne bei Unzulänglichkeit der Insolvenzmasse (§ 323 II RegE [RA: Nr 127 aE]) wurde schließlich bewusst „erleichternd“ getilgt238 – inzwischen jedoch ähnlich wieder eingeführt (§ 210a: Rn 139). Letztlich ganz zentral aber erscheint (d) die Regelungsidee für Kleinverfahren: aus der 132 „Eigenverwaltung ohne Sachwalter bei Kleinverfahren“ (§§ 347–357 RegE), die explizit Insolvenzpläne erlaubte (§ 357 I RegE), wurde dann ein Sonderinsolvenzverfahren für Verbraucher und Kleingewerbetreibende (§§ 357a-k RA f §§ 304–314 InsO/aF), das umgekehrt Insolvenzpläne ausschloss (§ 357i III Var 2 RA). Die Stelle des Insolvenzplans sollte der – vereinfacht zu entwerfende – Schuldenbereinigungsplan einnehmen. Auch diese Planbegrenzung wurde zwischenzeitlich wieder zurückgenommen (siehe oben bei Rn 26); leider hat man jedoch dabei nur nicht bedacht, die – einst parallel gestrichene – Bagatellklausel zum Verzicht auf (separate) Darstellungen in Kleinverfahren (§ 257 II RegE [RA: Nr 137]239 – dazu vgl auch § 219 Rn 4 f) „wiederzubeleben“. 4. Umgestaltung der Stammfassung a) Überblick. Die Vorschriften zum Planverfahren, wie sie die InsO vom 05.10.1994, 133 BGBl I Nr 70 S 2866 (2894–2901) normierte (sog „Stammfassung“ [StF]) sind einmal noch vor deren Inkrafttreten marginal korrigiert worden [1], es folgten vier weitere lediglich punktuelle Korrekturen [2–5]; dies sind im Einzelnen: (1) Gesetz zur Änderung des Einführungsgesetzes zur Insolvenzordnung und anderer Gesetze (EGInsOÄndG) vom 19.12.1998, BGBl I Nr 85 S 3836 (3839) [in Kraft ab 01.01.1999] (Art 12)]: Art 2 Nrn 11–15 (§ 235 II S 3 angefügt; §§ 245 I Nr 1, 247

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Deutlicher die Begründung (BT-Drucks 12/ 7302 S 155 li. Sp. [RA: Nr 1]): „Als ein Weg zur Gläubigerbefriedigung wird die Erhaltung von Unternehmen durch einen Insolvenzplan hervorgehoben.“ BT-Drucks 12/7302 S 150 re. Sp. [Mitte] mit S 151 li./re. Sp. BT-Drucks 12/7302 S 175/176. „Damit wird ein kompliziertes Verfahren, das zu einer erheblichen Belastung des Insolvenzgerichts geführt hätte, vermieden.“ – mit Folgeänderung bei § 182 I [RA: Nr 101] f § 162 I

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InsO, vgl auch erg § 184 S 2 [RA: Nr 103] und „Verkoppelung mit dem Wegstreichen des § 263 [RA: Nr 139], vgl Rn 126. BT-Drucks 12/7302 S 180 re. Sp.: „Der Ausschuß überläßt diese Probleme der Rechtsprechung.“ BT-Drucks 12/7302 S 182 li. Sp.: „ist zu streichen, da bei Kleinverfahren an die Stelle des Insolvenzplans der Schuldenbereinigungsplan treten soll“. Wegen der „Bagatellformel“ schon bei Fn 230.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

II Nr 1, 251 I Nr 2 geändert, § 252 I S 2 angefügt) – Materialien: BT-Drucks 14/49 [RV] (noch nicht dort vorgesehen!) und 14/120 S 13–15 [RA]; (2) Gesetz zur Änderung insolvenzrechtlicher und kreditwesenrechtlicher Vorschriften vom 08.11.1999, BGBl I Nr 54 S 2384 (2384) [in Kraft ab 11.12.1999 (Art 5)]: Art 1 Nr 4 (§ 223 S 2 eingeführt) – Materialien: BT-Drucks 14/1539 S 12/13 [RV], 14/1931 und 14/1987 [RA] (keinerlei Änderungen angedacht); (3) Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2002/47/EG vom 6. Juni 2002 über Finanzsicherheiten und zur Änderung des Hypothekenbankgesetzes und anderer Gesetze vom 05.04.2004, BGBl I Nr 15 S 502 (503) [in Kraft ab 09.04.2004 (Art 13)]: Art 1 Nr 8 (§ 223 I S 2 geändert) – Materialien: BT-Drucks 15/1853 S 16 [RV] und 15/2485 [RA] (keinerlei Änderungen angedacht); (4) Gesetz zur Vereinfachung des Insolvenzverfahrens vom 13.04.2007, BGBl Nr 13 S 509 (511) [in Kraft ab 01.07.2007 (Art 6 S 2)]: Art 1 Nr 26 (§ 258 III S 3 geändert) – Materialien: BT-Drucks 16/3227 S 21 [RV] und 16/4194 [RA] (keinerlei Änderungen angedacht); (5) Gesetz zur Umsetzung der geänderten Bankenrichtlinie und der geänderten Kapitaladäquanzrichtlinie vom 19.11.2010, BGBl I Nr 58 S 1592 (1509) [in Kraft ab 30.05.2011 (Art 13 II)]: Art 2 Nr 4 (§ 223 I [S 2] Nr 1 geändert) – Materialien: 17/1720 S 47 [RV] und 17/2472 [FA] (keinerlei Befassung) bzw 17/3312 [VA] (keinerlei Befassung). Maßgebliche Veränderung erfuhr dann jedoch das Planverfahren des Insolvenzrechts mit Wirkung zum 01.03.2012 (Art 10 S 3) durch das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen vom 07.11.2011 [ESUG], BGBl I Nr 64 S 2582 (2583–2587): Art 1 Nrn 15–44 (Rn 135–139).

134

b) Änderungen vor dem ESUG. Entscheidend war die Veränderung des Prüfungsmaßes für Prognoseentscheidungen des Planverfahrens (Hinzufügung von „voraussichtlich“ als Abmilderung) [1], das noch vor InsO-Inkrafttreten, und zwar bei Anwendung des Obstruktionsverbotes (§ 245 I Nr 1, dort Rn 14 ff, insb 23–26), Unbeachtlichkeit des Widerspruchs des Gemeinschuldners (§ 247 II Nr 1, dort Rn 17–20) und Begründetheit eines (Minderheiten-) Schutzantrages (§ 251 I Nr 2, dort Rn 30–32 [indes einstmals wohl vergessen bei II240 aF]): Wahrscheinlichkeit schlechterer Stellung gegenüber „liquidativem“ Ausführen (scil. ohne einen Plan)? Das sollte den Richter freier stellen („Einschätzungsermessen“) und ihm insoweit Sachverständigenbeweis ersparen,241 demnach reicht hier ein Wahrscheinlichkeitsurteil. – Die maßgeblichen weiteren Abänderungen aus der Zeit vor dem ESUG betrafen die fortlaufende Anpassung von § 223 I an europäische Anforderungen zur Insolvenzfestigkeit von Finanzsicherheiten [2/3/5] (dazu § 223 Rn 15–18) und die Regelung aller Bekanntmachungen durch Internet [4], dh nun auch der Aufhebung des Planverfahrens (das steckt hinter der Verweisung von § 258 III S 3 auf § 200 II S 2 aF).

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c) Änderungen mit dem ESUG. Das Normziel war, Sanierungen zu erleichtern und Unternehmen die Sitzverlegung (um hierdurch die Geltung des Rechts von England zu erreichen) künftig zu ersparen. Schwerpunkte waren Normalverfahren (namentlich die Auswahl des Verwalters), Eigenverwaltung und Planverfahren mit Blick auf möglichst frühzeitige Antragstellungen mit möglichst hochgradiger Sanierungschance, davon dann

240

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Dies hat erst das ESUG (Rn 137) nachträglich dann glattgezogen: Art 1 Nr 38.

241

BT-Drucks 14/120 S 14 [RA].

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

also ein Zentralbereich der Insolvenzplan: „Die Möglichkeiten der Sanierung … werden erweitert, Blockadepotential wird abgebaut.“242 Neu wurde das sog „Schutzschirmverfahren“ (§ 270b) zur speziellen Vorbereitung einer Plansanierung unter Eigenverwaltung geschaffen (vgl noch erg Rn 30), gleichsam als „Atempause“ (§ 270b I S 2: maximal drei Monate!) und Honorierung rechtzeitiger Beantragung (für Fälle „nur“ drohender Zahlungsunfähigkeit [§ 18] bzw Überschuldung [§ 19], nicht auch bei aktueller Zahlungsunfähigkeit [§ 17] – wegen „verfestigter“ [und nicht nur: strategischer] Krise!), wenn denn eine gewisse Sanierungschance besteht (§ 270b II S 1: „nicht offensichtlich aussichtslos“); man kann es also als ergänzende Einleitungsform betrachten. Weitere Veränderungen treffen das Planverfahren ganz unmittelbar [N = Neueinfü- 136 gung; V = Veränderung (s = sprachlich; i = inhaltlich); A = Altanpassung], es geht um insbesondere die Einbeziehung der Anteilsinhaber von Gesellschaften (aktuellen, aber uU auch künftigen) in eine insolvenzbeplante Umstrukturierung. Hier liegt ganz zweifelsohne der Schwerpunkt planinterner Veränderung (wegen § 270b siehe Rn 135). Dazu gab es folgende Neuerung (Art 1 Nrn 15b, 16, 18, 19, 21, 22a [bb]; 24a [aa] und b, 25–31, 33, 35, 37–40; 41b, 42): § 217 S 2 [N], § 220 II [A], § 222 [A: I 1 – N: I S 2 Nr 4!], § 225a [N], 230 I S 2 [Vs], § 231 I Nr 2 [A]; § 235 I S 1 [A] bzw III S 3 und 4 [N], § 238a [N], § 239 [A], § 241 II [Vi], § 242 II S 1 [A], § 243 [A], 244 III [N/V], § 245 [A: I – Vs: II – N: III], § 246a [N], § 248 I [A], § 250 [A], § 252 II S 2 und 3 [N], § 251 I [Vi] bzw Nrn 1–3 [Vs] und II [Vs], § 253 I [A]; § 254 IV [N], § 254a II [N]. Darüber sollte man jedoch nicht die sonstigen Eingriffe vergessen, welche sich zu drei Gruppen zusammenfassen lassen (Rn 137–139). Sie wurden ergänzend verfahrensrechtlich flankiert durch Festschreibung zwingender Richterkompetenz (Art 5 Nr 1a [aa]: § 18 I Nr 2 RpflG243); das Planverfahren ist gesetzlich dem Richter nun zugewiesen (als Vorbehaltsausübung“ gem § 3 Nr 2e RpflG). Ansonsten ist bezweckt: Beschleunigung des Planverfahrens, dies nicht zuletzt durch eine Beschneidung der 137 Rechtsmittel (§ 253 II-IV); hierzu rechnen folgende Maßnahmen: – die Klärung oder Kürzung von (Richt-) Fristen (arg „soll“ – Art 1 Nr 22a [cc], 23: § 231 I S 2 [N]); § 232 III S 2 [N]) – Ziel: rasche Abfolge anstoßen – und Einräumung weiteren Freiraums zur Straffung des Ablaufes (Art 1 Nr 24a [bb]: § 235 I S 3 [N], siehe dort bei Rn 7 mit 42); – die Einführung einer Rechtsgrundlage für Ausgleichszahlungen, um eventuelle Schlechterstellung abzuwenden (Art 1 Nr 38: § 251 III [N]) – dieses zielt auch auf Verfahrensbeschleunigung durch Verschiebung eines Ausgleichsstreits in das Normalverfahren; – die einheitliche Formulierung des „Prognosemaßstabs“ für richterliche Beurteilung zukünftiger „planmäßiger“ Entwicklung (Art 1 Nr 38: § 251 II [Vi]: „voraussichtlich“ – indes letztlich nur Korrektur eines Redaktionsversehens: Rn 134 mit Fn 240) – und überhaupt die Verschärfung der Erfordernisse sofortiger Beschwerde gegen die positive oder negative Entscheidung des Insolvenzgerichts zum Insolvenzplan (Art 1 Nr 40: § 253 II-IV [N]) mit zusätzlichen Formalerfordernissen (Abs 2/3) und Möglichkeit sofortiger Vollziehung244 (Abs 4).

242 243

BT-Drucks 17/5712 S 2 [Vorblatt: B]. BT-Drucks 17/5712 S 44 – siehe dazu auch die Bundesratskritik (BT-Drucks 17/5712 S 62) mit Gegenäußerung (BT-Drucks 17/ 5712 S 71).

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Auf RA-Initiative hin: BT-Drucks 17/7511 S 36.

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Absicherung des Planverfahrens durch Einräumung prozessualer Flexibilität, indes auch durch weiteren materiellen Flankenschutz (§ 259b); hierzu zählen: – die Möglichkeit nachträglicher, geringfügiger Anpassungen des Insolvenzplans mit Ermächtigung des Verwalters zur Umsetzung und Fehlerbehebung245 (Art 1 Nr 17, 36: § 221 S 2 [N], dort Rn 100 ff, und § 248a [N]); – die Absicherung von Sanierungen gegen gegenüber den Ansprüchen von Nachzüglern (Art 1 Nr 44), prozessual durch eine Ermöglichung vollstreckungsschützender Anordnungen (§ 259a [N] – maximal drei Jahre!), materiell über kurze Verjährungsfrist (§ 259b [N] – Jahresfrist); – die Klarstellung der Möglichkeit, die Verfahrensabwicklung planmäßig zu gestalten246 (Art 1 Nr 15a und 43a: §§ 217 S 1, Var 3 [N], § 258 I [Vi] – Verfahrensgestaltung ohne Insolvenzaufhebung: § 217 Rn 64–67); 139 Erleichterung des Planverfahrens bezwecken weitere, insgesamt technische, singuläre Regelungen („nice to have“), quasi eine Art Abrundung der sonstigen Grundanliegen, dh Beschleunigung (dazu Rn 137) und Absicherung (dazu Rn 138); es geht insoweit hier um weitergehende inhaltliche Präzisierungen (Art 1 Nr 20: § 229 S 3 [N], dort Rn 7, Nr 22a [aa]: § 231 I Nr 1 [Vi], dort Rn 8, ferner aber am Ende ebenso Nr 13: § 210a [N]: Statthaftigkeit bei Unzulänglichkeit der Insolvenzmasse, dazu § 217 Rn 30, 37, 52), systematische Bereinigungen (Art 1 Nrn 32 und 42: § 246 [Nr 1 aF: Streichung – keinerlei praktische Bedeutung247]; § 254–254b [Umgruppierung] – das gilt auch für § 254 S 2 Hs 2 StF f § 254a III InsO [Vs]) und schlussendlich pragmatische Vereinfachungen (Art Nr 34 und 43b: § 247 I [Vi] – keine Protokollerklärungen mehr!248 bzw § 258 II [Vi]: Zeitpunkt der Erfüllung von Masseverbindlichkeiten). – In einem letztendlich stärker inhaltlichem Sinne („must have“) lässt sich auch die Förderung frühzeitiger Antragstellung (Begünstigung durch „Schutzschirm“, § 270b, siehe dazu näher oben Rn 135) sowie vor allem die Einbeziehung aktueller wie künftiger Anteilsinhaber („debt-equity-swap“ – insbes § 225a, siehe dazu näher oben Rn 136) hierher natürlich rechnen. III. Vergleichende Betrachtung Literatur: Bork Der Insolvenzplan, ZZP 109 (1996), 473, 480 ff [C]: Schwachstellenimport aus den USA?; Braun Eingriff in Anteilseignerrechte im Insolvenzplanverfahren – Das U.S.-amerikanische Konzept in Chapter 11 Bankruptcy Code und seine deutsche Entsprechung, FS G Fischer (2008) S 53; Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenzen (1997), S 427–438, 469–471, 491–510, 524–528; Corotto Brasilianische und Deutsche Unternehmen in der Krise: Ein Rechtsvergleich zwischen beiden Reorganisationsmodellen im Hinblick auf die Durchsetzbarkeit (2009); Degenhardt Das neue französische „beschleunigte finanzielle Sanierungsverfahren“ (Sauvegarde financière accélérée), NZI 2013, 830; Deppisch Das Insolvenzplanverfahren nach dem ESUG (2014) S 39 ff bzw S 265 ff [US] bzw S 329 ff [UK]; Droege Gagnier/Dust Der Debt-to-Equity Swap in französischen Insolvenzverfahren – ein Rechtsvergleich, NZI 2014, 942; Fassbach Die cram down power des amerikanischen Konkursgerichtes im Reorganisationsverfahren nach Chapter 11 des Bankruptcy Code (1997); Flessner Sanierung und Reorganisation (1982) [AIPR 48]; Funke Der Insolvenzplan … im Lichte der Erfahrungen mit dem amerikanischen Reorganisations- und Schuldenregulierungsrecht, FS Helmrich (1994) S 627; Gräwe Der Ablauf des US-amerikanischen Chapter 11-Verfahrens, ZInsO 2012, 158, 159 ff; Heese Die Funktion des Insolvenzrechts im Wettbewerb der Rechtsordnungen – Kritische Bemerkungen zur fortschreitenden Rezeption einer Sanierungskultur US-amerikanier Provenienz [JSR 42] (2018), insb

245 246

60

Auf RA-Initiative hin: BT-Drucks 17/7511 S 35 f. Auf RA-Initiative hin: BT-Drucks 17/7511 S 35 mit S 36 aE.

247 248

BT-Drucks 17/5712 S 34 re. Sp. Im Gegensatz zu § 251 I Nr 1 (Minderheitenschutzantrag) und § 253 II Nr 1 (Beschwerdeberechtigung).

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

§ 23 ff [III]; Hinrichs Insolvenzbewältigung durch Optionen? (2002), S 57–85; Hölzle Die Sanierung von Unternehmen im Spiegel des Wettbewerbs der Rechtsordnungen in Europa, KTS 2011, 291; Hohloch Sanierung durch „Sanierungsverfahren“? – Ein rechtsvergleichender Beitrag zur Insolvenzrechtsreform, ZGR 11 (1982), 145; Kemper Die U.S.-amerikanischen Erfahrungen mit „Chapter 11“ (1996); Kramer Das anglo-amerikanische Sonderverfahren zur Reorganisation von Kapitalgesellschaften nach Abschnitt X des Bankruptcy Acts (1976) [PA 45]; Madaus Der Insolvenzplan (2011) [JP 157], S 112–163; Meyer-Löwy/Poertzgen/Eckhoff Einführung in das US-amerikanische Insolvenzrecht, ZInsO 2005, 735; Minuth Chapter 11 des U.S.-amerikanischen Bankruptcy Code: Mythos und Realität, FS Greiner (2005) S 245; Möhlmann Grundzüge der US-amerikanischen Berichterstattung im insolvenzgeldrechtlichen Reorganisationsverfahren, KTS 1997, 1; Neumann Die Gläubigerautonomie in einem künftigen Insolvenzverfahren: eine rechtsvergleichende Betrachtung (1995); Perker Das Reorganisationsverfahren im englischen Insolvenzrecht im Vergleich zur geplanten deutschen Insolvenzordnung (1994); Priebe Chapter 11 & Co.: Eine Einführung in das US-Insolvenzrecht und ein erster Rückblick auf die Jahre 2007–2010 der Weltwirtschaftskrise, ZInsO 2011, 1676; Prütting Der Insolvenzplan im deutschen und japanischen Recht, FS Henckel (1995) S 669; Riesenfeld Das amerikanische Insolvenzverfahren – ein rechtsvergleichender Überblick, KTS 1983, 85; Riesenfeld Neue Entwicklungen im Reorganisationsrecht der Vereinigten Staaten, in: Birk/Kreuzer (Hrsg), Das Unternehmen in der Krise (1986), S 135; Schlegel Das Scheme of Arrangement – global tief verwurzelter Evergreen, FS Graf-Schlicker (2018) S 381; Terhart Chapter 11 Bankruptcy Code: Eine Alternative für Deutschland? (1995), S 51 ff.

1. Grundlagen. Das US-amerikanische (Reorganisations-) Insolvenzrecht gilt als das 140 Rezeptionsmodell für das Rechtsinstitut des Planverfahrens als solches sowie auch seine Formung.249 Letztlich machte der Kommissionsentwurf daraus auch terminologisch keinen Hehl (LS 1.1.1 mit 2.3.4.4 bzw Teil 2: „Reorganisationsverfahren“)250 – mag auch heute dieser Anklang fehlen (Rn 3, 157–161). Maßgebliche Strukturelemente sind zweifelsohne dort vorgezeichnet,251 wie etwa die Planausformung (§§ 219–221 InsO252 – Rn 171 aE, § 219 Rn 6 f, § 220 Rn 16–19, § 221 Rn 10–13); die Gruppenbildung253 (§ 222 InsO, dort Rn 20–27), einschließlich der Abkehr von allumfassender Gleichbehandlung

249

Und dennoch zuerst einige Reserve bei BTDrucks 12/2443 S 105 re. Sp. – dann sehr deutlich aber doch S 106 li. Sp. („besonders hohe [Plan-] Reife“). Man redet hier gerne von „Anlehnung“ (Braun/Braun/Frank InsO7 Vor §§ 217 ff Rn 1; HambK/Thies InsO6 Vor §§ 217 ff Rn 2; FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 4 [Abs 2]; Bork InsR8 Rn 365) oder „Vorbild“ (Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 Vor §§ 217 ff Rn 9; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 3 [„Vorbildhaftigkeit“]; K Schmidt/ Spliedt InsO19 Vor §§ 217 ff Rn 7). Ganz ähnlich auch Nerlich/Römermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 23 („bedient sich“); Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 2 („inspiriert“). Ebenso die Praxis: BAGE 121, 309, 313 {20} [B II 1a cc (1)] („Vorbild“) = ZIP 2007, 2047 = NZI 2008, 122; BGH ZZP 123 (2010), 243, 244 {9} [II 2 vor a] = NZI 2009, 859 = KTS 2010, 327 („in wesentlichen Bereichen nachgebildet“).

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Man hatte – funktionell – sogar vor (zu) starker „Amerikanisierung des Insolvenzrechts“ gewarnt: siehe Stellungnahme Gravenbrucher Kreis ZIP 1992, 657, 658 [I 5]: „Das amerikanische Vorbild ist untauglich“ mit S 661 [III]: „Dabei kann auf Amerikanismen, … („Insolvenzplanspiele“) verzichtet werden“, aber zB auch Stürner in: Leipold Insolvenzrecht im Umbruch, S 41 (wörtliche unreflektierte Übernahme), dazu abmildernd Bork ZZP 109 (1996), 473, 474 [A]. Indes eher weniger aber die Vorlagebefugnis (Rn 13 „versus“ Rn 20) – so sieht es dann wohl am Ende auch FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 1–3. Inbegriffen die Darstellung: Braun/Braun/ Frank InsO7 §§ 219–221 Rn 3 bzw Nerlich/ Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 8, 55; FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 4 („Ähnlichkeiten“) – etwas anders indes später § 234 Rn 2. Sehr ausf dazu Nerlich/Römermann/Braun InsO9 (§ 222 Rn 11–15, 19–41 (Darstellung) bzw § 222 Rn 42–46 (Unterschiede) mit Rn 63 f – vgl noch erg bei/mit Fn 275.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

(§ 226 InsO, dort Rn 4, 12 iVm § 222 Rn 24); die – nachträglich erst verwirklichte – Möglichkeit gesellschaftsrechtlicher Maßnahmen254 (§ 225a InsO, dort Rn 16 f); die Statthaftigkeit einer Restschuldbefreiung255 (§ 227 I InsO, dort Fn 2 Rn 5); der Einigungszwang mit dem Obstruktionsverbot (§ 245 InsO, dort Rn 2–4), das indes aus (deutscher) Sicht des Plans viel eher ein Kooperationsgebot ist, etc. Deshalb ist wichtig, sich des Grundmodells zu vergewissern (näher: Rn 148–158); es gibt auch einige gewichtigere Unterschiede (näher: Rn 157–161) inhaltlich zu entdecken. 141 Das US-amerikanische Insolvenzrecht ist generell bundesrechtlich geregelt im Bankruptcy Code (11 USC) (spezifische verfassungsrechtliche Ermächtigung: Art I sec. 8 (4): „uniform Laws on the subject of Bankruptcies“).256 Man kann einen allgemeinen Teil (ch. 1, 3, 5: Grundlagen, Verfahren, Beteiligte) und einen besonderen Teil unterscheiden, der wiederum nach einzelnen Typen von betroffenen Gemeinschuldnern differenziert: dabei wird für Unternehmen bzw Unternehmer ein Liquidationsverfahren (ch. 7 / §§ 701–784: liquidation, dazu Rn 142 f) und ein Sanierungsverfahren (ch. 11 / §§ 1101–1174: reorganization, Rn 145 ff) vorgehalten. Es gibt ferner einzelne Modifikationen für sog small business cases (dazu Rn 156) und Sonderregeln für Verbraucher (sog consumer cases) – USC 11 § 101 Nr 8), für die zusätzliche Schuldenbereinigung (ch. 13 / §§ 1301–1330: adjustment of debts) bereitsteht. – Die (BC-) Stammfassung stammt vom 06.11.1978257 [in Kraft ab 01.10.1979] und wurde bereits mehrfach geändert,258 dieses auch um offenbaren praktischen Missbräuchen abzuhelfen. Die Regelungsstruktur ist deutlich kasuistisch angelegt (Nachzeichnung von Rechtspraxis) und oft unkomfortabel ineinander verschachtelt. 2. Strukturen amerikanischen Insolvenzrechts

142

a) Liquidationsverfahren. Im (Liquidations-) Verfahren nach ch. 7 wird zunächst vorläufig, dann endgültig die Geschäftsführung durch einen Verwalter (trustee) ersetzt, der die Abwicklung der Gesellschaft einschließlich der Erlösverteilung organisiert und verantwortet (11 USC §§ 701–704, siehe vor allem § 704 lit a Nr 1: „collect and reduce to money the property of the estate for which such trustee serves, and close such estate as expeditiously as is compatible with the best interests of parties in interest“). Seine Arbeit kann durch eine Art Gläubigerausschuss begleitet werden (§ 705: creditors’ committee), der neben die Gläubigerversammlung tritt (§ 341: creditors assembly). Für den Gemeinschuldner besteht die Möglichkeit, ins Planverfahren überzuwechseln (§ 706 lit a: „The debtor may convert …“), und ebenso mögen Dritte einen entsprechenden Antrag stellen, über welchen das Gericht dann entscheiden muss (§ 706 lit b: „On request of a party in interest … the court may convert …“). Bei möglichem Missbrauch (abuse) dieses (scil. Liquidations-) Verfahrens kann das Gericht auch von Amts wegen in jenes (scil. Reorganisations-) Verfahren hinüberleiten, allerdings nur mit Zustimmung des Gemeinschuldners (§ 706 lit b Nr 1 S 1).

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Andres/Leithaus/Andres § 225a Rn 3 („Annäherung“ [?]; FK/Jaffé InsO9 InsO8 § 221 Rn 2. FK/Jaffé InsO9 § 227 Rn 3 f; Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO14 § 227 Rn 1 aE; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 227 Rn 3. Mit Ergänzungen durch Praxisregeln vom 01.12.2014 (Federal Rules of Bankruptcy Procedure [Fed. R. Bankr. P. bzw FRBP] – www.uscourts.gov/file/18067/download)

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und auch durch Landesgesetze einzelner Bundesstaaten (sog [Fair] Collection Laws). U.S. Pub. Law 95–598, 92 Stat. 2569. Zur Historie bei Klee De Paul LR 28:4 (1979), 941; Kennedy North Car. LR 58 (1980), 667. Aktuelle Texte verfügbar unter www.law.cornell.edu/uscode/text/11/chap ter-11.

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Möglich ist genauso, vom schuldnerseitig beantragten Reorganisations- ins Liquidationsverfahren überzugehen (§ 1112). Der trustee bekommt idR unternehmerische Geschäftsführungsbefugnis (§ 721: „to 143 operate the business“ iVm § 363 lit c) und hat umfassende Verfügungsbefugnis (§ 363: use, sell, lease) über das gesamte Vermögen des Gemeinschuldners (§ 541: estate), das von ihm bestmöglich zu „versilbern“ ist (siehe eben bei Rn 142); zum Schutz werden sämtliche schwebende Verfahren ausgesetzt (§ 362 lit a „versus“ lit b: automatic stay); dies betrifft auch materielle Handlungen, wie Mahnung, Aufrechnung, Pfandverwertung etc (umfassendes Moratorium). Der Erlös ist in einer vorbestimmten Befriedigungsreihenfolge auszuschütten (§ 726: distribution bzw § 507: priorities – quasi eine Art Masseschulden); (nur) natürliche Personen können zum Abschluss Restschuldbefreiung erlangen (§ 727: discharge). b) Reorganisationsverfahren. Nach altem Recht (bis 1978 – „Chandler Akt“259) galt 144 folgender Verfahrensablauf.260 Der Plan wurde von einem Treuhänder „gestaltend“ erarbeitet, der dazu einen erläuternden Begleitbericht präsentieren musste (§ 167 Nr 5: „brief statement … in such form and manner as the judge may direct“), der nähere „UrsachenDarlegung“ bringt. Das liegt aber wohl näher bei § 156 I InsO denn § 220 InsO; den Planinhalt (in Parallelität zu § 221 InsO) beschreibt § 216 dann freilich sehr redselig. Darauf erfolgte gerichtlich eine Erörterung mit den Gläubigern (vgl § 169: „consideration“), vor allem bei Großfirmen fachkundige Begutachtung (§ 172: SEC261) und anschließend präventive (!) Überprüfung (auf Gesetzlichkeit [§ 216], Billigkeit [§ 174: fair and equitable] und Durchführbarkeit [§ 174: feasible]); erst nach positivem Gerichtsvotum („approval“) kam es zur Abstimmungsfreigabe (§ 175), mit der Möglichkeit um Zustimmung zu werben (§ 176), und bei positiver Entscheidung („acceptance“) nach erneuter Anhörung und Kontrolle zur finalen Bestätigung des Gerichts (arg § 180: „confirmation“ – Einzelheiten: Art XI bzw § 221 – insb Nr 2: „fair and equitable, and feasible“). Treuhänder, Börsenaufsicht und Insolvenzrichter hatten demnach die Vorhand, die Gläubiger kamen erst recht spät letztlich dann zum Zuge. Unter neuem Recht (ab 1979 – 11–11 USC, dazu schon oben Rn 141) sind praktisch 145 zwei Plantypen grundlegend zu unterscheiden: die gleichsam vorgeplante („strategische“) Insolvenz, der bereits ein ausgefeiltes Restrukturierungskonzept zugrunde liegt, das uU mit wichtigen Gläubigern im Vorhinein schon abgestimmt wurde (sog pre-arranged case) und infolgedessen große Erfolgschancen hat (schnelles Verfahren, schnelle Ergebnisse); und die praktisch erzwungene („taktische“) Insolvenz, mit welcher man sich erst die Luft noch verschafft für die Konzepterstellung (vgl § 1121 lit b: bis 120. Tag) und zum Werben bei den Gläubigern (arg § 1121 lit c Nr 3: bis 180. Tag) um den Plan (sog free-fall case); die Fristen werden oftmals im Einzelfall erheblich verlängert (vgl § 1121 lit d Nr 2: 18 bzw 20 Monate); das Verfahren ist gemeinhin zäh, scheint auch weniger erfolgsversprechend. Vor allem die bereits vorgefertigte Planung (prepackaged plan) als Instrument der Kri- 146 senbewältigung und Sanierung hat dem deutschen Gesetzgeber imponiert (§ 218 I S 2, dazu vgl auch Rn 33 und 182 iVm § 218 Rn 1, 16, 18 f, 87); wenn man noch das Vorverlegen der

259 260

U.S. Pub. Law 75–696 [22.06.1938], 52 Stat. 840. Näheres siehe bei H.R. 95–595 S 224–226; Kramer Das anglo-amerikanische Sonderverfahren … (1976) [PA 45], S 76 ff und Flessner Sanierung und Reorganisation (1982)

261

[AIPR 48], S 81 ff und 270 f. Wegen des Planinhalts siehe bei § 220 Rn 16 und § 221 Rn 10. (United States) Security and Exchange Commission = Börsenaufsicht.

Joachim Münch

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Sechster Teil. Insolvenzplan

Auslösezeit (§ 18) mitbeachtet, und auch die noch neu geschaffene Eigenverwaltung (§§ 270 ff) hinzunimmt, generiert man dann trotz zusätzlicher Begünstigung (dazu näher gleich Rn 147) parallele Erfolgschancen für Eigensanierung. Dabei kann – amerikanisch – aber der vorgefertigte Insolvenzplan auch schon vorher konsentiert (oder uU auch abgelehnt) werden (sog pre-voted prepack) – was sodann förmliche Verfahrensbindung entfaltet (§ 1126 lit b), während in Deutschland nur spätere Abstimmung rechnet (sog post-voted prepack).262 Im neuen „Schutzschirm-Verfahren“ (§ 270b: Rn 30) mag man demgegenüber einen Versuch sehen, die Instrumentarium „taktischer Insolvenz“ nachzuzeichnen. 147 Nötig ist immer Antragstellung. Der Eigenantrag (§ 301: voluntary case) erfordert keinen konkreten Insolvenzgrund; der Fremdantrag (§ 303: involuntary case) dagegen eine Reihe von Formalerfordernissen, welche mangels Information zumeist schwer erst nachzuweisen sind (ansonsten droht Abweisung – Kostenpflicht!) – praktisch erfolgt selten derarte Eröffnung (order for relief) auf Prüfung hin (quasi eine Art Eröffnungsverfahren). Die Praxis beherrscht mithin der Eigenantrag – was späteren Gemeinschuldnern hohe Spielräume lässt (Zweck, Zeitpunkt, Subjektivität etc – Schranke: vollkommen fehlende Restrukturierungsabsicht/-chance – „bad faith“-Einwand). Jener löst einerseits dann das umfassende Moratorium aus (automatic stay, dazu Rn 143), belässt andererseits jedoch – im Unterschied zu ch. 7 – dem Gemeinschuldner das Verfügungsrecht (§ 1107 lit a – sog debtor in possession [DIP]); ein Insolvenzverwalter wird dementsprechend nicht bestellt.263 Das Unternehmen (und hier idR das alte Management) kann demzufolge unter dem insolvenzrechtlichen „Schutzschirm“ weiterwirtschaften und drängende Umstrukturierungen vornehmen. Mittel zum Zwecke ist hierzu der Reorganisationsplan, der aber uU auch die Liquidation oder eine übertragende Sanierung favorisieren kann (§ 1123 lit b Nr 4: sale264). 3. Einzelheiten

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a) Regelungssystem. Das Reorganisationsverfahren des „Chapter 11“ hat vier Teile (subchapter), ist aber noch zudem in recht intensiver Weise mit sonstigem Insolvenzrecht und auch mit Bundesstaatenrecht verknüpft (das erschwert das Verstehen …). Teil 1 (§§ 1101–1116: „Officers and Administration“ [Rn 147] normiert Begriffe, (Amts-) Beteiligte und Prozesse, Teil 2 (§§ 1121–1129: „The Plan“) widmet sich Struktur, Inhalt, Abläufen und bildet das normative Kernstück (Rn 149–154), Teil 3 (§§ 1141–1146: „Postconfirmation matters“ [Rn 155]) beschreibt Rechtsfolgen und Durchführung; Teil 4 bringt schließlich einige spezifische Regeln zu Reorganisationsplänen für Eisenbahnunternehmen (§§ 1161–1174). Das ist historisch leicht begründbar – es war dies der Ursprung des gesamten Reorganisations- bzw Sanierungsrechts: mangelnde Fungibilität (Schienen) und besondere Spezifität (Züge) machte Liquidation unwirtschaftlich (losgelöst von konkreter Unerwünschtheit …).

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Das sieht richtig lediglich MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 170. Auf Antrag mag jedoch ausnahmsweise ein „trustee“ oder „examiner“ bestellt werden (§ 1104 – ausführlicher zur Rechtsstellung: §§ 1106–1109), vor allem bei Misswirtschaft (§ 1104 lit a Nr 1: „fraud, dishonesty, incompetence, or gross mismanagement“), indes auch bei sonstigem berechtigten Inter-

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esse (§ 1104 lit a Nr 2: „if such appointment is in the interests of creditors“). Eröffnet größeren Freiraum gegenüber dem Regelfall (ch. 7), sowohl auf Seiten des Gemeinschuldners (Selbstverwertung!), wie ebenfalls der Gläubiger (Mitbestimmung über Plangestaltung); man „spart“ sich damit Einsetzung eines Verwalters (trustee).

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

b) Planinhalte. Das Gesetz unterscheidet Mussinhalt (§ 1123 lit a [„shall“] – sog 149 mandatory provisions) und Kanninhalt (§ 1123 lit b [„may“] – sog discretionary provisions). Zum Mussinhalt zählt besonders die Gruppenbildung (lit a Nr 1, dazu näher gleich Rn 150), die Festschreibung des Betroffenseins (lit a Nr 2: „not impaired“ bzw Nr 3: „treatment“) und die Gewährung gleicher Behandlung aller einzelnen Gruppenmitglieder (lit a Nr 4), nicht etwa aller Beteiligten; der Schlüssel zur ungleichen Behandlung ist demgemäß die Gruppenbildung (ersatzweise das Einverständnis der Betroffenen, dh sie würden schlechtere Konditionen selbst akzeptieren). Und verordnet wird abstrakt noch ergänzend die Geeignetheit der Maßnahmen zur Umsetzung des Insolvenzplans (lit a Nr 4). Alles Übrige zählt dagegen zum Kanninhalt. Welche Maßnahmen getroffen werden (Rn 151), das bleibt vollständig dem individuellen Strukturkonzept des Planverfassers anheimgestellt und muss nur eben diese globalen „Rahmenbedingungen“ beachten. Zentralelement ist die Gruppenbildung (classes of claims or interests [claim = „against 150 the debtor“ = Gläubigergruppe;265 interest = „in the debtor“ = Gruppe der Eigner – ganz eingehend dazu § 222 Rn 20–27). Gläubiger mit ähnlicher Rechtsstellung können zusammengefasst werden (§ 1122 lit a: „substantially similar“ – ausgenommen zur Verfahrensvereinfachung nur Bagatellen, lit b: „amount that the court approves as reasonable and necessary for administrative convenience“). Außerdem lässt sich grundlegend auch noch zwischen betroffenen und unberührten Gläubigern unterscheiden (§ 1123 lit a Nrn 1–3 bzw lit b Nr 1 iVm § 1124). Alle Gruppenmitglieder sind gleichzubehandeln (§ 1123 lit a Nr 4: „provide the same treatment“). Für alle Gruppen sind jeweils noch die geplanten Maßnahmen anzugeben (§ 1123 lit a Nr 5: „provide adequate means for the plan’s implementation“). Der genaue materielle Inhalt ist inhaltlich kaum beschränkt; das Gesetz nennt dazu nur 151 einige Beispiele (§ 1123 lit a Nr 5: „such as“ bzw lit b Nr 6: „any other appropriate provision not inconsistent with the applicable provisions of this title“). Als Instrumente muss man hervorheben die Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital (sog debt-equity-swap: § 225a Rn 50–75), die quotale Kürzung der Verbindlichkeiten des Gemeinschuldners („hair cut“) und das Zuführen neuen Kapitals („inject“), dies sogar über speziell vorrangig gestellte Darlehen (sog superpriority loans, § 364 – dazu § 225a Rn 92 f) als eine Art Masseschuld bzw gar auch mit Eingriffsbefugnis in Sicherungsrechte. Möglich sind genauso Eingriffe in Verträge (§ 1123 lit b Nr 2), einzelne Regelungen für schwebende Prozesse (§ 1123 lit b Nr 3) und Umgestaltung der Sicherungsrechte von Mobiliargläubigern (§ 1123 lit b Nr 5). Meist bezwecken alle Maßnahmen, den früheren Unternehmensträger zu erhalten (sog stand-alone-plan – wegen Alternativen siehe Rn 147 aE). c) Verfahrensweise. Binnen der ersten 120 Tage (bzw einer gerichtsseitig prolongier- 152 ten Frist) hat exklusiv der Gemeinschuldner die Vorlagebefugnis (§ 1121 lit b – eine natürliche Person muss idR vorher zusätzlich eine Schuldnerberatung durchlaufen haben: § 109 lit h Nr 1), und danach erst können die Gläubiger selbst aktiv werden (Gestaltungsmacht des Gemeinschuldners!). Jeder Gläubiger erhält die Planregelungen („the plan or a summary“) samt Erläuterungen („written disclosure statement“ – näher: § 219 Rn 7, § 220 Rn 17–19) als Information zur Abstimmung (§ 1125 lit b); der genaue Inhalt ist einzelfallabhängig und wird gemäß gerichtlichem Ermessen konkretisiert (§ 1125 lit d: „contains

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Es geht um Zahlungsansprüche oder (Geld-) Schadensersatz wegen Nichterfüllung: § 101 V (Geldliquidation!) – aber nicht eine

specific performance (Insolvenzmaxime der Geldliquidation!).

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Sechster Teil. Insolvenzplan

adequate information“ – wegen Einzelheiten siehe lit a: „to make an informed judgment about the plan“ [Vermögensaufstellung, Geschäftsbericht, Strukturänderungen etc]), jene können nach Zielgruppen auch differieren (§ 1125 lit c: „differing in amount, detail, or kind of information, as between classes“). Dieses Statement bedarf gerichtlich der Bestätigung („Freigabe“), der eine allgemeine Anhörung vorausgeht; das Gericht kann ferner weitere Informationen zufügen lassen. 153 Betroffene müssen zustimmen (§ 1126 lit a: „may accept or reject a plan“); die Abstimmung erfolgt gruppenweise. Es gilt, in „Gläubigergruppen“ (classes of claims) eine doppelte Mehrheit zu erreichen (§ 1126 lit c): einfache Kopfmehrheit (½) plus qualifizierte Summenmehrheit (2⁄3); bei „Eignergruppen“ (classes of interests) hingegen genügt eine qualifizierte Summenmehrheit (§ 1126 lit d: 2⁄3), dabei kann man Störenfriede uU ausschließen (§ 1126 lit e: „whose acceptance or rejection of such plan was not in good faith“). Wer jedoch unbeeinträchtigt bleibt, der gilt per se gesetzlich als zustimmend (§ 1126 lit f). Der Plan muss wenigstens die Zustimmung einer [!] Gruppe „Außenstehender“ (und also einer „Gläubigergruppe“) finden, die beeinträchtigt ist (§ 1129 lit a Nr 10); die Bejahung aller übrigen Gruppen ist sodann ersetzbar266 (§ 1129 lit b Nr 1: cram down [„runterwürgen“] „versus“ § 1129 lit a Nr 8), wenn und weil unfaire Diskriminierung mangelt (negative Schranke: „not discriminate unfairly“) und generell angemessene Beteiligung vorliegt (positive Schranke: „is fair and equitable“ – Einzelheiten: lit b Nr 2). Darin steckt große Gestaltungsmacht des Insolvenzgerichts. Entweder werden schon vorher durch geschickte Gruppenbildung Mehrheiten „organisiert“, man kann durch einige spätere Änderungen weitere Zustimmung versuchen zu erreichen (§ 1127 lit a: modification) oder man muss im Nachhinein das Gericht eben bemühen, faktische Zustimmung herbeizuführen. Dennoch liegt hierin für die Praxis manches Problem (ein Leitmotto ist: „easy to threaten, hard to accomplish“). 154 Nötig zum Schluss ist immer gerichtliche Zustimmung, die wiederum vorher Anhörung der jeweilig Beteiligten verlangt (§ 1128: confirmation hearing); dort können dann Beteiligte Einwände vorbringen. Im Übrigen prüft das Gericht amtswegig bestimmte Kriterien (§ 1129 lit a Nrn 1–16), insb Gesetzmäßigkeit (Nrn 1–3267), Zustimmungserfordernisse (Nrn 7/8 – dies aber nur vorbehaltlich des cram down: lit b, dazu Rn 153), angemessene Beteiligung nach oben (Nr 4: „reasonable“ [Begünstigungsverbot]) wie unten (Nr 7: „not less than“ [Gleichstellungsgebot]) sowie vor allem sachliche Erfolgsaussicht (Nr 11: „not likely to be followed by the liquidation“ – wenn es denn [Regeltatbestand!] ein Sanierungsplan ist) und persönliche Würdigkeit (Nr 3: „plan has been proposed in good faith“). Das Gericht verfügt nur über repressive Kontrollmöglichkeiten, mag aber auch per cram down ausnahmsweise einmal „planerhaltend“ wirken. Schlusspunkt und gleichsam die Überleitung zur Umsetzung (§§ 1141–1146, dazu Rn 155) ist dann die formelle gerichtliche Bestätigung (§ 1129: granted confirmation – lit c: „only one plan“).

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d) Rechtsfolge. Der Plan entfaltet alle die Wirkungen, welche er angibt – verpflichtende wie verfügende (§ 1141 lit a-c iVm § 1142: implemention bzw § 1143: distribution

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Ganz genauso noch § 290 I Nr 3 RegE (dazu § 245 Rn 3 mit 50): BT-Drucks 12/2443 S 93 li. Sp., S 195 li. Sp. und S 208 re. Sp. – hiergegen dann dezidiert aber BTDrucks 12/7302 S 153 li. Sp. („reduziert“) [RA: C I 4 (5)] bzw S 184 li. Sp. („Reduzierung“) [RA: Nr 155] – wortwörtlich dann

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anschließend: „Jedoch erscheint die Zustimmung nur einer von vielen Gruppen als eine zu schwache Grundlage für einen Plan.“ Vgl auch erg § 1129 lit d: Ablehnungsantrag bei Plänen zum Zwecke der Steuervermeidung.

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Vorbemerkungen

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[Frist: 5 Jahre!]) und begründet im Regelfall die Restschuldbefreiung (§ 1141 lit d Nr 1: discharge (als Kernelement des sog „fresh start“) – dies dann für „any debt that arose before the date of such confirmation“ – wegen Ausnahmen siehe Nrn 2–6), und zwar hier – im Unterschied zu § 727 (siehe Rn 143 aE) – dann auch für Gesellschaften, Korporationen, Vereinigungen etc. Ausgenommen ist selbstredend der Fall eines Liquidationsplans. Es sind uU noch später gewisse Plananpassungen erlaubt (§ 1127 lit b: „before substantial consummation“), es mag eine konkrete Überwachung erfolgen (§ 1106 lit a Nr 7 iVm § 1107 lit a: Berichtspflicht), und bei fraud ist die spätere Aufhebung möglich (§ 1144: revocation). Nach erfolgter vollständiger Umsetzung wird das Ende förmlich festgestellt (final decree). e) Erleichterungen. Schließlich gibt es traditionell diverse Sonderregeln für sog small 156 business cases (näher dazu siehe § 101 Nr 51C iVm Nr 51D: small business debtor bei weniger als ca. 2,5 Mio $ [sic!] Schulden), dazu zählen etwa: monatliche Berichtspflicht (§ 308 lit b) in ganz spezieller Form; Verzicht auf Einrichtung des Gläubigerausschusses (§ 1102 Nr 3), aber zusätzliche Verwalterpflichten (§ 1116), insoweit ein Verwalter bestellt ist; der Gemeinschuldner hat ausschließlich die Antragsbefugnis (§ 1121 lit e) und das Gericht die Möglichkeit, das disclosure statement wegzulassen (§ 1125 lit f). 4. Divergenzen amerikanischen Reorganisationsrechts. Trotz doch der inhaltlichen 157 Orientierung des deutschen Gesetzgebers am amerikanischen Verfahren („Blaupause“ – hierzu Rn 140, ferner: § 217 Rn 15; § 219 Rn 3 und 5; § 222 Rn 25) gibt es auch verschiedene strukturell auffallende Unterschiede, ungeachtet der vollkommen divergenten praktischen Wichtigkeit. Insbesondere drei Punkte sind anzusprechen. (a) In den USA ist eher das Modell alten (deutschen) Rechts verwirklicht mit Parallellauf genetisch verschiedener, zweckgeprägter Verfahren, welche selbständigen Regeln anheimfallen (dazu Rn 158): Konkurs (bzw Liquidation / ch. 7) und Vergleich (bzw Sanierung / ch. 11) – jeweils mit Möglichkeit des Überwechselns („H-Modell“), während §§ 217 ff InsO gezielt ins normale (einheitliche) Insolvenzverfahren integriert wurden („Y-Modell“) und auch für anderweitige Verfahrensziele (Rn 39–53) bereitstehen.268 (b) Praktisch gibt es unter amerikanischem Recht überwiegend nur Eigenanträge269 (dazu Rn 159 f), idR losgelöst von Insolvenz, rechtlich fehlt es meist an einer Kontrollinstanz wie dem Insolvenzverwalter; deshalb liegt die Herrschaft ganz maßgeblich beim Gemeinschuldner als „Massesubjekt“ (debtor in possession – „DIP“), der auch zudem weiter Verfügungsbefugnis behält. Und sein Gestaltungsspielraum ist noch immens viel größer, zumal es weder Eröffnungsgründe noch Eröffnungsverfahren gibt … Das Planverfahren ist mithin praktisch Eigenverwaltung. (c) Weitergehend scheinen auch die Zustimmungserfordernisse auf Gläubigerseite insoweit herabgesetzt (dazu Rn 161) als die Insolvenzgerichte am Ende dann (trotz allem) wohl doch meistens großzügig Zustimmungsersetzung verordnen (cram down), zumal auch die Sachkriterien schlecht justiziabel sind. Der amerikanische „Plan“ ist Mittel zur Reorganisation (Rn 157 [a]), namentlich des 158 Schuldners in eigener Verantwortung. Insgesamt greift mithin das deutsche „Modell“ deut-

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Dies sehen auch ua FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 30 und § 218 Rn 3; Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 217 Rn 4; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 49–51; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 2; MünchKomm/Eidenmüller

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InsO3 Vor §§ 217 ff Rn 20 – konkreter zum Vergleich: Rn 19 „versus“ Rn 21. Dazu vgl auch BGH ZZP 123 (2010), 243, 245 {13–16} [II 2c] = aaO (Fn 249) mit BAGE 121, 309, 312 {15–17} [B II 1a aa/bb] = aaO (Fn 249).

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Sechster Teil. Insolvenzplan

lich weiter (§ 217 InsO!), eröffnet sogar kleinere „Normkorrekturen“ durch verfahrensleitende“ Pläne (Var 3: § 217 Rn 4, 64–67). Die „Sanierungsidee“ ist eben nicht vorweg gesetzt, muss sich argumentativ erst noch verfestigen. Überhaupt ist letztlich der rechtsmethodisch konkret zugrunde gelegte Zugang grundverschieden: im deutschen Recht die (ausnahmsweise) Möglichkeit parteiautonomer Disposition, im amerikanischen Recht die stärker materiellrechtliche Deutung jenes Rechtsinstitutes (vgl § 217 Rn 27). Dazu kommt verstärkend noch hinzu: 159 Der Gemeinschuldner steht von vornherein nicht im Mittelpunkt eines deutschen Planverfahrens (Rn 157 [b]), sondern die bestmögliche Befriedigung der anderen (arg § 1 S 1); er hat infolgedessen niemals die Vorhand (trotz des Rechts zur eigenen Planvorlage [§ 218 I S 1 Var 2] mitsamt den Chancen zeitlicher Privilegierung [§ 218 I S 2] und auch trotz Möglichkeit einer Eigenverwaltung [§§ 270 ff – als Pendant zum debtor in possession – „DIP“]270 samt Schutzschirm [§ 270b InsO], denn das sind Ausnahmen – sogar dann dominieren noch die Gläubigerinteressen [§ 270 II Nr 2 InsO] –, nicht etwa das Regelbild einer Insolvenz). Das Gericht „führt“ anfangs den Verfahrensablauf (Insolvenzeröffnung), und nachfolgend bestimmt maßgeblich die Gesamtheit der Gläubiger (Insolvenzverfahren): § 57 S 1 InsO (Verwalterwahl), aber insb hier § 157 InsO: S 1 (Stilllegungsbeschluss) „versus“ S 2 (Fortführungsplanung) – jenes belegen nicht zuletzt § 157 S 2 Hs 2 und § 233 S 2 Var 2 InsO (dort Rn 24)! Einem Gemeinschuldner fehlt auch das „Exklusivrecht“ für die Planerstellung“ (§ 218 I S 1 InsO) und gleichfalls – trotz der Vorverlagerung durch den § 18 InsO – die Rechtsmacht, den für ihn richtigen oder passenden Zeitpunkt zu bestimmen. 160 Es gilt mithin, Objektives zu betrachten (Rechtsfragen), nicht etwa nur „Atempausen“ zu organisieren. Hierzu kommt noch ein weiteres: Erst der Plan als solcher verfügt die Separierung bzw Gruppierung – und nur wenn es denn um eine unmittelbar planbezogene Abstimmung geht (§ 235 I S 1 InsO [„über den Plan abgestimmt“] iVm § 243 InsO), aber nicht schon vorher, hinsichtlich mittelbarer Zielvorgaben271 (iSv Rn 159 aE). Nur intragruppal für Fremdgläubiger ist das Mehrheitserfordernis für die Planabstimmung etwas qualifizierter (§ 1126 lit c: qualifizierte Summenmehrheit [2⁄3]) plus einfache Kopfmehrheit [½], indes doch als absolute Mehrheit! – § 244 I InsO: einfache Summen- [Nr 1] und Kopfmehrheit [Nr 2] – immer bloß als relative Mehrheit!); intergruppal genügt demgegenüber die Zustimmung allein einer Gruppe, um dann richterlichen Einigungszwang zu üben (§ 1129 lit a Nr 10 „versus“ § 245 I Nr 3 InsO – siehe: Rn 153 mit Fn 266 und Rn 157 [c] bzw Rn 114). Am Ende reicht demgemäß, falls der Gemeinschuldner nur einen Großgläubiger für sich gewinnen kann … – und hernach der Richter den anderen den vorgelegten Reorganisationsplan „hineinwürgt“. Das deutsche (Plan-) Verfahren ist demnach sehr viel stärker gläubigerorientiert. 161 Ein grundlegend wichtiger Unterschied ist außerdem das komplett andere Verständnis von Richtermacht. Der deutsche Insolvenzrichter ist Kontrolleur des Geschehens, durchaus mit der Befugnis zur richterlichen – reaktiven – Amtsprüfung (§ 231 I S 1 InsO [Vorkontrolle]; § 250 InsO [Nachprüfung]), teilweise proaktiv gestaltet (§ 245 InsO – Obstruktionsabwehr), zuweilen auch bewusst antragsgebunden (§ 251 InsO – Minderheitenschutz). Es herrscht aber durchweg jedoch (Ausnahmen: § 231 I S 1 Nrn 2 und 3; §§ 245

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Nerlich/Römermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 66–68. Regelfolge ist Verwertung (§ 159 Hs 1 InsO) – ihr muss somit zuerst Einhalt gebo-

ten werden: über die Gläubigerversammlung (§ 159 Hs 2 InsO) oder bei entsprechender Planvorlage per gerichtlichem Moratorium (§ 233 S 1 – aber: S 2 Var 1).

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

II Nr 3, 251 I Nr 2) eine Konzentration bei der Kontrolle auf die Rechtmäßigkeit, die Zweckmäßigkeit richtig einzuschätzen bzw subjektive Chancen und Risiken abzuwägen272, obliegt alleinig den einzelnen Gläubigern. 5. Bedeutung. Die strukturellen Divergenzen bedingen, dass man kaum einzelne „An- 162 wendungshilfen“ zur Norminterpretation bekommt, aber vielleicht doch „Verständnishilfen“ für die konkret intendierte Wirkung bzw für die Normintention – welche sich natürlich dann in völlig anderem Umfeld erst autonom noch bewähren muss. Insoweit sind skeptischere Einschätzungen eher angesagt273 als etwa die reichlich euphorische Übernahme kasuistisch geronnener Resultate, wie etwa zur Statthaftigkeit einer Gruppenbildung274 (dazu § 222 Rn 25–27). Das wäre gewiss einerseits viel zu viel abverlangt, andererseits aber inhaltlich und dogmatisch kaum haltbar – das auch im Fall einer Plansanierung bzw Reorganisation (Rn 158). Und auch die konkreten Grundeinschätzungen schwanken, welches Recht jeweils die 163 flexiblere Rahmenvorgabe bereithält:275 wer von ureigen materiellem Verständnis ausgeht, dem werden amerikanische Regeln insgesamt eher beengend sein; wer prozessuale Dispositionsmacht „freischaltet“ (so wie es der deutsche Gesetzgeber angelegt hat, vgl Rn 158 und Rn 167 mit § 217 Rn 27), sieht unfassbare Weite rezipiert … Vielleicht liegt gerade darin inhaltlich die wirkliche Botschaft: das Muster amerikanischen Rechts transportierte das Grundverständnis, dass am Ende die betroffenen Gläubiger selbst am besten zu entscheiden vermögen, was gut für sie ist – oder uU auch: was gut für andere sein sollte. Die Ermöglichung gruppenweiser Segmentierung, die Aufgabe der strikten Gleichbehandlung der Gläubigerschaft (die unter altem Recht nur allenfalls rudimentär angedeutet war: § 8 II S 1 VglO, dazu Rn 56 bzw § 226 Rn 6–8), inklusive absonderungsbefugter Gläubiger (später auch Eigner), und schließlich der Einigungszwang (§ 245) sind ausschlaggebend. Es war eher die Idee als solche, die mithin überzeugen konnte. Eidenmüller sieht noch mehr die gezielte ökonomische Analyse als Ideengeber276 – und 164 tatsächlich bemüht die Regierungsbegründung entsprechende Argumentationsmuster.277 Daraus indes dann die Auslegungsregel maximaler ökonomischer Effizienz „herauszulesen“, so wie es Eidenmüller folgert, geht mE doch zu weit.278 Sicher, Verhandlungslösung,

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Näheres siehe bei Kemper Die U.S.-amerikanischen Erfahrungen mit „Chapter 11“ (1996), S 175 f, 247 f mit S 166 ff. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 Vor §§ 217 ff Rn 20: „Wert als Hilfsmittel für die Auslegung und Fortbildung der §§ 217 ff. [sei] begrenzt.“ – indes trotz allem im Einzelfall uU hilfreich: Rn 22. So wie hier FK/Jaffé InsO9 § 222 Rn 21–23 (originäre Begriffspräzisierung notwendig) mit § 217 Rn 37; eher skeptisch auch Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 222 Rn 4 mit Fn 2 – relativ unkritisch dagegen K Schmidt/Spliedt InsO19 § 222 Rn 1; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 222 Rn 1 („dem US-amerikanischen Recht entnommen“). Sehr widersprüchlich zur Gruppenbildung etwa Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 222 Rn 42 („[InsO] deutlich liberaler und offener“) bzw Rn 45: („Gesamtflexibilität

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der Regelungen im amerikanischen Recht größer“). MünchKomm/Eidenmüller InsO3 Vor §§ 217 ff Rn 23 ff., insb Rn 28 (Auslegungsmaxime) mit Eidenmüller Effizienz als Rechtsprinzip (20053) S 450 ff bzw auch Unternehmenssanierung (1999), S 49 ff. BT-Drucks 12/2443 S 75–77 [A 2 mit 3a]: „marktkonforme Insolvenzbewältigung ermöglichen“ (S 77 li. Sp.); „Postulat der Marktkonformität“ (S 77 re. Sp.) – Schlussfolgerungen: S 77–80. Insb S 78 li. Sp. [A 3a cc] sieht sich dem (unzitierten) Pareto-Optimum verpflichtet. Hier scheint mir eher der Wunsch der Vater des Gedankens (ohne ökonomische Realitäten abzuleugnen …), hierzu krit auch ua Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 2.39 f.

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Vor §§ 217–269

Sechster Teil. Insolvenzplan

Gruppenbildung und Ausgleichsregeln im Verhältnis von Mehrheit zu Minderheit, deuten dies an, würden aber ebenso auch tradierte Vertragssituationen betreffen – es gilt weiter das Primat des Rechts. Mir scheint nicht bedacht, dass auch in den USA – bescheiden und im Nachhinein – bloß durch nähere ökonomische Erwägungen seine Stimmigkeit untermauert wurde. IV. Normsystem

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1. Divergenzen zum Vergleichsrecht. Der Plan ist kein (Kollektiv-) Vergleich, weder materiell (§ 779 BGB) noch prozessual (§ 794 I Nr 1 ZPO) – schon von daher ist seine Rechtsnatur eigenständig auszudeuten (dazu Rn 212). Er hat – deswegen? – auch einen gänzlich neuen Namen bekommen (dazu Rn 3, 17). Und auch die Rahmenbedingungen von Plan- und (Privat-) Vergleichsverfahren (dazu Rn 80–82) sind völlig disparat konzipiert – man wollte bewusst die erkannten VglO-Mängel vermeiden.279 Zunächst gewiss noch auf Sanierungen zwar fokussiert („Reorganisationsplan“ im Kommissionsvorschlag) wird er dann als „Insolvenzplan“ einiges „zielneutraler“ ausgerichtet (insb Rn 41–43, 108). Es gibt einerseits zwar sicher Kontinuitäten in Spezialfragen, andererseits war zwangsläufig erforderliche Parallelität mit dem Konkursrecht verzichtbar (insb §§ 25 ff, 38 ff, 50–54, 56 ff, 66 ff VglO); die Grundansätze wurden jedoch völlig umgekrempelt. Es gibt manche Unterschiede, die wohl wichtigsten sind: 166 keinerlei separates Verfahren (VglO/KO – „Zweispurigkeit“), stattdessen „integriertes“ Modell mit autonomer Bestimmbarkeit jeglichen Verfahrensziels („Variabilität“); Einbeziehung gesicherter Gläubiger (§§ 217 S 1, 223 – §§ 25–28 VglO) und auch von Anteilsinhabern (§§ 217 S 2, 225a, 238a, 245 III, 246a, 254a II); Vorlagerecht von Gemeinschuldner wie Insolvenzverwalter (§ 218 – § 2 II 1 S 2 VglO, aber vgl auch § 270b); Möglichkeit gruppenspezifischer Gestaltungen (§§ 222/226 – § 8 VglO), dh „Verabschiedung“ der par conditio creditorum und ganz neues Abstimmungsprozedere (§§ 237 ff, insb §§ 243–245 – § 74 VglO) mit einem höheren „Zwangsfaktor“; Gläubigerentscheidung statt („moralisierend“) einer Schuldnerwürdigkeit (§ 235 ff – §§ 17/18 VglO), Verzicht auf konkrete Mindestbefriedigungsquoten (im Gegensatz zu § 7 VglO – siehe dazu bei Rn 80 iVm 77–79 bzw § 224 Rn 10), einschließlich der Möglichkeit zur Entschuldung (§ 227 I); privilegierter (differenzierterer) Kreditrahmen (§§ 264–266 – § 106 VglO). 2. Binnensystematik

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a) Grundstruktur. Der sechste Teil (§ 217–269) regelt das Insolvenzplanverfahren, allerdings nur im Kernbereich. Es sind dieses die „Ausführungsnormen“ zur „großen Verheißungsnorm“ des § 1 S 1 [Hs 3], wenn und weil „in einem Insolvenzplan eine abweichende Regelung insbesondere zum Erhalt des Unternehmens getroffen“ werden soll (vgl § 1 Rn 7–19 [Henckel]). Die „kleine Verheißungsnorm“ des § 217 nimmt dann diesen Ball auf und eröffnet die konkrete Möglichkeit prozessualer Disposition als Ausnahmefall im Prozessrecht: einige wichtige Bereiche „können in einem Insolvenzplan abweichend von den Vorschriften dieses Gesetzes geregelt werden“ (S 1 Hs 3 aE). Was das Schiedsverfahren (§§ 1025–1066 ZPO) für das Erkenntnisverfahren, ist das Planverfahren für das (Gesamt-) Vollstreckungsverfahren – aber: es geht hier mehr um Abläufe, nicht aber die strukturelle

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EB Mot S 15–17, 91 f [LS 1.1.2], 154/155 iVm S 155 mit BT-Drucks 12/2443 S 194 re. Sp. [VB], vgl auch erg Balz Sanierung von

Unternehmen oder Unternehmensträgern? (1986), S 14–18 und BAG ZIP 2013, 2268, 2272 {44–46} [B II 2c bb] = NZI 2013, 1076.

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Verfasstheit, das Verfahren bleibt natürlich Staatsverfahren – aber als eine Art Sonderverfahren. Die Gliederung in drei Abschnitte folgt dem natürlichen Laufe des Verfahrens: von der 168 Planaufstellung (§§ 217–234: Rn 173 f) über Planannahme und -bestätigung (§§ 235– 253: Rn 175 f) bis zur Umsetzung der Wirkungen (§§ 254–269: Rn 177 f). Der Kommissionsvorschlag war ebenfalls dreischrittig: Allgemeines (LS 2.1.1–3), Verfahrensrecht (LS 2.2.1–32), Überwachung (LS 2.3.1–10), wobei die „Mitte“ den klaren „Löwenanteil“ bildet. Der Vorspann (2.1) ist entfallen, der Rest wurde ganz neu im Gesetz aufgegliedert, weithin unter Bewahren jener Reihung bzw letztlich in Anlehnung an LS 2.1.2 II: Planaufstellung (S 1: LS 2.2.1–2.2.11), Planannahme und -bestätigung (S 2: LS 2.2.12–19 bzw S. 3: LS 2.2.21–23 und 25); Umsetzung der Wirkungen (LS 2.2.24, 26–29 bzw LS 2.3.1–5 und 8). Arten (LS 2.1.1.) und Ziele (LS 2.1.2) des Reorganisationsverfahrens finden sich in § 1 S 1 und § 217 S 1 immerhin teilweise angedeutet, mit entweder noch größerer Abstraktionshöhe (§ 1 S 1 Hs 3) oder mit mehr Konkretisierung (§ 217); die Sonderregel zur subjektiven Reorganisationsfähigkeit (LS 2.1.3: „steht allen unternehmerisch tätigen [Gemein-] Schuldnern offen“) war mittelbar nur umgesetzt (über § 312 III InsO: Unanwendbarkeit der Planregeln bei Verbraucherinsolvenz), was inzwischen ganz aufgehoben wurde (dazu Rn 1, 19 und 25 f). Als Desiderat blieben letztlich die Möglichkeiten gesellschaftsrechtlicher Veränderungen (LS 2.2.20 mit 2.4.9.1–13: § 225a Rn 2–4) und Vorschläge für Absicherungen der Plandurchführung (LS 2.2.30–32) – hier hat erst das ESUG wichtige Nachbesserungen gebracht. Nachhaltig zur Effektivität des Verfahrens trägt aber die weitergehende Aufgliederung 169 in praktische Verfahrensabschnitte bei, welche sich im Normsystem nicht zwangsläufig abbilden: eigentliche Planaufstellung (§§ 217–222, 229/230), welche auch Regeln inhaltlicher Ausgestaltung präzisiert (§§ 223–227), gerichtliche Vorkontrolle (§ 231), Information der Beteiligten (§ 232–234); Mehrheitsfindung der Gläubigerschaft (§§ 235–246) und Zustimmung von Betroffenen (§§ 246a, 247) einerseits, gerichtliche Befassung andererseits (§§ 248–253), es sei im präventiven Zugriff („Planbestätigung“) oder als eine gezielt initiierte, repressive Prüfung („Minderheitenschutz“), weitere Rechtsmittel mit inbegriffen (§ 253); Planumsetzung (§§ 254–259) und deren weitere Begleitung (§§ 259a/b, 264–266) und Überwachung (§§ 260–263, 267–269). Das illustriert den Regelablauf … b) Einzelnormen. Man könnte alternativ ebenso funktional – entsprechend histori- 170 schen Vorbildern – die stärker materiellen Regeln („Planprivatrecht“ – insb §§ 223–225a, 227, 228, 230 III, 249, 254–255, 259b, 263 f) von eigentlichen Verfahrensregeln („Planprozessrecht“) unterscheiden und dort weiter gliedern – zugestanden im Holzschnitt – in Regeln zu Formen (insb §§ 219–222, 229/230, 240, 249), Verfahrensgarantien (insb §§ 226, 231, 245, 247 II, 250 f), Ablauf (insb §§ 218, 232, 234–239, 241–244, 246 f, 247 I, 248 f, 252 f, 256, 258, 260–262, 267–269), Verfahrenswirkungen (insb §§ 233, 254–254b, 257, 259, 265 f). Das Planverfahren präsentiert sich als eine offensichtlich geschlossene Gesamtregelung 171 (aber: Rn 179–183). Dennoch treten manche Normen stärker als andere ins Licht, eine Art „Leitregelungen“ bilden insbesondere: – § 217 als einleitende, grundlegende Dispositionsnorm; – § 218 (Vorlagebefugnis) mit §§ 219–221, 229/230 (Inhaltsvorgaben) – hier wird erst konstituiert, was denn ein „[Insolvenz-] Plan“ ist; – die Gruppenbildung (§ 222) als Form einer materiell modifizierten Gleichbehandlung (§ 226) und Bruch mit der Regel der par condition creditorum samt starker Änderungen im Stimmmodus (§§ 243, 244 I: Gruppe statt Plenum);

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Vor §§ 217–269

Sechster Teil. Insolvenzplan



Möglichkeit(en) gerichtlicher Überprüfung (§ 231; 248–253 – dazu vgl noch erg Rn 172); – § 245 als sog Obstruktionsverbot („cram down“: Rn 153), um bisweilen erforderliche „Gruppendisziplin“ zu erzwingen; dahinter steckt eine elegante Lösung fürs „Akkordstörerproblem“ – der Konflikt wird insoweit etwas „entpersonalisiert“; – die Festschreibung umfassender Planwirkungen (§§ 254–254b) – „für und gegen alle Beteiligten“, auch Nichtanmelder oder „Gegenstimmer“; – §§ 255–257, 259a/b, 264–266 als eine Art Störungsregeln. Dabei sind namentlich etwa das Obstruktionsverbot wie auch die Gruppenbildung in ihrer Grundform amerikanischem Reorganisationsrecht entnommen, dem auch die Idee der möglichst selbstgestalteten Insolvenzabwicklung entstammt. 172 Ein Sonderproblem bildet die rechte Balancierung der Verantwortung, dies führt zu einer mehr teleologisch geprägten Dreiteilung. Vorderhand genießt der Planersteller maximale Planautonomie; er beherrscht die Gestaltung mit „seinem ersten Aufschlag“ (§§ 218–230).280 Die Planvorlage verlagert das Gewicht stark auf die Beteiligten, welche letztlich ja zustimmen müssen281 (§§ 234–247), während danach meist dann der Verwalter gefordert ist282 (trotz § 259, wegen §§ 260–263). Gleichsam als Scharnier wirkt dazwischen gerichtliche Kontrolle, beim Übergang vom Vorleger (§ 231 – sog Vorprüfung) und nach der Beschlussfassung (§§ 248, 250–253 – sog Bestätigung).

173

3. Erster Abschnitt. §§ 217–234 regeln die „Aufstellung des [Insolvenz-] Plans“ und zielen letztlich schwerpunktmäßig auf die Begrifflichkeiten dieses neuartigen Rechtsinstituts (was macht den Insolvenz-„Plan“ aus?) – und zwar aus drei verschiedenen Blickwinkeln: prozessuale Behandlung (§§ 217, 218; 231–234), äußere Formen (§§ 219–222, 229/230), materielle Gestaltung (§§ 223–228). Sie betreffen das Intervall von der Einreichung (§ 218 – „erste Entäußerung“, diejenige von Seiten des Vorlegers) bis zur Niederlegung (§ 234 – „zweite Entäußerung“, diejenige von Seiten des Gerichtes). Eine eigene Sonderstellung erhält zugleich § 217 als eine Art Solitär oder Vorbote. Er schwebt schließlich über allen drei Abschnitten und stellt den Konnex mit § 1 S 1 Hs 3 her: Möglichkeit prozessualer Disposition.

174

Was sehr vernachlässigt wird, ist insoweit die Vorphase, dh die eigentliche Konzeptionierung des Insolvenzplans; die sog Planaufstellung findet lediglich ganz beiläufig einmal Erwähnung (§ 218 III: „wirken … beratend mit“ – und dies auch bloß bei Verwalterplänen [§ 218 I S 1 Var 1: „Initiativplan“: dort Rn 39–45] wie „Auftragsplan“: dort Rn 46–54], nicht aber bei Schuldnerplänen [§ 218 I S 1 Var 1: dort Rn 55–78]). Dennoch werden gewiss hier „die Karten gemischt“, was das Sanierungskonzept angeht: Durchführbarkeit, Planregelungen, Gruppenbildung, Konsensfähigkeit etc – darüber wird sehr früh bereits entschieden, in relativ informellem Prozess. Dies ist auch allemal gut so, um die vielbeschworene Eigenbestimmung der Gläubigerschaft herauszufordern.

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4. Zweiter Abschnitt. §§ 235–253 formulieren einen Einheitstitel mit „Annahme und Bestätigung des [Insolvenz-] Plans“ und fassen hierdurch das Kernstück dessen, was die 280

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Aber ebenso auch danach noch (§§ 233, 240, 254–254b), ferner „planberichtigend“ später § 221 S 2 iVm § 248a. Dem Vorleger bleibt freilich die Möglichkeit zur Planrücknahme (falls Änderungen nicht hinreichen): § 218 Rn 103–111.

282

Der auch vorlegen kann (§ 218 I S 1 Var 1) und dann „seinen“ Plan überwacht (Kongruenz anstatt Divergenz).

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Insolvenzrechtskommission dezent „Verfahrensrecht der Reorganisation“ nannte (EB LS 2.2 – hier insb dann LS 2.2.12–2.2.19 bzw LS 2.2.21, 23, 25); das deckte ebenfalls jedoch die sog „gesellschaftsrechtliche[n] Änderungen“ (EB LS 2.2.20 mit 2.4.9.1–13 [„Unternehmens- und gesellschaftsrechtliche Verhältnisse“, vgl § 225a Rn 2–4), wie denn überhaupt noch ein komplettes „viertes Regelungspaket“ nachfolgte (EB LS 2.4: „Materielles Recht der Reorganisation“) und ein anderes bereits vorausging: die insoweit gerichtsseitige, formalisierte Weichenstellung zwischen Reorganisation und Liquidation (EB LS 1.1.1 – hier insb dann Abs 2: „Vorverfahren“ iVm LS 1.3.4). Ersteres hat erst das ESUG gebracht (Rn 135–139 bzw § 225a Rn 1 und 7–10) – jedoch deutlich im Normtext verdichtet –, letzteres wurde demgegenüber nicht umgesetzt (Rn 83 f und 108 f – Konzeptionsänderung!). Jenes vorausgeschickt wirkt dann die Gesetzesregelung (einstmalig 19, inzwischen 22 176 Paragraphen) gegenüber den doch nur 11 Leitsätzen zunächst eher hypertroph. Der Abschnitt ist trotz der Klammerung per Obertitel zweiteilig angelegt – es geht um perspektivisch unterschiedliche Planbeurteilung: einmal von Seiten der Beteiligten („[Plan-] Annahme“: §§ 235–247 – EB LS 2.2.12–19), dh interessengeleitet, hiernach von Seiten des Gerichts („Bestätigung“: §§ 248–253 – EB LS 2.2.19, 21, 23), mit anderem Fokus, nämlich der Rechtskontrolle. Allerdings fehlte in den Kommissionsvorschlägen das Obstruktionsverbot (§ 245), der Zustimmungsakt des Gemeinschuldners (§ 247 – sowie ergänzend in Anlehnung daran § 246a) und der Minderheitenschutz (§ 251) – alles offenbar Vorschriften, um Vorbehalte etwas abzufedern und zugleich vom intragruppalem qualifizierten Mehrheitsgebot mit zusätzlicher intergruppaler Einstimmigkeit (EB LS 2.2.17) schließlich doch noch loszukommen. Das erklärt nicht zuletzt die signifikant gestiegene Normendichte. 5. Dritter Abschnitt. §§ 254–269 beherbergen einen Doppeltitel, der deutlich hetero- 177 gene Materien verkoppelt, so wie es die InsO anderweit auch macht (§§ 35 ff, 56 ff, 103 ff). Einerseits sind Gegenstand die „Wirkungen des [bestätigten] Plans“ (§§ 254–259b), unmittelbare (§§ 254–254b, 257–259) wie mittelbare (§§ 255, 256, 259a/b, dazu zählen wohl ebenso §§ 264–266) bzw deutlich materiell geprägte (§§ 254–255, 259b) wie stärker prozessuale (§§ 256–259a, wohl wiederum auch §§ 264–266). Diese genaueren Untergliederungen schimmern etwas allenfalls durch. Dabei sind die materiellen Rechtsfolgen immer planimmanent, rühren damit also von § 217 iVm §§ 221/222 her. Vorbehaltlich von Zustimmung und Bestätigung gilt als Plan, was vorgelegt (§ 218) oder angepasst (§ 240) wurde. Die betont materiellen Folgen (man könnte ebenfalls hierher § 257 [zugunsten der 178 Gläubiger] bzw § 259 I S 2 [zugunsten des Schuldners, aber vgl auch § 263] rechnen) schlagen die Brücke zum Korrelat. Andererseits ist Gegenstand die „Überwachung der Planerfüllung“ (§§ 260–269 – indes wohl ohne die §§ 264–266 [Rn 177], dafür aber mit § 259 II), das zielt vordergründig starr auf materiell kategorisierte Umsetzung („Erfüllungsakte“), meint aber auch den Gesamtvorgang der Planumsetzung (dies erklärt etwa §§ 262/263, dann jedoch im Grunde auch §§ 264–266). Deswegen traf es die Insolvenzrechtskommission mit ihrem Titel genauer (EB LS 2.3: „Überwachung der Plandurchführung“), und der ESUG-Gesetzgeber hätte auch § 248a gewiss dann leichter hier verortet. 6. Gesamtsystematik a) Insolvenzrecht. Jenseits der direkten „Ausführungsnormen“ (§§ 218–253: Rn 167) 179 gibt es noch einige „Zuweisungsnormen“, welche dann im jeweils einschlägigen Sachzusammenhang die konkrete Gestaltbarkeit per Insolvenzplan vorsehen: Art und Weise der abschließenden Rechnungslegung des Insolvenzverwalters vor der Gläubigerversammlung (§ 66 I S 2) bzw Überschreitung der Kappungsgrenze für Sozialplanforderungen infolge BeJoachim Münch

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Sechster Teil. Insolvenzplan

triebsveränderung (§ 123 II S 2, dort Rn 49–52 [Giesen]); Festsetzung einer Nachschusspflicht für Mitglieder einer Genossenschaft (§ 105 I S 2 GenG). 180 Man findet weiterhin noch spezielle „Modifikationsnormen“, die das reguläre Regelungswerk auf Sonderumstände anpassen, insb die Vorgehensweise bei Masseunzulänglichkeit (§ 210a283 [Nachrangposition regulärer Insolvenzgläubiger] – allemal aber perplex: § 258 II [Vollbefriedigung der Massegläubiger], näher dazu siehe dort Rn 17, 26) und Eigenverwaltung (§ 284) sowie auch noch zum Insolvenzfall mit Auslandsbezug, und zwar zur Befugnis ausländischer Insolvenzverwalter (§ 357 III: Gleichbehandlung) und zu den Mehrheitsvorgaben inländischer Partikularverfahren (§ 355 II bzw Art 102 § 9 EGInsO: Einstimmigkeit für „Einschnitte“). Zu nennen ist ferner noch § 116 GenG [in Anlehnung an § 115e GenG/aF] mit besonderen Regelungen für Insolvenzpläne bei Genossenschaften (§ 222 – vgl Rn 35 und 165 f),284 die Einbeziehung des Pensions-Sicherungs-Vereins VVaG285 (§§ 7 IV S 5, 9 IV BetrAVG – vgl § 222 Rn 35 und 164; § 231 Rn 20 mit Fn 41) und die gesetzesseitig absolute Gleichbehandlung der Schuldverschreibungsgläubiger aus Gesamtemission (§ 19 IV SchVG: „gleiche Rechte anzubieten“ – in Anlehnung an § 19a I SchVG/aF); darauf wird jeweils noch im maßgebenden Sachzusammenhang hingewiesen. 181 Wichtig sind daneben zwei weitere Normen (§§ 156/157), welche man bündig „Zuführungsnormen“ heißen mag; sie erstreben, die Planidee im Normalverfahren zu aktivieren. Der Berichtstermin des Insolvenzverwalters vor der Gläuberversammlung dient dazu, die Beteiligten über Chancen und Risiken eines Insolvenzplans zu informieren (§ 156 I S 2 Var 2). Wenn es dort heißt, es seien die „Möglichkeiten für einen Insolvenzplan“ darzulegen, so zielt das in beide Richtungen: auf das Positive (Chancen) wie das Negative (Risiken) – welche sodann insgesamt gegeneinander abgewogen werden müssen. Dabei ist zudem der gesetzgeberische Gesamtzusammenhang ausschlaggebend: der Plan bringt (nur) das Mittel zum Ziel! Zweck wäre, den Schuldner zu sanieren (Var 1: im ganzen oder in Teilen [!] zu erhalten“), und als Motiv dafür wirkt, dass die Befriedigung der Gläubiger sich besser darstellt als bei Zerschlagen durch Liquidation (Var 3: „welche Auswirkungen … für die Befriedigung … eintreten würden“). Hier liegt eine verfahrensmäßig entscheidende Weichenstellung (§ 157 S 1 und 2 – näher: § 218 Rn 3), ohne dass dies als finale Entscheidung wirkte (§ 157 S 3). Die „intensivste Aktivierung“ (aber nur eine nachträgliche286) ist zweifelsohne die Ein182 führung des sog Schutzschirmverfahrens im Zusammenhang mit der Eigenverwaltung (§ 270b „Vorbereitung einer Sanierung“). Der noch nicht zahlungsunfähige Schuldner kann erreichen, auf Eigenantrag hin, über eine Vorlagefrist (von maximal drei Monaten: Abs 1 S 2) noch Zeit zu bekommen, um einen überzeugenden Insolvenzplan vorzubereiten, aber nur wenn und weil „die angestrebte Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos [ist]“ (Abs 1 S 1). Das verschafft ein Zeitfenster zur Planvorlage. Was § 218 I S 2 bereits im Vorfeld ermöglicht (pre packaged plan: § 218 Rn 16), soll über § 270b I S 1/2 auch noch später gestattet werden: die eigengesteuerte und -verantwortete Sanierung im Verfahren. Primär ist der Antrag auf die jeweilige Eigenverwaltung gerichtet (§§ 270 ff), welche dem Schuld-

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Art 1 Nr 13 ESUG [in Kraft ab 01.03.2012 (Art 10 S 3)]. Art 49 Nr 38 EG InsO [in Kraft ab 01.01. 1999 (Art 110 I], dazu BT-Drucks 12/3803 [RV] S 94 und BT-Drucks 1273/03 [RA] S 112 re. Sp. – dazu: Scheibner DZWIR 1999, 8; Beuthien/Titze ZIP 2002, 1116.

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Art 91 Nrn 2 und 4d EG InsO [in Kraft ab 01.01.1999 (Art 110 I], dazu BT-Drucks 12/ 3803 [RV] S 111 f und BT-Drucks 1273/03 [RA] S 115. Art 1 Nr 46 ESUG [in Kraft ab 01.03.2012 (Art 10 S 3)] – dazu: BT-Drucks 17/5712 S 12, 19, 40 f [RV: Nr 43] und BT-Drucks 17/ 7511 S 20/21, 37 [RA: Nr 46].

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

ner die eigene Verfügungsmacht belässt, insoweit freilich sachwalterliche Aufsicht vorsieht (§ 270 I S 1); jener kann – so wie auch sonst – dann ins Planverfahren einmünden (§ 270b einerseits, § 284 andererseits), wobei eben der „Schutzschirm“ dem Schuldner ein zeitliches Prä gestattet. Die Legislative hat bei der Einrichtung gehofft, die nationale „Insolvenzkultur“ zu ver- 183 bessern, zu zeitnahen Sanierungsmaßnahmen anzuregen und nicht zuletzt damit ein sog vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren (so wie es England ua vorhält287 – sog scheme of arrangement: § 225a Rn 11 mit Fn 36) praktisch zu erübrigen.288 Ob das aber schon genügt, bleibt zunächst abzuwarten, vor allem angesichts des neuen EU-Kommissionsvorschlages für einen „Restrukturierungsrahmen“ außerhalb der Insolvenz als eine quasi weitergehende „präventive“ Sanierungsoption. Die eingehende wissenschaftliche Diskussion darüber läuft erst an (dazu Rn 20 f iVm § 270b Rn 4). b) Sondergebiete. Die Begleitgesetzgebung hat zudem diverse Sondermaterien insol- 184 venzplanbezogen weitergebildet. Einzelheiten müssen hier leider dahinstehen, bloß einige Bereiche mit bürgerlich-rechtlichem Fokus (Rn 185–187), maßgebender gesellschaftsrechtlicher Rückbindung (Rn 188–191), hinsichtlich der Versorgung der Arbeitnehmer (Rn 192 f) sowie vor allem zivilprozessualem Bezug (Rn 194 f) sollen zumindest kurz Erwähnung finden. Letzthin wurde legislatorisch damit erstrebt, das neue Rechtsinstitut gleichberechtigt zur Regelabwicklung auszugestalten. aa) Bürgerliches Recht. Was die Verjährung angeht, gilt für alle Insolvenzplanforde- 185 rungen die bürgerlich-rechtliche Höchstfrist (30 Jahre) infolge insolvenzrechtlicher Feststellung (§ 197 I Nr 5 BGB [in Anlehnung an § 218 I S 2 aE BGB/aF, der aber keine abwendenden Vergleiche miterfasste] iVm § 257 I InsO); der Wortlaut wurde insoweit offen gehalten, so dass er für alle Tabellenauszüge gilt, dh problemlos Insolvenzpläne einschließt.289 Das Planverfahren ist eben ein Teil des einheitlichen (!) Insolvenzverfahrens. Besonderheiten gelten hier aber im Steuerrecht: steuerrechtliche Unterbrechung der Verjährung durch Aufnahme in den Insolvenzplan (§ 231 I S 1 AO290) bis zur Planerfüllung oder -hinfälligkeit (§ 231 II S 1 AO291) und Neubeginn mit Jahresende (§ 231 III AO292). Der Fiskus steht mithin einerseits besser (Sicherung bis zur Erfüllung), später freilich schlechter (Fristlänge!). § 925 I S 3 BGB gestattet, die Auflassung „in einem rechtskräftig bestätigten Insolvenz- 186 plan“ förmlich zu erklären (Art 33 Nr 26 EG InsO). Der Gesetzgeber sah dies als eine Art Klarstellung oder auch Weiterführen von § 228293 und § 254a I: Gestattung formgerechter Festlegung. Das präzisiert die Kompetenz (Abs 1 S 1: „vor einer zuständigen Stelle“) und spart insbesondere dabei Notarskosten (Abs 1 S 2: „jeder Notar zuständig“: § 228 Rn 32; § 254a Rn 10, 12). Der gerichtliche Vergleich war später ebenfalls hinzugesetzt (heute:

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Bork Sanierungsrecht in Deutschland und England, 2011, Rn 6.2. ff und 7.15 f mit IILR 2012, 477. BT-Drucks 17/7511 S 4/5. Jauernig/Mansel § 197 BGB Rn 8; MünchKommBGB/Grothe § 197 BGB Rn 25; BeckOGK/Piekenbrock § 197 BGB Rn 55; Staudinger/Habermann BGB2014 § 197 Rn 60 – unter altem Recht: Soergel/Niedenführ § 218 BGB/aF Rn 6 aE.

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Ebenso: § 19 I Nr 9 Var 1 BGebG; § 16p III Nr 10 Var 1 FinDAG; § 11 I Nr 10 Var 1 FMSAKost-VO. Ebenso: § 19 II Nr 4 Var 1 BGebG; § 16p IV Nr 4 Var 1 FinDAG; § 11 II Nr 4 Var 1 FMSAKost-VO. Ebenso: § 19 III BGebG; § 16p V S 2 FinDAG; § 11 III S 2 FMSAKost-VO. BT-Drucks 12/2443 S 203 li. Sp. [RV: § 271 InsO] bzw S 213 li. Sp. [RV: § 301 InsO].

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Vor §§ 217–269

Sechster Teil. Insolvenzplan

Var 1),294 und man wollte wohl keinen Umkehrschluss daraus begünstigen; deshalb wurde der Insolvenzplan eigens mitaufgeführt (heute: Var 2), zumal doch die abschließende gerichtliche Bestätigung (erst später explizit textseitig klarstellend dazugefügt) „in ähnlicher Weise wie bei einem Prozeßvergleich die gerichtliche Kontrolle der Auflassungserklärungen gewährleistet.“295 187 Was die Nachlassinsolvenz angeht, so rechtfertigen Regelabschluss wie Insolvenzplan gleicherweise die Erschöpfungseinrede gegenüber Verfahrensfremden (§§ 1989, 1973 BGB); es bedarf erst recht dann keiner Inventarerrichtung zur Abwendung unbeschränkter Haftung (§§ 2000 S 3, 2009 BGB); Miterben unterliegen außerdem nurmehr quotaler Haftung (§ 2060 Nr 3 BGB) und sind keine Gesamtschuldner (§ 2058 BGB) nun mehr – alles Vorhandene ist ja per se aufgeteilt (es geht nie hier um Bewahren oder gar etwa Sanieren – Abwicklungszweck!). Bedeutsamer als die Einzelregeln ist die ergänzend dahinterstehende Botschaft: ein Nachlassinsolvenzverfahren (§§ 315–331 InsO) mag auch im Übrigen in Form eines normalen Insolvenzplanverfahrens ablaufen (so wie es § 334 II InsO fürs andere Sonderinsolvenzverfahren [über das gemeinschaftlich verwaltete Gesamtgut einer Gütergemeinschaft] direkt festlegt).

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bb) Gesellschaftsrecht. Bei den einzelnen Gesellschaftsformen gestattet man, die Weiterführung per Insolvenzplan individuell im Sanierungsfall zu beschließen (§ 42 II S 1 BGB bzw Art 33 Nr 1 EG InsO [e.V.]; § 728 I S 2 BGB bzw Art 33 Nr 21 EG InsO [GbR]; § 144 I HGB [oHG] und § 161 II HGB [KG] bzw Art 40 Nr 12 EG InsO, § 274 I iVm II Nr 1 AktG bzw Art 47 Nr 12 EG InsO; § 60 I Nr 4 Hs 2 GmbHG bzw Art 48 Nr 5a EG InsO; § 117 GenG bzw Art 49 Nr 39 EG InsO; § 206 II VVaG). Das geht gemäß § 225a III Hs 2 Var 1 heute direkt mittels Insolvenzplan ohne gesellschaftsrechtlich eigene Beschlussfassung (dazu § 225a Rn 36 f). Ergänzend besteht die Pflicht zum Registereintrag der Planüberwachung (Vereinsregister: § 75 S 2 Nr 4 BGB; Handelsregister: § 32 S 2 Nr 4 HGB; Genossenschaftsregister: § 102 I S 2 Nr 4 GenG). Für Kapitalgesellschaften, aber uU auch Personengesellschaften ohne haftende natürli189 che Personen, besteht für diverse Sachverhalte eine Organhaftung. Hierzu zählt etwa bei oHG und KG die Haftung wegen verzögerter Insolvenzantragstellung und Zahlungen im Krisenfall (§§ 130a II S 1 und 2, 177a HGB – Regelungszweck: Masseerhaltung); die Regelung ist zwingend und kann also weder vorweg eingeschränkt oder ausgeschlossen werden noch ist etwa später ein Verzicht oder Vergleich darüber statthaft (§ 130a II S 3 und 4 HGB) – eine (Doppel-) Ausnahme gilt bei Zahlungsunfähigkeit des Ersatzpflichtigen, dh „Folgeinsolvenz“ (§ 130a II S 5 HGB): wenn er sich „zur Abwendung des Insolvenzverfahrens mit seinen Gläubigern vergleicht [Var 1] oder wenn die Ersatzpflicht in einem Insolvenzplan geregelt wird [Var 2]“. Man will trotz allem also die zweite (drohende oder erfolgte) Insolvenz privatautonom verfügbar halten296 – indes eben nur dort, nicht hinsichtlich der Gesellschaft (oder deren Plan).

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Siehe dazu schon § 1 der 2. VO über Auflassungen vom 09.01.1940, RGBl I Nr 8 S 46 [in Kraft ab 23.01.1940 (Art 71 WRV)] – BGB-Verortung: Art 3 Nr 1 des Gesetzes zur Wiederherstellung der Rechtseinheit auf dem Gebiete des bürgerlichen Rechts vom 05.03.1953, BGBl I Nr 8 S 33, 34 [in Kraft ab 01.04.1953 (Art 6)]. BT-Drucks 12/3803 S 79 li. Sp. [RV: Art 31 Nr 36 EG]; aber vgl auch S 125/126 [BRat:

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Nr 18] „versus“ S 135 [BReg: Nr 18] bzw BT-Drucks 17/7303 S 111 re. Sp. [RA: Nr 21e]. BT-Drucks 12/3803 S 81 re. Sp. bringt keinerlei konkreten Gründe. Näher zum Abwendungsvergleich iSd § 93 IV S 4 Alt 1 AktG bei Hirte/Stoll ZIP 2010, 253, 255–259 [III 2].

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Parallele „Freistellungen“ enthalten auch § 9b I S 2 GmbHG und § 50 S 2 AktG be- 190 züglich der Ersatzhaftung für Gründungsfehler (§ 9a GmbHG bzw §§ 46–48 AktG), § 93 IV S 4 AktG bezüglich der Haftung des Vorstands (§ 93 I-III AktG) und verbundene Unternehmen betreffend § 302 III S 2 AktG (Anspruch des beherrschten gegen das herrschende Unternehmen auf Verlustübernahme) bzw § 309 III S 2 AktG (Verantwortung der Organe der Konzernmutter bei Erteilung von Weisungen).297 Strukturell passt nur § 93 IV S 4 AktG aber zur vorhergehend genannten Konstellation (Rn 189) – und dies auch nur in einem kleinen Ausschnitt (§ 93 III Nr 6 iVm § 92 II AktG: Vorstandhaftung für „Insolvenzfehler“). Im Übrigen soll dazuhin insoweit die Verfügungsbefugnis des Insolvenzverwalters inhaltlich Vorrang erheischen298 – wenn dann also jene zusätzlichen Einschränkungen zurücktreten, spricht nichts gegen eine Haftungsregelung im Insolvenzplan (unmittelbar der Gesellschaft). Diverse Sonderregelungen des Insolvenzplans („Modifikationsnormen“ iSv Rn 180) für 191 Genossenschaften enthält § 116 GenG (Art 49 Nr 38 EG InsO).299 Er gewährt eine längere Vorlagefrist (Nr 1: bis zu der Beendigung des sog Nachschussverfahrens, vgl § 218 Rn 81), modifiziert die Planinhalte im darstellenden Teil (Nr 2: Angabe der bisherigen und künftigen Nachschüsse der Genossen, dazu § 220 Rn 40) und in der Ausgestaltung der Gruppenbildung (Nr 3: „Kanngruppenbildung“ für Mitglieder der Genossenschaft, dazu § 222 Rn 165 f) und erweitert den Kreis der nach erfolgreicher Vorprüfung anzuhörenden Interessenverbände (Nr 4: Prüfungsverband, vgl § 232 Rn 8 – als Mélange aus Abs 1 [„Mussanhörung“] und Abs 2 [„Drittbefugnis“]). Die Vorschrift knüpft an § 115e GenG/aF300 zur Möglichkeit des Zwangsvergleichs (Nr 1 nF bzw Abs 1 aF; Nr 3 nF bzw Abs 1 Nr 2 aF; Nr 4 nF bzw Abs 2 Nr 1 aF). cc) Versorgungsrecht (PSVaG). Die Versicherungsansprüche aus der betrieblichen Al- 192 tersversorgung werden vom Träger der Insolvenzsicherung (§ 14 I BetrAVG: Pensions-Sicherungs-Verein VVaG) um solche Beträge gekappt, welche ein bestätigter Insolvenzplan als Arbeitgeber- oder Versorgerleistung festsetzt (§ 7 IV S 2 und 3 BetrAVG); das betrifft bzw eröffnet die sog „vertikale“ [wohl besser geheißen: quotierte] Aufteilung und ebenso die sog „horizontale“ [wohl besser geheißen: temporäre] Aufteilung. Bei Folgeinsolvenz binnen drei Jahren (!) – der Zeitraum ist entlehnt von § 268 II 2 Nr 2 (Höchstfirst einer Überwachung)301 – können erbrachte Leistungen – vorbehaltlich abweichender (Plan-) Ausgestaltung – als gewöhnliche Insolvenzforderungen angemeldet werden (§ 9 IV S 1 BetrAVG). Das ist eine Art von „qualifiziertem Wiederaufleben“ (mit Blick auf § 255 II und III S 1 InsO302) ohne eine hierfür vereinbarte Klausel und ferner erweitert auf eigene Zahlungen (als Surrogat zur Entlastung des Gemeinschuldners). Weiter wird darauf gedrängt (§ 7 IV 4 S 5 BetrAVG: „Im Insolvenzplan soll vorgesehen 193 werden, …“), dass bei nachhaltig eingetretener wirtschaftlicher Gesundung (Sanierungser-

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Ergänzende aktienrechtliche Spezifika: §§ 50 S 1, 93 IV, 302 III, 309 III AktG (Minimalfrist, Hauptversammlungsbeschluss, Sperrquorum) – Verzicht nur auf die Laufzeit! Hüffer/Koch Rn 84; MünchKomm/Spindler Rn 257; Spindler/Stilz/Fleischer Rn 284 mit Rn 300 mwN; KöKo/Mertens/Cahn Rn 175; GroKo/Hopt Rn 383 – je zu § 93 AktG. BT-Drucks 12/3803 S 94 [RV: Nr 38] – Näheres siehe bei Terbrack ZInsO 2001, 1027; Beuthien/Titze ZIP 2002, 1116, 1122–1124.

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Gesetz zu Änderung des Genossenschaftsgesetzes vom 20.12.1933 (Art 1 Nr 10), RGBl 1933 Nr 145 S 1089 (1090) [in Kraft ab 01.01.1934 (Art 2 I). Vgl BT-Drucks 12/3803 S 112 re. Sp. Der wegen des Sicherungseintritts der Solidargemeinschaft hier nicht recht passt (etwas anders jedoch BT-Drucks 12/3803 S 112 re. Sp.: Konsequenz langfristiger Aufteilung).

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Vor §§ 217–269

Sechster Teil. Insolvenzplan

folg) die alte Regelzahlung wieder aufgenommen wird (Besserungsklausel!), womöglich auch bloß teilweise303 ([temporäre] Ausfallhaftung, nicht etwa ein [permanenter] Sanierungsgewinn). Es besteht keine Pflicht („soll“), aber doch eine Regelerwartung – einschließlich der Obliegenheit, Abweichendes (plausibel) zu begründen; allein insoweit könnte § 231 I Nr 1 eine Mängelrüge rechtfertigen304 (dazu § 231 Rn 20 mit Fn 41). Im Übrigen wird ergänzt (§ 9 IV S 1 BetrAVG), dass für den Träger der Insolvenzsicherung (§ 14 I BetrAVG: Pensions-Sicherungs-Verein VVaG) – indes bloß bei Fortführungsplänen – eine eigene (Singular-) Gruppe (dazu § 222 Rn 55, 102 und 164) gebildet werden kann (aber nicht muss!305). Das schafft dem PSV, soweit man das möchte, und vorbehaltlich offenbarer Obstruktion (§ 245), eine gewisse Vetoposition (arg §§ 243, 244 I).

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dd) Zivilprozessrecht. Prozessrechtlich ist erwähnenswert die Möglichkeit einstweiliger Einstellung der Immobiliarvollstreckung, wenn und weil die „Durchführung eines vorgelegten Insolvenzplans gefährdet würde“ (Art 20 Nr 4 EG InsO) – sofort auf Antrag des Insolvenzverwalters (§ 30d I Nr 3 ZVG) bzw nach inhaltlich überstandener Vorprüfung auf Antrag des Schuldners (§ 30d II ZVG). Die Regelung rundet insoweit § 233 ab („Gesamtanordnung“ vom Insolvenzgericht) und schafft ein Verwertungsmoratorium zugunsten einer möglichen Plansanierung („Einzelanordnung“ vom Vollstreckungsgericht): Erhaltung betrieblicher Grundlage wider vollstreckungsoffene „immobiliare“ Absonderungsposition (§ 165), siehe § 233 Rn 4, 15, 17, 20, 29. Beide Regelungen waren anfangs noch vereint (§ 266 DiskE/RefE bzw § 277 RegE306), und erst der Rechtsausschuss verlagerte Abs 2 ins eigentlich auch sachnähere ZVG307 (Art 20 Nr 4 EG InsO) bzw verknüpfte ihn dort systemisch noch mit § 187 RegE. 195 Daneben tritt unmittelbare richterliche Zuständigkeit für Planverfahren (§ 18 I Nr 2 RpflG). Zunächst fehlte jedoch jedweder Übertragungsvorbehalt, es galt folglich Rechtspflegerzuständigkeit (§ 3 Nr 2e RplfG bzw Art 14 Nrn 1, 5, 6), so wie in den früheren Konkurssachen (Nr 2e mit § 18 RpflG/aF) bzw Vergleichssachen (Nr 2 f mit § 19 RpflG/aF); davon ausgeklammert blieb bloß das Eröffnungsverfahren (§ 18 I Nr 1 RpflG/nF) und der explizite richterliche Vorbehalt im Einzelfall (§ 18 II RpflG/nF). Die zwingende richterliche Kompetenz ist erst ESUG-Folge308 (Art 5 Nr 2a aa ESUG) und gilt seit dem 01.03.2012 (Art 10 S 3 ESUG). Grund war dafür die offensichtlich neue Eingriffsmacht, welche möglicherweise [?] Legalitätszweifel weckte (vor allem mit Blick auf § 225a …)309 – das lässt die Spezialbegründung nur etwas erahnen: Kompetenzwechsel „Wegen der wirtschaftlichen Bedeutung und den rechtlichen Implikationen [!] des neu gestalteten Insolvenzplanverfahrens …“.310

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ee) Öffentliches Recht. Modifiziert werden schließlich einige Vorschriften zum Tatbestand persönlicher Würdigkeit als Erfordernis beruflicher Betätigung (ist abzugrenzen von

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Einzelheiten: Bremer DB 2011, 875. Sehr treffend hier BT-Drucks 12/3803 [EG InsO] S 111 re. Sp. („ohne daß dies durch besondere Umstände gerechtfertigt ist“); aA ErfK/Steinmeyer § 7 BetrAVG Rn 48: immer Besserungsklausel nötig [?]. So wie noch im RegE vorgesehen. BT-Drucks 12/2443 S 204 li./re. Sp. [RV]. BT-Drucks 12/7303 S 108/109 [RA: Nr 12b]. Siehe schon Hingerl ZInsO 2009, 759 f (pro); Endmann ZInsO 2010, 1437, 1438 f

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(contra) – nunmehr dazu: Vallender DB 2012, 1669, 1670; Frege/Keller/Riedel InsR8 Rn 220; Lissner ZInsO 2013, 2419; Büttner ZInsO 2012, 2019. Die „qualifizierte“ Klauselerteilung zur Einzelvollstreckung (§ 257) fällt aber wohl unter § 3 Nr 3a iVm § 20 Nr 12 RpflG – verdrängende bzw vorrangige Zuständigkeit (siehe dazu Näheres noch bei § 257 Rn 22). BT-Drucks 17/5712 S 19/20 [RV]. BT-Drucks 17/5712 S 44 re. Sp. [RV].

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Rn 96, 166): eine Gewerbeuntersagung wegen Unzuverlässigkeit (§ 35 I GewO) und auch die Verweigerung des Zugangs zum Reisegewerbe (§§ 57, 59 GewO) oder Ausstellergewerbe (§ 70a I GewO) nur aufgrund ungeordneter Vermögensverhältnisse kommt während einer Planerstellung und auch der Planüberwachung nicht in Frage (§ 12 S 1 GewO – Ausnahme: freigegebene Tätigkeiten, § 12 S 2 GewO). Es gilt eine Priorität insolvenzrechtlicher Sanierung; sie soll durch Gewerberecht nicht konterkariert werden können. Das gilt auch für gewerberechtlich geprägte Nebenregelungen,311 nicht ohne weiteres aber für Freiberufler312 (vorbehaltlich spezieller Vorschriften – hier insb etwa einschlägig: § 12 II S 2 RDG;313 man wird die Norm zur Auslegung von §§ 7 Nr 9, 14 I Nr 7 BRAO ebenso heranziehen können314). c) Kostenrecht. aa) Gerichtskosten. Sie bestimmt das GKG (§ 1 I Nr 2), das Planver- 197 fahren wird nicht eigens genannt, dh alle Gerichtstätigkeiten sind bereits durch die allgemeinen Gerichtsgebühren abgegolten:315 Verfahrensgebühr für Eröffnungsverfahren mit Antragstellung (§ 6 I S 1 Nr 3 iVm § 23 I S 1 GKG: 0,5 [KV 2310/2311]) und zusätzlich nach Eröffnung weitere Gebührenpflichten für die Insolvenzabwicklung (2,5 [KV 2320: Schuldner] bzw 3,0 [KV 2330: Gläubiger]), jetzt aber als Massekosten (§§ 53, 54 Nr 1 InsO). Ausschlaggebend als Berechnungsgröße ist jeweils die Insolvenzmasse bei Beendigung des Verfahrens (§ 58 I GKG), für den beantragenden Gläubiger erfolgt aber hierbei eine Deckelung auf die Forderungshöhe (§ 58 II GKG). In Betracht kommen jedoch Auslagen, die speziell hier uU noch anfallen: für gerichtliche bestellte Gutachter,316 ein Rechtsmittelverfahren (§§ 231 III, 248a IV S 1, 253 I InsO – bei Obsiegen des Beschwerdeführers)317 und vielleicht – meist nicht nötig – für Zustellung (§ 8 – aber: § 9 III InsO). Das trägt ebenfalls die Masse (§§ 53, 54 Nr 1 InsO). bb) Parteikosten. Es ist zu differenzieren zwischen Massekosten und Eigenaufwand, 198 den jeder selbst zahlt (wie etwa für juristische Beratungen, aber zB auch Tatsachenklärung, Korrespondenzkosten, Terminsteilnahme etc). Hier handelt jeder jeweils allein gemäß eigenem Gutdünken, muss Kosten und Nutzen auch konkret selbst abwägen; das gilt entsprechend auch für – zugegeben altruistisch erbrachte – Mitwirkung bei Anhörungen318 (§ 232, dort Rn 25). Nur verfahrensrechtlich geschuldete Vergütungen nebst Auslagenersatz (§ 63 [Verwalter] und § 73 [Ausschuss]) gehen als „Fremdaufwand“ zur Masse (§§ 53, 54 Nr 2), hilfsweise zur Staatskasse (§§ 63 II, 73 III). Die Grundvergütung des Insolvenzverwalters wird für eine erstellte Planvorlage angehoben (§ 3 I lit a InsVV: Pauschsatz, vgl § 218 Rn 40), für den Gläubigerausschuss dürfte weiterer Zeitaufwand anfallen (§ 17 I InsVV: Stundensatz), dazu kommen in beiden Fällen außerdem Umsatzsteuer und Ausgleich planbedingter Zusatzaufwendungen (§§ 7/8, 18 InsVV).

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BT-Drucks 12/3803 S 103 re. Sp. BVerwG ZInsO 2009, 1811, 1812 [c] {7} (Architekt). BT-Drucks 16/3655 S 68 re. Sp. Alleinig im Ergebnis so BGH, B v 25.02. 2010 – AnwZ (B) 81/07 [JURIS] {10} [II 3a bb]; ZInsO 2010, 1380, 1381 f {12} [II 2b aa]; NZI 2012, 106 {8} [II 1] – als „Weiterführung“ von BGH NJW 2005, 1271, 1272 f [II 4–6] {11–17}: Wiederherstellung der Verfügungsmacht plus angekündigte Restschuldbefreiung. Ebenso hier ua Feurich/ Weyland/Vossebürger § 9 BRAO Rn 60.

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BT-Drucks 12/3803 S 72 li. Sp.: „entspricht der bisherigen Behandlung des Zwangsvergleichs“. Vgl OLG StuttgArt NZI 2010, 191, 192. Und entsprechend für Schutzantrag (§ 251), § 54 Rn 5 aE [Henckel] – aA Eidenmüller Unternehmenssanierung zwischen Markt und Gesetz S 91 (wortlautorientiert: nur ab dem Beschwerdeverfahren). Mit Ausnahme der Vergütung der Mitglieder des Gläubigerausschusses (Honorierung nach Stundensatz!).

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Vor §§ 217–269

Sechster Teil. Insolvenzplan

7. Problematiken des Steuerrechts Literatur: Bös/Schwarz Gesetzliche Neuregelungen zum Sanierungsgewinn – Grundsätzliche Freistellung, aber Beschränkungen, KSI 2017/6, 268; Bös/Schwarz Besteuerung von Sanierungsgewinnen – Ende des Sanierungserlasses und die Reaktionen der Finanzverwaltung und des Gesetzgebers, KSI 2017/4, 169; Braun/Geist Zur Steuerfreiheit von Sanierungsgewinnen – Bestandsaufnahme und Empfehlungen, BB 2009, 2508; Buschmann/Bös Liquiditätsbesteuerung im Rahmen des Insolvenzplanverfahrens, KSI 2015, 219; Dziadkowski Wider die voreilige Aufhebung der Steuerbefreiung für Sanierungsgewinne nach § 3 Nr. 66 EStG, DB 1997, 447; Fischer Das Sanierungsprivileg bei § 8 IV KStG, NZI 1998, 14; Hermanns/König Steuerliche Implikationen eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens, in: Paulus/Knecht (Hrsg) Gerichtliche Sanierung (2018), § 7 [S 501–557]; Hölzle/Kahlert Der sog. Sanierungserlass ist tot – Es lebe die Ausgliederung, ZIP 2017, 503; Kahlert Steuerliche Aspekte der Insolvenzplansanierung: Auflösung einer Rückstellung, eines § 7g EStG-Abzugs und einer § 6b EStGRücklage, ZIP-Beil. 2016, 38; Lautenbach/Roll/Völkner Der Sanierungserlass – Bestandsaufnahme nach dem BFH-Beschluss und seine Auswirkungen auf die Restrukturierungspraxis, BB 2017, 643; Maus Die Besteuerung des Sanierungsgewinns – ein Problem für die Sanierungspraxis, die Insolvenzgerichte und die Insolvenzverwalter, ZIP 2002, 589; Schmid/Rolle Der Große Senat des BFH kippt den Sanierungserlass – Praktische Auswirkungen auf Insolvenzplanverfahren, DZWIR 2017, 162; Schwarz/Hammerich Besteuerung von Sanierungsgewinnen – Sicherheit nach fast 100 Jahren in Sicht? – Neueste BFH-Urteile als Gegenstand eines Nichtanwendungserlasses der Finanzverwaltung und einer Verfassungsbeschwerde vor dem BVerfG, KSI 2018/4, 166; Sonnleitner/Strotkemper/Krüsmann Insolvenzplan und Besteuerungsverfahren, ZInsO 2016, 1545.

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a) Insolvenzrechtliche Steuerhaftung. Die Staatskasse ist mit ihren Forderungen aus dem Steuerschuldverhältnis in aller Regel ein besonders entscheidender Gläubiger (ähnlich den Trägern der Sozialversicherung). Dem Finanzamt, als zuständiger Verwaltungsbehörde, kommt damit insbesondere bei der Plansanierung ein erheblicher Einfluss zu. Bei Steuerforderungen ist unabhängig von der konkreten Steuerart zwischen bereits vor Verfahrenseröffnungen entstandenen Forderungen (Rn 200), im laufendenden Verfahren entstehenden Forderungen (Rn 201) sowie den von einer Planbestätigung abhängigen zukünftigen Forderung aus Sanierungserträgen (Rn 202 f, 205–209) grundsätzlich zu differenzieren. Besonders die letzteren können ein mühsam zustande gebrachtes Sanierungskonzept scheitern lassen (die „Rache“ des Erfolgs – „Bumerangeffekt“). 200 Vor Verfahrenseröffnung entstandene Ansprüche aus dem Steuerschuldverhältnis sind klassische Insolvenzforderungen (§ 38 iVm § 251 III AO)319 – das „alte“ [große] Fiskusprivileg (§ 61 Nr 2 KO) hat – hoffentlich dauerhaft! – ausgespielt. Sie unterfallen der planerisch getroffenen Gestaltung (vgl § 224 Rn 24 mit § 227 Rn 8); teilweise320 wurde taktisch sogar angeraten, das Finanzamt als „Einergruppe“ (dazu § 222 Rn 55) zu isolieren, um notfalls die Einigung zu erzwingen (§ 245). Ausgenommen sind Steuerschulden, die auf Veranlassung bzw mit Genehmigung eines vorläufigen Verwalters entstanden – diese werden gemäß dem „neuen“ [kleinen] Fiskusprivileg („zur Thüre hinausgeworfen …“321) zu spezifischen Masseforderungen (um-) qualifiziert, für jene gilt daher Rn 201. Berührt ist aber ein eher kleiner Zeitraum. 201 Nach Verfahrenseröffnung entstandene Ansprüche (Fortführung des Unternehmens, Liquidation von Masseteilen) beruhen meist auf Verwalterhandeln [Var 1] oder Liquidationsakten [Var 2] und sind daher Masseschulden (§ 55 I Nr 1, aber uU auch Nr 2); der Verwalter ist derjenige, welcher im Verlauf des Insolvenzverfahrens die steuerlichen Pflichten abzuleisten hat (§ 155 I bzw § 34 III AO) und gegen den als Partei kraft Amtes Steuern fest319

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Zu verfahrensrechtlichen Besonderheiten siehe Sonnleitner/Strotkemper/Krüsmann ZInsO 2016, 1545, 1551 ff. FK/Jaffé InsO9 § 222 Rn 22.

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Als Anspielung auf Windscheid – zur Sache die Nachw bei Uhlenbruck/Sinz InsO14 § 55 Rn 105.

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Vorbemerkungen

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gesetzt werden (Steuerschuldner ist der Gemeinschuldner). Derartige Ansprüche bleiben von jeglichen „Umgestaltungen“ per Plangestaltung verschont (dazu § 217 Rn 37) – es sei denn, es gäbe insoweit freiwilligen Verzicht (§ 230 III [§ 221 Rn 47] bzw § 249 iVm § 227 AO [§ 249 Rn 9]). – Nach Aufhebung des Verfahrens entstandene Ansprüche unterfallen wieder allgemeinen Regeln. Die Plangestaltungen in Sanierungsplänen weisen eine eigene Sonderproblematik auf: 202 auf Grund des Erlasses der Schulden entstehen steuerrechtlich Sanierungsgewinne, dh werden steuerbarer Ertrag,322 die darauf entfallenden Ertragssteuern (ESt [Bund/Land/Gemeinden], KSt [Bund/Land], GewSt [Gemeinden]) entstehen ohne weiteres Zutun mit rechtskräftiger323 Planbestätigung (§ 254 I InsO iVm § 38 AO; zum Sonderfall des debtequity-swap [„DES“]: § 225a Rn 98 f). Die hM sieht auch darin eine Masseschuld – innerhalb des laufenden Insolvenzverfahrens –, und zwar gemäß § 55 I Nr 1 Var 2: Dies vermag insoweit inhaltlich zu überzeugen, als doch die Verfahrensaufhebung erst 203 hiernach gerichtlich erfolgen kann (§ 258 I); die Steuerschuld als Masseschuld wäre darum „planerisch“ nicht weiter gestaltbar (so wie nach Rn 201) und unmittelbar zu berichtigen (§ 258 II S 1). Fraglich bleibt aber, ob wirklich „Verwaltung, Verwertung und Verteilung der Insolvenzmasse“, so wie es § 55 I Nr 1 Var 2 wörtlich eben verlangt, denn betroffen sind: gegen Var 2b (Verwertung) und Var 2c (Verteilung) streitet ein bisschen die Regelung des § 1 S 1 Hs 2 (oder besser wohl: der Umkehrschluss für Hs 3); dafür anders herum jedoch § 217 S 1 Var 2a/b, wo eben später dieselben Begriffe auftauchen. Es bliebe uU ferner, am eventuellen Verwalten (Var 2a) anzuknüpfen – wobei das „und“ stört; man könnte dieses als einen „Sammelbegriff“ lesen, der dann eher das Regelverfahren sieht und nicht die Plandurchführung. Wie dem auch sei: die hM324 unterstellt die Masseschuld; ansonsten wäre das Finanzamt dann ein Neugläubiger (arg § 38 e contr) und schon deshalb nicht vom Plane berührt (oder allein über §§ 264–266). Dadurch „platzt“ meist – so oder so – indes dann das Sanierungskonzept bevor es wirkt …325 Es besteht hier spürbar ein Zielkonflikt von Insolvenzund Steuerrecht, welchen schon die Insolvenzrechtskommission (ZB LS-Anhang lit G,326 vgl auch erg H-K) erkannte – das Gesetz begnügte sich freilich später mit § 3 Nr 66 EStG/aF („Steuerfrei sind … Erhöhungen des Betriebsvermögens, die dadurch entstehen, dass Schul322

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Gut zusammengefasst bei Kübler/Prütting/ Bork/Olbing InsO38 InsSteuerR Rn 22; Lautenbach/Roll/Völkner BB 2017, 643, 644. Wegen Vermeidungsstrategien siehe Stadler NZI 2018, 49, 52 ff [III]; Sistermann DStR 2017, 689, 694 [4.4]; Pöschke NZG 2017 1408, 1408 ff [II, III]; Hölzle/Kahlert ZIP 2017, 510, 511 ff; Kübler/Prütting/Bork/ Olbing InsO38 InsSteuerR Rn 23. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 78; Kübler/Prütting/Bork/Olbing InsO38 InsSteuerR Rn 22 gegen Maus ZIP 2002, 589, 592 [II] mit NZI 2000, 449, 451 (Bestätigung – zu früh!) bzw Georg ZinsO 2000, 93, 95 (Erfüllung – zu spät!). Für diese Sicht spricht außerdem der Wortlaut des BMFSchreibens vom 27.04.2017, BStBl I 2017 Nr 10, 741 = DStR 2017, 986, 986 [2] „Forderungsverzicht … endgültig vollzogen“. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 78; Kübler/Prütting/Bork/Olbing InsO38

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InsSteuerR Rn 22; Andres/Leithaus/Andres InsO3 Vor §§ 217 Rn 14; Brünkmans/Thole/ Kahlert § 36 Rn 207 ff; Schmidt/Rolle DZWIR 2017, 162, 165, 167; Kahlert/ Schmidt DStR 2017, 1897, 1899; Maus ZIP 2002, 589, 592 [IV]; Vögeli ZInsO 2000, 144, 145 [2]. So sehen es Gesetzgeber (BT-Drucks 18/ 12128 S 31 [§ 3a EStG]), Verwaltung (BMFSchreiben vom 22.12.2009, BStBl 2010 I Nr 1 S 18) und Kommentatoren aus Theorie und Praxis (zB Stadler NZI 2018, 49; Sedlitz DStR 2017, 2785; Andres/Leithaus/Andres InsO3 Vor §§ 217 ff Rn 12; Maus ZIP 2002, 589, 590 f). Näher dazu siehe ZB Mot S 236 f: umfassende Freistellung von Sanierungsgewinnen von künftiger Besteuerung – als Korrektur von BFH BStBl II 1984 S 472.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

den zum Zwecke der Sanierung ganz oder teilweise erlassen werden.“), welcher vor Inkrafttreten der Insolvenzordnung alsdann indes kurzerhand gestrichen wurde327 – wegen Lösungsmöglichkeiten siehe Rn 205–209. Wer wollte dem Fiskus Sanierungszugeständnisse machen anstatt dem Gemeinschuldner, um Erträge zu erwirtschaften? 204 Ergänzend muss man zwei Sonderregeln des allgemeinen Steuerrechts mitbedenken. Die eine betrifft hier die Unverjährbarkeit von Steueransprüchen bei „Aufnahme in einen [sanierenden] Insolvenzplan“ (§ 231 I Nr 6 Var 1 mit II S 1 Nr 6 AO328); das ist nicht nur die „Restforderung“ („positive Aufnahme“), sondern meint gewiss die Gesamtschuld („negative Aufnahme“ – iSv § 224 Var 1 [Kürzung] iVm § 227 I), für dann den Fall des § 255 – also: Zahlung oder Zugriff. Die andere sperrt die Weiterhaftung des Übernehmenden für alle Arten übertragender Sanierung (§ 75 II AO).

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b) Steuerliche Sanierungsmitwirkung. Den beschriebenen Zielkonflikt (Rn 203 aE) kann man kaum freilich insolvenzrechtlich auflösen – Entstehung, Festsetzung, Verfolgung der Steuern fußen nämlich auf Steuerrecht, möglich war alsdann ein individueller Billigkeitserlass (§§ 163, 227), aber erst nach Entstehen der Ansprüche, also erst nach Rechtskraft der Bestätigung (Rn 202). Damit scheiterte schon § 249, es blieb vielleicht § 230 III, wobei die Ämter sich richtigerweise sehr zurückhielten:329 ein Erlass vor Entstehung der Steuer ist begrifflich nicht vorstellbar. Statthaft war lediglich die verbindliche Vorabauskunft (§ 89 II S 1 AO) mit Ankündigung künftiger Entscheidung. Die Praxis befriedigende Rechtssicherheit schuf indes dann das BMF mit dem sog „Sanierungserlass“330 als innerbehördliche Dienstanweisung: unter gewissen, im Sanierungserlass fest vorgegebenen Voraussetzungen, war danach der Erlass der Ertragssteuern auf Sanierungsgewinne aus Billigkeitsgründen zu verfügen. 206 Dieser Praxis hat der BFH [GS] mit Wirkung zum 08.02.2017 (sog Altfälle) ein jähes Ende bereitet.331 Er sah in der generell abstrakten Ausgestaltung der Verwaltungsanweisung einen Verstoß gegen das Gebot der Gesetzlichkeit der Verwaltung332 (wird indes dann nicht mit zweierlei Maß gemessen? – cum grano salis gälte das dann zB auch der ESt-RiLi – und erst recht wohl bei „Nichtanwendungserlassen“) und führte weiter aus, jedweder Be327

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Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform vom 29.10.1997, BGBl I Nr 72 S 2590: Art 1 Nr 1 [in Kraft ab 01.11.1997 (Art 14 I)] – wohl eine Idee des Vermittlungsausschusses (BT-Drucks 13/8325 S 2). Zur Historie der Regelung bei BFHE 255, 482, 489–497 [C I/II] {51–84} = aaO (Fn 331); lesenswert hierzu auch Dziadkowski DB 1997, 447 inkl Replik von Groh DB 1997, 449. Sachlich: Gesetz zur Bereinigung von steuerlichen Vorschriften (Steuerbereinigungsgesetz 1999 – StBereinG 1999) vom 22.12. 1999, BGBl I Nr 59 S 2601 (2619): Art 17 Nr 15 [in Kraft ab 30.12.1999 (Art 28 II)] – BT-Drucks 14/1514 S 48 li. Sp. Förmlich: Gesetz zur Bekämpfung der Steuerumgehung … (Steuerumgehungsbekämpfungsgesetz – StUmgBG) vom 23.06.2017, BGBl I Nr 39 S 1682 (1885 f): Art 1 Nr 14 [in Kraft ab 25.06.2017 (Art 11 I)] – BTDrucks 18/11132 S 30.

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Auch der Fall LG Düsseldorf ZIP 2015, 2182, 2183 (krit Freitag NZI 2015, 978, 980) lag hier nicht anders: es fehlt an einer amtlichen (!) Zustimmung (lediglich Planvorschlag betroffen – heute griffe wegen Rn 206–208 jedoch gewiss gleich § 231 I S 1 Nr 3); siehe auch Schmidt/Rolle DZWIR 2017, 162, 163. BMF-Schreiben vom 27.03.2003, BStBl I 2003, 240 sowie dessen Anordnung für das Planverfahren mit BMF-Schreiben vom 22.12.2009, BStBl I 2010, 18, dazu näher etwa Kübler/Prütting/Bork/Olbing InsO38 InsSteuerR Rn 24 ff. BFHE 255, 482, 497–512 ff [GS] {87 ff} [C III] = BStBl II 2017, 340 = DZWIR 2017, 174 = ZIP 2017, 338 = NZI 2017, 163 = DStR 2017, 305 auf Vorlage von BFHE 249, 299 [X] = BStBl II 2015, 696 = ZIP 2015, 1352 = NZI 2015, 725 = DStR 2015, 1443. BFHE 255, 482, 503 {91–93} [C III 1b] = aaO (Fn 331).

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

zug zu einer „echten“ Billigkeitsabwägung ermangle333 (das lässt sich hören: man vermag eine solche nur konkret – einzelfallbezogen und Umstände abwägend – treffen …). Der Gesetzgeber versuchte sofort ein Gegenlenken (Rn 207 mit 209), die Verwaltung wollte zusätzlich abmildern (Rn 208) – jedoch dies bisher noch leider ohne Erfolg. Um das Problem des Sanierungsgewinns abschließend zu lösen, hat die Gesetzge- 207 bung unverzüglich eingegriffen:334 § 3a EStG („Sanierungserträge“) iVm § 3c III EStG (Einschränkung des Verlustabzuges), § 8 I KStG (Anwendbarkeitsregel) und § 7b GewStG („Sonderregelung bei der Ermittlung des Gewerbeertrags bei unternehmensbezogener Sanierung“) möchten weitestgehende Steuerbefreiung bringen für solchen Sanierungsertrag, dh sanierungsbedingten Schuldenerlass (§ 3a I S 1 EStG), und zwar im Fall einer „belegten“ unternehmensbezogenen Sanierung (§ 3a II EStG). Das verlangt den Nachweis von Sanierungsbedürftigkeit und Sanierungsfähigkeit, Sanierungseignung und Sanierungsintention, was wohl ein Plan (§§ 219–221) – erfolgreich realisiert! – leicht darzustellen vermag. Das Inkrafttreten der Normänderung (Art 6 II) harrt aber gegenwärtig noch einer genauen beihilferechtlichen Prüfung (Art 107 I AEUV) der europäischen Kommission. Das würde in allen sog Neufällen gleichwertigen „Sanierungsschutz“ erreichen (aber vgl noch Rn 209!). Das BMF hat dabei in einem ersten Anlauf Altfälle „abzufedern“ versucht335 und sinn- 208 voll differenzierende Lösungsansätze gefunden (vollständige Abwicklung, bindend erteilte Zusagen [Rücknahmen?], Billigkeitsmaßnahmen unter Widerrufsvorbehalt etc) – auch dem hat sich der BFH zwischenzeitlich total entgegengestellt: alleinig der Gesetzgeber sei insoweit regelungsbefugt336 – und habe auch eine Rückwirkung nicht (explizit) beschlossen. Der daraus resultierenden Rechtsunsicherheit für noch nicht völlig abgeschlossene Plansanierungen (sog „Zwischenfälle“) ist das BMF in einem zweiten Anlauf entgegengetreten. Im „Ping-Pong-Spiel“ vom Judikative und Exekutive hat es die Entscheidung, für über den konkreten Einzelfall hinausgehend nicht anwendbar erklärt337 – Begründung: im Gesetzgebungsverfahren zur Neuregelung (Rn 207) sei eben diese Vertrauensschutzregelung mittels beredetem Schweigen (implizit) akzeptiert worden – auch das hat aber den BFH nicht beeindrucken mögen.337a Deshalb bleibt ratsam, das Risiko zu nennen (§ 220) und eine Eventualverbindlichkeit in Höhe der Ertragssteuern auf den Sanierungsertrag in die Planrechnung aufzunehmen338 (§ 229).

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BFHE 255, 482, 501–511 {106 ff} [C III 2b-d mit 3] = aaO (Fn 331). Als „Omnibus“ diente hierfür das Gesetz gegen schädliche Steuerpraktiken im Zusammenhang mit Rechteüberlassungen vom 27.06.2017, BGBl I Nr 43 S 2074 (2076– 2079): Artt 2–4 [nicht in Kraft (Art 6 II), Näheres siehe bei Rn 209a] – BT-Drucks 18/11531 [BRat] S 4 ff mit BT-Drucks 18/12128 [FA] S 30–36, hier insb dann S 31 zA: „löst den bestehenden Zielkonflikt zwischen dem Besteuerungsverfahren und dem Insolvenzverfahren“ – zugunsten der Sanierung! BMF-Schreiben vom 27.04.2017 – IV C 6 – S 2140/13/10003, DOK 2017/0322100 = BStBl I 2017, 741 = DStR 2017, 986. BFHE 259, 20, 21 f {18 ff, 22–24 mit 28–30} [II 4] = DZWIR 2017, 586 = ZIP 2017, 2158

= NZI 2017, 936 = DStR 2017, 2322 = NZG 2017, 1358. 337 BMF-Schreiben vom 29.03.2018 – IV C 6 – S 2140/13/10003, DOK 2018/0193836 = BStBl I 2018, 588 = DZWIR 2018, 318 = NZI 2018, 347 [I], dazu Lenger NZI 2018, 347 [II]. 337a BFH [X] ZIP 2018, 1360, 1361 {7} [2] = NZI 2018, 570 = DZWIR 2018, 338 bzw BFH [VIII] DZWIR 2018, 384, 385 {7–9} [16 bb] bzw BFH [XI] DB 2018, 2473, 2474/2475 mit 2475 {34 mit 44} [II 2 mit 3e bb (3)] – angeblich bewusste [?] Anordnung: {37ff} [II 3 blr.]. 338 Genauso unter altem Recht bereits: MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 78; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 229 Rn 6 mit Vor §§ 217 ff Rn 12.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

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Die gesetzliche Neuregelung (Rn 207) hätte besser Rückwirkung haben sollen. Falls sie kommt, regelt sie ferner im Gegenzug auch durchaus „fiskalische Vorteile“. So sind zunächst Verlustvorträge abzubauen (§ 3a III EStG), steuerrechtliche Wahlrechte müssen im Jahr des Sanierungsertrags und im Folgejahr steuermindernd ausgeübt werden (§ 3 I S 2 EStG – in diesem Zeitraum dürften weitere Erträge eher gering sein, dh dass in den Folgejahren am Erfolg des sanierten Unternehmens voll mitverdient wird …), Betriebsaufwendungen im Zusammenhang mit der Sanierung sind bis zur Höhe des verbleibenden Sanierungsertrags als nicht abzugsfähige Betriebsausgaben qualifiziert (§ 3c IV EStG). Der Steuergesetzgeber will damit also, trotz prinzipieller Freistellung, am künftigen Sanierungserfolg des Unternehmens (überdurchschnittlich) teilhaben. – Geregelt wurde auch übrigens noch die „normale“ Restschuldbefreiung (§ 3a V EStG). 209a Inzwischen hat zwar die EU-Kommission – allerdings nur informell! (sog „Comfort Letter“) – zu verstehen gegeben, dass sie jene gesetzliche Neuregelung nicht als gegen geltendes europäisches Beihilferecht verstoßend betrachte. Damit ist jetzt der Zweck „geheiligt“, nur erweist sich allemal das angewandte Mittel als leider untauglich: Die Gesetzesregel hatte insoweit einen formellen Beschluss erwartet (§ 6 II S 1: „treten an dem Tag in Kraft, an dem die Europäische Kommission durch Beschluss feststellt, dass …“). Jener Automatismus läuft nun indes ins Leere. Deswegen soll er kurzfristig völlig gestrichen werden (scil. automatisches [rückwirkendes?] Inkrafttreten)338a. Dabei regt der Bundesrat auch an, sich ausdrücklich zur Rückwirkung für sog Altfälle (bis zum 08.02.2017) bereit zu finden, um den BFH zu befriedigen338b (expliziter legislativer Entscheid!) – hoffentlich des Dramas letzter Akt!

C Dogmatische Einordnung (Rechtsnatur) Literatur: P M Bauer Der Insolvenzplan. Untersuchungen zur Rechtsnatur anhand der geschichtlichen Entwicklung (2009) S 22–24 und 346–356 [Überblick] bzw S 241–257 [KO], S 265 f [GAVO], S 273 f, 280 f [VglO], S 292 [GesVO] und S 317–345 [InsO] m Bespr Happe KTS 2011, 522; Cohn Zur Rechtsnatur des Zwangsvergleichs (1910); Dinstühler Der Insolvenzplan gem den §§ 217– 269 InsO, InVo 1998, 333; Eidenmüller Der Insolvenzplan als Vertrag, Jb NPÖ 15 (1996), 164 ff; Fritzsche Die juristische Konstruktion des Insolvenzplans als Vertrag [StudPriv 66] (2016) m Bespr Thole KTS 2017, 535; Gaul Zur Struktur und Wirkungsweise des Insolvenzplans als „privatautonomes“ Instrument der Haftungsverwirklichung, FS U Huber (2006) S 1187; Gaul Tradition, Stagnation und schrittweiser Fortschritt im Insolvenzrecht – Eine Zwischenbilanz der neuen Rechtsinstitute: Insolvenzplan, Restschuldbefreiung und Verbraucherinsolvenzverfahren, LA Henckel (2015) S 119, 124–132 [IV 1/2]; Gottwald Die Interessengemeinschaft der Gläubiger eines insolventen Schuldners, FS Giger (1989) S 195; Grabner Die Natur des Zwangsvergleichs, ZZP 48 (1920), 198; Häsemeyer Der Insolvenzplan als vermögens- und haftungsrechtlicher Vertrag, FS Gaul (1997) S 175; Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans [KTS 17] (2004) m Bespr Chr Berger KTS 2006, 329; Heckel Der Zwangsvergleich und seine rechtliche Natur (1912), §§ 20–28; Krusch Das Wesen des Vergleichs (1933), S 125 f; Leipold Die Rechtsnatur des Insolvenzplans, KTS 2006, 109; Löhr Über die rechtliche Natur des Zwangsvergleichs, ZZP 16 (1891), 335; Madaus Der Insolvenzplan. Von seiner dogmatischen Deutung als Vertrag und seiner Fortentwicklung in eine Bestätigungsinsolvenz [JP 157] (2011), insb S 173–296, 379–395; Madaus Die zeitliche Grenze des Rechts zur Rücknahme eines Insolvenzplans durch den Planinitiator, KTS 2012, 27; H-F Müller Gesellschaftliche Regelungen im Insolvenzplan, KTS 2002, 209, 210–213 [II]; Richter Die Rechtsnatur des Zwangsvergleichs, ZHR 76 (1915), 112; Schiessler Der Insolvenzplan (1997) S 17–22; Smid Wert und Unwert vertragstheoretischer Begründungen des Insolvenzplans, DZWIR 2011, 446; Thöne Die Rechtsnatur des Insolvenzplans – Plädoyer für ein verfahrensrechtliches Verständnis, KTS 2018, 151; F Wach Der Zwangsvergleich 338a BR-Drs

372/18 (Beschluss) [21.09.2018]: S 37 bzw Nr 28.

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338b BR-Drs

372/18 (Beschluss) [21.09.2018]: S 38 bzw Nr 29.

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Vorbemerkungen

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(1896), S 69–81; H Würdinger Theorie der schlichten Interessengemeinschaften (1934); Wüst Die Interessengemeinschaft – ein Ordnungsprinzip des Privatrechts (1958); Wüst Der außergerichtliche Sanierungsvergleich als realisierte Interessengemeinschaft der Gläubiger, FS Wiese (1998) S 649.

I. Einführung 1. Historie. Bereits unter der Herrschaft von Konkurs- und Vergleichsrecht war die 210 Rechtsnatur des (damaligen) Zwangsvergleichs lebhaft umstritten.339 Das Meinungsspektrum reichte von der Vertragstheorie, welche den den Inhalt des Plans bestimmenden Parteiwillen als maßgeblichen Geltungsgrund betrachtete,340 über einzelne vermittelnde Ansichten, die hier nicht vertieft seien341 (erwähnenswert die fG-Prägung als Ausformung einer „Vertragshilfe“ – dagegen standen allemal einst § 72 KO bzw § 115 VglO [jetzt: § 4 InsO] mit ihrer allemal mitgedachten Kategorisierung als prozessuales Streitverfahren), bis hin zur Urteilstheorie, die insoweit das Erfordernis einer gerichtlichen Planbestätigung in den Vordergrund rückte und in dieser einen durch Richterspruch gestaltenden Staatsakt erblickte.342 Die KO-Motive hielten sich einstig nicht mit dogmatischer Konstruktion auf, sondern 211 beriefen sich schlicht auf klassische, verfestigte Grundsätze.343 Die Rechtsprechung hat sich recht früh auf eine vertragliche Erklärung eingelassen und später durchgängig hieran festgehalten. RGZ 77, 403, 404 [V. ZS] beschrieb vor über einem Jahrhundert schon etwa den „Zwangsvergleich“ ohne größere Umschweife als „Vertrag des Gemeinschuldners mit den nicht bevorrechtigten Konkursgläubigern über eine bestimmte … Befriedigung … Er ist im Allgemeinen durchaus [?] nach Vertragsgrundsätzen zu beurteilen.“ Während der erste Satz prozessuale Besonderheiten reflektiert („den besonderen Vorschriften der §§ 173 flg. KO. unterworfener Vertrag“), führt der zweite zurück zum Hafen bürgerlichrechtlich geprägter Erklärungsansätze. Dies scheint deshalb sehr bemerkenswert, weil sich dies kurz davor noch bei RG WarnR 4 (1911) Nr 353 S 394 [VII. ZS] deutlich anders anhörte: trotz grundsätzlich anzunehmender Vertragsnatur seien „für sein Zustandekommen und seine Wirksamkeit nicht die allgemeinen Vorschriften des Privatrechts unmittelbar maßgebend.“ Trotz allem: nur diese erste Einschätzung sollte weiterwirken344 sowie auch die Erklärung des „Privatvergleichs“ nach GA-VO345 (einzig RGZ 127, 372, 375 [VII. ZS]

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Vgl J Kohler KonkursR (1891) § 72, S 452 ff; Seuffert KPR (1899) § 53 [4], S 406 ff; Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 5 ff; Kuhn/ Uhlenbruck KO11 § 173 Rn 1a–e; Bley/Mohrbutter/Bley VglO4 § 8 Rn 1 ff; siehe zudem Madaus Insolvenzplan (2011), S 63 ff; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1194 ff – jeweils mwN; erg – lediglich als „Zeitzeuge“ – vgl Richter ZHR 76 (1915), 112, 116–120 [A]. Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 9 ff mwN. Das namentlich im Anschluss ans gemeinrechtliche Erklärungsmodell: Windscheid Pandekten II7 (1891) § 275 (S 89) und § 358 (S 357 f) mwN. Oetker Rostocker FG Windscheid (1888) S 30 ff, 44 und Kisch Grundriß des Deutschen Konkursrechts8/9 (1930), § 54 III (zusammengesetzter Akt); Bötticher ZZP 86 (1973), 373, 387 ff (Vertragshilfeverfahren); Baur/Stürner InsR12 Rn 24.2 mit Fn 3 (be-

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sondere Ausformung richterlicher Vertragshilfe); vgl zudem Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 7; Kuhn/Uhlenbruck KO11 § 173 Rn 1a–e – jeweils mwN. Schultze ZHR 25 (1880), 339, 350–352; Schultze Das deutsche Konkursrecht (1880), S 119–135; Pasquay ZHR 66 (1910) 34, 76, 79–81 – zur Kritik bei Löhr ZZP 16 (1891), 335, 339 ff [III/IV]. KO-Mot S 392 = Hahn IV S 350: „es ist überall geltendes Gewohnheitsrecht, daß die Gläubiger … gezwungen werden können. Die Bedürfnisse des Lebens haben die theoretischen Bedenken überwunden.“ [mit Wegfall der Fußnote]. RGZ 152, 65, 67 [VII. ZS]. RGZ 119, 391, 395 [II. ZS] (Verfügungsvertrag); RGZ 122, 361, 363 [VII. ZS] („nur Vertragsnatur“); RGZ 125, 408, 410 [I. ZS] („bürgerliches Rechtsgeschäft, dessen Ab-

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bricht noch einmal etwas hier aus …) bzw VglO346 bestimmen. Dies lag auch an der normativen Vorprägung mit § 173 KO (Vorschlag / Abschluss), die auf ein Vertragsmodell hindeutet; dagegen stand allemal indes § 193 S 1 KO, welcher die Wirkung des Vergleichs auf Dissenter und Absenter erstreckte. 212 Und auch die Literatur plädierte am Ende mit doch deutlich wahrnehmbarer Mehrheit für eine vertragliche Qualifikation des Zwangsvergleichs347 – die Rechtsnatur des Insolvenzplans lediglich durch Anknüpfen an die alte Rechtslage weiterhin zu bestimmen („Prolongation“), ist trotzdem vom Ansatz her verwehrt. Denn der Gesetzgeber der Insolvenzordnung hat unüberhörbar dagegen widersprochen: „Der Plan ist kein Vergleich.“348 Damit ist jetzt die Diskussion neu losgetreten. Präzise Aussagen freilich mangeln insoweit, man hätte sich gerne weitere Hinweise gewünscht … Allerdings sollte man ebenso gewärtigen, dass sich heute manche Parallelen nahezu von selbst aufdrängen, insbesondere was die früher vehement vorgebrachten Argumente angeht.

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2. Orientierungspunkte. Die klassischen Auslegungskanones helfen wenig weiter. Dies beginnt bereits beim Wortlaut: Dem Begriff des „Plans“ lässt sich keine eindeutige juristische Klassifizierung entnehmen (dazu Rn 2), sie setzt sich bloß gegen ein rechtsgeschäftliches Planungsverständnis ab, womit dann aber die grammatische Auslegung sehr schnell an ihre Grenzen stößt.349 Konnotiert werden gemeinhin öffentlich-rechtliche Institute (Bauleitplan, Haushaltsplan, Entwicklungsplan etc – siehe auch bei Rn 2) und derzeitig noch mangelnde volle Verbindlichkeit. Jedoch genau dies soll hier nicht gelten (arg § 221 – auch schon S 2, erst recht S 1!). Anders sieht dies uU allerdings der allgemeine Sprachgebrauch (Fahrplan, Bauplan, Zeitplan etc), der aber auch keine „rechtsdogmatischen Konstruktionsprobleme“ spürt. 214 Und auch die tradierte Normhistorie erbringt nicht viel Licht, zu diffus war bisher noch deren Ertrag (Rn 210). Dieses gilt in gleichem Maße für eine naheliegende rechtsvergleichende Anreicherung. Zwar diente das US-amerikanische „Chapter 11-Verfahren“ („reorganization“) des amerikanischen Insolvenzrechts (11 USC: „bankruptcy“, vgl Rn 140) als legislatives Vorbild für das deutsche Insolvenzplanverfahren, gleichwohl lässt sich die dort herrschende vertragliche Einordnung350 aufgrund struktureller Systemunterschiede (vgl Rn 157–161 bzw § 217 Rn 27) nicht so recht auf §§ 217 ff übertragen:351 es geht weniger dort um prozessuale Disposition als letztlich die materielle Konstruktion eines pri-

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schluß nur in besonderen öffentlichrechtlichen Formen erfolgt“); RGZ 127, 372, 375 [VII. ZS] („im allgemeinen nach Vertragsgrundsätzen zu beurteilen“ – wobei aber eben doch „der „Zwangsvergleich hinsichtlich seines Zustandekommens und seiner Wirksamkeit besonderen Vorschriften folgt, bei denen öffentlichrechtliche Belange ausschlaggebend sind.“). BGH KTS 1961, 152, 153; ferner schon wohl bei RFH JW 1928, 2657, 2658 (Nr 4). FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 39 mwN. BT-Drucks 12/2443 [RV] S 91 – sowie vor allem der eindeutig abgrenzende Folgesatz: „Vergleich und Zwangsvergleich sind in ihrer Grundstruktur Verträge …“ (der Plan also nicht!); vgl auch erg S 90 re. Sp.: „Der Plan tritt an die Stelle von Vergleich und Zwangsvergleich und gestaltet diese grundle-

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gend um.“ Dies sieht auch recht klar BGH NJW-RR 2006, 491, 492 {14} [II 2b] = aaO (Fn 352). Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1197; Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 67 ff, 79 f, 83; Schiessler Insolvenzplan (1997) S 18; vgl zudem Maurer/Waldhoff Allgemeines Verwaltungsrecht19 § 16 Rn 13. Madaus Insolvenzplan (2011), S 142 ff mwN; Madaus KTS 2012, 27, 35; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 6 (mwN); Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 33 mwN. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 6 mit Vor §§ 217 ff Rn 20–22; Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 35– 37, 60; Dinstühler InVo 1998, 333, 333 f; siehe auch Bork ZZP 109 (1996), 473, 480 f.

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Vorbemerkungen

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vatrechtlich motivierten Abschlusszwangs. Dass man sich mit Vertragskonstruktionen bei Planannahme und -bestätigung gegen den Willen einzelner Gruppen sehr schwertun kann, ist selbst der Praxis zT bewusst, welche gewisse, „kleine“ Zweifel äußert.352 Einen kleinen Fingerzeig scheint indes doch am Ende die Gesetzesbegründung zu geben (siehe dazu – plakativ- auch bei Rn 212). Sie beschreibt den Insolvenzplan als „die privatautonome, den gesetzlichen Vorschriften entsprechende Übereinkunft der mitspracheberechtigten Beteiligten über die Verwertung des haftenden Schuldnervermögens“353 (dazu Rn 4, aber erg auch Rn 5, 12). Die gezielte [?] Wortwahl („privatautonom“, „Übereinkunft“ – scil.: nicht etwa „Vertrag“! [siehe dazu schon Rn 4 aE]) sowie vor allem die erkennbar mitschwingende Intention, ein Instrument zur Privatisierung der Insolvenzabwicklung zu schaffen,354 deuten womöglich auf eine rechtsgeschäftliche Fundierung des Institutes „Insolvenzplan“ hin. Konstruktion und Konsequenzen bleiben dabei bezeichnenderweise indes nebulös. Aber: Die Berücksichtigung privatautonomer Entscheidungen muss nicht so zweifelsohne in einer klar vertraglichen Qualifikation des Insolvenzplanes münden. Ohne sich mit der Gesetzesbegründung in Widerspruch zu setzen, könnte die „Übereinkunft der mitsprachberechtigten Beteiligten“ auch als ausschließlich vorbereitende Handlung verstanden werden, die erst und bloß die Grundlage eines darauf aufbauenden Verfahrensaktes bildet. Man würde vielleicht sonst ausblenden, dass der Insolvenzplan in „ein komplexes, gerichtlich überwachtes Verfahren ‚eingebettet‘“ ist.355 Es verzichtet auf allseitige Zustimmung (§§ 243–245) und durchbricht damit signifikant das die Rechtsgeschäftslehre prägende Konsensprinzip; weiterhin knüpft es die Wirksamkeit des Insolvenzplanes an das Erfordernis gerichtlicher Bestätigung (§§ 248/251) und weist damit Merkmale auf, die gegen eine vertragliche Qualifikation des Insolvenzplanes streiten – er wirkt vielmehr als „spezifisch insolvenzrechtliches Instrument“.356 Schließlich führt das Verfahren zum Titel (§ 257 I und II), was überwiegend staatliche Beteiligung abverlangt. Was die Gesetzessystematik angeht, kommt man wenig weiter. Denn man kann den [Sechsten] Teil „Insolvenzplan“ als systematisch eigenen, „abgeschlossenen“ Komplex interpretieren. Sieht man zudem auf § 1 S 1 Hs 3 bringt dies kaum nähere Erkenntnis: es geht um eine (Alternativ-) Regelung prozessualer bzw gesetzlicher Vorgaben – also: Gestaltung des Verfahrens; das lässt auch beide Deutungsvarianten (iSv Rn 215 f) offen und vernachlässigt nun womöglich umgekehrt die gleicherweise intendierten privatrechtlichen Rechtsfolgen. So bleibt der Blick zur normierten Binnenstruktur, die aber ähnlich hybride scheint (arg § 217) und uU die Erkenntnis gewisser Parallelen zum Schuldenbereinigungsplan bei Verbraucherinsolvenz (§§ 304–310, dazu siehe gleich Rn 218) – am Ende bleibt freilich nicht mehr als deskriptiv zu verbleiben: formgemäße Verfahrensgestaltung plus materielle Rechtsveränderung. Dies hilft zugegeben wenig weiter. Man wird nicht jedoch behaupten können, das Gesetz habe selbst die nötige Klarheit geschaffen. § 308 I S 2 unterstellt den Schuldenbereinigungsplan den Vorschriften des Ver352

BGH NJW-RR 2006, 491, 492 f {15} [II 2b] = ZIP 2006, 39 = NZI 2006, 100 = ZInsO 2006, 38 = MDR 2006, 594 [siehe auch schon OLG Jena ZIP 2002, 538, 539 {22} – Vorinstanz: „Vertrag eigener Art“] und BGH NJW 2015, 2660, 2663 {26} [B II 2d bb (1)] = ZIP 2015, 1346 = WM 2015, 1291 = DZWIR 2015, 560 = KTS 2016, 221; OLG Schleswig ZInsO 2017, 1554, 1555 [II 1.2.2]: „kein Vertrag im herkömmlichen Sinne“ bzw US Bankruptcy Court, SD Florida, Re

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Hillard Development Corporation, 238 B.R. 857, 871 f. BT-Drucks 12/2443 [RV] S 91 re. Sp. Eidenmüller Jb NPÖ 15 (1996), 164. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 10. Siehe dazu die BGH-Nachw bei Fn 352, ferner Rn 232 mit Fn 398 – zur Kritik allgemein insb Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 60; Leipold KTS 2006, 109, 119, 121 f [VII].

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gleiches, woraus man zuweilen auf dessen Vertragsnatur rückschließt357 – es geht freilich dort um Ermöglichung der Vollstreckung („hat die Wirkung eines Vergleichs im Sinne des …“); ernst genommen würde dann mit § 257 I S 1 zum Insolvenzplan die überholte Urteilstheorie (dazu Rn 210) verankert („wie aus einem vollstreckbaren Urteil die Zwangsvollstreckung … betreiben“ – als Weiterführung von § 194 KO bzw § 85 I VglO). Auffällig ist indes schon etwas die disparate „Titelanleihe“ dort (§ 794 I Nr 1 ZPO) und hier (§ 704 ZPO) – will sie unterschwellig auf ein variantes Grundverständnis hindeuten? Dort eine eher konsensuale Bereinigung, hier aber eine stärker hoheitliche Formung (aber vgl auch Rn 223aE, 231, 263) – zumal mit Blick auf § 254 I? Das erscheint doch zu weit hergeholt, zumal auch beide auf anderen Textstufen beruhen: 308 I 2 (RA: § 357e) ist nachlaufend erfolgte Hinzufügung des Rechtsausschusses – und sicher keinerlei Bekräftigung systematischer Gesamtschau! 219 Schließlich ein Wort zu Normzwecken. Diese liegen ausweislich der Gesetzesbegründung in der Schaffung eines Rechtsrahmens für eine einvernehmliche (dh auf Verhandlungen und privatautonomen Austauschprozessen beruhende) und möglichst flexible (dh abweichend von der Norm des Regelverfahrens) Bewältigung der Insolvenz358 – Näheres siehe bei Rn 55–60. Einen Rückschluss auf die Rechtsnatur des Insolvenzplanes erlaubt die teleologische Betrachtung damit indes nicht: erzielte Einigungen der Beteiligten und gemeinsam entwickelte Lösungsansätze können den Inhalt des Plans unabhängig von dessen rechtlicher Deutung prägen und damit die Grundlage erfolgreicher Insolvenzbewältigung bilden. Eine vertragliche Qualifikation des Insolvenzplans359 stellt für die Sicherstellung des Ziels bestmöglicher Haftungsverwirklichung360 damit gewiss keine notwendige Bedingung dar (dazu Rn 261).

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3. Methodik. Man mag die schwierige Bemühung, die Rechtsnatur des Insolvenzplans aufzuklären, als konstruktives Glasperlenspiel qualifizieren und gleich ohne Umwege auf praktisch handhabbare Lösungswege zusteuern. Damit wäre der Sinn jeder dogmatischen Überformung bezweifelt. Die Relevanz der Thematik liegt aber am Ende nicht so stark in einer Begründung konkreter Ergebnisse (die Divergenz ist marginal! [Rn 252 iVm Rn 239]), sondern wirkt als Bereitstellung einer „Unterfütterung“ und dient zur Kontrolle des Resultats. Fügt sich eine neue Problemlösung in die Strukturen vorhandener Denkmuster oder ist eine grundlegende Neuorientierung erforderlich? Die Abweichung vom tradierten Erklärungsansatz ist offen, steht aber unter einem eigenen, qualifizierten Rechtfertigungszwang (dazu Rn 239). 221 Zu beachten ist außerdem noch, dass immer natürlich planspezifische Gesetzesregeln Priorität haben.361 Das betrifft das Einhalten des Verfahrens (Grundsätze, Abläufe, Mehrheiten etc – wegen bzw trotz § 250 Nr 1 [„in einem wesentlichen Punkt nicht beachtet“ – es geht um lediglich amtswegige Versagung!]), jedoch auch einige andere zentrale Punkte, insb Bedingungszusammenhang (§ 249), Begünstigungsverbot (§ 250 Nr 2), Schlechterstellungsverbot (§ 251), Leistungsstörungsfolgen (§ 255, hier Rn 250 f), aber zB auch Möglichkeiten der Plananpassung (§ 221 S 2 iVm § 248a362). Im Zweifel ist deshalb auch 357

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ZB K Schmidt/Stephan InsO19 § 308 Rn 4 („Vertrag eigener Art“); Uhlenbruck/Sternal InsO14 § 308 Rn 3; wohl auch FK/Kohte/ Busch InsO9 § 308 Rn 23; HK/Waltenberger InsO8 § 308 Rn 6; MünchKomm/Ott/Vuia InsO3 § 308 Rn 10 – im Anschluss an BTDrucks 12/7302 S 192 li. Sp. [RA: Nr 99]: Doppelnatur!

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BT-Drucks 12/2443 S 90 re. Sp. Vgl MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 16–19 mit Jb NPÖ 15 (1996), 164, 165 ff. BT-Drucks 12/2443 S 91 li. Sp. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 34. Wurde eingeführt durch Art 1 Nrn 17 und 36 ESUG [in Kraft ab 01.03.2012 (Art 10 S 3)].

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

anzunehmen, dass dies als finale Regelung gewollt ist,363 dh sie insgesamt abschließenden Charakter hat und keine Lücke besteht, die noch anderweitig auszufüllen wäre.364 II. Meinungsstand Der Meinungsstand ist vielfältig und variantenreich365 – so wie auch schon unter altem 222 Recht (Rn 211 f) lassen sich jedoch gewissermaßen Antipoden unterscheiden: die traditionell vertragsrechtlich orientierten Erklärungsversuche einerseits (Rn 223–231), die modifizierte Urteilstheorie andererseits, die „angepasst“ nun „firmiert“ als Verfahrenstheorie (Rn 234– 236), alle beide wieder jeweils mit manchen Facetten; es gibt Versuche zu versöhnen, Mischformen („auf der Linie“), und ebenfalls auch Plädoyers für dogmatisch vollständige Neuausrichtung („neben der Linie“ bzw „Modelle sui generis“: Rn 232 f, 237 f). Es wird auch zuweilen begrifflich Neuland erschlossen, ohne aber eine notwendige Systemeinpassung beizufügen, zB wenn der Plan als eine „multipolare Vereinbarung“366 oder eine „mehrseitige Verwertungsvereinbarung“367 etwa angesprochen wird. Am Ende steckt ein Suchen nach Legitimationen für den Mehrheitszwang hinter all jenem Mühen der „Aufklärung“ der Rechtsnatur368 – zusätzlich zu Sachfragen, welche praktischer Entscheidung harren (Rn 239–252). 1. Vertragstheorie a) Grundsätzliches. Im Anschluss an Aussagen der Gesetzesbegründung (hierzu Rn 215 223 „versus“ Rn 212) wird oftmals angenommen, der Insolvenzplan habe Vertragsnatur.369 Protagonisten sind insbesondere etwa Horst Eidenmüller und Stephan Madaus (aber vgl auch Rn 231), welche noch zT ergänzend ökonomisch motivieren: privatautonome Lösungsansätze gewährleisteten eine möglichst effiziente Verwertung des Schuldnervermögens,370 363

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Daraus rührt etwa die Unanwendbarkeit des § 139 BGB: BGH NJW 2015, 2660, 2663/2664 {27} [B II 2d bb (2)] = aaO (Fn 352), vgl Rn 240 aE. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 35. Siehe dazu Nachw etwa bei MünchKomm/ Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 9–13; BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217; K Schmidt/Spliedt InsO19 vor § 217 Rn 5; HambK/Thies InsO InsO6 vor § 217 Rn 3. Andres/Leithaus/Andres InsO3 Vor §§ 217 ff Rn 10 – etwas konkreter indes hiernach § 217 Rn 17: „Die Rechtsnatur des Insolvenzplans ist str, am nächsten liegt die Annahme einer vertraglichen Vereinbarung der Beteiligten, wobei diese aber durch hoheitliche Elemente … modifiziert ist“ (Hervorh vom Verf). Braun/Braun/Frank InsO6 Vor §§ 217 ff Rn 1; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 80–82; Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz S 463–469. Richtig K Schmidt 54. DJT (1982) I S D 77 f: mehrfache Legitimation notwendig. Madaus Insolvenzplan (2011), S 173 ff, 292 ff, 295, 296 f, 424 ff mit KTS 2012, 27, 35–48, 52; Hess InsO2 § 217 Rn 10, 12;

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 14 ff, 31; Fritzsche Die juristische Konstruktion des Insolvenzplans als Vertrag (2016), S 4, 256 ff, 274, 321 ff – ferner: BK/ Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 16, § 254 Rn 13 bzw ZInsO 2009, 503, 504 f; Andres/ Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 17; HambK/Thies InsO6 vor § 217 Rn 3; FK/ Jaffé InsO9 § 217 Rn 53 (etwas reservierter zuvor Rn 49); Bauer Der Insolvenzplan (2009), S 344 f, 355 f; Hess/Weis WM 1998, 2349, 2350; H-F Müller Verband in der Insolvenz (2002), S 373 mit KTS 2002, 209, 210 [I]; Häsemeyer InsR4 Rn 28.66 ff und FS Gaul (1997) S 175, 179 f; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1201 ff, 1206; ebenfalls noch so Smid/Smid/Rattunde InsO2 § 217 Rn 74. Letztendlich etwas vorsichtiger Bork InsR8 Rn 366 aE mit Fn 4 („den Rechtsgeschäften zuzuordnen“); deutlich distanziert hingegen Foerste InsR7 Rn 474; HK/Haas InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 9; KS/Spliedt InsO19 Vor §§ 217 ff Rn 5 f – indes ohne einen dogmatischen Vorschlag alternativer Erklärung. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 15, 17 unter Hinweis auf BT-Drucks 12/2443 S 78 li. Sp.; FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 46; Hess InsO2 § 217 Rn 14.

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brächten die widerstreitenden Interessen der Verfahrensbeteiligten bestmöglich zur Geltung371 und sorgten dadurch für Planakzeptanz bei den Beteiligten.372 – Grundlage sei rechtlich ein mehrseitiger Vertrag (arg §§ 244–246a, 247, 248) über eine vom Regelverfahren abweichende Form der Insolvenzbewältigung (arg § 1 S 1 Hs 3 iVm § 217) zwischen Gemeinschuldner und seinen Gläubigern (einschließlich der Anteilseigner)373 als den beiden betroffenen Verfahrenssubjekten. Er entspreche dem Muster des (materiellen) Vergleiches (§ 779 BGB – aber: Rn 244 aE!). 224 Vereinzelt vertretene Variationen hinsichtlich der Beteiligten, es handele sich statt eines Vertrages zwischen Gemeinschuldner als Passivsubjekt (und Träger der Aktivmasse) und der Gesamtheit an Gläubigern als Aktivsubjekt (und [Kollektiv-] Halter der Passivmasse), wie es die hM (Rn 223) bewertet, entweder um einen mehrseitigen Verwertungsvertrag ausschließlich zwischen den Gläubigern (E Braun: „‚Sozialakt‘ der Gläubiger“ – Aushandlungen untereinander, zum Finden der besten Verteilungslösung)374 oder aber um einen Vertrag zwischen Gläubigern und Insolvenzverwalter (Häsemeyer: zumal er jetzt das alleinige Verwertungsrecht innehält – arg § 80 I –, worüber die Gläubiger nun rechten)375 werden mit Blick vor allem auf § 247 mehrheitlich abgelehnt.376 Beide Varianten tendieren wohl unterschwellig zum Prozessvertrag mit Parteidisposition des Verfahrensablaufs (stärker prozedural [E Braun] oder materiell [Häsemeyer] gesehen). 225 Somit hält sich zwar die hM in der Adressatenfrage (Rn 223 f) an die normierten systematischen Leitplanken (§ 247), sie muss dann indes selbst insoweit bündig erklären können, wie es für sie um das Erfordernis richterlicher Bestätigung (§ 248 iVm § 254 I) steht (das trifft im Grunde die prozedurale Einbindung insgesamt). Ihm wird jeder weitergehende Aussagewert abgesprochen. Zum einen mangele dem Insolvenzgericht inhaltliche Gestaltungsmacht377 (das gilt indes auch zum Gemeinschuldner – und es ist abhängig vom Gegenstand des „Vertrags“); es handele sich lediglich um eine (vorverlagerte) Verfahrensund Lauterbarkeitskontrolle, so dass die Parallele zur gerichtlichen Feststellung des Bestehens eines Vertrages gezogen werden könne.378 Zum anderen belegten parallele Regelungen (§§ 1310, 1643, 1821 f BGB), dass eine präventive gerichtliche Kontrolle nicht den privatrechtlichen Charakter eines Vertrages bzw hier des Insolvenzplanes aufhebe.379 Un371 372 373

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 18. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 19. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 25; Madaus Insolvenzplan (2011), S 292; Madaus KTS 2012, 27, 48; Hess InsO2 § 217 Rn 10, 12. So sah es einst schon RGZ 119, 391, 395; 77, 403, 405 – wobei man gemäß § 173 KO schlecht darum herumkam („auf Vorschlag des Gemeinschuldners zwischen diesem und den … Konkursgläubigern … geschlossen“), vgl Rn 211 aE. Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz S 467 f; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 80 f. So Häsemeyer FS Gaul (1997) S 175, 180, 181 f bzw InsR4 Rn 28.43, 28.70; krit Gaul FS Huber (2006) S 1887, 1202 „dieses differenzierte Vertragskonzept [unterliegt] durchgreifenden Bedenken“, 1203 f; Leipold KTS 2006, 109, 120.

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 24; Gaul FS Huber (2006) S 1887, 1202 ff, 1206 f; Madaus Insolvenzplan (2011), S 244 f, 296 mit KTS 2012, 27, 48. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 20; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1198 f; Schiessler Insolvenzplan (1997) S 21 f; Madaus Insolvenzplan (2011), S 303 ff, 310 ff, 327; H-F Müller KTS 2002, 209, 211 [II]. So Madaus Insolvenzplan (2011), S 364 ff, 424 f; Madaus KTS 2012, 27, 36. Häsemeyer InsR4 Rn 28.67; H-F Müller KTS 2002, 209, 211 [II]; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1215; siehe zur alten Rechtslage Wolff KO2 § 173 Rn 2; Cahn Geschäftsaufsicht und Zwangsvergleich (1917), § 33 Anm F; krit Leipold KTS 2006, 109, 118 f; Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 203; Madaus Insolvenzplan (2011), S 363 f.

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Vorbemerkungen

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befangen muss man zugestehen, dass das eher als seltene Ausnahme scheint, nicht etwa als typischer, stilprägender Regelfall. b) Vertragskonstruktion. Der Abschluss des Vertrages („Plans“) wird durch Abstim- 226 mung (Beteiligte) und Zustimmung (Schuldner) im angesetzten Abstimmungstermin realisiert.380 Einer Unterscheidung nach der Person des Vorlegenden (vgl § 218 I S 1 Var 1 – „Verwalterplan“: § 218 Rn 33–54 bzw § 218 I S 1 Var 2 – „Schuldnerplan“: § 218 Rn 55–78) bedürfe es nicht;381 in der Planvorlage könne keine rechtsgeschäftsbegründende Willenserklärung erblickt werden. Dies folge für den Schuldnerplan bereits aus den §§ 247/248 InsO, die ein nachgelagertes Zustimmungserfordernis vorsehen und unverständlich blieben, sofern es sich bereits bei der Planvorlage um ein verbindliches Angebot im Sinne des § 145 BGB handelte. Bestätigt werde dies – ganz allgemein – durch die Änderungsmöglichkeit des § 240 InsO.382 Der Planvorlage komme damit – die Frage nach dem Ursprung der Initiative vollständig außer Acht lassend – lediglich vorbereitender, initiierender nicht aber rechtsverbindlicher Charakter zu; sie sei daher als bloße383 invitatio ad offerendum zu begreifen.384 Das Angebot sei daher erst in der „Planannahme“ durch die Gläubiger zu erblicken. 227 Man kommt insoweit jedoch nicht umhin, dogmatische Differenzierungen vorzunehmen; um die hohe prozessuale Komplexität des Vorgangs der Abstimmung (§§ 241–246a) einzufangen, muss man zwischen Stimmabgabe der Einzelperson, Gruppenmehrheit und Gesamtmehrheit unterscheiden. Durch Stimmabgabe erklärt der zustimmende Gläubiger, dass er den zur Abstimmung gestellten Plan gelten lassen will.385 An diese Stimmabgabe wird er auch im späteren Planverfahren gebunden; einer weiteren Stimmabgabe bedarf es – aus Effektivitätsgründen („reiner Formalismus“) – nicht.386 Die Stimmabgabe dient dabei sowohl der Willensbildung innerhalb der Gläubigergruppe als auch der Begründung der Bindung des Abstimmenden im Außenverhältnis, dh gegenüber dem Schuldner sowie den übrigen Beteiligten.387 Ist dann das Endresultat ein Einvernehmen (teilweise [eine Gruppe] bzw insgesamt [alle Gruppen], besteht kein Problem (möglicherweise mit Abhilfe per Obstruktionsregel, § 245 – dazu näher gleich Rn 228); ist es die Ablehnung, fehlt es so oder so an einem finalen – bürgerlichen-rechtlichen – Angebot. Unproblematisch ist auch die Einzelablehnung, welche dann in eine finale Gesamtab- 228 lehnung mündet (es mangelt am Angebot). Schwierig zu erklären ist dagegen die umgekehrte Gestaltung: was konkret erklärt der ablehnende Gläubiger wenn doch am Ende eine globale Zustimmung erfolgt? (a) Wird er in der Gruppe überstimmt, dann sei er aufgrund des Gruppenbeschlusses an die mehrheitliche Zustimmung gebunden – die Argumente variieren erheblich: gesetzliche Wirkungserstreckung (einstmals auch zur KO vertreten),388 380

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 22; Madaus Insolvenzplan (2011), S 235 f, 292 f. Vgl insoweit Häsemeyer FS Gaul (1997) S 175, 179 f mit InsR4 Rn 28.70. Madaus Insolvenzplan (2011), S 178. Darüber hinaus stellt sie – auch nach dieser Ansicht – eine Prozesshandlung dar, vgl insoweit § 218 Rn 22. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 30; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1202; Madaus Insolvenzplan (2011), S 175 ff, 179, 182, 247 bzw KTS 2012, 27, 47; krit hinsichtlich des vom Insolvenzverwalter vorgelegten „Verwalterplans“ Smid DZWIR 2011, 446, 449.

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Madaus KTS 2012, 27, 45. Madaus Insolvenzplan (2011), S 235 f, 236 (Zitat) bzw KTS 2012, 27, 45. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 22; Madaus Insolvenzplan (2011), S 235, 243, 292 f bzw KTS 2012, 27, 45, 46, welcher in der Stimmabgabe, aufgrund der unterschiedlichen Adressatenkreise, zwei Willenserklärungen enthalten sieht, vgl insofern Madaus Insolvenzplan (2011), S 183 f, 295 bzw KTS 2012, 27, 36 f. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 23; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1205, 1214 f; H-F Müller KTS 2002, 209, 211 [II]; noch zur alten Rechtslage vgl Jaeger/Weber

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quasi eine Art „beschlussrechtlich“ begründete Unterwerfungsform (Organisationsakt der Beteiligtenschaft),389 Begründung eines speziellen Kontrahierungszwanges, welcher nach richterlicher Prüfung im Wege der Fiktion – entsprechend dem Rechtsgedanken des § 894 ZPO – unmittelbar im Planverfahren durchgesetzt werde390 (mE inhaltlich arg gekünstelt). (b) Wenn er hier nicht überstimmt wurde (somit also bei „Gruppennein“), helfen letztlich dann spezielle Regeln (§§ 245–246a) mit jeweils gesetzlich expliziter Fiktion („gilt die Zustimmung … als erteilt“),391 um den Plan (gemeint: „Vertrag“) dennoch zu bejahen. 229 Die den Vertragsschluss bewirkende Annahme liegt sodann in der Zustimmung des Schuldners.392 Eine ausdrückliche Erklärung ist insoweit nicht erforderlich, bereits Schweigen gilt gem § 247 I InsO als Zustimmung; ein erklärter Widerspruch ist nicht ausnahmslos beachtlich, weil § 247 II („Obstruktionsverbot“) aus Dissens noch Konsens machen kann. Durch Mehrheitsbeschlüsse und Obstruktionsverbote werde damit – wenngleich mit unterschiedlicher Begründung – eine privatrechtliche Bindung aller, und damit auch der dissentierenden, Beteiligten an den Plan sichergestellt.393 Die notwendige „Vertragsmechanik“ entspricht mithin nicht so recht der üblichen Regelvorstellung, ist trotz allem dennoch irgendwie zu begründen. 230 Als Zwischensumme ist fünferlei doch sehr auffällig. Zum einen die Qualifikation der Planvorlage als unverbindliche invitatio ad offerendum, obgleich sie zunächst die Annahme eines verbindlichen Angebots (§ 145 I BGB) aufzudrängen scheint (Rn 226). Sodann (und insbesondere) die nähere Begründung der Bindung des Dissenters (Rn 227 f); problematisch ist dabei vor allem die erste („gruppeninterne“) Majorisierung, die zweite („gesamte“ bzw „externe“) Majorisierung hat einen festeren Stand – eigentlich indes aber auf prozessual besonders gegossenem Fundament. Die Vertreter der Vertragstheorie konzedieren zwar, dass das Abstimmungsverfahren der §§ 243 ff vom strengen Konsensprinzip abrücke, sehen hierin indes keinen grundlegend störenden Widerspruch394 (Slogan: „dem Zivilrecht nicht unbekannte Figuren“ – immer aber bloß als letzter Notbehelf gedacht!). Ähnliches gilt sinngemäß für die beiden weiteren Punkte: die fiktionale Zustimmung des Gemeinschuldners (§ 247: Rn 226) und das Erfordernis gerichtlicher Bestätigung (§§ 248–251: Rn 225). Schwierig scheint zudem, die eventuelle Änderungsbefugnis

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KO8 § 173 Rn 11; Bley/Mohrbutter/Bley VglO4 § 8 Anm 2; dagegen jedoch Madaus Insolvenzplan (2011), S 185 „Das Gebiet des Vertragsrechts wäre verlassen“. Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz S 467 f; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 80 f; Gottwald/Koch/de Bra InsR Hb5 § 66 Rn 20. Madaus Insolvenzplan (2011), S 239 ff, 243, 245; Madaus KTS 2012, 27, 46 f, 48; vgl auch Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 7.5 („Vertrag mit partiellem Abschlusszwang“). Nach Madaus Insolvenzplan (2011), S 268 f, 294 mit KTS 2012, 27, 42 f, 44 dient dies der Durchsetzung der bestehenden Kontrahierungszwänge. Sie werden nicht in einem Zivilprozess und anschließender Fiktion gem § 894 ZPO durchgesetzt, sondern – nach Bestätigung des Bestehens der Zustimmungs-

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pflichten durch den Beschluss gem § 248, 254 InsO – unmittelbar in einem einzigen Schritt im Rahmen des insolvenzrechtlichen Verfahrens. Vgl auch Bauer Insolvenzplan (2009), S 355 f. Vgl zum Zugang der Willenserklärungen, insbesondere bei (bewusster) Abwesenheit einzelner Beteiligter Madaus Insolvenzplan (2011), S 241 f. Madaus Insolvenzplan (2011), S 339. Ein diktierter Vertrag, der durch Hoheitsakt und unabhängig vom Vorliegen korrespondierender Willenserklärungen begründet wird, liege indes nicht vor, vgl Madaus KTS 2012, 27, 43. Madaus Insolvenzplan (2011), S 292, 296 bzw KTS 2012, 27, 36; H-F Müller KTS 2002, 209, 211 [II]; MünchKomm/ Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 23; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1203.

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Vorbemerkungen

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des Insolvenzverwalters (§ 221 S 2) konstruktiv mit einzubinden (§§ 317–319 BGB?). Also alles in allem eine beträchtliche Anhäufung von komplizierten Spezifika, mit welchen die Vertragstheorie hier zurechtkommen muss (dieses aber zugegeben auch vermag). c) Formelkompromiss. Umstritten ist schließlich, ob es sich beim Insolvenzplan um ei- 231 nen rein materiell-rechtlichen Vertrag handele oder ob ihm darüber hinaus auch der Charakter eines Prozessvertrages zuzusprechen sei und er damit eine Doppelnatur aufweist. Namentlich Stephan Madaus negiert die Doppelnatur des Insolvenzplans vehement, da es ihm an einer prozessualen Hauptwirkung fehle; allein die Vereinigung materiell-rechtlicher und prozessualer Elemente oder die Abgabe einer Erklärung im Rahmen eines Verfahrens genügten seinem Dafürhalten nicht zur Begründung eines Prozessvertrages.395 Auf der Gegenseite stehen ua Hans Friedhelm Gaul und Horst Eidenmüller:396 Der Plan regle auch das Insolvenzverfahren im allgemeinen („opt out“) und zusätzlich im Besonderen die Besserung der Insolvenz durch zeitnahe Beseitigung ihrer Ursachen („Sanierung“). Das führt zu einer rechtsdogmatisch „biegsamen“ Kompromissformel, die schon vom Prozessvergleich (§ 794 I Nr 1 ZPO einerseits, § 779 I BGB andererseits) her geläufig ist, und leicht zugesteht, aufs „beste zweier Welten“ ohne inhaltliche Brüche zuzugreifen. 2. Rechtsinstrument sui generis. Anknüpfend an die grundsätzlich vertragliche Quali- 232 fikation des Insolvenzplanes (Rn 223–231) beschreiben Rechtsprechung397 und Teile der Literatur398 diesen als „ein spezifisch insolvenzrechtliches Instrument, mit dem die Gläubigergesamtheit ihre Befriedigung aus dem Schuldnervermögen organisiert.“ Maßgebend sei letztlich die Zwangsgemeinschaft auf Gläubigergesamtheit. Die Annahme eines Vertrages im herkömmlichen Sinne scheide aus, zumal der Wille Einzelner notfalls eben doch aufgrund Mehrheitsentscheidungen (§§ 243/244 – oder uU auch richterlichem Gestaltungsakt, § 245) überwunden werden könne.399 Das erinnert an den Beschluss im Vereins- und

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Madaus Insolvenzplan (2011), S 379 ff, 394 f bzw KTS 2012, 27, 55 f. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 13 mit Rn 14 ff und 33; FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 53; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1206; Flöther/Wehner ZInsO 2009, 503, 504 f; HambK/Thies InsO6 vor § 217 Rn 3; bereits altrechtlich schon eindringlich Richter ZHR 76 (1915), 112, 137 ff [B 4] – aA Madaus Insolvenzplan (2011), S 379 ff, 426 f bzw KTS 2012, 27, 53 ff. Das jetzt folgende Zitat aus BGH NJW-RR 2006, 491, 492 f {15} [II 2b] = ZIP 2006, 39 = NZI 2006, 100 = ZInsO 2006, 38 = MDR 2006, 594 [siehe auch schon OLG Jena ZIP 2002, 538, 539 {22} – Vorinstanz: „privatrechtlicher (!) Vertrag eigener Art“] und BGH NJW 2015, 2660, 2663 {26} [B II 2d bb (1)] = ZIP 2015, 1346 = WM 2015, 1291 = DZWIR 2015, 560 = KTS 2016, 221. Ferner: BAG ZIP 2013, 2268, 2269 {19} [B I 4a aa]; LAG Düsseldorf ZInsO 2014, 2378, 2381 [II 2] {58} und NZI 2014, 913, 915 [2.2.3] {58}.

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Becker InsR3 Rn 1610; Foerste InsR7 Rn 474 („Institut eigener Art“); Schiessler Insolvenzplan (1997) S 22; Dinstühler InVo 1998, 333, 344 f („Rechtsgebilde sui generis“); Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 60; Graf-Schlicker/Kebekus InsO4 § 217 Rn 4; bereits zur überkommenen Rechtslage Kuhn/Uhlenbruck KO11 § 173 Rn 1e (Rechtsgebilde „eigener Art“). Siehe dazu die BGH-Nachw bei Fn 397, das „Eingeständnis“ bei RGZ 127, 372, 375 („daß der Zwangsvergleich hinsichtlich seines Zustandekommens und seiner Wirksamkeit besonderen Vorschriften folgt, bei denen öffentlichrechtliche Belange ausschlaggebend sind.“ – der Nachsatz fehlt freilich bei RGZ 152, 65, 67) sowie aus der Lit vor allem Becker InsR3 Rn 1610 und Kübler/ Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 60. Zum Zwangsgedanken schon eindrucksvoll bei KO-Mot S 392 = Hahn IV S 350. Wegen „Konstruktionsmöglichkeiten“ siehe zB bei Löhr ZZP 16 (1891), 335, 378 ff [VI 1–3] mit S 411 ff [VII B].

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Sechster Teil. Insolvenzplan

Gesellschaftsrecht, der Archevertypung mehrseitigen Rechtsgeschäfts ist (demnach just dogmatisch kein Vertrag!), indes auch bloß die konkrete Meinungsbildung im Innenverhältnis bestimmt.400 Das fängt die Summenwirkung gleichlautender Willenserklärungen ein, erklärt bündig zudem auch die Mitbindung überstimmter (oder uU auch: schweigender) Minderheit. 233 Zwischen diesen Polen mäandert die Praxis und hält sich damit geschickt den Rückgriff auf schon bewährte vertragliche Lösungen offen, ohne sich indes in jenes konstruktive Prokrustesbett hineinzulegen (insgesamt nicht untypisch …). Prägend wirkt hierbei, die gerichtliche Beteiligung auszublenden: es gehe um bloß förmliche Kontrollbefugnisse (nicht zuletzt zum Schutze aller Überstimmten, dh ausnahmsweise unweigerlich Mitgebundenen: Beachtung von Mindestgarantien und Verfahren), nicht sachliche Gestaltungsmacht. Damit wird dann am Ende doch die privatautonome Übereinkunft der (Mehrheits-?) Beteiligten das dominierende Element des Plans401 – allerdings mit „Hintertüre“. Der Plan sei eben am treffendsten [?] als eigenes Rechtsinstitut sui generis zu qualifizieren,402 auf welches – je nach Sachlage – sowohl die Regelungen des materiellen Rechts403 als auch des Verfahrensrechts,404 wenn erforderlich, anwendbar sind. Das schafft die offenkundig gewünschte Flexibilität und vermeidet Festlegungen im Vorhinein.

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3. Verfahrenstheorie. Das Gegenstück zu den Vertragstheorien (Rn 223–233) stellt die Verfahrenstheorie dar, die auf Dieter Leipold zurückgeht: der rechtskräftig bestätigte Insolvenzplan als Endresultat ist ausschließlich privatrechtsgestaltender Verfahrensakt.405 Diese Deutung steht in der Tradition der mittlerweile nicht mehr vertretenen Urteilstheorie,406 nur rückt sie davon aus offensichtlichen terminologischen (arg § 252 I S 1 Hs 1: „Beschluß“) sowie vor allem starken konstruktiven Gründen ab. Denn im Unterschied zu einem den Streit zwischen bloß idR zwei [!] Parteien entscheidenden Urteil sei das Insolvenzplanverfahren ein „Massenverfahren“ und dazuhin praktisch von Elementen des Konsenses geprägt. Der Plan erscheint uno actu daher auch als parteiautonom gestalteter Verfahrensakt. Denn legte man den Akzent ausschließlich auf die abschließende Willensbildung des Gerichts, würde dieser Punkt (also der Weg zum Ziel, dh die Formulierung des Endresultats) ohne weitere Beachtung bleiben,407 was letztendlich kaum sachgerecht wäre. 235 Eine einseitig vertragliche Qualifikation des Insolvenzplanes habe demgegenüber deshalb auszuscheiden, weil der Insolvenzplan auch gegen den Widerspruch des Gemeinschuldners (§ 247) oder einzelner Gläubiger (§§ 243–245) zustande kommen könne und es

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Das sieht recht klar Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 81 („Beschluss“), begrifflich anders fokussiert jedoch Rn 80 („mehrseitige Verwertungsvereinbarung“) bzw Rn 82 („herbeizuführenden Verwertungsvertrag“) – jedoch immer aber mit ausschließlich wirkendem Gläubigerbezug (Rn 77 f). Dagegen steht auch nicht die Anleihe bei § 2032 ff (Rn 82) – dort handeln Schuldner, hier agieren Gläubiger. Schiessler Insolvenzplan (1997) S 21 f. Schiessler Insolvenzplan (1997) S 22; Dinstühler InVo 1998, 333, 344 f. Wie beispielsweise zur Auslegung des Insolvenzplans (dazu Rn 242: §§ 133/157 BGB):

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BGH NJW-RR 2006, 491, 492 f {15} [II 2b] = aaO (Fn 397) und BGH NJW 2015, 2660, 2663 {26} [B II 2d bb (1)] = aaO (Fn 397). Dinstühler InVO 1998, 333, 345; Becker InsR3 Rn 1610. Leipold KTS 2006, 109, 122 ff [VIII]; ähnlich zur alten Rechtslage Bötticher ZZP 86 (1973), 373, 391; ebenfalls eine verfahrensrechtliche Qualifikation befürwortend Smid/ Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 7.8; anders noch Smid/Smid/Rattunde InsO2 § 217 Rn 74. Siehe die Nachw oben Rn 210 mit Fn 342. Leipold KTS 2006, 109, 122 [VII].

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

damit an allemal unverzichtbaren Vertragselementen mangele.408 Zwar sei es unter Berücksichtigung der maßgeblichen Interessen zu rechtfertigen, dass ein Insolvenzplan auch ohne bzw gegen den Willen des Schuldners (sowie zudem als Folge eines Mehrheitswillens) zustande komme; dies ersetze indes nicht das Grundsatzerfordernis korrespondierender Willenserklärungen.409 Ein Insolvenzplan sei schlussendlich deshalb immer das „Ergebnis eines gerichtlichen Verfahrens“.410 Im Unterschied zu der Deutung als Rechtsform sui generis (Rn 232 f), die lediglich ne- 236 gativ abgrenzt (kein Vertrag!), gelingt Dieter Leipold positiv, die Lücke zu füllen (was denn statt dessen?). Den einheitlichen rechtlichen Geltungsgrund – bei Zustimmenden wie Dissentern (wegen diesen siehe § 254b) – bilde erst der in der Bestätigung liegende gerichtliche Ausspruch als Hoheitsakt.411 Die Wirkung der Bestätigung, die die Geltendmachung von Willensmängeln – im Gegensatz zur früheren Rechtslage412 – ausschließt (dazu Rn 244), dränge dabei noch die Bedeutung der Privatautonomie weiter zurück und führe folgerichtig damit zur verfahrensrechtlichen Qualifikation.413 Dies stelle auch den wesentlichen Unterschied zum Prozessvergleich dar, weil in diesem Fall nun gerade keine gerichtliche Entscheidung über den Inhalt der Parteieinigung ergehe414 (ein Sonderfall ist sicherlich § 1053 I S 2 ZPO). Da der gerichtlich bestätigte Insolvenzplan in die privatrechtlichen Beziehungen eingreife, stelle er sich allein öffentlich-rechtlich, und zwar als privatrechtsgestaltender Verfahrensakt dar.415 4. Rechtsnormierung sui generis. Auch Eike Happe votiert für eine öffentlich-rechtli- 237 che Qualifikation des Insolvenzplanes, ordnet diesen jedoch nicht als richterlichen, sondern als legislativen Akt, als Rechtsnorm eigener Art ein.416 Primär kraft § 1 S 1 Hs 2 iVm § 217 würde hier Normsetzungsmacht auf Private delegiert,417 die in einem formalisierten, der Gesetzgebung ähnlichen, Verfahren (§§ 218 ff) den maßgebenden Insolvenzplan beschließen.418 Der Insolvenzplan stelle damit eine von Privaten gesetzte Rechtsnorm dar, die vor Eintritt ihrer Wirksamkeit einer gerichtlichen Präventivkontrolle unterworfen sei.419 Der parlamentarische Verfahrensablauf ist zugegeben schöner Vergleich, aber vielleicht doch nicht Erklärung genug. Andere, näherliegende Bilder, wie etwa das „Subjektive Recht als Normsetzungsbefugnis“ (Bucher) sowie vor allem arbeitsrechtliche Kollektivverträge mit Normcharakter (TVG)420 treten demgegenüber zurück. Zudem: schließlich kommt

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Leipold KTS 2006, 109, 119, 122 [VII]. Leipold KTS 2006, 109, 119, 122 [VII]. Leipold KTS 2006, 109, 119, 122 [VII]. Leipold KTS 2006, 109, 125; aA Madaus Insolvenzplan (2011), S 329 f; MünchKomm/ Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 20. Vgl § 196 KO bzw § 69 VglO. Leipold KTS 2006, 109, 121 f [VII]. Leipold KTS 2006, 109, 125 [VIII]. Leipold KTS 2006, 109, 125 [VIII]. Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 115, 218. Ein Vorläufer ist womöglich Löhr ZZP 16 (1891), 335, 376 ff [VI/ VII]: Bindung der Konsenter per Vertrag, der Dissenter hingegen mittels Gesetz – nur wird damit dann das Bestreben einheitlicher Konstruktion hinfällig. Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 171 ff.

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Vgl auch Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 18.16; Smid DZWIR 2011, 446, 447. Diese kann mit vertraglichen Regelungen einhergehen, wenn Rechtsfolgen herbeigeführt werden sollen, die den Bereich der gesetzlich eingeräumten Rechtssetzungsbefugnis überschreiten, zB §§ 218, 225a, vgl Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans, S 218. Gegen den „Quasi-Normencharakter“ (AGB-ähnlich) en passent BGH NJW-RR 2006, 491, 493 {16} [II 2b] = ZIP 2006, 39 = NZI 2006, 100 = ZInsO 2006, 38 = MDR 2006, 594, zust FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 45 aE – freilich insoweit mit falscher Prämisse (arg § 254b): Einigungszwang (Var 2) und Drittwirkungen (Var 1) sind ganz „real“.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

auch Happe doch nicht an der Notwendigkeit richterlicher Bestätigung (§ 248) vorbei, welche sich hier zuerst nicht so recht ins gewählte Bild einfügt. 238 Diese Sichtweise vermeidet, durch eben das Abstellen auf Mehrheitsentscheidungen als maßgebend, im Ansatz Konflikte mit der Durchbrechung des Konsensprinzips, der sich die Vertragstheorien naturgemäß zu stellen haben. Die Bestätigung des Insolvenzplanes beschreibt sie als staatliche Kontrolle der privaten Normsetzung, welche als ein „wesentliches Legitimationselement der weitreichenden Bindungswirkung“ erforderlich sei, um eine Verletzung grundrechtlich geschützter Positionen der Minderheit auszuschließen421 und damit – ebenso wie die Verfahrensregelungen über die Ausformulierung, Erörterung sowie Abstimmung des Insolvenzplanes – der Kontrolle der Mehrheitsmacht diene422 (quasi also die Kontrolle der „Legitimation durch Verfahren“ [Luhmann]). Die Krux, sich am Ende doch einer stilprägenden Seite anzuvertrauen, bleibt demnach nicht erspart. Happe betont stärker den Verfahrensgang („Normsetzung“), man könnte ebenso gut jedoch den Schlusspunkt (als Rechtsgrund der „Normwirkung“) hervorheben; immerhin freilich wird eine Synthese versucht. III. Konsequenzen

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Richtigerweise können Theorien und Dogmen kein Selbstzweck sein, sondern sie sind immer bloß Prüfsteine systemkonformer Einpassung – ohne freilich Anspruch auf absolute Geltung! Diesem Theorieverständnis (siehe auch schon Rn 220 sowie noch unten Rn 252) kommt man am besten nahe, wenn man die Kärrnerarbeit der Analyse von Einzelfragen auf sich nimmt und dabei die gebotenen Erklärungsmodelle auf Praxistauglichkeit überprüft, so wie das etwa Wolfram Henckel gleichsam monographisch für die Rechtsstellung des Konkursverwalters vorexerziert hat (siehe dazu bei Voraufl § 6 KO Rn 10–164). Und gewiss ist auch die Frage nach der Rechtsnatur des Insolvenzplans keineswegs nur von theoretischem Interesse, ihr kommt eine nicht zu leugnende praktische Bedeutung zu.423 Aber mehr noch: ein stabiles dogmatisches Fundament ist unerlässlich, um die Rechtsordnung konsistent weiterzuentwickeln und Fallgestaltungen, die keine (eindeutige) legislative Regelung erfahren haben, einem gerechten und vorhersehbaren Ergebnis zuzuführen. Sieben zentrale Problemfelder sind insoweit anzusprechen:

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1. Erklärungsakt. Fraglich ist zunächst die Fassung des Erklärungsakts als solchem: Willenserklärung oder Prozesshandlung? Das spiegelt die Probleme von Auslegung (Rn 241–243) und Anfechtung (Rn 244), setzt aber schon rechtsdogmatisch eine Stufe früher an und wirkt als quasi ein Sammelbecken möglicher Problemfälle. Hierbei fällt auf, dass am Ende die Rechtspraxis, wenn es denn „zu einem Schwur kommt“, bereits unter altem Recht die bürgerlichen Anleihen lieber doch beiseiteließ; war noch einst zwar auf § 116 S 1 BGB einmal zurückgegriffen worden,424 sind doch alle Folgeentscheidungen inhaltlich

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Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 174, 212. Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 174, 212. Madaus KTS 2012, 27, 28, 58; Leipold KTS 2006, 109, 126 [IX]; Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 7.7; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1191; H-F Müller KTS 2002, 209, 210 [I]; HK/Haas InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 9; Happe Rechtsnatur des Insolvenzpla-

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nes (2004), S 1; zur überkommenen Rechtslage, vgl Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 5; aA Pape/Uhlenbruck/Voigt-Salus/Pape InsR2 Kap 38 Rn 13; Schiessler Insolvenzplan (1997), S 22; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 59 aber Rn 61. RGZ 77, 403, 405. Der weitere Hinweis auf §§ 126/128 BGB (Formvorgaben: Rn 249) möchte keinesfalls passen.

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

deutlich reserviert gehalten: Unanwendbarkeit von Vertretungsrecht425 (§§ 164 ff BGB); Überspielen des Erfordernisses vormundschaftsgerichtlicher Genehmigung426 und – schon zum Planverfahren – vor allem die Unanwendbarkeit der Regelung zur Teilnichtigkeit427 (§ 139 BGB). Und hier wirft auch die Vertragstheorie mehr Fragen auf, als sie letztlich beantworten vermöchte. Denn abseits ausdrücklicher Planregelung bleibt regelmäßig offen, auf wessen (hypothetischen, fingierten?) Willen zur Entkräftung der gesetzlichen Vermutung abzustellen ist, insbesondere wenn und weil die Beteiligten dem Plan gar mehrheitlich widersprechen.428 2. Auslegung. Weitgehend besteht Einigkeit, dass bezüglich der Auslegung der Titel- 241 funktion des Insolvenzplans (§ 257 I S 1, dort Rn 20 iVm Rn 3429) adäquat Rechnung zu tragen ist und demnach beschränkende Sachkriterien greifen. Insoweit gelten dann prioritär vollstreckungsrechtliche Kriterien (Bestimmtheitserfordernis!430 – Näheres siehe bei § 221 Rn 72–79). Wie auch jeder andere Vollstreckungstitel ist der Insolvenzplan aus sich selbst heraus auszulegen, ergänzend vermag man alleinig offenkundige Umstände heranzuziehen.431 Das führt zu einer weitgehenden Orientierung am verwendeten Planwortlaut (scil dem gestaltenden Teil iSv § 221 S 1). Man konzediert hier allerdings ein Rückgreifen auf die Erläuterung (scil den darstellenden Teil iSv § 222)432 – so wie man beim Urteil neben dem Tenor die Gründe auch berücksichtigen kann (zu dem Bild näher § 219 Rn 17). Ähnliches gilt sinngemäß zu Rechtserklärungen im Grundbuchverfahren433 (arg § 228 S 2). Hier unterliegt jede Auslegung allgemeinen Schranken, Pläne erfahren insoweit keine Begünstigung. Betreffend sonstiger Regelungen, dh solcher ohne vollziehbaren Inhalt, rekurrieren so- 242 wohl Rechtsprechung434 wie naheliegend die Verfechter der Vertragstheorie435 auf §§ 133/

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RG WarnR 4 (1911) Nr 353 S 394/395; RGZ 119, 391, 395 bemühte dann dagegen § 185 BGB [?]. RGZ 152, 65, 70/71 (wohl anders freilich früher noch RGZ 122, 361, 364). BGH NJW 2015, 2660, 2663/2664 {27} [B II 2d bb (2)], näher dazu jüngstens noch Thöne KTS 2018, 151, 173 f [E IV]. Vor diesem Hintergrund negiert die Rspr die Anwendbarkeit des § 139 BGB, vgl BGH NJW 2015, 2660, 2663 f {27} [B II 2d bb (2)]. AA Madaus Insolvenzplan (2011), S 383 ff mit KTS 2012, 27, 56, der den Plan nicht als Vollstreckungstitel ansieht. Siehe zur Konkretisierung näher bei Münch Vollstreckbare Urkunde und prozessualer Anspruch [PA 72] (1989), S 282 ff [§ 11 III 1] mit Stürner/Münch JZ 1987, 178, 181 ff [IV]. Statt (fast) aller Baur/Stürner/Bruns ZVR13 (2006) Rn 13.3; Stein/Jonas/Münzberg ZPO22 vor § 704 Rn 26 ff; Rosenberg/Gaul/ Schilken/Becker-Eberhard ZVR12 Rn 43.10 mwN. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 51; siehe auch Nerlich/Römermann/

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Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 84, welcher nicht zwischen vollstreckbarem und nicht vollstreckbarem Planinhalt unterscheidet. Statt (fast) aller Soergel/Stürner BGB14 § 873 Rn 20 mwN; Staudinger/Gursky BGB (2012) § 873 Rn 269; Wilhelm Sachenrecht5 Rn 553. BGH NJW-RR 2006, 491,493 {16} [II 2b] = ZIP 2006, 39 = NZI 2006, 100 = ZInsO 2006, 38 = MDR 2006, 594 [siehe auch schon OLG Jena ZIP 2002, 538, 539 {22} – Vorinstanz]; NJW-RR 2018, 817, 818 {18} [III 2b aa]; OLG Frankfurt/Main, U v 20.10.2014 – 23 U 1/14 [II] {28}; BGH NJW 2015, 2660, 2663 {26} [B II 2d bb (1)]; OLG Schleswig ZInsO 2017, 1554, 1555 [II 1.2.2] – Konsequenz: beschränkte revisionsrechtliche Überprüfung! (BGH NJW-RR 2006, 491, 493 {17} [II 3 vor a]). MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 50, 52; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 84; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 217 Rn 6; Madaus NZI 2015, 702, 703; H-F Müller KTS 2002, 209, 213 [II].

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Sechster Teil. Insolvenzplan

157 BGB (obgleich Prozessverträge durchaus eigenen Regeln folgen könnten …). Danach gibt es kein Verbot der Auslegung im Nachgange436 (erläuternde, aber wohl auch ergänzende), und es ist ausgehend vom Willen des Erklärenden darauf abzustellen, wie die konkrete Regelung von den übrigen Beteiligten vernünftigerweise verstanden werden kann und muss (sog objektivierter Empfängerhorizont437); eine Auslegung nach dem „objektiven Erklärungsbefund“, wie sie bei Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Gesellschaftsverträgen von Publikumsgesellschaften und Satzungen von Körperschaften stattfindet, wird bezüglich Insolvenzplänen abgelehnt.438 Erst recht scheidet natürlich die subjektiv anknüpfende Auslegung aus, welche auf die Vorstellung des Erklärenden (somit also des Planverfassers) abhebt. Maßgebend ist der Planinhalt,439 mit Priorität konsequenterweise derjenige des § 221440 (und hilfsweise des § 220). Man sollte trotz allem immer jedoch natürlich selbst proaktiv für Klarheit sorgen (siehe vor allem § 221 Rn 65–69)! Widersprüche zur hoheitlich geprägten Verfahrenstheorie ergeben sich aber hieraus – entgegen eines ersten Scheins – bei einem genauen Hinsehen nicht zwingend (dazu Rn 243). 243 Auch eine verfahrensrechtliche Betrachtung kann eine „weitgreifendere“ Auslegung gewährleisten, wenn und weil sie keinen vollstreckbaren Inhalt behandelt (hierzu besteht aber bereits ja Einigkeit: Rn 241). So mag man etwa zur Feststellung des Umfangs der Rechtskraft in einem Folgeprozess neben Tenor und Motiv zudem auf entschiedenen Falltatbestand und Parteivorbringen zurückgreifen;441 darüber hinaus untersteht ebenso jedes Prozessverhalten (richterliche Aufklärung [§ 139 I ZPO] vorbehalten) der Auslegung unter Rückgriff auf §§ 133/157 BGB.442 Größere Friktionen zwischen beiden Theorien können rechtspraktisch also ausgeschlossen werden. Und sogar die durch die Normtheorie443 erzielten Ergebnisse liegen hierzu nicht unvermeidlich im Widerspruch, wenn im Rahmen historischer und teleologischer Erwägungen auch das individuelle Parteiverständnis in die Auslegung der konkreten Regelung einfließt.

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3. Willensmängel. Die Geltendmachung von Willensmängeln durch Anfechtung der irrtumsbehafteten Zustimmungen zum vorgelegten Insolvenzplan scheiden nach allge436 437

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BGH NJW-RR 2006, 491, 492 {9} [II 2a] = aaO (Fn 434). Dieses wären Andere, somit am „eigentlichen“ Zustandekommen des Planes Beteiligte (Gläubiger, Absonderungsbefugte, Anteilsinhaber, Schuldner); diejenigen, die den Plan (auch) beschlossen haben („Vertragspartner“) – vgl Larenz/Wolf BGBAT9 Rn 28.6, 15 ff – jetzt: Wolf/Neuner BGB-AT10 § 35 Rn 7 ff, 26 ff bzw OLG Schleswig ZInsO 2017, 1554, 1555 [II 1.2.2]. BGH NJW-RR 2006, 491, 493 {16} [II 2b] mwN mit S 492 {8} [II 2 vor a = aaO (Fn 434). Nicht etwa die Zusammenfassung iSv § 235 III S 2 Var 2): BGHZ 199, 344, 349 {18} [II 1a cc (1)]. Völlig richtig insoweit LG Berlin ZInsO 2012, 326, 327 {35–37} – dies liegt auch BGHZ 199, 344, 348 f {16} [II 1 a bb] zugrunde. BGH NJW 2008, 2716, 2716 f {13}; 1987, 371; 1983, 2032; Zöller/Vollkommer ZPO31

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vor § 322 Rn 31; MünchKomm/Gottwald ZPO5 § 322 Rn 86; HK/Saenger ZPO7 § 322 Rn 23; vgl auch Rosenberg/Gaul/Schilken/ Becker-Eberhard ZVR12 § 43 Rn 10. Grundlegend Baumgärtel Wesen und Begriff der Prozeßhandlung … (1957), S 114 f [§ 14] und G Wagner Prozeßverträge [JP 33] (1988), S 291 f; vgl zudem Stein/Jonas/Kern ZPO23 vor § 128 Rn 277; MünchKomm/ Rauscher ZPO5 Einl Rn 409; Rosenberg/ Schwab/Gottwald ZPR17 § 65 Rn 22. Vgl Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 255 f: „Ausgangspunkt ist demnach der Wortlaut zunächst des gestaltenden Teils des Plans, ergänzt durch systematische Erwägungen, vor allem aber durch die dem darstellenden Teil zu entnehmenden Vorstellungen des Planverfassers und die teleologische Auslegung anhand des Planziels, das ebenfalls im darstellenden Teil Ausdruck findet“.

Joachim Münch

Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

meiner Auffassung – zumindest nach erfolgter Bestätigung – aus.444 Während die einer öffentlich-rechtlichen Qualifikation zuneigenden Ansichten von einer grundsätzlichen Unanwendbarkeit der §§ 119 ff BGB ausgehen (folgend dem Ausschluss der Anfechtung von Prozesshandlungen445), erreichen die Vertragstheorien, die auf der Annahme korrespondierender Willenserklärungen446 und damit der Anwendbarkeit der allgemeinen Rechtsgeschäftslehre gründen (die aber nicht zwingend gleicherweise auch Prozessverträge ergreift!447), dieses Ergebnis durch eine teleologische „Korrektur“: Zweck des Bestätigungsverfahrens ist gewiss (dazu § 248 Rn 8 f), Rechtsklarheit zu gewährleisten, dh es bleibt nur die finale Möglichkeit, Einwände gegen das Zustandekommen des Planes per persönlicher sofortiger Beschwerde (§ 253 I) vorzubringen.448 Analoges gilt im Sonderfall des relevanten Vergleichsirrtums (§ 779 I BGB).449 4. Planrücknahme/-änderung. Die Antworten auf die Frage nach dem letzten Zeit- 245 punkt einer zulässigen Planrücknahme (Näheres: § 218 Rn 105–109) fallen allemal – gar innerhalb der einzelnen Meinungsgruppen – äußerst disparat aus (insb § 218 Rn 107). Jene scheinen also stärker ergebnisorientiert bedingt und nicht so stark von konstruktiver Einordnung vorgezeichnet. Das breite Spektrum reicht von restriktiven Ansätzen, die eine Rücknahme ausschließlich bis zum Zeitpunkt des Beginns450 bzw Endes451 des Abstimmungstermins zulassen, über die Maßgeblichkeit der gerichtlichen Bestätigung gem § 248 als Endfixpunkt452 bis hin zur äußerst großzügigen Ansicht, selbst noch danach Rück-

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RGZ 57, 270, 271 f mit Hinweis auf KOMot S 426 = Hahn IV S 377/378 („darf der für alle gewonnene Rechtszustand des sicheren Fortbestandes nicht entbehren“ [Zitat: S 378]), best RGZ 127, 372, 374 f; 152, 65, 67; auch künftighin noch lesenswert Richter ZHR 76 (1915), 112, 134–137 [B 3b/c] – ferner: BFH NZI 2018, 610 {10} [II 1] = DZWIR 2018, 438, 439; Hess InsO2 § 217 Rn 12; H-F Müller KTS 2002, 209, 212 f [II]; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 37; Madaus Insolvenzplan (2011), S 408; weitergehend Nerlich/Römermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 83 („alle Willenserklärungen der Beteiligten im Planverfahren“); Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 233 („Erklärungen [sind] nicht mehr anfechtbar, sobald der Beschluss zustande gekommen ist.“); Leipold KTS 2006, 109, 126 [IX]; Thöne KTS 2018, 151, 163 [D II]. Dazu Baumgärtel Wesen und Begriff der Prozeßhandlung … (1957), S 115–118 [§ 15]; Orfanides Die Berücksichtigung von Willensmängeln im Zivilprozeß [PA 54] (1982), S 1–22 [§§ 1/2] – indes abw P Arens Willensmängel bei Parteihandlungen im Zivilprozeß (1968), passim. Dies gilt in gleichem Maße für die Annahme der Maßgeblichkeit eines (gesellschaftsrechtsähnlichen) Gläubigerbeschlusses (vgl oben bei

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Fn 438), da auch in diesem Fall die allgemeinen Regeln der Rechtsgeschäftslehre zur Anwendung gelangen, vgl MünchKomm/ Schäfer BGB6 § 709 Rn 52 mit 74; BeckOK-BGB/Schöne (Stand: 01.05.2018) § 709 Rn 30. G Wagner Prozeßverträge [JP 33] (1988), S 293 ff, der jedoch allgemein (zutreffenderweise) vertragstypenspezifische Differenzierungen anerkennt. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 37; Madaus Insolvenzplan (2011), S 408; H-F Müller KTS 2002, 209, 212 f [II]. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 47. HK/Haas InsO9 § 240 Rn 12; MünchKomm/ Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 145, 150 ff, 153; Schiessler Insolvenzplan (1997), S 153; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 235 Rn 17; ebenso Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 225 f in Anlehnung an die Rücknehmbarkeit eines Rechtsnormvorschlages. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 49. Hess InsO2 § 217 Rn 12; ebenso Madaus KTS 2012, 27, 57 f, sofern nicht bereits alle Beteiligten im Abstimmungstermin zugestimmt haben, andernfalls scheide eine Bindung bereits ab dem Zustimmungstermin aus.

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nahme und Anpassung bis zum jeweiligen Rechtskrafteintritt zuzulassen453 oder sogar selbst hernach.454 Hier scheint eher demnach dogmatische Grundlegung erforderlich (Rn 246). – Abzugrenzen ist die Fragestellung von der allgemeinen Möglichkeit für den Antragsteller, vor voller Beendigung des Verfahrens seinen Insolvenzantrag – wieso auch immer – zurückzunehmen (dazu § 13 Rn 40–47), das berührt das Insolvenzverfahren als solches und also nicht bloß das Planverfahren. 246 Vorab muss man zwar sehen, dass statt des Plans (als „fertiges“ inhaltliches Ergebnis) es sich hier um „bloße“ Initiativrechte des Planverfassers (§ 218 I S 1) dreht. Die Planvorlage als solche wird jedoch einhellig als unmittelbare Prozesshandlung qualifiziert (siehe auch bei § 218 Rn 22), ohne dass hier die Rechtsnatur des „Endprodukts“ eine Rolle spielt. Naheliegend ist also daran anzuknüpfen:455 die Vorlage ist demnach Erwirkungshandlung (siehe auch bei § 218 Rn 21). Das ermöglicht interessengerechte Ergebnisse. Denn diese kann immer soweit widerrufen werden, als keinerlei schutzwürdige Interessen entgegenstehen456 – das ist abhängig von der konkreten prozessualen Situation. Mit Blick auf den Kosten- und Zeitaufwand, der mit der Durchführung eines Insolvenzverfahrens und der Vorbereitung auf den Abstimmungstermin gem § 235 InsO unweigerlich verbunden ist, sollte man solche ureigene Schutzwürdigkeit mit Beginn des Abstimmungstermins annehmen (siehe auch bei § 218 Rn 106 aE, 108 zA),457 so dass danach Planrücknahme immer ausscheidet und auch meist Planänderung (jenes aber nur vorbehaltlich von Sonderregeln: §§ 221 S 2, 240). 247 Eine Frage am Rande: Soll und kann man denn Rücknahme und Änderung überhaupt gleichbehandeln? Rücknahme betrifft das „Ob“ der Regelung – deshalb erscheinen Grenzen angebracht (Rechtssicherheit!), Änderung ist aufs „Wie“ gerichtet und wird weniger restriktiv gesehen (arg § 263 ZPO: Sachdienlichkeit bzw § 264 ZPO) – unbeschadet des Umstandes, dass uU eine parallele Teilrücknahme vorliegen kann … Dies erklärt dann einfach, wieso denn zur Rücknahme absolute Schranken bestehen (Zeitgrenze: Rn 246 aE), für eine Änderung aber ein milderes Maß eingreift bzw relative Grenzen insoweit genügen: § 240 S 1 gestattet im Interesse der Sachdienlichkeit nachträgliche Plananpassung (bis zu der Einleitung der Abstimmung; bei Bewahrung des „Plankerns“ [§ 240 Rn 10 ff] – Sachgrenze). Das passt gut somit zur prozessual vertrauten Nomenklatur und erklärt die Divergenz der „Zeitfenster“; § 221 S 2 Var 2 iVm § 248a erfährt sein Pendant hingegen eher woanders (§ 319 ZPO bzw § 221 Rn 108) – dessen Korrekturbefugnis reicht sogar über den Rechtskrafteintritt und den Verfahrensabschluss hinaus.

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5. Widerruflichkeit der Planzustimmung. Ein Widerruf der Planzustimmung scheidet nach sämtlichen Ansichten aus.458 Für die Vertragstheorie ist das bloße Konsequenz der generellen Bindungswirkung eines Vertragsantrags (§ 145 Hs 1 BGB) – „Selbstbindung“

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K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 15; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 41; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 15. AG Frankfurt/Oder DZWIR 2006, 87; bei Zustimmung der Gläubigerversammlung: BGH ZInsO 2009, 2113, 2114 {2 f}; Paul ZInsO 2010, 1134, 1135. Ebenso MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 144 f; Thöne KTS 2018, 151, 164 [D III]. Stein/Jonas/Kern ZPO23 vor § 128 Rn 308, 311; Zöller/Greger ZPO32 vor § 128 Rn 22.

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Thöne KTS 2018, 151, 164 [D III]; aA Madaus KTS 2012, 27, 34; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 218 Rn 15, der es jedoch versäumt, auf die allgemeinen, für Prozesshandlungen entwickelten Regeln einzugehen. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 41 (Vertragstheorie); Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 245 (Normtheorie). Wegen § 116 S 1 BGB siehe RGZ 77, 403, 405.

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Vorbemerkungen

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kraft Parteiautonomie –, ergänzt durch die Erwägung, dass im Rahmen des Planverfahrens aus Gründen der Rechtssicherheit keinerlei Ausschlussmöglichkeit (§ 145 Hs 2 BGB) existiert;459 für die Verfahrenstheorie ist ausschlaggebend, dass es sich bei der Zustimmung, ähnlich Planvorlage bzw -rücknahme und -veränderung als Ausformung eines actus contrarius (Rn 246), um eine Prozesshandlung in Gestalt einer Erwirkungshandlung handelt, mit Beginn des Abstimmungstermins bereits eine schutzbedürftige Rechtsposition der übrigen Beteiligten entstanden ist (dazu § 218 Rn 104) und daher ab jetzt ein späteres einseitiges Abändern ausscheidet. Das Zustimmen wird behandelt wie bereits die Vorlage – beides wirkt hier als notwendiges (nicht unbedingt auch hinreichendes) Erfordernis für die erforderliche gerichtliche Bestätigung (§ 248). Signifikant ist zwar der Unterschied, dass eine Art prozessualer Kollektivakt erforderlich ist – aber: Prozesshandlungen sind nicht zwingend isoliert vorzunehmen, sondern können auch in parallele Erklärungen einmünden, die einen solchen kumulativ gebildeten Gesamtakt ausformen.460 6. Formerfordernisse. Was die Formerfordernisse angeht, existiert nur scheinbar ein 249 wirklicher Grund zur Verwirrung: gelten bürgerlich-rechtliche Gebote, Formlosigkeit für Prozessverträge (jenseits besonderer Vorgaben: §§ 38, 1031 ZPO461) oder Anforderungen des Verfahrensrechts? Dazu hat sich der Gesetzgeber klar positioniert – zugunsten des Vorranges prozessualer Betrachtung. Dass der Plan die prozessuale Form (Verfahren [§§ 218, 222, 231–232, 234–236, 239–243, 248] bzw Resultate [§§ 244–247, 254 I]) einzuhalten hat, versteht sich geradezu von selbst natürlich, dass er auch die materielle Form miterfüllt,462 das folgt aus § 254a I und II („[Erklärung/Beschluß] in der vorgeschriebenen Form abgegeben“) bzw § 925 I S 3 Var 2 BGB („[Auflassung] in einem rechtskräftig bestätigten Insolvenzplan erklärt“). Und nur dadurch ist der Einigungsakt (nicht auch der Publizitätsakt!) zur Abänderung dinglicher Verhältnisse (§ 228 S 1, dort Rn 22) erreichbar. 7. Leistungsstörungen. Die Folgen der – dauerhaften oder zeitweiligen – Nichterfül- 250 lung der Planverbindlichkeiten sind – letztendlich nicht abschließend – in § 255 geregelt, insgesamt aber auch bloß mittelbar: andere eröffnete Vergünstigungen (Stundung, Erlass) werden hinfällig, wenn und weil der Gemeinschuldner mit der Planerfüllung „erheblich in Rückstand gerät“ (§ 255 I S 1); dies verlangt Fälligkeit, weitere schriftliche Mahnung und eigene Nachfrist463 (§ 255 II S 2, dort Rn 16 ff; alternativ: Insolvenzeröffnung, § 255 II, dort Rn 29 ff). Das besagt zweierlei: die Wirksamkeit des Planes bleibt als solche zuerst unberührt, und Durchsetzbarkeit von Primäransprüchen ist weiterhin gewährleistet (§ 257 I). Man kann (und muss) alle von § 255 nicht eigens erfassten Störungen durch normales 251 (BGB-) Leistungsstörungsrecht abdecken.464 Das ist für die Vertragstheorie natürliche, unmittelbare Konsequenz, steht aber auch nicht in Widerspruch zu der gezielt verfahrens-

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 41. Stein/Jonas/Kern ZPO23 vor § 128 Rn 249, 251 f. Näher dazu siehe G Wagner Prozeßverträge [JP 33] (1988), S 287–291. Beispielsfälle: BGHZ 69, 260, 263 ff [3/4]; 202, 168, 175–180 {13–19} [II 3] (Schiedsstreit über Immobilien), siehe dazu Münch FS Klamaris (2016) S 525, 535–543. Näheres siehe bei BT-Drucks 12/2443 S 212 re. Sp. [InsO] bzw BT-Drucks 12/3803 S 79

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li. Sp. [EG InsO]. Leider einst unklar RGZ 77, 403, 405. Mindestens: zweiwöchig. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 255 Rn 17; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 54; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO57 § 255 Rn 3; Dinstühler InVo 1998, 333, 342; HK/Haas InsO9 § 255 Rn 2 – aA Braun/Braun/Frank InsO6 § 255 Rn 1.

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rechtlichen Deutung. Mit Beendigung des Verfahrens (§§ 258 I, 259 I: Aufhebung) „mutiert“ der Gemeinschuldner zum normalen Vollstreckungsschuldner, der dann auch unter gewohntes Regelwerk fällt (mit Einschluss von § 292 BGB und §§ 510b, 893 ZPO). Nicht anwendbar indes sind die Spezialvorschriften zur Störung der Geschäftsgrundlage (§ 313 BGB) und ebensowenig das Sonderkündigungsrecht bei Dauerschuldverhältnissen (§ 314 BGB). §§ 248–253 vermitteln hier eine verstärkte Bestandssicherheit – durchaus auch im Angesicht des Scheiterns der Sanierung (welche das typische Risiko ist). Hier bleibt also allein, ein neuerliches Insolvenzverfahren einzuleiten (vgl insoweit § 255 II). Eine Aufhebung des Planes kann mithin nach überwiegender (und zutreffender) Ansicht nicht begehrt werden.465 Die Linien verlaufen jedoch nun einmal genau anders herum: die Vertragstheorie muss umständlich teleologisch reduzieren, die Verfahrenstheorie kann aus sich heraus schöpfen.

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8. Zusammenfassung. Trotz starker Divergenz im konstruktiven Ausgangspunkt gelangen Vertrags- und Verfahrenstheorie oftmals zu weithin identischen praktischen Ergebnissen.466 Das spricht für enormen Pragmatismus – von beiden Seiten aus. Die Vertragstheorie scheut nicht davor zurück, aufgrund systematischer und teleologischer Abwägung „unpassende“ bürgerlich-rechtliche Vorschriften auszusieben, die Verfahrenstheorie kommt nicht umhin, grundlegende bürgerlich-rechtliche Vorschriften miteinzuweben (so wie es schon die Lehre bei Prozesshandlung und Prozessverträgen tut). Es scheint wie zumeist: alle Erkenntnis liegt dazwischen. Das indes entbindet nicht, die dogmatische (Grund-) Konstruktion aufzuklären. Schwierig nämlich bleibt stets hier, die maßgeblichen Wertungskriterien im Anwendungsfalle festzulegen, für alte wie neue Streitfragen (für letztere freilich dringlicher …), und abseits eventueller legislativer Vorgabe (die immer Vorrang erheischt!) Fälle zu lösen. Es geht (iSv Rn 238 iVm 220) also um behutsame Sicherstellung homogener Rechtsfortbildung in Form bündig begründeter nachvollziehbarer Ergebnisse für das Rechtsinstitut wie den Anwendungsfall (Rn 253–270). IV. Stellungnahme

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1. Ausgangspunkt. Das Insolvenzplanverfahren weist nicht zu leugnende Elemente der Privatautonomie auf. Dies vermag allein eine vertragliche Einordnung des Insolvenzplans jedoch nicht per se konstruktiv zu rechtfertigen. Will man den Insolvenzplan als Vertrag – sei es als rein materiell-rechtlichen Vertrag (Rn 226–230), sei es als Vertrag mit Doppelnatur (Rn 231) – einordnen, muss man auch dessen Zustandekommen bündig erläutern können. Dies erfordert eine überzeugende Darlegung des Vorliegens übereinstimmender Willenserklärungen (arg § 151 S 1 Hs 1 BGB) unter Einbeziehung der Besonderheiten des Insolvenzrechts (vgl §§ 235–253 InsO – immerhin eigener Abschnitt: „Annahme und Bestätigung des Plans“ – autonome – abschließende [?] – Regelung).467

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Eine bis ins Letzte lückenlose Darlegung des Vertragsschlusses bleiben die Vertreter der Vertragstheorie indes schuldig (siehe auch schon oben Rn 225–230). Es gibt zwar

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Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO57 §255 Rn 3; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 255 Rn 18; Becker InsR3 Rn 1688; Braun/Braun/ Frank InsO6 § 255 Rn 1; K Schmidt/Uhlenbruck/Vallender Die GmbH in der Krise, Sanierung und Insolvenz5 Rn 8.232; aA MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 54.

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Siehe auch Thöne KTS 2018, 151, 166 [D VI]. Hierzu jüngst Thöne KTS 2018, 151, 166 [E I].

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Vorbemerkungen

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durchaus Möglichkeiten der „Hilfestellung“ (Wirkungserstreckungen, Schweigen als Erklärung, Kontrahierungszwang), sie mögen aber alle nicht richtig inhaltlich überzeugen (Rn 256–259). Das Element der Willensübereinstimmung sollte immer noch der Kern reeller vertraglicher Bindung sein. Dies wird im Rahmen des Insolvenzplanverfahrens (potentiell) missachtet (§§ 243–247) oder überspielt (§§ 248, 248a und 254–254b) – von dorther rührt nicht zuletzt das zusätzliche, weitergehende Erfordernis gerichtlicher Bestätigung, welches ebenso wenig zum Vertrag als Lösung passt (Rn 261–263). 2. Schwächen vertraglicher Deutung a) Vertrag ohne Konsens. Das Grundsatzerfordernis der Willensübereinkunft möchte 255 Stephan Madaus inhaltlich gegenüber dissentierenden Personen mittels eines durch Fiktion verwirklichten Kontrahierungszwangs gewährleisten.468 Diese Deutung steht infolge vorderhand gruppeninterner Abstimmung (§ 244 I) auf tönernem Fuß. Hierbei zählt die Mehrheit, es ist kein einstimmiges Ergebnis (somit ein Konsens von allen) erforderlich. Konsequenterweise unterfällt diese Konstellation auch nicht später § 245 (welcher gruppenextern ansetzt). Die (Mit-) Bindung ist Rechtsfolge der Bestätigung (§ 248 I), nicht also etwa von fingierter Zustimmung. § 244 I zielt hier von vornherein teleologisch auf „Akkordstörer“ und eventuelle Durchbrechung des Konsensprinzips (nicht bloß als „Hintertüre“, sondern „normalen“ Vorgang), weil er sich zu solchen gruppenmäßigen Majorisierungen bekennt. Und das wirkt – mittelbar – durch bis zum Schlussergebnis für den Insolvenzplan und seine präzise (dogmatische) Deutung. Daher versucht Horst Eidenmüller eine andere Erklärung, nämlich die Bindung von 256 Minderheiten vermittels gesetzlich angeordneter Wirkungserstreckung.469 Auch das kann mE eine vertragliche Qualifikation nicht plausibel unterstützen. Der Vorschlag sieht zu stark auf insgesamt erwünschte Wirkungen und vernachlässigt die notwendige tatbestandliche (das hieße nämlich: vertragsbezogene) Begründung; im Vergleich zu Rn 255 entfernt er sich noch einige Schritte mehr von eben tradiert vertragsrechtlichen Lösungen:470 jener privatautonom gebildete Wille wird mittels Gesetzes gebrochen (nicht bloß mit bekannten Mitteln [Anspruchslösung!] „konkret umgeformt“). Man würde zwar gerne die Analogie gesellschaftsrechtlicher Mehrheitsbeschlüsse mitgehen, die Eberhard Braun heranzieht471 – sie binden Minorität, erkauft indes um weitergehende konstruktive Unstimmigkeit: es fehlt an einem eigenständigen und freiwilligen Zusammenschluss (dazu § 1 Rn 6), an Geschäftsführungs- und Vertretungsregeln, an Mitgliedern, Organen, Gesellschaft (Beschlüsse bleiben juristisch Interna) etc; die Beteiligten als Gesamtheit verstehen sich nur als eine schlichte Schicksals- bzw Interessengemeinschaft,472 die Einzelgruppen gar sind fremdbestimmt von

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Madaus Insolvenzplan (2011), S 239 ff, 243, 245 und KTS 2012, 27, 46 f, 48 [V 1 e (2), V 2 a]. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 23; Gaul FS Huber (2006) S 1187, 1205, 1214 f; H-F Müller KTS 2006, 209, 211 [II] – wegen Kritik siehe Madaus Insolvenzplan (2011), S 185. So Madaus Insolvenzplan (2011), S 185; Thöne KTS 2018, 151, 167 [E I 1]. Auf welche insb Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz S 467 f bzw Nerlich/Rö-

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mermann/Braun InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 80 f zurückkommt, zust Gottwald/Koch/de Bra InsRHb5 § 66 Rn 20. Das sieht auch recht klar BGH NJW-RR 2006, 491, 492 f {15} [II 2b] = ZIP 2006, 39 = NZI 2006, 100 = ZInsO 2006, 38 = MDR 2006, 594 und BGH NJW 2015, 2660, 2663 {26} [B II 2d bb (1)] = ZIP 2015, 1346 = WM 2015, 1291 = DZWIR 2015, 560 = KTS 2016, 221: „über das Vermögen des Schuldners zusammengefügte Schicksalsgemeinschaft“.

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Gesetz (§ 222 I) und Planverfasser (§ 222 II und III). Das wird nicht bündig. Zentral stört hierbei die Vermengung von interner Willensbildung und externem Rechtsgeschäft und die Vernachlässigung der Gruppenstrukturen.473 257 Das gilt genauso für den Versuch, hier mit klassischem Gemeinschaftsrecht (§§ 741 ff BGB, mithin also insb §§ 744–748 BGB) auszuhelfen, so wie es derzeitig Matthias Fritzsche vertritt.474 Wenn man eine Gemeinschaft denn zugrunde legt (siehe dazu bei § 254 Rn 24–29), heißt das nicht, es gehe um eine Rechtsgemeinschaft (womöglich aber den Analogieschluss auf eine schlichte Interessengemeinschaft …), erst recht noch nicht, dass deren Verwaltungsregeln dafür passen. Man muss dafür erst ein globales Verwertungsrecht zunächst aus § 1 ableiten, das „Rechtsobjekt in Gläubigerhand“ ist (als eine Art „Metaebene“ zum Gefüge aus § 35 I einerseits [Inhaberschaft] und § 80 I andererseits [Verfügungsrecht] – mE ein doch äußerst „konstruiertes“ Gebilde!), um dann Regeln insoweit abzuleiten. Genau diese Situation wurde indes gerade verfahrensmäßig (!) gefasst475 – und wirkt nicht darüber hinaus!476 Es gibt materiell allein deswegen Bindung bei Konsens477 – und bloß prozessual kann man womöglich Abweichendes begründen.478 Schließlich beruhen gleichfalls Entstehung (§ 27) und Beendigung (§§ 200, 207 ff, 258) der „Gemeinschaft“ auf Verfahrensakten. Außerdem: es fehlt an einer Einzelbefugnis für Erhaltungsakte (§ 744 II BGB, vgl auch erg § 745 II BGB); neben Summen- gilt auch Kopfmehrheit (§ 244 I InsO „versus“ § 745 I BGB – was bleibt von § 244 II InsO?); kein Gläubiger kann allein verfügen (§ 747 S 1 BGB). Und ganz gravierend noch das: Es wird in gebildeten Gruppen abgestimmt (§§ 222,243) – diesen mangelt es allemal jedoch an einem gemeinschaftlichen Recht.479 Das geht nicht wirklich gut zusammen (siehe auch bei § 254 Rn 33–35).

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Einfacher scheint erklärbar, dass ein Schweigen uU Erklärung sei, da gesetzlich explizite Regelungen vorliegen (§§ 246 Nr 2, 246a, 247 I – sog normiertes Schweigen). Entweder zählt derartes Verschweigen indes bloß bei konformem gruppeninternen Verhalten (§§ 246 Nr 2, 246a) – zugestanden Ausdruck eines „Konsenses im Negativen“ – oder es gilt dem Gemeinschuldner als „Vertragspartner“ (§ 247 I)480 – beide Phänomene recht untypisch (aber konstruktiv doch vorstellbar …). Immerhin geht es – vom Normzweck her – insoweit aber um Regeltatbestände, nicht Sonderregelungen. Viel wichtiger ist letztlich, dass sogar selbst noch eine Ablehnung uU Erklärung sein kann (§ 246 Nr 1 [bezüglich nachrangiger Gläubiger: „Zustimmung … gilt als erteilt“] bzw § 247 II [Gemeinschuldner]: „Widerspruch ist … unbeachtlich“ – im Übrigen [Anteilseigner und Vollrangige] greift das gruppenorientierte Obstruktionsverbot, § 245 I). Das lässt sich kaum mehr mit einfachem venire contra factum proprium verklären.

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Thöne KTS 2018, 151, 168 [E I 1]. Fritzsche Die juristische Konstruktion des Insolvenzplans als Vertrag (2016), S 4, 146 ff, 273, 321 ff. Das zeigt nicht zuletzt KO-Mot S 18 = Hahn IV S 47 (die sich – zugegeben – noch auf Gemeines Recht beziehen), ist auch bei BGHZ 116, 319, 323 [II 1a bb] {16} wiedergegeben. Man muss jedoch die Stelle auch mit KOMot S 392 = Hahn IV S 350 zusammensehen („rechtliche Gemeinschaft“) – es heißt dort recht nebulös: „Zwingende Mehrheitsbeschlüsse einer solchen finden selbst im formalen Recht ihre Geltung. Jedenfalls in dem

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höheren Werthe materieller Gerechtigkeit“ – das lässt alles offen! BGHZ 116, 319, 323 f [II 1a bb] {17 f} mit Hinweis auf Mühl NJW 1956, 401, 403. RG KuT 1941, 54, 55; OLG München NJW 1956, 1801, 1802; OLG Celle NJW 1965, 399; BAG KTS 1972, 193, 193; BGHZ 116, 319, 321 f [II 1a vor aa] {10}. Siehe auch den Hinweis von BGHZ 116, 319, 324 [II 1a bb] {18 aE} auf §§ 217 ff. Madaus Insolvenzplan (2011), S 191 f; Thöne KTS 2018, 151, 168 [E I 1]. Hier mag man eine Parallele zu § 663 BGB bzw § 362 HGB entdecken.

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Vorbemerkungen

Vor §§ 217–269

Auch die Einordnung der Planvorlage als invitatio ad offerendum (dazu Rn 226 aE) 259 stößt (zumindest) im Fall des schuldnerischen Meinungsumschwungs an ihre Grenzen und offenbart die Widersprüchlichkeit der Vertragstheorie. Denn sofern die hM dem Schuldner den Widerspruch gegen einen von ihm vorgelegten Plan (§ 218 I S 1 Var 1) versagt,481 spricht man der Erklärung des Schuldners die Unverbindlichkeit ab und unterwirft sie (über einen Umweg) letztlich doch der regulären Bindungswirkung (§ 145 I BGB), welche ursprünglich gerade zuvor bereits doch negiert wurde. Wie soll derselbe Akt denn solche disparaten Rechtswirkungen ausdrücken – je nach Wunsch würde wohl die Rechtswirklichkeit hier am Ende „zurechtgebogen“. b) Effizienz statt Dogmatik. Es ist eine recht schlichte Kette, die hinter jenem Willen 260 steht, zum Vertrag gefälligst finden zu sollen: Verträge verwirklichen (Partei-) Autonomie, die wiederum erscheint als Schlüssel zur Effizienz; anders – vielleicht noch prägnanter – gesagt: Stärkung der Privatautonomie zur Gewährleistung der maximal effizienten Vermögensverwertung482 (bzw Verfahrensgestaltung). Hierbei hallt das Credo der ökonomischen Rechtsanalyse. Das Ziel ist anzuerkennen, indes die Wahl des Weges durchaus nicht zwingend. Es kann in gleichem Maße erreicht werden, wenn die Verständigung der Beteiligten als Vorbereitungshandlung der (gerichtlichen) Planbestätigung verstanden wird (es geht primär hier um ausnahmsweise gestattete Normdisposition!). Ein Rückschluss auf die Rechtsnatur des Insolvenzplans ist dazu nicht erforderlich, erst recht nicht etwa überhaupt zwingend begründet. Die Einbeziehung der Beteiligten würde unabhängig vom rechtlichen Rahmen stets auf die Wahrnehmung der eigenen Interessen und damit eine maximal effiziente Vermögensverwertung (oder alternativ auch: Betriebssanierung – arg § 157) hinauslaufen. Somit ist sie nicht unlösbar mit einer vertraglichen Klassifizierung des Insolvenzplans verknüpft. Am Ende wäre infolgedessen dann noch selbst das Insolvenzverfahren als Ganzes ein privatrechtliches … c) Gericht versus Vertrag. Ferner beugt sich das Erfordernis gerichtlicher Bestätigung 261 (§ 248 I) nur schwerlich vertraglichen Kategorien, wie überhaupt die Planwerdung verfahrensrechtlich (und eben nicht: vertragsrechtlich) eingekleidet ist. Wer hier annimmt, es handele sich dabei nur um ein vorgezogenes bzw integriertes Rechtsschutzverfahren (darüber Rn 268 – dazuhin amtswegig durchgeführt!) übersieht, dass die gerichtliche Bestätigung nicht nur Beleg korrekten Verfahrensablaufes darstellt („Deklaration“), vielmehr darüber hinaus zudem auch ein originäres Wirksamkeitserfordernis verkörpert („Konstitution“), nicht zuletzt der Wirkung wegen (§§ 254 I, 254b, 257 I). Der Konsens als solcher genügt nicht, denn § 248 I verlangt drei separate, gleich wichtige Bestandteile: Annahme [der Beteiligten] / Zustimmung [des Schuldners] / Bestätigung [des Gerichtes] – ein erkennbar dreiaktiges Geschehen (wobei eben der „Vertrag“ nur zwei davon abdecken würde). Näher schiene daher noch die Einordnung der Planbestätigung als insoweit „fürsorge- 262 risch“ gebotene gerichtliche Genehmigung483 (letztlich in Parallele zu §§ 1643, 1828 f BGB). Hiermit würde der maßgebliche Charakter („Wirksamkeitserfordernis“) zutreffend

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Andres/Leithaus/Andres InsO14 § 247 Rn 2; Braun/Braun/Frank InsO6 § 247 Rn 6; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 247 Rn 3; Smid/ Rattunde InsO2 § 247 Rn 11; FK/Jaffé InsO9 § 247 Rn 9; HambK/Thies InsO6 § 247 Rn 4; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 247 Rn 9; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 247

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Rn 1; MünchKomm/Sinz InsO3 § 247 Rn 25. Eidenmüller Jb NPÖ 15 (1996), S 164, 166 f mit MünchKomm InsO3 § 217 Rn 16–18. Vgl zur Terminologie Staudinger/Veit BGB (2014) § 1828 Rn 6; Erman/Saar BGB15 § 1828 Rn 2.

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getroffen, aber in eine falsche Verfahrensart gestellt (arg § 4, vgl Rn 210). Dazuhin prüft der Insolvenzrichter hierbei nicht die Vereinbarkeit des Planinhalts mit sämtlichen tangierten Interessen („materielle Bewertung“ – zumal mit Blick auf gleichzeitige Interessenkonflikte untereinander), sondern allein bloß die Ordnungsmäßigkeit des Verfahrensablaufes (§ 250: Nr 1 [Wesentlichkeit?] bzw Nr 2 [Lauterbarkeit!] – formelle Kontrolle“). Vertragsgenehmigung und Planbestätigung unterscheiden sich damit ganz grundlegend.484 Jener Vergleich schwächelt weiterhin darum, weil er eine unnötige Hierarchisierung grundsätzlich gleichwertiger Planerfordernisse (arg § 248 I – vgl Rn 245 aE) vornimmt.485 263 Es verbleibt die Parallele des Prozessvergleichs486 als Erscheinung mit Doppelnatur (dazu Rn 231):487 quasi eine Art Vertragsschluss mit „Richtersegen“ (§ 794 I Nr 1 ZPO „vor einem deutschen Gericht … zu richterlichem Protokoll genommen“). Diese passt von daher nicht, weil sie keine Mängelheilung kennt (Differenzierung materieller und prozessualer Fehlerfolgen – als Konsequenz der Doppelnatur); bei Abschluss ergeht keine gerichtliche Entscheidung über den Inhalt der Parteieinigung, während der Richter umgekehrt im Vorhinein durchaus inhaltlich gestaltend mitwirkt (arg § 278 I ZPO); der Prozessvergleich erwächst, anders als die gerichtliche Planbestätigung, nicht in Rechtskraft. Einzige Ausnahme hiervon ist der Schiedsvergleich (mit vereinbartem Wortlaut, § 1053 II S 2 iVm § 1055 ZPO)488 – nur fehlt ihm darum just die Doppelnatur.489 Der „Vergleich mit dem Vergleich“ ist demnach letztlich nur bildhafte Anleihe, nicht wirkliche, tragfähige Erklärung.

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3. Verlegenheitslösungen. Die Erklärung des Insolvenzplans zum „spezifisch insolvenzrechtlichen Instrument“ und damit als Rechtsfigur sui generis (Rn 232 f) wirkt eher als Verlegenheitslösung,490 weil sie sich der schweren Einordnungsdiskussion entzieht (und zwar trotz vorhandener – prozessualer – Alternative). Sie birgt Risiken durch Vermitteln inhaltlich „beliebiger“ Ergebnisse. Im Verzicht auf ein klares rechtliches Koordinatensystem liegt zwar die Möglichkeit flexibler, einzelfallorientierter Ergebnisentwicklung begründet; man zahlt nur dafür zu hohe Preise aufgrund des Verlusts an Rechtssicherheit und Vorhersehbarkeit, gefährdet damit nolens volens zudem auch am Ende den tatsächlichen Praxiserfolg des „Instrumentes“ Insolvenzplan. Das kann mE kaum dem legislativen Willen entsprechen, zumal doch ein geschlossenes Normgebilde (§§ 235–253 – „Zweiter Ab-

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Madaus Insolvenzplan (2011), S 363 f, 412; Leipold KTS 2006, 109, 118 f [VI]; Thöne KTS 2018, 151, 169 f [E I 2]. Das sieht man familienrechtlich übrigens ganz parallel (Zusammenkunft von Rechtsgeschäft plus Genehmigungsakt sei entscheidend): Staudinger/Veit (2014), § 1828 BGB Rn 7; MünchKomm/Wagenitz BGB6 § 1828 Rn 5; Staudinger/Heilmann BGB (2016), § 1643 Rn 46; BeckOK-BGB/Bettin (01.11.2017) § 1828 Rn 2; vgl auch Soergel/ Zimmermann BGB13 § 1828 Rn 5 f. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 31; Häsemeyer InsR4 Rn 28.67; für eine ausschließlich materiell-rechtliche Prägung Madaus Insolvenzplan (2011), S 427 ff und KTS 2012, 27, 53 [V 4] – krit Becker InsR3 Rn 1610; Foerste InsR7 Rn 474.

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Kaum relevant hier hingegen §§ 925, 1310 BGB (Häsemeyer InsR4 Rn 28.67) – ausschließlich eine Formanordnung, oder besser noch gesagt „Geschäftsformen im Verkehrsinteresse“ (Häsemeyer Die gesetzliche Form der Rechtsgeschäfte [1971], S 183 f). Leipold KTS 2006, 109, 125 [VIII]. MünchKomm/Münch ZPO4 § 1053 Rn 38 f, 42 („die Annahme von ‚Doppelnatur‘ […] ist definitiv künftighin ausgeschlossen“); Stein/ Jonas/Schlosser ZPO23 § 1053 Rn 4; Musielak/Voit//Voit ZPO13 § 1053 Rn 12 („keine Doppelnatur“); Zöller/Geimer ZPO31 § 1053 Rn 6. Ebenso H-F Müller KTS 2002, 209, 210 [I] mit Fn 3; Madaus NZI 2015, 702, 703 [3]: „Einordnung ohne Erkenntniskraft!“.

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Vorbemerkungen

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schnitt: Annahme und Bestätigung des Plans) bereitgestellt ist, das fassbarer, konkreter, plausibler etc mit anderen Strukturmustern erklärt ist. Zugegeben: Die Bindung sämtlicher Beteiligter unabhängig jeweils des konkreten Ab- 265 stimmungsverhalten zu begründen, dieses vermag die Rechtsnormtheorie (Rn 237 f). Nach klassischem Verständnis gelten Gesetze bzw Normen jedoch abstrakt-generell, der Insolvenzplan regelt indes lediglich einen einzelnen Sachverhalt („Maßnahmegesetz“?) und adressiert vor allem nur einen von vornherein abschließend umrissenen Personenkreis (im Unterschied zu Tarifnormen).491 Dazuhin äußert sich die Rechtsnormentheorie allenfalls wirkungsbeschreibend, sie sagt jedoch nichts über die maßgebende rechtliche Einordnung des Entstehungstatbestandes,492 bleibt damit also einen großen, brisanten Erklärungsteil schuldig. Es wirkt überaus gekünstelt, hierzu auf Regeln des staatsrechtlich festgeschriebenen Normgebungsganges zurückzugreifen493 (nur wohl zur Anschauung? – oder gar etwa Begründung?). Maßstab ist doch stets noch die InsO, nicht etwa das GG! Sie fordert eigene Deutung. 4. Stärken prozessualer Deutung. Im Anschluss an Dieter Leipold494 ist zur Qualifika- 266 tion des Insolvenzplanes zuvörderst dessen Einbettung in ein detailliert geregeltes, gerichtliches Verfahren (für Inhalt [§§ 218–230] wie Formen [§§ 232–247]) sowie aber insb auch das zwingende Erfordernis (insolvenz-) gerichtlicher Planbestätigung (mit Vorsichtung [§ 231] sowie vor allem mit Nachprüfung [§§ 248–253]) rechtsdogmatisch zu berücksichtigen (Vorrang prozessualer Deutung!). Der Insolvenzplan ist folgerichtig primär ein privatrechtsgestaltender Verfahrensakt (so auch zu § 254 Rn 37 f [Piekenbrock]).495 Versuche der Vertragstheorie, die Relevanz der Bestätigung zu negieren (dazu Rn 225) und der Beteiligtenautonomie die wichtigste Prägekraft zuzuweisen,496 vernachlässigen viel zu sehr die Wirkung allseitiger Bindung vermittels rechtskräftigen gerichtlichen Bestätigungsakts (§§ 254 I, 254b). Im Übrigen ist dies am Ende der falsche Bezugspunkt – denn der Plan eröffnet privatautonome Befugnis für Normänderungen im Insolvenzrecht, dh für Abweichungen vom Regelablauf des Verfahrens (und erst darauf gründend: Sachänderungen), er wirkt zugleich somit als entscheidender verfahrensgestaltender Beschlussakt. Es ist zwar zutreffend, dass dem Gericht keine eigene inhaltliche Gestaltungsmacht zu- 267 kommt,497 trotzdem steht dahinter nicht bloß ein formaler „Automatismus“, sondern starke inhaltliche Überprüfungsmacht, und zwar auf Beachtung von Verfahren wie Billigkeit. Das allein begründet sogar dann Planwirkungen erga omnes (§ 254 I: „für und gegen alle Beteiligten“ – in Parallele zu §§ 178 III, 183 I), dh auch im Verhältnis zu Beteiligten,

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Madaus Insolvenzplan (2011), S 168 f mit KTS 2012, 27, 31 f [IV 1]; aber vgl auch Smid DZWIR 2011, 446, 449 (AGB-Parallele; insoweit wird freilich „normgemäß“ [objektiv] ausgelegt!); aus anderen Gründen dagegen Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 60 (Vernachlässigung der Gläubigerautonomie). Sehr richtig dazu Leipold KTS 2006, 109, 114 [II]; Bauer Der Insolvenzplan (2009), S 343. Siehe aber Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 180 ff, 186 bzw S 225 f. Leipold KTS 2006, 109, 122 f [VIII].

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Das untermauert auch gegenwärtig Thöne KTS 2018, 151, 172 ff [E IV]. Siehe vor allem Madaus Insolvenzplan (2011), S 301 ff, 330, 339 und KTS 2012, 27, 52 [V 2 a (2)]; H-F Müller KTS 2002, 209, 211 [II]; Hess InsO2 § 217 Rn 12; Schiessler Insolvenzplan (1997), S 21 f; FK/ Jaffé InsO9 § 217 Rn 49. HM, statt (fast) aller Madaus Insolvenzplan (2011), S 310 ff, 327; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 20; Schiessler Insolvenzplan (1997), S 21 f; Happe Die Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 195 f; FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 49; HK/Haas InsO9 § 248 Rn 2.

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die stillschweigen oder widersprechen (§ 254b Hs 2) bzw das schwebende Verfahren überhaupt ignorieren (§ 254b Hs 1). Die Stellung des Gerichts zielt – inhaltlich betrachtet – nicht etwa auf aktives Gestalten, sondern reaktives Überprüfen (so wie auch sonst üblich!). Sie wirkt als zentrale Rechtfertigung globaler Planwirkungen und gibt ihnen hier die unabdingbare verfahrensrechtliche Legitimation. Das kann ein mehrseitiger Vertrag loyalerweise bloß im Fall allseitigen Konsenses leisten. 268 Es machte nun keinen Sinn, die Konstruktion bei (generellem) Einvernehmen und (partiellem) Widerspruch je abweichend zu gestalten – anders herum gesagt: Nur die Verfahrenstheorie vermag einen sehr stringenten, einheitlichen Lösungsansatz einzusetzen. Zudem muss man sehen, dass nicht bloß förmliche Überprüfung geschieht, sondern en passant zusätzlich teilweise materielle Kontrolle. Das zeigt bereits § 231 I (Nr 1 [Kontrolle] „versus“ Nrn 2/3 [Bewertung]), welcher Beurteilungsspielräume schafft („offensichtlich“ erfolgreiche Plangestaltung? – Näheres siehe bei § 231 Rn 32–34); das zeigt erst recht die Möglichkeit finaler Überprüfung mit § 250 (Nr 1 [Kontrolle] „versus“ Nr 2 [Bewertung]) bei vorlaufender Gewähr rechtlichen Gehörs (§ 248 II). Materielle Zugriffsmöglichkeiten vermitteln aber insb hier zusätzlich Obstruktionsverbot (§ 245 – für einen Plan) und Minderheitenschutz (§ 251 – wider den Plan) als Formen gewöhnlicher „verfahrensimmanenter“ Entscheidung. Die Wichtigkeit der Bestätigung zeigt sich aber auch bei Einvernehmen aller Beteiligten 269 (wie erst recht dann bei Dissens, vgl Rn 267). Sie schafft zum einen die sichere Gewissheit inhaltlich verbindlicher Gestaltung (in Parallele zu §§ 178 III, 183 I – Rechtskraft!). Sowohl formelle wie materielle Mängel im Rahmen der Planentstehung nämlich werden geheilt498 oder besser wohl gesagt: endgültig gerichtlich zugedeckt („Feststellungsakt“). Hierbei hat das Gericht dann auch noch insgesamt gewissen Spielraum zwischen offenbarer Amtsprüfungspflicht einerseits und der Grenze „wesentlicher“ Mängel (§ 250 Nr 1, dort Rn 7 f) andererseits, die erstere Pflicht relativiert. Auch jenes widerstreitet einer reinen „Formalprüfung“ … – Und dazu tritt noch die Möglichkeit hoheitlicher Vollziehung (Vollstreckbarkeit) über eine automatische Titelkraft planmäßiger Gestaltung (§ 257 I – in Parallele zu § 201 I). Die maßgebenden (Prozess-) Wirkungen entsprechen bei „Beplanung“ und insbesondere bei Sanierung damit voll dem Resultat „liquidatorischen“ Ablaufes. Das könnte ein reiner Vertrag nicht leisten.

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5. Zusammenfassung. Der Insolvenzplan zeigt doch am Ende somit Doppelnatur (Rn 266) – freilich in anderem Sinne als es die bisherige Vertragstheorie behauptet (Rn 231), ja ohne jegliche vertragliche Gründung: Er ist einerseits verfahrensgestaltender Beschlussakt und ersetzt den „Normablauf“ (gesetzlich zum Zwecke der Liquidation) durch einen autonom geformten „Planablauf“ (gemeinhin zum Zwecke der Sanierung – aber: Rn 39–43) – das zeitigt zunächst nur negative Wirkung („opt out“). Er ist andererseits privatrechtsgestaltender Verfahrensakt, der dann uno actu die privaten Rechtsbeziehungen abändert – darin gründet seine weitere, positive Wirkung („going concern“). Nicht zuletzt erlaubt diese Erklärung, die insgesamt prägende Bedeutung der gerichtlichen Bestätigung angemessen zu berücksichtigen, wenn es etwa um oktroyierte statt akzeptierter Planbindung geht (Rn 267), aber zB auch um Kontrollmöglichkeiten (Rn 268) und Prozesswirkungen (Rn 269).

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So auch zB MünchKomm/Huber InsO3 § 254 Rn 16; Madaus Insolvenzplan (2011), S 407 f, 416 f, 423.

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Grundsatz

§ 217

ERSTER ABSCHNITT Aufstellung des Plans § 217 Grundsatz 1Die

Befriedigung der absonderungsberechtigten Gläubiger und der Insolvenzgläubiger, die Verwertung der Insolvenzmasse und deren Verteilung an die Beteiligten sowie die Verfahrensabwicklung und die Haftung des Schuldners nach der Beendigung des Insolvenzverfahrens können in einem Insolvenzplan abweichend von den Vorschriften dieses Gesetzes geregelt werden. 2Ist der Schuldner keine natürliche Person, so können auch die Anteils- oder Mitgliedschaftsrechte der am Schuldner beteiligten Personen in den Plan einbezogen werden. Materialien: EB LS 2.1.1 und 2.1.2 (Begr S 161–163); DiskE § 243 (Text: S 125, Begr: BT S 217 f), RefE § 243 (Text: S 142, Begr: BT S 250 f); RegE § 253 (BT-Drucks 12/2443 S 49, 195 [RV] mit BTDrucks 12/7302 S 94, 181 [RA: Nr 134]). – Gesetzesänderungen durch Art 1 Nr 15 ESUG, BGBl I Nr 64 S 2582 (2583) [mit Wirkung zum 01.03.2013 (Art 10 S 3)]: (a) S 1: „die Verfahrensabwicklung und“ eingefügt durch Art 1 Nr 15a ESUG: BT-Drucks 17/5712 S 53 f, 68 [BR: Nr 8] bzw BT-Drucks 17/7511 S 11, 35 [RA Nr 15a], siehe dazu bei Rn 22. (b) S 2: insgesamt neu angefügt durch Art 1 Nr 15a ESUG: BT-Drucks 17/5712 S 9, 30 [RV: Nr 14] bzw BT-Drucks 17/7511 S 11, 35 [RA: Nr 15b], siehe dazu bei Rn 23. Vorgängerregelungen: (a) Subjektiv Betroffene. GemSchO § 166 (Begr II S 146 f); KO/aF § 160 (Mot S 405 f = Hahn IV S 360 f) bzw KO/nF § 173; GesVO § 16 II; GA-VO/aF § 9; GA-VO/nF §§ 4, 13, 33, 72 (Begr: RAnz 1916 Nr 298 Beil I S 4 mi./re. Sp. = JMBl PR 1917 Nr 9 S 13, 19 f); VglO/aF §§ 2–4 (RT-Drucks III/2340 S 16 f [RV]; RT-Drucks III/3430 S 7 [I], 28 [II] [RA]); RJA §§ 25–29 (Begr S 47 f, 63 f); VglO/nF §§ 25–29 (DJZ 1935, 389, 390 re. Sp.). (b) Objektiv Betroffenes. GemSchO § 167 (Begr II S 147/148); KO/aF § 161 (Mot S 406 = Hahn IV S 361) bzw KO/nF § 174 KO; GesVO § 16 III S 1; GA-VO/nF §§ 35 I, 41 I Nr 1, 48 I. Den VglORegeln mangelt indes die klare Aussage. Literatur (a) Grundsätzliches. Braun/Heinrich Auf dem Weg zu einer (neuen) Insolvenzplankultur in Deutschland – Ein Beitrag zu dem Regierungsentwurf für ein Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen, NZI 2011, 505, 515 f; Ehlers Krisenberater unter Druck, BB 2014, 131, 135–137; Flessner Sanierung und Reorganisation: Insolvenzverfahren in rechtsvergleichender und rechtspolitischer Untersuchung (1982); Frank Der verfahrensleitende Insolvenzplan, FS Braun (2007) S 219; Frank/Heinrich Ein Plädoyer für einen wirksamen Beitrag zur Gläubigerautonomie im Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2011, 858, 859 f [III]; Heinrich Der Insolvenzplan – Verfahrensbeendend! Verfahrensbegleitend? NZI 2008, 74; Heinrich Neues von „Phoenix“ – Eine Anmerkung zum Insolvenzplanverfahren, NZI 2009, 546; Horstkotte/Martini Einbeziehung der Anteilseigner in den Insolvenzplan nach ESUG, ZInsO 2012, 557; Jacobi Insolvenzplan als Qualitätsmerkmal, ZInsO 2010, 2316; Madaus Möglichkeiten und Grenzen von Insolvenzplangestaltungen, ZIP 2016, 1141; Madaus Der Insolvenzplan (2010) S 390–394; Paulus Die Rolle der Gläubiger im neuen Insolvenzrecht, DZWIR 1999, 53; Rattunde Das neue Insolvenzplanverfahren nach dem ESUG, GmbHR 2012, 455; Schiessler Der Insolvenzplan (1997), S 63–85; Steffan Sanierung in der Insolvenz, WPg 2003, 148; Uhlenbruck Das neue Insolvenzrecht als Herausforderung für die Beratungspraxis, BB 1998, 2009; G Wagner Prozeßverträge: Privatautonomie im Verfahrensrecht (1998).

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(b) Einzelprobleme. Breutigam/Kahlert Forderungsfeststellung im Planverfahren – eine unendliche Geschichte? ZInsO 2002, 469; Buchalik/Hiebert Insolvenzanfechtung und Insolvenzplan, ZInsO 2014,109; Frind Das hindernisreiche Insolvenz-Planverfahren für natürliche Personen, BB 2014, 2179; Frind Störeinflüsse im Privatinsolvenz-Planverfahren, ZInsO 2014, 280; Graeber Vergütungsbestimmung durch Vereinbarungen zwischen einem Insolvenzverwalter und den weiteren Beteiligten eines Insolvenzverfahrens, ZIP 2013, 916, 918 f; Haarmeyer Zur Feststellung der Berechnungsgrundlage für die Vergütung des Insolvenzverwalters im Planverfahren, ZInsO 2000, 241; Hingerl Notwendigkeit einer Vergütungsbestimmung im Insolvenzplan, ZIP 2015, 159; Kühne/Hancke Die einvernehmliche Beschränkung der Verfügungsbefugnis des Schuldners nach § 259 Abs. 1 Satz 2 InsO im Insolvenzplan, ZInsO 2012, 812; Madaus/Heßel Die Verwaltervergütung in Reorganisationsfällen – Unzulänglichkeiten und Reformansätze, ZIP 2013, 2088; Oberhofer Insolvenzplan und Arbeitsrecht ZInsO 1999, 439; Pape Zum Verhältnis von Insolvenzanfechtung und Insolvenzplanverfahren, FS Kübler (2015) S 487; Paul Die Rechtsstellung des Unterhaltsgläubigers im Insolvenz(plan-)verfahren, DZWIR 2009, 186; Paulus Ein Spannungsfeld der Praxis: Sanierung und Insolvenzanfechtung, BB 2001, 425; Reinhardt Zur Zulässigkeit von Vergütungsvereinbarungen im Insolvenzplan, ZInsO 2015, 943; Schröder Die Vergleichs- und Regelungsbefugnis hinsichtlich § 44a InsO und § 254 Abs. 2 InsO im Insolvenzplan, ZInsO 2015, 1040; Thole Die Dispositionsbefugnis über Insolvenzanfechtungsansprüche im Regelverfahren und im Insolvenzplan, ZIP 2014, 1653.

Übersicht I. Normzwecke und -systematik . . 1. Norminhalt . . . . . . . . . . 2. Binnensystem . . . . . . . . . 3. Normzwecke . . . . . . . . . 4. Gesamtsystem . . . . . . . . . II. Normgenese . . . . . . . . . . . 1. Vorgängerregelungen . . . . . a) Konkursrecht . . . . . . . b) Vergleichsrecht . . . . . . 2. Kommissionsvorschläge . . . 3. InsO-Gesetzgebungsverfahren 4. ESUG-Nachbesserungen . . . 5. Rechtsvergleichung . . . . . . III. Möglichkeit zur Disposition . . 1. Vorbedingungen . . . . . . . 2. Ermächtigung . . . . . . . . . 3. Aufgreifkriterien . . . . . . .

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Rn. 1 1 2 5 8 11 11 11 13 15 16 22 24 28 28 31 35

a) Subjektive Aufgreifkriterien b) Objektive Aufgreifkriterien . 4. Beschränkung . . . . . . . . . . a) Grundprinzip . . . . . . . . b) Beispielsfälle . . . . . . . . . 5. Fehlerfolgen . . . . . . . . . . . IV. Ermächtigung im Einzelfall . . . . 1. Gläubigerbefriedigung (Var 1) . a) Objektiver Tatbestand . . . b) Subjektiver Tatbestand . . . 2. Liquidationsgestaltung (Var 2) . 3. Verfahrensabwicklung (Var 3) . 4. Schuldnernachhaftung (Var 4) . a) Juristische Personen . . . . . b) Natürliche Personen . . . . 5. Gesellschaftsänderung (Var 5) .

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Rn. 35 38 44 44 48 53 54 54 54 57 60 64 68 69 70 72

I. Normzwecke und -systematik 1. Norminhalt

1

Immer tut man gut daran, Institutszweck (Rn 6), Verfahrenszweck (Rn 7) und Regelungszweck (Rn 5) grundsätzlich zu unterscheiden. Das Rechtsinstitut des Insolvenzplans (§§ 217–269) steht im Nexus mit dem übergreifend wirkenden Prozesszweck (Gläubigerbefriedigung, nicht etwa die Schuldnersanierung!1 – arg § 1 S 1) wie auch der Gestattung planerischer Gestaltung (§ 217) als greifbarer, „unmittelbarer“, aber nachgeordneter, 1

Ganz klar BT-Drucks 12/2443 S 77 li./re. Sp mit S 83 re. Sp. – oftmals anders gesehen, zB OLG Düsseldorf NZBau 2012, 596, 597 [II 2b]; OLG Hamm, U. v. 03.12.2010 – 30 U 98/10 [II 1e] {21}: „schnelle [sic!] Sanierung“; LSG Mainz NZS 2003, 93, 94 {6}; deutlich differenzierter insoweit

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OLG Düsseldorf NZG 2010, 554, 555 [II 1b bb]. Man kann wegen § 1 S 1 Hs 3 („insbesondere zum Erhalt des Unternehmens“) allenfalls einen teilweisen Nebenzweck anerkennen (so sieht es Kübler/Prütting/Bork/ Spahlinger InsO71 § 217 Rn 8 mit 21); im

Joachim Münch

§ 217

Grundsatz

Norminhalt und rechtlich, dogmatisch, konstruktiv das Eingangstor zur Durchführung eines Planverfahrens. 2. Binnensystem § 217 benennt ganz konkret fünf Regelungsfelder (S 1 Hs 1 und S 2) und eröffnet für 2 sie explizit die prozessuale – planbasierte – Disposition (S 1 Hs 2: in einem Insolvenzplan abweichend … geregelt“). Außerhalb dieses Bereiches verbleibt es beim klaren Grundsatz, dass gemeinhin Prozessrecht als indisponibel erscheint2 – es sei denn, vertragliche Gestaltung sei ausdrücklich zugelassen (wie insb mit §§ 38/40, 794 I Nr 5, 1025 ff ZPO). Anders herum gesagt: die Zulässigkeit insolvenzplanmäßiger Gestaltungen ist rechtssystematisch eine Ausnahmeerscheinung, die immer eigener Rechtfertigung bedarf! Dies genau leistet § 217, der dann damit eher eng auszulegen ist. Die ursprünglich drei Regelungsfelder sind mit dem ESUG auf nun fünf Felder erwei- 3 tert worden (dazu Rn 22 f). Planmäßig disponibel sind demzufolge lediglich die folgend genannten Normgebiete: Var 1: die Möglichkeiten zur Befriedigung der Gläubiger, und zwar von Absonderungsberechtigten (Var 1a: §§ 165–173 bzw § 223) wie Insolvenzgläubigern (Var 1b: §§ 174– 186), vollrangigen (§ 224) und nachrangigen (§ 225); Var 2: die Gestaltung der Liquidation durch Masseverwertung (Var 2a: §§ 156–164) und -verteilung (Var 2b: §§ 187–205); Var 3: die Abwicklung des Verfahrens – hinzugefügt und gedacht als Auffangnorm, um dogmatische Zweifel auszuräumen (vgl Rn 22); Var 4: die Schuldnerhaftung nach Beendigung des Verfahrens (§ 201 einerseits, §§ 286–303a andererseits bzw § 227 [Abs 1]); Var 5: die Möglichkeit zur Umgestaltung einer Gesellschaft (S 2) jenseits natürlicher Personen, die erst das ESUG neu zugelassen (S 2 – vgl Rn 23) und ausgeformt (§ 225a) hat. Dazu fehlen freilich konkrete Bezüge beim Regelverfahren. Die Übersicht offenbart, dass sich die Regelungsfelder im „Normalverfahren“ inhaltlich zT überlagern; das bleibt folgenlos, weil es am Ende keiner randscharf vollzogenen Abgrenzung bedarf. Als andere Systemfrage bleibt letztlich, wie man den Insolvenzplan zur Prozessleitung 4 einordnet – seine Neueinfügung (S 1) stört den alten systematischen Zusammenhang (Rn 17–19) und öffnet scheinbar völlig die Verfahrensabläufe der Plandisposition. Das war sicherlich nicht intendiert! Als eine Begrenzung passt allerdings auch nicht, die Einfügung als Ergänzung der gewohnten Liquidationsgestaltung anzufügen („Var 2c“) – die Regelung zielt offenbar nämlich (arg § 258 I) durchaus darüber hinaus. Man muss daher eigene Grenzen finden, wobei natürlich der Normzweck hilft (Rn 5–7). Das wäre durch eigenen (begrenzenden!) Beisatz am Ende besser angesagt worden. 3. Normzwecke § 217 spezifiziert die Alternative zum Regelmodell, welche § 1 S 1 Hs 3 öffnet („oder in 5 einem Insolvenzplan eine abweichende Regelung … getroffen wird“) – mit gleich doppelGrunde ist jedoch eine einfache Mittelbeschreibung („indem … oder“) angedeutet (Münch FS Schilken [2015] S 387, 399 [V 2a] mit S 398/399 mwN).

2

Vollständig verkannt durch Graf-Schlicker/ Kebekus/Wehler InsO4 § 217 Rn 6.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

tem Zungenschlag: unmittelbar in einem positiven Sinne (was geht genau?), versteckt und wichtiger in einem negativen Sinne (was geht nicht?).3 Die Vorschrift hat einerseits Ermächtigungsfunktion, aber andererseits auch Präzisierungsfunktion. – Man muss sie mit § 1 S 1 zusammensehen (dazu Rn 10): es geht um Gestattung und Begrenzung für prozessuale parteiautonome Disposition4 (vgl Rn 2, 6, 21, 27 bzw Rn 28 ff). Sie wirkt in ihrer Totalität als eine Art „Grundnorm“5 des Planverfahrens; § 217 deutet mittelbar hierzu die zentrale Unterscheidung von plandispositiven und zwingenden („planfesten“) Regelungen (Rn 44–47) an, löst aber am Ende jene Abgrenzung doch letztlich mehr pauschal durch subjektive (Rn 35–37) sowie vor allem objektive (Rn 38 mit 54 ff) Aufgreifkriterien (Benennung von Bereichen) und nicht mittels konkreter Aussage. Verdunkelnd wirkt dabei vor allem jetzt die Hinzufügung der Verfahrensabwicklung (S 1/Var 3: Rn 4, 22 mit 64–67) als Regelungsbereich, welcher scheinbar ohne Schranken dasteht. 6 Es geht zu weit, strukturell noch verfeinernd, verfahrensrechtliche und materiell-rechtliche Abweichungen zu unterscheiden.6 Das gaukelt ein Phantom vor. Der Plan ist originär prozessuales Institut7 – weil Insolvenzrecht aber nicht bloß rechtliche Abwicklungsregeln bereithält (Insolvenzprozessrecht), sondern zugleich hierdurch materielle Verhältnisse beeinflusst (Insolvenzprivatrecht), mögen gewisse Reflexe auftreten. Materielle Umgestaltungen verlangten nie nach einer Dispositionsnorm (Privatautonomie!), allenfalls nach speziellem Einigungszwang („Akkordstörer“?) – und eben darin, in eben dieser Schwäche, zeigt sich die schließlich konstruktiv nicht vertraglich erklärliche Natur (siehe ausf Vor §§ 217 ff Rn 255 ff). Es geht um Dispositionsrechte und Einlassungszwang als ureigen prozessuale Figuren mit jedoch uU sodann konkreter faktischer Konsequenz fürs Materielle (so wie beim rechtskräftig gewordenen Fehlurteil …). 7 Der letztlich entscheidende Normzweck ist stärker wirtschaftlich oder ökonomisch geprägt; jene prozessual ausnahmsweisen Freiheiten sind niemals natürlich Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck: Optimierung der Befriedigung.8 Man will damit höhere indi3

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Ganz ähnlich etwa Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 1 (direkte/indirekte Inhalte); Braun/Braun/Frank InsO7 § 217 Rn 1 (eher verdunkelnd dann Rn 2–4 [siehe gleich näher Rn 6], aber vgl auch erg Rn 5: „Dieser abstrakt einfache Ansatz wirft … Probleme auf“); HK/Haas InsO9 § 217 Rn 1 mit 9; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 1; Kübler/ Prütting/Bork/Spahlinger InsO71 § 217 Rn 6; wohl – rücksichtlich der Zusammenschau – auch K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 1 iVm Rn 2. Letzthin anders im Ansatz Bork InsR8 Rn 366: konkretisierende „Programmnorm“, ganz ähnlich auch Ahrens/Gehrlein/ Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 32. Völlig anders BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 1 mit Fn 1: Deklaration dispositiver Vorschriften – genau anders herum! So wie hier jetzt Madaus ZIP 2016, 1141 [I]. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 1; ähnlich Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 217 Rn 1: „Basis“. Dies nur zu Braun/Braun/Frank InsO7 § 217 Rn 2–4.

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BGH NJW-RR 2006, 491, 492/493 {15} [II 2b] = ZIP 2006, 39; BGHZ 199, 344, 352 {25} [II 1b aa (3)] = NJW 2014, 1386 = DZWIR 2014, 364; NJW 2015, 2660, 2663 {26} [II 2d bb (1)] = DZWIR 2015, 560 bzw BAG ZIP 2013, 2268, 2269 {19} [B I 4a aa]; LAG Düsseldorf ZInsO 2014, 2378, 2381 [II 2] {58} und NZI 2014, 913, 915 [II. 2.2.3] {58}: spezifisch insolvenzrechtliches Instrument, vgl näher Vor §§ 217 ff Rn 216, 232, 264 bzw § 254 Rn 19. Ganz ähnlich auch BGHZ 199, 344, 348 {15} [II 1a aa]. BGH NJW-RR 2009, 839, 841 {25} [III 2b bb] = DZWIR 2009, 331; BGHZ 185, 206, 210 {21} [II 2a] = DZWIR 2010, 384 – im Anschluss an BT-Drucks 12/2443 S 195 li. Sp.: „[§ 217 ermächtigt zu] Regelungen, die das Hauptziel des Insolvenzverfahrens, die bestmögliche Befriedigung der Gläubiger, betreffen.“ Nur insoweit richtig deswegen die Einschätzung bei BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 3 mit Fn 5.

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§ 217

Grundsatz

viduelle Ausschüttungsquoten herbeiführen – alle sollen gewinnen und keiner verlieren (arg § 245 I Nr 1 bzw § 251 I Nr 2). Die Gesetzesvorlage betont darum sehr die erwarteten und erstrebten Flexibilitäten durch Deregulierung9 (im Jahr 1992 eine sicher überaus progressive Aussage). Das lässt sich nur durch die spezielle Wirtschaftsnähe des Insolvenzrechts begründen10 und eine Suche nach einem möglichst paretooptimalen Reagieren. Deswegen das Anliegen, „ein Höchstmaß an Differenzierung und Individualisierung des Planinhalts zuzulassen“11 (§§ 217, 222, 226), dem Konkurs als „größtem Wertvernichter“ (Jaeger) einiges abzutrotzen und in einen effektiven „Wettbewerb um die beste Verwertungsart“ einzutreten.12 Gemeint waren hiermit einst konkurrierende Insolvenzpläne, man kann die Botschaft aber ebenso gut aufs Verhältnis von an sich „normierter Regel“ und „geplanter Lösung“ beziehen. 4. Gesamtsystem § 217 ist Eingangsnorm zum Planverfahren, das daraufhin näher entfaltet wird (Teil 6: 8 §§ 218–269). Stillschweigend wird dabei immer jedoch vorausgesetzt, dass änderbare „Vorschriften dieses Gesetzes“ lediglich solche außerhalb eben dieses Planverfahrens sein können13 – § 217 schildert die Schranken der Autonomie („was?“ bzw „wer?“ [Rn 35–43]), ist konsequenterweise als Ermächtigungsnorm von vornherein darum nicht disponibel; §§ 218–269 benennen Formen und Inhalt planerisch möglicher Gestaltung („wie?“), bezeichnen nur infolgedessen das „Instrument“, welches systematisch genauso zwangsläufig vorgeht (Vorrang für Details – leges speciales). Möglich ist Abweichung nur nämlich „in einem Insolvenzplan“ (§ 217 S 1: Rn 34 [c]), so wie es §§ 218–269 nachfolgend näher beschreiben (vgl noch erg Rn 31 [c]: zusätzliche spezialgesetzliche Erlaubnisse). Was das „Binnensystem“ der Planregelung angeht, existiert eine besonders enge Ver- 9 knüpfung mit § 223 (Var 1a), §§ 224/225 (Var 1b), § 258 I (Var 3), § 227 (Var 4) und § 225a (Var 5) – wegen Einzelheiten unten Rn 54 ff. Nur was die Verwertung (Var 2a) und Verteilung (Var 2b) betrifft, fehlt ein Bezug offenbar. Dies erklärt sich, wenn man sich der maßgeblichen Grundregel vergewissert: § 217 ist zusammenzusehen mit § 1 S 1. Er erlaubt ganz konkret insoweit Abweichun- 10 gen vom Regelablauf der Liquidation, dh von Verwertung und Verteilung (§ 1 S 1 Hs 2). § 1 S 1 und § 217 sind insoweit systematisch aufeinander bezogen: ersterer verheißt nur abstrakt zunächst die Befugnis abweichender Regelung (§ 1 S 1 Hs 3 – Zweispurigkeit); letzterer regelt die eingeräumten Möglichkeiten abweichender Ausgestaltung. Das übergreifende Oberziel bleibt beide Male optimale Befriedigung (§ 1 S 1 Hs 1). Dies spiegelt sich übrigens direkt auch in § 217 S 1 indem dort die verfahrensexterne Forthaftung (Var 4:

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BT-Drucks 12/2443 S 78: privatautonome Entscheidung statt hoheitlicher Regulierung: Befugnis, „in jeder Hinsicht von der gesetzlichen Zwangsverwertung der Insolvenzmasse ab[zu]weichen“, vgl auch erg S 83 li. Sp., S 93 li. Sp., S 94 li. Sp., S 194 re. Sp. Nachträglich noch einmal deutlich bekräftigend BT-Drucks 12/7511 S 35 re. Sp. (RA zum ESUG): „Höchstmaß an Flexibilität für die einvernehmliche Bewältigung der Insolvenz“. BT-Drucks 12/2443 S 77 („Marktkonformität der Insolvenzabwicklung“); vgl auch erg

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S 75–77 („Ordnungsaufgabe des Insolvenzrechts“) – ganz anders als üblich im Prozessrecht: Henckel Vom Gerechtigkeitswert verfahrensrechtlicher Normen (1966), S 13 ff. BT-Drucks 12/2443 S 78 li. Sp. (Hervorh vom Verf). BT-Drucks 12/2443 S 78 re. Sp. (Hervorh vom Verf). BGH NJW-RR 2018, 817, 819 {24} [III 2b vor aa]; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 2; HambK/Thies InsO19 § 217 Rn 7; HK/ Haas InsO6 § 217 Rn 2 und 9.

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„nach der Beendigung des Insolvenzverfahrens“) der verfahrensinternen Befriedigung (Var 1–3: während des Laufens des Insolvenzverfahrens) noch angeschlossen wird. Beide sind immer jeweils komplementär aufeinander bezogen.

II. Normgenese 1. Vorgängerregelungen

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a) Konkursrecht. Die Einleitungsnorm des Konkursrechts zum Zweiten Buch/Sechster Titel (§§ 173–201 KO: „Zwangsvergleich“) beschrieb die Statthaftigkeit des Vergleichs in zeitlicher und persönlicher Dimension. Zeitlich (§ 173 Hs 1 KO) war ein Vergleichsschluss möglich zwischen allgemeinem Prüfungstermin (§ 141 KO) und genehmigter Schlussverteilung (§ 161 KO), personell (§ 173 Hs 2 KO) betraf das ausschließlich die Beziehungen der sog einfachen Konkursgläubiger (§ 61 I Nr 6 KO). Nur jene waren zwangsweisem Vergleich unterworfen (arg § 173 iVm § 193 S 1 KO – im Gegensatz zu § 254 InsO: „für und gegen alle Beteiligten“). Bevorrechtigte Konkursgläubiger (§ 61 I Nrn 1–5 KO) waren demnach nicht berührt (ihr Vorrang blieb gewahrt: § 191 II KO), ausgeschlossenen Konkursgläubigern (§ 63 KO) war bereits das übliche Regelverfahren versagt; die Absonderungsberechtigten blieben verfahrensmäßig ohnehin unbeeinträchtigt (§ 4 II KO, aber vgl auch erg § 64 KO); die Befriedigung der Massegläubiger musste immer vorweg sichergestellt werden (§ 191 I KO). Die Einleitung normierte zusätzlich das Vorlagerecht (heute separat normiert: § 218 InsO, dort Rn 5), das lediglich der Gemeinschuldner innehatte („auf Vorschlag des Gemeinschuldners“). § 173 KO regelte damit die Beteiligten („subjektiv Betroffene“), weniger deutlich be12 nannte das Gesetz demgegenüber die Regelungsmacht beim Zwangsvergleich („objektiv Betroffenes“). Das legt mittelbar aber die dabei zugrundeliegende Verteilungsfrage offen: Gläubiger ./. Schuldner – wer bekommt was? Infolgedessen benennt § 174 KO alsdann konsequent die Befriedigung („in welcher Weise“) und/oder Absicherung („ob und in welcher Art“) der Gläubiger als zentralen Vergleichsinhalt („Der Vergleichsvorschlag muß angeben, …“) – praktisch ist dies aber eher der Vorläufer von § 224 InsO (näher erst darum dort Rn 6 f); ebenso betonen die Motive gezielt die Befriedigung als Verfahrenszweck des Zwangsvergleichs, der nicht näheren Ausspruches bedürfe (es sei bloß Regel „dogmatischer Natur“).14 Das Institut des „Akkordes“ war gedacht als Möglichkeit, den bereits angelaufenen Konkurs in letzter Sekunde zu erübrigen (konkursbeendender Vergleich: Vor §§ 217 ff Rn 61 ff). Es unterstand so ohne weiteres der globalen Zweckbindung der Konkursmasse (§ 2 KO/aF bzw § 3 I KO/nF: „dient zur gemeinschaftlichen Befriedigung aller persönlichen Gläubiger“).

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b) Vergleichsrecht. Bereits unter Geltung der Geschäftsaufsichts-Verordnungen waren Massegläubiger, Aus- und Absonderungsberechtigte freigestellt vom Schutz vor Vollstreckung (§ 5 S 2 iVm § 9 Nrn 1–3 GA-VO/aF; § 6 II iVm § 13 I Nrn 1–4 GA-VO/nF), die privilegierten Konkursgläubiger allerdings zunächst partiell einbezogen (§ 9 Nr 4 GA-VO/aF iVm § 61 Nrn 3–5), sie wurden dann später aber – inbegriffen die Staatskasse – vollständig wieder freigestellt15 (§ 13 I Nrn 5 und 6 GA-VO/nF). Die alte Vergleichsordnung beteiligte 14 15

Mot S 408 = Hahn IV S 361 im Anschluss an GemSchO Mot II S 148/149 (Zitat: S 149). RAnz 1916 Nr 298 S 4 li. Sp. = JMBl PR 1917 Nr 13, S 13, 19/20 („bei der längeren

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Geltungsdauer der Verordnung kann den Gläubigern dieser privilegierten Konkursforderung eine weitere Hintansetzung nicht zugemutet werden.“).

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§ 217

Grundsatz

von vornherein nur einfache Konkursgläubiger (§ 2 S 1 VglO/aF: „Fiktionslösung“), die neue Vergleichsordnung dann indes „alle persönlichen Gläubiger des Schuldners …, die einen zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens begründeten Vermögensanspruch gegen ihn haben (Vergleichsgläubiger)“ (§ 25 I VglO: „Normativlösung“16 – aber vgl auch § 29, dazu § 227 Rn 8 f), wobei dann die scheinbar weit greifende Programmnorm sogleich einige wichtige Einschränkungen erfuhr: Aussonderungsberechtigte (§ 26 I Var 1), Absonderungsberechtigte (§ 27 VglO), Vormerkungsberechtigte (§ 26 I Var 3 VglO) und bestimmte Massegläubiger (§ 26 II VglO), aber namentlich auch bevorrechtigte Konkursgläubiger (§ 26 I Var 2) verblieben völlig unbehelligt! Im Prinzip waren damit jeweils nur unprivilegierte („einfache“) Gläubiger betroffen vom Vergleich. Letztlich führte die Vergleichsordnung zur Positivregelung, während zuvor negativ Ausschlusstatbestände griffen. Auch vergleichsrechtlich fehlte aber wieder eine offene Umschreibung „vergleichsfähi- 14 ger“ Normbereiche. Sie erfolgte nur halbwegs mit § 5 S 1 GV-VO/nF zur Geschäftsaufsicht („Die vorhandenen Mittel sind … zur Befriedigung der Gläubiger zu verwenden“), zum Zwangsvergleich mit § 35 I GV-VO/nF (S 1: Erlass oder Stundung), § 41 I Nr 1 GV-VO/nF (Vergleichsvorschlag – in Anlehnung an § 174 KO, vgl Rn 12) und § 48 I GV-VO/nF (Befriedigung oder Sicherung). Das mäandert sehr zwischen einer materiellen Betrachtung (§ 35 I) und einer stärker prozessualen Beschreibung (§ 48 I), wobei aber die Befriedigung und Absicherung als elementarer Vergleichsinhalt hervortritt (§ 41 I Nr 1). Es wundert nur allemal, dass die Folgenormen darauf nicht weiter zurückkommen (sehr allgemein etwa § 3 I VglO/nF: „Der Antrag muß den Vergleichsvorschlag enthalten“) bzw das wohl bestenfalls „über Eck“ aussprechen:17 Dieses steckte aber bereits in § 1 VglO/nF und seiner Anbindung (konkursabwendender Vergleich: Vor §§ 217 ff Rn 77 ff) bzw Zwecksetzung gemeinschaftlicher Befriedigung (§ 3 I, vgl Rn 12 aE). 2. Kommissionsvorschläge Die Insolvenzrechtskommission hatte – vielleicht amerikanisch vorgeprägt (dazu 15 Rn 27) – keine ähnliche Grundsatzregel als Programmnorm gefunden, sondern allein allgemeine Strukturen postuliert: LS 1.1.1 mit Ankündigung des „Y-Modelles“ (vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 83 f, siehe auch unten Rn 157) aus Vorverfahren (Abs 2 mit LS 1.3.3) und entweder Reorganisation oder aber Liquidation (Abs 1); LS 2.1.1 I S 1 mit Betonung der Einheitlichkeit des Modelles; LS 2.1.2 II zum Ablauf im Groben; dazu kamen jedoch – letztendlich just inhaltlich hier interessant – einige weitere Vorgaben für Ziel, Zweck, Mittel, nämlich (a) LS 2.1.2 Abs 1 S 1 [Ziel]: den weiteren Fortbestand von Unternehmen sichern, namentlich deren Ertragskraft wiederherstellen. Ziel war eindeutig also ein Alternativverfahren für die Unternehmenssanierung (arg LS 2.1.3: „steht allein unternehmerisch tätigen Schuldner offen“). (b) LS 2.1.1 Abs 1 S 2 [Zweck]: die sonstige Liquidation abwenden, „indem vor allem die Vermögensverhältnisse des Schuldners neu geordnet werden“. Primär wird mithin eine dauerhafte („nachhaltige“) Strukturänderung angestrebt, nicht etwa „nur“ Schuldenabbau. (c) LS 2.1.2 Abs 1 S 2 [Mittel]: möglich sein sollten finanzielle, organisatorische wie personelle Maßnahmen – entsprechend den Gegebenheiten des Einzelfalles und individuell 16 17

In Anlehnung an RJA-Mot S 63. Verwertbare Andeutungen beim Liquidationsvergleich (§ 7 IV VglO/nF: Verwertung),

bei Wiederauflebensklausel (§ 9 [I] VglO/nF: Stundung, Teilerlaß) und Rückschlagsperre (§ 28 I VglO/nF: Absicherung, Befriedigung).

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dem Dafürhalten der Betroffenen.18 Als Eckpfeiler gilt demzufolge die privatautonom getragene „Aushandlung“. Die konkret gewählte Abfolge verdunkelt freilich dieses Zusammenwirken leicht. Sinn war es, die Idee des vorgeschlagenen neuen Rechtsinstituts „paketartig“ zu vermitteln.19 Diese „Präambelfunktion“ wurde zwar mit § 217 aufrechterhalten (Rn 5), inhaltlich jedoch anders aufgefüllt, stärker „von Kompetenzen her“ gedacht. Indem S 1 mit subjektivem (wer darf was?) und S 2 mit objektivem (was kann man?) Impetus Befugnisse zuteilt (Rn 34, 75), macht jene Norm jetzt ausdrücklich Prozessrecht teilweise parteiseits verfügbar (dazu Rn 2 f, 5 f, 27 bzw Rn 28 ff). 3. InsO-Gesetzgebungsverfahren

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Die Grundstruktur der Vorschrift entstammt den Vorentwürfen (§ 243 DiskE/RefE), die sich im Text nur untereinander insoweit unterscheiden, als der RefE die Möglichkeit zur Ausgestaltung der Haftungsfolgen ausdrücklich auf persönlich haftende Gesellschafter erstreckt hat, was aber der DiskE offenbar schon mitdenkt (die Begründung bleibt nämlich insoweit unverändert). Als zentraler Unterschied erscheint nur, dass die Systematik zunächst „dialektisch“ angelegt war, mit allgemeiner (subjektiver) Grundsatzaussage (Abs 1 – erhalten) und erläuternden (objektiven) Regelbeispielen (Abs 2 – entfallen: Rn 17–19). Im Verhältnis von DiskE- zu RefE-Begründung werden jedoch zwei andere Punkte insgesamt deutlicher akzentuiert: Zum einen durch die verfeinerte20 Erläuterung des Sanierungsplans als Grundtypus der Plangestaltung, der übertragende Sanierung (dazu Vor §§ 217 ff Rn 40, 45, 47 f iVm 112) unbedenklich mitumfasst; zum anderen insb der Wechsel recht reservierter, defensiver Einschätzung der angedachten neuen Möglichkeit gegenüber dem Vergleich alten Rechts von Seiten des DiskE21 zu einer spürbar offeneren – realitätsnäheren – Betrachtungsweise, die bewusst vermehrte Gestaltungspotentiale zubilligt, dann im RefE.22 Das vermittelt ein selbstbewussteres Grundverständnis und motiviert erst am Ende inhaltlich die Sinnhaftigkeit jenes neuen Rechtsinstituts (wieso sollte man sonst ändern …? – aber vgl auch Vor §§ 217 ff Rn 63). 17 Im Folgenden ist ebenfalls zu differenzieren zwischen Normtext einerseits (dazu Rn 17– 19) und beigegebener Begründung andererseits (dazu Rn 20 f). § 253 RegE übernimmt den Text des RefE mit seiner Doppelung: vorweg Befugniserteilung zur Normdisposition (Abs 1: Rn 16) und sodann noch einige Regelbeispiele für die Plangestaltung (Abs 2: „kann insbesondere sein“). Angedacht war scheinbar, das insoweit neue Institut etwas „handfester“ zu illustrieren. Genannt waren hierfür: 18 als Nr 1: „daß die Gläubiger aus den Erträgen des vom Schuldner oder von einem Dritten fortgeführten Unternehmens oder aus dem Arbeitseinkommen des Schuldners befriedigt werden“. Angesprochen ist die Mittelherkunft – entweder unternehmerische Erträge oder aber arbeitsvertragliches Entgelt –, gemeint wird allemal aber die spätere Befriedigung (Abs 1 Var 1a/b: Rn 54–59); 18 19 20

Sehr lesenswert dazu namentlich Begr S 162 f. Siehe erg darum Begr S 14–17, 87–90, 152 ff. DiskE: „Wiederherstellung der Ertragskraft des schuldnerischen Unternehmens und die Befriedigung der Gläubiger aus den Erträgen des Unternehmens“ (Begr S 218) plus Ergänzung RefE: „Mit diesem Ziel kann vorgesehen werden, daß der Schuldner das Unternehmen fortführen und die langfristig

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gestundeten Insolvenzforderungen im Laufe der Jahre berichtigen soll.“ (Begr S 251 = BTDrucks 12/2443 S 165 li. Sp.) Begr DiskE S 218: „weitgehend die gleichen Gestaltungsmöglichkeiten“. Begr RefE S 251: „über die Möglichkeiten hinaus … zahlreiche weitere Gestaltungsmöglichkeiten.“

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§ 217

Grundsatz

als Nr 2: „daß ein Treuhänder im Auftrag der Gläubiger die Insolvenzmasse verwertet“. Eröffnet wird offenbar, den Insolvenzverwalter kraft Treuhänderschaft bei Verwertungen zu substituieren. Das zielt klar somit auf Liquidationspläne, hält aber dazuhin noch eine weitere eigene Nuance bereit: die Rechtsstellung der Gläubiger(schaft) als „Auftraggeber“ – das deutet auf scheinbar stärkere Bindung verglichen mit dem eigentlich klassischerweise weisungsfreien Insolvenzverwalter (aber wie so oft gilt: Nachweis der Regel durch die Ausnahme, vgl § 157 S 2). Das Regelbeispiel verdeutlicht die Möglichkeiten zur Gestaltung der Verwertung (Abs 1 Var 2a: Rn 60–62); als Nr 3: „daß die Ansprüche der Gläubiger gestundet und teilweise erlassen werden“. Das betrifft mögliche Einbußen der Gläubiger (im Unterschied zu Nr 1: Zahlungen für die Gläubiger). Reziprok ist zugleich indes auch die Haftung des Gemeinschuldners mit gemeint. Das zielt auf Art und Weise bzw Höhe der Schuldnerverpflichtung nach Verfahrensbeendigung (Abs 1 Var 4: Rn 68–71). Für jedes der ursprünglich bloß drei zugelassenen Regelungsfelder (wegen des vierten 19 siehe bei Rn 22) hatte Abs 2 somit also ein anschauliches Gestaltungsbeispiel bereitgehalten – ja gar noch mehr: Abs 2 arbeitete Abs 1 in akkurat derselben Reihenfolge ab. Der Rechtsausschuss hat die Anwendungsfälle als dogmatisch nicht notwendig alsdann gestrichen23 (Straffung des Wortlauts) – sie bieten aber weiter ein gutes Anschauungsmaterial dafür, was genau möglich erscheint … Die andere vom Rechtsausschuss vorgenommene Textveränderung ist mehr als eine 20 nur kürzende, technische „Maßnahme“: die mit § 243 I RefE propagierte und mit § 253 I RegE übernommene Ergänzung, dass neben der Haftung des jeweiligen Gemeinschuldners die Haftung „dessen persönlich haftender Gesellschafter“ genauso eigens ausgestaltet werden könne, wurde wieder getilgt24 – ohne dass aber die wirkliche Reichweite der Streichung klarliegt: Verfahrensvereinfachung braucht strukturelle, nicht etwa nur redaktionelle Kürzung (Abs 1 „versus“ Abs 2). Dafür spricht etwas wohl das „Leisetreten“ betreffend die Neuordnung von Unternehmen (siehe auch zur Streichung von §§ 262/263 bei § 220 Rn 12–15); dagegen steht indes die Behauptung, die Forthaftung sei so oder so per jeweiligem Insolvenzplan gestaltbar – und zwar gemäß § 270 [II] RegE, heute § 227 [Abs 2] InsO. Das führt zur grundsätzlich bedeutsamen Fragestellung, wie sich § 217 (Eingangsnorm) zu §§ 223–225a, 227 (Ausformungen) verhält. Hierbei fällt auf, dass bei Verwertung (Var 2a), Verteilung (Var 2b) und Abwicklung (Var 3 [neu]) solche „Bezugsnormen“ fehlen – es geht im Wesentlichen dort um eine Parteigestaltung prozessualer Verfahrensweisen, für welche das Regelverfahren (insb §§ 148 ff, 187 ff) bereits ausreichend präzise „Hilfsregeln“ vorhält; für materielle Eingriffe allerdings ist jeweils indes eine Hilfe gegeben (dazu Rn 9). Deshalb hätte man mE den Zusatz stehenlassen sollen – die Streichung ist inhaltlich ein Redaktionsversehen25 (vor allem mit Blick auf § 227 II). Was die „amtliche“ Begründung (zu § 253 RegE25a) angeht, wurde hier der tiefsinnige 21 Eingangssatz („beschreibt die Arten von Regelungen, die in einem Plan getroffen werden können“) beibehalten. Gemeint damit ist Zubilligung prozessualer Disposition – Gestattung wie Begrenzung (dazu Rn 2 f, 5 f, 27 bzw Rn 28 ff). Das wird durch zusätzliche Freistellung (erster, eigener Absatz!) prononciert. Die nähere Begründung jedoch erscheint detaillierter, weil auf zwei eventuell Betroffene zusätzlich eingegangen wird. Das sind einerseits 23

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BT-Drucks 12/7302 S 181 (Nr 134) [RA]: „Streichung … dient der redaktionellen Kürzung des Gesetzes.“ BT-Drucks 12/7302 S 181 (Nr 134) [RA]: „Um das Verfahren zu vereinfachen, …“.

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25a

Vor allem weil diese die Regelungsmacht gegenüber Dritten (persönlich haftenden Gesellschaftern) erweitert. BT-Drucks 12/2443 S 195.

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Arbeitnehmer, die damals noch erfasst waren (2. Absatz: Schuldenbereinigungsplan als Alternative zum Restschuldbefreiungsverfahren), dies waren andererseits die Aussonderungsbefugten (bzw Vormerkungsberechtigten), deren Befugnis nicht geändert würde (5. Absatz: „Rechte … können durch einen Insolvenzplan nicht beeinträchtigt werden“). Eine weitere Gruppe findet dagegen bloß beiläufig noch Erwähnung: die persönlich haftenden Gesellschafter. Waren jene einst „Anschauungsmaterial“ für die Restschuldbefreiung (was kaum passte: es fehlt an einer Gemeinschuldnerrolle), sind sie nur noch – insgesamt allemal richtiger – Gegenstand möglicher Regelungen (2. Absatz: „können … abweichend von den gesetzlichen Vorschriften geregelt werden“). Das passte gut angesichts vollmundigeren Wortlautes, der neben dem Gemeinschuldner die persönlich Haftenden einbezogen sah (hier Rn 20 bzw § 227 II [materielle Enthaftung als eine Art Auffangregel, dort Rn 14]). 4. ESUG-Nachbesserungen

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Satz 1: Hinzufügen einer Klarlegung mit einer neuen, dritten Fallgruppe auf Initiative des Bundesrates26 (Verfahrensabwicklung: Rn 64–67). Gedacht war das allemal nur als Weiterführen bisheriger Rechtspraxis, nachdem zuvor das LG Frankfurt/Main anders entschieden27 und der BGH die Frage offengelassen28 hatte. Am tradierten Grundbestand sog planfester Vorschriften sollte damit jedoch nicht weiter gerüttelt werden29 – es ging bloß um weitestgehende Rechtssicherheit, dh die Möglichkeit „verfahrensbegleitender“ Planinhalte. Man sollte ergänzend hierzu die Änderung bei § 258 I beachten: die Rechtskraft gerichtlicher Bestätigung des Insolvenzplans mündet nicht mehr notwendig in die Aufhebung des Insolvenzverfahrens30; im Plan können hiernach – gleichfalls verfahrensleitender Rechtsnatur – abweichende Regeln aufgenommen werden (Art 1 Nr 43a ESUG) – der verfahrensbegleitende Insolvenzplan muss also nicht auch ein verfahrensbeendender Insolvenzplan sein;31 § 258 I nF stellt jetzt klar, dass dafür genauso Dispositivität für den Planverfasser (dazu Rn 4) besteht. 23 Satz 2: Hinzufügen der Erweiterung um eine durch Verselbständigung formal exponierte fünfte Fallgruppe auf Regierungsinitiative hin32 (Möglichkeit gesellschaftsrechtlicher Veränderung: Rn 72–75). Dass Anteils- oder Mitgliedschaftsrechte selbst direkt einbezogen werden können (Art 1 Nr 15b ESUG) – nicht mehr nur mittelbar kraft autonomen Fortführungsbeschlusses und nachfolgendem „Nachzeichnen“ aufgestellter Planvorgaben (§ 249)33 – verkehrt das gewohnte Verhältnis von Gesellschafts- und Insolvenzrecht. War früher das reguläre Gesellschaftsrecht führend (Blockadepotential!), bekommt das Insolvenzrecht nun offensichtlich den Vorrang (Einigungszwang!). Diese Grundidee formuliert jetzt § 217 S 2 – und öffnet die Pforte für nachfolgend umfangreiche Anpassungen, sei es

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BT-Drucks 17/5712 S 54 [BRat] bzw S 68 [BReg] – zu Nr 8. LG Frankfurt/Main ZIP 2007, 2229, 2230 [II] {26} = NZI 2008, 110. BGH NJW-RR 2009, 839, 842 {27} [III 2b bb] (in Rechtsbeschwerde zu Fn 27) = ZIP 2009, 480 = WM 2009, 518 = ZInsO 2009, 478 = NZI 2009, 230 = DZWIR 2009, 331 = Rpfleger 2009, 409 = MDR 2009, 590. BT-Drucks 17/7511 S 35 re. Sp. [RA – Billigung!].

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BT-Drucks 17/5712 S 58 [BRat] bzw S 70 [BReg] – zu Nr 19 bzw BT-17/7511 S 68 [RA – Billigung!]. Hier anders noch LG Frankfurt/Main ZIP 2007, 2229, 2230 [II] {26} = NZI 2008, 110. BT-Drucks 17/5712 S 30 [RV: Nr 14]. Beispielsfall (unter altem Recht): BGHZ 185, 206, 210 mit 210/211 {22–24} [II 2a/b] = DZWIR 2010, 384, hierzu kontrastierend obiter {22}: „Auf die gesellschaftsrechtlichen Strukturen des Insolvenzschuldners kann der Insolvenzplan [!] keine Auswirkungen haben.“

Joachim Münch

§ 217

Grundsatz

der Terminologie („Beteiligte“ statt „Gläubiger“), der Planinhalte (§ 225a – debt-equityswap) und -auswirkung (§ 254a II) sowie auch der Verfahrensabläufe (insb §§ 222 I Nr 4, 235 III S 3 und 4, 238a, 241 II, 244 II, 245 III, 246a, 252 II S 2 und 3). 5. Rechtsvergleichung Das amerikanische Recht (11 USC ch. 11 – Näheres siehe Vor §§ 217 ff Rn 140 ff) ver- 24 feinert nicht dogmatisch, wer subjektiv betroffen ist. Es vermittelt aber zwei Grundlagen, welche heute auch dem deutschen Recht seine Gestalt verleihen. Einerseits ist das die abgestufte Verfahrensbetroffenheit von Sicherungsberechtigten. Der Gemeinschuldner ist fürs erste sicher (§ 362: automatic stay) und kann zudem weiter handeln (11 USC § 1107 lit a: debtor in possession) – Sicherungsrechte bleiben zwar anfangs undurchsetzbar, aber allemal erst wertgeschützt;34 man denkt dennoch schon die spätere Planeinbeziehung bereits mit (11 USC § 1123 lit b Nr 1: „impair … any class of claims, secured or unsecured“ iVm lit a Nr 5D, E bzw lit b Nr 5: „modify the rights of holders of secured claims“35). National verläuft hierzu die Grenze insoweit zwischen Absonderung und Aussonderung (vgl Rn 35 und 37). Andererseits ist festzuhalten die aus einer amerikanischen Warte vollkommen problemlose Einbeziehung der Anteilseigner, welche erst das ESUG brachte (11 USC § 1123 lit b Nr 1: „impair … any class … of interests“ iVm lit a Nr 5C, I, J und Nrn 6/7: Rn 26 aE, § 225a Rn 6 f, 16). Das erweist nicht zuletzt den stärkeren U.S.-Willen, möglichst zu sanieren („reorganization“, vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 140, 145, 157–160). Und auch was dann die genaue Planausgestaltung angeht, zeigt das U.S.-Recht eher 25 pragmatische Züge, was objektiv regelbar ist – vorbehaltlich der Anwendbarkeit nichtinsolvenzlicher Sondernormen (11 USC § 1123 lit a pr.: „notwithstanding any otherwise applicable nonbankruptcy law“). Es ist bloß festzulegen, was denn gelten soll (in Parallele zu § 221), nicht abstrakt insolvenzrechtlich geregelt wurde, was genau man kann und darf. Zu regeln ist einmal die konkrete Beeinträchtigung, in zwei Stufen (arg 11 USC § 1123 lit b Nr 1): (1) wer bleibt unbehelligt? (§ 1123 lit a Nr 2: „specify any class … that is not impaired under the plan“); (2) wie werden andere betroffen? (11 USC § 1123 lit a Nr 3: „specify the treatment of any class“). Zu regeln ist ferner die Verwirklichung der Umsetzung des Insolvenzplans mit Generalklausel (11 USC § 1123 lit a Nr 5 pr.: „adequate means for the plan’s implementation“) und Fallbeispielen (so wie in § 253 II RegE [Rn 17–19] anfänglich ebenfalls vorgesehen) und ohne jeden irgendwie abschließenden Charakter („such as“ bzw lit b Nr 6: „any other appropriate provision not inconsistent with the applicable provisions of this title“: Rn 26). Hierin liegt klar der Schwerpunkt der Planregelung und die hochschwierige Gestaltungsaufgabe des Planverfassers. Nötig ist, einen mehrheitsfähigen Interessenausgleich im „magischen Viereck“ von Chance und Risiko, Opferbereitschaft und Besitzverteilung36 inhaltlich zu vermitteln. 11 USC § 1123 lit a Nr 5 A-J, Nrn 6–8 und lit b Nrn 1–5 formulieren beispielhaft nach- 26 folgende Regelungen: Neuzuteilung der Insolvenzmasse, dh welches Vermögen soll beim Schuldner verbleiben (A) bzw auf Dritte übergehen (B); freihändige Veräußerung (D) von Einzelgegenständen („Teilliquidation“), insbesondere von Grundstücken (lit b Nr 4), und auch des Gesamtunternehmens (letztlich „übertragende Sanierung“: Vor §§ 217 ff

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Weiteres bei Flessner Sanierung und Reorganisation (1982), S 133–135. Mit Ausnahme von Immobiliarsicherheiten am Familienwohngrundstück – siehe auch bei Rn 26 aE.

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Noch immer sehr lesenswert Flessner Sanierung und Reorganisation (1982), S 254 ff.

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§ 217

Sechster Teil. Insolvenzplan

Rn 45–47); Befriedigung und Veränderung jedweder Pfandrechte (E iVm 11 USC § 101 Nr 37 [„lien“] bzw lit b Nr 5 [„secured claims“] – das ähnelt der Var 1a) bzw Beendigung oder Veränderung von anderweiten treuhänderischen Sicherungen (F iVm 11 USC § 101 Nr 28 [„indenture“]), Fälligkeits- und Zinsänderungen mit inbegriffen (H); „Nichtbeachtung“ bisheriger Nichterfüllung (G – aber vgl auch erg lit d), Änderung schwebender Verträge (lit b Nr 2), Modifikation von Forderungen (lit b Nr 3) – außerdem noch speziell gesellschaftsrechtlich (Rn 24 aE) angeregt: Verschmelzung (C), Veränderungen des Statuts von Gesellschaften (I), Beteiligungen neuer Anteilseigner in jeder Art und Weise (J: „or for any other appropriate purpose“), mitumfassend die Regelung von Stimmrechten (lit a Nr 6) und Auswahl der Leitung (lit a Nr 7). Für eine Naturalperson kann man zusätzlich künftiges (Arbeits-) Einkommen verplanen (lit a Nr 8). Eigene Schutzvorschriften gelten für Wohneigentum bzw den Schutz des Familienheims sowie Renten- und Pensionsansprüche (lit c iVm 11 USC § 522). 27 Dahinter steckt eine rechtsgrundsätzlich andersartige Herangehensweise. Das U.S-Recht bewegt sich in materiellen Kategorien; im Prinzip herrscht deshalb privatautonome Gestaltungsfreiheit mitsamt materieller Grenzen (11 USC § 1123 lit a pr.), das Prozessrecht steht hierbei in zweiter Reihe (11 USC § 1123 lit b Nr 6), wirkt nur flankierend und nicht dominierend. In unseren Augen gesehen: das maßgebende Prozessrecht legitimiert allenfalls den Abschlusszwang, begrenzt jedoch nicht auch die Inhaltsfreiheit; es geht um materielle Disposition in nurmehr prozessualem Gewande. Das deutsche (Insolvenzplan-) Verständnis ist hingegen grundverschieden, es denkt in prozessualen Kategorien und sieht die prozessuale Disposition. Die Verfügbarkeit ist dementsprechend nicht vorausgesetzt (Privatautonomie), sondern vielmehr das Ergebnis ureigener Entscheidung des Gesetzgebers, die Vorgabe gemeinüblich zwingenden prozessualen Rechtes partiell zu lockern. Das erklärt den Impetus des § 217: es bedarf erst einmal im Vorhinein inhaltlich tragfähiger Ermächtigung (dazu Rn 2 f und 5 f). Mithin ist falsch, sich zu sehr am Materiellen zu orientieren37 – erst und bloß § 217 (iVm § 1 S 1 – nicht anders herum: Rn 41) eröffnet die Autonomie und Gestaltung.

III. Möglichkeit zur Disposition 1. Vorbedingungen

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Vorgelagert ist durchgängig, dass überhaupt ein Verfahren der Insolvenz auch durchgeführt wird (arg § 1 S 1 Hs 1: „Das Insolvenzverfahren dient dazu, …“). Nötig sind dafür Insolvenzfähigkeit, Antragstellung, Eröffnungsgrund (§§ 11–19), ergänzend noch materiell eine kostendeckende Insolvenzmasse (§ 26) und förmlich die Eröffnung des Verfahrens (§§ 27–33)38 – siehe auch bei § 218 Rn 18. Erst anschließend kann begrifflich eine Abweichung vom Normmodell (iSv § 1 S 1) in nähere Betracht kommen – und natürlich sind umgekehrt diese Bedingungen sämtlich unverfügbar gestellt. Nötig ist immer ein Insolvenzverfahren in jenem „rechtstechnischen“ (InsO-) Sinne.

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Was viele (allzu) gerne tun: Rn 36 bei/ mit Fn 50 bzw § 221 Rn 11. Besonders symptomatisch letztlich BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 2 einerseits, Rn 1 („Deklaration“) und Rn 3 (Generalklausel) andererseits.

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Braun/Braun/Frank InsO7 § 217 Rn 1 Fn 1; Graf-Schlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 217 Rn 5; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 2; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO71 § 217 Rn 55.

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§ 217

Grundsatz

So wie es nach wie vor kein Konzerninsolvenzverfahren gibt (§§ 269a-i39 verpflichten 29 nur zur Koordination), so gibt es erst recht kein Planverfahren bei Konzernpleite. Vorgesehen ist seit neuem allerdings die Weiterleitung vorgelegter Insolvenzpläne (§ 269b S 2 Nr 6: „muss“) und die Möglichkeit eines ergänzenden Koordinationsplans im Falle mehrerer Insolvenzen (§ 269 f I S 2: „kann“) – wegen Einzelheiten siehe §§ 269h/i. Das aber ist Koordination und Kooperation, nicht etwa ein „Einheitsverfahren für die Konzerninsolvenz“.40 Möglich ist dagegen die Verfahrenswahl der Eigenverwaltung (§§ 270–285) – dabei wird die Ausarbeitung eines Insolvenzplans durch eine Art „Atempause“ zeitlich bevorzugt (§ 270b: Schutzschirmverfahren, vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 20 und 30 iVm 135 – Abs 1 S 1: „ist die angestrebte Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos“), allgemein werden die §§ 157 S 2, 218 (§ 284 I: Planvorlage) bzw §§ 260–269 (§ 284 II: Überwachung) insoweit mit Blick auf § 270 I S 2 angepasst, zumal doch die Verfügungsmacht großteils beim Gemeinschuldner verbleibt. Möglich ist genauso die Einleitung eines speziellen Verbraucherinsolvenzverfahrens (§§ 304–311) – es ist ja als gesetzliches Regelverfahren ausgestaltet (§ 304 I S 1 Hs 2) und partiell nur angepasst ans Vereinfachungsbedürfnis (§ 304 I S 1 Hs 2); der einstmalige Ausschlusstatbestand ist weggefallen (vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 26)! Dabei kann der vorauslaufende außergerichtliche Lösungsversuch (§ 305 I Nr 1: „auf der Grundlage eines Plans“) erneut eingebracht werden (§ 305 I Nr 4 Hs 1: Schuldenbereinigungsplan). Regelbar ist das laufende Insolvenzverfahren, so wie es zuvor eröffnet wurde. Wenn es 30 regelhaft (§ 200 – aber: § 218 I S 3, dort Rn 79) oder irregulär (§§ 207, 212, 213 – nicht aber bei Masseunzulänglichkeit: § 211 – arg § 210a41) zu Ende kommt, bevor noch der Plan wirkt (§ 254 I – ab dann greift das „Sonderregime“ des § 258 I), tritt Überholung oder besser wohl Erledigung ein. Umgekehrt ist natürlich die spätere Folgeinsolvenz niemals mitinbegriffen,42 es sei denn man habe – insoweit rechtlich vorgesehen (insb §§ 264–266: Kreditrahmen – vgl auch erg § 255 II „versus“ III S 1) – besondere Vorsorge getroffen. 2. Ermächtigung Nötig ist immer legislativ verfügte Gestattung der erwünschten prozessualen Disposi- 31 tion, zumal Prozessrecht im Normalfalle keine autonomen Veränderungen gestattet. Das gilt umso mehr, als gezielte Grundrechtseingriffe anstehen, so wie in Vollstreckungsfällen. Der gewährte Gestaltungsfreiraum (§ 1 S 1 Hs 3 mit § 217) erscheint darum recht stattlich. Möglich sind drei Modelle: (a) Eine Generalermächtigung fürs komplette Verfahren oder größere Teile hiervon. Darauf könnten § 1 S 1 und § 217 S 1 Var 3 („die Verfahrensabwicklung“) deuten, wobei aber der letztere Ansatz erst später hinzukam (dazu Rn 4, 22, 38 aE, 64), ohne dass etwa ein prinzipieller Systemwechsel zugrundeliegt (dazu Rn 65–67). (b) Wenn man also § 217 in seinem Gesamtzusammenhang wertet, gibt er bloß Sektorenoder Bereichsermächtigungen für inhaltlich kleinere Abschnitte des Verfahrens (wegen Einzelheiten siehe Rn 54 ff). Zumindest eine muss dann zutreffen, eine Überschneidung 39

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Gesetz zur Erleichterung der Bewältigung von Konzerninsolvenzen vom 13.04.2017 (Art 1 Nr 6); BGBl I Nr 22 S 866, 868 f [in Kraft ab 21.04.2018 (Art 10)]. Weiterführend: Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 32–34; Kübler/Prütting/ Bork/Spahlinger InsO71 § 217 Rn 66–68; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 Vor § 217 Rn 37–43.

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Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO71 § 217 Rn 55 mit 62–65. BGHZ 199, 344, 353 {25} [II 1b aa (3)] = NJW 2014, 1386 = DZWIR 2014, 364: keine Fortwirkung einer Verwalterermächtigung für Anfechtungsstreitigkeiten.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

wäre unschädlich – es fehlt an einem „Zitiergebot“. Sie bilden gemeinsam die Ermächtigung zur Gestaltung43 (iSv § 221) per Insolvenzplan, insb für Abweichungen von §§ 159–173, 187–203, 286–303a. (c) Dazu treten noch einige Spezialermächtigungen für Gestaltungen in Sonderfällen (§ 66 I S 2 idF Art 1 Nr 11 ESUG44) und diverse Spezialregeln im Planverfahren als solchem (dazu Rn 32). Beides trägt dann einen klaren Umkehrschluss: Regelabläufe45 sowie vor allem die Planwerdung, dh §§ 2–158 einerseits (dazu Rn 48) und selbstredend §§ 217–269 andererseits (dazu Rn 8), sollten offenkundig allemal unverfügbar bleiben. 32 Das Planverfahren kennt nachfolgende direkte Spezialermächtigungen (iSv Rn 31 [c]), welche aber im gestaltenden Planteil ausdrücklich betätigt werden müssen; sie erweitern nicht lediglich die objektiven Aufgreifkriterien, sondern durch Befugnisse des Verwalters zudem die subjektive Reichweite:46 § 221 S 2 („Bevollmächtigung“ des Insolvenzverwalters für Umsetzungsakte [Var 1] und Fehlerkorrekturen [Var 2], dort Rn 100–113); § 251 III (Bereitstellung von Ausgleichsmitteln, dort Rn 59–66 iVm 40–52); § 255 III S 1 (Rechtsfolgen der Säumigkeit mit Leistung, dort Rn 55–58); § 258 I (Fortführen „regulären“ Verfahrens, hier Rn 4, 22 bzw dort Rn 16 iVm 10–12); § 259 III (Prozessführungsmacht des Verwalters für Anfechtungsprozesse, dort Rn 20 ff); §§ 260, 263 (Planüberwachung – Näheres siehe bei § 260 Rn 10 iVm 17 ff und § 263 Rn 2–5); § 264 (Vorrangigkeit eines Kreditrahmens, dort Rn 9–13). – § 66 I betrifft zudem die Rechnungslegungspflicht des Insolvenzverwalters. 33 Die vier Bereichsermächtigungen von Satz 1 erlauben ausdrücklich, „von den Vorschriften dieses Gesetzes“ [also der InsO] abzuweichen. Es geht um prozessuale Disposition, die aber nicht etwa ins „allgemeine“ Prozessrecht übergreift: ZPO und GVG bleiben darum außen vor; zur InsO existieren zusätzliche Begrenzungen von generellerer Art (Rn 44–47). Andere Gesetze (Sachenrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht, Arbeitsrecht etc) sind strikt hingegen zu beachten;47 das gilt indes ausnahmsweise nicht auch für spezialgesetzliche Verfügungsschranken, wenn und weil insolvenzrechtlich konkurrierende Gestaltungsmacht vorliegt (dazu Rn 61 aE). Satz 2 mit Var 5 lässt ähnliche Klarheit zwar vermissen, der Konnex mit Satz 1 liegt aber auf der Hand, und § 225a III koppelt Gestaltungen ohnehin ans jeweilig gesellschaftsrechtlich Mögliche. 34 Die „Ermächtigungsnorm“ des § 217 ist scheinbar recht akribisch, lässt indes vieles offen. Das rührt von einer komplizierten Verschränkung von subjektiven (Rn 35–37) und objektiven (Rn 38, 54 ff) Aufgreifkriterien zur Umschreibung der Autonomiebereiche48 (Spezialitätsprinzip) – quasi eine Art Kompromiss aus Generalklausel und Einzelermächtigung. Klar scheint aber zunächst doch dreierlei: (a) Wenn es hier um Abweichungen „von den Vorschriften dieses Gesetzes“ geht (Ermächtigungsprinzip), meint dies die Abänderung des gesetzlich ansonsten eingreifenden Regelverfahrens (nämlich dessen Ablaufs), nicht aber auch des grundsätzlichen Verfahrensziels, die Gläubiger bestmöglich zu befriedigen (arg § 1

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AA hier BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 3: Reihenfolge sei Gewichtung (von einzelnen Zwecksetzungen [?]). Dazu BT-Drucks 17/5712 S 27 li. Sp. Dazu zählen auch Eigenverwaltung (§§ 270–285 – aber: § 284; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 3), Verbraucherinsolvenz (§§ 304–311; Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 217 Rn 2) und Sonderverfahren (§§ 315–334; Uhlenbruck/Lüer/Streit

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§ 217 InsO14 Rn 2 aE) – jenseits der Vorgaben des § 217! Zust Kübler/Prütting/Bork/ Spahlinger InsO71 § 217 Rn 56. Madaus ZIP 2016, 1141, 1146–1149 [IV 1/2] – nicht aber zur Festlegung seiner Vergütung: S 1149–1151 [I 3], siehe dazu bei Rn 48 bzw Fn 84. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 31. Madaus ZIP 2016, 1141, 1142 [II 1/2]: zweifach definierte „Plantauglichkeit“.

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§ 217

Grundsatz

S 1 Hs 1). (b) Solche Abweichungen „können“ (nicht: müssen) vorgenommen werden (Selbstbestimmung bzw Autonomieprinzip), die alternative Gestaltung obliegt dabei der Initiative des (Plan-) Verfassers (§ 218) und mittelbar (§ 157 S 2) der Gläubiger sowie vor allem der Billigung per Majorität. (c) Jene Änderungen müssen allerdings zwingend „in einem Insolvenzplan“ erfolgen, dh der Insolvenzplan ist Mittel zum Zwecke (Exklusivitätsprinzip). Das meint den Insolvenzplan als Rechtsinstitut (präziser hätte es somit geheißen: „durch einen Insolvenzplan“), Ablauf, Inhalte, Formen etc, aber zB auch Abstimmungsmodi, Mehrheitsverhältnisse, Gerichtsprüfung, nicht bloß den eigentlich „gestalterischen“ Planinhalt (§ 221), vielmehr komplett den Sechsten InsO-Teil (§§ 218–269). 3. Aufgreifkriterien a) Subjektive Aufgreifkriterien. § 217 vermittelt zuerst zweifellos einige subjektive 35 Aufgreifkriterien, wenn er hier bestimmte Sachbereiche (Rn 38) mit Parteirollen verknüpft. Genannt werden neben „klassischen“ Beteiligten – (vollrangige wie nachrangige) Insolvenzgläubiger und Absonderungsbefugte (S 1/Var 1) einerseits, Gemeinschuldner (S 1/Var 4) andererseits) – ebenso Beteiligte im Generellen (S 1/Var 2b), ferner Personen, welche an Gesellschaften eigene Anteils- oder Mitgliedschaftsrechte halten (S 2/Var 5). S 2 sagt heute sehr schön, was hiermit gemeint ist: sie alle können wider ihren Willen „in den Plan einbezogen werden“. Eidenmüller unterscheidet daher grundsätzlich zwangsweise und „freiwillig“ Planunterworfene49 (das letztere ein Oxymoron), ohne dass das aber großen weiterreichenden Erkenntnisgewinn bringt, wenn man sich der maßgeblichen Grundannahme vergewissert: Natürlich kann ein Plan sämtliche Regelungen enthalten, die rechtsgeschäftlich als Ge- 36 staltung statthaft erscheinen50 – wenn sie denn insgesamt rechtsgeschäftlich gebilligt sind (Konsensprinzip). Das ist schlicht nur die Ausübung privatautonomer Freiheit. § 217 (besser gesagt: das Insolvenzplanverfahren) überwindet diese privatrechtliche Festlegung durch originär verfahrensrechtliche Lösungen: man kann unter bestimmten Voraussetzungen Plangestaltungen aufzwingen und hierdurch „Akkordstörer“ übergehen („Oktroybefugnis“ – mit Folgewirkungen zur Rechtsnatur des Insolvenzplans, vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 228–230, 234–236, 255–258, 261, 266–268). So besehen benennt die Rollenbeschreibung, wem denn genau – gemäß prozessualer (!) Sicht – solch Einigungszwang droht. Darum war weise, Satz 2 separat zu stellen, er formuliert (so wie auch § 227 II) – im Unterschied zu Satz 1 – Ausweitungen gegenüber der regulären Unterwerfung (dazu vgl noch Rn 37). Ansonsten bleibt natürlich die Möglichkeit freiwilligen Übernehmens von Belastungen (arg § 230 III InsO)51 – konsenslose Begünstigungen dagegen sind relativ unproblematisch darstellbar (arg § 328 BGB).52

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 60 mit Rn 61 ff „versus“ Rn 73 ff. Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 3; HK/Haas InsO9 Vor §§ 217 ff Rn 13; Häsemeyer InsR4 Rn 28.03 und 17; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 40; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 221 Rn 13. Wohl sympathisierend auch BGH NJW 2017, 2280, 2282 {19} [II 2b aa] = DZWIR 2017, 334. Dunkel bleiben hingegen BT-Drucks 12/2443 S 91 re. Sp. [BReg zur InsO]: „privatauto-

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nome, den gesetzlichen Vorschriften entsprechende Übereinkunft“ (Hervorh vom Verf – was ist Grundlage, was ist Schranke?) bzw BT-Drucks 17/5712 S 54 li. Sp. [BRat zum ESUG] – kryptisch mit dem Nachsatz „Gleichsam [?] ist aber der abschließende Charakter des § 217 zu beachten“. ZB Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 14 mwN („Beitritt“). AA Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 13 mwN (Verbot?).

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§ 217

Sechster Teil. Insolvenzplan

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Weniger Sinn macht hier dagegen schlussendlich, in den Beteiligtenbegriff (Var 2b) allzu vieles vorab „hineinzugeheimsen“53 (der berührt ein Problem von allgemeinerer Art [§ 221 Rn 36–54], nicht eins von § 217 S 1 – besser hätte man hier wohl auf jenen Zusatz komplett verzichtet …). Mir scheint untechnisch hierbei ein Sammelwort ohne Bedacht bloß eingesetzt, das alle vom Plan jeweilig betroffenen Personen mitumfassen soll. In einem anderen Sinne dagegen impliziert die Nichterwähnung die Freistellung vom Einigungszwang: das gilt für Aussonderungsbefugte54 und Massegläubiger55 (arg § 210a e contr.56), und auch den Insolvenzverwalter57 (besonders seine Vergütung, dazu Rn 48) – und erst recht auch für möglicherweise künftige Massegläubiger (daher insb keine Verpflichtung zum Vertragsschluss: Sanierungskredit, Warenabnahme, Materiallieferung etc), einschließlich der Sozialplanansprüche von Arbeitnehmern.58

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b) Objektive Aufgreifkriterien. Die objektiven Kriterien erscheinen ungleich schwieriger erfassbar, zumal offenbar keine stringente Terminologie zugrunde liegt und teilweise Überschneidungen vorkommen. Man kann sich aber etwas von der subjektiven Anknüpfung „mitziehen“ lassen. Denn für alle Betroffenen existieren Bezugsregeln, welche gleichsam den Rahmen ausfüllen: Für Insolvenzgläubiger geht es etwa im Positiven um Stundungen und Sicherungen (§ 224), jedoch natürlich im Negativen primär um Kürzungen und

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So jedoch im Ansatz vorderhand MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 59 f. BT-Drucks 12/2443 S 195 re. Sp. [{5} zu § 253], siehe auch noch bei Rn 21; OLG Saarbrücken U. v. 03.12.2015 – 4 U 42/14, BeckRS 2016, 00900 {48}; LG Düsseldorf ZIP 2015, 2182; LG Frankfurt/Main ZIP 2007, 2229, 2230 [II] {24} = NZI 2008, 110; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 2; Graf-Schlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 217 Rn 6; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 6; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 37; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 14; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 3; FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 61 f; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 13 und 15; Kübler/Prütting/ Bork/Spahlinger InsO71 § 217 Rn 30; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 81 ff – hier zweifelnd, mindestens missverständlich [?] Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 217 Rn 8 mit 19 ff. Und auch für Vormerkungsberechtigte: BTDrucks 12/2443 S 195 re. Sp. [{5} zu § 253], siehe auch noch bei Rn 21; Andres/Leithaus/ Andres InsO9 § 217 Rn 2; FK/Jaffé InsO19 § 217 Rn 62 aE. BGH NJW 2017, 2280, 2282 {22} [II 2b bb (1)] = DZWIR 2017, 334; LG Düsseldorf ZIP 2015, 2182; OVG Münster, B. v. 30.06.2009 – 5A 3363/07 [1a] {5 f}; LG Dresden ZIP 2005, 1607, 1607 [II 1]; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 2 und 10; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 3 („grds.“); Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3

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§ 217 Rn 35; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 11 mit § 221 Rn 2; FK/Jaffé InsO19 § 217 Rn 66 [„umstritten“?]; BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 4 („[nicht] gegen deren Willen“); Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 13 und 19; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 217 Rn 25; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO71 § 217 Rn 30; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 74. Näheres siehe bei BT-Drucks 17/5212 S 29 re. Sp. mit S 29/30 [ESUG-RV: Nr 12] bzw BT-Drucks 12/2443 S 221 li. Sp. [InsO-RV: § 323 II]. BGH NZI 2007, 341 {7} [II 1b aa] = DZWIR 2007, 343; NJW 2017, 2280, 2282 {21} [II 2b bb (1)] = DZWIR 2017, 334; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 217 Rn 6; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 14; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 3; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 93; Balthasar HRI2 § 26 Rn 45; wohl auch Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 37 („grundsätzlich“ [?]). Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 10; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 35; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 4 und 11; FK/Jaffé InsO19 § 217 Rn 66; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 32; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 76 – aA Braun/Braun/Frank InsO7 § 217 Rn 8; Graf-Schlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 217 Rn 6; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 21; Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 § 217 Rn 30–34 (mE indes letztendlich mehr Wunsch als Wirklichkeit).

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§ 217

Grundsatz

Verzichte (arg ex § 227 [vertauschte Perspektive] und § 225 I), dh Forderungsgestaltung (Var 1b: Rn 58 f), das gilt ähnlich auch für Absonderungsbefugte (§ 223 II) bzw die Änderung ihrer Befugnis, (zT) „autonom zu agieren“ (Var 1a: Rn 57); der Gemeinschuldner muss sich auf zukünftige Weiterhaftung einstellen (§ 227 I e contr. – Var 4: Rn 68–71), und alle Unternehmenseigner sind den gesellschaftsrechtlich statthaften Maßnahmen unterworfen (§ 225a III – Var 5: Rn 72–75). Nur jener Bereich erscheint nicht wirklich strikt begrenzt.59 Sonst kann man erstaunlich viel herauslesen aus dem Konnex mit der Einzelregel. Daneben hilft das Anschauungsmaterial aus § 243 II RegE (dazu Rn 18), die Möglichkeiten zu verdeutlichen. Mithin fällt bloß der sog verfahrensleitende oder -begleitende Insolvenzplan (Var 3: Rn 4, 31 [a], 64) aus eben jenem Rahmen, der – richtig besehen (Näheres siehe bei Rn 65–67) – allerdings gar keinen Eigenbereich öffnet, sondern mit den übrigen Bereichen immanent gekoppelt scheint. Das macht die Sache natürlich nicht einfacher … Ausgang wie Abläufe des Verfahrens seien disponibel,60 postulierte der Gesetzgeber – 39 doch war das eher auf die globale Zielvorgabe gemünzt,61 nicht aber auf geltendes Insolvenzrecht insgesamt. Anders gesagt: die Aussage fokussiert stärker das Verfahrensziel (§ 1 S 1 Hs 1) und die (vorläufig nur abstrakte) Möglichkeit einer Alternative zum Regelablauf (§ 1 S 1 Hs 2 und 3); was konkret möglich gemacht ist, dies präzisiert im Nachhinein erst § 217. Er ist erst normativ der „Türöffner“ (dazu Rn 8–10; § 221 Rn 15). Die Regelung ist zwingend, enumerativ, abschließend – meist wird nur letzteres eigens 40 besonders betont,62 zT aber ebenso der immanente Umkehrschluss (dazu Rn 2, 6, 21, 27) konnotiert:63 was nicht genannt wurde, ist (besser: bleibt) indisponibel.64 Das erfasst – subjektiv – sowohl den Personenkreis (Rn 35–37) wie – objektiv – die Regelbereiche (Rn 54 ff) – spezifische Sonderregeln (dazu Rn 32) vorbehalten. Eine Gegenposition will unmittelbar schutzzweckorientiert entscheiden, ob jeweils Dispositivität per Insolvenzplan besteht65 (und leugnet den numerus clausus). Dadurch würde der § 217 jedwedes Regelungspotential einbüßen, wäre quasi bloß Lyrik ohne konkrete Aussagekraft. Und auch die verstreuten zusätzlichen Spezialregeln streiten genauso deutlich dagegen – dieser hätte es sonst auch nämlich nicht bedurft!

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AA Madaus ZIP 2016, 1141, 1142 [II 3 vor 1] mit S 1143 f [3.2]. BT-Drucks 12/2443 S 80 li. Sp. BT-Drucks 12/2443 S 79/80 („Entscheidungen … insbesondere über die Fortführung des schuldnerischen Unternehmens und über die Verfahrensdauer“) bzw S 90 re. Sp. („günstigste Art der Insolvenzabwicklung“). Das gilt auch für BT-Drucks 12/2443 S 78 li. Sp. („in jeder Hinsicht von der gesetzlichen Zwangsverwertung [scil.: dem gesetzlichen Regelmodell!] abweichen können“). BT-Drucks 17/5712 S 54 li. Sp. (BRat zum ESUG) – ferner: Madaus ZIP 2016, 1141 [I]; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 2; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 217 Rn 20 – ebenso (allerdings nur für die subjektive Seite!) Nerlich/ Römermann/Braun InsO9 § 217 Rn 6 („Planbetroffene“). Wohl wie hier Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 12; Brünkmans/Thole/Brünkmans § 7 Rn 33 ff (numerus clausus).

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 96; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 12; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 7; Braun/Braun/Frank InsO7 § 217 Rn 1 mit 6; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 1. Recht lasch daher BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 3: Generalklausel (der Beschränkung?). HK/Haas InsO9 § 217 Rn 2 („Im InsPlan kann auch von solchen Vorschriften der InsO abgewichen werden, die nicht mit diesen spezielleren Fragen zu tun haben“) bzw Kübler/ Prütting/Bork/Spahlinger InsO71 § 217 Rn 40 („nicht abschließend und ist jedenfalls kein eng auszulegender Numerus clausus zulässiger Planinhalte“). Eher beiläufig auch Paulus DZWIR 1999, 53, 58 re. Sp. [IV 2c] („Doch wird man diese Liste nicht als abschließend zu verstehen haben“ – Massesammeln sei einbegriffen!).

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§ 217

Sechster Teil. Insolvenzplan

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Vor allem kann nicht kurzerhand § 217 mittels § 1 S 1 einfach „aufgedehnt“ werden: erlaubt würde demnach jenes sein, was überhaupt Gläubigerbefriedigung (Hs 1) bzw Unternehmenssanierung (Hs 3) befördert66 – somit eigentlich alles. Das passt nicht wirklich gut zusammen. § 1 ist Programmnorm („Ziele“), sieht aufs ganze Insolvenzverfahren (nur alleinig S 1 Hs 3 betrifft das Planverfahren …), gibt jedoch noch keinen greifbaren, subsumierbaren Norminhalt – sie bedarf erst später einer konkreten Umsetzung. Dies leistet fürs Planverfahren dann § 217 (iVm §§ 218–269) – siehe schon Rn 2 f), alles andere dagegen verkehrt Zwecke (§ 1) und Mittel (§ 217). Sicher geht an, die vorhandenen Mittel im Lichte der Zwecke auszudeuten, eventuell auch großzügig, indes doch nur im eigens gesetzgeberisch dazu konkretisierten Umfang (dazu Rn 31 [b], 33: „Bereichsermächtigungen“). Alles andere sprengt das gesetzlich verordnete Normsystem (näher dazu noch bei Rn 2, 6, 21, 27), abgesehen davon, dass die Verkoppelung von S 1 Hs 1 („dient dazu, …“) mit Hs 2 und 3 („ …, indem … oder …“) dadurch total negiert würde. 42 Die hM hat also die eindeutig besseren Argumente (Wortlaut, Struktur, Dogmatik) – sie kann das eine (einen „Erlaubnistatbestand“) verlangen ohne jedoch aufs andere (eine „Einzelfallkontrolle“) inhaltlich zu verzichten. Das schafft einerseits eine gewisse normative Führung, aber andererseits auch Biegsamkeit im Einzelfalle. Man kann dies auf folgende Faustregel komprimieren, die zwar keine Darlegungs- und Beweislasten prägt (arg § 223 I S 1 pr. und § 250 pr.: „von Amts wegen“), aber durchaus doch richterliche Aktivität beschränken kann: der Bereich des § 217 ist prinzipiell frei gestaltbar, alles andere nicht – eventuelle Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, sind allerdings im Einzelfall erst besonders festzustellen. Man kann dies als „zweistufiges Prüfverfahren“ (positive Ermächtigung der General43 norm [„Stufe 1“] und Ermangelung negativer Sperrkraft der Spezialnorm [„Stufe 2“]) tiefgründig dogmatisch überhöhen,67 im Grunde steckt allerdings die Begrenzung in der Erkenntnis, dass § 217 (dazu Rn 31 und 33) sowie insb seine Var 3 (dazu Rn 65–67) keinerlei Generalklausel darstellt und ebenso wenig einen „Blankoscheck“ begeben, sondern ferner immer noch weitere Schranken im Einzelfall greifen (Rn 44–47). 4. Beschränkung

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a) Grundprinzip. Die Rechtsprechung unterscheidet zur weiteren Beschränkung insoweit dispositive und planfeste (oder vielleicht noch treffender: planresistente) Regelungsbereiche, die „zwingend zu beachten“ seien bzw von denen rechtlich „nicht abgewichen werden“ dürfe.68 Hierher zählte die Praxis bislang das komplette Feststellungsverfahren (§§ 174–186), das zentrale Rechtschutzgarantien enthalte69 (dazu Rn 51), die Zurückerlangung der Verfügungsmacht mit Verfahrensende69a und auch die Entlohnung des Verwalters (§§ 63–65 InsO) als Ausdruck von Unabhängigkeit und Allparteilichkeit,70 wobei hier freilich schon gereicht hätte, auf das fehlende „subjektive“ Betroffensein (Masseschuld!) abzuheben.71 Trotz also einer Entscheidungsunerheblichkeit nutzt der BGH den 66 67 68

Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 40. Madaus ZIP 2016, 1141 f [I]. BGH NJW-RR 2009, 839, 841 {25} [III 2b bb] = DZWIR 2009, 331; BGHZ 185, 206, 210 {21} [II 2a] = DZWIR 2010, 384; NJW 2017, 2280, 2281/2282 {18} [II 2b aa] = DZWIR 2017, 334 – ebenso Pape FS Kübler (2015) S 487, 493 [III vor 1].

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BGH NJW-RR 2009, 839, 842 {26} [III 2b bb] = DZWIR 2009, 331, best BGH NJW-RR 2018, 817, 819 {23} [III 3a]. BGH NJW-RR 2018, 817, 819 f {23 ff} [III 3a mit 4] = ZIP 2018, 1141. BGH NJW 2017, 2280, 2283 f {27 ff} [II 2b bb (2b)] = DZWIR 2017, 334. BGH NJW 2017, 2280, 2282 {21–23} [II 2b bb (1)] = DZWIR 2017, 334.

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§ 217

Grundsatz

Anlass, „teleologische Pflöcke einzuschlagen“ – er kupiert en passant die Regelungsmacht sog „verfahrensabwickelnder“ Insolvenzpläne (Var 3).72 Auch sie sollen nie jene Grenze „planfester“ Regelungen überwinden können! – das erscheint letztlich die wirkliche Botschaft, vgl Rn 65–67 mit Rn 4, 33 [a], 64. Zu bedauern ist freilich, dass reelle Sachkriterien fehlen und mehr das eher unbestimmte Gefühl mitschwingt, manche Verfahrensstrukturen spiegelten höhere Gerechtigkeitswerte (welche denn genau?), die schlicht generelle Bewahrung verdienten. Die Lesart als solche erscheint dem ungeachtet aber billigenswert. Die Literatur folgt entweder dem BGH-Begründungsmuster73 (dazu Rn 44) oder fasst 45 aufzählend zusammen,74 versucht sich freilich zT auch an inhaltlich „angereicherter“ Begrenzung: nicht disponibel seien letztlich Normen mit wesentlichen Schutzgarantien oder konstitutiver Bedeutung75 (oder alternativ auch abgesenkt nur die „wichtigen Schutzvorschriften“76), die sämtlichen „verfahrensbezogenen ‚Grundrechte‘“ (Forderungsfeststellung, Minderheitsrechte, Rechtsmittelbefugnis)77, es wäre wohl besser hier von Strukturelementen die Rede, oder – alles fast offenlassend – der Schutzzweck im Einzelfalle.78 Die Krux liegt aber darin, dass Minderheitenschutz und Rechtsmittelrecht im Planverfahren selbst verankert wurden. Im Prinzip helfen demgemäß solche „offenen Formeln“ der Praxis ebenso wenig weiter, geben nur das Maß einer inhaltlich irgendwie „gefühlten“ Grenzlinie bzw gestatten Freiraum für mögliche Kasuistik (Rn 48–52). Sobald man erkennt, dass insoweit die allgemeinere Fragestellung nach Grundlage und Schranken prozessualer Disposition dahintersteht79 (näher dazu noch bei Rn 2, 6, 21, 27), folgt eine klare – trotzdem vielleicht vielfach als gleichwohl unbefriedigend empfundene – dogmatische Rückbindung (Rn 46 f). Materielle und prozessuale Disposition unterliegen unterschiedlichen Grenzlinien, 46 kommen zudem auch von unterschiedlichen Ausgangspunkten her: dort grundsätzliche materielle Verfügungsfreiheit (Privatautonomie), hier klassisch zwingendes Prozessrecht (Unverfügbarkeit); dort sind Schranken immer also per se Ausnahmen, hier ist eine Begrenzung der Normalfall (… und Befugnis zur Disposition die Ausnahme – siehe kontrastie-

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BGH NJW 2017, 2280, 2284 {38} [II 2b bb (2b cc)] = DZWIR 2017, 334. Braun/Frank § 217 Rn 3 aE; Graf-Schlicker/ Kebekus/Wehler § 217 Rn 6; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 217 Rn 2; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 12. Einerseits MünchKomm/Eidenmüller § 217 Rn 152 („Positivliste“ – freilich als Resultat umfangreicher Normbewertung), andererseits Andres/Leithaus/Andres § 217 Rn 9 (Negativliste). Wegen einer Zusammenstellung nach Normstrukturen siehe unten Rn 48–52. Recht pauschal durch Aufzählung und Gegenthese Braun/Frank InsO7 § 217 Rn 1 („soweit … der Gläubigerhoheit zugänglich“) bzw Rn 3 („nur dort …, wo die Verfahrensvorschrift der Disposition des Gläubigerbeschlusses unterliegt oder Sondervorschriften bestehen“). HK/Haas InsO9 § 217 Rn 2 iVm Rn 9 („im Zweifel“) – verschärft mit Blick auf Rn 40 iVm Fn 65, aber: am Ende fällt darunter fast

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alles: Rn 9! Ebenso im Ansatz HambK/Thies Rn 2. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 41 (Hervorh vom Verf), vgl auch erg noch Rn 47: wesentliche Verfahrensgarantien unerheblich. K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 2 (iVm Rn 11: „grundlegende Teilhaberechte“) – einschließlich des Planverfahrens (das bleibt so oder so jedoch insgesamt unverfügbar [Rn 8], öffnet erst das Tor für eine solche prozessuale Disposition); siehe noch bei Fn 78. Madaus ZIP 2016, 1141, 1145 [III vor 1] – ebenso: HK/Haas § 217 InsO8 Rn 2 aE; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 4 (nur allein für Var 1); genauso en passant K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 2 (wegen der neuen Var 3 – siehe aber – anders? – auch bei Fn 77). Weiter grundlegend G. Wagner Prozeßverträge – Privatautonomie im Verfahrensrecht [JP 33] (1998), S 48 ff.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

rend schon Rn 27). Bislang fehlen leider feste Einordnungsmaßstäbe oder Abgrenzungskriterien. Die Problematik ist vorgelagert den konkreten Schranken planerisch möglicher Festlegung von Rechtsstellungen für Beteiligte iSv § 221 (dort Rn 28 mit 30 – Einzelheiten: § 221 Rn 55–80) – es geht um abstrakte prozessuale Verfügbarkeit. Prozessuale Rechtsakte sind statthaft bei gegebener Dispositionsmacht (a) allein im Rahmen der hierzu vorgesehenen prozessualen Formen und nur (b) bis zur Grenze eines ordre public als Inkarnation des prozessual Tolerierten (implizit: § 307, § 794 I Nrn 1 und 5 – explizit: § 796 III, 1053 I):80 was hier nicht einmal ein Urteil entscheiden dürfte (arg §§ 328 I Nr 4 ZPO bzw § 723 ZPO), soll erst recht auch kein privater Dispositionsakt bewirken – das wäre in sich sonst widersprüchlich. 47 Zuzugeben ist dennoch die Eigenheit, dass bisher eher Erkenntnisverfahren und Einzelvollstreckung im Fokus standen und das Insolvenzverfahren als ein Kollektivverfahren ureigene Betrachtung verdient bzw separate Bewertungen verlangt. Wo anstelle zweier Parteien mit regelmäßig konträren Interessen eine Vielzahl von Personen „im Boot sitzen“, die bisweilen Parallelinteressen verfolgen (arg § 222), wo sich jedoch zugleich uU höchstdisparate Einzelgruppen gegenüberstehen, möchte Abweichendes gelten. An die Stelle der Prozessvoraussetzungen treten daher hier konsequenterweise Prinzipien formaler Gleichheit (im Unterschied zu materieller Gleichbehandlung, arg §§ 222, 226 I81) als Garantien ordnungsgemäßen Diskurses. Deshalb erscheint richtig, die Regeln zur Forderungsfeststellung als insgesamt planfest anzusehen (sie bestimmen die Wirkmacht der einzelnen, planrelevanten Rechtsposition – arg §§ 237/238 iVm § 77) und auch die maßgebliche Begriffssetzung (Verfügungsgewalt, Organisation, Beteiligtenrolle etc) auszunehmen (ansonsten fehlte die Anknüpfung für § 217). Hierher zählt zudem das Verbot, Drittpositionen im Zwangswege zu beeinträchtigen; dadurch würde das Verfahren auf offenkundig Unbeteiligte übergreifen (möglich bleibt immer freiwillige [Sanierungs-] Beteiligung seitens des Dritten: § 230 III).

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b) Beispielsfälle. Gern werden die ersten drei InsO-Teile (§§ 1–147) en bloc als planerisch indisponibel aufgeführt.82 Das passt gewiss wohl für §§ 1–10 (Teil 1: Allgemeines) und §§ 11–34 (Teil 2: Eröffnung, vgl Rn 28), zudem auch für §§ 35–102 (Teil 2: Begriffe, Organe bzw Teil 3: Befugnis, Folgen) und wohl auch für §§ 120–128 (Insolvenzarbeitsrecht – Schutzzweckgedanke!83). Das erfasst ebenfalls Vergütungsfragen, sei es für Insolvenzverwalter84 (§§ 63–65) wie Organmitwirkende (§ 73); disponibel ist allerdings die Schlussrechnungspflicht85 (§ 66 I S 2, vgl Rn 31 [c]). Doch bleibt mE durchaus disponibel,

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Näher dazu Münch Vollstreckbare Urkunde und prozessualer Anspruch [PA 72] (1989), § 10 II 3b-d, S 201 ff. Jene Normen als solche sind natürlich zwingend: Häsemeyer InsR4 Rn 28.17 u 24 – recht missverständlich daher BK/Flöther/ Wehner InsO29 § 226 Rn 3 f. Foerste InsR6 Rn 477; Andres/Leithaus/ Andres InsO3 § 217 Rn 9; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 7; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 9; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 53; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 152. K Schröder ZInsO 2015, 1040, 1045 [IV vor 1] beurteilt § 44a als verfügbar.

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AA Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 217 Rn 30–34; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 21. BGH NJW 2017, 2280, 2282–2284 {21–39} [II 2b bb] = DZWIR 2017, 334 – aA Rattunde GmbHR 2012, 455, 458; LG München I NZI 2013, 972, 973; Hingerl ZIP 2015, 159, 162; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 19 mwN; differenzierend Kübler/ Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 37. BK/Paul InsO62 § 230 Rn 8, aber zB auch LG Hamburg NZI 2018, 261, 263 [II A 2b] rät zum Weg des § 230 III, dazu vgl dort Rn 36 f. AG Ludwigshafen NZI 2015, 469, 469 f [II 2] {18–20} – irrig Braun/Braun/Frank InsR7 § 217 Rn 3.

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Grundsatz

wie man mit „schwebenden“ Verträgen künftig umzugehen gedenkt86 – es wäre grober Holzschnitt, erst zu liquidieren, dann zu reaktivieren. Was aber schon Masseschuld wurde, kann nicht mehr eigens planerisch gestaltet werden (die personale Anknüpfung ist entfallen: Rn 37 aE iVm § 224 Rn 18). Das wäre dann eben doch ein Zugriff auf Rechte von Dritten, wofür Ermächtigung fehlt. Zu den Anfechtungsregeln (§§ 129–147) ist zu differenzieren. Die Anfechtungstatbe- 49 stände erlauben Eingriffe in formell schon Dritten zustehende Rechtspositionen – dies können sein schuldrechtliche Forderungsrechte, sie begründen die Stellung als regulärer Insolvenzgläubiger (§ 38) und sind insoweit auch regelbar (infolge §§ 245 I Nr 1, 251 I Nr 2 mittels Plan kürzbar indes nur bis zur Quote); dieses kann ebenso dingliche Haftungsmasse (§ 35) betreffen, welche Aussonderungstatbeständen (dazu Rn 37) ähnelt. Beide Male ist allemal aber richtig, dass die Anfechtungsgründe gesetzlich unverrückbar feststehen87 (insoweit besteht mithin „Drittschutz“! (dazu Rn 62). Es wird also eher um bloße Einschränkungen gehen, also um eine Minderung der Befriedigung der Gläubiger (scil. Anfechtungsverzicht – Grenze: Individualbegünstigung, § 250 Nr 288). Dies scheint klar gedeckt (Var 1) – entsprechend formulierte Planregelung unterstellt (inbegriffen genügende Information: § 22089), das erfordert, dass der Verwalter (arg § 129) die faktische Grundlage erforscht (insbesondere bei Schuldnerplan). Letztlich ist plausibel, denselben Maßstab anzulegen wie bei Verwalterverfügungen (Grenze ist demgemäß die eindeutige Insolvenzplanwidrigkeit – in Anlehnung an § 80 Rn 252–260) – das markiert zugleich die Demarkationslinie zwischen erlaubter und verbotener Disposition,90 ohne dass man aber immer „krämerisch“ genau nachrechnen müsste. Die Prozessführungsbefugnis des Insolvenzverwalters ist disponibel kraft lex specialis (§ 259 III, vgl Rn 62 mit § 221 Rn 94). Teilweise wird ebenfalls der Vierte InsO-Teil (§§ 148–173) für insgesamt verfügbar an- 50 gesehen.91 Das passt kaum für Bestandssicherung92 (§§ 148–154), die auch erst die notwendige Informationsgrundlage verschafft; dass zB die Rechnungslegungspflichten (§ 155) völlig jenseits planerischer Regelung stehen, folgt allein schon daraus, dass dies sonstige Rechtsgebiete, nicht wirklich Insolvenzrecht, betrifft (dazu § 221 Rn 59). Die Verwertungsentscheidung (§§ 156–159) ist früher zu fällen93 (arg § 157 S 2, aber vgl auch § 233),

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Recht bemüht darum Nerlich/Römermann/ Braun InsO31 § 217 Rn 26–29; Leonardt/ Smid/Zeuner/Rattunde InsO3 § 221 Rn 24, zust (?) auch Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 221 Rn 13 – aA (§§ 103–128) MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 121; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 3. Korrekt deswegen der konkrete Vorbehalt bei HK/Haas InsO9 § 217 Rn 4 (nicht zu Lasten des Anspruchsgegners) – allumfassend für Zulässigkeit: K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 10; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 120; Pape FS Kübler (2015) S 487, 493–495 [III –1]. Vor erfolgreicher Anfechtung fehlt es meist an einem begünstigten (arg § 144 I) Beteiligten – aA Pape FS Kübler (2015) S 487, 496 [IV 2]. Im Anschluss an BGH NJW-RR 2011, 51, 55 {58} [II 3c cc] = DZWIR 2011, 65 = ZIP 2010, 1499 = WM 2010, 1509 = ZInsO

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2010, 1448 – Näheres siehe bei Buchalik/ Hiebert ZInsO 2014, 109, 113 f [V]; Thole ZIP 2014, 1653, 1659 f [IV 3.1], hier insb auch S 1659/1660. Ebenso im Ansatz Thole ZIP 2014, 1653, 1660 f [IV 3.2], zust Pape FS Kübler (2015) S 487, 495 f [IV 1]: Insolvenzzweckwidrigkeit. K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 10; viel vorsichtiger HK/Haas InsO9 § 217 Rn 9 (planfest „soweit sie in der Zeit vor dem Wirksamwerden des InsPlans anzuwenden sind“ [Hervorh. im Original), zust Foerste InsR6 Rn 476 aE. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 53. §§ 156–158 halten daher ganz für unverfügbar: Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 5; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 43; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 4; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217

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dagegen werden indes doch die §§ 160–164 mit Wirksamwerden des Insolvenzplans praktisch automatisch verdrängt94 (arg § 259 I 2 – aber: § 258 I einerseits, §§ 260 I, 263 andererseits). Die Planverfügbarkeit des Umgangs mit Absonderungsrechten (§§ 165–173) ergibt sich direkt aus dem Gesetz (Var 1a), ebenso die Planregelung der Verwertungszeit (§ 159 – Var 2a); im Übrigen ist das Problem der Unverfügbarkeit aller anderen Regelungen zumeist praktisch obsolet.95 51 Der Fünfte InsO-Teil birgt als Folge seines (Teil-) Titels „Befriedigung der Insolvenzgläubiger“ durchaus gewisse Probleme – er scheint vollständig planverfügbar (Var 1b), ist dies aber nicht! Die Forderungsfeststellung (§§ 174–186) bleibt zwingenden Rechts (dazu Rn 44), sie begründet die Stellung als (plan-) betroffen, hat schlussendlich eine vorhergehende Frage inhaltlich zum Gegenstand (wer nimmt prozessual wie teil? – dazu § 221 Rn 40). Das entspricht inzwischen der hM96, verwehrt materiell präklusive Klauseln97 (dazu § 221 Rn 87) und schließt auch jegliche Berechnungsmodalitäten für Forderungsanmeldungen ein;98 daran will der Gesetzgeber auch nicht etwa durch Var 3 (Verfahrensabwicklung) gerüttelt sehen.99 Die Domäne des Planes verbleibt jedoch das Verteilungsverfahren ieS (§§ 187–198), so wie in § 217 S 1 eindeutig (Var 2b mit Var 1b) verheißen (dazu Rn 63). Zumeist nennt man gleich den ganzen Abschnitt (§§ 187–206)100, was allerdings Verwerfungen verursacht: § 199 scheint mir nämlich unverrückbar (Befriedigung, nicht Bereicherung!); § 200 ist gestaltbar nur vermittels § 258 I (Umkehrschluss); § 201 I/III können natürlich „planmäßig“ (Var 4!) ebenfalls verdrängt werden101 (arg § 227 I), § 201

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Rn 2; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 4; Kübler/ Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 45; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 116. Wegen § 162 (Sonderfall übertragender Sanierung!) siehe Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 45. Oft liest man daher als „Kurzformel“, §§ 159–173 seien insgesamt planverfügbar: Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 5; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 217 Rn 32; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 4; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 4; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 116 (§§ 159–164) bzw Rn 101 (§§ 165–173). BGH NJW-RR 2009, 839, 842 {26} [II 2b bb] = DZWIR 2009, 331 = ZIP 2009, 480 = WM 2009, 518 = ZInsO 2009, 478; BGH NJW-RR 2011, 51, 51 f {9} [II 1a] = DZWIR 2011, 65 = ZIP 2010, 1499 = WM 2010, 1509 = ZInsO 2010, 1448; OLG Hamm, U. v. 03.12.2010 – 30 U 98/10 [II 1e] {22}; LAG Düsseldorf ZInsO 2014, 2378, 2381 [II 2] {56} und NZI 2014, 913, 915 [2.2.2] {54} – zuerst wohl so LG Frankfurt/Main ZIP 2007, 2229, 2230 [II] {26} = NZI 2008, 110. Für die Lit: Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 9; Graf-Schlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 217 Rn 6; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 2; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 7;

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BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 3; HK/ Haas InsO9 § 217 Rn 2, 9; Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO3 § 219 Rn 12; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 51; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 125, 152 aE mit Fn 230. Wegen abweichender Sicht Fn 97 f. AA Heinrich NZI 2009, 546, 548/549 [IV 3]. AA K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 13 (wider die Regel: Rn 2). BT-Drucks 17/7511 S 35 re. Sp. [RA/ESUG]. Wohl nicht anders LG Berlin ZInsO 2012, 326, 327 [II] {33} (§ 187 II) bzw BGH NJW-RR 2011, 51, 51 f {9} [II 1a] = DZWIR 2011, 65 = ZIP 2010, 1499 = WM 2010, 1509 = ZInsO 2010, 1448 (§§ 188/189). Einschr Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 6 (§§ 189, 190, 194); Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 2 Rn 11 („soweit sie nicht grundlegende Teilhaberechte beseitigen“); HK/Haas InsO9 § 217 Rn 5 (§ 197); MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 122 (§§ 194, 197) – mit Recht dagegen HambK/ Thies InsO6 § 217 Rn 5 und Kübler/Prütting/ Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 47 (§§ 194, 197). Zumeist nennt man unrichtig § 201 insgesamt: KG BeckRS 2010, 01442 [II 1]; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 6; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 6.

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§ 217

Grundsatz

II iVm § 202 wäre freilich unverfügbar102 (hier hilft aber § 257); die Modalität der Nachtragsverteilung (§§ 203–205) ist verfügbar, oft wird es aber gar keine Notwendigkeit geben (Sanierungsplan!);103 § 206 schlussendlich betrifft Außenstehende – für Massegläubiger fehlt es an jeder Regelungsmacht.104 Hier ist das Bild infolgedessen eher buntscheckig. Der Dritte Unterabschnitt des Fünften InsO-Teiles, der die Einstellungsregeln (§§ 207– 52 216) umfasst, grenzt sich schon im Titel klar ab zur „Befriedigung der Insolvenzgläubiger“ (Rn 51) und also gegen Var 1b. Endet etwa das Insolvenzverfahren irregulär und vorzeitig (insb §§ 207, 212, 213), entzieht dies an sich zugleich dem möglichen Planverfahren die Grundlage (dazu Rn 30); Sonderfall ist angezeigte Masseunzulänglichkeit (§§ 208–211), dafür besteht „Planungsrecht“ nämlich gemäß § 210a (Art 1 Nr 13 ESUG), freilich mitsamt einiger Maßgaben. – Verfügbar ist ebenfalls das komplette Restschuldbefreiungsverfahren (§§ 286–303a), der Plan mag direkten Schulderlass schaffen oder zumindest Haftungsbefreiung verordnen (dazu § 224 Rn 25) und tut das gar mitunter kraft Gesetzes (§ 225 I). Dass Sonderverfahren ebenso planveränderbar sind, bestätigen vereinzelte Sonderregeln mit Fokus auf Ausgestaltung per Insolvenzplan (§ 270b [vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 20 und 30 iVm 135] und § 334105). 5. Fehlerfolgen Die Überschreitung der Regelungsmacht ist nicht heilbar – eine Vorlage müsste deshalb 53 sofort zurückgewiesen werden (§ 231 I Nr 1 – es fehlt insoweit schon am Vorlagerecht [Var 1] und erst recht am zulässigen Planinhalt [Var 2], dort Rn 19, 20);106 jener Inhaltsmangel führt spätestens zur amtswegigen Verweigerung der gerichtlichen Bestätigung (§ 250 Nr 1 Var 1). Problem ist dagegen, was gilt, wenn der Mangel unentdeckt bleibt – deckt dann die Rechtskraft der Bestätigung (§ 254 I) am Ende Kompetenzmängel auch zu? Man sollte weitergehend differenzieren. Die Norm kennt gewiss genaue Grenzen, im Subjektiven („für und gegen alle Beteiligten“), wie Objektiven („die im gestaltenden Teil107 festgelegten Wirkungen“). Personelle Übergriffe werden niemals geduldet (dazu § 254 102

103

Das sehen richtig (nur jedoch für § 202) K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 16; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 6; Kübler/ Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 48. AA Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 6. ME muss und kann der Planer vorsorgen (§ 221 S 2; Treuhandabtretung; § 258 I) – ähnlich: Kühne/Hancke ZInsO 2012, 812, 814 [II 4]; Hingerl ZInsO 2010, 1876, 1877 [III/IV]. Per Saldo trotz allem richtig Kübler/Prütting/ Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 47 (Frage stelle sich weiter nicht) bzw HK/Haas InsO9 § 217 Rn 5 aE (schließlich bloß als Fall von Var 3 vorstellbar). Ansonsten gelten weiterhin BGH NZI 2008, 561, 562 {10} [II 2] = DZWIR 2008, 471; NJW-RR 2010, 629 [9} [I 1b] = DZWIR 2010, 199; OLG Celle ZInsO 2006, 1327, 1328, aber zB auch Häsemeyer InsR4 Rn 28.51 aE. LG Hamburg NZI 2017, 970, 971 [II 3] lässt die Frage dahingestellt, verneint aber mR

104 105 106

107

eine mögliche Treuhandlösung bei „Interessennähe“ von Treuhänder und Gemeinschuldner. Anders im Duktus nun jedoch dazu BGH NJW-RR 2018, 817, 819 f {25–31} [III 3b und 4] (Rechtsbeschwerdeentscheidung): keinerlei Verfügungsermächtigung, allein Vollrechtsübertragung statthaft – klare Planregelung nötig! (aber vgl insb erg {30} [III 4a]: Unmöglichkeit nachträglicher Verteilungen) – krit Madaus EWiR 2018, 201, 202 [3]; Martini DZWIR 2018, 451, 453–455 [II 3]; zust Tresselt/ Nagel DB 2018, 1969, 1971 f [IV 2–4]. AA HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 5. Wegen des Verbraucherinsolvenzverfahrens siehe Vor §§ 217 ff Rn 24–27. BGH NJW-RR 2009, 839, 841 {24} [III 2b bb] = DZWIR 2009, 331 bevorzugt letztere Erklärung. Unmaßgeblich ist die Zusammenfassung: BGHZ 199, 344, 349 {18} [II 1a cc (1)] = NJW 2014, 1386 = DZWIR 2014, 364.

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§ 217

Sechster Teil. Insolvenzplan

Rn 39) – sie könnten Unbeteiligte treffen („offenbarer Mangel“); sachliche Änderungen setzen ebenso sehr rechtlich vorweg Dispositionsmacht voraus. Wäre diese aber retrograd dann immer noch anzweifelbar, ist große Rechtsunsicherheit die Folge („verdeckter Mangel“). Der Plan sollte demnach mithin trotz allem „gelten“. Auch Verzichts- und Anerkenntnisurteile (§§ 306/307 ZPO) sind relevant, wenn sie etwa spezielle Dispositionsgrenzen missachten, also niemals nichtig oder gar etwa ein Nichturteil.

IV. Ermächtigung im Einzelfall 1. Gläubigerbefriedigung (Var 1)

54

a) Objektiver Tatbestand. Der Begriff „Befriedigung“ hat nicht zwangsläufig einen materiellen Fokus108 (dort meint jener primär die rechtliche Konsequenz einer vollen Haftung, sei sie nun personell [zB §§ 329, 765/767109, 778] oder allein dinglich [insb §§ 1147, 1228 I BGB] begründet). Die ureigene prozessuale Nomenklatur muss vorgehen – Befriedigung meint vorliegend daher Durchsetzung, die endgültig ist (im Gegensatz zu Sicherung, die Befriedigung temporär privilegiert110 – so wie es parallel §§ 130/131, 133, 135 erfassen). Hierfür dient das Insolvenzverfahren (§ 1 S 1 Hs 1) und insb die Insolvenzmasse (§ 38) den Insolvenzgläubigern („inbegriffene“ [interne] Befriedigung: Rn 58), wobei aber die insoweit Absonderungsbefugten (§§ 49–52) vorgehen (abgesonderte [externe] Befriedigung: Rn 57, vgl auch erg § 86 I Nr 2). Dabei soll ein Insolvenzplan die Möglichkeiten für ebensolche Befriedigung verbessern (arg § 156 S 2). 55 Das liegt nicht zuletzt schon in jener Option begründet, welche § 1 S 1 Hs 2 und 3 offenlässt (Regelabwicklung oder Plangestaltung). Im Grunde genommen besagt „Befriedigung“ letztlich mithin nichts anders als Durchführen des Verfahrens der Insolvenz – und dazu passt das gesetzliche Miterwähnen der prinzipiell Betroffenen. Das würde die ganze rechtsförmige Abwicklung des Verfahrens planverfügbar machen – und raubt der alten Var 2 (Rn 60–63 – Teilaspekt!) sowie vor allem der neuen Var 3 (Rn 64–67 – Tautologie?) fast jeden Sinn. Ersteres stört mehr als letzteres (Rn 66). Offenbar folgt freilich § 217 dem Modell beschränkter Bereichsermächtigung und will keine Generalklausel haben (so wie man es aus dem § 1 S 1 zuerst herauslesen könnte) (siehe dazu schon oben Rn 31). Man sollte womöglich anstatt eines solchen dogmatischen Befriedigungsbegriffs (iwS) einen systemischen Befriedigungsbegriff (ieS) zugrunde legen? Und dazu liegt nahe, auf §§ 174–206 als Nomenklatur zu rekurrieren (Fünfter Teil: „Befriedigung der Insolvenzgläubiger“ ./. „Einstellung des Verfahrens“ [§§ 207–216]). Dies würde aber ebenso wenig die lästigen Überschneidungen auflösen. 56 Einerseits ist der Tatbestand eindeutig um Absonderungsregeln zu erweitern (§§ 165– 173), welche aber ebenso auch spezielle Verwertungsregeln enthalten; andererseits sind im Verhältnis zu Insolvenzgläubigern die Regeln zur Feststellung (§§ 174–186) wiederum fortzulassen (Rn 58, 63). Am Ende bleibt wohl allein, die „Befriedigung“ als nebulösen Auffangbegriff anzunehmen, welcher Abgrenzungsproblemen (zwischen Var 1a/b und Var 2a/b) abhilft – aber nicht mehr!111 Vielleicht war alles nur Verwirrung; wären nämlich 108 109 110

111

AA Braun/Braun/Frank § 217 InsO7 Rn 4. Arg § 773 I Nr 4 BGB. Als aliud nicht etwa nur minus – wegen Einzelheiten siehe Baur/Stürner ZVR II12 Rn 19.35 f mit Fällen (1990) S 271 f. In diesem Sinne HK/Haas InsO9 § 217 Rn 3; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 3 – aA

132

MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 100 f mit Fn 170, zust Ahrens/Gehrlein/ Ringstmeier/Silcher § 217 InsO3 Rn 42: sämtliche Regeln zur Zahlungshöhe – aber die resultiert eben aus Verwertung und Verteilung!

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§ 217

Grundsatz

unter Var 1 lediglich Absonderungsberechtige angeführt, hätte man unter Var 2 („Beteiligte“?) allein Insolvenzgläubiger gefasst, dh subjektive mit objektiver Anknüpfung wäre klar korreliert. Mit Ausnahme von Var 3 verfügte dann jede Variante über eine bestimmte personelle Zuordnung. So oder so: man sollte den Normwortlaut (bzw seinen objektiven Inhalt) hier keinesfalls also überbewerten. b) Subjektiver Tatbestand. Wer absonderungsbefugt (Var 1a) ist, das ergeben im Ver- 57 bund prozessual abstrakte Festlegung (§§ 49–51) und materielle (konkrete) Erkenntnis. Das Insolvenzrecht definiert unveränderlich, und dies heißt „insolvenzplanfest“, den Status insgesamt (Privilegierung abgesonderter Befriedigung). Das Recht konkret festzustellen („Ob“), ist allemal nicht ein Regelungsgegenstand des Insolvenzverfahrens, das erfolgt zur Not mittels der separat erhobenen Zivilklage. Ändern kann man aber den Ablauf, dh die Wege zum Ziel (§§ 49, 165 InsO iVm §§ 10 I Nr 1a, 30d-f, 153b/c ZVG für Immobilien bzw §§ 166–169, 172, 173 für Fahrnis – „Wie“), genauso gut stecken hierhinter aber Verwertung- und Verteilungsregeln für Absonderungsbefugte (Rn 61). Der Plan muss dazu konkrete Festlegungen treffen (§ 223 I S 1 und II – Schranke: Abs 1 S 2). Wer vollrangiger oder nachrangiger Insolvenzgläubiger (Var 1b) ist, das entscheidet 58 sich nach prozessualer Regel. Die Eingangsnorm erfasst beide Formen gleichermaßen, das Gesetz differenziert sie jedoch anschließend (§ 224 „versus“ § 225: Rn 59). Maßgebend dafür sind die insolvenzspezifischen Begrifflichkeiten (§§ 38–40, 47 S 1, 52) und Feststellungsregeln (§§ 174–186). Erstere schließen explizit – vorbehaltlich planrechtlicher Spezialregeln (§§ 264 f) – die Neugläubiger aus („zur Zeit der Eröffnung“),112 letztere ordnet das Gesetz just systematisch jedoch der Rubrik „Befriedigung“ zu (Rn 56, 63), was auf Planverfügbarkeit deutet. Die hM zieht diesen Schluss nicht (Rn 63) – zu Recht: Soweit jene Normen interne Verfahrensregelungen treffen (§§ 174–178, 186), formalisieren sie die Betroffenheit, vereinfachen die Bestimmung der Subjekte – das „Ob“ der Gläubigerstellung ist (so wie auch schon Rn 57) unabdingbares Erfordernis der Beteiligung (und Mitwirkung). Alles andere endete nämlich unweigerlich im Zirkelschluss. Das gilt erst recht aber dann für extern erforderliche Klagen (§§ 179–185),113 welche einen völlig normalen „unverfügbaren“ (!) Erkenntnisprozess abbilden. Ohne Planaussage erlöschen (!) Forderungen nachrangiger Insolvenzgläubiger ohne 59 weiteres (§ 225 I, dort Rn 11), Forderungen vollrangiger Insolvenzgläubiger würden regelmäßig (§§ 187–198, 203–205) quotal befriedigt (wegen Nachhaftung siehe Rn 70) – der Insolvenzplan mag hierzu Abweichendes regeln (§ 224 II [Normalfall] bzw § 225 I/II [Sonderfall] – Schranke: III iVm § 39 I Nr 3). Die vermittelte Planidee verheißt ökonomische Befriedigungsvorteile (Verbesserung der Insolvenzquote114 iSv Rn 7) oder immerhin doch immaterielle Vorteile ökonomischen Verzichts, zB Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers, Anschlussverträge von Warenlieferanten etc); niemand soll hierbei aber zwangsweise, dh unfreiwillig, schlechter dastehen müssen als anlässlich „regulärer“ Insolvenz (arg §§ 245 I Nr 1, 251 I).

112

BGH NZI 2017, 62, 62/63 {2 f}; LG Düsseldorf ZIP 2015, 2182; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 7; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 13 und 20; Kübler/Prütting/ Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 30. Das gilt idR auch für Unterhaltsansprüche (arg § 40 S 1 e contr.) – vollständig verkannt

113 114

durch OLG Düsseldorf NZI 2008, 689, 690 m abl Bespr Paul DZWIR 2009, 186. BK/Flöther/Wehner InsO53 § 217 Rn 1 Fn 1. Im Ansatz zutreffend Andres/Leithaus/ Andres InsO3 § 217 Rn 4 – mit unklarer Einschränkung („zu weit geraten“?).

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§ 217

Sechster Teil. Insolvenzplan

2. Liquidationsgestaltung (Var 2)

60

Die „Verwertung der Insolvenzmasse“ (Var 2a) ist regulär im Vierten InsO-Teil (§§ 148– 173: Verwaltung und Verwertung) geregelt. Zur Verwaltung zählen Sicherung (§§ 148– 155) und Entscheid (156–158115), darauf folgt erst die Normalverwertung (§ 159), flankiert von einzelnen Schutzvorschriften (§§ 160–164). Echtes Abweichungspotential bieten zunächst nur letztere, die Grundregel scheint Banalität – birgt indes aber trotz allem zwei planrelevante Besonderheiten: die Pflicht unverzüglichen Beginns (§ 159 Hs 1) könnte gemildert werden (zeitlich gestrecktes Vorgehen) oder ebensogut ganz entfallen, um Sanierung zu gestatten (Fortführungsplan; Übertragungsplan); der Vorbehalt für Beschlüsse der Gläubigerversammlung (§ 159 Hs 2) gilt zudem hier nicht (autonome Vorlagen) bzw ist über § 157 S 2 schon erfasst („Auftragsplan“). Letztlich bleiben damit die Genehmigungsvorbehalte (§§ 160–164), dazu tritt zudem eine gerichtliche Aussetzungsbefugnis, um eingereichte Insolvenzpläne abzuschirmen (§ 233). 61 Bei Massegegenständen mit Absonderungsrechten gelten spezifische Regeln (§§ 165– 173), vor allem zum Initiativrecht (§§ 165–169, 173), zur Erlösverteilung einschließlich Kostenbeitrag (§§ 170/171) und Sachnutzung (§ 172) – Sonderverwertung. Kostenquote und Erlösauskehr möchte man lieber als Regelungsgegenstand der Verteilung an „Beteiligte“ (Var 2b: Rn 63) begreifen – es geht vorrangig doch um den Betrag und Anteil am Verwertungserlös; das Inititiativrecht mag mehr als eine erwünschte Modifikation der Befriedigung erscheinen (arg § 223 I S 1), dh bereits unter die eigene „Befriedigungsregelung“ für Absonderungsbefugte (Var 1a: Rn 57) fallen. So oder so: es existiert die Erlaubnis zu planerisch abweichender Gestaltung (die genaue Grenzziehung kann darum dann offenbleiben … – es fehlt an einem „Zitiergebot“: Rn 31[b]!). Möglich sind insoweit etwa Kürzungen wie Stundungen in einem deutlich stärkeren Maße als im Regelverfahren (§ 223 II – aber: I) – ein großer Trumpf für Plansanierungen! Spezialgesetzliche, gläubigerschützende Verzichtsverbote können eigentlich so „überspielt“ werden (dazu Rn 33) – das Insolvenzrecht beansprucht die eigene Kompetenz (arg § 223 I S 2 bzw § 225 III116). Trotzdem bleibt dies relativ schwieriges Terrain: der Verfasser muss zugunsten der Sanierung um nötige prozessuale Zustimmung werben (§§ 222 I Nr 1, 238, 245 I Nr 1). 62 Die Verwertung betrifft problemlos den konkret vorhandenen Bestand, so wie er tatsächlich auch übernommen wird (§ 148 I – „Istmasse“) – indes wird die Haftungsmasse materiell ausdefiniert (§§ 35–37 – „Sollmasse“), kann Abgänge (§ 47) wie Zugänge (§ 143 I S 1) verzeichnen. Nur die Verwertung, nicht aber auch die Generierung der Insolvenzmasse ist planverfügbar. Für die Aussonderung ist das personell unzweifelhaft definiert (dazu Rn 37), die Anfechtung wird allerdings meist als durchaus ausgestaltbar gehalten117 (siehe dazu auch bei Rn 49). Das kann nicht jedoch angehen, wenn hierdurch Dritte betroffen sind, die keinem prozessualen Einigungszwang unterliegen. Allemal zählt indes der anfechtungsrechtliche Rückgewähranspruch zur Insolvenzmasse und erscheint insoweit verfügbar;118 115

116

Deshalb ist korrekt, diese Vorschriften als indisponibel anzusehen: MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 116; HK/Haas InsO9 § 217 Rn 4; FK/Jaffé InsO9 § 217 Rn 4; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 5. Letztlich bleibt es sonach bei §§ 9b, 19 II, 43 III GmbHG; § 93 IV AktG: Kübler/Prütting/ Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 52 – aA K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 10; Horstkotte ZInsO 2014, 1297, 1308 (mit anderen Begründungen).

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 120; HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 4; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 10; FK/ Jaffé InsO9 § 217 Rn 4 – einschr HK/Haas InsO9 § 217 Rn 4 („nicht zu Lasten des Anspruchsgegners“). Nötig ist indes die Aufklärung bei der Darlegung (§ 220) – das sehen völlig richtig Buchalik/Hiebert ZInsO 2014, 109 f [I, III, IV] (eher lascher) und Thole ZIP 2014, 1653, 1658–1660 [IV 2 mit 3.1] (eher strikter).

Joachim Münch

§ 217

Grundsatz

dabei kann man aber weder tatbestandliche Voraussetzungen noch die Verwalterbindung (§ 129) lockern, regelungsfähig ist nur die Geltendmachung (ihrerseits nur seitens des Verwalters), mit einem zumeist offenen Ausgang … Das bestätigt im Grundsatz nur § 259 III, wenn er hier für anhängige (verwaltergeführte!) Anfechtungsprozesse ergänzend119 eine ureigene Spezialermächtigung zur Verfahrensfortführung vorsieht (und Kosten überwälzt); künftige Anfechtungsprozesse hingegen können nicht mittels Planklausel weiter vorbehalten werden.120 Der Insolvenzverwalter muss rechtzeitig vor Aufhebung des Verfahrens Klage erhoben haben. Die „Verteilung der Insolvenzmasse“ (Var 2b) ist Bestandteil des Fünften InsO-Teiles, 63 der unter der Rubrik „Befriedigung“ Forderungsfeststellung (§§ 174–186) und Verteilungsgeschehen (§§ 187–205) zusammenfasst. Letzteres scheint hier gemeint,121 mag auch die Überschrift anderes vorspiegeln (Var 1b). Die dogmatisch „reine“ Abgrenzung ist neuerlich vergebliche Liebesmüh (so wie nach Rn 61, vgl auch erg Rn 10, 54–56; iVm Vor §§ 217 ff Rn 55–58), weil jeweils Gestaltungsmacht besteht. Für eine Lesart, welche §§ 187–205 unter Var 2b sieht, spricht kontrapunktisch allemal, dass man die parallele Feststellung (§§ 174–186) genauso wenig bei Var 1b sieht, sondern sogar für ganz unverfügbar hält122 (dazu Rn 56, 58); dem zuzuschlagen ist aber mE noch die Fristvorgabe (§ 187 I), sie markiert den Übergang von Feststellung zu Verteilung; §§ 200, 201 II, 202 sind abgebildet über §§ 258 I und III, 257 I und darum niemals verfügbar (dazu Rn 8). Bedenken muss man wiederum die spezialgesetzliche gerichtliche Aussetzungsbefugnis (§ 233, hier Rn 60 aE). 3. Verfahrensabwicklung (Var 3) Das ESUG hat ausdrücklich hinzugefügt, dass explizit bereits direkt durch § 217 abwei- 64 chende Verfahrensabwicklung (Var 4) legitimiert sei (siehe dazu auch schon Rn 22). Das wird als eine Anerkennung sog verfahrensleitender123 oder -begleitender124 Insolvenzpläne eingeordnet, wobei sich die Diskussion unter altem Recht entwickelt hat. Der Zusatz sollte ausdrücklich eventuelle Statthaftigkeitszweifel zerstreuen. So wurde aus einer Schimäre dann am Ende Realität – gefährliche Realität! Zwar habe diese Regel bloß eine geringere praktische Bedeutung,125 sei weitgehend Ausnahmeerscheinung verblieben,126 aber: Das dogmatische Grundprinzip der beschränkten Ermächtigung (dazu Rn 55) erscheint damit verlassen: das komplette Prozedere ist Verfahrensabwicklung – was denn sonst?127 Man sollte sich hierzu vorab inhaltlich folgendes klarmachen: § 217 regelt nicht etwa 65 abstrakte Plantypen oder konkrete Planideen (die bildet die Praxis [vgl ausf Vor §§ 217 ff Rn 45 ff iVm 108] und diese genießt insoweit vollkommenen Freiraum), sondern statuiert Rechtsmacht für prozessuale Disposition (näher dazu noch bei Rn 2, 6, 21, 27 bzw Rn 28 ff).

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Um Erledigung zu vermeiden: BT-Drucks 12/ 2443 S 214 re. Sp. (abweichend zum Recht des Vergleichs). BGH NJW-RR 2010, 629 {7 mit 10} [1a mit c] = DZWIR 2010, 199 mit Hinweis {11} auf BGHZ 175, 86, 90 {10} [I 1] (obiter); LG Hamburg NZI 2017, 970, 971 [II 1], best BGH NJW-RR 2018, 817, 818 {16–18} [III 2]. LG Berlin ZinsO 2012, 326, 327 [II] (§ 187); BGH NJW-RR 2011, 51/52 mit S 52 f {9 mit 15 f} [II 1b mit 1d] (§§ 188/189). BGH NZI 2009, 230, 232 f {26}; Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 12; Münch-

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Komm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 125; FK/ Jaffé InsO9 § 217 Rn 7; Kübler/Prütting/ Bork/Spahlinger InsO61 § 217 Rn 51; Andres/ Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 9; aA K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 13. Frank FS Braun (2007) S 219, 229 ff [5]. Heinrich NZI 2008, 74, 77. HambK/Thies InsO6 § 217 Rn 8. Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 16. Das wird total vernachlässigt durch BTDrucks 17/5712 S 55 [BRat: Nr 8] – aber zB auch Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 8 aE.

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§ 217

Sechster Teil. Insolvenzplan

Mit einem Mehr jener Rechtsmacht lassen sich sicher auch andere Plantypen noch „erfinden“, aber das wäre Wirkung, nicht Ursache. Soweit dann § 217 hier in einzelnen, bestimmten Bereichen andere Gestaltungen zulässt (scil. Abweichungen „von den Vorschriften dieses Gesetzes“ – unberührt allgemeiner Schranken: Rn 44–47), lässt er aber sinnvollerweise den Grad jener Modifikation offen, das entscheidet das Plankonzept des Vorlegenden. Das Planverfahren als Teil eines einheitlichen Insolvenzverfahrens (siehe Rn 15 sowie Vor §§ 217 ff Rn 83 [IK] bzw Rn 109 [RV] iVm Rn 157) verdrängt das Regelverfahren lediglich im Umfang seiner Abweichung – anders herum gesagt: das Regelverfahren ist weiter anwendbar, bloß modifiziert (per Planvorgabe) eben. Auch ohne § 217 S 1 Var 3 war immer schon möglich, sich auf bloß geringfügig erscheinende Abweichungen festzulegen128 – wann man denn die genannten Einzelbereiche reguliert. 66 Die Frage ist, ob sich hieran jetzt etwas ändert: Var 3 könnte problemlos jede Abweichung decken. Die Wortwahl ist freilich übers Ziel arg hinausgeschossen, der Gesetzgeber wollte offenkundig keinen generellen „Freibrief“ ausstellen. Die Regierung reduzierte den Vorschlag auf Teilpläne129 (Gestaltung nur eines Teils der Abwicklung – quantitative Beschränkung), das Parlament sah stärker die Zeitfrage130 (mit schlussendlich der Notwendigkeit, Verfahrensaufhebung aufzuschieben: § 258 I – das aber wurde eigens separat [Art 1 Nr 43a ESUG] geklärt!). Mehr war aber niemals doch gewollt: „Eine Änderung im Hinblick auf von vornherein planfeste Vorschriften … ist mit der Klarstellung [!] in § 217 InsO und der Folgeänderung [?] in § 258 InsO nicht verbunden.“ Im Prinzip hätte bereits gereicht, § 258 I „plangerecht“ zu korrigieren131 (Priorität der lex specialis: Rn 22 mit § 258 Rn 16 iVm 10–12); die neue Variante wird damit vollständig überflüssig. Der Konnex von § 217 S 1 und § 258 I macht klar, was gemeint ist: speziell Verfahrensbeendigung statt Verfahrensabwicklung generell.132 Dies lässt alles dann beim Alten, die Variante gibt insoweit keine weiterreichende Dispositionsmacht. 67 Die hL anerkennt das nur teilweise, wenn sie einerseits hier die allgemeinen Schranken (dazu Rn 44–47) heranzieht,133 aber andererseits auch konkret Gestaltungsbeispiele benennt (jene Variante „ermächtigend“ also einsetzt). Außerhalb dessen, was § 258 I nunmehr explizit erlaubt (dh Aufhebung zu verzögern), entfließt jener Variante keine Kompetenz! Innerhalb freilich der weiteren Varianten ließe sich das Verfahren nunmehr punktuell steuern, im Extremfall als (Einzel-) Korrektur ohne Planidee (rechnet der Aufwand?). Zu weit ging jedoch mE, wenn dadurch etwa nötige prozessuale Mehrheiten manipuliert würden134 (Gruppenmehrheit [§ 244 I] statt Plenumsmehrheit [§ 76] – sowie vor allem: § 245). Das wäre ein Formenmissbrauch ohne Schutzbedürfnis.

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Etwas schief wirkt Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 7: Regelung einzelner [?] Abschnitte (siehe noch bei Fn 132), aber zB auch FK/Jaffé InsO19 § 217 Rn 81 f und Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 217 Rn 8. BT-Drucks 17/5712 S 68 re. Sp. [BReg: Nr 8]. BT-Drucks 17/7511 S 35 re. Sp. [RA zu § 217] (nebst folgendem Zitat). Mithin genau anders herum: die Klarstellung des § 258 I führt zu einer „Folgeänderung“ bei § 217 S 1. Oder besser wohl: Nichtbeendigung. Hier aA wohl Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 7: Verlauf stehe damit zur Disposition (siehe auch bei Fn 128).

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ZB Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 9; Graf-Schlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 217 Rn 6 (planfeste Vorschriften zwingend!); HK/Haas InsO9 § 217 Rn 7 („[nur] in den … bezeichneten Grenzen zulässig“); FK/Jaffé InsO19 § 217 Rn 82 aE („keine Änderung der planfesten Vorschriften“); am Ende so auch Madaus ZIP 2016, 1141, 1144 f [II 4] (trotz krit Sicht) – recht „locker“ dagegen K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 15; Jacobi ZInsO 2010, 2316, 2319. Ein Gedanke von K Schmidt/Spliedt InsO19 § 217 Rn 14.

Joachim Münch

§ 217

Grundsatz

4. Schuldnernachhaftung (Var 4) Die „Haftung des Schuldners nach Beendigung des Insolvenzverfahrens“ (Var 4) ist ei- 68 nerseits primär materielle Domäne, sie wird trotz allem jedoch dazuhin prozessual entscheidend überlagert (Rn 70 f). Was meint die Regel? Die personale Begrenzung („Haftung des Schuldners“) erscheint hierbei letztlich weniger bedeutsam (arg § 227 II: Rn 70 mit Rn 59) – wichtig ist die Haftung iSv materiell-rechtlich begründeter Einstandspflicht anlässlich persönlichen Anspruchs oder aufgrund dinglichen Zugriffs, dh das objektive Aufgreifmerkmal. Bis zum Verfahrensende ist das Haftenmüssen nur Spiegelbild verfahrensinduzierter Befriedigung (iSv Var 1: Rn 54–56). „Beendigung des Insolvenzverfahrens“ meint dann „technisch“ klar die Aufhebung des Insolvenzverfahrens – förmlich per Gerichtsakt alsbald nach Eintritt der Rechtskraft des Insolvenzplans (§ 258 I statt § 200 I). Planerisch besteht allerdings die Möglichkeit, die rechtsförmliche Aufhebung hinauszuzögern. Dazu befugt § 258 I (idF Art 1 Nr 43a ESUG: Rn 22 mit Rn 66) heutig explizit. a) Juristische Personen. Diese genießen immer Schuldbefreiung bei Untergang des 69 Rechtsträgers, und dies würde auch bei übertragender Sanierung helfen, die Restschuld zu vernichten. Dafür bedarf es keines Plans. Bedeutung erlangt die Vorschrift dagegen für Reorganisation bzw Eigensanierung. Das gilt sinngemäß auch für Unternehmen in der Form sog Gesellschaften ohne Rechtspersönlichkeit iSv § 11 II Nr 1 (arg § 227 II) und ebenfalls für das Gesamtgut von Gütergemeinschaften (vgl § 334 II), während alle übrigen nach § 11 II Nr 2 insolvenzfähigen Gebilde stark auf zügige Abwicklung zielen – und dann „enden“ sollen. b) Natürliche Personen. Für jene wirkt nach dem Regelverfahren entweder – prinzi- 70 piell – unbeschränkte Nachhaftung (§ 201 I) oder aber – tatsächlich – Nachhaftung mit Begrenzung (§§ 1 S 2, 201 III, 286–303a) in zeitlicher Reichweite (§§ 287 II, 300 I – „Wohlverhaltensfrist“) wie sachlicher Ausprägung (§ 301 I und III – „Naturalobligation“) – soweit man denn das auch möchte (fristgebundene Antragspflicht! – §§ 20 II, 287 I S 1 und 2). Der Insolvenzplan öffnet insoweit interessante Möglichkeiten, Restschuldbefreiung leichter zu bekommen (ohne Antrag, Wartefrist, Wohnverhalten etc, dazu vgl auch erg § 247 II Nr 1: Schlechterstellungsverbot).135 Dabei geht sogar § 227 I (im Unterschied zu § 223 I S 1 und II) leicht darüber hinaus: Freistellung ist Regelwirkung von jeglicher Befriedigung der Gläubiger, nunmehr sogar für Verbraucher (dazu Rn 29 mit Vor §§ 217 ff Rn 24–27, vgl noch erg § 227 Rn 10–12); möglich sind genauso auch sog „Nullpläne“ ohne jede Befriedigung (dazu § 221 Rn 97, 227 Rn 6), aber zB auch Stundungsregeln und „Zahlungspläne“. Man kann diese Wertung nicht dadurch konterkarieren, dass man hier rechtzeitigen Restschuldbefreiungsbefreiungsantrag voraussetzt.136

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Recht dezidiert schon BT-Drucks 12/2443 re. Sp. [§ 253 {2}], so wie hier nun auch HK/ Haas InsO9 § 217 Rn 6 mit Fn 10 – einschr Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 217 Rn 8. So aber AG Hamburg NZI 2017, 567–569 [II 1] = ZInsO 2017, 1376 (fehlendes [Rechtsschutz-] Bedürfnis) m abl Bespr Madaus NZI 2017, 697 f [I]; m krit Anm Grote ZinsO 2017, 1380; m abl Bespr Foerste ZinsO 2017, 2424 und 2601 und A Schmidt ZVI 2018, 41. Die Entscheidung wurde zu Recht aufgehoben: LG Hamburg ZinsO

2018, 331, 335 f [II B] (in überzeugender sachlicher Nüchternheit). Es ist eine grobe Ungehörigkeit, dass der entscheidende (Amts-) Richter meint, aus seiner Amtsstellung heraustreten zu können, um den literarischen Diskurs weiterzuführen (Frind NZI 2017, 862 [zu Madaus] bzw ZinsO 2017, 2601 [zu Foerste]). Das sprengt – bewusst? – die Grenzen neutralen Auftretens (besonders pikant letztlich ZInsO 2017, 2601, 2602 [3]).

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§ 217 71

Sechster Teil. Insolvenzplan

Die Möglichkeit zur Gestaltung der Nachhaftung führt zur Frage, ob denn dieses nur das konkrete „Wie“ betrifft oder das „Ob“ gleichfalls noch einschließt – etwas anders gefragt: darf man bloß den einzelnen Anspruch schwächen (Durchsetzungssperre für Naturalobligationen – so wie im gesetzlich geregelten Normalfall: § 227 Rn 24) – oder ihn auch direkt gleichsam erlöschen lassen? Er wäre demgemäß kein Behaltensgrund bei Rückforderung mehr. Hierhinter steckt materiell die grundsätzliche Unterscheidung von Schuld und Haftung der Person – die Wortwahl („Haftung“) begrenzt die (Zwangs-) Befugnisse des Verfassers, dh die Schuld bleibt unberührt;137 siehe dazu auch bei § 254 Rn 44. 5. Gesellschaftsänderung (Var 5)

72

Bei der InsO-Diskussion war die Zeit nicht reif dafür, dem Insolvenzrecht bereits den Vorrang vor Gesellschaftsrecht einzuräumen. Freilich: man hatte Unternehmenssanierungen vor Augen (§ 1 S 1 Hs 3: „insbesondere zum Erhalt des Unternehmens“), und zwar durch „übertragende“ (Fremd-) Sanierung wie auch durch „festhaltende“ (Eigen-) Sanierung (vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 45 iVm 47 f). § 262 RegE („Sanierung des Schuldners“) sah einen Maßnahmenbericht dafür vor („im darstellenden Teil … hinzuweisen“), die Regierungsbegründung zum Gestaltungsteil (§ 264 RegE) wollte zudem auch die „am Schuldner beteiligten Personen“ den Planvorgaben mit unterwerfen;138 gemeint waren die an juristischen Personen beteiligten natürlichen Personen (arg § 255 I Nr 2 RegE: § 218 Rn 56 und §§ 298 I pr., 300; vgl auch erg § 1 II S 3 RegE) – somit also (folgend neuer Diktion) eben die Inhaber von Anteils- oder Mitgliedschaftsrechten. Das wurde letztendlich vom Gesetzgeber nicht gewollt, demzufolge § 262 RegE gestrichen bzw die Begründung an recht versteckter Stelle korrigiert.139,140 73 Demnach blieb der Praxis oftmals nur, eine kaschierte Treuhandübertragung vorzusehen bzw sich für eine freiwillige Beteiligung einzusetzen, welche man offen als eine notwendige Planbedingung abforderte (§ 249 S 1) – jenes in einer doppelten Weise: zum einen als Mitwirkungsakt bei Umgestaltungen, zum anderen als Beschluss, die maßgebliche werbende Unternehmenstätigkeit überhaupt fortzuführen (dazu § 225a Rn 5). Die Plansanie-

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In jenem Sinne ua BGH NJW-RR 2011, 1142, 1143 {7 f} [II 2] = DZWIR 2011, 423; BGH NJW-RR 2012, 1255 {9} [II 2] = DZWIR 2012, 465; BAG ZIP 2013, 2268, 2270 12 {28} [B II 2a]; BFH ZIP 2013, 1732, 1733 [II 2a/b] {12 f} – offenlassend BFHE 247, 300, 304 f [II 2a aa] {20} = DZWIR 2015, 236. Das passt gut auch zur Unstatthaftigkeit sog „anspruchsvernichtender Präklusionsgestaltungen“: BGH NJW-RR 2012, 1255 {10} [II 3] = DZWIR 2012, 465; NJW 2015, 2660, 2662 {14–16} [II 2b bb] = DZWIR 2015, 560 = KTS 2016, 221; NJW-RR 2016, 372 {2} = DZWIR 2016, 145 = KTS 2016, 231 bzw BAG ZIP 2013, 2268, 2270 {31 f, 35} [B II 2b] = NZI 2013, 1076; BAGE 153, 271, 278 {25} [III 2] = NZI 2016, 175 = KTS 2016, 242. BT-Drucks 12/2443 S 199 li. Sp. [§ 264] mit S 109 li. Sp. [§ 1 {7}] – ferner: S 78 re. Sp.

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[AT], S 195 re. Sp. [§ 253 {4}], S 199 li. Sp. [§ 265 {1}]. BT-Drucks 12/7302 S 184 re. Sp. [Nr 161 zu § 298: „Wenn die Rechtsstellung der am Schuldner beteiligten Personen außerhalb des Plans bleibt …“ bzw Nr 163 zu § 300: „Wenn durch den Plan nicht die Rechtsstellung der am Schuldner beteiligten Personen eingegriffen werden kann …“] – der Bezug auf Nr 134 zu § 253 bleibt dunkel. Das sah der spätere ESUG-Gesetzgeber genauso, BT-Drucks 17/5712 S 18 li. Sp.: „Das geltende deutsche Insolvenzrecht lässt die Rechte der Anteilseigner des insolventen Unternehmens bei einer Sanierung durch Insolvenzplan unberührt … Künftig soll die strikte Trennung von Insolvenzrecht und Gesellschaftsrecht überwunden werden.“ MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 217 Rn 67 mwN jedoch sieht dies etwas anders.

Joachim Münch

Vorlage des Insolvenzplans

§ 218

rung mit Erhalt des Rechtsträgers war allerdings dem Wohlwollen der „Eigner“ (zur Begriffsbildung bei § 225a Rn 20) ausgeliefert. Damit verband sich alsdann ein starkes Blockadepotential, und die „übertragende“ (Fremd-) Sanierungsform war praktisch der leichtere Weg. Der theoretisch gewollte Dualismus lief faktisch dann letzthin leer. Mit der ESUG-Einführung wurde alsdann diese Unwucht korrigiert und dem Insol- 74 venzrecht nunmehr der Vorrang zugesprochen. Die allgemeine Gesetzesbegründung beschönigt das (strikte Trennung aufgeben [?]), sieht mehr (bzw bloß) die Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital (sog debt-equity-swap).141 Zu § 217 liest sich das alsdann aber viel offener: der debt-equity-swap ist insoweit nur Beispiel für Kapitalmaßnahmen („insbesondere“ – vgl § 225a II), genannt werden genauso Gesellschafterwechsel und Fortsetzungsbeschlüsse,142 und wohl spätestens seit der Suhrkamp-Insolvenz143 (dazu § 225a Rn 41) weiß man um die sehr weitreichenden insolvenzrechtlichen Umstrukturierungsbefugnisse (vgl § 225a III). § 217 S 2 macht mithin die „Eigner“ apodiktisch zu Betroffenen, Folgevorschriften geben ihnen Beteiligtenstatus (dazu Rn 23). Die Regelung steht zu Recht getrennt von Satz 1, sie begnügt sich nämlich mit subjektiven Aufgreifkriterien (dazu Rn 35) und verzichtet auf objektive Einschränkungen. Die Einbeziehung steht nur unter dem Generalziel bestmöglichster Befriedigung (§ 1 S 1 Hs 1). Vier nähere Hinweise zum Wortlaut: (a) Die Regelung erfasst nicht bloß die juristi- 75 schen Personen, die Begriffsbildung nämlich folgt dem § 11, dh die Negativformulierung lässt alle Insolvenzfähigen (mit Ausnahme natürlicher Personen, inbegriffen die Verbraucher) darunterfallen, also insb auch Gesamthandsgemeinschaften (§ 11 II). (b) Anteilsrechte sieht mehr auf kapitalistisch, Mitgliedschaftsrechte zielt mehr auf personalistisch strukturierte Zusammenschlüsse. (c) Wer beteiligt ist, wird inhaltlich nicht näher präzisiert, das mögen demnach natürliche oder juristische Personen sein (GmbH & Co. KG). (d) Die Einbeziehung ist Zusatzoption („können … einbezogen werden“), die bewusst betätigt werden muss (§ 225a I), um später zu wirken.

§ 218 Vorlage des Insolvenzplans (1) 1Zur Vorlage eines Insolvenzplans an das Insolvenzgericht sind der Insolvenzverwalter und der Schuldner berechtigt. 2Die Vorlage durch den Schuldner kann mit dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens verbunden werden. 3Ein Plan, der erst nach dem Schlußtermin beim Gericht eingeht, wird nicht berücksichtigt. (2) Hat die Gläubigerversammlung den Verwalter beauftragt, einen Insolvenzplan auszuarbeiten, so hat der Verwalter den Plan binnen angemessener Frist dem Gericht vorzulegen. (3) Bei der Aufstellung des Plans durch den Verwalter wirken der Gläubigerausschuß, wenn ein solcher bestellt ist, der Betriebsrat, der Sprecherausschuß der leitenden Angestellten und der Schuldner beratend mit.

141 142

BT-Drucks 17/5712 S 18 li. Sp. [AT]. BT-Drucks 17/5712 S 30 [BT: Nr 14].

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Insbesondere BVerfG ZIP 2015, 80, 81 {15}; BGHZ 202, 133, 149 f {40–42} = NZI 2014, 751, 755 f.

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§ 218

Sechster Teil. Insolvenzplan

Materialien: EB LS 2.2.3 (Begr S 165–167); DiskE §§ 244/245 (Text: S 125 f, Begr: BT S 218– 221), RefE §§ 244/245 (Text: S 143 f, Begr: BT S 252–255); RegE §§ 254/255 (BT-Drucks 12/2443 S 49/50, 195 f [RV] mit BT-Drucks 12/7302 S 94 f, 181 f [RA: Nr 135]) – Stammfassung. Vorgängerregelungen (Abs 1): GemSchO §§ 166, 167, 233 (Begr II S 141–146, 147 f, 218 ff); KO/aF §§ 160, 200 I (Mot S 403–405, 406 = Hahn IV S 359 f, 361) bzw KO/nF §§ 173, 211 I, 236b I1; GesVO § 16 I; GA-VO/nF §§ 33, 72 I, VglO/aF § 1 (RT-Drucks III/2340 S 15 f [RV]), RJA § 2 I S 2 (Begr S 54), VglO/nF § 2 I S 2 . Literatur Antoni Die Haftung des Insolvenzverwalters für unterlassene Sanierungsmaßnahmen und gescheiterte Sanierungspläne, NZI 2013, 236; Berscheid Beteiligung des Betriebsrats im Eröffnungsverfahren nach Verfahrenseröffnung und im Insolvenzplanverfahren, ZInsO 1999, 27, 28 f; H Gilles Die Beteiligung des Betriebsrates im Insolvenzplanverfahren unter besonderer Berücksichtigung des § 218 Abs. 3 InsO (2009); Haberhauer/Meeh Handlungsspielraum des Insolvenzverwalters im eröffneten Insolvenzverfahren, DStR 1995, 2005, 2010 f; Hamberger Der Betriebsrat im Insolvenzverfahren (2010), S 303–318; Hänel Gläubigerautonomie und Insolvenzplanverfahren (2000), S 107 ff; Herzig Das Insolvenzplanverfahren (2001), S 95 ff: Das Planinitiativrecht des Insolvenzverwalters; Hölzle Insolvenzplan auf Initiative des vorläufigen Sachwalters im Schutzschirmverfahren – Oder: Wer erstellt und wer bezahlt den Insolvenzplan im Verfahren nach § 270b InsO? ZIP 2012, 855; Krings Arbeitsrecht im Insolvenzplanverfahren – so geht das (nicht), ZInsO 2017, 577; Kußmaul/Steffan Insolvenzplanverfahren: Der prepackaged Plan als Sanierungsalternative, DB 2000, 1849; Lüke Zur Haftung des Insolvenzverwalters im Planverfahren, FS Uhlenbruck (2000) S 519; Madaus Der Insolvenzplan (2010), S 174–182; Madaus Die zeitliche Grenze des Rechts zur Rücknahme eines Insolvenzplans durch den Planinitiator, KTS 2012, 27; Martini/Horstkotte Häufige Fehler bei der Aufstellung von Insolvenzplänen und der Durchführung von Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2017, 1913, 1913–1915 [II 1–3]; Paulus Die Rolle der Gläubiger im neuen Insolvenzrecht, DZWIR 1999, 53, 58 f; Schiessler Der Insolvenzplan (1997), S 86–103; Schluck-Amend/Walker Neue Haftungsrisiken für GmbH-Geschäftsführer durch Pflicht zur Erstellung eines Insolvenzplans, GmbHR 2001, 375; Schmelzer Die Position des Arbeitnehmers im Recht des Insolvenzplanes (2002), S 49–72; Smid Zum Recht der Planinitiative gem. § 218 InsO, WM 1996, 1249; Ströhmann/Längsfeld Die Geschäftsführungsbefugnis in der GmbH im Rahmen der Eigenverwaltung NZI 2013, 271; R Stürner Aufstellung und Bestätigung des Insolvenzplans, in Leipold (Hrsg.), Insolvenzrecht im Umbruch (1991) S 41; Vogl Die Einreichung mehrerer Insolvenzpläne durch den Schuldner DZWIR 2004, 490; Warrikoff Gestaltungsmöglichkeiten im Insolvenzplan KTS 1997, 527.

Übersicht I. Normzweck . . . . . . . . . . . . . . . II. Normgenese . . . . . . . . . . . . . . . 1. Konkursordnung . . . . . . . . . . . 2. Vergleichsordnung . . . . . . . . . . 3. US-Reorganisationsrecht . . . . . . . 4. Insolvenzordnung . . . . . . . . . . . a) Grundkonzeptionen der Vorlagebefugnis . . . . . . . . . . . . . . b) Modifikationen bei der Normenwerdung . . . . . . . . . . . . . .

1

Rn. 1 5 5 6 9 11 11

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. . . . . . . .

15

Wegen § 236b KO siehe Art 3 Nr 5 des Gleichberechtigungsgesetzes vom 18.06.1957, BGBl I Nr 26 S 609, 635 [in

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Rn. III. Wirkung und Qualifizierung der Planvorlage . . . . . . . . . . . . 1. Einleitung des Planverfahrens 2. Rechtsfolge der Planvorlage . 3. Rechtsnatur der Planvorlage . 4. Formalien für die Einleitung . a) Traditionelle Schriftform . b) Umfang und Anzahl . . . . c) Elektronische Surrogation

Kraft ab 01.07.1958 (Art 8 II Nr 4 Hs 1)] (BT-Drucks II/3409 S 45 [RA-Begr]).

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18 18 19 21 23 23 25 27

§ 218

Vorlage des Insolvenzplans

IV. Bedeutung und Bewertung . . . . 1. Gestaltungsfreiraum des Planverfassers . . . . . . . . 2. Blockademöglichkeit . . . . . . 3. Eigensanierungsform . . . . . . 4. Zukunftsperspektive des Planverfahrens . . . . . . . V. Verwalterplan (Abs 1 Satz 1 Var 1) 1. Personenkreis . . . . . . . . . . 2. Zeitschranken . . . . . . . . . . 3. „Initiativplan“ . . . . . . . . . a) Initiativbefugnis . . . . . . . b) Planhierarchie? . . . . . . . c) Einschränkung . . . . . . . d) Vorlagepflicht? . . . . . . . 4. „Auftragsplan“ . . . . . . . . . a) Wechselwirkung . . . . . . . b) Weisungsrechte . . . . . . . c) Weisungsdichte . . . . . . . d) Umsetzungsfrist . . . . . . . VI. Schuldnerplan (Abs 1 Satz 1 Var 2) 1. Personenkreis . . . . . . . . . . 2. Juristische Personen . . . . . . . a) Anwendungsbereich . . . . b) Außenverhältnis . . . . . . . c) Innenverhältnis . . . . . . . 3. Sonstige Gesellschaften (iSv § 11 II Nr 1) . . . . . . . . 4. Weitere Sondervermögen (iSv § 11 II Nr 2) . . . . . . . .

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Rn. 28

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28 30 31

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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

32 33 33 37 39 39 41 42 45 46 46 48 49 51 55 55 58 58 61 65

. . .

68

. . .

71

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII. VIII.

IX.

X.

XI.

5. Sonderkonstellationen . . . . . 6. Vorlageprivileg . . . . . . . . . 7. Vorlagepflicht . . . . . . . . . . Zeitschranke (Abs 1 Satz 3) . . . . Befugnisse beratender Mitwirkung (Abs 3) . . . . . . . . . . . . . . . 1. Anwendungsbereich . . . . . . 2. Verpflichtete . . . . . . . . . . . 3. Berechtigte . . . . . . . . . . . 4. Beratungsaufgaben . . . . . . . a) Beratende Mitwirkung . . . b) Rahmenbedingungen . . . . c) Zwingende Mitwirkung . . Planrücknahme . . . . . . . . . . . 1. Objektive Statthaftigkeit . . . . 2. Zeitliche Möglichkeit . . . . . . 3. Subjektive Rechtsmacht . . . . a) Verwaltervorlagen . . . . . . b) Schuldnervorlagen . . . . . Planmehrheiten . . . . . . . . . . . 1. Fallgruppenbildung . . . . . . . 2. Wiederholte Planvorlage . . . . 3. Gleichzeitige Planvorlagen . . . 4. Verfahrensprobleme . . . . . . Haftungsfragen . . . . . . . . . . . 1. Grundproblematik . . . . . . . 2. Schuldnervorlage . . . . . . . . 3. Verwaltervorlage . . . . . . . .

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Rn. 73 75 77 79

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

82 82 85 88 94 94 96 100 103 103 104 110 110 111 112 112 113 116 120 127 127 128 129

I. Normzweck § 218 beantwortet eingangs ganz zentrale Grundfragen nach dem Wer, Wann und Wie 1 einer Planvorlage, als „Auslöser“ des Insolvenzplanverfahrens. Abs 1 begrenzt zunächst mit S 1 den potentiellen Personenkreis von unmittelbar Vorlageberechtigten: entweder Insolvenzverwalter („Verwalterplan“ [Var 1]: Rn 33–54) oder aber Gemeinschuldner („Schuldnerplan“ [Var 2]: Rn 55–78). Ergänzend ist mittelbar die Gläubigerschaft noch initiativbefugt (arg Abs 2 Hs 1 iVm § 157 S 2: „Planauftrag“) – anders gesagt: der Verwalterplan mag eigeninitiativ angefertigt oder fremdbestimmt aufgestellt werden. Vor dem Berichtstermin hat der Verwalter Chancen und Risiken konkreter aufzuklären (arg § 156 I S 2), während der Gemeinschuldner oft bereits mit einer fertig geplanten Lösung aufwartet (sog pre-packaged-plan, dazu Rn 16, 18, 19, 87 iVm Vor §§ 217 ff Rn 146, 182; vgl auch erg § 270b). Zudem werden durch Satz 2 und Satz 3 die zeitlichen Schranken festgelegt (von dem Er- 2 öffnungsantrag [Schuldner] bis zum Schlusstermin: Rn 75 f, 79–81), wobei sich der Gesetzgeber den natürlichen Gegebenheiten des Regelablaufs anschließt. Vom Ursprungsgedanken eines „Wettbewerb[s] um die beste Art der Masseverwertung“2 durch ein großzügiges Vorlagerecht ist nicht mehr Substantielles noch groß übriggeblieben. „Verfahrensvereinfachung“ und Vermeidung „praktischer Schwierigkeiten“ erschienen letztendlich dem Gesetzgeber vorrangig.3 Verfahren, bei denen tatsächlich zwei unterschiedliche Pläne um die Gunst

2

BT-Drucks 12/2443 S 92 li. Sp.

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BT-Drucks 12/7302 S 181 re. Sp. [Nr 135].

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§ 218

Sechster Teil. Insolvenzplan

der Gläubigerschaft buhlten (dazu Rn 112–126), sind nicht weiter bekannt geworden – man kann daher mithin sagen, dass der Gesetzgeber sein primäres (Vereinfachungs-) Ziel erreicht hat und praktische Schwierigkeiten bei einer Mehrzahl von Plänen vermieden wurden. 3 Die Weichenstellung zwischen Liquidation (bzw Regelverfahren) und Sanierung (bzw Planverfahren) obliegt jedoch immer ganz maßgebend den Gläubigern als Betroffenen (Gläubigerautonomie). Diesen Gedanken reflektiert § 157: die Gläubigerschaft entscheidet zur Einstellung oder Fortführung eines Unternehmens (S 1) und ob sie sich ggf hierfür eines Plans bedient (S 2) – jeweils jedoch ohne finale Bindung (S 3). § 218 II (dazu Rn 46–54) nimmt dies auf (Halbs 1: mittelbare (Gläubiger) Initiative) und setzt dem Verwalter (als unmittelbar Initiativbefugtem: Abs 1 S 1 Var 1] kraft Gesetzes Frist („angemessen“ – dazu Rn 51– 54) zur Erfüllung des „Auftrages“ (Halbs 2: Verpflichtung – „hat nachzukommen“). Damit wird klargestellt, dass das Insolvenzgericht bei Ausbleiben fristgerechter Vorlegung zu regulären Aufsichtsmaßnahmen (§§ 58/59) schreiten kann.4 4 Abs 3 (dazu Rn 82–102) schließlich gewährt bei Verwalterplänen (Abs 1 S 1 Var 1) entscheidenden „Playern“ Mitwirkungsrechte im Entwicklungsgang des Insolvenzplanes („wirken … [proaktiv] beratend mit“); die Norm korrespondiert klar mit § 232 I Nrn 1 und 3 (Stellungnahme zum „Endprodukt“), welcher später noch reaktiv greift. Es fehlt bewusst jedoch an einem Einvernehmenserfordernis. Dennoch ist es von allemal bedeutender Wichtigkeit, die Beteiligten mitzunehmen (letzten Endes nur eine „praktisch-psychologisch“ pure Selbstverständlichkeit5). So lässt sich deren Akzeptanz zu einem solchen Planvorhaben stärken, und man hat gleich zu Anfang alle „mit im Boot“. Die Erfolgsaussichten zum Schluss hin werden hierdurch deutlich erhöht. Dazuhin hilft das Wissen der Mitarbeiterschaft und des Gemeinschuldners oft, um das Unternehmen wieder zukunftsfähig auszugestalten.

II. Normgenese 1. Konkursordnung

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§ 173 KO sah (so wie auch schon § 166 GemSchO-Entwurf) ausschließlich den Gemeinschuldner als vorlagebefugt an; der Vergleichsschluss war noch zudem begrenzt auf den Zeitraum zwischen allgemeinem Prüfungstermin (§ 141 KO) und Genehmigung der Schlussverteilung (§ 161 II KO), die Vergleichsvorlage konnte hingegen schon früher erfolgen (arg § 110 II Var 2 KO, vgl auch erg § 133 Nr 1 aE KO) und selbst vor dem Antrag auf Konkurseröffnung (aber nur als eine „Ankündigung des Anerbietens“6 – „konkursbeendender Vergleich“!). Konkret bindende Wirkung (dazu Rn 103–111) entfaltet der Vorschlag aber so oder so erst bei Beginn der Abstimmung während des Vergleichstermins.7 Als Konsequenz des mangelnden Verwaltervorlagerechts wurde von einer zwingenden Mitwirkung der Gläubiger- und Arbeitnehmerschaft abgesehen. § 173 KO nahm zudem auch noch den Platz des heutigen § 217 InsO ein, indem er den Kreis möglicher Planunterworfener fixierte (dazu § 217 Rn 11, 35–37).

4 5

BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. Warrikoff KTS 1997, 527, 531 – leicht verklausuliert ebenso BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. („[bilden] faktisch ein eigenes Gre-

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6 7

mium, einen ‚Beirat‘ neben dem Gläubigerausschuß“). Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 23. Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 26.

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Vorlage des Insolvenzplans

§ 218

2. Vergleichsordnung Auch § 2 I S 2 VglO befugte (im Anschluss an § 1 Vergl/aF) lediglich den Schuldner 6 zum Vergleichsantrag; die Regelung war glasklar („Der Antrag kann nur vom Schuldner gestellt werden.“). Nötig zur Vergleichseröffnung war zudem noch als objektives Erfordernis das Vorliegen eines regulären Konkurseröffnungsgrundes (§ 2 I S 3 VglO: „unter den gleichen Voraussetzungen zulässig“), als inhaltliches Erfordernis die Hinzufügung des eigentlichen Vergleichsvorschlags (§ 3 I VglO mit Mindestquote des § 7 VglO: 35 % bzw 40 %; wegen weiterer Formalia siehe § 3 II–IV VglO [Antrag] bzw §§ 4–6 VglO [Anlage]) und als subjektives Erfordernis die sog Vergleichswürdigkeit (§ 18 VglO: „Die Eröffnung ist … abzulehnen“ [dazu näher gleich Rn 7]; weitere [Formal-] Gründe benennt § 17 VglO). Ziel war („konkursabwendender Vergleich“), das ja gesetzlich nun anstehende Konkursverfahren tunlichst doch am Ende zu vermeiden. Das führte zur „Zweispurigkeit der Insolvenzverfahren“ (dazu Vor §§ 217 ff Rn 17, 61, 67, 166) und brachte zeitlichen Abstimmungsbedarf (dazu Rn 8). Es gab auch keine gesetzlich vorgeschriebene alsbaldige Konsultation weiterer Beteiligter (es war ja ein Eigenantrag – siehe eben bei Rn 5 aE). Der damalige Vergleichsakt war Ausnahme und alleinig als Rechtswohltat gedacht 7 („Abwendung des Konkurses“ – scil. eines schlimmeren Übels). Von daher rührt die Würdigkeitsprüfung,8 die zunächst abstellt auf früheres Benehmen (Nr 1 [Gründe] und Nr 2 [Schuld]), indes auch das Verhalten im Verfahren (Nr 3: „sei es daß der Schuldner zu wenig oder zu viel bietet“) und bei Unternehmensfortführung (!) die Prognose künftigen Erfolges (Nr 4) zusätzlich mit einbezieht. Das gründet nicht zuletzt auf dem Vorgange der früheren Geschäftsaufsicht als „Kriegsnothilferegel“9 (dazu Vor §§ 217 ff Rn 71–74 – Hilfe in einer eigenen schicksalhaften Notlage), die dann auf „abwendende“ Zwangsvergleiche durchschlägt (§ 42 II Nr 1 GA-VO/nF: „zurückzuweisen … wenn Tatsachen vorliegen, welche die Vertrauenswürdigkeit des Schuldners in Frage stellen“). Das rechtfertigt die Weite des Tatbestandes im Verhältnis zu § 175 KO.10 Von dort aus ging das Kriterium ein in § 22 Nr 4 VglO/aF11 („Unredlichkeit oder Leichtsinn“; „böswillig verzögert“) und über12 auf § 18 VglO/nF (Nr 1: „Unredlichkeit, Preisschleuderei oder Leichtsinn“; Nr 2: „schuldhaft verzögert“). Der Vergleich war insoweit nur gedacht als originär schuldnerstützendes Privileg; mithin hatte – konsequenterweise – dafür auch lediglich der Schuldner die entsprechende Antragsbefugnis (als Dokumentation „wirklicher“ Bedürftigkeit). Das wird heute – naturgemäß – indes anders gesehen (als Abwickeln der Insolvenz [arg ex § 1 S 1] – siehe Vor §§ 217 ff Rn 7, 42–44,59 mit § 217 Rn 6–10). Aufgrund der parallel geführten, objektiven Auslöseerfordernisse (§ 2 I S 3 VglO: kon- 8 kursrechtlich geregelter Eröffnungsgrund, vgl Rn 6) waren dann beide Verfahren gegeneinander anderweit abzugrenzen: die Konkurseröffnung bekam Zeitpriorität erteilt (§ 2 II VglO), es ging ja ausdrücklich auch um eine Abwendung des Konkurses (§ 1 VglO): Der –

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Vgl RT-Drucks III/2340 S 19 li. Sp. Alte GA-VO: §§ 1 und 3 I (RGBl 1914 Nr 57 S 363) bzw neue GA-VO: § 1 (RGBl 1916 Nr 283 S 1303) – Zubilligung eines Moratoriums gemäß freiem Gerichtsermessen (§ 3 II aF; § 21 I nF); siehe dazu Breit JW 1915, 161, 162. Beil 2 zu RAnz 1916 Nr 298 S 1 li. Sp. = JMBl PR 1917 Nr 9 S 13, 27. Zunächst in der Vorlage § 18 Nr 7 – dazu RT-Drucks III/2340 S 21 li. Sp. („Der Ent-

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wurf legt insbesondere einen größeren Nachdruck auf die Vertrauenswürdigkeit des Schuldners“) mit S 21/22 [RV] bzw RT-Drucks III/3430 S 11 li. Sp. [RA]. Ein „Zwischenglied“ ist § 17 RJA (Amtl Begr S 59 f) – siehe aber die ZAkDR-Kritik: Schubert XVII (2008) S 56, 58, 59/60, 61 f iVm S 96, hier insb auch S 58/59 (Preisschleuderei).

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Sechster Teil. Insolvenzplan

eigene wie fremde – Konkursantrag entfaltete indes noch keine Sperrkraft, der davon Betroffene konnte deswegen während des Laufens des Eröffnungsverfahrens seinen persönlichen Vergleichsantrag nachschieben; alsdann wurde die konkursrechtliche Entscheidung ausgesetzt (§ 46 VglO: „von der Stellung des Antrags auf Eröffnung des Vergleichsverfahrens bis zur Rechtskraft der Entscheidung, die das Verfahren abschließt“ – sog Konkursverbot oder Konkursschutz). Solange Konkurseröffnung mangelt, konnte das Vergleichsverfahren seinen Sinn und Zweck noch entfalten, danach nicht mehr. Zu Recht wurde freilich als teleologisch motivierte Beschränkung vorgebracht, dass dies nicht auch für eigene Konkursanträge greife13 (venire contra factum proprium – aber: Rücknahme des Konkursantrages war statthaft!). 3. US-Reorganisationsrecht

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Das Reorganisationsverfahren von (ganz allg dazu 11 USC ch. 11 bzw Vor §§ 217 ff Rn 140 ff) billigt sowohl Schuldner als auch Gläubigern ein Planvorlagerecht zu. Es greift allerdings nicht zeitgleich, sondern gleichsam stufenweise. In den ersten 120 Tagen nach Verfahrenseröffnung (auf Eigen- wie Fremdantrag hin: 11 USC § 1121 lit a) besitzt der Schuldner ein exklusives Planvorlagerecht (11 USC § 1121 lit b „versus“ lit c) und hat hernach eine erneute Frist von 60 Tagen, um sich die benötigten Zustimmungen einzuholen (11 USC § 1121 lit c (3)). Beide Fristen dehnt idR jedoch die Praxis aus (11 USC § 1121 lit d (1): „on request of a party in interest“14), zT bis zu der Höchstgrenze von 18 bzw 20 Monaten ab Eröffnung (11 USC § 1121 lit d (2)).15 Schafft es der Schuldner nicht, innerhalb dieser Fristen ein Planverfahren erfolgreich zur Abstimmung zu bringen, erlangen die Gläubiger ein subsidiäres Planvorlagerecht (11 USC § 1121 lit c). Statt indirekter Mitwirkung kommt es – allerdings nur „hilfsweise“ – zu einer unmittelbaren gläubigerseitigen Gestaltungsmacht. Gewissen Einfluss auf die schuldnernische Plangestaltung können sonst auch die obligatorisch einzusetzenden Gläubiger- und Teilhaberausschüsse (11 USC § 1102) nehmen, welche aber primär Überwachungsfunktionen innehaben.16 10 Der Schuldner mag weiterhin selbst einen Plan einreichen, er verliert infolge Fristablaufs ausschließlich das „Exklusivrecht“ (arg 11 USC § 1121 lit c: „including the debtor“). Diese anfangs herausgehobene Stellung rührt von einer wichtigen amerikanischen Eigenheit: einer „Abneigung“ gegen Verwalter. Der Gemeinschuldner bleibt verfügungsbefugt (sog debtor in possession, vgl Vor §§ 217 ff Rn 142, 157), bloß selten wird in solchen Planverfahren vom Gericht ein trustee bestellt (bei akuter Gefährdung: 11 USC § 1104) – wenn jedoch, dann fallen auch sofort alle Zeitschranken (11 USC § 1121 lit c (1)). Ein vergleichend gerne beschworener intensiver Wettbewerb um die inhaltlich beste Planlösung17 folgt daraus mE jedoch nicht, oder nur sehr eingeschränkt. Nimmt man nämlich mit hinzu, dass Schuldneranträge (voluntary cases) im Verhältnis zu Gläubigeranträgen (involuntary cases) allgemein weiter begünstigt werden (ua keinerlei Eröffnungsgrund notwendig, siehe

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Böhle/Stamschräder VglO15 § 46 Bem 2; Bley/Mohrbutter VglO4 § 46 Rn 2. Ebenfalls Verkürzung statthaft, um Missbrauch zu begegnen, Hinrichs Insolvenzbewältigung durch Optionen (2002), S 61; Kemper Die U.S. -amerikanischen Erfahrungen mit „Chapter 11“ (1996), S 154. Eingeführt durch den Bankruptcy Abuse Prevention and Consumer Protection Act 2005

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16 17

(Pub. L. 109–8, 119 Stat. 23, 106 f), in Kraft getreten am 17.10.2005. Sonderregeln gelten ferner für sog small business cases: § 1121 lit e iVm § 101 Nr 51 C/D (Schuldengrenze: 2.000.000 USD). Ausführlich Riesenfeld KTS 1983, 85, 91 f. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 2.

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Vorlage des Insolvenzplans

§ 218

Vor §§ 217 ff Rn 142, 157), dominieren die ersteren die Abwicklung. Regelmäßig kommt es zu einem Wetteifern nur nach der Prioriätsschutzfrist und bei Verwalterbestellung. Der Regelfall wird gemeinhin somit wohl ohne konkrete Plankonkurrenz ablaufen, trotz einiger Ausnahmen (zB Lehman Brothers, Tribune).18 4. Insolvenzordnung a) Grundkonzeptionen der Vorlagebefugnis. Die InsO rückt von einer lediglich schuld- 11 nerseitigen Initiative ab, die beide Vorgängerregelungen prägt (dazu Rn 5 f), und gibt auch dem Verwalter die Vorlagebefugnis (wegen des Initiativrechts siehe bei Rn 40). Einher geht es, dass das Planverfahren nicht mehr als „wohltätige“ Vergünstigung für den Gemeinschuldner einzuordnen ist (es ist ja „Spielart“ förmlicher Insolvenz: § 1 S 1!); folgerichtig entfällt die Prüfung persönlicher Würdigkeit des Schuldners – ausschlaggebend ist allein der Gläubigerentscheid, was jeweils individuell am günstigsten scheint (Mehrheitswille).19 Nach heutigem Wortlaut sind nur Schuldner und Verwalter zur Vorlage berechtigt. Die Genese der Vorschrift war jedoch um einiges komplizierter und verlief mäandernd. Die Konzeption der Kommission war zuerst eine ganz andere. Sie gab ursprünglich nur 12 dem Verwalter als „Neutralem“ ein Vorlagerecht, das schlussendlich aber eine Vorlagepflicht war (LS 2.2.3 I);20 die Entscheidung traf das Insolvenzgericht („Ob“), bloß und erst die konkrete Gestaltung oblag dann dem jeweiligen Verwalter („Wie“): „Nach Einleitung … hat … [er] … einen Plan … aufzustellen.“; der Gemeinschulder bekam die Rolle des „Unterstützers“ (LS 2.2.3 II: „wirken … beratend mit“ – ferner der sog Beirat: LS 1.3.1.5). Das sog Reorganisationsverfahren wurde nicht durch zeitgleiche Planvorlage eingeleitet, sondern vom Gericht unmittelbar selbst beschlossen (LS 1.3.4.4 I), jenes in einem gestuften Verfahren: zuerst ein Zulassungsverfahren über Insolvenzeröffnung als solche (LS 1.2), sodann ein Vorverfahren zur Präzisierung des Verfahrensziels (LS 1.1.1 Abs 2: Liquidierung oder Reorganisation? – letzteres war sogleich abzulehnen bei fehlender Reorganisationsfähigkeit [LS 1.3.4 pr] bzw – nach Anhörung des Verwalters – einzuleiten bei bestehender Reorganisationsmöglichkeit [LS 1.3.4.4 I]). Das Gericht hatte darüber gar amtswegig zu befinden.21 Diese (umständliche, auch zu sehr gerichtshörige) Zweistufigkeit wurde konzeptionell nicht weiterverfolgt. Die Vorüberlegungen formulierten konkurrierende Vorlagerechte von (primär?) dem In- 13 solvenzverwalter (§ 244 DiskE/RefE) und bestimmten („anderen“) Beteiligten, einschließlich des Gemeinschuldners (§ 245 I Nr 3 Var 1 DiskE/RefE; § 255 I Nr 2 Var 1 RegE – je mit II S 2). Vorlagebefugt waren hier zudem noch Gläubigergruppen (§ 245 I DiskE/RefE: Nr 1 [Absonderungsbefugte] und Nr 2 [Insolvenzgläubiger] – beide zusammengefasst durch § 255 I Nr 1 RegE), qualifiziert mittels doppelten Quorums (5 Köpfe/1/5 Summe) und ebenso die Anteilsinhaber (§ 245 Nr 3 Var 2 DiskE/RefE; § 255 I Nr 2 Var 2 RegE: 1/ Summe). Zweck war dabei, die wirtschaftliche Effektivität durch einen Wettbewerb kon5 kurrierender Insolvenzpläne auszureizen,22 die kein Übel waren, sondern geradezu erwünscht (arg § 283 DiskE/RefE; § 294 RegE). Dazuhin war wichtig, dass der Verwalter auch weiterhin nur ein abgeleitetes Vorlagerecht zugesprochen erhielt – nur an die Mehrheit der Gläubigerschaft (nicht mehr den Gerichtswillen) nun gebunden (§ 244 I S 1 DiskE/RefE; § 254 I RegE: „Hat die Gläubigerversammlung den Insolvenzverwalter beauftragt, …“).

18 19 20

Siehe hierzu Schaible/Vonnegut NY LJ 246 (2011), No. 118. BT-Drucks 12/2443 S 194 re. Sp. EB Mot S 166.

21 22

EB Mot S 149. BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. („Die wirtschaftlich Effektivität … wird dadurch erhöht, daß zusätzlich …“).

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Der Rechtsausschuss hat diesen ausdifferenzierten Ansatz neuerlich stark verändert, in zweifacher Beziehung. Vor allem wurde der maßgebliche, vorlagebefugte Personenkreis eingegrenzt auf Verwalter und Schuldner (§ 218 I S 1 – wegen Einzelheiten siehe Rn 12 einerseits, Rn 17 andererseits iVm Vor §§ 217 ff Rn 125); dazuhin steht der Insolvenzverwalter nun freier, ohne dass dies letztlich eingehender motiviert wäre. Nach den Kommissionsempfehlungen (dazu Rn 12) war er „fremdgesteuert“ vom Gerichtswillen, nach den Vorüberlegungen (dazu Rn 13) beauftragt von der Gläubigermehrheit (siehe noch heute § 157 iVm § 76 II [relative Summenmehrheit der Abstimmenden]), wobei aber die qualifizierte Gläubigerminderheit selbst tätigwerden konnte. Jetzt entsteht jenes „Mischsystem“ aus Eigeninitiative (§ 218 I S 1 Var 1) und Fremdsteuerung (§ 218 II) mit Unterscheidung von Initiativ- und Vorlagerecht (dazu Rn 36) – oder wohl besser so gesagt: es entfaltet nun erst seine Wirkungen (zuvor lagen beide in jeweils verschiedenen Händen!). – Die Zeitspanne zulässiger Planvorlage (Eröffnungsantrag bis Schlusstermin) wurde inhaltlich nicht abgeändert,23 hingegen (zutreffend!) prominenter platziert (§ 218 I S 2 und 3 – siehe auch bei Rn 2).

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b) Modifikationen bei der Normenwerdung. aa) Verwalterplan (§ 244 DiskE/RefE; § 254 RegE). Mitberücksichtigung des Sprecherausschusses der leitenden Angestellten bei den Beratungen zur Aufstellung des Insolvenzplans (§ 244 II S 1 RefE – § 218 III); die Eingangsregel (Abs 1) ist zurückgesetzt (§ 218 II), der freie Platz genutzt, die Vorlagebefugnisse komprimiert zusammenzufassen (§ 218 I StF – ausf dazu Rn 33–54, 55–78); die Möglichkeit für Anteilseigner, auf eigene Kosten einen Vertreter zu entsenden (Abs 2 S 2 DiskE/RefE/RegE) musste letztlich darum entfallen, weil am Ende diese Gruppe keine nähere Berücksichtigung erfuhr (die Konsequenz aus Rn 17).

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bb) Schuldnerplan (§ 245 I Nr 3 Var 1 mit II S 2 DiskE/RefE; § 255 I Nr 2 Var 1 RegE). Der Gemeinschuldner wird nicht bloß „anderer Beteiligter“ genannt, sondern jetzt als gleichwertig vorlageberechtigt angesprochen24 (§ 218 I S 1); diese Regelung rückt richtigerweise in den Eingangssatz auf (dazu schon eben Rn 15), beschreibt und beschränkt die maßgeblichen Vorlagebefugnisse gleichzeitig (nur jene, nicht andere Personen können vorlegen). Die Möglichkeit des Gemeinschuldners zur Verbindung mit dem Antrag auf die Eröffnung des Verfahrens (pre packaged plan) hingegen bleibt erhalten (Abs 2 S 2 – § 218 I S 2) und ebenso allgemein ferner die Zeitschranke (Abs 2 S 3 – § 218 I S 3); sie rücken ebenso in den Eingangsabsatz auf.

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cc) Gläubigerplan (§ 245 I Nrn 1 und 2 DiskE/RefE; § 255 I Nr 1 RegE) und Pläne von Anteilseignern (§ 245 I Nr 3 Var 2 DiskE/RefE; § 255 I Nr 2 Var 2 RegE) entfallen hingegen ersatzlos als mögliche weitere Variante25 (siehe schon Rn 14); man hätte sie gleichfalls frühzeitig vorlegen können (Abs 2 S 1), indes wohl aber erst nach dem Eröffnungsantrag (arg Abs 2 S 2 e contr). Der Rechtsausschuss begründet die Streichung nur recht lapidar damit, das sei der notwendigen Verfahrensvereinfachung geschuldet; man wolle zudem den praktischen Schwierigkeiten gegenwirken, die konkurrierende Pläne (§ 283 DiskE/RefE; § 294 RegE – siehe dazu auch noch bei Rn 13 f) heraufbeschwören.26

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AA MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 8 – siehe aber zuvor: § 245 II S 2 und 3 DiskE/RefE bzw § 255 II S 2 und 3 RegE. Deutlich anders noch BT-Drucks 12/2443 S 194 re. Sp. („In erster Linie soll der Insolvenzverwalter …“).

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BGHZ 163, 344, 345 [III 1] {7} = NJW-RR 2005, 1638 = DZWIR 2006, 74. BT-Drucks 12/7302 S 181/182 [Nr 135] mit S 184 [Nr 159] – vgl auch erg RA-Prot [12. Periode/74. Sitzung] S XII [Frage 26]: „Sollte das Recht zur Vorlage eines Insol-

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III. Wirkung und Qualifizierung der Planvorlage 1. Einleitung des Planverfahrens Das Planverfahren ist in das Insolvenzverfahren integriert (dazu Vor §§ 217 ff Rn 157 18 bzw 166), das erstere bedarf indes doch zur Einleitung (in Kontrast zu späterer Durchführung – siehe dazu bei § 217 Rn 28 und 30) nicht auch der Eröffnung des letzteren; lediglich der Eröffnungsantrag muss vorliegen, ansonsten fehlt jeglicher Anlass, eine prozessuale Gesamtvollstreckung vorzunehmen (davor bleibt alles Domäne freiwilliger außergerichtlicher Vereinbarung: „Sanierungsvergleich“: Vor §§ 217 ff Rn 13 f). Der Schuldner kann bereits im Eröffnungsverfahren, gar sofort mit seinem Eröffnungsantrag (Abs 1 S 2: „kann … verbunden werden“ – sog pre-packaged plan: Vor §§ 217 ff Rn 146), eine vollendete Planvorlage einreichen; sie wird meist als Start des konkreten Planverfahrens angesehen.27 Für den Verwalter ist die Möglichkeit aber natürlich noch verschlossen: er wird erst aufgrund Eröffnungsbeschlusses bestellt (§ 27 II Nr 2) … und sich danach auch erst einmal einarbeiten müssen (vgl auch erg §§ 156/157, mag aber als vorläufiger Verwalter „inoffiziell“ ebenfalls tätigwerden (Rn 35). Die Planeinreichung bei Gericht28 beinhaltet sozusagen den Antrag auf Durchführung eines Insolvenzplanverfahrens, sie steht aber unter dem besonderen Vorbehalt wirklicher (erfolgter bzw künftiger) Eröffnung. 2. Rechtsfolge der Planvorlage Die Planeinreichung ist der außenwirksame, rechtsförmliche Auslösetatbestand für das 19 Insolvenzplanverfahren. Sie initiiert das formelle Vorprüfungsverfahren (§ 231) als maßgebenden nächsten Schritt und führt zur Auslösung der „Sollfrist“ (§ 231 I S 2: innert zweier Wochen), die selbst natürlich vorweg die erfolgte Insolvenzeröffnung verlangt (dazu Rn 18, 37, 76 iVm § 231 Rn 41). Es ist eine gewiss schwierige, taktische Frage, wann konkret Planvorlage erfolgt; es macht meistens mehr Sinn, zunächst informelle Zustimmungen einzuholen oder entsprechend den Verhandlungen inhaltliche Modifikationen vorzunehmen – zumindest mit Rücksicht auf maßgebende Beteiligte (Hausbanken, Hauptabnehmer/-lieferanten, Sozialkassen, Finanzamt etc), um bereits beizeiten spätere Billigung zu sichern (aber vgl auch § 240). Dieses kann aber auch bereits vor einem geplanten Insolvenzantrag geschehen (sog pre-packaged plan: Vor §§ 217 ff Rn 146), dann mag eine Planvorlage bei Antragstellung durchaus einmal sinnig sein. Mit der Planeinreichung selbst sind unmittelbar noch keine konkreten rechtlichen Wir- 20 kungen für das – anhängige oder eröffnete – Insolvenzverfahren verbunden (kein automatic stay). Es gibt jedoch insoweit mittelbare Auswirkungen zusätzlich zu gewärtigen. Wenn ein Plan komplett fertig vorliegt, dann bedarf eine eventuelle Betriebsstillegung inhaltlich zusätzlicher Rechtfertigung (§ 158), und die Sachdarlegung des Insolvenzverwalters zum Berichtstermin (§ 156) hat auch insb den Plan selbstredend zu reflektieren; planwidriges Vor-

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venzplans stärker beschränkt werden …“ mit S 254, 263/264 [BA: Gres] bzw S 254 f [SV: Uhlenbruck], S 256 f [SV: Grub & Schmidt], S 260 [SV: Gross], S 264 [SV: Lindemeyer], S 264/265 [SV: Weber]. Bereits davor R Stürner Insolvenz im Umbruch (1991), S 41, 42. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 1; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218

28

Rn 1; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 1; Graf-Schlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 218 Rn 1. Gemeint ist hiermit – so wie auch sonst – Erlangung tatsächlicher Verfügungsgewalt (idR unproblematisch mangels Fristbindungen – hier ausgenommen bloß: Abs 1 S 3, vgl Rn 79–81).

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gehen wäre per se „bedeutsame“, infolgedessen zustimmungspflichtige, Rechtshandlung29 (§ 160 I S 1 – zumeist decken das jedoch schon § 158 [Betriebsveräußerung] bzw § 160 II Nr 1 [Katalogtatbestand]). Der unmittelbare Eingriff ins laufende Insolvenzverfahren erfordert insolvenzgerichtliche Anordnung auf Antragstellung des Planvorlegers30 (§ 233 InsO bzw § 30d ZVG [Abs 1 Nr 3] – dazu Rn 30 mit § 233 Rn 4, 17, 25, 29): Möglichkeit der Aussetzung der Liquidation, um Durchführung zu gewährleisten. – Im Übrigen wirkt das Planverfahren erst mit Rechtskraft der Bestätigung auf Verfahren (§ 258 I: Aufhebung – im Regelfall) und Rechtslage (§ 254 I: Gestaltung). 3. Rechtsnatur der Planvorlage

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Die Planvorlage könnte man als eine materielle Willenserklärung auffassen (Abgabe eines Vertragsangebots durch Planeinreichung [uU vertreten durch Verwalter] an die Gesamtheit möglicher Beteiligter [ad incertas personas] auf Abschluss des Insolvenzplans, so wie er jetzt vorgelegt wurde – aber: § 240) und auch – alternativ/kumulativ – als eine prozessuale Erwirkungshandlung einstufen (Einreichung zur Ingangsetzung der Vorprüfung [vgl Rn 19] bzw dadurch des Planverfahrens als solchem). Praktische Relevanz erfährt diese Entscheidung durch die anzuwendenden Rechtsnormen zur Überprüfung der Wirksamkeit der Planvorlage, dogmatische Bedeutung erheischt sie bezüglich der Bestimmung der Rechtsnatur des Insolvenzplans (siehe allg dazu Vor §§ 217 ff Rn 210 ff). Die sog Vertragstheorie verweigert sich allerdings – um konstruktiven „Untiefen“ auszuweichen) – einer derartigen „frühen“ Festlegung, verneint Bindungen und bejaht die Befugnis zur Abänderung (die Planvorlage wirke ausnahmslos als invitatio ad offerendum – siehe dazu Vor §§ 217 ff Rn 226 mit 245); sie teilt deshalb (nur insoweit!) die Deutung der Verfahrenstheorie (dazu Rn 22). Die Planvorlage leitet das Verfahren ein, sie ist infolgedessen unausbleiblich als ein An22 trag an das Gericht auf Einleitung des Planverfahrens zu verstehen (dazu Rn 18/19); im Unterschied zu der Ursprungskonzeption des Kommissionsvorschlags (dazu Rn 12) erfolgt keine Prüfung von Amts wegen, sondern es verbleibt beim regulären Dispositionsgrundsatz (erweitert auf den Verwalter). Die Planvorlage wirkt konstitutiv als Prozesshandlung,31 wofür hier Abs 1 S 1 dann die konkrete Antragsbefugnis bestimmt. Dabei kann auf allgemeine Regelungen für Prozesshandlungen und bestimmende Schriftsätze leicht zurückgegriffen werden (als Ausdruck prozessualer Allmende – arg § 4) – indes aber nur (Vorrang spezieller Vorgabe!), insoweit nicht schon die §§ 217 ff eine abschließende Regelung bereithalten (wie etwa zur Möglichkeit freier Veränderung: § 240) oder sich aus anderweitigen InsO-Vorschriften Erkenntnisse ziehen lassen. Und bloß „entsprechend“ wird auf zivilprozessuale Regeln bei Lücken zurückgegriffen (unbeschadet des Streits zur Rechtsnatur: Rn 21), nicht ganz willkürlich etwa auf Planvorlagen 1:1 übergestülpt.32

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MünchKomm/Görg/Janssen InsO3 § 160 Rn 10 („wenn ein Insolvenzplan durch sie vereitelt würde“); wohl auch HK/Haas InsO9 § 218 Rn 19. AA die hM, die beschränkend zusätzlich positive gerichtliche Vorprüfung verlangt, vgl § 234 Rn 12. Erschöpfend hierzu Madaus Insolvenzplan (2011), S 174–182 mwN (von Vertragstheorie aus!) mit MünchKomm/Eidenmüller

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InsO3 § 218 Rn 10, vgl noch erg Schiessler Insolvenzplan (1997), S 86; Gaul FS U Huber (2006) S 1187, 1197; Smid/Rattunde/ Martini Insolvenzplan4 Rn 3.1 – aA Häsemeyer InsR4 Rn 28.42a und Hess/Weis WM 1998, 2349, 2350. So ebenfalls MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 11 mit Fn 13 – skeptisch demgegenüber Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 3.1.

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4. Formalien für die Einleitung a) Traditionelle Schriftform. §§ 219–221 bezeichnen nur die zwingenden Inhaltsbe- 23 standteile, nicht aber auch Formerfordernisse der „Insolvenzbeplanung“33 (ieS, dh Planinhalte ohne Plananlagen, vgl Rn 25). Man kann aber aus §§ 232, 234 verpflichtende Schriftform herauslesen – möglich wäre heute wohl allemal elektronische Planvorlegung (§ 218) und Weiterleitung (§ 232), sie indes war einstig nicht gewollt (zur gegenwärtigen Eröffnung elektronischer Surrogate bei Rn 27). Erst recht ist keine wirkliche Niederlegung (§ 234) ohne schriftliche Planausarbeitung vorstellbar (aber vgl auch § 234 Rn 17). Klassische Schriftform – entsprechend „originalem“ Grundkonzept – impliziert Unterschrift34 (bestimmender „Schriftsatz“ – in Anlehnung an Rn 22). Der Plan ist eigenhändig vom Planvorleger unter Namensnennung zu unterschreiben (und zwar am Ende der inhaltlichen Ausführungen35). Ohne Unterschrift liegt bloß ein Planentwurf vor. Als Äquivalent wirkt uU dafür allerdings die Erklärung des Planerstellers zu Protokoll 24 der Geschäftsstelle (zweifelsohne höchst unpraktisch!36), die auch sonst für derartige bestimmende Schriftsätze ausreicht (arg § 4 InsO iVm § 496 ZPO – AG-Kompetenz! [§ 2 I InsO]; dann gilt konsequenterweise auch noch § 129a I ZPO: „Allkompetenz“ zur Protokollierung – aber: Abs 2!). Dagegen spricht allemal, dass der InsO-Gesetzgeber solche Erklärungen zuerst vereinzelt zuließ, sie dann indes weiter zurückführte und – gleichzeitig – neu einige benannte Formen schaffte37 (dieses just im Planverfahren: §§ 251 I Nr 1, 253 II Nr 1). Das spricht für Spezialität und Sperrwirkung der einschlägigen insolvenzrechtlichen Vorschriften (und gegen die Regel des § 4 – schon mit Blick auf § 234 bzw Rn 23). b) Umfang und Anzahl. Einzureichen ist allein der Insolvenzplan; das Gesetz unter- 25 scheidet strikt zwischen Inhalt (§ 219: „besteht aus …“ iVm §§ 220/221) und Anlage(n) (§§ 229/230: „beizufügen“); zur Verfahrensauslösung muss demnach bereits der Plan als solcher genügen. Die nächsten Verfahrenshürden (gerichtliche Vorprüfung [§ 231 – dazu vgl dort Rn 40 f]; Übermittlung zur Stellungnahme [§ 232 – dazu vgl dort Rn 17, 21] bzw Niederlegung zur Einsichtnahme [§ 234 – dazu vgl dort Rn 17]; Erörterung und Abstimmung [§ 236 S 1]) können erst im eröffneten Verfahren und mit kompletten Anlagen überwunden werden. Soweit Anlagen fehlen, liegt zwar ein vorprüfungsrelevanter, zweifelsohne jedoch behebbarer, Mangel vor (§ 231 I S 2 Nr 1: Fristsetzen, um nachzuholen). Bis dann müssen also die Anlagen zwingend vorliegen. Bestimmenden Schriftsätzen „sollen“ genügend Abschriften zur Zustellung beigefügt 26 werden (§ 133 I ZPO), eine Klage ist somit also in mindestens zwei Exemplaren einzureichen. Dennoch ist Urschrift und Abschrift rechtstechnisch zu differenzieren – ein Original ist notwendig und hinreichend! Es kommt zu den Akten (und kann zudem später – alle Vorprüfungen [§ 231] sind abgeschlossen – selbst niedergelegt [§ 234] werden). Es gibt mithin keine Regel, welche die Einreichung von sechs Planstücken abverlangen würde (für Gericht,

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Missverständlich HK/Haas InsO9 § 219 Rn 1. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 46; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 7; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 30; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 142. So sieht es die hM – aA Münch Die Reichweite der Unterschrift im Wechselrecht (1993) S 75 ff [§ 4 III].

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Ganz ähnlich auch MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 142 („eher theoretisch von Bedeutung“). Abschaffung: Art 1 Nrn 13 und 34 ESUG mit BT-Drucks 17/5712 S 30 („Zur Vereinfachung der Abläufe bei Gericht …“) bzw BTDrucks 17/7511 S 30/31 („sollte als Instrument einer bürgernahen Justiz erhalten bleiben“ [Zitat: S 30]) – Einführung: Art 1 Nrn 38 und 40 ESUG.

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Geschäftsstelle und „Kommentatoren“ iSv § 232 I38); dafür spricht nicht zuletzt der Normwortlaut von § 218 I S 1 („eines Insolvenzplans“). Die Praxis tut dennoch gut daran, Mehrstücke mit einzugeben, das bringt Zeitvorteile und erspart eventuelle Kostennachteile.

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c) Elektronische Surrogation. § 130a ZPO erlaubt wider den Wortlaut39 sogar für bestimmende Schriftsätze, auf deren Grundsätze bei der Planvorlage grundsätzlich zurückgegriffen werden kann (dazu Rn 22 – arg § 4), die Aufzeichnung als elektronisches Dokument, um der vorgeschriebenen Schriftform zu genügen. Die eigenhändige Unterschrift wird dabei durch eine formelle elektronische Signatur ersetzt (§ 130a III ZPO), muss indes auf einem sog „sicheren Übermittlungsweg“ einkommen (§ 130a IV ZPO) (Zeitkorridor: 01.01.2018–2020); Abschriften in Schriftform sind aber bereits jetzt obsolet (§ 133 I S 2 Hs 1 ZPO); später kommt dazu die Nutzungspflicht für Rechtsanwälte40 und Behörden (§ 130d ZPO – Zeitkorridor: 01.01.2020–2022). Um eine Printversion, gefertigt von Seiten des Gerichts41 oder des Antragstellers, kommt man indes mit Blick auf § 234 trotz allem letztlich nicht herum (siehe dazu näher § 234 Rn 17).

IV. Bedeutung und Bewertung 1. Gestaltungsfreiraum des Planverfassers

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Das Gesetz überlässt dem Ersteller rechtlich weiten Spielraum, was Ziel, Mittel, Wege etc angeht, vorbehaltlich der „gläubigerseitigen Auftragsbestimmung“ zum Verwalterplan (§ 157 S 2 bzw § 218 II). Sonst begnügt sich die InsO jeweils damit, bedeutsame Rahmenbedingungen vorzugeben (für Inhalt [insb §§ 222, 226 I, aber zB auch §§ 223 II, 224, 225 II] wie Formen [§§ 219–221, 228/229]); ferner gibt es noch einige Gestaltungsschranken (§§ 223 I S 2, 225 III) und Hilfsregeln mangels Gestaltung (§§ 223 I S 1, 225 I, 227), wie dies auch das bürgerliche Vertragsrecht charakterisiert; nur § 225a und § 228 entziehen sich letztlich etwas solcher Typik, es sind komplexe Regelungswerke mit Scharnierfunktion zwischen dem Insolvenzplan- und dem Gesellschafts- bzw Sachenrecht. Jenseits rechtlicher Vorgaben muss der Planersteller tatsächliche Gegebenheiten einberechnen (Kalkül, Strategie, Taktik), insbesondere die schließliche Mehrheitsfindung (§§ 237–246) vorausplanen;42 das letzthin zielt proaktiv auf sinnvolle, strategische Gruppenbildung (§ 222, dort Rn 121–125) und reaktiv auf konkrete Vergleichsrechnung (§ 220 II, dort Rn 78 ff iVm § 245 Rn 14 ff und § 251 Rn 35 ff). Bei insgesamt fortführungsfähigen Betrieben entsteht so mächtige Gestaltungsfreiheit, da die Liquidationswerte hier zumeist deutlich unter den Fortführungswerten liegen (und übertragende Sanierung zu der Zeit gemeinhin ausscheidet, wenn bereits Plansanierung ansteht – jene Weiche wird früher gestellt!).

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So sehen es MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 142 („Ausfertigungen“ [?]) und Uhlenbruck/Lüer/Streit Inso14 § 218 Rn 31. MünchKomm/Wagner ZPO3 § 130a Rn 3; Stein/Jonas/Leipold ZPO22 § 130a Rn 7; Thomas/Putzo/Reichold ZPO31 § 130a Rn 2. Nachfolgend allerdings ist die Rechtslage beschrieben, welche das Gesetz vom 10.10.2013, BGBl I Nr 62 S 3786 (Art 1 Nr 2) [in Kraft ab 01.01.2018 (Art 26 I) – vorbehaltlich landesspezifischer Eigenrege-

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lung: Art 24 iVm Art 26 VIII (zweifacher Zeitkorridor: 2018–2022)] bringt. Und zwar auch als Insolvenzverwalter (arg § 4) – sonst aber mE wohl nicht! Es fehlt an einer Kostenpflicht für den Planvorleger: Musielak/Stadler ZPO13 § 133 Rn 4; MünchKomm/Fritsche ZPO5 § 133 Rn 5). Aber uU auch vereinfachte Mehrheitsfindung durch Zusammenfassung einer „vermutungsweisen Störergruppe“, siehe dazu § 222 Rn 125.

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§ 218

Aus Gläubigersicht ist derartig gestalterischer Freiraum bei Verwalterplänen idR un- 29 problematisch. Der befasste Verwalter ist ihnen ein neutraler Sachwalter, er wäre es auch bei andernfalls unvermeidlicher Liquidation; er wägt objektiv vorurteilsfrei, ohne jede Scheuklappen ab. Das Gesetz zollt dem Tribut durch Begrenzung der Vorprüfung auf Formfehler (§ 231 I Nr 1) und Entsagung inhaltlicher Kontrolle (§ 231 I Nr 2/3: lediglich Schuldnerpläne betroffen). Er wird ferner aufgrund insgesamt masseabhängiger Vergütung (§ 63 I S 2 bzw § 1 I InsV-VO) an einer möglichst umfänglichen Insolvenzmasse interessiert sein (und infolge beachtlichen [Plan-] Mehraufwands weniger auf mögliche Zuschläge [§ 3 I lit e InsV-VO] schielen). – Das kann (und wird) bei Schuldnerplänen häufig freilich anders aussehen, zumal wenn zuvor einschlägige Sanierungsbemühungen scheiterten (und frühzeitige förmliche Insolvenz verzögerten …). Der Gemeinschuldner wird leichterdings das „Sanierungsauge“ aufreißen und demgegenüber das „Liquidationsauge“ zukneifen, um doch noch einmal persönlich größten Schaden abzuwenden. Am Anfang steht mithin vielleicht nicht so stark das Gläubigerwohl im Vordergrund (auch wenn es dann am Ende noch zur nötigen [Gläubiger-] Mehrheit reichen muss). Der Schuldner wird gemeinhin seine Sanierung im Blickfeld haben und dementsprechend dazu verleitet sein, dass sein Planangebot nicht zu einer Maximalbelastung führt. 2. Blockademöglichkeit Ein Plan kann per § 233 InsO bzw § 30d [I Nr 3] ZVG ins fortlaufende Regelverfahren 30 hineinwirken (dazu Rn 20). Dahinter steckt eine Blockademöglichkeit, die konstruktiv (Sicherung sanierender Umsetzung) wie destruktiv (Verzögerung der Liquidation) zugleich wirken kann. Sie tritt aber nicht von selbst ein (im Unterschied zu 11 USC § 362: automatic stay), sondern wird allein auf Antrag erst gewährt (lediglich ein solcher des Verfassers [str, vgl § 233 Rn 10]) und bloß auf gerichtliche Entscheidung hin. Alles ist Frage achtsamer gerichtlicher Abwägung (Plangefährdung [S 1] ./. Massenachteile [S 2 Var 1]), trotzdem begünstigt die Regelung Aussetzung (dazu § 233 Rn 1–5) – vorbehaltlich des Einvernehmens von Insolvenzverwalter und Gläubigermehrheit, ungeachtet der Planvorlage die Insolvenzmasse zu liquidieren (S 2 Var 2). Letzteres zielt natürlich gegen Blockadezwecke eines Schuldnerplans, birgt aber immer noch gewisses Gefährdungspotential bei Uneinigkeit der gesamten Gläubigerschaft; das kann am Ende einen günstigen Liquidationszeitpunkt verwehren (bzw später „plangeneigter“ [mit Blick auf Rn 29 (zweite Hälfte)] machen). 3. Eigensanierungsform Dem Gemeinschulder wurde schon immer zugestanden, Eröffnungsantrag und Insol- 31 venzplanung zeitgleich miteinander vorzulegen (Abs 1 S 2), was aber nicht die erwünschte frühzeitige Beantragung beförderte – zu stark schreckt ersichtlich der dadurch drohende Verlust von Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis (§§ 21 II Nr 2, 80 I – im Unterschied zu 11 USC § 1101: debtor in possession). Mit Schaffung von §§ 270a-c brachte das ESUG nun Abhilfe:43 Planaufstellung in Eigenverwaltung – vermittels „Schutzschirms“ (§ 270b) begünstigt. Ein Unternehmer (arg § 270 I S 3) behält nunmehr demgemäß das Heft

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Art 1 Nr 46 ESUG [in Kraft ab 01.03. 2012 (Art 10 S 3)] – näher dazu siehe BTDrucks 17/5912 S 1 mit S 39 re. Sp.

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des Handelns, für Betriebsführung wie Planaufstellung. Dies bringt enormen Zeitvorsprung („Poleposition“) und außerdem zusätzliche Qualität bei Hinzuziehung fachkundiger Hilfestellung (arg § 270b III). Der Schuldner erhält hierdurch nun eine deutlich verbesserte Position und kann auch im Insolvenzverfahren eine eigene Strategie verfolgen, ohne dem Willen eines Insolvenzverwalters ausgeliefert zu sein – mit allen Stärken wie Risiken.44 4. Zukunftsperspektive des Planverfahrens

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Der Planarchitekt kann entscheidend das weitere Verfahren gezielt verändern und muss dabei wenige wirkliche (strategische!) Inhaltsvorgaben beachten (dazu Rn 28). Die wechselvolle Entstehungsgeschichte des § 218 (dazu Rn 11–17) zeigt die Brisanz der Befugnis zur Planvorlage. Überaus knapp hat schlussendlich der Rechtsausschuss ein breiteres Vorlagerecht abgelehnt (um letztlich unerwünschte Plankonkurrenz zu vermeiden45); Gläubiger und Anteilseigner fielen diesem Anliegen zum Opfer. Die Wirklichkeit war jedoch eine andere: es erschien schon ziemlich bemerkenswert, wenn überhaupt ein Plan vorgelegt wurde („Dornröschenschlaf“ des Rechtsinstitutes). Gefahr war stärker die fehlende praktische Akzeptanz46 als rechtlich die Situation von „verwirrender Vielfalt und Verfahrenshemmung“ durch mehrere Planvorlagen47 (ein Erfolg dieser Kürzungen?). Man darf gespannt sein, wie sich das ESUG zukünftig darauf auswirkt. Letztlich könnten just gerade auch mehrere Pläne, die um die jeweilige Gläubigergunst streiten, tatsächlich einen Wettbewerb um die beste Verwertungsstrategie im Insolvenzverfahren befeuern.

V. Verwalterplan (Abs 1 Satz 1 Var 1) 1. Personenkreis

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§ 218 I S 1 spricht schlicht, und deswegen eindeutig, vom „Insolvenzverwalter“ und seiner Berechtigung „zur Vorlage eines Insolvenzplans“. Damit scheint alles gesagt. Der Insolvenzverwalter (also nur er, und zwar: persönlich!48), nicht auch ein vorläufiger Insolvenzverwalter (dazu Rn 34), indes aber auch ein endgültig bestellter, ausländischer Insolvenzverwalter (dazu Vor §§ 217 ff Rn 180), darf einen Plan vorlegen. Das setzt alsdann natürlich vorher Insolvenzeröffnung voraus (§ 27 I S 1 und II Nr 2); dass eine Ersternennung unter Vorbehalt steht (§ 57), stört demgegenüber nicht: der Ernannte hat alle Kompetenz, solange seine Abwahl nicht erfolgt (oder spätere Entlassung: § 59). – Befugt ist

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Insb Verhinderung krisentypischer Zerschlagung; leichterer Zugang auf Binnenwissen des Unternehmens; Motivierung frühzeitiger Beantragung etc einerseits, Sanierung nur allein auf dem Rücken der Gläubiger andererseits. BT-Drucks 12/7302 S 181 re. Sp. (inhaltsleer gerechtfertigt mit „praktischen Schwierigkeiten“). Kranzusch ZInsO 2012, 683, 687 (jedoch nur mit Zahlen vor dem ESUG!). So die Befürchtung von R Stürner Insolvenz im Umbruch (1991), S 41, 42.

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BFHE 232, 162, 171 [II 3c dd] {46} = NJW 2011, 1628; BGHZ 198, 225, 228 {9} [III 2b aa] = NJW 2013, 2103 = DZWIR 2014, 40 („unbeschadet etwaiger Zulieferungs- und Hilfsarbeiten seiner Mitarbeiter“) NJW-RR 2016, 686, 688 {22} [III 2a bb (2c)] = KZS 2017, 236 = DZWIR 2016, 576; NJW-RR 2016, 1447, 1448 {13} [III 2a cc] = ZIP 2016, 2127 = DZWIR 2017, 188 („wenn auch der Einsatz von Mitarbeitern in größeren Verfahren praktisch unvermeidbar oder gar geboten sein kann“). Vgl auch erg BVerfGE 141, 121, 138 {52}.

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ebenso der Sachwalter49 bei angeordneter Eigenverwaltung – indes bloß auf „Auftragserteilung“ hin (arg § 284 I S 1 Var 1). Dort gibt es wohl zwar keinen Insolvenzverwalter, freilich: dessen Funktionen teilen sich Sachwalter und Schuldner – und beide haben das Recht einer Planvorlage. Die Frage nach der rechtlichen Vorlageberechtigung eines vorläufigen Insolvenzver- 34 walters ist im Zusammenhang mit dem Zeitfaktor zu sehen. Dürfte er bereits im Eröffnungsverfahren einen Plan vorlegen? Hiergegen spricht dreierlei: (1) Das Gesetz differenziert durchweg klar zwischen vorläufig und endgültig bestelltem Verwalter; meint es daher ersteren, wird dies explizit dann auch geäußert (sonst aber nicht, so wie in § 218 I S 1 Var 1: „beredtes Schweigen“). (2) Demgegenüber wird ausdrücklich dem Gemeinschuldner extra zugestanden, einen Plan vor Eröffnung eines Verfahrens schon anzubringen (§ 218 I S 2); das rechtfertigt den Umkehrschluss. (3) Der vorläufig eingesetzte Verwalter (§ 21 II Nr 1) hat alleinig bewahrende Funktion, darf somit gemeinhin noch nicht gestalten (arg § 22 I S 2 [hier insb auch Nr 2 Hs 1: „Unternehmen … fortzuführen“] bzw II S 250). Normativ spricht also alles gegen eine Zubilligung solch einer Rechtsmacht zur Planvorlage.51 Trotz allem wird diese Frage heiß diskutiert,52 ja manchenorts gar umgekehrt auch beantwortet;53 rechtspraktisch ist sie ein Scheinproblem. Es fehlt an einem echten Dilemma, wenn man Vorlegung und Vorarbeit nur klar von- 35 einander hier unterscheidet: rechtlich ist ersteres nur maßgebend (dazu Rn 18), praktisch freilich hindert nichts, alsbaldig Planausarbeitung anzugehen, zumal ja meist der vorläufige Verwalter sein Amt als endgültiger Verwalter weiterführt. Das jedoch erfolgt auf eigenes Risiko (und zielt schon auf § 156 I S 2), ist während des Eröffnungsverfahrens doch nur eine behutsame „Konservierung“ des Massebestands angezeigt (mit alleinig einer Ausnahme [§ 22 I S 2 Nr 2 Hs 2: Betriebsstillegung – dafür Gerichtszustimmung nötig!], welche letztlich die Regel nur bestätigt), und bereits die Prognose zur Fortführungsfähigkeit fordert einen eigenen gerichtlichen Auftrag (§ 22 I S 2 Nr 3 Hs 2 Var 2: „als Sachverständiger“). Die Befugnis zur internen Planvorbereitung („SWOT-Analyse“), möchte niemand in Zweifel ziehen.54 Trotz wortgemäß („der Insolvenzverwalter“) eindeutiger Sicht (vgl Rn 33) stecken da- 36 hinter disparate Grundkonzeptionen – man muss nämlich noch die zugebilligte Außenmacht von Innenbindung unterscheiden bzw Initiativrecht und Vorlagerecht. Der RegE zur InsO (§ 254 I) formulierte noch gegenläufig (Planvorlage in Beauftragung) und begründete: „Ohne Auftrag der Gläubigerversammlung ist der Verwalter nicht berechtigt, einen

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Sogar nach BGH NZI 2016, 963, 967 {75–77, insb 77} auch der vorläufige Sachwalter – bei Veranlassung durch einen vorläufigen Gläubigerausschuss und Zustimmung des Schuldners; hierzu auch Hölze ZIP 2012, 855, 859. BT-Drucks 12/2443 S 117 li. Sp.: „Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen“ – und auch die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis dient nur dem „Zweck der Vermögenssicherung bis zur Entscheidung über die Verfahrenseröffnung“ (S 116/117 [Zitat: S 117]). K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 8; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 7; GrafSchlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 218 Rn 3;

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 34; Hölzle ZIP 2012, 855, 858. Sehr unklar früher Smid WM 1998, 2489: S 2493 [dagegen] „versus“ S 2499 [dafür], inzwischen aber klargelegt: Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 3.12. Sehr eingehend etwa MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 32–36. Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 31: Plädoyer für die Analogie; Gottwald/ Koch/De Bra InsRHb5 § 67 Rn 13 (unnötiger Formalismus). Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 6; HambK/Thies § 218 InsO6 Rn 3; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 218 Rn 8; MünchKomm/ Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 35.

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Plan vorzulegen“;55 just daran knüpft heute noch § 157 S 2 (einst wortgleich schon § 176 S 2 RegE). Der Rechtsausschuss hat diese Bindung gelockert (dazu Rn 14), dh den Verwalter bei § 218 I S 1 insoweit freier gestellt (Vorlage statt Auftrag, der bloß noch als ergänzende Spielart aufscheint: § 218 II). Je nachdem, ob Initiative und Vorlegung zusammenbleiben oder auseinanderfallen, sind heute zwei Arten an Planvorlagen zu unterscheiden: Verwalterpläne aufgrund Beauftragung von Seiten der Gläubigerversammlung („derivativer Verwalterplan“ bzw „Auftragsplan“: Rn 46–54) und Verwalterpläne aus Eigeninitiative („originärer Verwalterplan“ bzw „Initiativplan“: Rn 39–45).56 2. Zeitschranken

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Normativ ist der Zeitraum, in dem eine Planvorlage möglich ist, allemal klar bestimmt:57 von der Verfahrenseröffnung (scil. mit Bestellung des Verwalters: Rn 33), insoweit Amtsannahme vorliegt,58 bis zur Beendigung des Schlusstermins (§ 218 I S 3: Rn 79– 81). Praktisch gesehen gilt anderes, mindestens für die Sanierung – hier zählt Zeit (im Unterschied zu Verfahrensgestaltung und Liquidationsplan – je nach Anlass). Der Verwalter wird hier versuchen, einen Insolvenzplan zeitig auszuarbeiten, um Klarheit zu schaffen (für alle Beteiligten samt den Betroffenen, auch als Signal für den „Markt“). Spätestens zum Berichtstermin muss inhaltlich die Grundlinie ohnehin feststehen (§ 156 I S 2 Var 2 [Verwalterbericht] bzw § 157 [Gläubigerantwort]); informell schließlich kann auch ein vorläufiger Verwalter mit gewissen Vorbereitungen beginnen (dazu Rn 35 f). 38 Obwohl das Gesetz eine Planeinreichung zum Schlusstermin ganz allgemein noch gestattet (§ 218 I S 3: Rn 79–81), macht jene – „sanierungstechnisch“ – wenig Sinn. Die Planvorlegung als der „Auslöser“ für das Planverfahren (dazu Rn 18) kommt zu einem Zeitpunkt, in welchem bloß formale Entscheidungen (und zwar zum Regelverfahren) noch offen stehen; der Massebestand ist vorher natural verwertet und daraufhin verteilt worden (§§ 159, 196, 197 I S 1). Ein Unternehmen wurde also schon stillgelegt, und dessen Substanz (Waren, Vorräte, Maschinen etc) ist längst verloren (genauso wie der Kontakt zu Abnehmern und Lieferanten). Für den Insolvenzverwalter ist das sicher keine Option59 – außer womöglich bei anderweit nicht verwertbaren Massegegenständen (dann wird er aber auch keinerlei Schlusstermin anstreben) und natürlich für spezielle andere Planziele (so wie etwa § 66 I S 2). 3. „Initiativplan“

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a) Initiativbefugnis. Abs 1 S 1 stellt die Planvorlage von Insolvenzverwalter (Var 1) und Gemeinschuldner (Var 2) als völlig gleichwertig berechtigt nebeneinander, gibt beiden im selben Atemzuge rechtlich die Kompetenz. Angesprochen ist das Vorlagerecht, das natürlich beim Schuldner das Initiativrecht zugleich miteinschließt. Weswegen sollte dieses beim Insolvenzverwalter sich insgesamt anders verhalten? Abs 1 S 1 ist inhaltlich allum-

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BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. Die ersteren Begriffe bei Eidenmüller Unternehmenssanierung zwischen Markt und Gesetz, S 64. Dazu immer noch recht lesenswert Mot S 403 f = Hahn IV S 359 f mit GemSchO Mot II S 141 f. Uhlenbruck/Zipperer InsO14 § 27 Rn 7. Ist der vorläufige Verwalter, der die Verfahrens-

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eröffnung empfohlen hat, ernannt worden, ist in der Eröffnung im Zweifel auch die bedingte Annahme durch den Verwalter zu sehen, MünchKomm/Schmahl/Busch InsO3 § 29 Rn 30. Im Regelfall beginnt das Verwalteramt somit mit Eröffnung. AA Schiessler Insolvenzplan (1997), S 103 – unklar hier leider MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 116.

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fassend formuliert (Eigeninitiative jeweils unterstellend) und bekommt systematisch den Vorrang vor Abs 2 (Eigeninitiative der Gläubigerschaft, der dann indes eigene Vorlagebefugnis abgeht bzw die darum einen Umweg benützt – betreffend des Verwalters: „Fremdsteuerung“ bzw „Auftragsarbeit“). Anders gesagt: Das Gesetz gibt beiden das Vorlagerecht ohne weitere Voraussetzung (Abs 1 S 1 – durchweg mit „Außenwirkung“), losgelöst von der möglichen weiteren Pflicht für den Verwalter zur Ausarbeitung eines Insolvenzplans (Abs 2 iVm § 157 S 2, vgl auch erg § 284 I S 1 – manchmal mit „Innenbindung“60). Hieraus folgt dann ein originäres Initiativrecht des Verwalters:61 es hätte seiner (scil. des 40 Verwalters) Nennung in Abs 1 S 1 allemal denn bedurft (bzw allein Abs 2 genügt), wenn hiermit nicht auch ein eigenes Initiativrecht denn zugesprochen wäre. Dies entspricht auch faktischen Notwendigkeiten.62 Ansonsten könnte der Verwalter erst nach Abhaltung der ersten Gläubigerversammlung mit der Ausarbeitung eines Plans beginnen, vorherige Aktivitäten erfolgten auf eigenes Risiko in der Hoffnung, dass die Gläubigerversammlung nachträglich „seinen Plan“ übernimmt und ihn formal mit der (ergänzend [§ 3 I lit e InsVV: Zuschlag] vergüteten, dazu vgl Vor §§ 217 ff Rn 198) Ausarbeitung beauftragt. Folge wäre eine große Zeitverzögerung (uU fast 1⁄2 Jahr? – vgl § 165 I SGB III und § 29 I Nr 1 aE InsO) und lange Unsicherheiten63 – beide Gift für gelungene Sanierung. Dem vorläufigen Verwalter jegliches Vorlagerecht abzusprechen (dazu Rn 34), dem endgültigen Verwalter indes dann ein autonomes Initiativrecht zuzubilligen (dazu Rn 40), entspricht „fairer“ (und klarer) Abgrenzung. b) Planhierarchie? Fraglich wird, wie sich „Auftragsarbeit“ und Initiativplan des Ver- 41 walters letztlich zueinander verhalten. Die Gläubigerautonomie (dazu Rn 3) spricht für den Vorrang der ersteren, die Initiativbefugnis (dazu Rn 39 f) für Erlaubnis des letzteren – offenbar steht aber der Wortlaut (S 1: „Zur Vorlage eines Insolvenzplans … befugt“) zwei Plänen einer Person entgegen. Der Widerspruch löst sich grammatikalisch: „eines“ ist nämlich unbestimmter Artikel, aber nicht etwa insoweit begrenzendes Zahlwort. Der „Konflikt“ muss folglich nicht weiter entschieden werden (aber: Rn 42–44): der Verwalter darf rechtlich neben einem „derivativen“ zudem auch selbst noch einen „originären“ Plan vorlegen.64 60

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Jene Regelung muss § 160 I vorgehen (mittels § 218 I S 1 bewusst zugebilligte eigenständige Handlungsmacht – im Unterschied zu § 158 [Stillegung eines Betriebes]). HM: Eidenmüller Unternehmenssanierung zwischen Markt und Gesetz S 64 bzw MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 27; Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz S 568; Warrikoff KTS 1997, 527, 530; Landfermann BB 1995, 1651, 1654; Graf/Wunsch ZIP 2001, 1029, 1030; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 4; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 25; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 8; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 34; HK/Haas InsO9 § 218 Rn 10; Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 3.7. – AA: Schiessler Insolvenzplan (1997), S 88; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 218 Rn 3; Obermüller WM 1998, 483, 484. So auch MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 27: Zeitvorteil im Interesse der Gläubiger.

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Etwas anders R Stürner Insolvenz im Umbruch (1991), S 41, 42. ME genügt nicht, dass der Verwalter recht spät und im Nachhinein sich „einen Auftrag holen“ kann. Vgl auch erg Pape Kölner Schrift3 Rn 24.76; MünchKomm/Tetzlaff/Kern InsO3 § 284 Rn 8. So wie hier insb Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 11; Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 5; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 218 Rn 8; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 11; Braun/Braun/Frank InsO7 § 218 Rn 3; HK/Haas InsO9 § 218 Rn 10; Mohrbutter/Ringstmeier/Bähr Hb InsVw9 Kap 14 Rn 144. Wohl auch Rendels HRI2 Rn 24.33 (arg drei Pläne – aber verdunkelnd dann Rn 34). AA MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 29; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 40; Smid/ Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 3.6; Paulus DZWIR 1999, 53, 58 f; Foerste InsR6 Rn 495 (Bindung an einen Negativauftrag der Gläubigerversammlung): Priorität der Gläubiger statt Herrschaft des Verwalters.

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Dies mag auch einmal Sinn machen, denn es kann uU von Vorteil sein, wenn die Gläubigerschaft zum Schluss verschiedene Pläne mit unterschiedlichen Ausrichtungen (Eigensanierung, übertragende Sanierung, Liquidation) zur Auswahl hat, um den für ihre Bedürfnisse optimalen Plan auszuwählen („Wettbewerb“ um die beste Lösung). Ob ein solches Abdriften praktischen Nutzen bringt, steht auf einem anderen Blatt – rechtspraktisch wichtiger erscheint allemal, im Vorfeld die Chancen und Risiken gemeinsam zu ergründen. Indes kann der „ungefilterte“ Mehrheitswille (es fehlt – noch – an einer Gruppenbildung) mitunter Ergebnisse präferieren, die maßgebliche Beteiligte verweigern; ihnen bliebe alsdann nur Destruktion (mit § 245 als Schranke).

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c) Einschränkung. Angesichts des offenbaren Spannungsfeldes zwischen Gläubigerautonomie und Verwaltungsfreiraum (insb Rn 39 f, 41, 46–50) könnte man aber daran denken, das originäre Vorlagerecht teleologisch einzuschränken. Macht man bei Verwalterbeauftragung Ernst mit der begrenzten Befugnis der Gesamtgläubigerschaft, die grobe Richtung vorzugeben (dazu Rn 49), wird das hier unmittelbar spürbare Rückwirkung zeitigen – man kann neben konkret beschriebener Vorgabe („Positivauftrag“) sich nämlich auch genauso eine ablehnende Festlegung vorstellen („Negativweisung“). Das beweist nicht zuletzt die Dialektik bei § 157 S 1 („stillgelegt“ ./. „fortgeführt“), die § 157 S 2 inhaltlich wohl nicht klar genug ausdrückt.65 Anders gesagt: der „Auftrag“, „einen Insolvenzplan auszuarbeiten“ umschließt zudem die Entscheidung zum actus contrarius, dh die „Weisung“, keinen Insolvenzplan auszuarbeiten (so wie es § 157 S 3 als spätere „Rücknahme“ des Auftrages erlaubt). In diesem ihrem Willen muss sich die Gläubigerschaft präventiv auch gegenüber einem initiativ handelnden Verwalter durchsetzen können.66 43 Bedenkt man nämlich die anfänglich einmal angedachte Kompetenzverteilung (§§ 254/ 255 RegE – siehe oben bei Rn 13), hätte es keine Initiativpläne, sondern ausschließlich Auftragspläne gegeben – in der Nichtbeauftragung lag dann zugleich auch der Negativentscheid. Dies ist nach der Gesetzesfassung jedoch jetzt anders (siehe oben bei Rn 14), es ergab sich ungewollt eine Lücke – der Rechtsausschuss hat leider vergessen, die Möglichkeit zur verbindlichen Untersagung eines Planvorhabens wie bislang im Wortlaut zu verankern. § 157 S 2 ist daher „zweistufig“ zu lesen: es gibt erst einmal hier eine binäre Entscheidung zu Planarbeiten (Hs 1), bejahendenfalls eine Zielbestimmung (Hs 2). Und dies entspricht auch der generellen Bedeutung der Vorschrift insgesamt (entsprechend amtlicher Überschrift: „Entscheidung über den Fortgang des [Regel-] Verfahrens“ – praktisch [S 1 und 3] wie rechtlich [S 2 und 3]). Einem Verwalter bleibt allein letztlich übrig, die Aufhebung des (Negativ-) Beschlusses zu betreiben (§ 78 I).67 44 Dies bedarf freilich noch gewisser faktischer Klarstellungen. Gemeint ist hierbei explizite, ausdrückliche Äußerung (im Negativen), aber nicht auch Verzicht auf Äußerung

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… und dies nach der RegE-Konzeption (dazu Rn 13) auch nicht musste (der Verwalter war [eigen-] initiativ nicht vorlagebefugt!). Wohl wie hier Rendels HRI2 Rn 24.33–35 (eher verdunkelnd aber Rn 34) – gegen solche Bindung Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 10; Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 218 Rn 4; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 8; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 11; HK/Haas InsO7 § 218 Rn 11; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218

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Rn 35, 40; Herzig Das Insolvenzplanverfahren S 128; Warrikoff KTS 1997, 527, 530. Der Verwalter mag uU plausibel machen bzw aufzeigen können, dass ein Planverfahren einen Mehrwert gegenüber dem Regelverfahren aufweist und somit ein Negativbeschluss „dem gemeinsamen Interesse der Insolvenzgläubiger“ widerspricht – dazu vgl auch erg Smid WM 1996, 1249, 1253 unter anderen Prämissen (hinsichtlich fehlerhafter Detailweisung – dagegen siehe bereits Rn 34).

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(„Schweigen“) oder Entscheidung für die Planvorlage („Auftrag“) – diese beiden Fälle würden einem eigeninitiativ erarbeiteten Verwalterplan grundsätzlich nicht entgegenstehen. Äußert sich nämlich die Gläubigerversammlung nicht ausdrücklich zu einer Planerstellung von Verwalterseite aus, lässt sich darin noch keine unterschwellig geäußerte „Sperrerklärung“ erblicken; vorstellbar wäre demgegenüber ein Positivauftrag (für „Fremdplan“) mit Negativweisung (für „Eigenplan“), jedoch dann klar so, dh demgemäß „gedoppelt“, angesagt. Auch dann dürften sich kaum größere Verwerfungen ergeben, zumal doch die Gläubigerversammlung nur allgemeine Zielvorgaben formuliert (dazu Rn 49) und kein praktisch orientierter Verwalter entgegen dem ausdrücklichen Willen der Gläubigerversammlung einen Plan anfertigen wird. Die theoretisch offenen Möglichkeiten reichen am Ende weiter als es die praktischen Erfordernisse letztendlich abverlangen. d) Vorlagepflicht? Das Initiativrecht des Verwalters mündet in keiner Vorlagepflicht 45 (grundsätzlich im Unterschied zu „Auftragsplänen“: § 218 II im Regelverfahren [Rn 46], aber erg auch § 284 I S 1 Var 2 bei Eigenverwaltung); ein Verwalter hat aber immer die beste Befriedigung zu gewährleisten (arg § 1 S 1), was optimalste Masseverwertung einschließt.68 Das jedoch generiert neben Verhaltens- uU zudem Verfahrenspflichten, wie etwa gegen offenkundig gläubigerschädliche Beschlussmehrheiten anzukämpfen (§ 78 I – dort Rn 669); Schadensersatz ist gemeinhin die Sanktionsfolge (§ 60 I). Angesichts konkurrierender Befugnisse von Gläubigern und Verwalter zu Planvorlage bzw -initiative, würde dies das Ziel gewiss insgesamt weit verfehlen. Mit Blick auf § 157 kann man mE hier dem Verwalter keinen konkreten Pflichtverstoß vorwerfen, wenn er eine Entscheidung im Berichtstermin abwartet; er muss allenfalls über die anstehenden (Plan-) Möglichkeiten informieren. Zuweilen wird jedoch – ausnahmsweise – eine ebensolche (Plan-) Vorbereitungspflicht angenommen, wenn ein Abwarten auf den Berichtstermin zu das Planverfahren gefährdenden Verzögerungen führen würde und damit eine bestmögliche Gläubigerbefriedigung torpediert wird.70 Dies geht mE sehr weit. 4. „Auftragsplan“ a) Wechselwirkung Die Gläubigerversammlung kann den Insolvenzverwalter mit der 46 Ausarbeitung eines Insolvenzplanes beauftragen (§ 157 S 2 Hs 1: „Positivweisung“), und die „Vorgabe“ hat der Insolvenzverwalter fristgemäß dann umzusetzen (§ 218 II: „binnen angemessener Frist“ – Näheres siehe bei Rn 51–54). Insoweit wird er fremdbestimmt von der Gläubigerschaft (in ihrer Gesamtheit, nicht in diverse Interessengruppen „zerlegt“!). Man darf das keinesfalls nun etwa als bürgerliches Auftragsverhältnis mit Möglichkeit für Einzelweisungen missverstehen. Es geht um verfahrensinterne Ablaufplanungen, das Grundgerüst der Planstruktur als Ausgangspunkt der Planbemühung, und dabei vor allem das Planziel (§ 157 S 2 Hs 2: Rn 49). In bürgerlich-rechtlicher Terminologie – wenn man

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Per saldo ähnlich zB Mohrbutter/Ringstmeier/Voigt-Salus Hb InsVw9 Kap 21 Rn 126; Gottwald/Klopp/Pechartscheck InsRHb5 § 22 Rn 1. Ferner: Uhlenbruck/Knof InsO14 § 78 Rn 6; Kübler/Prütting/Bork/Kübler InsO67 § 78 Rn 17; Pape ZInsO 2000, 469, 475 – aA MünchKomm/Ehricke InsO3 § 78 Rn 4.

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 140; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 8; HK/Haas InsO9 § 218 Rn 15; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 36; Lüke FS Uhlenbruck (2000) S 519, 524, 527; K Schmidt/Uhlenbruck/Vallender Die GmbH in Krise, Sanierung und Insolvenz5 Rn 8.47. AA HambK/ Thies InsO6 § 218 Rn 3.

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denn solchen Vergleich bemühen will – mithin eher um werkvertragsähnliche Verwaltertätigkeit (der Plan als Zielvorgabe bzw das „Werk“ als Endergebnis). 47 Vor allem sind dabei die wechselseitigen Abhängigkeiten miteinzubeziehen. Die Gläubigerschaft bestimmt den Fortgang des Verfahrenslaufs im Berichtstermin (§ 157 S 1) als wichtige Äußerung der Gläubigerautonomie71 (es geht um ihre womöglich disparaten, aber ureigenen Interessen – infolgedessen Mehrheitsfindung notwendig!). Sie erhält einerseits zum Schluss das ganz entscheidende Wort zum Insolvenzplan (§§ 235–245 – jetzt „mediatisiert“ durch Gruppenbildung – darin liegt die recht große Gestaltungsmacht des Planverfassers), der Insolvenzverwalter mag auch andererseits eigenständig tätig werden („Initiativplan“: Rn 39 f) bzw die Beteiligten in der Gesamtheit zum Besseren noch bekehren (§ 157 S 3) – am Ende müssen Plankonzept und Plankonsens jedenfalls jedoch zueinander finden. Es zeigt also Sinn, sich schon zeitnah miteinander gründlich abzustimmen, ohne dass man aber hier rechtlich „Herren und Diener“ gleich unterscheiden müsste.

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b) Weisungsrechte. Den „Auftrag“ als solchen formuliert jeweils die Gläubigerversammlung (§ 157 S 2 [„sie“] iVm S 1), dh das „Gesamtorgan“ der Beteiligten des Verfahrens. Gemeint ist hiermit der Mehrheitswille der Gläubigerschaft; hierfür gelten dann die allgemeinen Vorschriften (§§ 74 ff – dh insbesondere die Summenmehrheit der Abstimmenden, § 76 II Hs 2). Wohl mag eine Gläubigerversammlung die Kompetenz dem (endgültigen) Gläubigerausschuss delegieren,72 mittels § 160 S 1 (Handlungen „besonderer Bedeutung“) bekommt indes der Ausschuss keine Kompetenz; § 160 passt wohl eigentlich zwar vom Tatbestand, nicht aber vom Normsystem her: sowohl § 218 I S 1 (eigenständiges Initiativ- und Vorlagerecht) wie § 157 (Zuständigkeit der Versammlung) nämlich erheischen Vorrang. Darum kann erst recht auch kein vorläufiger Gläubigerausschuss (§§ 21 II Nr 1a, 22a, 67 I) entscheiden, auch wenn dies tatsächlich gewisse Zeitvorteile brächte. Es bleibt daher bloß die Möglichkeit, auf frühzeitige Gläubigerversammlung hinzuwirken (§ 75 I), sei es vom Verwalter (lediglich ab Eröffnung, vgl Rn 18), sei es vom vorläufig eingesetzten Ausschuss (§ 68 I) oder durch eine spezifisch qualifizierte Minderheit.73

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c) Weisungsdichte. Der Wortlaut von § 157 S 2 erscheint eigentlich eindeutig, vor allem durch die Dialektik beider Halbsätze: sie bezeichnen die „Weisungsmacht“ der Gläubigerversammlung für „einen“ (nicht: welchen) Insolvenzplan (Hs 1), und weil das ihre Interessenlage nicht genug widerspiegelt, außerdem das Planziel (Hs 2). Das festzulegen wäre überflüssig bei grundsätzlicher („dichterer“) Weisungsbefugnis (siehe auch bei Rn 50). Es geht um bloße Zielbestimmung, nicht Inhaltsvorgabe (dazu Rn 46) – alles andere bleibt frei! –, dh ob der Plan eine Eigensanierung, übertragende Sanierung, Liquidation, lediglich verfahrensleitende Funktionen oder womöglich eine Mischform dieser vorstellbaren Plangestaltungen beinhalten soll. Die Zulässigkeit genauerer Vorgaben,74 ggf sogar das

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BT-Drucks 12/2443 S 173 re. Sp. mit S 80 li. Sp. MünchKomm/Görg/Janssen InsO3 § 157 Rn 28; FK/Wegener InsO8 § 157 Rn 8; Nerlich/Römermann/Balthasar InsO1 § 157 Rn 17; HK/Ries InsO9 § 156 Rn 10; Heukamp ZInsO 2007, 57, 59. Der RegE sah dieselben Hürden für Einberufung (§ 86 I Nr 3 [blieb erhalten]) und Planvorlage (§ 255 I Nr 1 [wurde gestrichen, siehe Rn 14]) vor.

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So aber die hL: Schiessler Insolvenzplan (1997), S 99; Warrikoff KTS 1997, 527, 530 („weitergehende Beschlüsse […] sich […] kaum vermeiden lassen“); Riggert WM 1998, 1521, 1522; Herzig Das Insolvenzplanverfahren S 128; Kübler/Prütting/Bork/ Spahlinger InsO61 § 218 Rn 17; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 218 Rn 9; Uhlenbruck/Zipperer InsO14 § 157 Rn 12.

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Aufoktroyieren eines ausgearbeiteten Plans,75 lässt sich mE also dem Normwortlaut nicht unterstellen. Dies sieht jedoch die hL anders.76 Sie verkennt den riesigen Unterschied zwischen Initiativrecht (iSd Majorität der Gläu- 50 biger) und Vorlagerecht (iSv Ausarbeitung) [siehe dazu schon oben Rn 36]. Dies steckt auch hinter § 218 II, der ursprüngliche Beauftragung (Hs 1) und schließlichen Vorlegungsakt (Hs 2) bewusst voneinander absetzt – dazwischen existiert Freiraum (sonst wäre § 218 III bloß Farce77). Der Insolvenzverwalter ist niemals nur „Marionette“ jeweiliger Mehrheiten, sondern immer eigenständig tätig (und dann dafür ebenso verantwortlich, § 60 I). Es fehlt an einer allgemeinen Weisungsbefugnis der betroffenen Gläubigerschaft78 – weswegen sollte dies hier anders sein (jenseits der Regelung des § 157 S 2, die sich genau daraus erklärt)? Die Gläubigerschaft sollte nicht direkt vorlagebefugt werden (dazu Rn 17), die „Detailweisung“ ist wird so also zum „Schleichweg“. Normtelos und Wille der Verfasser passen zum Wortlaut und System. d) Umsetzungsfrist. Die Kommission wollte ursprünglich quasi eine Art gerichtliche Be- 51 schleunigungsverantwortung festschreiben (EB LS 2.2.4: „Das Gericht hat auf eine zügige Erstellung des Plans hinzuwirken. Es hat für die Vorlage des Plans eine angemessene Frist zu setzen, …“79). Die Gerichtsmacht ist geschwunden, damit aber auch die Rechtsklarheit gerichtlicher Fristfixierung (bei Möglichkeit zur Verlängerung: „aus zwingenden Gründen“ – das führt zum Rechtfertigungszwang für Einzelfallabweichung!). Die Frist ist jetzt gesetzlich vorgegeben (§ 244 I DiskE/RefE, § 254 I RegE), dh am unbestimmten Rechtsbegriff „Angemessenheit“ jeweils im Einzelfall (und: im Nachhinein) zu konkretisieren.80 Auf das zuerst vorgeschlagene Modell hat später der ESUG-Gesetzgeber wieder zugegriffen (§ 270b I S 1), und zwar mit festgelegter verbindlicher Höchstgrenze (§ 270b I S 2: 3 Monate), allerdings für Planvorlagen des Schuldners (Zeitbegrenzung des „Schutzschirms“81). In der Literatur finden sich verschiedenste Vorschläge möglicher Konkretisierung: bloß 52 wenige Tage,82 regelmäßig83 oder mindestens84 1–2 Monate oder etwas weiter 1–385 oder 2–386 Monate bis hin zu minimal zwei und maximal sechs Monaten;87 teilweise erfolgt 75

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So aber die hL: Smid WM 1996, 1249; 1253; Paulus DZWIR 1999, 53, 58; Maus Kölner Schrift InsO2 S 931, 940 [Rn 32]; Lüke FS Uhlenbruck (2000) S 519, 534; Kersting Die Rechtsstellung der Gläubiger im Insolvenzplanverfahren S 95; Gottwald/Koch/de Bra InsRHb5 § 67 Rn 15; Braun/Braun/Frank InsO7 § 218 Rn 4; Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 § 218 Rn 45; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 10; Kübler/Prütting/Bork/ Onusseit InsO61 § 157 Rn 15. Siehe die Nachw bei Fn 74 und 75 – so wie hier: MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 16, 18; MünchKomm/Görg/Janssen InsO3 § 157 Rn 19; Mohrbutter/Ringstmeier/Bähr Hb InsVw9 Kap 14 Rn 126; Rendels HRI2 Rn 24.30; Delhaes NZI 1999, 47, 51. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 19. Pape NZI 2006, 65, 70; MünchKomm/Ehricke InsO3 § 74 Rn 18; Uhlenbruck/Knof InsO14 § 74 Rn 13; Kübler/Prütting/Bork/ Kübler InsO44 § 74 Rn 6; aA Oelrichs Gläu-

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bigermitwirkung und Stimmverbote im neuen Insolvenzverfahren S 67. EB Mot S 167 f. BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp.: „nach den Umständen angemessene Frist“. BT-Drucks 17/5712 S 40 li. Sp.: „für einen begrenzten Zeitraum … entzogen“. Maus Kölner Schrift InsO2 S 931, 940 [Rn 33]: „[wird] in Tagen zu bemessen sein“. Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 218 Rn 2; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 53; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 12; Engberding DZWIR 1998, 94, 97. Kaltmeyer ZInsO 1999, 316, 323 („kaum unter vier bis acht Wochen“). Grundsätzlich 4–12 Wochen: Lüke FS Uhlenbruck (2000) S 519, 531; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 35. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 19; Mohrbutter/Ringstmeier/Bähr Hb InsVw9 Kap 14 Rn 126 Fn 215; HK/ Haas InsO9 § 218 Rn 12. Hess/Obermüller/Hess Insolvenzplan3 Rn 18.

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keinerlei Versuch, orientierende Rahmenvorgaben festzustellen.88 Richtig daran ist, dass Sonderumstände jeweils Sonderbehandlung erheischen können und müssen – das entbindet aber letztlich nicht, handfeste Richtwerte für Regelfälle anzugeben. Gedacht wird dabei immer aber an Zeiträume, niemals bestimmte Termine; zumeist wird der Auftrag nach dem Sachbericht auch erst beschlossen (§ 157). Käme er aber schon früher, erscheint Großzügigkeit angezeigt, bei späterem Beschluss (grundlegender Sinneswandel ausgenommen), greifen hingegen mE knappere Fristen. Und immer rechnet die Frist ab Auftragsempfang (nicht etwa schon: Beschlussfassung der Gläubigerschaft – arg § 74 I S 2: mangelnde Verpflichtung des Verwalters teilzunehmen). Mathematisch exakte Feststellungen werden insoweit keine erwartet; wohl aber Rahmenvorgaben (gleich näher dazu Rn 53), insb angesichts drohender Sanktionen (gleich näher dazu Rn 54). 53 Der Mittelwert pendelt sich bei zwei Monaten ein und deckt insgesamt einen Zeitraum von 1–3 Monaten, jeweils abhängig von der Größe des Unternehmens und der damit regelmäßig einhergehenden Komplexität der Planungen;89 einfließen mögen zusätzlich die derzeitige wirtschaftliche Lage des Unternehmens und die damit einhergehende Eilbedürftigkeit des Verfahrens.90 Als Wendepunkt wirkt zweifellos der Berichtstermin, nach ihm scheint zumeist wohl die großzügige Mitberücksichtigung von Einarbeitungszeiten deplatziert. Bleibt indes noch die Orientierung am Schutzschirm (§ 270b I S 2: drei Monate als Maximum)91 – der aber hat komplett andere Funktion (Möglichkeit des Gemeinschuldners für frühzeitige Planausarbeitung) und variable zeitliche Spannweite (Gerichtsanordnung!). Besser hilft wohl als Faustregel: angemessen sind regelmäßig (wenn nicht etwa spezielle Umstände vorliegen) zwei Monate vor bzw ein Monat nach dem Berichtstermin. 54 Durch Abs 2 normiert wird eine Rechtspflicht, ohne eine Sanktion eigens zu nennen. Dies ist auch unnötig, weil schon dazu allgemeine Sanktionsformen (§§ 58–60) vorgesehen sind, die sicher zureichen. In Betracht kommen insoweit Möglichkeiten naturalen gerichtlichen Beistands („Aufsichtsmaßregeln“:92 Auskunftserteilung [§ 58 I]; Zwangsgeld [§ 58 II]; amtswegige Entlassung [§ 59] – diese wohl nur in klaren, „offensichtlichen“ Fällen,93 dh sinnvollerweise in Stufenabfolge); die Entlassung als ultima ratio bringt weiteren Zeitverlust, ist bisweilen aber notwendig, eine Blockade des Verfahrens zu beenden.94 In Betracht kommt außerdem – letztendlich viel effektvoller – die repressive Verpflichtung zum Schadensersatz unmittelbar gegenüber allen materiell Beteiligten (§ 60 I). Das ist ein überaus scharfes Schwert, trotz Unwägbarkeiten auf Tatbestandseite, nicht bloß zur Pflichtverletzung (dazu Rn 51–53), sondern ebenso auch für Verschulden und Nachweis kausalen Schadens (Stichworte: Zeitverlust = Geldverlust?; Verschlechterung der Sanierungschance;95 wie lässt sich die Masseschmälerung konkret quantifizieren?) – und zugleich auch ein sehr dorniger Weg.

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Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 21. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 22: Praxiswerte außergerichtlicher Sanierungen. Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 218 Rn 4. So K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 2. BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 22.

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Beispiel: AG Göttingen DZWIR 2003, 260, 261 (ergebnislose 1 ½ Jahre seit der Beauftragung). Antoni NZI 2013, 236, 237; Lüke FS Uhlenbruck (2000) S 519, 525 f; Münch/Komm/ Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 22; HK/Haas InsO9 § 218 Rn 13.

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VI. Schuldnerplan (Abs 1 Satz 1 Var 2) 1. Personenkreis Neben dem Insolvenzverwalter (Var 2: Rn 33–54) billigt das Gesetz auch dem Gemein- 55 schuldner ein Vorlagerecht zu. Das gehorcht der Tradition (§ 173 KO bzw § 2 I S 2 VglO: Rn 5–8)96 bzw ermöglicht dem Schuldner, aus eigener Initiative mit den Gläubigern eine Übereinkunft zur Lösung seiner wirtschaftlichen Krise zu treffen und erscheint als Restbestand unternehmerischer Verantwortung (dazu Rn 57). Ist der Schuldner eine natürliche Person (§ 11 I S 1 Var 1), ist die Frage nach der Vorlageberechtigung schnell beantwortet: die Person selbst ist vorlegungsbefugt, insoweit Prozessfähigkeit vorliegt (ansonsten: gesetzlicher Vertreter); es ist aber keine höchstpersönliche Rechtsangelegenheit, und also kommt insoweit ohne weiteres auch gewillkürte Vertretung in Betracht.97 Schwieriger gestaltet sich die Rechtslage bei juristischen Personen (§ 11 I S 1 Var 2 und 56 S 2: Rn 58–67) und den weiteren insolvenzfähigen Gebilden (§ 11 II und III: Rn 68–74). Der RegE hatte noch die Anteilseigner als eigenständig antragsbefugt98 hinzugefügt (§ 255 I Nr 2 RegE: Rn 13) – daraus folgt – gegenschließend –, dass die Rechtsstellung als Anteilseigner als solche heute nicht genügt. Und dies bestätigt das ESUG mit §§ 222 I Nr 4, 225a: Anteilseigner sind Planbetroffene (aber nicht selbst -akteure). Es bleibt infolgedessen bei der gesellschaftsrechtlich festgelegten Kompetenzverteilung: die Vorlage ist demnach als Aufgabe der aktuellen Geschäftsleitung anzusehen99 (Außenverhältnis), die demungeachtet aber „eignerabhängig“ ist (Innenverhältnis). Der Gemeinschuldner bekommt Zeitvorteile gewährt (dazu Rn 18), er kann Eröff- 57 nungsantrag und Planvorlegung nämlich synchron vornehmen (Abs 1 S 2) und beide möglicherweise noch kombinieren mit einem Zusatzantrag auf Eigenverwaltung (§ 270 II Nr 1), der ihm weithin Verfügungsmacht belässt (§§ 270a I S 1, 270 I S 1). Das ähnelt dem debtor in possession des amerikanischen Reorganisationsrechts (siehe dazu Vor §§ 217 ff Rn 147, 157) – und die Planvorlage sollte begriffen werden als unternehmerisch interessante Handlungsoption zu einem Weg aus der Krise („verfahrensförmige Umstrukturierung“).100 Man kann sie zeitlich sehr früh ausüben (arg § 18), aber uU auch mit Hilfe des neuen ESUG-Schutzschirms (§ 270b) später doch ebenfalls noch ziehen. 2. Juristische Personen a) Anwendungsbereich. Was dazu zählt, folgt gesellschaftsrechtlicher Regel (§ 11 I S 1 58 Var 2: dort Rn 16 ff), in erster Linie kommen in Betracht GmbH und AG, die „Unternehmergesellschaft [UG] (haftungsgeschränkt)“ (§ 5a GmbHG) ist eine GmbH mit gemindertem Stammkapital; weiter zählen hierzu Stiftung, e.V., KGaA, eG (§§ 98 ff, 116 GenG!), VVaG und ebenso europäische Formen: Europäische Gesellschaft (Societas Europaea [SE] –

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Unter Verzicht einer „Würdigkeitsprüfung“ (ausf Rn 11) – krit R Stürner Insolvenzrecht im Umbruch (1990), S 41, 42; Grub AnwBl 1993, 458, 459 und ZIP 1993, 393, 398. Immer aber auf eigene Kosten (Vor §§ 217 ff Rn 198): BGH NJW 2008, 659, 661 {21} [II 2] = DZWIR 2008, 127 – so noch explizit: § 256 I S 1 RegE!

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Und reziprok als mitwirkungsbefugt bei Plänen des Insolvenzverwalters (§ 254 II S 2 RegE, siehe oben bei Rn 15 aE). MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 71. Mit Recht mahnend Foerste InsR6 Rn 496: „Nötig ist freilich Realismus“ [hinsichtlich der Aufstellung].

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„Europa-AG“: Art 1 III VO101) und Europäische Genossenschaft (Societas Cooperativa Europaea [SCE] – „EuGen“: Art 1 V iVm Art 18 I VO102); beachte aber dazuhin noch Rn 73 f (Sonderregelungen für Versicherungen und Kreditinstitute!). Erweiternd werden nichtrechtsfähige Vereine einbezogen103 (§ 11 I S 2), begrenzend öffentlich-rechtliche Rechtsgebilde teilweise ausgeklammert (§ 12). 59 Erfasst werden ebenso Vorgesellschaften, dh Gebilde im Zeitraum von der satzungskonformen Errichtung bis zur letztlichen Registereintragung (im Unterschied zu Vorgründungsgesellschaften – hierzu siehe aber bei Rn 69): sie gelten als bereits körperschaftlich strukturierte Gebilde,104 eine durchaus handlungsfähige Vorstufe zur später entstehenden juristischen Person; man kann sie also als bereits insolvenzfähig105 und auch als vorlagebefugt106 ansehen (der Sinn einer Sanierung allerdings scheint besonders fragwürdig …). Die vor Eröffnung schon aufgelösten, jedoch noch in Abwicklung begriffenen juristischen Personen bleiben insolvenzfähig (§ 11 III InsO) und also damit vorlagebefugt, sie handeln dann durch ihre Liquidatoren,107 praktisch kann es bloß um einen Liquidationsplan gehen, ein „Neustart“ erscheint insoweit kaum mehr sinnvoll („Hin und Her“). 60 Juristische Personen werden scheinbar durch die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens aufgelöst108 – es ist dies indes nur der erste Schritt zur Liquidation hin (Veränderung des Geschäftszwecks: von der „werbenden“ zur „sterbenden“ Gesellschaft), die erst mit Registerlöschung (formaliter) bzw Vollbeendigung (materiell) ihr wahres Ende findet. Die juristische Person hört also mit Eröffnung des Verfahrens nicht auf zu existieren109 (arg § 49 II BGB: „gilt … als fortbestehend, soweit der Zweck der Liquidation es erfordert“), ihre Organstruktur bleibt erhalten, dh die Geschäftsführungsorgane nehmen die Rechte des Unternehmensträgers innerhalb des Insolvenzverfahrens wahr.110 Wird das Verfahren nach der gelungenen Planvorlage aufgehoben (§ 258 I), bedarf es hierzu uU (Sanierungsplan) eines entsprechenden Fortsetzungsbeschlusses111 (aber: § 225a III Hs 2 Var 1!).

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b) Außenverhältnis. Das Außenverhältnis betrifft Vorlagebefugnis bzw Vertretungsmacht. Gesellschaftsrechtlich gilt gemeinhin eine Gesamtvertretungsregel (§ 78 II S 1 iVm I S 1 AktG [Vorstand]; § 35 I S 1 mit II S 1 Hs 1 GmbHG [Geschäftsführer], § 24 I S 1 und II

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VO (EG) Nr 2157/2001 vom 08.10.2001 über das Statut der Europäischen Gesellschaft, ABl Nr L 294 S 1 [in Kraft ab 08.10.2004 (Art 70)]. VO (EG) Nr 1435/2003 vom 22.07.2003 über das Statut der Europäischen Genossenschaft (SCE), ABl Nr L 207 S 1 [sie gilt seit dem 18.08.2006 (Art 80 II)]. Dieser ist im Insolvenzverfahren der juristischen Person gleichgestellt: § 11 Rn 36; MünchKomm/Ott/Vuia InsO3 § 11 Rn 21; Uhlenbruck/Hirte InsO14 § 11 Rn 229; Mohrbutter/Ringstmeier/Homann Hb InsVw9 Kap 26 Rn 156. Ausdrücklich zum Antragsrecht MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 79. BGHZ 80, 129, 132 ff; 117, 323, 326 f; NJW 1998, 1079, 1080. BGH NZI 2004, 28 – wegen Einzelheiten siehe § 11 Rn 19.

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Steenken Die Insolvenz der Vor-GmbH vor dem Hintergrund der Gründerhaftung (2002), S 140; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 79. Steenken Die Insolvenz der Vor-GmbH vor dem Hintergrund der Gründerhaftung (2002), S 126. § 42 I S 1 BGB [eV]; § 262 I Nr 3 AktG; § 289 I AktG iVm § 131 I Nr 3 HGB [KGaA]; § 60 I Nr 4 Hs 1 GmbHG; § 101 GenG. Statt aller Henssler Kölner Schrift3 Rn 30.8. Beispielhaft Hüffer/Koch AktG11 § 264 Rn 8 [AG]; MünchKomm/K Schmidt HGB3 § 158 Rn 46 [KGaA]; K Schmidt/Uhlenbruck/ K Schmidt Die GmbH in Krise, Sanierung und Insolvenz5, Rn 7.6 [GmbH]. § 42 I S 2 BGB [eV]; § 274 II Nr 1 Var 2 iVm I; § 289 I AktG iVm § 144 I HGB [KGaA]; § 60 I Nr 4 Hs 2 Var 2 GmbHG; § 117 I S 1 Var 2 GenG.

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iVm § 25 I S 1 und 2 GenG [Vorstand] – Sonderfälle: § 26 BGB [eV: Mehrheit im Vorstand] bzw § 278 II AktG iVm §§ 161 II, 125 I HGB [KGaA: Einzelvertretung persönlich haftender Gesellschafter), die aber meist vertraglich stark modifiziert wird. Insolvenzrechtlich bestehen „Überlagerungen“ bezüglich des Antrags auf Eröffnung bei Antragspflicht (§ 15 InsO – Einzelvertretung bei Zahlungsunfähigkeit bzw Überschuldungsfall), nicht auch bei Antragsrecht (§ 18 III InsO – Fall lediglich drohender Zahlungsunfähigkeit). Für den konkursbeendenden Zwangsvergleich (§ 173 KO) und auch den konkursabwendenden „Privatvergleich“ war demgegenüber ein gemeinsames Handeln eingefordert,112 bezüglich des letzteren kannte § 111 Nr 1 VglO113 ferner zudem eine Sonderregelung für die Antragstellung bei der Genossenschaft (jegliches Vorstandsmitglied kompetent), die hier einen Umkehrschluss trägt. Man könnte heute daran denken, mit Blick auf § 218 I S 2 (dazu Rn 57) die Berechti- 62 gung für Eröffnungsantrag und Planvorlegung vereinfachend zu harmonisieren. Das wird indes zu Recht zumeist verworfen:114 das Antragsrecht reflektiert die strafbewehrte, persönliche Antragspflicht115 – die Planvorlage erfolgt dagegen ungezwungen (arg Abs 1 S 1: „berechtigt“), mindestens straf- und insolvenzrechtlich betrachtet (wegen gesellschaftsrechtlicher Sanierungspflichten116 siehe Rn 78). Anders gesagt: § 15 I dient (extern) dem Schutz der Gläubiger, während die aus § 93 I S 1 AktG117 und § 43 I GmbHG118 abgeleitete Sanierungspflicht (intern) dem Schutz des Unternehmens gilt (und auch „nur“ haftungsbewehrt ist119). Das Insolvenzgericht muss also nicht etwa eine konkrete Binnenverpflichtung abklären (eine zweifellos zeitraubende, auch verzichtbare Betätigung), sondern nur gezielt die reguläre Vertretungsregelung anwenden. Das gilt jetzt allgemein, somit auch für Genossenschaften, weil § 116 GenG heute nun keine Sondernorm mehr hinzusetzt (das trotz oder wegen eines offenbar bekannten Problems …). Die regulären Vertretungsregeln angewandt, ergibt sich jedoch möglicherweise doch 63 Konfliktpotential bei Gestattung mehrfacher Vertretung bzw Rücknahme eines ersten Plans mit Vorlage eines zweiten Plans (dazu Rn 11). Hier hilft § 18 III offenbar nicht weiter:120 bei Handeln aller (Hs 1) mangelt das Problem, bei existentem Vertretungsrecht (Hs 2) beschreibt die Vorschrift inhaltlich keinen Lösungsweg – sie betrifft ohnedies alleinig den Eröffnungsantrag („der Antrag“ … auf Eröffnung iSd § 13 I S 1/2), nicht auch noch die Planvorlegung (genau wie zuvor § 15, vgl Rn 62); jener Weg führt nur unnötigerweise also in eine Zusatzschleife. Die wirkliche Frage ist somit folgende: bedarf es weiter (so wie zu KO und VglO, vgl Rn 61 aE) prozessrechtlich der Konzentration des Vorlage-

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Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 21 [2. Abs] bzw Bley/Mohrbutter VglO4 § 109 Rn 72. Recht klar zur AG RT-Drucks III/2340 S 36 li. Sp. [VglO/aF]: „Den Antrag können nur die zur Vertretung berechtigten Vorstandsmitglieder stellen … Kommt keine Einigung zustande, so muß der Antrag unterbleiben.“ In Anlehnung an § 91 I Nr 1 VglO/aF bzw Art 10 Nr 1 RJA. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 74; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 27; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 5; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 218 Rn 6; HK/Haas InsO9 § 218 Rn 7; Rendels HRI2 Rn 24.24 – aA Vogel DZWIR 2004, 490, 491.

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Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 12. Darauf beruft sich Vogel DZWIR 2004, 490, 491. RGZ 159, 211, 223. BGH NJW 1974, 1088, 1089. Wegen Verhaltensempfehlungen bei Minderheitenposition siehe zB MünchKomm/Spindler AktG4 § 93 Rn 166–170 bzw Münch/ Komm/Fleischer GmbHG2 § 43 Rn 249– 254. AA MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 75; HK/Haas InsO9 § 218 Rn 7; GrafSchlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 218 Rn 4.

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rechts? Dafür streiten nicht zuletzt Praktikabilität und Rechtssicherheit. Zumeist wird deshalb doch einheitliches Handeln („eine Stimme“) eingefordert121 (Konsequenz ist Zurückweisung bei Vorprüfung, § 231 I Nr 1 Hs 1 Var 1122) oder zT auch weitergehend versucht einzugrenzen durch Anwendung des Grundsatzes der Priorität123 (Verbrauch der Befugnis zur Vorlage – was aber wäre bei vorheriger Rücknahme?). 64 Allemal taugt nicht dafür das Wortlautargument:124 „der Schuldner“ meint lediglich das Rechtssubjekt, nicht etwa den juristisch hierfür Handelnden (ansonsten müsste sämtliche Stellvertretung scheitern: Rn 56); ebenso wenig sollte man den unbestimmten Artikel („Vorlage eines Insolvenzplans“) zum Zahlwort uminterpretieren (ansonsten würde es keine Konkurrenz von Auftragsplan und Initiativplan des Verwalters geben: Rn 41). Man kann somit bloß die prozessuale Unzweckmäßigkeit konkurrierender Schuldnervorlagen heranziehen. Hiergegen spricht indes der Mangel planwidriger Lücken; das Problem war bekannt und es ist weder insolvenzrechtlich (einst: § 111 Nr 1 VglO; jetzt: § 15 InsO) noch gesellschaftsrechtlich (so wie etwa durch § 78 Hs 2 GmbHG) eigens angegangen worden. Das muss man schlichtweg so respektieren125 – und verschafft den Gläubigern ganz nebenbei noch möglicherweise verbesserte Auswahlchancen („Planwettbewerb“). Zuzugeben ist lediglich, dass Rücknahme bloß derjenige noch vornehmen kann, der einstmals selbst vorgelegt hat (nur das ist sein „eigener“ Plan) bzw lediglich alle gemeinsam – Näheres siehe bei Rn 111.

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c) Innenverhältnis. Das Innenverhältnis betrifft Planausgestaltung bzw Geschäftsführung. Die Geschäftsführer einer GmbH unterliegen den Weisungen der Gesellschafter (§ 37 I GmbHG), welche somit eine Art „übergeordnete“ Geschäftsführungskompetenz zurückbehalten. Die Kapitalmehrheit der Gesellschafter (§ 47 I/II GmbHG) kann damit also durch Beschluss der Gesellschafterversammlung (§ 48 I GmbHG) die „eigentliche“ Geschäftsführung mit einer Planvorlage beauftragen oder eine solche untersagen (unabhängig von eventueller Insolvenzantragspflicht). Fraglich bleibt insoweit, ob gar eine konkrete „Detailweisung“ erfolgen kann oder nur eine eher allgemeiner gehaltene Zielvorgabe (entsprechend dem „Auftragsplan“ des Insolvenzverwalters iSv Rn 46–54). Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen und auch Vorgaben zu Kerndaten oder Eckwerten (insb mit Blick auf § 225a) letztendlich mit einschließen; man muss aber sehen, dass hier die Gesellschafter (nur) die strategischen Unternehmensziele vorzeichnen und die Geschäftsführung die spezifische Ausführung verantwortet126 – untereinander enger Meinungstausch wird so oder so eine – hoffentlich – pure Selbstverständlichkeit sein … 66 Insolvenzrechtlich herrscht Streit dazu, ob die Geschäftsführung quasi von sich aus einen ermächtigenden Gesellschafterbeschluss herbeiführen muss.127 Im Grunde ist das je-

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 76; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 4; Graf-Schlicker/Kebekus/Wehler InsO4 § 218 Rn 4; Foerste InsR6 Rn 496. Das sieht total richtig Kübler/Prütting/Bork/ Spahlinger InsO61 § 218 Rn 27. So will es Rendels HRI2 Rn 24.24 (die erste Einzelvorlage wirkt alsdann!). AA HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 4. Sehr deutlich HK/Haas InsO9 § 218 Rn 7 und Mohrbutter/Ringstmeier/Bähr Hb InsVw9 Kap 14 Rn 134. Per saldo ähnlich: K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 5; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 9; Ren-

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dels HRI2 Rn 24.24; Kübler/Prütting/Bork/ Spahlinger InsO61 § 218 Rn 27; Ahrens/ Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 218 Rn 6. ZB MünchKomm/Stephan/Tieves GmbHG2 § 37 Rn 61 ff. Bejahend: Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 29; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 81 („unverzüglich eine Entscheidung der Gesellschafterversammlung herbeizuführen“); Götker Der Geschäftsführer in der Insolvenz der GmbH, Rn 549. – Verneinend: HK/Haas InsO9 § 218 Rn 7.

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doch eine reine gesellschaftsrechtliche Frage – legt die Geschäftsführung den Plan vor, ist dieses – prozessual – gültig geschehen (Vertretungsmacht: Rn 61–64), möglich aber ist eine Haftung (§ 43 II GmbHG128). Bei außergewöhnlichen (bzw den sog Grundlagen-) Geschäften ist also gewiss derartige „Rückversicherung“ angezeigt und wohl gesellschaftsrechtlich auch nötig129 (arg § 49 II GmbHG: „im Interesse der Gesellschaft erforderlich“); fällt aber die Planvorlage denn ebenso darunter? Tatsächlich bewirkt allemal bereits die Insolvenzeröffnung eine Zweckveränderung130 (alleinig kraft Gesetzes), und wenn sich also die Geschäftsführung in diesem Rahmen bewegt (scil. einen eigenen Liquidationsplan vorlegt), bedarf es keines neuerlichen bestätigenden bzw deklaratorischen Beschlusses.131 Anders dagegen bei Vorlage eines Sanierungsplans, der erneutes konstitutives „Umschwenken“ („Rolle rückwärts“) bedeutet, sogar wenn (§ 218 I S 2) dies als bewusste Handlungsoption (dazu Rn 31) gedacht war. Die Entscheidung zur Planvorlage ist gleichsam als vorgezogener Fortsetzungsbeschluss anzusprechen, daran sollten sich demnach die notwendigen Mehrheiten orientieren. Das letzte Wort hatten bis zum ESUG immer noch die GmbH-Gesellschafter: sie muss- 67 ten letztendlich Fortsetzung beschließen (§ 60 I Nr 4 Hs 1 GmbHG: Kapitalmehrheit132 – „gesellschaftsrechtliches Primat“). Inzwischen ist allerdings die notwendige Beschlussfassung nun alternativ per Insolvenzplan erreichbar (§ 225a III Hs 2 Var 1 InsO: Gruppenkonsens – „insolvenzrechtliches Primat“ [§ 225a Rn 7]). – Entsprechendes zu Planaufstellung wie Fortführung des Unternehmens gilt cum grano salis für alle weiteren juristischen Personen, zT bei etwas anderen Mehrheitsquoren: beim eV genügt einfache Mehrheit (§ 42 I S 2 BGB – alternativ: S 3); bei der AG ist die ¾-Mehrheit des vertretenen Grundkapitals erforderlich (ungeschriebene ausnahmsweise Ermächtigung133 bzw § 274 I S 2 AktG), ebenso bei der eG (§ 117 II iVm § 79a II-IV GenG – höheres Satzungsquorum möglich!); bei der KGaA gilt für die Komplementäre sogar Einstimmigkeit (§ 278 II AktG iVm §§ 161 II, 164 S 1, 116 II HGB). 3. Sonstige Gesellschaften (iSv § 11 II Nr 1) Für alle nicht rechtsfähigen Gesellschaften (zur Begriffsklärung bei Rn 69) mit Gesamt- 68 handsvermögen gelten ähnliche Regeln: ausschlaggebend für die Planvorlagebefugnis ist die Vertretungsmacht im Außenverhältnis, mag auch die Gemeinschuldnerrolle den gesamthänderisch gebundenen Gesellschaftern anheimfallen. Die Spezialregelungen zum Antragsrecht sind bewusst beschränkt auf den Eröffnungsantrag (§ 15 I S 1 Var 2: „jeder persönlich haftende Gesellschafter“ iVm II S 2: bei Glaubhaftmachung des Eröffnungsgrundes) und normgenetisch nicht erstreckbar: die Beschränkung des § 109 Nr 1 S 1 VglO

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Zum Parallelproblem beim Eröffnungsantrag siehe OLG München NZG 2013, 742, 745 [II B 4], sehr krit dazu Saenger/Al-Wraikat NZI 2013, 1201; vgl auch erg § 18 Rn 19. HM, vgl zB BGH NJW 1984, 1461, 1462; Hommelhoff ZIP 1983, 383, 385; Roth/Altmeppen/Altmeppen GmbHG82 § 37 Rn 22 mwN bzw MünchKomm/Liebscher GmbHG2 § 49 Rn 51 – aA aber zB Baumbach/Hueck/Zöllner/Noack GmbH75 § 37 Rn 7.

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Darauf stützt sich HK/Haas InsO9 § 218 Rn 7. AA MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 81 mit Hinweis auf § 199 S 2 – aber: allemal sollte § 251 als Schutz genügen. Im Unterschied zu einer Antragstellung gemäß § 18 InsO: ¾-Mehrheit in Anlehnung an § 60 I Nr 2 Hs 2 (Saenger/Al-Wraikat NZI 2013, 1201, 1204 [III 3] mwN). BGHZ 83, 122, 140 [III 3]; 159, 30, 45 [III 2b].

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(von allen) ist ebenso unterblieben wie die Erweiterung des § 255 I Nr 2 Var 2b RegE (von jedem), der Rechtsausschuss hat die Vorlagebefugnis schließlich lediglich dem Schuldner gegeben – ohne spezifische insolvenzrechtliche Überformung. Das wirkt etwas misslich, man wird indes doch die Entscheidung des Gesetzgebers hierzu respektieren müssen und kann damit durchaus praktische Ergebnisse erzielen: Rn 17 und 70. 69 Was genau darunterfällt klärt die Definition (§ 11 II Nr 1) per Enumeration: GbR und Handelsgesellschaften (oHG/KG/EWiV) sowie noch die altrechtlichen Partenreedereien (§§ 489–509 HGB/aF134); die EWiV ist europäisch als juristische Person konzipiert, wird national – zulässigerweise – trotzdem aber wie eine oHG behandelt (§ 1 EWiV-AG – zum „regulären“ Eröffnungsantrag ist aber auch der Geschäftsführer berechtigt: § 11 S 1 EWiV-AG); die KGaA ist selbst unmittelbar juristische Person (§ 278 I S 1 AktG). Erfasst werden ebenso die sog Vorgründungsgesellschaften juristischer Personen, dh die Zeit vom informellen Gründungswillen bis zum förmlichen Vertragsschluss (wegen sog Vorgesellschaften in der Zeit von Vertragsschluss bis Registereintrag siehe Rn 59), die man als GbR oder oHG einordnet.135 Die vor Eröffnung schon aufgelösten, jedoch noch in Abwicklung begriffenen Personengesellschaften bleiben insolvenzfähig (§ 11 III InsO), sie handeln dann durch ihre Liquidatoren (dazu § 11 Rn 97), praktisch kann es bloß um einen Liquidationsplan gehen. 70 Es gelten insgesamt allein die Grundregeln gesellschaftsrechtlicher Organisation, sei es die normativ ausgeformten Vorgaben oder – regelmäßig wohl festgelegt – eine entsprechende gesellschaftsvertragliche Modifikation. Im Innenverhältnis (Geschäftsführung) gilt gemäß Gesetz das Einstimmigkeitsprinzip (§§ 709 I BGB; 116 II, 161 II HGB), handelsrechtlich aber nur, wenn ein Grundlagengeschäft vorliegt. Der Gesellschaftszweck würde bei einem Sanierungsplan geändert, nicht hingegen bei einem Liquidationsplan (dazu Rn 66). Im Außenverhältnis (Vertretungsmacht) besteht im Zweifel aber Einzelberechtigung (§§ 714 BGB; 125 I, 161 II HGB). Danach könnte mithin jeder persönlich haftende Gesellschafter einen „eigenen“ Insolvenzplan vorlegen. Das wäre wenig praktikabel („Ping-Pong“ aus Vorlegung und Rücknahme? – wegen Abhilfe siehe Rn 64 aE mit 111) und rechtlich zudem auch nicht fundiert: es geht um Zwecksetzung und Organisation der Gesellschaft, und also ein sog Grundlagengeschäft, welches auch im Außenverhältnis regelmäßig Einstimmigkeit abverlangt136 (selbst bei großen praktischen Hindernissen: „Abtauchen Einzelner“137]). Das entspricht der Einschätzung zum Zwangsvergleich (§ 173 KO).138

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Wegen Partenreedereien siehe Art 71 I EG HGB (Weitergeltung alter Vorschriften – Stichtag: 25.04.2013), vgl Gesetz zur Reform des Seehandelsrechts vom 20.04.2013 (Art 2 Nr 4), BGBl I Nr 19 S 831 (864) [in Kraft ab 24.05.2013 (Art 15 I)]. BGH WM 1984, 1507 bzw BGHZ 22, 240, 243 – Abgrenzungsfrage: führt sie schon ein Handelsgewerbe? Als teleologische Einschränkung von § 126 I/II HGB: RGZ 52, 161, 162 f; 91, 412, 415 (Gesellschafterbeitritt); RGZ 162, 370, 374 f (Abwicklungsbestimmung); BGH NJW

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1952, 537, 538 (Firmenänderung); BGH WM 1962, 1353, 1354 [II 1] (Gesellschaftereintritt); BGH NJW 1995, 596 [I 1] (Betriebsveräußerung) – einschr BGH NJW 1991, 2464/2465 [I 1b] (Gesamtvermögensübertragung). Zusf OLG Stuttgart ZIP 2010, 474, 475 [B I 1]. Es fehlt an einer Erweiterung, wie sie § 109 Nr 1 S 2 VglO vorsah (Nachbringung bei Verhinderung). Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 21 [2. Abs].

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4. Weitere Sondervermögen (iSv § 11 II Nr 2) Bei der Nachlassinsolvenz (Var 1) ist unproblematisch der Alleinerbfall. Der Erbe hält 71 dabei getrennte Vermögensmassen in einer Hand – für den Nachlass vermag bloß er Gemeinschuldner und planvorlagebefugt zu sein. Schwierigkeiten macht aber der Miterbenfall, welchen zunächst § 372 RegE deswegen regelte (Beschränkung des Vorlagerechts auf Beteiligung von minimal ein Fünftel139). Aus jener Nichtübernahme ist heute aber komplementär noch herauszulesen, dass bloße Anteilsinhaberschaft die Planvorlagebefugnis nicht zuweist. Vielmehr sind die ganz normalen materiellen Vertretungsregelungen bei Erbengemeinschaften einschlägig, dh es ist also hierfür gemeinsames Handeln erforderlich140 (§ 2038 I S 1 BGB), denn es fehlt an einer prozessualen Ausnahmeregelung (so wie in § 317 I bezüglich des Antrages auf Eröffnung [Var 1: „jeder Erbe“]). Das mag dann am Ende auf ein kaschiertes Mehrheitsvotum im Binnenverhältnis hinauslaufen (§ 2038 II S 1 iVm § 745 I BGB141 – infolgedessen dies beschränkend [!] die Regeln alten Rechts: § 113 I Nr 1 S 3 VglO [„nur gemeinschaftlich“] bzw § 230 I KO [„nur auf den Vorschlag aller“]). Dazu muss aber eine reguläre (scil. „ordnungsgemäße“) Verwaltungsmaßnahme anstehen: das ist für Liquidation zu unterstellen (arg § 2042 I Hs 1 BGB) – ausgenommen befugte Retardation (§ 2014 I Hs 2 iVm §§ 2043–2015 BGB) –, indes aber für Sanierungen zu bezweifeln. Dazu wäre immer dann also letztlich Einstimmigkeit notwendig. Bei Gütergemeinschaft ist unproblematisch der Fortsetzungsfall (Var 2): hier haftet al- 72 lein der überlebende Ehegatte (§ 1489 BGB) oder eingetragene Lebenspartner (§ 7 S 2 LPartG), er wird mithin also in Alleinstellung zum Gemeinschuldner (arg § 332 III S 1) und also auch zum Vorlagebefugten.142 Im Regelfall kommt es zu einer Gesamthandshaftung beider Ehegatten (§ 1419 I BGB) bzw eingetragenen Lebenspartner (§ 7 S 2 LPartG), die nur nicht mit der entscheidenden Gemeinschuldnerrolle korrespondiert (arg § 37). Bei allein verwaltetem Gesamtgut (§ 1421 S 1 BGB) ist juristisch von vornherein der Verwaltende der Gemeinschuldner und also darum allein vorlagebefugt; bei gemeinschaftlich verwaltetem Gesamtgut (§ 1421 S 2 BGB) werden die beiden gemeinschaftlich zum Gemeinschuldner143 (Var 3), sie sind allerdings jeder allein antragsberechtigt (§ 333 II S 1 und III – aber: II S 2 und 3!). Wer planvorlagebefugt ist, wird nicht gesagt (der Fall wurde jedoch gesehen: arg § 334 II – dazu: § 227 Rn 19); hierzu differenzieren einige nach Globalwirkung und Einzelwirkung144 (Planvorlage [§ 218] und -zustimmung [§ 247] fiele offenbar unter ersteres), näher liegt indes wohl, die getroffene Verwaltungsregelung anzuwenden (Gemeinschaftshandeln) – und allenfalls im Einzelfall uU Ausnahmen zu gestatten

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Entsprechend der Quote für Anteilseigner (§ 255 I Nr 2 Var 2a vgl Rn 13): BTDrucks 12/2443 S 232 re. Sp. Die Vorschrift wurde gestrichen (BT-Drucks 12/7302 S 194 re. Sp. [Nr 207]): „infolge der Beschränkung des Planinitiativrechts auf den Schuldner und den Verwalter“ – an sich mithin deswegen aus falschem Grunde! (das sieht richtig MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 84). HM: Gottwald/Döbereiner InsRHb5 Rn 116.2; HK/Marotzke InsO8 Vorb §§ 315 ff Rn 4; MünchKomm/Siegmann InsO3 Vorb §§ 315 ff Rn 10; Häsemeyer InsR4 Rn 33.10.

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Umständlicher die Argumentation bei MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 85. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 87. Schelo NJW 1958, 1609, 1610; FK/Schallenberg/Rafiqpoor InsO8 § 333 Rn 12; Uhlenbruck/Lüer InsO14 § 333 Rn 4; MünchKomm/Schumann InsO3 § 333 Rn 8. Vgl einerseits MünchKomm/Schumann InsO3 § 333 Rn 8, andererseits Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Ringstmeier InsO3 § 333 Rn 5.

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(so wie § 333 II S 1 es tut). Es fehlt am letztlich stichhaltigen Sachgrund, vom (Insolvenz-) Antragsrecht hier rückzuschließen, dass zugleich Alleinbefugnis zur Planvorlegung bestehen müsse145 (in Anlehnung an Rn 62). 5. Sonderkonstellationen

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Einschränkungen der Möglichkeit zum Insolvenzantrag bestehen insb bei Versicherungsunternehmen (§ 312 I iVm § 1 I VAG – Vorfeldschutz: § 314 VAG146), Kreditinstituten147 (§ 46b I S 4 iVm § 1 I KWG148) und Krankenkassen (§ 171b III S 1 iVm § 4 II SGB V149 – Schließung hat hier aber die Präferenz: S 2); insofern ist entgegen § 13 I S 2 InsO (insolvenz-) antragsbefugt alleinig die Aufsichtsbehörde bzw Bundesanstalt (das meint die BaFin: § 320 I VAG bzw § 1 II S 2 KWG – aber zB auch BVA), und also fragt sich, ob das auch für § 218 I S 1 InsO präjudiziert, wer (plan-) vorlagebefugt ist. Vereinzelt wird konkurrierende Vorlagebefugnis hier angenommen,150 vereinzelt die jeweilige Behörde für zuständig gesehen;151 gemeinhin bleibt der Gemeinschuldner selbst in Person vorlagebefugt. Das folgt aus § 218 I S 1 Var 2,152 nicht aber auch aus § 218 I S 2153 – zumal doch hier das allgemeine Antragsrecht jedenfalls schon woanders liegt (wenn dann würde dies also letztlich Gleichlauf nahelegen … – aber: Zusatzoption, und eben keine Verpflichtung [„kann“]). 74 Die Spezialregeln modifizieren Insolvenzrecht – aber nur im vorweg definierten Rahmen. Das regelmäßige Eröffnungsrecht ist dem Gemeinschuldner weggenommen – letztlich „öffentlichen Interessen“ geopfert –, nicht aber die Vorlagebefugnis für Insolvenzpläne. Dabei muss man sehen, dass parallel die einstige Vergleichsschranke (§ 112 VglO) für Versicherungen und Kreditinstitute nicht weitergeführt wurde – eine Regelung hätte offenbar also nahegelegen, wenn man denn solche Planverfahren ganz ausschließen oder „fremdsteuern“ wollte. Sie aber fehlt! Im Grunde ist wieder hier prozessuales Außenver-

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IE so wie hier MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 88. Die Regelung entstammt der VAG-Stammfassung: Gesetz [Nr 2761] über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12.05.1901, RGBl Nr 18 S 139: § 68 I (Hintergrund war die besondere Sachkunde für die Überprüfung); es gab kein Vergleichsverfahren: § 112 I VglO. Die Bindung des Gerichts ist entfallen (BT-Drucks 12/3803 S 108 re. Sp.), § 88 I VAG idF Art 87 Nr 12a EGInsO [in Kraft ab 01.01.1999 (Art 110 I)], und genauso der formale Sanierungsausschuss. Vgl ganz parallel dazu Fn 148. Trotz des Restrukturierungsgesetzes (BGBl I 2010 Nr 63 S 1900) bleibt das Planverfahren zumindest für kleinere Bankinstitute von Interesse, vgl Schipke Die Weiterentwicklung des Bankeninsolvenzrechts durch das Gesetz zur Reorganisation von Kreditinstituten (2015), S 36. Ausgiebig zum Planverfahren bei Bankinstituten Beger Bankenkrisen und Insolvenzrecht (2013), S 233–324.

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Gemäß ergänzendem Regelungsvorschlag des Finanzausschusses hinzugefügt durch Art 1 Nr 21 des Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Kreditwesen vom 24.03.1976, BGBl I Nr 31 S 725 (730) [in Kraft ab 01.05.1976 (Art 6)], einschließlich des Zustimmungsvorbehalts für Vergleichsverfahren: § 112 I VglO idF Art 3 § 3 Nr 2. Sinngemäße Anpassung (so wie in Fn 146) erfolgt durch Art 79 Nr 5 EGInsO [inKraft ab 01.01.1999 (Art 110 I)] (BT-Drucks 12/3803 S 105 re. Sp.). In Anlehnung an Versicherungen und Kreditinstitute: BT-Drucks 16/9559 S 20 li. Sp., vgl auch erg S 12 li./re. Sp. Vogel DZWIR 2004, 490, 493 MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 80. Speziell für Krankenkassen Hengst Insolvenzfähigkeit von Krankenkassen (2012), S 175. So auch Braun/Braun/Frank InsO7 § 218 Rn 2. So aber Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 12.

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Vorlage des Insolvenzplans

§ 218

hältnis (Vorlagebefugnis des Gemeinschuldners) und behördliches „Innenverhältnis“ (Regelungsmacht der Aufsichtsbehörde) grundlegend zu unterscheiden. Die BaFin mag schon beizeiten Sanierungsbemühungen befördern (vermittels ihres speziellen „Sanierungsinstrumentariums“!), dazuhin den Kriseneintritt als solchen selbst unabhängig registrieren (Eröffnungsantrag)154 und womöglich weitere Bindungen bemühen (Miteinbeziehung bei der Planausgestaltung?155) – aber sie kann inhaltlich insoweit prozessual nicht selbst handeln.156 6. Vorlageprivileg Der Gemeinschuldner hat zeitlich ein Privileg (Abs 1 S 2): er kann (nicht: muss) Eröff- 75 nungsantrag und Planpräsentation dezidiert miteinander verbinden – eine wichtige strategische Handlungsoption, zumal wenn man zusätzlich § 18 (frühzeitige Beantragung) und §§ 270 ff (Eigenverwaltung) mit hinzunimmt; er kann – anders gesagt – sofort loslegen („Poleposition“ – siehe auch schon oben Rn 18/19) und muss nicht erst das positive Eröffnungsverfahren abwarten (wegen des Insolvenzverwalters siehe bei Rn 33). Der Weg in die Insolvenz ist verknüpft mit der Botschaft des Weges aus der Krise („Signal an den Markt“). Das entspricht hinsichtlich der Konsequenz dem alten Recht157 mit Alleinantrag des Betroffenen (§ 1 I S 2 VglO) und nachfolgend sog Konkurssperre (§ 46 VglO). Der Gemeinschuldner mag auch zum späteren Zeitpunkt vorlegen, und zwar bis zum Ende des Schlusstermins (Abs 1 S 3) als allgemeiner Zeitschranke (dazu Rn 79–81). Der Wortlaut158 erlaubt freilich nun weitergehend die Kombination von Gläubigeran- 76 trag (auf Insolvenzeröffnung) und Planvorlegung (zur Insolvenzgestaltung),159 das wird indes faktisch selten relevant werden – nicht etwa wegen derart „konzertierter Aktion“, sondern weil alsdann naheliegt, dass der Gemeinschuldner selbst den Antrag miteinreicht. Fest steht, dass schuldnerische Planvorlage keine Insolvenzeröffnung voraussetzt (indes aber das weitere Planverfahren hiervon logischerweise abhängt, vgl Rn 18) und auch meist zeitig erfolgt. Falsch wäre umgekehrt aber ebenso, wenn man eine Planvorlage bloß zeitgleich erlauben wollte160 – die Regelung gewährt Optionen („kann“), errichtet nicht Schranken („muss“); Gesetzeszweck und Normsystematik streiten genauso vehement dagegen (§ 218 I S 3 [Rn 79–81] träfe dann nur Verwalterpläne, wofür die Regel – anfänglich [§ 255 II S 3 RegE] – indes gar nicht gelten sollte!).

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RT-Drucks 10/II/1 (1901) Nr 5 S 154, 198 re. Sp. [VAG] – alsdann ganz ähnlich BTDrucks 7/4631 S 11 [KWG]. Die BaFin hat bereits frühzeitig die Möglichkeiten eines Planverfahrens in ihre Planungen einzubauen: Amend ZIP 2009, 589, 586; Beger Bankenkrisen und Insolvenzrecht (2013) S 244. Für Bankinstitute Beger Bankenkrisen und Insolvenzrecht (2013) S 243. BT-Drucks 12/2443 S 196 re. Sp. Noch weitergehend wohl § 255 II S 1/2 RegE – BT-Drucks 12/2443 S 196 re. Sp.

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beschränkt S 2 allerdings – entgegen dem Wortlaut – auf Gemeinschuldnervorlagen. HL: Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 26; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 91; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 12; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 218 Rn 6; Müller Verhandlungsgesteuerte Sanierung durch den prepackaged plan (2013), S 27. So nur eine vereinzelt gebliebene Gegenstimme: Smid WM 1996, 1249.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

7. Vorlagepflicht

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Einem Gemeinschuldner eröffnet das Planverfahren mit eigenem Vorlagerecht die Möglichkeit, „sein“ eigenes Insolvenzverfahren nach eigenen Vorstellungen zu beeinflussen, gestalten, beenden (soweit denn später die Gläubiger auch mitmachen …). Er ist dazu verfahrensrechtlich ermächtigt, selbst einen (Rn 116–119 „versus“ Rn 41) Plan vorzulegen, aber weder gezwungen noch verbunden, einen Plan schlussendlich auch auszuarbeiten161 (aber: Privileg frühzeitiger Vorlage! – dazu: Rn 75 f). Das bestätigt die Abfassung des § 218 I S 1 („berechtigt“) und weitergehend der Umkehrschluss aus § 284 I S 1 Var 2 mit S 2 („Auftrag“) – nur in der Eigenverwaltung ist die nämliche Verpflichtung geregelt. Das spiegelt insoweit die dort typische Mischung aus fortbestehender Handlungsmacht und lediglich moderater Kontrolle (§ 270c: Sachwalter162 – siehe dazu bei Rn 33 aE); der Gemeinschuldner übt hier lediglich eine Art „Verwalterrolle“ aus.163 78 Die präzise insolvenzrechtliche Vorgabe (iSv Rn 77), wird uU noch zusätzlich gesellschaftsrechtlich überlagert (bzw „verengt“). Die einzelne Unternehmensleitung ist durchweg zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung verpflichtet (zB §§ 93 I S 1 AktG,164 § 43 I GmbHG,165 § 34 I S 1 GenG166), was allemal eine Pflicht beinhaltet, in Krisen Sanierungsmöglichkeiten zu prüfen.167 Daher ist in einer vorinsolvenzlichen Situation für die geschäftsleitenden Organe angezeigt, sich mit den Möglichkeiten eines Insolvenzplanverfahrens auseinanderzusetzen und ggf Vorbereitungen für ein solches Verfahren zu treffen.168 Ein Insolvenzplan öffnet die Chance, den Rechtsträger zu erhalten – was aber am Ende nur gelingen kann, wenn außerdem die Gläubiger bestmögliche Befriedigung erreichen. Dann (und nur dann) kann die (interne) Pflicht zur (eigenen) Vorlage eines Insolvenzplans kraft Organbindungen überhaupt erst entstehen.169

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 138. Näher dazu siehe noch BT-Drucks 12/7302 S 186 li. Sp. [Nr 178]. BT-Drucks 12/2443 S 226 re. Sp. [§ 345]: „Es entspricht der allgemeinen Aufteilung der Befugnisse …“. ZB Spindler/Stilz/Fleischer AktG3 § 93 Rn 12; MünchKomm/Spindler AktG4 § 93 Rn 22. ZB MünchKomm/Fleischer GmbHG2 § 43 Rn 12; Roth/Altmeppen/Altmeppen GmbHG8 § 43 Rn 6; Bork ZIP 2011, 101 f. ZB Henssler/Strohn/Geibl GenG2 § 34 Rn 2; Pöhlmann/Fandrich/Bloehs/Fandrich GenG4 § 34 Rn 5. Drenckhan Gläubigerschutz in der Krise der GmbH (2006) S 66; Schluck-Amend/Walker GmbHR 2001 375, 376; Veil ZGR 2006 374, 379; Kebekus/Zenker FS Maier-Reimer (2010) S 319, 332.

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Schluck-Amend/Walker GmbHR 2001, 375, 378; Veil ZGR 2006, 374, 379. Siehe auch schon K Schmidt ZIP 1988, 1497, 1504 [KO/VglO]. Vgl Götker Der Geschäftsführer in der Insolvenz der GmbH (1999), Rn 536 (allerdings zu weitgehend, da er eine Vorlagepflicht als Regelfall ansieht); SchluckAmend/Walker GmbHR 2001, 375, 380; Drenckhan Gläubigerschutz in der Krise der GmbH (2006), S 161; K Schmidt/Uhlenbruck/Spliedt/Vallender Die GmbH in Krise, Sanierung und Insolvenz5 Rn 8.46; Mohrbutter/Ringstmeier/Plössner Hb InsVw9 Kap. 26 Rn 68; Gottwald/Koch/de Bra InsRHb5 Rn 92.311; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 139 (setzt ebenfalls ausdrücklich voraus, dass der Insolvenzplan die bestmögliche Gläubigerbefriedigung darstellt).

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§ 218

VII. Zeitschranke (Abs 1 Satz 3) Letzte Möglichkeit, einen Plan vorzulegen, ist der Schlusstermin des Regelverfahrens 79 (§ 197),170 oder ganz präzise gesagt: sein Ende. Näheres sagt darüber § 4: die Schließung des Termins ist Formalakt (§ 136 IV ZPO) und wird zudem protokolliert (§ 160 I Nr 1 ZPO); Wiederaufnahme der Verhandlungen (§ 156 ZPO) scheint ausgeschlossen. Spätere Insolvenzpläne bleiben unberücksichtigt.171 Wieder aber steckt der Teufel im Detail: es rechnet der Eingang bei Gericht (iSv Zugang; das kann zusammenfallen [Übergabe in der Sitzung], nur muss es dies nicht zwangsläufig, vgl Fn 18). Deswegen kann sich durchaus einmal eine förmliche Wiedereröffnung des Schlusstermins nahelegen (mindestens zur Gewähr rechtlichen Gehörs) – die Planvorlage war schließlich bereits zeitgerecht erfolgt und somit deshalb rechtlich zu beachten gewesen. Eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand (§ 4 iVm §§ 233 ff ZPO) scheidet mangels 80 Notfrist aus.172 Es geht eigentlich auch um Termine, nicht Fristen, die hier einzuhalten sind, obwohl das Gesetz das vielleicht etwas abweichend sieht (arg § 186: Wiedereinsetzung bei Versäumung des Prüfungstermins – allemal führt jenes zum Umkehrschluss aus fehlender expliziter Anordnung). Jedwede verspätete Vorlage ist ohne weiteres also damit ausgeschlossen bzw präkludiert (arg § 230 ZPO). Die Frist ist nicht vom jeweilig Vorlegenden (Verwalter oder Schuldner) abhängig,173 81 zusätzlich wirkt zwar noch die Vorlagefrist (§ 218 II: Rn 51–54) betreffend die „Auftragspläne“ des Verwalters, sie aber führt bloß zur Innenverpflichtung ohne Präklusivwirkung.174 Auch spielt die Person des Gemeinschuldners keine besondere Rolle – mit zwei marginalen gesetzlichen Ausnahmen: Genossenschaftsinsolvenz (§ 116 Nr 1 GenG)175 und VaG-Insolvenz (§ 209 II S 2 aE VAG). Demnach würde ein Insolvenzplan bis zur Beendigung des Nachschussverfahrens berücksichtigt, sofern eine solche Nachschusspflicht überhaupt denn existiert und nicht ausgeschlossen wurde (§§ 6 Nr 3, 105 I S 1 GenG). Die Ausnahme tradiert die einstige Regelung zum Zwangsvergleich176 (§ 115e I aE GenG aF), sie erlaubt den Zugriff auf Nachschussleistungen (§ 114 GenG).

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Anders (plausibler!) früher § 173 KO: die [gerichtliche] Genehmigung der Schlussverteilung (in Anlehnung an § 166 GemSchO), vgl dazu Mot S 404 = Hahn IV S 359/360 mit GemSchO Mot II S 142 – die InsO-Verfasser wähnen sich jedoch hier offenbar im Einklang (BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. aE: „vgl“ [?]). Dieses bedeutet Präklusion – aA Häsemeyer InsR4 Rn 28.09 Fn 32: „ist wenig klar“. Häsemeyer InsR4 Rn 28.09 Fn 32; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 117. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 116; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 25 f; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 45; FK/Jaffé InsO9

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§ 218 Rn 14; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 2; HK/Haas InsO9 § 218 Rn 3 – hier anders noch § 255 II S 3 RegE: nur Pläne anderer Beteiligter (nicht solche eines Verwalters!). Anders im Ansatz Schiessler Insolvenzplan (1997), S 103 – kein Schlusstermin infolge der Pflicht, alternativ zu verfahren (entsprechend dem Insolvenzplan); alsdann fehlt der Auslösetatbestand für Präklusionsfolgen. Hierzu Beuthien/Titze ZIP 2002, 1116, 1122; Terbrack ZInsO 2001, 1029. BT-Drucks 12/3803 S 94 re. Sp. Wurde eingeführt durch Art 1 Nr 10 des Gesetzes vom 20.12.1933, RGBl II Nr 145 S 1089 (1090) [in Kraft ab 01.01.1934 (Art 2 I)].

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VIII. Befugnisse beratender Mitwirkung (Abs 3) 1. Anwendungsbereich

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Hinter Abs 3 steckt der Appell wechselseitig intensiver Kommunikation als Schlüssel zur Annahme des Plans (siehe auch schon oben Rn 4). Das ist zunächst nur ein bloßer informeller Aspekt mit – entsprechend den Berechtigten (dazu Rn 88–93) – inhaltlich zwei Richtungen: einerseits erscheint sinnvoll, bereits im Vorfeld (!) maßgebliche Verfahrensbeteiligte einzubinden, die später zustimmen sollen (Gläubiger [Var 1: Rn 89–91]: §§ 237– 246, Schuldner [Var 4: Rn 93]: § 247),177 andererseits dienen Informationen „aus erster Hand“ (Insiderwissen von Arbeitgeber [Var 4: Rn 93] und Arbeitnehmern [Var 2 und 3: Rn 92]178) dem Verwalter als Grundlage erfolgreicher Sanierung, dh der Ausarbeitung eines schlüssigen, eigenen Plankonzepts. 83 Die Insolvenzrechtskommission hatte hier die frühzeitige179 Installierung eines permanenten sog „Beirates“ anempfohlen (EB LS 1.3.1.5), bestehend aus Gläubigern und Mitgliedern des Betriebsrats (Abs 2 S 1), der „an der Prüfung der Aussichten einer Reorganisation und bei der Aufstellung des Reorganisationsplans beratend mit[wirkt]“ (EB LS 1.3.1.6); Gemeinschuldner und Anteilseigner wurden – hinsichtlich der Aufstellung – ebenso beteiligt (EB LS 2.2.3 II). Man kann also die „groben Umrisse“ von Abs 3 bereits erkennen, hinsichtlich der Beteiligten (der Sprecherausschuss ist dazugekommen [§ 244 II S 1 RefE]; die Anteilseigner wurden „fallengelassen“ [§ 254 III RA gegen § 254 II S 2 RV] – siehe oben bei Rn 15) und genauso der Aufgabe (Festlegung beratender Mitwirkung). Es fehlt freilich die geplante Institutionalisierung als Planverfahrensorgan180 (das schafft größere Flexibilität) und die systematisch scharfe Grenzziehung zwischen sog stakeholdern (EB LS 1.3.1.6) und shareholdern (EB LS 2.2.3 II); entfallen ist ebenfalls die Verpflichtung förmlicher Stellungnahme zur Planung als solcher (iSv zwingender Plananlage: EB LS 2.2.10 lit d Var 1). 84 Abs 3 versieht die „informelle Wahrheit“ (dazu Rn 4 und 82) – aber erstaunlicherweise bloß betreffend die Planaufstellung des Verwalters (dazu Rn 85–87) – mit prozessual verpflichtendem Charakter (arg „wirken … mit“ – siehe dazu bei Rn 100). Mitwirkung bedeutet laufende Einbeziehung bei der Ausarbeitung („dynamische – proaktive – Beteiligung“); sie wird ergänzt durch später (nach erfolgreich durchlaufender gerichtlicher Vorprüfung – die aber nicht auch die stattgefundene Beteiligung miteinschließt, vgl § 231 Rn 19) die Möglichkeit, das „Endprodukt“ zu kommentieren (§ 232 I: Stellungnahme – quasi eine Art „statische – reaktive – Beteiligung“). Die folgende Offenlegung (§ 234) ergibt dann für alle im Rückschuss meist auch die verfolgten Mitwirkungsanliegen. 2. Verpflichtete

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Der Normwortlaut verpflichtet eindeutig nur den Verwalter. Er knüpft an die Person, nicht ans Objekt. Es wird demgemäß nicht zwischen Initiativplänen und Auftragsplänen (dazu Rn 1) weitergehend noch unterschieden. Dies erklärt sich dadurch, dass der RegE

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Siehe dezidiert schon EB Mot S 131/132. Auch uU nach Var 1 (§ 67 II S 2). Zumeist schon mit Verfahrenseröffnung – „es sei denn, daß offensichtlich keine Aussicht auf Reorganisation besteht“ (Abs 1 S 1 Hs 2).

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Eine Brücke versucht BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp.: „[dürfte] faktisch ein eigenes Gremium, einen ‚Beirat‘ neben dem Gläubigerausschuß bilden.“ – dies wirkt schief, vgl Rn 47.

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zwar schon jene Mitwirkung, nicht aber die beiden Plantypen kannte – anders gesagt: die geregelte Mitwirkungslast konnte allein „Auftragspläne“ betreffen; Pläne anderer Vorleger waren ohnehin freigestellt (siehe noch bei Rn 87). Liegt also ein Redaktionsversehen vor? Muss man vielleicht hier den Wortlaut teleologisch noch reduzieren? Nein, der Sinn (dazu Rn 4, 82) trifft beide Pläne gleich, außerdem ist der Wortlaut insgesamt recht eindeutig und passt genau zur jetzigen systematischen Stellung (Abs 3 zielt auf alles Vorstehende [dh Abs 1 und 2]). Darum sind zweifelsohne auch die „originären“ Verwalterpläne mitumfasst.181 Schnelligkeit ist entscheidend, daher mag schon der vorläufige Verwalter im Eröff- 86 nungsverfahren mit entsprechenden Vorarbeiten beginnen (dazu Rn 35) und dann der endgültige Verwalter dessen Früchte ernten (was kaum stört – praktisch besteht nahezu immer Personenidentität!) und sehr früh „seine“ fixfertige Planvorlage einreichen (rechtlich ab erfolgter Insolvenzeröffnung statthaft: Rn 37). Dann indes wäre keine Mitwirkung effektiv ermöglicht, sondern man erzeugt sozusagen vollendete Tatsachen – was uU die spätere Annahmebereitschaft mindert (bezüglich der Gläubiger; abzuwägen gegen den Zeitvorteil) und selbst bei förmlicher Nachholung kein wirkliches Surrogat bietet: das wäre keine aktive (Mit-) Gestaltung der Berechtigten (iSv Rn 94–99) bei Plangenese (sondern nur spätere Stellungnahme [iSv § 232 I] oder gar bloß ein „formales Abnicken“, dh nicht eine echte Mitwirkung [iSv § 218 III bzw Rn 94]). Die Lehre verweist meist auf freiwillige informelle Beteiligung bereits im Verlauf des Eröffnungsverfahrens (als Ausfluss von Rn 82), die formelles Nachholen nach Eröffnung (als Anwendung von Rn 84) erübrige.182 Das erscheint zunächst charmant (Zweckerreichung), verklärt jedoch eine freiwillige Beteiligung zur zwingenden Mitwirkung. Wenn man aber die konkrete Planaufstellung als Prozessentwicklung begreift und zeitige Vorbereitung wünscht, sollte man gleich unmittelbar Abs 3 heranziehen, entweder direkt (endgültiger Verwalter) oder eben analog (vorläufiger Verwalter183). Im zweiten Falle wirkt der vorläufige Gläubigerausschuss (§§ 21 II Nr 1a, 22a) surrogativ mit und bringt Gläubigerinteressen ebenso ein. Unerfasst bleiben indes Gemeinschuldner bzw Schuldnerpläne. Es fehlt an einer füllbe- 87 dürftigen planwidrigen Regelungslücke,184 bereits § 255 RegE schrieb keine Beteiligung dafür vor (wieso auch immer185). Möglicherweise war an die Beschleunigung gedacht (Abs 2 S 1 und 2 RegE – sog pre-packaged plan186), vielleicht auch daran, dass die Pläne bewusst „von außen“ (Abs 1 Nr 1 RegE: Gläubiger) bzw „von innen“ (Abs 1 Nr 2 RegE: Schuldner) jeweils kommen sollten und nicht von – schlussendlich besonders verpflichteten – Verfahrensorganen (§ 254 I RegE: Gläubigerschaft beschließt Verwalteraktion), was eher nach einer prozessualen Einbindung verlangt. Das trifft aber allein das rechtsförmlich garantierte Teilnahmerecht (dazu Rn 84), nicht auch die Notwendigkeit umfassender und frühzeitiger Abstimmungen, um wirkliche Zustimmungsfähigkeit zu erreichen187 (dazu Rn 82).

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Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 34; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 38; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 50. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 39; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 14 – aA Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 218 Rn 6. Der Wortlaut scheint flexibel („Verwalter“) – und doch wird der vorläufige Verwalter gemeinhin als solcher gezielt bezeichnet. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 41; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 34; Warrikoff KTS 1997, 527, 531.

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Die Konzeption der Kommission kannte ausschließlich bloß Verwalterpläne (EB LS 2.2.3 I)! Es fehlt auch (noch) an einem Gläubigerausschuss (MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 41) – freilich wortlautgemäß ein überwindbares Bedenken (arg „wenn ein solcher bestellt ist“). Per saldo ähnlich (und richtig) Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 34: „informeller Normzweck“.

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3. Berechtigte

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Abs 3 nennt hier einen privilegierten Personenkreis, welcher prozessuale Mitwirkungsrechte (Näheres siehe bei Rn 94–99) zugesprochen bekommt („geborene Mussbeteiligte“). Der Planvorlage zugrunde liegt freilich immer aber ein hochkomplizierter informeller Aushandlungsprozess. Man kann trotzdem kaum sagen, die Relevanz der Vorschrift sei marginal188 – Abs 3 beschreibt die Planentwicklung als Kommunikationsablauf und setzt hierfür Wegmarken; er hat aber keine Ausschlusswirkung189 (es fehlt am „nur“). Der Verwalter kann (und wird gemeinhin) auch andere maßgebliche Personen(gruppen) einbeziehen (zB mit Blick auf § 222), um eine – juristisch sowie vor allem ökonomisch – erfolgreiche Sanierungsplanung einzubringen („gekorene Kannbeteiligte“). Er wird kaum eigens rechtfertigen müssen, wen er zur Aufstellung der Planvorlage noch hinzuzuziehen für erforderlich hält.190 89 Für die Gläubiger wirkt der Gläubigerausschuss (Var 1) mit, somit bewusst nicht die Gläubigerversammlung als Gemeinschaftsorgan bzw von ihr bestimmte einzelne Vertreter. Sie kann nicht dessen Position kurzerhand selbst übernehmen (eigene autonome Organe).191 Sie hat nur indirekt ihren Einfluss durch erstmalige Einrichtung, späteren Verzicht bzw (Ab-) Wahl der Mitglieder (§ 68); vor der ersten Gläubigerversammlung jedoch ist die gerichtliche (Ermessens-) Entscheidung maßgeblich (§ 67 I: Ob [„kann einsetzen“] bzw § 67 II: Wer [„sollen … vertreten sein“; „soll angehören“]); beteiligt sind gemeinhin auch Absonderungsberechtigte (§ 67 II S 1 Var 1) und ein Arbeitnehmervertreter (§ 67 I S 2), fachkundige Dritte (zB Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Unternehmer, Steuerberater, vereidigte Buchprüfer oder, je nach Verfahren, auch Techniker192) können zusätzlich einbezogen werden (§ 67 III), vor allem Letzteres macht den ganz besonderen Reiz aus. 90 Man unterscheidet gern terminologisch den vorläufigen Gläubigerausschuss (man sollte ihn besser als einstweiligen Gläubigerausschuss beschreiben – arg § 22a), der zuvor gerichtlich installiert wurde (§ 67) und den endgültigen Gläubigerausschuss entsprechend der Beschlussfassung der Gläubigerversammlung (§ 68) – ihre Funktionen sind identisch (§ 69). Beide fallen unter Abs 3 (lediglich, wenn vorhanden: „falls ein solcher bestellt ist“) – das Gesetz wählt selbst keinerlei verschiedene Formulierung, dh verordneter („einstweiliger“) wie gewählter („endgültiger“) Ausschuss sind gleicherweise mitwirkungsberechtigt (beide werden nämlich „bestellt“). Wichtig ist hierbei, ein frühzeitiges Forum einzurichten, um insbesondere Initiativpläne rückzuspiegeln. Das gilt – analog (iSv Rn 86 aE) – auch für einen gerichtlich vorab verordneten Gläubigerausschuss im Eröffnungsverfahren (§ 21 II Nr 1a iVm § 22a – zutreffend der vorläufige Gläubigerausschuss geheißen!). Die Mitwir-

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So aber K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 13 aE. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 53. In diese Richtung auch MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 4 („außerhalb dieses Verfahrens“), wobei auch diese Ansicht als zu eng erscheint, da auch Dritte am „selben Tisch“ sollten sitzen dürfen! AA Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 35 aE („Weitere Personen sind nicht zur Mitwirkung befugt“). Zuständigkeit kraft Vorlagemacht! Anders uU soweit erhebliche Kosten verursacht werden: Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218

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Rn 70; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 53. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 35 – es fehlt an einer Weisungs- bzw „Ersetzungsbefugnis“ (overruling), vgl § 67 Rn 7 [Gerhardt]; Frege NZG 1999 S 478, 482; Pape/ Uhlenbruck/Voigt-Salus/Pape InsR2 Kap 16 Rn 3; Marotzke FS Kirchhof (2003) S 321, 351; Graeber FS Runkel (2009) S 70, 73 f; Kübler/Prütting/Bork/Kübler InsO62 § 69 Rn 7; Uhlenbruck/Knof InsO14 § 69 Rn 14; LG Göttingen ZInsO 2000, 349. Uhlenbruck/Knof InsO14 § 67 Rn 19.

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Vorlage des Insolvenzplans

§ 218

kung geschieht im Kollektiv per Beschluss (§ 72), wobei es indes möglich ist, singuläre Aufgaben einzelnen Mitgliedern zu übertragen (vgl § 69 Rn 4). Hält man sich die „Aufgreifkriterien“ dafür vor Augen, reicht diese von einer Pflicht- 91 einsetzung (§ 22a I „versus“ III) über Sollregeln (§ 22a II: auf Antrag hin) bis zum Ermessen (§ 67 I, dort Rn 17193) oder sogar zur freien Willkür (§ 68 I). Die Gläubigerversammlung wird man voll in ihrer größeren Eigenverantwortung belassen mögen (sie muss proaktive Beteiligung anfordern per Einsetzung bzw Bestätigung des Ausschusses), das gerichtliche Ermessen ist pflichtgemäß gebunden. Die Pflichteinsetzung im Eröffnungsverfahren ab bestimmten Betriebsgrößen dürfte freilich dieses Ermessen reduzieren (und zwar auf null), sinngemäß sollte man intendierte künftige Planvorlage bewerten – die Gläubigermitwirkung ist inhaltlich ja willkommen. Daher gilt zutreffend auch die Unternehmensfortführung als wichtiges Indiz zugunsten frühzeitig einstweiliger Bestellung.194 Für die Arbeitnehmer wirken – falls konkret vorhanden (§ 1 BetrVG; § 1 SprAuG) – 92 der Betriebsrat (Var 3) und der Sprecherausschuss der leitenden Angestellten (Var 4) mit. Für beide handelt außenwirksam der Vorsitzende innerhalb der von den Organen gefassten Beschlüsse (§ 26 II BetrVG; § 11 II SprAuG); mitzuwirken hat trotzdem insolvenzrechtlich offenbar das Gesamtorgan (arg „der“) – und zwar als eine Ausformung des Grundprinzips vertrauensvoller Zusammenarbeit (§ 2 I iVm §§ 74 I, 80 I sowie vor allem § 111 BetrVG; § 2 I S 1 iVm §§ 25, 32 SprAuG). Nicht umfasst werden dagegen Sonderkonstellation wie Gesamt- und Konzernbetriebsrat (§§ 47–59a BetrVG), Jugend- und Auszubildendenvertretung (§§ 60–73b), Wirtschaftsausschuss (§§ 106–110) bzw Gesamt-, Unternehmens-, Konzernsprecherausschuss (§§ 16–24 SprAuG). Der Gemeinschuldner (Var 4) vermag in Person mitzuwirken (keinerlei Vertretung 93 statthaft). Dies passt ohne weiteres hinsichtlich natürlicher Personen, insolvenzfähig sind jedoch auch Gesellschaften, Vereinigungen und Gemeinschaften (§ 11), zuweil auch solche ohne Rechtsfähigkeit. Und dort sind dann die organschaftlich berufenen Vertretungsorgane zur beratenden Mitarbeit aufgerufen,195 nicht aber die Anteilseigner (so wie es § 254 II Nr 2 RegE zuerst noch vorsah: „durch einen … Vertreter auf eigene Kosten“196). Das kann man nach dem ESUG (arg §§ 217 S 2, 225a) durchaus kritisch bewerten,197 ist aber Konsequenz eben der Trennung von Organen und Inhabern (die sich ja auch bei Haftungsfragen voll niederschlägt! – nicht nur alter ego). Dass man auch die maßgeblichen Anteilseigner (kaum alle – „zu viele Köche verderben den Brei“) oder mindestens einen Vertrauten (Praktikabilität!) informell tunlicherweise beteiligt, steht auf einem total anderen Blatt, vor allem mit Blick auf zukunftsfähige Umstrukturierung. Doch besteht kein solch unmittelbarer Rechtsanspruch. Demnach müssen sich die Eigner per Weisung wie üblich durchsetzen oder Organe tauschen.198

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Ferner zB hierzu Uhlenbruck/Knof InsO14 § 67 Rn 8; FK/Schmitt InsO8 § 67 Rn 2. Frank FS Braun (2007) S 31, 34; Pape, Gläubigerbeteiligung im Insolvenzverfahren (2000), Rn 298; MünchKomm/Haarmeyer InsO3 § 22a Rn 166. Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 63; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 42 – Das gilt auch für Personenge-

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sellschaften – aA HK/Haas InsO9 § 218 Rn 16 (betroffene Gesellschafter gemeinsam). Wohl heute ähnlich noch FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 50 („Sprecher“ [?]). MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 43. Beispielsfall: OLG Düsseldorf NZI 2013, 504 (AG) – Sonderfall: § 276a!

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Sechster Teil. Insolvenzplan

4. Beratungsaufgaben

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a) Beratende Mitwirkung. Die Mitwirkung impliziert regelmäßig die Möglichkeit aktiven Einbringens. Das geht über die nackte Information hinaus („Unterrichtung“, wie etwa gemäß § 158 II [konzipiert zur Vorwarnung]), ist auch mehr als einfach passives Anhören („Stellungnahme“, wie später bei § 232, indes auch sonst etwa gemäß §§ 14 II, 15 II S 3; §§ 59 I S 3, 70 S 3 Hs 1; §§ 248 II, 248a II usw). Man soll nicht bloß vor vollendete Tatsachen gestellt werden oder lediglich ohne Rückmeldung seine Vorstellungen äußern. Es geht um wechselseitige – inhaltlich möglichst fruchtbare – Dialogprozesse im Weg aufs Ziel hin (Erörterung, Kommunikation, Diskussion), eigentlich das „klassische“ Gegenstromprinzip der Managementlehre („discourse [mixed] planning“ – im Unterschied zu „top-down“ und „botton up“). Also ergibt es guten Sinn, wenn die Materialien hier neben „unterrichten“ auch „konsultieren“ sagen199 und damit das Prozesshafte gut herausheben. 95 Eröffnet wird aber alleinig beratende Mitwirkung. Und sie zielt auf die fundierte Auseinandersetzung mit dem Verwalter, nicht aber auf Mitbestimmung („Benehmen“) oder gar etwa Mitentscheidung („Einvernehmen“). Die Entscheidungsmacht (und eben auch die Planverantwortung) hält letztlich der Verwalter inne;200 der Gemeinschuldner mag selbst aktiv werden (§ 218 I S 1 Var 2), die Gläubiger können später anders abstimmen (§§ 237–246) – aber nicht vorweg bestimmte Detailregelungen festlegen (wegen allgemein formulierter Planziele siehe Rn 49 f). Dieser letztere Aspekt kann in eine faktische Gebundenheit einmünden,201 und überhaupt wird sich letztlich entgegen dem Willen der gesamten Stellungnahmeberechtigten (§ 232) kaum ein Plan jemals durchsetzen lassen. Der Verwalter wird sich gemeinhin schon aus Eigeninteresse ausgiebig mit den vorgebrachten Vorschlägen beschäftigen – und gute Gegenargumente bei Nichtberücksichtigung haben müssen.

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b) Rahmenbedingungen. Generell darf der Mitwirkungsprozess nicht zu sehr unter dem Aspekt „Verwalter ./. Beratende“ gesehen werden – die Beteiligung ist gedacht als Unterstützung! Jene vollzieht sich nicht in einem insgesamt formalisierten Verfahren, sondern es ist im Grunde die Gewähr rechtlichen Gehörs (trotz oder wegen just des gewollten informellen Verlaufes). Dabei muss man auch sehen, dass konträre Interessenlagen der „Mitwirkungslager“ bestehen: der Gläubigerausschuss sieht auf Anspruchserfüllung (somit eine gute Quote – sofort oder später?), der Gemeinschuldner schielt gemeinhin stärker auf Sanierungserfolg und Erhalt des Rechtsträgers, für die Arbeitnehmer hat die Bewahrung der Arbeitsplätze (ggf auch in Form übertragender Vollsanierung) oberste Priorität. Es gibt folgerichtig kein Gremium („Beirat“), das sich auf eine Linie festlegen müsste, sondern lediglich einzelne Stimmen (so wie auch gemäß § 232). Die „Interessenlager“ müssen daher also untereinander auch nicht weiter zusammenwirken, es geht an, sie nacheinander und jeweils zu konkret als geeignet erscheinenden Zeitpunkten einzubeziehen. Dies erscheint sehr sinnreich, um gezielt gegensätzliche Ansätze durchzusprechen. Die Mitwirkenden müssen allerdings überhaupt erst in die Position versetzt werden, 97 um dem Verwalter geeignete Vorschläge oder zumindest Kommentare zu unterbreiten. Da-

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BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. ZB Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz, S 474; Warrikoff KTS 1997, 527, 531; Kersting Die Rechtsstellung der Gläubiger im Insolvenzplanverfahren (1999), S 98; Madaus Insolvenzplan (2011), S 177.

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In diese Richtung auch schon der EB Mot S 166 („gebührend Rücksicht nehmen, damit sein Plan sich auch durchsetzen läßt“).

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für hat der Verwalter sie mit ausreichend Informationen über das Planvorhaben zu versorgen. Er hat zu Anfang der Ausarbeitung (jedenfalls möglichst frühzeitig) über seine Planidee zu informieren, dh zu Grobstruktur (Sanierung, übertragende Sanierung, Liquidation, Mischplan, verfahrensleitender Plan iSv Vor §§ 217 ff Rn 45–49) und maßgeblichen Planregelungen (insb und auch zur Gruppenbildung – falls bereits jetzt möglich). Unnötig ist dagegen, Einzelheiten zu diskutieren, welche gemeinhin auch noch ausstehen werden. Die weitere Mitwirkung ist verlaufsabhängig, nicht zeitpunktbezogen.202 Die Verfah- 98 renshoheit hat natürlich der Verwalter als Vorlagebefugter, demnach trägt er Sorge, die Beteiligung ergebnisorientiert einzubringen. Inwiefern nach erfolgter Erstinformation (gem Rn 97) konkrete Folgetreffen (wann? mit wem? wo?) erforderlich scheinen, ist sehr stark einzelfallabhängig203 (Interessenkonflikte, Komplexität des Verfahrens, Planmodifikationen etc). Es scheint aber allemal verlangt, dass mindestens ein Folgetermin stattfindet – nur nach der erfolgten Erstinformation und Verstreichenlassen einer „Einlassungsfrist“ kann man eine fundierte Rückmeldung erwarten („Konsultation“); der Verwalter sollte ebenfalls bei grundlegenden Veränderungen ergänzende Treffen anberaumen („Information mit Diskussion“). Unnötig scheint dagegen, das „Endprodukt“ noch vorzustellen (das kann man wohl aus taktischen Gründen empfehlen, aus rechtlichen genügen demgegenüber die nachträglichen Stellungnahmen: § 232).204 Auch ist eine tatsächlich erfolgte, direkte Rückmeldung nicht durchweg nötig205 – sie kann auch darin bestehen, dass der Plan am Ende das vorgebrachte Anliegen beiseitelässt. Zu weit geht aber die Forderung, der Verwalter habe zumindest den Diskussionsver- 99 lauf (Vorschlag ./. Bewertung) nach § 220 II dem Plan hinzuzufügen206 – das konterkariert die Nichtübernahme des sinngemäßen Kommissionvorschlags (dazu Rn 83 aE) samt Schaffung eines Surrogats (§ 232) und die (Letzt-) Verantwortung des Planvorlegers. Von daher ist indes die gerichtliche Vorprüfung tatsächlich beschränkt (§ 231 I Nr 1 Hs 1 – es fehlen die Fakten!) und allenfalls nachträgliches Überprüfen vorstellbar (§ 250 Nr 1 Hs 1 Var 1 – Wesentlichkeit?) – das greift aber wohl allein bei offensichtlicher („willkürlicher“) Nichtmitabwägung und erlaubt niemals Zweckmäßigkeits- oder Inhaltsprüfungen.207 c) Zwingende Mitwirkung. Auf der Verwalterseite (scil. vom Verpflichteten aus) ist die 100 Mitwirkung zwingend anzubieten. Sowohl der Gesetzeswortlaut („wirken … mit“) als auch die Gesetzesbegründung208 („hat einzuholen“) lassen keinerlei Zweifel aufkeimen. Der Verwalter hat die benannten Personenkreise an seinen Ausarbeitungen zu beteiligen. Insofern steht allen jeweilig Berechtigten – idR lediglich als Kollektiv209, vorbehaltlich des Gemeinschuldners (diesem in Person) – gegenüber dem Verwalter ein Anspruch auf Mit-

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BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. („immer wieder [unterrichten] … erneut [konsultieren]“). MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 54; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 56. So auch Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 57/58. Ähnlich MünchKomm/ Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 54, der allerdings unter Umständen einen einmaligen Informationsaustausch schon ausreichen lässt. Weitergehend HK/Haas InsO9 § 218 Rn 17 („Rat … muss deshalb wieder und wieder eingeholt werden“).

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AA MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 53 (substantiierte [?] Auseinandersetzung unausweichlich – mE recht formale Sicht!). MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 53 – zu Recht aA Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 § 218 Rn 60a; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 51 f. AA wohl am Ende MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 56 (jegliche denkbaren Verstöße) iVm Rn 53. BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 35. Speziell für den Gläubigerausschuss Ampferl HRI2 Rn 36.13.

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wirkung zu.210 Daneben können zudem noch spezielle Aufklärungs-, Beteiligungs- und Mitwirkungsrechte gegenüber dem Verwalter aus sonstigen Gründen verbleiben, ua insolvenzrechtlich für den Gläubigerausschuss (§ 69 S 1: unterstützen/überwachen) und arbeitsrechtlich betreffend die Mitwirkung bei Betriebsänderung (§ 111 BetrVG, § 32 II SprAuG) oder generell hinsichtlich der Aufgaben der Arbeitnehmervertretungen (§ 80 II BetrVG, § 25 II S 1 SprAuG), wobei hier die Beschäftigungssicherung und Förderung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens sicherlich von besonderer Bedeutung ist (§ 80 I Nr 8 BetrVG); dem Gemeinschuldner steht hingegen kein besonderer insolvenzrechtlicher Informationsanspruch gegenüber dem Insolvenzverwalter zu.211 101 Schwieriger erscheint andersherum, ob die „Gegenseite“ (scil. wer mitwirkungsberechtigt ist) auch reziprok eine Verpflichtung hat (Pflichtrecht zur Wahrnehmung) oder ihr nur eine bevorzugte Position eingeräumt wird (Rechtsmacht zur Beteiligung), welche man ausübt, wenn man will (oder jenes eben lässt …). Die Frage zielt hierauf: hat der Verwalter auch umgekehrt einen Anspruch auf Beratung und Teilnahme? Das wird teilweise behauptet,212 teilweise geleugnet;213 eine Mittelmeinung sieht bloß den Gemeinschuldner als Verpflichteten (arg §§ 97, 101),214 die anderen durchgängig nur als Berechtigte (wegen § 284 I siehe dort bei Rn 4). Die Verpflichtung für eine Seite bedeutet indes – prozessual betrachtet! – nicht zugleich immer auch die Pflichtigkeit der anderen (wie zB die Gewähr rechtlichen Gehörs untermauert). 102 Der genaue Gesetzeswortlaut deutet ein Pflichtrecht an („wirken … mit“ ist härter als „können … mitwirken“ – und dennoch weicher als zB „haben mitzuwirken“ [als Anspielung auf § 69 S 1]), die Normbegründung zielt aber erkennbar bloß auf Verwalterhandeln bzw auf Geben („zu unterrichten“, „einzuholen“, „zu konsultieren“215), nicht Nehmen! Alles andere wäre auch allemal recht unpraktisch und verzögerlich216 – müsste der Verwalter Gehör nun einklagen? Er muss bloß später dokumentieren können, dass er die konkrete Möglichkeit der Mitwirkung eröffnet hat, mehr indes auch nicht. – Wieder mögen jedoch zusätzlich spezielle – überlagernde – Pflichten eingreifen, vor allem die unmittelbar insolvenzrechtlich durchsetzbare (!) Auskunfts- und Unterstützungspflicht des Gemeinschuldners (§§ 97/98 iVm § 101), die aber stark repressive Züge beinhaltet,217 oder zB

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 56; FK/Jaffé InsO9 § 218 Rn 50; Andres/ Leithaus/Andres InsO3 § 218 Rn 7; Braun/ Braun/Frank InsO7 § 218 Rn 6; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 218 Rn 11; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 14; Graf-Schlicker/Kebekus/ Wehler InsO4 § 218 Rn 5. Sehr eingehend dazu Gilles Die Beteiligung des Betriebsrates im Insolvenzplanverfahren (2009), S 42–50. AA Haarmeyer/Wutzke/Förster Hb InsO3 Kap 9 Rn 32 (bei gleichzeitiger Verpflichtung des „Beirats“ zur Mitwirkung, wenn der Verwalter dazu auffordert; so kaum mit dem Gesetzestext vereinbar und daher auch Einzelansicht geblieben). Insoweit ausf Gerhardt ZIP 1980, 941. MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 48; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 14; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 218 Rn 8; Hess/Obermüller/Hess Insolvenzplan3

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Rn 20a; Gilles Die Beteiligung des Betriebsrates im Insolvenzplanverfahren (2009), S 56. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 57; Braun/Braun/Frank InsO7 § 218 Rn 6; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/ Silcher InsO3 § 218 Rn 10; Mohrbutter/ Ringstmeier/Bähr Hb InsVw9 Kap 14 Rn 130; Frank FS Braun (2007) S 519, 533. K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 13; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 36; HK/Haas InsO9 § 218 Rn 18; SanRKomm/ Friel InsO § 218 Rn 19. BT-Drucks 12/2443 S 196 li. Sp. AA MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 48 („vertretbar“). Während der Gemeinschuldner ein eigenes konkurrierendes Planvorlagerecht (§ 218 I S 1 Var 2) bekommt, also selbst eine aktive Gestaltungsbefugnis hat – anders im Ansatz

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auch spezifische arbeitsrechtliche Mitwirkungspflichten (namentlich des Betriebsrats, arg § 80 BetrVG).

IX. Planrücknahme 1. Objektive Statthaftigkeit Eine Planvorlage bedeutet prozessual eine Erwirkungshandlung (Einleitung des [Plan-] 103 Verfahrens), ob sie eine zusätzliche materielle Bedeutung hat, ist umstritten (vgl Rn 21). Als Prozesshandlung ist eine Planvorlage auch rücknehmbar, wenn und weil der Gegner (wer wäre das hier?) in noch keiner schützenswerten Rechtsstellung steht218 (arg §§ 269, 516 I ZPO). § 99 VglO219 statuierte für „Privatvergleiche“ die allgemeine Rücknehmbarkeit (S 1: „wenn der Schuldner … zurücknimmt“ – S 2: „bis zur Beendigung der Abstimmung … zulässig“); beim Zwangsvergleich fehlte eine Regel, man bejahte gleichwohl die Rücknehmbarkeit mindestens bis Beginn der Abstimmung.220 Heute bestätigt recht versteckt § 231 II Hs 1 Var 3 („vom Schuldner … zurückgezogen“) die Erlaubnis freier Rücknahme221 – vorbehaltlich des Zeitpunktes (dazu Rn 104–109) –, und das auch für den Verwalter;222 anders gesagt: nicht bereits mit Vorlage begründet sich eine schützenswerte Position eines anderen Beteiligten. 2. Zeitliche Möglichkeit § 231 II Hs 1 Var 3 verrät nicht allein, dass Rücknahme möglich erscheint (siehe eben 104 bei Rn 103), sondern nennt auch einen allemal insgesamt unkritischen Zeitpunkt (bis zur öffentlichen Bekanntmachung des Erörterungstermins [§ 235 I] – unbeschadet erfolgreicher gerichtlicher Vorprüfung!). Frühester Zeitpunkt ist notwendig natürlich die tatsächlich erfolgte Einreichung (dazu Rn 18, 23–27 – hiervor nur Entwurf); eine gewisse Sollbruchstelle markiert die Vorprüfung: die bindende Zurückweisung (§ 231 III: sofortige Beschwerde statthaft) entzieht dem Plan anderweit seine Grundlage; der späteste Zeitpunkt hingegen ist überaus umstritten (näher dazu bei Rn 105–109). Gibt es denn überhaupt ein insgesamt schutzwürdiges Gegenüber? Die normale Prozesshandlungsdogmatik versagt die klare Antwort, zudem ist die Frage mit dem generellen „Rechtsnaturproblem“ (dazu Vor §§ 217 ff Rn 210 ff, insb 245–248) verkoppelt.

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 49. Vgl dazuhin im Übrigen § 80 I Nr 8 BetrVG (Betriebsrat) und § 25 I S 1 SprAuG (Sprecherausschuss) – die aber mE bloß als spezielle Kompetenznormen fungieren (und keinerlei „Beteiligungsanspruch“ begründen). Allg Stein/Jonas/Kern ZPO23 vor § 128 Rn 311 bzw Rosenberg/Schwab/Gottwald ZPR18 Rn 65.46. In Anlehnung an § 56 GA-VO nF (RAnz 1916 Nr 298 Anl II, 3. Sp.: „ebenso wie im Konkurse“); vgl auch erg § 15 II VglO. Jaeger/Weber KO8 § 173 Rn 26; Uhlenbruck/Uhlenbruck KO11 § 174 Rn 4; Krusch JW 1936, 1157.

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So die hM, teilweise ohne Argumente: BGH NZI 2007, 521 {7}; ZInsO 2009, 2113, 2114 {3}; Madaus KTS 2012, 27, 28; K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 218 Rn 15; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 235 Rn 15; Braun/ Braun/Frank InsO7 § 240 Rn 5 – mit Begründung: Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 41; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 148; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 47; HK/Haas InsO9 § 240 Rn 12. AA aber uU wohl Häsemeyer InsR4 Rn 28.30 („soll“). Der Schuldner ist lediglich als konkreter „Sanktionsadressat“ angeführt (BTDrucks 12/2443 S 204 re. Sp.).

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Die Rechtsprechung ist insoweit weitgehend am Einzelfall ausgerichtet. Der BGH hat zuerst Planrücknahme nach Gläubigerannahme und vor Planbestätigung ohne größere Widerworte erlaubt – wenn und weil es bloß um eine schlussendlich „faktische“ Plananpassung gehe („bisherigen Diskussionsstand“ abgebildet), das Gericht keinen Einwand (§ 231) erkenne und die Gläubiger erneut mehrheitlich wieder zustimmen (Gewähr rechtlichen Gehörs);223 er hat sich argumentativ dabei jedoch vornehm zurückgehalten: es fehle jedenfalls an einem „wesentlichen“ Rechtsverstoß gemäß § 250 Nr 1. Das kann man indes durchaus kritisch sehen: gegen den ersten Plan war ein Schutzantrag (§ 251) anhängig, der zweite lediglich per gesetzlichem Obstruktionsverbot (§ 245) erfolgreich. Die Chance, Klarheit zu schaffen, war vertan. Danach hat der BGH jedoch ohne weiteres und nebenbei eine Rücknahme bis zur bindenden (scil. rechtskräftigen) Planbestätigung akzeptiert, die aber zuvor Billigung der Gläubiger (erneute Versammlung!) erhielt;224 erneut fehlt eine vertiefende grundsätzlichere Diskussion, weil nur noch die billige Kostenentscheidung zur Rechtsbeschwerde anstand (§ 91a). Wieder bleiben Zweifel bestehen: kann man denn die dezidierte gruppenspezifische Zustimmung im „actus positivus“ (§ 244) durch schlichten „actus negativus“ vermittels Mehrheitsentscheids (§ 76 II) verdrängen? Schließlich hat noch das AG Frankfurt/Oder eine inhaltliche Abänderung nach Rechtskraft zugelassen, so wie es nun § 221 S 2 iVm § 248a explizit auch vorsieht225 (allerdings nicht etwa als Rücknahme!). 106 Und auch die Literatur konnte bislang keinen Konsens finden: Manche sind höchst großzügig und gestatten die Rücknahme bis schlussendlich bindende Planbestätigung vorliegt, dh die Rechtskraft eingetreten ist;226 die meisten wollen weitaus restriktiver die einseitige Rücknahme nur bis zur Abstimmung erlauben, sei es ihr Beginn227 oder gar auch ihr Ende228. Dafür spricht scheinbar die Zweiteilung im Terminzweck, anberaumt wird ein Termin für zwei Anliegen: Erörterung und Abstimmung (§ 235 I S 1), dazwischen kann (und soll) der Vorlegende jedoch nachsteuern können (§ 240 S 1) – allerdings nur per Abänderung und auch bloß was „einzelne Regelungen“ betrifft; das letztere als wichtige zusätzliche Schranke, welche noch in § 284 I S 1 RegE fehlte229 und hier offenbar zusätzliche Kontinuität schaffen will, begleitet von der Erklärung: „der Kern muß erhalten bleiben.“230 Jenes Regelungsanliegen würde jedoch konterkariert werden, wenn man hier stattdessen völlige Rücknahme zuließe (und anschließend die Neuvorlegung). Ist also die Änderung bloß beschränkt noch eröffnet, kann man erst recht dann keine grenzenlose Rücknahme offenlassen. Die freie Rücknehmbarkeit endet dementsprechend schon mit Beginn des Erörterungstermins (was sehr gut auch mit § 269 I ZPO zusammenpasst: „bis zum Beginn der mündlichen Verhandlung“).

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BGH NZI 2007, 521 {7} [II 3] = ZinsO 2007, 713. BGH ZInsO 2009, 2113, 2114 {4} [II] = ZVI 2010, 22, hierzu vgl Madaus KTS 2012, 27, 29. AG Frankfurt/Oder DZWIR 2006, 87 (Vereinsfortführung als Voraussetzung für Registereintragung). Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 41; HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 15. Die Einschränkung bei BGH ZInsO 2009, 2113, 2114 {4} [II] = ZVI 2010, 22 (Billigung der Gläubiger), würde hiermit hinfällig. Schiessler Insolvenzplan (1997), S 153; Happe Rechtsnatur des Insolvenzplans

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(2004), S 225; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 235 Rn 17; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 151–153. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 49. Es war aber im RegE keinerlei Terminverbindung verordnet (§ 285 I „versus“ § 286 I): Ankündigung (§ 284 I S 2), Fristsetzung (§ 284 I S 3), Terminierung (§ 286 II S 1) – es sei denn jeder Betroffene wäre erschienen (§ 286 II S 3): BT-Drucks 12/2443 S 207. BT-Drucks 12/7302 S 183 re. Sp. [Nr 152]. Siehe dazu insb auch Vor §§ 217 ff Rn 89 [2], 247; § 221 Rn 109; § 240 Rn 10–12 sowie auch hier bei Rn 118.

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Weitere differenzierende Ansätze verwässern die Klarheit der Lösung des „fixen Punk- 107 tes“, auf den sämtliche Beteiligte von vornherein abstellen können. Daher zählt nicht, wie jene Gruppenmehrheiten konkret zustande gekommen sind,231 da die InsO zudem auch die Abwehrmöglichkeiten von Abstimmungsminderheiten ausdrücklich festlegt. Man sollte genauso wenig es etwa am Vorlegenden (§ 218 I S 1 bzw § 284) festmachen, wer genau wie lange noch zurücknehmen darf: § 240 S 1 trifft jede Person, und prozessrechtlich zählt doch eher die erweiterte Schutzwürdigkeit des Gegenübers gegenüber dem „Aktionsradius“ des Planenden. Eine andere Lösung wäre an einschlägigen Planregelungen auszurichten: hätte die Regelung nun schon endgültig Rechtsfolgen gezeitigt? Damit wäre das Zeitfenster weit aufgemacht, mindestens bis zur Rechtskraft für die Bestätigung (arg § 254 I), möglicherweise noch weitergehender, und außerdem noch uU eine relative Betrachtung eröffnet (letztendlich recht unpraktisch). Das verwischt die Unterscheidung von (teilweiser) Anpassung und (kompletter) Rücknahme auf andere Art. Was zuletzt den Plantyp als solchen betrifft, liefert er auch keinen brauchbaren Anhalt. Man könnte womöglich zwischen materiellen und prozessualen Plänen unterscheiden, dh zwischen der Gestaltung von Rechtspositionen und Verfahrensabläufen (vgl allgemeiner zur Typisierung Vor §§ 217 ff Rn 28 ff), was aber zu sehr auf individuelles, subjektives Betroffensein hinausläuft. Das „Gegenüber“ ist nicht ein Einzelner, sondern aufaddiert die „Gesamtheit des Kollektivs“. Dies verlangt nach genereller, objektiver Anknüpfung. Nach dem Annahmeakt ist eine einseitige Planrücknahme ohnehin logischerweise ver- 108 hindert (zuvor auch schon Rn 106 aE): der Planersteller für sich hat offensichtlich seine eventuelle Dispositionsbefugnis eingebüßt, die Erwirkung ist nämlich parteiseits verbindlich gemacht; durch eben die Zustimmung der Beteiligten wurde hier die Situation neu gestaltet – sie kann nur noch gemäß gesetzlicher Regel (§§ 248, 250/251, 253) vom Gericht (einseitig!) verhindert werden. Das sagt die prozessuale Betrachtung. Unter materieller Sicht (Vertrag? – dazu vgl oben Rn 21) gibt es aber immer auch noch die Möglichkeit der zweiseitigen Planaufhebung („contrarius consensus“). So mag eine (Plan-) Anpassung unvorhergesehene Massezuwächse erreichen oder gar eine Rückkehr ins reguläre Insolvenzverfahren infolge veränderter Umstände vielleicht alsdann inhaltlich vorteilhafter erscheinen etc. Auf dieser Linie liegen die BGH-Entscheidungen bei Rn 105: der erste Fall232 würde als verkappte Änderung durchgehen (inzwischen gesetzlich gestattet: §§ 221 S 2, 248a233), der zweite Fall234 sollte auf vollständige Aufhebung hinauslaufen, die allseitig offenbar gewünscht war.235 Indes kann dafür nicht das Votum der Gläubigerversammlung entscheidend sein, son- 109 dern es muss vielmehr in denselben Gruppen über eine Aufhebung der Planungen erneut abgestimmt werden, um nicht die besonderen Mehrheitsregelungen des Planverfahrens zu unterlaufen – dabei muss nicht etwa jeder Gläubiger neu abstimmen oder auch nur etwa jede Gruppe die vorher zugestimmt hatte nun reziprok negativ votieren (sowie umgekehrt herum). Sinnvoll ist vielmehr, die Abstimmungsregeln gleichsam spiegelbildlich anzulegen

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AA Madaus KTS 2012, 27, 57 f: Rücknahme weiter statthaft bei Mehrheitsvotum oder Abwesenheiten (letzteres völlig unsicher!) – Zeitschranke: Rechtskraft. BGH NZI 2007, 521 {7} [II 3]. Eingeführt gemäß RA-Empfehlung (BTDrucks 17/7511 S 35 f: „Nachbesserungsrecht“) durch Art 1 Nr 17 und 36 ESUG [in Kraft ab 01.03.2012 (Art 10 S 3)].

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BGH ZInsO 2009, 2113, 2114 {4} [II] = ZVI 2010, 22. Durch das Aufzeigen einer Planlösung lässt sich unter Umständen der Preis für die übertragende Sanierung in die Höhe treiben, da nun der Interessent an dem schuldnerischen Unternehmen unter Entscheidungsdruck gerät, da auch ohne ihn der Fortführungswert realisiert werden kann.

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(§ 244 I), einschließlich des Verbots von Obstruktionen (§ 245); vor allem die Verschlechterung gegenüber der planlosen Regelabwicklung (§ 245 I Nr 1) kann nach status quo eine neue, veränderte Bewertung erheischen. Anders gesagt: entscheidend ist ausschließlich das Gruppenvotum – entsprechend der Planstruktur, die aufzuheben ist. 3. Subjektive Rechtsmacht

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Die Planrücknahme stellt den actus contrarius zur Planvorlage dar, dh wer vorgelegt hat, der vermag dann seinen Plan selbst auch wieder rückzunehmen (funktionale Identität erforderlich). Verwalterpläne können nicht etwa vom Gemeinschuldner mithin zurückgezogen werden und genauso anders herum. Weitergehend muss man unterscheiden: a) Verwaltervorlagen (§ 218 I S 1 Var 1). Die Amtsperson kann gewechselt haben, die Funktion übt derjenige aus, der in dem Moment der Aktion als Insolvenzverwalter bzw Sachwalter rechtsförmlich bestellt ist (§ 56 II – nicht unwichtig wegen § 57 S 1/2 und § 59 I); das Institut des Sonderinsolvenzverwalters bei Interessenkollisionen (dazu § 56 Rn 76 ff) dürfte insoweit kaum relevant werden. Die Gläubigerversammlung mag zwar die „Beauftragung“ (§ 218 II: Rn 46–54) – wieso auch immer – zurückziehen, ist aber weder selbst vorlageberechtigt noch – komplementär – dann rücknahmebefugt. Der Verwalter kann letztlich den Plan als eigenen „Initiativplan“ (dazu Rn 39–41) weiterverfolgen (vorbehaltlich einer Negativweisung: Rn 42–44) – fraglich bleibt aber, ob wirklich Annahmechancen bestehen … b) Schuldnervorlagen (§ 218 I S 1 Var 2). Schwierigkeiten können bei juristischen Per111 sonen und den sonstigen insolvenzfähigen Sondervermögen eintreten, da für jene aufgrund gesetzlicher Organstellung oder aber satzungsgemäßer Vertretungsmacht uU gleich mehrere natürliche Personen handeln können (dazu Rn 61–64, 70, 71–74). Bleibt man streng bei lediglich funktionaler Identität (vgl Rn 110 [vor a]), dh der Vertretung des Schuldners, könnte ein unschönes „Ping-Pong“ entstehen (mit hohem Preis bezahlt: § 231 II Var 3!). Hier muss man wohl ergänzend personelle Identität einfordern (siehe auch schon Rn 64); das kann man auch funktionell dadurch untermauern, dass gesetzlich konkurrierende „Teilrollen“ zwar zugelassen sind, man sich dann indes – positiv (Vorlegung) wie negativ (Rücknahme) – auch jeweils darin bewegen muss. Unberührt bleibt die Rechtsbindung im Innenverhältnis (dazu Rn 65, 70: „Absegnung“ durch Beschluss – Sanktionsfolge: Schadensersatz!), die Möglichkeit gesellschaftsrechtlichen Abberufens von „widerspenstigen“ Vertretungsorganen und genauso gemeinsames Auftreten aller Vertreter.

X. Planmehrheiten 1. Fallgruppenbildung

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Die Möglichkeit von gleichzeitig mehreren Planvorlagen (dazu Rn 116–119) ist gesetzlich klar mitgedacht, da Abs 1 S 1 zwei abstrakt vorlageberechtigte Personen kennzeichnet, dabei ist zudem der Insolvenzverwalter236,237 in einer doppelten Rolle angerufen (vgl Rn 36), weiteres mögen bei juristischen Personen und Sondervermögen als Gemeinschuld-

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MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 126, 130; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 39; Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 218 Rn 15; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 12; Smid WM 1996, 1249,

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1254; ebenso wohl ferner Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 47. UU gar auch der Gemeinschuldner: § 284 I S 1.

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ner die Vertretungsregeln rechtlich konkurrierende Planvorlagen erlauben (dazu Rn 64, 70). Es kann mithin durchaus sein, dass am Ende drei oder gar noch mehr Plankonzepte miteinander letztendlich wetteifern. Hierin liegt nichts Anstößiges, sondern inhaltlich gesunder Wettbewerb um das bestmöglichste (scil. gläubigerfreundlichste) Verfahrensende. § 294 RegE hatte hier dezidiert noch gemeinsame Erörterung und Abstimmung angemahnt („Liegen mehrere Insolvenzpläne vor, so soll das Insolvenzgericht …“), dabei aber offenbar mehr die Beschleunigung als Hintergedanken;238 wichtig ist dazuhin der Hinweis, die Abstimmungsreihenfolge sei „nach dem Inhalt der Pläne und den sonstigen Umständen des Einzelfalles vom Gericht festzulegen“239. Beides dürfte weiter gelten (letzteres240 gedeckt durch die Prozessleitungsmacht: Rn 125), ist inhaltlich doch jene Streichung als lediglich redaktionelle Straffung begründet,241 zumal auch die Vorlagerechte weiter eingeschränkt wurden (vgl Rn 14) – man wollte derartige Plankonkurrenzen indes keineswegs total verhindern!242 – Vorstellbar ist auch der Fall von sukzessive mehreren Planvorlagen (dazu Rn 113–115), arg § 231 II. 2. Wiederholte Planvorlage Der Planersteller mag trotz Zurückweisung (Gericht: § 231), Ablehnung von Seiten der 113 Gläubiger (§§ 237–246) bzw ausnahmsweise von Gemeinschuldner (§ 247) bzw Anteilseignern (§ 246a) oder Nichtbestätigung (Gericht: §§ 248–251) einen „zweiten Anlauf“ wagen, erst recht nach einer statthaft erfolgten, autonomen Rücknahme (gem Rn 103). Für den Gemeinschuldner ist das zweifellos so vorgesehen (arg § 231 II, dazu Näheres dort Rn 36–39), und wenn man dazu bedenkt, dass diese Regel bloß möglichem (Schuldner-) Missbrauch vorbeugen will (daher [Verwalter-] Antrag nötig!),243 ist hierdurch implizit grundsätzliche Erneuerbarkeit generell bestätigt.244 Mithin steht auch dem Verwalter eine Wiederholung frei. Dies sah auch der Rechtsausschuss245 anlässlich der Streichung des § 292 RegE (Möglichkeit zweiter Abstimmung!) so, wenn er ganz allgemein dazu festhielt: „Unberührt bleibt die Möglichkeit, nach der Ablehnung eines Plans einen neuen Plan vorzulegen, der inhaltlich weitgehend [!] mit dem abgelehnten Plan übereinstimmen kann.“ Worin letztlich solche Ablehnung wurzelt, erheischt dabei erkennbar keine Bedeutung! Genannt werden dabei aber nur abgeänderte (Rn 114), nicht etwa zudem auch identische (Rn 115) Pläne. Eine „Novation“ wird namentlich etwa naheliegen, um bestehende Ablehnungsmotive 114 zu beseitigen (insb wo eine Modifikation nicht weiterhelfen kann (vgl Rn 106 iVm § 240 Rn 10–12). Es gibt – jenseits der Regelung § 231 II – jedoch durchaus gewisse Grenzen. (a) Nach Annahme eines ersten Plans mitsamt gerichtlicher (rechtskräftiger) Bestätigung, ist die „abweichende Regelung“ (iSv § 1 S 1 Hs 3) festgezurrt; es kann dann alleinig anpassende „Fehlerkorrektur“ nachfolgen (§§ 221 S 2, 248a). Nach positiver Beschlussfassung

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BT-Drucks 12/2443 S 210 re. Sp. BT-Drucks 12/2443 S 210 re. Sp. Wegen ersterem siehe Kübler/Prütting/Bork/ Pleister InsO68 § 235 InsO Rn 8; FK/Jaffé InsO9 § 235 Rn 43; HK/Haas InsO9 § 235 Rn 10; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 197 bzw MünchKomm/Hintzen InsO3 § 235 Rn 30. BT-Drucks 12/7302 S 184 re. Sp. [Nr 159]. Dennoch sind bislang parallele Planvorlagen unbekannt, und insofern ist folglich die ge-

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setzgeberische Streichung der Vorschrift nachvollziehbar. BT-Drucks 12/2443 S 204 re. Sp.: Schutzmittel gegen Verschleppung – siehe auch bei § 231 Rn 3. So die hM: Schiessler Insolvenzplan (1997), S 153; Happe Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 252; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 218 Rn 1; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 122. BT-Drucks 12/7302 S 184 li. Sp. [Nr 157].

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der jeweiligen Gruppenmehrheit kommt aber immerhin noch die Aufhebung der Planungen (iSv Rn 109) insoweit in Betracht (quasi inhaltlich als actus contrarius): damit kann es auch keine anschließende „Sperrwirkung“ geben. Vor Beginn des Erörterungs- und Abstimmungstermins ist sowieso jederzeit aber noch eine Rücknahme möglich (vgl Rn 104). 115 (b) Fraglich ist außerdem, inwieweit eine inhaltsgleiche Neuvorlegung statthaft wäre, es sei nach einer erfolgreichen, intensiven „Werbekampagne“, die einen Meinungsumschwung verheißt, oder aufgrund abgeänderter wirtschaftlicher Verhältnisse (zB: Erwerber wird gefunden, aber genauso auch denkbar: er springt ab). Man hält dies für möglich und erlaubt246 – muss dabei indes zwei wichtige Kautelen beachten: Der Verwalter sollte, ja müsste, zusätzlich ein besonderes Rechtsschutzbedürfnis vermitteln (ansonsten könnte dieser uU endlos abstimmen lassen … – als vorschneller Gegenschluss aus § 231 II), und zudem darf keine sperrende gerichtsseitige Abweisung entgegenstehen. Vorprüfungsvotum wie Nichtbestätigung erwachsen in formelle Rechtskraft (§§ 231 III, 253 Var 2) und begründen sanktionsähnliche Wirkungen, auch wegen tatbestandlich hoher Hürden (§ 231 I S 1 Nr 1 [Nachholbarkeit bzw Fristversäumnis] bzw § 250: Wesentlichkeit bzw Behebbarkeit [Nr 1]; Unredlichkeit [Nr 2]). In einer Versagung wegen konkreten Mängeln liegt die verbindliche gerichtliche Feststellung, dass solch eine Gestaltung rechtlich unzulässig erscheint. Das wirkt alsdann materielle Rechtskraft.247 3. Gleichzeitige Planvorlagen

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Problematisch ist dagegen die Ermöglichung zeitgleicher Planvorlagen gestützt auf dasselbe Initiativrecht (besonders wichtig wegen Rn 41). Dazu besteht eine Vielfalt an Lösungsvorschlägen. Befürworter bemühen den Wettbewerbsgedanken248 (Finden bester Lösung) und den Gleichheitsgedanken249 (Organstellung vervielfache Vorlagerechte, vgl Rn 64, 70), Skeptiker verweisen auf das mangelnde Bedürfnis250 (zuvor „eigenständige autonome Bestenauslese“ nötig) und auf Verwerfungen im Normensystem251 (§§ 157 S 2, 218 I S 1, 231 II – „Grundprinzip der Einmaligkeit“252). 117 Vermittelnd wird einerseits etwa anempfohlen, eine Kakophonie vor der Abstimmung noch rechtzeitig zu beseitigen253 (Erörterung in Vielfalt, Abstimmung in Klarheit). Dagegen streitet mE relativ deutlich, dass auch das Vorprüfungsverfahren (§ 231) und der Stellungnahmeprozess (§ 232) möglichst strikt verlaufen sollen. Es ist eben etwas völlig anderes, ob man in einem Planvorschlag mögliche Variationen zeigt oder konträre Konzepte eröffnet. Letzteres untergräbt bisweilen zusätzlich die Glaubwürdigkeit des Planvorschlages (zuwenigst bei geteilter Initiativrolle iSv Rn 36). § 240 [S 1] lässt zwar nur Anpassun-

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Happe Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 252; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 123. AA Happe Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 252 (offenbar ganz generell – „Plan als Norm“) bzw MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 123 (Eintritt geänderter Umstände erforderlich). HambK/Thies InsO6 § 218 Rn 5; wohl iE auch K Schmidt/Spliedt InsO19 § 218 Rn 5. Vogel DZWIR 2004, 490, 492 (zumindest Eventualvorschläge von Naturalpersonen statthaft).

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Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 37. Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 47. Das auch dem motivierenden „Wettbewerbsgedanken“ zugrundeliegt (BT-Drucks 12/ 2443 S 92 li. Sp.: Recht mehrerer Personen, „einen Plan vorzulegen“ – ersteres wurde später zudem begrenzt, letzteres dabei doch nicht etwa erweitert!). Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 37.

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gen „auf Grund der Erörterung im Termin“ zu, es gibt jene jedoch auch vorher aufgrund anderer Umstände (arg § 231 I S 1 Nr 1: Abhilfefrist, dort Rn 23–25). Demnach bedarf es keiner extra Rücknahme mit Neustart des Verfahrens (dazu Rn 113–115), sondern lediglich transparent gemachter Variationen (Zeitgewinn!). Letzthin demnach ist es ein falsches Etikett, das hier verwendet wird: es geht um bloße Variation eines Plans, nicht vielfache Pläne. Dagegen wird man kaum jemals ernsthaft rechtliche Vorbehalte einwenden. Andererseits wird vorgeschlagen, Alternativpläne (verboten) und Eventualpläne (eröff- 118 net) grundsätzlich zu unterscheiden;254 die Kritik (dazu vgl eben Rn 116) treffe lediglich „kumulative“ Vorlegung, nicht aber die dezidiert „eventuelle“ Vorlegung – hier sei klar der prozessuale Bestimmtheitsgrundsatz eingehalten (zulässige innerprozessuale Bedingung) und gleichsam nur wiederholter Planvorlage (iSd Rn 113–115) vorgegriffen. Das schafft ohne Zweifel einen prozessual unschätzbaren Zeitgewinn und schleift die Grenzen aus § 240 („der Kern muß erhalten bleiben“255 – vgl Rn 106 iVm § 240 Rn 10–12). Die Planvorlegung als Prozesshandlung (dazu Rn 22) unterliegt von vornherein nicht 119 etwa der Stufungsvorgabe für Klageerhebungen, denn es sind ja zweifelsohne mehrere Planvorlagen (verschiedener Initiatoren) möglich; dann könnte man ebenso über weitere Vorschläge desselben Verfassers mitbefinden. Die betroffenen Beteiligten entscheiden vom Ergebnis her, dh subjektiv nur motiviert. Nach der KO wurden eventuelle Zwangsvergleichsvorschläge zugelassen256 im Unterschied zu Privatvergleichsvorschlägen257 nach der VglO (arg § 7 I S 1 VglO: „Der Vergleichsvorschlag muß bestimmt sein.“); das amerikanische Recht toleriert jedwede mehrfache Vorlage (arg 11 USC § 102 Nr 7: „the singular includes the plural“). Unter neuem Recht fehlt hierzu glasklarer Anhalt; auch § 294 RegE (vgl Rn 13, 112, 120) traf insoweit keinerlei Aussagen – trotzdem deutet alles auf Einmaligkeit: die Verminderung der Zahl der Vorlagerechte würde nämlich ansonsten nutzlos verpuffen, wenn nicht auch zeitgleiche selbständige Planvorlagen damit beschränkt wären. 4. Verfahrensprobleme In Anlehnung an § 294 RegE ist weiterhin ein einheitlicher Erörterungs- und Abstim- 120 mungstermin prozessual zu bevorzugen258 (dieses begünstigt echten Wettbewerb). Notwendig war aber einst dezidiert, dass „mehrere Insolvenzpläne vor[liegen]“; Ziel ist hier die Parallelisierung für „zeitähnliche“ Planvorlagen – zu Recht wird daher verlangt, dass hinsichtlich der Erstvorlage keine größeren Verzögerungen eintreten.259 Der Gesetzgeber

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Erschöpfend dazu MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 125–136. BT-Drucks 12/7302 S 183 re. Sp. [Nr 150]. Jaeger/Weber KO8 § 174 Rn 1 aE; Uhlenbruck/Uhlenbruck KO11 § 174 Rn 1e; Kilger/K Schmidt InsG17 § 174 KO Anm 2 – aA Schumann KuT 1941, 51, 52. Bley/Mohrbutter VglO4 § 66 Rn 19 (bezüglich beider Varianten – demnach eventuelle wie alternative Vorlage); Kilger/Schmidt InsG17 § 7 VglO Anm 1; Vogels/Nölte VglO3 § 3 Anm II/2; Uhlenbruck/Uhlenbruck KO11 § 174 Rn 1e (zum Privatvergleichsvorschlag). Wegen ersterem siehe Kübler/Prütting/Bork/ Pleister InsO68 § 235 InsO Rn 8; FK/Jaffé

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InsO9 § 235 Rn 43; HK/Haas InsO9 § 235 Rn 10; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 197 bzw MünchKomm/Hintzen InsO3 § 235 Rn 30. HambK/Thies InsO6 § 235 Rn 5; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 235 Rn 7; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 197 – eher rigider noch Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 235 Rn 13 [1. Abs] („keine qualitativen [!] Verzögerungen“), dagegen wohl lascher K Schmidt/Spliedt InsO19 § 235 Rn 10 (möglichst noch Vertagung). Wobei dieser Aspekt nicht gänzlich unumstritten ist, da teilweise dem Gericht kein Beurteilungsspielraum bzgl einer einheitlichen Ladung zugebilligt, sondern darin

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will zwischenzeitlich noch etwas weiter beschleunigen und taktet einen zeitlich engen Rahmen (§ 231 I S 2 [Vorprüfung: zwei Wochen, dort Rn 40]; § 232 III S 2 [Kommentare: zwei Wochen, dort Rn 18–20]; § 235 I S 2 [Erörterung und Abstimmung: vier Wochen bzw ein Monat, dort Rn 48 f], aber vgl auch § 236 – alles aber nur Sollvorschriften!). Langes Zuwarten dürfte demzufolge also ausscheiden, ansonsten könnte die späte Vorlage auch allein Verzögerungszwecken dienen (gegen die sonst nur Zurückweisen der Zweitvorlage [§ 231 I S 1 Nrn 2 und 3 – jedoch selbständig beschwerdefähig: Abs 3] helfen könnte. Man sollte sich jedoch überhaupt sämtlicher „subjektiver“ Motiverforschung verweigern und lediglich objektiv bzw zeitlich anknüpfen: Erfasst sind regelmäßig bloß solche Planvorlagen, die alsbaldig hintereinander einkommen (vielleicht als Richtwert: 10 Tage) oder bei denen die spätere Möglichkeit besteht, sie ohne einen Verzug verfahrensmäßig zu parallelisieren. 121 Auch auszuschließen sind konfligierende mehrere Insolvenzpläne. Bloß ein Plan vermag zum Schluss verfahrensbestimmende (arg § 1 S 1 Hs 3: „in einem Insolvenzplan“ [offenbar darum hier ein Zahlwort]) wie privatrechtsgestaltende (arg § 254 I S 1: „für und gegen alle Beteiligten“) Wirkungen zu begründen. Fraglich ist freilich, wann man bzw wer denn wie ebensolche Konflikte verhindert: das Gericht bei Vornahme der Bestätigung der Planvorlage (in Anlehnung an 11 USC § 1129 lit c: abzuwägen sind Interessen der Gläubiger und Kapitaleigner) oder vorlaufend die Gläubigerschaft bei Abstimmung? Einige favorisieren die „späte“ Gerichtslösung, indes ohne sich auf Sachfaktoren zu verständigen.260 Das passt schwerlich aber zum Normsystem, wonach strategische Planentscheidungen der Gläubigerschaft anheimfallen und dem Gericht nur die spätere Rechtmäßigkeitskontrolle zufällt (§§ 248–251), dh jenes eben nur Rechts- keine Fachaufsicht übt bzw lediglich retrospektiv (!) die Rahmenvorgabe überprüft. Das Gericht kann deshalb keine letztverbindliche (zweckorientierte!) Auswahlbefugnis haben.261 122 Man müsste also schon der Gläubigerschaft die sachliche Priorisierung gestatten. Das eröffnet subjektive Maßstäbe. Es kommt zu gleichsam einer doppelten Abstimmungsrunde: der „Einzelabstimmung“ (welche Pläne sind mehrheitsfähig) folgt dann noch eine Art „Gesamtabstimmung“ (welcher dieser Pläne wäre mehrheitswürdig) – die jedoch das Gesetz nicht so kennt (nicht einmal unter der Herrschaft von § 294 RegE kannte). Auch dann bleibt noch viel unklar. Sollte Gruppenmehrheit zählen?262 Das erscheint kaum sinnvoll, kann doch jeder Plan hier seine ureigenen (sachlichen: § 222) Kriterien zugrunde legen; am Ende könnte „belohnt“ werden, wer möglichst viele Gruppen gebildet hat. Und auch der Vorschlag, beide Pläne abzuweisen,263 liefert keinen rechten Ausweg (Übermaßverbot): Welche Mehrheiten rechnen: Kopf- und/oder Summenmehrheit? Für die Kumula-

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eine Pflicht gesehen wird, vgl: HK/Haas InsO9 § 235 Rn 10; Ahrens/Gehrlein/RingstmeierSilcher InsO3 § 235 Rn 60. Henckel KTS 1989, 477, 482 (wirtschaftlich günstigste Ausgestaltung [Gläubigersicht]); Engberding DZWIR 1998, 94, 96 (geeignetes Fortführungskonzept [„Sanierungsbias“]); Happe Rechtsnatur des Insolvenzplans (2004), S 249 (geringste Eingriffe enthalten [Schuldnersicht]). So wie hier Hess/Weis WM 1998, 2349, 2359; FK/Jaffé InsO9 § 235 Rn 45; MünchKomm/Sinz InsO3 § 248 Rn 9. Generell zur

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mangelnden materiellen Prüfungskompetenz des Gerichts: Madaus Insolvenzplan (2011), S 362 f. Braun/Braun/Frank § 218 InsO7 Rn 12; Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz, S 643; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 49 („unter Berücksichtigung deren Größe und wirtschaftlicher Betroffenheit“). HK/Haas InsO9 § 248 Rn 5 (der zugleich erneut einzeln über die Pläne nach Versagung der Bestätigung abstimmen lassen will [letzter Versuch]).

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tion264 spricht § 244 I, für die Summenmehrheit265 dagegen § 76 II; man will zT266 zwar die „planaffine“ Abstimmung (§ 244 I), löst ein Patt letztendlich indes doch übers Aufsummieren (§ 76 II), dh den „Plenumsmodus“ der Gläubigerschaft. Die Anknüpfung erscheint ambivalent. Schließlich: Gelten nicht auch die Einschränkungen des Obstruktionsverbots (§ 245)? Dies würde doch irgendwelche gerichtliche Hilfestellung abverlangen. Jener Konflikt ist auf formaler Ebene zweifellos besser (und dies heißt: verfahrensförmig) aufgehoben. Wenn man also objektive Maßstäbe abfordern muss, kann man eine zeitliche Priorisie- 123 rung vornehmen – gewiss kaum im Sinn von Rechtskraftpriorität267 (in Orientierung an § 580 Nr 7a bzw § 328 I Nr 3 Var 1 ZPO). Dies verführte bloß zu „Spiegelfechtereien“ im Beschwerdeverfahren, provozierte wechselseitige Konkurrenz und schaffte ungewolltes Sperrpotential. Wenn, kann nur eine vollkommen „objektive Priorität“ überzeugen – und das zielt auf den ersten268 oder letzten269 aller konkurrierenden Pläne. Am Ende macht Sinn allein, an erstmalige Planannahme anzuknüpfen: sie lässt den Gläubigern die Freiheit der Wahl, eröffnet rasche Klarheit (Erledigung alternativer Vorschläge: Rn 124) und entspricht der Erwartung, dass das attraktivste „Angebot“ am schnellsten „Annehmer“ finden dürfte. Gelöst wird ferner die Problematik bei mehr als zwei Planvorlagen (man kann nämlich auch streiten, ob man eine dritte oder vierte etc überhaupt noch abstimmen lässt …). Eine Wirksamkeit letzter Planannahme wäre am Ende „verdrehte“ Priorität. Damit rückt zur Kernfrage auf, in welcher Reihenfolge die Abstimmung erfolgt (dazu Rn 125). Die hM toleriert die Annahme von mehreren Planvorlagen und schafft sich erst da- 124 durch diese komplizierten Folgeprobleme. Dagegen zeigt schon die Überschrift des zweiten Abschnitts (§§ 235–253: „Annahme und Bestätigung des Plans“) das Grundprinzip der Singularität. So wie bloß ein Plan später Bestätigung finden kann (dazu Rn 121), so sollte auch nur ein Plan vorher angenommen werden. Nur das belässt die Verantwortlichkeit dort, wo sie auch hingehört: bei den Beteiligten! Sie suchen die eigene „planoptimale“ Lösung (im hierfür festgelegten Abstimmungsmodus, dh jeweils nach Gruppen). Hierhin weist nicht zuletzt § 248 I, welcher doppelt den Singular ansetzt, und zwar für Annahme (Hs 1 Var 1: „des Insolvenzplans“) wie Bestätigung (Hs 2: „der Plan“), und damit implizit auf einen Gleichlauf setzt. Zugegeben: disparate Gruppenbildung erlaubt im Prinzip mehrfache Planzustimmung, oft sind zudem Folgefragen zu entscheiden (§ 245?). Daher die Regel: Die Annahme einer Vorlage bewirkt ganz zwangsläufig bereits eine Erledigung sonstiger Vorschläge.270 Damit ist jedes mögliche „plan shopping“ im Ansatz verhindert – Vergleichsmaß ist immer nur der Erlös bei Liquidation (§§ 245 I Nr 1, 251 I Nr 2 – ist gegenüber § 78 I lex specialis!), nicht etwa ein womöglich konkurrierender Zweitplan.

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Kübler/Prütting/Spahlinger InsO61 § 218 Rn 37 (soweit nicht bereits ein Plan eine vollständige Gruppenzustimmung vorweisen kann); Braun/Braun/Frank InsO7 § 248 Rn 6. Riggert WM 1998, 1521, 1525; Mohrbutter/ Ringstmeier/Bähr Hb InsVw9 Kap 14 Rn 255; MünchKomm/Sinz InsO3 § 248 Rn 9; HambK/Thies InsO6 § 235 Rn 5. Kübler/Prütting/Bork/Pleister InsO61 § 218 InsO Rn 43 und K Schmidt/Spliedt InsO19 § 235 Rn 10. Lösungsweg von MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 201 und Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 218 Rn 19 – mR hier aA Ner-

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lich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 49 („unhaltbar“). Lösungsweg von Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 235 Rn 60. Lösungsweg von Schiessler Insolvenzplan (1997), S 155. Jenes betont richtig MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 201 (Fn 267) – bei falschem Bezugspunkt (scil. Rechtskraft); Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 218 Rn 49 setzen überflüssigerweise ebenso Rechtskrafteintritt voraus. Auch MünchKomm/Hintzen InsO3 § 235 Rn 32 sieht hier keine Erledigung.

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Weil es eine reguläre Gläubigerversammlung betrifft (§ 235 I S 1: Erörterungs- und Abstimmungstermin; möglicherweise auch Prüfungstermin: § 236 S 2), gelten allgemeine Regeln (§§ 74 ff) soweit „planspezifische“ Ausgestaltungen (§§ 237 ff) fehlen. Terminierung wie Tagesordnung rechnen dabei zur richterlichen Leitungsmacht (arg § 74 II S 1 [dort Rn 20–22] iVm § 76 I). Einerseits ist maßgeblich, dass die Tagesordnung die Eingeladenen zuverlässig informiert,271 dh bei Mehrheit von Plänen das benennen muss; andererseits ist unmittelbare Reaktion auf die Erörterungen erwünscht (§ 240). So wie es vorheriger Leitungsmacht entspricht, die Tagesordnung gerichtsseitig festzusetzen, so sind ebenso spätere Modifikationen erlaubt, was die Abstimmungsreihenfolge angeht. Das Gericht sollte hierbei der gewohnten Übung gehorchen, weitgehendere Anträge voranzustellen,272 was jedoch bei Plänen mit oftmals komplexen Gefügen sehr schwerfallen kann (vielleicht als Faustregel: Sanierung vor Liquidation – bei notwendiger Rückkopplung mit § 157 S 1). Dadurch erhält das Gericht mithin doch eine starke Stellung, freilich nur im Formalen. Wenn man will, kann man dies die „frühe“ Gerichtslösung heißen, muss aber sehen, dass das alleinig Vorstrukturierung des Abstimmungsmodus bedeutet, niemals inhaltliche Wertung (sie obliegt den konkret Beteiligten). 126 Zugestehen wird man hier allerdings, dass die Versammlung eine autonome Abstimmungsreihenfolge festlegt, dh den gerichtlichen Vorschlag gleichsam zurückweist („Geschäftsordnungsantrag“) und eigene Regeln aufstellt. Dafür gilt die reguläre „Plenumsregelung“ bzw einfache Summenmehrheit273 – die Vorhand hat allemal das Gericht (dazu Rn 125), daher ist nicht die Gläubigerversammlung zwingend zu befragen, in welcher Reihenfolge die Abstimmung erfolge – das kann (nicht: muss) das Gericht aber dennoch tun, zumal hier eine recht wichtige Weichenstellung vorliegt (dazu Rn 124). Im Abstimmungstermin ist letzthin die Stellung des Gerichts eine rein formelle, mögen auch viele plantaktische und psychologische Überlegungen auf Gläubigerseite mit hineinspielen; die materielle Prüfung (§ 250: Bestätigungsverfahren) ist bewusst abgetrennt – das schließlich unterscheidet Nachprüfung von Vorprüfung (§ 231: Zurückweisungsverfahren), wo Rechtskontrolle (Abs 1 S 1 Nr 1) und Gerichtsprognose (Abs 1 S 1 Nrn 2 und 3) gerade zusammengefasst werden.

XI. Haftungsfragen 1. Grundproblematik

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Fortführungspläne sind wie alle Sanierungskonzepte ein „Wechsel auf die Zukunft“. Ihr Ziel ist, Entwicklungen zu antizipieren, darauf beizeiten zu reagieren, um sie so inhaltlich zu bewältigen. Sie beruhen auf Prognosen, Hoffnungen, Erwartungen etc, welche fehlgehen können, sei es aus internen Gründen („Zweckoptimismus“), sei es aus einem externen Anlass (zB Technologiewechsel, Marktverhalten, Exporthindernisse etc). Das sind alles normale unternehmerische Risiken, und eine Weiterführung per Insolvenzplan ist eine grundlegende unternehmerische Entscheidung. Das muss den einzelnen Beteiligten bei spä-

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BGH NZI 2008, 430 {3} („schlagwortartige Bezeichnung“ … [Insolvenz]) mit BGHZ 99, 229, 122/123 (… „[um] vor Überraschungen … zu schützen“ [Verein]). Dieses meint wohl Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 § 235 Rn 13 [2. Abs] – anders im Ansatz MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 197 und MünchKomm/Hintzen

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InsO3 § 235 Rn 31: Zeitpunkt fehlerfreien Planeingangs maßgebend. So wie hier K Schmidt/Spliedt InsO19 § 235 Rn 10; Kübler/Prütting/Bork/Pleister InsO68 § 235 Rn 8; HK/Haas InsO9 § 235 Rn 14; MünchKomm/Hintzen InsO3 § 235 Rn 31 aE; MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 218 Rn 196.

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terer Stimmabgabe klar sein! Es ist doch am Ende allzu leicht, ex post die ex ante benötigten Angaben inhaltlich zu widerlegen – man kann gewiss später Prognose an Realität messen (bloße „Erfolgskontrolle“), jedoch sicher nicht darauf pochen, dass auch genau sodann erfolgt, was geplant war (keine „Erfolgsgarantie“). Die materielle Haftungsverantwortung bei (allgemeiner) Sanierungsberatung ist hier nicht weiterreichend zu thematisieren274 – nur kurz so viel zur Vorlegendenhaftung des Planaufstellers bei insolvenzrechtlicher (besonderer) „Sanierungsbeplanung“: 2. Schuldnervorlage Bei Planvorschlag des Gemeinschuldners (§ 218 I S 1 Var 2) ist schlussendlich die Haf- 128 tungsfrage kaum weiterführend. Rechtlich müssen für Eigenvorschläge letztlich wohl geringere Pflichtmaßstäbe gelten: die Beteiligten kennen „ihr“ Risiko, dass nämlich mehr oder weniger alles mit „rosaroter Brille“ angesehen ist. Einer solchen Planung steht das Risiko „auf die Stirne geschrieben …“; das kennt ein jeder Beteiligte von vornherein (bzw sollte es kennen!) und muss sich zum Eigenschutz angemessen vorsichtig verhalten. Dazu kommt faktisch zudem eine simple Grenze: scheitert die Sanierung, geht es in eine Folgeinsolvenz, dh es fehlt an erforderlicher substantieller Haftungsmasse. 3. Verwaltervorlage Anders der Ansatz bei Verwalterplänen (§ 218 I S 1 Var 2): Insoweit gibt es eine urei- 129 gene Haftungsnorm (§ 60 I S 1, dazu vgl dort Rn 88–91 [Gerhardt]) bei Missachten insolvenzrechtlicher Pflichten, und der Insolvenzverwalter (oder seine Haftpflichtversicherung) ist ein solventer Schuldner. Es geht hier um sog Vorbereitungspflichten im Aufstellungsprozess275 – immer mit Blick auf einen allemal gemilderten Haftungsmaßstab (§ 60 I S 2): er muss bloß „für die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Insolvenzverwalters“ einstehen, dh sich dabei insgesamt „lege artis“ verhalten (Zeitdruck!). Es geht einerseits hier um Prognosen (dazu Rn 127), welche ohnehin nur haftbar machen, wenn sie sich auf falsche Annahmen gründen („Kunstfehler“)276; es geht andererseits aber um Pflichtwidrigkeit, dh Sorglosigkeit bzw Blauäugigkeit277. Der Verwalter darf keinen Plan befördern (bzw muss einen „Auftrag“ gemäß § 157 S 2 entsprechend kritisch kommentieren), soweit er selbst nicht Erfolgsaussichten sieht. Man kann ihm eine planwidrige Entwicklung wohl selten anlasten278,279 … Das letztlich muss scheitern, wenn und weil die Darstellung mögliche Risiken deutlich verzeichnet280. 274

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Vertiefend hierzu siehe Ehlers BB 2014, 131; Frege NZI 2006, 545; Berger/Frege/Nicht NZI 2010, 321; Beck/Depré/Zimmer PdI3 §§ 47–50; K Schmidt/Uhlenbruck/K Schmidt Die GmbH in Krise, Sanierung und Insolvenz4 Rn 11.1 ff. Im Unterschied zu Vorlagepflichten und Durchführungsakte – Trennung im Anschluss an W Lüke FS Uhlenbruck (2000) S 519, 522. Dazu näher Antoni NZI 2013, 236, 238 f [IV 2]; sehr abgewogen auch BK/Flöther/ Wehner InsO42 § 220 Rn 1 aE. Scheitern der Planung ist nicht als solches ein Haftungsfall: FK/Jaffé InsO2 § 220

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Rn 78–80; Warrikoff KTS 1996, 489, 502; Antoni NZI 2013, 236, 237; Uhlenbruck/ Sinz InsO14 § 60 Rn 52; Jaeger/Gerhardt InsO § 60 Rn 89. So auch Antoni NZI 2013, 236, 237 f [IV 1]. Indes aber durchaus etwa ein Ablehnen offenkundig besserer Alternativen: BGH ZIP 1995, 422, 423 f [II 1b bb] = WM 1985, 422 (anderweit „übertragende“ Sanierung). FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 81–83; Uhlenbruck/Sinz InsO14 § 60 Rn 52; Kübler/Prütting/Bork/Lüke InsO35 § 60 Rn 68; Jaeger/ Gerhardt InsO § 60 Rn 90; HambK/Weitzmann InsO6 § 60 Rn 46.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

Daneben besteht übliche Haftung bei Verletzen insolvenzunspezifischer Pflichten (Vertragsrecht [§ 311 III BGB], Deliktsrecht [§§ 823 I/II, 826 BGB]; Steuerrecht [§ 69 AO] etc – näher dazu bei § 60 Rn 150 ff). Man kann hier aber nicht dieselben Rechtsgrundsätze wie für Prospekthaftungen anlegen281 – die Planvorlage ist erkennbar insolvenzspezifische Tätigkeit (§ 218 I Var 1), dann besteht insolvenzspezifische Haftung, mitsamt aller ihrer eigenen Implikationen. Es ginge freilich, die Sachkriterien zu parallelisieren (Investitionsentscheidung: Rn 78), indes sind einerseits die originär insolvenzrechtlichen Vorgaben am Ende viel härter, vgl dazu bei § 220 Rn 45–48 – und andererseits ist die Krise jedem bekannt.

§ 219 Gliederung des Plans 1Der Insolvenzplan besteht aus dem darstellenden Teil und dem gestaltenden Teil. 2Ihm sind die in den §§ 229 und 230 genannten Anlagen beizufügen.

Materialien: EB LS 2.2.5 (Begr S 168); DiskE § 247 (Text: S 127, Begr: BT S 222), RefE § 247 (Text: S 145, Begr BT S 255 f); RegE § 257 (BT-Drucks 12/2443 S 50, 197 [RV] mit BT-Drucks 12/7302 S 95, 182 [RA: Nr 137]) – Stammfassung. Literatur Bilgery Der schlanke Insolvenzplan, DZWIR 2001, 316, 317 f; Bork Der Insolvenzplan, ZZP, 109 (1996), 473; Hermanns/Buth Insolvenzplan als Sanierungsplan – Grundzüge und betriebswirtschaftliche Aspekte, DStR 1997, 1178–1184; Hess Vom Sanierungskonzept zum Insolvenzplan, WPg 2009, 299–304; Martini/Horstkotte Häufige Fehler bei der Aufstellung von Insolvenzplänen und der Durchführung von Insolvenzplanverfahren, ZInsO 2017, 1913, 1915–1921; Rattunde Sanierung von Großunternehmen durch den Insolvenzplan – Der Fall Herlitz, ZIP 203, 596; Smid Sanierung durch Insolvenzplan – Bemerkungen über praktische Fragen, NZI 2000, 454; Stapper/Jacobi Der Insolvenzplan – Was prüft das Gericht?, ZInsO 2014, 1821; Warrikoff Gestaltungsmöglichkeiten im Insolvenzplan, KTS 1997, S527; Westrick Die Anlagen zum Insolvenzplan, DStR 1998, 1879–1883. Siehe noch die Angaben bei § 220 und § 221. Beispiele: IDW S2 (Gliederungsvorschlag), ZIP 1999, 500 (Vorentwurf) bzw IDW-FN 2000, 81 und Wpg. 2000, 285 (Endfassung) – ferner: Allemand/Dobiey/Henning Musterinsolvenzplan, ZVI 2014, 296; Beck/Depré Praxis der Insolvenz (20173) Rn 43.234; Beyer Insolvenzplanverfahren bei natürlichen Personen (Teil I), ZIV 2013; 334–338; Beyer Insolvenzplanverfahren bei natürlichen Personen (Teil II), 2014, 289–295; Braun/Uhlenbruck Muster eines Insolvenzplans (1998); Breuer Insolvenzrechts-Formularbuch (20073) S 447–456; Buth/Hermanns Restrukturierung, Sanierung, Insolvenz (20032), § 27; Ehlers/Schmidt-Sperber Musterinsolvenzplan für Freiberufler bei Vermögensverfall, ZInsO 2008, 879; Frege/Keller/Riedel Handbuch der Rechtspraxis – Insolvenzrecht (20158) Rn 2015; Haarmeyer/Wutzke/Förster Handbuch der vorläufigen Insolvenzverwaltung (2011) § 14 Rn 55; Hess Insolvenzrecht (20132) § 219 Rn 5 f; Hess/Obermüller Insolvenzplan, Restschuldbefreiung und Verbraucherinsolvenz (20033) S 283–291, Muster 1; Horstkotte/Martini Die Einbeziehung der Anteilseigner in den Insolvenzplan nach ESUG: Muster-Arbeitshilfen …, ZInsO 2012, 557; Lauscher/Weßling/

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So sehen es indes W Lüke FS Uhlenbruck (2000) S 519, 529 f [III 3] Berge/Frege/Nicht NZI 2010, 321, 330 [IV 2 a] mit Fn 89; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 4; aber

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uU auch Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 11 – so wie hier Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1; HambK/ Weitzmann InsO6 § 60 Rn 46.

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§ 219

Gliederung des Plans

Bange Muster-Insolvenzplan, ZInsO 1999, 500; Mohrbutter Muster von Vergleichsvorschlägen in Vergleichsverfahren, KTS 1967, 32 ff; Mundt DStR 1997, 620, 621 f [2]: [in Anlehnung an IDW]; Nerlich/Römermann/Braun Insolvenzordnung9 §§ 219–221 Rn 19–21 mit Braun/Braun/Frank Insolvenzordnung (20177) §§ 219–221 Rn 8–10; Runkel/Frank Anwalts-Handbuch Insolvenzrecht (20082) Rn 13.184; Smid/Rattunde/Martini Der Insolvenzplan (20144) Anhang 1–3; Wiedenhaupt Standardisierter Insolvenzplan in den Insolvenzverfahren natürlicher Personen – Das Beste aus zwei Welten, ZInsO 2018, 306 – vgl auch erg IDW-FN 1991, 319, 321–324 (Anlagen 1 bis 4).

Übersicht I. Normzweck und -genese 1. Systematik . . . . . . 2. Normentwicklung . . 3. Rechtsvergleich . . . . 4. Teleologie . . . . . . . II. Planteile . . . . . . . . . 1. Allgemeines . . . . . .

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Rn. 1 1 3 6 8 10 10

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a) Zweiteilung ieS (Satz 1) . b) Mehrteilung iwS (Satz 2) 2. Regelhafte Angaben (Satz 1) 3. Ergänzende Anlagen (Satz 2) 4. Fehlerfolgen . . . . . . . . . III. Planaufbau . . . . . . . . . . . IV. Planinhalte . . . . . . . . . . .

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Rn. 11 13 15 19 22 23 29

I. Normzweck und -genese 1. Systematik § 219 schafft eine formale Textstruktur für den Insolvenzplan (quasi „kleine Klam- 1 mer“ bzw „erste Stufe“), bevor noch § 220/221, 229/230 dann die einzelnen Bestandteile allgemein vorbestimmen („zweite Stufe“ bzw Generalklausel); nach der anfänglich vorgelegten Konzeption standen danach als „dritte Stufe“ noch nachgelagert, besser gesagt: eingeklammert, eine Reihe vieler Detailregeln zur Darstellung (§§ 259, 261–263 RegE) wie Gestaltung (§§ 265–272 RegE). Jenes ist heute insgesamt schwerer erkennbar: alle „konkretisierenden“ Darstellungsregeln sind nämlich gestrichen (Bedürfnis redaktioneller Straffung1), die – weitgehend Gesetz gewordenen (§§ 222–228 – bloß ausgenommen hier § 272 RegE, vgl § 221 Rn 71) – Gestaltungsregeln als solche nicht eigens benannt. Damit wird die „Dialektik“ nicht mehr recht erkennbar, obwohl sie das System nach wie vor noch immer inhaltlich stark beherrscht. Wenn man jene freilich wieder aufdeckt, ergibt sich daraus zum ersten Abschnitt des 2 Planteils (§§ 217–234: „Aufstellung des Plans“) eine offenkundig zugrundeliegende Dreiteilung („große Trias“): Eingangsnormen (§ 217–219), die sich mit nötigen Grundlegungen des Insolvenzplans befassen; Ausführungsnormen (§§ 220–230), die inhaltliche Hilfestellung vermitteln, und Verfahrensnormen (§§ 231–234) zum Vorverfahren, um nachfolgend durchzuführende Gläubigerbeteiligung (§§ 235–253: „Annahme und Bestätigung des Plans“) zu ermöglichen. Die Ausführungsnormen ieS (§§ 222–228) rechnen jedoch immer noch zum Gestaltungsteil; sie werden eingefasst von Ausführungsnormen iwS, welche das Plankonzept einleitend programmatisch definieren (§§ 220/221) bzw ausleitend rechnerisch präzisieren (§§ 229/230). Daraus folgt eine zusätzliche (Binnen-) Dreiteilung („kleine Trias“) der Regelungen zum Planinhalt.

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BT-Drucks 12/7302 S 182 li. Sp. [RA: Nr 138].

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§ 219

Sechster Teil. Insolvenzplan

2. Normentwicklung

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Satz 1 mit der Differenzierung von darstellendem und gestaltendem Teil entspricht schon frühzeitigen Festlegungen der Kommission für Insolvenzrecht, mag jene auch den „Gestaltungsteil“ zunächst umständlicher als den „Forderungen und Rechte verändernden bzw begründenden Teil“ bezeichnen (ganz ähnlich noch alsdann EB LS 2.2.7 I S 1, vgl § 221 Rn 2).2 Das ist natürlich – unschwer erkennbar – Rezeption amerikanischer Vorbilder (dazu Rn 6 f). Satz 1 indes entspricht aber dann weitgehend EB LS 2.2.5, die Anlagen sind indes noch nicht separat unmittelbar erwähnt – ein Pendant für Satz 2 taucht erst später dann in § 247 I S 2 DiskE auf. Die Ursprungskonzeption hat Anlagen zwar allemal schon mitgedacht (EB LS 2.2.10: „sind als Anlagen beizufügen …“), sie aber nicht gleich zu Anfang prominent mit aufgeführt. Namentlich die Motive zu EB LS 2.2.5 sind weiterhin aber bedeutsam, wobei unglücklich nicht offengelegt wurde, wie es zur „Programmnorm“ kam.3 4 § 219 entspricht nahezu wortgleich § 247 I DiskE: in S 1 war erst nur vom „Plan“ die Rede (§ 247 I S 1 DiskE), jenes hat schon § 247 I S 1 RefE ausformuliert als „Insolvenzplan“ (vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 121); in S 2 musste man zudem die Verweisungen numerisch berichtigen. Die wirklich relevante Änderung ist somit die Streichung der Bagatellklausel von Seiten des Rechtsausschusses. In § 257 II RegE war (im Anschluss an § 247 II DiskE/RefE) für den Planvorleger noch ein gebundenes („wenn“) Ermessen („kann“) vorgesehen [Hs 1], um auf eine Darstellung im Einzelfalle zu verzichten, dh unnötigen, kostenträchtigen Verwaltungsaufwand zu vermeiden:4 Auf den darstellenden Teil kann verzichtet werden, wenn die Vermögensverhältnisse des Schuldners überschaubar und die Zahl der Gläubiger oder die Höhe der Verbindlichkeiten gering sind.

Die tatbestandlichen Begrenzungen [Hs 2] verwendet die Insolvenzordnung augenblicklich in § 5 II S 1 (Gestattung schriftlichen Verfahrens) und § 29 II S 2 (Verzichtbarkeit des Berichtstermins)5 – der Grund für einstig die Streichung war jedoch ganz profan:6 die Ausschließung des Planverfahrens für Bagatellfälle mit einer eigenen Sonderregelung für Kleinverfahren (§§ 304 ff); wichtig waren hierbei § 304 aF (Aufgreifkriterien – etwas anders gefasst!) und § 312 III aF (Ausschlussklausel – nunmehr aber obsolet: Vor §§ 217 ff Rn 25 f). Anders herum gesagt: bei diesen Kleinverfahren sollte ein Schuldenbereinigungsden normalen Insolvenzplan ersetzen („kleine Münze“). 5 Die Botschaft der Vorschrift ist danach eindeutig: wenn Satz 1 sagt, der Plan bestehe aus zwei Teilen, dann duldet dies keinen Ausnahmetatbestand (mehr) – beide sind somit folglich gleichermaßen zwingend; wenn Satz 2 sagt, ergänzend müssten Anlagen beigefügt werden, betont jenes ebenso einen insgesamt bindenden Charakter (Imperativ!). Hierzu

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AP XI/1 auf den 01.–03.10.1980 [S 20] bzw AP XV/2 vom 18.12.1981 [S 19]: 8.231 [Abs 1]. Freilich erscheint verfehlt, „urdeutsche Wurzeln“ anzunehmen (Näheres gleich unten Rn 6 f). So aber zB Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 13 („dem deutschen Rechtsverständnis entspringenden Trennung“) und Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 3 („deutsche Rechtsverständnis und der damit verbundenen Trennung“).

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BT-Drucks 12/2443 S 197 li. Sp. [RV]. Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Stärkung der Gläubigerrechte vom 15.07.2013 (Art 1 Nrn 3 und 8), BGBl I Nr 38 S 2379 [in Kraft ab 01.07.2015 (Art 9 S 1)] mit BT-Drucks 17/ 11268 S 20 f bzw S 21 f. Siehe einst schon § 312 I und II InsO/StF. BT-Drucks 12/7302 S 182 li. Sp. [RA: Nr 137].

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Gliederung des Plans

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passt bündig, wenn § 262 II RefE zur Vermögensübersicht eine parallele Verzichtsklausel vorschlug, die aber schon § 273 RegE nicht übernommen hatte (dazu § 229 Rn 7). Die Anlagentatbestände sind daher zu Recht auch selbst wiederum sämtlich zwingend formuliert (dazu § 229 Rn 1 [S 1: „ist beizufügen“ bzw S 2: „ist darzustellen“] bzw § 230 Rn 14, 19, 26, 35). Man muss indes weitergehend bzw relativierend hier noch berücksichtigen, dass jeweils §§ 229/230 gezielt anlassbezogene Aufgreifkriterien „vorschalten“ – demnach also Anlagen deshalb schlussendlich unnötig sein könnten, weil deren Tatbestandserfordernisse schon fehlen.7 3. Rechtsvergleich Die Zweiteilung des Insolvenzplans ieS ist keine deutsche Eigenheit, sondern US-ame- 6 rikanische Anleihe,8 die aber nicht derart offen zutage liegt. Das US-Recht unterscheidet nicht „folgebezogen“, sondern schlicht und einfach zwischen Mussinhalt (11 USC § 1123 lit a [„shall“]) und Kanninhalt (11 USC § 1123 lit b [„may“]) als Grundlage der Planungen (dazu Vor §§ 217 ff Rn 149 iVm 151). Zwingend wird verlangt: Gruppenbildung (Nr 1), gruppenweise Festschreibung des inhaltlichen Betroffenseins (Nrn 2/3) und gruppeninterne Gleichbehandlung (Nr 4 – so wie auch gemäß § 226). Dazu kann der Plan dann jegliche angemessene Regelung postulieren (Nr 5: „provide adequate means for the plan’s implementation“), muss sich zudem noch als gänzlich systemkonform erweisen (Nr 7: „contain only provisions that are consistent with the interests of creditors and equity security holders and with public policy“). In der Summe geht es hier somit inhaltlich um Gestaltung, die spezifische Gruppenbildung mit inbegriffen. Was „fallangemessen“ (Nr 5) und „systemkonform“ (Nr 7) ist, bedarf aber sicher – an- 7 gesichts intensiver Kontrollen (11 USC § 1129) – der proaktiven begleitenden Begründung. Sie erfolgt separat im sog disclosure statement9 (siehe dazu Vor §§ 217 ff Rn 152) und mithin – das ist eigentlich nur die Divergenz! – bewusst außerhalb jenes (ausschließlich dann konstitutiven!) Plans (11 USC § 1125 lit b S 1: „the plan or a summary of the plan, and [!] a written disclosure statement“). Es muss eine angemessene Information („adequate information“) ermöglichen (gerichtliche Vorkontrolle!), wobei aber für Kleinverfahren (sog „small business claims“) einige Ausnahmen gelten (11 USC § 1125 lit f – so wie es § 257 II RegE ebenso noch vorsah: Rn 4). Hierbei verfügt das Gericht alsdann über großes Ermessen zu bewerten, was angemessen im Einzelfall ist. Abverlangt wird insoweit breite Aufklärung zu Elementen und Konzepten der Sanierung (11 USC § 1125 lit a Nr 1: „to make an informed judgment about the plan“).10 4. Teleologie Im Anschluss an die Begründung der Regierungsvorlage11 („dient … der vollen Infor- 8 mation der Beteiligten“, vgl Rn 14, 16) wird teilweise ganz undifferenziert der Informati-

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Das sieht richtig Braun/Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz (1997), S 475 – noch stärker hier Bilgery DZWIR 2001, 316, 317 [II] („nur in Ausnahmefällen“). AA Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 13, anders indes dann für § 220 Braun/Braun/Frank InsO7 § 221 Rn 3.

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Das sieht total richtig FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 4 f. … nicht aber die Präsentation von Alternativen. BT-Drucks 12/2443 S 197 li. Sp.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

onszweck12 (und hier zT auch der Beteiligtenfokus13) hervorgehoben. Beides passt jedoch nicht so recht. Die formale Gliederung (§ 219) nützt lediglich noch mittelbar dem Transport sachlicher Information; sie schafft eine Rahmung, das „Wissenswerte“ bringt erst später die „Füllung des Gefäßes“ (§§ 220/221). Deshalb ist auch etwas stärker zwischen Darstellung (§ 220) und Gestaltung (§ 221) teleologisch zu unterscheiden. Zu kurz greift außerdem die Ausrichtung auf alle Beteiligten im technischen Sinn (zum Begriff Näheres bei § 221 Rn 36–46). Es geht ebenso um Dritte, welche unmittelbar doch kommentieren dürfen (§ 232 I und II), aber zB auch übergreifend den Rechtsverkehr (Änderung dinglicher Position – arg § 228) und dazuhin das Gericht als Kontrollinstanz (nunmehr inhaltsbezogen gesehen – zur Form siehe Rn 22). 9 § 219 bringt eine formal aufsetzende erste Strukturierung der Bestandteile (Näheres: Rn 16–20) des Insolvenzplans. Letztlich trifft mithin die Begründung im Kommissionsbericht14 den besseren Ton mit Annahme doppelter Zweckrichtung (dazu Rn 14): äußere Standardisierung („dient nicht nur der Übersichtlichkeit, …“) gekoppelt mit Gewährung von Rechtssicherheit („ …, sondern trägt auch der unterschiedlichen rechtlichen Tragweite des Planinhalts Rechnung.“). Daher kann man auch einen formalen und materialen Telos unterlegen bzw von konkreten („Aktion“ des Planverfassers) und abstrakten („Reaktion“ des Rechtsverkehrs) weiteren „Schutzhorizonten“ sprechen. Man darf aber nicht übersehen, dass Formen hier Inhalt befördern, dh sie auch die Informationen (vor-) strukturieren, für Darstellung (§ 220: was war?/was ist?/was muss?) wie Gestaltung (§ 221: was soll/was wird?). Anders gesagt: es geht um Formalisierung – und einen klaren Schnitt zwischen diesen beiden Ebenen (arg § 254 I).

II. Planteile 1. Allgemeines

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Man streitet gut darüber, ob der Plan zwei Teile umfasst15 (Zweiteiligkeit) oder alternativ sich aus mehr eigenständigen Teilen zusammensetzt; alsdann werden die Anlagen eigens mitgezählt, entweder als bloße „abstrakte“ Größe16 (Dreiteiligkeit – iSv Gattung), wohl wissend, dass uU auch mehrere Einzelstücke obligat sind, oder aber in ihrer „kon-

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HambK/Thies InsO6 § 219 Rn 1; BK/Flöther/Wehner InsO36 § 219 Rn 2; MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 1; Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 219–221 Rn 1; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 1. FK/Jaffé InsO9 §§ 219–221 Rn 1; Andres/ Leithaus/Andres InsO3 §§ 219–221 Rn 1; BK/Flöther/Wehner InsO36 § 219 Rn 2; BeckOK/Geiwitz/Danckelmann InsO8 § 219 Rn 1; MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 1; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 1. EB Mot S 168 [zu LS 2.2.5]. Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 219 Rn 1 und 4; HambK/Thies InsO6 § 219 Rn 2; FK/Jaffé InsO9 § 219 Rn 2 mit Rn 1; Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 6 –

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wohl implizit auch Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 13 aE; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 1; BeckOK/ Geiwitz/Danckelmann InsO8 § 219 Rn 2; MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 1; Foerste InsR6 Rn 477 aE; Becker InsR3 Rn 1622. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 219 Rn 1; wohl auch Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 219–221 Rn 1 – recht offen K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 219 Rn 1 und Brünkmans/ Thole/Brünkmans § 5 Rn 1: für Dreiteilung mit „ggf den Anlagen“). Leider etwas unklar Bork InsR8 Rn 369: Aufgliederung (scil. Zweiteilung iSv S 1!) „zusammen mit den nachfolgend beschriebenen Pflichtangaben [S 2?]“.

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kreten“ Menge (Mehrteiligkeit – iSv Quantum). S 1 spricht für ersteres, es scheint demzufolge nämlich so, als ob der Plan aus nichts anderem bestünde; S 2 spricht für letzteres, zumal dort ein ebenfalls recht klarer Zwang aufgebaut ist („[zusätzlich] sind beizufügen“ – soweit eine solche Norm greift … – siehe oben schon Rn 5 aE). Man kann indes vielleicht so vermitteln: der Insolvenzplan ieS umfasst Darstellung und Gestaltung (S 1: Rn 11 f, 15–18) als beides ausnahmslos nötige Planteile, der Insolvenzplan iwS bezieht die Anlagen ein, die man weitergehend noch unterscheiden kann in uU notwendige Pflichtanlagen (S 2: Rn 20) und von vornherein ausschließlich ergänzende Optionsanlagen (S 2: Rn 21). Dafür spricht nicht zuletzt, dass man trotz der Regel des § 234 („Der Insolvenzplan … mit seinen Anlagen“) bei § 231 I S 1 („den Insolvenzplan“, dort Rn 40) und § 232 I („ihn“, dort Rn 21) naheliegend die Anlagen genauso mit einschließt. a) Zweiteilung ieS (Satz 1). Die Zweiteilung des Insolvenzplans im engeren Sinne (mit 11 Blick auf Rn 10) ist gesetzlich zwingend angeordnet,17 das impliziert zugleich die eindeutige Trennung jener beiden Teile18 (sog Selbständigkeit bzw Trennungsgebot), nicht aber deren Reihenfolge (obwohl insoweit inhaltlich Darstellung vor Gestaltung naheliegt!19) oder deren Umfang.20 Man sollte die beiden Bestandteile aussagekräftig kennzeichnen, am Ende jedoch entscheiden die Sachinhalte, nicht die Wahl der Worte. Es bedarf auch keiner Regelung, die den dogmatischen Gestaltungsvorrang festschreibt, das ordnet die Natur der Sache von selbst (dazu Rn 17) – anders herum gesagt: der Planverfasser muss entsprechend seiner Planintention die Verortung bewusst vornehmen; es gibt keinen Gestaltungsinhalt im Darstellungsteil, ebenso – konsequenterweise – anders herum keinen Darstellungsinhalt im Gestaltungsteil (was jedoch zugegeben „harmloser“ erscheint). Jenes Formalkriterium sorgt hier für Inhaltsklarheit. Es ist also weniger Standardisierung, welche gern betont wird,21 die zugrunde liegt, vielmehr – mit Blick auf Rn 9 bzw Rn 17 – wichtige Formalisierung. Das gilt nicht allein bezüglich der Gläubiger (ein Verstoß ist nämlich ein Formalmangel iSv § 231 I Nr 1 Hs 1 Var 2: Rn 22) und auch bloß für S 1,22 es ist dies Strukturprinzip aus Gründen der Rechtssicherheit. Etwas dunkel bleibt dagegen, wo denn insoweit die Gruppenbildung (§ 222) unterzu- 12 bringen ist. Das US-Recht sieht sie „im Plan selbst“ (demzufolge als Gestaltung, vgl Rn 6), die RegE-Systematik deutete Ähnliches an: § 257 RegE [§ 219 InsO] als „Klammernorm“;

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HM: MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 10; BeckOK/Geiwitz/Danckelmann InsO8 § 219 pr. bzw Geiwitz/Käfferlein HRI § 25 Rn 6; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 219–221 Rn 2 und 13; Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO14 § 219 Rn 1; FK/Jaffé InsO9 § 219 Rn 2 und 3; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 219 Rn 1; HambK/Thies InsO6 § 219 Rn 2; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/ Silcher InsO3 § 219 Rn 1 und 4; Brünkmans/Thole/Brünkmans § 5 Rn 1 und § 7 Rn 100. Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 219 Rn 4 („klar“); HambK/Thies InsO6 § 219 Rn 2 („deutlich“); HK/Haas InsO9 § 219 Rn 2 aE („klar getrennt“); FK/Jaffé InsO9 § 219 Rn 12 („klar und eindeutig“); Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 219 Rn 2: („deutlich erkennbar getrennt“);

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MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 10 („eine klare Trennung […] erforderlich“). EB Mot S 168 zu LS 2.2.5: „erster Teil“/zweiter Teil – „Beide Teile bilden zusammen den einheitlichen Reorganisationsplan“; vgl auch erg Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 § 219–221 Rn 13. Ausdrücklich dies klarstellend K Schmidt/ Spliedt InsO19 § 219 Rn 1. MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 1 (einfache Beurteilung eröffnet); HambK/ Thies InsO6 § 219 Rn 1; Brünkmans/Thole/ Harmann § 6 Rn 4; wohl auch Andres/Leithaus/Andres §§ 219–221 Rn 1 (Übersichtlichkeit). Zu beiden Punkten aA FK/Jaffé InsO9 § 219 Rn 12.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

§ 258 RegE [§ 220 InsO] zur Darstellung mit Folgeregeln (§§ 259–263 RegE), welche gestrichen wurden; § 264 RegE [§ 220 InsO] zur Gestaltung – mithin liegt nahe, dass man die darauffolgende (!) Gruppenbildung (§ 265 RegE [§ 222 InsO]) dem konkreten Gestaltungsinhalt zuordnete. Die heutigen Einschätzungen schwanken.23 Als Schlüssel ist § 221 S 1 iVm § 222 I S 1 anzusehen: die Gruppenbildung ist Vorbereitung der Rechtsänderung (dazu § 222 Rn 8) und folglich mittelbar Gestaltung, weil sie eine ungleiche Rechtsveränderung gestattet (arg § 226).24 Doch ist solche wie jede andere Gestaltung bei der Darstellung zuerst einmal eingehend zu begründen. Faktischer Schwerpunkt ist also damit doch die begründende Darstellung.25

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b) Mehrteilung iwS (Satz 2). Die Mehrteilung des Insolvenzplans im weiteren Sinne (mit Blick auf Rn 10) ist eine sinnvolle pragmatische Ergänzung. Was also weder Gestaltung ist noch als Teil kompakter Darstellung erscheint, sollte „ausgelagert“ werden. Die Botschaft ist scheinbar ein ebenfalls zwingender Charakter („sind beizufügen“ – aber: Rn 19 und 21) – doch es geht um mehr: im Prinzip ist hiermit eine autonome Kategorie („Anlage“) geschaffen, die weiter reicht als §§ 229/230 (arg § 226 II), welche dem Planer sachbezogen Textentlastung ermöglicht. Das lässt die Kernaussagen stärker hervortreten und hilft dem Leser, sich aufs Wesentliche zu fokussieren, ohne dabei aber Informationen zu unterdrücken. Weil es immer um eine Überzeugung der Beteiligten geht (dazu Rn 8 f), macht auch Sinn, die dogmatische Plandefinition auszuweiten. Dafür scheint müßig, darüber zu rechten, welchem Planteil ieS Anlagen zufallen: eher Darstellung (wie es die hM sieht26 – was zT für § 229 passt, dort näher Rn 1, 3), oder Gestaltung (wenn man an §§ 226 II, 230 denkt).27 14 Trotz nahezu gleichen Wortlauts von EB LS 2.2.5 und § 257 I S 1 RegE (dazu Rn 4 f) offenbaren System und Motive ein disparates Grundverständnis. Die Kommission meint eher den Planbegriff ieS:28 das belegt die gezielte systematische Trennung von Planung (EB LS 2.2.5) und Anlagen (EB LS 2.2.10) bzw das Mangeln einer „Klammer“, so wie dies zwischenzeitlich S 2 bewerkstelligt. Von selbst folgt daraus (bzw erklärt sich) die wichtige – als (Schluss-) Absatz eigens freigestellte – Botschaft: „Beide Teile bilden zusammen den einheitlichen Reorganisationsplan.“ Als Zwecke angegeben sind Übersichtlichkeit und Rechtssicherheit („trägt auch der unterschiedlichen rechtlichen Tragweite des Planinhalts Rechnung“). – Das Ministerium sieht aber mehr den Planbegriff iwS im Mittelpunkt;29 das

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Wird idR zwar der planerischen Gestaltung zugeschlagen (Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 14 [aber vgl auch Rn 25]; Foerste InsR6 Rn 480 ff; Bork InsR8 Rn 376; Becker InsR3 Rn 1624; HK/Haas InsO9 § 219 Rn 2 und § 221 Rn 1) – aber zT auch anders verortet: Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 11 (Darstellung); Häsemeyer InsR4 Rn 8.23 ff (eigenständig); Martini/ Horstkotte ZInsO 2017, 1913, 1917 [III 2a] (Wahlrecht) – siehe auch bei Rn 24 f bzw Rn 26 f. Dies sieht auch HK/Haas InsO9 § 221 Rn 4 – mit allerdings anderer Begründung: (unmittelbare?) Rechtsveränderung per Änderung der Mehrheitsverhältnisse. Richtigerweise: „darstellende“ Begründung (dazu § 220 Rn 77) für die „gestaltende“

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Gruppierung (dazu § 221 Rn 83), je entsprechend der Teilfunktion, welche genau zum Tragen kommt. Ähnlich: MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 222 Rn 22; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 46 f. Allzu verschachtelt bzw duplizierend indes DW S2 4.2 Rn 17–20 einerseits [§ 220] bzw 5.2 Rn 38–42 andererseits [§ 221]), vgl Rn 25. HK/Haas InsO9 § 219 Rn 2 mit § 220 Rn 1; praktisch wohl auch Häsemeyer InsR4 Rn 28.18: „(erläuternde) Anlagen“ – Foerste InsR6 Rn 478 und Bork InsR8 Rn 370 Fn 11 nennen dagegen allein § 229. Differenzierend neuerdings auch BK/Paul InsO62 § 230 Rn 1. EB Mot S 168 zu LS 2.2.5. BT-Drucks 12/2443 S 197 li. Sp.

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Gliederung des Plans

§ 219

zeigt die Trias der Aufgliederung des Insolvenzplans „in den darstellenden Teil [1], den gestaltenden Teil [2] und die Anlagen [3]“ und natürlich die Neuerung des § 257 I S 2 RegE. Der Normzweck wird zugleich dabei verändert auf „Information der Beteiligten“ (dazu Rn 8 f, 16) – wobei die Trias praktisch „gespiegelt“ erscheint: es geht um Information „über die Grundlagen [1], den Gegenstand [2] und die Auswirkungen [3]“. Hier kann man doch alle Bestandteile fast wiederfinden (mit Ausnahme der §§ 226 II, 230). 2. Regelhafte Angaben (Satz 1) Es kann hier allein darum gehen, die Grundanliegen von darstellendem Teil (vgl Rn 16 – 15 die Einzelheiten bei § 220) und gestaltendem Teil (vgl Rn 17 – die Einzelheiten bei § 221) bildhaft zu umreißen; die Ausfüllung im Einzelfall ist abhängig vom Konzept des Planes (vgl ausf Vor §§ 217 ff Rn 149 iVm 151 bzw Rn 45–50). Der Vergleich beider Planteile offenbart deren disparate Funktionsweise. Trotz formaler strikter Trennung (dazu Rn 11) sollte man jedoch die grundsätzliche materielle Interdependenz30 insgesamt nicht aus den Augen verlieren: der Plan steht schließlich als Ganzes zur Abstimmung, muss inhaltlich mithin als Ganzes überzeugen. Es geht um eine schlüssige Begründung für die notwendige Veränderung. Demungeachtet wird differenziert: Darstellung (Var 1). Diese hat einen „primär unterrichtenden Charakter“ (Entwick- 16 lung und Erläuterung) und vermittelt den Beteiligten (und genauso dem Gericht) die maßgebende Beurteilungsgrundlage31 – sog deklarative Präsentation. Gerne wird dabei dann die grundlegende Informationsfunktion angesprochen32 (vgl Rn 8 f und 29–31) und sogar von einer eigenen „Informationsebene“ geredet,33 aber zT auch die genaue Vermittlung der Zielsetzung zum Mittelpunkt erhoben.34 Als Bild dient ebenfalls der Vergleich zur Klagebegründung und zu den Urteilsmotiven35 – was jedoch mE schief ist, weil kein Erkenntnisverfahren vorliegt. Eine immer noch recht gute Erklärung liefert Häsemeyer (InsR4 Rn 28.18), wenn er dazu das dynamische Element stärker hervorhebt: es gehe schlicht hier um „alle Angaben, welche zum Verständnis des Plans, zur Vertrauensbildung und Werbung um Zustimmung zu dem Plan erforderlich sind“. Gestaltung (Var 2). Sie will die konkrete Rechtsstellung der Planbetroffenen abändern 17 und wird daher auch auf zukünftige Rechtskraftwirkung (§ 254 I) und Vollstreckbarkeit (§ 257 I und II) projiziert36 – sog konstitutive Konsequenzen. Der darstellenden Informa-

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MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 5. MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 2 [Zitat] und Rn 6 bzw Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 219 Rn 1. K Schmidt/Spliedt InsO19 § 219 Rn 1; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher § 219 Rn 1; HambK/Thies InsO6 § 219 Rn 2; HK/ Haas InsO9 § 219 Rn 2; Foerste InsR6 Rn 478; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 2 und 4. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 219 Rn 1 und Braun/Braun/Frank InsO7 §§ 219–221 Rn 2. Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 7 (… und wie dieses Ziel erreicht werden soll); ganz ähnlich Bork InsR8 Rn 369 („Konzept“).

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FK/Jaffé InsO9 § 219 Rn 12 aE; Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 6.4; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 221 Rn 1 – ganz ähnlich wohl Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 13 („Sachverhalt“ – es geht aber um Objektives und Subjektives, dh auch um eine Bewertung). So mit eher marginalen (Sprach-) Variationen: Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 219 Rn 4; HambK/Thies InsO6 § 219 Rn 2; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 219 Rn 1; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 219 Rn 1; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 13; MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 5; Geiwitz/Käfferlein

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§ 219

Sechster Teil. Insolvenzplan

tionsebene wird eine „Vollzugsebene“ gegenübergestellt37 bzw in Anlehnung des Prozesses von einer Art „Klageantrag“ oder „Urteilstenor“ gesprochen.38 Sehr konsequent unterscheidet allerdings Haas (HK InsO9 § 219 Rn 2) Planvorlage einerseits (Ankündigung der Abänderung) und Planwirkung andererseits (Eintreten des Vollzuges), die erst noch die mehrheitliche Planannahme mitsamt gerichtlicher Bestätigung fordert. Dies führt zu einem eher statischen Element. Der Plan müsse alle und dürfe bloß die erwünschten „Bewirkungen“ verzeichnen39 – anders gesagt: Gestaltung und Darstellung müssen konzeptionell bündig zusammenpassen. 18 Man kann zusammenfassend auch sagen:40 „Der Plan legt die Situation offen [Darstellung: Rn 16] und regelt sie [Gestaltung: Rn 17].“ Falsch wäre jedoch, differenzierend etwa einen Teil hervorzuheben – alle beide zeigen Teile Seiten derselben Münze! Die Allianz muss stimmen (dazu Rn 15). Weder ist somit die Darstellung das „Kernstück“, das allein „systematischer Komplettierung“ bedarf41 noch bedarf jene prozessuale Umgestaltung daher etwa eines materiellen Rechtsgrunds;42 die Umgestaltung ist Rechtswirkung auf Grundlage des gestaltenden Teils (der viel eher daher – metaphorisch – als „Kernstück“ anzusehen ist, dazu § 221 Rn 15). 3. Ergänzende Anlagen (Satz 2)

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Die Vorschrift ist verpflichtend (mit Blick auf §§ 229/230), aber nicht etwa abschließend (arg § 226 II e contr). Jede dieser (Bezugs-) Normen regelt autonom, inwiefern Rechtspflichten für den Planverfasser bestehen. Es kann am Ende mithin zweifellos genauso ein Weniger Planinhalt werden. Statthaft ist ebenfalls, dass umgekehrt auch ein Mehr dazukommt. Die Kategorie „Anlage“ gestattet vielfältige Erleichterung (dazu Rn 13). Ihr Zweck ist: (a) Verdichtung (vor allem der Darstellung), die Anlage fördert demzufolge Kenntnis, Verständnis, Lesefluss etc und hierdurch die Vermittlung der Planideen an die „Entscheidungsträger“; (b) Untermauerung für das Gesamtkonzept, wie etwa durch nähere Dokumentationen (zB Vertragsurkunden) oder insb auch Plausibilisierung erhoffter Planentwicklungen (zB Proberechnungen – § 229!); (c) Verkopplung von Planrechnungen (§ 229) und Bestandsdaten (§§ 151–153) zur Darlegung der „Passigkeit“ der Sanierung samt innerer Konsistenz (schlussendlich ein „Realitätstest“). Weitergehend ist zu unterscheiden: 20 Pflichtanlagen. Darunter fallen entweder Planrechnungen und Aufstellungen, welche das Gesetz bei zukünftiger Firmenfortführung unter Gewinnbeteiligung vorschreibt (§ 229) – Präsentation prognostizierter Auswirkungen43 (was aber uU auch sonst Sinn

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HRI2 § 25 Rn 7; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 3 und 4 bzw Brünkmans/Thole/Brünkmans § 7 Rn 2; Foerste InsR6 Rn 470; Bork InsR8 Rn 369; Häsemeyer InsR4 Rn 28.18. Siehe oben bei Fn 33 bzw Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 221 Rn 1. Siehe oben bei Fn 35 – insoweit variierend wiederum Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 13 („Gestaltungs-/‚Urteils‘Umsetzung“ – was immer das genau heißen möchte: Gestaltungsurteile sind selbstvollziehend!). HK/Haas § 221 Rn 3 – verdunkelnd der „Nachklapp“: „so konkret formuliert …,

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dass ein klagbarer Anspruch … besteht“ – das vernachlässigt dingliche Rechtsänderung! Becker InsR3 Rn 1622. So sieht es Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 4 – aber: das verkehrt die Methode des Gesetzes; ganz ähnlich auch Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 12. Das meinte womöglich MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 6 (arg „Grundlage“). MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 219 Rn 1 mit 6: die Anlagen sollten jeweils die wirtschaftlichen (Fortführungs-) Konsequenzen plausibilisieren.

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Gliederung des Plans

§ 219

macht …) –, und Planerklärungen des Schuldners (§ 230 I), einzelner bestimmter Gläubiger (§§ 226 II, 230 I) oder sogar zuweilen Dritter (§ 230 III), welche Grundlage eines Vollzuges sind (quasi eine Art „Geschäftsgrundlage“ – vgl auch erg dazu § 249). Optionsanlagen. Was keine Pflichtanlage iSv Rn 20 ist, kann trotzdem immer angefügt 21 werden – das ginge infolge formwahrender hinweisender Bezugnahme44 vom „Hauptteil“ aus am Ende so oder so, wird durch die Figur „Anlage“ allerdings direkt zugelassen (dazu Rn 19). Dabei kann man naheliegend zeitlich aufgliedern: vergangenheitsbezogene Dokumente (Betriebsstruktur, Gesellschaftsvertrag, Jahresabschlüsse, Grundbuchauszüge etc [IDW S2: 3.1]); verfahrensbezogene Dokumente, sei es zum Zeitpunkt der Eröffnung (§§ 151–153 [IDW S2: 3.2.1]) oder aufs Inkrafttreten des Insolvenzplans gestellt (Eröffnungsbilanz [IDW S2: 3.2.2.2]), letztlich insolvenzplanbezogene Dokumente, die künftige Entwicklungen prognostizieren (Planfolgebilanzen [IDW S2: 3.2.2.4]). Das IDW empfiehlt für die Pflichtanlagen dieselbe Grundrasterung, separiert aber benötigte zusätzliche Erklärungen (IDW S2: 3.3). Gläubigerverzeichnis (in Anlehnung an § 152) und Massebewertung (in Anlehnung an § 151) stehen aber auch öfters eigenständig zu Anfang oder am Schluss des Anlagenteils. 4. Fehlerfolgen Ist die Struktur nicht geachtet, darf der Plan die Vorprüfung nicht überstehen (§ 231 I 22 Nr 1 Hs 1 Var 1: Inhaltsmangel, dort Rn 20), und später existiert ein gerichtsseitiger Versagungsgrund (§ 250 Nr 1 Var 1: „Zentralmangel“, dort Rn 13 ff). Es gibt keinen Grund einer Begrenzung der Kontrollen auf allein „grobe“ Mängel45 – jedoch sind Mängel idR leicht noch später behebbar (Nachfrist!) – hierbei (und nur hierbei!) mag die Schwere jedoch konkret ins Gewicht fallen und sofortige Abweisung begründen.

III. Planaufbau Die gesetzlich verordneten Planteile iSv § 219 formen gleichsam das Skelett einer jeden 23 Vorlage – darüber hinaus benützt die (professionelle) Praxis jedoch gerne erprobte, verfeinernde Gliederungsmuster,46 wobei sich hier etwa der IDW-Standard „Anforderungen an Insolvenzpläne“ (IDW S2) vom 10.02.200047 größter Beliebtheit erfreut. Gemeinhin wird zugeraten, sich an der IDW-Mustervorgabe modellhaft zu orientieren,48 dh die eigene Plan-

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Näher vgl Münch Die Reichweite der Unterschrift im Wechselrecht (1993) [SGK B 87], S 55–57 sowie erg zudem S 161 Fn 120/121. So aber ua Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 219 Rn 4; FK/Jaffé InsO9 § 219 Rn 2; Brünkmans/Thole/Brünkmans § 5 Rn 1 – mit Recht neutral: Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 219 Rn 1 aE. Siehe dazu die Literaturnachweisung. IDW-FN 2000, 84, 89 f: Anlage: Muster-Insolvenzplan. Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 7; Gottwald/Koch/de Bra InsRHb5 Rn 67.75; Uh-

lenbruck/Luer/Streit InsO14 § 219 Rn 1; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 219 Rn 1; HambK/Thies InsO6 § 219 Rn 3; Andres/ Leithaus/Andres InsO3 § 219–221 Rn 1; BeckOK/Geiwitz/Danckelmann InsO8 § 219 Rn 1; Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 6.14; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 36. Die unterschiedliche Herangehensweise von Betriebswirten und Juristen ist thematisiert bei Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 219–221 Rn 15–18.

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§ 219

Sechster Teil. Insolvenzplan

struktur hieran auszurichten. Dies ist aber nur eine Empfehlung („good practice“), aber nicht etwa Zwang (IDW S2 Rn 2 aE) – maßgebend bleiben immer die Anforderungen des Einzelfalles. 24 Der IDW-Gliederungsvorschlag sieht hier grob die folgende (Grob) Struktur vor:49

25

Grobgliederung

Feingliederung

Besonderheiten

1. Darstellung

1.1 1.2 1.3 1.4 1.5

Ziele Gruppenbildung Sanierungskonzept Zusammenfassung Antrag

2. Gestaltung

2.1 2.2 2.3. 2.4 2.5.

Allgemeines Gruppenbildung Veränderungen Besonderheiten Spezifika

generelle Wirkungen siehe auch bei 1.1. gruppenspezifisch generelle Wirkungen Zusatzklauseln50

3. Plananlagen

3.1 3.2 3.3 3.4

Allgemeines §§ 153, 229 Ergänzendes Gläubigerliste

erg „Arbeitspapiere“ §§ 226, 230

siehe auch bei 2.2

Näheres siehe bei Rn 27

Einige Besonderheiten fallen dabei doch auf: die Doppelnennung der Gruppenbildung (1.2 und 2.2), das Zwischenschieben einer Kurzzusammenfassung (1.4 – mit Blick auf § 235 III S 2?), eine Antragstellung als eine Art „Bindeglied“ zwischen Darstellung und Gestaltung (1.5), der Versuch, die vorgenommenen Gestaltungen weiter strukturell eigens noch zu untergliedern in allgemeingültige (2.1 und 2.4) und gläubigerspezielle (2.3 mit 2.4) bzw unmittelbare (2.1–4) und nachlaufende (2.5), zudem die Dichte der Anlagen (3.1–4), die Vergangenes und Zukünftiges bzw Pflichtanlagen (dazu Rn 20) und Optionsanlagen (dazu Rn 21) nicht schlüssig unterscheidet. – Was insb die Gruppenbildung angeht, liegt sicherlich nahe, die benötigte Einteilung vor der Gestaltung vorzunehmen (arg § 226), weil sie ja spätere gruppenübergreifende ( ! ) Ungleichbehandlung erlaubt. Verwirrend wirkt allerdings, den Vorgang der Gruppenbildung als solchen bei Darstellung (4.2: Rn 17–20, insb Rn 17: Überblick und Hinweis auf Folgeteil) und Gestaltung (5.2: Rn 38–42 [2.2 im Muster] bzw 5.3: Rn 43 [2.3 im Muster], quasi mit der Trias: Begründung – Beschreibung – Behandlung) inhaltlich zu verdoppeln. Jene Verschachtelung über mehrere Ebenen scheint eher verwunderlich und überraschend, dazu Rn 12 mit Fn 25.

49 50

Dazu vgl auch HambK/Thies InsO6 § 219 Rn 3–5. Hierher rechnen: § 255 [Rn 46], § 259 III [ungenannt], §§ 260–262, 263 [Rn 47],

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heute (scil nach dem ESUG) zudem: § 221 S 2, 251 III, 258 I. § 264 [Rn 45] zählt man unter 2.4.

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§ 219

Gliederung des Plans

Es gibt deswegen stärker juristisch überformte Modelle, wie etwa das folgende:51 Grobgliederung

Feingliederung

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Besonderheiten

A. Deckblatt

Schuldner, Verwalter; Gericht, Aktenzeichen

B. Zusammenfassung

=/ § 235 III S 2!

C. Darstellung

D. Gestaltung

Sanierungskonzept Gruppenbildung Vergleichsrechnung

Begründung

Gruppenbildung Veränderungen [Vorrangregelung]

Festlegung

E. Antragstellung F. Plananlagen

Unterschrift mit Datum Anlagenverzeichnis Pflichtanlagen Optionsanlagen Vollständigkeitserkl.

§§ 229/230

Dieser Vorschlag gibt sich insgesamt klarer durchstrukturiert, hat aber ebenso gewisse 27 Eigenheiten hierbei aufzuweisen. Am auffälligsten erscheint die Separierung von lediglich zusätzlichen (Normaldruck) und gesetzlichen (Fettdruck) Planteilen: Deckblatt und Überblick machen für die rasche Information einen sehr guten Sinn, begründen klare Zuordnung (Deckblatt) bzw nützen „eiligen Lesern“ („executive summary statement“); die sog Antragstellung hat sich ersichtlich rechtstatsächlich eingebürgert, mag sich auch ihr Sinn nicht so recht erschließen52 – die Planvorlage fungiert ihrerseitig als eigenständige Prozesshandlung (vgl dazu Vor §§ 217 ff Rn 246; § 218 Rn 22), so dass es keiner klarstellenden (?) Antragstellung bedarf. Wichtig ist dagegen die persönliche Verantwortungsübernahme des Vorlegenden, wie sie idR die finale Unterschrift belegt (dazu § 218 Rn 23), die Datierung (mit Ortsangabe) scheint demgegenüber bloß zusätzliches Beiwerk zur Individualisierung bzw Konkretisierung. Auffällig wirkt neuerlich die Parallelführung der Gruppenbildung (dazu Rn 25 bzw Rn 12 mit Fn 25), und dazu kommen noch die empfohlenen Zusatzklauseln: die sog „Vorrangregelung“ deucht mir jedoch übervorsichtig (dazu Rn 11), mit der sog „Vollständigkeitserklärung“ bezeugt der Vorleger seine Dignität (und Haftung?). Die bisher vorgestellten Muster intendieren die Sanierung von Unternehmen, ohne da- 28 bei jedoch einzelne subjektive (wer ist Gemeinschuldner?) oder objektive (was ist Gestaltungsziel?) Umstände ausreichend zu reflektieren. Das obliegt dem Planverfasser und seiner Erfahrung (Näheres: Rn 29–31). Wirklich umgesetzte Vorlagen variieren deshalb mehr oder weniger.53 Mit Wegfall des Verbots von Planvorlagen bei Insolvenz von Verbrauchern (dazu

51

Brünkmans/Thole/Brünkmans § 5: Bestandteile des Insolvenzplans – Alternative: Braun/ Uhlenbruck Unternehmensinsolvenz S 3–9 bzw Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 19–21 mit Braun/Braun/ Frank InsO7 §§ 219–221 Rn 8–10.

52 53

Ein Erklärungsversuch bei Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 53 f. Praxisbeispiel bei Rattunde ZIP 2003, 596, 598 f [3] („Herlitz“). Dies meint im Grund auch FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 9: es gebe keinen „verbindlichen Musteraufbau“.

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§ 219

Sechster Teil. Insolvenzplan

Vor §§ 217 ff Rn 25 f – Stichtag: 01.07.2014, Art 103h S 2 EGInsO) kommt ein neuer Typus ins Spiel: Verbraucher-Sanierungen54 (oder praktisch wohl: sofortige Schuldbefreiung).

IV. Planinhalte 29

Folgt man jenen bereits beschriebenen Mustern (sub III bzw Rn 23–28), wird der Plan gemeinhin recht voluminös – das bindet Arbeitskraft und bringt beträchtliche Kosten für erforderliche professionelle Unterstützung. Das Gesetz selbst stellt insgesamt aber doch eher marginale, materielle Forderungen55 (sub II bzw Rn 10–20), beschreibt die Strukturen, während sich alle Inhalte vom Einzelfall her bestimmen.56 Für weltweit agierende Konzerne gelten deutlich andere Maßstäbe als für kleine regionale Unternehmen, Handwerker, Dienstleister etc – entscheidend ist immer die Zielrichtung, Zustimmung zu erheischen; demnach muss das Konzept des Planes abgewogen, informativ und überzeugend sein (transparente Darstellung) und sich zudem sachlogisch geben (erforderliche Gestaltung). Oft wird daher gelten, was schon der Volksmund weiß: „Weniger wäre Mehr gewesen.“ 30 Wie man sich vor der allzu ausufernden Weite besser hüten sollte („information overload“), so kann ebenso extreme Kürze schaden („lacking information“). Die Überzeugungskraft steigt erfahrungsgemäß, je mehr der Plan dem konkreten „Fall“ nachkommt. Es ist darum schief, möglichst „schlanke“ Plantexte als Idealbild zu verklären:57 geringer Umfang, einfache und klare Regelungen, Verständlichkeit („Jeder Gläubiger muss seinen Inhalt ohne weiteres verstehen können … ohne Hinzuziehung sachverständiger Dritter“) mögen wohl als abstrakte Postulate herhalten, stehen indes immer im Dienst einer Lösung, dh müssen konkrete Problemfelder beackern. Komplexe Sachverhalte bedürfen gemeinüblich allerdings komplexer Gestaltungen und dann meist auch der insgesamt komplex(er)en Erklärung. Es ist eine Kunst, „verlustfrei“ zu vereinfachen. Außerdem gibt es Hilfestellungen: förmlich, indem das Gesetz ergänzend Anlagen zugesteht (dazu Rn 13);58 faktisch mittels einer umfassenden vorbereitenden Beteiligung von Betroffenen („ins Boot holen“), die über das gesetzlich Nötige (§ 218 III, dort Rn 85) hinausgeht. 31 Praktisch werden als ergänzende Hilfestellungen mitgegeben: möglichst allgemeinverständliche Darlegung,59 Orientierung am Verständnishorizont eines Durchschnittsgläubigers60 und lesbare, verständliche, zusammenhängende Formulierung.61 Wenn man sich des 54

55 56

57

Vorschläge dazu vermitteln Beyer ZIV 2013, 334; 2014, 289 und Allemand/Dobiey/Henning ZIV 2014, 296. Das sieht richtig Bilgery DZWIR 2001, 316, 317 [II]. Ganz ähnlich auch BGH NZI 2010, 101 {3} [II] = WM 2010, 225 = ZIP 2010, 134 = ZInsO 2010, 85 in Betreff der Anlagen (Übersichten und Rechnungen) bzw BGH NJW-RR 2011, 51, 54 {43} [II 2c] = WM 2010, 1509 = ZIP 2010, 1499 = NZI 2010, 734 = DZWIR 2011, 65 = KTS 2011, 239 = ZInsO 2010, 1448 bezüglich der Darlegung. So aber am Ende Bilgery DZWIR 2001, 316, 317 f [II und IV] (das Zitat auf S 317 li. Sp. – vgl auch erg S 317 re. Sp.: „je kürzer, einfacher und klarer die Regelung formuliert, umso besser.“) – richtig da-

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gegen Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 8: „auf die wesentlichen Informationen beschränkt“. Wegen „Herlitz“ siehe Rattunde ZIP 2003, 596, 599 [3.1.]: Darstellung (20 S), Gestaltung (10 S) plus ausführliche neun (!) Anlageordner. Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 219 InsO Rn 2; wohl auch FK/Jaffé InsO9 § 219 Rn 3. FK/Jaffé InsO9 § 219 Rn 1 aE; mit Recht – betreffend die Adressaten (arg §§ 231 I, 232 I und II, 235 III 1) – weiter gehalten Geiwitz/ Käfferlein HRI2 § 25 Rn 8. Ganz ähnlich etwa (hinsichtlich der Darstellung) Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 219–221 Rn 14 und Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 8.

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Darstellender Teil

§ 220

zentralen Informationszwecks (vgl Rn 8 f) erinnert, scheint das stimmig. Zu weit geht jedoch der Aufruf, der Plan müsse „jede von einem Beteiligten zu seinem Verständnis des Plans geforderte Information“ vermitteln.62 Das setzt zu stark auf individuelles Verstehen oder gar noch Verlangen. Dafür dienen Gespräche im Vorhinein (die dem vorlegenden Planverfasser den vorhandenen „Wissensdurst“ zeigen …) sowie vor allem der Erörterungstermin (§ 235 I S 1 Hs 2 Var 2) – der Plan geht an ein Kollektiv und darf sich daher an objektiven, kollektiven (Verständnis-) Maßstäben orientieren.

§ 220 Darstellender Teil (1) Im darstellenden Teil des Insolvenzplans wird beschrieben, welche Maßnahmen nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens getroffen worden sind oder noch getroffen werden sollen, um die Grundlagen für die geplante Gestaltung der Rechte der Beteiligten zu schaffen. (2) Der darstellende Teil soll alle sonstigen Angaben zu den Grundlagen und den Auswirkungen des Plans enthalten, die für die Entscheidung der Beteiligten über die Zustimmung zum Plan und für dessen gerichtliche Bestätigung erheblich sind. Materialien: EB LS 2.2.6 (Begr S 168–171); DiskE § 248 (Text: S 127/128, Begr: BT S 222 f), RefE § 248 (Text: S 145, Begr: BT S 256 f); RegE § 258 (BT-Drucks 12/2443 S 50, 197 [RV] mit BTDrucks 12/7302 S 96, 182 [RA: Nr 138] – siehe noch bei Rn 5–14). Abs 2 wurde geändert durch Art 1 Nr 16 ESUG [in Kraft ab 01.03.2012 (Art 10 S 3)]: BT-Drucks 17/5712 S 30, Näheres siehe bei Rn 15. Literatur Antoni Die Haftung des Insolvenzverwalters für unterlassene Sanierungsmaßnahmen und gescheiterte Sanierungspläne, NZI 2013, 236; Berger/Frege/Nicht Unternehmerische Ermessensentscheidung im Insolvenzverfahren – Entscheidungsfindung, Kontrolle und persönliche Haftung, NZI 2010, 321; Burger/Schellberg Der Insolvenzplan im neuen Insolvenzrecht, DB 1994, 1833; Ehlers Krisenberater unter Druck, BB 2014, 131; Engelhardt Politische Akzente einer Insolvenzrechtsreform, ZIP 1986, 1287; Frege Grundlagen und Grenzen der Sanierungsberatung, NZI 2006, 545; Fischer Fortbestehensprognose und Sanierung, NZI 2016, 665; Groß Grundsatzfragen der Unternehmenssanierung, DStR 1991, 1572; Hess Vom Sanierungskonzept zum Insolvenzplan, WPg 2009, 299; Horstkotte Der Insolvenzplan in der gerichtlichen Vorprüfung, ZInsO 2014, 1297; Institut der Wirtschaftsprüfer IDW Standard 2: Anforderungen an Insolvenzpläne (IDW S2), FN-IDW 3/2000, 81 ff; Institut der Wirtschaftsprüfer IDW Standard 6: Anforderungen an die Erstellung von Sanierungskonzepten (IDW S6) – aF [20.08.2012], WPg Supplement 4/2012, 130 ff bzw FN 2012/12, 719 – nF [16.05.2018], IDW Life 2018/8, 813 iVm F&A zu IDW S6, IDW Life 2018/8, 826; Hermanns/Buth Der Insolvenzplan als Sanierungsplan DStR 1997, 1178; Paulus § 1 InsO und sein Insolvenzmodell, NZI 2015, 1001; Paulus Gutwetter-Insolvenzrecht und Schlechtwetter-Insolvenzrecht, ZIP 2016, 1657; Schmittmann Sanierung mittels Insolvenzplanverfahren, VR 2009, 289; Skauradszun/Spahlinger/Tresselt Insolvenzpläne auf dem Prüfstand, DZWIR 2015, 539; Steffan Sanierungskonzepte quo vadis?, ZIP 2016, 1712; Warrikoff Die Möglichkeit der Unternehmenserhaltung nach dem neuen Insolvenzrecht, KTS 1996, 489; Warrikoff Gestaltungsmöglichkeiten im Insolvenzplan, KTS 1997, 527, 532–535. Siehe noch die Angaben bei § 219.

62

Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 219 Rn 1 [Hervorh vom Verf] – dies sei eine „Pflichtangabe (iwS)“ [was immer das heißt].

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203

§ 220

Sechster Teil. Insolvenzplan

Übersicht I. Normzweck und -entstehung . . . 1. Normgenese . . . . . . . . . . . a) Vorschläge der Kommission b) Ministerialentwürfe . . . . . c) Legislative Umgestaltungen . 2. Rechtsvergleich . . . . . . . . . 3. Normzwecke . . . . . . . . . . a) Personelle Komponente . . . b) Inhaltliche Komponente . . II. Grundregel (Abs 2) . . . . . . . . 1. Formulierungsdefizite . . . . . 2. Erläuterungsbedürfnis (Hs 1) . 3. Entscheidungsrelevanz (Hs 2) . 4. Systemzusammenhang . . . . . III. Darstellungsmaximen . . . . . . . 1. Grundproblem . . . . . . . . . 2. Objektive („inhaltsbezogene“) Kriterien . . . . . . 3. Subjektive („leserbezogene“) Kriterien . . . . . . 4. Anwendungen . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . .

Rn. 1 1 1 5 12 16 20 21 25 28 29 34 37 41 42 42

. . .

45

. . . . . .

49 53

. . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . .

IV. Ergänzungsregel (Abs 1) . . . . . . . . 1. Grundsatz oder Detailregel? . . . . 2. Zeithorizonte . . . . . . . . . . . . 3. Maßnahmenbeschreibung . . . . . 4. Sachrelevanz . . . . . . . . . . . . V. Einzelprobleme bei der Darstellung . . 1. Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . 2. Sanierungskonzept . . . . . . . . . a) Vorbedingungen . . . . . . . . . b) Rückschau (Diagnose) . . . . . c) Maßnahmenpaket . . . . . . . . d) Projektion (Prognose) . . . . . . 3. Gruppenbildung . . . . . . . . . . 4. Vergleichsrechnung . . . . . . . . . a) Ausgangssituation . . . . . . . . b) Rahmenbedingungen . . . . . . c) Inhaltserfordernisse . . . . . . . 5. Miszellen . . . . . . . . . . . . . . VI. Rechtsfolgen mangelhafter Darstellung

. . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Rn. 56 57 60 61 62 63 66 67 67 71 72 76 77 78 78 81 84 88 93

I. Normzweck und -entstehung 1. Normgenese

1

a) Vorschläge der Kommission. Der Kommissionsleitsatz zum Regelungskomplex (EB LS 2.2.6: Inhalt des darstellenden Teils) zeigt eine etwas eigenartige Struktur mit Grundmaxime (Abs 1 S 1: „ist darzulegen, …“), Veranschaulichung (Abs 1 S 2: „Dabei ist auszuführen, …“) und Ergänzungen (Abs 2: „Ferner ist anzugeben …“), die sich in eine zweite Reihe gesetzt sehen (eigener Absatz!). Dagegen hätte mE näher gelegen, den Grundsatz einleitend besonders herauszustellen (Abs 1 statt Abs 1 S 1) und die Erläuterungen separat anzuschließen (Abs 2 statt Abs 1 S 2 und Abs 2 – aber: Rn 4). Doch wiederholt sich dieselbe Struktur beim gestaltenden Teil (EB LS 2.2.7 – dazu: § 221 Rn 1), sie scheint demzufolge also gezielt eingesetzt. Jenes gründet vielleicht einfach darin, dass die Kommission zunächst hier bloß eine, kompakte Leitmaxime zum Planinhalt andachte (AP XI/1 auf den 01.–03.10.1980 [S 20] bzw AP XV/2 vom 18.12.1981 [S 19/20]: LS 8.231 „Abs 2“), die erst später faktisch geteilt wird, zuerst bloß intern (AP XX/1 vom 15.02.1983 [S 26/27]: LS 8.51 II: „Im darstellenden Teil ist darzulegen …“ – „Ferner ist anzugeben …“), hierauf auch extern (EB LS 2.2.6); ansonsten sind aber jene Fassungen weitgehend sprachlich identisch. Als Grundmaxime war „darzulegen, wie der Fortbestand des Unternehmens gesichert 2 und seine Ertragskraft [wieder] hergestellt werden soll“ (Abs 1 S 1). Die Formel verpflichtet zur Erklärung des erfolgreichen (Plan-) Konzepts der Sanierung – und nähert sich diesem von gleich zwei Seiten aus: Ursache (Herstellung der Ertragskraft) und Wirkung (Fortbestand des Unternehmens) – und alles andere ist Mittel zum Zweck. Anders gesagt: Dies formuliert ein deutliches Ziel (ähnlich heute nun § 1 S 1 Hs 3 InsO – arg „insbesondere“), und die nachfolgenden Einzelpunkte konturieren den Weg. Die weitere Diskussion (§ 248 I DiskE/RefE; § 258 I RegE) ist aber davon wieder abgekommen. Die schließlichen Vorgaben des Gesetzes in Abs 1 („Maßnahmenpaket“: Rn 56–62) und Abs 2 („Auskunftspaket“: Rn 28–40) setzen jenes Ziel nicht voraus, was damit gleichermaßen heute nunmehr Liquidations- oder Abwicklungspläne vgl insb Vor §§ 217 ff Rn 3 und 19 iVm 39–50) erlaubt.

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Darstellender Teil

§ 220

Dagegen hat sich die Technik, Unterpunkte zu präzisieren, zunächst (§ 258 II RegE) er- 3 halten, indes doch mit insgesamt anderem Zuschnitt. Die Kommission forderte hierbei – durchaus geschickt verdichtet1 – folgende Angaben, wenn und weil der Plan insoweit Änderungen andachte [Abs 1 S 2]: – zur Kapital- und Finanzstruktur (insb über „frisches“ Geld) [lit a], – zu organisatorischen und personellen Maßnahmen [lit b], das meint vor allem Teilstilllegungen und Personalentlassung, – zu den rechtlichen Verhältnissen des jeweiligen Unternehmens [lit c]. Diese Punkte zielten auf die Plankonzeption, waren somit zukunftsbezogen. Dazuhin wurden – vergangenheitsbezogen – ferner Angaben zu Sozialplanansprüchen [lit a] und Masseverbindlichkeiten [lit b] abverlangt – und dies erklärt wohl das erwähnte räumliche Absetzen: jenes markiert einen Perspektivwechsel. Interessant ist zudem der feine Unterschied hinsichtlich der Formulierung: zukunftsbe- 4 zogen („ist auszuführen“ – es geht um Reform bzw Veränderung) „versus“ gegenwartsbezogen („ist anzugeben“ – es geht um Fakten bzw Verändertes). § 248 II DiskE/RefE bzw § 258 II RegE jedoch gibt später noch einige Regelbeispiele („Insbesondere …“). Dabei wird die ursprünglich größere begriffliche Schärfe per „Paarformel“ leider verwässert („ … sind anzugeben und zu erläutern“) – ein hoher Preis, die Abtrennung zu überwinden. Die Entwürfe übernehmen insoweit Abs 1 S 2 lit b (Nr 1 – präzisiert um eventuelle Betriebsänderungen) und Abs 2 lit a (Nr 2); dazu kommt eine recht eigenartige „Melange“ aus Abs 1 S 2 lit a und Abs 2 lit b: Benennen aufgenommener bzw aufzunehmender Darlehen (nicht aber mehr von sonstigen vorrangigen Verpflichtungen2). Doch folgten dann weitere Detailregeln: §§ 249–253, 261 DiskE/RefE bzw §§ 259–263, 272 RegE – Einzelheiten: Rn 6–11. b) Ministerialentwürfe. Die ministeriale Konzeption war darauf ersichtlich zugeschnit- 5 ten, die Norminhalte durch „Leitplanken“ dogmatisch zu konturieren – es war ja allemal „deutsches Neuland“ insoweit zu betreten … Das erklärt die Technik der Regelbeispiele (§ 258 II RegE: Rn 3 f) wie auch die darauf folgenden Vorschriften zwingenden Charakters für einzelne, spezielle Bereiche (§§ 259–263 RegE: Rn 6–11): „ist […] anzugeben“ (§§ 259, 261 S 1, 272 RegE), „ist [darauf] hinzuweisen“ (§§ 260 I, 262 RegE), „sind anzugeben“ (§ 263 I RegE). Sie werden auch weiter gerne als nützliche Anhaltspunkte angesehen, was denn ein Darstellungsteil regelmäßig vernünftigerweise vermittelt.3 Alles in allem kann man auch sagen, dass hier der RegE ein insgesamt exemplarisches Regelungskonzept verfolgte. – Einzelheiten: § 259 RegE verlangte bewusst die Vergleichsrechnung von regelhafter und planmäßi- 6 ger Verfahrensabwicklung. Dahinter stand wohl offenbar auch das Anliegen, weitestgehend zu quantifizieren – das sollte jedermann eingängige Argumente beisteuern (Vorteil

1

2 3

EB Mot S 169: „Die Darstellung des Reorganisationskonzepts wird auf die finanziellen, organisatorischen, personellen und rechtlichen Rahmenbedingungen eingehen müssen“. Näher dazu siehe noch EB Mot S 170/171. HK/Haas InsO9 § 220 Rn 3 (Anhaltspunkte für den Mindestinhalt); Häsemeyer InsR4 Rn 28.18 Fn 49 (Darstellungsanleitung);

MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 220 Rn 2 (wertvolle Hinweise); HambK/Thies InsO6 § 220 Rn 6 (unter Berücksichtigung); Smid/ Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 6.3 (beispielhaft); Schiessler Insolvenzplan (1997), S 127 (orientieren müssen); Ahrens/ Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 220 Rn 2 (Anhaltspunkte).

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§ 220

Sechster Teil. Insolvenzplan

oder Verlust?), steht aber unter dem Vorbehalt verlässlicher Schätzung4 – dazu siehe noch näher Rn 78–87. Die Regel lautete: Im darstellenden Teil [DiskE: des Plans] ist anzugeben, in welchem Umfang die Gläubiger voraussichtlich bei einer Verwertung der Insolvenzmasse ohne einen Insolvenzplan [DiskE: Plan] befriedigt werden könnten.

7

§ 260 RegE sah außerdem vor, maßgebliche Insolvenzstraftaten darzulegen – aber doch nur dann, wenn der Schuldner selbst fortführen sollte. Es ging folglich (im Unterschied zu §§ 17 Nr 3, 79 Nr 2 VglO; § 175 Nrn 2 und 3 KO) um keine Klärung einer eigenen „Planwürdigkeit“, sondern darum, die individuelle Zuverlässigkeit bei „Eigenverwaltung“ offenzulegen5 – dazu siehe noch Rn 89 f. Nichterwähnung wirkte quasi hier als Positivtestat! Eine Erwähnung zwang umgekehrt dazu, das Risiko bewusst abzuwägen. – Die Regel lautete: (1) Soll der Schuldner das Unternehmen fortführen und ist gegen den Schuldner wegen einer Straftat nach den §§ [RefE: 265b, ] 283 bis 283c des Strafgesetzbuchs eine gerichtliche Untersuchung oder ein wiederaufgenommenes Verfahren anhängig oder der Schuldner wegen einer solchen Straftat rechtskräftig verurteilt worden, so ist im darstellenden Teil darauf hinzuweisen. (2) Ist der Schuldner keine natürliche Person, so gilt Absatz 1 entsprechend für die organschaftlichen Vertreter des Schuldners.

8

§ 261 RegE verpflichtete dazu, spezifische Doppelrollen offenzulegen (Interessenkonflikt!): Beteiligung von Gläubigern – direkt oder über Umwege – zeitgleich auf Seiten des Schuldners. Aktionäre könnten womöglich etwa doppelte Belohnung erfahren6 – durch Absicherung des Aktienwerts („Schuldnerseite) und durch Zuteilung auf die Forderung („Gläubigerseite“). – Die Regel lautete: Ist der Schuldner keine natürliche Person, so ist im darstellenden Teil [DiskE: des Plans] anzugeben, inwieweit dem Vorlegenden bekannt ist, daß absonderungsberechtigte Gläubiger oder Insolvenzgläubiger am Schuldner beteiligt sind. Ein Gläubiger ist auch insoweit im Sinne des Satzes 1 am Schuldner beteiligt, als ein von dem Gläubiger abhängiges Unternehmen oder ein Dritter für Rechnung des Gläubigers oder des abhängigen Unternehmens am Schuldner beteiligt ist. [statt S 2 im DiskE: auch eine mittelbare Beteiligung ist anzugeben.]

9

§ 262 RegE betraf alsdann explizit die Möglichkeit der Fortführung von Unternehmen („Fortführungsplan“: Vor §§ 217 ff Rn 48 „versus“ Rn 47), insb die erfolgte bzw geplante Umstrukturierung in rechtlicher oder personeller Hinsicht. Eventuell wären hierdurch schon gestaltende gesellschaftsrechtliche Eingriffe legitimiert, welche erst das ESUG später alsdann möglich machte (§ 217 S 2). Offen blieb indes, ob gar etwa Zwang ermöglicht wurde oder man nur an freiwillige Umgestaltungen appellierte (was eher nahe liegt7 – Darstellungsteil!). – Die Regel lautete: Soll der Schuldner das Unternehmen fortführen, so ist im darstellenden Teil [DiskE: des Plans] auf Änderungen der Rechtsform, des Gesellschaftsvertrags oder der Satzung sowie der Beteiligungsverhältnisse hinzuweisen, wenn solche Änderungen nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens vorgenommen worden sind oder noch vorgenommen werden sollen.

4 5 6

BT-Drucks 12/2443 S 197 re. Sp. BT-Drucks 12/2443 S 198 li. Sp. BT-Drucks 12/2443 S 198 li./re. Sp. – ergänzend mit „abfedernd“ dem Ratschlag: eigene (Plan-) Gruppe bilden!

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7

BT-Drucks 12/2443 S 198 re. Sp. – im Kontrast zu EB LS 2.2.6 I lit c iVm LS 2.2.20 (Begr S 189–192).

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Darstellender Teil

§ 220

§ 263 RegE eröffnete übertragende Sanierungen an nahestehende oder interessierte 10 Personen unter Offenlegung von Erwerber und Bedingungen an die Gesamtheit der Teilnehmer des Verfahrens. Sie sollen hierdurch „in die Lage versetzt [werden], die Vor- und Nachteile der Veräußerung selbst zu bewerten“8 – denn der Plan war hier der einzige Weg dorthin. – Die Regel lautete: (1) Im Falle der [DiskE: einer] Veräußerung eines Betriebs sind im darstellenden Teil [DiskE: des Plans] die Bedingungen der Veräußerung und die Person des Erwerbers anzugeben. (2) Sind die Voraussetzungen des § 181 Abs. 1, 3 [DiskE: § 172 I; RefE: § 172 I/III] gegeben, so sind diese im Einzelnen darzulegen. Ist nicht bekannt, ob diese Voraussetzungen gegeben sind, so ist darauf hinzuweisen.

In einem weiteren Sinne ist auch § 272 RegE noch hierher zu rechnen, der sich zwar 11 nicht ähnlich deutlich erklärt (es heißt insoweit allgemeiner: „im Plan anzugeben“) und zudem systematisch selbständig steht (nach den „Gestaltungs-“ und vor den „Anlageregeln“). Dies war auch allemal so gewollt: bestehende Vollzugshindernisse (behördliche Genehmigungen, drittseitige Zustimmungen) mussten offengelegt und eingeschätzt werden, um Planrisiken zu verdeutlichen; es konnte jedoch um sowohl angekündigte (freiwillige) wie gestaltete (erzwungene) Maßnahmen dabei offenbar gehen9 (anders wohl noch im EB-Vorschlag: LS 2.2.810). Die genaue Nachricht als solche (Erteilung, Zusage, Erwartung), erging zu dieser „Geschäftsgrundlage“, dh also war dann als Teil der Darstellung zu „vermitteln“. – Die Regel lautete: Ist zur Wirksamkeit einer Maßnahme, die im Insolvenzplan vorgesehen ist, die Genehmigung einer Behörde oder die Erklärung eines Dritten erforderlich, so ist im Plan anzugeben, ob die Genehmigung oder die Erklärung vorliegt, ob sie verbindlich zugesagt ist oder aus welchen Gründen mit ihr gerechnet werden kann.

c) Legislative Umgestaltungen. Der eher recht weitschweifige (oder „vornehmer“ 12 eben erläutert: exemplarische, siehe dazu oben bei Rn 5) Ministerialvorschlag hat nicht die Ausschussberatungen überstanden und wurde ins Gegenteil quasi umgekehrt: am Ende ist eine deutlich minimalistische Konzeption herausgekommen. Sie sollte vermutlich die generelle Konzeptionsschelte im Anhörungsverfahren11 („zu kompliziert und zu wenig praktikabel“) abmildern. Regelbeispiele (§ 258 II RegE: Rn 3 f) und Zusatzvorgaben (§§ 259–262 RegE: Rn 6–9) sollten demgemäß entfallen – freilich nicht komplett:12 stattdessen wurde § 258 II als neue Auffangregel („Generalklausel“) für alle Darstellungen geschaffen: „Statt detailliert aufzuzählen … wird allgemein bestimmt, welchen Inhalt dieser Teil haben sollte.“ Das kann man zwar als „redaktionelle Straffung“ gesetzgeberisch verklären, es ist aber ein schlussendlich grundlegender Systemwechsel, der insoweit dem Vorleger verstärkte Eigenverantwortung überbürdet. Er muss eben hinreichend inhaltlich informieren. Die neue Klausel brachte aber einen ergänzenden personellen Fokus: sie zielt – insge- 13 samt womöglich ungewollt – nämlich lediglich auf die Gläubiger (vgl Rn 38 iVm 15). Die einstmals objektive Anknüpfung, die auch noch bei § 220 I zugrunde liegt („Im darstellenden Teil wird beschrieben, …“), bekommt dann dadurch eine subjektive Kompo-

8 9 10

BT-Drucks 12/2443 S 198 re. Sp. BT-Drucks 12/2443 S 203 li. Sp. EB-Begr S 172 f.: primär Gestaltungen erfaßt [?].

11 12

BT-Drucks 12/7302 S 151 li./re. Sp und S 181 re. Sp. („Prolog“). Näheres (samt Zitaten) bei BT-Drucks 12/ 7302 S 182 [RA: Nr 138].

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Sechster Teil. Insolvenzplan

nente beigegeben („für die Entscheidung der Gläubiger“) – der Plan wird hier also somit zielgruppenorientiert(er). 14 Gestrichen wurden ebenfalls § 263 RegE (dazu Rn 10) und § 272 RegE (dazu Rn 11), ersterer zusätzlich deswegen, da auch dessen Bezugsnorm (§ 181 RegE) der „verschlankenden“ Streichung anheimgefallen war13 (Insiderveräußerungen auch ohne Insolvenzplanvorlage eröffnet), letzterer alleinig infolge des grundsätzlichen, allgemeinen Konzeptwechsels (dazu Rn 12).14 Das bestätigt die Zuordnung zum Darstellungsteil (dazu Rn 11) trotz räumlicher Ferne. 15 § 220 entspricht beinahe total der Stammfassung. Durch Art 1 Nr 16 ESUG [in Kraft ab 01.03.2012 (Art 10 S 3)] hat sich nur eine kleinere Änderung ergeben: nicht mehr die „Gläubiger“ (siehe oben bei Rn 13), sondern die „Beteiligten“ (zum Begriff bei § 217 Rn 35–37; § 221 Rn 36–46; § 234 Rn 10–13) sind inzwischen in Abs 2 als unmittelbare „Informationsadressaten“ angesprochen. Das zielte darauf, die Inhaber von Anteils- oder Mitgliedschaftsrechten gleichfalls zu informieren15 – sie können eingezogen werden (§ 217 S 2) und dürfen sodann abstimmen (§ 238a); die Darstellung hat demzufolge auf sie mit einzugehen (so wie es einst EB LS 2.2.6 I lit c iVm LS 2.2.20 anfänglich schon vorgesehen hatte – die Leitsätze waren neutraler gefasst!). Anders herum gesagt: „Beteiligter“ ist, wer (materiell) betroffen ist (einschließlich des Gemeinschuldners, vgl Rn 38) bzw wer hiernach (prozessual) abstimmt. Dies war der Sinn der alten Wendung („Gläubiger“), die nur – inhaltlich neutraler formuliert – auf das ESUG-bedingt nun erweiterte „Instrumentarium“ anzupassen war. 2. Rechtsvergleich Nach altem Recht (bis 1978 – „Chandler Akt“16) lag der Fokus weniger stark auf der Information von Seiten des Vorlegenden. Überhaupt war einstmals das Verfahren stärker „hoheitlich“ geprägt (Einzelheiten: Vor §§ 217 ff Rn 144). Der Sachbericht des Treuhänders (§§ 167/168: „brief statement … in such form and manner as the judge may direct“ [§ 167 Nr 5]) diente aber allein als Ursachenanalyse (so wie nach § 156 I InsO), eine offizielle Stellungnahme kam später nur uU von Seiten der zuständigen Börsenaufsicht (§§ 173/174) – und erst die Information der Gläubiger zur Abstimmung (Übersendung an jeden konkret Betroffenen!) konnte entsprechend angereichert werden (§ 175 Nr 4: „such other matters as the judge may deem necessary or desirable for the information“). Dies war dann ein Bestandteil des Werbens um Zustimmung, welches anschließend geschah (§ 176: Solicitation of acceptances). So kam man ohne formalisierte (Verfasser-) Informationen aus. 17 Die Novelle (ab 1978 – Bankruptcy Reform Act17) setzte dagegen auf größere Gläubigerautonomie und weniger Präventivkontrolle (Flexibilisierung und Selbstbestimmung (vgl zur Einführung bei Vor § 217 ff Rn 152–154). Die Gläubiger sollten vorrangig ihr Schicksal selbst bestimmen – was ausführliche Information voraussetzte.18 Unter eben jenem Verfahrensleitbild bekommt damit die Darstellung einen völlig anderen Stellenwert!

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BT-Drucks 12/7302 S 182 li. Sp. [RA: Nr 139]: „überflüssig geworden“. BT-Drucks 12/7302 S 182 re. Sp. [RA: Nr 144]: „[nur] Folgeänderung“. BT-Drucks 17/5712 S 30 re. Sp. Pub. Law 75–696 [22.06.1938], 52 Stat. 840.

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Pub. Law 95–598 [06.11.1978], 92 Stat. 2549. Näheres siehe bei Hinrichs Insolvenzbewältigung durch Option (2002) S 57 ff. Flessner Sanierung und Reorganisation (1982) [AIPR 48], S 117/118 bzw H.-R. 95–595 S 226 [Zitat].

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Sie mutiert zur „formalisierten“ Werbung um spätere Zustimmung. „If adequate disclosure is provided to all creditors and stockholders whose rights are to be affected, then they should be able to make an informed judgment of their own, rather than having the court or the Securities and Exchange Commission inform then in advance of whether the proposed plan is a good plan. Therefore, the key to the consolidated chapter is the disclosure section.“ – Information als Fundament des Umschwunges, als Schlüsselstelle jener Neuausrichtung, die das Verfahren privatrechtsorientiert gestaltet und versucht, frühzeitige Planbeurteilung weitmöglich zurückzudrängen. Dahinter steht letzthin die Erkenntnis, dass Prognosen und Bewertung wohl aufzubereiten sind (Darstellung des Vorlegenden), dass aber die Einschätzung von Chancen und Risiken die Gläubiger eigenverantwortlich selbst vornehmen sollen (Abstimmung der Beteiligten). Es wäre aber falsch, die Richtermacht als insgesamt zurückgedrängt anzusehen. Viel- 18 mehr werden insoweit allein Prüfinhalt und -gegenstand rechtlich neu definiert – es geht jetzt um eine Gerichtskontrolle des Informationswerts: das sog „disclosure statement“ (siehe hierzu schon § 219 Rn 7) bedarf nämlich zuerst der gerichtlich erklärten Bestätigung (11 USC § 1125 lit b: „approval“) bevor dann die einzelnen Gläubiger ins Verfahren eintreten („solicitation procedure“). Das Gericht muss hierbei feststellen, dass das Statement genügende Informationen beibringt (S 1: „containing adequate information“19). Die nähere Umschreibung dieser Generalklausel (11 USC § 1125 lit a Nr 1) bringt vielfache Flexibilität: bezüglich der bei dem Schuldner ermittelbaren Informationen („as far as is reasonably practicable“ – Aufwand ./. Ertrag!) und der von Gläubigern erwarteten Information zur Planvorlage. Ziel ist, dass ein „normaler“ (hypothetischer) Investor (dazu Rn 19) eine begründete Planentscheidung entwickeln kann („to make an informed judgment about the plan“). Die Darstellung ist daran konkret auszurichten, nach Qualität („information of a kind, …“ – Darstellungsfakten bzw „Ob“) wie Quantität („,… and in sufficient detail“ – Darstellungsdichte bzw „Wie“) der schriftlich vermittelten Offenlegung („disclosure“). Den Bezugspunkt bildet individuell der „typische Investor“ in der konkreten jeweiligen 19 Situation20 (Einzelfallbezug! bzw „standard, which is flexible on a case-by-case basis“). Hiermit meint man nicht etwa bloß das jeweilige Planverfahren, sondern auch jeweils die betroffene Plangruppe (so mag etwa am Ende ein Arbeitnehmer oder Kleinaktionär stärkerer „Plan-Aufklärung“ bedürfen als zB ein Lieferant und auch die Hausbank). Dieser sog „investor typical … of the relevant class“ wird ergänzend eigens definiert (11 USC § 1125 lit b); maßgeblich sind namentlich individuelle Gruppenzugehörigkeit (lit A) und durchschnittlicher Kenntnishorizont, mitsamt der Möglichkeit des Zugangs zu anderen Informationsquellen (lit C). Dabei ist nicht von einer besonderen Nähebeziehung auszugehen (lit B). Es wird mithin außerdem Eigeninitiative erwartet. Die Informationspflicht umfasst nie jedoch die Aufklärung darüber, ob alternative Plankonzepte existieren oder naheliegen. 3. Normzwecke Die Regelung ist Ausprägung der von § 219 S 1 vorgegebenen strukturellen Trennung 20 (dazu § 219 Rn 1) zwischen Information (§ 220) und Gestaltung (§ 221) und zielt wesentlich daher auf Informationsvermittlung, dh die Erläuterung von Grundlagen, Gegenstand

19

Hier mag uU auf eine Vermögensbewertung verzichtet werden (S 2).

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H.R. 95–595 S 226 [Zitat] sieht hier die entscheidende Flexibilisierung.

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und Auswirkungen des vorgelegten Insolvenzplans21 (namentlich des „Komplementärteils“ der Gestaltung: § 221 S 1 iVm § 254 I – zur deren funktioneller Unterscheidung siehe bei § 219 Rn 9, 17). Sie will allen förderhin prozessual Beteiligten den gleichen Zugang zu Informationen über das erdachte Sanierungskonzept schaffen und bringt hierdurch Transparenz für die Betroffenen (und dazuhin das Gericht). Das soll einer möglichen Informationsasymmetrie vorbeugen (dazu Rn 38), die natürlich bei Insolvenzplänen noch einiges stärker durchschlägt als in der principal/agent-Situation,22 und hierdurch den möglicherweise drohenden Einigungszwang entbehren.

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a) Personelle Komponente. Unmittelbar schafft und bewirkt die Darstellung hierdurch insb viererlei, entsprechend den Zielgruppen: (a) Die Abstimmenden werden in die Lage versetzt, eine sachgerechte Entscheidung über die Annahme des Plans zu treffen (Abs 2 Hs 2 Var 1: „Entscheidung der Beteiligten“ bzw „informed consent“ – vor allem mittels Vergleichsrechnung zum Liquidationsfall [Rn 78–85], indes auch durch Darlegung und Erklärung eventuell ungleicher Behandlung [§ 222 II S 3 – vgl § 222 Rn 117]). Sie erhalten zugleich die Möglichkeit auf zusätzliche Planmodifikationen hinzuwirken (§§ 232, 234, 235 I, 240 – „Vorwirkung“), aber später ihre Rechte auch – falls nötig – unter Zuhilfenahme gerichtlichen Schutzes zu wahren (§ 251 – „Nachwirkung“). Angelpunkt ist aber immer doch die Abstimmung: „nur auf der Grundlage einer solchen Darstellung lassen sich die Sanierungsfähigkeit des Unternehmens und damit die Erfüllbarkeit des Insolvenzplans einigermaßen sicher beurteilen.“23 Dass einige wichtige „Player“ aufgrund informeller oder förmlicher (§ 218 III) Beteiligung an der Planentwicklung uU ergänzend Sonderwissen aufhäufen, steht auf einem anderen Blatt – genau dies ist auszugleichen! 22 (b) Die Planwerdung erfordert im Idealfall gleichfalls das Einverständnis des Gemeinschuldners. Und auch darum wirbt wohl die Darstellung (zumindest die des Verwalters: § 218 I S 1 Var 1), wenn auch – angesichts eines harten Verbots obstruktiven Verhaltens (passives Fernbleiben [§ 247 I] wie aktiver Widerspruch [§ 247 II]) – vielleicht nicht mit einer besonderen Verve24 (aber vgl doch § 232 I Nr 2). Man sollte dies jedoch nicht unterschätzen: der offene Widerspruch müsste gerichtlich vorab ausgeräumt werden – was ebenso parallele Vergleichsrechnung erfordert (§ 247 II Nr 2 bzw Rn 40, 78). Praktisch besser ist mithin eindeutig auf alle Fälle, wenn der Gemeinschuldner – überzeugt eben durch gute Argumente – still bleibt oder konsentiert. Beim Schuldnerplan (§ 218 I S 1 Var 2) entfällt natürlich dieses besondere Anliegen („Selbstläufer“). 23 (c) Zielgruppe sind eigentlich auch diejenigen, welche innerhalb des Verfahrens eigene, ergänzende Expertise einbringen sollen, besonders der Verwalter bei Schuldnerplänen (§ 232 I Nr 3). Hierher zählen zudem auch Gläubigerausschuss und Mitarbeitervertretung (§ 232 I Nr 1) als weitere „verfahrensnahe“ Stellen, Berufsvertretungen (§ 232 II) und uU

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BT-Drucks 12/2443 S 197 li Sp. Grundlegend zur Problematik Fleischer Informationsasymmetrie im Vertragsrecht (2000), S 138 f. BT-Drucks 12/2443 S 197 re. Sp. [§ 258 {5}]. BGH NZI 2012, 139, 140 {9} [II 2b aa] = DZWIR 2012, 197 = WM 2012, 180 = ZIP 2012, 187; WM 2012, 1640, 1641 {9} [III 1]; NJW 2015, 2660, 2664 {29} [II 2e aa] = DZWIR 2015, 560 = WM 2015, 1291 = ZIP 2015, 1346 = NZI 2015, 697 = KTS 2016, 221; NJW-RR 2018, 817, 820 {38} [III 6a

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vor aa] verkürzte den Impetus en passant auf Gläubiger. Die hL kaschiert das geschickt (Information der Beteiligten, vgl § 221 Rn 36 ff iVm § 217 Rn 35–37 bzw § 234 Rn 10–13): HambK/ Thies InsO6 § 220 Rn 2; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 3 mit § 219 Rn 1; HK/Haas Inso9 § 220 Rn 1; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 219 Rn 1; Smidt/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 6.2. Etwas dunkel dagegen MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 220 Rn 1.

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Darstellender Teil

§ 220

der Prüfungsverband der Genossenschaften (§ 116 Nr 4) als Außenstehende. Dabei muss man zT Vorkenntnisse (arg § 218 III) zugrunde legen, es geht hier aber um Kommentare im Nachhinein (Einschätzung des „Endproduktes“), um Kontrolle, Nachprüfung, Bewertung von total anderer Warte aus – und damit nicht zuletzt um Objektivierung und Sicherung der Plankonsistenz („Qualitätskontrolle“). Und das wieder wirkt zurück auf die Entscheidungsfindung (dazu Rn 21). (d) Darüber hinaus richten sich die Angaben ans Insolvenzgericht und unterstützen 24 dessen Einschaltung innerhalb der einzelnen Ablaufstadien des Planverfahrens (Abs 2 Hs 2 Var 2: „gerichtliche Bestätigung“ bzw „judicial confirmation“). Auf einer frühen Stufe (§ 231 I) meint dies die proaktive (antizipierende) Bewertung der notwendigen Sachinformation (Nr 1: „Inhalt des Plans“: Rn 34–40) wie auch der praktischen Durchführbarkeit (Nr 2/3), es meint vor allem dann den Bestätigungsakt mit Rückgriff auf Einigungszwang (§ 248 iVm §§ 245 I Nr 1, 246 Nr 1, 247 II Nr 1 – Inzidentprüfung auf Obstruktionsakt), als dezisiver (verpflichtender) Ausspruch, sowie auch auf dann quasi letzter Stufe die eigentlich kontrollierende Betätigung, sei sie nun präventiv (§ 250 Nr 1: „Inhalt … des Insolvenzplans“) verordnet oder uU bloß repressiv (§ 251 I Nr 2 mit II: „voraussichtlich schlechtergestellt“) angelegt. Das steht bei §§ 231, 250 nur scheinbar im Gegensatz zum Amtsermittlungsgrundsatz (§ 5 I), der Beibringung nicht ausschließt (dazu etwa § 231 Rn 42, wohl auch § 250 Rn 56); außerdem erfolgt insoweit eine Rechtsprüfung „genügender“ Informationen im und mit dem Plan (siehe noch näher Rn 93 f mit 53–55). b) Inhaltliche Komponente. Mittelbar kann man noch gleichsam Reflexwirkungen des 25 darstellenden Teils identifizieren, und zwar trotz strikter struktureller Trennung von Darlegung und Bewirkung (dazu § 219 Rn 11, § 221 Rn 34). Was dargelegt ist, wirkt prägend bei einer Unklarheit der Gestaltung, welche konkrete Auslegung erheischt (siehe dazu Vor §§ 217 ff Rn 241–243), bevor jegliche Wirksamkeit entfällt. Das Dargelegte ist Hintergrund der Gestaltung und darum prädestiniert dafür, das Dunkle aufzuhellen. Das wird nicht zu einem Freibrief für schludrig formulierte Planfassungen, sondern ist nur kleiner Notbehelf bei Unglücken (neben der Regel des § 221 S 2), und zwar für Plangestaltung (§ 254 I) wie auch für Titelwirkungen (§ 257 I 1 und II). Als wesentliche Informationsquelle der Verfahrensbeteiligten im Verfahrensgang taugt und dient hier der Plan (scil. sein darstellender Teil) als ein Hilfsmittel für die „Konkretisierung“ entsprechend Empfängerhorizont. Und dazu tritt noch die Gewährleistung der Qualität der Planerstellung. Hier setzt 26 Abs 1 vorweg gewisse Referenzmarken – die Darstellung bislang ergriffener Maßnahmen gestattet die Bewertung ihrer (auch künftigen) Zweckmäßigkeit und eröffnet Rückschlüsse auf die Erfolgsaussichten des gesamten Planvorhabens.25 Das ist die einzig mögliche Nagelprobe, alles andere ist dagegen Hoffnung und Prognose. Das gilt indes auch für Abs 2, wenn und weil man umfassende Offenlegung versuchter Krisenabwehr abverlangt (dazu vgl auch Rn 71 f iVm 35), denn auch daraus lässt sich lernen. Ergänzend gilt folgendes: Jede Darstellung erlaubt selbstredend eine Binnenkontrolle der Planinhalte,26 dh ver- 27 hilft zur Möglichkeit, einzelne Szenarien, Berechnungen und Prognosen aus sich heraus auf ihre inhaltliche Richtigkeit bzw planerische Schlüssigkeit zu beleuchten, hinterfragen, überprüfen etc. Hierzu dient auch die Bewertung anhand externer Quellen, wie beispielsweise ergänzend vom Verwalter herausgegebener Informationen oder Erläuterungen sowie auf 25

Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 25 – ferner: K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 2; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1.

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Herausgestrichen von Brünkmans/Thole/ Harmann § 6 Rn 11: Kontrollfunktion.

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§ 220

Sechster Teil. Insolvenzplan

Basis von angeforderter weiterer Kommentierung (§ 232 I/II). Dies bewegt sich selbst noch im Verfahren und seinem normierten Ablauf. Daneben tritt die Außenkontrolle auf Eigeninitiative hin (Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Fachabteilung etc), um – soweit gewünscht – ökonomisches Fremdwissen rückzufragen (Prinzip „zweiter Meinung“) und individuelle Befangenheit wegzublenden. Kann der Plan für sich selbst sprechen …? Gerichtskontrolle ist demgegenüber nur Rechtskontrolle!

II. Grundregel (Abs 2) 28

Abs 2 formuliert als Grundregel die Kernanforderungen an den darstellenden Teil jedes Insolvenzplans27 („Maßnahmenpaket“: Rn 2). Sie soll einen transparenten Mindestgehalt an Informationen sicherstellen28 (dazu Rn 54) und ist bewusst nur als allgemeine Generalklausel konzipiert.29 Dieses zeigt sich methodisch sehr weise (dazu Rn 33), bürdet damit aber dem Planverfasser (besonders dem Verwalter: Rn 98) ein großes Risiko auf, er muss zwischen Scylla (Scheitern) und Charybdis (Haftung) am Ende schadlos hindurchkommen. Die Anforderungen orientieren sich maßgeblich am auch im Gesetzgebungsverfahren im Fokus stehenden Sanierungszweck (arg § 1 S 1 Hs 3); keinerlei Bedeutung erheischt, wer Planverfasser ist30 (§ 218 I – Ausnahme: § 116 Nr 2 GenG). 1. Formulierungsdefizite

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Die vom Gesetzgeber gewählte Regelungskonzeption erschließt sich nicht ohne weiteres einem eiligen Leser aus Systematik und Textierung – man hätte gewiss die Informationsbereitstellung als Regelungszweck des darstellenden Teils und Hauptanliegen von Abs 2 klarer herausstreichen können. Am Ende gewann das fadenscheinige Bestreben redaktioneller Straffung offenbar indes dann die Oberhand.31 Der Normtext (Hs 1: „sonstige Angaben“) sowie die konkrete Reihung der Absätze erweckt zunächst einmal den Eindruck, das nach Abs 2 Hs 2 Geforderte stelle nur Beiwerk dar, obwohl es sich tatsächlich doch genau anders herum verhält (vgl Rn 28 iVm Rn 57–59). Eine (vermeintliche) Abwertung lag indes keineswegs in der Absicht des Gesetzgebers; der Normaufbau folgt vielmehr der Chronologie der Geschehnisse (Näheres: Rn 30 und 32). Dazu kommt jene recht unglücklich erscheinende Etikettierung als „Anstandsregel“ (Hs 1: „soll … enthalten“), was auch nicht stimmt (Näheres: Rn 31). Womöglich aber war es umgekehrt: der Gesetzgeber

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Ähnlich HK/Haas InsO9 § 220 Rn 1 („Grundgedanke“); Kübler/Prütting/Bork/ Spahlinger InsO61 § 220 Rn 1 („grundlegende Anforderung“). BGH NJW 2015, 2660, 2664 {29} [II 2e aa] und NZI 2012, 139, 140 {9} [II 2b aa] („gewisser Grundbestand“ an Informationen) = Fn 33. Ganz ähnlich früh bereits Bork ZZP 109 (1996), 473, 475/476 [B II 1]: Vorgeben „grobe[r] Richtung“ – unverblümt so inzwischen: K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 1; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219– 221 Rn 8–10, 42, 44; Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 220 Rn 1; Kübler/Prütting/

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Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 6; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 27. Überaus verhalten anfangs BK/Flöther/Wehner InsO42 § 220 Rn 2 („erste Konkretisierung“), dann wie hier Rn 2 („Generalklausel“). Uhlenbruck/Lüer/Streit § 220 Rn 1 – im Unterschied zu Abs 1 (siehe dazu bei Rn 61). BT-Drucks 12/7302 S 182 li. Sp. [RA: Nr 138] – mit Blick auf „Anhörungsfrage Nr 27“ (RA-Prot 12/74 [1990] S 7): „Halten Sie die im Entwurf vorgesehenen Anforderungen an den darstellenden Teil des Insolvenzplans für überzogen?“

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Darstellender Teil

§ 220

wollte hinsichtlich der Informationsbereitstellung als Kontrollobjekt Gerichten Beurteilungsermessen einräumen und allzu starker legislativer Korsettierung gegensteuern (vgl Rn 54). Drei Punkte sind danach aber „zurechtzurücken“: (a) § 220 II nimmt die Perspektive des Plans („Angaben zu den Grundlagen und Auswirkungen des Plans“ [als Vorschlag] – ausf Rn 34–36) – im Unterschied zu Abs 1, welcher vom Verfahren ausgeht und insoweit parallele (planexterne32 – dh an sich doch „planbezogen“ viel eher gerade: „sonstige“) Maßnahmen betrifft (ausf Rn 60–62, 75). Gemeint ist hiermit die Darstellung planinterner Tatbestände – und also die unabdingbar planprägende Information (Transparenz; Offenlegung), die für die angestrebte Veränderung und damit auch das Abstimmungsverhalten der Beteiligten maßgeblich ist. Der Zusatz „sonstige“ erscheint überschüssig, war gewiss niemals beschränkend gemeint, sondern sollte immer bloß das Nebeneinander beider Regeln verdeutlichen und deren weitere Selbständigkeit betonen (iSv „alle nötigen [weiteren] Angaben“ – Ubiquitätsformel!). (b) Unglücklich gewählt ist daneben die Einkleidung als Sollvorgabe, welche das Bestehen eines Entscheidungsspielraums zugunsten des Planerstellers nahelegt. Falls denn überhaupt so angedacht, dann ist lediglich Gerichtskontrolle gemildert (dazu Rn 39 f, 54, 93 f). Die Billigung gestalterischen Ermessens würde klar den allumfassenden Informationszweck (dazu Rn 20–24) konterkarieren und hierdurch dem Verfahren dessen Legitimität rauben (Bindungskraft eigenverantworteter Entscheidung!) Die Regelung ist daher – das vor allem mit Blick auf die ausgreifenden Planwirkungen, objektiv (§ 254 I) wie subjektiv (§ 254b) – als zwingende Vorschrift zu verstehen und „soll“ mithin als „muss“ zu lesen (hM33). (c) Das Verhältnis von Abs 2 zu Abs 1 ist zudem auch deshalb vertrackt, weil beide Regeln zugleich Vergangenes wie Zukünftiges erfassen. Bei Abs 1 macht dies der Wortlaut schon deutlich (Var 1 und 2), er hat aber einen beschränkten („kleinen“) Zeithorizont (Näheres siehe bei Rn 60); Abs 2 erscheint zunächst dagegen allein zukunftsgerichtet. Sieht man näher hin, wird rasch klar, dass ein Plan, welcher losgelöst vom Herkommen agierte, auf Sand baute: er muss vielmehr auf eingetretene konkrete Insolvenzursachen Antworten finden! Abs 2 hat darum einen immens erweiterten („großen“) Zeithorizont, von einst „guten Tagen“ über erste Krisen („Ursachenanalyse“: Rn 35) bis zur möglichen künftigen Lösung („Insolvenzbewältigungskonzept“: Rn 36). Die Planung zielt wohl auf Zukunft, lernt aber zweifellos doch aus Vergangenem. Kein Formulierungsdefizit, sondern besonders guter Schachzug, ist es, bei Abs 2 einen speziellen Spannungsbogen aufzubauen: Hs 1 (dazu Rn 34–36) formuliert erst einleitend

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So wohl am Ende Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 4 („insbesondere“?). BGH NZI 2012, 139, 140 {10} [II 2b aa] = DZWIR 2012, 197 = WM 2012, 180 = ZIP 2012, 187 und BGH NJW 2015, 2660, 2664 {29} [II 2e aa] = DZWIR 2015, 560 = WM 2015, 1291 = ZIP 2015, 1346 = NZI 2015, 697 = KTS 2016, 221; zust LG Wuppertal NZI 2016, 494, 494 [II 1]; AG Köln NZI 2017, 664, 665. En passant wohl bereits früher BGH NJW-RR 2009, 1347, 1349 {27} [II 3c] („muss“) = DZWIR 2009, 463 bzw DZWIR 2011, 65, 67 {42} [II 3c] („muss“) = NJW-RR 2011, 51.

Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 aE; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 6; HK/Haas InsO9 § 220 Rn 2; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 4; HambK/Thies InsO6 § 220 Rn 5; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 27; Bork InsR8 Rn 370 bei/mit Fn 10; Stephan NZI 2017, 666, 667; Martini/Horstkotte ZInsO 2017, 1913, 1916 [III 1a]. Indifferent hier Häsemeyer InsR4 Rn 28.18 [Abs 1]; anders einst aber Kübler/Prütting/ Bork/Otte InsO24 § 220 Rn 12 und HambK/ Thies InsO3 Rn 5.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

eine relativ umfassende Pflicht, Information zu vermitteln (Vollständigkeitsgebot: Rn 49); Hs 2 (dazu Rn 37–40) setzt danach indes gleich einen Filter, welcher es erlaubt, zielgerecht zu informieren, entsprechend dem Zweck der Ausführungen (Erheblichkeitsschwelle: Rn 51). In hernach wechselseitig geschicktem Zusammenspiel gelingt es zumeist ganz elegant, den maßgeblichen Informationsgehalt hochzuhalten. Man kann ja auch durch zu viele, aufgebauschte Aussagen desinformieren (dh den Plan desavouieren …). 2. Erläuterungsbedürfnis (Hs 1)

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Die Vorschrift verlangt mit Abs 1 Hs 1 die Schaffung einer insgesamt selbsterklärenden, umfassenden Informationsbasis34 („alle … Angaben“: Rn 49). Angesichts der Vielzahl möglicher Planinhalte formuliert sie die Anforderungen an den darstellenden Teil abstrakt und schafft auf diese Weise eine letztendlich begrüßenswerte Flexibilität für den Einzelfall (siehe vor allem Rn 12, 33, 39, 51, 54 – aber „antagonistisch“ auch Rn 31 iVm 49), allerdings weniger auf Rechtsfolgeseite (Ermessen35), sondern mediatisiert auf Seite des Tatbestandes (Hs 2: Rn 37 und 39 – Einschätzungsprärogative, Beurteilungsspielraum). Verlangt wird hiernach eine aussagekräftige, möglichst holistische Abbildung der Situation des Gemeinschuldners aus retrospektiver, aktueller wie prospektiver Sicht. 35 Der Normwortlaut verdeutlicht eindringlich („Grundlagen“), dass die erfolgreiche Gestaltung der schuldnerischen Zukunft eine handfeste Zustandsbeschreibung erfordert. Erst die tiefgehende Analyse der Insolvenzursachen („Schwachstellenanalyse“; IDW S6/aF Rn 81–83: „Analyse der Krisenursachen“ bzw F&A zu IDW S6/nF 4.6)36 schafft das notwendige Verständnis für die jeweilige Situation und sichert die Wahl der geeigneten Gegenmaßnahmen und das Erreichen des Planziels (dazu Rn 66). Frühere Fehler soll man tunlichst doch vermeiden! Grundlagen meint allerdings im ersten Zugriff sicher anderes: das Erklären der Planidee, dh von Konzeptinhalt, Veränderungen bzw Systemwechsel (das induziert den Rückblick!), Planstrategie etc. Ziel ist es, die maßgebenden Entscheider mitzunehmen oder besser wohl: aufzuklären. 36 Daneben tritt die Umschreibung der Konsequenzen („Auswirkungen“), welche sich an die mögliche Umsetzung des Vorschlags anknüpft. Das meint die klare Präsentation geplanter Gestaltungen; von zentraler Bedeutung ist dafür vor allem die Darstellung des Sanierungskonzepts (Einzelheiten: Rn 66–76). Der Plan hat zu erläutern, wie er die Insolvenzgründe nachhaltig beseitigen möchte.37 Gefordert ist insofern eine ebenso schlüssige

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MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 220 Rn 69 („Herstellung einer breiten Informationsbasis und einer ausreichenden Transparenz“); Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 („Planinitiator muss diesem Informationsbedürfnis Rechnung tragen“); FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 82 („offene Informationspolitik des Planverfassers“). So sieht es indes Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 6 aE. Man formuliert oft vornehmer: Ursachenanalyse (MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 220 Rn 7 f; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 5; Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 6.2) bzw Unternehmensanalyse (Nerlich/

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Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 49; FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 62 ff). Eher wie hier Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 14 („Ursachen der Insolvenz“) bzw HambK/Thies InsO6 § 220 Rn 5 („Analyse der Ursachen der Insolvenz“); Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 34 („Analyse der Krisenursachen“); Geiwitz/ Käfferlein HRI2 § 25 Rn 41 („Ursachen seiner Insolvenz“). In Anlehnung an EB Mot S 169 [zu LS 2.2.6 I pr.] („Mindestinhalt“!): „wie das Unternehmen erhalten und seine die Ertragsfähigkeit wiederhergestellt werden kann.“

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wie kohärente Lösung, die Chancen und Risiken (iSv Rn 47, 64) bzw Stärken und Defekte als sog „SWOT-Analyse“ (dazu vgl auch § 233 Rn 22) unverblümt im Plan selbst präsentiert. Auswirkungen umfassen sowohl dabei die Rechtsfolgen (rechtlich transparente Erklärung) wie auch den ökonomischen Zusammenhang (Ursache/Wirkung), einschließlich prognostizierter Fortentwicklung. 3. Entscheidungsrelevanz (Hs 2) Das umfassende Gebot, alles darzulegen (Hs 1: Rn 34–38), erfährt durch Hs 2 seine 37 Bindung – in sogleich mehrfacher Hinsicht. (a) Vor allem die Entscheidungserheblichkeit grenzt die Weite ein (nicht alle planrelevanten Informationen sind nötig) und legt zugleich auch einen Mindestinhalt fest38 (indes doch alle zur Urteilsbildung maßgeblichen Informationen). Das beschreibt ein generelles Spannungsverhältnis (dazu Rn 33 iVm 49 und 51) und konturiert die notwendige Darstellungstiefe („quantitative Beschränkung“).39 Dabei darf man aber nicht übersehen, dass es um eine selbstredend binäre Entscheidung geht: es kann ein Nein am Ende ebenso natürlich herauskommen – Billigung oder Ablehnung in Kenntnis entscheidungserheblicher Umstände! Daneben tritt (b) die Zielgruppenorientierung („subjektive Beschränkung“) – die Präsentation ist (primär zumindest) auszurichten auf diejenigen, die entscheiden (Planunterworfene und Insolvenzgericht, gleich näher dazu Rn 38), und es ist (c) das Planungsziel zu reflektieren (Liquidation, Sanierung, Übertragung oder zB bloß Verfahrensbegleitung). Dieses prägt dann die Darstellungsweite („qualitative Beschränkung“) – die Erheblichkeit ist also auch ein relatives, plangeprägtes Kriterium40 (siehe noch bei Rn 66). Kernanliegen ist natürlich die Ermöglichung mündigen Entscheidens (dazu Rn 20 f, 31, 38 37, 40, 42–44, 51) in Kenntnis sämtlicher (plan-) relevanter Umstände.41 Als Adressaten waren anfänglich genannt nur Gläubiger und Gericht, erst das ESUG wandelte die ersteren zu Beteiligten (Art 1 Nr 16, dazu vgl oben Rn 15), aber ersichtlich bloß, um die stimmbefugten Anteilseigner (§ 246a) einzubeziehen.42 Das umgrenzt den direkten Adressatenkreis. Der Wortlaut erlaubt freilich nunmehr weitergehende Assoziationen (zum Beteiligtenbegriff bei § 217 Rn 35–37, § 221 Rn 36–45, § 234 Rn 10–13), erschließt quasi nebenbei einen indirekten Adressatenkreis, dabei vor allem den planbetroffenen Gemeinschuldner (§ 247 bzw Rn 22). Ferner sind uU auch Dritte, die weitere Unterstützungsleistungen zusagen („Plangaranten“), per Darstellung mit einzubinden. Fakultativ Beteiligte (iSv § 221 Rn 46–53) sind für den Plan (scil. seinen Erfolg) regelmäßig ganz essentiell (und vice versa: die Beteiligung motiviert häufig überhaupt zur Zustimmung!). Eine unmittelbar subsumtionsfähige Normvorgabe schafft Hs 2 damit (ganz bewusst 39 übrigens: Rn 12, 33 f, 39, 51, 54) nicht: Vorzugswürdigkeit einzelfallabhängiger Inhalts-

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Anders im Ansatz BK/Flöther/Wehner InsO42 § 220 Rn 2 (nur unverbindlich als „Richtschnur“). BGH NZI 2010, 734, 737 {42}; 2012, 139, 140 {8 f}; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 1, 5; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 (Ermöglichung „sachgerechte[r] Entsch[eidung]), ganz ähnlich auch HK/ Haas InsO9 § 220 Rn 2.

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Beispielsfall: BGH NZI 2012, 139, 140 f {8 mit 12–14}= WM 2012, 180 = ZIP 2012, 187 = DZWIR 2012, 197 = ZInsO 2012, 173 = ZVI 2012, 56 – festgestellte Insolvenzstraftat nur bei Fortführungsplan offenzulegen, dazu näher noch Rn 89. Darauf zielt vor allem etwa BGH NJW-RR 2011, 51, 54 {51} [II 3c bb] = Fn 43. BT-Drucks 17/5712 S 30 re. Sp. [RV: Nr 15].

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Sechster Teil. Insolvenzplan

bestimmung43 (siehe vor allem Rn 63), ohne textliche formale Präzision, sondern materiell wertend. Die Praxis hat hierzu als Faustregel folgendes festgelegt:44 all jene Angaben seien danach unverzichtbar, welche die Beteiligten für eine sachgerechte Entscheidung über den Plan, nach Maßgabe ihrer eigenen Interessen, benötigten – oder vielleicht noch verkürzter: es geht um eine begründete Auswahl entsprechend eigenen Interessen („Befähigung zum Selbstschutz“). Für den Planvorlegenden wirkt dies nur entgegengesetzt (verschiedenartigste Interessenhorizonte), er muss auf alle achten, somit also den geeigneten Kompromiss entwickeln und sich mühen, dabei dann ein – gegenwärtig noch unkonkretes – Mindestmaß zu beherzigen. Das scheint so besehen oft am Ende Vieles schwieriger, als etwa einen Lagebericht zu formulieren (§ 289 HGB). 40 Die Ausrichtung des Erheblichkeitsbegriffs an der (subjektiven) Interessenlage der Beteiligten schafft Flexibilität, verlangt aber zugleich nach Objektivierung. Den Ausgangspunkt der Darstellung bilden stets dann diejenigen Informationen und Erklärungen, die den Beteiligten in jedem Insolvenzverfahren (scil. im Regelinsolvenzverfahren) ebenso zugehen müssen (§§ 151–153, 156 – IDW S2 Rn 14: „vielfältige Verzahnungen und Interdependenzen“), dazu kommen speziell planspezifische Vorgaben (§§ 222 II S 3, 229 bzw § 116 Nr 2 GenG: Darstellung zu Nachschüssen). Eine Leitplanke vermittelt zudem das Verbot der unfreiwilligen Schlechterstellung (§§ 245 I Nr 1, 247 II Nr 1 bzw §§ 251 I Nr 2, 253 II Nr 3), meist der Anlass zur Vergleichsrechnung (dazu Rn 78–87). Die Aufnahme einzelner Angaben ist danach zwingend, sofern und soweit sie potentiell Entscheidungseinfluss erheischen45 und im Umkehrschluss dementsprechend verzichtbar, sofern sie zur Überprüfung einer etwaigen Schlechterstellung einzelner Beteiligter nicht erforderlich sind. Maßgeblich für Umfang und Ausführung ist namentlich die Komplexität der Insolvenzbewältigung, die freilich mit der Relevanz des schuldnerischen Unternehmens korreliert46 (also selbst auch wieder durchaus variiert …).

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BGH NZI 2010, 101 {3} [II] = ZIP 2010, 341 = WM 2010, 225 = ZInsO 2010, 85; NJW-RR 2011, 51, 54 {43} [II 3c] = DZWIR 2011, 65 = ZIP 2010, 1499 = WM 2010, 1509 = NZI 2010, 734 = ZInsO 2010, 1448; NJW 2015, 2660, 2664 {29} [II 2e aa] = DZWIR 2015, 560 = WM 2015, 1291 = ZIP 2015, 1346 = NZI 2015, 697 = KTS 2016, 221. Die Praxis hat jedoch inzwischen durchaus Kriterien ausgefällt – Näheres unten bei Rn 53–55. Ebenso: Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 8 und 10; Jaffé FK InsO8 § 220 Rn 2 [siehe dazu noch unten Rn 41 aE bei/mit Fn 25] iVm Rn 7–9, 37; BK/Flöther/ Wehner InsO42 § 220 Rn 2 bzw Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 8; Brünkmans/Thole/ Harmann § 6 Rn 23 und 37. Eher zurückhaltend demgegenüber HK/Haas InsO9 § 220 Rn 3: §§ 258 II, 259–263, 272 RegE als „Anhaltspunkte für den Mindestinhalt“.

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BGH NZI 2012, 139, 140 {9} [II 2b aa] = DZWIR 2012, 197 = WM 2012, 180 = ZIP 2012, 187; WM 2012, 1640, 1641 {9} [III 1]; NJW 2015, 2660, 2664 {29} [II 2e aa] = Fn 43 – zust HK/Haas InsO9 § 220 Rn 2; K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 3; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 bzw Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 9; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 28, 30. Ohne ausdrücklichen „Interessenbezug“ hier Andres/Leithaus/Andres InsO3 § 219–221 Rn 2; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 6; stärker einschränkend dagegen FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 3 („soweit vorhersehbar“). Ähnlich Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 6 mwN (Fn 5 und 6) – siehe noch bei Rn 93 f. BGH ZIP 2010, 341, 341 {3} [II] = NZI 2010, 101 = WM 2010, 225 = ZInsO 2010, 8.

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4. Systemzusammenhang § 220 II ist letztlich die Hauptnorm. Das folgt aus ihrer Genese („Straffung“ des 41 Normtexts: §§ 258 II, 259–263, 272 – siehe Rn 12, 57) und auch ihrer zentralen systematischen Bedeutung (siehe dazu schon dazu Rn 12, 28 f, 32 – ferner: Rn 56). Im Verhältnis zu § 220 I ist dieser Absatz eindeutig „wesentlich wichtiger“47 bzw „grundlegende Anforderung“48 und demnach am ehesten Abs 1 die „Verfeinerung“ von Abs 249 – nicht umgekehrt herum. Man kann auch nicht § 220 in Inhaltsvorgabe (Abs 1 und Abs 2 Hs 1) und Zweckerklärung (Abs 2 Hs 2) kurzerhand quasi „zergliedern“:50 der Zweck nämlich reicht – persönlich (dazu Rn 22–24, 38) und inhaltlich (dazu Rn 25–27) – weiter, Abs 2 erzeugt seinen eigenen „Spannungsbogen“ (dazu Rn 33), welcher das weitere Normverständnis vorgibt (bzw der ansonsten ganz zerrissen würde), und Abs 1 hat grundsätzlich andere Zeithorizonte (dazu Rn 32, 60). Das geht nicht bündig demnach zusammen. Konzediert sei allerdings, dass Abs 1 sich natürlich viel konkreter gibt.51 Im Verhältnis zu § 221 sind indes die Dinge ganz offenkundig: Erfordernis strikter Bezeichnung (bzw Trennung – arg § 219 bzw dort Rn 11). Allein dort gibt es Gestaltungsfreiheit (dazu § 221 Rn 55), hier dagegen die Bindung an Mindesterfordernisse52 (vgl Rn 5 [mit Fn 3], 28, 32, 37, 39 f, 53–55).

III. Darstellungsmaximen 1. Grundproblem Nur wenn die Willensbildung aller Akteure auf einheitlicher Grundlage erfolgt, dh die 42 relevante Verfahrensgrundlage feststeht („Perpetuierung“: Rn 43), erscheinen die mit dem Planverfahren verfolgten Ziele realisierbar. Oder anders gewendet: Ohne gesicherte und geordnete Angaben, wäre jede Information doch bloß inhaltsleer. Im Grunde steckt der Versuch dahinter, amerikanisches Vordenken („adequate information“: 11 USC § 1125 lit a Nr 1, vgl Rn 18 f mit 54) einzudeutschen: Übermittlung entscheidungserheblicher Planumstände (Abs 2 Hs 2). Das führt auf schlussendlich starke Richtermacht in jedem einzelnen Falle. Die Rechtsprechung hat sich jener großen Aufgabe lobenswert sorgsam und tastend angenommen, verharrt dabei freilich naturgemäß im Einzelfall (dazu Rn 39). Es erscheint überaus schwierig, dogmatische „Passepartouts“ für Darstellungen vorzu- 43 geben, hierzu sind Krisensituationen wie Problemlösungen viel zu vielfältig – und genau das macht die Stärke des Planes: er ist eine Möglichkeit individueller, mehrheitlich anerkannter Insolvenzbewältigung. Inhalte („was“?) sind deshalb kaum vorherzusehen und auch allzu vielschichtig, man muss sich mit Struktur (Mustern: § 219 Rn 23–28) begnügen als eine Art tatsächliche Handreichung. Hilfe bringt eine höhere Ebene: die Darstellung ist natürlich nie Selbstzweck („warum“? – siehe dazu bei Rn 20–27), sondern dient der umfassenden, gleichmäßigen Information: es geht präzise besehen dann um inhaltsbezogene Dokumentation („Perpetuierung“ der Bezugsmaterie) und adressatenbezogene Legitimation („Kommunikation“ mit den Entscheidern). Hierbei steht die Form („wie“) eher einer

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Jauernig/Berger ZVR/InsR22 Rn 69.4. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 1. Bork InsR8 Rn 374 („insbesondere“); HK/ Haas InsO9 § 220 Rn 1. So sieht es HambK/Thies InsO7 § 220 Rn 1.

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Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 42; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 24; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 4. Dies verwechselt wohl FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 2 („bewusst Raum für kreative Lösungsvorschläge“ – im Darstellungsteil?).

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Sechster Teil. Insolvenzplan

Konkretisierung offen. Die Zeit scheint allemal nun reif, allgemeiner in Darstellungsmaximen zu postulieren, was verlangt ist, wohl wissend, dass solches auf andere Abstraktionsebenen leitet, welche sich im Konkreten dann natürlich „am Plan“ wieder bewähren müssen. Ein erster Versuch hierzu fordert: Vollständigkeit und Wesentlichkeit, Verlässlichkeit und Übersichtlichkeit;53 besser sollte man jedoch direkt – jenen doppelten Fokus spiegelnd – nach inhalts- und leserbezogene Kriterien unterscheiden und gruppierend weiter aufgliedern. 44 Die IDW-Empfehlungen beschränken sich ersichtlich auf „leserbezogene“ Anforderungen (dazu Rn 49–52), fassen diese indes leider in einer einzigen Regel zusammen (IDW S2 Rn 22), die man erst entsprechend „entschlüsseln“ muss, aber leicht auch kann: „Alle für die Entscheidungsfindung der Gläubiger erforderlichen Informationen [Rn 49] sind in einer strukturierten Form [Rn 50] bereitzustellen; dabei ist dem Aspekt der Entscheidungserheblichkeit [Rn 51] besondere Bedeutung beizumessen. Die entsprechenden Äußerungen … sollen insbesondere [!] übersichtlich, straff gegliedert und klar verständlich sein [Rn 52].“ Wohl als Selbstverständlichkeit sind die flankierenden „inhaltsbezogenen“ Anforderungen (dazu Rn 45–48) nicht eigens weiter erwähnt. 2. Objektive („inhaltsbezogene“) Kriterien Wahrheit.54 Über allem steht klar die Richtigkeit und Wahrhaftigkeit der Darstellung. Dies verlangt nach tatsachenbasierter Wiedergabe der verfahrensrelevanten Verhältnisse. Zum einen sind objektiv nachprüfbare Inhalte, wie vergangenheits- oder gegenwartsbezogene Daten, gänzlich fehlerfrei darzustellen (Nachprüfbarkeit!). Zum anderen müssen prognose- bzw bewertungsbasierte Angaben auf eine korrekte Grundlage gestellt, dh gehorchend einschlägiger Fachregeln („lege artis“) an Fakten verankert werden. Tatsachen und Prognosen sind ferner als solche klar inhaltlich zu bezeichnen, damit sich von vornherein keinerlei falschen Eindrücke festsetzen. Siehe auch – verstärkend – noch bei Rn 49. 46 Transparenz. Die jeweils erforderlichen Angaben müssen einen inhaltlich geschlossenen und dauerhaft fixierten Bestandteil der gesamten Planvorlage ausmachen (dazu vgl auch § 218 Rn 23: Schriftform!); die Kernaussage ist Bestandteil der Darstellung (möglichst verständlich abgefasst iSv Rn 52), Rechenwerke (§ 229) und Detailwissen kann zu Erleichterungszwecken in eine Anlage ausgelagert werden (dazu Rn 91). Man muss mit „offenen Karten“ spielen – und zwar allen möglichen Adressaten gegenüber (Gleichheitsgebot, Publizitätsgebot55) – ansonsten nämlich würde das Verfahren ganz grundlegend dann desavouiert.

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Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 13 ff (Darstellungsteil) im Anschluss an Hess/ Groß/Reill-Ruppe/Roth/Groß Insolvenzplan, Sanierungsgewinn …, Rn 450 ff (Krisenschilderung). Etwas anders en passent letztens Martini/Horstkotte ZInsO 2017, 1913, 1916 [III 1a aE]: „Er muss informativ sein, transparent, richtig, klar und übersichtlich.“ Ähnlich Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 19 („Richtigkeit“); Mohrbutter/Ringst-

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meier/Bähr Hb InsVw9 Kap 14 Rn 21 („wahrheitsgemäß“); Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 12 aE und 14 („vollständig und richtig …“); W Lüke FS Uhlenbruck (2000) S 519, 528/529 [III 1]. BT-Drucks 12/2443 S 77 li. Sp.: „Ungleicher Zugang … zur Information … behindert wirtschaftlich sinnvolle Ergebnisse … Offenlegung … Transparenz … schaffen hier Abhilfe.“

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Neutralität.56 Die Darstellung ist nur ein Sachbericht, weder Kommentar noch Emp- 47 fehlung; sie soll die benötigte Tatsachenkenntnis schaffen, niemals Meinungsäußerungen kundtun (darf Fakten aber werten – Erfolgsprognose!). Dieses scheint insoweit schwierig, als gemeinhin der Verfasser (§ 218 I S 1), von seinem Planvorschlag völlig überzeugt, andere ebenfalls dafür gewinnen möchte. Dieser Versuchung sollte niemand erliegen: man darf weder übertreiben noch beschönigen und lediglich nüchtern berichten – im Positiven (gesehene Chancen) wie Negativen (mögliche Risiken). Die Verwaltervorlage genießt hier allemal wohl gewisse Vorschusslorbeeren. Siehe auch – abmildernd – noch bei Rn 51. Klarheit.57 Der Plan muss sich als konsistentes Gesamtkonzept präsentieren, folgerecht 48 im Ablauf, stringent im Aufbau (das korreliert mit Rn 50), durchdacht im Ansatz. Die Kernprobleme sind eindeutig also anzusprechen, Unbestimmtheiten möglichst zu vermeiden. Wahlweise (Einzel-) Angaben sind deshalb untunlich,58 möglich und erwünscht ist dagegen, grundsätzliche Alternativszenarien durchzuspielen (dazu Rn 85–87) oder Korridore für Prognosen zu beschreiben (best/real/worst case). Ein Plan, der etwa widersprüchlich oder pointilistisch wäre, hat wohl darum allein bereits verloren (Ausnahme: § 217 [S 1] Var 3). 3. Subjektive („leserbezogene“) Kriterien Vollständigkeit.59 An das Gebot inhaltlicher Richtigkeit (dazu Rn 45) schließt sich die 49 Notwendigkeit umfassender Darstellung nahtlos an (auch arg § 220 II Hs 1: „alle … Angaben“ – aber: Rn 51 iVm Rn 34–36), die aber schon spürbare subjektive Einschläge aufweist, weil natürlich Planrelevanz (!) gefordert wird. Und die kann sich aus der Perspektive unterschiedlicher Adressanten differenziert darstellen. Im Grundsatz gilt insgesamt hierzu: nicht bloß die unwahrhafte, auch eine lückenhafte Präsentation wirkt verfälschend und führt zu einer fehlerhaften Entscheidung. Vor allem sollten sämtliche ergebnisrelevanten Tatsachen komplett erwähnt werden60 – jene motivieren eine Entscheidung ganz maßgeblich (Quotenhöhe, Fälligkeit). Uferlose Ausführungen um ihrer selbst willen (gemäß dem Motto: „lieber zu viel, als zu wenig“), meint dies aber nicht, schreckt eher ab. Weniger kann also allemal eben doch schließlich Mehr sein61 und besser erläutern. Strukturiertheit. Textstruktur eröffnet Orientierung, so dass man auch in kurz bemes- 50 sener Zeit nötige Informationen findet und sich ein richtiges Gesamtbild einstellt (IDW S2 Rn 22: „in einer strukturierten Form … straff gegliedert“). Wo muss man noch etwas ver-

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Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 3: „nicht darauf beschränken, den Beteiligten (nur) diejenigen Inf zu geben, die ‚seinem‘ Plan zum Abstimmungserfolg verhelfen“, dazu vgl auch Rn 37; Nerlich/Römermann/ Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 12 aE („ … statt interessenorientiert“); K Schmidt/Spliedt InsO19 § 221 Rn 4 („Der Planersteller kann sich nicht darauf beschränken, nur diejenigen Informationen mitzuteilen, die „seinem“ Plan zum Erfolg verhelfen.“). Ähnlich Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 19–21 („Klarheit und Übersichtlichkeit“), HambK/Thies InsO6 § 220 Rn 8 („Nachvollziehbarkeit“).

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Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 3 aE. Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 15 f; HK/Haas InsO9 § 220 Rn 2 „vollständig und klar“); Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 12 aE und 14 („vollständig und richtig“). Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1. BGH NJW-RR 2011, 51, 54 {48} [II 3c aa] = DZWIR 2011, 65 = ZIP 2010, 1499 = WM 2010, 1509 = NZI 2010, 734 = ZInsO 2010, 1448: „Umfassende Ausführungen zu Details sind dagegen nicht zu verlangen.“

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tiefen, was kann man überspringen? Vor allem für regelmäßig befasste Beteiligte (Gerichte, Finanzämter, Sozialkassen, Kreditinstitute) bringt das einige Erleichterung im Tagesgeschäft („Vergleichbarkeitshilfe“). 51 Wesentlichkeit.62 Aufgabe des Verfassers ist dazuhin, Wichtiges von Belanglosem zu unterscheiden, er muss genau die Mitte finden zwischen Vollständigkeit und Wesentlichkeit (auch arg § 220 II Hs 2: „erheblich sind“ – aber: Rn 49, 65 iVm Rn 37–40 bzw § 217 Rn 30). Eine Information muss geeignet und benötigt sein, um sachgerecht zu entscheiden. Das erscheint ein Kernpunkt (IDW S2 Rn 22: „besondere Bedeutung“). Wesentlichkeit ist eine Frage mehr des „Ob“ (Berücksichtigung eines Themenkomplexes?), Komplettheit eher nachgelagert eine des „Wie“ (Vollständigkeit des Themenkomplexes!). Darin steckt gewiss großer Abwägungsspielraum, umgekehrt genauso große Verantwortung des Planverfassers.63 Dieses wird sich kaum je abstrakt gut auflösen. Orientierung für den Einzelfall bietet daher letztlich nur die Frage, welche Bedeutung der konkreten Information mit Blick auf das Planziel vor dem Hintergrund gemeinschaftlicher Befriedigung (§ 1 S 1) zukommt. 52 Verstehbarkeit. Alle Angaben sollten auch nachvollziehbar und verständlich sein64 (IDW S2 Rn 22: „übersichtlich … und klar verständlich“ – siehe auch bei Rn 46). Dies verlangt nach prägnanter, möglichst präziser Darstellungsweise,65 ohne allzu großes „Fachlatein“. Den „Empfängerhorizont“ markiert insoweit ein Durchschnittsbeteiligter, welcher Bilanz- bzw Buchführungsangaben zu erfassen vermag, jedoch nicht über vollumfängliche Kenntnis der üblichen Fachterminologie verfügt.66 4. Anwendungen

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Die Rechtsprechung hat bislang zB moniert: Unvollständigkeit von Sachinformationen67 (insbes rechtliche/wirtschaftliche Grundlagen68) oder Vernachlässigung möglicher Anfechtungsklagen;69 Nichtangeben künftiger Steuerlasten (Sanierungsgewinne)70 oder

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Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 17 f; Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219– 221 Rn 14 („zur angemessenen Information“). Dies sieht auch BK/Flöther/Wehner InsO42 § 220 Rn 1 („Selektion“ notwendig). Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 („für die Beteiligten verständlich“); HambK/ Thies InsO6 § 220 Rn 8 („weder zu betriebswirtschaftliche noch zu juristische Sprache“); Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 14 („in sich zusammenhängend verständlich und lesbar“) bzw Rn 51 („Aus Gründen des inhaltlichen Verständnisses, der Lesbarkeit und der stringenten Informationsvermittlung“); HK/Haas InsO9 § 220 Rn 2 („verständlich … und klar“). Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 20. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 mit Hinweis auf W Lüke FS Uhlenbruck (2000) S 519, 530 [III 2] („muß zwar eine

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Bilanz lesen können, aber nicht mit der in eingeweihten Kreisen gebräuchlichen Schlüsselsprache vertraut sein“), zust BK/Flöther/ Wehner InsO42 § 220 Rn 1. BGH NJW 2015, 2660, 2264 {30} [II 2e bb] = DZWIR 2015, 560 = ZIP 2015, 1346 = WM 2015, 1291 = NZI 2015, 697 = ZInsO 2015, 1398 = KTS 2016, 22: „unvollständig und nicht geeignet, den Beteiligten die Entscheidung über den Plan zu ermöglichen“ – aktuelle Beispiele: AG Köln NZI 2017, 664, 666 (Vorliegen selbständiger Tätigkeit); LG Wuppertal NZI 2016, 494, 494 f [II 1] (Verheimlichen von Masseobjekten). Stephan NZI 2017, 666, 667. BGH NJW-RR 2011, 51, 54 f {55–59} [II 3c cc] = Fn 61: „wenn sie für das Insolvenzverfahren von Bedeutung sind“ {56} bzw „wahrscheinlich bestehen“ {57}. Hier aA wohl LG Berlin DZWIR 2015, 35, 41 [II 7c].

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wesentlich erscheinender Massewerte;71 kriterienlose (Kann-) Gruppenbildung72 (§ 222 II S 3! – wegen Einschränkungen siehe § 222 Rn 117), Ähnliches dürfte bei unreflektiertem Verzicht auf mögliche Sollgruppierung gelten (§ 222 III S 1?) und auch bei Nichtnennung „anlagenrelevanter“ Sachverhalte (§§ 229/230); ebenfalls ist inbegriffen die mangelnde Vollständigkeit und Richtigkeit von Plananlagen;73 verboten ist noch zudem jegliche Behauptung ohne Begründung (erwartet wird insoweit Nachvollziehbarkeit).74 Zur Offenlegung strafgerichtlicher Verurteilung vgl Rn 89 f. Es scheint so, als habe die Praxis „ihre“ Lösung per doppelter Generalklausel offen- 54 bart. Denn sie fordert, dass ein „gewisser Grundbestand an Informationen im darstellenden Teil grundsätzlich enthalten sein muss [a] und nur ausnahmsweise entfallen darf [b]“.75 Es gibt mithin offenbar einen – spezifisch (noch?) nicht definierten – Minimalstandard, welcher aber relativ zurückgenommen scheint („gewisser Grundbestand“) [a]); selbst dieser kann jedoch weiter unterschritten werden, wenn und weil besondere Umstände vorliegen („ausnahmsweise entfallen“) [b]). Das deutet darauf hin, dass man wohl großzügig Darstellungsermessen toleriert und nur gröbste Fehler moniert. Dies kommt amerikanischen Verhältnissen (dazu Rn 18 f) recht nahe: hinreichend beachtete Genauigkeit („in sufficient detail“) gleichsam als Grundnorm mit Abmilderung im Einzelfalle („as far as is reasonably practicable“). Wieviel Zeit und Geld braucht oder bringt jene weitere Information? – das erscheint die Kernfrage. Zu weit geht freilich, alles Offenkundige76 oder Unstreitige77 für obsolet zu erklären; das erschüttert die Grundfesten der Transparenz78 – wo anfangen, wo aufhören? Das gilt erst recht dann auch zur Gruppenbildung79 (siehe dazu unten Rn 77 mit § 222 Rn 119). Umgekehrt wurde toleriert: Nichtauflistung einzubringender80 oder weiterzuführen- 55 81 der (§ 259 III) Anfechtungsklagen (nötig mE indes die Abschätzung der „Quotenfolge“), fehlende Wiederholung gesetzlicher Bestimmungen,82 Plananlagen in Tabellenform.83 Der Masseumfang ist abschätzbar (vermittels der Faktenlage: §§ 151–153),84 möglich ist genauso, abweichende Wertschätzungen vorzunehmen85 (sachliche Begründung notwendig)

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Einerseits BGH WM 2012, 1640, 1640 {9} [III 1]: „Unrichtige Angaben über Einkommen oder Vermögen“. Andererseits: BGH NJW-RR 2011, 51, 54 {45} [II 3c] = Fn 61: „im Verhältnis zur Größe des Verfahrens von Bedeutung“. BGH NJW 2015, 2660, 2661 {10} [II 2a] = Fn 67. BGH NJW 2015, 2660, 2661 {8} [II 2a] = Fn 67. BGH NJW 2015, 2660, 2664 {30} [II 2e bb] = Fn 67 zur Quotenerwartung bei Regelinsolvenz: „nicht nachvollziehbar begründet“. BGH ZIP 2012, 187, 187 {9} [II 2b aa] = DZWIR 2012, 197 = WM 2012, 180 = NZI 2012, 139 = ZInsO 2012, 173 (mit nicht konkret tragenden [Lit-] Hinweisen); BGH NJW 2015, 2660, 2664 {29} [II 2e aa] = Fn 67; LG Wuppertal NZI 2016, 494, 494 [II 1]. HK/Haas InsO9 § 220 Rn 2: „Nicht erläutert werden müssen solche Informationen, die ‚auf der Hand liegen‘.“

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K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 6 aE: „[In diesem Fall] bedarf es keiner umfangreichen Erläuterungen.“ Siehe immerhin indes reziprok Rn 65 iVm 49 aE („Kürze ist Würze“), aber dazu erg eben auch § 217 Rn 30. AA BGH NJW 2015, 2660, 2663 {20 f} [B II 2c] = Fn 67. BGH NJW 2015, 2660, 2664 {34} [II 3a aa] = Fn 67: ausreichende „abstrakte“ Ermächtigung, vgl § 221 Rn 94. BGH NJW 2015, 2660, 2664 f {35} [II 3a bb] = Fn 67. BGH NJW-RR 2006, 491, 493 {21 f} [II 3b] (§ 259 III). BGH ZIP 2010, 341, 341 {3} [II] = NZI 2010, 101 = WM 2010, 225 = ZInsO 2010, 85. BGH NJW-RR 2011, 51, 54 {45} [II 3c] = Fn 61. BGH NJW 2015, 2660, 2665 {37 f} [II 3b aa] = Fn 67: 50 % (Verwalter) ./. 0 % (Schuldner)? – „Erinnerungswerte“.

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§ 220

Sechster Teil. Insolvenzplan

oder Kleinbeträge ganz offenzulassen;86 was noch nicht präzis quantifizierbar erscheint, ist zumindest offenzulegen87 („Erinnerungswert“). Der Verfasser mag die Gläubiger zwischen schleuniger Planumsetzung und langwieriger Planaufstellung selbst entscheiden lassen.88 In Großverfahren ist ausführlicher zu berichten als im kleinen „Bagatellfall“.89

IV. Ergänzungsregel (Abs 1) 56

Abs 1 wird ganz bewusst hier nach Abs 2 gesetzt: er ist „nur“ eine Ergänzungsregel (vgl Rn 57–59 mit 41) – allerdings eine viel konkretere und ferner eindeutig zwingenden Charakters (darstellend „wird beschrieben …“). Sie findet ihre größte Bedeutung als Referenzmarke für den Planvorschlag („Auskunftspaket“: Rn 2): passen Verfahrensakte und Plankonzeption inhaltlich bündig zueinander? Er gestattet ein stückweit noch ergänzend eine quantifizierbare Erfolgskontrolle (wirken die bisher eingeleiteten Maßnahmen wie angedacht? – vgl auch erg Rn 26), besonders angesichts volatiler Unternehmenssituation. Die Regel stellt damit das Bindeglied zwischen der Eröffnung des Insolvenzverfahrens und der mit Planwirksamkeit eintretenden Rechtsgestaltung dar. 1. Grundsatz oder Detailregel?

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Der Wortlaut von Abs 1 entspricht § 258 I RegE – aber war dort (parallel zur Regelung des § 264 RegE = § 221 S 1 InsO) als insgeheime Generalnorm konzipiert, die bloß noch näher präzisiert (§ 258 II RegE: „insbesondere“: Rn 3) und ausgefüllt (§§ 259–263, 272 RegE: Rn 5–11) wurde? Hierauf deuten die Motive, indem sie reichlich vollmundig kurzerhand verkünden: „im darstellenden Teil [wird] das Konzept dargelegt und im Einzelnen erläutert, das diesen Rechtsänderungen [scil. jenen des Plans] zugrunde liegt (Absatz 1).“90 Liest man heute die Regel unbefangen vor eben jenem Hintergrund, ergeben sich drei Inhalte (ebenfalls in Parallele zu § 221 S 1 – dazu näher dort Rn 15–19): 58 (1) Hs 1: Verknüpfung von Begriff („Im gestaltenden Teil …“) und Aufgabe („ … wird beschrieben“) in schlichter – abschwächender – Passivform (Indikativ – im Unterschied zu EB LS 2.2.6: „ist darzulegen“ – Imperativ!). (2) Hs 2: Beschreibung der Zeithorizonte (dazu Rn 60) mit rückschauender Erinnerung („getroffen worden sind …“) und vorgezeichneter Perspektive („ … oder noch getroffen werden sollen“).91 Diese Funktion ist freilich unter der schließlich verabschiedeten Normfassung mit dann einem völlig neuen Abs 2 systemgerecht zu harmonisieren (dazu Rn 12 f). (3) Hs 3: Zweckbestimmung der Berichtspflicht („um die Grundlagen … zu schaffen“) bzw Präzisierung der Sachrelevanz (dazu Rn 62) – es ging um eine Flankierung der Gestaltung („für die geplante [!] Gestaltung“).

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BGH NJW 2015, 2660, 2665 {39} [II 3b bb] = Fn 67: Kunstgegenstände, nicht mehr als 1.750 EUR. BGH NJW-RR 2011, 51, 54 {51} [II 3c bb] = Fn 61. Als Quintessenz aus BGH NJW-RR 2011, 51, 54 {52} [II 3c bb] = Fn 61: „Es ist Sache der Gläubiger, die dargestellten Vorteile und Risiken eines Plans zu einem frühen Zeitpunkt abzuwägen und … zu berücksichtigen.“

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BGH ZIP 2010, 341, 341 {3} [II] = Fn 83 „vom Umfang und der jeweiligen wirtschaftlichen Bedeutung des Unternehmens abhängig“. BT-Drucks 12/2443 S 197 li. Sp. Vielleicht so verstehbar BK/Flöther/Wehner InsO42 § 220 Rn 1. Ähnlich zweigleisig alsdann § 262 Hs 2 RegE zur Darlegung bei Sanierung.

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Darstellender Teil

§ 220

Diese Strukturierung zeigt, dass schon damals Textierung und Begründung offensicht- 59 lich doch nicht bündig zusammenpassten. Der Wortlaut zieht insoweit Grenzen, welche die Motive schlicht verdrängen. Es ging (und geht) im Text um Grundlagen der Gestaltung („um … zu“), welche losgelöst davon eintreten sollen (§§ 80 I, 148 I, 157), dennoch unentbehrliche (Plan-) Vorbedingungen schaffen; das erklärt den Nachsatz der Beispiele (§ 258 II – vgl Rn 3 iVm Rn 61), die alle genau darauf jeweils abzielen (Betriebsänderungen, Sozialplan, Brückenfinanzierung). Die einstige Begründung passt punktgenau hingegen – Ironie der Genese –, wenn man nur jene auf den neuen (heutigen) Abs 2 münzt! 2. Zeithorizonte Der Beginn scheint explizit festgezurrt: „Maßnahmen nach der Eröffnung des Insol- 60 venzverfahrens“ (§ 27 II Nr 3 bzw III!); man wird indes bei einem vorläufigen Insolvenzverwalter mit Verfügungsmacht (§ 21 II Nr 1 mit § 22 I/II bzw § 55 II S 1) auch diese Zeit analog mitberücksichtigen müssen92 (Vorschlag teleologischer Extension; zu Recht so IDW S2 Rn 30). Den Schluss bildet nun aber nicht schon etwa der Erörterungs- und Abstimmungstermin93 (§ 235 I 1), sondern erst der Eintritt der Rechtskraft der Bestätigung des Insolvenzplans, so wie in § 229 S 1 („bei einem Wirksamwerden des Plans“) dezidiert auch angeführt: dieses macht erst die angeplante (§ 220 I) zur wirklichen (§ 254 I) Gestaltung. – Innerhalb dieses Zeitraums („kleiner“ Horizont iSv Rn 32) gilt es dann, vergangenheitsbezogen (Var 1: „Report“) wie zukunftsorientiert (Var 2: „Vision“) das „Begleitende“ zu beschreiben (Einzelheiten gleich bei Rn 61); man wird es auch zweckmäßig entsprechend deklarieren um Klarheit zu schaffen, was erfolgt und was Planung ist. Den nötigen Abgrenzungsstichtag liefert der Zeitpunkt der Planvorlage (§ 218 I94). 3. Maßnahmenbeschreibung Meist geht es wohl um einen Verwalterplan; ein Schuldnerplan kann nicht ohne weite- 61 res Verwalterhandeln vorgeben (allemal aber anregen). In Anlehnung an § 258 II RegE (dazu Rn 6), welcher gesetzgeberischer Straffung zum Opfer fiel95 (dazu Rn 59), allemal demungeachtet aber gute Anhaltspunkte liefert,96 sind insoweit regelmäßig folgende Maßnahmen darzustellen: Betriebsänderungen ([Teil-] Stilllegung einzelner Betriebe), einschließlich der dafür maßgeblichen Gründe97 (§§ 157 S 1, 160 II Nr 1) sowie alle (damit einhergehenden) organisatorischen wie personellen Maßnahmen (Nr 1).98 Weiterhin dar92

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So ohne jegliche teleologisch begründete Beschränkung: Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 4 aE; Smid/Rattunde/ Martini Insolvenzplan4 Rn 6.13 und 24 – aA Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 und Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 25. AA Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 25; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1. Beim prepackaged plan (§ 218 I 2) entfällt natürlich der Rückblick komplett (Var 1); der Ausblick (Var 2) ist dann quasi eine Art Anregung des Schuldners für sinnvolles [?] nachfolgendes Verwalterhandeln. Das Streichen dieses Absatzes ist nicht konkret motiviert: BT-Drucks 12/7302 S 182 li. Sp. [RA: Nr 138]: „Der neue § 258 Abs. 2 …

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erlaubt es, auf die §§ 259–262 und 272 des Regierungsentwurfs zu verzichten.“ Bork InsR8 Rn 374; HK/Haas InsO9 § 220 Rn 3; BK/Flöther/Wehner InsO42 § 220 Rn 2; MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 220 Rn 12; Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 6.3. Nicht etwa nur extern (somit: fremd-)verursachte Gründe, so allerdings uU Nerlich/ Römermann/Braun InsO9 § 219–221 Rn 43. Bedeutsam ist insofern namentlich die Einsetzung von Beschäftigungs- wie Qualifizierungsgesellschaften: Brünkmans/Thole/ Krings § 37 Rn 10; Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 34.

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§ 220

Sechster Teil. Insolvenzplan

stellungsbedürftig sind bereits entstandene Sozialplanforderungen sowie getroffene Vereinbarungen für zukünftige Sozialpläne (Nr 2: Gesamtbetrag) und finanzwirtschaftliche Maßnahmen, wie insb die – vorgenommene oder beabsichtigte – Aufnahme von Darlehen (Nr 3: Höhe und Zins) als Spezialfall einer Masseschuld99 (§ 55 I Nr 1 – auch: § 160 I Nr 2): Brückenfinanzierung. Das wird auch für andere Masseverbindlichkeiten gelten100 (arg § 258 II), vor allem mit Blick auf §§ 103 ff (Wahlrechtsausübung/-prognose). Hier „verzahnt“ sich tradierte Verwaltertätigkeit mit konkreten Planintentionen. Ebenso rechnen deshalb hierher sonstige Masseveränderungen im Positiven wie Negativen, insbesondere Abreden zur Verwertung von Sicherheiten und Schätzungen (nicht etwa die Enumeration: Rn 55) eingeleiteter oder einzuleitender Anfechtungs- (§§ 129 ff) wie Haftungsverfahren (§ 64 GmbHG, § 15a I InsO iVm § 823 II BGB) sowie auch Aktiv- oder Passivprozesse (arg § 160 II Nr 3). 4. Sachrelevanz

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Die Formulierung des Normtextes ist „zielneutral“, entfaltet aber ihre Wirkungen vor allem bei Sanierungsplänen. Mitzuteilen ist hier alles Wissenswerte, um „die Sanierungsfähigkeit des Unternehmens und damit die Erfüllbarkeit des Insolvenzplans einigermaßen sicher [zu] beurteilen.“101 Gegenstand der Darstellung nach Abs 1 sind Maßnahmen, welche die mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens geänderte Unternehmenswirklichkeit betreffen (Var 1: „getroffen worden sind“) und notwendig sind, um sich die Möglichkeit zur Abstimmung über den Insolvenzplan zu erhalten (Var 2: „getroffen werden sollen“).102 Dies gewährleistet eine aktualisierte Unternehmensbeschreibung und trägt der Tatsache Rechnung, dass regelmäßig Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die wirtschaftliche Grundlage für ein aussichtsreiches (insbesondere Sanierungs-) Verfahren zu schaffen. Man darf aber auf keinen Fall gleich eine hypothetische Planbestätigung vorwegnehmen103 (schlicht: Fakten schaffen). Das würde für einen Insolvenzverwalter reziprok Haftungsfolgen zeitigen, soweit dadurch Chancen entgehen.

V. Einzelprobleme bei der Darstellung 63

Das Gesetz verzichtet auf die Angabe einzelner Punkte für die Ausgestaltung eines Insolvenzplanes. Das entspricht der Normgenese (Abs 2 statt §§ 259–263 RegE, vgl auch erg § 1 S 1 Hs 3) und ihrem Vorbild („adequate information“: Rn 18), zollt auch insbesondere

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MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 220 Rn 13 f; HK/Haas InsO9 § 220 Rn 3; Smid/ Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 6.3. BT-Drucks 12/2443 S 197 re. Sp.: „Risiko für die Befriedigung der Insolvenzgläubiger“ – Informationspflicht! BT-Drucks 12/2443 S 197 re. Sp.: „Über die beispielhaft genannten Maßnahmen hinaus …“. Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 („um den Plan überhaupt eine Chance zu geben“); Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 43 („auf den im Zeitablauf sich ständig ändernden Istzustand des Unter-

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nehmens auf[ge]setzt“); weniger vorsichtig dagegen MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 220 Rn 12 und K Schmidt/Spliedt InsO19 Rn 2. Siehe noch die Fn 103! Warikoff KTS 1997, 527, 534 [III] („suggeriert“ die Erlaubnis vorbereitender Maßnahmen); Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 43 und Uhlenbruck/Lüer/ Streit InsO14 § 220 Rn 1 (insoweit missverständlicher Wortlaut); Brünkmans/Thole/ Harmann § 6 Rn 26 („Alleinzuständigkeit der Gläubigerversammlung“). Das folgt vor allem aus § 157 S 2.

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Darstellender Teil

§ 220

der zu regelnden Lebenswirklichkeit Rechnung – zu vielfältig sind die zu bewältigenden Krisensituationen, zu unterschiedlich die jeweils betroffenen Schuldner, zu verschieden die einzelnen Interessen der Betroffenen.104 Die Plangestaltung erfolgt mithin immer einzelfallabhängig (siehe schon Rn 39). Darin steckt große Verantwortung, und dieses verlangt reziprok großes Gespür des Vorlegenden für den notwendigen Informationsbedarf aller Beteiligtengruppen (die Gruppenbildung mit eingeschlossen, vgl Rn 77). Jedoch hat die Praxis gewisse Muster erprobt (dazu § 219 Rn 23–28), welche häufig doch am Ende bündig („falladäquat“) passen, zumindest brauchbare Fingerzeige bereithalten, um Planentwürfe richtig darzustellen105 (aber vgl auch erg noch Rn 65). Der Wechsel im Konzept des Gesetzgebers (näher: Rn 12 gegen Rn 5), welches „Mini- 64 malismus“ oder „Pragmatismus“ erlaubt, war zentral durch das Eigeninteresse des Planvorlegers motiviert, die für erforderlich eingestufte Information vorzubringen.106 Jenes scheint relativ blauäugig – mindestens für Pläne des Schuldners (§ 218 I S 1 Var 2)! Er will seinen Plan am letztendlich einfachsten durchbringen (scil. seine „zweite Chance“ suchen) und wird daher vieles aufhübschen, „idealisieren“, schönfärben etc, dh Positives herausstreichen und Negatives herunterspielen.107 Hiermit muss jeder wohl rechnen (vgl Rn 97), daher auch die Kontrollbemühungen von Gericht (§ 231 I) und Insolvenzverwalter (§ 232 I Nr 2). Und auch ein Verwalter (§ 218 I S 1 Var 1) wird davor nicht immer ganz gefeit sein (§ 3 I lit e InsVV), mag auch die starke Haftpflicht im Hintergrund lauern (dazu Rn 98). Deshalb ist wichtig, objektive Kriterien anzulegen, die flexibel genug scheinen, die jeweiligen Einzelfallumstände abzubilden. Maßstab ist allemal das Gläubigerinteresse (arg § 1 S 1 Hs 1: bestmöglich „zu befriedigen …“), nicht der Weg dahin („ …, indem … oder …“). Daran muss sich immer Inhalt und Umfang aller benötigten Sachinformation ausrichten. Der Teil „Darstellung“ ist kein „Verkaufskonzept“, sondern – im Notfall – Rechtfertigung prozessualen Konsenszwanges. Es gilt deswegen, Chancen und Risiken gleicherweise ehrlich offenzulegen,108 nicht etwa bloß die geplante Gestaltung vorzustellen. Am Ende sollte der Vorleger selbst erkennen, dass man nur so eine Mehrheit würde gewinnen können („ehrlich währt am längsten“ – siehe auch bei Rn 45–47). Jene Darstellung muss nicht sehr umfangreich sein, obwohl die Praxis meist anderes 65 lehrt und vor allem Verwalter gerne umfassende Erläuterungen hinzufügen, um allfälligen Eventualitäten vorzubeugen. Auch das kann freilich schaden und Wesentliches allzu leicht dadurch zurücktreten. Die Erläuterung darf tatsächlich niemals verknappend oder geschwätzig, sondern muss schlüssig und stringent sein, so wie gute Urteilsgründe auch (in Anlehnung an § 313 III ZPO: „kurze Zusammenfassung der Erwägungen“). Die kurze Darstellung ist nicht als „Plan light“ mithin abzutun, der allein ausnahmsweise greife,109 son-

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FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 9; Geitwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 2; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 27. Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 10; Geitwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 7, 16; Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 28 f; 32 ff. BT-Drucks 12/7392 li. Sp. [Nr 138 aE], zust Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 1; Uhlenbruck/Maus InsO13 § 220 Rn 1; Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Silcher InsO3 § 220 Rn 2. Ähnlich skeptisch bereits Nerlich/Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 12

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(„Wer Zustimmung will, trägt das ihm Günstige vor“) mit Rn 8 f bzw Gottwald/Braun InsRHb5 § 67 Rn 25. Darin besteht Einigkeit: HK/Haas InsO9 § 220 Rn 2; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 1 [Mitte] mit Rn 3; Kübler/Prütting/Bork/Spahlinger InsO61 § 220 Rn 7; FK/ Jaffé InsO9 § 220 Rn 79. So sehen es Braun/Braun/Frank InsO7 §§ 219–221 Rn 4: „[nur] wo die grundsätzlichen Zusammenhänge für alle Beteiligten klar sind und wo die Alternativentscheidung nur einen überschaubaren Sachbereich als änderungsnotwendig kennzeichnet“.

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§ 220

Sechster Teil. Insolvenzplan

dern die wahre Kunst des Könners: Notwendigkeit „verlustfreier“ Vereinfachung (siehe auch bei § 219 Rn 30). Zugegeben: die recht umfangreichen (alten) IDW-Anforderungen110 besagen scheinbar anderes, übersetzen aber am Ende inhaltlich oft nur Juristisches für den Betriebswirt – aber teilweise auch umgekehrt: Ökonomisches für den Fachjuristen. Das sollte nicht bange machen vor möglicher textlicher Verdichtung, dort wo jene einen Sinn macht. 1. Zielsetzung

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Allgemein sollte die Formulierung eines konkreten Planziels stets den Ausgangspunkt der Darstellung bilden.111 Dessen Voranstellung schafft Orientierung hinsichtlich Plangestaltung112 (Präambel, „abstract“, Leitbild). Aus ihm ergibt sich direkt sodann der Plantypus, ob man also plant, den Gemeinschuldner zu zerschlagen (Liquidationsplan: Vor §§ 217 ff Rn 46), zu veräußern (übertragende Sanierung: Vor §§ 217 ff Rn 47) oder saniert fortzuführen (Sanierungsplan: Vor §§ 217 ff Rn 48); möglich sind genauso bloß punktuelle Verlaufsregelungen (abgeändertes Verfahren [§ 217 S 1 Var 3]: Vor §§ 217 ff Rn 49 mit § 217 Rn 64–67). Letzteres wäre gewiss simpel darlegbar, ein Sanierungsplan (dazu Rn 67–76) gilt demgegenüber als besonders anspruchsvoll und aufwendig. Vorschnell ist indes die Behauptung, aus dem Planziel ergebe sich die (weitere) inhaltliche Gestaltung, es verhält sich genau anders herum: Der Planersteller wird sich regelmäßig zunächst Gedanken darüber machen, wie er den Plan konzipiert („Planmotiv“), ehe er ein genaues Planziel festlegt und die Maßnahmen zur Umsetzung konsequent daran ausrichtet – das Vorausschicken des Ziels in der Plandarlegung ändert hieran nichts (siehe auch bei § 224 Rn 22).113 Die Planidee prägt das ganze Vorhaben auch gleich von Beginn an.

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Ganz ähnlich auch Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 3: „Konzept mit geringerer Informationsvermittlung“ – genau anders herum! Sehr großzügig hier K Schmidt/Spliedt InsO19 § 220 Rn 6 aE: allein „Ergebniskonsens“ reiche bzw ein deutliches Überschreiten der Regelquote (dann „bedarf es keiner umfangreichen Erläuterungen“). Es gibt aber auch andere wichtige Informationsempfänger! Institut der Wirtschaftsprüfer: (a) IdW S2: Anforderungen an Insolvenzpläne [10.02.2000] = FN-IDW 2000:3, 81 = WPg 2000:6, 285 (b) IdW S6/aF: Anforderungen an die Erstellung von Sanierungskonzepten [20.08.2012] = FN-IDW 2012:12, 719 bzw IdW S6/nF: Anforderungen an Sanierungskonzepte [16.05.2018] = IDW Life 2018/08, 813. Die Neufassung versucht sich immerhin aber an gewisser Straffung – krit Hillebrand ZInsO 2018, 80; zust Steffan/Solmecke Wpg 2017/23, 1412 bzw KSI 2018/1, 5 mit Steffan ZIP 2018, 1967 re. Sp. [I] – eher ambiva-

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lent wohl Jung/Ringelspacher/Meißner KSI 2018/3, 101. Siehe auch die „Öffnungsklausel“ (aF: Rn 5 S 2 bzw nF Rn 39 S 1), welche indes bloß die kleineren Unternehmen „beschenkt“ („an die [ggf.] geringere Komplexität des Unternehmens anzupassen“). Nerlich/Römermann/Braun InsO9 § 219– 221 Rn 45, vgl auch erg IDW S2 Rn 16: „Angaben über grundsätzliche Ziele und die Regelungsstruktur“ – leicht anders Uhlenbruck/ Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 3 (Zentralbestandteil des Sanierungskonzepts); Kübler/ Prütting/Bork/Spahlinger InsO71 § 229 Rn 8 (Orientierung am „Businessplan“); BK/Flöther/Wehner InsO42 § 220 Rn 4 („in einer Präambel“). Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 3 („in allen Einzelheiten klar erkennen lassen“), zust Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 43. Relativ missverständlich anfangs FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 7 – deutlich anders dann Rn 8!

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2. Sanierungskonzept a) Vorbedingungen. Es geht primär hier um „überformende“ Sanierung, dh ein Um- 67 strukturieren der Betriebsführung unter der Ägide des alten Rechtsträgers („interne“ Sanierung – wegen Vorteilen siehe § 225a Rn 6). Die „übertragende“ Sanierung auf einen letztendlich neuen Rechtsträger kann Veräußerung sein („Gesamtliquidation“) oder auch eine künftige Erträgnisbeteiligung vorsehen („externe“ Sanierung: § 229 Rn 19). Der mittlere Fall spielt hier freilich selbstredend keine Rolle, genauso wenig wie etwa ein Liquidationsplan oder ein Plan zum Verfahrensverlauf – betroffen sind lediglich Sanierungspläne mit Befriedigung aus Erträgnissen („Wechsel auf die Zukunft“), wobei dann aber der Rechtsträger nicht entscheidend ist (arg § 229 S 1 Hs 1). Abgefordert ist Plausibilisierung der Erwartungen. Das wird bei Übertragung auf einen „gesunden“, neuen Inhaber zweifellos leichter fallen (und weniger Aufwand verursachen) als bei Sanierung im „Altumfeld“.114 Hierauf namentlich zielt das vorgeschlagene Sanierungskonzept des Planverfassers (Einzelheiten: Rn 68–75). Die Entscheidung zur Unternehmensfortführung trotz Insolvenz hängt zum einen vor- 68 rangig und ausschlaggebend vom Vorliegen der Sanierungsfähigkeit ab (IDW S6 Rn 18– 22) – man beurteilt insoweit objektiv das Unternehmen als solches („share holder value“): legen denn die planerisch präsentierten Änderungen stringent, nachvollziehbar, schlüssig etc eine insgesamt nachhaltige Gesundung nahe? Es muss gewährleistet sein, dass durch geeignete Maßnahmen die bestehenden Insolvenzgründe (§§ 17–19) beseitigt sowie die Wettbewerbs- und Renditefähigkeit des Unternehmens wiederhergestellt werden kann. Indes wird die positive Fortführungsprognose auch selbst nun wieder beim Überschuldungsstatus relevant (§ 19 I S 1); man wird hier also einen längeren Prognosezeitraum ansetzen als jene 12–24 Monate115 (vgl § 19 Rn 37, aber zB auch IDW S11 Rn 61), welche man dort veranschlagt (Bedürfnis langfristiger Besserung). Und auch die Interessenlage der Betroffenen ist rückzuspiegeln („stake holder value“). Sanierungswürdigkeit (IDW S6 Rn 22 f) fordert zum anderen – subjektiv und ergänzend –, dass weitere Opferbereitschaft (scil. Einigungspotential) besteht. Bei allem Wunsche nach weicher, sanierender Insolvenzbewältigung, gilt es, zwei harte 69 Fakten nicht rechtspraktisch zu vernachlässigen: (a) Die Sanierung mit der Insolvenz wird nicht der erste Versuch sein, das Steuer umzulegen, also eine sich andeutende Schieflage abzuwenden.116 Zumeist ist die Insolvenz nur die höchste „Eskalationsstufe“ nach mehreren (vergeblichen) Versuchen mit internen Mitteln oder – später – auch externen Hilfen zur Sanierung vor der Insolvenz (Näheres siehe bei IDW S6117 Rn 31–33 iVm Rn 62 bzw F&A 4.5 [Krisenfeststellung], Rn 61 bzw F&A 4.6 mit 4.2–4 [Ursachenanalyse], Rn 68–71 bzw F&A 6.1 [Krisenbewältigung]). Diese Vorgeschichte muss selbstredend die Darstel-

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Dies meint wohl HK/Haas InsO9 § 220 Rn 5 mit § 217 Rn 17–19 und glättet die scheinbare Divergenz zwischen Brünkmans/Thole/ Harmann § 6 Rn 57 (auch „übertragende“ Sanierungen) und Kübler/Prütting/Bork/ Spahlinger InsO61 § 220 Rn 9 (bloß „überformende“ Sanierungen). Uhlenbruck/Mock InsO14 § 19 Rn 218 mwN. Das wirkt schon als deutliche Verschärfung gegenüber § 252 I Nr 1 HGB: MünchKomm/Ballwieser HGB3 § 252 Rn 10

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mwN. Vgl auch erg IDW S6/aF Rn 84 ff bzw IDW S6/nF Rn 13–17 mit F&A 2.8. Mögliche monokausale Ursachen ausgenommen (Finanzkrise, Marktversagen, Insolvenzen etc). Betrifft Sanierungen generell – zur sinngemäßen Orientierung der Darstellung: Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO3 § 220 Rn 3; Nerlich/ Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 31 ff; HambK/Thies InsO6 § 220 Rn 5; FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 35 ff.

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Sechster Teil. Insolvenzplan

lung ebenfalls ehrlich offenbaren – lohnt denn überhaupt noch ein letzter Versuch? (b) Insolvenz dient auch dem regulären „Ausleseprozess der Marktwirtschaft“118 – Sanierung hat niemals Selbstzweck, sondern ist – insolvenzrechtlich! – der bessere Weg, den Wertverlust zu minimieren.119 Vor dieser Alternative stehen die Betroffenen – und das allein ist der maßgebliche „Lackmustest“. 70 Das IDW (S2 Rn 64 ff) unterscheidet verschiedene Krisenstadien: von der Führungskrise über eine Strategie-, Produkt- Absatzkrise bis zur Erfolgs- und Liquiditätskrise – wobei aber der Ablauf durchaus variabel erscheint und nicht unbedingt so eskaliert (IDW S2 Rn 64). Typologisch kann man nach Herkunft der Faktoren dann folgendermaßen auch differenzieren (IDW S2 Rn 83): unternehmensinterne Auslöser (zB Qualitätsmängel, Produktpalette, Managementfehler) und unternehmensexterne Ursachen (zB Konjunktur, Nachfrage, Wettbewerb); ersteres ist leichter behebbar als letzteres. Unternehmenskrisen sind meist eher multikausal, dh Ergebnis komplexer Verkettung (IDW S2 Rn 82). Dies ist oft sehr schwierig zu entwirren – und inhaltlich die Erkenntnis der halbe Weg schon zur Sanierung. Monokausale Störungen sind insoweit viel leichter beherrschbar (und ebenso vorher erkennbar). Man kann dementsprechend auch näher singuläre, unvorhersehbare Ereignisse (zB Forderungsausfall, Prozessverlust, Bilanzmanipulation) und sich langfristig abzeichnende Entwicklungen (zB Technologiewandel, Markteintritte, Internetplattformen, Besteuerungen) als häufige Auslöser unterscheiden.

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b) Rückschau (Diagnose). Sie hilft, die Vorschläge am objektivsten zu beurteilen. Die Sanierung wirkt natürlich zukunftsorientiert, um freilich profund ihr Konzept zu bewerten, sollte man genau den Anlass kennen. Und deshalb zählt hierher die Beschreibung des Unternehmens mit einer gehaltvollen, aussagekräftigen Chronologie der Krise. Nur einige Schlagworte: Ausgangssituation des Gemeinschuldners (Rechtsverhältnisse, Betriebskennzahlen; Marktverflechtung), Ursachen des wirtschaftlichen Abschwungs, bereits ergriffene (erfolglose?) Abhilfe etc. Eine gelungene Zukunftsbewältigung fordert stets ein umfassendes Verständnis der Vergangenheit, genauer des eingeschlagenen Wegs und der möglicherweise verbundenen Fehlsteuerungen. Man muss (total „schonungslos“120) dabei dann die entscheidenden Hintergründe der Insolvenz identifizieren und sodann daraus die notwendige Ursachenanalyse (IDW S2 Rn 27) entwickeln. Ziel ist es, ein möglichst realistisches Schuldnerbild zu vermitteln. Das geht über den regelhaften verwalterseitigen Sachbericht iSv § 156 I S 1 inhaltlich deutlich hinaus und erfordert tiefergehende Recherche.

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c) Maßnahmenpaket. Auf der Grundlage des beschriebenen Ist-Zustandes sowie der Analyse der Insolvenzursachen (gem Rn 71) nimmt das Sanierungskonzept das zukünftige, von Insolvenzgründen befreite und in den Markt reintegrierte Unternehmen als Endpunkt des Strebens und beinhaltet – darstellend (§ 220) oder zugleich auch gestaltend (§ 221) – die zur Krisenbeseitigung geplanten umstrukturierenden Maßnahmen (Überblick: Rn 73– 75) idR finanz- und leistungswirtschaftlicher Art121 (IDW S2 Rn 3 iVm 8). Hierbei steht

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FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 63 mit Verweisung auf Engelhardt ZIP 1986, 1287, 1288 und 1290 [II und IV]. Jaeger InsR8 S 216 [§ 38 I]: „Der Konkurs ist ein Wertvernichter schlimmster Art und obendrein das teuerste Schuldentilgungsverfahren.“

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So noch explizit FK/Jaffé InsO8 § 220 Rn 64 demgegenüber nun abschwächend InsO9 § 220 Rn 62. Umfassende Aufzählung: FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 69 ff (Planungen) bzw Rn 75–77 (Maßnahmen).

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§ 220

das Leitbild des „neuen“ Unternehmens im Mittelpunkt122 (IDW S2 Rn 28, IDW S6 Rn 63–67). Dabei wird das zunächst abstrakte Planziel (iSv Rn 66) für die Situation „vor Ort“ gleichsam konkret umgesetzt. Das meint vor allem ein „realisierbares, zukunftsfähiges Geschäftsmodell“ (IDW S6 Rn 65), das weitergehend dann im Plan aufzufächern ist. Bei der finanzwirtschaftlichen Sanierung liegt der Schwerpunkt auf der Beschaffung 73 neuer Geldmittel, sei es als Fremdkapital (Erlasse, Stundungen, Kredite etc) oder Eigenkapital (Rangabreden, Hinzutreten neuer Gesellschafter, Nachschüsse etc). Ist das operative Geschäft rentabel, gilt es „bloß“ am Ende, die Liquidität wiederherzustellen. Man kann dazu die Schuldenlast schlicht minimieren (§ 224), aber andererseits auch zusätzliche Finanzierung ermöglichen: seitens der Gesellschafter (dazu § 225a Rn 65) oder Dritter (§§ 230 III, 264) und namentlich durch ergänzende Umstrukturierung des Rechtsträgers (§ 225a III) sowie auch die Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital (§ 225a II: DebtEquity-Swap [DES]). Hierzu zählt mittelbar auch die Bereitstellung „neuen“ Sicherungsguts ([als praktische „Konsequenz“ aus] § 223 II), die weitere Fremdfinanzierung erlaubt. Die leistungswirtschaftliche Sanierung ist demgegenüber viel komplizierter. Sie nimmt 74 das operative Geschäft in den Fokus und zielt auf die unternehmerische (Neu-) Ausrichtung im Planverfahren. Die auf diesem Wege eingeleiteten Veränderungen sind häufig langfristiger Natur; sie bezwecken die Hebung bestehender Potentiale und auch ein Beseitigen ineffizienter Strukturen. Das kann in Form der Reduzierung unternehmerischer Tätigkeiten auf einen zentralen Kernbereich („Markenkern“) geschehen, Schließung verlustbringender Betriebsteile, Optimieren von Prozessen (Einkäufe, Produktion, Produkte etc), aber zB auch Neubesetzung des Managements. Hierzu zählen genauso gezieltes Marketing, Stärkung von Forschung und Entwicklung sowie – mit Blick auf Rn 76 – zudem die Etablierung effektiven Controllings. Jene Reihe ließe sich nahezu beliebig fortsetzen … Daneben tritt die Eröffnung insolvenzrechtlicher Sanierung. Das soll das Instrumenta- 75 rium „normalen“ Insolvenzrechts benennen, das natürlich auch ebenfalls einem Insolvenzplan – zusätzlich – zugutekommen würde, vor allem die Beendigung und Neuverhandlung von kostenintensiven Verträgen und Dauerschuldverhältnissen einerseits (§§ 103 ff), die Änderung von belastenden Betriebsvereinbarungen und Massenentlassungen andererseits (§§ 120 ff). Das passiert zwar jenseits der Möglichkeiten des Insolvenzplans, wirkt darauf indes zurück (Abs 1!). Werden betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen, Sanierungstarifverträge geschlossen und Betriebsvereinbarungen ausgehandelt oder Sozialpläne zum Zwecke des Abbaus von Personal entwickelt, sind diese in ihrer Ausgestaltung mit darzustellen123 („sanierendes Gesamtpaket“). d) Projektion (Prognose). Am ehesten überzeugen präzise Kennzahlen, die aber zukunfts- 76 bezogen eben nur Abschätzungen darstellen können. Die (Sanierungs-) Praxis versucht je-

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MünchKomm/Eilenberger InsO3 § 220 Rn 30a; Uhlenbruck/Lüer/Streit InsO14 § 220 Rn 2 („Der Insolvenzplan ist in weiten Teilen auch ein Unternehmenskonzept.“); Nerlich/ Römermann/Braun InsO9 §§ 219–221 Rn 50 mit Rn 38 („Wer nicht weiß, wohin die Reise führt, kann den Weg nicht beschreiben.“); FK/Jaffé InsO9 § 220 Rn 73 („realistische … Zielvorstellung“); BK/Flöther/Wehner InsO42 § 220 Rn 27 („muss unabdingbar

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auch ein Sanierungskonzept enthalten sein“); Bork InsR8 Rn 373 („muss natürlich … erläutert werden“); Brünkmans/Thole/Harmann § 6 Rn 108–110; Geiwitz/Käfferlein HRI2 § 25 Rn 46; Smid/Rattunde/Martini Insolvenzplan4 Rn 6.23, 6.31 ff, die allerdings zwischen autonomen und heteronomen Maßnahmen differenzieren. Dazu beispielhaft bloß MünchKomm/Eidenmüller InsO3 § 221 Rn 100.

Joachim Münch

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§ 220

Sechster Teil. Insolvenzplan

doch, Erfolgsrechnungen zu quantifizieren – und wird dazu auch von § 229 angehalten.124 Gemeint ist Planung, welche neben qualitativen Meilensteinen auch die quantitativen Ergebnisse prognostiziert (IDW S6 Rn 5 [„im Rahmen einer integrierten Liquiditäts-, Ertrags- und Vermögensplanung (integrierte Planung)“] iVm Rn 72 ff, insbes Rn 72–74, 78 iVm F&A 7.2). Kennzahlen lassen sich in Anbetracht der Krisenlage gerade nicht mit Blick zurück interpolieren, sondern bedürfen eigener Untermauerung. Hier empfiehlt sich, disparate Szenarien anzulegen (best/real/worst case) und auch einen Risikopuffer vorausschauend einzuplanen. Die Rechnung solcher Annahmen („Verprobungsrechnung“) ist eine Wissenschaft für sich125 und soll die Durchführbarkeit „mathematisch“ plausibilisieren. Gefragt ist hierbei die Abschätzung künftiger Entwicklung auf Basis des umzusetzenden neuen Plankonzeptes. Letztlich sollte die Darstellung das Ergebnis des Rechenwerks (Anlage?) halbwegs (laien-) verständlich erklären. 3. Gruppenbildung

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Die Gruppenbildung ist, als Abstimmungsgrundlage (vgl § 222 Rn 2) und zentrale Vorbedingung für konkrete Ungleichheit (vgl § 222 Rn 9; § 226 Rn 12), Bestandteil jedes Insolvenzplans und letztendlich der Schlüssel zum Erfolg (Gestattung differenzierender Behandlung). Sie zählt dogmatisch zur Gestaltung (§ 222 I S 1 Hs 1: „Bei der Festlegung der Rechte der Beteiligten [iSv § 221 S 1]“), wirkt als Vorstufe der Veränderung (dazu § 222 Rn 8) und mithin quasi selbst als mittelbare Gestaltung.126 Das gilt nicht bloß für Mussgruppen, sondern für Kanngruppen (§ 222 II und III S 2) und Sollgruppen (§ 222 III S 1) genauso, verbietet allerdings die ergänzende Aufnahme in den darstellenden Teil nicht – justament im Gegenteil: die Gruppenbildung liefert die Grundlage für spätere Planwirkungen (ist mithin erheblich iSv § 220 II aE [hier Rn 39] und spiegelt quasi reziprok das Betroffensein gem § 222 I S 1 aE [dort Rn 66]). Das beweist nicht zuletzt der § 222 II S 3 bei ermessensgeprägter (!) Kanngruppenbildung: Darlegung abgrenzender Kriterien erforderlich („Transparenzprinzip“: § 222 Rn 117–119). Die Gruppierung rechnet ebenso darum pragmatisch zur Darstellung,127 das führt zu einer Art Zwitterstellung (siehe auch bei § 219 Rn 12; § 222 Rn 120), die aber jede Form einer Veränderung der „Rechtsstellung der Beteiligten“ (§ 221 S 1 Hs 2) prägt: was wird im Plan warum planerisch wie festgelegt? Dieses gilt hier in ganz besonderem Maße.

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